‘ ’ 2* ED“ > * = Art R t * Art “ 2 A 4 » > * N 1 I, Bl rk a aa N =® \ IN N/ENTERN FAN 9 N ZW EI INZIN Zi 8 DZ — AA EX Ro \ U } 7 7 —D — — 7 U x au N N N 7r "N AIR Beil, 7 William Healey Dall.)K 4 —! PAAR EN BER NZ SF ä EEE —— ———— — ——— FF I; — » R } \ . - 5 . x \ ) k - N 3 5 3 \ . N d — * 5 D x £ ‘ . B 1,4 . — ⸗ Ei : E Te. 2 I Er — * I Denys Montforts allgemeine und beſondere Naturgeſchichte der Weichwuͤrmer (Mollusques) | als ‘ | Fortſetzung der Buffonſchen Naturgefhichte _ Mit einigen Anmerkungen, Erläuterungen und Zufäßen bHeransgegeben Don ©. DE Fee, Inſpektor des Schullehrer 3 Seminariums in Deſſau. Erſter Band. Mit vielen Kupfern. Hamburg und Mainz, bei Gottfried Vollmer 180% Lecleres von Buffon allgemeine und beſondere Naturgeſchichte nach der neueſten mit ſehr vielen Zuſaͤtzen vermehrten und | von Sonnini Beforgten Auflage uͤberſetzt von einer Geſellſchaft von Gelehrten und mit einigen Anmerkungen, Erlaͤuterungen und Zuſaͤtzen berausgeseben von C. Ph. Funte, Inſpektor des Schullehrer⸗Semmariums in Deſſau. — ;— Fünf und dreißigſte Lieferung, enthält den erfien Band der Weichwuͤrmer (Mollusken). Mit vielen Kupfern, Hamburg und Mainz, bei Gottfried Vollmer. “ 180% BR U. {r; a] & * Aa: * are RL, AR, Vorrede des Herausgebers, N wichtige Unternehmen mehrerer berühmten | franzöfifehen Gelehrten, eine vollftändige Naturge: fhihte nah Büffons Pan, neu bearbeitet, zu lie: fern, wird feinem Freunde der Naturwiſſenſchaften uns befannt. ſeyn. Die Vereinigung ſolcher talentvollen Maͤnner zu dieſem Zweck, ihre ausgebreiteten Kennt⸗ niſſe, ihre glückliche tage, die ihnen erlaubt, die | Natur feldft zu beobachten, dies alles berechtigte ung zu den größten Erwartungen von dem, was fie zu lei ſten im Stande feyn würden. Und fchon find Beweife in unfern Händen, daß ung diefe Erwartungen nicht. getaͤuſcht haben, Die Verpflanzung fo ſchoͤner ausländifcher Pro- dufte auf vaterländifchen Boden bedarf alfo wohl feiner Rechtfertigung, da wir ſelbſt noch nichts Aehn⸗ ıv liches beſitzen. Inſonderheit fehlte es uns bisher an einer ausfuͤhrlichen und genauen Beſchreibung der Mollusken, von denen wir nur einzelne Gattungen und Geſchlechter durch den Fleiß eines Swammerdam, Bohadſch, Forskal, Muͤller ꝛc. kannten, die uns aber keine vollſtaͤndige, zuſammenhaͤngende und ſyſtematiſch geordnete Geſchichte jener uͤberaus merkwuͤrdigen Thiere hinterließen. Montfort iſt meines Wiſſens der erſte, der das Ganze mit philbſophiſchem Blick umfaßt, mit Scharffinn geordnet und mit einer Genauigkeit ausge: führt hat, die nichts mehr zu wuͤnſchen übrig läßt. Sein Enthufiasmus für die Wiſſenſchaft, der er fein Leben widmet, ift durch das gahze Werf fihtbar, und theift fi unvermerft dem fefer mit. Vertraut mit den Schriften älterer und neuerer Zeit, worin dieſel⸗ ben Gegenſtaͤnde, die er beſchreibt, abgehandelt ſind, benutzt er die intereſſanteſten Bemerkungen feiner Bor: gänger, und vergleicht fie. mit feinen eignen Beobach— tungen, an welchen das Werf vorzüglich reich iſt. Wenn Montfort von Diefer Seite fib um den Theil der Natucrgeſchichte, den er, bearbeitet, ein glänzendes Verdienſt erworben hat; fo fann ihm der Vorwurf der Weitfehweifigfeit: (hauptſaͤchlich in den v Vues generales und dem — préliminaire), unno⸗ thiger Wiederholungen, der Abſchweifungen auf fremde Materien, der faſt ans Fabelhafte graͤnzenden Ueber— treibungen und der Aufnahme wirklicher Fabeln als wahrhafter Begebenheiten, der ihn wohl nicht mit Un— recht trifft, wenig oder nichts von ſeinem feſt gegruͤn⸗ deten Ruhme entziehen. Um nur ein Beiſpiel von. tadelhaften Digreflionen — die M, einige Mat felbft eingefteht — anzuführen: er begnügt fich nicht damit, dreiundfunfzig, Seiten (im Original) mit Nachrichten -und Räfonnements über den Urſprung des Ambra, der in eine Geſchichte der Mollusfen aleichfam bei den Haaren, wie man zu fagen pflegt, herbei gezogen ift, angefüllt zu haben; fondern er macht auch hierzu noch einen Anhang von ein Paar Seiten, morin er des Bernfteins gedenft. Und warum? Weil Einige den Bernftein gelben Ambra nennen. Mir fchien daher eine freie, hin und wieder ab: gekürzte Ueberfegung diefes Werks zweckmaͤßiger zu ſeyn, als eine ſolche, die dem deutfchen Yefer alle uͤp⸗ pige Auswüchfe des Originals wörtlich treu wiedergäbe, und der Hr. Verleger trat diefer Meinung bei. Ob Ri, nun Montfort hierdurch gewonnen oder verloren hat, vi daruͤber moͤgen diejenigen entſcheiden, welche die Ueber— ſetzung (die von einem talentvollen Manne herruͤhrt) mit dem Original zu vergleichen ſich die Mühe nehmen tollen. Sinige Berichtigungen und Zufäße habe ih am Ende des Werfs beigefügt, und fomit die Pflicht eines Herausgebers, fo gut; ich Fonnte, erfüllt. Deffau, im April 1803. I» C. P. Funke. Regiſter des erften Bandes. Allgemeine Anfichten Seite x Lamark und Cuvier ſetzten zuerſt mit Beſtimmtheit die zwei großen Abtheilungen des Thierreiche , erſtens in Thies re mit Rick nwirdeln, und zweitens in Thiere ohne Ruͤckenwirbel, feft Mixina glutinofa Unterfcheidende Merfmale der Mollusfen Ylgemeine Mbtheilung der Mollusfen in zehn Klaſſen; — Plan dieies Merfs — Krufteninfeften und Arachniden find zwar auch Thiere mit weiffem Blut und ohne Ruͤckenwirbel, muͤſſen aber von den Moiuefen abgefondert werden, und machen eine eigne Klaſſe aus Kalf von Schaltbieren und Madreporen Das Studium der Schalthiere iſt fehr angenehm, aber nur einleitend Paris ift ganz auf Steinen, die fih von Schalthieren bers fhreiben, und auf Trümmern aus dem Meere gebaut Ungebeure Gerippe, und Rhinoeeroffe, die ihr Fleiſch bes halten haben, in Sibirien gefunden ir Nee Höhle, und Berge, die.ganz aus Gerippen ‚stehn Der Menich kam zulegt auf der Erde an Fiſche, als Foffilien Kalfderge und Schalthierlagen , die man zweitauſend Fünf: hundert Toiſen über der Dberflähe des Meers gefuns den hat Theorie der Erde ' Länder, worin man Schaltbiere als Foffilien findet, 3. €, Berin, die Lourraine, Champagne, Soiſſons, Hamps tonfhire ꝛc. Mehr oder weniger allgemeine oder partielle Weberftrömuns gen Ä Das Wafler ift das vorzuͤglichſte Agens der Natur Balmhoͤle in der Dauphine', und zweite Ruͤckkehr des Waſ⸗ jer3 dahin Selfen von Frankreich und England / n» wa» Berge von Zaara 7 ROH E SE Angenommener Urfprung des Granits Mervielfältigre Erzeugung > Arten der Erzeugung Willführlihe (freiwillige) Erzeugung (generation fpon- tande); dag ganze gelehrre Alterthbum nimmt fie an Die Luft ift vielleicht vas einzige Element Vor der Kataſtrophe, die die Are unſers Erdballs fenkte, zenoß die Erde eines ewigen Frühlings vH nzenfamenformchen behalten ihren Lebenskeim ſehr viele Jahre hindurch Buffon nahm die willkuͤhrliche Erzeugung an Sonderbare Meinungen einiger Schriftſteller uͤber die Er— zeugung der Wuͤrmer Blochs angeborne Erzeugung Die Wuͤrmer werden mit den Thieren geboren In manchen anſteckenden Krankheiten finden ſich Wuͤrmer Wuͤrmereier * * 2 Lederartige Mollusken — Einleitung Was fuͤr Mollusken begreift man unter der Benennung: Lederbäutige Mollusfen Allgemeine Kennzeichen Befchreibung ver Kiemen oder Organe zum Athmen ‚bei ven lederhäutigen Molugfen Feinde der lederhäutigen Mollusken Die lederhäutigen Mollusfen find nadt und mit Schalen verfehen \ * * * Geſchichte des gemeinen Dintenfiſches und feine verſchiede⸗ nen Namen. Erite Gattung diefeg Geſchlechts Geſtalt des Dintenfiſches. Tafel J. Generiſcher Karakter der Dintenſiſche Wie ſie ſich von den Kalmars unterſcheiden Unterſchied der Dintenfiſche von den Kalmars und Polypen Jonſton, Gesner, Aldrobandi und Rondelet ſonderten ſie von einander ab Linne’ warf fie wieder durch einander Bruguiere fegte in der Encyklopaͤdie die einzelnen Gefchlech: ter wieder feft Der Dintenfifch liebt felitge und fliebt fandige Oerter. Auch halt er fich vom fuͤßen Waſſer entfernt Die großen platten Fiſche und die Wallfiſche freſſen die Dintenſiſche 69 32 35 37 39 49 43 44 46 42 49 53 59 65 70 79 2 > 76 27 83 83. 86 87 87 83 83 88 9 go ) Klugheit und Sorgfalt der Dintenfifche, um fich ihre Beu⸗ te im Meere aufzufifchen Seite 91 Oerter, wo man fie findet “ Der Dintenfifh hat mehrere Reihen Minds (Luft») Löcher oder Saugnäpfchen (Schropfföpfe, Ventoufes Ihre Arme wachen, wie die Scheren (und Füße) der Krus ftenthiere, wieder Sie dienen ihnen im Sturme ald Anfer Beichreibung der Schröpffopfe (Ventoufes) oder Becherchen Art und Weife, mit welcher jene Becherchen anfchliehen, und wie in diefen (Sauger) Näpfchen des Dintenfis fches der leere Raum entfteht | Maguetifche oder eleftriihe Ausflüffe des Dintenfifches, und einiger anderer Mollusfen und Thiere überhaupt Beobachtungen und Erfahrungen in diefer Hinficht Schnabel des Dintenfiihes und deſſen Bauart Ganz eigenthämliche Bildung des Gefichtsorgang beim Dins tenfiſche arte Augenhaͤute (Sclerotica) des Dintenfifched, na 5 Perlenart durchbohrt ſiſches, ch Grund, warum die Augen dieſer Mollusken fo brennend roth find Der Kopf diefer Thiere befindet fich in der Mitte,ihrer gans zen Organiſation Meinungen über den Sitz der Seele; der h. Auguſtin wird angeführt Eigenthümliche Einrichtung der Sehenerven bei den leder; bautigen Molusfen Auf welche Art hören fie und die Fiſche? Der Sinn des Geruchs iſt wahrfcheinlih auf der ganzen Dberfläche ihres Körpers verbreitet Der Dintenfifb ftirbt, fo wie er in die freie Luft Fommt, und zerfließt nach feinem Tode Geftalt des gemeinen Dintenfiiches im Innern, wenn er der Lange nach geöffnet ift Unteriuhung deffen, was die Alten für Kennzeichen der beiden verichiedenen Gejchlehter, und für Zeugungs— theile hielten ; - Kiemen und Organe zum Athmen beim Dintenfiibe — Ihre Ramifikationen Bi Dies Thier hat drei Herzen, — Gpftem der Eirkulati use) ft Eirkulation ‚Magen defjelben oder Ventriculus — Maftdarm (inteftinum rectum) und Eingeweidegang (der NB auf der neunten Kupfertafel unrihtig „innerer Köhrengang't genannt ift) — Theile des Maͤnnchens und Samenwerk⸗ euge N 117 und 92 9 101 106 107 108 109 121 123 Samenfaͤſerchen oder Samenmaſchinen Seite 122 Beobachtungen und Auseinanderſetzungen hieruͤber Samenthierchen des männlichen Dintenftiches Eierftod und Kennzeichen des Geſchlechts beim Weibchen Das Legen des Dintenfifches Eier des Dintenfiſches Dintenblafe Chmeſiſche Dinte (Tuſch) Knochen des Dintenfifcheg Geſtalt diefes Knochens (Tafel III.) Dir Alten machten ſehr viel aus dem Fleiſch dieſer Mollus⸗ fen; Art fic zu fangen j mar NUR fie ſelbſt an feftliben Tagen auf koͤnigliche Tas ein Feige Art, die Dintenfifche zu fangen Man fennt noch Feine Werfteinerung, die man dem Dins tenfiſche zufchreiben koͤunte Erfiärung der Kupfertafeln zur Geſchichte des gemeinen Dintenfifches Zafei IV. Schnabel, Eier, Samenmaſchinen und Gas menthierchen des Dintenfifebes Tafel V. Eier des Dintenfifches und des Kalmarg * % %* Geſchichte des gefledten Dintenfiſches Kupfertafel, die den gefleckten Dintenfifch von feinen beis den Flächen angefebn , entbäalt Erklärung der ſechſten Kupfertafel * * * f Geihichte des höderigen (fnolligen, tuberculee) Dintenfis {ches , und feine verfchiedenen Namen Giebente SKupfertafel, die den höderigen (NB. auf dem Kupfer ſteht: Enolligen) Dintenfiih und feinen Knochen enthalt Beichreibung diefes Mollusts vom Vorgebirge der guten offnung Beichreibung feines Ruͤckenknochens — Die Dintenfiſche loͤſen ſich in eine ſchwarze Feuchtigkeit auf Linne“ kannte nur eine einzige Gattung von ihnen, und glaubte, man fände dieſes Thier bloß im Weltmeer - und im mittelländifhen Meer Kalmars und Polypen findet man in allen Meeren, die Dintenfifche aber nur in denen der alten Welt Auswanrerungen einiger Fische und Verwechſelungen ihreg Wohnorts : 123 125 123 128 129 130 131 133 133 13) 149 141 142 142 143 144 145 151 155 Geſchichte eines Hayfiſches Seite 160 Verſuche, die beweiſen, daß das Meerwaſſer im einer gas wiſſen Tiefe fortdauernd eine gleichmaͤßige Temperatur hat, wie es in den Bergwerken innerhalb der Erde der Fall iſt BR des Teredo navalis in die holländifchen eiche Anfunft der Tarrocans, Kaferlafen (blattes) in Europa Shwimmende Körper auf dem Meere Die kriechenden Thiere fcheint die Natur dazu verurthailt zu haben, den Boden, der ſie gebar, nicht verlaſſen zu duͤrfen Sie verwuͤſten Martinique und rächen die Karaiben fuͤrch— terlich Thatſachen, die dieſe Schlangen betreffen Geruch, den ſie verbreiten Sie werden zuletzt die Menſchen zwingen, die Inſeln, auf welche man ſie warf, zu verlaſſen Man kann die Fifcheier, wie die Eier der nfeften, in ih— ver Eutwickelung aufhalten ———— Bemerkung, die Lachseier (Rogen) betref—⸗ en Wie Schiffer und Schiffe die Seethiere aus einer Gegend in die andere verſchleppen koͤnnen Kriechende und ungeheuerartige Thiere Hypotheſe, um die Reifen und Auswanderungen der Walls fiihe von einem Pole zum andern zu erflären Meer: und Landſchildkroͤten aus heiſſen Himmelsſtrichen, an den franzoͤſiſchen Kuͤſten gefangen Ganze Banken Meergras — in welchen die Seethiere ſich oft verlieren und mit ihnen umhergetrieben werden Reifen diefer vegetabilifhen Meerprodukte —— des Meerwaſſers und Benagung des feſten ande * * Die graue Ambra und ihre verfchtedenen Namen Anfang und Folge der Beweiſe, die darthun, daß diefe Foftbare Specerei nichts anders it, als dag Erfrement der Wallfiſche oder Kaſchalots (Pottfiſche) Schwarze Ambra Seeſpeck Fragen, die dem Schiffskapitaͤn Sofa Coffin durch die Lords des Handels und Kolonie ; Yusichufles von Großbritaunien vorgelegt wurden Auszug aus Swedigurs Memoire über die graue Ambra 163 167 163 169 172 "13 173 Rome de PIsle’s Meinung Seite 202 Sonderbare Meinung des Lopes de Caftagnerta Graue — des Meerbuſens von Gascogne und Fuchs; ambra Sonderbare Geſchichte, die an der Ungewißheit in Ruͤckſicht des Urſprungs der Ambra Schuld iſt Beſonderer Irrthum des Hubert Hugo und des Botanikers Aublet in dieſer Hinſicht Die Thatſachen, weshalb man die graue Ambra den Wall⸗ fiſchen zuſchreiben muß, find folgenreich und ſicher Skaligers Meinung uͤber die Entſtehung der grauen Ambra Inſel, die aus lauter graner Ambra beftehn ſoll Aufwand und Nachforfchungen der Holländer, um diefe Inſel zu entdeden Meinung, die die Verfertigung der- grauen Ambra den Bienen zuſchrieb Die Meinung ı daß die grame Ambra zum Mineralreiche gehöre, ift zwar ebenfalls falſch, aber doch die vers nünftigfte von allen unrichtigen Anmerkungen und Zufäge des Herausgebers 205 - 206 207 208 208 209 210 211 211 211 213 Denys Montforts allgemeine und befondre a a ee der Weichwürmer (Mollusques), Thiere ohne Ruͤckgrad, mit weiſſem Blut. As Fortſetzung der Naturgefchihte von Buffon. Allgemeine Geſchichte. By. Menfh allein erhob fih durh den Ge braud feiner Bernunft und der Rede, d. h. durch gegenfeitige Mittheilung der Ideen, zu den erhaben: ften Begriffen; und wurde dadurch der Herr der Erde, toorauf er, wie alles zu erfennen giebt, unter den ſaͤmmtlichen Thieren zulegt entftand. Durch Vereini— gung mit andern feines leihen und durch die Kräfte feines Geiftes mehr ald duch Förperlihe Kraft, ent— fernte er die fhädlihen und milden Thiere von feinen Wohnungen, tottete ganze Gefchlechter derfelben, die ihm zu fchädlich wurden, beinahe aus, und Tiger und Lowe fogar wichen dem Menfchen, feit er in geſell— fhaftlihe Verbindungen getreten war. Einige Thiere flohen alfo, andere aber beugten ſich unter fein Zoch. NM £ ». Die gemeinfhaftlibe Verbindung führte mehrere Eultur herbei. Die Wißbegierde reiste den Menfchen, die Eigenfchaften der ihn umgedenden Wefen zu erfor: fen. So entftand das Studium der Naturgefchichte. Man lernte immer nachgerade den Nutzen mancher Baͤume und Pflanzen kennen, zog fie an, verbreitete fie weiter und bediente fih ihrer zur Nahrung, zur Heilung und zu anderweitigen Bedürfniffen. est entftand immer allmählich der Acerbau, die Grundlage jeder gefellfhaftlichen Verbindung. Durch ihn nahm der Menſch erft wirklich Bejig von der Erde. So wie man mit den Fandthieren allmählich ber Fannter wurde, lernte man mehreren Nuten aus ihnen fowoHl als aus einzelnen Theilen derfelben ziehen. Alle Künfte wurden dadurch bereichert, und der gedrückte Sklave erlangte mehrere Erleichterung, weil das Thier ihm manche Dienfte abnahm. Glänzende Punfte auf der Oberflaͤche der Erde mochten den Menſchen mit den Metallen bekannt. Er bemächtigte fi ihrer, grub ihnen nad, fand einige derfelben gediegen und hammerbar, und- fernte fie bald zu feinem Nuten verwenden. Epäterhin merfte er der Natur die Kunft ab, fie ungediegen aus den Erzftufen zu fchaffen, fie —— und zu ſchmieden. Mit der Zeit durchwuͤhlte man die Erde nicht bloß aus Geis, ſondern auch um die Grundſtoffe der Erde, Steine und Metalle aufjufuhen. Selbſt die Luft: ſchichten blieben in unfern Zeiten nicht ununterfucht, um die Quellen des Lebens Fennen zu lernen. Der Menſch drang immer weiter in die Geheimnife der Natur ein, und wer weiß, wo er einft noch enden wird, wenn nicht eine unvorhergefehene Kataftvophe fein ganzes Geſchlecht vernichtet. Je ausgebreiteter aber unfere Erkenntniſſe in Ruͤckſicht der drei Reiche der Ratur wurden, deſto weniger war eg einem einzelnen Menfchen möglich, fie alle zu umfaffen. Es traten da— — 3 her einige auf, die nur ein befondres Geſchlecht der Weſen, aber dies auch defto tiefer erforfchten. Zwar machten einige große Männer z. €. Linne', allgemeine Spftome der Natur befannt, aber die Natur: forfher fonnten doch immer nur einzelne Theile bears beiten. Da die Panzen fih fo leicht und aleichfam von felbft anboten, fo wurde zuerft die Botanif cultiz virt. Daher die Menge von Werfen über die Kräfte, Namen, Gefundheit, Kranfheit, den Bau, das Ges fühl ꝛc. der Pflanzen. Die Mineralogie befchäftigte jiwar weniger Kor: ſcher und Schriftfteller, aber fie wurde dafür in unfern Tagen ein philofophifches Studium, das ung, wie der Faden der Ariadne, felbft in der Dunkelheit nicht ver: ließ, in die wir geriethen, als wir der erften Bildung und der Kindheit unfers Planeten im Innern deſſelben nachforfchten, und auf eine Menge ehemaliger Ge: fhlechter ftießen, die einft die Erde bewohnten, Andre arofe Männer beobachteten das Thierreich ; Ariftoteles, Plinius ıc. bis auf Linne, Buffon, Faces pede und fo viele andere, fchrieben die Gefchichte der Thiere. Diefe Abtheilung war aber viel gröfer und zahlreicher, als die beiden oben genannten, denn fie erſtreckte fih vom Elephanten, vom Wallfifh und von den andren befeelten Ungeheuern bis hinab zu jenen lebenden Atomen, die Löwenhöf in den Pflanzenaufs guͤſſen und thierifhen Samenfeuchtigfeiten entdeckte, und deren einhundert an einander gereibt noch nicht den Durchmeffer eines Sandforns ausmachen. Einft war die Milbe das Eleinfte befannte Gefchöpf. Durch Hülfe der Bergrößerungsgläfer wurde eine neue Welt entdeeft, die größer noch war, als die vorherbefannte von der Milde an, bis zu den Wallfifchen hinauf. Ya, ‚wir wiſſen jest aus der Analogie, daß felbft die Flein- ften uns fihrbaren Gefchöpfe noch nicht die legten Ringe der Kette find, denn täglich lernen wir noch andre "2 Ä | fennen. Die Natur und ihre Bevoͤlkerung in der Luft, im Waſſer und auf der Erde ift alfo für ung endlos. " Den Bemühungen großer Männer verdanfen wir die Gefhichte der zwei- und vierhändigen Thiere; ferner der vierfüßigen, die lebendige Jungen zur Welt bringen oder Eier legen; der friechenden Thiere, ber Voͤgel, der Wallfifcharten und übrigen Fiſche. Lamark und Euvier haben in unfern Zeiten befons ders das Thierreich in zwei Haupttheile getheilt. Der eine enthält die eben erwähnten, die alle ein Fnochiges ſehr zuſammengeſetztes Skelet, und vorzüglich einen ſo⸗ genannten Ruͤckgrad, der aus einer Wirbelſaͤule beſteht, und — warmes Blut haben. Hier zerreißt aber mit einem Male die thieriſche Kette fuͤr uns. Ganz gegen die ſonſtige Gewohnheit in der Natur, gerathen wir unvorbereitet *) zu einer / es Die fleßrige Mirine (Mixina glutinofa Taf. VIII. fig. 4. Mut. Frideriei, a Car. Lin, p. 91 feu Lam- prera coeca, oculis carens, Willicht. 107. Ragi Pifc. 36.) eönnte man alfenfallg als ein Mittelglied zwi— fihen der Kette der Thiere mit und ohne Wirbelbeine anfehn. Diefer ganz eigenthümliche Enorpelige Fifch ift fo ſchleimig, daß ein einziger einen ganzen Eimer voll Waſſer dick und Elebrig wie Eiweiß machen kann, Da Linne bei einer zu rafchen Zerlegung diefes Thiers feine Wirbelfaule fand, ſo fegte er es unter die Würmer, und andre Naturforfeher, Druguiere fogar, folgten ihm. Spätere Beobachtungen haben diefen Sserthum verbefiert. Es ift, jetzt ausgemacht, daß die Mirine eine Wirbelfäule hat, nur ift fie dünn, und faft galfertartig, indeß immer noch fihtbar genug, um fie in die Reihe der Fifche fegen zu muͤſſen. Dies ift denn auch in ben letzten Yusgas en des Syftems der Natur gefchehn. Ihr ſchleimiges Weſen, wovon ſie, wie die Schnecken, eine ſehr betraͤchtliche Menge durch die Doren der, Haut ausſchwitzen laſſen kann, und die faft gänzliche Abwefenheit der Ruͤcken— wirbel, konnten ‚freilich jene großen Männer irre führen. Vielleicht finden fich dereinft noch andre 5 zahllofen Menge von Klaflen, Geſchlechtern und Fami— fien von Thieren, die zu einer ganz andern Drdnung der Dinge zu gehören ſcheinen, indem ihre Kennzeichen nichts mit den Kennzeichen der Thiere gemein haben, die Wirbelbeine befigen. Dieſe Wirbelbeine find namz fich bei jenen gar nicht da; es eriftirt Fein Ruͤckgrad, deffen oberftes Ende den Kopf des Thiers trägt, und dem Ruͤckenmark einen freien Durchgang läßt, um durch taufend Ramifikationen den Auferften Theilen des Körpers Reis und Gefühl zu ertheilen. Da fein Ruͤckgrad da ift, fo fat auch natürlich jeder anders weitige inwendige Knochenbau weg. Das Blut felbft hat eine andre Farbe. Es ſcheint bloß eine Art von Lymphe, ein elementarifches Fluidum, eine weißliche Ftüffigfeit zu feyn, Diefe auffallenden Berfchieden: heiten verurfachen alfo eine zweire Abtheilung des Thierreihs. Einige wenige Thiere derfelben haben eine Art von Knochenbau (over innerer Unterftügung), diefer ift aber nicht in Elieder oder Wirbelbeine gez theilt. Die Knochen find nicht gefchichtet, nicht mit dem Sleifche verbunden, nicht von Nerven durchbohrt. Er befteht vielmehr gewöhnlich aus einem einzigen freien, beweglichen Theile, der mehr kalk- oder horna artig,.als knochig if. Auch findet ſich dieſer horn z oder vielmehr Falfartige Theil nur bei fehr wenigen, die etwa, wie die Dintenfifche und Kalmars, ‚die erften Gattungen der Thiere ohne Ruͤckenwirbel ausmachen. Wir werden den fammtlichen Thieren mit weiffen Blut (der zweiten Abtheilung des Thierreichs) ‚bei der Be— fhreibung den Namen Mollusfen Weichthiere) geben, weil er allgemein angenommen iſt. Thiere, dir den Weichwuͤrmern (Mollusken) naͤher noch ſtehn, und allmaͤhlich die große Luͤcke ausfuͤllen, die mit der ſonſt ſtets folgerechten, und regelmaͤßigen Abſtufung der Natur ſo auffallend kontraſtirt. Saft alle ziehen. fih mit großer Peichtigfeit zus fammen. hr Körper ift weich, oft gallertartig. Er ift nacft, bieweilen indeß mit kalk- oder hornartigen Decken und Hüllen umgeben. Bei andern Individuen umfchließt der Körper diefe Materien; fie verwandeln fih nie, und ihre Fuͤße, wenn fie anders dergleichen haben, find völlig ungegliedert. Einige erzeugen verz ſtuͤmmelte Theile ihres Körpers von neuem. Unter der Benennung Mollusfen (Weide: thiere) werden wir natürlich auch die Würmer mit begreifen; dieſe hoͤchſt fonderbaren Thiere, die die Natur faft alle ins Innere andree Thiere verwieſen zu haben febeint, und die die Naturforfcher unter dem Namen Eingeweide-Wuͤrmer beſchrieben haben. Wir werden fie geringelte Mollusfen (Weich mwürmer) nennen. Hierdurch vermeiden wir jenen widrigen Begriff, der fih mit ihrer ehemaligen Benen— nung immer verfnüpft. Alles vechtfertigt diefe Neue: rung. 68 ift ausgemacht, daß mehrere neuere Schrift: ftellee die beiden Worte Würmer und Moflusfen, Weichwuͤrmer) verwechfelt, ja gleichbedeutend ges braudt haben. - Rinne‘ *), der zuerft das Dunfel in diefem ſchoͤnen Theile der Naturgefehichte erhellte, in dem er eine befehrende Drdnung und geſunde Kritif darin einführte, gab dem größten Theil der Thiere, > die die Alten Exfangues (Bfutlofe) nannten, und bei denen die Neueren feine Ruͤckenwirbel fanden, den Namen Vermes (Mürmer). Der Eleinere Theil jener Thiere beareift die Inſekten. Was nun nicht Inſekt ift, verweiſet Linne in die Affe der Würmer. Er führt uns daher in feinem Syſteme Eingeweide— wuͤrmer, Weichwuͤrmer, (Mollusken) Wuͤrmer mit Schalen (GKonchylien) Zoophytenwuͤrmer (Thierpflanzen) und Infuſionswuͤrmer (thier: chen) auf. *) Syftem. nat. tome . p- 6 claſ. 6. Vermes ed. 13. x 4 ’ 7 Bruguiere M folgte ihm ‚hierin, ſchuf aber noch eine Ordnung mehr, denn er ſonderte Linne 's See— ſterne (Alteries) und Meerigel von feinen Weich— wiemern (Vers mollusques) ab, und nannte fie Seeigelwuͤrmer (Vers echinodermes). Lamark endlich machte eine neue Eintheilung *H unter den Thieren ohne Wirbelbeine. Er theilte fie namlich in fieben Klaffen. Drei davon find für die Inſekten. 1) Die Kruftenthiere (Cruftaces). 2) Die Arachniden (arachnides), und. 3) die Inſekten. Die Weichwirmer (Mollusques), Würmer, Käderthiere (radiasres) und Polypen machen das noch übrige feines Spftems aus. Die Infuſions- und mifroffopiichen Thierchen hat er mit. unter die Polypen geſetzt. Seine KRäderthiere find Bruguieres Echinodermes, die einen Theil der Weichwürmer Finne’s ausmachten. — Ver— aleicht man dieſe drei Spfteme mit einander, fo findet man, daß das des Lamarf, der nur vier. Klaffen der Mollusken annimmt, eine Klaſſe weniger hat, als das, des finne'; und daß Lamark Bruguieres ſechs Klaſſen auf die vier Benennungen, Mollusken, Wuͤrmer, Raͤderthiere, und Polypen zuruͤckfuͤhrte. Lamark theilte zuerſt das ganze Thierreich in zwei genau geſonderte Theile, 1) in Thiere mit einem Ruͤckgrade, und mit rothem Blute, 2) in Thiere ohne Ruͤckgrad, mit weiſſem Blute. Geſtuͤtzt auf Auktoritaͤten der Art, werde ich den ſaͤmmtlichen Thieren ohne Ruͤckgrad die allgemeine Be— nennung Mollusken (Weichwuͤrmer) geben, und *) Bruguieêre, Tableau eneyel. et method. des trois regnes de la Nature, helminthologie Paris 1791. **) Syfteme des animaux fans vertebres, ou Tableau general des elafles, des ardres ‚et des g genres de ces animaux. Paris 1801. ** l bloß die Kruftenthiere (Cruftaces), RE IDER und Infeften davon ausfchließen. Ich theile fodann die Mollusken wieder in sehn Klaſſen, namlid: 1) Die federhäutigen (coriaces) Mollusken, zu welchen die Dintenfifche, die Kalmars, die großen Polypen und Klio’s — oder Fluͤgelwuͤrmer gehoͤren. 2) Die mit Fuͤhlfaͤden verſehenen Mo: (usfen, 3. E die Schnecken mit und ohne Ges häufe, und andere auf dem Bauche kriechenden Thiere. 3) Die Mollusfen, die Waſſer von ſich fprigen, oder die Afeidien (Meerfcheiden) und eine große Menge von zmweifchaligen Würmern (bivalves). 4) Die geringelten Mollusfen (dies find die Würmer). 5) Die gallertartigen Mollusten, oder Medufen, Aftilien ꝛc. 6) Die bepanzerten Mollusfen, Mn igel und Seefterne. 7) Die mollusfifben Hydern, — die Riemenwuͤrmer (ligules), die vielſchaligen — und die Polypen enthalten. 8) Die molluskiſchen Polypen, oder die Madreporen, die Meandrinen ꝛc. 9) Die gehoͤrnten Mollusken, oder die Lithophyten, Gorgonen. 10) Die Infuſions-Mollusken, oder mikro⸗ ſkopiſchen Thierchen. Alle dieſe Klaſſen zuſammen enthalten theils nackte Thiere, theils Schalthiere. Im Verfolg dieſes Werks wollen wir, indem wir ſie einzeln betrachten, nach und nach ihre Ordnung, ihr Seſchlecht und ihre Gattungen anzeigen. 9 Bon den Kruſtenthieren (Cruſtacés), Arachniden und Inſekten wird alſo in unſrer Naturgeſchichte der Mollusken nicht die Rede ſeyn, denn ſie ſind weder des Zuſammenziehens faͤhig, noch weich: ihr Koͤrper iſt im Gegentheil ſehr oft mit einer harten und feſten Haut oder Schale bedeckt, die meiſtens knochen-kalk-horn— ja oft fteinartig ift. Faſt alle verändern während ihres Lebens mehr als einmal ihre Haut, und ihre Fuße find, ohne Ausnahme, immer gegliedert. Die Individuen der beiden erften Klaffen verwandeln fih nicht, und gebähren mehrmals; ihre Füße find aber, mie die der Inſekten (dritte Klaffe), mit Gliedern verfehen. Die Inſekten im Gegentheil verwandeln fich fehr oft, paa— ren fich und legen aber nur einmal während ihres gan: zen Lebens. Mit den Mollusfen verhält es fich dagegen ganz anders, fie verwandeln fih nie, und ihre Füße haben nie wirfliche Glieder. Wir wollen alfo die In— feften, Arachniden und Kruftenthiere den Entomologen Taffen, fo erhalten wir feine Zwifchenabtheilungen, die immer Steine des Anftoßes waren, und die man nur gewaltfam ins Syſtem der Mollusfen mit aufnehmen Fonnte. Der Naturforfher Fann nun ohne Unterbre: chung die allmähliche Abftufung des Baus, der Geftalt, und der Drganifationsmittel verfolgen, die die Natur bei der Schöpfung und Reproduktion diefer Thiere ans gewandt zu haben fcheint. Das Studium der Thiere ohne Rücfenwirbel oder der Mollusfen , ift zwar mühfam, aber es hat doch viel Angenehmes, Man findet darin die tiefjten philoſo— phifhen Refultate. Im Mllgemeinen iſt es bis jegt wenig befannt; denn das Beobachten diefer Thiere ift ‚wegen ihres jedesmaligen Aufenthalts und wegen ans drer damit verbundenen Umftände immer befchwerliih. Viele von ihnen leben in den tiefften Meeren, oder an ſehr entlegenen Küften, und nimmt ınan fie aus ihrem Elemente heraus, fo ift oft ein einziger Augenblick hin: Io reihend, um fie umzugeftalten und zufammenzufchrums pfen, ehe der Beobachter fie erblicken und berühren konnte. Bon vielen Gattungen trifft man höchft felten mehr als einmal das gleiche Individuum an, und ihre Aufbewahrung ift faſt immer unmöglid. Bald er: blicken wir fo ein Wefen auf einer weiten Reife, bald an einer jähen Klippe, bald an gefährlichen Zelfen, bald im Sturm und Ungewitter, allemal aber fehen wir es nur flüchtig. Mitten im Schwanfen des Schiffs, fhüttet das ſtuͤrmiſche Meer oft beim Scheine des Blitzes, der die dunfelften Gewoͤlke durchſchneidet und öffnet, eine Wafferfuth aufs Verde und ein glüc- licher Zufall reißt dann vielleiht ein Mollusf aus der Tiefe des Abgrunds mit hervor, und wirft es dem Keifenden, der felbft feine Eriftenz nicht ahmete, zu Süßen. Dann muß man mit feftem Blick ſeine fluͤchti— gen nur Augenblicke lang dauernden Merkmale auf— faſſen; man muß bald nach dieſem Tumult eilend zeich— nen und beſchreiben; denn faſt alle Mollusken ſind gal— lertartig, ſie ſchrumpfen alſo ſchnell zuſammen und man erkennt ſie dann nicht mehr. Faſt nur allein auf dieſe Art kann man ſich aber in der Geſchichte der mei— ſten Mollusken vervollkommnen. Erſt nachdem man von ſeiner Reiſe zuruͤck iſt, kann man den angetroffenen Gegenſtaͤnden eine kalte und ruhige Unterſuchung wid: men, aber nun helfen feldft die Ruhe und Stille des Kabinets nicht viel mehr, denn die meiften Seemollus: fen, die man ſich muͤhſam verſchaffte, fangen fo ver: ſchrumpft und entftellt zu Haufe an, daß fie, ftatt der Einbildungsfraft zu Hulfe zu fommen , ihr fehr biel zu wuͤnſchen uͤbrig laſſen. Noch iſt man mit der aͤngſtlichſten Sorgfalt, mit den angeſtrengteſten Bemuͤhungen nicht dahin gelangt, den groͤßern Theil der Mollusken unverdorben aufzu— bewahren. Dagegen haben die Forſcher in den andern Theilen der Naturgeſchichte die friſcheſten und ſchoͤnſten r 11 Gegenſtaͤnde, die am meiſten gebiet find, fie zu ent: flammen, vor Augen. _ Dies ift in unfern Tagen mehr als jemals der Kal, da die Kunjt, die vierfüßigen Thiere, Bögel, Friehende Thiere, Fiſche und Inſekten aufzubewahren, gleichfam ihren Gipfel erjtiegen hat ). Durch Hülfe diefer fehönen Kunft kann felbft der Ges ‚lehrte, der nie fein Zimmer verließ, den Kupferglanz und das Schillernde der fehönen afrifanifchen und in: difchen Inſekten mahlen und befchreiben. Fur ihn ver: liert das Fell der vierfüßigen Thiere und das Gefieder der Vögel nichts von feinem Sammetartigen, nichts von feiner Friſche, noch von feinen Eöftlichen Karben. Alles, ihre Stellung fogar, atmet Leben. Auch haben eine Menge Reifende und Schriftfteller die Gefchichte aller diefer Thiere fehr ausführlich, genau und getreu ‚geliefert. Ganz anders ift es mit den Mollusfen. Einige unter ihnen ſah man nur ein einziges Mal. Bon ans dern trifft man Theile an, ohne daß man nod) bis jest das Thier, dem diefe Theile angehörten, hat auffinden fönnen **8). Wieder andre find fo unvollftandig bes + Man befuche in dieſer Nücficht das Laboratorium des botanifhen Gartens in Paris! — Desmonlins, Dufresne , und ihre Deitarbeiter halten es nicht bloß für Pflicht, alle ihnen vorgelegte Fragen gern zu ber antworten, fondern machen fih aud ein Vergnügen daraus, jeden, der Luft dazu hat, das Präpariren und Aufbewahren der Thiere zu (ehren. ran Iefe zu-diefem Zwecke auch Nicola’s Werk: Möäthode de preparer et conferver les animaux de toutes les Clafles. **) Z. E. die Belemniten, Orthocerathiten,, und eine Menge andrer Fofiilien und DBerfteinerungen, die Ihieren angehörten, welche wir troß-allen unfren Nachforfchungen noch immer nicht fennen. Die An: zahl diefer Soflitien, deren lebendes Analogon noch unbefannt iſt, hat indeß, befonders feit bie Gefchichte der Derfteinerungen fo große Fortſchritte gemacht hat, 1% ſchrieben, daß die Eriftfteller fie noch nicht gehörig vergleichen und erforfchen, fie auch noch nicht mit der firengen Kritit der Bermunft haben behandeln Fon; nen, weil es ihnen an fucceffiven Beobachtungen dar: über fehlte. Gehoͤrig beobachten kann man die Mollusken nur, fo lange fie leben. Alle Haben eine eigenthümfiche Art fih auszubreiten. In diefem Zus ftande der Entwicfelung treiben fie oft mannigfaltige Theile ihres Körpers, die fich fehr weit ausdehnen koͤnnen, hervor; beim Tode des Thiers aber falten und ziehen ſich Ddiefe wieder nah innen zufammen. Wenn diefe ganz eigenthümlichen Theile zurüdgezogen und. sufammengefchrumpft find, fo find alle Bemühun: gen vergebens, um fie wieder zu beleben. Daher hat dieſer ganz entgegengefete Zuftand der Mollusfen eine Menge Irrthuͤmer veranlaft. Defters namlich beſchrieb man das gleiche Individuum in zwei verfchledenen Gattungen, je nachdem feine Außerlihe Bildung im Zuftande der freien Eriftenz, oder der Zufammenziehung und Verſchrumpfung erſchien. Das Aufſuchen und Beobachten der Mollusken verurſacht folglich unzaͤhlige Schwierigkeiten. Selbſt das Studium der mikroſkopiſcheu Mollusken, das ſo philoſophiſch und anziehend iſt, iſt mit großen, vielleicht mit noch groͤßeren Schwierigkeiten, als das Studium aller übrigen, verfnüpft. Man muß ſich des Vers größerungsglafes fehon ziemlich lange, anhaltend, und mit Bedacht bedient haben, um es mit Nuten gebraus chen zu koͤnnen. Troß aller Vorficht und Gefchieklichfeit aber ift felbft das geübtefte Auge dennoch oft unbegreif- lichen Taͤuſchungen in Rücficht der Sarben und Geftal: ten ausgeſetzt, wie alle wiſſen, die ſich mikroſkopiſchen Beobachtungen widmen. Will man nur Wahrheit und ſehr abgenommen. Taͤglich treffen wir neue Analos _ gien an, wovon felbft diefes Wert mehrere Beweiſe liefern wird. 13 Thatſachen zu feinen Führern nehmen, fo muß man ſo— gleich ftille ftehn, wo fie und verlaflen: man muß, indem man fich mit Individuen befchäftigt, die Weber: fiht des-ganzen Befchlechtd und die Verfettung der Familien auffaffen: man muß ferner die Thatſachen, die die Beobachter uns einzeln und ohne Zufammenhang erzählt haben, aneinander reihen und ordnen, aber manı muß endlich auch, um zweckmaͤßig zu verfahren, Fein bloß trocfenz fuftematifches Skelett, ohne alle Beklei— dung, mit griechischen und andern barbarifchen Wörtern beladen,. geben; fondern man fehreibe leicht und anz genehm, wie die Gefellfchaft Der Menfchen ſpricht, in der wir heutiges Tages leben. Buffon mollte eine Gefhichte der Inſekten (Qu welchen er die Mollusfen vechnete) ſchreiben. — So fcheint eg mir mwenigftend aus einigen Stellen feiner Werke. — Zu feiner Zeit war aber die Gefchichte diefer Thiere noch bei weitem weniger eraründet, als jetzt; und ftatt fein Vorhaben auszuführen, verzweifelte er fogar daran, ob man jemals eine folhe Geſchichte werde fihreiben Fünnen. Was man damals nur mit Verwegenheit wagen fonnte, ift jegt leichter moͤglich, wenn gleich mühfamer, geworden. Man Bat feit einiger Zeit viel beobachtet, viel geſchrieben. Wir ‚werden diefe Materialien alle zur Hand nehmen; andre Schriftſteller nach uns mögen unfre Irrthuͤmer verbefs fern. Sie mögen zugleich auch ihre eigenthüumlichen Beobachtungen zu denen, die wir hier niederlegen hinzufügen. Die Zeit wird fie fihten. Die richtigen werden bleiden, und neue Entdecfungen werden die Gattungen und Gefchlechter ausfüllen, die wir hier bejchrieben haben. Soviel irgend möglich ift, werde ich die Kupfer vervielfältigen. Sie find in der Natur: gefchichte durchaus nöthig, wenn man die Gegenftände, wovon die Rede ift, vollfommen deutlich Fennen lernen will. Sie haben aber auch noch den Vortheil, daf fie 14 : ans die Gegenftände tief und unveränderlich einprägen, und die Urfache werden, daß wir fie beftimmt und mit Eicherheit wieder hervorrufen fönnen. Man muß, um fih recht verftändlich zu machen, nicht bloß zum Vers ftande des Leſers, man muß auch zu feinen Augen reden. Trotz allen Bemühungen, möglichft deutlich zu fchreiben, wird man dennoch oft dunfel und unverftändfich, weil man gänzlich unbefannte oder doch nur wenig und ober: flahlich befannte Gegenftände zu befchreiben hat. Da muß man dann zu Zeichnungen feine Zuflucht nehmen. Dies ift um fo nöthiger, je mehr wir uns dem Ende der Kette aller lebenden Weſen nähern. + Hier werden die Bederfungen und das Innere der Thiere immer weicher, indem fie zulegt nur gallertartige Maflen aus— maden. Die Drganifation der MWefen vereinfacht fich in ewigen Abftufungen, und wir behalten endlich nur durchfichtige Subftanzen übrig, die der leichtefte Druck, der ſanfteſte Hauch fogar, zerftören Fann. So verhält es fich vorzüglich mit allen mifroffopifhen Thierchen. Wenn man etiwas tiefer in das Studium der Mollusfen eindringt, fo erftaunt man über die Menge von Schriftſtellern in diefem intereffanten Fache. Wahr: fheinlich beobachtete man fehon fo fange‘, als es Natur: geihichtforfcher giebt, diejenigen- Mollusfen, die fich den Blicken der Menfchen darftellten. Philoſophiſche Refultate und Beziehungen, die fi aus ihren Ueber: legungen ergaben, mußten fie natürlich bei Thieren ver: weilen, die in fo vieler Hinficht bewundernswuͤrdig find, und mit welchen alles Befeelte feinen Anfang ge: nommen zu häben foheint. Unftreitig fchrieb man ſchon lange vor Ariftoteles über diefen Gegenftand. Dies alles aber wurde ein Raub der Zeit und der Zerftörun: gen der Reiche. Es wurde in den KRevolutionen be: graben und Fam nicht bis zu uns. Ariſtoteles ift der erfte Philofoph, von dem wir naturhiftorifche Beobadde tungen befigen, Als ein fehr aufmerffamer und auf: 15 geflärter Schriftftellee, Fümmerte er fich wenig um die Vorurtheile des Volks, dafür beftätigte aber auch nach— her die Zeit faft alle Fafta, die diefer Bater der Naturgeſchichte niederfchried. Mir dem größten Er— ftaunen bemerft man, daß er fhon Die Thiere mit weiſſem Blut von den übrigen abfonderte, und in vier Klaffen theilte, die er 1) weiche Thiere (mous), 2) mit Kruften verfehene (eruftaces), 3) mit Schalen bedecfte, (teftace:) und 4) Infekten, nennt . Nach diefem großen Manne folgten fih die Schriftfteller dieſes Theils der Naturgefchichte auf dem Fuße. Ihre Zahl ift weit beträchtlicher, als man glauben follte, und nimmt täglich zu, meil man Ddiefen Theil der Natur— geſchichte täglich beffer Fennen lernt. Neuere Reifende haben unfre Kenntniffe in dieſem Fache fehr bereichert, Nicht felten zog ein Senfblei, das man in die Tiefe hinabließ, die Meerpaime aus dem Abarund mit heraus, und man erfannte in ihr ein febendes Analogon der verfteinerten Lilie (liſum lapideum) und der Entro— chiten unfrer alten Oryktologen, von welchen wir bei den bepanzerten Mollusfen reden werden. Andre Male 309 man mit einer. ganzen Menge Meergras, acınaria (tropifche Traube raifins rropique), das fih vom Boden ablöfete, (und welches unter den Wendezirfeln fo haus fig ift, daß es die Schiffe im Geegeln aufhält), eine unendlihe Menge Fleiner Thiere mit aus dem Waffer hervor. Andere Naturforfcher reifeten zwar nicht, wohnten aber glücdlicher Weife an Meer- oder andern Ufern, und durchſuchten daher die jähen Geftade und fteilen Selfen, und machten herrliche Entdeckungen. Das Mikroſkop aber hat uns vorzüglich mit neuen Wefen bereichert. Tauſende von Thieren, deren Da: feyn man vorher nicht ahnete, bevölfern jegt Fükme alle Elemente, Unermüdete Beobachter haben die *) Ariftoteles, Hiſt. I, c, 4.0.8: u. Lib. 4. cap, I, 16 Keihe der beſeelten Weſen mehr als verdoppelt. Sie betraten eine neue Welt; eine Welt, die wir nun auf ihren Spuren bis zur abſoluten Unſichtbarkeit durch— wandern koͤnnen, deren Graͤnzen aber einſt vielleicht noch neuentdeckte Inſtrumente erweitern werden. Bei dieſen Thieren folgen die Erzeugungen unbegreiflich ſchnell auf einander, denn die Erfahrung lehrt, daß die Thiere ſich, je einfacher ſie ſind, deſtomehr der Materie naͤhern, die immer hervorzubringen bemuͤht iſt, ſich unter gewiſſen Umſtaͤnden ganz der Erzeugungss kraft uͤberlaͤßt, und willkuͤhrlich ganze Wolken von le— benden Atomen ſchafft. Dieſe Atomen fuͤhlen wieder das Beduͤrfniß, hervorzubringen, und nur die Einbil— dungskraft allein kann ihre immer dichtere Geſchlechts— folgen ahnen, denn ſie ſind zahllos. Beruhigte die uͤberall beſtehende Ordnung nicht den Philoſophen, ſo wuͤrde er zitternd fuͤrchten, daß ſie den Erdkreis ver— ſchlingen moͤchten. Wir hoͤren auf, uns uͤber die Menge von Schrift: ftellern in diefem Sache zu verwundern, wenn wir auf der einer Seite den Augen und den Reitz des Stu: diums der Mollusfen erwägen, und auf der andern Seite die großen Refultate im Auge haben, die es natürlicher Weife Hervorbringt. Nicht bloß ift die Art der Erzeugung und Kortpflanzung diefer Thiere wun— derbar, fondern der Menſch lernte auch einige derfels ben ſehr nüglich gebrauchen, und vor andern fich fortz dauernd ſchuͤtzen. Die Medizin fowohl mie unfer Hausmwefen haben fih eine Menge Mollusfen zu eigen gemacht. Das tieffte Meer und die fteilften Klippen konnten fie nicht fhüsen. Eine unglaublihe Menge Dintenfiihe, Scalthiere und Seeigel dienen dem Menfchen feit undenflichen Zeiten zue Nahruna. Die unerfhöpflihe Menge von Nahrungsmitteln, die fi der Mensch dadurch verſchaffte, hat fogar auf die Bes völferung und Verbreitung des menfihlichen Geſchlechts einen 17 einen wohlthätigen Einfluß gehabt: Es ift ausgemacht, das die Bevdiferung fortdauernd zunimmt, fobald die Menfchen fih am Ufer des Meers angebaut haben und fih von Mollusfen nähren. Immer findet man die Häfen und Küften des Meeres viel volfreicher,, als die Städte im Innern des Landes, Die Medizin bedient fich in mehreren Zällen mit geoßem Nugen der Samen: feuchtigfeit der Schalthiere und andrer Mollusfen, Bald erfegen fie die, erfchöpften und verlornen Kräfte wieder, bald erhalten fie die Kräfte in ihren Gränzen, wenn fie zu mächtig werden, und die thierifche Oeko— nomie zu — drohen. Wer kennt den Nutzen der Blutigel nicht, um das kochende Blut abzukuͤhlen und ſeine Aufwallungen zu daͤmpfen? Handlung und Kuͤnſte haben ſich ebenfalls der Mollusken und ihrer einzelnen Theile bemaͤchtigt. Der Grund des Meers iſt mit ungeheuren Auſterbanken uͤberzogen. Sie naͤhren nicht bloß die benachbarten Voͤlker, ſondern man verfaͤhrt ſie auch weit umher, und Staͤdte, die mehrere Tagereiſen weit vom Meere entfernt liegen, genießen ſie. Selbſt die Baukunſt bedient ſich zur Auf— fuͤhrung ihrer prachtvollſten und feſteſten Denkmaͤhler des Kalks, der aus Schalthieren verfertigt iſt, denn er iſt der befte, und beſonders in Holland find alle Gebäude mit Kalfe von gebrannten Schalthieren ers baut. Mehrere Schiffe Haben das ganze Jahr hindurch) feine andre Beihäftigung, als Schalthiere aufzufifchen, um fie in der Gegend von Harlem, wo die Kalköfen des Landes find, wie Berge übereinander aufzuthärmen, Auf den Hebriden, den Antillen und mehreren andern Infeln Fennt man, fo wie an den meiſten Seekuͤſten keinen andern Kalk, als den, den man durch das Brennen der Muſcheln und Madreporen erhaͤlt. Ganze Voͤlker bedienen ſich ſelbſt im bluͤhenden Zuſtande noch jetzt, um zu ſchreiben der ſchwarzen Feuchtigkeit, die einige Dintenfiſche in ſich ſchließen, und von ſich ſpritzen. | Ä 2 18 Die Chineſer, Japaner, Tunquines und Coreer Fennen feine andre Dinte, Erhielt ſich nit der Byſſus der Steckmuſhel (Schinfenmufhel, Jambonneau) mit Gluͤck neben der Seide? Liefert er nicht, wie fie, die feintten Gewebe? und weicht er Ihr wohl in irgend etwas anderm, ald Darin, daß er weniger allgemein iſt? — Aus einigen andern Muſcheln zog der unge: heure Laxus der Alten den befannten Foftbaren und theuren tyeifchen Purpur. Wir befigen diefe Kunft nur darum nicht mehr, weil unfre fchöneren Farben, vorz züglih unfer Scharlachroth den Purpur verdunfelte. Die Perlenmutter ftritt bei den Römern um den Vorzug mit dem Golde, dem Erze, dem Elfenbein und andern feht Foftbaren Materien. Cie ſchmuͤckte die Redner ftähle, die Tifche, Betten und Zimmer diefes pract: Yiebenden, mächtigen und molluftigen Volks. Gie dient noch jest in China zu Fenfterfeheiben, und bei ans erhebt fie die Edelgefteine, und unfre niedfichften und reichften Schmuckkaͤſtchen. Eine Reihe Heller Pers len (Produkte von Mollusfen) verfhönert manchen ‚weiten Hals, mwetteifert mit dem Glanze des Diamants, und ift feltener und theurer oft als Gold. Welcher Menfh finder. ferner nicht Vergnügen daran, eine reihe Mufchelfammlung zu befehn? Einige diefer ſchoͤnen Thiere lebten im Wafler, andre krochen auf der Erde umher. Alle aber find mit den mannigfal- tigften, Tachendften und febönften Farben geſchmuͤckt. Sie machen einen der glänzendften Theile der Naturs gefchichte aus. Aeußerlich find fie mit den frifcheften und Bunteften Schattirungen gezeichnet und inwendig mit einem Perlenmutteruͤberzug, der regenbogenartig ſchillert und fpiegelglatt ift, beffeidet. Nichts gleicht ihrer zierlihen Form, ihrer Mannigfaltigkeit und ihrem glänzenden Neußeren. Eben deshalb waren fie von jeher die Freude der berähmteften Männer. Man „muß aber bei diefem bloß einleitenden Studium zum / 19 Vergnügen nicht ftehn beiden. Nein! dies muf bio die Feiter feyn, auf welcher wir zu weit erhabneren Kenntniffen und Begriffen aufflimmen. Man muß die Muſcheln zu klaſſifiziren wiffen! Man muß fogar ihre einzelnen Adarten und ihre Geſtalten fennen, um die gleichen Mufcheln beftimmt wieder zu erfennen, wenn man fie mitten unter Kalkſchichten, die ung alle Augen— blife Muscheln und Madreporen als go nitient zeigen, verfteinert antrifft. Die Natur fcheint fih der Thiere wur zur Herborn bringung einiger Gasarten und der Kalfınaterie zu bes dienen, welche fegtere immer das Produft der Thier welt iſt. Die Mollusfen bildeten die Grundlage der Wohnung des Menſchen; ihnen verdankt man die Feftigfeit des Erdballs. Ich werde diefe Wahrheit fogleich meiter auseinanderfesen. Sie entging fehon jenen Dichtern und Philofophen, die den Urſprung der Dinge erforfhen wollten, nicht. „Wo ift dag Staub: koͤrnchen, rufen fie, das nicht belebt gewefen wäre! 7 — Ein philofophifhes Studium der Mollusfen, vorzugs ich derer, die den verfteinerten analog find, wird uns die Individuen, und die Derter kennen lehren, wo diefe Thiere (lebten und) leben. Wir finden z. E. daß ganze Städte, — ich mill nur Paris nennen — aus Steinen erbaut find, die unter den Gebauden der Stadt gebrochen wurden; wir finden, daß diefe Steine faft immer aus der gleichen Muſchel, der ſtacheligen Cerithe (Ceritheum ferratum) beſtehen, und die in ihrem na⸗ türlichen Zuftand bis zu Coofs Reifen in unfern Kabi: netten unbefannt war. Wir finden ferner, daß Cook fie im Südmeer antraf, wo fie noch heutiges Tages, ie einft wahrfcheinli unter dem Klima von Paris, in ganzen Familien lebt. Müffen wir nicht aus diefem allen den Schluß machen, daß. der nämliche Boden, der in unfern Tagen bisweilen fo Falt ift, ehemals das brennende Klima der Länder des Suͤdmeers B 2 I 20 | Hatte 2 Die Meinung wird noch mahrfcheinficher, wenn man bedenft, daß die gleichen Mufheln fib in diefen Kalklagen mit der Schiffsmuſchel (Nautilus) und andern Mufcheln vereint finden, Die ausſchließlich dem Klima der Wendekreiſe und der heißen Zone ange— hoͤren. Nichts ſetzt dieſe Wahrheit mehr außer Zweifel, als manche ſchroff abgeriſſene Kalkfelſen, deren innerer Knochenbau dem Auge offen darliegt, wo dann der Naturforſcher in einer Menge von Foſſilien Ueberbleibſel von aufeinander gefolgten Geſchlechtern organiſcher Koͤrper entdeckt, die die allmaͤchtige Natur bildete, zer— ſtoͤrte, und umſchuf. Eine Menge von Ideen drängen ſich dem Beobachter noch ungeordnet auf. Er lebt in vielen vergangenen Erdaltern zugleich mit ſeinen Ge— danken. Mit Blitzesſchnelle belehrt ihn jetzt ein ein— ziger r Augenblick. Sein enger Blick erweitert ſich, die Vorurtheile ſeiner fruͤhern Erziehung ſchwinden. Er ſieht eine ganz neue Ordnung der Dinge vor ſich. Sein Blick durchdringt die oberflaͤchlichen vegeta- biliſchen Lagen des Erdbodens, und heftet ſich auf die Kalklagen. Hierin findet er, wie der Ozean, der Vater aller Dinge, von Zeit zu Zeit, Weſen aus ſeiner Tiefe abſetzte. Jetzt lernt er, daß das Gerippe und die Organiſation des feſten Landes das Werk des Meeres find. Die über einander gethürmten Theile der ehemaligen Bewohner deſſelben zeigen ihm unmiderz fprehlich, tie fehr alt der Erdboden ift, und wie manz 'nigfaltige Revolutionen mechfelsweife, auf einander folgten und ihn fürchten. Sie find Schaumünzen jener zahllofen Reihe von Kahrhunderten, und haben den Abdruck derfelben an fih. So erſcheint alles, was *) Dies ſcheint mir nicht richtig ; denn jene Mufchellagen können ja aus den heißen Gegenden durch große Flu⸗ then in die Gegenden von Paris ꝛc. geworfen, und dort zuruͤckgelaſſen ſeyn. | Anmerf, des Ueberſetzers. * 21 auf dies Studium Bezug hat, erhaben und heilig. Reifen vorzuͤglich unterrichten und klaͤren auf. Durch ſie lernt man beſonders das Ganze der Natur uͤberſehen. Ein einziger Blick auf dieſes oder jenes Terrain iſt oft genug, um zu ſehr entſcheidenden Factis den Schluͤſſel zu geben. Auf einer Ebene, auf dem Gipfel eines Berges oder an ſeinen eingeſtuͤrzten Seiten, oder am Ufer eines Fluſſes, auch wohl nur eines Bachs, wartet unſrer bisweilen ein Lichtſtraht, der alle unſre Ideen erhelten wird, Hier bezeugen Rieſenknochen, die zwiſchen einer Fluth von gerollten Kieſelſteinen liegen, unwiderſprechlich das ehemalige Daſeyn monftröfer Thiere, deren Ge— ſchlechter jetzt verſchwunden ſind, und die einer ganz andern Erde und ganz andern Himmelsſtrichen zuge— hoͤrt zu haben ſcheinen H. 200° Dort zeigen ganze Felſen ueberreſte zahlloſer Ge⸗ ſchlechter, die alle zwiſchen dem Menſchen und den unvernuͤnftigen Thieren mitten inne ſtanden *. Bes trachtet man ſie naͤher, ſo muß man glauben, daß einſt Meerkatzen, Affen und andre Weſen, die fih dem * Ganz Sibirien it mit ungeheuren Knochen vierfüßis ger Thiere gerflaftert. Dallas fand dafeldft ein Rhi— noceros mit Fleiſch und Knochen, ſeit ewigen Zeiten im Eife erhalten. Dergleichen Gerippe finden ſich aber auch in Frankreich, Deutſchland, an den Ufern des Ohio in Amerika, in Peru, und anderwaͤrts. Sch breche ab, weil es mic) zu weit führen würde, *5*) Die Gaifenreuthfchen Höhlen und die ganze Kette von Bergen, die von Arles anfüngt, durch Gibral- tar fortgeht, füh ins Dieer fenfe, und in den Inſeln des Archipelegus fi verliert, bezeugen dies. . Diefe ‚Berge beftehen ganz aus Serippen von vierfüßigen Thieren, die salfe, wie man glaubt, Affen: zuge: hoͤrten. Die Gailenreuthſchen Hoͤhlen enthalten auch „eine Menge Skeletee von einer Art Baͤren und eini— gen andern Thieren, die bamals vielleicht, wie noch Ei die BL. in Sejeligaft lebten. 22 menfchlichen Gefchlechte noch mehr näherten, diefe Erde bevölfert, in einem gefekfchaftlihen Vertrage gelebt, und den Erdboden beherrſcht haben. Denn in diefen unterirdifchen Gewoͤlben finder fih nichts, was dem Menfchen angehört hätte: eben fo wenig etwas von den Voͤgeln. Sie und der Menic ſcheinen zulegt auf der Erde angefommen zu feyn. Es war einſt eine Zeit, 100, trotz aller Bevölferung der Erde, der Menfh noch nicht eriftiete. Er war das lebte, gleichfam das er— gänzende Merf jener beigege nhen Kraft, die unferm Planeten vorftcht *). So zeigen ferner manche abgeriſſene Fellenabſtuͤrze ganze Geſchlechter von Cetaceen, Fiſchen, Inſekten, und andern Thieren, die dem Erdboden, worin man ſie findet, nicht angehoͤren. Sir machen innerhalb der *) Die Oberfläche des Erdbodens, fo wie feine innern ‚Lagen, zeigen eine Menge Berfteinerungen von Vege⸗ tabilien und Thieren, noch aber hat man bis jest feinen einzigen menfchlichen Körper verfeinert ge: funden. Alte Scriftfteller z. Sceucdzer und Schwedenborg gaben einige verfieinerte Skelette von Amphibien und Fifchen für menfchliche Skelette aus, andre ließen Spneruftationen als wirkliche Verſteine⸗⸗ rungen in Kupfer ftechen und befannt machen. Jetzi⸗ ger Zeit aber hat man angefangen, beides richtiger zu beurtheilen. Gerade fo verhält, es fich mit den Voͤgeln: auch von ihnen kennen wir bis dahin noch feine Berfteinerung mit Gewißheit. Da man nun fort allenthalben Holz, Schafthiere und andre Thiere verfteinert finder, von denen man Gattung, Ge: ſchlecht und Kehntichfeit mit noch lebenden Weſen darthun kann; nirgend aber DBerfteinerungen von Menfihen, oder von menfchlichen Kunftwerfen und Werkzeugen antrifft, "fo darf man wohl mir Necht daraus den Schuß machen, daß einft ein Zeitraum war, in weichem weder Menichen noch Vögel auf der Erde lebten, und daß jie erft in fpätern Zeiten ge: fhaffen wurden. (©. hierüber auch Fortis Journal de Phyfique, Jahr 8 ber Rep. im Floreal), 23 Erde ganze Lagen zwifhen Truͤmmern von Wäldern und Erd: und Meerpflanzen aus. Große Ketten von Gebirgen, die ans lauter ches maligen Meerförpern beftehn, deren mannigfaltige Geftalten und unzählige Gattungen nit zu. befchreiben find *), ungeheure: teberbleibfel, ja, ganze Erdlagen von Mollusfen,. derenviele man in neueren Zeiten erz Fannt hat, zeugen, daß der Erdball durchaus aus lau: ter auf einander folgenden Trümmern der Thierwelt gebildet iſt. Durch den Vergleich der ausgegrabenen Sndividuen mit den noch lebenden; der Drte, wo fie jegt leben, mit denen,. wo man fie verfteinert findet *) Die Kalkgebirge, ausgenommen die von der zweiten Bildung (denn diefe enthalten nur Flußverſteinerun— gen) beweiſen diefe Wahrheit. Alle Kreide- Kalk und Marmorarten find durch und durch voll Meer: igel, Modreporen, und Mufcheln, deren Verfteine: rungen man bis zu einer Höhe von 2500 Toiſen an? trifft. Don Ulloa und Dombey fanden fie in Peru’, an der Kette der Cordelieren, auf einer folchen Höhe, Die fanmelichen libyſchen Selfen, auf denen die Py— ramiden ruhen, find ein ungeheurer Haufe von Meer: förpern, die ehemals bier familienmäßig lebten, und denen die Darutforfcher den Namen „Pfennigkraut“ (numulaires) gegeden haben. Man finder fie auch in Champagne, wo fih Danfen von ihnen Stunden weit erfireefen. Bei Bauvegis und in vielen andern Ländern zeiven fie fich ebenfalls. Die Gipfel def falfartigen Alpen beftehen ganz aus Muſcheln, wie | häufige Yerbachtungen von Reiſenden darıhun. Gerd de ſo ift 18 mit andern Kalkgebirgen, worin man dieſe Reſte ehemaliger Zeitalter ebenfalls, feft und wohl erheften, antrifft. Gentil brachte 1761 ver⸗ ſteinerte Muſcheln aus Peru zuruͤck, die er 2200 Toiſen hoch uͤber dem Meere gefunden hatte. Das Gebirge eathielt eine ganze Lage der Arr unter drei’ sehn Grad vierzehn Minuten füdliher Breite. Das Queckſilber fand fiebzehn Zoll eine und eine Viertel: Sinie (Journ, de Phyfique tom, I, p. 436). 23 fund wo fie einft lebten und wuchlen‘; wird man fünf: tig vieleicht dahin kommen, fichere Grundſaͤtze über die — der Erde feſtſetzen zu koͤnnen. Die Entſtehung der Erde beſchaͤftigte ven jeher die berähmteften Philofophen. Warum follten wie aber {mie fie) zu Wundern, zum Feuer, oder (mie Bufon) zu einem Kometen, der durch ſein Anftogen Stuͤcke von der Sonne fosgerifien und in den weiten Kaum hingeworfen hätte, unfre Zuflucht nehmen? — Haben wir doch etwas fehr Einfaches und dennoch Hinz veihendes vor Augen, woraus wir uns ihre Entftehung erklären fonnen! Wenn die grofe Entdeckung des trefflihen, aber ungluͤcklichen Lavoifier, das Waſſer gu zerfegen und wieder zufammenzufegen, außer allem Zweifel ift, fo fonnte und mußte ja Die gleiche Wir— fung im Großen im der ungehruren Atmoſphaͤre der Sonne entftehen. In dem gränzenlofen Luftmeere, . der Mutter aller Flufiigfeiten, verbanden ſich alfo Wafferftof und Oxygen *) frewillig, und bildeten das Waſſer. Neuere Bemweife der Chemie ind Phyſik beſtaͤtigen dieſe Hypotheſe. Taͤglich gehn uͤberdies Gasarten in einen feſten Zuſtand uber. Di, jetzigen Erdlagen. nehmen viel davon in ſich; der Kalfftein 3. E. enthält * große Menge kohlenſaures Gas, oder mephitiſche Luft. , Die geoße Moffermafie, die auf diefe Art all maͤhlich in dem Luftraume entftand, erhielt durch die Anziehung der Sonne nothmwendigerweife eine kreis— förmige Bewegung, und ihre Geftait mußte nah den Attraktionsgeſetzen durchaus platt ſphaͤroidiſch werden. Die maͤchtige Attraktionskraft gab dieſer Maſſe R eine kreisfoͤrmige —— der Widerſtand der nn > > Brennbare und reine Luft, in der alten Sue 2 x rar 25 Keibung aber waͤlzte fie um ihre Are... Einmalin Be wegung, iſt fie es dann für immer. Ihr Inneres ſetzt fih allmählich zur Ruhe, und nun entftehen almaͤhlich die Monaden, die Anfufions - Molusfen, die mifros ffopifhen und andre groͤßere, die zahliofen Gattungen von madeeporifchen und tubiporifchen Polypen, die Schal: und Kruften- Mollusfen, Dinten= und andıe Fiſche, und zufegt die Eetaceen, und durchlaufen ihren ‚Kreis des Dafeyns und des Lebens. So oft fie dies endigten, ferften ſich nacheden Gefegen der Centripedak kraft ihre Ueberreſte nach dem Mittelpunft der Gewaͤſſer hin. Hier haͤuften ſie ſich allmaͤhlich an, und formten eine feſte Sphaͤroide, die der waͤßrigen, welche ſie um— ſchloß, aͤhnlich war. Dies wurde die Grundlage zur kuͤnftigen Wohnung des Menſchen. Alle Erde ver— danfen wir namlih urfprünelih den Waflerthieren. Alle entitand bei ihrem Tode aus. ihren Ueberreſten. Das Waſſer, diefe Gebährmutier der Kraft und des Lebens, ſchuͤtzte die Geburt der Gefglechter in feinem Schooße. Andre Gasarten vereinigten ſich allmählich mit den beiden erſteren. Vorzuͤglich mußte ſich das mephi⸗ tiſche Gas auf der Waſſeroberflaͤche niederſchlagen; denn alle Erfahrungen beweiſen, daß ſich das Waſſer am leichteſten mit demſelben verbindet. Es vermiſchte ſich alſo damit, und die Bewohner der Waſſerwelt ers hielten dadurch ein Nahrungsmittel mehr. Sie wuch⸗ ſen und vermehrten ſich dadurch. Bald verzehrten ſie ſich untereinander. Die kleineren und ſchwaͤcheren dienten den groͤßeren und kluͤgeren zur Speiſe, und dieſe Nahrung nuͤtzte ihnen zur Entwickelung ihrer Organe. Die Zerlegung der thieriſchen Koͤrper hat es jetzt bis zur Evidenz dargethan, daß die Muskeln und das Fleiſch der Thiere brennbare Luft geben, und daß ihre feſteren Knochen eine große Menge firer Luft euthalten. Diejenigen unter dieſen erſten Geſchoͤpfen, die eines % 26 ‚natürlichen Todes frarben, gingen in Verweſung über, und die Materie, die einmal in Bewegung wär, und das Beduͤrfniß, fih immer neu wieder zu reproduciren, fühfte, durchlief einen unaufhörlichen Kreislauf des Lebens und des Todes, des Nichts, der Ruhe und des Wiederdafeynd. Jeden Augenblick gebahr fie neue Kombinationen. Etatt daß zuerſt Androgynes, die beide Gefölebter in fih vereinigten, da waren, ers theilten fpäterhin zwei Individuen von verfchiedenem Geſchlechte, nur erft durch ihre innige Bereinigung, neuen Wefen das Leben. So oft fie, Tangfamer oder ſchneller, das Ziel ihres Dafeyns erreicht hatten, wur— den fie mit jenen Grundftoffen wieder vereinigt, die . aller Modififationen fähig waren, Der innere Erdball mußte fi natuͤrlicherweiſe allmaͤhlich vermehren, und die Waſſermaſſe nach Ber: haͤltniß vermindern; denn, ſo wie die Thiere darinne ſich erzeugten, vermehrten und wuchſen, eigneten ſie ſich einen Theil des Waſſers an. Durch Huͤlfe deſſelben und der Gasarten, die fein Weſen ausmachen erbauen die Madreporen ihre Wohnungen, verfertigen Die Schalthiere ihre Schalen und Panzer, und bilden die Fiſche und Cetaceen Wallfifcharten) ihre Gräten und ihre ungeheuren Knochen. Jeder Augenblick vermin: dert alfo die Waflermenge und vermehrt die Erdmaſſe. Auch veichte das Meer nach zahliofen Kahrhunderten nicht mehr hin, um die Oberfläche des Erdballs gänzlich zu bedecken. So entftanden die feften Länder. Ein neues Clement, das Element der Erde ging aus dem Waſſer hervor, und trat ans Licht. Anfangs krochen nur Moos und Ufer= und andre niedrige Bilanzen auf der Erdoberfläche; dann aber erhoben fih Gräfer, - Kräuter, Gefträuche, Bäume, und Wälder; die fpä: terhin wieder von Friechenden, vierfüßigen, zwei- und vierhaͤndigen Gefchöpfen, und zulegt vom Menfchen, dem fegten Werke der Natur auf ng Erdball, be: wohnt wurden. 27 Die ausgegrabenen Mufcheln werden uns dereinft nicht bloß die langfamen, progreſſiven und regelmäßi: gen Revolutionen unferer Erdfugel befannt machen, -fondern ung auch die inneren Zerreiffungen, Ortsver— änderungen 2c. auseinanderfegen. Dann werden wir uns überzeugen, daß die nämlichen Punfte jeder He mifphäre abwechfelnd und in beftimmten Epochen, allen Arten von Klima ausgefestiwaren, daß die Meere jest mit ihrer ganzen Laſt gegen die Südländer hin drücen, und fie fiber einmal verfchlingen werden; fo wie daß fie die nordifchen Küften mehr und mehr verlaffen, um die vulkaniſchen Spigen des ſtillen Meers allmählich zu vers fenfen. Dieſes Hinneigen des Meers nah Suͤden ift durchaus nicht mehr problemetifh. Sm Gegentheil man fann, wenn man die Beobachtungen, die feit drei Sahrhunderten angeftellt fird, an einander hält, mit ziemlicher Gewißheit beftimmen, gegen welchen Zeit: vaum hin e8 den Bewohnern des bothnifchen Meerbus fens möglich feyn wird, feine Tiefen trocknes Fußes zu durchwandern. Das Waſſer wird einft den Sund verlaffen, und Trümmer von mehr als einem trauris gen Schiffbrud darlegen. Dann wird die Pflugſchaar den Boden des ehemaligen Kanals furcen, und der Landmann feine Eaaten in durchpflügte mannigfaltige Schalthiere freuen *). ”) So unglaublich dies Bild fcheint, fo wahr iſt es doch, Hier und da finder man es fchon in der Wirklichkeit. Der ganze Boden von Vexin enthält Sand und Mufcheln, und in allen Rabinetten finder man and gegrabene. Muſcheln aus Chaumont. Eben fo verhoaͤlt ſichs mir der Tourraine, mit Champagne, beſonders mit Courtagnon nahe kei Kheims, mit Hampton fhire in England, mit der Gegend von Soiſſon, ja ſelbſt mit den Gegenden um Parie. (Die vielen un) Seemufcheln von Grignon un) andern Orten um Paris her, beweifen dies.) Alte dieſe Kander Tiefern uns Beweife von dem ganz neuerlichen Nufenihalt 28 ‚Die alüelihen Freundfchaftss und Geſellſchafts⸗ infeln, — die einen authentifchen Beweis des ſchon fehr alten gefellfhaftlihen Vereins abgeben — wer— den alſo einft aufhören da zu ſeyn. Die zahlreichen Dölferfchaften auf den Anfeln jenes Deeand — Leber: bleibſel der ungeheuren Bevölferuna eines ehemals hier befindlihen feften Landes, — werden ihre Wohnunz: gen verlaſſen und aufs fefte Land fliehen müffen, aber die Bergfpisen des feften Landes werden mit der Zeit ſelbſt wieder Inſeln und zufegt wohl aar vom Wafler verſchlungen werden, um nad Schrtaufenden vielleicht wieder zu erfheinen. Das ift die Schlange, die ſich in den Schwanz beißt; jener vollfommen endloſe Kreis; das Sinnbild der Ewigkeit. Man faͤngt nach gerade an, dieſe Wahrheit zu fuͤhlen. Große Maͤnner haben ſie, wenigſtens zum Theil ſchon, aufgefaßt. Bailly ließ deshalb das menſchliche Geſchlecht aus den weiten tatariſchen Ebe— nen, — die das Waſſer vielleicht zum tauſendſten Male verlaſſen habe, — hervorgehn. Jene, die das Pa-⸗ radies unjeres Stammvaters dahin ——— ſagten gewiſſermaßen das Gleiche. Sn Radfiht einer der umſchaffenden Epochen koͤn⸗ nen wir mit Recht zur Geneſis unfere Zuflucht nehmen, Eie enthält mehrere alte Kosmogenien, und manche mündliche Traditionen zu unferer Belehrung, und ie ein Werk eines erhabenen, tiefen Genies. In den heiligen Hieroglyphen der Prieſter von Memphis und Theben, in dieſem Mittelpunkte der menſchlichen Kenntniſſe, findet man Spuren von allen des Meerwaſſers daſelbſt, denn die dort aufgefundenen Muſcheln find, fo zu fagen, war nicht verändert. Dos Waſſer fcheint fie nur geftern erſt verlaffen zu Haben, ftatt ‚daß diefe Muſchelbanken fonft allent: halben ich im Marmor und — harten und — Kalkſteinen vorfinden. 29 - jenen alten Rosmogenien, die, mie die Menfchenracen ſelbſt, mit einander abwechjelten, und wovon mir jegt kaum noch etwas ahnen. Hermes, ein Philoſoph, der die Natur mit einem einfachen, duchfichtigen und reis nen Schleier bedeckte, ift ſchon zu weit von uns ents _ fernt. Ihm gingen indeh noch frühere Geſetzgeber voran. Alle WBeifen aber unferer Zeit ſowohl, als des Alterthums, die Brachmanen und Chinefen, Konz fucins und die Symnofoohiften, alle find aus der glei— then Schule ausgegangen, Dies vorausgeſetzt, fo folgt, daß die verfchiedenen Nationen, die von Zeit zu Zeit hier und dort vertrieben wurden, wie die Erde felbft mancherfei Zerftörungen erlitten, woher es denn auch fommt, daß fich Dei allen Volfern die Idee von einer ‚allgemeinen Fluth, die nur werig Menjchen verfchonte, findet. So beherricht das Maffer, das unmittelbarfte und faft das mächtiafte Ngens der Natur, den Erdball, und bedeckt ihn mit feiner tiefen Maffe. Es zerftört hier, um dort wieder hervorzubringen. Als ein fehr wirk— fames Menftruum löfet es die verfchiedenen Elemente auf, und macht fie flüffig, Fnetet und bearbeitet die Materie von neuem, um fie. einft unter taufend Modifie kationen wieder zu verlaffen. Allenthalben hinterläßt es häufige Spuren davon, daf es einjt dafelbit war, und immer wirkend ſchließt es jenes fünfte Element Bernards von Palifiy, dag Friftallifirende (congelative) Waſſer in ſich. Verlaͤßt es endlich die Länder , deren es ſich vorher bemaͤchtigte, fo ift es für uns der Schöps fer jetziger und Fünftiger Alpen. a Beftandig ift es in Bewegung; beftändig wälsen feine Wellen fih hin und her und zermalmen alles, was ihrer ungeheuren Gewalt unterworfen ift, Diefes ewi— ge Schwanken ift eine Folge der Gefege des Gieichge: wichts und der Schwere, - Sie kämpfen gleichfam ge: gen die Flußwaſſer an, die eine Menge Schlamm und - 80 Unvath aus ihren abhängigen Betten und von ihren Ufern mitbringen. Dieſe würden endlih das Meer ausfüllen, wenn dies nicht wieder an feinen Ufern eine Menge Schlamm und Sand abfegte, wenn es durch feine ewige Bewegung nicht hier tiefe Thaͤler wählte, und dort ganze Berggruppen emporhübe. Reiſſende Stroͤme durchfurchen in jeder Richtung die Tiefen des ——— und einſt, wenn das Meer andere Gegen: den bedeft, wenn ein Theil der jest verborgenen Fänz der vom Wafler entblößt ift, wird man Fluͤſſe durch Fandige Ebenen, umgeben von Schatthiergebirgen, flie— gen fehn; man wird tiefe Becken antreffen, die die em: pörten Wellen aushöhlten, und zu. deren Abhang hin Quellen und Bäche naher Berge ftrömen. Das Meer geht in feinem verzehrenden Gange immer weiter fort, aber es kommt auch wieder auf denfelden Fleck zuruͤckk. Es find viele Beweiſe da, daß es in feinen ewig £reifenden Revolutionen mehr als ein Mal die Stelie wieder bededt, die es andere Male verlaffen hatte. Hier find nur einige? die Balme— Grotte, die dad Volk in der Dauphine mit zu. den fie: ben Wundern der Welt rechnet, ift durch die Hand der Natur in ein Kalfz und Mufchelgebirge, das offenbar vom Waſſer gebildet wurde, eingegraben. Als das deerwaſſer ſich weggezogen hatte, feigerte fi) Regen: waffer durch die Marmorfhichten dur), bildete an den Gemälden der Grotte Tropffieine (Stalaftiten), und ihe Herabträufeln brachte auf den Boden der Höhle Stalagmiten hervor. Dies Fonnte natürlich nicht vor dem gänjlichen Ablauf des Meerwaſſers ftatt fin- den. Dann festen ſich fpaterhin wieder Madreporen, (die redendften Beweiſe, daß das Meerwafler ein zwei⸗ tes Mal zuruͤckkehrte) an, und wurzelten und wuchfen "auf den Stalagmiten, die den Zußboden diefer tiefen Höhle bedeckten. Der berühmte Faujas de Saint Fond, mein kehrer in der Mineralogie, hat” ſelbſt unter dem deitten Gewölbe diefer Grotte einige folcher Madrepo— en gefammelt, und Dolomieu hat nach feiner befanns ten Kuͤhnheit andere in den Spalten und oberen Loͤ⸗ chern der Höhle, die vielleicht nur ihm zugänglich wa: ven, abgeriffen. Beide legten diefe wichtigen Denf- mähler in des unglücklichen Larochefoucaults trefflichen Kabinet nieder. — Dan fah- die Madreporen noch an ihrer Kalfbafis (von der zweiten Bildung) feſtſitzen, aber fie find unter den Stürmen der Revolution verz fbwunden. Indeß größere und epidentere Beweiſe und Thatfachen halten uns in Rücdficht diefes Verluſtes ſchadlos. Man darf nur Frankreichs und Englands Küften vorzüglihd am Kanal, bei Dover, Hapre und Bonlogne bereifen und unterſuchen. Vom Cap Grisnez an findet man alle Kalkfelſen am Ufer entlang mt fehr aroßen verfteinerten Ammonshörnern, Turbiniten, Cochliten, Pectiniten, Camiten und Madreporen an: gefüllt, die den Meeren heißer Fander angehört Haben, wie die ihnen entfprechenden Originale beweifen , die wir jegiger Zeit von andern Meeren her erhalten M. Der Fuß diefer Klippe wird Heutige Tages von ‘einem nördlichen Meere befpült, das ganz andre Gat— tungen von Mufcheln auf demfelben abſetzt. Desfon— taines hat mir aber eine Menge von Koffilien gegeben, die mein Erftaunen noch weit mehr rege gemacht haben. Er felbft hat fie alle in Afrifa, "auf den Bergen von Zaara, zweihundert Stunden weit vom Meere gefams melt, und fie find durchaus diefelben (fowohl in Ruͤck— ficht der Farbe und Gattung, ald auhin Rücficht der Art, mie fie verfteinert find), die die alte Maſſe der Felſen bei Havre ausmachen. Gie find ihnen fo völlig gleich, fage ih, daß das geübtefte Auge fie nicht von ihnen unterfcheiden kann, wenn man fie ind unter: einander mifchte, * ©. Faujas Saint: Fond Naturgefchichte des Peters—⸗ berges (S. Pierre) bei Maſtricht ©. 92 ꝛc. in Fol. > 32 rt — Dieſe Beiſpiele werden auch dem Unglaͤubigſten die periodische Ruͤckkehr des Meers auf den gleichen Fleck, — die völlig unabhängig von den andern groͤße— ren Revolutionen des Erdballs iſt — beweiſen. In Hinſicht jener fuͤrchterlichen Kataſtrophen, die die Ober: fläche mehr als einmal ſchon müffen umgewandelt haben, fehlen uns alle Dofumente, Wir tappen in der dunfelz ften Nacht, fo bald wir nachforſchen, welcher fuͤrchter— fihe Stoß unfern Planeten aus feiner Are warf Diefer Stoß brachte eine Inclination feiner Achfe von dreiundzwanzig und einen halben Grad hervor, - Geine Grundfeſten wurden an diefem ſchrecklichen Tage der Trauer und der. Vernichtung feiner vielen Bewohner zerſtoͤrt. Die Wirkungen errathen wir, aber die. Urs fahen nicht. Vergebens ſuchen wir tim unendlichen Raume den Himmelsförper auf, der aus den 1000. Mal 1000 Millionen Sonnen ſich kaum und an unſre Erde anſtieß. In einer dieſer — fuͤr uns unerklaͤr— baren Revolutionen, muͤſſen wir den Urſprung der Granite ſuchen. Offenbar beſtehen ſie aus verſchie⸗ denen Elementen, Ihr Bau zeigt ein Verflechten hete— rogener Subſtanzen, Die nur von Borheregiftirten herz rühren koͤnnen. Neuere Auseinanderfegungen haben Salfmaterie — ein alleiniges und unläugbares Pro: Duft der Thierwert — im Granit aufgefunden. Man Hat aber auch Alcali vegerabile — ein vegetabilifches Produft — Darin entdeckt, Der Granit ſelbſt ift alſo viellsicht bloß das Reſultat der Kriftallifation von Kalk: und vegetabilifchen Erden, die irgend eine Fluͤſſigkeit, in den Zeiten jener Katajtrophen, welche alles in ein Chaos verwandeln koͤnnen, aufgelöfet hielt, und Die mit brennbarer Luft überfättigt war; Die tiefdenfend- ſten Mineralogen befhäftigen fich jest mit diefem Ges | genftand. Schon haben fie eine Menge von Thatfachen en Beobachtungen gefommelt, Die Verwandlung der Kalk: 33 SKalferde in Kiefelerde fiheint mwenigftens bemiefen zu ſeyn. Vielleicht zerfehneidet irgend ein glüclicher Zu: fall einft Diefen gordifchen Knoten der Natur. Das Waſſer überftcömte alfo (mehrmals) das fe: fie Sand und alles, was wir in der Natur, die wir ber fragen fönnen, gewahr werden, ifi fein Werf. Alles, was mir beachten, zeigt ung eine anderweitige Modifiz fation der Kalfmaterie. Von der einfachen blog ent— färbten Mufchel an, die mit dem Boden, den mir bez treten, vermischt ift, Dis zu den pyramidalifchen Half: Thon: und Sranitfpigen (Ddiefen ungeheuren Kriſtal— fen, — die das Auge zwar noch nicht dafur anerfennen will, die aber Pazumot fo fchön als folche dargethan * — dieſen entfleiſchten Felſen, die man bisher für Monumente einer durch Feuer oder ſiedendes Waſſer vernichteten Welt hielt). Alle dieſe Modifikationen de, Materie ruhren vom Meerwaſſer her, welches ſich zu— erft der Kabferde, — eines animalifchen Ueberbfeibfels, — dann der Thonerde, — eines vegetabilifchen Pros dukts — bemächtigte, und aus diefen beiden Grund: ftoffen, einzeln oder vereinigt, alle Felſen bildere, Die - den — unſers Planeten ausmachen. Ich mußte mich dieſen Bemerkungen, die ſo na— tuͤrlich aus dem Ueberblick meines Unternehmens foigen, überlaflen. Jeder neue Schritt wird uns neue Wun— der fehen laffen. Das ganze Dafeyn, Das Leben und die eigenthümlichen Gewohnheiten der Mollusfen, vorz züglih der Schal: Mollusfen, ihre bewundernswürdige Mannigfaltigfeit; mehr aber, als dies alles, die wills kuͤhrliche Fortpflanzung ihrer aͤußerſten Gefchlechter ſe— Ben den Beobachter in das tieffte Erftaunen. Bei der Gefhichte der einzelnen befannten Gattungen jener oden angegebenen Abtheilungen werde ih mid, in Ruüdfiht mehrerer. Entwicelungen und mancher mehr oder minder eigenthümlichen Thatfachen, forgfältiger bermeilen, denn ihr individuelles Stubiym wird Dasjer € > * 34 nige, was ich bis jetzt nur obenhin gleichſam habe er— blicken laſſen, beſtaͤtigen. Vorzuͤglich werde ich meine Aufmierkſamkeit auf die letzten Ordnungen richten. Die entfeglfiche Vermehrung ihrer Individuen muß doch eine Urſache haben. Hierbei fallen wir natürlich zunaͤchſt auf die will: Führlihe Erzeugung. Je mehr wir und dem zieleder belebten Weltnähern, — ich rede hier noch nit einmal von den mifroffopifchen Thieren; fchon bei denen, die unferm bloßen Auge fihtbar find, verhält es fih fo; — defto einfacher in ihrer Drganifation find die Sndividuen, die wir antreffen. Die Abftufungen bis zu ihnen hinab find unmerflih, aber auch unzählig. Bei diefen Gattungen verengen ſich, ja verfehwinden allmählich die äußerlichen Organe. Die Glieder, die “Lei den ftarf organificten Thieren außerhalb des Koͤr— pers hinaus gehen, treten bei denen, deren innerer Bau weniger verwicelt ift, wieder mehr hineinwärts. Faſt moͤchte ich daher glauben, daß die aͤußern Glieder ſich um ſo mehr zuſammenfalten, verengen, und mit dem Rumpf vereinigen, je weniger Platz die innern Theile einnehmen. Bei noch andern Gattungen ver— ſchwinden diefe innern Theile gänzlih, und dies Vers ſchwinden nimmt außerft ſchnell überhand bei den Po— Ippen. Bei ihnen findet man nicht einmal Spuren der vornehmften Eingeweide, die wir der langen Gemohnz heit wegen, als zum ?eben mwefentlich gehörig, anz fehen, Auf diefer Stufe macht ein bloßer Sad das Thier aus. Man fieht Fein Gehirn, feinen Kopf, Fein Herz, mit einem Worte, nichts von dem an ihm, was ein We: fen haben füllte, wenn man es mit denen Ihieren ver: gleichen will, bei denen das Herz und das Gehirn der Wohnſitz des Lebensprincips zu ſeyn ſcheinen. Indeß lebt dieſer Polypp. Er bewegt ſich mit Abſicht; er er— greift feinen Raub, und verſchlukt ihn; ja, er — 35 fogar ein fehr thätiges Leben. Wenn man ihn aber nicht freimwillia handeln und fich bewegen fähe, wenn er ohne Bewegung vor uns da läge, fo würden wir ihm kaum eine vegetabilifche Lebenskraft zufchreiben , viel weniger ihn für ein Thler anfehn. Millionen Sattun: gen beliebter Wefen folgen auf den Polypen, und ihre Drganifation wird in ewiger Abftufung immer einfaz cher. Da, mo unfere Augen nit mehr hinreichen, wo unfer Blick nicht mehr durchdringt, nehmen mir die Mifroffope zu Hülfe, und treten durch Hülfe derz felben in eine ganz neue Welt. Millionen und Milliar: den Gattungen von Thieren zeigen fi) ung, wie durch einen Zauber, und ihre Anzahl feheint den ganzen Raum ausfüllen zu follen. Aber auch für das Fünftliche Ge: ficht ift eine Grenze da, und wir fennen den Fleiniten Punft der legten mifroffopifden Thierchen noch nicht, Es folgen immer noch fleinere, und nur die Einbil- dungsfraft wagt ſich in diefe dunkle Naht. Je mehr man fich indeß der Grenze der Wefen nähert, die das Auge erblicken kann, defto vielfältiger werden fie, und defio fchleuniger erzeugen fie fih. Jeder Tag fieht meh: rere Sefchlechter, denn jedes Individuum durchläuft ale Stamm einer ungeheuren Familie in wenigen Aus genblicfen den Kreis feiner Eriften;, oder vielmehr der Augenblick feiner Geburt ift oft auch der feiner Ju: gend, feiner Reife und feines Todes, Zeit und Um— ſtaͤnde Fünnen hier allein Grenzen fegen. Diefer Ueberz flug, dieſe Fluch von Generationen, daß ich fo fage, findet fich allenthalben, wo eine fanfte Temperatur den harmonifchen Theilshen erlaubt, fich zu organifiren, al— fentHalben wo Klima und Wärme den Keimen hinreiz hend günftig find, um fih zu entwicdeln, und durch das Entfalten aller ihrer Eigenschaften zum Leben zu gelangen. Diefe Keime vervielfältigen fih, und pflan: zen fich undegreiflich fcehnell fort. Man fieht Myriaden von Inſekten größere Thiere are und wenn nicht 2 36 Suftfataftrophen ihren Angriff Schnell zuräctrieben, fo würden fie die größeren Thiere vernichten, und fich des ganzen Erdballs bemaͤchtigen. Glüdlichermeife giebt es aber Grenzen gegen diefe Verbreitung. Co wie die Natur große Mittel zu erzeugen hat, fo hat fie auch große Mittel zu zerfiöoren. Die Wirfung der einen Sraft unterdrücdt die andere, und es entfteht ſchnell eine mächtige Gegenmwirfung. Alles fcheint fih gegen die ausrottende Kraft zu verſchwoͤren; fie wird von al- len Eeiten beengt, und der Augenblick ihres gemaltfa= men Nusbruchs ift meiftens auch der Augenblic ihrer Vernichtung. Alles in der Natur ift im Gleichgewicht; fie fheint jeder Gattung von Wefen Grenzen gejegt zu haben, die diefelbe nicht ungeftraft überfohreiten darf. _ Unter den heißen Himmelsftriehen,, befonders un- ter denen, deren regelmäßige Temperatur neun Mo: nate fang nicht dur die geringfte Wolfe geftört wird, fcheint fich die Thierheit lebhafter ald unter den kal— ten nordifhen Himmelgftrichen zu entwickeln. Diefe in fo vieler Hinfiht gluͤcklichen Länder wimmeln von In⸗ feften und Thierchen. Luft, Erde und Waſſer find mit belebten Atomen bevölfert. Aber man ſieht fie auch fih graufam einander befriegen. Cie tödten und ver: zehren fih. Die Kürze ihres natkrlihen Lebens Fommt noch hinzu, und endlih fegt ein Sturmmwind fie von der Erde hinweg. Einige Gattungen find unftreitig verſchwunden, und dies mußte fo ſeyn; es ift wie alles Vebrige der Drdnung gemäß. Keine Gattung follte die andere beherrfihen, denn die herrfchende Gattung kann nur auf Koften aller übrigen beftehn. Selbſt die zer— ftörendfte Gattung von Thieren, die menfchliche, be— weiſt diefen Sat. Es fteht nicht in dem Willen des Menſchen, die Wolfen von Heufchreden, die feine Fel— der verheeren, und Kranfheiten, ja den Tod mit fich bringen, auszurotten; felbft mitten in feinen Wohnun: gen greifen ihn die elendeften Inſekten unaufhörlich an, — 37 unterbrechen feine Ruhe, und feben auf feine Koften, ohne daß er bis jest fie hätte ausrotten Fünnen. Eben fo wunderbar und mannigfaltig ift die Art, wie fich die erfhaftenen Wefen vermehren. Die Mer terie ijt fähig, alle Geftalten und Modifikationen anzu: nehmen; diefe fcheinen inder doch von der Art der Dr: ganifation ihrer einzelnen Theilhen abzuhängen. Dies Mefen follte gehen, ein anderes nur kriechen; denn das eine hat Schenkel, das andere nit. Eben fo vers hält es fich mit der Vervielfältigung der Gattung; bis: mweilen (vorzüglich findet diefe Vermehrungsart bei den mifroffopifchen Thieren ftatt) zertheilt fih der Körper in zwei Theile; jeder einzelne Theil thut wieder das Gleiche, und in wenigen Stunden vervielfältigt fich die Zahl der fo entitandenen Thiere durch die Doppelte Pro— geeffion bis ins Unzählige, wie der Sand am Meer. Sa, dies geſchieht oft fogar in einem einzigen Tage. In den Klaſſen, die diefer ganz zunaͤchſt ftehen, gefhieht die Vermehrung durch Spröflinge, denn wenn die Polypen fich felbft überlaffen find, fo vermeh: ren fie fih durchs Ausfchlagen der Eprojien. Man hat fie oft fchon auf taufend Arten zerhadt, aber jedes- Polypen Atom brachte wieder einen neuen Polypen her: vor. Dies Faftum ift gänzlich für uns. Es bemeilt, daß die Natur in dem nämlichen Thiere mehrere Re: produftionsarten hervorgebraht haben Fann. Das Thier Fann alfo einer Menge von Zufällen unterworfen werden, und dieſe Zufalle Fönnen feine vorige Repro— duftionsweife zerftören; es hat aber mehrere andere für den Nothfall im Vorrath, die feiner. fruͤhern Orga— nifation wieder neue Modifikationen. ertheilen werden. Man fann daraus fchliefen, daß, wenn die Polypen einmal völlig zerhackt würden, fie fi weder durch Aeſte, noch Sproſſen, noch Schnitte mehr vermehren Föndten, 38 Nah der Ordnung der Natur wächft der Polyp auf dem Körper feiner Mutter, von der er, fo lange einen Höfer ausmacht, bis er zur Reife gelangt und Fünftig felbft im Stande ift, fich zu vermehren, too er dann feine Mutter verläßt, um abgefondert zu leben, und felbft wieder andern Familien das Leben zu geben. Zwar vermehren fie fih fehr, aber doch nicht fo fehr, als die vorhergehenden Gattungen. Das Thier iſt ſchon mehr organifirt. Seine Erzeugungen folgen fich alfo nicht mehr fo häufig und fchnell, als bei den weniger organifirten Thieren. Der Polyp waͤchſt, entwicelt ſich Außerlih, und gebiert lebendige Jungen. Diefe Sortpflanzungsart führt uns unmerflih zu denen, die ftatt äußerlich zu wachfen, die Erzeuaung des Tragens (geitatıon) ‚auszumachen fheinen. Bei andern Thies ren mächft das Junge innerhalb des Körpers, und es giebt eine Menge von Modififationen diefer Art. Bald find fie Androgynes, d. 5. fie vereinen beide Geſchlech— ter aufs vollfommenfte in ſich, und ganze Thierracen, die männlich und weiblich zugleich find, befruchten fich felbft, und warten, um es zu thun, nur auf die Auf⸗ forderung der Natur, des Alters und der Kahrszeit. Andere find Hermaphroditen; ihnen wurde der einfame Genuß nicht zu Theil. in andres Wefen, mie fie mit den beiderfeitigen Gefchlechtstheilen verfehen, muß das ftürmifhe Bedürfniß der Reproduktion in fich fühlen, um daß auch fie die Freuden der getheilten Luft diefer Art empfinden koͤnnen. Steigt man zu Wefen hinauf, deren Drganifation verwicelter ift, fo vertheilen fich die Geſchlechter. Die Natur bleibt aber ihren Gefegen getreu, fie vertheilt fie alfo nicht fehnel und unerwartet. Bei den Fifchen verfolgt das Männchen fein Weibchen; aber noch ver: fnüpfen das Männchen Feine fanfte Umarmungen mit dem Schickſale einer Nachkommenſchaft, die ohne daf- felbe empfangen wurden, und die es bloß an Kindes 39 Statt aufnehmen fann, wenn eg fie befruchtet. Nur bei den vierfüßigen Thieren, befonders bei dem Men- fben, und ganz vorzüglich bei dem gebildeten Menfchen, verfchönerte das Gefühl die Bande, die oft nur der Zufall knuͤpfte. Der gefellfhaftlihe Menfch liebt feis ne Gattin und trägt auf die Fruͤchte feiner Liebe einen Theil feiner fanfteren Empfindungen über; immer ru— fen ihm feine Kinder Tage der Zärtlichfeit, des Hinges bens feiner felbft, und des Glücks ins Gedaͤchtniß. Das gelehrte und weıfe Altertum nahm fihon die willführliche Erzeugung an. Zwar fehlten ihm unfere trefflichen Snftrumente, dennoch aber mar es in man— hen Stücfen weiter ald wir. Prieſter, Aerzte und Philofophen übertrugen fich von Zeit zu Zeit ihre Kennte nifie, aber alle verloren fich für uns zur Zeit der Zer— ftörung des römifhen Reichs, auf welche die tiefite Barbarei und Unmiffenheit folgte. Seit dem. Wieder: aufleben der Wiſſenſchaften finden wir in den wenigen übriggebliebenen Reften der alten Gelehrfamfeit allents halben Fakta, die mit den neueren Enideefungen, über: einftimmen, und die uns zeigen, daß die Alten fehr tiefe Einfichten in allen Theilen der Philofophie. hatten. Die Kälte hält bisweilen die, Kraft der Natur zus ruͤck. Sie tödter fie nicht (mie es zwar den Schein hat), fondern fie fäßt fie nur auseuhen. Der geringe fte Hauch der Wärme bringt wieder neues geben in die Natur. Vielleicht verdanken wir allein der Kalte die Vernichtung oder den Schlaf jener dicken Wolfen von Thierchen, die ſich freiwillig erzeugten, die nur einen Zag lang eriftiven, ja die oft ein bloßer Sonnenſtrahl hervorgehn läßt, die aber auch wieder verſchwinden, ſo wie er nicht mehr da, ift. Wir find gewohnt, alle Naturprodukte unter drei Reiche zu ordnen: 1) das animalifche., 2) das vegeta— bilifhe und 3) das mineralifche. Diefe willführliche Klafififation mag zwar unferm Gedächtniffe zu Hülfe 40 fommen, und fi für unfere Schwäche ſchicken, aber fie paßt nit für die Natur und ihre Unermeßlichkeit. Ich bemerfe dabei nichts, das mich an die Luft, an ihre Modifikationen und Meteore erinnerte. Es ift befannt- lich jest bewiefen, daß die Luft — dies wahrfgeinli- che Univerfalelement, — ſich dergeftait fombinirt und modificirt, daß es unfenntlich für uns wird. An ſich ſelbſt ift fie fluͤſſig und dnchfichtig, rein, leicht zuſam⸗ men zu drüden, und untaftbar. Aber fie macht au den Hauptbeftandtheil des Waflers aus, und wird fo die am mwenigften elajtifche unter allen uns befannten wirfjamen Kräften. Bald ift fie ätherifh und rein, unfern Organen folglih unangemeflen; bald tft -fie vers mifht, und bildet unfere athmofphärifche Luft. Wenn dagegen eins der Principe, die diefe athmofphärifche Luft ausmachen, — die mephitifhe — die Oberhand hat, fo areift diefe uns gewaltfam an, und verurfacht uns den Tod. Macht aber das brennbare Gas ihren Haüptbeftandtheil aus, entzündet fie ſich dann nicht, und zeiat ſich unſern Sinnen unter der Geftalt des Feuers? Was find überdies das Kleifh, das Fett und das Blut der Thiere? — Dffendar nichts anders, als brennbare Luft. Welch eine beträchtliche Menge firer Luft fchließen ferner nicht unſere Anochen, der Marmor ſelbſt und die Kalkfteine *H in fh! — Alle diefe Zhatfahen beweiſen ung, daß die Luft jener Proteus der Kabel ift, der alle Geftalten annehmen, ſich in Feuer, Waſſer, Erde, Stein und Holz verwandeln und fih unter dem Aeußern aller belebten Wefen wieder zei: gen kann. Wenn wir die Luft por unfern Augen fo —— Koͤrper hervorbringen ſehn, koͤnnen wir ihr es Kir verdanfen dem D. Blak in Schottland die erfien - genauen Auseinanderfeßungen der Kalferde. 1761 bewies er die Gegenwart der Luftfäure, des mephitis ie und Kohlen: Gafes oder der firen a in der: elben. al dann noch die Kraft verfaden, eine Menge anderer, mehr oder weniger fomplicitter, zen hervorzubrin⸗ gen? Wir muͤſſen dies Element als ein großes aus hars monifchen Theilchen beftehendes Ganze betrachten, die immer fich zu vereinigen, fich zufammen zu häufen, und lebende Wefen zu bilden jtreben. — Unter Icbenden MWefen verftehe ih hier Wefen, die einer Modifi— fation mehr fähig find, als die Materie an ib, und als die abgefonderten harmoniſchen Theilden. Bon dem Augenblid an, da diefe Theilchen fich pereinigen fönnen, von dem Augenblif an, da fie ein Beftreben haben es zu thun,, gejchieht es wirklich, und die Kom: binationen diefer Vereinigungen find nicht zu berech— nen. Wahrſcheinlich hing, da fie einmal erfchafen wa ren, ihre Vereinigung bloß vom Zufall ab. Anfangs vereinigte er nur zwei. Diele unfruchtbare Vereini— gung wird nichts bewirft Haben; als fih aber eine Hinz länalihe Anzahl vereinigten, um ein Gebäude, das für ein Leben paßte, zu errichten, fo erſchien das fe: ben, es zu befeelen, und machte ein Thier daraus. Späterhin entſtand ein noch vollfommneres Gebäude, das Thier wurde mit noch mehr Eigenfchaften begabt; es fonnte aljo feines Gleichen hersor bringen und fein Geſchlecht verewigen. Ich fühle, daß dies Raiſonne— ment ſehr hypothetiſch ſcheinen mag, und daß große Vorurtheile ſich dagegen auflehnen werden; aber ich fuͤhle auch, daß ich zu ſchwach bin, um meine Meinung in ihrer ganzen Evidenz darzulegen. Es wird einſt, und vielleicht bald, eine Zeit kommen, wo geſchicktere Maͤnner die Theorie der Luft entwickeln, und beweiſen werden, daß alles, was für uns da iſt, daß alle We— fen der drei Reihe der Natur nur Modifikationen der Luft iind. Eind wir doh gezwungen, anzunehmen, daß fie fih bisweilen verdichten und Körper bilden koͤn— ne, die jich betaften laſſen; warum follen wir nicht auch 42 annehmen, daß fie bisweilen Geſtalten annehme und bekleide, die des Lebens fähig find. Dies Leben felbft ift in feinem germöhnlichen Sinne _ nur ein Wort. Es ift für uns bloß der höchfte Punft der Eriftenz. Die Thiere geniegen einer thieri- ſchen Exiſtenz, fo wie die Vegetadilien einer vege— tabilifchen, und die Mineralien einer mineralifchen. Denn die Begetabilien wachſen ja, und die Mineralien nehmen zu, und verändern ſich. Unter diefen legteren giebt es einige, von denen es uns unbefannt. ift, wie fie zunehmen; meiftens aber, und. befonders bei den Kriftallifationen fönnen wir die Natur aleihfam auf der That ertappen, und ihr in Ruͤckſicht ihrer Arbeiten auf dem Fuße nachfolgen, indem mir und ihres erften Atoms bemäctigen *). Der härtefte unter allen Stei— nen, der Diamant, ift bloß eine zufammenhängende und verdichtete Maffe brennbarer Luft, mie Neuton ahnte, und wie die neuere Chymie bemwiefen hat. Wir dürfen nur einen Feldfpath = Kenftall, deſſen blättrige Kriftallifation einen laͤnglichen Kubus aus: macht, zur Hand nehmen; fo werden wir bald fehn, wie jich viefer Kriftall unter dem Hammer in andre Fleine Kriftalle von der gleichen Geftalt zertheilt. Diefe Elei: nen Kriftalle werden fih wieder in andre vollfommen gleiche theilen, und fo werden diefe Theilungen, die immer wieder ähnlihe Theilchen geben, uns bis zu mifroffopifchen Atomen führen, die, ſtets roch blättrig und Friftalliit, ung das Bild des endlich erften Feld— fpathatoms liefern. Mit diefem vereinigten fich all mählich homogene und gleichartige Atomen, vin zulegt einen Kriftall zu bilden, der vielleicht die Dicke eines Arıns erreichte. | *) S. Häuys und Rome de L’lie’s Mineralogie und Kriftallographie. &. auch Loewenhoek, Arn, Nat. tom, I, p. 3. Buffon tom. XVII, p. 29. d. Ed. 43 Sp bildeten fih duch die willkuͤhrliche Vereini— gung harmonifcher Theilchen die Weſen ftufenmeife; einige mit einem thätigeren Leben, als andre; einige mit Gefchlechtstheilen, andre ohne diefelben; daher entitans den denn alle Arten von Reproduftion und Wachsſthum. 3. €. durch Ausihößlinge, durch Knospen, durch Anz fügung, durch Theilung, durch Paarung; furz, duch eine Menge von Arten, die wir fennen und nicht fen- nen; ja, die wir theils wohl nie werden fennen lernen. Diefe harmoniſchen Theilchen müffen darin den mikro— ffopifchen Snfeften, die wir fennen *), ähnlich ſeyn, daß fie mit einem fehr thätigen Lebensprincip begabt find; denn nach der beftehenden Ordnung der Dinge dürfen wir annehmen, daß fie unaufhörlih in Bewe— gung und Thätigfeir find, ſich aufſuchen, fich vereint gen, und unter gewiſſen Umjtänden belebte oder un beliebte Wefen bilden. Diefe freimilligen Kortpflanzuns gen müffen heutiaes Tages viel feltner feyn, als in den erften Zeiten des Erdballs, denn die Unregelmäkig- feit der Kahreszeiren muß fich dem Borfchritt der thie— riſchen Schöpfung entgegenfegen. Die Erdare ift nun einmal, — was auch der Grund davon fenn mag — um dreiundzwanzig und einen halden Grad von Ihrer ſenkrechten Richtung geneigt und dieſe Neigung ver- urfacht die Unregelmäfigfeit und die Abmwechfelung der Sahreszeiten. Ehe die Erdfugel diefe Kataftrophe er— litt, verfchönerte ein ewiger Frühling ihre Oberfläche. In jenem Zeitalter widerfegte fich folglich feine ſtrenge Kälte, Feine unbeftändige Temperatur der Herborbrins gung befebter Wefen; und wenn ſie zur Eriftenz gelang ten, zerftörten die Abwechfelungen der Atmofphäre die Arbeiten der Natur noch nit. Sn diefe Epoche fällt die Erfheinung und Bildung der großen Thiere, viel⸗ *) Die Häderthiere und Aelchen des Mutterkorns, die — wechſelsweiſe in Ruhe und in Thaͤtigkeit verſetzen nnen. . 44 leicht aller Gattungen, die jest noch die Erdoberfläche bevölfern. Alles hat ſich feitdenr verändert. Die Natur wird jest nicht felten in ihren Produftionen ge ftört und fieht deshalb oftin einem Augenblid Millionen von Weſen vernichtet werden, die fie in einem andern Augenblid wieder hernorbringen Fann. Eine Menge von Keimen werden oft verſcharrt, wie dies in den Theilen des Erdbodens, die die Kälte verſchlungen hat, der Fall if. Die äuferften Pole z. €. bringen gar nichts mehr hervor; weil eine fürdterlihe Kälte dort alles umfchliegt. in Sibirien, das einft Rhinscerofie, Elephanten and andre Thiere eines warmen und mwohlthätigen Klima’s ernährte, wird jegt von Eis und Froft ge- drückt, und jene Thiere, fo wie manche andre, leben dort nicht mehr. Erhielte aber die Erdfugel ihre fenf- rechte Stellung wieder; fände ſich dort eine gleich- mäßige, fanfte Temperatur wieder ein; fo würde die Natur fih auch dort wahrſcheinlich in ihren alten For— men wieder hervorbringen; die namlichen, oder ihnen ähnliche Thiere würden Sibirien wieder bevölfern; und die gleihen Geſchlechter, die vor jener Kataftrophe dort lebten, twicder erfcheinen. Die ehemaligen Pflan- zen würden aus der nun durch die Somnenftrahlen aufs neue befruchteten Erde wieder heroorfprießen. Denn ihre aͤußerſt lebendigen Keime_erhalten fih, wie mir jest gewiß wiſſen, unverfehrt im Schooß ber Erde, Meder, die nach einem Jahrhundert umgepfluͤgt wurden, brachten Pflanzen hervor, die einſt hier wuchſen, die ſich ſcheinbar verloren hatten, deren Samenkoͤrnchen aber in der Erde verſcharrt waren *). *) Die Samenförnchen halten fi fehr lange unverfehre in der Erde, wenn fie fo tief liegen, daß die Luft fie gar nicht berühren fann. Wenn man im botanifchen Garten in Paris nur eine einigermaßen bedeutende Menge Erde von einer Stelle zur andern bringt, fo 45 Ich Fönnte hier noch von andermeitigen Modififa- tionen reden, die die Gefhöpfe bisweilen erleiden, nachdem fie aus der Hand der Natur hervorgegangen find, und die fie oft völlig unfenntlich machen *). Aber ich würde mich dadurch förmlich in ein Syſtem der Er: zeugung einlaffen, da ich doch bloß von der mwillführ: lichen Erzeugung reden will; ich befhränfe mich daher auf diefe. Ariftoteles nahm die willkuͤhrliche Erzeugung an, Indem er die Thiere im allgemeinen unterfcheidet, und in drei Klaſſen theilt, fest er alle diejen'gen in die dritte Klaffe, die, wie er fagt, aus der Fäulnig ent: ‚ftanden find, und die nicht von Thieren der gleichen Gattung, als fie felbft, erzeugt murden, Ich erwähne hier weder die harmonifchen Zahlen des Nato, noch die GSeelenwanderung der Brachmanen und des Pythagoras: auch will ih mich nicht auf Stellen der alten Dichter, die ih häufig anführen fonnte, beziehen, fondern bloß bemerflich machen, daß Virgil fie alle in der Stelle feines Georgicons vereinigt zu haben fcheint, wo er Proteus den Schäfer Arifteus das Mittel lehren Lift, ſich durch die Faͤulniß eines ges tödteten jungen Stiers vermittelft der wilfführlichen Erzeuauna neue Bienen zu verfhaffen. Mir wollen und nit an das Wort Faͤulniß ſtoßen! Es if ers fieht man mit Erffaunen, Pflanzen hervorſproſſen, die feit vielen Jahren verfhwunden waren. Da dies nun fremde Pflanzen find, fo leider es fein Bedenken, fie ſproſſen aus Samenkoͤrnchen älterer Pflanzen her: vor, die durch botaniſche Neifende bieder verpflanzt wurden. Auf der andern Seite hat auch der gefchickte Naturforfher Humboldt Samenkörnhen, die eins hundert Jahr alt waren, durch das Orygen die be: fruchtende Kraft wiedergegeben. *) Es ift dies der Fall bei manchen Bäumen, Vflanzen; vieleiht auch Thieren, wenn fie aus einem Klim« oder einer Erdart in die andre verſetzt werden. 46 wiefen, da, fo wie die Mfalescenz fich irgend einer Subftanz bemädtigt het, diefe Subſtanz eine (Gebähr-) Mutter wird, die zur Entwicelung einer Menge von harmoniſchen Theilden ſchicklich iſt. (Ich rede hier nicht von Inſekten, die daraus entſtehen, weil andre Inſekten ihre Eier hineinlegten.) Auffallend iſt es, z. €. daß, als man kochende Fleiſchbruͤhe in glaͤſerne Gefaͤße goß, die unmittelbar drauf, und ohne daß die Fluͤſſig— feit nur erfalten Fonnte, zugepfropft wurden, fich doch in diefen Fluͤſſigkeiten, fo wie fie faulten, eben fo, wie in andern, die man der freien Luft ausgefegt hatte, kleine Thierchen zeigten. Die mwitlführliche Fortpflanzung ift dieferhalb auch in unfern Taaen, von Männern, die mit Recht berühmt find, angenommen worden. Buffon nahm fie, durch Die epidenteiien Beweiſe dazu genöthigt, in ihrer aanzen Ausdehnung an. a, er ging noch weiter, er fchrieb ihr die Ent: ftehung der Würmer zu, die man in den innern Theilen, in den Eingemeiden, ja fogar in den Adern der Thiere findet *). Dem Ueberfluffe an Milch, oder vielmehr dem Theile derſelben, der nicht verdaut wurde, fehreibt er die Intftehung der Würmer zu, die den Menfchen vom Augenblicke feiner Geburt an, befchweren **). Da auch andre Arten von, Würmern beim weitern Wachen des Individuums ſich entwickeln, fo leitet er auch) deren Entftehung aus dem Ueberfluß einer organiz fhen Materie, und ihrem Aufenthalt innerhalb einiger Theile des Thiers her; 3. E. die millführliche Erzeu— gung der Bandwürmer (taenia), Spulmwürmer (ascari- des) und aller andern Arten von Würmern +). Man muß die Schriftfteller über die Wuͤrmer ge: fefen haben, um fih eine Borftellung von ihren feltz famen Meinungen in Rüdfiht der Intftehung Be *) Buffon, tom. XVIII. p. 38. **) Idem p. 289. 1) Ideim p. 227 ubi fupra, 7 machen zu Finnen. Alle die, welche die willkuͤhrliche Sortpflanzung nicht zugeben wollten, waren fehr in Berlegenheit, wenn fie erflären follten, wie in die faft anzugänglichen Derter der Thierförper Wuͤrmer gekom— men fenen. Man fieht oft mit Verwunderung, mie fie durch falſche Worausfegungen und Eophismen auszu— weichen ftreben, die fie mächtig beftritten haben wuͤr— den, wenn Andre fie gefagt hätten Du dergfeichen fehr oft von Männern herrührten, die font mit allem Rechte berühmt find ,- fo reisen fie unfre Neugierde, und zeigen uns, mie weit fich der menfchliche Geift vers irren fann, wenn er das Licht des Verſtandes und der Erfahrung zurüdftößt, und nur den Weg gehn mill; den er fich felbft gebahnt hat. Wagler *) behauptete, die Würmer fämen durch den Athem und durch die Küffe der Säugerinnen in den menfchlichen Knochen. Buchan **) verfiberte, das Kind fauge mit der Milch aus der Mutterbruft die erften Keime der Würmer ein, die fih dann in feinem Innern entwickelten. Anz dere fchrieben die Entftehung der Würmer der Luft, Andre den Nahrungsmitteln, und noch Andre den Ger tränfen zu, die das Thier verfchlufe. Da nun aber einige menfchlihe Würmer gar Feine Aehnlichkeit mit denen haben, die man bei andern Thieren, bei den Fiſchen, oder im Waffer finder; fo nahmen fie Meta: morphofen an. und verficherten, die Würmer verän: derten ihre Geftalt nah Maßgabe der Nahrungs: mittel, die fie fänden, Friſch 7) behauptete deshalb der Bandwurm entftehe aus den Spulwürmern, und diefer fonderbare Wurm fey ein Refultat der Verwand— lung, die die Spulmürmer dadurch erlitten hätten, daß fie in den menſchlichen Körper gefommen *) Naturforfcher, Band XIV. ©. 199. **) Hausarzendi, aus dem Engliſchen uͤberſetzt, zweiter Theil Kap. 24. DD Berliner vermiſchte Beiträge, Band 3. ©. 47: 48 waͤren. Dies letztere ſey aber dadurch geſchehen, daß die Menſchen Fiſche oder andre Thiere, die Wuͤrmer hatten, gegeſſen hätten. Auch ließen fie die Eier der Spulmürmer durch die Luft, oder duch das Ger tränf, oder durch die Nahrungsmittel in unfere Körper. fonimen. Aus diefen Eiern konnten nad) ihnen ganz verfchiedenartige Gattungen entftehn, je nachdem fie im Körper des Menfchen verjchiedenartige Materien porfanden. Sie mußten Planzenförnern gleich fenn, deren einige in diefem, andere in jenem Lande feimen: fo daß jemand, deſſen Körper an diefer Art von Seuche tigfeiten einen Ueberfluß hat, Würmer diefer, und ein Andrer, der an einer andern Art von Feuchtigfeiten einen Ueberfluß hat, Würmer jener Art, ein Dritter aber, der gar feine Feuchtigfeiten bei fich hat, die den Eiern der Würmer angemeſſen find, gar feine hervor; dringen, alfo immer frei von Würmern feyn wird, Wie z. E. manches Stüf Land, das für irgend eine Samenart unpaflend ift, ganz Damit befät werden _ fann, ohne daß ein Korn davon feimt *. Fragt man nun den Dionis, wie denn diefer Same in den menfch- lihen Körper gefommen fey, fo wird er mit Andry antworten: es fey eben fo möglih, daß fich dieſer Same in den Nahrungsmitteln befinde, als dies von dem Samen vieler andern Würmer. möglich fey, daß er in den Fruͤchten, im Käfe, und in den Kräutern gegenwärtig ſey. Ueberdies, heißt es ferner, ift der Same diefer Würmer vielleicht fehon feit der Empfäng: niß mit der Subftanz des Vaters übergeaangen: oder endlih, der Keim der Würmer kann fhon im Keime des Kötus da gemwefen feyn. Die Kühnften unter denen, die die wilkuͤhrliche Fortpflanzung beſtreiten, nehmen eine angebohrne Zeus gungs⸗ X #) Dionis, Diſſertation über den Bandwurm, ©. 8. Maris. Lemercier. 49 aunasfraft an %, und fagen, die mwahrfcheinfichfte - Beftimmung der Würmer ſey, im Körper der Thiere zu leben. Sie ſuchen ihre Meinung durch alles zu unterfiügen, was jie annehmlich machen kann; es fommt aber am Ende fait aufs gleiche heraus, ob die Zeugungsfraft angeboren oder willkuͤhrlich iſt; ob der Same der Würmer bei der Empfängnif mit der Sub: franz des Vaters übergehet, oder ob ihr Keim in dem Keime des Fötus vorhanden ift. Wir werden alfo, nachdem wir ung unnüger Weife in einem Kreife umher gedreht Haben, am Ende immer auf den Punft-wieder zuruͤckkommen müffen, von welchem wir ausgingen, naͤmlich zur willführlichen Erzeugung. Diejenigen, die die willkuͤhrliche Erzeugung annehmen, koͤnnen ſich ſo— gar zur Unterſtuͤtzung ihrer Meinung mancher Beweiſe und Thatſachen bedienen, welche die Schriftſteller an— fuͤhrten, die von der angebornen Erzeugung der Wuͤrmer, von dem Hineinfommen derſelben in unfern Körper durch die Luft, duch die Kuͤſſe der Saͤugerin— nen, durch die Eamenfeuctigfeit des Vaters, oder fonft auf irgend eine erdenflihe Art geredet Haben, Diefe wikführfiche Erzeuaung der Würmer findet in verſchiedenen Theilen der thierifchen Körper Statt; nicht bloß in denen, wo, mie in den Eingeweiden, ihren Keimen und Eiern der Zugang leicht ſeyn würde; fondern aub in Theilen, die hermetiſch verſchloſſen und moraliſch unzugänglich für jene Eier jmd, wenn wir ihnen auch die arößtmögliche Feinheit geben. Mir find um nichts weiter, wenn wir mit Linne“ *) und Scıöfer ***) annehmen, daß einige derſelben als Würmer in diefe Theile des Körpers, deren Zugang jo feſt verſchloſſen iſt, kommen, mie je z. E. von den *) Bloch. Bon der Erzeugung der Würmer, franz. Ueberf. S. 82 Strasburg. Treuttel 1788. **) Syft nat. edit. I2 p. 1077 — ***) Abhandlung von den Egeln der S Schafe. D — 30 x Egeln in der Leber der Schafe meinen *. Sie glaus ben naͤmlich, dieſe Thiere Hätten fie beim Trinfen aus Baͤchen oder ftehenden Waſſern verfchluft. Wenn wir aber auch wirflih die Eriftenz derfelden in diefen Waf- fern vorausfegen, wie hätten diefe Wuͤrmer ſich mitten durch die Nahrungsmittel, die den Magen der Echafe anfülen, einen Weg bahnen follen! Wie hätten fie bei dem Zermalmen und Wiederfäuen, das die Nah: rungsmittel in Teig und Brei verwandelt, verfchont geblieben fern follen! — Hätten fie nicht durch die wellenertige Bewegung, die die Nahrungsmittel unaufz hörlih nach unten treibt, mit fortgerifien werden muͤſ— jen? — Und angenommen, daf fie widerftänden; Fann man fich vorftellen, daß fie, wenn fie ſich auch grade nad der Deffnung des Gaͤllenganges wenden, ihn merz den durchlaufen, und duch die Leber: und citifchen Kanäle in der Leber und ihren Blaſen ankommen Eins nen; da do die Deffnung des Gallengangs durch eine Klappe feſt verſchloſſen ift, die die Natur allein dazu. beſtimmte, zu verhindern, daß von der Excite der Ein— geweide her nichts In diefen Kanal eindringen fünne ? Sollte ferner Hartmanns *%) Dandwurmartiger Blaſenwurm, von dem auch Runfeh **), Friſch FR), Daubenton 7), Palles 77) und Bloch Fr) reden, und den man in den Feberblaschen der Feldmaͤuſe, Haus— mäufe und Fledermäufe eingefchloffen findet, auf eben diefen Wege in jene Blaſen gefommen ſeyn, da doc alles zu erkennen giebt, daß er in diefer Geftalt nicht son augen dahin fommen Fonnte? *) Fafciolahepatica. Linnseus, *%*) Miscellan. natur curi, dec, 5, an. 2. obs. 193. **%) Ravfch, Op. omn. sel. I. p. 17. **+#) Mel, de Berlin tome VI. part. I. p- 121, P Hi, nat. + Dis, de inf; viv. p. 51, er Miſcell. Zoolog. p. 158, tab, 12. fig. 12 et 13. tm Bish, von der Erzeugung ber Würmer S. 32, > ’ 5t Wollen wir die Eriften; des einjiedieriihen Bla: fenwurms *), den Thyſon »), Bartholin **), Peyer ***), Müller +), inne FF), Pallas +++), Köipin FrrF) und Bloch FrrFF) nur. in den Höhfungen des Unter= und DOberleibes gefunden haben, auch dem gleihen oder einem ähnlichen Urfprunge zufchreiben, ungeachtet dieje Höhlungen durchaus “feine Gemein: febaft mit den Gefäßen haben, zu welchen diejenigen, die die willführlihe Erzeugung nicht annehmen wollen, ihre feste Zufludt nehmen? Die Naturforfher Haben diefen DBlafenwurm angetroffen, im Unterleibe der Schafe und anderer wiederfauenden Thiere; in der Le— ber und innerlid am Ruͤcken der Hafen feftfigend; im Netz und über dem Zwerchfell des Affen; in der Milz und in der Lunge des Schweins; im Unterfeibe deg Menſchen; ferner im Hafen nur fo groß wie eine Erbfe; größer aber in den miederfäuenden Thieren und im Menſchen; im Affen fo groß wie eine Nuß; und im Schweine nicht ſelten jo groß mie ein Fleiner Kinder: Topf, Waͤre er nit angeboren, oder durch willkuͤhr⸗ lihe Zortpflanzung in jenen Theilen hervorgebracht, &uf welchen Wegen folien wir ihn dann bis zu diefem Zielpunfte fommen laſſen? — Der gleiche Fall finder *%) Lombricus hydropicus, Thyfon, Phil. trans- ‚act, Vol. XVII. no, 193. p 506. +) Bloch, von der Erzeugung der Würmer ©, 87. ***) Ovain porcis, Barth, cent, 2, obferyar, 87. p; 295» ; ****) Hydatis anımata, Peyer, Mifcell, nat, cur, “ dec. I. enn. 7. obi. 206, +) Die Bafferblafe. Müll, +) Hydra hydatula. Linn. 4) Taenia hydatoidesa, Pellas, Eien, Zoöph, no, 413..n0, 5. tttD Kölpin, Mife. nat. cur. berol, Vol. ı. p. 350. tt) Bloch, von der Erzeuaung der Würmer ©. 52. D 2 52 mit dem Riemenwurm der — ſtatt *), den man im: mer in Ihrem Unterleibe und nie in ihren Eingeweiden findet. Diefe fcheint er im Gegentheil zu fliehen. Hat er ein gewiſſes Alter erreicht, fo durchbohrt er das, was ihn umgiebt. " Mitten durch die Musfeln und das Fleiſch des Fiſches bahnt er-fih einen Weg, um ang Tageslicht zu fommen, wo er dann ftirdt. Er Teint abjichtlich die dickſten und feifchigften Theile zu wählen. Gewöhnlich richtet er, indem er den Körner, der ihm zur Wiege und Wohnung diente, durchwuͤhlt, feinen Gang nach der Rücfenfloßfeder zu. Dann durchbohrt er die Haut und fällt ins Waſſer, wo er ſogleich um⸗ kommt. Da die eben angefuͤhrten Birmer oder geringelz ten Mollusfen in dieſen unzugängliden und innerlichen Theilen der Körper eriftiven, fo Fönnen fie nicht von auz J ßen hineingekommen ſeyn; man muß ſie folglich fuͤr Produkte einer willkuͤhrlichen Erzeugung anſehen. Aber, wird man ſagen, wir halten uns überzeugt, — und wer kann es läugnen, — daß Samentheifchen -und Keime von Thieren erifiren, die ung ſelbſt das Mikroſkop nicht zeigen Fann. Wegen ihrer unalaublichen - Kleinheit koͤnnen und muͤſſen diefe Keime alfenthalben durchgfeiten, und nichts Fann fie verhindern, irgendwo - hinein zu fommen; man muß alfo vernünftiaermweife an— nehmen; daß Im ganzen thieriſchen Korper Feine einzige Haut ſey, die fie nicht durchdringen fönnten. Ich antwortete hierauf, das kann in gewiſſem Betracht mahr ſeyn; auch gebe ich zu, daß diefe Keime, wenn fie anders felbft thätige und wirfende Würmer wären, allerdings troß allen Hinderniffen durchdringen würden, mie 3. B. einige Gattungen von Würmern duch alle Dederfungen eines Leichnams dur&dringen. So ein. Kadaver aber iſt ohne Leben und hat Feine lebendige *) Fafciolainteftinalis Linn, Fafeiola linea- sis longa, Fauna fuse. edit. 2, Pp. 305. no 2076. 4 e 5 3 und wirkende Kraft, er ſetzt ihnen Fein Hinderniß ent: ‚gegen und nichts Fann ſie da aufhalten. Die gleichen Verſuche in einem lebendigen Wefen würden diefem nothwendigerweiſe Schmerzen, Krämpfe und andere Krankheiten verurfachen, wir finden aber, deß in man- chen Thieren Würmer find, ohne daß foiche Symptome ihre Ankunft meldeten. Sie machen im Geaentheif ihr Dafeyn nur dann erft, menn fie im Körper eriftiren, wenn fie ſich vervielfältigt und eine gewiſſe Reife erlangt haben, durch alle jene Unerdnungen, die fie in der thierifchen Defonomie anrichten, bemerflid. Die Wuͤrmer find alfo innerlih ſchon da, ehe fie ſich Auferlich anfündigen fünnen. Ya, noch mehr! fie ‚werden mit uns geboren, Es eriftirt, fo zu fagen, fein Thier, das nicht ſchon aus feinem Mutterfchoße Würmer mitbraͤchte, die die mwillfuhrliche Erzeugung zu gleicher Zeit, alS das Febensprincip fih des noch fhlummernden Foetus bemaͤchtigte, hervorkommen ließ. Man hat nicht bloß in Kindern *) in Laoͤmmern *) und *) Linne fand in den Eingeweiden eines feiner Kinder, Das etwas über zwei Monate alt ftarb, und das noch nichts als Muttermilch genoifen hatte, Wuͤrmer (de corpı palpit p 133); traf in den Gingeweiden eines gleich nach feiner Geburt geftorbenen Kindes einen Knaul von folcher Würmern an. (De morb infent, lib. 5. cap. Io.) Dliumenbach zeraliederte einen jungen Hund gleich nad) feiner Geburt und fand den ganzen Darm- kanal mit einer unzähligen Menge Bardwürmer an- gefüllt. Handbuch der Naturgeih. ©. 21.) Wepler fahe ebenfalls eine Menge langer Spuhlwürmer in den Gedärmen einer jungen Katze. (De Cieuta p. N3. r i **) B — fand in einem ſaugenden Lamme die Leber— Eseln, ja er fand ſogar einmal in einem aͤhnlichen Lamme einen Dandwurm, der fieven Ellen fang war. C loch ubı fupra. p. 86) Raulin traf ebenfalls einen fehr Tangen Bandwurm in einem fürgenden Lamme an. (Obiervat. iur le Taenia ) ie 54 in Kaͤlbern 9, die noch fogen, Würmer gefunden, ſon⸗ dern man traf fie auch lebend, entwicelt, und wirkend im Foetus ſelbſt an. Rouſſeus **) fand Spuhlwuͤrmer i in Menge in Thieren,- die noch nicht geboren waren. Hart— mann ***) entdeckte Eaeln in einem noch unzeitigen Lamme. Brendel F) ſtieß bei der Zergliederung eines Fötus auf einen Snaul Würmer, der das kleine Gedaͤr— me anfülte, und Hippofrates feldft jagt, daß der Bands wurm beim Rinde ſich ſchon im Mutterleibe erzeuge. Dieſe Meinung und Beobachtung wird auch gar nicht beſtritten, ſondern vielmehr von Andry und Dionis ans ‚genommen +}. Auch Bloch ſtuͤtzt ſich auf diefe That— + Balisnieri meldet, daB ein ſaugendes Kalb Spuhl—⸗ würmer hatte. (Opera i in fol, vol, 1.p. 271.) %**) De morbis, lib, 4. ***) Mifcel!, netur. cur. dec. I. ann. 6 et 7. obf, 189. +) ©. Pallas, Diff. de-inf. viv p. 39. +) Hippsfrates ſagt daß. diefer Wurm fich oft fchon im Mutterleibe bei dem Kinde erzeuge. Dionis füge aber hinzu, dos Einne nicht anders geſchehen, als durch ein Ei, welches fih vermittelſt des Magenfafis ins. Blut der Mutter, das dem Kinde zur —— dient, begeben habe. Mas für einen langen Weg laͤßt —* Dionis das Ei des Bandwurms machen! — Zunaͤchſt muß die Mutter es in — mit ver⸗ ſchlucken. Es wäre alſo mit den Speiſen zermalmt und zerquetſcht in den Magen — indeß angenommen, daß es unverſehrt geblieben waͤre, ſo muß es nun mit dem Magenſaft umherkreiſen. Es seht ins Biut über, und durchlaͤuit den ganzen Körper mit ihm, um fih endfih in den Förus zu begeben, + Wenn eg auch wirklich bewieſen ſeyn follte, daß der Foͤtus vom Diät der Mutter lebe, weiche lange und gefahrvolle Neife hätte das Ei nicht immer zu machen, um an’ den Ort feiner Beſtimmung zu gelangen, und durch welch” eine Menge von Adern müßte es nicht durchgehn! Alle dieſe Schwierigfeiten mülfen bie Eriſtenz der Eier der Würmer und Bandwuͤrmer außerhalb des Körpers hoͤchſt unwahrfgeinlich ma— x 55 faben, um fein Spftem der angebornen Erzeugung das durch zu unterftügen, und da Feine diefer Erfahrungen bezweifelt werden kann, fo müffen wir annehmen, Daß die Würmer, die fih nicht bloß bei Neugebornen, ſon— dern auch im Foͤtus und im Embryo zeigen, in diefen das Refultat einer willführliben Erzeugung find. Wenn wir überdies den Bau der thierifhen, vorzüglich der weiblichen Zeugunaswerfzeuge unterfuben, jo finden wir, daß es faft unmöglich ift, anzunehmen, es hätten Würmer oder ihre Eier, oder ihre Keime in die Bärmutter gleiten, .das Chorion und Amnion, kurz alle Haute, die den Foͤtus umgeben, ja ihn felbft, und feine Haut, und feine Musfeln, und feine Bedeckun— gen, und feine werdenden Eingeweide durchdringen und ſich mitten in feiner thieriſchen Organisation niederlaf- fen fünnen. Kine Hppothefe diefer Art wird immer ſchwer zu-vertheidigen fern. Zu welcher zeit der Schwangerſchaft, und auf welchem Wege hätten ſich diefe Würmer in die Bärmurter begeben follen! — Ih fage Würmer, denn von Keimen und Eiern, die ohne eigne Kraft fein Hindernig uͤberwin— den, feine Haur durchdringen Fünnen, kann weiter die Rede nicht fenn! — Drangen diefe Würmer etwa durd den. Hals der Bärmutter ein? — Man weiß ja aber, daß diefer fih im Augenblicke der Empfängnif hermetifch verfchließt, und nicht dem gerinaften Atom binduch zu gehn erlaubt. Die Baͤrmutter ſelbſt ıft, wie der berühmte Blumenbach fie trefflich befchreibt, gleihfam ein Thier, das in einem andern Thiere eins geſchloſſen iſt. Go völlig unbedeutend fie. vor der Schwangerfchaft war, jo wirffam wird fie nad der Empfaͤngniß. - Sie fängt ihre Geſchaͤfte an, und erweis tere fih in jeder Hinſicht, drünat alles, was fie um: giebt, zurück, und da fie Außerft empfindlich it, fo wuͤr— chen. (&. Dionis, Differt, fur le Taenia, p. 13 am Ende.) ’. = EBEN : | ee Wuͤrmer fie zur Zeit der Schwangerſchaft nicht oh⸗ Nachtheil für das Individumm, wozu die Baͤr— u gehört, angreifen. , Würmer Fönnen fie alfo nicht durchdringen; Würmer Fönnen folglich eben fo wenig durch die Haute, die den Fötus umgeben, noch Duch den Foͤtus ſelbſt kriechen, und doch findet man oft, ja nicht ſelten ſehr große Würmer im Foͤtus. Ihre Exiſtenz muß alſo am Ende immer der fr eiwilligen. Erzeugung zugeſchrieben werden. Wir kennen heutiges Tages — Dank ſey es den nordiſchen Naturforſchern! — eine Menge dieſer Wuͤr— mer, und koͤnnen ſie unter einander und mit andern Thieren vergleichen. Die innern Wuͤrmer haben unter den andern Thieren kein Analogon, denn ſobald man die Thiere, Die, ihnen zur Wohhuna dienen, verläßt, findet man fie nicht weiter. Unzer *) und Linne“ ** behaupteten, Bandwurmer, frei im Waffer umher: fhwimmend, gefunden zu haben; nach einer genauen Unterfuhung der Sache widerfegte Pallas ***) aber dieſe Beobachtung vollkommen. Wettſtein fand eben— falls zu wiederholten Malen Riemenwuͤrmer von Fiſchen in einem Teiche bei Bremen. Er haͤtte fie auch für Würmer angefehn, die in einem ihnen angemeffenen Slemente ſchwaͤmmen. Bloch aber bewies, daß fie nichts anders ſeyen, als Würmer, die ihre eigentliche Wohnung, den Fiſch, fo eben verlaffen und jest dew Zeitpunkt ihrer Zeritdrung erreicht hätten. Späterhin- haben fich alle Naturforfher vereinigt, — aber alle ihre Bemühungen waren vergebens, — um im Waffen oder auf dem Lande Würmer aufzufinden, die den inner: lichen analog wären. Dieſe innerlichen fanden fi nut allein innerhalb des Körpers der Thiere, Gelbft die, - bie fih am allermeiften mit den innerlichen Würmern *) Hambursifihes Magazin. Vol, VII. — *5* **) Amoen. tom. 1, p593 Fr i de ink 7 Elench. Zooph.p. 407% 57 befchäftigten, haben nie einen einzigen auffinden koͤn— nen, der anderwärts exiſtirte. Da fie fih nun beſtaͤn— dig nur innerhalb der Thiere finden, und ander: waͤrts nicht egiftiren Fünnen, ſo muß man auch ihren Urſprung innerhalb des Koͤrpers der Thiere ſuchen. Wir haben geſehn, daß ſie willkuͤhrlich daſelbſt entſtan— den und ſich entwickelten, und daß man durchaus ihre Erxiſtenz einer ungefaͤhren Bereinigung von Umſtaͤnden, und von harmoniſchen Theilchen zuſchreiben muß. Die Wuͤrmer ſind mit den Oertern, wo ſie ſich entwickelten, ſo innig verbunden, daß ſie ſie nicht ver— laſſen koͤnnen, ohne ihr Leben zu verlieren. Trotz aller angewandten Sorgfalt, um ihre Exiſtenz zu verlaͤngern, konnte man doch nie dazu gelangen, außer bei einigen wenigen Individuen; aber doch auch nur fuͤr einige wenige Tage, Nur in den innern Theilen und Einge— meiden der Thiere finden fie die ihnen angemeflene Nahrung. Nur da leben und gedeihen fie alfo: nur da kann man fie antreffen. Sonſt allenthalben fterben fie; ſogar das Eintauchen derfelden in Flüffigfeiten, Die mit ihrer natürlichen Wärme gleichmäßig erwärmt waren, war vergeblib. Auch hier farben alle. In ihrem gewöhnlichen Aufenthalte ſcheinen fie aber allen Bewegungen, feldft der auflöfenden Kraft der Fluͤſſig— feiten zu trotzen. Beſtimmt zum Zermalmen, zur Xerz dauung und zur Chilitfation, bleiben fie unverjehrt und in ihrer vollen Kraft ; ja, fie wählen ihren beftän- digen Aufenthalt an Dertern, in weichen ſelbſt Wur— zeln, trockne und harte Kräuter und andre fehr feſte Körper in Drei verwandelt, wo fogar Knochen, ja felbft Schalen aufgelöft, und in Schleim oder Gries ver: arbeitet werden. Diefe, dem Anfchein nad, ſchwaͤch— lichen Würmer widerftehen der großen Kraft des Ma— genfafts und dem Zermalmen der Muskelfiebern des Magens und der Eingeweide, weil die, Ratur ihnen — 58 h diefe Derter zur Wohnung beftimmte, und fie durch eine wilfführliche Erzeugung hier entftehen ließ. Kamen hingegen die Würmer oder ihre Keime durch Speifen und Getränfe in den Körper der Thiere, fo würden alle gleichgebildeten Keime auch die gleichen Würmer hervorbringen, und mir müßten bei perfchies denen Thieren, die aber auf dem nämlichen Boden, ‚von der nämlihen Nahrung und überhaupt auf die nämlide Weife leben, diefelben Gattungen von Wuͤr— mern antreffen. Die Erfahrung lehrt indeR das Ge— gentheif. Sie zeigt, daß jede Thierart, ja felbft meh: rere Gattungen derfelben, ihre eigenthümlichen Wuͤr⸗ ver haben, die fih nur bei ihnen finden. „Die menſchlichen Bandwärmer find gen; anders be g ſchaffen, wie die bei den Bögeln und Fiſchen. Voͤgel, wie die Taucher und Keiher, die von Fiſchen leben, ſollten auch mit den Fiſchen gfeihe Wuͤrmer haben, wenn die Würmer aus Eiern entfiänden. - Man findet aber von dem affen nichts, und jede diefer Thierarten Yat ihre eigenthümlichen Gattungen von Wuͤrmern. Nie finder man bei Menfchen, vierfüßigen Thieren und Bogen, Würmer, die Fiſchen eigen find. ind die Fiſche verzehrt, fo theilen ihre Würmer ihr Schidfal und werden in. dem Magen des Thiers, das fie mit verfihlungen hat, zermalmt toie jene, ohne daß das Thier Unannehmlichfeiten empfindet, die es lehrten, daß es Wefen verfchlucft Habe, die den Fifchen vorher fo fäftig waren. Bon dem Augenblick des Verſchluckens find alfo jene Würmer der Zerſtoͤrung ausgeſetzt, der fie in ihrem vorherigen und natürlichen Zufluchtsort fo lange getrost hatten, Bloch fagt hiervon fehr richtig: „wo fie zugleich mit geboren wurden” oder wo — denn das läuft auf eins hinaus — die willführliche Erzeugung fie entwickelt hatte. | Unter gewiffen Umftänden fünnen ferner befondre Seuchtigfeiten Gelegenheit zur willkuͤhrlichen Erzeugung - 59 einer Menge von Würmern geben. Merftändige Aerzte haben fie in vielen anfteefenden Kranfheiten wahrges nommen. Andere machten dies Syſtem allgemeiner, und hielten, — dur) eine Menge von Fallen der Art, Die ihre lange Praris ihnen darreichte, dahin gebracht, —— die Würmer und ihre Erzeugung für die Grunds urfahe aller Krankheiten, die die Thier- und Menz fehenwelt quälen. Es hat freilich Aerzte gegeben, die dDiefe Meinung verwarfen, ober fie Fonnten wenigſtens nicht umhin, zuzugeben, daß die Würmer und ihre Er: zeugung die Urfache von gewiffen Kranfheiten feyen. Es giebt Fein Thier, Fein Organ, feinen Theil eines Thiers, der nicht durch die willführlihbe Erzew gung, nah den mannigfaltigen Modififationen, die fie anzunehmen im Stande ift, angegriffen werden Fonnte ). Heutiges Tages zeiat fie ſich uns faft nur in den taufendfältigen Geftalten der Würmer: und diefe Geſtalten find meiftens fehr einfach. Die Faͤlle, 100 ſie Inſekten foafft, find fehr felten, und die Laufes ſucht ift jegt ein Bhänomen. Diefe Bemerkungen würz den uns zu fehr wichtigen Reſultaten führen, wenn ich nicht, bei meinem Gegenftand, bei der mwillführlichen Erzeugung bleiben müßte, Ich will alfo hier noch durch den legten Beweis, den ich aufgefunden habe, allen übrigen das volle Gewicht geben. Keins unfrer Organe nämlich kann fi der Wirkung diefer willkuͤhrlichen Erz zeugung entziehen. Ich führe zur Beftätigung diefer Behauptung den Wurm an, den Spiegel In der glafete nen Feuchtigkeit eines — fand **), 4 *) Woher fame, wenn mean die willkuͤhrliche Erzeugung nicht annedinen will, das Thier der Kraͤtzblaſe —— Seabiei Linn. 3, der Flechten, des Ausſatzes, vielleicht auch der Luſtfeuche, der Pet und wahrfcheintich noch vieler andern Krankheiten, die uns bisweilen jo ohne alle Veraͤnlaſſung überfallen? — **) Bonner, Sepuleh. liv. 1. p. 422, a 60 Uns bleiben noch einige wichtige Fragen zu unters fuchen übrig: „Haben die innerlihen Würmer Gier oder nicht? — Unterfcheiden fie fih als Männchen und Weibchen oder nicht?” Beide Hypothefen, deucht mir, find noch nicht vollkommen bejtimmt. Ich geftehe, daß fih bei dieſer ſchwierigen Unterfuchung furchtbare Autos ritäten gegen mich erheben. Müller, Linne', Bloch, Pallas, Bonnet, Andry und eine Menge andrer, eben fo mit Recht berühmter, Schriftiteller fagen, die Würz mer haben Eier; fagen: fie haben fie gefehn, und forg: faͤltig unterſucht; wollen Millionen derſelben in jedem Individuo entdeckt haben, und haben fie in vielen Zeichnungen dargeftellt. Sie verfihern fogar bemerkt - zu haben, daß diefe Körper, die fie Eier nennen, fich bedeutend ausdehnten, Diefer wurden, und ihre Farbe „veränderten. Es ift wahr, ich felbft habe lange Zeit das Gleiche gefehn, ich laͤugne es nicht. Aber bat einer von, diefen Schriftſtellern diefe eifoͤrmigen oder kugelartigen Koͤrper (die bisweilen auch eckig ja ſelbſt viereckig ſind) ſich ſpalten und ein lebendiges Thier hervorbringoͤn ſehn? Sch glaube „nein!“ Je mehr ich leſe, deſto mehr merke ich, daß fie der Analogie folgten, und Tauſende von Kügelgen, oder andern aͤhnlichen Körpern, die die Haut faft aller Würmer an: füllen, und von deren Gegenwart fie fi durch das Vergroͤßerungsglas überzeugten, für Würmereier hiels ten. Sie erſtaunten über ihre ungeheure Menge, aber fie forſchten nicht weiter. So viele Eier ſetzen eine uns geheure Vervielfältigung voraus, Die Würmer eriz ſtiren aber gewöhnlich nicht in vorzualicer Menge; was follte Denn alfo aus den gebildeten Keimen werden, die ficb entweder ‚vernichten ‚pder zum Leben fommen muͤſſen? — Loͤwenhoͤkf und Swammerdam (lauter aͤußerſt fi a 4 AR a c forafäitige Beobachter, wenn fie ſich des Vergroͤße— » N — N 61 vungsalafes bedienen), und Fürzlich noh Andıy ) und Bloch **) nehmen die Eriftenz Diefer Eier an, und finden fie in fo großer Menge, daß „wenn man fie mit einer Radelfpige berührt, das, was an der Nadelfpige hängen bleibt, wäre e8 auch fo Flein als das Fleinfte Sandförnden, unter dem Ber :vößerungsglafe dennoch - als ein unglaublich großer Haufen von Fleinen Kugeln erſcheint.“ Hätten aber diefelden "Beobachter jede andre thieriſche Flufiafeit eben fo unter das Mikroſkop gebracht; hätten fie 3. &. den Rahrunasfaft oder das rothe Blut der vierfüßigen Thiere damit verglichen, fo würden fie ebenfalls ‚‚einen unglaublich großen Haufen von kleinen Kugeln‘ an einer Nadelfvige behalten ha: ben ; denn unterm Bergrößerungsalafe erfcheinen unfer Nahrunasfaft und unfer Blut durchaus als ein Haufe von Kuͤgelchen, die alle übereinanderhin rolfen. Sollten wir ung aber wohl je überreden laffen, daß diefe Blut: kuͤgelchen Menfchen: Eier feyen? Die Thiere ohne Ruͤckenwirbel, beſitzen ftatt des rothen Bluts eine weiſſe Fluͤſſigkeit. Auch fie befteht immer aus Atomen, die unterm Mifroffop Fugelförmig find, bei verfchiedenen Individuen indeß verfehiedene Formen haben, wie Bloch beobachtet Hat **). { Nie hat er, noch ih, noch fonft jemand gefehn, daß folche Kuͤgelchen einen Wurm hervorgebracht hätten. Wohl aber hat man — mie er auch eingefteht — Fehr oft geſehn, mie die. Würmer ſich ihrer aanzen Fänge nach fpalteten, und eine Menge von vollig ausgebil— beten — zur Welt brachten F). *) bei Dionis ©. 15. **) Bloch, von der Erzeugung der Würmer ©. 9, 13, BG 17,.28,24,25,29, 30, 46,'.50,73,.76,:92, r *8*) Bloc, ebendafelöft. D Bloch, ubi fupra. p. 74,77 und 81. Es fey mir erlaubt, meine eigne Beobachtung hier⸗ über anzuführen: Sch legte eintt zwei Spuhlwuͤrmer 62 Da dieſe eben gebornen Wuͤrmer nun ſchon eine gewiſſe Laͤnge erreicht hatten (denn ſie waren vielleicht ebenfalls Schmarotzerwuͤrmer und hatten ſich willkuͤhr— lich in dem. Körper des großen Wurms gebildet), fo glaubten manche Shriftfteller vielleicht dieſerhalb, daß ‘die Würmer ſich verwandeln koͤnnten 9, Waͤren jene fugelartigen Körperchen Eier, fo müßten fie ausfriechen, aber das haben fie nie gethan, ſelbſt dann nicht, wenn man ihnen thierifhe Materie und Wärme zu ihrer Ent— wickel⸗ ung darbot. Bloch **) ließ Enten und Hühner völlig Tebendige innerlihe Würmer von Fifchen und REN verſchlucken; geſteht aber, bei den Enten und Hühnern nie eine Spur von jener Würmergattung, die er fie verſchlucken ließ, entderft zu haben. (Daß er Dies jenigen Würmer die ihnen eigen find, bei ihnen ſant, verſteht fich.) Die Graͤnzen einer allgemeinen Einleitung gebies ten mie, bier aufjubhören, und in Ruͤckſicht der vor— gegebenen Baarung und der Menge von Beweifen für die wilfführliche Erzeugung auf die Geihichte der Würs mer feldft — die ih unter der Benennung „gerin— gefte — fen“ begreifen werde — zu vers weiſen. Welcher andern Urſach koͤnnen wir die unge— heure Vermehrung jener kleinen, gefluͤgelten, ſchwar—⸗ (afcarides) in lauwarmes Waſſer. Nach zwei Stunden oͤffneten ſie ſich ihrer ganzen Laͤnge nach, und geba— ren einige hundert andre, anderthalb Zoll lange, weiſſe Wuͤrmer, die ich indeß nicht mit Unfehlbarfeit für Spuhlwuͤriner ausgeben will; denn ich machte diefen Verſuch in meiner früähften Jugend und befaß alſo noch nicht Kenntniſſe genug, um ſicher zu urtheilen. Soviel bleibe für mich aber ausgemacht, ich ſahe dieſe Wuͤrmer lebendig aus den beiden andern größeren hervorfommen: ) Die vier vorhergehenden Zeiten find im Original un⸗ verſtaͤndlich. A. d. Ueberſ. *x) Bloch, ebendaſelbſt. 63 zen, und rauhen Inſekten zuſchreiben, die drei ganze Mos nate hindurch fich in unglaublicher Menge *) inund über dem Grabe eines Menſchen aus Plontpellier zeigten, der — ſeines Lebens dem Wein ergeben geweſen war? — (Eine game, die wir dem geſchickten Arzt Moublet verdanfen.) Diefe Taathierchen, neben welchen fih Fein andres Inſett zeigte, ſtarben gleich, ſobald man ſie einige Schritte weit von dem Orte ent— fernte, wo ſie hervorgebracht waren. Laſſen die Wurm— krankheiten und die in gewiſſen Epidemien ſo haͤufigen Wuͤrmer nicht offenbar auf ein Ferment ſchließen, das ſich organiſirt, und willkuͤhrlich jene — hervor bringt, die bisweilen fo zahlreih find, daß Fleiſch ſich ſaͤmmtlich in Wuͤrmer verwandelt, wie —* dem todten Koͤrper des Thiers der Fall war, das Swam— merdamm vor Augen hatte, und wo ſie dergeſtalt wim— melten, daß es unmoͤglich war, das Geringſte vom Fleiſche zu entdecken? — Woher kaͤmen denn die Thiere, die ſich der todten Körper bemaͤchtigen, die ſich nur da finden, und die umkommen, ſobald ſie nichts mehr zu verſchlingen haben; die alſo beinahe eben ſo IR wieder verfihwinden, als fie erfhienen find. Sen mehr man fie beobachtet hat, defto mehr hat man fich übers zeugt, daß fie Feine Verwandlung erlitten. Moublet fahe gleichfalls kleine weiffe Würmer einen Kadaver bedecken. Er beobachtete, daß dieſe Thiere in ihrer Figur, Farbe und Geſtalt, nah Beſchaffenheit der Krankheiten abwechſelten. Auch andre Thiere von einer verwickelteren Orgas nifation erzeugen fich bisweilen freiwillig. Einige leben einſam; andre fehr verpielfältigt. Zu den erfteren fann man jene Thiere rechnen, die von, Andry und andern Beobachtern angeführt werden, und die ſich in verſchiedenen Theilen des menfhlihen Körpers erzeugt *) Duffon, Band XVII, ©. 42. d. Edit. 64 hatten. "Einer der eigenthämlichften ift der Wurm, über welchen Berillard Arzt in Mans) dem Buffon Beobachtungen zuſchickte, und den er zwanzig Tage lang ernährte. Er fraß Fleiſch. Mehr als zweihundert Perſonen haben ihn beodachtet. Muß man zu den wills führlich erzeugten Thieren, die mehr organifitt find, als die Würmer, nicht auch die Läufe rechnen, die in der Laͤuſeſucht völig gebildet und zwar ſo fchnell und in fo ungeheuter Anzahl erfiheinen , ‚daß fie, in meinem Beifeyn, am Bord eines Schiffs in einer einzigen Stunde einen Menfchen verzehrten? Seine Kameraden und deren Betten wurden aber davon nicht angeſteckt, denn als man den Leichnam ins Water geworfen hatte, ſtarben alle zurüdigebliebene Inſekten bald. Ich hatte einige davon in einer kleinen Flaſche geſammelt; fie. fihienen mir den gewöhnlichen Laufen durchaus gleich, Wenn von den geringelten Würmern oder Mol: fusten, und von den mikroſkopiſchen Mollusfen die Rede ſeyn wird, werde ich meine angefteliten Berfuche und die Refultate anführen, die fie mir geliefert haben. Ich ftimme nach denfelben vollfommen mit Bonanni überein, wenn er fagt, jede Körperz oder Pflanzenart bringe durch die Faͤulniß cine eigenthuͤmliche Werfen: gattung freiwillig hervor, Ich hoffe, meine Lefer follen dann ebenfalls diefer Meinung merden. Ich hätte noch eine Menge von Beweifen für die will kuͤhrliche Erzeugung beibringen fünnen. Man kann mir einwerfen, niemand habe diefe harmonifchen Theilchen gefehn, und hoͤchſtens koͤnne man ihr Dafeyn muthmaßen; indeß alles Erwähnte überzeugt uns, daß es Thiere giebt, die fich nur unter gewiffen Umftänden zeigen, die ihre Exiſtenz feinen andern Thieren ihrer Gattung verdanken, und def mit ihnen ihre Race ans fängt und endigt. Denn fie wachen zwar, und werden decker, Feins aber giebt Thieren ähnlicher Art das Leben. Der unfterblihe Buffon fagt daher mir Recht: „es gebe — 65 gebe eine unendliche Mannigfaltigfeit von Urfachen der Erzeugung, es müßten daher auch ihre Kombinas tionen mannigfaltig feyn, und alle Fönnten Quellen neuer Produftionen werden. Es fenen vielleicht eben fo viel lebende oder vegetivende Mefen, die durch das ungefähre Zufammentreffen organiſcher Arome erzeugt werden, als. es Thiere. und DBegetabilien gebe, die durch eine fortgefegte Folge von Erzeugungen hervor⸗ aa würden N. | Naturgefchichte der Mollusfen (MWeichwürmer). Eederhäutige (coriaces) Mollusken. Einleitung. Nur nach reiflicher Unterſuchung aller Eintheilungen der uͤbrigen Schriftſteller uͤber die Mollusken habe ich mir eine neue erlaubt. Jene Eintheilungen alle laſſen naͤmlich etwas zu wuͤnſchen uͤbrig, und das iſt natuͤrlich, da die Natur, die alle Geſtalten und Oerter annimmt, uͤber unſere Bemuͤhungen, ſie zu feſſeln, lacht. Jeden Augenblick weicht ſie wieder von dem Thiere ab, das ſie ſich vorher zum Muſter gewaͤhlt zu haben ſchien, geht bald rechts bald links, bildet jenem voͤllig fremde Gattungen, und kommt, bisweilen nach einem ſehr weiten Umwege, wieder auf den Punkt zuruͤck, von welchem ſie ausgegangen war. Unſre Abſchnitte und Abtheilungen werden daher wie unſere Syſteme immer unvoljtändig bleiben. Dies muß folglih auch der Sall mit dem meinigen feyn. In dieſer Hinficht gebe ich es *) Buffon, Band XVII, ©. 24 diefer Edit. E 66 = auf, denn Die gefunde Vernunft muß jedes Syſtem nur als ein mechaniſches und kuͤnſtliches Mittel anfehn, das "man erfand, um dem Gedaͤchtniſſe zu Hülfe zu kom— men, und unferer Schwaͤche auszubelfen. Habe ich daher, wie alle weine Vorgänger, eine Eintheilung zum Grunde gelegt, fo geſchah es, weil ich ihrer viel- leicht mehr als jeder andere bedurfte, um meine Jdeen abzutheit en, und meinen Fefern aeordnet vorzulegen. Lange vor Ariſtoteles ſchon hatten fih einige Naturforſcher dem Studium der lebenden Wefen ges widmet. Jener große Philoſoph Hat eine fo ungeheure Menge von Besbadtungen in feinen Werfen, aufge— zeichnet, daß man glauben muß, er hat alle frühere _ gefammelt, und die feinigen, fo wie die Refultate feiz nes Nachdenkens, hinzugefuͤgt, um uns auf diefe Weife einen vollſtaͤndigen Koder der Katurgefejichte feiner Zeit zuruͤck zu laſſen. Dem fen, mie ihm wolle, ge ilt das ganze Thierreich fehr methodisch ein, und verfegt die Thiere ohne Ruͤckgrad mit weigem Blur in eine befondere Klaſſe. Aus diefer macht er wieder große Abthe ilungen, Die er weiche, mit einer (Krufte) Rinde bedeckte (eruftaces), mit Scha⸗ fen verfchene (reftaces) und Infeften* nennt. Die werden, oder Mollusken, heißen bei ihm im allgemeinen mala eodermes, oder Thiere mit weis cher Haut. Galen legte ipäterhin feine Nacbforichun: gen zum Grunde und nannte die erwähnten Thiere malakıa **) d.h. fügte er, weiche Thiere, de ren Sant nid tt rauh, nicht ſchuppig, nide ibalig, fondern weich iſt. Die Schriftſteller der damaligen Zeit beſchreiben, als die erſten ihrer — *) Axiſt. Hiſt lib. 1. cap 4. et 8., et lib. 4. cap, 1. — Malakia, i. e. mollia vecantur, neque— fquammam, neque siperam, neque tefta ceam eurem habentia, fed moliem, Ga allie- nus lib 3. De aliment. facult. zur _ 67 Hrt, Zunaͤchſt Diejenigen Wefen, die ſich dicht um ſie herum befanden. Auch wählten fie fih die größten, und ins Auge falendften, oder die nüslichften aus, und ſuchten micht erft in der Kerne fremde oder verborgene Gattungen auf,-fondern diefe wurden fpäter mit den ſchon beobachteten und befchriebenen in Verbindung ges fegt. Daher kennt Ariftoteles von allen Mellusfen auch blog die Dintenfiſche, Polhpen und Kolmars. Faſt wider feinen Willen verbindet er damit noch den Ser Hafen *) und einige Meerneffeln, zu welchen er wahr: Tcheinlihd die Eeeanemonen und eine Menge anderer Mollusfen rechnet, denen fpätere Beobachter ihre gehoͤ— tige Etelle angewiefen haben. Belon und Rondelet folaten dem Ariftoteles. Sie fellten die Natur: geſchichte wieder her, wichen aber in ihren Meinungen fehr wenig von ıhrem berühmten Vorgänger **) ab. Rondelet hat zwar viel feldft beobachtet, und einige bis dahin unbefannte Gattungen befannt gemacht, aber er beariff fie alle unter einem allgemeinen Namen, ohne die verſchiedenen Geſchlechter gehörig zu unterfcheiden, Erft Aldrovandi verfuchte dies Chaos zu erdnen, ſon— derte die Inſekten gänzlich ab, und rechnete die Wuͤr— mer mir dazu, nahm-auch eine Klaſſe mehr an als Ariſtoteles, namlie die der (Zuophnten) Thierpflan— zen. Zu Diefer vechnete er ohne Namen und Drdnung, die Medufen, Seeanemonen, Laplifien, Alcyons und . andere Polypen, ob er gleich wohl einfah, daß alle diefe unzufammenhängenden Wefen Feine wahre Thierpflan— zen jenen, Ich bemerfe hierbet, daß man damals die (Aſeidien) Seeanemonen, und faft ale Mollusfen, die *) Die Lapliftie der Neuern. **) Alexander verdient den Beinamen des Großen mehr Dadurch, dab er- die Wiſſenſchaften ehrte und beförs derte und dem Ariſtoteles zu feinen Beobachtungen Thiere, Pflanzen u. ſ. w. zuſchickte, als durch alle ſeine Eroberungen. * 68 ſich mit dem Untertheil ihres Körpers an den Felſen an⸗ legen, Thierpflanzen nannte. Die Korallen und Gor⸗ gonen, Madreporen und Schwämme feste man unter Die Seepflanzen. Man wußte noch nicht, daß Ddiefe äftigen Körper ihre Exiſtenz Polypen verdanfen, die fie gemeinfchaftlich hervorbringen. Diefer nicht zu er: mudende Sammler unternahm fehr forgfältige Unterfu: chungen. Man erftaunt über die. Menge von Materialien, die er fammelte, Ungeachtet er über fünfundfiebzig Jahr alt wurde, Fonnte er doch nicht alle feine Arbei— ten herausgeben. eine Gattin gab daher nach feinem Tode feine nachgelaffenen Werfe in vier Bänden hers aus, und midmete fie dem Magiftrat von Bologna. Diefe nachgelaſſenen Werfe handeln von den Mol: lusfen, von den mit Ktuften bedecdten, von den Schalthieren und von den Thierpflan zen. Gesner und Konfton fehrieben den Aldrovandi aus; ihr Tert ift der feinige, nur abgekürzt; und ihre Zeichnungen find durchaus dieſelben, die er lieferte, nur fallen fie bisweilen weit fehlechter aus. Jonſton fügte indeß doch einige Brafilifche, mit Kruften bedeckte Thiere hinzu. Seit der Zeit hat aber diefer Theil der Naturgeſchichte große Fortſchritte gemacht; eine Menge einzelner Beobachtungen vermehrte die Anzahl der Thiere, die die bisherigen NRaturforfcher ſchon be: ichrieben hatten, täglich; big Linne fie endlich in Klaf- fen und Gefchlechter ordnete. Seine Nachfolger haben auf den Grundlagen, die wir ihm verdanfen, meiter gebaut. ein trodnes Namenverzeichniß macht ihn mit Recht unfterblih, denn jede Zeile dieſes Werks ift das Refultat ungeheurer Unterfuhungen. Jede Zeile enthält ein Buch. | In dem aufgeflärten Jahrhundert, das das Zeit: alter Ludwigs des Vierzehnten vorbereitet hatte, erho: ben fi faft in allen Wiſſenſchaften große Männer. 69 Sranfreich legte in feiner allgemeinen Incnflopädie den Snbegriff aller damaligen menfhlichen Kenntniffe der Welt vor. Die Naturgefchichte machte alfo einen Theil derfelben aus. Buffon hatte die Gefchichte der vier füßigen Thiere und Vögel dazu geliefert. Lacepede gab die der Fifche und der eierlegenden vierfüßigen Thiere heraus; andere Naturforſcher fchrieben die der Schlangen und Wallfifharten (Ceraces). Bruguiere endlich erhielt den Auftrag, die Gefhichte der Würmer und Mollusfen zu fchreiben. Die vielen Rupfertafeln, die er herausgab, liefern und gleichfam nur den Umriß feiner Bemühungen. Bruguiere machte eine meite Reiſe; unvorhergefehene Umftände verhinderten Die Herausgabe der Enenflopädie und der trefflibe Bru— . guiere erlag den Befchwerden eben, als er nach der Ruͤckkunft von feiner Reife die legte Hand an feine MWerfe legen wollte. Das heilige Feuer der Willen: fhaft erlofch aber nicht mit ihm. Er hat zahlreiche Nachfolger. Sie haben fein Syſtem noch berichtigt, und viele und wichtige Thatfachen zu Denen hinzuge— fügt, die Bruguiere und feine Vorgaͤnger gefammelt hatten. Rest machte famarf fein Spftem der Thiere ohne Rückenmwirbel befannt. Cuvier ftelfte das feinige in einem vollftändiaen Syſtem des Thiergeſchlechts auf. Diefen früheren Schriften gab er bald darauf dur fein teefflibes Werk über die vergleichende Anatomie noch mehr Gewicht. Nach ihnen gab Bofe feine Ras turgefchichte der Würmer und Mufceln heraus, worin er mit Hinweifung auf die Linneifche Nomenclatur die Gattungen anzeigte, die noch bis jest in jedem Ge— fhledte angenommen find. Dadurch erwies er der Wiſſenſchaft einen fehr großen Dienft, denn er erfparte auf dieſe Weife allen, die fih mit diefem Theile der Naturgefhichte abgeben, eine Menge Unterfuchungen, Die Schriftfteller, die fih nur mit einzelnen That— ſachen befhäftigten,, habe ich in diefer Furzerilleberficht 70 abſichtlich nicht angefuͤhrt. ie bereiten nur die Mas terialien zu, die derjenige anwendet, der das Gebäude aufführt. Indem viele einzelne Beobachtungen zweck⸗ maͤßig vereinigt werden, entſteht ein grobes und ſchoͤ⸗ nes Ganze. So weit ich bis jest die Drganifation der Mok fusfen fenne, habe ich fie durchaus nach ihren natürlis hen Beziehungen (Verhältniften, Rapports) geordnet. Aus diefem Geſichtspunkte ſah ich die Geſchichte der Mollusken an, als ich die Eintheilung derſelben be— ſtimmte. Unter der Benennung „lederhaͤutige Mollusfen” begriff ih die Dintenfiſche, die Kal- mars, die Polnpen und die nacten und fchalichten Fluͤ⸗ gelwuͤrmer (Clios); nicht weil ſie ihre Fuͤße oberhalb des Kopfs haben *), ſondern weil ihr Körper mit einer Eceide oder mit ah Sad umgeben AR, den alle dieſe Thiere befigen. Ihre Kennzeichen ſind: Ein hervortretender Kopf, und ein fleiſchiger Koͤrper, der in- einem lederhäutigen Sad (oder — eingehuͤllt iſt. Sie athmen durch Kiemen. Ihr Geſchlecht ti abge— fondert, fie legen Gier, und finden fib nur im Meere. Dies find die einzigen Molfusfen, die eine wirkli— che fleifcherne und lederhäutige Ccheide haben. Rehme +) ‚Die Arme des Dintenfifches und der ihm zur Seite ſtehenden Mollusken, find feine Füße, wie man aus der griechiichen von Cuvier angenommenen Benen— nung fchliegen möchte. Eie gehen nicht mit dieſen. Gliedern; denn fie gehen uͤberhaupt nicht, ſondern fie fhwimmen.. Es find im Gegentheil Arme, aber fie find ſehr biegſam, fie ergreifen und halten Liejeni— gen Thiere, die ihnen zur Nahrung dienen, damit feſt, oder klammern ſich damit an den Felſen an. ! A 71 ich dieſes Kennzeichen im ſtrengſten Sinne an, ſo be— zeichne ich dadurch dieſe Klaſſe von Mollusken genau, denn ſie ſchließt nur einen Theil der cephalirten, oder mit einem Kopfe verſehenen, Mollusken in ſich. Da— gegen wird dieſe Klaſſe Cuviers ſaͤmmtliche Mollusken, die die Fuͤße am Kopfe haben (cephalopodes), enthal- ten, und das erſte Geſchlecht feiner Galteropodes *) (die die Füße am Bauch haben) mit einfließen. Ich will meine Eintyeilung gerade nicht rechtferti— gen, aber ich bemerfe doch, daß Lamark und Boſc allen ihren Mofusfen mit einem Kopfe (cephales) einen Dicken Mantel von verfchiedener Geftait geben. Gie rechnen Die Schnecken mit zu den cephalifhen Mollus— fen; ich glaube aber, dag es ſchwer ſeyn moͤchte, zu beweifen, daß diefe einen jolchen Mantel haben. Die Benennung Cephalopades, oder, die die Füße am Kopf haben, Fonnte ich eben fo wenig annehmen, denn die Arme der Dintenfifche find (wie ſchon geſagt) Feine Fuͤße, und fpäter werden wir Polypen, Waſſerſchlan— Alle Schriftfteller geben ihnen einen ganz verschiede: nen Namen, die Neueren haben Ruͤck kſicht darauf ge: nommen, daß ſie dieſe ſogenannten see als Arie gebrauchen, und haben fie deshalb zum Theil Fuͤhl— arıne (rentacules), zum Theil mir Warzen verjehene - Arme (bras verrugueox), genannt.“ Boſc) *) In Ruͤckſicht dieſes Worts muß in Cuviers Werken ein Druckfehler eingeſchlichen ſeyn, Der aber ſehr oft wieder vorkommt. -Gafter bedeutet Bauch und Bodes, Füße, "Cafleropodes heißt alfo „Füße am Bauch habend.“ Sehe ich aber eine Schnecke ‚an, fo finde ich feine Füße an ihrem Bauche. Sch kenne zwar die Kraft des arischifchen = privati- vum wohl, weiß folalich, an apodes Ohne Fü: Be bedeutet, Man muͤßte d dann alfo ſtatt, a rero- podes, gafterapodes fefen. Die Schnecke ſchleppt ſich aber auf dem Bauche fort, dies W wuͤrde folglich immer noch nicht den Sana der Sehne: de bezeichnen. Mein Kath iſt: man laſſe dus Grie— chiſche weg! * 72 gen, Aktinien, Holothurien, Nereiden und andre Thiere finden, die ebenfalls am oberen Theile des Koͤrvers Arme haben, mit welchen ſie ihren Raub er— greifen. Ich fuͤhle die Pflicht, dieſen Schriftſtellern, deren Werke und Beobachtungen ich mich bediene, die tiefſte Achtung zu erweiſen, aber ich kann doch nicht dafuͤr, daß meine Meinung nicht gaͤnzlich mit der ihri— gen uͤbereinſtimmt. Alle lederhaͤutige Mollusken leben im Meere. Man finder fie nie in ſuͤßen Waſſern, nicht einmal in den Mündungen der Flüfe und Bäche. Einige, ;. E. die Dintenfifcbe, fterben fogleih an der atmoſphaͤri— fchen Luft. Andre, 3. €. die Kalmars, koͤnnen ihren Ein> fluß einige Zeit ertragen. Die Polypen, die fehon ftärfer und Fraftvoller find, Halten darin aus; ja einige gehen felbft ans Fand, mie z. E. die befchalten Amphi- bien thun. Manche jcheinen ſich über eine Windftille, oder über fehönes Wetter zu - freuen, Cie öffnen und breiten ficb dann in den Strahlen der Sonne, deren milde Wärme fie lieben, aus. Die Flügelwürmer (Clios) erheben ſich zwar auch über das Waſſer, fie tauchen aber fogleich wieder unter. Alle diefe Mollusfen athmen durch Kiemen; Rondelet erfannte den Nuten derfelben bei den Dinten: fifihen zuerft. Er fahe, daß die äftigen Kiemen in der thierifhen Defonomie diefes Mollusfes die Stelle der Kiemen bei den Fiſchen vertraten. Die Alten, die diefe Art von platten Einaeweiden (vifceres palmes) inner: halb der Scheide des Dintenfifches feitwärts befeftiat fanden, nannten fie faferige Blätter, haariges Weſen, (Cap'!lamenta). Die Kiemen find bei den Mollusfen, was die Lungen bei den vierfüßigen Thieren find, ein Drgan zum Athmen. Um ihre Verrichtungen deutlich darzuftellen will ich hier die Befchreibung herfegen,, die Lamark ©. 45 in feinem Syſtem der Thiere ohne Ruͤck— grad, davon gegeben hat: 73 „Die Kiemen, fagt diefer gelehrte Naturforfcher, find ein Organ zum Athmen, das entblößt da fteht, und nicht wie die Lungen, Zellen, uftröhrenafte, oder eine Luftröhre feldft, hat. Die Gefaͤße, die in der Lunge fih auf den Wänden der Zellen und Luftröhrens äfte umher befinden, um die eintretende Luft aufzus nehmen, die fich im Augenblick des Einathmens durch die Luftröhre hinein begiebt,;, — die gleichen Gefäße befinden fich bei den Kiemen auf ihrer Oberfläbe, auf ihren Blätterchen, und auf ihren Frangen, theilen fich in unendlih viele Fleine Mefte, und bieten dem ein⸗ firömenden Zluidum eine große Dberflähe dar. Die Thiere mit Kiemen find meiftens Waflerthiere. Sie athmen alfo das Waſſer felbft ein, d. 5. für fie ift Waffer das einftrömende Fluidum. Ihr ganzes Athmen bes fteht folglich darin, daß ihre Kiemen immer aufs neue mit friſchem Waſſer angefüllt werden. Es ſcheint da— her, daß dies Organ zum Athmen die Kraft habe, die Luft, die das Waſſer aufgelöft enthält, oder die immer mit ihm vermifcht ift, davon abzjufondern, fie dann zu abforbiren, und in die Fluͤſſigkeiten des Thiers uber: zuleiten. Sicher giebt e8 auch Luftfiemen, d. h. Kies men, die ihre Sunftionen nicht im Wafler, fondern in der atmofphärifhen Luft verrichten. Die Kiemen der Waflers und Land: Schrnecfen geben ein Beifpiel der Art ad. Mit einem Worte, die Kiemen find ein Drgan, ‚das die Fiſche, Mollusfen und Kruftenthiere (Cruitacgs) zum Athmen mwefentlich nöthig haben.” Diefe Kruſtenthiere find oft Amphibien. Einige Krabben eben fogar fehr lange außerhalb des Maflers, - Ja fie fcheinen das Land dem Meere vorzusiehn, denn fie verweilen in dem legteren kaum den vierten Theil des Tages. Wahrfcheinlich unterfcheiden fih ihre Kies men im Bau von denen der Fifche, denn diefe z. €. der Herina und die Mafrele fönnen an der Luft nicht leben, Es muß ſich mit den Drganen zum Arhemholen bei den 74 federhäutigen Mollusfen eben fo verhalten, denn einige unter ihnen fterben fogleich-an der Luft, und andre fheinen, wenigftens eine Zeitlang, den Unterfchied der Luft vom Waſſer nicht zu fühlen. Einige leben im Hohen Meer, andre feheinen fi) mehr an den Küften aufzuhalten. Ihre Haut ift klebrig. Die Geſchlechter find bei ihnen fehr beſtimmt verfchieden, d. h. einige find männlich, andre weiblich. Alle legen Eier. Das Männchen beftuchtet die Eier des Weibchens, indem - es fie mit feiner Samenfeuchtigfeit benegt. = Wahrfcheinlich feidet dies Geſetz einige Modifika— tionen bei den - Flügelwürmern (Clios)5 deren Ges ſchlechtstheile mit denen der Land-Schnecken überein: kommen. Der Koͤrper aber, den die Landſchnecke im Augenblick der Begattung heraus laͤßt, iſt bekanntlich nicht durchbohrt; wahrſcheinlich alſo iſt das, was maır bisher fuͤr das maͤnnliche Glied hielt, hoͤchſtens ein Reitzmittel, deſſen ſich dieſes Thier im Augenblick der Paarung bedient. Sollten die Fluͤgelwuͤrmer, wie Cuvier und Boſe meinen, beide Gefchlechter in ſich ver— einigen, fo würden fie die Mittelnuͤancen zwiſchen den lederhäutigen und den mit Fuͤhlfaͤden verfchenen Mol: fusfen ausmachen. Wegen ihres Mantels würden fie auf diefe fegteren folgen, ihrer Diganifation wegen aber jenen votangehn. Die Arme aller diefer Molusken find mit Luft⸗ föchern oder Saugewarzen (Näpfchen, Schröpfföpfen Ventoufes) verfehn, und fiimmen in Ruͤckſicht ihres Baues nicht völlig mit einander überein; alle aber er— füllen den gleichen Zweck, fie bilden nämlich einen leeren Kaum, und verurfachen, daß der Körper feft ange: fchloffen wird, den fie ergreifen. Die Naͤpfchen der Dintenfifhe find einfach und einerleiartigz Die der Kal— mars find furchtbarer und mit Hafen werfehen. Bei den großen Polypen gleichen fie fehneidenden Waffen, deren Rand mie eine Eäge gezahnt iſt. Die Schal N 75 polnpen haben ähnliche Arme, die bisweilen mit einer, bisweilen mit zwei Reihen bald parallel laufender bald abwechfelnd ſtehender Saugnaͤpfchen verfehn find. Auch bei den Slügelwurmern kann man dieſe Raͤpfchen an— nehmen, wenn man fie gleich auf den kurzen Armen, die aus dem Safe unter ihrem Kopfe nur ein wenig hervorireten, nicht gewahr wird. Saft immer hat die Natur den mancerlei Meermallusfen ſolche Naͤpfchen gegeben: ja, beinahe möchte ich fagen, alle diejeni— gen, die Arme haben, um etwas feftzuhalten, find da— mit verfehn, Ich habe fic bei der -Seeanemone, bei den Polypen Ai Hydern, bei den Korallen » Snfeften, bei den Ehryfaliden und Bellefen (Velleles) kurz faft überall, und beſtimmt bei allen Mollusfen gefunden, deren fefthaltende Arme ih im Zuftande ihrer Ausdeh— nung und Ausbreitung unter dem Mifroffop beobachtet | habe. Nach meinen vielen darüber gefanmelten Bes obachtungen muß ich glauben, daß die Fluͤgelwuͤrmer ihren Raub eben fo wie die Mollusfen ergreifen; denn aus der, Kürze ihrer Arme, und weil fie nichts damit amfchlingen und umwinden fönnen, folgt noch nicht, daß fie ihn nicht feftzuhalten vermoͤchten. Ich habe es feldft gefehn, daß eine Seeanemone mit einer dünnen Spitze eines ihrer Arme einen Krabben von der Größe eines Daums feithielt, und daß er ohne Rettung gefangen war, fobald fie ihn nur mit der äuferften Spitze be: rühren fonnte, Das gleiche muß bei den Slügelwür- mern ftatt finden, Die indeß, weil fie nur Flein find, auch nur Fleine Thiere zu ihrer Nahrung und Erhaltung zu fangen und zu verzehren im Stande find. Der Mans tel oder die Scheide, worin fie eingehullt find, acht vom Halſe hHinabwärts und bedeeft den ganzen Körper diefer Mollusfen. Sie beſteht aus einer lederartigen Haut, die. bisweilen ſehr dick, bisweilen dünner, immer aber mit einem außerft zarten, Häutchen bekleidet iſt. Dies Haͤutchen befteht aus Musfeln und ift in hohem Grade * — 76 reitzbar. Der Mantel iſt feiner Geſtalt und Größe nad verſchieden. Er ſitzt oberhalb des Magens des Thieres feſt. Die Art, wie er befeſtigt iſt, unterſcheidet ſich nach den verſchiedenen Gattungen der Thiere ſelbſt. Ihre Arme wachſen wieder, wenn fie durch einen Zu: fall abgeriffen find. Man findet oft Mollusfen diefer Art, bei denen ein oder mehrere Glieder nicht die ges wöhnliche Länge haben. Daran find die Kämpfe ſchuld, die fie oft mit Fiſchen, die ftarfer find-als fie, sund die ihnen einige ihrer Arme abbeiffen, ausjuftehn haben. Sie wachſen aber, wie gefagt, wieder, erhalten allmäh: lich ihre vorige Fänge, und werden mit der Zeit den noch übrigen völlig gleihd. Wenn fo ein Arm verftümmelt. und vom Körper abgefondert ift, fo bleibt an dem Theile, der am Körper fiten blieb, ein oder mehrere Nervenz fnäule oder Nervenmittelpunfte (die ich bei der Ge: ſchichte des Dintenfifches näher befchreiben werde) zuruͤck. Diefe Nervenfnäufe koͤnnen für eben fo viele Reproduftionsferne gelten, Statt daß die Wunde mit einer Narbe feftzumachfen follte, fo wird fie bloß mit einem Haͤutchen überzogen. Das Fleifh waͤchſt und treibt fort, und das Hautchen dehnt fih mit aus. Da es aber bloß eine Ausdehnung der Haut ift, fo verlän- gern fib einige Nerven big dahin und dringen in die Grundlagen der neuen (Sauge:) Naͤpfchen ein, die fich allmählich zeigen, um die Arme wieder zu bewaffnen. In ziemlich Furzer Zeit erreichen diefe wieder ihre vorige Länge. Doc habe ich bemerft, daß wenn ein Mollus? mehrere Arme zugleich verloren hatte, es diefen fo be: deutenden Verluft nicht fo leicht als den eines einzigen Arms wieder erfegen Fonnte. Gefchieht es ja, fo find dieſe neuen Glieder nicht fo ftarf, als die, denen fein Unfall begegnete, Diele große Fiſche, felbft Wallfiſch— arten (ceraces) ftellen den Mollusfen nach und nähren fih davon. Die Fleineren verfchluct der Wallfifch ganz, doch greift er au die größern an, und bisweilen ges 77 lingt es ihm, ihnen einen oder den andern ihrer Arme abzubeiſſen. Die Geſchichte des Kraken oder des nordiſchen Polypen wird uns in dieſer Hinſicht That: ſachen zeigen, die wir unglaublich finden und fuͤr Fabeln halten wuͤrden, wenn die allgemeine Behauptung ſie nicht beftätigte. Die Hanfiihe, Hammerfifche, Goldfarpfen (Dos raden), Muränen, Klippfifche (Seewölfe) und eine Menge andrer Raubfifche verzehren die federhäutigen Mollusfen ebenfall$, und man finder fie nicht felten noch ganz in ihrem Magen. Auf diefe Art haben die Reifenden fi) oft Gattungen verſchafft, die nur im hohen Meere, alfo in ungeheuren Tiefen leden, wohin zu gelangen dem Menfchen wohl für immer moralifch unmöglich bleiben wird. Man verfäume überhaupt nie, den Magen und die Eingeweide der großen Fifche zu unterſuchen! Der Magen, felbft derer, die man auf unfern Sifhmärften verkauft, enthält Kruften : Mollug- fen (eruftaces) und andre Thiere, vorzüglich Meerigel, die auf dem Meeresgrund leben, von den erwähnten Fiſchen verfchlungen, und bisweilen noch unverfehrt in ihrem Magen gefunden werden. ‚ Die lederartigen Mollusfen find die vollfommen: ften von allen, und ihre Organifation ift am meiften zu— fammengefegt. Der Kopf ift faft bei allen mit zwei Aus gen verfehen, die den Fiſchaugen fehr gleihen. In diefer, fo wie in allen andern Klaffen von Mollusfen finden fich nackte und befihalte; doch hat man bis dahin noch Feine Dintenfifche. oder Kalmarsd gefunden, Die bes fhalt gewefen. wären. Dagegen werde ih, nachdem ih den Krafen und die übrigen nackten Polypen bez fhrieben Habe, auch die mit Schalen verfehenen Poly: ‚pen zeichnen. Sch werde zeigen, daß das Thier der (Muſchel) Argonaute ein Polyp und der natürliche Ber wohner diefer Mufchel ift, Die er durch das Falfartige Ausſchwitzen ſeiner Arme bildet. Ich werde ferner 78 zeigen, daß es mehrere ganze Gattungen folher Poly: pen giebt, die von einander völlig verſchiedene Schalen bilden; daraus folgt dann von feldft, daß die Alten in den, was fie hierüber aufzeichneten , trog dem nachher rigen vielen Streite dagegen, dennoch Recht hatten. - Sichen den Argonantenpoippen *) werde ih auch die Schiffmuſcheln #9) und ihre verfihiedenen Gattungen ordnen. Ich hoffe darzuthun, daß dieſe fhönen, alanz — —— perlfarbigen Muſcheln das Werk einiger Poly— pen ſind, die ſich dahin zuruͤckziehn und darin wohnen, * die Landſchnecke in ihrer Muſchel, wohnt. Auch die Ammonshoͤrner ſollen uns beſchaͤſtigen. Die Ana— logie wird uns lehren, daß ſie ebenfalls das Produkt von Polypen ſind, die mit den Bewohnern der Argo— nauten- und Schiffsmuſchel ähnlich gebildet ſind. Die Geſchichte der lederhaͤutigen Mollusken fuͤhrt uns zur Geſchichte der ungeheuerſten Thiere der ganzen Natur, zu jenen nordiſchen Ungeheuern, die man ſo mannig⸗ faltig beſchrieben hat, deren Exiſtenz man aber bezwei— felt, und die doch bisweilen den Abgrund des Meers verlaſſen, nicht ſelten ganze Schiffe ergreifen, und ſie nebſt aller ihrer Mannſchaft mit ſich in die Tiefe ziehn. Wir werden Schiffsmannſchaften mit diefen Meerunge— f heuern, die fie mehr als ein feindliches Schiff fürchten, im Kampf ſehn; werden ſehn, wie ſie ſich vereinigen, um jene mit Aexten und Schwerdtern zu bekaͤmpfen, und in der aͤußerſten Noth ſogar mitten im Kampf Ge: luͤbde zum Himmel fenden, um Hülfe zu erlangen. Doch ich verſchiebe alle Diele Thatfachen, bis ich von den Individuen rede, zu welchen fie gehören. "Als les, was ich von ihnen fage, will ich mitfigern und un: widerfprechlihen Beweifen belegen, folglich die Exiſtenz jener Ungeheuer außer. Zweifel fegen, und einen Det J *) Argonauta argo. Linn. 89 Nautilus Pompilius. Linn, 79 ſchoͤnſten Theile der Naturgefhichte der Thiere anf: hellen. i Die Polypen der Argonauten, Schiffsmufcheln und Ammonshörner befizen, wie viele andere Molluss fen, die Kähiafeit, fih eine harte und Falfartige Schale oder Hülle zu bilden. Die Natur har ihnen, wie jenen, auf der Oberfläche der Haut Echmeislöcher gegeben, die einen Falkartigen Saft ausdünften, dee fich verdieft, und eine Schafe bilder, in welcher fie fich nach Belieben einfchliefen Fönnen. Cie find vom erften Augenblick an damit beffeidet; ja, unter dem Artikel Argonauten-Polyp des Mittelländifchen Meers werden wir fehen, wie fogar Fleine Embryo's, noch vor ihrem Ausfriechen mit diefer Schale bedeckt find. Die Alten, vorzüglich aber Ariftoteles und Pli— nius, Fannten diefe Thiere genauer, als men glauben möchte. Sie haben zwar ihren Bau nicht unterfucht, aber doch wenigftens Thatfachen aefammelt, und ung diefe in ihrer ganzen Reinheit überliefert. In diefer Hinfiht hatten fie bei weitem mehr davon gefehn, als faft alle Neuern, denn dieſe beanügten ſich, fie auszu— fchreiben, oder das zu bezweifeln, was jene Väter der Naturgeſchichte uns aufbewahrt haben. Zwar ſchrie⸗ ben die Alten manches falſch nieder, meiſtens aber kommt es nur daher, daß ſie Reiſenden dergleichen glaubten, weil ſie ſelbſt in ihrer Naͤhe ſonderbare Sa— chen ſahen, und jene Unrichtigkeiten nicht an Ort und Stelle unterſuchen Fonnten. Sagt aber ein alter Schriftſteller „er habe es feldft gefehn, fo Fann man ſich fiber auf ihn verlaffen, denn ziemlich allemal hat die Erfahering hinterher beftätigt, was fie ald eigne. Beobachtungen aufgezeichnet hatten, | . Die Mollusfen ſcheinen mit einem fehr feinen Ge: fühl begadt zu ſeyn. Bei der Befchreibung derfelben wird man fehen, daß fie die Sinne des Geſichts, des Geruhs, des Gehoͤrs, des Geſchmacks und des Ger 80 | fühls in einem fehr hohen Grade beiten. Wir wer: den finden, daß fie zu Leidenfchaften und Vergleichuns gen fähig find, daß fie Lift und Gewalt mit einander vereinigen, und fich mwechfelsweife der Waffen, der Schlingen, der Schlauheit und der Kraft bedienen, um fich zu vertheidigen oder fich ihres Raubes zu bes ' mächtigen. Ariſtoteles fehreibt ihnen fogar auch die übrigen thierifchen Bedürfniffe zu. Sie wachen (fagt er) wenn irgend ein Bedürfnif, oder die Liebe fie mun: ter machen, und fchlafen *), wenn ihre erfchöpften Kräfte Ruhe verlangen. Diefer Schlummer ftärft fie dann aber auch wieder. a: Sch werde nicht anders von den Mufcheln reden, - als wenn das Thier, welches fie einfchließen,, in eine der Klaflen, worin ich die Mollusfen getheilt Habe, ges hört; denn ich behalte mir e8 vor, ein eignes fchon fer: tiges Merk über die Mufcheln heraus zu geben, dag alle befannte auf eine ſolche Art Elaffifiziven wird, daß daraus ein vollfommnes Spftem der Konchpliologie ent: fteht. Es wird nicht bloß die Mufcheln umfaſſen, des ten Bewohner ich befchrieben habe, fondern auch alle die, die zwar unfere Kabinette bereichern, deren Thiere wir aber noch nicht Fennen, Da die Wiſſenſchaft heus tiges Tages fo weit vorgeruct ift, fo dürfen wir aus den Schal: Mollusfen Feine eigne Klafle mehr maden; alle Klaffen von Mollusfen zeigen ung nacfte Thiere und Schalthiere. Diefe neue Art, die Sade anzufehen, muß man durchaus annehmen. So wie ich alſo eine Mufchel antreffen werde, die ihr Thier noch in ſich ſchließt, fo werde ich verfuchen, e8 in die Klaf- fe und in das Gefchleht aufzunehmen, wohin feine Kennzeichen es verfegen. Ich habe noch immer die Hoff> nung, daß alle befannte Gattungen ſich einft auf die gleiche Weife ordnen und an einander reihen werden. Diefe Ordnung fcheint mir weniaftens die einzige, die *) Arift, Hiſt. lib. 4. cap. 17: n Ä 81 der Natur gemaͤß iſt. Boſe hat ſie auch ſchon vorge— ſchlagen und mit Gluͤck verſucht, denn er ſonderte die Geſchichte der Muſcheln voͤlig von der Geſchichte der Mollusken ab. Dieſer Schritt mußte geſhan werden, ohne daß man auf Gluͤck rechnen konnte. Man bedauert indeß, in feiner Nomenklatur die beſchalten Mollusken nicht zu finden, die doch mit feinen nadten Mollusken von gleicher Art find. So ſucht man auch unter den Waſſerſchnecken vergebens nach den Landfchneefen , uns geachtet er in den allgemeinen Betrachtungen über dies Gefchlecht zugiedt, daß die Waſſerſchnecke ) fich von der Schnee mit dem Gehaͤuſe (escargor oder Helice terreftre) nur darin unterfcbeide, daß ihr febeinbar die Scale fehle. Es bleibt aber dennoch wahr, daß Bofe durch Hülfe der Entdecungen Lamarfs und Eupiers, ein? neue Bahn eröffnet hat, auf welcher ihm alle ſpaͤ— teren Naturforfcher ficher folgen werden. Sein Fleineg Werkchen kann für ein Elementarwerk gelten, weil eg den Namen und die nähere Anzeige der befannten Sat: tungen erhält, zu welcher er jedoch auch diejenigen hinzugefügt hat, die er auf feinen Reifen kennen lernte, Sehr ift es zu bedauern, Daß das Kormat in 18, und vielleicht noch mehr der allgemeine Pan der Nuss gabe des Buffon (woran er mit arbeitete), ihn fo ein: engten, daß er weder für die feinere Welt, noch für die Jugend, fondern bloß für Gelehrte, fehreiben Fonnte, die allein feine Arbeiten werden benutzen koͤnnen. Ich ‚ziehe ihn oft zu Rathe, und bezeuge ihm hierdurch mei— ne Verehrung fehr gern. an Ich habe ein ähnliches Gefchäft vor, wie er, nur in einer andern Materie. Dft werden fi) mir philos fophifche Refultate darbieten, und ich geftehe zum voraus, ich werde fie nicht aus der Augen laffen, denn ih weiß die Naturgeſchichte auf feine andere Art zu H Bofe, Tom, 1. P- 71. Vers, ö 32 behandeln. Nur duch fie koͤnnen wir ahnen, daß Le— ben und Bewegung völlig unbegrängt find; nur durch fie werden fih ung die Dinae von ihrem entfernteften Urfprung her mit inniger Ueberzeugung entwickeln. In— Dem wir die endlofe Kette der für uns dafcnenden We— fen durchlaufen, werden wir bei jedem Schritte ents decken, daß noch eine Menge anderer eriftiren, die wir nicht bemerken. Einige berühmte Naturforfcer haben der Wiſſenſchaft bloß durch eine trockne Romen⸗ flatur jo wichtige Dienfte aeleiftet, daß wir ihnen ewig Erfenntlichfeit dafür fehuldig find. Andere baden, oh— “ne in ihren Forfehungen zu ermüden, das Chaos, wo- tin fich die Gattungen no befanden, geordnet, jedem Individuum feine Klaffe und feinen Pas nach feiner eigenthümlichen Organifation beftimmt, und ihre Wer— fe bisweilen mit den Beschreibungen neu von ihnen entdeckten Thiere bereichert. - Oft fügten fie zu dem allen auch Zeichnungen Hinzu, um durch eine folche Er— heiterung fürs Auge den Leſer auseuhen, und feine, Ideen ordnen zu laffen. Immer bleibt una ader noch etwas zu wuͤnſchen uͤbrig. Didaktiſche und ſkelettirte Phraſen und Zeichnungen, ſelbſt wenn ſie noch ſo ſchoͤn kolorirt ſind, und uns eine noch ſo richtige Idee von der Geſtalt des Thiers geben, koͤnnen doch die Bernunft noch nicht vollkommen befriedigen. Wir wuͤnſchen tie— fer einzudringen, und etwas mehr als bloße Abtheilun— gen und karakteriſtiſche Klaſſen kennen zu lernen. Wir moͤchten in jedes Individuums Natur ſelbſt und in ſeine innere Organiſation eindringen, uns von ſeinen Sitten, Gewohnheiten, Eigenthuͤmlichkeiten und von ſeiner Le— bensart unterrichten; möchten die gegenſeitige Bezie- hung mehrerer Thiere unter einander, die Ordnung, Oekonomie und ganze Einrichtung des Thierreichs ken— nen lernen; moͤchten ſeinen Zuſammenhang und ſeine Wirkung mit dem Weltall erforſchen; moͤchten uns durch dieſes edle Beſtreben uͤber die Menſchheit erhe— 33 ben und an den Beheimniffen der Natur Antheil neh: men. Nur duch Bergleichung der Individuen und Auffaſſung ihrer Beziehungen unter einander, genießt man des entzücenden Ueberblids über das Ganze, Nur fo enthüllt fih die miajeftätifhe Natur unfern Blicken. Nur fo erweckt fie durch die Entwicfelung ihrer Größe Staunen in ung. Jede Auseinanderfes Hung zeigt uns neue Ringe in der großen Kette. Ohne gewaltfame Unterbrechung greifen fie in einander und verfihlingen ſich; Furz, die vollfommene Harmonie-deg Ganzen verfegt den Beobachter in ein Meer von Wun⸗ ‚ dern. Eederhäutige Mollusfen * Erfe RIaite der Mollusfen, oder Thiere ohne Ruͤckenwirbel mit weiten Blut. \ Erites Geſchlecht. Dirk RER in Der gemeine Dintenfifh ana Als Herren der Schoͤpfung beſtimmen wir den Werth oder Unwerth der Thiere nach dem Nutzen, den wir *) Bei den Thebanern, ogisthalla, Bonn Ariſtoteles, sephium. Sin Arabifcen, sarathan und sarthan, Im Spanifchen xibia und siba, — seccia, seppa, Sceppa, Sopi, cepia. Deutfch, Dintenfifche Kuttelfifche, Flamlaͤndiſch, meerſpyn, zee- 8 2 84 | von-ihnen ziehen. Deshalb wurden die verftändiaften ‚unter den vierfußigen Thieren gezähmt, einige fogar zu Geſellſchaftern des Menſchen gemacht. Jene theilten bloß ſeine Arbeiten, dieſe auch ſeine Vergnuͤgungen. Seiner Stimme und ſeiner Hand folgſam, belud ſich der Elephant mit den ſchwerſten Laſten, das Kameel und das Lama durchliefen duͤrre Wuͤſten, und das Pferd wagte ſich mit ihm in die Gefahr. Stier und Buͤffel zogen Furchen, und der treue Hund liebte ſeinen Herrn noch jenſeits des Grabes. Ihre Eigenſchaften und ihr Verſtand machten ſie uns ſehr werth. Shnen haben wir Daher Die erſten Stellen eingeraͤumt. Es wurden zwar noch andre ehemalige Wald— bewohner um den Menſchen her verſammelt. Sie waren aber ſchwaͤcher; der Menſch ſorgte daher für fie nur nah Maßgabe des Nutzens, def er von ihnen zog. Selbſt die wilderen Thiere,* die nad) wie vor unab⸗ haͤngig in ihrer Freiheit lebten, intereſſirten d den Mens fhen mehr oder weniger dur) ihre Sitten und Ge: wohnheiten. Der Hirſch und die Hindin, Ver Dam— hirſch und ſein Weibchen, das leichte Reh und ſeine beſtaͤndige Gefaͤhrtin wurden innerhalb ihrer Waͤlder fpaenfche zee- katte. a blackfifch, black- kuttel, euttel-cuttie. Galiſch, Ciches, boufron, seiches. - Lateinifh , nauplium, sepia, sepia ofhci-- nalis. Linn. 296, sp. 2 — Bed, 1, P. 325 — Seba, tom, II, Tafel 3, Figur ı — 4. — Aldro- vandi, Exſang. de.moll. pag. 49 und 50. Bonno- ‚ nide, 1606 — Gesner, de moil. pag. 186. Tiguri, ..,.1560. — . Jonston,, "Exlang. Tafel ı, Fig. 2 und 3, Amfterdam, 1657. — Encyclop. Tafel 76, Fig. 5, 6 und 7. — Lamark, Mem. der. Gefellichaft der Natpr forfcher in Paris, P.,4. Belon, Pifc p. 338,1. 341. — Rondeler, Aquat. I, p. 498 und p. 365, franz. Ausg. — Olear. Muf: 97, fig 97. — Salvian, Auer p 165. — Ruyfch, Theat, II, exfang. tom, I, fio.2 undg. — Swammerdam, Bibl, natur.tom. Il, Tafel 4. Hol. und’ Tat, Ausgabe, R | 85 verfolgt. Alle, felbft die völlig wilden (Raub-) Thiere reisten den Scharffinn des Menfchen. An diefen freute ihn ihr Stolz und ihe Muth, an jenen ihre fanfteren Eigenfhaften und ihre eheliche Treue; an einigen Satz tungen, 3. & an den Bibern, ihre Induſtrie und ihre gemeinfchaftlinen Arbeiten, Gern fucen wir Ihre Hulfsguellen aufz gern fehen wir fie ihre ſonderbaren Daͤmme bauen; gern nehmen wir an ihrer täglichen Sorgfalt, fie im Stande zu erhalten, Antheil. Wahr ifts, diefer Zweig der Naturgeſchichte hat feine großen Reite, aber ich hoffe die Sefchichte der Mollusfen foll ung eben fo intereffante und eben fo merkwuͤrdige Fakta zeigen. Allen wurde 3. E. eine Menge Lebenskraft zu Theil; jedes ihrer Glieder trägt einen Keim zum Wachſen, zum Leben und zum Repro— duciren in ſich; es treibt alfo, nach dem e3 abgelöfet worden war, aufs neue, und fo erhält das Thier mit jeiren Empfindungen auch das nöthige Werkzeug zu jeinen Bedürfniffen wieder, Die Mollusfen werden uns die wirkende Kraft der Eriftenz unter einer Menge von Modifikationen zeigen, unter welchen wir fie we— der. bei den vierfüßigen Thieren, noch bei den Sifchen aefunden haben. Gelbft das Geheimniß der Erzeuaung hat bei ihnen ganz neue, bewundernswäürdige und manz nigfaltige Seiten. Jedes Individuum trägt feine eigenthümliche Welt der Wiedererzeugung in fid. Der Dintenfiſch Fann wohl mit Recht die erſte Stelle unter ihnen einnehmen. Er vereinigt in einem hohen Grade die Organe der Kontraftibilität (des Zufammenzies hungsvermoͤgens) mit denen des Gefuͤhls, des Geruchs, des Gehoͤrs, des Geſchmacks und des Geſichts. In ſeiner Gattung findet ſich ehetiche Liebe, Kuͤhnheit, Muth und Edelſinn bei dent Maͤnnchen; Hingebung und Vertrauen bei dem Weibchen. Bei beiden aber Gewandheit, Liſt und Bedachtſamkeit, wenn ſie ihren 86 Raub erhafchen wollen, und Sicherheit in der Wahl der Mittel, um ſich zu vertheidigen oder zu fliehen. Der Körper des Dintenfiſches ift mit ei— nerfederartigen und musfuldfen Haut völlig bedeckt; an fi felbft aber flei— {big und platt. Innerhalb feines Ruͤckens befindet fih eineinzigerfalk artiger und blättriger Knochen, der ‚nirgends feft fist. Die inneren Theis fe umgiebt ein rings herum geflügel ter Sadz der Mund befindet ſich an der Spige des Kopfs, Öffnet ſich in der Mitte von zehn Armen, die ihn rings umgeben. Zwei von dieſen zehn Armen ſind laͤnger, als die acht an— dern und endigen ſich keulenfoͤrmig. Das Thier iſt nackt; es ſchwimmt und bewegt ſich willkuͤhrlich fort . Die aͤußerliche Bildung des Dintenfiſches iſt ſehr ſonderbar und eigenthuͤmlich; ſie iſt ein neuer Beweis, daß die Natur alle moͤgliche Formen benutzte, und alle Arten von Materien darſtellte, ſo wie, daß es keinen Platz giebt, den ſie nicht durch das Hinwerfen einiger Lebenskeime befruchtet haͤtte. Auf den erſten Anblick koͤnnte man die Dintenfiſche mit den Kalmars und Po— lypen verwechſeln; bei näherer Betrachtung beider wird — aber das geuͤbtere Auge des Naturforſchers ſehr bald die karakteriſtiſchen Unterſchiede dieſer verſchiedenen Thiergattungen, durch Huͤlfe derer wir ſie klaſſifiziren koͤnnen, gewahr werden. Wenn man Die RKaraktere der Dintenfiſche be— ſtimmt und ſtrenge angiebt, ſo iſt das Geſchlecht der— ſelben nicht zahlreich an Gattungen. Es enthaͤlt deren *) Tafel 1. Sig, I und 2. vielmehr nur fehr wenige. Hoffentlich werden neuere Keifende, die doch faft alle die Naturgeſchichte Fultivis ven, aus fernen Meeren einige Individuen mitbringen, die uns jest noch unbefannt find, und die neue Gat-⸗ tungen ausmachen werden. Die Dintenfifche unters fcheiden fih von den Kalmars durch den blättrigen und Falf- (freide-) artigen, aber allemal harten Knochen, den fie innerhalb ihres Rüdens haben. Dec gleiche Knochen ift bei den Kalmars hornartia und durchfichtig. Ein wieder ſehr beſtimmter Unterfchied beider Arten von Mollusfen find die» fortlaufenden Flügel des Dintenfiz fches, die fih uber den ganzen Umfang feines Sacks ausdehnen, und ihm waährſcheinlich zum Schwimmen oder zur Richtung feiner Bewegungen innerhalb des Waſſers dienen; die Flügel der Kalmars hingegen find fur; und abgeftumpft, befinden fih nur an dem untern Theile ihres Körpers, breiten fih in Geftalt eines Pfeils aus, und reichen höchftens DIS zum vierten Theif der aanzen Größe des Thiers hinauf. Die Volnpen unterfcheiden ſich von allen beiden Gefchlechtern ganz: lich. Sie haben nur act Arme, ftatt dag der Kopf der Kalmars und Dintenfifebe mit jehn Armen bewaffs net ift, aus deren Mitte fih zwei längere in Keulenges ftalt hervorfireden. In jeder anderweitigen Hinficht ſcheinen alle drei Geſchlechter, einige feinere Unter— ſchiede abgerechnet, einerlei Sitten und Gewohnheiten, zu haben. Die alten griedifchen und römifchen Schrift— fteller verwechfelten die drei erwähnten Gefchlechter oft mit einander. Es ift bisrzeilen fehwer zu errathen, von. welchem Geſchlecht, und noch fihwerer, von welchem Thiere fie reden; man muß fie daher im allgemeinen mit großer Borfiht und erft nad langer Unterfuhung, was für ein Individuum fie meinten, citiven, In der Folge gewann die Naturgeſchichte fehr bedeutende Korte ſchritte. Die Neueren faften die Unterfohiede, die der Bau der Mollusfen darbietet, beſſer auf, fie klaſſifi⸗ JJ— eirten ſie endlich, und wieſen ihnen gemeinſchaftlich die erſte Stelle unter den Thieren mit weißem Blut an. Einige derſelben gaben wieder unter den Mollusken dem Dintenfiſche den erſten Platz, andere aber fingen mit dem Polypen an. Jonſton, Gesner, Al drovandi, Rondelet und eine Menge Anderer, die ih— nen nachſchrieben, thaten das Gleiche. Alle unters ſchieden die Dintenfiſche von den Kalmars und dieſe von den Polypen. Linne', der nach ihnen lebte und vie allgemeinen Ueberblicke liebte, ließ fich verleiten, fie in feinem Syſtem alle wieder zufammen zu werfen. > Herz durch vermwirrte der große Mann aufs neue. Die Ana= fogie und die großen Beziehungen diefer Thiere unter einander. verführte ihn wahrſcheinlich; auch hatte er wohl nur wenig Individuen zum Beobachten vor ſich; betrachtete fie deshalb als gleichartig, und vereinigte fie in ein einziges Gefchlecht unter dem Namen Din: tenfifch, fing mit dem Polyp an, und endigte mit dem Ralmar.. Bruguiere feste in der Encyklopaͤdie eine genauere und lehrreichere Drdnung feft, denn er ſon— derte alle Sefchlechter der Mollusfen von einander ab, Lamark und Euvier *) nahmen fein Syftem an. Der legtere theilte die Mollusfen in nackte und Schal: Mol: lusken. Dies war ein großer Schritt zum Beten der Biffenfhaft. Die Macht der Analogie brachte ihn da— hin, diefe feine Meinung befannt zu machen. In der Folge diefes Werfs wird man fehen, daf ich glücklicher gemefen bin, als er, indem ich manches entdecken und als Ihatfache darthun Fonnte, was einige Alte fchlecht *) Cuvier, Vorlefungen über die vergleichende Anato- mie, unter feinen Augen gefommelt und heraus gege; ben von C. Dumeril, Proſektor der medicinifchen Schule in Paris. Band ı. Taf. 5. Klaffifitation der Mollusfen, erfie Familie, Cephalopodes, Dies in feiner Art ganz vorzuͤgliche Werk vereinigt die Ger lehrſamkeit des Verfaffers und des Redakteurs in fi. \ \ 89 beſchrieben hatten, und was — gelehrten Forſcher entwiſcht war. Jener Theil ſeines Syſtems wurde — aber mit Unrecht — angegriffen, denn die lederhaͤuti— gen Schal-Mollusken exiſtiren wirklich, wie ich zu bes weiſen hoffe, wenn ich fie befehreiben werde. Cuvier, und nach ihm Lamark nannten meine „lederhäutiz gen‘ (ecorracés) Mollusfen, cephaiopodes d.h. nach dem griechifchen: „die die Füße am Kopf haben.” Man fann aber die Arme des Dintenfifches des Ralmars und des Polypen auf feinen Fall für Füße ausgeben, es find vielmehr ihre Waffen, ıhre Gefühl werfzeuge. Einige Schriftfteller gaben ihnen fogar, weil fie fanden, dag das Wort: „Arme“ die Vers eichtungen diefer Glieder nicht gehoͤrig ausdruͤcke, den Namen „Bart“ *). Es ift zu bedauern daß unfere Sprache fein ausdrucksvolles Wort für die Arme der Dintenfifhe hat, fo wie wir die Krallen des Tigers durch griffes und die Fänge der Raubvoͤgel durch ſerres ſehr gut bezeichnen, Der gewoͤhnliche Dintenfiſch bewohnt das Meer. Nie wird man ihn in ſuͤßen Waſſern gewahr, ja nicht einmal an den Muͤndungen der Fluͤſſe und Baͤche; er Hält ſich ſogar eine gewiſſe Strecke weit von den “cm entfernt, ohne jedoch bis ins eigentliche hohe Meer vor: zudtingen. Am meiften liebt er alfo, wie es febeint, die Steffen, die einige Klafter Tiefe haben. Ebene Ufer, die bloß fandig find, vermeidet er forgfältig, denn die Sandbänfe,. die immer durch das Meer und feine Strömungen umgewuͤhlt werden, geben ihm kei— nen fichern und feften Standpunkt, Er bedarf Kelten, - die ihm feften Gegenhalt für die (Schröpfföpfe) ı Caus ger) NMäpfcben, womit feine langen Arme bewaffnet find, darbieten. Durch Huͤlfe derfelben fegt er ſich dann feft, und troßt dem heftigfien Wüthen des fuͤrch— *) Gaza crura, barbas, cirros vocat, Ionfton, de Exlang, col,.i. P. 3» ; 90 terlichſten Stutms. Die Zeit macht uͤberdies derglei— chen Felſen muͤrbe, es finden ſich alſo hin und her ge: neigte Winkel, Windungen und Löcher derin. Dahin— ein begeben ſich die Fleineren Seethiere und fallen da— durch in die immer offenen Netze, und tödtlichen heim— lichen Schlingen der Dintenffhbe. Sie lieben folche Relfen ferner, weil auf denſelben Seegras, Seekraut und Seegewaͤchſe aller Art wachen, in melde das Weibchen des Dintenfifches feine Eier feat, und fie das durch einer Menge von Feinden, die denfelben zu ihrer Nahrung nachktelfen, entzieht. Unter diefe verfteckenz den Kräuter flüchten fih die Schal- und Kruftenthiere, oder lauern von dort aus auf ihre Beute... Dergleiden felfiae Derter enthalten auch eine Menge Eleiner Fiſche, die der Dintenfiſch verzehet; ja, er ſelbſt ift Dort in Sicherheit, wenn er eine gluͤckliche Stelle auszuwählen wußte. In dieſe Freiſtaͤtte Fönnen die arößeren Fiſche und Cetaceen, die wieder isrerfeits den Dintenfifch ver— zehren, nicht dringen, Die aroßen platten Fiſche und Wallfiſche ſtellen namlich den Dintenffchen begierig nach und verzehren fie in ungeheurer Menae. In ſolchen feften Zufluchtsoͤrtern verweilt fich der Dintenfifh alfo gern. Sier bedient er fich aller feiner Hülfsmittel und bietet feine ganze Lift auf. Selten nur verfolgt er feinen Raub; dagegen greift er alles an, was ihn umgiebt; fein Mund ift mit frarfen, furcht— baren Waffen verfehn. Wehe dem Thiere, das diefem Site des Todes und des Blutbades zu nahe fommt! Es wird ergriffen und verfehlungen,, wäre es auch mit einem dicken Panzer verfehn, denn der Dintenfifch zer— malmt mit feinem. Schnabel fogar die Schalen der Schalthiere und die harten Bedeckungen der Kruſten— thiere, wenn feine Arme fie ergreifen, Man- veriichert, daß er das Fleiſch der Auſtern vorzüglich gern freffe. Beim Angriff derfelben muß er ganz befonders fchlau und vorfichtig verfahren. Die Auftern fiken an den sa Kelfen anhänaend feſt. Der Dintenffch muß fie Außerft fhnell überfallen, damit fie nicht Zeit behalten, ihre Schalen wieder zu ſchließen. Können fie dies noch moͤg— lich machen; dann wehe dem Angreifer! Nun wird er von der Aufter mit ihren Armen erariffen, und kann fih gluͤcklich (bösen, wenn fie ihre Schalen früher oͤff— net, ehe er ihre Beute geworden ift; denn fie ſchont feiner gerade eben fo wenig, als er ihrer. In einigen Fällen ftehen Maͤnnchen und Weibchen, die fich nie vers laffen, einander bei. Nach der eben beſchriebenen Ver— fahrungsart möchte man ihnen wohl fhmwerlih Einſicht und einen Hohen Grad von Inſtinkt abftreiten Fünnem. Haben fie alles um fich her ermordet, und ihren Schlupfwinkel ausgeleert, ſo liegen die Ueberbleibſel von ihren Verheerungen um ſie herum. Dieſe zerſtreu— ten Ueberreſte zeigen aber den uͤbrigen kleineren See— thieren ihre nahe Gefahr an, und warnen ſie vor der— gleichen Mordhoͤhlen. Dann fuͤhlen die Dintenfſſche all maͤhlich das druͤckende Beduͤrfniß des Hungers. Kein Thier kommt mehr, um ſich fangen zu laſſen, fie muͤſſen ſich alſo entſchließen, dieſen Ort zu verlaſſen, wo ſich ihnen die Nahrungsmittel ſo leicht, ſo von ſelbſt, und ſo im Ueberfluß darboten. Nun trotzen ſie aber auch allen Gefahren. Haufenweiſe begeben ſie ſich in das tiefere, klarere Waſſer, ſchwimmen darin umher, und laſſen gemeinſchaftlich ihre ſchwarze Fluͤßigkeit von ſich; dieſe bildet ſogleich eine dicke Wolke, in welche einge— huͤllt ſie aufs neue ihre Netze, mitten in der Dunkelheit, die ſie am hellen Tage hervorbrachten, aufſtellen. Jedem andern Auge als ihren eigenen unſichtbar, ſchwimmen ihre Feinde neben ihnen vorbei und werden ſie nicht gewahr. Oft kommen ſie aus dieſer Zauber— huͤlle hervor, um auszuſpaͤhen, was draußen vorgeht. Dann kehren fie wieder in dieſelbe zuruͤck, und vermeh— sen Ihre Dunkelheit nach Gefallen. 92 | Das Meer und feine Tiefen find ein Kampfplatz, auf welchem die Thierwelt weit mehr, als auf der Erde und in der Luft der Berheerung und zu frühen Ders nichtung ausgefebt ift. - Wenig Individuen durchlaufen daſelbſt ihre ganze Lebensbahn. Auch da unterdruͤckt und verſchlingt, wie allenthalben, der. Starke den Schwaben Ganze Gefchlechter werden: oft durch den mörderifchen Hunger, dem die Natur alle Thiere unter: worfen hat, hingerafft. Der gemeine Dintenfiſch ii bisweilen abe an zwei Fuß lang. Er hat eine fchillernde Farbe und feine. ganze Haut iſt mit vörhlichen und ſchwarzen Sieden leicht Defprengt. Er bewohnt das indiſche und ameri— Fanifche *), das atlantifche und mittelländifche Meer, vorzualih aber den adriatifhen Meerbufen. Man- finder ihn auch. an den Küften von England und der ehe: maligen Normandie. Eben fo auf den Sandbärfen bei Holland, hier jedoch fehr felten. Je weiter man aber nad Rorden fommt, defto mehr wimmeln ale Buchten - und Meerbufen von ihnen. In fehr großer Menge finden fie fich um die Landfpigen der einft heißen Länder Fsland und Grönland herum, wo die Wallfiſche und Kaſchelots fie verfolgen, zufammentreiben, und mit einem Schlage ihres ungeheuren Schwanzes, womit fie das Waffer wirbeind machen, inihre weite Kehle jagen, Im mittelländifhen Meere Haben fie wahrſcheinlich weit ‚ weniger Feinde, denn dies Meer wird von allen Seiten durchſchifft. Geit langer Zeit haben alfo die Menſchen alle Walfifcharten (eetaceen) und andre grofe Waſſer— thiere, die einft hier eriftirten, ausgerottet, denn man - findet fie jeßt nicht mehr dafelbft. Eben deshalb-ver: ‚mehren fi) die Dintenfifche Hier auch mehr, als in den Nordmeeren, Faſt möchte man glauben, daß auch fie, wie manche. andre ** zu gewiſſen beſtimmten Zeiten 9 Saba, tom. II. —— — r 93 auswandern oder ziehen, denn bisweilen trifft man mit einem Mate feinen einzigen an Stellen an, wo fie vorher im, Ueberfluß waren, und bald nachher erfcheinen fie ‚wieder aufs neue. In den Meeren unter einem ges 'mäßigten Himmelsſtrich fängt man fie nur zu einer ges wiffen Zeit. Nur vom Hai bis zum September findet man fie auf dem Eande der Küften von Flandern und Holland. Sie fterben ſogleich, wenn die Wellen fie ang Land geworfen haben, Meiſtens findet man nur ihren Knochen, denn die Waſſer- und Seeroͤgel verzehren fie fogleih, als vie fie unter den zuruͤckſtroͤmenden Wellen der Ebbe gewahr werden. : Der Kopf des Dintenfifches tft, wie gefaat, mit zehn Armen verfehn, wovon acht kürzer, und anders geftaltet find, als die beiden übrigen. Der Unterfchied ift fo auffallend, daß einige fe durch verfchiedene Namen unterjcheiden wollten, Die Alten nannten die beiden längeren Promufcides, und Swammerdam theift fie in feiner Befchreibung in Arme und Füße *). Ich werde bei der Beſchreibung des Bau's und der Bildung der Außeren und innern Theile der Dintens fifhe meine eignen Forſchungen mit denen andren, Schriftfteller über diefe Molusfen verbinden. Swam— merdam hat fie mehr als irgend ein andrer beobachtet, Er hat feine trefflichen Bemerfungen mit vorzüglichen Kupfern bereichert, die ein dauernder Beweis von der Geduld, dem Scharffinn und dem Unterfucungsgeifte diefes unermüdeten Naturforſchers find. Er verbefferte die Irrthuͤmer feiner Vorgänger, die bisher beftändig dem Ariftotefes nachgeſchrieben, und fo ihre Werke mit Sehlern angefüllt hatten. Der gelehrte Holländer wollte mit eignen Augen ſehen. Vermißt man an feiner Arbeit *) Partes notabiles crura funr atque bra- chiaejus, Crura, nnmero octona, — Swam- merdam Bibl, natur. Leyden 1738 in Fol. Boll, und — Aat ETF | 94 ja no etwas, fo entjtand dies wohl aus der Eile, womit er die Anatomie des Dintenfifches ſtudirte, oder ‚aus den wenigen Individuen, die er, den Umjtänden nad, nur erhalten, fonnte, Zu feiner Zeit war die Zergliederungsfunft, ungeachtet fie fehon bedeutende Sortfchritte gemacht hatte, doch immernoch weit zuruͤck. Manche ſehr auffallende Thatfachen in der thlerifhen Oekonomie entwifchten ihr noch; auch hatte man damals noch keinen Begriff von dem Kirfulationsfpftem des Bluts. Nach ihm theilte Cuvier feine Bemühungen dem Bublifum mit; und wenn jegiger Zeit die Orga— nifation der Mollusken faft gaͤnzlich befannt ift, fo hat man. ihm vorzüglich Die Entwidelung Derfelben zu ver: danken. — Re re g Die acht Furzen Arme des Dintenfifches ftehen rings um den hoͤchſten Theil des Kopfs und um den Mund des Thiers herum. Zivei von diefen Furzen Armen ftehen naher am Bauch, und find allemal dicker, als die übrigen ſechs. Uebrigens aber gleichen fie ihnen völlig. Gewoͤhnlich find fie ein Viertheil fo lang, als der ganze Körper des Thieres. An ihrer dicken und ftarfen Grundlinie berahren fie ſich. Sie find kegel— artig geformt und endigen fi in eine dünne Spitze. Ihr Aeußeres ift wie ein Efelsrüden gebogen, durchs aus alatt, und mit einer feinen und musfulöfen Haut überzogen, Die leicht purpurfardig und ſchwarz punftirt iſt. Ihre innere Flaͤche, nach) dem Munde zu, iſt platt. „Sie iſt ihrer ganzen Laͤnge nach mit mehreren perpen- dikulairen und parallelen Reihen von (Saug-) Näpf- en oder Luftloͤchern (Schröpfüöpfen) verfehn, von wel: chen die der mittleren Reihe viel frarfer und beftimmter find, als die übrigen. Wenn das Thier fie ein wenig zufammendrängt, fo berühren fie id aanz nahe. Sie . haben die Seftalt eines Fleinen Bechers, und find auf einem kleinem Fuß Defeftigt, der fih zuſammenzieht, und den das Thier nach Belieben verlängern und pers / 95 kürzen Fan. Diefer TR und die Bekleidung der Saugenäpfchen befteht aus den Berlängerungen und aus der Ausdehnung der muffulöfen Haut, die alle äußeren Theile feines Körpers umgiebt. Die act Eleis nen Arme find alle fo gebaut. Ich will jetzt auch von den zwei längeren reden, Die zu einem befondern Ge: brauch mitten unter den übrigen am unteren Ende der zwei dieferen ihre Stelle erhalten haben. Cie haben ihren Urfprung auf beiden Seiten des Mundes, erz heben ſich als tunde volifommen glatte Stämme, und endigen ſich zulest in Form einer Keule, die auf der: einen Seite rund und auf der andern fehr platt ift. Wenn dieje beiden Arme fich ausbreiten, fo find fie fo fang wie der ganze Körper des Dintenfiihes. Die platte Seite der Keule ift wie die der fürzeren Arme ‚mit Luftloͤchern befegt. Sie find aber fo wie ihre Etiele in der Kegel merklich größer und fiärfer, als die auf dem unteren Theil diefer Arme. Die Keule des einen Arms iſt afemal größer, als die andre, ohne daß man hiervon den eigenthümlichen Grund ans geben koͤnnte. Diefe größere Diefe eines Gliedes beim Dintenfifche erinnert an das gleiche Verhältnig der analogen Theile mander Kruftenthiere (eruftacls) be: fonders der Krebſe, einiger Krabben, und der Einfieds ler, an denen auch immer eins der Gebiffe oder viel— mehr eine der Zangen Scheren) beträchtlich größer ift, ald.die andre. Die Arme der Dintenffche wachſen auch wie die Scheren der Kruftenthiere, wieder, wenn fie fie von ungefähr oder im Kampfe verloren haben. Man findet dieferhalb nicht felten-Dintenfifde, deren perftümmelte lieder noch nieht wieder ihre gehörige Länge erhalten Haben. Diefe Außerfi nachgebenden und biegfamen Arme koͤnnen fih nach allen Seiten hin bewegen und wenden. Sie drehen ſich fogar um ſich ſelbſt herum. Man koͤnnte fie Netze nennen, Die, immer ausgeſpannt und immer > | / 96 f £ > i in dem Zujtande find, den Raub zu umminden, zu er greifen und feft zu verfchlingen. Die längeren Arme, die in eine Keule enden, haben noch eine anderweitige ‚Beftimmung; fie dienen dem Thiere namlich ftatt Tau und Anker. Es drückt die platte und mit Keufen verz fehene Oberfläche an die Selfen an, und lauert. Wird das Wetter ſtuͤrmiſch, fo Flammert es ſich noch dichter an den harten und feften Körpern an, die es im Grunde des Meeres findet. So gleicht es einem im ficbern Ha— fen vor Anfer gegangenen und angelegten Schiffe. Es giebt nun durch die Länge der biegfamen und runden Stiele fanft dem Antriebe der Fluth nad. Das Schau: feln der Wellen und die ganze Waflermaffe hat nur einen unbetraͤchtlichen Einfluß darauf. Ohne loszu—⸗ laſſen, trotzt es Sturm und Unwetter; ja, es nuͤtzt fie wohl gar noch, um mitten in der Verwirrung Fiſche, die von den Wogen hin und her geworfen werden, zu ergreifen, und wartet ruhig auf die Te des ER und ſchoͤnen Wetters, Die Luftloͤcher (Schröpfföpfe) auf der platten Seite aller Arme find wie Fleine Becher ausgehoͤhlt; die Mlten nannten fie diefer Geftalt wegen Acera- bulae. Unter der fie bedecfenden Haut findet man einen Ffeinen hornartigaen Ring, Der ihre Umriffe bes ſtimmt und ihnen zur Haltung dient, Cr ift in der Mitte feines Umfangs wie eine Wulſt aufgetrieben, and feine Ränder find wie die eines gewöhnlichen Rings glatt und einfach. Man hat gemeint und ges ſchrieben fie feyen gezahnt oder gezackt. Hier betrog aber die Beobachter wohl ein Eleiner Drauner oder fhwarzer Kreis, der den Becher oben frangenartig umfaßt, wenn dieſer mit feiner Haut überzogen ift. Der eben erwähnte Fleine Kreis hängt aber nicht mit dem Ringe zufammen: er mact im Gegentheit einen Theil diefer Hadt aus und verläßt mit the zugleich den King, wenn man fie wegnimmt, um den Bau der. Luft⸗ loͤcher | 9? föcher im Innern zu unterfüchen. Die Haut, die die Arme Außerlich befleidet, ift ziemlich dief und feftz auf den Seiten, wo fie diefelben herabhängend ubergtängt, wird fie dünner, Bei dem: gemeinen Dintenfifch ift dDiefe Befegung wenig Hervorfpringend, folglih wenig bemerkbar, vorzüglich an den acht Furzen Armen. Bei andern Gattungen dehnt fie fih weiter aud. Nachdem fie fich fo ausgebreitet hat, zieht fie fib über fich ſelbſt wieder zuruͤck, wird dünner, und bededt den platten oder innern Theil des Fuße, Gie bekleidet nicht bloß den Grund, fondern auch den Stiel der Naͤpfchen und überzieht ihren oberen Theil, in dem fie fich in die Becher fenft, mo fie fih zufammenfegt und faltet. Die Stiele find mustulös. Durch Hülfe derfelden bewegen fib die Naͤpfchen nad allen Seiten hin. Auch die Naͤpfchen ſind — den Fleinen Ring ausaenommen — durchaus musfulös, und der größten Zufammenziehung fähig. Swammerdam, den man in Diefer Hinficht nicht oft genug citiven kann, hat die genauefte Zerglie= derung der Luftlöcher befannt gemacht, ich vermweife daher meine Leſer, um die Kupfer nıcht zu ſehr zu haus fen, auf feine Zeichnungen Taf. XLI. Fig. ll. 1,2, 3, 4,5, wo man den musfulöfen Stiel und die Muskeln der Naͤpfchen, fo wie den hornartigen Fnöchernen Kreis in ihrer Entivicfelung gezeichnet findet, Man wird dort auch den Eleinen Ring, mit der Wulft in der Mitte, fehn. Die Einrichtung in Rücfficht der Wulft ift eben fo einfach, als der Beftimmung des Rings ans gemeffen, denn er figt dadurch defto fefter in der Haut, die ihn umgiebt. Durch Hülfe dieſer Naͤpfchen fest ſich der Dinten⸗ fiſch an andern Koͤrpern an, wie Schroͤpfkoͤpfe an der Haut. Wenn man ihre Art zu wirken aufmerkſam bes trachtet, fo erftaunt man, mie fonft wohl unterrichtete Männer fehreiben Fonnten, fie fügen ſich an den Körpern feft. Der Fiſch bewirkt einen fuftleeren Raum, be G — 98 wirkt ihn an vielen Stellen zugleich, und hängt ſich das durch allenthaiden, wohin er feine Arme wirft, mit einer unglaublichen Gewalt an. Dies Anhängen ger fhieht in einem fo hohen Grade, daß man ihn nicht anz ders los machen Fann, als wenn man ihm dag Glied abreißt, momit er ſich an den Kelfen anlegte. Denn in dem Augenblick, da er fich einen Wohnort ausge: ſucht oder feinen Raub umfchlungen Hat, in demfelben Augenblick, da er die platte und bewaffnete innere Flaͤ— ce der biegfamen und mwellenförmigen Arme anlegt, zieht fih die Haut, die das innere der zahlreichen Naͤpfchen vollfommen (A fleur) ausfüllt, nach Belieben des Thiers zufammen und zuruͤck, und überzieht den’ Grund diefer Becher nach Art eines Kelchs. Dadurch entfieht ein leerer Raum, und jede diefer vielen Höhlune gen hängt in dem fharfbegrängten Kreife ihrer Ränder fo feft an die Körper an, daß weder Luft noch Waller in die leeren Räume der Kelche eindringen und die größte Gewalt fie nicht von dem freinden Körper trenz nen, fondern nur den Dintenfifch ftüchweife davon abs reißen kann. Die laffen fie ihren Raub, wenn fie ihn einmal halten, twieder los; ihre Waffen bringen alfo dem einmal erariffenen Schlachtopfer unwiderruflich den Tod. Mehrere Beobachtungen haben mit wiederz' holt bewiefen, daß der Dintenfiſch außer feiner wirkli— hen Kraft aud noch eine magnetifhe oder elektriſche zu Halfe nimmt Ein Krebs oder ein Krabbe, den der Dintenfifch einmal gefaßt hat, fucht fih gar nicht weis ter gegen ihn zu vertheidigen, twie er doch gegen jeden: andern Feind gewiß thun würde, und wie es namentz lich die Kruftenthiere gegen den Menſchen fo fehr thun, daß ſie den Fiſchern oͤfters die Finger abkneipen. Hat aber der Dintenfiſch ſie gefangen, ſo verlaͤßt ſie mit ei— nem Male alle Energie. Sie ziehen ihre kraftvollen und fageförmigen Scheren unter ihre Schale zuſammen und machen, als ob fie ganz. beiwegungslos geworden 9 wären, gar feinen Gebraud davon. Der Augenblick, da fie fih gefangen fühlen, ſcheint fie gefühllos zu ma: chen, und übergiebt fie den harten und hafigen Sche: ren, die den Mund des Dintenfiſches bewaffnen. Wir werden dergleichen eleftrifche Ausflüffe bei den Polypen, mo ich fie felbft empfunden habe, wie: derfinden. Der des Krampffifches betaubt bloß, aber der des Polnpen ift außerft ſchmerzhaft; er verlegt und vöthet fogar die Haut. Andere Mollusfen zeigen dag Gleiche, und mit Erftaunen werden wir fehen, daß felbft die Seeanemonen, die doch faft ganz gallertartig und dem Anſchein nach) Fraftlos find, ſich wie die Dintens fiihe der Krabben bemaͤchtigen, und fie in ihre blafen: artige Falten hinunterfchlucfen fönnen *). * Was 08 auch mit diefem Ausfluffe für eine Bewand— niß habe, mag er magnetifch, elektriſch, galvanifch, oder von noch anderer Befcharfenheit ſeyn; genug, er fcheint auch bei andern Thieren ſtatt zu finden. Einir ge Eier legende vierfüßige Thiere find vorzüglich das nit verfehen. Sch babe Mafferfröfche lebende Weſpen, die ich ihnen hinwarf, begierig ergreifen, und augenblicklich verfchlingen fehn, obne daß der Stachel der Wefpen fie im mindeften verlegte, _ Sie verfihlueften mehr als ein Dusend derfelben, und da fie zuleßt überfatt wurden, brachen fie die letzten fo: gleich wieder aus. Die ausgefpieenen Weipen waren zwar unverjehrt, aber todt, und aller Mühe unge: achtet, konnte ich fie nicht wieder beleben, ob fie gleich nicht drei Minuten im Körper des Frofches zu: gebracht hatten; ſtatt daß fonft eine Wefpe, eine Hummel oder eine Biene, die man drei bis vier Stunden fang im Waffer gelaffen hat, und die völlig ertrunfen ſchien, fehr bald wieder lebendig wird und davon fliegt, wenn man fie der Sonne ein wenig ausſetzt. Gewoͤhnliche Fliegen, die ich in Brannt- wein ertränfte, flogen ebenfalls weg, wenn ich fie wieder herausnahm und einige Stunden lang lich ſelbſt uͤberließ. G 2 3 100 Die zehn Arme des Dintenfiſches find muskuloͤs weich und feifchig, die beiden horn= und Fnorpelartiz - aen Ringe oder Kreife aber, die, die Form der Naͤpf— chen innerhalb rund erhalten, find es nicht. Mitten Durch die Arme geht, ihrer ganzen Fänge nach, ein ſehr merfwürdigeo Nerve. Alle zehn Armennerven gehen freisförmig aus dem Mark-Stamme aus, laufen vor = und oberwärts des Gehirns fort, und machen in ae: wiſſen Diftanzen, vorzüglich innerhalb der acht Feine: ven Arme, Tnollenartige Wuͤlſte aus. Diefe Mittel - und Vereinigungspunfte der Nervenfeile und des Se: fühls haben die neuern Anatomen Nervenfnäuel ge nannt; von jedem derfelben gehen ftrablenförmig Eleis nere, dem bloßen Nuge Faum fihtbare, Nerven aus, und befonders nah den Schröpfföpfchen hin. Eine Menge Muskeln vereinigen fih damit, um den Willen des Nerven: Siuidums ausführen zu helfen, Dit un: ter der Oberhaut befinder fih ein ftarfer Muskel von breitem Gewebe, der beftimmt it, fie zu falten und nach allen Seiten zu fehieden. Er a die Scheide und Hülle anderer Muskeln, die doppelt und breit find, ſich von einem Fuß zum andern begeben, um beide durch ihre Baſis aͤußerlich und innerlich unter einander zu verbinden, und ſie beim Aus ſpreitzen oder bei jeder andern heftigen und gewaltſamen Bewegung zu unter— ſtuͤtzen. Ein dritter kegelfoͤrmiger Muskel, deſſen Fi⸗ bern ſich hindurch ſchlingen, macht die inwendige Baſis des Fußes aus; da er der Länge nad durchbohrt iſt, fo enthält er eine Röhre, die, weil fie mit ihrem Ende Dis zur Haut reicht, den Nerven, feine Knäuel und die nöthigen Gefäße. — oder Feiter — der weißlichen Fluͤſſigkeit (die bei den Mollusfen die Stelle des ro— then Bluts der Thiere mit Rücfenmarf vertritt) ein: ſchließt. Noch Feinere Muskeln laufen nach den Näpf: hen bin, und vermögen, fie nach allen Geiten zu be— wegen. Will das Thier fih vom Selfen los machen, fo 101 ſchiebt es durch Huͤlfe dieſer Muskeln die Haut wieder ſo nach dem Mittelpunkt zu, daß ſie die kleinen Becher wieder ausfuͤllt. Dann verſchwinden die leeren Räyme, durch welche das Thier fi) defto fefter anklammern fonnte, da feiner Naͤpfchen fehr.viele find. In der Mitte diefer zehn Arme, wo fie mir dem Körper zufammen gewachfen find, wird man eine vollig . Freisförmige Deffnung gewahr, Die da, wo fir cin me: nig vorteitt, durch eine Verlängerung der Haut einge: faßt wird. Diefer hervorſtehende und fleifchige Kreis, der im Zuftande der Ruhe zwar glatt und einfach ift, fih aber bisweilen wie ein Beutel oder wie hängende Blumenbüfchel faltet, ift der Mund. Man Fönnte den hervorfpringenden Theil des Sleifches, den diefe Haut bedeet, mit den Lippen anderer Zhiere vergleichen, wenn nut feine Deffnung und fein Kand nicht einen voll: Fommenen reis ohne alle Geitenfpalten oder Tren: nungs= und Kuhepunfte ausmahten. Mitten aus dies fen Lippen tritt ein Schnabel hervor, den fie faft ganz bedecken. Er ſitzt fo tief innerhalb des Mundes, daß man kaum den vierten Theil von ihm gewahr wird *5.. Seine Zarbe ift braun, faft dunfelfaftanienbraun. Saft gleicht er dem Papageienfhnabel, und befteht aus zwei Theilen, einem oberen und einem unteren, Die wie eine Kneipzange gegen einander wirfen. Sie find vollkom— men beweglich, fugen fih genau in einander, und druͤ— een fih fo feft zufammen, daß der untere Schnabel hermetifh in die Höhlung des oberen hafenartigen ein: geſchloſſen iſt. Ihre Srundflächen find ausgefhnitten gebaut, um deſto fefter in den Musfeln einzugreifen, die die Geſchaͤfte des Zahnfleifches zu verfehn haben. Außer diefer ganz eigenthümlichen Geftalt ift aber die Grundfläche des innern Schnabels noch ein zweites Mal ausgehöhlt, um der Zunge in diefer Höhlung eine freie \ *) Tafel IV. Fig. 1, 102 Bewegung zuzulaffen. Nach dem Tode des Thiers darf man den Schnabel nur ein wenig hin und her bewegen, fo loͤſet er fih fogleih von dem Fleiſche, das feine Grundfläche umfaßte, ab, ohne das geringfte davon zu zerreißen, - Er ift hornartig und faferig, Mit dem Dberfchnabel Fneipt das Thier; aber fo heftig, daß faft alle alte Schriftftellee verfihern, fein Biß fey gıftia. Das Berühren feiner Arme ift eg unfehlbar; daß fein Biß e8 aber fey, daran zweifle ih. Ich habe — mie: wohl unnüber Weife — den Verſuch gemacht, mich von Dintenfifhen beiffen zu laffen. Indeß Fann dies wenig bemeifen, da fie fogleich fterben, wenn fie an die atmofphärifche Luft Fommen und überdies die Hand des Menfchen vermeiden, Ich wurde einmal, wie man weiter unten fehn wird, von einem Polnpen gebiflen. Diefe Wunde heilte aber früher, alg fich der Schmerz an den Theilen des Körpers, die er mit feinen Armen - umwunden hatte, gänzlich verlor, Wenn c8 alfo erz. Taubt ift, bisweilen auch über Thatfachen nach der Ana logie zu urtheilen „. fo Fünnte man hieraus den Schluß machen, daß der Echnabel des Dintenfifihes zwar wie jeder andre fihneidende Körper verwundet, aber nit vergiftet. Der Oberfchnabel ift ftarf und dief, oben. übergebogen, gerade fo wie Waffen zu ſeyn pflegen, die man oft und tüchtig gebraucht hat. Der Unter; ſchnabel, an deſſen Wurzel einige Muskeln feftfisen, feiftet einen noch heftigern Widerftand, An feiner Grundfläche ift er haͤutig, ja felbft fehnig. Die Baſis ift ducchfichtiger, blaſſer und röther, als das Uebrige des Schnabele. Bei näherer Unterfuchung fieht man foft febon mit bloßem Auge, daß er durchaus aus über: einander gelegten und befeftigten Sibern und fehnigen Häuten befteht, die durch Hülfe ver Zeit und der Luft fi in eine hornartige Subftan; — denn deren Feſtig— feit hat er — verwandelt hat, Dies Horn gleicht dem der Nägel einiger anderer Thiere; es fcheint auch, mie « 103 die Nägel, bloß eine Verlängerung von Merven zu feyn, deren vereinigte Bündel fih in den Außerften Punkten verhärter haben, wovon die neuere Anatomie und anderweitige Erfahrungen Beifpiele liefern. Der Schnabel des Dintenfifhes hat viel Aehntichfeit mit dem der Raubvoͤgel, fo wie das Thier felbft im Wafz fer auch jene Tyrannen der Luft vorftellt, Wie fie beweat er fih mwillführfich in einer ungeheuren Fluͤſſig— feit fort, deren Widerftand er leicht zu überwinden meiß, Sie leben vom Kaube in der fuft, er von der Beute im Wafler. Wie fie, verfteht er es, feine Beute mit feinen Armen und mit feinem harten, ſchnei— denden Schnabel feitzuhalten, zu drücfen, zu umflam: mern und zu zerreiſſen. Der Schnabel der Dintenfifche ist nie mehr als zwei Singer breit; auf diefe wichtige Thatfache werden wir wieder zuruͤckkommen, wenn von der grauen Ambra die Rede fenn wird, Die Zunge befinder fih innerhalb des Schnabels und ruhet quf deffen unterem Theil. Wenn das Thier nicht frißt, Scheint fie völltg unthätig zu fenn, und bloß den Kaum des Mundes auszufüllen. Bis auf Swam— erdam hielt man fie für bloßes ſchwammiges Fleiſch. o fprachen auch bis dahin alle Schriftfteller davon; die — weil fie alle einander copirten — dergleichen Serthümer verewigen mußten. Und doch hätten die Neuern, vorzüglich die, die am Meerufer fchrieben, leicht Gelegenheit gehabt, ſich Dintenfifche zu ver— Schaffen, und fie felbft zu unterfuhen. Es ift zum Er: -ftaunen, daß die Gegenftande, die uns am nächften liegen, oft am wenigften ftudirt werden. Man glaubt, daß es Andre gethan haben, und überläkt ſich deshalb mit vollem Bertrauen oder vielmehr blindlings den De: jchreibungen, die fie davon machten. Man gewinnt aber jedesmal, wenn man einen Gegenftand aufs neue unterfudt. Eines Theils faßt man viel bejler, was der Schriftjtellee hat fagen wollen; — er ift ja unfer 104 Fuͤhrer; — andern Theils eignet man ſich feine Wiſſen⸗ ſchaft mehr an, wenn man bisher noch unbekannte Fakta, worauf alle neue Beobachtungen und Unter: ſuchungen zu führen pflegen, zu ihr hinzufügt. Zu Smwammerdams Befchreibung der Zunge des Dinten: fiſches, und zu feinen dazu gehörigen Zeichnungen, möchte. ſich indeß wohl fehwerlich etwas hinzufügen laſſen. Diefer geſchickte Katurforfcher fand, daß die erwähnte Zunge durch einen ganz eigenthumlichen Mechanismus aus fieben Knorpeln zufammengefegt ift, Die durch eine gemeinfhaftlihe Haut mit einander verbunden find. Ihre Spitze ift ein wenig nad) unten gebogen. Die Bafis der Membrane wird musfulös und ſchwammig. Sie bildet ihrer Länge nach eine Art von hohler Röhre, und wırd an den Wänden des Schlundes durch Seiten— musfeln befeftigt. An ihrer Grundfläche ift dieſe Haut gefaltet und in ihren Falten befinden fih einige Spei— heldrufen, die der Zunge fortdauernd ihre Weichheit und Friſche erhalten. Ein Speichelkanal, der bei weis tem merkwuͤrdiger ift, entfpringt gabelfoͤrmig in zwei Drüfen, die im Innern des Körpers eingefchfoffen find, ſteigt durch einen fangen gefchlängelten Gang bis zur Baſis jener vöhrenformiaen Haut, und bis zur Mitte ihres ſchwammigen Theild, wo er dann fich öffnet. : Der eben beſchriebene Kanal geht durch den ganzen Hals. Wahrfcheinlich dienen die beiden Drüfen zur Abfonderung des Speichels; denn fie find inwendig hohl, und ihre Subftanz ſowohl, als ihr ſchwammiges Gemebe fcheinen zur Durchfeigerung des Speichelg ſehr ſchicklich zu ſeyn. Der Schlund erftreeft fich mitten durch die Babel, die der Speichelfanal bildet, indem er von zwei Speicheldrüufen ausgeht. Die eigenthüms lide Drganifation der Zunge verdient eine noch ge: nauere Befchreibung, wobei ebenfalls der hHolländifche Beobachter unfer Führer fenn mag. Wir haben gefehn, daß fie röhrenartig geformt ift, und aus fieben Fleinen — 305 fnorpligen Knochen befteht, die das Thier innerhalb diefer Röhre zurücziehen zu fönnen ſcheint. Laͤßt es fie aus derfeiben hervortreten, fo trennt fich der aͤußer⸗ fie Theil derſelben, und fie felbft bilden einen Büfcel An dem andern Ende find fie fehe feft mit der ſchwam— migen Haut verbunden, die fie bedeckt. Spaltet man die Zunge der Laͤnge nach, und bringt fie dann unter dus anatomiſche Meffer, fo zeigen dieſe Kleinen Knorpel fih an ihrer Grundfläche zunächft glatt. Oben aber, an dem Theile derfelben, der hinein= und heraus treten kann, befinden fih an jedem einzelnen mehr als ſechzig knorpelige, hakenartige, und wie ſehr ſcharfe Zähne geformte Warzen. Ihre Farbe fälit ins Gelbe, Sie find durchfihtig und Haben Nehnlichfeit mit denen, die man auf einer Ochſenzunge fieht. Es gehört cine geſchickte Operation und ein gutes Vergrößerungsatas dazu, um diefe Warzen, Die dem Thiere wahrfchein: lich zum &rleichtern des Herunterſchluckens dienen, deutlich gewahr zu werden. Vielleicht find fie die Ges ſchmacksorgane ſelbſt, welches ihre leichte Beweglichkeit ſehr glaublich macht. Wahrſcheinlich kaͤßt das Thier ſie zu keinem andern Behufe willkuͤhrlich hervortreten, als um zu verſuchen, wie das Fleiſch der Thiere ſchmecke, deren es ſich bemaͤchtigt hat, und die es ſo eben ver— zehren will. Dieſe Knorpel ſind gegen ihre Baſis hin queruͤber mit einander verbunden. Durchſchneidet man daher die Zunge an ihrer Grundflaͤche horizontal, und unterfucht fie dann unterm VBergrößerungsglafe, fo zeigt fe das regelmäßiafte Gittergewebe. Gobald fie aber nah dem Tode des Thiers vertrocknet ift, fo vers fhrumpfen alle diefe Kormen. Man muß überhaupt ‚mit der Zergliederung des Dintenfifches eilen, wenn man durch den Zufall begtinftigt wird, ea beobachten zu koͤnnen. Der Kopf des Dintenfiſches iſt dick, und ſehr her⸗ vorſtehend, ſein Hals aber aͤußerſt kurz. Der Kopf iſt, 106 wie wir mwiffen, mit sehn faft runden Armen umgeben. An den Seiten deffelben ftehen zwei aroße funfelnde Augen, deren Farbe dem brennendften Purpur gleicht. Sie erheben fih wie Höfer und find fehr hervorfprins gend. Die Haut, die den ganzen Umfana des Körpers umgiebt, bedeckt auch ohne alle Unterbrechung die Mugen, fo daß man in!der Augengegend Fein Loch finz det, wenn man die Haut des Dintenfifches abgezogen hat. Sie ift dort bloß ein wenig dünner und durch: ſichtiger als anderwaͤrts. Das Nämliche finder bei den ‚Schlangen und Aalen Statt. Auch da bedeckt die Haut gänzlich die Kugel des Auges. So wie die Augen des Dintenfifches auseinander ftehn, kann er den gleichen Gegenftand nicht mit beiden zugleich fehn, aber dafür fieht er auch, ohne den Kopf zu wenden, rechts und linfs hin, und ober= und unterwärts alles, was um ihn herum voraeht. Er fieht fehr ſcharf; da ein fehr großes Auge faft immer ein Zeichen ift, daß das Thier, welches es befist, im Dunkeln ſehn kann, fo läßt fich ſchließen, daß der Dintenfifeh in der Nacht eben fo gut, und vielleicht noch beſſer, als bei Tage fehn Fann, Die Augen der Fifche find überhaupt groß, hervorftchend, und mie eine Halbfugel abgerundet, Das Waffer, worin fie feben, iſt viel Dichter, und hat fange nicht die Durchfichtigfeit, die Die Luft — das Medium, in welchem die vierfuͤßigen Thiere leben — hat. Das Geſichtsorgan der Fiſche mußte daher dem Medio, worin ſie ſchwimmen, angemeſſen ſeyn. Auch ſehn wir, daß ihre Augen noch andre karakteriſtiſche Verſchieden— heiten darbieten. Faſt in allen fehlt die waͤßrige Feuchtigkeit. Bei den Dintenfiſchen, Kalmars und Polypen iſt fie durchaus nicht da ). Sie ſehen daher *) Swammerdam hat ſich hier geirrt. Er behauptet, „zwar nur in geringer Menge, doch aber die glaͤſerne Feuchtigkeit im Auge des Dintenfiſches gefunden zu haben.“ Gern folgte ich bisher dieſem trefflichen 107 auf eine andre Art, als die übrigen Thiere, Die wäflerige Feuchtigkeit, die Kriftalllinfe und die glas— artige Feuchtigkeit, die fih in den Mugen aller vierz füßigen Thiere finden, liegen deshalb fo hintereinander, um die von den Körpern zuruͤckgeworfenen Fichtftrahlen zu brechen, welche durch) die Pupille auf die Neshaut gelangen und dafelbft die Gegenftände abmahlen. Die eben genannten drei Feuchtigfeiten gehören für unfere Art des Sehens nothwendig zufammen, ungefähr mie drei Glaslinfen von verfchiedener Brennweite das Ob: jectivglas eines acheomatifchen Kernrohrs ausmachen. Wenn man eins diefer Gläfer hinwegnimmt, fo Fann das Schen nicht mehr auf eben die Art Statt finden, wie bei ihrer Bereinigung. Es folgt daraus, daß der Dintenfifch und andere in diefer Hinficht ähnliche Mol— lusfen, Die Feine waͤſſerige Seuchtiafeit haben, alle Gegenftände mit farbigen Rändern fehen, wie fie ung durch Die gemeinen Kerntöhre erſcheinen. Das Auge der Dintenfifche ift auch mit zwei Pupillen verfehn, und erfcheint uns diefes ganz eigenthümlichen Baues wegen doppelt. (Die Augen einiger Fiſche haben die gleiche Drganifation,) Die zwei Pupillen haben die Form einer Niere, und das Nuge ift nicht mit Augenliedern be— deeft. Die harte Haut oder äußere Echale des Auges, die bei den vierfüßigen Thieren fo zart ift, und bei den Fiſchen ſchon knorpelig wird, hat bei den Mollusfen verſchiedene Grade von Feftigfeit, ift z. E. bei den Dintenfifchen fehr fe, faft Falfartig, und mit dem fhönften Perlenglanze fehillernd. Sie fommt den orien— - talifhen Perlen nahe, weshalb denn auch in rinigen Grgenden von Italien die Weiber der gemeineren Volks— Führer, muß aber geftehen, daß ich in diefem Punkte feiner Meinung nicht bin. Hier jind feine eigenen Worte: „„Van binnen in het oog vont ik feer weynig van het wateragtig .voyt,,...“ Bibl, nat, vol, 1, P 894 108 klaſſe ſie noch einmal durchbohren und anreihen, um ſich Halsbänder daraus zu machen, womit fie an Feſt— tagen fih ſchmuͤcken. Bon vorne hat die Natur fie durchbohrt, auf der KRüdfeite ift fie ein wenig Fonifch gefaltet. Ihre — iſt nicht mit einer Hornhaut bekleidet, denn auch dieſen Theil ſcheint der Dinten— fiſch ſo wenig, wie * waͤßrige Feuchtigkeit, zu haben. Dagegen umgiebt eine feine und ſehr en Haut, die diefen Thieren ganz eigenthuͤmlich ift, die harte Haut -felbft und bedeckt die Oeffnung, in welcher fie die Gtelle- der Hornhaut vertritt. Die ſehr harte Kriftalilinfe fprings mitten duch dies Loch unter der erwähnten Haut hervor. Sie ift Fugelfürmig, und befteht aus . mehreren concentrifhen Lagen übereinander, deren aͤußere immer die inneren umhüllen. Eine Streife oder Furche höhlt die ganze Fleine Kugel in ihrem Umfange ziemlich tief aus, und theilt fie in zwei ungleiche Halb: kugeln. Diefe fehe fihtbare und hohle Furche ſchneidet ein, und enthält den innern Rand deflen, was vom Augenliede hervorfteht (procès cıliaire); Dies ftellt- einen breiten Disfus oder ein firahlendes Diaphragma vor, umflammert die Kriftalllinfe —— und haͤlt ſie auf dieſe Weiſe feſt. Die brennend rothe Farbe der — des Dinten— fiſches, der Kalmars und der Polypen ſcheint von dem Schleime zu fommen, womit die tunica Ruyfchiana überzogen ift. Bekanntlich ift diefe Haut bei allen Thieren mit einem ſchwarzen Schleim beffeidet. Nur bei einigen Voͤgeln ift fie falb und rothgelblih, bei den Dintenfifhen aber purpurroth gefärbt; eine ſehr merk: wuͤrdige Ausnahme, die bis jest allein bei den Dinten— fiiden, Kalmars und Polypen ftatt findet. Ihre Netz— baut wird durch die Bereinigung einer Menge pon op— tifhen Neschen zu einem Gewebe gebildet. Diefe Reg: chen gehen duch einander, und machen zufammen nur eine einzige Membrane aus. Das Auge des Dintens 109 ſiſches Hat nur zwei ſehr kleine Muskeln; ihre Stellung auf den zwei Seiten und ihre doppelten Pupillen mach— ten nicht viele Bewegungen noͤthig. Der eine dieſer beiden Muskeln ſteigt nach den Armen hinauf, und der andre ſenkt ſich tief in die Hoͤhlung des Augenkreiſes hinab. Nachdem ih das Organ des Sehens in Rück ſicht feiner außern und innern Theile befchrieden habe, fo wollen wie nun aus die Sehenerven und ihre re ſprungspunkte unterfuchen. Um dies zu Fünnen, muͤſſen wir und zuvor mit dem Nervenſyſtem des Thiers, Das “ wir beobachten, befannt machen. Da merden wir ebenfalls wieder manches finden, welches von dem völlig verfhieden ift, was uns die Zeraliederung der Thiere mit rothem Blut zeigt, deren Kopf auf dem oberen Ende einer Rüdgradfäule feftfist. Bei unfern Mollusken ift der Kopf fo zu fagen mitten in der Orga— nifation angebracht, und von dieſer Central: Bajis laufen die Nerven — diefe Hauptorgane des Lebens, der Empfindung und des Gefühle — in divergirende Richtungen aus. Bei den Thieren mit rothem Dlute fest fih das Gehirn im Rücenmarf fort; von diefem gehn dann in gemwiffen Entfernungen Nerven aus, ins dem fie den Ruͤckgrad durchbohren. Bei den Dinten: fifchen ac. ift aber das Gehirn der Mittelpunft des Ges fühle. Die Nerven laufen paarmeife aus demſelben aus, und begeben fich nach der rechten und Linien Sei: te, nach vorne und ned hinten, bis in die Außerften Theile des Körpers der Mollusfen. Wenn es wahr ift, daß das Gehirn im Menſchen *) die Urquelle aller Ges * Die Phyſiker haben fih mehr nach, als alle Äbrige Menfihen, damit vorzüglich befchäftigt, den Eis der Seele zu erforſchen. Einige festen fie in die Zir— beldrüfe (glandula pinealis) , oder in den fchwieliaen Theil; aber weder die eine, noch die andere, findet ſich durchgängig in allen Thieren, ſelbſt nicht einmal 110 danfen, der Vereinigungspunft aller Empfindungen, der Sitz des Lebens und der Seele genannt mwerden kann; wie viel zweckmaͤßiger fcheint es dann nicht beim in allen, die rothes Blut haben. Andere fuchten die Seele anderswo, und noch andere verlegten fie in die ganze Drganifation des Körpers. Möchte man nad reiflichen Unterfuchungen nicht mit Recht glauben, daß die Seele oder der Lebenshauch den Körper nicht eher gänzlich verläßt, als bis fein Theil deffelben mehr des Gefuͤhls, der Thaͤnigkeit und des Zunehmens faͤhig iſt, und daß dies Gefuͤhl vorzuͤgllch im Gehirn oder in den Nervenknaͤueln, die es bisweilen erſetzen, ſeinen Sitz babe. Sch mag. mic, hier nicht in Diſcuſſionen ein: laffen , die! die berühmte Entdeckung der Galvanifil »ı Stüffigkeit veranlaßt bat. Kine einfache Thatſache aber, wovon die Sahrbücher der Medizin mehrere Bei- fpiele liefern, beweifer, daß der Lebenshauch -— denn etwas anders kann die Seele nicht feyn! — vorzuͤg— lich im Gehirn feinen Siß habe. Nehmen wir 3. B. einen Menfchen an, dem ein Schlaafluß die Ober - und Unterfchenkel durchaus gelähmt hat, fo ift alles Gefühl diefer Iheile vernichtet, fie find gleichfam im Voraus geftorben, find folglich nicht mehr der Aufent: halt der Seele noch ihrer Ausflüfe. Kin zweiter Schlagfluß lähme ihm die Arme; dann bleibe ihm bloß Rumpf und Kopf übrig; ein folches Weſen kann aber immer noch allen feinen Geift, alle feine Einfichten be; halten; es hat vielleicht Feine von den Kenntniffen ver: loren, die e8 ſich früder erwarb. Mehmen wir fer- ner an, daR die gleiche Krankheit den Numpf bie zu den Gchlüffelbeinen und Schulterblättern getroffen habe (wie man denn Erfahrungen diefer Art bat), fo kann ein Menfch, der auf diefe Weife angegriffen ift, freilich nur noch wenige Stunden leben, denn, alle ehierifche Funktionen haben aufgehört, er muß alfo an Sntfräftung fierben; fein Kopf aber, und feine Ur: theifefraft werden noch frei ſeyn, und feine Zunge wird in den wenigen ihm übrigen Stunden feinen letz— son Willen noch mit alfer Klarheit und mit aller Ener: gie diktiren Eönnen, deren er zur Zeit feiner vollfom: menften und blühendften Geſundheit fähig war. “Die Seele — oder der Ranch des Lebens und der Empfin: 111 Dintenfiſche angebracht zu ſehyn, to feine centrale Lage ihm ſeinen richtigen phyſiſchen und moraliſchen Platz giebt, und alle Gefuͤhle, die die verſchiedenen Glieder und Theile des Koͤrpers der Dintenfiſche, Kalmars und Polypen empfinden, auf dem geraden d.h. kuͤrzeſten Wege in den Mittelpunft des Lebens leiten. | Das Gehirn des Dintenfifches ift fehr klein, und in einer fnorpelartigen Büchfereingefchloffen. Estheilt fih in zwei Lappen. Mit einer leichten Hand fann man e8, fo wie das ganze Nervenfpftem entblößt darlegen, wenn man den Kopf von hinten her zwifchen den beiden Augen fhnell und mir Vorficht fpaltet. Gleich hoch mit den Augen wird man zwei ftarfe Nerven gewahr, Je— der derfelben geht auf feiner Seite aus den Lappen des dung — eriftirt alfo wejentlich im Kopfe; denn ift diefer dahin, fo wird fogleich der ganze Übrige Körper leblos Centfeelt). Die Seele und ihr befiimmter Wohnſitz waren von jeher der Segenftand der menfchlichen Unterfuchungen. Der h. Auguftin überließ fih mit großem Eifer For: fhungen der Art, und diefe Materie leitete ihn zu Be— trachtungen, wobei er oft in große Verlegenheit ges räth. 3. B. in feinem Buche De qualitere animi,) Einer feiner Freunde zerfchnitt einſt in feiner- Gegen: wart auf einem Tifche einen Taufendfuß in zwei Theis le, Sogleich fingen beide Theile an, der eine auf die: ſer, der andere auf jener Seite, eilend davon zu flie: ‚ hen. Diefe Erfahrung, fagt der gute Kirchenvater, habe ihn zur Bewunderung hingeriſſen, zugleich aber auch in Nücjicht der Natur der Seele in Verwirrung gefeßt. Er ruft indeß die Methaphyſik zu Hülfe, und glaubt durch Drehen und Wenden feiner Beweife die Auflöfung des großen Problems gefunden zu haben. Unfere neueren Philoſophen haben fich nicht fo viel Mühe gegeben. - Als rüftigere Leute zerhaneten fie den gordifchen Knoten dadurch, daß fie erklärten, der Menfch allein ſey ausfchließlich mit einer unfterblichen Seele begabt, den übrigen Thieren fey fie aber durchs aus verfagt, Das ift mun freilich — wie man ſieht — viel ficherer, wenigftens Eürzer, 112 Gehirns aus, und läuft in gerader Linie vor ſich him Dies ift den Schenerven der Thiere mit rothem Blut ganz entgegengefegtz denn bei allen vierfühigen Thies ren, Bögeln und Friechenden Thieren durchkreuzen fich beide Sehenerven, nahdem fie das Gehirn verlaffen haben, unter einander, und jeder von ihnen begiebt ſich nad dein Auge der entgegen gefegten Seite, fo Daß der linfe Nerve nach dem rechten, und der rechte nach dem: linfen Auge zuiäuft. Auch die Sehenerven der Fiſche find diefem allgemeinen Gefeg unterworfen, und nur ‚dierDintenfifhe und Polypen, vielleicht auch die Kalmars, machen eine Ausnahme davon; denn bei ih— nen lauft der Sehenerve, nachdem er das Gehirn verz laifen hat, gerades Weges zu feinem Ziele bin. Diefe Nerven fchwellen bald zu einem ftarfen feitförmigen Nervenknauel an, aus deſſen oberen’ Theilen eine uns endfihe Menge von Nervenfäden entftehen, die fich in Form einer Fiſchreuſe ausbreiten, und zur Kugel des Auges hinbegeben, um fie teichterföcmig zu umſchließen. Ihre aͤußerſten Enden zertheilen ſich in Aeſtchen; mer: den haarduͤnn und verlieren, ja vereinen ſich mit den verſchiedenen Haͤutchen des Auges. Swammerdam hat dieſe ganze Zergliederung in einer ſehr ſchoͤnen und ge: treuen Zeichnung, das Nervenſyſtem des Dintenfifches befreffend ), geliefert. Zwar hat Euvier in feinem trefflichen oben erwähnten Werfe es nicht angeführt, es macht mir aber Freude, ihm Geredtigfeit mwiderfah- ven zu laſſen, und ihm zugleich meinen ehrfurtsvoll ſten Danf dafür zu weihen, daß er mir ein anatomifcheg Praͤparat der Sehenerven eines Polyps (welches er felbft verfertiat, und wie ſo viele andere neue und treff⸗ liche Sachen ins Naturhiftorifche Mufaum in Paris ge: geben Hatte), anvertraute. Es erinnerte mich an Swammerdams mühfame Arbeiten und leitete Die meis nigen. Aus *) Swammerdem „Bibl. nat. Tafel LII, Sig. 2. 113 Aus dem vorderen Theile des Gehöres treten drei Mervenpaare hervor, die als Stämme des Sehnerven quer duch den Knorpel gehn, der das Gehirn ein: fließt. Zwei ſehr Furze Nerven (von dieſen fechs) machen die Nerven des Ohres, oder die Gehörnerven, aus: die andern verbreiten ſich nach den Musfeln des Kopfs, des Schnabels, der Arme, und der be— nachbarten Theile hin. Ein Paar zieht fih nach der vechten, ein andres nach der linfen Seite hin; das mittlere begiebt fihb nach dem oberen Theil des Kopfs, um dort ein fugelartiges Knaͤul zu bilden. Die Ner— venfnäuel, die wir in der Naturgeſchichte der Mollus— fen jo oft vorfinden, kommen mir wie KRuhepunfte vor, ‚wo die Natur ſich, weilfie einen gewiſſen Zweck erreicht hat, einen Augenblick verweilt, ihre Kräfte wieder fammelt, und dann ihr Werf aufs neue verfolgt, um fie. (die Kräfte) in den verfchbiedenen Punften, wo fie fie in unmerflichen Abftufungen zerftreuen muß, aehorig vertheilen zu Fönnen. Bon dem Nervenpaar, das wir eben erwähnten, aehen in dem Umfreife feines Fugel- förmigen Knäuls Unternerven ab, die fich wie Strahlen zerftreuen, um den Armen Leben und Gefühl zu bringen. Dort haben wir fie ſchon — bis zu den außerfien Ertres mitäten Hin — Nervenſeile voll Knoten bilden fehn, die, als Untermittelpunfte der Nervenfraft, wieder neue Ramifkarionen hervorbeingen, denen auch die geübtefte Hand in ihren legten und aͤußerſten Schlupfwinkeln nicht folgen kann. Ein fünftes Nervenpaar, das ftarz fer iſt, als alle, die wir eben bejchrieben haben, läuft aus dem Hintertheile des Gehirns hinabwaͤrts, und bohrt fih quer duch die Bruft. Nachdem es einen Theil des Körpers durchlaufen hat, bilder jeder eine zelne Nerve, auffchwellend, ein birnfoͤrmiges Knaͤul. Von jeder Seite laufen mehr als dreißig fadenartige Nerven aus, die in ihren bis ins Unendliche unterab: getheilten Ramififationen, ſich in der Haut, im. Körper, 114 in den innen Theilen und in den Kiemen. (oder Orga: nen zum Athemholen) verbreiten. Alle bieherige Nerven gehn, wie wir gefehn has ‚ben, bei-ihrem Entftehen durch den knorpeligen Ring, der das Gehirn einfhlieft. Er hat alfo mehrere Lo: - cher, fo wie er überhaupt fehr unregelmäßig geftaltet iſt. Die Ohren des Dintenfiſches find in feinem vor— deren Theile verborgen. Wahrfcheintich gelangt der Ton nicht auf die gleiche Weife zu feinen Gehoͤrwerk⸗ zeuaen,. als zu. denen der großen Thiere, denn deren Gehörmwerfjeuge find wenigftens viel zufammengefegter. Das Ohr der Wefen, die in der Luft leden, wird durch die erfihüitterte Luft gewaltſam berührt; fo feheint es denn auch, daß das Wafler, welches unter allen Körz pern die menigfte Glaftieität hat, den Ton auf eine ähnliche Weife den Schalthieren, Fifchen, Mollusfen, In ſekten und Kruftenthieren, die es bevölfern, zuführt. Man Fann ſich das Waſſer als ein homogenes Ganze. vorſtellen, das den Ton in der Art fortpflanzt, wie es ein abgehauener, liegender Baumftammthut, an defien einem Ende man es fehr. beftimmt hört, wenn jemand am andern Ende auch nur mit einem Nadelfnopfe drauf frößt, wenn man anders zuvor das Ohr dicht hinan ge— legt hat *). Auf diefe Weile würden alfo die Waſſer— thiere dur eine Art von fortgeſetztem Drucf (com- preſſion retentiſſante) und nicht durch Vibration hören, Es wird fich aber zeigen, Daß bei allen Thieren, deren Gehörorgan man bis jegt Fennt, von den ‚größten an bis zu den Dintenfifden, Kalmars und Polypen Hin (den legten Wefen, bei welchen das Dafeyn der Gehör: werkzeuge außer Zweifel ift), es nicht immer aus der Bereinigung ber gleichen Theile befteht, daß fich aber *) ©o auffallend dies fcheint, fo wahr ift eg. Sch habe es bei einem’ fehr dicken fünfundzwanzig Fuß langen Stamm verfucht. | ER - Anm. d. Ueberſetzers. h 4 $ I15 bei alfen die aallertartige Maffe-(pulpe) findet, die die.claftifche und dünne Membrane des häutigen Laby— rinths im Ohre anfüllt. In diefe Maſſe verſchmelzen, verſchlaͤngeln und verlieren ſich denn auch die aͤußerſten Zweige des Gehörnerven. Das Ohr des Dintenfifshes ift ſehr einfach in feinem Bau, und die Membrane des Labyrinths fiellt eine Fleine, oval abgerundere Tafche vor, die inwendig mit Fonifhen, unregelmäßig zer— freuten Hervorragungen verfehn ift. Ihre gallertartige Maſſe (pulpe) enthält aber ein Kleines Knoͤchelchen in Geſtalt einer Schale von einer zweiſchaligen Mufchel, die hier die Schnee — aus den Gehörmwerfzengen deg Menjchen, — und die Fieinen breiten Steine, — aug dem häutigen Labyrinth der Fiſche — zu vertreten ſcheint. Zwar haben die bisherigen Beobachtungen bei den übrigen Mollusfen noch fein Gehörorgan ent— deckt, es fcheint indeR doch, daß viele unter ihnen auf irgend eine Art erfahren und bemerfen fönnen, was ‚um fie herum vorgeht, und dasjenige zu vermeiden wiſſen, was ihnen ſchaden koͤnnte. Der Dintenfiſch ſcheint mit Geruchsorganen ver⸗ ſehen zu ſeyn, wenn man gleich noch nicht beſtimmt weiß, wo ſie ihren Sitz haben. Vielleicht erſetzt ihm ſeine aus lauter Nerven, ſo zu ſagen, gewebte Haut die Stelle der Schleimhaut. Bei den Land- und Waſſerſchnecken wenigftens iſt dies wahrfcheiniich der Fall. Dies vorausgefegt, fo würde der Sinn deg Geruchs beim Dintenffhe auf der ganzen Oberfläche des Körpers verbreitet feyn. Man bat, und zwar in ſehr alten Zeiten fchon, bemerft, daß er den Gerug mancher Kräuter, vorzüglich der Reute (rhue) *) fuͤrch⸗ tet und flieht, | Sein Hals ift fehr Furz, und auf der Vorderſeite frei und biegſam; auf der Ruͤckſeite bedeckt ihn die *) Aelian. Hiſt. nat, lib, 1. cap. 39. \ & \ 9 2 i16 Ruͤckenhaut faft ganz. Cie nimmt unmerffich an den beiden Seiten des Nackens unterhalb der Augen ihren ‚Anfang, geht auf dem ’vordern Tyeil des’ Körpers hin: über, und bildet, auf diefe Weife einen Sack, den a: marf einen Mantel genannt hat. Unter feiner Haut ift er musfulös und fleiſchig, umfchließt den ganzen’ Körper des Thieres und erhält dadurch feine aͤußere Geftalt. Der Dintenfifch Fann fih darin zuruͤckziehn, und feine Arme und feinen Kopf da hineinfteefen (faſt wie Die Schildkröte fi unter ihrer Schale verbirgt), denn feine Glieder Fönnen fib fehr zufammen ziehn. Die Rücenhaut hängt, wie zwei Feftons, über den ganzen Umfang des Sads hin. Diefe verlängerte Eins faftung, die äußerlich den Karafter des Dintenfifches ausmacht, und ihn von den Kalmars abfondert, ift bisweilen ziemlich breit, Sie ift auch fehr musfulös, und dient dem Thiere wahrfcheinlich zum Schwimmen, feinen Lauf zu richten, und die Bewegungen zu unter- fügen, die es machen muß, wenn es feinen Drt vers andern will. Die Altern Schriftfteller glaubten, der Dintenfifch | ſchwimme vermittelft feiner Arme, inden er fie nad einander bald rechts, bald links hin ausbreite; aber die Geftalt feiner Arme zeigt, daf fie dem Thiere höchftens zum Kriehen, nicht aber zum Schwimmen dienen füns nen; und doch finden wir, da er ſchwimmt. Die ers wähnte Bordüre hingegen ift eine Art von Schwimm⸗ haut, die dadurch, daß fie fich ausbreitet, eine wellenz' -förmige Bewegung annimmt. Nach dem Hintertheile des Körpers zu ift fie in der Mitte fehr deutlich ge— theilt, fo daß einige Schriftftelfer fich erlaubten, von diefem Punfte auszugehn, und nun von der rechten amd linfen Seite des Dintenfifches zu reden. Der Ruͤcken ift weiß geadert, getigert, mit purpurrothen und ſchwarzen Pünktchen beftreut, und mit weißfichen Flecken gezeichnet. Die Seitenleifte (oder Einfaffung) % 117 zertheilt diefe Zarben; fie ift braun gefäumt, und merklich weniger getigert, als der Rüden, Da der Dintenfifch fogleich ftirbt, Sobald man ihn aus dem Wafler genommen hat, fo wird er au augenblicklich welk, feine Sarben werden unfheinbar, und er fieht alsdann bleifarbig aus. Go lange das Thier lebt, hängt die Haut an den Musfeln feft; for bald es aber todt ift, geht fie davon ab, haͤngt ih an den Fingern an, und zerreißt allenthalben. In Furzer Zeit, oft in weniger als adt Tagen, löft fih das ganze Mollusf auf, und zergeht in ein ſchwarzes ftinfendes Waſſer. Nichts bleibt von ihm, übrig, als der Rücenfnochen und die beiden Kinnbas ‚fen feines Schnabel, welche man oft am Meerufer findet, und die von den alten Naturforſchern für Schnäs bel von Ufervögeln angefehn wurden. Eine der größten Merkwürdigkeiten in dem Bau des Dintenfifihbes, des Kalmars und des Polypen ift die, daß ihr Körper nicht gefchloffen ift, wie er bei alien übrigen Thieren zu fenn pflegt. Der Sad ‚oder Mantel mat die Haut und die Bauchmuskeln aus. Er ift vorne unter dem Halfe des Thiers breit genug offen, daß man mit der ‚ganzen Hand zwifchen den innern Theilen, den Eingeweiden und dieſem Manz tel durchfahren Fann. Er gleicht alfo völlig einer oben offenen Taſche; auf feinem innern Rande, am oberen: ‚Theile fieht man zwei große Warzen oder Hervorragun— ‚gen *), die die alten Naturforfcher (und auch einige neuere 3. E. Sonfton) für wirflihe Bräfte hielten und ‚deshalb glaubten, fie fänden ſich nur beim weibli— ben Dintenfiſch; dann wären aber alle Dinten: fiſche weiblich (denn das Männchen hat folhe War: zen ebenfalls). Bei der Unterfuchung der Zeugungs— werkzeuge wird fih aber zeigen, daß fie fich durch be— ”) ©. Tafel I, 3: „1 Ale ftimmte und auffallende Kennzeihen, die ihren Ger fchlehtsunterfchied an den Tag legen, in männliche und weibliche theilen. Die Warzen find auch zu einem ganz andern Gebrauch beftimmt. Sie paffen fehr genau in zwei, wie Salzfaͤſſer ausgehshlte Vertiefungen, die ihnen auf der Oberfläche des ausführenden Kanals, die eine rechts, Die andere links, gegenüber fiehn. Die‘ ‚beiden Vertiefungen werden durch zwei ftarfe, innere, faulenartige Muskeln, welche zu ihrer Ausbreitung oder Zufammenziehung dienen, geftüßt, und feinen beſtimmt, die Haut des Bauchs nedft den Innern Theilen feftzuhalten und anzuheften; denn hierin birgt der Dintenfifch feine Warzen, und Hält fie darin zurüd oder firecft fie aus, je nachden er will, Sind fie (die Warzen) in ihre Cellen (alvesies) gelegt, fo ſchließt der Rand des Sacks allenthafben an, und wird dureh, die Zufammenziehung der Höhlungen in diefer Lage er— halten, indem fie ihn an fich ziehen, ihn dadurch gleiche ſam verfleben und hermetifh verfiegeln; dann ift es völlig unmoͤglich, daß irgend eine fremde Materie ziwis Then die Haut des Sacks und zwifchen den innern Thei: len hindurch gleiten fönnte. Der ausführende Kanal allein zeigt fein Außerftes Ende, nach vorne zu, auf der Ceite des Bauchs, unter dem Kopfe des Thiers, und zwar in Form einer etwas angeſchwollenen Röhre. Die: fe Röhre ift das Ende eines weiten umgeftürjten Trichs ters, und duch ihn — deſſen Tertur musfulös ift — gehn die Eier, die Samenfeudtigfeit, die Dinte und die Ausleerungen des Dintenfifches hindurch. Bei ihın enden folglich auch die Eingeweide. Ariftoteles und nah ihm Rondelet behaupten, daß er durch jene Deff- nung auch das Seewaſſer, welches er beim Freflen uns vermeidfich mit einfhluden muß, wieder ausmerfe. Die Alten machten aus ihr auch das Aufßere Zeugungs— glied, denn da fie bemerft hatten, daß unter den Din: tenfifhen Männchen und Weibchen erijtirten, fo behaup⸗ 1 EN 119 teten fie, daß fie fich auch begatteten. Um die Art die: fer Begattung zu errathen, fpannen fie ihren Geift gleihfam auf die Folter. Einige meinen, diefe Thiere umfaßten fich gegenfeitig mit ihren Armen, und. ſchwaͤm— - men fo, dicht an einander gefuͤgt, in der inniaften Vers einigung,, ‚fort; andere fegen fie einander gegenuͤber, und laſſen fie ſchwimmend ſich begegnen und ſich durch eine Art von Einſchachtelung paaren. Drittens endlich glaubten einige, ſie begatteten ſich durch den Mund, weshalb man ſie fuͤr unreine Thiere hielt. Pythagoras, der die Reinheit des Koͤrpers fuͤr eine Vorbereitung zur Reinigung der Seele hielt, verbot deshalb ſeinen Schuͤlern das Fleiſch dieſer Thiere. Es wird ſich aber zeigen, daß bei den Dintenfiſchen gar keine Paarung ſtatt ſindet, und daß das Maͤnnchen die Eier, die das Weibchen legt, dadurch befruchtet, daß es fie mit ſei— ner Milh oder Samenfeuchtigkeit benekt. Se genauer man den Dintenfifch beobachtet, defto mehr geräth man in Berfuhung zu glauben, daß die Alten irrten, wenn fie meinten, der Dintenfifch lebe nur zwei Fahre. Im alfgemeinen leben die Fiſchen nd. die Wafferbewohner überhaupt weit lanaer, als die an— dern Thiere.. Hook war der Meinung, die Fifcbe ſtuͤr— ben nie. Gewiß ift es indeß, daß fie ſehr lange-le ben, weil ihre Gräten, fiatt zu verhärten (mie die Knochen, die, wenn fie zu einer gewiflen Größe ge: langt find, nicht mehr wahfen), im Gegentheil immer biegfam bleiben, und auch an Länge mit dem Thiere felbft zunehmen. Die Temperatur des Meers ıft über: dies wenigern Veränderungen unterworfen, als die der, Luft und der Erde; das Thermometer z. E. fteigt und fällt dafelbft, befonders in einer gewiſſen Tiefe, wie im Innern der Erde, nie über oder unter zehn Grad. Mair, hat zweihundertjährige Karpfen gefannt, und Hechte, von denen man mit Gewißheit wußte, daß fie ſehr alt ſeyen. Will man durch Huͤlfe der Analogie etwas aus ! 120 der Epoche beftimmen, in welder der Dintenfifch zum erſten Male legt, fo glaube ih, es geſchieht dies fehon im erften Jahre feines Lebens. Pflanzen fihb doch auch fo viele andere Fiſche in den erften Fahren ſchon fort, ungeachtet ſie dennoch weit von der Groͤße ent— fernt ſind, die ſie ſpaͤterhin erreichen werden. Wenn man den Dintenfiſch auf den Ruͤcken legt, ſo kann man ſeinen Sack oder Mantel ſehr leicht mit ei— ner Schere laͤngs dem Bauche hin in der Mitte auf— ſchneiden; nach einem ſolchen Schnitt kann man denn die Eingeweide und innern Theile, ohne alle Verletzung, fehn und unterſuchen. “Einige liegen nackend da, und andere erblickt man durch die Haͤute der Bruſt und des Bauchs. Gleich beim erſten Anblick unterſcheidet man die Kiemen vor allem Uebrigen. Sie machen hier, wie bei den Fiſchen und Kruſtenthieren, das Organ des Athmens aus, und erſetzen die Lungen der vierfuͤßigen und kriechenden Thiere. Statt der Luftroͤhre, ihrer Aeſte und ihrer Zellen ſchlingen ſich andere Gefaͤße, die man Kiemengefaͤße nennen koͤnnte, durch einander, und bilden auf den Blaͤttchen und mit Frangen beſetzten Aeſtchen der Kiemen tauſend Windungen. Dieſe Ge— faͤße fcheinen, durch Huͤlfe abſorbirender Oeffnungen, die Lebensluft abzuſondern, die dag Waſſer, welches immer aufs neue die Kiemen badet, einſchließt. Die Kiemen des Dintenfiſches find weich und fhwammigz ſie bilden zwei Koͤrper, wovon der eine rechts, der an— dere links, von der innern Mitte des Körpers aus ge— rechnet, ſteht; erheben ſich wie Palmzweige, und zei— gen ihrer ganzen Laͤnge nach ein ſtarkes hervorſtehendes Gefaͤß, das ſich nach beiden Seiten hin in milchweiße Untergefaͤße ramificirt, deren Farbe folglich auf dem graulichen Grund der Kiemenblaͤttchen ſchneidend ab— ſticht. Dieſe weißen Gefäße vertheilen ſich aufs neue in Hauptaͤſte, und der unermuͤdete Smammerdam zählt Rn mehr als vierzig auf jeder Kieme, „Achtet man ' 121 nun, fagt er, auf ihre Unterramififationen, die fich innerhalb der Subftanz der Kiemen verlieren, ſo iſt ihre Menge zahllos.“ Die auffallendſte Sonderbarkeit in der ganzen Or— ganiſation des Dintenfiſches iſt wohl die, daß er drei Herzen hat. Swammerdam ließ ſich durch die Analo— gie taͤuſchen und erfannte ſie nicht. Sollte man aber auch ahnen Fönnen, daß der tyätige Musfel, der die Bewegung und das Leben enthält, und der fich fonft immer alfein und einfach findet, fich in diefem Mollusk mit einem Male verdreifachen werde? — PWermittelft diefer drei Herzen wird die Zirfufation des weißen Saftes, der fein Blut ausmacht, bewirkt. Gie ſtehn im Dreieck. Zwei find einander gleich, das dritte — das unterfte — iſt das größte von allen, Die Lymphe, die die Adern anfüllt, wird. durch die Herzen. in die Hohlader getrieben; dieſe theilt fich gabelfürmig in zwei Aefte, und begiebt fich in die beiden Seitenherzen. . Bon da läuft fie in die Kiemen, aus welchen fie in dag mittlere Herz, das tief unten im Sacke gegen die Baſis des Körpers hin liegt, hinabfteigt. _ Durch die Adern fommt fie dann wieder zurück, und bildet fo das ſon— derbarfte und auffallendfte thierifche DERERUIEN IHN das vielleicht eriftirt, 7. Der Magen ift wie eine runde Tafche (oder wie ein VBogelfropf) gebildet. Dee Dintenfiſch füllt ihn mit Seegarnrelen (chevrertes), Bärenfrebfen (Squil- " les), Krabben, und mit Fleiſch von andern Sifchen an, deren Ueberrefte und Gräten man dort vorfindet. Seine Häute find ftarf und musfulös. Er ſcheint fehr gut verdauen zu koͤnnen; denn ich habe Theile von Krabben und Seefternfchalen völlig aufgeweiht darin angetrof- fen. Der Maftdarm (inteftinum rectum) ſcheint mit dem Magen nur einen und denfelben Kanal ausjumas hen; der alfo vom Munde feinen Anfang nimmt durch den Schlund in den Magen hinabfteigt, fo fortgeht, N ‚ 122 - und fih unter dem Sad oder Mantel zur Rechten und in der Mitte des Bauchs endiat. Unterweges erhält und macht er einen Einſchnitt in den Kanal der Dinten— blaſe, die dahin Fommt. Wenn die Echeide des Din: tenfifches durch Hülfe der Warzen geſchloſſen iſt, fo ift fie Hermetifch verfiegeft. Dann kann nichts mehr über den Rand dieſes Mentels hinaus, fondern die aufßere Röhre, die vorn unter dem Kopf des Thiers befindlich ift, wird der gemeinſchaftliche Ausgang für die Eier— ſtoͤcke, für die Samengefaͤße, für die Erfremente und für die Dinte diefes Mollusks. Die Farakteriftifhen Theile des Männchens bes ftehen vorzäglih in Samengefäßen, die in einer ſehr fenntlihen Glandel (oder Teſtikel) eingeſchloſſen find. Dieſe Glandel befindet ſich im unteren Theil des Koͤrpers, nahe bei der Dintenblaſe. "Am Ende des Teſtikels fieht man ein auswerfendes oder abführendes Gefaͤß in der Form eines Kanals, das frei im Unter: feibe bin und Her ſchwebt, und auf der Iinfen Seite, neben dem Maftderm, völlig entbloͤßt mit ſeiner nung ſichtbar iſt. Die Organiſation dieſer Theile iſt har wuͤrdig, denn fie zeigen ung eine ganz neue Erſcheinung. Man fann die ganze Subſtanz des Teftifels in eine lange Samenroͤhre aufwideln, die an den beiden Enden_ duͤnner und in der Mitte leicht angefchwollen ift. Ein weiffer Same füllt fie an, der fogleich bei der erften Berührung, mie Milch fließt. Diefe Samenfeuchtig— keit ift in dem dickern Theile der Röhre heller und £larer, Gegen das Ende derfelben aber wird fie dick, und wim— melt hier von taufend Faͤſerchen, die eine befondre ° Aufmerffamkeit verdienen. Emammerdam, Needham, Huffon, und Bonnet * haben fie ihrer Nufmerffamfeit *) Swammerdam loc. ein — Nouvelles Decouvertes foites par le Microfcope, p. T. Needham; Leyde, Luzac, 1747. Che 5. — Hilft, nat, de Buffon. — 23 nicht unwerth gefunden. Da ich mich nun mit jenen großen Männern nicht vergleichen kann, fo werde ich ihren Arbeiten nachgehn, und das Refultat ihrer Erz fahrungen, die mir, bei der Wiederholung derfelben, Das Gleiche zeigten, mitthetlen- Swammerdam hatte bei feiner Zergliederung ‚des Dintenfifches mit bloßen Augen kleine weiße Außerft zarte *) Fibern entdeckt, die fih ganz von felbft. bet der Deffnung, des Ergießungsgefäßes zeigten. Diefer ſcharfſinnige Mann war beſcheiden genug, zu ſagen, er wiſſe nicht, wozu ſie nuͤtzten, indem er ſie vielleicht fuͤr Schmarotzer-Koͤrper, die etwa zur Zeugung noͤthig ſeyn möchten, hielt. Nach ihm fand Needham die gleichen Körperchen in den Samengefäßen des Kalmars, and theilte Buffon eine Zeichnung derfelben mit. Zwar ‚find fie den Faͤſerchen des Dintenfiihes fehr ähnlich, aber vollfommen gleich find fie ihnen nicht. Noch ein andrer ſehr merfwürdiger Unterſchied ift der, daß Needham, der in Liffabon beobachtete, fie bei den Kal— mars nur im Januar fand; während Des ganzen Som— mers aber nichts dergleichen entdecken fonnte, und daß Swammerdam in Holland im Mai, alfo in einem Soms> mer: Monat unterfüchte, two der männliche Dintenfifch das Zeugungspermögen gerade beſitzt. Diefe Faͤſerchen, wie Swammerdam ſie nennt, find vollfommen weiß, an beiden Enden durchſcheinend, und wimmeln in der Samenfeuchtigkeit, der fie mehr Konfiftenz zu geben ſcheinen. Sie find ein wenig bo— genartig gefrummt, vollfommen abgerundet, Hinten frei, vorn aber endigen fie fid in einem lofen Faden, der fie um und unter einander verwicelt. Der Faden ift zweimal laͤnger, als das Faͤſerchen. Hebt man es Tom. xvn. p. 318. — - Confiderations far les corps organilös, por C. Bonner; Amfterdam. Marc Michel Rey, 176% DB: 130 86, X | *) Tafel IV, Fig, 5, 124 bei feinem Faden empor und hält es in der Luft, fo wird es feit und verhärtet fih, wie der Faden des GSeidenwurmg; erhält eine gewiſſe Zähigfeit und wird glänzend wie Seide. Noch wunderbarer ift aber fol- gendes: Wenn man diefe Fleinen Körperchen in ein Gefaͤß mit Waſſer wirft, und fie einige Zeit darin fäßt, fo fangen fie an, ſich hin und her zu bewegen, fpalten fib hinten, — einige auch vorne, — und fogleich fährt die weiſſe Materie, die in der Mitte eingefchloffen itt, heraus, dreht ſich wie eine Schlange *) ſpiral— formig um ſich ſelbſt, ohne daß das Zutteral, woraus fie kam, ſich wieder verſchließt. | Unterfucht man dieſen fchlangenartiaen Körper untern Berarößerungsglafe, fo wird man deutlich feiner ganzen Lange nach Glieder oder Ringe gewahr, die, im Heinen, Regen- oder Erdwürmern ähnlich find. Laͤßt man fie längere Zeit im Waffer, fo verunftalten fie fih, und dehnen fihb aus. Haspelt man die vers fchiedenen Windungen der Samenröhre ab, fo ift ihre Haut fo fein, daß man durch dieſelbe hin dieſe Fleine Körperhhen fehe genau gewahr wird, Gie liegen da unordentlih und abfichtlos übereinander. Oft findet man fie auch eröffnet, fo daß fie ihren ſpiralfoͤrmigen Inhalt mitten unter die andern, die noch im Zuftande der Ruhe find, geworfen haben. —— Bringt man ſie unter das Vergroͤßerungsglas, um ihren Bau naͤher zu unterſuchen, ſo ſieht man, daß dieſe Faͤſerchen an ihrem hinteren Rande **) durch— ſichtig find, als ob fie eine Luftblaſe einſchloͤſſen; dann £ommt die mweiffe Subftanz, die ein Drittheil des Ganz zen beträgt, und Die mir ausfprigen fahen. Nach porne zu werden fie wieder durchfihtig, und laſſen den Saden hinein, der fich zwei oder drei Mal dort umz biegt, und dann nad aufen wirft, um fich an die übriz *) Tafel IV. Fig. 4. **) Tafel IV. Fig. 3. 125 gen ihn umgebenden Körper anzuhafen und damit zu verbinden. In fo weit er die Luft berührt, wird er zugleich feft, wie e8 mit dem Faden der Eeide zu feyn pflegt. Ä \ Needham ſcheint zu der Zeit, als er Diefe Bemer— kungen madte, Swammerdams Entdeefungen, die doch einige Jahre älter find, noch durchaus nicht „gekannt zu Haben. Schon Loͤwenhok, Huguens und Hartföfer hatten fih durch ihre mifroffopifchen Beobachtungen und durch die Entdeckung der Samenthierchen berühmt gemacht: Needham zweifelte aber, feitdem er den Milchfürper Kalmars entdeckt hatte, an der Eriftenz ‚jener Thierchen: ja, es feheint, als wolle er alle In— fufions= und Samen: Thierchen für nichts anders anz erkennen, als für kleine Mafchinen, die mit denen im Kalmar Aehnlichkeit hätten; dieſe aber glaubte er durchaus nicht mit Febensfraft beaabt. | | Buffon wiederholte muthig die Verſuche der hol: ländifchen Beobachter, ja er machte fogar neue, und "vereinigte feine Beobachtungen fämmtlich in ein Syſtem. In allen Snfufionen und Samenfeuchtigfeiten findet . er diefe Thierchen wieder. Mit Bergnügen folgt man ihm bei einer fo interejfanten und für die Neugierde fo garız geeigneren Arbeit, und bei den fo Fleinlichen mis Eroffopifchen Beobachtungen, von welchen man glau— ben follte, fein’ großes Genie hätte fich Ihnen gar nicht unterzogen, wenn man nicht fähe, wie er alle Mate: rien und Zeuchtigfeiten, die er nur finden kann, unter das Mikroſkop bringt. In Ruͤckſicht des Kalmars be: zieht er ſich gänzlich auf Needham, deffen Scharffich: tigkeit allerdings nicht beftritten werden fann. Er hat fogar. eine Zeichnung von diefen Körpern, Faͤſerchen, oder Futteralen der Samengefäße des Kalmars geliefert, worauf ich meine Lefer hierdurch verweilen will. Da ich hier ebenfalls eine Zeichnung von denfelden Gefäßen de8 männlichen. Dintenfifches mittheile, fo Fönnen bie — 126 Leſer durch den Vergleich beider ihre Verſchiedenheiten ‚am beſten auffaſſen. Buffon unterſuchte die kleinen Maſchinen, die wahrſcheinlich unter Needhams Mikroſkop praͤparirt und getrocknet waren, ſelbſt, und erkennt die Richtigs Feit der Needhamfchen Befchreibung an. Zugleich be- merft er aber auch, daß diefer Gelehrte verfäumte, die fleinen Kügelchen zu beobachten, die mitten in der ſeroͤſeſten geuchtigfeit, weiche innerhalb des Faͤſerchens eingefehloffen war, ſchwimmen oder. doch fin bin und her bewegen Eonnten. Diefe, von Needham überfehenen — meint Buffon ©, 324 in der Note, die wahren Samenthierchen in der Kalmarmilch ſeyn. Sch habe fie in dem Flebrigen Schleim, der die Beiden Enden dieſer Faͤſerchen durchfcheinend madt, and in der feröfen Samenfeuchtigfeit, die den mittleren Theil des Eamenfadens einnimmt, deutlich ſich bewe— ..gen fehn. Hachdem ich die Faͤſerchen in lauwarmes Waſſeer gebracht hatte, warfen fie ihre Spiralfprings - feder hervor, und das Waſſer wurde ganz mit Thier: chen angefüllt. Sie fehn wie ein rundes Köpfchen aus, das, der Zufammeuziehung fähig, bisweilen wie ſpitzi— ‚ger Klee gefaltet ift 9. Ihr Schwanz ift fehr lang; wenn das Thier ſchwimmt, fo bewegt er fi wellen: fürmig. Da es aber nad allen Seiten bin ſchwimmt, ſo fann man wohl nit ivren, wern man es zu den übrigen Samenthierchen rechnet, die uns alle Schrift: freller nacheinander, welche uber diefe Materie fihries ben, fennen gelehrt haben. Zeit und Umftände ver: Dinderten mich meine Beobachtungen weiter fortzufegen. Ein Gothe oder Vandale **) mit Kamen Mengaud, den ic) unglüclicherweife in Boulogne - fur mer, wo *) Tafel IV. Fig. 6. Man kann fie zu dem Protens⸗- Geſchlecht des Bruguiere Encyklop. Tafel J. Fig. 2. rechnen, denn fie verändern ihre Gefteit, wie jene. 59 Derfelbe ,der in der Shoeiß war. 127 er ſich oberfier Regierungsfommiffär nannte, Fennen fernen mußte, ftieß in meiner Abmwefenheit, nebſt feinen Häfchern, auf gut foldatifch, die Thür meiner Studirz ftube ein, zerfihlug meine Inftrumente, warf meine Sammlungen aus dem Kenfter, und ſtuͤrzte alle meine Präparate durcheinander; wahrſcheinlich um unter meinen. Papieren etwas zu finden, womit er feinem gäanzlichen Bergeffen der Gefege, und einer mir ohne alle Peranlaffung zugefügten Mißhandlung, einen Anfteich aeben wollte. Bielleicht bin ich in der Zufunft noch fo gluͤcklich, dieſe Lücke veieder ausfüllen zu koͤnnen. Dies war indeß das erfte Mal, daß ih — feibit unter ‚Wilden und Barbaren einen Feind des naturhiftorifehen Studiums, und derer, die es treiben, antraf, denn ſonſt Habe ich noch allenthalben Hälfe und Schuß ge: funden. Da ſich Needham nicht mit den Kuͤgelchen be— ſchaͤftigt, ſondern der Koͤrper, der ſpiralfoͤrmig hervor— ſchießt, ſeine Aufmerkſamkeit vorzuͤglich auf ſich gezogen hatte, fo nahm Bonnet jene Beobachtung auf, und fuhr da fort, wo Needham aufhörte. Er bedient fich ihrer in feinen Betrachtungen über die organiſirten ‚ Körper ©. 13 um das Syſtem der Samenwuͤrmer ans zugreifen. Seiner Meinung nach macht diefe Ent: deefung im Kalmar - fie wenigftens zweifelhaft, wenn nicht non mehr. Ich dächte, es follte duch folgende Bemerfung nicht ſchwer werden, alfe dieſe - Meinungen zu vereinigen: Wenn wir von den Eiern des Dintenfifches reden, werden wir finden, daß fie alle unter einander durch eine Art von Schwanz traus benartig verbunden find (melche Verbindung aber nach Kondelet *) im Augenblick des Legens noch nicht fehe *) Cohaerent inter fe omnia ad fpeciem racemi unicni- ‚dam texui obducta; nec facile alterum ab altero de- trahi poteft; mas enim humprem quendam emittit, 128 % feft ift); daß der Schwanz diefer Traube fih nur durch die Verhärtung Fleiner Faͤſerchen, die einer feinen Biolinen = Duinte gleichen, verdichtet, nachdem das ‚Männchen fie mit feiner Samenfeuchtigkeit benegt hat: und daß nun erft die Eier fich vereinigen, um alle mit: einander nur eine einzige dichte Traube auszumachen. Die weiblichen Geburtsglieder unterfcheiden fich von den männlichen durch einen großen Eierftocf, der tief unten im Sack, gerade an dem gleichen Drte ſteckt 9, mo fi der männliche Teftifel befindet. Diefe Theile bezeichnen den Geſchlechtsunterſchied vorzuglic. Einige, felbft ſehr alte Schriftfteller verſichern, das Männchen fen äußerlich ſchwaͤrzer als das Weibchen; ſein Ruͤcken ſey auch mehr weiß geadert; ich muß aber wohl fagen, daß diefer Unterfchied, wenn er anders exiſtirt, ſehr Elein ift. Man fieht die rundlihe Form der Eier durch die Haut des Eierſtocks durchfcheinen. Einige derfelben find vollfommen, andre noch unvoll fommen: denn es ſcheint, daß der Dintenfifchb mehr mals im Jahre lege. Sie kommen durch einen Ejaku— lationsfanal, der mitten im Unterleibe, aber rechts vom Maftdarm, feine Oeffnung hat, aus dem Gier: ftoef hervor. (Der Ejafulationsfanal des Maͤnnchens war, wie wiroben fahen, zur linfen des Maftdarme.) Das Weibchen muß feine Eier wohl alle einzeln legen, denn fonft Fönnten fie nicht durch den erwähnten Kanal, noch auch durch die Äußere fleiſchige Röhre durchkom— men, die allen. Zunftionen des Körpers zur gemein: fchaftlichen Ausladung dient. Das Legen muß ferner fehr beſchwerlich ſeyn, denn der Körper, vorzüglich der Bauch preffen fich dabei’ wiederholt zufammen. ' Wenn bie Eier eben gelegt find, find. fie weiß mit braun ge= : | tipfelt _ eujus lentore sibi — et augescunt, Bun delet, pag. 5 v. 5. de lepiarum ovis, — A) Tafel Il, . 129 tipfelt und von der Größe Fleiner Erbfen. Das Thier wählt, um fie zu legen, Derter, die vorzoͤglich mit Meergras Ind Seefräutern bewachfen find. Das Männchen, — welches fein Weibchen nie verläßt, — lauert darauf, daß das Legen geendigt feyn möge, dann benegt es die Eier mit feiner Samenfeuchtigfeit, und leimt fie dadurch in Zraubenform feft zuſammen. Beide fprigen nun gemeinfhaftlich ihren ſchwarzen Saft, von dem wir bald reden werden, über den Ort aus, dem fie ihre Nachkommenſchaft anvertraut haben, huͤllen ihn dadurch in einen diefen Nebel, und entziehen ihn ſo dem Anblick der Thiere, die die Eier zerſtoͤren koͤnnten. Dieſe nehmen von der fie umgebenden Feuch— tigfeit jelbit eine fhmwarze Sarbe an. Die Dintenfifche legen bisweilen bis zu hundert &ier mit einem Male. Männchen und Weibchen Hüten diefen Schatz forgfältig, und verlaffen ihn, während der ganzen vierzehn Tage, die zum Ausfommen erforderlich find, durchaus nicht, Sie bleiben als Schildwache in der Nähe, und ver: theidigen den Angriff derſelben muthig. Während der Zeit machten die Eier und werden bisweilen fo groß, wie eine Fleine Hafelnuß. Oben find fie völlig rund, unten aber leicht zugefpigt. Der Fleine Dintenfifh ent- wickelt fi) in ihnen und lebt darin, faft wie das Huͤhn⸗ chen im Ei der Henne; er waͤchſt in demſelben durch die Nahrung des Eiweiſſes, welches er ſo gaͤnzlich verzehrt, daß es völlig verſchvwindet. Dies Weiſſe umgiebt, fo wie das der Vogeleier, einen Kern, an welchem ıran aber die Befeftigung der Nabelfchnur noch nicht entdeckt hat. Nach vierzehn Tagen durchbrechen die jungen Dintenfifche ihre Hülle, die Eierfchale; gehn ganz weiß and vollfommen gebildet daraus hervor, und. fuchen fih fogleich ihre Nahrung. Bon nun an überlaffen die Alten fie fich feldft, und pflegen der Liebe aufs neue, Ich ſetze hierbei als ausgemacht voraus, daß der Din— tenfiſch in den erſten Sagen Des Sruͤhlings zu legen an⸗ J 130 | fängt (ivie Ariſtoteles ſehr richtig bemerkt hat), und mehrere Male des Jahrs lest. Die Alten fowohl wie die Neueren haben diefe Trauben „Meerweintrauben” * genannt, auch Haben fie wirklich einige Aehnlichkeit mit diefer Frucht. Bohadſch beobachtete fie am neapolitanifohen und am hollaͤndiſchen Ufer. Bei Neapel war im Monat März der Foͤtus noch nicht fichtbar. In der Mitte des Junius aber fand er abermals dergleichen Eier, zerfchnitt ihre ſchwarze Haut, und fah fehon vollig entwicelte Dinten— fifche darin. Bei Holland waren die Eier fchon im Auguſt leer. Daraus läßt ſich aber immer noch nicht ſchließen, daß fie mehr als vierzehn Tage zum Auskrie— chen der Jungen brauchen, es ſey denn, daß neuere Ä Beobachtungen dies. beftätigten. Der Dintenfifch fcheint vielmehr öfter als einmal zu legen, und die Alten vers fihern einſtimmig, die Eier lägen nur vierzehn Tage bis zum Auskriechen. Ganz unten im Eade (oder in der — end⸗ lich befindet ſich, und zwar nach vorne zu, die Dinten— blaſe. Wenn man ihre geringe Groͤße in Erwaͤgung zieht, ſo erſtaunt man uͤber die Menge Dinte, die ſie von ſich laſſen kann. Dieſe Taſche oder Blaſe iſt wie eine Birne geformt. Sie ruht ſanft auf den Geſchlechts— theilen, und befindet ſich bei dem Weibchen gerade in. der Mitte, bei dem Männchen aber ein wenig rechts, weil fie bei diefem durch die Glandel, die wir Teſtikel nannten, ein wenig nach der rechten Seite hinüber ges drückt wird. Bei beiden aber endigt fie fi oben in einen Fleinen Kanal, der ſich gegen die Mündung des Maftdarms zu öffnet. Unten in diefer Blaſe bemerkt man eine Fleine fleifhige Maſſe, die glanduloͤs ift und feſtſitzt. Wahrſcheinlich ift fie zur Abfonderung der ſchwarzen Feuchtigkeit beftimmt. Swammerdam war *) Racemum marinum, uya marine. 131 nie fo gluͤcklich, fie zerlegen zu koͤnnen; denn eine Fluth von Dinte quoll unaufhörlid aus ihe hervor und ſchwaͤrtzte alles, ſo fehr viel Waſſer er auch anmwandte, um fie zu reinigen. Deshalb warnt er denn auch fehr, man möge fich bei der Zergliederung des Dintenfifchegs ja in Acht nehmen, feine Blafe weder zu befchädigen noch gar zu zerfchneiden. Durch das Ausfaffen diefer Dinte verdunfelt der Dintenfifch das Waſſer und ent zieht fih dadurch den Verfolgungen feiner Feinde. Sie glauben dann nämlich, ihn zu erhafchen, und faffen ſtatt feiner eine Wolfe; ehe fie diefe durchftrichen ha— ben, ift der Dintenfifh ſchon meit geflohen. Wirdjer ‚aufs neue verfolgt, fo thut er das gleiche und entgeht dadurch feinen Berfolgern fehr oft. Die Dinte des Dintenfiſches ift unausloͤſchlich, vorzüglich, wenn fie feifh if. Ich weiß aus Erfahrung, daß fehlecht: hin nichts fie aus der Leinewand wieder austilgen fonnte, die ih damit gezeichnet hatte. Ein todter Dintenfifch giebt viel mehr Dinte, als einer, der eben erft gefangen ift. Ein Dänifher Schiffskapitaͤn, der mehrere Reifen nach China gemacht hatte, ver: fiherte mir, die Ehinefer fammelten fie mehrere Tage hindurch, um ihre Fleinen Dintenbrödtchen (Täfelchen) daraus zu verfertigen; würfen auch die verdicte und ‚angehäufte Feuchtigfeit, die fi) in der Blafe des Din: tenfifches finde, in Reißwaſſer, um fie aufzumweichen, fie zu einem Teig zu fneten und die Formen damit ans zufüllen, die fie mit Zeichnungen und Karafteren bela— den. Diefe Brödtchen (Täfelchen) *) werden jegt viel- *) Seba, der in Holland Iebte, und eine Menge Schiffer fannte, die nad) China gereifet waren, verfichert daſ— felbe. Sch fchreibe hier eine Stelle diefes Schrifts fiellers ab, die c8 beweifet: — — De swart ooſtin- dische inkt wordt ons uit Japan en Sina medege- bracht, daar zy het uyt desen blakfifch in menigte- - weeten te vergaederen en uit drogen, nevens eenige 3% 132 leicht in Europa mehr geſucht als in China, denn es giebt wohl wenig Zeichner, die nicht beſtaͤndig von ihnen (den Tuſchtaͤfelchen) Gebrauch machten. Wirft man die friſche Dinte in ein Glas, ſo gerinnt ſie, trocknet zuſammen, und ſpaltet ſich, wenn fie voͤllig trocken ge- worden iſt, in kleine Theilchen. Dieſe loͤſen ſich aber im Waſſer wieder auf, und geben eine ſehr ſchoͤne ſchwarze Farbe. Die alten Schriftſteller haben uns Zeugniſſe daruͤber zuruͤckgelaſſen, daß die Roͤmer ſich der Dinte des Dintenfiſches bedienten, um auf Papyrus und Pergament zu ſchreiben, ſobald ſie groͤßere Werke verfertigen wollten, ſie kannten aber die Kunſt der Chi— neſer noch nicht, eine feſte Maſſe aus der Dinte zu ma— chen. Plinius erwaͤhnt noch nichts davon, daß man ſie zum Schreiben brauche, ſondern er haͤlt ſie fuͤr das Blut des Thiers *). Außer den andermweitigen Veran⸗ laſſungen, bei welchen ſich der Dintenfiſch ſeiner ſchwar— zen Feuchtigkeit (wie wir geſehn haben) bedient, ver— breitet er ſie auch oft im Waſſer, um der Hand des Fiſchers und den Verfolgungen anderweitiger Feinde zu entgehen. | Ich muß doch noch eines inneren Theils beim Dintenfiſche erwaͤhnen, den die Alten mucis nannten. Da ib trog allen. meinen Nachforfchungen, nit habe herausbringen koͤnnen, welche Rolle er in der thieri— ſchen Oekonomie dieſes Mollusks ſpielt, ſo habe ich feine Verrichtungen ie. nicht bejchreiben fönnen. Er befindet ſich im oberen Theil des Körpers nach dem Rücken zu, unter dem Trichter, und ift faſt durchſichtig. Wire eine Muthmaßung erlaubt, fo wuͤrde ich mit "andere bymengseien in forınen zeer netjes met ka- rakters van japansche en sineesche letteren en figuren uit gewerkt waer van einige verguldt, en andere ver- silvest syn, wordende hier telande gebragt voor de ekenaars en andere liefhebbers, (Seba, tom. 3-P- 6.) *) Rlin. lib. 9. Kap. 29. Sn - 133 Swammerdam fagen, diefer Körper erfete die Leber. Seine Farbe füllt ing Rothgelbliche, und die geringite - Verlegung feiner Bedeckung oder äußern Haut ift hine reihend, daß er fihmilzt und ausflicht, denn eine Subftanz ife durchaus flüfig. In mehr ale einer Hinz ficht fcheint es mir, daß er mft der Dintenblafe in Ber: bindung ftehe. Die Dinte fönnte man etwa für die Galle des Dintenfifches halten, wenn ihr jüßer und milder Geſchmack dem nicht entgegenftande. Gie ſchmeckt fogar fehr angenehm; gemeinialich wuͤrzt man mit ihr das Fleiſch diefes Thiers. Die Karbe, die fie einem ſolchen Gerichte giebt, erinnert an die ſchw warze —5 der Lacedaͤmonier. Das auffallendſte Kennzeichen des Dintenfiſches, das ſein Geſchlecht genau beſtimmt, und ihn von den Kalmars und Polypen abfondert, iſt der kalk-(kreide-) artige Knochen, der unter feiner Ruͤckenhaut ſitzt. Er nimmt in der Gegend des Haffes feinen Anfang, ift ein wenig abgeplattet, fänglich oval 9), und erftredft fich bis ans Ende des Körpers. Er ift inwendig, frei und in feiner Bedeckung nur wie in einer Scheide eingefchlof- fen. Zu bewundern ift, daß Swammerdam, der doch ſonſt ſehr aufmerkſam iſt, meint, es inſerirten ſich Muskeln in dieſem Knochen, und man faͤnde in ihm Ramifikationen von Blutgefaͤßen *5). Die Irrthuͤmer der Alten in Ruͤckſicht der Mollusken habe ich abſicht— lich weniger erwaͤhnt, weil ſie ſeit den neueren Ent— deckungen nicht mehr von Bedeutung find. Bei einem ſo aͤußerſt forgfältigen Beobachter aber, wie Swam— merdam iſt, u wenn man das, was er "richtig ſahe, .*) Tafel IL. Fig. ı und, 2. _ **) Swamm, Bıbl, nat yag.881. Hinc ossimuscn. li sepiae- inseruntur, Et ibid pag. 902. Tino vel clarisfimo insuper observamns, -vasa sanguifera in os istud penetrare, ejus— que per superficiem semei distribwere, 134 danfbar annimmt, fo muß man, benfe ich, in, Rückficht feiner Irrthuͤmer auch defto vorfichtiger feyn, und fie defto forgfältiger — der tiefen Achtung für ihn unbe— fhader — rügen, damıt man nicht in den Fehler der früheren Naturforſcher, Die die Jrrthuͤmer wörtlich co⸗ pirten und dadurch verewigten, falle. Die Analogie verfuͤhrte Swammerdam. Er glaubte, der Knochen des Dintenfiſches koͤnne, wie die Ruͤckenwirbel, nicht ohne Muskel- oder Sehnen-Inſertionen exriſtiren; Klein und andere Anhaͤnger der Intus⸗ Susception ga—⸗ ben, — weil dieſe Idee ſie von einem Irrthum zum andern verleitete, — auch ſogar den Schalthier-Scha— fen einfaugende Gefäße; unwiderſprechliche Beobachtunz gen haben aber dargethban, daß jene Schalen durch eis nen Falkartigen Saft, ven die abfondernden Drüfen der Thiere, die fie bewohnen, ausſchwitzen, in einzel nen Lagen täglich an Dicke zunehmen. Gerade eben fü verhält. es ſich mit dem kreide-, Falk: ja faft fpatharti- gen Knochen des Dintenfifhes; mit dem Alter des Thiers nimmt er allmählich an Umfang zu, und zwar durch äußere ſowohl als innere, fehr beftimmt von einz ander zu unterfcheidende Yagen, die feine Hülle täglich abfegt. Er ift dicht, hart, unbiegfam und vollkommen frei. Bergebens ſucht man, felbft mit dem Vergroͤße⸗ rungsglaſe Muskeln- oder Sehnen-Inſertionen oder Ramifikationen von Blutgefaͤßen an ihm ). Außerdem iſt er ſchwammig und aͤußerſt leicht; er ſchwimmt, auch *) Dieſer Körper haͤngt durchaus nicht mit dem Fleiſche, in welchem er ſich befindet, zuſammen; er ſcheint ein ganz fremder Körper zu feyn, der etwa von ungefähr hineingefommen wäre. Kein Gefäß, Fein fihtbarer Nerve durchdringt ihn, auch if £eine Sehne an ihm vefeſtigt. (Cuvier, Lecons d’anatomie comp, tom. I, p. 120) Rach dem Ruͤcken zu enthaͤlt er einen freien kreideartigen und ſchwammigen Knochen (Lamark, Syſteme des an. fans Vert. p. 59.) 135 wenn man ihn, noch ganz feucht, fo eben erft aus dem Körper des Fifches Heraus genommen hat. - Wenn ich - auf fein Jelfaewebe, und auf fein außerft feichtes Schwimmen Rädfiht nehme, fo fcheint eg mir faft, daß er dem Dintenfifch diene, um im Meerwaffer zu ſteigen und zu finfen, und daß das Thier duch Hülfe eines ihm eigenthuͤmlichen Mechanismus die vielen Zel⸗ len dieſes ſchwammigen Knochens willkuͤhrlich mit Luft anfuͤllen koͤnne, um zu ſchwimmen und zu ſteigen; oder die Luft wieder heraus ziehen, um ſich in die Tiefe hinab zu ſenken. Gerade wie einige Suche ihre Luftblafe ausdehnen und verengen fünnen, um durch Hülfe derfeiben san die Oberfläche dee Waſſers zu kommen, oder Dis auf den Grund der Fluͤſſe unterzuſin⸗ * Wenn man die Ruͤckenhaut durchſchneidet, ſo kann man dieſen Knochen ſehr leicht herausnehmen. Die obere Seite iſt wellenfoͤrmig, koͤrnig und kraus. Die Schichten ſind hier dichter, als nach dem Bauche zu. Es uͤberzieht fie eine hornartige Schicht, die der Subſtanz des Knochens, den wir bei den Kalmars fin— den werden, und der einer Feder oder einem Dolche ahnlich ſieht, nahe kommt. Auch ſie uͤberzieht wieder das Obere einer andern ſehr duͤnnen Lage, die ruder— foͤrmig geftreift, eofenroth und von kalkartiger Sub— ftanz iſt. Dieſe drei Schichten ragen wie Flügel über die innern Lagen hinaus; fie dehnen fich gleihförmig und zufammenhängend über ihre ganze Dberflähe aus, “und eine Art von warzenartigem Knopf befindet fih auf dem oberen Theile derfelben. Die innern Lagen dehnen ‚fi verfihiedenartig, aber gewoͤlbt, aus. Durch Hülfe einiger Schnitte in der Länge. und Duere Fann man Die verfchiedenen Anwüchfe des Dintenfifches genau be: ‚merfen )R Wollten wir ihn, mit allen übrigen Schrift: x) Tafel II Fig. 3-und 4. Die Zeichnung kann aber dieſe zierliche Anordnung nur —* unvollk ommen dar⸗ ſtellen. 5870 | 136 ſtellern, nur zwei Jahre zu leben geben, fo müften die: fe Anwüchfe fehr Hiufia und ſchnell auf einander folgen. Jede von diefen Lagen, die alle von dem gleihen Punft ausgehn, kruͤmmt fih, wie ein Eſelsruͤcken, über die, die fie bedeckt, und ihren aegenfeitigen Zwiſchenraum fuͤllen eine unzaͤhlige Menge kleiner hohler Pfeiler, die ein wahres Labyrinth bilden; jede Lage erſtreckt ſich an den Seiten und hinterwaͤrts uͤber diejenige hinaus, die ſie bedeckt, und ſo erweitert und verlaͤngert ſich denn dieſer Knochen, der bei dem Auskriechen des Din: tenfifhes Faum fo breit war, mie ein Stecknadelknopf, allmählich fo fehr, daß er bisweilen einen und einen halben Fnß lang wird. Die legte Lage hat immer die fanftefte und eine beinahe fo fanfte Politur, wie dag geglättete chinefifche Napıer. Die Ordnung der Schich— ‘ten wird man am beften gewahr, wenn man den Kno— en auffchneidet. Die Fleinen hohlen Pfeiler, die fie von einander abjondern, find alle im: hohen Grade zähe, und eben fo freideartig, mie die Lagen felbft. | Ich Habe mehrals hundert und funfzig folcher La— gen bei einem Dintenfifeh gezählt, der doch nur einen und einen halben Fuß groß war; mie viel mehrere muß es nicht in jenen drei und einen halben Fuß großen ge: ‚geben haben, deren Dlearius erwähnt, und die man auf den Sandbänfen bei Schevelingen gefangen hatte, oder. in jenem noch größeren, den man bei Hamburg fing, und den das Volk für ein Ungeheuer hielt *). Sdwammerdam glaubte. bei der Unterfuchung des Knochens im Dintenfiſche zu bemerfen, daf die Fleinen Pfeiler, die die Fagen fügen, nicht durchaus rund, ſondern im Gegentheil gewoͤhnlich unregelmaͤßig gebit: det fenen, fo dak ihre Wände, durch das ewiae im ein: ander laufen, ein fortgehendes Gewebe und labyrinthis ſche Krümmungen bildeten, Sn der Art hat, ev fie *) Olcarius Cabinet de it P. 44: 1 137 denn auch Tafel XLI. gig. 8. des weiten Bandes ges zeichnet. Er behauptet felbft (Fig. 7. der gleichen Tafel), daß die Pfeiler durch Duerverbindungen ihrer Laͤnge nad) mit einander verbunden feyen. Die ihm ganz eigenthümlihe große Fertigkeit, das Vergroͤße— rungsglas gefhieft anzumenden, machte freilih, daß diefer berühmte Mann manches entdeckte, mas anbern Beobachtern verborgen blieb. N Wenn man die Blätterchen, die den ten des erwähnten Knochens begränzen, geſchickt abfondert, fo- ſtoͤßt man auf eine ſcharfe Spige, die, vorzüglich bei den alten Fiſchen, die Bafis davon ausmacht. Ich habe diefe Spige, von der meines Wiflens fein Schrift: ſteller etwas erwähnt, dadurch aufgefunden, daß ich Dei meinen Unterfuhungen den Smwammerdamfchen ge: folgt bin. Da ich Diefen Knochen nirgends richtig ges zeichnet gefunden habe (wovon man fich überzeugen kann, wenn man Tafel LXXVIIL: Sig. 7. der Encys klopaͤdie felbit anfehn wi), fo habe ich ihn nach der Natur gezeichnet; man ſehe alſo Tafel III. Fig. 4. die Spitze, die ihn innerhalb begränzt. Die Griechen nannten diefen Knochen oftracon und cution *); ° Hrifioteles hatte ihn Sepium genannt *%; die Frans ofen nennen ihn &Ecume und biscuit de mer; die Deutfoben Fiſchbein **); die Slamländer und, Holländer Zeefchuym +), und die Engländer Cuttle-bone +}. An den Küften von Holland ‚ fieht man ihn in Menge umherſchwimmen, und die Fi— ſcher ſammeln ihn auf, um ihn zu verkaufen. Man findet ihn nach einem Sturme auch auf dem Sande des ER Die Goldfchmiede vorzüglich ASIEN jehr *) Ahenaeus et Diofcorides, lib, 2. cap. 24. **) De parub. lib. 4. cap. 5. ***) Gesner, de Moil. p. 186. D >eba, Tom. ill. et-Swammerd. p. 899. tt) Borlas, Nat. hift. of Cornwall. p 260. 138 | | | Ri viele, um in der Innern Fläche deffelben eine Menge klei⸗ ner Arbeiten abzuformen, die fie dann mit der Feile und dem Meißel reinigen und vollendet ausarbeiten. Pulves rifiet bringt der Knochen des Dintenfifbes bei einigen : are POT | = E Metallen eine ſchoͤne Politur hervor. Man giebtihnauh den Kanarien- und andern Fleinen Voͤgeln, die man in Bauern hält, denn er fhärft ihren Schnabel. Als Höchft feiner Staub macht er auch das Hauptingredienz zu faft al- len Arten von Zahnpulver aus. Man kauft daſſelbe unter dem Namen „weiffe Korallen“ und es ift viel: leicht das befte von allen. Die roͤmiſchen Damen ver: fertigten fi eine Schminke aus diefem Knochen ; fie lie— fen ihn nämlich verbrennen, und erhielten dann eine Art von talfigem Kalk (denn der Knochen ift eigentlich mehr fpath= als rein Falfartig); und befanntlich ift der "Talk noch jegiger Zeit die Hauptſache bei der rothen Schminke. Die ehemalige Arzeneifunde bediente ſich des Dintenfiſchknochens auch zu Ealben bei Augenfranfz heiten; auch machte er damals den Haupttheil der ab: forbivenden Bulver aus *). Aus allen oben angegebenen Thatſachen folgt, daß der Dintenfiſch mit allen Organen zur Empfindung be; gabt if. Wir fahen, wie das Männchen ſowohl als das Weibchen diefer fleifhfreffenden Mollusfen ihrem Raube mancherlei Schlingen legten, und wie fie dage: gen den Nachſtellungen ihrer Feinde zu entgehen wuß—⸗ tem. Wir fahen, wie der männliche Dintenfifch fein Weibchen, treu und aufmerffam, nie verließ, den Zeitz punft ihres Legens bewachte, und die Elternforge mit ihe theifte. Nachdem er ferner fein Weibchen einmal gewählt hat, trennt er fich nie wieder von ihr, er- bleibt ein treuer und zuvorfommender Gatte, und der Tod allein Fann die Bande zerreiken, die die Einigkeit verfhönerte. Untreue und heimliche Ausfhweifungen *) Mathiole, in Diofe, lib. 2. cap. 20. 139 kennt er nicht; allenthalben hin beafeitet er fein Weib: ben und macht fogar über ihre Ruhe und über ihr Le— ben. Um das ihrige zu retten, fest er das feinige aus. Kühn trogt er der frarkften Gefahr, und wagt e8, fie gegen jeden Feind zu vertheidigen. Die Alten, die den Dintenfifch für ein fehr ſchmack— haftes Gericht hielten, hatten eigne Fiſcher, Die nichts weiter thaten, als Dintenfifche fangen... Sie konnten alfo die Sitten diefes Thiers weit mehr als wir beobe achten, und die Schriften ihrer beruhmteften Beobach— ter bezeugen, daß das Männden, fobald das Weibchen durch die Angel des Fiſchers durchbohrt war, ihm uner- ſchrocken zu Hüffe Fam, allen Gefahren troste, bis es meiftens — mit demſelben umkam. Bei einer drohen: den Gefahr, vorzüglich, wenn das Männchen verwuns det ift, Halt fich das fhwäcere und furchtfamere Weib: chen entfernt, und — ift das Männchen ohne Hülfe verloren, fo flieht jenes, fo weit es Fann. Es ift faft bei allen Thieren fo, vorzüglich bei den vpierfüßigen, immer ſcheint das Männchen für die gemeinfchaftliche Vertheidigung forgen zu müffen; ja, bei einigen großs müthigen Gattungen beſchuͤtzt es fein Weibchen in der Regel mit feinem eianen Körper. Wenn man den Dintenfifch aus dem Waſſer nimmt, fo laͤßt das Männchen fowohl, als das Weibchen, ein Grunzen hoͤren, das dem Grunzen der Schweine nahe kommt. Das ift ihr Todesgeſchrei. Sie ſterben faſt in demſelben Augenblick. Die Fiſcher des Alterthums benutzten die Liebe des Maͤnnchens zu ſeinem Weibchen, fo wie die Zeit, worin die jungen Männchen ſich Gat— tinnen fuchten; fie banden nämlich einen weiblichen Dintenfifch an einem Orte, wo nur einige Auf hoch Waſ— fer war, feft, und durchſtießen die Männchen, die durch den betruͤgeriſchen Reitz herbei gelockt wurden. Andere Male tauchten ſie einen metallenen mit Holz eingefaßten Spiegel ins Waſſer, und betrogen auf dieſe —X X 140 Weiſe die Dintenfifhe durch ihe eianes Bild, Sie ka— men herbei, und — fielen in die Nege, die man ihnen geftellt Hätte 9. Wenn die Fifcher etwa nicht in der Naͤhe feyn Fonnten, um die herbei fommenden Dintens fifihe mit dem Dreizack zu durchſtoßen, fo legten fie ih⸗ nen Fifhreufen. Waren fie einmal hineingeaangen, fo erfhöpften fie ihre Kräfte vergebens gegen den Korb, fie fonnten ihre Arme wohl darin verwiceln, aber den Ausgang fanden fie nidt. Die Fifcher der damaligen Zeit bereiteten fogar Höhlen und felfichte Winkel, die mit Meergras angefüilt waren, zu, um den Dintenk: ſchen einen zum Eierlegen bequemen Ort zu verſchaffen, wo ſie ſie dann deſto leichter fangen konnten. Sie glaͤnzen im Dunkeln, und geben, wie viele andere Mollusken, einen phosphoriſchen Schein. In gewiſſen Faͤllen iſt dies Licht ſelbſt ziemlich lebhaft, und ſcheint nach dem Tode des Thiers eine Zeitlang, zuzu— nehmen, vorzuͤglich wenn man es oͤffnet, und feine in⸗ nern Theile entbloͤßt. Die Dintenfiſche — jetzt freilich hat der kurus fie von den praͤchtigen Tafeln verbannt und fie der | Dürftigfeit überlaffen — waren einft, nebft den Kal: mars und Polnpen ein fehr lecferes Gericht bei den Alten. Man findet, daß bei dem Hochzeitmahl. des Iphi⸗ krates, der die Tochter des Königs von Thrazien, Cotys, heirathete, Hundert Dintenfifche auf die Fünigl. Tafel gebraht wurden. Wahrſcheinlich war dies’ ein großer Aufwand, fonft hätten die Schriftfteller der das maligen Zeit ſich wehl nit die Mühe gegeben, 88 ausdrüctih aufzuzeichnen. Die Griechen fhieften ſich am fünften Tage nah der Geburt ihrer Kinder, ehe fie diefen einen Namen gaben, bei der Zeter der Am: phidromien **) Dintenfifhe zum Geſchenk zw Der Geſchmack hat ſich aber feit der Zeit fehr verändert; *) Oppian, Halieu lib. 4. **) Aıhen, Dipnos. lib, 4 141 deshalb iſt denn vielleicht das ſo allgemeine, vorzuͤglich bei der niedern Klaſſe in Paris fo bekannte Volksſprich— wort entſtanden: „man hat mir Dintenfiſche gegeben“ um zu ſagen: man hat mir nichts gegeben. Die Griechen machten fo viel aus den Dintenfifchen, daß nach den Zeugniffen aller Schriftſteller, die Diefer Thiere erwähnen, feine gute Mahlzeit ohne fie gegeben werden Fonnte. Bon dem berüchtigten Diogenes ers zählt man aber als etwas Acht cyniſches, daß er einen Dintenfifch völlig roh verzehrte *. Vielleicht verfuchte ‚er indeß nur, ob er fih auch ohne Feuer beheifen fonne. Die Römer afen die Dintenfifebe ebenfalls als Leckerbiſſen, und ihre Zubereitung befehäftigte mehr als einmal die ganze Kunft der Apiciuſſe jener Hauptftadt der Welt. Heutiges Tages aber find fie, wo man ſie nur findet, dem gemeinen Bolfe überlaffen, das fie aber ebenfalls verachtet. Einige Küftenbewohner des adriatifhen Meerbufens nähren ſich indeß zu gewiffen Zeiten hauptfächlich von Dintenfifchen. Die Einwohner von Sloſſella z. E. ın der Grafſchaft Eebenico, die Fortis als die allerfeigeften Menſchen befchreibt F), effen während des Frühlings faft gar nichts weiter. Sie fangen fie dadurch, daß fie Holzbündel mit Baum jiveigen in der Mitte ins Waller werfen, die Dintens fifhde Fommen dann dahin, umihre Eier darin zulegen. In allen Sifchereien Italiens find fie fehr gemein. In Holland, in Slandern in der Normandie, und in England ift man fie gar nicht. In den Fändern, wo man es thut, Flopft man fie ftarf; und brübet fie in einer Laug? von Kalk und Aſche, um fie zu erweichen. In einigen Gegenden des adriatifhen Meers falzt man fie indeß auch ein, um ſie nah Venedig, nach Genua *) Plutarch, ih an aqua igne melior. f) Fortis Reiſe nach, Dalmatien Th. 1. ©, 224, der el Meberfeßung. | ‘ Mittels. 677% und nach Kom zu ſchicken, wo man fie als Faftenfpeife genieft. Die beite Zeit, fie zu fangen ift im Januar, Februar und März. Das Fleiſch diefes Fiſches ift federartig und von Natur unſchmackhaft. Will man e8 angenehmer machen, Ho muß dies dur) allerlei Praͤ— parationen und Gewuͤrze erzwungen werden. In Frankreich trocknete men fie ehemals auf, aber auch dieſes Nahrungsmittel ſcheint ganz aus der Mode ge— kommen zu ſeyn. Die Tier find harntreibend. In der Languedoc nennt man fie: raifins de mer. Die ehemalige Arzeneyfunde bediente fih der Außerften Theile der Arme diefes Fiſches, als eines ſtimulirenden Nie habe ich unter der Meng? von Berfteinerun- gen, die ich ſahe, je einen Dintenfiſchknochen verfteis. nert gefunden: und doch iſt dies Mollusf faft in allen unfern Meeren verbreitet. Ich kenne jogar Feine ein: zige Verſteinerung, die beftimmt dem Dintenfifch zu: gehörte, Wahrſcheinlich eriftirte er, wie manche andre Thiere, zu einer gewiffen Zeit nod nit. Wenn vom Kalmar die Rede feyn wird, werden wir einen verfteis nerten Körper unterfuhen, in dem man einen Theil son dem Dintenfiſchſchnabel zu erfennen glaubte, Erklärung der Kupfertafeln. Erfie Tafel, Gemeiner Dintenfiſch. Figur 1. Anſicht von vorne. Figur 2. Anſicht von hinten. hl | | Zweite Tafel. | Weiblicher Dintenfifch (geöffnet). &8 ift der gemeine Dintenffh. Man fieht die Warzen Des Randes der Scheide und ihre Höhlungen (falieres), f f 143 den Trichter, die Kiemen, das Mutis, den Mund und die Deffnungen des Maftdarıns , Die Ölandeln, . fo wie den Eierftoef und die Dintenblafe, vie unten im Grunde des S Sads liegt. f Dritte Tafel | | Der Ruͤckenknochen des Dintenfiſches. Sig. 1. Anſicht von oben. Fig. 2. Anſicht von unten. Fig. 3. Einfchnitt der Lange nach (coupe lonzitudi- nale), — Benn man von oben anfängt, ſieht man den — Anwuchs. Fig. 4. Querſchnitt oder Schnitt durch die Mitte: — zeigt die Dicke der Ruͤckenplatte (lame derfale), Man fieht hier, wie in der vorhergehenden Figur, die Lage diefer Matten fo geftelit, daß die eine die andere bedeckt. — Eben fo die Stellung der Fleinen haarduͤnnen, hohlen, dazwiſchen befindlichen Saͤulen. Vierte Tafel. Schnabel, Eier, Samengefaͤße, und Samenthie— chen des Dintenfiſches. Fig. J. Schnabel des Dintenfiſches von natürlicher Größe. Man fiedt bier den Ober- und Inter: ſchnabel. Gig. 2. Gier des Dintenfiiches, Eiertrauben von na— tuͤrlicher Größe, denen man auf unfren Küften den Namen Meers MWeinz) trauben giebt. | 519. 3. Spermatifhe Maſchinen oder Faͤſerchen des maͤnnlichen Dintenfiſches. — Anſicht durch das Mikroſkop. Das Faͤſerchen iſt im Stande der Ruhe und enthält die ſchneckenfoͤrmige Springfeder. Es iſt auch mit ſeinem Faden verſehen. | Fig. 4. ‚ Springfeder in Form einer Wurſt oder ſchne— 134 » Fenförmigen Springfeder; ohne ihre Scheide, — ift ganz geringelt. Sig. 5... Faͤſerchen, oder Samenmaſchinen von natuͤr⸗ licher Groͤße; an ihrer Spitze ſind ſie durch die Ver— webung ihrer Faͤden eine in die andere gefuͤgt. An den Baſen beider ſieht man die Springfeder, die ihre Scheide eröffnet und HErgorjbEindt ; die anz dern find verſchloſſen. Sig. 6. Samenthierchen der Milch des männlichen Dintenfiſches. Man findet da drei verfchiedene Vers mwandlungen, die aus diefen Thierchen wahre Pros teuffe machen. Sie gehören zu dem, unter diefem Namen von Bruguiere in der Encyflopadie (jiebente Lieferung der Helminthofsaie. S. 2, Taf. I. Ab: theilung der Mitte) eingeführten Gefhleht. Vor: züglih haben fie viele Aehnlichkeit mit dem zähen Proteus (proteus tenax), den man gewöhnlich in den Fluß- und Seemwaffern findet. ‚Fünfte Tafel.. Eier des Dintenfisches und des Kalmars. Fig. 1. Eier des Dintenfifhes. Sie find nicht trau- benmeife, tie die des gewöhnlichen Dintenfifches, fondern um eine Art von Stamm herum zufammen geleimt. Sie bilden mit ihm einen Tprfus. Diefe Gier fcheinen einer fremden Gattung von Dintenfiz ſchen zujugehören. Bruguiere Fopirte fie für die Enz eyklopaͤdie aus dem Werfe des Seba Th. UI. Tafel 3. Fig. 7 und 8., wo man zwei verfchiedene Gat- tungen davon, die ſich einander aber durch ihre Ein: richtung fehr nähern, vorfinder. Seba hatte in feinem Kabinette aus allen vier Erdtheilen Produfte zufammen gebracht, und doch jeigt er dieſe Eier bloß unter dem Namen „Din: — an, ohne zu ſagen, aus welchem 145 Lande fie Fommen und von wem er fie erhalten hat; ficher find es Feine Eier des gewöhnlichen Dinten- fiſches. EN Sig. 2, Kalmar-Eier. Die langen Fafern oder Fa: den, auf welchen bie und da noch vollfommen runde Eier zerftreut find, geben uns zu erfennen, daß eg Kalmar: Eier feyen. Das Ganze hat aber viel gelitten. Faft alle Eier, die die runde Maſſe ausmachten, müffen verloren gegangen feyn. In Rücficht der Ordnung der Kalmat : Eier ver: weiſe ich meine Lefer auf die zehnte Platte ım zweiten Bande, und auf die dortige Erflärung derfelben. Ich werde dort auch von diefen hier reden. Hier begnüge ih mi, nme zu bemerfen, daß ich diefe Zeichnung nad der des Ambrofinus 9 in feinem Eupplement zu Aldrovandi’s Werfe, dag den Bande „vondenlUngeheuern” folgt, gensinmen habe, Auch er hatte dieſe Zeichnung nach einem Originale fopirt, das einen Theil der Sammlung des Mus: jaums von Bologna ausmacht. Er giebt fie ©. 98 für fhwarze Eier irgend eines Kifches aus. Wenn von den Kalmars die Rede feyn wird, werden wir Aehnlichkeiten mit einer andern Zeichnung jener Sammlung bemerfen, und es koͤnnte — nach allem zu urtheilen — wohl feyn, Daß diefe Eier hier Eier vom netzfoͤrmigen Kalmer fenen. Der gefleckte Dintenfiſch **). | In der vorzüglichen und ungeheuer großen Samıms fung des naturhiftorifhen Mufaums in Paris egriftirt ein ieh BHODEp Dintenfiſch, deſſen Lamark ſchon in dem Ambroſinus, Paralip. in Aldrovando, p. 98. edit. bonon. xx) Tafel VI., wo er mit der Anſicht feiner beiden Sei⸗ ten vorgeftellt ift, 8 ı46 Memoire über die verſchiedenen Gefchlechter des Din- tenfifches, des Kalmars und des Polypen 9 (©. die Sammlung der Memoiren der naturhiftorifhen Sefell: {haft vom Jahr 7.) erwähnte. Diefer-gelehrte und trefflihe Mann, der mich feiner Sreundfchaft würdigt, ift gütig genug, mie in den Gaflerien des Muſaͤums das Zeichnen Der dort. befindlichen Individuen auf alle nur mögliche Art zu erleichtern. © Ich Fonnte die Ge— genftände .alle in der Nähe fiudieren, wofür ich ihm denn aufs neue Erfenntlichkeit ſchuldig geworden bin, Lamark hatte fohon an diefem Dintenfifche Unter fhiede wahrgenommen, die Farafteriftifch genug was ven, ihn von dem gemeinen Dintenfifche abzufondern. Da er aber nichts übereilen wollte, fo wagte er es noch nicht, eine. neue Gattung daraus zu machen, und vers band ihn alfo lieber neh mit der vorhergehenden, gab ‘ober doch feine Bedenflichfeiten an. Sch habe ihn durch das Glas, worin er eingefchloffen ift, unterſuchen koͤn— nen. . Beim Zeichnen mußte ich überdies feine Formen genau auffeffen, und glaube, Farakfteriftifche Eigene thümlichfeiten genug an ihm gefunden zu haben, um ihn mit Recht von dem gemeine Dintenfifch abfondern, und eine zweite Gattung von ihm machen zu Fünnen. Bei näherer Bergleichung beider wird fich finden, ob ich Kecht hatte. Hält man zunaͤchſt die von mir gezeich- nete Figur des gefleeften mit der des gewöhnlichen Din— tenfifehes zufammen, fo wird man gewahrt werden, daR. die Arme des geftecdten Eürzer find; fie find auf ihrer Nückfeite gekerbt oder dreiecig, ftatt, Daß Die des ge: meinen Dintenfifehes rund und platt find. Jene find auch fpigiger als diefe. Die Arme, die fich bei dem gefleeften mit einer Keule enden, find aud nicht fo lang; man ficht es, fie find weit ftärfer und Fürzer, befonders wenn man bedenft, daß der Mangel an Kaum mic) ver: *) B. eadem? cotyle donibus brachiorum | conicorum biferialibus, p. 8. | 147 Hinderte, die gleichen Arme des gemeinen Dintenfifches fo fang zu zeichnen, als fie wirklich find. Die Keulen diefer Gattung find auch nicht platt, wie die der voriz gen, im Gegentheil fie find geferbt und zeigen auf ih— vem Rücken eine ſcharfe Ecke. Lamark hat ſchon fehe richtig bemerft, daß die Furzen Arme nur mit zwei Reis hen von Naͤpfchen bewaffnet find. Dieſer Karafter nähert fie den Armen einiger'Polypen, bei denen wir das gleiche finden werden, ftatt daß die des gemeinen Dintenfifches — mie wir u Haben, — mit meh: reren Reihen beſetzt waren. Die Haut, ja ſelbſt das Fleiſch ragen uͤber die Seiten der beiden Reihen von Schröpfföpfen (Luftlöcher) hervor, und bilden eine Art von ſehr gezahnter faft ſaͤgenfoͤrmiger Abfaltung drum herum. Die Haut, die den Mund umgiebt, und die wir für die Lippen anfahen, erhebt fi, wie ein ſehr zterficher Becher, deſſen regelmäßig feſtonirter Rand, fih in verſchiedenen Halbkreiſen auszackt, in deren Mitte der Schnabel verborgen liegt. Die Augen ſind durchaus nicht weit, glaͤnzend und ſtrahlend, ſondern im Gegentheil wenig bemerkbar, geſchloſſen und faſt verloſchen. Dieſen Karakter werden wir bei dem hoͤcke⸗ rigen (knolligen) Dintenfiſch wiederfinden, bei dem die Augen noch unſcheinbarer ſind. Der Mantel iſt bei dem gefleckten Dintenſiſch nicht fo, wie bei dem andern, begraͤnzt. Statt daf fe Begraͤnzung auf der Seite und am obern Theil der Scheide oder des Sacks feinen Anfang nehmen follte, fängt fie unter den Augen, auf der Ceite des Halfeg und in ber Dicke des Ruͤckens, an, und breiter ſich dann in einem Halbgurtel weit über die Seiten des Körz pers aus, und ftreift den unteren Theil deffelben, wo man wenig oder gar feine Auszackung und nicht die ger tingfte Spalte gewahr wird. Der Bauch ift auch ſchma— fer und fehr viel länger, und der obere Theil des Sacks theilt fich in drei große und fehr regelmäßige Ausfchnit- Ei, | 82 148 te, fo wie man fie in der hierbei befindlichen Zeichnung ‚fieht. Das Ganze diefes Dintenfifches tft im allgemeiz nen viel ſchlanker und länglicher, als das des gemeinen, der fürzer und gedrungener iſt, und alſo plumper und fhwerfälliaer erſcheint. Seine Haut ift nicht bleifarbig, fondern vielmehr vofenfarbig; fie ift auch weißer, eher gefleeft, als getigert oder punktirt. Ma Die Räpfchen der Luftloͤcher Schroͤp koͤpfe), womit die Arme verſehn ſind, ſcheinen mir glatt; ich denke uͤberhaupt, daß wohl nur den Kalmars vorzuͤglich jene Ringe mit knorpeligen, gezahnten und hakigen Raͤn— dern, zukommen, die den Grad der Staͤrke, womit dieſe Thiere ihren Raub feſthalten, noch vermehren. Der Dintenfiſch ift ein friedſames Thier, wenn man ihn mit den Polypen und andern furchtbaren Mollusken vergleicht. Der Körper unſers Individuums iſt ungefähr nenn Zoll fang. Bis am Ende der Keulen feiner langen Arz me mißt er vielleicht das Doppelte. Die beiden Reiz hen Näpfchen, feine Fleinen, verlofchenen Augen, und die eigenthuͤmliche Art, wie die Ränder feines Mantels | entftehn, — fie ſetzen ſich namlich faft wie die der Kalz - mars an, — ſchienen mir die Unterfcheidung diefer Gastung, worauf Lamark nur hindeutete, zu rechtfertis * Es ſcheint uͤbrigens, daß ſeine innere Organiſa— ſich der des gemeinen Dintenfiſches naͤhere, wenn man anders nach der aͤußern Geſtalt, und nach der Lage des ausfuͤhrenden Kanals urtheilen darf; verſichern kann ich es aber nicht, denn ich konnte bloß ſeine aͤußern Formen beſchreiben. Dies Individuum iſt in dieſer ſonſt großen Sammlung einzig, es war mir daher nicht erlaubt, ſeine Eingeweide und innern Theile zu durch— forſchen. Ich hatte das gleiche Individuum ſchon in Haag in der ſchoͤnen Sammlung des damaligen Erbſtatthal— ‚ters geſehn, — mo mir der ehrwuͤrdige Vosmaͤer ſag— - 299 te, es fen aus Dftindien. Unſer Waffenalü und das fogenannte Recht der Eroberung braßte jenes Kabinet in unfere Hauptftadt. Es befindet fich mit in den Saͤlen des botanifhen Gartens, dieſem gemeinfüaftlichen Mittelpunft des Studiums und der Beobachtungen für alle Nationen — denn fie find umfonft für jedermann ofen, — Sn diefer Hinfiht Fann man mit Wehrheit fagen, dieſe Schaͤtze feyen jegt erft wirflic in das Ge— bier der Wiſſenſchaft übergegangen; oft, fehr oft, fonnte diefe vorher fie nicht nuͤtzen, meil bald der Ei: genfinn, bald die Habfucht der Auffeher oder Unterauf> feher dies verhinderte, — Nach dem Katalog des Ka: binets von Haag muß der gefleckte Dintenfif vom Bor: gedirge der guten Hoffnung gefommen ſeyn *). Alle meine Nachſuchungen, was etwa die Echrifts ſteller über den Dintenfifh mit zwei Reihen Naͤpfchen gefagt haben müßten, find vergebens gewefen. . Ich habe nichts befriedigendes gefunden. Der einzige Rondelet, der Wiederherfteller der Naturgeſchichte, der fie, nebit Belon, unter den Truͤmmern der Barbarei des Mittelalters wieder hervorzog und neu beliebte, hat einen Dintenfifch gezeichnet **), an deffen Armen man nur zwei Reihen Naͤpfchen gewahr wird. Unterfucht man denfeiben aber näher, fo merft man bald, daß es der nicht ift, den wir hier vor uns haben. Es kann auch leicht fenn, daß der fonft ſehr aenaue Zeichner auf diefe Theile wenig geachtet hat, da fie damals die Aufmerffamfeit der Beobachter überhaupt nicht auf fi) zogen. Aus dem Tert erfieht men fogar, das er den gemeinen Dintenfifh, d. h. den des adriatifhen Meers ‚vorftellen wollte. Ob nun gleich die gelieferte Figur einen Mantel hat, der an feiner Bafis und an feinem Rande durch eine Höhlung begränzt wird, die in ihrer *) No, 94. Vol XI, F, Manufeript in der Dibliorhef des botanischen Gartens. **) Rondeler, Aquat. I. p. 498 et 365. 150 Mitte mit einer Spitze verfehn ift; fo reden doch afle nachherige Naturforfher von dem gemeinen Dintenfifch, und citiren zu gleicher Zeit da, wo fie diefe Benennung "gebrauchen, die erwähnte Zeichnung. Gerade eben fo unaufmerffam zeichnete Gesner, dieſer ſehr geſchickte ge in Venedig einen Dintenfifch nach der Ratur, und gab ihm zehn kurze Arme, alle lockig gefräus felt, ftatt daß das Thier, das er vor Augen hatte, ih— rer doch nur acht befaß. Gesner merkte hinterher fein Verſehen, und machte e8 dem Lefer in der Unterſchrift unter feinem Kupfer befannt. Der Naturforſcher darf überhaupt dem Mahler nicht trauen, vorzüglich, fobald er nicht Kenner der Naturgeſchichte iſt. Jeder Mahler hat feine Fünftlihe Manier, den Gegenftand anzufehen, er ordnet und vertheilt alles mahlerifh. Licht und Schatten, Anzahl und Stellung, alles muß fih nach den Grundfägen feiner Kunft ſchmiegen. Um die aͤußer— ften Theile oder andere Fleine Details befümmert er fih eben fo wenig. Wie fünnte fein Genie fih entz ſchließen, die Füße eines Inſekts, oder die Zähne eines Wechfelgefenfs u. f. w. zu zahlen, und doch kann ein guter Naturforfcher auch diefe Kleinigkeiten nicht entz behren, wenn er fich anders zu philofophifchen Anfich- ten und erhabenen Begriffen, Die das große Ganze als fer Fleinen Fakta ihm einflößt, erheben will.’ Wahrſcheinlich gehören die Eier, Die Bruguiere in der Encyflopädie (Tafel LXXVIII. gig. 8.) ſtechen ließ, dem gefleckten Dintenfiſche. Ihr gemeinſchaftli— cher Stamm iſt an beiden Enden abgeſchnitten, und weder zweigig, noch traubenfoͤrmig, wie die der Eier des gewoͤhnlichen Dintenfiſches. Sie find im Gegen— theil um einen faſt hornartigen Mittelpunkt, den ſie dicht umgeben, weil ſie uͤber einander gehaͤuft ſind, gruppirt. Da fie nur halb fo groß find, als die des gewöhnlichen Dintenfifhes, fo ijt ihre Anzahl immer beträchtlich und Fann ſich leicht auf zweihundert belaus fen Dies wuͤrde, trotz dem, daß die Reifenden nichts davon erwähnen, ein Beweis” feyn, daß die Gattung des gefleckten Dintenfifehes fih an den Küften des ſuͤdli— „hen Afrifa’s wenigſtens eben fo fehr ve ermehrt, als die unſrige an den Kuͤſten des Ozeans. Bruguiere hatte dieſe Eier aus dem Seba kopirt. Tafel V. Fig. J. findet man ſie. Erklaͤrung der ſechsten Kupfertafel. Geſfleckter Dintenfiſch. Anſicht von oben und von unten. Man muß hinter⸗ waͤrts den nur blog ihm eigenen Einſchnitt der Raͤn⸗ der feines Mantels bemerken. Einen folchen Ein: ſchnitt findet man weder bei dem gemeinen Dintens fiſch, noch bei dem höderigen, der nun folgt. Diefe ganz eigenthümfiche Gefralt nähert den gefleckten Dintenfiſch im Aeußerlichen den Kalmars ein wenig. Der hoͤckerige (Enollige) Dintenfiih *) 9) **). Die nenern Reifen und der in unfern Tagen mehr ‚verbreitete Geſchmack für die Naturgeſchichte haben uns ſchon oft Gegenſtaͤnde verfhefft, die den alten Naturforſchern unbekannt waren. Ich fpreche hier nicht von den Griechen nod von den Römern, denn Ba Entdeckung der neuen Belt bat uns eine Maſſe 5 Hoͤckeriger (knolliger) Dintenfiſch. Sepia —— Sepia dorſo capiteque tuberculatis, brachiis pedun- culatis breviusculis, oſſo dorſali ſpatulato. Lamark, Memdires de la Soc. d' hiſt. nat, de Paris, Jahr 7 ©. 9, Tafel J. Fig. I a, b. xx) Vremd Knobelige Sepia, van de Kasp. no. II2, vol, XII, F. Catolog. des Kabinets aus Haag. Manuſk. in der Bibliothek des Botan. Gartens, *%*%*) Sepia tuberculofa, L. A. G. Bofo. Hift. nat. des „Vers, p, 45, Vol, I, Deterville, Jahr 10, 152 von Kenntniffen dargeboten, wozu ihnen ſogar der Zugang verfchloffen war. Deffnet man aber die Werfe unſrer Beobachter jener Gegenden, fo erftaunt man bis— weilen, daß fie über gewiſſe Individua nicht mehr Thatfachen einfammelten. Wenn fih ja die Kenntniffe diefer Art fehr ausgebreitet Haben, fo gehören zu den Urfachen, die das Studium derfelben erleichterten, jene fhönen Sammlungen und Kabinette, die fich Kürften, Geſellſchaften, und einige reihe Partifuliers um die Werte anlegten, und dadurch ihr Geld und ihre Ber mühungen nüglich anwandten. Sie wußten bei einiz gen Sciffern die Neugierde, bei andern Die Liebe zum Gewinn vege zu machen, um dadurch die Erden, Thiere und Pflanzen andrer Erdtheile zu bekommen. Und fo erhielten wir oft unbefannte Dinge aus fernen Meeren und Ländern, um unſre naturhiftorifeben - Sammlungen zu vermehren und zu verfchönern. Seit Nrifioteles bis auf uns herab findet man in allen Schriftſtellern über den Dintenfiſch nur von einer einz zigen Gattung deffelben die Gefchichte und Beſchreibung. Es war denkbar, daß dies Mollusk nicht fo einfam und allein in feiner Gattung eriftire. Die Natur zerbricht, ihre Kormen ja fonft fo fehnell nicht, An der Kegel nuͤancirt fie ihre Materie noch, und verarbeitet fie auf mehrerfei Art. Sie thut nie Sprünge, gewöhnlich ‚Schafft fie mehrere Wefen der gleichen Sattung, die genau untereinander, und mit den Thieren verwandter Geſchlechter verbunden find. Endlich mußten fih doc einmal Dintenfifene finden, die man neben dem gemeis nen ftelfen Fonnte, Lamark machte den, von welchem toir reden, zuerft befannt. Er eriftirte ſchon feit einiz gen Fahren in dem Kabinette des Prinzen von Dranien. Dies wurde dann in unfre Säle verpflanzt, und fo ge— langte ich zu der Gelegenheit, ihn durch das Glas, worin er eingeſchloſſen ift, zu zeichnen. Die fiebente Tafel ftellt ihn, zwei Drittel feiner natürlichen Größe, 153 dar. Es eriftiren zwei Individuen der gleichen Öats tung, die beide genau gleich gebaut find, woraus I: fohließen laßt, Daß der hörferide Dintenfifch nicht größe wird. Der unfrige ift durchaus von ben übrigen as — tungen abgeſondert, und wegen ſeines kurzen, gedrun— genen und dicken Baues ſehr merkwuͤrdig. Auch an ſeinen Armen erkennt man dieſen Hauptkarakter; ſie ſind kurz und dick, und auf ihrer platten Seite mit vier Reihen Naͤpfchen verſehn. Die beiden, die ſich keulenfoͤrmig enden, ſind glatt und ſtark, aber kaum halb ſo lang als der Koͤrper des Thiers. Sie ſind nur ſehr wenig laͤnger, als die uͤbrigen acht Arme. Ihre Keule iſt — wie die kleineren Arme — mit mehreren Reihen Schröpfz föpfen verfehen. Die acht Ffeinen Arme find nicht durchaus fo agordnet, wie bei dem gemeinen Dintenz fiſch. Bei diefem befränzen fie den Kopf völlig kreis— förmig, und laffen zwifchen ihren Grundfiächen feinen Ztwifchenraum. ‚Bei unfrer neuen Gattung aber bleibt — ſtatt eines vollfommenen Kreifes, — ein Zwiſchen⸗ raum zwiſchen den beiden Armen, die ſich unterhalb des Kopfes befinden, fo dad man den Mund des Thiers fehn kann, ohne fie erft wegnehmen zu muͤſſen. Der Schnabel befindet fich mitten in einer Art von Trichter, den der Freisfürmige Umfang der Lippen bildet. Sie find viel diefer, als bei den andern Öattungen gewoͤhn— lich, und ftatt fich, wie ein Beutel zu fehließen und zus ſammenzuziehn, find fie etagenmweife geordnet, und in Fleine perpendifulare Surchen gefaltet, die eine Menge. von Runzeln zeigen. Die Mugen find fo unfcheinbar, daß man fie auf den erften Anbli gar nicht finder. Sie ftehn auf dem Hintertheil des Kopfes, aber nicht zur Seite. Der Kopf iſt ebenfalls mehr abgeplattet, eis bei den übrigen Gattungen. Auch der Körper ift nicht fo lang. Er bildet faft eine Scheibe, und die Befegung des Mantel, die hberhaupt nur wenig herz vorfteht, — ungeachter fie fehr ins Auge fällt, — 154 ‚verliert fih gegen den unteren Theil des Körpers hin gänzlich. Den abfondernden Kanal fieht man unterhalb ‚des Kopfs an feiner gewöhnlichen Stelle. Da der obere Rand der Scheide ihn dreuct, fo ift er fehr erfennbar, und erfcheint fleifhiger. Der Bauch ift glatt, aber der Fänge nach) durch einige Linien oder Runzeln ge: furcht, die indeß nicht tief find, und die vielleicht von Der geiftigen Seuchtigfeit herruͤhren, in welcher er eins getaucht ift. Sehr viele ungleihe, bervorftehende, und fih in einer ftumpfen Spitze endigende Hoͤckerchen bededen den Rüden, den Kopf, und die acht Furzen Arme des Thiers, und verfehn es mit einer Art von Panzer, die nur die Wurzeln Der zwei Arme, die mit Keulen bewaffnet find, bloß laffen. Die Haut ift weder getigert, noch punftirt; fie Hat im Gegentheil nur eine Farbe, die fihb dem Dunfelgrau des Eiſens nöhert. RN: — Der Ruͤckenknochen dieſes kleinen Dintenfiſches weicht ſehr von dem uns bekannten ab, weil er, wie ein uͤber ſich ſelbſt heruͤber gebogener Spatel, geformt iſt. An ſeinem vorderen Theile iſt er, wie ein halber zuruͤck gebogener Bogen nach vorne zu, und an ſeinem hinteren Theile eben fo nach hinten zu, gekruͤmmt. Anz fangs iſt dieſer Knochen ſehr dünn, wird aber ſtufen— weiſe dicker. In der Mitte, wo er am dickſten iſt, kruͤmmt er ſich. Seine groͤßte Dicke beträgt nur einen gewöhnlichen Meſſerruͤcken. Diefe Beſchreibung fommt nicht ganz mit der des Lamark überein. Er ſcheint mir die wahre Gtellung des Knochens in dem Körper des Thiers nicht gehörig aufgefaßt zu haben *), denn uns möglich Fann fein Bordertheil, d.h. der Theil nah dem. Kopfe zu, breiter und ausgedehnter genannt werden, als der am unteren Ende des Körpers, Diefer mußte x) Sein Nücenfnochen ift ein Spatel, an feinem Vor— dertheil died und ausgedehnt, hinterwärts aber läuft er in eine Spige zufammen (Lamark ubi fupra), 155 im Gegentheif mit dem Thiere, worin er fich befindet, zunehmen, weil die immer allmaͤhlich breiteren Schich— ten, die das Alter des Thiers übereinander abfest, einander entgegenftehen. Dem fey indeß, mie ihm wolle! Diefer Irrthum, wenn es anders ein Irrthum ie, iſt fo undedeutend, daß ih ihn nicht erwähnt haben würde, wenn Lamark, der mit fo vielem Rechte als Autorität gilt, nicht bis. hieher grade nur der eins zige wäre, der und den höderigen (knolligen) Dintens fifi) etwas genauer. befchrieben hat, Der erwähnte Anochen ift Falfartig, alanzend, talfartig, und aus ‚etwa vierzig feftonirten Schichten % zufammengefest, die fo geordnet find, daß fie ſich untereinander bededen, doch lafien die lesteren immer das Neußerfte der frühes ren Schicht entblößt. Sn der Mitte erhebt er fih, wie ein Schifföfiel. Die Frumme Spatelform wärde aber den Rüden unferes Dintenfifhes nicht rund darfiellen, wie er doc) tft, wenn fich nicht eine fiarfe, faſt horn: artige braune Haut oben darüber hin zöge, und in ihrem vorderen Theile ihn überragte. In ihrer Mitte ift fie, ihrer ganzen Länge nach, aefpalten. Gie erinnert beim erſten Anblick an die hornartigen Flügel der Käfer. Dieſe Hornhaut ift von der gleihen Subſtanz mit dem Knochen, den wir im Rüden der Kalmars finden werden. Mit dem Knochen unfers Thiers hangt fie durchaus nicht zufammen; ja, fie fheint.auf Feine Weife, auch nur entfernt, mit ihm verbunden zu ſeyn, wenigfteng ift dies im ausgetrockneten Zuftande der Fall. Sie bes deckt ihn bloß, und ragt oben über ihn herüber. Hier: durch dient fie der ganzen Rücenhaut zur innern Unter— ſtuͤtzung und bezeichnet die Geſtalt des Ruͤckens. Lamark, und Bofe nad) ihm, haben den Geburts= und Wohnort dieſes Dintenfifhes nicht angegeben. Ich habe den *) Aus Lamarks Sammlung. Er erlaubte mir ihn m zeichnen, ©. Tafel VIL Fig. 3,4, 5 und 6. * 156 bolländifchen Katalog des Kabinete des Prinzen von Dranien darüber nachgefehn, und gefunden, daß diefes Mollusf beim Vorgebirge der guten Hoffnung zu Haufe ift, und in der hollaͤndiſchen Sprache — die faft meine Mutterfprache ift — das gleiche bezeichnende Beimort führt, das ihr unfer gelehrte fandsmann beigelegt hat. Er merkte ſo wohl, wie der Verfertiger des Katalogs, auf die Rauheit und kleinen Knollen, die dieſer Fiſch auf dem Ruͤcken hat. Dies iſt aber auch ſein auffallend— ſtes aͤußerliches Kennzeichen. Das Innere des Thiers war bisher verſchont. Es blieb alſo Lamark vorbehal— ten, durch die Unterſuchung des Knochens zu entſcheiden, zu welchem Geſchlechte die Gattung deſſelben gerechnet werden muͤſſe. Alle Dintenfiſche zerfließen, wenn ſie todt find, | und der Luft ausgefegt werden, in eine Art von Waſſer. Diefe Schwarze und ftinfende Feuchtigfeit verdunftet von ſelbſt, und es bleibt von der ganzen Drganifation dieſes Thiers bloß der Falfartige Knochen zurück, der, wenn er irgendwo auf der Erdoberfläche oder auf dein Meeres— grund lieaen bleibt, einige Körnerchen zu der Kalkma— terie, die wir alfenthalben vorfinden, hinzufügt. Diefem Gefege find alle lebende Wefen unterworfen. Sie find in den Händen der Natur nur Werkzeuge und Mafchinen, denen fie das Gefchäft anvertraut, ihr mehr oder weni— ger Materie, entweder Thon- oder Kalferde, als srunderden zu verfertigen. Die Beaetabilien liefern ‚ durch ihre Veberrefte die erfte, und die Thiere die zweite, Der Menfch liefert, auch wenn er hundert Jahre lebte, ‚durch Hülfe aller feiner Knochen kaum drei Pfund zu diefer Materie. Alles übrige ift nur Fleiſch, Muskel, und Klüfigkeit, die verdunften, fich in Gaße werwans deln, die Durchfichtigfeit und Flüffigkeit der Luft an— nehmen, und fern von dem Knochenbau des Körpers neue Kombinationen bilden. Doc ih komme vielleicht ein anderes Malaufdiefen Gegenftand zurüd, der für die 157 Theorie der Erde, ja der Wefen überhaupt fo wichtig iſt, und uns allein zu wirflich philofophiiwen Refultaten führen Fann. Die Dintenfifche find, wie eben gezeigt wurde, in Rücficht ihrer Gattungen nicht zahlreich. Trotz allen Nachſuchungen habe ich nicht mehr als drei auffinden fönnen. Wir haben ferner gefehn, daß fie fich in den amerikaniſchen Meeren bisher noch nit zeigten, und daß man fie bis dahin nur in den Meeren des alten feften Landes angetroffen hat. Das Kabinet des Prins zen von Dranien allein enthielt zwei Sattungen, Die vom Vorgebirge der auten Hoffnung gefommen waren. Sch Eenne indeß Feinen Schriftfteller, der ihrer erwähnt hätte. Ohne den Katalog diefes trefflihen Kabinets wurden wir noch jeßt die Gegend nicht willen, aus welcher fie find, und mir hätten vielleicht immer noch mit Linne“ *) geglaubt, der Dintenfifch eriftive bloß allein im Ozean und im mittelländifchen Meere. Selbſt diefer große Naturforſcher Fannte nur eine einzige Gattung. Die beiden ausländifohen, die wir aus der ftatthalterifhen Sammlung erhalten haben, waren in derſelben Hisher, wie begraben. Lamark deutete zuerft auf die Gattung des gefledten Din tenfiſches hin, und befchriedb die andere Gattung wirklich, unter der Benennung, böderiger Din tenfifh (leche tuberculde), welchen Namen ich abfihtlich beibehalten habe. Erklärung der fiebenten Rupfertafel. Fig. 1.2. Höckeriger (Anolliger) Dintenfifch ; zwei Drit: tel feiner natürlichen Größe; Anficht von unten und von oben. Fig. 3. Der Ruckenknochen von vorne; er iſt wie ein Spatel gebildet und an feiner Spitze von der horn— 9 Linn. Syft, nat, verm. moll, De fepia officin, 358 artigen Haut, Die ſich oben uͤber ihn hin erſtreckt, umgeben. Er iſt ſeiner ganzen Laͤnge nach ausge— kerbt. — Sig. 4. Derſelbe Knochen, von hinten angeſehen und ohne jene Haut; in ſeiner Mitte iſt er wie eine Rinne ausgehoͤhlt. Fig. 5. Die hornartige Membrane, von brauner Far⸗ be, in ihrer ganzen Fänge gefpalten. Sig. 6. Schnitt mitten durch den Knochen des hoͤckeri— gen (knolligen) Dintenfiſches; feine Geſtalt wie ein S bezeichnet die Seftalt des Knochens; man fieht klei— ne Pfeiler, welche die Scheidewände fügen, und alle üder einander ftehn. | Don den Auswanderungen und der Verpflanzung der Mollusten und anderer Thiere. In der Meeren von Amerifa werden wir Kalmars und Polypen wiederfinden, die von denen in der fruͤher bekannten Erde und ihren Meeren vberſchieden find, und zu denen der neuen Welt zu gehören jcheinen. Eis ner dergleichen ift 3. €. der Kalmar der MWendefreife oder des großen Weltmeers, der Brafilifche und die Peruvianiſchen. Die Polypen finden wir in allen Mee— ren als Verwuͤſter und Zerſtoͤrer; einige derſelben, die die Kuͤſtengegenden lieben, ſcheinen an ihren einmal gewaͤhlten Ufern zu haͤngen, und diefelben nicht zu — laſſen. Der Peruvianiſche Klauen-Polyp 3. E. findet ſich auf andern Geſtaden nie; der Muskus-Polyp zieht die Kuͤſten Italiens allen andern Gegenden vor; wahr— ſcheinlich verhält es fih mit den lederhäutigen Mollus: fen, wie mit den übrigen belebten Wefen, die die Nas Eur zum Theil in befondere Länder und Meere, und zum Theil in gewiffe Himmelsfteiche oder engere Räume ver: theilt und verwiefen hat. Manche Gattungen Mollusr | 159 Een alfo, die in einen Theil der Meere des Erdballd zus fammen gedrängt find, Haben fi) aus obigen Gründen noch nicht in andere Meere verbreitet, Zu Lande laſ— fen fih die Thiere nur fehr mühfem anderwärts hin verpflanzen. In ihrem wilden Naturzuftande, wo fie fich ſelbſt überlaffen find, und nichts fi ihrer Vermeh— rung widerfegt, ‚dehnen fie fid allmählich aus, gehn Schritt für EoHritt weiter, fommen zwar langſam aber täglich vorwärts, und überfehreiten am Ende gez woͤhnlich die Urgränzen, die ihnen adgeftecft zu feym _ ſchienen. Bisweilen indeß Fonnten fie felbft diefe Ziel punfte nicht einmal erreichen. Es müffen z. E. unuͤber— windliche Hinderniffe obwalten, weshatb der ehemalige und jegige Unterfchied ziifchen den Amerifanifgen In— fetten, vierfüßigen und Eriechenden Thieren, und den gleichen Gefchöpfen anderer Erdtheile nicht endlich auf— hoͤrt — Bei den Fiſchen und Voͤgeln findet nicht ganz das gleiche Verhaͤltniß Statt. Beide kennen faſt keine Graͤnzen, oder ſie wiſſen wenigſtens manche zu uͤber— ſchreiten; oft ſieht man ganze Wolfen von Voͤgeln in dichten Haufen uͤbers Meer fliegen, um der rauhen Jahreszeit zu entgehn, ſich Durch Huͤlfe ihres unermeß—⸗ lich weiten Fluges einen ſanfteren Himmelsſtrich ſuchen, und ſich ſo durch periodiſche und jaͤhrliche Reiſen einen ewigen Fruͤhling ſchaffen. — Unter den Waſſerthieren trotzen die Cetaceen z. E. die Pottfiſche (Kaſchalots) und die Wallfiſche den unermeßlichen Abgruͤnden des Weltmeers und durchſtroͤmen ſie von Norden nach Suͤ— den und von Oſten nach Weſten. Aber nicht bloß die Cetaceen nehmen dergleichen Auswanderungen und weite, ferne Reiſen vor; nein, auch die übrigen Fiſche thun eg. Ich erwaͤhne hier bloß die Fluth von Heringen, die alle Jahre unter den nordiſchen Eisbergen hervorbricht, fuͤhre die Reiſen der Makrelen, des Lachſes und der großen Forellen, ſo wie 160 einer Menge anderer Thiere, die die Meere bewohnen, bloß an, und begnüge mich, mehrere Arten von Aug: wanderungen anzuzeigen, die nicht durch örtliche und gebietende Urſachen — wie das bei den eben erwähn: ten Thieren der Fall zu feyn ſcheint, — erzwungen werden. Da es nun in den Meeren Feine materielle Gränzlinie giebt, die irgend einen feiner Bewohner in feinen Streifzügen aufhalten fönnte, jo hat man ſchon unzählige Malgefehn, daß Fifche, und vorzüglich knorpe— lige und gefräßige Fifche, Das Meer der Küften, an wel— chen fie geboren wurden, verliefen, fich in das große Weltmeer ftürzten, und Schiffen, von denen fie fi eine Tecfere Beute verfprachen, nachfehwammen. So habe ich felbft gefehn, wie Hayfiſche die afrifanifhe Küfte verließen, und Diefem oder jenem Fahrzeuge unzer— trennlich, ſelbſt mitten unter den heftigften Stuͤrmen, folgten, mit ihnen das ganze weite Meer durchſchwam— men und endlich mit ihnen zugleich an den Küften von Amerifa anfamen, wo denn die Einwohner bei dem Anz blick dieſer fürchterlichen Gäfte erfchrafen, und — da fie ihre Raubgier ſchon kennen und fürchten gelernt hat⸗ ten, — ſich fogleih *% von diefen gefräßigen Unger - heuern [08 zu machen ſuchten. Nach *) Wenn ein Negerſchiff von den afrikaniſchen Kuͤſten bei Amerika Iandete, fo kamen ihm immer einer oder mehrere Hayfiſche nach, die das Schiff feit feiner Ab: fahrt nicht verlaffen hatten, denn der Geſchmack des Menfchenfleifches lockte fie an, und fie verfchlucten täglich die unglücklichen Neger, die als Schlachtopfer diefes abfcheulichen Handels auf dem Schiffe flarben, und dann über Bord geworfen wurden. So wie ein folches Schiff vor Anker gelegt und der Hay fich ge: zeigt hatte, entftand ein Tumult auf der ganzen Ki: fte, auf den Schiffen ſchlug man Firm, und alle Schiffl eute beſtiegen mit Harpunen und Dreigacken verſehn, ihre Boͤte, um dieſe gefaͤhrlichen, fuͤrchter⸗ \ 161 Nach dieſen Faktis moͤchte man glauben, alle Fi— ſche koͤnnten und würden, wenn fie nicht etwa an den Ort ihres Aufenthalts gebunden ſeyen, ſich auch in die Fer— lichen und wilden Thiere zu erlegen. Bisweilen gluͤck⸗ te es ihnen; bisweilen aber war alle ihre Muͤhe und Gefahr vergebens. Der Hay ſpielte nur, und troßte ihnen. Doch aber habe ich es ſelbſt mit. ange sehn, daß einem einzigen Menfchen gelang, was fo vislen oft unerreihbar war, und man verficherte mir nachher, daß es ſchon andere Male gefchehen foy. Dies Beiſpiel von Unerſchrockenheit zeigt aufs neue, was der Menſch durch Huͤlfe der Waffen vermag, wenn er muthige Kaltbluͤtigkeit mit Staͤrke und Kühnheit verbindet... Ich ſahe alſo auf der Rhede ©. Pierre Martinique ein Negerſchiff von der Kuͤſte von Guinea anlanden; kaum hatte es die Anker ges worfen, forfchrie man: „Aufl zum Dayfifch!“ und fogleich war alles in Bewegung. Man war fo gluͤcklich, zwei dieſer Raubfiſche in einem Tage zu ers legen. Ein dritter aber faft zwanzig Fuß lang, war ihnen entgangen. Mitten in dem Wirrwarr hatte er die Pirogue eines armen ſchwarzen Fruchthaͤndlers umgeworfen, und ſo gut auch der Ungluͤckliche ſchwim— men konnte, war er doch nicht wieder zum Vorſchein gekommen. Am folgenden Tage lauerte man ſchon auf die Erſcheinung des Ungeheuers, als ein Ein—⸗ wohner aus Kuraßao ganz nackt, und nur mit einem flamlaͤndiſchen Meſſer, das eine breite und ſpitze K Klin⸗ ge hatte, bewaffnet, am Ufer erſchien. Da in die— fen Meeren keine Ebbe ſtatt findet, fo ankern bie Schiffe nur etwa einen Flintenſchuß weit vom Lande. Mehr als tauſend Menſchen waren alſo um den Kur raßaer ber, und munterten ihn auf, er wollte aber nicht einmal eine Pirogue befteigen, ſondern nahm fein Meffer zwifchen die Zähne, ging murhig ing Wofer, und ſchwamm gerade auf die Rhede los, wo ſich der fürchterliche Hay den Abend zuvor. gezeiat Hatte. Was unfer geſchickte und unerfchrocdene Schwimmer im voraus geahner hatte, geſchah: das ſchreckliche Thier kam aufihn zu; fogleich ging ih der Angriff los. Der Kuraßaer wollte füh gern den Beifall einiger ſpaniſchen Schiiffente, die fich gerade Q —* — ‚1623 ne begeben, und es ift allerdings auffallend, daß man nicht in allen Meeren, oder doch wenigftens in den hei— fen und gemäßigten, jede Art von Fiſchen ſowohl, als auch die Eetaceen und Mollusfen, antrifft. Di efe leß: teren ſchwimmen ja ebenfalis frei — und begeben auf der Rhede befanden, verdienen, und ließ deshalb ſeine Geſchicklichkeit in ihrem vollſten Stanze ſehen Ein Kämpfer im Stiergefecht iſt ſicher ein kaltbluͤti— ger und unerſchrockener Menſch, ich glaube aber, daß unſer Kuraßaer in aͤhnlichen Faͤllen den Preis davon tragen würde. Er ſchwamm fühn auf den Hay los, und tauchte, in dem Augenblick, da diefer fich wandte, um ihn mitten durchzubeißen, unter, Mehr als eine Biertelftunde lang wiederholte er dies immer aufs neue, und Äffte fo durch Lift und Gefchieklichkeit feinen fürchterlichen Gegner. Die ſpaniſchen Schiff: leute jaben ihm mit Bewunderung und Schreien zu, und klaͤtſchten ihm Beifall. Endlich, als er den Fiſch ziemlich ermüder und mehr als hundert Mal betrogen hatte, tauchte er in einem Eritifchen Angen- Blick unter feinen Feind, erfchien auf der andern Sei— te wieber, hob ich halb aus dem Waſſer empor, und riß dem Ungeheuer mit einem Schnitte den Bauch auf, deſſen moͤrderiſchen Kinnbacken er ſo eben vor— beigeſchwommen war. Der Hay wurde dann aufs Land gezogen, wo ich ihn ſelbſt geſehn habe. Er hatte mehr als drei Mannslängen; meſſen fonnte ich ihn aber nicht, weil der Poͤbel fich feiner bemächtigte. Der Kuraßaer wurde im Triumph aufgeführt, und erhielt vom Kommandanten eine Belohnung, um ſich ferner die Ausrottung fehädficher Ungeheuer — wie Ihefeus und Herkules einft — angelegen feyn zu laffen. (Sp weit Montfort! — Die Gefchichte ſchien mir zu. intereffant, als daß ich fie auslaffen durfte. Hie und da habe ich fie indeß ein wenig abgekürzt. Alles dies findet auch bei dem im Texte bald folgenden fehr finnreichen Verſuche, um die Temperatur des . Waflers in der Tiefe des Meers genau zu erfahren, ſo wie bei einigen intereſſanten Erzaͤhlungen, ſtatt. —— Nee ⸗ 163 ſich ungehindert allenthalben hin, wohin ihre Beduͤrf— niſſe und Neigungen ſie rufen. Ich hielt es meiner Forſchungen wegen fuͤr zweck— maͤßig und nothwendig, Verſuche uͤber die Temperatur des Waſſers in einer gewiſſen Tiefe anzuſtellen. Ich hoffte naͤmlich — und die Erfahrung beſtaͤtigte meine Erwartung — daß, wenn das Meerwafler gleich auf feiner Oberfläche heiß ſey, z. E. unter der Linie und den Wendefreifen, oder eisfalt, wie in der- Nähe der Pole, es doch vielleicht in einer Tiefe von hundert bis hun— dert und funfzig Fuß eine mittlere,’ einförmige Tempes ratur haben und darin den Beramwerfen oder dem ne nern der Erde gleich feyn möchte, wo man in einer Tiefe von acbtzia bis hundert Fuß befanntlich Feine Veränderung des Thermometers mehr bemerft, indem es in Nmerifa wie in Europa, und in Süden wie in. Norden beftändig auf zehn Grade über o fteht. Da ich mich alfo einft in einer Windftike unter dem Wende: freife des Krebfes befand, und das Meer fpiegelglatt war, fo glaubte ich, Dies fey der rechte Zeitpunft, und befchloß, meine Berfuche anzuftelen. Ich machte mir daher die nöthigen Zurüftungen zurecht. Auf dem Lanz de hätte ich bequemere Inftrumente gehabt, auf dem Meere aber fehlt einem alles; man muß es folglich fo gut erjeßen ald man fann. Ich nahm zunächft einen von den Drehhaspeln, womit die Matrofen das Garn zu den Fleinen Tauen drehen, veränderte ihn zu meinem Zweck und befeftigte ihn möglichft an dem Rande des Schiffes, auf der Gel: te des Mittagsſchattens. Noch brachte ic) einen Hand griff daran an, und ewhielt fo eine Art von Enlinder, um die nöthigen Seile hinab faffen und wieder herauf ‚ziehn zu koͤnnen. Hieran Fnüpfte ich ein Seil eines Senkblei's von fechzig Klaftern oder faft dreihundert Fuß, an deſſen Ende ſich ein Senfblei von anſehnlichem Gewicht befand, Da dies in Drdnung war, ſchob ich 0 Be 164 Heine, tragbare, und in ihren gläfernen Röhren Herz metifch verfiegelte Thermometer in gewöhnliche gläferne Flaſchen; jedes Thermometer befefiigte ich auf dem Boden feiner Slafche mit Pech in der Art, daß es auf: recht ftand, und ftehen bleiben mußte. Ich war nun fo weit, daß ich meine ſo eingerichteten Flaſchen ins Mafler tauchen fonnte,. Eine Schwierigkeit hatte ich aber noch zu befiegen. Sch wollte, oder vielmehr, ich mußte ficher feyn, Das gleiche Wafler, welches ich in einer Tiefe von zmweihundert Fuß fehöpfen würde, auch bis auf die Oberfläche des Waſſers bringen zu koͤn— nen; dies mußte aber unfehlbar ſeyn, weil fonft entiwes der mein Berfuch mißgluͤckte oder das Reſultat deſſel— ben mit Recht bezweifelt werden Fonnte. Nach langem Hinz und Herdenken fiel ich endlich auf ein Außerft einz faces Mittel. Meine Slafchen durften bloß unten im Meere geöffnet und wieder zugepfropft werden, und das wurde mir ſehr leicht, wie man gleich fehn wird. Sch ſchnitt Bleiplatten in Stuͤcken und machte mir durch Hülfe des Hammers Fleine ländliche Birnen von der Schwere eines Biertelpfundes, die mit dem Dieferen Ende fehr Teiht in den Hals der Flaſche gingen, doch aber in der Art, daß fie durchaus nicht das obere Ende des Thermometer » Eylinders erreichen fonnten. An ih— rer Spibe befeftigte ich. einen zugefpitten, an feinem oberen, dickeren Ende fehr genau fließenden Drops fen von geöltem Leder, der dazu beſtimmt war, meine Flaſche zuzupfeopfen, wenn fie voll feyn würde; nun verfertigte ich einen Teig aus zerlaffenem arabiſchen ‚Gummi und geftößenem Zuder, befchmierte das Dicke Ende meines bfeiernen Pfropfes damit, und fteefte ihn zur Hälfte in den Hals der Flaſche; der Pfropfen von geoͤltem Leder ftand folglih in die Luft hinaus, und mein Zuderteig ſchloß, fobald er abgetrocknet war, mie ein feftes Gummi, die Slafche fehr genau. Der Erfolg, hiervon mußte nun fepn, daß der Zucker im Waſſer nah | " 165 - einigen Stunden allmaͤhlich ſchmolz, Bas Blei fi folglich dur feine Schwere hinabfenfte, weil es nicht mehr feſt gehalten wurde, und daß das Meerwafler dann in die Flaſche treten werde, ehe der. geölte Pfrop— fen -fie feft zugepfronft habe. Sobald alles fo einge: richtet war, band. ich drei Flaſchen oberhalb des Bleis an dem Sondefeil in perpendifulsrer Richtuna fo feft, als es mie möglich war, befonders fah ich darauf, daß fie nicht horizontal zu Legen kommen konnten, und ließ dann das Ganze vierzig Klafier oder zweihundert Fuß— tief ins Meer. hinab. Bier Stunden lang mußten fie unten bleiben. Kin Thermemeter, das denen in den Flaſchen gleih war, und welches ich auf der Ruͤckſeite des Schiffs unter einem Zelte im Schatten ‚angebracht hatte, zeigte um vier uhr Nachmittags vierundzwanzig und einen halben Grad über 0; in demſelben Augen— blick ftellte ich mich auf. den Rand des Schiffeg, ließ Die Flaſchen eiligft heraufzichn, und achtete aͤngſtlich auf nn Anfunft, um mich ihrer fegleih zu — and Ihre Temperatur zu beobachten. ä Alles ging fehr raſch; ich unterfuchte meine erſte Flaſche und ihr Thermometer zeigte dreizehn Grad, das der zweiten ſechzehn, und das der dritten achtzehn. Dieſer Unterſchied kommt allein von den wenigen Au: genblicken, Die ih) anwenden mußte, um die erften Fla⸗ ſchen zu unterſuchen. In dieſer aͤußerſt kurzen Zeit war die atmoſphoaͤriſche Maͤrme ſchon durch dag Glas ae drungen, und hatte, das Darin enthaltene Waller er; wörmt. Uebrigens hatte meine plumpe Vorrichtung mie hinreichende Dienfte geleiftet, und meine Siafchen wa: ren durch das geoͤlte Leder fo vollfommen aut verfhlofz fen, daß dies ſogar im Halſe derſelben preßte; eine ein— zige war indeß nicht ganz voll. Zwei dieſer Fla⸗ ſchen ſetzten wir ins Kuͤhle; und erſt am andern Tage | gegen Mittag zeigten Die darin eingeſchloſſenen Ther— mometer eine- Temperatur, die mit Der gleich war, * J 166 welche die dritte (der freien Luft ausgefegte) zeigte. Am Abend Fonnten wir uns nicht enthalten, aus der dritten Flaſche zu trinken, um doch Waſſer gefoftet zu haben, das in einer fo großen Tiefe gefchöpft war. Wir fanden es faft trinfbar, fo daß man ſich im Nothfall damit hätte behelfen koͤnnen. Das Schiffsvolf harte aber das Vorurtheil, deffen Urfprung ich nicht kenne, es müffe durchaus füß (d.h. geſchmacklos) und dem ge: woͤhnlichen Flußwaſſer fcehlechterdings gleich feyn. Wir machten an den folgenden Tagen den gleichen Berfuch mehrmals denn wir mußten .faft zehn Tage wegen dies fer Windjtille liegen bleiben), und ich Fann verfichern, daß die Refultate fi immer ziemlich gleich blieben. Mach der Zeit verfenfte ich auch einmal eine Flaſche — aber weniger forgfältig verſchloſſen — im Nordmeer, nahe bei Terre: Neuve; es war Winter und gerade au- ßerſt Fall. Als ich die Flaſche in die Hand befam, ‚zeigte dag darin enthaltene Waſſer noch vier Grad über 0. Ich konnte ‘zwar dieſe Verſuche nicht fo weit fortſetzen, als ich gern gethan haͤtte, aber ſie bewieſen mir doch, daß dag Meer, wie das Land, in einer gez wiſſen Tiefe eine übereinftimmende und fich immer glei— che Temperatur hat, daß folglich die Fifche, die fich be— ſtaͤndig unterhalb des Waflers befinden, dafelbft eine fanfte und gleichmäßige Temperatur genießen, und daß fie ihre Meere verlaffen und fih in andere. begeben Fonz nen, ohne ihr Klima zu verändern, und ohne die Ab⸗ mechfelungen der Hitze und Kälte zu empfinden. Diefer Urfache haben wir eg, mo nicht gang, doch zum Theil, zuzufchreiben, daß bisweilen Mollusfen und einige ans dere Thiere in Europa anfommen, die die Schiffe von entfernten Ufern mitgebradt haben. Go murden 3. & die Schiffswuͤrmer ) — die Plage der holländi- *) Teredo navalis. Adanfon, Tafel XIX. Fig. I — Valisnieri, nat. 2. Tafel 4. Enc, Tafel CLXVII. Fig. rund 2. 167 fchen Deiche und der Schiffe in unfern Häfen — die fich jest leider in allen Meeren finden, durch die Schiff: fahrt nach Europa gebracht. Sie zeigten ihre Verwuͤ— ftungen vorzüglihd 1731 und 1732. Die Holländer, die fie aus den Meeren der Antillen (von Gore’) mits ‚gebracht hatten, bebten faft fehon vor dem Augenblick, da das Meer aufs neue über die Länder herftürzen wer: de, die fie ihm fo mühfam abgewonnen hatten. Ueber: all, wo ſich diefe Mollusfen zeigen, machen fie fih durch ihre ſchrecklichen Verwuͤſtungen Auferft fürchterlich. Menn alfo nicht felten Fiſche den Schiffen von eis nem Meere ing andere folgen; wenn aud Mollusfen fih an den Schiffen anfegen (denn es ift nicht bloß mit den Schiffäwürmern fo, fondern auch mit vielen andern); fo ift fehr denkbar, daß auch Laich oder Fiſcheier ſich bisweilen an den Schiffsböden anfleben, und. daß auf diefe Weiſe befruchtete Keime in fremde Himmelsſtriche gefuͤhrt werden, wo ſie dann auskriechen, und ihr neues Vaterland mit ihm ganz. fremden Weſen bevoͤlkern. Sind fie aber der dortigen Natur einft einmal BER fo behält fie fie dann für immer, Die Schiffahrt verpflanzte aber nicht bloß auf den Meeren oder an ihren Küften manche Thiere aus dieſem Himmelsftrich in einen andern; nein! auch das innere der Länder empfand dann und wann die Kolgen davon. Wir mwiffen, daß die Hunde, Eber und Ochfen fich ſo ſehr in Amerika vervielfältigten, daß die Hunde in kurzer Zeit wild und eine verheerende Landplage wurden. Da diefe großen Thatfachen aber durch vors trefflihe Schriftftelleer und Beobachter befhri eben find, fo will ich mich bei andern, zwar weniger auffallenden, aber eben fo merkwürdigen, verweilen. Der Handel mit unfern Kolonien hat einen Theil von Zranfreich mit ‚einem ftinfenden Inſekt, das wir jegt.unter dem Nas 168 men Tarrofan oder Kakerlake (blatte) *) Fennen, über: ſchwemmt. Es hat fih nah gerade, befonders in Pa⸗ ris, fo fehr vermehtt, daß einige Gewuͤrzhaͤndler feiz netwegen fih genöthigt fahen, ihre Magazine zu ver: laſſen, und in eın fremdes Quartier zu fliehen, wohin fie diefe Peſt fiher mitbrachten. Einige Gebäude im botaniſchen Garten find voll davon, und ich habe fie aus allen Risen einiger naturhiftorifcher Käften, Die aus den Antillen angefommen waren, heraus fommen fehen. Jetzt fcheinen fie hier naturalifiet zu feyn, doch tödter fie die Kälte noch bisweilen. Wenn wir fo unter unfern Händen und mitten in unfern Wohnungen Thierracen,, die aus einem andern Erdtheil famen, fich vervielfältigen fehenz; koͤnnen wir da die Verpfanzungen noch bezweifeln, die die Schiff: farth auf dem Meeren hervorbringen mußte? — Wie vielmehr aber werden wir uns hiervon überzeugen, wenn wir ftatt des glatten Schiffsftels jene Schiffge— rippe und Trümmer von Schiffbruͤchen betrachten, die, unter der Dberflähe des Waſſers ſchwimmend, mit Muſcheln aller Art und mit nadten und Schaf: Molluss fen bedeckt find, und die, von den Wellen und Strömen mit fortgeriffen, Meerengen und Vorgebirge vorbei: ſchwimmen, und zulegt in ein Meer geworfen werden, das ihnen völlig fremd geblieben feyn würde, wenn fie ſich nicht an einen beweglichen Körper angefegt hätten, Man findet öfters auf den Meerufern Trümmer dieſer Art, die das Meer dahinwarf, und die mit ſehr ſelte— nen Seekoͤrpern bedeckt ſind. Im Kanal, auf der Kuͤſte von Calais, warf das Meer einſt eine Art von Felſen aus, an dem man durchaus feinen Punft, mit welchem gt ehefiats irgend woran möchte befeftigt geweſen ſeyn, gewahr, wurde, und der aͤußerlich bloß ein dichter Klum— pen von Muſcheln und fremden Mollusken ſchien. Dies *) Blatta orientalis Linn. et Geoffroi, Hiſt. des infectes, Tom, I, part, 2. p. 688. i J — 169 Felſenſtuͤck — denn dafuͤr hielt man es — blieb einige Zeit auf dem Sande liegen, bis einſt ein Fiſcher eine Axt und eine Hacke nahm, und dieſe ihm ſonderbar vorkommende Maſſe naͤher unterſuchte. Nach vieler Arbeit und Muͤhe gelangte er endlich bis zum Mittel: punkt, wo er ein altes Faß fand, das noch halb mit einem ſehr geiſtigen Weine angefuͤllt war. Er muß wohl ſehr gut geſchmeckt haben, denn er trank zu viel Davon. Als die Kuͤſten⸗ Wacıen ihn taumelnd aus einer Gegend fommen fahen, wo man gewoͤhnlich weder Wein noch Waſſer trinken kann, ſo gingen ſie ſeiner Spur nach, sind fanden fein Faß mit Wein. Es war, wie fib nachher zeigte, der vortrefflichſte Madera, der, nach feiner felfenartigen Hülfe zu urtheilen, ſchon feit mehreren Fahren in den Wellen umherſchwamm. Die Ads miralitat bemaͤchtigte fich deffelben als einen Theil eines geftrandeten Sofs im Namen des Admirals von Frank⸗ reihe Sch glaube aber nit, daß Hr. v. Penthievre dieſen Meftar jemals zu Foften befommen hat. Das weiß ich aber wohl, daß in Calais fein Bürger tft, der nicht wentaftens ein Ölas voll Davon getrunfen zu haben verſichert. Man verſichert ſogar, Daß mehrere derſel⸗ ben den Fiſcher beneiden ſollen, Der als Finder feines Raubes ein Weinen genoß, * ihn ſo gut zu benutzen wußte. Man ſieht auf dem Meere oͤfters dergleichen Holz und Truͤmmer von Schiffbruͤchen umherſchwimmen; und der Mineraloge eignet ſie ſich zu, wenn Stroͤmungen fie in irgend eine Bucht, oder auf den Rand einer Eis: banf bei den Polen werfen, um mit der Zeit Inſeln Daraus zu bilden, dergleichen Kapitän Phipps (jegt Lord Mulgrave) auf feinen Reifen eine antraf; doc diefe wichtige Beobachtungen gehören in die Mineras Iogie, Geologie und Theorie der Erde. Wir wollen hier bloß von umherflieffendem Holze, das man hier — # 170 und da zerftreut auf dem Meere antrifft, reden. Ich feldft have es mit Auftern, Muſcheln und Seethieren aller Art beladen, und Seevoͤgel darauf herumhuͤpfen asfehn.: Sie betrachten es in dieſer Entfernung vom Sande wie einen Ruhepunft, der ihnen, wenn fie müde find, zur Zuflucht dient, und von welchem aus fie twieder mit neuer Kraft fortfliegen, oder ind Waſſer tauchen und ihren Raub ergreifen fönnen. Ich habe ganze Mafibäume auf diefe Art infruftirt gefunden. Sie fohienen mir ſechs Fuß im Durchmeffer zw haben, und ſchwammen feit langer Zeit auf dem Waffer umher. Alle diefe Berpflanzungsmittel find aber unbedeutender, als jene großen Schiffe, die faft unverfehrt verfanfen, oder nach dem Tode ihrer Mannſchaft beftandig unterm Waſſer fortſchwammen, und fih bisweilen. der Ober: Aäche fo nahe befinden, daß man ‚ihren Kiel und ihren - Boden durch das grüne Meerwaffer fehn kann. Es eriftiet in den Antillen, zwiſchen Antigua und Montferrat eine Durchfahrt, die durch mehrals einen traurigen Schiffbruch berüchtigt ift. Auch die uners ſchrockenſten Seeleute fürchten, fie die Nacht zu pafliren. Und müffen fie es thun, fo läßt ihre Angſt fie nicht eher ruhen, als bis fie fi wieder im hohen Meer und außer aller Gefahr glauben. Ich wäre dort beinahe unglücklich gewefen; und ohne einen glüclihen Mondenz fchein, der ung die Klippen gewahr werden ließ, war es um uns geſchehn. Hier fieht man oft ganze Schiffs— gerippe unterm Waſſer fhwimmen; auh wir fahen eins am Abend zuvor, ehe wir dem Schiffbruce fo nahe waren. Man denfe fih nun fo ein weitläuftiges Ge: bäude, vom Waffer auögeleert, dagegen aber mit einer Menge von Meerthieren angefüllt, die es mit ſich fort- finleppt, wie weit e8 die Strömungen auch mit fich hinweg reißen. Hierdurch theilt fih eine neue Welt voll Thiere aller Art und von unzähligen Geſchlechtern einer Gegend des Meers mit, die ihnen bis dahin 171 fremd war. Wahrlich, wenn wir die Gleichartigfeit des Waſſers gehörig in Erwägung ziehn, fo müffen wir darüber erftaunen, daß auch nur noch ein Fiſch oder ein Mollusf, die frei umher ſchwimmen, vorzüglich wenn fie in einer gewiffen Tiefe, von den Ufern entfernt, leben, egiftiet, ohne fin in allen Meeren beider Halb— fugeln, gleichmäßig zu finden. | Unläugbar alfo kann die Natur, die natürlichen und gewöhnlichen Mittel ausgenommen, durch welche fie die Thierracen zu zerftreuen, zu verpfianzen und in die Ferne zu fenden vermag, jest auch noch andere zu dieſem Zweck anwenden, die ihr die Vereinigung der Menſchen in Bölferfihaften und Nationen an die Hand giebt. Die Kuͤnſte — eine Kolge der gefellfchaftlichen Vereinigung, — und weite Reifen, haben die Ver— Pflanzung der Thiere und die Bevöfferungsart durch diefelden fehr vermannigfaltigt. Buffon verfolgte den Gang, den die vierfüßigen Thiere und Bögel wahr: fobeinlih nahmen, um von einem Lande überhaupt, und von einem feften Lande befonders, ins andere überzus gehn. Unveränderlich bemühte fih diefer große Mann, uns auf die Wege zu führen, die die Thiere, welche fid in den beiden feften Ländern finden, big zu ihren jegigen Wohnungen bringen Fonnten. Folgt man die: fem ficheren und treuen Führer, fo genieft man die Freude, die Zußftapfen wahrjunchmen, die die Thiere bei ihrer Wanderung zurücktießen, und die Art und Weiſe aufjufaffen, wie fie diefelben ausführten. Dieſe zwar mühfamen aber auch) intereffanten und tiefen For— ſchungen haben alle ſeine Nachfolger fortdauernd be— — ſchaͤftigt. Aus der Ausdehnung der Thierracen I. auch) der Naturforfcher, der die Theorie der Erde ſtu dirt, ſorgfaͤltig. Er bedarf ihrer, wenn er das ** blem auflöfen will, das ihm die vorgefundenen Skelette von einer Menge von Thieren der heißen Himmelsſtriche, in Ländern, die jetzt eiskalt find, aufgeben. Nach der 172 | x jetzigen Ordnung der Dinge konnten ſie dort nicht aus: dauern, auch find fie, wie der Augenſchein zeigt, durch andre Thiere erſetzt, deren feſterer Bau der Rauhheit der Jahreszeiten und der Strenge der Kaͤlte trotzt. Ehemals bewohnten auch ſie (oder ihre Vorfahren) wahrſcheinlich einen eben fo rauhen Himmelsſtrich, der aber jegt durch die Veränderungen, die die Kahrhuns derte und Revolutionen mit fich brachten, brennend heiß geroorden ſeyn wird. RNicht bloß jedes Land; nein, auch jeder Boden, auch jedes Klima brachte Weſen her: vor, die damals nur ihnen eigenthuͤmlich waren. So wie fie ſich vervielfältigten, mußten einzelne Gat— tungen fich weiter ausdehnen, fich erft die näheren, dann die ıentfernteren Gegenden anmaßen, die ihnen zuvor nit gehörten. Nun veränderte fich der originelle Zufand der Dinge durchaus. Fremde Gattungen na- turalitirten ſich auch in Erdſtrichen und unter Klimaten, wo ſie nicht geboren, nicht aufgewachſen waren, Die kriechenden Thiere allein ſcheinen dazu verdammt zu ſeyn, den Boden, der ſie geboren —* ſah, nicht verlaſſen zu duͤrfen. Die Schlangen z. E., die ſich auf Der Erde nur fortwälzen koͤnnen, waren, ſollte man glauben, nicht vermoͤgend, fich von dem Drte weit zu entfernen, wohin das Schickſal fie gefest hatte. Aber was die Natur ihnen. verfagte, gewährte ihnen bis— teilen der Menſch. In feiner Wuth war ihm ihr Gift. bisweilen wilfommen, um feine Rache dadurch zu bes friedigen, So verpefteten die Karaiben, die von den Europäern aus ihren Inſeln verzagt wurden, einige Antillen durch fehr giftige Sch langen, Die fie zu diefem Behuf auf dem feften Lande, seiten, und dort hin: brachten. In einigen jener einft fo alüctichen Inſeln ‚haben fih diefe Thiere fo ſehr vermehet, daß fie die Bewohner mit der Zeit zwingen werden, fie zu ver laſſen. Martinique Hat mehr als alle andre dur) diefe Geißel gelitten. Hier hat fih die Rache der Karaiben \ | | | 173 in ihrer ganzen Größe gezeigt. Das Innere der Inſel ift fchon jet unbewohnt, und wegen der unglaublichen enge von Schlangen, wovon es dort wimmelt, au völlig unbemwohnbar, Täglich maßen fie fich einen Theil der bewohnten Gegenden, — die nur noch an den Ufern umher einen Gürtel bilden, — mehr an, und haben fie fih z. E. gewiſſer Wege durch Hülfe ihrer Menge erft einmal bemaͤchtigt, fo wagt es niemand mehr, fie weiter zu pafliren H. Alle Verſuche fie auszurotten oder 3) Im Jahr 1785 hatte ich in ©, Pierre auf Martinique faſt mitten in der Stadt ein Kleines viereckiges Stuͤck Land gemierher. Doch ſtieß e8 an Helfen und war auf diefer Seite mit einer terrofienfürmigen dreißig Fuß - boden Mauer umgeben. Mitten auf diefem Stuͤckchen Land befand fih ein dichtes Bananengebuͤſch; worauf ich immer mir Vergnügen hinblickte, weil es mir glle ur denkbare Stufen der Vegetation darfellte. Eines Tages folgte mir, zu. meinem Gluͤcke, ein after Neger, Arada mit Namen, in meinen Fleinen Winkel, Er bat mich um eine Kleinigkeit und ich gewährze fie ihm gern. Froͤhlich verließ er mid), kehrte aber ſchnell wieder um, und fagte lebhaft: „Herrlich rieche Schlangen!‘ Da der ganze übrige Garten frei und faſt ohne Gebuͤſch war, fo ging er fogleich zu den Dananen, und verfiherte mir dann, daß, nach dem Geruche zu urtheilen, Schlangen darin feyn müßten. Sept empfand id, den Schlangenaeruch To gut wie er. (Er ifi fade und efelhaft, und bringr einen ranzigen und zufammenziehenden Eindruck in der Kehle hervor. Seit jenem Tage habe ich ihn immer empfunden, fo: bald ich mich in der Nähe einer Schlange befand. Sich habe nachher fogar in Europa, befonders an den felfi- gen Seiten der Berge die gegen Mittag’ liegen, be; - merkt, daß die Wafferfchlange. (couleuvre), fo uns ſchaͤdlich fie auch ift, doch denfelben vanzigen md un: angenehmen Geruch hat, und ich glaube jest, durch den bloßen Geruch den Aufenthalt der Land- und _ Wafferfchlangen entdecken zu innen.) Ich fragte ihr um Rath, wie ich der Schlangen los werden folle, und er verficherte mir, er allein wolle mich davon bes 174 auf gewiſſe Gegenden einzufchränfen, find bis dahin vergebens gemefen. Wahrscheinlich werden fie fich einft noch auf der ganzen Inſel verbreiten und die Menſchen daraus vertreiben. Daß diefe Plage in der Rache der alten Inſulaner ihren Grund habe, ift eine allgemein befannte Tradition; waͤre dies aber auch nit, und hätte man auch feine hiſtoriſche Fafta, um es zu erwei— fen, fo würde es doch immer fehr auffallend feyn, daß bloß einige Inſeln an diefer Peft leiden, und daß andere, die fpäter bewohnt wurden, nichts davon empfinden; ja, daß Guadaloupe, das doch fo nahe bei Martinique liegt, Fein einziges Friechendes, folglich auch Fein giftiges Thier Fennt. Ich habe oben bewieſen, daß die Schifffahrt einen ſehr merklichen Einfluß auf die Verpflanzung der Thie— re, beſonders der Seethiere haben mußte, indem faſt freien. Er nahm nun einen Stock in die Hand, ke pfiff ſehr ſtark, ** aber zugleich Steine in den B nanenbufch, Sein Angriff gluͤckte. Eine fauftdicke Schlange fam hervor, und fprang auf ihn los, aber mein tapferer Arada fireefte fie mit einem Schlage zu Hoden, und tödtete fie, verficherte mir aber, fie fey auch fo noch gefährlich. och an demfelben Nach: mittage lockten wir zwei andre aus den Bananen her: vor, worin fie fih, von den Felfen aus, verſteckt hatten. Die [ängfte von ihnen maß fechs Fuß, die beiden andern waren aber kuͤrzer. Unfehlbar verdanke ich dem armen Sklaven mein Leben, aber ich konnte ihn nad meinem damaligen $ Vermögensumfiänden nicht fo danken, als ich es gern gerhan haͤtte. Sch Habe nachher oft noch von Leuten gehört, die mitten in der Stadt von Schlangen gebiffen waren und dar: an ftarben. Auf einer Reife von ©. Pierre nach Fort Royal, die man jegt immer zu Waffer macht, die ich aber gern zu Rande — wollte, habe ich Millionen von Schlangen geſehn, die ſich in einander verſtrickt wie Ankertaue um die Felſen wanden, und mit einem dicken gelblichen Geifer bedeckt waren. Trotz ihrer Menge flohen ſie aber alle bei meiner Ankunft. 175 kein Schiff exiſtirt, das nicht aus fernen Gegenden Fiſche, oder nackte oder Schal-Mollusken, oder Eier (Laich) von Seethieren mitbrächte, die fih entweder an demfelben anfegten oder ihm folgten. Unter gewiſſen Umftänden Eönnen folche Eier ſich lange halten, ohne fi zu entwickeln ) d. h. ohne daß der, darin einger *) Fifchlaich und die Eier von gewiſſen Mollusten können bisweilen fehr lange an ihrer Entwickelung verhindert werden. Der gelehrte Reaumur z. E. hieit auf eine ſehr finnreiche Weife die Entwickelung der "Snfeften ganz nach Willführ auf; und vermehrte oder vermin— derte nach feinem Belieben ihren gefühllofen Zuftand. Huͤhner- oder andre Vogeleier bleiben, wenn man ſie mit Fett oder Firniß überzieht, Monate lang friſch. Eine der merfwürdigften Tharfachen in diefer Hinficht ift wohl die, die Bonnet in feinen Betrachtungen über die organifirten Körper (Th. P. p. 159) anfuͤhrt, daß fih namlich Fifcheier auf dem Grund einiger abge laffenen Teiche, eine ziemlich lange Zeit unverdorben erhalten hatten, fo daß die Teiche fih, nachdem fie wieder mit Waſſer angefüllt waren, mit den nämlichen Gattungen von Fifchen wieder anfüllten, die vorher darin gewefen waren. Bonner wenigſtens fihreibt diefe Wiederbevölferung mit den gleichen Gattungen den auf dem. Boden des Teichs unverfehrr erhaltenen Fiſcheiern zu. Ein fehr interefjantes Faktum in Ruͤck— fiht der Erhaltung und Berpflonzung der Fifcheier tft folgendes mir von Faujas Saint Fond, der eine Reiſe durch Schottland und durch die KHebridifchen Inſeln machte, mitgethellt. Er befuchte nämlich einen Edel: mern, der feine Befigungen geltend zu machen fuchte, und ihm unter andern einen Eleinen Fluß mit der Ver: fiherung zeigte, diefer "bringe ihm jetzt jährlich durch den Lachsfang zur Raichzeit eine beträchtlihe Summe ein. Ehemals habe er ihm aber wenig oder gar nichts eingebracht, obgleich die übrigen Kläffe in der Nach- barichaft alle voll Lachfe aewefen feyen. Der Befiser hatte fih nämlich die Bemerkung abgezogen: der Lachs laihe nur in denfelden Fluͤſſen, in welchen ev geboren fey; und die jungen Lachfe kaͤmen fiber, dem Fluß wieder hinan, den fie hinabgeſchwommen feyen. K 176 ſchloſene Embryo ausfriehen kann. Nah dem gewoͤhn⸗ lichen Lauf der Dinge brauchen fie ohnedies eine gewiſ— fe, bisweilen eine ziemlich beträchtliche Zeit, nach dem fie gelegt find, ehe fie ausfriehen koͤnnen. Angenommen alfo, ein Schiff lege ſich an der afri⸗ kaniſchen oder amerikaniſchen Kuͤſte vor Anker; ſogleich werden ſich eine Menge Meerthiere und Seepflanzen an ſeinen im Waſſer verſenkten Theilen anlegen. Unſtrei— tig werden ſich unter dieſen Umſtaͤnden auch die Eier mancher Fiſche und Mollusken ankleben, denn ſie thun es immer, wo fie Muſcheln und Meerpflanzen antreffen; ob diefe Körper fih nun an Schiffen. oder an Felſen finz den, tft gleich viel. Bleibt das Schiff eine Zeitlang liegen, fo fegen ſich no& mehrere und mehrerlei Pflanzen an, die ſchon angewachfenen vermehren fih, und endlih wird der Schiffsboden mit einer Act von Wald überzogen, . der bisweilen feinen Lauf durchs Meer fogar ein wenig auf: Hält. Diefe Mufcheln und dag viele Meergras müffen natürfiih eine Menge Eier enthalteh, die das Schiff nun mit fih nad andern Gegenden führt, und die zu ihrer Zeit allgemach ausfrieden. So vertauſcht alfo die Schifffahrt nicht bloß die Produkte, fondern au die Fiſche, Mollusken und Begetabilien aller vier Erd— theile und ihrer Meere; ja, es bedarf BR einmal ımz , mer Um hiernach fein Fluͤßchen fiher mir Lachfen zu bevöls tern, ließ er aus den benachbarten Fluͤſſen Lachslaich Holen und in den feinigen einfegen. Diefer Runft: ariff glücte vollfommen. Die Eier famen aus, die jungen Lachfe wuchſen vortrefflich und begaben fich zu ihrer Zeit ins Meer. Zur nädhiten Laichzeit erfchirnen fie wirklich wieder, und jeitdem wurde dieſer kleine Fluß gerade eben fo fifchreich,, als alle übrigen in der dortigen Gegend, ungeachtet in den vorigen Sahren fein einziger Lachs darin gewelen war. Diefer fehe denkbare Fall ift aus Faͤujas fehr infiruftiver, ange nehmer und gelehrter Reiſe genommen, i 177 mer diefer leblofen Körper, um jene Auswechſelungen zu veranftalten. Die ungeheuren Meerthiere find dazu ſehr ſchicklich, denn fie find Außerlih nichts als eine dicke Maffe von Fett, folglih trage und faft ganz ger fühlfos. Sie erinnern in diefer Hinſicht an jenes ent— fegliche Friechende Thier, das Stedmann neulich in Öuiana entderfte, um ihm die Haut abzuziehn, zmifchen einen Baum Flemmte, und in feiner Reifebefchreibung zeichnete; oder an eine andere Schlange, deren der Pa— ter Gumilla in feiner Gefhichte von Dronofo erwähnt, ‘ die, wenn fie auf der Erde fag, einem alten abgehaues zen Baumfamm glich, und ganz mit einer Rinde von Koth, Schlamm und Moos, das auf ihrer Haut Wur— zel geſchlagen, und fie unempfindlich gemacht hatte, überzogen war; oder an jene fürchterlichen Krofodille, denen Herodot. und Aelian vierzia Fuß Lange geben (es wäre unglaublich, wenn glaubwürdige neuere Nachrich— ten nicht verficherten, daß fih in Madagascar fechzig Zuß lange finden), deren fihuppige Haut der Haut der größten vierfüßigen Thiere an Härte gleich fommt; und die, wie das Rhinozeros, Die zahlreichen nfeften in den Falten ihres dicken und mit Koth bedeckten Felles nicht mehr gewahr werden. Gerade fo fegen fich eine große Menge Schmarogerthiere an den Körpern der Meerungeheuer, der Wallfifche und der Eetaceen feft, und dieſe ſchwimmen damit, bei ihrem weiten Umher— fireifen,, von einem Dole zum andern fort. Die Ceta— ceen insbefondere find oft über und über mit Muſcheln und Mollusfen — mit und ohne Schalen bedeckt — *) bedeckt; immer wenigſtens haben fie dergleichen an fi. Während der Kindheit der Nationen herrſchten Diefe Setaceen friedlich über ihre Gebirge und Ebenen %) Dergleichen find die Eichel oder Balanit⸗ Diadem: balanus diadema. Bolc, Naturgeſchichte der Muſcheln, B. 2. ©. 190 — Lepas balaenaris, Linn. Syſt. nat, ſo wie eine Menge Lernäen ıc. M 178 im Waller. Sie fonnten fich gewiffe Gegenden zueig— nen, und nichts zwang fie, fie zu verlaffen. . Die Wall fiſche und Kaſchelots (Pottfiſche) blieben, ehe der euros paͤiſche Fifner fie mit der Harpune in der Hand aufs ſuchte, und bis in die entferntefien Meere verfolgte, wie jest gefehleht, — in einem gewiffen, beitimmten Kreiſe. Vor Diefer Epoche fannten jene .ungeheuren Cetsceen nur wenig Feinde, fie fürchteten gar feinen, Mußten fie ja bisweilen Fampfen, um fih 3. E. gegen den Schwerdtfifih oder gegen andere Feinde zu vertheis digen, fo brauchten fie doch nie, wie diefer Zweikampf auch ausfiel, weit zu fliehen; denn noch griff fie die Ge: walt des Menſchen, deſſen Kräfte durch die aefell: fhaftlihe Vereinigung ſich immer wieder erneuern und deshalb zulest unmwiderftehlich werden, nicht an. est werden fie allenthalben, wo fie fich nur zeigen, verfolgt, und finden nirgends mehr einen fihern Zufuchtsort, weder unter den Eisbergen der Pole, noch unter der Glühehige des Aequators. Immer verfolgt und im— mer verfcheucht, tragen fie alle jene Schmarohermwefen, die fih allmählich an ihren großen Körpern- anfegten, und daran feftwachfen, weit mit fich herum, und ſetzen fie vielleicht in den entfernteftten Meefen theilweife ab, Sm Borbeigehn muß ih hier auch der fehr großen Meerſchildkroͤten erwähnen; fie werden zum Theil, z. €. ‚la tortue franche, act bis zehn Fuß lang und fünf Suß breit. Die angeführte Gattung | findet ſich, außer denen Meeren, wo ſie am beſten fortkommt, heutiges Tages faſt in allen, welches ſicher von der Schifffarth herruͤhrt. Im Jahr 1752 fing man im Hafen von Dieppe eine Exhildfröte, die etwa neunhundert Pfund wog. Im Fahr 1754 wurde in der engen Paffage bei, Antiochien eine andere der Art gefangen, von der mar meint, daß fie zwölf Sahre dort zugebracht habe, umd ‚mit einem Schiffe von ©. Domingo, das 1742 in die: fer Durchfahrt foheiterte, dahin gebracht worden fey. 179 1784 fing man auch an der Muͤndung der Loire ſehr große Schildkroͤten. Uebrigens iſt es freilich wahr, daß die ſogenannte tortue franche ſich ungeheuer weit verſteigt. Man findet ſie bisweilen mitten im hohen Meer uͤber ſiebenhundert Stunden weit von irgend ei— nem Lande. | Die Schale diefer Schildkroͤten ift noch unempfinds fiher, als die Haut der Eetaceen, und ſehr oft eben fo fehe mit Molusfen, Meerpflangen und Meeethieren bewachfen, Man hat die Bemerkung gemacht, daß diefe SchildFröten auf ihren Reifen immer von einer Menge Raudfifhe 9) begleitet wurden. Auf der Dberfiäche des Meeres ſelbſt findet ſich aber noch eine weit bedeutendere Urſache zur Befoͤrde— rung der Auswanderungen und Verpflanzun en mancher Mollusfen und Fiſche, als alle bisher erwähnten. Das find nämlich jene ungeheuren Banfen von Meerfräus teen, die faft ganz aus einerlei Gattung * beitehn, und unter, den Wendekreifen in einer nördlichen Breite von zehn bis fünfundzwanzig und im einer Fänge von dreihundert und zwanzig bis Dreihundert und fünfunds dreißig Grad umherſchwimmen. Man muß fie gefehen haben, um fi eine richtige Lorftellung von ihrer Groͤ— Be machen zu fünnem Sie nehmen nicht bloß einen uns geheuer weiten Kaum auf der. Oberfläche des Meers ein, fondeen ihre Tiefe ift auch fehr bedeutend; fie find oft fo dicht verwachſen, daß fie ein Schiff in feinem Lauf aufhalten fünnen. Sie festen fogar die Gefaͤhr— ten des Ehriftoph Columbus in Schreefen, und beinahe wären fie -der Grund gemwefen, weshalb jener Fühne WR felfenfefte Seemann Amerika nicht entdedt hätte, Ä * Dieſe Bemerkung machte ſchon Dampier. *x*) Es iſt die Sargaſſe, die tropiſche Weinbeere des Donati, Agresto marino d'Ipeéra-o-, Ders uch über die Nat. Geſch. des Adriatiſchen Meers SD. 33. Taf. V. Fig, ı. in der franzoͤſiſchen Ueberſetzung. ıM 2 185 Dieſe Menge von Pflanzen-und Serfräutern dienen ei— ner ungeheuren Anzahl von Seegefchöpfen zum Zus fluchtsort. Einige derfelben feben und weben in ihrem unauflögliher Labyrinth; andere fünnen, ‚einmal darin verwickelt, nicht wieder heraus fommen, und find ges zwungen, fi) in diefen Seefräuterwäldern dem Strome des Meers zu überlaffen. Stürme, Wellen, Stud: mungen und Klippen zerreißen folche Banken bisweilen, und treiben den einen Theil mit allen feinen Geethieren vielleicht bi3 in den merifanifchen Meerbufen; einen andern werfen entgegen gefegte Stürme durch das ganz ze Nordmeer hindurch, treiben ihn in die Straße bei Gibraltar hinein und verbreiten ihn nach allen Seiten des mittelländifchen Meers, an deflen fammtlichen Ufern man Spuren davon mwiederfindet *); noch andere große Breiten dieſer Meerfräuter werden durch Stürs me und Strömungen gegen den Eüdpol zugetrieben, fhwimmen zwiſchen dem Boraebirge von Drafilien und Dderguinea hindurch bis zu den Eismaffen unter einz undfunfzig Grad füdlicher Breite. Der vierte Theil endlih wird dem Nordpol entgegen geworfen, und ges. langt auf diefer Seite vielleicht bis zum achtzigſten Grade. Alles, was fie unterwegens vorfinden, fihwens men fie mit fih hinweg, unftreitig bringen fie alfo auch eine Menge Mollusfen und Fiſche aus den Meeren von Amerifa mit, und zerftreuen fie in andern Meeren umher. Wie viele Eier aller Art mögen nicht in ihnen verborgen feyn, und mit ihnen auf den Sluthen umhers gemorfen werben! 2 + Diefe Pflanze findet fich in dem Meerbufen von Iſtrien und Dalmatien im Weberfluffe. (Donati, ubi fupr. p. 34.) Es fcheint fogar, daß fie heutiges Ta- ges dafelbft einheimiſch ift, fo daß alfo die Samen: ttheilchen, die die Stürme mit hertrieben, auch un- ter diefem Himmelsftriche ei en befsuchter worden feyn. ion Zuletzt berühre ih denn auch noch jene ſchnellen und gewaltfamen Durchbruͤche der See, wodurch Deiche und Doͤmme zurück gedrängt, ganze Länder verfchluns gen, und mitten im Sande Meere gebildet ‚werden. Huch fie bevölfern manche Gegenden, die vorher nur vierfüßige und Feiehende Thiere und Vögel ernährt hatten, mit Mollusten und Fiſchen. Bei der bloßen Ueberficht des Erdballs fällt es von feldft in die Augen, daß dergleichen Durchbruͤche einſt die Hudſons- und Baffins Bay, den Mexikaniſchen Meerbuſen, das deer von Kamtſchatka, das des Archipelagus, der Philippinen und der Molukken, die perſiſchen Meerbu— ſen, das rothe, mittellaͤndiſche und baltiſche, vielleicht auch das Eismeer hervorbrachten. Die Geſchichte des Heldenthums hat uns noch einige Notizen in Ruͤckſicht des Durchbruchs des Mittellaͤndiſchen Meers und der Vernichtung der Inſel Atlantis überliefert. Von den fuͤrchterlichen Kataſtrophen der Art ſondere ich aber alle jene Unterdurchbruͤche ab, die wie der Kanal und an— dere Meerengen allmaͤhlich eintraten. So wie ſie aber geſchahen, bemaͤchtigten ſich die Waſſerbewohner neuer Laͤnder, und verbreiteten ſich auf dieſe Weiſe immer weiter und weiter. — Von der grauen Ambra, oder Amber *). Sch rede hier von den Unterfuchungen über die, zraue Ambra weil ſie ein Exkrement gewiſſer Gattuns *) Die Alten kannten durchaus ſie nicht. Im lateini⸗ ſchen heißt ſie ambra grisea; im deutſchen Amber oder Ambra, im böhmifchen Ambdor, im ſpaniſchen ambar, und im itattänifeyen ambra oritia und ambracane, | auf arabifch, afrikaniſch und malayiſch ambra und ambar in Timor Jion Taij, auf heiländifch ambra de‘ gıys nnd graauwen amber. Serapion, Herb, cap. 196. — Zinga. Avicenna lib, 2, Cap. 63, — Al- mendeli ei "sela chrifticum, \ 182 gen von Wallfifchen ift, die fih von Dintenfifchen, Kal⸗ mars, und Polnpen nähren. Wir hätten ihrer auch am Ende der Geſchichte der Polypen erwähnen fünnen. Da man aber nur Schnäbel von einer gewiffen Größe in ihr antrifft, und da diefe Schnäbel nie größer find, als die der Dintenäfche und einiger Kalmars, d. h. eines Daumens breit, fo laßt fih daraus fihließen, daß die Schnäbel, die fih im diefer Subſtanz, die man biöher für ein harziges Gummi anaefehn hat, finden, von diefen Thieren find, welche — den Nepfalmar von Chili ausgenommen, nie ſehr groß und ſtark werden. Ueberdies führt ung die Gefchichte der nadten Polypen zur Gefhichte der beſchalten. Und da fiheint es nun, daß diefe (die befchalten) von den Wallfiſchen nicht ges - freffen werden. Man trifft wenigftens in der grauen Ambra durchaus Feine Heberrefte der verfchiedenen feften Gattungen des Nautilus, der Papiermufchel oder Ars gonauten, an. ie würden, da fie hart und Falfartig find, fih bald in feften und duͤnnen Blätterchen — woraus ihre Mufcheln beftanden — zeigen. Pan, muß alfo annehmen, daß fie. den Walfifchen nicht zne Nahe rung dienen. Die Wallfiſche leben hiernach au von nadten No: fppen. Die fleineren verfchluden fie ganz. Sie fheinen ſelbſt mit Gluͤck gegen viel größere, als fie felbft find, Fampfen zu Fönnen, denn man hat fehon im Schlunde derfelben Arme von Polypen gefunden, die mehr als dreißig Fuß lang waren ®. Sofche Arme von Polnpen laffen auf eine; tinges heure Größe der Thiere felbft, zu welchen fie gehörten, fließen. Sobald wir folglich beroeifen, daß Die graue Ambra ein Epfrement von Wallfifchen ift, und daß die "*) Swediaur, Ueberſetzung von Vigarous, Journal de Phyſique 1784 Theil I. S. 284 inder Note. Sonnint, Augabe zum Artikel Bernftein und grauer: Ams bra, Theil V. diefer Edition ©. 257. 183 Schnäbel des Dintenfifches, des ER und der klei— nen Polypen, die man in ihr findet, nie über einen Zoll lang find, fo Fönnen wir die Ambra nur den Ceta— ceen zuſchreiben, die feine große Mollusken wie z. & einige Gattungen von Polypen theils find, theils wer— den, ſondern nur Moll iusfen von mittlerer Größe ver: zehren, wie 3. E. die Dintenfifse, einige Polypen und die Kalmars einen einzigen ausgenommen — find. Ä Der Hrfprung der grauen Ambra war unfern Por: fahren ein Räthfel. Wir werden bald die verfchiedenen Hypotheſen Fennen lernen, Die Diefe Subftanz betans lafte; zuvor bemerfe ich Hier aber, daß Buffon zwar fange anftand, ob er fie unter "die mineraliſch- oder animalifch = Harzigen Subſtanzen rechnen folle, und end— lich Die Srage unentfohieden ließ, jedoch mehr zur letz⸗ teren Meinung hinneigte N. Mein verehrungswuͤrdiger Freund Sonnini, dem wir den Plan der jegigen Aus: gabe des Buffon, und eine Menge Anmerfungen, die - 28 werth find, neben einem ſolchen Text zu ftehn, verdanfen, nimmt Die erfie Meinung an **). Er. hält die graue Ambra für ein Produft einer mineralifchen Deftillation; und fest fie folglich unter die Gteinöfe, Naphten und Harze. Es iſt wahr, er. hat feine Hypo— thefe mit ſehr ſcheinbaren Gruͤnden unterſtuͤtzt. Ich wage es aber doch, ſie zu beſtreiten. Nach ſeiner offnen und edlen Denkungsart wird er es mir ſicher nicht uͤbel nehmen; ſondern wenn meine Meinung Gruͤnde genug für ſich hat, fie zuerſt unterſchreiben. "Die graue Anbra if eine weiche und kiebrige Subſtanz, die ſich nur im Meere, oder an den Küften deſſelben findet. An der Luft verhaͤrtet ſie ſich und wird zerreiblich. So lange ſie weich iſt, hat fie keinen Ge— ruch; jo wie fie aber trocken wird, nimmt fie einen Ge: *) Buffon, Geſchichte der Mineralien S IN ©. 247 diefer Edition. RT, ++) Sonnini, ebendaſ. ©. 248 u. w. , 184 ruch an, und in diefem Zuftande ift fie fange Zeit hin⸗ durch eine ganz vorzügliche Specerei gewefen.- Man findet fie in Stüden, die bald mehr bald weniger farbig, bald aröfer, bald fleiner, bald härter, bald toeiher, bald mehr, bald minder mohlriechend find, Immer ift fie blättrig; und enthält Schnäbel von Din: tenfiſchen und andern lederhäutigen Mollusfen in fich, befonders wenn jie fih in betreächtlihen Maffen findet. Ihre Farbe ift zwar anfangs aſchgrau, geht aber durch alle Schattirungen von Grau bis zum Schwarz. Se näher fie Diefer Farbe fommt, defto zerbrechlicher und härter ift. fie. Wenn fie rein ift, kann man fie Fauen, ohne daß fie weniaer wird. Sie nimmt den Eindruck der Nägel an, und hängt fih an der Schneide eines Meſſers, womit man fie ſchabt. Durchs Reiben mit der Hand kann man fie glatt, mie Geife oder Thon machen. Se älter fie wird, deſto angenehmer wird ihr Geruch. Auch wird fie durchs Reiben noch mehr ent— wickelt. Am Lichte entzündet fie fich fehr leicht, und brennt, bis fie verzehrt tft, mit, einer fehr lebhaften Flamme. Wirft man fie auf alühendes Eifen, fo ſchmilzt fie, und entzündet fich ebenfalls, ohne ein Re— fiduum zuruͤck zu laſſen. Auf Kohlen raucht fie, vers breitet einen fehr angenehmen Geruch, und zerfehmilzt in ein ſchwarzes und dickes Del, das ohne eine Spur von fih zurück zu laſſen, verdunſtet; rein, ift fie fehe leicht. Wenn fie troden ift, ſchwimmt fie nicht bloß auf dem Meerwaſſer, fondern auch auf dem füßen. . Man hat die graue Ambra nie auf dem Sande ge: funden; wir fennen fie ſchlechthin nicht als Foſſil, un: geachtet dies nicht dnrchaus unmöglich wäre *, Das *) Ich befise ein Stuͤck ſchwarzer Ambra vonder Groͤße einer Knabenfauſt, das ich nebſt mehreren andern (die aber bei der Revolution in Graubuͤnden verloren gin— gen) inden Gebirgen zwiſchen Vico⸗So— 183 Zeugniß des Schriftftellerg, der fie in Rußland, beim Umgraben eines Stud Landes aefunden habın will *), ift wenigiteng verdächtig. Dagegen hat man fie in den Meeren aller vier Erdtheile, vorzüglich aber im denen, die viele Wallfifhe und andre Cetaceen enthalten, ges funden. Sch werde abfihtlich nicht alle die Dexter auf- zahlen, wo man fie findet und gefunden hat; warum folte ih Buffon und Sonnini in diefen Punften abs fhreiden? Meine Lefer mögen dort gefälligft nachfehn. Da aber meine Abfiht ift, darzuthun, daß diefe wohl: riehende Gubftanz das Erfrement gewiſſer Ceta— ceen ift, fo werde ich alles, was diefe Meinung bes ftätigen Fann, neben einander fielen, und diefen Xrtifel mit einigen Faktis befihließen, Die den beiden eben ges nannten Naturforſchern entwifcht zu ſeyn ſcheinen, und die verſchiedenen Veraͤnderungen betreffen, welche die Ambra ihrer Natur nach erleiden kann. Jetzt wird ſie in Eurepa weniger geachtet; unſre Vorfahren hielten fie aber dem Golde und den, Diamanten gleich **8). „Das Meer wirft oft graue Ambra in großen Quanti— täten auf die Küfte der Arauker und im Archipelagus von Chiloe, aus. Die Indier nennen fie Mayene (d. 5. Erfrement des Wallfifines), und behaupten diefe Subſtanz fen, fo lange fie frifhb ausgemworfen ft, ſchwarz, dann werde fie braun, endlich aber, wenn fie yrano und Caſaccia fand, und das alle oben angegebenen Eigenfhaften in fid vereinigt, und noch rinas umher mitder Muttererde umgeben if. Wo fih aber ſchwarze Ambra fand, wird fih wahr ſcheinlich aud graue finden. Anmerf. des, Ueberſetzers. *) Yuffon, Hift. des miner, Th. IX. diefer Ausgabe. ©. 234, in ber Note, ++) Da dies Citate find, fo habe ih mir nur, felten ers laubt, fie abzufürzen. Anmerk. des Ueberſetzers. 186 Lange der Sonne ausgeſetzt geweſen fen, werde fie grau.” (Molina's Naturgeſchichte von Chili, feangs- ſiſche Ueberſetzung ©. 61.) „Man hat die grane Ambra im Magen und in den Eingeweiden einiger Getaceen gefunden.” Buffon, Geſchichte der Mineralien Th. 1X. ©. 242 dieſer Edition.) „Kämpfer fadt, man erhalte ſie RN auf den Eingemweiden eines Wallfiſches, der im Meere von Savan ziemlich gemein ift, und Fiakfiro genannt wird. ie ift dafeldft mit den Erfrementen deg Thiers vermiſcht.“ (Buffon, am naͤmlichen Drte, in der Riote,) „Man hält dafür, daß. die graue Ambra thieris ſchen Urſprungs, namlich der Unraͤth einer Gattung von Wallfiſchen ſey. Diefe Meinung ift nicht neu „ im &es gentheil iſt fie viel Alter ‚als die Schriftftellee meinten, Die davon ſprachen, denn die Kegifter der Geſellſchaft in Pondon vom Jahre 1663 enthalten einen Brief, der von Bantam aus ‚unterm 14. November 1682 datirt ift, in welchem das nämliche ſchoͤn geſagt wird.“ (Siehe den Auszug der philoſoph. Transactions, Hilft. natur Tom. VIlL p. 108. Paris, Buiffon — Sonnini, Zuſatz zu dem Artikel ambre gris, Hift. des miteraux, .Tom. 1X dieſer Edition.) „Man ER aber durchaus nit fagen, daß die fhon fehr alte Meinung, die graue Ambra fey ein thierifches Broduft, das in dem Körper gewiſſer Ceta— ceen erzeugt werde, ohne ale Wahrſcheinlichkeit fen. Sie ſtuͤtzt fih vielmehr auf unläugbare Fakta. Nur die Rolgerungen, die man daraus zieht, fcheinen mie noch unſicher zu ſeyn.“ (Sonnini, am gleichen Ort, ©.2593 7 „Die neueren Rotnuforleher haben dieſe Folge⸗ rungen angenommen, und deshalb aufgehoͤrt, die graue Ambra fuͤr eine mineraliſche Subſtanz anzuſehn. Sie zweifeln jegt nicht mehr Daran, daß es eine thierifche * 2:78 Materie fen, die nie in der Erde verfeharrt war, und die man fo auffammelt, wie die Wallfiſche fie von ſich geben.“ (Delametherie, Sciagraphie de Bergmann, Tome II. p. 27. — nein, am gleichen Drte, ©. 259.) „Die graue —— wird zu den koſtbarſten Dingen in der Welt gezaͤhlt; und alle Nationen geben ihr den Namen Ambra und Ambar, ſogar die Malayen. tur die Einwohner von Timor und die B wohner ber ſuͤdoͤſtlichen Inſeln nicht, denn diefe nennen fie verz glihden mit ihrem hohen Werthe, fehr uneigentlich „fjan-taji d.h. Erfrement des Fiſches.“ (Rum— phius in feinem Kabinet von Amboina, ©. 255, Amfterdam; Roman. de lange, 1741.) „Die Schriftfteller find über den Urfprung der grauen Ambra ſehr verfoiedenerlei Meinung. Die all gemeinfte Bolfsmeinung unfrer Infulaner, und die zus gleich die ältefte und überall angenommenfte iſt, ift die, fie ſey ein Produft des Wallfiſches; aber nicht .alle MWallfifche erzeugen ſie in ſich, fondern nur eine befon: dene +Bottung,„derfelben,, die die Meaber-Azel nen: nen.‘ (Rumphius auf derfelben Seite.) „Karl von Ecluſe meldet in feinen Bemerkungen über Die graue Ambra, daß er in Frankfurt einen ge- wiſſen Servais-Marel gefannt habe, der, bei feinem Handel mit Edelgefteinen, Perlen und wohlriehenden Sachen, ſehr viele Laͤnder durchreiſet hatte. Dieſer habe ihm verſichert, die graue Ambra ſey nichts weiter, als ein unverdaulicher Klumpen, der ſich dann und wann in Magen des aͤchten Wallfiſches finde (wozu er aber den Orca, Phyſeter, und andre große mit Zaͤhnen verſehene Fiſche nicht rechnete). Bon dem aͤchten Walls fiſch behauptete. er, er habe keine Zaͤhne und fein Schlund fey fehr enge, ‚er koͤnne daher nur Eleine Fiſche, vorzüglich Dintenfifche und Polypen verſchlucken. Da er in, verdaue, ſo — ſie lange in ſeinem 188 | Magen, und bildeten zuletzt einen zaͤhen ſchleimigen Klumpen, der fi dort ſeſtſetze. Werde aber Diefer Klumpen endlich zu groß, fo daß er dem Wausſch Schmerzen verurſache, fo ſchaffe er ihn fort. Dieſer erſte Auswurf ſey geringere Ambra, die Materie aber, die ſo lange im Magen liegen bleibe, bis ſie gehoͤrig durchgekocht ſey, werde vollkommene Ambra. Ob das erwaͤhnte Auswerfen alle Jahre oder mehrmals des Jahres geſchehe, ſagte Marel ferner, fey ungewiß; ſoviel ſey aber ſicher, daß man keine araue Ambra im Magen des Wallfifches finde, wenn er denſelben vorher, ehe man ihn erlege, ausgeleert habe. Aus den obigen Gruͤnden treffe man auch Dintenfiſchſchnaͤbel — die man bisher unrichtig fuͤr Vogelſchnaͤbel gehalten habe, — in der Ambra an.“ (Kumphius, p. 256,) „Julius Sealiger fuͤhrt an, die Buͤcher der Mauren ſeyen voll Thatſachen, die beweiſen, daß die Ambra in den Wallfiſchen entſteht, und daß in Fetz und Marocco fogar diefe Gattung von Getacten Ambar genannt wird. Er bemerkt aber eben ſowohl, daß von allen Wallfiſchen, die et in der Bay von Biscaya fans gen ſahe, und ſelbſt von allen, von welchen er reden hoͤrte, kein einziger graue Ambra enthielt.“ (Rumphius, p. 256. — Julmis Scaliger, Exercit. 104.) ir „Radja Salomon Speelmann, ehemals. König von Ada⸗ Manduta, ein fehr glaubwuͤrdiger Mann, und geweſener Augenzeuge, verſicherte dem Rumphius: ungefaͤhr im Jahr 1664 ſey in ſeinem ehemaligen Lande nahe bei Batoͤron ein todter Wallfiſch von einer Gat⸗ tung, die er iju-ambar nannte, auf die. Küfte ges fhwenmt. Seine Laͤnge mochte etwa achtzig Fuß und Die Länge feines Kopfs fünf Fuß betragen haben. Seine Schnauze war ſtumpf und ſeine Stirne rund. Ueber feinem Kopfe befand fi eine Floßfeder von der Höhe eines Menfchen, die ſich fünfund; zwanzig Fuß weit auf dem Rüden Hin fortfekte, Cie war fo bieafam, 185 daß man fie rechts und linfs betigen und der Länge nad zurücklegen konnte.“ „Als das Thier geöffnet wurde, fand man den Bauch (der faft fo groß wie eine Stube war), ganz voll grauer Ambra. Die vordere, näher beim Schlunde war weißlich und waͤſſerig; die aus der Mitte war graugelblich, und die hintere ganz ſchwarz und Flebrig wie Pech. — — Die Einwohner von Timor mußten ihren Werth nicht zu fhagen, und Falfaterten und ver— pichten alfo ihre Pirogen damit, bis endlich die Ein- wohner von Macaffar fie dadurch befehrten, Daß fie "dies Pech von den Fahrzeugen abfragten, und ihnen ‚ abfauften, um es mit nah Haufe zu nehmen.‘ (Rumphius, p. 256 und 257.) „Die Einwohner von Java alauben, die graue Ambra fey ein Ausmwurf des großen Vogels Geruda, der auf dem Baume Laes fingı wohnt, welcher al fein im großen Südmeer wachſe, der Wallfifch ver— fhluce die Erfremente, diefes Vogels, und da er die Ambra nicht verdauen Fönne, müffe. er fie wieder weg⸗ brechen.‘ (Rumphius, p. 257.) „Ich muß hier noch erwähnen, mag mir ein gesı wiffer Herr Andreas Kleyer zu der Zeit mittheilte, als er Gouverneur in Japan war, und mir mehrere Briefe über den Ambrafiſch (ambar vifch), den man bei Ja— pan finde, ſchrieb. Gein erfter Brief ift vom 28. Februar 1695. „Der Fiſch, fehreibt er, von dem die graue Ambra kommt, wird auf Japaneſiſch hay- ang · kie genannt. Er gleicht dem kleineren Wallfiſch ſehr, und iſt von dem, den man Nordkaper nennt, durch die Zähne unterfchieden, die er in feinem Schlunde hat. Der Rordfoper aber hat Feine. Zwei derfelben find ſehr hervorſtehend, und zeigen ſich, wie beim Wall⸗ 108.” — In einem anderen Briefe fihrieb er mir noch, man finde an fehr vielen Orten von Japan, bes fonders auf den Inſeln Liqui graue Ambra. — kom⸗ | 190 me von kinem Fifhe, der dem Mordfaper an Geftäft and Wuchs fehr gleide, Mur habe er zwei fehr weiße Hauer, die aus feiner oberen Kinnlade Hinunterwärte gingen; auch ſey fein Schwanz nicht gefpalten. — Ich erhielt feinen Brief durch einen Kapanefer, der fi ſelbſt fange mit dem Wallfifhfang befchäftigt hatte, and der mir verficherte, man erfenne es an gewiſſen Zeichen, ob die erwähnten Fifche eine bedeutende Menz ge grauen Ambra in ihrem Bauche hätten oder nicht; auch müßten fie (die Fifcher) dergleichen Fiſche biswei— len ans Land bringen, und bei febensftrafe in Gegen; wart gewiſſer Stellvertreter ihres Heren öffnen; denn die bedeutendften Stuͤcke Ambra würden für den Herrn in Belig genommen, der ihnen dagegen die fleckigen Stücke und den noch fluͤſſigen Ambra laffe; auch bleibe der ganze Körper des Thiers ihnen, fie zerftückelten denz felden dann, um Del daraus zu ſieden.“ (Kumphius | p- 262.) „Nachdem Juſtus Klotius in den philoſophiſchen Unterſuchungen mehrere Hypotheſen, die graue Ambra betreffend, angefuͤhrt hat, glaubt er, ſie ſey nichts an— ders, als das Erfrement einer Gattung der Wall fiſche.“ (Rumphius p. 363.) — verſichert, man habe aus dem Körs per eines Wellfifches Hundert Pfund graue Ambra ges nommen.“ (Miſcellanea naturae curioforum. Rum- phius p- 264. ) Z „, Andreas Kleyer hat eine Zeichnung von zwei - Wallfifhen der Fleineren Gattung geliefert, die man zwifchen den Inſeln von Japan gefangen hatte, und in deren Körper man eine große Menge grauer Ambra Fand. Wehrfheirfich folgte man diefem Schriftſteller, als man die Meinung annahm, die Ambra entſtehe im Magen des Wallfifches von ſchlecht verdauten Nah— rungsmitteln, Die der Fiſch folglich wieder von fich ges ben müffe. Daher fommt denn auch wohl die Meinung n 191 einiger Andern, welche die Ambra fuͤr das Erfrement, oder für, die Samenfeudtigfeit der Walfifche hielten.‘ (Mitcellenea satvrse curioforum; zweite Ausgabe, einundzwanzigfte Beobachtung p. 264.) „Furetiere erzählt in feinem Lexikon, die graue Ambra fen nach der Meinung einiger Schriftfieller entz weder das Erfrement oder die Samenfeuchtigfeit des MWallfifches; er verfichert ferner, dag Joſeph Glubius in feiner Gefhichte der grauen Ambra fage, Diefe vorz züugliche Specerei werde aus den Eingeweiden einer Gattung Rallifpe, mit Namen Tromp (meil dag Thier einen Rüffel (rrompe) auf dem Kopfe habe), ges nommen. Seine Kehle fen mir Zähnen von der Die - einer Sauft, und von der Länge einer Hand verſehen; auch finde ſich die graue Ambra, (ſonft auch Spermacé — Sperma Ceti — *) im Kopfe dieſes Wallſiſches.“ (Dictionnaire des Furetiere, unter dem Artikel ambre gris. Rumphius‘, p. 265.) | „Furetiere verfichert ferner, nach der Meinung gewiſſer Leute fuche der Fiſch Azel die graue Ambra fehr, begierig auf, fterbe aber, fobald er davon gegeffen habe, und ſchwimme dann auf der Hberfläche des Waſ— fers, wo ihm die Fiſcher den Bauch. aufriffen, um die verfchluchte Ambra heraus. zu nehmen.” (Furetiere und Rumphius, an den gleichen Orten) | „Sehr unterrichtete und weit gereiſte Kaufleute behaupten, die graue Ambra fey nichts als eine Art von Erfrement, Das fich allmahlih im Magen des Ichten - Wallfifches bilde. Man weiß, daß die eigentlich ſoge— nannten Wallfifche Feine Zähne haben, fie ſchlucken da⸗ her die Fiſche ganz hinter, vorzüglich die, deren Sleiſch weich iſt. Dies bringt natürlich eine dicke uns —* Sperma Ceti N eine weißgelbliche Subſtanz, die meiner Meinung nach mit der grauen oder ſchwaͤrzen Ambra gar keine Gemeinſchaft hat. Auch — iſt ganz anders, Anm. des Veberfen. r 192 verdaute Maffe hervor, bie allmählih den Magen die: fer Thiere fo fehr anfült, daß fie gezwungen find, fie entweder jährlich, ‚oder zu gewiſſen Zeiten von ſich zu geben. Die fo entftandene und lange Zeit im Magen gewefene Mafle nennt man graue se (Rum- phius, p. 268.) „Ich kann nicht läugnen, fagt Kumphius ſelbſt, — der, ſo viel er auch uͤber den Urſprung der grauen Ambra beibringt, ſich doch nicht uͤberzeugen laſſen will — ich kann nicht laͤugnen, daß man zu meiner Zeit in den Gegenden der kanariſchen Inſeln einen Wallfiſch fing, in deſſen Eingeweiden man hundert Pfund grauer Ambra fand. Ob man aber gleich nach dieſer Entde— ckung eine Menge Wallfiſche, große ſowohl, als kleine, getoͤdtet hat, ſo fand man doch nur aͤußerſt wenig Am⸗ bra in ihnen.‘ (kumphius, p. 269.) „Es giebt Menfhen, die behaupten, die graue Ambra fomme von einer gewiſſen fehr wohlriechenden Srucht, die am Ufer des Meers mwachfe, und in den Monaten April oder May reife; die Frucht falle dann ind Waſſer, und werde von den Wallfifchen verſchluckt. a; (kumphius, p. 270.) „Die ſchwarze Ambra, die man unter dem Na: men ambar de Noorr fennt, — melde Benen- nung indeß mahrfiheinlich eine Verſtuͤmmelung des franzöfifchen ambar de noir ift, wird gemeiniglich für das Erfrement eines Wallfifhes gehalten, denn man findet fie gewöhnlich im Unterleibe diefer Thiere, mo fie mit der wahren grauen Ambra vermiſcht ift. (Rumphius, pP. 273. Kap. 36. Bon der ſchwarzen Ambra.) | „Die Achte ſchwarze Ambra, Die man theils mit, theils ohne Die graue Ambra antrifft, ift die, welche die Wallfifche auswerfen, und die in großen Stüden in den Gegenden der. fudöftliher Inſeln bis gegen die EShdländer und Neu: Guinea hin, ſchwimmt. In die: N / fen 193 fen Gegenden trifft man auch eine Menge Wallfifche ‘an. (Rumphius, p. 274.) „Ich habe zwei Gattungen Ambra gefunden; die eine ift meiner Meinung nach entweder mit oder ohne die graue Ambra von den Wallfiſchen ausgeworfen, weshalb ich denn diefe ſchwarze Ambra als das Kleid, als die Hülle der grauen anfehe. Nie erlangt die ſchwarze Ambra die Härte der grauen; fie behält auch immer einen Seegeruch, befonders wenn man fie auf aliihende Kohlen wirft; man findet fogar manche, die einen abfeheulichen Geruch hat. Daß diefe übel riechende ‚vom Walfifhe Tommt, weiß ich. mit vollfommener Ge: wiäheit, denn im Jahr 90677 brachte man mir ein Stüd grauer Ambra, die dem erſten Anfehn nad ſehr vor— trefflich zu ſeyn ſchien, aber völlig mit einer fetten, fiſch— artigen Subftanz oder Hülle überzogen war. Allmaͤh— lich nahm fie eine feſtere Konfifienz an, denn e8 wat ſchwarze Ambra, die ebenfalls den Achten Geruch der grauen verbreitet. Die fhwarze Hülle, die voll Din: tenfifchfehnäbel war, — melde fih im Magen des Waͤllfiſches, der jene weichen Fiſche zu feiner Nahrung verfchlucft, nothwendig mit dieſer Maffe verbinden mußten, — beweift vielleicht, daß der Flebrige Schleim der Dintenfifche zur Vermehrung der fchwarzen Ambra dient. Die ganze Maſſe grauer Ambra ſchwamm vor Manivpa auf der Oberfläche des Meers, und war von einer Menge Vögel und Fiſche umgeben.“ Si ri P- 275.’ „Es gehoͤrt noch eine andere Subſtanz zu den verfihiedenen Gattungen von Ambra; wir nennen die: felbe Seeſpeck, auf malabarifih heißt fie „Ican poenja monta“ Gie hat einen übeln pechartigen Gerud, und ift ohne Bedenfen eine Abſetzung des Wall: fies. Ihre Farbe, die ins Gelbe fällt, macht fie dem zu alten und deshalb ranzig gewordenen Specke aͤhnlich. Sie — die Haͤnde; das Innere ihrer N 194. Maſſe ift faferig und fo in einander verwebt, daß es ſchwer hält, fie in Stüfen zu reiſſen; man muß fie mit dem Meffer zerfehneiden. Der Geruch des Scefpeds, beim Verbrennen deſſelben, ift ftinfend, widerlich und fehr durchdringend. eine gelblihe Farbe verändert fih mit der Zeit in Schwarzgrau. Im Jahr 1640 warf das Meer einen großen Block davon auf der Küfte von Manippa aus. Er blieb in der Sonne liegen, und fing dafeldft, an zu fchmelzen, ohne daß jemand darauf achtete, bis ein mit feinen Hunden da vorbei gehender Säger bemerfte, daß feine Hunde davon frafen. Diefer nahm ihn alfa mit. Ungefähr um die gleiche Zeit fand man ein andres Stuͤck Seeſpeck bei Nuſſatello, 0.08 fehr theuer verfauft wurde, weil ſich das Ges ruͤcht verbreitete, es ſey eine Gattung Ambra. Mau brachte es nach Java; die Javaner aber verlachten die neuen Ambrehandler, und veriiherten ihnen, ihre Waare ‚fen eine Sache von jehr geringem Werthe, fie fey dag Erfrement von einem Walnifbe. - Sie Fauften fie indeß am einen billigen Preis, weil fie den Seeſpeck fehr gut brauchen Fonnten, um die Deffnung ihrer Fiſchreuſen, und den Eingang zu ihren Fifchereien damit zu überz ziehen; denn die Fiſche gehn ſehr ſtark nad) dem Ger ruch Diefer Subſtanz. — — Wahrſcheinlich entſteht das faſerige Anſehn des Seeſpecks von dem muskuloͤſen und lederaztigen Fleiſche der Dintenfiſche, welches ſeiner Haͤrte wegen nicht gut zu verdauen iſt, ſich daher anhaͤuft, und ein Reſiduum im Fr des Wallfiſches zuruͤck laaͤßt Kumphius, -p. 282, Cap. 38. lar- dum marinum; Zeefpek.) „andre jagen, daß der Fiſch Azel fehr leder. nach Ambra jey, fe allenthalben aufſuche, aber fierbe, fobald er fie gegeffen habe. - Die Fiſcher, die Erfah— tung genug haben, ziehen diefen Fiſch, wenn ſie ihn todt anf dem Waſſer ſchwimmen ba, heran, reiſſen ihm den Bauch auf und. ‚nehmen Die Ambra heraus— N ! —— 195 Sie verſichern, diejenige Ambra, die man am naͤchſten bei der Ruͤckengraͤte finde, ſey die beſte“ (Commen- taires de Mathiole fur Dioscorides liv. I. cap, 20, gegen das Ende.) „Es giebt Ambra von verſchiednen Sarben; ges woͤhnlich ift fie arau, aber auch von dunfler Farbe, Oft enthäftfie. fremde Körper, z. E. Inſekten, Sedern, Fiſchgraͤten, ja Fiſche ſelbſt und — 5 Die Ambra, die man aus den Wallfiſchen nimmt, die Mokos oder Kaſchalots (d. h. Pottfiſche) heißen, iſt gewoͤhnlich braun oder ſchwarz. Sie riecht unan⸗ genehm. Die gefleckte iſt die beſte, beſonders die gelb— gefleckte; die ſchwarzgefleckte iſt weit weniger gut.“ (Transactions philofophiques, no, 385, 387; und Bertrand, Dictionnaire oryctologique, beim Worte: ambre gris,) \ „Sind die Einwohner der Ucikiſchen Inſeln, fagt Thevet, gleich fo unwiſſend, daß fie die Perlen, deren fih eine große Menge in Perfenmufcheln an ihren Kür fren findet, nicht aufzuſuchen verfiehen, fo find fie doch in Rücfficht der grauen Ambra Fläger. Auch von diefer findet fi eine große Menge auf diefen Inſeln; die Mohren fammeln fe und verkaufen fie andern Nationen fehr theuer. Es giebt außer der gelben noch verſchie— dene Arten von Ambra, und wieder verſchiedene Gat— -tungen diefer Arten. — — — Die erue Ambra iſt nach der Meinung Mehrerer nichts weiter, als das Erz frement des Wallfifches, das ſich aus den Kanälen dies ſes ungcheuren Fiſches ausleert, und bald nachher ang Ufer ſchwimmt, two es fich dann reinigt. Je wüthender das Meer ift, defto häufiger ſchwimmt dies Erfrement umher, An der Sonne verhärtet e8 ſich und erhält eine Art von Schale, Man findet es auf den fandigen Ufern, Selfen und Klippen. Gemeiniglih hat diefe Materie ‚andere Unreinigfeiten angenommen, aber die Mohren, die fie ſammeln, verſtehn fie zu reinigen und die gute Are — IR 196- — von det ſalzigen und übelviehenden genau zu unter⸗ ſcheiden.“ „Einige Indianer haben mir verfichert, ſie ſey das Erfrement eines großen Fiſches mit Namen Hel— merich, der kleiner iſt als der Wallfiſch, und die gute Ambra finde fi heutiges Tages in der Maldiviſchen oder Dangedipifchen Inſel, dreißig Stunden von Goa, mo man auch einen großen Sifh, mit Ramen Azel antreffe, der dem Wallfiſche nachgeht allen feinen Samen verzehrt, und nie genug davon bekommen fann, fo daß er endlich berfiet, wo ihn dann das Meer ans Ufer wirft, die Snfulaner ihn finden, ihm die Einges weide herausnehmen, und den Ort, wo ſein Same liegt, aufſuchen. Andre glauben, die graue Ambra ſey der Same, den der maͤnnliche Wallfiſch bei feiner Degattung mit dem meiblichen verliere. — — — Thuvet fagt ferner, der Vogel Aſchibobuch ſuche ein andres Thier auf, das die Eingebornen Aldafarcard oder Algelouim nennen, das meiſtens unterm Bauche, nahe beim Nabel ein Geſchwuͤr hat, welches es ſich — nad der Sage der Inſulaner — durchs Kragen zuziehe. Das, was aus diefem Geſchwuͤr ausfliefe, habe einen überaus vortrefflihen Gerud. Der Vogel Aſchibobuch habe eine naturliche Zuneigung zu diefem Thiere, mache fi daher zu ihm, und fauge ihm fein aanzes Geſchwuͤr fo gefchicht aus, daß nichts mehr darinne ble be... Hier⸗ von naͤhre ſich jener Vogel hauptſaͤchlich.“ (Kosmos graphie von Pennet. Band I. S. 100 und 101.) x Bisher Habe ih die Meinungen der älteren Keifenden angeführt. Ihre Beobachtungen waren na: türliherweife nur dag und undeftimmt; die, die wir nun noch Damit verbinden wollen, um fie zu unterftügen, werden weit,beftimmter ſeyn. Sie befiten alles, was die Eriftenz von Thatfachen unläugbar machen Fann. „Im Jahr 178: fehrte Jofua Coffin (Kapitein beim ————— auf dem Schiffe „Lord Hawkes— 197 bury‘ von der Küfte von Guinea zuruͤck, wo er den Wall fiſchfang mit vielem Gluͤck getrieben hatte, und brachte dreihundert und ſechzig Unzen grauen Ambra von diefer Reife mit, die er faft alle in dem Bauche eines meiblis en Kafıhalots (Pottfifches) gefunden hatte. Dies erregte Auffehn, und Joſua Eoffin wurde eingeladen, in der Rathsverfammlung zu Whitehall in Gegenwart der Lords des Handelsausfhufes von Stoßbritannien zu erſcheinen. Er beantwortete dafelbit die Kragen, die man ihm vorleate. Dieſe juriftifche Unterfuhung wurde in den Regiftern der Verfammlung aufgezeich⸗ net, und 1791 in den Philoſoph. Transactions im er: iten Theile unter dem Titel: Geſammelte Benachrichti— ‚gungen, die. der Königlichen Gefellfhatt von London von dem Handels aus ſchuſe ꝛc. mitgetheilt worden ſind, gedruckt.“ „Am zwölften Januar 1791 wurde dieſer Kapi— tan gefragt, ob er wiſſe, daß früher ſchon von engli— fhen Schiffen gefangene Wallfifche graue Ambra ent: halten hätten?“ „Antwort: Er habe dies nie gehört, wohl aber wiſſe er, daß amerifanifche Schiffleute dergleichen anz- getroffen hätten. „Stage: Die er die mitachrachte Ambra ent: deckt Habe 2“ h „Antwort: Er habe unterwärts dem Thiere eiz nige herausfommen fehen, und bafd Darauf habe ein Stuͤck auf dem Meere geſchwommen.“ — — „Srage: $n welchem Theile des Thiers er die übrige Ambra gefunden habe 2” | „Antwort: Ss fen in dem gleichen Kanal noch einige gewefen. Das Hbrige. habe fich in einer etwas tiefer liegenden und mit diefem Kanal in Verbindung fiehenden Tafche gefunden. Das Thier fey ihm alt, frank und mager vorgefommen, und er glaube, daß der Kaſchalot Pottfiſch) fich Fat ganz von Quid s oder 198 ahtarmigen Dintenfifehen naͤhre. Er habe oft aefehen, daß fierbende Kafchalots eine große Menge diefer Fi— fhe bald ganz, bald theilweife, von fich gegeben hätten. — Darauf überreichte er den Lords des Raths einige Dintenfifchfchnäbel, die er aus feiner grauen Ambra ge: zogen und aufbehalten hatte, und verficherte, er habe einige diefer Schnäbel tief in der Ambra, amoese J ihrem Aeußern gefunden.“ lournel de Phyſique, Januar 1792. Seit ſechzehn Jahren, die dieſer Seemann den Wallfiſchfang trieb, war dies das erſte Mal, daß ein Wallfiſch ihm dies Phänomen zeigte; es iſt aber denk; bar, daß er fowohl, als alle andere Schiffsfapitäne von nun an das Innere der von ihnen gefangenen Wallfifche fehr genau werden unterfucht haben. Sch habe diefe Informationen dem Auszuge aus dem Memoire über die graue Ambra voraus geſchickt, welches Swediaur ‚befannt machte, und weiches im lournal de Phyfigue 1784 Tome II. p. 278 überfest wurde. Man darf nur die Data umäandern, und alle Beobachtungen und Thatfahen, die diefer Gelehrte acht Jahre früher an- führte, werden um fo mehr Gewicht und beweifende Kraft erlangen. „Die Leute, fagt Stwediaur, die beim Wallfifch- fang angefegt find, finden bisweilen aud graue Ambra im Unterleibe diefer Cetaceen, aber immer in Maflen von verſchiedener Geftalt und Größe, bald eine halbe Unze, bald bis Hundert Pfund ſchwer.“ „‚Ein Fiſcher von Antigoa, fährt Smwediaur fort, ‚fand vor einigen Jahren, ungefähr zwanzig Stunden füdöftlich von den Inſeln des Windes eine Maffe grauer Ambra in einem Wallfiſchbauche, die gegen hundert und dreißig Pfund wog.“ ' RE „Ich habe bemerft, daß alle Stufe grauer Am: bra, die einigermaßen beträchtlich find, eine große Menge ſchwarzer Flecke haben. Nach einer forgfältis — 199 gen und reiflichen Unterſuchung halte ich fie für Din— tenfiſchſchnaͤbel, und zwar vorzüglich von der Gattung - der Gepia, Die, Linne Sepia octopodia nennt. Das befte iſt, daß die Stuͤcke Ambra, die man auf der Dberfläche Des Meers gefunden, und die, Die man aus ven Bauche der Wallfiſche genommen hatte, mit — die gleichen Erſcheinungen lieferten.“ J „Alle Welt weiß heutiges Tages, daß man die graue Ambra im Meer, oder an den Kuften, oder im Baus. che der Wallfifihe finder. ” y „Man findet die graue Ambra bisweilen im En de des Wallfifches, aber nur von der Gattung, aus: welcher man den Sperm a Ceti nimmt. Diefe Gat- tung iſt, nad) der mie gemachten Beſchre bung der — macrocephalus des Linne.“ „Den Fiſchern von Neu-England iſt dies Faktum ſchon lange Zeit bekannt, und ſie ſind ſo uͤberzeugt da— von, daß ſie, wenn man ihnen von einer Gegend ſpricht, wo ſich graue Ambra finde, ſogleich den Schluß machen, es muͤßten Wallſiſche jener Gattung dort ſich aufhal— ten.” — — | ie „Dte Leute, Die bei dem Wallſiſchfange angefent‘ ‘find, fangen nur den Phyfeter macrocephälus;' und unferfuchen ihn ſogleich, ob er graue Ambra entz halte. Nicht alle Haben. ader deren. bei fish; Die Leute; verftehen id Darauf fo genau, daß fie allemal, fo oft fie eins. Diefer Thiere gefangen haben, und-bemerfen, daß es nicht bloß alles von ſich giebt, was es im Mar gen hatte, fündern auch alles, was in feinen Einges meiden enthalten war — gar nicht weiter nachſuchen, weil fie überzeugt find, dann Feine graue Ambra in ſei— nem Bauche zu finden. Ganz anders verhält es fich, wenn fie einen Wallfiſch antreffen, der beraubt und! krank zu ſeyn ſcheint; dieſen unterſuchen ſie dann ge— nau, und verfehlen ihre Hoffnung ſelten, denn in dem eben beſchriebenen Zuſtande * der Wallůiſch faſt nie 200 feine Exkremente von fih, nachdem er tödtlich verwun— det werden ift. Die todten Wallfifche, die fie auf dem Meere ſchwimmend antreffen, liefern ihnen oft graue Ambra. Das Thier, das diefe Eubftanz bei fich hat, bejist in der mittleren Gegend des Unterlcibes einen Auswuchs, oder wie fie fagen, eine Art von Sack, wor: aus man die Ambra vermittelft eines Einfchnitts heraus nimmt; außer der erwähnten Betäubung bemerft man noch, daß diefe Art von Wallfifchen magrer ift, als die andere. Deide eben anaegebenen Umfrände mit einanz der vereinigt, bringen mic) auf die Muthmaßung, ob ein folher Haufen grauer Ambra im Unterleibe des Wallfiſches nicht vielleicht ein Grund von Krankheiten, bisweilen felbit vom Tode diefes Thiers if. Sobald nun die Fifcher einen betäubten, oder Franfen, oder magern Wallfiſch, oder fonft einen, der feine Exkre— mente nicht von fich gegeben hat, gefangen haben, fo macen fie fogleich einen Einfchnitt in jenen Auswuchs, wenn er einen hat; wo nicht, fo öffnen fie ihm den Bauch ven dem Außerften Ende des Anus an, fo weit, bis fie die graue Ambra antreffen. Diefe Subftanz fin: det fih immer im Darmfanal, etwa zwei, öfter aber ſechs big fieben Fuß weit vom Anus entfernt, bald in einer einzigen Maffe vereinigt, bald in mehreren von. verſchiedener Dicke, und wiegt oft zwanzig bis dreißig Pfund. Die fogenannte befondere Taſche, die die Am— bra in fich enthält, ijt nichts anders, als der blinde Darm. Ein unläugbarer Beweis hiervon ift der Uebers zug, der fih an den Wänden diefes fogenannten Sacks befindet, deſſen Gerud feinen Zweifel über feine Natur übria läßt. Die graue Ambra, die man aus dem Darm: kanal des Wallfiſches nimmt, ift nicht fo hart, wie die, die auf dem Meere fhwimmt, oder an die Ufer gewor— fen wird. An der Luft aber verhärtet fie fich ebenfalls ſehr fchnell. In dem Augenblid, da man fie aus der fogenannten Taſche heraus nimmt, hat fie faft das An: 201 ſehen und den Geruch der flüfigen Erfremente des Fi— ſches; an der Luft aber verliert fie Diefen unangeneh: men Geruch bald, und erhält, wie die Chofolate, einen graulihen Staubüberzug. Rach einiger Zeit giebt fie dann den befannten angenehmen Geruch von ſich.“ „Die Seefeute , mit denen ich über diefe Materie geſprochen habe, verficherten mir, daß fie Die graue Ambra, die auf dDiefe Weiſe aefunden wird, durchs aus nicht von den verhärteten Erfrementen des Fiſches wuͤrden haben unterfcheiden koͤnnen, wenn die Erfahs rung fie nicht gelehrt hätte, daß fie mit der Zeit jene treftlichen Eigenfchaften erlangen werde. Weil fie dies aber mwifien, fo unterfuchen fie jedesmal, nachdem ein gefangener Wallfiſch dergleichen von fi giebt, die Dberfläche des Meers fehr forgfältig. Sobald fie unter der flüßigen Materie, woron das Thier einige Tonnen poll verliert, Stuͤcke von einer fefteren Subſtanz erz blicken, fo fammeln fie fie auf, mwafchen fie, und er- warten von der Zeit Aufklärung über ihre Beſchaffen— heit.” „Die Seeleute, mit denen ich darüber ſprach, hatten die graue Ambra ſowohl bei den maͤnnlichen als weiblichen Wallfiſchen gefunden; doch behaupteten ſie, bei den Weibchen finde man wenigere und ſchlechtere Ambra.“ * „Kaͤmpfer *) nähert ſich der Wahrheit noch mehr, wenn er jagt: die graue Ambra ift das Erfrement des Wallfifches. Die Japaneſer nennen fie deshalb Ku- fura no fu d. h. Erfrement des Wallfiſches. Seine Meinung aber, fo fehr jie ſich auch auf Beobachtungen fügte, hat nie Glauben gefunden, und wurde immer *) Sch habe, als ich von einer Mote das Buffon redete, fhon eine Stelle diefes Schriftftellers angeführt. Kämpfer ift im allgemeinen ein fhäsbarer Mann, und derjenige, der fein Werk über Japan überfeste, würde den Kuͤnſten und Wiſſenſchaften einen Ba DURR erweiſen. aus Mangel an richtigen. Erfahrungen, für ein Maͤhr— chen gehalten, bas bie Japaneſer ihm aufgeheftet haͤtten.“ „Nach meiner Zuruͤckkunft aus Indien, im Jahr 1764, zeigte ih dem Hrn. von Bomare und dem Hrn. Cage, von der föniglihen Akademie der Wi iſſenſchaften, einen Dintenfiſchſchnabel, den ich nebſt den uͤbrigen Reſten dieſer Gattung von Polypen in dem Bauche eines von unſern Matroſen getoͤdteten Hayfiſches gefunden hatte, und machte fie aufmerkſam auf die vollfommene Gleichheit dieſes Schnabels mit den fogenannten Vogel: ſchnaͤbeln, die man. in der grauen Ambra anzutreffen glaube. Ich ſchenkte ihn dem Hrn. Gage, damit er ihn zu dem Stuͤck grauer Ambra legen möge, die jeßt zu dem Rabinet der koͤnigl. Dergwerffihule gehört ). Meine Beobachtung verzeichnete Ich in einer Note zu ©. 507 des erften Bandes des Katalogd vom Hın. Davila, der 1767 erfbien. Die Note Heißt: „Wir ſetzen die araue Ambra nicht als Bezoar, ſondern ihres wahrſcheinlich animaliſchen Urſprungs wegen, hierher. Es iſt nach den Berichten mehrerer verſtaͤndigen und erfahrnen Raturforfher, 3. ©. Kam: pfer, Anderfon ꝛc. ausgemacht, daß fie fih völlig ge: bildet in den Eingemweiden einiger Cetaceen findet. Bir felöft Haben mehr als einmal Gelegenheit gehabt ung zu überzeugen, daß die fogenannten Vogel fchnäbel, die man gewöhnlich und oft jeher Häufig darin findet, nichts als Schnädel von Dintenfifhen und Polypen find, Die ben Fiſchen, welche die graug Ambra pe ur Nahrung dienen.‘ „In dem Stüc grauer Ymbra, das ſich in der Bergwerksſchule befindet, und deſſen ich oben erwaͤhn— te, find nicht bloß ſchwarze Flecken, fondern au unter mehreren andern, ein ſehr Fenntlicher Dintenfiſchſchna⸗ * Siehe: Sage, rn des Rabinets der koͤnigl. Bergwerksſchule, ©. 94, no. A, Paris, 1794: in 8. * * 203 Bet, der bloß ein wenig kleiner ift, als der, den ich in einem Hayfifche fand.” (Rome de l'lsle, lournal de Phyfigue Tome II. p. 372. 1784.) Ich habe alle vorftehende Beobachtungen in Ruͤck— fiht des Urfprungs der grauen Ambra abfichtlich mit den Drieinalworten der Schriftiteller ans geführt; Dadurch, daß auf diefe Weife jene Menge von Thatfachen in einem Brennpunft vereinigt find, kann man um fo leichter zur vollfommenen Ueberzeu— gung gelangen, daß diefe fo feltene und ehemals ſo koſtbare Specerei — wovon noch jest die Unze in Lon— don aͤchtzig Livres Gmwanzig Thaler) Foftet, — nichts anders it, als das Exkrement einer gewiſſen Gattung von Wallfiſchen. Man Fonnte leicht durch den Schein und durch Die chemiſche Analyfe getäufcht werden, fie unter die Harz ze zu fegen, und für ein mineralifches Produkt zu hal- ten, dergleichen der Asphalt und das Bergoͤl find. Selbſt die hafigen Schnäbel, die man darin in Menge antrifft, konnten dieſe Frage damals nicht loͤſen, da die Naturgeſchichte noch ſo weit zuruͤck war, ſie fuͤr Vogelſchnaͤbel zu halten, ſtatt ſie fuͤr Schnaͤbel von Din— tenfiſchen und andern lederhaͤutigen Mollusken, — tie fie wirklich ſind — zu erkennen. Heutiges Tages, da man dies letztere gewiß weiß, und du es ausgemacht ift, "daß die graue Ambra fie) in den Körpern der Wallfiſche als wirkliche Ambra befindet, muͤſſen wir feſt anneh— men, daß fie thieriſchen Urſprungs ſey. Schon zur Zeit der aͤltern Hypotheſe, da man die— ſe Subſtanz noch für ein Harz hielt, hatten jene Schnaͤ⸗ bet fchon die Nufmerffamfeit einiger Naturforſcher auf ſich gezogen; weil man aber wufte, daß vicle Thiere ‚die graue Ambra ſehr begierig auffuchen und verſchlu— den, daß die Ufsrvögel auf den Augenblick lauern, wo die Wellen fie an die Küfte werfen, um nur darüber k 204 herzufallen und fie zu freffen; ja, daß fie fich ihrer ſchon bemächtigen, fobald fie fie nur auf dem Waſſer ſchwimmen fehen, ſo meinte man, jene Schnäbel moͤch⸗ ten vielleicht denfelben Ufervögeln zugehören Man wurde in diefer Meinung dadurch. noch beftärft, daß der Unrath der Vögel, die von der grauen Ambra gefref- fen haben, jenen Geruch in einem fo hohen Grade bes jitt und behält, daß man ihre weißlichen, kreidearti— gen Erfremente forgfältig von den Felfen auffammelt, auf welchen die Bögel zu fiten pflegen, und ihn, fo wie er ift, mit Federn u. f. w. vermifcht, wie eine Art von Ambra verfauft, welche won manchen Bölfern feldft je: der andern Gattung von Diefer Subſtanz vorgezogen wird 9, Andere Male waren die Erfremente des Walls fiſches härter und dichter, und ſchwammen folglich nicht auf dem Meere umber, fondern fanfen in die Tiefe Hinz ob. In dieſem Kalle waren fie der Luft nicht ausge: fest, und behielten alfo immer etwas weiches an fi, welches natürlich in der Meinung beftärfen mußte, die Ambra fen eine mineralifhe Subftanz; vorzüglich war dies der Fall, wenn man fie einige Zuß tief auffifchen wohl aar fie aus den Höhlen und Winkeln der Felfen, ‚in welde Strom und Wind fie vielleicht getrieben hat: ten, herausſuchen und auffangen mußte, Selbft-die Nationen, die die graue Ambra auf ihren Küften fanden, konnten ihr bei näherer Unterfu- chung feinen mineralifden Urfprung zuſchreiben. Alles, was jene Meinung etwa unterftüste, verſchwand bald, und alle überlafjen ſich eigenthuͤmlichen Hypotheſen uͤber 9 Die — der Maldiven ziehen z. E. dieſe von den Vögeln verlorne Ambra jeder — Gattung derſelben vor. Da die vierfuͤßigen Thiere, die Fiſche, die Meer- und Ufervoͤgel die graue Ambra ſehr bes gierig verſchlingen, ſo muͤſſen ihre Exkremente freilich den Geruch der Subſtanz an ſich nn. wovon fie ſich ernähren. er | 205: den Urſprung diefer Eubftanz. Lopés de Caftagnerta *) 3. B. fagt: „die befie Ambra trifft man in den Malz diviſchen Inſeln an, wo es fehr große Vögel, mit Ra— men „Anacangrispasqui* giebt, die fih bloß von aromatiſchen Kräutern naͤhren, und die Uferfelfen mit ihrem Unrath bedecken, welches die achte Ambra ift, und pona ambar d. 5. vergoidete Aindra — wenn fie gleih weiß ift — genannt wird. Die Erfremente diefer Vögel häufen fih mit der Zeit an, und hängen in großen Platten von den Seiten der Relfen hinab, zerreigen dann entweder durch ihre eigene Shwere oder duch Wind und Regen, und fallen endlich ins Meer, wo fie, von den Fluthen ergriffen, fo lange umher: fhrwimmen, bis fie ihre Weiße, völlig verloren haben, und nun als graue Ambra, die man Cosmbard.h. Wafferambra nennt, ans Üfer gemorfen mwerden; - denn, fagter, im Waffer hat fie viel von ihrer Kraft verloren, und Fann deshalb nur für eine minder wer— the Gattung von Ambra angejehn werden. Die fihlech- tefte Ambra endlich ift die dritte Gattung, die man anı- ambar oder Fiſchambra nennt, weil die Wallfiſche und andere große Fiſche ſie verſchluckt haben, ſie aber wieder von ſich geben muͤſſen, indem ſie ſie nicht verdauen koͤnnen. Dieſe Ambra, ſagt unfer Schrift— ſteller weiter, hat im Magen der Fiſche alle ihre Kraft verloren.“ — Man ſieht, daß Caſtagnetta mit dem endet, womit er hätte anfangen ſollen, und daß er fi) dadurch betrugen ließ, daß die dortigen Inſulaner auf die weiße und Freideartige Ambra einen fo Hohen Werth legen. " Wunderbar iſt eg, daß Vorurtheil und Gewohnheit die Maldiver fo fehr beherrfiben, daß fie die reine und natürliche Ambra verwerfen, und ide jene vorziehen, die durch den Körper der Vögel gegangen ift. Andere Völker ), die beffer beobachtet, und alfo - *) Thaten der Vortugiefen in Oftindien Kap. 35. | D 3. E. die Japaneſer und alle diejenigen, die bemerkt 206 " | bemerkt Hatten, daß die Kifche, gel und vierfuͤßigen Thiere die graue Ambra begierig verzehren, wieſen der Bogel-Ambra ihren rechten, d.h. den legten Mas an. Die Küftenbewohner des Meerbufens von Gascogne — mo die Fluth oft graue Ambra abſetzt, wiſſen die Ambra, die ſie am Meerufer aufſammeln, ſorgfaͤltig von einer andern, die ſie in den Waͤldern fin— den, zu unterſcheiden; die letztere nennen fie renarde d.h. Fuch s ambra, denn auch fie ift freilich Achte Ambra, nur haben die Füchfe fie am Ufer verſchluckt. — Diefe Tohepe riechen fie weit, und find fehr lecker dar— nah. — ab ihrer Rüdfehr in die Wälder riechen dann ihre Speremente davon. Dieſe Fuchsambra hält man aber allemal für bedeutend minder werth *). « haben, daß die Ambra nichts anders fey, als der Un— rath einer gewiffen Gattung von Wallfifchen; und die die Erfahrung belehrte, daß fie feinen andern Urfprung haben koͤnne. * Siehe Sonnini in dem Zuſatze zur grauen Am— bra. Tome IX p. 261 dieſes Werks; und Donadei, Journal de Phylique, März 1790. Dieſer legtere Beobachter war vielleicht der erſte, der es befannt machte, daß die graue Ambra fich auch an den franz \ zöfifchen Küften, ja nach ftarken Stürmen — die im Meerbuſen von Gascogne fehr häufig find, — in fehr großer Menae finde Auch fieht man in diejer ‚Gegend oͤfters Kaſchalots (Pottfiſche). Sch Habe ſelbſt ihrer f fünf bemerkt, die fich freundſchaftlich folg: ten, und in großen Schüten unferm Schiffe weit zu: vor eiften. Meine G Gefährten hielten ihre Erfceheinung und diefe gewaltfame Art fich fortzusewegen für die — eines Sturms. Dieſer traf auch richtig ein, und zwar fam er gerade von der Seite, nad welcher bie Sufehafore 5 ale n waren. Es war ein ſo fuͤrchterlicher Sturm, daß wir alle vor unſerm Leben zitterten. Man hat noch Ältere Beobachtungen dieſer Art. Rumphius der 1741 ſchrieb, meldet fchon, daß man. vor hundert Jahren bei Bayonne ein Stuͤck Ambra, u 207 Wenn man nicht fo viele Iingereimtheiten , in Die der menſchliche Geift ſchon gefallen iſt, Fennte, fo würde man fich nicht vorſtellen koͤnnen, was die Menſchen alles - erfonnen haben, um den Urſprung der Ambra zu er flären, fo bald fie nicht mußten, daß die Wallfiſche hervorbraͤchten. Rumphius erzählt, 3. E. man findet in der großen Bay Edlöftjöftjö eine harte Subſtanz, die auf dem Waſſer ſchwimmt, und von der ich glaube, daß fie aus den Harzquellen komme, die fih in den Gebirgen befinden, aus denen ein Bach ins Meer füuft. Die Vögel und die Hayfifche traten eben fo gierig nach dieſer ſchwimmenden Mafle, wie nach der wahren Ambra. Auch andere Fiſche freffen fie. Die Einwohner glauben, oder möchten Andre geru alauben machen, es fen dies ein Erfrement des Wallfiſches. — Andre, fagt PN ferner, die gewiß willen, >ap, * Produkt aus den Gebirgen kommt, verſichern, he bei den Harzquellen wohne eine ungeheure Kae oki! a- wa oder bunkulawa genannt, ein mit der größten Boas gleihartiges Thier; diefe fpeie, fo oft fie aus jenen Quellen trinfe, die Ambra aus, und die Duele bringe fie ing Meer. Wenn aber die Schlange alt werde, heißt es wieder, Fönne fie fich nicht fortbetvegen, bleibe lange Zeit auf einer Stelle liegen, und bewachſe über und über mit Moos und Pflanzen aller Art, End: ih fage die Natur ihr, daß die Zeit ihres Erden: lebens vorbei fen, dann begebe fie fih ins Meer, und verwandle fih in einen langen und dünnen Wallſiſch, mit Kinnbacken und Zähnen, der feine alte Gewohn: heit, fhwarze Ambra ausjufpeien, nach wie vor, bei: behalte. — von — Pfund am Ufer, — habe. Nahe bei Buch warf das Meer auch eine Maſſe dieſer Art von fünfunddreißig Pfund aus; und bald hernach fand man bei Marennes. eine vergleichen von eilf und einer halben — | 208 | Auch ſelbſt in diefer Fabel liegt die Wahrheit zum Grunde, daß es ein Wallfifch ift, der die graue Ambra ausfpeiet. Gerade fo iſt es auch, wenn man fie von den Bögeln herleitet, oder für ein mineralifches Pros dukt hält. Much Hier müffen die Waltfifche fie erft ver: ſchlucken, um fie ald ihnen unverdaulich, in ihrer wah— ren Geftalt, von fih zu geben... Auch wenn man fie mit Hubert Hugo und Aublet * für ein Pios duft des Planzenreihs, für ein Gummi hält, das ges wiſſe Bäume ꝛc. hervorbringen, ſo müflen auch nach ihnen erſt Wallfiſche dies Gummi verſchlucken, und wieder von ſich geben. In allen Hypotheſen finden wir zuletzt immer Wallfiſche wieder. Auch find die Gründe dafur, | daß *) Hubert Hugo, Gefandier der Holländifch: oftindifchen Kompagnie und Reſident der Inſel S Maurice, ver fihert 1671, „er habe jeft endlich den Urfprung der Ambra entdeckt, fie entfteye nämlich aus den Wurzeln eines Baumes, deſſen Namen er nicht wiſſe. Er wochfe innerhafb des Landes, treibe aber feine Wurzeln immer nach der Srite des Meers zu, indem er deſſen Waͤrme brauche, um ſein zaͤhes Gummi loszuwerden.“ Er ſchlaͤgt vor, eine Anpflanzung von ſolchen Bäumen am Meere ſelbſt zu machen, ob er gleich auch verſichert, daß das Gummi deſto will und fetter ſey, je mehr innerhalb des Landes diefe Bäume wachen. | Der vortrefflihe Botaniker Aubler meint, bie Ambra entfiehe aus dem Baume Cuma, im franzd+ fiihen Giiana. ,, ‚Diefer Daum wädft nämfich gern an Fläffen und giebt ein ziemlich wohlriechendes Gum: mi. Faͤllt dies Gummi in den nahen Fluß, fpricht ‚fo wird es ing Meer geführt und dort in Ambra verwandelt.” (S. Rumphius p..267.) Auch gehören ‚Diejenigen hierher, die behanpteten, die graue Ambra fey eine wohlriechende Frucht, welche am Ufer des Meers wachſe, im April oder May reif werde, dann ins Waffer falle und von den Wallfiſchen versch! luckt verde (Rumphius, p. 270.) Aber auch hier finder ich zuletzt wieder der Wallfiſch, der die Frucht ver⸗ ſchlingen muß, damit Ambra daraus werde. 309 daß die Ambra von ihnen hervorgebracht werde, vief entfcheidender und ausgemachter, als alle die andern, Mo find 3. E. die Bemeife, daß die graue Ambra ein Harz fen, welches aus Zelfen oder aus der Erde in der Tiefe des Meers ausfchwige? und warum haben wir — dies angenommen — Fein Analogon von ihr in der Natur, ' Der Meeresgrund Fann Feine andern Harze entz halten, alsdie, die das feite Land darbietet; denn der Meeresorund ift eine bloße Fortfegung der Erdfagen und Schichten der übrigen Loͤnder. Ihre JZufammens ' . fegung ift die gleiche, auch liefern fie Feine anderweitis gen Materislien und Subftanzen; die Erdfagen find dort, wie da, wo wir fie vor Augen haben, fchalthierz oder granit= oder kalk- oder thonz oder fchieferz oder fohlen= oder feuerfieinartig. Kurz, fie find völlig gleich mit den Fändern, die ihnen nahe liegen, über dem Waller erfcheinen, und fih in daſſelbe verfenfen, am in’ der Tiefe fortgefegte Hügel und Thaͤler und Ebenen von derſelben Befchaffenheit zu bilden. Es giebt außer den erwähnten Meinungen über den Urfprung der Ambra noch andre fehr fonderbare, Man darf nur, — wenn der Menfch anders den wahe ren Grund einer Sache nicht entdecken Fann oder nicht annehmen will, feine Neugierde reisen, fo wird man Muthmaßungen aller Art entſtehn fehn. | | | Scaliger 3. E. *) meinte, die Ambra wachfe wie Schwaͤmme oder Champignons auf dem Boden des Meers. Wären fie reif, fo.riffen die Wellen fie ab, und fie ſchwaͤmmen dann auf der Oberfläche des Waſſers. Der genannte Gelehrte hatte nämlich mehrere runde Stüde grauer Ambra gefehn, die mit einer Haut über; *) Scaliger, Exerc, 104. 29: — 210 zogen waren, und innerhalb fchuppige Lagen, wie man fie in den alten Schwämmen antrifft, hatten. - Zur Unterfiügung feiner Meinung erinnert Scaliger an die mohleiechenden Schwänme in den Pyrenaͤen und in Raner aus. Eerapion war ganz der gleichen Meinung. Johann Sabri *), den Rumph den Paraceljus feiner Zeit nennt, verfichert, die graue Ambra fey eine zähe, fetz tige und ſchlammige Subftanz, die, aus dem Wafler DERSUNIE aber, wie die Champignons auf der Erde, jo auf den Felfen in der Tiefe des Meers wachſe. Das Baffer feigere ſich durch die Zelfen, die fein vlichtes und fettes Wefen in fich fügen, und dadurch die Meer: ſchwaͤmme unter dem Waſſer erzeugten. Noch Andre behaupteten (Misc, nat, cur. 1630), es läge im Meere eine |ufel die ganz aus Ambra be: ftehe, und eine fefte Maffe davon ausmache. Ein ches maliger franzöfifcher Reiſebeſchreiber **) fiheint der Erz finder diefer Snfel zu ſeyn, die aber immer unbefannt geblieben ift. Vignys Kabeln reisten die Begierde der Holländer fo fehr, daß fie große Summe auf die Ent: deckung diefer wohlriechenden Jnfel verwandten. Der ertwähnte Franzofe verjicherte namlich, es gebe eine ge: wiffe Gegend, worin man die graue Ambra fo übers fluͤſſig fände, daß man wohl taufend Schiffe zugleich damit befaden koͤnne; ſo habe er felbft ein Stüc der Art von jener |nfel mitgenommen, welches er nachher in Europa für 1200 Pfund Sterling F) oder 43,000 hollandifche Gulden verfauft habe, '*) Peter Johann Fabri. Pachinitus lib, 4. cap. Ay *%*) Ifaac Vigny. (Rumph, amb. p, 265.) +) Ungefähr 300,000 franzsfifche Livres nach jetzigem Gelde. | | +, 211 Da der Handel der Holländer um dieſe Zeit, wo fie eben. von Philipps Tyrannei befreit worden waren, vorzüglich wichtig war, und faft alles Gold der Erde durch ihre Hände ging, wandte die oftindifche Kom— pagnie große Summen auf, um diefe Inſel zu fuchen, fo wie die Portugiefen und Spanier ihr ‚Eldorado fuch: ten. Nur erft nachdem ‚die Holländer jene Inſel fehr lange Zeit hinducch, gleichfam Schritt für Schritt, ver gebens gefucht hatten, wurden fie überzeugt, daß fie nicht eriftive, und entfagten dem Wunfche, fie zu entz decken und zu befigen, Noch Andere *) verficherten, die graue Ambrä entftehe aus Honigwaben, die fih durch ihre Schwere von den Felfen am Meerufer losriffen. In den Höhlen diefer Felfen- bauten fih nämlich die Bienen an, und. die Waben, die über einander gehäuft, und an einanz der geklebt feyen, würden das Spiel der Wellen, und vermwandelten fih in ächte graue Ambra. Selbſt dei Wind Fonne diefe Wachs: und Honigwäaben von den Felſen los machen. Monconys FT) fagt ungefähr dag Gleiche von Indien, und ſetzt hinzu, „er feldft habe in einem noch unteifen Stuͤck Ambra beim Zerbrechen zwei Reihen Bienenzellen gefunden. Deshalb, ſpricht er zur Beſtaͤtigung des obigen, loͤſt ſich die Ambra auch in Weingeiſt mit Weinſtein auf, und wird wieder eine Art von Honig.” Die einzige bon diefen fanmtlichen Meinungen, die alle einander im hohen Grade entgegen ftehen, die einziae, fage ich, die einige Aufmerkſamkeit verdient, ift Die, wonach die Ambra ein mineralifches Produft wäre, Sonnini ift, fo viel ich weiß, der legte gewe⸗ ) Oprechte Koopmann, of; der droogeryen. Cap. 26. Amſt. — + Monconys Reiſe. ©. 71: O 2 213 fen, der fie angenommen hat. Er hält nämlich die Ambra für ein Harz oder mineralifches Pech. Ich glau— be aber, daß es durch die große Menge von Beobach— tungen, die ich gefammelt und vereinigt habe, Flat ges geroorden fen, daß die graue Ambra ein Produkt des Thierreichs iſt. | 213 Anmerkungen und Zufäße des Herausgebers zu Montforts Naturgeſchichte der Mollusken. Erſter Theil. S. 4. der Wallfiſcharten und übrigen Fiſche — Im Ori⸗ ginal heißt es: des eétacés et des poiſſons, der Cetaceen und der Fiſche (alſo nicht, uͤbrigen). Indeſſen haͤtte auch Montfort die Cetaceen lieber mit den lebendig ge— börenden Thieren zuſammenſtellen und fie nicht erſt auf die Friechenden Thiere und Bögel folgen laſſen follen, welches vermuthlich den JIrrthum des Ueberſetzers ver— anlaßt bat. Eben daſelbſt wird den mit Wirbelbeinen verſehenen Thieren nach der Ueberſetzung als allgemeines Kennzei— chen warmes Blut zugeſchrieben; im Original ſteht aver richtiger le fang rouge, rothes Blut. Was Montfort gleich darnach von der fonft ſtets regelmäßigen Abftufung der Natur in Nüdficht der Form der Gefhöpfe fagt, bedarf einer großen Eins ſchroaͤnkung. Die Unterbrechung diefer Kette durch Thiere mit und ohne Wirbelbeine, zwiſchen welchen er gern die Myrine als ein Mittelglied einſchieben möchte, ift nicht der einzige Fall, der ung nöthiet, die Borftel: lung von einer ſolchen Stufenfolge aufzugeben. Blur menbach hat längft gezeigt, daß nicht nur Fein wahres Bindungsglied zwiſchen den fogenannten drey Naturreichen Statt findet, fondern daß es auch ganze Klaſſen und zahlreiche Geſchlechter, inſonderheit im Thierreiche, von ſo ausgezeichneter Bildung giebt, daß man fie auch bei der forgfältigften Anlage einer * 214 folchen Leiter der Natur doch nur mit Mühe und nicht ohne fihtlichen Zwang irgendwo einſchieben und unters bringen kann. So iſolirt fteht 3. B. die Klaffe der Bo: gel, das Geſchlecht der Schweine ꝛc. Es geht ung hier mit der Anordnung der Erdgefhöpfe, wo wir gern unfre Begriffe von Bollfommenheit und Zufams menhang finden möchten, mie den Nftronomen, die fich bemühen, eine vollitändige Progreffion in den Plane; ten» Abftänden zu entdecken. Über die Natur richtet _ fih in ihren großen Werfen nit nad den Gefegen, nach der Regelmäßigfeit und Symmetrie in Zahlen und. Raumgroͤßen, wie fie der Menfch ſich denft, fondern fie wırft meift nach Berhältniffen, die in unfrer Sprache irvational heißen. S. v. Zachs monatlihe Corres ſpondenz zur Bef. d. Erd: und Himmelskunde. Ja— nuar 1803. S. 80. ©. 5. Zu den weſentlichen Kennzeichen der Thiere ohne Ruͤckgrad rechnet Montfort hier die weißliche Fluͤſſig⸗ feit, welche ben ihnen die Stelle des rothen Bluts der Thiere mit Ruͤckenwirbeln vertritt. Dies Kennzeichen iſt aber nicht allgemein, und leidet Ausnahmen; ein neuer Beweis, tie mangelhaft unfre Klafiififationen und Syfteme find! Cuvier hat entdedt, daß Regen⸗ wuͤrmer und Blutegel rothes Blut haben: ja er glaubt behaupten zu Fünnen, daß dies nicht nurbeyden Najaden, Nereiden, Aphroditen, Amphitriten und Serpulen, fondern auch bey den fammtlichen übrigen gegliederten, nicht zu den Singeweiden gehörigen Wuͤr⸗ mern ebenfalls ftatt finde. Man fehe die feine Zerglies derung des lumbricus marinus, in welchem Euvier ein toiefliches, in arteriellen und venofen, mit Syſtole und Diaftole begabten Gefäßen umfaufendes Blut fand, in MWiedemanns Archiv für Zoologie und Zootemfe B. 11 St.2 ©, 238. Die Blutgefäße des Blategels bifden pier Hauprftämme, naͤmlich zwey an den Ceiten, einen Bauch und einen Ruͤckenſtamm. Die beyden eu uns 215 ſtern gehören zu einer andern Art, als die beyden leg: - tern; Cuvier hat aber noch nicht ausmachen Fönnen, welches die Schlagadern und welches die Venen ſeyn. Die beyden Seitengefaͤße gehen von einem Ende des Körpers zum andern, und bilden, indem fie fich durch Zweige verbinden, ein Netz, welches fich eingefprigt fehr fhön ausnimmt. Das Bauch: und Ruͤckengefaͤß bildet fein folches Netz; beyde geben nur Zweige, welche abwechfelnd und in fehräger Richtung abgehen und fich auf gewöhnliche Art vertheilen. Das Bauchgefäß liegt . gerade unter dem Markſtrange der Nervenfnoten, von welchen alle Nerven ausachen. — Das in diefen Ge⸗ faͤßen befindliche Blut iſt ſehr verſchieden von dem, wels ches das Thier geſogen hat, und welches im Darmka— nal gleich verändert wird. Jenes hat ungefaͤhr die Farbe, wie das Schlagaderblut der Froͤſche. ©. Wie demanns Archiv B. J. St 2. ©. 242. Daß Montfort den fämmtligen Thieren mit weißem Blut den Namen Mollugfen giebt, weil er allgemein angenommen fey, gehört zu den Behauptungen des Verf., deren Ungrund Feinem Kenz ner der ? Naturgeſchichte entgehen wird. =} Einfacher und natürlicher, ale Montforts S. 7 und 8) Klaſſification ſcheint mir die von Cuvier zu ſeyn. Dieſer theilt die Thiere ohne Wirbelbeine ein in In⸗—— ſekten, Mollusken und Schalthiere. Die Mollusken theilt er wiederum nach der Geſtalt ein in ſolche, welche einen ſackaͤhnlichen Koͤrper und einen freien, mit Fuͤßen (oder vielmehr mit Armen) beſetzten Kopf haben, und nennt ſie Cephalopodes, Kopfgoͤnger (B die Dintenfiſche); ferner in ſolche, welche auf den Bauche kriechen, Gafteropodes, ne (3. B. die Schnecken); endlich in folge, Die feinen bes ftimmten Kopf haben, Acephales, Kopflofe (4. B die Auſtern/)/ 216 2 ©. 16. die Materie, die willführlich (fpontandment) ganze Wolfen von lebenden Atomen ſchafft. Die gene- ration fpontanee, wovon Montfort in der Kolge öfters ſpricht, iſt nichts anders, als die unter gewiffen Um— ftänden von felbft (Ipontanement) erfolgende Ent wickelung der Keime zu organiſchen Wefer, wie z. D. die Aufgußthiechen und mehrere Eingemweidewürmer auf diefe Art entftehen. Sie bemweifet allerdings, daß auch) noch jet durch beſondre Richtung des Bildungs: triebes neue fpecies hervorgebrabht, oder wie Blu menbach ſich ausdruͤckt, nacherfchaffen werden Füns nen. Es ſcheint dabei nur auf veränderte Umftände anzufommen, um dem Bildungstriebe eine-eigne Rich— tung zu geben. Der Keim des Kinnenwurms liegt vers muthlich eben fowohl in dem wilden, als im zahmen Schweine, ob ma: glei) den Wurm felbft bis jest nie im erftern gefunden hat. Hierüber fönnte man leicht Gemwißheit erhalten, wenn man Srifchlinge einfinge und zahmte, und fie und die Nadfommenfhaft von Bermifshung mit zaymen Schweinen abhielte. — Den medieiniſchen Nugen der Mollusfen, wovon Montfort im Folgenden viel rühmt, mögen Aerzte wär: digen. In der Ueberſetzung findet ih E. 17 eine Uns riptigkeit. Das Driginal fagt: La mädecine fe fert utilement et dans beaucoup de circonstances de cette fa- eult& prolifigue, qu’ont les teftlaces et les autres mol- Jusques, Die Medicin bedient fid — — — diefer Fruchtbarkeit, dieſer Menge von Schautieren und Mollusken. S. 18. Wir beſitzen dieſe Kunſt — — nicht mehr. In Peru wird eine Gattung murex noch heutiges Tages zum Purpurfaͤrben gebraucht, und die Spanier treiben mit ſolchen Purpurfäden einen ftarfen Handel, indem man mit denfelben auf Zeuge zu ſticken pfleat. ©. 19. Die Natur ſcheint ſich der Thiere nur zur Herz vorbringung einiger Öasarten und der Kalkmaterte, 217 welche feßtere immer das Produft der Thierwelt ift, ... Der fo genannte falinifche Kalkftein wird, mei: nes Wiffens, von feinem Mineralogen mehr für ein thierifches Peoduft gehalten. Weiter hin tritt Montfort der Meinung derer bei, welche annehmen, daß bei der legten großen Katafıros phe der Erdoberfläche auch eine Veränderung des Waͤr— megrades vorgegangen ſey. Möglich ift dies freilich, wie Hr. von Humbold (licher die chemifche Zerle— aung des Luftfreifed, ©. 177) gezetat hat; aber die von Montfort angeführten Gründe nöthigen uns nit, die Wirflichfeit einer folchen Veränderung zuzugeben. Vielmehr feheint die Erfahrung für das Gegentheil zu ftreiten, indem die in nördlihern Gegenden gefundnen Knochen ftufenweife beſſer erhalten find, als die Ahnliz Ken, welche man in den füdlichern entdedt hat. Es muß alfo ſchon damals im Norden fo falt, wie jest, gewefen ſeyn; denn gefeßt, der Norden hätte vor jener Kataftrophe einen hoͤhern Wärmegrad gehabt, fo würde fib doch nachher die Wärme nur allmählich vermindert und folglicy würden die thierifchen tleberrefte fich nicht fo gut erhalten haben, wie z. B. das mit Haut und Haar noch unverfehrt gefundne Nafehorn, welches Pallas beſchreibt. Dazu fommt, dag unverfennbare Spuren einer allgemeinen Ueberſchwemmung vorhans den find, deren Richtung von Südweft nach Nord⸗ weft gegangen ift, woraus fich erflären läßt, warum die Menge der thierifehen Ueberbleibſel immer größer wird, je mehr man fih dem Nordpol nähert. Wir brauchen alfo Feine Beränderung des Klima’s zu Hülfe zunehmen, um begreiflih zu finden, - wie Produkte, welche jest Die heiße Zone hervorbringt, in der Falten angetroffen werden. | S. 21. Hier bezeugen Riefenfnochen u. f. wm. Cuvier bemerkt, daß die in den tiefen Schichten gefundnen Ueberrefte noch mehr von der jegigen Form der Thiere 218 abzuweichen ſcheinen, als die,. Sl: der Oberflaͤche näher legen, wodurch die ſchon aus andern Gründen wahrſcheinliche Bermuthung beſtaͤtigt wird, Daß mehr als eine Revolution bie Erdoberflaͤche verändert hat. — Dei aller anfheinenden Achnlichfeit mehrerer Petre— Fakten mit jest lebenden Geſchoͤpfen find fie doch oft theils in der Form, theils und vorzüglich auffallend in der Größe verſchieden. So führt Blumenbach Deiträge zur Naturgefchichte erſt. Th. ©. 27.) eine Schnecke (murex defpectus) an, die in den nordifchen Meeren lebt, und deren Schale rechts gewun den iftz dagegen ift die am Ufer von Harwich ge= grabne linfs gewunden, welche übrigens in Allem fo große Aehnlichkeit mit jener hat, daß man auf den erften Blick eine mit der andern verwechfeln fönnte. In Paragay fand man 100 Fuß tief in eis nem fandigen Zoden das Öfelett eines Thiers, def fen Höhe 6 und die Länge 12 Fuß beträgt, und wel: bes nach genauer Unterfüchung dem Faulthiergeſchlecht am naͤchnen Fommt.-., Befagntlih haben die jest les benden Thiere diefes Geſchlechts ungefähr die Größe eines Zuchfes. Bon dem nunmehr in London befinds liben vouftändigen Gerippe eines Mammuths f. Voigts Magazin ze. des fünften B. erft. Stuͤck. Uebrigens laffe ih dahin geftellt feyn, mas Mont: fort von den Gerippen der Meerfagen, Affen und an: dree dem Menfchengefchlechte ähnelnder Wefen, die _ eine ganze Bergfette, von Arles an big nach Gibrals tar und weiter hin, ausmachen follen, erzählt. Blus menbach, der fonft fo aufmerffam auf diefen interefs fanten Theil der Naturgefchichte ift, fagt nichts da: von; wohl aber keunt er — mas Montfort läugs net — Petrefakte von Sumpf und Waſſervoͤgeln. Auch beſitzt das Muſeum in Göttingen einen ausge- grabnen Menfchenfihädel, der mit eben dem Rechte — 219 foſſil genannt werden kann, wie viele ausgegrabne Elephantenknochen ꝛc. Die Hypotheſe, daß alle feſte Koͤrper aus Waſ— ſer entſtanden, daß die Waſſerthiere eher, als die Landthiere da geweſen, und andre von Montfort hier aufgeſtellte Vermuthungen haben ſchon ältere Natur; forſcher vorgetragen. Von der Nichteriftenz eines Menſchengeſchlechts und der bloßen Bevölkerung der Erde durch Thiere vor der legten großen Rataftrophe hält fi auch der ſcharfſinnige Reimarus überzeugt. ©. 33 \ „Die Umwandlung der Kalferde in Kiefelerde ſcheint wenigſtens bemwiefen zu ſeyn.“ Allerdings; die evidenteften Beweife davon liefert Gerhard in fei: ner Abhandlung über die Umwandlung der einen Erd— -und Gteinart in die andre, Berlin 1788. Ä Shendafelbft: „mehr aber, als dies alles, die willführlihe Kortpflanzung ihrer äufferften Geſchlech— ter; nach dem Driginal: la generation fpontande de ‚leurs derniers echelons, Die von felbft erfoigende Ent: wicklung ihrer legten Gprofien Unter derniers éche— lons find die Aufgußthierchen zu verftehen,, die Mont: fort mit zu den Mollusfen rechnet. Bon der genc- ration fpontanee, wovon er ©. 34 ꝛc. ausführlich handelt, f. Die Anmerk zu ©. 16. ©. 70. Prof. Schneider, der fih um die Geſchichte diefer Thiere ausnehmend verdient gemacht hat, fest folgenden allgemeinen Geſchlechtscharakter feft: Kopf und Augen zwifchen Leib und Füßen; das Maulmit dem Falkenſchnabel in der Mitte der Bafisvonden güßen Die Fuͤße, acht oder zehn, inwendig mit Saugwarzen be fest. Der Leib mit einem Dintenbeutel, um ten an der Bafig mit einer Deffrung indie Duere, und oben Darüber eine hervorra— gende Ausmwurfsröhre. 220 Die Gattungen bringt er fodann in zwei Klaſſen oder Familien. Erſte Klaſſe: acht Furze Fuͤße; zwei Lange Fans ger; Floſſen am Leibe und einen Knochen im Rüden. Battungen: 1) Sepia (Seefage), mit breitem rundlichen Leibe mit ganzer Floſſe herum und ei nem großen Rüdenfnocden. 2) Loligo (Dintenffd), mit ſchmalem fpigigen Leibe, in der Mitte edige Sloffen, ein fbmaler federförmiger Ruͤckenknochen. 3) Teuthis, ventre depreflo caudato ancipiti, (der Linn. Character.) 4) Sepiola, mit Fleinem runden Leibe, ohne Ruͤckenknochen, und mit fleinen runden Sfoffen. Zweite Klaffe: acht lange Rüße, am Grunde mit einer Shwimmbhaut verbunden, ohne Sänger, Floſſen und Küdenfnoden. Sattungen: ı) Polypus (Meerpolyp), am Grunde der Fuͤße inwendig einzelne Saugwarzen; weiter hinauf eine zweifache Reihe zunehmens der Warzen 2) Mofchites, mit fangen Füßen und einfas ber Reihe von Saugmwarzen. 3) Nautilus, mit einfaden Reihen von Saugs warjen, in einer Schale wohnend. 4) Pompilus, mit zerlappten oder zertheil ten Füßen ohne Saugmarzen. Lamark hat drei Gefhlechter: I. Sepia, (Dintenwurm). Sennzeihen: Fleiſchiger Körper, welcher flab und in einem, an jeder Seite der ganzen Laͤnge nad geflüs gelten Sade enthalten ift, gegen den 2a: Rüden hin einen ſchwammigen, faft zers reiblichen undurchſichtigen Knochen ent haltend. Das Maul aneinem Ende mit zehn, den Kopf umfränzenden Armen uns geben, welche mit warzenförmigen Ruft- loͤchern befegt find, Deren zwey gefieft und länger als die übrigen find. | Gattungen: 1) Sepia een air. corpore utrinque laevi, oſſe dorfale elliptico. a) Cotyledonibus brachiorum conicorum quadri- ferialibus, b) Cotyled, brach. con, biferialibus. 2) Sepia tuberculata; dorſo capitegue tubercula- tis; oſſe dorfali Ihaktıntato: I, Loligo (Salmar). Fleiſchiger länglider rs per in einem untermwärts geflügelten Sacde enthalten, gegen den Rüden bin einen dünnen, durchſcheinenden, hornar— tigen Körper einfohließend. Das Maulen einem Ende von zehn, den Kopf Frönen den, mit mwarzgenförmigen Luftloöchern befegten Armen umgeben, deren zwei laͤn— ger als die übrigen find Dies Geſchlecht unterſcheidet ſich von den Sepien 1) dadurch, daß der Sack nur am untern Theile, oder am Grunde mit zwei Flügeln verſehen iſt, weiche dicker und kuͤrzer find, ale bei den Sepien. 2) Durch den dünnen hornartigen Körper, welcher wie ein Des gen, oder wıe eine federförmige Matte geftalter ift. Die Ruftlöcher oder concaven Warzen der Arme find ſowohl bei den Sepien, ale bei diefe m Geſchlechte, mit einem hornartigen Ringe verfehen, welcher am auffern Rande gesähnt ıft, und diefen Oeffnungen fait einer Art von Klauen dient, um ſich zushalten. I 222 Sattungen: | 1) Loligo vulgaris, alis femi-rhombeis, limbo facci trilobo, lamina doriali antice anguftata. 2) Loligo fagittata, - alis triangularibus caudae adnatis, limbo facci integerrimo, lamina dorfali an- ‚tice dilatara,, 3) Loligo fubulata, alis — 7 — caudae fubu- latae adnatis, lamina doıfali trinervi utrinque füb- acuta. 4). Loligo fepiola, corpore bafi — alis db: rotundis, lamina .dorfali lineari minutifiima. IIT. Octopus (Achtfuͤßler). Fleiſchiger, unten ſtum— pfer KörperineinemungeflügeltenSade, ohne Knochen oder Hornplatte. Das Maul an einem Ende von acht gleidblan: gen Armen umgeben, deren Deffnungen ohne Klauen find. n Da diefe Thiere nur acht Arme, einen ganz uns gefluͤgelten Sack und weder einen Knochen, noch eine hornartige Platte im Körper haben; fo unterfcheiden fie fich fehr von beiden vorigen, ob fie gleich fonit mit ihnen uͤbereinſtimmen. Gattungen: 1) Oetopus vulgaris, corpore laevi, cotyle- donibus biferialibus diftantibus, 2) Octopus granulatus, corpore tüberculis fpar- '’ is granulato, cotyled. crebris biferialibus. 3) Octopus cirrhofus, corpore fubrotundo lae· viusculo, brachiis — ſpiraliter convolutis, cotyledonibus uniferialibus. 4) Octopns mofchatus, corpore elliptico laevi, brachiis loreis praelongis, cotyledonibus unileria- libus. Letztere Gattung ſoll ſich, nach Lamarks Verſiche ung, oft in der Schale des Papiernautilus einquartieren, wie der ge, Krebs in — Schalen. * 2253 ©: 91. „Nun wird er von der Aufter ergriffen ꝛc.“ Trebius Niger fügt noch (fehr unmahrfcheinlich) hinzu, daß der Dintenfifh, um dies zu verhüten, ein Steinchen zwifchen die Flaffenden Schalen ftecfe, welche Lift befanntlid auch vom Affen gebraucht werden fol, &.96. Cubier befchreibt die Musfeln der Sausmwarzen und ihre Wirkung fo: Die Saugwarzen (ucoirs oder ventoufes) find aus einer Musfelfappe von firahligen Fibern gebildet, die durch ihre Verkuͤrzung den Umfang derfelben verkleinern. Aber es giebt am Rande der Kappe, ganz an der Scheibe, unter dem cylinderfötz migen Musfel eine andre Schicht von Eirfelfibern in Geftalt eines Schliefmusfels, melde die Kappe cons verer macht. Jede Saugmwarze wird endlih auf dem Fuße durch Musfelbänder erhalten und bewegt, welbe fih in einander verflechten, und fich endlich mit den Fibern des untern Quermuskels des Zußes vereinigen, Diies ıft wenigftens fo in dem Achtfuß (Sepia octop. Lin.). In dem Kalmar (Sep. loligo) und in dem Dins tenfifch (Sep. offiein.) find die Saugmwarzen duch fehr dünne Musfelftiele befeſtigt. Wenn das Thier eine oder mehrere ſeiner S Saug⸗ warzen einer Oberfläche nähert, um dieſelben feſt ans zuſchließen, fo hält es diefelben ganz gcebnet hin. Wenn Ddiefelbe nun dafelbft durch die Ebenheit der Flächen angeleimt tft, fo zieht es den Schließmuskel derſelben zufammen. Dies bringt eine Höhle im Witz telpunft hervor, aus welcher fid ein feerer Kaum bils det, Durch diefen Mechanismus befeftigt ib die Saug: warze an die Öberfläcbe mit einer Etärfe, welche mit beim Durchmeffee derfelben und dem Gewicht der Wafs fer: und Luftfäule, wovon diefelbe die Baſis ausmacht, im Berhältniffe fteht: Dieſe Stärfe, durch die Zahl " 224 N der Saugwarzen *) vernielfältigt, giebt die Kraft, mit welcher der ganze Fuß oder ein Theil defjelben fih an den Körper befeftigt: auch ift eg leichter, diefe Süße zu zerreißen, als fie von dem Gegenftande, welchen das Thier halten will, los zu machen. Anden Dintenfifhen und Kalmaren ift die Deffnurig der Saugmwarze mit einem Fnorpligen und ausgezähnten Gürtel umgeben ; in dem Achtfuß ift es nur eine feifehige, platte, in der Mitte durchbohrte Scheibe. Unabhängig von den acht Fuͤßen, welche, wir bes fchrieben haben, und weiche ſich in dem Achtfuß, oder dem Polypen mit acht Armen allein befinden, haben die Dintenfifbe und die Kalmaren noch) ziwey anz dre, viel längere, dünnere, welche an ihrem breitern Ende Saugmwarzen tragen. Ihre Drganifatton ift uͤbri⸗ gens diefelbe, wie die der andern Süße. | &. 99. Schon an den Armpolypen hat man beobachtet, daß fie eine Art von electrifcher Kraft befiken, inden die Thierchen, die ihnen zur Nahrung dienen, in dem Augenblick, da fie mit den Armen ihrer Räuber berührt werden, ſterben. Einen merfwürdigen Zall erzählt Forskaol (Defeript, animalium p. 106) von der fe. pia loligo. Ditfes Threr packte einjt einen Mann, der fi in der Nahe von Alerandrien badete, und umfchlang ihn fo feft, daß er ſich nur mit vieler Mühe endlich los Ku machen *) Die Zahl nimmt mit dem Alter des Thieres zu, und fteigt bei, manchen Gattungen über 1000. Need— Ham zählte an einem Fuße eines Kalmars mehr als hundert und an den Enden der Fänger mehr als 120. Die größten Sauger fiken an den Faͤngern. Bei Thieren von ſechzehn Zoll haben fie ungefähr drei Zehntel Zell im Durchmeffer und beinahe eben fo viel in der Tiefe. An den Füßen betragen die größten ein Swanzigftel Zol und gegen das Ende werden fie unendlich Elein. i 225 machen Fonnte.. Die angefaugten Stellen entzuͤnde en ſich, jedoch ohne Geſchwulſt, und veruriachten einen aufferft heftigen Schmerz, fo daß der Menſch amwei Wochen lang nicht im Stande war, recht zu gehen. Korsfal hörte diefe Anefdote aus dem Munde deffen, dem der Unfall begegnet war. ©. 100. erzählt Monts fort eine ähnliche Wirfung der Saugwarzen aus eigner Erfahrung, ©. 106. In der Anmerk. lieg waͤßrige ſtatt glaͤſerne SAN ©. 108. „Dieſe fehr. fihtbare ze." Gm Deiginal: Ce fillon tr&s-apparent et. creux donne infertion et fert de logement au bord interieur du proces cilaire. — — Diefe ſehr fihtbare und Hohle Furche dient zur Ginfh- gung des innern Randes des Strahlenfreifes (procks eiliatre). ©. 129. Don den Siern des Dintenfifches hat auch ein Holländer, Feendert Bomme, eine genaue Nach— richt gegeben, welche Schneiderinf. Sammlung vermifcbter Abhandiungen zur Aufflärung der Zoologie und der Handelsgeſchichte (Berlin 1784) aufgenommen hat. Den sten des Heumonats 1771 fand ich (erzählt Homme) auf dem Strande der Inſel Walcheren einen ſchleimigen Körper, den ih Anfangs für eine Seequelle hielt; aber bei näherer Unterfuchung fand ſichs, daß es ein Eierftocd (die fogenannte Seetraube, uva msrina) war. Nachdem ıch ihn in eın Glas mit Sees waffer gefegt hatte, zeigte es fich deutlich, daß es ein‘ Haufen von weit mehr als zwerhundert trauben oder beerenartiger Körper war, von einem gallertartigen oder ſchleimigen Wefen. Jede Beere war mit einer zähen Haut umgeben, und endigte fich von oben auf ein Stiel⸗ hen oder Schwaͤnzchen, wodurch alle Beeren fich an einem zähen Bande vereinigten, deffen Enden mit eins ander verbunden find, und fo einen sunden Kranz machs P \ 226 ten, tie die Fig. 7. D. (in feiner Abbildung), aber sehr verfleinert zeigt, der in der Mitte wohl ſechs Zoll breit war. - Der ganze Haufe war an einem fleinen Holzjtängel befeftigt, der vielleiht von einem Seeges wächfe abgefchlagen war. Die Beeren waren von ders feiden Größe, wie ein Bündel von fünf Stuͤck, der Sig. 7. Ar abgebildet ift. Diefelben waren in verfibieds nen Sagen und als in Suͤſchelchen zufammengehäuft, hatten eine aſchgraue Karbe, waren aber dabei fo durch— fihtig, daß man die Fleinen Darin enthaltenen Thierchen deutlich fehen Fonnte, Es waren ihrer zwanzig big dreißig In jeder Deere, jedes mit einer befondern klei— nen Haut eingefchloffen, worin fie eine Fleine Bewe— gung mit Drehen und Wenden machten. Nachdem fie einige Stunden in dem Glaſe geftanden hatten, fand ich, daß fehr viele Thierchen aus den fie umſchließenden befondern und gemeinen Häutchen ausgebroden und durch das Waſſer hingeſchwommen waren; auch begas ben fie ih bisweilen zufammen auf den Grund, und bewegten ſich ſehr geſchwind. Ich brachte Diefelben unter das Mikroſcop mit einer mächtigen Bergroͤßerung, und da zeigten fie ih, wie In der Fig. 7. C. und in natürlicher Groͤße beiß. Das Thierchen, fo wie es hier gezeichnet ıft, betreffend, fo gteng das oberfte Ende im Stwimmen voran, fo daß man urtheilen follte, daß dDiefed der Yaupttheil fei, Nimmt man aber an, daß es die Cigenichaft dieſes Thierchens ſei, hinterwaͤrts zu ſchwimmen, wie man aus vielen Gruͤnden ſchließen muß, daß es vermoͤge ſeiner Uebereinſtimmung mit den übrigen wahrgenommenen Seekatzen der hier vorgeſtellte Theil der oberſte war; ſo ſollen die großen ſchwarzen Tuͤpfel die Augen ſeyn, Die darauf folgenden hervorra— genden Epigen aber die Faͤnger und Arme. Der Koͤr⸗ per des Thierchens iſt vollrund, und endigt ſich an dem hier vorgeſtellten Obertheile wie mit einem kugelrunden Knopf, mit einem durchſichtigen Häͤutchen, wie mit eia 227 nem Schuftermäntelden, von aſchgrauer Farbe mit blaßeothen Slecfen umhangen. An deſſelben Obertheile ragen zwei zungenartige Häutchen hervor. Diefer fleine Mantel öffnete und ſchloß fih wechfelsweife im Schwims men; aus demfelben nach unien Fam ein breiter Theil wie zwei Schenfel hervor, worauf zwei fchmarze Züpfel, wahrfcheinlich die Augen, ftanden; er endigt ſich mit zwei halbmondförmigen Freßzangen oder Faͤn⸗ gern, zwiſchen welchen haarfeine Kafern ftehen, welche wahrſcheinlich die Arme feyn follen. Die Sänger zeigs ten jich an der innen Seite gezähnt. Das Thierchen war ſehr durchſcheinend, und ic fahe die Bewegung der Eingeweide, vorzüglich duch das Schultermäntels chen. Sie ftellten einige an. der Oberfeite herabhaͤn⸗ gende Theile vor, welche wechfelsweife ſich auf und nieder bewegten. Ich erhielt die Thierchen drei Tage lebendia, und in dem Eierſtocke noch laͤnger, weil nach und nach immer mehrere daraus kamen. Ihre Anzahl muß ſehr groß und mehr als ein halbes Tauſend in dem Eierſtocke enthalten geweſen ſeyn. Zu welcher Art von Seekatzen fie gehören, iſt mie noch nicht deutlich. er ©. 130. Die Dintenblafe foll ungefähr die Größe eines Daumens haben. Mit der darin enthaltenen Keuchtigs feit Fann man etliche Eimer Waſſer ſchwarz färben. Das Thier kann fie auf dem Lande über ſechs Fuß weit mit großer Heftigkeit von ſich ſpritzen. Sie hat ſehr wenig Geſchmack, und dennoch glauben diejenigen, welche Dintenfiſche eſſen, das Gericht werde erſt ſchmack⸗ haft, wenn man die Dinte mitkoche, daher die Fiſcher ſich ſehr in Acht nehmen, daß beim Herausziehen des Thieres die Dinte nicht heraus laufe. — Auch Artedi beftätigt es, daß die Chineſer von diefem Safte Tuſche machen; indeffen ift ee nicht das einzige Materiale dazu, da man befanntlich auch aus feinem Ruß und ähnlichen Dingen jenes Produft verfertigen kann. P3 228 S. 132. Der Mutis (zuris) befteht aus zwei Tängfich- ten dicken Pappen, welche fi mıt ihrem untern ſpizigen ° Ende tief in den Bauch erftrecfen, und liegt zu beiden Seiten des Schlundes, über ihm. Unter der Schlund: röhre liegt auch die große Schlagader, melde ausdem Bauche in die Höhe fteigt, und diefem Theile zwei merkliche Zweige in die beiden Lappen mittheilt Wenn man dıe Auffere haͤutige Bedeckung zerſchneidet, fo zeigt fih das innere Wefen derfelben ſehr weich und von ei— ner dunfelrothen Farbe, in welchem ſich viele Blutges fäße verbreiten — Swammerdam. Die Mytis (Mutis) ıft ungefähr vier Finger lang, einen Finger dich, liegt gerade der Länge nach in dem obern Theile des Leibes ausgeſtreckt, und endigt ſich mit einer Spige, indem die beiden Aufferften fpigiz gen Seiten fi in Eine Epige vereinigen. Die Speiſe— röhre geht oben darüber Hın, und ift durch eine dünne _. Haut damıt verbunden, fo daß wan ihren Gang mit - blogen Mugen bemerfen fann, bis in die Mitte; hier geht fie in das Innere, kommt unten_auf der entgegen: gefegten Seite, einen Finger weit vom Ende, wieder heraus, und vereinigt fih mit dem Magen. Die My— tıs ıft ſehr zart und mit einem milchichten Safte reich— lich gefüllt Auch fieht man darin viel Adern oder Be: fäße. Vermuthlich liefert diefes Eingeweide den Stoff zur Dinte, wegen der Berbindung, welche e& mit dem -Darme, der mit der Speiferöhre aus dem Magen fommt, hat; denn mit dem Darme verbindet ſich auch der Dintenbeutel feiner ganzen Lange nad fehr genau. Es möchten alſo wohl vielleicht einige Gänge aus der Myötis den weniger verarbeiteten Saft befonders inden Dintenbeutel führen; oder diefer Saft möchte auch durch den Furzen und geraden Darm in den Beutel hin abgehen, um darin zur Dinte zubereitet zu werden. Bei einem Fleinen Dintenfifhe habe ich gefehen, daß nicht allein der Dintenbeutel, fondern au der Darm 229 und die Anhänafel des Magens mit einer ganz ſchwar— zen Keuchtigfeit angefüllt waren; doch Fann ich nicht fagen, ob diefer Zufall vielleicht durch eine Ver— ftopfung des Magens und der Därme verurfacht wor— den fei. Mit der Galle hat die Dinte nichts gemein, denn fie ift füßlich, und aleicht darin dem milchichten Safte der Mytis vollkommen. — Lilter exercitat d⸗ nes anatomtc, Lil, ©. 185. , „Die Alten Eannten fie durchaus nicht.” Aetius, der griechifche Arzt, gedenft zu Anfange des fechften Jahrhunderts des Amber zuerft unter dem Räucherwerfe. Der Name Hambar iſt arabifch, oder mauritaniſch. Joh. Serapio im eilften Jahr: hundert fagt, nah dem Vorgeben der Mauren fey es Meergewaͤchs (Seeproduft), welches oft von dem ftuemifchen Meere an den. Strand geworfen werde, Derjenige, den man aus dem Bauche der Wallfiſche nehme, fey ſchlecht. Diefe Thiere fterben, wenn fie, zu viel davon freſſen, ſchwimmen oben, und werden an den Strand getrieben. Alsdann fehneiden die Einwohner der Küften den Bauch auf, und nehrien den Amber heraus. Der, welcher zunacft am Rück: grade liegt, fey derbefte. Der Wallfiſch Heiße Azel. Die Perfifchen Arzneihaͤndler nennten den Amber aus dem Bauche des Wallfiſches Mandi. — Aus diefer . Nachricht fowohl, als aus Nachrichten von den übrigen Herzten fiehr man, daß fie ihren Amber theils von Afrika, theils aus China und Japan erhielten. Cie hielten ihn bald für ein Harz, bald für den Samen oder den Auswurf des Wallfifhes. Auch ſcheint es, daß fie Anfangs den weiffen Amber mit dem eigentlichen Wallrat (iperma Ceti) verwechfett Haben (fo wie dies auch von Auretiere geſchieht; Montfort ©. 191), Der maurifche oder aradifche Name Ael, den die la: teiniſchen Veberfegungen der arabifchen Aerzte Azelus ſchreiben, iſt vermuthlich mit der Macht der Mauren 93° SR nad Spanien überaegangen. Durch die Biscaper, die gefchiefteften und aͤlteſten Wallfiſchfaͤnger, welche alle übrige europäifche Stationen in diefem Sange uns terrichtet haben, mag diefer Name unter die übrigen Kationen gefommen und von ihnen fo verfchiedentlich. perdorben und verunftaltet worden feyn, daß man ihn jest Fauın wieder erfennt. An nächften kommt dem ächten Worte der Holländer Cagilot; meiter entfernt ih davon Cachalbut, Cabalot, Cade Iot,, wie die Stanzofen fprechen. S. Bermifchte Abhandlungen ꝛc. von Schneider, ©. 235. Denn Montfort macher behauptet, und duch) eine Menge von Zeugniffen darzuthun fucht, daß nunmehr der thierifche Urfprung des Ambra außer Zweifel gefegt fey: fo möchte er wohl nicht alle Stim: men der Undefangenen auf feiner Seite haben. Daß Dieses Produkt haufig in den Eingeweiden der Caches Iotte aefunden wird, bemweifet noch nicht, daß es in denselben entitanden ift, denn fie koͤnnen e8 ja, eben fo, wie die Vögel und andre Thiere, die fo begierig darnach find, verfchludt Haben. Montfort feheint anzunehmen, der Ambra entjtehe in dem Leibe jener Geethiere vorzüglich aus den unverdaueten Reften der Dintenfifhe, weil man Schnäbel derfelben darin findet. Allein diefe Schnäbel find nur ein Beweis, daß der Cachelot Dintenfifche verzebrt, deren unver Dauliche Reſte fih fodann mit dem vor= oder nachher verfihlueften Ambra vermifchen koͤnnen. Außer den Schnäbeln finden fih aub zuweilen Muſchelſchalen, Inſekten, Fifhgräten, Steine und dergleichen fremde Körper darin; folglih last fih mit gleiher Wahr: ſcheinlichkeit ſagen, der Ambra erzeuge fih über: haupt aus den genoflenen Nahrungsmitteln in dem Leibe der Cachelotte. Dann müßten aber diefe Thiere ein befonderes Organ dazu befigen, fo wie 3. B. die J 1J 251 Biber und Zibetfagen in eigens dazu beftimmten Beuteln eine wohlriechende Subſtanz abfondern. Man hat auch wirklich dergleichen in dem Cachelott entdecken wollen; allein ©. „00 unſr. Keberf.) wird ganz richtig bemerft, daß die fogenannte befondre Taſche, welche den Ambra enthält, ein ganz ges wöhnliches Singeweide, der Blinddarm, fey. Auch wäre ſchwer zu begreifen, wenn die Cachelotte vor andern Thieren zur Hervorbringung des Ambra be: ſtimmt und organifirt wären, warum nicht alle In— dDividuen Diefer Gattung ihn herporbringen. Man fagt, das Thier, welches viel Ambra in fih habe, erfranfe davon und fterbe. Das Faktum ift wohl nach den bewährten Zeugniſſen Feinem Zweifel unterz worfen; aber was foll es bemeifen? Iſt der Ambra Urſach, oder Folge der Krankheit? Am erftern Falle findet er fi) in dem nod) gefunden Thiere, und macht es frank, wenn er fih anhäuft. Wie und wodurd entzieht er nun? Erzeugt er fih in dem Thiere ſelbſt, oder ſchluckt ihn — von der Natur ſchon producirt — Das Thiet von außen ein? - Diefe Stage ift durch den angenommenen Fall noch immer nicht ent— fhieden. Man hat, um fich die Entftehung diefeg merfwürdigen Produfts zu erflären, es mit dem fo genannten Schweinftein in der Gallenblafe des ma— laccifhen Fgels und mit den Haarballen, Gemsfugein Gezoar) verglichen. ch überlaffe das Urtheil über dieſe Bergleichung gelehrtern Männern, als ich bin; mir ſcheint fie aber nicht recht zu paflen, und inſon— derheit die chemifche Anainfe, die bei dem Ambra mehr auf eine Achnlichfeit mit den Beſtandtheilen des Bernſteins Hinzumeifen febeint, derſelben ent: ‚gegen zu fiehen. Die Möglichfeit der Entftehung des Ambra.im Eachelott wird damit keinesweges bes ftritten, fondern nur die Wirklichkeit und Gewißheit beiweifelt. 232 { Den zweiten Fall angenommen, daß der Ambra eine Solge der Kranfheit des Thieres fey, und daß er ſich in demfelben nur erft erzeuge, wenn das Thier 3. B. an Schwaͤche der Eingeweide, an Unverdau: lichkeit leide: fo hätte freilich, wofern dies ftreng erwieſen werden Fönnte, aller Streit ein Ende, Es » wäre alödann der Ambra nichts anders, als der vers r härtete Unvath des Cachelots, der einzig und allein duch das längere Verweilen im Darmfanal jene uns begreiflihe Verwandlung — eine wahre chemifche Transſubſtantiation — Aus ftinfenden Exerementen in die wohlriechendfte aller Subftanzen erlitten hätte. Zwar hat auch der Koth des gemeinen Marders einen Biſamgeruch; aber den hat er immer und von Natur, und er ift und bleibt übrigens feinem Wefen nad, was alle thierifhe Ereremente find. Mit dem Ambra hingegen muß, wenn er aus den Ererementen des Cachelots entfieht, eine totale und weſentliche Vers: anderung vorgehen, da er das einzige Produft feiner Art iſt, eben fo einzig, wie der Dernftein, nur mit dem Unterfohiede, was die Erzeugung betrifft, daß ‚Die Natur zur Verwandlung des Harzes In Bernftein Sahrtaufende und eine, ganz andre Werfftatt, als die, wo das Harz urfprünglich entftand, gebrauchte, indeß die Ercremente des Cachelots in einigen Jahren (lange Fann das Thier doch wohl nicht Frank feyn ?) und an eben dem Drte, wo fie fonft nichts, als Er: cremente blieben, eine fo beifpiellofe Ummandlung erleiden *). Doch alles Räfonnement a priori fann nicht umftoßen,, was die Erfahrung als wirklich auf: ſtellt. Sit es wahr, daß der Ambra durch einen frank: *) Die chemifche Zerlegung des Ambra zeigt befanntlich einen Naturkörper, dem. kein andrer gleicht. Am naͤchſten fommt er, wie Schon gefagt, in Rücklicht feiner Beſtandtheile dem Dernitein, N + \ ! 233 Franfhaften Zuftand im Leibe des Cachelots erzeugt wird, fo müffen unbefannte Naturfräfte daſelbſt wirffam feyn, und zwar nur, wenn das Thier er: franft. Ehe wir aber ein fo großes Naturwunder anzunehmen uns entfchließen follen, wird e8 erlaubt ſeyn, noch andre mögliche Entjtehungsarten und Er— Flärungen der Exiſtenz deſſelben im Cachelot zu ver- theidigen. Denn unmöglich ift es doch nicht, daß der Cachelot den Ambra verfchluct, und, wenn er zu viel davon genofien hat, Franf wird und ftirbt, weil es nicht fein natürliches Nahrungsmittel: ift. Diefe Hppothefe wird dadurch mwahrfeeinlih, daß in den erfranften Cachelstten nicht alle Ereremente Ambra find, fondern daß derfelde in einzefnen feften Stuͤcken unter den wahren flüfiaen Excrementen ſich findet. Entftände der Ambra aus den Excrementen duch eine Art von Verwandlung, fo läßt fih nicht wohl beareifen, warum nidbt aller Unrath ver: wandelt wird, oder warum nicht wenigftens Spuren eines ftufenweifen Uebergangs des einen in den ans dern bemerft werden. Eine genauere Unterfuhung der verfchiednen Sorten des Ambra würde uns vermuthfich einen Schritt weiter bringen, um die ftreitige Frage ent: fcheiden zu fönnen. ft der wahre Urfprung dieſes Produkts nicht im Leibe der Cachelotte zu ſuchen; fo: kann der in diefen Thieren befindliche auch nicht mehr feine eigenthümliche Farbe und andre urfprüngfiche Eigenſchaften Haben; er muß jich verändern, wie er fih im Leibe der Bögel, Fuͤchſe ꝛc. (8,204 — 206) verändert, entweder zum Vortheil, oder zum Nach— theil feiner Güte, Zur Baſis der Bergleihung koͤnnte man wohl am füglihften den gegrabnen Ambra nehmen, denn daß e8 dergfeicden giebt, bemweifet dag unverwerfliche Zeugniß des Hrn. Ueber: fegers (S. 184). Auch ſehe ih nicht, warum —⸗ 234 Montfort das Zeuanik des Schriftitellere,, der fie in Rußland beim Umgraben eines Ackers gefunden hat, für verdächtig halten will (&. 1835). Nur Schade, daß bis jest diefe Sorte noch fo felten ift! Nächftdem fommt vorzüglich die aus dem Grunde des Meeres aufaefifchte in Betrachtung. Montfort meint zwar, daß legtere feine andre wäre, als die vom Cadelot ausgeworfne (S. z04); allein eben dies müßte erft unterfucht werden. Faͤnde man z. B., daß. aller Yınbra ‚. den man aus dem Leibe des Cacelots er: hält, nicht unterfinft, fondern ſchwimmt: fo gabe dies der Vermuthung einige Wahrſcheinlichkeit, daß der vom Cachelot im Grunde des Meeres aufgefuchte und verſchluckte Ambra in feinen Eingemweiden leichter werde u. f. w. | Blumenbach fast: alle Gründe pro und contra abaewogen, febeint mir dies Produft immer noch bis jest feine füglichfte Stelle im Mineralveiche au behaupten. N MN | in; 9 Klin! Keil A I — === —— a ==> NIE —— — ie — — — In. un h —9 m — = en SI & S N N I_ I] DEE II III = SS = N — — = RN — FG — Sie SS S = ——— — — — — — Fp —— — — — — — — er — —— — — — — m = — — — v ———— —— — — — — = = = en na Z = —m— = Se >>, Z — = == —— — — = — — Z = —— — — — Hl) nu) N — — RL nr 2 2 — @ ABS ce — C:. ( N 2 Gr FREE Im fach R f{ . SR F oa | Sn 4 — — kin rw De 2 — a EZ DIENT. = S => — EI ISIS — — — — * I pr DL KH Li [) 7He; — * * Kamrer rt LEER: — — ng — x u er ——— — — war — — my [4 — — — AR ee Men — u. J Er! as — —— —— — ee Ace, Orußs, Machınes Ö a nemate Ihermatizwesbeladiche | CL, 2 J EI: — — € FARBE HUN des Dıntengisches, ** f — wars 4. Or de de 5,2. Op de (Hlmar . I. Be — ek: 2 — des Bones R x s 4 + Yan 3 J * — — Il I SZ S nn — — — > SIR en — ——— — GE Kenn IN u) IMI m! "N N Il | m ( | n u" Mil ! "mm u | mm, “A DA I: R Der gflecke Zi it BP, — Anne REN en ee ur Peer — rer SI E SI li I Ik = \ l NN . INNEN una AN N | \ an — En SEI > = — == — — — — WE TE SS — — —— —— ID —— — — IS —— — Se TI — — = an == I —— — —— | fan 0— 02 > I DIR De haasch ce, —— — Dr PERIATTD 27,88 tenfisch 2 ee # Be EINE —— ae Su nen . R * Denys Montforts allgemeine und befondere Naturgefchicte der Weichwuͤrmer (Mollusques) als Sortfegung der Buffonfhen Naturgefchichte, m Mit einigen Anmerkungen, Erläuterungen und Zufäßen Herausgegeben. von. | C. Ph. F un ce, Inſpektor des Schullchres s Seminariums in Deſſau. Zweiter Band. Mit vielen Kupferm, Hamburg und Mainz, bei Gottfried Vollmer 18023 \ j Lecleres von Buffon allgemeine und befondere Naturgeſchichte nach der neueſten mit ſehr vielen Zuſaͤtzen vermehrten und von Sonnini beforgten Auflage überfesgt von einer Gefelfhäft von Gelehrten | umd | mit einigen Anmerkungen, Erläuterungen und Zufäsen a a von C. Ph. Funke, Inſpektor des Schullehrex⸗Seminariums in Deſſau. Sechs und dreißigſte Lieferung, enthaͤlt den zweiten Band der Weichwuͤrmer (Mollusken). Mit vielen Kupfern. Hamburg und Mainz, bei Gottfried Vollmer 18302 EA RES, ey —* a am ref Borbericht des Ueberſetzers. * B. der Beurtheilung dieſer Ueberſetzung des Mont— fortiſchen Werks uͤber die Mollusken bitte ich folgende Punkte im Auge zu behalten: 1) Daß mir die Ueberſe— tzung ſpaͤt uͤbertragen wurde, weil eine fruͤher gefertigte erſt bei naͤherer Beurtheilung um der guten Sache willen bei Seite gelegt wurde. 2) Daß ich ſie in einer Zeit bearseiten mußte, wo mein Amt mich am meiften be- ſchaͤftigt, und wo unglücklicher Weife die Chikanen eini- ger Schlechtdenfenden, — weil ic) nicht hatte unrecht thun wollen, — mir meine Zeit raubte und meine Ge— fundheit und KHeiterfeit untergrub, 3) Daß meine Ar: beit viel leichter gewefen wäre, wenn ich bloß überfert und nicht vielmehr forgfältig zu überlegen gehabt hätte, was ver: nünftiger Weife wegbleiben Fönne oder müffe. Sich konnte nämlich, wohl zu merken, bisweilen aus ganzen Seiten nur einzelne Gedanfen brauchen. 4) Daß Montfort nicht bio Tchlecht franzöfifch ſchreibt, ſondern daß auch feine Perios den unrichtig gebaut, bie und da auch wohl gedade find. Wie viel vergebliches Nachdenken hat mir beides gekoſtet! — 5) Daß er öfters fchwälftig wird, wo er rednerifch feyn will, und unzählige Male ftatt des ſimplen Styls fih hochtrabender, oder im Gegentheil unbekannter Schifferausdrüce bedient. Wo ich etwas wegließ, gefchah es mit Ueberlegung. Ich glaube daher nichts zur Sache Gehöriges weggelaffen zu haben; — im erfien Theil fehlen einige Noten, ohne meine und des würdigen Herrn Herausgebers Schule. — Sieber Tieß ich hier oder da etwas fliehen, was ich als Auswuchs behandelt haben würde, wenn der Zufammen- hang, oder der innere Werth des Gefagten mich nicht für die Beibehaltung defielben beſtimmt hätte. Hätte ich alles umäutern wollen, fo wäre das Wert nicht mehr Montforts Werk geblieben, und das follte es doch. Es follte eine abgefürzte Ueberſetzung feyn. Diefe zu liefern, war mir aufgetragen. Da Montfort feine an: geführten Quellen dann und wann unrichtig uͤberſetzt hat, fo fah ich mic) genöthigt, fie, wie er felöft, mit. den Drigis halworten unten anzuführen. Sch bemerkte freilich wohl, daß auch dieſe Originalworte hie und da verdruckt ſeyen, aber — ich beſaß die Originale nicht ſelbſt; alſo — mußten fie meiſtens bleiben, wie fie waren, | | Da ich gegen 350 Seiten bis auf ungefähr 450 zu⸗ fammen gedrängt, und doch, wie ich glaube, nichts, Wich⸗ tiges ausgelaſſen habe, ſo ſchmeichle ich mir, daß man mit mir nicht unzufrieden feyn werde, | | Ich darf wohl nicht erſt anmerken, daß alles eben Geſagte die feltenen und vortrefflichen Meontfortifchen Erfahrungen und Beobachtungen nicht trifft, fondern dag ich mich ihrer als eines herrlichen Zuwachſes unferer fit: teratur überhaupt und der Naturgefchichte ins Befondere freue. Man kann ſich ja auch der Sonne freuen, wenn gleich Wolken über fie hinziehn! — Den 28. April, 1803. 3 Karl Wie, Prediger in — bei Halle, Inhaltsverzeichniß des zweiten Bandes. Asbildung des gemeinen Kalmars, Tafel VII. Der gemeine Kalmar und feine verſchiedeuen Namen Seite Erite Gattung des zweiten Geſchlechts der lederhäutigen Mouusfen; generifhe Kennzeichen Beihriibung des gemeinen Kalmars ar —— Befeſtigung ſeiner Scheide oder ſeines Man⸗ tels Ruͤckenplatte des Kalmars Er wohnt im hohen Meere und hat ein zaͤheres Leben als de Dintenfiſche | Die Aelteren und Neneren fagen der Kalmar fliege Spriawort der Seeleute, das ſich auf die Polnpen bezien | ben mag Gruppirte Kalmar s Eier in Maffen, und traubenförmig ges ordnet a ? Es find ihrer oft achtzigtaufend : Sie wahfen, nachdem fie gelegt finds die Art ihrer Ents widelung Dat Diefe Eier werden im Fochenden Waſſer nicht hart Einige Bemerkungen über die Erzeugung und Wiederhers porbringung der Weſen . ‚Hallers entſchedende Beobachtungen in diefer Hinficht über : Hübnereier | Eierftoce der Pflanzen \ Eierftöce der Thiere, die lebendige Junge gebären Eierſtoͤcke der Fiſche Alle Weſen kommen aus einem Ei. Harveys Meinung Graaf nimmt ſie an Swammerdam und Vanhorn eignen ſie ſich zu, eigentlich * verdanken wir ſie aber dem Stenon Eigenthuͤmliche Meinung in Ruckſicht der Samenthierchen Ableitung des Namens Kalmar Samenfaͤſerchen und Maſchinen des männlichen Kalmars Der Kalmar wurde ber den Alten nicht fo ſehr geſucht, wie der Dinteufiſch und der Polyp Dies Mollusk iſt an unſern Kuͤſten ziemlich ſelten — ml nn [1 Nerfteinerung , bie man den Dintenfifchen oder Kalmars zu⸗ febreibt - . Seite 27 Man fennt noch Fein verfteinertes Horn Die fogenannten Dintenſiſch-Kalmar- oder Vogelſchnaͤbel koͤnnen nichts anders als Zahne von Meerigeln fenn Zluf welche Art verfteinern die Meerigel und andre bepans zerte Molusfen ? : Erflärung der Kupfertafeln - Zafel IN, Eingeweidegana und hornartige Platten des ges meinen und des Pfeilkalmars Kılmars&ier Tafel X. Meerigeljäbne und fogenannte verfteinerte Kalmarjchnäbel Tafel XI, Der Pfeilkalmar; verfchiedene Benennungen beffelben, feine Geſtalt Safel XIL Der brafilifche Kalmar, verfchicdene Namen deſſelben; feine Geſtalt Tafel XIII. Der Harpunenfalmar , verfchiedene Namen defielben, feine ‚Beftalt Tafel XIV. | Meinung daruͤber, was eigentlich die Verſchiedenheit der Geſchlehbter und Gattungen beftimmen fann Erflärung der vierzehnten Zafel Dir Wurfipiegfalmar , verfhiedene Namen deffelben, feine Geftalt Tafel XV, Erklärung diefer Tafel | Der Wurfpfeilfalmar ; verfchiedene Namen deſſelben, feine Geftalt. Tafel XVI. R raliederung und innere Beichreibung des Wurfpfeilfalmars Mittel, wodurch der Rand der Scheide ves gemeinen Kals mars angebeftet wird Ein weiblicher Bfeilfaimar, geöffnet, Tafel XVIL, Erflarung der fechzehnten und fiebzehnten Tafel Kuorpelartige Fangen des Trichters beim gemeinen Kalmar Der aufaerodte Kalmar, verfchiedene Namen deſſelben, feir - ne Geftalt, Tafel XV. Hormartige Blatte dieies Kalmard - Erklärung dir achtzehnten Kupfertafel Der Kalmar des hoben Meers (pelagien) verfchiedene Na⸗ men deffelben, feine Geftalt. Zafel XIX. Boſe fand ihn im hoben Meere. Dies Molusf gehört zu den Kalmars : Erflärung der neunzchnten Kupfertafel Der zerſchaittne Kalmar (ironeonne) verfchiedene Nas men delelben, feine Geftalt. Tafel R. Hat fehr viel Aehnlichkeit mit den Dintenfifhen und Polys pen Erflärung der zwanzigſten Rupfertafel ; Der Netzkalmar, verschiedene Namen deffelben, feine Ges ftelt. Tafel XXI Er findet ich in Cheli und im Meerbufen Trifte In den Meeren von Chili wirder fehr groß Netzfiich, von dem Ambrofinus redet, uud der an den Küs Ken der Inſel Elba gefangen war 29 31 32 33 „33 35 Wie die Mahler aus fo’ manchen Thieren Ungeheuer bil d den Seite 61 Der Dintenfiih s Kalmar , verfhiedene Namen deflelben, ° feine Geitalt. Tafel XXII. EN 14 62 Rondelet ſprach zuerfi von ihm, die Alten Fannten ihn niht 62 Seine hörnerne Platte 63 Beſchreibung des Dintenfiihfalmars n 63 Die Eier deffelben wachſen innerbalb feines Körpers 65 Diefes Thier mat den Uebergang von den Kalmars zu den Polypen; dee einer Verkettung aller Weſen durch unmerkliche Abſtufungen 66 Erflärung der zweiundzwanziaften Tafel 67 Naͤckte Polypen, erfte Abtherlung 68 Der gemeine Polyp, verfchiedene Namen deſſelben, feine Geftalt: Tafel XXIII. und XXIV, 68 Allgemeiner Karafter des Gefchlechts 70 Unerſchrockenheit dieſes Mollus ks 70 Seine Arme baben bisweilen zehn Fuß Weite 72 Er wird mit dem ZQiger verglichen 2 73 Er it faſt Amphibiumz er fommt oft aufs Land, und richs tet Berwüftungen an 74 - Kampf eines Polyps mit einem Hunde 76 Für Shwimmende ift es gefährlich, ihm nahe zu kommen 31 Was Thevet vom Fiſch Pontarof erzaͤhlt, paßt voͤllig auf den Polvpen 83 Die Polypeneier ſind wie die Kalmareier vereinigt 85 Bewundernswuͤrdige Fruchtbarkeit des Polyps 86 Warum dieſe Mollusfen nicht mehr fo oft aufs Land kom⸗ men Der Polyp kaun ſich todt ftellen ; drollige Gefchichte davon 89 Vom Polnpen Rover der Infel Cuba, deſſen ſich die dortis gen Einwohner zur Geejagd bedienen 90 Rover oder Reverfus indicus des Peter Martyr; Gesners Guiacanus 91 Karaiben und ihre Vernichtung 94 und 95 Die römiihen Fiſcher waren eben fo induſtrios, wie die Inſulaner von Euba 96 — des Polypen 99 onderbare Form der Scheide der Polypen und Oehrchen des Trichters 101 Haut an der Baſis der Arme 202 Naͤpfchen der Polypen, Tafel XXV. 102 ! Der Biß eines Polypen ift nicht giftig, wie die Alten fags { tens Schmerzen, die die Naͤpfchen veruriachen 103 Der Polyp hat zwei Magen, vielleicht auch noch einen dritten 105 Eingeweidezang dieſes Mollusks. Dintenbfafe 107 Das Innere des Körpers phosphorescirt im Dunfeln 107 Der Polyp frißt alles, nicht aber feine Arme, wie die Alten und Neuern meinten 114 Feinde der Volypen und Gründe, weshalb diefe fich ihrer nicht bemaͤchtigen, fie nicht einmal fefthalten koͤnnen 115 Wiederwachſen ber Polypenarme 3 Dies Mobusk ift Amphibium, auf welche Art die boppelte Reſpiration im Wafler und auf ven Lande geichieht Sonderbare Meinungen der Alten über die Geſchlechtstheile der Polypen —* ar Eier — wor diefer Thiere legen ie wachſen, wie die Eier der Dintenfiſche und Kalmars, noch nachdem fie gelegt find * — Urſachen der Zerſtoͤrung jener ungeheuren Menge von Pos lypeubrtut Widerlegung der Meinung der Alten, der Polyp lebe nur "> zwei Jahre | Wahrſcheinlich verlaflen fie die Küften und bringen die raus he Jahreszeit in der Tiefe des Meers zu Khatiachen, woraus man vielleicht Ichloß, daß die Polypen nur zwei Jahre lebten Der gemeine Polyp erreicht nur eine gemiffe Größe -Bollfommenheit aller Sinne bei diefem Mollusk Fiſchers Abhandlung über den Krakatiza Hefatombe von Polypen a Einige Bemerkungen über die Verfchiedenheit des Geſchmacks Die Alten aßen Feine Shilöfröten * Die Froͤſche werden in Deutich'and ſehr geſucht _ Wahricheinliber Grund, weshalb die Polppen jegt feltner find ale fonft Liſt und Induſtrie der Fiſcher Geſchichte eines berühmten Freſſers Sorafalt der Römer beim Aus weiden der Polypen Kegende (ſtimulireude) Kraft des Polnven ——— Bee die dieſe Mobusken voritellen Se waren auf Syracuſaniſchen Münzen abgebildet Der Polnp narde von jeder mit dem Vielarm verwechfelt Erklärung der dreiundziranziaften, vierundzwanzigften und & —— — * er Ri-jenpolyp, verſchiedene Namen deſſelben, feine Ges nat Ste — > — ie Alten kannten dies Rieſenmolusk; Geſchichte, die Pli⸗ nius in dieſer Hinſicht erzaͤhlt —— Fulgoſus erzählt fie Anöere Geſchichte von einem Riefenpolypen, aus dem Xelian Aldrovandi hat die Eriftenz diefes ungeheüren Mollusks aus ger allen Zweifel geſetzt Große G:fahr , in welche ein Schiff von ©: Malo durd diefen Polypen gericth | ftanz des Rieſenpolyps \ Die Bewohner der afrikanifhen Küften fürchten ſich fehr - por ihm Fortdauernde Tradition der Seeleute in Ridficht der Eris Der Kapitin Dens verliert drei Leute von feinem Schiffer dt? der Rieſenpolyp ihm nimmt Die E:taceen find friesliher Potur Senedectes des Plinins und. Pyſtris ’ Seite 116 119 123 125 126 127 127 128 129 139 132 132 137 137 141 142 143 144 145 144 147 148 150 151 152 ‚153 155 157 159 162 163 164 166 167 171 171 Ziphius ESeite 174 Siaus Magnus; ungeheure Fiſche des Nordiſchen Meers Zıpbia des Olaus Magnus Ungeheures Meerſchweiu deſſelben Noͤrdlicher RN ie wahrfcheinlich irgend ein gro⸗ ßes Mollusk Taucher der Alten; auf welche Art ſie den —— der Haifiſche entgingen man Meerungebeuer , das au ein Riefenpolyp zu an cheint Die Wabfiſche und andre E:taceen find friedlich Große Mustelfraft des Wa fiſches Die Alter naunten alle ungeheure Meerthiere, die nicht Wallfiſche waren, bellua Auch die Neueren nehmen den Rieſenvolypen an Geſchichte des beruͤhmten ftciliichen Tauchers, mit dem Beis namen Pelfcecola - Siebenundzwanzig Fuß lanaer Arm eines Riefenpolppen, der ım Schlunde eines Wallfiſches gefunden wurde, An rer Arm einer Rieſenpolyps, der etwa ſechzig Fuß lang geweſen ſeyn mochte Arm — dieſer Mouusfen, das der Kapitän Reynolds ntraf - Ueberbleibſel vom Rieſenpolypen, die die Wallfiſche von ſich geben Zuiide und noͤrdliche Meerfhlangen in — der in Nortland auf einem Felſen ſitzen Untere zwifchen dem Rieſenpolypen und dem Kraken⸗ polypen Arm eines Rieſenpolypen, den das Meer bei Bergen in Norwegen auswarf _ Großer Umkreis und ungeheurer Abftand der entfernteften Theile der Arme des Riefenpotnpen Kampf diefes Molusfes mit dem Wolſiſch Gefahr in welche Aleranders des Großen Flotte gerieth Ganze Flutben von Meerichweinen Artileriedonner verſcheucht di: Fiſche von den Küften Wirfungen des Schalls im Waffer Merkwuͤrdige Geſchichte des Schiffbruchs der zehn Liniens ſchiffe, und Abentheuer des Ritters Inglefields Bemerkungen über diefen traurigen Vorfall MWaflerhofen und Typhons Maelftrom oder kreiſende Wirbel Meinung über den Remora (Saugefiſch) Große und ungeheure vierfüßige Thiere Unacheuerartine Nrgstabilien N Dir Kraken-Polyp und feine verfchiedenen — — des Plinius Kraken des Paulinus Kraken des Olaus Magnus Kraken oder Hafyufe des — 175 178 180 181 184 185 188 189 190 191 192 193 195 195 196 197 Krafen des Gegner | | Seite * Kraken oder Hafgufe 226 Kraken des Valmont de Bomare 226 Kraken des Erich Pontoppidan 227 Kraken oder Microcosmus des £inne‘ 230 Kraken des Auguft von Bergen 238 Kraken des Bofe 232 Anmerkungen und Zufäge 233 Denys Montforts allgemeine und befondre _ Naturgefdidtee | der \ Weichwuͤrmer (Mollusques), Thiere ohne Ruͤckgrad, mit weiffen Blut. As Fortſetzung der Naturgefchichte von Buffon. Zweiter Theit. | Lederhaͤutige Mollusken. Zweite Abtheilung FFF— ‘Der gemeine Kalmar 9 hen; wir den Eigenſchaften und der — des Dintenfiſches nachforſchten, zeigten ſich uns ſo viele und mannigfaltige Facta gleichſam von ſelbſt, daß wir fie mit *) Die Thetis der Griechen. Ariſtot. Hiſt. 4. cap. 1. — Lolliguncula Plaut. in Cafina, Loligo Der Lateiner. Plinius, Dvidins, Horaz, Varıo, — .. Gladiolum, Plutarch, in Apophteg. — Loligo, lollium der neuern Rateiner, Calleron, Calamar Bufon Néturgeſch, 2, Th, A —— einer gewiſſen Genauigkeit beſchreiben mußten. Sie dienen als Einleitung jur Geſchichte der übrigen lederhaͤu⸗ tigen Mollusken. Auch haben die Eigenſchaften und Gerz wohnheiten der Dintenfifbe mit denen der Kalmars und großen Polypen, denen fie ſich in ihrer Lebensart nähern, fehe viel übereintimmendes. Sie find.ake drei mit gleis en Waffen verſehn, und machen den namlichen Gebrauch davon. "Alle find fleiſchfreſſend. Sie erhaſchen und vera zehren ihre Beute auf diefelde Weiſe. Einige Verſchie— denheiten in ihrem Aeußern, fo wie gewiffe Modififatios nen in der Anlage und dem Bau der innern Theile, haben jedoch einen gelehrren neuern Naturforſcher vermocht, diefe ſaͤmmtlichen Thiere unter drei befondre und fehr bes ftiimmte Gattungen zu bringen. Ich babe fon anges "und Calmar auf franzoͤſiſch Theuthons, To- thona bei den Provengalen. Tante nah Gillius in Mörfeiliee Cornerz in Bayonne. Glaugio und Glangio in, Montpellier, Calamar peica- do auf fpanifch. Chocco auf portugieſiſch. — Oli- gaga in Syrien. Calamaro, Calamajo, Glaugio in Stalien. Totena in Som und Venes dig. Blakfiſch, Dintenfifh auf Deutſch. Raan-Kuttle auf plattdeutſch (des Saxons). Ink- Fich, fleve, fleeve, calamary auf engliſch. Loligo Belon, Piic. pag. 3.2. fig. 334. — Lo- ligo magna. Rondeler, Piſc. p. 306..p- 368 der franssf. Ausgabe. — an: agquat. p. 169. — Eoligo major. Aldrov de Moliib. p 69. 70 und 71. — Gesner aquat. p. 580 und 583° — lIonfton Exfang., Tom. I, fig! 4. — Ruyſeh. Theat. 2. Ex- fang. tom I fig. 4. — Lifter. Tab. 9. fig. 1: anst. Pennant Zool, brit, tom, XXVIL n0, 43. — Borlafie Hift, nat. Cornwall, pl’XXV. fig. 27. p. 260, — Loligo' vulgaris. Lsmark. —. Alis femi- rhombeis, limbo faccı triboloo lamina dorfali antiee anguftata, Mem. de Ia ſoe -d’ hif, nat, de Paris, an 7, % 11. — Sepia Lola’ 50; feche Calmar, (L, A, G. Bofe, Hif, nat, des ' vers, in 8, p. 46.) ; 3 merkt, daß ſolche Abtheilungen dem Bedächtniffe zu Huͤlfe kommen, daß man fie alfo, — wenn fie anders in der Natur gegründet find, — ja annehmen müfle, Lamark hat ein ganz neues Werk über die Mollusfen herausgege: ben. Er hat das Chaos, worin die berühmteften Schrift: fteller fie gelaffen hatten, geordnet. Die Wiſſenſchaft ver⸗ danft ihm alfo in diefer Hinficht abermals viel, Finne’ machte nicht bloß eine einzige Gattung aus dem Dintens ffh, dem Kalmar und dem Polypen, fondern er warf auch noch unter der fpecififchen Benennung Loligo alle Gattungen des Kalmars zufammen. Man fieht hieraus, daß der ſchwediſche Naturforſcher Feine Gegenftände zum Vergleichen zur Hand hatte; überdies ift nit zu läugnen, daß im allgemeinen die Abbildungen der vielen Schriftftela fer über die Kalmars fie fehr ſchlecht gezeichnet darftellen, Bofe *) nimmt bloß Lamarks fpecififche Namen, nicht aber feine Eintheilung an, und begreift ebenfalls allediefe Mol: lusfen unter eine und die gleihe Benennung, Seche (Se- pie, Dintenfiſch), und zwar, fagt er, mweil die Gattuns gen nicht zahlveich find, und teil man die Anatomie zu Hülfe nehmen muß, um fie von einander zu ſondern; ober wie Fann man fin des Ausdrucks „nit zahl⸗ *) „Alle Naturforfcher, bis auf Lamark, haben die Din: * tenffche unter einer und derfelben generifchen Benen— nung vereinigt, Linne’ etwa ausgenommen, fonft be griffen die Schriftfteller nicht alle Mollusten unter der Benennung „Dintenfiſch.“ Sie unterfchieden den großen Polyp und den Kalmar forgfäliig von ihm. Ale drei zufammen aber begriffen fie nebft andern Thieren unter der Denennung „Mollia‘ oder „ex- ſangues.“ Diefer Naturforfher Hat fie aber in drei Neren geheilt. Seine Gründe laſſen ſich allerdings hören; indeß find die Dintenfifche doch nicht zahlreich genug, um eine folche Eintheilung nothwendig zu mas chen. Da nun Lamarks angegebene Kennzeichen das snatomifche Meſſer — wovor ſich der Narurforfcher hiten muß, — verlangen, fo werde ich feinem Bei— tviele N folgen, GBoſce wie oben.) Ua J—— Ns I rei” Bei fo mannigfaltigen Thieren bedienen, bie ach dem eignen Geſtaͤndniſſe dieſes Schriftſtellers vierzehn ſehr von einander abgeſonderte Gattungen enthalten, die ee felbft auf feinen Reifen noch vermehrt hat, und die uns fehlbar immer noch werden vermehrt werden: Ueberdies deucht mir, daß fih famarf, wenn er Die drei Arten der Mollusfen, den Dintenfifh, den Kalmar und den Polyp feftfegt, , des anatomifchen Meffers nur im fo fern bes dient, um den äuferlichen fehr richtigen Kennzeichen noch "einen Grad der Gewißheit mehr zu geben, indem ande, innere Merkmale bewiefen haben, daß er recht hatte. Die zehnarmigen Dintenfifche enthielten namlich immer einen Knochen, und mit diefen Innern Kennzeich"n war jedesmal ein fortiaufender Rand (Umſchlaͤge) um ihre Scheide herum verbunden. Bei den Kalmars, die ebens Falls zehn Arme Haben, hört diefer Rand (Umfchlag), der bei weiten kuͤrzer iſt, ſchon in der Mitte des Körpers auf, und fie halten eine hornartige Platte in fib Die Holypen endlid haben nur acht Arme, und ihr Mantel Feine Ränder (Umſchlaͤge). Die außern Kennzeichen diefer Gattung von Mollusfen find zu auffallend, als daß ans dere Angaben noͤthig wären, um fie von den beiden erften zu unterfcheiden, Wir wollen Lamarks mühfame Unter⸗ ſuchungen durchaus zum Grunde legen, und folgende Kennzeichen fuͤr das Geſchlecht Kalmars annehmen. Der Koͤrper, der durch eine — und muöfus loͤſe Haut gänzlich verdeckt wird, iſt fleiſchig und rund⸗ lich; er verſchließt im Ruͤcken eine hornartige nicht feſte ſitzende Platte; gegen die Mitte des Ruͤckens hin umhuͤllt | ein geflügeltee Sad die Innern Theile: Der Mund iſt an der Spitze des Kopfs befindlih, und öffnet fich in der Mitte von zehn Aemen, die ihn umkraͤnzen. Zwei von dieſen Armen, die ſich keulenfoͤrmig enden, ſind laͤnger als die acht andern. Das Thier iſt nackt; es KERN / und bewegt fich willkuͤhrlich forte \ 2 y | Kae g Bei dem erften Anblick gleichen ſich alfe Battungen des Kalmars, Nur wenn man fie fehr aufmerffam beob— achtet, wird man an einigen die Farafteriftifben Merk? male gewahr.: Die meiften Naturforſcher bis auf unfere "Zeiten hielten ſich bloß an die Größe diefer Thiere, und - nahmen daher zwei Gattungen Derfelben, den großen und den fleinen Salmar, an. Gie änderten noch immer nichts an — Eintheilung, ungeachtet Seba, TH. BI: Tafel IE und 6. und Taf. V. fig. 3, 4 und 5 zwei andere Bd oder Berfihiedenheiten derfelben porgeftellt, hatte, Die Gattung des gemeinen, Kalmars -ift die geößette des ganzen Geſchlechts Man hat, Mol: lusken diefer Gattung gefehn, die. wenn man die Arme mitrechnete, bis auf fünf Fuß fang waren *) Ihre Haut iſt glatt und glaſirt, gelbweiß, und roſenroͤthlich am Baͤuche. Der Ruͤcken ſchillert * wenig, und iſt mit klei⸗ nen Purpurpunften betüpfelt, ie fih ımmer wieder zei⸗ gen, und die man auf der — des Kopfs und auf dem abgerundeten Theil der Arme gemwahr wird. Der Sad (oder die Scheide) iſt an feınem oberen und erhab— neren Theile in Drei breite Feſtons zertheilt, wovon der hintere die ganze Breite des Küdens einmmmt Die Stügel nehmen mitten auf dem Kdıper des Thiers, nach hinten zu, und beinehe beide auf derſelben tele, ihren Anfang. Sie dehnen fich rautenfürmig aus, und gehen ſchief hinabwaͤrts, endigen fich nach auße n mit einer ſtu u pen Spige, und ziehen fich dann in riner Diagonallinie wieder zuſammen um den untern Theil des Koͤrpers zu erreichen Die acht Arme find mit zwei Reihen (Baug ) Naͤpfchen (oder Kelchen) verſehen, deren Stiel ſich bis ‚auf einen gewiſſen Punkt verlaängern kann. Der Stamm der beiden laͤngſten, der mit feinen Keulen und ihren Naͤpfchen bewaffnet iſt, iſt ungefähr fo I ang, mie der 9 Belon, lib. 2. de pise — Olearius (Cab. de Got- torf beſchreiht einen, deſſen Arme zuruͤck gelegt ſind, und der wie er fügt, drei Fuß lang war, 6 i * a Körper feldft: Eine diefer Keulen ift meiftens frärfer als die andre, Der Mund iſt mit einem börnernen Schnabel ‚ verfehn, der fih, wie beim Dintenkiſch, gemau einfügt, und der auch dem Kalmar zum Zermalmen und Zerreiffen feiner Beute dient. eine Augen befinden fich auf der Geite des Kopf. Sie erſcheinen fehr groß, mwahrfcheins lich ihrer Stellung wegen, find uber melfer und weniger. ſtrahlend, als die des Dintenfifches, Der Mantel oder die Scheide des Kalmars ift ebenfalls auf der Dberfläde des Trichters, den Der gemeinfchaftliche und ausführende Kanal endet, befeftigt: Diefer Trichter Hat nicht etwa, wie der des Dintenfifches zwei runde Höhlungen, die mie _ Salzfäffer vertieft find, fondern er. ift ins Gegentheil mit zwei Anorpeln, wie Zangen oder Scheren geftaltet, ver: ſehen, die fich unter der Haut befinden, und in ihre Oeff— nung zwei fleiihige Huͤgelchen auffaffen und feft zuſam— men kneipen, die fich verlängern, und fo gebildet find, daß fie mitten in diefe Knorpel Hinabgfeiten Fönnen. In dem Körper der Kalmars, die überhaupt ſehr tänglich find, iſt insbefondere die Verlängerung des Schlundes merkwuͤrdig, denn cr geht nebft dem Mägen big tief in die Scheide diefes Thiers hinab; die Dintens blafe befindet fih aber nicht unten am Körper, fondern weiter gegen die Mitte hinauf, und zeigt ſich mitten unz ter den Riemen, die länger find, als bei dem Dintenfifche, Diefe innere Beſchaffenheit Fannte Ariftoteles ſchon *), und fie diente dieſem erjten ſyſtematiſchen Naturlehrer, um den Kalmar von dem Dintenfifch zu unterfcheiden. Die Dinte des Kalmars iſt auch nicht ſchwarz, fondern fie fallt mehr ins Rothgelbliche; ja, einige Gattungen befonderg die Fleinen, haben mie immer eine fehöne und *) Atramentum habent, ie ut polypi fupra apud mu tim potius pofitum, Sepiae verointra ad alvum, Arıft, de part, 4. Cap. 5. . Me fehr dunkle Rußfarbe gegeben 9. Wenn man die Ber decfungen des Kalmars ihrer ganzen Länge nach öffnet, fo ftößt man anf einen Körper, der, wie der Knochen des Dintenfiſches, auf Feiner Seite befeftigt ift. Er ift aber durchaus nicht Falfartig, ſondern durchſichtig und bloß hornartig. Bei dem gemeinen Kalmar iſt diefe Platte wie ein Schwerdt oder Dolch gebildet, fehr ſpitzig, auf bei⸗ den Seiten ſchneidend und Auferft dünn. Ste var fon bei den Alten unter dem Namen Kiphius oder Gıias diolum befannt. Wahrſcheiulich haben einige neuere Voͤlker davon Die Namen adgeleitet, die fie noch jegt dem Ralmar geben. Die Spise dieſer hörneren Platte befins Det fib am hintern Ende des Körpers diefes Thieres Die Alten behaupteten, daß dıe Kalmars fowohl wie die Dinteufiſche nur zwei Fahre lang lebten. Dies ifteing von denen Factis, die wir weder zugeben noch ablaͤugnen fönnen. Es ift überhaupt fonderbar, daß wir uns oft über alles, was uns umgiebt, in der tiefften Unwiſſen⸗ heit befinden, ftatt daß wir die Wefen der entfernteften Ränder viel beſſer kennen. | Der Kalmar ift völlig Meerthier, d. her zieht das. hohe Meer jedem andern Aufenthalt vor; er ſcheint gern gefelfhaftlih zu leben, denn man finder ihn öfters in Haufen. Dit wird man ihn auch nahe an den Ufern ges wahr; ich würde indeß hierüber, wenn mirzumuthmaßen erlaubt wäre, glauben, daß er ſich nur zur Legezeit daſelbſt einfinde. Die Weibchen legen ihre Eier auf Untiefen. Das Männchen befruchter fie, Inden eg über ſie hinſtreicht, dann aber uͤberlaͤßt es ſie wahrſcheinlich dem Schickſal und den Elementen, um ſich wieder ins hohe Meer zu werfen. Die Kalmars haben ein zaͤheres Leben als die Dinten⸗ fiſche; man kann ſie aus dem Waſſer nehmen, ohne daß ſie davon ſterben. Man muß ſich aber vor ihrem Schna— *) Athenaeus, lib, 7. — Oppian, halieu, 3. ſagt, fie ſey faſt roth. 8 — bel in Acht nehmen, denn ſie — entſetzlich. Einige Kalmars haben noch drei Stunden außerhalb des Waſſers gelebt *), Man findet fie faſt in allen Meeren; ihre lan— gen Arme dienen ihnen, um fich feft zu halten. Sie wers den aber wohl eben nicht oft davon Gebrauch machen duͤr⸗ fen, denn die Meereswogen find nur nahe an den Küften und am Pande gefährlih. Auf dem hohen Meere verliert ſich ihr Schwanken in den andern Wellen; diefe Mollus— fen fürchten hier alfo, eben fo wie die Schiffe, fein Un⸗ gluͤck Die Sciffleute ſelbſt beforgen es nur nahe bei Selfen und Klippen, womit die Nähe des Landes gewöhne lich befäetift Den Alten und den Seeleuten zu Kolge bringt \ ‚ein bevorfichendes Unwetter eine gemiffe Lebhaftigkeit bei den Kalmars beivor; fie fpringen dann aus dem Waſſer und halten ſich mit den Flügeln, die ihren Körper ums gränzen, eine Zeitlang in der Luft; man bat fie fogar fbon mitten unter den Manoͤvren eines. Schiffs auf deſſen Verdeck fallen, ja durch ihre Menge daſſelbe bedecken ſehn. Ihre Erſcheinung iſt allemal die Vorbedeutung eines Sturms; zwar haben Alte und Reuere geſchrieben, daß der Kalmar ſich über die Oberflaͤche der Wellen emporhe⸗ ben koͤnne; ich geſtehe aber, daß ich, trotz meinen haͤufi⸗ gen Seereiſen, doch nie einen Kalmar ſpringen geſehn, noch irgend jemand angetroffen Habe, der mir verſichert hätte, er fen Nugenzeuge davon geweſen **), Wir Haben oben geſehn, daß die Bayonner den gemei⸗ nen Kalmar Cornet nennen; die franzoͤſiſchen Matroſen haben dieſen Namen ſowohl den Dintenfiſchen als den Kalmars, und den Polypen (worunter dieſe, gewoͤhn⸗ Oleacius, ubi ſupra. **) Ariſt. Hift. an. lib, 5. c. 18. — plin. Ib, 29 — Oppian lib, 1..de piie.'— .Aldrovandi de loligi- ne, und alle übrige Schriftfteffer, die Belon und Ron⸗ delet ausſchrieben. — Which ferve as fins im water, ‚and as wings in air, (Berlaffe, Natur, Hift. of Corn- wall. p. 269.) RN Tan 9 lich ungebildeten Menſchen keinen Unterſchied machen) zugeeignet. Bei der ————— des Polyps werden wir von ungeheuren Thieren reden, die mehr als einmal ſchon Das Leben der Seeleute in Gefahr geſetzt haben; dieſe großen Polypen nun verwechſelten fie mit dem Kalmar, woher denn das unter ihnen ſo befannte Sorichwort ent⸗ ſtand: „Der Cornet fen das kleinſte und groͤß⸗ te Seethier⸗“ Wahrſcheinlich iſt der gleiche Frrthum ſchuld daran, daß ſelbſt die beſten Naturforſcher noch heu— tiges Tages nachſagen, die Dintenfiſche gehoͤrten zu den groͤßten bekannten Mollusken *). Wenn wir von den großen Polypen reden, wird ſich finden, daß die Dinten⸗ fiſche gegen gewiſſe Polypen kaum das find, was ein, Gründling in Bergleihung mit einem Wallfiſche ift. | Die alten Naturforſcher Haben die Eier des Kalmars nicht gekannt; einige glaubten, fie gleichen den Eiern des Dintenfiſches; andre fehrieben, dieſc Eier fenen ſehr fels ten, weil das Weibchen deg Kalmars fie nur im hohen Meere ege Der Naturforſcher und Arzt Bohadſch har dieſe Eier zuerſt beſchrieben ***). Als er heim Jahr 1752 auf dem Sande (Damm), am Ufer des Meers bei Schevelingen in Holland zum erſten Male ſahe, hielt er ſie für Eier des Dintenfifches, ſpaͤterhin aber berichtigte er feinen Jrrihum, und fihrieb fie wieder dem Kalmar zu. Ihre fonderbare Befchaffenheit verurfachte, daß man fie bis dahin für eine Art von Medufa oder Meerneffeg hielt: und ich geſtehe, daß ich in meiner Jugend, wo id) fie doch alle Sommer auf dem Strande von Dünfirchen unter einer Bi bon Medufen vor Augen hatte, bis zu *) Die Dintenfifehe gehöre Au den größten bekannten Mollnsten, (Lomarf wie oben ©. 4. Bofe hat dies ©. 36 um angeführten Orte woͤrtlich abgefchrieben.) **) Rondeiet, pilc. 506. ***) Joan Bapt. Bohadich, de quibusdam anima-, libus marinis, velnondum velminus nao- tis. Diesdae, 1761. cap, 12, p. 155. pl, XL, 10 | Ä einem gewiffen Zeitpunft ihre abgerundete Maffe mit Feis nem andern Gedanfen anfah, als, daß fie unter fi wohl geordnet ſeyn mäffe Indeß einige Jahre vorher, ehe ich das Werk des Bohadſch las, hatte ich ſchon bemerkt, daß fie einige Tauſende von kleinen Kal⸗ mars in ſich vereinige. Denn dieſe Art von Mollusken iſt in den Gewaͤſſern des Kanals viel gemeiner, als man ge⸗ woͤhnlich glaubt; auch habe ich oft einige derſelben, wie ein Finger lang, in den Körben unſerer Meerkrebsſiſcher ) angstvoffen. Wenn ic) fie befchreibe, muß ich mit Bo⸗ Hadfip freilich zufammentreffen, dennier hat fie ſehr gut beobachtet und gerade fo wie ich, fpäterhin, gefunden, Su den Monaten Junius und Julius wird man an den fandigen Ufern des Kanals Hfters gallertartige Körper, mit einem faferıgen Anfchen gewahr, Deren geldliche Farbe bald roihgelblih, ‚bisweilen au braun wird, ja unter gewiſſen Umftänden felbit Ins Korhe fällt, Diefe Körper find in der Runde ausgedehnt, und ſcheibenartig abge⸗ plattet; ihre Dicke in der Mitte betraͤgt bisweilen einen Zoll; ſie vermindert ſich nach den Raͤndern zu allmählich bis zu der Dicke einer Fleinen Erbfe. Diefe Scheiben baden ‚einen bis vier Fuß im Durchmeffer; und ihrem äufern Anſehn nach möchte man jie fuͤr Meerneſſeln halten, die, wie fie, durch die Fluth ans Ufer geworfen werden, Unterfucht man aber dergleichen gallertertige Schei— ben genau, fo ficht man. mit Erſtaunen, daß ihe ganzer Umfang nichts als ein Haufen Eier if, die traubenartig mit einander verbunden find. Diefe Trauben ftehn auf Stie— fen, die ale an einem gemeinſchaftlichen Mittelpunfte befeftigt find. Jedes Ei enthält einen Embrys eines Kal: ‚mars; je breiter und ausgedehnrer die Scheide ft, deſto deutlicher erfibeinen die jungen Kelmard. Gegen die Zeit, | da fie dag Ei verlaffen, erhalt die ganze Waffe ein him— "meiblaues Anfehn. Die Bereinigung folder ‚Eier in *) Cancer crangon. Linn, F r 3ı Sraubenform , wird dur die runden und aus einander gehenden Stiele bewirft, die der Laͤnge nah davon vol find; fie find fehr regelmäßig an dem Mittelpunft anges- heftet. Ihre Farbe fällt ins Himmelblaue, und alle be; rühren fi untereinander. Die Sterzahfder ganzen Maſſe beträgt bisweilen über achtzig taufend *). Wenn man die Stiele von den Eiern befreit, Die rings herum daran hängen, fo bemerft man, daß fie ihrer fängenad hin und wieder zufammen gedruͤckt find, oder ringfoͤrmige Eins ſchnitte haben. Sie gleihen den Einfchnitten einiger In— fetten. Die Mafe, die Bohadſch zeichnete, war, wie er felöft fagt, fehr Elein, denn auf dem Sande auggebreiter, hatte fie Faum fieben Zoll im Durchmeſſer; auch hatte er felbft ſchon weit guößere geſehn. Ich zählte einmal nahe an zwölf hundert Trauben, die alle an einem gemeinfcbaftlichen Mittelpunkt beſeſtigt waren, und deren ganzer Umfang mehr als vier Fuß im Diröönrkffer hatte. Da aber die Zluth wieder eintrat, mußte ich fie verlaſſen. Eine fo betraͤchtliche Maſſe ife natürlich nicht im diefer Ausdehnung aus dem Dpario des weiblichen Kalmars hervorgegangen, Die Eier dieſes Thiers warfen alfo, wie die Eier des Dintenfifches, nachdem fie gelegt find. Wäre dies zu beweiſen nöthig, fo Fönnte man es durch die Beobachtung, daß man ſolche Eiermaſſen in verſchiedenem Zuftande der Keife antrıfft. | Iſt der. ganze Klumpen Elein, fo find es auch die Eier, und in dieſem Zeitpunkte fhliefen fie bloß eine Elare und helle Seuchtigfeit in ih. Das Ausdehnen der a ift | *) lLulos mumeravi Guingentos RA octo, quolibet julo vero, quorum decem duntaxat diffecni, foerus feptuaginta, Quod fi igitur quemliber Julum totidem foetus continere fupponamus, et 568 cum 70 multiplicemus, preductum erit 39769 ı sotidem nimirum foetus ab una eodem- que loligine producti. Bohadfch p, 161. 12 ein Zeichen daß bie Eier größer: werden; hat ſie endlich _ ihre ganze Ausdehnung erreicht, ſo haben die Eier auch ihre ganze Groͤße erlangt; dann bemerkt man durch das Haͤutchen hindurd- den Foͤtus, der feine volle Reife era ne hat und bereit ift, auszukriechen ‚Auch der Zuftand des Foͤtus verändert ſich im Verhaͤltniß mit dem Wachfen der 3:duben‘ das Ei ift, wie wir bemerft haben, anfangs nur mit einer durchſichtigen Feuchtigkeit, Die einen falzigen Geſchmack hat, angefült. Bald hernach fieht man mitten. in diefer Feuchtigkeit einen Fleinen werfen und fugelarti: gen Punkt entftchen, der fich allmaͤhlich der Fänge nach hinabwärts ausdehnt, wo er dann die Grundlinie von dem Körper des Kalmars bilder. Die Arme bleiben noch einige Zeit hindurch nach der Erſcheinung des Koͤrpers in dieſer Art von weiſſer Wolke eingeſchloſſen. Nur erſt, nachdem der kleine Kalmar dieſe Wolke ſich gaͤnzlich eins verleibt, kleine ſafranfarbige Punkte bekommen, eine Größe von drei Linien erlangt und eine marfartige Konſi— ftenz befommen hat, öffnet fi feine Hülle, und er fängt an, fein Leben mitten im Waffer zu genießen: Wenn man ihn jest unter einem Mikroſkop unterfucht, fo bemerkt man ſchon die Staäͤmmchen feiner. langen Arme, die mit ihren Keulen verfehn find, welche wieder ihre (Saug-) Noͤpfchen baden, Bon dem Augenblick an, da er dag Tageslicht begrüßt, verficht die Hatur ihn mit.den zu”, feiner Exiſtenz möthigen, und zu feiner Erhaltung unents behrlichen Werkzebgen. In Diefem Zeitpunfte find die Fluͤgel an dem unteren Theile feines Rörpers noch nicht entwickelt, und dieſer Theil zeigt ſich ſtumpf, ftatt daß er ſpitzig ſeyn ſollte. Bohadſch, der die Natur der Seuchtigfeiten in dieſen Eiern gern Fennen lernen mollte, warf fie ing Fochende Maffer; er Fonnte ſie aber nit ers haͤrten, ungeachtet er jie eine Stunde lang kochte. Ich habe mich auf feine Angitliche Genauigfeit verlaflen und. feinen Berfuh nit wiederhoft * Man kennt ja auch 9 Bohadſch, 168. H ! e3 * ſonſt ſchon Eier, vorzuͤglich von den Eier legenden viers füßigen Thieren, die die gleiche Eigenfchaft befigen. _ Man hat zwar noch nirgend anderswo Gier des Kalmars angetroffen, als auf fandigen Ufeyn, man £ann aber daraus immer noch nit ſchließen, daß fie dort auch auskriechen muͤſſen. Es ſcheint inn Gegen— theil, daß alle diejenigen, die die Fluth dahin wirft, und die die Wellen, beim Zurhetreten, dort liegen lafz fen, eine Beute der Seevögel werden, die fee füftern darnach find Auch wird ein unbefeelter Köı per, er müßte denn durch eine treibende und bewegende Kraft era griffen werden, fih nicht wieder ins Meer werfen, wenn er einmal auf die Küfte geworfen ift. Auf den fandigen and platten Ufern treiben die Wellen einander vıorwärte, indem jede fih auf die vorhergehende ſtuͤrzt. Mag ao. die erfte herbeiführte, wird von der zweiten ergriffen \ und weiter fortgeriffen. Huf diefe Art werdeni.die Küs ften mit Trümmern und Seekoͤrpern bedeckt. Nur dies jenigen Kalmareier, die beſtaͤndig unter dem Waſſer bleiben, koͤnnen alſo auskriechen; betrachtet: man nun die unglaubliche Menge von Eiermaſſen, die das Meer nur allein auf den noͤrdlichen Fuͤſten Belgiens und Hols lands während der beiden Monate Junius und Jullus bei jeder Ebbe und Fluth zuruͤcklaͤßt; beden ft man, daß, alie diefe Maffen allein von den Weiber: hervor ge— bracht find, deren jedes doch ein Männchen haben muß, jo folgt: daraus, daß die Anzahl diefer AM USER un glaublich groß ſeyn muͤſſe. Die Ausdehnung, die dergleichen —— in wenigen Tagen allmählich erlangen, iſt ſicher eine der ‚allerauffalfendften Erſcheinungen, die ung die ganje Nas turgeſchichte darbietet. Man möchte glau'yen, daf fie, in jedem Hugenblie mit der Kraft zw wachen und zu leben begabt, von der Minute an, da der. Kalmar fie ins. Wafler geworfen hat, eine Act von eigenthuͤmlicher Exiſtenz haben, die zur Entwidelung der ganzen Maffe va pafend ift. Die beträhtlihe Erweiterung des Ganzen giebt zu einer Menge von Hypotheſen Anlaß; ich will mich indeß nur’ bei der, die mir Die einfachfte und wahr; ſcheinlichſte zu ſeyn fheint, verweilen. Die Eier wach: fen täglih: es mwäre alfo möglid, daß die Vermeh⸗ tung des Umfangs aus der. allmähliden Vergrößerung des darin eingeſchloſſenen Foͤtus entftände; denn diefer ift, wie wir gefehn haben, bei feinem Auskriechen ſchon drei Pinien lang. Ge nachdem fih der Fötus num enta wicelt, dehnt er feine halbgalfertartige Hülle, die die Eierſchale bildet, in jeder Hinſicht aus, und ihre nach⸗ giebige Subſtanz ſcheint ſehr ſchicklich zu ſeyn, um die— fer angewandten Kraft zu weichen. Werden die Eier größer, fo nehmen fie natuͤrlicherweiſe mehr Plag ein, und muͤſſen folglich den Stiel, woran fie innig befeftigt find, aus einander zerren; dieſer fehr elaftifche Stiel verlängert fih alfo; da nun dies Zerren an allen Gties ten zugleih geſchieht, fo läßt fih begreifen, mie diefe Siermaffe, die fih in einem gemeinf&baftlihen Mittel: punft vereinigt, und die anfangs Faum fieben Zoll im Durchmeſſer hatte, allmahlich bisweilen mehr als funfzig Zoll erlangt. Ich gebe zu, daß diefe einfache Erflärung, ſtrenge genommen, nicht hinreicht, um alle Phaͤnomene, die aus dem Zunehmen dieſer Maffe entftchen, zu erfläs ven. Man Fünnte z. B. fragen wodurch die Maffe die an: fangs nur einige Ungen wog, mit der Zeit, und fo wie fie größer wird, ein beträchtliches Gewicht enthält, Die Beantwortung diefer Frage ſcheint mir ſehr fehwierig,. es fey denn, daß man annehme, daß das Ei, entweder durch feine Poren, oder duch die Zwiſchenraͤume feiner faſt faferigen Schale, gewiſſe Keuchtigkeiten, die im’ Meerwaſſer zerſtreut, und zur Entwickelung des Embryo tuͤchtig ſind, hindurchlaſſe. Moͤglich iſt dies: ich habe ober feinen Beweis für. mid, der es unumſtoͤßlich dars thun koͤnnte: im Gegentheil, ich weiß mit Gewißheit, daß der junge Kalmar ſich in feinem Ei, wie das Huͤhn⸗ N ( 1 5 en in dem feinigen entwickelt, und daß die Wolfe oder der weiße Schleim, ber fait Dis zuletzt feiner Kopf umgiebt, bloß eine innere Zeuchtigfeit if, die in dieſem Ei das Gelbe des Hühnereies erſetzt Dem fey indeß, wie ihm wolle, fo ift und bleibt fo viel erwies fen, das die Eier des Kalmars, wie die des Dintenfifcheg, wachjen, nachdem fie gelegt find, und daß ihre Ents wickelung in einem Mittel, in einer Klüffigfeit, mit einem Worte, in einer andern Baͤrmutter ftatt findet, als in dem Dvario, worin fie empfangen wurden. Dies ſes Wachſen außerhalb kann der Gegenftand der tiefften Nachforſchungen werden, und vielleicht einen Beitrag zur Kenntnig der Erzeugung der Wefen abge— ben. Wenden wie ung zu den wichtigen Yufgaben, die von allen Phrſikern und Naturforſchern jenes fuͤr die Wiſſenſchaft gluͤcklichen Zeitpunktes bearbeitet wurden, ſo ſehen wir, daß ſie ſaͤmmtlich alle, voll des groͤßten Eifers, ſich mit Allem beſchäftigen, was fie leiten konn— te, die Natur bei der Bildung ihrer Keime zu uͤberra— ſchen; wir ſehn, wie Buffon auf die Entdeckung der Samenthierchen ein ſcharfſinniges Syſtem gründet, und ſich ganz der Dichtkunſt feiner reichen Einbildungskraft ‚überlößt, um feine Hypotheſen annchmiich zu machen. Bon der endern Seite erheben ſich die Anhänger der Ausfireuung, Anhaͤufung und Einſchachtelung der mecha⸗ nifchen und ſucceſſiven Produktionen, der organifchen Atome und‘ einee Menge anderer Meinungen, die alle mehr oder weniger Schein für fi Haben; denn jeder Theil wandte die Kafta auf feine Weife, und brauchte fie mit Güte oder mit Gewalt zu der Menge von Bes ‚ weifen, womit ev fein Syſtem zu ftügen ſuchte. Einige verlangten die Vereinigung und innige Mifchung der zwei Samenfeuchtigfeiten beider verſchiedenen Geſchlech⸗ ter. Sie ſtimmten wenig in den Nebenumſtaͤnden übers ein, und bewirkten alle die Befruchtung auf eine un— gleiche Art, Andre endlich ließen ſich durch die Analyſe 16 Mn. 8 und durch die Analogie. leiten und fahen in allen Thies ren Eier. Die Erfahrung beweiſet heutines Tuges, daß- diefe vecht Hatten, damals aber machte ihre Meinung fein Gluͤck: Schöngeifter und berühmte Schrifiſteller machten ſich über das Eierſyſtem luftig, und griffen es mit den Waffen des Spottes an, Boltaire,. der fi vorgefegt zu haben foheint, über alles zu fatyrifiren, was er nicht annehmen wollte, tritt in feinem „vier⸗ zig Thalermann” wuͤthend gegen die Eier auf, wie er es demn anderwaͤrts in Ruͤfkſicht der Schalthierlagen und Aufisehänfe, als Koffilien, eben fo macht: er läßt fie nämlich von der Kappe der Pilger‘, die von ©. Ja: 99 in Öallicien Ffamen, auf die Pyrenaͤen fallen *. N | Haller _ < \ *) Buffon Eonnte Voltairen feine, Spöttereien -über die Muſcheln als Foffilien nie vergeben. ı Diefer lange Zorn jenes großen Mannes feheint mit unferm Natior neffarafter zufammenzuhängen, nach welchem wir im⸗ mer geneigt find, jeden Scherz und jede Spötterei, wie einen Keulenhieb zu betrachten, der fein Schladhtz opfer ficher. erreicht, und ihm nicht erlaubt, fih wie der aufzurichten. Die Zeit hat beide gerechtfertigt. Eie ließ uns Bolteirs Sarkasmen vergeflen, und er: hielt uns das Gute, das feine Werfe enthalten, fo . wie die zahlreichen Dienfte, die er der Philoſophie und der Menfchheit leiftete, dauernd. Buffons Ehre ift rein und fleckenlos geblieben, -ja man darf feldft ſei— ne Irrthuͤmer nur mit Ehrfurcht angreffen. Diefe Art von Bitterfeit machte indeß Buffon doch unge recht. Er theilte allen Eucyflopädiften feinen Wider willen gegen den Dichter von Ferney mit. Als nun die legten bedeutenden Mitglieder diefer Gefellfchaft erlofchen, und irgend jemand zu dem franzöfifchen Pli— nius fagte, er ſey jegt der Datriarch unger den Freun— den der Vernunft, antwortete er: „ich mache, feinen Anſpruch auf eine ſolche Schande.’ Sn dem, Au— genblicke bezahlte dieſer, fonft überall fo hervorragens ‚de Mann der menfhlihen Schwachheit und den menſchlichen Leidenfchaften ihren Tribut. | x | * > ‘ 27 Haller enthuͤllte zuerft das Zeugungsproblem #), Ge ſchrieb die Geſchhichte des Huͤhnereies und bewies, daß der Keim dem Weibchen zukomme, daß er aber ſo lange unfruchtbar bleibe, bis das Maͤnnchen ihn mit feiner befruchtenden Feuchtigkeit, dem mächtigen Vehikel des Lebenshauches, benetzt habe. Anderweitige Beobachtun— gen haben bewieſen, daß die Keime allenthalben bei den Weibchen urſpruͤnglich in einem Eierſtocke exiſtiren, ja, daß der Menſch ſelbſt, fo wie die Thiere, die lebendi— ge Jungen gebären,- fein Dafeyn einem. Ei zu danfen habe, welches fih in den Uterus hinadfenft, von det Samenfeuchtigkeit des Maͤnnchens benegt wird, und hier feine Häuschen im Berhaͤltniß mit dem Zuneh: men des Foͤtus entwickelt, der fie, wenn feine- Stunde ‚gefommen ift, zerreißt, und wie die Schale eines jest unnuͤtz gewordenen Ei's verläßt. Bei den eierlegenden Tieren löfen fih die Sier ebenfalls vom Eierſtock ab, und das Männden befructer fie, entweder innerhalb des weiblichen Körpers oder bei ihrem Ausgang aus demfeiben. Bei den Hermaphroditen, die beide Ge: fblewter in ſich vereinigen, wird die Befruchtung der Keime durch einen freiwilligen Aktus beider vereinten Kräfte bewirkt. { Es war allgemein anerfannt, daß nur die Meib: hen der Vögel, die mit Eierſtoͤcken verſehn find, Eier legen, die Männchen aber nicht (denn wie werden ung - Gier nit darauf einlaffen, das VBolfsmährchen, von den Hahneneiern, zu widerlegen). Ban mußte ferner, daß dieſe Eier unfruchtbar ſeyen, wenn das Weibchen ohne Maͤnnchen geblieben war; — aber, auch dieſe uns fruchtbaren Eier waren völlig wie die befruchteten or— *) Abhandlungen aber die Bildung des Herzens — Huͤhnchen, uͤber das Auge, uͤber die Struktur Gelben und uͤber die Entwicelung. (Maıc - ae Bousquet, Lauianne 1759 Men, 1 et 2) Natırgeih, 2. Th. B 18 ganiſitt, ja, ſie zeigten in ihrem Innern ſogar auch den Keim: dies letzte Faktum mußte alſo noch voͤllig evident dargethan werden. Da trat Haller auf und bewies, daß das Gelbe vom Ei mit zwei Häutchen umgeben iſt, deren inneres eine Verlängerung derer ift, die dag noch) zarte Eingeweide des Huͤhnchens befleiden, fid ins In— nere des Magens, des Pharynx oder Schlundes und des Schnabels fortfegt, um nachher die Haut zu bilden; das | aͤußere Häutchen diefeg naͤmlichen Eingeweides verbindet fid mit dem Meferterio (Gefröfe) und Peritonio (Darm: fell), und dehnt fich dann noch weiter aus, indem es das Gelbe umfchließt. Puls- und Echlagadern, Die in den Puls- und Echlagadern des Gefröfes des Foͤtus entfprins gen, breiten ſich wie Weite im Gelden des Eies aus. Das Herz ift der Mittelpunkt der Kraft, die dag Blut fo wohl in dieſe, als in die übrigen Gefaͤße des Körpers des Thier— chens treibt. Nur erfi, wenn es dag Gelbe verzehrt hat zerbricht das Fleine Huͤhnchen feine Schale, und verläßt die ſchuͤtzende Wiege, die ihm für die Zufunft unnüg ges tworden ift. Nach diefen unmwiderleglihen Datis ift alfo das Gelbe vom &i ein Höchft weſentlicher Seſtandtheil des jungen Huͤhnchens. Dies Gelbe finder ſich aber in allen Eiern, wenn fie auch nie befructet wurden; dag Huhnz en eriftirt folglib darin ebenfalls, nur in der Geftalt elnes unfruchtbaren Reims, der von feiner Erſcheinung an dem Nichts übergeben warde. Wenn dagegen dag Ei durch das Männchen befruchs tet worden iſt, und Temperatur, Drt und andere Umftäns de günftig find, fo erhalten die Eingeweide und die fluͤſ, figen und unfihtbaren Theile des Embryo Konfiftenz, und zeigen fich in gallertartiger Geftalt, gehen alle Stufen der Seftigfeit durch, und bilden, in ſchnellen aber unmerflis ben Gradationen, Fleiſch, Nerven, Muskeln, Haͤut⸗ chen, Knorpel und Knochen. Die Pflanzen und die uͤbrigen Individuen des vege⸗— tabiliſchen Reichs bicten die gleichen Erſcheinungen dar. 19 Der beruͤhmte Finne', hatte den Ruhm die Gefchlechter der Pflanzen zu entdeden. Durch Samenſtaͤubchen männlis cher Blumen wußte er unfruchtbare Weibchen zu befruch— ten, die entfernt von männlichen, — melde allein fie fruchtbar machen Fonnten, — gepflanzt waren. Diefe berühmte Entdeckung verficherte ung theils die Empfin⸗ dung der Begetadilien, theils aber lehrte fie ung eine Art der allgemeinen Befruchtung, welche bei allen lebendigen Weſen, die auf der ganzen Oberflaͤche der Erde zerftreut find, angetroffen wird. Das Koen einer Pflanze muß alfo nicht minder als ein Ei, das im Ovario der Pflanze oder der weiblichen Blume empfangen ift, betrachtet wers den: der Samenftaub, ein Theil des maͤnnlichen Indivi— duums, Fonimt ebenfalls dahin, um dies Ei zu befruchs ten; von dem Augenblid an, wächft und erhebt ſich der Keim, den es in fih ſchloß, und der einer weiteren Ent— wicfelung fähig war, wenn er anders in der Erde oder im Waffer eine Baͤrmutter, wie feine phyſiſche Konftitu, tion und Organifation fie bedarf, gefunden hat. So hat die Anatomie uns das Daſeyn der Eierftöcke in den Weibchen ber Thiere, die lebendige Junge gebäs ven *), bewiefen. Diefe Eier bleiben nun freilich uns fruchtbar, und welfen bei den Weibchen, die nie mit eis nem Männden Gemeinſchaft hatten: fobald fie aber, ihrem Berufe gemäß, den Willen der Natur erfüllen und ihren Geſetzen fib unterwerfen, fo fenft fich das befruch— tete Ei in die Börmutter hinab, der Embryo waͤchſt darin, indem er alle Häuschen in jeder Hinficht t ausdehnt, und fie am Ende der Schwangerſchaft durchbricht. Nun verläßt er fie, — denn Fünfiig find fie ihm unnüg — und genießt des Lebeng, des Tageslichts und des Daſeyns. Das Weibchen der Fiſche legt ebenfalls jene Millio— nen Eier, womit der Eierſtock mander Gattungen anges *) — Mem, de l’Academ, des feiences, an, 1701, p: 129. in 4to. Ba 20 ! fuͤllt iſt. Nie wuͤrden ihre laͤngſt ſchon exiſtirenden Keime ang Tageslicht kommen, wenn das Männchen fie nicht mit feiner Samenfeucbtigfeit benegte und befruchtete. In dies fem Augenblick geht eine innere Göhrung, bie —— des Lebens, in ihnen an, und bald ſieht man Myriaden kleiner Fiſche auskriechen, die den Meeren wieder erſetzen, was fie durch die fuͤrchterlichen Entvoͤlkerungen verlieren. Wir Fönnten diefe Paralleie noch viel weiter verfols gen, und wir würden bei allen Thieren und alien Pflans zen Data antreffen, die mit denen, die wir eben anges fuͤhct haben, uͤbereinkommen. Erde und Waffer find die großen Bärmütter, Die die Meproduftion der erſchaf⸗ fenen Wefen beſchuͤtzen Der Koͤrper einiger Thiere ſchließt eine Zeitlang diejenigen in fih, die nah der Empfängn $ noch diefes Zufluchtsorteg. bedürfen:, ja, ih möchte fas gen, die Luft feldft wird, wenn fie bis ‚auf einen gewiſſen Punkt erwärmt ift, die Bärmutter, in welcher die Eier der Vögel und Inſekten ausfriechen. Auch bei diefen aber gehören die Keime, wie bei allen lebenden Weſen, den Weibchen, werden aber duch das Männchen befruchtet; Materie und Bewegung find die allgemeinen Geſetze der ratur. Wollten wır diefen Gegenſtand bis aufden Grund - durchforſchen, fo würden felbft mehrere Hände fie noch nicht erfhöpfen. Die kurze Auseinanderfegung, die wir fo cben gegeben haben, reicht aber bin, um es auf bie Bahn zu bringen und zu beweifen, daß alle thierifche ſo— wohl als vegetabilifche gegenwärtige Erzeugung die will: führlige ausgenommen) aug einem Ei entfteht *). Dies war Harvey’s Meinung. Dieſer berühmte und eben fo gefbidte Beobachter als Philoſoph, Fündigte, nachdem er den umlauf des Bluts dargethan hatte, noch andre Wahrheiten an, die feldft große Genied nur für Paradoxen anfahen. Es bedarf wahrlich oft eines fehr kuͤhnen Muths, um fih über Jrrthuͤmer zu erheben, die *) Omniä ex ovo, Harvey, 21 x die Zeit heiligte, und die. ein Mentchenalter dem. andern überlieferte. Sind die Menfchen einmal zu einem gewiſſen ‚Alter gelangt, fo Eleben fie gemeiniglich feſt an ihren Ideen, ja, fie ſtoßen gewöhnlich ſogar die Evidenz zuruͤck, wenn fie ihren Meinungen miderfpeicht, Harvey hatte indeß doc) einige Nachfolger, und nad dem zu urtheilen, was dieſer gelehrte Anatom uns über das Problem der Ers zeugung febriftlih zuruͤck gelaſſen hat, kann man den uns erſetzlichen Verluſt nicht genug bedauern, den die Nach: welt an ſeinen Papieren erlitt. Er hatte nämlich alle feiz- ne Beobachtungen niedergefbrieben; feinem Könige, defs fen Arge er war, innig ergeden, theilte er das Schickſal des unglücfliben Car! I., und feine Meublen und Papiere wurden durch die Dlünderung zerftreut. Diefer Verluft wurde nicht wieder erſetzt; Harvey ſchrieb nachher bloß aus dem Gedächtniſſe Geaaf nehm fi der Entderfung der Gier an. " Er tried feine Berfuche fehr weit, und bes mies, daß die Gier, indem fie bei der Empfaͤngniß ſich vom Eierſtock des Weibchens ablöfen, durch die fallobianiſchen Teompeten in die Baͤrmutter hinabſinken, um daſelbſt zu wachſen und ſich zu entwickeln. Zwoͤlf Tage nach der Paarung fand er, bei der Eroͤffnung eines weiblichen Ka— ninchens, den Embryo in feinen Haͤutchen eingetchloſſen, und zwar ſo beſtimmt, daß man ſeine Gliederchen wahr— nehmen konnte. Bon!jegt an wiederholten mehrere an⸗ dre Naturforſcher dieſe Beobachtungen; man ſieht ſie ſo— gar ſich die Entdeckung der Eier des weiblichen Eierſtocks ſtreitig machen Swammerdam'z. E. glaubte, daß wie fie ihm zu verdanken hätten; und daß er, ſowohl wie Vanhorn, diefe Eierfiöce vor Graaf gefannt habe; die Ehre —— aber vielleicht dem Stenon, der zuerſt die Eierſtoͤcke eines weiblichen Seehunds H, eines Thiers, das lebendige Jungen gebiert, und das er. zerlegte, ent⸗ deckte. Bei der Bekanntmachung dieſer Beobachtung #) —— Corcharias. — J— 22 wagte er fogar hinzuzufügen, daß er nicht zweifle, die Zeugungsglieder der Weiber feyen ebenfalls Eierftörfe, fen es nun, Daß die Eier felbft oder. die in denfelben enthaltene Materie fih in die Baͤrmutter hinabfen- fe. Von der Zeit an nannte man lie Körper, die die Anatomen bisher für weibliche Zeugungealieder gehal— ten hatten, Eierſtoͤcke, welchen Namen Zeit und Ver— nunft fpäterhin gerechtfertigt haben. Was foll aber bei diefen Eiern und Keimen, die ausfihlieglich den Weibchen zufommen, aus den Sa— menthierchen werden, die Loͤwenhoͤk und Harftäfer ent— deckten, und deren Exiſtenz nach) den Zeugniffen fo viefer berühmten Schriftfteller * , die fie bemerkt und beob— achtet heben, nicht mehr bezweifelt werden kann? Aus diefen Thierchen, deren Wirklichkeit ich mit jenen als len einräume? Sollen fie nicht .mehr der Keim der Stuchtbarfeit fenn? — Es ıft immer möglih, daß fie es. nicht find. Wenn wir nämlich alle Feuchtigkeiten und Flüffigfeiten unterfuchen ; wenn wir das Blut, die Lym⸗ phe , den Nahrungsſaft, das Fett, alle nährenden und abzufondernden Feuchtigfeiten, die vegetabilifchen Auf— guͤſſe, kurz alle Slüffigfeiten, die geiftigen allein ausge: nommen, durch das Vergrößerungsglas betrachten; fo finder mit in ihnen, wie in der Eamenfeuctigfeit, männliche und meiblihe Thierhen **) ohne Zahl. *) Vol, XVIE diefer Ausgabe p. 212. ©. Sonnini's Anmerkung. N Meil man die Eier des Eierſtocks bei dem Weibe nicht anerkennen wollte, fo.mußte man ihr, wie dem Manne, eine Samenfeuchtigfeit zufchreiben, die in. biefer Hinſicht vielleicht nicht eriftirt, und am Ende bloß eine Abfonderung von ganz anderer Art ift, wer nigftens fegen alle Schriftfieller ihre Quelle ſehr weit von den. vorgegebenen Teftifein, oder Eierſtöcken, und laſſen ſie vielmehr rings um deni Hals der Baͤrmutter und rings um die aͤußere Mündung Der Blaſe ausfhwigen. Dies Dafeyn der mikroſkopiſchen Muͤßte man im Gegentbeil nicht ſchon daraue, daß die Samenfeuchtigkeit ein flüffiges Weſen ift, fließen, daß fie, wie alle übrige, nothwendigerweiſe mit diefen Thierchen bevölkert fern muß? Da auf der andern Sei— te das Blut, die Lymphe und alle vegetabilifchen Auf— guͤſſe nicht befruchtend find, und zur Erzeugung Der großen Thiere nichts beitragen, da auch die Thierchen dieſer Flüffigfeiten, in irgend eine Bärmitter oder fonft in ein Mittel geworfen, nur andern Thierchen ih⸗ rer Art das Daſeyn geben; ſo kann man mit Recht ſchließen, daß die Samenfeuchtigkeit zwar den Keim, indem er zum Vorſchein kommt, elektriſiren fol, daß aber die darin enthaltenen Thiere zur Klaße der mikro— ſkopiſchen Thierchen anderer Fluͤſſigkeiten, Feuchtigkei— ten oder Aufguͤſſe gehoͤren. Dieſe Abſchweifung, die von ſelbſt aus unſerm Gegenſtande und aus dem Beobachten der Art und Wei— ſe, wie die Eier des Kalmars nach dem Legen des Weibchens wachſen, herfloß, hat uns einige Augenblicke von der Geſchichte dieſes Mollusks entfernt; jetzt wol— len wir aber zu ihr zuräckehren, indem wir die Abr ftammung des faft galifhen Namens, unter welchem diefes Thier bekannt ift, aufſuchen. Kalmar fommt von Calamar, einem alten franzöfifhen Worte, das von Calamarium abftamınt; dies legte bedeutet im ſchlechten Fatein ein tragbares Schreibzeug, das aufer der Dinte noch Feder und Federmeſſer in ſich ſchließt. Thierchen in dieſer Feuchtigkeit iſt aus IE bie man im XVII. Dande viefer Musgabe des Buffon, p- 417 lefen kann, fehr felten beobachtet. Sch konn aber versichern, daß fie exiſtirt, und ich werde viel— leicht einjt ein Werk über fie drucken Taffen. Aus die— fem einzigen Grunde aber fohon, mitte man nicht, wie Buffon, den Schluß machen, daß jene Abſonde⸗ rung Samenfeuchtigkeit fey, weil, wie wir fehen, die Sargenthier: chen ſich in allen nicht geiftigen Fluͤſ⸗ ſigkeiten ohne Ausnahme finden. 24 Unfere Vorfahren glaubten dies alles im Kalmar zu fins den. Er ift mit einer gefärbten Feuchtigkeit verſehn, und trägt innerhalb des Ruͤckens eine hörnerne Matte (ame, eigentlid Klinge), der man fehneidende Sei- ten und eine Grundfläche zuſchrieb, Die nach Art einer Feder zugefchnitten fey 9. Das Ganze war wie die Schreibzeuge in einer Art von länglichen Röhre einge: fhloffen; man gab alfo dem Thiere, das an ſie erinner— te, ihren Namen. Als wir die Zeugungstheile Bit Dintenfifche be: fhrieben, fehen wir, ‚daß die der Männchen fehr fon: derbar organifirte Säferchen enthielten, und bei forg- — Aufmerkſamkeit auf dieſen Gegenſtand be— merkten wir, daß Needham dieſe kleinen Koͤrper in der Samenfeuchtigkeit des maͤnnlichen Kälmars auch ent— deckt habe, daß er ſie aber aus Verſehn fuͤr Samen⸗ thierchen dieſer Feuchtigkeit hielt. Dieſe Samenbeſtandtheile haben die groͤßte Aehn— lichkeit mit denen in der Samenfeuchtigkeit des männz lichen Dintenfiſches; aber Needham fand bei ihnen den Endfaden nicht, den jene zeigten. Man fieht übrigens leicht, wie genau Needhams und Buffons Beobachtun: gen mit denen des Swammerdam übereinfommen; da wir nun die Abbildung der Samenwerfzeuge des Din: tenfifches haben ftecben laffen, fo mögen unfere Leſer fih in Rücficht derer des Kalmars an Buffons Platte Theil XVII. p. 52 dieſer Ausgabe halten. Die Alten haben fich, wie es feheint, weniger “> | dem Kalmar gemacht, als aus den Dintenfiſchen und- wer) Calamar noftri vocant, athecae fcripto- riae fimilitudine, five quodin ea repe- riantur, quae ad feribendum neceffaria funt, videlicer atramentumet gladiolus, qui altera parte cultrum, altera-calamum five pennam refert, Rond. lib, 17. de piic, c 4: - 25 Polypen; man verfaufte fie — ihren Maͤrkten aͤußerſt wohlfeil. Ariſtophanes fagt einmal, ‚da er die hoͤchſt e Ar— muth eines Menſchen beſchreiben will, den er in einem ſeiner Stuͤcke mit auffuͤhrt, „daß er ſelbſt nicht einmal fo viel Habe, um fih einen Kalmar faufen zu koͤnnen.“ *) Doch afen fie die Römer. Sie machten eine Art von Nafteten daraus; die Köche fehnitten ihnen die Arme ab, . fareirten fie mit Mark, befeuchteten fie mit Ge— würzen und ließen fie kochen; dieſer Geſchmack ſcheint ſich bei den neueren Römern erhalten zu haben, denn diefe eſſen fie in den Wintermonaten und zichen fie den Dintenfifben vor. . Durchs Kochen wird der Kalmar roth wie ein Krebs. Auf unfern Küften find die Kal: mars fehe ſelten. Olearius (Gabiner de Gottorp. p. 44. Zafel X Vin. Kig. 2.) hat uns die Abbildung eir ne3 Kalmars Hinterlaffen, den er noch wie cin Unge: ‚heuer vorzuftellen beliebte, Er wurde bei Schevelingen in Holland gefangen. Man ließ das Volk ihn befehn, weil man ihn (wie diefer Schriftftelfer ſagt) für einen Meerteufel hielt. Er wurde deshalb auch in Kupfer geftochen, und eine befondere Erflärung dabei gedrudt, ungeachtet er doch kaum drei Fuß lang war. Die Auf: merffamfeit, die der Anblick diefes Thiers erregte, zeigt, daß es ſehr felten iſt, wenigftend auf jenen Küften. — Hm Ende des Abfchnitts vom Dintenfifcehe bemerf: ten wir, daß wir bis jest noch Feine Verfteinerung kennen, die diefem Mollusf zugehört haben koͤnne. Mit dem Kalmar verhält fihs chen fo, ungeachtet ein be— rühmter Gefehrte F), deffen Meinungen und Kenntniffe ich in vielen Rücfichten verehre, ſeit furzem hat dru— *) Quem etiam video theutide egentem. Ariftoph. in Acarnan. P Faujas, Naturgeſchichte des Bergs S. Pierre bei Meftricht Tafel XIX, Sig. ı. 6 cken laſſen, daß eine Verfeinerung, die er bekannt macht, ein Ralmar-Schnabel fen. Ich mag mich gern auf Beobachtungen trefflicher Staturforfeher ſtuͤtzen, die untere Lehrer find und uns duch Belanntmacung ihrer Werke unterrichten, und insbefondere ift der, von Dem ich fo eben rede ‚einer von den feltenen Männern, Deren Werke man gern anführt; aber ich wiederhole es, je achtungswerther mir eine Autorität fiheint, deſto vorfihtiger bin ich mit ihr; ich werde alfo nur diejeniz, gen als meine Lehrer anfehn, von denen ih innig über: zeugt bin, daß fie vollfommen recht haben N. So— viel ih kann, will ich durch mich ſelbſt fehn, denn diefe einzige Quelle bfeibt mir nur, um Original feyn zu Föns nen. Große Reifen, in welche mich) die Umftände war— fen, die meine frühefte Suaend, fo zu fagen, umring— ten, eine Bibliothef, Die mein trefflicher Vater geſam⸗ melt hatte, und die er ſehr fruͤh ſchon mir uͤberließ; vorzuͤglich aber das Leſen des Reaumur, des Schau— platzes der Ratur von Pluche, brachten mir von meinen erſten Fahren an den Geſchmack an Beobachtungen bei; er folgte mir auf meinen weiten Reifen, und jest fühle ih mich reich, durch das, mas ich davon zuruͤck ge Draht, und was ich auf denselben bemerft habe. Die Derkieinerungen erregten meine Nufmerffamfeit vorzüg: lich; eine innere Ueberzeugung fagte mir von jeher, daß fie durch lebende Wefen abgefegt fenen, und ganze Erd: lagen bildeten. Ihr Studium ift der Schluͤſſel zu ihrer Theorie, und e8 gehört zu meinem Man in Ruͤckſicht dieſes Werks, jedes Mal zugleich von den hieher ge- hörigen Verfteinerungen zu reden, fo wie die Wefen, | zu welchen fie gehört haben Finnen, vor unferm Anz fibaun iu werden. Die Schriftfteller über Verfteinerungen haben uns ger dem Namen bee d’oileau (Bogelfchnabel) eine ziem: *, Nullius intentus jurare in verba ma- giftr:. 27 Ih feltene Verfteinerung, die man nur an wenigen Orten findet, bekannt gemadt. ie fieht wirklich aus, wie der obere Theil des Schnabels von einem Vogel, und ihrer Kruaͤmme megen gleicht fie dem Schnabel der Rauboögel ein werig. In den erften Zeiten der Nas turoefsbichte, wo die Summe der eriangten Kenninifie noch nicht bedeutend war, gab man den Koffilien und Derfteinerungen Namen von Dingen, woran ihr Weufe: res erinnerte, je nachdem dies mehr oder weniger mit den lebenden Wefen, die man vor Augen hatte, über: einftimmte; daher findet man bei den älteren Schrift . ftelleen verfteinerte Früchte und Blumen *) ), verfteiners ‚te Vögel, Schnöbel und Federn **), und endlich vers freinerte Menfchen, ja Menſchen- und Rieſenknochen P. Kine tiefere Kenntniß der Safta und Gegenſtaͤnde zum Nergleichen hat aber bewiefen, Daß Dis jJegt noch feine verfteinerte Fruͤchte, Voͤgel oder Menfchen exiſtiren, und das fehöne Studium der Berfteinerungen hat, durch Einſchraͤnkung in die gehörigen Graͤnzen, alle diefe Koffilien an den ihnen zufommenden Drt aefegt. Seit— dem gehörten die erwähnten Vogelſchnaͤbel nicht mehr ehemaligen Bewohnern der Luft; man fuchte nun uns ter allen Wefen dasjenige auf, dem man diefe Art von Schnabel am beften zueignen fünne, und fand — den Dintenffh. Mit einem Mate wurden alle jene Ver: fteinerungen Schnäbel von Dintenfifchen, und alle Na: turforfcher, die ihrer erwähnten, gaben ihnen mit völs figer Zuverficht diefen Namen. | 4 Faujas de Saint-Fonds, mein Lehrer und Fuͤhrer in der Mineralogie, hatte auf einer wiſſenſchaftlichen Reiſe, die er mitten unter unſern Armeen und militats *) Lilltum lapideum, ”*) Scheuchzer, heilige Naturlehre (Phyfique facree) erfter Dans. TE Derfeloe, ebendaſelbſt. N 2 8 Ar Ä h h SQ N Ei rifchen Operationen *) vornahm, Gelegenheit, den fonderbaren und berühmten Petersberg bei Maftricht zu unterfuchen.. Man trifft daſelbſt dieſe Schnäbel von Dintenfifhen fehr häufig unter andern werfteinerten Knochen, Muſcheln und Meerigeln an. Faujas aber verglich fie in feinem ftillen Kabinet nach einer ruhigen und forgfältigen Beobachtung mit den Schnäbeln ver natuͤrlichen Dintenfifche und fand unter beiden nicht die geringfte Aehnlichkeit *8). Man fieht, wie fehr er in- Derlegenheit geräth, um diefer BVerfteinerung ihren Pag anzumeifen. Da er fie nicht mehr für den Schna— bel eines Dintenüfches Hält, fo macht er den Schnabel eines Kalmars daraus; aber die unbejtimmte Art, wo mit er davon redet +), läßt gleich muthmaßen, daß er. nicht damit im Reinen fey. Er weiſet auf eine gelehrte Abhandlung Lamarks zurück, die in den Memoiren der Pariſer naturforfhenden Geſellſchaft (©. 10, und ferner) befindfich ift, zurück, Ich ſchlage diefe Ab— Handlung auf, aber Lamark redet dort zwar vom - Schnabel des Dintenfifhes, durchaus aber nicht vom Schnabel des Kalmars. Ich habe dargethan, daß der Schnabel des Kalmars dem Schnabel des Dintenfifches ahnlich fey. Man muß alfo dieſe — als x) Faujas de Saint. Fonds, ubi fupra. ° ı **) Derſelbe, ebendaſelbſt. ©.,83, in Fol. Erklaͤrung des neunzehnten Kupfers. H Derſelbe ebendaſelbſt. „Fig. I. iſt ein Schnabel eines Dintenfiſches, nach ſeinem konkaven ſowohl als nach feinem konvexen Theile angeſehen. Er ſieht einem Vogelſchnabel fo ähnlich, daß man in Ruͤckſicht des Eonveren Theils fich faft täufchen muß, Es ift aber eigentiih der Schnabel eines loligo calmar des Lamark, nur von einer unbefannten Gattung. Diefer Theil, der bei dem lebenden Thiere hornartig iſt, findet fih im Petersberge faft im Zuftande der Verſtei— nerung. Hier ift er in feiner natürlichen Größe dars geſtellt.“ ER ‚ 29 - einem andern Thiere zufommend, auf der Seite laffen, "Denn der Schnabel des Dintenfifches ſowohl, als des Kalmars *) ift wie ein Papageyſchnabel gefaltet, mit > einer ftarfen bagenartigen Kruͤmme, die ſich bei dem N verfteinerten Körper nit findet. Der Schnabel deg Dintenfiſches hat zwei, in ihrer Bauart ganz verſchie— dene Kinnladen; man hat aber nie andre fogenannte verfteinerte Dintenfiſchſchnaͤbel gefunden, als folche, die nur fehe dürftig eine Oberfinnlade vorftellen. Der Schnabel des Dintenfifches bat in feiner Bitte eine Einfaſſung mit einem Ueberſchlage, der beftimmt ift, feine beiden Kinnfaden in dem Zleifhe, das das Zahn— fleiſch erſetzt, feſtzuhalten. Ber den Verſteinerungen findet ſich aber nichts dem ähnliches; fie find im Gegen: theil glatt, und ungefähr von gleicher Dicke. Der Schnabel des Dintenfiſches iſt endlich hornartig. Dies Horn iſt, wie das Horn der Naͤgel eine Bereinigung neroichter | Faſern, die die Beruͤhrung der aͤußern Luft verhaͤrtet zu haben ſcheint. Ich bekenne hier zugleich, daß ich wenigſtens nie verſteinerte Hoͤrner noch einen verſteinerten hornartigen Koͤrper geſehn habe. Man fuͤhre hier nicht die ausgegrabenen Hoͤrner an, die man in den Torfgruben oder in Flußbetten gefunden hat. Dieſe Hoͤrner haben, wie die des Auerochſen, die man auf dem Somma in der Picardie und in einigen Gegen; den Deutſchlands gefunden hat, ihren hornartigen Theil verloren: er hat ſich durch die Einwirkung der Elemente erweicht und aufgelöft, und man finder jegt nur noch den knoͤchernen Kern ber eigentlichen Hörner. *) Dran fehe die Geftalt des Schnabels auf ben Kupfer: tafeln vom Dintenfifche, Tafel VI. Fig. !. wo man finden wird, daß der obere Theil des Schnabels anders geſtaltet iſt "als der untere, Dean wird dort.aud) die Einfaffung (Kappe) gewahr werden, die dem Schna— bei die Feftigfeit giebt, weicher er au den Anſtrengun— gen, um die Bedeung ver Schalthiere zu zermalmen, bedarf. x; * 30 i Selbſt das Rhinoceros, das Pallas mit Steifh und Knochen *) in Sibirien fand, wo der Froſt es, Gott weiß, wie viele. Sahrtaufende, unverfegtt erhalten Hatte, befaß feine Hörner mehr, denn feine Fafern Hatten ſich abgefondert und waren verſchwunden. Kurz, ich habe trog allen meinen Nachforſchungen nie. mals hornartige Körper verfteinert angetroffen. Wohl habe ih, und namentlich in den Gegenden von Bruͤſſel, Gerippe von Fnorpelartigen Fifchen gefunden. Knorpel Haben aber eine ganz andre Tertur als Horn; Knorpel werden zu Knochen F), mie die Anatomie beweiſet; das Horn aber Fadelt fih aus wenn ih mic anders diefes Ausdrucks bedienen darf), und wird zu Echarpie, zu Brei, nie aber verwandelt es fih in *) Died Phänomen, das gewiß eins der bewunderns- wärbigften in der ganzen NMaturgefchichte ift, wurde 1771 in dem fandigen Ufer des Fluſſes Willoui, im öftlichen Sibirien, entdecft Indeß obaleih Haut, Sehnen, Muskeln und Fleifch erhalten waren, fo konnte man doch die Hörner, von denen Pallas bloß Spuren antraf, nicht auffinden. Wahrfcheinlich ver- urfachte ihre feferige Subftanz, die fich nesförmig ab- fonderte, daß fie bei dem Aufthauen, welches diejen berüchtigten Beweis der Katafrophen des Erdballs ans Tageslicht brachte, in Sticken fielen. (Palles, Mem, de l’academie de Petersbourg, vom Jahr 1772. p. 576.) r Auch die auf den Pyrenaͤen ausgegrabenen Körper, ‚die bisweilen wie Kuhhörner gebildet, aber immer vers fieinerr find, fann man mir nicht als Hörner anführen, Picol de la. Peyroufe hat bewiefen, daß dieſe Körper Mollusken zugehörten, und hat fie unter dem Namen Orthoceratites befchrieben. +) Sn der Jugend der TIhiere find feröft die Knochen nur noc) eine Art von Knorpel, Se älter das Thier wird; defto mehr Feftigfeit-erlangen fie.’ Sa felbft die Theile, die, wie das Sternum (Brufibein) oder das Nafen- kein, wefentlich Enorpelig find, verfnöchern ſich ale maͤhlich und werden zuletzt wirkliche Knochen, sr Stein. Jener verſteinerte —— muß alſo einen an: dern Urfprung haben. Wenn übrigens irgend ein Theil der Verfteinerung fähig wäre, fo würde der Knochen des a. *) 08 ſeyn. Man würde ihn in den fandigen Lagen Des Petersberges bei Maſt⸗ richt finden, aber keine von allen Verſteinerungen, die wir aus dieſem Berge kennen, hat Aehnlichkeit damit. Ich koͤnnte das Uebrige dieſer Nuseinanderfegung bis dahin laſſen, wo ich von den Meerigeln reden werde, denn ich glaube, daß die fogenannten Dintenfiſchſchnaͤ— bel einer Gattung von Echinus zugehören; indeß dies muß bewiefen werden, um alfo die Ideenreihe nicht abs zubrechen, will es lieber hier gleich zu thun ver— ſuchen. | Unterfuchen wir nun dies Foſſil näher, ‚fo werden wir es völftg verfteinert finden; es iſt derb, und ganz in Kalkſpath verwandelt, wie der bfättrige Bruch zeigt. Gerade dies iſt immer die Berfeinerungsmweife des Meer: igele. Hat der perfteinerte Echinit oder Meerigel feine, Scale behalten, fo ift fie allemal in Kalffparh ver: wandelt, und ich habe noch) feine Ausnahme von diefer Kegel aefehn. Denn die Echiniten mit einer völlig Fiefelartigen Maſſe muß men nit für vollkommne Echiniten Halten. Der Kiefel ift nur der innere Kern des Echiniten. Man ſieht da nit mehr die Schale, fondern eine PVerfteinerung von ganz andrer Art, die *) Der Knochen des Dintenfifhes ift fihon Folfartig, ja faft mathartıg. Hätte ver Dintenfiſch unter den vielen Th hieren, die man unter den mafteichtfihen Ver— fleinerungen antrift, exiſtirt, fo wiirde man ſicher feinen Knochen auch finden, denn diefer würde ſich wohl leichter erhalten haben, als die Schafe der Meer: igel, als Knochen der Damhirſche und als die der Krokodille. Man kenne ober alle maſtrichtſchen Ver— feinerungen und Fofilien, nur waren alle Nachfor: chungen, um den Knochen des Dintenfifches daſelbſt zu finden, vergeblich. REN 32 | Eu fih in der Konfavität des Meerigels abgedruckt hat. Ich Fann diefe Wahrheit bis zur Evidenz darthun, denn ich habe in meiner Sammlung. einige Hunderte ver⸗ ſteinerter Meerigel, von der Groͤße eines gewoͤhnlichen Kohlkopfs an bis zu der eines Nadelknopfs hinab. Bei denen, die ihre Schale behalten haben, iſt fie allemal fpathartig; felbft dann, wenn fie jeng Fiefelangigg Ver⸗ ſteinerung im Innern verbirgt, die vielleicht aus dem Fleiſche des Thiers, das drinnen wohnte, oder aus der brennbaren Luft entftand, die bei feiner Aufloͤſung ſich daraus entwickelte. Eben fo iſt es mit den Meerigel— ſtacheln und mit den Judenſteinen *), Man findet fie immer im fpathartigen Zuftande, niemals anders. Diefe PBerkeinerungsweife iſt den Meerigelarten fo.ganz eigen, daß fie id auf alle mit Schafen verjehene Theile, die ihnen angehörten, erſtreckt. So findet man denn au die innern Knoͤchelchen oder Zähne des Meerigels, die in denen, welche Kiein **) ano cyſtes nennt, dur) ihre Vereinigung die von einigen Haturforfchern foge: nannte Saterne des Ariftoteles bilden. Dieſe verkeinerten Knoͤchelchen find von einigen Schriftſtellern über die Verſteinerungen abgebildet worden. Luid P unter andern, hat zwei Soffilien der Art in Kupfer ſtechen laſſen; un® Klein FF) machte — bekannt, die er von noch lebenden Meerigeln nahm. Ich habe alle dieſe Zeichnungen nebſt der des — maſt⸗ richtſchen Kalmarſchnabels vereinigt, um die Gegen— ſtaͤnde der Vergleichung zuſammen zu halten, aber ihre | R Aehn⸗ *%) Echinorum celavicula a etc, — Diet. oryctologique univerſel, p. 125. vol, li, Edit. Haag. ** Khin, Urea der Meerigel ic. franzoſ. Ueberſ. Paris, Bauche, 1754. 31. P Luid. Litroshylach britannici ——— no. 629 ‚und 1078, Zaf. IX. und XI. m ‚Sich, ubi — Taf. XVIII. ‚dig. a i, k. u. J Re ra u Pa ; | — 33 Aehnlichkeit fällt fogleich in die Augen. Man mird mir freilich einwerfen, daß Die vorgegebenen Dintenfifch: ſchnaͤbel nicht vollkommen gleih) mit den andern aus: gegrabenen oder natürlichen Zähnen der Meerigel feyen; ih bemerfe aber Dagegen, daß, ſowohl wie die And: chelchen des rofenfarbigen Meerigels fich von denen des Turban » Echiniten unterſcheiden; wie ferner jede Gat— tung von Meerigeln in Rückficht diefer Knöchelchen von den ihre nächften verfchieden ift; wie endlich das Aeußere und die ganze Einrichtung bei den platten, oder runden (Eugelförmigen) nicht die gleiche ift: fo muß man fchließen, daß das verfteinerte Sindchelchen,, wovon. Hier die Rede ift, der Gattung von Meerigeln zu: fomme, die länglich und unten abgepfattetift, und die fich bis jest nur noch bloß im Petersberge bei Maftricht gefunden hat. Hier aber findet fi) dieſer Meerigel alfenthalben. Er, ift das herrfchende Foſſil diefeg Bergs *), und die fogenannten Schnäbel find hier ebenfalls fehe gemein. Ihre blättrige und fpathartige Berfteinerung ift volffommen die gleiche. Sie ift die bei diefer Art von Mollusfen gewöhnliche, Alles vers einigt ſich alſo, um den Beweis an die Hand zu geben, daß man dieſes Knoͤchelchen den Meerigeln wieder zu⸗ eignen muͤſſe, weil es nur ihnen zukommt. Erklärung der Kupfer | Achte Tafel. Der gemeine Kalmar von der Ruͤckſeite, die rhomboi— daliſchen Fluͤgel ausgedehnt und ausgebreitet. Neunte Tafel. Fig. T. RE des Kalmars. Sein Schna: bel befindet fih am oberen Theile, Weiter fieht man *) Spatangus Mofae, echinus radiatus, de Linnaeus et de Lefoke, Ourfin foffile de Faujas, Naturgeſch, 2, Th. C 34 Ä den Schlund oder Oefophagus, der, befonderg bei den aroßen Kalmars, fehr lang ift. Der Magen oder Ventriculus befindet ſich unten in Geftalt eines Rogelmagens (Kropf). Auf deffen NRückfeite bes merft man das Inteflinum coecum,. das eine dop⸗ pelte Tafche bildet, deren Eingang in den Venrri- culus gemeinfchaftlich ft. Das Inteftinum rectum geht vom Magen aus, fteigt grade empor, und bil det in feinem oberen Theile eine Gefhwulft. Seine Muͤndung endet unter der Scheide oder Sack, etwa hei zwei Drittel der Länge des Thiers. Die Dlafe, die mit rothgelblicher Dinte Angefüllt ift, ' befindet fih an dem gleichen Orte, und fteigt mit ihrer Deffs nung faft bis an den Umſchlag des Inteſtinum rectum hinauf, to fie ihren Einſchnitt macht. Fig. 2. Hörnerne Matte des gemeinen Kalmars. Cie ift duͤnn, fehneidend und auf den Seiten abgeplattet. Die alten Schriftfteller verglichen diefe Seiten mit der Schneide eines Federmeſſers. Der obere Theil ‚ der Platte ift abgerundet, und zeigt im groben die Figur eines etwas abgeftumpften Federſchnabels. Die Mitte diefer hörnernen Matte ift durch Hülfe eines Nerven, der die Kante derfelben fausmacht, und ihr das Anfehn eines Schifffiels giebt, erhaben. gig. 3. Hörnerne Platte des Pfeilkalmars. Sie un: terfiheidet ſich, wie wir an feinem Orte fehn werden, von der vorigen nur durch eine fehmwarze und erhabene Borduͤre mit einer Subftanz, die der des Fiſchbeins ähnlich ift, und die ihre Umriffe der Länge nach ber ſetzt. Diefe Bordüre ift ziemlich heroorfpringend. „Auf der Rücenplatte des Pfeilfalmars fowohl, als des gemeinen Kalmars bemerft man kleine Streifen, die einen Winkel bilden, deflen Spitze dem oberen Riſt. nat. de Saint- Pierre deMaeftricht, Tafel XXIX. wo ey von feinen beiden Seiten dargeftellt iſt. | 35. Theil der Platte zugefehrt ift. Diefe Streifen kann man als eine Anzeige des allmählichen Wachsthums der Mollusfen, zu denen fie gehörten, anfehn, Nach ihrer Anzahl zu urtheilen, möchte man faum glauben, daß die Kalmars nur zwei Jahre eben, es fey denn, daß Ihe Wachsthum fehr euch ‚dor ſich — Zehnte Tafel. Sig. 1. Eine Gruppe Kalmar-Eier. Sie beſteht aus einer Menge von Trauben, die ſich alle vereinigen und an einem gemeinſchaftlichen Mittelpunkt befeſtigt ſind, an welchem ſie durch einen Nerven oder durch ein ſehr elaſtiſches und halb durchfichtiges Ligament angeknuͤpft ſind. Fig. 2. Stellt dieſen Nerven von ſeinen Eiern entbloͤßt vor. Man bemerkt an ihm eine Art von Einfchnit: ten, die ihn feiner Länge nach in ungleiche Theile theilen. Fis. 3. Man ſieht dies naͤmliche Ligament einzeln und vom Stamme abgeſondert. Es iſt mit ſeinen Eiern umkleidet, durch deren Haut man kleine ſchon ganz ausgebildete Kalmars gewahr wird. Unter einander ſind dieſe Eier nicht abgeſondert, auch ſind ſie an dem gemeinſchaftlichen Ligamente nicht durch einen Schwanz oder ſonſt auf eine beſondere Art befeſtigt; jede Traube iſt aber iſolirt. Man muß ſich die große Menge Eier, die eine ſolche Traube ausmachen, nicht als vollkommen kugelfoͤrmig vorſtellen, ſondern als ſoviel verſchloſſene Behaͤltniſſe, die ſich gegen⸗ ſeitig beruͤhren, und unregelmaͤßig an einander an— fügen, etwa wie Dlafen, die man erhält, wenn man Seife ftarf ſchaͤumen läßt. Jedes Behältnig umjchließt einen Fleinen Kalmar, der darin zwei big drei Linien lang wird, ehe er auskriecht. &2 36 Be \ Eilfte Tafel. dig . Stellt ein Foſſil vor, das man für einen Kaͤl— — — hielt. Es iſt von drei Seiten gezeichnet. Die erſte zeigt es Dreiviertel im Profil, die andre von der Rüdfeite, und die dritte im Profil. Sch habe es nah der Natur abgebildet, Ich glaubte, darin eine Wehnlichfeit mit einem andern verfteiner: ten Körper Fig. 2. zu finden, den Luid Tafel XIL. Sig. 1078 zeichnete und in Kupfer ftechen ließ, und den er für einen verfteinerten Mectiget⸗ —— Zahn ausgab. Die Figuren 3, 4, 5 und. 6 ftelfen noch andre 33 hne (4 oder innere Theile von N vor, Die Klein befannt gemadt hat. In Ruͤckſicht der erften Figur habe ich mit eine andere Meinung erlaubt, als die, die jener mir verehrungsmürdige Mann hatte, deflen Eleve ich war, und der mich fiebreich das lehrte, was ich weiß. eine eigne Wahrheitsliche, die er auch mir einzuflößen wußte, kann allein mich ent— ſchuldigen. So ‚oft ic) hier und da etwas hin zu⸗ fuͤgte, ſo geſchah es, weil die Analogie —5 mir allem ſchien. Der — *) (pfeilfoͤrmige Kalmar) Le Calmar fèche. Unter den Thieren, die in den Saͤlen des natur: hiftorifchen Mufaums zu Paris in Weingeift aufbewahrt *) Auch Calmar (agitte.. „Loligo fagittata. Lo- ligo alis triangularibus caudae adnatis limbo faeciintegerrimo, lamina dorfali 'antice dilatata, eorpore oblongo eraffif. fimo, brachiis pedunculatis praelongis.“ Lamark M&m. de la Soc. d’hift. nat. de Paris, p. 13. Söche fagittee. Sepia fagittata L A. Br Bofc, Hift, nat. des Vers, ‚Vol I, p 46. | 37 werden, befndet fih ein fehr großer Kalmar, der etwa, wenn man feine fangen Arme mitrechnet, vier Fuß lang feyn kann. Lamark nennt feinen Bau triefenmäßig. Sein Körper ift fehe dick; faſt fo Died als der Arm eines ruͤſtigen ſtarken Menſchen; doch ift er dabei Tänatich, von cylindeifcher Korn, und an feiner Baſis zugeſpitzt. ‚ An diefer Dafıs nd zwei große Fluͤgel befeftigt, ftatt daß fie beim gemeinen Kalmar ſich in der Hälfte des Körpers anfegen. — Dort bilden fie seine Diagonal- finie mit dem Leibe. Hier machen fie mit demfelben an ihrem oberen Theile einen resszten Winfel, werden dann immer breiter, und endigenfih am unteren Theife des Körpers in einem fpisigen Winkel, Da, wo fie zu: erit den Leib des Thiers verlafen, haben fie eine Art von Oehrchen, welches die eben befchriebene Gattung nicht hatte, Geine kurzen Arme find mit zwei Reihen Noͤpfchen verſehen. Die Staͤmme der beiden laͤngeren ſind ſo lang, wie der ganze Koͤrper. Ihre ſtarken ſind in der Mitte mit zwei Reihen großer . (Sauge:) Naͤpfchen Echröpfföpfe) verfehen, auf deren beiden Seiten ſich andre viel Fleinere befinden. Die Augen find nicht fo hervorfiehend, als der Bau des Thiers es glauben laſſen follte. Seine Farbe ift weiß: lich, auf dem Ruͤcken ſchiefergrau, und der Leib ift mit purpurrothen Punkten getüpfelt. So ift wenigftens der arzeichnet, der im naturhiftoriichen Kabinet aufs bewahrt wird. Der Weingeift muß ihn indeß blaͤſſer gemacht haben, denn fiber waren die Ben waͤhrend ſeines Lebens ſchoͤner. Wahrſcheinlich erreicht dieſer Kalmar bisweilen die Groͤße von fünf Fuß; es iſt vielleicht gar der, von wels dem le in feiner Ratmigefgihte redet. Sehr Bei Namenverzeichnif hat Safe den Karpunen: Kal: mar mit diefer Gattung verbunden, ftatt — Lamark ihn fuͤr eine Abart derſelben hielt. > ‘38 merfwurdig ift das Thier, wegen der Zähne, womit | der Rand feiner Näpfchen verfehn ift, und die Lamark ducch Griffes (Fänge) bezeichnet hat. Der Pfeil—⸗ kalmar unterfcheidet fih alfo vom gewöhnlichen durch die age der Flügel, durch die Dehrchen am Anfang derfelben, durch den rechten Winfel, den die Flügel mit dem Körper machen, und durch den einfachen nicht feftonirten Rand oben am feiner Scheide. Die horn: artige und ducchfichtige Matte im Rücken bringt eben: falls einen wefentlichen Unterfhied hervor. Die des gemeinen Kalmars wird namlich an ıhren Rändern dünn wie eine Meflerfcehneide, die des Pfeilfalmars aber ift es gar nicht, fondern hat auf, beiden Seiten einen fhwarzen hörnernen Streifen, der elaftifch ift wie Fifch: bein, und den ganzen Umfang der Platte der Länge nach gerade fo beſetzt, wie e8 in der voranftehenden Zeichnung dargeftellt if. Das übrige der Tafel ift wie bei dem gemeinen Kalmar durchſichtig, wie denn beide faft überall in Rückficht ihrer Geftalt miteinander übers einftimmen. Der Pfeilfalmar lebt im atlantifchen Meere, Man trifft ihn auf den Küften von Europa und von Amerifa an. Bis Lamarf feine Gattung abfonderte, wurde er mit zu dem gemeinen Kalmar gerechnet; und doch irrte fih auch Lamark, denn er verwechfelte ihn mit dem dicfen Kalmar, den Seba Tafel IV. Fig. 1 und 2 abgebildet hat. Der iſt aber von ihm verfchies den, wie fich bald zeigen wird; Seba fagt überdies, er komme aus Brafilien, weshalb wir ihn aud darnach benennen werden. Im Grunde ift Seba felbft an jener Verwechſelung fhuld, denn er harte nicht bemerft, Daß der Kalmar aus feinem Kabinet, den er zeichnen ließ, niht der gemeine war. Bruguicre, der fih aus Belons, Rondelets, Jonſtons, Gesners und Aldrovandi's Zeichnungen nicht vernehmen konnte, Fo: pirte die von Seba als die neuften und der Natur — 39 feinee Meinung nah — getreuften, und darin hatte er gollfommen recht. Er verwechfelte aber Seba’s Kal: mars diefer Gattung mit allen übrigen großen Gattun— gen; und folgte darin blindlings den älteren in Ruͤck— fiht diefer Thiere ſehr unmwiffenden Naturforicbern, daß er fie in große und Fleine theilte, Lamark aber richtete fih nach feinen Beobachtungen. Durch ſorg— fältige Vergleihung der Individuen fand er mit Recht mehrere einzelne Gattungen auf. Er brach) hierin die Bahn; ihm wird man nun folgen, und alle neue Öatz tungen, die die Nachforſchungen der Naturhiftorifer noch auffinden werden, neben den von ihm feftge festen ftellen. Der brafilifhe Kalmar *). Le Calmar du Brefil. Diefer Kalmar, der wegen feines kurzen Bau’, und wegen der Dicke feines Körpers Außerft merfwürdig ift, wurde dem Seba von Brafilien gebracht, und dies fer bildete ihn indem großen Werfe ab, das in Holland unter feinem Namen herausfam. _ Sieht man die Ge— ftalt des Thiers genauer an, fo möchte man faft glauz ben, daß der Zeichner feiner Einbildungsfraft freien Lauf gelaffen, und das, was ihn der Naturforfcer zeichnen hieß, idealiſch (karrikaturartig) dargeſtellt habe; lieſt man aber den Text, fo findet man im Ge— gentheil, daß er die Merfmale des Thiers, welches er por ſich hatte, Außerft genau aufgefaßt, und fie mit einer Angftlichen Genauigkeit dargeftellt hat. Diefe Augen, die fo weit aus dem Kopfe heraus hängen, finden fich wirklich bei diefer Gattung. Der Tert ver: aleicht fie mir dicken Krebsaugen, und der Nerfaffer fegt hinzu, fie feyen eben fo frei und fpielten eben fo umher, wie die Augen jener Kruſtenthiere. Auch in *) Seba, tom IM. Tafel IV, Fig. u. 2. Loligooſe van Brazil, 48 der Art, wie der Zeichner die (Sauge-) Näpfchen der Arme gezeichnet hat, merft man feine tiefe Sach: kenntniß. Nur zwei Reihen paralleler Naͤpfchen (Schroͤpf⸗ koͤpfe) ſind auf der flachen Oberflaͤche der acht kurzen Arme befeſtigt. Die beiden laͤngeren Arme ſind unten platt, und haben faſt gar keine Keulen, ſind aber eben— falls mit zwei Reihen Noaͤpfchen (Schroͤpfkoͤpfen) ver: fehn, doch mit dem Unterfchiede, daß faft ihrer ganzen Lange nah immer ein Fleines Näpfchen mit einem -fehr viel größeren abwechſelt. Alle Näpfchen find mit ftarfen Zähnen (Faͤngen, griffes) bewaffnet. Die beiden langen Arme find größer als das ganze Thier, welches einen Fuß lang ift. Es ift durchaus nicht ſchlank, mie die übrigen Kalmars, fondern fünf Zoll dick, welches ihm ein Außerft furzes und gedrunge— nes Anfehn giebt. Seine Flügel find denen des Pfeil: kalmars ähnlich, fie haben 3. E. aub ein Oehrchen an ihrem Urfprunge, find aber viel breiter und weniger hoch. Die Farbe des Körpers ift faft durchaus fahl, unterm Bauche aber gelblich; auch ift er nirgends ge: tigert oder getüpfelt. Die feuer: gelben und rothen Aus gen find fo groß, mie ein Taubenei; ihre Stellung und ihre Seftalt, nebft den langen Armen, mit ihren ſtar— fen und fchneidenden Räpfchen, geben bem Thiere ein fcheußliches Anfehn. - Lamark Hat ihn in dem befannten, iBtigenä vor⸗ trefflichen Memoire mit feinem calmar fagirte (den wir Pfeilfalmar genannt haben,) verwechfelt. Er eitirt deshalb in Rückficht der verfchiedenen Namen des Thiers den Seba, und in Rüdfiht der Geftalt Seba's Zeich- nung, die hier unter, der Benennung Brafilifcher Kal mar (Kalmar von Brafilien) beigefügt if. Sch fann vielleicht ivren; nach meiner Ueberzeugung aber mußte ih von diefem Thiere eine befondere Gattung machen, denn es iſt auffallend viel Fürzer und außerdem noch | 41 viel dicker, als der Pfeilkalmar. Die Farbe des letzte— ren war weißlich, auf dem Rüden ſchiefergrau, und der aanie Körper war mit-purpurnen Pünktchen getüp- felt. Der &örper des Brafilifhen Kalmars aber ift durchaus braun oder rothgelb, und hat fehlechthin Feine andere Farbe. Zwar ift bei beiden Gattungen der Stamm der zwei fangen Arme fo lang, wie der Körper ſelbſt; dagegen hat aber der Brafilifche Kalmar gar feine Keulen, oder fie find doch nur aͤußerſt wenig fichtz _ bar, ihr Stamm ift vielmehr unten ganz platt, und bis gegen den Mund hin mit (Sauge:) Naͤpfchen (Schröpfföpfen) verfehn. Diefer Karakter iſt fehr - merkwürdig; der Pfeilfalmar hat ihn theils nicht, theils find auch feine Keulen mir vier Reihen Näpfchen verfehen. Die Augen des Pfeitfalmars treten wenig hervor, die des Brafilifchen Kalmare find ungeheuer groß, und ftehn mehr als einen Zoll lang aus dem Kop— fe hervor. Nur durch fo auffallende Außerfihe Unter: fchiede Fonnte ich bewogen werden, diefes Mollusf von \ dem vorigen abzufondern, und eine eigene Gattung dar— aus zu machen. Sch hoffe, daß unfer einfihtsvolle Pro— feffor des naturhiſtoriſchen Mufaums *) meiner Mei— nung beipflichten wird, befonders wenn er noch bedenfr, daß diefer Kalmar aus Braſilien gebürtia ift, wie Seba ausdruͤcklich ſagt; daß er ausfändifchen Urfprungs fey, zeigt überdies fihon feine fonderbare Geftalt. | Der Harpunenfalmar **) Le Calmar harpon, famarf fcheint mir in feinem Memoire, das ich fo oft citire, und welches es in fo vieler Hinficht verdient, *) Lamark. BER j **) „Loligo fagittata alis triangularibus caudae adnatis, limbo fsaeci integerrimo, lamina dorfali antice dilatata, corpore gracili, brachiis pedunculatis perbrevi- 42 aͤußerſt befcheiden zu handeln, daß er es auch bei die: fen Salmar nicht wagen will, ihn als eine befondere Gattung aufzuführen, fondern ihn lieber als eine Ab— art des Pfeilfalmars befchreidt. Sein dünnerer Bau und feine dunflere und bräunere Karbe waren freilich noch feine hinreichend hervorftechenden Karaftere, um ihn von dem Pfeilfalmar zu trennen; aber die Haut des Harpunenfalmars ift glatt, einfach und hat feine Puͤnktehen. Es ift ferner ein noch auffallenderer Unter: fchied da, der famarfen, meiner Meinung nach, hätte beftimmen follen. Sch meine die beiden langen Arme, die beim Harpunenfalmar, ftatt fo lang zu feyn, als der ganze Körper ift, Faum doppelt fo lang find, als die acht übrigen Fürzeren; fie find aber eben fo fonders barer Weife, als beim Brafilifhen Kalmar, laͤngs ih— rem ganzen Stamm mit Näpfchen (Schröpfföpfen) ver⸗ ſehn, und ihr Stamm wird, ſo wie die acht kurzen Ar— me, unten platt. Sind wir mit dieſem Unterſchiede zuerſt im Reinen, ſo koͤnnen wir dann auch noch, als Nebenmerkmal, den durchaus kleineren Bau, — denn alle bekannte Individuen ſind, ihre Arme mitgerechnet, kaum einen und einen halben Fuß lang — gelten laſ— ſen. Die braune und fahle Farbe, und die einfarbige Haut, die durchaus ohne Purpurpunkte iſt, tragen noch mehr dazu bei, um den Harpunenkalmar ſeinem aͤuße— ren nach vom Pfeilkalmar zu unterſcheiden und gaͤnzlich zu trennen. Der Körper iſt überdies viel ſchlanker, dünner und zarter. eine runden Augen find Fleiner und weniger Fugelfürmig; feine innere Platte ift zwar, wie die des Pfeilkalmars, mit einem Rande verfehn, auch ift nicht zu laͤugnen, daß er jenem im übrigen fehr nahe fommt, indeß darf man ihn doch nicht Damit ver- wechfeln. Auch einige innere Theile gleichen fih. Das bus.“ Lsmark. ubi fupra. — Seba, Mus. 3 . Ta: ei IV. Sig. 3 — In —— Tafel — le SEE 43 ift aber natürlich, denn nahe an einander gränzende, ja gleichartige There, müfen mehrere Berührungs: punfte unter einander haben, und fih, fo zu fagen, unter einander verfetten. Diefe fanftnuaneirten Gras dationen bilden die unmerflichen Glieder der Kette, die ale lebende Wefen unter einander verbindet. Sch wage es, zu behaupten, daß eine einzige Verfchiedenheit, die ſich aber fortwährend vorfindet, und fi in mehreren auf einander folgenden Generationen wiederholt, die Gattungen und Geſchlechter Deftimmen muß *. *) Diefe Behauptung fieht einem Paradoron ähnlich, wir wollen fie aber einmal philofophifch unterfuchen. Sm Morden eriftiven lauter kurze und gedrungene Menfchen; man macht aus ihnen zwar eine verfchier dene Menfchenrace, eine Abart, nicht aber eine vers fihiedene Gattung, und doch macht man eine aus ihs ren Hunden. — Die Neger find fihwarz , fie haben eine Subjtanz unter der Haut, die der weiße Menſch nicht hat, und man fest an, aus den Negern eine J— Menfchengattung zu machen, und fucht die Urſache zu diefer fihwarzen Farbe im Klima, doch aber vererben die Neger ihre Farbe immerfort auf die gleiche Weiſe, wenn nicht etwa anders gefärbte Menfchen dazmwifhen kommen. Finder fih dagegen ein fchwarzer Wolf, gleich machen wir eine befondere Gattung daraus. Ich fah zu Kaſſel in Flandern ein Pferd, das unter feinen Nafenldchern und auf der Hberlippe ein paar lange Schnurbärte hatte, wonach e8 denn auch benannt wurde. Hätte dies Pferd — 08 war unglücklicherweije ein Wallach, — che es ge: fchnitten wurde, Füllen mit einem Schnurbart er; zeugt, ſo würde man fogleih eine Gattung von Pferden mit Schnurbärten gehabt haben, denu das Gefchlecht jenes Thiers hätte fih durch dies Merkmal ausgezeichnet, wenn man nicht etwa wie bei den Men fchen gefagt hätte, es fey nur eine Mannigfaltigkeit einer und derſelben Race. Wenn ferner ein Pudel fih mit einer Pudelhuͤndin vermifcht, fo wird ihre Begattung Pudel hervorbringen, Jagdhunde mit Jagdhuͤndinnen geben wieder Jagdhunde; Doggen 44 Erklaͤrung der viersehnten Kupfertafel. Sie ftellt den Harpunenfalmar, von feinen beiden Eei- ten angefehen, dar. Der enge Raum des Kupfers zwang mich, ‚feine großen und weit ausgedehnten Stügel zufammen zu falten. Man bemerke die dicke und vierecfige Geftalt feiner langen Arme, die auf ihrer platten Seite der ganzen Fänge nach mit meh: reren Reihen Noaͤpfchen verfehn find; die Augen ſtehn zwar fehr hervor, find aber mit einer frarfen Haut bedeckt, die fie verdunfelt und ihnen alles < SEIN NE benimmt, Der Wurfipieß« Kalmar *) Le Calmar javelot, Lamark verwechſelte dies Thier mit dem Harpu— nenfalmar, und fahe beide nur für eine Abart. des Pfellkalmars (loligo fagittata) an; er belegte al: fo drei fehe unter einander verſchiedene Kalmars mit- einerlei Namen. Könnte fie irgend etwas einander naͤ— hen, fo wären es die purpurnen Punfte, die. diefer hier Hat. Seine Geftalt, und die Bildung feiner zwei geben Doggen; Windhunde geben Windhunde u. ſ. w. Lange zuvor, che das Weibchen wirft, willen wir fchbon , was fie uns bringen wird, und theilen diefe ſaͤmmtlichen Thiere in eben fo viele Gattungen. Warum wollen wir denn jene- Gattungen, bie fern von unfern Blicken entſtanden, nicht fo benen: nen? — Sie können fich vielleicht verändern, aber dies gefchieht dann nicht nach den Gefegen des Men: ſchen, fondern nad) maͤchtigeren nach den Geſetzen der Zeit, die allein alles verändert. Sie fchafft und verwandelt die Umftände und TQTemperaturen. Durch fie allein erhalten die lebenden Wefen neue Einflüffe nnd Modifikationen eines andern Klima’s; ja, einige Gattungen hören fogar auf, fich wieder hervorzudringen. *) Seba, Tafel IV. Fig. 4. = — — Tafel LXXVII. Fig. 2. € 45 langen Arme, entfernt ihn aber eben fo fehr, als er ſich fonft etwa der vorigen Gattung (dem Harpunenz falmar). nähert, doch ift wieder die Scheide von jenem — wie ſchon bemerkt worden, — nicht punftict. Der WBurffpiesfalmar ift auch etwas länglicher, und in der . Mitte feines Körpers dünner, Ungeachtet er aber län: ger ift, find doch fein Kopf und feine Arme Dinner, und feine Mugen Eleiner; in allem Vebrigen fommt Diefe, Gattung der vorigen unendli nahe, beide haben auch an den furzen Armen nur zwei Reihen Noͤpfchen, auf den längern find fie aber ohne alle Drdnung zerſtreut. Im Zuitande der Ausdehnung ihrer Arme find beide Thiere ungefähr einen Fuß lang. Die Oehrchen an den Flügeln des Wurffpiesfalmars find größer, als die bei den eben befhriebenen Gattungen; auch entfernen jie fic) ein wenig vom Körper, Das Aufſuchen der Benennung ift eine. der undanks barſten Arbeiten des Naturforfchers, und doch kann nur Dadurch Das Choos geordnet werden, morin die ältern Schriftſteller Die Naturgefchichte gelaffen haben. Die Dintenffhe, Kalmars und Polypen waren ganz vor: züglich in Unordnung geblieben. Nur erft durch Fa: marfs Bemühungen ift einige Klarheit über fie verbrei— tet. . Sein Memoire muß ihm fehr viele Nachforfehun: ‚gen gefoftet haben, Oft ift er mein Führer, Bemer— fe ich auch mwirflich dann und warn etwas, das ihn entgangen ift, fo kommt es daher, daß er vor mit ſchrieb, und ich alfo feine Entdeefungen nuͤtzen Fonnte. \ Gerade fo ift e8 mit Bruguiere, der auf der fies benundfiebzigften Täfel der Encyelopädie Seba’s beide Kalmars mit einander verwechfelt. Diefer fleifige- Mann wurde ung zu früh entriffen. Aller Wahrſchein— lichfeit nach werden wir für immer bedauern mäffen, daß wir feine Manuffripte von ihm haben. Sicher wüßten wir fonft den Grund, warum er von den vielen zeichnungen dieſes Mollusfs gerade jene zwei vorzog, / 406 um dadurch das Urbild und den Karakter der Gattungen darzuftellen. Er würde uns enträthfelt Haben, weshalb er Rondelets und Aldrovandi’s Kalmars in einem Werke, das do alle befannie Gattungen umfaſſen, und ıhre Bera ſchiedenheiten darftellen follte, nicht Fopiren ließ; viele leicht hätten wir auch erfahren, daß er diefe beiden Gats tungen wirklich unterfchieden hat. Aber wie gefagt, der Tod entriß diefen würdigen Gelchrten feiner Familie, feiz nen Freunden und der Wiffenfbaft zu früh. -Er hat nur wenig geſchrieben, aber die Naturgefchichte verdanft ihm viel, denn er theilte fi fehr gern mit, und feine Anfich- ten der Dinge blieben denen, die ihn gehört hatten, im Andenken und wurden von ihnen gefammelt, Erklärung der funfzehnten Supfertafel. Fig. rund 2. Der Wurffpieß: Kalmar, von vorne und. von der Rüdfeite angefehn, ganz mit Purpurflecfen ges tigert; feine Arme find kuͤrzer, feine fleinen Zügel ein wenig höher, die Mugen viel Fleiner, und feine Bils dung im Ganzen ift fehlanfer, als die des Harpunen> Kalmars. | i Der Wurfpfeils Kalmar *) Le Calmar Dard. Auch diefe Gattung der Kalmars hat Lamark mit der folgenden verwechfelt. Zum Bemeife führe ih bloß dag an, was er von den Armen diefes Thiers **) fagt: „Die acht Eurzen Arme rollen fih auf, wie Skorpionenſchwaͤn— *) „Loligo parva,“ Rondelet, Pifces. 508 et p. 370. der franz. Ausg. — „Loligo minor Ron- deletii,“ Aldrov. de Moll, P. 172. — Gesner, Aquat, p. 58I. — Ionfton, Hift.an. deexfang Taf. . Fig. 5. — Ruyfch, Theat. exfang Taf. I. Fig. 5. — Sepia media. Linn. — Bruguiere, Encyclop, Taf. LXXVI. $ig. 9; — Corniche des bayonnais, Le petit calmar, le petit Cornet des francais, **) Lamark, ubi ſupra. ae | 47 ze.“ Mondelet aber und Aldrovondi, Gegner, Yons fton, Ruyſch und Bruguiere bilden es ſaͤmmtlich mit auss gedehnten Armen ab. Bruguiere hat fie fogar auffallend fpiß dargeftellt. Ich liefre hier einen Wurfpfeil: Kalmar, der nach der Natur gezeichnet ift; man vergleiche ihn mit dem folgenden, den famarf „le calmar fubul&’ nanns te, und man wird auch außer der Lage feiner Arme mehs rere fehr merfliche Verſchiedenheiten zwifchen beiden ger wahr werden. 3. E. in Rüdficht des Orts, mo die Fluͤ— gel am Körper feft figen, fo wie in Betreff ihrer Geſtalt und ihrer Breite. Dies Mollust wird nicht mehr als ſechs Zoll lang, oft aber trifft man eg viel Eleiner an. Es hat, wie der gemeine Kalmar, zehn Arme oben am Kopfe, deren acht fürzere, wenn fie völlig ausgeſtreckt find, dreieckig erfcheis nen, und fich fharf zugefpigt endigen. Sie find mit zwei Reihen Fleiner, aber fehr hoch hervorftehender Näpfchen verfehen. Der Stamu der beiden langen Arme ift glatt, rund, ziemlich Furz, und endigt fich mit einer Eleinen Reus le, deren Naͤpfchen (Becherchen, Schröpfföpfe) dicker ‚find, als die der übrigen Arme; die Lippen des Mundes zertheilen ficd in umgefehrte Gehenke (Zeftons) und. gleis en in Rucficht ihrer runden Form einem kleinen Korbe, Der Kopf ift nicht fo did, als der Körper. Die Augen fiehn zwar heroor, aber fie machen doch nicht den größes ten Theil des Kopfs aus. Die Scherde ift länglich und - nach vorne zu ausgefchnitten. Sie endigt fich zugleich mit dem Körper des Thiers in einer Spige, Die Farbe ders felben ift grau, purpurn und blau gefprenfelt. Kopf, Körper und Flügel find purpurfarbig getüpfelt. Die Zlüs gel find faft Hersförmig gebildet. Ganz unten am Körper Fommen fie wieder zufammen und bededfen ſich. Bei ih⸗ rem Entftehen haben. fie aber nicht etwa ein Oehrchen, ſondern gehn, wie beim gemeinen Kalmar, weiter nach dem Kopf hinauf, und runden ſich auf den Seiten voll— 43 | kommen ad. Auf dem Bilde in der Encyklopädie ift der Schwanz oder der untere Theil des Körpers viel zu fang. Da ich mehrere Kalmars diefer Art zu meiner Diss pofition hatte, fo habe ich den einen mit feinen innern Theilen vorgeftellt; die fiebzehnte Tafel ftelit ein Weib— chen vor, deffen Scheide vorne ihrer ganzen Länge nad aufgefhnitten iſt. Oben ift fie nicht, wie die des Dintens fifehes, mit zwei rundlichen Bruftwarzen verfehn; wohl aber ebenfalls vorne am Trichter _befeftigt, und- zu dem Ende mit zwei länglichen Häfchen (Agraftes) verfehen, die in zwei ebenfalls auf diefem Trichter befindlichen Salzen (Fugen) CCoulifles) eingreifen. Unter der Haut find die beiden Salje fnorpelig; auch kann man fie ablöfen , wie. ich Fig: 2. unferer Kupfertafel gethan habe. Diefe Figur ftellt nämlich den Fnorpeligen Faiz (oder die Zange) des gemeinen Kalmars vor. Fig. 3. ift das fleiſchige Haͤkchen des innern Randes der Scheide, welches ſich beim gemeis nen Kalmar mitten in die Deffnung des Knorpels, wie eine Fanzenfpige, einfegt. Durch diefe Form wird zwar der namliche Zweck erreicht, fie weicht aber doc) von der des Idurfpfeils Kalmars ab. In den Eleinften‘, fo wie in den größten Dingen mag die Natur gern die gleichen Zwecke auf mehrerlei Art erreichen; fie vermannigfaltigt. daher ihre Kormen im Innern des Körpers der belebten Weſen, jo wie im Aeußern. Die beiden ftarfen fäulen: artigen Musfeln, welde die, wie Salzfäffer ausgehöhlten, Brufiwarzen des Dintenfifches emporhielten und fpıelen " tießen, finden wir bier wieder; ftatt daß fie dort aber bloge Musfeln zufammen preffen, druͤcken und bewegen fie hier Knorpel, die unter der Dberflähe des Trichters mit ihren Forvefpondirenden Muskeln verfchloffen find. So jinden wir auch das offene Ende des Maftdarms (in- teſtinum rectum) wieder, dag fich gegen die Mitte des Körpers Hin öffnet, Auch find die Kiemen viel länger als beim Dintenfiſche. Ihre Gefäße und Blaͤtterchen find auf die gleiche Weife eingerichtet. Der Eierſtock hingegen wir | if er 49 ift fehr lang. Er befteht aus zwei Lappen, die oben von einander abgefondert find; die Fleine Dintenblafe befindet ſich Hinter ihm und iſt gegen die Mitte des Körpers vers ſteckt. Die hörnerne, auf den Seiten fehr dünne und ſchneidende Nücfenplatte iſt in ihrer Mitte ftärfer, denn ſie beſitzt dafeldft eigen farfen diefen Faden, der fich ihrer ganzen Fänge nach fortfeßt; fie endigt ſich nach beiden Seiten hin in eine Spige, R Groß wird diefer Kalmar nie. Man trifft ihn im größten Ueberfluſſe an den Hüften des mittelländifchen und _ atlantifhen Meeres an. Er.lebt dafeldft in fehr großen Haufen, und man. fann ihrer einige Taufend zugleich fans gen. Gie werden gegeflen. Es fcheint fogar, daß ihre. Sleifb manchem dortigen Küftenbewohner recht wohl ſchmeckt, denn an manden Drten iverden Aa haͤu⸗ fig genoſſen. Erklaͤrung der ſechzehnten und ſiebzehnten Kubfertafel. Die ſechzehnte Tafel ſtellt in der erſten und zweiten Figur den Wurfpfeil-Kalmar in zwei verſchiedenen Anſichten dar. Die erſte Figur namlich von vorne; die zweite zeigt das Getüpfelte und die gefärbten Flecken feines Ruͤckens. Seine acht furzen Arme find ſpitzig Zwi⸗ fhen diefen beiden Abbildungen des gleichen Indivi⸗— duums iſt die hörnerne Ruͤckenplatte defjelben mitten ‚ inne gezeichnet. Sie ift dünne und Auferft zart, alfo zerbrechlich und durch Hülfe eines Randes in der Mitte wie Die andere ausgehöhlt icarenee). Ihre beiden Enz den aber find faft gleich ſpitz. Das eine unterfcheidet fi darin von dem gleichen Theile des gemeinen und Pfeilkalmars, dag es fich nicht in eine ftumpfe Spige endet. Das Thier bleibt beftändig Klein, Naturgeſch. 2. Th. D 50 Siebzehnte Tafel 34 1. Der weibliche Wurfpfeil: Kalmar in feiner natuͤr— lichen Größe, ferner ganzen Fänge nad aufgefchnitten. Der Trichter, oder die Verlängerung des gemeinfcafts fiben und ausführenden Kanals zeigt zwei lange Kruͤm, mungen. Sie find fnorpelig und elaſtiſch, wie Schaf: ſcheren; fie faffen und drücen die beiden fleifchigen und länglicben Hervorragungen, die man auf den Raͤu⸗ dern der Scheide bemerft. Die Kiemen, die Palmen— blättern ähnlıc) fehen, find viel länger alg die der Din- tenfifcbe; jene find dagegen dicker und rundlicher; die Mündung des Maftdarms öffnet ſich zwiſchen beiden, und zeigt fi über dem Mutis ‚oder druͤſenartigen Körper, den wir bei der Zergliederung des Dintenfis ſches für dag Analogon der Peber hielten. Zwei ans dere Deffnungen oder Nebenroͤhren erſtrecken fich neben der des Maftdarms hin. Ein großer in der Mitte halb Durch getheilter Eierſtock unterſcheidet das Weibchen des. Kalmarsdurchaus von dem Meibehen des Dintenfifches. Der Eierſtock flieht Taufende von Eiern in fi, die alle ſehr ſchtbar unter der Haut, die den Gierftod ums ſchließt, hetvorblicken, und ſo groß wie Mohnförnee ſind. Die Roͤhre des Trichters oder der gemeinſchaft— liche ausfuͤhrende Kanal iſt mit einer Kapſel, die zwei Lappen hat, verſehen. Fig. 2 und 3. Bir haben gefunden, daß die Scheide oder der Mantel des Dintenfifcbes fih durch hervorſte— hende und wie Salzfäffer ausgehöhlte Bruftwarzen hers metiſch an den Trichter anſchloß: bei den Kalmars ber feftigt fie fi zwar ebenfalls daran, aber auf eine an— dre Art. Zwei Warzen nämlich, die meiſtens herzfoͤr— migs oder laͤnglich ſind, beſetzen den Rand des Mantels, und inſeriren fih auf dem Trichter in knorpelige Sche: ren oder Zangen. Die zweite Figur ftellt diefe Fnorps lıgen Zangen vor, die von der äußeren Haut des gemei— | 4 51 nen Kalmars abgeloͤſet ſind; die dritte Figur iſt die Bruſtwarze oder fleiſchige, herzfoͤrmige Befeſtigung, ‚die ſich bei dem gleichen Kalmar dort inferirt. Der Kalmar mit zufammengerollten Armen *) le Calmar contourn& Dies &hier ift noch Fleiner als das vorhergehende, denn es ift Faum vier Zoll lang; feine ganz eigenthünmliche Geftalt, vorzüglih in Rüdficht der Arme, der Augen und Fluͤgel machen eine eigenthuͤmliche Gattung daraus, und ſondern es, von allen uͤbrigen Kalmars ab. Von den zehn Armen, die den Kopf des Thiers bewaffnen, rollen ſich ihrer acht bis zur Baſis Derfelben fpiralförmig auf ſich ſelbſt auf. Sie find mit Schroͤpfkoͤpfen oder kugelartigen Naͤpfchen beſetzt, die an ihrer innern Seite hervorkom— men. Die Staͤmme der beiden laͤngern endigen ſich nicht in Keulen, ſondern in eine mit Raͤpfchen bewaffnete Ver— laͤngerung; auch ſie rollen ſich, wie die acht kuͤrzeren Ar— me um ſich ſelbſt auf. Alle dieſe Arme find rundlich und haben Feine Aushöhlung noch eine fehneidende Seite: Der Kopf ift rund wie eine Wurft, und breiter als der. Körper; ein paar merflich hervorſtehende Augen begrän: zen den Kopf auf beiden Seiten. Die Scheide ift ſehr dick. Der laͤngliche und in der Mitte dickere Koͤrper en— digt ſich in eine ſehr feine Spitze Seine Haut iſt weiß, olivenfarbig ſchattirt, und ſchiuert an einigen Stellen vo: ſenfarbig, unterm Bauche beſonders fleiſchfarbig Helle Purpurflecken, die auf dem Ruͤcken breiter und dunkler werden, zieren das Thier mit ſchoͤnen und angenehm ing Auge fallenden Flecken. Die Fluͤgel entftehen in der Mits te des Körpers, und laſſen einen breiteren Raum zwiſchen *) calmar ſubulé, ſubulata, ubi ſfupra —— Loligo alis anguſtis caudae fubularae adnatis; lamina dor- BAU: trinerviutrinque (ubacuta, “ Ibiden D 2 5% N fib, als fonft gewöhnlich bei den Kalmars der Fall zu ſeyn pflegt; da wo fie vom Leibe abgehn, befindet fich eine - Art von Oehrchen. Sie find nur ſchmal, bilden einen ſehr kurzen, faft rechten Winfel, und verlieren fih in einem zweiten auferit fpigen Winfel am unteren Zheile des fehr länglichen Körpers. Diefe ganz eigenthümliche Geſtalt hatte Feiner von allen den Kalmars, die bisher bes fhrieben worden find. Seine börnerne Platte ift Flein, ſchmal und wird ihrer ganzen Fänge nach in der Mitte durch einen dickeren hörnernen Kaden zufammen gehalten, etwa wie der Bart einer Feder durch ihren Kiel zuſam— men. gehalten wırd. Sie ıft an den Geiten fehneidend und auf beiden Enden fpitig. Lamark erlaubte mir dies ſes Mollusk aus feiner fehönen und lehrreihen Sanıms lung zu zeichnen. Da er allein darauf bedadt.ift, die Miffenfchaft zu befördern, fo ift er voll Güte für die, die fie kultiviren, und von jeder niedrigen Eiferſucht, fo wie vom Egoismus gleich weit entfernt. Er theilt feinen Zög: fingen feine langjährigen Erfahrungen mit, und nimmt mit Vergnügen neue Thatfachen an, mit welchen fie — durch feinen Unterricht gebildet — Die RS RER | bereichern. Aus welchem Meere diejer kleine Kalmar kommt, | weiß man nicht. | Erflarung der achtzehnten Kupfertafel. Figur 1 und 2. Der ri Kalmar in ſeiner natuͤr⸗ lichen Groͤße gezeichnet, von vorne und hinten angeſe⸗ hen. Sein breiter und auseinander gedehnter Kopf iſt mit aufgerollten und um ſich ſelbſt gewundenen Armen verſehen; die Fluͤgelchen ſind ſchmal, und der untere Theil des Koͤrpers ſehr laͤnglich. Sig. 3. ſtellt die hoͤrnere Ruͤckenplatte des gleichen Mol— lusks vor; ſie iſt, wie die des Burfpfeil; — auf beiden Enden ſpitzig. 53 Der Weltmeer-Kalmar *) Le Calmar pelagien. | Diefer Kalmar tft eins jener! neuen Wefen, mit wel: ben Fühne Reifende die uns befannte Zahl der Thiere vermehrt haben. Boſc, der in Amerifa umhergereift war, machte ihn befannt: wir verdanfen ihm acht Bände in Duodez, worin er das Namenverzeihniß der Mollusfen herausgab, und zugleich Diejenigen hinzufügte, die feine eignen Beobachtungen ihn Fennen gelehrt hatten. Er fand das Thier in dem Magen eines Goldkarpfens (Doraz da), der von der Mannſchaft eines Schiffes, worauf ee ſich befand, gefangen wurde. | Wir wiſſen, daß er wie Linne’ alle federhäutige Mole lusfen unter der Benennung Dintenfifch (Seche) zufams menwarf, und Lamarks drei Nötheilungen nicht annehmen wollte: ich denfe aber, die längliche Form des Thiers und feine Aehnlichkeit mit den Kalmars find hinreichende Grüna de e8 zu diefer Gattung zu zählen. - Der Weltmeer: Kalmar iſt — fo wie Bofe ihn wer nigftens angetroffen hat — faum drei Zoll lang; acht fleine fehr laͤngliche und fehr fpige Arme, die mit zwei Reihen (Saug-) Naͤpfchen bewaffnet find, verbreiten ſich um den ſehr bervorfichenden Mund, der fich über ihre Baſis erhebt, herum; zwei längere Arme, deren Stamm tenigftens fo lang ift, als der ganze Körper, ftehn in ihrer Mitte. Der Stamm iſt rundlich und hat an feiner Epipe feine Keulen, fondern eine bloße Anſchwellung mit einigen Naͤpfchen, Die in zwei Reiben auf demjelben ver- theilt find, gerade wie es bei den acht Furzen Armen der Salt iſt. Der Kopf diefes Kalmars ift dick, und in die Scheide eingefenft. Seine beiden Augen ftehen nicht etwa auf der Seite oder hinterwaͤrts, fondern auf der vorderen Geite des Kopfs, faft unter den Armen. Die Scheide ift *) „Seche pelagienne oder pelargique, Sepio pels- . giea. L. A. G. Boſe. Hift, nar. des Vers, P+ 46. Tafel i. Sig. ı und 2. Tom. I, Bon Pelagus, wie die Alten das weite Meer nannten, 54 an ihrem oberen Rande ohne alle Feſtons oder Einſchnitte, voͤllig einfach, und der ziemlich laͤngliche Koͤrper iſt in ſeiner Mitte nicht dicker; kurz ſeine Geſtalt bezeichnet einen Kalmar: Die Fluͤgel befinden ſich faſt ganz unten am Körper; fie fangen mit einem Dehrchen an, und bil⸗ den, wie die des gemeinen Kalmarg, ein verſchobenes Viereck oder einen vollfommienen Rhombus. Der Körs per ift weißlih, blaß: gelb⸗ roth und blau mit Purpur, punkten gerüpfelt, vorzüglich auf dem Rüden, wo die Punkte ſehr dicht find. Auf dem Bauche fieht man neuns zehn weiße, runde, fommetrifch geordnete Flecke, zwis ſchen welchen ſich jene Yurpurpunfte ebenfalis befinden. Die Rücdenplatte ift fo dünn, daß fie dem Auge des Bes pbachters entſchluͤpft ift. Dies Fleine Mollusk ſcheint im hohen Meere, beſon⸗ ders unter der Breite der Wendekreiſe, ſehr gemein zu ſeyn. Selten toͤdtet man dort große Fiſche, die nicht ei— nige von dieſen Kalmars in ihrem Magen hatten. Die Goldkarpfen (Doraden), Seewoͤlfe (Klippfiſche) und Hay⸗ fiſche ſtellen ihnen unaufhoͤrlich nach. Dieſe kleinen Kal— mars und die fliegenden Fiſche ſind die ——— jener Raubfiſche. Erklaͤrung der a Supfertafel. Der Weltmeer: Kalmar. Er ift von feinen beiden Seiten dargeftellt. Sein fehe langer Schnabel geht aus der Mitte feiner zehn Arme zwifchen den Lippen hervor. Er ift hier in feiner na tuͤrlichen Größe gezeichnet. Hr 53 Der zerftückelte ögeafiepense NONE, Kalmar * Wir finden in allen Geſchlechtern einzelne A die unfrer Bemühungen, alle Individuen dureh beftimmte Raraftere ordnen zu wollen, fpotten. Go zeigt ung der zerftückelte Ralmar — der gleihfam an der Gänze Dies fes Geſchlechts ſteht — einige Kormen, die den Kalmars zufommen, und andere, die ihn von denſelben ausſchlie— fen. Sein ſehr länglicher Körper 3. E. und die ſchmalen Flügel am unteren Theile feines Körpers fegen ihn unter die Kalmars, durch feinen Kopf aber, der, wie der Kopf der Dolypen, nur mit acht Armen bewaffnet ift, unters ſcheidet er fich von ihnen. Doch erinnern die zwei viel laͤngeren Arme wieder an die Arme der Dintenfiſche und Kalmars, die mit Keulen verſehen find. Wie gefagt, un: ter allen Geſchlechtern finden fich einige Gattungen, wel⸗ che fi nur gewaltfam neben den übrigen ordnen laſſen; gewöhnlich find dag diejenigen, die ung ohne Sprung zu den naͤchſten Geſchlechtern überleiten. Oft fogar ſtehn ſie mit zwei bis drei verſchiedenen Geſchlechtern in der genauſten Berbindung; ſollte man eine Stufenleiter der Weſen verfertigen, ſo wuͤrde man nicht etiva verlegen ſeyn dürfen, ob man die Stufen mit unmerklichen Abs "wechfelungen an einander fügen koͤnne, fondern oft viels mehr, welches von den vielen dazu Dem Ind ivi⸗ duen man waͤhlen ſolle. Der Kalmar, von dem mir a. und den bloß erſt Molina beſchrieben hat, iſt ſechs Zoll lang und wird kaum einen Zoll dick, wodurch er denn alſo eine ſehr ſchlanke Form erhaͤlt; er iſt folglich der ſchlankſte von allen bisher erwähnten Seine Farbe iſt braun. Ver— hält dag Thier ſich ruhig, fo gleicht es einem kleinen abs gebrochenen Baumzweige; die Scheide iſt zwar völlig aus *) „Sepia hexapodia, Molina, Hift, nat, du Chili, Sepia corpore caudato fegmentato..— S£- che à fix bras. Sepia hexapus,“ Boſe, tom, I. p. 47: — Sepia hexapus. Linn. : 56 einem Stüde, hat aber den ganzen Körper entlang vier oder fünf freieförmige und flache Eindrücke, die das Thier in fünf bis ſechs Segmente oder Abſchnitte theilen. Zwei fange und ſchmale Fluͤgelchen begraͤnzen ſein unteres En⸗ de; ſie gehn diagonal und faſt gaͤnzlich auf den Seiten vom Koͤrper ab Gingen ſie bis oben an die Scheide hin⸗ auf, ſo wuͤrden ſie die groͤßte Aehnlichkeit mit der haͤuti⸗ gen Beſetzung des Sacks vom Dintenfiſche haben De Augen find flein Der abgerundete Kop’ ft dicker als der Körper; fechs Furze und zwei tängere Arme ragen über ihn hervor. Die Furzen Arme find aber länger. als Die gleichen des Dintenfifchee und des Kalmars. Gewoͤhn⸗ Ih faltet das Thier fie über feinen Kopf zufammen; ftrecft es fie aug, um feıne Beute zu fuchen, fo verbreis ten fie fich wie dünne und lange Wurzeln. Sie find mit. Schröpfföpfen oder Näpfchen verfehn, die aber fo Flein find, daß man fie mit bloßen Augen kaum bemerfen fann. Die Stämme der beiden längern zeigen an ihrer Spige feine in die Augen fallende Keule. Greift man dieſen Kalmar mit den Haͤnden an, ſo bringt er eine merkliche Erſtarrung hervor, fie iſt aber durchaus nicht ſchmerz— haft und hoͤrt bald wieder auf. Das Thier enthaͤlt eine ſchwarze Feuchtigkeit, die wie Tuſch faͤrbt, und ſehr wohl zum Schreiben gebraucht werden koͤnnte. | | Der Zufall hat mich in Rüdfiht der Befchreibung diefes Mollusks fehr begünftigt; ich fand nämlich in Pas ris unter einer-Menge von Kupferftihen und Zeichnuns gen, die ein gewiffer Kupferftichhändler zu verfaufen hats te, eine beträchtlibe Menge Driginalzeichnungen von Peruvianifhen Pflanzen, Jyſekten und Mollusten, die ein vortrefliher Raturforſcher gemacht haben muß, und die ich dem fleißigen Dombey zuſchreibe. (Er ſtarb nach⸗ dem er von ſeinen weiten Reiſen zuruͤckgekommen war, ehe er feinen Ruhm durch irgend ein Werk, das er ſicher für die Nachwelt gefchrieben hätte, gründen fonnte.) Ich tiefere hier aus ihnen die Zeichnung des zerftüdelten 57 (gegliederten) Kalmars, und bin überzeugt, dag ſich mehr als ein Naturforſcher mit mir darkber freuen wird. Ich habe fie um die Hälfte verfürzt,, denn mein Driginal ſtellt das Thier in feiner naturlichen Größe dar. Um die Zeichz nungen nicht zu ſehr zu haufen, ließ ich bloß die Vorders und Rückjeite mit ausgebreiteten Armen ftechen. Der Driginalzeicäner hat das Thier auf einer Tafel im Zu: ftande der Ruhe, und auf einer andern im Zuftande der Bewegung dargeftellt. Die Korm der NRückenplatte hat er aber Doch zu zeichnen vergeffen. Da nun Molina auch nicht davon fpricht, fo müffen wir unfer Urtheil dar— über fo lange ausfegen, bis irgend ein Keifender ung noch beſtimmtere Nachtichten über dies fo fehr fonderbare Mols lusk geben wird, das leicht einmal, wenn ſich anders noch neue Sattungen daran anſchließen follten, an der Spige eines befondern Geſchlechts zu ftchn Fommen koͤnnte. Es ſcheint fait, daß man dies Thier bisher bloß erft im Mees ‚re von EHili gefunden habe. Bis jest Fennen wir auch unter alien Dintenfifchen, Falmau und Polypen Fein We, fen, das ihm gliche. Erflärung der zwanzigſten Kupfertafel. Der zerftücelte (gegliederte) (tronconne) Kalmar mit acht Armen, wovon zwei länger find, als die übrigen, von feinen beiden Seiten dargeſtellt. Molina nannte ihn zwar „Dintenfiſch mit ſechs Fußen“ Sepia hexapus; aus dem Artikel, worin er von dieſem Kalmar redet, ſieht man aber wohl, daß er ihm, außer jenen ſechs Armen, noch zwei andere laͤngere zuſchreibdt. Unlaͤugbar find dieſe Arme mit Naͤpfchen oder Schroͤpfkoͤpfen bewaffnet; ſie ſind jedoch ſo aͤußerſt klein, daß man ſie ſelbſt durchs Vergroͤße⸗ rungsglas nicht erkennt. Nimmt man an, daß der zerſtuͤckelte Kalmar dieſe zwei laͤngeren Arme ebenfalls beſitze, ſo ſiimmt Molina's Text vollkommen mit der 58 Zeichnung uberein, die der Zufall mir in die Hände warf, und die ih hier Fopire. Sollte der Zeichner noch leben, fo denke ich, er wird nicht boͤſe darüber ſeyn; und ift er todt — nunfo habe ich durch ihre Be- Fanntmachung feine Abfichten befördert und einige Blu— men auf fein Grab aeftreut. Der Meß: Kalmar *), Le calmar rericule, Dies federhäutige Mollusk ift eins der allerfonder: barften und außerordentlichften der ganzen Gattung; denn fein ganzer Körper ift, außer in der Scheide (oder Sack) noch in einer Art von Haut oder leichten durch— fihtigen lieberzug, dev alle Farben ſchillert, eingefchlof: fen, und wie in einem Netze eingewidelt, Molina bes fhreibt uns diefen Kalmar in feinem „Verſuch einer Naturgeſchichte von Chili“, nur hat er unglüclicher: weiſe feine Kupfer dazu geliefert, und das Thier nach dem Pinnefchen Spftem mit den Dintenfifchen in eine Klaffe geworfen. Auf einer Reife nah dem Golfe Trifte (einem Theil des Meers bei Amerifa jenfeits . der Antillen), die ich aus Noth mit den Slibüftierd ma— chen mußte, habe ich dieſen Kalmar feldft zu Gefichte befommien. Ich fah aber nur ein einziges Individuum; und auch Dies mußte noch jung feyn, denn ftatt eins. hundert und funfzig Pfund, mie bie Fleinjten diefer Thiere, die man an den Küften von Chili fängt, wiegen, wog diefer kaum dreißig Pfund. Er war drei und einen halben Fuß lang, und Hatte fi mit feinen Schroͤpf— koͤpfen (NRaͤpfchen) an ein, Stüd gefalzenes Fleiſch ans *) „Sepia tunicata. Molina, Hift. nat. du Chili; franzöf. Keberſ. von Gruvel. ©. 173. Sepia cor- pere prorfus vaginante, cauda slata — Sepia tunicata. Linn. corpore toto tunicae nigrae pellucidae inclufo, pofterius alis duabus femicinularibus. — Söche noire, [e- . .pia nigra“ - Bolc, Tom. I, p. 47. % © a 59 geflammert, das ich an einem ftarfen eifernen Hafen ‚in der Hoffnung befeftigt und uber Bord geworfen hatte, einen Hayfiſch, der une von Martinique her gefolgt war, damit zu fangen. Mein Kalmar ließ, ſelbſt da ih ihn empor zog, feinen Raub nit fahren. Ich brachte ihn alfo damit bis aufs Verdeck, wo ihm die Flibüftiers wegen feiner fhwarzen Farbe und‘ fonderz baren Geftalt den Namen „Meerteufel” gaben, Kaum fing ib an, ihn näher zu unterfuchen, fo ver— folgte uns eine fpanifche Kuͤſtenwache; anſtatt Natur— gefenichte zu treiben, mußte ih nun zu den Waffen greifen und Fechten. Das Gefecht wurde blutig, und mein. Kalmar in dem Tumult ins Weffer geworfen. Nachher Habe ich nie wieder einen von diefer Gattung zu fehn befommen Wenn ich och Molina lefe, * ſehe ich klar, mit welcher Muhrheit er beobachtete. Ich werde daher, indem ich hier die Zeichnung dieſes Kalmars liefere, feine Beſchreibung nuͤtzen. Nach dem, was er ſagt, muß dies Thier in den Meeren von Chili eine unge— heure Größe erlangen. Ja, es ſcheint faſt, als ob ſich ſehr ſelten kleine finden, und daß die, die man dort faͤngt, immer ungefaͤhr einhundert und funfzig Pfund wiegen. Es giebt ihrer noch weit groͤßere. Molina ſagt zwar, die dortigen Schiffer machten dieſe Thiere groͤßer und ſtaͤrker, als ſie wirklich ſeyen; es iſt aber ſehr denkbar, daß ihre Erzaͤhlungen wahr ſind, und daß dieſe Gattung vom Kalmar in dem Meere bei Amerifa ungefähr eben folche ungeheure Thiere werden, als die Polypen des Nordmeers find. Der Nepfalmar hat übrigens zehn Arme, wovon die acht Fürzern mit zwei Reihen Räpfchen bewaffnet find. Der abgerundete Stamın der beiden längeren ift kurz, und beide endigen fi in eine fchmale Keule, die auf ihrer platten Seite mit Schröpfföpfen verfehen iſt. Der Kopf ift laͤnglich, und der Schnabel ragt fehr herz 60 por. Die Augen ftehn auf den Eeiten, treten wenig Heraus, find aber breit, und befinden fid oben auf dem Kopfe. Die Sheide hat eine dunkle und ſchwarze Farbe, und ift wie die der übrigen Kalmars gebildet. Eine ſehr merkwuͤrdige Eigenthümfichfeit diefer Gat— tung ıft, daß der obere Rand der Scheide ſich nah vorne zu, mie eine blafenartige, durchfichtige und duch Faſern achaltene Haut ausdehnt, Die Kafern durchfreuzen fih ungefähr wie die Fäden eines Spinn> gewebes. Die erwähnte Haut wird nach vorne zu die und bauchig, dehnt fih dann nach Hinten zu, wie eine Melone oder Laterne, und febließt fih vor dem Schwanze des Kalmars zufammen. Der länglide Körper des Thiers endigt fih in eine Spige, an deren Bafis ſich zwei wie ein Halbkreis geformte Fluͤgel befinden, die fo wie die des Dintenfiſch-Kalmars eingerichtet find, Die Küftenbewohner von Chili haften ihn fehr hoch, und finden fein Fleiſch fo vortrefflih, daß fie es als feeerbiffen genießen. Ich habe aber auf den Märften in den Antillen nie ein folches Thier gefunden. Diefer fehr fonderbare Kalmar, deflen Körper in einer Art von Laterne eingefchlofen ift, ſcheint viel Hehnlichfeit mit einem andern Seethiere zu haben, wovon Amdrofinus ung in der Erganzung des Aldros vandi eine ſchlechte Zeichnung zurüdgelafien hat. Als dDrovandi, diefer unermüdete Compilator, harte namlich den Ungeheueen den ganzen legten Band feines großen Werks gewidmet, und Ambrofinus feste zufegt noch das hinzu, wovon er glaubte, es fen dem Aldrovandi entwifcht. Hier findet man nun unter dem Namen: „piscis reticulatus“ % das Bild eines, Fifhes, der ebenfall8 von der Natur in eine Art von. Neg (grade wie der Kalmar von Ehili) eingeſchloſſen iſt. *) Paralipomena. Hift, an, p.95 u. 96 am Ende des Bandes vom Aldrovandi, der von den Ungeheuern handelt, 61 Es heißt dafelbft, daß die Zeihnung nach einer andern. im öffentlichen Mufäo von Bologna befindlichen kopirt fey. Diefer Fiſch, heißt es, wurde an den Run der Snfel Elba gefangen, und ald ein ganz außeror— dentliches und höchft wunderbares Ding, dem franz zöfifchen Bringen, ERS, Großherzog von Toskana, uͤberreicht. Etwas muß man hierbei natuͤrlich auf die Art, wie die damaligen Mahler zeichneten, rechnen. Sie hielten fih nämlich nicht firenge an die Kormen, Die die Naturgefchichte eigentlih darreichte. Ein Kalmar war für fie ein Fifh. Als einem Fifche mußten fie ihm alfo einen Kopf, einen Schwanz und Floßfedern geben. Diefer Mißgriff wurde durch Die abgerundeten Flügel an der Bafıs des Körpers von unſerm Kalmar noch bez fördert; denn der Mahler machte aus ihnen feine Schwanzfloßfedern. Nur eins feste ihn fo fehr in Vers legenheit, daß man es deutlich gemahr wird, und das. waren die Arme. Ohne fie zu zählen, machte er lange freisförmige Bartfäden daraus, warf die Augen nad pornen, und verwandelte den Schnabel in eine länge liche Schnauze‘, der er noch Zähne gab. Grade eben fo verändert der Zeichner des Olaus Magnus die Arme der ungeheuren Polppen des Nordmeers in lange kreis— förmige Bartfäden, und ihren Schnabel in einen fbeußlihen Schlund um, und ftelft ihre Augen, die fo groß find wie Tonnen, bald vor, bald Hinterdie Bartfaͤden; fucht das Uebrige des Körpers, das unterm Waſſer verftecht ift, zu errathen, und vergift nie — wie der boloanefifhe Mahler — mit einem Fiſch— fdwanze zu endigen. Es ift unglaublich, wie ſelten auch jest noch die guten Mahler für die Natur— geſchichte find. Man ſollte glauben, ein geſchickter Mahler würde auch treu zeichnen; es ift aber nicht fo. Ihre Meifterftücke in dieſer Hinficht find oft völlig un: kenntlich. Sie bringen ihre Art,die Dinge anzus 62 ſehn mit hinein, wenn ſie anders ſelbſt Meiſter in ver Naturgeſchichte find. J Der Dintenfifdh : Kalmar *), Le Calmar Sepiole, Die Alten haben diefen Kalmar. nit gefanntz oder vielmehr, fie hielten ihn feiner Kleinheit wegen wahrfcheinfich nicht für werth, etwas darüber zu fehreiz ben; denn man kann doch nit annehmen, daß dies kleine Mollusk ſich erſt nah Plinius Zeiten an den Küften des mittelländifchen Meers — wo es jeht davon winmelt — fo ungeheuer vervielfältigt haben follte. Rondelet erwähnte es zuerft und gab ihm den Namen „Dintenfiſchchen“ (Sepiole) um eg von den wirfiichen Dintenfiſchen, mit welchen er es troß feiner Aehnlichfeit mit denjelben, doch nicht veriwecbz ' felt, zu unterſcheiden. Nie wird diefer Heine Kalmar größer, als ein Zoll, und er ift faft fo breit als lang. Rondelet fpricht ihm, indem er ihn mit einem jungen Dintenfiſch vergleiht *9, den Freidenattigen Knochen oder die hörnerne Platte ad. Lamark, deffen Meinung ich fogleich. citiren werde, entdeckte nach feiner ges woͤhnlichen Schurfjichtigfeit, daß das Dintenfifhchen zu den Kalmars gehöre, und er hatte vollfommen recht. *) „Calmar Sepiole, Loligo Sepiola, Lamark, ubi fupra p, 16. — Loligo corpore bafi obtu- fo, alis {ubrotundis, lamina dorfali Ili- neari minutiffima. — Sepiola, Rondeler. Pife, 519 und p. 375. der franz. Edit. — Sepia Rondeletii Aldrov, de Moll, p. 63. — Gesner, Aquat, p. 187. — Ruyfch, Th exlang. Tafel I. ‚Sig. 8. — lonfton, Exlang. Tafel 1. Fig. 8. — Se- pia Sepiola. Lipn. — Bruguiere, Eneyclop. Ta- fel IXXVIR Fig. 3. — Kleiner Blackfiſch oder kleiner Dintenfifch bei den Deutſchen.“ **) „Non quod ex genere fepiarum fit, ſed quod cor- poris forma fepise fi fimstis fit pileiculus, quam vel lo- liginibus, vel polypis.““ Rond, ubilupra, 63 Durch Hülfe eines vorzüglichen Anatomen bewies er, daß das Dintenfiſchchen zwar nur eine fehr Fleine und ſchwache hörnerne Platte enthalte, daß diefe aber doch da fey, und une folglich feinen Zweifel weiter übrig laffe, in welches Geſchlecht wir dies Thierchen ſetzen muͤſſen. Hier ſind Lamarks eigne Worte: „Rondelet ver— ſichert, daß das Dintenfiſchchen in ſeinem Inneren, weder wie die Dintenfiſche einen ſchwammigen Knochen, noch wie die Kalmars eine hoͤrnerne Platte enthalte. Er macht hieraus den Schluß, daß dies Mollusk fo wenig zu dem Gefchlechte der Dintenfifche als der Kal— mars gehöre; daß man es aber auch nicht zu den Po⸗ lypen zählen koͤnne, weil es zehn Arme hat, deren zwei mit Keulen verfehn und länger als Die übrigen find. Ich ſelbſt würde Rondelets a 'gemefen feyn, wenn feine Bemerfung, daß ſich im Inneren der Dinz tenfifchehen Fein fefter Körner ände, gegründet geweſen wäre. Um zu erfahren, was hieran fey, bat ich Gupier einige Mollusfen diefer Gattung aus dem naturhiftoris fben Mufaum zu zergliedern. Das Reſultat 9— ſehr vorſichtigen Unterſuchungen war, daß Rondelet aus irrt habe, wenn er verſichere, Das Dintenfiſchchen habe feinen feften Körper in fih, der dem Anochen der Din: tenfifche oder der Platte der Kalmars ähnlich fen. Cuvier hat mir gezeigt, daß das Dintenfifcheben wirk— lich eine hörnerne Watte enthält, die der Matte der übrigen Kalmars ähnlich ift. Dies Körperchen iſt aber freilih fo zart und klein, daß es Fein Wunder ift, wenn Rondelet e3 nicht bemerfte,’ „Der DintenfifchFalmar oder Zwergkalmar macht die Fleinfte Gattung dieſes Gefchlecbtes aus, Als Kal— mar ift es Außerft merfwürdig, daß die Baſis feines Körpers ſehr ftumpf und faft rund if. Sein Sad if an feinem Rande unverfehrt und auf jeder Seite mit einem Slügel oder runden Sloßfeder, die ziemlich groß 64 ift, und fih unterhalb des Randes inferirt, verfeht Der Knorpel oder die Ruͤckenplatte des Dintenfiſchchens ift ein ſehr Fleiner, fefter, hornertiger, fchwärzlicher, lineirter Körper, der nad) vorne ‚hin ein wenig aus gedehnt ift 9. Der Kopf des Dintenſiſchkalmars ift nicht fo dick wie fein Körper; zehn Arme ſtrecken fih oberhalb der Augen, die nicht fehr hervorftehn, und ein wenig nach hinten gewandt find, hervor. Die Arme find ziemlich kurz, und wie die Arme aller übrigen Kalmars mit zwei Reihen Noͤpfchen beſetzt. Die Stämme der zwei laͤn— geren endigen ſich in kleine und kurze Keulen, deren rundliche Schroͤpfkoͤpfe merklich hervorſtehn. Die Farbe dieſes Kalmars faͤllt durchaus in Hellpurpur, wird auf dem Bauche weiß, und auf dem Ruͤcken viel dunkler, ja ſelbſt ſchiefergrau, mit kleinen ſchwarzen Punkten gefleckt. Die Fluͤgel, die wie ein Halbkreis abgerundet ſind, unterſcheiden ſich durch ihre Stellung von dem Rande (Umſchlage) der Dintenfifche und von den Fluͤ— geln der Kalmars, denn fie endigen fich nicht mit dem Schwanze in eine Spitze, weil der Dintenfiſch-Kal— mar feinen Schwanz hat, und der untere Theil feines Körpers ſehr ftumpf ift. Ste bilden zwei Dehrcen, die fich den Körper des Fleinen Thiers entlang erfireden. Die Dintenblafe befindet fih ebenfalls in der Mitte des Leibes. Dies beftätigt Lamarks Meinung, denn es verurfacht, Daß man unfern Kalmar zu den Dintenz fifchen nieht rechnen Fann. Bei diefen hat die Din tenbfafe unten im Körper ihren Sitz. Die zweiundzwanzigſte Tafel zeigt dieſen Kalmar in feiner natuͤrlichen Größe, Fig. I und 2 von vorne und von hinten angefehen. Die dritte Figur zeigt ung duch Hülfe des Durchſchnitts der Scheide die innere Unficht des Thiers. Der Trichter iſt verhaͤltnißmaͤßig | fehr *) Lamark, abi fupra, = e 08 fehr groß und- geht fehr tief hinab. Er bedeckt das Heußerite des Inteſtinums, das fich faft mit der Def: nung des ausführenden Kanals verbindet. Zwei Knor— pel dienen — wie bei den übrigen Kalmars — zu Hef— ‚ten für die Scheide. Das aufgefchnittene Thier ifi ein Weiden, wie man an dem in der Tiefe des Sacks befindlichen Eierſtocke ſieht. Weiter in dem Körper hinein erweitert ſich diefer Eierſtock fehr beträchtlich, und die Eier, die fich Außerlich Faum fo groß wie Mohn⸗ famen zeigen, nehmen im hinteren Theile des Eierſtocks fo fehr zw, daß man ihrer von der Größe eines großen. Kohlfamenforns findet, woraus ich den Schluß mache, daß fie im Körper des Thiers wachen. Ich glaube auch mit Grunde behaupten zu koͤnnen daß die hör: nerne Platte des Dintenfifch: Kalmars viel größer ift, als man glaubte; denn fie nimmt, mie ein Harnifch die ganze Breite des Rücfens ein. Da; fie aber weiß und fehr dünn ift, und ganz genau mit der Äuferen Haut zufammenhängt, fo kann man diefe faft nicht er: öffnen, ohne jene mit zu zerſchneiden. Doc findet man das Plättchen, fobald man zuvor weiß, daß es da ift, und alfo mit deſto größerer Vorſicht verfährt. Gefehn habe ich eg; aber trog aller angewandten Geduld und Mühe war und blieb es mir unmoͤglich, es auf den Seiten loszumachen, ohne es zu zerreiffen. Dies ift der Grund, weshalb ich es nicht zeichne. Es ſchien mir indeß rund, und von der Größe eines Sechs-Sou— ſtuͤcfs. Rondelets Zeichnung diefes Mollusks wurde von allen Schriftftelleen nacheinander, die hinterher- . von diefem Thiere redeten, kopirt. Aldrovandi verz. früppelte fie zuerft. Er machte eine Fleine faft forms loſe Maffe daraus, die er mit Streifen und mit Reihen von Vierecken und Punkten verzierte. Alle die ihn wieder kopirten, ftellten das Thier ebenfalld mehr oder weniger unfenntlih dar. ch verdanfe dem Cuvier das Individuum, das ich hier nach dem Driginale gez’ Naturgeih, 2, Th. “ ‚66 ‚zeihnet, und wie ich glaube, ganz der Natur und | Wahrheit. gemäß dargeftellt Habe. Das Fleifch diefes Heinen Mollusfs ift ſchmackhaft und zart. ı Man fängt Das Thierhen am mittelländifchen Meere zugleich mit andern Fifeben in großer Menge; man fümmett fich aber, ‚wahrfcheinlich wegen ſeiner Kleinheit, wenig darum. Dies Meer ſcheint aber auch das einzige zu ſeyn, worin man es findet. Ariſtoteles, Athenaͤus, Oppian, Aelian und Plinius erwähnen feiner ger nicht. Der: Dintenfifchfalmar macht den Lebergang von den Kalmars zu den Polypen. Es läßt fih denfen, daß man mit vieler Mühe und großer Aufmerffamfeit eine Verfettung aller Wefen herausbringen Fönnte, wo— rin fie fi) durch unmerkliche Abwechfelungen gemäclich an einander reihen würden. Zu diefem gewiß nuͤtzlichen Zwecke müfte man die größten Gattungen jedes Ges ſchlechts immer in feine Mitte ſetzen, und durch kleinere ftufenweife bis zu ihnen gelangen; dann aber, wenn man diefen großen Mittelpunft erreicht hätte, wieder eben fo unmerflih durch Eleinere Gattungen hinabwärts gehen; wo ung die Fleinfte dann wieder zur Fleinften des folgenden Geſchlechts überführen würde. Ach hätte es hier 3. &. fo gemacht, wenn ich bei dem Ge: fihleht der Polypen, das nun folgt, mit einer ganz fleinen Gattung, welche fih an den Dintenfifhfalmar anschließt, angefangen, die Riefenpolnpen in Die Mitte gefegt, und einige Individuen zuruͤckgelaſſen hätte, um mit einem der allerfleinften zu enden, der fih dann wieder ohne Sprung mit -den Klio’s (Fluͤgelwuͤrmern) verbunden haͤtte. Eine ſolche Verkettung der Thiere wuͤrde wenigſtens ſehr angenehm, vielleicht auch ſehr nuͤtzlich ſeyn, und ſehr philoſophiſche Reſultate herz porhringen. Man mürde dadurch die Natur in ihren Arbeiten Schritt für Schritt verfolgen, und vielleicht den Gang ausſpuͤren, den ſie bei Beſeelung der Materie ‚wählte, um von den Atomen bis zu dem ungeheuerſten \ 67 Mafen, und von da wieder bis bare er Nichts zu gelangen. Ich werde hier indeß wenigſtens zeigen, wie ſehr der untere Körper des Dintenfiſch-Kalmars ihn der Getalt der Polypen nähert. Er ift abgerundet, mie der ihrige. Sein Anfehn ift dem ihrigen im allgemeiz nen faft gleich. Er ift kurz und dief, wie fie. Aeußer— lich unterfiheidet er fih nur dadurch, daß cr zwei Arme mehr und — Anhängfel an feinem Rüden hat. Wir werden aber auch auf Polypen ſtoßen, die außer ihren Armen ebenfalls noch Anhaͤngſel haben. Freilich ſind ſie nicht wie Fluͤgelchen abgeplattet, ſondern vielmehr koniſch geſtaltet, und ſtehen auch nicht immer an dem—⸗ ſelben Orte. Je mehr wir die Weſen ſtudieren, deſto mehr wer— den wir finden, daß ſich alle untereinander auf mehr als eine Weiſe verketten, und uns dadurch beweiſen, daß alles ausgefuͤllt iſt, und daß alle Materie ſchon irgend einmal aufgeregt wurde. | Erklärung der ud traitätleh Kupfern tafel. Sig. ı und 2, Der DintenfifhFalmar von der Rücken: und Bauchfeite angefehen, Sig. 3 ftellt denfelben Kalmar weiblichen Geſchlechts vor; feine Scheide ift geöffnet, um die innere Anordnung der Eingemweide zu fehn. Der Trichter ift proportionirt fehr groß, _ und bedeeft das Inteftinum rectum, das bei diefer Gattung fi nahe an der Deffnung des gemeinfchaft: lichen ausführenden Kanals befindet, ganz und gar. Um ihn fihtbar werden zu laffen, mußte ich fogar den Trichter auffchneiden. Die länglihen Bruft- warzen am Rande der Scheide werden, wie bei den andern Kalmars, durch Hülfe zweier Fnorpeligen Haͤkchen befeſtigt. Die fehr breite FRE | * E 2 | wo. 22 | findet-fid ebenfalld unter den andern Eingeweiden, ‚nahe bei der Deffnung des Inteftinum rectum, Zwei Kiemen, die wie bei den Mollusken von gleichem Geſchlecht eingerichtet find, zeigen fich rechts und links am Mantel befeftigt. Ihre Blätterchen find ‚außerft fein. Ein breiter Eierſtock bildet durch feine runde Form den unteren Theil des Körpers, denn er fiegt tief unten im Gade. Die Eier, die man oberwärts in demfelben fieht, find, wie ſchon be: merft worden, bedeutend Eleiner, als die, die fich weiter innerhalb befinden. \ Lederhaͤutige Mollusken. — 4 zen > — Drittes Geſchlecht. Nadte Dolypen. Erſte Abtheilung der Bolypen. Dergemeine Polyp). | Als wir von den Dintenfifchen und Kalmars, von ih: ven Eigenſchaften und von ihrer Lebensart redeten, ſa— *) Octopus vulgaris. Lamark, Mem. de la foc, d’ hiſt. nat. de Paris an, 7. p. 13. et Syft. des anim, fans vertebres, p. 60. genre 3, — Polypus. Ron- delet, Pifc. p- 513. — Belon, Aquat, p. 336. — Aldroy, de Moll. p. 15 et 16. — Salvian, Aquat, p. 160. — Gesner, Aguat. p. 870. — lonfton, Exfang. Tom. ı. fig. 1. — Ruyfch, Theatr. ex. Tom. ı. fig, - 1. — Sebs, Mus. 3. Tafel 11. Fig. 1.— Polypus americanus pelagius-— Sepia octopus. w * * * 1 — 69 hen wir, daß ſie zwar fleiſchfreſſend ſeyen, im allgemei— nen aber mehr Liſt als Gewalt anwenden, um ſich ihrer Beute zu bemaͤchtigen. Die Kalmars ſind ewig thaͤtige Jaͤger, die ſich unaufhoͤrlich mit der Verfolgung ſchwaͤ— cherer Thiere beſchaͤftigen; fo wie aber ihr Feind groͤ— ßer und ſtaͤrker iſt als ſie, ſo fliehen ſie. Mit den Po— lypen verhält es ſich ganz anders. Sie weichen nie, Man kann ſie toͤdten, aber nicht zum Weichen bringen. Linne ſtellt dieſe Thiere unter ſeinen Dintenfiſchen voran, Lamark aber nahm ſie von da hinweg, und machte ein eigenthuͤmliches Geſchlecht daraus; karak⸗ teriſtiſche Merkmale haben ſeine Abtheilung gerechtfer— tigt, und die Erfahrung hat fie beftätigt. Die Kenn: zeichen des Polypen find: Linn. Muf. ad = IT: p. 94. — Müller, Zool. dan, prodr. 2812, N ehe octopode. Boſe Hif. nat, des Vers, p. — Polypous des Ariſtoteles und Athenaͤus. Lib. 7. Dieſer Name erhielt bei den Griechen, ia. ihren verfchiedenen — Joniſchen, Do— riſchen oder Aeoliſchen — Dialekten, einige Veraͤnde— rungen Hippokrates Z. B., der im joniſchen Dialekt ſchrieb, nennt die Polypen polypodes. — Anozeon, a Meereſel bei den Lacedämoniern, Polypus, “ltipes, O’tspodia, ER bei dei — Octapodi un? Catapodib i den Neu: griechen ; im itafiänifchen — in Venedig Pol- po, in Genua porpo, in Tosgana.pesce malat- tia, im Spanifchen Pulpo, im Mexikaniſchen Lau- quenta, in Slyrien hobotnizaza, in Narbonne and im füdlichen Frankreich überhaupt poulpe, pou- pe und purpe, im engliſchen poreuuel, "guig, preke, pourcontrel, im Deutſchen Pot Uyp, Vielfuß, im holandiſchen polypus, Veelvoen Zuig-Itar, im Ruſſiſchen Kıakatiza oder Ka- aka Han e — 70 Er hat einen runden Koͤrper, der in ei— nem Sacke oder in einer Scheide ein— geſchloſſen iſt, Hat aber durchaus ke i⸗ ne Fluͤgel. Erenthält keinen kreide— oder kalkartigen Knochen, noch eine hörnerne Platte. Alle haben nur acht Arme, deren Geſtalt nicht immer die felbe if. Sie ftehen oben am Kopfe und um den Mund herum. Es giebt nadfte nnd beſchalte Polypen. Linne folgte darin, daß er. den Polnpen den erften Mar anwies, allen feinen Vorgängern in der Naturs geſchichte. Aldrovandi *) thut das gleiche und recht: fertigt fib dadurch, daß er jagt: „der Polyp ift das edeljte und muthvollfte Thier unter allen Mollusfen. Ihn erſchreckt nichts, und er befigt eine folche Forperliz che Kraft — menn er anders feine gehörige Größe erlangt hat, — dafi er fich felbft gegen einen Löwen mit Gluͤck vertheidigen wurde. Man hat Polnpen ges fehn, die durch einen Adler gefaßt und in die Luft em= por gehoben wurden, felbft in der Luft noch muthooll mit ihrem Räuber fämpften, ihn umklammerten und mürgten *), dann mit ihm ins Maffer Rürzten, Herr über ihn ———— ihn erſaͤuften und verzehrten.“ *) „Qui a polypo inceperunt, ii meo judi- cio, rectius fesere, ob praeftantiam et dignitatem, qua longe hiccaeteris mol- libus praecellit. Tanto inprimis corpo- ris robore valet, ut ne fortiffimo quadru- pedum leonı (fi daretur occafio) cederet. Quod fi leonis faciendum foret, nilquid- quam fortius praeftare poffer.“ Aldrov. de Moll. p. 7. cap. 2. de Polypo. Ya *#) „Cum in faxum: non admodum e mari eminens polypus aliquando correpens afcendiffet, ibique explicatis brachiis fumma cum voluptate, quod frigida tem- IM Ich bemerfe hierbei, daß das zweite Zaftum al: lerdings dem gemeinen Polypen, deſſen Geſchichte ich jest liefern will, zufommen mag; was aber das erfte betrifft, fo gebe ich zwar zu, daß diefelbe Gattung ſich vielleicht gegen große vierfüßige Thiere vertheidigen fönne, ſchwerlich aber wird es fie überwinden oder in Schrecken fegen. Der Polyp wird — feine Arme, fo lang fie auch find, mitgerechnet — nicht über fieben Fuß lang. Zwar ift er fehr ftarf, aber zu jenen Ber weifen von Kraft gehören diejenigen Thiere diefer Gat— tung, die eine ungeheure Größe erlangen. Diefe wuͤr⸗ ‚den nicht bloß einen Löwen, fie wurden ſelbſt einen Iles phanten bezwingen. Wir werden noch ganz andere Wunder hören, wenn von ihnen die Kede feyn wird. Die Alten Fannten einige diefer Riefenpolypen, und zeichneten manches von ihrer feltfamen Geſchichte auf, vie wir an feinem Drte fehn werden. Der gemeine Polyp liefert weniger außerordentliche, immer aber fehr fonderbare Data. Er ift ein gefräßiges, fleiſchfreſſen⸗ des, ftets thätiges und unerſchrockenes Thier, das ſich nach Willführ bald als Eeethier bald als Amphibium peftas effet, atepore folis calefceret:n= quelanefeinfaxicoloremvertiffet, quod quidem ipfum cum ad declinandas, tum magis ad molliendas pifeibus infidias fa- cere loler; aquila acriset acuta in viden- do, praedam, non quidem fibi futuram bonam, paratametpromptam fibi et fuwis pullis perfpicue cernens, quanto potuit maximo alarum impetu in polypum infi- luit: (ed et pifcis hie circumplicantibus. aquilam et pertinaciter adhaerefcenti-. bus cirris, in profundum detraxit, hof- tem capitaliffimum,. fimul et interfecit,; quae quidem lupus hians (ut eft in pro- verbio) inani fpe illufa deinde, in mar mortua fluitabat.“ Aelian, de Anim, lib. 7, cap. II. k | 72 - zeigt, und mit der aröften — uͤber alles he rfaͤllt, was ſeinen Appetit und ſeine Beduͤrfniſſe ſtillen kann. Er ſcheint die Seekuͤſten und Ufer vorzuͤglich zu lieben, und waͤhlt ſich, ſtatt hier und dorthin zu ſchwimmen, einen beſtimmten Ort zur Wohnung, wozu er ſich mei— ſtens die unteren Hoͤhlungen der Felſen ausfucht, denn auf den fandigen Ufern trifft man ihn gar nicht an. In den erwähnten Löchern aber Hält er fih mit dem Weib: chen, das er fih gewählt Hat, auf. Sie bewohnt ges möhnfich die Höhle und kommt wenig daraus hervor. Dos Männchen, das viel Fühner und lebhafter ift, ftreift um die Wohnung herum, und erareift.alleg, was ihm begeanet; ja, es umflammert foger mehr als eis nen Raub zugleih, und ſchleppt alles zu feinem Weib: hen, um ihr einen Theil der Beute abzutreten. Sie ſchwimmen, die Augen oberhalb, und die Arme diver— givend ausgeftreft. Sie ftürzen vorwärts, und richten ihren Lauf durch Hülfe breiter Häute, die die Arme an ihrer Baſis vereinigen. . Ihr Anbli im Waſſer ift fheußlih und ihre Nähe für den, der nicht weit davon ſchwimmt, furchtbar. An den Küften von Sranfreich, porzüslich aber der Normandie, trifft man Polypen an, . deren ausgeftredfte Arme zehn Fuß Weite haben, Nichts ift fo wellenartig biegfam, als die Bewegungen diefer Arme, die fih nach allen Seiten aufrollen und falten fünnen, aber nichts ift auch ſchrecklicher, als ihr Anz griff; fie find mit zwei Reihen Näpfchen bewaffnet, die alles feft halten, was fie ergreifen. - Die Beute, die ein einziger Arm faßt, wird foaleich, und zwar mit. uns glaublicher Schnelligfeit, von allen firben andern Armen ummwunden. Laufende von Schröpfföpfen vereinigen ihre Kraft, fih anzuhängen mit den Knoten, die dur die Arme ſchon gefehlungen find. Nie tät dies Thier 108, fo Tange noch ein Lebenshaud in dem Gefchöpfe iſt, das eg fing. Man Fann fih aus ihren Schlingen night anders herausziehn, als daß man den Polnpen l 73 zerſtuͤckelt. Der Polnp iſt feiner Raubfuht wegen der Tiger des Waflers zu nennen. Wie diefer, mordet er mehr, als, er verzehrt. Der Tiger fäuft das Blut feis ner Schlachtopfer, verachtet aber ihr Fleiſch; gerade fo tödtet der Polyp alles, was ihm vorfommt, und ſaugt mit chen der Wuth das Blut oder anderweitige Seuchtigfeiten aus dem von ihm getödteren Weſen aus. Die der Tiger ſtuͤrzt er fih in Sprüngen auf feine Beu⸗ te log, und felten oder nie verfehlt er. fie. ft das Thier, defien er fich bemaͤchtigt, ſtark und lebhaft, und will es ſein Leben vertheidigen, ſo klammert der Polyp zwei von feinen Armen an die Felſen an, und hält fie trotz allen Bemühungen, fie davon loszumachen, feft, ‚und mit den ſechs übrigen umflammert, preßt und ers fickt e8 feine Beute, die ſchon duch den betäubenden Ausfuß, den ihm die Natur noch zur Vermehrung feis ner Kraft gegeben hat, erftarrt ift. Wenn man Thiere diefer Art anficht, fo muß man fat auf den Gedanfen gerathen, daß fie zum Zerftören geſchaffen wurden; .eriftirte dies Mordgefeg nit, naͤhrten ſich ale Wefen von Begetabilien und Früchten, fo wuͤrde die Erde nicht fo oft mit Blut bedeckt werden, und nichts wurde dag Glück der Thiere ftören. Ohne Zucht und Dual Fönnten fie ihre Lebenszeit Hinbringen, das Ende derfelben ruhig erwarten, und das ganze Le: ben wäre ihnen am Ende eine Kette von Genuß und Rreuden gewefen. Aber die Natur hat es anders ein— gerichtet. Altes auf der ganzen Oberfläche der Erde wird verfchlungen. Die ganze belebte Welt feheint ſich ſelbſt vernichten zu wollen, und alle Tiere find diefen Gefegen der Zerftörung unterworfen. Doch find fie immer noch glüclicher, ale das menſchliche Geſchlecht, denn fie leiden doch mar Die phyſiſchen Uebel, dag mora⸗— liſche kuͤmmert ſie nicht. Ungeachtet der Polyp eins der fuͤrchterlichſten Thiere iſt, fo verzehrt er doch nie feines Gleichen, auch \ an 74 wenn diefer Eleiner und ſchwaͤcher iſt, als er. Der Pos lyp mordet nicht bloß im Meere; er geht bisweilen aud) daraus hervor, auf die Kuften und in die Felfen *), die bei der Ebbe trocken zurücbleiden. Befonders fommt er, wie alle fleifchftefienden Thiere, des Nachts aus feinen Höhlen heraus. Trifft er Feine Thiere an, die er verzehren fann, fo Flettert er nicht felten durch. Hülfe feiner Diegfamen Arme auf die Baume und bricht ſich Früchte MM. * der Erde ſcheint er indeß den *) Suite des extraits du porre - feuille de Diequema- re; Tournal de Phyfique, 1788. 2. Theil p. 361. EM) „Nee minus etiam in eo laudabile di- cemus, quod terram petat, et afpera per- ambulet loca, quod profecto nulli ex mollium generia natura datum est, Sie enim duplieis (utita dicam) naturae vi- detur particeps, ut cum pifcibus et ter- reftribus quadrupedibus convenire pof- fit.“ Aldrovandi, de Moll.p 8, „Et alibi polypos er osmylos in finum egreffos acftivo tempore, ex maritimis arboribus frugiferis fructus fubripien- tes ((candunt enim per truncos, et ramis fe implicanr) [aepe agricolse et deprehen- dunt et pro direptis frucetibus poenas ex ceomprehenfis fumunt, et pro commiffo ‘obeis furto, fructuum dominisipfosad epulas adferunt.‘“ Aelian, lib. 9. animal, cap, un plantis olea delectantur, ejus trun- cum flagellis ala ekahal, faepe offendunt.“ Arhen. lib. Fi „In fiecum exirenonnumquam vifi Er afperis praecipue locis, laevesenim ode re,‘‘ 1bidem. „Polypus (erura enim ei guam caete- ris longiufeula, er gradiendi faculrate praedita funr) exit in fiecum, graditur per afperiora, virat laevia.‘“ Ariftor, „Exeuntin verram, et qui marint muü- 75 Menfchen zu fuͤrchten, ungeachtet er im Waffer mit der größten Gewalt auf ihn losſpringt. Wenn man ihm auf den Küften begegnet, fo bläft und ſchnarcht er, und weicht zuruͤck, fehlägt mit feinen frummen Armen auf die Erde oder gegen die Kelfen, und breitet fie aus, wie eine lange Peitſche; der Fühnfte Hund fürchtet ſich alsdann, auf ihn loszugehen, der Polyp hauet nad beiden, indem er zugleich dem Menfchen zu entgehen fahre. Man muß fih entweder vor dem Schmerz nicht fürchten, oder mit einem tüchtigen Stocke bewaffnet feyn, um fi) feiner bemächtigen zu fönnen. Erreicht er einen Selfen, und kann fich daran anfleben, fo ift es unmöglich, ihn davon hinweg zu reißen. Oft Eanır man es nur ftüchweife, und doch vertheidigt er fich noch bis zum Testen Lebenshauch; feine Glieder bekattem feldft dann noch, wenn er todt ift, und fie vom Körper abgeriffen find, das Vermögen feft zu halten, und zw verwunden. Diequemare fagt hievon ): „dieſe Schröpfz koͤpfe befanden ſich zwar an Armen, die nachgewachſen waren, aber ſie ſetzten ſich ſehr feſt an, ſo lange das Thier lebte; ja, ſelbſt als es todt war, und ich ſie auf meine Hand legte, hingen pie fih noch fo feit an, wie res vocantur, et polypi, et muraenae.“ Plin. lib. 9 cap. 19, „Polypo 'pedes funt vix hae sppellatio- ne digni. Ita enim in folido fub aquis ingreditur, ut humoris beneficio [ufpen- fus fluetuet. In ficu ambulatio cum pul- fu, et tractu fiat, alterum folum eft in polypi motu; qui neque gref[is, neque reptis eft, tractus feilicet, acetabulis enim jactis procul, ut cuiqueapplicuit, id apprehenfum tenet, tum bracchiorum contractiore corpus admovet. Ita fub- vehit fefe in eam .partem, cui adhaefe: rit.“ Scaliger, Exerc. 218. *) Iournal de Phylique ann. 1784, erfter Theil, p 214, 26. Be x e8 bei den größeren der Fall zu ſeyn pflest. Das find alfo natürliche Schroͤpfkoͤpfe.“ An einem andern Dr: ter) fagt er: „das bloße Berühren eines diefer ESchröpfföpfe reiht Hin, um die Arme feft zu haften. Die gleihe Wirkung findet auch ftatt, wenn feilbft das Thier todt ift. Ein völlig vom Körper getrenntes Glied umwand mir einmal den Arm fo feft, das votheund weiße Flecken darauf entftanden. Ein anderer Polyp, der ſchon verwundet war, entſchluͤpfte mir unter einem Felſen, und hielt ſich dort ſo feſt an, daß ich lange daran verzweifelte, ihn abreißen zu koͤnnen, und daß ich es auch wirklich nurnach ſehr vieler Muͤhe dahin brachte.“ Ich habe dieſe Gattung von Polypen ebenfalls auf den Ufern von Havre, die Diequemare bereifet hatz te, beobachten koͤnnen; der Polyp iſt dort jest zwar nicht mehr fo häufig, als der erwähnte Gelehrte verfi: hert, daß er e8 zu feiner Zeit war, aber ich war doch fo gluͤcklich mehrere auf dem Strande, und zwei andere‘ im Meere anzutreffen, von welchen le&teren der eine mich beinahe umgebracht hätte. Ich ſuchte allenthalben nach ihnen umher, und fand den erften zwiſchen den Felſen, die füdlid von der Citadelle bei Havre befind- lich find. Ich eilte auf ihn zu, und da mein Hund voranlief und ihn neckte, fo Fonnte er nicht entfliehn,- fih auch nit augenblicklich unter die Felſen verfriechen. Der Hund war ein fürchterliches und unerſchrockenes Thier. Er wid nie, auch wenn der Angreifer noch fo viele waren. . Wenn er in Wuth gerieth, jo war ich ſelbſt kaum fiher. Diefe irländifche ſehr ſtark gebaute Dogge lief immer um den Polyp herum, bie ich dazu fan, und ihn beim Körper zu fallen fuchte. Das Thier, deffen Arme drei Fuß lang waren, verteidigte fih aber muthig duch ſie. Pfeiffend warf es fie nach *) lournal de — ann. 1788. zweiter Theil, p. a 77 allen Seiten durch die Luft und baute mit tichtigen Peitfchenfchlägen nah dem Hunde. In feiner Wuth ſchlug es heftig auf den Felſen los, und fehnarchte laut. Meine Ankunft aber fehlen es in Verlegenheit zu fegen, denn ich bemerkte, daß es zuruͤckzuweichen anfing. Ich hatte weder Waffen noch Stock, war aber ent— ſchloſſen, mich des Thiers zu bemeiſtern. Ich nahm daher einen Stein, der groͤßer war als eine Fauſt, und warf ihn in die Mitte der Arme. Mein Hund nuͤtzte dieſen Augenblick, warf ſich über das Mollusk her, und biß es in den unteren Theil feiner Arme, In Demfelben Huaenblic wurde er von dieſen ummunden. Jetzt da der Hund ſich fo ſchmerzhaft gebunden fühlte, | wurde er unbeſchreiblich wuͤthend. Er heulte, und ſchrie, und biß und zerriß feinen Feind mit einer Hef— tigkeit, wie fie mie noch nicht, ſelbſt nicht in einem Kampfe mit einem Wolfe, wo er Sieger blieb, an ihn vorgekommen war. Der Hund und der Polyp bil: deten nur einen einzigen Klumpen. Das Thier veränz derte feine Farbe; während feiner Wuth nchm feine Haut alle Schattirungen an, vom dunfelften Violett bis: zum lebhafteften Roth, und troß den Steinen, womit ich ed warf, und troß den vielen Wunden, die es erhielt, fchleppte es dennoch meinen fürcterlichen „Tarta rus“, der ein zweiter Gerberus heißen kann, mit fich fort, in ein Felſenloch. Seine Febensgefahr beftimmte mich, ich warf mich über den Polypen her, griff feine _ Schlingen gewaltfam an, ftemmte mich mit den Füßen -gegen die, Seifen, ‘und gelangte fo dahin, feine Arme wegzureißen; doch ummidelte er zuvor die meinigen, und verfuchte auch mich feftzuhalten, ungeachtet feine Arme durch die Biffe des Hundes fchon halb von feinem Körper abgerifien waren, Hierdurch wurde der Hund . frei; er Fonnte fich nun ſelbſt los machen, ließ aber doch feine Haare zuruͤck. Ich gelangte allmählich dazu, den Polypen ſtuͤckweiſe aus dem — hervorzuziehn, worin * 78 mein Hund wuͤrde begraben worden feyn, wenn «8 tiefer geweſen waͤre. Der Koͤrper dieſes Mollusks war ſo groß, wie ein Kuͤrbis, und maß anderthalb Fuß. Seine ausgebreiteten Arme mochten etwa neun Fuß Weite haben. Als es todt war, konnte der Hund nicht aufhören es zu zerreiffen. » Er heulte vor Wuth. Kaum ließ ee mich einen Arm des Thiers mitwegnehmen. Auf dem Ruͤckwege nach der Stadt befam er noch einen Anfall von Zorn, Fehrte wie ein Pfeil wieder um, um Die noch übrigen nr feines gefährlichen Keindes gaͤnz⸗ lich zu vernichten. In der Nacht zerſtuͤckelte er auch den Arm, den ich am Abend zuvor vor feiner Wuth gez rettet hatte. Seit der Zeit fuchte ich nie wieder Thiere dieſer Art auf, ohne einen Stoc bei mir zu haben. Ich fand noch einige, aber Eleinere, die fin unter den, Sek fen verftecft hatten, durch Hülfe meines Hundes. Dann aber lief ich die größte Lebensgefahr durch ein folches Mollusk. Ich entfleidete mich namlich einſt, ließ die Kleider auf dem Felfen bei meinem Hunde, ging ing Mailer und ſchwamm umber. Die Luft war vollfommen ftill. Das Wafler war der Jahreszeit gemäß hinrei— chend erwärmt, fo dak die Seeanemonen und Medufen alle ihre Strahlen ausbreiten Fonnten. Ich gab genau auf ihre Bewegungen, auf ihr Entfalten, und auf Ihre ſchoͤnen Farben Acht, dachte nicht mehr an das Fand and glaubte ein Waſſerbewohner zu ſeyn, mie fie, War ich müde, fo feste ih mich auf die Selfen, wo » ich zur Hälfte über dem Waſſer hervorragte. Bon die: fem Standpunft aus blicfte ich über die Oberfläche des Meers hin, ob. etwa irgend ein Mollusf, eine Medufe, oder fonft eins anfame; wo ich dann fogleich dahin, und um daſſelbe herumſchwamm, um e8 zu unterfuchen. Indem ich auch einmal wieder zuruͤckkam und nahe am Mesrufer war, fahe ich unter einer Selfenfpalte im Waſſer eine, Menge Ueberbleibſel von Muſcheln und 79 Kruftenthieren,. die unten am Zelfen, tie angeleimt ſchienen. Diefer Anblick machte mir viele Sreude, denn ich hielt mich überzeugt, daß ich endlich einmal eine Polnpenhöhle oder Neft, wovon Zrifioteles *), Plinius, Aelian, Aldrovandi u. f. m. fo viel ſprechen, finden wurde, Ich feste mich wieder auf einen Felfen, am mich ausjuruhen, überlegte lange, und verhehlte ‚mir die Gefahr nicht, die ich laufen würde, wenn ich ‚mich der Höhle nähere. Sch wußte dag das Maͤnnchen um das Heft berumftreife, in welchem fein Weibchen +) Mon trifft in den Polypenneſtern eine Menge zer brochener Mnfcheln an, denn fie leben von Mufcheln ‚and Schalfifchen. — — ie wirthichaften mir Vor— fiht, denn fie fchleppen alles, was fie fangen, in ihr Neſt. Haben fie das Fleifch gefreſſen, ſo werfen ſie die Schalen umher, und halten ſich im Hinterhalt ver⸗ ſteckt, um die giſche zu erhaſchen, die mit jenen Scha— len etwa ſpielen. Plinius, Hiſt. nat. lib, 9. cap 29. „Polypi hablraeulum. dederunt Home. zus Athenaeus et. Aeliänus. Latini gui- dam nidum, alii rectius cubile transfe- runt, hoc enim fibi ftruit polypus, non folum pariturus,fedalias eriam, ut putat Zoographus, Conchas tenuiores fcabras- que efficere circum fe, velut loricam du- ram, eamque modo ampliorem, quo ipfi funt ampliores, atque de ea quafi latibu- lo aut cafula quadam prodire aiunt, in- quit Ariftoteles... conchylis maxime ex- tringentes carunculas vefcuntur; unde fit, ut eorumeubilia cognofcent, qui ve- nantur congerie teftarum, Idem ex Ari- ſtotele fcripfit Athenaeus in libro fepti. mo,‘ Aldrovandi de Moll, p. 21. - „Polypus foemina modo incubat ovis . modo cayernam cancellato bracchiorum implexu claudit. Artificiofe haec ex{tru- "eta et circeumjectaconcharum tenuiorum etfcabrarum eongeries velut lorica dura erigitur.‘ Ionfton de Exfang, aquat. p. 3. 80 Ne i ſich fortdauernd befindet; ich mußte auch, daß ich von ihr nichts zu befuͤrchten habe, wenn ich ſie nicht an— greife, war aber auch uͤberzeugt, daß, ſobald ich es | thäte, Das — uͤber mich ler *), und mich *) „Trebius RS einer der Statthalter des Lucius Lucullus, fagt von den Polypen, es gebe fein gefaͤhr⸗ licheres Meerihier, um einen Menfchen zu erſaͤufen; denn, fagt er, wenn. er über die Taucher oder Er- trunfenen herfällt, fo umklammert er fie, als wollte er mit ihnen ringen, und mir den vielen ® Raͤpfchen an feinen Armen fauger er fih an dem Menſchen an, als wären diefem Schröpfföpfe gefest, und das thut er an fo vielen Stellen, daß es ihm endlich gelingt, den Men- fchen zu Boden zu ziehen. _ Plin. Hift nat, lib. 30. cap. 9 u Wenn man über Biere Kraft, über Diefe — keit, dieſen Muth, beisfieben Fuß Weite feiner Arme, und befonders über die gewandten Bewegungen des großen Meerpolypen nachdenkt, . .. fo zittert‘ man, wenn man Eich. ein Weib — nnd das tft oft der Fall — mit. dem Fiſchfang befchäftigt, vorftellt. Sie fteht z. D. dis an den Gürtel im Waffer, und wird nun von einem folchen Polypen anden Beinen ergriffen. Sie kann ſich nicht los machen, fie muß alſo umkommen, wenn nicht ein paar flarfe Männer fie aus dem Waſſer heraus ‚ trasen. So rüftig ein Taucher auch ift, wie foll ev fich von einem Thiere diefer Art frei made! — Wiefoller , von feinen Armen, von feinen Schultern und von fei: nem Halſe die acht Arme abreißen, die fich fo leicht und fo ſchnell an ihm feftfegen, daß man kaum einige abzu— ‚Iöfen im Stande ift, und daß man Schmerzen empfinz det, wenn man gewaltsam verfahren will? Man kann hiebnach den großen Polypen, der ſo wenig und ſo unrichtig bekannt iſt, wohl nicht ohne fihanerliche Ideen BEN, (Diequemare, Iournal’ de Phyl, 1788 Zweiter Theil, p. 372.) Die großen 9 Meerpolspen, die unter gewiſſen Um⸗ ſtaͤnden auch wohl den kühnften Menſchen erdleichen machen möchten — — und die noch zu wenig bekannt — — ja überhaupt ſo -problematifch fuͤr alle diejenigen find, die fie nur aufgetrocknet geſehn haben, die im Meere, * 81 mich mit feinen Armen, deren leifefte Berührung ich durch die gemachte Erfahrung fürchten gelernt hatte, umtinden würde, ch verließ mich indeß auf die ziem— lich größe koͤrperliche Stärfe, die die Natur mir ach, die meine ländliche Erziehung vermehrte, und die durch Keifen und Befchwerden aller Art noch mehr geftählt wurde, — und ſchwamm wieder zuruͤck, um den Keind in feinem Lager anzugreifen. Während ich überlegt hatte, war das Männchen zu feinem Weibchen hinge: ſchwommen. Ich fahe, daß das lebte den Eingang zur Höhle verwahrte und das andere fich ein wenig auf die Seite neben ihr, rechts von dem Felfen, worauf fie faß, zurücgezogen hatte. Ich ſchwamm bis etwa zwoͤlf Fuß weit zu ihnen hinan. Hier hielt ih, halb voll Ungewißheit und halb voll Neugier, an, und fuchte mich auf der Oberfläche des Waſſers empor zu halten. Ich hoffte die Bewegungen meiner Polypen beobachten, oder fie irgend etwas erhafchen fehn zu Fönnen; aber das Männchen ließ mir dazu feine Zeit. In drei Sprüngen kam e8 auf mich los. Vergebens tauchte ich unter. Es ergriff mich in der Mitte des Körpers, und klammerte fih in der Geaend der Nieren an. Ich war froh, daß es nicht die Lenden oder Schenfel oder Arme umfehlungen hatte, und ſchwamm eilend nach der nahen Kuͤſte. Nach einigen Minuten faßte ih Grund, und verbik den Schmerz ,. den mir fein Drücken verurfachte. Der Polyp ließ mich nicht fahren, fondern umflammerte mich immer mehr und mehr; ja, ich fühlte fogar, daß Meere, gerade wie der Tiger auf dem Lande, die ührt: ‚ gen Thiere verfolgen; und denen ich bis in ihre Höhlen nachging; die Polypen, fage ich, deren vom Körper abgefonderte Glieder mir noch die Hände mit einer folgen Gewalt ummwinden, daß die Haut roth wird, ungeachtet ich fehon ihre Eingeweide abzeichne, (Die- qu: mare, Journal de Phyfique, 1783. zweiter Theil, ©. 336.) N Naturgefh. 2. Th. F 82 er feinen Schnabel anfegte, um mich zu beiffen. Dies mazıte denn doch — ich kann es nicht laͤugnen — daß ich mich mitten in den Wellen aͤngſtlich umſah, und meinen Feind, den ich mit mir fortzerrte, betrachtete. Saum war ih aus den Waſſer, fo lief ic wit dem Polypen, der mich noch immer um den Leib herum umz fhlungen Hatte, und der mich leicht Hätte toͤdten fünnen, auf dem Ufer hin, flog zu meinen Kleidern und zu mei— nem Hunde. Diefer merkte daß id Fam und blickte nad mir auf. Er betrachtete mid einige Augenblicke, dann mochte er das Thier, das ich trug, bemerkt, und die Gefahr in der ich mich befand, begriffen haben; genug, er fprang fehnell auf mich zu, und lief unaufz hörlich um mich herum. Da ich den Polypen gern erz halten, und des Hundes Angriffe auf denjelben vers hindern wollte, fo mußte ich mich, wie er, herum: drehen, und ihn mir abwehren, weil er in der Wuth, mich zu vertheidigen, fat mich ſelbſt gebiffen hätte. ‚Endlich gläcdte es mir, ihn zu befänftigen, und ich Fonnte das Mollusf nun mit Ruhe betrachten. Wir waren nicht mehr im Meere, fondern auf dem Lande. Das Thier öffnete aljo feinen Schnabel, "machte feine _ Arme [08 , fiel auf die Erde und ftellte fih todt. In der Gegend meiner linfen Niere blutere ich, und werde die Narbe des Biffes wohl lebenslang ‚behalten. Ich hatte meinen Stock ergriffen, und tödtete den Polypen, da ich fahe, daß er fich entfernen, und die Seekuͤſte jeder erreichen *) oder fih in den Selfen verſtecken *) Auf dem platten Boden fehlägt der Polyp mir feinen . Yemen ein Rad, und kommt auf diefe Weile ziemlich Schnell fort; hier iſt er aber bei weitem nicht fo ge: faͤhrlich, als in den Kruͤmmungen der Felfen. Ich bin feft überzeugt, daß der bei Havre an felfigen: Or— ten ein Kind oder ein fchwaches Weib fefihalten, oder io unter Fellen, von wo wieder wegzufommen ihnen phyſiſch unmöglich feyn würde, fchleppen koͤnnte. Ja, ich glaube fogar, daß anch das ein Polyp iſt, von 83 ‚wollte, mit einem Schlage. Ich hätte ihn gern mit nach Haufe genommen, um ihn zu zergliedern und zu ftudiren; aber ich wollte doh auch, wo möglich, dag Weibchen haben, und ihr Neft betrachten, wovon alte Schriftſteller %) fagen, daß es mit Eiertrauben, die dem Thevet, — indem er von einigen Gegenden in Amerika redet, — Sagt: „In einem gewiffen See finder fich unter andern Fiſchen einer, den die Ein- wohner thebuch oder pontarof nennen, wel⸗ ches ein boßhaftes Thier oder einen Yaub: fifch bedeutet. Sie nennen ihn jo, weiter immer nahe am Seeufer lauert, ob ſich etwa, ein ſieben⸗ oder achtjaͤhriges Kind bade, oder ob vielleicht eine Frau mit ihrem Kinde auf dem Arm über den Fluß ſchwim— men möchte. So wie der Fifch das Kind gewahr wird, fo umfaßt er es und zieht es zu fih, nicht um es zu freſſen (den dies thut er nie), fondern damit zu fpielen. Er macht e8 damit gerade, wie eine jun- ge Kage mit einer Maus. Sonderbar iſt es, daß er es bald empor hebt, bald finfen laͤßt, bald in feine Fluͤgelchen einmwickele, — ſo daß das Kind, wenn es nicht bald befreit wird, Gefahr läuft, erfäuft zu werden; fobald es todt ift; Eümmert er ſich nicht weis ter darum, fo Daß alfo fein Vergnügen darin zu be: ſtehen ſcheint, daß das Kiud fi bewege, und fid) ihm zu entziehen firebe. Diefer Fifch ift ungefähr fo groß, oder etwas größer, ald ein Meerfchwein (Ph o- caena Mariouin), doch nicht fo lang. Sein Kopf ift rund und feine Ohren fiehen dicht am Kopfe und find beſtaͤndig ausgeſpannt. . . Die Kannibalen verabſcheuen ihn fehr, weil er fo mit ihren Kindern umgeht; ; fie wirden auch um aller Welt willen nichts - davon effen, fo wuͤthend fie ihn auch aus Rache in ihren Kanots verfolgen.“ (Thevet, Cosmogr, uni- vexielle. Tom. Il. lib, 22, p. 955) —99 *) „Deponunt aut in cavérnis... aliove ca- voloecofimile quiddam labrufeae fimilis, etcandido populi fructus. Edita ova de- ‚pendent ab ambientibus fpecum parieti- bus, tanta copia, ut exempta, vasimple rent longe majus, quamcaputiplius, in 52 84 an allen Wänden ihrer Höhle Herum aufgehangen find, bekleidet fey. Ich Fand glücklicher Weife ‘einen armen Fifcher; dieſen ließ ich. das Thier in meine Wohnung tragen, wo id denn am Abend, nachdem ich es aus: einander gewicelt hatte,. fand, daß die beiden entge- gengefegten Punkte feiner Arme fünf Fuß weit auseinz ander ftanden, Waͤre es größer geweſen, fo hätte eg mich vielleicht feftgehalten, und überwunden; denn nach der Gewalt zu urtheilen,- womit es mich drüdte, muß ich glauben, daß ich verloren geweſen waͤre, haͤtte ich es mit einem groͤßeren zu thun gehabt. * Da mir dieſer gluͤckliche Ausgang Muth gemacht hatte, ſo kehrte ich zu dem Weibchen im Neſte zuruͤck. ‚Sie befand fih noch auf der gleichen Stelle und fchien gar unruhig über die Abwefenheit ihres Männchens. Sie war. eben fo ftarf gebaut als jened, und das Um— klammern des erfteren machte mich doch ängftlich in Kückficht eines zweiten Vorfalls diefer Art. Ach be: Schloß alfo ihrem Angriff zubor zu fommen, hob einen Stein vom Grunde empor, und warf damit in die Mitte ihrer Arme. Augenblicklich vollten fich diefe zufammen, und bedeekten das ganze Thier völlig und diht. Dann 30g es fich tief in feine Höhle zurud, wohin ich ihm nicht nachfolgen wollte. Ich verließ es alfo, nachdem ich feine Wohnung zuvor nahe genug befehn hatte, um mit Sicherheit alauben zu Fünnen, daß Feine Eiertrau— ben „an den Wänden des Neftes aufgehängt feyn, und das ganze Innere beFleideten.” Und doch war es in der Mitte des Junius, d. h. in einer Jahreszeit, wo man bisweilen Polypeneier auf dem Sande, ‚und in quoipfa continebantur.“ Arift., Hift anim. lib. 5. cap. 18. ROTDE von Jonſton de Exſang. aquot. p. 5. „Polypus foemina modo incubat ovis, modo cavernam cancellato bracchiorum implexu claudit“ lonſton, ubi fupra, 85 den Höhlungen der Felſen antrifft, die durch Ebbe und Fluth dahin gervorfen find, Da aber meine Beobach— tungen in diefer Hinficht nicht zureichend find, und we— gen der mwefentlichen Gefahr, in welher ich ſchwebte, wenn ich mich mit meinem Kopfe fo fehr näherte, daß ich von einem Arme des Thiers erarifen werden Fonnte, auch wohl nicht feyn Ffonnten, fo laſſe ich die Sache unausgemacht auf fih beruhen. Sonderbar Fommt es mir doch’ aber immer vor, daß der weibliche Polyp feine Eier an die Felſen innerhalb feines Reſtes umher bez. feftigen follte, um fie auszubräüten, da doch ihre Ver— theilung in Trauben jie in diefer Hinfihr den Kalmarz eiern ähnlich mat, wie ich fie denn auch — und Diequemare vor mir eben fo — auf den Küften liegend gefunden habe. Der ebenerwähnte unermüdete Beob— achter verfihert namlich, er habe ,‚endlich am 25. Map 1779 auf einem abermaligen Streifzuge an der Kuͤſte entlang, einen Lappen Eier des großen Meer⸗ Nolypen, in einer Vertiefung auf einer Kiefelfteinbanf, beim Xbflieffen des Waffers entdeckt. Sie waren alle durchſichtig, wie weifies Glas und theilten ſich in vierz: undzwanzig bis fuͤnfundzwanzig Zellen, Jede derfelben enthielt einen Fleinen Polypen. Diefer Lappen- fehloß etwa achthundert Eier, und jedes Ei ungefähr fünfz undzwanzig Polypen in fich, fo daß alfo der ganze Lap⸗ ‚pen 20,000 ausmadhte *)” Dieguemare hat zu: gleich das, was erein Ei nennt, gezeichnet, und einen Fleinen Polypen, der aus einem Zeichen genommen ift, ‚hinzugefügt. | | Das was Diequemare ein Ei nennt, ift im Grunde eine Giertraube des Polypen, ungefähr. in der Art, wie wir die Zeichnung der Tiertrauben des Kalmars oben gefehn haben. Natürlich ift aber eine Polypen⸗ *) Diequemare, Journal de Phyfique Sahr 1788. zweig _ ter Theil p. 372. und Tafel 1,des nämlichen Hefts. .. Ag: I und 2. A \ BE 86 ” 4 * — eiertraube dicker, als die oben gezeichnete. Jedes eins zeine Ei des Polypen ift weniger beftimmt tunterfchies den; ftatt fih abzurunden, find fie vielmehr alatt und fliefen gleihfam in einander. Der kleine Bolyp ſchwimmt mitten in der Feuchtigkeit, die ihn ernähren fol, bis er feine Hülle durhbricht. Faſt alle Schrift: fteller fagen, diefe Eier brauchten funfzig T Tage *), um aussufriechen. Der Embryo wird bisweilen vier Linien lang darin. Sein Koͤrper und ſein Kopf ſind ſehr ſicht— bar; aber ſeine Arme ſind noch zuſammengerollt, ja faſt in einander gewunden: gerade ſo wie ſich alle Trau— ben der Kalmareier in einen gemeinſchaftlichen Mittel— punkt vereinigen, nur iſt ihr Schwanz oder gemein— ſchaftliches Ligament bei weitem länger. Da der Natur— forſcher von Havre ſehr vortrefflich zeichnete, und alle Gegenſtaͤnde ſeiner Beobachtungen mit der hoͤchſten Wahrheit dargeſtellt hat, ſo verweiſe ich meine Leſer auf ſeine Kupfertafel in dem eben RAN Hefte des Journals der Phyſik. Der gemeine Polyp kann ſich hiernach ins Unge⸗ heure vermehren, und die Menge Eier, die das Weib— chen legt, kommen dem zahlreichen Rogen der Fiſche bei, die ſich am allermeiſten vervielfaͤltigen. Es muͤſſen alſo auch Mittel da ſeyn, wodurch dieſe ihrer Wildheit wegen furchtbaren Thiere in jener graͤnzenloſen Ver— mehrung aufgehalten werden; denn ihre Anzahl muͤßte bei weitem groͤßer ſeyn, wenn ſie nur bis auf den *) „Polyporum itaque ovis diebus quin- ‚quaginta maxime ruptis, polypulimodo arancorumperquam multiexferpunt, quo- rum natura figillatim nondum confpicua eft,: guamquam forma fatis tora apparet. - fed ob exiguitatem, imbecillitetemque, copia interit.“ Arift. Hift. lib. 5. cap. 18. „OvaPolypiexcludunt quinquagefimo die, e quibus multa propter numerumin- tercidunt,‘* Plin., lib. 9, cap. 51. / Y 87 hunderttaufendften Theil der Eier Meder, die. die Meib- chen der Polypen fegen. Sie allein würden bie Meere vers wuͤſten. Aber die Weſen bleiben auch hier, wie immer, im Gleichgewicht. Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß die ‚ Heinen Polypen gewiſſen Fiſchen, vielleicht auch mens chen Kruftenthieren zur Beute werden, die den Pol— wieder zur Speiſe dienen, ſobald dieſe erſt ſo groß ges worden find, daß fie ihre Scheren und Söhne ie t mehr fuͤrchten, ſie mit den Armen feſthalten, und mit dem Schnabel ihren harten und feſten Panzer zerbrechen koͤnnen. Wahrſcheinlich entgehen nur wenig dieſer M ai fusfen den ſaͤmmtlichen Gefahren, die vom Augenblicke ihres Ausfriehens an, ja vielleicht feldft vor ihrem Auskriechen fchon fie vereinigt bedrohen. Ich habe ſchon bemerkt, daß man die Eier derſelben ſehr ſelten auf dem Strande — wo fie verderben — antrifft; naͤchſt den Alten, die uns nur ſehr ſchwankende und un— gewiſſe Nachrichten Davon mitgetheilt haben, iſt Dies quemare der erſte, ja, unter den Neueren Ber einzige Beobachter, der fie uns beftimmt und deutlich kennen gelehrt hat. Daß dieſe Thiere jest nicht mehr fo häufig ang Land fommen, als fonft, daran ift fider die Furcht -fchuld, die die Menſchen ihnen einzufößen wuften. Es ift mehr als wahrſcheinlich, daR der Polyp noch jet auf wüften oder wenig bewohnten Küften von Zeit zu Zeit aus dem Wafler Hervorgeht. Allenthalben aber, wo der Menſch fih anbaute, mußten die Thiere fliehen; felbft die entfeglichften ernten ihn fürchten, und fi vor der Uebermacht feiner Huͤlfsmittel in Acht nehmen. Man darf daher nicht immer gleich von Fabeln reden, wenn ung alte Schirftſteller Fakta zuruͤckgelaſſen haben, die wir jeßt nicht fo Häufig mehr vorfinden. Der Un: glaube ſelbſt muß. die vielen Krokodille gelten laffen, die man einjt in Unteregppten fah, wenn fie gleich jest 88 unendlich felten geworden find. Die ehemaligen Rei: fenden reden von Ceefühen und andern Amphibien, die in Guinea und in einigen Gegenden von Amerifa. bis in die Wohnungen der Denfchen kamen, ftatt daß _ dieſe Thiere jegt, da fie fo viel feltener geworden ſind, ſich an diefen Orten gar nicht mehr finden. Wird man wohl je geneigt feyn, dieſe Thatfachen zu bezweifeln, die der Nachwelt doch fiher — aus dem nämlichen Grunde, weil fie jest gar nicht mehr vorfallen, — noch fonderdarer vorfommen werden ? Gerade fo verhält es fih mit dem Polypen; er fcheint heutiges Tages uns endlich feltner aus dem Waffer hervor zu fommen, als vormals; da man ihn aber noch jest — Wenn gleich nur felten — an manchen Küften mitten in den Fel— fen findet, da er willführlich dahin gefommen und dort gebtieben zu feyn ſcheint, ohne daß man fagen müfte, die Fluth habe ihn zurück gelaſſen, und da er endlich nah eigenem Behagen ins Meer zurüd geht, fo Fön: nen wir ihn für eine Art von Amphibium anfehn. Wir muͤſſen alsdann annehmen, daß feine Kiemen und feine Eingeweide auf eine doppelte Weife organifirt find, Die ihn zum Athembolen als Land» und als Bafferthier fähig macht. Hierdurch ift er, fo wie viele andre Mollusfen, vermögend, im Waffer fich die feiner Eriftenz angemeflenen, mäßrigen Atomen anzueignen, und am Ufer die luftigen einzuathmen und zu verars beiten. Der Polyp hat überhaupt fehr viel Lebens: vermögen. Er ſcheint mehrere Tage hindurch außer dem Wafler zubringen zu koͤnnen. Diequemare *) fah ihn felbft in feiner Gefangenfchaft. auf feinen. Raub (osfpringen. Er fah, wie die, die er. in feiner ſoge— nannten Seethiermenagerie aufbewahrte, des Nachts, gerade als waͤren ſie * im Meere, umher⸗ *) Dicquemare, Journal de phyſi que. 1788. Zweiter Theil p. 371. 89 fpürten und Tiefen, aus den Fenftern krochen, gegen die Mauern anfprangen, aufs Dach ftiegen, und mit . einem Worte alles verwüfteten, weil die Wildheit ihres Charakters fie nit ruhig feyn Tief. Der Polyp ift vielleicht eins der allerthätigften unter den befannten Thieren. Er kann, mie der Tiger, nicht ruhn, ohne Schaden zu thun. Wie jener und mand® andre Thiere, vereinigt er mit der Außerften Graufamfeit, Fift und Nlederträchtigfeit. Er verfieht es nämlich, fich auf eine fo geſchickte Weiſe todt zu stellen, daß man felbft fange Zeit hindurch glauben muß, er fey es wirklich. Da dies alles unläugbar ift, indem es ein neuerer und, ſehr alaubwürdiger Naturforfcher aufgezeichnet hat, fo Fann folgende droflige Gefchichte, die Aldrovandi dem Berchorius *) nacherzaͤhlt, gar wohl wahr ſeyn. „Ein Polyp, heißt es namlich, den man für todt hielt, und zum Kochen in einem Keſſel aufs Feuer feste, ‚erhielt wieder fo viel Kraft, daß er zum Schornfiein hinaus und fo aufs Dach des Haufes froh, mo man ihn endz lich nach vielem Suchen wiederfand.” Diefe Faͤhigkeit des Polypen, lange Zeit hindurch außerhalb des Waflers leben zu fönnen, die Biegfamz feit feiner Arme wieder zu befommen, und fie aufs neue bewegen zu fünnen, macht auch eine von Thevets *) „Audiv# quod femel in quadam provin- ciae villa polypus, qui videbatur mor- tuus, fujt emptus a quodam, cujus uxor ipfum in pelvi cum aqua ponens deco- ‚ quendum, cum aliquantulum divertif- fet, non invenitin pelvi, quae undique eum quaerens nec inveniens, tandem rur- füs refpexit, et{fuper trabem domus po- Iypum vidit, quifentiens calorem aquae, per catenam, qua pelvis pendebat, fur- fum afcenderat, unde ipſum decogquen- dum retraxit.“‘ Aldrovand, de Moll. p. 34. — Erzoͤhlungen Dd, die Einwohner der Inſel Kuba be— treffend, wahrſcheinlich. „Sie bedienen ſich, fagt er, eines Fifches, den fie in ihrer Sprache „Rover“ nennen, um andre Fifche damit zu fangen, Er ſchmeckt ſehr gut, und mag etwa anderthalb Fuß lang fenn. Er ift ſehr kuͤhn, und greift alle Fiſche, die er antrifft, felbft die groͤßten und ſt aͤrkſten, muthig an. Die Wil— den eſſen ihn aber nicht und toͤdten ihn eben ſo wenig. Sie bewahren ihn vielmehr in ihren Kellern lebendig auf, und ernaͤhren ihn forafältig, denn fie bedienen fib feiner zur Kifcherei im Deere. Wollen fie nämlich fifden, fo nehmen fie ihren Rover, und binden ihm ein ziemlich ftarfes aber fehr biegfames Seil quer um den Leib herum; merfen ihn dann ins Meer, und etz muntern ihn — gleich als ob er fie verftände — fehr forgfältig zum Kampf; dann laflen fie das Geil fo weit nad, als er nur immer fortfhtwimmen will. Sobald das Thier im Meer ift, geht es pfeilfchnell davon, und greift den erften den beften Sifh an, der ihm begegnet, er fey fo groß und fo fürchterlich als er wolle. Diefer ſucht dann gewöhnlich zu fliehen, der andre aber verz folgt ihn, und verwickelt fih mit ihm, indem er ihn feſt umſchließt. Sobald die Fiſcher dies merken, ziehen fie das Geil allmahlih an ſich, bis beide Fiſche ihnen fo nahe find, daß fie fie ergreifen koͤnnen. So wie der Fang vorbei ift, nehmen fie ihren Rover heraus, und fegen einen andern an feine Stelle, — er der * ſtrengung nicht uͤberdruͤßig wird.“ Das alles paßt, wie man ſieht, nur auf den Po— lypen. — Zwar giebt Thevet jenem Fiſche Schuppen, und eine ſo harte Haut, daß ſie nicht durch die andern Fiſche verwundet werden kann; aber alles übrige, z. uf Daß er in einen Keller eingefperrt wird; daß man quer 2) 7* Cosmograph. univ. Tom. II, liv, 22. p. 03. Ä 91 uͤber ſeinen Leib einen Strick bindet, und ihn ſo ins Meer gehn laͤßt, wo er dann alles, was ihm begegnet, angreift, indem er darauf zufaͤhrt und es mit feinen Armen ums ſchlingt, ohne e3 wieder los zulaflen; Dies alles erinnert ung genau an unfere Polnpen. Thevet giebt In feinem weitläuftigen Werfe allen Meerbewohnern uneingef&bränft den Namen „Fiſch“, ja, es ſcheint faft, als wüßte er nicht einmal, daß der Dintenfifeh und der Polyp noch bes fondere und eigenthümliche Namen haben. Den Muss kus-Polyp, den er in der Gegend von Majorca, ın der Meerenge bei Gibraltar und bei Puzzolo, nicht weit von Reapel gefehn haben will, nennt er z. E. „Stern fiſch“ (poiffon &toile) *). eine Kosmographie enthält viel Gutes, fie wird aber für unficher gehalten, weil er ſich manche gewagte Aeußerungen erlaubte. Auch trägt fie die Spuren ihrer Zeit d.h. des. Wiederaufles bens der Willenfihaften an fih, denn er redet nie von - einem Fiſche, oder fonft von einem Meerthiere, ohne ihm Schuppen beizulegen. Wir werden dag, da ich Ihn dfter cıtiren muß, noch manchmal finden. Die Mahler und Zeichner jener Zeit fielen fammtlich in den gleichen Fehler, wenn fie anders nicht hauptſaͤchlich Schuld daran find. — So überrafchend und wunderbar diefer Zug aus der Katurgefhichte der Mollusfen aber aub feinen mag, fo finde ich ihn doch bei einem noch älteren Reifenden ale Thevet, den dieſer aber nicht felten mit vielem Lobe ans führt. Sch meine den Peter Martyr, einen gebornen Slorentiner, und einen Mann von fehr vielem Geift zu ‚ feiner Zeit. Er wurde Anführer der Sefte, die man nach ihm Martyrianer nannte, Diefer fbeint ein Augen— zeuge von jener Art, die Fiſche zu jagen oder zu fangen, die Gesner erwähnt *) gemwefen zu ſeyn. Ich habe die ) Cosmograph, univ. de Thevet. Ton, H. lib. 13. p. 02. **) Gesner, de piscib. ord, 6. p. 93. »„, Guiaca- mus vel Reverfas, pifeis indicus, de novo 7 92 Stelle des Peter Martyr, die den erwähnten Zifch bes "trifft, aus dem Gesner genommen und führe fie unten wörtli® an, damitman fehe, daß ich fie nicht einmal nad pifcationis genere Petrus Martyr ocea- neae decadis primo lıbro 3, Nonaliter, inquit, ac nos canibus gallis per aequo- ra campileporesinfectamur, illi (pifca- tores hohle Baumfiämme find? — ind Meer, und jagen, fo wie zu Rande die Hafen mit Hunden, die Fiſche mit andern Fiſchen. Der Fiſch, deſſen ſie ſich dazu bedienen, war mir unbekannt, und hatte einen laͤnglichen Körper wie ein dicker Aal. Nur hatte er einen dieferen Kopf, der vorne mit einer fehr zähen, wie eine große Haube geordneten Haut verfehn war. Sie haben diefen in ihrem Kanot an einern langen Eeile. Begegnen fie nun, oder bemerken fie nur irgend einen großen Fiſch, oder cine Echildfidte — die hier zum Theil größer find, als der breitefte Schild, fo werfen fie ihren Reverfus ins Wafır. Er geht fider fogleih auf das Thier log, greift es mit feiner breis ten Kopfhaut *) an, und hält es fo feft, daß man es ihm dur feine Gewalt nehmen kann, wenn man ihn nicht aus dem Maffer zieht. So wie er aber aus dem Waffer an die freie Luft fommt, fo läßt er dasjenige ſchnell fah⸗ ven, was er vorher fefthielt. Die Inſulaner ergreifen dann die Beute und werfen fie ind Boot. Der Rerverfug Friecht dann wieder in fein Loch, das mit Waffer ange: im freien Meerwaſſer an einem mäßig langen Seile vorher aufbewahrt wird, und daß man ihn nach dem Fange, wieder dahin abläft. Anmerk. d. Ueberſ. *5) Dieſe Haut, daͤchte ich, koͤnnte leicht die gleiche ſeyn welche die Arme der Polypen in ihrer Boſis vereinigt. Da fie einer gewiffen Ausdehnung fähig it, fo fchien fie an jenem Neverfus oder over dag ‚ Auffallendfte. Vielleicht hielt der Schriftſteller dag Webrige. der Arme für bloße Anhängfel, die an den andern diefer Haube hingen. Merkwürdig ift fie bei den Dolypen allerdings, denn ich habe fie nur bei ihnen, und weder bei den Dintenfifchen noch bei den Kalmars gefunden. 94 fuͤllt ift, und erhält durch Hilfe eines Seils einen Theil des Raubes, den er erjagt hat. Die Einwohner nennen dieſen Fiſch: „Gaiagacano“ id habe ihm den Namen „Reverſus“ gegeben. ' Untäugbar iſt dies eine der fonderbarften Thatſachen aus der ganzen Naturgeſchichte. In unſerm Himmelsſtri⸗ che bat man dagegen die Fiſchotter zu zaͤhmen, und zum Sifhfang für ihren Befiger abzurichten gewußt. Auch die Chinefer Haben eine Gattung Pelikane faſt zahm gemacht, legen ihm einen eiſernen Ring um den Hals, damit er den Fiſch, den er faͤngt, nicht verſchlu— cken kann, ſondern ihn in ſeinem weiten Sacke behalten muß, den dann der Beſitzer hinterher ausleert. Nachdem | dies geſchehen ift, nimnıt man ihm feinen Ring ab, und überläßt ihm einen Theil feines Raubes zur Nahrung. Sie nennen diefen Vogel „Louma’' und halten es für einen Reichthum ıhrer viele zu bejigen. , Aber einen Pos Inpen fo zu zähmen, daß man fich feiner in jedem Augen: blick und nach feiner Willkuͤhr bedienen kann, das ift denn doc, meiner Meinung nad, dev hoͤchſte Grad der menſch⸗ lichen Induſtrie. Dies Mollusf ſchien mir mwenigfteng fo wüthend, wild, widerfpänftig und fo auf feine Beute erboßt, daß ich fieber einen Tiger als einen mäßigen Pos Aypen bändigen wollte. Es ſcheint indeg wirklich, daß ‚die alten Einwohner von Kuba dahin gelangten; die neues ‚ren Karaiben Fennen aber diefe Kunft nicht mehr. Ich fand fie ftolz auf ihre Freiheit und Uuabhängigfeit, die ihnen die wenigen Inſulaner der neuen Welt, die den [pas niſchen Schwerdtern, Flammen und Ketten entrannen, vererbt haben; induſtrioͤs aber waren fie durchaus nicht. Die tieffte Ruhe war ihr hoͤchſtes Gluͤck; fie unternahmen zwar große Reifen in ihren Seichten Pirogen, aber — um Waffen und Branntemwein zu holen. Kamen fie dann na Tabago oder ©. Vincent — die beiden einzigen Inſeln wo noch Ueberbleibfel von ihnen find? — zuruͤc, fo fros chen fie in ihre Hangematten, unterhielten durch Huͤlfe ’ 95 eines herausgeftreeften Fußes nachlaͤßig ihr Keuer, koch— ten ſich Wurzeln, und zogen fie vom Feuer ab (alles mit den Züßen), und famen oft In vierzehn Tagen nicht aus ‚ der Bewußitlofigfeit, worin fie ihr Tobacksrauch und die Traͤumereien, die er hervorbrachte, verfenft Hatten. Bon Zeit zu Zeit erwachte indeß die Kriegsmwuth bei ihnen; und wehe dann demjenigen, der fie etwa beleidigt hatte. Ihre Rache Fennt, wie bei allen wilden Bölfern, Feine . Grenzen. Ich glaube, daß der ganze Reſt diefeg uns gluͤcklichen, Bolks (der Karaiben) fib noch auf funfzehn hundert Individuen belaufen mag. Sie waren lange fehr beſchwerliche Nachbarn für die englifchen Kolonie, denn ſie haften die Engländer. Diefe wandten daher jene Le⸗ gionen von Hunden gegen fie an, die unter den Pizarro's ihre Vorfahren zerriffen hatten, und fo verſchwand all- maͤhlich, auch in Diefen ihren legten Schlupfwinfeln, die ganze Kace. Natuͤrlich Fönnen wir alfo bei ihnen jene Art, dur Hülfe eines andern Thiers zu fifchen, wohl nicht mehr ſuchen. Martyrs Worte find aber, deucht mir, zu deut- lich, al8 daß wir etwas anders, als einen Polypen dars unter verftehn Fönnten. Welchen andern Meerthiere Fönn; ten wir die erwähnte Haube zufebreiden, die vorne am ‚Kopfe fo feft faſſend und ſich anhängend. eingerichtet ift, daß fih alles, was fie erareift, nieht wieder losmachen Fann? — Der „länglide Körper” Fann fich viel leicht bei einer befondren Gattung finden. In den Antik ‚fen und vorzüglich bei Guadaloupe habe ih gemeine Polypen gefunden, Die unfere Seeleute dort „Mars gates“ *) nennen, deren Arme faft drei Fuß fang ‚ und die alfo zufammen faft ſechs Fuß in der Weite maßen. Dei dem gemeinen Dintenfifch fahen wir, wie fibdie . Fiſcher des Weibchens zu bedienen wußten, um damit ans *) Dies Wort iſt vielleicht das verdorbene „Meer: En der Deutfchen und andrer nördlichen Spras hen. DEN 96 dre Dintenfifhe zu fangen. Die Rifcher des alten Roms banden nämfich um den Körper eines folchen Weibchens, gerade wie die Indier um ihren Rover oder Reverfus ein Seil, und ließen ed damit ing Wafs fer, wo es andre Mollusken Diefer Gattung (. ©. Dintenfifbmänncden, die ihm nahe Famen, feft hielt. Wahrfcheinlih fanden die Fiſcher oft — wenn gleich davon nichts erwähnt iſt — einen ganz andern Fang als Dintenfifche in feinen Armen oder an feinen Naͤpf⸗ . ben: denn diefe Weibchen werden ihre Natur nicht verläugnet, fondern, mie fonft, alles ergriffen haben, was ihren Armen nahe fam, um ſich davon zu ernäh- ven, Zwar hatten die Einwohner von Kuba und die übrigen Inſulaner die Induſtrie noch weiter getrieben, alg die römifhen Fiſcher; aber auch deren Merhode, durch Hülfe des weiblichen Dintenfifches zu fiſchen, ift ja verloren gegangen; und doch wird es ſich wohl nies mand einfallen laffen daran zu zweifeln, daß man einſt fih ihrer bediente, Wenn man die Kräfte und Fähig, keiten des Polypen gehörig erwägt, fo läßt ſich nicht läugnen, daß ein Fiſcher, der jegiger Zeit dahin ges fangte, ſich ein ſolches Thier abzurichten, mehr Nutzen davon haben würde, als ein Jäger oft von feinem Hunde hat. Man follte diefe Gefchieflichfeit der alten Römer und Karaiben wirklich wieder zu erwecken ſuchen. Sie würde vielleiht mehrere unferer Küftenbewohner veichlich nähren, da fie jegt nur mit einem fehr Foftfpies figen Apparat auf den Fiſchfang ausgehn koͤnnen, wors auf alfo die Armen Verzicht thun muͤſſen. Martyr feheint den Reverfus nicht felbft gezeichnet zu haben; es that e8 folglich irgend ein Mahler nad feiner Beſchreibung. So entftand denn jenes Bild, dag Gegner *) kopirt hat, und das dem gefunden Menſchen⸗ verftande 9) Gesner, de Animal. mar, ord. 6. p, 92. —* 92 verftande geradezu widerſpricht. Der Mahler hat ihm zunädit einen fehr langen Korper gegeben, wodurch das Ihrer zu den Schlangen zu gehören ſcheint; hinter dem Kopfe feste er eine breite Haut als Haube an, wodurch Das Thier eben fo gut eine Kage oder fonft etwas wird u. f. mw. Auf eine ſolche Figur fann man fein kritiſches Urcherl gründen; ihrentwegen kann mar vernünft:gerweife nıcht fagen jenes fihlangenähnliche Wefen (der Phaniafie des Mahlers ) gleihe ja feinem Polypen; — wenn man dagegen alles gehörig erwägt, fo ift und bleibt der Rover oder Reverfus ein fleifchs frefiendes Meerthier, das faft Amphibium, und am Kopfe mit fehr biegfamen und faflenden Häuten oder Armen verfehn ift; — das, ſobald es wieder in fein Element fam, feine ganze Wildheit wieder erlangte, und unvers züglich über ‘alles herfiel, was ıhm begegnete, und jeden, ſelbſt auch den größten Fiſch angriff. Merkwuͤrdig ift auch, daß der Reverſus des Martyr keine Schuppen hat, ſondern daß ſeine Haut einfach und glatt iſt, wie die der Polypen. Gesner hatte ihn, der angeführten Geftalt wegen, unter die Meerfchlangen gefegt; Son, fton aber nahm ihn von da wieder hinweg, und fegte ihn unter die Schuppenfifibe. Sein Zeichner aber fonne te ſich nicht einmal entfebließen, die Figur Die er vor fib hatte, genau zu kopiren. Er nahm ihm das Seil vom Halfe, verlängerte feinen Körper noch mehr, und machte aus der Kopfhaube ein Ding. wie ein Dhr, das faft wie eine Trompete ausfieht. und fegte endlich noch ein paar Schnurrbärte und Klauen dazu, Aber fo quäs ten dıe Mahler die Naturforfcher oft, weshalb es denn nicht felten unmöglich wird, ſich auf Zeichnungen diefeg oder jenes Schriftftellers zu beziehen. Bald hat fein Zeichner einer Schilöfröte Zähne wie die eines Krofo- dills gegeben; bald mahlt ein anderer zwölf Arme an - einem Dintenfifp, der doch offenbar nur gehen hat *). *) Gesner. | Namigeih,z. tt. 5 RN & = 95 Werden ſolche verftämmelte Zeichnungen gar noch einige Mal kopirt, fo kommen immer neue Züge der Art bins zu, und mir erhalten zulegt fo viel Ungeheuer als Zeichnungen *). Unglüciicherweife muß der Schrift: ſteller, einer foichen verdorbenen Zeichnung wegen, mit feiden, denn indem man feinen Text kommentirt, ſetzt man gewehnlich Hinzu: ‚feine Figuren aber taugen nichts.“ Sch habe diefen Fehler, fo viel als möglich, zu vermeiden gefuht. Ich denke, meine Leſer werden es mie Danf wiffen, daß ich meine Figuren feibft zeich— nete. Verderben fie mir die Kupferjtecher nicht — was ich aber freilih fürdte, — fo wird ihre Genauigfeit- und Wahrheit das erfegen, was ihnen in Ruͤckſicht der biilfanten Ausführung abgeht. Denn als bloßer Na— tucalift Fonnte ich mich freilich der Kunftgriffe nicht bez dienen, wodurch der Mahler im Stande ıft, Licht und Schatten, dag Hervortretende und Zuruͤckweichende darzuftellen. | Die dreiundzwanzigſte Kupfertafel ftellt den gemeis nen Polypen, von der Küdfeite angefehen, vor: die vierundzwaͤnzigſte zeigt ihn von vorne. Sein glatter, gleihfam polirter Körper ıft allenta halben roſenroth und giebt einen veilchenfarbigen Wi⸗ derfebein von fih. Sehr dunfle Purpurpunkte und purs purartige Flecken befinden ſich auf der ganzen Oberflaͤ— che feines Körpers und feiner Yrme, und zwar ſowohl auf ıhrer platten, als auf der entgegengefegten Seite, *) Ich ſchaͤtze allerdings einen guten Gefchichtsmahler ſehr hoch, und weiß, deß er mehr in fich vereinigt, als nöthig ift, um Gegenftände darzuftellen , aber die genaueren Derails der Naturgefchichte find ihm zu Eeinlih. Dieſerwegen bat fih in neueren Zeiten eine ganz eigene Gattung von naturhiftorifchen Mah— lern gebildet. Vanſpaͤndonck, Marehal, Nedonte‘, Asdinot und einige-andre fellen die Pflanzen, Thie— re und Inſekten fo völlig wahr dar, daß fie nichts weiter zu wuͤnſchen übrig lofien. / u, — 99 Dies Punktirte bringt alle Farben ſeines Koͤrpers in Uebereinſtimmung, indem es dem Thiere zugleich ein angenehmes und prachtvolles Anſehn giebt; der Ruͤcken und die Baſis des Kopfs ſind bisweilen ſchiefergrau. Der Polyp verändert aber feine Farben, je nachdem Leidenſchaften ihn erregen; Dies brachte die Alten auf der Gedanfer, er nehme Die jedesmalige Farbe deg Orts an, wo er fib befinde, oder der Kelfen, worin er feine Höhle habe. Gie behaupteten fogar, daß dies ein Kunftariff von ihm fey, um die Thiere des Meers dadurch zu fangen. Sie würden nämlich durch jene Iofale Farbe betrogen, und famen forglos heran, ohne ihre Lebensgefahr eher zu ahnen, als bie fie ihr nicht mehr entgehn Fönnten *). Es ift zwar wahr, daß die *) „Sui mutarione coloris venatur pifces, trahitenim fibi colorem fimilem, iis qui- bus approguinguant faxis; quod etiam ‘cum ‚metuerst facit,*. Arıft, Hift, ‚ib, 9. cap. 57° „In hune autem modum infidias pifci- bus mollitur, fub faxa fubtectus defider, etin harum colorem fe mutat, ut faxum effe videarur, pilces ad eum tanquam ad faxum adnatantes, incautos fic bra- ehiisfuis tanquam retibus capit.“ Aelian. lib, I, Bift. var, ß „Colorem mutat ad fimilitudinem loci, et _maxi- me in met,“ Plin. lib, 9. cap, 19. „Polypodon fraudes populusvulgantur in omnes, Qui fimilem petrae magnum flectunt- ” turinorbem: ia Nexibuset fpiris hominem pifcemque | rapacem Sie fubterfugiunt aftu, vitamque tuen- tur, i Si parvos videant pifces praedamgue ® » minorem 2 100 Natur in diefem Mollusf eine Menge von Mitteln, die alle zerftören Helfen, vereinigt hat, aber die Farbe Rurfus et in pifeis formam vertuntur, etarte Perquirunt vietum funeftaque fata re- pellunt“ Oppian, Halieut. lib. 2 Lat. Ueberſetzung des Lippius. „At contra ſeopulis crinali eorpore .. fegnis Ä Polypus haeret, et hac eludit retia fraude, Et fub lege loci fumit mutatgne Ei rem Semper ei fimilis quem contigit. ...“ Ovid. in fragm. de pife, „Saxstilemque cum exfanguibus cirris Odi mutantem colorem polypum....“ ‘Jon. apud Athenaeum in Phoenice trag, verfio Dalechampii. „Et concolores rupibus, faburrisque Cirris dolofi polypianchorae ritu Salaccifo, et turbidoin freto freti.“ lul. Scaliger in Athen. Sunt enim autores quiin omnem fe co- lorem mutare affirment, excepto albo. Sunt qui petris quibusvis fe alfimilare dicant, uti theognis et phillicides.,.,“ Aldrov. de Moll. lib. I. p. 15. Quodque polypus in varios colores fe commutare dicitur; id quidem a molli ejus pelle provenit, quae facile glubi po- teft; cujus colorem nunc album, mox ru- fum, poftealividum, mox variis coloribus difinerum videas.“ Aldrov. AR Moll, lib. 1. p. 13. ı „Mutatur colorejus ex lapidis colore, ceuiadhaeret, maxime accedente timore ob afpeetum congri inimicı [ui“ Olaus 101 aller Oerter, wo er ſich befindet, kann er denn doch nicht annehmen; ſieht er bisweilen ſo aus, wie das, was ihn umgiebt, ſo kommt es wohl mehr daher, daß der Gegenſtand zufälliger Weiſe eine Aehnlichkeit mit den Karben hat, die feine Haut annehmen fann. Wenn er ganz ruhig und unthätig ift — was aber fehr felten vorfommt — fo ift er faft weiß, er fann aber ftufens weiſe alle Karben bis zum dunfelften Roth durchgehn. Diefe Farbe zeigt ſich vorzüglib, wenn er in Wuth geraͤth, oder irgend eıne heftige Begierde ihn reigt und erregt. In einem folchen Zuftande wird er runzlich. Seine Haut furht fid, und fein ganzer Körper zittert; feine Arme bewegen fi gewaltſam bin und her; feine flammenden Augen find rom, mie glühende Kohlen, furz e8 tft Feine Musfel und Feine Sehne feines ganzen Körpers, die nicht eine gräslihe Wuth aͤußerte. Der Mantel der Polypen nimmt nicht, wie die Scheide der Dintenfifhe und Kalmars, hinter dent Kos pfe feinen Anfang; fondern fondert ſich auf den Seiten vom Halfe ab, und deut ſich vorne auf den Trichter oder gemeinfchaftlihen ausführenden Kanal feft. Durch diefe Einrichtung Ift er weit weniger offen, als er bei den Kalmars und Dintenfifhen war. Er bedarf aud nicht, toie dort, der Bruftwarzen und inneren Befeftis gungen; au finder man fie bei den Polypen nicht. Man fiedt Dagegen bloß beim Anfang des Mantels (oder der Scheide) zwei Dhren aͤhnliche Erhöhungen, die auf diefer Seite die Ränder des Mantels zu begräns zen und ihn zufammen zu halten feinen. Dieſe Dehr: hen machen einen Theil des Trichter aus, und gehn an den Seiten hinab. Der ‚Rand der Echeide nad) vorne zu iſt frei. Er fcheint fi) dort bloß durch eine zufanmenziehende Bewegung zu fehlichen. Vorne am Körper wird man den gemeinfcbafilihen ausführenden magnus, Hift. de gent feptentr, de pifc, montft. lib. 21. cap. 34. De polypis. 102 Kanal gewahr; er erſtreckt ſich oft weit nach außen her⸗ vor, und faſt alle Schriftſteller verſichern, der Polyp koͤn⸗ ne ihn willkuͤhrlich nach der rechten und linken Seite hin⸗ uͤber legen *3. Sene acht Arme find in der Regel einans der gleich, und an ihrer Baſis durch eine mehr oder we— niger breite Haut, die ſich mehr oder weniger ausdehnt, fo zu ſagen zu einer Maſſe verbunden, von hinten beſon⸗ ders ftelle fie die Geftalt einer breiten Haube, die durch ſtarke Reife (nervures) ausgefpannt, und jeder möglichen Art von Zufammenziehung fähig ift, der. Bon außen begraͤnzt das Aeußerſte der Arme diefe Haut, und inwen⸗ Dig erſtrecken fich die Raͤpfchen (Schröpfföpfe), womit die Arme bewaffner find, bis zu ihrer Baſis; fie nehmen bis an den Rand der fippen, die den Schnabel umfchlies fen, immer zu. Die Arme find ihrer ganzen sange nad mit zwei Reihen Naͤpfchen verfeben. Die Einrichtung diefer Naͤpfchen ift ganz ——— wie die der Dintenfiſche und Kalmars. Auf der fuͤnfundzwan—⸗ zigſten Tafel, Fig. 2., habe ich ein abgeſondertes Häpfs chen dargeftellt. Bei den andern bisher befchriebenen Moitusfen waren diefe Näpfchen wie ein fleiner Becher ausgehjöhlt; die Haut auf dem Grunde des Becbers kann doct bei dem Anhängen die ganze Höhlung ausfüllen. Bet dem Polypen aber fcheint diefer Schröpffopf doppelt zu exiſtiren; denn in feinem Mittelpunfte befindet ſich eine zweite Höhle, und dies Fleinere Becherchen ift toieder in feiner Mitte ausgehöhlt. Eine Menge Streifen geben *) Eft polypis fiftula in dorfo, qua trans- mittunt mare; eamque modoin dextram. partem, modo in finiftram transferunt.. Plin, lib. 9. cap, 29, | **) Fiftulam fupra caput et — ante al- veum, gerunt,cavam, quam modo in dex- tram, modoin finiftram partem transfe- runt, et hae mare transmittunt, Arift Hif. anim, lib. 4. cap, 1. et lib. 8, cap, 2. 103 ihm ein ſtrahlendes Anfehn. Sie laufen aus dem Rande der innern Höhlung aus, nach der Umgebung zu, womit der Freisförmige Rand aleihfam gefaltet oder gefurcht ift. Dieſe ganz eigenthuͤmliche Drganifat ionder Schröpfa koͤpfe des Polypen verurfacht, daß er ſich noch mir weit mehr Kraft an den Körpern anfchlieft, als es die übri? gen lederhaͤutigen Mollusfen zu thun im Stande find. Dich Hülfe der Höhlung im. Mittelpunfte Fann jedes. Napfchen einen weit größeren leeren Raum ;hervor brina gen, und ıhre Adhäfionsfraft muß nach vem Berhältniß zunehmen, ais fie den Drucke der äußeren Fluͤßigkeit eine größere Dberfläcbe dardieten Finnen. Ihr ftarfes Zuſam⸗ menpreffen ift vielleiht der Grund deg Schmerzes, den man empfindet, mern der Polyp feinen Arm anlegt; die feifhigen Raͤnder der Schröpfföpfe druͤcken gewaltfam auf die Haut, fie muß folglich in dem innern leeren Raum ſehr empor getrieben werden. Iſt man endlich dahin ges langt, die Arme des Thiers von ſich abzureiſſen, ſo blei⸗ ben große, rothe, runde und ſchmer zhafte Flecke zuruͤck, die noch nach einiger Zeit uͤber der Haut hervorſtehn; Noch nach acht Tagen empfand ich etwas Schmerz, doch verlor er ſich allmaͤhlich. Mir iſt es immer vorgekommen, als ob noch etwas mehr, als bloßer Mechanismus den furchtbaren Gebraud, den der Polyp von feinen Näpf: chen machen Fann, hervorbrächte, und ich habe jedesmal, jo oft er mich faßte — befonders aber, wenn er noch febte — einen herben fehr ftechenden Schmerz empfunden, _ der dem ähnlich war, welchen men empfindet, wenn man von Neſſeln gebrennt oder von einer Biene geftochen wird. Das fhmerzhafte Beiffen, dag man noch einige Tage nachher empfindet, ift dem Jucken aͤhnlich — nur ift eg ſtaͤrker — das die Neffe Inftiche hinterlaſſen. Ich habe ſchon angemerkt, daß die Wunde, die der Schnabel des Polypen hervorbringt, nicht giftig iſt; ſein Biß verurſacht gerade einen ſolchen Schmerz, als ein ſcharfes BR das langſam fengidet; beide Kinn⸗ N 104 baden verwunden, aber nurdieuntere Kinnbacke nimmt — wie bei den Papageien — das Abgebiffene weg Die Wunde, die ıch in der Gegend der Rieren befam, heiite übrigens eher wieder zu, als fi der Schmerz und die Roͤthe verloren, die die Schroͤpfkoͤpfe Naͤpfchen) hervor: gebracht hatten. Die Arme, die mır denselben bis zu ihrer Außerften Spige befegt find, meffen an ihrer Baſis bisweilen wei Zoll, endigenfich in eine Außerft dünne und ſchwanke Spitze und haben unzählıge Raͤpfchen an fi. Die Alten harten alfo darin unrecht, daß der Biß der Polypen giftig fey, denn ich weiß das Gegentherl aus eigner Erfahrung mit Gewißheit, was auch dıe Neueren *) die allgemein die ältere Meinung angenoinmen haben, das gegen fagen mögen. Der Schnabel des Polypen, der wie ein Papageiens ſchnabel geftaltet ift, hat die Farbe der Dintenfifebfchnäs bei und fteht wie dieſer in der Mitte der Freisförmigen Lippen und im Centro der acht Arme, die feinen Kopf umfränzen; feine Lıppen find ftarf und fleifebig, und Fön nen ſich verlängern und zufammenziehen Wenn die ges machte Beute unbedeutend ıft, fo bindet er fie dicht zu: fammen, und drüdt fie zwiſchen feine fchneidenden Kinn⸗ baden, beißt aber nur eınmal zu; denn dann halten die Schröpfföpfe (Näpfchen) des Centrums oder der Bafisder Arme das Schlachtopfer feft, und die Arme breiten fh nun wieder aus, drehen ſich nach allen Seiten und fuchen einen neuen Raub zu erhaſchen. Der Polyp faugt indef an dem, was die Naͤpfchen der unteren Theile der Arme fefthalten ; er zieht namlich den Schnabel nach dem Körper *) Teftatur Aelianus polypum mordere vio- lentius quam fepiam: minus tamen {uo- morfu veneni infligere, Aldrov. de Moll. pP. 41. „Obvis non tenui Isedit nos fepia morfu, Nec nos peftifero confodit polypus ore “ Oppian, Halieut, 2, Verf. Lipp. 105 zu zuruͤck, und bildet mit den Häuten, die die Arme untereinander verbinden, eine Art von musfulöfen außerft fleifchigen Trichter, der das arme gefangene Thier von allen Seiten gewaltfam zufammenpreft, und auf diefe Weife auch den legten Tropfen Blut oder ans dre Zeuchtigfeit hHerausdrücft, die der Polyp mit der größten Begierde einfhluft. Nur dann erft läßt er das Thier fahren, wenn es völlig blut: und teblos ift. Wahrſcheinlich ernährt fih aber der Polyp au noch aufer dem Saugen auf eine andre Weife. Biss weilen naͤmlich zerreißt und verſchlingt er feinen Raub ganz gewiß, denn man findet in feinen musfulö- fen Magen die Ueberbleibfel von Muſcheln und Kruſten— thieten. Er muß große Mittel die Lebensfraft zu er: halten von der Natur empfangen haben. Nicht bloß geht er — ungeachtet er eigentlich ein Seethier iit — ohne Schaden ang Land, und fegt fich einem anderen Elemente aus; fondern fein Raub kann feinen etfernen Banden auch nie entwifchen, und er fann jede Beute nüsen. Seine Organe zum Athmen febeinen auf eine doppelte Weiſe eingerichtet zu feyn, aber feine Ber: dauungswerkzeuge find e8 ebenfalls; ja bei diefen liegt es am Tage, denn beide Magen find völlig von einans der abgefondert. Ich fage mit Bedaht, der Polyp ‚hat zwei von einander ganz verfihiedene Magen, man fünnte fogar den blinden Darm faft noch für den drit— ten gelten laſſen. pi | Die genaueren anatomifchen Details laſſe ich zus rück, bis ich von einem andern Polypen reden werde, den ich vor mir habe. Auf der fünfundzwanzigften Tas fel Sig. 1. habe ich aber den Eingeweidegang des ge— ‚meinen Polyps, von allen andern innern Gefäßen ent: blößt, gezeichnet, Mit dem Schnabel ijt er noch ver: bunden, und fo erftredt er fich fort bie zum Maftdarm (inteftinum rectum), welcher unter der Scheide des Mollusfg endet. Es acht vom Schnabel den Schlund \ 106 entlang hinab und Bidet in a einen birnfsrmigen Magen, der aus feften und musfulöfen Theilen beficht, in welchen ich Ueberbleibſel von Kruſtenthieren *) ge⸗ funden habe. Bald darauf finden wir einen zweiten Magen, der gleichfalls mit a bezeichnet und faft dop⸗ pelt ſo groß ift, als der. erftez er öffnet ſich ebenfalls 9 — Der Polyp zerbricht mit feinem Schnabel auch die Schalen der Scholthiere und Auftern. / Sn dem erften Magen fand ich einmal zwei grob Merten. Dies erinnert mich an eine Geſchichte, die Thevet von gewiſſen Bewohnern des arabifhen Meer: buſens, die eine gewiſſe Gattung Fiſche (fie nennen ſie Comanath) nie fangen, ohne ihnen den Bauch zu öffnen, um Die Perlen zu finden, die dieſer Fiſch in ſich zu haben pflegt, wenn er Auftern gefrefien hat, Die Stelle des alten Reiſenden it intereffant genug, um fie hier woͤrtlich zu leſen. Gterifi fi: „Sa diefen Meerbuſen finden ſich verfchiedene Gattungen Fiſche, unter-anbern einer, den bie Ein- ‚wohner „Comanach“ nennen, ber did und rund ift, und etwa viertehald Sup mißt... Schnabel und Mund find wie die eines großen Papagei's, auch der Kopf ift faft in der Art... Auf jeder Seite feines runden Körner ſieht man Kleine Flügelchen oder Flops federn, womit er fih beim Schwimmen Hilft, auch fie find eben fo ungeheuerartig und haͤßlich, als der ganze Fiſch, der ein fehr zähes Leben hat... Gebt man ihn aber lebendig in ein füßes Waſſer, fo Hält er keine Stunde lang darin aus... As ich mid noch auf dem rorhen Meere befand, fing man zwei ziemlich große und einen mittleren. Die Fifcher verz £aufen fie ihres ungeheuerartinen Anfehens wegen theuer , ziehen ihnen die Haut ab, und fiopfen fie mit Stroh aus, um fie fehen zu laffen. Sie verkaufen das Thier aber nie, ohne nachgefehn zu haben, was... es im Bauche haben möchte, und ob es die verſchluck— ten Auftern verdauet hat, um Das, wonach fie eigent— fich verlangt, nämlich Perlen finden zu Finnen. (Thevet, Cosm. univ. Tom. 1. lib. 5. p. 123. — Siehe auch Gegner, Anim, mar, lib. II, p. 154. in. Ruͤckſicht der Zeichnung.) N * 107 nad dem Singemweidegäng su, ift völlig eirund, und eben fo muskuloͤs wie der andere. Alle beide find braus ner Farbe. Diefer zweite Magen enthielt meiner Meinuna nach bloß eine Art Magenfaft. Wahrfehein: lich nimmt aber dieſer häutige Sad das Blur und die Stüffigfeiten in fih, die der Polyp aus den Thieren ausfaugt. Tiefer noch fiedt man den blinden Darm (inteftinum coecum), der eine blaͤuliche Farbe bat, and fpiralförmig aufgerollt ift. Wo diefer Darm ein Ende hat, wird der Maſtdarm Cireellisum rectum) Dis der, macht mehrere Windungen und fteigt endlich ges ‚gen die Mitte des Körpers hin wieder empor. Co lan» ge das Thier lebt, iſt der obere Umfchlag nicht fo ficht: bar, als der, den ung die Figur hier zeigt, er öffnet fi) dann vielmehr wie eine längliche Spalte unterhalb der Scheide, Hier aber fällt er mehr auf, weil er ein⸗ zeln dargeſtellt ift. Die ſehr laͤngliche Dintenblaſe inſerirt ſich nahe bei dem Umſchlage; die Dinte iſt roth, wie bei den Kalmars. Der ganze Eingeweidegang, die Magen, der blinde Darm und der Maſtdarm find äußerlich, mit einem Silber-Ueberzug beleat, der ab: geht und- fih an die Bude anlegt; gerade wie die Sitberfubftanz einiger Flußſiſche, die man in die fal⸗ ſchen Perlen blaͤſt. Hierzu muͤßte man, daͤchte ich, die— ſelbe Subſtanz von den Polypen-Eingeweiden ebenfalls brauchen koͤnnen. Wenn man das Thier im Dunkeln aufſchneidet, ſo verbreitet es einen phosphoriſchen Schein. Auch die Finger und Inſtrumente, die es beruͤhrt haben, glaͤn⸗ zen im Dunkeln davon; ſelbſt das Waſſer, worin man es tauchte, und die Leinewand, womit man es trockne⸗ te, blitzen darnach. Die Dinte der Polypen iſt ſchwarz, ſondern roth wie die Der Kalmars. Die Dintenblafe liegt etwa in der Mitte des Körpers; auch dies unterfcheidet Die Polypen von den Dintenfifchen und nähert fie den Kal- 108 mars. Sie haben jwei Kiemenkoͤrper oder Organe zum Athemholen, die breit find, und an beiden Seiten des Sacks anhängen. Ahre Blätterchen find fehr ſtark und ihre Gefäße merklich fichtbar. Die Alten feheinen nur menige Gattungen von Polypen, und bejonders wohl nur den gemeinen und den Muskus-Polypen gefannt zu haben; wenigſtens läßt fich ſchließen, daß fie alle ihnen befannte Polypen zu der erften Gattung zählten, und bloß den davon aus: nahmen, der einen Muskus-Geruch aushaudt. Sie fpreben nämlih nicht von mehreren, fondern nur von einem einzigen Molusf mit einer Reihe Naͤpfchen, und erft fpater Fommen mehrere der Art vor. Man muß daraus ſchließen, daß fie fie nicht Fannten. Bis auf Rondelet und Aldrovandi harte man Feine andere bemerft , oder fie doch immer mit einander verwechſelt. Aldrovandi. machte, denfe ich, zuerft eine Zeichnung von einem Polypen befannt, deflen Arme nur mit ei: ner Reihe Näpfchen bewaffnet find, Er war im mit: telländifchen Meer, nahe bei der Inſel Elba, gefangen, Wir werden „bei den nackten Polypen mit einer Reihe Naͤpfchen“ auc von diefem reden. Aldrovandi *) ko— pirte feine Zeichnungen des Polypen von Kondelet, und ließ dann ohne weiteres die Zeichnung deflen von der Inſel Elba folgen, achtete alfo, tie die Alten, nicht auf diefen Farafteriftifhen Unterfhied. Ariſtoteles hatte indeß ſchon mehrere Gattungen von Polypen an: gegeben; zuerft fpricht er von dem, der, mie er fagt, der größefte wird **), und wovon die Individuen, Die man nahe bei den Küften fieht, größer werden, als die im hohen Meere; dann von einer zweiten Gattung, de— ven Körper flein if, mancerlei Farben hat, und nicht. gegeffen wird; dann von einer dritten, Die er „ele- *) Aldrovandi de Moll, p, 15 und 16. unter den Kup: fern. **) Ariftot, bin, 4. cap. L. 109 done“ nennt, die ungleiche Arme habe; und endlich von einer vierten, von der er verfichert, fie habe nur eine Neihe Naͤpfchen oder Echröpfföpfe,, da alle an— dere immer zwei Reihen hätten. In diefe Gattung verſetzt er alle die, die man zur damaligen Zeit „Boli« taeni“ und „offoli“ nannte. Ariftoteles fah aber nach feinem gewöhnlichen Scharffinn fhon damals ein, daf noch zrei andere Gattungen von Polypen, die in Schalen eingefchloffen feyen, eriftiven; die eine Gat— tung nennt er „Nautilus“ und die andere „Pom-. pilius“ F) oder Polnpenei. Shre Schale ift fehr kon— kav, faat er, es ſcheint, daß fie darin nicht lange wohe nen follen; oft fuchen fie nahe bei den Küften Nah— rungsmittel, und die Wellen werfen fie ans Ufer, wo ihre Schale zerbricht und fie nackend da liegen bfeiben. Dann greift man fie, oder fie fommen elend ums Yeben. Außer diefen zwei befchalten Polypen kennt Ariftoteles — mie man fich leicht überzeugen kann — nod) eine dritte Sattung, die mit einer Schale verfehn ift, wel— che der Schnecfenfchale gleih Fommt. Das Thier, fagt er, Friecht nicht daraus hervor, fondern beanügt fich, feine Arme außerhalb der Schale auseinander zu winz - den 9 h) Duo item viſuntur genera conchisindi- ta, quorum alterum nauram aliqui vo cant,alterum pompilium, five ovum po- lypi; tefta iis ut pectunculis concava, fimplex tamen, nee ita deftinsts, ut ei inhaereant. Saepius juxta terram pas- euntur; unde evenit, ut fluctibus jacta- ti in aridam elidantur, et tefta dilapfa nudicapiantur, autintterraanima extin- guantur,. Conftant exiguocorpore, fa- cie fimiles bolitaenis, et alius intefta, velut cochlea, qui non exitetefta, (ed cochleaeinftar fubeft etinterdum foras brachia porrigit, Arift. ubi {upra, *) Diefe Poſypengattung, die wie die Schnecken mit 110 Je mehr man den Ariſtoteles lieſt, deſto tiefer muß man dies Originalgenie bewundern. Montaigne hatte wohl recht, wenn er ſagte: „es ſey Fein Stein in dem ganzen Tempel der menſchlichen Kenntniſſe, den dieſer große Philoſoph nicht gerückt haͤtte“; es iſt des: halb auch kein Wunder, daß ihn bei dem Wiederaufle— ben der Wiſſenſchaften ale Schulen anbeteten. Nie pereinigte wohl ein Menfch fo viel Gelchriamfeit mit einem fo hohen Beodachtungsgeifte. Wir Fünnen ung überhaupt glüclich ſchaͤtzen, daß einige Werke der Als ten wenigftens zu ung kamen. Se mehe wir fie leſen, defto reicher und fruchtbarer werden fie für uns. Die, die wir noch Fennen, werden nun wohl alle Menfchenz alter hindurch leben. Monumente werden zerftört, und gan;e Erdtheile verfchlungen; dieſe Namen aber werden bleiben. Der vortrefflide Mahler Greuze Hatte dies in einer philofophifh gedachten Zeichnung ſehr fhön ausgeführt. Die pevfonifizirte Zeit ergreift den Homer bei der Hand, und ſchwebt mit ihm über die wuͤthenden Meeresmwellen hin, die, durch ihren furchtbar ren Gott mit dem Dreizac angetrieben, die Ruinen von Theben und die Byramiden von Yegppten verfchlingen. Diefe Monumente, die für die Emwigfeit gebaut fhier nen, verfinfen alfo, aber Menſchen, wie Homer, kei, 9 ben für die Ewigkeit, ' Oft noch find die Werfe der Alten unfere Führer. Ohne die Entdeckung der neuen Welt Hätten wir viel- Leicht ewig nur ihnen folgen fönnen. Die neuen Ge: genſtaͤnde aller drei Reiche der Natur aber, die diefer einer Schale beffeider ift, erinnert an die Geſtalt des Thieres der fogenannten Ammonshoͤrner, Die viel Aehnlichkeit mit dem nautilus pompilius oder fchönen indifchen Purpurnautilus haben muß. Wenn von den Ammonshörnern die Nede ſeyn wird, werde ich dieſe Stelle des Ariſtote es wahrfeheintich nuͤtzen. 111 vierte Erdtheil ung darbot, und unfere Unterfuchunz gen derfelben frellen ung den Alten wohl gleich. - Sir Belon, Aldrovandi, Gesner, Sonfton und viele andere Raturforfber waren die Beobachtungen des Nriftoteles verloren; fie verachteten und bezwei— felten fie. Deshalb mollte man auch Feinen beſchalten Polypen mehe annehmen, und hielt den Ürgonauten: polypen für ein Schmerogerthier, bis Cuvier feine Exi⸗ fienz mit einer Schafe aus der Analogie errieth, und ich fie dur) ein genaueres Etudium an Ort und Gtelle außer allem Zweifel feste, und bewies, daß Ariftoteles recht habe, wenn er ſagt, der Argonautenpolyp ſey fein Schmarotzerthier, fondern gehöre zu dieſer Mus ſchel. Ich werde ſpaͤterhin die erſte richtige —— von dieſem Thiere liefern. ? Rondelet ſcheint die Polnpen nur oberflächlich ge⸗ kannt zu haben; er behauptet, er habe das größte Molz lust befannt gemacht; doch giebt er zu, es Fünnten vielleicht zwei Gattungen davon eriftiren *), wovon fi die eine an der Küfte und Die andere im hohen Meere aufhaͤlt, Die — mie er meint — in alleın fich gleich ſeyen, nur nicht in ihrer Art zu leben. Aldrovandi **) achtete die Nutorität des Yriftoteles mehr als Rondelet. Cr nimmt daher zwei Geſchlechter porn Polypen an, erſtens ein beſchaltes, das er wieder in zwei Gattungen theilt, und zweitens ein unbefchals tes (nacktes), wozu er drei verfchiedene Gattungen rechnet. Das erfte Geſchlecht, fagt er, gleicht in Ruͤck⸗ ſicht — innern Organiſation dem A) und *) Polypum hie — qui omnium maximus eft et notiffimus, cujus diffe— rentias duas effe diximussalter enimlit- toralis eft, alter pelagicus, vita folum, fpecie nullo modo diffidentes. Rondelet ‚ de pile, lib. 17. cap. 7. ; **) Aldrovandi,.de Moll. p. 12. I12 dem Kalmar; feine Arme find fehr lana, und mit zwei Reihen Naͤpfchen oder Schröpfföpfen befegt; auch fchreibt er ihm unaefähr fo viel Srärfe zu, als unfer gemeine Polyp haben mag. Denn diefer möchte wohl auch, wie der, wovon Aldrovandi redet, im Waffer einen Menfchen angreifen, fich feiner bemächtigen und ihn tödten koͤnnen. Er hatte zufaͤlligerweiſe einen Polypen bekommen, der bei der Inſel Elba gefangen war, und nur eine, Reihe Näpfcben hatte; dieſem gab er alle jene Eigen ſchaften. Er ſucht ihm aud) eine Riefengröfe, wie die der Cetaceen ift, beizulegen, und eignet ihm eine merfz wuͤrdige Gefchichte aus dem Plinius zu, die aber offen: bar nur auf den Rieſenpolyhpen paßt, von dem ich eıne eigene Gattung gemacht habe. Aldrovandi's zweiter Polyp ift der des Rondelet, der zwei Reihen Näpfcben hat. Der Muskus-Polyp (den Rondelet ebenfalls zeichnen ließ) macht feine dritte Gattung nackter Poly: pen aus. | Gesner fagte gar: alle Polypen, einen einzigen ausgenommen, hätten an jedem ihrer acht Arme zwei Reihen Naͤpfchen, und kopirte Aldrovandi's dritte Zi: gur, die den gemeinen Polppen von Hinten vorftckt, ſklaviſch: wahrfcheinlich, weil damals noch fo allgemei— ner Mangel an richtigen Beobachtungen war, Er fehrt fich weder an Ariftoteles noch Aldrovandi, fondern fagt dem Rondelet nach, Ddiefer Polyp fen der größte und merfmwürdigfte von allen, und theile fich in zwei Gat— tungen, die nur in ihrer Art zu leben von einander ver: fhieden fenen, u. f. m. *). Seine dritte Gattung macht Rondelets und Aldrovandi’s Muskuspolyp aus, den er ebenfalls Fopirt. Dann erwähnt er eines nad ten Polyps, der Fleiner noch ift, als der Musfuspolyp, den er nur mit einer Reihe Naͤpfchen vorftellt, und ; / ihr *) Gesner, Anim, mar. ord. 19. p. 19% ; 113 ihn fuͤr das Thier des Nautilus papiraceus des Nriftote« les ausgiebt. Sicher-hatte er ihn nicht gefehn,; oder fein Zeichner hat ihn fehr fehlecht gezeichnet, denn die Mollusfen, die diefe ſchoͤnen Mufcbeln fortdauernd be; mohnen, haben freilich ebenfalls nur at Arme, aber zwei derfelben find mit breiten palmartigen Blättern (palmure.) verfehn, wie id) fpäterhin unmwiderfprechlich darthun werde, Gesner feste denn doch wenigfteng die befhalten Polypen, mie die Alten, unter die nackten, ttatt daß Aldrovendi fie zu den Muſcheln rechnete. Je näher mir den neueren Zeiten kommen, defto weniger ſcheinen Die Naturforſcher, die über die Mol— lusfen ſchrieben, gehörig nad) diefen Thieren und ihren. Gattungen und ihren Gitten geforfcht zu haben, big endlich Bruguiere die Aufmerkſamkeit auf diefe fonder: baren und merfwürdigen Thiere wieder weckte, und dem Lamark bewies, daß man ihre verſchiedenen Fa⸗ milien, die bis dahin alle, ſo zu ſagen, durch einander geworfen waren, durchaus von einander abſondern mie. In dieſen Fehler war beſonders auch Jonſton gefallen, wie dieſer denn uͤberhaupt in Ruͤckſicht der Dolypen hoͤchſt unordentlich und unrichtig ſpricht. La— mark ſchaffte endlich eine beſſere Ordnung und berichtig— te die bisher begangenen Fehler durch fein vortrefflis ches — oft ſchon angefuͤhrtes — Memoire, welches er mit in die Memoiren der naturhiſtoriſchen Geſellſchaft von Paris einruͤcken ließ. Alle dieſe Memoiren ſind oft meine Fuͤhrer. Die Polypen ſcheinen alle die Sinne zu beſitzen, die, wir bei den Dintenfifchen fanden, beſonders ſchei— ‚nen fie einen fehr feinen Geruch zu haben. Dppian vergleicht fie in diefer Hinficht mit den Kagdhunden. Ein befonderes, einzelnes Drgan für diefen Sinn wird man bei dem Polnpen wohl nie auffinden. Wahrfchein- lich ift aber die. Haut der Polypen, mie die der Dintene fifhe, außerft reigbar und voll Nerven, und die Ge⸗ Naturgeſch. 2, Th, | 9 — 114 ruchsorgane exiſtiren in den Warzen (papilles) oder Wo: ren der aͤußerſt feinen, wenn gleich lederartigen, Haut. Der gemeine Polyp finder ſich faſt in allen Meeren, im Nordmeer, wie im Suͤdmeer; an den Kuͤſten der alten fo wohl, wie der neuen Welt; aber immer im falzigen, nie im füßen Waſſer; dies fcheint er im Ges gentheif zu verabfiheuen. Sehr häufig trifft man ihn an den nordiſchen Küfien und in dem dortigen Meere; aber in der Regel ißt man ihn dort nicht. Ganz ans . ders verhält es fich mit dem adriatifchen Meere. Dort . tft er ſehr gemein; und — zur Zeit des Aldrovandi wenigftens, — waren alle Märfte in Stalien und bes ſonders in Venedig voll davon. Die Bewohner der. Inſeln des Archipelaaus verzehren fehr viele Polypen. Man fann mit Recht vom Polypen fagen, er freſſe alles. Er ift aͤußerſt gefräßig, und feine ftarfen musfulöfen Gingeweide verdauen auch) alles, mas er frißt. Man bat diefer Gefräßigfeit wegen ſo— gar gemeint, die Polnpen fräßen in Ermangelung ans drer Nahrung fogar ihre eigenen Arme. Ich glaube aber, daf die Alten, von denen dieſes Vorgeben herz rührt, ſich irrten. Verſtuͤmmelungen der Art Fönnen ja aus ganz andern Gründen entftanden ſeyn. Fraͤße der Polnp fein eignes Fleiſch, und es wüchfe feiner Ge— fräßigfeit nicht fehnell genug wieder, fo würde er andre ſchwaͤchere Polypen angreifen, aber das thut er nie, Vielleicht Fönnten fie au — mie es bei den Armpos Iypen chydres *) Vielarm) der Fall iſt— nicht einmal das Sleifh anvrer Polypen verdauen. Man muf dies fo unzählige Male angeführte Faktum, daß der Polyp ‚feine eigenen Arme verzehre, alfo für unrichtig und bloß auf Volfsvorurtheile gegründet anfehen. Es hat fi aber von Kahrhundert zu Jahrhundert erhalten, und man Fönnte es leicht mit-mehr Autoritäten belegen, *) Polypes de Trembley. > | ‚115 als die unfehfbarften Thatfaden der Naturgefihichte für fi Heben. Der Dichter Alcaͤus *), der Komifer Pirerecrates **) Diphifus ***) Heſio dus E) Op: pian 73 PMutarch FF) und Aelian waren der Meinung, ‚und mehrere Neuere fchrieben fie ihnen nach, Ariſto— teles aber FF) und nah ihm Athenäustrrr) verwarfen fie. Ariſtoteles ſagt gradezu, fie fey falſch. Wenn dem Polypen, fpricht er, Arme fehlen, fo find feine Seinde, zu welchen ganz vorzüglich die Meerale (Ton- gres) gehören, fihuld daran. Es iſt ausgemacht, daß es einige Meerthiere giebt, die den Polypen nicht bloß nicht fürchten , fondern ihm fogar furchtbar find; die feine Berührung und feine ftechenden Ausflüfe fo wenig ſcheuen, daß fie ihn feldft angreifen, und ihn zu zwingen wiffen, feine biegfamen — vielen Thieren fo furchtbaren — Aeme vor — ſchneidenden Zähnen in Sicherheit zu bringen. Sa, er muß oft ſolche Angriffe auszuſtehn haben, wie fich aus den vielen Individuen, denen theils einzelne Arme fehlen, theils nur halb und halb erft wieder gez wachſen find, ſchließen laͤßt. In der Geſchichte des Rieſenpolyps wird ſich zei⸗ gen, daß die Wallfiſche oft fuͤrchterlich mit dieſen Thieren kaͤmpfen, und daß die Volnpen bisweilen ver: fieren. Wenn fie auch gleich ihr Leben davon bringen, ‚fo. det man doch nicht felten Beifpiele, daß fie ihre uns geheuren Arme, die den Maftbäumen großer Schiffe gleichen, aufopfern mußten; und ungeachtet die Arme des Polypen ſich noch nach ſeinem Tode anhängen ‚fo = %*) Athenaeusin Alcaeo, **) In fabula, Agreftes, . #*%*) In Mercatore, RR) In Erg. . D De Venatione, 3. +D Lib, utrum snim, etc. th Hiſt. a — 2. HD Lib, 116 fheint es doch, daß die Cetaceen fie ihm, ſey es mit ‚ihren Süßen oder mit ihren Zähnen abfneipen und fo diefen Ungeheuern teogen, ja fogar in ihrer Kehle ders gleichen abgebiffene Arme ohne allen Samen zuruͤckbe— halten fonnen. Gewiß weiß man es RR nicht , ob die verftüms melten Arme bei dem großen Polypen, fo wie bei dem gemeinen, wieder wachfen, oder nicht. Doc laͤßt ſich ſchließen, daß das, was bei der einen Gattung der Tall ift, auch bei der andern fo feyn werde. Diefes MWiederhervorbringen der Arme it beim gemeinen Polyp fo ganz außerordentlich, daß ich mich dabei ein wenta verweilen muß, um e8 zu befchreiben. Einige Bemer— fungen darüber hat uns ſchon ein fehr geiftwoller und. unermüdeter *) Beobachter zurücgelaflen. Schade, daß er, der am Meerufer wohnte, und folglich diefe Keproduftion mit viel mehr Bequemlichkeit und Leiche tigfeit, als jeder Andre beobachten konnte, es nicht gethan und feine Nachforfchungen nicht fo weit fort: ‚gefegt hat, als er wohl hätte thun koͤnnen. Hat der Polyp durch den Zufall einige Arme vers foren, fo reproduciren die verkümmelten Theile fie nicht auf die gleiche Weife, wie die Arme der Dinten— fifche es thun, denn diefe wachſen allmählich fort, und * erhalten mit der Zeit ihre vorige Dicke wieder; fo daß man bei genauerer Unterfuchung zwar wohl findet, daß fie etwas von ihrer Lange verloren haben, und ftatt fi in einer Spige zu endigen, abgeftumpft find; man kann aber einige Zeit nach ihrer Berftümmelung nicht mehr genau den Drt angeben, wo fie ftatt fand. Bei den Polypen hingeaen bleibt diefer beftimmte Fleck wo das Glied abgeldfet wurde, immerfort Äußerjt erfenn= bar. Bei ihnen vernarbt die Wunde foaleih, ja man, möchte fagen augenblicklich, denn fo wie das Glied *) Dicquemare, Journal de Phyfique. Jahr | 1784- Erſter Theil, p. 213. Tafel 1. 117 abgeriſſen oder abgebiſſen ift, uberzieht die Haut fo> gleich die Wunde, und ſchuͤtzt ſie vor der aͤußerm Luft und vor dem Waſſer. Bald nachher treibt auf der oberen Eeite des verftümmelten Gliedes eine fleifchige runde Verlängerung hervor, und wächft unmerflich fort. Gie ficht faft aus, wie ein Hahnenfpoen, und ift fchon eis nen Zoil fang, che fie auch nur den fünften Theil fo Dick ift, wie die Stelle, an welcher fie herauswaͤchſt, oder wie der Arm, der verfiämmelt wurde, Die Schröpfköpfe find anfangs unbemerfbar, entwideln fi aber allmählih, und erjcheinen zulegt in der gleichen Drdnung und in denfelden Reihen fort, mie Die des übriggebliebenen Arms, Mit der Zeit wird diefe Berlängerung auch pfatt, und erhält eine wellen⸗ fanfte Biegfamfeit. Yun bedient fih der Polyp ihrer, wie feiner vorigen Waffen, um feine Beute zu ergreifen und feftzuhalten, Die inneren Nerven und ıhre Knaͤule wachfen eben fo, mie die Hart und die fleifchigen Theile, Diefe aber erreichen nicht den gleichen Durch— meſſer, den der unbefhädigt gebliebene Theil hat. Das ganze neugewachfene bleibt immerfort weniger die. Man kann den Ort, wo der Arm verftummelt worden ift, beftändig an einer jähen Abnahme der Dicke des Arms erfennen. Iſt fo ein Arm, ftatt horizontaf abgebifien oder ken zu feyn, in diagonaler Rich: tung ausgeriffen, fo wächft er noch verunftalteter wie: der. Der wiederwachſende Theil bleibt krumm und ſieht ein wenig feitwärts. Es iſt nicht unmöglich, daß men einmal Polypen antrifft, die alle ihre Arme verz Ioren und dünnere, fürzere und mißgeftaltete dafür bes kommen haben, weiches dann feicht auf die Gedanfen bringen Fönnte, es ſeyen ganz eigenthümiiche Gattun— gen Ich glaube aber mit Beftimmtheit verfichern zu fönnen, daß man jedesmal, wenn einem Polypen vor- Fommen, deren Arme in ihrer Ausdehnung eine joaͤhe und unerwartete — zeigen, wenn wan mit 118 \ „einem Male auf eine bedeutende Verminderung im Um— fange ftößt — etwa fo wie man fie bei einem Bouteil⸗— lenhalfe findet — annehmen kann, daß dieſe Glieder perftummelt gewefen, und nach dem ihnen begegneten Unfall auf dieſe Weiſe wieder ausgefchlaaen find; und nur erft, nachdem man dies vorausgefeht hat, kann man darauf denfen, in welche Gattung man fie fegen will und welche Stelfe ihre übrige Organiſation ihnen anmetst. Wir werden diefe Reproduftionsweife noch) bei einer Menge anderer Mollusfen wieder finden, und fehr oft folhe gewaltfame Abfälle in der Dice der nach: . gewachfenen Glieder bemerfen, beſonders 3. B. bei ei: ner Gattung von Geefternen, deren Lebenskraft fo mächtig und thätig ift, daß ein ein: iges ihrer Glieder, welches vom Körper abgebiflen oder fonft getrennt wur: de, von felbft neue Strahlen treibt, einen neuen fer bensmittelpunft bildet, und ein neues Thier darftellt, — indeß der Körper zu gleicher Zeit an der verſtuͤm— melten Stelle ein neues Glied hervortreibt, das aber beftändig Spuren der ehemaligen Befhädigung an fich trägt. | Ä be Es ift Außerft Schwer zu erflären, mie es zugeht, daß die Polypen von ihren Feinden fo verftümmelt wer | den koͤnnen, weshalb die furchtbaren Schroͤpfk oͤpfe auf ihren Verfolgern nicht haften und nicht wirken, und | wie fie es anfangen, fich den Armen des Polypen, die: fen alles feſſelnden Banden, zu entziehen, ja wohl gar dies Mollusf anzugreifen und zu verfolgen. Unfer Ers ftaunen wird noch größer, wenn wir bedenfen, daß der Polyp fih auch der größten Kruftenthiere bemaͤchtigt, ſich nicht vor ihren zahen und fehr ſchneidenden Sche⸗ ven und Gebiſſen fürchtet, ſondern fie mit feinen Ar— men ummindet, ihre Schale mit dem Schnabel zerbricht, und ſich dann von ihrem Sleifhe nährt und ihre Feuch⸗ tigfeiten einfauat. Wenn man nun weiter forfeht, wel: he Meerthiere diefe Molusfen wohl angreifen und ihe ' 119 nen Arme ausreißen möchten, fo findet ſich, daß es Meeraale, Muränen, Wallfifche und andere Fiſche oder Getaceen find, deren Haut ihrer Glätte und Klebrigkeit wegen es dem Polypen unmöglich macht, die Schröpfs> koͤpfe oder Näpfchen feiner Arme mit Nachdruck anzus fegen. Das ölige Wefen, das fie umgiebt, verurſacht wahrfcheintih, daß fie den ftehenden Druck der Scröpfföpfe gar nicht fühlen, fie koͤnnen alfo aus den zahllofen Schlingen,, worin fie der Polyp zu verwicfeln fuht, ohne alle Gefahr herausichlüpfen. Aus ähnli: ben Gründen falbten wenigftens die Ringer bei den alten gymnaſtiſchen Uebungen ihren Koͤrper mit Oel, damit die Arme ihrer Gegner ſie nicht Kanes konn⸗ ten. Im Waſſer haben ſonach die Polypen eine Menge Feinde (und vielleicht mehr noch, als wir glauben), wodurch auch ſie dem allgemeinen Zerſtoͤrungsgeſetze un— terworfen werden, gehn fie aber als Amphibien aufs Land und ftreifen am Ufer umher, fo fcheinen fie, au: fer dem Menſchen, Fein Wefen zu fürchten zu haben. Wir haben gefehen, daß einer derfelben fogar mit einem Adler in der Luft vang, und mit feinem befiegten Geg⸗ ner ins Waſſer zuruͤck ſtuͤrzte. Es iſt ſchon angemerkt, daß die Organe zum Athemholen oder die Kiemen des Polyps ganz anders modifizirt find, als die der Dintenfiſche, und ihm daher erlauben, im Waſſer und in der Luft gleichmaͤßig zu athmen, d. h. aus beiden Slüffigfeiten auf-die gleiche Weiſe feiner Eriftenz die Atome anzueignen, die feiner Subftanz angemeflen find, und Bewegung und Leben in ihm erhalten fönnen: Diefe ſehr fonderbare Orga⸗ niſation verdient in mehr als einer Hinſicht betrachtet zu werden. Als ich ſie das erſte Mal erwaͤhnte, ſetzte ich die naͤhere Entwickelung der Sache aus. Ich will alſo hier die verſchiedenen Meinungen der Alten uͤber % 120 Die Refpirationsorgane der Polnpen anführen, und meine eignen Beobachtungen damit verbinden, Das Athemholen der Mollusken war und blieb allen denen, Die darüber ſchrieben, ein Problem, bis endlich die vergleihende Anatomie (Cuviers) uns . zeigte, daß die breiten Kiemen den Mollusfen die Lun— gen der vierfüßigen und einiger andern Thiere erfegten. Schon die Alten wagten in diefer Hinficht eine Menge ungegrindeter Muthmaßungen, aber auch felbft die ‚neueren Schriftſteller, z. E. Rondelet, Aldrovandi, Gesner und Konfton mußten fie ſchlechthin nicht zu ers - klaͤren. Sie begnügten fih daher das zu wiederholen, was die älteren Naturforfcher gefchrieben hatten. — Ariitoteles glaubte, die Polypen würfen das Waffer, das fie Durch den Schnabel verſchluckt hätten, durch den ausführenden Kanal wieder von fih. Einige Schriftſteller nah ihm führten diefe Hypotheſe noh etwas weiter aus, und faaten, die Polypen ſtroͤm⸗ ten das Waffer, welches fie mit ihrer Rahrung zugleich verfchluckt hätten, durch den ausführenden Kanal in eben der Art wieder aus, wie die Cetaceen und ing: befondre die Wallfifche. Aber weder Ariftoteles noch fie bemühten fich zu erflären,, wie es möglich ſey, daß der Dolyp eben fo wohl im Waffer als auf dem Lande athmen Fonnte. Andre, 3. E. Gallienus *) glaubten, die Polppen athmeten durch die Poren ihrer Haut und. fhrieben diefe Weife Athem zu holen allen Thieren mit weißem Dlute zu. Diefe wurden nämlich immer ale Mefen betrachtet, die mit fehr menig Febenswärme be: gabt fenen, und mehr bloß vegeticten, als ſich eines thätigen Lebens- und Bemegungsprincips zu erfreuen hätten. Ungefähr auf diefe beiden Modififationen be- HoränEien alle die Reſpirationsweiſe der Mollusfen; *) Gallienus, in libro de ———— utilitate, ei Re: ia Aa Ä / - 121 man fieht alfo, daß fie noch fehr viel in Ruͤckſicht diefer Materie zu wünfchen übrig ließen. Die neueren Naturforfcher felbft haben wenig Uns terfuchungen darüber angeftellt; Swammerdam mar, wie wir gefehn haben, vielleicht Der einzige, Der die Res fpirationsorgane der Dintenffhbe — und doch immer noch fehr oberffächlih — beſchrieb. Liſter gab ung nad Redi eine Abbildung der länglichen Riemen des Kalmars, ließ fih aber nicht darauf ein, die Art und Weiſe, in welcher ihre Sunftionen vor fih gehen, zu erklären. Lamark ift einer der + ften, der ung den Gebrauch und die verfohiedene Bildung der Mollusken— Kiemen kennen aelchrt bat, Unſerm vortrefflichen Euvier *) aber verdanfen wir in diefer Binficht die gelchrteften und lichtvollſten Beobachtungen. | Nach den Entdedungen diefes Anatomen find die Pulsadernftänme derjenigen Thiere, die duch Hüffe der Lungen Die Luft einathmen, durchgängig einander ganz nahe; fie find aber beide dei allen denen getrennt, die das Waller einathmen, und es quer durd) die vielen Dlätterchen ihrer Kiemen eirfuliven laffen. Muffutöfe Baͤuche zeigen fich bloß bei den vierfüßigen Thieren an beiden Stämmen ihrer Pulsadern. Bei den Fiſchen, die bloß im Wafler leben fönnen, und bei den Molluss fen, die bloß in der Luft leben, finden fi) ſolche Bäuche nur an einem jener Stämme. Der Polyp aber — und dies ift fehr merfwürdig — hat fie, mie die viers füßigen Thiere, an beiden. Wenn alfo die Polypen tie die Waſſerthiere mit Riemen verfehn find, die dag Arhemholen im Waffer möglich machen, und wir doch zu gleicher Zeit finden, daß ihre Bulsaderngefäße fih denen der fand: und Luftthiere nähern, fo müffen wit *) Quvier in feinem fchon oft angeführten gelehrten Werke: fur lP’anatomie comparee (über die neraleiz chende Anatomie) ©. TEN von den Drganen, Band ı, erfie Sektion, 122 ihre Fähigkeit, * Bi Zeit außerhalb des Waſſers — moelches Element ihnen die Natur wohl eigentlich befiimmt hat — auf dem Lande aufhalten zu koͤnnen, unftreitig diefer Einrichtung zufchreiben. Wahrfcheins lich liegt aud in diefen Musfelbäuchen, je nachdem fie mehr oder weniger vorhanden find, der Grund, mes: halb die Dintenfifche gar nicht außer dem Waffer leben, die Kalmars aber doch noch einige Zeit eriftiren, ‚und die Polypen viele Simden lang in der Luft athmen koͤnnen. Bei genauerer Aufmerkſamkeit auf die Polypen, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte, glaube ich be— merkt zu haben, daß ihr Bauch ſich auf dem Lande ge— waltſam zuſammenpreßte, und hinterher wieder auf— ſchwoll. Wenn ich hiermit dasjenige verbinde, was ich bei den angefuͤhrten Faktis wahrgenommen zu haben glaube, fo denke ich, daß der Polyp auf dem Lande and im Waffer das ducchftrömende — waͤßrige oder [uf- tige Sluidum durch die Deffnung des augführenden Ka: nals in fich zieht, und dadurch feinen Sack (oder feine Scheide), der duch Hülfe feines Randes vorne an dem Trichter hermetiſch verſchloſſen iſt, anfhwellt. Das erwähnte Kluidum muß dann durch die Deffnung des Kanals in den bewirften leeren Kaum treten, dort nad) der Zufammenziehung des Kanald — denn er verfchließt fich von ſelbſt — eine Zeitlang zurüefbleiben, die Kie— men benegen, einige Deftandtheile abſetzen, und end: -fih, wenn alle Atome oder alles Gas, welches das Thier davon entwiceln Fonnte, abgefondert find, wie— der ausgeftoßen werden, um andere einziehen zu koͤn— nen. Hiernach würden die Ausdehnungs= und Zufam: menziehungsmusfeln der Scheide (oder des Mantels) des Polypen die zufammenziehenden Bewegungen des Zwerchfells und die der Musfeln des Unterleibes, und der Eeiten bei den Thieren, die mit diefen Fnochigen und musfuldfen Theilen verfehen find, erfegen. Der 123 aemeinfchaftliche ausführende Kanal ift bei den Dinten: fifhen zwar einer großen Ausdehnung fähig, aber er febeint fih doch immer nit fo ſehr zufammenziehn zu Fönnen. Bei den Kalmars ift diefe Röhre an ihrer oberen Mündung duch zwei Ceitenfapfein fo feft ver: ſchloſſen, daß nichts weder hinein noch) heraus kommen fann, wenn dag Thier-fie nit öffnet. Bei den Por lypen aber-ift fie bedeutend mehr fähig, ſich zuſammen— zuziehen und fich auszudehnen; ja fie fünnen ſie nach der rechten und linken Seite hinuͤber legen, fie weit her: vorſtrecken, aber auch, fo zu faaen, faft ganz gegen die Ränder ihrer Scheide zu verſchließen. Als wir die Bruftwarzen Fennen lernten, wodurch die Scheide des Dintenfiſches verſchloſſen wird, ſahen wir, daß die Alten ſie fuͤr ein Geſchlechtskennzeichen hielten; wir widerlegten aber dieſen Irrthum zur Ge— nuͤge. In Ruͤckſicht der Geſchlechtsorgane des Polypen irrten die Alten jedoch noch mehr und auf eine noch ſonderbarere Weiſe. Sie glaubten naͤmlich, daß die Zeugungstheile ſich auf den Armen befaͤnden und in zwei mehr als alle übrigen auffallenden Raͤpfchen be> ſtaͤnden; — fo daß fie alfo ungefähr eben fo eingerichtet feyen, wie nach den neueren Beobachtungen, die Zeus gungstheile der Spinnen es find. Ariſtoteles beaünz ftigte diefe Meinung, und führt fie an zwei Drten feiner Werke an *). Er war. das Drafel feiner Zeit, unferer 7) „Discerepare polypum marem a femina, eo quod capite eft productiore, et quod ' genitale pifeatores appellant, albidum brachio continet‘“ Ariftor. Hift. 5. cap. 12. „Marem nonnuli ajunt, gerere quod sgenitalis fpeciem referat fuo brachio, in quo duo ampliffima acetabula habentur. Nervo id quafi porrectum conftare ad medium usque brachium confirmant, to- tumquenori foeminae annecti.“ Ariſt. Hift. 5, cap. 6. s % 124 - älteren Schulen, und in unzähligen Sällen auch noch, unfter felbft; es tft alfo fein Wunder, daß fih jene Meinung fehr fange erhielt. Athenäus M dem fie mwahrfcheinlich mißfiel, wollte nicht geradezu fagen, die vom Ariftoteles bezeichneten Theile feyen die Zeugunge- organe nit; — er ſpricht alfo, fie glichen ihnen; — Ariftoreled aber ſowohl wie Athenaus verlichen ſich in dieſem Punfte auf Volksmaͤhrchen und Fifcher: fagen, ohne felbft zu unterfuhen, und wurden dadurch betrogen. Dabei blieb es fange Zeit hindurch. — Kaum follte man glauben, dab erft zu unfrer Zeit Das Geſchlecht der Poldpen — die fich mie die Dinten- fifhe und Kalmars in Männchen und Weibchen theilen — ausgemadt ift. Aeußerlich möchte es wohl fehr ſchwer feyn, das Männchen von dem Weibchen gehörig zu unterfheiden, denn ihre Züge und ihre Geftalt find fast die gleichen. In Ruͤckſicht ihrer. Farbe habe ich gar feinen Unterfehied gefunden; ich glaube daher mit Wahrheit fagen zu koͤnnen, daß man nur erft beim Aufſchneiden und beim Gewahrwerden des Eierftocs die beiden Geſchlechter beftimmt unterfcheiden Fann. Doc ift das Männchen audb außerdem noch im Innern anders gefaltet ald das Weibchen. Es lauert auch, wie die andern lederhäutigen Mollusfen, die wir be; fhrieben haben, auf den Augenblick des Legeng feines Weibchens, und fprigt dann feine befruchtende Samen: Feuchtigkeit über die Eier. Die Alten wußten noch nicht, daß fi) die leder: Häutigen Mollusken nicht begatten, und daß das Maͤnn— *).,,Athenaeus nen aufus eft hanc partem vocare geni- tale, fed genitali eft fimile, et quemvis fuperius lo- quitur, tamen ex pifcatorum lentertia, ex quorum opinione et haec tradir alibi; brachio, inquit, ulti- mo (quod et acutius, et folum albicans eft, et parte {ui extrema bifurcatum , dorfoque annexum) in coitu utitur.‘* Aldrovandi, in lib,.7. Athenaei, de Moil. p. 22. — 125 chen, gerade wie bei den Kifchen, die Eier des Weibs chens nur benetzt; fie verſuchten alfo auf alle nur möge liche Art, für die Polypen eine Begattungsweife, die auf eine recht innige Art gefchehe, zu erdenfen. Pi; rius, Ariftoteles und Athenaͤus ftrenaten fih nach ein: ander deshalb an. Plinius wollte des Ariſtoteles eben: erwähnte Meinung ebenfals nicht ganz gelten laſſen; wich ihr aber auf eine fehr unglüdliche Weife aus. Er verwandelt nämlich die beiden oberen Arme * des Pos Inpen in einen Schwanz, läßt diefen doppelt und fpigig feun, und fagt: das Thier bediene ſich deſſelben bei der Begattung. Unfre älteren Naturforſcher ſcheinen bis— weilen ebenfalls diefer Meinung zu ſeyn; und Aldro— pandi ſelbſt beobachtet ein tiefes Stillſchweigen uͤber die Art, wie der maͤnnliche Polyp die Eier ſeines Weib— chens befruchtet. Das gleiche hatten Rondelet und Belon ſchon vor Ihm gethan, und Salviani, Gesner und Jonſton machten es hinterher eben ſo. Die Polypen ſind ſehr fruchtbar, denn ſie legen eine ſehr große Menge Eier. Ariſtoteles **) und Plinius —— verſichern ſchon, das Weibchen lege ſo *) Caudaque eſt bifulca et acuta, incoitu utitur. Plin, lib. 9 cap 29. **) „Ovumveluti cirrum editfructuspopu- lialbae fimile Perquam foecundum hoc animal ef Nam de eo, quod edidetit, copia innumera provenit.“ Ariſt. Hift. 5. cap, I2. „Ovum polypi unumincomptum foris, et grande, intus humorem candicanteın eoncolorem totum, atque aequabilem continens Tants eft ejusovi ubertas, ur Kr capitepolypiipfius.“ Ariſt. Hiſt. 4. cap. 1 a ‚DiePolypenlaihen (frayent) im Winter und legen - (font leurs oeufs) im. Fruͤhjahr. Die Eier find wie eine Weinrebenknofpe ‚aufommengefräufelt, und ihrer ifi eine fo 126 viele Eier, daR man, wenn man fie alle zuſammen— bringe, ein Gefäß damit anfuͤllen koͤnne, das bei weiz tem größer fey, als der Kopf des Polnpen felbft. Dies Saftum koͤnnte fehr in Erftaunen fegen, wenn wir nicht ſchon wüßten, daß die Bolnpeneier, wie die der Dinten: fifbe und Kalmars, auch nachdem fie fchon aelegt find, noch wachſen. Wahrſcheinlich beobachteten die beiden alten Schriftſteller ſolche Eierhaufen zu einer Zeit, wo fie eden ausfriechen wollten, denn fie verfichern „fie hätten Fleine, völlig ausgebildete Polypen, die Spinnen glihen, darin gefehn. Beide fagen, die Eier brauch⸗ ten funfzig Tage, um auszjufrieben. Dies ift aber bis jest noch duch Feine Beobachtung weder beftätigt, noch widerlegt. Die Polypeneier find an den Küften ſehr felten, denn die Wellen werfen fie nicht oft-aus. Dicquemare befhäftigte fich zwar mit ihnen, ift aber auch der einzige unter den Neueren, der davon ges fehrieben bat. _Zum Erftaunen ift es, Daß ein fo all gemein verheerendes Thier, wie der Polyp, fo Frucht: ‚ bar von der Natur erfhaffen wurde. Je mehr, man Dicquemare's Details hiervon lieft, deftomehr erftaunf man darüber *), Jeder Lappen von der Polypeneier: mafle, der weniger laͤnglich, fonft aber faft fo eingerichtet ift, wie Die Lappen der Kalmareiermafien, enthalt wez nigftens fünfundzwanzig Cellen, deren jede mit einem kleinen in einer gläfernen Feuchtigkeit ſchwimmenden Polypen angefüllt ift- Eine einzige folhe Maſſe hatte achthundert Lappen, das aanze enthielt alfo zwanzig: taufend Fleine Polypen. Als er einmal im Auguft oder große Menge, daß der Kopf eines todten Polypen nicht hinreichen würde, alle Eier zu faſſen, die das Weibchen legte.“ MPlinius lib. 9. cap. 51. nach der franzoͤſ. ueberſetzung des met. *) Dicquemare, Iournal de —— Sahr 1786, zwei⸗ ter Theil p. 372. | 5 127 September einen meiblihen Polypen öffnete, fand er mehr als zwanzig folcher Ciermaſſen, die zwar alie noch Fein, aber doch ſchon fehr beſtimmt, und von einander abgefondert waren. Genau fonnte er ihre Lappen oder Trauben nicht zählen, fo viel bemerfte er indeß, daß fie wenigfteng bis auf zwanzig ftiegen, welches alfo 400,606 @ier für die Laichzeit eines einzigen folchen Thierd ausmachen würde. Wahrlich eine ungeheure Anzahl, die an die bewundernswürdige Vermehrung y und Fruchtbarkeit einiger Anfeften erinnert. Ver— gleicht man nun in Gedanfen die geringe Anzahl der wirklich eriftirenden Mollusfen diefer Gattung mit der, die hiernach eriftiven Fönnte, fo muß man fohliegen, daß wenige unter ihnen ein gewiſſes After und eine ge wiſſe Größe erreichen, daß alfo die meifien früher an— deren Thieren zur Beute werden, um ihnen zur Nah: tung zu dienen. Die, welbe in Gegenden geboren _ werden, wo fib Wallfifehe und Eetaceen finden, ent: gehen diefen Meerungeheuern felten. Die aber, welche nahe an Küften zur Welt fommen, verſtecken ſich waͤh— vend ihrer früheften Lebenszeit unter den Felſenanbruͤ— hen; auch geben fie wahrſcheinlich nicht eher aanzlich unter diefen Höhlungen hervor, als bis fie im Stande find, mit Vortheil gegen ihre Feinde unter den Fiſchen, — wozu in ihrem fruͤheren Alter vorzüglich Die Hay: fifhe gehören — zu Fämpfen. Diefe gleichen Fiſche fürchten fih aber in der fpäteren Zeit fehr vor dem Polypen, denn dann hängen feine Naͤpfchen fich ſehr feft an die harte und rauhe Haut dieſer fnorpeligen und gefräkigen Fiſche an. | | Die Alten verfierten, die Polypen lebten wie die Dintenffde und Kalmars nur zwei Jahre lang *), dann *) „Genus polyporum, ex parte biennio vi vere non potelt; fuaenim narura tabi ob- noxiuw eft... A partu fenefcere debilita- ‚tique tam marem, quam foeminsm ferunt 138 | ſtuͤrben fie Fraftios und aufgezehrt. Natuͤrlich ſuchten ſie alles hervor, um dieſe Meinung zu unterſtuͤtzen. Sie machten z. E. darauf aufmerkſam, daß man während des Sommers und ſelbſt bis zu Ende des Herbſtes keine ſo große Polypen, als man vorher geſehn habe, ſon— dern bloß ſolche antreffe, die (ihrer Meinung nad) in diefer Jahreszeit ausgefrocden waren. Nach dem Legen, ſetzten fie Hinzu, verfielen das Männchen und Weibchen in eine fo tiefe Gefühllofigfeit und Schwäche, daß die Fifcher fie ohne Gefahr angreifen, ja daß man fie leicht aus den Kelfenlöchern heraus reißen fünne. Dagegen blieben die, die diefe Größe noch nicht erlangt hätten, fortdauernd ftarf, munter und lebhaft, ohne ein einziges jener Symptome zu zeigen. Sobald man den gemeinen Polypen in der Nähe sefehn hat, fo wird es einem fehe ſchwer zu glauben, Daß er nur zwei Jahre lang lebe. Ich und einige ans dere Beobachter haben ihn auch in den Sommermona: ten fraftvoll, lebhaft und befonders fehr thätig gefcehn. . Im Winter fehien er uns im Gegentheil nicht ſowohl betaͤubt, als vielmehr tief im Waffer verftecft, fo daß man ihn nicht an den Kuͤſten gewahr wird. Bielleicht hält er fie) dann im hohen Meere auf, und brinat die ſchlimme Sahreszeit, wie manche andere Thiere, in einer Art von Schlaf oder tauben Leben zu. Doch laͤßt fich das auch nicht denfen, mweiler in diefem Zuftande der Trägheit, in welchem er fih alfo nicht vertheidigen £önnte, unfehlbar andern ſelbſt fehwachen und fleinen Meerthieren zur Beute werden würde. Denn im Meer wird mehr noch als auf der Erde alles verfchlungen, wie viel mehr denn ein Thier, Zelches gefuͤhllos da laͤge ut — a pifciculis RN et facile s ſuis detrabantur cubilibus, eum antea piltaleiis ufu eveniat.‘“* Ariſt. Hift, lib. 9, Eben fo Plin. lib, 9, cap. 30, und Aelian, de anim. lib.. 6, cap, 38, 129 läge: Der Polyp zieht fich daher zur r rauhen Jahres⸗ zeit wahrſcheinlich ins tiefere Waſſer zuruͤck, um dort einer ſanfteren Temperatur zu genießen. Fanden die Alten alſo wirklich bisweilen dergleichen kraͤnkliche und ſchwaͤchliche Polypen, die weder angriffen, noch ſich vertheidigten, ſo waren es ſicher ſolche, die ihr natuͤr— liches Lebensziel — das ſich aber ſicher nicht auf zwei Jahre beſchraͤnkte — erreicht hatten. Eine ſo kurze Lebensdauer wird um ſo unwahr— ſcheinlicher, wenn man bedenkt, wie ſie in der Zeit ſo groß und ſtark werden ſollten, daß ſie zehn Fuß Aus— dehnung erhalten, ungeachtet ſie beim Auskriechen kaum fo groß find, wie ein Getreidekorn. Fleilich fehlen uns uber dies alles noch beftimmte Data. Auf der andern Seite bemerft man, Daß die As ten faft alle Gattungen unter einander verwechfelten; vielleicht glaubten fir auch, wenn fie fahen, daf einige Polypen an den Ufern von Griechenland und Stalten zurüc blieben, ftatt daß andere verſchwanden, vielleicht glaubten fie, fage ih, auch, daß diefe legteren ihr Les bensziel erreicht, und den Fiſchen zur Beute geworden wären. Tas Verfhwinden, vielleicht auch) das Vor— finden einiger folher Thiere, die ihr natuͤrliches Ziel erreicht hatten, brachte fie auf den Gedanken, dieſe Molusfen lebten nur zwei Jahre lang. Mehr als durch dies alles Fonnten fie vielleidt auch Dadurch noch irre geführt werden, daß fie irgend einmal etwa ein Männs chen und Weibchen, beide alt und ſchwach, antrafen. Hier will ih zugleich einen andern Irrthum rüs gen: die gleichen Schriftftelfer glaubten au, der Pos lyp Fünne eine ungeheure Größe erlangen, wel es doch wieder der Furzen Lebensdauer, die fie ihm gaben, im höchften Grade widerſpricht. Es ift wirflich unbegreiflih, wie Männer, wie Arifioteles und Pli— nius, von dem gleichen Thiere behaupten fünnen, es werde ungeheuer groß, und Doch zu beweiſen oder Naturgeſch. 2. Th. 130 doch wahrfeheinlich zu machen fuhen, daß es nur'eine fehr Furze Zeit lebe. - Vielleicht Fönnen wir bei nä- herer Unterfuhung der Sache alles miteinander in Webereinftimmung bringen, d» h. auf der einen Seite unfern Lehrern glauben, daß es eine Gattung von Po: Inpen gebe, die nur zwei Jahre alt werden, und auf der andern ung überzeugen, daß der gemeine Polyp länger lebt, feine Größe aber nie ein gewiſſes Maß, Das ſchon fehr bedeutend ift, überfchreiter; drittens endlich werden mir jene Riefengeftalt einer ficher er iftiz renden befondern Öattung beilegen, deren Daſeyn durch die Beobachtungen der Aeltern und Neueren dargethan iſt, die aber gluͤcklicherweiſe nur ſelten iſt, oder ſich fortdauernd in den Abgruͤnden des Meers verſteckt haͤlt. Uebrigens iſt es nichts außerordentlichee, daß man bis— weilen zwei Polypen zugleich im Zuſtande der Hinfällig- Feit antraf, fondern dies muß vielmehr nach dem na: türlichen Faufe der Dinge immer der Fall feyn. Der Polyp ift feinem Weibchen fo treu und zuge: than wie der männliche Dintenfifch dem feinigen. Ein junger Polyp wählt fich fein Weibchen in dem Alter, worin er fähig ift, ihre Eier zu defruchten. Oefter als dies eine Mal wählt er nicht, denn nur der Tod zerbricht die Seffeln, die die Zeit der Jugend und der 'erften erwahenden Begierde ihnen anlegte. Das Männchen ift es, welches wegen feines Feuers und feiner Pebhaftigfeir und — weil 68 eine große befruch— tende Kraft befigt, das Weibchen reigt und deilen Bez. gierden beftändig erregt. Co oft auch bei dem Weib- ‚chen diefe Begierden erwachen, fo oft befriedigt das‘ Männchen fie unverzüglid. Das Legen der Eier folgt ſehr ſchnell auf einander. Das Männchen lauert auf den Augenblick des Legend, und befruchter fie immer ſogleich, als fie da find, Die eheliche Liebe und Treue des Polypen ſind vielleicht die einzigen Züge, die uns in feinem rauhen 1310 Karakter gefallen Finnen. (Doch muͤſſen wir auch nicht vergeffen, daß er feines gleichen verfchont, und ſelbſt bei dem dringendften Mangel, den er bisweilen aus: zuftehn hat, doch Feine fhwächeren Polypen verzehrt.) Dies Thier alfo, das man fait die Wildheit felbft nen: nen koͤnnte, zeigt uns einen fonderbaren Kontraft. Es ift fchrecklich nah außen, aber feine Häusliche Kuhe und feine Sorgfalt für fein Weibchen ift ohne Gleichen. Er theilt mit ihr feinen Raub und bringt ihn ihr bis in ihre Höhle. Er fehmeift nicht aus, fondern kommt täglich gleich treu in feine Höhle und zu feiner Gattin zurüc, und fie, die ſchwaͤchere, verläßt ſich ganz auf feine Liebe und auf feine Stärfe. Wie viel glücklicher ift der graufame und fürchterlihe Polhp als fo viele ‚ fanfte und friedliche Thiere, denn er erreicht oft neben feiner Zugendgeliebten feine legten Tage. Der Bof: hofte, der an Mord und Verheerung feine Freude hatte, endet mit dem glüclichen Schickfal eines Philemon und Baucis. Doch weg mit dieſen Betrachtungen, ſie erwecken noch unangenehmere. Denn ach, — Die Gewiſſens⸗ biffe ausgenommen! — iſt dies ja gewoͤhnlich das Schickſal des Boͤſewichts und des Unterdruͤckers hier auf der Welt. Sonderbar iſt es, daß Ariſtoteles, Athenaͤus und: Plinius *) dieſem Thiere die Sinne und den Verſtand abſprechen, da es doch alle beide wohl in *) „Polypus fatuus quidem eft, cum ad ma. ‚num demiffum hominis accedat.“ Ariſt. Hift, lib. 9 cap. 37. | „Imbecillum et brutum vocavit Athe- n „Brutum, quafirationis expertem, quod‘ ad manum hominis adnatet, nec perfe- quentem venantemve refugiat.“ Plin, ib, 9. cap. 29. Aldrovandi wiederholte dies, de Moll, p. 24, — Ionfton, de Exfang. agnar, p 6. | 32 132 einem hohen Grade beſitzt. Sein Auge fieht im Waſſer vielleicht eben fo fcharf, als dag des Adlers in der Luft; auch fieht er, wie die Nachtoögel im Dunfeln. Sein Gefühl ift durch mehrere taufend Organe vervielfäl- tigt, die alle von der größten Empfänglichkeit find. Die Empfindungen des Geſchmacks dauern vorzüglich fange bei ihm, denn er ſaugt mehr als er verfhlingt, und fehlürft das Blut feiner Schlachtopfer ein. Die Geruchsorgane find über die ganze Oberfläche des Kör- pers verbreitet. Auch befist er unftreitig Gehörmwerf- zenge, die ſich aber, wie bei den übrigen federhäutigen Moliusfen in der Fnorpeligen Büchfe, welche das Ge hirn enthält, befinden. Alle diefe Thatfachen feinen unwiderleglich; es ift daher unbegreiffich, wie fie der CS charfiihtigfeit der Alten entgehen fonnten. Zu Ihrer Entfhuldigung will ich indeß daran erinnern, dak wir. za faum erft feit einem Jahrhundert angefangen haben zu glauben, die nfeften «und Mollusfen verdienten einige Aufmerffamfeit. Borher betrachtete man fie .alg unreine Wefen, als elendes Geſchmeiß, das aus der Faͤulung entitehe, und unfrer Aufmerffamfeit nicht werth fey. Dicquemare's Bemerfungen ausgenommen, die einige Thatfahen in Ruͤckſicht der Polnpen- ent: Halten, ift uns die Gefchichte derfelben immer noch unbefannt. Der Himmel weiß, ma$ der Grund ilt, _ dag ein fo merfwurdiges Mollusk fo wenig beobachtet wurde. Geit Ariftoteles Zeiten hat man, mie wir ge— jehn Haben, wenig oder gar nichts zu dem hinzuge— fügt, was dieſer Philofoph über fie fagte; 1752 machte Bernhard von Fifcher eine Abhandlung *) uber einen Polypen, der aus Griechenland fam, befannt,. und der offenbar der gemeine Polnp war. Diefer Arzt hat. feine Difiertation mit zwei Kupfern begleitet, wovon *) I. Bern. von Fifcher. De Krakatiza Obferv. 79. p - 335. Acta naturae curioforum, Vol, IX. Sf. IX, fig. 1. und Tof, XII. Sg. 17 133 das eine den Polypen mit ausgebreiteten Armen, aber ‚mit zerriffenem Körper, und überhaupt in einem fehr verdorbenen Zuftande darftellt. Das andre zeigt das gleibe Thier, aber aufgetrocknet und birnförmig zu— fammengerolt, indem fih der Schnabel am oberften Theile defielben befindet. Dur) das Vertrocknen find die Lippen verſchwunden; und es würde überhaupt ſchwer feyn, nach diefer ungeftalten Figur das Thier befchreiben zu wollen. De aber die beiden Reihen Naͤpfchen weniger noch verdorben find, und die Ber ſchreibung des Schriftftellers mit der meinigen überein zuftimmen fcheint, fo ftehe ich nicht an, ihn für ein Individuum anzufehn, das zum gemeinen Polnpenges ſchlechte gehört. . — Sifcher ereifert fich in feiner Abhandlung fehr ae: gen Bruckmann, einen übrigens fehr verdienftoollen Mann, der in den Leipziger öfonomifhen Sammlungen eine unrichtige Befhreibung des Polyps mit folgenden Worten eingerüdt hatte: „Der Krafatiza ift ein fhwimmendes Thier im Schwarzen Meere, das meines Wiens bicher noch nie beſchrieben ift. Ich beſitze nur die Haut davon, die man mie ausgeftopft aus Peterss . burg zuſchickte. Der Leib Hat acht Schwänze, und man ſchreibt mir Bloß: er ſey ein fehr feltener Fiſch des ſchwarzen Meers, mit ſieben bis acht Schwaͤnzen, mo: von man bisher in Perersburg nur drei Individua ge— ſehn Habe, die alle drei als eine große Seltenheit der Kaiferin und den Vornehmſten des Hofes gefhenft wurden. Ein Ungeheuer Fann das Thier ader darum nicht fenn, weil es dreimal nach einander und zwar immer fih gleich nah Rußland gebradt worden iſt. Ob es ein Fifch fen, weiß ich nit gewiß; zu den Mez Dufenföpfen des Faspifhen Meers mit jeher vielen. Schwaͤnzen fann es indeß auch nicht gehören. Nach dem äußeren Anfehn der Haut zu urtheilen, fo glaube ich vielmehr, daß man es zu den Fiſchottern oder 134 Waferfagen rechnen kann, teil es damit einige Aehn⸗ lichfeit hat, Doch. auch dies gebe ich bloß für eine Muthz maßung aus, und hoffe, daß irgend jemand, der das ‚Bild defjelben anfieht, meine Befchreibung lieſt und die Sache beſſer verfteht als ih, etwas Gegruͤndeteres und Ausführlicheres über dies geſchwaͤnzte Thier fagen wird 9). n | * *) „Krakatiza animal eft natatile, etinco la Ponti Euxini, a nemine, quantum feio hactenus deferiptum ac delineatum, Hu- juspellem detractam, et lanainfarctaex- panfam, Petropoli in Germaniam miffam, fiftit figura adjecta, in magnitudine na- turali, quoad corpus, et octo caudas, ac- curate depicta, quam in ulteriorem in- quifitionem ftrudiofis rerum naturalium, propono. Vis ifte Petropolitanus, qui iftud animalculum transmifit, fcientias autem naturales numquam excoluit, fe- quentia tantum litteris germanicis adje- cit. . Karakatiza eft pifcis praetiofus, in mari nigro habitans, feptem vel octo caudis, \in corporis extre- mo, inftructus Hujus animalculi marini tria exem- plaria, tamquam donum peculiare, et rariffimum quid, ad regni Cancellarium principem de Cernasky, nec non ad imperatricem gloriofiifimae memoriae, fupe- riori anno Petropolin translata fun. Monftrum certenoneft, ut quidam putarunt, hoc enim vel ex eo probari poteft quod tria ejusdemconditionisfpecimina hujusani- malis uno eodemque tempore Petropolin miffa funt. Num vero fit pifeis, pro ve- ro affirmare non audeo; ad-caput medu- fa, maris cafpii incolam er multis caudis fuperbientem, pariter non pertinet; pel- lis intuita potiusad lutras velfelesagqua- ticas a me refertur, utpote cum quibus ° aliqualem habet fimilitudinem, ſed hoc acertum quoque conjectura tantum eft, forfan alius, qui hanc figuram videt, fa- etamque relationem brevem hanc, ut ut- 335 Fiſcher verſichert nun, daß er etwas Beſſeres uͤber den Polypen beibringen wolle, und erzählt, daß er 1742 in Petersburg mit einem griechifchen Arzte vom Krakatiza gefprochen, und von demfelben gehört habe, es fey ein Thier, das die Griechen als Fartenfpeife äßen. Des andern Tages fhiefte ihm der Grieche eine fugelartige, Enorpelige und lederhäutige Mafle, mit dem Beifügen: in der allerftrengften Saftenzeit der griechifchen Kirche laffe man diefe Mafle maceriren, ‚ präparire fie dann mit Del und Eſſig, und fege fie fo auf die Tafel. Hierdurch wurde Fifchers Neugierd. fo -fehr gereigt, daß er nicht eher ruhte, bis er einige, Tage drauf faft ein ganzes mittelmäßig großes Thier erhalten hatte. Dies legte er der Akademie vor, vers langte die Eintragung feiner Entdeefung und bat, das Thier nah allen feinen Anfichten in Kupfer ftechen zu laffen. Der Krafatiza, fagt er dann, ift ein Infekt, das zu den Pflanzenthieren gehört, es ift Fnorplig, les derhäutig und glatt, und endigt fih in acht Ertremiz. täten. — — Cr fohließt damit, der Krafatiza fey nichts weiter, als ein Medufenfopf des atlantifchen, niht aber (wie Brucdmann fagte) des caspifchen Meere. Diefer. —— Streit fiel 1749 vor, und iſt um ſo unbegreiflicher, da beide die Werke eines Belon, Rondelet, Aldrovandi, Salviani, Gesner und Jonſton vor Augen hatten oder doch haben konnten. Fiſcher blieb fo lange Sieger, bis der Herausgeber der Act. natur. euriof fie beide vereinigte. A. E. Büchner nahm. namlih Sifchers Abhandlung mit auf, fügte aber eine Hote hinzu, und hatte Muth gerug, fie mit feinem - mancam, leget, meliora certioraque de hoc anımallnlk caudato, fibimelius noxo, cum orbe litterario communicate Br it.“ Fifcher, in Bruckmann, Band IX. Act. natur, euriof, ubi fupra. Ds 337, 25 136 * — Namen zu unterzeichnen, welche denn Fiſchern ſeinen Lor— beer raubte. „Die genau nach der Ratur genommene Zeichnung des Thiers, ſagt er, beweiſt offenbar, daß der Krakatiza nichts anders iſt, als die erſte und zweite Gattung des Polypen des Rondelet, den Gesner in ſeiner Geſchichte der Thiere im vierten Buche S. 739 (der Frankfurter Edition von 1604) von e iner Seite nur gezeichnet hat. Fiſchers bittere Ausfälle gegen den trefflichen Brucmann fielen nun auf ihn felbft zurück, denn fo heilfam für die Wahrheit eine billige Kritif auch ift, fo ſchaͤdlich und veraͤchtlich ift es, feine Zeit damit zu verderben, daß man Andre ohne Noch Fränft. Viele Bemerfungen verdanfen wir Fifchern eben nicht, indeß mir wiſſen doch durch ihn, daß der ae: meine Polyp fih auch im Archipelagus findet, und daß die Meugriechen ihn als Faftenfpeife eſſen. Am Ende - feiner Abhandlung fagt er noch, er befite dies Thier num fehon fieben Fahre lang aufgetrochnet, und bloß - mit Papier umwunden, aber noch habe zır feiner größten Berwunderung fein Wurm und Fein Inſekt es befchäs digt. Dies ift indeß nichts außerordentliches. » Man fieht ja täglich in den naturhifterifchen Sammlungen, wie ſich die Meerjterne und andre Meerthiere im aufs getrocseten Zuftande unverfehrt erhalten, und vor jes dem Angriff der Inſekten gefichert find. Das Salz, womit fie durchdrungen find, feheint fie davor ju be⸗ mahren. Keuctigfeit aber ift ihnen fehädlich, denn fie faulen darnach und zerfallen in Stücden. Den Namen Karafatiza hält Fiſcher für türfifchen oder tatarifhen Urfprungs. Joſeph Banfs führt Fifhern in dem Katalog feiner Bibliothef „als einen Schriftſteller über den Polypen oder den Dimtenfife mit abt Füßen” auf. Diefer fehe berühmte engliſche Gelehrte fagt aber auch, Kölreuter habe im ficbenten Bande der neuern Kommentarien der 137 Petersburger Afademie Nachrichten von dem ruflifchen Krakatiza oder Karafatiza gegeben. Die Kölreuterfche Abhandlung redet aber von einer ganz andern Battung von Polypen, mie ich weiter unten darzuthun hoffe, "wenn ich die Zeichnung und Befchreibung eines ſolchen Mollusfs, das im Mufaum des botanifchen Gartens in Weingeift aufbewahrt wird, liefern werde, Je mehr wie in der Gefchichte der Polypen vorrücen, defto ein: feuchtender wird e8 werden, daß darin noch viel zu wünfchen übrig ift, und daß faft alle Schriftfteller über diefe Thiere fie nicht gehörig Fannten. Diejenigen, die bloß mittelbarer Weife davon fprachen, haben ficher allemal die ſaͤmmtlichen Gattungen des ganzen Ge: fchlecht8 durcheinander geworfen. Die Alten aßen ſchr viele Polypen und hielten ſie fuͤr eine ganz vorzuͤgliche Speiſe. Man konnte ſie auf allen Maͤrkten kaufen. Die Griechen vorzuͤglich ſchaͤtz— ten ſie ſehr hoch. Schon vor Homers Zeiten brachte man ſie auf ihre Tafeln. Plautus will in ſeinen Achar— naniern eine hohe Idee von dem Luxus, der Pracht und der Verſchwendung eines griechiſchen Gaſtmahls geben, und redet deshalb von einer Hekatombe Polypen, die man aufgeſetzt habe. Wenn Virgil Recht darin hat, daß die Römer von den Trojanern abſtammten, fo hat— ten die Abkoͤmmlinge mwenigitens in diefer Hinficht den Geſchmack ihrer Ahnherren nicht verloren, Denn Plinius verfihert, daß alle römifhe Leckermaͤuler die fammtlichen Gattungen der Polypen fehr gern aßen. Sonderbar iſt's, daß ein damals fo fehr gefihägtes Nahrungsmittel, welches Jahrhunderte lang als eine Delifateffe genoflen wurde, jett nicht bloß nicht gefchätt wird, fondern ganz vergefien iſt; fo daß die Nationen, die es ja noch effen, z. E. die Neugriechen, es als ein fehr fhlehtes Nahrungsmittel anfchn, und. es nur in den Tagen der allerftrengften Faſten genießen, was vielleicht auch nicht gefchehen würde, wenn fie 138 nicht fo ftreng an ihren Religionsvorſchriften hingen.’ Die Gewohnheit hat freilich auf unfre Art zu fehn und zu empfinden einen großen Einfluß. Das wilde Thier folgt bloß dem Inſtinkt der Natur, aber das cibilifirte hier, und ganz vorzuslih der Menſch, feheint ſich even fo viele Fünftliche und idealifche Senüffe angefchafft zu haben, als er Empfindungen hat. Diefe idealifchen Genuͤſſe modifiziven fich ins Unendliche, denn jedes Volf hat feine ihm eigenthümlichen. Ich berühre hier bloß diejenigen, die die Gefühls: Gehoͤrs- Geruchs- und Gefichts: Organe der verfchier denen Nationen des Erdbodens fo ganz verfchieden affi— viren, denn es würde mich zu weit führen, wenn ih alles dahin Gehdrige anführen wollte. Cine fettige 'und Ölige Haut würde einem Europäer oder Afiaten efeihaft feyn, bei einem Amerifoner oder Afrikaner aus den heifferen Gegenden jenes Erdtheils * gehört fie aber durchaus zum höheren Grade der Schön: heit. Der Dudelfacf der Hochländer, den ihre Krieges fänger während der Schlachten fpielten **); die Leyer der Savoyarden, die ungefähr eben fo harmoniſch feyn mag, als das aͤgyptiſche Syſtem war; die Bambus: *) Faft alle Völker der warmen Länder falben ihren Körper forgfältig mit Del und Fett, um die Inſekten zurückzubalten , die fie fonft verzehren würden. Das alſo, was zunaͤchſt Bedürfniß war, wurde nach: ber Putz. Eine Hottentottin und eine Karaibin find ihren Männern nur dann reitzend, wenn die erfte ei- nen Zoll dick mit Hammelfett befchmiert, und die anz dere von Roucou-Oel trieft. Beides würde unfere Europäifche Geſichts- und Geruds -Drgane empfind: lich beleidigen. | **) Reiſe durch Schottland und durch die Hebridiſchen Inſeln von Faujas Ssint- Fond. Theil II. p. 280. und an vielen andern Orten diefer” intereffanten Neife, die mit vielen Details in MNüskficht der Kenntniffe, Sitten und Gebraͤuche jener Voͤlker angefüllt if. 139 Muſik der Dtahitier und. das türfifche Gelaͤrm *) befei- digen jedes italiaͤniſche, Franzöfifche und deutfche Ohr. Dagegen madt unfre fanfte und himmliſche Muftf, ja der zartmodulirte Ton der Harmonifa, der aus höheren Melten zu Fommen fcheint, feinen Eindrudf auf die Gehörnerven eines Wilden. Düfte, die das eine Volk als etwas Köftliches betrachtet, werden von andern Nationen verabfceheut. Unfre Voraͤltern bezahlten Mo— ſchus und Ambra fehr theuer, mir haben fie nicht bloß vergeffen, fondern verbannt. Jedes Kind lernt ries chen, denn man wiederholt ihm öfters, daß diefe Sub— ftanz gut und die andre fehlecht riecher Manche Völfer fehn gern düftre und mwiderliche Karben, dagegen ſchaͤtzen die Wilden gewöhnlich ein brennendes Roth am hoͤch— ften. ‚Schwarz ift die Farbe des Schreckens, und die Griechen hielten rothes Haar für etwas äuferft Schönes; jegt hält man diefe Farbe der Haare allgemein für widerlih. Dies mag für die vier erwähnten Sinne genug feyn. | Huf die Modififationen, deren der Sinn des Ge: ſchmacks ‚fähig ift, will ich mich aber etwas genauer einlaſſen, und zu diefem Ende einige hieher gehörige - Thatfachen anführen: denn es möchte wohl unmoͤglich ſeyn, die tiefer liegenden phyfifchen Urfachen, die diefe fonderbaren Modififationen der Organe hervorgebracht haben, anzugeben. Ein Nahrungsmittel, welches das eine Volf für einen Gegenftand des Lurus und der Delifateffe hält, gereicht andern Völfern zum Efel, ohne daß man, außer dem Borurtheile, irgend einen andern Grund davon angeben koͤnnte. Gemöhnlich find aber dieſe Vorurtheile fo ftarf, daß der Poͤbel den benachbarten Stationen ihre Weife zu effen und zu trinken inSchimpfs *) Der Verfaſſer hätte den Kühreihen der Schweizer; birten mis anführen können. Anm, d, Heberfes, P 140 namen vorwirft. Der Pöbel in England ), Flandern and Deutfohland **) ſchimpft den Sranzofen faft mit einerfei Ausdrücden, und der Pöbel in Frankreich giebt fie ihnen in eben der Art zuruͤck. Solche Schimpfreden vermehren und verlängern aber den Ratignene mehr als man glaubt. Der Geſchmack iſt in —— Laͤndern hoͤchſt verſchieden. Wir wuͤrden rohes noch zitterndes Fleiſch durchaus nicht eſſen koͤnnen, und doch ſah Bruce am Hofe von Gondar ſehr niedliche Frauenzimmer und junge Herren es genieſſen, deren Artigkeit und Liebenswuͤrdig— keit ſelbſt in den gewaͤhlteſten Geſellſchaften Europa's gefallen muͤßten. Wir würden auch das Favoriteſſen der Samtfchadalen, ihren Jokala, fo wie die vers fauften und gegohrnen Fiſchkoͤpfe, die die Wilden des öftlichen Sibiriens als Leckerbiſſen genieffen, zuruͤck— weiſen. Für ung würde eg ferner fein Schmaus feyn, wenn wir, wie der Tatar, rohes mit Schaum und *) „French frog, Soup miger, French fri- caffy.“ Der englifhe Handwerker glaubt treuher— zig, der FSranzofe fey ein Frofch, der nur Waſſer trinke und magere Suppen und Sricaffee’s eſſe. **) Pudt, Franche pudt, welches auh Frofh bedeutet. Der Böbel in Deutfchland ebenfalls „franzoͤſiſche Kröte “ Der Bibel in Frank reich nennt den Engländer „Ros bif“ von „roft beef‘ oder „gebratenes Nindfleifh.“ Die Slamländer verfpottet er mit ihrer Butter, die Hol: länder mit ihrem Käfe, und die Spanier” mit ihren | Swiebeln. Die Nordländer heiffen die Südländer „Delfreffer und Wafferrrinfer.“ Diefe nennen die Mordländer dafür „Butterfreffer und Biertonnen.“ (Der Ausdruck „franzoͤſiſche K Kroͤte“ bedeu— tet in Deutſchland wohl nicht gerade einen Waſſer— trinfer, wie der Verfaſſer meint, fondern übers haupt einen verähtlihen widrigoen Mens ſchen. „ Anm. d. Ueberfes.) Ro l 148 Schweiß bededtes Pferbefeiih eſſen jollten. Sicher würden wir auch nicht, mie der Chinefe, ganze Heer— den von Hunden mäften, um fie zu eſſen; auch möchten wir fehwerlich an der feftlichen Tafel des Srofefen, mo: bei durchaus ein Hundebraten feyn muß, mit effen wol? len. Mit Efel würden wir Affenfleifihb anfehn, das man doch an der fpanifchen Küfte von Merito fo gern ißt; oder die Palmenwürmer, diefe größte Delifateffe in den Kolonien, oder die großen Eidechfen, die man dort ebenfalls für etwas ganz vorzügliches hält. Die Griechen und Römer aßen durchaus Feine Schildfröten, and fehr viele Bölfer effen fie ganz vorzüglich gern. Auch in Europa findet man nachgerade Sefhmad daran, denn auf den Londoner Märkten find jegiger Zeit die Schildfröten Faft fo allgemein als in den Antillen. Die Alten fingen fie zwar, aber bloß ihrer Schale wegen, die fie zu Gegenftänden des Luxus verarbeiteten und dem Elfenbein und dem Golde gleich fhästen *), das Thier felbft aber rührten fie niht an. Sie afen das gegen vorzüglich gern Muränen und Meerale, Die erjteren fennen wir faum, und die Meerale werden zwar häufig an unfern Küften gefunden, find aber fo verachtet, daß der gemeinfte Pöbel fie nisht mag. Geit kurzem kommen einige derfelben zerfchnitten nad Paris, wo fie fehr wohlfeil, aber nicht unter dem Namen Congres fondern anguille de mer verfauft wer: den. Die Römer gingen in ihrer Liebhaberei für die Schneden fehr weit. Sie hatten eigne Schneckenwei— den **), und wir überlaffen fie den Schwindfücdhtigen. In der Provence und in Wien fheint diefer Geſchmack jich indeß noch erhalten zu haben, denn da und dort genießt man ſehr viele ——— Wir eſſen ſehr gern *) — lib. 32. cap. 1. \ +) Auch in der Schweig hat man Schneckenweiden. Sch habe bei Egliſan mehrere ſelbſt geſehn. Anm. d. — RR u 142 Srofchfeulen, in England und in Flandern verabfcheut man fie. In Wien werden fie Hingegen fehr von den Leckermaͤulern gefhäst, und machen einen bedeutenden Handelsartifel aus. Eine der gefuchteften Schuͤſſeln find die bloßen Lebern der Froͤſche; fie erinnern an des Apicius Gericht, das aus bloßen Zungen der theuerften und feltenften Vögel beftand. Auch darin weichen die Nationen oft fehr von ein- ander ab, daß fie ein und daffelde Nahrungsmittel auf eine ganz andere Art zubereitet genießen. Der Holläns. der würde fich es nie einfallen laffen, den gefalzenen Hering (Speehering, einen Haupthandlungszweig der Holländer) zu Fohen Er würde, trog feiner Gravität, bei der bloßen Idee, diefen Fiſch ganz aus: zumäffern und dann zu kochen, lachen müffen; fo widerfinnig möchte es ihm foheinen. Er ißt ihn roh, und ißt ihn feidenfchaftlich gern roh. Die Rüdfunft der erſten Heringsfifcher ift in Holland ein allgemeines Sreudenfeft. Ein Sranzofe, befonders ein Parifer, dem man rohen Hering vorfegte, würde fich durch denfelben zu vergiften glauben. Ausgemäflert und dann gefocht muß er werden, ſonſt genießt er ihn nicht. Selbſt dann aber ift ihn nur das gemeine Volk und auch nicht ein: mal gern; im Norden hält man ihn dagegen für Außerjt geſund und Höchft wohlſchmeckend. Wir halten eine Fteifhbrühe für etwas fehr angenehmes, und ein gutes franzöfifhes Mittagsmahl muß durchaus init einer Fleiſchſuppe anfangen. In England gieft man noch jetst in vielen Gegenden die Fleiſchbruͤhe, als etwas uns nüges, weg. Ein gefochter Hafe mit Johannis: beeren: Gele’ ift in Enaland ein Föftliches Gericht; ei: nen Sranzofen wurde der bloße Anblick fatt machen: der Staliäner ift den Schinfen roh, ‚der Deutſche eben: falls, und die geräucherte Gaͤnſebruſt dazu: „der gefal- zene und dann geräucherte Lachs wird in ganz Norden roh und zwar als etwas vorzüglich delifates gegeffen; 143 einen Franzoſen würde vielleicht der drücfendite Hunger Faum dahin bringen, ihn zu berühren. Unſere Bor: fahren aßen Pfauen, die Tafeln ihrer FZürften und Kö: nige waren mit gefochten Pfauen, die man mit ihren Schönen Federn ausgeſchmuͤckt hatte, befegt; jegt würde felbft das gemeine Volk fie nicht mögen, Wenn man erwägt, wie fehr viele Polypen von ‘den Alten verbraucht wurden, ſo möchte man fagen, ob denn damals mehr Thiere der Art da waren, und wie das zuging; denn jest findet man ihrer fo wenige, daß man meinen fünnte, fie hätten fich beträchtlich ver— 1 ‚mindert. Und doch follte man glauben, daß ihrer jegt bei weitem mehr feyn müßten, als einft, meil fie nicht . mehr fo weggefangen werden, wie damals, folglich jest bloß ihre natürlichen Zeinde zu fürchten haben. Statt fehr häufig auf den Küften zu erfcheinen, bleiben - fie aber jest wahrfcheinlich mehr im hohen Meere in ei: ner gemwiffen Tiefe, two fie natürlich mehr Fiſche finden, und alfo in Rücdfiht ihrer Nahrungsmittel mehr die Wahl haben. Die Fiſcher haben allgemein die fihere Bemerfung gemacht, daß die Fiſche durch jede große Fiſcherei nicht feltener gemacht werden, fondern daß fie fih vielmehr nach einem folchen Ort hinziehen, und mehr als fonft da ‚gefunden werden. “\e mehr fie fiſchen, deſto mehr Fiſche finden fie. Der Grund ift ganz natürlid. Die Sicher bedienen fich allerlei Köder, um die Kifche anzus Iocfen, und mit ihren Angeln, Negen oder fonft auf ir- gend eine Weife zu fangen. Kin Theil diefes Koͤders fällt, fo wie mandes andere, was aus den Schiffen ‚heraus geworfen wird, auf den Grund des Meeıs, dient den Kifchen zur Nahrung, und lodt die entfernz ‘teren an. Natürlicherweife verlaffen fie nicht gern eine Gegend, in welcher fie ihre Nahrung im Ueberfluß finz den, ohne fie erſt mühfam auffuchen oder deshalb kaͤm⸗ pfen zu muͤſſen. Bleiben einige hier, ſo ziehen ſich an— 144 - dere von der gleihen Gattung ihnen nad, und fie ver- vielfältigen fih nun ſchneller, als man fie weafängt; auch lauern fie an folchen Drten fo nahe auf alles, was aus den Schiffen fällt, daß man auf der Banf bei Terreneuve ſchon gefehn hat, daß Stockfiſche Stüde von Cirkeln und Meffern, die von ungefähr ing Meer fielen, im Riederfinfen verfchlueften. Durch Hülfe der Köder haben induftriöfe Fifcher hie und da ſchon bloße Zugfifche für eine längere Zeit zurück gehalten. Die ungeheure Menge von Sardellen die, wie die Heringe, aus dem Norden fommen, mir: den die Küfte von Bretagne, wo man jest mehr alg zwei Millionen derfelden jährlich fängt, nur ſtreifen, und fehr fehnell wieder verſchwinden, wenn das nicht wäre. Aber die bretagnifhen Fiſcher verftehen, fie durch Stocfifchrogen , den fie eingeſalzen von den Hol ländern Faufen, anzulocken :und gleichfam zu fefleln. (Möchten doch unfre Stocffifhfänger bei Terreneuve und bei Island dieſen Handelszweig ebenfalls kulti— viren! —) Die geſalzenen Eier ſtreuen die Fiſcher der Bretagne an ihren Ufern ins Waſſer. Dies Manna zieht die Sardellen an, ihnen folgt wieder eine Menge andrer Fiſche und ſo werden die Bretagner reichlich fuͤr ihren Aufwand durch einen gluͤcklichen Fang bezahlt. Können fie des Krieges oder andrer Umſtaͤnde wegen folhen Rogen nicht befommen,, fo laffen fie ihre Weiber dur Hulfe einer breiten Leinewand oder eines Stuͤcks Tuch die Brut der Schollen und Wittlinge weg— fangen und bereiten daraus einen Teig. Sch halte aber diefe Induſtrie für — +), denn ungeachtet jeder | dieſer — Die — der Baͤche, Stroͤme und Teiche hat ſchon lange unter Geſetzen geſtanden, aber die des Meers immer noch nicht, daher diefe denn auch von den. oft unverfiändigen Sifpern fene zum Schaden der Sache feldft betrieben wird. Möchten wir bod) in 145 dieſer einen Fiſche Faum fo groß ift, wie ein Getreiz dekorn, fo fangen fie doch In drei Stunden oft einhunz dert und funfzig Pfund derfelben, und rotten alfo da: duch ganze Sefchlechter von Fiſchen aus. Go fehr ihe Zweck auch erfuͤllt wird, ſo ſollte man ihnen dies doch verbieten, denn ſie wuͤrden ihre Abſicht ou auf eine andre Weiſe erreichen lernen. Nach dieſer Art muüſen auc die griechiſchen und roͤmiſchen Fiſcher die Polypen an diejenigen Orte zu locken verſtanden haben, wo fie fie zu fangen pfiegten. Wahrſcheinlich warfen fie auch die Fleineren, die die Muͤhe wicht bezahlt hörten, "weil fie fie nicht theuer [og wurden, wieder ing Waffer. Unſtreitig exiſtirten bei diefen Völfern Gefege über den Fifhfang, und wur— den beffer ausgeführt, als bei uns; denn eg fcheint, dad man nur Polypen von ziemlicher Größe zu Marfte brachte, wenigſtens waren die groͤßten die gefuchteften, Man har hiervon eine: drollige Anekdote des Alter: thums. Athenaͤus nämlich führt den komiſchen Dichter Machon an, der auf den Dithyrambendichter Philoxenus ein Epigramm verfertigte. Philerenus ein befannter Schwelger, ließ fi in Syracus einen Polypen von faft drei Fuß bereiten *), und verzehrte ihn in einer Mahl in Ruͤckſicht des Fiſchfange und ins beſon⸗ dere gute und anf jedes Lokale angepaßte Geſetze er: halten, um den ungeheuren Berfchwendungen man: cher Fifcher zuvor zu fommen. Unfre Nachbaren find darin weifer. Die Holländer 3. D. laffen jeden Fi: fher, der geaen die Gefege und allo zum Schaden des Ganzen fifcht, feine Geldſtrafe puͤnktlich ſegen >) Egregium vero aiunt Philox- num, Dithyramborum poetam, fuiffe Gulonem, Nam duorum cubicorum polypum Syracufis aliguando ipfum’emiffe, Et praeparstum comediffe retum, Praeter caput afirınant, Captus aurem eruditate ” - ‚Vehementer aegrotare coepit, ., Tum medıcus quidam Naturgeſch. 2. Th K 146 zeit ganz, den Kopf allein ausgenommen, Dieſe Unmäfigfeit zog ihm eine fo ſchwere Krankheit zu, daß ihm fein Arzt nur noch einige Stunden zu leben gab. Er aber wußte ſich zu benehmen, empfahl feine Gedichte dem Schus der Mufen, der Venus, und des Bacchus, und ließ fich dann den noch übrigen Polypenfopf brinz gen, um nichts auf diefer Erde zuruͤckzulaſſen, was ihm bedauernswerth feine. — Die Anefdote zeigt den Faconismus der damaligen Aerzte, fo wie insbes fondre, daß im alten Griechenland und Rom die Soly: pen von den Schwelgern ſehr gefucht wurden. | Plinius führt unter andern an *), auf welde forgs fältige Art man zu Werfe ging, um Ihrer Zartheit und Bortrefflichfeit nicht zu fhadenz er erzählt 3. E daß in den roͤmiſchen Küchen Meſſer von Rohr ftatt der eifernen gebraucht wurden, um die Polypen auszuweiden, damit ſie um ſo wenigee einen Nebengeſchmack bekommen moͤch⸗ ten. Zwar achtet man dieſe Thiere jetzt nirgend ſehr, Ingreſcus ad eum, ut magno malo Eum preffum vidie. Sitibi quid, air, Nondum «ft difpofitum, celerier difpone Philoxene. H ra enintfeptima morieris; Tum ille refpondens, omnia mea ad finem perducta funt, Medice, inquie, er jam dudum difpofira, Dithyrambos diis relinguo Viriles , et omnes corona dignos, Quos er meis collecraneis appono Mufis Venerem et Bacchum tutores eff, Teftamenrum hoc meum deelarar. Verum quoniam Tim thei Charon nec otiare non finir, Neque Niobes, fed fretum capiendunn inclamat, Obfcuraque me Parca vocet, quam audıre neceffe eſt, Ut mnia mea abiens hinc auferam, Date mihi, quicquid eft relicrum polypi! — \ *) „Muriam ex fefe emittere et ideo non debereaddiin coquendo; fecari arundi- e;ferro enim infici. vitiumque trahere natura delinente,‘ Plin, lib, 32, cap, 10. 147 aber doch falzet man fie in manden Gegenden 3. € in Il⸗ lyrien und in Dalmatien ein, und verführt fie nach Bes nedig. Die Neugrieden trodnen fie auf, wie wir ges fehn haben, und genießen fie ald Suftenfpeifen Die Als ten ſchrieben ihnen ftimulirende Kräfte zu, und aßen fie vielleicht dieferwegen fo vorzüglich gern Alle damaligen Schriftſteller ſiimmen wenigſtens in Ruͤckſicht jener Kraft der Polypen uͤberein *). Auch ſelbſt einige Neuere fchrie: *) „Qui in venerea paleſtra debiles ſunt, polypos edant monente Aftio. Diphilus et Pauius Aegineta eos plurimum alere affirmant, et libidinem maxime irritare Dioclesapud Athenaeum ait polypodes maxime inter mollia ad Venerem confer- re.‘‘ Aldrov. de Moll. lib 1: p. 40. rn. . Cum ames quid cibi comparafli ,. . , Ecquid m;g1$ Conferat, quam quod nunc praefent adfero; buccina, pectines, Bulbos, magnum polypum. Alexis in Pamphil. „Ruit domus inf ecunda dominorum infortunio, Lab. facıes eam ſubvertit alaſtor quidam: pelopidarum Sterilis domus eſtʒ nec e profundo cervicem exerens, Ac Cereris contubernalis terra procreatur bulbus ami- ' corum Cum elixus eft, adjutor, huic malo fuccurrerit; Qin riec maris cweruleis educatus verticibus Venartm mutator polypus: caprus hominum In torto vinculo cum roram virgo circumduceret, Iinpl»t repofirorii capacem peet: ris finum, ® Xenarchus, apud Athenaeum, lib. 2, Verfio lac Dalechamp. „Adferuntur Venetiasex Illyriae Dal- matiaeque ora {ale inveterati: quorum acetabula er extremitates cirrorum ad parandam fobolem expetuntur, Cur ve- ro Venerem fiimulent... . Caufam putant guod durae fintcarnis ac flaruofi.. vel quialalflumfuceum contineant, caeterum 82” N . su ©; AR; - ben dern Polypenfleiſche fruchtbar machende Kräfte zu und folgten zierin den berühmteften Aerzten des Alterthums. Die Alten führten den Polypen auch oft bei Wergleis ebunger auf.’ ‘a feibit die Aegyptier in den entfornteften Jahrhunderten thaten dies ſchon in ihren Hierogly⸗ phen *). Bald zeichneten ihn dieſe mit ausgebreiteten, build mit verftümmelten oder gar mit Bollig verlornen Armen; immer aber wollten fie dadurch einen Verſchwender andeus ten, der nicht nur andrer Leute Bermögen verfchleudert, fondern auch fein eignes fogar verzehrt. Sie bezogen ſich \ nämlid auf das damals allgemeine Vorurtheil, daß der Polyp bei großem Hunger feine eignen Arme auffreffe. Bis⸗ weilen findet man in ıhren Hieroglyphen auch einen Poly⸗ pen unter einem Meeraal abgebildet; dies folite dann - einen Fuͤrſten bedeuten, der feinen Sieg nicht gehörig zu benugen gewußt Habe. Es fpielte dies nämlich daraufan, daß der Meeraal, wie wir oben gefehn haben, dem Poly: pen! feine Arme abbeißt, ihn dann aber fo verftümmelt und ohne Waffen, womit er ſich gegen feine weiteren Ans griffe vertheidigen fünnte, fahren läft. Zwei Poinpen in. einander gefchlungen bedeuten das Winterfolftitium, weil diefe Thiere ihrer Meinung nach um diefe Jahrszeit der Liebe pflegten, und fi dabei fo innig mit einander vereinigten. ' Ich alaube, daf die Prieſter in Memphis und The⸗ ben nicht bloß oͤffentliche Gebaͤude mit Hieroglyphen und raͤthſelhaften Karaktern ausſchmuͤckten, ſondern daß ſie ego non .tam propter allafas rationes, quam propter feninis ecpiam, quam ge- nerant, fiprobe elixentur, et concoquan- tur, libidinem excitare affirmem, lovius, „ib, de piſe. rom. — Aldrov. de Mall. p. 41. „Büulbi, eicer, fäbae, pölypodes...... itrter edulia multi feminis recenfentür. * Galenus 5. fimp medee, facult. *) Horus Apollo, Hieroglyph. 2. et 16, Pierius - Walerianus, ha lib, 27. 149 fib auch unter einander ihre Idern auf ähnliche Art mitz theilten. Wollten fie ferner einen Menſchen bezeichnen, der ſich fehr fablan in Zeit und Umftände zu ſchicken wiſſe, fo mahlten fie einen Polnpen, der ſich an einen Selfen feſthielt und die Farbe defieiben annahın Bei den Gries chen war diefe Beraleihung, die fie aus der heiligen Sprache der egyptifiben Priefter hergenommen -hatten, allgeme'n gebräubli *). Ulyſſes, der liſtige und vorſich— tige Ulyſſes, befaß dies Talent in einem fehr Hohen Grade, weshalb ihm aud Homer das Beiwort Polptropos- giebt, das vonder Reichtigfeit hergenommen ift, womit der Kös nig von Ithaca allen. Umftänden ſich anzuſchmiegen, „allen alles zu ſeyn“ wußte Viele Aeltere has ben einen ſolchen Karakter als ſehr gefährlich getadelt, und Neuere vergleichen in diefer gleichen Hinfiht den Schmeichler mit dem Polypen oder Chamäleon, weil er, wie fie, alle Karben anzunehmen verftche. Auch den Geiz tzigen vergleihen die Alten mit dem Polppen **), denn der — Polypi mi fili, Amphiloche heros. mentem habe ° - Er ad quorum gentem veneris te iis accoımmoda. . . . Clearchus, lib. fec, proverb, latine vertit, Iac, Dalechamp, Marinae beſtiae colsri Mentem potilfimum advertens, In urkibne omnibus verfatur, Pindar, Tu rempublicam tractas, efto pol;pus moribus, Athenaeus in Eupolim, vertit Dalechamp. Nullus frugi effe potefi homo, nifi qui bene et male F 3 facere tener, Improbus cum improbis fit, harpaget, - furibus furer quod queat, Verfi peilem frugi convenit effe hominem: Pecrus cui fepir, bonus fir bonis, ınalus fit malis, Utrumque res fit, ita abimum — Plaut. in Bacchidibus. *) „Pectore neve aliud caeles, aliudve loquar= : > Progue loco variere, petris uri polypns haeıens, „., 150 Geitzhals hält alles, was er einmal hat, fo feit, daß ee ‚ihm niemand wieder aus den Händen winden Fann. ESs iſt intereffant, die VBergleihungen mehrerer Nas tionen na ihren verfehtedenen Sitten — in Küdficht des Polyps — neben einander zu ftelfen. Die ernfte und tief durchdachte Religion der Egypter bezog alles auf politis ſche Gegenftände und auf die gemeinfcaftliche Erhaltung. Die Griechen wandten den gleichen ®egenftand auf die Sitten der Menſchen an; und unfere Kirdenpäter nad ihnen betrachteten den Polypen aus einem mehr myſti⸗ ſchen Geſichtspunkte. Ambroſius z E. verglich ihn mit „jenem bruͤllenden Löwen des Evangeliums, der da bes ftändig umher geht und ſuchet, welchen er verſchlinge.“ An einem andern Orte ſagt er; die weißen Arme des Pos Ippen erinnerten an bie feines eigen Arme jener reißenden Syrenen, der Prieſterinnen und Quellen des ſinnlichen Vergnuͤgens, die Griechenland in ıhrer größten Herrlich— Zeit fah, ja denen es bisweilen ſogar Altäre errichtete. Fuͤr ung Naturforſcher folgt aug diefen vielen Vers gleihungen, d: e man ehemals mit dem Polypen anftellte und die jest faft alle vergeffen find, daß das Thier feibft, das dabei zum Grunde lag, unbefannt geworden icon muß. Auf einigen alten Münzen und Medaillen von Tarent und Syracus, die Hubert Goltzius befannt machte, fins det man den Polypen ebenfalls abgebilder. Die Taren: tinifhen find von Kupfer. Auf der einen fteht Neptun auf einem Delphin, in der rechten Hand feinen Dreizack und in der finfen einen Polnpen, den er. fo eben aufges nommen hat, — Der Delphin iſt mit einer Kamm— muſchelſchale ) gefzönt, und die Umſchrift enthält den: Saxatilemque cum exfanguibus eırris - Odi mutantem colorem polypum, “ Phocillides, et Athen. lib, I. in bhaenteis ion. tragici, 9 Eine Art Purpurſchnecke, der Diſtelkopf, murex rectiroſter aculeaius. | Anmerk, d, Hebarf, 151 Hamen „Tarent“. Auf der NRüdjeite ſteht ein Tri—⸗ ton mit feinem Horne (Seemufcel). Eine zweite Tarens tiniſche Münze ftellt ebenfalls den Neptun vor, der wies der in der einen Hand einen Polypen hat Der Kopf des Deiphins ift aber ohne Muſchel. — Bon. den fyracufanis ben Münzen it die eine in Rupfer und die andre in Gold. Alle beide enthalten einen fehr richtig gezeichneten Polypen, und die Ruͤckſeite der Kupfermänge fiellt den Kopf eines verfhleicrten Frauenzimmers vor. Der Kopf auf der Goldmuͤnze iſt nicht minder, ader auf eine andre Ark, verſchleiert. | Der gemeine-Polyp, deffen Geſchichte, Gewohnheit and Sitten ich fo eben beſchrieben habe, iſt von mehreren neueren Schriftſtellern mit dem fogenannten Armpolypen (Vielarm, Hydra) verrschhelt worden Das ıft der Fall bei Diequemare. Auch Valmont de Bomare that. es in dev legten Ausgabe feines Dictionnaire. Dieſer ftellte gar alles, nämlich den gemeinen Polypen, den. Riefenpolys pen, den Kraken, die Schwämme, Korallen und: mikro— ffopifchen Polypen des falzigen und füßen Waſſers, nee ben einander, | Das Studium der Mollusfen iſt folder Unord⸗ nungen wegen äußerft muͤhſam und befehwerlich, Man geraͤth nicht felten in die groͤßte Verlegenheit, wenn man die Gattungen wieder von. einander abjondern will, die die Schriftſteller dur) einander geworfen haben. Die Gefhichte eines Mollusks ſchreiben, heißt fehr oft, fi in ein hoͤchſt verwirrtes Chaos ſtuͤrzen. Hier endige ich denn die Befchreibung des gemei— zen Polyps, der fo wenig befannt und doch in fo vieler Hinfiht ſehr merkwürdig if. Ich gebe zu, daß fie trog allen meinen Nachforſchungen und Bemühungen im— mer noch ihre Mängel hat, und mandes zu wuͤnſchen übrig läßt; wenn ein Schriftftsliev aber das. Geinige gethan hat, fo muß man auch gegen ihn wieder bilig feyn. Lamark, ich wiederhole es hier noch einmal, fon: 152 derte zuerft einige Gattungen diefes Mollusks Kon eins ander ab, die vor ihm durch einander geworfen geblies ben waren. Durch Hülfe feiner Borarbeiten erft ift es auch mir aeglüdt, neue Gattungen zu erkennen, und - jeder derfelben ihren natürlichen las anzumweifen, mie ich es mit den noch übrigen ferner thun werde. Alle find mehr oder weniger wild, wie der gemeine Polyp und haben auch ungefähr die gleichen Eigenfchaften mit ihm. Er iſt immer noch der befanntefte, und foll des— halb für das ganze Geſchlecht zum Urbilde dienen. Jetzt wenden wir uns zu dem Rieſenpolypen und zum Kraken, zu dieſen Thieren, die man fo oft für Kabels wefen gehalten hat, deren Eriftenz jest aber ausge: mat ift, und uns zeigen kann, weiche ungeheure Ges fchönfe die Natur hervorbrachte. Nach ihnen werde ich die Fleineren Polypen vornehmen, ‚die mit den ge woͤhnlichen Thieren in Rüdfiht ihrer Größe. mehr im ‘ Berhältniffe ftehn. Dann fommen wir zu Thieren, die uns näher find, von denen wir uns aljo deutlichere und flarere Begriffe werden verſchaffen Fünnen. Erklaͤrung der dreiundzwanzigſten, vierund— zwaͤnzigſten und fuͤnfundzwanzigſten Kupfertafel. Tafel dreiundzwanzig. Der gemeine Polyp von der Ruͤckſeite angeſehen, die Arme. wellenfoͤrmig ge: kruͤmmt und ausgebreitet; er lauert auf ſeinen Raub. Tafel vierund: zwanzig. Der gleiche Polyp von der Vor— derſeite. Auf den Seiten des Trichters ſieht man die ohrartigen Erhöhungen, die den Rand der Scheide als Bedeckung fefthaften und ſchließen. Bei | den Polypen erfegen diefe Oehrchen die Bruftwarzen oder Höhlungen des Dintenfifches, und Die zangenar⸗ kai Knorpel der Kalmars. 153 Tafel fuͤnfundzwanzig. Eingeweidegang des gemeinen Polypen. Fig. ı. Diefer Gang fängt vom Schna⸗ ‚bel an. a, 3, find zwei Magen, die ihrer Yange nach auf einander folgen; b. ift das intellinum coecum (der blinde Darm), das fpirafförmig in einander gewicfelt, und in der Mitte dieſer Aufrollung durch— loͤchert iſt. Das Inteftinum gectum geht von dem: felben in mehreren galten Y,inabwärts, dann fteigt es nach dem Umfchlag zu Hinauf, wo fih die D Din tenblafe e. inferirt. gig. 2. unten, Stellt die Oberfläche eines grhpfchend in ihrer natürlihen Größe vor. Das Naͤpfchen ift von einem Polypen, der in feiner größten Weite ſechs Fuß maß, genommen, Es fit eins von denen, die fih an dem dicken Ende der Arme innerhalb der ‚Haube , etwa ſechs Zoll weit vom Schnabel befinden. Die an der Bafis der Arme find ein wenig Eleinerz dann werden fie größer, weiter hin aber nehmen fie wieder ab, und zwar immer mehr, je dünner die - Arme werden, bis fie zulegt an den Spitzen derfel: ben nur noch durchs Vergroͤßerungsglas zu er kennen ih Der Rieſenpolyp *) ' Da ich hiermit die Geſchichte der größt — nr hiere, die exiſtiren, anfange, ſo theile ich ſie ſogleich in zwei Gattungen, die ih durch die Namen: „ ICON Iyp”’ und „Kraken-Polyp“ von einander unter: . foheiden werde. Keins von allen befannten Weſen kann *) Polypus monftrofus, Plin, lib. 9 cap.zo — Senedectes. Plin. lib.6.cap.4 — Polypum ingens. Aelianus et Fulgoſus. Piftris, Ortus Zani- - ratis. De pifeib. cap.69. — — En bei Einigen. — Xıphia, Olaus ‚magnus, \— Enzsornet der Cornet des marins. — Ankertroll auf daͤ— nifch. u 154 uns hierbei zum Gegenftand der Vergleichung dienen, denn fo viel die Elephanten Fleiner find, als die Walls fifche, fo viel ftehn diefe wieder den ungeheuren Poly— ‚pen nach, von denen wir jegt reden werden. Gie find die größten uns befannten organifirten Wefen der Hatur. Sn ihrem riefenmäfigen Körperbau ſcheint fie den alerhöchften Grad der Lebensfraft gelegt und entwiefelt zu haben. Ich befinde mich jet zwiſchen zwei Klippen, die mir beide gleiche Gefahr androhen, doch will ich ihnen mit fühnem Muth entgegen gehn. Eines Theils werden die Thatfachen, die ich beibringen muß, manchen Men: fhen fo befremdend, ja unerhört fcheinen, daß fie fich trotz der Authenticität derfelben doch nur allmählich, und vielleicht ungern entſchließen koͤnnen, fig gelten zu Jaffen. Bielleicht wird auch mancher diefen erften wi: derlichen Eindrucd behalten, und die Zafta felbft des⸗ Halb in die Reihe der Fabeln und orientalifchen Ueber: treibunaen fesen. Wenn man fo etivas zu fürchten hat, fo ift die Berlegenheit des Schriftftellers begreiflih, ja fie muß Etatt finden. Denn wenn er endern Theils mehrmals angeführte, näher. beleuchtete, fFaft- möchte ih fagen, von den Naturforfhern anerfannte Fakta aus Furchtſamkeit willführlih mit Stillſchweigen übers gehn will, fo läßt er fein Werk unvoilftändig, und fein Zweck ift nicht erreicht, denn er bieibt dadurch hinter feiner Wiſſenſchaft zuruͤck; undda erden Echwie: rigfeiten zu entgehn fucht, die ihn im Öegentheil reisen und fiähien follten, fo überläßt er feiger Weife andern die Ehre fein Werf zu vervollftändigen. In diefer ganz eignen ‘Lage bleibt Feine Wahl übrig. Will man ſich nihr>gereebten Vorwürfen ausfegen, fo muß man Muth genug haben, die Wahrheit aufzufucben, und kuͤhn dem böfen Scheine und dem Unglauben (der in diefem Fall zu verzeihen ift) trogen zu fönnen, muß den erften da— durch befeitigen, daß man Beweife für jede Aeußerung 155 anführt, und diefe Beweiſe in ihrer völligen Klarheit darlegt; den Unglauben aber muß man unmerflich und ftufenmweife bis zur innigften Ueberzeugung führen, die der Befonntmabung dev Wahrheit am Ende nie ent ſtehen fann. Zu diefem allen fünnen wir nur dadurch gelangen, dag wir die bewährten Thatfachen, die die Eriftenz des Riefenpelyps darthun, gleichfam in einem Brennpunkt vereinigen. Wenn wir ſie erſt bündig und unmwiderleafih Dargethan baden werden, Finnen wir und auch auf Auseinanderſetzung mancher Volks⸗ traditionen, oder Stellen einiger Schriftfi :eifer, und eintger andern Thatfachen einlaffen ‚die zwar mir den pon mir angeführten zufammenhängen, aber nicht ihre Gtaudwurdigfeit haben, weil fie minder genau und firenge beobachtet wurden, Die Alten haben den Rieſenpolypen gefannt. Wir fefen im Plinius, „daß Tredius Niger, einer der Statthalter des Pucius Lucullus im Königreiche Granas da, ihm verfichert habe, bei Earteja, — einer Stadt in Granada — fey ein ungeheurer Polyp, angetodt durch den Geruch der eingefalzenen Fiſche, gewöhnlich mitten in der Nacht aus dem Meere hervorgefommen und Habe fih in die Fiſchbehaͤlter und an diejenigen Derter begeben, wo man die großen Meerfifde *) zur bereitete und einfalzte, dann aber, wenn er fih nad Belieben genommen, und ungeheuren Schaden getdan, ſey er wieder ins Meer zurüefgegangen.‘ „Die Eigenthümer glaubten, daß diefe Diebes renen des Nachts von Raͤubern gefhähen, und bes fohloifen Daher den Ort, too fie die Fiſche einfalzen und trocknen fiefen, mit Pallifaden ze. verſchließen zu laſſen. Dies Hinderte aber den Polyp nicht, wiedeczukommen. Er uͤberſtieg das Gehege auf einer Stelle, wo ein Daum mit in demfelben defindfich war, und fuhr nun in feiner *) Wahrfcheinlich der Stoͤr oder Thunfiſch. J 156 Raͤuberei fort, kam ſehr oft, und nahm jedesmal ſeinen Raub mit ſich, bis ihn die Hunde endlich einmal ſpuͤr— ten, und ihn bei feiner. Ruͤckkehr ins Meer anfielen. Ihr Bellen und Zärmen wecte die Waͤchter. Sie liefen herbei. Man kann fich aber ihren Schreck denfen, alg fie mitten in der dunflen Naht — was den Anblick noch ſchrecklicher machte, — ein ſolches Ungeheuer vor ſich ſahen, das außer feiner Rıefengröße, noch durch die lieberrefte des Salzwaſſers, worin es fich fo eben gewaͤlzt hatte, häflich war. Wie konnten fie ferner fo: gleich .an einen Poiypen denfen, da fie von einem fo großen. noch gar feine Vorftelung hatten, Cie ent festen fich alfo, denn fie waren der feſten Meinung, es ſey ein abjcheuliches Ungeheuer. Auf das Heulen der Hunde antwortete das Thier durch ein lautes Schnarchen, ſchlug mit feinen Armen wie mit Keulen auf die Erde, und verfcheuchte die Hunde dadurch, daß es die Acme entfaltete und mit ihnen, wie mit Peit— fen, nach ihnen flug. Die Wächter befamen indeß allmählich Muth: denn fig fielen alle mit den erften den beiten Inſtrumenten über_diefen Rieſenpolypen her, und übermannten ihn endlich nach einem langen und lebhaf—⸗ ten Widerftande, Sein Kopf wurde dem Lucullus ger bradt. Er mar fo groß wie eine Tonne von funfzehn Amphoris **. Seine Bartfüden oder Arme waren dreißig Zuß lang, und fo dief, daß ein rächtiger ftarfer Mann fie kaum umflaftern fonnte. Auf ihrer Ober: fläche hin fahe man Knoten und Fnotenähnliche Verhaͤr— tungen, wie 5. E. die Rinde des Holzes fie hat. Die Schröpfföpfe, die wie Becken ausfahen, waren fo groß wie eine Urne *%. Gein großer Schnabel ffimmte mit - feinem übrigen Bau überein, und der Kopf, der zum t *) Ungefähr zwoͤlffundert Pfund, etwa das Maß von zwei Muͤids. * +) Ein Maß, das einige Pinten (Maß, Kanne, Darth IR TERN { 157 Andenken an diefen Vorfall und mm Bemeife deſſelben dem Lucullus geſchickt und von ihm aufbewahrt wurde, wog altein fiebenhundert Pfund 9 He): Fulgoſus erzählt eine Ähnliche, vielleicht die gleis he Geſchichte, nur mit einigen geringen Abweichungen. Ich bemerfe hiebei, daß auch er alfo ein Zeuge für die Sache wird, wodurch ſie noch mehr Authenticität erhält, Ein Foftum, das nur von einem einzigen bekannt wird, macht immer noch wenigen Eindruck auf ung; wenn ? *) „Cactera, quae Trebius Niger retulir, monitro propriora poffunt videri, Car- tejae in cetariis affuetur exiree mari in lacus eorum apertus, atque ibilalfamen- -ta populari, convertitin se cüftodum in- digenationem affıduitate furti immodici. Sepes erant objecta, fed has tranfcende«- bat per arborem, nec deprehendi potuit, nificanum (agacitsate Hiredeuntem cir- cumvagare noctu; concitique cuftodes expavere novitarem, Primum omnium magnitudo inaudita erat, deinde colori muria obliti odore diri. Quis ibi poly- pum expectaffet, aut ita cognolceret? Cum wonftro dimicare fibi videbantur, Namqueetafflatu terribilicanesagebar, nuncextremis’crinibus flagellatos, nunc robuftioribus brachiis clavarum modo incuffos, aegreque multis tridentibus confiei potuit. Oftendere Lucullo caput ejus dolii magnitudine, amphorarum quin- decim capax;atgue, (ut iplius Trebiiver- bis utar) barbas quas vix utroque br chio amplecti effer, clavarum modo to- roles, longas pedum tragiura, acetabulis five calieulis peivium PEN —— ma g- nitudint refpondentes. (Die beiden Sinnbas den dos Schnabels, die natuͤrlich Gebr RN ſeyn muß: ten.) Reliquiae alfervaiae miraculo per- pendere pondo DCC,“ Plin.Hiß, aa, lib. 9. cap. 30, — 158 aber auch die Zeitgenoſſen ſich mit der Stimme des er— ſten, der dieſen außerordentlichen Vorfall erzaͤhlte ver— einigen; wenn erſt das Erſtaunen, dann der Unglaube rege wurden, und verurſachten, daß man ſich um alles, was auf die Erſcheinung eines ſolchen Unheuers Bezug hatte, genauer bekuͤmmerte, und ſich doch immer nichts gegen die Angabe des Trebius einwenden ließ; nun, ſo muͤſſen wir ſchon zugeben, was die, die damals leb— ten, uneingefchränft zugeben. Die Zeugniffe beider Zeitgenoffen über dieſelbe Sache füge ich der Unglaͤu— bigen wegen auch in der Urfehrift bei. Wenn wir das Saftum näher unterfuchen, wird uns ihre Uebereins ſtimmung wichtig werden. „Die fpanifchen Fiſcher, fagt dieſer Schriftfteller, die den Thunfifeh bereiten, merften, daß man ihnen immer des Nachts einen Theil des Fiſches ftchle, den fie den Tag über zugerichtet hatten. Sie wachten alfo, und liefen mitten in der Nacht einmal beim Ge: bell ihrer Hunde hinzu, und fanden zu ihrem größten Schrecken ein foheufliches riefenmäfiges Thier, das durch das Peitſchen feiner Arme die Hunde weit von fich weg ſcheuchte. Sie ergriffen nun ihre Waffen, und gingen alle auf dies Ungeheuer los, welches fie nur mit großer Mühe überwinden Fonnten. Als es endlich todt war, fahen fie, daß es ein außerordentlich großer Por lyp fen. Der fuͤrchterlich große Kopf deſſelben wurde dem Lucius Lucullus überfihiet, nach deffen Meinung er etwa funfzehn Amphora (oder Make, die die Sees leute bottae nennen), halten Fünne, Seine Arme wa: ven fo groß, daß ein Mann fie kaum umflaftern fonnte, Sie waren mit weiten Höhlungen Defekt, die großen irdenen Toͤpfen ähnlich ſchienen. Diefe Ueberrefte, die man jur Befätigung des Vorfalls ORTEN. wogen * als zwölfhundert Pfund.“ 9 *#)Cumin Hiſpania ER qui thynnos eondiunt, fingulis noctibus aliquid ıis 159 Helian giebt der erwähnten Erzählung dadurch ein neues Gewicht, Daß er fagt, es feine, als wenn die Polypen im Zuftande der Ruhe fo groß würden, daß fie bisweilen den Wallfiſchen und andern Eetaceen gleich famen. Dann werden fie aber auch, fährt er fort, zu ihnen gezaͤhlt. Meiterhin fügt er folgendes zu dieſer Bemerkung hinzu: „Sm Xerritorio von Puzzuolo in Stalien hat man einen folchen ungeheuren Polypen ges fehn, der feine Waffernehrung verachtete, aufs Land fam, und Verwuͤſtungen anrichtete. Er kroch nämlich durch) einen unterirdifchen Kanal, der den Untath der Stadt Puzzuolo ins Meer abführte, und gelangte fo in ein Haus, das am Meere lag, und ein Kaufmannss magzezin von eingefalzenen Sachen enthielt, die dort in quae jam paraverant, auferri anımadver- terent, et propterea dıligentius rem ob- fervarent, non fine ingenti formidipe, -cum latratu fuo canes ad rem inipicien- dam invitarent, profpexerunt valtam ter- ribilemque belluam ingenti {pıiritu, bra- chlisque canes a fe abigentem; ad quos defendendos acceurrentes, qui aderant, variisinitructi armis, magno labore tan- dem feram confecerunt, cognoyveruntque polypum effe, quiejusmodi cıibi avidiffi- mus fuperioribus noctibus quod pifcato- res deeffe fibi quaerebantur, rapuerar. Hujus beiluae capnt immenfum horren- dumgue fuit, quod Lucius Lucullus, qui illud infpexit, putavit quindecim ampho- rarum, quae in nauticis rebus botrae di- cuntur, menfuram continere; brachia sutemingentia adeo, ut vix hominiscom- plexu cingi poflent, internodiague eru- sum magnae ollae magnitudinem com- plere. .Ejus autem reliquiae in miraculi teltimonium fepofitae fuere, feptingen- tarum librarum pondus excefierune‘ Fulg, lib. ı. “lie 160 m K i ‚großen Sonnen verpackt umher ſtanden. Der Polyp ergriff die erſte die beſte derſelben, druͤckte fie gewalt— ſam zuſammen, zerbrach fie dadurch, und verzehrte den darin enthaltenen Fiſch. Als die Kaufleute nach eini— gen Tagen in ihre Magazine kamen, fanden fie zu ih: vem größten Erſtaunen die zerſchlagenen Tonnen und den um fo größeren Schaden, da ſich hier eine Menge aus der Fremde hergefchaffter Sachen befanden. Da fie die Urſache dieſer Veeheerung nit auffinden konn⸗ ten, fo unterfuchten fie die. Thüren und Mauern genau, fanden aber alles unverfehrt, und wußten daher nicht, was fie denen follten, noch wer der Räuber feyn möch: te. Um aber für die Zufunft fiher zu ſeyn, wählten ſie den Fühnften unter ihren Leuten, und ließen ihn, mit tüchtigen Waffen verfehen, dem Diebe auflauern. In der Racht Fam der Polyp, um, wie gewöhnlich , feine Maͤhlzeit zu halten, und fchlang feine Arme um eine folche Tonne mit geſalzenem Fiſch, wie ein Athlet — fagt Aelian — um feinen Gegner, zerbrach und oͤffne⸗ te ſie. Der Waͤchter im Hinterhalt ſahe alles, was vorfiel, beim Mondenſchein, der das Magazin erhellte, mit an, erſchrak aber fo ſehr über das Ungeheuer, daß er, weil er allein war, es nicht wagte ‚ihn anzugreiz fen. Aın andern Tage erzählte er dag ganze Ereigniß feinen Herren; diefe hielten ihn aber für einen Aber: wigigen und wollten feinen Erdichtungen — denn da: für hielten fie feine Erzählung — Feinen Glauben bei: mefien. Da ihr Schaden indeß fehr bedeutend 'war, und immer noch mehr werden mußte, fo entfchloffen fie fih endlih, die Sache mit eignen Augen zu beobachten, und alle mit einander ihrem Zeinde aufzulauern, und ihn anzugreifen. Sie. riefen deshalb noch mehrere Menſchen, zur Hülfe im Nothfall, herbei. — In der naͤchſten Nacht kam der Polyp richtig wieder durch den erwaͤhnten unterirdiſchen Gang und machte ſich an die Tonnen mit geſalzenem Fiſch. Kaum ſahen die Kauf: leute t “ / 161 leute dies, ſo verſchloſſen ihm einige derſelben den Ruͤckweg, andre gingen mit Aexten und Saͤbeln auf ihn los, und hieben ihm, wie einem Baume die Aeſte, ſeine Arme nach einander ab, ſo daß ſie endlich mit vieler Muͤhe und Gefahr dahin — ihn zu toͤdten Fe *) Puteolis oppido Italıae auditum eft, po- Iypum, cum inufitata ad eorporis molem faetus progreffione ad maximam magni- tudinem pervenifiet, egregio {preto et ‚ neglecto maritimo vicetu, in continentem proceffiffe, etterrenae pleraque vaftafle, et per fubrerraneum [pecum.puteolanes fordes in mare transmittentem in mariti- mam domum afcendiffe, ubı mercatorum xes, (alfamentaquein magnis vafiseffent; brachiorum circumplexione primum ‚va- Ta ftricte comprimentem, corrupiffe, ae deinde falfamenta depopulatum fuilfe, Mercatores vero ingreffos ubi dolia dis zupta infpexiffent, et per magnum ea- rum rerum, quas navi advexilfent, numes rumque exhauftum deprehendiffent, ftu- puiffe; acnimirum cum ab infidiis foris inregras, tectaob omniirruptione intac- ta, parietes non perfalfos intuerentun, quisnam populator fuiflet, nulla conjec- tura affequi poruiffe. Atenim cum reli- quias conditprum pifcium animadvert« rent, eos conftituiife, ex domesticis au- daciffimum armarum intus in infidiis, ponendum eſſe. Polypum vero noctuad. alluetas tanquam epulasadrepentem re— vertilife, et tanquam athlersm adverfa sıum ftrietillime correptum fuffocaffe, iic flagellis vafa cireumplicantem per + fregilfe Eum perro qui infidias moli« retur, etiamfi lunae fulgore domus illu ittaretur; omniaque confpicua effent, t= men quoniam folus eiiet, beftiae tantae metu pertersitum hanc non aggreifum Suturgeih, 2 2, The x 162 i | Beriefen uns die Beobachtungen neuerer Naturz forfcher nicht, daß das, was die Alten in diefer Hinz fiht aefagt haben, fehr wahr und richtig feyn koͤnne, fo würden wir ihre Erzählungen diefer Art vielleicht für unglaublich und für wunderahnliche Erbichtungen hal⸗ ten, die ihre Werke verunſtalteten. Aber Aldrovandi z. E. ſagt ebenfalls, daß der Polyp eine ſo große koͤrperliche Kraft beſitze, daß er es ſelbſt mit dem ſtaͤrkſten Löwen aufnehmen koͤnnte ». fuiffe, fed fane mercatoribus totam rem explicsffe, quod quidem ipfum ii audien- tes, ei ffidem enarratarum rerum non ha- buiffe. Deinde tum negotiatores ob tan- tum acceptum detrimentum, periculi me&- moria depofita, ftatuilfe fimul ingredi, et congredi cum hofte, aliosque inufita. ti etincredibilis hujus fpectaeuli ftudio fuafponte fefeauxiliatores una indomo illa conclufiffe. Poltea vero, quamfub ve- fperaminfolitadolia furinvaliffet, exeis partim cloacamsobftruxiffe, partim ar mis tectis in hoftem irruentes, dolabris et cultris acutilfimis ejus brachia ab— feidiffe, non aliter ac frondatoreset pu- tatores arborum robuftiffimos ramos ie- cant, fic enim faepius membra polypi eir- cumcidentes, tandem nifi non pauco la— bore confeciffe atque oppreffiffe, etquod ‘ qusdem admirationem habet, in terra pil- cem expifcatos,-hujusque belluae pro- priam veteratoriam nobis oftendifie‘“ Aelian. lib. 13. cap. 6. de anim, *) Tanto in primis corporig robore valet, ut ne fortilfimo quadrupedum leoni ce- ‚derer Bominem fane vehementi bra- chioram amplexu e navis medio inaltum mare detrahere, quinconficere, cernitur, et quod ampliuseft, ingentem höminum multitudivem folus fuftinere, adeo ut ‚aegre confici poffi. Quod fi leoni fa- . 163 „Er allein, fügt er hinzu, weicht felbft mehreren Menz ſchen nicht, und halt ihren Angriff fo muthig aus, daß es ihncn, trotz ihrer Anı Br immer ſehr ſchwer wer: den wird, ihn zu befiegen. Man hat, fest er Hinzu, gefehn, daß fie Schiffe mitten im Meere angrıffen, and Menfchen, die fie mit ihren Armen umfalungen — herausriſſen, und gewaltſam ins Waller hinab⸗ zogen.“ Alles, was Aldrovandi von dem Polypen ſagt, haben Gesner, Jonſton und fait alle folgende Natur— forfcher getten laffen. Auch in den neuften Zeiten ine den wir Bemweife von dieſen bewundernswuͤrdigen Faktis, deren ſchon die Alten erwähnten. In ©, Malo z. E, befand ſich in der Kapelle des h Thomas, — den die Seeleute jener Gegend in großen Gefahren um Haͤlfe anzurufen pflegen, — ein Ex vo'o. d.h. eim Ge: mälde,, welches die hoͤchſte North eines S. Mafof ven Schiffs, an der Küfte von Angola, 100 es den Öflavens Elfenbein⸗ und Goldſtaubhandel trieb, vorfellt. Das. Schiff hatte feine Gefihäfte beender, die Mannſchaft war eingeſchifft; und glüclichertweife wollte der Ber fehlöhaber eben die Anker lichten, und fich zur Abreife nach den amerifantfhen Inſeln bereit machen laſſen, als ſich mit einem Male bei völlig ſtillem Wetter, und „am heliem Tage, ein Seeungeheuer von furchterlicher Größe aus den Fluthen erhob, diefe Hoch empor und über das Verde hinweg ſchwellte, fi dann an das Schiff anhängte, zwei Taue und Maflen bis in die. ESpitzen mit entſetzlich langen und biegſamen Armen umfchlang. Durch feine ungeheure Schwere zog das: Ungeheuer das Schiff völlig auf die eine Seite, und wäre faft dahin-gelanat, e in den Abgrund zu ziehen. Sogleich griff in dieſer großen Gefahr alles zu den ciendum foret, nilguidquam fortius prae- ftare polier.‘““ Aldrovandi de Moli, p, 7. capı 2. de Poiyp. | RS | 218 164 5 Waffen. Matrofen und Befehlshaber, alles vereinigte ſich, dieſen unerwarteten und ſchrecklichen Feind mit den erſten Waffen, die die Noth ihnen reichte, anzu— greifen und ihm mit Aexten und Meſſern zu Leibe zu gehn. Die Noth machte auch die Feigſten muthig, alle fochten zur Rettung des Ganzen. Beinahe aber ver— zweifelten ſie, denn das Schiff legte ſich immer mehr und mehr auf die Seite. Da riefen ſie denn ſaͤmmtlich, als aͤchte Seeleute von S. Malo, den Schutzpatron ihres Hafens, den h. Thomas, um Huͤlfe an, und gelobten ihm eine Prozeſſion, wenn ſie durch ſeinen Beiſtand dieſer Gefahr gluͤcklich entroͤnnen, und nur diesmal noch ohne Schaden wieder zu Haufe ankaͤmen. Ob dag Vertrauen auf die Hülfe des Heiligen. ihre Kräfte erhöhte, und ihnen den Sieg erleihterte; oder ob bloß ihre fcharfen das Befte thaten; genug, fie wur— den gerettet. Mit ihren Nerten, Gäbeln und Meffern zerfehnitten fie allmählich die Arme diefes gräufichen Thiers, das fie am Ende für einen ungeheuren Polys pen erfannten. So wie fie die Arme von dem Körper abgehauen hatten, fanf der .Rumpf'zu Boden, Das Schiff, das nun nicht weiter auf die Seite gezogen wurde, hob fich toieder fenfrecht empor, und die Mas ften ftanden in dem gleichen Augenblick wieder den Wolken entgegen, da fie aller Wahrſcheinlichkeit nach durch das fuͤrchterliche Mollusk in den Abgrund gezogen werden mußten, weil allein die Schwere deſſelben Das Schiff fo tief hinabſenkte.“ ’ Kaum war das Schiffsvolk wieder nach S. Malo zuruͤckgekemmen, ſo erfuͤllten ſie ihr in der Noth ge— thanes Geluͤbde mit aller, Gewiſſenhaftigkeit. Sie entz. zogen ſich den Umarmungen ihrer Weiber und Kinder, und den ſanften Ruͤhrungen der Freundſchaft, Liebe und Kindlichkeit, befeſtigten ihr Schiff, und begaben ſich barfuß und halb nackend in Prozeſſion zur Kapelle des Heiligen, um ihm fuͤr den ausgezeichneten Schutz u 1635 zu danken, den er ihnen fo großmüthig hatte angedei- hen laffen. Sodann Tießen fie den ganzen Vorfall, ihre drüucdende Noth, und den verzweifelten Kampf mahlen, und zum ewigen Andenken in der Kapelle des Heiligen aufhängen. Da die Sache felbft ausgemacht ift, fo Fann auch dies Gemälde zur Deftätigung der— felben dienen. Sch hoffe gewiß, daß meine Lefer fie nicht bezweifeln werden. — Denn, möchten die Natur: forfcher doch fo glücklich feyn, alles, was fie in Ihren Merfen aufzeichnen, durch funfzig Augenzeugen beftäs tigen zu Finnen! — Das Kupfer, das fih am Anfange diefes Artifels befindet, ift Die genaue Kopie jenes Ex voto, und liefert zugleich eine Abbildung des Rieſen— polyps — denn einer andern Gattung Fann diefe Be: gebenheit nicht zugefchrieben werden — in dem Augen: blife, da, und in der Art, wie er das Schiff angriff. Den Widerfiand der Schiffsmannſchaft habe ich weg— * gelaſſen, denn in einem ſo kleinen Raum wuͤrde es ſchwer geweſen feyn, den Kampf proportionirt darzu— ſtellen; da jeder einzelne Menſch gegen einen ſolchen Polypen nur etwa ſo groß iſt, wie eine Nußſchale gegen ein großes Schiff. So viel dies Faktum — fuͤr ſich hat, ſo wird es denen, die das Meer nie befahren haben, doch immer noch weniger einleuchten, als den Seeleuten. Dieſe wiſſen alle, theils aus eigner Erfahrung, theils durch Tradition, daß die Tiefen des Meers dergleichen fuͤrch— terliche Polypen enthalten, die fie Encornets oder Cornets nennen. Sie verwechſeln freilich die ſaͤmmt— liben Gattungen des Polypen untereinander, und. die Polypen alle wieder mit den Kalmers und Din: tenfifhen; weshalb fie denn fo oft zu fagen vflegen, „der Evrnet fey das kleinſte und größte Meerthier.“ Daß ſie fih fa ausdruͤcken iſt in ihrer Lage natuͤrlich. Auf der einen Seite treffen ſie an allen Kuͤſten und in allen Meeren Kalmars und Polypen an, ‘6 die kaum fo arok find, wie ein Getreideforn; an den. gleichen Süften finden fie ferner Mollusfen der Art, deren gröhte Weite zehn Fuß beträgt: und auf der ans dern Seite hat ihnen die Erfahrung bemwiefen, dag Thiere derfelben Art eriftiven , die eine ungeheure und riefenmäfige Groͤße haben, ja die nicht felten ihre Kameraden verfchlucft oder in die Tiefe gezogen haben, ohne daß man je weder das Schiff noch feine Manns ſchaft wiedergeſehn hat; die andere Male Matrofen mitten unter der übrigen Monnfchaft heraus vom Ver— decke hinabaeriffen und fi) mit diefer ihrer Beute fo ſchnell zu Boden gefenft haben, daß es unmöglich wat, Denfelben die gering gſte Hülfe zu leiften. - Grandpre', Verfaffer einer. Reife nad Afrika hat mir verfichert, Daß diefe ungeheuren Polypen an den Kuͤſßten jenes Landes, aber in einer gewiſſen Entfernung vom Ufer, wirklich eriftirtem Auch er erwähnte das €. Malofhe Ex voro, und blich dabei, das Faktum fen unläugbar, habe fih völlig bewahrheitet, und jey nie mit Grunde bezweifelt. Die Neger. der afrifas niſchen Küfte fuͤrchten, nach ihm, diefen — ſehr, denn er ſchlingt ſeine Arme oft um ihre Jolen oder Piroguen und reißt fie in den Abgrund. An der Küfte von Guinea hat man diefem Mollusk Daher den Namen Ambazombi oder bofßhafter Fiſch (auch Zauberer) gegeben, denn die dortigen Einwohner halten ihn für einen böfen Geift. Da die Menſchen dort nocd viel thierifhe Rohheit an ſich ha: ben, fo leben fie auch faft wie die Thiere. Sie find daher gränzenlos aberglaͤubiſch und furchtſam. Allent— helben zittern fie vor böfen Genien, vor Geiftern, vor dem Teufel, und vor Gefpenftern, womit ihre Religion die Erde, das Meer und die Luft bevölfert hat. Sie nennen fie Zombi, und glauben fo feft an fie, daß nichts fie davon abbringen fann, Der große Polyp ſchien ihnen daher natürlich ein Ausfluß der böfen Gott: 167 ‚heit, oder irgend ein perfonifizirter böfer Geift feldft. Es verftreichen mehrere Tage, ehe fie_von ihrem Schrecken wieder ruhig werden, wenn einige ihrer Fahrzeuge auf die obenerwähnte Meife verſchlungen worden find. Sie wagen fich dann fo lange nicht wie: der aufs Meer, bis die-Auferfte Noth fie dazu zwingt, und bis ſich ihre Angft allmählich verloren hat. Dann erſt fangen fie ihre Fiſcherei und den Handel wieder an, den fie mit den Schiffen, die ficd dort vor Anker legen, zu treiben pflegen. - Der Shiffsfapitän Johann Magnus Deng, ein fehr ehrenwerther und wahrheitliebender Mann, feste ſich, nad mehreren Reifen für die gothenburgſche Kom; pagnie nah China, in Dünfirchen zur Ruhe, wo er nachher als ein fehr alter Mann ftarb. Er erzählte - mir, daß er fich einft unterm funfzehnten Grad ſuͤd— Sicher Breite, nicht fehr weit von der afrifanıfen Küfte, zwifchen der Infel S. Helena und zwifchen dem Cap Negro befunden habe, als eine Windſtille ihn mehrere Tage hindurch zum GStilleliegen nöthigte. Er nügte Diefe Zeit dazu, feine Schiffe von außen und innen - zu reinigen und zu verbeflern, und ließ deshalb, wie gewöhnlich, einige Bretter an, Seilen hinab, und die Matrofen frellten fih darauf, um mit ihren dreiefigen eifernen Inſtrumenten das Schiff abzufragen und zu reinigen. Mit einem Male erhob fih ein Encornet, oder Ankertroll (wie die Dänen ihn nennen) aus der Tiefe des Meers, und warf einen feiner Arme um den Leib zweier Mat roſen, riß fie mit fammt dem Ge: - ſtelle, worauf ſie ſtanden, hinweg, und zog ſie ins Meer. Zugleich warf er ſeinen zweiten Arm um einen Mann von der Schiffsmannſchaft, der eben die erſten Stufen des Maſtſeils emporſteigen wollte. Da der Polyp aber zu gleicher Zeit die ſtarken Stränge des Maftfeild mit ergriffen und fih in feinen Querſtricken vermidelt hatte, fo Fonnte er den dritten Menſchen 2 - 68 nicht hinwegreißen, fondern bloß quetfhen, weshalb dieſer fürchterlich zu heulen anfing. Die ganze Mannz ‚ Saft Tief ihm zu Hülfe, Einige griffen nach den Harz punen und warfen fie dem Thiere in den Leid, wo fie ſehr tief eindrangen. Andre hieben mit ihren Meſſern und Fleinen Herten, den Arm, der den Ungluͤcklichen feſſelte, entzwei. Zugleich hielten fie ihn feft, Damit er nicht ins Waſſer falle, denn er war ohne Pk nung. So verſtuͤmmelt und von fuͤnf Harpunen verwun—⸗ det (deren einige lanzenfoͤrmig gebildet und mit einem Scharnier verſehn waren, ſo daß ſie ſich nach dem Wurfe entwickelten, eine horizontale Steäung annah— men, und mit zwei Spitzen tief in den Koͤrper des ge— troffenen Thiers hinein drangen), ſenkte fish der graͤß— liche Polhyp mit feiner zwiefachen Beute allein durch feine ungeheure Schwere ins Meer hinab. Noch immer verzweifelte der Kapitän Dens nicht feine beiden Leute wieder zu bekommen. Er ließ daher die Leinen, woran die Harpunen befindlich waren, ablaufen. — Die eine derſelben hielt er ſelbſt, und ließ nach, je nachdem der Polyp zog. Als aber die Seile faſt abgelaufen waren, befahl er, ſie wieder aufzuwinden. Es gluͤckte auch im Anfange, denn der Polyp ließ ſich hinaufziehn. Schon mochten fie etwa funfzig Klafter aufgewunden haben, als er ihnen aber alte weitere Hof nung benahm, indem er fich aufs neue durch feine Schwere hinabfenfte, und die Schiffleute zwang, die Seile noch einmal abs laufen zu laffen. Sie brauchten nun die Vorſicht, die Leinen an ihrem Ende fehr feft anzufnüpfen. Aber vier von derſelben viffen, als fie abgelaufen waren, und die Harpune der fünften löfete fi aus dem Körper des Thieres los, wobei dag Schiff einen ſehr ala Stoß erhielt, So verlor diefer treffiiche Kapitan zwei Feute mit einem Dale, die emem Mollusk zur Beute wurden, 169 wovon et zwar im Norden oft hatte ſprechen hören, das er indeß bis dahin immer für ein Fabelweſen gez halten hatte, deſſen Eriftenz er nun aber, durch diefeg traurige Abentheuer dazu gezwungen, wohl glauben mußte. Der Menfch, der durch den einen Arm des Polyps geprekt war, und dem der Schiffswundarzt fo= gleich auf alle nur mögliche Weife zu helfen ſuchte, ers holte fi) zwar wieder, und ſchlug die Augen auf, fing auch anzu ſprechen. Da er aber faft erſtickt geweſen war, fo litt er entſetzlich. Der Schred hatte ihm ſei— nen Berftand genommen, fo — er in der folgenden Nacht ſinnlos ſtarb. — Der Theil des Arms, der vom be des Poly⸗ pen abgehauen, und in den Querlinien des Maftfeils - zurief geblieben war, hatte an feiner Baſis faft, die Dicke einer Segelftange des Fokmaſtes, endigte fih in eine feine Spige, und war mit Naͤpfchen oder Schroͤpf⸗ koͤpfen, von der Groͤße eines Schoͤpfloͤffels, verſehen. Er maß noch fuͤnf Klaftern oder fuͤnfundzwanzig Fuß, und doch war der Arm nicht an ſeiner Baſis abgehauen, denn das Ungeheuer war nicht mit dem Kopfe aus dem Waſſer hervor gekommen. Nach dieſem allen ſchaͤtzte der Kapitän die Länge des ganzen Arms etwa auf fünfs unddreifig bis vierzig Fuß Länge. Den Vorfall ſelbſt rechnete er übrigens unter die größten Geegefahren, die er je ausgeftanden, und- hielt fich feft überzeugt, daß das fürchterlihe und ungeheure Thier das Schiff umzureiffen gefucht Haben würde, wenn e8 feine Arme an das Bord angekfammert hätte. Ein folcher Unfall haͤtte ſie, meinte der Kapitaͤn, um ſo leichter ungluͤcklich machen muͤſſen, weil ſie voͤllig unbeſorgt, ohne an Ge— fahr und an Waffen zu denken, ſich ihren N a un⸗ terzogen. Es kam daher auch ein Schrecken unter die ganze Mannſchaft, und kaum wagten ſie waͤhrend der fuͤnf Tage, Die die Windſtille dauerte, zu ſchlafen; die Wa: 470 chen wenigſtens waren beitän dig wegen einer etwanigen neuen Erſcheinung des Set ndes auf der Lauer, * aller Fuͤrſorge des Kapitaͤns, indem er z. E. die Kano gehörig hatte vertheilen und laden laſen, mit * Befehle, beim Erblicken des Thiers ſogleich zu ſchießen, nen fie doch nicht wieder ruhig, fo daß, als zwei Tage nachher waͤhrend des Eſſens ſich etwa zweihun— dert Schritte weit vom Schiffe ein Wallfiſch oberhalb des Waſſers ſehen ließ, alle glaubten, ihr fuͤrchterli— cher Polyp komme wieder, und ein Kanonier augenblick— lich eine Ranong losbrannte, und dem Fiſch eine Kugel durch den Leib jagte, wodurch er getödtet wurde. "Fine Dem er aber ſchoß, fade man mit Gemwißheit, daß es ein Kaſchalot jey. Endlich erhob fih der Wind und fie verl.chen Diefe traurige Gegend, wo fie alles an den Berluft ihrer zwei Kameraden erinnerte, fo ſchnell fie fonnten, hielten ſich auch nicht eher für ſicher, als big fie aus der Sonnenhöhe ſchließen Fonnten, daß fie fich ‚an den Kürten des Kaffernfandes befänden, und nad einigen Tagen bei Eap de bonne Efperance ankamen, wo ihre Erzählung von folben Leuten, die felbit nicht etwas ähnliches erfebt hatten, nicht geglaubt wurde. Der Kapiran Dens verficherte mir mod aus feiner eig: nen Erfahrung, das Entdiehen des Kiefenpolyps ge: ſchehe lange nicht fo ſchnell, als das des Wallfifcheg, ‚denn ftatt wie dieſer eilig& fortzufchießen, fenfe er ſich in gerader Linie hinab, und finfe wie ein Bleiklum— pen ohne Zug und Stoß, bloß duch feine Schwere, zu Boͤden. Sao unlaͤugbare Thatſachen — ung, die Bus er der Alten, von denen man nur zu oft alaudt, daß fie mit Kabeln angefuͤllt find, mieder zu eröffnen. Faſt alenthalben finden wir daſelbſt Epuren von dem Kiez fenpolypen. Denn ſicher kommen ihm jene Angriffe auf die Schiffe zu, die man fo lange zu den Erdichtungen . zahlte, bis endlich mehrere folche Unaehener nach ein: — \ * F 171 ander in verſchiedenen Zeitpunkten ihr Daſeyn durch ir— gend einen traurigen Vorfall bewieſen. Was alſo die Alten andern Meerthieren zuſchrieben, das ſetze ich auf die Rechnung des Polnpen. Die Wallfiſche und andere Eetaceen find in Binficht auf die Menſchen fehr fried— lihe Thiere, und areifen diefe nie an, fondern flie— hen die Schiffe vielmehr. Das ift der-Kal bei den Wallfiſchen an den Ufern, —* im hohen Meere, Viel— feicht werden fich auch noch vor der Beendigung der Ges ſchichte des Riefensolnps Fakta vorfinden, woraus er— heilt, daß die Wallfiſche die Schiffe nimmermehr ans — Wenn nun nichts deſſo weniger Schiffe durch ungeheure Thiere aus der Tiefe des Meers angegriffen worden ſind, und noch angegriffen werden, und wir vernuͤnftiger Weiſe nur auf den Rieſenpolypen in dieſer Hinſicht rathen koͤnnen, — nun, ſo koͤnnen wir auch ihm nur jene mehr oder minder traurigen Vorfaͤlle, die ſeit der Erfindung der Schifffahrt den Seeleuten be— gegneten, zueignen. Plinius redet von einem ungeheuren Fiſch im deutſchen Meer (der Nordſee), den er Senedectes oder Pittrra nennt ). Er jagt, diefer Kifch greife die Schiffe an, um fie umzureißen, und in die Tiefe zu ziehn, und er erhebe fich bei diefer Gelegenheit wie eine Eäule, und zwar viel höher, ald das Schiff fey, das er anfalle. Wir finden diefen Piſtris des Plinius au in einem alten Bude mit gothifher Schrift, ohne Druckort, und das den Titel. „Ortus fanitatis“ fühet, wieder *). Man fieht hier nämlich einen gro: ben Holzfiih — mie denn das ganze Buch Holzſtiche enthält — der den Angriff eines Schiffs duch ein Seeungeheuer vorftelt, dem der Berfaffer die Form *) Plin. lib. 9. cap. 4. **) „Ortus faniratis“ 1517. Ohne Drudort und Seitenzadfen und mid gothifcher Schrift. Tractarus de — cap. 69. 172 eines Krofodills mit gefpaltenem Schwanze gegeben | hat. So elend aber au die Figur ift, fo Hilft fie uns Doch auf die Spur; befonders, da es heißt, daf det Piſtris ein ungeheures Seethier fen, das man biswei— — len im Ozean der Gallier antreffe, und das öfters un—⸗ vermuthet und ſchleunig zwiſchen den Seegeln und Ma— ſten der Schiffenden in der Geſtalt einer ſehr hohen Saͤule erſcheine, eine Fluth von Waſſer über das Schiff hinwerfe, und die Matroſen mit Furcht und Schrecken erfülle. Sch glaube, daß Antonius du Pinet, dem wir die erfte Franzöfifche Ueberfekung des Plinius verdans fen, fich irrt, wenn er in feinen Noten und Kommen— tarien des vierten Kapitels im neunten Buche des Pli: nius, nachdem er dag Wort Senedectes unüberfegt gelaſſen hat, ſagt: „die Griechen nennen ihn Phy- feter, (das beißt, Blafer,) und die Staliäner Car pidoglio. ‚Er iſt der Peis mular unferer Proven⸗ calen.” In der gleichen Rote merft man aber ſchon, daß der Schriftiteller feinen begangenen Jrrthum wahr⸗ nahm, denn er ſagt in der Folge, dieſer Fiſch möge vielleicht der große Seeſtern ſeyn P). Ein Seeſtern hat aber gar keine Aehnlichkeit mit einem Cetaceen, auch werden wir bald finden, daß die großen Polypen, von welchen wir reden, ebenfalls See— ſterne genannt werden, es laͤßt ſich daher ſchließen, daß Plinius, als er zu ſeiner Zeit, jedoch nur vom Hoͤren— ſagen, über die Senedectes des galliſchen Meeres fchrieb, nichts anders damit meinen Fonnte, als die großen Polypen, die damals in dieſem Meere exiſtirten, und die jetzt dort zwar ſeltener ſind, oder ſich doch ſel— tener zeigen, aber — wie "alles beweiſt — immer noch dort gefunden werden. Allen Fabeln in Ruͤckſicht ſolcher —— liegt etwas Wahres zum Grunde. So findet man auch, I » Plin. Ib, 9. cap, 4, Pinets Ueberſetzung in der Mote, 175 wenn man die Gefchichte des fogenarinten Geepferdes von ihren unnügen Kabeldichtungen gereinigt hat, Zuͤ— ge, die dem Riefenpolnpen zufommen. Das Seepferd foll nämlich ein Ungeheuer feyn, das fih im Meere, und an den Mündungen großer Slüffe oder vielmehr an den Küften findet. Dies grauſame Thier ift, wie der Polyp, fehr begierig nah Menfhenfleifh, und wenn es ein Schiff in irgend einer Bay antrifft, fo Flammert es den einen Fuß an einem Felſen oder auf dem Bo— den an, den andern wirft es auf das Schiff, und zerz ſchellt e8 entweder fehr fehnell, oder zieht es hinab, und taucht es in Die Fluthen. Allenthalben, wo das Thier — das zum Glück felten iſt — fih aufhält, toͤdtet es eine Menge Menfchen. Man kann es nur mit eifernen- Feſſeln fangen, und mitieifernen Keulen todtfchlagen, denn feine einen Zuß dicke Haut ift fo feft, daß Fein Neil fie. durchdringen Fann ). Diefe Eigenfchaften, die allein unferm Riefenpofypen zufommen, wurden da= - maliger Zeit mit andern Karafteren verwechfelt, die man allmählich wieder dem Hippopotamus (welcher als fein jenes Seepferd fenn Fonnte) beilegte. ‚ Meine ſehr mühfamen Nachforſchungen, um alles, | was die Gefhichte des Kiefenpolypen betrifft, in einen Brennpunft zu vereinigen, werden mehr als eine ges rechte Kritif veranlaſſen. Die Wiffenfehaft wird — fie muß es — vorwärts fihreiten, und gelehrtere und gefhieftere Naturforfsher hervorbringen, Diefe aber werden dann meine Bemerfungen fichten, und das *) „Monftrum eft ingens ac fortiffimum... undein locis in guibus habitat, immanis multitudo hominum perditur per eum. .,, Nullis’capi poffir inftrumentis nifi rhe- ti ferreo ex catenis... malleis ferreis oc- eiditur. Pellis ejus unius cubiti fpiffi- >» zadinem habere dieitur. Tantaeque e[fe duritiei ut rullo jeculo penetrare poſ fin.‘ Ortus fanitatis; de piſe. cap. 32, * TC Taugliche derſelben beibehalten, das Unnüse hingegen perwerfen. Zu dem gleicen Behuferwähne ic hier nos eines andern Meerthiers, das die Alten Ziphiug nannten. 8 gehört vielleicht zu den Krafen, Denn fie beſchreiben es nicht blutgierig, noch loſſen fie es Menihen oder Echiffe angreifen. Diefer Ziphius ft nach ihnen ein Seethier, das feinem andern ähnlich if. Es ift entfegfich groß, und kann in diefer Hinſicht nur mit den Getoceen verglichen werden. Der Kopf ift ungeheuerartig, der Schlund fehr weit, und die Augen graͤßlich und ſchrecklich *). Eine abſcheulich häfliche Fi: gur, Die fich bei diefer Befhreibung befindet, zeigt uns inder immer noch den Frummen Schnabel und die flaoınmenden Augen der Polypen. Das Lebrige des. Körpers ift faft wie ein Igel mit Stacheln oder Spigen bevedt. Der Schriftteller faat zwar, man fünne das Thier nur mit den Cetaceen vergleichen, er giebt.ihm indeß doch einen Loͤwenſchwanz, und dergleichen Beine x and Klauen. Aehnliche gleih unbegreiflihe Verwan— Delungen der eigentlichen Urbilder werden wir auch noch bei andern —— die wir noch zu betrachten haben, vorfinden. * Die nordiſchen Meere euthulten ebenfalls jene ſehr großen Polhpen. Es ſcheint ſogar, daß man dieſelben dort mehr, als in andern Meeren gewahr werde. Wein vom Krafen die Rede feyn wird, werden wir fehen, daß die neueren Naturforſcher, von feiner Exe— ftenz überzeugt, das, was man von Diefen Seeunge— heuern gefagt hat, nicht mehr fo ganz zu den Zabeln zaͤhlen Hier ſprechen wir indeß bloß vom Rieſenpoly⸗ Sur, Ziphius eft — maris nulli alii fimi- le maximum et ingens de genere ceto- rum. Capur habet monttroium (os pro- fundum valde), oculos horribiles, in toto corpore nullisaiii fimile, nili ceto.“ Or- tus danitetis. de,piieibus, cap. 106; in fal, 175 pen, und verweifen das, was Den Krafen angeht, in feine Geſchichte. Es ift ein Gluͤck für die Schiffer, daß der ftarfe und graufame Polyp meiſtens im Meere verfenft liegt, dort nur Fiſche wuͤ ME und fich felten auf der Oberfläche zeigt, denn er wurde fie fonft fo ges faͤhrlich machen, als Stürme, und Klippen fie nur ma— ‚chen koͤnnen. Dlaus Magnus, Erzbifhof von Upſala und Pri—⸗ mas von Schweden, gab 1555 eine Natur: und bürz gerliche Geſchichte einiger Theile des nordifchen Eurs— pa heraus. Dies Werk trägt zwar die Spuren der Unwiſſenheit jener Zeiten, befonders im Phyſikaliſchen, an ſich; es hat aber feinen Werth, denn es- enthält ſehr gelehrte und genaue Lofalbemerfungen. Hierin finden wir denn auch), „daß e8 in den nordifhen Meeren Un— geheuer gebe, die bei neblichtem Wetter auf die Schiffe losgehn, ſich wo moͤglich an ihnen feſtſetzen, ſie an ſich ziehen, und endlich umſchlagen oder verſenken Y.“ So man, ſagt unſer le Berner. T)r, * „Sunt etbelluae in mari... . gui afeende- re navigia nocturnis temporibus viden- tur... Et fi diutius permanent, etiam ip- faenaves merguntur‘“ Olaus Magnus, de pif- cibus monftrofis, lib. 21, p. 729 *%*),„Sunt monftrofi pilces in littoribus, : feu mari Norvagico, inufitati nominis, Üicet reputentur de genere cetorum) qui immanitatem {uam primo alpectu often- dunt, horroremque intuentibus ‚incu- tiunt, tum in formidinem diutiusconlpi- cientes patiter etituporem vertunt. Hor- ribiles etenim formae funt, capitibug quadratis, undique (niaofis, et acutis, ac longis ‚cornibus circumdatis, inftar radicis arboris exftirpatae; decem aut duodeeim,cubitorum longitudine, colore nigerrimo, praegrandibus oculis, quo- rum ambitus octo-vel decem cnbitosexc® 176. normegifichen Meere ebenfalls ungeheure Fiſche, die feinen befannten Nomen haben, doch ſcheint es, daß man fie zu Denen Eetaceengefchlechter rechnen Fünne, deren ſcheußlicher Anblick ihre fuͤrchterliche Grauſamkeit ahnen laͤßt, und den groͤßten Schrecken einfloͤßt. Sie ſind ſehr haͤßlich, ihre Koͤpfe ſind viereckig, ſtachelig und ſpitzig, mit langen Hoͤrnern umgeben, die in Ruͤck⸗ ſicht ihrer Groͤße ſtarken Wurzeln von ausgeriſſenen Baͤumen gleichen, zehn bis zwoͤlf Fuß (eubitus) lang und ganz ſchwarz find. Die Augen des Thiers find ent⸗ ſetzlich groß, denn fie enthalten mehr als drei Fuß im Be Ihre kmh — einen Fuß breit, hat eine dit: pupilla vero nnius eubiti rubeum et flammeum colorem referens, quialonge in tenebrofis temporibus inter undas, ve luti ignis accenfus, pifcantibns apparet: pilos, ut anferinas pennas, {piffos etlon- &os, inmodum dependentis barbae; reli- gquum vero corpus ad magnitudinem ca- pitis (quod quadratum efr), valde pulil. lum, cum ultra quatuor vel quindecim(?) ceubitos in longitudine minime habeart, Una harum belluarum plures naves et grandes, fortiffimis nautis confertas, fa- eillime fubvertit, aut mergit, Huiec ad- mirandae novitati idoneum teftimonium perhibetlonga,acclariffima epiftolaEri. ci Falkendorff, archiepifcopi Nedrofien- Tisecclefiae (quae totius regni Norvagiae metropoliseft) Leoni decimo circa annos fälutis 1520 transmiffa; cui epiftolae an- nexum erat alterius ceujusdam monftri horrendum caput, fale conditum, .. To- tum igitur caputhujus belluae cornibus inftar duriffimi corii eircumdatum, val- de grave eft, quia natura Sic forte infti tuit,ut eitius mergatur, nec alibi majo: naturae lafeivia; lusitenim in cornibus ac armis animalium,; Olaus Magnus, de pifc, monit, p. 734: 177 eine feuerrothe Farbe, und, erfcheint in den fangen Naͤchten und bei dem neblichten Wetter des Nordens den Fiſchern fihon in meiter Ferne mie flammendeg Feuer. Der untere Theil der Kehle ift mit langen, fpigigen, und wie eine Gänfefeder dicken Haaren be: wachfen; der Körper ift bei weitem nicht fo groß, noch fo lang, als der erwähnte vierecfige Kopf muthmaßen laffen follte. Er ift kaum vierzehn bis funfzehn Fuß lang. Nichts defto weniger kann ein einziges -folches Un: geheuer, nach der Länge feiner Arme zu urtheifen, leicht mehrere Schiffe foaar, auch wenn.fie mit den ftärf- ſten und tapferfien!Seeleuten befegt find, zu Grunde richten und verſenken. Daß dieſe ungeheuren Thiere eriftiren, fährt Dlaud Magnus fort, erhellt nur allzudeutlich aus einem langen und fehr gelehrten Briefe den. Erich Falkendorff Bifchof von Nedros dem — Leo dem Zehnten im Jahre 1520 uͤberſandte, und zugleich den Kopf eines anders fuͤrchterlichen Ungeheuers eingeſalzen mitſchickte. Der ganze Kopf des Thiers, von welchem hier die Rede iſt, war mit Hoͤrnern umgeben, die fo zaͤhe waren, wie das feftefte Feder. Die Natur ſcheint fie fo glatt gemacht zu haben, damit das Thier defto fchnellee untertauchen und fich verfenfen koͤnne. Der Zeichner, dem Dlaus Magnus diefe Beſchreibung über: gab, zeichnete nach feinem Behagen einen Fiſch darnach, der doppelt ungeheuerartig it, und deſſen Winkel er mit monftröfen Masten ausgefüllt hat. Dies brachte, wie wir bald fehn werden, eine Menge Irrthuͤmer herz por. Der Tert des Erzbiſchofs namlich redete zwar fo klar und beftimmt, daß es ſchwer feyn möchte, fich beitimimter noch über den Riefeupolgpen auszudrüden, faft möchte ih fogar fagen, ihn beſſer zu beſchreiben, und doch haben fich die fpäteren Schriftfteller an den Zeichnungen, die doch ſo weit von dem entfernt find, was Dlaus Magnus fagt, gehalten. Wir finden dies Naturgeſch. 2: Th. M — 178 felben im Aldrovandi, Gesner und Jonſton wieder ab: gebildet. Trog dem, daß unfer Erzbiſchof namentlich erflärt hatte, der Körper feine Seeungeheuers ſey viel Fleiner, als der Kopf, und mit demfelben gar nicht proportionirt, veränderte der Mahler ihn dennoch durchaus, Es ift ein Fiſch, dachte er wahrſcheinlich; als folher muß er alfo Sloßfedern und einen Schwanz haben. Er hat eine Kehle, die Kehle Fann nicht ohne Zähne ſeyn. Nach diefem Flugen Räfonnement verficht er denn die eine Unterfinnlade mit Hauern eines Ebers, und giebt dem Thiere überhaupt ein radellofes Gebif. Aus dem Ganzen madt er ein ſehr längliches Cetaceum, ftatt daß es ein ungeheurer, aber kurzer und dicker Polyp werden follte, wie der Autor deutlich genug zu erfennen giebt. Ehe ih zu dem übergehe, mas die’ fpäteren Schriftſteller nach ihm über diefe Gefchöpfe geſchrieben haben, wollen wir erſt noch alles auffuchen, was er in diefer Hinfiht angeführt hat. Daß er das Fabel: hafte liebte, ift nicht zu laͤugnen. Unter den großen Weſen der Natur Hafıhte er nach dem Uebernatürfichen, and glaubte, dem ganz eignen religiöfen Geifte jener Zeiten gemaͤß, in ſolchen Ungeheuern Teufel und Vor— anzeigen von Zerſtoͤrungen ganzer Reiche zu finden. Er ſchrieb daher die nordiſche Naturgeſchichte etwa in dem Ton einer Legende. So ſehr ich auch feine Fakta von allem fabelhaften Schmuck zu entladen fuche, fo ift es doch unmöglich, daß mir nicht eins oder das andre entz ſchluͤpfen ſollte. Sch werde indeß mit der möglichften Sorgfalt verfahren, und dies auch insbefondre bei dem Kiphia thun *), der, wie es ‚fweint, der gleiche Ries *) „Xiphia eft animal nulli alters fimile, nifı in aliqua proportione ceto, Caput habethorridum, utbubo; os profundum valde, veluti barathrum immenfum, quo terretet fugat infpicientes; oculoshorri- 17% fenpolop ift, "den Plinius Senedectes, und den Ortus Sanitatis Ziphius nennt, Der &iphia des Dlaus Magnus ift ein, Geethier der nordifchen Meere, mo eg mit andern Ungeheuern diefer Meere gemeinschaftlich lebt. - Es leicht gar feinem andern Thiere; durch feine Foloffalifchen Proportionen nähert es fich allein den Eetaceen, Gein Kopf, der wie eine Nachteule ausfieht, hat ein fcheufliches Anſehn; der Rachen ift ‚ungeheuer groß, und gleicht wenn er ofen ift, einer weiten Höhle, die felbft den Fühnften Mens ſchen in Schreden fegen würde. Die Augen find gräßs lich, und der Rücken erhebt ſich, wie eine Spitze. In der Figur, die der Mahler bloß nach Gutdünfen ges zeichnet, und diefer kurzen Beſchreibung des Tiphia vorangefest hat, Fann man indeß den Polypenkopf noch erfennen. Eine Art von, freilich nur Furzem, Bart umgiebt vorn herum den Kopf diefes Thiers, Die Augen erinnern befiimmt an die Nugen unfers Mollusfs ; fein weiter, ja ungeheurer Schnabel, der eben ein Wallroß oder einen Hippopotamus verfchlingt, läßt uns feinen Zmeifel weiter übrig. Der übrige Theil des Körpers aber, der feiner Länge nach mit Borten befegt ift, hat eigentlich mit nichts Aehnlichfeit, und möchte wohl ins Fand der Dichtungen gehören. Vielleicht vers mifchte Dfaus Magnus dag, mas von diefem Ungeheuer gefaat werden fonnte, mit dem, was dem Narwhal oder Meer - Einhorn zufommt. Gewiß ift das der Fall, wenn er fagt, Daß das Thier die Schiffe mit feiner ſpitzigen Nafe angreife, und fie dadurch verfenfe, daß es fie in der Tiefe durchbohre, und weite Löcher hervor— bringe, twohinein das Waffer trete, und die Schiffe finfen made. % . - biles, dorfam euneatum vel ad gladii formam elevatum, roftrum mucrpnatum, guo naves pertoffas aſſerit.“ Olaus Magnus de pifeibus monfirofis, p. 743 M 2 180 Hierher mag denn auch wohl jenes See: Ungeheuer gehören, das Fein Schriftfteller über die Eetaceen auf: genommen hat, und das eben deshalb wohl am beften jeinen Plaß neben dem Rieſenpolypen finden möchte. Es wurde 1538 im deutfchen Meere gefangen, wo das Volk es ein „ungeheures Meerfchwein‘ nannte, Unfer Autor zeigt feine Größe nicht befiimmt an, Tegt ihm aber einen Schweinskopf bei, mit einem halben Mond auf der Kückfeite der Stirn, die Durch zwei große er— habene „Hörner fehr hervorfpringt. Kerner giebt er ihm vier Drachenfuͤße, zwei große Augen, die in der Gegend dev Nieren ſtehn, ein anderes noch auf dem Bauche, das einem Nabel aͤhnlich ift, und einen Kör- per, der ſich in einen langen, ſehr gabelfoͤrmigen Schwanz endigt N, Ich glaube, es iſt unmöglich, hier den Niefenpolppen zu verfennen. Der Schweinsruͤſſel wird wohl der Schnabel unfers Polypen feyn. Die beiden Hörner des halben Mondes, nebft den vier Drachenfüßen und dem lang gefpaltenen. Schwanze, find cfenbar die at Arme des Polyps. Die beiden Augen ſtehen an ihrer rechten Stelle. . Das dritte, das der Soriftfteller auf den Bauc des Thiers vers ſetzt, iſt fider michts anders, als das offene Ende des ausführenden Kanals. Nach dem Tert des Dlaus bes nutzte aber der römifche Hof die Erſcheinung dieſes Uns geheuers, um die Gläubigen zur Buße: zu beweoen, und ihnen die verfchiedenen Lafter recht ſcheußlich darzu— ‚ftellen #9. *) Nunc autem ad memoriam reducetur monftrofus ille porcus qui anno 1538 in eodem Germanico oceano repertus eft, totusque in omnibus fuis partibus por- tenroftis vifus. Habuit enim poreinnm caput, quar- tam lunae partem in occipiti, quatuor pedes drsconis, duos oculos’ ab utroque .latere in lumbis, tertium in ventre, ad umbilicum inclinantem, atque in pofterio- " Abns.candsm bifurcaram infter ufirati pifeis. u. f. w. > *4) Daß Montfort wicht immer richtig überfegt dat, 18T Die damaligen. Schriftftellee Fannten felbit dies jenigen Polypen, die fie fo zu fagen, taͤglich vor Augen hatten nur wenig, ftimmen alfo in Rüdfiht ihrer nicht: überein, und mwußten ihre Verſchiedenheiten nicht ge= hörig anzugeben... Das Gleiche muß alfo befonders bei denen der Fall feyn, die ſich nur ſehr ſelten vorfinden. So iſt es denn auch wirklich mit den großen Mollusken, Die zunaͤchſt an den Riefenpolypen. graͤnzen. Die nor— diſchen Schriftſteller erſtaunen uͤber die Menge von Un— geheuern, wovon ſie reden gehoͤrt, und die ſie bisweilen geſehn hatten, und glaubten, jedes derſelben mache eine befondre Gattung aus. Oft bemuͤhten ſie ſich, fie nach der muͤndlichen oder fehriftlichen Angabe der Augen: zeugen zu beſchreiben. Vielleicht. find dieſerhalb der Xiphia, das Meerſchwein, und einige andre große Meerthiere, die Dlaus Magnus erwähnt, 'alle einerfet mit den Swammfisk (Schwammfifch) der Norweger. Diefe Schwammfiſche nähern ſich nämlich, wie andre Seeungeheuer *) den norwegifchen Küften; doch find fie daſelbſt bedeutend feltener, als die Cetaceen, die fi dort viel öfter zeigen. Die Norweger fangen fie ihres Fettes wegen; denn man trifft fehr fette Thiere der Art an, die eine ungeheure Menge Del geben. Man bedient fi Deffelben, um das Leder zu gerben, und um es in den langen Winternächten zu biennen. Andre baben den Schwammfiſch hahanc oder ahunum genannt. Gein ganzer Körper tft Fu: gelartig abgerundet. Er wird mit Recht für eins der gefräßiaften Meerungeheuer gehalten; vielleicht iſt er das graufamjte von allen. Er bedarf unaufhörtich neuen Raub, um feine moͤrderiſchen ewig hungrigen wird man ehon bemerkt haben. Sch mache bier indeß Sch noch beſonders darauf aufmertfen, Vieles hieher nicht gehörige habe ich ſowohl im Texte, als in der Anmer⸗ fung weggelaften. Anmerk. des Ueberf. * Claus magnus ubi iupra p. 767. 182 Begierden zu ſtillen. Dieſer Gefraͤßigkeit wegen "glaub: ten die Bewohner des Nordens, er habe keinen beſon— dern Magen, fondern fein ganzer Körper made nur einen großen Sad aus, in welchen er ganze Tonnen Fiſche einſchlucke. Alles, faaten fie, was dies Rieſen— thier verfchlucht, verwandelt fich bei ihm in Sleifch, und vermehrt folgfih täglich feine ungeheure Maſſe, die zulegt nichts, als einen Fettklumpen darftellt. Der Schlund des Thiers kann fih fehr eng zufammenziehn, aber au) im hohen Grade erweitern, und hängt genau . mit dem Bauche zufammen. Der Hals fehlt ganz; eg hat aber foviel Fett, daß es, wenn eg irgend eine Öes fahr. befürchtet, oder fih gegen andre Ungeheuer, die feine Feinde find, vertheidigen muß, fich wie ein $gel in ſich felbft zufammenrollt, und feine Haut und fein fettiges Gewebe über feinen Kopf zufammenfaltet, viel— fach darüber hinzieht, und ſich fo unter feinen Muskeln und Häuten verſteckt. Es gereicht ihm dies freilich zum Schaden; denn aus Kuccht vor feinen Feinden wagt es auch) bei dem aͤußerſten Hunger nicht, fich zu entfalten. Wird daher fein Hunger zu heftig, fo frißt es ſich theilweife ſelbſt auf, und opfert folglich einen Theil feines Körpers feiner ganzen Eriftenz, um nur feinen Seinden nicht zue Beute zu werden. Es rollt ſich Deshalb auch nicht eher auf, und entfaltet fih nicht früher, als bis die Gefahr durchaus vorüber ift N. #) „Varietas horum pifeium, five potius ‚monftrorum, hieinferta eft, ob eorum mirabilem formam, ac multifariam natu- rae proprietatem, cum .littoribus Nor- vagicisinteralios belluas faepiusappro pinquant; capiunturque propter pingue dinem, quam habent copiofom, acabun- dantem. Eam namque pifcatores, ut car nes, fupraignem, coqguendo expurgant, venduntque ad ufum corii mungendi, aut.esufa luminis in lampadibus, cum 183 | N hier erfennt man ohne die gerinafte falfche Auslegung und ohne den Einn unfers angeführten Au— tors zu entftellen, eine Menge Karaftere, die nur dem Rieſenpolypen zufommen fünnen. Dlaus Magnus fagt auch, daß die Bewohner des Nordens, gerade wie die Alten, glauben, diefe Thiere verftümmelten fih die Arme, um fich dadurch zu ernähren, wenn fie feine andre Beute haben. Uebrigens ift unfer Polyp in diefer Befohreibung unverfennbar. Wir finden jene Haube, worin er fi einwickeln kann; ferner feinen furzen Hals, feine Gefräßigfeit, fo wie die Verhee— rungen, die er anrichtet. Wahrſcheinlich find diefe tenebrae continuae fuerint,confervandı Occurritigitur in primis rotunda forma monftrum, Norvagico idiomate, Swanm- fisk diene .. . Alii bahanc feu — ap- pellant, caeteris omnibus marinis bel- luis animal gulofius; eontinua etiam 'praeda vix fatiatur, ftomachum diftin- ctum non habere dieitur, unde quic- quid comedit, vertitur in fui corporis craffitudinem, ut nil aliud videri poffit, quam una mafla pinguedinis adunata, Dilatatur et extenditur fupra modum; cumqueamplius extendi nequeat, pifees per os facile ejicit, quoniamut caeteri, ».. pifces collo‘caret, Ös ejuscontinuatum eft ventri. Eft-autem adeo craffum hoc animal, quod urgente periculo carnem, pinguedinem, et pellem fuam uti keri- cius, fuper caput reduplicet, et contra- hendo fe caputabfcondat; nequeid fine fui detrimento facit, quia inimicas be- ftias timens, fame urgente fe non aperit, fed efu carnium fuarum fuftentatur, ma- gis eligens in parte confumi, quam a —— totaliter depraedandum vorari, Scerutatur tamen ut falvetur, fi perieu- lum eft fublatum.'* Olaus Magnus de piſcibus monftr. caput, 38. p. 767. | ss 154 entfeglihen Thiere ihrer aroßen Maſſe wegen weniger thätig, als der gemeine Polyp, denn wir finden nirgend eine Erwähnung jener Heftigfeit und Febhaftigkeit, die’ uns den gemeinen Polnpen fo furchtbar machte. Wir werden nun bald fehen, daß der große Polyp trog feinen Kräften fürchterliche Feinde habe, und daß er ſich ſehr vor ihnen in Acht nehmen muß. Der Walltfch ift, wie fi zeigen wird, vorzüglich einer diefer Feinde,‘ denen der Rieſenpolyp nicht ungeſtraft begegnet. Die Ceta— ceen überhaupt kann er nicht beſiegen, weder verwuns den noch feſthalten, ſondern fie find ihm im Gegen: theil fo furchtbar, daß er nicht felten im Kampfe mit ihnen einige feiner Glieder zurüclaffen muß. "Nehmen mir alfo an, daß die Befchreibung des Schmanmfifches auf den Polypen pafte, fo lernen wir eine Geſchicklichkeit an ihm kennen, die uns vorher noch unbefannt war; die nämlich, fi Fugelartig zu forz men, und feine Arme zufammen zu falten, und zwar in der Art, daß fih nirgends eine hervorfpringende Stel— fe zeigt, und dag ihn atſo feine Feinde an feiner Stel- fe angreifen koͤnnen. Dieſes Berfahren fann, wenn wir auf den Bau und auf die Drganifation der Polypen fehen, allerdings Statt finden; ja, es ift fogar wahr: ſcheinlich, daß der gemeine Polyp ſowohl, als die übrigen Mollusfen diefes Geſchlechts fih vor den Anz griffen der Meeraale dadurch ſichern, daß fie ihre. Arme zufammenrolien, weil jene dann nicht wiffen, mo fie fie ‚angreifen folen, und fie alfo verlaſſen. Dies erinnert uns an die Schlauheit der ehemaligen Taucher, die den Hanfifch fo entfeglich fürchteten, und auf alle nur !aögs liche Miitel gedacht hatten, fich vor den Angriffen die— ſes furchtbaren Feindes in Sicherheit zu fegen. Die Erfahrung hatte fie zulest gelehrt, daß das wirkſamſte fen, ſich kugelartig aufzurollen ), und aus dem ganz *) Plin, lib, 9, cap. 46, | & % 185 zen Körper aleihfam einen Knauf zu machen, fo daß der Fiſch Feines der Ertremitäten angreifen koͤnne. Es foheint felbft, daß dies Mittel fo volllommen feinem Zweck entiprah, daß man die Taucher fogar aus dem Waſſer herausheben fonnte, ohne daß fie jenen moͤrde— riſchen Fiſchen und ihren fchneidenden Zähnen zur Beur te wurden. Befanntlich ift die Lebensgefahr des Men— ſchen in Rücfiht des Hayfiſches am allergrößten und der Augenblick am meiften Fritifch, wo man den Men; ſchen aus dem Wafler heraushebt, denn dann gerade, wenn das Thier fieht, wie feine Beute ihm entwiſcht, ftrengt es feine Kräfte doppelt an, um fich ihrer zu bes mächtigen, fährt darauf zu, hebt ſich ein wenig aus dem Wafler empor und gelangt fo gemeiniglih dahin, ihm einen Obers oder Unterſchenkel abzubeiffen; die größsren beiffen den Menfchen wohl gar mitten durch; Auf der ſiebenhundert und ſechsunddreißigſten Seite des Olaus Magnus finden wir abermals ein Meerungeheuer, welches unſtreitig ein Polyp iſt. Sein Bau iſt ſehr monſtroͤs, und ſein Mund ſehr groß und weit. Er iſt wie der der Muraͤnen kreisfoͤrmig; das Thier verſchluckt ſeine Nahrung durch denſelben und trinkt auch dadurch. Wenn es ſich auf das Vorder— oder Hintertheil eines Schiffs wirft, ſo iſt ſein Gewicht allein hinreichend, um es zu verſenken. Oft ſpritzt es eine Waſſerfluth daruͤber hin, oft ſtuͤrzt es daſſelbe auch durch Huͤlfe ſeines Ruͤckens oder durch einen Schlag mit ſeinem Schwanze ſo leicht um, als waͤre es die kleinſte Barke. Sein Koͤrper iſt durchaus mit einer ſchwarzen und koͤrnigen Haut bedeckt. Es hat Bart- haare, die wie Füße ausfehn, und fein Schwanz ift funfichn bis zwanzig Fuß lang; mit ihm zerſchellt es die Schiffe, die es verfenft Hat. Man fann fi nicht anders vor den Angriffen diefes Thiers fihern, als wenn man ihm leere Tonnen und Faller hinwirft; mit dDiefen fpielt #8 dann, und fühlt dabei ſeine Wuth ab. 186 Man vertreibt es auch dadurch, daß man recht fharfe Töne auf der Trompete bläft. Das wirffamfte Mittel gegen daſſelbe ift aber, einige Kanonen bei der Hand zu haben, die fchneller als alled andere es vertreiben, denn fie verwunden es und bededfen das Waſſer mit feinem gette 9 | Die Figur des Thiers, das fih beim Dlaus vor dieſem Kapitel befindet, Fann bier zwar gar nicht in Bez *) „De fuffocatione navinm per monftrofos pifces....os etiam haec bellua magnum et amplum habet, cireulare, veluti mu- raena quo efcam vel aquam Sugit, ponde- seque fuo in proram, vel puppim injecto etimpreffo, navem deprimit et fubmer- git; quandoque fola aqua (ut praemif. fum eft) nocere non contenta, dorfo, vel caudaBAvim, ut minusculum aliquod vas, erwdeliter evertit. Spiffum et ni. grum corium habetintoto corpore, pin- nas longas ın forma latorum pedum, ac caudam bifureatam latitudine guinde cim vel vigintipedum, qua eircumven- tasnavium partes vehementius ftringit, Verum malignitati ejus remedio occurri- zur opportuno, tuba videlicet militari ob alperum acutumque fonum, quem ferre haud poteft, et magnis ac immani- bus vafis, feu doliis ejectis, curfum bel- luae impedientibus, five pro lufu ei op- pofitis; aut validis tormentis feu bom- bardis, gquarum fono magis, quam ferreo, vel faxeo globo terretur, cum globus hujusmodi vel aqua, velpinpguedine ob- ftante vim perdit, vel paululum vulne- rat vaftiffimum corpus, immenfa pin- guedine, inftar valli munitum.‘“ Olaus Magnus, de piſe. monftr. 736 Meontfort hat hier wieder, vorzüglich zuletzt, falfch überfegt, ich mußte dieferhalb des Dlaus Originalworte herjegen. | Anmerk. d, Ueberſetz. 187 trat kommen, doch aber ift das Ungeheuer, das dort ein Schiff angreift, runder, Fugelartiger Sorm. Nur ein einziger Punkt Fönnte uns einen Augenblick lang in Berlegenheit fegen, namlich, das Waffer, das Olaus ihn aufs Verdeck des angegriffenen Schiffs fprigen läft. Es ift zwar wahr, daß die Bläfer, Kafchalots und Wallfifche durch ihre Luftlöcher Waſſer ausfprigen; man weiß aber jest mit Gewißheit, daß diefe Cetaccen e8 nie auf die Schiffe werfen, daß fie diefe auch nicht ums zuftürzen fuchen, fondern im Gegentheil vor ihnen flies hen, und aus manchen Gegenden fagar völlig ver- ſchwinden, fobald diefe von allen Seiten durchfchifft werden. Der Riefenpolyp aber greift die Schiffe an, wie ich zu beweifen fuchen werde, fucht fie zu uberwäls tigen und in den Grund hinab zu ziehen. Er Elettert an das Bord hinauf, umflicht mit feinen fangen Armen die Maften, zieht die Schiffe auf die Seite und ver: fenft fie dadurch. Natürlich muß er bei diefer Öeles genheit das Schiff mit einer Waſſerfluth bedecken; denn nicht bloß muß alles das Waffen aufs Verdeck fich erz gießen, das er durch das Wirbeln des Meers beim Ems porfteigen vor fich hinauftreibt, fondern der ausführen: de Kanal muß auch zu gleicher Zeit eine Menge Waſſer, Das fich innerhalb der Scheide befand, und aus weis chem die Kiemen die Lebensiuft vorher gezogen haben, ausſtoßen, weil es dadurch, daß es dieſes ihm jetzt uns. nuͤtze Waſſer auswirft, ſich faͤhig macht, die Luft, in der es fich jetzt befindet, einzuathmen. Da dad En— de dieſes ungeheuren Trichters ſehr lang iſt, und das Waſſer alſo mit einiger Gewalt daraus hervortreten muß, fo wird auch dies Faktum ſich dazu eignen, es dem Polypen beilegen zu koͤnnen. Ueberdies werden die Schiffe weder durch Balls fifde noch Eetaceen angegriffen. In den Meeren, Die von allen Seiten durchſchifft werden, fliehen fie den Menſchen; trifft man dagegen ſechs-bis fiebenhundert 1885 ‚Stunden weit von irgend einem Lande einige an, fo feinen fie fih durchaus nicht zu fürchten; ſcheinen vielmehr die Gefahr, die ihnen droht, gar nicht zu ahnen; immer find und bleiben es alſo friedliche Thiere. Sa, fie find fo fanft, daß die Fiſcher, fo: bald fie einen Wallfiſch erdlicken, ohne alle Furcht fi in ihre Boote begeben, dicht an ihn heranfahren, ihn auerft angreifen, und ihm ihre Harpunen in den Leib werfen. Statt fich zu vertheidigen, flieht al8dann der Wallfiſch ſowohl als der Kaſchalot. Man brauct fich auch überall nicht vor ihnen in Acht zu nehmen, außer etwa, wenn fie wieder an die Oberfläche des Waſſers empor fommen, in den legten Zügen find, -und im Todes; Fampfe ſich Frampfartig hin und her wälzen; denn als— dann fchblagen fie gewaltfam mit ihren Sloßfedern und mit ihrem Schwanze umher. . Aber feibft in dieſen letz— ten: Augenblicken greifen die Fifeher fie noch von der Kopfſeite an, denn da haben fie, nach wie vor, nichts zu beforgen. Im hohen Meere ift es noch anders. Dort greifen fie die Schiffe weder an, noch fliehen fie - vor ihnen, fondern ſcheinen fich vielmehr mit diefen fhwimmenden Maſſen, welche, wie fie, die Fluthen beherrſchen, zu beluſtigen. Wahrfcheinlich find Wall fifhe, dis Dies thun, ewig innerhalb des Weltmeers gemwefen und geblieben, und mie vielleicht angegriffen worden. SH fah einft einen — Wallfiſch an einem warmen Tage, bei ſtillem Wetter an die Oberflaͤche des Waſſers kommen, und um unſer Schiff herumſpielen. Er blieb uns den ganzen Tag hindurch nahe. Des Morgens, bei Sonnenaufgang, wurden wir ihn zuerſt gewahr, und kerſt mit der Sonne verließ er uns wieder. Er wiegte fih gleihfam neben unferm Schiffe her, ins dem er bald vorn bald hinten fi) empor hob (er. war länger als unfer Fahrzeug) und feine Sreude an dem Schiffe zu haben ſchien. Sehr oft tauchte er unter, 189 indem er fi in diagonaler Richtung verfenfte. Dann wirbelte das Wafler, aber bis zu einer. gewiflen Tiefe fonnten wir ihn mit den Augen verfolgen, meil feine dunfelgraue Farbe die Stelle fhwärzte, wo er hinabs fanf. Auf eine ähnliche Weife Fam’ er wieder empor, Majeftätifcb erhob fich feine Kiefenmafe, und fein Ruͤcken dehnte fich in runder Korm über dem Waſſer aus; verfenfte er fich wieder, fo ſchlug fein breiter und Platter Schwanz mehr als zwanzig Fuß weit In Die Luft hinaus. Wohl funfzig Mal ſchwamm er während diefes Tages von einer Seite des Schiffes zur andern, ohne dem— felben zu nahe zu kommen. Wöre dies aber aud) ge: fehehen, fo alaube ih doch immer nit, daß er ihm Schaden gethan hätte, denn feine Bewegungen waren dazu Au langſam, zu abgemeffen. Da er fih zu feinem Beranügen auf allen Seiten umhermwälzte, fo konnten wir alle Theile feines Körpers betrachten und bewuns dern. Als die Sonne unterging, Fam er etwa einen Flintenſchuß weit von ung zur rechten Hand an die Oberflaͤche des Waffers hinauf, ſtreckte ficb auf feinem Bauche der Fänge nach aus, und fprang — was bei einem fo tiefenmäßigen Thiere zu bewundern ift — völlig ausgedehnt, mehr als funfzehn Fuß hoch aus dem Waſſer empor; ſchwebte vötig in der Luft, und fiel. dann, immer noch ausgeftredt, mit fehr lautem Plätz fhern ins Wafler zuruͤck. Nach diefer Anftrengung, ‚die feine ungeheure Musfelfraft bemweift, verfchwand er, und wir fahen ihn nicht wieder. Wäre er bei dies ſem Sprunge ung näher gewefen, fo hätte er ung ges faͤhrlich werden Fönnen, aber fiber that er euch ihn - bloß zur Luſt, wie alle ſeine Bewegungen den ganzen Tag über vermuthen laſſen. Bon den Wallfifchen alſo — das fihließe ich hieraus mit Unfehlbarfeit — haben weder die Menfchen, noch ihre Schiffe das Geringfte zu fürchten; — aber von den Polypen oder von an— dern Th Dee N die vielleicht eben fo wild find, wie dieſe. 190 Auf fie alſo muß man die tragifchen Nachrichten von Angriffen, Verſchlingen und Verſenken der Schiffe bez ziehen. — Ich habe fhon angemerft, daß man eine Menge folher Thatfahen, die die Alten den Eetaceen zus fhreiben, von ihnen, ihrer fanftern Sitten wegen, nicht ferner gelten laſſen kann, fondern daß fie durch: aus andern Geeungeheuern zufommen muͤſſen. Ders, gleichen Seeungeheuer begriff man ehemaliger Zeit unter dem-gemeinfhaftliden Namen belluae, der fich tin unfern Sprachen nicht findet. est bedürfen toir feiner aber weniger als je; da die immer mehr ausgebreiteten Kenntniffe in der Naturgefhichte uns fähig machen, jedes Wefen mit feinem eigenthümlichen Kamen benennen zu koͤnnen. Auch ſolche Ungeheuer koͤnnen wir nun nach) ihrer Drganifation oder nad) ihren anderweitigen Merfmalen Flaffifiziven. Bis wir fie noch genauer Fennen, wollen wir fie indeß unter Die federhäutigen Mollusfen fegen, mit welchen fie, wie aus allem erhellt, die Höchfte Aehnlichfeit Haben. Einige von ihnen mögen vielleicht gar genau von den andern verfchieden feyn, und ſehr beſtimmt abgefonderte Gat⸗ tungen ausmachen; aber wir haben zwar allgemeine, nur keine detaillirte Beobachtungen uͤber ſie, es laͤßt ſich alſo bis jetzt noch nichts mit Gewißheit von ihnen ſagen. Ich mußte deshalb alle mehr oder weniger ſicheren Erzaͤhlungen und Thatſachen zuſammenſtellen, die den Cetaceen nicht zugeſchrieben werden koͤnnen, und die die Naturforſcher, als ſie betreffend, verworfen haben. Die Naturhiſtoriker ſind aber, meiner Meinung nach, auch auf der andern Seite wieder zu weit gegan— gen, indem ſie alle Fakta fuͤr Fabeln erklaͤrten, die nicht auf die Cetaceen paſſen wollten. So wie wir den neuern Zeiten näher kommen, finden. wir, daß die Naturgeſchichte in diefer Hinficht ſchaͤrfer und fhärfer 191 beſchnitten wird. Rondelet, Aldrovandi, Gesner und Jonſton reden noch von dieſen Meerungeheuern, die die Alten naher kannten, fie waren aber auch die letzten. Spätere Naturforfcher erwähnen ihrer Ffaum. Doc fanden fi von Zeit zu Zeit fehr beftimmre und fpres ende Thatfachen, die die Eriftenz der Riefenpofypen außer Zweifel fegtenz weshalb man denn endlich zu der Einſicht gelangte, daß nicht alle jene Traditionen grunde 108 feyn fönnten, fondern daß mehr als eine Beobach— tung richtig ſeyn muͤſſe. In einem ganz neuerlich ges druckten Werke, deſſen Verfaffer wohl nicht im Ber: dachte, Die Uebertreibungen und das. Wunderbare zu lieben, ftehn wird, leſe ich folgendes: „Man finde Polypen von einer ungeheuren Größe erwähnt, und der berüchtigte Krafen ) von dem die nordifchen Seeleute fagen, daß er ein Schiff umwerfen Fünne, fey offenbar nichts andere, als ein Dintenfiſch. Ihre Erzählung, - fahre der Schriftfteller fort, beweife auch, wenn man fie von allem Wunderbaren entfleidet hat, zum wenig= ſten, daß fi Individug vorfinden, die groß genug find, um mir ihren Armen aus den Echaluppen und Fleinen Schiffen Menfchen herauszunehmen, und in die Tiefe zu ziehn +), Der treifliche Zortis fagte mir, er habe in Vene: dig einen vorzüglich guten Taucher gefannt, der nicht mehr tauchen wollen, ja diefem Gefchäfte völlig entfagt habe, weil et in einer gemwiffen Tiefe des Meers See: ungeheuer angetroffen, und eine entfegliche Furcht vor ihnen befommen habe. Dies erinnert mich an die Ges ſchichte jenes ſicilianiſchen Tauchers, den die Neugierde des dortigen Koͤnigs Friedrich um ſein Leben brachte, 9 Dies iſt offenbar nur unſer Rieſenpolyp; denn der Kraken iſt noch groͤßer. **) L. A, G. Bosc, Naturgeſchichte der Würmer, (Hiſt. nat, des Vers) p, 36, 192 wie Kircher erzählt . Friedrich warf, nämlich, einen goldnen Becher in den Schlund der Charybdis, um den Tauber Nicolas _ (den man wegen feiner Gefchicflich- feit im Schimmen und Tauchen auch Peſcecola — den Fifh — nannte) zu vermögen, daß er in den Abgrund untertäuchte. Pefcecola that es, und blieb mehr als Drei Biertelftunden unter dem Waſſer. Endlich Fam er empor, und hielt den goldnen Bewer triumphirend in feiner Hand; dann fagte er zum Könige: „Unter vielen Lebensgefahren aller Art habe er unten in der Tiefe ganze Heerden gräßlicher Poly: pen **) gefunden, die fih mit ihren Armen feſt an den Felfenwänden anhielten. Andere Arme ſtreckten fie weit umher, meshalb fie ihm das allerfurchtbarfte von dem gemwefen jeyen, was er da unten vorgefunden habe. Einen derfelben fahe ich, ſprach er, deſſen Koͤr— per länger ald der Körper eines Menfden war, und deffen Arme mehr als zehn Fuß Lange hatten. Hätten fie mih gefaßt, fie hatten mich duch) den Druck allein getödtet u. |. w. P.“ Vielleicht hat der Taucher in manchen Punften mehr erzählt, als er wirklich beobachtete... Wahre ſcheinlich aber ift alles, was. er fagt, ja es koͤnn⸗ te leicht ſeyn, daß alles wahr wäre, Er ſpricht zu— naͤchſt von Polypen, die ſechzehn Fuß lang ſind. Ver⸗ binden wir feine Bemerkungen mit dem, was ung ſchon befannt ift, fo beftätigten fie ung, daß diefe großen Mollus⸗ *) Kircher, mund. ſubt. Tom.I. p.97. cap. 25, **) Ingentium polyporum greges, 4) „Hanc hiftoriam prout in actis regiis de- - S[eripta fuit, a fecretario archivi mihi eommunicatam apponere hoc loco vifum fuit, ut marıium vorticofi tractus lucu- lentius paterent.“ Kircher, Mund. ſubt. Tom. 1. cap. 15. p. 97, Dies erinnert an Homers Odyſſer Gefang 12. v. 73 bis 110 und v. 245 bis 259. Anmerk, d. Ueberſetz. ar 193 _ Mollusfen fich gewöhnlich in der Tiefe des Meers zivis fchen Zelfen und Strömungen aufhalten, deren Gewalt. fie nicht achten, weil fie fih feft an den Klippen ans flammern, und zu gleicher Zeit die Fiſche und jede anz derweitige Beute, Die ihnen die unteritdifchen Wirbel zuführen, ergreifen Fünnen. Sie bleiben demnad) fortz dauernd in der Tiefe, befonders fo lange das Waſſer in Bewegung bleibt. Wahrfcheinfich giebt es ihrer im allen Meeren, vorzüglich, wo fie fehr tief find. Nach den von mir gefammelten Beobachtungen fcheint es faft, daß fie ſich nur allein bei fehr ftillem Wetter bisweilen Dis zur Oberfläche des Waflers erheben, und dann die Schiffe anfallen, die ihr ungluͤckliches Schickſal gerade dann in ihre ‚Nähe führt. Dieſe uns faſt unglaublich ſcheinenden Thatſachen Babe um fo viel fer Authenticität für fih, wenn wir und daran erinnern, daß auch zu unfern Zeiten Glieder folder ungeheuren Polnpen im Schlunde der Wallfifche von Seeleuten gefunden worden find. So erzählte 3. B. ein Kapitän vom Wallfifehfang, und zwar ein ſehr verftändiger und mahrheitliedender Mann, der fih mehrere Jahre lang mit der englifchen fogez nannten Suͤdfiſcherei (louth fifhery) befchäftigt hatte, im Jahre 1733 dem Doktor Swediaur, feine Schiffsmannſchaft habe etwa vor zehn Jahren einen. Wallfifch getödtet, der eine fleifchige Subftanz in feiner "Kehle gehabt Habe, die er nicht ofeich erfannt, wovon er aber bei näherer Unterfuchung gefunden hätte, daß es ein etwa fiedenundzwanzig Zuß langer Polnpenarm von der Die eines Maftbaums -fey. Ganz mar er indeß nicht, denn das eine Ende deffelben war durch den Magenfaft verzehrt. Ziehen wie nım, fagt D, ‚Ewediaut, die ungeheure Größe. dieſes Arms gehörig in Erwägung, fo wird ung dag, was die ölfcher von der Sepia octopodia (dem Polypeh) fagen, naͤmlich, Naturgeſch. a Th. | N 194 daß fie der größte von allen Fiſchen im Meere fey M, nicht mehr mwiderfinnig vorfommen. Auch andere Walfifchfanger Haben das Gleiche bemerkt. ‚Der ehemalige Miniſter Calonne 329g mehrere Duaferfamilien nah Europa, um dur fie den ganz lich gefunfenen Wallfifchfang wieder empor zu bringen. ‚Sie ließen fh in Dinfirhen nieder, mo ich mich mit diefen Außerft verftändigen und Fenntnißreichen Leuten oft und fehr vertraut unterhielt. Einer der Kapitäne, mit Namen Benjohnfon, verficherte mir, er habe einft einen männlichen Wallfifch getödtet, dem eine lange. und runde Kleifcehnaffe aus dem Maule hing. Seine Matrofen Hätten einen Hafen an diefelbe befeftigt, und fie fo allmählich aus dem Rachen des Wallfijches her— aus und aufs Verdeck gezogen, wo fich dann gefunden habe, daß es ein ungeheurer Polypenarm ſey; er war ‚aber an beiden Seiten verftüimmelt, und fein diefftes Ende mar fo die wie ein Maſtbaum. Seine tiefen | Schröpfföpfe, fagte er, waren größer als ein Hut. . Das untere Ende fihien frifeh abgebiffen, das obere Ende war es wahrfcheinlich. nicht lange vorher, dennes war vernarbt, und oben darüber befand ſich eine Ver— längerung von der Fänge und Dice eines Mannsarms. Diefer ungeheure Polypenarm hatte, — genau gemeſſen — fieben Klafter oder fünfunddreifig Fuß, in der Länge; feine Schröpfföpfe waren, wie beim gemeinen: Polypen, ın zwei Reihen geordnet. Wie lang mußte der Arm alfo nicht eigentlich geweſen ſeyn, da er an feinem oberen Ende, und zwar in einer Dicke von mehr als fünf Zollen ſchon verftümmelt war! — An feiner. - Bafis ſchien er rund abgeſchnitten, und zeigte nichts von Anhängfeln oder umherfehmimmenden Häuten. Der Wallfiſch hatte ihn folglich vieleicht dicht ‚an der Haube *) Swediaur, Toırnal de Phyfi — Vol. n. 1784. p. 284 in der Note. » 195 oder Membrane des Polypen abgebiſſen, die fich, wie mir willen, bei: allen Gattungen jener Thiere finder; bei den nadten fehr breit und ausgedehnt, bei den bez fbalten aber weniger weit ilt. Da der Arm immer noch fünfunddreißig Suß maß, fo Fann man ihm fuͤglich noch zehn Fuß wenigftens geben, als das, was ihm an feinem oberen Ende fehlte, um von einer Dicke von ſechs Zollen allmählich bis zu einer Nadelſpitze abnehmen zu Fönnen. Betrachten wir ferner die Abbildungen der gemeinen Polypen ſowohl al$ der. Rieſenpolypen, fo werden wir finden, daß wir wenigftend noch andre zehn, vieleicht auch no zwanzig Fuß für die Breite der Hau: be hinzurechnen Fönnen, bis wir erft zur Bafis des Arme dicht am Munde des Ihiers gelangen. Das gäbe denn für die ganze Länge jedes einzelnen Armes des Polypen, dem diefer Arm zugehörte, ungefähr fechzig Fuß Länge. ‚Nach einer ähnlichen Berechnung würden die Arme deſ— fen, von dem Smwediaur redet, etwa vierzig Fuß meffen, Wahrſcheinlich eriftiren aber unter der ‚Gattung deg Riefenpolppen noch größere Individua. Ein andrer von diefen amerifanifchen Kapitänen, mit Namen Reynolds verfierte mir, er habe einft einen Wallfifch gefangen, dem die eine Harpune hinters Dhr eingedrungen fen, fo daß er nicht weit habe flie- hen, und nur fehr Furze Zeit noch leben Fönnen. Dann habe man mit einem Male einen langen fleifcehigen Koͤr— per von rother und fchiefergrauer Karbe auf dem Meere fhwimmen gefehn. Die Matrofen hätten denfelben _ für eine Meerſchlange gehalten, und fich fehr davor entfegt. Einer unter ihnen fen indeß, da er bemerkt habe, daß die Schlange ohne Kopf ſey, dreifter gewor⸗ den, habe ſie näher gehäfelt, und fie durch Huͤlfe der uͤbri— gen auf Befehl des Kapitäns aufs Verdeck gezogen, um, wie aus fait allen großen Meerthieren, Del daraus zu fie den. Man fand aber bald, daß die gefürchtere Meer: ſchlange nichts weiter ‚ale je verftümmelter Arm eines Na . \ 196 ungeheuren Polypen ſey, mie ſich aus den großen Echröpfföpfen, womit die eine Seite des Arms vers fehn mar, ergad. Am dickern Ende des Arms waren dieſe Schröpfföpfe fo groß wie ein Teller, Das andre Ende ging fehe fpigig zu. Durch Hülfe großer Meffer ließ der Kapitän einige Stüce des Arms querdurch ab: fchneiden, er fand aber fiatt des gehofften fetten und oͤligen Fleiſches bloß fleifchige und lederartige Maſſen. Da er nun ſahe, daß das Ganze ihm unnuͤtz ſey, ließ er es meſſen, und dann wieder uͤber Bord werfen. Die Baſis hatte zwei und einen halben Fuß im Durchmeſſer, d. h. ſieben und einen halben Fuß im Umfange, und die ganze Laͤnge betrug neun Klafter, oder fuͤnfundvierzig Fuß. Der Kapitaͤn konnte ſich nicht genau beſinnen, ob das untere Ende Membranen an ſich hatte, oder ob es glatt abgebiſſen war. Einige Matroſen ſchnitten Stuͤcke Fleiſch ab, und hoben es auf. Durch langes Klopfen und Waſchen im Meerwaſſer machten ſie eine ziemlich eßbare Speiſe daraus, die einige Tage hinter⸗ her fo gar immer beſſer wurde, und die fie dem gefatz zenen Fleifche vorzogen. Sie bedauerten auch deshalb ſehr, das Ganze über Bord geworfen zu haben, indem fie den ganzen Arm etwa auf taufend Pfund fhägten. Auch diefer Mann verficherte mir, daß der Wallfiſch faft allemal, fobald er ſchwer verwundet fey, eine Menge Refte von Polppen und Dintenfifchen von fich ‚gebe; — wie mir bei der Unterfuchung ‚über den arauen Ambra ſchon gefehn Haben. — Unter diefen Weberreften, fuhr der Seemann fort, finden fi oft fo beträchtliche, daß fie zu Polppen von ungeheurer Größe gehoͤrt haben muͤſſen. Diefer Glaube ift für uns um fo netürficher, da uns die Eriftenz jener Ungeheuer außer aim Zweifel it. Sehr oft ſchon haben fie Sc Sohhlre ungluͤcklich gemacht, und fie find eg vorzüglich, ‚die die Seeleute den größten und kleinſten Meerfiſch zu nennen pfegen. ne id 197 2 Bir ſehen, daß die Matrofen den Polypenarm für eine Meerfchlange hielten, und fich davor fürchteten. Muß uns dies niht an die fogenannten ungeheuer . großen Meerfchlangen der alten Schriftfteller erinnern und fie eräfären? Sie fagen, man treffe fie vfters in den nordifchen Meeren, zum großen Schaden ber Schiffe und Schiffer, an. Bielleiht waren fie am Ende nichts anders, ald Arme von Rieſenpolypen, die diefe quer über ein Schiff hinwarfen, und zugleih einige Mens fen von der Mannſchaft damit ergriffen. Ich will Hierdurch die Eriftenz ſchlangenaͤhnlicher Fiſche nicht bes freiten. Das Saftum, daß Franz Leguat und feine Gefährten eine große Meerfchlange an einem Selfen bei” S Mauritii tödteten, möchte ihr Dafeyn wohl viels mehr beftätigen ). Aber auch fie war immer fo groß noch nicht, als ein Arm des Rieſenpolyps. Vielleicht war er alfo, oder einer feiner Arme öfters die Veran— laſſung, daß man glaubte, e8 habe fih fihleunig cine riefenmäßige Schlange gezeigt, ja fi bisweilen aufs Rerde der Schiffe geworfen. Dies verdient eine naͤ— here Unterſuchung. > Mir finden die Meerfehlangen —— in dem ſchon erwähnten Olaus Magnus *9; doch bemerke ich zuvor, *) Helfen und Begebenheiten des Franz Leguat. Theil 2. p- 40. Amfterdam 1708. **) „Qui navalibus exercitiis-in littorjbus Norvagiae, vel mercaturae, vel piicatu- zae operam nayant, eonformi teftimonio ftupendam fane rem aflerunt, ferpyentem videlicetvaftaemolis, ducentorum pedum et amplius longitudine, ac viginti pedum fpilfitudine, inrupibuset cavernis ‚penes 'oras maris bergeniium verfari: qui vitu- los, agnos, porcosvoraturus, ab anırisfo- ", Jum lucido noctistemporeinaeltateexit; vel...locuitas ergenera marinorum can- erorum ut deglutiat, maria transmittit. A colio deinceps dependentespilos eubi- 198 baf er meiner Meinung nach die Maße übertrieben hat. „alle ſpricht er, die die norwegiſche Küfte bereifen, ſtimmen darin überein, daß man dort bisweilen eine Schlange von entfegliher Größe, oder vielmehr einen ungeheuren Sleifhflumpen von zweihundert Fuß Länge und etwas mehr als zwanzig Fuß Dicke antreffe, die in den FelsHöhlen und Spalten wohne, und nur allein im Sommer beim Mondenfchein hervorgehe, dann aber felbft an die Küfte fomme und Kälber, Echweine, und. Hammel wegnehme. — Sie werfe ſich auch auf die Schiffe, indem ſie ſich wie eine ſehr hohe Saͤule gegen fie erhebe, die Menſchen ergreife, und vom Verdecke wegreiffe, um fie zu verfchlingen. Nahe bei der Inſel Moos fährt Dlaus fort, fah man ı522 eine folche Schlange fih aus dem MWaffer hervorheben, und fi dann fpiralförmig zufammenziehn, deren Länge man auf etwa funfjig Fuß ſchaͤtzte.“ Aldrovandi *), Gesner »9 und Jonſton ***) ha: ben den Dlaus fopirt, und zu den he Rufen Länge noch einen Kopf und flammende Augen hinzuge: fest. Dergleichen rührt aber von der damaligen 95 manesfen Art, die Naturgefhichte zu fehreiben, her. Wenn mir die übeririebene Maße des Dlaus zweck— ‚mäßig N und felbft die Schlange der Inſel talis lonkrthäthtehu et, fquamasqueacı- tas, atro colore, et flammeos oculos ru- tilantes., Hic navigia inteftar, homines- que fe in fublime inftar columnae eri- gens rapit ac devorat.... Eft er alius mirae magnitudinis ferpens in infula Moos dicte, qui... vifus eft anno 1522 Alte fuper aquas fe extollens, atque in modum fphaerae convolvens.“ Olaus Mag» nus de piſc. monſtroſis p. 771. *) De piſc lib. 3. p. 344 und 345. **) De piſe. longis ſpinoſis p. 93. ##*) De pifc, p. 10, Tafel V. fig, r. 199 Moos zugeben, fo bleiben ettva jene funfzig Fuß Länge übrig, die ein Arm des Rieſenpolyps wirklich hat. Big alfo bewiefen ift, daß es wirklich dergleichen Meere ſchlangen giebt, halte ich fie für Arme jener riefen: mäßigen Mollusfen. In Ruͤckſicht ihrer Geifrenz aber wäre fehon das Zeugnif des D.F Fruͤs hinlaͤnglich ). Er ſchrieb an den Pontoppidan, im Jahre 1680 habe ſich ein Riefenpolyp, vielleicht dazu no: * n ganz junger, mit feinen Armen und Schröpfföpfen in den Zelfen des Meerbufens bei Ullwangen verwickelt, und nicht wieder ins Waffer kommen fünnen, fey alfo dort auf dem Fel— fen geftorben. Sein todter Korper verbreitete einen unerträglichen Geftanf, und fiel den Keifenden lange Zeit hindurch wegen feiner er Aus duͤnſtungen be: ſchwerlich. Hier iſt nun — mehr von einem Rieſenpolypen die Rede, der ſchnell und fluͤchtig im Waſſer erſcheint, nein! dieſer lag ausgebreitet auf dem Felſen der Kuͤſte. Man konnte alſo ſeine Ausdehnung und ſeine Geſtalt genau unterſuchen. Er hatte ſich mit ſeinen Armen in den Felswindungen verwickelt. Er war eine ungeheure Mafle, die durch ihre Faͤulniß eine ganze Gegend vers peſtete. Hier ift folglich der Polyp mir feiner Rieſen— ‚geftalt unläugbar, da man fie naher zu betrachten und *) ,D. Früs, alfeffor Confiftorii in Nort« landıa et Vicarius Collegii de curfu evangel, promovendo, anno praeterito, ‚cum hie Bergae erat, retulit mihi, quod anno 1680 in finu Ullwangen, parochiae Aftabough talıs bellua, forte pullns ad» huc, fefe implicaverit fuis tentaculis in- tra Mess fcopulorum, et ibidem mortua fuerit, cujus cadaveris corruptio intole-- rsabilem foetorem, longo temporeiter fa- cientibus moleftum, produxerit.“. Nor. act. euriol, Vol, I, p. 147. obſ. 38. Carol. aug. a eg de Microcofmo. 200 ae \ zu unterfuchen Gelegenheit RN Ich würde des D. Fruͤs Meinung ſeyn, daß jenes — trotz ſeiner un⸗ geheuren Groͤße, doch vielleicht nur jung noch war, wenn ich nicht den Polypen von dem Kraken abgeſondert, und von dieſem letzteren eine beſondere Gattung gemacht haͤtte. Aber ich habe dies mit ſorgfaͤltiger Ueberlegung gethan; denn allenthalben, wo der Rieſenpolyp ſich zeigt, ſehen wir, daß er Verwuͤſtungen anrichtet, Fahr⸗ zeuge umſchlingt, Menſchen hinausreißt, ja ſelbſt bis— weilen Schiffe in die Tiefe hinabzieht. Er iſt alſo ein ſchaͤdliches Thier, dem die Natur Neigung zur Zer⸗ ftörung und zum Morden gab. Der Krafen dagegen Teint fanftere und friedfichere Sitten zu haben. Die Gefchichte Diefes größten Thieres unfres Erdballs wird ung zeigen, daß er nie Schiffe umflammerte, wenn er ſich bei ftillem Wetter dann und wann emporhob.- Hat er ja bisweilen einige verderbt, und andre in Gefahr gebracht, fo entftand das nur daher, daß er fie beim Auffteigen, mit feinem Rüden umftürzte, oder daß fie hei feinem Wiederverfinfen durch das Birbeln des Waſſers verſchlungen wurden. Viele unter den Norwegiſchen Schiffskapitaͤnen, die bei uns landeten, haben mir geſagt, daß ihnen die rerfchiedenen Thatſachen, woraus die Exiſtenz jener ſehr großen nordiſchen Polypen einleuchte, nicht bloß vom Hoͤrenſagen bekannt ſeyen, ſondern, daß ſie ſie ſelbſt zum Theil erfahren hätten. Einer von ihnen, mit Namen Anderfen,- verficherte mir, er habe in der Gegend von Bergen zwei Arme eines fehr großen Polys ‚pen, den er fr einen Krafen hielt, auf den Felfen ans getroffen, und beide feyen unten noch durch einen Theil der Haube oder Membrane des Polypen, mit einander rerbunden gewefen. Sie waren fo die, daf er fie faum zu umflaftern vermochte. Jeder derfelben war zehn Schritte fang. Rechnen wir nun auf jeden Schritt dritthalb Fuß, fo giebt es eine Laͤnge von fünfunds % “ | set zwanzig Fuß. Anderſen fügte hinzu, daß diefe Poly: i penarme, - ‚die das Volk für eine Art Meerfchlangen hielt, einige Tage hindurch das Spiel der Wellen wa- ven, die fie dann anderwärts hinwarfen. Auch fen es, faate er, fo gar felten nicht, dergleichen Reſte von gro: sen Polnpen anzutreffen. Sie lebten in der Tiefe des Meers, hätten aber auch dort, wie alle andere Thiere anderwärts, Unglücsfälle auszuftehn, die ihr Leben bedrohen. Ueberdies müffe ja auch dies einmal fein Ziel erreichen, wenn es gleih, nach der Tradition der Seeleute, fehr lange dauere, che ein folhes Thier fterbe. Die längften Polypenarme, deren wir bisher er⸗ waͤhnt haben, maßen fechzig Fuß. Doch muß es in der Tiefe des Meers noch größere Thiere diefer Gattung geben, als die find, denen jene Arme angehörten. Wir wollen indeß nur bei diefen Iegteren ftehen bleiben. Man denfe fih alfo acht Arme , fo die wie Meaft: baͤume, die fih nach allen Seiten hin ausftrecfen, und ‚einen weiten Kreis von hundert und zwanzig Fuß Durch: mefjer bilden. - Ale acht Arme find gefpanntz alle Raͤpfchen find offen und bereit, dasjenige zu erareifen, was ihnen etwa vorfommen fünnte. Die beiden furcht: baren Kinnbacken des Thiers find in jedem Augenblicke fertig, das zu jermalmen, was die weiten Arme ihnen - zuführen. Ein Schiff ift faum da, fo wird es feftge: halten und verfchlungen *). Was für ein Thier Eönnte "da wohl entfliehen, oder gar diefe mächtigen Feſſeln zerbrechen und mit fich hinweg nehmen! — Die Wall, fiſche thun es, wie wir ſchon wiffen, Aber weich ein fuͤrchterlicher Kampf muß es feyn, wenn eine fo unge: heure Maſſe, wie der Wallfiſch, fi mit einem Male von den vielen Armen des Kiefenpolopen umfchlungen fient. _ Je mehr det Ba zu entſchluͤpfen ſtrebt, de: x) Verſchlungen (englouti). a. d. Veberfes, 202 ſto enger zieht der Polyp feine Arme zufammen, um ſeine einmal ergriffene Beute nicht wieder zu verlieren; ſo daf jener fih nicht anders retten Fann, als wenn er glücklich genug ift; Die Arme des Polypen abzubeiffen. Bei einem ſolchen Kampfe zwifchen zwei fo ungeheuren Thieren muß aber das Meer bis in feine innerften Tie— fen aufgeregt werden. Es muß eine Art von lofalem Sturme in der Gegend des Kampfplages entftehen, der die übrigen Meerbewohner erfcbrect und verjagt. Meh— tere Schiffe, ja eine ganze Flotte, die fi von unge: fähr oberhalb eines ſolchen Kampfes befände, wuͤrde daduch in Gefahr gerathen. — Das Unglücf, das der Flotte Aleranders des Großen drohte, entftand vielleicht aus einer ähnlichen Urfahe. Der Borfall wird verfchieden erzählt. Plinius verfihert: eine Sluth von Fiſchen habe die Flotte angefallen, und giebt zu veritehen, es feyen Meerfchreine (Phocaena) oder Thunfifche geweſen ). Wer aber je dergleichen Haufen von Meerfheinen gefehn hat, weiß, daß fie durchaus nicht vermögend find, ein Schiff umzuſtuͤrzen, fondern dies geht, fo viel ihrer auch find — und immer find ihrer fehr viele — bequem über ihren Rüden hinweg, *) Plin. lib. 9. cap 3. Es iſt wahr, daß bisweilen mit einem Male, fo weit das Auge reicht, eine zahllofe Menge Meerfhweine an der Oberfläche des Meers wohl eine halbe Stunde lang, fich aͤußerſt ſchnell und lebhaft durcheinander treiben. Aber einmal fönnen und wollten fiedem Schiffe nicht fchaden, und zwei: tens darf man nur eins unter ihnen verwunden, fo fliegen die andern fo eilig davon, daß ſie verfchwuns den zu feyn ſcheinen; vielleicht erſchreckt fir das Stoͤh— nen oder Grunzen des Verwundeten! — Die Ser feute fehen diefe Erfcheinung fehr ungern, denn fie ı weiffagt ihnen einen Sturm. Auch manche Landthie— re fühlen das üble Wetter vorher. Die Rasen z. E. zeigen Windſtoͤße (wie jedermann weiß) durch ihre Unruhe zuvor an. Das Erdbeben fühlen faft afle Thiere früher, als es da ift. 203 und ſetzt feine Fahrt ohne die geringfte Gefahr weiter fort. Der Grund jenes augenbliflichen Sturms und Empörens der Wellen, die der Flotte des macedonis ſchen Königs beinahe fo ſehr Ichädlich geworden wären, wird alfo wohl in dem Kampf üngehenee großer Fiſche zu fuchen ſeyn. Die Meerungeheuer, fagt Olaus Magnus, er— heben ſich bisweilen wie eine große Saͤule uͤber dem Waſſer; andere Male machen ſie einen ſolchen Laͤrm und bringen eine ſolche Fluth hervor, daß die Seeleute, wenn die einander entgegen gefekten Steomungen fie ergreifen, in die größte Angft gerathen. Ich berufe mich dieferhalb auf Strabo’s Zeugniß *), mo er von eis nem folchen lofalen oder fuͤrchterlichen Sturme fpricht. Aleranders des Großen Zlotte, die unter dem Nearchos ftand, wurde (nach Strabo) von einer Menge Meer: ungeheuer und Phyſeters überfallen. Sie wälzten Wel: len wie Berge gegen diefelbe, und erregten ein folcheg Unmetter, daß die Schiffleute einander nicht mehr er: fannten. Die Anführer erriethen aber die Urfache das von, und erflärten fie ihren Peuten. Dann beaab fich Nearchos ſelbſt mit feinem Schiffe auf diejenige Stelle‘ des Meeres hin, wo es am wüthendften war, und ver: fheuchte alle GSeeungeheuer in wenigen Augenblicen durch den raͤrm von Trompeten und andern Blaſeinſtru⸗ *) Eft bellus tantae altitudinis ut attollens fe fuper Au- etus, ingentis columnae fimilitudinem referat, altius- que veluti diluvium quoddam eructans, nauras pave- fecerit fluctuantes; cujus calamitofae zei tefiimonium Strtabo lib. 13. De illo magno Nearcho bellicae claf- fis Alexandri magni praefecto, affert, dieitque Phyfe- terum magnitudines fuctum maximum „ et accumula- tum, et caliginem tantam reflationibus excitarunt, ut quae ante pedes erant, confpici non. polfent. ... . Nearchus naves in Auctum egit, qua maxime arceba- tur, ac tubis belluas exterruit etc. Olaus Magnus de -Pife, monftr. lib, 2I. cap, 6. p» 735: 204 menten. Schnell waren die Wellen ftill, und die ent- ſetzlichen Thiere verfanfen, ohne die Oberfläche wieder au beunrahigen, Bor Erfindung der Artillerie ließen dergleichen Weſen fi natürlich häufiger noch fehn, als heutiges Tages. Der Knall der Kanonen hat fie jet faft von allen Ufern verjagt. Es iſt fogar ausgemacht, daß auch andere Fifche die Gegend verlaffen, wo ein See: treffen vorfiel oder wo dag grobe Geſchuͤtz donnerte. Daher wird es denn auch wohl kommen, daß die vielen Haͤringe, die unſere Fiſcher einſt an den Kuͤſten der Bretagne fingen, feit der Schlacht bei Belle-Isle ver⸗ ſchwunden find. Vorher fanden fie fich dort fehr häuz . fig, aber feit der Zeit nicht mehr, welches um fo auf: fallender ift, da der Häring ein Zugfifeh ift. Bei dem heftigen Angriff des Lord Nelfon auf die Stadt Boulogne und auf die Fleinen dort vor Anker Tiegenden Flotten, machte die Artillerie ein fo fuͤrchter— liches Feuer, daß Ich damals gleich ahnete, dieſer Vor— fall werde einen ſchaͤdlichen Einfluß auf die dortigen Fiihe Haben, und die Erfahrung hat meine Muthma— fung beftätigt. Die Fifche find dort jest auffallend fels - tener als zuvor. Sollten die verfunfenen Leichname gar noch Raubfifhe dahin ziehn, fo würden diefe die Speifefifche immer noch mehr vermindern, Der Schall pflanzt fich befanntlich im Waſſer ftärfer fort, als In der Euft. Ein Taucher, der einmal in der ziehe auf ein Horn biefen wollte, wurde von der Stärke des Tons bis zur Ohnmacht betäubt *). Auch der Schall der Stimme dringt Hinabwärts in das Wafler *. Jede Erſchuͤtterung, Die die Stüffigkeit erleidet, ſchlaͤgt gewaltjam an die Gchörwerfjeuge an, wie ich das ſehr *) Nollet, Prob. d'acouſtique, introd. p. 26 Roger, Med. monfp tentamen de vi toni etc. $. 99, Lamark, Hydrogeslogie, p. 234. **) Noilet, Lecons de phyf, va I. p. ER An 205. oft felbft erfahren habe. Man kann ſechzig Fuß tief unterm Waffer ſeyn und man fühlt das Schlagen des Ruders auf deſſen Dberflähe, als ob es unmittelbar über den Ohre gefhähe. Auf diefe Weiſe hören Die Fiſche nnd die Mollusfen HP. Wie heftig müffen alſo Kanonenſchuͤſſe fie affiziren! Es ift alfo natürlich, daß ‚fie vor denfelben fliehen, und fih ins Hohe Meer zuruͤck— ziehn. — Wahrfiheinlich erfheint eben deshalb der | Kiefenpolpp, von dem die alten Naturforſcher fo viel oͤfter als die Reueren reden, jetzt fo ſelten. Dergleichen entſetzlich große Polypen exiſtiren ins deß noch in allen Meeren, und verderben bisweilen die groͤßten Schiffe. Was anders koͤnnte die Urſache von jenen haͤufigen Schiffbruͤchen ſeyn, Die bei ſtillem Wetter und bei völliger Ruhe des Schiffs, ohne alle Beranz laſſung, vorfallen! — Wenn ein Schlff feinen Stand: ‚ punft verändert, oder gar feegelt, wenn es fih um: dreht, ꝛc. oder wenn es einen Lech befommt, fo Fann es freifich finfen, aber immer doc) nur allmählich, und das Schiffsvolk behält lange Zeit, um feine Kräfte zur Rettung des Fahrzeuges zu verfuhen. Bon diefem allen ift Hier aber nicht die Rede, fondern von jenen augenblidtihen Unfällen, die Urfache find, daß das Schiff mit der Schnelligkeit des Blitzes verſchwindet, ohne dag man einen fiheindaren Grund davon anzu— geben vermoͤchte. Mir find viele ſolche traurige Vor— fälle, die aber immer in ſehr tiefem Waſſer ſtatt fanden, bekannt. Ich will Ah indeß nur einen einzigen ans führen. | Als die ET das Schiff Ville de Paris nebſt noch fuͤnf andern weggenommen hatten, beſetzten fie alle ſechs mit zweitauſend Mann, und wollten fie zu ferneren Dienften gebrauchen, Die englifche Flotte ſeegelte weiter, nachdem fie noch vier Schiffe zur Be— 4 H Lamerk, ubi fopra. pı 235) 206 wachung dieſer fechs Prijen zurucgelaffen hatte. An der nächften Nacht nah dem Treffen, that die Ville de Paris mit einem Male Nothfchüffe, und zündete zum Zeichen der Auferften Gefahr große Feuer an. Die übrigen Schiffe näherten fich möglichft fehnell, um ihr zu helfen; aber fiewurden mit in ihr Unglück verwickelt, und alle zehn verfanfen in diefer fürchterlichen Kata: firophe. Die Wellen verfchlangen fie. Der Ritter Inglefields, der diefe Thatfache nach: her bekannt gemacht hat, Fommandirte eins Diefer Schiffe. Durch ein unbegreiflihes Glück Fam er nebft no vierzehn Matrofen wieder über dem Wafler empor, ‚und diefe funfjehn Menfchen entfamen durch Hülfe des Boots und der Ruder, die fie umherfchwimmend fans den. Noch andre Matrofen, die zu ihnen hinans fhwammen, mußten fie, um ſich zu retten, tödten, weil das Boot voll war. Mit Mühe nur erhielt Ingle— fields die Aufnahme eines Matrofenjungen; aber eben wegen der großmüthigen Verwendung des Ritters für denfelben, rief man ihn einftimmig aufs neue zum Anz führer aus. Kaum war es Tag, fo unterfuchten fie die . Gegend, erblicdten aber auch Feine Spur mehr von den ſaͤmmtlichen Schiffen. Trotz dem ängftlihften Nachfor— ſchen im Boote fanden fie nichts, als einen ſchlechten ‘Lappen Seegel und einen abgenagten. Schinkenknochen. Sie boten dieſen ihrem Anfuͤhrer an, er aber warf ihn großmuͤthig ins Meer; dann ſpannten ſie ihr Stuͤck Seegel fo gut aus, als es gehn wollte, tranfen Regen: waffer und aßen Seefräuter aller Art. Nach unfäg- fiber Roth waren fie endlich fo gluͤcklich, an eine kleine wuͤſte Inſel geworfen zu werden. Dort nährten fie fich von Muscheln und Mollusfen, die das Meer an diefen Seifen auswarf. Biele von ihnen ftarben, befonders am Sforbut, alle aber hatten fehr angefchwollene Beine. Endlich magten e8 die noch übrigen, fich noch einmal verzweiflungsvoll aufs Meer zu begeben, aber fie ftarz 207 ben — Inglefields und den Matrofenjungen ausge: nommen — fammtlich bald; dann trieben Wind und Wellen das Boot lange umher, bis es endlich an der ſpaniſch- amerifanifchen Küfte landete, wo man den Ungluͤcklichen alle Hülfe leiftete. Inglefields Fam zulegt noch mit feinem Schüßling nac) England zuruͤck. Ueberlegen wir diefen ganzen Vorfall näher, fo - fönnen wir ihn nicht falfhen Manövern zufchreiben, denn fie würden nicht zehn Linienfchiffe in einem | Augenblick verfenft haben. Die Bille de Paris ging ferner in der Mitte derfelben unter, ohne ſich von der Stelle gerührt zu Haben. Wäre fonft ein Berfehen vorgefallen, fo würde dies immer nur eins oder dag andre Schiff getroffen haben, hier aber gingen alle ineinem und demfelben Augenblid unter, als ob eine unterirdiſche und un: widerftehliche Kraft fie in den Abgrund gezogen. hätte. Auch eine MWafferhofe Fonnte nicht ſchuld daran ſeyn *); denn wäre fie heftig genug gemefen, um jehn Kriegesſchiffe in den Abgrund zu. reiffen, mie hätte 9 — Die Woſſerhoſen oder Typhons ſind ſchreckliche Lufi⸗ erſcheinungen, die durch eine kreisfoͤrmige Bewegung Luft, Erde und Meer durch einander werfen. Die Landwaſferhofen ſind ſeltener, haͤufiger ſind ſie dage— gen auf dem Meere, wo fie viele Schiffbruͤche verur: fochen. - Mahrfcheintich entfliehen fie, wie Buffon meint, aus den verfchiedenen oft einander entgegen firebenden Zügen des Windes, zwifchen welchen etwa ſchwere Negenwolfen gerathen, und Ereisförmig hin⸗ ab und umber geriffen werden. 1782 erlitt die In— fel Formoſa eine ſolche gräßliche Lufterfcheinung. Die Wellen des Meers hoben fich fürchterlich Hoch empor, fielen dann mit einer entfeßlichen Gewalt wieder hin: ab, und verwüfteren die ganze Sinfel. Die Ueber— fchlbemmung erſaͤufte mehr als acht Millionen Men— ſchen und riß fie mit ſich fort. Ein ſolches Meteor haͤtte das Boot nimmermehr übrig gelaflen, wenn es das Schiff verienfte, worauf das Boot fich befand, 208 ein ſchwaches Boot entgehen Fünnen, das fich doch auf dem Verdeck eines.der Schiffe befand? — Wo wäre fo fehnell wieder die Windftille Hergefommen, in welcher man das Rufen eines Menfchen hören fonnte? — Und wie hätten fich bei einer fo gewaltfamen Naturerſchei— nung Inglefields und feine Matrofen erhalten Fönnen, da doch zehn Linienſchiffe, bis auf die Fleinften — davon, verſchwanden? Auch keinem Waſſerwirbel nach Art des norwegi⸗ ſchen Maelſtroms *) koͤnnen wir jenes Unglück zuſchrei⸗— ben, denn theils exiſtirt dort Fein ſolcher Wirbel, theils wäre ihn auch das Fleine Boot nicht — wenn er zehn Linienſchiffe verfchluckte. Ein einziger Punkt moͤchte uns —— machen, Meoduch vereinigten fih, koͤnnte man naͤmlich fagen, fo viele ungeheure Polypen mit einem Male, um zehn Schiffe zu gleicher Zeit gleichfam willkuͤhrlich zu verſenken? und kann man mit Recht annehmen, daß ſich zehn ——— zu — Zeit vorfanden, die: *) Dergleichen Waſſerwirbel ind innerlichen Woſeerho— ſen gleich, aber lange nicht ſo gefaͤhrlich, als die in der Luft. Es iſt jetzt bis zur Evidenz bewieſen, daß ſie aus zwei einander entgegen laufenden Strömen im Waffer entfiehen, die da, wo firan einander ge rathen, das Waſſer treisförmig umberdrehen. Der färchterlichkte Wirbel diefer Art ift wohl der, der ſich im nördlichen Ocean. befindet, und Maelfirom 9% nannt wird. Die Uebertreibungen de3 Dlaus May nus und Kircher haben ihn befonders fo berühmte ge; masht. Wenn man aber, wie die Königl. Schwedi— ſche Akademie der W Wiſſenſchaften im dreizehnten Dan de ihrer Abhandlungen im Jahre 1750 gethan har, alles, gehörig ermäßigt, To bleibt viel wahr, daß er der größte Schlund diefer Art in allen uns befann- von Meeren ift. Gefährlich ift er indeg nur dei des heftigften Stuͤrmen; vieleicht auch dann nur cin we atg gefährlich®v, als das Meet in folchen zerpuhlir aͤberall iſt. * 209 die jeder einzefn in demfelben Augenbli ein Schiff in - den Abgrund riffen? — Sch geftehe als ehrlicher Mann, daß ich hierauf nieht hinzeichend zu antworten weiß; aber das Faktum ift unwiderſprechlich wahr, und noch von niemanden hinlänglich erflärt. Bis dahin bleibt alfo einem jeden feine Hppothefe erlaudt, Meiner Meinung nach veranlaßten jene Ungeheuer, deren Geſchichte ich bier fehreibe, den ganzen unglücklichen Vorfall. So lange der Polyp noch jung ift, kann er freilich fo gewaltfame Wirkungen nicht hervorbringen, aber er wird auch da ſchon Verfuhe machen, die immer auch von Bedeutung find. Wir lefen in älteren und neueren Schriften fo fehr oft, daß die Echineis oder Remöra, der Saugefifh) fo Flein dieſer Fiſch auch fey, die Kraft befige, ein Schiff in vollem Seegeln aufzuhatten®) ; follte dies Faktum nicht viel natürlicher idem Polypen and der Kraft feiner Arme zuzufchreiben ſeyn? — Ich hatte dieſe Idee als ich die Gefchichte diefer Thiere auss arbeitete, und freue mich um fo mehr, fie in einem neueren fehr gefchiekten Naturforfcher, der kuͤhnlich die Unterſuchung wagt, ob der Krafen exiſtire oder nicht ? — aufgefunden zu haben. Er verwechfelt zwar alle ‚große Polypen mit dem Krafen, fagt aber zulegt ganz ‚beftimmt, es ſey *) phyſiſch und moraliſch unmöglich, *) Daß die Schiffe bisweilen in ihrem Laufe aufgehalten werden, iſt unläugbar. Darin ſtimmen zu viele Schriftsteller überein; lächerlich ift es aber zu glau⸗ ben, daß ein ſehr kleiner Fiſch, der ſich am Steuerru— der, oder an den Seiten oder an dem Kiel des Schiffes feſtſetze, die Urfache Davon feyn könne. Siehe Plinius, Naturgeſch. der Echenaͤide. — Aelian. lib. 2 cap. 17. und 10. eap. 6. — Oppian, Hal. lib 3° — Arißo- 'ıcles, Hift. an. lib, 2. cap. 14. — Plutarch lib, a. R Symp probl.7. — Cafliodorus lib. 1, | Soiin. cap 18, — 'Olaus Magnus, de pife. monft., .cap 22 und 23, p. 761. — Cardan. de fubtil, Rex, lib. 30. — Aldrovandi, de pife. lib, 3. p. 335. etc, *#) „Imo in hanc conjeceturem incidit, pit Naturaeſch. 2. Th. O 210 daß der kleine Fiſch, dem man den Namen Remora (Saugefiſch) gegeben habe, ein Schiff aufhalten koͤnne, wohl aber fonne dies gefchbehen, wenn ein großer Po: lyp, den er.Krafen nennt, feine Arme unterwärts um das Schiff ſchlage. Der Krafen ift jedoch zu dieſer minder großen Wirfung zu koloſſaliſch. Selbſt au der Rieſenpolyp Hält, wenn er einigermaßen groß ift, ein Schiff nicht auf, fondern er verfchlingt es (il P en- gloutit), In feinen früheren Jahren mag aber der Polyp wohl Schiffe mit einer ſolchen Gewalt aufhalten, daß die vereinigten Kräfte aller Ruderer fie nicht fort⸗ bewegen koͤnnen. Plinius 9 erwähnt näheren Vorfälle diefer Art, ſchreibt fie. aber ebenfalls jenem kleinen Fiſche zu. Wie viel natürlicher ift e8 jedoch, anzunehmen, daß ein Rieſenpolyp die Urfache davon fen, indem er fi mit einigen Armen an Selfen oder an den Meeresgrund ‚fefthäft und mit andern an dem Schiffsboden anflams mert. Hängt er fih dagegen mit allen, d.h. mit feiner ganzen Faft, an den Boden irgend eines Schiffs, fo wird es nicht mehr aufgehalten werden; es wird verfinfen. — | Sp ſchreiben die Alten denn auch jenes beruͤhmt⸗ gewordene Feſthalten des Admiralſchiffs des Antonius in der Schlacht bei Actium *), die das Schickſal der damals befannten Erde entfhied, dem Saugefiſche zu. Antonius ſchiffte nämlich ı von Galeere zu Galeere ***), eieulumiftum minutum, remorem dietum, navesin celeri {uo eurfu fiftere non pof- fe, fedtalem effectum meliori jure laten- tis fub undis microcosmi tentaculis at- ‚que antennis adfcribendum effe.* Car. Auguft a Bergen, nor. act. nat, cur. tom. u. obferv. 38: P. 148. 5 *) Plin, Hift nat. lib, 9. "cap, 25. und ib. 32. cap. Re, **) Capofigo in Alban. ***) Plin, Hift. nat, ib. 32. cap, I. — og / 211 t um allen feinen Leuten Muth zu wachen, als ihm je nes Unglück begegnete. Die Armee des Augufts be— merfte es, machte es fih zu Nutze, und arıff fein Schiff fo gewaltfam an, daß diefer Unfall die ganze Schlacht gegen Antonius entſchied. Auch die Galeere des — wurde zu Plinius Zeiten auf einer Seereiſe jenes Kaiſers an der Kuͤſte von Stura, bei Antium, aufgehalten. Eine Menge Taucher unterſuchten die Sache, fanden aber nichts als einen kleinen ſchneckenartigen Fiſch, der am Steuer—⸗ ruder feſt ſaß. Vielleicht hatte jedoch die Anſtrengung von vierhundert Reutern, die auf der Galeere ſchon zuvor verurſacht, daß der Polyp los ließ. Sagte nicht das Zeugniß der Geſchichte Me be: ſtimmt, daß das Schiff des Periander, welches den Einwohnern von Gnidus graufame Befehle überbrachte, fo fehr mit Schalthieren an feinem unteren Theile übers zogen gemefen ſey, daß jenes Nufhalten in feinem Faufe dadurch hervorgebracht werden mußte, fo fünnte man auch dieſe Begebenheit von einem Polypen herleiten. Auch in den nördlichen Meeren finden wir, daß — freilich immer durch den Remora, wie es heißt — Die Schiffe in ihrem Laufe aufgehalten werden . Da dies aber unmöglich ift, indem nur Thiere von großer. Kraft und Thätigfeit fo etwas bewirken fünnen, fo febeint e8 mir vernünftiger, dem Riefenpolypen alles das beyzulegen, was Olaus Magnus der Echeneide oder Remora zufchreibt; um ſo mehr, da wir willen, daß. fich Diefer Polyp in den nördlihen Meeren vorzüglich häufig findet. Die Neueren konnten die Kleinheit des Remora (Saugefiſches) mit jener Wirkung, die ſo viel Kraft erfordert, nicht reimen, und zogen lieber das ganze Faktſum in Zweifel, ohne zu unterſuchen, ob das, *) Olauıs Msgnus, ubi fupra, O 2 312 was die Alten fagten, Grund habe oder nicht. Mir fcheiren alle Thatfaben, die ung die Altern Schriftſtel— fer in diefer Hinfiht zurücgelaffen Haben, ausgemacht wahr und völlig unftreie. Was Plinius darüber an: führt, ift zu beftimmt. Auch Aldrovandi fah fich ges nörhigt, feiner Meinung zu ſeyn, meil ein ähnlicher Borfall feiner Zeit ihn dazu zwang. Er fchreibt aber ebenfalis die irfache davon dem Saugefiſche zu. Hätte er den Riefenpofypen gekannt, fa wide er es ficher nicht arıhan haben. Merkwuͤrdig ift die Stelle feines Werks *) mo er ausdruͤcklich fagt, daß ein Schiff, wel: ches den Kardinal Franz von Tours trug, und vom ſuͤdlichen Franfreih nah Italien feegelte, mitten im Meere dur den Saugeſiſch aufgehalten wurde, Neh— men wir mit den Aeltern und Reuern die Wirkung an, fo muß die Urfache ihr angemeffen feyn; es müffen alfo größere und kraftvollere Thiere ſie veranlaßt haben. Dem ſey indeß, wie ihm wolle, ſo glaube ich wenigſtens unwiderleglich dargethan zu haben, daß dergleichen ungeheure Thiere in der Tiefe des Meers exiſtiren. Denkbar iſt dies auch um ſo eher, da oe nicht minder ungeheute Wallfiſche giebt, und auf d Erde feibft eine Zeitlang Riefenthiere gegeben hat, * jetzt entweder verſchwunden find, oder ſich in unzugaͤng— liche Wüftencien geflüchtet haben. Sch meine Die vier— füßigen Thiere , deren Ueberreſte wir unter den Namen Mammouth, Mammoth, und Mammotoona koſt kennen, die man in Kanada „Ochfenpäter” *) „Ne vero quis nugari eredat veteres, pa REREBEN, noftrorum memoria Navem Tu- „ronenlis Cardinalis, cum aliquandoa "Gallia ınaritimo itinere in Italiam per- _ „geret, ferunt, ‘narrante Petro Melara „bonon equite, in lib. de Cardinal fol, „99. fortiffimo fimulac eruditilf}: no... „remorstum fuiffe in medio eurfu,“ Al- drov. de pifeib, lib, 3. * 337. am Ende. 17 213 in Grönland: „Broße ſchwarze Bären” und in Paraguay Megatherium.oder Incognitum nennt, Freilich Eommen ihre große Knochen noch im: mer nicht gegen die Arme des Rieſenpolypen; aber wenn fie glei) nicht mehr zu finden find, jo bezweifeln - wir darum doch ihre Eriftenz nicht; warum wollten wir denn nicht zugeben, daß jene großen Thiere da find, Die fich doch noch Heutiges Tages in den tiefen Schlün- den des Meers vorfinden! — Che die Naturgeſchichte ihre jesigen großen Fortſchritte machte, Fannte man noch Feine ausgegrabenen Knochen großer vierfüßiger Thiere; höhere Aufflärung und ein weiterer Umfang von Senntniffen Hat uns allmählich mit diefer Idee fo vers traut gemacht, daß man das chemalige Daſeyn jener großen Thiere jegt als eine allgemein anerfannte und | ausgemachte —— anſieht. Dank ſey es Kai Nachforſchungen des Fa Eoudres niere, Lamanon, Collinfen, Merk, Faujas, Cuvier und vieler andern Naturforfsher, daß dieſer wichtige Punkt in der Naturgeſchichte jest fo völlig im Keinen ift, daß wir uns wundern, wie unfte Voreltern ihn perwerfen EFonnten, Hauterive machte befanut, er habe an den Ufern des Ohio einen Unter: und Ober: fchenfelfnochen eines großen vierfügigen Thiers gefuns - den, die beide an einander geſetzt 32 Fuß Laͤnge geges ben Hätten; und er erhielt durchaus Feinen Wider: ſpruch, ungeachtet ſolche ungeheure Knochen ein Thier von einer entſetzlichen Größe vorausferen, Wir leſen in Sabillardiere’s Keifen, daß er in Neu:Seeland auf dem Fußboden große Fußtapfen antraf, Die nur von eis nem unbefannten vierfüßigen Thiere ſeyn Fonnten, def fen Größe riefenmäßig feyn muß. Vielleicht findet man einft no innerhalb der Erde jene greoden Thiere, der ver die Traditionen eben fo erwaͤhnen, wie fie und Die älteren Schriften des Rieſenpol pen gedenfen. arg In einem fehr fehrreichen Werke *)- finder ſich un: ter andern Folgendes: In Groͤnlands Ebenen, alſo zwiſchen Aſien, Europa und Amerika, habe ſich biswei⸗ len ein großes vierfuͤßiges Thier gezeigt; feine Erſchei— nung erſchrecke aber die Groͤnlaͤnder, und ſie legen ihm die Geſtalt eines großen Baͤren mit langen ſchwarzen Haaren bei, und verſichern, daß es ſechs Klafter, d. h. etwa dreißig Fuß hoch, alſo doppelt ſo groß, als der groͤßte Elephant werde, der nicht uͤber ſechzehn Fuß mist. Die ganze Maſſe jenes Thiers iſt aber ſonach viermal fo groß als Der größte Elephant, folglich fehr koloſſaliſch. La Eoudreniere meldet in einem höchft ins tereffanten Memoire *), daß die Wilden von Canada dieſe großen vierfüfigen Thiere lebendig gefehn haben wollen und fie „Ochſenväter“ nennen. Er zwei— felt aud gar nicht daran, daß dies Thier und der ruf: ſiſche Mammouth und der grönländfche große ſchwarze Baͤr einetlei feyen. Daß das aleiche Thier fich (wie er faat) auch auf dem feften Sande von Amerifa finde, bes 'ftätiaen jene ungeheuren Knochen, die Hauterive auf den Ufern des Ohio antraf. Wir kennen folglich lange noch nicht alle Produkte der Natur. - Sonderbar ift es, daß faft alle ——— große Thiere; z. E. die eben erwähnten vierfuͤßigen, ferner die Setaceen und Wallifche und dann die ungeheuren Kiez fenpolypen fich befonders im Morden finden, und daß die Natur dort gerade ihre größten befeelten Maffeır entwicelt zu haben feheint: fonderbar, daß fie beidem | Polar-Eiſe gleichfam' neue Kräfte befommt, um die größten vierfüußigen Thiere, die größten Fiſche, die größten Cetaceen und die größten Mollusfen der Erde und des Meere herporbringen zu Fönnen. \ Die Menſchen waren-zu voreilig, der Hervorbrin⸗ gung der Natur Graͤnzen beftimmen zu wollen. Test *) Hiftoire gönerale des Voyages, Tom. xx p. 39. *) La Coudrenière, Journal de Phyſique. May 1782. a 215 ‚ft es gefchehen, und nun haben wir uns felbit dadurch Feſſeln angelegt, ‚Sie allein hindern uns jest, uns jene ungeheuren riefenartigen Wefen denfen zu koͤn⸗ nen. Aber warum erwägen wir doch nicht, daß au das vegetabilifhe Reich feine Ungeheuer aufweifet, die die Alten ſchon Fannten und befchrieben, und deren Wirklichkeit damalige Keifende beftätigt hatten; die indes nachher dennoch bezweifelt wurden, aber durch Hülfe neuerer Raturforfher am Ende als wirflich eris ftirend anerfannt werden mußten, weil ihre genauern Befchreibungen derfelben feinen’ toeiteren Zweifel uͤbris ließen. | So erhielt. das tiefenmäßiafte aller Vegetabilien den Namen des beruͤhmten Adanſon; denn wir verdan— ken ihm die beſtimmte und genaue Kenntniß der Adan— fonia oder Baobab, die in einigen Büchern auch (vain de linge) Affenbrodt genanntiwird. Diefer entfeglich große Baum foheint in Afrika beſſer, als in Aften und Amerifa fortzufommen,, wenigftens trifft man ihn dort viel häufiger an. Er wird nicht bloß fehr dick, ſondern ſcheint auch eben fo fange zu leben, als er dick zu wer— den vermögend ift, denn man berechnet fein Leben nach Jahrhunderten. - Adanfon *) glaubt beweifen zu koͤn⸗ nen, daß einige diefer Bäume mehr ald 5000 kfuͤnftau— fend) Jahr alt find, und doh — ſetzt er. hinzu — haben ſie kein hinfaͤlliges Anſehm, ſondern ſind noch voll Kraft und Lebhaftigkeit. Der erwaͤhnte gelehrte Naturforſcher ſah zwei ſolcher Bäume auf den Magda— leneninſeln, in deren Rinde europaͤiſche Namen und Date. eingefchnitten waren, die 1500 bie I600 be: kei EIN aLetbanfor —— — oder ſeine ) — Sale” Bauhin. Hift, 7. p. 109. — Abaro arbor, radice tuberofa. Bauhin, "Pin. 434. — Adanfon,‘ ‚Memoires de l’Acndemie **) „An der Spike des Kaps, gute fünf Stunden weit vom Meere findet ſich ein Baum von ſo bewunderns⸗ 216 Gefährten möchten fie — ihrer Reife nach den Eid: fändern eingefenitten haben; denn Thevet meldet aus: druclih, daR er in diefen Gegenden Baobabs geſehn habe. Adanſon traf Bäume der Yet an, die faft neun: zig Fuß im Umfange, oder dreißig im Durchmeſſer, hatten; Julius Sealiger behauptet ſogar, daß andre Keifende einige derfelben gemeffen, und fie fieben und dreißig Suß dick gefunden haben. —9 Ray beruft ſich auf das Zeugniß mehrerer | den und erwähnt eines Baums von hundert und zwan-⸗ zig Fuß im Umfange und folglich zwey und vierzig Fuß : im Durchmeffer, den man in Brafilien als ein Heilige: thum aufbewahre. In dem Hortus malabariens heißt ed: in der Provinz Cochin nahe bei dem Tempel von Becka exiſtire ein folder Daum, der ſchon zweytauſend Jahre alt ſey. Plinius ) ſagt, die Eroberung von Indien durch Alexander den Großen habe ſeine Armee mit Baͤumen bekannt gemacht, deren Dicke ſie ſehr in ꝓwuͤrdiger Höhe und Größe, daß acht Menfchen ihn ’ „nicht umeiaftert £önnenz er dient als Gränzzeichen. „Das Vol würde ihn um feinen Preis fällen, -denn, „sagen fie, er ijt nicht bloß unſer Sränzzeichen, fons 9 „dern dient uns auch als Wegweiſer.“ (Thever, _ Cosm, univ. Theil I, p. 89. ». u. Theil il. P.954. b.) *) „Nun will ich noch der Bäume erwähnen, die felbft „den großen Alerander auf feinem Zuge nach Indien „in Staunen verfeßten. Zuerft ſah er dort eine Art „yon Feigenbaum, ber fehr Eleine Feigen trägt. Diefe „Bäume pflanzen ſich ſelbſt. Sie find fehr voll Zweige. „Die niedrigften Aeſte beugen fich zur Erde, und ſchla— „gen in einem Sabre Wurzel darin, fo daß man in „kurzer Zeit lauter junge Baͤume rings um dem al⸗ „ten Stamm herum ſieht. .. Die alten Stämme „ſind fo die, Daß mancher fechzig Schritte im Um— „txeife hat. Das Gebüfch erſtreckt fih aber bis auf „zwey Stadien weit... Dan findet diefg- Feigen⸗ „bäume am Fluſſe Aceſines entlang.“ (Plin. Hi. nat, lib, 12. cap. 5. nad) Pinets franzöf. Ueberfebung) j FLUR, — geſetzt RE indem fie fechsig Echritte im Ums fang hatten; Rechnen wir drei Fuß (d aufden Schritt, ‘ fo bringt es fechjig Zuß für den Durchmefler. In einis gen Nachrichten von China ftoßen wir fehr oft auf-diefe entfeglich großen Bäume. Der ungeheuerfte von allen aber fcheint der in der Provinz Chekion zu feyn, defjen Umfang vierhundert Fuß betragen foll, und deſſen Durchmeſſer folglich hundert und dreißig Fuß betragen würde ®). | Adanfon hat Bäume der Art gefehn, die dreifig Fuß im Durchmeffer hatten, und deren Horizontale Wurzeln etwa fechzig Fuß lang waren, fich folglich drei— hundert und zwanzig Fuß weit im Umfreife erftreeften. Auſſer diefen mehr oberflächlichen Wurzeln finden fich denn noch Pfahl: Wurzeln, die fich fehr tief in die Erde - hinab erftreefen, und viele Erdlagen durchbohren **). Han urtheile aus diefen Zufammenftelungen, welche ungeheure Wurzeln ein Baum haben müffe, der fo ent⸗ feglih groß ift, daß er Hundert und dreifig Fuß im Durchmeſſer mißt. Und doch fünnen diefe angegebenen Größen nicht bezweifelt werden. — Der afrikanifche Baobab, den Adanfon beobachtet hat, beweift alfo die Moöglichfeir der Eriftenz von völlig unglaubliden Maf- fen; von Maffen, welche die engen Grängen, die unfre geringen Kenntniffe bisweilen der Natur zu fegen wag⸗ ten, fehr weit hinaus gerüct haben. * Sch Habe die Ausdrücke gemildert, denn Montfort ſpricht eigentlich pofitiv. Anmerk. des Ueberſetzers. **) Die Baͤume, die Pfahlwurzeln treiben, dringen un ⸗ ter gewiſſen Umfränden bisweilen über alfe Vorſtellung tief in die Erde ein. Ich habe unten in den Stein— bruͤchen, die ſich in Paris unter dem botaniſchen Gar— ten befinden, Wurzeln von der Ceder des Libanon an— getroffen, die auf der Andöpet des Labyrinths gepflanzt. it. Sie waren etwa achizig Fuß tief durch Kalkfieins, lägen gedrungen, und wuchfen noch mehr als dreißig Fuß tief in diefen unterirdifchen Gewoͤlben Binab. 218 Der Kraken 9 (Krakenpolyp). Da jest die Exiſtenz des Rieſenpolypen auffer Zwei⸗ fel iſt, fo muß ich vom Kraken reden. Er iſt dag größte hier unfers Erdballs, Bald verwies man ihn unter die Sabelmefen, bald hielt man ſich gezwungen, ihn mit, ja auch, ihn. ohne Sinfehränfung anzunehmen. Zwar bin ich der Meinung der letzteren, doch werde ic) den Leſern bloß die Stellen der Schriftſteller, die von dieſem Thiere reden, vor Augen legen, und mie. nur hoͤchſt wenige Bemerfungen erlauben, ihnen. feldft aber das Endurtheil in Ruͤckſicht dieſes großen Gegen— ſtandes der Unterſuchung aus dem Gebiete der Natur— geſchichte der Thiere uͤberlaſſen. Eine gereinigte Kritik — die unſerm Johthunder⸗ te des Lichts und der Wiſſenſchaften eigen ift, — muß uns jetziger Zeit lehren, was wir verwerfen und was wir annehmen ſollen. Die Zeiten ſind vorbei, wo man alles weglaͤugnete, was in den Älteren und neueren Schriften unwahrſcheinlich fhien, bloß deshalb ‚weg: laͤugnete, weil das Niedergefchriebene aegen die ge: wöhnlihen Meinungen anftief. Pinius, Oppian, Rhedi, Bartholinus, Paulinus, Dontoppidan, Ges: ner, Valmont de Bomare, Bofe, Fachernaye de Bois, Wormius, Auguft de Bergen, Dlaus Magnus und eis nige andere. Schriftſteller, die alle ſehr glaubwuͤrdig find, haben dieſe Angabe nah und nach beſtaͤtigt, inz dei hat man fie doch immer auch wieder für Kabeln erz Hart. Jetzt da uns die Fortfchritte der Wiſſenſchaft *) Arbor marinus, ‚Plin. Bift, nat. lib, 9. Cap. 4 und lib. 32. cap. ultimo. — Monftium marinum, Chrift. Francis. Paulini. Eph. nat. cur. dec, I. ann. 8. obferv. 51. p. 79% — Mierocosmus, bellua mMmarina omnium vaftissima. Car. Aug. a Ber- gen. Nov. act. eur. Vol. I], obf. 38. p,133. — Trol- wal bei den Nordländern. Teufelwall auf denifch Kraken bei Balmont de Bomare und bei Hofe. „ 219 zeigen, daß die Alten — tenn fie gleich bisweilen irren, — doch auch oft die Wahrheit fagten, wo mir es fange Zeit hindurch nicht meinten, jest fage ich, ift es Zeit, zu unterſuchen, ob denn das, mas fie über diefe Ungeheuer der Natur zurücließen, wirklich fo uns glaublich ift, als wir bisher gedacht haben. Plinius fagt, die Meere ſchließen ungeheure Thiere in fih; im großen Ozean giebt es dergleichen Fiſche, die fehr hohen Bäumen gleiben, deren Zweige fich fo weit umher erftrecfen, daß fie Faum durch die Straße bei Gibraltar Fommen fönnten; man fieht bisweilen aber auch andere, die raderfürmig geftaltet find, und auf ihrem breiten Rücken Arme haben, die fich wie fehr große Windmühlenflügel umdrehen Fönnen, und von denen immer ihrer viere um ein Auge des Thiers herz umftehen *). Hier ift die Bildung des Polypen unver: kennbar. Einige Zeilen früher ſpricht Plinius **) auch ‚von indifhen Wallfiſchen, deren Dberdäche mehr als vier Acker Land beträgt. Da es nun dergleichen Ceta— ceen ohne Widerrede nıcht giebt, fo müffen wir diefe Maße, haben fie anders je .eriftirt, oder eriftiren fie - noch, auf den Strafen beziehen. Unter den Neueren war Paulinus ***) einer der erften, der Beobachtungen, welche mit denen des Pli⸗ *). „In Gaditano Oceano arborem (animal) „in tantum vaftis difpenfam ramis effe, „utexea caufa fretum nunquam intraffe „eredatur. Apparere quoque rotas, ap- „pellatas a fimilitudine, quaternis diftin- „etas radiis, modiolis, eorum oculos ‘„duobus utringue claudentibus,“ Plin. Hift. nat. lib, 9. cap. 4. **x) Plin. Hift. nat, lib. 9. cap. 2. #%#*) „Retulit mihi, olimin Borea adhue vi venti, idque fua manu et antiqua fide, qua eximie pollet, hac ipfa feptimana confirmavit fufius Ambrofius Rhodius, 220 nius einigermaßen überein fommen, befannt machte: An der Gegend.von Lappland und Sinmarf, fagt er, med. et 'mathemat, Chriftianiae in Nor- vagiaquondam regius, amicus fincerus, nunc Rembergae, in patria fua degens; in vicinia caftelli Wardehus, monitrum quoddam marinum Laplandiae er Fin- marchiae incolis, fub elevatione poli 7r. gr. 30. Seekrabbe dictum, confpiciendum fedare, mari a. ventorum impetu plane tranquillo. Forma refert cancrum hera- ‚eleoticum, velmajam ut Gesnerusin fua animalium hifroria hoc cancri genus de- pingit. At magnitudo ipfius plane elt monftrofa, et {uo ambitu tantum com- prehendir fpatium, ut turma militum in ipfius dorfi plano commode poffit exer- ceri. Quando mare in Malaciam fe com: ponit, a ventis eft rranquillum, et fol tempore aeftivali fuis radiis ablanditur, ſolet hoc monftrum paulatim er- pedeten- tim, motu fere infenfibili, ex aquis al- tius atquealtius emergere, et fuumdor- {um radiorum folarium calori exponere, In qua ftatione manet, immotum, donec fol altiores coeli partes deferat, ethori- zonti fiat proprior, calorque ipfius re- miffior. Tune ut motu lento etvix [en- fibili ex profundo maris emerfit, ita fe lente quoque iterum demittit, et fub un- - dis oceultatin profundo. Videntibusvi. detur elfe fcopulus mufco obfitus, quam- diu in planitie maris excubat. At fi quis fcaphis propius acceiferit, brachia ex- pandit, et {uishamis acuneis, quodcum- que apprehendit, ad fe pertrahbit. Inco- lae putant, quod homines tali modo cap- tosdevoret, Quando mare a ventis tür- - batur, loter in profundo nemininocivum, ‚ Addidit alius in feptentrione smicus, fi. de plenus, in dorfo hujus monftri arbo- ses fatis proceras aliquando fuiffe vifas, * 221 ſieht man bisweilen ein Seeungeheuer, das ſich bei ſtil— lem und heiterem Wetter über die Oberfläche des Waſſers emporhebt. Im allgemeinen fieht es aus, wie Gesners " Caniee: heracleotieus *). Es ift aber fo ungeheuer groß, daß ein ganzes Regiment bequem auf feinem Ruͤcken manoͤvri⸗ ren koͤnnte. Wenn das Meer ſtill if, und die Sommierz Sonne die Fluthen erwärmt und vergoldet, pflegt dies Ungeheuer fi langſam, ja faſt unmerflib, aus der Tiefe empor zu heben, und breitet oben endlich allmaͤh— lich feine ungeheuren Maſſen auseinander, um fi zu fonnen. Iſt es einmal oben, fo bieibt es undeweglich liegen, bis die Sonne den Horizont verlägt. Dann fenft es ſich eben ſo langſam und abgemeffen wieder in die Tiefe zuruͤck, wo es nun nach wie vor begraben zu feyn ſcheint. Wenn es fich auf der Oberfläche des Meeres zeigt, fo glaubt man einen Haufen mit Moog bededter Felfen zu fehn, der über dem Wafler hervor: tage. Es ift auch ſchon der Fall gewefen, daß Schas luppen ihm zu nahe famen, dann aber von den Armen des Thiers ergriffen, und in die Tiefe gezogen wurden. Bei ſtuͤrmiſchem Wetter erhebt das Thier ſich nie oberz Halb des Waſſers. Einer meiner Freunde, ein fehr glaubwirdiger Mann, fährt unfer Autor fort, het Sie Borellus, 2.1. obf. 10. Narrat, balae- nas dorfo viridi et herbis decttn, elle adeo, ut quandoque anchoras in eas nae- “ vigantes projecerint inque dorfis esrum nachla pofuerint, ignemque accen. Jerint (mole enim-fua iniulam fatis mag. nam aemulabgnrur); fed calore Aa penetrante receliilfe, attonitos illos re. linquentes.‘“ Paulinus. abi fiupra,., - * Man darf Gesners Lancer heracleoticus nur anſehn, (de Cruſtatis p. 201 et 202) fo wird man finden, daß feine äußere Geftolt im algemeinen der Geſtalt eines Polyps ſehr gleicht. 222 mir verfichert, daß der Rruͤcken dieſes Thiers bisweilen mit ziemlich Hohen Baͤumen *) bedeckt ſey. Go, ſagt er, verfichert auch Borellus, daß der Rüden der Wall: fifche nicht felten dergeftalt mit grünen Kräutern bes wachfen ift, daß die Schiffer manchmal dadurch getäufcht wurden, das Thier für eine Inſel hielten, und Anfer darauf warfen, ausftiegen, ihre Zelte auffcehlugen und Feuer anmachten. Dieſe Taufhung war megen der ungeheuren Größe des Thiers, die mohl einer Inſel beifommt, fehr natürlih. Auch merften fie, zuihrem großen Schaden, ihr Verſehn nicht cher, als bis das hier die Warme des Feuers fühlte, ſich wieder in die Sluthen verfenfte und dadurch feine Gäfte dem Zufam: menſchlagen des Waffers, das fein Verſinken hervorz bringt, ausfegte. Paulinus fügte dieſen Thatſachen abſichtlich keine weitere Bemerkung hinzu. Ich werde das Gleiche thun; und ſetze das Thier, von welchem der Verfaſſer redet, und das ich nach dem Borellus citire, neben des Mining Wallfiſch von vier Adern. Das Zeugniß des Borellus beſtaͤtigt jenes der beiden Freunde des gelehrten Mitarbeiters an den Ephemeriden der Naturliebhaber. Olaus Magnus, ebenfalls ein Bewohner des Nordens, verfichert nicht minder, es befinde fih im Nordmeere ein ungeheures Thier aus der Klaffe der Eetaceen, auf deflen Rüden die Seeleute ſchon bis: weilen Anfer geworfen hätten. Die ganze Haut des Thiereg, fagt er, ift mit einem Sande bededt, der. dem ahnlich ift, Den man an den Meerufern findet, fo daß, wenn das Thier feinen Rücken über dem Waffer emporchebt, die Schiffer getäufcht werden, und eine *) Wahrſcheinlich Seegraͤſer oder Gorgonen, die be— kann lich bisweilen fünf Fuß hoch werden. Sobald es wahr ift, daß jenes ungeheure Thier exiſtirt, fo müf- fen fich natürlich eine Menge Schmarogerwefen auf feiner großen Oberfläche anſetzen. S 223- Inſel gefunden zu haben glauben, deshalb anlanden, darauf ausfteigen, Pfähle einfhlagen, ihre Schiffe befeftigen, Feuer anzumaben, zu kochen anfangen, "bis das Ungeheuer die Wärme des Feuers zu fühlen anfängt, und fich deshalb wieder in die Tiefe hinab: ſenkt, und alle diejenigen ertränft, die fich auf diefe betrüugerifche Infel wagten 9. Oft entfteht durch das *) „ Habet etiam cetus fuper corium faum fuperficiem < tamquam fabulum, quod eft juxta littus maris, unde plerumque elevato dorfo fuper undas, a navigäntibus nihil aliud creditur'effe quam intula itaque nautas ad illum appellunt, et fuper eum defcendunt, inque ip- fum palos figunt, naves alligant, locos pro cibis co- quendis accendunt; donec tandem cetus fentiens ig- nem fefe in profundum mergat, atque in ejus dorlo manpentes, nifi funibus a navi protenfis fe liberare que- ant, {ubmergantur. Hic cetus, ut fuperius de Phyfetere ‚et Prifte dietum eft, aliquando fluctus hauftos ita eruc.at; quod alluvie nimbofa pierumgue claflem navigantium deprimat, et cum in mari rempeftas oritur, fe ſuper fluctus attollit, ut in his commotionibus se turbidint- bus naves emergat. Arenas aliquando dorſo fustollit, in quibus ingruente tempeftate. . . nautae terram fe inveniffe gaudentes, anchoris demiffis falfa firmitate quiefeunt, ac ignes accenſos bellua fentiens fubito commota, fe in aquas mergit, hominesque cum na- vibus, nifi anchorae rumpantur, in profundum attra- hit, Quod vero navigantibus terra apparet cetorum ac ‚balaenarum immenfitass, Ambrofius in Hexame, lib. 5. cap. 11. fidem facit. Dicit enim, cetus eft pilcis in- finitae magnitudinis, qui fi quando fupernatat Aucti- bus, annatare infulam pures, montes altiſſimos ſum- ‚mis ad coelum verticibus eminere, qui non in acıa, nec in littoribus,, fed in Atlantici maris profundo — tur videri, ut ejus confpectu nautae a navigandi in illis locis praefumptione revocentur, nec jecreto ele- mentorum adire fupremae terrorem ortis ufurpent, Idem eodem lib. cap. 10. Cete illa immenſa genera piſcium, aequalia montibus corpora. Et paulo ante: . ultra terminos orbis terrarum mare norunt, guod nul- lae interpolunt inſulae, nec terra aliqua interjaceat, 224 Thier ein graͤßlicher Sturm, der die Wellen wie Berge auftbärmt, fie gegen einander fhlägt, fo daß eine Fluth von Regen, Nebel und Schaum daducch hervor: gebracht wird. Wenn das Ungeheuer fi verfenft, fo zieht es die Echiffe mit fih in den Abgrund des Meers hinab. Um das Gefagte zw beftätigen, beruft fich Olaus Magnus auf das Zeugnif des Ambrofius, der ebenfalls behauptet, daß es entjeglih große Getaceen gebe, und daß man glauben möchte, eine ganze Inſel, die mit Bergen bejegt ift, aus dem Ocean hervorgehn zu fehn, wenn fie fi auf der Oberflaͤche des Waſſers zeigen. Vorzuͤglich trifft man ſie im hohen Meere an, und ihre augenblickliche Erſcheinung giebt dort oft Gele— genheit zu Irrthuͤmern, denn die Seeleute bemerken ſie dann als Inſeln auf ihren Seekarten. In dieſen weiten Meeren ſcheinen dergleichen befeelte Maffen bes fonders gern zu wohnen. Jedes von ihnen hat wahrz ſcheinlich dort eine gewiſſe eent als Wohnung, wo es friedlich lebt, ohne ins Terrain feiner Nachbarn ein: zugreifen; auch feinen fie. nie fich weit von dem Orte zu entfernen, den fie fich wählten, oder den das Schick—⸗ ſal ihnen zur Wohnung anwies. Da Diaus Magnus ii gern vel ulterius fit poſita; illie igitur, wbi diffufum Iare mare omnem Ipectandi uſum, uvlitatis gratia — di interludat audaciam, condere fe feruntur. Dein::: “ habent funs regiones et habitacula diftributs, manent in his inoffenfo vieinorum limite, nec vago tranlıru mutationes quaerunt Jocorum, fed tanquam patrium folum diligunt, er in his immorari dulee arbitrantur, — In ceto (ut autor eft Joratlı) magis terreſtris, ga aquea dominatur natura, quando enim feneleit, radi- ces, frutices et arbufta fuper fe coiligit, quae crel- eunt fuper ipfum et multiplicantur; Unde beatus Hie- ronymus inquit, ceios — — tanta maznitudine eui⸗ nere, ut navigiis anchorarum ftationein capiendis in- fta: infularuın fufficiant. Olsus Magnos, de Ancho- ris dorlo cetis impofitis. De pileibus monikr. cap, 25°: und 26. P 75% 225 gern alles neben einander ftellen wollte, was ihm von der Sriftenz diefer Ungeheuer befannt war, fo erwähnt er auch eines Schriftkellers mit Namen Jorath, der da fagt, daß die Natur bei den Cetaceen und bei der Bil: dung der Thiere, die die Meere beherrſchen, weit majeftätifcher fen, als fie auf der Erde es ift HD, und daß es fo große Meerthiere gebe, daß, wenn fie alt wers den, eine Menge von Begetabilien fih an ihnen an⸗ fegen, auf ihnen Wurzel fihlagen und wachſen. Dlaus fagt auch, der h. Hieronymus verfihere, die Cetaceen würden fo ungeheuer groß, daß manche Schiffer fie fon für Infeln gehatten, und daran, wie am Lande, - fi vor Anfer gelegt hätten. Ä 2. Wormius redet auch von einem .entieglich großen Thiere aus der Klaffe der Cetaceen F) das an die- Wallfifhe granzt und Hafgufe heißt. Es erſcheint zwar fehr felten, fagt er, aber es iſt feiner übermäßis gen Größe weaen merkwuͤrdig. Die, die es geſehn haben, verfihern, es gleiche mehr einer Inſel als einem Thiere, und nie treffe man feinen Seihnam an. . Dies hat die Muthmaßung veranlaßt, daß nur zwei. Indie vidue der Art in der ganzen Natur erifirten. Die Bewohner der norwegiſchen Küfte, fährt Wormius fort, halten vie Medufen für Brut oder Laich (Eier) diefer *) Dies follte nach dem Lateinifchen eigentlich heißen; daß die Cetaceen mehr irdifcher als wäßriger Natur feyen, indem es u. ſ. w. Anm. d. Ueberfeg. 7) Reftst una fpecies (bslaense) quam hafgufe vocant, eujus magnitudo latet, cum raro confpiciatur. li, qui fe corpus vidifle narraet, fimiliorem infulse quam beitiae volunt, nee unguam ejus inventum cadaver, quo circa ſunt, qui exiftiımant, non nifi duo ejus ge nera in natura efle. .... Haee capita medufae ab in- colis littoris norvagici pro foetura hujus belluse ha- bentur, etforte ejusfunt minima ovula. Olaus Wor mius, Mus. pag, 279. in manus, Speculum segale dicto -eujus poflellor fuit, et Mus, p. 406, Naturgeſch. 2: Th f — 226 | | Ungeheuer. Dieſe Meinung leitet uns darauf, daß wir auch hier anden Kraken denfen mujfen, denn unter "allen Secmollusfen nähern fich die Medufen und Meer: neſſeln wohl am allermeiſten den Polypen. Indem Wormius von dem Hafgufe fpricht, beruft er fih auf ein Manuffript, das er beſitzt, und ſehr werth hält, ji das den Titel hat, „Koͤniglicher Spie gel,“ Der Berfafler defielben ift unbefannt; meiner 5 gehört er aber ebenfalls zu denen, die uber den Krafen gefihrieben haben. Gesner haͤlt ebenfalls die Eriftenz jenes Unge: heuers für gewiß 7). Zwar deutet er es nur mit weni- gen Worten an; fein Zeichner aber that defto mehr hin⸗ zu, denn er bildete nach) feiner Phantafie ein Cetaceon ab, das er ungeheuerartig und fcheußlich Darftellt, auf feinem Ruͤcken ein Schiff anfern läßt, aus weldem. mehrere Menſchen ausgeftiegen find, und fih etwas fochen. - Gesner fagt auch, daß die nördlichen Matroz fen dies Thier in ihrer Epradhe Teufelwalf nemen, wegen der Örfahren, die dieſe gruͤnende Inſeht bisweilen herdorbringt. tim alle Schriftſteller des Nordens, die uͤber den Kraken geſchrieben haben, anzufuͤhren, muß ich auch des Bartholinus erwähnen, der von dem Hafgufe des Wormius ſpricht, und ihn Vapor marinus auch Lyngbak nennt. Er ſagt ungefähr das gleiche von ihm, und fügt hinzu, daß das Thier bruͤlle, wenn es hungrig fen, worauf die Fiſche beraubt ſich ihm näherz ten, und in feine ungeheure Kehle einfiöften, m. ſ. w. Mähren aller Art, Die man dem Krafen andiche tete, verurfachten jpäterhin, daß man das ganze Thier bezmweifelte. Valmont de Bomare that Dies befonders. ») Nautae in dosfo eetorum, Are infulas putant, an- choras ‚ fgenies, faepe pertelitantur. Hos cetos Troilwall ſua lingua appellant, Germanice Teufelwall, Gesner , anlın, mar. ord, 12. de Cetis p. 177. > 227 Trotz den freilich _fehe großen Fifhen, fpricht er, die eg im Meere giebt, kann man doch nicht wohl an einen Grafen glauben. Nachdem er das Befannte fämmtlich wiederholt hat, fest er hinzu: Alle norwegifchen Fiſcher follen einmüthig behaupten, Daß fie in den ſchoͤnſten und wärmien Sommertagen, einige Meilen ing Meer hinein, ftatt der gewoͤhnlichen Tiefe von achtzig big hundert Klaftern oft nur zwanzig bis vierzig finden, . woraus fie dann fihliegen, daß fie fich über Kraken be: finden, die fi jo weit empor gehoben haben. Ihr Fiſchfang ift dann fehr gluͤcklich; fie muͤſſen aber auch zugleich genau d Dora u ob die Tiefe die gleiche bleibe; denn nimme fie ab, fo müffen fie davon eilen, damit das Thier duch dr Bewegungen fie nicht uns gluͤcklich made. Die Liebhaber des Wunderdaren hal: ten das Thier für eine Art von Dolypen, deffen Arme denn natürlich fo groß feyn muͤſſen, wie die hoͤchſten Maſtbaͤume. Der ſchlammige Unrath des Thiers, ſagt man, der das Meer umher faͤrbt, ſoll die Fiſche an ſich ziehn; und da alles Sonderbare ſich vereinigen muß, ſo ſoll der Kraken dann ſeinen Ruͤcken eroͤffnen und alle über ihm befindlichen Fiſche zu feiner Nahrung in ſich aufnehmen. — Sollte ader Diefer legte Saͤrkasmus des Valmont de Bomare nit beweifen, daß das ers wohnte Thier ein ſehr großer Polhp IT? — Mir dürs fen nur fiatt des Ruͤ en den Bauch annehmen, und Dies iſt, wie wir bis jest bei alien lederhaͤutigen Mollusken gefehn haben, allerdings der Fall, und in diefe weite Deffnung fünnen allerdings $ Fiſche hinein: fließen. Von allen Schriftſtellern über Diefe großen Thiere iſt Erich Pontoppidan wohl einer der allerwichtigſten. Ich will daher ſeine eignen Worte anführen Di Jetzt *) Nune venio ad vaftifimarn tofins telluris belluam, uam Kraken, vel Kraxen vocant, aut ur aliis piü- cet, Krabben, quad nomen intuitu sorporis in ipa- 2 — 228 koͤmmen mir ju dem größten Thiere unferes Erdbodens, Das man frafen, KRraren, aub Krabben (waäahr— fcheinfih von der rundlichen Form feines Körpers, der ciem orbis globati, plani, er brachiis inftructi, im- pofitum efle videtur Alii vocant Horven, See- horven, Ankertroll, Rreuzfifch Quotquot ego feriptores contului, d illuftrandam belluae hujus namram, nullum inveni, qui mihi fstisfecerit, . . « Omnes noftrates pilcatores uno confirmant ore, quod fi seftivis diebus ad pilicandum fcaphas confcendunt, et talem miaris altitudinem petunt, ubi ordinarie pro- funditatem So vel 100 Orgyarum habet, aliquando, demiffa bolide, profundiratem 30 vel 40 Orgyarum fe invenire, indeque concludere, belluam, undss inter-. pendulam, minorem hanc caufare profunditatem, momentumgue adeffe, ut, retibus laxatis, copiofam wultitudinem pifeium coneludant. Pilcatum interea sontinuant, demiflo per vices plumbo, quod fi cog- nofeunt profanditatem imminui, arbitrantur animal altius adfcendere, pifcaturae tempus expireffe, et fu- ga faluteın quaerendam effe, Quaqua verlum retro. actio fcaphis er inventa majori aquae profunditate, paululum requieseunt, videntque e longing:o, elapfis aliquot minutis, horrendum animal füper aquas in conlpectum prodire, fuoque dorio infulsın quafı for- ınare, tantae vaftitatis, ur millisris quadrantem, _mi- nimo, duntaxat notato calculo aequare videatur. Nul- lus ceteroquin mortalium totum hoc animal, quoad fuam formam et wmagnitudinem, unquam vidit. E longinquo incondita haec moles repraefentat feriem fco- pulorum alga obfitorum, hinc inde colles qusli er edi- ta loca ſunt, ubi pifces faliunt, donec lateraliter in ‚mare decidant. Ubi magis adfeendit bellua nitentes hami et brachia in confpectum prodeunt, quae altitu- dine mediocris mali eo magis craffefeunt, quo magis eminet bellua, ut fane maxima navis claffica fine peri- culo accedere non poflit, Aliquo tempore elapfo bel- lua iterum in fundum fe demittit, quo tempore peri- eulefiffima foret navium vel feaphatum sccellio, quia tantam demiflione fua format maris voraginem , quae, inftar gurgitis moskocenfis, quaevis vieina fecum rape- tet et attraheret, „ . . Cum itague monftrum hoc hor- 229 = alatt ift und lange Arme Bat), nennt. In einigen nordifhen Sprachen heift es auch Horven, See horven, Ankertroll und Kreuzfiſch. Ich ge ſtehe, daß mich keiner unter allen Scriftitellern über dies Thier gehörig befriedigt hat. — Unfre Fifcher aber fagen einftimmig, daß fie, wenn fie fich bei fehönen Eopminertagen mit ihren Schiffen etwas weit von der Küfte entfernen, fo daft fie eigentlich achtzig bis Hundert Klafter Tiefe vorfinden müßten, doch oft mit dem Senf: blei nur dreißig bis vierzig antreffen, woraus fie ſo— dann ſchl ſeßen, daß ein Seeungeheuer in der Mitte des Meers ſchwebe. Nun werfen fie fogleih) ihre Netze aus, weil fie fiher find, jest fehr iel zu fangen. Bon zeit zu Zeit aber laffen fie das Eenfblei fallen. Finden fie. weniger. Tiefe, fo fchbliefen fie daraus, daß das Thier emporfteige, daß fie alfo aufhören müffen zu fiſchen, und daß es Zeit ift, zu fliehen. Sie rudern aber bloß ein wenig weiter, Dis fie die gewöhnliche Tiefe finden. , Da fie hier außer Gefahr find, fo verz weiten fie fich meiftens, und fehn alsdann in der Regel ein ungeheuer großes Thier ſich über dem Waſſer empor: heben , deffen Rücken eine fo bedeutende Inſel darftellt, rendum commode ad genus polyporum, .. . referti paterit, videntur brachia deferipta antennae feu tenta- eula «fle, quibus non folum fe movet, fed er alimenta colligit. .. Non tamen negaverim inſignem fragran- tiam et vaporem, quem certo anni tempore ApIcnE Cu- jusque ope pifcium ımyriades congregat, non inGmam ſuae confervationis cauiam eſſe; vererani piſcatores ex experientia norunt, quod voitifima hakc beliva aliquot | megles replendo ventri impendat, uti toridem pro_di- gerendo et evacuando pabulo. Ultimo hoc rempore fuperficies maris tineca, turbida et putris invenitur, — snrandam undequaqué piſcium multitudinem ellici ad eſcam omnibus expeutam, quibus dein En tis microcolmus iterum adfeenderer et apertis furs fau- eihas sgregarum ſuam pabulum degluuret. Eric Pon- toppidan, Hit: nat. nor. Tom, Hl..ein. 8. 394. 230 daß fie eine Viertelmeife breit zu ſeyn ſcheint. — Mie aber hat jemand dies Thier ganz geſehn. Man weiß alſo noch nit, wie groß es ift, und wie es eigentlich geftaltet ift. In der Ferne ftellt die Maſſe einen Felſen— haufen vor, der mit Seegras bewachſen ift, auf welz chem ſich Hügel und Thaͤler befinden, in welchen Fiſche fo-fange umherfpeingen, bis fie etwa feitwärts ing Meer gelangen. Je nachdem die ganze Maſſe ſich er— hebt, zeigen fih einzelne Arme, die ſich immer all— maͤhlich vergroͤßern, ſo daß ſich zuletzt wohl ſelbſt ein großes Schiff nicht leicht hinan wagen duͤrfte. Wenn dieſer lebende Berg eine Zeitlang unbeweglich gelegen jo ſinkt er nach und nach wieder unter, Dieſer Zeitpunkt iſt fuͤr die Schiffe, die ſich ihm zu ſehr naͤhern, der allergefaͤhrlichſte; denn es entſtehen, indem das Thier vperſinkt, ungeheure Wirbel, deren Kreiſel alles Be: nachbarte mit ſich hinabreißen. — Dies ſcheußliche Ungeheuer kann mit Recht zu den Polypen gerechnet werden, denn fein» Arme find wohl die Fuͤhlhoͤrner oder Dande, womit es theils fih bewegt, theils aber auch alles fejt Hält, was ihm zum Raube dienen kann. Ä Es ift ferner unftreitig, daß dies Thier zu gewils: fen Zeiten im Jahre eine Art ven Feuchtigfeit oder Dunft ausftrömt, der die Fiſche anfocft, die das Thier verſchlingt. Die alten Fiſcher behaupten aus Erfahs tung, der Krafen brauche einige Monate, um feinen ungeheuren Bauch anzufüllen, und einige andere, um zu verbauen. In dieſer legtern Epoche finden fie dag Meer, ſchmutzig, gefärbt und ſchon von mweitem nad feinem Unrath ftinfend. Sonderbar iſt es, daß diefer Unrath wieder andere Fiſche anlodt, Die der Kraken dann abermals verſchlingt. Linne rechnete den Kraken unter * Nn— Mi⸗ krokosmus *) zu den Schalthieren (reftäce). Er nahm *) Linn. Faun, fuec. p. 386. Syſt. nat, edit. 6. p. 75, F \ / 231 feine Eriſtenz an, EN aber feine fteinichte und felſen⸗ artige Huͤlle fuͤr ſchalenartig. Wir ſtimmen alſo, ji den vielen Astaniffen als fer Schriftfteller über dieg Thier, mit Auguſt von Ber⸗ gen **x, darin überein, daß es das geöhte von allen auf dem ganzen Erdboden iſt, Daß es Arme hat, und daß non es auf feinen Sal zu den Echalthieren rechnen kann, daß es ferner einen fehr ſtarken Geruch verbrei— tet, und daß ſein Ruͤcken, wenn es auf der Oberflaͤche des Waſſers geſehn wird, bergfoͤrmig hervorragt, fr wie daß ſeine unteren Theile ſich nie ganz außerhalb des Waſſers zeigen, daß es im Winter wahrſcheinlich in den Ziefen des Meers ſich aufhält, im Sommer aber bisweilen empor kommt, dag es langſam und fenfrecht in die Höhe fteigt und gerade eben fo auch wieder hin: ab finft, indem es ſich * Willkuͤhr —— und leicht machen kann. Es iſt freilich natürlich, daß dergleichen ſcheuß— Alpe und allen unfern Borftellungen enigegen ſtezende Formen nicht leicht fuͤr wirklich exiſtirend angenommen werden koͤnnen, denn wenn man auch ſelbſt 10ER be: wegliche Inſeln vor fih fahe, fo wirde man fie doch für Borfpiegelungen- der Phantaſie zu halten geneigt ſeyn. Wahrſcheinlich ſchweigen deshalb die fpäteren Editionen des inne fo gänzlich vom Mikrokosmus und vom Kraken. Auch Banks feht in dem Katelog feiner trefflichen BibliotHef den Kraken unter die Fabelthiere. Aldrovandi erwähnt ihn ebenfalls nicht, ſo Biel Vorlie— be er auch fuͤr die Ungeheuer hat. Ambroſinus, der ihn fortſetzte, ſchwieg nicht minder, ungeachtet er in ſeinen Paralipomenis die ſeltſamſten Ungeheuer aus dem Olaus Magnus und aus den Seekarten zuſammen geleſen hatte; auch Jonſton ſagt Fein Wort von ihm. **) Carol, Auzufi a Bergen, ubi fupra, in Scholio, 232 Lange ftand ih an, feine Geſchichte zu fehreiben, und fohicte den Riefenpolyp voraus, um dadurd all: mählich bis zu ihm zu gelangen. Die Liebe zur Wahrz heit ift allein meine Fuͤhrerin geweſen. Möchte ih nur immer ihren enaen Pfad gefunden haben! — Ich freue mich indeß hier abermals das Zeugniß eines neuern Schriftſtellers F) anführen zu fünnen, der, wenn gleich mit großen Modifikationen, die Eriftenz des berüchtige ten Krafens, von dem die Seeleute fagen, daß er ein Schiff umwerfen koͤnne, annimmt. Es vereinigen fich in der That zu viele Kafta, um die Eriftenz diefes Thiers läugnen zu koͤnnen; exi— ftirt der Krafen aber, fo muß er ein Polyp und das größte Thier unfers Erdballs feyn. DL. A. G. Boſe. Hiftoire naturelle des Vers. Tom, ı. P. 36. 233 Anmerfungen und Zufäge, zum zweiten Theif. Be ERBE ER ©. 8. „ich geftehe aber, daß — — — — Augen: zeuge davon gewefen. Was Plinius und andre von der loligo fagen, und von manchen Neuern abaeläugnet wird, daß nämlich diefe Thiere weite Sprünge aus dem Waffer thun fünnen, iſt mir von den zuverläßigften Augenzeugen verfihert und genau befchrieben - worden. Gie füllen ſich naͤmlich voll Waffer, das fie dann mit großer Gewalt wie in einem Strahl durch die am Halfe befindliche Röhre von ſich fprigen und fi dadurch eine große Strecke weit über das Waſſer forttreiben koͤnnen, wobei fie ihre Arne weit ausgeftrecft halten. Blumenbachs se ver NG. ©. 14. Wie Montfort die Erfheinung, daf * iu: nehmender Größe der Eier des Kalmars auch ihr Gewicht zunimmt, unerflärbar finden kann, begreife ih nicht. Sch dachte, die Sache erklärte ſich von ſelbſt, und es wäre mehr zu verwundern, wenn das Gegentheil davon gefhähe. So wie das junge Thier im Cie wächft, muß es ja nothwendig auch ſchwerer werden. ©. 151ꝛc. folgt eine weitſchweifige Digreffion über - Erzeugung M. tritt auf die Seite derer, wels che den Urfprung aller Thiere aus Eiern ‚herleiten. Er hat alfo die wichtigen Einmwürfe gegen diefe Dys _ pothefe nicht gefannt, die Blumenbac in feiner Schrift uber den Bi — Goͤtting. 233 1789) aufftellts auch nicht daran gedacht, daß z. B der Armpolyp (Hydra) lebendige Junge wie Epr Ar fen aus feinem Körper treibt. | ©. 19. „Der hezuhmte ginne hatte den Ruhm, die Geſchlechter der Pflanzen zu entdecken.“ Schon vor —— ſich Millin sth N N, der gegen dad Ende des fiedzehnten Jahrhunderts lebte, uber den Geſchlechtsunterſchied der Gewächſe ſehr deutlich und.beftimmt, — Andere Schreiben diefe Entdeckung zweien Deutfchen, dem Joachim Jung und Kamerarius, zu, welde nachher Linne benugt habe, um fein Sexualſyſtem darauf zu bauen. | | S. 43. Daß dauernde Parietäten mit dem Namen Gattungen bezeichnet werden jollen, möchte ſchwer— ih von andern Naturforfchern gebilligt werden, Meines Wiffens macht man aus den. Hordischen Hun⸗ den auch nicht eine eigne Gattung, wie hier in der Anmerk. behauptet wird. S. 70. Das Geſchichtchen, welches fe lien von einem Polypen und Adler erzählt, ijt nach einem Epigramm des Antipater (Analect. Poet. gr. Brunki T Li. P- 120. n. 44.) vorgetragen, woraus fih auf deffen Werth ſchließen laͤßt. Ein ähnliches gab wiederum zu einem Epigramm des Antiphilus (Anal, Brunkü T. HM. p. 175. 8.23.) den Stoff her, Es Yautet fo: Ein Fifcher warf einen Polypen, den er eben gefangen hatte. an einen Strauch am Ufer, das mit er ihn von der Hand [08 würde. In dem Straus che lag ein Hafe verſteckt, den der Polyp unfchlang und fo feft hielt, daß der Fifcher ihn fangen konnte. Schneiders vermiſchte Abhandl. ic. ©. 18. S. 88. Daß die Scefühe lamantins) ehemals bis in die Wohnungen der Menfchen gefommen find, tft fiher eine Kabel, obgleich Montfort es niet dafür gelten laſſen wil. Schon ihr Körperbau, worin fie 235. > don denienigen robbenattigen Thieren, die dfters aufs Land schen, fehr abweichen, macht dies un: wahrſcheinlich, und die Beobachtungen aler Natur— forscher fegen 88 vollends aufer Zweifel, daß es nies mals geſchieht. Sie ſchwimmen zwar aus dem Mee— re in große Stroͤme, etliche hundert Meilen weit ins Fand, lieben auch feichte Stellen in der Nähe deſſel— ben, um ich von dem dafelbft wachfenden Grafe zu naͤhren; aber nie verlafien fie das KBaffer ganz, und formen aufs Trockne. Aus diefen Grunde darf men die Geefühe auch nicht einmal in der Laienſpra— che Amphibien nennen (wie ſich Montfort erfaubt) ; in der — des Syſtems giebt man bekannt— lich dieſen Namen ſelbſt den robbenartigen Thieren — welche eben ſo wohl auf dem Lande als im Waſſer leben koͤnnen. S. "89. Mag die drollige Geſchichte, die Aldrovandi ers, f zaͤhlt, wahr feyn, oder. nicht; unmöglich und une wahrſcheinlich ift fie gewiß nicht. Ich ſelbſt war einſt Augenzeuge, als das Kopfftück eines ſchon vor einer haiben Stunde zerſchnittenen Hechtes in den über dem Feuer ftehenden Keffel geworfen wurde, welches augenblicklich aus dem Keffel mit unglaublicher Kraft fih bis mitten in die Kuͤche ſchnellte. Ein andres Mal biß ein folder — ebenfalls geraume Zeit zu— vor zerftückelter — Fiſch der ihn unvorfihtig ans greifenden Köchin fo nachdruͤcklich in den Finger, daß * die Kinnladen gewaltſam aufgebrochen wer— den mußten, um ihn los zu machen. ©. 93. Was Hier von einem Fiſche erzäßft wird, den Die | Zifeher der Inſel Cuba zum Fiſchfange gebraus eben, und woraug Montfort, wie es mie fcheint, ſehr gezwungen einen Polypen macht, part meiner Meinung nah am natüclichften auf den in Indien noch heutiges Tages üblichen Fiſchfang mittelſt Des Saugefifches (Echeneis remors), Die Worte im Dr . 236 KU h ginal: habens caput grandiufeulum etin occipite pellem tenaciffimsm in ımodum magnae erumenae, find entfcheidend. Kein Sprach: und Sabfundiger wird in diefer Befchreibung, ob fie gleich eben nicht fehulgerecht ift, das Schild des Sau: gefifdes verfennen. Uebrigens kann es wohl feyn, dag man auch den Polypen zum Sifchfange abaerich- tet und gebraucht hat, denn ſchon Xriftoteles bes merkt, daß man die Männchen der Sepien mit Hülfe eines Meibchens zu fangen pfleate. S. 116. Wie die Cetaceen die furchtbaren Arme des Polypen (die nach Montf. den Maſtbaͤumen großer Schiffe gleihen) mit ihren Füßen (Gamb-s im Ori— ginal) abfneipen fünnen, tft ein wenig ſchwer zu be: greifen, da fie befanntlich Feine Haben. Selbſt die Zähne, welche bei einigen Gat'ungen gefunden wer— den, möchten dies nicht gut zu bewerfftelligen im Stande feyn. Weberhaupt verläßt Montfort von hier ‚an fehr oft das Feld der Erfahrungen, und fehmweift in dem Lande der Phantaſie und Kabeln umher. Was hat er z. B. für Erfahrungen oder Autoritäten für fih, wenn er ©. 118 und 119 behauptet, daß Meeraale, Muränen, Wallfifhe und andere Fiſche oder Cetaceen (fo fteht wirflih im Driginal; _follte man nicht glauben, Montfort rechne die Cetaceen zu den Fiſchen ) die angreifenden Feinde der Polypen find, die ihnen die Arme ausreiffen? Die fhlüpfrige Haut jener Seegefhöpfe ift ein ſchwacher Grund zu diefer Vermuthung. Warum nennt er nicht lieber den Meerwolf und die Haien, denen man ſolche Kämpfe und Siege eher zutrauen kann? — Weiter hin nimmt M. die oben erwähnte, einer Fabel nicht unaͤhnliche, Sage vom Adler und Polypen als aus⸗ gemachte Wahrheit an. S. 131. Dem Plinius und andern Alten waͤre ein fo —— Ausdrud von einem Thiere, quafi 237 totionis expers, wohl zu verzeihen; aber von einem Montfort erwartete man nicht, daß er dem Polnpen Verſtand (inteiligence) in einem hohen Grade zus fhreiben würde. Uebrigens finde ich die Stelle im N inius nicht im 29. Kap., fondern im 46, und auch da ganz anders als fie M. citirt hat. Sie lautet fo: Et cum alioqui brutum hebeatur animal, ut quod ad manum hominis adnatat, inre quodammedo familia-» ri callet. Omnia in domum comportat eie, ©. 132. Das Ohr der Dintenffhe, fagt Eupier, ift beinahe fo einfach, wie in den Krebfen; aber eg ift ganz in der Dicke des Ringfnorpeis verborgen, welcher. den großen Fuͤhlfaͤden oder Armen. diefer Thiere zur Baſe dient. Die Haut des Labyrinths iſt auch ein bfoßer Beutel von ovaler oder abgerunde: ter Form. In dem gemeinen Dintenfifehe (lep. ofh- cin,) hat dieſelbe nach innen mehrere koniſche Her: vorragungen, welche unregelmäßig geftellt find. Dies fe Hervorragungen fehlen in ven andern Gattungen. In dem Marke, welches fie ausfüllt, hängt ein klei— ner Körper, welcher in den eigentlich fogenannten Dintenfifeben von Fnöcherner, in dem Achtfuße ‚ aber von einer der Stärfe ähnlichen Subſtanz ift. -©. 138. Was mag doc) wohl Montfort unter einem civilifieten Thiere verfiehen, welches fich fo viele Fünftliche und idealiſche Genuͤſſe angefhaft zu haben fcheint, als es Empfindungen hat? Denn daß der legtere Sag ſich auch auf animel civilse bezieht, iſt aus der EConftruction ganz Flar, und daf animal eivilife nicht etwa den Menfchen bezeichnen foll, ſieht man aus der Abſonderung: et prineipalement Vhomme. ©. 141. Schon der Herr Ueberſ. hat unter dem Text angemerft, daß man in der Schweiz ebenfalls Schne- fen mäftet. Daſſelbe geſchieht aber auch im füdfis chen Deutfihland hie und da, 4. B. in der Gegend 238 | von Ulm, wo man jährli 12 bis 15600 Gulden aus dem Handel mit gemäfteten Schnecken loͤſet. S. weine Naturgeſchichte 4. Aufl. 1.3. ©. 715. 5, 153. Der fogenannte Rieſenpolyp ift Sepia oc- topodia Blumenbachii, wovon Diefer berühmte Ges lehrte auch fagt, dag er in manchen Gegenden, bes fonders in Oftindien und im Merifanifchen Meerbus fen, von ganz ungeheurer Größe gefunden werde, fo dat er Boote umreiffen fünne, und abgeriffene einzelne Arme von ihm, die man gemeffen habe, bei dreißig Ruß lang gewefen ſeyen. Vermuthlich grins det ſich dieſe Nachricht auf Pennants Autorität, der aber wiederum fih auf das Zeugniß eines Freun— des beruft, welcher ſich lange auf den indianifchen Inſeln sufgehaften Hatte, Nach deſſen Erzählung Haben die Meerpolnpen bisweilen zwei Klafter Breis te über das Centrum, und die Arme neun Slafter Fänge. Wenn die Indianer mit ihren Fleinen Fahr: zeugen ausgehen, fo führen fie alfezeit eine Art mit fih, damit das Thier feine Arme nicht über fie ſchlingen und fie verfenfen möge. Die Nachricht — fügt Brof. Schneider Hinzu — kommt von wei: tem; fie mag affo wohl unterwegs zugenommen — ben. Daß der Meerpolyp eine ug Größe erreichen, dab er mit feinen Yemen Kanots und andre ” fleine Sahrzeuge umreifen und Menſchen bezwingen fönne, wer wird das Täugnen? So erflärtfih auh Bose t&. 191) über diefen Gegenftand. Allein wenn die ungewöhnliche Groͤße durch ein beftimmtes Maß angegeben wird, und wenn man abentheuerfiche Erzählungen von der Rıiefenitärfe jenes Thieres Hört oder lieſet; fo fragt man billig: wer hat gemeffen 2 wer find die Erzähler und Zeugen?. Diefer Kor: derung der Kritik Hat Montfort Feinesweges Genüge gethan. Er, der. die alte Sage, daß der Polyp # feine eignen Arme verzehre, Telbir für eine Sabel er- Hart, 05 man fie gleıh mir mehr Autori— täten belegen fünnte, als die unfehlbars ten Thatfahen der Naturgeſchichteé für fih Haben (©. 114 — 115), nimmt die Wunder: gefchichten eines Trebius Niger, Sulgofus und Melian bona ide als ausgemacht wahr an, ohne auch nur Uebertreibung und Entftellung der Wahrheit zu ahnen. „Denn daß vielen Fabeln ein wahres Faktum zum Grunde liege, ift allgemein be: fannt. Ob Meontfort die aus dem Fateinifchen un: richtig überjegten Stellen, dergleichen ım der Folge vorkommen, nicht verftanden, oder feinem Zwecke gemäß falſch gedeutet bat, Taffe ich dahin geſtellt feyn. So viel foeint mir gewiß, daß Fein Unbe— fangener in mehrern der ceitirten Stellen einen Boln- pen Anden wird, wo Montfert ihn gleichſam hand: greiftich finder. Ein großes Gewicht legt er auf ein Ex vote zu ©. Malo (©. 1:63), welches die Eriftenz des Rieſen— polnpen bemeifen fell. Allein e8 giebt Gemälde alter und neuer Zeit, die anerkannt fabelhafte Thiere und- fabelhafte Begebenheiten als wahr vorftellen. Auch Zeichner Ticben das Wunderbare, wovon ©. 177 ein Beifpiel vorfommt. Zudem fehlt es der Bege— benheit, welche durch dag Ex voto bewahrheitet werden fol, an allen Erforderniffen einer glaubwuͤr— digen Geſchichte. Es ift nicht angegeben die Zeit, wann ſich das Übentheuer zutrug (ein wichtiger Um: ftand!), nicht der Name des Schiffs und feines Suhrers, oder des Befehlshabers. Man weiß ja, wie gern Seeleute mit außgeftandnen Gefahren prah— fer, wie voll fie den Mund nehmen, wenn fie davon ſprechen, und wie alles von ihnen ins Ungcheure übertrieben wird. Setze man alfo den Kall, daß ein großer Polyp feine Arme über den Bord Des Schiffe 240 geworfen habe, welches gar wohl feyn Fann, wenn dies Thier Die Uebermaͤcht des Menſchen noch nicht aus Erfahrung Fannte: fo läßt fich leicht denken, wie fehr fich das unwiſſende und abergläubifhe Schiffe: volk vor dem Anblick eines fo feltfam 'geftalteten Monftrums entfest, und wie daſſelbe, von Pfaffen verleitet, feine erfte Zuflucht zu Gebeten und Geluͤb— den genommen und dann erſt die Waffen ergriffen haben werde. Nun mußte freilich, um das Gelübde zu techtfertigen und fich deshalb von Verſtaͤndigen nicht Spott zuzujiehen,, die Gefahr vergrößert und das Monftrum fo ins Ungeheuere ausgedehnt werden, daß der Kampf zwiſchen ihm und funfzig bewaffneten Menfchen niet gar - zu. ungleich ſcheinen möchte. Sonderbar ift es, daß fie zur Gegenmwehr fih nicht der Kanonen,. oder auch nur des Fleinern Schießger wehrs bedienten, da fhon der Knall derfelben nach S. 204 die Meerungeheuer verjagen foll, welches auch nicht unwahrſcheinlich iſt. Oder trug fich die: Begebenheit vor Erfindung des Feuergewehrs zu? — Dann fönnte fie aber nicht zu den Faktis der neueften Zeiten ‚gezahlt werden, wie ausdrucdlich ©. 163 fteht. Auch Kauffahrer, befonders wenn - fie Sclavenhandel treiben, führen mwenigftens ein Paar Eleine Kanonen, die, nurein Malauf den Kopf des Unthiers mit Sicherheit abgefeuert, dem Streite gleich ein Ende gemacht haben würden. Kurz, die Geſchichte, fo wie fie hier erzählt ift, hat wenig innere Wahrſcheinlichkeit. > Die ©. 167 erzaͤhlte Begebenheit erhaͤlt dur | Nennung des Namens eined Augenzeugen mehr Glaubwürdigkeit. Nur ift noch immer die Frage, ob Magnus Dens fih nicht auch einige Ueber: treibung habe zu Schulden fommen laſſen; oder od nicht Montfort aus Vorliebe für feine Sache die Er- sählung nash feiner Art verfcpönert und mit Zufägen . aus 241 aus feiner Phantafie ausgefhmüct Hat, um fie für den Geſchmack der Leſer pifanter zu. machen. - Die Naturgeſchichte iſt fo vielfältig durch Fabeln und Uebertreibung des Wahren entftellt worden, daß man nicht vorfichtig genug bei Unterfucbung ange: gebner Thatfachen verfahren Fann. Zwar gehöre ich Feinesweges zu den halsftarrigen Ungläubigen, die aus Furt, leichtgläubig zu fcheinen, Fakta, welche durch unvermwerflihe Zeugniffe beftätigt find, noch immer bezweifeln oder läugnen; aber ich verlange auch unverwerfliche Zeugniffe, wenn ich etivas glauben fol, das mir bisher unglaublich fchien. Wo Montfort aus eigner Erfahrung fpridt, da fege ih Fein Miftrauen in feinen Beriht — der Haupt fahe nah — wenn mir auch bei Nebenumftänden ein. Zweifel aufftoßen follte. So wird z.B. (©. 70 bis 78) ein Polyp, deffen Körper etwa fo groß ift, wie ein Kuͤrbiß, und anderthalb Fuß mißt, nicht nur Herr über eine ftarf gebauete irländifche Dogge, fon: dern er fehleppt fie auch, feiner vielen Wunden un— geachtet, mit fich in eine Kelfenhöhle. Dies gefchieht niche im Waller, fondern auf feitem Boden, und man fieht alfo nicht recht ein, wie das möglich ge: ‚wefen feyn kann, da der Polyp auf dem Lande fich nur mit Hülfe feiner Arme fortbeweat (©. 82), die er hier um den Hund gefchlungen hatte; es müßte denn ſeyn, daß er Dicht vor der Höhle gefeflen hätte, welches aber in der Erzählung nicht bemerkt ift. In— deflen glaube ich, wie gefagt, ihm felbft al8 Augen: zeugen; wenn er hingegen Andern nacerzählt, fo bin ich etwas mißtrauifch. Bei dem affen verdient Montfort Dank, daß er felbft fabelhaft fheinende — alte und neue — Nach— tichten über diefen Gegenftand mühfam zufammen- gefucht Hat. Pielleiht, daß die Zeit feine Vermu— thungen über das Daſeyn folder Ungeheuer ‚recht: Naturgeſch. 2. Th. t 2: Br Ser — | 242 fertigt, fo wie fie ſchon Manches, mas fonft für uns möglich gehalten wurde, der jegigen Welt als wirklich gezeigt hat, z⸗. den Steinregen. Ich enthalte mich, über die nächftfolgenden Stellen . aus Plinius, Diaus Magnus 2c. Bemerkungen zu mas Sen, da vorzuͤglich ın Kückficht des legtern Schrift⸗ ſtellers jedem Leſer von ſelbſt einleuchtet, wie wenig ſeine Beſchreibungen auf den Polypen paſſen, und auch Montfort dies zum Theil geſteht (S. 179.). Doch kann ich nicht übergehen, daß nah ©. 184. es ſcheint, als ob Plinius das Fugelartige Zufammentollen der Taus er im Allgemeinen als ein ſicheres Mittel gegen den Angriff des Haififches empfehle, welches aber falfch iſt. Die Stelle finder ſich auch nieht im 29., fondern im 70. Kap., wo Plin. fagt: Ac faepe iam fuhducti (urinatores a focıis) e manibus auferuntur, fi non trahen- tium opem, conglobato corpore in pilae modum, ipfi adjuvere. Die Rede ift alfo nur vom Zufammenfugeln des Körpers beim Herausziehen aus dem Wafler. Wir wiffen auch, daß der Rachen des Haififches groß ges nug ift, um einen zufammengeroliten Menſchen mit ei⸗ nem Male zu verſchlingen. ©. 186. Hier legt Montfort einen Beweis ab, daß er der lateiniſchen Sprade nicht fonderlih mächtig ift. Vielleicht wollte er aber auch die Hyperbel des DI. Magn., daß der Polyp fogar von — — nicht verwun⸗ det werde, verſtecken 8. 192. Die Wallfiſche, welche fo. ——— Polypenar⸗ me abbeiſſen und verſchlucken ſollen, koͤnnen unmoͤglich die eigentlichen ſogenannten groͤnlaͤndiſchen Wallfiſche . (Bal. myſticet.) ſeyn, deren Schlund viel zu eng dazu iſt. Auch der Nordfaper (Bal. mufeulus Linn,) fann es nicht feyn, denn obgleich fein Raben groß genug iſt, fo wird doch der Eingang des Schlundes durch ein Paar große Fleiſchklumpen an der Wurzel,der Zunge fo verengt, daß nur Fleine Fiſche, Seekraͤuter und dergl. in den Magen kommen koͤnnen. Es bleibt alſo nur der Cachelot (Phyferer macroceph.) übtig, der auch ziem⸗ lich große Haifiſche verſchlingt S. 201 Verſchlungen, naͤmlich vom Waſſer; aber auch dies ſcheint uͤbertrieben, wenn große Kriegesſchiffe mit darunter verſtanden werden. Die folgenden Bei⸗ ſpiele aus der alten und neueſten Zeit vom — / 2 243 Aufhalten oder Berfinfen der Schiffe, welches Riefens polypen zugefchrieben wird, bedürfen noch einer ftrens gen hiſtoriſchen Kritif, vorzüglich das feltfame Aben- theuer mit den zehn franzöfifchen (nach der Verſiche⸗ zung eines glaubwürdigen Mannes, der fich dieſes Vor⸗ - falls noch wohl erinnert, wurden auffer der Bille de Paris nur zwei Fleinere franzoͤſiſche Schiffe — nicht Kriegesſchiffe — erobert) und englichen Kriegsfchiffen (S. 205 biß 207), Es ıft mie unbegreiflih, daß eine Erſcheinung, die, wenn fie fid ganz fo zugetragen hat, wie hier erzählt wird, merfwürdig genug ift, ob fie gleich auch noch aus andern Urſachen, als die M. angiebt, erklaͤrt werden fünnte — in unfern Tagen nicht mehr Aufſehen erregt haben und öffentlich zur Sprache ge kommen feyn follte, welches aber meines Wiſſens nicht geſchehen if. Wo hat der Ritter Inglefields dies fe Thatfache befannt gemacht? Und warum führt M. das ſchriftliche Dofument nit namentlib an? Die Engländer find doch fonft bei Unterfnchung folcher wichtigen Borfälle forgfältig, und pflegen mündliche Ausfagen vor Gericht zu prüfen und die Wahrheit nach Befinden zu atteftiren. | Sodann findet fich hier ein Widerfpruch. Montfort ſagt an mehr als einer Stelle, daß der Knall der Ras nonen das wirffamfte Mittel fei, Polypen und andere Seethiere plöglich zu verfheuchen. Wie Fam es nun, daß fie fih nicht verjagen ließen, als die Ville de Paris Nochfhüffe that (5: 206)? — Wenn M. bei diefer Gelegenheit bemerft, daß der Schall im Waffer ſich ftärfer fortpflanze, als in der Luft, fo Hat er Recht. Menn er aber daraus fließt, daß der Knall der Ras nonen, die über dem Waſſer abgefeuert werden, die Bewohner des Waſſers heftiger afficiren müffe, als die auſſer dem Waſſer eriftirenden Gefchöpfe, fo wider— fpricht ihm die Erfahrung. Jeder Schall, der aufjer dem Wafler entfteht, wird im Waſſer ſchwaͤcher ges hört, als über demfelben. “Einen andern wichtigen und unbeantwortlichen Einwurf gegen feine Hypothefe gefteht M. felbft ©. 208 und 209 | S. 207. Ein neuer Beweis, wie ſehr Montfort Uchers treibungen fließt, und mie er Zahlen und Gröfen ing Ungeheure vermehrt. Die ganze Inſel Formofa hat no feine halbe Milton Einwohner, und M. laͤßt Hier 244 duch einen Typhon 8 Millionen, ſchreibe acht Mils lionen, Menſchen auf ein Mal umkommens Iſt dies Unfunde in den geographifgen Wiſſenſchaften, oder Gasconnade? S 210. ill’engloutit, er verſenkt es. Die Moͤglichkeit iſt nicht zu läugnen; es kommt nur darauf an, daß die Wirklichkeit duch fihere Erfahrungen beftätigt wırd. Daſſelbe gilt auch von dem Aufhalten der Schiffe, wel⸗ ches freilich durch einen Rıefenpolypen eher geſchehen kann, als durch den Saugefifh S 216. Der Feigenbaum deſſen Plinius erwähnt, iſt entweder Ficus ſyeomorus (Maulbeer⸗-Feigenbaum), von dem auch neuere Keifebefchreiber berichten, daß fein . Stamm zuweilen funfzig Zuß im Durchmeſſer habe; oder Ficus indica, der zu ben. fogenannten Wurzelbäus men (Rhizophora) gehört. Die Größe des chineſiſchen Baums in der Provinz Ehefion ift gewiß übertrieben. Mas endlich die von 9.218 an behauptete Eriftenz des Krafen betrifft, fo gründet fich dıefelbe bis jegt bloß auf gemeine Schifferfagen, und kann durchaus noch nicht als ausgemacht angenommen werden. Liefet man die von M. angeführten Schriftfteller, fo berufen fie ſich zulegt immer auf die Seeleute, welde eın folz ches Thier gefehen Haben wollen. Wie leicht diefe aber zu täufchen und wie wenig fie geſchickt find, unbefan⸗ gen zu beobachten, ift befannt. So lange alfo das Dafeyn des Kraken no nicht beffer documentirt ift , fo lange wird er zum mindeften unter die zweifelhaften, wenn auch nicht unter die fabelhaften Geſchoͤpfe gerech⸗ net —“ muͤſſen. Der: Ber eı ne Dali AH, Er INC} — Anni san neh = - re 4 " a x 2. 4 V FE / —n => N HB — \ ı ine N / N N v > N 5 III N Q \ \ — | - ZI AN Mo' — 0 3 UM \ N) ) /H MM h) 77, / | // J t 11 = l [EEE G j N WIRFT — N; II } —— —99— \\\ | \ N N ‘N IN INN ; = ı u N | \ HIN \ \ \ — — a Aut un ER Alamaswsnesd Calmar. | PN ——7 Aokrengang A ln. / € — Nee. x Bm ie a as — — * — — * DEE Bag a lin. > —— Far rt — ee “ j ET ET, — —— VER Eee RETTEN RETTEN TEE ea N a su enge Kerr — — ku ar ee er In > \) Din J — — J J \)) \ 9 N MM N, (7% 4 Y, 2 7 er N ) 2 = NS N D, MD, » N \ »\ N ) \ ) GB [X —9— DISS yj N Ss 7 7 ul) 2 ) m, JM; ——7 — — 7 N: 9 M 94 — INN \ —V D } een), fs — — —60 uU Der Ar Clsnidt S} Ger des lalnz ES, — — > Me — = - — Rn ana 1 x ü * 77779 — — [ . — Hess '£ ⸗ — 74 — —— — — DEE Eee > Fi; — Wr E N — 7 NN we * — PER ER LEE ne oe —— ger — fi De. 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N | Ya G 7: l Mr BI: dla ven _D 20 Klagesche eier : RE, ur den ( - —8 — ee a ve a aan ——,—— u pre — * N ER ee he Me BURN m - l A ae v a Sr * * —8* — ,———— —— — — — — — — — ——— ————————— ‚ran r a N — er ae De re y : ee — — RPELET EB, IX 20. e CL IR een ser len ar EYES —— ——— Lt — — — — — — —— — ee — — — —— — —— ————— Ente - —— — — — — | * — a u ts 1 nr, a a RN j * * 2 — ERS A a TR RE Kt 4 y \ Nr NEN 8 J NL W ER ® —— Pen ' ; — x ß n X * r x — —* — #7 he 4 DR Ay: \ ‚ REN ASS — * 2 — J — — — — —2 — — me pain — n ⸗ — — 20° IR BE = as = 2 ut I N "ll | ll | I b \ | — N | il | Ih N \) Al UML |} RN uf le ulll\ N 90 u at 7 — — «| uf — — =? EL ya — A = — INA IN \ | \ 9 —VVR — Dry: ’ — Fehr B7 ch 127, le Op: SWL Belsor. on y “ 24a ——— ———— — ——— —— — ·— — RR. 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Mit einigen Anmerkungen, Erlaͤuterungen und Zuſaͤtzen herausgegeben von C. Ph. Funke, Witte und Müller ’ ESTLIT IT ETZIITT EI SIESTZEESI III IE EEE ET EE TER α Dritter Bon. Mit vielen Kupferm — —— —— — — — ————ñ——— | Hamburg und Altona, bei Gottfried Vollmer. 1 8 0 8. _ 2 Lecleres von Buffon Naturgeſchichte Fortgeſetzt“ von einer Geſellſchaft von Gelehrten | und | berausgegeben von Sonninmi. Mit aus dem Franzoͤſiſchen uͤberſetzte Anmerkungen, Erläuterungen und Zuſaͤtzen vermehrt von C. 2b Funke, Witte und Muͤller. | Dritter Band, Mit vielen Kupferm Hamburg und Altona, bei Gottfried Bollmen ı80%8 ISDELTED.e, De Aufſchluͤße, welche Montforts in dieſem Bande uͤber die Argonauten insbeſondere liefert, ſind dem Freunde der Natur und den Naturfor⸗ ſchern ſicher ein willfommenes Geſchenk. Eine Ueberſetzung im ſtrengſten Sinne des Worts, ſollte dieſe Bearbeitung des franzoͤſiſchen Textes nicht ſeyn. Das Original enthält Weitſchwei⸗ figkeiten, die unbeſchadet der guten Sache des Ganzen, fuͤglich ausgeſchieden werden konnten. Es ſind dadurch fuͤr die Verſtaͤndlichkeit keine Luͤcken entſtanden und von dem Wiſſenswuͤrdigſten iſt dem Leſer nichts verloren gegangen. Sollten ſich in dieſe Ueberſetzung Druckfehler einſchleichen, wodurch der Sinn etwa entſtellt u. ſ. w. wuͤrde; ‚fo trägt der Ueberſetzer Feinesiwegs darin Die Schuld, da er vom Drucforte entfernt lebt. Möchte man bey der Beurtheilung diefer Ueber: fegung der Gerechtigkeit und Wahrheit treu blei- ben, die einfichtsvollen, billigdenfenden Recen— fenten ftets zu Fübrerinnen dienen. Den 26. Aprill, 1808 Inhaltsverzeichniß des dritten Bandes, Der gefräufelte Polyp, Die Nüdfeite. Tafel XXVI. Es giebt ein Individuum, im Weingeift aufbe— wahrt, unter den Polypen in den Sälen des Mufeums der Naturalien, Befchreibung diefes Polypen. Er rührt aus der Sammlung des Prinzen von - Dranien her. - Er ift dem Publifo ſchon durch Kölreutern be: kannt gemacht worden, Gefraͤßigkeit von diefem Polypen, en die Sit ten. allee Mollusken diefer Art Hat. Der gekräufelte Polyp geöfnet und von vorn gefehn, Tafel XXVIII. Er hat wenigſtens eine Weite von vier Fuß. Die Geſchichte der Seethiere iſt noch nicht hin⸗ reichend bekannt. Der Schnabel des gekraͤuſelten Polypen, hat die Geſtalt, wie der Birk ber andern Po: Inpen, Seite ı =) 10 10 Er ift in dem griechifchen Meere einheimifh. Seite 14 Erklärung der XXVIL und XXVIII. Zafel, Der Eörnigte, runzlichte Polyp. Figur des Förnigten Polypen, von der Vorder⸗ und Hinterſeite. Tafel XXIX. Seine Beſchreibung. Ob er gleich einen kleinen Wuchs hat, ſo iſt er wegen ſeiner naheſtehender Schroͤpfkoͤpfe doch furchtbar. Er iſt, wie alle Mollusken, ein verwuͤſtendes Thier. Seba und die Encyklopedie, haben ſchlechte Fi— guren von den Polypen geliefert. Erklaͤrung der XXIX Tafel, Der amerikanifche Polyp XXX. Tafel. Befchreibung von diefem Mollusk. Baders gute Befchreibung von diefem Polypen. Die Blafe eines diefer Polypen, der wahrfcheins lich ein Männchen war. | Er ift der erſte Polyp, deßen Arme an ihrer Baſis durch Eeine Haut verbunden find. Erklärung der XX. Zafel, Tafel XXXI. Der Polyp von Aldrovandi XXXII. Tafel. Dieſer Polyp iſt von der Inſel Elba her. 15 16 17 17 18 19 19 21 21 22 25 24 25 28 29 30 32 +. Seine Befchreibung. | Seite 32 Erklärung dee XXXIL Tafel. Der gelodte Polyp. XXXIII. Tafel, Seine Befhreibung. Erklärung der XXXIIL Tafel, Der Muskuspolyp. XXXIV. Tafel. Er hat einen ihm eigenthuͤmlichen Moſchus- geruch. Seine Beſchreibung Lamark hat ihm dem Publiko bekannt gemacht. Er iſt von Marechal geſtochen. Die Alten aßen ihn. Getrocknet diente er zum Raͤuchermittel. Erklaͤrung der XXIV. Tafel. Der mit Klauen verſehene Dat Befchreibung befelben, Maolina iſt der einzige, der ihn befannt ge⸗ macht hat. ——— Lederhaͤutige, ſchaligte Mollusken. Argonauten. Ihre Fennzeichen Der Papternautitns mie — J Segeln. Tafel XXXV. Die Neuern glaubten das Daſeyn von diefem Mollusk nicht. 36 Ariſtoteles Eannte es. Ur site 69 Er beſchreibt die Art und Weiſe, wie es ſchwimmt. Mutianus, den Plinius anfuͤhrt, hatte dieſes Mollusk ſegelnd im Kanal von Conſtantino⸗ pel geſehn. | Beſchreibung des Argonauten von Plinius, Oppians Schilderung des Argonauten in Verſen. Athenaͤus will ihn (den nahe nit mit den gewöhnlichen Polypen verwechfelt wiffen. Nah dem Ariſtoteles, befchreibt Aelian von allen alten Schriftſtellern Am Urgonauten ‘aufs beite. Belon fehrieb unter den Neuern zuerft über die: fen Gegenſtand. Nondelet und Geßner folgten ihm nad, Es iſt ‚unrichtig, wie Geßner fchreibt, dag man den Argonauten auch an den englifchen Kuͤſten finde, | ” Aldeovandis Unterfuchungen Hk den Argonau— ten find faft alle critifch ober blos lite⸗ rariſch. Joſton copirte die fehlerhafte Figur des Argo⸗ nauten von Aldrovandi. Rumphius theilt uns die Gefchichte des Argo- nauten mit, den er auf Amboina öfter ſah. Selbſt an den Kuͤſten von Amboina findet man ben — ſelten. 70 72 3 18 7? 78 80 82 83 85 84 Die Argonautenmuſcheln find in Indien theuer, ae 38 Bisweilen werden bie Argonauten die Beute der Raubvoͤgel. Zweyte Beſchreibung von dieſem Mollusk, durch Rumphius. Die Liſt des — um den Nachſtellun⸗ gen der Fiſcher zu entgehen. Er ſpritzt Waſſer auf ſeine Feinde. Ein niedliches Medaillon, das den Argonauten vorſtellt, mit dem das Meat vom Rum: phius auf der erflen Seite geziert iſt. Gualtieri verwandelte die Nahmen Papiernau-: tilus und Argonaute und nannte ihn Gondel. Liſter hat Aldrovandis Argonauten copirt. De Born haͤlt das Thier des Argonauten fuͤr ein beſonderes Mollusk. Beuiguieres glaubte auch, daß der Bewohner dieſer Muſchel ihr wahrer Eigenthuͤmer waͤre. Lamark war nicht ſeiner Meinung. Faſt unuͤberwindliche Schwierigkeiten, ſich des Argonauten zu bemaͤchtigen. In dem Muſeum der Naturgeſchichte zu Paris findet man zwey Argonauten. | Befchreibung, wie der Argonaute fhifft. Lie der Argonaute feine Mufchel untertaudht, Es iſt wahrſcheinlich, daß dieſes Mollusk eine Portion Luft in ſich verbergen kann, wie es auch andere Seebewohner thun. * 90 91 101 102 104 106 106 106 107 Befchreibung des Argonauten des mitteländifchen Meers. Seite 108 Die Haͤute der beyden Arme, die dem Mollusk zum Segeln dienen. Die innere Bildung der Argonauten iſt der der Polypen noch aͤhnlicher, als die aͤuſſere Geſtalt. Der Argonaute des mittellaͤndiſchen Meers, der zu Grunde geht. Tafel XXVI. Eyer, die das Weibchen in der leeren Stellung des- Hintertheild der Mufchel verbirgt. Bermöge einer Falkartigen Ausdünftung der Häus te an den beyden Armen, werden bie Mu: fheln gebildet. Die Urfahe, warum einige Streifen, andere Waͤrzchen haben, Bildung der Waͤrzchen des Kiels. Der Körper des Argonauten ſchwitzt Eeine kalkar⸗ tige Materie aus, Biele fhalige Mollusken hängen mit ihren Mus [bein nit zufammen, Wie die andern Schalthiere, iſt der Argonaute mit feiner Mufchel verfehn, eh er aus dem En koͤmmt. Wie das Gehäufe des Argonauten nah und nad) waͤchſt. Dies Mollusk vermeidet die Tiefen, wo Felſen ſind. * Die Meere, wo man dieſes Mollusk antrift. Beſchreibung der Muſchel des Argonauten. Sitten des Argonauten. 110 112 115 123 125 126 129 129 129 131 Die Arme wahfen wieder, wenn er fie dur einen Zufall verloren hat. Seite 133 George Shaw bat in England den Irgonauten dem Publikum befannt gemadt. Bey den Alten war der Argonaute heilig, Erklärung der fünf und dreyßigſten Kupfertafel, die den Papiernautilus fegelnd vorftellt, Erklärung der ſechs und dreyßigſten Kupfertafel, wo fi der Argonaute in die Tiefe fLürzt, Der Reigbrey. Sieben und dreygigfte Tafel, Befhreibung von diefem Molust, Bon der Borderfeite, auf der acht und drengig- fien Kupfertafel vorgeſtellt. -Die Mufchel diefes Argonauten. XXXIX. Tafel. Die Urfache der Körner auf der Mufchel, Die Alten haben den Argenauten nit gekannt, Man glaubte, fie kaͤme aus den indifhen Meeren, Seba machte die fhönfte von diefen Mufcheln be: fannt, die wir kennen. Regenfuß fpriht von diefer Mufchel nicht. Es iſt fehr wahrfheinlih, daß fie aus den afti- Eanifhen Meeren koͤmmt. Erklärung der XXXVII, XXXVIII und XXXIX. Kupfertafel, Der geohrte Argonaute. Der Argonaute mit unterbrochenen Furchen. Tafel XL, 134 137 139 140 141 145 Beſchreibung diefes Argonauten, Seite 156 Kann der Argonaute nad Belieben feine Mufchel verlaffen und fich eine andere baun? 160 Erklärung der XL, Kupfertafel, Der Argonaute mit unterbrochenen Furchen. 162 Das Löfchpapier. | r | — Seine Beſchreibung. | 167 Das Daterland des Loͤſchpapiers. 167 Der verfrüppelte Argonaute. 168 Seine Beſchreibung. 169 Der zunehmende Argonaute. | 171 Seine Beſchreibung. | | 471 Die Waſſerſchaufel. 172 Der Argonaute von Rimini, 175 Die verfteinerten Argonauten find felten. | 176 Der faltige Nrgonautite. Tafel XLL Figur x, 179 Der geſtirnte Argonautite. 3 282 Der gekielte Urgonautite, | 182 Der glatte Argonautite. 185 Erklaͤrung der XLI. Tafel. 183 Art — — —— FEN N Denys Montfortz allgemeine und befondre re Naturgefdichte der Weihwürmer (Mollusques), Thiere ohne Ruͤck— grad, mit weiffem Blut. Als Fortſetzung der Naturgeſchichte von — Fortſetzung der Geſchichte der Polypen. Der gekraͤuſelte Polyp. *) Le Poulpe fraise, N. Geſchichte der Niefenpolypen, führte uns bis zum Schlufe des zweyten Bandes. ch befchreibe diefe befannten Körpermaffen weiter nicht und kehre nun zu .*) Poulpe granuleux, octopus granulatus. Octo- pus corpore tuberculis sparsis granulato, coty- ledonibus crebris biserialibus, Lamark, Mem.- de la soc. d’histoire nat. de Paris an 7. p. 20. 'Polypus marinus, seu octopus Karakatiza Theoph. Koelreuter, nov. Comm. acad, Petropol, „tom VI. Pag. 321. BAUEN. XI, A 2 weniger auffallenden und ſich mehr allen andern We— fen nahenden Geſtalten zuruͤck, mit denen uns bie Natur umringte, Treu dem Gange, den fie uns felbft vorgezeichnet zu haben fiheint, ftelle ich immer die groͤß— ten Thiere derfelben Arten in den Mittelpunkt der Maſſen, bie das Ganze dieſer Geſchlechter bilden; die, an denen fie den ganzen Reichthum einer Orgas nifation entwickeln zu wollen fihien, zu deren höchfter Vollkommenheit dieſe Natur nur Schrittweife und durch die unmerfliche Vermehrung Aufferer Theile gelangt, um dann durch eben fo auf einander folgende Abftu: fungen zu Gefihöpfen von andern Arten und Gefchlech- tern uͤberzugehen, in deren Mitte fie ihre Schattiruns gen von neuem abandert und durch andere Mittel und eine neue Macht, ihre UnermeßlichFeit und Zälfe zeigt: Noch muß ich einige Polypen befchreiben. Es fcheint, daß Feiner von Ddiefen tene ungeheure, riefen: artige Größe erlangt, die wir nicht ohne das größte Staunen wahrnehmen Fonnten, und die man bezweis feln müßte, wenn ihre Wirklichkeit ietzt nicht genug: fam erwiefen wäre, Wenn die Polypen, von denen ich ießt reden will, nach vielen Fahren und der längs fien Lebensdauer, zu einer noch beträchtlichern Größe kommen, fo entfernen fie fih doch nie, wie der Ries fenpolyp und der Kraken, von den Grenzen, Die. nur fie allein auf der Erde in der thierifchen Schöp- fung bis teßt zu überjchreiten fcheinen. Der gefräufelte Polyp, iſt vielleicht einer der auffallendften von allen feinen Geſchlechtsverwandten; fein Schlanker Gliederbau, die Kleinheit feines Körpers, verglichen mit Der Ausdehnung des Häutchens, das die Arme am Leibe mit einander verbindet und wenigftens zweymal länger, als der Körper, iſt; feine verläns gerten Arme, die aufferordentlich biegfam, gefrümt 5 find und ſich ducch ein fehr bemerfbares Gewebe nach ihrer ganzen Länge fortfeßen und mehr als diefes noch, die lederartigen, muskuloͤſen, auffergewöhnlichen An: hänge auf dem Rüden und um die Augen: kurz, alle dieſe Merkzeichen zufammengenommen, machen den ge: kraͤuſelten Polyp zu einer befondern Art, Die, wenn man fie näher unterfucht, mit feinem andern Thiere feines Gefchlechts mehr verwechfelt werden Fann. Der, den ic) gezeichnet habe und den ich dem Auge des Le— fers unter zwey verfchiedenen Gefichtspunften darftelfe, befindet fich in ber koͤſtlichen Sammlung der Gegen: ftände der Näturgefchichte, die die Galerien des bota— nifchen Gartens zu Paris enthalten. Schon Lamarf fiellt ihn als eine befondere Art auf; *) allein aus +) Diefer Polyp bat fo viel Aehnlichkeit mit dem vor hergehenden, (dem gemeinen Polyp) daß er vielleicht nur eine Varietaͤt defelben ift. Doch fcheint es, daß er nicht fo groß wird; und da feine Haut ſchagrai— nirt oder Eornigt ijt, fo ift diefe Eigenthümtichkeit, wenn fie fich nicht verliert, völlig hinreichend, um den Eörnigten (gefräufelten) Polyp, von dem ges meinen Polyp zu unterfcheiden . -Die bey den Individua dieſes Polypen, die ich in der Sammlung des Muſeums beobachtet habe, find weit größer, als der Sepia rugosa (runzligte Dintenfifh) von Dofe; dennoch feinen fie zu derfelben Art zu gehören; denn ihte Sliederbildung ift fast diefelbe, wie die’ des runz— ligten Dintenfifches. Diefer Dintenfifh von Bofe, ftatt eigentlich wunzlicht zu feyn, wie ihn fein eigen— thämlicher Nahme fhilbert, hat nur, wie mein ges kraͤuſelter Polyp, einen fehagrainirten, mit Körnern oder MWärzchen, bededten Körper. Davon kann man fich felbft überzeugen, wenn man die Figuren und die Befchreibung, die Bofe von diefem Weiche wurm (Mollusque ) Liefert, näher prüft: Die Yo 4 _ der. Anzeige, die er davon giebt, fieht man, daß er ihn nur Aufjerft flüchtig beobachtete; er verfiel in Srr- thümer, die aufzubellen, uns die Wahrheitsliebe allein verbindet, Diefem berühmten Weifen, ich wie: derhole es nochmals, verdanfe ich alles, er überläßt meiner Dispofition, die meinen Beobachtungen unter: worfenen Gegenſtaͤnde; dieſe Gefälligfeit allein giebt mir die Erlaubniß, dem, mas er gefchrieben, noch etwas hinzuzufügen, und mit einigen neuen Factis die zu vermehren, die er öffentlich befannt gemacht hat. Eben daher darf ich mir’s verzeihn, wenn ich nicht beftändig feiner Meinung bin, licht allein die Arme des gefräufelten Polypen ſind unendlich laͤnger und aufgefaͤſelter, als die iedes andern Polypen, auch ſein Koͤrper und ſein Kopf iſt noch mit muskuloͤſen und ſehr merklichen fleiſchigten Anhängen bewaflnet: auf feinem Ruͤcken nimt man drey Verlängerungen wahr, die triangelförmig ftehn, wovon die eine aufwärts fieigt, die andern nad) den Aehnlichkeit der Saugegefäge beweißt nichts. Die Saugegefäße ſtehn bey dem gemeinen Polyy etwas näher. Boſc fagt, daß fein runzlichter Dintenfifch aus den benachbarten Meeren von Senegal her— koͤmmt und vermuthet, daß bied die rothe, mohl: icchende Art fey, von der die Chinefen die cine: ſiſche Dinte erhalten. (Lamark, Mem. de la so- ciete d’hist. nat. de Paris pag. 20.) Wir bemer- ten bier, dag Lamark auf derfeiben Seite, feinen Förnigten Polppen wie Boſc, Sepia rugosa, nennt (Act. soc. hist. nat. pag. 24, planch. V. Fig. ı. et 2. )5 allein wie wollen beweifen, daß der Polyp, den wir befchreiben, der derfelbb ift, von dem Fa: mark ſpricht, nicht der rothe Dintenfifch von Bofe ſey, ſondern eine offenbar verſchiedene Art aus⸗ macht. 5 - Seiten hinfallen; den Gebrauh, melden das Thier davon macht, Fenne ic) nicht; aber alle Beobachtun— gen, die ich anftellen Eonnte, haben mich Feine Näpf- chen entdecken laßen, noch etwıd, was Aehnlichkeit mit den Schröpfföpfen hat, oder auch nur an ihre Geftalt erinnert, Diefe fleiſchichten, ein wenig plat— ten Berlängerungen, die, wo fie auslaufen, dick find, endigen fih in eine Spige und fiheinen ſich zufam: menzuziehn und ausftrecfen zu Fonnen;z man fann glauben, daß fie Hülfsglieder find, eine Art von Ars me, die, indem fie fi) mit den acht Armen, die den. Charakter der Polypen ausmachen, verbinden, die Mittel des Hafhens vermehren, deren fich die Mol: lusfen bedienen, um fich ihrer Beute zu bemächtigen. Dieſe drey musfulöfen Erhabenheiten, die bey dem Individuum, was ich vor mir habe, einen halben Zoll lang find, find nicht die einzigen Befonderheiten, die mich veranlaßen, den gefräufelten Polypen von allen andern Arten zu unterfcheiden; ‚andere hervor— fpringende, verlängerte und fleifchigte Fortfäe, die— nen mie noch dazu, Diefes Mollusf zu charafterifiren. Die obern Sortfäge der Augen, find fehr ſpitz, die untern, noch länger als die Erhabenheiten auf dem Rüden, tveten nad auffen durch eine fehr deutlihe Krümmung hervor: die Fortfäge der Augen und des Ruͤckens, lehren uns, daß diefes Mollusf mit fieben GErhabenheiten oder musfulöfen, fleifhigten Anhängen bewaffnet ifi; ein heroorfpringendes und bemerfens- werthes Unterfcheidungszeichen, das, indem es daßel— be von andern Polypen trennt, daraus unter den an— dern Familien feines Geſchlechts, eine befondere Art macht. Sch mußte, indem ich den Nahmen dieſes Polyps änderte, auf diefe Verfchiedenheit ein Ge- ‚ wicht legen, und ihm einen Rahmen geben, der auf 6 ’ diefe charafteriftifchen Merkinale bindeutete, ob ich gleic) innig überzeigt bin, daß die Veränderung der Benennung, immer mehr oder weniger Zweifel und Dunkelheit mit fih führt; ich hätte ihn lieber, wie Zamarf, benannt, ob dadurch auch nur der Charakter des koͤrnigten MWefens (granulosite) angezeigt wird, der faft allen Mollusken eigenthuͤmlich iſt, wenn diefe Benennung nicht felbit die Quelle von Irrthuͤmern ges wefen wäre, die diefen Naturforfcher verführt haben, den Polypen, von dem hier die Rede iſt, mit dem zu verwechfeln, den Boſe unter dem Nahmen, runzlichter Dintenfifh, anführt *); aber der runzlichte Dinten- fifh, oder runzlichte Polyp, wie ihn Bofe gezeichnet hat, erfcheint ohne Anhänge; und wenn ich ihn bes fhreibe, bemerfe ich. an ihm noch andere Verfchieden- heiten, . Die es uns nicht mehr verftatten, dieſen Pos Iypen mit einer und derfelben Art zu vermengen, Der gefräufelte Polyp, den uns die XXVIL, Kup: fertafel vorfiellt, von hinten betrachtet, befand fi) in der Sammlung des Prinzen von Dranien; in dem holländifchen Katalog ift er unter dem Nahmen des Polyps fremder Meere angezeigt, **) Gr tft vollfoms men erhalten; und ob feine Arme gleich ietzt noch, da fie eingezogen find, mehr als drey Fuß -Weite von einander haben, fo gleicht der Körper der Größe eines Eys; aber die Haut, die die Arme am- Körper mit *) Saepia rugosa. Bosc, Actes de la societe d’hist, nat. de Paris. 1, pag. 24. pl. v. Seche granuleuse, sepia granulata. Le meme, Hist. nat. des vers tom. 1], pag. 47. **) Vremde Zee veelvoet, Nro. ı20, vol XII, F. Catalogue. manuscrit du Stadhouder. ⸗ 7 einander verbindet, ift dagegen fehr weit ausgedehnt; denn fie ift zweymal länger, als der Körpers dieſe Haut ift an den Ränden franzicht und in breite Feſtons ausgefchnitten; fie zeichnet fich auf dem Rücken der acht Arme, wie eine Karte, wo man fie bis zu den feinften Enden verfolgen kann; dieſe Arme find aus der platten: Seite mit zwey Neihen Näpfchen bewaff: net, die in derfelben Ordnung, wie die bey dem ge— meinen Polyp, ſtehn, auf diefelbe Art ausgehölt und hinreichend von einander entfernt; dieſe Schröpfföpfe finden fid) nach der ganzen Laͤnge der Arme hin, Die, wie wir gefagt haben, fehr ausgefäfelt und -aufferor- dentlicy lang find, Auf dem Grunde find fie trich- terförmig verengt, fo zufammengezogen, daß e8 un= möglicy ift, die Lippen und den Schnabel wahrzuneh- men; dieſe Geftalt feheint den Gewohnheiten des Thies red angemeffen zu ſeyn. Sein Kopf ift feitwärts mit zwey großen, hervorragenden Augen verfehn, fte ſtehn in einem Kreiſe, werden durch zwey fleifchigte Erhoͤ— hungen beſchuͤtzt, eine oberwärtd und eine nach unten. zu; eine Art von weißlichtem Augenlied, das dicht und faft hornartig ift, fleigt von unten nach oben auf, bes deckt die Augenfugel, die das Thier nah Millführ Öffnen und verfchließen kann. Unabgzefehn der Unebenheiten, oder Förnigter Märzchen, mit denen der ganze Rüden und ein Theil der Haut, bedeckt ift, muß man hier noch eine Art von neßförmigem Gewebe bemerken, leicht wie Fiſch— fhuppen hingeworfen, welches man auf der ganzen Dberflähe des NRücdens wahrnimt. Dieſe Maſchen werden uns dazu dienen, den gefräufelten Polypen auf der Stelle in demjenigen wieder zu erfennen, von dem Kölreuter in den neuen Berichten. der Petersburger Academie gefprochen und den Bands, in dem Ber: 3 zeichniß feiner fürtreflichen Bibliothel, angezeigt bat: beyde verwechfelten ihn indeß mit dem gemeinen Po- Ip. Ein Theil der Individuen, Die der erſte diefer Autoren feinen Beobachtungen unterwarf, war getroc- net und härter als der, den wir befchreiben, aber iene fo bemerfbaren Anhänge, ließen fich noch deutlich daran wahrnehmen, Es wäre zu mwünfchen gewefen, daß der Zeichner, eben fo fibarffichtige Augen, als die Kölreuters waren, gehabt haben möchte:- denn er hat die Anhänge in feinem Gemälde ganz vergeßen; bey: meinem. Bolyp fehlen fie niht; unter. den Fin- gern rollen ſie fih auf und dehnen ſich aus; indem man fie zieht, kann man fie felbft bis zu einer. gewif- fen. Länge bringen. -Lebendig muß man das Thier ge= fehn haben, um zu entfcheiden, worin der Gebrauc) diefer Fortſaͤtze beſteht, und wozu fie dieſes Mollusk anwendet, Selbſt angenommen, daß: fie weiter nichts, als fleifchigte Erhöhungen find, fo find fie deshalb nicht ‚weniger fonderbar und unterfcheiden den gefräufelten Polyp, von allen andern Polypen. Diefes Mollusf fcheint mit den ſchoͤnſten Farben geſchmuͤckt geweſen zu feyn; ob ſichs gleih in dem Stande der Verweſung, des-Zufammenfhrumpfens und des Entfärbens befindet, dennoch hates in dem Wein: geiſte einige Ueberrefte feiner fonftigen Sarbenfchönheit behalten, Noch iſt's von einem gelben, braunen und ‚ rofenrothen Farbengemifc überzogen; ein blaues, vio⸗ lettes Farbenlicht, ſteht gegen weit hellern Schattiruns gen im Dunkeln. Das fchönfte Rofenroth ſcheint den Bauch gefhmüäct zu haben, welches, mit dem Roth der Naͤpfchen und dem Karmin der innern Haut, rivas üfirte, | . | Mehr als alle andere Polypen, muß ber gefräu= felte Dolyp mit dem Vermögen‘ zu fangen, im vorzuͤg⸗ 9 lichſten Grade, begabt ſeyn; bey aller Proportion ſind ſei— ne Arme doppelt ſo lang, wie die des gemeinen Polypen: da ſie zarter, gekruͤmter, folglich biegſamer find, umfchlin= ‚gen fie, was fie ergreifen, ungemein fett. Sn ein uns auflösliches Netz verwickelt er feine Beute. Eher noch, wie der gemeine Polyp, muß diefes Mollust mehrere Thiere zugleich erhafchen; bie Ausdehnung feiner Haut ihre kegelfoͤrmige Beſchaffenheit, ihr flarfes Zuſam⸗ mendrüden, muß das unglüdliche Thier, das fein Mißgeſchick in diefen immer gähnenden, nah Raub gierigen Schlund ſtuͤrzt, allenthalben preffen. Iſt es verſchlungen, fo entzieht ihm ein lebhafter, ununter— brochener Druck, das letzte Theilchen von: feinen Säfz ten, indes die ausgebreiteten Arme des Polypen in ihrer größten Ausdehnung, wieder eine neue Beute ſuchen, die, als ein Opfer unerfättlicher, Gefräßigkeit, beftimmt ift, daßelbe Schickfal zu dulden, Ich glaube, daß Kölreuter der erſte war, der den Polyp, von dem hier die Rede ift, angezeigt hat, . Aber er verwechielt ihn mit dem gemeinen Polyp. Den gefräufelten Polyp, den ich vor mir habe, fand ich aufgeſchnitten. Er zog ficher die Aufmerkſamkeit eines andern Naturforſchers auf fih, der den innern Bau des Thiers beobachten wollte, Auf meiner XXVIII. Kupfertafel babe ich die vorzüglichiten Eingeweide und einen Theil der innern Organe dargeftellt, Pur Koͤl⸗ reuter fpricht von diefem Volyp mit Beftimmtheit und. auf eine Art, die ihn Fenntlih maht, Er, als Mits glied der Detersburger Academie, erhielt fieben gefräus felte Polypen zu feiner Dispofition; fünfe waren an der Luft getrocknet und die innern Theile fehlten ganz: die beyden andern waren im MWeingeift erhalten. Um den Durch) das Trocknen entitellten Dolypen, die Ge ſchmeidigkeit zu geben, Die es ihm erlaubte, fie zu 10 beobachten, legte er ſie acht Tage hinter einander in friſches Waſſer; dadurch gelang es ihm, ihre Arme aufzurollen und fie nach ihrer ganzen Länge auszudeh— nen. Indeß glaubt er, daß er fie nicht wieder zu der Länge bringen Fonnte, die fie während dem Leben des Thiers hatten, Der längfte diefer Arme maaß -indeg mehr ald zwey Fuß *), Dies würde ung in die— fen Suftande des Zufammenziehens, eine Weite von vier Fuß geben. Wir fünnen annehmen, daß das Thier völlig ausgedehnt und lebend, wenigftens zwey Fuß länger war, Kölreuter, deßen Beobachtungen wir beaugen, ift in den größten Kleinipfeiten höchft puͤnkt— Ih: man muß ihm dafür danken, befonders wenn man mit ihm ermwegt, daß die Naturgefchichte der Seethiere, noch wenig befannt ift *5) und vielleicht . *) Longitudo pedis longioris polypi inter istos septenos maximi, post suflicientem in aquam emollitionem erat I. ped. 6 poll, et a _basi pe- dum ad extremum usque corpus 6 poll $lin. Koelreuter nov. Comm. Pet. vol VII, pag. 327. **) Cum animalium marinorum historia, qualem nunc habemus, omnium maxime manca, et multitudo eorum atque diversitas tanta sit, quanta terrestrium yix esse "potest; _ naturae scrutatores hanc scientiae naturalis partem ulte- rius et accuratius perficiendi, omnem suam ut impendant operam, necesse est. f “ Exiguus valde eorum est numerus, quorum internam perspectam habemus structuram, pau- ‚ corum externa rite est descripta facies; et quam _ plurimorum huc usque desideramus notitiam. Mulcorum quidem exstare descriptiones, laten- dum, et suum cuique auctori tribuere fas est, verum. hae ipsae quod maximam partem tam bieves sunt, taınque superficarie confectae, ut 31 bietet fie den Beobachtungen der Naturforfcher ein grenzenlofes Feld dar, Die Beſchreibung Kölveuters enthält indeß. von dieſem Volypen bei weiten nicht alles, was man von einem Naturforfcher fodern koͤnnte, dem fieben Exem— plare zu Gebote fianden, Er hätte uns beftimmtere Aufſchluͤße über Die innere DOrganifation dieſer Mollus⸗ fen geben müßen, um fo mehr, da ers felbft geſteht, daß er zwey völlig unbefchädigte im Weingeiſt, befaß, Die er mit der größten Leichtigfeit anatomiren Fonnte, Die Auffern Formen der Mollusfen hat er mit unge: meiner Genauigfeit beſchrieben, denen wir den Nah— men gefräufelte Polypen geben. Auch die Anhänge blieben ihm nicht unentdeckt. ») Wielleiht dag ihre Anzahl bey einigen Individuen variirt. Der Polyp, = in diversum. potius trahant, quam certiores reddant lectores. Perficiamus igitur ab aliis neglecta, et, quae restant, incognita, omni cura describamus. ' | Sedula aquatilium disquisitio eo plus delecta= menti et utilitatis nobis afferret, quo majorhaec inter et terrestria obtinet dissimilituao. Koel- reuter, ubi supra, pag, 321, *) Vidi etiam in capite omnium, quos disquisivi, polyporum, unico-tantum, et minimo quidem, excepto, qui lis caruit, appendiculas tres cu- tales, angustas, tanquam totidem barbulas, quarum una ante, .altera supra oculum, can- tho tamen ipsius postico proprior, quam antico, tertia denigque pone eum, erat disposita, Quae -supra oculum "caeteris duabus duplo ınajor erat; absolutam vero omnium longitudinem ceıt de- terminare difficile est, quoniam ultra modum se exiendi elongarique facile sinunt, . Koelreu- tier, ubi supra, pag. 330. ; “ 12 x der vor mir liegt, deßen Glieder ich gezeichnet habe, hat nicht fo viele Anhänge, als die Petersburger Aca⸗ demie angiebt; denn fie fagt: daß iedes Auge dieſes Polypen mit drey häutigen, bartartigen Anhängen ver= fehn iſt. Ich Fonnte deren nur zwey finden: den einen oben, den andern unten, und beyde etwas hin- terwärts geſtellt. Möglich iſts, daß Kölreuter als eine dritte Erhabenheit den obern Mintel angefehn hat, den das: Angenlied bildet, wenn das Ange geſchloßen it, und. dann ffimmte meine Beobachtung mit der feinen überein, Aber mit den Erhöhungen auf dem Rücken, verhält fih’3 anders. Derſelbe Verfaffer fagt beftimmt, daß er deren viere gefehn hat; Die eine vorwärts, Die andere nad) hinten zu, Die beyden legten nach) der linken und rechten. Seite hin fallend, Die genauefte Unterfuchung ließ mic) nur deren dry entdecken, die vierte, die nach hinten hin fallt, Fonnte ich nicht finden. Diefe Verfchiedenheit Fann indeß vom Alter herrühren: es ift möglich), daß diefes Mollusk, wenn es älter wird, mehrere dergleichen Anhänge oder Bartfafern erhält. Kölreuters Beobachtungen, machen diefe Vermuthung noch wahrfcheinlicher, befon- ders wenn wir das erwägen, was er felbft fagt *), daß bey den zwey im Weingeift aufbewahrten Bolypen, die Fleiner, als die fünf andern getrockneten waren, von denen der eine fihon größer, al3 der andere war, die Anhänge nur auf dem Rücken des größern fich be= fanden, indeß fie dem zweyten ganzlich fehlten, Diefe *) Easdem in omnibus observari ꝓolypis, si duos ietos, in spiritu vini servatos excipiam, quorum . major ils-tantum, quae in dorso sunt, minor omaibus plane caxuit. Ihidem. 13 - Beobachtung, die ausgemacht zu ſeyn fiheint, ' zeigt än, daß diefe Erhöhungen mit dem Alter, hervortreten und ſich auf den Körper dieſes Polypen zeigen, und daß die auf dem Rücken früher fihtbar werden, als die an den Augen. Es ift ſogar möglich, daß diefe Erhöhungen mit den Jahren zunehmen, und ie meh— rere da find, das größere oder Fleinere Alter des Thiers andeuten, | Gluͤcklicher als ich *) Fonnte der kluge Verfaffer den Mund und den Schnabel des gefräufelten Poly— pen unterfuchen: die Lippen find ungemein Tlein, ges faltet und in mehrere Lappen getheilt, die franzenars tig auslaufen; der Schnabel, der durch zwey braune gefärbte Kiehmen gebildet wird, gleicht dem gefrümm- ten Schnabel des Papageys, wie es bey allen Mol: lusfen der Fall ift, Wenn man nun mit diefer Äängft- lihen Genauigkeit des VBerfaffers, Die Kupferftiche feines Memoirs vergleicht, **) fo Eennt man den Po— Inpen nicht wieder, von deßen äuffern Theilen er eine fo genaue Befchreibung geliefert bat, Wirft man die Augen auf das Bild, fo gleicht es dem im Teyt bes fhriebenen Thiere keineswegs. Vergebens fucht man die fo ſehr in das Geficht fallenden Frhöhungen, Die vielleicht den Hauptunterfchied ausmachen, Die große *) Eundem situm sequuntur dentes bini, nigrican- tes, quorum extremitates, prominentes, adun- , cum psitaci rostrum quodammodo forma Irefe- runt. Oris labia, istam apperturam coarctantia, tenuia, plicata, in varios lobos divisa, etad . oras fimbriis linearibus ornata sunt. Koelreuter ibidem , pag- 358. | **) Nov. Comm. acad. Petropol. st, VI. tab 11. et 12. ® 14 Gewohnheit des Beobachtens, ließ mich indeß diefen fo ſchlecht abgebildeten Polypen der der gefräufelte- Polyp ift, erkennen. Das Lefen des Memoird beitä- tigte meine erſte Vermuthung; die Vefchreibung der Anhänge konnte mir keinen Zweifel übrig laßen, ob fie fih auch in der Zeihnung nicht finden. Die Far: ben und die Stärfe Derfelben bey Kölreuters Polypen, find iuſt dieſelben, als die ich wahrnahm. *) Es ſcheint, daß ſich dieſe Polypen um die Inſeln des Archipelagus finden, und daß ſich ihr Vaterland auf die griechiſchen Meere beſchraͤnkt. Die neuern Griechen trocknen faſt allein Polypen, um ſie zur Faſtenzeit zu eſſen. Von den ſieben Polypen des Ver— faſſers, waren fuͤnfe auf die Art, daß ſie zur Speiſe dienen ſollten, zubereitet. *8) Griechiſche Fiſcher, die — on *) Color in prona corporis parte, scilicet in dor- . so, capite et pedum facie, acetabulis adveısa, ex purpureo nigricans, saturatus, abdominis la- tera versus dilutus, juxta acetabula, seu ad late: ra pedum profundior, in tota vero supina parte pallidissimus. Si corporis pronum accuratius ad- spititur, .margines apparent plurimi, saturatio- res, plana, ut plurimum ovalia, vel oblonga, pallidiora coercentes. in medio corpore, ubisa- ‚turatior est color, contigui, ad laiera vero, me- dio pallidiora, distincti, quibus cutis quasi sauamata redditur. Praeter illos, in ambitu saepe cernuntur maculae subrotundae, obscu- riores, in fundo pallidiori dispositae; puncta desuper innumera, nigricantia, cutı undique adspersa videntur, In junioribus modo descrip- tus color pallidior est, quam in aetäte provectio- ribus; nec illorum cutis tam relaxata rugosa- que, quam horum apparet. Koelreuter, ubi super p. 328. **) Quorum quinque in aere leviter siccata, om- ! 15 fie fingen, hatten fie präparirt, fie leben an ven Küften gemeinfchaftlich mit den gemeinen Polypen. Man kann dieſen Polypen nicht, wie es Lamark gethan, welchen auch Boſc beſchrieben hat, mit einer andern Art Mollusken verwechſeln, die dieſer in die benachbarten Meere des Senegals verſetzt. Boſcs Polyp iſt durchaus von dem gekraͤuſelten Polyp ver— ſchieden; ſeine Arme ſind bey weitem nicht ſo lang, ausgezackter und ſtaͤrker; die auf dem Ruͤcken befind— lichen Augen, beruͤhren ſich; ſtatt einer Art vom Augenlied, ſcheinen ſie durch die Haut oder ein Fell bedeckt, welches, wie bei den Dintenfiſchen oder Kal— mars, den ganzen Koͤrper uͤberzieht. Dieſe Haut iſt auch mit andern Erhoͤhungen uͤberzogen; man ſieht keine Anhaͤnge, keine Augenwarzen, keine Erhaben— heiten des Ruͤckens. Ich werde dies noch mehr be— weiſen, wenn ich in dem folgenden Abſchnitte den Polypen von Boſc zum Gegenſtande meiner Unterſu— chungen mache. Erklaͤrung der ſieben und wan gten Kupfertafel. Die Ruͤckſeite des gekraͤuſelten Polypen. Man muß hier die auſſerordentliche Laͤnge der Haut bemerken, die die Arme an dem Leibe verbin— ‚nibusque, praeter pulmones, cor, vasaque mä- jora sanguinea, visceribus erant 'spoliata; quem in finem sectione longitudinali alveum is im cident piscatores, ut, a putredine defensa, je- junii tempore, gratum praebeant alimentum. Koelreutexr, ubi supra, pag. 326. 16 det, wie auch ihre teichterfͤrmig zuſammengedraͤngte Geſtalt. Die auf der Seite befindlichen Augen ſind oben und unten mit zwey fleiſchigten, haͤutigen Verlaͤn⸗— gerungen, verſehn. = Drey Erhöhungen kraͤuſeln den Rücken dieſer Pos Inpen, deffen ausgefäfelte Arme ungemein biegfam und gefrümt find, Erklaͤrung der acht und zwanzigſten Kupfertafel. Die Vorderfeite das gefräufelten Polypen. R Der Mantel ift nach feiner ganzen Länge geöf- net, um das Innre fehr zu Fennen. Man bemerkt hier den Eingeweidegang, deſſen Defnung fi in der Naͤhe des ausführenden Gangs endigt, Die faden: artigen Kiemen fallen zur Rechten und Linken hin und unter ihnen liegen die beyden Herzfammern; Die britte Fann man unten am Sad fehn, dem unten Theile des Körpers dieſes Thiers. Der börnige, runzlichte Polyp. Le Pouipe granuleux. *) Eine bloße Anzeige, die Bofe in den Schriften der naturforfchenden Gefelfchaft zu Paris befannt mach: — Sepia rugosa. Bosc. Actes de la societ& d’hist. nat. de Paris, premier volume, pag. 24. plauch. V. fig. 1. etc. — Sepia corpore ecaudato, rugosa, tentaculis pedunculatis nullis, cotyledönibus approximatis, Seche granuleuse, sepia granulata. Bose, Hist. nat. des vers I. pag. 47. 37 te, hat und den Polyp Eennen gelehrt, den wir iekt zum Gegenftande unferer Unterfuchungen machen wol: len. Zu der Zeit gab er’ diefem Mollusf den Bey: nahmen runzlicht, Lamark glaubte, daß er dem - Polypen, den wir den gefräufelten nannten, aͤhnlich ſey, er verweclelte beyde Arten, indem er an bey= den die fornerartigen Erhabenheiten fand, die ihrer Dberhaut eine fihagrainirte Auffenfeite geben. Boſc veränderte, ohne eine andere Unterfuchung, feine Bes nennung und, nad) einer neuen Meinung, ließ er feiz nem Polypen den Nehmen, den Lamark ihm geges ben hatte, Derfelde Verfaffer hat daffelbe Thier uns ter zwey verfchiedenen Benennungen befchrieben, Der Körper des Fürnigten Polypen ift oval; feis ne Augen find hervorfichend, befinden fich auf dem Tücken nah bey einander; die Haut, die die Arme am Leibe mit einander verbindet, iſt nicht länger ald der Körper; fie ift offen, an den Rändern frans zicht und fehr ausgedehnt: act fehr kurze Arme be— fränzen fie; auf der platten Seite find fie mit zwey Steißen, dicht aneinander flehender Naͤpfchen, verfe: hen, die ſich, da fie fich ausftrecfen koͤnnen, auf eis nem Stiele von derfelben Größe, mie die Schröpfs Töpfe, befinden. Eine fehr koͤrnigte und ſchagrainir— te Haut bedeeft nicht allein den Koͤrper, fondern : auch die Membrane auswendig und einwendig, wie auch die Arme, die nac) ihrer ganzen Länge inner: halb und auſſerhalb ſchagrainirt find, Diefe koͤrnig— te Haut, die den ganzen Auffern Körper überzieht, bedeeft felbit die Augen, die’ feine Augenlieder, oder eine bewegliche Bedeckung haben: auf dem Rüden und dem obern Theile des Halfed, find die Körner am ftärkjien; fie vermindern fih, ie weiter fie ſich nach den Auffern Theilen hinziehn, es erſcheinen da DB “ 18 bloße Flecken, Gruͤbchen, rothfahl angelaufen, diefe Farbe wird durch eine vollfommen weiße Haut uns terbroden. Das Rofenroth und die rothe Sarbe, find herrfchend, fo lange das Thier lebt, und beſon— der if auf dem Ruͤcken der lebhafteite Anftrich, Mird es in Weingeift aufbewahrt, fo verwandeln fi) alle dieſe Schattirungen ins Rothbraune; und in die- fem Zuftande ‚hat es beinah ganz die glänzende Zeich- nung verloren, die regenbogenfarbig fpiegelt und das Mollust während feines Lebens mit den lachendften Farben fhmüdt. Diefer Polyp ift an ben Kuͤſten des Senegal ſehr gemein. Boſc, der mehrere geſehn hatte, ſcheint zu zweifeln, ob ſie eine anſehnliche Groͤße erlangen; die ſtaͤrkſten, die er ſah, hatten kaum zwey Zoll Eine ge und einen Zoll im Durchmeffer, "Die Arme fire ten fidy wirklich weiter aus; allein er giebt ihre größe te Weite nur auf einen Fuß. an; es ift wahr, was er hiazufügt, „daß man weiß, wie diefe Thiere ihr Ganzes Leben hindurch wachſen und bisweilen riefen- artig werden;,, allein wahrfcheinlich verwechfelte er" alle Polgpenarten; und wenn, wie wir gefehn haben, ge wiſſe Arten eine riefenartige, coloffalifhe Größe er- reichen, fo legt fie der Berfaffer nur allein, wie wir glauben fünnen, dem Eörnigten Polypen bey, da er doch nie einen andern fah, der über ſechs Zoll groß war. Die nah an einander ftehenden Schröpffüpfe, müffen diefen Polyp den Thieren fehr furchtbar ma: hen, die er übermwältigen Fann und felbft die, welche vermöge ihrer größten Stärke von feinen Angriffen nichts zu fürdten zu haben ſcheinen, muͤſſen unter: liegen, wenn er fich einmal angefogen hat und fie fi dur) fo viele Sauger, Naͤpfchen, die an einan- der gereiht find, feftgehalten fühlen, Wermöge ihrer R 19 DOrganifation, Fönnen fie ſich auf einem feften Stiele erheben und erhalten dadurd mehr Stärfe und Kraft, fh zufammenzuziehm. Wie ieder andere Polyp, rich— tet auch dieſer Zerfiührung an und dürſtet nach Hut und Mordluft, | Was den Zweifel des Parifer Naturforichers be- teift, mit dem er hervortritt, indem er fagt: „es ift möglich, daß dies der rothe, wohlriechende Polyp ift, von dem, wie man meint, die Chinefen die chinefifche Dinte ziehen, #) „ſo glaube ich bewiefen zu haben, daß Die Dinte, oder der Saft der Dintenfifche, eigentlich der einzige fehwarze ift; der Saft bey den Kalmars und Polypen behauptet immer eine rufige, fahlbraune Farbe, die Nehnlichkeit mit der Umbra- Erde hat. Wenn Bofe diefem Zweifel Mahrfcheinlichkeit geben zu koͤnnen glaubte, fo hat er fich ſelbſt durch die allgemeine Benennung, die er angenommen hat, indem er mit den Dintenfifchen Thiere verwechfelte, die von ihnen unterfchieden und getrennt find, zum Srethbum verleiten laſſen. Sch wiederhole es noch— mals, eine falfche Benennung zieht immer Zweifel nah fihb; im Anfange haben die oft wenig zu bedeuten, aber in der Folge knuͤpfen fih an dere Irrthuͤmer an Die vorhergehenden und dann wird ed ſchwer, bisweilen unmöglih, Den neb— lihten Schleyer zu erleuchten, in dem fih bie - Wahrheit gehüllt hat, Mas die ‚Misgefialt betrift, mit der einer der Zeichner des Seba, die zweyte SQ *) Diefe Art naht fich derjenigen, die in Seba ab: gebildet ift, Band II. Kupfertafel 2. Nro. 6. 7. „Es ift möglich, daß dies ‚der rothe mohltiechende Polyp ift 2, (Boſc Actes de la societe de Paris.) BB 32 | 20 Kupferslatte des dritten Bandes, Nr. fieben beſudelt hat, auf bie fi) Boſc bezieht, als ftelle fie feinen Polyp dar, fo geftehe ich ehrlich, Daß ich das nicht begreifen fann und daß ich Diele Figur für einen neuen Beweis erbärmlicher Mahlerei halte, obgleich der Redacteur der Encyclopedie geglaubt hat, fie zu feinem Zweck brauchen zu fünnen. Se länger ich die Kupfertafel anfah, deſto widerfinniger koͤmmt fie mir vor. Die Naͤpfchen und Schroͤpfkoͤpfe, haben eine durchaus unrichtige Stellung. Kein Naturforfiher Tann von diefer Geftalt im Seba, Gebrauch machen. Mas die fechöte Figur der zweyten Kupfertafel im Seba betrift, die derfelbe Verfaffer als den Fürnigten Polyp anführet, verbunden mit der fiebenten Figur, fo hätte ihn eine genauere Unterfuchung lehren muͤſ— fen, daß Diele beyden Figuren nichts mit einander gemein haben und daß die fechste Figur im Gegen: theil eine andere Art iener Mollusfen darftelit, deren Arme nur mit einer einzigen Reihe Naͤpfchen verjehn find, ftatt zweyer Reihen, ohne unter einander durch eine Haut verbunden zu feyn, Diefe eigenthämlichen Verſchiedenheiten verftatten es nicht, dieſen Polyp mit denen zu vermengen, deren Arme zwey Reihen Schroͤpfkoͤpfe haben. Lamark bemerkte dieſe Verſchie— denheit ſehr richtig und trug kein Bedenken, dieſen Polyp neben feinen gelockten Polyp zu ftellen*,) weil feine Scharffichtigfeit ihın fagte, daß diefer einer von den Polypen mit einer einzigen Reihe Näpf: chen fey. — — *) Cotyledonibus uniserialibus, Lamark, Mem. de la soc. nat. pag. 21. Ä - 21 Erklaͤrung der neunzehnten Kupfertafel. Sie ſtellt den koͤrnigten Polyp von Boſc, von zwey Vorderſeiten, dar; er iſt hier nach feiner na= _ türlichen Größe gezeichnet. Die Augen, wie wir fon wiffen, find durch die Haut ded Körpers be- deckt und die Echröpflöpfe der Arme, die in zwey Keiben ſtehen, find einander fehr nah, Die Bes _ ſchaffenheit der Membrane erlaubt es den Armen, fi in ihrer größten Ausdehnung zu zeigen. Der amerifanifche Polyp. Le Poulpe americain.*) In einem fo weitläuftigen Werke, wie das ift, was Seba unternommen hat, muß man nothwendig _ die Talente vieler Künftler anwenden. Mllein e8 wimmelt von Irrthuͤmern. Cinige Kupfer find von vorzüglicher Güte, man Fennt fie leicht an der Treue, mit der fie Die Natur copirten, Seba hat den Po: Iyp, den ich wegen feines Vaterlandes, den ameri— Fanifchen nenne, in Kupfer ftechen laffen, ohne die Figur mit Anmerfungen zu begleiten und ihr einen Gharakteriftifchen Nahmen zu geben. Die finftern und verbrannten Farben, mit denen er auf der colorirtem Kupfertafel gemahlt ift, beweifet, daß er in Wein: - geift unter einer Menge von Gegenftänden aufbewahrt war, Die dem Kabinet des holländifchen Naturfor— fhers, ob fie es auch bereicherten, nicht zur Zierde dienten, Ä *) Seba, fom III. planch. 11. $ig. 2 et 3. Ency- clop., planch LXXVI. Sig. r et 2. -Backer, Transactions philos, Vol. L, partie 2, annee 1758. P- 777° Es; 23 ' Die Figuren in der Encyelopedie, Die nach Des nen des Schr copirt find, ftellen uns diefes Mollusk nur bald fo groß dar. Der Körper tft dick, in ſei— ner Höhe zuſammengedruͤckt, feine Geftalt und fein Wuͤchs ähnelt einem dicken Apfel; die Arme find ner: vigt und kurz, von unten auf und in der Art zufanız miengewidelt oder gefehrumpit, damit man Die vielen Naͤpfchen in ihrer ganzen Ausdehnung fehn Fann; fie machen zwey Neihen aus; vermöge einer merfwär: digen EigenthämlichFeit, find diefe Arme nicht am Leibe durch) eine Haut verbunden, die wir biöher ben allen Polypen als ein Mittel wahrnehmen, das die Kraft des Thiers vermehrt und welche, indem fie fich bey den Volypen, die Damit verfehn find, meit aus: dehnt, den Fallſtrick oder den Grund des todbrin⸗ genden Netzes darſtellt, uͤber das die ſchrecklichen, raubſuͤchtigen Arme hinausragen. Die Arme des amerikaniſchen Polypen ſind in— deß eben ſo fuͤrchterlich, als die biegſamen, toͤdlichen Pfriemen, mit denen feine Geſchlechtsverwandten ber mafret find; und es ſcheint, daß ihn die Natur durch andere Vortheile entfchädigen wollte, die fie ihm in gemwiffer Hinfiht entzogen zu haben fiheint; bey ihm find die Glieder nervigter und dicfer, beſon— ders find fie am Keibe fehr fleifchigt und unter ein: ander feit verbunden; alle ftehn fich wechfelfeitig bey, alfe ſetzen fich einftimmig in Thätigkeit; die Vereini- gung ihrer Kräfte, Die zufammenftimmenden Bewe— gungen, muͤſſen eine bedeutende und fat unvermeids liche Gewalt ihren bedauernöwerthen Opfern. entge— genſtellen. | | Die weit von einander entfernten Augen, ſtehn auf dem Hinterfopfe, nah am Leibe; fie find fehr matt. Diefes iſt werigftens die Art, wie fie fih ix 23 den beyden DOriginalfiguren der beyden Verfaſſer zei— gen, die wir deshalb als Lehrer betrachten koͤnnen; denn der Polyp des Seba, ift fiher derfelbe, von dem wir reden, als der Heinrich Baders,*) den er ‚befchrieben hat, welchen ihm der Graf von Maccles- field, Präfident der koͤniglichen Geſellſchaft, zuſchickte. Diefer vorzüglihe Gelehrte, der fo viele Unterſuchun— gen über die Polypen anftellte, der als ein würdiger Nacheiferer Trembleys und Reaumurs, ihre Gefhichte init fo vielen Thatfachen bereicherte,**, fihrieb ein Memoir über dieſen Polypen, das die Nedacteurs der philoſophiſchen Tranfactionen, in diefe für Die MWiffenfchaften und Künfte fo vorzüglide Sammlung fogleich aufnahmen und fie’ begleiteten Dies Memoir ‚mit einer koſtbar und gut geftochenen Rupfertafel, nad) Edwards Zeichnung, die Dies Mollusk unter meh⸗ rern verfchiedenen Anfichten darftelit. Die Figuren des Seba find bey weiter nicht fo fein, als die Baders, und der VPolyp, den fie vor- - ftellen, ift auch weit größer; man Fünnte, wenn man, feine Arme ausbreitet, ihm eine Länge von achtzehn bis zwanzig Zoll beimefjen, die Lange des Körpers mit gerechnet. Bey dem englifchen Verfaffer ift das Individuum, mas er befchreibt, bey weiten Fleiner, denn von der Baſis des Körpers, bis zur Spibe der Arme, finden wir kaum vier Zoll, wenn man fie auch möglichft ausdehnt, *) An account of the polypus, by Henry Backer, | philos, Transactions. ubi supra, tab. 29, pag. rare Ds . ==) An Essay upon the nat. hist. of. pol. Aus dem Englifhen ins FTranzöfifche uͤberſetzt von P. Demous, Paris 1764. 24 | Bader fah wohl ein, dag dieſes Mollusk nicht der gewöhnliche, gemeine Polyp war. Indem er nachfuchte, zu welcher Art er gehören möchte und in den Schriftfiellern nichts fand, was ihm - darüber Aufſchluß geben Fonnte, fo entſchloß er ſich, die Sammlung der Naturgefhichte des Hans Sloane, die fih in dem brittiſchen Muſeum befindet, genau zu durchfuchen. Er hatte die Freude, darin unter vielen andern Polypen, ein weit Eleineres Individuum zu finden, als das war, was er vor Augen hatte, übrigens aber demfelben genau gli. Noch fand er in diefer Sammlung einen weit größern Polypen, der Art fehr ähnlich, Die er befchreiben wollte, allein 83 blieben ihm darüber Zweifel. Eine einzige Sache würde mich bedenklich madhen, wenn man auf die Genauigkeit der Figuren Sebas fiber rechten koͤnnte; in feinen Kupfern find die Arme nad) unten zu vüls lig rund; Die bey Bader find glatt, vieredig, an den Seiten fchagrainirt und der Text, der zur Erkläs rung dient, fagt ausdrücklich, daß fie an ihrer Ba⸗ fi8 vierecdigt find und daß fie, te mehr fie fich zus. fpigen, trieangelfürmig werden. Seba, was wir be reits angeführt haben, bat feine Kupfertafeln mit feiner DBefchreibung begleitet und daher koͤnnen wir feine Bergleichung anftellen: vergleicht man indeß die erfie und zweyte Figur, die Edward ald Naturforſcher zeichnete, fo findet man am bdenfelben die zufammen: gerollten Arme, die unfern Polypen characteriſiren; diefe Arme find in der dritten und vierten Figur der— felben Runfertafel, ausgedehnt und aufgewiceli, die uns alle denfelben- Bolyp von vorn darſtellt. Die dritte Figur zeigt uns ſelbſt eine ſehr merkwuͤrdige Eigenthuͤmlichkeit; man ſieht da eine Art hervorſte— hender Blaſe, die der Zeichner auswärts, durch die ” —⸗ 25 kleine Oefnung des Mantels, ‚oder des Sacks des Thiers, hervortreten laͤßt. Dieſe Blaſe bat die Groͤ— ße einer Haſelnuß, ſieht wie ein anderer Koͤrper aus, der aus dem erſten koͤmmt. Da es möglich iſt, dag die Blaſe ein Körper ift, der fich zufällig aufblaͤht . and von einer vorübergehenden Förperlichen Fuͤlle her⸗ rührt, fie bey dieſen Thieren auch nur zu gewiffen Zeiten fich findet, fo ift fie in der Defonomie diefer - Thiere vielleicht fehr wichtig. Ich ftelle hier die Hy: pothefen des englifihen Verfaffers auf; feine Genau: igfeit ift uns befannt, »ie des Zeichners verftattet feinen Zweifel und es tft daher fehr wahrfcheinlich , daß durch ihre Beobachtungen die Gefchichte der Po: Ippen neue Bereichrungen erhält, In der Geſchichte der Kalmars und der Dinken— fiſche, haben wir geſehn, daß ſich die Saamengefaͤße und der Milchgang der Maͤnnchen zu gewiſſen Zeiten mit einem milchigten Saft, und eigenen Beſtandthei— len anfuͤllen. Needham war der erſte, der dieſe Er— ſcheinung beobachtete. Backer beſtaͤdigt dieſe Beobach— tung von neuen. Die Analogie, die unter allen Ar— ten der lederhaͤutigen Mollusken ſtatt findet, zwingt uns zu glauben, daß dieſelben Gewohnheiten ihnen nicht nur gemein find, fondern daß aud ihre Ver— richtungen und ihre thierifche Organiſation, dieſelbe Art des Beſtehns hervorbringt, nur durch eine Men- ge verſchiedener Zufammenfügungen modificirt. Von diefer Analogie geleitet, wurde Barker, dem mit Recht der Anblick des ungewöhnlichen Körpers auf: fiel, den er bey andern Polypen derfelben Art nicht fand, zu dem Schluffe bewogen, daß dieſer Polyp ein Männchen fey, der in der Zeit feiner größten Zeugungsfraft gefangen wurde, Die ardern Poly: — 26 pen, denen die Blaſe fehlte, waren wahrſcheinlich entweder erſchoͤpfte Maͤnnchen oder, noch ſicherer, Weibchen. Dieſer Meinung muß man um ſo mehr beytreten, da Backer, was er ausdruͤcklich ſagt, keinen von den Polypen, die er unter den Haͤnden hatte, anatomirte. Der Zufall iſt mir noch weniger guͤnſtig geweſen, als ihm, alle mein Suchen half mir nichts, nie habe ich dieſes Mollusk in feinem natürlichen Zuſtande ge— funden; ich mußte mich wit den Körpern, die uns Seba und Bader nachgelaſſen hat, begnügen. Die Etihe des erflern, fo merfwirdig fie auch find, Fonnten feiner feyn,. fie Fonnten mir nur als Anzeige nüßlich werden; dahingegen bieten uns die Kupfer: ftihe Backers, die weit genauer find, einen befriedi— genden Abriß von diefen Thieren an. Indem ich fie zu Sührern annehme, thut es mir zugleich weh, daß ich nicht durch neue Beovachtungen, Bacers Wahr: nehmungen beftätigen und fie durch Beweife unter= flüßen fann, die mir eigenthümlich angehören. Weber: einftimmend mit Edwards, fah er diefe Blafe in ih: rem ausgefpannten Zuftande; die Autorität diefer bey— . den Verfaffer ift fo achtungswerth, daß wir, indem wir auf ihre Seite treten, mit ihnen glauben müf: fen, daß es einen gewiffen Zeitpunkt giebt, wo fich die Zeugungstheile des märnnliden Polypen entwits fein, fi) ausdehnen, indem fie auffhwellen und, wie bey den Männchen der Kalmars und der Din- tenfifche, fih vorzüglich Fraftvoll und ftark, ganz an ders wie in dem Stande der Ruhe, zeigen, Menn wir die oben angeführten Verfaſſer aus: nehmen, ſo bat aufferdem Feiner diefes Mollusk, 27 y6 dem wir den Beynahmen amerikaniſcher Polyp geben, als einer beſondern Art gedacht. Die Natur— forſcher, die uͤber die Polypen ſchrieben, hatten Se— bas Werk vor Augen und nicht einmal einer von ih— nen hat die zweyte und dritte Figur der eilften Kup— fertafel des dritten Bandes dieſes Sammlers, als uͤbereinſtimmend mit irgend einer andern Polypenart, angeführt; auh an Backers fürtrefliches Memoir Dachte man eine lange Zeit nicht; ſelbſt Lamark, der über die Eintheilung der Polypen in Gefchlehter und Arten, fo viel Licht verbreitet, ſcheinen weder Diefe Abbildungen, noch ihre Befchreibung, befonders aufs gefallen zu feyn. Die reiffte Unterfuchang läßt mich indeß glauben, daß ich, ohne zu irren, dieſen Polyp, als eine von allen unterſchiedene Art, aufftellen kann. Diefe Verfchiedenheit wurde aud) von Vader aners fannt, der ihn nicht mit den gemeinen Polypen ver: mwechfelte, welchem er in mancher Hinficht aͤhnelt. Um feine Meinung deſto mehr zu behausten, zeigte er uns genan das Baterland von dieſem Mollusk an, indem er ſagt, daß es in Meftindien einhbeimifch iſt, wie Zaviland de Bath e8 zu erfennen gegeben hatte, von dem dies Individuum herrührte, Der es dem Graf von Macclesfield uͤberſchickte.*) | Don allen Polypen, vie ich befchrieben habe, ift Diefer der erfte, dem eine Haut fehlt, die gewoͤhn— lih am Leibe die Arme mit einander verbindet, Er ift auch der Ießte von den Mollusfen mit zwey Reis ben Nöpfchen und zwar den nacten, die wir bis ießt kennen; Die, die mir noch zu befchreiben übrig KEN *) Backer, ubi supra, pag. 765. 28 : Diet find unter den nadten Polypen, haben nur eine Rei: be Schröpffüpfe und im Allgemeinen fehlt iene Haut (membrane) allen; eine fihlechte Figur in Holz fehnitt ausgenommen, die Aldrovandi herausgegeben hat, die den andern Naturforſchern entgangen zu ſeyn ſcheint.“) Aber. bey den Yolypen, Die Feine Membrane haben, find die Arme am Leibe unterfeß- ter und die Stärke, mit der fie fie zufammenziehn, ift fo groß, daß es oft unmöglich it, den Mund und den Schnabel zu fehn, die gewöhnlich bey den Po— Ippen, die mit Membrane verfehn find, offen dalies gen; bey diefer dagegen find die Schröpfföpfe fo auf einander gehäuft und im Mitteipunfte der Arme zu: ſammengepreßt, daß man das Thier zerreiffen muß, um den fpißen Schnabel zu fehn, der, indem er die Beute zerfchneidet oder zermalmt, auf einen Augen— blick den immer wieder erwachenden Blutdurft diefer Mollusken ftillt, Erflärung der dreyßigſten Kupfertafel. Die dreyßigſte Kupfertafel fteilt uns den ameri⸗ Fanifchen Polyp dar. Diefe Figur ift dem Memoir Backers entlehnt, Wir haben den Polypen hier nicht nur auf eine Art dargefiellt, daß feine ausge: dehnten Arme in ihrer größten Länge zu fehn find, fondern daß man auch an den umaefehrten Armen die zwey Reihen Nüpfchen fehn Tann, mit denen fie beſetzt find. | *) Aldrovande, de Moll. pag. ı4. Polypus is, gvo una tantum acetabulorum series expriimi- tur. x ? - ⸗ ! * 29 - Er Unten auf der Kupfertafel ficht man eins von dieſen Näpfchen infolirt und durchs Vergroͤßrungs— glas vergrößert. Es iſt mit einer Nrt Krallen Be wafnet, wie die des Kalmars find, Man muß eine Urt von Tafhe, in Geftalt einer Dlafe, an der Figur bemerfen, die aus ber Def: nung des Sacks oder Mantels des Thiers hervor: tritt, Diefe Blaſe ift angefchwollen, Erklärung der ein und dreyßigſten Kupfertafel, Figur 1. Diefe flellt noch Backers amerifanifchen Polyp dar, deſſen zuſammengezogene Arme zuſam— mengerollt find; dieſe Kupfertafel war darum noͤthig, um dieſes Mollusf mit dem zu vergleichen, was wir im Seba finden, Band II. Kupfertafel 11. Figur 2 und 3 wo ed unter zwey Anſichten vorgeftellt if Diefe Figuren find nachher von Bruguieres in ber Encyclopedie copirt, Unter Nro, 2 der Kupfertafel, von der wir eine Erklärung geben, haben wir die Geftalt diefes Po: lypen, nad) Seba gezeichnet, indem wir die Anficht wählten, wo er bie beyden Reihen Näpfiben zeigt. Das Zufammenrollen der Arme beweißt dem Lefer die große Aehnlichfeit, die unter den beyden lederhaͤuti— gen Mollusfen ftatt findet, von denen der eine von Bader genau befchrieben, der andern von Seba nur angezeigt iſt. Sind diefe beyden Mollusfen nicht ein und Diefelbe Art, fo müffen wir wenigftens ihre gro: Be Aehnlichkeit anerkennen. 30 Der Polyp des Aldrovandi. *) Le Poulpe d’Aldrovande. Bey einem fluͤchtigen, doch grenzenloſen Blick, den wir auf die Natur werfen, ſcheint es, daß ſich die Menge der Geſchoͤpfe, die ſie hervorbrachte, nicht ſo merklich von einander unterſcheiden und daß nur einige Schattirungen entſtehen, die ſich in einander verſchmelzen. Alles lebt, alles hat eine gewiße Ge- fiat. Die Formen, die Farben, der Anftrich, die Sitten, Gewohnheiten, die Art des Beſtehns, fließen in einander; wollen wir das Al umfaffen, fo fehn wir ein Chaoss, nur Verwirrung. Dann, wenn wir unfere Kräfte anftrengen und die Schatti= - rungen ergreifen, die uns entichlüpfen wollen, dann, ‘wenn wir mit Eifer und Beharrlichkeit nachforſchen und durd) tiefes Studium erfahren, welches die Un- terfchiede find, die und, indem fie und aufklären, bey unfern Unterfuhungen, behülflich werden und dazu dienen, um die Gefchöpfe von einander zu trennen, um fie nach ihren Fähigkeiten, ihren aͤuſſern Formen zu claffifieiren, ordnen wir fie in gewiße Familien, und find Diefe erſt beſtimmt, dann erlau- ben wir und, ihnen alles das beyzulegen, was ihnen | eigenthüumlich jeyn kann. Dies aber ift nur das Ziel, was ieder durch) MWiffenfchaften gebildete Menfch mit gefundem Verftande erreichen kann, aber der *)-Aldrovande, de Moll. p. 14. lib. 1. Zuigstar wyfken oder poulpe femelle. Seba, tom. III, planch. 11, fig. 4. — Een groote wyftje poly- pus,van boven. Polypus faemina major prone. Seba, vol. III, pag. 5. — Gesner, Icon. ani- mal. Ord. ı3 de moil. pag. ıgı. Zi aturforfcher muß noch weiter gehn. Die lebenden Gefchöpfe enthalten zahllofe Arten; in der vorüber: gehenden Erſcheinung, die mir auf der Erde haben, weil unfere Tage begrenzt find, ſcheinen die Thier— arten Diefelben zu bleiben; allein es ift mehr als wahrfcheinlih, daß fich diefe Arten verändern, ver: mehren und nach Jahrhunderten ihre eigenthämliche Geftalt ablegen, Für uns indeß find diefe Arten oft fo wenig von einander unterſchieden, daß es ſchwer hält, fie nicht mit einander zu verwechfeln, Es giebt eine fo große Menge feiner Schattirungen, die nur dem unermüdeten Beobachter nicht entgehn, die nur lange Gewohnheit im Forfchen, ein fo fiherer als eindringender Blick, ergreift. Die Kiche zur Wif: ſenſchaft verläßt den nie, deßen fie fi) bemächtigt hat. Um Ende feiner Tage Fann er den Lebensabend durch das Studium noch verfchönen, das ihm immer neue Reize ſchafft, täglich vermehrt er die erlangten Kenntniße. Die Begeiftrung des Genies, bat ihn nicht verlaßen, er bezeichnet feine legten Schritte durch neue Entdedungen, So hatte Aldrovandi noch in feinem fechözehnten Luſtrum ienen fihern, feften Tact, der es nicht zugiebt, ein Individuum mit einem andern zu verwechſeln. Das Gtudium der katurgefhichte, dem !er fein ganzed Leben weihte, machte aus diefem berühmten Manne, den erften Naturforſcher feiner Zeit, Er verdient eine Stelle zwifchen Ariftoteles und Linnee, weil er, wie fie, mit feinem Geifte alle Erzeugniße der Natur umfaßte. Diefer Ehre ift er um fo mehr werth, wenn man bedenft, daß die befondere Naturgeſchichte der ein— zelnen Gefchöpfe in der Zeit, wo er lebte, kaum befannt war, Wahrſcheinlich verdanken wir ihm die Miedererneurung dieſer erhabenen Wiffenfhaft und 52 ihres. Studiums, wenigſtens muͤßen wird eingeftchn, daß er jehr viel Dazu. beytrug. Es ift eine Solge iened Scharffinns, den lange. Beobadhtungen erzeugen, daß dieſer Naturforfcher, nachdem er den gemeinen Polyp mit zwey Reihen Schroͤpfkoͤpfen befihrieben hatte, von dieſer Art Mole lusken eine afbere zu unterfcheiden wußte, wovon ihm nur ein einziges Exemplar gebracht wurde. Dies murde bey der Inſel Elba gefangen, die mit zu den Inſeln des mittelländifhen Meers gehört, *) Seine Lange, mit Inbegriff der Arme, betrug zwey Fuß; es läßt fi) eine eben fo große Breite vermuthen; bie glatte Seite der Arme,. die, auf der man bey dem geineinen Volyp zwey Reihen Näpfchen: fieht, mar durchaus weiß und nur mit einer Reihe diefer furcht- baren Schröpffünfe bewaffnet; unten und auf der rundlichen Seite derſelben, zeigte die weiße Farbe derjelben Arme, Flecken oder Gruben ocher = oder softfarbig. Der Kopf und der Leib von diefem Mol: lusk, war verfchieden fihattirt und fpielte in die rothe, blaue und fihwarze Farbe; in der Scheibe feiner weiten Augen, ſah man "einen goldenen Aug⸗ » Nos quidem hujus generis iconem damus. Captus is est prope Ilvam maris Mediterranei insulam. Longus erat pedes duos: cirris duplici acetabulorum ordine infern& parte insignitis, albis: superna maculis ferugineis aspersis. Oa- pite vario, coloribus praesertimm, rubro, caeru- leo et nigro. Oculis ınagnis aurea iride, ‚pu- pilla nigra. Hujus iconem ita expressimus, ut unica tantum acetabulerum ‚series comspici potest. Aldrov. de Moll. lib I, pag, 13. 53 apfel, der mit dem dunfelfarbigen Yugenflern unge mein contraftirte. Möchte doch die Figur, Die Aldros vandis Befchreibung begleitet, feiner feyn! Der ſchlechte Holzſtich laßt uns nur fehn, „daß die Arme . Faum noch einmal fo lang find, wie der Körpertund daß fie folglich weit Fürzer find, mie die des wohl riehenden Polypen *), der nur eine Reihe von Näpfhen hat. Der Körper von diefem Mollusf feheint auch weit größer nad) der Proportion der Arme zu feyn, als der des gemeinen Polyps. Dieſe Unters fheidungszeichen finden wir auch bey einem der Thiere, das Seba befannt gemacht hat, **) unter dem Nah men des weiblichen Polypen, ohne eine Befchreibung hinzuzufügen'oder irgend etwas zu fagen, das ung den Ort andeuten fünnte, von woher er ihn erhielt; daß er ihn aber den weiblichen Volypen nennt, beweißt uns, Daß er richtig unterfucht hat, wie die Arme deßelben nur mit einer Reihe Naͤpfchen verfehn wa— ven. Die GWedergröße des Polypen von Seba, fheint uns diefe'be zu feyn, mie die des Polypen von Aldrovandi und bey dem holländifchen Beobachter iſt er unendlich befer gezeichnet; allein da Seba ihn im Weingeiſt aufbewahrte, fo erfiheint er ganz braun, Diefe Farbe verdrängte die Serben, die das Thier hat, wenn e8 lebendig ift, die eigentlichen Farben waren in dem Meingeifte ganz verfhwunden. Aldro— vandi, der ihn Iebendig fah, befchreibt die ſchoͤnen Farben, die feine Haut zieren, genau, wenn er in den Gemwäffern des Meers feine Nahrung fugt. *) Eledon, eledona; ozolis, ozaena; ofihylus; bolitena der Alten. **) Seba, tom III, planch. 11. Fig. 4, pa 5 € [4 54 | | : Noch müßen wir hier bemerken, daß die Figur Aldrovandis im Holtzſchnitt, in gewißer Hinficht von der verfchieden ift, die Seba unter die vierte Ziffer der zweyten Aupfertafel feines dritten Bandes, ſtechen ließ. Bey Alorovandi find die Arme des Doinpen, von dem wir reden, auf „der innern Seite glatt; bei Seba find diefelben Arme, der ganzen Länge nach, vollfommen rund. Bey dem holländifchen Naturforſcher ift dad Auge von diefem Mollusf ganz erlofchen; es fieht bleich aus, vielleicht hat es der Weingeiſt entfärbt, vielleicht hat er diefes Organ be: deckende Membrane verfürzt und dichter gemacht, die bey Aldrovandi ausgedehnt, glänzend, vder we- nigſtens ſehr bemerkbar und hervorſpringend iſt: allein dieſe Verſchiedenheiten ſind eine Kleinigkeit, ſie ver— lieren ſich, wenn wir erwegen, daß die Arme der Polypen nicht nur biegſam und nach ihrer ganzen Laͤnge ungemein geſchickt zum Zuſammenziehen ſind, ſondern daß fie es auch auf alle andere Art in einem Grade: find, daß ihre Winfel, oder Eden, fih nah Gefallen des Thiers mehr oder weniger raſch bewe— gen, daß bey gewißen Vewegungen bisweilen diefe Eden verfchwinden, und dann fieht nian einen vier— ecfigten, dreyedigten Arm in der Geftalt eines ruthen: _ förmigen Pfriemen, der oöllig rund if. Webrigens kommen mir diefe Schattirungen wenig harakteriftifch vor und ich fehe fie für viel zu wenig unterfcheidend on, als daß ich aus diefen Polypen zwey verſchiedene Arten machen ſollte. Bey Seba hat der Polyp durchaus die Haͤute . am, Grunde, der Arme nicht; , wir werden fehn, daß dieſe Haut im allgemeinen allen Arten derjenigen Mollusfen fehlt, deren Arme nur eine Reihe Schröpfz 55 föpfe haben, Die Figur Aldrovandis iſt befonderg in diefer Hinficht mangelhafter, als in der Zeichnung aller andern Glieder; indeß ftehe ich nicht an, die beyden Polypen unter eine Art zu begreifen; , viel- feicht habe ich mich betrogen; vielleicht find es zwey verfihtedene Arten und ich geftehe ſogar, daß die Arme des Polypen Sebas ganz anders gerollt find, als Die des am Ufer der Inſel Elba gefangenen Po— Iypen. Die Zeit muß diefe Schwierigkeit entfcheiden: man wird Diefe Thiere fludieren, oder fie noch mehr unterfuchen; und es ift fehr wahrfcheinli, daß wir unter der Menge derjenigen, die man in unfere Ga- lerie und Kabinetter bringt, neue Arten finden wird, und daß andere, indem fie fie den Polypen, die id) beſchreibe, an die Seite ftellen, entweder meine Mei: nung, Die ich öffentlich befannt machen zu müßen glaubte, da ich fo viele Unterfuchungen und Beob— achtungen angeftellt hatte, beftätigen oder entkraͤften. Mas ferner noch für meine Meinung entfcheidet, ift, dag Geßner ein Individuum, das fehr Elein war, von derfelden Art, von der hier die Rede ift, wor Augen gehabt Zu haben ſcheint. Obgleich diefer klei— ne Polyp nur eine Reihe Schröpffüpfe hatte, fo ftellt ihn dieſer Verfaſſer mit dem wohlrichenden Polyp, doch nicht in eine Ordnung; und da er ihn nicht für. den semeinften halten Eonnte, ergreift er eine höchft fonderbare Parthie. Da der Volyp zu Feiner der ihm befannten Arten paßte, glaubte Geßner end— lich den Polypen gefunden zu haben, der den Argo— nauten bewohnt, *) und ließ Hon ihm,’ unter Diefer *) Nautilus. Avistotelis. Argonauta argo Lin. Syst. nat. Vermes testacea, pag. 3367. Ar- — 36 | — Benennung, eine Figur in Kupfer ſtechen. ) Wenn wir von den Polypen mit Schaalen reden, werden wir einfehn, daß die alten Srrthümer bier durch einen neuen bereichert wurden. Allein fo viel ift ge— wiß, daß er ihn als eine durchaus befondere Art anſah. Ließt man fein Buch, dann wird man fich davon noch mehr Überzeugen... Nachdem er von dem gewöhnlichen Polypen mit zwey Reihen Schröpfföpfen geſprochen und den wohlriechenden Polypen befchries ben hat, unterhält uns Geßner erft von dem Poly: pen mit einer Reihe Schröpffüpfen; eben fo macht es Aldrovandi; Seba betrachtet ihn ebenfalls als eine befondere Art; dies alles beffimmt mich, bier unter dem Nahmen ded Polypen der Inſel Elba, nder des Polypen von Aldrovandi, eine befondere Polypen— art aufzufiellen.- Erklärung der zwey und dreyßigften Kupfertafel. Der Polyp von Aldrovandi, mit einer einzigen Reihe Naͤpfchen, von der Seite betrachtet. Man fieht die acht Arme, die durd) Feine Haut mit einander verbunden find; Das Auge ift fait er: loſchen, Dies rührt daher, Daß das Thier im Wein: geift aufbewahrt wurde. Die ganze Befchaffenheit dieſes Thiers mußte aus eben dem Grunde eine große Veränderung leiden und der Körper zufammengezogen ‚ werden, Die Figur des Seba, die recht gut iſt, leie tete mic) bey meiner Arbeit. gonaute. Lamarck. Syst. des anim: sans veriebres, 74 genre, — Cephalis, pag. 99. *) Gesner, Icon. anim. Loco citato, pag. 191 h 37 Der gelockte Polyp. *) Le Poulpe cirrheux. Das vorhergehende, lederhaͤutige Mollusf, iſt nicht das einzige unter den nacten Xhieren, das uns Arme, mit einer Reihe Näpfchen verfehn, zeigt; es ift fogar mwahrfcheinlih, daß, wenn die Gefdichte Diefer Thiere befannter wird, wenn man eine größere Anzahl von Arten Fennen lernt, dieſes Kennzeichen dazu dienen kann, immer nothwendige Unterfchiede anzunehmen, ie nachdem fich die Gegenftände vermeh- ren. Theilt man dann die Polypen in nackte und in Polypen mit Schaalen, fo findet man in diefen na= türlichen Abtheilungen noch andere Abweichungen, Mollusfen mit zwey Reihen und mit einer Reihe Schroͤpfkoͤpfen. Je mehr wir dieje Thiere ftudieren, defto mehr fehn wir, wie ſich ihre Arten vor ung aus⸗ J *) Lamarck, Memoires de la soc. d’hist. nat., de Paris, an’ 7. pag. 21. etc. Kupfertafel I, ig. 2, a. b. — Octopus corpore subrotundo loeviusculo, -brachiis compressis spiritualiter convolutis, cotyledonibus uniserialibus. Sepia cirrhosa; 1. a. g, Bosc, Hist, nat. des Vers, pag. 47: — Vremde Zeeveelvoet van Benga: len, (fremder Polyp von Bengalen). Catal. du cabinet du Stathouder, XII. F, aquatil. va- ia. Seu; Zee of Zoetwater dieren. Diefer Polyp von Bengalen wurde durch ein Schiff der engliſchen oftindifchen Compagnie nah Holland ge: bracht, das nach Noorwich verfhlagen war. Er war an dem Schiffätiele befeftigt. Man lößte ihn mit einer Menge Mufcheln ab. Vremde Zee veelvoet van Bengalen; van het gebleven eng- lesch oostendish schip by Noordwich in 1781. et 82. Ubi supra, Nro. 119. \ breiten und entwicdeln. Zahlreicher und wichtiger ein— getheilt, als es die Dintenfifche und Ralmars bisher “find, führt eine gewiße Anzahl von ihnen, fo glän: zende als leichte Mohnungen umber, die fic ſich zu baun verfiehn, Die ihnen die faſt immer unver: meidlichen Sorgen erfparen, wenn man fich einen - Drt wählen will, wo man bleiben und ausruhen ann, Dies werden wir in der Gefihichte der Schaalpoly— pen oder Argonauten fehn; aber ch wir dieſe begin- nen, müßen wir erſt von einigen iener nackenden Polypen, mit einer einzigen Reihe Schroͤpftopfen, reden. Lamark hat uns einen von den Polype en kennen gelehrt, der ſich gleichſam unter der Menge neuer, auffallender Gegenſtaͤnde verlor, die ſich in dem Ka— binet des Prinzen von Oranien befanden. Der Ei— genduͤnkel des Vorſtehers der daſigen Naturalienſamm— lung hätte uns deßelben auf immer beraubt; *) denn Vosmäre, achtungswerth in anderer Hinfiht, bes fhäftigte fi nur mit der DBefchreibung der in die Augen jpringenden Gegenftände, und bearbeitete fie langfam. Er wollte alles, was diefes Kabinet Für- trefliches enthielt, für ſich behalten; er fchien zu fürchten, daß das Auge eines Gelehrten gewiße Nach— richten von Geſchoͤpfen auffaßte, die noch nicht be— kannt waren, von denen man im Publico nichts wußte. Kenntnißreichen Maͤnnern verſagte er den Eintritt in dieſe Galerie. Der Polyp, den wir ietzt beſchreiben, zog die Blicke des einſichtsvollen Profeſſors des Muſeums *) Die Naturalienſammlungen wurden aus Holland nach Paris transportitt, 39 der Naturgefchichte Zu Paris auf fich, der ihn den locfigten nannte, wahrfcheinlich weil die Arme wie Locken aufgewicelt find, *) Diefer Polyp hat in feiner größten Ausdehnung eine Länge von fechd Zoll; der in eine Kugel zuſam— mengerolite Körper, die unten- etwas gedrückt ift, mißt kaum einen Zoll, Der Kopf ift um die Hälfte länger, ſtark und fleifchigt, er öfnet fi) nach den Armen hin und ift mit Feiner Membrane verfehn; an feiner Bafis zeigen fi) zwey Fugelfürmige Augen; fie ſtehn nach) hinten zu und find faſt erloſchen; ſtarke Muskeln, die uͤber ſie hinlaufen, fangen an, die Arme von dieſem Punkte des Auslaufens, anzudeu— ten; ſie haben eine Reihe Naͤpfchen; faſt alle rau— thenfoͤrmig oder ſechseckigt, vereinigen ſie ſich im Mittelpunkte des Thiers und find da fo zuſammenge— drängt, daß man den Mund nicht wahrnehmen kann; dieſe Schröpfköpfe fiehn nah an einander, Die an ihrer Bafis farfen, fleifchichten Arme, endigen fich in eine ftumpfe Spitze; an den Öeiten find fie etwas glatt und ihre Länge betragt nicht über drey und einem halben Zoll, | Die Haut dieſes Mollusks ift glatt und ſchlicht; die Hauptfarbe ift weiß, mit purpurnen Punkten getüpfelt und fchagrainirt; auf dem Rüden wird die Farbe dunkler, hier ift blau die Hauptfarbe. Leichte rothe Schattirungen fallen hier ins Himmel: "blaue, Biolette; der Hintertheil des Kopfs und das Untere der Arme, hat diefelbe Farbe. *) Cirrus, Haarlocke. Cirrutus, lockigt. 40 Der ausführende Kanal ift rund und fehr hers vorftehend; er zeigt ſich gewöhnlidy an der Geite des Bauchs; der Mantel oder der Sack ift Hier, wie bey allen andern Polypen, geöfnet und feine Haut, wie Lamark fagt, ift vom Halſe an auf dem Nücken, getrennt: dieſer Umftend, mie ich glaube, rührt vielleicht daher, daß das Thier im verweslichen Zu— ftande .oder verlegt worden if. Ich glaube, daß hier_die Haut zerriffen war, um fo mehr, da das Bild, mit dem Lamark fein Memoire begleitet, von Marechal herrührt, deßen ängftliche Genauigkeit wir Tennen und daß das Bild Spuren von Verlegung zeigt; mill man es genau betrachten, fo fiebt man, dag einer von den Kiehmen, flatt an dem Mantel oder Sack befeftigt zu ſeyn, vortritt, und in einem Zuftande, der nicht natürlich ift, fich an der Seite des ausführenden Kanals nach auffen zu zeigt, ſtatt von dem Mantel bedeckt zu werden, wie es Diefe Organe in ihrem gewöhnlichen Zuftande find. Auf der andern Seite, Hält diefer Naturfor- fcher den lodigten Polyp für vdenfelben, von dem Seba in dem dritten Bande feines Werks, Figur ſechs, zweyte Kupfertafel, eine Copie liefert; *) Doch trägt er in Wahrheit Bedenken, . dies zu thun. Zwey Seiten in feinem Memoire weiter, glaubt er. nicht ohne Grund, daß dies der wohlriechende Polyp feyn koͤnne, dem Seba aber nicht genug ausgefäfelte Arme gegeben hätte, **) In dieſer Figur ift der *) An Polypus. Seba, mus. 3; tab. 2, Fig. 6. **) Wirft man nur einen aufmerffamen Blick auf diefe Figur des Seba und vergleicht fie mit der I gi wohlriechende Polyp von Lamarf, von dem wir hers nach reden wollen, unverfennbar. Die verlänger: ten Arme und die einzige Reihe Näpfchen, laßen feinen Zweifel übrig; die des gelockten Polypen find ſehr nervigt und Fury und flatt zufammengedräct und glatt zu ſeyn, find die des wohlriechenden Poly-- pen von Lamark, wie die Arme der fechsten Figur von Seba, vollig ausgefäfelt und rund. Sch glaube, daß wir fie, mie zwey Individuen einer und derfels ben Art, anfehn Fünnen. Lamark und Bofe haben das Baterland des Po- Ippen nicht gefannt, dem fie beyde den Nahmen des ‚locfigten geben. Sein fonderbares Anfehn beftimmte Lamarf, ihn als eine von anderen vollig unterfihie= dene Art zu betrachten, Erflärung der drey und dreyßigſten Kupfertafel. Sie ſtellt den lockigten Polypen auf beyden Seiten ii vor. Die obere Figur zeigt ihn von hinten: hier muß "man die runde Ebene feines Körpers bemerfen, die Länge des Kopfs und das Zufammenrollen der Arme, das zum unterfcheidenden Kennzeichen dient, Die Augen find Elein und wenig hervorftehend. Der Hals ift fehr zufammengedrüdt. Die zweyte Figur flellt uns daßelbe Mollusk von vorn dar, um ſehn zu koͤnnen, wie ſehr die des wohlriechenden Polypen von Lamark in den Memoiren der Geſellſchaft naturforſchender Freunde, fo faͤllt einem, id) will nicht ſagen, die Aehnlich— keit, ſondern die voͤllige IHNEN auf, 42 Naͤpfchen nad) dem Mittelpunfte der Arme hin zu- fammengedrüdt ſind. Da fie fo nah an einander ſtehn, haben fie eine eckigte Geſtalt, eine natuͤrliche Sol ge ihrer Nähe, Diefer Polyp wohnt in Bengalen, _ Der wohltiechende Musfus: Polyp, Moſchus— Polyp. 7) | Le Poulpe musqué. Dieren Polyp Fannten die alten Naturforfcher, und fie verwechfelten ihn nicht mit andern Polypen. *) Ozoena, osmylus, eledon, bolbotion, bol- bidia, ‚helidona, osmylia, bolitana, moshyte, ozolis, der Alten. Eledon - Crurum prolixitate a ceteris differt, et serie simplici acetabulorum, Arist. Hist. 4, c. 1, — Ozoena Plinüi, lib, 9. c. 30, + Polypus tertia species. Rondel. pisc. 516, et p. 373. edit. gall. — Bolitoena, sive ozalis. ' Belonii eledona. Aldrovand, de Moll. pag. ae. — Polypus tertii generis. Gesner, de Moll. icon, animal. pag. 191. — Octopus moscha- tus. Lamarck. Mem. de la societe d’hist. nat. pag. 22. Octopus corpore elliptigo laevi, bra- chiis loreis praelongis, cotyledonibus uniseriali- bus. — Seche musqude, sepia moschata. L. - a. g. Bosc. Histoire naturelle de vers tom 1. pag. 48. Polypus juvencula alia, minima cor- pore rotundo. Een polypus heel klein jong met een ronde |yf. Seba Vol. III, pl. II. fig. 6, et pag. 5. — Zeyl polyp, oft veelvoet ge- houden woordende voor de rechte visch van de 45 Bey feinem aͤuſſern Gliederbau verweilen fie ſich in- deß ſehr wenig, nur auf den flarfen Moſchusgeruch, den er ausdunftet, fo wohl wenn er lebendig, als wenn er nach dem Tode getrocdnet it, waren fie aufmerffam, Diefer ſtarke, Burcdringende Gerud), iſt ihm eigenthuͤmlich und wenn andere Volypen da: mit begabt find, fo Fennen wir feinen, der ihn in einem ſolchen Grade hätte, als der Moſchus-Polyp. Mit diefem Nahmen ift er zu allen Zeiten und von allen Autoren, die Nachrichten über dieſes Thier hinterlaßen haben, bezeichnet worden, Mir haben einen von dieſen Polypen vor Augen: er ift den Thieren ohne Gelenfe beygeitellt, die in den Galerien des Mufeums der Naturgefhichte ſich befinden und war ehedem ein Stück der Sammlung des Prinzen von Dranien, Er fiheint nicht völfig ausgewachfen zu fenn: fein Körper ift länglich, er bildet einen vollfommnen Sad; der Kopf läßt ſich faum daran unierfcheiden; kaum ift er von, demſel— ben getrennt, und fcheint mit dem Sacke eine Waffe zu feyn: Die Oefnung des Sacks oder: Mantels, ift nicht beträchtlich: Faum daß er dem Trichter oder dem ausführenden Kanal einen Weg läft, der dage- gen recht ſtark iſt. Die obgleich weiten Augen, find TEE TEE TREE dunne gekoraalde, ook doekehurft oft schip- pertje genaemt. (Cat. du stadh. vol. XII, Fig. Nro. 23.) Moshiten et gopos, der neuern Griechen. Muscarolo, muscardino et muguetino, im Stas- liaͤniſchen. Im Deutfchen Bifemer, Bifamling, Bi: ſamkuttel. ꝛc. Sm Englifchen Musky sinelling. Sm Arabifhen, besropt. Sm Ruſſiſchen bisemer, 44 “matt, es fcheint dies daher zu rühren, daß ff‘ bie Haut des Körpers ganz überzieht und daß fie durch ihre Dichtigfeit, den Glanz der Strahlen des Aug: apfels verdunfelt. Seine freien, durch feine Haut verbundene Arme, ſcheinen fehr lang zu feyn, ob fie gleich nur zweymal länger, als der Körper von die— ſem Mollusk find: allein diefe Täufchung rührt von ihrer ausgefäfelten Geftalt her, die ſich riemenartig verlängert: an den Aufferften Spißen find fie fo dünn wie ein Faden! eine einzige Reihe von Schröpf: koͤpfen, die dicht an einander flehn, bedeckt ihre in= nere Oberflähe. Die Arme mitgerechnet, beträgt die Länge dieſes Polypen kaum ein und einen ahnen Fuß. Auf der zweyten Kupfertafel, mit der Lamark ſein fuͤrtrefliches Memoire bereichert hat, gab er uns von dieſem Mollusk eine getroffene Abbildung. Man findet hier die ſorgfaͤltigſte Genauigkeit und die ruhige Ueberlegung, die alle Zeichnungen Marechals begleiten. Dieſe Vollkommenheit, indem ſie den Gegenſtand voͤllig nachbildet, contraſtirt auſſeror— dentlich mit der ſchlechten Figur deßelben Polypen, die Rondelet öffentlich befannt machte, er gleicht da mehr einer angezindeten Granate, als einem andern Dinge, und diefe Mißgeflalt haben Aldrovandi, Bes lon und Geßner copirt. Sonfton, der diefe Figur wahrfcheinlich ald das Werk der Laune betrachtete, wollte fie (Aldrovandi ꝛc.) nicht nachahmen. Man findet diefen Polyp unter feinen Figuren nicht, ob— gleich fein Text deßelben erwähnt. *) Wir müßen *) Tria sine conchys conspiciuntur, inter qua levem. et exiguam modermi differentiam esse [e71 4 daher geftehn, daß es unmöglich wäre, Lamarks wohlriechenden Polyp in den Zeichnungen der ange: führten Schriftftellee wieder zu finden, wenn ihre Befchreibung und ihre beffimmtern Ausdruͤcke, Die fie gebrauchten, uns nicht zu Hülfe Fämen und in diefer Hinficht iede Schwierigfeit loͤßten. Seba ift ‚ ber einzige, der von dieſem Polyp vor dem franzöfts ſchen Naturforſcher, eine gute, wenigftens kennt— bare Sigur lieferte; dennoch fehlte nicht viel, fo hätte ihn auch Lamark nicht erfannt; *) denn er ift zweifelhaft und weiß es nicht beſtimmt, zu mel: cher Art von Mollusfen er die Figur Sebas rechnen fol, nach einer reifen Prüfung verfehwindet erft ieder Zweifel, iede Ungewißheit. Die Haut des wohlriehenden Polypen, ift durche aus glatt und einfah: es fiheint, daß die Natur die mörderifchen Glieder diefes zerftöhrenden Thiers unter einer atlaffenen, glatten Haut verbergen wollte; nichts Fürnerartiges, Fein hervorfpringender Punkt, fein Schagrain unterbricht die angenehme Glafur die: fer Lilien-und rofenfarbigen Haut, die durch eine tareißenfarbe gehoben wird, und Durch das reizende \ putant. Eledone-omylos, a gravi capitis odore, .nomen habet, lonston, de Exsang. aquat. pag. 7, col. ı. in line. *) Das Individuum, mas ich eben befchreiben will, kann die Art feyn, die Seba in feinem Muſeum - abgebildet hat, vol. III. Kupferrafel 21. dig. 65 allein in diefer Figur find die Arme nicht genugs fam ausgefäfelt. (Lamarck, meme Meimoire, pag. 23.) An Di — Maus, 3, tom U, Fig. 6. Pag. SL. 46 Zuruͤckſtrahlen an iene friichen, fleiſchfarbigen Blur men erinnert. Die angenehmſten Farbenabſtufungen zieren die aͤuſſern Formen von dieſem Mollusk; die Muskeln ſind gerundet; in ihren weichen Umriſſen zeigen ſich hollunderblaue und hellblaue Schattirungen, die, indem fie den Schatten machen, die hervoͤrſprin—⸗ genden Theile vortreten laßen, deren weidher und rei— ner Anftrich unmwillführlih an die Mahlerei erinnert, zu der die Natur, die Schönheit und die Liebe, auf dem Sarbenbrette dem Albani die Farben rieb. Wenn diefe täufcbende Auffenfeite mit der Macht auf die afferbewohner, wie auf die Bewohner des feften Laͤndes, wirft; wenn der Anblick einer fchönen Ge: fialt für die Waſſerbewohner fo gefährlich ift, wie ‚für ung, was doch Feine offenbare Unmoͤglichkeit ift, dann iſt der wohlriechende Polyp fehr furditbar für fie. Alles ym ihn iſt anlodend. Ein wohlriechender Duft verbreitet fih um den Ort ſſeines Aufenthalts, feine leichten, ſchlanken Glieder flüßen, wenn er ſich naht, Feine Furt ein, erfi dann, wenn er mit ſei— nen graufamen Urmen ein ungluͤckliches Thier ums fhlungen hat, erfentt es, leider zu fpat, feine Uns vorfichtigfeit; nichts kann e8 nun aus denjelben ret— ten; die Taufchung fchwindet, es muß fterben, Weder Rinne, noch Gmelin hat diefes Polypen erwähnt. Vielleicht fah Linne *) nur ſchlechte Zeich- nungen von demfelben und hielt ihn der Aufmerkſam— feit nicht werth und zu wenig unterfcheidend, um ihn als eine befondere Art aufzuſtellen. *) Mur folgende Arten zeigt er an: Sepia octopus- unguiculata. . N AR 47 Die Alten afen diefen Polyp. Er erſchien mit den Dintenfifchen und Kalmars auf ihren Tafeln, Es ſcheint fogar, daß man ihn befonders achtete, denn die berühmteften Aerzte legten ihm eine Blä- hungen vertreibende und flimnlirende Kraft bey. *) Die Dichter befangen feine Eigenſchaften. Auf eine andere Art vermehrten Diefe Polypen die Vergnuͤgun— gen bey Tiſche, indem fie auf eine angenehme Art den Geſchmack und Geruch reisten. Der Liebling Esculaps 7°) bediente fi) ihrer mit gutem Erfolg, um gefährlichen Krankheiten zuvorzukommen oder fie zu heilen, die für die neuere Heilkunſt ein Stein des Anſtoßes geworden find, Noch hat man Diefe — Mollus ken als ein koͤſtliches, reinliches Raͤuchermittel betrachtet, das man in Koffers oder Schraͤnke legt, darnit die Leinewand oder die Kleider, einen angenehmen Ge— ruch annahmen. Der Geſchmack hat ſich ſehr vberaͤn— dert, der Moſchus, der für die Alten und iunfere ‘*) Ad venerem excitandam plus caeteris 'valere creditur. Hippocrates, lib 2, de morbis mul. Polypi, sepiae venerandaeque, loligine s Et quae mare olet bolbytis. j Epicharm, im nuptüs h ebes. *) Praeparatur ad cibem utraque species eo) ‚quo ‚superior modo ad uterorum cancros futuros bolbydia et pisces cartilagineos., Et si uterus ad coxam aversus fuerit, bolbydia in vino et , oleo cocta praescribitur Et eandem similiter praeparatam, aut, sepiolus. ad meaıses ciendos, ah de morbis mul. lib. 48 Vaͤter, fo koͤſtlich war, als die theurſten Spece— reyen, iſt faſt ganz aus unſern Raͤucherbecken ver— bannt, ſo wie die Buden unſerer Spezereykraͤmer verſchwunden ſind. Was davon auch die Urſache ſeyn mag, kurz, er gilt nicht mehr. Er wirkt nicht mehr angenehm auf unſere Geruchsnerven, wie es bey un— ſern Vaͤtern der Fall war. Seine Staͤrke und der Nervenreiz, den er erzeigt, haben ihn verdächtig ge— macht. Sch fah Perfonen, denen der a Nafenbluten zuzog. Erklaͤrung der vier und dreyßigſten Kupfertafel, Der mwohltiehende Polyp. Er ift nach dem Individuum gezeichnet, das fich in der Nationalfammlung befindet; fein Körper ift länglichts der kurze Kopf macht mit ihm eine Maſſe aus; das Auge ift matt. | | Die Arme in Geftalt runder, ſchmaaler Kiemen, find mit einer Reihe von Schröpfföpfen verfehn; Die Arme find fehr lang und laufen in eine Spiße aus, ohne aufgerollt zu feyn, . Der abführende Kanal ift breit und fehr fichtbar. Der mit Klauen verfehene Polyp, *) Le Poulpe onguicule. . Deſes Mollusk, was ich hier als das letzte von den nackten Polypen anführe, ift uns wenig befannt, *) La seche onglee. Sepia corpore ecaudato, brachıis unguiculatis. Molina, Hist. nat. du Chili. | } 49 und Faum wiffen wir efwas von dem, was daßelbe betrift. Molina ift der einzige, der feiner in der Naturgefhichte von Chili erwähnt, Es ſcheint, daß es ausfchliegend dem Seeſtriche diefer Kuͤſten ange: hört. Molina giebt uns von ihm eine bloße Anmer- fung und theilt uns von demfelben Feine ausführliche Beichreibung mit. Was er aber von ihm fagt, iſt deutlih und beftimmt und läßt weit mehr wünfchen, Ich muß geftehn, dag man das wirkliche Dafeyn die: fes Polypen nicht verfennen kann; ob er auch nur mit wenigen Linien gezeichnet ift, fo find diefe Kenn— zeichen von dem fpanifchen Autor fo auffallend darge ſtellt, daß man gezwungen ift, fie anzunehmen. Kinne fand nicht an, es zu thun; er wies Diefem Polypen eine Stelle unter den Gefchöpfen an, die feine weife Hand claffifieirte. Er hielt ihn für eine befondere Art; feinem Beifpiele- folgte ein franzoͤſi— ſcher Naturforfcher. In ihre Fußtapfen will id) tre— ten. Diefer Polyp, der von allen, Die ich bisher befchrieben habe, verfchieden ift, fiellt uns eine Be⸗ waffnung der Arme mit ſpitzen, einwärts gerichteten Krallen dar, wie die der furchtbarſten, fleifchfreffen: den Raubthiere unter den vierfüßigen Thieren find, Diefe ganz neue Mode der Bewaffnung mit Klauen, die uns etwas ganz anderes, wie: bisher, Sepiavunguiculata. Species 6, Lin. Syst. nat. verm.. pag. 3150. — Corpore ecaudatoy + brachiis unguiculatis habitat: in mari pacifico, Chilli alluente, rarior capidissima, brachiis loco verrucdrum- unguiculis armatis in proprias vagi- näs retractilibus.' Ibidein. — . Bosc, Hist. nat. des vexs;. tomiul 5, Pag 47. ” Ar Na D 59 FR | | fehn laßt und und dennod) nicht von den Gefchöpfen, die der Gegenftand unferer Betrachtungen find, ent= fernt, beweift uns von neuen, daß die fchöpfrifche, fraft = und lebenvolle Allmacht, ſich in. ihrer Uner: meßlichfeit. die erhabenfte Abweichung von der gewoͤhn⸗ lichen Regel erlaubt. In demfelben Augenblid, wo wir diefe Natur feftzuhalten meinen, entfchlüpft fie uns; aber fo flüchtig fie ung auch fcheint, fie weicht. nicht von uns, ohne Spuren zurüczulaßen, die uns behülflih find, fie auf ihrem verſchlungenen Gange wieder zu finden; und wenn wir auf ihrem Pfade und verirren, indem wir ihre nachfolgen, fo wird die's feyn, Die uns mit hälfreicher Hand den Faden reicht, um uns aus dem Labyrinth zu helfen, in das wir gerathen find, weil wir fie ergreifen woll- ten. Gie ift über alle Gefetse erhaben, weil fie fie sol tiefer Weisheit beftimmt; an diefer unbeſchraͤnk⸗ ten Unabhängigkeit erkennen wir die das All bewe— gende ‚und regierende Macht, Vergebens verfuchen wir es, fie feftzuhalten, fie flieht allen Zwang; fie, die erhabenfte, Eennt Fein Band, Vergeben ver: ſucht's der menfchliche Geift, die Fülle ihrer Werte zu umfaffen, obgleich) die Grenzen, die fie diefem Geiſte bezeichnete, unermestich find, feine Begriffe erreichen ihre Majeſtaͤt, den grenzenlofen Umfang ihres Ganzen doch nie. Ihr Schoos ift geöfnet, um alle nur möglichen Gefchöpfe zu erzeugen; denn alles, was entſtehn konnte, exiſtirt. Voll Ruhe, aber immer wirkſam, ſtreut fie eine Menge von Geſchoͤp⸗ ‚fen um fid) her, die mit Gefühl und Leben begabt find. Hier verfagt fie diefe Gaben und weniger frei— gebig, ſcheint fie fie nicht dem Ganzen fchenfen zu wollen, Mitten: aus einer ;fcheinbaren Zerftöhrung, unter Schrecken und Toben, fehn wir, wie auf eins 51 mal ein unter allen Geftalten vermehrtes Leben: her- vorglänztz; was noch mehr ift, aus dem Sturm und dem Kriege der wüthenden Elemente, treten neue Wefen, neue Modificationen der Materie hervor, wovon der Menfch, der Flemme des Genies unge: achtet, die ihn begeiftert, nur ein Fleines Theilden iſt. Mit welhem Enthuſiasmus muß ung diefer Be— griff von Allmacht nicht durchdringen, und welches ift der ungeheure Abftand, der uns von dieſer bewe- genden Kraft trennt, und, die wir uns auf der Kugel, die fie uns anmwies, als die oberften Ge: bieter, als den unmittelbaren Ausfluß (emanation ) der Gottheit betrachten, deren unabfehbares Ganze nichts ermeffen kann. Diefe Gottheit zählte unfere Tage und beftimmte den lezten derjelben; unter ihrer Hand find mir, wie die andern Wefen, bloße Befoͤrderungsmittel der Generationen und Fünftigen Modiftcationen: wir fünnen ihre Unermeslichkeit bienieden nicht einſehn; und ift es dem Menfchen einft vergönnt, mehr da— von zu begreifen, fo wird e8 dann gefchehn, wenn er, frei von feiner fterblihen Hülle, mit dem goͤtt— lichen Haud; in den Mittelpunkt der Wärme und des Lebens dringt, von dem er, in der Zeit feines Lebens auf Erden getrennt war, Diefe erhabenen Ideen begeifterten die Nraturforfcher immer bey ihren Arbei— ten, ein ieder hat fie nach den Empfindungen, die durd) den Anblick des unermeslihen Ganzen, was die Gefhöpfe vor ihm ausbreiteten, erzeugt wurden, reden laßen. Buͤffon fühlte vielleicht mehr, ale irgend ein anderer, dieſe begeifternde Kraft, und mehr ald einmal ſchmuͤckt fie die flarfen Farben, Die ihm feine glühende Einbildungskraft lieh, um feine | Ds 52 Ideen zu ſchildern. Linne, Smwanmerdam, Rea— zaur, und alle Naturforſcher, haben immer ihre Stimme erhoben, um die Wunder der Natur und ihrer Allmacht zu verherrlichen, Ich koͤnnte das Gefagte —— zahlloſe Auszuͤge aus den unſterblichen Werken dieſer ewig beruͤhmten Philoſophen, beſtaͤtigen; allein meine unpartheiiſchen, gerechten und eben ſo unterrichteten Leſer, wiſſen es fo gut, wie ich. Ich beſchraͤnke mich zur darauf, woͤrtlich den Anfang der Vorrede, mit der Linné, der beſcheidenſte, gelehrteſte aller Naturforſcher, ſein Merk zierte, abzuſchreiben. Er ſagt: ) ich erwache, wie aus einem tiefen Schlaf und hebe meine Augen auf; ſie oͤfnen ſich und bey dem Anblick der Uner— meslichkeit, der ewigen, unendlichen, allmaͤchtigen Gottheit, werden meine Sinne vom Staunen erſchuͤt— tert. Nllenthalben feh ich feine, den Dingen, die er ſchuf, eingedrücte Spuren. Allenthalben, in den Heinften und unbedeutendften Gegenftänden, die größte i Weisheit! Welche Macht! Welch eine unbegreiflihe Vollkommenheit. Sch betrachte bie Thiere, die mit dein Gewaͤchsreich, das Gewaͤchſsreich, das mit dem Thierreich und diefes, Das mit dee Kugel, Die auf ihrer unveränderlihen Dahn um die Sonne rollt, von der fie Leben empfängt, in der innigften Verbindung ſteht. Ich fehe endlich diefe Sonne ſelbſt, die fich mit den andern Geftirnen um eine Are bewegt; und die zahllofe Menge der Sterne in Ren Suftraum hin- geftellt, der unendlich ift, durch den Willen des Schöpfer, des eriten der Wefen, der Urfache aller Urfahen, den Erhalter, den Herrſcher des AM, den Heren und Werfmeifter des Weltgebäudes, gelei- tet, Willſt du ar Berhängniß nennen; wohlan, Dr 55 Fannft es; von ihm hängt alles ab. Willſt du ihn. Natur nennen, auch das Fannft du; er iſt der Urhe ber und Vater aller Dinge, Willſt du ihn den Nah— men Borfehung geben, fo ift er's, der vol Einficht dem Ganzen vorftieht, Er ift lauter Sinn, Auge, Ohr, Seele, Geift, ganz feldfi; fein Weſen üt ein Abgrund, in dem ſich der menfchliche Berftand verliert; er allein ift Gott, ewig, unermeslich, nit geſchaffen, nicht gezeugt; ohne ihn wäre nichts, feine Macht hat alles gebildet; er ift unfern verblendeten Augen unfihtbar, allein er offenbart fi) dem Nach- denfen; in einem undurcdringlichen Lichte verbor— gen, enthült er ſich dem Geifte, ...« > Die Natur bildet ihre Werk nicht nach einem Mufter, in ihr herrſcht eine unerſchoͤpfliche Abwechs— lung; ſie laͤßt eine Form auf die andere folgen, be— gnuͤgt ſich nicht mit einem Bilde, ſondern macht von ihrer Kraft die verſchiedenſte Anwendunge« » Diefe Betrachtung der Natur, if der Vor: ſchmack Himmlifcher Seeligkeit; der Geift, der fid ihr überläßt, wendelt in den Wohnungen des Lichts und bringt feine Tage wie in einem Himmel auf Erden zu... Die Menfchen, die ſich ihrer natürlis hen Neigung überliegen, Haben die Unterſuchungen, die die Natur zum Gegenfiande hatte, immer hochges achtet; die wahren Meifen befehäftigten fich immer gern mit ihr,. (Syſtem der Natur.) Die Gefeße der Natur find ewig, fo beflimmt and allgemein fie indeß auch find, ihre fortgefeßte Uebereinflimmung entgeht uns bisweilen; um ihnen in alle ihre Krümmungen nachzufolgen, wird. eine 54 | Kette ununterbrochener Beobachtungen und Thatfachen erfodert, die, indem fie die Gefchöpfe von ihrem Ent: ftehn umfaßt, und den Zuftand aller Weſen, den ihre Daſeyns vor uns, enthüllt; es gehört endlich die Geſchichte aller Zeiten, aller Orte, aller Erfcheis nungen dazu, die natürlicher Weife nah) und nad) aus der Verkettung zahllofer Verbindungen hervorgehn mußten, deren Grundftofe ſich zu den verfchiedenen Epochen ihrer Erfcheinungen durchfreuzten, In dem Grade, ald uns neue Gegenftände der Bewundrung aufſtoßen, muͤßen wir's anerfennen, daß alle mögli= chen Formen fowohl in der Yaturlehbre, wie in der Moral ftatt finden, Der mit Krallen verfehene Polyp von Chili, entfernt fi) alfo von andern Polnpen, wie der Din: tenfifch mit ſechs Armen, der fich ebenfalls dafelbft befindet, vor andern Dintenfifchen verfchieden ift. Sein Körper ift rund und gleicht dem der Polypen; wie fie hat er acht Arme, die vermöge ihrer Bieg- ſamkeit, aller wellenfürmigen Bewegungen fähig find, Die das Thier ihnen geben will, Es find nicht bloße Schröpfföpfe, die fie nach ihrer Fänge hin bewafnen, fondern eine doppelte Weihe von fcharfen, fpißen Krallen, die Diefes Mollusk beliebig in eine Scheide zurücdziehn, fie in derfelben verbergen kann, welche Ihnen zum Behälter dient. *) | *) Auffer dem gemöhnlichen Dintenfifh, Sepia oc- topodia, findet man: in dem Meer von Chili, den mit Krallen ausgerüfleten Dintenfifh. Statt ter Anfaugetheile, hat er Pfoten, die mit einer doppelten Reihe Krallen, wie die ber Raben, be— wafnet find, die das Thier belichig in eine Art '55 Man weiß, Daß dDiefe Krallen, die eingezogen werden koͤnnen, ein vorzügliches Unterfiheidungszeis chen der Tiger und der andern Thiere find, Die, gleich ihnen, ſich ihrer, Beute bemächtigen und mit langen Zügen das vergoffene Blut einfchlürfen, mehr um ihren graufamen Durft zu ftillen, als ihren zer: fiorenden Hunger zu befriedigen: dieſer Vergleich— ungspunft fehlte uns noch), um den Poiypen den bintdürftigften Charafter beyzulegen. Diefe Aehnlich— feit mit den graufamften, vierfüßigen Thieren, bes fchreibt ihren Charafter genau und läßt uns ihn als denfelben betrachten. Sch habe die Graufamfeit des gemeinen Polypen gefchildert: wenn der Fralligte Polyp feine Größe erreicht, wenn er eine Weite von neun oder zehn Zuß erhalt, fo muß er einer der ſchrecklichſten Verwülter in den Meeren fenn. Seine gebogenen, vielfachen Krallen, fell an einan- der gedrücdt nach der ganzen Länge der acht Arme hinab, immer ausgeftrecft, um einen nicht zu genuͤ⸗ genden Blutdurft zu befriedigen; fein ſcharfer ſchnei— dender Schnabel, der Faum eine Beute hat fahren laffen, um eine andere zu zerreiffen, die feinen un— erfättlichen und immer "wieder entftehenden Durft, noch nicht geftillt hat, macht ihn hoͤchſt furdtbar. Dies alfo find die Waffen, mit denen diefer Polyp iedes Mefen, felbft in einiger Entfernung von der Höhle oder dem Selfenwinfel, der ihm zum Aufent— halt dient, anfällt. Er flürzt aus bemfelben, wie der Tieger auf Die zahlreichen Opfer mit ununterbro- von Scheide zurüchziehn kann. Diefer Dintenfifch hat einen Eöftlichen Geſchmack, allein man. findet ihn in den Meeren nur felten, (Molina, Hist. mat, du Chili. pag. 175. im Stanzöfifchen.) 56 chener Wuth hervor, die nichts befanftigen Tann. Die Hoffnung des Mordens, zieht alle feine Mus: feln zufammen; feine Haut, die ſich Enifternd runzelt, wird roth und blaß, je nachdem die Zeidenfchaften in ihm flürmen. ‚Seine Glieder, indem fie ein über- wundenes Thier umfihlungen halten, ſuchen andere Geſchoͤpfe, um fie der Wuth zu opfern. Wer follte es nicht denfen, daß dergleichen Gefchöpfe, die Meere B und ihre Abgründe endlidy in eine traurige Einoͤde verwandelten? Die Natur fiheint ihrer DBerheerung ‚ein Hinpernig entgegengeftellt zu haben: fie find nicht zahlreich: und welches auch die Urfache feyn mag, die ihrer. Vermehrung zumider ift, der Verfaſſer, den wir anführten, fagt und, daß ihre Anzahl nicht beträchtlich) ift: ‚die Menfchen felbft führen gegen fie einen Krieg, der fie überdies vermindern muß, denn ihr Fleiſch wird fehr gefucht und giebt ein herrliches Gericht, das fih die Einwohner von Amerika mit vieler Begierde. zu verſchaffen fuhen; und die Fifcher, durch den DVerdienft gereizt, indem fie auf den Fang diefes Polypen ausgehn, haben bisweilen das Glück, fich eines der blutdürftigften Saaerann⸗ n zu bemaͤch⸗ tigen. + * Es ſcheint, daß die Arme dieſes mit Krallen ausgeruͤſteten Polypen, wie die Polypen mit einer Reihe Schroͤpfkoͤpfe, an ihren Baſis durch keine Haut mit einander verbunden ſind. Es waͤre zu wuͤnſchen geweſen, daß Molina ſeinen Gegenſtand weitlaͤuftiger behandelt hätte; ſtatt einer zu gedrängs ten Befchreibung, mußte er uns vollftändigere Nach: richten über ein fo außerordentliches Thier mittheilen. Umfonft glaubte ic) in Hernandez Schriften über Die: N 57 " ſes Mollusk etwas zu finden. *)> Da er nur von Pflanzen und einigen auffallenden Thieren ſpricht, hat er ſich mit den Thieren ohne Gelenke, gar nicht beſchaͤftigt. In damaliger Zeit zogen dieſe Thiere im Allgemeinen, die Aufmerkſamkeit der Reiſenden und Naturforſcher nicht auf ſich, der mit Krallen bewaf- nete Polyp mußte fih auf eine aufjallende Meife von dem gemeinen. Polyp unterſcheiden, fonft hätte ihn Molina nicht als eine von demfelden zu unterfchei: dende Art angeführt. Man fieht felbft, daß er, da er die Dintenfiſche, Kalmard und Polypen unter einer und derfelben Benennung verbindet und fie mit ein ander ‚verwerhfelt, den gemeinen Polypen, der fih auch an den Küften von Chili findet, als eine Art von Dintenſiſch anfah. Es ift überdies eben fo fehr zu bedauern, daß Molina fein Werk mit Feiner Fir gur begleitet hat; fie hätte dazu dienen fünnen, die Dunkelheiten feines Textes aufzuhellen. De, wo er zu gedrängt fchreibt, hätten Die Figuren die wenigen Zeilen, die der Verfaſſer von tedem Gesenftande in feinem Buche liefert, was nur ein bloßes Verzeich— niß und Feine Naturgefhichte des Landes ift, in dem er reifte, beftätigen koͤnnen. Diefer Mangel zwingt ung, hier eine Lüce zu laßen; wie müßen unfern Leſern den Wunſch nach der Abbildung des Fralligten Polypen laßen, den Dombey nit gefannt zu haben fcheint und den ih) auf meinen Reifen nicht fand, Die Nahforfhungen, die «ich fonft noch anftelite, waren fruchtlos. Ein anderer Marueforfcher, dem *) Rerum medicarum, seu Thesaurus novae Historiae, Francisci Hernandez, im Folio, Homae, 1731. 58 es mehr gelingk, als mir, kann vielleicht einft diefe Luͤcke ausfuͤllen, und uns das Mollusk, von dem hier die Rede iſt, näher kennen Ichren, Diefer kurzen Nachricht Melinas ift vielleicht das Stillſchweigen Lamarks beyzumeffen, das er in fei- ‚nem Memoire Über dieſen Polyp behauptet; obgleich ginne ihn als eine befondere Art aufgenommen hat, wie ihn der. fpanifhe Verfaſſer beſchrieb, fo erwähnt der franzöfifhe Autor feiner doch nicht. Boſc Hat diefe Art des Vergeffend wieder gut gemacht, indem er die Beobachtungen Molinas aufnahm. Er war Sinnes Meinung und wir * dieſen drey Autoritaͤ⸗ ten geinigt: Bis auf diefen Tag hat Eein Naturforfcher dies Mollust in andern Meeren gefunden: man muß alfo glauben, daß ed in dem Meere von Chili einheimiſch ift. Sch kann behaupten, daß man e8 in den afri— Fanifchen Meeren und um die Antillen nicht antrift; ich glaube nicht, daß man es auf den Küften von Mexico entdedt, wo es, wie e3 mir — ganz unbekannt iſt. Dies Mollusk iſt für uns das letzte der unbe- dedten Polypen. Die forgfältigften Nachforſchungen haben mich überzeugt, daß die Autoren, die über diefe Thiere fchrieben, weiter Feine, als diejenigen fannten, die ich den Blicken der Leſer vorführte. Es - bat mir unglaublihde Müh gemacht, diefe Arbeit bis zu der Vollfommenheit zu bringen, Wie viele Bücher mußte ich nachfchlagen, durchlefen, die in den Bibli—⸗ othefen zerfireut lagen, die ich in ber Menge nur in der Hauptftadt finden konnte. Faſt immer ſtießen 59 mir bey diefer Arbeit große Schwierigkeiten auf und ich glaube nicht, fie alle beftegt zu haben, Gemiße Polyparten waren fo unter einander geworfen, fo in einander verwicfelt, mie ein ungeftalteter Knauf; andere Arten waren zweifelhaft und ins Reich der MWunderthiere verwieſen. Vielleicht giebt es unter den vielen Naturforſchern noch welde, die die ungeheuren belebten Maſſen in Erftaunen feßen, die fie für wirf- liche Thiere nicht halten. Sch habe mich nur bemüht, Thatfachen aufzuftellen, ich überlafße meine Meinun: gen der Prüfung. Eine gerechte Eritif werde ich be- nußen; alle Naturforfeher werden indeß darin übers einftimmen, daß die genaue Unterfcheidung der Arten, für einen Schriftſteller der Naturgefchichte, das fhwierigfte ift. *) Der Reize ungeachtet, die ihe Studium hat, fo ift dieſes Bemühn. oft ſehr ſchwie— rig, oft fogar undanfbar, und die Zeit allein kann zur Vollkommenheit führen. Alle Polypen dienen, wie die Dintenfifche und Kalmars, in gewißen Gegenden den Menfchen zur Nahrung und in vielen Diefer Länder verzehrt das *) Menn man aber bedenkt, daß vick Zeit und oft unendlihe Nachſuchungen erfodert werden, um endlich die Gefhichte der Arten aufzuhellen, um iede einzeln auf eine beflimmte, unterfcheidende Urt zu charakterificen, damit die Thiere, die zu derfelben Art gehören, auch venfelben Nahmen führen; fo wird man es einfchn, daß diefe Ar— beit nicht von einem Menſchen, in Eeiner abge: meſſenen Zeit, verrichtet werden kann. Sie wird e8 nach und nach und dur die allgemeine Derbindung aller Neturforfcher, Lamark, in feis nem: Memoire, Seite 2, 60 gemeine Volk eine bedeutende Menge derfelben. Diefe Thiere, die an den Küften liegen und ſich an bie Selfen feftfaugen, find weit leichter zu fangen, als die Sifhe, Die in den Wellen umherkreuzen, die viel Mühe nothwendig machen, am fich ihrer zu bes mächtigen. Allenthalben, wo die Küfienbemwohner, erm, träge, - verftandesarm find, wenn fich bey ihnen Polypen finden, effen die unglücklichen Men: ſchen fie und machen fie zu ihrer Hauptkoſt: =) wenn im Gegentheil der Handel, die Liebe zur Arbeit und Das aus ihr hervorgehende Mohlbefinden, dieſen uns glücklichen Nachbaren des Meers lächelt, dann trie⸗ ben fie die weit ſchwerere Fiſcherei, Die aud) ein träglicher if; dann achtet man das Fleiſch der Vo: Inpen nicht mehr, : das von Natur unverdaulich iſt, was man nicht, wie die Alten, durch) Gewürze und foftbare Zubereitungen, erweichen kann. Das vor: züglichfte Stück ift die Zunge, welche die Frauen des Archipelagus begierig fuchen und roh effen, **) Eine =) Die großen Seepolnpen, ob ihr Fleifh auch nit fo gut fhmedt und nicht fo gefund ift, als das der Fiſche, dienen wegen ihres UWeberflußes den Griechen do zur Nahrung, die, da fie in der Faſtenzeit Feine Fiſche effen, viele Polypen vergeh- ren. Ihr Meer ift voller Mollusken und Dinten- fiſche. Man fifät eine große Menge, allein fie iſt nicht zureihend. Von der Küfien der Barbas vey erhalten fie jaͤrlich viele, an dev Sonne getrod- neie, Dintenfifhe und Polypen, die der Länge nach aufgefhligt find. Sie muͤßen fi alſo die Faſtenſpeiſe Eaufen, die fie fih in ihrem eigenen Lande verſchaffen Eönnten. (Sonnini, Voyage en Grece et en Turquie, tom Il, pag. 213.) ) Das Fleiſch von diefem Mollusk iſt hart, Ieder- \. 61 Schuͤſſel von folhen Zungen, wuͤrde ber römischen Leckerhaftigkeit ſo koſtbar als delicat geweſen ſeyn. Wie die Roͤmer dieſe Zungen wohl zubereitet haͤtten! Die Polypen ſcheinen im allgemeinen die Dinten— fiſche zu verfolgen, entweder um ſie zu verzehren, oder indem ſie ihnen die Eingeweide ausleeren, ſich des Ruͤckenbeins zu bemaͤchtigen, nach dem ſie ſehr begierig zu ſeyn ſcheinen. Durch Anwendung dieſer Lockſpeiſe, fangen die griechiſchen Fiſcher faſt alle Polypen, von denen ſich die Bewohner des Archipe—⸗ lagus ernähren, *) wie ung Sonnini in feiner fo phis haͤutig und unverdaulich; es hat biemweilen einen _ Muskusgeruch, *) der ohnflreitig von der Nah— rung herrührt, die das Thier zu ſich nimmt, Wenn e8 .gefocht wird, nimmt e8 eine röthliche Farbe an, die e8 dem Waffer, Und andern Din gen, in denen man ed kocht, mittheilt. Um ‚das häutige Wefen, aus dem der Körper diefes Polyps beſteht, zu erweichen, flopft man ihn einige Zeit, wirft ihn mehreremal tüchtig auf - Steine, indem man ihn mit füßem Waffer bes fprengt. Die griechifnen Weiber, die diefed Ges fhäft haben, efjen oft den Mund des Polypen (la noix) roh, und diefer iſt für fie eine Are - von Lederbiffen, Sonnini Voyage en Grèce etc. pag. 213. T) Wie wir gefehn haben, effen die Griechen den ges meinen -Polyp, den Mofhus-Polyp und nod) einige andere Arten, *) Der feſte und faft Fnochigte Theil des Dinienfis ſches, ift für die griechiſchen Fiſcher die Lockſpeiſe, mit der fie ihre Schnuren verfehn, durch die fie den Polypen fangen, (sepia octopus, Lin.) den fie Klapodi nennen. Ein an der Schnur befeftigs \ 62 loſophiſchen als belchrenden Reife, die wir chen ans geführt haben, meltet, Allenthalben, wo dieſe ſchrecklichen Mollusfen ihre Schlupfwinfel haben, wird alles aufgefrefien, elles zerfiöhrt und fie lagen um fich Fein lebendiges Geſchoͤpf in Ruh, —— tes Bley ſenkt den. Knochen des Dintenfifhes, an den man Fifhangeln bindet bis auf den Grund des Meers. Der Dolyp verläßt die Klippen, an die er fich mit feinen Armen oder Fuͤhlhoͤrnern feſt⸗ hält und duch die Weiße des Knochens angelodt, beißt er in die Angeln und fängt ſich. (Sonninj, diefelbe Reife, Seite 214), Lederhaͤutige, beſchalte Mollusken. Argonauten. | Gefhlehtsunterfhiede, D. Körper ift rund, mie der der Polypen und in einem Sacke oder in einer Scheide eingefchloffen, ohne Flügel. Er enthält Feiner Freide = oder Falfarti- gen Knochen, noch eine hörnerne Platte; der Kopf ift mit acht Armen veriehn, die um den Mund Her; umftehn und Schröpfföpfe haben; die beyden erftern, Die nach der Rüdenfeite zu, find nach auffen hin flach. Dieſe Thiere bauen fi) eine Mufchel, die nicht an fie angewachfen iſt; fie ift einfchalicht, nicht in Kammern abgetheilt; in der Geftalt eines Schiffs gefalfatert, die Windung geht nad) der Defnung. m un 64 Der Papiernautilus. * L’Argonante Papiracé. Argonauta Argo. R den vergangenen Zeiten, wo bie Naturgeſchichte weniger bekannt war, gedieh der Umfang erlangter *) Argonauta argo. Lin. Syst. nat. pag. 3567, sp. ı. Animal sepia, aut eliv. Testa unival- vis spiralis involuta membranacea unilocularis. Carina utringue subdentata. Am Schluße diefer charakfteriftifhen Befchreibung, verwechfelt Linne alte Arten mit einander; er macht feinen Unter: fchied zwifchen der des mittelländifhen Meeres und der von Indien. — KNautilon et nauticon. Arist. Hist. lib. 4. c. 1. et lib. 9. 37. — Naupilus. Plin. lib. 9.. cap. 29. et 30. — Nautilus Al- drovand. de testaceis, lib. 3, cap. 3. — Nau- tilus graecis, mautilus, vel mauticus latini. Muscarolo napolitani. Nautilum vulgus neapo- litanum muscardinum et muscarolum nominant. Belon, de agquat. lib. 2. pag. 378. et 380. — Hondelet, lib. 18. cap. 7. pag. 5374. — Nau- tilus, Gesner Animal, mar. de moll. ord. ı3, pag. 192. — lIonston,. Hist.' nat, exang. de turbinal.. tab.. 10. Fig. 2-7: — Bonn, Re- _ creat. pag. 142. Fig. ı3. Kircher, Mus. ‚Fig. 13. Geine Figuren find diefeiben, wie die des Bonnani - Gualteni, Test. tab. 2. Fig. A, B. et tab. ı2. Fig. A. Nautilus. Olearius, Mus. pag. 66. ‚tab, 32. Fig. 4 — Seba, tom: III, Fig. 5. 7. tab, 48. — Lister Conch. 554. 556. "557. — "Rumphius, Amb. tab. ı8, Fig. A. et 4 — La galere, ou le grand nautile pa- pirace. Favannes, planch. VII. Fig. A, ‘>, Fig. A, 8. — Petiver, Gaz. nat. part. ı, tab, 10, Fig. ı. ettab. 127. Fig. 7. — ı Klein, Ten- tam. method, ostrac. tab. ı. Fig. 3. Nautilus sulcatus, — Knorr, Delices de physique, tom. x 65 Kenntniße bey weiten nicht zu dem Grade, mie in unfern Tagen. Zu ben Zeiten, die gleichfam den 1. plauch. B, ı. Fig. 3. pag. 40, 4154235 et Delices de yeux et de l’esprit, premiere partie, planch. ı1, Fig. I, pag. 7, 8. — Davila. Ca- talogue, tum. 1. pag. 108., art. 82, 83, 84. — Hill. ‚History of anim. tom III, pl. VII, : the „paper nautilu.. — Catalogue as Latour @ Au- vergne, pag. 57. nr. 245. — Argonauta argo, De Born, Index. mus, vindonbon. pag. 119, ‚A, ı, et mus. vindonhon, pag. 139. 140. Lavig- nette, der alle Polypenarten verwechſelt — Ar— gon: papir. Bruguieres, Encyclop. Hist., nat: des vers, tome VI, lexte, pag. ı20. etc. — Nautil. pap. Gere, Monatliche Beluſt Seite ıı, Taf. 2. Figur 4, 5. — Nautilus tenuis et stri» atus. ‘Lesser, Testaceo. pag.. 149, Fig. 6. — Argon. arg. Schroeters Einleit. toın I. Taf: ı, ig: 1. — Cochlis plana intorta monothala-. mia, sive nautilus. papyraceus vacuus, carina angustiore, spina acute serrata, striis Copiosis flexuosis interdum furcatis costatus flavescens. Martini, Conchyl. tom. ı. p. 231. tab. ı7. Fig, 157. — Argomauta Argo._ George Schaw. — Argon. Lamarck, Syst. des anim. sans vertehbres, ö4e genre, pag. 99. — DBosc, Hist. nat. des. coquüles, tom IN, pag. 361. et pl. XXVII. Fig. 6. Der Zeichner bat —— ſeiner Phantaſie — Im frangöfifchen le Haufe ' papiracd, ou le a nautile non chambıe et la galere. Im italiäni- ſchen, moscarolo und polpo moscardino. Im englifchen, paper nautilus; und paper sailor had- desfond, und the great sayler, Im hollaͤndi⸗ ſchen, nautilus und duekehuif. Im deutſchen, der Segler, Sarkurtel, Schiffkuttel. Sm bänifchen U Kronjayten. Sm — roeina rar Sn GE 66 alten Neaturforfchern dazu dienten, Materialien zu fammeln, von denen wir ießt Gebrand) machen, hatte man nur allgemeine Beobachtungen anftellen Fünnen; die, die uns auf diefer glänzenden Laufbahn übertref- fen, überlieferten ihre Arbeiten und Betrachtungen den Nachdenken der Nachwelt, Sie, durch den Schatz menſchlicher Erfenntniße begeiftert, haben faft alle, von der Liebe zur Wahrheit geleitet, im vor⸗ aus Data aufgeftellt, an denen fie felbft noch zwei⸗ felten, voll ber Hoffnung, daß Diejenigen, Die nad ihnen über diefelben Materien fehrieben, nad einer ftrengen Critik und reifen Prüfung, das beftä- tigen würden, mas ihnen nur auf eine unbeftimmte und Flüchtige Weife zu erkennen, vergönnt war. Alfein ihre Arbeiten wurden mehr ald einmal gar nicht beachtet, weil es leichter ift, ſich fo zu ſtel⸗ ten, als ob man nicht wiße, was fie über noch dunkele Gegenftände niederfchreiben, oder ihre gleich- fürmigen Beobachtungen, die fie anftellten, in Zweis fel zu ziehn, - als mit ihnen die fchwierigen Pfade, auf denen fie wandelten, zu betreten, indem fie Nachforſchungen anftellten, die wir teßt benußten, und die fie, wegen des Zuftandes der Wiffenfchaften zu der Zeit, wo fie lebten, nicht weiter treiben konnten. | Abwechfelnd hat man daher das angenommen und verworfen, was und die alten Naturforfcher über die herrliche Mufchel fchriftlich hinterlaßen haben, die Amboina kika wawutia. Im polniſchen, Zaylik. In ©t. Domingo, galere. Auch nennt man ihn Polypeney. (ovum polypi.) 67 bey den neuern Naturforfhern unter dem Nahmen Papiernautilus, befannt if. Man nahm aud) oft mit blindem Zutraun ihre Beobachtungen an, und fhrieb das, was die Alten über den Argonauten gefagt hatten, wortlih ab. Eine Menge Schrift: fieller begnügt fi damit, den Wriftoteles oder Pli- nius zu überfeßen, ohne daß fie den Gegenftand ihrer Befchreibung felbft gejehn hat, ohne die gering- fte Unterfuchung anzuftelen, wodurch ihre Meinung Beftätigung erhalten hätte, Diefe bequeme, forglofe Manier, zu fchreiben, läßt Zweifel übrig, die bey mehrerer Mühe, ficher gehoben worden wären, Dies fer ſchwankende, ungewiße Gang, war. Urfache, daß diejenigen, die nad) ihnen famen, an das über den: Papiernautilus gefihriebene, nicht mehr glaub- ten. Man betrachtete ihre Beobachtungen als ungül- tig und feßte in die Reihe fabelhafter Thiere dagjes nige, von dem die Alten, ald von dem Eigenthä: mer und Werkmeifter diefer zerbrechlichen und. leich- ten Mufchel, ſprachen. Faſt alle neuern Naturfors ſcher und befonders die in der lezten Zeit, find der einftimmigen Meinung, den YPapiernautilus als ein Schmaroßerthier zu betrachten; und ob fie e8 gleich geftehn, daß fie das eigentliche Thier diefer Mufchel nicht Eennen, fo behaupten fie dennoch, daß die Art vom Polyp, den man in der Mufchel beftändig findet, nicht der fey, der fie gebaut hätte. Erſt dann fey er Befißer derfelben geworden, nachdem er den wahren Eigenthümer vertrieben habe. Hätte er fich einmal in diefes leichte Gehaͤuſe eingedrungen, es an fich geriſſen, ſo diene es ihm nur zum Spiel. Zu ſeinem Vergnuͤgen ſchiffte er mit ihm uͤber die Wellen hin, er koͤnne es eben ſo gut wieder verlaßen, wenn er auf ſeinen Zuͤgen a deßelben ze⸗ 2 68 brochen hätte, wenn der Verdruß ihm neue Wuͤnſche einfloͤße. Vergebens erhoben ſich von Zeit zu Zeit, zu Gunften-der Alten, einige Zeugen. Man hatte einmal Parthei genommen, es war wie man fagte, unmöglih, mas die Alten von dieſem Argonauten behaupteten, Bey dem Fortgange unferer. Unterfu- Hungen werden wir fehn, welche fonderbare Ideen aus der Feder fonft höchft achtungswerther Männer floßen, indem fie von der erften Hppothefe ausgehn, feldft dem Seugniße ihrer Augen nicht traun, und den Argonauten nur als einen Schmaroßer, als einen Mörder betrachten, der, indem er aus dem Grunde des Meers hervorfteigt, ſich nicht anders ald mit einer Beute gefchmückt zeigt, die er. durch "Morden und Uebergewalt an fi) geriffen hat, ; Genauere Nachrichten über dieſes fonderbare Thier, werden dieſe Befchuldigungen zerftöhren. Wenn es aͤuſſerlich die Geftalt der Polypen hat, fo ift e8 wahrfcheinlih, daß ihm auch diefelben graufa- men Sitten eigen find, wenn ſich's nur unter Ver— wüftung und Mord gefällt, nur vom Blute, wie fie, lebt, fo reichen diefe zuruͤckſchreckenden Farben ſchon bin, um feinen blutdürftigen Charafter zu be— zeichnen, ohne daß man ihm eine verhaßte Eigen: ſchaft beilegt, die ihm nicht eigen if. Die ſcha— ligte Hülle ift ficher fein Werk, fie gehört ikım un: widerſprechlich, als dem Baumeifter und Verfertiger derfelben. Indem ich feine Gefchichte fehreibe, wird man fehn, daß ihn die Alten vollfommen Fannten, daß fie ihn immer als eine befondere, unterfchiedene Art aufftellten, und daß ſie, ob fie gleich geftehn, daß er mit dem Polyp die größte Aehnlichkeit hat, '69 ihn nie mit den Arten. diefer -Thiere verwechfelten, die fie beftändig nackend fanden. Uriftoteles, deßen unfterblihe Werke der ger: föhrung und den Verwuͤſtungen der Zeit troßten, ift einer von den älteften Autoren, der uns beftimmte Nachrichten über eine Menge von Gegenfiänden der Naturgefchichte hinterlaßen hat, in der er unfer er— fier Führer ift; wir müßen ihn als den MWiederhers fteller diefer erhabenen Wiſſenſchaft betrachten, Dies fer weiſe Philofoph ift der erfte, Ddeffen Zeugniß wir über das Dafeyn von dem leberhäutigen Mollusk auf: ftellen, dem wir den Rahmen Argonaut geben, wels chen Kinne in feinem Syſtem der Natur, ſeiner Mu⸗ ſchel beilegte. Alles beweißt uns, daß Ariſtoteles dieſes Mols lusk vor Augen hatte; Denn er fagt es beftimmt, daß fich dieſes Thier durch feinen Gliederbau den Polypen naht, zu denen e8 gerechnet werden kann; weil ed, mie fie, mit Füßen verfehn if. Da er indeß fand, daß dieſe Polypenart, immer eine Schaale hatte, fo verwechſelte ers mit denfelben Po— Iypen doch nicht. Wenn er von dem Papiernautilus foricht, fo gefchieht e8 immer unter andern Benen— nungen, Die es nicht zulaßen, ihn als ein Glied der Familie nacdter Mollusfen anzufehn. Bald giebt -er dem Argonauten den Nahmen NWantilon, bald Nauticon; dieſe unbedeutende Berfchiedenheit rührt vielleicht von dem verfchiedenen Dialect her, der die Bewohner. der vielen Städte Griechenlands charakte⸗ riſirt. Bedauern muͤßen wir es, daß Ariſtoteles von dieſem Thiere, und dem, was den in Kammern 79 abgetheilten Nautilus *) bewohnt, nur eine bloße Anzeige gegeben hat; indeß Diejes große Genie, be— fiimmtere Thatſachen, umftändlichere Nachrichten, eher ald ieder andere, auf die Nachwelt bringen fonnte. Er glaubte, Daß es hinreichend fey, zwey befchalte Polypenarten auszuzeichnen; **) fo vollfom men er den MArgonauten charafterifirt, fo find die zwey Zeilen, Die er dem Erbauer, des mit Kam— mern verfehenen Nautilus weiht, nicht geeignet, einen eben ſo deutlichen Auffchlus zu geben. Indeß find fie doch hinreichend, uns zu beweifen, daß man zu feiner Zeit nicht allein den Papiernautilus kannte, fondern auch eine andere Art diefer fchalig- ten Mollusfen, die fih, wie diefer, eine Mufchel "bauten, eine fteinigte, fefte, harte Umgebung, in der fie fich einfchließen Fonnten. Um über den Argo: näuten Feinen Zweifel zu laßen, befchreibt Ariftoteles anf eine fo angenehme, als zierlihe Art, das Schif- fen deßelben, er wendet die lachendften Farben an, um ihn uns nach allen feinen Formen zu fhildern, *) Nautilus pompilius. Lin. Syst. nat, verm. test. pag. 3569 , gen. 318, sp. I. *) Duo alii sunt polybi testis inclusi; is qui di- citur a nonnullis nautilus, sive nauticus, sive ovum polypi. Testa hujus pectinis testae simi- lis, quae cava est, nec ita ut ei cohaereat. Saepius is juxta terram pascitur, unde fit, ut in eam a fluctibus ejiciatur, et testa excussa capiatur, vel in terra pascat. Isti parvi sunt, et facie similes bolytoeni. Alter cochleae mo- do testa munitur, quam numquam deserit, sed brachia duntaxat interdum exerit, Arist, Hist, lib. 4. cap. ı. 71 wie er auf dem Rücken fanftbewegter Wellen ſchwimmt, die zur Zeit der Winditile die Oberfläche des Meers furden. Aus der Xiefe des Meeresgrundes, fagt er, *) fteigt der Polyp in die Höh, indem er dem MWiderftande des Waſſers die fcharfe Seite des Vors dertheils feiner leichten Barfe, entgegenftellt, die auf ferhalb, wie die Kammuſchel, mit Vertiefungen vers fehn ift, die er über das Waffer hinführen und über demfelben zu erhalten verſteht. Will er fi wieder untertauchen und nach feinen unterirdifhen Höhlen zurückkehren, fo ftößt er fie um und das fchnellfte Untertauchen bringt ihn wieder auf den Grund des Meeres. Schwimmt er aber auf der Oberfläche ums ber, dann fpannt er eine breite Haut aus, mit der feine Füße, wie die der Schwimmoögel, verfehn find; indeß einige diefes Segel ausfpannen, verſehn Die andern Füße den Dienft des Steuerd und Ruders, indem fie ſich nad) der fanften Luft richten, Die die fo zierlichen, als leichten Segel dieſes fchiffenden Thiers, auffchwellen. *) Est nautilus quogue polypus et natura et actio- ‚ne mirabilis: navigat enim per maris summa elatus. Ex imo gurgite effert se testa inversa, ut ascendat facilius, et inani scapha naviget. Cum vero emerserit, concham convertit. Bra- chia membrana congenita connexa sunt: quem- admodum palmipedum avium digiti: sed haec crassior est et densior: illa longe tenuior aran: earum telis similis: hac ut velo spirante aura; brachiis ut gubernaculis utitur et demittit latere. Si quid metuerit, testam protinus mari replet, atque ita demergit. Arist. ubi supra, lib. 9. cap. 37. 72 Un diefen fo richtig gezeichneten Kennzeichen, müßen wir den Polypen erkennen, der den Argo— nauten bewohnt. Die Schilderung der Auffern Ge- ftalt, enthalten die wenigen Worte vollfommen, de— ren fich Ariftoteles bediente, um zu fagen, daß dies ſes Thier ein Polyp, aber in einer Schale. einge: ichloßen, wäre, Setzt er hinzu, daß die erftere Art, die des Papiernautilus, mit feiner Schale nicht zu— fammengewachfen ift und fo mit ihr einen Körper bil⸗ det, fo Fonnte dies einige neuere Naturforfcher zu Irrthuͤmern verleiten, daß fie glaubten, dies Mollusk fey ihm unbefannt gemwefen: allein Ariftoteles hatte deshalb nicht weniger recht, indem diefe Bemerkung und feinen Scharffinn beweißt, deutet fie uns zugleich auch ohne Widerſpruch an, daß er diefes Thier nicht nur ſchwimmen fah, fondern daß er auch gemwahr wurde, als ers in der Nähe betrachtete, daß Fein Band diefen Polyp oder Aragonauten, an feine Wohs nung Fnüpfte, Wenn wir die genauere Beſchreibung Diefes Thiers liefern, werden wir jehn, Daß diefes Factum feine volle Richtigkeit hat, daß Fein Muskel dies Thier an feine Mufchel feffelt, in der es ſich durch das Zufammenpreffen und Ausdehnen der far: ten Muskeln feines fleifchigten Körpers hält, den er zwingt, fich feft an die leichten, innern Wände ſei— ner reizenden Wohnung anzufchmiegen. Mutian, den Plinius anführt, deßen Worte wir nicht Eennen, die für uns in der Nacht des Alter: thums begraben find, der indeß nach dem Angeführ: ten, als Neifenden und Beobachter viel umberges fhiffe zu haben fcheint, hatte in dem Kanal von Konjtantinnpel die Art und Weife bemerft, deren fih dee Argonaut böbient, um feine Barke über 73 das Waffer empor zu bringen, und um ba zu fchif- fen, wie es die Schiffe und Galeren thin, *) Diefe Muſchel, fagt diefer Reifende, bat die Geſtalt einer Brigantine, der Vordertheil ragte ſehr hervor und der Hintertheil ift links gewand und fehr erhoͤht. Sogar, Mutian hatte richtig beobachtet; durch die Analogie getaͤuſcht, wollte er dies Thier für Fein anderes, als für einen dem Dintenfifch ähnlichen Fiſch halten, dem er indeg den Nahmen naupilus giebt. Er betrachtete ihn als einen Schmarotzer, der darum: von diefer Mufchel Befis nimmt, um fich mit Schiffen auf den Wellen zu beluftigen. Mutian befchreibt das Manoͤvre vollfommen, das diefes Mols lusk vornimmt, "wenn es feine Barfe mit dem Ruͤk⸗ fen und Segel vorwärts treiben will, Was nun ans zeigt, wie wenig genau dies Kenntniße dieſes Reis ſenden waren, dies beweißt der Tert, den id) ans führe, daß er die Mufchel ald ein zweytes Thier betrachtete, das durch ein unglücliches Geſchick mit dem erftern verbunden wurde und von demfelben aufs J *) Navigeram similitudinem et alium im propon- tide sibi visam prodidit Mutianus, concham esse acatii modo- carinatam,' inflexa puppe, prora rostrata: in hac condi nauplium ani- mal sepiae similee, ludendi societate sola: ; duobus hoc fieri generibus. Tranquillo enim. ' vectorem demissis palmulis ferire ut remis; si vero flatus invitet, easdem in usu guberna- - ‘ euli porrigi, pandique concharum sinus aurae. ‚Hujus voluptatem esse, ut ferat, illius ut regat: ſimulque eam descendere in duo sensu ‘ earentia: . nisi forte tristi (id enim constat)) omine navigantium humana calamitas in causa est, Plin. Hist, nat, lib. 9, cap. 30. 74 äufferfte gequält, endlich ftüurbe. - Diefer Ungereimts heiten ungeachtet, müßen wir ermwegen, daß mir hier Das Zeugniß eines Augenzeugen haben, aus dem zwey nit zu beftreitende Wahrheiten hervorgehn: erftlih, daß diefes Thier eine Art Polyp ift, und zweytens, daß diefes Mollusf in feiner Mufchel ein fhwimmender Polyp if. Auch Plinius rechnet zu deu bewundernswuͤrdigſten und bemerfenswertheften Dingen, die Polypen mit den Muſcheln *) die von ben andern durch die Nahmen nalitiles und pompiles unterfchieden waren, welden Nahmen, wie es fiheint, ihnen die Römer gaben, In Webereinftimmung mit den Griechen und nach der Autorität Ariftoteles, deßen Werke Plinius wahrſcheinlich vor ſich hatte, befchreibt er das Manduvre und die angewandten Mittel des Argonauten, wenn er fi) über das Waſſer erheben und da ſchwimmen, oder fich in die Tiefe flürgen will, Mas den Schwanz betrift, den der römifche Naturforfcher feinem befchalten Polypen bei: legt, von dem er behauptet, daß er fich deßen, auffer aller Verbindung mit den Armen, in Geftalt eined Steuerruders bediene, fo ift dies ein neuer *) Inter praecipua autem miracula est, qui vo- catur nautilos, ab aliis pompilos. Supinus in summa aequorum pervenit, ita se paulatim subrigens, ut emissa omni per fistulam aqua, velut exoneratus sentina, facile naviget. Postea prima duo brachia retorquens, membranam inter illa mirae tenuitatis extendit; qua veli- ficante in aura, caeteris subremigans brachiis, media cauda, ut gubernaculo, se:regit, Ita vadit alto, liburnicarum ludens imagine, et si quid pavoris interveniat, hausta se mergens aqua. Plin. Hist. nat. lib. 9. cap. 29. 75 Irrthum; es läßt dies indeß glauben, daß das Mols lusk feine beyden Arme vielleicht nachſchleppen (läßt und daß diefe, indem fie fich zufammendrüden, mach— ten, daß Plinius fie für den Schwanz des Thieres hielt. | Einige alte Autoren beftätigen das durch Beob« achtungen und fpätern Nachrichten, was Ariftoteles und Plinius über Diefes fonderbare Thier vorher ges fagt hatten, Durch den Reim feiner Verſe, vers ſchoͤnt Oppian die Befchreibung von dieſem Mollusk und feinem Umbherfchiffen, und betrachtet e8 als die — Zierde der Meere. *) Athenaͤus, =) indem *) Est quidam curvo tectus sub cortice piscis Polypodi similis, quem dicunt nomine vero Nautilon, insignem ponto sua gloria fecit Per freta dum cautus sub navis imagine ludit. In sabulo domus est, summa defertur in unda, Pronus neu pontum capiat, plenusque gra- vetur, Cum nando vehitur per fluctus amphitrites, Extemplo versus tumidam per marmoris undam Labitur, ut nandi doctus puppisque peritus. Atque pedes geminos tendit de moro ruden- tum, Quos inter medios tenues membrana tumescit. 'Ex lenta atque pedes contingunt aequora Ä subter Themoni assimiles navem, piscemque, do- mumgue Dedncnit; si forte malum supereminet ullum, ' Absorbet fluctus intus, Iymphisque gravatus A tumidistrahitur cum pondere fluctibus undae, Oppianus. intorpret, Lippii. *) Qui vero nautilus dicitur, sicut ait Aristote- er in einige, zu damaliger Zeit faft unvermeidliche Irrthuͤmer gerieth, wo der Geiſt der Beobachtung von der Stufe der Vollkommenheit nod) weit entfernt war, die wir ießt fodern und ohne die es Feine Ges wißheit giebt; Athenäus, indem er dem Argonauten nur. vier Füße oder Arme beilegte, beobachtete indeß fehr ſcharfſinnig, daß man ihn Feineswegs als dem Polyp durhaus ähnlich anſehn müße, weil er mit einem harten, fihaligten Körper, d. h. mit einer leichten und aͤuſſerſt zerbrechlichen Mufchel umgeben fey, die fi wirklich der feften, dichten Bedeckung der Krebſe und Krabben naht, den wir das Beywort fhalicht gegeben haben, mehr ald der Umgebung, oder der feftern, Ddichtern Wohnung, die, indem fie. die eigentlichen Schalthiere einfchließt, bisweilen fehr dünne ift, wie bey den Bohrmufcheln, den Schnecken; aber allmählig ftuffenweife bey den ver- fhiedenen Thieren immer ftärker wird und endlich eine Stärke von einigen Zollen annimt, aus einer , \ les, non est quidem polypus, ut similis quod spectat ad cirros, dorsumque habet crustatum, emergitque de maris profunditate, in sese con- cham habens conversam, .nec aquam excipiat, atque ita conversus navigat, duos cirros supe- rius exerit, juter quos membrana. quaedam tenuis conspicitur, iis similis, quae digitis pal- mipedum avium insertae continentur, alios duos cirros pro gubernaculis in mare demittit, Si quid vero ad se veniens videat, pedes protinus contrahit, ac concha mari repleta, quam celer- xime in profundum demittitur. Athen. ı. 7, cap. z2. Interpret. natali. 7? falfartigen Materie befteht, die an Feſtigkeit dem harteften Marmor nichts nachgiebt, *) Yelian *), von dem ung Philoſtrat eine ſo tref⸗ liche Lobrede hinterlaßen hat, welcher, ob er gleich ein Roͤmer war, mit einer ſolchen attiſchen Eleganz ſchrieb, daß ihm ſeine Zeitgenoßen den Beinahmen, Honigmund, gaben, ſetzte in ſeiner Thiergeſchichte *) Tridaene, tridaena gigas. Rumph. Amb. tab. 43. Fig. B. — Encyclop, pl. COXXXV. Eig. ı, *) Nautilus e genere polyporum concha una ' praditus est; is eum,eximia maris sede ad sum- mam aquam eifertur, invertit et mütat con- cham deorsum versus; ut ne hausta ‚aqua rur- sus demergatur: ubi vero ad summam aeguo- ris pervenit, et mare ab adversa tempestate conquiescit, supinam concham vertit, Hac eniim tamqyuam scapha navigatione fertur: et duo brachia in utrumque latus demissa, sen- sim atque möderate movens remigat, domes- ticamque et nutivam navem propellit, quod si ventus flat, brachia quae tamquam remos prius longe, lategue porrigebat, guber- nacula constituit, ad quae caetercrum brachio- rum media est membranula praetenuis, ea passa et intenta pro velo utitur; _sicque, cum est sine metu, navigats Sin quippiam a va- lentioribus belluis metuat, se demergens con- cham aqua complet, et simul, ex pondere in profundam delabens, sese occultat; atque ita hostem effugit. Post ubi mare est tempestate vacuum, et a buluis guietum, de imo ma- vis gurgite se extollens, "rursus per summum mare navigat, unde nomen habet. Aelian de polypis vide. Hist. an, lib. ı. cap, 37. — Lib, 5, cap. 44. — Lib. 14, cap. 26, 75 einige Zeilen auf, um der Nachwelt die Kenntnige zu überliefern, Die er über das Mollusf in dem Pa- piernautilus erlangt hatte. Diefer Autor ift vieleicht der einzige des Altertbums, der den Ariftoteles nicht ſclaviſch abfchrieb. Aelian reifte weder zu Waſſer, noch verlieg Stalien, wenigftens lefen wir davon nichts, Durch glücliche Umſtaͤnde oder genaue Nach— richten muß er dazu gefommen feyn, gewiße Kennt: nige von diefer Polypenart zu erhalten, Er legt dem Papiernantilus nur ſechs Arme bey, deren er eigent⸗ lih achte hat. Aber dagegen jagt er’s uns auch be- ſtimmt, dag die Mufchel, in der er fich befindet, dem Nautilius eigenthümlich angehört, daß fie ihm natür- lich und mit ihm gebohren iſt. Für die damalige Zeit war der Berfaffer ein Gelehrter und die Naturgeſchichte, was feine Werfe auch bezeugen, war für ihn eine Duelle von Beobachtungen und Ueberlegungen, Lange Zeit nach diefen Schriftitellern des Alter: thums, giebt uns Belon *) eine Bejchreibung von dem _ Argonauten, die mit einem ſchlechten Holzftih, der das Thier vorfiellt, begleitet it. Was das Thier be= trift, fo fcheint diefer Autor feine Vorgänger durch⸗ aus copirt zu haben; hatte er diefe Mollusfen vor Augen, woran Faum zu zweifeln if, da jeine Ab— bildung bie erfte iſt, die wir vom diefem Mollust befigen, io behielt er wenigjteng die Benennungen bey, deren fich die Alten in ihrer Befchreibung bes Dienten, und jeßte nur hinzu, tag der Schnabel diefes Polypen die Geftalt eines Papagaienſchnabels hätte, und daß jeine wellenförmigen Arme, nad *) Belon. de aquat. lib. 2. pag. 578. — 380°. 79 der Weife der Polypen, mit Schröpfföpfen und Naͤpfchen verfehn wären. WWeitläuftiger fpricht er über das Mufchelgehäufe *) felbft und aus der Be: fhreibung, die er davon mittheilt, erfieht man, daß er in diefer Hinficht nichts zweifelhaft lagen will. Er übernimt, fo zu fagen, die Anatomie der Mu- ſchel. Allein eben dies läßt glauben, daß er da3 Ihier nit mehr vor Augen hatte, da er ihm eine große Zahl Arme beilegt, und der Argonaut doch nur acht Arme hat. Ein anderer deutſcher Schriftiteller, der allgemein unter dem Nahmen bes Zoographen an⸗ geführt wird, machte faft zu derselben Zeit beſtimmte *) Ejus concha tribus fragmentis constare videtur (carina scilicet et lateribus: cum tamen una et simplex sit), quorum latera utrimque seu carinae junctae apparent, ea ut plurimum magnitudine, quam ambae manus amplecti pos- sunt: latitudine autem quantum pollex cum indice comprehendat. ÜOmnes autem non ex- cedunt crassitudinem membranae pergamenae, striisque in oblongum ductis ad oras crenis la- cinjiatae sunt, in formam rotundam abeuntes... concha... fragilis est, lactei coloris, lucida, admodum politaı, omnino navis rotundae efli- giem referens. Navigat enim per maris summa, elatus de imo gurgite, efiertque se testa in- versa, ut facilius ascendere possit, et inani scapha enaviget, atque ubi emerserit, tum con- cham invertit. Ceterum nautili brachiis inter- jacet membranula..... Cirris quos utrimque multos habet, pro gubernaculis utitur, atque ubi metuit, tum concham protinus marino hu- more oppletam demergit. Caeterum psitaci rostrum habet, suisque cirris polypi modo gra- ditur, atque eodem modo acetabulis sorbet. Belon. 78 kachrichten über das Mollusk befannt, das den Pas piernautilus bewohnt, 3 an. Ä Mer diefer Gefchichtfehreiber der Thiere auch feyn mag, er trat in demfelben Zeitraum des Bes Ion und Rondelet auf. Er fand mit den gelehrteften und berühmteften Männern feiner Zeit im Briefwed)s fel. Aldrovandi hat uns eine Thatfache *) aufbe⸗ wahrt, die von ſeiner ausgebreiteten Correſpondenz zeigt und uns zugleich beweißt, daß zu der Zeit das Thier des Argonauten wohl bekannt war. Man ſieht bier *) daß Fanconerus, ein zu feiner Seit beruͤhm— z *) Nautili picturam Ioannes -Fauconerus medicus egregius ex Anglia olim ad Zoographum dedit, kis verbis in epistola adscriptus: mitto ad te picturum cujusdam piscis, ex testaceorum ge- nere, puto Aristotelis nautam esse; quam mihi primum, cum in Italia essem, Caesar ÖOdonus doctor medicus bononiensis exhibuit, vir ut humanissimus, .ita in 'exteros admodum hospitalis: postea vero hie in Anglia ipsum piscem vidi, quem pro loci ac temporis oppor- tunitate pingendum curavi. Testam .habet. ex- terna parte ex fusca rufescentem: internam vero partem ita niteniem, et splendentem, ut cum unionibus praetiosisimis de coloris amoenitate certare posset. Multa quoque habet in ipsa testae. carina tabulata eodem: colore nitentia. Velum constat ex pellicula tenuissi- ma. Membranae ab utroque latere demissae car- neae sunt et molles, ut polyporum cirri, reli- qua. corporis pars confusa. erat et üindisereta, ut religquorum testaceorum generum;, confiten- tem quod ignoro anglicum hujus piscis nomen, Aldrovand. de testaceis, lib. 3, pag. 261. *) Eine Stelle in — Sceifter laßt vermu⸗ \ 81 ten Arzt, von England aus die Zeichnung dem Zoo: graphen, der, mie’ wir vermuthen, Geßner iſt, zuſchickte, welche er mit einem Briefe begleitete, in dem er fagte, daß er die Zeichnung des Schalthiers, die er ihm überfende, für den Nantilus des Ariſto— teles halte, ꝛc. | ' Nah dem Inhalte des Briefs von dem engli- fhen Arzt, Fonnte man glauben, daß das Thier, was er befchreibt, an der englifchen Küfte aufgefifcht worden wäre; ob ed aber auch Gefner *) geglaubt hat, fo koͤmmt es mir doch unglaublich vor und ich vermuthe, die Zeichnung von einem diefer Mollusfen, ift von einem im Weingeift aufbewahrten Polyp ge: nommen, der fih in der Sammlung eines damalis gen Naturforfchers befand, ob uns gleich der eng: lifche Autor in diefer Hinfiht in Zweifel läßt. Indeß war er einer der erfien näch den Alten, dem wir beftimmte Beobachtungen über den Argonauten ver: danken. Belon oder Fauconerus, lieferte die erfte Abbildung, die, indem fie uns das von neuen dar— fiellt, was die Alten befchrieben haben, uns zugleich überzeugt, daß dieſe erften Beobachter ——— then, daß er es war, der ſich auf eine gewiße Zeit mit dem Nahmen Zoograph zu ſchmuͤcken glaubte, Er fagt beftimmt, daß er es war, dem Zauconerus die Zeichnung des Nautilus zufhidte. Gesner, Animal. mar, de Mollibus, pag. 193. Der englifche Arzt fchidte feine Zeichnung eniweder mehrern Perfonen zu, oder Geßner iſt der 3008 graph. i | * Reperitur quidem in oceano britannico. Ges- ner, de Mollibus. pag. 193. | F | F 82 richtig fahn, und ihre Schriften unter mehrern Ruͤck— ſichten glaubwürdig find. Rondelet und Geßner *) begnügten ſich der Spur des Alterthums und Belons nachzufolgen. Beyde ver: mehrten faft um nichts die Geſchichte von diefem Mol: lust, Aldrovandi trieb die Unterfuchungen etwas wei- ter, allein fie find faft alle critiſch. Dieſer uner: müdete Sammler fehrieb Feine Zeile, wodurch das befhalte Mollust, von dem hier die- Rede ift, ber’ fannter wurde, Die Figur, die er indeß von dem: felden liefert, ob fie gleih nur ein Holzſtich if, fiellt beynah das Weſen dieſes Thiers vor, menig- ffens giebt fie einen Begriff von demfelben; nach der Natur wurde die Figur ficher nicht -gezei.hnet. Die Muſchel gehört — 'eitig dem Argpnauten des mit— telländifchen Veers ="), und an feinen Armen fieht man nur eine Reihe dicht an einander ftehender 9 Naͤpf⸗ chen, indeß daß die Arme des Individuums derfel- ben Mollusfen des mittelländifchen Meers, was ich vor Augen habe, mit zwey Reihen Schröpfföpfen verfehn find. In demfelben Irrthum fielen vor Aldro- vandi, ‚Belon, Rondelet und Geöner, deren Abs bildungen unter aller Eritif find, Noch unvollftändiger, ale alle andere, hat Jon⸗ fion ***) die Figur des Urgonauten Aldrovandis copiren _*=) Bondelet, premiere partie de-T’Hist, ent, de poissons, , lib. ı8, chap. 7,..pag. 37% — Gesner, Anim. mar. de Moll. pag. 192. 5%) Aldrovand. de. testaceis, pag. 260. N ie) Ionston, Hist. nat. de exanguibus aquaf. p. 30, et tab. ı0, Fig. 2, 33 faßen; fie ift in Kupfer geftochen: enthält diefelben Irrthuͤmer und Luͤcken. Ben Aldrovandi und on: ton bat der. Argonent feinen Schnabel und Mund. Was die Befchreibung. felbft betrift, fo lohnt dieſes faum der Muͤh, dad man ſich dabey aufhält; fie ift weiter nichts, als eine magere Wiederholung von dei, was Nidrovandi und Gefner fon von ihm gefagt hatten. Diefe nachlaͤßige Art zu fehreiben, hatte auf das Schieffal von dem Mollust, von dem ih rede, einen gewißen Einfluß; feine Geſchichte bietet falt eben fo viele Abwechslungen, als die ge— wißer Völker Dar, _oder weniaftend gewißer Indivi— duen, ‚von denen man in einem gewißen Zeitraum ſehr viel ſpricht, Die dann wieder in eine folche Ver— geßenheit finfen, Daß man bisweilen an. ihrer ein: ſtigen Exiſtenz zweifelt, Der Argonaut gerieth in eine ſolche Vergessenheit, - daß man in neuern Zeiten in gedruckten Schriften behauptete, daß er nie be- fannt gewefen ſey. Nach Jonſton floßen mwir auf Autoren, die fich einander abfehreiben. Die Geſchichte dieſes Thiers wurde, endlich. zweifelhaft und dunkel, Rumphius *) der ber Befchreibung des Argos nauten ein Kapitel weiht, giebt über dieſes Thier beftimmte Nachrichten, welches er felber fa, Ich überfee da8 Kapitel faſt ganz. Huf, der XVII Aupfertafel, Figur A, ficht man eine Mufchel oder den Vapiernautilus, deßen Geſtalt und Seiten, denen der Muſchel des mittel: *) Rumphius,,. Amboinsch kammer, edi- - & tion 17 74. Lib, 2s. Cap. 5, * 84 ländifchen Meers vollkommen ähnlich find. Hier, fagt Rumphius, fehn wir den wahren Nautilus wieder, den die Alten völlig kannten und fo richtig befchrieben. Seine Form erinnert an die einer Galere, deren Hintertheil erhaben, deren Kiel dünn und fchneidend, deren Bord, mie die Seiten des Schifs geftaltet ift. Sch kenne davon zwey Arten *) eine größere und Heinere. Die erftere enthält gewöhnlich eine Länge von, fünf bis fieben Zoll und eine vierzüllige. Höhe; einige find noch größer und bisweilen acht Zoll lang. Diefe Mufchel ift ganz einfach, dünn und ihre Die - ift die des Pergaments; fie ift halb durchſichtig; faft fo weiß, wie Papier, allein bisweilen fpielt ihre Farbe etwas ind Gelbe. Der Kiel ift faum einen halben Finger breit, fpiralförmig gewunden, deutliche Erhöhungen zieren fie nad) ‘ihrem ganzen Umfange und die Falten oder Furchen, die von Ddiefen Erhoͤ— hungen auslaufen, ziehn fich über die Mufchel bin and faft alle hinterwärts nach dem Schnörfel (Vo- lute) zu, den fie von diefer Seite bildet; da aber alfe nicht gleich weit von einander abftehn, fo fließen ‚einige diefer Falten in andere und verlieren ſich, eh fie den Mittelpunft erreichen, wohin faft alle kom— men. Mach oben hin hat der Kiel einen rothgelbli= hen Anftrich, ald ob man ihn durd) den Rauch gezo— gen hätte; dieſer Anſtrich ift unvertilgbar und der. Mufchel eigenthümlih, Ihre Seiten erheben fih in der Geftalt einer Diaponallinie, laßen ihr eine zwey * *) Sch glaube, dag man dieſe beyden Arten, als eine anfehn muß, da ihre Bewohner fich gleichen. Der Unterfchied der Muſcheln befteht nur in der ver— fhiedenen Größe, Diefe verfchiedene Größe verleis tete Seba, die Arten der Mufcheln zu vermehren. 85 bis drey Finger breite Defnung, und der Rand die- jer Defnung ift rücwarts geworfen, fo, Daß iede Seite eine Art von Ohrſaum bildet, Der Fiſch, der den Papiernautilus bewohnt, bat ganz die Auffere Geftalt und Bildung der Polypen. Er hat nach fei= nem innern Bau acht Füße, ſechſe find kuͤrzer als die beyden andern, mit Schröpffüpfen oder Naͤpf— chen verfehn, wie die Arme aller Arten von Dinten- fiſchen. Schwimmt das Thier, fo breiten fich dieſe Mi Fuͤße rofenfürmig aus, Die beyden Hinterfüße find doppelt fo lang, als die andern; indem fie das Thier hinten aus der Mufchel firecft, Laßt es diefelben im Waſſer *) nachfchleppen, indem es durch Hülfe der: felben, feine leichte Barke dirigirt. Die beyden Fuße find glatt und rund, an den Seiten auch mit Näpf: chen verfehn, wie die ſechs andern, aber in Geftalt eines Ruders am Ende erweitert; fo, daß diefe Ga— jere auf dem Waffer eben fo dirigirt wird, wie eine Art Feiner Schaluppen, deren fi die Javaner bedie- *) Es ift ſehr mahrfheinlih, daß fi NRumphius hier geirrt hat. Der, der ihm das Mollusk brachte, hatte es vielleicht aus der Muſchel genommen, wollte e8 wieder hineinſtecken und fiedte es in die Duere hinein. Dies, was wir fpäter fehn werden, begegnete ſchon andern Naturforfchern, : Der hol: Ländifhe Naturforfher, der die beyden Arme von den fech8 andern verfhieden fand, die er hinter— waͤrts ſah, ſtatt ſie vorn zu en: machte dar= ‘aus zwey Nuder. In ihrer eigentlichen Lage würs de. er fie wie Segel betrachtet haben, die er verz . möge des erften Serthums, vergebens ſuchte. Wei: ter unten macht er den Fehler toieder gut und fagt: die beyden Arme dienten dem Thier zum Rudern oder Schwimmen. BB,” nen, die fie Tingang oder Tinan nennen, die durch zwey Steuerruber regirt werden. Indem der Nau— tilus durch Huͤlfe des Windes fortſchwimmt, zieht dos Thier von dem erhabenen Bord feines Schiffe noc) den größten Vortheil, den es dem Wehn des Zephyrs entgegenftellt; denn indem es ſichs durch ihn auf der Waſſerflaͤche ſanft fortwiegen laßt, zieht es feinen Körper ſtark nach) hinten hin und führt feine DBarfe mit den zwey Armen, die ed Dazu braucht, ihr Die beliebige Nichtung zu geben. Wenn fi der Wind auf einmal legt und eine völlige Stille entſteht, dann läßt das Mollusf feine Sege! nieder, ſtellt daß Gleihgewicht in feiner Schaluppe wieder her und ru: dert mit feinen Armen. Bemerkt es Die mindeſte Ge- fahr, oder wird es durch etwas in Schrecken gefest, fo zieht es auf einmal die Glieder ein, die tiber bie Muſchel hinausragen, richtet den Kiel feines Schiffs in die Luft, füllt e8 mit Maffer und macht, daß es unterfinft; fo, Daß wenn man es erreichen und fangen will, man unter dem Winde anfommen muß, um ſich deßelben zu bemächtigen.. Das Fangwerfzeug muß mit der größten Schnelligkeit gebraudt werden, um feiner Bewegung zuvorzufommen und das Unter: finfen zu verhindern. Es wird fo felten gefangen, daß die Fifcher, wenn e8 ihnen gelingt, dies für ein Gluͤck halten. Dies gefchieht nur nad) einem Sturm, wenn Alien Stilfe einteitt. Noch ficht man es haufig auf Dem Meere unıberfchwimmen, indem es ſichs vermöge feiner Arme an fhwimmenden Stuͤk— ken Holz feſthaͤlt, an denen es ſichs fortziehn läßt, ohne loszulaßen. Indem man das Thier näher unterfucht, ſo wird man in der Hoͤhle ſeines kleinen Fahrzeugs, ſeinen \ 4 87 Leib oder Sack gewahr, quer geöfnet, wie es der Leid anderer Dintenfiiche und Polypen unter den Ar— men ift. Vermoͤge diefer Defnung, ſieht man auch den ausführenden Kanal, der ihm Dazu dient, das Meerwaffer, was in ihn eingedrungen ift, wieder wegzuſchaffen. Auf dem Sade, der, indem er den Leib ausmacht, auch den Ruͤcken bildet, ſieht man fternigte Punkte und braunrothe Slecken, wie bey ben Polypen, die, wie bey diefen, verſchieden fehattirt find, Dies Mollusk hängt. nicht mit feiner Muſchel zufammen, wie der Nautilus mit Kammern; folglich wird es auch leicht aus feiner Barke geworfen, Die dann Uber dem Maffer ſchwimmt. Die Fifcher fan: gen fie biswerien auf, ch fie an den Zelfen zerfchmet: tert wird. Auf dem Grunde des Meers geht diefes Thier durch) Huͤlfe ſeiner Arme, indem es den Vor— dertheil ſeiner Muſchel in die Hoͤh haͤlt; in eben die— ſer Stellung, ſteigt es zu der Oberflaͤche empor; aber in dem Augenblicke, wo es daſelbſt angekommen iſt, faͤngt die Muſchel an zu ſchwimmen, indem es alles Waſſer in derſelben ausgießt, feine Arme ausbreite— tet. Man fand bisweilen dieſes Mollusk, vermoͤge der Naͤpfchen an den Armen an große Blaͤtter befe— ſtigt, mit denen ſich's auf dem Waſſer umherfuͤhren ließ. Seine Augen ſind hervorſtehend und ſichtbar. Es iſt ſehr ungewiß, ob dies Thier im Grunde des Meeres leben kann, wenn es durch einen Zufall ſeine Muſchel verloren hat. Ich erhielt faſt in dem Augenblick, wo dieſe Mollusken gefiſcht waren, einige, ob ich ſie —5 ins Meerswaſſer wieder tauchte, ſie ſtarben in dem kuͤrzeſten Zeitraum. In dem Bau— he einiger fand ich Eher, ſie waren weiß und rund und bildeten eine Mafle, alle hatten aber einen 88 ihwarzen Punkt. Im Vordertheil des Bodens der Mufhel, fand ich noch) eine kleine, wie Fiſchlaich, vereinigte Maffe Eyer, die nach der Geſtalt und Farbe, dem Laich anderer Fifche glichen. Diefe klei— ne Maſſe wird von einer dünnen Haut zufammenge- halten, Iſt die zerbredhlihe Wohnung auch nicht größer, wie ein Finger, fo findet man doch einen Eyerſtock, in Geftalt eines Kiffend. Der Mund von diefem Molusf ift mit einem Echnabel verfehn, der die Geftalt eines Papageienfchnabels hat. Diefe ſchoͤne Mufchel findet man fo felten, daß fie jeldft in Indien, als eine Koftbarfeit angefehn wird. *) Die Eingebohrnen betrachten es als ein erwuͤnſchtes Ereigniß, wenn fie jo glüdlih find, fie zu erhalten; fie heben fie forgfältig bey ihrem Echaße auf, nur an großen Feften bringen fie fie zum Vor— (bein. An dieſen feftlihen Tagen feßen fie Die Srauen allen Blifen aus. Wenn fie den Tanz im Kreife tanzen, der unter dem Nchmen lego, lego, befannt iſt, dann hält die VBortänzerin dieſe Mufchel in ihrer rechten Hand, hebt fie über ihren Kopf em— por; fie dient lange zu diefem Gebrauh, wenn fie aud) beräuchert oder lüchericht if. Man muß fie ſich durch Geld oder glatte Worte zu verfchaffen fuchen, wenn man die Mufchel unbefchädigt, oder in gutem Stande, erhalten will. Sie ift ſehr theuer: für eine Mufwei von mittelmaͤßiger Größe, die Faum bier oder *) Ein ſchoͤner Papiernautilus Eoftet in Paris Faum vier und zwanzig Livres. Es giebt eine Menge Mufheln ın der Hauptſtadt. Sch glaube, daß man einen vortheilhaften Er damit nach In⸗ dien treiben koͤnnte. 89 fünf Fleine Kelche Waffer foßt, bezahlt man, - ohne zu handeln, ſechs Franken; feit einiger Zeit kann man fie nicht einmal für diefen Preis erhalten. Mus foeln, die faft ein Maaß faßten, ſah man, eine davon, zu fechzig Franken verfaufen, meil fie fehr, felten find, Eine von den größten, habe ich nie gejehn, Rumphius erzählt uns ferner noch eine Heine Gefhichte von einem Polyp, den man gleichfam als | den zweyten Band, ald das Dimiuntivum des Pa— piernautilus, betrachten fünnte, der von einem Adler in die Luft emporgehoben wurde. Es it unmöglich, an der Wahrheit diefer Gerichte zu zweifeln. Sch überfeße fie ebenfalls, da fie die Gierigfeit und Schnelligkeit der Seevögel auf der einen Geite be— weißt und uns auf der andern zugleich einen Feind und Räuber unferes Argonauten kennen lehrt, Ein Seeadler (halioetos) der immer auf der Oberfläche des Meeres ſchwebt, bemächtigte fich eines Papiernautilus, der auf dem Waſſer fhwamm; da er -ihn mit feinen Krallen gefaßt hatte, erhob er fich mit ihm in die Luft; da ibm aber mehr an dem Thiere, ald an der Mufchel gelegen war. und er ienes mit dem Schnabel herausriß, entfchlüpfte ihm die Mufchel, fiel durd) den fonderbarften Zufall auf eine Eleine Sandftelle zwifchen den Felſen, fo, daß fie nur wenig verlegt war, Ein Fiſcher, der ſich in der Gegend befand, nahm ſie ſogleich und brachte ſie mir. Im Jahre 1693, faͤhrt Rumphius fort, im Monat Januar, fing man zu Hiton einen Nautilus, 90 deßen Machen fieben Zoll lang und deßen Hoͤhe ſechs Zoll hoch wor. Dies Thier war ven dem ein wenig verfchieden, was ich vorher befchrieb, beſonders in Hinſicht der beyden Hinter » oder - Borderarme; die ſechs Arme waren etwa zwoͤlf bis vierzehn Zoll lang, fehr duͤnn, nach den Enden hin ausgefafelt und mit Naͤpfchen verfehn, Die beyden Hinterarme (einige hielten fie für Borderarme) waren weit ftärfer und dicker, als die andern; *) ihre Dicke glich der eines. Fingers; fie hatten abwechjelnd auf einander folgende Naͤpfchen und waren nach der vordern Auffenfeite mit einer dünnen, breiten Haut nad) hinten zu ſchmaler als vorn hin, verfehn, Vermoͤge der breiten Haut fann er, wie es fcheint, fo wohl’rudern als fegeln, denn mit den Schröpfföpfen hält er fih am Rande feines Nachens feſt; und dann Tann er mit der brei- ten Haut, ſo wie, mit den andern Armen, bie über den Bord hinausgeftreckt find, " rudern. Will er mit. feinem Schiffe fegeln, ſo braucht er nur die beyden ausgefpannten Haute in die Xuft zu erheben. Nie habe ich bey einem einzigen Nautilus Diefe beyden Häute **) — ein duͤnnes Haͤutchen verbunden ger *) Das Thier hatte eine unrichtige Lage erhalten; man hatte ben Kopf deßelben vorwärts gelegt, ftatt daß der Urgonaute in der Mufchel auf dem Ruͤcken liegt. Dann fallen die beyden Hinterarme mit den breiten Häuten vorwärts, um die Stellt der Segel zu vertreten. | ki *) Dieſe beyden Haͤute ſind bey dem Argonauten nie verbunden, aber iede von ihnen ſteht beſon— ders am aͤuſſerſten Ende der beyden Arme nach der Ruͤckenſeite zu. Das Thier druͤckt die Haͤute zuſammen, wenn es ſchiffen will und dann ſchei— -91 — funden, ſo, daß ſie einen unzertrennlichen Koͤrper ausmachten, wie einige europaͤiſche Schriftſteller be— hauptet haben. Darum bleibe ich noch. bey meiner erſten Meinung und glaube immer, dag dies Mol: Inst fein Schiffen unter Segeln, durch den erhabe: nen Bordertheil der Mufchel bewirkt. Das Molusk, von dem hier die Rede iſt, war fo liſtig, daß ſichs einige Zeit von den Fiſchern verfolgen lief, Die auf - Daßelbe mit einem Fahrzeug’ Jagd machten. Es ent- ichlüpfte ihnen, "indem fichs bald zur Rechten, bald zur Sinfen hinwarf. Endliih merkten die Fiſchen daß es Waſſer ſchoͤpfen und zu Grunde gehn wollte einer_von ihnen ftürgte ſich ins Meer und bemachtigte fi) feiner durdy Schwimmen. Obgleich Bonnani geſagt hat, daß fich dieſe Polypenart in Italien mit andern Polypen am die Kuͤſte begaͤbe um da zu: weiden und Nahrung zu fu: “ben, fo Tann ich verfichern, Daß man Diefen Um— fiand bey dem Polypen in dem oͤſtlichen Indten nie bemerft hat, Dagegen jtrift man ihn in der See und immer einſam an. Dieſer, von dem ich rede, ſpritzt noch durch feinen ausführenden Kanal, mit viel Stärfe Waſſer und oft mit einer ſolchen Heftigkeit aus, daß er die Augen der Fiſcher damit volfgiegt, Wie die Polypen und Dintenffche, iſt er mit einer Dintenblafe verfehn, aber fintt daß die Feuchtigkeit nen fie nur eine Haut auszumachen, da die Sei— ten berfelben feft an einander gedrüdt find. "Dies kann die Maturforfher, von denen Rumphius fpricht, irre geführt haben. Sie fahn das Mol- lusk ſchwimmend und in Thätigkeit, ohne es nach— her genauer zu unterſuchen. 02 fhwarz oder roth ift, hat fie eine braunbläuliche Farbe. In feinem Magen habe ich Stüde von Armen gefunden. *) Neue Beobachtungen haben mich's gelehrt, daß die Eyer aufferhalb des Körpers in des Höhle des Vordertheils der Muſchel ſich befin- den, allein fie bangen mit dem Körper des Thiers zufammen, Halma, der in der Folge einer Erklärung des dritten Kapiteld von Rumphius fchrieb, fagt uns über den Urgonauten des mittelländifchen Meers fehr wenig. Die Streifen der Muſchel find einfach und man findet fie nach den Beobachtungen des holländi- fihen Naturforfchers, auch in den indifchen Meeren, Anmerfen muß ich indeß, daß diefer Kommentator von einem Papiernautilus fpriht, den er in Holland geſehn hatte, deßen Größe dad Maaß eines Fußes betrug. Er. meldet ung auch, daß dieſes feltene Kabinetftück in der Abfiht gekauft wurde, um das Muſeum des (dermaligen) Großherzogs von Florenz zu bereichern. Ein Nautilus von diefer Größe. ift höchit felten. Auch in Paris, in den Eälen des ‚botanifchen Gartens insbefondere, findet man der— gleichen, die hoͤchſtens zwölf Zoll groß find: andere, die noch größer find, müßen Aufferft felten feyn. *) Obgleich Rumphius bBeflimmt fagt, daß dieſe Bruchſtuͤcke Theile vom Arm waren, und man daraus fehließen Eönnte, daß fie von einem Poly: per wären, -baß der Argonaut Beinesgleichen vergehrte, fo glaube ih) doc weit eher, daß man fie für Theile des Seeſterns halten muß. So blutdärfiig die Polynen find, ihre Geſchlechts⸗ verwanden fallen fie nicht an. 95 Man kann es ietzt nicht wiffen, nach welcher Zeichnung das Medaillon copirt worden ift, das der hollaͤndiſche Kupferfiecher mitten in die niedliche Vig— nette gefeßt hat, mit der die erfie Seite des Werks von Rumphius, geziert ift. Obgleich das Medaillon nicht größer ift, als ein vier und zwanziger Sous— ſtuͤck, fo enthält e8 dennoch) die beſte Abbildung von dem Arzonauten, Dies Mollusf erfcheint hier, wie es ſichs ſanft auf den Wellen wiegt, feine ſechs Ar— me, auf teder Seite drey, aus der Mufchel ftreckt, die ihm zum Ruder und Steuer dienen, Ein liebli- her Zephyr unterftüßt feine Anftrengungen und fein Hauch ſchwillt die Seegel auf, die das Thier aus- gefpannt hat, um fie dem Wehen feines Athems ent: gegenzuftellen. Diefe niedliche Figur, fo Fein fie ift, laßt nichts zu wünfchen übrig, Zu bedauern ifis indeß, daß nur eine Reihe Naͤpfchen die Arme bewafnet, Es iſt übrigens ein treues Bild des Me- noͤuvres, was unfer Schiffer anwendet, wenn es die file Witterung ihm erlaubt, auf der Oberfläche des Maffers, des Einflußes der atmosphärifchen Zuft zu genießen, die zu feinem Leben noͤthig zu feyn ſcheint. Der Berfaffer dieſes Medaillons, hat ſicher dieſes Mollusk felbft [hwinmend gefehn. Sei- ner treuen Nachbildung ungeachtet, hielt man die Figur für ein bloßes Werk der Einbildungskraft. Man findet in dem Werke von Rumphius keine andere Abbildung des Argonauten vom gemeinen Nautilus. Gualtieri *) ließ den Gedanken an Mollusfen, - die dieſe zerbrechlichen Nachen bewohnen und ſchaffen, *) Gualteri ließ auf die eilfte Kupfertafel unter dem 94 ganz fahren, und hielt ſich blos bey ben aͤuſſern Formen dieſer leichten Mufchel auf, er änderte fogar- ihren Nahmen und nannte fie cybium (Gondel). Die alte Benennung des Nautilus gab er der Perl muttermufchel, deren Muſchel in Kammern’ abges theilt iſt. Bonnani, *) der den Appian anführk, und ſagt, Daß der Anblick dieſer Muſchel dem Mens ſchen die erſte Idee eine Galeere oder ein Schiff zu baun, geben konnte, begnuͤgte ſich auch damit, nur die Muſchel in Kupfer ſtechen zu laßen. Von da an findet man nur einige Autoren, die in ihren Mu— ſchellehren von dem Thiere, das ſie zu den einſcha— ligten zählen, an deren Spitze immer der Papier⸗ nautilus ſteht, auf eine mehr oder, weniger Dunfele rt reden, indem fie einander nachſchreiben. Buchſtaben A. einen großen, füuͤrtreflichen Papier⸗ nautilus ſtechen und nennt ihn: cymbalum maxi- mum, striatam striis crassis, rotundis et ra- ris, aliquando dichotamis, spina acuta ser- rata, cujus testa ‚est valde subtilis et folio pa- pyraceo similis, pellucida, fragilis et lacteo candore imbuta. Ein anderer Nautilus auf der: felben Kupfertafel, unter dem Buchſtaben B. iſt Eleiner, gehört. aber zu bderfelben Art. (Gualt. Index test. Conchyl. tab. 14. “) Univalvium non turbinatorum agmen dueat “nautilus. Talis dicitur a verbo graeco nauülos, quo piscis et nauta signilicantur Ab hujus testa navicula repraesentatur eminenti puppe in se ipsa aliquantulum reflexa... ab eodem na- vium fabricam, navigandique artem desump- tam Oppianus aflirmat. DBonnani. Recreat. ment. et avula. class. ı, pag. 88. 9 Liſter *), Arzt der Königin Anna von Englans, begeiftert, durch) Die Worte feiner Vorgänger, die über Or die Muſchellehre geſchrieben — folgte der Spur ‚ben Neuern 3 — ein Syſtem im hoͤchſten Grade fehlerhaft; iedoch iſt die Abbil— des Profeſſors zu Kiel, Daniel Meyers, der unter äber M duſchellehre herausgab. Liſter war beſonders ein Freund von Conchylien und Geſchmack des Vaters theilten ſich ſeinen beyden Toͤchtern mit. Sie ſtachen in Gemein— ſchaft mit dem Voter, an fuͤnfhundert Muſcheln in Kupfer, die in Liſters Werke, was ietzt eine Sel: tenheit ift, enthalten find *) Sn diefem Buche fin⸗ det ſich eine felavifhe Kopie vom Argonaut, nach Al— drovandi. Das Thier iſt auch hier ohne Mund ge- — die Ö: Argenville hat uns ein angeſtaltetes Werk uͤber die Muſchellehre hinterlaßen, in dem er einige Nach— richten über die Bewohner des Papiernautilus und des mit Kammern verfehenen Nautilus, geben wollte, Die Figuren, ‚Lie er liefert, find falſch copirt und dung von dem Papiernautilus ziemlich gut, inne, dieſer große Naturforſcher, ahndete es, daß in den Muſcheln Thiere wohnten, die nach ihrer Geſtalt und Organiſation, den nackten Mollusken * — *) Lister, Hist. conch. Fig. 557. R u Ss‘ , **) Diefer Mann hat fih um die Dlufchellehte Bes fonders- verdient gemacht. Er war der erſte, der gute Abbildungen von den Muſcheln lieferte. Das Werk wird, ſo Lange die Wiſſenſchaft der Mu— ſcheln daurt, Werth behalten, 96 — aber etwas beſtimmtes hat er daruͤber nicht — Favannes, der Argenvilles Werk fortſetzte, hat den großen Nautilus in zwey Arten getheilt, ob er gleich geſteht, daß unter ihnen die groͤßte Aehnlich— keit ſtatt findet. Er verwirrt und verdunkelt das, was ſeine Vorgaͤnger uͤber den Nautilus ſchrieben, und wiederholt zum Theil dasienige, was Argen- ville über das Thier des Argonauten fagte, Favannes glaubt feiner Meinung durch die des Verfaffers, der die Bemerkungen über die Kupfers tafeln her Encyklopedie dem Publico mitgeteilt hat, ‚noch mehr. Haltung zu geben. *) Diefer Autor fagt in dem fechöten Bande, Seite 7., Figur 14. **) man vermuthet fehr ſtark, daß das in diefer Mufchel vorgeftellte Thier, nicht der wahre Beſitzer derfelben iſt; obgleich ieder Nautilus der Art, den man voll ftändig fieht,. daßelbe Thier in fih ſchließt. Es hat *) Argonauta animal saepia aut cliv. Lin. Syst. nat. vermes iestucea, gen. 3:17, Pag. 3367. +) Mir wiſſen es noch nicht gewiß, ob das Thier des Papiernautilus ein Polyp ift, was alle Alten behaupteten. Was unbezweifelt iſt, befieht darin, dag fein Keifender das Thier an die Mufchel befe- ſtigt gefehn hat, was es in feinem natürlichen Zuftande doch feyn müßte. - Der Polyp der Mus ſchel, dies läßt fih vermuthen, hat fie nicht zu dem Grade der Vollfommenheit gebracht. (Fa- vannes, Conchyl. Vol. ı. part..2, pag. 702.) RR) Es iſt der fehlte Band, die 67. Tafel und die 15. Figur, die Favannes anführen mwellte, 97 feine AehnlichFeit mit den Thieren anderer Mufcheln, und gleicht dem Polypen volllommen. - Man vermu- thet daher, daß es ein Polyp tif, der wahrfchein fich in die leere Mufchel einkehrt, wie der Eremiten: Frebs Wohnungen bezieht, die ihm nicht gehören.. ‚ Savannes will daB durchaus nicht zugeben, was die Alten über diefes Thier aefagt haben, was auch - vom Rumphius, der ein Augenzeuge war, nachher beſtaͤtigt worden if. Er zeigt, - wie e8 Argenville vor ihm that, nur die fchöniten, feltenften Mus fheln an. ‚ Kürzlich will ich noch von einigen Sammlungen reden, die unter dem Nahmen des MWörterbuchs der Naturgeſchichte (Dictionaire d’histoire naturelle) be— kannt find, Sie find mit bloßen Anmerkungen aus— ftaffirt, die ihren DVerfaffern Feine weitere Mühe machten, als daß fie fie aus Hriginalfchriftftellert abfehrieben. So fehr ſich diefe Bücher verbreitet ha= ben, da fie oberflächliche Kenntniße enthalten, fo muß man fie den Schriftftelleen überlagen, die fih felbft mit tiefen Unterfuchungen nicht beſchaͤftigen wollen, weil es leichter ift, fi der Arbeit eines: andern anzumaßen, als Selbjtfhöpfer zu feyn. Wir achten auf Fanart d'Herbigny *) nicht, ob er gleich nicht ohne Verdienſt iſt; eben fo wenig auf den Ver: faffer des Handbuchs der Naturforſcher *), es enthält nur unvollſtaͤndige Nachrichten über den Pa— *) Diction: d’hist. nat. concernant les testaces etc. par ’abbe Favart aHerbigny. ) Main du —— ou Dict. Chir, nat | Brukelles, 6 98 piernautilus oder. den Argonauten, die wir in dem äußerft befannten Mörterbuche des Valmont de Bo- mare finden. *) Bomare hat die Nachrichten, die er im Argenpille über den Argonauten vorfand, un— endlich verwirrt, Er hält das Thier, welches den Nautilus mit Kammern bewohnt und das in dem Pa— piernautilus, für ein und daßelbe, legt ihm auffer den acht Füßen, noch viele andere bey, die auf eine ander ſtehn. : Hätte fich der Verfaffer diefes Wörter- buch dem ernjten Studium der Natur geweiht, fo wirde er ſich einen bleibenden Ruhm unter den Shriftftelleen der Naturgefhichte erworben haben, Ich verlaße diefe Sammler, da aus ihnen nichts zu lernen ifi und kehre zu den. DOriginalfchriftitellern zurüd, Die, wenn fie auch Sehler begehn, fie imz mer wieder gut machen, Sndem wir und denen in unfern Zeiten nahn, fo wenden wir unfere Augen zuerft auf das fchöne, Foftbare Werk, was der weife Ignaz von Born **) auf Befehl der Kayferin Maria Therefia ausarbeitete. Diefe Prinzegin wollte, als eine Befhüßerin der Wiffenfchaften und Künfte, dem Katalog und die Befchreibung der Schaalthiere, Die .- ihre Gemahl geſammelt hatte, auf die Nachwelt brinz. gen. Born, den fie dazu wählte, rechtfertigte ihr Zutraun. Diefer berühmte Mineraloge bewies eg, daß e8 fein Feld des Wiffens giebt, ‚Das dem wahr: — — *) Dict. raisonne universel d’hist. nat, par Val- mont de Bomare, 5. edition. , *) Testacea musaei Caesarei Vindobonensis .... -disposuit et‘ descripsit Ignatius. a Born. Vin- dobonae ı780. Fol, “ iu 99 ven Meifen unbefennt bleiben Tann, wenn er fi hineinwagt und forscht und prüft.. | | tachden er Die Mufchel vollftandig beſchrieben und ſich einigen vorlaͤufigen B Betrachtungen uͤberlaßen hat, die die Art und Weiſe betreffen, wie Linné den Argonauten unmittelbar auf Die Stockmufcheln folgen ließ, ſagt Born, *) nach der einflimmigen Meinung der Beobachter, daß es ein Dintenfifch oder ein Mollusk ift, das dieſen zerbrechlichen Na— chen bewohnt. Ob er aber auch) die Abbildungen des Argonauten von Aldrovandi, Kiffer, Rumphius, Argensille und Martini anführt, ſo ftimmt er doch niöht im Terte mit diefen Autoren überein. Er fagt: »daß man an diefem Mollusf zwey fehr lange Arme wahrnimmt, die mit den acht andern Armen in gar feiner Verbindung ftehn, die mit einander durd) eine Schwimmhaut verbunden. find und Näpfchen oder *) Connectit quasi Linnaeus testas univalves cum bivalvibus, dum pinnae posiremum inter con+ chas, “argonautae vero primum inter cochleas. locum assignat,, Quemadmodum enim. e valvis. ı binis in unum prope testam coalitis componi- tur pinna, ita et argonauta univalvis e tribus fere partibus, ut recte explicat Belonius, in unam testäm Ccompactus est, nempe e lateri- bus duobus e carina, ita ut cymbii figuram, puppée inflexa, proraque rostrata, perfecte satis referat. Testae huic naviculari, mem- . branaceae, frugili, monothalamiae, apertura est condata, spira involuta, occultata, ef basis seu carina modo latior, modo angustior, saepissima dentata, nonnunguam mutica late- | yibus compressis, undulato plicatis. Deborn, * Test. mus. cäes. pag. 138; de argonauta, G 2 299 Schröpftöpfe hie und da haben, welches übrigens, was den’ "Schnabel und feine Lage, die Augen, den Körper und den ausführenden Kanal betrift, den lederhäutigen Mollusfen gleicht,« Sch weiß esnicht, was Born verleitet hat, dem Argonauten zehn Arme, zwey laͤngere und acht kuͤrzere ‚ wie es bey den Din: tenfifchen der Fall ift, beizulegen. Es ift ein Irr— thum. Das Thier des Argonauten hat, mie Die Polypen, nur acht Arme, zwey davon find breit; diefe breite ‚Haut, die fih an den Spitten der Arme findet, nad dem Rücken hin, machte Born bey einer oberfläglichen Unterſuchung J—— Sicher hatte Born den Rumphius vor Augen, weil er ihn mehreremal lanfuͤhrt. Es konnte ihm nicht unbelannt feyn, was uns der hollaͤndiſche Schriftfteller über das wirkliche Thier des Argonauz ten’ Hinterlaßen hat. - Born befchreibt auf derfelben Seite die Kunft, mit der der Argonaut fchifft, und bedient fi) der Ausdrücke, die Plinius anwendet, um dies Mandunre zu fihildern. Obgleich die Neu: ern durch ihre Beobachtifigen das. beftätigt haͤtten, ſagt Born, was Plinius beſchrieb, fo iſt feine Be— ſchreibung doch die treffendſte. *) »Wenn einige der *), Celebris haec. navigatione sua cochlea supina in summo aequorum pervenit, ita se paulatim subrigens, ut emissa omni per fistulam aqua, velut exonerata sentina,. facile naviget; postea tranguillum : mare demissis palmulis, ut remis, ' ferit, si vero flatus invitent, prima-duo retor- quens brachia membranam inter illa mirae te- nuitatis extendit, qua velificante in aura, ce- teris ‚subremigans brachiis ... Quidam innu- unt! argonautum. libere taestae, suae. insidere, Li 7 2 101 Neuern behauptet haben, fährt er fort, daß Dies Thier die Mufchel verlaffen, und fi von der Schale befreien fünne, um fi beym Anblic® einer bevorftehenden Gefahr in den Abgrund. zu flürgen; und wie Rumphius fagt, Daß dieſes Mollusf, ob e8 .gleih mit feiner Mufchel nicht verbunden ſey, durchaus ftürbe, wenn man es aus der Mufchel zieht; fo muß id vermuthen, wenn wir die. Sache erflären wollen, Daß dies Mollusk mit feiner Mufchel durch Aufferft feine Sehnen zufammenhängt, die durch den leichteften Stoß zerriffen werden.« Diefe Vermuthung des deutfchen Naturforſchers iſt durchaus ungegruͤndet. Das Thier des Argonau⸗ ten haͤngt mit ſeiner Muſchel nicht zuſammen; es wird durch eine gewiſſe Ausdehnung, durch ſtetes Aufſchwellen in derſelben feſtgehalten, vermoͤge der es ſeine Glieder an die glatten und gerbrechlichen Wände andrüdt, die indep Feſtigkeit genug haben, ſo, daß es nur einen Stoß von auſſen her fuͤrchten darf. $ Bruiguieres 9 nahm das lnneiſche Worterbuch an. Bey der Arbeit für die Encyklopedie behält er ‚auch ben Nahmen Argonaut, Papiernautilus bey, begnuͤgt ſich mit zwey Arten derſelben, die in mehs rere Varietäten zerfallen, nod) zahlreicher als die imminente autem periculo. osseam cutem exu- ere, ad abyssum descendere. Deborn, ubi supra, Pag. 138. 139. *) Encyclop. metkodig. Hist, nat. des vers, torn. VI. pag. 120. etc. N * 102 von Linn angefuͤhrten. Der bloße Anblick dieſer Muſchel, ſagt dieſer Naturforſcher, lehrt uns, daß fie. gemacht wurde, auf dem Waſſer zu ſchwimmen. Indem er die Meinung einiger Echriftfteller wider: legte, die den. Bewohner des Papiernautilus als einen Fremdling betrachteten, der ſich in denſelben eindraͤnge, nachdem er den rechtmäß: igen Eigenthümer aus Ddemfelben vertrieben hätte, die auch behaupte— ten, daß diefer Polyp, wie der, Tafchenfrebs (Cancer bernandus) feine Wohnung verändere, ie nachdem fein Körper größer würde; glaubte Bru- guieres vielmehr, daß der Bewohner. diefer Mufchel, ihr wahrer Eigenthümer fey, Daß dieſes Thier dem Polypen oder Dintenfifch des Linné, mit acht Füßen, ſehr ähnlich wäre. Diefer Naturforfher befchreibt felbft ‘den Gliederbau von dieſem Mollust mit einer gewiffen Genauigkeit, die man bey denen nicht findet, die vor ihm über venfelben Gegenftand fchreiben. Er ift der erjte, welcher gejagt hat, Daß der fleiz ſchigte Körper diefes Polypen in einer Scheide liegt, die vorn offen ift, mie bey den Dintenfifchen und ‚Polypen. Nachdem er noch angeführt hat, daß die ‚Zerbrechlichkeit der Mufchel es dem Thiere nicht ver- ftatte, ſich gnderd über dem Waffer, als zur Zeit der größten Mindftille, zu zeigen, weil fie fonft ohnfehlbar durch die Bewegung der Wellen zerfchmet- tert werden würde, befihreibt er nach Ariftoteles, Plinius und Rumphius die Bewegungen und das Schiffen von dieſem Mollusk. Allein man ſieht, dog er, indem er von einer Haut ſpricht, die die Arme an ihrer Baſis mit einander verbinden, die Mem— brane nicht kannte, mit der die Spitzen der beyden Arme verſehn ſind; und daß er folglich in den ge— meinen Irrthum fiel, indem er ſagt: wenn ein ſanf⸗ — = 30%. ‚ter Mind weht, fo richtet das Thier zwey von Die- fon Armen lothrecht in die Hoͤh, und hält fie in einer fchiefen Richtung von einander, die Haut, die fie an ihrer Baſis vereinigt halt, fiellt, vermöge ihrer Ausdehnung dem Winde eine deſto größere Dberfläche entgegen, dieſe Haut dient dem Fleinen Schiffer zum Segel, Bruguiered Fonnte ſich durch den Zugenfchein von den Gliedern und dem auffern Dau des Argonauten belehren, ‚ed befand fi) in der Mufchel ein folches Thier, deßen Arme aufgerollt waren; allein ein flüchtiger Blick erlaubte es ihm nur, Die horizontale Spalte des Mantels oder Sads wahrzunehmen, ohne daß er daran Dachte, Daß ‚die beyden leiten Arme an ihren Enden mit breiten Han: ten verfehn wären, | Indeß verdanken wir dem Bruiguieres eine tröft: lihbe Bemerkung. Diefer Paturforfcher fagt uns, daß der Argonaut, wie die Dintenfifche, Kalmars und Polypen, Eyer legt, )) und daß das Innere feiner Muſchel eine unzählige Menge Eyer enthält, Er ift ungewiß, ob das Mollusf ein Zwitter if, oder ob e8 ein Männchen und Weibchen giebt, Er hat recht, daß er diefes Mollusk zu den Eyern les genden rechnet, . *) Der Wurm des Papiernautilus legt Eyer; ein Individuum, das man in dem koͤniglichen Kabis net aufbewahrt, zeigt eine große Menge Eyer in dem Innern der Mufhel. Man weiß nicht, ob der Wurm ein Zwitter iſt, oder ob es ein ver: ſchiedenes Geſchlecht giebt. Bruiguieres, Enc. pag. ı21ı. 104 * Bruiguieres rechnet alle Papiernautilus unter eine Art, und theilt ſie nur in drey Varietaͤten; ob auch, wie er ſagt, dieſe Muſchel in ihrer Form, Der. Anzahl: und Verſchiedenheit der Reifen, Die die Sherfläche zieren, - fo merkwuͤrdige Werfchiedenheiten darbistet, man fi dennoch nicht wundern muß, wenn fie viele Naturforfcher für verfchtedene Arten halten. - Man muß. der Meinung Linne’3. beitseten. Alle, diefe mannigfaltigen Befchaffenheiten find: bloße Varietäten derſelben Vuſchen Diefe Manier, biefe Mufcheln zu "cloffificiren, kann ich nicht annehmen, weil der Papiernautilug, oder der gereifte Argonaut und. der Reisbrey (L’ar- gonaute a grains de Riz) nicht Varietäten von. ein: ander find, fondern beftimmte Arten. | Indem wir nad der Reih_ alle die Schriftfteller angeführt, die von dem. Papiernautilus oder dem Argonauten geſprochen haben, ſo entging es uns nicht, daß die Alten behaupten, es gaͤbe ein Thier, dem die Muſchel durch das Eigenthumsrecht angehoͤre. Je mehr wir vorſchritten/ ſahn wir, daß fein Da: feyn ohne Ausnahme bald. zugeflanden , bald mit Einfchränfungen angenommen wurde, Ciner beftätigte das von neuen ald Augenzeuge, was die Alten be- haupteten, andere läugneten Thatſachen und ließen ſich nicht überzeugen, Die Neuern, die unter diefen Ungewißheiten fo verlegen find,» ergriffen eine Mit: telftiraße , indem fie : völlig einräumten, daß das Thier ein Mollusf ſeyn muͤſſe, was man für den Argonauten halte. Sie vereinigten ſich gemeinſchaft— lich und glaubten, daß dieſes Thier, welcher Art es auch ſey, noch unbekannt waͤre, und daß das, — 105 welches: man in diefen Mufcheln finde, ein Schmas rußerpolyp wäre. Diefe Meinung wurde allgemein angenommen, fie fihien mit der gefunden Vernunft in Webereinftimmung zu ſeyn und erregte feinen Wi: derſpruch. Jetzt, völlig harmonirend, halten fich alle bey der Auffern Geftalt ‘der Polypen auf, und nehmen daher den wichtigften Grund, indem fie fa= gen, daß e3 einem Thiere mit: dem fchlidhten, ſtum— pfen Körper unmöglich fey, eine. folhe Mufchel zu baun. Lamark ift befanntlich der erfte, der diefe Meinung deutlich ausgefprochen hat; Er ließ über feine Art zu denken feinen Zweifel, und drückte fich darüber in feinem Syftem der. Thiere ohne. Gelenke und am Schluffe feines Memoires über die Dinten: fiſche, Kalmars und Polypen, fehr deutlich aus. Der gelehrte Cuvier fieht das; Thier des Papier: nautilus keineswegs als den Eigenthämer der Mufchel an und. meint, daß es erfi dann von derfelben Beſitz genommen hätte, als der wahre Beflger aus derſelben vertrieben worden waͤre. | Was Boſc auf den vier Seiten ſagen will, um Ungewißheit uͤber das Daſeyn des Thiers, dem der Argonaute eigenthuͤmlich gehoͤrt, zu verbreiten, weiß ich ſelbſt nicht. ) Er iſt einer der letzten Autoren, die uͤber dieſen Gegenſtand ſchrieben. Alles, was er uͤber dieſes Mollusk geſchrieben hat, wimmelt von Irrthuͤmern. Zwiſchen ſeiner Meinung, ſeinen Be— ſchreibungen und Figuren, herrſcht wenig Ueberein⸗ ) Bosc Hist. nat. des coquilles, tom. III, pag. 257. etc, ’ +06 flimmung. Doch ift feiner Beobachtung die breite Haut, an den Enden der beyden Arme, nicht ent— gangen. | Sch felbft habe auf meinen Reiſen oft auf der Dbersläche des Meers Argonauten ſchwimmen ſehn. In der Ferne konnte ich ihre Bewegungen immer beobachten. . Aber meines Munfches, meiner Bemüs hungen ungeachtet, eins. dieſer Thiere habhaft zu werden, und fo oft ic mich deshalb auch ihm ſchwimmend nahte, und e8 durch die gefchicteften Schwimmer verfolgen ließ, dennoch wollte es mir nicht gelingen, ein einziges mir zu verfchaffen,. um e8 zum Gegenftande meiner Beobachtungen zu mas hen. Das, was Rumphius mit Recht fagt, daß diefes Thier ſchwey zu fangen ift, habe ich alfo felbft erfohren. Nur dem Zufall verdanft mon ed, Daß ‚einige diefer Individuen lebendig in Menfchenhände gefallen find. Mill man fih fhwimmend dem Argo— nauten nahn, von welcher Seite, von binten oder vorn, der Angriff auch geſchehen fol, fo zieht ſich das Thier in einer Entfernung von dreyfig Schritten mit der größten Schnelligfeit zufammen: es finft in die Tiefe; vergebens taucht man fidy mit unter, um es zu haſchen. Seiner eignen Schwere überlaffen, reißt es die anzicehende Eentralfraft, durch zuneh— mende Schnelligkeit: blisfchnell nach dem Abgrunde bin, und bie Hoffnung deffen, der en ſchmeichelte, es zu faſſen, iſt getaͤuſcht. Was mir auf meinen Reiſen nicht gluͤcken wollte, dos gelang andern, denen das Ohngeſaͤhr in dieſer Hinſicht guͤnſtiger war, als mir. In den Saͤlen der Naturalienſammlung zu Paris, ſieht man zwey — 107 in ihren Mufcheln befindliche Argonauten; der eine, ein Papiernautilus, welcher ein Weibchen ift, wird dafelbft fchon lange aufbewahrt, ohne dag man weiß, wo er berfömmt: der andere ſchreibt fi) aus dem Kabinet des Prinzen von Dranien her, dem er zur befondern Merkwürdigfeit diente; er ift aus Indien; fein Nahme ift dem des KReifbreys ähnlich. Lamark erlaubte mirs, daß ich diefen Argonan: ten aus dem Becher ziehn durfte, in dem er aufbe: wahrt wird, um ihn genauer zu unterfuchen, da ich Die Abficht hatte, ihn nach der Natur zu zeichnen. Er fagte mir's voraus, daß er diefes Thier als einen Schmaroterpolyg betrachte, der fih der Mu— fhel nad) ihrem Erbauer, bemächtigt hätte, um fo mehr, da Cuvier daffelbe auch im den Händen gehabt habe, und feiner Meinung beitrete. Da ich aber anders dachte, miderfeßte ich mich diefer allgemein angenommenen Meinung, und entſchloß mich, die Sache aufzuhellen,. Da ih den Becher in ber Hand hielt, nahm ich den Argonauten heraus, zog ihn mit der größten Borficht und Sorgfalt aus der Mu- fhel, um ein fo feltenes Stuͤck nicht zu bejchädigen. Als ich das Thier auf einen Teller gelegt hatte, be— merkte ih auf den erſten Blick, daß fibs zwar durch feine acht Arme und den übrigen ©liederbau dem Polypen nahe, daß indeß unter den beyden Thies ren ein gewiſſer Unterſchied herrſche, der mehr fühl ber ift, als er fich befchreiben läßt. Als ich aber ins Detail ging, die Arme in der größten Näh un- terfuchte, hatte ich das Vergnügen wahrzunehmen, Daß die zwey Arme von den achten, die hinter dem Kopfe entfpringen, ſich durch feine Häutchen endigten, die aufgerollt waren, die, indem ic) fie auseinander- 103 widelte, mich die breiten und merfwürdigen Häute ſehn ließen, die ich für ein Eigenthum des Thiers hielt, welches die Muſchel bewohnt, die unter dem tahmen des Papiernautilus befannt ift. Da ic) jeßt an diefer Thatfache nicht zweifelte, fo zeichnete ich Dies Mollust ab. Der Leſer wird einen Blick auf die beyden Kupfertafeln, nemlich die XXXVI. und XXXVIII. werfen, die in diefem Bande enthalten find. Er fieht hier das Thier des Argonauten von vorn und hinten, feiner Mufchel beraubt, völlig ent: bloͤßt, in feiner ganzen Geftalt; die fo merfwürdis gen, breiten Häute, mit denen zwey von feinen Ars men befest find, die dem Mollusf zu Segeln Dies nen, um auf der See zu fahren, und fi) mit defte größerm Vertraun dem Wehen des Windes zu übers Iaffen, da der Schiffbruch für daffelbe nur eine an dere Art des Beftehens wird, wenn der Sturm es zwingt, fich in die Tiefe zu flürzen. *) Wir werden auf genauere Umftände Rüdlicht nehmen, wenn wir von dem Argonauten, Reißbrey, reden, tet fol ung der Papiernautilus befchäftigen, den wir auf‘ der XXXV, Tafel vorgeftellt haben, über das Waſſer erhaben, mit vollen Segeln, indem er das Gleichgewicht durch die fech8 Arme, die ihm bald als Kuder, bald als Steuer dienen, behauptet, Dies ift der Argonaut des mittellaͤndiſchen Meeres; und da er von dem Reißbrey nur durch die ſechs kurzen, rundern Arme verfchieden iſt, deren Naͤpfchen glatter find, und / +) In unſern Kupfern, Tafel XXLVII und XXLVIH ſieht man nur ſieben ganze, unverletzte Arme dieſes Argonauten; der achte iſt verſtuͤmmelt, viel⸗ leicht hat ihn das Mollusk in einem Gefechte, oder durch einen andern Zufall verloren. 109 die Glätte der Reifen feiner Mufchel, fo werden wir immer wieder, indem wir den Papiernautilus befchreiben, auf die Auffere und innere Form des zweyten zurücfweifen, weil wir diefen mit der größe ten Leichtigfeit unterfuchen Fonnten. Um die Abbil- dungen nicht unnüß zu vermehren, habe ich den Pa— piernautilus unter vollem Segel auf einer Tafel, und auf der andern, mie er fih in den Abgrund ftürzt, vorgeftellt; indeg man den vom Reißbrey nacend, unter zwey Anfichten, nebſt feiner leeren Mu— ſchel, auf einer dritten Tafel fieht. EN Bor diefem Abfchnitt fieht man den Papiernautis us, der fanft auf dem Boden feiner Mufchel ruht, die er über die Waffeffläche erheben wi, um das felbft mit vollen Segeln zu fahren, um fi) der Be— wegung der Winde und dem Stoße der Wellen zu überlaffen. Frei und ohne Unruh ruht das Mollusf auf dem Boden feiner leichten Barfe ausgedehnt auf dem Rücken liegend, ohne daß es Sturm und Uns gemwitter fürchtet, Nachdem es die beyden Arme hine ter dem Kopfe in die Luft geftreckt und fie nach der innern Seite zu feft an einander gedrücdt hat, fo ift die Haut, ‚mit der fie verfehn find, möglichft audgefpannt, Der Hauch des Zephyrs, der in die— ſem Augenblide kaum die Oberfläche des Meeres fräufelt, fpielt in den Falten diefes häutigen Segels, das einen- purpurnen und blauen Anftrich hat. Diefes fanfte Wehen reicht Hin, um das leichtefte, zier— lichfte Fahrzeug von allen Fahrzeugen, die auf der See ihwimmen, fortzutreiben; einer Barfe, deren Eigenthümer Steuermann und Führer er ift, fo wie er Die Bemannung und den Ballaft deffelben ausmacht, Als ein geſchickter Bootsmann firecft diefer Eluge 110 Schiffer ſeine ſechs uͤbrigen Arme nach den beyden Seiten ſeines Schiffes hin, von denen ihm auf ieder Seite drey zum Rudern und Steuern Dienen müffen. Durch ſie erhält er fich im völligen Gleich- gewicht und ſchwimmt auf der Wafferflähe, wie es fheint, nur zu feinem Vergnügen umher. Seine Mufchel, die weißer wie Elfendein und durchſichtig und leicht iſt, verſtattet es ihm, vermoͤge ihrer Durchſichtigkeit, daß er alles, was um ihn vor— geht, wahrnimt. Da feine Sinne eben fo ſcharf find, wie die der Dintenfiihe und Polypen, fo ift das Gefiht des Argonanten fehr durchdringend. In der Lage, Die er bat, machen. feine Augen, die nach den beyden Seiten der Mufchel hingerichtet find, Daß er in weiter Ferne alles wehrnehmen kann, was feinem Leben und feiner Sicherheit droht. Es if mehr als wahrfcheinlih, daß dieſes Mollust mit einer aufferordentlichen Empfindfamfeit : begabt ift, die befonders in den Gefühlgorganen, oder vielmehr. in dem ganzen Wefen feines Körpers verbreitet iſt. Es fiheint, daß ein leichter Druck der Luft hinreis'. hend iſt, um ihm eine Gefahr anzutündigen. *) *) Ob es gleich fiheint, dag das Gefühl ung bey gewiffen Thieren (wie bey dem Menfchen, in den ‚Singerfpigen) in den Aufferften, Theilen vorzuͤglich ſich finder; ſo ift es doch gewiß, daß dieſe oͤrtli— chen . Eindeude durch. die Gewohnheit, durch die Urt fin zu kleiden, auf diefe Zheile concenturt find. Bey allen Thieren mit bloßer, federlofer - Haut, iſt diefe Haut hoͤchſt empfindfam, und fühle den TLeichteften Eindruck, Bey den Mitden findet fich dies feine Gefühl noch. Wie ſcharf das Gefühl bey mandem. Blinden iſt, lehren mehrere Benfpiele. | EN N / h 111 Selten iſt es, daß es einem Seeraubvogel zur Beute wird. Es verſteht die Kunſt, den Klauen, dem ſcharfen Schnabel dieſer raubſuͤchtigen Diebe, eben ſo zu entgehn, wie es dem Sturme und ſeiner Wuth zu entkommen weiß. Welches auch die gegenwaͤrtige Gefahr ſeyn mag, was es auch iſt, das ſich ihm zeigt, der Argonaute rollt durch ſchnelle Bewegun⸗ gen, raſch wie der Gedanfe, die Segel nach ihrer ganzen Ausdehrung auf ieder Seite feiner kleinen Galere zufemmen, und zieht die Arme und Seiten ein. Die fihnellftie Bewegung fehrt den untern Theil des Schiffchens nach oben bin, ſo daß: man es kaum mit den Augen verfolgen kann, wenn ſich der Argonaute in die Tiefe, wie in einen Sicherheitsha— fen hinabſtuͤrzt, wo er von den Stuͤrmen und Fein— den, die ein anderes Element, als das feine iſt, bewohnen, nichts mehr zu fuͤrchten hat. Man muß auch vermuthen, daß unabgeſehn der mechaniſchen Mittel, die in der Gewalt des Argo— nauten ftehn, die wir eben bejchrieben, noch andere Hilfsmittel ihm zu Gebote fiehn, Die er anwendet, um fich über das Waſſer zu heben, oder fich in daßel⸗ be zu verfenken. Die Hehnlichkeit dieſer Bewegun— - gen mi. der der Fiſche, die fich nach) Belieben heben und ſenken, läßt uns glauben, daß der Vrgohaute, gleich ihnen, irgend ein Mittel hat, eine Portion Luft, in feinem Körper gefangen zu halten, Die er beliebig ausdehnt und zufammendrüdt, Es ift fogar wahrfcheinlih, dag dieſes Mollusf einen Vorrath diefer Luft durch den Mund einzieht, um ihn in irgend einer Blafe oder innerer Tafche aufzubewahren. Rumphius fagt, daß der Raum feines Bauchs mit Waſſer angefüullt ift, welches das Thier bisweilen % 112 durch den ausführenden Kanal, mit dem es, wie die andern lederhaͤutigen Mollusken, die wir bisher beſchrieben, verſehn iſt, weit von ſich ſtoͤßt. Der Koͤrper des Argonauten iſt wie der des Po— lypen, in einen Mantel oder Sack eingeſchloßen, an deßen Seiten man weder Fluͤgel, noch Anhaͤnge ſieht; allein die Geſtalt deßelben iſt etwas laͤnger und der gekruͤmmte Ruͤcken ein wenig bogenfoͤrmig. Es rührt dies daher, daß der Korper des Argonau- ten in einer Mufchel liegt. Das Ihier hängt mit der Mufchel nicht zufammen, es liegt in derfelben nur auf dem Rüden und in diefer Stellung erftreckt ſich der Hintertheil feines Körpers, nad) dem Hintertheil des Nachens bin, den er nicht ausfüllt, aber den er durch den Druck des untern Körpers durchaus ver⸗ fchlogen hält. Bey den Weibchen dient diefer leere Kaum zum Behälter oder — „in das fie ihre Eyer legen. - KSTBRIE NG, I) Vermoͤge diefer innern ——— Stellung, ragt der Unterleib ein wenig herbor, und bildet hier eine glatte und voͤllig runde Erhabenheit. Der Sack oder Mantel ſchließt ſich, wie bey den Polypen, uͤber dem ausfuͤhrenden Kanal, vermoͤge der fleiſchigten Waͤrzchen, die den Rand auf ieder Seite ausmachen, ohne daß dieſe Hefte den Gruͤbchen der Dintenfiſche "und den Knorpeln der Kalmars gleichen. Der aus— fuͤhrende Kanal iſt bey den Argenauten nach Verhaͤlt⸗ niß weit groͤßer, als bey den Polypen; er iſt auch weiter, und innerhalb nach auffen hin, mit zwey fleiſchigten Lippen oder Klappen verſehn, die dem Thiere dazu dienen, die Oefnung zu verſchließen. Das Entſtehn des Mantels iſt bey dieſen Mollusken * 113 ſo ſichtbar, wie bey den Kalmars; er entſpringt, wie bey ihnen, bey den Argonauten, hinter dem Genick und laͤßt den Kopf frei, Dieſer Kopf iſt hin⸗ laͤnglich groß, gerundet, mit zwey hervorſtehenden Augen verſehn, aber, wie bey den Dintenfiſchen, durch die fortgeſetzte Haut des Koͤrpers uͤberzogen, die aber aͤuſſerſt fein wird, wo ſie ſich uͤber die Au— gen hinzieht, fo, daß fie das Thier durchaus am Sehn nicht hindert, Wir haben ſchon angemerkt, daß der Sinn des Sehens bey den Argonauten fehr ſcharf und fein ift, daß fie weit in die Ferne fehn, ohne daß die Haut, die die Augen bededt, oder die Mufchel, die Aufferft durchſichtig im Waſſer ift, ihnen fihadet, Auf dem Kopfe jtehn acht Arme, die fechd Spiz- zen haben eine gleiche Länge, find völlig rund, mit zwey Reihen Näpfchen verfehn, die abwechfelnd der ganzen Länge nah, auf ihrer innern Oberfläche ftehn, hoͤchſt merkwuͤrdig durch ihre Stellung. Diefe Naͤpf— chen oder Schröpffüpfe ragen wenig hervor und find platt. Die andern beyden Arme, die nemlich hin ter dem Kopfe, find von den ſechs Armen fehr ver: fchieden, Die wir befchrieben haben; ftatt daß Diefe rund find, find iene dreyedigt; - und ihre Nöpfchen, ftatt in zwey Reihen auf der flachen oder innern Seite zu flehn, befinden fi) an den Seiten in einer ab: mwechfelnden Stellung; fie ragen auch fehr hervor, Das merkwuͤrdigſte Kennzeihen, was das Geflecht des Argonauten beftimmt und e8 von dem der Din: tenfifhe, Kalmars und Polypen trennt, ift, daß dDiefe beyden Arme an ihren Enden eime breite Haut haben, an der fich kein Näpfchen oder Schröpffopf befindet, die bey großen ———— die Breite einer 11% flachen Hand hat. Bey dem Papiernautilus uͤbertref⸗ fen diefe beyden Arme in Abfibt der Länge die fechs andern; bey. einigen andern Arten find fie weniger lang. | Sch war einige Zeit zweifelhaft, ob ich aus die— fen Thieren ein neues Gefchleht machte; denn id) hatte beſchloßen, ſie zu den Polypen zu rechnen, mit denen ſie die groͤßte Aehnlichkeit haben und ſie als beſchalte Polypen zu b trachten, wie ichs bey der Erklärung des Charakters der Polypen anzeigte. Lamark widerrieth mir, Died und ich meigerte mid) nicht, der Meinung dieſes gelehrten, fcharffichtigen Mannes beyzutreten, beſonders weil er mir vorftel- te, daß die Mollusfen, von denen bier die Rede iſt, eine hinreichend. arfehnliche Klaffe zu - bilden ſcheinen, deren einzelne Sudividuen, mehr als die Polypen, mit der breiten Haut begabt find, Die ihnen zum Segeln dient, nebft einem Gehäufe, das ihnen neue Gefchicklichfeiten giebt, als die, trocen ‚über dem Waffer zu fchwimmen, was die Polypen nicht Fünnen. Sc müßte alfo aus diefen Mollusfen ein neues Geſchlecht machen. Da ich aber ein natür- licher Feind neuer Benennungen bin, mit denen man nicht fparfam genug feyn kann, will man die Wif: fenfchaft nicht noch mehr erſchweren, ſtatt das Stu: dium derfelben zu erleichtern; ſo wählte ich den rahmen Argonaut, als Geſchlechtsnahmen, durch den Linné dieſe zerbrechlichen Muſcheln, die den Bau eines Bootes haben, andeutet, und fuͤgte fuͤr die Art der Mollusken, von der ich hier rede, das Beywort papiernen hinzu, dadurch wird die Feinheit der Muſchel bezeichnet, und es iſt allen be— kannt, fuͤr die die * aturgeſchichte Reize hat. Ani Die Argonauten haben mit ben Polypen bie größte Aehnlichkeit, ſie erſtreckt fih bis auf den Mund, ver, wie bey dieſen Mollusfen, hier mit einem flarfen, gebogenen Schnabel verfehn ift, der dem Des Papagayen gleiht, auf Die fleifchigten, runden Lippen, die ihn an feiner Bafıs umringen, und ihn felbft im Nothfall bedecken. Was das Ju— nere des Körpers betrift, fo Tonnte ich wegen der Seltenheit der Individuen Feine Beobachtungen an— fielen, die ihre ganze Organifation betreffen; allein durch die Spalte des Mantels konnte ichs hinlaͤnglich ſehn, wie er in Wahrheit, wie bey den Polypen, den dritten | Theil ber Länge nad), vorn hin befeftigt it, wie der Trichter eben fo einen Theil der. vor— nehmften Eingeweide bedeckt; wie Die Kiehmen, oder Die Organe des Athemholens eben ſo zufammengedreht und eine jede feitwärts hingeſtellt iſt; wie allem An: fbein nad), die innere Drganifation der Argonaus ten, fo wie das Aeuffere, dem der Polypen fehr nabfönmt, Das Mollust, das ih ſo umſtaͤndlich unterſuchen fonnte, war ein Reißbrey (un argonaute à grains de riz). » Alles. noͤthigt mich zu glauben, daß es ein Maͤnnchen ift: in der biefigen großen. Jraturalienfommlung, giebt es auch ein: Weibchen aus dem mittelländifchen Meerz; ves iſt daffelbe, von dem Bruiguieres geſprochen, das id) durch Cuviers Gefaͤlligkeit durch den Becher ſah, in dem es einge—⸗ ſchloſſen, in dem es fo aufbewahrt iſt, wie ichs auf der XXXVI. Supfertafel dieſes Bandes, vorge: fielt Habe. Man flieht es auf derfelben, wie es feine Arme in der Mufchel zufammengerolit hat, mach der. Tiefe geht, nachdem es die ‚breiten. Haͤute auf den Seiten ſeiner Gondel uniebergelaffen bat. Ein gluͤcklicher Bruch, den ich bey men bey: > Ä 2 * * 116 behalten habe, laͤßt in der Zerſtoͤhrung des Gewindes oder Hintertheils, die Lage des hintern Koͤrpers ſehn, der eine aͤuſſerſt feine, mit Eyern gefuͤllte Taſche in ſich ſchließt, die unbezweifelt das Geſchlecht dieſes Argonauten ankuͤndigt. Da ich dieſes Thier nicht in den Haͤnden gehabt habe, ſo kann ichs nicht wiſſen, ob dieſe Taſche iſolirt iſt, oder ob ſie von einem innern Eyerſtock fortgeſetzt wird, oder aus dem Koͤrper des Thiers durch die abfuͤhrende Roͤhre, oder die Oefnung des Mantels hervortritt; dies wird uns die Zeit lehren. Darf ich unterdeſſen meine Meinung ſagen, ſo bin ich geneigt zu glauben, daß dieſe mit Eyern angefuͤllte Taſche von dem Thiere auf einmal und iſolirt gelegt wurde, wie der Din- tenfifch feine Trauben legt: und daß der weibliche Argonaute, nachdem er fi von dem Klumpen Eyer befreit hat, fie in die Spite des Vordertheils der Mufchel einfperrt, bis fie durch Weberfehüttung des männlihen Saamens, befruchtet find. Starke Gründe beftimmen mich, anzunehmen, daß die Ges fhlechter bey diefen Thieren von einander getrennt find und daß der männliche Argenaut die Eyer feines Weibchens eben fo befruchtet, wie es die Männchen von andern Tederhäutigen Mollusfen thun, Eine Beobachtung, die Rumphius anftellte, Könnte mid) in meiner Meinung nod) . beftärfen, welcher fagt: Daß er zu gleicher Zeit, Eyer, die in eine Tafche oder in ein Hautchen eingefchloffen und nach der obern Gegend des Vordertheild des VPapiernautilus hingedrüdt waren, und andere Eyer die in dem Leibe des Thiers in einem Cyerbehälter - eingefperrt waren, fand, Aus der Erfahrung wiffen wir’s, ‚daß die Weibchen. der Kalmard und der Polypen, eben fo viele Eyer nad) auffen hin REN, indeß 117 in ihren Eyerſtoͤcken noch andere eingefchloffen find. Diefe Eyer des Argonauten find gelb, von der Größe eined NRübfaamenkorns; in jedem findet ſich ein kleiner, fchon mit feiner Mufchel befleideter Embryo, Alles bewegt uns zu glauben, daß diefe fo einge⸗ ſchloſſenen, durch den maͤnnlichen Saamen befruchtete Eyer, an dem Orte, mo fie aufbewahrt, wo fie, fo zu fagen, durch die unmittelbare Berührung des Körpers der Mutter ausgebrütet werden , zu wachfen anfangen; daß die Embryonen alle auf einmal das Leben erhalten, da fie alle zu gleicher Zeit gelegt find; fie alle haben, wie die Eyer, in denen fie verborgen waren, eine Größe. ran Auſſer der Anficht der Eyer, giebt uns diefelbe Kupfertafel ein Bild von der Manier, wie der Ar⸗ gonaute feine Arme legt, wenn er in der Mufchel in dem Stande der Ruh if. Mean fieht bier, Daß der Mund den Mittelvunft behauptet, und daß bie feft an einander gedrücten Arme, nach auſſen zu einen Theil ihrer Bafis zeigen, vermöge des andern Bruchs an der Mufchel, den ich mir eingebildet. hatte, um dad, was im Innern vorgeht, zu zei- gen, kann man fi) von der Art und Weife, wie der Argonaute, die breiten Haute feiner beyden Arme gegen die Wände feines Gehäufes legt, einen Begriff machen. Er ſtreckt fie da aus, indem er das Innere durch die Manier, wie er die Arme aufrollt, Die damit verfehn find, mit einer Tapete belegt. Die fehs andern Arme, wovon in nathrlicher Ordnung drey auf ieder Seite ftehn, haben fich faft nach ihrer ganzen Länge gegen die breite Haut hin aufgerollt: da fie vollfommen rund find, fo bilden fie eine Art von Ötreifen in derfelben; und von dieſer ganz eins fachen Lage rühren die Zurchen oder Etreifen her, % —* Bus; | die über die ganze Oberfläche der Mufchel des Argo— nauten binlaufens bey dem Papiernautilus find diefe Streifen ganz einfacd), weil die Arme, die fih an die Seiten anlegen, an fih felbft rund und nicht mit bervorfiehenden Naͤpfchen verfehn find, wodurch alfo auch Fein Wärzchen oder Körnchen entfichn kann. Da nun im Gegentheil die Arme des Reißbrey (argonaute à grains de riz);, Wie wir fchn werden, fehr alatt und mit hervorftehenden Naͤpfchen auf den Seiten begabt find, fo erhalt dadurch die Muſchel Eindruck, und es bilden ſich iene Waͤrzchen, welche diefe ſeltene indiſche Mufchel chearafterifiren. | Co laffen fi anf die befriedigendftie Art Die Dildungen der zahlreihen, mehr oder weniger ſchar— fon Waͤrzchen, erklären, die nach allen ihren Um— riffen die ſchoͤnen Mufcheln der verfchiedenen Arten son Argonauten ſchmuͤcken. Mir haben gefehn, daß die beyden Arme nad der Mücfenfeite bin, nicht nur mit breiten Haͤuten verfehn find, fondern auch eine dreyedigte Geftalt und auf den Eeiten Naͤpfchen oder Schröpfföpfe, die fehr bervorfichend find, haben. Wenn der Ar: gonaut in feine Mufchel eingefchloffen ift, ſo liegt er in derfelben auf dem Rücken, und die Gtiele diefer Arme legen fih nad) hinten zu, gerade an den Kiel diefer Mufchel. Ihrer dreyeckigen Geftalt gemäß und der daraus entfiehenden eckigen Figur, die die Rücjeite diefer Arme charakteriſirt, und da fie feft an einander gedräcdt find, verbinden fie fich fo mit einander, daß fih jede Ecke der Arme innig an die des andern legt, daß man ihre innern Näyf: hen nicht gewahr wird, und nach auffen zu nur die ' 119 Schroͤpfkoͤpfe von einer Seite fieht, die vermoͤge Diefer Stellung unbedeckt bleiben. In diefem Zuftande des Zujammenziehns und nach den hervorfichenden Punk— ten, ftellen fie die Formen dar, nad) denen fich die Würzchen des Kiels abdrüfen, ie nachdem der Argonaute, indem er wählt, die Maffe feiner Mus ſchel durch Falfartige Ausdinftungen vergrößert. Sch ſage Falfartig, denn diefe Mufchel Tiefert nach der chymifchen Aufloͤſung, wie die der andern Schaalthiere, eine große Menge Falkartigen Stoffs und nur einen Theil thierifcher Materie, Nimmt man die Erklärung von der Art und Meife an, wie der Argonaute, in fein Gehäufe eingefchloffen, da feine breiten Häute und feine Arme verbirgt, fo muß man nod) zugeben, Daß die einzigen Theile. diefes Thiers, die gemeiniglich- Diefe Falfartige, Materie und dieſe Ausdünftung abfeßen, eben die beyden Haute und die beyden Stiele find, die die beyden Arme ausma— den, mit denen fie verfehn find. Unterfuht man mit Aufmerkffamfeit die Mufchel des Argonauten, fo ſieht man da halbeirkelfürmige Streifen, die fo fein als Leicht, innerhalb fichtbarer als auſſerhalb find, die man felbft in dem Kiele findet; ein offenbarer Beweis der nach und nad) zunehmenden Vergrößerung dDiefes Gehäufes;. und da diefe Streifen innerhalb durch Feine Falfartige Tuͤnche ausgelöfcht find, wie faft bey allen andern Mufcheln, fo fünnen wir über- dies noch) annehmen, daß der Kürper und die ſechs andern Arme des Argonaaten, durch die Schweiß: (öcher der Haut, die fie überzieht, Feine Ealfartige Materie abfeßen: oder vielmehr, daß diefe Defnun- gen, die den Ealfartigen Stoff ausführen, weder der Leib noch die fehs Arme haben, die man indeß 129 an dem Mantel, dem Halsftüke und oft an dem ganzen Körper faft aller andern beſchalten Mollusfen findet. Der Körper des Argonauten ladirt alfo das Innere der Mufchel nicht, und ift Feineswegs die Urſache der neuen geglätteten, oft perlenmutterarti- gen Laugen, die das Innere einer großen Anzahl von Mufcheln zierten. Dünftete der Körper des Argo: nauten einen Falfartigen Stoff aus, fo müßte der Theil der Mufchel, mit dem er in ber größten Be- ruͤhrung ſteht, am ftärkfien feyn, weil ſich nad) und nad) dafelbft Kalklagen an einander gefchmiegt hätten; allein iuſt bier ift die feinfte Stelle der Muſchel; fie hat felbft da ihre urfprüngliche Dicke: in einem Grade verloren, daß die Waͤrzchen des Kield durch das Reiben verfihwunden find, f Reaumur *), der berühmte Akademiker, und einer der Weifen, die für das Studium der Saturs geſchichte ſo viel Liebe eingeflößt haben, weil er in einer. fo reinen, zierlichen Sprache zuerft die größ- - ten Kleinigfeiten zu fihildern verftand, an die er feffelt, ob fie gleich der treflichfte Beobachter bes ſchreibt, dem nur der fcharffinnige und unermüdete Cyonet in feinem Fache, was die Inſecten betrift, würdig nachfolgte, der ein ganzes Buch über die Weidenraupe fihried, von dem einer der neuern Ana⸗ tomiker fagt, daß es Fein überflüßiges Wort ent- halt ==); Reaumur fage ih, hat uns einige Beob: — —— — ) Von der Bildung und dem Wachſen der Muſcheln. (enem. de l’acad. des scines, annee 1709.) **) Cuvier, chem.’ sur la nutrition dans les in- secies, insere dans ceux de la societe d’hist. nat, de Paris, pag. 38... 121 achtungen über das Zunehmen und den Bau der Mus fheln hinterlaßen, unter denen eine Menge Molluss fen mit begriffen find. Bruiguieres *), indem er die von Reaumur angezeigten Verſuche wiederholte, fiellte einige neue an, die ihm angehören, durd) die er die des großen Naturforfchers beftätigte. Auch ich habe, indem ich der Spur diefer berühmten Män: ner nacdhfolgte, einige Verfuche gewagt, Da wir wißen, daß die Mufcheln aus einem Falfartigen Stoffe beftehn und wie die Thiere ihn hervorbringen, fo dürfen wir nur noch anzeigen, wie er ihnen zur Bedeckung oder zum Schuße dient, und fih iene - fleinartigen Zweige und ſchoͤnen Mufcheln bilden, die- fi die Mollusfen, die gallerartigen Thiere, baum. Wir wollen bier nicht von der Manier reden, wie fih die Eyer bey den Vögeln fo Aufferft fchnell in dem Augenblicke, wo fie durch den »Jehälter gehn, der diefe Materie enthält, mit einer Falfartigen Schale überziehn. - Es gehört auch nicht in unfern Plan, das Wahsthum der Knochen zu befchreiben, wir re— den hier von Thieren ohne Gelenfe, die meiftentheils mit einer kalkartigen Materie überzogen find, die fie meiftens felbft hervorbrachten, ber fie täglich eine gewiße Bildung geben, die Materie enthält faft alle Erdlagen des Planeten, den wir bewohnen; mit iedem Augenblicke. ſcheint fie zuzunehmen.. Seßt wol⸗ len wir unterfuchen, auf welche Weife die defchalten Mollusfen die kalkartige Materie hervorbringen, Alle die mit Mufcheln verfehenen Mollusfen, die man allgemein mit dem Nahmen befhalter Mollusten *) Encyc. methodique. Hist, nat. des vers, tom. VI. conchyliologie, pag. 508. et 548. For- mation de coquilles. 122 (mollusques testaces) bezeichnet, bilden dieſe harte, fleinigte Umgebung durch eine falfartige Nusdünftung, die durch) die Schweißlöcher hervorteitt, Die bey eini— gen die ganze Oberfläche de Körpers einnehmen; bey andern find nur einige Theile de3 Körpers mit dieſen Schweißloͤchern verfehn. Bey den Argonauten, wie wir geſehn haben, befchränfen fich Diefe ausſchwitzen⸗ den Gefäße nur auf die Stiele der beyden Arme und die breiten Häute, mit denen fie an ihren Enden verfehn find; bey der Meereichel und der Schnecke, ift der ganze Hintertheil des Koͤrpers in einem hohen Grade mit diefer ausdünftenden Kraft verfehn u. f. w. ch will hier nicht iene Fragen, von dem Ans wach thierifcher Körper durch Aufferes Eindringen gewißer Säfte in denfelben, in Anregung bringen, wofür fo manche flimmten, die die Meinungen be- rühmter Naturforfcher theilten. Diefe Fragen find jezt entfchieden. Zu der Perthei, die es mit dem Anſetzen der Theile von auffen zu hielten, gehörten. Leuwenhock, Lifter, Marfigi, Swammerdam, Re— aumur, Adanfon, und Bonnet. Der letztere verließ dieſe Parthei, und glaubte die Vergroͤßerung des thieriſchen Koͤrpers durch innere Anhaͤufung gewißer Theile. Er verließ die Parthei der Vernunft, die Klein geltend machte, und die durch die betruͤgeri— fhen Verſuche Herriſants unterſtuͤtzt wurde. Bonnet wurde der eifrigſte Vertheidiger dieſes durchaus abe ſurden Syſtems. u Ich halte mich hier an bloßen Thatfachen, lei—⸗ ten fie uns, fo verirren wir uns nie. Hätten fich einige der berühmten Maͤnner nicht den Eingebungen- der Einbildungskraft überlaßen, ſo würden fie ſich nie von ber Wahrheit entfernt haben, fie hätten nie ‚den engen Pfad verlaßen, auf dem Beobadytungen 295 und Thatfachen uns bie Wahrheit enthällen Der Anblick des Argonauten, Der Eeinen Zufammenhang mit der Mufchel hat, die er iedoch Kauf, waͤre hin— reichend gemwejen, um auf immer die Meinung der Anhänger zu vernichten, Die an dad Wahsthum auf: ferer Theile von 'inwendig, was Klein behauptet, glauben. Sie nehmen an, daß die Mufcheln die Hauptbeitandtheile der befchalten Mollusfen ausma= hen und daß ihre allmählige Vergrößerung nur daher rühre, weil das Thier mit den. Falfartigen Schalen durch Siberm oder Muskeln zufammenhänge, und fo mit dem Thiere einen Körper bilde, wodurch das. Wachsthum der Muſchel bewirkt werde, Sie hätten fehn fünnen, daß nichts son alle dem bey den Mu— fheln, die die Argonauten baun, flatt findet; ihre Syftem wäre zufanımengeftürst, Diefer einzige Be— weis Hätte ihnen die Augen oͤffnen, und fie zu der Meinung, der Reaumur den Sieg verfchaffte, zu: ruͤckfuͤhren Fünnen, indem er bewies, daß die be- ſchalten Mollusten ihr Gchäufe von auffen bilden, d. h. daß fie immer neue Kalklagen an die alten anfez- zen, ohne daß eine innige Verbindung unter dem Thiere und feiner Muſchel ftatt findet, Sp hängen die Schnecden *) in feinem Punkte mit ihren Gehäufen zufammen; fie werden durch feine Sieber, durch Feine Muskel an diefelbe befefügt, fondern "einzig, durch das fpiralfürmige Zufammen- ziehn des Hintertheils ihres Körpers in denfelben feft- *) Helix pomatia, helix aspera, helix pisana, helix pellis serpentis, helix caracolla, helix algira, etc. : 12% gehalten, die mit dem Thiere fortwachfen, das aber nie die innern Windungen eines Aufenthalts verläßt, zu dem es nicht wieder zurückkehren fünnte, wenn es denfelben einen Augenblick verließe. Nenn wir nun das Manoͤubre diefer Schneden bey der DBerfertigung ihrer Mufchel und die Mittel betrachten, die fie anwenden, fie bervorzubringen, fo werden wir fehn, daß in dem Grade, als das Thier Alter wird und wähft, alle Theile feines Kor: pers größer werden und an Ausbehnung gewinnen. Je fchneller es wächft und ie öfter es ſich in einem Gehäufe, das zu eng ift, es nicht :mehr faffen, und feinen ganzen Körper niht mehr ſchuͤtzen Fann, wenn es fich in demfelben verbergen will, unbequem fühlt, defto eher iſt es gezwungen, feinen Körper vorwärts zu drängen, und dann fieht man, wie e8 durch eine mehr thierifche, als Ealfartige, oft ges färbte Ausdünftung, die aus den Schweißlüchern des Halsftreifen hervortritt, durch neue Anſaͤtze den ober: fien Rand der Mufchel, vergrößert. Wir Fünnten ung ‚bier in die umftändlichite Befchreibung einlaßen und fagen, daß die Schnede diefen Anſatz durd) den Hin- tertheil des Kopf grade macht, indem er mehrere- mal auf dem Rande hinfährt, wies ein gefchickter Meurer zu thun pflegt, wenn er mit feiner Kelle die Tuͤnche, oder die Dede glatt fireichen will; allein diefe Thatfachen überlaßen wir der befondern Ge: fhichte diefer Ihiere, um hier nur zu bemerken, daß die Mollusfen, wenn fie fo auf irgend eine Weife ihre Muſchel vergrößert haben, dieſes erfte Auffere Gebäude durch allmählige Lagen fefter machen, wos durch dieje erfte gefärbte Haut, die unter dem Drude des Fingers nachgiebt, mehr Staͤrke erhält. Diefe 125 innere Zünche ift in der Wein-und Gartenfchnecde nicht aefärbt, fie ift im Gegentheil weiß, wie bey einigen andern, die nach auffen zu colorirte Schat- tirungen zeigen; allein diefe Tünche ift von den Auffern Anſaͤtzen immer durd) andere Farben und durch ein glatteres, feiteres8 Gewebe verfchieden, was augen fheinlich andeutet, daß fie ducch die Yusdänftung des übrigen Theild des Körpers erzeugt wurden, der mit ausführenden Defnungen verfehn ift, aus denen eine Materie tritt, die kalkartiger it, als die, welche aus den Defnungen des Halsſtreifes ausdün- ftet. Bey dieſem allmähligen Wachſen, rückt der Körper immer ein wenig vorwärts: das hintere Ende deßelben verläßt den Grund der lezten Windung der Muſchel, mit der er. in Feinem Zufammenhange ſteht und in den lezten Xebensiahren des Thiers, hat fich diefer Theil von dem Orte feines urfprünglichen Auf: enthalts, fehr zurückgezogen. Bey einigen länglis hen Schnecken, wo die Epige der Mindung fehr Hein geblieben ift, wurde dieſe Aufferfte Seite zer: brochen: das Thier war dann gezwungen, dieſe Defnung zuzuftopfen, und man fieht, Daß es die: felbe durch eine neue Falfartige Ausdünftung zu vers ſchließen weiß, die ed aus dem Hintertheile feines Körpers ſchwitzen läßt, der fi nad) vorn hingezos gen und die Spiße dieſer Windung leer gelaßen hatte. Bey andern befchalten Mollusfen ift das Ende der Windung feft, mit einer Ealfartigen Materie ans gefüllt, welche fpatenartig iff, und an Härte dem Marmor nichts nachgiebt, Dies kann ich mit einer Menge Mufcheln beweifen, die ich zerfchlagen habe oder durchfägen ließ. Sch opferte fie der Nachfors fhungen auf, die ich über Die Art und Meife ans 7 126 ftellte, ‚wie. die Mollusfen ihre Mufcheln bilden : diefe Aufopferungen haben mir viele Dinge entdedt; ich achte diefelben nicht, da fie mid Wahrheit gelehrt haben. Bey: vielen Muſcheln kann man mit bloßen Augen den Unterſchied der auf einander folgenden Sagen, die Falfartige oder ſpatartige Tuͤnche, fehn, die die Molusten anfügten, um fie dichter, fefter zu machen, Die Urfache diefer Lagen, dieſer Tuͤn— che, liegt in der aus ihrem Körper ausdünftenden Feuchtigkeit. Laͤßt man insbefondere dieſe Muſcheln der Laͤnge nach in zwey Stuͤcke ſaͤgen; ſo uͤberzeugt man ſich ſehr deutlich von dieſer mechaniſchen Bauart. In meiner Sammlung habe ich Muſcheln, die in dieſer Hinſicht ſehr merkwuͤrdig ſind. Jetzt eben liegt eine Kreiſel-oder Pyramidenſchnecke *) vor mir, die fechs obern Kreife der Spitze der Windung, find maffif und mit einer fo fchönen Ealkartigen Materie angefüllt, wie der jchunfte Canarifche Marmor. Das Thier, welches die Gehäufe bewohnte, hatte dieſe Windungen nad) und nach fo angefält, ie nachdem der Körper deßelben ſich zuruͤckzog. Ich koͤnnte dieſe Sache auf die merkwuͤrdigſte Weiſe an einer andern reiſelſchnecke zeigen, die Urgensille Die chineſiſche Knospe nannte *) eben fo auch an einem ſehr großen Knickhorn +), wo die Spitze der Windung, vers *) Trochus niloticus. Lin. Syst. nat, pag. 3566, gen. 526. sp» 1. NE a. .*%) d’Araenvilie; Coach. p. 216. .et..pl.. VIIE Fig C. | | ***) Bucinum maculatum. Lin. Tereb. macu- lata de Bruiguiexes et de Lamarck. —* möge der Ausduͤnſtung, ebenfalls mit einer marmor: ähnlichen Maͤterie angefült iſt. Andere Mufcheln bieten neue Erfcheinungen bar, ‚Die Meertrompete *) hat nicht allein die aufferfte Mindung mit einer fejien Materie angefüllt, fondern in dem Grade ald das Thier, das fie bewohnt, älter wird, find auch die Schritte, die es Vorwärts thut, indem. es die ſpitzeſte Windung verläßt, größer; . fett um den ganzen leeren Kaum, den es hinter ſich hat, mit einer Fallartigen Materie, anzufüllen, verſchließt ed ihn nur durch dicke Wände, Die es nad) und nach da verfertigt, wo das Aufferfte Ende feines Körpers ruht, Tach den allgemeinen Bemerkungen über den ver- fchiedenen Bau der Muſcheln überhaupt, komme ich wieder auf den Argonauten zuruͤck. Zerbricht durch einen unglücklichen Zufall die Mufchel, oder erhält fie dur) irgend einen Stoß eine Spalte oder einen Bruch, fo weiß der. Argonaut den Schaden fehr gut wieder: auszudeßern. Ich habe Muſcheln aefehn, wo fechs Singer lange Epalten wieder ‚ausgefüllt. waren, Ich felbft befige eine dergleihen von acht und einem halben Zoll, die einen Riß im Hintertheile,der Mu: fehel hatte und das entſtandene ‚Loch iſt zugemacht. Sch weiß es nicht, wie weit Die ſchaffende Kraft des Argonauten reicht; aber, wad mir der Aufmerkſam— keit werth fcheint, iſt, daß diefer Bruch fiatt fand, als das Thier fihon zu einem gewißen Alter gekom— *) Murex Tritonis. Lin. Wars! test. Pag. —— Nro, 89.. 4 128 men war, mo ber Hintertheil feines Körpers nicht mehr den Hintertheil des Nachens einnahm, der dem Weibchen zum Behälter der Eyer dient. Die Defnung ift indeß von inwendig mit einer neuen Talkartigen Materie wieder feft zugefchloßen, die durd) das Aus- dinften der Schweißlöcher, Die fi an einem Theile des Körpers hier fanden, daſelbſt abgefeßt wurde, Man ſieht auch), daß in ber Epoche, wo diefe Def: nung gefihah, die beyden breiten Haute und die Ar— me, nicht mehr an dem Orte waren, weil die neue Stelle Feine Streifen oder. Spuren von Armen zeigt, die dem übrigen Theile der Mufchel Vertiefungen ein- drücden. Man fünnte glauben, daß in gewißen Fäl- len und durch große Anftrengung, aud) andere Kür: pertheile, auffer den breiten Häuten und ihren Stie: len, bis zu einem gewißen Punkte das Vermögen erhalten, eine Falfartige Materie auszufchwigen, und dann müßten wir annehmen, dieſe Mufchel gehörte einem weiblichen Argonauten, der ſie wieder durch) den Stoff ausbeßern konnte, den die Taſche oder die Haut, im der fih die Eyer befinden, enthielt, Sft - diefe Vermuthung gültig, dann wehe dem mäntli- ‚hen Argonauten, dem ein ähnliches Unglück an der— jelben Stelle trift! Er Fann die Defnung nicht wies der verfchließen, und da er nicht mehr zu ſchwim— men im Stande ift, wird er fein Leben in den Wel—⸗ len enden, | Sm gefunden, kraftvollen Zuftande bedient fich der Argoneut feiner Nrme, um in dem’ Grunde des Meeres zu verweilen. Weit dfter findet man ihn auf dem hohen Meere, ‚und in den größten Maffertiefen, als in der Nähe der Küften, Er zieht auch den ſau— digen Grund dem felfigten vor, weil er von biefem 129 alles zu fürchten hat und wird er an die Zelfen ge: fhmettert, fo ifi fein Untergang unvermeidlich, Auch findet man ihn nicht an den Küften der Sinfeln, (wie es 3, DB. bey Martinique der Fall iſt) deren vulcani- fhe Tiefen mit Felfen befeßt und fo damit angefüllt find, daß man nicht mit Sicherheit den Anfer aus: ‚werfen Fann, weil die ftärfften Anferfeile in Furzer Zeit dafelbft abgefchnitten werden. Aber man trift ‚den Pepiernautilus unter großen Sandftrichen, in den Tiefen des Meers von Indien, Amerika, bes fonders .auf der hohen See, unter dem Mendezirfel, in dem nördlichen Theile von St, Domingo an. Bon Daher brachte der General. Bougainville die größten befannten Polypen mit, die er der reichen Samm— lung in Paris ſchenkte. Der Papiernautilus lebt auch im mittelländifhen Meer, im adriatifchen Meer: bufen, an den Inſeln Corfifa, Marjorfa und Mi— norfa. Dies befhalte Mollusk fcheint in allen Mee— ren zu feyn; und ob es gleich feine Mufcheln in verfchiedenen Eröftrichen baut, fo gleichen fie fidy doc) alle in einem fo hohen Grade, daß es dem ge= übteften Mufchelfenner nicht möglich iſt, fie zu un- terfcheiden und in verfchiedene Arten zu theilen; denn. wir nehmen hier Feine Rücficht auf die mehr oder weniger feinen Streifen, die ſich mehr nahe oder von einander entfernen, als auf beſtimmte Merk: male, die man aufnehmen kann, um die Mufcheln fiher anzugeben, ob fie aus den europäifhen, ames rifanifchen oder indifchen Meeren kommen. Die Mufchel des Argonanten iſt eine der zierlich- ſten und fchönften von allen denen, die unfere Sonms lungen bereichern; die dünne, leichte, faſt papier⸗ ne, Schale, iſt fo zerbreehlih, daß man fie nur a1 J 130 mit der größten Vorſicht anfaßen darf. Oft: fpaltet fie durch zu große Trocdenheit von felbft und dann zerbricht fie auch leicht, Wegen der Leichtigkeit und Geftalt, die diefe Mufchel behauptet, hat man: fie- Papiernautilus genannt, ie ift in der Form antiker Schiffe gebaut, deren Hintertheil fehr erhaben war; ihe aͤuſſerer Umriß ift ſcharf und der Kiel: mit zwey Reihen Wärzchen geziert, die hinlänglich ſpitz find und in abgemeffenen Entfernungen von einander ſtehn. Die obere Seite der Windung oder des Hintertheils, ift gewöhnlich vothfahl, oder braun gefledt. Die ganze Mufchel iſt platt, oder auf beyden Seiten in gleichem Grade zufammengedrücdt, die durch einfache Reifen, oder Streifen, durchfurcht werden, dieſe ſieht man deutlih, bisweilen find fie doppelt und theilen ſich bis zur Mitte ihrer Länge, in Aeſte. Diefe ungemein glatten Streifen laufen von iedem Waͤrzchen des Kiels aus und treffen in einer Art von Wulſt zufammen, der den runden Ausfchnitt, oder das Ohr im Halbzirkel begrenzt, welches fih nad hinten, auf ieder Seite des aͤuſſern Randes der Windung, endet. Bermöge des Neibens der Arme, die dem Argonauten zu Rudern: dienen, iſt dieſer Wulft ganz rund. Dieſes öfterer Reiben nuzt audy die Falfartige Materie des Randesab, die die Auffen- feite der breitem Häute an denfelben- abfeßt, wohin das Thier beftändig feine fehs Arme, von gleicher Größe legt; ſehr deutlich: fießt man auch auf der ganzen Oberfläche dieſer Mufchel die auf einander folgenden Anſaͤtze, die indeß Aufferft fein und dicht auf einander liegen, von denen dieſes Mollusk ie größer ed wird," Spuren nachlaͤßt. Die Deffnung oder der Mund’ der Mufchel, ift faft dreymal länger, als er breit iſt; er ſtellt eine Art von Tänglichem 131 Triangel, in Geftalt eines Schildes dar, Das auf einem Helm ſteht. Die ganze Mufchel hat eine milch: weiße Farbe; man fieht fie von verfchiedener Größe, die Fleinften find micht größer wie ein Rübfaamen: Korn und die größten enthalten im Durchmeffer zchn bis eilf Zoll; aber die, melde Ddiefe Ausdehnung haben, find fehr felten, Diefe Muſcheln find immer reinlicy und Aufferft glatt, weil die Arme des Argo⸗ nauten, indem fie rudern, immer über ihre Ober: flaͤche hiuwiſchen und tadurd verhindern, daß fi ein fremder Theil an diefelben anſetzen kann. Obgleich gewiße Autoren und namentlih Favan⸗ nes, dieſe Papierargonauten in mehrere Arten haben theilen wollen, indem fie fi bey unbedeutenden Abe weichungen aufbielten, fo ziehe wir dennoch die Mei: nung Bruiguieres vor, die uns der Wahrheit am naͤchſten zu kommen fcheint, Wenige andere hatten fo viele Argonsuten unter den Händen, als er, und nachdem er eine große Mesge derfelben beobachtet hatte,. faß er, daß fie alle diefelden find, Ich be— trachte die beyden, von Fasannes angeführten Argos nauter, als eine und diefelde Art, deren Seiter mie mehr oder weniger zackicht bey einigen Indivi⸗ duen find, um je mehr, da fie Favannes ſelbſt, als eine bloße Varietaͤt anſieht. Ä Der Argonaute bat die Karben und Sitten der Polypen, Die ganze Oberfläge feines Körpers, die roth und blau überzogen ift, ift braungetippelt oder punctirt, Starfgefärbte Punkte findet man auf den breiten Häuten und dem Rüden der Arme, Wie die Polypen, bemaͤchtigt er fich der Beute vermöge der Naͤpfchen, mit denen die Arme befegt find, und [a] M Ss 2 132 ob er glei) nur eine ſehr befhränfte Größe hat, ſo ift er dennoch ein verwüftendes Thier. Nicht genug, daß er auf dem Boden des Meeres Friecht und da Thiere würgt, - treibt ihn auch fiher feine Mordluft zur Zeit der Windjtille, : eher al8 iede andere Veran⸗ laßung, über die Oberfläche des MWaffers, wenn andere Thiere auf derfelben erfiheinen, um da die Erquickungen eines reinen, ungetrübten Himmels zu genießen. Da mir den Argonauten als ein blutdür- fliges Thier Fennen, fo ift e8 gewiß nicht das Ver⸗ gnügen allein, mas ihn auf den Wafferfpiegel hins führt. Es ift wahrfiheinlih, daß er auf demfelben nur erfcheint, weil er einen Fang zu machen hofft, mit der Beute ftürzt fich der liſtige Seeräuber dann in die Xiefe des Meers, um fie da ungeftöhrt zu genießen. Allein da in der Natur alles in einem ges wißen Gleichgewicht bleibt, fo fiheint e8, daß der Argonaut durch feine Schale nicht gegen alle Angriffe gefichert ift, die er von andern Xhieren außftehn muß, die eben fo gefräßia find, als er ſelbſt. Rum— phius *) behauptet, daß er nicht nur die Beute eini« ger Fifche wird, fondern auch der Raubvoͤgel, die ſich feiner mit ungemeiner Gefchidlichfeit zu bemaͤch⸗ tigen wiffen. Wenn der Argonaute in den Augen= blicken der Gefahr, einen Arm verliert, fo wachft er wieder, wie e8 bey den andern lederhäutigen Mol: Iusken der Fall ift, die ich befchrieben habe, Diefe Reaproductionskraft ift noch ein Beweis mehr von der Aehnlichkeit, die er mit den Dintenfifchen, Kalmars und Polypen hat. | | | k *) Rumph. Amb. pag. 64. 153 Der Argonaute kann fh, ganz in feine Mur ſchel eingefhloßen, vermöge der Naͤpfchen, die auf der Baſis feiner Arme ftehn, wie fie auf ber XXXVI. Kupfertafel abgezeichnet find, an feiner Beute feft- halten, Sie foheinen, in der Erwartung der Beute, nach) Horn bin gerichtet zu ſeyn, oder auch deshalb, um die Angriffe der Feinde zurücfzuhalten, indem fie sicht nur den Körper, fondern auch die Spitzen der äuffern Glieder befhügen, In diefer Stellung fehn wir, wie fid) diefes Mollusk, vermöge der Schröpf- füpfe, an dem Keibe großer Fiſche befeftigt, befon- ders auf dem hohen Meere, mo es nicht fürchten darf, daß ſich die Fifche an Feljen zu reiben fuchen, am fi) von einer fo unbequemen Laſt zu befrein, und fo dur) das Reiben Die Mufchel zu zerbrechen. Sf es fo an dem Körper der Fifche befeftigt, und mit einer Schale, wie mit einer Egide bedeckt, dann macht e8 Gebrauch von feinen graufamen Waffen, um mit ihnen in das Fleifch dieſer Fische einzudringen und ed mit feinem gefrämten Schnabel zu zerreiffen. Mit der größten Begierde ſaugt es die flüßigen Säfte und das Blut ein, das von der Natur beftimmt war, in ben Gefißen und Adern des Thierförpers, » Leben zu verbreiten. Dies biutgierige, »unerfättlide Mol: Inst, verläßt den Fiſch nicht eher, bis es von dies fen Slüffigfeiten ganz voll ift, und es vergleichen nicht mehr in fi) faßen kann. Bis zu dieſem Punkte ift es unmdglih, daß ſich die unglücklichen Meerbe— wohner von einem fo hartnadigen Feinde loszumachen verfuchen, Shre fchnelle Flucht durch die Wafjermaffe, felbft die heftigften Bewegungen, koͤnnen fie nicht von den zerfleifhenden Biffen befrein, Die ihnen ein Thier beibringt, das nur Zerftöhruug athmet, das nicht zufrieden ift, fie zu quälen, fondern fie auch 134 N zulest hinrichten. würde, wenn bie große Maffe, der . Umfang ihres Körpers, nicht ein au großes Feld für feine Blutbegierde wäre. Indem ich diefe Gefhichte von dem Argonauten endigen will, fallt mir ein Sournal *) der Natur: gefhichte, was ın England erfhienen und von dem Doctor Shaw, einem Mitgliede der Foniglichen Aca— demie zu London herausgegeben worden ift, in die Hande, Die Kupfer find von dem botanifchen Mah— ler des Königs von England, Fried, Nodder gezeichs net. Der Krieg, der die Verbindung zwifchen den beyden Nationen, den Engländern und Franzofen aufgehoben hat, beraubte uns diefes Sournals und vieler andern Werke, Die uns mit neuen Gefihöpfen befannt gemacht hätten, die die Englander auf ihren weiten Fahrten entdeckten, In der drey und dreyßig⸗ fien Nummer diefes Journals, findet man einen Ar- gonauten des mittelländifhben Meers, deßen acht Arme aus der Mufchel hervorragen; zwey von ihnen haben die breiten Haute, und fie beftimmen mich, diefed Thier für daßelbe zu halten, was id) befchries ben habe; dies Mollusf ift auf der Kupfertafel 101, der Nummer des angeführten Journals, ſchlecht ge— zeichnet, Die Arme find dafelbft in dem Stande der Ruh vorgeftellt, die beyden Häute gleichen einem Myrtenblatt und geben keinen Begriff von der Aus- Dehnung dieſer charafteriftifchen Theile, Obgleich die Schroͤpfkoͤpfe richtig geftellt find und auf den ſechs Armen abwechfelnd ftehn, fo find dagegen die N — rm *) Naturalist miscellany, io be continuel monthly; - ‚London, by George Shaw. 155 chen der beyden mit den Haͤuten begabter Arme, fehleht angedeutet, fie ſtehn nicht auf den Seiten derfelben, fondern auf der platten Fläche und glei= chen völlig den andern, da fie doch mehr hervorra= gen. MUeberdies hatte man das Mollusf aus der Mus fihel gezogen und was fonderbar ift, man hat es verkehrt wieder hineingeftedt, fo, daß die zwey mit Häuten begabten Arme, nach dem Hintertheil hin und die fechs andern vorwärts liegen, Dies ift wahr: haftig die Lage des Argonauten nicht, deßen ſechs Arme im Gegentheil die Lage haben, daß drey auf ieder Seite des Ausſchnitts oder der Ohren liegen, die in Nodders Zeichnung leer gelaßen find. Shaw hielt dies indeß für das eigentliche Thier des Argos nauten *), was Linne vermuthete und Rumphius befohrieb, Sn einer kurzen englifchen und lateinifchen Anzeige, die dieſe Figur begleitet, fagt Shaw; obgleich die Thiere, deren Familien fid) einander nahn, unter einander Nehnlichfeit haben, ſowohl was die Geftalt im Allgemeinen oder einige befondere Theile betrift, fo entfernen fie fi) doch von einans der, befonders bey den Schalthieren. Die Bewoh— ner der einfchaligen Mufcheln, fagt dieſer Autor, *) Argonauta argo. Character genericus animal sepia.. TIesta univalvis, spiralis, involuta, membranacea, unilocularis. Lin. Syst. nat. p. 1161. — Character specificus. Argonauta carina utringue subdentatı. Gmel. Syst. nat, pag. 3367. Nautilus sulcatus. Klein, Ostra t. 1. Fig. 3. Nantilus tenuis. Rumph. Mus. t. XVII, Fig. ı, 4. A. B. — Animal extremely resembling a sepa. — The paper nantilus. Nautile 'papiräce. Argenv. t. V. Shaw, Natur. ‚miscel. :numb. :35..1tab. apa. 136 gehören zu dem Gefchlechte der Schneden und die der zweyſchaligen Mufcheln, theilen ſich in Meerſche den und Springlinge, Aber bey feinem ihrer Gefhlechter - \ entfernt fich die Geſtalt von der allgemeinen ‚Bildung mehr, als bey der des Argonsnten, der unter dem Nahmen des Papternautilus befannt tft. Diejes Thier unterfcheidet fily durch feine Form von allen, die zu feinen Arten gehören, fo, daß man ſich nicht wun: dern darf, wenn man es fo ſchwer glaubt, ob er auch der eigentliche Bewohner diefer Muſchel ift. Mach dem, was Rinne gefchrieben hat, kann man \ ſich nicht erithalten, anzunehmen, daß diefer Polyp, _ wie ein anderer Gremitenfrebs, fib der Muſchel, ald Schmaroger, bemädtigt, mit den er gar nicht verbunden ift, wenn es viele Zeugen nicht beftätigs ten, daß fie den Argonauten fegelnd gefehn haben, Zieht man ihn aus ber Mufchel, fährt der eng: liſche Autor fort, fo fiebt man, daß er mit einem achtfüßigen Polypen die größte Nehnlichfeit hat, er unterfcheidet fi) von ihm nur dadurch, Daß er an - den Äufferftien Enden der beyden Arme, ovale Häute hat, um auf dem Meere zu fhwimmen, indem er mit den fechs andern Armen rudert. Ein fo bewun: dernswürdiger Umftand, Eonnte den Blicken der Men: jchen nicht verborgen bleiben. Dieſes Mandpre ift auch son mehrern Autoren befchrieben worden, aber von feinem mit einer folden Eleganz, wie es Plis nius that, Diefe Mufchel, die dem wahren Argos nauten gehört, darf nicht mehr mit dem gewühnlis hen Nautilus verwechſelt werden, dieſe Mufchel ift in Kammern abgetheilt und von einer ganz verfchies denen Art, Man findet Argonauten von einem bis 157 acht Zoll fang. Sie werben in dem mittelländifchen Meer und den indifchen Meeren angetroffen. Es ift zu bedauern, daß Shaw, der das Thier des Argonauten unbezweifelt Fanııte, bier feine An: zeige endigt, ohne uns über ihn umftändliche Nach: richten zu ertheilen, ohne anzuzeigen, woher er die— ſes Thier zu feiner Dispofition erhielt. Auch von dem Orte, wo ſichs aufbielt,. fagt er nichts. Er hätte dies um fo mehr thun müßen, da er nach) Rumphi— us der erſte ift, der auf eine beftimmte Art anges zeigt hat, welches Die Unterfiheidungszeichen find, wodurch die Argonauten von den Bolypen abweichen und der es zuerft öffentlich befannt. machte, | wie die breiten Häute eine gewiße Ausdehnung hätten, Bey den Alten war der Xrgonaute ein heiliges Thier. - Die Matrofen betrachteten ihn, als einen Gluͤcksboten, der durch feine Erfcheinung über dem Waſſer, ihnen anhaltend gute Mitterung. anzeigte, toch betrachteten fie ihn als das Thier, welches den Menſchen die erften Begriffe, den erften Unterricht, von der Schiffahrt gegeben hätte. Diele alte Auto: ren bedienten fich feiner in ihren Vergleichen und feit den heroifchen Zeiten, erregte Diefer immerwährende Schiffer, die Aufmerkfamfeit und Bewunderung der Menfchen, die feinen Anftend nahmen, ihm nadıs zuahmen, hr, Selbft die Poeten behaupteten, *) daß ver Ar: gonaute die Menfchen gelehrt hätte, mit dem Se— *) Plaustra maris naves qui_primus, reperit; ille 138 _ gel und Ruder zu fchiffen, und Athenäus hat uns ein Epigram des Callimachus in diefer Hinficht hin terlaßen, was uns lehrt, daß diefes Mollusf der Venus geweiht war. ine in demfelben Epigram aufbewahrte. Volfstradition, fagt, daß diefe Mus ſchel älter, als der Mond wäre, Dieſe fo fonders bare Meinung, die lächerlich fcheinen koͤnnte, hing noch mit andern Traditionen zufammen, die bey den Griechen von einem Volfe zum andern fid) fortpflanzte und wir finden davon Spuren im Ovid, daß fi ‚die Lucanier für ein DVolf hielten, das, che der ‚Mond war, eriftirte., *) Die Einwohner von Ams boina erweifen der Mufchel des Argonauten noch eine gewiße Verehrung. Sive Deus seu mortali de semine natus Audax auravit fluctus tranare marinos Navigum spectans piscis: dum robura nectit, Fecit opus simile.. Hinc et ventis vela tetendit Junibus, aperuit retro de hinc frena carinae, ' Oppianus-citatus a Lilio Gregorio Gyraldo. *) Nach alten Traditionen halten fi die Arcadier für das ältefte Wolf auf der Erde. Sie fagten, ihre Vorfahren hätten die Erbe bewohnt, ch der Mond ihr Trabant geworden wäre. Lucian und Ovid haben uns diefe Tropen aderlicſern Ovid fagt: Orta. prior luna, de se si credatur ipsi, et magnus tellus, arcade nomen habet. Un einem andern Orte heißt es: Ante lovem genitum terra habuisse feruntur, Arcades, et lumagens prior illa fuit. 159 Erklärung der fünf und dreyßigſten Kupfertafel. Der Papierargonaute. Man fieht hier diefen Argonauten ‚ der aus dem mittelländifchen Meer ift, wie er fich in feiner Mus ſchel leicht -auf der Oberfläche des Meeres wiegt, Er liegt auf dem Rücken und hat ſich nach dem Boden zurücgezogen, nachdem er feine Arme nach auffen hin geftrecft hat, die ihm zu Rudern dienen. Auf ieder Seite find ihrer drey und ragen aus den Ohren hervor, die diefer Mufchel angehören. Die beyden, mit breiten Häuten verfehenen Arme, dem Unterfcheidungszeichen des Argonauten von den Polypen, ſind in die Luft gefirecft; diefe Haute find in der Geftalt eines Segels vorgeftellt; der Mind fehwellt fie auf. Der Argonaute rudert und fteuert hier und wendet alle Mittel an, die ihm zu Gebote fiehn, damit feine Barke auf dem FRDOER Wafferfpiegel fortgleuer, Noch muß man auf derſelben Kupfertafel die Naͤpfchen oder Schroͤpfkoͤpfe bemerken, die hervor: ſtehn und ſich auf den Seiten der beyden Arme be- finden, Die das Segel tragen. Bon ihrem Hervor⸗ ragen entfiehn die Wärzhen, die den Vortertheil der Mufchel zieren. Die Näpfchen der andern Arme find platter, ftehn wenig hervor, und laffen auf den Seiten oder den glatten Streifen der Mufchel diefer Argonautenart, Feine Spuren zuruͤck. Noch Fann man auf der Mufchel die allmähligen Anfäse fehn, fie find fehr fein, dicht an einander, und zeigen das allmählige Wachfen an, welches das 149 Thier durch Die kalkartige Ausduͤnſtung feiner breiten Häute, ie nachdem fein Körper am Umfang zunimt, befoͤrdert. Erklärung der ſechs und dreyßigſten Kupfertafel. Der Papierargonaut, der nach der Tiefe fährt. | Auch dies it der Mrgonsut des mittellaͤndiſchen Meers; ſeine Arme ſind zuſammengelegt; ſeine Ru— der, ſeine Segel ſind eingeſchifft und die Muſchel iſt fchon- zur Hälfte unter dem Waſſer, wo fie ſich Aald unterfenfen wird, um fih in die Tiefe der See zu flürzen. Auf der am meiften erhabenen Seite, fieht man den Rand einer der Häute, die in dem Innern der Mufchelmände, in dem Stande der Ruh, fi anlegen. Sch habe mir eine Spalte an der Seite gedacht, die vollfommen dargeftellt iſt, um deſto genauer die Lage der breiten Haut auf der Seite hier darzuſtellen; ſie iſt hier durch den Eindruck der Arme geſtreift, oder mit Reifen verſehn. Oben am Kiel ſieht man einen andern Bruch, hier liegen die Eyer offen da, Die in ihrem natuͤrlichen Zuſtande in eine Taſche eingefhloffen find. Hier kann man nod) Die hintere, vunde Seite des Körpers bemerfen, der fie in eine Art von Magazin eingefchloffen hält, bis fie ausgebrütet find. Die Embryonen haben da ſchon ihre Mufcheln, mit denen fie ans Zagelicht Eommen, wie e3 auch bey den Kleinen Schneden und andern befhalten Mollusfen, 10 wohl einfchaligen,- als zwepfchaligen, der Fall ift, die im — Tmen ihre Muſcheln * 144 Der Reißbrey. * L’Argonaute a Grains de KRiz. Dies ift der Argonaut, den ich aufs genaueſte unterfuchen konnte; es gefiel mir auch, ihn außer: halb der Mufchel abzuzeichnen. Man fieht ihn unter zwey Anfihten, fo, daß in Hinficht feiner Äuffern Zormen, nichts zu wünfchen übrig bleibt. Dieſe beyden Figuren, verbunden mit den zwey andern, die ihnen vorangehn, ftellen ung diefe Mollusfen in dem Zuftande der Bewegfamfeit vor, wie fie über *) Nautilus. sulcatus, verrucosus in striis rectis et elatis, carinae angulis profunde serratis.. Klein, Ostrac. pag. 53, no. 4. — Cymbium profunde striatum, striis latis et bullatis, spina lata et serrata, candidum. Gualtieri, Index test. pag. ı2, tab. ı2. Litt. B. Nautilus tenuis qui a grumo oryzoe coctae cognominatur, ry- stembry hoorn. Seba, Thes. tom. HTIHUHE . LLXXIV, Fig. 4. Cochliis plana intorta mono- sive nautilus päpyraceus, carina latiore obtuse serrata, lateribus costis flexuo- sis et tuberculosis distinctis, Martini, Con- chyl. tom. I, pag. 229. tab. ı7, Fig. 156. et tab. ı8. — 160. — Davila, Catal. pag. 109, no, 88. Favannes, Conch. tom. ], seconde partie, pag. 714, et planch, VII. Fig. A, 9. — Nautile àâ carene large et cotéês tu- berculees. Bruguieres; Encycl. method. vol, VI, pag. 123, — Latour d’Auvergne, Catal, pag. 51. no. 248; le second, Nautilus papy- „ raceus, inauritus, admodum convexus, striis ranulatis, carina laevi mediocriter lata aculeis Katie et obtusis munita, et apertura ma- - xime expansa insignis. Favart d Herbig ny, Dict, tom. II, pag. 426. X 142 dem Waffer fegeln und im die Tiefe hinabfteigen.. Die neun und dreyfigfte Tafel ift beftimmt, die beyden Arten, oder Varietäten der Muſchel des Reißbrey, von der Ruͤck- und Vorderfeite, in ihrer- Ausdehnung vorzuftellen, Dies Mollusf, was ich abzeichnete, iſt noch in feine Mufchel eingefchloffen und macht eine vor— zügliche Zierde der großen Paturalienfammlung des botanifchen Gartens in Paris aus, Diefer Argonaute ift im Meingeift aufbewahrt, hängt in der Mitte eines Bechers. In feiner Mufchel liegt er auf dem Rüden aber er ift fehr runzlicht und in einem Zus ſtande des Zuſammenſchrumpfens, welches von dem Weingeiſte herruͤhrt, in den er gleich nachher, als er gefangen worden war, verſenkt wurde. Es war mir erlaubt, "ihn aus der Mufchel zu ziehn, und ich verbürge die Genauigfeit der Zeichnungen, Die meine Befchreibung benleiten, weil ich mir die. größte Mühe gab, nur das, mas ich fah und durchaus nicht mehr, Darzufielen. Der Argonaute mit den Reißkoͤrnern (Reißbrey), hat, vom hintern Theile des Körpers bis zur außerfien Spiße der Arme gerechnet, eine Länge von fieben Zoll. Der Leib ift zwey Zoll lang und mißt vier Zoll im Umfange. Der Kopf enthält eine Höhe von neun Linien, Die Arme find vier Zoll und einige Linien lang. Die breiten Häute an den Enden der Arme, waren im ihrer natürlichen "Ausdehnung, fiber breiter, Wie die. andern Poly: pen, bat er acht Arme, aber an ben beyben hin: tern, erblickt man iene charafteriftifchen Häute, Alle diefe Arme find nicht rund, fondern platt und ab» wechſelnd fehn die Naͤpfchen auf ihren Seiten. Die beyden dreyeckigen, mit den Haͤuten begabten Arme, l 143 bilden auf ihrer Rückfeite eine gewiffe Woͤlbung, dieſe Geftalt rührt von dem Zufammendrücden derfelben her, wenn das Thier ihre Stiele in den engen Kiel feiner Mufchel legt. Ale Schröpflöpfe ſtehn weit von ein: ander, und find fehr erhaben. In dem Mittelpunfte der Arme befindet fih der Mund, was aud) bey an— dern Polypen der Fell ift; feine Eyer find. rund. Er ift mit einem bornigten Schnabel 'verſehn, der, wie bey allen Mollusfen, die Geftalt eines Papas gayenfchnabels hat. Der Sad, oder Mantel, der der Breite nach, wie bey den Polypen, geoͤfnet iff, ift ebenfalls durch fleifchigte Faden befeftigt, die ihn - über dem Trichter fefihalten, Bey diefem Mollust entſteht er von hinten her, mehr in der Nähe der Augen, die: man fehr deutlich fieht, ob fie gleich. von der Haut des Körpers Diefes Thieres, überzo: gen werden. . Der gemeine. ausführende Kanal, ift -fehr flark: und weit, ‚der Leib ift nach vorn hin ge— bogen, dies ift die natürliche Folge der gefrümmten Lage, Die der Argonaut beftändig in feiner Mufchel hat. AUnterfucht man die Arme, fo baben- fie alle auf ihrer platten Seite eine Fuge oder Falze und: find auf der NRückfeite gewölbt, Dieß läßt glauben, daß diefer Argonaute die Arme in feiner Muſchel zufam: men legt und fie mitten in feine Haͤute einſchließt, indem er zwey und zwey nach ihrer ganzen Laͤnge uͤber einander ſelbſt hinlegt. Die Haut dieſes Argonauten hat die lieblichſten Farben. Abwechſelnd wirft fie eine roſenrothe, veil— chenblaue Farbe zuruͤck. Dieſes ſind die allgemeinen Schattirungen, und ſie ſind uͤber den ganzen Koͤrper verbreitet. Purpurne Punkte zeigen ſich, gleichſam wie eine Stickerei, auf dieſem erſten Schmucke. 144 Diefe Punkte des Körpers und Kopfes, ſtehn cirkel- förmig und zwar fo, daß ieder Umkreis von Eleinen Punkten, einen größern einfhliegt, der ibm zum Mittelpunfte zu dienen ſcheint. Diefe Zeichnung fin= det man auch am Leibe, wo indeflen die Eirfel ein: ander näher ftehn, die Punkte nicht fo weit von ein- ander entfernt und weit Eleiner find, als auf dem Ruͤcken. Die Arme find auf ihrer Auffenfeite unre- gelmäßig yunftirt und auf den Seiten innerhalb ſchwach getüpfelt. Die breiten Häute find nicht punk tirt; fie fiheinen in ihrer ganzen Ausdehnung fehr nersigt zu ſeyn. So viel e8 mir möglih war, fuchte ich die Lage der innern Theile zu erforfchen, indem ich in diefer Abſicht den Sad, oder den Mantel, nah feiner natürlichen Oeffnung von einander fchlug. Den drits ten Theil der Känge nah, mas ich verfichern kann, hängt diefer Sad, mie bey den Polypen, mit dem Körper zufammen, und iſt allein nach der obern Seite, hin frei. Die Kiehmen, oder die Werfzeuge des Atymens, tbeilen fich ebenfalls im zwey Körper, und ftehn auf diejelbe Weile, eine auf ieder Seite, Bon der fonftigen innern DOrganifstion, weiß ich nichts, weil ich hoͤchſt vorſichtig mit dem fo feltenen Mollust umgehn mußte, da e8 bis ießt das einzige in unfern Kabinettern der Naturgefchichte ift, Das Individuum, welches ich befchreike, hatte irgend ein Unglüd erfehren, wodurch es einen Vers Iuft erlitten hatte, denn es fehlt ihm ein Arm, - Den achten Arm hat es durch einer Zufall verloren, viel leicht buͤßte es ihn auch gegen einen feiner natürlichen Feinde ein, Mas von dem Arm noch übrig iſt, iſt 145 bemerft, der Stummel fing ſchon an, ſich wieder zu erfesen, wie es bey den Dintenfifchen, den Kalmars und Polypen der Fall ift, denen das ber: lorne Glied wieder waͤchſt. Dieſe Verftümmlung habe ich) in meiner Zeichnung beibehalten, fie lehrt uns, dag die Argonanten die Suhigfeit haben, ihre ver: ffümmelten aͤuſſern Glieder, wie die andern leder: häutigen Mollusken, wieder zu erfeßen. Einige Moltusten, mie die Seefterne und Polypen, beſitzen diefes Vermögen nur in einem höhern Grade, Alles, was wir bey dem Argonauten wahrneh⸗ men, und ie forgfältiger wir feine äuffere Geftalt prüfen, deſto mehr überzeugen wir uns von feiner UAehnlichFfeit mit dem Polypen. Sch fihließe daraus, dag die Argonauten mit einem Gebirn begabt find, dem gemeinfchaftlichen Mittelpunfte der Empfinduns gen, und daß es, eingeichloffen in ein Futteral, wie in eine fnorplichte Schachtel, von da feine ner: vigten Zweige bis nach den aͤuſſerſten Theilen des Körpers diefer Mollusfen verbreitet, Das Organ des Sehens ſcheint bey ihnen eben fo beſchaffen zu ſeyn. Das Hauptunteriherdungszeichen des Argonauten, bejteht in den breiten Haͤuten, die eine Falkartige Materie ausfchwigen, mit denen. die beyden Arme deſſelben verfehn find. Diefe Ausdünftung überzieht feinen Körper mit einer fo eu als leichten Muſchelſchale. Die Muſchel des Reißbrey (Tafel XXXIX: Figur 1.) iſt zerbrechlicher und duͤnner, als die des Pas piernautilus und ebenfalls wie ein Boot geſtaltet. Der Kiel ift etwas breiter und hat auch zwey ‚Reiben Waͤrzchen, die breiter, — und faſt in 146 einander fliegen. Die Mufchel des Reißbrey ift nicht glatt, fondern mehr bogenformig, bauchig. Die Streifen find nicht glatt, fondern mit nah aneinanz der ftehenden Knötchen verfehn, die einige Achnlich- feit mit Reißförnern haben. Dieſe Streifen laufen eben fo, wie bey dem Papiernautilus, über die Mufchel hin, fie theilen fi) ebenfalld in Zweige. Die Ohren find bey dieſer Art faft gerade, ohne, wie es bey andern Arten der Fall ift, ſich nach auffen hin zu werfen. Sie haben einen weit dickern Wulft, als der übrige Theil der Mufchel, er ift glatt, gleich- fam polirt und von weißgelblicher Farbe. Man kann die allmähligen Anfäße, durch die das Xhier die Mufchel vergrößert hat, deutlich bemerken. Es ihifft mit derfelben auf dem Meere. Der erhabenere Theil derfelben ift oft fo gefarbt, als wäre er durch den Rauch gezogen. Sie erreicht eine Länge von neun Zoll, and dann hat fie eine Höhe von ſechs Zoll. Da, wo fie am meiteften ift, beträgt die Deffnung vier Zoll, Seba befaß eine folhe Mufchel von diefem ‚Umfange, er fah fie ald eine Seltenheit an und be— trachtete diejenige, die er in Kupfer ftechen ließ, als die größte, die man Fannte, und fpricht yon ihr ald einer der koſtbarſten Mufcheln — Ka⸗ binets. *) Ich wiederhole hier das nicht, was ich bereits über die Art und Weiſe geſagt habe, wie der Pa⸗ piernautilus feine Mufchel baut, da die Mufchel des Reißbrey auf diefelde Weife entfteht; ich begnüge 9 Seba, Thes. tom. III, pag. 176, pl. LXXXIV. Fig. * 147 mich an die Manier zu erinnern, wie diefes Mol: lusk nach der Form und der Erhabenheit der Naͤpf— chen der Baſis der mit den Häuten verfehenen Arme, feinen Kiel baut, um jeßt die Urfache der Reißkoͤr— ner anzuzeigen, Die in den Ötreifen diefer Mufcheln find, die dem Reißbrey angehört. _ Bey dem Pa— piernautilus find dieſe Streifen glatt und einfach, weil die Näpfchen der ſechs rudernden Arme nicht hervorftehend, fondern glatt find; bey dem Reißbrey ftehn fie fehr hervor, fie druͤcken folglich gegen die breiten Haute, die in dem Stande der Ruh an den innern Minden der Mufchel liegen, die der Mufchel das Gepräge ihrer Vorfprünge mittheilen, die ein regelmäßiges Quincung bilden. | Diefe zuverläßige Erflärung fcheint mir hinrei— chend zu feyn, um die Bildung der MWärzchen deut- lich zu maden, die diefe Urgonauten von andern unterſcheiden. Dies betätigt unfere vorhergehenden Saͤtze. Die Alten haben dieſe Argonautenart nicht ge— kannt. Unſere Naturalienſammlungen erhielten ſie erſt ſehr ſpaͤt, und noch findet man ſie in denſelben ſel— ten. Indeß iſt dieſe Art nicht ſo ſelten, als eine andere, deren Ohren weit ſind und nach auſſen hin fallen. Eine dritte Art iſt noch ſeltener, deren Koͤr— ner, wie auf einander gerollt ſcheinen, die Halma in dem Werke des Rumphius mit dem Thiere felbft in Kupfer ftechen ließ, welches mit dem Urgonauten, der die Mufchel des Reißbrey bewohnt, verwechjelt worden ift, von dem ich es unterfcheide, wovon ich fpäter reden werde, Einige Naturforſcher haben dieſen Unterfchied bereits geahndet. K 2 148 Favannes fagt uns, daß der Argonaute, von dem bier die Rede ift, von der Inſel Amfoina fümmt. *) Bruiguieres behauptet an feiner Seite in der Encyelopedie, daß man ihn in den indifchen Meeren findet... Die fchönen Mufcheln des Argonaus ten, kommen ficher aus Diefen Meeren, wo man fie ‚nur fehr ſchwer fängt, meil der Argonaut, der fie bewohnt, weit feltener auf der Oberfläche des Waſ— fers erfcheint, als der Papiernautilus, der. faft alle Meere bewohnt. Favannes hat von. diefer Mufchel eine Fleine Figur geliefert, die faft nicht zu Fennen ift. *) Die befte Zeichnung v.rdanfen wir Geba. Yuch die Figur des Gualtierie verdient betrachtet zu werden. Bruiguieres unterfcheidet die Argonauten mit den Reißkoͤrnern nicht von einander, er begreift fie alle unter einer Benennung und betrachtet fie als eine einzige Urt. Rumphius Eannte den Reißbrey nicht, Nicht ein -Mort des holländischen Tertes in feinem Werke zeigt das Dafeyn diefer Mufchel an. Diefe Behauptung fheint fonderbar, da auf der achtzehnten Kupfertafel feines Werks eine Art vom Argonauten fteht, den ich bier befchreibe, deſſen Mufchel auf den Seiten mit MWärzchen verfehn iſt. Allein diefer Argonaut wurde von Halma dahingeſtellt, ***) wie e8 Der '*)‘ Favannes, Conchyl. volume I, partie 2, pag. 714. J **) Favannes, Conchyl, pl. VII, Fig. A. 9% Es iſt eine Mißgeburt. +) Der verſtorbene Volkertz, ließ uns dieſe Thiere abzeichnen und in Kupfer ſtechen. ꝛc. Ich beſitze 4 149 Gommentar beweißt, Den er dem dritten Kapitel des Rumphius beifügt, wo er ausdrücklich fagt, daß dDiefe Zeichnung, die Savry verfertigte, ihm von Volker” mitgetheilt wurde, der fie nach der Natur ‚abbilden ließ. Die nad) den Zeichnungen Savrys ge: fiochenen Kupfertafeln, enthielten eine Menge ande: ver Mufcheln von höchfter Seltenheit, und befanden fich zu feiner Zeit, in dem fihönen Kabinet des Ca— faille, der eine obrigfeitlihe Etelle in der Stadt Delft verwaltete, Dies beweißt uns immer mehr die Seltenheit des Nautilus des Neifbrey, weil ihn Rumphius nicht Fannte, Auch findet man den Reifbrey nicht in der Foft-. . baren Sammlung der feltenften Mufcheln, die Regen fuß dem Publifum übergab, Diefer Kupferftecher des Königs von Dännemarf, fpricht von demſelben nicht. *) Auch von Born erwähnt feiner nicht. Nur die holländifchen Kabinette befaßen die Michel, und Seba giebt uns von ihr eine fchöne Abbil— dung, | Es ift möglich, daß fih dieſe ſchoͤne Muſchel in den indiſchen Meeren nicht findet, und daß wir ſie vielmehr dem Meere Afrikas verdanken, ienſeit davon einen Kupferſtich, den ich hier dem Pu— blikum nun unter Num. 1. mittheile. Halıma, OCommentaire sur le troisieme chapitreé de Rumphius. | *) Huserlefene Schnecken, Mufcheln und andere Schaalthiere, von Franz, Midas Regenfuß. In Folio. 150 des DVorgebirgs der guten Hoffnung. Der Katalog des Naturalienkabinets des Prinzen von Dranien, giebt uns das Baterland des Reißbrey an und fagt, dag er von dem Dorgebirge der. guten Hoffnung koͤmmt. Sn Boſc Werfe fieht ebenfalis Fein Wort vom Reipbrey. Erflärung der fieben und dreyßigſten Kupfertafel, Der Argonaute, deſſen Mufchel mit Erhöhungen den Reißkoͤrnern gleih, verfehn ift, aus feiner Schale gezogen und von der Nüdfeite gefehn; fieben Arme breiten fih nad) ihrer ganzen Vollkommenheit bin, aus; der achte it in irgend einem Gefechte verftümmelt worden und benarbt, er wächt wieder. ‚ Die beyden Breiten Häute der beyden Arme, muͤſſen fich fehr weit ausfpannen; da indep dies nz dividuum, was im MWeingeift aufbewahrt wird, in demfelben fehr zufammengefchrumpft ift, und ich nichts zeichnete, was ich nicht wirklich fah, fo bemerfe ich nur, daß man diefe Haute weit größer fieht, wenn man bey der Mindftille Dies Mollusf, wenn es mit vollen Segeln fchifft, auf dem Meere erblict. Seine glatten Arme, die Näpfchen oder Echröpffüpfe, mit denen fie auf der Seite begabt find, die auf den Seiten mit Wärzchen befeßte Mufchel, unterfcheiden Diefen Argonauten von dem Papiernautilus. Alle diefe Verſchiedenheiten haben mich berechtigt, den Reißbrey als eine befondere Art zu betrachten, was - auch [yon alle Mufchelfenner gethan haben, — ln 151 Erflärung der acht und dreyßigſten Kupfertafel. Diefe Tafel ftellt uns denfelben Argonauten von vorn dar, Wenn id) ihn unter zwey Anfichten zeich- nete, ſo hatte ich dabey die Abfiht, ihn fo Fenntlich zu machen, ald es mir möglich war, und ieden Zweifel über die Auffere Geftalt dieſes verfannten Thie— re8 wegzuräumen, Man findet in diefer Figur den verftämmelten Im. Man fieht bier auch den Salz oder die Zuge, oder innere Salte, die fi) auf den zufammengelegten Armen der ganzen Länge nach findet, Diefe Kage haben die Arme, wenn fih das Thier in die Mufchel zurückgezogen hat, Man fieht auch hier die Deffnung des Mantel und die warzenfürmigen Anhänge, den ausführenden Kanal und den papagayenartigen Schnas bel. Durch diefe Theile nahn ſich die Argonauten den Polypen ungemein. Auf diefer Figur ſteht der Unterleib hervor und hat eine gewiffe Rundung; es ift dies die natürliche Folge der Lage, die dieſes Mollusk in feiner. Mufchel annimt, Erklärung der neun und dreyßigften Kupfertafel. Hier habe ich zwey Arten von Mufcheln darge: ftellt, die den Argonauten mit den Neißförnern an= gehören. Die erfte gehört dem Argonauten an, den wir eben befchrieben haben; fie Fam mit dem Thiere von-dem Borgebirge der guten Hoffnung her. Man fieht hier nur die Hälfte ihrer natürlichen Größe; fie ift fehr weit geöffnet. Der Hintertheil iſt braun und räuchrig angelaufen, übrigens ift die Mufchel Surchfichtig und weiß; der Kiel ift ziemlich breit und 152 warzicht. Auf den Seiten find Wärzchen, mie Reiß— koͤrner geftaltet, Deutlich zu unterſcheiden und von einander getrennt. J Die andere Muſchel des Argonduten, Figur zwey auf derſelben Tafel, gleicht der vorhergehenden ungemein; ſie iſt indeß dichter, mehr geoͤffneten und die ungemein bemerkbaren Ohren, fallen nach den Seiten hin; dies ſetzt eine neue Beſchaffenheit der ſechs rudernden Arme dieſes Argonauten voraus, woruͤber wir nun einige Nachrichten mittheilen wollen. Der geohrte Argonaute. *) Argonaute a oreilles. | Dir Mufhel, die einem Argonsuten angehört, den wir noh niet Eennen, ift weit feltener, ale r wi D’ Argenville, —— planch, V, Fig. G— Favannes, planch. VII, Fig. A, — Gaualtieri Index. test, conch. tab, 12), ER Ma Cym- bium profundi striatum, — latis et bullatis spina lata et serrata, candidum, — The auri- culated paper nautilus. in, Hist. of anim. 4 IT. HL. VIL. inao 283. Davila, Catal, tom. — pag. 108. et 109, art, 85. et 86, Favannes, Catal. de Latour d’Auvergne: — Nautilus papyraceus, auritus, admodum con- vexus, striis latis, tuberosis vel potius verru- cosis, carina levi, lata et ex utraque parte, mucronibus obtusis, subnigris instructa distinc- tus; Favart d’Herbigny, Dict. des testaces, tom. II, pag. 425. — Dom Pernetty, Voyage aux iles Malouines, tom, I, pag. zı4. 153 die vorhergehende, indeß findet fie ſich doch im eini— gen Kabinettern, wo man fie, feit ihrer Erfihei- nung, immer vom Reißbrey unterfchieden hat, ob fie derfelben gleich in mehrerer Hinſicht gleicht; in der Befchreibung derfelben halte ich mich bey. den wenig auszeichnenden Berfchiedenheiten. nicht auf; denn als ic) den Reißbrey befchrieb, habe ich alles das, was diefen beyden Mufiheln gemein ift, "an: geführt. Indeß haben wir gefehn, daß diefe zweyte Muſchel weiter, noch geüffneter iſt, als die Muſchel des Reißbrey, was iene aber von dieſer am meiſten unterfcheidet und es nicht verſtaͤttet, fie beyde fuͤr dieſelbe Art zu halten, iſt, daß die Muſchel des Argonauten, den ich ietzt beſchreibe, nach ihrer hintern Oeffnung zu, mit zwey hervorſtehenden ſehr langen Ohren, verſehn iſt, die, indem ſie auf ieder Seite horizontal vortreten, bisweilen faſt einen Zoll nach auſſen ſich hinwerfen.*) Sie find wie eine Dachrinne ausgehött, endigen fich ſpitz und ſind ſanft nach unten zu gebogen, Diefe Mufchel war vor Alters nicht befannt, Gualtiert hat fie zuerſt abgezeichnet. In den alten holländifchen Naturalienfommlungen findet man fie nicht und in den neuern trift man fie nur felten an. Hill und Favart V’Herbigny haben fie gekannt, ihre Befchreibungen, die fie von derfelben liefern, be— weifen Dies unbezweifelt. Der lettere irrt ſich, daß er fie mit Halmas Nautilus oder Argonanten, vers wechfelt. Auch Argenville Fonnte fie nad) der Natur ‚zeichnen; man findet fie in dem Werk feines Hort: *) Favannes, Conch. tom, I, part. 3, pag, 716: 154 feßers. Noch iſt fie in den Katalogen des Dasila und Latour angezeigt. Die Mufchel, die nach dem Katalogen des Grafen Latour zum Verkauf angeboten wurde, war mehr als ſechs Zoll lang; ich glaube fie iſt nad Anglend Bekpih Als eine Verietat von dieſer Muſchel, hat man eine andere kleinere angeſehn, deren Kiel nicht braun war: vielleicht hat man unrecht. Der Wuchs der⸗ felben macht nur eine unbedeutende Werfchiedenheit aus, die von dem Alter des Thieres herrührte, als es in die Gewalt des Menfchen kam. Denn in Hins fiht der Form der Ohren, gleichen fie ſich vollfom- men. Dieſe hervorſtehende Ohren fegen eine ganz andere Befchaffenheit der rudernden Arme voraus, als wir bey dem. Papiernautilus und dem Reißbrey finden. Unterfuchen wir die Mufchel genau, fo fünnen wir nicht zweifeln, daß zwey von dieſen Ar- men größer und flärfer, als die übrigen, vielleicht auch kürzer find, und daß dieſe beyden Arme ihre . Wohnung in diefer Art von Ohren haben, diefe Ver- muthung ift nach ber ihnen eingedrücdten Geftalt, hoͤchſt wahrfcheinlih. Da die Ränder der Mufchel ' glatter, ftärfer und die auf einander folgenden An⸗ fätze weit bemerfbarer find, als bey dem Reißbrey, fo koͤnnen wir, glauben, daß die vier andern von die— fen Armen rudern, von denen zwey auf jeder Seite fiehn, indem fie der ganzen ‚Länge nad), über die art Naͤnder dieſes weiten Nachens, hinfehren. Dieſern —————— lebt in einiger Entfernung von den Kuͤſten von Mozambique, um die Inſeln von Frankreich und Madagaskar. Beſonders ſieht man ihn noch in Braſilien und Rio-Jamiro. Pernetty 155 fond ihn an den Küften der. Infel Maldonat, Dieſe Muſchel findet fih in wenigen Naturalienfommlungen. Der Argonaute mit unterbeochenen Zurchen, *) L’Argonaute a Sillons -brises, —34 glaubte dieſen Argonauten von dem des Reiß— brey trennen zu muͤßen, mit dem ihn alle Autoren verwechſelt haben, und ihm eine beſondere Stelle un— ter dieſen lederhaͤutigen, ſchaligten Mollusken ein— raͤumen zu koͤnnen, nicht allein weil ſeine Muſchel auffallende Verſchiedenheiten darbietet, ſondern weil die Arme dieſes Thieres auch nur mit einer Reihe Naͤpfchen verſehn ſind. Dies Individuum wurde, wie ich glaube, zwar gezeichnet, aber nicht beſchrie— ben. Halma, der die Muſchel für die des Reiß— brey hielt, der zu feiner Zeit in den holländifchen Jaturalienfammlungen unendlidy felten war, ließ. fie "auf einer der. Kupfertafeln des Rumphius in Kupfer ftehen, obgleich diefer Naturforfher, was wir fchon gefagt haben, des Reißbreys nicht erwähnt, den er nicht einmal kannte. Als einen augenfcheinlichen Be: weis, daß Rumphius es recht gut gefehn hätte, als er die Befchreibung lieferte, daß der Papiernautilus auf dem Waffer fchwimme, und Daß zwey von fei= nen Armen mit breiten Haͤuten verfehn wären, lief *) Halma, Commentaire sur le troisieme cha- pitre de Rumphius) pag. 67, planch. XVIII. Fig. ı. cepiee dans l’Encyclopedie, recueil des i planches, tom. VI, planch, LXVIL, Fig. ı5. 155 | ’ Halma dieſe Figur in Kupfer ſtechen und unter Rum: phius Zeichnungen fielen. Er fagt uns, daß diefe bier in Holland gezeich- net wurde, daß die Figur durch Volferg Befergung zu Stande fam, deren Hriginal ſich in feinem Ka- binet befand, mas nachher, nebft andern feltenen Mufcheln, in Zafailles Kabinet Fam, Sehn wir die Figur ießt genau an, fo ift es unleugbar, daß fie die Abbildung Feines vollfommeren Argonauten, ſon— dern eines zufammengeföhrumpften, und halb ver: trockneten enthält. Die Zeichnung ift nicht die befte, — indeß fieht man die ſechs zum Rudern beftimmten Ars me, die mit einer Reihe Naͤpfchen verfehn find. Die breiten Häute, die dem Thiere zum Segeln dienen and die Mufchel felbft, iſt vollfommen gezeichnet, Diefe Arme find platt und nach den Enden hin, wo fie in eine fcharfe Spike auslaufen, franzicht. Sie find hinlänglich lang, inwendig mit einer Reihe, dicht an einander ftehender Schröpfföpfe oder Näpf- hen verfehn,, die in Ubficht ihrer Geftalt und ihrer Lage, an die des Mofchuspolgpen erinnern, dem wir auf der XXXIV. Tafel diefes Bandes, abges zeichnet haben, —— habe dieſem Argonauten einen” Beynahmen gegeben, der von der Befchaffenheit der Furchen fei- ner Mufchel herrührt, die durch längliche Waͤrzchen, die anders find, wie die vom Neißbrey, unterbro= chen. werden; ich, leugne die Möglichkeit nicht ab, daß er noch. beßer charakteriſirt werden kann; andere ſind darin vielleicht gluͤcklicher, als ich. Mir if es in dieſem Augenblicke hinreichend, dieſes Mollusk Bu 157 aus dem Haufen. der Arten -hervorgezogen zu haben, mit denen man ed immer verwechfelt hat. Man hätte indeß bemerfen müßen, daß feine Mufchel eine voll- kommenere Scheibe bildet und nicht fo länglich gewun- den ift, wie. die der andern Argonauten, die im Ganzen eine elliptifche Figur bilden. Die Waͤrzchen des Kield, die weit größer find, fiehn wie die Zähne einer Säge und berühren fih an ihrer Bafis; eine foihe Stellung haben fie bey den andern Argsnauten nicht, wo die Waͤrzchen des Kield mehr oder weni: ger von einander entfernt find. Eine Art von Nabel läßt auch noch mehr die Kreife der Windung fehn, deren weit mehrere find. Die Waͤrzchen der Seiten fiehn nicht in einem Quincunx, fie ziehn ſich furchen— artig, oder als erhabene Ränder, fort. Sie find fo eben von einander getrennt, ihr Anblick zeigt es deutlich an, daß fie ihre befondere Geſtalt der Lage der Naͤpfchen an den Armen verdanfen, : von denen zwey und zwey, oder drey und drey, feft an ein: ander gedruckt find, durch ihren Druck gegen die breiten Häute das Modell bilden, auf dem fich die Falfartige Materie verhärtet, die aus den Schweiß: löchern der breiten Häute ausdünftet, womit Diefe, ihrem ganzen Umfange nah, verfehn find. + Die Zeichnung von Savıy, die und von Halma überliefert worden ift, flellt uns ohne Widerrede, einen dritten Argonauten dar, Die Art, wie Die- fer fchifft, feine wellenfürmigen Arme, feine Näpfs hen, fein frummer Schnabel, verftatten es uns nicht, ihm andere ‘Sitten beizulegen, als die, wel: che den Thieren eigen find, die ihm fo fehr gleichen. Wie fie, macht auch er ſich den Seebewohnern furcht— bar; auch wie fie, lebt er vom DBlute und Würgen. 158 Sein Herannahn iſt fuͤrchterlich, weil er, wie ſie, ewigen Krieg fuͤhrt, und ſeine Erhaltung auf das Unheil gruͤndet, was er anrichtet. Da dies der lezte Bewohner der Argonauten iſt, den wir haben entdecken koͤnnen, ſo muͤßen wir eine Frage unterſuchen, die aus dem Gegenſtande, den wir behandeln, von ſelbſt entſpringt. Der Argo— naute haͤngt mit ſeiner Muſchel nicht zuſammen, kann er ſie beliebig verlaßen? Kann er ſie wieder baun, wenn er ſie durch einen heftigen Stoß, oder durch irgend einen andern Zufall verloren hat? Ariſtoteles hat behauptet, daß der Argonaute ſeine Muſchel verließe *) und daß er, ſeines Gehaͤu— ſes entledigt, ſeine Nahrung auf dem Lande, am Ufer des Meers und dem Geſtade, ſuche. Dieſe Meinung, die weiter nichts als ein Irrthum iſt, wurde von dieſem Philoſophen verbreitet, weil er die Argonauten, wie Polypen betrachtete, und ſie zum Theil mit ihnen verwechſelte; da dieſe ans Land ka— men, und ſelbſt die groͤßern, wie wir es in der Ge— ſchichte des gemeinen Polypen geſehn haben, Spu⸗ ren von ihrer Erſcheinung daſelbſt, zuruͤckließen, ſo konnte Ariſtoteles glauben, daß die Argonauten eben: falls aufs Land giengen, um da ihre Nahrung zu fuhen. Aber nichts kann die Mollusten zwingen, von denen wir fpreden, ihre Mufchel zu verlaßen, weil fie, wenn fie auf dem runde ded Meeres Erie= — *) Sepius is juxta terram pascitur, unde Sit, ut in eam a fluciibus ejiciatur, et testa excussa capiatur, vel in terra pereat. Arist. Hist, lib. TE, 159 hen, immer die Mufcheln mit fich fchleppen; fie würden dies ebenfalls auf dem Sande thun, Nur da, wo das Maffer Aufferft tief ift, ſieht man fie auf der Oberfläche deßelben, fie riechen nie auf den Helfen, die fih über die Wellen erheben, woraus wir fchließen Fünnen, daß ver Argonaute fih den Selfen nicht naht, weil da fein lachen zerbrochen und er in die Maffertiefe geftürzt würde, ohne hof: fen zu dürfen, fh ie wieder zur Oberfläche des Meeres erheben zu koͤnnen, wohin er, wie es fcheint, bisweilen fommen muß, um atmosphärifche Luft eins zuathmen, die mehr Federfraft hat, als die er in der Tiefe der See einziehn kann. Wenn die Mufchel dem Argonauten alfo unentbehrlich tft, um zur Ober: fläche des Meer& emporzufteigen, fo verläßt fie das Thier gewiß nicht gutwillig, Ein folcher Verluſt ließe fih) nicht wieder in feinem ganzen Umfange erſetzen. Sch fage, in feinem ganzen Umfange, weil ein alter Argonaute, der die Spige der Windung nicht wieder herjtellen Fonnte, was die Frucht der Arbeit in feinem jugendlichen Alter ift, die er einige Zeit vor feiner Geburt zu bilden anfängt, mit der größ: ten Sorgfalt und Mühe die Eleinften Riße aufs befte wieder ausbeßert, die dieſe zerbrechliche Muſchel er— hielt; wie groß war ſeine Sorge, als ſeine Woh— nung beſchaͤdigt war und koͤnnen wir's auch nur ver— muthen, daß er ſo ploͤtzlich eine Wohnung verlaͤßt, die ihm ſo viel zu erbauen koſtet, und die er gleich— ſam an iedem Tage ſeines Lebens erweitert? Wenn er das Werk ſeiner Arbeiten verließe, muͤßten wir nicht eine Menge Muſcheln von den Argonauten fin— den, ganze, mangelhafte, entſtellte, die dieſe Liebe der Veraͤnderung bezeugten und iene, der Na— 160 tur ſo wenig angemeßene Unbeſtaͤndigkeit, allein man kann dieſe in Hinſicht eines Gebaͤudes, das mit ſo großen Koſten, durch faſt taͤgliche Arbeiten und ohn— ſtreitig auf Unkoſten von einem Theil der — errichtet wurde, nicht geen ahen Nach dieſen erſten EN wird es ung nicht ſchwer fallen, die zweyte Frage aufzulößen, nemlich: baut der Argonaute fein’ Gehäufe wicder, wenn er's verloren hat? Sicher thut das unglückliche Thier alles, um eine fo zierlihe,. als leichte Woh— nung wieder zu erhalten, die ihm. fo unentbehrlich ift, ald die Nahrung, wenn fein Magen nichts mehr zu verdauen und. die gaftrifchen Saͤfte nichts mehr aufzulöfen haben. Ich glaube einen Beweis aufftel- len zu fünnen, daß er eine Mufchel wieder baut, Im Rumphius*) findet man eine Urt von unges ftalteter. Mufchel, die unter die Argonauten mit auf: genommen worden iſt. Halma hat fie ebenfalls ein— geſchoben, man kann ſich davon uͤberzeugen, wenn man den Text des Rumphius ließt, der kein Wort ſagt, was Bezug auf dieſe Figur haͤtte. In dem Commentar am Schluße des dritten Kapitels des ame bo niſchen Kabinets, leſen wir die Worte: > wir laßen hier eine andere Art folgen, die ich, wie ich glaube, vielleicht allein beſitze, Die ich unter Num— mer. 5. diefer Kupfertafel habe jterhen laßen. Ihre Geſtalt gleicht dem Hute einer Bäuerin vom Waſſer— lande; (waterländsche bocrinne Kap.) diefe Art bat eine weite Oeffnung, iſt auf der ebenen Seite fal- * ) Rumph, Amb. planch. XVIII, Fig. V. 161 tig, leicht gefielt, hat a und Waͤrzchen, die beyden Seiten ſind aber nicht einander gleich, wie bey den andern Muſcheln derſelben Art; dies laͤßt mich glauben, daß dieſe Muſchel einem ungeſtalteten Argonauten gehoͤrt.« | Halma, indem er diefe ungeflaltete Mufchel bes irachtete, und fie für das Gehäufe einer Misgeburt hielt, ſcheint fih, nah meiner Meinung, der Wahrheit wenig genaht zu haben. Diefe Mufkhel, wie wir gejehn haben, ift irregulaͤr, d: h. ihre Sei: ten find ungleih; man nimmt wahr, daß fie nach und nach gemacht tft; ſtatt auf dem NHintertheile ges Rreift zu feym, iſt Diefer dagegen einfach und nicht ſo gerandet, wie der der andern NArgonauten und ftellt beſtimmt Die Form der heitern Geite des Kör- pers eines diefer Mollusfen dar, hier hat fich Diefer abgedrüct, unter gewißen Umftinden, ift der ganze Körper durch große Anftrengung fähig, eine Ealfar- tige Materie auszudünften. Der Vordertheil der Muschel ift eben fo misgeftaltet und verfrüppelt. In— deß laßt er uns Die Lage der breiten Haͤute, fo wie einen Theil ihrer Falten fehn, denen die Wärzchen oder Körner fehlen. Dies läßt und immer mehr glau= ben, daß dies die letzte Kraft war, die ein Argo— naute mit nicht hervorfichenden Näpfchen, die auch der Papierargonaute nicht hat, aufbot, um fi wieder ein neues Gehäufe zu baun. Unter den zahl: reihen Mufcheln in den Naturalienfommlungen, fin det man viele ungeftaltete, .und fie. werden von ben Liebhabern der Conchylien gefucht. In Richards Kas binet fand ich eine ſchoͤne Stachelfhhnepfe (becasse Eepineuse, eine Art Purpurfchnecdfe), das Thier der: felben war verwundet, aber nicht geftorben. Zur i U As 162 Hälfte war e8, mach feiner Genefung, verſtuͤmmelt aus der Mufchel geriffen, es fette an diefelbe neue Ränder einer Falfartigen Materie an, machte eine neue Defnung, die aber nad) der Geftalt des Kor: perd befonders und ungeflaltet iſt und legte an Die Seite der alten Rinne, einen eben fo langen Kanal, der fich aber rückwärts, wie ein Hafen, neigt. Ich beſitze ſelbſt einige Muſcheln, die aͤhnliche Erſchei— nungen darbieten. Dieſe beyden Beyſpiele, von denen ich noch eine Menge anfuͤhren koͤnnte, moͤgen hinreichend ſeyn, meine Meinung zu beſtaͤtigen. Erklaͤrung der vierzigſten Kupfertafel. Man ſieht hier den Argonauten nach Savrys Zeichnung, die Halma in dem Werke von Rumphi— us dem Publikum uͤbergab, ſegelnd. Die rudern— den Arme, wie Riemen ausgereckt, ſind ſehr lang, innerhalb mit einer Reihe Naͤpfchen verſehn, die dicht an einander ſtehn. Die obere, einfache Seite der - breiten Haͤute, wird daſelbſt geſehn. In dem Mit: telpunfte der Arme erhebt fich ein ſtarker, gebogener Schnabel, wie ihn alle Thiere der Art haben, Die Muſchel hat Feine elliptifche Geftalt, fie ift vielmehr rund, wie eine Scheibe. Die Märzchen des Kiels find groß, ſtark und hervorfiehend. Die Furchen auf den Seiten werden unterbrohen, da ihre Wärzchen ungleich, länglich find, fie fiehn nicht in einem - Quincunr, wie die bey dem Reißbrey. 163 Bon einigen Ürgonantenmufcheln, deren Thiere noch nicht befannt find, Da ich, wie alle andern Familien der Mollusken, die der Argonauten unter der Feder der Beobachter ausdehnen, ie nachdem durch gelchrte Reiſende mehs rere entdecht werden, fo dürfen wir hoffen, daß wir. früher oder fpäter eine Menge von Gefchöpfen kennen lernen werden, deren Schalen wir bis ießt nur beſiz— zen. Diefe, da fie fefter, als die ſtets weichen, gallertartigen Körper der Thiere find, ließen fih un— beſchadet transportiren; dieſer Xransport war für- Die Thiere felbft unmöglih, die ihre Bildung verlie- ren und. fih in dem Augenblicke, wo fie gefangen werden, zufammenziehn, Nicht durch gewühnliche Reifende, oder durch Seeleute, die fih ausſchlieſ— fend ihrem Stande weihn, erhalten wir die feit lan— ger Zeit gewuͤnſchten Nachrichten. Ein. glücklicher Zufall muß dieſe Tierarten einem geſchickten Natur— forſcher zuführen, der fie mit Ruhe betrachtet und richtig zeichnet, Der durch feinen Griffel die äuffern fo flüchtigen Formen aufzufafen und feftzuhalten ver fteht. Diefer Gelehrte muß überdies von Vorurthei⸗ len, frei feyu, weil diefe uns oft Dinge fehn lagen, die in der Wirklichkeit nicht flart finden und weil fie in aller Hinficht die Eigenthümlichkeit der Züge ent: fielen, durch die man uns Die Gegenftände hat vor⸗ 164 ftellen wollen. Dieſem Naturforfcher muß es an dem hinreichenden Scharffinn nicht mangeln, um feine erlangten Kenntniffe auf Das zu verwenden, was ihm in einem oft flüchtigen Augenblicfe zu fehn ver: gönnt ift. Die Ueberlegung und die Analogie, durch Meisheit und Klugheit geleitet, die nicht immer be- trügt, Elärt ihn auf und erlaubt ihm, Thatfachen und Formen wahrzunehmen, die nur dem geübteften Blicke nicht entgehn, —— Das Studium der Natur iſt bis zu den groͤßten Kleinigkeiten erhaben, in ihnen findet man oft die ganze Erhabenheit der Mittel der Natur wieder. Sie belohnt den auf die freigebigſte Weiſe, der vertrau— ungsvoll in die verborgenſten Geheimniße einzudrin— gen ſucht. Wenn alſo die Geſchichte der Kenntniß der Natur bey den Menſchen die Fortſchritte nicht gemacht hat, die man von dieſem, dem Menſchen eigenthuͤmlichen Wiſſensdurſte, erwarten koͤnnte, ſo muͤßen wir dies ungluͤcklichen Umſtaͤnden beymeſſen. Der Horizont des Wiſſens wird in unſern Tagen nicht mehr durch finſtere Wolfen getrübt, Viele Na: turforfcher find von allen Nationen in alle Weltge- genden auf Entdeckungen ausgegangen. Mir dürfen nur für die Wiſſenſchaft nach ihrer Ruͤckkehr reiche Schaͤtze erwarten. | Bis ieht Tonnen wir nur die Gehäufe der mit - den Argonauten verwandten Mollusken anzeigen, weil wir ihre Thiere noch nicht fennen, Wir werden aber ihrer Art nicht eine. folche Ausdehnung geben, was foft alle Autoren gethan haben, Es giebt Mufcheln, die ohnftreitig andern Argonautenarten angehören, fie 165 find aber fehr felten und man findet fie in unfern Naturalienſammlungen nicht haͤufig. Das Loͤſchpapier. L’Argonaute papier brouillard. Diefer Argonaute hat in der frangöfifhen Sprache den DBeinahmen, den ich beibehielt, das Loͤſchpa⸗ pier *); die Mufchel ift ein wenig ftärfer, als die der andern Argonauten, und fie ift nad) ihrem Ume fange mehr länglih, als hoch. Die Höhe der Bin: dung ift ftarf gedreht. Zeigte fih im Mittelpunfte der Windung ein Nabel, fo würde ihre Geftalt ge: wißer Ammonitenarten gleihen, Die nur von ihr. da= durch ſich unterfcheiden, daß fie in Kammern abge: theilt find, und daß man fie nur verfteinert findet. Der Kiel ift breit; feine Waͤrzchen, die wenig her: *) Rumphius, Amb. tab. ı8, Fig. B. — Seba, Thes. tom. III, tab. 84, Fig 8, 9, ı0,' 11, 12; pag. 176. — Lister, Hist. conch, tab. 555. Nautilus minor auritus, magnis et emi- nentibus striis donatus. — Petiver, Gaz. nat. part. tab. 10, Fig. 3. — Gualiieri, Ind. test, conch. tab. ı2, Litt. c,.c. Cymbium ;stria- tum striis.. crassioribus, spina satis lata et ser- rata, fragilissimum, pellusidum, subalbido colore splendens. — D’Argemviile, Couch. nlanch. v, Fig. B. — Favannes, Cunch. plänch. VITL. Fie. A, 6. — Favannes, Catal, de La- tour d’Auvengne, pag. 57, Nro. 248. et 249, — Breed gekielde nautibus, des hollandass. ihe course brittle saylor, des anglais. 166 vorſtehn, ſind weit von einander entfernt, wellen— foͤrmig, etwas gebogen, alle laufen nach der Mitte der Windung hin, wo fie ſich in dem Ohrwulſte en digen, der nur ein wenig nach auſſen hinſteht. Dieſe Seiten oder Rinnen, find gewöhnlich ganz einfach, aber oft find fie aud) gefurcht, wie bey dem Papier: nautilus; bisweilen, befonders in der Jugend und den erſten Kreifen der Windung, hören dieſe Strei- fen auf, erlöfhen auf der Hälfte des Wegs und zwifchen den beyden Rinnen, die Dagegen ihre Rich: tung bis ans Ende fortfeßen, indem fie vom Kiele auslaufen und ſich zu den Ohrwülften hinziehn; die allmaͤhligen Anfäße find bey dieſem Argonauten fehr fihtbar, Die Muſchel ift drey Zoll lang und zwey Zoll hoch; größer. feheint fie "nicht zu werden, denn ih habe mehrere gefehn, Die Eleiner, - aber Feine, welche größer war, Die Heffnung oder der Mund, ift faft oblong, bey den größten Argonauten der Art ift er zwey Zoll lang und einen Boll breit, Ob Diefe tufchel auch faft durchfichtig ift, fo findet man fie bald hornfarbig, bald afchgrau fchattirt. Ihr ges woͤhnlicher Anſtrich ift voftfarbig und rothfahl und naht fih der Farbe des Löfchpapiers, eben daher erhielt fie auch den Beinahmen, Köfchpapier. Ge— gen den Mittelpunkt der Mufchel wird diefe a. ſtaͤrker und iſt da viel brauner, % Favannes *) Hat, als eine Varietät diefer Mu: ſchel, eine andere angezeigt, die von den merica- niſchen Kuͤſten kam. Da er davon feine Zeichnung giebt, fo halte ich. mich blos bey der Befhreibung . 712 1 zu *8 Tavannes, Conch. Volume I, partie 2. pag. [2 167 auf, die er davon liefert, indem er eine andere von Öualtieri *) angeführte und gezeichnete Mufchel, für diefelbe hält; allein die Figuren dieſes Nutors fheinen uns eine junge Mufchel des Argonauten vom Loͤſchpapier anzubdeuten, Die Gualtieri unter drey Anſichten zeichnen ließ, indem er fie zu derſelben Urt gehörig anfteht, die Rumphius ohne Beſchrei— bung auf der XVII, Tafel, unter dem Buchftaben B. befannt machte, die wir bereits angeführt haben. Ob die Deffnung diefes Argonauten auch viel weiter, der Wuchs deßelben Eleiner ift, die Farben bleicher, die mittlern Eurzen Streifen zwifchen‘ den beyden ans dern vollfommnern zeigen, fo ſchreiben wir diefe unbe: deutenden DVBerfchiedenheiten dem Alter zu und tren- nen Mufcheln nicht von einander, die mit einander fo viele Nehnlichfeit haben, als diefe hier, Mir widerſprechen alfo der Meinung des Favanned und halten dieſe Mufcheln für eine und diefelbe Art, Wie und Favannes berichtet, fo leben die Ar- gonauten des Löfchpapiers an ben mericanifchen Kuͤ— ften, allein die Holländer haben von den mollufifchen Inſeln, vorzüglich) von Buro und Manippo, der⸗ gleichen fehr ſchoͤne Mufcheln mitgebracht. Es ift zu bedauern, daß Numphius Feine Befchreibung davon hinterlaßen hat, denn ficher hätte er einige Befon- derheiten von dem Thiere angeführt. Sicher iſt auch diefe Figur von dem Comentator untergefhoben. Im Gegentheil führe ich eine andere Art an, die auf derfelben Tafel abgebildet ift, wahrfcheinlih von Rums phius, die er im mehrern holländifhen Naturalien- *) Gualt. tab, ı2. Fig. C. C. fammlungen fand. Da ich für fie Feinen Nahmen weiß, fo mag fie der verfrüppelte Argonante heißen. Der verkruͤppelte Argonaute, *) L’Argonaute chiffonne. Dieſe Muſchel ſcheint eine der ſeltenſten von allen Argonauten zu ſeyn, denn Rumphius iſt der einzige, der ſie zur Wiſſenſchaft des Publikums gebracht hat. Eine Beſchreibung hat uns Rumphius von dieſer Mus ſchel nicht geliefert. Diefe Zeichnung, die die einzige ift, würde und Zweifel gegen ihre Wirklichkeit eins flüßen, wenn uns Halma nicht fagte, daß fie in mehrern holländifchen Sammlungen zu finden wäre. Halma fpricht über diefen Argonauten fehr wenig, er - fagt uns nur, daß Diejenigen, welche er gefehn hat, weit feiner, als alle vorhergehende find. Daß der Kiel breiter, der Leib aufgeblafener, die Zarbe weißer iſt. une J Züge ich zu dem Zeugniße des Halma das meiner Augen hinzu, fo fehe ih, daß diefe Mufchel drits. tehalb Zoll lang und ein = und einen. halben Zoll hoch iſt. Ihr Kiel ift ausgehölt und weit, ſtark mit Märzchen verfehn und diefe ftumpfen Märzchen ftehn einander fehr nah, Glatte, mehr oder weniger vers - früppelte Streifen, laufen über die Seiten der Mu fhel hin; fie fliegen in einander, ie nachdem fie *) Rumphius, Amb. Rariteyt - xamer, pl. XV, Big. 4. 16 fih der Windung nahn, die aufgerollt und in Ver: gleihung mit der Mufchel Fein tft, deren Deffnung fehr weit, ſehr ausgefchnitten, aber ohne Ohren ift. Der Wulſt davon ift wenig ſichtbar. Man kann dieſe Muſchel von allen andern dadurch unterfcheiden, daß fie fehr gebogen und aufgeblafen tft, felbft da, wo jie vom Kiel ausläuft, wie man es an der Figur, die fehr gut geftochen ift, fehn Fann, die mir zum Gegenftande der Beobachtungen diente, Sch habe dieſen fhönen Argonauten in keinem Kabinet Sranf- reich geſehn; er fcheint fich allein in den holländi= fhen Sammlungen zu finden. Sein Vaterland find die Moluffifhen Anfeln oder Amboina, wo Rum: Phius mehrere dergleichen fammelte, Dies ift um fo wahrfiheinliher, da die Seltenheit und Zerbrechlicdye feit diefer Mufchel, es noch nicht verftattet haben, fie in die franzoͤſiſchen Sammlungen zu bringen, in ‚ denen fie fich fiher befünde, wenn fie aus Amerifa ober Afrifa Fame, wo die FSranzofen eben fo aus: fließend einige Erdftriche befiken, wie die Holän: der ihre molluffifchen Inſeln. Dieſe Mufchel ift eine Seltenheit, ob es glei) noch eine DBarietät derfelben zu geben ſcheint, fo’ fann ich auch diefe nur für die Art felbft Halten, Diefe Barietät, fagt Halma, gleicht der Mufchel, die wir eben befchrieben, ungemein, aber ihr Kiel ift fhmaler, die Seiten haben ungemein feine Knoͤsp⸗ hen und zeigen Feine Ötriemen, Man findet fie in den herrlihen Sammlungen des Herrn Aquet und Feytemas, die größte von allen dieſen Mufcheln, die bekannt find, in der Sammlung der Sungfer Oortman. 170 Auch Favannes RN. wie ich, Diefe Mu: fchel des Rumphius und fand fie der Aufmerffamfeit würdig; allein. er betrachtete. fie ‘old eine Varietät. vom Reißbrey, die er für ungemein felten hielt, die fi) der von der Küfte von Mocambique. nahe. *) Savannes hat diefe Mufchel felbft nicht angetroffen. sch habe bemerft, daß ihre, obgleich verkruͤppelte Bertiefungen platt find, und daß fie folglich zu den Reißbrey-Argonauten nicht gerechnet werden kann. Ich rede hier noch von einer. andern Mufchel, die ebenfalls felten ift, die Seba zuerft in Kupfer fiechen ließ *), die Favannes nad) ihm üffentlich befannt machte, allein bey ihm ift fie Faum wieder zu Fennen. **) Favannes nennt fie den einfachen Nautilus, ob fie gleich ungeftaltete und wenig erha— bene Streifen hat; allein eben diefe machen das Un— terfcheidende der Mufchel des Rumphius aus, die wir anführten, und wie diefe, hat auch iene einen breiten, tiefen Kiel, ift auf beyden Seiten mit her— vorfpringenden Wärzchen befeßt, die etwas. flumpf *) Favannes, Conch, vol I, pant. e, pag. 714. AR CE: *%*) Seba, Thes. 3. tab. 84, Fig. 2, pag. 176. Fr) Der einfache Nautilus "(Tafel VII. Buchſt. A. 10.), wegen der ungeſtalteten oder wenig hervor⸗ ſtehenden Streifen fo genannt, iſt Aufferit fein. Die zahlreigen Waͤrzchen des Kiels find breit, wenig bervorftehend. Bon der Inſel Borneo. Favannes, Conch. Vol. I. part. 2, pag. 713)« Hat der Argonaute ungeflaltete Streifen, fa fann er nicht der einfache Nautilus heißen. \ x 422 find und einander fehr nah ſtehn. Ihre Sarbe ift gelblich) und Favannes behauptet, daß fie von der Inſel Borneo koͤmmt. Seba, der zuerft die-Abbil- dung derfelben lieferte, legt ihr eine Lange von drey ‚und eine Höhe von zwey Zoll bey, Die Deffnung be— trägt in die Länge drittehalb und ein = und einen hal ben Zoll in die Breite. Diefe Kennzeichen machen fie alle unſerm verfrüppelten Argonauten ähnlich, Der zunehmende Argonaute, *) L’ Argonaute croissant. Dar Mufchel, die in Abfiht ihres MWuchfes fo fonderbar ift, Die man wegen ihrer länglicyern Ge: ftalt und den auffellenden Kiel mit Feiner andern ver- wechleln fann, wurde zuerft von Liſter und dann von Favannes befannt gemacht, Liſter hat uns Feine Be= _- fohreibung von ihr hinterlaßen. Favannes fagt uns nur wenig von ihr; -Da er fie indeß felbft gefehn hat, fo übertrift feine Abbildung von ihr, die des Kifter, und er fagt und, daß fie afchfarben, ſelten ift, aus dem Orient fümmt, ein= und einen halben Zoll lang und neun Linien hoch ift. Diefer franzöfifche . Schriftiteller nennt fie wachſend, (zunehmend) ni habe diefen Nahmen beibehalten. Der zunehmende Argonaute des Favannes, iſt eine niedliche, ſeltene Muſchel, die man in weni— gen Kabinettern findet, aber doch oͤfter in Frank: *) Lister, Hist. conch, tab. 555. — Favannes, Conch. vol. I, part, 2, -pag. 713. et planch. Vily: Verka, a, 173 reich, als in Holland, Sie hat nicht viele Streifen, fie find auch nicht hervorſtehend, ſtatt der Bertie- fungen ſtehn zwifchen ihnen wulftartige Erhabenheiten, dies ift iuft das Gegentheil ‚des Argonauten, der Loͤſchpapier heißt. Der Kiel ift mehr wellenförmig und in Feſtons ausgeſchnitten, ald gezähnelt und mit MWärzchen verfehn und in feiner Mitte findet man eine Surche, die erhaben nach auswärts läuft und die den Umriß des Küdens der ganzen Mufchel bes fhreibt, die fi) bis nad) der Windung hin verläns gert. Der lebte Umkreis der Mufchel ift vorwärts gerichtet und an dem Orte der Ohren findet man den Wulf; aber hier ift Fein Rand, der von ieder Seite ruͤckwaͤrts fällt, fondern vielmehr eine merf- lihe Vertiefung, wo die rudernden Arme mehr Raum haben, als bey den andern Argonauten, und folg lich fich auch mit größerer Leichtigkeit bewegen koͤnnen. Die längliche Geftalt diefer Mufchel, indem fie am Umfang zunimmt, dieſe befondere Lage des Wulſtes, der Ränder und mehr ald dies alles, die große Vers fhiedenheit, welche der Iezte Umkreis der Windung oder des Hintertheild, in feinem Zunehmen, dar⸗ ftellt, läßt uns glauben, daß der Kleine Argonaute, der Eigenthämer diefer Mufchel, bis zu dem lezten Punkte feines: MWachsthums gefommen war, mo bie Schnecken ihre Wülfte bilden und daß es ihm unmöge lich war, durch neue Anfäße feine Mufchel zu verz größern, Tritt man diefer Meinung bey, fo kann man einen andern Argonauten, den Favannes unter dem Nahmen, der Fleine Nautilus mit großen Sei— ten,. in Kupfer ftechen ließ, als eine verwandte Art betrachten, Auch) diefen hält er für eine Selten- heit, er ließ ihn zuerft in Kupfer fliehen und fagt, 1735 daß er von den Manillen Fam, *) Eben fo, wie der zunehmende Argonaut, ift er irregulär gekruͤmmt die Befchaffenheit des Kiels und der Seiten, iſt die felbe, Vielleicht if’3 ein junger, zunehmender Ar: gonaute, dem einige Anfäße fehlen, der den kalk— artigen Stoff noch nicht hatte, um fie zu bilden. Die Warferfchaufel, * L’Argonaute Ecope de ——— Dies iſt eine beſtimmte mh Den Die Mu: ſchel ift eine der niedlihften, die wir Fennen. Sie iſt fo leicht, daß das leifefte Lüftchen fie weit fort- treibt. Ihre Ränder biegen ſich unter den Fingern, wie der. mit Gummi beftrichene Tafft. Sie ift eine der feltenften Mufcheln. Sie ift durhfichtig, faft perimutterortig, die Farbe iſt weißlich, die März: chen des Kiels find braun und dunkel, Nie babe ich eine gefehn, die über achtzehn Linien lang und über ſechs Linien hoch war. Nach hinten zu ift ihre Oeff— nung fehr ausgefchnitten, vorn zuſammengedruͤct *) Favannes, Conch. tom. I, part. 2, pas 717, 7ı8, planch. VII, Lett. J 5. *) Seba, Thes. 3, planch. LXXXIV, No. 8, pag. 176. — Favannes, Conch. tom. % part. 2. 716, et planch. VII, lett. A, 3. ‘: Favannes, Catal. de — pag. 57 art. 249, indiquant la pl. VII, de Favannes, au lieu de la VIIe. A. 174 und faſt dreyerfig, einen Zoll breit und einen lang. Der Kiel ift breit, mit fpisen Waͤrzchen verfehn, die einander fehr nal) ſtehn, von denen, um nad den MWülften der Ohren zu laufen, fo feine als leichte Streifen gehn. Diefe Wülfte fallen nach hinten hin und ſtehn auf dem Rande der Ohren, vie ausge: ſchnitten find, wie ein rechter Winkel mit den Rän- dern der Lippen und find faſt eben fo gekruͤmmt wie die des Reißbrey, den wir auf der neun und zwan— zigften Kupfertafel vorgeftellt haben. Die Aehnlich— keit der Mufchel mit einer Furzflieligen Schaufel, de= ven fih die Schiffer bedienen, um das Waſſer aus ihren Fahrzeugen zu fchaffen, hat Diefer niedlichen, leichtzerbrechlichen Mufchel den Nahmen, Waffer: fhaufel, gegeben. Favannes hat diefe Benennung beibehalten, ich habe dieſen Nahmen um fo mehr ‚gelten laßen, da fie teßt noch in unfern. Muſchel⸗ ſammlungen keinen andern fuͤhrt. Seba hatte dieſe Muſchel zuerſt in feinem Kabi- net. Da er ſie mit Recht als eine beſondere Art be— trachtete, ließ er ſie in ſeinem ſchoͤnen Werke in Kupfer ſtechen, das für bie Zeit, wo er es her— ausgab, ſehr gut war. Seba zeigte ihr Vaterland nicht an, er bemerkte nur, daß ſie ſehr ſelten und wegen ihrer Ohren, die ſie an den Seiten ihres er— habenen Hintertheils oder ihrer erhabenen Windung haͤtte, die ſo ſpitz ſind, wie man ſie an andern Argonautenmuſcheln nicht findet, beſonders merkwürs dig ift. *) *) Seba, Thes. 3, pag. 176. Der Argonaute von Rimini, *) L’Argonaute de Rimini. In dem Werke, das Plancus über einige feltene Muſchelarten befannt machte, finden wir eine ſchoͤn gezeichnete Figur von einer Mufchel, die er als die Hülle anderer Muſchelarten anficht, weil fie Auferf. glatt if, und weil fie wegen ihrer Streifen vorzuͤg— lich den Gehäufen einiger Schwimmſchnecken gleicht. Allein am Schluffe des Kapitels fcheint er die Wahr: heit feiner erjtern Meinung zu bezweifeln, Sch habe dergleichen Mufcheln in Menge, aber verfteinert, gefunden, Sicher gehört diefe Mufchel einem Argo— nauten. Dieſer Argonaute ift fehr glatt, wie ein Sechsſousſtuͤck ſtark: feine Windung ift fehr regel: mäßig. Die Deffnung beträgt drey Linien in bie. Länge. Der Kiel ift platt, aber glatt, und viele Streifen laufen regelmäßig auf den beyden Seiten feiner Ränder hin, um fih im Mittelpunfte zu ver: einigen. Es iſt wahrfiheinlih, daß. die Mufcheln son dem Ufer von Rimini durch) die Sonne ausge: bleicht waren und ihre Zarbe verloren hatten, denn Plancus fagt uns nicht, daß er Farben an ihnen bemerkte. Die verfieinerten, die von. dem Meere verlaffen und in den Sand eingegraben waren, haben noch ihre Farben, auf einem weißgelblidyen Grunde find fie rothgeflammt, Verſteinert findet man diefe Muſchel auch auf den Heiden von Brabant, \ * *) Auf der 41. Kupfertafel, Fig 5. iſt dieſer ver ſteinerte Argonaute vorgeſtellt. ı76 Die Verfeinerung des Argonauten, iſt vielleicht. eine der feltenften, die wir fennen, Kein Schrift: ſteller hat von einer Verfteinerung des Argonauten Argo gefprochen und die fünf Verfieinerungen, die ich auf der ein und vierzigſten Tafel geliefert habe, wurden von mir auf meinen lithologifchen Reifen ger ſammelt. "Große Argonautiten (verfteinerte Muſcheln des Argonauten), fo viele Mühe ich mir auch gab, habe ich unter den Trümmern und Ueberreften der Thierheit, Die durch Jahrhunderte auf einander ge: hättet find, unter den Nautiliten, den ungeheuren Ammonshoͤrnern, von denen einige einen Durchmeffer von mehr als drey Fuß haben, nicht gefunden, Größere Argonautiten, als von drittehalb Zoll, habe ih nicht gefehn, die andern alle, die ich fand, waren Fleiner. In diefem ganzen Werfe, Tape ich die Nahmen der verfteinerten Körper in ite endigen, (ald Argos nautite) und werde fie immer der Thierclaffe nachfol— gen laffen, zu der fie gehören, weil diefe Verſtei⸗ nerungen erft das Ganze bilden, und, wenn ichs zu fagen wagen darf, den. interefjanten, philoſo— phifchen Theil ihrer Gefchichte ausmachen. Da ich nun von den Argonauten gefprochen habe, füge id nun die Argonautiten oder die Mufcheln verfteinerter Ar— gonauten hinzu; fo folgt auf den Nautilus -der Nautidit; auf das Ammonshorn dem Ammonit. Dies Befagte dient uns für alle folgende Gefchlechter. zur Richtſchnur. Folgt diefe fonderbare, aber bereits angenommene Endigung eines Nahmens in ite fogleih auf den Gefchlehtsnahmen gemwißer Thiere, dann mag uns died zur Nachricht dienen, daß bey dieſer TIhierart nur von Foffilien die Rede ift, da wir Die 177 lebendigen Thiere derfelben nicht mehr Fennen, In dem vierten Bande finden wir mehrere Beifpiele von dergleichen Foffilien, die ehedem ohnftreitig Mufcheln waren, die von Thieren bewohnt wurden, die man ießt in ihrem lebenden, natürlichen Zuftande nicht mehr kennt, entweder wohnen fie noch in den groͤß— ten Meerestiefen, wohin der Menfch nicht kommen kann und berühren die Oberfläche der See nie, oder fie haben aud) in einer Revolution, bey der unauf: hörlichen Veränderlichkeit und Abwechslung der Dinge die Geftalten, Die fie urfprüunglih hatten, nicht be- halten, und nad und nach ein anderes Anſehn be: fommen, mas fie zuleßt in unfern Augen unfennt: lich machte, Solche Betrachtung, die möglichft fortgefponnen werden. Fönnen, bieten fib uns oft dar, Bey fols chen Gelegenheiten. fünnen wir fie mit mehr VBortheil in Anvegung bringen, weil fie der Gegenftand, von dem die Rede ift, felbft erzeugt und bey der Erfld rung bon Thatfachen erhalten wir neue Aufſchluͤſſe. Später bin fünnen wir alle diefe Thatfachen unter einen Geftchtspunft ftellen, um darausı ein Ganzes von fichern Beobachtungen und unbezweifelten That— fahen aufzuftellen, welches uns über die Theorie der Bildung der Erde, wenn wir die Bildung der Gefhöpfe betrachten, die fi ein Falkartiges Gehäufe baun, ein helleres Licht gebın Fan, Täglich fehn wir es, wie ſich dieſe Materie noch vor unfern Augen bildet; fie wird durch Hülfe per Thiere, täglich in ungeheurer Menge hervorges bracht... Alle Dieienigen, welche fie hervorbringen, 178 thun es nicht auf ein und diefelbe Art, und unter ihnen giebt es welche, die es lange Zeit nach andern thaten, weil e8 mathematifch und phyſiſch unmöglich ift, dag fie alle auf einmal entftanden, In den verfchiedenen Erdlagen, die auf einans der gehäuft find, finden wir die Weberrefte von Thiergefchlechtern, die vor uns lebten, dieſe müffen wir als authentifche Documente betrachten, die es uns verftatten, in der Nacht der Jahrhunderte zu lefen, und dieſe unzähligen nicht zu beftimmenden Epochen laffen es uns einfehn, daß Thiere eriftirten, deren fefte Trümmern wir wieder entdecfen. Ihr gegenwärtiges Dafeyn ift unbezweifelt und ihre ehma- lige Eriftenz eben fo gut erwieſen. Sie wohnten alfo feit undenflichen Zeiten auf der Erde; ihre Geſchlech— ter haben fid) auf derfelben erhalten, in ihrer urs fprünglichen Geftalt find fie bi8 zu ung gefommen, Aber unter diefen Trümmern der Zeiten und Alter, findet man, wie ich bemerft habe, fehr viele, deren Thiere in der Tiefe des -Meers uns verborgen find, vielleiht in den Einoͤden Afrikas, _ oder inden Wäldern Umerifas, wohin noch fein Menfch Tom, Unter diefen Trümmern find vielleicht einige, die Thieren angehörten, deren Gefchlechter untergin= gen und zu uns nicht fommen Eonnten, weil fie durd) etwanige Revolutionen ihr Xeben verloren, Ges ben wir diefe Thatſachen ganz oder nur zum Theil Zu, fo muͤſſen wir diefen Thieren, von denen wir noch Weberbleibfet finden, ein meit höheres Alter, als denienigen beilegen, deren Gefchlechter bis auf und gekommen find, und die Zeit, die alles zer: 179 ftohrt, bat noch nicht Jahrhunderte genug Vverftreichen laffen, um ihre Geftalt zu verändern, oder fie zu vernichten. | Wenn wir über den Gang der Zeitalter nachden: fen, fo fehn wir, daß zu beftimmten und von einan= der getrennten. Epochen, nach und nach die Gefchöpfe Bewohner der Erde geworden find; Dies beweißt, daß es Thiere gab, die vor andern eriftirten. Der faltige Argonantite, a L’Argonautite plisse. Ss habe auf der ein und. vierzigften Kupfertafel, Figur ı, den größten Argonautiten meines Kabiz nets in Kupfer flechen laffen. Mehrere befite ich von der Art, allein fie find alle kleiner. Cr ift durchaus verfteinert, er beftand aus einer Ealf > oder thonartigen Materie, denn, wenn man ihn naß macht, hat er einen thonartigen Geruch. Er ift feft und von grauer, gelblicher Farbe. Noch kann man die Schale der Mufchel wahrnehmen, die aufferor- dentlich dünn, faft wie die der Wafferfihaufel war. Der Kiel ift nicht mit Wärzchen verfehn, er ift et⸗ was glatter und einfacher, als die Seiten der Mu: fhel, die mit Furchen, oder nah an einander fie- henden Streifen, welche eine krumme, wellenfür: mige Geftalt haben, in einander laufen, beſetzt find. Von der Seite des Kield her treten Turze, dazwifchen laufende Falten regelmäßig unter die ans 180 dern, Die Deffnung oder der Mund diefer Mufchel, ift länglid, Sie ift doppelt fo lang, als der übrige Theil des Hintertheild. Die Deffnung ift befchädigt; fie ift unfenntlih und es wäre fihwer, die wahre £age der Ohren anzudeuten, die indeß da gewefen find; da aber die Mufcheln der Argonauten Aufferft zerbrechlich find, fo glaube ich nicht, daß man fie verfteinert ganz unbejchadigt findet. Der Rand des Mundes bey denen, die ich befie, iſt immer zer=. brochen. Diefer Argonautite ift drittehalb Zoll lang und zwanzig Linien hoch, die Deffnung ift fait zwey Zoll lang und ſechs Linien breit. Man fieht im Mittel: punfte der Mufchel eine ſchwache Windung, Die während dem Neben des Thiers, dem fie angehörte, zum Theil durch die Ohren bededt war. Sch fand fie an zwey verfchiedenen Orten in der Normandie, ‚die _Eleine anderthalb Lieues von Dives, die größte von dieſen Aragonautiten, die Figur 1. vorftellt, in den GSteinbrühen von Caumont, bey Bouille, einer kleinen vier Lieued von Rouen entfernten Stadt, | 181 Der geftiente Argonautite. *) L’Argonautite etoile. Diefen Argonautiten fand. ih bey Rouen auf dem Krankenberge in einer unermeslichen Scichte von Echiniten, Meerigeln oder Zudenfteinen, Aufterftei- nen, mit einigen ebenfall3 verfteinerten Muſchelu vermiſcht. Ihre Subftanz ift Falfartig und thonnicht,. wie die des faltigen Argonautiten, aber die: Farbe ift weniger grau, und gelber... Auf dem Berge Renard (Zuchsberge) ift fie noch gelber. Auf den Bergen fammelte ich ein Dußend von dergleichen Argonautiten, . aber ihre Größe ift vollfommen gleih. Die Mufchel ift ein= und einen halben Zoll lang und einen Zoll hoch, fie Liest fehr feft in den Steinlagen. Der Kiel ift fpiß, mit einer Reihe Wärzchen verfehn. Sie find nad der Geftalt des Thiers abgedruͤckt. Die Streifen, oder Furchen, die fehr fein find, lau— fen von diefen Wärgchen aus, die dicht an einander fiehn, und wie die Zähne einer Säge geftaltet find. Aber diefe Streifen, die einander gleich find, ver- ‚ lieren fi) auf der Mitte der Seiten, und erſtrecken fi) nicht bis zum Wulfte der Ohren; im Gegentheil nehmen fie da unterwaͤrts die Geſtalt eines Sterns an, deshalb habe ich ihn auch den geſtirnten Argo— nautiten genannt. Seine Oeffnung iſt vier Linien *) Zafel XLI, Figur 2. 1823 breit und acht Linien Yang. Die Ringe der Min- dung find in dem Mittelpunfte etwas zu merken, Diefe Mufhel, was man noch in ihrer Verfteines rung fehn kann, mar Aufferfi dünn. Ihr Inneres ift kalkartig eriftallifirt, Die Ohren und ihre Wülfte find weit fichtbarer, als die des faltigen Argonaus titen. Der gekielte Argonautite. * L’Argonautite carene. Dieſe nieblicye Mufchel Hat ſich treflich erhalten, Sch habe fie nach ihrer natürlichen Größe in Kupfer ftechen laßen und Fonnte nur ein Exemplar erhalten, Man fieht e8 auf der ein und vierzigften Tafel, Fi—⸗ gur 3, In dem Eingange der Steinbrühe des St. Catharinenbergd, vor den Thoren von Rouen, fand ih fie, in einer halb Treiden = halb thonartigen Maſſe. Ich habe dieſe Muſchel den gekielten Argonauti- ten genannt. Der Kiel iſt mit zwey Reihen Waͤrz⸗ chen verſehn, die breit ſind, von einander ſtehn, und ſpitz hervorragen. Die Seiten der Muſchel find mehr platt, als aufgeblafen: Es laufen auf derfel- ben, weit von einander entfernte Streifen hin, Nach der Seite des Mulftes hin, nahn fie fich aus dem Grunde einander mehr, weil der Raum da Fleiner wird. Die Deffnung ift faft viereckig. Der Hinter: theil ift fehr erhaben und läßt die Ringe der — *) Tafel XLI, Figur 3. u 183 dung ſehn. Diefer Argonantite iſt äufferft dünn, und nicht ftärfer als ein geſchlagenes Goldblaͤttchen. Dieſe iſt iſabellfarbig. Der glatte Argonautite. *) L’Argonautite lisse. Er iſt wie eine Gondel gebaut, mit einem ſpitzen, ſchneidenden Kiel, nad) vorn hin und auf den Sei— ten aufgeblafen. Er hat die Größe wie ein Zwölffous- ſtuͤck. Seine Windung ift Faum bemerkbar, aber der erhabene Hintertheil iſt, mie der aller Argonanten, gewunden, Die Ohren ftehn fehr hervor und fallen nad) hinten hin. Ich fand diefen Argonautiten auf der . Straße von Rouen nad) St, Ouin unter dem Mergel und Steinen. Cr ift gelblich, Falfartig, ir thonicht. | | Erklärung der ein und dierzigften Kopfetteſel Figur 1. Der faltige Argonautite von Caumont, nah bey Bouille. Wenige Autoren haben von verſteiner— ten Argonauten gefprochen. Sie find- fehr felten. Diefer ift der größte, den ich befie. Seine Far— be ift gran. Sigur 2. Der geflirnte Argonautite vom Kranfenberge und FTuchsberge bey Rouen, Er ift wegen des Sterns, der den Mittelpunft bildet, fehr merk: würdig, Er ift gelb. *) Zafel XLI, Figur 4. 184 Figur 3. Der gefielte Argonautite von dem St. Ca⸗ tharinenberge: bey Rouen. Es ift eine feltene Ver— fleinerung, nur eine Mufchel der Art habe ic) bis _ ießt gefehn, Seine Farbe tft weiß. Figur 4. Ein glatter Argonautite von dem Zelfen, die am Wege zwifchen Rouen und St. Ouin fiehn, Seine Farbe ift gelblich, ‘ Fig. 5. Der Argonautite von Rimini, Lebendig fin det man dies Thier in großer Menge an der Küfte von Rimini, Ob er gleich, verfteinert ift, fo hat er doch feine Karben behalten, Der Grund ift gelb, . rothgeflammt, | 2 Figur 6, uud 7. Zwey Drbuliten von Lamarf, die Soldari in dem Eande des mittelländifchen Mee- res fand, die man mit den Ammoniten verwech- > felt Hat, Sie find durchſichtig. Figur 8. Eine befondere Art Orbuliten, die Sol- dani in dem Sande und den Schwammfteinen von Livorno fand, Sie ift felten, Ich traf fie in dem Corallenmooſe auf Corfifa, aber nur felten, an. Die Mufchel ift durchſichtig, etwas perlenmutter- artig. - Alle drey Arten find fehr vergrößert dar: geftellt, Ende des dritten Bandes. Le Ponl,pe fraise. — — Dan ee J er 5% *X ur ON 6) 7 RT) | [| Le Poulpe fraize vu par devant. E72 eur he nt eg rr 2 J — Le Poulpe Crasuleux. ERS Ne — RS a —* J a ER 7 7 — —— * — vr - - ne rau Zn Ban = Fe — er 1 Er “ - ü 1 2 4 7 € x 2 j & 4 ; SR Ef # * — — IE ” 9 — KERN — nr. sr ehe . er Bd v3 % ’ N © . J * J Ya 4 ‘ D f i [ P f un v + Far, “ * —— INA x Yu R ‘ N 2. . n f p $ N N u N Ker. in de Bac Le Poulpc A merteco i ; ji . NER — EEE EEE, van | { 4) 2 =. - * N o - 4 * “ me 4 & RL - sed Bere N “v14 ef 1 ka d MR N 4 ‘ N \ RE — je Po Ape Arne rıqgvavun de Backer dont lex bras Sort rowdes. ö 2 -Poufpe Asmı urvgwaun Pr Sehe vie — Se vorn® — — Le Poilpe DABGEE EN — ——— Ve RE Due ee . + * x 5 5 er hy ” Dee) Ba 2. UF. LLUZFfJ. SAU RN 770770 au. B N * #4 UND Le Poulpe Cirrheux. — — —— — — HR Da — 3 — RN NETTER RO yahhinhe F " \ ’ + * j > J — J * cha 17 704 * * — - > h N 3 Y N a r Ai J J KARL I’ N 8 W. ) J Le Po wlpe Musq vie, GH G Ga = = EEE, i — ——— II R SS — 6 > \ N \\ IN — IR A\\\ A\\\ HAN \\ Hi I} 77 JYJJRR \ /// YA \ /; A| —* — A pi 4 /, N 7, Vs WIR Hi NEN NR 2 77 NWRUAR || IINSELEE ||| WR; | DK I TR ll) IN 117 N | N / | " A, | 9 ii MN zu / Lk ii / M A A N Kin I: —*p I "| BRAN | 11H —JV— | NEN 1 A I/II HR A I: 9— IF ' | | | I I — — IS — — — — = F ei = 4 EEE ur a ee RE - = 5 — — — — — ae CASE run een me — —— 1 = ET en — — 2.A ryossombe Poapırace. Pr — une nn — — — wre nee —— —— — a ne Ya — 2 —— FE ELEND UAr 9 onantz Poupuraec kowlant a fond. a Re RR U TIER RE Es 2 i de rız. grams c_ a gon aufe J LAr — — — N Au Een N‘ 15 j he - 3 ee ie =‘ hr pr N ee ——— fe 35 "una ey yhamıar u a —* BAAR 7 N PR \ — Va PX f kr A A, - “ —9 Y > y h = — \ Argonaute a I de van vu par 2 7 u ans de rı Sl v — | En 5 « A ee an — —— — * — 1 er Bear’ e) ⸗ f * * re ö ER‘ N \ R —— x at n z - ⸗ * J * “ ] } fi . ’ J uw } “* \ > 25 Cogwaille de Largenuute. a gras de rıs. 2. Aubre Co quille a orclles evasees. Be ee u Be | rn ; * — F oe * OEL ET Wenn — Eee ee — ER, A va aa — Di ee. pe * 3 ER: ar R ER u Y 7 „a, wu DE Ram 40 * J I h \ be ER : 7 Sn Ä w ie i A BER 7 (a 2 TERN I Zn A, I Hr Argonen.tbe & Sillons birses. — — ee — — —— —— — un naar RE en — ——— — f > 7 h R AT E J Ent - —— * * er ‘ * — #7 r * — 4 —⸗ — DET go nau tife«o, ithefer RS Fr — m x (a ” N lite. u b Aulre Or 8. u gm ie an: 9 MN‘ Male N A * Denys Montforts allgemeine und befondere Naturgeſchichte der J—— Weichwuͤrmer (Mollusques) Fortſetzung der Buffonſchen Naturgeſchichte. TEEN TO EN Anmerfungen, Crläuterungen und Zufäßen berauösgegeben - von Pb Bunte Wirte unE M uͤ 1 l et, PLITLFLEITRELTEREUEEZTLIITEELETELIIELELETTERIIEEEIIEITII EIN LITEZETIERITETT Dierter Band. Mit vielen Kupfer Hamburg und Altona, Bei Gottfried Bolimen ı80% Lecheres von Buffon allgemeine und beſondere Naturgeſchichte. Fortgeſetzt von einer Geſellſchaft von Gelehrten und herausgegeben von Sonnini. Aus dem Tranzöfifchen überfest und mit Anmerkungen, Erläuterungen und Zufäügen vermehrt von DE Funke, Wirteund Müller Nierter Band, Mit vielen Kupfer ) Hamburg und Altona, bei BSottifried Bollmer, I Inhaltsverzeichniß des vierten Bandes. Zu allen Zeiten haben die mifrofcopifchen Ge: fhöpfe die Aufmerifamkeit der Pbiofophen auf fih gezogen. Site Urgonaute von Rimini. Boulangers Beobachtungen uͤber die mikroſcopi⸗ ſchen Muſcheln Erklaͤrung der XLII Kupfertafel Durchſichtige Nautituffe aM der XLIII Kupfer. tafel 8. 6 I2 22 Ay Beſchreibung deßelben und große Seltenheit Seite D Argenville hat dieſe Muſchel zuerſt in Kupfer ſtechen laßen | Sie koͤmmt von Ambroina Der Capitain Huon —— der — —— Die — ſegelnd auf der XLIV Kupfertafel Der Nautilus aufferhalb der Mufhel, auf der XLV Tafel Ariftoteles kannte ihn : Belon erwähnt feiner unter den Steuern zuerft Mondelet rechnet ihn zu den Echneden Rumphius iſt der einzige, der beftimmte Kennt— niße über dies Thier liefert Deborn und Linnée haben alle fammerigen Mur ſcheln unter einander gemorfen Befchreibung der Perimuttermufchel Die mit Schroͤpfkoͤpfen verſehenen Arme des 3 Mol lusks Die Roͤhre iſt nicht fortgeſetzt 24 40 Er koͤmmt nicht von den Untillen Seite Er lebt in Geſellſchaft | | Wozu man den Nautilus — Verſteinerte Nautiliten Von Couttagnon Von ———— Bon Chaumont Von Turin Von Richemond Von St. Aegidius b. Bruͤſſel Von Havre Bon —— Von Mondsberge in Champagne Von Liſter und Walch Von Malta und Caen Vaches Noires in der Normandie Von Chatillon in der Dauphine Vom St, Petersberge bei Maſtricht Don Melsbrock und Lo * 91 Von Boulonnois 03 Bon Montbard in Bourgogne "0,94 Bon St. Dizier in Champagne | er he Don Boͤſtein in der Schweiz i 96 Bon Namur | | 98 Bon Neufchatel in der Schweiz named nr Anore lieg einen Nautilus vom Ettereberg in Kupfer ſtechen | 100 Bayer desgleichen einen andern von Altdorf bei Lentzenberg | 100 Ein Nautilus von Peuding bei Nürnberg 102 Erklaͤrung der XLIV und XLV Tafel 204 Der Nautilus mit Ohren - 106 Er koͤmmt von den Maldiren 107 Beſchrieben von Favannes | | 108 Der Nautilus mit zwey Röhren | 110 Gualtieri fpricht zuerft von ihm ı Mikroſcopiſche Nautilnſſe und Neo, 1. der Eörnis ge (krauſe) Nautilus auf der Tafel, Figur 1. Zuerſt von Plancus beſchrieben Der dornige Nautilus | Bon Pancus befchrieben - Der Nautilit von Dar | D’ Argenville hat feiner — Der wellenfoͤrmige Nautilit Erklaͤrung der XLVI Tafel KLIH Seite Der müsenförmige Nautilit von Namur auf ber XLVI Tafel Der Nautilit mit der Stickerei Der Nautilit von Narbonne . Erklärung dee XLVII Tafel Der ausgeſchweifte Nautilit von China Don Rheims Der nabelfürmige Nautilus Erklärung der XLIX Tafel X 142 146 Der triangelformige Nautilit Seite 147 Der gedruͤckte Nautilit. Tafel L, Figur 2 und 3. — | - 149 Erde Denys Montforts “ allgemeine und befondere MA EUER. de der s Weichwürmer (Mollusques), Ihiere ohne Rück: | grad, mit weiffen Blut. Us Fortfesung der Naturgefhichte von Büffon, Vierter Theil. — Mikroſcopiſche Argonauten. Lederhaͤutige, mit einer Schale bedeckte | Mollusken. Von einigen Argonauten, die immer klein blei— ben. Von verſteinerten Koͤrpern, die man zu dem Geſchlechte der Argonauten uͤberhaupt rechnen kann. Von den mikroſcopiſchen Argonauten. ir immer durch große Gegenftände erwect die . Natur unfere Bewunderung für ihre Arbeiten; oft 2 haben die mifrofcopifchen Geſchoͤpfe ein größeres Recht Darauf, als alle andern, die mit einem riefenmäßi- gen Gliederdau begabt find. Wenn diefe Eleinen Gegenftände die Blide des Philoſophen auch an ſich ziehn, fo feffeln fie nicht in dem Grade die Auf: merffamfeit des Haufens, Selten hat ein Schrift: fteller über diefe Materie gefproden, ohne vorher feis ne Lefer zur Aufmerkſamkeit auf diefelde aufzufodern. Schon im Alterthum reisten diefe Heinen Thiere den Unterfuhungsgeift der Beobachter. Man muß fih beym Nachſuchen und dem Studium diefer Thier— dien, dem ganzen Enthufiasmus überlaßen, der in dem Grade aufgeregt wird, als man eine neue Ent: deckung in den fo verfchiedenen Formen, ihren ſo be— ſondern Sitten, in ihren ſo vielfachen Organen und ihrer erſtaunenswerthen Menge macht. Der Menſch, wie es Plinius ſehr richtig ſagt, *) bewundert den Elephanten, ſeine breiten Schultern, den ungeheu— ren Ruͤcken, auf dem man Thuͤrme baute: er legt den Ochſen das Joch auf, ſein runder Hals und die Heftigkeit, mit der er mit ſeinen Hoͤrnern ſtoͤßt, ſetzt den Menſchen in Erſtaunen: die Muskelkraft der Loͤ— wen, ihre ſchrecklichen Zaͤhne, ihre krumgebogenen Krallen, fo wie die flatternden Maͤhnen, zwingen ‚und zur Bewunderung: eben dies Gefühl ergreift uns beym Anblick der Tiger und der Schnelligfeit, mit der fie fi auf ihre Beute hinſtuͤrzen. Alles dieſes, *) Plin. Hlst, nat. "is, II, "cap: 2. € « 3 führt der roͤmſſche Naturforſcher fort, iſt nichts im Vergleich mit den unentlich Eleinen Thieren, wo fich die Natur im ihrer ganzen Vollfommenheit gezeigt hat, Es iſt unmöglih, die Meisheit, die Kraft, die un: erklaͤrhare Vollkommenheit zu begreifen, die die ſchaf— fende Macht hier zeigt. : Wo find bey diefen Fleinen Thieren die Behälter der Empfindungen durch die Sinne? Mo ift der Eis ihres Gefihts? Wohin find die Organe des Geſchmacks verlegt, mit denen fie fo vorzüglich begabt find? Mo findet fich bey ihnen dad Organ des Geruhs? Welches ift das Organ des Gehör? Wo find endlich iene reizbaren Wärzchen, die bey der Feinheit ihres Gefühls eine fo wichtige Rolle fpielen? Faft alle find mit furchtbaren Waffen und dem Zerftöhrungstriebe verfehn, Einige trachten nad) dem. Blute der Thiere, auf die fie immer aufs gebracht find, andere zernagen die härteften Eichen, die fefteften Steine. Allenthalben befchleunigen fie die Zerftöhrung, ihrer Gewalt widerfieht nichts; und dennoch fieht man diefe äufferft kleinen, aber in ihrer Art vollfommenen Gefchöpfe, gewoͤhnlich mit Ber: achtung an: aber bey der Betrachtung der Natur findet der Philofoph nichts, mas ihrer unwürdig, in ihr unnuͤtz und überflüßig wäre, Unter diefen natürlichen Erzeugnißen, die in Hin ſicht gewißer Individuen fo nichtöbedeutend fcheinen, find die mifrofcopifihen Mufcheln, die durch noch Fleis nere Mollusfen, als iene felbjt find, gebaut wurden und welchen fie zur Bedeckung dienen, ohnitreitig die merkwürdigften und bewundernswertheften: fie fpielen bey der Theorie unferer Erdfugel, auf der fie durch —— dichte Lagen ganze Striche bedecken, eine wichtige Rolle. Auf den boͤchſten Bergen findet man fie auf einander gehäuft, in Umerifa, wie in Europa, auf den Cordilleras, wie auf den Alpen und Apenni— nen *) » Wir werden auf diefe Materien wieder zu: ruͤckkommen: einfihtssole Männer haben von ihrer wunderfamen Unermeßlichfeit eine Heberfiht zu geben verſucht. Da ich bereits von einem groͤßern Argo— nauten, den man auf dem Geſtade von Nimini les bend und auf den Heiden in der Gegend von Ant- werpen verfleinert. findet, gefprochen habe, fo werde ih. nun von einigen dieſer mifrofcopifchen Muſcheln % .#) „Dubitarunt nonnulli, an praealti Apennini \ montes in 'Ihuscia ex aquis marinis originem duxerint ,..„. his enim, quaecumque exti- terit causa, fere omnia carent Apenninorum sirata. Contra, häec ipsa saepe redundant . marinis corpusculis minimis in editissimis lo- eis, ut-in co, cui nomen il foresto prope scaturiginem perennis fontis, ex quo. Arnus ortum ducit, et in ipsis‘ rupibus Alverniae montis, in illa ejus parte, quae dicitur la pen- na: ibi, imquanı, vel integra apparent strata lapideo - calcaria, aut arenaria, utraque ali- guando conchylifera conchyliis minimis. Quo sane Hd,c- ut jure merito Apenninos nostros, magna salteın ex parte, ab aquis, olim geni- tos judicemus.‘“ Soldani, Testaceo, tom I], Prolegomena, pag. 11 et ı2. | og ’ — — 5 reden, Ob fih gleich, was ich bemerfe, dieſe Arsonanten febr vermehren, was bie Menge derfels ben anzeigt, fo find fie do nicht mit der Vermeh— rung vieler andern Fleinen Mufcbeln zu vergleichen, die fich unendlich zahlreicher fortpflanzen, als die -Argonauten, die man in Abficht der Menge ihrer Familien, als ein Flüßchen anfehn Fan, da man die kleinen Mufcheln gleichfam als ein unabfehbares - Meer betradhten muß. Wollte iemand gegen. Diefe Wahrheit Zweifel: erheben, ſo koͤnnen ihn redende Beweife widerlegen Goldani, Superior und Abt der Calmaldulenſer, behauptet in einer gedruckten Schrift, daß die Apenninen aus dem Schoße deöi Meeres hervorfliegen; und der angenommenen Mei— nung ungeachtet, die die verfchiedenen Lagen in dies fen Bergen nicht zugeben wollte, fand er an verfchies denen Drten, bald fandige, bald verfteinerte Bet: ten, die aus weiter nichts, als einer Menge klei— ner Mufcheln beftanden. Er fließt. daraus mit Recht, daß diefe fo erhabenen Hpenuineng ebedem: unter dem Waſſer lagen, | Bon einigen vorgeblichen Argonauten. Indem ich Unterfuchungen über die Verfteinerun: gen anftellte, bemerkte ih, daß eine Mufchel exiftirt, die Achnlichfeit mit der auf der Küfte von Rimini bat, wo fie das Meer fehr häufig ausmirft. Plan cus betrachtete fie als das Werk irgend einer andern Muſchel. Dieſe Meinung wuͤrde ich angenommen haben, haͤtte ich dieſe verſteinerte Muſchel nicht mit der größten Sorgfalt unterſucht. Ich hätte mich der von Plancus befannt gemachten Figur nicht einmal er— innert, und fie zu den Derfteinerungen gerechnet, zu denen man feine Aehnlichfeiten findet, Die man Millionenweife auf den Sandftrichen bey der Stadt Antwerpen antrift? allein ich fand in dem Merfe von Plancus diefen Argonautiten in feinem natürlis hen Zuftande wieder, den wirklich fein Thier vor dem Zuftande der Verfteinerung verloren hatte, Sekt‘ rede ich von der Mufchel felbft. Scheuchzer hat in feiner Naturlehre, im erften Bande, auf der LV. Kupfertafel, Figur 60, eine Art von Argonauten in dem Zuftande der Verſteine— rung vorgeftellt, Er fagt: diefer verfteinerte Kör- per ift eine Mufchel mit dein Kiel,. oder zurückgebo- genen Echnabel, deren Rüden, indem fie an Aus: dehnung zunimmt, breiter wird, *) Allein diefe *) Scheüchzer, - Biblia sacra, vol, T, pag. 52, 7 vorgebliche Muſchel iſt weiter nichts, als die untere, iſolirte Klappe einer Art verſteinerter Auſterſchale, die man in großer Menge auf dem Petersberge bey Maſtricht findet, die uͤbrigens durch die auf der Seite zuruͤckgebogene Spitze ſehr kenntlich iſt. Die gewoͤhnliche Tiefe dieſer Klappe, die Hoͤhlung und der Rand auf dem Ruͤcken, konnten Scheuchzern um ſo mehr irre fuͤhren, da es ſcheint, daß er dieſe Klunpe.ohne die andere Hälfte, die ihr zum Deckel dient, vor Augen hatte. Mir ift es darum unmögs lich, mich fo zu täufhen, wie er, da ich viele Aus ſterſchalen vor mir habe, Die fich in meiner Samme lung befinden, und die ich faſt alle felbft fammelte, Neberdieß bat Favannes, feitden dieſe Auflerfchale nachher zur Keuntniß des Publicums, unter zwey Anſichten, gebracht, die eine ſtellt ſie von hinten, in der Lage, wie ſie Scheuchzer bekannt machte, dar, die andere von der Vorderſeite, durch die obe— re Klappe bedeckt *) Schade iſt's, Daß der Fort: feser von Argenvites Werk, die Gegenftände auf eine tadelhafte Manier darftelit, man erhält durd) die Zeichnungen feine richtige Vorftellung von der Größe der Individuen, Was Favannes nicht leiftete, ift durch Faujas Sanit-Fond ausgeführt, in dem ſchoͤnen Werke über die Verfteinerungen, die der Petersberg bey Maftricht enthält, wo dieſer weife Geologe uns die untere Klappe dieſer Aufterfchale *) Favannes, Figures, deuxieme planche des Fossiles, lettre-E 2 et 3. 8 mittheift, die ifolirt iff, wie die von Scheuchzer, von innen gefehn und im ihrer natürlichen Größe ge: fiochen. Die dritte und fiebente Figur derfelben Kupfertafel *) ſtellt uns zwey andere Arten von Aus fterfchalen dar: von diefen beyden neuen Individuen, hat der einfichtsyolle WVerfaffer diefes Werks, die un= tere Klappe zeichnen laffen, Er hat diefen Verſtei— nerungen die rechte Stelle in der Mufchellehre einges räumt; denn, indem er ihnen den Nahmen Karft (rastellum) beilegt, deßen ſich andere Autoren bereits bedienten, geſteht er ein, daß dieſe Muſcheln das Mittel zwiſchen den Auſtern und Gryphiten **) be⸗ haupten, und daß es recht war, ſie als eine beſon— dere Art zu betrachten. Was die Klappe betrift, die er unter Nummer 3. vorſtellen ließ, ob fie gleich *) Faujas Saint -Fond, Hist. nat. de la mont. de $. Pierre de Maestrich, planch XXVIII, ‚ Fig. 5. Yan 2) Figur 5. iſt eine Art von Karſt (vastellum) der zwifchen den Auftern und Gryphiten in der Mitte zu ſtehn ſcheint. | Figur 7. der Kart fait von Triangelform. Meiter oben, Big. 3, ſtellt er eine merkwürdige Muſchel dar, der von Lamark, 79. Geſchlecht, unter dem Nahmen Haliotide angezeigt, fehr ähn- lich, (Faujas Saint - Fond. Hist. nat. pag. 318 et’119.) I in Hinficht ihrer Form Aehnlichkeit mit den Meerohe ren (Haliotiden) hat, ſo naht ſie ſich den Formen der beyden andern Auſterſchalen, und ich ſehe fie als zu derſelben Art gehoͤrend, an. Iſt meine Meiz | nung, die mir annehmlich ſcheint, richtig, ſo hoͤrt aller Zweifel in Abſicht dieſer Muſchel auf, deren aͤuſſere Geſtalt in der That ſönderbar iſt, und wir haben dann ihre eigentliche Stelle gefunden. Der höchften Seltenheit der Argonautiten unges achtet und ob ich gleich behauptete, Daß ich der erfte wäre, der Nachricht über dieſe derfteinerten Muſcheln .. gab, fo Fann man nach einer Stelle Bertrands *) denfen, daß mir Spada **) in diefer Hinſicht vor— angegangen ift, wenn man befonders bedenft, mit welcher Gewißheit Bertrand davon fpricht, Man findet, fagt er, nur zwey Arten verfeinerter Nau— tiliten: die erfte ift fehr gemein, die andere fehr, ſelten. Der Nautilite ohne beftiimmte oder fühtbare Kammern, ift von Spada befchrieben, als ein eine . Tammriger Nautilus, mit einem faft runden Rüden, geſchuppt ic. Wenn wir nad) den Anzeigen, die fo beflimmt zu ſeyn fcheinen, die Kupfertafel des Spa: da, ‚die durch Bertrand angedeutet ift, cuffchlagen, *) Dictionair. Orycthologique. tom II. pag. 69, col. premiere, art. nautilite. ! »*)..Spada. Agri veronensis Gatalogus corporum ' lapidefactorum, pag. 20, 'Nro. 2, tab 3. 30 fo finden wir anftatt eines Argonautiten, "einen ver: fleinerten Nautilus mit frummen Kammern, der zu der Urt derer gehört, wovon wir in diefem Bande reden wollen, Die Kammern von diefem Nautilus find um fo fihtbarer, da der äuffere Kopf durch die Verfteinerung abgefiorben und iede Kammer bey die= fem Individuum merklich iſt: es ſteht daher zu glau— ben, daß Spada, indem er auf dieſer Kupfertafel dieſen vorgeblichen Argonautiten als Gegenſtuͤck der wahren Nautiliten aufſtellt, die ihren Kopf behielten, die nach der Auffenfeite glatt fcheinen, dieſen Con— traft benutzen und folglich die Spuren der Kammern, als Streifen oder Furchen anfehn wollte, die ſich auf den Seiten der Muſcheln der Argonauten finden. Der Zert des Spada ſtimmt Überdies. wenig mit feis ner Rupfertafel überein, und man nimmt da wohr, ob er gleich auf derfelben nur fünf Nautiliten, und offenbar den unter Nummer 2. bezeichneten, andeuz tet, er von allen fagt, daß fie nur eine Kammer. haben, (unius anfractus), Ä Kon allen den Autoren ıft Bayer, der Sohn, derjenige, der öffentlich) von verfteinerten Körpern gefprochen hat, die fi) den Argonauten am meiften nahn. In den Zufäßen, Die er dem Werke feines Vaters *) beifügt, fieht man eine niedliche Verſtei— *) Ferd. Bayer, Oryet. noric. in Suppl. pl. XI, Fig. 4, et pag. 18. E maxime raro sulcato-. rum genere considerandus venit, Fig. 4, Nau- 11 nerung, deren Auffere Form ſich der des Argonauten ungemein naht, Er felbft vergleicht ihn mit dem, in dem Werke von Rumphius angeführten, Argonau⸗ ten, (Tafel XVII, Nummer 4.) Die Sache ſcheint mir indeß nicht entfchieden zu feyn, im Gegentheil . bin ich einer entgegengefetten Meinung und betrachte Diefe Verfteinerung mehr als ein Ammonrshorn, dem fie wenigftend ungemein gleicht, als einen Argonau— ten, Unabgefehn der fcheindaren Ringe der Win: dung, ift die Auffere Schale, die dieſe Verſteine— rung beibehalten hat, die es verhindert, daß man die Kammern nicht fehn kann, um fich ſelbſt gedreht, wie bey allen Ammoniten, - Der Kiel ift auch nicht mit zwey Reihen Wärzchen verfehn, die zum Unter— fheidungszeihen der NArgonauten gehören. An dies fer Verfteinerung entdecft man drey Reihen Punkte, diefe aber finden wir bey allen Ammoniten, Im Knorr *) finde ich einen Ammoniten, der tilites verrucosus striis undosis vel flexnosis, Et enim ‚penes ‚carinam erumpunt protuberantiae quaedam: rotundae, verrucis anımalium "simi- les, unde agnomen obtinuit. Utriusque tam umbilicati laevis, quam verrucosi nautili pic- turas venustae tradiderunt. Listerus histor, Conch. tab. 552. Fig. 4, et Rumph. Amb. tab. .18, Nro. 4, quibuscum hi petrificati comparari possunt,‘“ *) Knorr de Pet. vol. II, sect ı, pl. A, Fig, 15, et pag. 41. | — ‚32 dent von Bayer angeführten, ganz aͤhnlich iſt. Er ſelbſt hielt ihn für einen. feltenen Ammoniten. Die Figur, die der Verfaſſer davon liefert, beweift Si — ie Mlancus unterfuchte den Sand auf der Süfe son Rimini, er. glaubt hier mehr als hundert, verfcjiede- ne Arten mifrofcopi ſcher Mufcheln entdedt zu haben, noch ganz vollliommen, die noch, unbekannt waren ‚und ſich dafelbft in einer fo großen Menge fanden, daß fie faft den ganzen. Sand biefer Küfte ausmachen: denn in ſechs Unzen Sand fonnte er mehr ald 9000 | Ammonshörner von’ verfchiedenen Arten zählen. Zu dieſer -erfinunenswürdigen Zahl von Ammonshoͤrnern rechnete Plancus die andern Kleinen Muſcheln oder. Seeförperchen nicht mit, die. die ſechs Unzen Sand enthielten. Er verwandte weit weniger Aufmerkſam— feit auf fie, als es Soldani nad) ihm. that, Ein fo. berühmter Bhilofoph, als guter Beobs achter hatte ſchon vor diefen bey den Autoren dieſe Mahrheit vol Muth ind Licht geftellt, Sch rede von. Boulanger, der als Auffeher der Brüden ’ und Chauffeen, Gelegenheit hatte, viele Erdftriche zu unterſuchen. Nur mit Erftaunen betrachtet man die Beobachtungen, die Diefer geiftvolle Mann beym An- blick der Steinlagen anftellt, die gang von mifrofens pifchen Mufcheln gebildet find, die er in Champagne fand: feine Beobachtungen find ſo erhaben *) als ‚Die Beſchaffenheit aller Erdſtriche, die das Mar— x* —F 4 An 13 — za: richtig und zuverlaͤßig; fie Fonnten nur vom einem Manne kommen, der über fein Jahrhundert erhaben TR, nethal durchlaufen’ von Joinville A Saint: Dizier, beſteht in einem) weißen mufchelartigen Stein) von dem ‚die Ihönften Brüche zu Chevillon und Sa: vonnieres fich finden; unterfucht man die Steine dieſer Brüche, fo findet man, dag die obere Krufte, die andere Bänke bedeckt, die man zum Bau verwendet,» ausı einem feinen "Saamen von Muſcheln beſteht, die verſchiedene Formen haben, meiſtens aber oval und hohl find; dieſer Saame laͤßt eine große Menge von. Zwiſchenraͤumen, die dieſe Baͤnke dem Froſte ungemein ausſetzen. Ein zuͤrfel von der Groͤße eines Zolls kann 125,000 Stuͤck dieſes Saamens enthalten, ' Ein Würfel von der Größe eines Fußes enthaͤlt folglich 216000,000. In andern Baͤnken iſt dieſer Saas me mit andern ſchon gebildeten Muſcheln vermengt, unter denen es ſehr große giebt, Welch eine un: geheure Fruchtbarkeit in einem ſo engen Raume! Wenn man nun nicht blos einen Würfel, von ei⸗ nem Zoll im Dutchmeffer: betrachtet, fondern die ganze Maffe des Landes ſich denkt, wie unzähl« bar ift dann nicht dieſer Saame! Iſt dies nicht ‚ein faſt unwiderlegbarer Beweis, wie viel die Ver— mehrung der Seemuſcheln, die ſonſt das feſte Land bedeckten, dazu beygetragen haben, um die Lager und Baͤnke unſerer Steinbruͤche zu bilden? Wie vr groß würde ein Würfel von der Groͤße eines Zolls 14 war, und man Fann nur den Muth bewundern, dag er fie zu einer Zeit and Licht fiellte, wo in den Wifs geroorden ſeyn, wenn biefer verfleinerte Mufchel- faame nur eine Mittelgröße erreicht hätte. Unter: + fucht man die andern Bänke des Landes, fo fieht - man leicht ein, daß fie aus Eeinem andern Stoff gebildet find, Die, deren Saamen noch feiner it, befiehn aus demfelben zerbrochenen Saamen und andern zerflücdten und ganz vernichteten Mus ſcheln. Die Natur iſt ein großes Buch, die zu den Menſchen dieſelbe Sprache ſpricht, und die mit denfelden Schriftzügen für alle die fchreibt, die in demfelben Iefen wollen, Es ift nicht zu verwun—⸗ dern, daß ihre oft von einander. entfernten, fich unbekannter, nicht mit einander im Briefwechſel fiehende Beobachter, diefelben Phenomene entdeden, und von der Matur denfelben Unterricht erhalten. Eben daher machen unfere Kenntnige fo raſche, faſt fichere Fortfchritte in Dingen, die unfere Erde bes treffen, und man erhält fait täglich unwiderlegli— che Beweife über den Urſprung der meiften Erdla⸗ on... Und es ift meine Meinung, daß die Naturforfcher, die bereit gefchrieben haben, daß unfere Erbe ſich unter dem Waſſer gebildet hätte, in aller Hinficht fehr zu entfchuldigen find, . wenn fie fi) darin 15 fenfchaften noch fo viel Beſchraͤnktheit herrſchte, und wo teder edle Eifer fo ſehr unterdruͤckt war. Bou⸗— langer ftellte feine Beobachtungen als ein Mann an, der fich auf die. Meßfunft und Phyſik verftand; und machte fie als unerſchrockener Philoſoph befannt, Dieſe Mufchelbänfe mifrofcopifcher Art, bedecken einen. großen Theil der Erdoberflähe: Bisweilen fin- det man darin größere Mufcheln, und ohne Vergroͤ⸗ Berungsgles laͤßt fih ihre Art und ihre Geſchlecht leicht. beſtimmen. Diefe Mufchelbänte findet man auf den Bergen, wie in den Thälern, wo ihre dich— ten Lagen oft fefte Maffen, die man zum Bau braus= chen kann, bilden. So ift die Stadt Maynz genz von einer Steinart erbaut, Die aus Fleinen Muſcheln beſteht. Die foftbarften Gebaͤude ſind davon aufge— fuͤhrt. Statt an der Luft abzubröckeln, wird fie an ber Luft fefter, fo, daß man ſich zum Bau feit undenfhchen Zeiten Teiner andern Steine bedient hat. ‚ Schon zu den Zeiten der Römer Tannte man Diefe ihre gute Eigenfcbaft, und diefe Herrn der Welt wandten fie zu Monumenten an, die noc) da ſtehn. Der Thurm des Drufus fteht noch auf der Citadelle, nicht die Elemente, nicht das Teuer der Menfchen, das ihn zerflöhren wollte, konnten ihn vernichten; der fchöne WMafferleiter würde noch da feyn, wenn, irrten. Die Erdlagen, die mit GSerförpern an gefüllt find, bemeifen für fie, (Boulanger, Mer- cure de France 1753.) sit ı6 vermöge einer unbegreiflihen Barbarey, Die Bauern durch, Hülfe des Pulvers die Pfeiler nicht: gefprengt hätten, um ſich defto leichter Steine zum Bauen zu verschaffen, die fie aus den ——— nicht her: beihohlen wollen. Dieſe ungeheure Menge von Muſcheln, die al- lein die Kalkbaͤnke diefer Gegenden bilden, führen und zu dem fchunften Werke, was über die mifro: feopifben Mufcheln befannt gemacht worden ift, es ift zugleich auch das vollfommenfte, was über diefen Gegenftand erſchien. Soldani theilte diefe Mufcheln in vier. Claffen, kleine, mittlere, mifrofcopifche und unendlicd) Heine *); unter den Kleinen begreift ) „.hestas itaque alias 'in hoc opere distributas organicas moleculas divido in minusculas (ali- quando praemitto grandiusculas, dum nempe accuratiori opus est _divisione, ut in turbinutis testis et aliis rarioribus corpusculis accidit) me- dias, Microscopicas et. minimas, seu, quod idem, prorsus microscopicas. Voco minus- culas;. quae triticei grani magnitudinem cir- citer aequant; medias quae milllji granu aemu- lantur;' microscopicas, quae 'per foramina ope communis aciculae chartae inflicta transeunt ;' minimas, quae per foramina solo apice acicu- lae minimae folio chartaceo impacta sibi adi- tum parant , | 17 er die, die man mit einem Weitzenkorn in Abficht der Größe vergleichen kann; Die mittlern nahn fich in ihrer Geftalt einem Hirfekorn ; alle mifrofcopifchen laßen fich durch die Löcher, die eine NudelfpiKe ing Papier geftochen hat, ſieben; was die Eleinften be— trift, fo fallen diefe durch die Fleinen Löcher eines Papiers, das von der feinften Nadel durchftochen ift, Uebrigens findet man bey Soldani Feine füftematifche Drdnung. Sein Werk, ob e8 gleich der größten Aufmerkſamkeit würdig ift, wird lange Zeit für die Mufchellehre ein Stein des Anftoßes bleiben, weil man große Kenntniße beſitzen und einen dauerhaften Sleiß, der faft dem feinen gleicht, anwenden muß, um alle Körper fyftematifh zu ordnen, die der Na⸗ furforfcher Siennois befannt gemacht hat, AS treuer Naturforfcher, und um in diefem Merfe die Stufe anzudeuten, wie weit wir mit ber Jraturkenntnig gediehen find, habe ich alles, was Soldani befannt gemacht hat, mit vieler Aufmerk— famfeit ſtudirt. Sch wage es zu behaupten, daß meine Sammlung in diefem Sache, fait der feinen gleich Fümmt, und wenn er Dinge ſah, die ich nicht anführe, fo befige ich andere, die ihm entgingen. *) Sold, . test. vol. I. Init. praef. tom. prim. *) Soldan: . Test. vol. I. Classis prima. _ Testacea univalvia non po- lythalamia, m Ä B 8 Dergebens ſuche ich in feinen Schriften einen wahren Argonauten. Unter den zahlloſen mifrofcop:ichen Muſcheln, die ich allenthalben gefammelt habe, ford ich feinen, weder in Europa, Afrifa, noch Ames rika. Menn ich die Kupfertafeln Soldanı’d unter— ſuche, fo finde ich in feiner erften Claffe der einge— bäuften und nicht mit Kammern verfehenen Schals thiere, nur einige Mufcheln, und zwar ın geringer Zahl, deren Spitze fih nach auſſen hin, nicht auf die eine oder andere Seite, dreht. | Unter den fiebenzehn Arten Mufcheln finde ich feine Argonauten; man kann fich indeß auf Soldas nis Genauigkeit verlaßen; dieſe ift fo groß, daß er, wenn er durch die ftete Kleinheit der Individuen, die er beobachtet, zu einem Irrthum verleitet zu werden fürchtet, fie in Zweifel zieht und fie zu den kamm— rigen Mufcheln rechnet, wovon es ihm möglich) fcheint, Cochleae. Tab. 15, Fig. 104 k ‚ Tab. ı6, Fig. 105 k 106 1 IR E ı06 m | 106 n Tab. ı8, Fig, 118 y,z.a. b. Tab. 20, Fig. 119 A. B. An forte. Patellae. Tab ı3, Fig. 123 A. B. - Et tubuli. Tab. 29, Fig! 143 P. Q. Tab, 30, Fig.. 143 Z. Fig. 143 66. 19 daß fie zu ihnen gehören koͤnnten, Daß er wegen ihrer hoͤch den Kleinheit nicht zur Gewißheit des Gegentheils gelangen Tann, Indem ich feinem Beifpiel folge, fo finde ich einige Aufferlihe Formen unter ihnen, Die denen des Argonauten gleichen; allein wenn Sol: dani in der Sache zu entfcheiden, es nicht gewagt hat, fo werde ich8 auch nicht thun. Nachdem diefer Naturforfiher in feiner -zweyten Claffe, die Figur der Mufcheln geliefert bat,. von Deren innern Bau er fi) unterrichten Fonnte, ſo ftellt er die auf, die ihm noch zweifelhaft find. *) Wie er, zeigen wie blos diejenigen an, die man, da fie mehr befannt find, zu den Argonauten rechnen fünnte. Auf diefe Muſcheln folgen andere, die fo fonderbar und barof find, daß die Naturforfcher lange Zeit darüber kei— nen fichern Auffchluß erhalten werden, man muß fie indeg in der Mühe fiudieren, weil dies eine Quelle ift, aus der man fihöpfen fann, um von dem gro: Bern verfteinerten Körpern etwas mit Gewißheit fagen zu fünnen, Die ihnen gleichen, die man in einigen Meeren, in vielen Kalfbänken findet, aus denen man. *) Soldani. Volumen primum. Classis secunda testacea polythalamia ac .etiam unilocularia mi- nima. Testae fossilesque. Tab. 65, Fig. 200 V. | u. Pag.-,203 1°.4 Tab. 66, Fig. 205 mm | Fig. 227 yq 20 fie in einige Kabinette gebracht hat, wo man fie als Sonderbarfeiten betrachtet, weil fie von den befann= ten Formen abweichen. In der achten Figur, Tafel XLI. des vorigen Bandes, habe ich eine -fehr ſonderbare Muſchel ge— zeichnet, die ic) befige, Soldani hat fie auch, und ich muß feiner Genauigfeit alle Huldigung erweifen, die fie verdient, Sch betrachte fie als einen von den ı Mebergängen ter Argonauten zu den Nautiliffen, ine deß fich ihre Deffnung auf eine gleichfeitige, regels mäßige. Art vorwirft; allein fie if, wie der Nau— tilus, zum Theil gefammert, da fie es nicht ganz ift, fo fallt es fhwer, ihr ein befanntes Geflecht, zu dem fie gehört, anzumweifen. Der Mufchelfenner ESiennois *) halt fie für einen Nautilus, und giebt *) Vas. ı50, tab. 63, A. D. Nautili (lenticu- lae ' marginatae ) miniusculi, quos in saggio oryctographico appendice, Mro. 6 et 7. Dixi- mus circum alatos, seu marginatos, seu ibi insculptos dedimus. Tab, I, sub lit. O. Qui in hoc vase continentur sunt testae vix margi- natae, laeves, naiura sua lucidissimae et ali- quando vitreo nitore fulgentes, quarum figura exprimitur per A et B; earum vero raras va- rietates indicant C. et D. Eruuntur ex fundo maris ad porium. Ferrarium et ad portum Li- burni; in quibus locis rarae, in littore vero maris rariores, frequentiores in concretionibus 21 ihr den Nahmen geraͤnderte oder beflügelte Linfe, Er fand fie im Seeſande des Hafens von. Ferrajo und Livorno, wo fie eine Seltenheit: iſt; häufiger traf er fie in den Schwämmen und dem Seekork dieſer Küften an. Ich habe fie in dem Korallenmoos von Korfifa, wo fie doch nicht allzuhäufig iff, gefunden. Einige, die ich fand, hatten die Größe einer Flei- nen Linſe. Die Abbildung, die ich Davon mittheile, ift nicht fo grob, als die von Soldani befannt ges machte, Die Mufchel ift dünn und durchſichtig, ſo daß man nicht allein ihre Kammern, fondern auch durch die beyden Waͤnde ſieht. Um den Uebergang bis zu den Nautiluſſen nach und nad) zu bemerken, deren Geſchichte ich beſchrei⸗ ben will; fo babe ich) auf der XLI. Xafel diefes Werks unter Nummer, 6 und 7 zwey Orbuliten ges zeichnet, beyde find dem Soldani *) entlehnt, weil uns dieſer Verfaffer den meiften Auffchluß über diefe Zoophyticis. Sunt multo iminores üs quae in collibüs senensibus ' copiosissime 'reperiuntur,. cum quibus tamen quoad testam lucidam ac vitream optime conveniunt. Soldani, _ Test. Vol. I, pag. 54, et pl.XXXIIl, Fig. 150, D. *) Soldani test. vol, I, tab. 35; Fig. 151, a9, etstab. ng, Fig. 2545, 0 0 22 . Mufcheln gegeben, bat. Er zeichnete fie nach Indi⸗ viduen, die Faun ein Sandkoͤrnchen groß waren. Bianchi, unter dem Nahmen Plancus befannt, Lange, Bourguet, hatten weit größere Mufcheln der Art vor fih, indeß find Soldanis Siguren weit richtiger, als die ihren. ° | Lamark *) ift der erfte, der, da er fie mit den Ammonshörnern aus dem Waſſer 30g, unter de= nen fie fich befanden, fie als ein befonderes Ges fhlecht unter dem Nahmen der Orbuliten aufgeftellt bat. Boſc folgte ihm nad) *") Erklärung der zwey und vierzigften Kupfertafel, Sie ſtellt uns einige mifrofcopifhe Mufcheln dar, die Soldani zu unferer Kenntniß gebracht hat, die er in zahlreicher Menge unter dem Sande am Mee—⸗ resufer fand. Ihre Geſtalt naht fih der der Argo— nauten; und weil diefer Verfafler Feine Kammern an ihnen fand, ſo koͤnnen wir ſie für ietzt, als *) Lamark, Sy; des anim, sans vert. Pag 100, „ genere 86. Orbulite. **) Bosc, Hist. nat. des coq. tom. V. pag.’167. a mifrofeopifche Argonauten anfehn. (Man fehe die Anmerfung, pag. Soldäni, Volumen primum etc,) Der Durchfichtige Nautilus, *) Nautile vitre. Nebft einigen lebenden Muſcheln, die zu diefem Gefchleht zu gehören ſcheinen. Sn dem Zweifel, worin wir uns befinden, und . den ich. für gegründet halte, babe ich diefe fhöne Muſchel, eine der feltenjten, die befannt find, nicht *) Nautile vitre. D’ Argenville, App. planch. 1, Fig. B, Conchyl. 'pag, 383. — Patella ‚cristata, Lin. Syst. nat. verm. test. pag. 3710, sp. 96, — Argonauta vitreus. Gmel. spec. 2. — Martini, Conch. I, tab. 18, Fig. 162, pag. 239. — Favannes. Conch. planch. VII, ‚Fig. C, 2. Legrand nautile vitre vol. 1, part. 2, pag. 719. — Carinaire, cari- naria vitrea. , Lamarck, Syst. des anim. sans vert. pag. 98, un zn Corinaire vitree. Bosc, Hist., natur. des coq. tom, III, pag. 244, figure d’apres d’ Argenville, pl. XXVI, 9 RR nn Beh BR 24 zu den Argonauten rechnen wollen Nur drey ober viere zähle man davon in Europa, und. ihre Befiger legen einen fo hohen Werth darauf, daß neulich eine in Holland für die Summe von 3000 Livres verfauft worden iſt. Sie iſt hoͤchſt zerbrechlih, durchſichtig wie Glas, etwas perlmutterartig, hat einigermaßen die Farbe des Neaumurfchen Porzelans, daher fie auch ein wenig unducchfichrig iſt. Dieſes fchöne Pro: dukt von einem Mollusk hat das Anfehn einer phrys giſchen Muͤtze, deren Spiße ſich auf ſich felbft zus ruͤckkruͤmmt, ſchneckenfoͤrmig aufgerollt. Die größte befannte, die dem Lyonnet angehörte, maß zwey Zoll, zehn Kinien in die Länge, die Deffnung betrug zwey Zoll. Die, welche man in dem größen Na— turalienfabinet zu Paris fieht, ift nicht fo groß. Die on den Seiten bemerfbaren, etwas hervorfpringenden Falten, deuten die Vergrößerungen der Mufchel an, die fie nad) auffen zu nad) ihrem ganzen Umfange umgürten; Das innere ift einfad) und man entdeckt da nur leife Spuren, der allmäligen Falfartigen An fäße: Der Mund ftellt fein verlängertes Oval dar, wie ihn alle Verfoffer gezeichnet und wiederholentlich befchrieben haben, indem fie D’Argenvilfe copirten, vielmehr hat er eine Birnformige Geftält, ift rund, erweitert an einer feiner Auffenfeiter und endigt fie an der Seite des Kamms in einen. Punft, der wie Sloßfedern erhaben ift, und ſich nach der ganzen Lange diefer zerbrechlihen Muſchel hinzieht: dieſer Kamm iſt ganz einfah, gezaͤhnelt und ſehr ſcharf. Weil ich das. Eremplar in der Naturalienſammlung zu Paris genau. betrachtet habe,» Fanın ich für die Genauigkeit meiner Beſchreibung ſtehn. Iſch füge [4 25 ietzt hier eine Zeichnung hinzu, die ich haͤtte noch zuruͤckhalten koͤnnen, bis wir genauere Kenntniße uͤber das Molluſk, was dieſe Muſchel bildet, er— hielten. Man kann uͤbrigens die Zeichnungen von Argenville, Favannes und Boſc zu Rathe ziehn, die alle drey genau dieſelben ſind, die hinreichen, meine Ideen uͤber die Formen derſelben zu begruͤnden, wo man indeß nicht vergeßen muß, daß die Oeffnung bey allen dieſen Autoren ſchlecht gezeichnet iſt. - D’Argenville ift der erite, der diefe Mufchel in dem Anhange zu feiner Mufchellehre (1777), wo: von fich die erfie Nusgabe von dem Sahre 1742 da: tirt, zur Kenntniß des Publicums gebracht hat. Er meldet ung, daß fih diefe Mufchel in dem fürtreflis ben Kabinet Lyonnets fand, und daß der Befiker fie ald einzig und nur in feiner Sammlung fich befin- dend, betrachtete. Auch Favannes redet von Diefer Muſchel Lyonnets; allein zu gleicher Zeit fagt er auch, daß er eine zweyte kenne, die fih in dem Kabinet des Paul Meyer zu Amiterdam befinde und von Amboina Fomme; ich bemerfe hier nur, daß Rumphius ſie nicht Fannte, h Favannes Angabe ift indes beſtimmt und wird durch Das Zeugniß eines neuern Reifenden beftätigt, nemlich) des Kabillardiere, der zu denen gehörte, welhe la Peroufen auffuchten, Diefer Naturforfcher, den nicht der Tod, nicht phyfifche und politifche Stürme, denen er ausgefeßt war, hinrichteten, und deßen Anftrengungen und Bemühungen die Engländer, 26 unſere Feinde, *) auf eine fo edelmüthige Weiſe re- refpectirten, fagt und, daß das Andenken des Rum⸗ phius zu Amboina noch in Ehren gehalten wird und dazu beytraͤgt, die Liebe zur Naturgeſchichte, die *) Das Ohngefaͤhr des Kriegs hatte ale Samm⸗ lungen 2abillardieres, die er auf diefer Keife an legte, in die Gewalt der Engländer geliefert. Man betrachtete fie nicht nur als Privateigenthum, man fab fie als einen Schag an, der der Menfchheit gehörte, der Beſchreibung wegen, die der Weife davon machen fonnte. Sobald man diefe Samms lung zurüdfoderte, fchidte der Lord Grenville, waͤh⸗ rend eines heftigen Krieges, durch einen Parle— mentair die Kaften des franzoͤſiſchen Naturaliften nah Havre, Sie wurden bier ausgeladen, -ihrem Eigenthümer wieder gegeben, und das Schiff ſchlug felbft die Belohnung aus, die ihm das franzöfis ſche Gouvernement anbot, Sobald die Kaften am Lande waren, giengen die Engländer wieder unter Segel. Heil und Ehre der Nation, die fich durch ein ſolches Verfahren mit Ruhm bededt, indem fie fo die Wiffenfchaften refpectirt. Moͤch— ten doch in allen, ' befonder® in Seefriegen, bie Privargüter refpectirt werden und möchten die Pal: me der Gefechte nur Krieger von Kriegern anneh: men, damit der fleißige Kaufmann, der Weiſe und! Reifende nicht die Beute elender Corfaren würde, die eben folhe Serräuber find, wie die von Marocco, Tunis und Algier. oh 27 m: die Tage dieſes alten’ Naturfreundes verfehönte, zu unterhalten: *) fein Grab, in ber Nähe der Stedt, war noch) da, umringt von lieblichem Gefträuch‘, ein fo rührender, FTunftlofer und eines Mannes fo wuͤr— diger Schmud, der die Muße- feines Poftens dem Studium der Erzeugniße der Natur weihte, in deren Schooß er im Augenblicke des Todes zuruͤckſank: aber Rumphius mußte feine Neigung feinen Nachfolgern einzuflößen; die Oberhäupter von Amboina beſitzen ießt trefliche Naturalienfabinette, die wegen des Reich- thums und der Menge von Mufcheln merkwürdig find, Der Secretair des Eonfeils befaß große Sammlungen, Der Capitäin Huon, der das zweyte Schiff dies fer Unternehmung comandirte, ſchloß mit diefem Ser eretaire ein enges Freundfchaftsbündniß, der fich ein Vergnügen daraus machte, ihm viele Muſcheln von Seltenheit, zu geben, von denen der durchfichtige ) Ein kleiner Spasiergang, füblich von der Stadt, in der Nähe des Viertels, das die Europäer be— wohnen, genießt man den Anblid des Grabmahlg von Rumphius. Die Einfachheit dieſes Monu— ments erinnerte und an die ungefünftelten Sitten dieſes geſchickten Beobachters der Natur. : Sein Grab war mit Tieblihem Geſtraͤuch, was unter dem Nahmen panax fructicosum bekannt iſt, ums geben. « Labillardiere, Relation 'du 'voyage à la‘ recherche! de la Perouse, tome. premier, pag, 296, im go. { 28 * Nautilus die koſtbarſte war. Der edelmuͤthige Capi⸗ tain, der geſchickte Seemann, der es wuͤrdig war, uns von den Schiffen einer Unternehmung zu com⸗—⸗ mandiren,. ‚die der Menfchheit und der öffentlichen Wohlfahrt geweiht; war, erlag den Anftrengungen der weiten Reife; » ein hectifches Fieber riß ihn hin, das ihn lange Zeit ſchon abzehrte, ohne feinen "Muth niederzufchlagen, Als Freund der Wiffenfchhaften, fo. wie, feiner Kunſt *) fah er mit kaltem Blute die Ankunft des Todes und 'vermachte in einem Teftamenz te dieſe schöne Mufcbel dem Mufeo der Naturgefchichte zu - Paris. Er bewies, daß die Liebe zur Natur und zu ihren Erzeugnißen, den nie verläßt, den fie einmal gefeſſelt hat. Seine letzte Willenserfläs rungen beweiſen, daß füße Erinnerungen noch feine legten "Augenblicke : ausfuͤllten. Durch. diefe feine. Güte, freun wir uns alle »diefer koſtbaren Mufchel, die nun ein Eigenthum aller geworden if. Mit ben größten Verehrung habe ich fie unterfucht, und im mer wird fie uns an die Palme des Muthes und die Bürgerfrone erinnern, die das befcheidene Grabmahl des Mannes in barbarifchen, unwirthbaren Gegen⸗ den deckt. Uhr | ”) Er wurde nach feinem Teſtamente gegen die Mit- te der: Infel Pudycum in der Nacht begraben. Er wuͤnſchte kein Monument, weil er fürchtete, die Einwohner von Neu = Caledonien, möchten, den Begraͤbnißplatz entdecken. (Labillardiere, Voyage A la recherche, etc. tom. II pagogz38.)ı . ° 29 In den Nachrichten, die und Cabilfardire von dem durchfichtigen Nautilus giebt, finde ich von dem Thiere nichts, was. diefe Mufchel baut, Andern Reifenden ift e8 vorbehalten, uns im diefer Hinficht genaue Nathrichten mitzutheilen, - und wir fünnen es erwarten, daß die Rückkehr des Capitain Baudin (deßen Werf bereits im Druck erfcheint) uns befriedi- gen wird. -— Bonnet, ein junger Beobachter, ein Eleve der Centralfhule von Seine und Dife, der fih als Mitgehälfe der Naturgeſchichte auf dem Schiffe, was diefer Capitain commandirt, eingefch ft hat, hat geichrieben, daß man bey der Ueberfahrt von Teneriffa nach Isle de France, mehrere Weichwuͤr— mer von großer Seltenheit gefammelt und beobäachtet hat; unter andern auch den, der die Füftliche Mus fihel, die unter dem Nahmen Papiernautilus befannt ift, bildet; aber der junge Naturforjcher, bar zu bDiefer bloßen Bemerkung, weder eine Defchreibung, noch Zeichnung hinzugefügt. Set Fünnen wir uns in Hinfiht des durchfichtigen Nautilus nur gewißer Vermuthungen überlaßen, die beym Anblick der Mus fchel entjiehn, Man macht .aus dem Thiere, das fie bewohnt, ein neues Geſchlecht, das man Bullea (Blafenfehnede) nennt. Hierin find Dragarnaud, - Cuvier, Lamark *) und Bofe völfig einverflanden, *) Neuvieme genre. Bulle, bullea. Ein friechender, ovaler, länglichter, rund erhabener, mit Häuten an den Seiten befester Körper, die ihn einſchließen. Ein nackter Kopf, ohne Fuͤhl— 39 Wenn ich bier Vermuthungen auf: Thatfachen gründen darf, fo muß ich bemerken, daß Rumphius dieſe Muſchel nicht Fannte, er, der alle Mufcheln von Amboina und der umliegenden Gegenden fo leicht fammlen konnte. Wir finden fie ießt in den Samm: lungen der Nachfolger des Rumphius, die auf feinem Pfade wandeln, und mit Eifer die fchaligten Behau- fungen der Mollusken ſuchen, die diefe einfchließen. Es foheint, daß der durchfichtige Nautilus ießt hier fo befannt ift, als er unbefannt war, als der Na⸗ turforfcher von Amboina fein Werk fchrieb, Die äuffere- Geftalt dieſes Nautilus erlaubt es nicht, ihn unter die Argonauten zu rechnen. Da wir’s icht mit Gewisheit wiffen, daß dad Mollusk, was die Argonautenmufchel bewohnt, auf der hohen See ſchwimmt, fo Fünnen wir ihn nicht mit den ein- fchaligen Mufcheln vermengen, die unter dem Nah: men Cabochons befannt find. Die Thiere von einis gen derfelben find Mollusken mit Zühlhörnern verfehn, riechen auf dem Bauche, find immer an die Zelfen geheftet, auf denen fie kriechend umberfchleichen, nad) Art der Schnecen. Sie gehören weder zu den Schüffelmufheln noch) zu den Argonauten, Bruguieres wußte ebenfoll nicht, zu welder börner, ,„ Hinten mit einem weiten Sad verfehn, der die Dhren bededt, der einen mufcelartigen ‚Körper enthält. (Lamarck, Syst. pag. 63.) ’ 31 Claſſe er dies Molluſk rechnen ſollte. Er hat die Muſchel nicht in Kupfer ſtechen laßen. Sn dem Theile des Tertes der Encyclopedie, den wir von ihm haben, redet er nicht davon. Diefer geſchickte Mus ſchelkenner erwartete von der Zeit Aufklärungen, die ihm fehlten, um feine Meinung mit einiger Wahr: fcheinlichkeit zu beftätigen, Seinem Beyfpiele ahme ic) nach, obgleich) Lamark aus dem durchſichtigen Nau— tilus ein befonderes Geſchl echt gemacht hat und Boſc ihm nachgefolgt iſt. Das Mollusk des durchſichtigen Nautilus naht ſich vielleicht eben ſo den Meduſen, wie den Argo— nauten, oder bildet eine auſſerordentliche Art, die durchaus von ollen denen verſchieden iſt, die wir kennen. Erklaͤrung der drey und vierzigſten Kupfertafel. Figur 1. Ein durchſichtiger Nautilus. Dieſe Zeichnung iſt nach dem Original, das der Capitain Huon dem Muſeo vermachte, gearbeitet, Die Oeff— nung deßelben iſt nicht zuſammengedruͤckt, wie ihn alle Schriftſteller, die den Argenville abgeſchrieben haben, darſtellen. | 32 Figur 2. Der Argonaute des. Gualtiert *) Figur 4. Die Dragonermüge (Bonnet de Dragon.),. die alle Autoren zu der Schäffelmufchel rechnen; aber ' ihre Formen, ſowohl aͤuſſerlich als innerlich, die immer glatt und polirt find und die Zähne, indem fie den Rand der Mufchel zieren, hindern das Thier om Gehn, wenn es ein Friechendes Molluff, wie die andern einfchaligen Mufcheln, wäre, Dies bringt uns auf die Vermuthung, die Dragonermüße für eine innere Mufchel zu halten. Die Zeit und die Beobachtung allein kann diefe Vermuthung beftätigen oder ſchwaͤchen, die ich mir nad) den Gründen, die ich anführen will, erlauben zu Fünnen glaubte, *) Cymbium minimum, complanatum, an- gustum, ipsa puppe parum in principio subro- tunda, deinde aliquantulum per lineam rectam extensa; a qua sulcis, vel striae undatim, et irregulariter usque ad marginem deducuntur, striatum striis minimis transversis, margine acuto aliquando. fimbricato; ex subalbido cine- reum. Gualt. Ind. test. Conch. tab. ı2, let, D, 35 Schaligte, lederhaͤut ige Molluffen, Nautiluſſe. (Schiffskutteln.) *) Nautiles. Wenn eine Muſchel da iſt, fo muß fie von eis nem Thiere gebaut ſeyn; das Thier muß alfo felbft ebenfalls exiſtiren: der Naturforfcher, wenn ihm in diefer Hinfiht beftimmte Nachrichten fehlen, muß - durch angeftrengte Müh und forgfältige Unterfuchuns gen dann die Schwierigkeiten befiegen, die fich ihm entgegenftellen. Wenn er ſich mit Eifer und vertrauungsvoll feinen Forſchungen überläßt, fo wird es ihm gelingen, ins Innere der Natur zu. dringen; ‚und verbirgt fie bisweilen noch einen Theil ihrer Ges heimniße, fo ſcheint es, als ob fies gern fieht, daß man mit einer gewißen Gewalt auf fie eindringt; denn immer erhält man von ihr, oder entreißt ihe einige Gunftbezeigungen, die und reichlih für Die Muͤh belohnen, die man anwandte, um fie zu ers halten. | | [ *) Tafel LLIV. 54 Diefe Bemühungen, dieſe Anftrengungen gewäh- ren die füßeften Genuͤße; fie find fo rein und ftilf wie die Quelle, aus der fie fließen. Kein Vergnuͤ— gen gleicht dem fo lebhaften, was den Naturforfcher ergreift,. wenn er endlich, auf rauchen, fieinigten Pfaden, zu dem Gegenftande feiner Wänfche gelangt, befoaderd wenn er verzweifelte, ihn ie zu erreichen; die Dornen, die ihn mehr ald einmal im Fortſ rei⸗ ten hinderten, verwandeln fi fogleib in Rofen; flott der Dornen pflüft ew nun mur Blumen. So Fann ich nach langen Unterſuchen eine aute Abbildung von dem Molluff, der die Scheffskuttel bewohnt, eine rothfahle Farbe bat, im Innern dunfel, perlmut—⸗ terartig ift, liefern. Sie foll ung als Vorbild zum Gefhlehte der Nautiluffe dienen, indem wir ung der Gefchlechtsfennzeichen bedienen, die Dies Thier von allen andern Molluffen unterfcheiden, — — —— Der Koͤrper des Nautilus iſt gerundet, wie der der Polypen und in einen muskuloͤſen Sack einge— ſchloßen, der Feine andere Oeffnung hat, als den die Unreinigkeiten abfuͤhrenden Kanal. Die Rüden: baut verlängert ſich Hinter dem Kopfe her in eine weis te Kappe, die dem Moluff zum Segel dient. Zahl: reiche, gefingerte Urne fiehn auf dem Kopfe, um den Mund, der mit einem bornartigen, gebogenen Schnabel verfehn if. Der Körper läuft an feiner Baſis in einen nervigten (bisweilen in mehrere) fehr verlängerten Faden aus. Die einſchaͤlige Mufchel 35 hat die Geftalt einer erhabenen Fläche; der nicht ſichtbare Wulft ift nach inmwendig zu; fie ift mit Kam» mern verfehn und alle Kammern durchzieht ein ners pigter Faden, der dem Thiere dazu dient, fich fefle zuhalten, Das — die al die Schiffskuttel. 71 Le grand Nautile flambé. Das Molluff, was dieſe ſchoͤne Muſchel baut, gehoͤrt zu den ſonderbarſten von allen denen, die nach *) Nautilus pompiliu, Lin. Syst. nat. verm. test. gen. 318, sp. ı, pag. 3369. — Nauti- lus alter. Belon, Aquat. tab. 382. — Nauti- lus alter. Arıst. üb, 4, .c. 1. Nautilus älter. Aldrovand. de test. lib. 3, cap, 4, pag. 263, 265 et 266. — Cochlea margaritifera, Per: lerımutterfchnede, Rondeélet, seconde partie de l’Hist. ent. de poissons, liv. 2, chap. 22, pag. 63. — Nautilus major crassus. Rumph. Amb, | tab. 18, Fig, A, C. — lIonston. de Exang. aquat. tab. 10, Fig, 3 et4. — Coch. mar- = 56. * und nach gezeichnet werben; durch ihre Bildung deu⸗ tet ung diefe Mufchel an, daß fie einem fchiffenden Thiere angehören muß. Seit dem Ariſtoteles ift der Nahme derfelben bis auf unfere Zeiten. unverändert gekommen, Er hätte ieden, vermöge feines Anſehns gar. Gesner, de crustatis, . pag. 251, Fig. 2. — Lister, Hist. conchyl. tab. 551 et 550, Fig. 3. — Gualtieri, Index. test, tab. ı7. Lit, A — Petiver, Amb. aquat. 3, Fig. 7. = Bonnani, Recre, ment. et oc. class. 1, nos 1 et 2, pag. 88 — 89. — Kircher, Mus. class, I, ’Fig. 1— 8, pag. 500 — Seba, Test. tom. IM, :tab.' 84.1, 2 — 5, Pag. 175 — 176. — Knorr, Del. des yeux et de Vesp, part. ı, pl. I, pag. 5. et 6;- et delic. de phys. tom. ı, pl. B, Fig. ı — 2, pag. 38 — 39. — Martini. Conch, I, tab. 18, Fig. 164, et tab, ı9, Fig. 165 — ı66, et pag. 222, — Klein, Method. ostrac. tab. ı, Fig. ı. 2. — D’Argenville, Conch. pl. V. Fig. DEF, p. 201, — Favannes, Catal. de Latour d’Auv. pag. 59. art. 255, 256, 257. — Valmont de Bomare, Dict. — Lamarck, ‘Syst. des an. sans vert. gen.- 85, pag. 99. — Cuvier, cinqui&me tableau, Lecons d'an. comp. tom. I. — Bosc, Hist. nat. des coq. tom V. päg. 162, et pl. XLU, Fig. 1. — - Scheuch- zer, Bib. sacr, vol. I, pag, 20, et tab, 19, - Fig, A, 2 37 zuruͤckhalten muͤßen, der auf ben fonderbaren Einfall Fam, dies Thier und feine Schale zu den Schneden und Friechenden Molluffen zu rechnen. Ariftoteles ift der einzige Schriftfteller des Alter: thums, der und einige ſchriftliche Nachrichten von der Schnecke hinterlaßen hat, er nennt fie Nautilus oder Schwimmer und giebt uns damit einen Beweis, daß er das Thier auf der See ſchwimmen fah. Ume 'fonft beginnt man einen Streit über diefen Punkt: feine Ausdruͤcke find beſtimmt; nichts ift fo gewiß und abgemeflen, als das Wenige, was er davon fchriftlich hinterlaßen hat; einige Worte waren ihm hinreichend, um das Daſeyn des Nautilus zu beftä= tigen, von dem wir bier reden. „Es giebt, fagt Diefer Philoſoph, zwey Arten von Polypen, bie in Muſcheln eingefchloffen find; die Schalhülle des einen diefer Arten ift vertieft und hängt mit feinem Thiere nicht zufammen; das andere ift mit einer dichten und ſtarken Mufchel bedeckt, die es nie verläßt, und es beanügt fi) blos damit, bisweilen feine Arme aus derjelben hervorzuftreden, Bey der Gefhichte des Papierargonauten haben wir's gefehn, Daß es zu Ariſtoteles, wie zu unfe= rer Zeit, allgemein angenommen war, daß der Ar: gonaute feine Mufchel verlaßen koͤnne, an der er nicht befeftigt fey, oder daß fie die Beute irgend eines Schmarogerpolypen würde, der mit ihr nicht in genauer Verbindung fteh. Ich werde Dagegen beweiſen, in der Folge dieſes Artifels, daß der ſtautilus mit feiner feften, ſtarken Mufchel zufam: 38 menhängt, und daß man nicht vermuthen kann, er werde fie gutwillig, felbft bey gewißen Gelegenheiten, verlaßen. Ob wir es gleich bedauern, daß Wriftos teles nicht mehr über dies Moliuff gefagt. hat, fo reicht Doch dad, was er. uns über die dicke Mufchel fagt, die dem Thiere zum Aufenthalt dient, bin, am ieden Zweifel niederzufchlagen, als. ob er von diefer Muſchel nicht hätte reden wollen. Seine Cor: refpondenz erftreckte ſich bis nach Indien, wo man in den Meeren dies Mollusk noc) findet. Als dies fer Philofoph den Alexander verließ, um diefen er: oberungsfüchtigen König nicht mehr nachzufolgen, und dem Maoffengetöfe entging, um in Athen in Ruhe fih dem Studium der Naturgefchichte zu überlagen; fande ihm Alerander nicht allein 800 Xalente, eine fehe große Summe für die damalige Zeit, die faft eine halbe Million nach unferer Münze ausmacht, um ihn‘ bey den großen Koften, die dies Studium fodert, zu unterjtügen; er überließ feiner Dispofition aud) Jaͤger und Zifher, damit dieſe Nachforſchungen, welche er ihnen auftrug, auftellen Eonnten, | Ariftoteles Fann- alfo Mufcheln des Nautilus vor Augen gehabt haben, die mit gefchriebenen Nachrich- ten über das Thier, was fie einfchloffen, begleitet waren, die ihm feine Correfpondenten aus Indien uͤberſchickten, die das Molluft ihm nicht überliefern Eonnten, die aber, im Gefolge des Aleranders, dies hier auf der See ſchwimmen fehn konnten. Ariſto⸗ teles fieht auch) nicht an, - dem Thiere den Nahmen Nautilus zu geben, der ihm am angemeifenften ift, Plinius und andere alte Autoren fihrieben den Ariftos 39 teles ab, allein fie erwähnen des indifhen Nautilus nicht mehr. Alle verweilen fi) bey den Argonauten, deßen Urt zu ſchiffen und Bewegungen fie mit fo vie— ler Eleganz als Genauigfeit befchreiben, Keiner von ihren fchrieb eine allgemeine Thiergefchichte,. Den: felden Nautilus finden wir noch test in den afrifanis ſchen Meeren, hinter dem Vorgebirge der guten Hoff: nung; Die griechifchen und römifchen Autoren hätten ihn eben fo gut, wie Ariftoteles, Fennen lernen koͤn— nen; allein bey ihren poetifchen Erzählungen, war. e8 ihnen natürlicher, die Sthilderung eines ſchiffen— den Thierd zu liefern, als die Arten, die fie als mitverwand anfahn, genau zu befchreiben; dieſe ges nauere Beſchreibung war ausfchließend dem Natur— forfcher vorbehalten, der altern die charafteriftifchen Verſchiedenheiten angeben Fann, Belon, indem er diefes treflihe Studium wies der von neuem belebte, wo er der Spur des Ariſto— teles nacfolgt, kennt das Thier nicht, was den. fautilus bewohnt, allein er Tie& ihm den Nahmen, welchen Ariftoteles demfelben gegeben hatte; um ihn nicht mit dem des Argonauten zu verwechfeln, nannte Belon Die Schnee Perlenfchnecde; er meldet uns noch, daß fie die Franzofen zu feiner Zeit Porzelan- ſchnecke nannten, daß fie fie fehr ſchaͤtzten, weil fie daraus koſtbare Gefäße verfertigten, um damit ihre Silberſchraͤnke auszuſchmuͤcken und fie legten einen fo hohen Werth Darauf, wie die Alten auf ihre Foft: barften Trinkgefaͤße. 1 ‚Rondelet, der durchaus mit Belon uneinig ift, | 8 49 fällt in fonderbare Irrthuͤner: die Sucht, ienem Berfaffer zu ſchaden, fiheint ihn fo verbfendet zu haben, Daß er die beyden, von Arifioteles angezeige _ ten Arten des Nautilus, ald Argonauten anfieht. Cr führt eine Mufchel der alten Kreifelfchnecde an, iekt unter dem Nahmen Kugelfchnecfe befannt, die Favan— - ned auf der XXVII Kupfertafel, Buchſtabe B, hat ftehen lagen, mill den Nautilus als eine Art von Schnece anfehn und leugnet durchaus, daß fie zu den befchalten Polypen des Ariftoteles gehören. fünne, Meiter erwähnt er von dem Molluft, das dieſe Schneden hätten bauen koͤnnen, nichts, denen er den Nahmen, perlenfarbige Schnede giebt. Ronde⸗ let und Belon erklären, ein ieder nach feiner Ma- nier, den Ariſtoteles, und entfernen fih von der einfachen Anzeige, die diefer Philofoph über das Thier gab: fie war ihnen hinreichend und fie wollten sicht tiefer in ihren Gegenftand eindringen, Don dem Molluff, das ihre Tebhaftefte Neugierde hätte erwecken müßen, fagen fie nichts, Vergebend ſucht Aldrovandi bey dieſen Autoren Stoff zu ſeinen Compilationen; ihr Schweigen iſt die Urſache des ſeinen; und er weiht kaum eine halbe Seite dem zweyten Geſchlecht des Nautilus von Aris ‚Hoteles, er, deßen ausgedehnte Gelehrfamfeit fich oft über weniger merkwürdige Gegenftände, als dies fer bier ift, verbreitet. Er treibt die Sorglofigkeit fo weit, Daß er feine fünf Figuren, die er davon liefert, nicht einmal mit einer Befchreibung verfehn hat und zeigt fie nur mit wenigen Morten an. Man kann es hier bemerken, daß er nur unkenntliche, oder 4 gefaßte, geſtochene Muſcheln in der Art beſaß ©; die Ränder, von denen der beyden erſten Figuren - find zerbrochen und im Kleinen vorgeftellt; ihr Hin- tertheil ift zerbrochen und es ſcheint, daß er fie hier ald zwey verschiedene Arten darfiellen will, weil die eine noch ihre flammige Bedecfung, da die andere nur das Perlemmutterartige noch hat, das fih unter der erften Rinde findet. Hinter diefer findet man andere, in die die Indier Blumen und Vögel gefto: Sen haben, Die beyden darauf folgenden Figuren find lehrreicher; fie geben uns einen in der Mitte durchfägten Nautilus, der uns feine innere Organi- fation darftellt: dieſe Figuren find recht gut; wenig- fiens liefern fie eine deutliche dee von dem, was der DBerfaffer hat vorftellen wollen, Die hintere Kammer ift indeß fehlerhaft. - Nachdem Gesner einen Augenblick dem Ariftoteles nachgefprochen hat, vermengt er mit diefen Mollufs fen den Argonauten und feine Mufchel; aber er ftellt die des Nautilus unter die Schalthiere. Die zweyte Figur des verftünmelten Nautilus von Aldrovandi, bat er bier ſchlecht copirt; er halt ihn nicht für einen Nautilus, aber man fiehbt, er hat den Belon und Rondelet geleſen.“ Dieſe Mufchel, fagt er, bie *) Nautilus testa rudi cortice obtecta, ac varie- gata castaneo colore. — Nautilus alter laevi- gatus. : Uterque operta perfracta prora. Al- drov. de tert, lib. 3, p. 265, Fig. ı et 2. 42 man gemeiniglich Perkmutterfchnede nennt, die aus Indien zu uns koͤmmt, ſo wie ans dem Perfifchen Meerbufen, hat die Farbe und den Glanz der Per— len, allein man findet dergleichen nicht in ihrem Sn. nern; es giebt Autoren, fügt er hinzu, die fie alg eine zweyte Art des Nautilus betrachten, allein dies. ift unrichtig, In diefer irrigen Meinung giebt Ges: ner dieſer Mufchel den Rahmen — So iſt unſer Woutilus alſo — Weil ihn Belon im Franzoͤſiſchen große Perlniuttermuſchel, Porzelan = und Perlenſchnecke nennt, ſo machen Ron⸗ delet und Gesner aus ihm eine Schnecke und leugnen, daß fie ein Nautilus ſey. So viel Irrthuͤmer kann die Veraͤnderung des Nahmens erzeugen! Selbſt die alten Naturforſcher fallen in ähnliche Irrthuͤmer, fie, die nicht in dem Grade von der Krankheit der Neue: zungsfucht angefteckt waren, die ni * Shrift⸗ ſteller plagt. Es iſt fuͤr Jonſton ein Verdienſt, daß er dieſer Muſchel ihren wahren Rang wieder angewieſen hat *), ob er gleich in dem Texte, mit dem er die Figu⸗ ren begleitet, nur wenig son ihr fagt. Er neigt fih auf Ariftoteled und Belons Seite, copirt auch die fhadhafte Figur Aldrovandis, aber in der Ab⸗— fit, uns wiffen zu lagen, daß diefe Mufchel ein *) lIonston, Hist. nat. de exang. aquat. Pag: 30, ‚tab. 10, Fig. 3 et 4 45 Nautilus iſt, zu dem er eine gute Figur, die ganz vollkommen ift, von dem Schiffsboot hinzufüst. Sie ift mit einer marmornen, Faftanienfarbenen Dece überzogen und ihre Spitze iſt perlenmutterartig, ſchwarz oder blau ſchildernd. Liſter, Bonnani und Kircher machten es eben ſo und entſchieden das Schickſal dieſer Schnecke. Gu— altieri ging weiter, er nannte nur die Muſchel Tau: tilus, von der wir reden, ‚trennte fie von den Ars gonauten, denen er den Nahmen Boot ertheilte, Diefe Art zu fehn, mußte netürlich auf Linnée ihren Einfluß aͤuſſern und zu der Theilung Anlaß geben, bie der berühmte Naturforfcher en und die ießt fo allgemein angenoinmen iſt. | Rumphius lehrte uns endlich umſtaͤndlich und beſtimmt das Thier kennen, welches ſich ein fo reis ches und elegantes Hans baut. Wir muͤßen ung nit, wie es alle Neuern ohne Ausnahme gethan haben, bey einer Figur diefes Naturforſchers verwei— len, die man für eine Misgeburt gehalten hat, die man in feinem Werke *) auf der XVII Aupfertafel, Figur B ſieht; fie ſtellt wirklic dies Mollufk dar, aber durch das Zufammenfchrumpfen verdorben, dem ' fid) alle diefe Thiere, ſobald fie fi) gefangen fehn, überlaßen. Es ift oft eine große Kunſt und mehr als Geduld nöthig, um fie zu vermögen, fich noch *) Rumph, Amboin, tab. 17, Fig, B. 44 einmal in dem Zuftande der Ausdehnung den Blicfen des Beobachters zu zeigen. Im Allgemeinen, wenn die Molluffen gefangen find, ziehn fie fich in ſich felbft zufammen, rollen und falten ihre Auffern Glie- der über einander und beharren in diefem Zuftande des Zufammenziehens und vielleicht der Verzweiflung, ohne Die Glieder ferner noch ausftreden zu wollen, die ihnen weiter nichts mehr nüßen. Allein die von Rumphius befannt gemachte Figur ift Feineswegs zu verachten und verdient die Vorwürfe nicht, "die man ihr machte; alle Hintern Theile, die des Rückens und des Maftdarms, find mit Genauigkeit hier dar— geſtellt; man fieht hier die Geftalt des Bauchs, bie die der Kammern und ihrer Mitfammern beftimmt; ber Nerven, der fich durch iede derfelben fortzieht, obgleich, zerriffen, doch vollfommen abgezeichnet. Man Tann die zufammengefihrumpfte Ruͤckenhaut fichtbar bemerken, fie ift zufammengezogen; e3 läßt fih ein fehr bervorfpringendes Auge entdecken und der Maft: darm liegt ohne Zweifel da, Wenn diefe Figur, ‚die man fo fehr verachtet hat, etwas zu wünfchen übrig Laßt, fo iſt's in Abficht der vordern Theile, im de= nen des Mundes und der Arme, faft ohne Zahl, die ihn umringen; allein der Tert des Rumphius koͤmmt uns bier zu Hülfe und nichts gleicht feiner Deutliche feit, wie man fehn wird. Als der Bewohner eines Landes, wo der Nautilus fo haufig ift, wo fich die Voͤlker feiner Mufchel bedienen, um eben fo daraus Mirthfchaftsgeräthe zu mahen, wie es die Amerikas ner und Afrikaner mit ihren Flaſchenkuͤrbißen machen, konnte er das Thier häufig, aber immer zuſammen— gezogen,. fehn, Im Rumphius finden wir ales, 45 was in der Furzen Anzeige des ANriftoteles fehlt, As der fürtreflichite Beobachter erfüllt Rumphius in dies fer Hinficht unfere Wünfche, Er hatte es vollfom- men bemerkt, daß der Nautilus von andern Mollus— Ten mit Mufcheln verfchieden wäre: denn er ſagt ung beftimmt, daß der Bewohner diefer ſchoͤnen Mufcheln eine Art Polype iſt, oder ‚wenigftens ein Thier, dag dieſen raubfüchtigen Molluffen ſehr nah koͤmmt. Mir lagen ihm felber reden, um fo mehr, da feine Ar— beiten ihn angehören und e8 ſchwer feyn würde, beßer —zu reben, ald er, „Unter den unfchaligen Mufchein, ift der Nautilus die merfwürdigfie, denn er arenzt zugleich an die Fiſche und Schalthiere, und darin une terfcheidet er fiih von diefen. Der Bewohner, wel: ber diefe Mufchel bildet und baut, ift eine Art Pos lype. „Die Perlenmuttermuſchel wollen wir in der Art beſchreiben, daß wir zuerſt von der Muſchel und dann von dem Molluff reden, was fie bewohnt, Die Fi— gur dieſer Mufchel ift fchneckenartig, allein fie naht ſich mehr den fo flarfen, die unter dem Nahmen Am—⸗ monshörner bekannt find, oder vielmehr einem Boote ohne Kiel. Ihre Größe von vorn bis hinten hin, beträgt fechs bis fieben Zoll. Der Vordertheil bildet das Boot, mas oben vier bis fünf Queerfinger breit if. Der Hintertheil hebt fich über diefe Oeffnung empor, ſteigt wie eine runde Schnecke in die Hoͤh, die ſich auf ſich ſelbſt zuſammenrollt. „Dieſer erhabene Hintertheil iſt von der Vertie— fung dieſer Schaluppe durch eine Wand geſchieden, 46 „er der man ein Kleines rundes Loch wahrnimmt, durch das man.eine große Nadel ftechen Eann, nad) auffen zu ift es weiter als inwendig, wo es in eine kurze Röhre fih endigt. Der erhabene Hintertheil ift in feinem Innern durd eine Menge Eleiner Kammern, die durch ähnliche Wände gebildet werden, abgetheilt, durch alle führt das Loch, von dem wir gefprochen haben. Die Mufchel Hat zwey Gewänder, die feft mit einander verbunden find und die Stärde eines Meffers haben, Die Auffere Bedeckung ift grob, wie bey andern Mufcheln, Leicht runzlicht, durchaus nicht glatt und von fchmußig weißer Tarbe, unten durch breite und braune Striche geflammt, die an Breite verlieren, ie nachdem fie-fich nad) dem Hinz tertheil hinziehn: der innere Theil diefes ſchnecken— förmigen Hintertheils, ift ſchwarz und unten perlmut⸗ terfarbig. Sm Sunern finden ſich zwey Anftriche, der eine jtark perlmutterfarbig, ins Grüne und Rothe fpielend und die Farben des Regenbogens zuruͤckwer⸗ fend; fo fchön diefe Schale ift, die Perkmutterfarbe ift nicht durchfichtig und. hat die Hälfte der Stärke einer Mefferklinge. Die Wände find von einem weit weitern, ſchoͤnern, glatten, leuchtenden, wie Gil: ber glänzenden Perlmutter, gebildet;- fo, daß diefe Mufchel dur ihre Perlmutterfarbe alle andern Mu- ſcheln übertrift.‘ Das Thier, was fie bewohnt, kann als eine Art von Polyp angefehn werden, es hat aber ein fonderbares Anfehn, was nach der Vertiefung feiner Mufchel gebildet ift, die ed nicht ganz ausfüllt, wenn 83 fich in derfelben verbirgt, Die hintere Parthie 47. feines Körpers druͤckt fih gegen die untere Seite des Hintertheild, indeß feine obern Theile (die die untern find, wenn das. Thier auf dem Meeresgrunde riecht) mehr glatt, obgleich noch rund, faltig, knorpelicht find. Sie find braun oder rotägelb, mit fchwargen Strichen gefleckt, die in einander fließen, wie bey den Polypen, Der Bordertheil des Körpers, der auf die untere Seite des Hintertheils drüct, und der beym Gehn folglich der obere Theil wird, ift auch etwas knorpelicht, aber nicht fp, wie die vorberges henden. Theile, : die mit vielen Schröpffüpfen befest find. Mitten ir diefen Theilen, nach dem Kovfe zu, ſieht man eine Dienge Kleiner Tüße, die in flei- ſchichte Lappen, Die auf einander liegen, auslaufen und. von teder Seite den. Mund bedecken. Jeder dies fer Lappen ift wie eine Kinderhand gebildet; die größ- ten: unter ihnen, : die aͤuſſern, endigen ſich in zwan⸗ zig dieſer Finger oder kleiner Fuͤße, alle haben die Laͤnge eines halben Querfingers, die Dicke eines Strohhalms, ſind rund, glatt und haben die Schroͤpf⸗ koͤpfe nicht, die man an den Fuͤßen der Polypen wahrnimmt, aber gegen das Ende find fie ruderar⸗ tig platt. Ueber dieſen großen, fleiſchigten Lappen liegen andere kuͤrzere. Die Zahl der Finger von dieſen iſt geringer, fie haben deren nur ſechszehnm; auf dieſe folgen andere noch kuͤrzere, die ſich big zum Munde erftrecden. Died Thier kann die Finger beliebig verlängern und verfürzen, denn fie dienen ihm nicht allein zum Gehn ald Füße, fondern euch als. Arme und Hände, um fid) der Beute zu bemäd)- ‚tigen und. fie zum Munde zu führen. Der Mund iſt mit einem fehr gekruͤmmten Schnabel bewaffnet, 48 wie der der Dintenfijche; die obere Hälfte des Schna⸗ bels ift groß, gebogen, an den Rändern gezähnelt, die untere, weit kleinere Hälfte, ift gleichfam in dem. Oberfchnabel verborgen, beyde find fpig, ge⸗— bogen, fo, daß fie das Fleifch leicht durchdringen fönnen, Diefer Schnabel ift hart, von fehwärzlich- blauer Fatbe, von Lippen umgeben, die weiß, fleis ſchigt, lederartig und bisweilen fo lang find, daß fie den ganzen Schnabel bedecfen, der übrigens im- mer in einer gallertartigen Tünche, fo wie in der Menge der Füße, die ihn umringen, verborgen liegt, fo, daß man ihn nicht anders wahrnehmen Fann, ald wenn man Gewalt brauht. Die Augen liegen etwas tiefer, auf beyden Seiten, find fehr groß, aber. man findet darin Feine Augenfugel, ob man gleich die Scheibe darin wahrnehmen kann, die mit einem Blutähnlicden, dunkelblauen Safte angefüllt if. Vom NHintertheile des Körpers, d. h. von dem, der auf der erften Kammer ruht, läuft ein fehr ver: längerter Nerve aus, der durch die Löcher aller Kam: mern geht und fich bis zum Aufferfien Theil der Win- dung erftreckt, dur ihn hangt dies Molluff mit der Mufchel zuſammen. Die andern Kammern find ganz leer. Diefer Nerve zerreißt ungemein leiht, wenn. man das Thier aus feiner Wohnung ziehn will, Uns ter dem Munde hat dies Molluff noch eine Röhre, oder einen fleifchigten, faft runden Strang; feine Farbe ift, wie bey den Dintenfifchen und Polypen, weißlih, und in diefem Kanal findet man einen Aus» wuchs in Geftalt einer Zunge; dieſer Kanal dient diefen Thieren, fo wie den Dintenfifchen unbezweis — 49 felt dazu, um den ſchwarzen ‚Saft fortzufchaffen. Der Bauch hat Feine horizontale Oeffnung. „Um eine vollkommne Kenntniß von diefem Mol: Iusf zu geben, zeichnen wir es hier in derfelben Stellung, die ihm gewöhnlich iff, wenn cd auf dem Mafjer fchwimmen will, nemlich die Oeffnung feines Fahrzeugs dem Himmel zugefehrt. Sein Magen ift mit Sand, Kleinen Steinen und den Leberreften von Auſtern angefüllt u. |. w. Menn das Thier auf dem Waſſer ſchwimmen will, fo ſtreckt es feinen Kopf und alle feine Safern aus der Mufchel; es breitet fie auf dem Meere aus, und halt immer das Hin tertheil auf der Oberflähe. Will. es auf dem Mee—⸗ reögrunde Efriechen, jo nimmt es eine entgegengefekte . Stellung an, bedeckt ſich alsdann mit feiner Mu- fhel, fein Kopf und feine Fafern ruhn dann auf: ‚ dem Sande, über den es fihnell genug hingeht. Auf dem Deeresgrunde hält ſichs am liebften auf und koͤmmt bisweilen in die Sifchreufen der Sicher; aber nach einem Sturm, wenn die Ruh wieder hergeftellt ift, flieht man Siefe Thiere haufenweife auf der See ſchwimmen, wahrſcheinlich durch das Wetter aufges ſcheucht, und ihren tiefen Zufluchtsorten entriſſen, wo fie vermuthlich in Geſellſchaften leben. Ihr Schif— fen iſt von kurzer Dauer; ſie ziehn alle ihre Faſern ein und eilen in die Tiefe. Oft findet man die Mu— ſchel des Thiers auch leer, mit der die Wellen ſpie— ‚len, oder ans Ufer geworfen, Es wird, da es ohne Waffen ift, Die Beute der Krabben, Hayen, Kaimars und anderer gefräßigen Fiſche, denn faft immer findet man die leeren Muſcheln an den Ran: D ; 50 dern befchadigt, und de dies Mollusf mit feiner Mu—⸗ fhel nur in einem Punkte zufammenhöngt, fo fällt e3 feinen Feinden nit fihwer, es aus derfelben zu reiſſen, um es zu verjchlingen, indem fie die Schale degelben fahren lagen, Diefer Nautilus, wenn er noh jung ift, und Faum die Größe eines zwölf Sous-Stuͤcks erreicht hat, tft inwendig und aus— wendig. perlmutterartig. "(Rumph. Amb. livr. 2, ‚chap. 59; 60 et 6ı.) Unabgefehn von der Geftalt des Mollusts, das den Nautilus bewohnt, deßen vordere Theile zufams mengefehrumpft find, hat Rumphius einen fürtrefli- hen Kupferftih von der Mufchel hinzugefügt; die, welche er darjtelle *), iſt eine der niedlichiten und ſchoͤnſten, die wir kennen; ihre Streifen, von roth— fahler, Taftanienartiger Farbe, zieren die aͤuſſere Schale, bis zu den letzten Rändern der Muſchel; und man bemerft da vollfommen das allmälige An- wachfen, das mit iedem Augenblicke, fo lange das hier lebt, fih an die Altern Anmwüchfe ſchmiegt, indem es den Umfang der Mufchel vergrößert, die den Körper defelben umfchließt, ie nachdem diefer an Größe zunimmt; Diefed Auffere und gefärbte Aus— gefchwigte iſt das Produft der breiten Haut, die dem Mollusk auch zum Segel dient. Wenn innere, perl: mutterartige Lagen die Feſtigkeit der Mufchel befoͤr— dern, fo haben ſich diefe fpätern Lagen durch ein *) Rumph. Amb: pl, XVII, Fig. A. 5 nachheriges Ealfartiges Ausdünften angefekt, das aus allen Theilen des Körpers Diefer Thiere hervorzugehn fiheint; wir werden ihre Arbeit beobachten, wenn wir von der Manier reden, auf die fie Die einander fo nahfiehende Kammern bilden, die ihre Mufcheln mit fo vieler Eleganz als Regelmaͤßigkeit von einan— der ſcheiden. Halma hat ung auf derfelben Kupfertafel des Rumphius einen in der Mitte durchgeſaͤgten Schiffs— kuttel geliefert; die Figur ift gut genug; man fin— det darin einen Beweis feines Scharffinns und feines Beobachtungsgeiſtes, weil er den großen Raum, den der Körper des Thierd einnimmt, welcher in ber leßten Kammer ruht, hat vorfiellen laßen, und der einen hinlänglich großen Raum bedarf, ihn zu be- herbergen. Indem wir die Schriftſteller durchgehn, die nach Rumphius uͤber die Naturgeſchichte geſchrieben haben, ſo ſieht man, daß die Figur, die er in ſeinem Werke bekannt machte, immer ihre Neugierde erregt hat. Da fie mehr Richtigkeit und Genauigkeit von ihr fos derten, fo haben fie einige zu erklären gefucht und andere ganz verworfen. Die, welde fie annahınen, ließen fih nach) und nach den holländifhen Text des Rumphius überfeßen, was nur durch einen Mufchel: fenner geſchehn konnte; und da ſie wahrfcheinlich dar zu den erften, beſten Leberfeßer nahmen, fo fanden fie in der Ueberfeßung noch mehr Dunkelheit, als in | der Figur, Sp hat fih Argenville taͤuſchen laßen, fonderbare Bemerkungen und irrige Beſchreibungen v 52. | uns mitgetheilt. Rumphius war fehr ungluͤcklich, in die Hände eines fo unfundigen Ueberfeßers zu. fallen. Da nun unſere Schriftſteller den Rumphius nur in Argenville geleſen haben, ſo haben alle die Figur ienes Naturforſchers als eine ungeſtaltete Maſſe an— geſehn, die nur verwerflich ſey. Favannes, der die Kammern, in die das In— nere der Muſchel getheilt iſt, gezaͤhlt hat, ſagt, daß ſich deren 30 bis 40 in dem Nautilus derſelben Art finden; hierin ſtimmt er mit Argenville überein; als lein von der andern Seite fagt ung Halma, daß er deren bis 50 zahlte, und er glaubt, daß in dem Nautilus, den er durchfägen ließ, deren noch meh— rere waren, da nemlich mehrere, ob er fib gleich der feinften Säge bediente, nach der Spiße der Wins dung, die von Aufferfter Zartheit waren, zerbrachen. Sch ſchließe hieraus, daß fich die Kammern mit dem Alter des Thieres vermehren, und daß es iedesmal eine neue bildet, wenn fein Körper gezwungen tft, ſich zu der weiten Leere zu erheben, Die feinen Auf: enthalt ausmacht, Ein junger Nautilus kann in Wahrheit nicht fo viele Kammern haben, als ein al- ter und braucht fie auch nicht, weil er fich noch nicht große Kammern hat verfertigen fünnen, die immer dem Durchmeſſer der Mufchel angemefjen und Die, Folge des Wachsthums des. Körpers von dem Molust find. Was die Tiefe von 3 bis 6 Zoll betrift, die Favannes der Deffnung oder dem Theile der Mufchel beilegt, wo das Thier wohnt, wenn e8 zu feiner | | 9 größten Entwicklung gebiehn ift, fo richtet fich diefe Ziefe nach denfelben Gefeßen und muß nad) der Be- fchaffenheit der Individuen große Verfchiedenheiten darbieten. Ich beſitze die Muſchel eines Nautilus von Amboina, die eine Tiefe von mehr als ſieben Zoll und eine Oeffnung von 3: Zoll hat. Dies fheint mir die erfie Größe eines Nautilus zu ſeyn. Ich habe wentge von rinem ſolchen Umfenge gefunden, indes ich in meiner Sammlung ungeheuer große, ver: fteinerte Nautiliten habe, Die faft einen Fuß lang find. Favannes hat indeg die Entfernung zwıfchen don letzten und eriten Kammern vollfommen beobach— tet, fo wie such Die geräumige Wohnung, die mehr als zwey Drittbeile ausmacht, mo das Thier fich auf: hält, indem es zu den nachfolgenden Kammern in . die Hoͤh fleigt, Dies ift ein fehr beträchtlicher Raum, wie wir ihn ben den Ammonshörnern und allen Mu— ſcheln diefer Art finden. Ä Lamark, indem er von dem Nautilus, wie e8 auch Gualtieri und Linnee gethan haben, die Mus fhefn trennt, die nicht zu ihm gehören, macht dar: aus das erfte Gefchlecht feiner dritten Unterabtheis lung. Er giebt Eeine vollfommnen, charafteriftifchen ° Kennzeichen an, Den einzigen Charakter, ben id) als wirklich generifch betrachte, der uns dazu dienen kann, dieſe Thiere gemwiffermaßen zu claffificiren, finde ich darin, daß die Mufcheln auf ſich felbft ge: rollt und Fammerig find, Daß die Kammern durchs löchert find und daß die letzte Windung alle andern einſchließe, ohne den Kiel fehn zu laßen. So ver: einigen ſich die Orbuliten mit dem Nautilus, mit dem 54 fie wirklich die größte Aehnlichfeit haben. Den wir koͤnnen wahrnehmen, daß die Röhre bey dem Naus tilus nicht immer im Mittelpunfte ift, und daß fie bisweilen nicht allein da if. Allein Lamark hatte großes Recht, das Thier, von dem Rumphius ſpricht, ohne Einfhränfung anzunehmen, und es, ob «8 gleich in einem zufammengefchrumpften Zuftande war, ald ein mit einem Kopfe verfehenes Mollust zu bes trachten, und indem er feinen Orbuliten ein ähnliches. Thier zum Bewohner gab. Als Euvier feine Lectionen der vergleichenden Ana— tomie mit Gemälden bereicherte, Fonnten wir nicht erwarten, daß er die Lücden, die feine erfte Familie der Mouusfen darbot, fogleich ausfüllen werde; in Die zweyte Ordnung *) ftellte er die Mufcheln des Argonauten und des Nautilus, in der Hoffnung, daß ihn die Aehnlichkeit nicht täufchte, und daß ihre Bewohner fie einft zuruͤckfodern mwürden, Diefer Weiſe hatte Recht, indem er vermuthete, Daß das Mollusf, der Eigenthämer des Nautilus, fih den Dintenfifhen, Kalmars, Polypen, was aud) bey den Argonauten der Tall ift, fehr nahen müße, Deborn **), mie Linnee, verband alle Fammri- gen Mufcheln unter einer und derſelben Geſchlechts— * *) Cuvier. tom. I, 5. Gemaͤlde. *) Deborn, Test. mus caes. pag. 144. 55 benennung. Unter dem Nahmen Nautilus begreift er die, die eine regelmäßige Windung haben, Die fi) über die Windung verlängern, und felbft die, die fich von der graden Linie nicht entfernen, Er fügt ihnen die ganze Menge bey, die Plancus in dem Sande von Rimini beobachtete; wenn Dellore ben Soldani gekannt hätte, wie würde er das Ge: fihlecht des Nautilus bereichert haben! Er felbft er: fteunte über den unzählberen Reichthum, den er zu dem Gefihlechte des Nautilus binzufügt, und feine Unermeslichkeit, fagt er, beweißt uns eben fo die Meisheit des Schöpfers, als iene riefenhaften Truͤm⸗ mern, die Knochen der Erdfugel und die Wunder der Natur. Nach diefem frommen Ausruf und nachdem er mit weniger Worten die charafteriftifche Befchreibung der Mufchel des Nautilus mitgetheilt hat, geht er zur Befhreibung des Bewohners derfelben über, „In dem weiteflen Raum diefer Mufchel, fagt er, bat ein Thier feine Wohnung aufgefchlagen. Sn dem Nautilus iſt's ein fleiſchigtes, ſtarkes, mit einer Membrane und zahllofen Armen bewaffnetes Mollusk, die e8 beliebig ausſtrecken und zuruͤckziehn kann; fie gehorhen den Geſetzen eines hornigten, gebogenen und ſpitzen Schnabels. Eine nad) der linfen Hand gerichtete Röhre, fprigt weit hin den fihwärzeften Saft; blaue, tiefliegende Augen fihwigen einen dik— Zen, Dunkeln Eiter aus, Es hängt mit feiner Wohẽ nung feft zufammen; allenthalben führt es fie mit fih; es ift Feine feiner zahlreichen Kammern, die ed nicht bewohnt, es geht von ihm ein Faden aus, 56 mit dem es am Untertheile feines Leibes verfehn ift. Dies Mollusk verbirgt fih in der Tiefe des Meers. Es erſcheint nur nad) einem Sturm über dem Waffer. Es wird bisweilen das Opfer feiner Erfcheinung, das Wetter wirft e8 an die Küfte, wo es fein Grab findet. | | | 1 Unftreitig hat der deutſche Naturforſcher feine Nachrichten aus Rumphius gefhöpft: man fieht, ee hatte diefen Autor gelefen; er nimmt feine Befihreis bung an; er faßt fie zufammen, um darnad) den Charakter der Thiere feiner Art feſtzuſtellen. Mit der Figur, wenn er auch den Tert des Rumphius annahm, verhält fich’8 anders, Deborn wartet auf daturforſcher, die auf ſeinen Pfaden wandeln, und eine beßere Zeichnung von dieſem Thiere liefern ſollen, als die Zeichnungen ſind, die er im Rumphius, Ars genville und Martini findet. Mad Deborn wünfchte, mas der Gegenftand meiner Wuͤnſche war, das habe ich erhalten, Chee— rers von Rotterdam, den der Tod, zu früh für die - Miffenfchaft, bingeriffen hat, machte mir das Ger fhent, als ih das leztemal in Holland war, mit einer fürtreflichen Zeichnung. Er befhäftigte fich ausfchliegend mit den Vögeln, - und die Mollusfen zogen feine Aufmerkſamkeit nur wenig auf ſich. Als er mir die Zeichnung wies, erfannte ich in derfelben ſogleich das von Rumphius beſchriebene Thier. Fuͤr dies Geſchenk weis ich dem Manne ewigen Dank. Bey einem Muſchelhaͤndler zu Schevelingen fand ich auch einen fehe großen, ſchoͤnen kammrigen Nauti— - 57 lus, der mir verficherte, daß er von den Molukken fame, und daß ein Mollusk in der Mufchel fey, der eine breite Haut in Geftalt eines Segel babe, Es war der von Rumphius bejehrieben, Mach der Zeich- rung und dem Original fonnte ich den Nautilus auf ber XLIV und XLV Kupfertafel diefes Merfs dar: fielen, die an der Spitze dieſes Bandes ſtehn. | Der Nautilus, was Rumphius ſehr richtig ge: fagt hat, iſt ein Mollusf, was fih den. Polypen naht, aber es ift ihnen nicht fo nah verwand, als die Argonauten; wie bey den Polypen findet man bey dem Nautilus die Eingeweide in einen muskuloͤ— : fen, fleifhigten Sad eingefchloßen, der eben fo den - Körper des Thiers rundet; er ift etwas länglig, voͤl— lig rund, endigt fi) aber: an dem Hintertheile des Körpers in einen Nerven oder muskuloͤſen Faden, der bey einem großen Nautilns mehr als anderthalb Zug lang ift, weil er fih durch alle Kammern der Mus fhel fortzieht, um fich an der Spiße der Windung zu halten, wenn auch das Mollust an Größe zus nimmt: dieſer Boden, der da, wo er ausläuft, die Stärfe einer Violinfeite hat, ift an feinem aͤuſ⸗ ſerſten Ende ſo fein wie ein Haar; er iſt das einzi⸗ ge Band, was den Nautilus an feiner Mufchel feft- hält. Der Sad diefes Mollusks if nicht horizontal ge= fpalten, wie der der Dintenfifche, Kalmars, Po— i lypen und Argonauten; im Gegentheil ift er ver- fhloßen und ganz von einem Stuͤcke, er hat Feine „andere Deffnung, als durch den abführenden, allen ° 58 Thieren gemeinen Sanal, der bey diefem Nautilus äufferft hervorfpringend if. Eben fo wieder Argo= naute, liegt auch der Nautilus in feiner Mufchel auf dem Rüden, und ob man gleich von hinten Feine - Verdünnung fieht, die den Hals andeuten koͤnnte; fo iſt's doch gewiß, daB dies Mollusf einen Kopf hat, aber er verliert fih in den breiten Häuten, die über ihn binfallen: der Ort, wo der Kopf ift, läßt fit) befonders durch die Lage ber Augen bemerken, die etwas auf der Seite ſtehn, fehr groß find-und fih wie ein Buckel erheben: ich Fann es nicht glau— ben, daß fie ein Koch bilden, befenders da Rum⸗ phius fagt, daß fie mit einer wäffrigten, blutigen Seuchtigkeit angefüllt find, die an der Stelle der Erpftallenen und glasartigen ftehn, die das Organ des Sehns bey vielen Thieren ausmacht; wir fünnen glauben, daß dieſe Augen denen der Polypen gleis hen, aber daß ihre Höhlung durch eine Aufferft feine Haut verfchloßen ift, die bey dem geringften Auffern Stoß zerfpringt. Ueber die Augen erhebt fich eine breite Haut, in Geftalt einer Kappe, deren fi das Mollust bey feiner Furzen Erfheinung auf der Ober: fläche des Waffers, als eines Segels bedient, wenn es ihm der Sturmwind, _der es aus ber Tiefe her: vorriß, geftattet, zu ſchwimmen und dann wieder zu verjenfen, wenn e8 feinen ©icherheitdort wieder gefunden zu haben glaubt, Es fcheint, daß der Nautilus diefes Segel aus: fpannen kann, um feinem Kopfe eine trichterförmi= ge Geftalt geben zu koͤnnen. Auf dem Bauche fine det man noch einige Theile, aber weniger lang und 59 er erinnert an bie Haut im Großen, die die Arme einiger Polypen am ihrer Bafis vereinigt, Diefe breite Haut ift Aufferlih glatt, aber im Innern if fie mit wenig hervortretenden Schröpftöpfen verfehn, die im Fauͤnfeck ſtehn, und die bey dem Nautilus an der Stelle derjenigen find, mit denen die Arme an: derer lederhäutigen Mollusken bewaffnet find, Sm Innern dieſes weiten, fleifchigten und muskuloͤſen Trichters, nach vorn zu und faſt in der Mitte, fin— det man den gebogenen, ſehnichten und hornartigen Schnabel, den ich bis teßt bey allen diefen Thieren gefunden habe, er ſteht im Mittelpunfte der runden Lippen, Diefer Mund ift mit vielen Lappen oder platten Armen umringt, die in Finger auslaufen; kaum findet man deren zwey in der Nähe der Lippen, aber in dem Grade, als fie fich von Diefen entfers nen, bedecken fie fih im Herabfallen einander, und die längfien, zuletzt ſtehenden, haben zwanzig von diefen langen Fingern, von der Dice eines Stroh—⸗ halms und gegen die Spike find fie etwas glatt. Auf der XLV Tafel fieht man einen diefer Arme abgezeich- net, der mit vierzehn Fingern verfehn if, Alle Diefe Arme breiten fich wie eine Rofe um den Mund von dem Molusf, von welchem wir reden; durch ihre Lage und ihre Abftufung, erinnern fie uns an iene fhönen Ammonen, oder vielmehr an. ienes Sterns fraut von China, welhes unfere Gärten ziert. Die Gaͤnſebluͤmchen ftellen uns ihre Blumenblätter nicht mit größerer Eleganz und, Negelmäpigfeit dar, als . der Nautilus feine Arme, wenn er fie in völliger Ruhe und. Sicherheit ausbreiten kann. 60 Ob Rumphius auch gefagt hat, daß diefen Fins gern die Schröpfföpfe fehlten, ob er fie gleich als ein Mittel zum Greifen für diefe Thiere betrachtet, vermöge deßen fie fich ihrer Beute bemächtigen, fo glaube ich Dagegen, daß dieſe Finger allerdings mit Schroͤpfkoͤpfen bewaffnet find, die aber vermöge ihrer Kleinheit von dem beften Ange nicht gefehn werden fönnen, Die Analogie verftattet mir hier diefe Ver— muthung; ich kann verfichern, daß ich die Meer- anemonen ſehr genau betrachtet habe, denen man die Schröpffüpfe ebenfalls abſpricht, und bey denen ic) fie unter den Armen in zahlreicher Menge gefunden habe; man Fann fich von der Wahrheit dieſer Anga— be, felbft ohne ein Vergrößerungsglas, überzeugen, wenn man mit einem Finger der Ammone unter den Armen hinfährt, fie heftet dann ihre Schröpfföpfe daran, dies Anhängen fühlt man fehr ftarf, wenn man den Finger fihnell zurüczieht, den man eben vorgeſtreckt hat: man fühlt e8 dann, wie diefe Schröpfföpfe von der Haut loslaßen, an die fie fich, eben feftgefogen hatten. Eben fo verhält ſich's auch) mit den Korallenpolypen; indem man fie in eine Schüffel vol Meerwaffer legt, kann man mit einem Federkiel ein ganzes Bündel davon in die Höh ziehn; die Arme dieſer Polypen find mit ungemein Eleinen Schroͤpfkoͤpfen verfehn, aber fie haben eben die Eins richtung wie die der Dintenfifche und Polypen; und wir werden e8 fehn, wenn ich von dieſen Thieren rede, den leisten Sproſſen auf der Leiter der Mol: lusken, daß viele unter ihnen mit Schröpfföpfen ver fehn find. 61 Denken Fünnen wir. es und alfo, wenn fid) der ‚ Nautilus feiner gefingerten Arme, als gewiſſer Feſ— ſeln bedient, um ſich feine Beute zu unterwerfen, - ex. e8 nicht anders thun kann, als weil diefe Arme mit Schröpfföpfen verfehn find, ob, man fie auch nicht mit den Augen fehn Fann, fo fehlt es ihnen | doch an der nöthigen Stärke nicht, - um ein Opfer, wenn ed einmal ergriffen tft, feftzubalten und ihm die Hoffnung des Entſchluͤpfens zu entreiffen, Webers dies ft der innere Theil der Haut, die ihm zum Segel dient, mit ſtarken Schröpflöpfen verfehn, Die, ob fie gleich wenig hervorſtehn, ‚dem Mollust zum Demächtiger feiner Beute zu dienen (einen, indem es demfelben diefe Urt von Sack über den Leib wirft, es in feine Falten einwidelt und es dann dem furchts baren Schnabel zum Zerreiſſen uͤberliefert. ehr ſchoͤne Farben zieren den Koͤrper — Nau⸗ — Seine Hauptfarbe iſt das Roſenroth, beſon⸗ ders gegen den Bauch und die aͤuſſere Seite der Ar— me hin. Die ganze, fehr glatte Haut, iſt mit Purpurfarbe „getüpfelt und braun gefleckt, mit dunk— lern Stellen, die fich auf der Länge des Ruͤckens hinziehn, und ſich felbft auf eigen Theil der Mem— brane, die ihm zum Segel dient, erſtrecken. Dieſe Haut ift auf der innern Seite mit Schröpffönfen verfehn, Die fometrifh gefiellt find. Durd) das dunkle Roth unterfcheidet man die Schröpffüpfe auf dem glatten Grunde. Dies betruͤgriſche Nez, das eben fo aefährlid iſt, als die Arme der Polypen und anderer lederhaͤutigen Mollusken, Hot eine Sleifhfarbe, # Nach Rumphius dient dem Thiere die Haut, fo ‚wie feine gefingerten Füße, zum Gehn anf dem Grun— de des Meeres, wo e8 mit vieler Hurtigfeit, indem es feine Mufchel auf dem Ruͤcken trägt, fortfchreitet. In der Befchreibung, die uns der Derfafler von dieſem Mollusf giebt, fagt er uns noch, daß man in dem Afterfanal, der dem Thiere dazu dient, einen fhwarzen Saft auszufioßen, eine Art von Zunge fin: det; iſt di 8 nicht diefelbe Kapfel von Sleifh, wel: che denſelben Kanal bey einigen Kalmars verfchließt? Die Zunge des Thiers kann nirgends anders als in feinem Schnabel feyn,; und das, mad Rumphius für eine Zunge halt, ift nichts anders, als irgend ein musfulöfer, fleifchigter Anhang. Menn das Mollust auf den Mogen ſchwimmt, oder auf dem Grunde des Meeres Eriecht, ſo iſt's wahrfcheinlich, daß es feinen Körper weit genug aus der Mufchel hervorſtreckt, damit fi) die Augen über den Nand derfelben erheben, um Alles fehn zu Fünnen, was um daßelbe vorgeht: wie Fünnte e8 fonft der Gefahr. entgehn; wie fich der Beute nahn, deren ſich feine- Arme und Haut bemädtigen? Es kriecht, ſchwimmt und feinen Sitten Finnen iene Fertigkeiten nicht fehr len, die e8 von Natur anzuwenden weiß, um feine Beute zu verfolgen, die mehr von demfelben zuruͤck— weicht, als fie fih ihm naht, weil die Natur allen Thieren einen Inſtinct verlicehn hat, der fie nicht irre führt, der bey den Menfchen nur die Frucht einer langen Erfahrung if. Alle wiffen, ohne Aus— nahme, ihren Feinden zu entwifchen, kennen fehr oft die Schlingen, Die diefe ihnen legen und fuchen 65 ihr Heil in einer ſo fönelen Sucht, als ihnen nur möglich iſt. Mir befchreiben die Mufchel nicht noch einmal, fie ıft zu bekannt, um eine weitläuftige Schilderung verlangen zu können, und es herrſcht in Hinficht Derfelben Fein Zweifel. Man findet fie von verfchie- dener Größe, und die Autoren irren fi), die fie in große und Heine theilen wollen, da die Form der: felben ſich gleich ‚bleibt, Die obern Ränder der . Muſchel find nicht glatt, im Gegentheil wellenfür- mig, indem fie vom Mittelpyunfte zu der Umfangs— linie hinfteigen; es fiheint, daß der Mantel, der hier den Ring der Schneden oder ſchaligten Mollus- fen vertritt, ‘eine Falfartige Materie ausfhmist, die bald -eine Dunfle DOrangenfarbe hat, bald wie ein mattes, verbleichtes Weiß ausſieht; ie alter das Mollusk wird, defto mehr entfärbt fich feine Mufchel, Der Aundblick des innern Theils, wo das Mollusk wohnt, kann uns einen Begriff von den untern Thei— len feines Körpers geben, man fieht da, daß feine ganze Haut neue Falf= und perlmutterartige Lagen abjeßt, die fich feft an bie aͤuſſere Wand anfchmies gen, und der Mufchel eine gewiße Staͤrke geben; man kann felbft bemerken, daß die Krümmung des Hintertheild mit dichten Lagen von einer fehieferarti- gen, ſchwarzen perlmutterartigen Meffe bededr if, die fich da angeſetzt hat, ie nachdem Die fih verlän- gernde Membrane, Die das Segel, ober die Kappe bildet, Feuchtigfeiten ausſchwitzte, vie fi auch, was ich bereits angeführt habe, auf dem Bauch, aber weit kürzer, zeigt; dieſer Perimutter ift wahr: 64 ſcheinlich ſchwarz, weil darauf der erfte ſchwarze "Saft fprigt, den das Thier ausſtoͤßt; es ift moͤg⸗ lih, Daß aus eben dem Grunde der Kiel der Argo— nauten, oft braun und rothfahl gefärbt ift, Weil der Körper dieſes Thiers das Vermögen des Auss fhwißens in einem hohen Grade hat und weil der hintere Theil feines Körpers hervorragend zu feyn fheint, darum Fann es die Wände bilden, zwifchen denen fo bemerfbare Kammern find, Zu gewißen Zeiten, die wir nicht kennen, allein die iährlich im dem Leben des Thiers einzutreten fcheinen, vielleicht in iedem Frühling, wenn fein Körper einen größern Umfang ald das vorhergehende Jahr erreicht hat, erz hebt fih der Nautilus aus feiner Wohnung von der Höhe eines Zolls, wenn er nemlich ſchon alt und nicht mehr jung iſt: der hintere Nerve bat fich ver: längert, er ift gewachfen, und der Körper berührt nur: die Wände der Mufchel: der Vordertheil des Körpers ſchwebt gleichfam in der Luft, hängt aber. noch mir dem nerpigten Faden zuſammen; eine kalk— und perlmutterartige Materie ſchwitzt aus den untern Theilen und bildet dad Gebäude einer neuen Wand, Die durch die auf einander liegenden Lagen täglich Dicker wird, bis ein neues Wahsthum, eben fo ſchnell, wie das befchriebene, das Mollusk zwingt, eine neue Wand zu bilden, Wenn wir die Mufchel Öffnen, fie nach ihrer ganzen Länge fpalten, fo fin: den wir hier zur. Beftätigung unferer Hypothefe neue Thatfachen; es zeigt fih, daß die Röhre, die - durch iede Wand gebt, nicht fortgefeßt ift; Faum verlängert fie ſich eine Linie unter einer ieden derfel- - ben und eine bloße. Haut der animalifchen Materie 65 macht die Fortfekung bis zu der folgenden Kammer aus. Ich habe dies bey mehr als zwanzigen gefunz den, die ich oͤffnete; und diefer Vorfprung deutet uns überdies noch die rafche Bewegung an, mit der das Mollusf vorwärts gegangen ift, obgleich Diefer Kanal als durch Die ganze Mufchel fortgefeßt, meh: ‚tere vorgeftellt haben. Favannes bat fich in diefem Punkte geiert, indem er uns fagt, Daß die nach ihrer ganzen Länge leere Röhre, nur aus einem Stuͤcke gebildet ift, ob fie gleich aus Kleinen Trich- tern, die auf einander gefeßt find, zu beftchen fheint. *%) Diefe. Meinung flüßt er auf eine Figur in feiner Zoomorphofe. **) Aldrovandis Figuren find die beften, und die de3 Halma im Rumphius ift vollkommen. Deborn irrt wie Favannes, indem er uns in einem Bilde, das feinen Xert begleis tet, einen offenen Nautilus mittheilt, deßen Röhre fortgeſetzt iſt; dies, ich wiederhohle es, findet bey Diefer Art nicht fett, wo; — Wenn, auf der andern Seite der hintere Theil von einigen Nautiliffen nicht vollig rund ift, wenn er einige Winkel und Fortfäße zeigt, wie es beſtimmt bey andern Arten diefer Mollusfen der Fall ift; fo muß man den Wänden dieſe Form anfehn, auf de⸗ ‚nen fie fih abdrücden, und durch deßen Ausduͤnſtung *) ‚Favannes, tom. ı, part. 2, pag. 690. *) Favannes, Zoomorph, pl. LXIX; Fig. A =. € 66 fie entſtanden. Dies werden wir hernach aus der Gefhichte dieſer Mollusfen Fennen lernen. Es ift derſelbe Fall, wenn fih ihre Körper in zwey nervigte Faden, flott eines, endigt; dann muß man natür= lich zwey Röhren finden; und mehr als eine Thats fache beweift dies, Soft alle Autoren haben die Gefchichte der Antil- Ien von Rochefort, wenn fie ähnliche Nautiluſſe zu— ſammenſtellten, angeführt; und wirklich, wenn wir dies Werk öffnen, ſo finden wir die Figur der Verl» muttermufchel, zu zwey verfchiedenen malen angeführt, der eine flieht Paaina 216, Kapitel 19, der andere Pagina 146, "Kapitel 14, wo diefer, Nautilus dem Einfiedler zur Wohnung dient; die Figuren dieſer Muſcheln, die man in diefem Werke liefert, find vielleicht Die beften. Beym Anblick diefer Kupferſti— he, Scheint e8, daß man vermuthen kann, daß fi) diefer Nautilus auf den Antillen und den ameri= kaniſchen Inſeln auch findet, allein ich habe ihn da⸗ felbft nie gefehn und glaube verfihern zu koͤnnen, daß man ihn da nicht antrift, Der Zeichner war nicht mit NRochefort übereinftimmend, als er unter dem Nahmen Schiffskuttel (burgau) die Perlmutter: muſchel zeichnete; . in unfern amerifanifchen Golonien findet fich der Echiffsfuttel als die Mufchel, die un— ter dem Nahmen Schlangenhant *) in unfern Kabi- *) Turbo pica. Lin. Syst. nat, verm. test. spec. 89, Pag, 3598. 67 nettern bekannt ift; und die Mufchel *) die wir Schiffsfuttel (burgau) nennen, fümmt nicht von deme felben Antillen; die von Rochefort angezeigte Muſchel fann fein Nautilus feyn, weil er uns felbit fagt, dag fein Sciffsfuttel die Geſtalt einer Schnede hat. Er fagt überdies noch, daß der Mund diefer Mus fchel, die ſchoͤnſten Perlen zeigt. Diefe Schlangene häute find auf den Antillen häufig; man ißt hier das Mollusk diefer Mufcheln und findet fie oft leer auf der Küfte. Sc felbft habe eine diefer Mufcheln, die fehr ftarf find, von Martinique mitgebracht, in die ein Einfiedler gezogen ift, der, weil es ihm Ges walt Foftete, ein und auszugehn, die Wände fehr abgenußt hat. Der Einfiedlerfrebs wählt fi) aud) Mohnungen, die dem Wuchfe feines Körpers ange: meffen find, — Der Nautilus unterſcheidet ſich noch dadurch von dem Argonauten, daß dieſer einſam lebt, und der erſtere ein geſellſchaftliches Leben zu lieben ſcheint. Wenn der Sturm gewuͤthet und allenthalben hin ſeine Verheerungen verbreitet hat und die Stille tritt dann wieder ein, dann kommen die Matroſen wieder zur Beſinnung: fuͤr diesmal iſt ihre Angſt geendigt, ſie ſind nicht die Beute der Schluͤnde des Neptuns ge— worden; die Oberflaͤche des Meers, die ihnen nur hohe Berge und tiefe Abgruͤnde darbot, gleicht ietzt *) Turbo olearius. Lin. Syst. nat. ibidem, spec. 17, _Pag- 3595, Er koͤmmt aus Indien. 68 einer Ebene, auf der Fein Punkt hervorſteht, kaum wird fie von einem Lüftchen. bewegt. tun erſcheint eine zahllofe Menge von Mollusfen, die den unab: fehbaren Waſſerſpiegel belebt. Unter den Meerbe— mwohnern glänzt der Nautilus, Amphitritens Liebling. Die Form feines Nachens gleicht dem Wagen der Lie— besgöttin; mie fie, fieht man, daß er ein Eegel, in Purpur und Himmelsblau getsucht, ausipannt; er ſchwimmt, durd den fanften Haud) des Zephyrs fortbewegt, auf dem Waffer, der ın dem purpurs nen und mwellenförmigen Falten von mehrern hundert Segeln, fein Spiel treibt, indem er dem Hinter theil und die erhabenen Seiten diefer fo reichen als eleganten Barfen liebloft; aber eben fo vorgänglich und. flüchtig, wie die Schönheit, ift dieſe Flotte mit feinen Schiffern nur einen Augenblic® fichtbar; fie laßen die Segel nieder und verfinfen in den Schoos des Meers, ihren Sicjerheitsort, zu deßen ſchoͤn⸗ ſten Kindern fie gehören, X Aber die Tiefen des Meers koͤnnen dieſe Mollus— ken nicht gegen die Angriffe der Menſchen ſchuͤtzen; wie alle andern Polypen ißt man fie auf den Molluk— fifhen Inſeln; obgleich ihr Fleifch viel härter, als das der Dintenfiſche und fihwerer zu verdauen ift. Man überläßt fie da dem Volk, das eine große Men- ge davon fängt, meil die Nautilufe, indem fie auf dem. Boden des Meeres friehen, in die Fifchreufen fommen, wo fie fih dergeftalt in den Neben vers - wickeln, daß fie nicht wieder herauskommen Fonnen. Beſonders bedienen ſich die Bewohner iener In⸗ ” 69 ſeln ihrer Mufcheln, die fie als ein Hausgerath ge⸗ » brauchen, fie fehlagen den NHintertheil ab, fo, daß fie eine Art von großen Löffel daraus bilden, den fie ‚gebrauchen, wenn fie ihre Papeda effen: und Diefer Gebrauch ift fo allgemein, daß die Mufcheln darnacı bey ihnen benannt worden find. Der Reichthum und Luxus benutzte fonft auch diefe Gehäufe; fie hielten es nicht unwürdig, fich iener Mufcheln zu bedienen, die lange Zeit in den Händen der Inſulaner geweſen waren, . Nun erhielten fie eine fihönere Politur. Be— fonderd wurden- die gebraucht, die nicht von einer Art Eleiner Meereicheln geftochen waren, die fich bis— weilen an ihrer Oberfläche feftfeßen. und die die Nau— tiluffe nicht fo wegmwifchen koͤnnen, wie es die Ars gonauten thun. Dieſe Eicheln durchitechen fie ganz und fie find Dann nicht mehr zu gebrauchen, weil iede "Feuchtigkeit dann durch die Löcher träufelt, In einigen Kabinettern finden wir noch Beweife von dem Luxus unferer Vorfahren, die Diefer Nau— tilus, der ald Becher auf einem Fuße fand und ge- foßt war, unter ihre Koftbarkeiten fteltten. Man garnirte fie mit Gold, feßte fie auf filderne Fuͤße, die mit. Föftlichen Steinen bereichert. waren; und. nachdem man fie der aͤuſſern Rinde beraubt und ihnen die Geſtalt eines Helms gegeben hatte, grub man ‘auf den glatten Perlmutter Figuren, Bilder, Feſtons, die der geſchickteſte Grabftichel bildete. Befondere Vorzüge hatten die Holländer in diefer Arbeit, Diefe eleganten Becher zierten dann die Tafeln, bie Sit: ‚berfchränfe der Großen und Reichen, daßelbe Gefaͤß enthielt den beften Wen, ruhte auf einem mit Dia 709 manten serziertem goldenen Fuße, war eine herrliche -Beute aus dem Thierreiche und fo ſah man verichie= ‚dene Stüde aus drey Naturreihen vereinigt. Spaͤ— ter bat man fich dieſer Gefäße nicht mehr bedient. Die Urfache davon liegt nicht in ihrer Zerbrechlichkeit. Ich glaube, man macht wegen des Seeſalzes, von dem die. Wände der Muſchel durhdrungen find und das bey feuchter Witterung aus denſelben ausſchwitzt, wie Rumphius fagt *), Keinen Gebrauch mehr von ihnen. Dieſe Erfoheinung, die allen Erzeugnigen des Meers eigen ift, erweckte Hooks **) Neugierde, Auch die Andacht bediente fich diefer Mufchel wi); man machte Rofenfränze daraus, auch Halöbänder, Dhrgehänge. v Man findet. diefen Nautilus in vielen Meeren, befonders in den indifchen, in der Nähe der Mol: Dieſe Muſchtln haben das Eigenthämlice, daß fie bey naſſer Witterung Waſſertropfen ausſchwiz⸗ zen, fo lange man fie auch gehabt hat, fo ſorg⸗ fältig man fie abwiſcht. Eine ſalzichte Feuchtig⸗ keit ift in ihre Wände eingeſchloſſen. (Ueberſetz. des Rumph. 62.) | +) Hook, Philosophical experiments, and ob- servations, pag. 300. ) Bond. de Pisc. part. 2, pag. 97. 21 lukken und den Inſeln vor Batavia und Java. Die Chineſen ſammeln ſie auf ihren Kuͤſten. Man trift ſie auch bey den franzoͤſiſchen Inſeln, auf der Kuͤſte der Kaffern, dem Vorgebirge der guten Hoffnung an, wo ſie indeß ſeltener ſind. Es ſteht zu ven daß die innern Mände der Mufchel, fo lange das Thier lebt, ſich nie mit Waſſer anfüllen, denn es giebt fir daßelbe Keine Deffnung zum Eindringen, Sind die Kammern mit Luft angefüllt, fo muß diefe fo eingefchloffene Luft dem vollkommenen Untertauchen des Thiers widerftehn, wenn fie der Nautilus umgekehrt hat, um in die Meerestiefe zurüczufehren, wenn nemlih die Laſt feines Körpers nicht größer ift, als die eingefperrte Luftmaſſe; dieſe Vermuthung wird dadurd) beftätigt, daß, wenn das Mollusf ftirbt, fein Körper nicht mehr in dem Gehäufe ift, fo koͤmmt diefes über das Waſſer empor und wird fo lange das Spiel der Mel: len und Winde, bis es an die Meeresfüfte gefchleu: dert iſt. | Die Nautiliten *) find nicht fo felten als die Ar: *) Nautile petrifie. Ochiffskuttelften, Perlen: ſchneckenſtein, Fahrkuttelftein. — Nautilite, de Bertrand, Dict. Oryct, — D’Argenville, Conch. coquil. fossile. pl. XXIX, Fig, 15. p- 349, — Favannes, coq. foss. p. LXVI, Fig. C. 4. _ Knorr. Pet, vol; Ily'sect! ı, 72 gonautiten, ob man iene doch auch nicht zu haͤufig findet. Viele, die man als ſolche anfuͤhrt, gehde ven zu den Ammonshoͤrnern. Indeß nach neuern Nachſuchungen befigen wir doch wirkliche Nautiliten, Einige, Doch nur wenige, haben ganz unbefchadete Waͤnde und ihre natürliche Perlmütterfarbe, ihre Kammern find nicht mit Sand, Schlamm angefüllt: von dieſer Befchaffenheit find die Nrautiliten von Cour— tagnon, in der Nähe von Rheims, von. Grignon bey Berfailles, die die ganze Frifchheit ihres Perl: mutterihmuds in einem Grabe. beybehalten haben, daß, wenn man fie auch gegen einen eben aus dem Meere gefifhten Nautilus legt, man ungemwiß ift und nicht weiß, welches der Nautilite und welches der Nautilus iſt. Dergleichen findet man in Cham pagne und in dem Pays de Chartrain im Sande, Die Nautiliten von Richemond in England und die von Turin, haben noch die Perlmutterfarbe und folglih den Kopf ihrer Mufchel, aber die Zwifchen- räume ihrer Wände find mit Sanderde oder mit einer andern thonartigen, kothigen Erde angefüllt, - und fie find zu einer feften, fchweren Maffe geworden, Die Kammern der Mufcheln, die man bey Havre und in der Gegend von Rouen findet, find mit. Kreide und Kalktrümmern angefüllt; auf Malta und p.ı, Fig 3. — Klein; Specimen petref. Gedanensium, tab, 2, — Breyn, de Po- Iyt. tab. ‘2; Fig. 1,7% 58. 37 in ‚der Nähe von Caen find fie mit Eifenerz angefuͤllt; öfter find fie voller Kryſtalle, Kalkſpath u, f. w. WVie alle verfleinerte Körper, haben auch die Nautiluſſe große Veränderungen , erlitten, die der Gegend, wo man fie findet angemeffen find. Wollte man alle diefe Vartationen anzeigen, ſo würde man fih in einen Irrgarten verlieren, und müßte ein be- fonderes Werk ſchreiben. Die merkwürdigften wol- len wir nur bemerfen; ich zeige nur an, Daß man deren fehr große: findet, die an Ausdehnung bey weiten diejenigen übertreffen, die wir in ihrem na⸗ türlichen Zuftande finden, Nautiliten. Aehnliche, der Perlmutterſchnecke gleichende Nau— tiliten von Courtagnon *), Chrignon und Chau— mont. Das Gebirge von Courtagnon liegt drey Lieues von Rheims; dieſe berühmte Stadt war in Cham⸗ pagne unter den Staͤdten die zweyte; ſie liegt in ei⸗ ner wuͤſten, trocknen und menſchenleeren Gegend, bier ſieht man keinen Baum, findet feinen Schatten, und der Anblick derfelben erinnert an Sandwuͤſten; allenthalben, wo man feine Kreide antrift, erblicdt man nur Sand, und diefer ift voller Mufcheln, Befonders aber auf dem Gebirge Courtagnon. fcheint das Meer feine vorzüglichiten Reichthuͤmer zuruͤckge— laffen zu haben; man findet. hier die Mufcheln aus 9 — pompilius, der kammerige Nautilus. (Hist. nat. de la montagne de Saintpierre de Maist, Catal. de cog. foss. Nro, 26, pag, 96.) 25 Indien, mit denen ded Oceans vereinigt, ein Ges mifch von unendlich vielen unbefennten Mufcheln, alle in dem Zuftende der Verſteinerung. Sch werde fie in der Beſchreibung in gewiße Claffen theilen. Cine Dame von Courtagnon befaß zu Argenvilles Zeiten ein ſchoͤnes Kabinet, welches unter andern Natur— producten mehr als 4000 Mufcheln enthielt, unter diefen befanden fich die verfteinerten, die fie auf ihrem Landgute gefammelt hatte. Damit ertheilte fie den Naturforfohern eine fürtrefliche Lehre, indem fie fie fo einlud, die Gegenftände der Naturgefchichte zu fammeln, die ficy in der Gegend fanden. Sie befaß alle verfteinerte Mufcheln, die man nod) fp gut erhalten findet in den Waffergraben, die das Regenwaſſer in den Sand diefes Gebirges graͤbt. Die Erben der Dame von Kourtagnon hatten ihren Ge= ſchmack für die Naturgefhichte nicht; ihr Kabinet wurde nach ihrem Tode verfauft. Dronet von Rheimg, Faufte den größten Theil, beſonders die in. feiner Nachbarfchaft befindlichen Verſteinerungen. Dieſer Kaufmann war ein Freund der Waturgefchichte, und bewahrte feine Sammlung mit Sorgfalt. In Drons ets Kabinet habe ich ein halb Dutzend Nautiliten von der Perlmutterfhnede, die zerbrochen und verſtuͤm— melt waren, gefunden, allein es. find diefelben, die man in den indifchen und. africaniſchen Meeren findet. Bon der Reife, die wir in ienen fandigen Gegenden thaten, Faujas Saint: Fond und ich, brach- ten wir einer iener ſchoͤnen Nautiliten mit zuruͤck, der fih tet in der Sammlung ienes berühmten Natur« forfchers. befindet. Sein Perlmutterſchmuck, wie es bey allen verfleinerten Nautiluffen von Courtagnon ! 70 iſt, "hat ſich voͤllig erhalten, Der Zwiſchenraum der Waͤnde iſt nicht ausgefüllt, von einem natuͤrli— chen Nautilus läßt er fih gar nicht unterfcheiden, Chrignon, das drey Lieues von DVerfaille liegt, einen Park, ein Schloß und kleines Dorf enthält, welches, wie in Kreide und Kiefelfteinen- verloren zu feyn ſcheint, erinnert durch feinen Sand an den von Gourtagnon; indeß ift das Land mehr holzigt und _ bewohnter. Hier findet man Mufcheln, die fich fürtreflicy erhalten haben: Die Bank von Falfigten und unbefchädigten Mufcheln ift unermeslih, fie "zeigt fich in Piemont immer unter derfelben Geftalt, bildet die Ufer des Arno, den Boden von Florenz und verwandelt fih in dem Thal de la Zonca und in Vicentia, wo vulfanifche Auswürfe ihre Spur be— deckt und unterbrochen haben, in Marmor. Auf dem Gebirge von Gourtignon ‚hat indeß das Meer mehrere Reichthuͤmer abgeſetzt, ald zu Grignon, Ich beſitze fürtrefliche Meberrefte verfteinert, von der Perlmutterfchnecke, aus dem orientalifhen, afri— Fanifchen Meeren, die ich bier fand. Sie find noch beßer erhalten, als die von Eourfagnon, Auch zu Chaumont, einer Tleinen zerſtoͤhrten Stödt, deren Boden und erhabene Hügel, die an diefelbe ſtoßen, aus Sand beftehn, der voller ande: _ rer ſchoͤner Mufcheln ift, findet man Weberrefte des Nautilus. Sch befie deren fehr ftarfe, die ich am: Zuße des alten Schloßes dieſes Ortes fand, eben: folld auch auf dem fteilften Abhange des Hügels, wo 08 ed erbaut war. Sie alle gleichen denen von Grig— non, Neufferlich find fie mit den Röhren der Meer: würmer überladen, Die noch feft daran ſitzen. Dies "fer Veberzug von Würmern oder Mollusfen, beweift uns, daß diefe Mufcheln des. Nautilus noch lange Zeit das Spiel der Wellen waren, ch’ fie in den . Sand ihrer Tiefen begraben wurden; weil fich Schmarotzerthiere auf die auffern Wände der verlaßes nen Mufchel feftfeßen, da wachen, fih vermehren und bier den Kreis ihres Daſeyns J— konnten. *) *) Allion, Oryect. pedem. Nautilites,. Traite . des petrifcations, a Paris 1742, pag. 57. - 73 Nautiliten von Turin — J Richemond *) in aları und von Sanet Aegidius in den Nie: derlanden, Mas zum Beweife der Seltenheit des verfteiner: ten Nautilus ung dienen koͤnnte, ift, daß Allion nur eine Art davon in feiner Befchreibung oder in dem Katalogen von Piemont anzeigen Fonnte, In der Gegend von Turin fand diefer Autor endlich einen Nautiliten in feiner ganzen Unverletztheit; feine größ- ten Wände wären mit einer fandigen Erde angefüllt und die Fleinften, die des Innern, mit kalkigten Kryftallifationen, Mlion glaubte, daß es der Nau— tilite fey, . der dur) Bourguet ***) unter der Num— mer 252 abgebildet if. Der Piemontefer durchwuͤhlt eine Menge verfteinerter Mufcheln, einige find bes *) Knorr. tom. II, sect, 1, pl. A IV*, Fig. I. | | Ba **) Burtin, Oryctographie de Bruxelles, pl, VIII, lettre i. ***) _ Bourguet, Traité des peirific. Nro, 252. = 79 kannt, andere fehr fremd. Allion Fonnte nur ein einziges Individuum vom Nautilus entdecen, ‚Einer meiner Freunde war in England glücklis cher; er hat mie von Richemod *) fünf Nautiliten von der Perlmutterſchnecke mitgebracht, die er in eis ner großen Banf von Thon und Mufcheln dafelbft fand. Das eine von den Bruchſtuͤcken, hat feine ganze Schönheit. An einigen Stellen hat diefer Nautilite feine aͤuſſern Wände verloren, indeß fie an andern Orten noch vorhanden find. Durch die Oeffnungen fieht man die perlmutterartigen Wände, die noch vollfommen feſt find; alle Kammern find mit einem fehwarzen, thonigten Schmuß angefüllt; alle perlmutterartigen Stellen ſchuppen fih ab und find weißlich. Im Innern diefer Nautiliten finder man, wie bey denen von Turin, Falfartige, ſpa⸗ thige und warzige Anſaͤtze. Man unterſcheidet noch iede Wand, aber die Spitze iſt ganz kryſtalliſirt. Knorr, im der erſten Abtheilung feines zweyten Bandes der VBerfteinerungen, hat auf der vierten Kupfertafel, der erſten Figur, eine fürtrefliche Zeich- nung diefer fhönen Verfieinerung Englands geliefert; es ift dies ohnfireitig einer der fchönften Nautiliten, die eriftiren, er ift mehr als acht Zoll lang; feine *) Faujas Saind-Fond,_ Hist, nat. de S, Pierre de Maist, Fol, pag. 96. | 80 Muſchel iſt ganz, | die Perlmutterfarbe fuͤrtreflich und er hat ſich vollkommen erhalten. Ich kenne keinen engliſchen Autor, der von die— ſer Verſteinerung geſprochen hat; umſonſt habe ich in Luid *) geſucht, der eine große. Menge von Ver—⸗ fteinerungen aus England befaß, Argenville fagt, daß mon in Luid Feinen Nautiliten fände, *) Luid nennt alle Ammonshörner Nautiliten und macht unter den verfteinerten Körpern nicht den mindeften Unter- ſchied. Die ſchoͤnen Verfteinerungen von Rihemond verlieren oft in dem Kabinet ihre Schönheit und zers fallen. Auf diefe Weife verlor ich ſchon mehrere; allein ich beſitze auch andere, die fih erhalten, Mit diefen Nautiliten muß man noch den ver- binden, den Burtin in der Gegend von Brüffel ge— funden bat. Man findet an den Mufcheln, unter denen er lag, noch den ganzen Kopf, ihre Farben, ch hätte diefen Nautiliten zu denen von Courtagnon und Grignon rechnen koͤnnen, meil er ſich fo fehr erhalten hat, allein er hat-einen Grad größeren Berfteinerung und alle feine Kammern find mit einem *) Edwardi Luidii apud oxonienses cimeliarchae ashmoleani lithopbylaccii britannici ichnogra- phia, 5*) Argenville, Conchyl. prem. partie, fossi- les, pag. 349; la note marginale. 81 feften Stoff angefüllt. | Burtins Individuum war noch fehr jung, als es in die Erdiagen verfenft wur: de, wo er’s fand, Nautiliten von Havre, von Rouen und dem Mondsberge in Champagne. Huf der Küfte von Havre, in den Zelfen, die fie begrenzen, findet man ſchoͤne verfteinerte Nauti— liten; hier ſind ſie weniger ſelten, als irgend wo; die von den Felſen ſind ganz in Kalkſpath verwandelt, und der Glanz des Perfmutters ift ganz verſchwun— den, - ob man gleich faſt an allen noch) einen großen: Theil des Auffern Kopfs findet, der ziemlich die iſt; die Wände nimmt man deutlich wahr, und fie find. auf den Dberflächen mit Keyfisllifationen bedeckt; fie waren dufferft dünn und Die Röhre, die durch fie geht, ſcheint etwas breiter, ald bey der Perlmutt: terfchnecde zu feyn, die wir kennen; übrigens herrfcht die vollfommenfte Aehnlichkeit. Der fpathartige Stoff ‚von dieſem Nautilit hat eine ſchmutzig weiße, ins Graue fallende Farbe. Die Kryftallifation, die die Wände deckt, ift fihneeweiß, triangelfürmig und eine Linie ſtark. Diefe ganz verfieinerten Nautiliten haben fich treflich erhalten, Man Fann fie mit vie: | E 82 fer Leichtigkeit von dem Felſen losmachen, man finz det deren von der Größe eines Zolls bis zur Länge eines Fußes; die leztern find indeß eine Öeltenheit. Nicht fo iſt's auf der Küfte und an Freidigten Hrten, wo man andere Nautiliten findet, die vom Waſſer befpült find. Diefe haben durchaus ihre Mus fchel verloren und zeigen weder Spuren von einem , Kopfe, noch von Wänden; bloße Stride, die febe regelmäßig find, zeigen nod Die Wände an, deren Befchaffenheit. fie darfiellen; wir betrachten fie als bloße Freidenartige Kerne, an denen man nod bie , Form der Mufcheln findet, die ſich in fie abgedruckt haben, - Die ſchwarzen Punkte auf der Freidenartigen Maffe diejer Nautiliten, machen eine niedlihe Wir— fung. Sie erinnern an die Ötepperei, die die Haut der Mollusfen chagrinirt, die dieſe Mufcheln bewohnen, Man findet auf der Kuͤſte dergleichen Nautiliten, die anderthalb Fuß im Durchmeffer ha— ben und mehr als funfzig Pfund wiegen, Sie find, weil fie täglich der Ebbe und Fluth ausgefest find, oft Fugelrund, man muß aus ihnen nicht eine befon» dere Art machen wollen. Wenn man Havre verläßt, um fi) nad) Rouen zu begeben, findet man in den freidigten Bergen, und im Innern des Landes, diefelben Nautiliten oder Kerne, aber ganz weiß, ohne fhwarze Punkte, und wir Fönnen glauben, Daß diefe auf dem Grunde des Meeres, auf erhabenern Bänfen als Die find wohn: 85 ten, deren Mufchel mit mehrern Subſtanzen und Ueberreften von fhwarzen Steinen angefüllt find, Dieſe gang Freidenartigen Nautiliten, haben biswei- len einen Theil ihres Kopfs, der weiß, aber ent: färbt, obgleich feft iſt; ietzt macht alles nur eine Maffe aus, weil die Kreide in die Fleinften Kammern gedrungen ift; bey. einigen findet man indeß Kryſtal⸗ Iifationen am triangelfürmigen Kalkſpath. Es giebt von diefen Nautiliten welche, die ungeheuer groß und zu ſchwer find, um transportirt zu werden. Ich habe dergleichen von zwey Fuß im Durchmeſſer und von anderthalb Fuß Dicke geſehn, die ſicher 250 Pfund wogen. In dem Muſeo der Naturgeſchichte zu Paris, findet man einen ſehr ſchoͤnen von dieſer Art, der indeß nur einen Fuß lang iſt; ich beſitze auch einen, der ſich dieſem an Bildung naht. Es giebt noch niedliche Nautiliten, die der Perl⸗ mutterſchnecke gleichen, in der kreiden- und kalkarti— gen Maſſe von ©. Katharina vor Rouen; dieſer Berg ift eine ungeheure Maſſe verfteinerter Mufcheln, die fich in einem Bodenfag von Kreide befinden, Der Berg riecht fehr nach Thon, den man felbft auf der Zunge fühlt, Dieſe Nautiliten liegen hier unter verjteinerten Aufterfchalen, Ammoniten und andern Mufcheln, die der Naturforicher ald Bewohner des tiefften Meeres betrachtet. Man findet diefelben von allerley Größe, von der Größe eines Eppichapfels, bis zu andern Größen, die ich nicht beſtimmen kann, weil es fehr ſchwer hält, fie von der Kreide Ioszue machen, mit der fie aufs innigfte verbunden find; alle zerbrechen unter dem Hammer, 54 ® \ Diefelbe Art Nautiliten findet man auch auf dem Mondberge (Mont de la Lune), der in Champagne zwifchen Menehauld und Rheims liegt; dieſer Berg ift wegen des Lagers berühmt, das die Preuffen bier aufſchlugen und durch feine zugerundete Form, die die Geftalt einer weiten Muͤtze hats er ift Äufferft duͤrre, unbewohnt und ganz von Kreide; und da man von feinem Gipfel nur den Himmel als Horis zont fieht, indeß die Blicke fi auf diefer weißen Halbfugel ermüden, fo ſcheint e& in der That, daß man auf eine Scheibe hin verfekt ift, die an. die des Mondes erinnert; daher hat. er auch feinen Nahmen. Diefer Berg, der ganz von Kreide ift, wie foft der ganze Boden son Champagne, faßt viele Madregoren im fpathigen Zuftande und einige verfteis nerte Mufcheln in fih, befonderd Ammonshörner, felten Nautiliten. Von letstern bejige ic) einen, der acht Zoll Yang und vier Zoll breit iſt; er ift denen, die ich zwifchen Rouen und Havre fand, ganz ähne lich, die Maffe, aus der er befteht, ift etwas mehr unrein. Man findet auf ihm diefelben fehwarzen Punkte von Thonftein, die mit Kreide überzogen find; e3 tft dies eine fonderbare Erfcheinung, die in zwey, von einander weit entfernten Gegenden flatt findet, aber beyde find größtentheils durch das Zerreiben und die Ueberreſte der Mufcheln gebildet, die den erften Stoff zur Kreide darboten. Der Nautilit vom Mond: berge hat einige von den Kanımern, die mir Falfarz- tiger, dreyeckiger ausgelegt find; da er bis zu feis ner erfien Kammer zerbrochen iff, fo Fann man vers muthen, daß fein Durchmeffer mehr als einen Fuß 85 ausmachte. Aber den fchönften der Nantiliten, die den Kopf verloren haben und bisweilen einen Theil ihrer Windung, weil die Kammern davon getrennt find, ift der von Liſter befannt gemachte 9): er ift mehr als einen Fuß lang, ovbgleidy der King der Mindung ganz fehlt; feine Kammern find mit einer freidenartigen Materie angefüllt, und die merkwuͤr⸗ dDigfte von allen, die weitefte, die dem Thiere zum lesten Aufenthalt diente, iſt mehr ald acht Zoll lang und eben fo dick. Da indeß Kifter blos diefen Nau— tilit gezeichnet hat, ohne den Ort anzudeuten, wo. er gefunden wurde, fo feßen wir ihn hier unter die -Zahl derjenigen, denen er am meiften gleicht; Eben fo wenig Fennt man die Gegend der beyben Nautiliten, von denen Lifter **) Abbildungen gelies fert hat. Woodward hatte fie ihm zugefand und e8 fcheint, daß dieſe beyden Weifen eine innige und anhaltende Correfpondenz mit einander unterhielten; die die Mufchellebre betreffende Nachrichten Liſters mußten dem Woodward mehr als einmal nuͤtzlich ſeyn und ihm beſtimmte Kenntniße uͤber verſteinerte Mu— ſcheln gewaͤhren, die dieſer Verfaſſer der Theorie der Erde fo oft antreffen mußte. Dieſe beyden Nauti⸗ liten von Liſter, haben in ihrem groͤßten Durchmeſſer nur drey Zoll Länge, der eine iſt in der Mitte durch— *) Lister, Conch. Fig, 1047. **) Lister, Conch. pl. 1049, 24, et 1050, 25. 86 gefägt, damit man die innern Kammern fehn kann; der erftere hat faft ganz feinen Kopf behalten, und der englifhe Mufchelfenner machte ihn befannt, ohne - den Ort anzudeuten, wo er ihn gefunden hatte; es iſt indeß wahrfcheinlih, dag beyde von irgend einer Mufhelbanf aus England herrähren. Nautiliten von Malta bey Caen, von Baches Noires und dem Berge von Chatillon in der Dauphine, Ich Fenne wenige Orte, die fo reih an Verſtei⸗ nerungen find, als Malta bey Caen; die Felfen um dies Dorf enthalten fürtrefliche Ammonshörner, viele Pfeilfteine und fehr fchöne Nautiliten. Beſonders auf den Felfen, die den Fluß begrenzen, Fann man ‚eine anfehnliche Sammlung von VBerfteinerungen mas ben; aber es ift Muͤh und Arbeit damit verbunden. Saft an unzugaͤnglichen Stellen habe ich eine Mine gefprengt, und habe daraus die fehönften Ammonss *) Degenton, Memoire sur les Tossiles, du bas Dauphine, pag. 44 et 48. 87 hörner erhalten, die in meinem Kabinet find und vielleicht in ganz Europa; id) kenne deren größere, aber Feine habe ıch gefehn, Die mit ihnen verglichen werben fünnten, Ich habe von daher auch zwey Nautiliten mitgebracht, den einen von einer Länge von vier und den andern von ſechs Zoll, Bey ber Verſteinerung haben diefe Nautiliten ihren Kopf ver— Ioren, allein ihre Wände find noch unverlebt, Die gelblihe Farbe der Nautiliten von Malta, erinnert an Die derfelben Verfteinerungen, die die man in der obern Bank ded Baches Noires findet; dieſe hier find in Kalkſtein verwandelt, der inwendig grau und aufferlih, - wenn fie der Luft exponirt waren, roftig if; die Wände im Innern find bisweilen mit Falfartigem Kryftall bedecft, von einer Dicke von zwey Linien. Mit Lebensgefahr habe ich diefe Nau— tiliten erhalten, weil der Feld, auf dem fie fich be- finden, ganz fpiß iſt; der Fuß ift bis zu einer gez wißen Hoͤh ſchwarz und thoniht, voller Grypfiten und einiger Ammoniten;. aber die obern Lagen find gelblich und enthalten die fihönften DVerfteinerungen, Man muß fih von der Höh durch Stricke herablaßen, die man über ein Klotz rollen läßt, damit fie nicht von dem fpißen, hervorragenden Felſen zerfchnitten werden. Ein verwünfchter normannfıher Bauer, den ich mit zwey andern gemiethet hatte, um mich hin= obzulaßen, tranf am Morgen zu viel Branteweinz Diefer Menfch fließ an den Kloß, als ih zwifchen Hmmel und Erde hieng. Er flog ſo ſchnell, wie der Blitz, von der Hoh herab; glüclicher Weife fah ih ihn fommen; indem ich den Kopf auf Bie 88 Seite drehte, erhielt ih den Schlag auf die Schul— ter, die davon fehr zerquetfht wurde, Ohne die mafbinenmäßige Bewegung, vermöge der ich die Mugen aufbob, als die Bauern ein Gefchrei ausftie- fen, da der Klotz herabftürzte, wäre ich erſchlagen worden; indeß, ich machte meine Ernte, Sch wandte mein ganzes Faltes Blut an, um die beyden Bauern zu beruhigen, denn der dritte war gefluͤch— tet. Indem ich mit vieler Milde ihnen zufprach, gelang es mir, fie zu berubigen und zu vermögen, daß fie mich wieder hinaufzogen, Sch rechne dieſe zu meinen größten Lebensgefahren, denn der Augens blick, wo die Leute alle losliefen, ich dann in den Abgrund ftärzte, war fo entfernt nicht, Ich wärs de zerfihmettert worden feyn, Mit ähnlichen Befchwerden ift mein achtungswere ther Freund Depenton in der Nieder- Dauphine ums hergereift, er bat darüber ein fehr gutes Memoire *) gefchrieben; aus dem wir fehn, dag das Gebirge von Chatillon nordwärts an feinem Fuße, in einer einen Erhöhung, die durch Lagen von feſtem Sand gebildet wird, viele Verfteinerungen enthalt, befons ders Bohrmufcheln, Echiniten, ungeheure Ammoni= ten, die quarzige Kryftallifationen in fich fchließen, deren ſechseckige Kryftalle pyramidenfoͤrmig auslaufen; auch feite und fehr große Nautiliten, die glatt und * *) Gedruckt zu Avignon 1781. * * | 89 fammerig find, in beren Behältern man ebenfalls Kryftallifationen von Quarz und Spatl; findet, Ich muß hier unter den Nautiliten noch desieni— gen erwähnen, den Lifter *) befannt gemacht hat; diefer Nautilit ift ſehr ſchoͤn; er gleicht denen von Malte bey Caen; mie diefe hat er auch feinen Kopf mehr und feine Kammern find mit einem Förnichten Zeig angefüllt; die äuffere Umfangslinie ift etwas mehr niedergedruͤckt, wie bey der Perlmutterfchnecke, und die Wände fcheinen mehr gefrüummt zu feyn. Er hat neun Zoll Länge; aber Liſter zeigt den Ort nicht an, wo er ihn fand, *) Lister, Hist. conch, pl, XIII, g, am Ende unter den Ummoniten. ! Nautiliten vom St. Petersberge bey Maftricht *) und der umliegenden Gegend von Brüffel, **) Diefer fehöne Nautilit, Bis tet noch einzig in feiner Art ald Verfteinerung, wurde von Faujas de Saint» Fond, zur Kenntniß des Publicums gebracht, der ibn, nachdem er ihn befchrieben hatte, in die Sammlungen der Naturgefbichte zu Paris niederlegte, wo wir ihn nun alle unterfuchen koͤnnen. Marechal hat ihn aufferordentlich fcbön gezeichnet und Coquet in Kupfer geftochen. Diefer Nautilit, der ganz Kiefelftein und in einen Kiefel von derfelben Materie eingefchlogen ift, giebt uns einen Aufferft merkwuͤr— digen Beweis von den Verwandlungen der Natur. Diefer Nautilit war unbezweifelt Falfartig und ietzt ift er in einen Kiefel verwandelt, und hat unter allen diefen Veränderungen feine Formen und faft feine ganze Vollfommenheit behalten. Diefer Kiefel, der aufferhalb rauch ift und eine grobe Decke darbietet, wurde in einer der Höhlen des Berges von Maftricht *) Faujas, Hist. oat. de la mont. de S. Pierre, **) Burtin, Oryst. de Bruxelles, pag. 102, pl. XIV. 9% gefunden, Ein glücliher Schlag mit dem Hammer brachte da8 ans Tagesliht, was ein Keffel in fich fhloß, und wir fehn nun einen Nautiliten, deßen Vertiefung, die Wohnung des Thiers, mit fremd: artigem Stoff angefüllt ift, aber deßen MWande unz berührt find, und deßen Kammern leer ſtehn: dieſe Wände haben fih, wie alles andere, in Kiefel ver— wandelt; in teder fieht man die Deffnung noch), durch die das Thier, als es noch lebte, feinen Faden fieckte, vermöge deßen es fi) an der Mufchel fefthieit, Die Dicke der Wände, die den berühmten Vers faffer zweifelhaft machte, ob er diefen Nautiliten als eine Aehnlichfeit der Perlmutterſchnecke anfehn dürfz, ‚ rühren nach unferer Meinung von den Kryftallifatios nen; oder vielmehr dem Ausfchwitzen der Wände her, eh die Muschel in einen Kiefel verwandelt wurde; aus eben dem Grunde ift die Deffnung berfelben aud) grö= Ger, als bey dem gewöhnlichen fammerigen Nauti— lus. Wir find übrigens der Meinung des Verfaſ— fer8, daß man diefen Trautilit zu der Art von Nau- tiluffen rechnen muß, wovon die Originale im indi- ſchen und afrikaniſchen Meere noch eziftiren, - Burtin hat auch einen fürtreflichen Nautiliten in Kupfer ftechen laßen, der mit dem des Faujas riva⸗ lifirt; allein da feine Wände unverleßt find, und feine Deffnung haben, fo kann man nicht in fein Inneres ſehn. Burtin erhielt dieſe Verſteinerung von Melsbroͤck und Loo, wo ſich die verſteinerten Mu— ſcheln in ſehr betraͤchtlichen Tiefen finden. Alles be— weißt, daß die Mollusken, welche ſie bauten, in ge Familien auf diefem alten Gebiete der Meere Ichten, fo wie fie fich ietzt noch in den Tiefen der See auf: halten, wo fie haufenweife umherfriechen. Diefe Nautiliten der umliegenden Gegend von Brüffel,: finden fih noh zu Voluwe St. Stephan, St, Aegidins und find da in SKiefelftein verwandelt. Diefe Verfteinerungen find wegen der Größe ihrer Köhre merfwürdig, und in ihre Claffe Fünnen wir das Brudftüc eines Nautiliten feßen, ‚das Lange *) befannt gemacht hat, von der Rückfeite gefehn, deßen zerbrochener Kopf eine große Röhre fehn läßt, Die durch eine der Kammern geht, die bier vertieft find, Dieſes find die einzigen Nautiliten, die. wir in den Fiefelartigen Zuftande kennen; es giebt wohl einiz ge Ammonshörner von derfelben Maſſe, oder in Cha- liedon verwandelt, zu Havre; allein noch) haben wir feine Nautiliten angetroffen, die diefe Verwandlung erlitten hätten, auffer denen von Faujas Saint» Fond und denen, von welchen Burtin fpricht, *) Lang. Hist. lap. figurat. helv. et ejus viciniae, tab. 20, Fig. 2, pag. 102. 33: | Nautiliten von Boulonnais un Montbard in Bourgogne, Sn Boulonnais, auf dem Wege, der von Ea- lais nach) Boulogne führt -und in der Gegend von Marguife, habe ich fehr ſchoͤne, ganz fefte Nautili— ten gefammelt. Ob die ganz unbefchadeten auch eine Seltenheit find, fo findet ‚man boc) viele mit den befondern Wänden; fie liegen mit fhönen Ammons- börnern, mit großen Triangelmufheln und andern Verſteinerungen vermifcht, die fait alle eine röthliche Farbe haben. Diefe Nautiliten haben oft eine Länge von acht Zoll und eine Oeffnung von drey Zoll; und die Nöhre,, die durch die flarfen Wände geht, ift fo weit, daß man eine gewöhnliche Feder durchfieden fann; alle find’ kalka irtig, etwas eiſenartig und er- 5 in der freien Luft die roͤthliche Farbe, in den Steinbruͤchen ſind ſie mehr grau gefaͤrbt. Diefe Ver— ſteinerungen, da fie mit Kalk oder Marmor ganz ans gefüllt find, ohne alle fpathifche Kryſtalliſation find ſchwer und maſſiv; fie hängen auch mit den Baͤnken, die fie in ſich faſſen, feft zufammen; durch einen Schlag mit dem Hammer und durch einen glücklichen Zufall, erhält man fie bisweilen unbefhädigt; fie machen mit dem Geftein eine Maffe; felten läßt Die Verfeinerung ganz von demfelben los, Der Stein derfelben ift fo feit, daß die einzelnen Wände klingen. \ Te 94 Die Behälter von Mufchelmarmor, die die DBet- ten von Erdlohlen von Nieder: Boulonnais bededen, find fehr merfwürdig, weil fie auf einen fpätern Ab: faß des Meers hindeuten; fpäter verließ das: Meer Dies Bett, Auch zu Montbard in Bourgogne findet man fhöne Nautiliten; wie die andern, gleichen auch fie der Perlmutterſchnecke, allein fie find viel größer, haben’ eine weitere Deffnung, als es ihre relativen Verhaͤltniße zu fodern ſcheinen. Sch befite einen, der wenigſtens einen Fuß Länge und fünf Zoll Weite hat. Man koͤnnte, wie bey dem vorhergehenden, eine große Feder in feine Röhre ſtecken; er hat eine röthere Farbe, ald die der Nautiliten von Boulonnais ift; es koͤnnte dies daher rühren, daß die Kalkbänfe dieſer Meeresufer nicht fo eifenartig find, als die, die den Boden von Montbard ausmachen: dieſe find um fo merkwürdiger, da fie ungeheure Ammonshoͤr— ner enthalten, eine Menge anderer Verſteinerungen und noch zwey andere Nautilitenarten. 95 Nautiliten von Saint: Dizier in Champagne ) und von Boͤtſtein in der Shhah, Das ganze Gebiet diefer Fleinen Stadt in Cham- pagne, wo die Marne ein Fahrzeug zu tragen an fängt, iſt eifenartig. Ich habe hier Nautiliten in ‚dem zweyfachen Zuſtande verfihiedener Verfieinerung gefunden, u Einige diefer Nautiliten find fhwer, ganz ver- wandelt, mit ſchmutzigem Eifenerz angefüllt, das weit reichhaltiger zu feyn ſcheint, als die ocherartige Erde, in der fie begraben liegen; die Kammern find überdies mit äufferfi feinem Meerfand angefüllt, in eine Art von Blutſtein zufammengedrüdt, von der Farbe einer Ochſenleber. Dieſe Nautiliten, ange— füllt mit einer eiſenartigen Materie, find ſehr ſchwer und ganz unbeſchaͤdigt; bald findet man fie mit ihrem *) Bourguet, Traité des pet. tab. 38, Nre. 251; ohne Anzeige des Orts, Lang. Hist. lap: tab. 29, Fig. 1, pag 102, — Knorr, ’de Pet. tom III, sect. ı, Fig. 25 pl’ı, ohne Unzeige des Orts. N 095 Koyfe, —* andere, ohne die auſeere Schale; man ſieht ihre zahlreichen Kammern. Knorr =) hat und zwey Nautiliten mitgetheilt, die denen von ©. Dizier fehr gleichen; der eine; den er unter Nummer 2 anzeigt, ift vielleicht der- ſelbe, von dem ich hier ‚rede; wie der meine, ift auch er eifenartig, und gleicht ihm übrigens voll: fommen; der andere unter Nummer ı ift in feinem Ganzen mehr zugerundet, aber fein Bau ift derfelbe, und feine leicht gebogenen Wände, haben die Form - wie die des Nautiliten von Saint = Dizier. Beyde ſcheinen indeß weniger eiſenartig, ſie ſind vielleicht aus einer andern Gegend; woruͤber Knorr ge⸗ ſagt hat. Alle dieſe Nautiliten ſind indeß nicht eifenartig, einige beftehn aus Falfartiger Materie; dazu gehört der von Lange **) bejchriebene und der, wie die au— / *) Planch. ı, Neo. ı, ift ein Ammonit mit halb» runden Streifen, mit einem runden, glatten Rüden, wo man feine Nöhre bemerkt. Die Streifen gleihen denen einer gemwißen Urt von Nautilus, Die Farbe bräunlid, Nummer z, derfelden Zafel, Er fleht zwifchen den Ammoni⸗ ten und Nautiluffen in der Mitte. (Knorr, de Perivel. IT, sect. 1, pap, 38, et pl. 1.-Fig, ı*et’2. r ; *k) Lange, Hist, lap. 29, Fig. ıi, et pag. 97 dern, ohne Kopf war, ſo daß einige Ninge ber MWindung, die man fah, ihn irre machten, und er dieſen Dautilit zu den Ammonshörnern rechnet, ob es gleich ein wahrer Nautilit ift, Diefen Nantilit erhielt Lange von Boͤtſtein. Die andere Anſicht, unter der fih die Nautili— ten von Saint Dizier zeigen, iſt hoͤchſt fonderbar; die ganze Muſchel und ihre Wände haben fich in eine Eijenfiufe, von leuchtender Raftanıenfarbe, verwan— delt, Die Kammern find mit einer Thon= und Kalk: erde angefüllt, Die ſich leicht zerreiben läßt, von gelber Farbe, die viel Vitriol enthält, Die Röhre ift voll Quarz. Sch habe feine große Nautiliten von diefer Urt gefunden. - Der größte, den ich befize, ift drey Zoll lang und anderthalb Zoll breit, Allein ich zweifle nicht, daß man größere finden Fann, 102, „‚Nautilus squamatus. sine striis, ma- jor, subcinereus, unius anfractus, ” 98 Nautiliten von Namur. Dieſe ſind ganz in Marmor verwandelt, der die Farbe einer Haſelnuß bat; fie find fehr glatt und fehr polier, oft mit Fleinen Aufterfchalen bedeckt; ihr äufferer Kopf ift faft immer zerftönrt, aber ihre Wan: de fehr bemerkbar, weil fie in Kreide verwandelt find, deren weiße Striche fie von dem Marmor unterfheis den, der die Kammern angefüllt hat. Dieſe dop: pelte Art der Verſteinerung macht es, daß man Diefe Nautiliten felten ganz findet, weil die Freidenartigen - Wände bisweilen in Staub zufainmenfallen und dann ift das Ganze: des Nautiliten zerftohrt: und weil ın dem Falle noch mehrere Kammern mit einander zus fammenhängen, die abnehmend rund find, fo ftellen fie einen verftümmelten Körper dar, den man Krebs: ſchwanz genannt hat, | Sn dem Gebiete Namur findet man noch eine andere verfteinerte Art, aber mehr platt, deren Kammern mehr grkruͤmmt find und doppelt auf ſich felbft gefaltet, 9 Nautiliten der Schweiz, des Ertersbergs im Herzogehum Weimar, von Altdorf, Pendingen bey Nürnberg und Verona, Ich beſitze Nautiliten aus der Schweiz, die ich aus der Gegend von Neufchatel erhielt *); man fin: det fie dafelbft von verfchiedener Größe, ich habe dergleichen von zwey Fuß Länge, die eine Deffnung von mehr als zehn Zoll haben, gewöhnlich find fie mit einer Krufte, oder einer Eiesartigen Dede übers zogen, ihre alte Auffenfeite hat fich in diefe Materie verwandelt: ein andermal ift dieſe Decke Falffpathe artig, grau und enthält kiesartige Wände, viele unter ihnen, find mit Auſterſchalen u, ſ. w. bedeckt, Ich fand einen Nugenblid .an, ob ich fie zu den Mehntichkeiten der Perlmutterſchnecke rechnete, weil, wie. es bey den Nantiliten yon Verona der Tal ift, ihr Rüden glatt ift; allein die. Nehnlichkeit des Ganzen deutet und an, daß dieſer Nautilus nur eine Varietaͤt iſt, die zu wenig I hat, um befonders elaffifteiet. zu werden, *) Bertrand, Dict. oryct, tom, II, pag. 69, col: ı, 100 Ich habe einige von diefen Nautiliten.durchfägen laßen und oft hat fich ihr Inneres vollfommen erhal: ten; die dünnen Wände find in Kiefel oder Kalffpath . verwandelt; einige Kammern find leer, andre find ganz ‚oder zur Hälfte mit Kıyftall und path ange- füllt: noch kann man die Stärfe der Muſchel anges ben, die vollkommen die der Perlmuttermuſchel ift. Die Röhre, bisweilen mit fremdartiger Materie an: gefüllt, fiheint etwas größer, wie bey unferm Nau— tilus; betrachtet man dieſe Verfteinerungen aber in der Nah, fo fieht man, daß diefe Materie, kurz nad) dem Tode des Thieres, in die Röhre gedruns gen ift; daß fie die Membrane, die der Röhre zur Sortfeßung dient, was wir, ald wir von dem Mol: lusk ſprachen, angeführt haben, ausgedehnt hat, nicht in die Kammern drang, die dagegen ganz leer, oder mit fpätern Kryftallifationen, vorzüglid) gegen den Mittelpunft der Nach, angefuͤllt ſind. er 5) hat auch einen fehr fühnen Nautilus in Kupfer ftechen laßen,. der denen von Meufchatel fehr ähnelt; er koͤmmt vom Ettersberge im Herzogs thum Weimar, Dieſe Verſteinerung hat ſich fehr gut erhalten. Bayer liefert uns in feiner Oryctographie von Kürnberg einen Nautilit, der den vorhergehenden fehr nah koͤmmt, er hat Aehnlichkeit mit der Perl: *) Knorr, Pet, tom. I, sech 1, pl. A IV. * 101 muttermufchel. Er erhielt ihn von Altdorf bey Ken tzenberg. Diefer Nautilit hatte faft feinen Äuffern Kopf ganz; es febeint, daß man dieſe Art von Vers fteinerungen hier von allerley Größen findet. - Im dem Werke Payers finden ſich nachahmungswuͤrdige Zeichnungen, *) | Aber feinem Sohne „Ferdinand Bayer, war es oufbehalten, und die fihönfte Verfteinerung eines Nautilus befannt zu machen: in dem Anhange, mo’ mit er das Werf feines Vaters begleitet, beweißt er, daß er würdig ift, feiner Spur nachzufolgen, und auf der zehnten Kupfertafel liefert er uns den für- treflihften Nautiliten, den man nur feben kann. Er hat noch feinen auffern Kopf, Der wenig von feiner Farbe verändert hat, er ift Kaftanienfarbig, den forbigen Flammen gleich, die die fhöne Mufchel ſchmuͤcken, wenn das Mollusf noch in ihr lebt, dem -fie ihr Daſeyn verdankt. Diefe Verfeinerung ift unverleßt und hat fich treflich erhalten; ihr Wuchs ift riefenhaft, denn ihr größter Durchmeffer beträgt *) Bayer, Oryctographia norica, pl. II, Fig. ı et pag. 30. Nautili vulgatioris figuram ... maximam partem testa sua pertenui vestitum, ex saxo praegrandi, prope Altdorfium, versus Lentzenberg, excussi .... ceterum ut multo minora hujus nautilitae specimina, sic quoque ingens habeo fragmentum, novem unciarum longitudine. 102 vierzehn Zoll, diefem tft ihre Länge angemeffen. - Diefe trefliche Verfteinerung koͤmmt von Peudingen, einem lecken in der Gegend von Nürnberg. *) In der zweyten Figur derfelben Kupfertafel, lie: fert uns Bayer noch einen andern Nautilit, der weit Heiner ift, ſich mehr der Perlmutterſchnecke naht, die wir kennen. In ſeiner erſten Kammer findet ſich ein ſehr kleiner Nautilit von derſelben Art, der, wie iener, das Opfer einer Revolution war, die dieſe Ueberreſte der Meeresbewohner in die Erde ver- grub. In dieſer Abſtuffung dreyer verſchiedener Größen, ſieht man drey Generationen, die den Ge— ſetzen einer allgemeinen, ploͤtzlichen Zerſtoͤhrung un— terlagen. ES Noch hat diefer Verfaffer eine befchädigte, und zum Theil zerbrocene -Perlmutterfchnede, auf. der eilften Kupfertafel, Figur drey *) bargeftellt, Dies Bruchſtuͤck erinnert an dasjenige, was Knorr ebens falls unter feinen Nautiliten und Ammonshörnern in Kupfer ſtechen ließ, #9) EN *) Ferd. Bayer, suppl. oryct. noric. tab. ı0, Fig. ı et 2.... et pag. ı7. E **) , -Suppl. in oryct. noric. tab. 11, Fie. 5, et pag. 17. u | **) Knorr, de Pet. vol. II, sect. ı, Fig. 3 et pag, 38, Nro. 3. ' 103 Andere Nautiliten aus der Schweiz, find ganz mit Thonerde angefüllt; die Wände haben fi) dann in Kies verwandelt, . Wir haben Nautiliten von Verona, die denen aus der Schweiz ganz gleihen, ausgenommen, daß fie ganz mit Thon angefüllt und von ihm durchdrun: gen find. Der Kopf und die Wände find nur etwas bräunlih, alle andern Theile- haben eine gräulich weiße Farbe: | Ob wir hier gleich eine beträchtliche Menge von Nautiliten angezeigt haben, und wir nod) andere, ſehr fonderbare anzeigen wollen, die fogar unbefannt find, fo müßen wir’ doch hier wiederholen, daß fie weit feltener find, als die Ammonshörner, Die: ‚Autoren, die über die Verfleinerungen gefchrieben haben, zeigen und deren nur wenige an, Vergroͤ⸗ ßere ich das Nahmenverzeichniß derſelben, ſo iſt dies die Frucht meiner beſchwerlichen Wanderungen, viel— facher Bemuͤhungen und fortgefeßter Nachfuchungen, durch die ich endlich eine Menge von Verfleinerungen erhielt, die ich fo gern mit den unverfleinerten Mus ſchein vergleiche. | 104 Erflärung der vier und fünf und vier zigften Kupfertafel, —R Der ſegelnde Nautilus ) Le Nautile à la voile, Er fhwimmt auf dem ftillen, ruhigen MWaffer, auf der Oberfläche der See, wo er nach einem Sturm, wenn gute Witterung eintritt, erfcheint, Sein Se— ‚gel, das im Innern mit Schröpfföpfen verfehn ift, iſt ausgefpannt; es fängt den leifen Wind auf, wel- her weht. Er fchifft auf dem Waſſer, in deßen Tiefe er fich bald wieder zurückftürgen wird. Alle feine gefingerten Arme find in der größten Ausdehnung; im Mittelpunfte Fann man den hor— nigten Schnabel des Ihiers bemerken, der ringsum: her mit einer runden Lippe verfehn ift, wie bey den Dintenfifhen, Kalmars, Polypen und Argonauten,. mit denen dies Mollusf viel Uebereinfiimmendes hat. *) Kupfertafet XLIV. 105 Der Hintertheil der Mufchel ift mit einer Lage von Perlmutter überzogen, das das Segel, wenn e8 fi ‚zufammenlegt, ausſchwitzt. Wenn diefer Nautilus fchwimmen will, ſo muß er in feiner Wohnung fehr hoch emporfieigen, um feine Augen nad) auffen hin zu wenden und über den Rand der Mufchel, damit er alles fehn Fann, was um ihn her vorgeht. | Die fünf und vierzigfte Tafel, Figur J. Es ift daßelbe Mollusf, ans feiner Mufchel ges zogen. - Man fann hier die Röhre, oder den ab: führenden Kanal fehn; ob man gleich vorn am Leibe Häutchen wahrnimmt, fo ift er doch nicht horizontal geöffnet, wie die anderen lederhäutigen, nackten oder fhaligten Mollusfen, die wir bis ietzt befchrieben ha— ben, Unten am Körper fieht man einen Theil des Nerven oder muskulöfen Fadens, der fich durch alle Waͤnde der Mufchel diefes Mollusfs fortzieht. Ge— gen den Kopf hin, auf der Geite, iſt eine hervor= fpringende Stelle oder Warze, die eins von den- Aus gen des Mollusks anzeigt. . Seine fingrigten Arme find ausgefpannt, wie die auf der vorigen Abbil— dung. Die Form des Unterleibes deutet die Arme an, an denen fich die Wände abdrücen: dieſer Uns terleib iſt getigert, mit ſchwarzen Slecfen befprengt, wie. die Kehrfeite der Haut, Die zum Gegel dient und die das Mollust wahrfcheinlic) auch als dag 106 Werkzeug gebraucht, um feine Beute, wie in einen Sad einzuwickeln. Die zweyte Abbildung derfelben Tafel ftellt einen Arm, oder einen gefingerten Xappen dar. "Er hat nur vierzehn Finger, es giebt deren, die zwanzig haben; die untere Geite iſt punftirt, wie ed die ganze Haut von diefem Mollusk ift, Der Nautilus mit Ohren. *) Le Nautile & Oreilles.. Mir haben gefehn, daß gewiße Mufcheln der Argonauten, deren Thiere wir noch nicht Fennen, ſich nach hinten hin fo verlängern, daß fie zwey Ar- ten von Ohren bilden, die und dazu dienten, fie zu charakteriſiren. Wir finden diefe Vorfprünge an *) -Favannes, Conch, vol. I, part, 2, pag. 723, et. pl. VII, Fig, D 4. — Gaualtieri, Index.- test. tab. 18, Fig. 3, et tab. ı7, Fig. A. | 107 den Mufcheln einiger Nantiliten; dies iſt ein Aehn— lichfeitspunft, der um fo mehr eine gewiße Ueber einftimmung und große Annährungen unter-diefen ver— fhiedenen Mollusfen beweißt. Gualtieri, der fchon frühzeitig fürtrefliche Muſcheln zu feiner Dispofition hatte, ließ einen der ſchoͤnſten Nautiliten mit Ohren durchfagen; fein Inneres gleicht der Perlmuttermus fhel. Die Abbildungen, die der Weife von diefem Nautilus liefert, geben uns eine vollfonmne Vor- ftelung von ihm; anmerfen muß man indeß, daß er ihm eine äufferft große Röhre beilegt, die er in den Mittelpunkt der Wände geſtellt hat. Favannes ift von den Franzofen der erfie, der dieſe Mufchel und genau beichrieben hat, die größten, Die er fah, waren fünf Zoll lang. ' Betrachtet man die Abbil- dung dieſes Nautilus, der auf der fiebenten Kupfer: tafel fteht, . fo glaubt man nicht, daß er hier eine - fo feltene und ſchoͤne Mufchel darfteien wollte; er giebt ihr kaum die Größe einer Bohne, indem er diefen Nautilus mit andern zufammenftellt, die et- was größer gezeichnet find, obgleich auch nur fchlecht, fo giebt er ung Feine Idee von einer Mufchel, die die Länge einer Hand hat und fo felten ift, daß man fie in den fürtreflichften Sammlungen oft nicht findet, Diefer Nautilus koͤmmt, wie er fragt, von den Maldinifchen Inſeln; fein Kopf ift weit ftärfer, wie der des gewöhnlichen Nautilus. Die Deffnung ift nach der Mitte hin ausgefchweift *), fie ift bauchigt; - *) Favannes, Conch. tom. ı, part. 2, pag. 723. ’ 108 dann druͤckt ſie ſich zuſammen, um ſich dann nach hinten zu in Geſtalt von Ohren wieder zu erweitern; das innere ift perlmutterartig, indeß die aͤuſſere mat— te und weißliche Bedeckung von gelbbraunen Streifen wellenfoͤrmig geziert iſt. Der obere Theil des Hin— tertheils, iſt mit einer glänzenden, mattgelben, et⸗ was braunen Farbe überzogen. Dbgleich Favannes der Meinung war, daß er. diefen Nautilus mit Ohren, als eine DBarietät des großen, oder gewöhnlichen Nautilus anzeigen fünrte, fo bin ich mit ihm doch nicht einverftanden: die Oh— ren, oder die Art von Hörner, find ein zu fehr in die Augen fpringendes und auffallendes Kennzeichen, die das Individuum, mas fie trägt, von allen an⸗ dern Thieren derfelben Art unterfcbeidet. Die Thiere, die mit Hörnern bewaffnet find, bilden unter den vierfüßigen Thieren und den Fifchen befondere Arten; warum follte dies nicht auch bey den Mollusfen ftatt finden, die auf diefelbe Weife ihre fchaligten Gehäufe bewaffnen? Gualtieri hat daher aud) ohne Beden— fen eine diefer Muſcheln, als eine befondere Art «zeichnen laßen, die er in der Mitte durchfägen ließ: und da er bey den beyden Individuen, die er zeichnen lieg, die Röhre iuft in den Mittelpunkt fest, fo fonnen wir, nach Favannes es als Unterfcheidungse - zeichen diefes Nautilus nicht zugeben, daß die Deff- nung der Röhre einer der Wände naher ſteh, als der andern, was er bey dem Individuum bemerkte, das er ftechen ließ; hätte Gualtieri das ebenfalls bey dem Nautilus gefunden, den er durchfägen ließ; fo würde er’s uns ficher gefagt haben, daß die Röhre 109 bey diefem Nautilus nicht in dem Mittelpunft fey, Der Nautilus von Favannes weicht auch etwas ab und iſt nicht völlig gleichfeitig.. Die Muſchel ift von dem Mollusk fehlerhaft gebildet. Die ungeftalteten Mufheln führen oft. zu großen Aufſchluͤſſen. Sie werden oft von den Wogen hin- und hergeworfen, in dem Sturm wird das Mollusk an die Selfen gefchleus dert, die Schale bricht, das Thier wird oft felbft durch den Stoß verlegt; es baut die Mufchel mies der, fest nach und nach neue Lagen an, Die der fehlerhaften Form feines Körpers angemefjen find, Bon diefem Nautilus kenne ich Feine Verſteine⸗ rungen. 110 Der Nautilus mit zwey Roͤhren. *) **) Le Nautile a deux Siphons, Die Mufchel dieſes Nautilus entfernt ſich von denen allen andern; und ob er gleich die ganze Form der VPerlmutterichnecfe hat, fo ift er dadurd) von ihr verſchieden, Daß zwey Röhren bey dieſer Urt durch die Wände gehn: Die eine der Röhren fteht iuft in - der Mitte der Wand, die andere, nach derfelben Richtung, zieht fih nad) der MWindung hin, | Umſonſt haben alfo die gelehrteften Autoren, be— ſonders Bruguiered und Lamark, ſich bemüht, die Nautiluſſe in gewiße Grenzen einzufchließen, und ein für ſich beftehendes Gefhleht aus denenfelben zu bils - den; für fie, wie für alle andere Weſen, ift dies unmöglich; vergebens fuchte man die Kennzeichen ges nau zu beflimmen, und die Mufcheln, und Thiere ) Sechs und vietzigſte Zafel Figur 2. —— ae test. ih 18; Fig. 4 — Favannes. der große Nautilus mit zwey Röhren, . Conch. tom. I, part. 2, p. 724, et pl. VII, lett. D 5; et Zoomorph. pl. LXIX, Fig. A 4. 11% in ihnen von allen andern Arten abzufondern; hier if gleich ein Nautilus, der ihre Bemühungen nie⸗ dDerreißt, und wir finden deren noch mehrere, Die Wände von dieſen find von fichtbaren Röhren durch— bohrt, die eine findet fih im Mittelpunfte, die anz dere liegt tiefer; wir werden bald fehn, wie diefe Röhre, die Ääufferft weit ift, im der Mufchel felbit, eine innere Muichel zu bilden fcheint; die abgeftumpfs ten Wände erinnern ung an die Ammonsbörner. Dex Natur forſcher muß die truͤgeriſchen Griffe unterlaßen, die die Natur nicht verftattet, Gualtieri ift der einzige, der eine Mufchel mit zwey Röhren in den Händen gehabt hats diefer wahr⸗ heitöliebende Mann fast, daß der Zufall fie ihn ent= decfen ließ. : Er lich viele Nautilaffe durchfägen und ſtieß auf dieſen. Er hielt dieſen Nautilus fuͤr ſo merkwuͤrdig, daß er ihn in Kupfer ſtechen ließ. Favannes, der fein Vertraun auf Gualtieri feßs te, hat diefen doppelröhrigen Nautilus als eine be— fondere Art angeführt. Er bat nach) diefem Verfaſ— fer, eine fehr gute Beſchreibung davon geliefert, Die er mit einer ſchlechten, kleinen, misgeftalteten Abs bildung begleitete, Die von der Aufferft feltenen Mus fchel, die er kenntbar machen wollte, feinen Begriff giebt, Aller meiner Nachfuchungen und Bemühungen ungeachtet, habe ich dieſen Nautilus nie antrefjen fünnen; aber das, was ich von der lebenden Natur nicht hen. konnte, erhlelt ich von meinen. Reiſen 112 auf den Gebirgen; ich befite drey Arten von Nau— tiliten mit zwey verfteinerten Röhren. Ich habe mehrere einzelne Stüce von ieder Art gefammelt., Ob ich aleih, wie Gualtieri, nicht die lebende Muschel befige, fo habe ich doch auf der XLIV Kupe fertafel, Figur 2 diefed Bandes, einen Nautiliten mit zwey Röhren in Kupfer ftechen laßen; fie find von Sombrenon in Bourgogne: ich glaubte an fei- nem Vordertheil die Ueberbleibfel feines Auffern Kopfs vorftellen zu müßen, mit dem dieſe verfteinerte Mu= ſchel noch verfehn ift. Diefer Kopf ift befchädigt, ein Bruch läßt die Wände fehn. Die äuffere Um: gebung ift recht Did, Andere Nautiliten mit zwey Röhren habe ich in den ſchwarzen Marmorbrüchen von Barbangon in den Höhlen der Ardennen gefunden, Bey diefen Nautiliten find die Röhren fehr ficht- bar, wie ein großes Schrotforn weit und gehn durch alfe Röhren; fie. find der Mufchel von Gualtieri ähnz lc), die er aus den orientalifchen Meeren erhielt; ihre Länge beträgt viertehalb und die Deffnung zwey Zoll; in ihren Kammern von fchwarzem Marmor, find fpathige, Falfige Kryftallifationen enthalten, Diefe Nautiliten von Sombrenon haben eine roth- gelbliche Farbe; fie find ganz von Kalk, ihr noch weißlicher Kopf ift fein quadrillirt, die meiften haben ihn noch ganz; die Kleinen haben eine Länge von drey Zoll und find anderthalb Zoll breit, Unter dem 113 Hammer verbreiten fie einen flinfenden Geruch. Sch befiße ein Bruchſtuͤck von einem dieſer DBerfteinerun: gen, mas andeutet, daß die Mufihel in ihrem volf: fommnen Zuftande mehr als zwey Fuß im Durchmef: fer hatte. Die Dicke beträgt mehr als zwey Linien, und die auffere quadrillirte Umgebung u dem gröbften Kanevas. In der Gegend von Bruͤſſel habe ich eine dritte Art von dieſem Nautiliten gefunden; er gleicht dem von Sombrenon ungemein, er iſt aber mehr ausge— ſchweift, mehr thonigt, obgleich ſeine Kammern mit kalkartigen Kryſtalliſationen angefuͤllt ſind; der Kopf iſt derſelbe, nur die Streifen etwas ſtaͤrker; auch iſt er mehr ocherartig. Durch meine Verſteinerungen, dieſe zweyroͤhri⸗ gen Nautiliten, wird Gualtieris Angabe beſtaͤtigt. Recht gute Naturforſcher wollten den Nautilus nicht gelten laßen, Favannes glaubte einen Augenblick, daß dieſe zwey Nöhren eine zufällige Varietaͤt wären, 114 Bon den microſcopiſchen Nautilufſen. Der krauſe Nautilus. )9 Le nautile granuleux. Unter der allgemeinen Ueberſchrift, wollen wir der Reihe nach eine Parthie microſcopiſcher Nautiluſſe, auch ſolche, die etwas groͤßer ſind, auf einander *) Tafel XLVII, Fig, ı. *x) Planeus, de Conch. Min. not. tab. ı, Fig. 2,litt DEF. — Gualtieri. Ind. test. conch. tab. 19, lit. A. — _ Ledermüller, Amuse- mens microscopiques, (Microfeopifhe Belufti- gungen) pl. VIII, Fig. 6. — Linn. Syst. nat. vermes. test. pag. 3370. Naut, tert. — Favan- nes, Conch, tom. I, part. 2, pag..728, 'e& pl, VII, Fig. B. 1. — Bose, Hist. nat. des coq. tom, 5, pag. 165. — Soldani, Test, micros. tom, I, pag. 54, vas. 153, tab. 33. F. teb. 34::G, H. et vas. 154. tab. 54, 15 folgen loßen, von’ denen Plancus, Gualtieri, Le— dermüller, Soldani, Schroeter und einige andere Autoren bereits gefprochen haben. Ich werde meine eigenen Beobachtungen mit hieherfeßen. Die Zahl. diefer Nautiluffe ift unermeslih. Sie bilden oft al: lein große Sandfelder. Kur die vornehmften Yon ihnen werde ic) anzeigen und das mit um fo mehrerm Recht, da Kinnee, Favannes und Bofe fie nicht würdigten, ihnen eine Stelle in dem Namenregifter der Nautiluſſe einzuraͤumen, deren fie in ihren Wer: fen erwähnten; ich will gleichfam alle diefe Muſcheln in ein Bündel zufammenbinden, die e8 ihrer Klein: heit ungeachtet, dennoch verdienen, daß fie der Na: turforfcher betrachtet, ' An ihrer Spitze ſteht der Traufe Nautilus, Man: cus ift der erfte, der von ihm gefprochen hat und er hielt. ihn für ein Ammonshorn. *) Er fand ihn auf dem Ufer von Rimini, wo man ihn unter dem Eee: fande antrift, von dem er einen großen Theil aus: macht. Nach Plancus hat er die Größe eines gros_ fen Stecnadelfnopfs, und ich weiß nicht, "warum ihn Savannes nur halb fo Flein hat in Kupfer ftechen laßen. Er ift faft rund, auf den Seiten etwas glatt, die durch erhabene Streifen gefurcht find, Die fih von dem Umfreis zum Mittelpunfte hinziehn; fie find koͤrnigt. In feiner, Geflalt gleicht er einer | *) Explicatio omnium figurarum, tab. prim. Fig. 2, Plancus de Conch. Min, nat, pP. 120; 116 | Knospe, Auſſerhalb glänzen diefe Kleinen Mufcheln von einer braunen Farbe, aber das innere ift perl- mutterartig und fammerig. Durch) die Wände geht eine Röhre, die fid) nicht in der Mitte findet, fon: dern feft an dem Hintertheil der Mufchel fißt, deren Heffnung faft ganz durdy die Trümmern des Kiels ongefüllt ift, der bededt und da zufammengerollt if, Sch habe diefe Fleine Mufchel hier in Kupfer fies chen laßen, ohne meine Lefer auf andere Originals f&hriftfteller zu verweifen. Die, welche Plancus ans führt, iſt eine der beften. Plancus nennt die Er- habenheit im Mittelpunkte einen hervorftehenden Na= bel. *) In der That fcheint es fo, daß in der Mitte ein Punkt ift, um den fid) die Kammern der Mufchel ziehn, Die Erdlagen, aus denen der Berg Corignano in der Nachbarſchaft von Rimini befteht, find mit einer Menge von diefen niedlichen Nantilufe . fen angefült, die hier, ald die See zurüctrat, ver: feinert find, und man Fann in einer einzigen Unze von diefer Erde, 500 Stuͤck ſammeln. Auf den Ges filden von Pifa, bey dem Orte Sain Giovanni della Vena genannt, findet man fie auch, von wo fie Gualtieri und Vincent Caggoni dem Plancus zufand- ten. Man findet fie auf Berggipfeln, die fonft vom Meer befpult wurden, und ießt trocken daftehn, Soldani, der ein ſchoͤnes Werk über die micro *) Planc. de Conch. min, not. p. ır, - 117 feopifchen Mufcheln geliefert hat, der die nicht zu ers müdende Geduld befaß, ſie aus dem Sande zu lefen und von einander zu trennen, giebt uns vier Arten von dem fraufen Nautilus, Er nennt fie gemeine, geftreifte Nautiluſſe. Diefe Mufcheln find Seemu: fheln, und denen von Plancus befchriebenen, aͤhn— lich. #) Die Zahl der Kammern diefes Kleinen weißen, durchfichtigen Nautilus ift verschieden, Bald findet man deren fieben, bis zu dreyſig und in ibrer Bil: dung ähneln fie denen ‚von Sienne und Bolaterre; ‚befonders die, welche man im Töpferthon anteift., Man findet diefe Nautilufe zu Porto » Serrajo, auf der Seite des Uferd, die unter dem Nahmen Sollo- ‚nica bekannt ift, oft an den Gorgonen und Madre: poren feſtſitzen. Man. muß unter ihnen eine Art oder Varietaͤt unterfcheiden, die mehr zuf ſammenge— druͤckt iſt, die Soldani mehr fuͤr ein Ammonshorn als einen Nautilus zu halten ſcheint. *) Soldani, Test, vol. r‘. päg, 54, col..e, 118 Der dornige Nautilus. °) *”) Le nautili epireux. Diefer Nautilus ift von runder Geftalt, Ei, fr auf dem Ruͤcken mit Erhabenheiten, die oft weit von einander ſtehn, die fih aber aud) bisweilen einan⸗ der mehr nahn, mehr oder weniger lang find, was mehrere Varietäten beftimmen Eönnte, verfehn. Das Innere ift perlmutterartig und durch die Wände geht eine Röhre; aufferhalb ift feine Farbe weiß, er ift glatt und polirt. Seine Durchfichtigfeit ift faft voll- 4 ) Tafel XLVII, Fig. = **) Cornu hammonis littoris ariminensis. tertium. Plancus, de Conch. pag. ı2, pl. ı, Fig. 3. et 4. — Gualtieri, Index. test. tab. XIX, let. GC. — Ledermüller. Amus. micros. pl. VII, let, C. — Nautilus calcar, Lin, Syst, nat. verm,. test, -pag.: 3370, sp. 2, — Maitini, Conch, ı, tab, 19, Fig. 168 et 169. — Fa- 5 vannes, CGonch, tom, I, part, 2, pag. 7ı2, et pl, VII, Litt. B, 3.:— Soldani. Test. tab, 33, vas. 151, E, An, vas 152, n. n. 119 fommen, Man findet ihn von verfchiedener Größe, einige, die durch ein Nadelöhr fallen, andere die wie eine ſtarke Linſe groß find. Plancus hatte der: aleichen und hielt fie für Ammonshoͤrner. Er bette fie in dem Sande auf dem Ufer von Rimini gefun— den: allein er ſagt es uns felbft, daß Gmaltieri und Wagner, feine Freunde, fie im Gegentheil für Maus tiluſſe hielten. Er hatte ihnen: feine mifrofenpt ſchen Entdeckungen mitgetheilt, und beſiegt Durch ihre Gruͤnde, ſagt er: ſolle er ſie zu dem Geſchlecht des Nautilus rechnen, ſo koͤnne er ſie nicht unter die Zahl derer des mittellaͤndiſchen Meers aufnehmen, er müße fie zu den Nautiluſſen, von Indien rechnen, da tich ihre innere Drganıfation der der Ammonshoͤr— ner nahe. *) In dem Sande des Ufers von Rimi— ni findet man fie in ungeheurer Menge, In ſechs Unzen Sand find, nach Plaͤncus, mehr als 500 enthalten. Verſteinert find fie feltener, und kaum findet man im einigen Unzen Sand ‚von Eorigeano einige. In Uebereinſtimmung mit Linnée fuͤgen wir hier die vierte Art des Nautilus von Plancus zu ſeiner dritten hinzu, weil es ſcheint, daß er ſie nur we— gen ihrer Geſtalt von einender geſchieden hat. Sn ſechs Unzen Sand fond man nicht mehr als 120; ins deß dieſe Fleine Zahl an Gewicht den 500 der vorigen -» Nautiluffe ‚gleich koͤmmt. Diefer etwas ftärkere Nau— ‘ *) Plancus, de Conch. pag, ıız et 13, ı20. tilns, war im VBerfteinerungszuftande fehr ſelten. Der Berfaffer, den wir anführen, hatte ihn nur auf dem Berge Corignano gefunden: auch hier war er fo felten, daß er nur einige fand. An diefen Nautilus ſchließen ſich ſehr Fleine, wirklich mifrofeopifche "Nautiluffe an, die Soldani aus der Tiefe de3 Meers in der Gegend von Livorno und Porto: Ferrajo zog, wo fie indes felten find, wo man fie an Gorgonen, fleinartige Pflanzen und Kos - rallenmoo8 befeftigt, findet. Soldani nannte dieſe bier Strahlenmufcheln. *%) Sie find rund, mit eins fam fiehenden Wärzchen auf dem Rüden verfehn, Die ungleich und von denen einige fehr lang find. Wan kann fie mit bloßen Augen- kaum fehn. Sie find höchjt leicht und zerbrechlich, fie ſcheinen aus dem reinften Kryftall geblafen, denn fie find durchfichtig wie Glas; fie hängen fich lieber an des Korallen: moos feft, als daß fie fih im Sande aufhalten, und vielleicht findet man fie nur dann in demfelben, wenn fie todt find. Diefe Art zu leben, auf dem Koral: lenmoos zu Friehen, fih da zahlreich zu fammeln, ſich daran zu befefiigen, Findigt an, ‚daß fie den Armen der Polypen zu troßen wiffen, und daß fie fich felbft auf deren Unkoſten ihren Unterhalt verſchaf⸗ fen. Es giebt wenig Korallenmoos, an deßen Aeſte und Zweige ftch nicht Nautiluffe, Ammonshörner oder Schalwürmer anhängen, bier wachfen, fich fort: *) »Soldani, Test. vol. 1, pag. 34, col. ı. — 121 pflanzen in diefem dichten Walde, der für alle an: dern Thiere als fie, nur ein Aufenthalt von Räu: bern und eine Höhle des Todes feyn würde, Gualdieri *), Ledermüller **), Favannes "), haben aus der vierten Art des Nautilus von Plan- cus ****) einen befondern Nautilus gemadt: wir ha— ben ‚bereits angeführt, daß ihn Linnée mit dem Brit: ten verbindet und haben feine Meinung angenommen, um fo mehr, da Plancus ſelbſt eingeftcht, daß dieſe . Erhabenheiten auf dem Rüden oft durch die Mellen, die diefe zerbrechlichen Mufcheln umberfchleudern, zer= brochen find, und Daß es hoͤchſt wahrfcheintid) ift, daß die, die derfelben beraubt find, einzig das Spiel der Wogen waren. Wenn indeß diefer Nau— tilus eine befondere Art bildet, fo naht er fich dem: jenigen, den Vlancus ald eine dritte Art von denen anzeigt, die man.in dem Sande von Rimini finder, Ungeheuer koͤnnte man das Kapitel der mikroſco— *) Güualt. Index. test. tab. 19, litt. B. *) Lederm. Armus. micros.‘pl. VIII, let. D. “#) Favannes, Conch. tom. ı, partie 2, p. 739. *+*) Plancus, de Conch. tab. 1, Fg. 4 L MN. | 122 pifhen Nautiluffe und Nautiliten vergrößern. ' Sol: dant hat ihnen fait einen Band geweiht. Man koͤnnte die Arbeit dieſes Verfaſſers viel weiter: aus— dehnen. Allenthalben findet man ta mikroſcopiſche Nautiluſſe und Ammonshoͤrner“ Das Korallenmoos, die Goagonen, das Gras in allen Meeren, iſt oft davon angefuͤllt und bedeckt; indeß muß man dieſe kammerigen Muſcheln nicht mit denen verwechſeln, die es nicht find, ob fie gleich ſchneckenfoͤrmig ge: wunden find: mit Necht haben fie die Mufchelfenner von der Iehtern getrennt. Daher muß man die mis. kroſcopiſchen Nautiluffe ganz in der Nähe, mit den beiten Vergrößrungsgläfern beobachten, um iedem feinen beftimmten Rang anzuweifen, Diele neue Arten von diefen mifrofcopifchen Nautiluffen Eünnte id) bier anführen, wenn fie in gemißer Hinfiht nicht . mit denen übereinftimmten,, von denen Soldani ſpricht: wir haben fihon einige von demfelben anges zeigt, Dieſer Weife hat den Ruhm, dies undanf- bare Land von neuem umgeriffen zu haben, und noch kann man ihn in Hinficht der mikroſcopiſchen Nauti— Iuffe zu Rathe ziehn, Die alle jo befiritten find, wie Die, bey denen wir uns bis teßt vermweilt haben, die | andere Autoren bisher nicht —— ‚, welde ihm allein —— | Die Natur (cheint bey Diefen Fleinen Mufcheln durch die Anzahl derfelben das zu erfegen, was ihnen in Abfiht der Größe mangelt; denn alle diefe Flei- nen Nautiluffe werden in andern Seeſtrichen nie grüs fer, als die in den Meeren der heißen Zone, wo Die ſchoͤnen Nautiluffe, wenn fie and dem Ey ſchluͤp⸗ 123 fen, alle eben fo klein find, als die mifrofcopifchen Nautiluſſe von Rimini, Vorto - Ferrajo, Livorno und vieler andern Meerbufen des mittelländifchen Meeres. Sn diefen weniger heißen Gegenden, ſcheint die ratur ſich gewiſſe Grenzen gezogen zu haben, die fie nicht überfpringen will, und diefe Kleinen Nauti— Iuffe gleichen hier faft den Ephemeren, Die in einem "Tage entfiehn und fterben, Wenn wir bedenfen, dag Gebirge ganze Bänke diefer mifrofcopifchen Muſcheln enthalten, fo wird es uns das Nachdenken fagen, daß die Natur ſich feit Jahrhunderten in diefen Eli: maten Diefe Gefese aufgelegt hat und daß ed neuer Revolutionen bedarf, damit fie da ihre ganze Kraft wieder erhält, um diefe leiten Weſen zu einer ries fenhaften Größe zu bringen, die den verfeinerten Nautiliten von Piemont und einigen andern Nautilt- ten in Stalien gleicht, Diefe ießigen, ſchon fo mis kroſcopiſchen Nautiluffe, erzeugen ſich Myrisdenmweife und bilden ganze Striche. Wie Elein müßen nun nicht-die Ever feyn, ans denen fo viele kleine Mu: ſcheln hervorkommen, deren Mollusfen mit Eyerftöcen verfehn find und die Eyer in Menge legen, wenn wir uns auf die Analogie beziehn dürfen, Die indeß hier feinen Zweifel übrig zu laffen feheint, weil diefe Heinen, fandkörnerartigen Mufcheln diefelben in ihrer Kleinheit find, als die Mufcheln der Argonauten und Nautiluſſe, am deren Formen und Bildung fie er: innern ? ’ Bon ihrer unglaublichen Vermehrung koͤnnen wir und nun einen Begriff machen. Nach allem, was wir gefehn haben, Tann man die Anzahl diefer klei— 124 nen Muſcheln mit der der Sandkoͤrner des Meers vergleichen, wenn ſie dieſelbe nicht uͤbertreffen. Wie unermeslich groß muͤßte die Summe derſelben nicht ſeyn, Die aus ihrer ungeheuren Vermehrung hervor— geht, wenn die. daſeyende Menge, ſich nah Maß: gabe ihrer gegenwärtigen, nicht zu berechnenden Anz zahl, vermehrte? Aber wenn auf der einen Seite die fo ergiebige Lebensquelle unerfchöpflich fcheint, fo fiheinen fi) ihr auf der andern einige Hinderniße ent= gegenzuftellen. Wir müßen glauben, daß die fo Eleinen, lederhäutigen, mit Schalen verfehenen Mol- lusken, Mie iedes andere Gefchöpf, ihre Feinde ha- ben; daß die Verwuͤſtung unter ihnen ihre Zerftöh- rungen anrichtet, wie ed bey allen andern Thierclaf- fen der Fall ift, und dieſe Verwäftung muß unter ihnen um fo rafcher vor fie) gehn, da ihre Vermeh— rung fo ſchnell erfolgte, - Mürden die mikrofcopifchen Nautiluſſe nicht die Beute anderer Thiere, die fich von ihnen ernährten; würden fie nicht die Opfer der Ortsbeſchaffenheiten und gewißer Zufälle; pflanzten ſie ſich endlich ohne Hinderniß und in voller Freiheit fort, fo würden dieſe faſt atomiſche Weſen, die Meere austrocknen, das feſte Land verbinden, in— dem ſie durch ihre Truͤmmern dichte Lagen zu den Sand- und Kalklagern hinzufuͤgten, die ſchon Myri— aden von ihren Generationen zum Grabe dienten. Ob ſie gleich faſt kaum zu ſehn ſind, ſo wuͤrde es ihrer allein nur beduͤrfen um durch ihre unermesliche Men— ge eine Kugel zu bilden, die unſerer Erde aͤhnlich iſt. — — 125 Erklärung der fieben und vierzigften Kupfertafel, — —— Mikroſcopiſche Nautiluſſe. Erſte Figur. Der krauſe Nautilus, betraͤchtlich vergroͤßert. Zweyte Figur. Der dornige Nautilus, durch ein Vergroͤßerungsglas geſehn. Die andern Figuren ſtellen mikroſcopiſche Nauti— luſſe vor, die ſchon von Soldani bekannt gemacht worden ſind, ſie ſind aus der Mitte aller derjenigen gegriffen, die dieſer Verfaſſer zeichnen ließ. Die Punkte, die auf der Seite von iedem dieſer mikro— ſcopiſchen Nautiluſſe ſtehn, deuten die natürliche Größe dieſer kleinen Muſcheln an. ı25 Der Nautilus von Dar. ) * Nautilite de Dax. Jetzt beſchreibe ich eigentlich fo genannte Nauti— Iuffe, folche, deren letzte Schnedenwindung alle an dern einfchließt und die alle im firengen Sinne zu den lederhäutigen, mit Schalen verfehenen. Mollus: ten, gehören. Mir find von dem gemwöhnlichen Nautilus ausgegangen, haben alle diejenigen betrac)- tet, deren Wände glatt find, um zu den mifrofco- piſchen Nautiluffen zu gelangen, von denen Plancug, Gualtieri, Ledermäller, Schröter, Linnee, as vannes und Soldant mehr ald ieder andere, in ihren gelehrten Schriften geredet haben. Wir haben im: mer die ahnlichen Verfteinerungen, die wir als fol che erkannten, zuſammengeſtellt: nun müßen wir, um die volfftändige Geſchichte des Nautilus zu liefern, von denen reden, moͤgen ſie lebendig oder verſteinert ſeyn, die ſich von den urſpruͤnglichen Charakteren auf irgend eine Weiſe entfernen. Dieſe hier ſind — — nn \ *) Xafel XLVI, Figur ı- *%) D’Argenville, Oryctologie, planche VII. Fig, C | 127 . son. den erftern durch) DBertiefungen, Unregelmaͤßig—⸗ feiten,. in Hinficht ihrer Wände, bald audy dur) die Lage und fonderbare Mannier ihrer Köhren, ver: fhieden; andere weichen von ihrem urfpränglichen Charafter durch) einen ſchwachen, kaum ſichtbaren Nabel ab, oder durch Auffere befondere Formen, Eins diefer merfwürdigen Individuen ;- was ich auf der vier und vierzigften Tafel, Figur 1 gezeich- net habe, gehört hieher; es ift verfleinert und koͤmmt von Day. Sch habe e3 mitten durchfägen laßen und ed im Mittelpunfte zerbrochen, damit man die weite fortgeſetzte Röhre und eine von den, Geitenvertiefun- gen, die trichterförmig gebildet iſt, ſehn kann. Diefe Vertiefungen gehn von ieder Seite durch die Mände, fo dag man einen Nautilus mit: drey Nöhren zu fehn wähnt, von Denen zwey ‚auf den ‚Seiten find und ‚die dritte gegen die Windung des SKiels geftellt ift. Sm natuͤrlichen Zuftande habe ich dieſen Nautilus nicht geſehn. D' Argenville ift der einzige Autor. den id) Eenne, der in einer ſchlechten Abbildung, die er. auf der fie- benten Tafel, Figur C, feiner Oryctologie in Kup⸗ fer ſtechen ließ, davon eine Idee gegeben hat. Al— lein der Text iſt ſo armſelig, daß er zur Erklaͤrung der Figur nichts beytraͤgt. Ich will die Beſchreibung dieſes Nautilus nach dem Individuum liefern, das ich vor Augen habe und was ſich in meiner Sammlung findet. Man findet: dieſe ſchoͤne Verſteinerung in der Gegend von 128 Dar, in Gujenne. Diefer Nautilit Hat mehr als zehn Zoll Länge und eine Oeffnung bon vier Zoll, Alle feine Kammern find leer und die zerbrochenen, find mit einem rothgelben, nicht feitaneinanderhänz- gendem Sande angefüllt,; er hat feinen ganzen Perl⸗ mutter behalten. Der Mittelpunkt hat die Form eined Nabels und der Kopf, wie auch die Wände find ftart und feft. Das merfwürdigfte ift die breite Röhre, die durch alle Wände geht, ohne daß die Fortfeßung unterbrochen wird; in den Iezten Kam= mern ift fie fo weit, daß man einen Finger hinein ſtecken kann. Auf ieder Seite der Röhre läuft eine Mertiefung mit, ihr fort, die fi) nad) vorn hin in einem Punkt endigt. Die Figur, die ich davor tiefere, ftellt diefe Vertiefungen, aber nur von ei= ner Seite dar, fo mie fie fi) in ieder Kammer fin- det. Beym erfien Anblick follte man glauben, in den Wänden diefes Nautiliten wären drey Deffnuns gen. tac) diefer Bildung der Mufchel fünnen wir glauben, daß der Körper dieſes Nautilus fich in ei= ner runden, ſtarken und dicken Nerve endigte, der in feiner ganzen Ausdehnung eine Falfartige Materie ausfchwißte, fo, Daß eine fortgeſetzte Röhre gebil- det wurde, die durch alle Wände geht. Unabges fehn von diefem Nerven war der Hintertheil von die— fem Mollusk mit zwey muskuloͤſen, fleifchigten Anz hängen verſehn. Die Wände mußten fi) nach der Bildung feines Körpers richten, auf die fich Die Falfs artige Materie abfeßte, Die Röhre ſteht nicht in der Mitte der Wände, fie findet fi) an der Baſis derfelben, wie wir's bey einigen Ammoniten finden, deren Röhre bald nach vorn, bald nach hinten zu 129 fieht. Der Nantilit von Dar ift auch etwas glatter als die gewöhnlichen Nautiluffe oder Nautiliten. Der wellenfoͤrmige Nautilus. ) **) Le Nautilite ondule, Dieſer nieblihe Nautilit ift ganz in Blutſtein verwandelt. Seine Kammern find zum Theil leer, andere enthalten Eifentheile, Er koͤmmt aus der Gegend von Charleroi, wo man ihn in einer fehmußie gen, fehwefelfiesartigen Erde, unter vielen Belem= niten findet, die ebenfalls in Blutitein verwandelt find. Er hat in dem Verſteinerungszuſtande feinen aͤuſſern Kopf eingebüßt, daher Fann man die Be: fhaffenheit der Wände auch genau fehn; fie haben zwey verfchiedene Nichtungen, die den Nautiluffen *) Tafel XLVI, Sigur 3. *) Klein, Polyth. tab. 2, Fig. 4, $ 38. Rum- phius, Amb. p. LX, Fig. E. — Bayer, Oryct. noric, tab. 2, Fig. 2. — 150 gersöhnliche und dann eine wellenformige; dies theilt dieſe Verjteinerung in zwey Theile, in den converen und concaven. Wie bey den Nautiluffen fieht die Roͤhre in der Mitte der Wände. Allein vermöge der fonderbaren Structur der Wände, ähnelt diefer Maus tilit ungemein den Ammonshoͤrnern; er unterfcheidet fih von ihnen durch die letzte Windung des Hinter: theils, Die alle andern. umfchließt, das wefentliche . Kennzeichen, was den Nautiluſſen zufömmt, was felbft das einzige ift, woran man fie Fennt. Ich habe mehrere dieſer eiſenartigen Verſteinerungen ge— ſammelt, ich beſitze welche die eine Laͤnge von zwey Zoll und eine Oeffnung von zehn Linien haben. Sie haben ſich völlig erhalten. Ihre Farbe iſt oft duns felchofoladen. Es giebt vielleicht welche, ob man fie gleich felten findet, die größer als die meinigen find. Diefe Meinung fcheint mir um fo wahrſchein— licher, de ih dem wellenfürmigen Nautilus einen andern an die Seite feßen kann, der von Klein bee kannt gemacht, aber fehlecht gezeichnet ift. *) Rumphius fand diefen ſchoͤnen Nautilit in Sn= dien **), allein in Kiefelftein verwandelt, und fchlug man mit dem Stahl daran, fo gab er Funken, Er bat ung eine Abbildung davon auf feiner XL Kupfer: *) Klein,. de Polyth. tab. 2, Fig. 4, $ 38. **) Rüumphius; Amb. pl, IX, Fig. E, et Pag. 318. 131 tafel unter dem Buchftaben E gegeben; er Bat Faum die Breite eines Zolls; er ift etwas verftümmelt und fihlecht gezeichnet, Wir fügen diefem einen Nautiliten bey, der etz was fchadhaft ift, welchen Bayer zeichnen ließ und den er in der Art andeutet, daß er bloße, wellen— foͤrmige Linien hat. ) Er war ganz in weißfarbigen Marmor verwandelt. Der Verfaſſer fand ihn auf dem Berge Schlipfsberg, bey den Doͤrfern Rieden und Eismannsberg in der Gegend von Nürnberg; als lein diefe Verſteinerung ift kaum kenntbar. Alles Died beweißt, daß dieſer Nautilit felten tft und wenige Autoren haben von ihm gefprochen, Der Baron Hüpfh, der fi) ein Vergnügen daraus machte, feltene oder fonderbare Nautiliten zu fuchen, hat einen von diefen niedlichen verfieinerten Nautilie ‚ten befannt gemacht; er ift, wie ber meine, eifens artig und hat die Farbe des Blutfteins, Gr giebt ihm einen Beynabmen, der mit dem meinem uͤber— eintrift, er nennt ihn den geſchlaͤngelten Nautiliten, **) *%) Bayers Oryct. noric. tab. 9, Fig. 2, et pag..30. Nautilites süperlicie laevi, lineis simplicibus undosis. — Lapillus est albicans, marmoreus, 'e monte Schlipfsberg: inveni etiam inter pıgos Rieden et Eismansberg, **) De Hupsch, Naturgefhichte des Nieder: Deutfd 132 Es ſcheint indeß, daß dieſer runder, groͤßer war, als der meine. | Erklaͤrung der fechs und vierzigften Kupfertafel.- Figur 1, Der Nautilit von Day mit fortgefeßter Köhre, der Länge nach gefpalten und gegen den Mittelpunkt hin-zerbrocdhen, damit man den innern Bau fehn kann. Diefer Mittelpunft ftellt überdies eine Art von Kabel dar. Die breite Röhre ift volls fommen und liegt offen da. In ieder Kammer zei- gen fich die Vertiefungen in Trichterform, unverleßt,- die die Röhre zur Rechten und Linken nenetun; $ a fi eht man nur eine Seite. Figur 2. Der Nautilit mit zwey Roͤhren, die eine iſt in der Mitte, die andere an der Baſis ieder "Wand. Diefer tautilit hat einen Theil feines Kopfs behalten, der fehr dick und quadrilfirt iſt. Die Kammern ſtehn offen. lands. Band 1, Tafel 2, Figur 17 und 18, und Pag. 23, 9 30. 1355 Figur 3. Der Nautilit von Charleroi mit wel Venformigen Wänden. Er ift etwag platt; die Röhre ift im Mittelpunfte der Wände, und die Wände ha- ben eine doppelte Befhaffenheit, die eine ift convex und Die andere- concav, 4 Der EFappenfürmige Nautilit, *) Le Nautilite encapuchonne. Wir haben bey dem wellenförmigen Nautilit ges fehn, daß feine Winde durd) die Biegungen von. de— nen der gewöhnlichen Natiluſſe verfchieden. find; wir ftellen hier einen andern vor, deßen Wende ein noch: fonderbareres Anſehn haben, ſie fieden gq leichfam, wie), Schahteln oder Mügen in einander. Koͤmmt ie ein Nautilit ben Ammonshoͤrnern nah, fo ift e8 auf den erften Blick dieſer; aber feine Röhre iſt central, und die lezte Windung des Kiels ſchließt Die andern ein, Er it fehr glatt, Ich habe ihn felbft in ben Felſen der Gegend von Namur gefunden, Er ſitzt noch an einem Stüde diefes fpathifchen Felfens feft, hat eine ſchwarzgraue Farbe und wenn man darauf fchlägt giebt er einen febr fiinfenden Geruch von ſich. 1354 Die Verfteinerung iſt weit mehr fpathifcher, als der harte Marmor, in dem er eingefchloßen ift: feine Farbe ift zimmetfarbig. Der Auffere Kopf ift vers nichtet. Die angefüllten und feften Kammern haben die Bildung und das Zickzack der Wände, die in einander laufen und höchft regelmäßig find, Diefer Nautilit gleicht einer völlig. runden Scheibe. Sein größter Durchmeffer ift zwey Zoll und die Oeffnung beträgt neun Linien: allein es fcheint, daß er weit größer wird, weil die lezten Wände fehlen, wie man es an der Zeichnung des einzigen Individuums fieht, das ich mir verfchaffen Fonnte, Ich halte diefen Nautilit fuͤr ſehr ſelten; er iſt der einzige, den ich geſehn habe, der einzige, den ich finden konnte, und ich treffe ihn in feinem Aus tor befchrieben, oder in Kupfer gefiochen an, Als Seltenheit Habe ich ihn hier auch dargeftellt, er ift ed, der uns unmerflid dahin führt, die Anslogie feflzufegen, die zwifchen den Nautiluffen und Am— monshörnern flatt findet, er dient zum Beweife, daß die Wände des Nautiliten nicht immer fo einfach find, als man ſichs gedacht hat, Wir finden Ammonshoͤr⸗ ner, deren Wände ebenfalld ganz grade find, aber auch andere, die wellenfürmige, zerſtuͤckelte Wände haben; und diefe führen uns endlich zu den Ammo— niten, deren Abtheilungen fo runzlicht find, daß die Runzeln die innern Wände bedect haben, Der Nautilit mit der Sticferei, *) Le Nauiilite Brode. Se mehr wir die Arten fiudieren, deſto mehr vermehren fih, fo zu fagen, Die einzelnen Gattun- gen; denn die fortgefesten Unterfuchungen führen zu Entdeckungen, oft ift man aanz erflaunt, unver: hoffte Gegenftände zu ſehn, die fich natürlich an die Seite derer anſchließen, die ihnen gleichen. Oft hat man es bemerken koͤnnen, daß die Individuen, die man für verlaßen hielt, Nachbarn - erhalten ha= ben, die bisher undefaunt waren und fich mit ihnen verbinden, Sn den Unterfuchungen über die Nautis luſſe und verfteinerte Muſcheln, da man dieſe als Seltenheiten betrachtete, findet ſichs, daß fie eben ſo viele Arten ald andere Geſchlechter enthalten, die man als zaßlreich anzufehn gewohnt war. Der Nau— tilit mit der Stickerei, - tft einer der fehönflen und. feltenften von allen Verfteinerungen. Er ift ſehr groß, ſeine Laͤnge betraͤgt uͤber einen Fuß und die Oeffnung acht Zoll. Statt daß ſein Kopf glatt iſt, was man bey andern Nautiluſſen findet, oder qua— drillirt, wie's bey gewißen Nautiliten der Fall ift, *) Tafel XLVIII, Big. 2, 136 fo ift er vielmehr mit einer Stickerei, wie einige Melonen, verfehn. Gegen den Mittelpunft Hin fin- ‚den ſich Zeihnungen im Zickzack, die nah an einan- der ftehn, aber breiter find, ehabener, Deutlich an- gedeutet, welche fi) gegen den runden Rücen der verftieinerten Mufchel hinziehn, wo die Zickzacks der beyden Seiten zufammenlaufen, und ſich in einen ſtumpfen Winfel vereinigen, Der Kopf ift befchädigt, man kann die Wände fehn, die glatt, ohne Falten und Biegungen find. Die Röhre ift in der Mitte, Diefer Nautilit ift fehr fhwer, weil er ganz maſſiv if; das Innere der Wände war mit einer gelblichen Erde angefüllt, die zu Stein geworden tft, alles tft an Diefer Verſteine— rung Falkartig, obne Beymifhung von Thon. Nach Maßgabe feiner Länge ift diefer Nautilit fehr breit, Er koͤmmt von Montbard in Bourgogne. Sein Kopf und feine Wände feheinen wenig Dicht zu feyn. Ich balte ihn für felten, um fo mehr, da ich ihn bey, feinem Autor gefunden habe, | We Die gelbe und feurige Farbe dieſes Nautiliten veranlagt mih, ihm einen andern Nautiliten zur Seite zu ftellen, der, wie er, von PBourgogne - koͤmmt. Man glaubt, er befand fih in demfelben Steinbruh, gehörte zu demfelben Gefchleht, wenn die Stickerei des zweyten in Zickzacks wäre, wie die bey dem erſtern; fie ift noch mehr erhaben; allein ftatt mehrere Ecken zu bilden, zeigt er zufammenges drücte und regelmäßige Seiten, etwas gebogen, die fi) auh auf dem Rüden in einen. ſtumpfen Winfel - 137 vereinigen. Uebrigens ift die Form dieſes Nautili— ten biefelbe; die Art der Verſteinerung ift ſich gleich; der zweyte ift blos etwas thoniht. Man kann den zweyten Tautilit als eine Varietaͤt desjenigen anfehn, der auf der XLVII Aupfertafel vorgeftellt iſt, oder ihn als eine Abart betrachten und ihm einen andern Nahmen geben. Es ‘giebt deren von der Schwere von zwey Unzen bis zu funfzehn Pfund, die fi alle gleichen, deren Seiten diefelbe Befchaffenheit haben, und die von einander nicht verfchieden find, Drecnſelben Nautilit findet man in den Gegenden von Narbonne in den Marmorbruͤchen. Diefe Nau— tiliten von Languedoc find von Keyftallifationen an— gefült, die das Anfehn von fpanifchem Albafter ha: ben, zu anderer Zeit findet man welche, die mit einer thon= und Freidartigen Erde überzogen find, welche fat rofenfarbig ift. Einige find von einer weißen Maffe angefüllt, die thonartiger Natur iſt. 138 Erflärung der fieben und vierzigften Kupfertafel. Figur 1. Der Fappenfürmige Nautilit in natür- licher Größe, Man fieht vollfommen und dem Nuge dargeftellt die befondere Befchaffenheit der Wände, die wie Müben auf einander geſchoben find. Figur 2. Der Nautilit mit der Stickerei von Montbard, Die ganze hintere Seite diefer Verſtei— nerung hat die Stickerei ihres alten Kopf3, Die vor- dere Seite ift geöffnet und man kann die Wände und ihre Abtheilungen fehn, Diefe Nautiliten find ganz verfleinert. Der ausgefchweifte Nautilit. ‚ Le Nautilite evase, Ich habe diefen Nautiliten nicht gezeichnet, weil er der Perlmuttermufchel aufferordentlic) gleicht, aus— genommen, daß fein Mund Eürzer und mehr ausge: fihweift ift; er hat das in der Breite, was der le: bende Nautilus in der Länge hat. Seine Lange be: trägt einen Zoll und die Deffnung zwey Zoll, Er hat noch feine ganze äuffere Geftalt; allein er ift in gelben Kalfipath verwandelt, Doch fo, daß man die Mufchel noch zu fehn glaubt, Einer meiner An: verwandten hat ihn aus China mitgebracht, Die Def: nung ift fo mit Kryftallifstionen angefüllt, daß man die Stelle nicht fehn Fan, wo die Röhre if, Die Deffnung betragt zwey Zoll in Der Breite. Diefe Verfteinerung ift völlig unverleßt: ich kenne keinen Nautilus, der ihn gliche, | 1409 Der Nautilit mit bauchigem Hintertheil. Le Nautilite a poupe renflée. An. die Geite des ausaefchweiften Nantiliten, ffellen wir das Gegenftüf zu demfelben, Diefen Nautiliten erhielt ich aus der Gegend von Rheims. Sc) beſitze zwey Individuen von demfelben, den ei: nen von der Größe eined Zolls und den andern von vier Zoll im Durchmeſſer: anftatt des ausgeſchweif— ten Mundes, den alle andern Nautiluffe haben, zieht er fich vielmehr verdünnend zuruͤck, fo, Daß er weit enger an der Deffnung als dem Hintertheile ift, an dem er fih anfchließt. . Bey einigen Schneden fine den wir- diefelbe Erſcheinung. ie die Menfchen, fo haben auch die Thiere eine Zeit der Reife und des Abnehmens, in der Blüthe des Lebens, im fraft: sollen Alter, freuen fie fid aller ihrer Kräfte und bey völligem Wohlbefinden müßen auch die Echneden in dem beften Zuflande feyn, Wenn das Alter koͤmmt, dann werden die Züge runzlicht und die Glieder ver: hornen: Don nun an ift es nicht mehr ſchwer zu begreifen, wie einige Schnecden fo weit gefommen find, ihren Kiel zu verkleinern, ie nachdem das Thier durch das Alter verkleinert worden if. Diefe Thatfache fodert andere Beweife, wir verfchicben fie bis zur Berchreibung der. Mollusfen, die in einer. 141 gemwißen Lebensperiode Gefangene werden, die dann die Deffnung ihrer Schnecken ‚fo eng machen, daß es ihnen nicht mehr möglich ift, aus derfelben zu gehn, Es Kann bey dem Nautilit, von dem mir reden, derfelbe Fall gewefen feyn; er ift ſcheiben— rund, .mit Ealfartigen, dreyeckigen Kryftallifationen von einer freidenartigen Materie angefüllt, die viel Thon enthält; im Mittelpunfte findet man eine leichte Windung; es kann dies daher rühren, daß er ſei— nen äuffern Kopf verloren hat. Der Mund, oder die letzte Kammer des Thiers, was fehr merkwuͤr— dig ift, wird fchmaler, flatt ſich zu erweitern und ift im Durchſchnitt ein Dritiheil Kleiner als das Hin— tertheil der Muſchel. Ich befige ießt davon zwey Individuen, und betrachte dieſe Bildung nicht als das Werk des Zufalls, Sch zeige hier Diefen Nau— tilit in der Erwartung an, daß man ihm noch andere an die Seite feßen wird. Soldani *) hat ung eini— ge mikroſcopiſche Nautiluffe geliefert, die faft ver *) Soldani, Test, Mic. vol, ı Fab:: 56, was. 189. OB, 87. 180.788. 8 58.- 191. 8. 8. Tab 6868. 61. 108.- O. - und vielleicht alle die, die mit der LXVII Tafel anfangen und ſich Geite 63 endigen; denn es ift fichtbar, daß fie in einer gewigen Zeit gefangene Mollusken 142 fchloßen find, Diefer Nautilit hat viel Aehnlichkeit mit den von Narbonne, von dem ich geredet habe. I Der nabelförmige Nautilus, *) Le Nautile Ombilique. | Diefe Ichöne, fo feltene Mufchel ift das natuͤr⸗ liche Bild der Ammonshörner, an deren Spitze wir *) Lister, Hist. de conch. tab. 550, Nro, 1, — Petivier, Gazoph. nat. part. ı, tab. 99, Fig. 9. — Valentin, Amboin. cop. univ: Fig. 4. — Knorr. Delic. des yeux, part. ı, pl. 11, Fie. 3, pag. 8; et Delic. de phys. tom. ı, pl Bı, Fig 2, pag. 40: — Gualtieri. t. 1. p: 207, artı.79. — Favannes, Conch. vol. ‘2; part, 2, pag. 2; pag. 725..— ‚D’Argen- ville, pl. V, let. F. (ſchlechte Zeichnung) — Gatal. de Latour d’Äuvergne, pag. 59; art: 252 — 255 et 254 — Fayant. d’ Herbigny, Dict. tom, 11, pag. 418: | 143 fie fielen, Es foll hier nur von den Nautiluſſen bie Rede feyn, in deren Mittelpunfte fih ein Kleiner Nabel zeigt, deshalb habe ich den allgemeinen aner- fannten rahmen, mabelfürmiger Nautilus, beybe— halten, Diefe niedliche, feltene Mufchel wird nie über. zwey, drey Zoll lang, man findet fie noch weit Fleiner, fie bat im Durchmeffer Faum einen Zol. Ihr Aufferer Schmud ift weißlich, gelbge- flammt und feuerfarben. Sm Innern iſt fie grau per/mutterfarben, und ſchoͤn und fanft polirt, Der Hintertheil ift mattbraun, _ Durch die Kammern geht im Mittelpunfte eine Röhre, wodurch alle Wände mit einander verbunden werden. Dieſer Nautilus iſt faſt Fugelfürmig gerundet; feine Seiten find fehr ausgefchweift und die Deffnung ift feft rund, Sim Mittelpunkte ift er mit einem Nabel verfehn, Durch den man einen Faden ziehn kann. Diefer Fabel ift der eigenthümliche Charakter von diefer Art des Nau— tilus, Man macht diefen Nabel durch Kunft bey ‚den Heinen Perlmutterſchnecken nach, und man muß fi) beym Kauf diefes Nautilus wohl vorfehn, daß man nicht betrogen wird, Dieſer niedliche Nautilus koͤmmt von den Mo: lukken. Ob ihn Rumphius auch nicht beſchrieben hat, er war doch einigen Muſchelkennern bekannt, die ihn als eine Seltenheit angezeigt haben. Linnée, der ibn für eine Varietaͤt der —— hielt, bezeichnete ihn mit keinem andern Nahmen. Verſtei— nert findet man ihn noch feltener, Indeß ließ 144 Breyn *) einen in Kupfer flechen, der einen unge- mein fleinen Wuchs hat, faſt diefem lebenden Nau— tilus gleicht, von dem man ihn als eine wahre Aehn⸗ fichFeit anfehn kann; er hat fich vollfommen erhalten. Indeß Breyn zeigt den Ort nicht an, woher er ihn erhielt. | 230 Unter den zahlreichen, fo unfehlerhaft gezeichne- ten Verfteinerungen, die Bayer **) befannt machte, finden wir einen Nautiliten mit Nabelform, ven er als einen jungen Nautilus betrachtet, der der großen Perlmutterſchnecke ähnlich ift; dieſer Meinung treten wir nicht bey, da diefe Verfteinerung aus dem Nürn- berger Gebiet völlig kenntbar und ganz unverleßt ift, Sein Sohn liefert uns drey nabelfirmige Nautili— ten **); fie find ganz unbefchädigt und haben ihren Kopf faft ganz behalten. Schade, daß der Ort, wo fie gefunden wurden, nicht bemerft iſt. Es giebt in feften, fteinigten und Falfigten La⸗ gen nabelfoͤrmige Nautiliten von betraͤchtlicher Größe, *) Breyn, de Polyth. tab. 2, Fig. 3, $ 38. *) Bayer, Oryct. norica. pl. ı1,. Fig. 8, et pag. 31. Der Ort, wo die DBerfleinerung ges funden wurde, ift nicht angezeigt. * *+*) Ferd. Bayer, in Supl. tab, 105 Fig. 3; 4> 5 et pag. 17. 145 Auf er eilften Tafel der Zuſaͤtze 9 Oryctographie der Gegend von Nürnberg *), macht Bayer der Sohn zwey Nautiliten befannt; der eine ift faft ganz erhalten, man fieht die einfache, glatte Form der Wände; der Nabel ift unverfennbar: der zweyte Nautilit auf derfelden Tafel iſt halb durchgefägt und man flieht nur das Innere der Kammern, Die Mände haben die gewöhnliche Befchaffenheit, wie bey den Nautiliten. Den Ort, woher dieſe ſchoͤ— nen — kommen, {ft ala angezeigt, Huͤpſch) — eine nn, die ihre ganze Geftalt noch hatte, Ob fie gleich in Schwer felkieg verwandelt iſt, fo iſt fie dennoch) fehr feft. Auch er zeigt. den Ort, woher fie rührt, nicht an, Es ift ein nabelförmiger Nautilit. Seiner Seltenheit ungeachtet, finden wir dieſen indiſchen Nautilus in Europa verſteinert. Er exiſtirt in den Felſen bey Neufchatel in der Schweiz, zu Nristorf im Canton Baſel. Knorr hat einen fehe großen davon befannt gemacht *8); den er. nicht zur *) ‚Ferd. Bayer, in Supl, tab, 1, 2 et page. ı7; *) Don Hünfch Naturgeſch. des Nieder-Deutſchl. Band 1, Taf z, Figur 19, und Seite 25, $ 35. ***) Knorr, de Pet. vol, 1L, sect, 1, pag. 44 ei al A IV», Fig. ı K 146 gewöhnlichen Perlmutterſchnecke rechnet. Solche große, wie Knorr, der fie im Canton Bafel fame melte, befite ich nicht; allein ich habe einen vor mir, der von Neufchatel Fam, - Seine Formen find ſehr gut erhalten; er ift fünf Zoll lang und die Oeff— nung beträgt 3 Soll, er hat feinen Auffern Kopf noch) ganz, der in grauen Kalkſpath verwandelt ift, feine Kammern’ find von grauer, thon- und Ealfartie ger Erde afigefüllt, die eben nicht hart ift und fich mit dem Meſſer fchneiden läßt. Einige Kammern find in Schwefelfies verwandelt, mie die der andern Nautiliten derfelben Gegend. Der Zwifchenraum der fchwefelkiefigen Wände, ift mit weißem, kryſtalliſir⸗ ten Kalffpath angefüllt, Diefer Nautilit ift weit grö- Ber, wie man den nabelförmigen Nautilus lebend findet; indes diefe Schwierigfeit ift bald gehoben, wenn wir bemerken, daß viele Mufcheln, die wir verfteinert finden, im Agemeinen weit größer find, 08 die, die wir in ihrem natürlichen Zuftande fin- den; es ift eben fo mit. den Verfieinerungen, Die einen faft riefenhaften Wuchs haben, Es fcheint, daß die Natur nicht mehr die Kraft hat, wie fonft, wo alles groß und riefenhaft war, | 147 Der triangelfürmige Nautilit. ) Le Nautile triangulaire, Zu Havre fand ich dieſe fchöne Verfteinerung, “am Fuße der Felſen, die fo viele Trümmern antiker Generationen in ſich fliegen. Er hat fechs Zoll im Durchmeffer, die Deffuung, welche triangelfürmig ift, enthält drittehalb Zoll, Gegen den. Rüden der Mufchel endigt fie fih in einen fpisen Winkel, Die Röhre ift im Mittelpunkte der Wände, - Die Wände find fehr concav und die Ränder einfach. Der Kopf ift nicht mehr da, die Kammern find mit einer Freid- ‚und Falfartigen, fehr thonichten Meterie, von graͤu⸗ licher Farbe angefuͤllt, die mit kleinen ſchwarzen Koͤrnern durchſaͤet iſt. *) Rafel XLIX, Figur 2. 148 Erklärung der neun und vierigfien Kupfer: tafel. Figur 1. . Ein nabelfürmiger Nautilit aus Schweden. Figur 2. Der trriangelfoͤrmige Neutilit von Havre. Er iſt ohne aͤuſſern Kopf. Der Mund fehlt. 149 Der gedrückte Nautilit. *) Le Nautilite de prime. Der Durchmefjer iſt bey dieſem Nautilit weit breiter, als er lang iſt. Er ift einen Zoll lang und anderthalb Zoll breit. Der Mund dehnt fich in ei= nen Halbzirfel aus. Auf den Seiten fiehn zwey Fortſaͤtze. Die Mufchel iſt aufgefihwollen, mit er- habenen Furchen verfehn, Die fi) in der Mitte des Ruͤckens vereinigen würden, wenn fie nicht durch eine Feine Kette von Körnern unterbrochen würden, die den Rüden in zwey gleihe Hatften theilt,. der ganzen Laͤnge nach. Der Kopf ift eine Linie ſtark. Wir haben auf der funfzigften Tafel, Figur 1. noch einen ſchoͤnen Ammoniten dargeſtellt, der vom Berge Bolca in Veroaſiſchen koͤmmt. ”) Tafel L, Figur 2 und 35 150 Erklärung der funfzigften Kupfertafel, Figur 1. Der Ammonit von Boli, Figur 2, Der gedrücte Nautilit. ” Die fortdauernden Unruhn der Einquartierung und die ſchwache Gefundheit des Verfaffers, erlaub— ten es ihm nicht, Die Ueberſetzung des Originals in diefem Bande ganz zu endigen. Es fehlen noch 60 Seiten, die, wenn ed der Himmel will, in ruhi« gern Zeiten, im 5. Bande nachgeliefert werden ſollen. — Ende des vierten Bandes, AI. IV CH. ZI. N NS \ III N‘ N 4. Argonautes Maeroscopiques Je Soldanı '. 3.4 © Aufre Ardgunaute, plus Forlement grosst. een la ee a ——— —** r — — ————— ER: * * —— J —— — — et. “fe ——— ——— * Ve u N P * 2 — IL IT. AI. IV. ch Il. N —8 J * * = l-Larrınarre Vitree er ( 4 { - Carıinaure de Gıiscaltiere. 3 Bonnet ‘(de Dragon. ed ' ‚ 7 * A A — J 7 $ . £ x » E & . h ' i k r x e — Dr * ; » * FA, * —— ——— EEE — * e g a * II ALS. CI SE Ugb- Le Grund Nimtile er ler Worle — — * — La € { nen Epwr — — Zur — — Bar — x = { r ‘ = “ } — m‘, - ; ; — * - S a - * * c u « N gr f) AR 2 | e f F x # + J 4 3 3 x . { j “ 2 5 * 1 %. 4 \ A « \ [I In J ) LEI. — DIEALLOD:; i. Nautile Hors de sa Coguill ©. | 23 on De ses Pras Disites. 2 — — — — — 7 13 ss | * — ⸗⸗ Be ni — * a al in En N de ee he: — * ana * — —* Pr; u % La — Er 2 ER —— IH 1 er x. i N. Nautilite Asypuon Continue, detax 2. Naeutelik a Deux Syptons. 7 “4; en N aıtilife Aelvisons oncılees J EN — 7 u * 3- oO ry - 5) N art Alhe N autile 4.3.20. 4 G scpt rleitx. I Fp LNELLN. 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