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HJevs B1517an

Bahr, Hermann

Der Antisemitismus,

HERMANN BAHR

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ntissmitismus

Ein internationales Interview

Berlin 5. 5ifd?cr, Pcriacj

1894

^n bemfelben Vertage erfc^iencn mn

©in moberncr 9ioman

©e^. mi %-, 8CÖ. anf. 4,-

®ora

SBicner ®cfd3id)ten

(Sc^. anf. 2,-, ocb. awf. 3,-

Qteßen ber Bieße

äioman

®c^. aKf. 3,-, ßcb. ani. 4,-

Üuftfpicl ®e5. 9«f. 1,50

1

J

3)cr Untifcmitismus.

"^

SSon ^ermann JBß^r erfd^tenen im gletd)en S3crlage:

2>ic gute <S^uIe. (Sin moberner 9f?oman.

®e^. 9}f. 3.—. gebb. 3JJ. 4.-. 2)ota. g^oöenen. Btöeite STuflage. ©e^. 9)?. 2.—. JReBcn bcr ßicbc. SBiener (Sittenroman. ®e^. 3J?.3.— . S)ic ^öuBlir^c ?frttu. Suftjpiel ®et). 9)^. 1.50.

^nUvmm^ tion Hermann 3^aBr.

©in internationale^ Suterüiem.

»Ott

Scrfin.

©. gtj^er, 35 erlag. 1894.

572544 \'bW S5

IHeincm lieben ^reunbe

5fttt hotfcrürijcn ^ait

Dr. (Bmxl Bufpiiier.

©iett, September ^893. / 1 . ... f

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littp://www.arcliive.org/details/derantisemitismuOObalir

3ni]ali

©eite

1. griebric^ S:p{el^agen 5

2. Sl^eobor S3att^ 11

3. Stufluft 33ebel 20

4. 2;i)eobDr SRommfen 26

5. ®uftat> (Ex^moUer 32

6. ^aftor 3. ©djmeibler 39

7. SJJojimüian §arben 42

8. DberftUeutenant ö. ©gib^ 53

9. ernft §äcfel ..." 62

10. Slbolf SBagner . 70

11. ^rinj ^einric^ ju ©^oeneid^sföarokt]^ 79

12. ^einricf) JRidert 86

13. ^o^n §enri) ajJactai) 92

14. 28il^elm goerfter 100

15. 3llfreb 3Jaquet 102

16. ^nk§> ©imon ' . . 108

17. ^ilnatole 2ero^=S3eouIien 114

18. mpi)ox\\e ©QUbet 123

19. t^ranciS a}Ja9narb 130

20. Strt^ur aKel)er 137

21. ebouarb ^^ailleron 142

22. ©etierme .143

23. e^arleS SKorice 154

Seite

24. eiuferet 158

25. 9J(Ieianbro ©atca 168

26. aJianuel SRuQ äortüü 175

27. §enn 5Ro^efort 180

28. @tr ©larle? aöentroortf) ®ilfe 188

29. 3ame§ 2lrlt)ur Söalfour 191

30. §enrl) üaboudjere 193

31. Slnnie SBejant 194

32. ©ibneQ SS^itman 198

33. Stntot^Q Cealt) 201

34. $aul ^onfon 204

35. ©bmonb ^icarb 206

36. Söuls 210

37. ipenrit Sbfen 212

38. SBjörnfterne ;öjörnjon 213

Q^^^^^U^^^^D^^^^^^^^^^^^^^^^^^

^c^ fa^re luteber einmal ein bild^en in ber SBett unb Jjordie bie Seute quI, iUQg fie meinen unb fagen. 3<i) toill fie je|t über ben Sinti* femiti§mu§ öernel)men. 9^itf)t um ©riinbe für unb gegen it)n gu fammetn, bie billig unb o^ne 3öir!ung finb; fonbern um in öermirrten Stagen ol)ne 3otn unb o^ne Siebe ein paar glaubliche 2)o!umente 5u geminnen, ttjie üon biefer ^rage mirllid) bie ®ebil= beten ber öerfd)iebenen SSölfer, ber üerfd)iebenen Staaten t)eute beuten.

gtebt öiele S5ücf)er über bie ©ac^e. ®ie einen finb gefcljeibt, bie anberen finb bumm, aber !eine§ trifft fie. «Sie reben immer an il)r Vorbei, ©ie t:^un, alg ob (Srünbe unb Semeije gelte. Slber i(^ glaube, eg gilt öielmetjr ganj toaä anbere§.

Sn^r, S)er 2Intifemiti§mu5. 1

2

Sc^ ^abQ ha meine kfonbere 9J?einunß ic^ bränge [ie memanbem auf, aber DieHeid^t barf td) fie fogen.

S)er 3lntifemiti§mu§ wiü nur fid) felber. ßr ift nidjt etoa ein SDZittel 5U einem 3tt)ecEe. ©er ein* gige 3tt>ecf be§ 5Intifcmiti§mu§ ift ber 5lntifemiti§mu§. 9[)?an i[t 5(ntifemit, um Slntijemit 5U fein. 9Jfan fi^welgt in biefem @efüt)le. (£§ liegt an ber ^eit, baf3, um bie melten unb üermüfteten SZeröen gu montieren, !ünftlid)e S^eije begeljrt finb. ®en l^olben üioufd), ben fonft ber ben SDMffen jet^t öerlorene ©laube unb bie entlüid)cncn Sbeole gaben, foücn fie crfe^en. S)ie Oieic^en t)altcn fid) an SO^orp^ium unb §afd^ifd). SSer fid) ba§ nid)t leiften fann, lütrb 5(ntifemit. ®er 5lntifemiti§mu§ ift ber a}iorpt)ini§mu§ ber steinen Seute.

SJJan toiH Seibenfd)aft, ©ditoung unb Xanmel, unb if)re uatürlidjen DueUen finb erfd)ijpft. ©ie t)aben !eine gro^e Sbee, !etn fittli^eS ^at^o§, bie bie SSonncn ber 23cgeifterung crmcden fönnten. Unb meit i[)nen bie SBoUuft ber Siebe fel)lt, berfud^cn fie mit ber SSoIIuft be§ §affe§. ^lan mu§ nur felber einmal Don it)r mit ben eigenen ©innen unb 9?eröen gefoftct tjaben, um il^r berfütjrerifd^eö ©ift 5u !ennen. SB er gcljafit tt)irb, tt)ut im ©runbe babei nid)t§. ®er ^ube ift il^nen nur eben bequem. SDte granjofen Ijaben bafür ber 9^eit)e naä) guerft ben ^reu^en unb bann ben Suben unb neueftenä ben 53an!ier gebraud)t unb I}ot fid^ il)nen nii^t um ben ^reu^en unb nidjt um ben Suben unb nid^t um

3

ben S3anfier ge^anbelt: e^ ^anbelt fii^ immer nur um ben §a^, um bie ftorfen 5tufregungen, bte er ge^ tüä^rt. SSenn feine Suben gäbe, müßten bte §tntifemiten [ie erfinben. ®ie toären fonft um aKen ©enufe ber fräftigen Erregungen gebrad)t.

SDa§ f Geeint mir bie 5ßft)c^otogie be§ Sinti* femiti^muS ber 3)?affe. Sei ben „^üt)rem" fommt tüofit no(^ ettt)Q§ ba§u. (£ä giebt fein f)anb* lic^ereö Snftrument be§ Demagogen.

3d) plauberte einmal mit 3}Jaurice S3arre§ unb er begeisterte [icfi für Ü^od^efort. S^ mu^te über ben feltfamen 95unb be§ ©djtöärmerg für SSogner mit bem §e^er gegen Sot)engrin lad^en. Slber er berteibigte ben ^reunb: „©lauben <Sie mir, er fd)ä^t bie SBürbe unb ben SBert öon SBagner fo gut toie ©ie ober ict); ober er finbet nid)t Ieid)t ctvoa^, ba§ tt)m beffer bie SD^affen in bie §anb geben toürbe toer bie 5[)?Qffen meiftern tt)in, barf feine ®e= legen^eit ber Seibenfd^aft öerfäumen."

®ie antifemitifdjen güt)rer, benen nidjt blo§ um ha^ ©efdjäft ^u t^un ift, finb ^rätenbenten um bie ®unft be§ ^öbelö, bie Ijerrfdien moEen. @ie möd^ten in it)rem fletnen Greife fo eine SIrt üon 9Jie^fd)e'fd)cn Übermenfdjcn n^erben, bie burd) alle 50^ittel ben ©enu^ ber DJtac^t erföerben. (£§ fi^ett fie, auf ben Snftinften unb 93cgierben ber 2J?affen tt)ie auf benjeglidjen haften ju fpielen, bie if)rem leifeften S)rude ge^ordjen.

S)o§ meine \ä) über ben Slntifemitiömuö unb

4

meine be^toegen, ba^ man mit (Srünben gegen i^n ni(^t§ tilgten !ann. SBer Slntifemit i[t, ift au§ ber ^egterbe nad^ bem Staumel nnb bem 9?aufc^e einer Seibenfdiaft. (£r nimmt bie SIrgumente, bie it)m gerabe bie näc^ften ftnb. Söenn man fie it)m toiber* legt, toirb er fict) anbere fuc^en. Söenn er feine finbet, mirb i^n auc^ nic^t be!el)ren. (£r mag ben diau\ä) ni(i)t entbel^ren. |)eilen fönnte it)n nur ein eblerer STaumel, njenn ben 3J?affen toieber ein Sbeol, ein fittlic£)e§ ^att)o§ gegeben mürbe. SSieüeic^t ift fo ber ©o^ialiSmu^ ber einzige ^Irgt be§ 3lntifemitigmu§. Sc| tuiQ alfo feine^megS ben 5lnti[emiti§mu§ „miberlegen", toa§ taufenbmat gefd)el)en unb immer üergeblic^ ift. Sc^ frage einfach, mit h)eld)en (Sm* ))finbungen unb meieren ^^ntmorten fidj bie ©ebit* beten ber öerf^iebenen Stationen ^u biefer (£rfc|etnung im ^olfe fteEen. ^Sieüeidjt giebt ba§ für fpäter ein« mal öon ber S[^erfaffung be§ ®eifteä um 1893 ein ganj furiofeä 2)o!ument.

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1.

^n bie lange, lange ©tra^e, ttetc^e ben Zkx^ garten umfäumt, Iel)nt ftd) bie §ot)en5oIIern[tra^e: breit, toeife unb leer, ©ö f)attt ber @d)ritt, unb ni^t§ 50?enfc^tic^e§ i[t gu öerne^men. 9^ur an ber ©de fauert ein öerfc^rumpfte§, bürre^ SBeib nnb f)ä(t »elfe, gelbe ©tengel feil, al§ ob Slunten toären.

Sin §au§ tüie bo§ anbere, fteif unb ftrenge; alleä ift fo forreft. Sntmer baüor ein fc^mateg ^lät^c^en ^tnter einem ©itter. S)at)in irerben im Sommer ein 93aum, ein :paar Stofen gefteHt, unb bann fagen fie ftolj: ®a§ :ft bei un§ fo l^übfc^, baf) jebeö §äugd)en feinen ©arten f)at, tt)a§ bo^ in SBien faft gän^Iict) fe^(t.

3m §tt3eiten ©tode. S«^ toerbe in ein ©emadg gefüt)rt, ba§ eine 3J?ifd)ung öon guter ©tube, ©alon unb 5ltelier ift. Sürgerlict) nüchtern in feiner fc^lic^=

6

ten, ^ebaitttfd)en Drbnung unb bod) ßf^aifelonguen unb ßaufeufen toie bei einer Same unb in S3üften unb ©emälben eine eblere 5lnmut. SBie ha^ §eint etne§ befferen S3ürger§ in ber ^roöin§, ber eine trodene 5lrbeit i)at, aber boc^ tu müßigen ©tunben gern ba§ @ct)öne |)flegt eine§ gelaffenen SSerjtanbe§, ber mit Wla'^ unb 2Sei§'^eit btätoeilcn auä) in ®e* füf)ten biüetiert. ^teife mu^ [td) '^ier befjagtid^ finben: für eine feinere (Smpfinblidj!eit freiließ, bie nad^ er« lefenen ©enfationcn lüftern, toäre nid)t§.

©traff unb ftramm, tnapp unb regfam, gerabe unb fc^arf tft feine 2lrt. Wan mö^te il)n für einen Pieren Dffijier ober etma für einen preufeifdien Stic^ter nel^men, bem bie 3"^t f^ineS „^oxp^" noc^ immer in ben ©liebern ftedt; eine bi^ciplinierte Sugenblid^feit ift in jeber ©efte. munbert mid), ben mutigen ^äm^fer für bie greit)eit fo folbatifc^, faft fagte irf): ^jotijeilii^ ju finben. jDa§ SBeic^e, ja @en« timentale feiner 5Büd)er öert)ef)It fein SBefen. ©r ift fet)r gaftlic^, aber felbft feine |)öflic^feit f)at immer ma§ ©emeffeneS unb (strenges, mie auf äJcenfur bie @e* funbanten mit bem llnparteiifd)en öer()onbeIn, mit großer 5I(i)tung, aber bleibt etma§ öon it)rem ftreitbaren 9J?etier barin.

(gin f)arte§, ftarreS ^rofil. ©r fiet)t toie eine rafc^e ß^ic^nung au§, bie nur ba§ ß^arafteriftifc^e t)alten moUte; unentfdjiebene, t>eränberlid)e 3üge fehlen. ®a§ §aar unb ba§ fdjmate S3örtd)en auf ber fpröben 2\ppt hirj. Sd) fann in bem Suntel,

7

'i)a brausen longfam fcf)on ber le^te Zaq berfc^eibet, ntc^t getuafjren, ob grau ober öon einem t)elleren SSroun i[t. SSom ©id^ter ^at ber iiücf)terne utib fluge S3ticf hinter bem 3^^<i^i^ ni^tS, jonbern et)er tüte ettt ©taatSantüalt utib Snquifitor bitcft, ber fpürett irtü. S)te SBeittöufigfett beS ©tt(§, bett er fd^retbt, fef)It fetner gebrungenen 3f?ebe: er fprtd)t tnapp unb eilig bie SBorte, bie äufammen ge^i3ren, rapib I)erau§, aber mit jaljett Raufen gttJtfc^en ben ©ä^en, tüenn ein neuer ©ebonfe beginnt, qI§ ob er bie logijc^e Drbnung erft befinnen mollte md)v, ttJte man bütiert, ftott gu plaubern.

„3c^ tüeiB nidit, §err ®o!tor, ob ©ie jid) meiner nod) erinnern id) tjatte t)or Satiren "

„Slber getüife in ber „Iitterari[c^en ®e[ell= fdjaft"! SBir finb ja alte SSefannte."

2Bir [e|en un§. (5r retd)t Sigaretten. Unb i(f) bringe meine S3itte t3or, mir über ben ?(nti[emiti§mu§, tt)a§ er t)on it)m benft, ju jagen.

„©e^r gern. Sd) fürd^te nur toirb nic^t üiel t)etfen. ©riinbe, 3Irgumente unb alle moralifc^e ®ntrü[tung bermögen gegen il)n nid)t§. Wan f)at oft Oerfudjt, unb Ijat nod) nie getrirft. 3Son biefer id) möd)te fagen: pf^d)o(ogifd)ett Seite ift er nic^t gu faffen. SJ^an mü^te t3on ber öfonomifdien ©eite fommen. (Sr ift eine öfonomifdje ^rage unb uerlangt eine otonomifd^e :^öfung. ©o lange man nidjt bie mirtfd)aftlid) ©djträdjeren im 5^ampfe gegen bie tDirtfd)aft(id) Stärferen unterftül^t, fo lange ber fleine

8

SÖfann ber öfonomtfcEjen 9}?ac£)t unbarm'^er^tg au§ge* ttefert toirb, folange, tcie id) boit Stpringen toet§ (unb baS (SIeictie tüirb qu§ Saben unb au§ 3Sürttcm= berg erjä^It), btefer fdjänblic^e SBuc^er l^errfc^en barf, lütrb olle Söitbung unb S^ultur be§ ®ei[te§ gegen ben ?lntifemtttlmu§ nid^tS rtdjten. 2)a§ namenloje (SIenb, ba§ ber SBuc^er auf bent Sanbe . . ."

„©§ giebt bod) lüo'^I auc^ c[3r{[tlid)e SSuc|crer . . ."

„O^ne 3^^ÜeI ober tauften totr un§ ntd)t: bie jübiji^en finb bte 9?egel. SSieIIeid)t lüeit bie Suben burd) i^re ^Begabung bie tütrtfc^aftlid) Über^ legeneit finb, öieüetd)! tüeti fte feine 8frupel {)aben, biefe llberlegen{)eit auöjubeuten ic^ mag ba§ nid)t entfdieiben. Slber t)ier, in ber toirtfd)aftltd)en 9^ot, ift bie SBurgel be§ 5lntifemtti§mu§, unb ^ier, mit ber ©rftarfung unb ®e]"iinbung ber toirtfc^aftlid) §in= fälligen unb 9}er[tofeenen, muB bie Teilung beginnen. @r ift eine rein öfonomifc^e (Srfd^einung. 5lQe§ ba§ 9f{eligiöfe unb SZationate an it)m ift nur SJJaSfe unb (Sd)ein. "

„S)a§ fagen bie ©o^ialiften fo ungefät)r aud^ .." „(So nennen ©ie mid) meinettnegen einen ©ojia* liften. Sd^ tüerbe nidjt ttiiberfprcdien. Sd) bin e§, je mef)r t(^ über bie S[I^enfc^t)eit unb bie 3"f""ft meines 95oIfe§ finne, immer bcttjufeter unb beutlidjer gettorben toenn id) mic^ aud) gu ber Partei, bie biefen ^f^amen trägt, toot)! nid)t bcfennen barf, ttjeil fie mit ber ötonomifc^en ^Reform, bie notroenbig

9

unb unbermetbtt(^ tft, aüerfianb leere unb utopt[cl^e @rf)rußen berquicft, bte nur öertuirren. §Iber mit bem Ieid)teiT, frDf)Itd)en 9J?an(i)e[tertum ift Dorbet, iintüieberbrtnglicf) borbei. (So tüax bieüeir^t StSmordS ftröfete %i)at, bafe er ha§> erfannte unb, luenn aucf) feine ^roft, tt)O^I feine gange 2lrt gur SSoHenbung nid^t mz^x reidjte, bod) ben neuen SBeg gemtefen ^at. Unb tt)enn ©ie nur benfen Sllter^berforgung, Sn« balibenüerfti^erung unb fo ttjeiter, finb n^ir benuntc^t fdion mitten im ©D§iatt§mu§? Soffen ©ie if)tt nur gett)ä^ren unb un§ auf bem neuen SBege rüftig auf= h)ärt§ fteigen, unb ©ie follen fet)en, njie bom 5lnti- femitiSmuö balb !eine ©pur met)r ift. Öfonomifd) mu§ man itju löfen, n^eil er nid)tg al§ eine öfono* mifd)e ^rage ift."

„5lber giebt bod) 5lntifemiti§mu§, ber mit ber Cfonomie nid)t§ §u fc^affen t)at UJie jener ber ©tubenten ^um Seifpiel. Wan fann nic^t befjaupten, ha^ ber jübifc^e ©tubent ber reidjere rtäre ..."

„®er reid)ere nid)t, ober überlegen in ber ^on^ turrenj unb eine tDirtfd)aftlid)e ©efai)r für unfere foule, longforne Sugenb. ®er jübifc^c ©tubent ift :pünftli^ im SloIIeg, nimmt bie beften ^(öl^e unb f d)reibt fdjon lange emfig mit, n^enn ber berbroffene®er= mone, ber nod) feinen Äoter bon gcftern in ben fd)tt)erert ©liebern l)at, enblid^ tröge and) bal)er fommt, t)intcn auf hm fd)led)teren Saufen fi^en mu^ unb bem 33or= trag mü^fom !aum ju folgen n)ei^. ®a§ räd)t fiA bann im Gramen, Ujo ber Sube mefir n^eifj, unb bog

10

beffere ^^"9^^^^ Wegt ba§ räd^t fi^ im Sehen, töo ber Sube für alle gäHe geijttg gerüftct ift."

„(Sie fpredien je^t felber faft tute bie Slntife* mtten, bie qu^ ben Suben an SnteUigens unb %kx^ ben ©ermonen überlegen fc^ilbern n)Qg etgentli^ bie größte ©c^meicfielet für bie Suben, aber nad^ meiner (£rfat)rung gar nic^t tüo^r ift."

„5[n gleife unbebingt an g^teife finb fie iin= bebingt überlegen. %ud) an getoiffen ©oben be§ ©elftes. $J?ur für bie gan^ großen ^inge reid)en fie nirf)t. S)ie burcfif^nittlic^e Snteüigenj ber Suben ift ber burd^f(f)nittlid)en SnteEigenj ber ©ermanen ent»» fd^ieben über. ®a§ §öc^fte in ben SBiffenfdjaften, in ben S^ünften bleibt i^nen freilitf) berfagt."

„§einricf) $eine ..."

„®ett)i^ ift i^einc eine §ö^e unferer Sitteratur, aber bie neben ben ©ipfeln mie ©oetfje unb ©d^iüer bod^ nur gering erfd^eint. ®ag ift ja gerabe, maä ic^ foge."

„©pino^a "

„^d) bin ©pinojift fo burc^ unb burc^, in allen (Smpfinbungen unb ©ebanfen, ba^ ic^ ben S^amen be§ ©röfeten nur mit tiefer (£l)rfurcf)t ^öre. 2lber eine 2Iu§naf)me fann bocf) bloö bie SfJegel beftätigen."

^!??|5?5?i|57J5q?'|5i:j?!|??|7?^^

2.

^c^ quere burc^ ben 'J^tergarten, öom $8ranben= burger Stfjor tüeg, an ber lauten unb pa^igen ©äule mit ber unmäßigen ^iftoria öorbei, bte man gerne bog braüfte 3Jfäbrf)en öon Serltn nennt, toeil fie gar feine 9Serf)ä(tni[fe ^at. Sinf§ brüben i[t bte lange, lange Straße, auf bie [ie t)ier ]et)r ftol^ finb, toeit man an jebem ^aufe, toie gegiert unb greE be« laben ift, gletcf) üon au^en merfen fann, mie öiel 9JJiUionen brinnen njo£)nen. ©eine Stummer i[t gang am (änbe, bie le^te ber langen, langen ©tra^e.

S)ie freifinnige Partei fdjä^t 2t)eobor S3art^ fet)r, njeit er öom ©c^Iage ber arbeitenben ^arta* mentarier ift, ber immer feltener mirb. 5luf ber Tribüne [ietit man it)n nid)t oft, aber bie ^ommij= fionen fennen feinen glei^. (£r t)at ha^» unbanfbare Xeil gemä^lt, öon bem bie bcglüdnjünfdjten 9iebner lieber nic£)t3 iniffen moüen: bie {)arte 3J?üt)e ber po*

12

Ittifc^en ®e[(^äfte. Wan rüf)mt feine unerjd)D^[Ii(i)e, immer bereite ^raft. ®te Sremer f(^tüärmen noc^ l)eute für ben einfügen ©e!retär it)rer S^axiM^' !ammer, unb bie „Station", bte er nun ba§ geinte 3at)r leitet, {)Qt er burd) bebac^te ©orge unb fin= btgen @tfer gum Siebting be§ bürgerltd^en (Sefi^macfeS gemad^t.

(£r tft !Ietn, unfdjeinbar, unb ber formale btonbe 95art ra^mt mübc, erfdjopfte, faft ein menig fc^mer^* li^e 3"9^- ®^^ fdjeinen ttietd), fi^manf unb öer= änberltd), unb erft tnenn er fic^ in ber SfJebe ereifert, nehmen fie eine fofeUdie (£ntfc^ieben()eit an. @r Iiat 'hinter ben ©läfern, qu§ geröteten Sibern t)eröor, ben taftenben Slid ber SJi^o^en Suleä Semoitre fallt mir ein. @r fprid)t fud)enb, ftocfenb, oft einen ©e* banlen gmifc^en ben anbern, (Sä|e buri^einanber fcE)iebenb, unb eine j^aubernbe @efte, bie ficE) unent= fd)(offen mieber öerliert, ein leifeö Sädjeln, eine Ijalbe ^rage enbet gern bie fRebe. tft fein ^taubem, ift anä) !ein Sprechen, tft mc^r ein lautet ©enfen üor fid) f)in.

„^er ?lnttfemiti§mu§ tft eine 'äxt (SogtaUSmuS ber Sunfer . . . öon ben Sun!ern unb für bie Smt!er. ®q§ 9ZQtionaIe unb afteligiöfe babet tft nur §ülle unb ©d^ein. ®ie Keinen Sunler finb bur^ bie tnoberne @ntlt)idlung in 'i)a§> SSerberben gebrängt unb bem Untergange beftimmt. ©te öertragen fic^ mit ben ^enbengen ber ö!onomtfd)cn ©ntmidlung ntc^t, St)r SSerfaU ift unauf^attfam. 9^atürlic§ ergeben fie

13

ftd) nicfit o^m Söiberftanb, jonbern tüef)rcn fid) nacf) ^TÖften, ti)a§ freilief) nic£)t§ Reifen tuirb, ttjeit ber ©rang ber öfonomifc^en ^rojeffe iinlt)iberftel)Iic£), un* übertDtnblid) ift. ®a£)er it)r §a§ gegen btefe (Snt* tüirflung, bte fte tötet unb ber ^anbgretflid)[te 5lu§brucf biejer ©nttotcflung ift ber Sube. S)at)er it)re t)eftige ^egierbe, fie um jeben ^rei§ gu ^emmen unb getoattfam ju üerjögern, inbem fie bie 3)^ac^t be§ @taate§ gegen fie mi§trauif(^ madjen unb auf bie (Seite ber ^^ergangenf)eit bringen mödjten unb ba§ befte SJ^ittel, bie STcac^t be§ «Staate^ öon ber (Snttoidlung abgufdjreden, ift n^ieber ber Sube, bie §e^e gegen ben Suben. (£§ ift gan^ nalürli^, ba§ fie bie Suben tjoffen, hjeil bie Suben für fie gleic^fam ein ©Qmbol ber üerlja^ten ßüt finb, bie \i)x @nbe bebeutet. <ä§ ift ganj ))raftif^, ba^ fie gegen bie Suben tiefen, toeil nur 5(ufru{)r unb Xumult im ^öbcl bie 9J?ad)t be§ ©tnoteö öieüeic^t ängftigen unb in ber natürlidjen (Sntluirflung beirren fann. ®ann mag i£)nen bod) am ßnbe gelingen, fic^ auf frembe Sioften mieber ein bi^djen njeiter ^u friften, inbem fic!^ bte 3JJad)t beg Staaten bo§u ^ergiebt, fie au^ ben anberen gu bereichern i^re ßölle, it)re Siebet* gaben, bie ©teuerpläne be§ §errn äl^iquel, ber ganje SimetaUi^mug, ben fie fic^ einfach al§ eine 3tebuftion aller ®d)ulben jum (Schaben ber ©laubiger, alö eine förmliche ©eifadjt^eia beuten , afle it)re „9fteformen" tooUen fonft nid)t§, al§ fie aug ben STajdien ber anberen öerföftigen. ^aju foE ber Slntifemiti^^

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muä l^elfen, tnbcnt er ben ©taat gegen bte moberne ©ntlDtdtung bebenütd) mad^t, m§> 3^Ddöf)orn jagt unb feine erfcf)retfte 9}Zad)t loieber in il)re 2)tenftc treibt. ®ie rid^tigen ßatilinarier, bie 5tufru^r, Särm unb SSerbitternng brau(^en, um im STrüben gu fi|cf)en» Ob barüber ber triebe be§ 2anbe§ öerbtrbt, ja felbft ba§ Königtum, boy fie tod) immer im 5J?unbe füt)ren, in ©efafjr fommt, ba§ ift iljuen pipe. ©ie lüollen immer nur ben eigenen Vorteil, ©ie braui^en 33er* n^irrung, Un5ufricbent)eit unb ben ©c^ein tt)ad)fenber ©mpörung in ben 9J?affen. 2)arum t)e^en fie bie f(f)tect)teften ©lemente, öerfommene 5trbeiter, ent= laffene Beamte, ©eflafficrte aüer 2(rt, bunfle @ji= ftenjen "

„SSaö 9J?arj ta§> „Sumpenprotetariat" genannt ^at "

„Sa haä finb if)re Snftrumente. Unb für bie g'ü^rung forgen Demagogen üon 93eruf toie biefer 2lf)ttt)arbt. ®aran ift auc^ 5öi^mard fc^ulb, mit ber gügeKofen griöolität unb ber c^nifc^en Unbebenflicf)' feit feiner ^olitif, ba^ berlei Sente je^t überl)aupt möglid) finb. @in SJt'ann, ber in jebem ^ro5efie ber 95erleumbung überfüt)rt toirb unb burd^ jeben ^rojefj niärfjft nur bie Wad^t unb ber ©ifer feiner Partei! ©1 ift Ijeute betoiefcn toorbcn, ba^ bon aüen feinen Set)auptungen unb Silagen nict)t§, aber auct) gar nid)tä, ni($t ein Sota, nidit ber ©c^ein unb ©chatten eineä SSorteS ma^r ift ber 9JJann ma^t ein ungemein öergnügte^ ©efic^t baju, ladjt un§

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aQe auö unb toirb auf ber ©tra^e mit einer S3e* geifterung, mit einem SuBel empfangen, toie nur S3i§» marc! einft in ben beften 2ogen feiner üppigften ^o* pnlaütät."

„SSie ift ber 3JZann eigentlich ic| meine ))ft)d)oIogifd)?"

„3c^ toei^ f eiber nod^ nii^t recl^t bieHeic^t ein ganatüer, gemife ein ©pefulant, beibeg burd^ein* onber munberli^ gemifd^t, lüaljrfdjeinlid^ ein trauter. 9)ian(^mat fdjeint er gerabe toie öon einer fijen Sbee befeffen, babei bon einem läc^erlidjen 3BaI)n feiner 5miffion . . ."

„ein unebner?"

„^eine ©pur. (Sr fafelt ganj leer unb toirr, taufenb läppifrf)e ^inge burdjeinanber man Ujeiß gar nic^t, ma§ er miH. ©§ ift einfad) ein S^Jätfel, ma§ bie 3J?affen an it)m finben au^er bie gemeine Suft an ber S5erleumbung, an ber 9Ziebertrad)t unb am ©fanbol; ber ^öbet miE fid^ amüfieren, unb nid)t§ amüfiert it)n beffer, ai§> anftänbige SDZenfd^en üer» leumbet unb befc^impft ju Ijören. 9^un mar man auc^ nod) fo unftug, il)n geric^tlid^ §u öerfolgen ba er« fc^eint er bem ^öbel erft gar aU ed^ter 9Jiärtt)rer unb ^elb. 2{(Ie35ernunftiftbagcgenmebrIo§unbot)ne§ilfe."

„Slber mie beulen ©ie benn, ba§ ba^ meiter^in toirb? (£§ fann bod) nic^t fo bleiben!"

„Sa . . ' ba^ ift fd^toer gu fagen. Unter nor* malen ^ert)ältniffen toäre feine ©efat)r. SSir finb fd^on mit fc^limmeren fingen fertig geujorben.

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Slber nun !omnit noc^ bie[e IjeiHofe polittf^e ©ttua= tton, bte niemals närrifi^er öertoidelt toar. ©teilen (Sie fiel ba§ nur einmal Dor! SSir fönnen un§ im (Sinne einer 9cbeit)ti(^en ®ntn)id(ung einen befferen ajänifter at§ Saprioi nitf)t tüünfdfien; bie Sun!er fönnen für fic| feinen f c^Iimmeren fürd^ten. 3Sir |aben aUe Urfac^e, il)n gu :§oIten; fie ^aben aUe Urfod^e, it)n 5U ftür§en. 5Iber nun finb h)ir, in ber SKilitär * üorlage, burc^ unfere SSät)Icr Qe^tüungen, gegen if)n 5u ftimmen, bcffen g^aß niemanb aufri(^tiger ol§ h)ir bef lagen n^ürbe; unb bie Sunter finb gejnjungen für i()n ju ftimmen, bcffen gaU niemanb bringlid^er tt)ünfcE)en fann alä fie. (So ift unfere fd)Iimmftc S^ieberlage, tt}enn njir je^t fiegen; unb ift i^r befter ©eföinn, njenn fie biejeSmat öerlieren. Unb um bie £äc|crlic[)!eit no^ metter §u treiben eS t)anbelt ficf) babei für un§ nic^t einmal um ein ^rinjip. (Sin paar taufenb (Solbaten meniger ober me^r ba§ ift bod) am (Snbe nur eine ^rage beö ^JJ^afeeS, bie ba§ ^-Prinjip nid)t trifft. Sföir fönnten, D^ne bem Programme t>a§> minbefte ^u Vergeben, ganj gut Äonjeffionen madjen. 5(ber toir bürfen nid)t, Ujeil unfre 2öä{)ler nid)t n^ollen unb fc|IieBlic| finb bie 2öäf)Ier, meiere bie ®efd)ic|te besal^Ien. SBir bürfen bod) über i^r @elb nid)t gegen itjren SBillen öerfügen. (So ift gefommen, ba^ burd) m\§> ma^rfd^einlid) ein SSJänifter fallen mirb, ben 5U ert)a(ten unfere Partei ba§ größte Sntereffe ptte, jur innigften greube ber Sl'onferöatiüen, bie it)n gegen

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un^ gu öertetbigen f^einen unb boc^ feinen (Stur^ fc^on (\ax nid)t me!)r ertoarten fönnen."

„'^a§> tft eigentlich rte[ig amüjant "

„Sa, toenn einen toeiter nichts angebt, mag eS n)ot)l amüfant fein, ^ür un§ ift fet)r traurig, unb niemanb njei§ diät. Unb man barf ficf) gulelt ni(i)t ttiunbern, toenn immer metjr gerabe bie heften unb ©belften ber Station fid) ber ^oUtif fc^on mit (£fel entfremben. SSir finb ^eute fo ttieit, ba§ man nur gerabe au§ <Sct)am unb ^flid)t noc^ fanbibiert unb jeben, ber nicE)t met)r gett)ä^lt toirb, beneibet. (S§ toirb einem alleä öerleibet, unb mand^er el)rlid^e greunb ber grei^eit !Iagt fd^on ha^ attgemeine 2Bat)l= rec^t an."

„©§ ift merfmürbig: ^ranjofen ^aben mir, al§ irf) ba§ le^te ajfat in ^ari§ »or, oft ha§> S^ämlid^e gefagt."

„(Sä fc^eint eben internationot: ben anftänbigen Seuten ift bie ^olitif öergätlt, unb fie tt)irb immer met)r ein ©efc^öft ber ©pefulanten. ®ie fönnen fid) freiließ gar nichts beffereS aU folc^e ^uftönbe toünf^en. S^r SBeisen blüt)t. ®ie ©taat^bürgerjeitung fjat burd^ bie antifemitifdje §e^e im legten Ouartat gleiä) brei= taufenb Abonnenten gewonnen, unb biefe§ Quartal gewinnt fie bielleirf)t nocE) me^r. SBenn einer of)ne ®e* toiffen nur ben niebrigen Snftintten bient bog finb bie einzigen Seute, bie je^t mit ber ^oliti! gufrieben finb."

„©ie fe^en ein bi^c^en fcEitnarj . . ."

33Q^r, £er 2lutifemiti5mu'5. 2

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„Sißir fabelt aud^ alle Urjac^e. SDie 3u!unft ift, h)o()m iütr immer bltcfen, trübe, unö ötebt eine einzige Hoffnung : bQ§ [inb bte 5lrbeiter, boS ift ber @05iali§mu§. 3m Kampfe gegen bcn 2(ntifemiti§mu§ l}at fid) ber ©osioliSmuS guerft qI§ ein gaftor ber beutfd)en Äultur gezeigt, inbem er allen SSerlodungen tüiberftanben unb treu bei un§ au§gel)arrt ^at. Unb auf ben ©osialiSmuS mufe man fe^en, loenn man n)ieber ein biS^d^en 3Sertrauen unb 3u^er[icl)t geroinnen n^iü. ®te ©ogialiften finb bte berläfelid^ften §üter ber ^reiljeit, bie e^rti^ften 2)iencr einer gefunben (Sntroidtung "

„9^a ob nun gerabe im Sinne ber fapitalifti* fc^en Sntcreffcn ?"

„%{) . . . rocgcn ber geroiffen öfonomifd^en Utopien? ®ie treten bod) immer meljr ^urüd unb roerben mit ber 3eit ganj platonijd^. Wlan öerteugnet fie nid)t, aber fie fpielen bod) praftifdj gar feine Stolle, ©ie finb je|t nur nod) fo roie ein frommer ©laube an ein beffereö Seben nad^ bem "^obe. ®en !ann man tt)nen ja laffen, unb id^ t)abe für einen groben, taftif(^en ^-e^ler gel^alten, ita'^ Üiiditer gerabe ie^t neuerbingö gegen fie gefpro(^en Ijat. ^a§ l;at gar feinen ©iun unb ^XDcd. Sn allen |)olitifd)en fragen finb bie ©o^ialbemofraten l)eutc unfere natür= Iid)en SöunbcSgenoffen, unb id) §roeif(e nid)t, tia^ fie mit ber ^^it noc^ mandjeö abftreifen unb fic^ in eine rabifale ^Irbcitcrpartei üerroanbeln roerben, bie mit un§ ©d)ultcr an ©d)ulter fämpft. 23ir !önnen nii^tä

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eifriger toünfd^en, al§ bo^ fte ha^ nä<^[temal t^rer 72 ftatt 36, W fie je^t ftnb, tn§ ^au§ !ommen, unb ift felb[tt)er[tänblt(i), ba§ toir ätutfc^en einem Äon« feröattöen unb einent ©ogtalbemofraten immer unb überall ben ©ojialbemof raten toasten merben: benn nur mit i^rer §itfe allein fonn gelingen, ba§ n)ir biefe mtbrigen unb fd^im^^flii^en 3it[tönbe boc^ am ©nbe glücflid^ überminben unb gnjingen."

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^ttgttfl ^eBef.

^n ber ®ro^en ®örftf)enftra^e, gan§ brausen, töo ber Sfleft ber ©tabt fd^on oerenbet; bie Käufer rüdEen auSeinanber, bürfttgeö @rün tuinft, unb ha^ leere £anb fiet)t herein.

(Sine fdjmate, ftille, f)eEe ©tube. Sudler unb (Sct)riften, an ber Iirf)ten SBanb fd^tidjte (Stiche unb Schnitte üon ©emofratcn unb ®o§tQlt[ten; t^a^ lönjtfc^e §aupt be§ SD^arj fd^lägt bie anberen; unb toieber ©d)rtften unb 93üc[}er. @ine freubige, be= fd^aulti^e unb fanfte ©timmung öon unbefümmert treuer Slrbeit.

Wlan ücrgleidit leincn ^Topf gern beut ß:t)ri[tu§. Slber i[t ein jäc^ftjcf)er 6§ri[tu§, todii), f(i)üd)tern, faft ein biöc^en ^imperlic^. 2)ie grauen bei Dia §anffon f)aben fotdje niübe, traurige ^üge, lueld^e burc^ tägtid)e fleine Seiben mcf)r ai§> burd) ein gro§e§ ©d^idjal erfc[)öpft unb ücrbla^t finb.

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©r empfängt mic£) mit feiner ftitlen, guten ^n^= Iid)fett. (£§ toar in ^ari§, baß toir un§ ba§ le^te SDf?al fatien, 1889, beim fosialiftifäien Äongreffe. Slber er ift nidjt fet)r erbaut, »ie tc^ tf)m fage, warum t^ fomme.

„Tlan maci)t mit ben Snterdtett)§ nid^t immer bte beften (£rfat)rungen. Sei^t irirb tfma§> falfcE) ber* ftanben, unb man !ann bo($ nirf)t immer gkitf) be^ ridjtigcn. ®a bringen benn bie ßeitungen mancherlei, ha§> gar ntc^t fttmmt, unb giebt SSerbru^. Sc^ toei^ Ttidit ob ©ie get)ört ^aben, mie man un§ auf bem leiten 5tongreffe ernftli(i)e SSorftellungen beSluegen ge* mact)t t)at I)aubelte [t^ um fran^öfift^e Sour- naliften; tourbe nidjt gerabe formell befc£)loffen, aber man meinte eben, toir foEten beriet üinfttg über? l^aupt laffen."

Stber aümäfjtti^ !ommt er bo(^ langfam {n§ ^lau- bern. (Sr ^at eine fd)Itd]te, bebäc^tige 2lrt, bie Söorte an§> \id) gu l)oIen, tt)ät)renb er ftnnenb ba§ ^aupt ein toenig neigt. ift met)r mie ein SJJonoIog mit fic^ felbft, ben id) nid)t ftören modjte.

„Sei Sinnen Ijat man einmal gefagt i^ glaube, ttjar S^ronametter : „®er 2(ntifemiti§mu§ ift ber ©o^ialiämug beö bummen ^erlö." ®a^ ift ein pb- fc^er (SinfaU, aber er trifft bod^ bie @a(^e nic^t. ®ie eigentlid)en Präger be§ 5lnttfemiti§mu§, baö !(eine ©ettierbe unb ber fleine ©runbbefil^, t)aben üon it^rem ©tanbpunfte auö nid)t fo Unred)t. S^en tritt eben ba§ Kapital t)auptfäd)(id) in ber dJeftalt be§ Suben

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entgegen. Sn Reffen unb anbeten Seilen <£üb' h)eftbeutfd)Ianb§ jum SSeifptet, hjo td) bte 9Ser!^äItntffe fenne ha ftnb bte §^potl^efen in ben |)änben ber Suben unb bie Käufer agrarifc^er ^robufte auf oHen Wäittm finb Suben. ®aburc^ erfc^einen aüe ji^Iim* men SBirfungen be§ Kapitalismus ben ßeuten immer in ber ©eftalt beS Suben, unb ha ift eS gan§ natür« lid), ba^ biefe @^ic£)ten, bie nid)t getoofjnt finb, öiet über haS' fa^italiftifc^e (St)ftem gu grübeln, fonberrt ftd^ an bie formen unb ®rfat)rungen t)alten, iit benen itjuen gegenübertritt, bem 2tntifemiti§mu§ berfallen. ®a§ 5lleingemerbe toirb h)ieberum fel)r ftarf t»on ber Konfurrenj ber jübifdien §anbel§ge* fd)öfte getroffen, fofinb bie5lleiber=, bie(3d^uf)tt)aaren* laben, bie Söben mit 9}?anufa!turmaaren 2C. faft auS^ fc^Iiefelic^ in §änben ber Suben unb bie Konturrenj berfelben ift für bieje ©c^id^ten erbrüdtenb. ©ei ben Dffijieren unb Beamten liegen anbere ©rünbe bor. (Sin großer Seil berfelben mad^t ©cfjulben unb ber Sib:ebitgeber ift toieberum fe{)r oft ein Sube. ®a^er i^r §0^ gegen biefclben. ^ie ©tubenten mögen n)ieberum bie Suben nirfjt, einesteils toeil fie nid^t feiten ebenfalls im ©d)ulbl)erf)ältnis p i{)nen fielen, anbererfeitS meil bie Suben als ©tubierenbe oft fleißiger unb als 9?affe mot)! au^ intelligenter finb. ®aS ^ängt alfo alleS mit ben ötonomifc^en ßuftönben met)r ober meniger jufammen. Sm Dften, mo bie Suben arm unb oft 5trbeiter, aud^ Sßaucrn finb, ift eS anberS. SSaS an Suben ju unS fommt, ift meift

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fc^Dit ber au§ge[uc^tere ^teil, jinb bie intelligenteren, bie in ber Stonfurren^ bie größeren (Sfjancen t)aben. Unb bann ha^ nationale 3}?oment bei ben Sf^omanen fe'^lt i)a§i; bie Spanier ober Italiener finb toeit nte{)r mit ben Suben t)ermi[c^t unb fönnen oft ben Suben öon it)rer eigenen S^ationalitat nic^t unterfc^eiben. ®ie 2)cuti(i)en erfennen ben Suben leitet unb bc^ trachten it)n bat)er a{§> grembcn, namentlich fpielt bei geringer ©eifteäfuttur bie ^rage ber Otaffe immer eine gro^e S^oIIe. ©o !ann man ficf) ben 5(ntU femiti^muä au§ ber 5lt)atfäcljli(i)feit ber 3Ser^äItniffe ooUfommen erltären, toop noc^ fommt, ba^ er öon atlerf)anb Seuten fünftlic^ gegüiiitet unb ge]*c!)ürt njirb."

„3a, ben SIntijemiti§mu§ mürbe ba§ jci)on er= itären, aber t§> erflärt bod^ ben ßouber nict)t, ben Seute Oom <Sd)Iage be§ 5li)Imarbt auf bie 9}?enge üben, mit ^fjrafen, bie a(§ ^erleumbungen bemicfen finb . . ."

„^U^iroarbt fjat nur ben ©influ^, ireit er ber (Sd)icf)te öon 2euten, bie itjm ant)ängen, im güt)(en unb S)en!en gleich ift. ©einem 5tn^ang genügt e», Wenn nur ettoaä 2Ba^res an ben 5InHagen ift. Unb man fann nid)t einmat fagen, ha'^ fie Unre^t Ijaben: benn etma§ 3!Bat)re§ ift bieljer immer an feinen ®^' fd)icf)ten geroefen. @tma§ SSal^re^ mar auc^ an ben fogenannten „Subenflinten"; ift gcriditlicf) erroiefen, ba^ Unregelmöfeigfeiten öorfamen mie überall; toer felber einmal ^Irbeiter ober Unternei)mer mar, toirb baä miffen. 3c^ l)abe jum Seifpiel früher 2f)ür=

24

Üinfen gefertigt, unb ha tüetB i(^, bafe öodommt, ba§ ein 5(rbeiter mal bie 33ot)rung ber[elilt unb bann eben oertujd^t. ^Kfo mit ben UnregeImäBig= leiten l^at Sl^ltoarbt nid^t gelogen, aber er t)at fie todt übertrieben; auc^ treffen fie gerabc Sötoe nid)t, ber fic^ um ha^» 2;ec^nif(^e nidjt gu fümmern t)atte. S)a§ pajfiert S(J)Itoarbt übert)aupt, bafe er mit feinen ©ntpHungen gan^ anbere üeute trifft, al§ er treffen ftjill. Se^t ja aud^ ttjieber. ®r t)at nod) nichts be* toiefen, aber mare fc^on möglich, ha^ an biefen ®efcbid)ten etföaö 2ßa^re§ ift. ©ct)lieBli(^ bürfte aber fein Snbe fein, ber uon il)m möglid^ertt^eife ge= troffen toirb, fonbern SOüquel, ber Siebling ber Ston* feroatioen, ben fie am liebften fc^on a[§> Oieic^öfan^Ier fä^en. ©0 geljt it)m immer. (£r ift ein !onfufer yjJenfd^, ber fid^ ber ^ragrocite feiner §anblungen nic^t betonet ift. Wan tann, loie Sieber geftern ricf)tig fagte, nur no(^ 9)ätleib mit i^m t)aben. ^r rebet o^ne Sinn, Dern)irrte§ ßcug. 2Ba§ bie Leitungen über feine Dieben bringen, flingt oiel gu günftig. SGBenn er rebet, ücrfcf)tt)inbeu bie ©äl5e, bie aüenfoü^ tttoa§> fagen, in einem trüben 253uft oon ^^^rafen. ®arum mirb auc^ ba§ beutfdjc Manama, mie man genannt Ijat, fet)r glimpflich cnbcn. ^Die ^ofumente, bie i^m gugänglid) finD, finb nic^t in ber rerf)ten ^anb, bie au§ i^nen h)a§ machen fönnte. ®ie ®e« fc^id^ten finb obenbrein alt; man fennt fie oon Otto ©lagau, Diubolf SJce^er, oon ber üieid^öglocfe I)er. Stber eg> fc^cint, ha^ er burc^ ben S3eft| ber 5l!tcn

25

moncEieS belüetfen !ann, tuaS jene nur bet)aupteten. (£r fpric^t gum S5eijt)iel öon bem S3rtefe irgenb etne§ ^räftbenten au§ S^umänten an SJZiquel, ben le^terer gerriffen unb in ben ^Qpter!orb getoorfen ^at, too bie ©tüde bann öon einem S)iener gefommelt unb gu« fammengeflebt ttjurben. ®arin \oU nun biefer ^rä* fibent ben ©mpfang einer ©umme beftätigen, bie W)U toarbt al§> S8efted)ung Qnfiet)t. SSeiter Ijanbett fic^ um bie ^onnoöer^SlItenbecfer 5Sa{)n, bei ber bie ^urfe !ün[tli(^ bor ber S5er[taatlic£)ung getrieben mürben, ^ür QUe§ ha^ miH er aUer^anb ©ofumente ^aben. Db er fie ju bermenben meife, ift eine anbere ^rage. ©r berjettett alles. 5Ba§ er biö'Eier öorbrac^te, ber* mod^te er burc^ nid)t§ p bemeifen. 5lber unter feinen beuten mir!en jolc^e S3et)au^tungen beSmegen bod), 9Kan glaubt, lia% bod) etma§ baran ift. Un§ !onn nur rec^t fein, menn fid) bie l^errft^enben klaffen unter einanber befriegen unb alle§ Vertrauen manft «nb ber @fel bor biefer Drbnung ber ©efeÜfc^aft tbäd^ft. SBir fef)en rut)ig gu unb ioarten."

■j^iigiiiAi^i^iAiAi&Aiäi^tiiiAiAidiih^

m«W5ii^^'^ip.'j;^.'Sii!!-^?!lt''ir^l??Wi''^li^

^

4.

^n 6f)arIotten6urg brausen, :^tnter \)tVitn ©arten üerftecft. ®a träumt bie 9KQrd)jtrQfee ftill bor fic^; faum ba§ einmal leife au§ ben ©lotfen ber ^ferbebaf)n öon brüben f)er öerflingt 5)a ift fein nad)benHid)e§ engeö ^äuöd^en, 'oa?^ fic^ fc^eu öon ben anberen meg ein lücnig feittt)ärt§ brücEt.

S^ njcrbe in einen tleinen ©olon geführt, ©d^mere, ernfte, bunlle SDiöbel; milbe, tiefe färben; nirgenb^ ^anb. (Sine feierlid)e greube fommt ent» gegen toie ttjenn man in bie ©olerie beS ©rafen ©d^arf tritt. (Sine fc£)öne öoEe Sopie nad) Stijian unb ring§ in Stielten bie ebelften SBunber ber Italiener, öom {jageren ?IbeI ber ^rärafaeüten auf* toärtS, unb bie flugen, iDunberlic^en , f)erb öer* fü^rerifd)en grauen bcö 2eonarbo unb bie reife ®nabe ber Xi^ianfc^en SSella. ®o manbett (Sd)ön*

27

{)ett t)ter com er[ten SBunf^ ^ur reic^Hd^ften (Ir= füHung.

®Q§ ^Iter beugt i^n, wnb tute er ftc^ inüt)[ant fd)Ieppt, ein bi§(f)en unbef)oIfen unb fteif, öon einer gegierten ^öflidjteit, bie au§ ber 9}fobe ift, mit einer öertegenen unb rQt(o[en ®üte in hzn jaubernben ©eften, i)a^ giebt ein unfägltc^ rü^renbeä 33ilb. S)er fd^Iaffe Seib ift in einen tiefen, [c^tüar^en 'Slod, ber fict) mit hjeiten galten bauj'c^t, unb ha§> mbr)d)e §aupt in ben Ijetlen ©cEiein öerfunfen, ben ber lichte Slranj ber meinen Socfen giebt. ©in ©d)äbel, ber an SSoItaire gematint, mit ber langen, f^arfen, fpi^en 9^afe, ben erlofdienen unb 0erbIid)cncn SSangen tt)ie in Strenge, unb ben bürren, faf)Ien, ot)ne jRoft öeränberlic^en Sippen, bie auf ^ämifd)en (Spott SU lauern fc^einen. @o fönnte ba§ üer* borrte, f(^iefe, runzelige, graüitätifcEie unb gerjaufte 9)?änn(f)en too^I an fo einen ^rofeffor ber g^Iiegen* ben S3Iätter öon ber Saune Dberlänberä erinnern, unb man mörf)te lächern, ^itber menn er bann ben ^opf Ijebt unb bem @afte feinen 93Iic£ giebt, ba ift in ben btauen fingen hinter ber fc^molen golbenen S3riIIe ein foldjer Qauhtx öon 9J?ad)t unb ©üte, ha^ man fic^ neigen mu^.

(£r fe^t fi^ unb ber^arrt, n}te er fpric^t, un* bemeglid) unb ftarr. 9^ur bie langen, fd^malen unb öerfrfjrumpften Ringer raften nicfjt, inbem er bie §anb batb an bie ©tirne pre^t, balb über bie langen <Strät)ne ftreift, balb unter "öa^ morfc^e ^inn fc^iebt

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unb immer in zitterigen ©riffen ü6er feinen [tiUen Körper irren Id^t, ber fic^ nii^t regt. @r fpric^t gang leife, jifdjelt ein menig unb :^at eine feltfame Slrt, gern bie Sippen gu jäinalgen unb mit ber ^nu^t über fie ^u U)tfd)en, tnenn mieber ein paar ^orte gefügt finb.

Sd^ bringe meinen SSunfc| bor, unb marum n)ir gerabe auf fein SSort fet)r öeitrauen, i)a'^ c^ toirfen unb l^elfen unb reinigen mirb. (Sr lädjelt traurig, „©ie täufc^en fic^, menn ©ie glauben, ba^ ic^ ba lDa§ rid^ten fann. ©ie täufd)en fid^, menn ©ie glauben, ba^ man ha übcrt)aupt mit )ßernunft etroaS mad^en fann. Set) ^abe ha§> frütier and) ge= meint unb immer unb immer irieber gegen bie un^ geE)eure ©d^mac^ proteftiert, meldte 5lntifemiti§mu§ Reifet. 2lber nü|t nid^t§. (£§ ift alle§ umfonft. S23a§ id^ S^nen fagen fönnte, ma§ man überl)aupt in biefer (Sac^e fagen fann, baö finb bod^ immer nur ©rünbe, logifd^e unb fittlirfje Strgumente. SDarauf ^ört hod) fein Slntifemit. 2)ic ^ören nur auf ben eigenen §a^ unb ben eigenen '^cih, auf bie fd)änblid)ften Snftinfte. %Ut§> anbere ift it)nen gleic^. ©egen SBernunft, 9iec^t unb Sitte finb fie taub. 3JJan fann nid)t auf fie mirfcn. 2öaS foll man aud) einem fagen, ber bem „9ieftor aller ®eut* f^en" folgt? 2)er ift nid^t me^r 5U retten. ®egen ben ^öbcl giebt feinen ©c^u^ ob nun ber ^übel auf ber ©tra^e ober ber ^öbet im ©alon ift, ha^ ma6)t feinen Unterfdjieb : danaiße bleibt

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SanaiHe, unb ber ?rnttjemitt§mu§ tft bte ©eftnnung ber SanatHe. (Sr t[t lote eine fcf)Qucrli(f)e (Spibemte, tote bte ßf)o(era man lann if)n toeber erflären nocf) t)eilen. SJi'on mulB gebulbig toarten, h\§> ftd) ba§ ®ift üon jelber austobt unb feine £coft öer* liert. Unb haS^ fann bod) je^t nic^t met)r fo fern fein. (Snblii^ mu§ ftci) bie ^eft ja bod) einmal erfc^öpfen, unb über 5U)Itt)arbt {)inau§, no^ tt)eiter fonn fie bo^ nic^t me^r fteigen. SSielleic^t !ommt ie|t langfam bie S5?enbung ^ur allmäljH^en S3effe= rung, SSefreiung unb C^efunbung. SSietleic^t üer« fdiminbet ber Sßat)n, ber fo biete ©emüter bet^ört unb unfere gan§e Hultur um {)unbert So^re §u= rüdgemorfen l)at. SIber aüe ©rünbe unb bie beften SIrgumente {)elfen ba nic^t^. SBer ©rünben unb Slrgumenten äugöngticE) ift, ber fann ja überhaupt gar fein 5(ntifemit fein. SSer aber nur feinem »üben §affe gegen S3ilbung, ^^^ei^eit unb yj^enfrf)= Ii(i)feit folgt, ben toerben SSetoeife nidjt befe^rcn. 2)er 2(ntifemiti§mug ift ni(i)t gu tt}ibertegen, mie feine Äranft)eit ^u miberlegen ift. 9D?an muß ge^ bulbig harten, hx§> bie im ®runbe bod) gefunbe Statur be§ ^'olfeS fid) öon felber aufrafft unb ben faulen ©toff au§ fid) mirft. g^reilid) fann man bie ©efunbung öieHeidit befd)Ieunigen unb förbern, menn man it)r bie Unterftütjung moralifc^er Strafte gen)ö()rt. Unb ba ]^ahz id) lange fd)on einen @e= banfen, ber mir Ujirffamer at§ St)re (£nquetc er» fc^cint. 2Sa§ foU man 3i)nen neueg gegen ben

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Stntt[emtti5mu§ fagen? Unb toenn man ettüaä fänbe, h)a§ tpürbe nüfeen? 5lIIe SD^ittel ber ^öernunft trirfen ha nid^tö, ober ba§ ©elnicht großer SZamen, bie Slutorttät tüürbe ötellet(i)t tüirfen. S)en ©in= §c(nen ^ört man gar ni(f)t an, aber eine internatio* nale ©rftärung fönnte ftc^ bo(i) 5Id)tung erstoingen. SSenn man einen !ur5en ^roteft gegen bcn Slntif emiti§mu§ öerfajfen ttjürbe, ber in ein paar <Sä|en bie be!annten ©rünbe mieber^olte unb öoii allen ir = genbtt)iebebeutenben9)Jännern@uropa§ unter f (^rieben n)äre, ob fie nun ^ur Sßiffen» fc^aft ober jur ü\in\t ober jur ^oliti! geljören, k)on ben geiftigen (Sbelleuten aller Sänber unb 5ßöl!er ba§, benfc idi, tonnte feine SSirfung nidjt Oerfet)Ien. 2)a toäre ic^ mit ooUer Segeifterung babei. ®erabe ©ie, al§ D[terrcid)er, fonnten mit ©rfolg beginnen: ©iet)aben ja baä ®Iürf, eine unüerborbene, an ®e = ftnnung unb ©itten oornetjme SIrifto* fratie gu befi^en, meiere il;ren 9? amen öcrbient unb it)re Xrabitionen e^rt unb allen Söerfud^ungen be§ Slntifemi* ti^muS tapfer n)ibcrftanben, janid^tge» gögert Ijat, fid^ in baö erfte treffen be§ großen It'ampfeS für bie gretl^eit gu ft eilen. Sie fönnten fo für biefcn ^roteft man= c^en ftoljen Dramen geminnen, oon bem niemals feit Sat)rt)unberten ber 91u^m gemid)en ift. S^aä

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bräd^te am (Snbe öieüetdit bod) einen ober ben an* beren gur 35e[innung, unb ipenigftenS toäre unfere ©^re üor ben (Sn!etn gerettet, menn iutr t^nen ein ©ofument laffen !önnten, ba§ alle ®uten aüer a^ölfer im Sunbe gegen bie jc^impfli^e ^ranf^eit ber 3eit geigt."

CRö^^^öSä^^^^^^^^^^^^^^^^'

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5.

^d) mu^, tüte ic^ ba in ber großen, töetten Sibltottjef feinet §äu§c^en§ toieber bor t^m fi^e, ber etnft mein Se'^rer ttjar, an ba§ SSort be§ SJJarj benfen: „^er Kleinbürger ift juiammcngeje^t au§ einerfeit§ unb anberer[cit§." ^a§ brauchten ttiir bamalö im ©d^er^e gern für if)n unb freuten unf, toie bebä(^tig unb be^utfam er jebe (Bad^t gu menben unb ju beuten toufete, big jebeSmal am @nbe fid^ gür unb ®egen glidj unb man bie ßntfd^eibung noc^ etma§ öerfd^ieben mu^te, meil bie grage augenfcfjeinlic^ no^ nici^t reif mar. ©o t)aben mir bei bem ü)ieifter ber ^iftorifdjen D^ationalöfonomie fet)r öiel gelernt, bi§ mir 5uk^t gar nid^t^ mef)r mußten.

Xiiefe „l)iftorifcfie SD^etI)obe" gab ja fd^on öor tt)m. Sd) glaube, §ilbebranb ift in S)eutfd)lanb it)r SBater, unb als man bie fteife 5llgcbra ber britijd)ett

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Dfonomen öerlie^, mufete fte gebet£)en. 2(6er er tourbe ber erfte Sßirtuofe ber neuen Se^re pnt polu tij^en @e6raud)e, inbem er, toaS fte jeber gartet empfehlen mußte, an ben ^eüelften Problemen be§ 2age§ betoieö, baß fte ein re(^ter 2lbüofat für alle§ tft, ber gegen jebeS feiner Sfrgumente gleicfj ein ebenbürtige^ SIrgument ^at. ®a§ ift hodj unge= mein nü|lic^, toätirenb t§> mit ben unabänberlidEjen ©efe|en ber ejaften S^ogmatifer leicht SSerbruB giebt. ^iftorif^ fann man fid), toie gerabe beffer pa^t, entfcJ)eiben unb ift für bie ^^^""ft "^^^ gebunben, toeit bo(^ immer mieber neue Urfunben, @etoerbe== orbnungen, (Stabtbriefe ein neue§ Sid)t bringen, haä bie SDinge toieber anber» jeigt.

SSer im (Staote üormärt§, aufroärt^ moUte, ging gu it)m, unb er »urbe ber gefeierte Sei)rer. 2öer im <BiaaU oben toar, liebte feine immer öermenbbare 9}?einung unb er mürbe Staatsrat. S)te „^iftorifcf)e 3J?ett)obe" t)ot fic^ bemät)rt.

Unb nun fi^t er nad) Sat)ren mieber tior mir, gang mie bamal§, in ben meinen, fc^taffen, baufdjigen Kleibern, bie it)m toaä amerifanifcf) £äffige§ geben, mit ber (angfamen, milben, h)ie in Pantoffeln gteiten- ben 9iebe, in ber befjaglicf) unb breit bie fc^mäbifd)e 3unge gifi^t, mit ber ftrengen, öon g(ei§ unb 9}Zü^e gerfnitterten 2Kiene, bie immer burcf) ha^ fpöttifdje «Spiet ber mingigen, ftinfen unb öerru^t amüfierten 5(uglein gegen allen 9iefpeft geftört mirb ift ein lofer (gcf)alf in biefen fleinen, marmen braunen

aSaör, 33er aintifemitiSmuä. 3

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Süden, ber §u ben feierttd)en (Sä|en, bie ber ®taQt§= rat ern[t erlpögt, ungezogen bie tüunberlid^flen ©loffen fd)Iägt unb ol)ne @l)rfur^t bte ©ele^rjamleit am iuet^en Satte gupft.

(£r ift bon meiner Sitte nid)t fe^r erbaut unb fc^hjeigt nac^benflid) eine SBeile. ®ann t)ebt er langfam ben 5topf ein menig, ben er ^örenb neigte, fietjt fd)munäelnb auf mid), ftreid)t, um ben ©pott an ben feinen Sippen §u beden, mit ber §anb über ben langen meinen Sart, ben er biegt unb nad^* benfli^ in ben SDJunb ftedt, unb ^ufc^t luftig au§ ben fingen «Sternlein, aly ob er ja fdjlie^Iid) nteman« bem fein ©erocrbe ftören Ujollte, unb er beginnt. (£r beginnt jeben Sat^ mit „Sielleidjt"; für „9cid)t" mirb „^aum" gefagt unb „(Stn^a" barf nic^t feijlen. SBenn er mandjmal öergijst, fo Ijört man bod) immer auö bem. STone.

„Sd) fann S^nen clgentüd) mot)l faum ettt»a§ neue§ fagen @ie finben meine Stellung jur Subenfrage in meinem Sluffa^e über Saöter {„S^x So^iat' unb (Semerbcpolitif ber ©cgenmart") er* örtcrt; über bie cigentltdje (Srunbfrage be§ 3"' fammeniüoljnenö öerfdjiebcner 9iaffen merbe id^ bem* näd^ft mo^t mal mid) öffentlid) au§fpred)en. S)iefc ^rage, ob t)erfd)iebcne 9kffen mit 95ortcit ober nur mit gemiffen 9tad)teilcn unb ©efat)ren einen Staat btlben, bnr($cinanber motjuen, berfetjren, fid^ ber* mifd)en fönnen, ift oon ber 2öiffenfd)aft nod) lange nid^t genug crforfdit unb erörtert, um ein ah>

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jd§lte§enbe§ Urteil ju geftatten. 2)a^ bog S)urc^= etnanbertuo^nen, bie 9J?tj(i)ung unb ^reupng boit 9fla[fen, toeldje pt)^fifc^, Qetftig unb moralifd) fef)r tpeit t)on einanber abftel^en, fd)tüere ®efat)ren für ©taat unb Kultur bringen mu§, fd)etnt tüof)t un* jtüeifel^aft. gü^rt boc^ §et)n ben 9^tebergang Sfiontg in ben Scit)r^unberten ber ^aifer^eit barauf ^nxixd; ^ahtn bod^ bie älteren inbijcfien ^ulturftaaten beS» tjaih bie fc^roffften Verbote be§ Konnubiums, bie ftreng[te ©djeibung ber Soffen angeorbnet. SSaS aber bie Suben betrifft, fo toäre ätüeiertei gu unter* fuc^en: 1. ob iljre 3^^)^ ^^"^ 5" Ö^ofee fei, um fie §u oerbauen unb ju affimilieren, unb 2. ob ®er* manen unb ©emiten öon einanber toirflid) in einem fotc^en 3)?a|c berfdjieben finb, bo^ bie 3)?ijd)ung ungünftig tüirfte. ißet einem mäßigen B^tföfe^ ^nb bei einem geringeren ®rabe üon SSerfct)ieben{)eit lann ja bie S[Rif(i)ung aud) gro^e SSorteile bieten, unb hk Suben fjaben gelüife mandje ©igenfd^oft, bereu 5lufna^me in ben SSoI!§d^arafter, in bie ©itten unb ©emot)nl)eiten für bie Snbogermanen it)ünfd)en§= toert erfd)eint. 5tber t^eoretifd) mu^ baran feftge* galten tüerben, ba^ unter Umftänben eine 9?affe unb i^re S^ultur burd) gu ftar!e 93eimifc^ung frember S^affenelemente ernftlid) bebrotjt luerbcn !ann, unb bofe bann an ben ©taot bie ^flidjt tritt, auf SiJJajs» regeln ju finnen, bie t)a^ abtt)et)ren foHen. Stüi\§>, ßt)inejen, Sieger unb berici allsu entfernte, öon unjerem förperlidjcn unb moralijc^en ^abituö ju

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tüeit getrennte Stoffen bürfen of)ne ßeifel nid^t unb gumal nic^t in gu großer 9)Zenge jugelaffen Serben, unb \o fonn man njol^I unter Umftänben ouc^ für eine 93ejd£)rünlung ber ©innjanberung au§ bem Djten :plaibieren nid^t blo^ gegen bie öftlid^en, au§ ^olen unb 9f?ufe(anb fommenben Suben, öon benen el benn übrigen^ nod) mct)t einmal feft[tel)t, ob fie benn über^au)3t ©emiten unb nidjt bielme^r '2^ar* taren finb, fonbern ebenfo \ü)x auc^ gegen bie Sn* oafion jlaöifdjer Sanbarbeiter mit einem fo üiel nie* brigeren Standard of life.

3öa§ bie Subenemansipation betrifft, fo ftef)e ic^ auf bem ©tanbpuntt, t)a^ SJZenfdjen mit einer öon ber unfrigen gu ftieit abfte^enben Tloxai aU gleid^bered^tigte Staatsbürger nie jugelaffen merben foHten. 5ß5enn id^ bie ©IcidjfteÖung ber Suben billige, fo tt)ue id) nid)t, med id) ein 5[nrec^t alle§ beffen, mag 9}Zenfd)cnantIi^ trägt, t)ierauf 5U= gebe, fonbern mcil id) glaube, ha^ hk fitttid)en (55runblet)ren ber 9?abbincr unb ber d)riftlid)en ^aftoren l^eute unter bem ©influffe ber ^^ilofo^j^ie be§ 18. Sa^r^unbertS mot)( fo giemlid) ü()nli^e ober gleiche feien. Slufjubeben ift biefe ®Ieid)be»= rec^tigung natürlid) in unferen mittel^ unb meft- euro))äifd)en Äulturftaaten '()eute nidjt. SJfan mufe nur fuc^en, bie 5tffimilierung ber oerfd)iebenen 9f?affenelemente p förbern burd) eine eint)citlic|e Siibung unb burd^ $8erftärfung ber eint)eitUc^en Elemente in Sitte unb 2J?ora(. ©ö ^anbelt fic^ in

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bem 2(ffimt(terung§|)ro5e§ barum, ben äußeren 5In= ftonb unb ben ^rieben aufredet §u galten, ntd)t ^u l^e^en, bte guten ©lemente be§ Subentumg gut, bie f(f)Iec^tett fd^Ie^t p bef)anbeln, ha^ ^n^t, fie aU (Singelne je nacE) tt)rer ^erfon, nict)t al§ ©tanb, Q(g klaffe 5U bei)anbeln. Sd) §abe mtd) ftet§ 6e» mü{)t, ben anftänbigen unb talentöoGen Suben aU gleichberechtigt unb üoE §u betjanbeln, if)n gu för== bem, too gered)t Ujar, §u begünfttgen, aber audi bie fd)Iec^teren Elemente, t)aupt[äd)Iid§ bie, tüeldjc nur buri^ eine geloiffe ginbigfeit, "ißfiffigfeit, S3e* n)eglid)!eit unb ^rect)^eit ficf) auszeichnen, ablueifenb ju bet)anbeln. ©rfc^toert toirb ber 5(jfimitierung§= )3ro5e§ burd) bie (£mpfinblid)feit ber Suben, bie [icf) alle folibari[ct) unb, tt)ie man an einen öon i^nen, an irgenb eine öon einem ^uben begangene @d)Ie(^- tigfeit rüf)rt, [id) gtetc^ aüe getroffen füt)len. ^a§ bcrjögert eine unbefangene (Erörterung ber ^^^^age, in bie fi(^ bann auc^ noc^ geft)iffe joviale unb tuirt^ fc^aftlid^e 9J?omente mifd)en. Unfere haute finance unb Sßörjenmelt i[t faft burd)auö jübifc^, ebenfo bie fleinen lönblii^en ^rebitgeber, bie S5ie^^dnbler unb Söie^berfteKer 2C., unb ha'^ in biefen Greifen manche Ungetjörigfeit, mand^e OJäuberei öorlommt, muffen ©ie at§ einfttger ©o^ialbemotrat ja miffen unb gugeben."

„Set) glaube nur nid)t, ba^ ber arifd^e ^apu talift irgenbmie ft)mpatt)ifd)er ift alä ber femitifc^e."

„SSieüeidit bod^ ober er mirb menigftenS bon bem arifc^en 5Irbeiter f^mpatt)ifd)er empfunben, meit

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er bod) immer ein gemi[fe§ öertoanbtfc^Qftlic^eö ©e« fut)I für fie bepit, 'Oa§' ben Suben fe{)It, unb barum anä) tt)ot)t mit einer größeren (2c[)onung, mit einer geringeren §ärte §u öcrfatjren ef)er geneigt ift. ®a§ mnB an^ berüc![id^tigt toerben. 5t6er ba§ (£nt= f(^eibenbe bleibt bie Ütaffenfroge, bie too^l eine grünb* lidiere Unterjud)ung unb @rforfd)ung Derbient, dS jie big^er erfoljren tjat."

siiuiiuiui;iuiuiiuiiiiuuiiuu^maixa_j;ii;i.u.;;;;iuiiiv

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^a^ox 5. ^(^meibfct.

^d) warte in einer formalen, ftitlen (Stube, bte jd)eue, graue garben unb eine bürftige ^e^aglic^feit f)at. (Sin ©c^reibtijcf), ein «Sofa, ein Set)nftu^t, ©cfiränfe, eine grofee Süfte Sutf)er§, {(eine üon ®oetf)e unb ©editier, ein @(a§faften mit ©cJimettertingen unb Häfern. (£§ bauert eine ^tit, unb icf) f)öre nebenan, o^ne gu t)erftel)en, bcn SSed)[el ätt)eier (Stim= men, einer ängftlid^en unb ratlofen, bie fragt, unb einer tiefen, tt^eic^en, milben, bte tröftet nnb f)ilft. ®rau^en geljt bie Stiinget oft. ©ä ift fnapp bor Dftern, unb ha f)äufen fi^ bie Sorgen be§ ^rebiger§, Der öon bcn Äinbern feiner Pfarre mit r^erslid^er Siebe öere^rt unb rec^t Wk ein fcij(id)ter ^eiliger gef)alten n^irb, ber für jebe 9^ot ber ©ee(e immer 9tat unb ßufprud) t)at.

!^er mit ber flägüctien, belabenen unb fud^enben ©timme fc^eibet. ^d) fomme in ein gro^e», njeite§

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©emac^ mit öielen SSü(J)crn unb @c£)riften auf pulten unb ©teilen, unb borüber ftnb ftrenge, feierliche «Stiche, bie ^römmig!ett unb (Sc£)önf)eit geben. 'J)er ^oftor ift ernft unb milbe. ®te banteöfen, fd^arfen 3üge bur(^ eine ftiHe @üte öerüärt, unb ber toeifee Sart, bie toetfeen Soden rat)men einen ^eöen ©d^ein um bie fanfte, gelaufene yjiiene.

Sc^ bringe meine 93itte öor unb er miß fie er= füHen. @r ift immer bereit, ^um ^rieben, ^ur 95er= föfjuung äu mirfen. 9lur je^t im S)range ber öfter= Iirf)en ^^flidjten fann er mic^ nid^t t)ören, mir ni(^t§ fagen, unb er mill mir lieber einige feilen fenben, bie feine 9}teinung beutlicE) üer!ünben.

Sr I)at mir bann biefen ^rief gefc^idt:

Berlin, ben 4. Stpril 1893.

(Set)r geet)rter ^err! STuf St)ren Si^unfcE), meine ©tellung ^um Sinti« femiti§mu§ mit ein paar ©ö^en ju fenngeidinen, !ann id^ nur ertlören, ba^ id^ meber öom d^riftlid^en nodfi öom nationalen ©tanbpunft au§ jemals SSer= anloffung gefunben l)aht, bie Suben at§ fold^e ju be* fämpfen, unb bafe id) in ber 23ilbung einer politifd^en ^^.^artei mit biefer ^enben§ immer nur eine 9}erirrung fe^en fann, l^inter ber id^ anbere Urfadien argmöfjne. 911^ (E()rift fenne id) nur t)a§' mirHid^ ©ute ober SSöfe, al§ (Staatsbürger nur ba§ ®efe^Iicf)e ober Un^ gefe^tid)e. Sn ber 93el)auptung, ba^ gemiffe formen beS 93öfen im fo^ialen Seben mit bem Subentum

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al§ foIcE)em ^ujammenpngeit, !ann ic§ bt§ je^t nur bie un§ulä[ftge Übertragung etngetner 33eobQcf)tungen auf ha^' ©an^e erfennen, tüürbe aber auä), hjenn biefe 23ef)auptung beffer begrünbet ujäre, al§ fte big je|t t[t, bafür eine J)iftorifcf)e S3etrod)tung öerlangen, bie äugteic^ anbere 9Jättel ber (Segentoirfung an bie ^anb geben ioürbe at§ ben 5rntijemiti§mug. Sine ftrenge Prüfung ber im Subentum ettua t)orf)anbenen ©c^äben ernjorte unb üerlonge idj öorne^mlid) öon biefem felbft.

®ie§ meine prinjipieEe (Stellung 5u ber ^rage in ber mid) meine :|3erfönlic^en @rfat)rungen in man* c^erlei 93erüi)rungen mit Suben unb namentlid) auc^ mit 5at)treid)en ^rojel^ten, bereu Übertritt i(^ immer nur nad^ längerem SSerfet)r Vermittelt liah^, bilt)er nur beftär!t t)aben.

3J?it öorjüglii^er |)od)ac^tung

ergebenft

©^meibler, ^rebiger.

^diJ^ifcliiäSiAifcAttiAd^ifcAiSüiii^

Sf

,7pi|5?|5?|57|5i|5?jW|<^^

7.

1861 geboren; 1881 ein fleiner 3J?ime ot)ne ®Iücf unb ."popung; 1890 ein 9?ecenfent in SEod^en* fc^riften, auf ben bie Slenner gu mer!en beginnen; 1891 ber gefaßte Spötter öon Serlin; 1892 ber einzige Sonrnalift ber ^eut[d)en im europoifc^en ©tile; 1893 ber ^^rennb be^ großen Stanjter^ unb ber ©icger im ^rojeffe um bie „ßräie^ung" be§ SJZonardjen. ©ine gan^ ()üb[(i)e Slarriere. (£§ öer= Iof)nt [i(^ U)ol)I, öon bem 3)?anne, mit bem 9Kanne §u reben unb "feine SSonblungen, ©ntmirflungen ju er^ä^ten.

51I§ id) lb90 nad) Serlin tarn, roax bort munberlid). ©ie ftritten mit ®efd)rei unb gierig gegen unb für bie „neue tunft", unb Ijeftige $8er[u(^e, bie Sljrif, baä 2)rama, ben 91oman ^u erneuern, ge* langen. 5lber bie itritif mürbe öon bem jungen ©d^munge öergeffen, rücfte nirgenb§ üormärtS unb

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bltelj ungeftört in ha @(^ab(one, potttar(^aUf(^ bei ben einen, bie ol)ne ©tnn unb ®runb unb Qwcd, immer mit bem gratiitäti[c|en „SBir", rechte ^afcf)a§, balb gnäbig ermunterten, haih ftrenge njarnten, tier= meintücf) ironijc^ bei ben anbern, bie o£)ne 5tcE)tung nur mi^elten unb nadj bem billigen Stumme ber 2[mii[eure geilten, ober gar magi[terli^ bei ftetfcn* gebliebenen ^riüatbojenten, bie unberänberlid) jeben 2^ag ba§ ©ogma au§ bem «Seminar irgeitb eine§ @ermani[ten iüieberl^olten. 9^ur in gtoei 3Bod)cn* f(i)riften, ber Station mit bem l»?amen 'JD?. ^ent, ber ©egenrtart mit bem ^^^^^^n ^' H., gab 93e* fpred)ungen ber 53üt)nen, tueld^e eine moberne D^ote Ratten unb [icf) bon Suleö ßemaltre, Slnatole ^^^^once, Dctaüe 9Jiirbeau nic^t ju fel)r entfernten, tiefer 9J?. ^ent unb M. H. voax ein unbefannter Süngling ol)ue ?(bQf), ber bie (Eliquen mieb, unb tner xiadj il)m forjd)te, !onnte üon feinem Siolente ®ute§ f)ören, ha^ nur leiber flörrifdi fei unb, meit fid§ in fein iOerfommen fluiden mollte, feinen SSeg öerfet)Ien mürbe. 5)0^ maren bie 5lnfänge 9Hajimiüan §arben§.

©egen ba§ §erfommen toar feine 2S3eife freiließ, unb mer fie an ben üblict)en gorbcrungen maB, mu^te fi(^ entfe^en. ör „ricf)tete" nicf)t nac^ ben öerläfe* liefen ?Jormen einer unmanbelbaren 5iftt)etit, citierte feinen 5triftote(e§ nod). Seffing, alä f)öd)ftenä, um of)ne Sf)rfurc|t if)n am S3arte ju ^upfen, ben luürbi^ gen grensef, folgte feiner „©djule", öerfünbete feinen

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„t§mu§", unb oft tüufete ber gute ^ubü!u§, ber boc^ in 33er(m tntelltgent fein mu^, am (Snbe bon üter ^S|)altett gar nid^t, ob benn eigentlich gelobt ober getabelt ttjar. (£r ^atte für bie 3Ber!e ber ^ünftler nid^t einmot, tote ®eorg Sranbeä Oon fid) fogt, ben ßifer be§ S8otani!er§ für ^flanjen, bie er beftimmen unb in klaffen bringen möchte. (Sr ttjar o^ne §eit ber critique subjective et personelle ganj berfollen, bie ben alten gerbtnanb 3^runetiere fo fränft. ör fpract) eigentlid) gar ntcf)t öon ben Äünftlern unb il)ren SSerfen, bie er „fritifterte", fonbern fprac^ öiel* me'^r gelegentlich) biefer ^ünftter, biefer SSerfe immer nur öon ftc£) felbft unb immer nur fid) felbft moHte er in ben 9tecenfionen geftalten, wk fid) ein anberer in ©ebid^ten, Dramen, unb (Srjä^Iungen geftaltet. (Sr be^anbette ha^ St^ema, mie ®oet^e in ber „3ta= lienifd^en D^eife" jene§ Sanb unb iene§ 35olf be= l^anbett, bie er nid)t fc^ttbert, fonbern a(§ belegen* ^eit braucht, al§ Sleij unb <Stoff jugleid), fid) felber auSjubrüden, bie eigene @et)nfud)t unb bag eigene ®[üd unb alle§ @rtebni§ ber S^leroen unb ©inne. ©0 ttiar er red)t ber gute Slritüer nad) ber formet be§ 5Inatote ^rance: „Le bon critique est celui qui raconte les aventures de son äme au milieu des chefs-d'ceuvre." 3^ur bafe gerabe nicf)t immer chefs-d'ceuvre maren, me(d)e bie Hbenteuer feiner ©eele beftimmen. 5lber bafür mocf)le er fd^üefetic^ nic^t^ fönnen.

®ie ^Berliner mürben öon biefer It^rifc^en Äritif

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fef)r öerbu^t unb tüu^ten fte gar nic^t ju beuten,, aber ttjetl fte [ie amüftcrte, nahmen fte i{)it nid)t ernft: fte tooüen, toenrt fte ref)3e!tieren foEett, ge langtoetlt fein. @r fümmerte fid) tüentg, itnb jebe SBarnung ber erfc^redten greunbe, ha"^ er §u feinem ^aul Stnbau bringen njürbe, brängte ben 2ro|igen nur noc^ tteiter. toaren bie lounber* Itc£)ften 9?eferate bom 5tt)eater, bie man erbenfen fann, oft mef)r ©ebid^te in ^ro[a, oft l^öt)nifd)e ©a= tieren unb pnfelten bagujifc^en ha^ Ie|te (Sreigniö, getc^neten bon ber ©tra^e, au§ bem ©alon ^arrifa* turen, unb ftreiften taufenb ®tnge, toie ber Saune juft gefiel, unb tourben fo unter ber §anb öon felber, ot)ne ba§ er geplant unb rec£)t befonnen t)ätte, 5ur ßaujerie, meiere bie gran^ofen chronique nennen, ©r begann, ot)ne erft eine fritifc^e ®elegenf)eit ^u ertoarten, bie (Srgebniffe ber SBod^e ju gtoffieren, ber 9?ecenfent mürbe gum chroniqueur, unb !amen bie berüf)mten 5(uffä|e beg „3I:poftata"*), meldte ben „^aiferf)of" unb balb bie ganje ©tobt begeifterten unb em^jorten, mie fein beutfd^er Sournalift gubor begetftert unb em|)ört t)at

(Sine 3^^* mact)te if)m ha^ ©pa&. S^ mad^te if)m ©pa^, aüe Spfüttel biefeS ®emerbe§ gu erlernen, olle tec£)nifd}en Slntffe unb Stänfe, meld)e bie tägliche Übung ber Sllbert XBoIff, (imile Slaöet, §enri

*) ®e|aninielt in stoei iBanben. SSerlag bon ©eorg ©tiefe, SBerlin.

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gouquier gebilbet t)Qt, treld)en er pcf) an leidster ©ragte unb frecher ^ßerüe balb getroft öergteii^en burfte. ®§ mad^te i^m ©paß, tüöc^entlid) allert)anb (äröfeen gu jaujen unb ba§ töblic^e $Bort gu feilen, ha^ ber Siefratn ber näi^ften ad)t Xage tourbe. 5Iber auf bie Stauer fonnten feinen unter allem l)eiteren @^ein bod^ immer ftrengen unb ma^rfjaften, trieben bie fünfllidjcn (Sd)eräe biefe^S esprit fabrique nic^t genügen, unb auf bie ®auer fonnte auc^, meil in 93erlin, ha§^ unöerbunbcne (Gruppen t)at, bie ©e« feÜfc^aft unb ha§i monbaine ßeben fel^Ien, ber er^ fd)öpflic^e ©toff nidjt reii^en, unb er merfte bie ®efal)r, balb nur nod^ für irgenb eine Clique, für em Gafe, für einen Stifd) ju fdjreiben, bie allein feine fonft gef^eimen 5(nfpielungen Derftet)en fonnten. (£r brauchte ein 2;E)ema, "öa^ jeben S)eutfd)en im @e* mute traf: feine chronique njurbe politifc^.

®r nat)m bie ^olitiE, mie ber SJcalcr bie färben nimmt, meil if)m ba oben in ber ©de noc^ ein IjeEer %kd jur SBirfung feljlt, mie ber S)ic^ter einen ©e- banfen nimmt, toeil fein reid^er 5llang ben 9;I)^tt)muä trägt, mie ber STurner eine ©tauge nimmt, feine ge= fd^meibigen Gräfte an i^r ju geigen, ©ie bot itjm bie beften ßffefte. ©r fudjt einen geläufigen ©toff unb geläufiger mar nid)t§ al§ bie unberatcncn CJ^peri* mente bes jungen 5?aifer§, ber lärmenb 5Kul)m beget)rte.

©er politif^e clironiqueur ift immer polemifc^ unb immer in ber Dppofition. (Sr mu^ fein. •Die Xe^niE öerlangt e§. 9J?an tann in biefem

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SKettcr fonft nidjt luirfen. S)a§ 3afagen bietet bem SBi^e ntd)t§ unb ber rafcf)e[te ®etft tuirb in ber SSerteibigung Iat)men. SBer für eine ©adje ift, laffe bon ber chronique.

©§ toat feine grage, bafe er in bie Dppofition mu^te. toax nur bie grage in tt)etcf)e. (£r tonnte fiel §u ben ©emofroten ober ben (Sojidiften gefeiten, unb fdjicn in ber 2;t)at eine 3^^*» Q^^ njollte er ein 5tt}eiter S!JJet)ring luerben, nur betoegtidier unb frifc^er al§ biefer a^tbare ©tocffijd) ber rabifalen SSerneinung. Stber er toar bo(i) ftärfer, eigener, unb ber ©tärfe in ber (Sigentjeit betüu^ter, a[§> bafe er ber ©djablone einer Partei erliegen tonnte, unb t)atte üon ben SJJenfdjen, üon ben fingen ein p^' fönü^eS ®efüt)I, ba§ fic| nid)t in bie üorbereiteten ^^rofen ber politifd^en 2)ogmen fteden lie^. ®r mu^te, um au§ fid^ ju Ujirten, in bie Dppofition; aber er burfte, um fii^ nid)t ^n ücriieren, in feine Partei. (Sr braudjte eine Dppofition für fic|, bie feinem onberen, at§ it)m allein get)örte, bie it)n gegen bie ^Regierung unb gegen alle Parteien ftellte, unb bie bod) feine ©djrulle, fonbern eine (^efinnung n^ar. Unb er Ijüt, inbem er eine foId)e ©efinnung fanb, ein neue^o ^i^erljältniä jur ^olitif gcfunben: er t)at bie Dppofition üon oben erfunben.

(S§ gab öor if)m bei un§ fonft nur bie £)ppO' fition öon unten. (S^ I)ie§ gegen bie Sf^egierung: „^u, Diegicrung, föiUft ba§, wdl eS bir nü^t; aber ic|, ^artci ber iöaucrn ober S3ürger, mu^ e§, tüeit

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mit f Grabet, Beftreiten." Man fe|te ben eigenen gegen ben SSorteit ber 9^egierung. 2lber je^t erflärte er ötetmel^r: „SDu, betrogene D^egierung, miUft, toa§ bir fd^abet, nnb id) mu^ e§, n^eit id) btr f)elfen totll, mit meinem beffercn Sjerftanbe beftreiten." @r fe|te ben matiren gegen ben öermeintlic^en SSorteil ber SfJegierung. @r ma^ [ie an tt)ren eigenen Sßebürf« ntffen unb SSünjd^en. (£r rid^tete, mie ein ^önig* SSater unerzogene ^rin^en rid^tet, mel^e nod), üon falfd^em ©c^ein bet^ört, bie ^[lid^ten be§ §aufe§ üerfennen. S)a toar e§, too er fid^ mit SiSmarcE treffen mufete, bem ein in ^errfi^aft Oerbrad^teS Seben feine anbere lb:iti! liefe, unb ba tt)ar e§, mo er fo t)art auf ben Ä'aifer ftiefe, ber ben ©rjietier gerabe am toenigften, jeben pmifd)en ©pötter lieber öertrug.

(Sr t)at, unter ben furjen, fraufen, engen Soden, nod) immer bie nadte, glatte 5IRiene be§ ©d^aujpielerö. (Sr gleicht bem Ä'aing ein bi§(^en; nur bafe bie feinen, em))finbfamen Qü%c nod) Oeränberlic^er, pdjtiger unb nerööfer finb. Seber ©ebanfe mec^felt fie, unb gleid^ entgleiten fie mieber, unb mer forfdienb i^re ßeic^nung faffen, Ijalten möchte, l)at immer boö ®e= füt)l, al§ mürbe ha^ geängftigte ©efi^t fid) eben Oor einer ©onne blin^elnb Oerfdjliefeen. Um ben 9}?unb; oon bem t)a§> fc^male Slinn meic^ unb mübe fällt, ift 2ro§ unb ©pott unb unter ber immer gornig ge-- runjelten ©tirne Ijeröor blidt er gern mic ein gc* fränlter 5!nabe, ber nod) nic^t redjt meife, ob er

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iceinen ober toben foll, bcrbrie^Itc^ unb in 9^ot, bafe man {t)m feine Üiu^e giebt unb er [id) immer toe^ren mu§, ioäl^renb er lieber gut fein unb f|)ie(en möd)te. @r ^Qt ettoaS üon einer ^rau, in ben ungleid)en, }e|t fdjeuen, je^t t)eftigen ©eberben, in ben bünnen, tri^)3elnben ©d^ritten, in ber fünften, milben, artigen (Stimme, toeldje ot)ne 2lrg bie fc^Iimmften S)inge 5tr^t. SJ^Qu mu^ fid) l)üten unb tt)ei^ feiten gleic^, Ujie er meint, Ujeil er immer feinen ftrengen unb fod)* lid^en S3lid bett)a^rt, unb faum um bie teifen Sippen rafd)elt'ä öerräterifc^, unb tt)o eigentlid^ bie Ironie enbet, fann er too^I oft felber ni^t fagen.

SBir fi^en üor bem Safe SSelleDue, ha^ auf ben Seipjigerplal fief)t. S«^ interöien)e anbere lieber man ift bei iljm nid)t fidjer: er interöietot am @nbe gurüd. @r f)at au^ nic^t bie fo bequeme Orbnung beö gebrißten ©eifteS, in ben man nur oben, ftiie in einen Slutomaten, eine ^rage §u werfen braucht, um mit bem nä(^ften 9?ude unten gleic^ bie prompte Slnttoort §u empfangen, fonbern ift ein SSagabunb ber ^lauberei, ber gern öom SBege fc^tt)eift, ob nic^t auc^ im Söalbe nebenan toag ift.

Sd) er5ät)Ie i^m ben ^lan be§ Snteröieto§, unb toa§ 2Jiommfen gefagt l)at, bon bem id) eben !omme: bafe er ben 5lnti]emiti§mu§ mit ber (St)oIera öer= glichen l}at.

@r lac^t fpöttifd) ein föenig: „Übrigens bleiben toir einmal bei bem Silbe. fann unS bienen. (£r l)at ja red)t: ber Hntifemiti^muS ift \a

33a^r, Set Mntiftmttiämuä. 4

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tt)irHi(^ eine jet)r fc^mu^tge unb p^Itc^e unb getoife leine normate unb gejunbe @r[c^einung. 5lber er ift nun eben einmal ha fragt fid^ nur: lüie friegen toir tf)n n^ieber tüeg? Sft öernünftig, ttjenn bie (Spolera l^errfd^t, fid) auf ben Warft ^u ftellen, gegen bie ^ranf^eit a{§> eine ©d^anbe ber 3Kenf(^^eit ju prebigen unb entrüftet 5U oerfünbigen: Sd^mac^ unb (Schimpf über jeben, ber bie (5t)oIera t)at? Glauben ®ie, ha'^ haS' bie Spolera befonberö genieren »irb? Glauben ©ie, bafe mDrali[(^e§ ^at^oä Reifen unb I^eilen fann? SDfit klagen unb Seremia= ben ift nic^t§ getrau, fonbern man mufe fragen: SBa§ ift fd)u{b, n)o()er !ommt bie Slran!f)eit, mie tann man fie ä^ingen unb ein anbere§ Tlai t)ert)üten? 3J?an mu^ bie Se^ren ber ^ranf^eit t)ören unb für guteä SBaffer, reinlidje Strafen forgen unb bie fri^mu^igen SBo^nungen fperren. <So fagc id): man mufe bie Se^ren be§ 5lntiiemiti§mu§ I)ören unb, um it)n ju öertreiben unb unö fünftig öor it)m 5U bema^ren, für reintid)e SBirtfc^aft unb ehrbare ©itten forgen." ^®ie finb alfo eigentlich SIntifemit jur Slb* me^r be§ SlntifemitiömuS?"

„Sc^ bin gar fein 5tntifemit, fonbern ..." „?lber (Sie gelten boc^ überall bafür." „SBeil id) gegen ben ^toifc^enljöublergeift, gegen ben Sörfenpöbel, gegen ben fauligen ®goigmu§ ber SJourgeoifie bin! 5^ann id) bafür, bafe man ba gleid) ?tntifemit l)eiBt? tann ic^ bafür, toenn fid^ ba§ Subentum für jolibarifc^ mit ben SSolffg, Seipäigern

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unb (Sommcrfelb^ erflärt? ^ann id^ bafür, ha% man gegen bcn merlantiten ®et[t nt(i)t§ jagen barf, ot)ne gtetc^ unter bie 2lt)(tDarbtä p ^ö^Ien? 3J?an fdjiägt auf ba§ Kapital unb ber Sube fü^tt fic^ getroffen! ®a ift benn fretlid) fein ^unber, wenn in ber SfJ^etnung be§ S3olte§ am @nbe ^apitat unb Sube gar nic^t me^r gu trennen finb unb gan§ öergeffen mirb, 'ba'^ gerabe bei ben beften ©öt)nen ©emö, bei 5tcofta unb ©pinoja, S3örne unb §eine, Saffalle unb 9J?arj, ber „3SibermiIIe gegen §anbel§* leute unb Suben a[§> folc^e", tote 53örne einmal ge* fagt t)at, pr tjeftigften Seibenjc^aft entbrannte. ®ie Suben felber macf)en beute ben 5{ntifemiti§mu§, in= bem fie tljörid^t genug finb, bem !apitatiftifd)en ©d^minbel aU @cf)ilb 5U bienen, ber alle §iebe fängt. SBenn fie felber fagen: „mer gegen bie 2lu§= beutung unb gegen ben 3^ii<^^n^Qnbel ift, ber ift gegen bie Suben/' bann fann man ben Seuten ben @d^tu§ nid^t öerbenfen: „®ut, menn Kapital unb Sube fo ba§ ©leidje ift, bonn finb mir eben aud) gegen bie Suben " Unb bie STaufenbe öon braöen, red&tfd^ offenen, unb oft peinlid) fauberen Suben, bie felber, mie ber gute unb reinlid)e Sanier cinft, bie S5anbitenftreid)e ber öerlumpten ^lutu§föt)ne ent= ruftet üerbammen, muffen unfd^ulbig bann bie ß^'^^ bejahten! 5(ber marum ftet)en fie nid^t auf unb proteftieren nid)t gegen biefe SSermifdjung öon Surfen* fc^minbel unb Subentum? 9Ba§ Ijot bie S3örfe unb ber 33Buc^er mit 3fteIigion unb 9iaffe §u fdjaffen?

SDer üerüale 93ontouj toax itid^t öiel beffer al^ un= fere g^rieblönber unb ©ommerfelb, unb tc^ toieber* i)ok gern "t^a^ !Iuge 2Bort, ba§ in L'argent bie fttt* Itc§ lerngefunbe §elbtn fagt: „Pour moi, les juifs, ce sont des hommes comme les autres. S'ils sont ä part, c'est qu'on les j a mis." S^J totebert)ole gegen bie 5lntifemiten unb gegen bie Suben gegen bie 5(ntifemiten, njenn, tt)eil ein Sube geftof)(en \)at, 'öa^ Subentum berbrannt werben joH; gegen bie Suben, toenn, toeil ein Sube geftot)Ien i)at, ber ©ieb* ftal)t ge{)eiligt »erben foE. SSir ttJoHen, ob Sube ober (5t)rift, gegen bie forrumpierenbe 5lllmad§t be§ ^apitaligmuö unb ba§ 2)ognia üon SUJanc^efter für gejünbere, reinlid^ere, rec^tfd^offene ^uftänbe fämpfen bann toirb fid) fd)on aud) gttjifd^en 3uben unb S)eutjc£)en ber etieltd^e triebe geben, ber bei un§ ein biSc^en fc^n^ieriger nod) al§> anberUjärtS ift, n^eil '£)ier f)omöopat^i[d^ [ic^ bie 5tf)nli(i)!eiten fanben: ber Subc unb ber ^eutjd^e gteid^en fi^ p jef)r."

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^BerflRetttenattf ti. §gibt)-

i^§ metben fic^ aUer'^anb B^^"^^!^' öI§ ob bie 50?en[cE){)ett tüieber tetigtög hjerben tooüte SSieHetd^t ift nur eine rofctje 9J?obe, tote bamalS ber r)a[ttge ©to§ ber 9?omanti!er gegen bie ?luf Klärung; t3iellei(f)t mog bauern. ©etten bilben ft^ tote bie §eife« arntee; ber 9?uf be§ ^olftoi §um ©lauben finbet Sünger; bie tt)eofo^^if(i)e Setoegung toäd^ft; bie ©^tritijten mehren i^re ©emeinben; in granfreidE) fomntt ein neuer ^atfjoIijiSmuS unb bie 2)eutf(^en erneuern ben ^roteftanti^muS. "Der Sugenb genügen bie billigen ^^rafen ber naturtoiffenfd^aftli^en 9fiationaIiften nid)t mel:)r, unb [te jpottct auf 95ü(^ner unb SSogt. „®egen ben 9J?ateriQli§ntu§" I)eifet eine ©efeUfdfiaft in aJJünc^en, unb in S5erlin ift eine „@tf)ijc^e ©efeUfc&aft". maä^ ®efii()ten brängen fic unb tooUen (£tf)og. Tlan toenbet fic^ Dorn !oIten S5cr[tQnbe. Wan mödjte toicber eine grofee ^flic^t.

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5JZan fe^rt öom einzelnen gum gangen unb wiU \i6) Dergeffen, um ben anberen ju btenen ober t)ieEeid)t au^ ben anberen btenen, um fid) ju öergeffen. tft toa^rfc^einlic^ nur eine SJiobe; aber e^ !önnte hjo^I auc^ ber grofee SBec^fet im ©eijte fein, bcr ?lbf^ieb oon biefem ^a^r^unbert unb hit erfte SSer* fünbigung be§ neuen.

Slber finb in biefer religiö[en Sf^eigung, bte ujöc^ft, beutlic^ gtoei triebe, bie fic^ nic^t gleichen, ja entgegnen. S)ie einen, bie fatt^olifcf) fd^m armen, begehren ben ©tauben toie (S^oral, al§ eine freunblicfie S3etäubung, bie feltene Sräume geben foU, ber fetalen 2Birflic§feit be^^ fläglid^en Seben^ entrüdenb unb au§ Dergeffenen ^ei^en 2itt)urgien munberlidje, tiefe, frembe fRei^e ^olenb. S)te anberen, tt)elcf)e Dielmet)r eine ftttlidje §itfe bcgel^ren, bie ©ruppe beö ruffijd^en fRomaneö unb, in S^eutfd)tanb, beö Dberftlieutenant^ ö. (£gib^, moEen gerabe tiaö (Snbe ber irren ©piele auf ben Sterben unb au§ üerlä§lic^ fü^renben 9Zor* men bie rul)ige Äraft gu einer tätigen 35er!Uirung unb (Erweiterung be§ Sebenö. Sene mödjten im ©lauben öergeffen, fid) beraufd)en unb erftiden. 2)iefe mödjten burc^ it)n jur Übung erfannter ^ftic^* ten erujac^en unb bem Seben einen ©inn ermerben, ber Don guten SSerfen get)eiligt merbe.

^err oon ©gibt) gilt mie ein (Sräie^er unb Se^rer beä Q5oIfe§, unb oiele brängen §u i^m, feine SSorte 5U t)Dren unb feinen 9Jat ju tjolen, unb befennen ftd§ gu feinen ©efe^en. (£r ^at äuerft in feinen „©ruften

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©ebanfen", tueldje im §er6[t 1890 erfrf)ienen, öon fragen ber S^^eltgion aüein gef)anbett, inbem er bie Trennung ber c^ri[tncf)en SSerte uon beit !tr(i)Iid^en Serien, oon bem „Äirc^entum", unb \o für jeben einzelnen ein lebenbigeö „Sefuätum" ber %^at ber* langte, baö ntrf)t auf bie ©efinnung unb ba§ Se« fenntntg, fonbern auf ben treuen 3Sanbe( in frommen, fittü(i)fc^önen, gotte^fürc^tigen !;3Serfen f)alte; inbem er bie §errfct)aft ber ©ogmen beflritt, rtoüte er bie ^onfeffionen Derföt)nen unb ein „einiget (S^riftentum" geroinnen. ?lber auö bem {ir(f)ücf)en tDurbe, roie er bie triebe feiner Se^re nur getreu öerfolgte, balb ein fo^ialer 9?eformator. ®aö (Ef)riften« tum „ernft §u nehmen", roar feine ßofung, unb er öerfünbete: „S)ie ^raft eine^S ®{auben§ ermißt fic^ einzig banad^, roie geroaltig er unö ju ber Über= jeugung brängt, ba^ ha§> roirb, roo§ möglidje^ im eroigen ©efc^e begrünbet ift. ^aö 33efetigenbe eine§ ®lau6eng liegt nid^t barin, ba^ er ung au§ ber 2BirfIict)feit tjeraug in eine (Sptjäre üon ^orftcUungen fü{)rt ba§ S5efeligenbe eine§ ©taubenS erroeift ftd^ einzig in bem orange, ber un§ gum ©uten leitet. SBenn ict) bete: „§err, ftärte mir ben ©tauben", fo fprec^e id) nic^t bamit ben 2Bunfd) aug, ba^ meine SSernunft fic^ umfdjteiern möge, um üon neuem SSorfteüungen in mir aufnehmen ju fönncn, bie mir einft felbftöerftänblic^ fc^ienen, roeit fie mir gelet)rt rourben: xdj ftrebe mit biefem ©ebet t)ietme()r nac^ ber inneren Etartjeit, mir gottgerooUte ß^ftänbe ju

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t3ergegentoärttgen, unb tc^ ringe nad) ber ^wöetftc^t, "Da^ folc^e ^uftänbe toerben . . . ©in^^tg ein folc^er (Silaube beranla^t gum Xtjun, unb einzig im STliun toirb ber ©loube toertbeftimmenb für bie SJJenfd^en." @o mu§te er ein „ongetoanbteä" ßfiriftentumf orbern: „S)ie ®efe|e, 5Inorbnungen , (Sinridjtungen unb 9J?Q^regeIu muffen öon einer d)riftu§gleic^en ®e= ftnnung Qu^get)en, bürfen alfo felbft nid)t§ onbereö fein alg reine, t)ingebenbe, felbfttofe Siebe; bann fönnen bie 9J?enfd)en, benen fold^e ®efe^e gelten, gar uicf)t anberS al§ gut fein, unb toerben fet)r gerne gut fein." (£r mufete, roeil er ja im ST^un aüein bie ec^te SfJeligton erfannte, jum ^ilpoftet üon 9?eformen toerben: „2öir muffen ßuftänbc fd)affcn, bie gar !ein SSerget)en möglii^ mad^en, ßuftänbe, bie bie Suft gum Unrecftttt)un gar nid)t erft reiben, ertüeden; bann merben mir balb aud) nid)t met)r gu ftrafen braud^en."

®ie Semegung, bie öon feinen ©Triften fommt, ■Tjöc^ft unabläffig. @in großer Steil be§ ?lbel§, ber Offiziere folgt if)r; bie beutf(^e Freimaurerei, üon bem ^rofeffor ©ettegaft geführt, bem ©tifter ber großen Soge öon "ißreu^en, meldte „ft'aifer ^riebrid) 5^ur 93unbe§treue" genannt mirb, er!ennt ben ber- manbten ®eift; bie ©05iatiften 'galten gute greunb^ fdiaft. Unb man mag in ber 3SoI!§fd)rift „Sinigeö 6f)riftentum", metd^e ber Vieler ^rofeffor Set)mann= 5>ot)enberg in i{)rem ®ienfte leitet, ba§ SSerjeic^ni^

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ber öteten 2luffä|e, Süd)er unb 9?eben nac^iefen, bte boit ii)x {)anbetn.

3n 5D?oab{t. ®§ ift ba§ SStertel ber 2l|fef= foren, bie rcid)e ©Gelinget gum (Sjamen brtllen, ber S5eamten mit bem langen Xitel unb bem furjen ©ehalte, ber be[cf)etbenen Dienten. 9iec^tlic[)e üeine Seute lDot)nen ba, unb eine gute, retntidje S3ürger« It(f)feit jc^aut au§ ben gellen Käufern. 93on ben Streppen, an ben SSönben fd)immert, glitzert, bli|t btanf, unb bünne, lichte fünfte bampfen tt)ie nac^ einem 9?egcn. 9Iuf ben S3tlbern be§ S?üt)I, beö SBalter girle, ber SDora §i^ ift eine [olc£)e ge= fdjcuerte, au§ge|pülte Stimmung gern.

(Sr ift gebrungen unb !tetn. Sd) t)ätte mir ben uner[d)ütterti(i)en Dptimiften, ber Öeibenfd)aft Sc^tnung unb ©d)märmeret t)at, anber§ ern)artet. 3J?an toürbe tt)n für einen penfionierten 9JfiIitär nehmen, ber ha§> gan^e Seben nid)tö al§ an bie Sreffur feiner 3?e!ruten gebac£)t t)at, für einen jener furjen, btden, aft§matifd)en SKajore, bie leidjt ergürnen, !re6§rot merben unb ftuc^en. ®r ^ält ftc^ gerabe unb fteif, mit fparfamen, !nappen, f)errifd)en ©eften. ®r fprid^t, n)te man ber üerfammelten 9Jfannfd)aft einen 5ßertt)ei§ ober S5efet)t giebt. S^ur^^, fd)arf, unmiberrufUc^ , jebeö SBort mie ein ^ommanbo für fid) I)in, mit garten unb edigen Raufen. @r fügt fid) ben SBenbungen be§ ^artnerS nid^t, ber öon ber ®ad)e fdjmeifen unb, um feine SSeife beffer ou§5ut)olen, erft ein bi^dien ptaubern möd)te; er

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tpetc^t itt^t öom Sl^ema unb fc^emt immer gteid)fam ein öorbereiteteS ^on^ept unt)erbrü(f)(id) ^u öerfolgen. SBenn man tt)a§ jagt, neigt er ein hjentg bie gc= runselte ©tirne, [ie^t fritifc^ üor fic^ t)in unb fä^rt mit einer festen, beutlicf)en ©eberbe bolb bagtcifc^en, bie entfd^eibet unb fd^lie^t. @r ift babei ungemein ^öflic^. 5lber toer bie toeidjen, im ©ejpräc^e üer* änberlid^en, nacEigiebigen ©efinnungen ber „guten ®efellfd)aft" gett)ot)nt ift, empfinbet i^n fpröbc unb I)art.

Wan ^at öor i^m eine munberli^e 5[Rijd^ung öon ©efüfjten, bie nicfjt einig njerben moüen. Wan brauet aud^ eine Qtit, ba§ re(i)te 2J?a^, ben redeten SSert für il^n gu finben. 5ln ben Srmartungen, bie man au§ feinen «Schriften bringt, barf man i^n nid^t prüfen: Stieben bem tjei^en @ntt)uftaften, ben man bort Vermuten mufe, öerliert ber fteife unb eifrige §err, ber ha§> (Stt)if(^e mit ber pebantifc^en §eftig* feit eines Sieb^aber§ üon 9lngelfifd§erei, 5Sriefmar!en ober ©d)metterlingen pflegt, unb bie grojgen Sbeen fcijeinen faft tüie fleine ©c^rullen. ?Iu(^ ©eift unb SBitj unb jenes anmutige ^Talent, fid^ bem ®afte immer gleich in allen fünften ber t)o't)en ©d)ulc öor5ufüt)ren, l)ai mancher nicE)tige SBummler me^r. Unb bennoc^ gebietet er 3Icf)tung. 3J?an füt)It fic^ überlegen, unb eS ift boc^ @l)rfurctjt, faft 9^cib babei. @r ^at ptöMic^ oft einen t)errtic^en "Ion, unb feine (Stimme, menn er öon ber „guten (Sad)e", öon ben „öbelmenfd^en" fprid)t, nimmt eine SSärmc unb 58er*

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tlärung, ein Senaten unb ein ©trafjfen trie bon einem t)eüen ©lüde in ber S3ru[l, bog ein föftlic^er S3efi^ fein mufe. (Sr ift öietteid)! arm an ben ßitel* feiten be§ esprit; aber man empfinbet, boB er Tlaä)t unb ®röfee an ©etoiffen \)at

®a i[t eine fleine (Stube mit feinen Srofdiüren unb 9f?eben, mit ben blättern ber SSereine, bie il)m bienen, mit ben Scfiriften ber ^reunbe, toelcEie bie g(cid)cn Hoffnungen unb SBünfd)e pflegen, be§ Dberften ö. ©ijgicK, be§ ^einricft §art, be§ SBiIt)eIm ü. ^olen^, bie mit it)m jenen B^if^önb be§ „einigen ß^riftentumS" erftreben, „in meld)em ®erec£)tigfeit unb SBaf)r^aftig!eit, SJcenfcfilicIteit unb gegenfeitige 5(^tung malten". ®ann bringt er mid) in ein ^elle§, meiteS ©emact) ju ben «Seinen. (Sine ftifle, fc^Ianfe, blaffe grau fi^t unb ftidt; gang fein unb ^eimlicf), mie fd^eue SibeEen, flattern gute unb milbe SBorte öon i^r. (£in fdjmaler Xifd) ift meife gebedt, unb brei blonbe SD? oberen, lid)t gefleibet, gleiten leife mie t)ert)ufd)enbe Strahlen ber ©onne. ift ein un» fäglidjer griebe.

®r miß gerne feine SJJeinung über ben 5lnti* femiti^mug be!ennen. 2lber er billigt baä Snterbiem nid)t. „3c^ tt)ill, menn id) ju meinen aJ?itmenfd)ett fpred)e, jebe§ SSort genau unb grünblic^ überlegen, feine Sebeutung öollftänbig meffen, feine SBirfung lange bebenfen unb prüfen, ob nid)t anber^ ge* beutet merben fann, ob nid)t bod) etmaö ju toiel ober 5u toenig fagt, ob id) nidjt nod^ ein beffereä

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finbe, ^a^ jeben ßtüeifet öermeibet. 3cE) tütH burc^ ftrenge ©orge bte ©eiüi^'^ett gewinnen, bo^ ic^ jebe§ einzelne 23ort 5U jeber ^dt üerantoorten !ann. ^Da§ fann aber nur mit ber geber in ber §anb ge= fd^ef)en, bte immer mieber ftreic£)t unb immer mieber gögert. Sm ©preisen tduft leidet ein SSort mit, ha^ unbebad^t ben @inn entftellt."

®o i)at er felber ben 5Ö?c!nungen, bie er mir fagte, bie formet gegeben, bie er für gerecht unb mirlfam ^ält:

„^0 lange ber 5rntijemiti§mu§ an [einem 9?amen unb bamit an ber für un§ 2)eutjd^e fo f(äg(i(^en Slnfc^auung feft^ält, bofe eine ^atbe SiKiUion anberö* raffige Wm]^tn un§ fünfzig SiRiüionen ©tammliolf öergemaltigt t)aben foEen, fo lange mirb ber gcfunbe, Jraftbetou^te unb gerec£)te Tlaim in ber gangen Semegung nur ben Huöbruc! einer unc^riftlic^en ©efinnung erbliden, meldte bie eigene Sc^ulb an un« feren beflagensroerten ß^f^^inben einer meljrlofen ajJinber^at)! aufbürben toUl.

(Srft bon bem ^lugenbtide ab, mo ber unreine ^on 5rntifemiti§mu§ fic^ auflöft in bem ernften Hccorb ^antimalum", erft öon bem 31ugenblicfe ah alfo, too h)ir t)a§> Übel, ba§ Unrccfjt, ba§ Unmat)re, bie Unge= rect)tigfeit, ha?- Unloutere, ba§ Un^eiüge mit einem 5Sort: ba§ SefuSfrembe befämpfen, mo unb an mem immer mir entbecfen, o^ne 9iücEfi(i)t auf Staffc ober ©lauben, aber auc^ ol)ne Siebtofigteit gegen ben Ubelt^ätcr felbft, ber ja immer nur baö

61

Ergebnis unferer ßui'iäi^^c ^ft öon btefem 5lugenbltcfe ah tüerben aUe red^tfd^affenen 3J2en[d)en fraftöoE in ben ©(^lQc£)truf einstimmen: gegen ha^ Übet!

S)ie SSernicfjtung be§ Übel§ bebeutet ben ©ieg be§ ©Uten. ßt)riftli^e SSetnünftigfeit toirb unjere ßuftänbe be^errfd^en; öernünftige D^eligiofität toitb bie 9J?enfd)en Ie{)ren, fic^ in einem einzigen §eiligung§= bebürfnig p einen, ^er lonfef[ionali§mu§ i)"t über- tounben. 9^icf)t^ f)inbert fortan bie 9J?enfc^en, bie ficE) ^eute noc^ Suben nennen, fic^ mit ben 2Birtg* öölfern, beren Sanb fie feit Sal)r^unberten bett)of)nen, religiös unb nun aucf) raffeti^ gu öerfcfimeljen. Xa§ Subentum ge^^t auf in ben 5tuItumationen unb erfüEt bamit feine 5Seftimmung für bie ©nttoidlung be^ 9)?enfc^engefd)Ied)t^."

S5erlin, 31. mäx^ 1893.

Wl, ö. (ggib^.*^

%'Jtiii^bAi jM^MiAiM: AAAiliA&^^

9.

^ä) toot)ne im „Saren", ioo einft Sutl)er ge^ l)auft ijnb üortgeS Scit)r Siämarcf bag 35ermäd)tmä an bic 2)eut)(^en gefprodjen ^at: „So ift ein ge« fät)rüd^e^ Sjperiment, I)eutäutage im 3^"*!^""^ öon ©uropa abjoIutiftifd)en S3eIIeitäten gu^uftreben . . SBa§ lüir für bie 3^^"i^ft erftreben mü[fen, i[t eine 5?räftigung ber politifc^en Übcr5eugung in ber öffent» lid^en 9)?einung unb im Parlament." 3e|t ift e§, Xüo bamal§ Segeifterung iaud^gte, gong einfam, ftiU unb laujc^ig. 2)raufecn lüinfen tüinjige Slütcn, mäf)renb id^ mid£) an bem t)eUen, füllten, fünften ^iö« porter bet)agtic^ üon ber Steife erquicEe, unb eine braune Süfte gtän5t üon ber grauen 9Jcaucr, unb id^ gerbrec^e mir ben ^opf, ob ber Sronjierte einer ber großen ©tubenten ober ein Se^rer ober melc^er 55i(^ter fein mag. ©ö ift aber §err griebric^ ®ottIob ©c^ul^e, ber ;,®rünber ber tanbroirtfc^aft-

63

Iic!^en 2el)ranftalten in Sena". ©o fann man immer nod^ toieber maö lernen.

S^ öerlange einen äBagen. Slber „^'giebt ^eute !etne 2)to[(i)fen me{)r; bie ©tubenten ftnb über Sanb Qefaiiren." ©o jdjtenbere ic£) langjam bur(f) bie ©tabt nac| ber S3erg[trQ^e brausen am @nbe, too fein §auö ftet)t.

Sc^ möchte einmal mit 9}?aurice 33arreg, bem fingen i^irtuojen ber „@ntl)ufiagmen", ba get)en, in ^laubern unb ©c^auen burd^ biefe engen, fallen, nü^ternen ®a[fen, mo !aum an ben trodenen unb öerfd^lafenen Käufern einmal ein paar SBinfel, ©d^nörfel, ©pi^en fiel) regen unb bie bürftige ®otif felb[t ber fallen Äirc^e nic^t mirft. 2)a mürbe, alö i)arte S^lot ba§ S5aterlanb fc^lug, ber ^eilige ©ifer ber S3ur[(l)en|cl)aft geboren. 3Beld)e SJtenfc^en, bie ot)ne 9?ei5 unb §ilfe üon aufeen bie mä(f)tigften ©e- fül)le au§ fiel) felber crfct)ufen! Sßel(f)e gelben! SBetd^e Slünftler! ©ie Ijatten nidjtö üon unferen 5lp|)araten ber ©cfinnung.

3d) meife nicl)t, ob bie ©tubenten oon ^eute ^ier i^nen gleiten. S)ie toenigen, bie nic^t über Sanb gefahren finb, fet)en mir md)t banad^ aü§>. ©ie finb gcfc^niegelt unb munberlid) getedt, mit ber graoitätifdjen ^oliteffebeg madercn gamulu§ SBagner, ber ja bod^ Ijeute and) lieber Stegierungöreferenbar mürbe, unb gleich an bem peintid)en ©d^eitel, ber fc^immert, am gleif3cnben ©l)lipfe fann man merfen, ^a^ fie „ein geinb oon aücm 9iol)en" finb.

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9f?ed^te Snfel ber S5urfc|en[d)aft finb öieHeid^t nur nod^ unter ben ^rofefforen. ©ruft §äctel tft einer an Sdjtoung, SOJut unb Streue jur greitieit. Wan benfe nur, tote äornig unb üernjegen er bog le|te Sa^r, al§ ber 2}cintfter öon 3ebIi|'Xrütfci^Ier „bie 2Sol!0fd)u[e ber n)tffenfd^aitlid)en ^äbagogt! §u ent§ief;en unb mit gebunbenen Rauben ber popiftif d^en ^ierardjie gu überliefern" oerjudjte, gegen bie „SBelt* anjd;auung beä neuen £urfe§"*) trat, ber fid) bod^ gegen jebe (Sinrebe immer gtei(^ mit genbarmijd^en Srrgumenten: mit ^ro5effen ob beleibigter SRajejtät bro^enb Derli)af)rte.

Sunge Sirfen jdjimmern um ba§ fttße S^aüS^, t)a§ fc^lidjt unb ebel, tok man im ©eifte be§ ©^infel baut, auf einem §ügel ragt. ®er Gärtner fd)afft in ben Beeten, ©ine feicriidje gute 9tuf)e ift ring§.

©r liegt öor einem großen Xifdje mit Sudlern unb (Sd)riften, Kataloge, feine „cScE)öpfung^gef(^td)te" unb meine Sntcröiemiä ber ®eutfd)en B^^^ung Der- träglid) beifammen auf einem langen fd)mar5eu Sofa. @r ()at fid) auf ber Dieife, au§> Italien {)eim, ben ^^u^ oerftaudit, unb fdimerjt, roie er fid) regt. 2)a§ 3^i^"^cr ift breit unb meit unb frei, man füt)It fid) mie in eiuem l^eflen SSalbe, too bie fauberen «Stämme nid^t brängen; lüeiße 23Iüten rüt)ren anö genfter.

* 6iel)e ben berüt)mt gettorbenen Sluffug int SRörj^^efte ber freien ^üü^iie öon 1892.

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@r f)Qt gar ntc^tg öom ^rofefjor unb gar nic^t§ t)on ben „grimmigen ©efid)tern ber ©eletjrten", bie ©(i)iner einft in Sena fanb. @r ift gan§ ^raft, grei^eit unb greube. %üx einen SBanberer, Xurner, Säger möd^te man i{)n nehmen, für einen ^(ein*air= 9J?enf(^en froher Z^at, Suft, ©ejunb^eit unb ©üte öer* !Iärt it)n. So mochte Sf^ie^fdie jene le^te |)eiterfeit träumen unb mir fäHt ber 9^embranbt=S)eutf(i)e ein, toenn er bon feinem „ftar!en unb milben §elben" fprid^t, unb tounberlicf) in fo beutfc^efter 3Jiitte ein franjöfifc^eä Siebd)en ttjiE mir nic^t njei^en, ha^ id} jüngft too gefangen:

„Jeune, j'etais ti'op sage, Et voulais tout savoir; Je ne veux ä mon äge Que badinage,"

(Sc giebt feine äJJeinungen unb ©rünbe mit luftigem ßifer ^er, n)ie ein ©ammler feine (Sd)ä^e jeigt, bef)enbe immer h)eiter, toeil er gar nic^t er- toarten fann, unb bann bodj immer nod) ein gtoeiteS unb britteS Wlal, bamit man grünblic^er :prüfen unb rec^t öon aüen ©eilen er!ennen möge.

^3c^ tnerbe Stauen ja natürlich nic^tö 9^eue§ fagen. 2ßer fönnte boS in biefer laufenbfac| erör* terten ^^rage? 5t6er id) t)abe toenigften§ W öoII= fommene Unbefangenl)eit für mic^. 2tuf ber einen ©eite bin ic^ feit Sat)ren mit öieten Suben be* freunbet, bie id) innig öeretjre unb fc^ö^e finb ganj njunberbare, ^)räd)tige SDJenfdjen barum

aJal^r, 2)er 2lnttfemitiämu§. 5

QQ

fönnen bie üblichen (S(^möf)uttgen auf bte Suben bei mir ni(^t öerfangen, iüeil ic^ beffer erfahren ^ah^. 2luf ber anbeten ©eite finb gerabe einige meiner beften unb inteEigenteften ©^üter fet)r Ijeftige SIntifemiten, fo bafe id^ mir, auif) ttjiebcr au§ eigener ©rfa^rung, fagen mu§: mit ben ^£)rafen öon Un= bilbung unb 9^ot)eit !ommt man ha nic^t au§, unb SOJommfen nid)t beiftimmen fann, ber ben 5lnti= femitiömuS für eine $ßerirrung unb Äranft)eit erflärt. S(i) mag überf)aupt nic^t glauben, alle meine 2ln* fd^auungen fträuben fic^ bagegen, ba^ eine fo möc^^ tige, lange unb gro^e ^ettiegung ot)ne gute ©rünbe mögli(^ fein foQte. Sc§ mödjte mid^ e^er 5U ben 9J?einungen @d)moIIer§ neigen, ber fie gan§ richtig alö eine nationale ^rage nimmt ba§ ^at mir feör gefallen. S)a§ 9?eligiöfe unb (Sociale f^eint mir babei öon geringer Sebeutung. ©ie ift eine ^^affenfrage. (S§ fann gar nid)t geleugnet werben, t>a'^ mir in mand)en fingen bie Suben ai§> fremb unb ba^ fie fic^ felber als ^rembe fütjlen ha§> foU gar !ein SSornjurf gegen fie fein: ift bei it)rer S5ergangen^eit, tt)ie tk SSerpItniffe gefd^id)tlic^ nun einmal tourben, gar ni^t anber§ möglid). S)a§ mu§ nun natürlicE) in einer Qixt, too ha§> S^ationale fo mätf)tig ift, ju Sl^onfliften fül3ren, unb icf) glaube, biefe 2J?ac^t be§ S^ationalen, bie man öon einem l^öt)eren, fo§mo|}oIitifd^en 3beati§mu§ au§ bieEeid^t beflagen mag, njirb in ber näd^ften ßeit et)er nod^ n)ad)fen. Sd^ ^cl^q je^t miebcr in Stauen ge=

67

jef)en tüenn icf) bente, im Sa£)re 1859, bor ®att* balbt, \a, ha fiel boc^ einem ©iciüaner gar ntd^t ein, [i^ ai§> Italiener p füljlen. 9^ur im $JJorben begann man, national gu empfinben. Unb fo in allen Sänbem. S)er ^o§mopolitiämu§ i[t noc^ fern, ^ßorberljanb ift ba§ nationale ®efül)l norf) überatt im SSac^jen, im ©rftarfen ..."

„5lu§er in granfrei^ . . . befonberä in ^ari§. S)a loiU gerabe bie Sugenb bom 9?ationalen ni^t§ mel)r toiffen, unb ber ricf)tige SDToberne benft ganj fogmopolitifc^."

„®a§ ift ja aber bo(^ fc^lie^licl) nur eine ein= jige ©tabt. ©onft ftel)t alfeg t)eute, meljr al§ je im 3^^<^^tt be§ S^ationalen. Unb ba mirb benn ber 5lntifemitilmu§ gan^ begreiflid) natürlich nic^t bie antifemitif^e §e^e, bie jeber be!lagen unb ber- bammen mu^; bem 5X£)ltt)arbti§mu§ !ann bocl) ein anftänbigcr unb gebilbeter 9Jienfc^ nid)t anpngen; aber toirb begreiflich, ba§ man bie frembe 5lrt ber Suben im 55olle ni(^t länger bulben, ba§ f|)e«= äififc^ SüDif(i)e bon il)nen neljmen unb fie §u beut* fcl)en (S5en)ol)nt)eiten unb Sitten er^ielien n}iü, bi§ fie bem SSolle, in n^elc^em, mit n^elc^em fie leben, in allen fünften g(eid)en. ®a§ ift ber berechtigte Sinn be§ 5lntifemiti§mu§, baf? bie Suben bon if)ren SSe- fonber^eiten laffen unb fiel) mit un§ böllig ber= fd^mel^en foüen ba§ muB, töer national fül)lt unb benft, bon il)nen berlangen."

„5lber meinen ©ie nid)t, ba^ burcl) bie anti-

ßS

femitiid^e SBetoegung gerabe biefe innige S^erfd^melgimg, bie jeber (£in[tc§tige tt)iinfd)en mu^, el)er üer^ögert aU geförbert toirb?"

„Sebe S3ettiegung ()at eben i^re SSerbienfte unb it)re ©efafiren. S(^ f)a(te für ein SSerbienft bc§ yintijemiti§mu§, ba^ in ben S)entjd^en nnb in hm Suben bie Üktseugung ertoa^t: bie Suben muffen it)re (Sonberart aufgeben unb p öoHfommenen ®eutfcf)en in ©itten, ©ebräudjen unb ®efüt)ten luerben. S)a§ mu^ unna^giebig erftrebt unb eS ntu^ öerijinbert ftierben, ha^ ba§ Einbringen immer neuer unb oft fittlid) bebenftic^er Elemente qu§ bem Dften ben ^rogefe it)rer ©rgie^ung gu ©eutfi^en ftört. ®erabe im Sntereffe ber Dielen au§ge5eid)neten, red)tfc|affenen unb elirenmerten Suben, bie n^ir ^aben, mD(^te icl) an gett)iffe ©rf^tocrungen ber jübifdjcn Eintoanberung au§> bem Cften ben!en, unb id) frage, ob nid)t ben anftänbigen unb gefitteten Suben f eiber, bie fid) ef)rlid^ a[§> ©eutfc^e befennen, biefe erbarm» lid)e ®efenfd)aft fet)r unermünfd)t fein mufe, bie gegen fie nur SDäfetrauen ermcdt unb i^re gänjtidie §lufnatjme in unfer S^olf üergögert. §ier fann falfd)e Humanität nur fd)aben, unb id) beute, ha'^ man fid) gegen bie ruffifd)en Suben energifc^ fd)ü|en fofltc, nid^t med fie Suben, fonbern toeil fie mit unferer ©efittung unoerträglic^ finb mie man fid) in Kalifornien gegen bie (St)inefen fdjüi^t; mit ber ibealen Öiebe für „aUeS^ ma§ äJienfc^enantli^ trägt", !ommt man eben leiber ^raftifd^ nid^t au§. Sc§ IjaU borigeö

69

So{)r auf bem ©^tffe, ha^ m\ä) nad) ©ngtonb füf)rle, foI(i)e ruf[ifc£)c SluStoonberer geje^en; Hon i^rem ®d)mu|e unb ttirer ®emeint)eit mad)t man ftd§ gar feinen S3egriff, unb bie Snglönber t)atten ganj rec^t, fte einfach ntd]t in it)r Sanb §u laffen. ©e= rabe im Sntereffe ber gebilbeten Suben, gegen bie foIcf)e un[ou6ere (Elemente nur ben §a^ unb bie @r* bitterung fc^üren id^ betone ba§ au§brüc!tic§, meil icf) bicfe geläuterten unb öornetjmen ^uben für mid^ttge ga!toren bcr beutfd)en Slultur {)aüe: benn baö foß ifjnen nic^t üergeffen merben, ba^ fie immer für bie 2(uff[ärung unb greit)eit tapfer gegen bie SJeaftion geftanben finb, öerlößlidje ©tretter, fo oft gegen bie ©unfelmänner gilt, unb gerobe in ben ®efal)ren biefer fd)(immen 3^^^/ ^o überall toieber ber ^apiömuä fid) mädjtig regt, fönnen tok iljren benjäl)rten 9J?ut nidjt miffen."

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10.

^^ I)abe einmal in feinem ©eminar gearbeitet, jnjei 3at)re lang. Sot)cr fenne i^ it)n. Unb ic^ ai^te unD uereljre il)n \z\)x.

2)o§ ift ja nun, öom «Schüler ^um 2e!)rer, ge* rabe !ein SSunber. 5(6er tt)unberlid[) i[t, n)a§ allen mit i()m pafficrt. 2öer Df)ne ^Nerfet)r i£)n nur öom 5latl)eber, öon ber Si^ribüne fennt, mag it)n nid)t, aud) menn er feiner ©efinnung unb feiner Partei ift. SBer fid) it)m nät)ert, fdimärmt für il)n, auc^ toenn er feine 93^einungen nic^t teilen miü. ©r be* frembet cuö ber g-erne. ©r öerfüt)rt in ber 9Zä^e. ®r ge()ört ^u ben SUJenfdien, bie man baljeim fet)en muB, nm fie ju öerftetjen. 3)rau§en, mie er fic^ öor ber iüienge gtebt, fc^eint er ein unerfreulid)e§ 9iätfel. Sn feiner ©tube, ^mifdjen feinen 93üd)ern, tüenn er mit biefen iät)en, fc^arfen, fpi^en ©eften in rapiben,

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f(^malen, fd)tDtrrenben ©ä^en bisputtert, erflärt er ftcf) leidjt, unb man Itcbt t{)n, tüeii man feinen bünben, natö ergebenen ©e^orfam gegen alle ©tim* mungen erfennt. ©iejer 9}?enf(^ i[t gan§ nur Slem» perament. ®a§ momentane ®efü^l beftimmt x\)n. @r öertrögt feinen B^get öon S^ernunft, 9?ücffic^t nnb Sebenfen unb ge^t mit ber letzten ©mpfinbung burd^, bi§ er :|3lö|üc£) toteber öon einer anberen, neueren, ftärferen gefaxt unb anberwörtä getrieben tüirb. S)er grembe, ber babon immer bIo§ bte S^ejut* tote fief)t, fann [ic^ nic^t beuten unb lüirb öer= briefelic^. S)er greunb, ber felber babei i[t, mie hü§> Stemperament foc^t, fiebet unb oerbampft, mu^ ben moraIif(^en Smprejfioniften bettjunbern.

(Sr i[t ein moralifdjer Sntpreffionift, ber iebem momentanen S)range ge£)ord)t unb immer mit aUen Gräften unb trieben feine ganje Sf^atur in ben 2)ienft ber Ie|ten ©mpfinbungen ftellt. 5lber biefe toirb jebe^mal öon feiner reizbaren, unbutbfamen unb fjerrifc^en 9?e(^tlic^teit beftimmt, bie nidjt paf* tiert. (Sr fiet)t an jeber 9f?eit)e blofe ben einen ^un!t, ber ctma ^eüel ift unb einen Söe^rlofen fränft, unb gegen it)n fe|t er fid) ein. ©r ift immer gegen bie 9J?enge, gegen bie „!ompafte SD^ajorität", gegen bie 9)Jeinung, bie ^errfd^t, unb er ift immer für baä $8erfannte, ba§ ungered)t gebrücft toirb. ©o l^at er, al§ in feiner ^i^^^ft nod) felbftüerftänblicf) toax, ouf bie f(affifc^e ÖEonomie ju fc^toören unb bie g-orberungen ber 5(rbeiter ^n üert)ö^nen, fi^ gu

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einem robifokn ©ojialtSmuä berfttegen unb tourbe bann, al§ bte fojtaltftifc^e 9J?obe unter bte ^ro* fefforen !am, ein fritifd^er unb bebenflic^er SBarner. (£r ift ber geborene S^erteibiger ber ©(^UJäctje unb ber geborene (Streiter gegen bie 9J?ad)t.

(£r ift bog OieHeic^t ftieniger au§ ©erec^tigteit als au§ ber Su[t am (Streite. ®ie füljrt i^n unb oerfüt)rt i^n. (5r t)at einen friegerifd)en ^üq, ber bie Steige ber ^e^be nidjt entbet^ren lüiH. 2)ie ©a(^e felber gilt gering, unb i[t if)m nic^t um ben @ieg. @r liebt ba§ DJJetier be§ Kampfes, ©r lebt er[t, hjenn er ftreitet. (£r fütjlt fid) erft, U^enn er fic^ mit ben geinben meffen barf. @r braudjt ben Xaw met unb 5(ufrut)r bon 2Biber[prüd)en. @r ift ein rechter Sanbgfned)t im ©eifte.

öS mar in feinem ©eminar oft fet)r luftig, ©ie folgfamen (Sd)ü(er, bie beg 9J^eifter§ Set)re blinb berefjrten, mochte er nidit. (Sr t)örte ungebutbig, me|te auf bem Seffet, fdinaljte mit ber 3ii"9^' ""^ man \a% mie il;n trieb, einen Söiberfprud) gu fudjen. Slber an ben Ouertöpfen, bie fic^ auf it)re (Schrullen berfteiften unb burc^auS nidjt befe^ren moüten, f)atte er feine Suft. Unb menn ba ein SSer* fd^mi^ter gar mit £ift bie :öe^re, bte eben üorgetragen unb oerfünbet mar, mit Sifer prieS unb bor 5öe= geifterung ein biSd^en farifierte, fonnten mir el bis* weiten erleben, bafe ber 9}?eifter baS eigene SDogma gereift berliefe unb mit ben feinbüd^ften Söetoeifen gegen feine Xt)efen ftritt.

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@r gtetd^t ein biäd^en bem ßlemenceou in ber §aft ber ®e[ten unb ber Seiüeglic^feit ber 9Jliene. Sebe ®e6erbe, jebe§ 3öort f)at Tanten unb er rt)irft bie <Sä|e ttite ^[ei(e. @r tritt gur 9?ebe toie pm iöojen an unb lauert, toenn man ettoa§ jagt, bi§ er bie Slö^e mer!t. ®r toiU einen reijen. ^^iele§ i[t nur ^inte, bamit man [id) menbe unb bie ©i(^erf)eit öerliere.

Sc| miü iljm fagen, luaS mic^ ^eute ^u it)m fütjrt. 216er er fc^ilt glei^ ^eftig. „©o!? S^atürlid)! ©ie 6raucf)en mic^ ha [ie^t man Sie mieber einmal. (Son[t t)aben Sie fid^ bie gange ßeit nidit um mic^ geflimmert! SBte lange ift t)er?"

„©ieben, ac^t Satjre ..."

;,Unb ingmifc^en maren ©ie bod) mieber in Serlin mie ©ie bie grä^tid^en ©tücEe ge[(^rie6en ^a6en, bei ber freien 5öüf)ne, ober mie ha^^ ^ei^t. ©c^reiben ©ie noc^ immer fo grä^tid^e ©tüde?"

„Sa. Unentmegt. 9^eu(id) er[t Ujieber ein§ in SBien. S)ag mar noc^ grö^lid)er."

„S)a§ fann fc^ön geme[en fein! Unb glauben ©ie benn bamit mirflic^ (5JoetE)e unb ©dritter §u überminben?"

„9^ein, üorberI)anb noc^ nic^t. 5lber eigentlidE) moHte id) ©ie mcniger über ben S^aturaliMuö al§ über ben 5lnti[emiti§mug interüiemen."

„Sßa§? SBaä moHen ©ie?"

„®an5 janft ein biffcrt interbiemen . . . über ben . . ."

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„'J)a§ ift gor bie objc^eulic^fte DJ^obe, bte tt)ir |e^t ben Slinerifünern nai^äffen ..."

„Sc^ äffe fte ni(^t ben 5lmeri!anern, fonbern ben i^ranjofen nod^."

„'!S)a§ ift nod§ ärger! Sa ba§ !^at man mir aucE) ergä^It, ba§ ©ie ie|t für bie grangojen fd^toärmen!"

„©ie finb mir lieber all bie ^reu^en.

„Unb njarumbenn? ®ieje§ 95otf öon ©c^tüä^ern, 9lorren unb §an§h)urften, ba§ nur öon ^^rafen lebt unb feine el)rlic^e 5lrbeit öermag . . .! SSie fann man benn ie|t, nadj ben testen ^rojeffen, bei biefer fd^auerlic^en SSerfomment)eit . . ."

„?lf), t)on ttjegen bem bi§(i)en 5^'orruption? 2)a§ t)aben @ie bocE) ]e|t I)ier gerabe fo! 5)a§ beutjdie Manama fdieint ..."

jDeutf(^e§ Manama ! 2)a§ ift eine fold^e Über* treibung, öon einem beutfd^en ^anoma ju fprec£)en gtebt aber aud^ nicE)t bie ©pur, ni^t ben leifeften ©c^ein für einen foldjen 95ergleic£). S)aran er!enne ic^ fo xt6)t S^re Slrt!"

„®er 5lu§brurf ift hod) nid^t öon mir. ®er 5lulbrucl ift bon ^ertmig unb 5t^tmarbt üon S^rer Partei . . ."

„@rften§ get)öre id) je^t übert)aupt ^u feiner Partei iä) fümmere mic^ ntc^t mef)r um ^olitif ic^ ^aht fatt. 3c^ tüiQ je^t nur nocE) meiner SBiffenf^aft leben. 5^ mef)re mid^ gegen jebe SSer» fuc^ung, mieber in ben ^jolitifd^en ßanf gejerrt ju

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werben. Sc^ ^cibe neutid^ toteber einmal öffentltd) Qcfproc^en für bie SJZtlitäroorlage ; aber t>a^ tft feine potitifc^e, fonbern eine patriotif^e (gai^e. Unb bann t)ertoa{)re tc§ mid) burd)au§ gegen jebe ®e* meinfd)aft mit 5I^Itoorbt. Set) fenne biegen SJZenfc^en nic^t loeiter, ober foöiel ic£) öon t^m toeiB, ift er einfad) ein aber ic^ »erbe mic^ ^üten! ®ie fe|en bas bann in bie 3eitung, nnb id) I)übe ben ftrger unb SSerbru^."

„Ratten @ie feine ®o!umente . . .?"

„2)ofumente! SBie fann man ha§> ©ofumente nennen! Stlter ^tatfc^ nnb Sratfc^ eine S5ro* fd)üre be§ §errn 9^uboIf 9}Ja^er, ber auc^ immer gefd)rieen unb ranbaliert unb nad)t)er, »enn er bor ©eric^t fam, ni^tö beriefen :^at! 2)er Sl^toarbt ift aber man fann eben nid)t plaubern, hjenn einer babei ift, ber gleic^ alle^ in bie B^^tunQ f treibt! ^ür n)eld)e B^itung moHen (Sie benn ha^ mad)en?"

„g'ür bie ©eutfc^e ß^itung."

„©ie ift boc^ liberal! 2)a toirb bann bod) nur gef^impft auf mid)! Unb ba§ get)t bann burc^ bie ganje treffe tüeiter, unb jeber giebt nod) feine SBei§l)eit baju, unb id) ärgere mic^ franf. 93?id^ efelt Dor ber gangen ^olitif. Sdj will Dtul)e. Unb n)arum fommen ©ie gerabe gu mir? ®ef)en ©ie gu ben politifc^cn ^üt)rern!"

„©ie finb bod) einer."

„Sd) bin nid)t me^r."

„®te gelten immer nocf) a[§> einer ber gütjrer be§ Slnti[emiti§mu§."

„2)Q§ bin ic^ jd)on gar nic^t. ®a§ mar id^ eigentlich nie. S(^ bin c^rifttitfi-fojial 5lber ben 2lntifemiti§mu§, mie man i^n {)eute öerfte^t, t)a6e ic^ niemals öertreten. Sc^ f)alte ben 5Xntifemiti§mu§, ber bie joviale ^rage mit ber Subenfrage öerquidt, für falfc^. (Sine Söfung ber Subenfrage mürbe bie fojiale ^xüQt burd}au§ ni^t löfen, unb fie bliebe genau bie nämlitf^e, luenn tt)ir übertjaupt feine Suben Ijätten. 5lber bie Seute fdjimpfen auf ben Suben unb meinen ben Ä'apitatiften. ®a§ tjat feinen ©inn. S)afe man gegen bie ^iluömüd^fe be§ ^apitali^mu^, gegen ben unreellen (Srmerb, gegen ben SBörfen^ fc^minbel burd) «Steuern unb Dieformen mirfen foE gemi^! ?(ber maä I)at ha^» mit ben Suben ^u t^un? SSieIIeid)t, ^a^ bie tapitaliftifdjen ©d)äben mand^mat in ber jübifc|en i^orm nod^ veinlid)er fc^eineu, ba§ UJill id) gar nic^t beftreiten. 5lber baS trifft büc^ ben ^ern ber ^rage nid)t. S)ie fo^ialc ^rage bleibt mit ober ot)ne Suben unüerdnbert bie gleiche unb üerlangt eine Söfung für ftd), bie Dieüeici^t aud) biefen ober jenen Suben treffen mirb, gerabefo mie fie bie fapitaliftifd)en ©Ijriften trifft, aber mit bem Subentum an fid) uid)t§ ju fc^affen l)at. 2)a§ i)ahe: id) immer geprebigt."

„SSarum nennt man Sie bann einen Sinti« femiten?"

„SBeil bie Suben fic^ immer mit bem ^apita=

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I{§mu§ ibenttftjteren! SSie man gegen ha§> Kapital ettoag fogt, tE)un [ie, qI§ I)ätte man tl)re fReligion beletbigt. Unb in getüiffem ©tnne bin id^ ja aud§ 5(nti)"emit. Scfj mag ba§ jübifcf)e SBefen, bie jübtfi^en Unarten nid)t leiben, unb ic^ glaube aEerbing§, 'Oa'^ ben beutfd)en Sitten ®efat)r bringen fann. (grauen ©ie fid^ einmal bie Sübinnen auf ber ©tra§e an, n)ie fie fici) Heiben unb benef)men! ®a§ mu^ einen getoiffen äftf)etifdjen Srnti[emit§mu§ er* tnecten iüir empfinben fie eben al§ eine frembe Sf^affe, bie gegen unferen ©efcfimad unb unfere @e= n3of)nf)eiten ift. Sn biefem (Sinne ift jeber ®eutfd)e Slntifemit, feiner, ber aufricf)tig ift, fann leugnen. 5(ber freilid) 9?at unb 9}?ittet bagegen toeife id^ aud) niä)t. S)ag ift gerabefo toie mit bem ©ogia« Ii§mu§: Sn ber Äritif f)aben bie Sogialiften ja meiften§ rec^t, ober toenn man bann eine ^ofitiöe |)ilfe bon i^nen öerlangt, ta toiffen fie auc^ nic^t§. ®a f)üllen fie fict) in ein mt)ftifcf)e§ ©djtueigen unb überloffen alle§ ber @nttoic!(ung, bie fcbon üon alleine beforgen ioirb. ®a§ Ijei^t aber gar nid^tS. D^ne tf)ätigen (gifer ber a)?enfd)en giebt feine (£nt* lüicflung, unb eine Äritif, bie ni(i)t gugleic^ praftifd^e §ilfe fd^afft, t)at feinen SBert. ©ang ebenfo mit ben Suben. Sdf) gebe ja ju: bie Suben finb jutoiber unb öerle^en unferen ®efdE)macf. 5tber maö tüeiter? SSaä foU gefd)ef)en? SSag f ollen Ujir tt)un? 2;otfct)Iagen fönncn tüir fie nic^t, auS bem Sanbe treiben aud) nid)t. Srgenbioie muffen tüir fie eben öerbauen.

78

Wan !önnte ^Dd)ftenl an getoiffe ©rjc^toerungen ber ©intoanberung au§ bem Dften ben!en unb beriet. Slber !eine§faE§ borf man glauben, tote bte Sinti* femtten tnö^nen, bo^ bamit ettoa bte fo^tate ^^rage gelöft ober auc^ nur trgenbtüte tl)rer Söfung genähert ttjäre. ®te fojtale ^roge ift ein Problem für [ic^. ba§ mit ben Suben nic|t§ ju jcE)affen ^at."

c3

11.

^er ^rtn§ toar 18, Sa^re als bte ®eut* j^en naä) ^rontretd) gogen; ba trat er, öoit ber Siegni^er D^itter^Slfabemte tteg, in ha§> §eer unb biente ben ganzen ^rteg bei ben günfäet)ner^§ujaren. 2)oc^ §og fpäter feinen fanften grüblerif(^en @inn gur SBiffenfc^aft. ®r tt)urbe ©tubent in S5onn. ©eit 1877 ift er Sanbrat beö ^reife§ ©üben, feit 1881 SJJitglieb be§ 9?eic^§tage§. (£r getjörte erft p ben greüonferbatiöen, aber üertiefe bie Partei, n)eit fein empfinblicf)e§ ®ett)iffen feinen ^^JCing ertrug, ©erabe in biefen Xagen fat)en öiete Hoffnungen auf i£)n, ber burc^ feinen SSerfud), ben Eintrag §uene mit bem SBunfc^e be§ berfürjten ®ienfte§ gu öerbinben, in le^ter ©tunbe noct) bie mititärifdie 35orlage unb bie 2)auer ber ©effion ju retten fd^ien.

®r ift Herr ber freien ©tanbe§= unb aKajorat^» ^errfct)aft Stmtife unb ber ^errfctjaft ©tar^ebbel in

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ber 9^iebertau[t^, erbli^eä SUJitglieb be§ preufetfci)en §errenf)aufe§ unb Sttttmetfter ä la suite ber 5Irmee.

^ii) treffe tön im Parlament, unb tft mdjt Ieid)t, gleich einen nngeftörten SSinfel gu finben. Sn bent langen, fd^malen 3^^!^^^^ ^o Q" ben grauen Sßänben um bie 9?elief§ üon berühmten Patrioten il^re !räftigften unb beften @:prüd)e fielen, n)ä^renb man fid) brausen im ©aale SSerleumber, (Sd)uft unb ^^eigting ruft, brängen fid) ^jlaubernbe, ratenbe, ftreitenbe ©ruppen. 9^ebenan toirb an toeifeen ©ebeden breit unb bet}agtid^ getafelt. SBir muffen oben fud^en. S)a liegt auf einem fd^toarjen ©ofa ein fetter §err unb rau^t einen ungeheuren „^foften"; tft, toie man bon ber %l)nv nur bie ftraffe Ringel be§ enor= men Sau^eS fieljt, Ijinter ber büfter bampft, ein pt)antaftifd) c^nifc^eö S3ilb, mit bem ®efd)ma(fe ber raul^en Slarrüaturen öon ^^orain. ©aneben n:)irb gelefen unb gefdjrieben. ©o irren luir ^tüifc^en ben lungeritben Wienern, unb erft im legten @tode ift ein Ieere§, n)eite§, ftiHeS ®emac^; teife Hingett aü§> ber Seipjiger ©trafje herauf.

(£r fc^eint, toenn man il)n fo bor fid) mit ben fur= jen, rafdjen, I^arten Stritten fd^reiten fie^^t, fel^r jugenb- lic^ in ber fnappen unb gefd^meibigen Haltung, unb ^at bie braune, freie, frö^lidje 9}Ziene eineä 9?eiter§; nur bie meland^olifd^e 9JJiIbe ber fd)euen unb Iang= famen S31ide, bie grauen §aare altern it)n ein ttjenig. (£r ift fe^r l)öflidj unb faft hjie eine grau um ben ©oft beforgt, mit einem leidsten ©d^immer bon jener

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gütigen SSerlegen^eit ber ®ro^en, bic nur ja um jeben ^retg ben @d)ein öon S)ün!el meiben; bor (auter (gtfer, bem anberen bie ^Befangenheit gu nehmen, Serben fie felber befangen. ®r braud^t eine SSeite, bt§ bie gaubernben SBorte fliegen; er t)ält oft, [innt unb tüät)It lange, ©eine 3?ebe tft gelaffen unb fanft, aber eine eble §eiterfeit glänzt an§> it)r, jene ftille greube be§ Sot)anne^ 3?o§mer, »elc^e ^bie ©inne abett". S)ie ftraffe preußifc^e @trammt)eit, eine njeltlöufige tei(i)te 3lnmut ber guten ©efeÜf^aft unb bie ruhige (5(i)ön^eit im ^anbeln, toetd^e ber triebe einer Haren @eele giebt, finb an tt)m öer* bunben. ®er ßauber, ben gute 9}?en)(^en üben, giebt mit ben erlefenen formen ber öorne()men (£r= gief)ung einen föftlic^en 3Serein.

Sm 9fteben fd^roillt fein Sifer. (S§ ift fc^ön, toie er ermarmt unb gegen ba§ Sc^Iec^te fic^ ent- rüftet. ^üt)n unb unbeugfam erf)eben ftcf) bann bie SBorte.

„^d) bebauere tief, \)a^ ber Slntifemitiämuä fragen ertoecft unb mieber ^nx (Srörterung bringt, bie bocf) für jeben ©ebilbeten löngft erlebigt fd^ienen. <Söf)ne be§ gleichen 3SoterIanbe§ foüen fi(^ nic^t be= fe^ben, unb in it)ren 9?ecf)ten mie in it)rcn ^flid^ten fon unb barf fein Untcrfd)ieb fein. 9Sir öerlangen öon ben Suben bie gleiche Siebe ^ur 3)conard)ie, bie gleiche Eingabe an ba§ 2öof)l bc^5 ©taateö, bie gleiche ^apferfeit unb Opferfreubigfeit in ben Slagen ber ^Rot unb S3ebrängni§ fo bürfen toir it)nen audj

58 a ^ r , 25cr 2Intifemiti3mu§. 6

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bie gletcfien Siechte mc£)t üerfümmern. ^arum toerbe lä^ jebem SSer[uc^e, bie Suben ge^e^tiii) §u bcfd^ränfen, immer entgegentreten unb bie antijcmittjcf)e SJemegung befiimpfen, al§ eine {)ot)e ©efa'^r für unsere gan^e Kultur, ba fie un§ in haä g^^^alter ber ^ntoteranj äurücE.^umerfen bro^t, meld)e§ burc^ bie iSemü^ungen ber ebel[ten unb S5e[len, burd^ öcffing unb ©oet^e, burc^ Staifer Sojef IL unb gritbric!^ ben ®rofeen überlüunben jdjien. ©ie Verträgt [id) nid)t mit bem Segriffe be§ mobcrnen Staate^, ber ouf Xolerans unb ®u(bung, auf gleidje 9fted)te unb gleid^e ^flic^ten 5IIIer begrünbet ift, unb id^ bcüage leb'^aft, ba^ burd) biefe Semegung oud) wiebcrum bie |)oIitijd)e Sntoleronä gejdjürt tpirb, an ber toir leiben. Unfer ajiangel an Objeftioität ift etftaunlid). ^em ®egner lä^t feiner ©erec^tigfeit it)ibcrfa()ren unb eine frembe ^nfdjauung mill niemanb bulben, toiH niemaub für beredjtigt anerfennen. 3Sir füllten unö (Sngtanb auc^ t)ierin jum 5Jtuftcr neljmen, tüo bie 'ipolitifcr ber üerfc^iebenften '^Parteien freunbfi^aftlid) mitein» anber öer!et)ren unb mo beifpielSmeife '>:^'>I ab ftone, obmo^l feine irifd)en ^Ibfic^ten ber aKcf)rl;cit Doli* ftänbig unft)mpatt)ifc^ unb ärgerlich finb, bei alten Parteien eine rüd^oltlofe 2lner!ennung feiner Xalente unb 33erbicnfte unb ben regften ^tnteil an feinem perfbntidjen 2öoljlerget)en erfät)rt. ©anadj foHen mir trachten unb un§ gemö()nen, aud) an bem ©egner, öon bem un^ bie ©egenfä^e ber ^arteten unb graf* tionen trennen, boc^ immer bie eigene Über5eugung

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äu achten unb ben guten ^Bitten, auf feine SBeife bem SSatertanbe ^u bienen. Sc^ Bemühe micE) auf* rt^tig, jeber 3lnfc^auung gerecht gu toerben. 5lber auc!) iä) n)et§ ein Sieb öon ber ^olttif^en ^einb^ fc^aft ber ©egner ju fingen, tt)el(i)e fii^ nacfi beut- f(^er (SJepfIogenf)eit, ©ott fei'ä geflagt, in ber Sieget au^ auf tü'c prioate Seben erftredt. ^ocf) lanu unb barf ha§> niemanben beirren, ber nac^ et)rttd^er Überzeugung of)ne D^ebenabfic^ten unb o{)ne irgenb- iDeld^e Slfpirationen feinen 3Beg get;t unb !eine anbere ^bfic^t ^at, al§ nacf) feiner beften Überzeugung feine ^flidjt gu t^un. 5Ilfo xd) bebauere unb beflage bie antifemitifd)e S3etoegung, unb i6) ^offe juüerfii^tlic^, ba^ bie je^t fo t)0(^gef)enben Sßogen ftd^ mit ber 3eit irieber legen unb einer gereimteren billigeren unb humaneren ^luffaffung ^la^ mod^en »erben. S(^ t)abe mi^ oft bei meinen t)ielfact)en ^Reifen im 5lu§tanbe unb im SSertel)r mit fremben ©taat§= männcrn, ^olitifern unb ^riöaten ernftlid^ Ö^fragt, mie benn gerabe bei un§ biefe SSemegung p einer foldjen Sebeutung fommen unb fo toeite Streife er= foffen fonnte. Unb ba jd]cint mir, ba| in (Sng- (anb unb audj mol;l in anberen Säubern fic^ bie manc^= mal nii^t liebenSloürbigen unb f^mpat^ifd^en ©igen* tümlid)!eiten ber jübifd^en 3?affe fi^neHer o(g bei un^ öerroifdjten. 3Bir feljen in auberen Säubern aud) bie 3ln^änger be§ mofaifc^en @Iauben§ Ooüfommen in ber ©efettfc^aft unb im 8taat§mcfcn aufgel)en, bie it)nen '\a aUerbing^ aud) bie ooße ©leic^beredjtigung

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eingeräumt ^aben. «Sie betrachten ftd) bort aU Xette beö ©anjen, aU gum ©angen gehörig unb mit bem ©angen unlö^Iict) öerbunben. ^a§ fd^eint mir in S)eutjd)lQnb leiber nicf)t immer ber gaU, üieEeidjt njeü bie ^dt no^ gu fur^ ift, jeit man ben Suben ®Ieic|bere(^tigung getoä^rt f)at SSieffeici)t tft baS allein ber ®runb, bafe fie fic^ t)ier noc^ nid^t toie anbermört^ affimiüert §aben, unb nun tritt burd^ hm StntifemittömuS erft re(f)t eine neue ^öeunru^igung, eine 35erfd)örfung ber ©egenfä^e unb bie ©efafjr einer Weiteren Sntfrembung ein. Snt Sntereffe be§ ©taat^mefenS mu§ geforbert merben, ha'^ bie Suben genau in ber gleid^en SBeifc unb genau mit ber gteid^en SSärme mie bie ß^riften für ha^) üffenttid)e SSo^I eintreten unb in feinem fünfte fid^ irgenbmie üB g-rembe füllen. 5lber ba^u ift eben it)re öoII= fommene ®Ieid)berec^tigung eine notmenbige, unber^ meibtic^e 93orbebingung. Scf; ^offe, ba§, menn biefe öoEfommen erreidjt unb burd^gefu()rt fein mirb, mand£)e (Sigentümli^feiten ber Suben berfcf)n)inben »erben, bie bei un§ öielfac^ begrünbete SSeranlaffung 5u Stu^ftellungen geben. Se mef)r fid^ ber jübifdbe (Stamm mit bem beutfd£)en affimiliert, befto eljer tt)irb er jene ©igentümlid^feiten vertieren, bie bi^meilen unfer ©efüt)t öerle^en. ^ßoüfommene ®Ieid^bere(f)= tigung ift bagegen, toie gefagt, meinet (£rad§ten§ bie einzige »irffame §itfe, tt)ä^renb jebe 2lu§na^me= ftcUung im (Staat mie in ber ®efellfcf)aft bie 5lluft ermeitert. S)ieö tt)ut ber 9(ntifemitiämug, unb bes-

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'^qI6 f)alte tc^ benfelben im ©taatStntereffe tote öom ]^umani]'ttfct)en ©tanbpunfte qu§ für öertoerfliti). Unb nun noc^ ein§: bic iüunbertic^fte @rfrf)etnung be§ 5(ntiiemtti!§mu§ tft mir, ha^ fo oielfac^ ^lEianjen tt)o^tt)abenber Sübtnnen mit ^erfonen au§ ange^ fet)enen ^amtlien [tattfinben, bie in il)ren 3?ett)ett ober unter i^ren SSertoanbten fo manchen 5lnti= femiten aufjutneifen ^aben, ja, bie fetbft oftmals SIntifemiten finb! 2)a§ fc£)eint mir bod) gan^ feltfam. Unb ict) meine, man follte ^ier bie folgen feiner §anblungen äiet)en jeber auf jeine SBeife. Sßie üiel lie§e fic^ l^ierüber noc^ fagen . . .!"

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12.

^tx bisherige 5lbgcorbnetc üon ^Qn^ig i[t ie^t gcrobe fedisig Sötjrc. ßr "max crft unbefolbeter (gtabtrat, tourbc bann in 5lDnig§berg jum Sanbc?* bireftor ber ^roüinj ^reuf^cn geträlitt, aber öcrjid)- tete, qI§ man bie ^roüin^ fpalcr teilte. (£r gcljört feit 1870 bem ^^reut^ifctjcn ^Ibgcorbnetenliaufe, feit 1874 bcm 3f?eic^etQge an unb lebt fonft gtüifdien S)anäig unb ilorlifaii-ßoppot.

(£r ift ein bettjeglidjer unb rQfd)er ^olitifer, immer jur (Stelle, immer bereit, unermüblid). Sl<enige fprcc^en öfter. ©§ ftnb nidjt jene großen, geprüften, pt)iIofop'^ifc^en Sf^eben, mie Senningfen üor ber (Sntfd)eibung gerne nod) einmal mit allen 9'Jegnngen be§ SSolfeS redjnet unb ein (ef5teö ©eridjt aller ^Bt' gierben im Sanbe plt; fonbern er ift ein flinfer 9?ebner öom ^agc, für bcn ^ag, ein fd)Iagfcrtiger Sournalift ber Tribüne. 223cnn gilt, fdjcut er

87 -

Qud) bQ§ fräfttgfte SSort ntdjt, aber er bebouert ben §Q^ ber ^orteten unb möchte gern üermitteln, bafe jeber bod) bie Überzeugung be§ anbern aä^tt. Tlxt öielen ©egnern ift er befrcunbet, unb bie n)eite, bet)QgIid)e 2Bot)nung im gellen S^iergorten brausen fie()t gor oft bei erprobten SBeinen Slonferbotioe unb S)emofrQten bertraglid) [icf) gefeüen.

©eine ©ruppe, ber „9^icfert[d)e ^tüget", f)at ben 9tuf. gegen bie §errfd)Qft beg 9?id)ter gu fron* bieren, bie nict)t gerobe bie angenet)mften formen ^aben foll. ©ie toffen it)m oüe ©erec^tigfeit; nur meinen fie, bo^ nicf)t immer genügt, jeben Soften beö S3ubget§ p fennen. ©ie finb nationaler unb [inb boc^ aud) mieber ben ©ogialiften näf)er, bie fie a{§> Derlä^(id)e S^ükx ber ^reil)eit fc^ä^en unb nid)t mit foldjer 3Sut beftrcitcn moüen.

(£r t)at einen langen unb tt)U(^tigen ©(^äbel unb bie rote 9}?iene glü()t. (Sin breiter, ^erfaferler S3art pngt it)m öon ben Ijängenben SBangen unb bie fleinen, fd^Iauen, rcgfamen 5(ugen blinzeln mit Sift unb munter, fo ba^ man it)n root)I, nur Oer* bietet ber parlamentarifd)e Siefpeft, einen öer= gnügten ©iten nennen bürfte. Wan mag an einen rid)tigen Slditunboier^iger mit aller bemofrotifd)en ykt)äbigfeit unb 9Bürbe unb mag jugteid) an jene gemütlidjen iiebemänner ber 5öödlinfd)en SBäffer beulen, bie gerne neben Sf^erciben plätfdjern.

3d) trage il)m meine öittc oor.

„'JDMne Stellung jur Subenfrage ift ja befannt.

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Sc§ bin bod^ ber ^üf)rer ber „Subeitic^u^truppe" mit 12 000 maxi ©e^alt ^at §err St^Iroarbt ^eute berfüitbet! Sit), toelc^e S^erleumbungen, ttjeld^e @e= meinl^eit, toeldier @d^mu|! (£§ ift fein SSunber, toenn einem enblid^ bie ©ebutb reifet unb man jelber auc^ ®inge fagt, bie 9^q, ic^ benfe lieber gor nid^t met)r baron . . Söorte fönnen gegen ben Sintis femiti§mu§ nid)t t)elfcn. SBir brauchen 5(rbeit. Unb haä mufe man un§ laffen: gearbeitet mirb oon unö reblict) metjr at§ bei St)nen. <Sel)en ©ie nur unfere SluSmeife an! Sdi benfe oft: mir fönnten cinanber öielleict)t ouf manche SSeije förbern. 5lber eS fe^It unö ja leiber über!^aupt jebe ^erbinbung mit Sf)nen, mit 3t)ren :^euten. 5)er öfterreic^ifd^e ßiberaliSmuä taS^ ift unS etma§ fo frembeä, fo fernem, mir {)aben gar feine ^üt)Iung mir ^ören unb fef)en unb miffen nic^tö öon i^m ..." „Prüften ©ie fic^; mir aud) nid)t . . ." „SD^ir ge^t baö löngft im Slopf ^erum, unb id^ moHte immer fd^on einmal barüber reben unb fragen, ©ie fe^en: S(^ fe^re ben ©pieß um ic^ inter» öieme Sie."

„Über ben Siberaliömug?" „Über ben Siberali^muä in Öfterreid)." „3d^ fürd)te, ba toerben ©ie fein ©lud l^aben . ." „3Barum, m ollen ©ie nic^t?" „Sc^ miÜ fc^on, aber i^ meife nic^t, ob ic^ e^ fann. SJät unferen liberalen ift ba§ fo eine ©ad)c mie in bem alten Siebe t)eifet: ©S finb itjver,

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gtebt t£)rer, aber man finb't il)rcr ijait ntct)t. ©ie melbeit fic^ nur bei ben 2ßat)(en ta f)at man ba§ 5ßergnügen. @on[t bleiben fie ha^ ganje Sat)r t)er[cf)tt}unben unb id) njü^te tt)irfüd) nid)t . . . ®ie müßten rein einmal nacf) Suffinpiccolo ha, toenn ©ie ®Iücf ^aben, !ann gelingen, ha'^ ©ie einen ertoifd^en . . . Sföie n)üEen ©ie SSejieljungen 5U einer Partei, bie gu fictj f eiber feine l)at?"

„5lber ©ie muffen bo(^ geftel)en, ift njunber^ Iic§, bofe n)ir jum ^Seifpiel mit ben englifdjen Sibe« ralen üiel beffere 33erbinbungen ^aben mit Sl)nen, auf bie unö bie gemeinfame SSergangenl)eit unb fo uiele gemeinfame Sntereffen meifen. Unb mieöiel fönnten mir einanber nic^t t)elfen unb nü^en, menn mir unfere (£rfat)rungen unb ^läne taufdjen toürben. ©eljen ©ie bod) nur einmal unfere ®egner an! ®ie 23emegung gegen ben Siberali§mu§ ift international. Söolb fommen unfere ^Intifemiten ^u St)nen, balb f^ri^t einer öon S^ren ^Äntifemiten bei un§ ift ein unermüblict)e§ t)in unb t)er; ma§ l)ier geUjirtt Ijat, mirb bort empfohlen, unb ©efabren, bie man bort erfannte, merben Ijier öermieben. SSarum l)alten mir un§ gefc^ieben unb getrennt, mäljrenb bie ©egner fid) öerbünben? 5lber alle SSerfud^e, unfere unb S^re liberalen gu nätjern, finb noc!^ immer öergeblt^ gemefen."

„Till gefällt Sf)re Sbee üortrefflid^ ~ fc^on meil unfere Seute mirllid) einen ©tofs üon au^en braudjen, um fid^ mieber einmal ju rüljrcn. ift

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bei un§ ^itte, olleS unter Dter, fed)§ 5(ugen gu er* lebigen, -nb bie liberale ^oliti! ift eine umftänblic^e 9}Zt)fti' vjehjorben, too einer Diele, öiete Sa'^re bienen muB, big er in ben leisten ©rab ber „2öiffenben" genommen toirb. SBenn ba nun ah unb gu einer bon St)nen fäme unb mit un§ armen Teufeln fo menirf)tid) öerfel)rte, ba§ gäbe un§ boc^ ein bi^^Äen SDJut t3or bcn liberalen köpften. Sc^ ttieife nur nod^ nid^t redjt, in lüeltf)er gorm ©ie fid) beuten."

„5c^ beule äunäd)ft an gar !eine ^^orm, bie nur 3mang üben mürbe, ot)ne ^u nü^cn. Sd) meine bto^: So unb fo oicie fommcn jöfjrlid) \o unb fo oft t)on un§ äu 5f)nen, unb fo unb fo ötele oon 3t)nen ju un§ bie müfeten bie S3rüde ^ur perjöntid)en unb fadjtidjen S.^erftänbigung fd)lagen. S)a§ anbere giebt fid) öon felbft. gilt nur eine ©ctegcn^eit ju fc^affen, t^a^ mir Don St)nen unb <gie oon un§ ein blocken me^r erfaljren, bafe ein 2aufd) unferer SJ^ei* nungen, (Srfat)rungen unb ^löne gefd^ie^t, bafe ein ftiller, aber berläfelid^er $8unb gefdiloffen unb mit (SJebuIb gepflegt mirb, ber, ben!e i^, beibe erfreulich forbern müfete."

„5Bie märe c§, menn «Sie näd)ften§ einmal uod^ S5?ien fommen unb öffenttid) fpred}en mürben? . . ."

„9^ein, id) nid)t ... an mid) benfe id) bei ber ganzen <2>ad]c gar nid)t ..."

„?lljo ein anberer St)rer Partei . . . ba§ märe ja fc^Iicßlid) gteid). 5lber er mü^te öffenttid) fpred^en , ." irgenb ein Xl;ema, bie „?Iufgabcn be§ SiberatiömuS"

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gum SeifpicI. 2)ag fönnte eine Senjation für SSien tüerben. @r[ten§ ift eine gro^e 53eriammlung ber l'iberalen bort an fic^ fc£)on ein SSunber. 3^^^*^"^ toürbe burd) ben ^-remben ber Siberali^rnuä tpieber einmal über bos SJcob t)on ^rag unb (Sger get)oben, auf ha^ man feinen internationalen SSert je^t bei un§ burc^aug rebngieren toill."

„Sag ließe fid) matten. 9?egen ®ie bie ^adjt nur einmal an! ®a§ Söi^tigfte bleibt, ha^ mir bie par(amentarif(^en Sunbe^brüber t)ier unb bort ein-- anber nät)ern unb miteinanber t)erftänbigen baoon t)erfpre(^e id) mir bie beften folgen . . . unb nid)t §um menigften aud) für ben Äampf gegen bie anti- femitifd)e ©efellfdjaft."

Sf.SffliiTr?äffisrr,ffi;Ä~rSalk;T;saSfflÄMSlBjTiülJMra

jf2VVS5?i!?S5?|5f|J?257J5?5T^

13.

<^ä tüax bamolS, all id) bie ganj toitben ©ad^en fd^rteb, gegen ben ^^'^"Ö ^^'^ j^^^ ^errjc^aft entrüstet unb eine glei(i)e ^rei'^eit aller 9J?en[c^en I)offenb. 2)a näl)erten toxi un§, njeil in beiben bie nämli(i)e Scibenfd)Qft, eine ungcftüme ©e^^nfud^t nad) einem frof)eren nnb ebleren Seben brau[te, unb taufd)- ten S3riefe, too wix bie anbeten tabelten, un§ lobten unb feierlic!^ unfere Gräfte in ben ®ien[t ber 2)?enfd)* t)eit fd^lüoren. SBir t)atten fe'^r eilig, alle Drb* nungen ^u bred)en unb eine beffcre SSelt p fd^affen.

(£r lebte in 3ünd^. Sc^ tüar in ^ari§. 3d) brauche nidjt ju er§ät)ten, ftjie id^ mid) bort betrug. ift in einem lieben alten 95ud)e üer5eid)net: man fennt bal „ßigcunerleben" be§ SRurgcr unb SJiufette, ^tjenice unb 3J?imi finb unüergefelid^. Tlan mag ba lejen, meld)er 2;on, njeld^e (Sitten, lüeld^e 5Iben« teuer in bem 6afe „9J?omul" fidj begaben, mo fogar

93

ber SleHner burc^ bie (5Jefprä(i)e biefer ^fjilofop^en, biefer Äünftler in ber S3Iüte feiner Sofire fc^on öer= blöbet toar. S)a§ giebt ein beutlic^e^, genaue^ Silb, lüie id^ lebte, unb bajtüifcfien tourben, befonberö toenn gar fein ©elb met)r im §aufe toax, jene gong toilben ©ac^en gef^rieben.

(S§ tüar eben auf bem 9}?ar§felbe bie große Stu^fteHung eröffnet, h)ir fafeen fet)r öergnügt in unferem §otet, WlaUv, ®i^ter, lauter bebeutenbe Seute, einer befabenter aU ber anbere, unb bie ent- fpred^enbe SSeibIicf)!eit ba n)irb mir ^Iö|Ii(i) eine 5?arte gebracht, ©in ^rember ttjünf^t mid) ^u fpredjen. 5c^ lefe: Sot)n §enrt) WadaX), unb friege einen enormen ©c^red öor bem büfteren Stpoftel ber ^rei^eit, ber mir boc^ meine menig :peffimiftifcf)e Sage fe{)r üerargen mufe. 5lber er toei^ nun fc^on einmal, ba§ icf) f)kx bin, unb ^ilft nid)t§ met)r.

(£r fommt. @r ftefjt menfd^Iirf)er au§, al§ idb mir ben ganatifer bad)te. (Sr ^at freiließ fc^merc, bumpfe SBoIfen auf ber mätf)tigen ©tirne. Slber toie er bie öielen g(afrf)en unb bie SBeiblic^feit gen)a{)rt, mirb er fic^tlic^ t)eiter unb erleichtert. ®Ieic^ fommt ber alte STon ^urüd, ben er nidit ftört. Sn je^n SWinuten finb toir bie beften greunbe. 3n einer ©tunbe trinfen mv S3ruberfcl)aft. Unb biefe S^ad^t unb bie nädifte trennten n^ir un§ nid)t lieber unb muffen too^l n)id)tige§ befprodjen l)aben.

SBir finb gute ^reunbe geblieben, obujof)! unfere ©ntUjidlungen unä fc^ieben. (£r ^at feinen toilben

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2)rang gur greii)eit mit ^leife gejüc^tet unb in ein ©Aftern gebradjt, bi§ au§> bem pf)iIojop^ifc^eit Sänger ber ftarre "irogmQtüer be§ 5Inar(^ilmu§ tt)urbe, bcr größte oieEeic^t, getoi^ ber efirlid^fte, ben (Suropa "^eute t)Qt. 3d^ bin rul)iger, ffeptifd^er gelDorben unb flimmere mid^ je|t met)r um micl) [elb[t, fc^öne ^inge in mir ju ergietjen, gu reifen unb gu entfalten, al§ um bie anberen, meldte fid^ felber auf ben redeten 2Beg t)elfen mögen, ben bodCj jeber au§ fic^ aüein finben mu^. (2o finb toir auSeinanbcr. 5lber bie leifen 'Jäben lieber (Erinnerung öerbinben un§ immer.

@r ift jc^t berütjmt. ^en ®id)ter ber „§elene", be§ „Sturm" unb be§ „Starfcn Saljres" l^örten Sßenige. 5Iber bie „Slnardjiften", bie über bie gange (Srbe üerbreitet, öon Soui§ be .^»cffcm in§ ^ranjö* fifdje, Don (Seorg Sd^umm ing (Snglifrfje über^ tragen lourbcn unb je^t in einer biEigen 2(u§gabe für ba§ 3?o[f crfdjcinen, !ennen alle. 3)?an t)at fte mit 2Sut getabelt unb begeiftert gerühmt. $JJur t>er* ftanben, fo eigenttidt) im Sinne beS ®id)ter» öer* ftanben t)at fie niemanb.

(£r ift bid unb beträgt fid^ mager. S)ie unge* ftüme unb nerööfe ^aft ber fal)rigen, rapiben ©eften, ber jä^en, gefprubetten 9lebe, wiü mit bem breiten, gemä^üdjen Scibe, mit ben feiften 2Bangen, bie gtönjen, nidjt ftimmen. @r ^at furge Seine unb neigt ben fd)toeren Stumpf ein menig öor, "öa^ er immer mie öon t)inten umgeblafen gleid^ auf einen '>u faden fdt)eint. 3)ie SBorte ge^ordjen it)m nid)t

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fc^neU genug. (£r benft, tt)ät)renb er einen @a^ f^3ri(^t, fdjon ben näclj[ten, unb öertoidelt jic^ unb lommt in§ ©tottern; er ftottert aui^ mit ben §än= ben unb gü^en.

®r tQ(f)t \)tx^ii<i), toie id) i^n über ben Sinti* femtti§niu0 frage, ©eine üoüen, btden SSangen toacfeln. fc^eint tt)m unerfaubt bumm unb jänimer* li^, ha^ 9)?enfcf)en über folcf)e SDinge ftreiten. „@ag' bu ben Slntifemtten, ta'Q fie fd)led)te S'^ationalöfo« nomen unb überljaupt @[el [tnb. S)ag ift meine SÖJeinung, ©onft toüfete ic^ in biefer ^'i^^age nidjtö §u bemerten."

„3e^t toeißt bu gar fo bequem barfft bu bir bie ©atfje bod^ uid)t mad^en. ^Der 5lntijemiti§muä i[t immerl)in ..."

„STber liebet ^tnb, bu fannft unmöglich öerlangen t>a^ ein ernfter 9J?cnfc^ ben ?lntifemtti§mu§ ern[t nimmt. 3Ber t)cute no(f) um 5lonfe[fionen ober 9fia[fcn ftreitet; [tatt fid) aU ajienfdi jum yjJenjd)en 5U [teÜen, ift üon jelber gerid)tet. ®§ giebt Ijeute eine einzige ^rage blofj, bie jebe aubere öerbrängt unb aüe§ entjdjeibet: (5reit)eit ober ß^'ioö- ®^ 9^^^* fo»ft feine 3Sal)I. SBer bie (^reit)eit U)ill, ber mu^, tücnn er nur rcblic^ unb oljne gurdjt if)rcn ©ebanfen öer- folgt, fiel 5U meinem Slnari^iömuS befennen, ber Särm öerfc^mäl)t unb nur bie frieblid)e 3Serföl)nung aller 9J?enfd)en UjiH."

„^u bift eben ein unüerbcffertic^er Utopift."

i)6

„Unb bu lannft eben nid^t logtfd^ benfen ober biellet^t totUft bu el ntd^t . . ."

„2)te ßogtf follft bu lieber laffeu fte fönnte bir gefäf)rltc^ tuerben. ®etn ganjer 2lnardjigmuö fann üon ben ^rämiffen nur burd^ einen Iogifd)en S))rung gu feinem ©djiuffc fommen."

„®ag betoeife !"

„ßeid^t! ®u beginn[t öon ber greitjett. Sd^ aucft. 3ci^ toiE bie gröfete greif)eit Slber fte bleibt mir, fo lange neben mir auc^ nocf) ein jmeiter frei ift, toä) immer üerfümmert, meil mein 32Sille üon bem feinen immer gehemmt unb gejmungen wirb. Um abfotut frei ju merben, müfete i^ erft ein abfo^ luter ^errfdjer fein, ©o fomme ic^ §u S^ie^fc^e unb 93arre§, nic^t ju bir."

„5lbfolut frei fönnte nur fein, mer allein toäre."

„^a alfo, tocnn bu ba§ felber erfennft aber bann ift mit beiner Stlieorie ja fc^on au§. Söenn i^ nic^t abfolut, fonbern nur retatiö frei fein fann, bann fommt'S mir auf ein biäc^en mef)r ober meniger fcf)on aud) nic^t met)r an.

„SDu toergifet nur, baf^, je ^öfier bie ^reil)eit be§ einzelnen ift, befto f)öf)cr bie ^reil)eit be§ anbe* ren hjirb."

„Sa, mcnn ba§ ju bemeifen unb nidE)t blo^ eine leere Se^auptung öon eud) luäre!"

„■Su benfft eben immer an betnen ßuftanb

97

ber 5rett)eit allein, [tatt an einen allgemeinen gu benfen."

„2Sa§ ge^t mii^ bie 3IEgemcinf)eit an? 2Benn irf) fcf)on änbern unb beffern [oü, bann roiU ic^ tabifat. 5lber i^r feib tounberlicE). Slönigtum unb *Prie[terfc^aft unb ^oligei foU weg, roeit [ie euc^ ftört; aber ber nä(^fte ^fjiüfter neben mir, irgenb ein !un[tb[inber Sbiot, ber mic^ t)ie( rae^r ftört, barf bleiben. SSie fomme ic£) öon ber gorberung meiner grei^eit gur allgemeinen ^rei^eit, hk i\)v forbert? Sa ift ber Sprung. S)a mirb bann immer bie Siebe ber 3D^enirf)en angerufen menn id) aber fcfion liebe, bann brauct)e idö erft euere 9ieDoIution nic^t unb füge micö in jebe ^ne(^tjrf)aft."

„(£§ gefc^iet)t nic^t aus Siebe, ba^ icf) bie all» gemeine ^reitjeit mill, fonbern meit baburc^ meine eigene ^^^eiljeit geförbert unb gefiebert mirb. 3c^ laffe bie anberen in Oiu^e, um felbft in 9^uf)e ge* laffen ju merben. 9Zatürtic^ muß tc^ auc^ bann norf) auf manche SSünfc^c Derjiditen. 9^atürtic^ mirb aucf) bann nod) ©emalt beftet)en feine aggrejfioe me^r, aber befenftoe immer. ®er >^U' ftanb ber 2lnarcf)ie ift eben auc^ fein flecfenlojeö Sbeal, fonbern nur bie relatit) befte Orbnung ber ©efellfd)aft. @r fann mir bie ^reif)eit nic^t geben, alles 5U tt)un, roaö ic^ mitl. Slber er giebt mir bie 5reil)eit, nicf)tg §u t^un, mag ic^ ntc^t miU. 3cf) merbe nid)t ge-^mungen, unb ic^ barf nic^t jtoingen ..."

» a ^ r , 2)er aintif emitiämuä. 7

98

„Slu^er 5um 5(narc^igmu§ "

„Sc^ benfe nt(f)t baron. S(f) öertoerfe jebe ©etüolt: gilt, bie ©etoaft unmögttd^ §u machen; baö gefd)iet)t nid)t, tnbem man xi)x mit ©eiualt be= gegnet ber 3:;eufel läfet fi(^ ni(i)t burc^ 95else* bub auftreiben. 2)er paffioe iBiberftanb gegen bie agreffiüe ®en)alt ift baö einzige 9J?ittel, fie 5U bred)en. Sd^ totü bon 2)^namit unb iöomben nid)t§ njiffen. ^6) toaxtt gebulbig, in ber unerfd^ütter* liefen Überjeugung, bafe bie ^cei^eit bas ^\d ber natürlichen ©nttoicEtung ift. (So giebt feinen anbeten 3Beg ju il}r, al§ ben ber ruhigen, unermüblid^en unb fieberen 5luf!lärung unb ben be§ felbftgege* benen 33eifpiel§, bi§ jeber ben allgemeinen S5orteit öerfte^t unb feiner mel^r ein ©flabe feiner (Sllaüen fein miü."

„Stießt aEe 5lnarc^iften ftnb fo frieblid) "

„SSa§ man in ©eutjd^lanb ?lnarc^iften nennt, finb T^namitarben ober 5^ommuniften unfere örgften geinbe.

„3lber hjo ttiiUft bu benn überhaupt ?lnl)änger finben?"

„Sn ^ari§ mäc^ft bie Semegung ber Auto- nomie individuelle, unb in 5Imerifa ift eine fletne, aber ftetig unb fieser njirtenbe Sc^ar auöge* 5eid)neter SUJänner feit Sal)ren an ber 5lrbcit SToofer in 58ofton, bem bie i^ibertt) gel)Drt, fül)rt fie. ©uropa ^abi id) mic^ übert)aupt ge-

99

tt)öf)nt, a[§> ein abj'terbenbeg Sanb gu Betrad^tcn . . unb gor ©eutfc^Ianb, bu lieber ®ott! '5)ie S)eut= fdjen finb immer bie legten in ber Sl'ultur, ober bei ieber llnit)erfalbummt)eit ber SReitfc^en finb fie bafür bie erften fie^e 2lnti[emiti§mu§. S<i) \)aht aufgegeben, :§ier SSernünftige gu fu^en."

?^G>CbQ>C!>Qie/yhQ>CbQ>!:b^^

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14.

"(^Van rüf)mt ben ®et)etmeu S^egieruiig^rat ^oer[ter, ben 5)ire!tor ber Sertiner ©terntoarte, Qt§ einen ber größten Hftronomen unb rüt)mt feine ©tubien jur Slftromctrie". TM) intereffiert er aB ber gü^rer ber „(Stl)ijd)en ®e[ellfd)aft" in Sertin, bie täglid^ nene Sünger unb S3efenner gewinnt. toäre \)kx äu n)iebert)oIen, n)a§ \d) neulid) bei Sgib^ erjätjUe.

©r t)at mir biefeö 5öcfenntni§ gejc^idt:

„®ie ontifemitifc^en §e^ereien unb Übertrei= bungen fünbigen Ijau^tfüc^tic^ burc^ bie Unterfdjiebö' Io[igfeit, mit tueldier fie ben Unfdjulbigen jugleic^ mit bem ©d)ulbigen befdiim^fen unb bebrüden.

Teilung öon Dicfer (Srfranfung be§ Urteils ber 3J?engc ift ober nic^t in ßerbommenben SBorten ju fud^en, Jonbern in einer ©efunbung ber immer un* erträglid)er geworbenen 3»fiönbe be§ ©rmerbSlebenS unb ber ®elbn)irtfc^aft. gür biefe 3"ftönbe ftnb

101

bic Suben fetne^lüegS allein öerantlüortUc^, aber in ben germanif(^en unb [laDifc^en Sänbern ^aben fie einen [et)r er^ebttc^en SInteil an ben baburc^ ent* fte^enben 5Jiötcn unb Seiben.

®er Sßillen§= unb ©eifte^fraft ber bieten ebel= benfenben Suben liegt bat)er in er[ter ©teile bie 3Ser= pflii^tung ob, an ber öernünftigen Umgeftaltung un= ferer ö)irtfc^aftlic[)en 3ii[tänbe fräftig mitzuarbeiten.

(£§ ift erfrentid^, ju je^en, mie öiele bieg be* griffen tjaben unb mit Eingebung am SSerte finb.

93erlin, 9. mal 1893.

2B. goerfter."

15. Ilffrcb ^aquct.

(^d) l3Qbe bte fronjöfifi^e S^let^e meiner Snter« bielüö mit Sllfreb Slaquet begonnen, ireil i(^ bor aEem mid^ felber, um bie onberen bann befto toiffentlid^er, gefc^idter p erforfdjen, rafd) über ben ©tonb ber ^rage in g-ranfrcid) unterrid)ten motlte, mie fic auf jeber Seite erfd)eint, für bie g^reunbc unb für bie Gegner. ®a§ fonnte beutlid)er, grünblidjer unb ge= rcd^ter feiner, aU ber Keine Snbe unb gro^e ^ü()rer bcr 33ouIangiftcn, meiere üor allen anberen Parteien bte antifemitifd)en ©djiager in bie 9J?enge trieben. (Sr burftc mir nid)t mit ben ^J)rafen ber guten :^iberalen fommen, meldje bie Semegung, bie il)nen nid)t paf3t, einfach leugnen mödjten, unb burfte bod^ an6:j, ot)ne Ijeifle fragen Don mir ju getuörtigen, bie ^e^e ni^t billigen, jonbern er mu^te mir el)rlic^ bie SDieinung beg ä^olfeä berid)ten, bie l)errf^t. ©n

103

bi^d^en iror iBo^t an6) meine alte neugierige Steigung be§ ^[t)(l)oIogen für ben jef)r bizarren Genfer, ber immer mit bem rabutiftif^eften SSerftanbe bie §arte[ten (Sachen bc§ @efü^Ie§ öerteibigt ^at. Unb regte ftcf) fc^lie§Ii(^ ba§ bramatifc^e ®emüt, meil jeber ?lutor ben 3Sater be§ „^ioorce" mit S)an! üere^ren mü% ber bem SSaubeöiüe jo üiele neue S?enbungen unb formen er[c§Io[fen t)Qt . . .

(£r f)at mi(f) fef)r geitlid^ befteUt, meil er t)eute ^ari§ berlä^t, um eine SBeile ben ©üben 5u jucken. (Sdjmude Sßonnen mit ben meinen §äubd)en getjen naä) bem 5!J?arfte. Sn ben Säben tuirb gejc^cuert. 9}täbcf)en trotten träüernb t)eim, 9ielfen im DfJofenmunb unb no^ roie eine fü§e ©rinnerung ber ^ad]t, mie einen legten ^u^ um bie mübcn Sippen. <So manbere i^, über bie Dper meg, gen SatignoUeS, mo bie bieten ©trafen ber fremben ©täbte [inb, bie 9^ue be 53erlin, be Sonbreä, b'^lrnfter^^ bom, b'5lt^ene§.

9f?ue be 9)?o»cou, 44. ©an^ oben im fünften ©tocfe bei t)ageren fdjmeigfamen §aufe§. ScE) trerbe in ein fdjmalel, fietleS, ftilleS ©emacf) gefüt)rt: fein SBilbniä öon 5IIp^onfe §irfc^, melc[)eg hk feltfame SJJifd^ung öon ©d^merj unb SSerftonb in ben ge- peinigten ßügen geigt, biete S3üc!)er unb fdjroere £et)nftül)te, ^olfter, ß^aifelonguen ring'o, bie bem 3immer eine leife ^ränflidjfeit geben, ioie öon einem, ber für fid) finnen unb cinfam bon Seiben au^ru^en modjte.

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@r ift Hein, bertrad^fen unb gebeugt. SDie §ärtc be§ jä^en unb getüaltjamen ^rofile^, unter ben glatten, treiben paaren, t)tnter bem fraufen tociJBen Sorte, h)irb burd) bte Setüegltc^fett ber -^ucfenben gältd^en gemilbert, toeld^e ber leifefte 2öe(i)fel bon ©ebanfen immer gletc^ irteber öeränbert. (£r fpric^t geläufig, !lare, fiebere, brudferttge ®ä^e.

jj)ie ^^rage ^at für un§ nii^t bie Sebeutung toic bei S^nen. ?lu§ ^fod ©rünben! einmal, toeil bie 30^1 ber Suben eine bei meitem geringere ift - - im ganjen ettoa nur 70000; bann auc^, meil man fie öiel früt)er emanci|)tert ^at bie ))ortugiefifd^en, §u meldjcn id) get)öre, nod) öor, bie elfäffifd^en unb beutfc^en n3Öt)renb ber 9?et)olution, alfo aEe bereite öor Ijunbert SQl)ren. ©0 ift it)re 5Iffimilierung na« türlid) ^eute fi^on biet ibeiter gebieljen, alö bei Stinen mo bod^ bie ®manäipation erft 1848 erfolgte. S)ennod^ bleibt oud^ bei un§ immer nod) ein atabiftifdier §a§ im ©emüte be§ 5öolfe§, ben jetjt eine !luge unb rüd* fid^tSlofe Partei für i£)re ßtoede ju nü^cn fud)t bie Partei ber ^efuiten. ^d) meine bamit !eine§« meg§ bie fatl)olifd)e Partei übertjaupt: benn man mu§ je^t genau bie ^olitif ber ^^efuiten bon ber beg 'i)3apfte§ fd)ciben, ber ja fef)r aufgeftärt, gemäßigt unb bulbfam fd)eint, mit mobcrnen 5tnf(^auungcn. §lber bie ^efuiten, bie unberfö^nlic^en geinbe unferer rebolutionären ©ntmidlung, ^offen, inbem fie ben §afe gegen bie ^^uben fd)üren, fid) ber SKenge miebet gu bemädjtigen, über bie fie anber§ nid^tä me^r ber*

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mögen. SSenn fte el)rltd) mit {{)ren magren 5lb[ic|ten unb ben alten So[ungen öon ber 9?eIigton, bem be= brängten ©lauben unb bem 5lreu5e fämen, !ein aJJenfd^ toürbe Ijeute met)r auf fte ^ören. ©o üer* fteden fte i^re SBünfd^e unb ^läne hinter 9?eben, meiere ber SOJaffe gefälliger Hingen, unb rufen ben §afe unb 9^eib gegen bie Suben auf. Slber ^ube ift i^nen jeber, ber nic^t ftreitbarer ^latl^oli! (catholique militant) ift. ^reibenfer, ?ltt)eiften, ^roteftanten alle§, tt)a§ if)nen nic^t pa^t, t)ei§t ^ube, unb menn fte au^ eine antifemitifd^e nennen, bleibt im ©runbe hoä) immer eine fterifale ^emegung, toaS fie tDoUen. 2)a§ finb bie gül)rer, ju benen fiel) bann no^ ein paar ängfttict)e ^apitaliften gefeiten, bie öom 5Intifemiti§mu§ eine i^nen freilicl) fef)r ange= ne^me „diversion" be§ ©ogiatiSmuS ertoarten fie möd)ten bem ^roletariate ha§> Tlani mit bem jübi* fc^en ®etbe ftopfen. ?llle biefc SSerfuct)e l^aben nun in ben ^roüinjen gar fein OlücE man fennt bie 3iuben bort al§ reblic^e, fleißige, betriebfame Seute, unb anftö^igen 9ieict)tum giebt bort ni(^t. 5Rur in ^arig, mo eine gemiffe ^at)l bon jübifi^cn Spefu= lauten rafc^ unb nic^t immer n)äf)lerifcl) grofec 9}er» mögen ermorben l)at, fonnten fie einigen "?ln^ang ge= toinnen, ber aber aud^ o^ne Wad)t, oljne jeben (£r= folg geblieben ift. ©ie ^aben no^ nidjt einen ein= jigen 51'anbibaten burcf)gebrad3t man barf fid) burd) ben Sdrm ber (Sd)reier öon ber Sibre ^arole nidjt töufdjen laffen. ®§ finb ein paar ßeute, meldie

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bie Qnttfemtti[ci^e §e|e antüftert öon einer errtft= Itdf)en gartet ift ntcl)t bie S^ebc."

„©ie glauben qI[o an feine 3"^""ft ^^^ -^nti- femitiömuS in granfreid)?"

„9lein . . . übrigens aui^ fonft nid)! unb and) bort nidjt, too ber 5lntifemitt§mu§ mit feinen Se* t)auptungen bieüeidit red)t ^at. ^c§ toiU gerne glauben, ha'B bie Suben in S'Jumänten ober S'Jufelanb eine jämmerlid^e unb gemeine 9?affe ftnb, Ujie man ba§ oft t)öü, unb id) !ann mic^ felber au§ meiner Ä'inbtjeit ic^ bin je^t ac^tunbfünfsig Sat)re borbei nod) alter ^uben an§> ber ß^^t öor ber @man= äipation entfinnen, bie gan5 njunberlidj unb fremb* artig n^aren. Slber ift ha§> nidjt öielme^r nur M^ bcfte ?lrgument für bie (Smanjipation? 2öol anberS mad)t fie benn elenb unb jämmerlid^, al§ eben bie Slnec^tfdjaft, in ber mon fie gefliffentlid) I)ält? ^ebe Üxaffe, bie man beljarrti(^ l)erad)tet, mirb enblid^ t)eräd)tlid^, unb giebt ein ein5igeä 2)?ittel, fie ju bcffern n)enn man i^r bie üoÜe grei^ett unb btc öüüe (St)re giebt . . ."

„9^un nur nod) einegragc: bie S3oulangiften, ju benen ©ie geljoren ober njenigftenS gehörten, gelten bod) für ?lntifemiten?"

„©er S3oulangi§mu§ ift jucrft, im Saf)re 1888, eine auSfc^ltcßlid) politifc^e Partei gerocfen, in ber ftd) um bie 9xeöifion, um aflerl^anb t^^^^a^" ^^^ ^^^' faffung, uid^t mit einer ©ilbe um ben Slntifemitiömu§ l)anbelte, ber eben fdjüdjtern begann. (Srft öor ben

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SBat)Ien 1869 Oerjad^ten S)rumont unb feine Seute bte gartet für ben 5lntt|emiti§mu§ 5U geioinnen, ben fie ai§> ein fet)r luiiffameg unb t)QnbIid:)e§ SQ^ttel für bie SIgitatton empfahlen, unb bamats ^ielt Säur in ber S^at eine antifeniitijc^e Conference. S)q5 ttjaren bie Stnfänge eines antiiemitifc^en 3"9^^ ^^ '^^^ ^artei, gegen ben ic^ fofort unb gegen ben aud) ber ©eneral entfd^ieben :proteftterte, ber öom 2(ntifemiti§mug ui(i)t§ tüiffen wollte unb alle Slntifemitcn öon ber $]ifte fe^te. ©0 ift, fo lange er lebte, bie boulangiftif^e Partei niemals antifemitifd) gettjcfen unb raäre mit feinem äBidcn niemals getrorben. 9^aci) feinem SEobe freilid) unb \md) ber ^ituflofung be§ ©omiteiS tondi)^ bie D'leigung ^ur Sibre ^arole, nid)t etlua au§ Überzeugung oon it^rer ®o!trin, fonbern n)eil iljuen jebe§ 9J?ittet red)t mar, bie Seibenfd)aften be^ Jisolfe^ §u reiben, ben 5Iufrut)r ^u nerfünben unb ben Umflur^ p förbern . . . lüe^j^alb ja ebenfo ein "Seit ber ©o.jjialiften mit ben ^Intifemiten t)ält. ©ie benfen: mag ba§ immerljin ein Unternefjmen ber Sefuiten fein mit benen ioerben tüir nad)t)er fd^on fertig. ®ang lüie bie Sefuiten benfen: mögen ha§i immcrt)in 9ieDolutionüre fein nac^tjer luerben iuir mit ilinen fd)on fertig . . . ^a, ift eine broHigc unb bizarre SDJifc^ung, biefe antifemitifd)e Partei!

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16.

(^em breiten, feierlichen ^^empel ber 9}?abe= leine gegenüber, \üo ber gro^e 3J?arft tion Slumen ift, ein tiefet, fditoereS, fd)njärmerifcl)e§ S)u[ten an§ gelben S^tofen, braunem ^lieber unb ben blutigen SfJelfen. ®a§ lange, t)agere §au§, ba§ fic^ fc^üc^tern ba Dom ^la|e in ben SSinfel brüdt, i[t fel^r afa* bemijd) ; im gUJeiten (StocEe ttjo^nt ber runbe, l)eitere SOkili)ac, ber $ßater ber „®ro^t)er5ogin Don ®erol= ftein" unb ber „®d)önen Helena", ber fo nebenbei aucf) „Margot" jc^rieb, bie jierlidifte ^omöbie be§ eleganten Seben§; im tiierten ujo^nt ber et)rn)ürbige Snleä Simon. So ift nun fc^on über öier^tg Sal)re, ha^ er ^ter ^auft, ganj oben, unter bem S)Q(^e, in einem bunten, föftlid^en (Sebränge öon Suchern, ©d^riften unb papieren, bi§ an bie ®ecfe, bafe faum einmal ein n)in§igc§ glecfdjen für einen

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Blaffen (Sti^, für fc^Ianfe Sronjen unb bte Silber alter greunbe bleibt.

®r liegt in einem breiten, bequemen ©tut)l, ben mää)tigen, fal)len, gelben ©djöbel jurücf, bte fd^hJeren, biden ßiber gu, toie einer, ber leife ^alb im Schlafe bor fic^ träumett, unb mit einem milben 2äd)eln ber 93erfi3^nung um ben fdimerglidien unb tjerben SJJunb. S)ur^ bie englifd)e STrad^t ber breiten, raaffigen, gepflegten SJJiene mö(^te er ein biöd^en an ®neift erinnern, bcm aud) feine SSeife öon ^en^ fioniften unb !leinem 9f?entier gleicht. 9lber ber fc^arfe @d)nQbel ber fräftigen D^afe unb bie f(^lauen fluglein geben if)m 'ma§> fpöttifd)e§, forfaftifc^e§, fatirifc^e^, t)a§> ber fteifen SBürbe be§ beutfd^en ^e* bauten fe^lt. 3n feiner 9^ebe ift eine tounberlid)e SDf?ifc^ung öon ^er^li^feit, bie aEe§ entfc^ulbigen unb ?iUm ©Uten beuten tüitl, öon fiillem ©potte, ber ben Sammer be§ 9J?enfd)lic^en fic^ nic^t t)ert)el)lt, unb öon einer traurigen ©cbulb, bie bieten Hoffnungen entfagt [)at; unb er jirpt mit einer bünnen, l)eim- Iid)en, mäbd)enl)aften ©timme, bie in fc^rillen ^önen beginnt, aber ot)ue 5ltem finft unb bun!el üerlifd)t. 5ine§ an il)m ift SUalbe unb ©ute, unb er fdjeint h)ie in ben fanften ®eift feincS Seben§ t)erl)üllt, ber immer Drbnung, triebe unb 9}?ä^igung U^ar. ©rneft ©anbot l)atit)n einmal in einem einzigen <Sat^e au§= gebrüdt: Ce fut surtout et avant tout im liberal et un modere. ©0 ift fd)on ber junge unb berebte Scl)rer an ber ©cole S^ormale unb ber ©orbonne

HO

getoe[en; fo l^at er in ber (Sonftttuante bonl849 ge* ftanben; f o fämpfte er gegen ben ftürmifd^en Ultramon» tQni§mu§ be§ SD'JontQtembert; fo üertoeigerte er ber ^Regierung be§ coup d'etat ben ®tb; fo ftrttt er Qt§ 3}?intfter ber nationalen SSerteibtgung, oom gaUe be§ ^aifer§ bi§ gum ^aUi bc§ Xt)ier§, gegen bte ^ommuniften; fo ift er üor ber ro^en Seibenfd^aft be§ SJtac Wa\)on mit Stürbe geiüii^en tapfer, gerec£|t, befonnen, frei unb gebügelt.

@r empfängt mid^ mit gütigen unb tieben SSorten, SSien unb bie SSicner rü^menb; er ift Oor Saf)i^en bei un§ gett)efen unb erinnert fid) banfbar ber gaft= Iid)en ©tabt.

Sc^ fteüe meine Söitte, mid) über ben ?Intifemi= ti^mu§ in granfreid) ^u unterrid)ten.

„SDZein ®ott, bie ?Intifemtten! 3)a§ ift eine feljr trübe unb Oermorrene gartet au^ Dielen unoerträg= liefen Elementen. ®anj mie frül)er ber 93oulangi§= mu§, ber aud^ üon aüen möglii^cn Parteien ge- förbert tuurbe unb neben S^odjefort ftanb bie gürftin b'Uäeö! @o ^aben irir jel^t im Slntifemi* tiämuö neben bem gläubigen ©rumont ben alten 5ltt)eiften ©luferet. ä^ieaftionäre unb 9?e0olutionäre burc^einanber. Me g^einbe ber 9^epubliE beifammen. 2)a ift erften§ bie 5?irct)e. ®ie f)at ja fogufagen ben S3eruf, gegen bie Subcn ju fein, unb bie Ä^at[)0- lifen finb bie Stntifemiten Oor bem 5tntifemitiömu§, avant la lettre, beüor bie billigen ^Ib^üge für bie 3)Zenge auggegeben njurben, noc^ betior t§> in eine

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populäre formet gebrod^t tüurbe. Sie [inb bie gürflin b'U^eg be5 5tnt{femtti§mu§. ®ann fommen bie ©o^iaüften, lüelrfje fe^r ge)urf)t ftitb, toeil man bie i2d)n)äc^e ber religtöfen Slrgumente fü^lt, bie t)eute ntd)t me^r toirfen. SDa§ 53ünbntä bet beiben ^einbe jc^eint feltjam, aber ift jelbftöer* ftänblid). Sie 9ftea!tionäre [agen ftd): SBir brauchen bie jogialiftijc^e §ilfe, um über bie SJfenge §u ^err= fdjen. Unb bie @o§iali[ten fagen: Unä i[t aüe^ recf)t toaö bie Un§ufriebent)eit, bie SSerlrirrung, ben 5Iuf* ru^r föibert; fpäter ipirb man bann fct)on fe^cn. ©ie finb nic^t bebenflid^ in ber SBatjt ii)rer SJJittet. S)aä ift überfjaupt je^t mobern. SSenn man nur ben ®egner trifft! 9^ad) ber S[öot)r^eit unb ®ere(^= tigfeit mirb nid^t gefragt. SBa§ irgenbmie mirfen fann, ift millfommen. ©egen ben ^einb gilt febe SSaffe. Sc^ ^abt ba§ felber erfafiren. Tlan t)at fid) nict)t gef(i)eut, aud) mic^ einen Suben ju nennen, obmo^t id) nicbt bin unb nid)t mar meine ©c^mcfter ^at fic^ fogar ber 9J?iffion gemibmet unb in ©üDamerifa fieben ^irdjen geftiftet. 5lber ba^ mad)t btefen Seuten nid)t§. 2öer il)nen nic^t pa^t, {)ei^t fe^t Sube. (S§ Hegt ja aud) meiter nid)t§ t)aran id) ermätine nur, um bie 5Irt i^re§ Kampfes gu jeigen, bie legerete i^rer ^Behauptungen unb 33emeife. . . . 5llfo erftenS bie ^atl)oti!en, meldte alten ererbten ^nftinften gegen bie Suben folgen; ^meitenö bie 9teoo(utionäre, bie ber §a§ gegen jebe Orbnung fü^rt; t)inter if)ncn bie grofee 2)Jaffe aUcr

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Hn^ufriebenen, bte jebe neue ^^rafe bet^ört. Äettt Sßunber, ha"^ boä großen Särm auf ben ©traBen giebt aber üon einer ernftlicf)en Setoegung fann man bod^ eigentüd^ faum reben. ®a§ toirüid^e SSoIf tjört nidjt auf fte unb !ümmert ftd) um bie §e^e nic^t. I)at !eine 5(ntipatf)ien gegen bie Suben . . ober boc^ ^^öc^ftenS nur gegen einen 2ett ber Subeu, gegen bte elfäffifc^en unb beutfi^en . . . unb nic^t um i^rer D^eligion millen. 9JJan muB "Ocl genau unter* f(i)eiben. ©egen bie ^ortugiefifc^en ^uben ift nigenbs ^tiB- S*^ ^^^B «^aä 5um Seifpiel üon Sorbeauj, n)0 tc^ früher getoä^It mar. S)a giebt fet)r oiele ^uben. ®ie finb im §anbel, in ber Söan!, in ber Snbuftrie; man f(^ä|t i^ren gleife unb Sifer unb adjtet unb öeref)rt fie fe^r. ©ie gleidjen and) burd^- au§ ben !at^oIifd)en g-ransofen. 5(nber§ im ßtfafe. ®a liegen bie ®inge toefentlid) anber§ ic^ fenne fie au(^ ein bi^ctien, meil id) alte intime Sesie^ungen 5U 9J?üIt)aufen ^abe. 2)a f)errfcf)t §afe gegen bie 3;uben unb ba^er, au§ bcm ®Ifa^, ift unö ber Sinti* femitiömug gefommen. (Slfäffer Ijaben if)n nad) ^ari§ gebrad)t unb gegen bie elfäffifc^en, t)ielmet)r gegen bie beutfd^en 3?uben finb atlerbingS au(^ bei un§ mand)e Greife je^t fetir empfinblid). 5öefonber§ an ber Sörfe. '^6) meife mag ungefähr ^mei 3Ja^re ^cr fein einen ^all, mo einem (2d)ü^* ling be§ S^ottifdiilb mit otler ^roteftion nid)t gelang, agent de change ju merben ; ha§> (St)nbifat ließ il)n einf ad^ nic^t gu unb fagte: n^ir l)aben fc^on genug

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3?uben. 5lber ba§ [tnb hod) immer nur einjetne gälte, ©onft fönnen firf) bie ^^uben md)t beftagen. 3Btr {)aben im empire fogar gwei iübif(i)e 3Jitnifter gehabt, unb ttJir t)Qben jübijrfje Simfion^generale, unb id§ glaube nic^t, ha'^ an ber fogialen Geltung ber Suben ütoa^ geänbert »erben toirb. Scf) glaube nic^t, boB ber 2(ntifemiti§mu§ bei un§ eine 3"^""?^ ^at. @r ift boc^ gar gu fe£)r gegen ben ©eift unferer S^affe, bie immer bulbfam unb liberal toar. 2ßir finb ein pays de tolerance, meme d'indifference. Wlan barf fic§ burcf) ba§ bi^^en Särm nic^t täufd^en laffen."

»a^r, SDer ülntifemitiSmuS.

M.ujii i u.u i u u u u i i i.i i iu i i.; iii i i i i i i.u i i i i i i a u i i a i a.ai i,a u

17.

ilnatofe ^croijs^cttttfictt.

c^ö finb -^tüd Srüber, 5tnQtoIe unb ^ßaul, nur burd) ein Safir im Sllter gefd^ieben, beibe Clonomen, unb tüof)l bie größten, toelc^e gran!retd) fjeute l^at, betbe Sefjrer an ber Ecole libre des sciences poli- tiques, beibe in ber Academie des sciences morales. ^^au[, ber anc^ ber ©rünber be§ (Sconomifte grancaiö i[t, I)at über bie ^i^eriüaltung in (Sngtanb unb ^rant^ xdd), 5ur Seigre uon ben Steuern unb eine ^rittf ber ©o^ialiften, „Le collectivisme", gefc^rieben; ?lna= tole über ha^ jnjeite (Smpire unb ru[[ifc^e ©tubien, bie in brei Sänben über ^2)a§ 3tei(^ ber 3<ii"^" unb bie 9?u[fen" feinen 9^amen mad^ten. ©ie fteden aud) beibe oiel im Journalismus, inbem ber Hltere ein treuer Slrbeiter an ber 9ieöue beS beuj 9)ionbeS unb 'ißaul ein eifriger ®aft im j£empS, in ben S)ebatS, m ber Üieüue ßontemporainc ift.

(£r ttjo'^nt f(i)on auf bem Saubc unb fommt nur

- 115

(Samstag ^u ben ©i^ungen ber 5(fQbemte I)eretn. S)a^tn bittet er mtc^, too totr nad^^er be^agtti^ plaubern fönnten. Unb fo tüanbere td^ toa§ t^ut ber SJJenfc^ iiic^t oEeS, tüenn bie Slmbitton gereift tft, für feinen SSeruf unb ha§i ®ebei§en feiner Srüber? fo hjanbere i^ über bie fc^male ^Brücfe ber !^ünfte, mit beglüdtem SSIicfe bie ^etlen 93ilber f(^Iürfenb, bie ber föntgUc^e Strom geaä^rt, nad§ ber fortnt{)ifd)en Drbnung beS feierltd)en, nur ein bi^c^en ftcifen Snftitut^, ba§ SD^ojarin geftiftet f)Qt. ^a ift ein ftrenger, tüürbiger griebe ring§, al§ moHte ber ireite ^tal^ in 9?cue feine fträflicf)e ®ef(^ic^te füf)nen: benn l)ier mar einft ha§> §otet be 9^e§(e, too bie fct)müle 9J?argarete üon S3urgunb, bie grau be§ 3ef)nten Submig, frembe Knaben tu i^re gierigen unb mitben ©inne locfte, um na^ bem Saumel jäl)er Süfte bie Sßerbrauc^ten bann §u töten unb in bie ©eine ju ftürgen, bie lauernb unten bunfel fcfimoH.

2)ie (Stritte t)allen. Scf) mufe erft eine 3cit in bem 9J^armor, ^mifctjcn ben falzten Süften ftrenger Genfer fudjen, bi§ ic^ enblic^ einen 2)iener finbe, ber ben ©oft öerfd)lafen muftert unb mürrifi^ in bie ©i^ung löBt. ift ein langer, fdimaler tiefer ©aal, bie f)ot)en SSänbe grün, unb grün bie feicr» Iid)en ^^ifdje, 53üften in ben S^ifc^en unb ein fröf* tige§ Porträt be§ roten ^arbinaL 3lber mer auf bie 2l!abemifer fc^aut, muß fid} in ber Cper glauben: ©la^en, nichts aU ©la^en, fat)Ie, gelbe, fteile, fpi^e,

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runjelige (Slawen ring§, in fe^r pttloreSfen formen. SlUe neigen fcf)n)er bie fdjlaffen Äöpfe, blinjeln mübe unb lächeln leije nur unb fanft, all »ie im Xraume, »ötjrenb ber iRebner fieimtic^ au§ feinen Slften murrt. (S§ märe bie ©timmung, ein S)ornrögd^en 5U biegten.

^Qul Sero^-^öeauUeu leitet bie <Si|ung. @r ift gro^, fräftig, j(f)ön, mit eblen ßügen, üppigen Socfen, bie faum öom erften ©ran erjc^immern, unb einem ritterlichen Sc^mung in jeber ®e[le. 5(natoIe f^eint bläffer unb garter baneben, mit einer ftillen, feinen, franfen 3Jhene, n)elc£)e bie ©ebulb langer Slrbeit üer= toifd^t, öertoeih, öer^ärmt ^at.

SSie enbliö) ber fiepte feinen S3erid)t geraunt i^at, unb bie müben, fdjiefen 3}Mnnd)en, in ben fteifen, fc^toaräen 9iöcfen, mit ben fleilen, graöi* tätifc£)en Slrägen, langfam gelten, fegen toir unö unb plaubern.

„(£§ ift felbfti^erftänblict), ha^ id) ein ®egner bei 5tntifemiti§mug bin. Sd) bin fein ©egner al§ ß^rift unb g-ranjofe. 21I§ Sl^rift fann ic^ eine Set)re nicf)t bulben, meiere §aB öerfünbet unb ß^i^trac^t unter bie 9Jfenf(i)en bringt. 5lll gransofe fann id) unfere alte "Srabition ber ©erec^tigfeit unb ^reit)eit nicf)t öerleugnen, bie unö unfere gefd)ic^tlirf)e Stellung in ©uropa giebt. S)er Slntifemitiömul ift gegen ben ©eift unferer S^Jaffe. ®r ift un§ au§ ber grembe getommen, über ben 9?§ein t)er, unb mirb bei unl nic^t t)eimifd) werben. 3Sir merben un§ niemals in

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eine ))oIttifc^e Sef)re finben, bte eine toüfte ?[Rij(i)ung üon xxaftionären Snftinften unb reöotutionären S3e- gierben ift. ©abei toitt id§ !eine§tDeg§ leugnen, ha^ tn ben Sefi^toerben ber 5Intifemiten fid) mand^e SSa^rtieit finbet. ©ie ^ahzn 3?ec^t mit i{)ren SlÜagen über bie 5lbgöttcrei be§ ®oIbe§, bte fcf)änbli(i)e 58er* borben^eit ber 9?egierungen unb bie 3Iu§beutung be§ ^^o(fe§. ^Iber fie täufd^en ftc^ über bie Urfa(f)e be§ Übelg. [i^t üiel tiefer, al§ [ie benfen, unb n^ären QÜe Suben bon ^ranfreid), ja au§ ®uropa öer* trieben, bie Softer, unter benen toir leiben, blieben bie glei(f)en. 'Sie Söfung ift nic^t fo Ieid)t, tüie fie glauben, unb ber 5lntifemiti§mu§, ber aUe @<i)ulb ben Suben giebt, Wirb bie Teilung nur berjögern, W au§ un§ felber lommen mu^ . . . ©aS tuäre fo ungefäl)r ein S5elenntni§ meiner Stellung gum Sinti- femitt§mu§."

„galten ©ie ben 2lntifemiti§mu§ in ^ranf^ reid) für eine religiöfe ober für eine nationale Partei?"

„'^ä) glaube, fpielen üieleSD'Jomenteäufammen. Slber bie nationalen unb fo^ialen finb mo^l bie mid§= tigeren. ®a§ religiöfe ^at menig Sebeutung. ift jo aud^ ba, unb man befd)ulbigt bie Suben, bie ©efeüfcfiaft §u entrf)riftlidj)cn, o^ne §u benfen, bafe fie fi(^ felber jur gteid^en 3cit cntjuben (dejudafeent), meil eben beibe, 5lrier unb ©emitcn, in ber mobernen 6nttt)idlung bie gleid^e ^aganifation erfa'^ren, bie ebenfo über bie %i)oxa, mie über "öa^ ©oangelium

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triumphiert. 216er ta§> ijt nur eine gan^ geringe ©ruppe, bie öon biefen ©orgen geleitet niirb. S)ie religiöjen fragen tjaben hd m\§> ^eute feine 9J?ac^t mef)r, unb o^ne bie ^ilfe nationaler unb jovialer Snftinfte »äre ber 2lntifemiti§mu§ o'^ne ©efatjr. @g [inb bie natio= naien 9}?omente, bie [eine Sebeutung machen, unb aU eine gorm beg ^roteftioniSmu^, ber bie öaterlänbifc^e 5^ultur gegen bie fremben (Elemente fc^ü^en tt)ill, ^at er bie meiften ^-reunbe gewonnen. SDa§ ift in biefer ^eit be§ nationalen ®üntel§ ja begreiflid), ta^ man ein eigenes SSol! im SSoIfe, einen ©taai für [ic^ im 8taate niifit bulben min, mie öon ben Suben bet)auptet mirb. (Sä fehlen nur alle 53ctoeife für biefe Set)auptung, unb ber 3!^ergleid) mit ben ß^inefen in Slmerifa, bcn bie 5lntifemiten lieben, ftimmt nid)t. ^ie Suben finb feit ber ©mauäipation fo gute ^ranjoien, roie i^re fat^olif^en ober proteftantifdien S5rüber: benn bie S^ationalitöt mirb f)eute nid)t me^r bur(^ bie 9?affe, fonbern bie ®emeinfci)aft beä ©eifteg, ber «Sitten, ber ©efü^Ie entfc^ieben. ®ie beutfc^e 5lrt, bie 9^otto« naiität auf bie 9?affe ju fteüen, fc^eint für unfere frauäöfifdtie ©emol^nf^eit fo tl)öric^t unb reaftionär, toie bie ruffifd^e 2lrt, fie auf bie Sinf)eit ber 9leli* gion 5u ftellen. ift für bie mobernen Golfer, mie fie nun einmal gefcl^id^tlid^ getoorben finb, einfa^ gar nid^t me^r mögtid^, meil fie aße Konglomerate finb. Sluf meiere 9iaffe moHen mir unfere fran5Dfifd)e 9tationalitüt benn ftcHen, ba mir boc^ ein ©emtfd) öon ßimbern, ©alliern, oberen unb Sateinern finb?

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Unb ntd)ti erlaubt ben ©louben, reine 5trier ju fein, iDeil man ja bte ^ÄMrfung ber foffilen europöifd^en 9fiaffen nic^t üergeffen barf. Unb benfen (Sie bod^ nur an bie ßigurer in (Spanien unb in ber ^robence! l!enfen Sie an bie ginnen in Ungarn unb 9iu§Ianb! 2Bü ift benn ^eute eine dla\\t in (Suropa, bie un* üermij(f)t unb rein geblieben, bie un5toeifeU)aft arif(^ roäre? 5lber tt)enn man, tueit unmögti(f) ijt, fie auf bie 9?a||e ju ftellen, bie ^Nationalität auf bie @in{)eit ber ©efc^ic^te unb 6nttt)i(flung ftellt, bann ift fo ungere(f)t aU tt)örid)t, bie Suben ju f(i)eiben, beren einige bei un§, bie proüengalifc^en jum S3eifpiel, feit jtoeitaufcnb Sat)ren im Sanbe fi|en. ©ie ge= ^ören 5U unferem 3SoIfe, mie bie anberen, benen fie in aflen 2)ingen gleichen. 9J?an fann ba§ freilid) nid)t öon allen bet)au|3ten. 93efonber§ üon ben poU nif(^en unb beutfd)en Suben nii^t, bie un§ au§ granffurt ober au§ ©ali^ien fommen unb oft in Den ©efd^äften eine ärgerliche Sfiolle fpielen. Slber ntc|t meil fie Suben, fonbern toeil fie SDeutfc^e ober ^olen finb, empfinben toir fie alä grembe."

„©lauben Sie, ba'^ ber 5lntifemiti§mu§ in granf^ reitf) eine ^i^^unft Ijat?"

„Sc^ glaube, ba§ er feine ^ufi^^ft ^^t flt)er id) glaube, bafe er lange genug bauern mirb, toeil er ben (Sojiiatiften bequem ift. (£ö fterft biet me^r Sogia^ ligmuö in it)m, aU man benft, unb er mirb fid) immer fo^ialiftifdier entn^icfeln, Ujeit mir fo menige Suben f)aben, bo^ ficf) bie Semegung öon felber balb

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gegen haS^ ©tgentum, gegen '!)a§> Kapital überhaupt fefiren h)irb, unbekümmert um ^onfeffton unb SRaffe. §eute fd^reit man: alle Suben ftnb Siebe. 9J?orgen wirb man fci^reien: alle Bürger [inb Siebe. Ser Sube ift nur ein l^anblic^er SluSbruc! für btr §e|e gegen ba§ gange iSürgertum, unb fc^eint mir un= öermeiblid^, ha^ ber ?Intifemitismu§ immer reöo* tutionärer gegen bie ftaotlii^e Drbnung mirb. Sic fonferbatiöen (Stemente öerf(i)minben mir ()aben nur noc^ einige auf ber äufeerften Siechten, toie ben ©rafen be 3J?un, rt)ät)renb ber ®raf bon $ari§ bon Srumont bereite al§ greunb unb ©enoffe ber Suben be^anbelt mirb. mirb nid)t lange bauern unb ber Sube mirb nur nod) ein bequemet SBort für ben 95efi| übert)au^t, für aüe Steigen fein. (S§ mirb nid^t lange bauern, unb ber 5lnttfemitigmu§ mirb in ben reinen ©ojialigmug berfinfen. Sa§ fd^eint mir unauf^attfam, unb ha§ fc^eint mir feine eigcnt* Iicf)e ®efa^r. @g finb biel meniger bie Suben aU bie gan§e bürgerlid^e Drbnung, bie er bebrof)t. Sa= hti foU nic^t geleugnet merben, ba^ er manct)e§ jur Sprache bringt, ma§ an ben Suben mirflici^ menig erfreulich) ift, unb er !ann it)nen bielleid^t fogar fe^r nü|Iic^ merben, inbem er i^re eigene (£r!enntni§ förbert. Sie grofec DtoÜe jum 58eifptel, bie fie in ber Freimaurerei fpielen, oft meniger au§ Über* jeugung, a[§> um ftc^ in ber ©efeüfctiaft bormörtö gu bringen, SSerbinbungen gu geminnen unb in fonft öerfdjloffene Greife gu bringen, ift in ber Xijat be-

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benlüd^. 5I6er totnn man fo meinen möc!)te, ha% eine geloffene (Erörterung manct)er ®inge ben Suben ntc^t fdfiaben fönnte, ift boc^ auf ber anberen ©eite bte ©efafir nicfit gu öerfennen, t)a'^ man baburd) am (Snbe if)re 3tfftmilation nur öer^ögert, erfc^toert, ja toieber auff)ebt. Sd) möchte ©ie ha auf mein S3ud^ ü6er ben 2lntifemiti§mu§*) öerlreifen, Jüo ic^ öon einem ruffifc^en Suben, einem ©tubenten, erjöJiIe, ber mir gefagt t)ot: „SSenn man un§ be^arrtic^ al§ ein frembe§ SSol! be{)anbett muffen tt)ir ha nic£)t auf ben ©ebonfen fommen, mirtli(^ p n^erben? SBir müt)en un§, unfere S3efonber'^eit §u öerloffen, unD man ftö^t un§ geiüaltfam in fie gurüd. SSäre ba ein SSunber, menn unjer ©tolg fic^ njefjrte unb rtir bie SBiebergeburt be§ alten 3§rael öerfud^ten? unb toarum follte un§ nid)t gelingen, einen jübi^ fc^en (Staat ju grünben, tt)0 wir nad) unferen ®e= fe^en unb (Sitten leben bürften, unferer STrabition gemä§?" (So fönnte gefdöef)en, ba^ gerabe burd) ben 5Intifemiti§mu§ bie 3uben ttjürben, toa^ ^eute bie 5lntifemiten fälf^lid) öon i^nen behaupten: ein befonbereö 3SoIf für fic^ unter ben ^^ölfern. SDarum beldmpfe iä) ben 5tntifemiti§mu§, fo Juentg x6) blinb gegen mand)e jübifd)e (Schöben bin, bie nur meiftenä ni^t in ber 9iaffe, fonbern in ben 93er* t)ältniffen liegen unb burc^ bernünftige 9?eform ge= l^eilt toerben fönnen. Sd) beute ba befonber^ an

") .Israel chez les nations". Sßaxi^, Galmann fieDi).

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Stigter, too in ber S^Qt bte Hlagen über bie 2lu§=^ beutung ber Slrober bur(^ ben jübifc^en SBud^er, ben freilid^ oft genug aud^ S^riften üben, ni^t o'£)ne ®runb [tnb. Wlan mü^te ba ben üeinen ©eft| ge=^ fehltet) fc^ü^en. 9tnber§tDo toerben ficE) toteber onbere Witkl empfetjlen. Wan fann n{d)t bte gletd^en ®e= fege für alle Sauber macE)en. 5lber bie toüfte §e|e gegen eine gonge Stoffe unferer Bürger ift öeräd^ttid^ unb gemein, unmürbig ber Qtit, in ber toix leben, unb ber Station, gu ber tt)ir get)ören."

^AAifciiifcfcifciiiiidi^^^

5?|5i|5i|??|5i|5i|!?|??|5?j5>|5i^^

18. ^tp^onfe paitbct.

(Raubet i[t ein rcd)ter 5(£)a§öer ber SBo()nung. (rr tre(^felt oljne Df^oft. Seber Df^oman ift in einem anbeten §au[c gej(i)rie6cn, ha^ er je nad) ber legten (Stimmung tDäf)(t. 80 finb alle SBinM üon ^arig fd)on feine Verberge gctoefen. §t6er unmiberfte^Iic^ locEt it)n immer tüieber in ha§> toteinifcf)e Stiertet gurüd, §um Sujembourger ©arten, tt)o ber fc^toär« meri[c^e Jüngling einft bie fdjmülen Sträume, bie üerroegenen SBünf^e feiner erften 9^ot fpajieren fü{)rte, unter bie platten unb gemeinen ^^ormen ber runben Stürme öon ©aint'<SuIpice, auf bie feine enge, elenbe, Dcrlotterte äJJanfarbe fa^, im „®ranb §oteI bu (Senat" für fünfjefin ^ran!en ben 9J?onat.

Sr mo^nt je^t 3?ue be SSeüediaffe, einer bunüen, ftummen unb üerlorenen Strafe, bie öom Cuai b'Orfag, bem breiten, feierlid)en ^(a^e ber ?lfabemie, Wo bie S3ouquiniften bie alten, fdjtüarjen, jerfreffenen

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Folianten t)alten, in baö Quartier fteigt, an ber cour des comptes öorüber, bie feit ber Commune in öerrauc^ten Krümmern f(^läft, um toelc^e fd^toere^ ®rün üon langen, büfteren, üppigen ©räfern fpriefet.

§inten im §ofe. Unb hJteber erft brei fteile ^treppen. Sc^ mu^ an ba§ 2Bort benfen, ba§ Sar* bouj, ber SDtinifter ber fd^önen fünfte öon 1877, cinmat einem englifdjen ©efanbten gejagt ^at: „®ie fennen ^ari§ nic£)t, mein Sieber, unb bo§ fommt bafjer: @ie mod^en S^re 5öefud£)e nict)t liod) genug. La France n habite pas au premier, la France löge au troisieme etage, au quatrieme,parfois sous les toits. "

@in bun!le§, ftrenge§, ftiHeS ®emac^, mit fd)iDe* Ten ©toffen gegen bie SSelt berf)ängt, gegen Sid)t unb Särm bon brausen, in matte, leife, 5ärtli(i)e färben gefüllt, bie be[c^n)id)tigen. @ine ängftlid^e, ;ioge, gteitenbe (Stimmung mie um ba§ 35ett einer franfen, fdjeuen, empfinblidjen ^rau. Unb alle§ in tief bertt)ölfte§ ®rau getoud^t, au§ bem, unter bem I)eIIen Sßilbe be§ ©bmonb be ©oncourt bon S3rac= quemont, bie tuei^e 33Iäffc feiner gepeinigten SKiene gefpenftifd^ fd^eint. 5llle§ tüiH enteiten, tnill ber^ rinnen, unb feine 3"9^' f^^^^ formen fdt)tueben im 9^ebel, tote man ben Sefud^ öon ®eiftern träumt. Karriere ^at in feinem berüljmten Porträt biefe^ 9)?Qftifd£)e unb (Snt!örperte be§ nerüöfcn SDidEjter^ gegeben.

(Sr liegt, ^ält bie ^rüdfe, o'^ne bie er fid^ nidE)t me^r beiüegen !ann, unb tüölgt fid) ot)ne S^aft, mie

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einer im gieber immer toieber bie Kliffen lüenbet unb Don taujenb Sagen öergeblid) ©rleic^lerung begefirt ®ie eble, oon Seiben gezeichnete 9}2iene f)at eine un- jägli(i)e geint)eit ber ßinien unb gält^en, ttel^e bie ®emof)nt)eit langer Dualen, tiefer Strümpfe giebt, einen mtlben ©ctjiramer jener legten 5lnmut:^, bie oft an fc^tt)inbfüc^tigen 9}?äbc^en ift. (£r fdjeint frant, aber er fcfjeint nicf)t alt; man mürbe feine 53 Satire nic^t öermuten. (£r fdjeint e^er mie ein fc^öner Süngling, ber ftirbt. Unb mer bie innige Träumerei ber öerf(i)Ieierten S31icfe unb ben Spott feiner fierben Sippen öergkic^t, fann au§ bem munberlid)en SSiber> fpruc^e gema^ren, bafe er immer ein Stroubabour unb immer "ein Souleöorbier mar.

(£r fprid)t leife unb fanft, aber bie 2Borte finb marm unb feu(f)t, Ieud)ten unb quellen Don ©efüt)len, immer mie unter bem 5^f)au jener sensibilite violente, meldje Semaitre bie ^IDominante feiner SBerfe, feineä Sebenö genannt ^at. ©r fpric^t nerDöfe, Don einem äum anbern, ol)ne ftrenge ^^olgC; in jerriffenen ©ä|en, bie fiel) brängen.

„Sc^ bin ja fein ^olitifer, id) fümmere micb nic^t um ^olitif, id) Derftel)e baDon nic^tg ic^ folge unbefonnen meinen (Stimmungen, bie medjfeln. Sltfo Don ber antifemitifc^en ©oftrin toei^ ic^ nid^tS; ic^ fann !eine ©rünbe für ober gegen fie fagen. Sd) fann nur meine Stimmungen fagen, bie Dieüeidjt nid)t immer gereift finb id) bin eben ber Slnedjt meiner 3^erDen. Sc^ fül)le plö^tid) SQmpatf)ien o^ne

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®runb, unb ot)ne ®runb tüetben fte in 2lntt|)att)ten bertoanbelt. Wit bem ?Intifemittlmu§ getjt mir gar feltjam. Stl^ id^ noc^ mit S)rumDnt intim öerlel^rte, hjar ic^ ein heftiger ©egner ber 5tntifemiten. ®eit mir un§ nii^t met)r fe^en id^ mei§ nic^t, mol)er fommt, ober i(^ fü^Ie je^t, bofe id) micE) feinen ®eban!en bismeilen nähere. SBir maren früf)er fet)r intim. @r fam oft, nnb jebe^mal mürbe über ben StntifemitismuS geftritten. 5lbcr mir fonnten nn§ nid)t tierfiänbigen. 3(^ l^abt iia^^ ^ec^, fet)r menig 9teIigion ju f)aben ba§ interejfiert mt^ nic^t, reijt midi nid)t. ®g ift öieüeic^t ein llngtüc!, aber ic^ !ann e^ nid)t änbern. Unb einen um feinen ©tauben p tjoffen, gu fd)mäf)en gu öerfolgen, ba§ fd^ien mir gan^ fdjönblic^ unb abfdieulicf). ©o mürbe immer gekauft; unb befonberS meine ^rau, bie gercd)t unb milbe ift, ereiferte fic^ fet)r. 9Zun fet)en mir un§ gar nic^t me^r. (£r ift ein augge^eidjneter 2)?enfd^ unb ein (Sdjriftftcücr üon ungemöljnlid)er 53ebcutung, aber Ieibenfd)aftlic^, ungered^t unb of)ne jebeö 9J?afe. SBaö er je^t alleS über mid^ fagt! ®erabe baß er eben nod^ mein '3^alent gelten läfit, aber er er^ülilt bie fd)auerlic^ften 'I)inge üon meinem ©eije unb meiner unbänbigen ®ud)t, ®elb ju t)äufen . . . 'i)a'i^ id) meinen ®ot)n, um mid) §u bereidjern, mit ber Keinen §ugo*) »erheiratet ^abe..

*) üeon ® aubet, ber plf)tIo)Dp£)ifd^e Siebter üon ,Germe et Poussiere" ift mit Spanne §ugo, ber (Sntelin SJictor ^ugo'S üermä^^lt.

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al§ ob fic^ bie Söt)ne )o etnfod) öerf)eiraten liefen . . unb id^ bitte <Sie, ttja§ t)at man benn öon bem ®elbe fetner ©c^trtegertocfiter ? 5lber jo ift er. Sa tt)a§ tooEte tc^ fagen? 2)amal§ toar id^ dfo ein heftiger (Segner ber ?lntifemiten. Slber je|t ic^ fann ni(^t leugnen, bafe icJ) micf) je^t bisweilen auf feltfamen ©ebanfen ertappe. SSenn man bie großen Sc^minbeleien unb 'Sripotagen ftei)t, unb tt)enn man ftet)t, ba§ in allen fd^mu^igen ©ef^äften immer bie Suben bie erjtc 9^oIIe fpielen -— ja, ba toirb einem f(f)lie^Iid) f^toer, fi^ einer gemiffen 3lnttpatt)ie gu ermetjren. 2)aS {)inbert mi(^ nid^t, mit Oielen Suben greunbfdjaft 5U l)alten. Slber im ©runbe meiner 8eele bin ic^ ein bi^c^en mißtrauifd^ getoorben. SSenn ber ^Intifcmitismus fiegen mürbe, märe ic^ ber erfte, gegen i{)n 5U proteftieren . . . meit ja 'i>a^ boc^ nid^t ge^t unb unfere Slultur ge=^ fäf)rben !önnte. 5tber fo lange bie Suben t)errfd)en unb alle großen @e)cf)äfte unb bie ganje ^olitif füt)ren, füt){e x^ mid^ fo vaguement Stntifemit. (2el)en 8ie ^um Seifpiel: Sc| mot)nte früljer einmal place des Vosges in bem alten §oteI 9^icf)elieu. 2)a§ toax auf bem ganzen ^Ia|e baä einzige §au§, ba§ nocE) nid)t ben Suben gehörte, dagegen läßt fic^ nun eigentlich gar nic^tä fagen. 5lber i(^ fann mir nic^t Reifen, ic^ mu^ gefielen: Wxi giebt ein un= angene^meö ®efüf)I. Sc^ bin fein Spe^ialift ber grage; ic^ unterfcfjeibe nicf)t oiel smifc^en portugiefi- fc^en unb beutfd)en Snbcn, mie bie geinfc^meder beä

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SubQtömuö; id^ öerbamme natürlich bte §e|e gegen bte Suben; ic^ erfenne bie (S)efQ{)ren be§ 5lntifemi- tiörnuä für bte Drbnxtng unb bie gretl)eit aber itf) toürbe lügen, tüenn id) eine geroiffe Iei(^te un-- befttntmte SIbnetgung Derl^etjlen rooUte, bie ft(^ bi§= njeiten in mir regt."

„SSie benft man benn fonft in Sf)ten Hreijen über bie grage . . . unter ben ©c^riftfteEern unb Äünftlern?"

„^d) gloube nic^t, bafe t^a Slnti[emitt§mu§ giebt. Scf) ^aht niemals eine ©pur gefunben. Übri* gen§ ift ta ein Urteil jef)r jrf)njer wie foEte fic^ baö auSbrücfen?"

„3c^ meine §um SSeijpiet in ber societe des gens de lettres. §at fid) ha fc^on irgenb eine antifemi* tifd)e ©trömung gezeigt?"

„9^ein, niemals unb ba§ ioürbe aud^ gar nichts betüeifen. S)ie societe des gens de lettres t)at feine ^ebeutung. ©ie bürfen nidjt glauben, roeil ^ola je^t ^rä[ibent ift ber Ujürbe je|t überall ^räfibent fein. (£§ giebt gar feinen SSerein beffen ^räfibent er nid)t fein möct)te: geuerttje^r ^augmeifter, 9^act)ttt)äc^ter feit er fid^ i>a^ neue afabemtfd)e ®et)irn angelegt ^at, ift if)m haS» gan§ gleid^. II adore la presidence . . . Slber nein, i^ glaube nic^t, ha^ in unferen streifen 5Intifemi:= ti^muä giebt. (Sinige öon ben „jungen" f)aben bog treiben ber jübifi^en 3ßelt gefi^ilbert, n^ie Saöeban im „Prince d'Aurec". 5lber ba§ f)abe ic^ fd^liefelic^

- 129

fc^on gtDÖIf Sa^re früljer gef^an, in ben „Rois en exil", bie an§> einem ftarfen ©efü^I öon ber 30Zac£)t be§ ®etbe§ gefc^affen finb. 9^ur t)at man mic^ ba» mat§ ausgepfiffen unb augge^ifcfit, meil fid^ fotoo^l bie Suben toie bie :pfd)ütten 5trifto!raten gegen ba§ ©tue! empörten . . . Unb übrigen^, ic^ bin auc^ gar fein jEf)eatermenf(^."

„©ie fdjreiben je|t ein neueS ©tüd für bie näd^fte ©aifon?"

„Sa, id) matt)e ben nämlid)en ©toff bramatifc^ unb in einem 9?Dman. (£r t)ei^t: „Le soutien de famille." SDer STitet ift ironifd) eine ©tü|e ber ^amtlie, bie fic£) um 11 Ut)r 'Da§> grül)ftüd m§> 93ett bringen lä^t fo in bicfer SBeife. 2)er 9?oman toirb fet)r bitter unb t)erb. gür bie Süf)ne mu^ ic^ natürlich ein bi§d)en glätten unb milbern, meil ja bort alle§ immer fojujagen ben ®e[d)mad ber geerie Ijaben foU."

SBa^r, 33cr älntifemitiämuS.

)7^r07070'TO?07<>70707070707070?070-r<)707070'7<)7^

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19.

^er §erau§geber be§ ^^^garo t)at im Sour* itati§mu§ t»on ber ^tfe gebient. ©r begann in QÜertianb Keinen fotirifcfjen SBod^enfc^riften unb jitgenblidjen 9?eöuen. Haum 25 Sal)re trat er in bie Journale be§ §errn U. SSillemeffant, al§ 9?e* ba!teur beä ©öenement unb be§ ^^igaro. (Sr führte bie ®efd)äfte be§ „liseur", inbem er täglid^ bie le^te SDkinung Don ^ari§ au§ allen 3citungen jud^te unb ber SD^enge in ^anblic^en, bequemen gormein bot. 1876 tüurbe er 9tebafteur en clief, nad) bem Xobe be§ SSillemeffant einer öon ben brei S)ire!toren be§ gigaro, ben er au§ einem engen Tliitd ber monar* tf)ijc^en unb Herifalen ^Nortei gu einer freien Tribüne aller neuen triebe, aller Saunen, aller SWoben ge^ mad)t iiat, toelc|e unter ben SJ^enfc^en !ommen unb jc^loinben.

Sein literarifcfieg ®epäd ift gering: ©in Sioman,

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„Confessions de l'abbe Jeröme", bcr 1869 erf^tcn unb je^t nic^t me^r im §anbel ift, unb ein fatiri= fc^e§ 2öer! ^Vie et aventures d'un positiviste, hi- stoireparadoxale" (1876j. S)er Slfabemie, für toelc^e er eben je^t baö erfte SDial, nod) gegen feinen SBiüen fanbibirt ttirb, fann bennocf) genügen, ©ie toirb ja nic^t ben ©c^riftfteKer, fonbern ben ^OJeifter be§ neuen SournaIi§mu§ empfangen.

(£§ ift ni^t leicht, einen gerecht ju fd)ä|en, ber fo biete in Hoffnungen gctäufcf)te ^etnbe, fo öiele öon 5?orteitcn befto^ene ^reunbe i)at, je nad) ben ®ienften, bie er öern^eigett ober gett)ät)rt. Wlari' ^e rühmen, ha'^ er ein unoergleidjlidier ©ntbecfer, ber immer frif(i)e Slalente au§ i{)rer unbefümmerten ^erborgentjeit fpürt, unb mit empfinbfamen, üerlä§s lirfien unb feinen SBitterungen aller leifen Striebe in ber ^unft, im Seben, in ben politifc^en ^rogeffen tüunberbar gerüftet fei, unb rüfjmen W Iöftlid)e 5l(art)cit jener n)in5igen 5lrtifelc^en, bie in ein paar fnappen, bürftigen ^dkn jeben SD^orgen bie formet beg SlageS, ben ©eift ber Ie|tcn Stunbe geben unb fo bie Sofung be§ Syiüvmeffant mit ©tüd betöäfjren: Donner tous les jours une idee aux lecteurs. Slnbere fd)mäl)en, ba| er ol)ne Überäeugung, ot)ne Streue an ^^erfonen ober ©ad)en, ot)ne rechte ^''^^9^ feiner ^länc, ^eutc ücrteibige, maS er nod] geftern ge- leugnet, unb mie ber erfte einen p cntbedcn, audj gerne miebcr ber erfte fei, ber einen üerrät, unb fd)mäl)en feinen meidjen, gefd)meibigen, unfelbftifd)en

9*

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©til, ber immer beutlid) bie ©puren feiner testen ^Begegnung, feiner legten Settüre unb nur jene leere n)ibcrlid)e 5llarl)eit eineg feidjten 9Saffer§ ^at ©o mectifeln ßob unb ©^anbe. Unb menn iljn (Satulle 9[)2enbe§, öer füfee, lieblidje ^oet, einen ber esprits les plus interessants et les plus Interesses de ce temps genannt !^Qt, fo t)at il)n ber fpöttif(^e S3ergerQt einen equilibriste moral, social, artistique genannt, ber nur bie eine 5lunft gu üben müfetc: satisfaire toutes les opinions, contenter tous les partis, tirer de Tabonnement dans tous les camps.

©ie {)aben roaljrfdjeinlic^ beibe redjt, bie ©djtoär* unb bie Säftcrer, unb beibe meinen mat)rfd)einlid^ bo§ ©Ieid)e, ba§ b(oJ3 jeber anberS ficl)t, menn it)m nü^t ober fd)abct. (£r ift fein ^olitifer: er I)at fein eigene^ ©cfidjt, feine vision particuliere ber jDingc, bie il^n mit 2eibcnfd)aft im ©taate gu gcftalten brängtc. (Sr ift fein Äünfticr, meit il)m jcbe befonbcre ©mpfinbung fc[)It. @r ift fein ©tilift, ber feine perfönlid)e ^"orm ber (Sreigniffe f)ätte. ör ift ein ^^ilifter: er l)at alle gemeinen Snftinfte ber 2)Zenge. (£r ift ein ©nob: er I)at alle Iounif(^en 9}ioben beö 53oulet)arb. 5Iber er meifj bie Snfttnfte, met^e bie 9}{cnge blofe atjnt, unb er finbet bie 3J?oben, Jreld)e ber S3on(cUQrb erft na^ it)m äfft. @r ift immer l^eute fd)on jene gorm Don ©nob unb ^l)i« lifter, h}eld^e bie anberen erft in fec^S Ü)?onaten fein merbcn. Gr f)ört 93egierben, mcldje in ben anberen nod) fdjmeigen; er t)at bie ä)ioben, beüor fie noc^

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mobern finb; unö immer ein ^albeä Saf)r früljer füt)lt er bie Saunen, bie tt)e(^[eln. (Sr i[t eben ganj einfad) ber gro^e Sournaüft, toelc^er ber SDZengc gleichen muß, um auf fie ju iüirfen, ü6er fie ju ^errfd)en, aber bor i£)r alle Üiegungen t)ernef)men mu^, um fie gu führen.

(£r ift f(ein, bemeglicf) unb fpi^. <Bp\^ ba§ ift baä Sßort, t)a^ feine SSeife giebt. ©pi^ ift ber fur5e, enge, tt)ei^e $8art, ber feine fcfjmale, pfiiffige, fpi^e 3Jiiene xatfxnt, unb fpiti ift jebe ber fdjneüen unb bet)enben (heften, hk er auf einen njie rafdje SDoIc^e ftö§t. Unb er läuft burd) bie fnappe ©tube, tt)o allen ^(a^ ein ungeljcurer Xifrf) nimmt, toie ein ^ud)§> im S^öfig otjue S^aft, unabUiffig fid) toenbenb unb in großen 53ögen treifenb. ©r ift fef)r gaftlid), tjon jener leidjten, rafd) ergebenen §öftid)feit ber •ißarifer, bie jeben ^JJenfdjen gteic^ al§ Kollegen biefeS miferablen Seben§ nimmt; aber man merft bo^ an ber gefi^minben §aft ber nerböfen SOäene, nietete §udt, ha^ ein 2Buft üon ©orgen unb @efd)äften ben 5ltemtofen brängt. (5r t)at einen faft fommer= giellen (Sifer in hm Stieben unb ©cberben, mit ber (Si(e grof^er Unternetjmer, mie man an ber 33i3rfe üerl)anbelt, unb t)at babei bie flinfe, furje 5yertrau= lic^feit, n)eld)e bie ®en)of)nt)eit öicter 9J^enfd)en giebt.

@r fpric^t, mie man tclegrapljiert: nur bie ein- ?ielnen ©d)(ager allein bie ^erbinbungen fuc^e fi^ ber Slbreffat. ©o mag er ben ©iun eineö „Seiter§" biftieren, ben ein ®e^i(fe bann ergänzen unb rctl)o=

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rifd^ ))u|en foH. (£§ ift eine feltjame 9J2ifc^ung öon ^ärte uitb 9J?iIbe, toetl er ja mit einem SBorte ötele ®tnge, rafd) alle§ jagen, unb hod) bon jeinen taujenb afJüdffic^ten feine öergeffen mö^te.

„S)er S(ntifemitiömu§ ift eine Srfinbung be§ ^errn Sbuarb ©rumont i)a§> f)ei^t: Stimmungen gegen bie Suben I)at e^ natürlid} immer gegeben, S5orurteiIe unb ®epfftg!eiten. 5Iber bag toar fonft eine rein perfönlid^e 51ngelegcnl)eit. 93^an modjte bie Suben, ober man mod)te fie nid)t, tük jebem ge- fiel — mit ber ^olitif ^atte nid)t§ gu t^un. ®en :poIitif(^en Slntifemitismu^ \)at erft S)rumont gefcfiaffen unb entbecft, unb erft mit ber France juive mürbe er geboren, ©rumont I)at au§ feiner einzelnen 5(ntipatt)ie ein allgemeine^ '^rtnjip gemad)t, bo§ frcilid) balb genug bcn eigenen Urtjeber oer- leugnete unb manchen SBec^fet erfutjr. ^at, mä^renb er au§ feinem religiöfen ©efül^Ie f(^uf, eine ^rage ber 9kffe juerft unb je^t eine fo^iale grage gegeben; reaftionär angebettelt, mirb je^t mit jebem Stage reuolutiondrer, unb ber gute ©rumont, ber Ieibenfd)aftlid), o^ne 93Mß, aber ritterlich unb et)rent)aft ift, mirb nod) einmal oor ben folgen feiner %[)at erfc^reden. ®egen 'oa§> jübifc^e ®elb l^at begonnen, aber mirb üor bem d)riftli(^en nic^t f)alten. ®ie 9iote, bie il)m bie ^erfunft oon einem religiöfen ©djriftfteücr giebt, üerliert fid^ fd)on, unb bie §eljie gegen ben jübifd)en ®eminn mirb immer beuttid^er eine §e^e gegen jcben ®ett)inn o^ne

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STrbeit übecf)aupt. (£g ift nur eine ^rage ber Qüt, bieHeidjt öon ein paar ÜJ^onoten 6(o§, ttann biefe SSemonblungen frfjliefeen, ber reine Slntifemiti^mu^ ^öcf)ften§ noc^ a(§ ein (Sport ber öornef)men ©e* fellfi^att bauern unb ber reine ©ojiali§mu§ tt)n öer= brängen n)irb. S)a§ fc^eint mir ot)ne ßn^^ifel."

„©lauben ®ie, bo^ man ©efe|e gegen bie Suben mad)cn mirb?"

„"Skin ©Ott! 3ct) jpiele nict)t gern ben ^ropt)e* ten. 9J?an blamiert fii^ Ietd)t."

„Sc^ meine nur: galten ©ie ®efe|e gegen bie Suben, befonberc @efe|e, bie ba§ allgemeine 9^e(i)t öerle|en, überl)aupt für möglich?"

„9Jföglic^! SJJöglid) ift bei un§ fc^lieBüd) alles, unb man barf niemals behaupten, bafe etmaä ni(i)t gefc^e^en mirb. @g märe ni(i)t ba§ erfte 9KaI, boB mir t)eute erlebten, ma§ geftern noc^ pf)antaftifd^ toll unb ganj unmöglii^ fc^ien. Stber freiließ ba§ !ann man tt>ot)t fagen: ©o lange bie bürgerlid^e Drbnung üon ^eute t)errf(^t, finb @efe^e gegen bie Suben nid)t mögüc§. (£§ müfete erft eine Sfleüolution aller 2)inge unb ba^ (Snbe be§ mobernen ©tautet gefc^et)en. ©o lange bie S)inge gefet^lic^ unb normal öerlaufen, ift nic^t möglirf). @in milber ©turj aÜer 35ert)ältniffe märe unerläßlich. 5lber id) glaube, baran benfen bie 5lntifemiten felber nid)t. t)anbelt fid) it)nen gar nic^t um foldjc ©efe^e. ©ie mollen eine feinblic^e ©timmung gegen bie Suben fd^affen ^a^ ift alles, ©efe^e ücrlangen fie nic^t. ®a§

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fommt tDo'^f bQt)er, bafe toir ben jübtfdien 2öu(^er, ber in anberen Sönbern foIcEje SSünfd)e geitigt, in ^ranfreid^ nid^t fennen. ®ie Suben finb bei unö in ben großen Unternel^mungen, ben üeinen SBu^er treiben fie nid^t au§er in Sllgier, xoo aüerbingS ber (Sc^u| gegen bie entfe|Iic^e Hu^beutung immer bringenber öerlangt h)irb. S3ei un§ ift anber^. §ier fennen mir ben Suben at§ SBuc^erer nic^t. llnb gerabe beSmegen glaube id^, ha'^ bie antifemitijctje §e^e feine 3^1^"«!^ f)at, fonbern nur bie ©efi^äfte ber ©ojialiften fü^rt. ®a§ fd^eint mir i^re ©efa^r. Unb barum mürbe ic^ gegen fie immer fämpfen; barum mürbe ic^ gegen [te, felb[t menn fie, tDa§ ic^ in aKen "ipunften leugne, im 5Red£)t mit i'^ren ^{)efen gegen bie Suben toäre, bennod| be^arrlid^ unb o^ne 9f{üc£fid£)t fämpfen, meil fie mir gan^ anbere ®inge, al§> bie Suben, ju gefät)rben fdjeint: alle S3ebingungen be§ mobernen (5taate§ unb bie gange gorm unferer poIitifcE)en ®ntmicflung üon ^eute. Übrigens ift if)re erfte Slraft unb §eftigfeit fcf)on mieber erfd)üpft. !J)a§ mar öor brei, üier Satiren, ba§ fie mirflid^ einige 3^^^ ernftUd^e «Sorgen ermecEte. Se^t finft i^re äJJad^t, if)re Geltung fd)on bcträc^tlid^, unb fie mirD mof)I bolb mie ein müfter t)ä^tic|er Straum cnt* fd^munben fein."

MUiiuuiu.iUiuuuiiiiuauuuim^^

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22.

<^a^ §Qu§ öe§ (Sauloig, ben ber fdjöne 51rtt)ur 9}?e^et leitet, ift 2 'dim ©rouot, ein paar (Sd)ritte öom ©etöje ber 93ouIebarb§, beüor man 5U bem jierlidjen unb IjeKen (Sc^Iö§d)en be§ t^igaro fommt. §aftige§ ©ebränge ring§, unabtäjftg t)in unb ^er, auf unb ah, unten im ^(ur unb über bie ftf)male treppe, bie [id) enge minbet. 93Zan ^at SD?ü^e, fii^ in ben (Strubel unb ^^umult ber fjeijgen, lauten, bunten ©aüc be 2)eped)e§ §u fdiieben.

®iefe (Saüe ift eine ©|)e5iaütät ber fran^öfif^cn 95Iätter. ©ie ftellen [id) mit bem Sefer üiel in* timer, a(§ unfexe (Sitte i[t. Un§ genügt c§, if)m SD^elbungen unb ä)^einungen p liefern; ßile, güUe unb Streue ber 23erid)te, bie beften ©ebanfen, bie mir finben, unb etroa nodj, menn e^ glüdt, eine ge= fällige ^orm mel)r glauben mir il)m nidjt ^u fc^ulben. ?lber fie modjtcn übert)aupt gleid) alle

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■©ef^äfte für tf)n nehmen, feine ©orgen füljren, jeben SBunfd) erleidjtern. ©ie mödjten @ef)ilfen feinet Seben§ toerben. <Sie möd^ten tf)m aUe§ üertoalten. (£r foE bei i^nen für jebe ^^rage, in jeber SSerlegen* t)eit, auf iebe§ S3ebürfni§ immer 9^at unb 93eiftanb finben. ©o 5iet)en fte i^n gu fic^, in bie Sieboftion, njo^er jeber bie ©riebigung feiner ©adjen, feiner 95e* fd)tt)erben f)oIt, h)ol)in jeber bie legten ®erüd)te ber ©trafee, bie legten ©timmungen ber SDfenge trägt, boB fte bie ©efc^i^te ber Qdt, bie täglichen (Sreig= niffe immer gleic^fam in ^erfon empfangen. (Sin Saufc^, auö bem beibe gettjinnen.

©ie braud)en manche Wittti, i{)n ju fic^ p loden. (£ine§ ift bie ©alle be 2)eped)e§. ©o Reifet ein großer 9?aum, nad) ber ©trafee frei, mit bieten ©(^altern, mo man ha^ 33Iatt abonnieren, afler{)anb befteüen, fid) ertunbigen, feine ©riefe erleoigcn, tele* pt)onieren, telegrapt)iercn fann, mit mand)en S3elufti- gungen, al§: ^tjeatropljon, ^Ijonograpl), Slarifaturen, mit ^^t)otograpt)ien, Silbern unb ©fiäsen, welche jebe 9lcut)eit beö ^age§ geigen, ben legten ^erbred^er unb hm legten 9J?inifter, ben ^rebiger unb bie ßocotte ber Tioht, fluge SJJänner unb ^übfdje S[JJäbd)en. ^Küijige bummeln ba gern unb raedjfeln fpüttifd)e ©päfee. Sc^ liebe e§, auf fie gu l}ord)cn unb mit tl)nen ju gaffen. S)a l)ängt üan ®l)d, ber je^t bie grof3e Seibenfd)aft aüer ©djönen ift, ber ©ieger ®obbä unb Serot), ber närrifdje 5!anbibat ber JReüolutionäre für bie Slfabemie, ber ftolj feine boli«

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öarifc^e Uniform stüifd^en ber üerroüfteten gerfe^ten SOJtene be§ SiSbonne unb bem bürren, fd^lottrtgen, l^ageren S^ournabre fpret^t, ba I)ängt ber mübe, öerprmte, traurige S)aubet neben bem l^errifc^en unb brutalen ^rofil be§ ßola, ba pngen bie 6(ou§ ber ©alonä unb in curiofcr ©ammlung bie 5!ommu= narben bon 1871.

5lber ift ßdt, über bie Xreppe ^u jteigen. ©r Ijat mid^ für fünf befteüt. Unb um fe(^§, pr „grünen ©tunbe", erwartet mic^ aud) fd)on lüieber, im (Safe 9^icf)e, nebenan, bie bleiche ©onne meiner

S)er jäl^e ©c^maE öon ©äften mag auf ber treppe nic^t raften. Säufer, S5oten, Sieporter brängen fi(^; mau fief)t politifc^en unb journaliftifcEjen Stu^m. SJJermeii" mit ber f)ämifd)en faljlen irbenen 9Kiene, bie getoaltfam ben mepl^iftop^elifc^en ©c^äbet be§ ©irarbin äffen mö($te, fommt ^erab unb id) treffe ben munteren, ^ierlii^cn unb feinen SJtorcel §irfd), ben geliebten S^enjamin ber ^arifer treffe, ber üor gtoei Saljrcu hti ber ©al^burger ^eier Don SJ^ojart aud) gleid) alle ^crjeu burd^ feine frii^lic^e Slnmut geroann . . .

%xt\)üx 9)kl)er ift eine feltfame fomifd^e Sßiu fc^ung. ©rftenä ber Jobber, tüie er in ben Äarifa* turen ftet)t ber bet)aglid)e unb breite Jobber, ber toei^, baf3 if)m atleä gelingt. ®aun l)at er etttjaö bom „öarbin", üom t)errfd}afttic^en Itammerbieuer, ber mit ber ßeit i^ic ©cftcn, ^licfe unb 3lEuren ber

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^Qoaliere nimmt. 5l6er man lüirb bod^ aud), unter bem glatten, eitlen, glei^nerifdjen (Set)aben, bie „gute §Qut" ntc^t öerfennen, bie er, toenn fein S)ünfel nirf)t gereift »irb, im ©runbe gemüttid] bleibt, unb toirb au§ ben fc^merälicficn galten um bie müben i^ippen be§ 35it)cur gemaljren, bafe er fd)on aud) fein ^eil gelitten ^at. @r fprid)t leife, milbc, artig, aber ner= ööfe unb mit §aft fo ettoa jtoifd^en einem flir* tenben 93aron unb einem Don ©efdjäften lifpelnben Unternehmer.

Sd) foge meine Sitte. (Sr neigt ba§ gefd}nicgelte ^aupt, finnt eine SSeile in einer ^ofe, bie an ha^ SOZonument bcntt, unb ertoibert: „2)ie grage ift für mid) ein menig {)eite(. Sc^ bin Sube unb gugleic^ ©ireftor eineö fet)r !atljoIifd)en Stattet. Sie be* greifen, ha^ baö eine etira^ belifate Situation ift. Sd^ risfire Un^iemlid^eä ober S3analeö ju fagen. S^ ntu§ eine grofee ^Referüe ben)Ql}ren."

„Sd) bin bei St)nen, gerabe meil Sie Sube unb ein güt)rer ber Äatt)oIifen, ber ?lriftofraten finb. ^aö fd)eint bei un§, ujo ber ?(ntifcmiti'ämu§ t)ornet)m« lid) eine fatt)olifd)e unb reattionarc Senjegung ift . .

(£r Iäd)e(t fein, ba er ha^ Sntcrüicnj iuiber SSiüen, oon rüdroärt§, U)of)t merft, aber er ift gemütlich genug, fic^ ju fügen. „9J?an fann taS^ bei un§ burd^= au§ nid)t bel)aupten. SU^an fann ni(^t bet)aupten, bafe in ber Striftofratie, unter ben ^atf)olifen üiel StntifemitiSmuö ift. ®r fc^eint üie(mef)r eine fo^iate Senjegung. 3c^ glaube nid)t, ba{3 er mit ber 9?eIigion

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ober mit ber Sf^affe ötet ju fdiaffen I)at. §öc^ften§ ben beutfdjcn Suben gegenüber bieüeidjt aber bte jpanifdjen unb franjöfifi^eit toerben ntc^t qI§ grembe empfunben. (Sä t[t luo^I üielmel^r nur eine Sertjegung be§ ^affe§ unb be§ 9?cibe§ gegen ba§ (Selb, gegen ben guten dtod, gegen bte I)errfd)enben klaffen über« l^aupt man nennt ben Suben unb meint ben $Rei(^en, 2(uc^ glaube id^, ba| feine Slraft bereite eri'i^öpft unb feine Qtxt fc^on tüieber öorbei ift. Übrigeng, mie gefagt, ba§ ftnb fo meine perjönlic^en S3ermutungen unb ©cbon!en, bte id) für mtc^ \)ahi, ot)ne mic^ in ben öffentlichen Streit gu mifdjen. 2)a§ üermeibe ic^ grunbfä|Ii^. S(^ meine: mir Suben enthalten un§ beffer unb fönnen getroft bem ritter* lii^en (Sinne ber Station bie ©ntjd^eibung laffen. Söiefe Haltung 'i)ahc id) mir öorge^eic^net unb fie fc^etnt mir bie flügfte, menn ic^ fie ouc§ freiließ in btefem äJ?omente bebauern mu^, meil fie mir bie ^reube nimmt, alle Stjre 5£Sünfdje, bie Sie öon mir erroarten^ gu erfüllen. Unb tc^ bin immer glüd(ic§, SloHegen bienen gu bürfen."

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21. f bottatb "^^atfferon.

(^bouorb ^atUeron, öon ber 5lfabemie, ber jterlidje unb feine, nur ein bi^c^en pvetiöfe ^(auberer bei „Monde Ton s'ennuie", ber „Souris" unb ber „Etincelle", ftf)reibt mir:

„Db bon 3?on gu S[>oIf ober öon Iftaffe gu filaffe ober üon Partei gu Partei alle Kriege finb immer fogiale Kriege, bog l^cifet: kämpfe um§ ^afein.

SBie bie Kämpfer aud) iljre Wittd öerebeln mögen, um fid) felbft über i^re ©ac^e gu läufc^en, im legten ©runbe moKen fie alle immer nur bcn nämtic^en Qmd: S)ag, tt)Q§ fie nid^t ^oben, jenen, toetd)e '^aben, gu net)men, ober ba§, h)Q§ fie ^aben, gegen jene, mctdje nidjt l^aben, gu bertcibigen.

^er „?lntifemiti§mu§" mie ber „(gosialiömuS" finbnid)t§ atä nurneuega^ncnbiefer elrigen (Sd^tac^t!"

^?f?|f;qpf|?^^Y^'V¥Y^'V>'^1^1Pl?>'l?^^¥>'^i?YV*^'Vl>^

22.

(^tan trifft tf)ren 3^nmen täglic^. ®ie fc^reibt im ^igoro, im ®auIoi§, im (Sc^o be ^ari§, im Sournal. giebt fec^S, fiebeit 5lrtifel bie SBod^e unb mef)r. ©ie fd)eint unerfc§ö|)f[icf). 5JJur §enri gouquier barf fic^ ettoa meffen.

S)a§ !ann fonft itur, toer reiche, fidjere ^ennt= niffe, eine toeite, mitteilfame (Srfa^rung unb jenen be^enben, auf [eben SBinf bereiten ®ef)orjam ber gorm 'tfüt, ber immer gteic^ bie redete 9^ote bringt. @r barf nic^t an ber ©timmung gongen, bie unber* lä^Iic^ tüec^felt. (Sr barf ni(^t au§ bem ©ränge ber ©efüt)Ie fc^affen, ber unöermntet ftocfen unb öerfagen !ann. Sr barf fid) nic^t an bie ßeibenf^aft galten, bie feine Sermine \:)at Drbnung be§ SBerftanbeö, i^üHe öon Erinnerung unb eine billige, immer ge= lannte Sedjnif finb feine Wittd. ®a§ ift ein alteö ®efc^ ber fruchtbaren ©djrciber.

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9JJan tutrb qI)o eine fluge, reife, erfat)rene grau erwarten, tuelcEie fic^ einen gefcf)meibigen unb bienft* baren ©til gerichtet l)at. %hn jie ift cjan^ anberS. ©ie fcEiafft nic^t au§ bem S3erftanbe, au§ ber ©r* fat)rung, in feften formen, fertigen ©djabtonen. S^re g-eber entläuft öietmeljr auf» gute ®lüdt, un= befonnen, bon 9iüt)rung unb Ergriffen t)eit gelrieben. Wlan empfinbet jebe§ SBort alö (^ahc fcl)öpferifc^er SBonnen, alö ©efc^enf bon Seibenfc^aft, 93egeifterung unb Dkufc^.

®a§ ift feltfam. ©ie f^afft, n}ie man nur unter fremben, feltcnen, befonberen S^ei^en f.inn, bie erregen. SIber um pünftlid) jeben Xag i()re Slopie gu liefern, mufe fie üermögen, fidti fold^e SfJeije auf jebe Stunbe ju befteüen. Sie ^Ujingt Segeifte* rung, Seibenfc^aft unb Siaufd). <Sic fommanbtcrt bie (Stimmung, ©ie fctin^ärmt jeben S^ag genau öon fünf big neun. Stallungen unb g-icber fommen ge* t)orfam, mie fie fid) an itjren 5lrtifet fetjt. SSie fann it)r ba§ gelingen? 2Öol)er l)at fie biefen fo gefälligen , fo nüt3tic^ gejä^mten ®ämon? (£g mufe ein bet)arrlid^er S)rang über ba§ ®emö^nlid)e fein. (£§ mufe ein unerfc^öpflidjer unb 5ä^er dicih fein, ben bie ®inge felber ftet§ erneuen, ber ©tadjel einer unerfättlidjen 33egicrbe, bie öon ©ntfagung täg= li^ mäc^ft. ©ä mufe eine eingeborene Gmpörung i^rer Statur fein, bie nid)t njeid)t.

(^S- ift bie ©mpörung einer n)eibltd)en «Seele gegen bie männlid;e Drbnung biefer SBelt. (Sie rebet

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unb ratet mit ben 5D?ännern über bie ^läne unb ®ebote be§ Staate^. 5(6er fte tiert)anbelt a(§ grau, bie immer grau bleibt, fraulich in jeber gafer ber öJebanfen unb (SJefül)Ie. ©ie fagt tt)re SBeiblidjfeit au§, mel(^e ber männlidje ®ei[t aller S)inge beleibigt. 3)ag ift t^r ®ef)eimni§. ®a§ ift ba§ 9^eue an i^r. jDaö i[t bo§ unöerglei(^licf)e. grauen, ioetc^e mit Sifer getoaüjam ein männüd)e§ ®ef)irn ermarben, ein männli(i)e§ 58erf)ättni§ gu allen gragen unb eine mönnliclie ©teüung ju jeber ^ftic^t, bi§ fie fid) meffen burften, i^at oft gegeben. Slber fie ift bie erfte, mutig immer ben fingen bie tüeiblic^e (£m* pfinbung p belennen unb ben meiblidien Slraum einer geregten, bor @ct)ön^eit unb ©itte freubigen Seit gegen biefe §errfd)aft Don ©etoalt unb B^^^^Ö 5U füt)ren.

(Sie fragt nur immer it)x H)eiblid^e§ ®efü!^l, um allt SSerte gu meffen, ob fie nü^lic^, ob fie öer= roerflid) finb. SSernunft lä§t fie, menn fie ni(f)t 8d)önl)eit, ©lud unb grieben bringt, nid^t gelten, unb alle S3emeife, ba§ ein Übel unöermeiblid) fei, mag fie nic^t l)ören. 2öa§ auf ber @rbe einen 9JJenfd)en fränft, Iränft fie, unb ma§ fie fränft, barf nid^t bleiben. ®ie l)at nur immer biefe 5?ritif: aber ba§ tl)ut ja mel)e! ©ie l^at immer nur biefe§ Strgu* ment: aber n^irb mot)ltl)un! 5lufrid)tige, öer* megene 253eiblid)leit o^ne Wa'^ unb ol)ne @c^eu M^ ift it)r 5S;alent.

S)at)er ber reüolutionäre Sinn, ber fie immer

S3a^r, Ser 2tntifemittsmu§. 10

146

gu ben Firmen, gegen öie SJJädjtigen, gegen bie füd' d)en getrieben l)Qt, toeil bie 9Zot ber SJ^enjdjen fie fdimerjt, toie eine pfelic^e, trübe ^arbe, bie fort fott, lüie ein greller Särm, ber bie 9?ert)en äng[tigt. ®Qt)er hüQ milbe, innige Erbarmen mit ben Sfnar- c^iften unb S^ii^iliften, bie romantijd^cn Steigungen gefallen. S)at)er ber l)öt)nifd)e ßorn gegen bie ^Igenten beö g}?Qrji§mu§, tt)cld)e Sl^oi^t fu^en, lüät)renb fie tjelfen lüiü. 2)al)er in oUem ^eiligen, leibenfd^aft= liefen Srnfte bod) immer eine jierli^e, fc^elmifctie, feine 2Inmut, meil fie and) im Ijefttgften ®eli)ül)Ie ber ®efüf)le ben ©pieget nic^t üergifet, mie fie fleiben mag. S'al^er biefe unbefümmerte ^oütif auf eigene ?}Qi^f^' ^^^ H^ liif^^S einmal l'ecole buisson- niere de la Revolution genannt l)at. ®ol)er ba-5 lüunberlidie ©c^idfal, bafe fie fid) mit feiner ^artci tiertrögt unb tion aüen geliebt mirb, bafe fie bei ben 9?eöolutionärcn unb bei ben Üteaftionören fc^reibt, unb boB fie bie g-rcunbin ber Souife SJZic^el unb ber gürftin tion SJJonaco ift.

©ie fann leid)t unerfdjöpflid) fein, meit i^r jeber ^ag mieber neucS bringt: eben bie meiblic^e ?lntiDort auf febeä (Sreigni§. ©o ift fie, in ben taufenb unD taufenb l)aftigen unb ^eifecn 3?cben, bie je^t einige ein 5u geringer, fdjeuer Seil! in ein lieber, tüunberbare§ 93ud), bie „Pages Rouges" gefummelt finb, bem 5lnbenfen iljreö großen ^reunbeö, bc§ un* erbittlic^en Sulcö 55alle§ gemibmet fo ift fte ot)ne ?J?ü^e immer anberä alif> bie anberen, tion einem

~ 147

fremben, unüerfofteten ©efc^macfe, unb ift bod), an unermübltc^er ®üte, an unberftegüc^er §tlfe, an unergriinbticE)er Siebe, immer bie gteid^e mieber, tüie eine ^eilige ©lifaBet^ ber 35ouIeüarb§, lüetc^e mit öoüen ©penben lröftttd)er SSorte, frommer Sßerfc burtf) bie fle^enbe SOfengc ge^t.

3^r Seben ift rafcf) ergä^It, meil eg met)r Seele al§ ©efcEiiiiite i)ot. ®er SSater arbeitete unter bem ^rafeften ber ^oli^ei, brau unb emfig, im Diefpelte bcr Siegicrung unb in ber gurdjt ber SSorge[e|ten, ein fleiner 33eamter, ber öon unten biente, Sa^re gc* butbig um ben nädiften Soften bemüht, ©o mud^« ha^ träumerifdje gräulein 9?emt) bürgerlid) unb ftiHe, i^eiratete einen §errn 9fif)eine, fct)ieb balb, fet)rte mieber p ben (Sttern unb lüurbe bie (Schülerin be§ ^atleg, be§ ungeftümen Äommuniften, ben fte mit fc^märmeri)d)er Pflege eierte unb biä in ben %oh md)t mieber öerlie^. Sljr gmeiter ©atte, ber ®oftor ©ebbljarbt, öom Snftitute, gab bie 9}tittet gur @rün= bung be« Sri bu ^eu):)le, ber bi§ 188 i i^ren S^iamen trug fie fonnte fic6 auf bie ®auer mit ben ®e« lef)rtcn be§ ©o^iali^muä nid)t tiertrai-jcn : fie f)a^tt bie ©d}ulen, bie für 53rot bem ^solfe 2)09men geben, unb ^afjte ben §ofe, ben fie ftatt ber emigen Siebe berfünben, unb modjte moI)I übcr[)aupt, meil fie jebe 9JJeinung ad)tct unb ücr)üt)n(id) ben ©egner t)ören toiU, in eine 3^'it""9 ^^^}^ paffen. 9Jät freier geber üagabunbiett fie jcM ein biöd]cn überaß, interbiemt für ben ijigaro, fritifiert bie 2;t)eater im öour, agi«

10*

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tiert für bie 5lrmut im ®auIot§ unb iütrbttm 9)?attn, im ©clair, im ©il Sla§, im ©d^o be ^arig, im Journal um (Srbarmen. ®a§ ift i^r (Clement: Reifen, immer Reifen, aüen tielfen; ben fteinen ^elegropljiften, bie ber junger ftrifen mad^t, unb bcn knappen öon @aint»(£tienne, loeli^eu fie fec^jigtaujenb grancö gefammelt t)Qt, unb ber alten ©life ©ugueret, ber üergeffenen ^ragöbin, unb ber guten ä)?utter Souault, ber SJJarfetenberin ber greifdjü^en öon GfjQteaubun, unb bem 9J?örber ^abletrgfi, ben fie bei fid^ öor ben ^äfc^ern öerfterft unb burd) i^ren greunb, ben Sournaliften ®eorge§ be Sabrutjere, über bie ©rense gerettet ^at. gür Xroft unb §ilfe l;at fie immer 3eit, unb fie I)at nod^ Qtit, bie Iieblid)fte grau mit ben l)übf(^eften ©infäücu gu fein, mic fie benn ber Sccarbe ben Stitel unb ben Sßoutangiften bie rote 9^ielfe äur 2)et)ife gab.

(Sie f)at immer ^eit, iDeit fie in einer unab« änberlirf)en Orbnung lebt, bie ftrenge unb genau ge= galten mirb ba§ ift 'i)a§> ©e^eimniS ber ^^arifer, baö i^re SBunber an 5(rbeit unb ®enu| erflärt. Sie fd)Iäft bi§ etf, babet unb gehört bann ben Sorgen um bie Sd)ünf)eit, ba fie ja fo gang nebenbei bie 5ierlid)fte 9J?onbaine ift. Um ^alb jttjei Ujirb be- jeuniert, unb öon Oier empfängt fie. Unabläffig Drängen fid^ bie (Säfte: benn fie löj^t jeben I)erein, ben SZot brücEt, l)ört jcben gebulbig, ber gu flogen l)at, unb mei^ immer 9iat, biefem 5Irbeit, jenem Hoffnung. $ßou ^alb fec|§, fec§§ biä neun ober

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ge^it tötrb gejc^rieben unb bann m§> ^£)eater, gu öefuctien, über bte SouIeüarbS, ober fte orbnet ba^etm bte gülle ü)rer S^oten, ^tttd unb ®o!umente. SSor fünf U^r frü§ get^t fte nic^t fdjtafen.

(£§ ftnb öiele Silber öon tf)r. Wark (Soutant, 9^enouarb unb Souife 5lbbema ^aben fte gemolt, unb im legten ©alon I)atte bQ§ gräutetn 93eaurt) ©aurel if)r feinet, launifc^eS, bon rotl)en Socfen öerbrämteä 5löpfc^en. Man ntodite fie, biC> man ftc^ näherte, nad^ ber fremben, fc^Iaffen 2(nmut, nac£) biefer n)etci)en, lofen §altung, tt)ie eine ©eerofe, tt)eld)e bie SßeEe ttjiegt, nai^ bem afft)rtfd)en (Srnfte ber bleid)en, feier-- Ii(^en 9Jiiene für bie große ©oral) nef)men. ©a» Xragifc^e i^rer ftoljen örfc^einung, n)ie fte ha in bem roeictjen, toei^en Slleibe fa^, eine mübe f)ängenbe ^Idk im (SJürtet unb träumerifcf) bie lange, fc^mate §anb ^erab, ujar getroffen, unb man empfanb bie eble SSet{)e t^rer ftrengen unb gerechten ©eele. 5lber es feljtte jene milbe, laue Suft öon §er§lic£)feit unb @üte, jener ©taub unb ®Ian§ unb ®uft üon Siebe, ber um jebe if)rer ©eften ift. fet)lte, Ujaä g-ran^oiö ßoppee oon il)r gefungen i)at: „. . . une femme au grand coeur, la bonne Severine". (£§ feüjlte haS» föftli(i)e, fuße Qädjdn um bie fanften Sippen, toie 5l'inber Iärf)eln, menn fie, eben nod) üer- lueint, mitten im ©(f)mer5e gctröftet finb.

©ie groitjd^ert fein unb leife, unb auf il)rer 5ärtlict)en, ftreirf)e(nben Stimme ift wie 2)ampf unb Stiebet auö ^eijien ®cfül)len.

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- ba t)abeit ©ie bie (Stemtie be§ 5tnttfemt==

Unt) ba§ 95oI!?"

"®a§ SSolf? 2)a§ roa^re, tite, tuirfltcfie 23ol!? Sag "$80«, bog arbeitet unb ^afft? ®a§ SSolf traut bem StntifemitiSmuä niÄ toeit bte lodere Crbnung, bie Sift unb Süge fei^r 5Irgumente fu^lt, aber monc£)e ijerblenbet öer B^^^er emtQer gu^rer. ^a§> «otf ijt uidjt autifemitif), tüeil gut unb aeredit unb frieblid) ift, aberoiete i^^örmen für Srumont, weil er tapfer, öon übenidjaft unb ^a\t unb ritterlid) ijt, mit einem ft.^en ^?afje gegen ba§ (Selb, mit einer ftürmiid)en -i^radje für bte ytot. (gr £)at einSudigejdirieben, ,L^secretdeEourmles^ ba§ »unberbare, untergteid)Ii.e Seiten gegen bte 3lu§beutung, gegen bie SBiUfv f)at - freiti^ fommt er bann auf einmal mieber ai ben Suben, ber aücS öcrf^ulben unb am büfeen oü, jebe 9^iebertra^t unb (2d)anbe ber ®emalt. ^er Öem SSotfe gefaEt fein reblidier aJiut, ber ofine tudfic^t bie9iän!eunb $ßerbrecf|en ber ü^egierunger beim red)ten 9iamen nennt, mie ba§ übert)aupt br. mk am %nti]zm' tigmu§ gefäUt, bafe er ungefuut mand)c boieSBa^r* ^eit fagt, bie lange emptnben, aber fonlt noä) t)on feinem get)ört \)at" ^ s. . «r«*;

„©tauben ©ie, m w 1)«"^ ^^^^^ ^^^ ^""' iemiti§mu§ eine ^ufunft t)a'" ^. „^.

2Ber miü bie 3u!un erraten? ®te Smge gefdjeVtt immer anber^, at§ :r fetnfte toner metnen

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150

„®er S(nti[emiti§mu§ i[t bic ^^artei her Uitäu* frtebenen öon allen ^arteten. 2Ser firf) ärgert, toirb '■Inttjemit. ®a ift ber §JbeI, ber ben Subert i^r @elb niciit öer^eifjt unb [ie au§ 9^etb, au§> Sf^ad^e unb tüol)! and) au§ ©enre f)a^t, iüeit einen ba§ poftert, toeil d){c ift. ©bei unb t)orne!)m toirb man ha§> nic^t finben, ober man fann fdilie^lid^ begreifen. S)ie Suben l)aben ben Slbel berbrängt. Sie fpielen bie 9floUe, bie er f|3ielen mödjte unb ni^t me^r fpielen fann. ©ie ^aben bog ©elb, ba§ er gern I)ätte unb nidjt met)r l)at. Sllfo . . . fd)Iagt fie tot! ®a§ ift tüot)t überall fo . . •"

„2)a§ ift auc^ bei un§ fo."

„®ann bie ©ojialiften, bie natürlich !eine§tt)eg§ Slntifemiten finb, aber mit bem ?lntifemiti§mu§ gelten, roeil il)nen jebe Dteüolte miHfommen ift, unb meil er roenigftcng auf ein ©tütf beö 5lapitoI§ fd)Iägt, boö fie Raffen, ©ie billigen feine §anblungen, bie itjnen nü|en, ot)ne feiner S)oftrin gu folgen. S)a§ ift ja natürlich nic^t möglid), meil fie ungerecht unb gegen Die SSernunft ift, weil fie ftatt aüe Dieidjen, blo§ ben reichen Suben, unb toeil fie nid)t nur ben reidjen, fonbern aud^ ben armen Suben trifft. 51ber fie ftört bie Drbnung, reist bic SJienge, mirb ber 9^egic« rung unbequem, ha§> lodt bie ©osialiften unb lodt jene {)eiteren ^arifer aÜer Parteien, bie ben gangen 2og nid)t§ anbereS beulen alä: embeter la gouver- nement. 5lriftofraten, ©ogialiften unb jene greunbe be§ Särm§, bic gerne bie Drbnung etmaö jaufen

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ba ^aben <Ste bte (Slemente beö 5(nttfemt=

ti§mu§."

„Unb ba§ S5oI!?"

^S)a§ SSoIf? 2)a§ lüatjre, ed^te, totrmc^e S3oIf? ®a§ 3?olf, ba§ arbeitet unb f^offt? ®a§ SSoIf traut bem 5(nttfemiti§mu§ nid)t, Ineit bie torfere Drbnung, bie Si[t unb Süge feiner Strgumente fü^It, aber manche üerblenbet öer 3'iuf'ei^ einiger gü^rer. Saß 5ßoIf ift nic|t antifemitifc^, n)eit gut unb gerecht unb frieblid) ift, aber üiete jdjftiärmen für ©rumont, njeil er tapfer, öon Seibenfdjaft unb ^aft unb ritterlich ift, mit einem ftotjen §affe gegen ba§ ®elb, mit einer ftürmifcf)en Spradje für bie Sf^ot. (£r [)at einSuc^ gefc^rieben, „Le secret deEourmies", ba§ tt)unberbare, unüergleid)lic^e (Seiten gegen bie SluSbeutung, gegen bie SBiüfür t)at freili(^ fommt er bann auf einmal mieber auf ben Suben, ber aEeä tjerfc^ulben unb allcS bü^en foü, jebe 9^iebertrad)t unb Sdjonbe ber ©emolt. 5lber bem 9}otfe gefällt fein reblic^er Tlut, ber o^ne 9?üdfid)t bie 9^än!e unb SSerbrec^en ber D^egierungen beim red)ten 9^amen nennt, mie ba§ übert)aupt bem SSotfe am Hntifemi* ti§mu§ gefönt, ba|3 er ungefc^eut manche böfeSSafjr- ^eit fagt, bie lange empfunben, aber fonft nod) öon feinem getjört t)at."

„©tauben ®ie, ha^ in 3t)rem Sanbe ber STnti' femitiömuä eine ^"^""It tjot?"

„SBer toiU bie 3"f""ft erraten? !^ie !Singc gcf d)ef)en immer anber^, ai§> ber fetnfte Kenner meinen

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barf, unb fpotten jeber 9fle^nung. Unöermuteteö er- fc^eint unb lüenbet oEeö. Sreigniffe fommen, bie feiner atjnte, unb ift ber ©eift ber ©reiguiffe, ber bie @e)d)i(i)te raodjt, nic^t ber @ei[t ber SJien* f^en. SBer tüiü ba prophezeien? 9Iber ic^ glaube an einen großen 2Bed)fel iu aüen fingen, an eine gewaltige Sfleoolution. SSa§ werben lüirb, hjie werben wirb, Weife niemanb. Sd) tüeife nur, wie immer aud) werbe, ha'^ nid)t fc^Iedjter werben !ann, alö Ijeuie. 3{l§ ^'»efe pr ©ä^rung mag auc^ ber Slntifcmiti§mu§ bienen. ®ag !ann ifjm öieHeic^t fünftig eine gewiffe Sebeutung geben, aber wirb immer ein t)äfelid)e§, roI)e§, fc^impflid)e§ iDtitM bleiben, ba§ jeben rec^tlid)en ®inn empört. 2(üe feine ©rünbe [inb faljc^ unb erlogen. Sr nennt fid^ d)riftlic^? 5lber ber Öeilanb, ber bie ®emut unb ber g^riebe War, I)at bie Siebe aller SOcenl'djcn gcpvebigt unb fein S3lut ift für aüe gefloffen, jeben $aber au§ ber SBelt p löfdien, unb fein brübcrlid^eö SSort ift geblieben, bafe üor ®ott alle glcid) finb. ©r nennt fid) natio= nal? 93raud)ten wir un§ für bie greiljeit unb ©leid)* I)eit ber Sieger gu begeiftern, um je^t gegen bie eige* neu S3ürger ,^u wüten? (Sr nennt fid^ fo^ial? 3a, finb benn aüe Suben reid^, unb finb bie Üieic^en niemals Gl^riften? Sd) Weifs !ütI)olifd)e 2ßud)erer lenug unb weife arme Suben in 3^üt unb ©lenb. Unb Wenn wir ben jübifdjen ®eift tabeln, ber ©e- winn fud)t, jolltcn wir nid)t t)ielmef)r un§ fclbcr tabeln, bie il)n gefdjafjen? Sal)rf)unberte l)aben wir

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fte im ©[jetto unter Sdjmai^ unb ^craditung ge- l)Qlten. ©te burften ntd)t S?!neger, nid)t Siic^ter, ntd^t Sürger fein, ©ie f)atten fein 9}aterlanb, ha fie es^ ntcfit üerteibigen, hatten feinen Äönig, ha fie if)m nid)t tto^en, feine ®efe|e, ba fie fic^ nid^t burc^ fie fc^ü^en burften. 2Sa§ f outen fie tt)un? (£§ blieb i^nen nid^tä alg ber öanbel, ber SSuc^er, bie beräi^tlid^en ®e» njerbe, toelcfie bie anberen t)erfd)mät)ten. Unb je|t tüoHen tüir fie beSwegen tabeln, ftatt über un§ fetber gu flogen, über ben graufamen S)ünfel unferer Sinnen!.. W), man fönnte ja ftunbenlang gegen ben 5(ntifemiti§mu§ fprec^en, gegen bie giftige 35erIogen* l^eit feiner Se^ren unb gegen bie brutale, ro^e Seiben* f(^aft feiner ^orm, toeldje bie gemeinften Snftinfte ruft."

C5^^^^^^^^^^^^^^Ü^Ü^5Ü^<^^^ÜÜ^^Q

23.

"^^^aiie^ 3J?ortce i[t fo bet HrtftoteteS ber neuen 5lun[t uon morgen. SD^fan ^at if)n t)a^ „®e- t)trn be§ (Stjmboltämug" ge^et§en, njeit fein Suc^ über bie Litterature de tout ä l'heure, bo^ 18ö9 bei ^errtn erj^ten, bie bunüe SBilbniä bie[er tounber- lidjen fremben ^^erfe flären, it)re Sßünfc^e unb ®e« fe^e geben ttioHte. S)ag 93uc^ f)atte ©tücf. SOkndje flutteten auf feine fcf)n)ere, feierlidje, mit ^leife pe^ bantifc^e Spra(i)e, unb ber fd^Iimme 2)ünfel gegen bie geläufigen ©rö^en öcrbro^, aber man erfannte einen ftarten ®eift öon ftrcnger Silbung, rötlichen ^-Plänen unb eblen Segierben. (Sinige Sporte, toie biefe flQffifd)e gormel ber neuen 5?ünft(er, ba§ fie „tuxdi bie gon^^e ^tunft ben gangen ÜJ^enfc^en fugge* rieren" wollen, finb geblieben.

2)er 23ürger, ber braoe Bürger, ber liebe Sefer ber alten Stomane, wo treffliche ^rinjen um feufd^c

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5Rä^erinnen tüerBen, öerargt e^ ben „jungen", 'öal^ fie auglänbifc^ feien. 9}?Qn merft beutf(^e, engltfcfie ©puren, rt)eld^e toiber bte ®ett)ot)nt)eit finb. Tlan finbet fie bunfel unb toirr, n)ät)tenb bet granjofe lieüe Drbnung liebt. SJdan fcf)mäl)t i^re Sprache, bie inelleicf)t feE)r träumertfd) unb fd^ön, aber gett)ife nid^t franjöfifd^ ift. llnb fie f)aben aud) folc^e priefterlicf)e, prop{)etif(^e, bro^manifc^e 5(IIuren, ha"^ einem grauen möd)te. ©o ift um fie mit ber ß^it eine gange Segenbe geujorben, ai§> ob alle ^QU^erer unb DIefromanten üon ba unten toären, au§ jenem Sanbe ber fd)toeren Siebet, ber fc^toarjen SBälber m^ftifc^e S3efc£)mörer.

SJ^orice tt)ut aüeS, bie Segenbe §u beftötigen. gefönt it)m, gefliff entließ bie ^ofe §u ne()men, bie ber 93ürger nacf) ben 3^^tu"9C" empörten mu§. ®r {)at, mie er, lange, t)ager, bünn, in ber tueiten, f ct)Iaffen, bunflen robe de chambre fdjlottert, mit ben bürren, fpigen, ftad)eligcn ©eften, mit ber jätjen, l^arten, 9^afe, mit ber fat)Ien, leeren, irbenen SJciene, bie ein fd)eue§, !ur§e§, fraufe» 33ärtd)en flecft er \)at toa§ ©üftereö, ^i)antaftifd)e§, ®ämonifd^e§, 'Oa^ nur ha^» tiebe, ftille, fanft ironifc^e 5luge bementiert. (Sin %an\i, ber gugteic^ ein biäd^en SO^eptjifto ift. Dber eines öon jenen frei^Iertanifdjen ©efpenftern be§ 6. X. 5(. §ofmann. Ober ein 9J^aurice 33arreg, ben man auä feiner cnglifdjen Raffung genommen unb in bie Siöree beä ^leufelg gcftedt t)at.

©r I)ält je^t Slonferengen. (är ^at in ®enf

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über ,M^ SBort ^oe[ie" unb ü6er ha§> „fojtale ^^irinäip ber ©d^ön{)eit" gefprod^en tft bann als „du sens religieux de la poesie" bei 95omer erfc^tenen. Unb er beginnt ^bm eine Siei^e über bie „großen t^i^agen ber ^dt". S)ie erfte, bie er jttjei Siage nac^ meinem Sefuc^e gehalten f)at, ^anbelt bom 5lnti[emitt§mu§. (gr gtebt mir it)ren ©inn, bie U)id^tlg]'ten ©ä^e unb ©ebanfen.

„3c^ fpre^e al§ ^icl)ter, als Stünfticr. Sc^ "^abe mid) gefragt: tt)elrf)e ©tellung t)ot t)eute im mobernen ©taate ber ^oet, ber Senfer? Unb idö t)abe gefunben, ha\^ eine ®e)ell[c^aft, toelcf)e üon 5Ib- öofaten, ftatt oon ^f)i(ofopt)en gefütjrt tüirb, einem 9J^enfc|en gletdt)t, ber auf bem ^opfe ge^en unb mit ben güfeen beuten ttJÜrbe. SBer t)at bie ©d^ulb? Söer ber^inbert bie natürlidje Drbnung ber 2)inge? S)aS ®elb. ©0 bin icE) öon ber (Stellung ber ®id^= tcr unb ©enfer gu ben ^^ragen bc§ ®elbe§ unb üom ©elbe ju ben Suben, unb üon ben Suben auf bie 3(ntifemiten gebmmen, bie ict) t^ürid^t, ungered^t unb gegen bie Slultur gefunbcn I)abe. 2öa§ finb if)re Sefc^roerben? 35on ben religiöfcn ttjiH x<i) lieber fc^tocigen, ba fie tuirflid) gar gu albern ftnb; aber auc^ bie nationalen taugen nidjt mel)r, ft)ci Iber Sube, n)ie it)m ein 2anh bie bürgerlid)en Steinte gen)ät)rt, ber befte unb treuefte Patriot ift im Sat)re Ibll l^aben etma fec^jig ^rojent ber elfäffifc^en ^uben für granfreicl geftimmt. bleiben alfo nur bie ö!o' nomifdjen fragen. ?lber bie 3^^^ '^'^^ reid)en Suben

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ift flein, unb toenn man [te öertreiben tnürbe, ptte man nod^ lange nic^t ben 5!QpitaIt§mug üertrieben; tüürben nur bie proteftanti[cJ)en unb !atl)oItfcf)en 5lugbeuter iprofitieren. @o [tnb aße Se^ren ber 5lnttfemtten eitel, leer unb ni^tig. ©ie üerleugnen bie 6e[te ©rrungenfc^aft unferer 35ergangen'^eit, ben großen @a^ ber S^iebolution, ba'^ bie 9ftec^te oller a}fenfd)en gteicf) finb. ©ie madjen er[t ta^ au§> bem Suben, roa§ fie an i£)m tabeln: fie entfremben it)n bem SSoIfe, inbem fie il)n öerfolgen toie benn ber ruf[ifc^e Sube Sube, ber franjöfifc^e Sube ^rangoje ift. ©ie f^äbigen bie Kultur, toeldie bie Suben brau(i)t weit if)r biefe D^affe gro^e, feltene, unent= be^rlicf)e ©oben bringt: it)re Ujunberbare 5?raft, bie fie in oEer 9fiot unb SSerfoIgung ert)alten l)at, it)ren unöerglei^Iic^en SSerftanb unb i>a§> Sbeal ber unbeugfamen ®ered^tig!eit, Ujelc^eS 'öaä arijd)e Sbeal ber Siebe ergänzen mufe. S)a§ finb bie (grgebniffe meiner 3orf(^ung."

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24. ^fttfctcf.

(^er ©enerol (E(uferet jd^ctnt munberltd) unb fremb gtüifd^en bcn onberen 3)?enf(i)en üon ^eute. ©eine Üloffe Qkntcurifd)cr (Smpörer, mit ber unge* l)euren Suft an neuen, bunten, üppigen ©reigniffen unb ber unöerfiegliiiien 33egierbe, fid) ein gro^eS Seben in beroifd^en ßügen 5U ^eii^ncn, fennen wir fon[t l)eute nicf)t mcljr. Gr ift, in bie[er 3cit ber feinen, feltenen, n}äl}lerifct) geprüften ©enfationen, ber Se^te Qu§ ber 3cit be§ njitben, ungeftümen, f(^tt)är= mcrifd)en ^^at^o§, ber Se^te t>on 1830, au§ jenem Sd)lage ber roten SSeften, ber purpurnen Seiben- fdjaften unb ber fdjartadjcnen ©ebanfen.

er ift in ^ari§ ben 13. Suni 1823 geboren, ©ein SSater, ber Dberft ber Infanterie mar, fd)idte it)n jur @d)ulc t»on ©aint=(St)r, bie er atä Lieutenant öcriiefe. Sm Satjre 1848 tommanbierte er ba§ 22. SBataiüon gegen bie Sarrifaben unb mürbe für feinen

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Wlüt mit ber (Sfjrenlegion ge|(i)mücft. 9Zac^ bem Streiche be§ brüten S^apoleon ging er al§> fairer« lii^er ^ommiffär in ben Slrieg^rat öon 33Iiba(). 5lber er oerjidjtete halb, um ©aribalbi 5U folgen, ber i^n uacf) ber Eroberung öon Gapua ^nm Dberftlieutenant ernannte. 5(I§ bie SSaffen fc£)miegen, trieb i^n über ha§> SDJeer, im (Se^ejfionsfriege qI§ 5(bjutant oon 9}Jac Sleüan, thm in jenem S?orp§, mo ber ®raf oon ^^ari§ unb ber S^cx^qOQ oon ßt)artre§ alö f(i)Iic^te §auptleute bienten, lüä^renb er balb ©enerot mar. (Sr grünbete bann in S^Jem^^or! eine ßeitung, um bie 2ßaf)[ be§ ®enera(§ g'^emont gum ^rä[ibenten p führen. Stber ber ©treit ber hieben t)ielt il)n m(i)t lange, unb er !am nad^ ber SSo^l be§ ©enerals ®rant jurücE, um in ben ®ien]"t ber feni[c^en 9ReOo= lution §u treten. 2)ie engli)^en @erid)te öerbamm- ten i^n pm Xobe, meil er für jenen ^ilulif galt, ber ba§ ^^erbred)en gegen ba§ ©d^Ioß öon 6f)efter ge^ leitet, unb er f(ot) nad) granfreid^, mo er im ©ourrier 3ran9ai§ ©tubien über ;,®ie Sage in ben ber- einigten (Staaten", aber balb in £'2(rt, einem neuen S3tatte, ba» er gegrünbet ^atte, feine reöotutionären SBünfd^e mit folc^er Seiben[d)aft fd^rieb, baB er oer- urteilt nad) ©aint^^elagie gebrad)t raurbe, mo er bie ^üt)rer ber „internationale" fanb unb bie ©ebanfen be§ ©ogiali^muy erful)r. @r öerüeß g-ranfreic^ unb !am erft na^ bem «Sturze be§ 5laiferö in ber 91eöo= lution öom 4. September ?;urücf, mo er gleic^ in ber „aU^arfeillaije" mit foId)cr ^ut gegen bie 9te=

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gierung ber nationalen SSerteibtgung fpradE), ba^ i{)n 9flod)efDrt, bem ha§> Statt gef)örte, unter beut ©ränge ber öffentlid)en Sntrüftung Derleugnen mufete. ®r tömpfte in ber S^oner S^eüolution öom 28. ©ep* tember unb [tiftete bte Commune öon 9J2ar[eiEe, bic i^n gum 9D?arjd)aU, bc5 füblidjen granfreicE) toät)Itc. Slm IG. 5Iprit 1871 in bie ^arifer Commune unb balb in ba§ ejefutiöe Komitee ernannt, n)urbe er fc^on am 1. Max für feinen fpöttifd)en unb freien 9}fut gegen bie rebolutionöre ^Regierung entl^oben, t)crl)aftet unb nad) Wl%a§ gebracht, too er erft, al§ am 24. aJJoi bie beutfrf)en Gruppen in bie ©tabt marfd^ierten, im bäumet be§ ©c^recfenö entflot). günf Wonatt ber= barg i^n ein ^riefter. Sm S^Jotoember fonnte i^m glücfen, nad^ ©nglanb unb bann nad) 9lmeri!a gu flüdjten. S)er britte 9iat öon ^erjaiEeö t)atte iljn ingttjifc^en gum ^obe gerichtet. 1882, gtoet So^te nad^ ber 5(mneftie, toagte er fi($ nad) ^ranfreid^ äurüd, um bie 9f{eba!tion ber „Commune" ju füt)ren. 3lber bie milbe, ungemeffene, müfte ©prad^e, in ber er fd^rieb, brad)te iljm gteidE) eine neue ÄTage, bie 9(rmee gum SSerrate gu reijen, unb er mu^te, gu 5n)ei Sat)ren ®efängni§ üerbammt, bie §eimat h)ieber üertaffen. ©r burfte 1884 j^urüd unb mollte je^t unpolitifd) leben, ber 9J?aterei allein ergeben, bic er immer ai§ Dilettant geliebt: er gab eine 5tu§' fteßung öon 120 feiner Silber unb ©fissen, unb jebeä Sa^r fa^ man je^t im (Salon feine (Senbungen ujieber, £anbfd)aften unb 5lrc^itefturen auä bem

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©üben unb bem Orient, in fü{)nen, ftol^en, mächtigen färben, aber of)ne ein perjönlic^eS SSerbienft |enfeit§ ber (Schablone. 1888 tourbe er int SSar gegen ben rabifaten ^anbibaten ^^orouj, ben Sürgermeifter bon Soulon, 1889 im jtoeiten SSejir! üon Xoulon für bie Slammer gett)ät)It, tüo er mit feiner geraben, un* gelenfen Seibenfcfjaft in bem !ünftli^en betriebe öon fingen fRänfen unb öerfd^mi^ten Siften geringe S9e« beutung f)at . . .

Sr mo^nt auf bem toeiten, leeren, grauen SSoule» t)orb Slrago. S)ie 93äume finb üerftaubt; gelten geringe Seute, unb ring§ fi^eint bie traurige, arme Suft ber 5Irbeit. 2)unfel minft bie runbe, aber blaffe Slnmut ber milben Kuppel öom SSal be ®race, bem faxten Sllofter, ba^ bie 3Inna bon Öftcrreicfi einft ben S3enebiftinern gefc^enft.

S)a finb ein paar §äufer, brei ober üier, nur mit SlJJalern. ®ie jungen, toHen, bie noc^ toben muffen, tjaufen brüben auf ben lauten, bunten Rängen öon 9J?ontmartre, ha§> ©ali§, ber §err be§ fd^marjen ÄaterS, ben 9?abcl ber (Srbe genannt t)at. 5[)ie be* rühmten unb öerttJö^nten, metd^e bie Wobt toäi^it, l)aben it)re üppigen unb grellen, immer ungemütlid^ tt)eatralifct)en 2ltelier§ t)inter bem ^ar! 3!JZonceau, S3oule0arb 9}?ale§^erbe§, STüenue be SSitlierä, 9?ue ^45ronl;, in biefen giertic^en Verbergen ber reid^en ©dfte. Stber mer ftiEe Hrbeit, einfam lernen unb auf firf) t)orc^en toitl, ober aud), mer fic| au§ ber 5lunft eine gebulbige, bürgerliche Snbuftrie gerichtet

»a^r, ©er Mntifemitiämu». H

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:^Qt, rtjol^nt lieber in biefem gelaffenen, bej(i)eibenen, getoerblid)en Süuartter, toof)in !ein Särnt ber toHen ©tabt öerf)allt. ®a fc^afft ber träumerijc|e 5lmbro§, üon bem jene büfteren, ttjitben, faxten „^inbe§mör= berinnen" [inb; er mö(f)te gern bie gormel jeneö anberen Oriente öon l)eute finben, ber berlotterten unb befubelten ^rac^t, bie er bort empfanb. ®a fd^afft 9KQriu§ SD^id^el, ber nad)benfli(^e ©ud)er, ber für feltene, befonbere Singe um fct)li(i)ten, bürftigen unb feufd^en 5tu§brucE ringt. S)q fd£)afft unjer 9?uboIf 3Bei§, ein broüer gabrifant in orientaIif(i)ert ©cenen, ber pünftlid^ jeben 9Jfonat. eine neue ®rup:pe ^anbelnber 3lraber liefert ober eigentticf) immer bie= felbe, nur ba& je^t ber lüfterne Wlol^x red^tg, bet oerfc^mi|te Sube Unf§ ift, unb ha^ näijfte Wal um* gefet)rt, unb nacE) fcbönen, großen, beutlidjen S3or= tagen ftattlic^er S3üci)er merben mit @ifer bie fauberen, fingen, feinen Ornamente ge))infelt.

§ier gteidjt eine SSo^nung ber anberen. 93ome ber grofee, :^of)e, t)cne Saal, mit 93ilbern, ©fi^jen, Staffeleien , Stoffen, ^ölftern , SBaffen, trügen, puppen unb 5?oftümen; hinten in ben §of l^inauö, ber fid) bie 5lIIüren einc^ ®arten§ geben möi^te, ein fd)mater Salon, oon aüertianb bunten Sd)rutten erf)eitert; unb oben ein farge§ Ouabrat für bie 9^ad)t. So ift eine mie bie anbere. 9^ur bafe ßluferet einen Sdjreibtifd) t)at unb in ber farbigen §äu§tid)!ett be§ 9J?aIer§ ring§ Südjer, Rapiere unb Elften öer- ftreut finb.

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(£r {[t berb, ungelenf, flobig, mit ettüaS öom (SJabtHon in ben großen, breiten, tuuc^tigen ©eften, in ber fnö(f)ernen ©timme, toelc^e bie SBorte luie S3Iöcfe fd^teubert. (Sr fc^tenfert au§ einem fd^mierigen, grauen, alten Slittel ^erau§, mit einer n)ilben, ruppi* gen ©emütlic^feit. 3n ber oerfunfenen, müften 5D?iene, unter ben furzen 33or[ten ber toeißen §aare, unter ben naffen, leeren, trüben fingen, bie ^tointern, glänzt bie feifte, fleifc^ige, blaue S^lafe toie eine p^aw taftifdie ®ur!e . . .

„Scf) bin 3^reiben!er, abf otuter greibenfer, rabi= fater greibenfer. Stlfo einen religiöfen 5lnti)emi= ti§mu§ giebt'i bei mir nid^t, fonbern nur einen fo* äiaten. S)em aöerbingS berfc^Iie^e id^ mic^ nid^t. 'Man mü§te ja blinb jein. Manama unb überhaupt aUe großen ^Betrügereien mer ift ha immer ber erfte? Suben, nidjtö al§ Suben. 3c§ !enne Suben, bie ic^ ungemein fc^ä|e unb öere^re. Stber baä räumt bie St^atjadje nic^t meg, ha'^ alle biefe miber= liefen ©fanbale ber legten Sa^re it)re §erfunft unb iE)re finbigften Seiter in ben Suben t)atten. Sag ift t)a§> SSerbienft öon S)rumont, ba§ er ber erfte mar, haS» gu bemeifen. Sag fct)eint mir unmiberlegticf). ^ct) fet)e ber SBelt je^t boct) fc^on lange genug ju. Sc^ \)aht 71 Sat)re, unb id) mu§ fagen, menn ic§ üerg(eict)e unb mid) erinnere: SSor fünfsig Sat)rcn mar öon biefer entfe^lidjen Ä^orruption, bie {)eute mutet, nod) feine ©pur, fonbern ha finb nur bie

11*

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Subcn fc^ulb, bie fii^ öon ©eutfi^Ianb ^er auf unjer arme§ Sanb getoorfen unb berlottert l^oben."

^Sc!^ ^<^it^ ertuartet, ba§ ©ie al§ (So^iaüft btc <S(^uIb ber gonjen Bourgeoisie geben müßten.,,

„9^atürltc^ ber 33ourgeoifte, aber ber Sube tft it)r beutltc^fter unb bequemfter SluSbrucf, unb bie 3uben finb bie beften ©rjte^er gu hm bürgerlidjen S3erbre(i)en. 9?atürli^, ujenn ic^ Sube fage, meine ic^ bamit nic^t ben armen, ber arbeitet unb barbt, unb id) meine nicf)t bloö ben Israeliten, fonbern tft ein furgeS SSort für aEe SluSbeuter unb ©d)minb= ler übert)aupt. ®a§ Sübif^e liegt \a nid)t in ber 9iaffe unb nic^t in ber 9^eligion, fonbcrn in ber fojialen ©teUung. Df)ne Suben toäre bie 33ourgcoifie niemals fo gemein unb jo gefäf)rlid) gemorben. S)aS tjaben bieSuben unb bie ^roteftanten gemad)t näm= Itd^, mit ben ^roteftanten ift genau bie nämltd^e ^a^z, unb eine ®efd)id)te ber Korruption in ^ran!* reid) iüäre eine ®efd)id)te ber jübifd^en unb prote* ftantifi^cn 3}iac^t. ®iefe gmei klaffen öon ^remben teilen fid^ in bie §en;fd)aft über unS, unb ben Profit ^aben ®eutfd)Ianb unb ©nglanb benfen ®ie bloS, bafe alle unfere auswärtigen SOHnifter unb ebenfo bie meiften SQZinifter ber 9J?arine, biefe unfät)igen Sbioten, ^rotcftanten gemefen finb. ©egen biefen etoigen S3etrug unb SSerrat beS SSolfeS unb beS ©taateS mu§ man fid) enbüd) empören, unb bie ®auer biefeS ^^^f^Q^'^^S, beffen ©ijmbol ber Sube ift, ift unerträglid). ®arum bin ic^ Stntijemit."

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„5lber tote ben!en ©ie ft^ bie Sö[ungbe§ Sinti* femitiömug? SBet^e Tlitkl f plagen <Bk öor?"

@r ftnnt mürrifii) einen 2J?oment unb ftaut fid^ i)inter ben großen, bidcn, ttjutftigen Dtjren. ®ann, inbem er untoirfc^ bie Schultern f(^upft: „S§ giebt feine anbere Söjung ai§> burd) einen grünbtid^en 2Bec^feI be§ öffentlichen ®eifte§. ®er ®eift muß ge- läutert unb §ur (Smpörung gegen bie §errfc£)aft be§ (S(i)n)inbel§ gebracht toerben. SSir brauc£)en eine SfJeinigung unb SSiebergeburt ber ©itten, in toelc^en bann alle Safter ber 5lu§beutung, ttieli^e ici) !ur§ jübif(i) nenne, ni^t me'^r mogtid) toären."

„Sin eine 2lu§treibung ber Suben beuten (Sie ni^t?"

;,®a§ ift ein Unfinn. @rften§ ge^t nict)t unb gttjeitenS toäre eine ab[d)euti(^e Ungerec^« tigfeit. SBir tooHen boc^ nicE)t bie ä^iec^te ber Suben üertürjen, fonbern toir Collen nur ni^t, ha'^ fie bie unferen berfürgen. 3Sir UJoKen fie nict)t unterbrüden. SBir tooCen nur ni(^t, t)a^ fie {)ertfd)en.''

„Renten ©ie an irgenb toelc^e (Seje^e gegen bie Suben?"

„Unter gar feiner S5ebingung. Sd) f)alte für gan§ unftattt)aft. ©oldje SSünfc^e Ratten bei un§ fein ©lud. <Bk finb gu fe^r gegen ben ©eift unb alle ^rabitionen unfereS SSoIfeg. Sd) felber iDÜre il)r erfter ©egner: benn fie UJÜrben bie greit)eit unb @Ieid)t)eit beriefen, für bte njir tämpfen. S^ein, feine ©efe^e, feine ©eroalt gegen bie Suben! ©Raffen

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totr ben ©d^lDinbel aug bem öffentltd^ert Seben unb haa Sübifc^e tüirb öon felber berfd^toinben. (g^r== Itci)e ©efinnung ift i)a§> einzige Wittd gegen ha§> jübifd^e 53eifpiet. S)er ganje Slnttfemittömu^ t)at für mt(^ fonft !eine SBebeutung, al§ ba^ er eine fold^e ©eftnnung lüeden foG. 2)e§tt)egen erjä^It er gäfle, bte entrüften unb erregen, unb l^e|t. Sltfo befonberö bte ent[e§Ii(^en ©djilberungen au§> Algier, tüo bte 5{raber, bieje unfäglid) ritterliche unb t)or= nel)me 9fiaffe, öon ben Suben in ber %l)at fdjauerlicf) gefnec^tet unb auSgefogen finb. 2)al mu§ bog 35oIf bod) allmät)lid) ju ©efinnung über unjere f d)impf= lid^en 3wfiö"^c führen. 2Inber§ ift eine Söfung ber ^rage nicl^t möglii^. (S§ gilt eine SSiebergeburt ber Tloml int 93olte, bie au§ eigener Slraft gefc^et)en ntuB ®efe|e, SSerorbnungen fönnen nid)tö nü^en. ®a§ fd)cint mir ber ©inn ber antijemiti[d^en SSe- toegung, bie id) toieber^ote gegen !eine D^eligion, gegen feine 9?Qffe, fonbern gegen fo^iale Übel ift. 3^ tt)ieberf)oIe e§: S<^ ^abe gute unb alte greunbe, bie S^Sraeliten [inb, ol)ne Suben ^u ein, unb id^ !enne eine 9}?enge GI)ri|ten, bie fet)r fc^linime Suben finb. Sube ift nur, ftjer ot)ne SIrbeit öom 5ßetruge lebt. 9^ur gegen biefe ge^t bie 93eh}epung."

Sin ber Xpre er!unbigt er fid^ nod^ nad^ Öfterrcid), nad^ ben jungen 2;fdf)ed)en befonber§, bie i^nt gefallen, unb eräät)lt üon ben alten ®e= noffen, öon S3ent, ^{a)i)la, 5toffutt) unb ^ul§ft).

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„Sa tc^ fenne fo gtemlic^ oEe§ ein btg(^en, ha§> irgenbtoo auf ber ©rbe für bie ^rei^ett gerungen ^at S(^ ^abe jo felber eine Qdt auf ber ganzen %iäd)t bei (Silobug für bie 9?et)oIution gefömpft. ©päter fjobe ic^ mir bann freitid} anbere QtX' ftreuungen gefunben."

25.

Jtfqanbto ^axoa.

^{§> ic^ 1889 nac^ (Spanten tarn, ha flog bcr er[te 9ftuf)m be§ jungen ©an)a burd) bte ©täbte. ®te Steueret jaud)äten unb bte SBöditer ber ®d)a* blonen, öor feiner ungeftümen, trun!enen Setbenjc^oft erfc^rocfen, tonnten bodt) einen ftarfen, reid)en ®eift nid)t öerfennen. Sr ttjirfte unroiberftel^Iid). Gr tt)irlte, toeil er gonj ntobern unb boc^ gan§ fpontfc^ toor: ntobern in ber empfinblic^en SBitterung ber neueften Probleme, aber fpanifd) in ben frenetifd^en Scgierben nac^ bem Ungetjeuren, nac^ rafenben gigan= tifd)en ©eftalten, nadj U)ütenben, aller 9!J?enfc^li(^feit entn)ad)fencn gornten, tttie einft ®ot)a unb 9?ibera tobten. Nadie hay alli que sea normal, ^at ^ari§, ber frittjdie §eroIb ber Gente nueva, öom „Crimen legal" gejagt, bon feiner füt)nften, freieften ©djöpfung, unb man !önnte unter aUe Söerfe fe^en, bie er

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f(^uf, aB Ie|te gormel fetner gQii§en 5Irt: §ier ift nic^tö normal.

(£g giebt Titn\d^m, bie Qt§ Röntge geboren toerben, unb, tüie arm fie feien, bie eble (Sefte, ben ftoljen ^UQ, bie feierlid^e §lnmut ber §errfc^aft nicf)t öerlieren. ®o toar er bamolS: ein toilber, barbari* fc^er ^önig unter bem §elme ber finfteren SocEen; bie @lut üon ©ranaba, njo in ©orten, bie immer blühen, bie fc^marjen ©itonen lec^^en, im gierigen Slide; ben Äufe ber anbalufifc£)en ©onne auf ben braunen SBangen; biont)fifd) in jeber ©eberbe; ein Xroubabour, njie i^n SSictor §ugo ein ßtgeuner, mie it)n S3^ron träumen möd^te. SSer i^n fa^, mu§te it)n lieben, tuie ein fcf)öne§ (Ereignis,

6r toarf öier jätje, tro^ige Sßerle in bie SBelt: „La mujer de todo el mundo" („^ie ^rau öon aller 2Belt"), jenes „Crimen legal", bie Declaracion de un vencido" („^ie ©rftärung eine§ Sefiegten") unb „La noche" („2)ie S^ac^t"). ®ann fc^mieg er plöt^ticl), üerfc^manb, unb man ^örte, baf? er nod^ ^ariä mar, in biefeö meite unb unenbüc^e ^ari§, ta§> üerlocft. 2)a l)abe id) i^n ie|t mieber, tief im legten ©runbe be§ 2ateinifcl)en S3iertel§, gefunben unb bie Qual feine§ 2eben§ erfannt, bie ein gro§e§ SBerf, eine gro^e X^at au§ feiner gefolterten (Seele treiben ober il)n jerftören mirb.

(Sr mu^te au§ ber §<^^ni'^t meg. (Sr fonnte nic^t bleiben. ift it)m oerfagt, unbefümmert um ba§ SBirflid^c ju tröumen. ®r miß bie ©c^ön^eit,

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bte et füfjlt, in ba§ Sebeit f teilen. @r totH beffern, befe^ren, freie 9J?enid)en öon abeltgen 3Sünf(^en fc^affen, toelc^e bie Siebe lenft. So ift er, at§ ßünftler, ber bie ßunft öon ber SSelt, öom Seben bie ©c^önf)eit forbert, reüolutionär gegen aßc Drb= nung getoorben, bie feine STräume ftört. 5lber er burfte ftc^ ntct)t in ben bummcn 9ieüoIten feineS ßanbeg, in ben etoigen Debatten ber ^eimlic^en 5lon= bente, too febe 9Za(^t bie S^önigin geftür^t unb gur 9xeDoIution gerufen toirb, in biefen tragifdjen Dpe= retten öergeuben. @r mu^te toeg, toetl er bal^etm öor §a^ nii^t fc^offen fonnte. Slber brausen fann er bor Siebe nicf)t fdiaffen, tt)eil i^n ha§> bange (Se't)nen nacf) feinem Sanbe ni(±)t lä^t, nad^ ber botlen fpanifdien Sonne.

er irrt burd) ^ari§: je^t in ber «SSelt", bei ber 9J?arquife Don 5((taöiüa, ber blonben, fanften, innigen greunbin ber Stönigin Sfnbella, bei ber fc^önen Dtac^ilbe, ber bizarren ^ünftterin beS ^erberfen, bei 3oIa, bei 3oi^iöfl' ^^^^ "^Q"" bjieber hjüft in ben itneipen ber «Stubenten, mit ^qu( 9}Zounet, bem großen ^^ragoben, ber fo fe^r unferem ^Wortineßi gteidjt, mit bem trägeren fatanifd)en ßt)arle§ 93ZDrice, mit ^QuI 'iserlaine, bem betrunfenen, berfaunten ©ofrateä, ber bo^ je^t ber reinfte ©ic^ter ift, ober aud^ Sßodien, fdjlimme, büfterc SSoc^en allein, en ours, in öbe Söintel bcrtrod)en, mit fi^ gu i)abern unb berädjtüc^ bie Sugenb ber ^arifer ®id)tung ju fc!^mät)en, meil fie nur bie ^olben, eitlen Spiele mit

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feltenen SBorten, fremben 9fteimen, Bretten ^ttjtjt^men jud^t, ftatt an ha^ Seib ber 9J?enj(i)en unb tt)re ^ü^rung gum ©lüde ^n ben!en. <Bo lebt er unftet unb üerjefjrt [t(^, möd^te {)etm unb barf bod^ nic^t ttjagen, f^ftanft unb peinigt fi(^ mit taufenb ^tüeifeln, bi§ it)n ein getoaltige§ (5ct)ic!fQl, eine gro^e ©tunbe rufen iüirb. 9^oc^ glaubt er fie fern unb fträubt fi^ gegen bie S3itte ber greunbe, ber gü^rer ber fpanifcEien ©o^ialiften ^u h)erben.

(£r ift je^t re(^t berparifert. S)ie 2BiIbni§ ber ungeftümen Soden ift geU(^tet, unb er trägt fid^ bouleüarbifc^. Slber in biefer ^eiteren unb Ieid)ten ©legang bleibt boc^ immer eine S^ote be§ anbalufifd)en ®efc^made§, ber ha§> 55unte, fc^riUere ^raöatten unb bie lauteften ©toffe liebt.

S<^ er§ät)Ie öon meinem Snterbiem über ben 5Intifemiti§mu§ unb frage um feine 9J?einung.

„(Seit n^ann trcibft bu aud^ ^olitif? ®o§ ift ba§ S^euefte!"

„S(^ treibe feine ^olitif faßt mir gar nid)t ein. ®u braud)ft meine 5?onturrenj nid)t §u furd^ten. Slber id) bin ein neugieriger ®aft aller europäifc^en l^omöbicn toarum foE i^ mir gerabe bie politi* fc^en berfagen? Sd) ibiE niemanben beffern, feinen befef)ren. Sc^ tbiU nur bie SD^enfc^en meiner ^dt erfennen, mie fie in ©ebanfen unb ®efüt)Ien finb bieUeid)t Uo§>, um mirf) fclber, ba§ befonbere unb eigene an mir, in ben 3Biberfprüd)en befto beut- lid^er gu finben. Unb bann ift fe^r luftig; ein

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anbererfommelt^äfer; i^ totll ©efinnungen fammeln. ^llfo bitte, fei fo gut: gteb mir beinen Ääfer."

;,3J?it btr ift ja nid^t 5U ftreiten, tuenn bu ettDQ§ toxU\t 3n ®otte§ 5Ramen!"

„5lIfo (o§! §abt i^r übert)aupt 5lntifemiten in (Spanien? S3i[t bu 5tntifemit? 2Sie benfft bu über bie Suben?"

„(£g gtebt bei un§ feinen Slntifemitt§mu§ in feiner Partei, ©elbft bie ärgften 9?eactionäre, bie fonft fein Wittd unöer[uc^t (offen, ujürben fid^ fc^ämen. SSir tjoben einmal in ber ®efd^icf)te einen grünblid^en Hnttfemitiömuä gehabt unb biefe ©c^mac^ ift unauätöfi^ücf). SBir finb gemarnt. Sube unb (S^rift gilt bei un§ gleich . 2)er 5l!aftilier ift bem 5lnbalufen biel frember, a\§> Der Subebem ß^riften. 3Sir merfen e^ gar nid^t, ob einer Sube ift. S)ie Suben gleidtien förpertirfi, fittli^ unb in i^rem SBefen öoEfommen ben anbcren ©paniern. T)ie paar inter» nationalen Suben, bie ai§> foId)e befannt finb, toie 9?ot^f(i)ilb unb fein fpanifc^er Slgent Sauer, erregen feinen §a^. SBir Raffen ta»^ ®elb aber ^a^ fot^oIifc^e§ ©elb reinlicher, eljrttc^er fein foßte, at§ haS' jübifc!^e, mirb fidj fein ©panier einreben laffen. Äurj, mir finb ni(i)t fompctent in ber ^roge (Spanien fennt feinen 9(ntifemiti^3mu§."

„Unb bu? 2)u mu§t it)n, al§> falber ^arifer bod) fennen."

„3cf) finbe i^n abfurb, ungered)t unb gemein. Sd^ fenne l^ier eine 9J?cnge Suben, aber gegen feinen

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f)abt id) je eine Slbnetgung em^jfunben. Sm ©egen» tett td§ betounbere unb tiere^re bte Subett. Sd§ bettiunbere bie ernfte, t)eiltge ©rö^e i^rer ^unft tt)a§ läfet fict) mit it)rer ^oefie Dergleichen? S^ öeretjre i^ren tapferen ®eift, ber bie ererbten Sügen üerfd)mä^t tt)er Ijat je für bie greit)eit mutiger gerungen? ©in ^olf, bem §eine, Waxi, Saffoüe gehören, berbient 9^u^m unb Siebe, unb gerabe bie 2)eutfd£)en, meiere ber ©d)immer biefer Dramen öer^ !tärt, fc^ulben i^nen etüigen ©an!. Unb id) t)abe unter it)nen bie ^errlic^ften SO^enfc^en gefunben, bie fc^önften SSeif^jiele reiner ©üte. (Sd^au id) merbe bir eine ©efc^ic^te erjagten, bie biefen 2Binter :paffiert ift. 3c^ l)Ciht ätüei greunbe. ®er eine ift ein (S^rift, ber anbere ein Sube. ^er 6t)rift ift ein ©id^ter unb t)at feinen ©ou. S)er Sube ift 93anfier unb mad^t ^efc^äfte. S)er Sube tjilft bem ^ic^ter, tvo er fann, unb fie finb fe^r intim. 2)er Sube Ijat eine Siebe einen frönen, luftigen, !öfttid)en graben, ben er Vergöttert. (£r lauft bem 3JiäbeI ein !kine§ §oteI, ^ält it)r ^ferbe unb forgt für fie mit allen 3ött= lid^fetten. ®a öerliebt fid) ber 2)id)ter in fie. ©ie betrügen hm Snben. S^atürlid) merben fie ertoifi^t. SBaö gefd^iet)t? SBa§ tt)ut ber Sube? Seber anbere I)ätte ben g-reunb famt bem 9J?äbd)cn bor bie STpre gefegt, ^er Sube fragt ben greunb : Siebft bu fie ? (£r fragt ha^ 9J?äbd)en: Siebft bu i^n? Unb ha fie nid)t leugnen, fagt er: ®ann mü^t it)r natürtid) gufammen leben. 9^ur bor ben Seuten foü fie meine

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©eltebtc bleiben, loeil bu ja !etn ®elb l^a[t, für fie §u forgen. Unb xä) möchte gern, ha% id^ ouc^ ttjetter euer greunb bleiben bürfte. Sft ba§ nii^t t)errlid^? Sft bog nicf)t ein Seifpiel f)eroifc^er Hraft über [id^ ot)negIei(^en? Unb barum empören mic^ bie elenben iiügen ber 5tntifemiten, unb mir fc^eint, tva^ fie treiben, eine jämmerlicEie <2c[)mac§, toeil fie nur bie Söfung ber unabmeiSlicJien fo^ialen O^ragen t)emmen, gefäf)rben, üerjögern. Unb je^t tomm, lofe un§ 35ernün[tige§ reben, öon grauen unb ©ebid^ten."

o

WMMM

1^

26.

^arf) bem ©iege ©erraitoS am ©uabalquiöir, im (September lb68, atS bie aufftänbtjc|en ©enerale unter ^rim Sfabella öertrteben unb bie SfiepubliE oer!ünbet Ratten, mürbe er, üierunbbrei^ig 3cit)re alt, t)a§> erfte mal aJJinifter. 9tl§ trefflirf)er ?lb= öofat unb burc^ ben l)eftigen 9Jiut feiner 3fieben in ber Kammer berütjmt, unb nun gar, feit ber 9)?abriber Snfurrettion öom Suni lö66, au^ nod^ im ©lange ber $8erbannung, t)atte er bie @unft ber ©tra^e. Stber balb, unter ben unberatenen 3tDeifeln feiner greunbe, gtüifc^en bem jungen 311= fonfo, bem ^ergog öon 3J?ontpenfier, S)om gernanbo öon Portugal, bem ^lönige Suig unb ber 9?epublif, geriet^ auc^ er, burd) feine Steigung für ben jungen ^ringen bon ©enua, in Siabct unb S^erruf unb mufete nac^ njenigen 9J?onaten öeräid)ten. ßr tt)urbe

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5um ^rä[tbenten ber ßorteö getoäl^tt unb füt)rte bte 9iabifaleit, toelc^c ä^tfdtien ben Siberalen unb ben SJepublifanern of)ne redjten SSiüen fd)lDan!ten. SImabeo, bem er am 4. ©eäember 1870 itad) ^loreng bie ^one brodele, rief t^n in ba§ erfte 3J?tni[terium, unb nad^ bem ©turge be§ ©errano leitete er bi§ §um 3. Dftober 1871 bie ®e[ci)äfte. 2)ie neuen 2SQi)Ien mad^ten tt)n §um ^iCbgeorbneten t)on SDtobrib, unb im Suui 1872 bitbete er, bem S)rän9en bei SDZonorcfien gel)orJQm, ujieber ein S^abinet. ©amdl, ba ring§ im Sanbe bie Empörungen ber 9ftepubli= faner, internationalen, ^arliften, 5llfon[i[ten Ujud^fen, fdilDur er in jeiner berüt)mteften Diebe, big in ben Xob bie ®t)naftic §u üerteibigen unb bor ben X^oren ber Surg !ämpfenb für fie ju fallen, unb erft, oll ber Äönig fclber, öom 9J?ute üerlaffen, au§ freien ©tüden entfagte, jog er fid) nai^ ^or-- tugal äurücE. (£r rturbe nad) bem 'ißutfdje üon ßanoboS unb 9J^artine§ (Eampo§ öerbannt unb lebt, o^ne bie 5Imneftie bon 1881 ju nützen, ftill unb einfam in ^ari§, inbem er nur unabläffig in SOZanifeften feine gorberungen einer fonftituirenben 58erfammlung, religiöfer g'reii)eit unb fojialer Ste* formen njiebert)olt.

©r n)ot)nt am 9?anbe be§ 3SäIbd^en§ öon Soulogne, in ber 5Iüenue be la ©raube 5lrmee, n)ot)in öom ttjei^en ^la^e ber Eintragt §tt)ifc^en ben ®(t)fQifd)en ©arten bie fd)önfte ©tra^e ber (Srbe fteigt.

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(Sin fc^lic^teö 3^"^"^^^ ^^^^ ®^^- ^^i" ®c§muc£, at§ üiele SSilber üon 3Serjd)lDÖrern , 9?ebnern, 'Dt^tern. Sluc^ bon SSictor §ugo, bte in fetner feften, gewaltigen, faiferlid^en ©cf)rift SBibmungen tragen.

(£r ift ftar!, öier)c[)rötig, mit bem SladEen eine§ 5torero§. Wan möd)te i^n für einen zornigen, aft^matifc^en Tla\ox mit ^ongeftionen nefjmen, ber fi^ ungerecf)t penftoniert glaubt, ©eiftig mirft er ntd)t, aber biefe tjorten, unbetoeglicfien, et)ernen ßÜQe, bie engen, fteilen, fteifen 5lugen, bie glo^en, unb bie ^aft be§ jä^en, tieftigen 5?inne§ geigen ^ro| unb ©rö^e.

3c^ bringe einen S5rief öon ©atoa, ber mic^ empfiet)It unb fage meine SSünfcbe.

„Über ben 5Intifemiti§mu§ tt)ill i^ S^nen fet)r gern meine 3J?einung geben. Sn eigentlid) :politifd^en fragen müBte i(f) es öertoeigern. S)ag SnteröietD ift fonft nidjt in meinen ®en)oI)n^eiten. Sd^ i)aht aEen SSerfuc^en S^rer frangöfifdien ^oße= gen immer ju entmifdjen gemußt. @ie üerbanfen es blofe ©ama, ben ic^ für fein grofeeö unb mutiges 2^alent ^a^lxd) liebe, 'oa^ id§ eine 2lu§= nat)me mad)e. giebt nämtic^ bei mir nichts 5U interöiemen. Set) oerftecfe ja meine 9}^einungen nid)t. ©ie finb in meinen 3J?anifeften. Unb in* bem id) feit üieten ^at)ren gemot)nt bin, öffentlicE) 5U benfen, h)irb jebe anbere ^rage eutbe^rlid^."

»a^r, S)er Sinti Jemitt§mu8. 12

178

„5lber über ben 9lnti[emtti§mu§ t)aben ®te nod) nie gefprod^en."

„SBeil in ©panien feinen gtebt! (£§ gtebt feinen 'JlntifemitiSmuS , h?eit feine Suben giebt leiber! 2)ie Vertreibung ber Suben i[t ber größte grebel an unferem Sanbe gettiejen, ein un= Dersei^Iii^eg 9}erbrec^en an ber 3^^""!^ «nfereä SSol= fe§. Wlxt ben SKauren f)at man bie Kultur t)er= trieben, mit ben Suben bie Snbuftrie, ben §anbel, aße 3T?ittet ber bürgerlid^en SSol^Ifa^rt. S)iejer felbytmörberi[d)cn 2Sut fct)u(ben mir ba§ unjäg* lic^e (SIenb unfereö 3Solfe§. 9^ur menige [inb ha- mal§ geblieben, unb biefer fdjmo^e unb geringe 9?eft i[t ganj in ben anberen öerfdimunben. ©o fe^It bei un§ jebe 55ebingung be§ 5Intifemiti§mu§ ben id) übrigen^, aufrid^tig geftanben, niemals be* griffen l^ah^. 2)o^ Semanb Ijeute noc^ fid) religiös begeiftern unb au§ religiöfen trieben Raffen fann, ba§ ift mir ein 9f?ätjel. Q§> fc^eint mir fo fef)r eine ^Verleugnung aller itultur, aller S5ernunft, alle§ 9?ed^te§, überhaupt beS mobernen ©eiftei unb unferer ganzen ßtit, ta^ id) gar fein 2Bort ber ©ntrüftung finbe, ha§> ftarf genug märe. (£§ ift eine ©c^anbe, o^ne 33eifpief, Die ein unüerlöfcft' lid^eS 9JiaI an unferem ®ejc^Ied)te laffen mirb. 5)afe f)eute überljoupt nod) möglid) ift, ha^ man fic^ nid^t f^ämt, antifemitifd^ gu empfinben, unb ha^ man mit einem ©tridje bie ganje 5(rbcit ber 93er* gangenf)ett unb alle @rrungcnjc|aften be§ ©eifteS

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tilgt man möchte an ber SD^enfd^^eit öer§tt)eifeln. Sc^ finbe abfurb, erft ©rünbe gegen ben :?lntt« femiti^muS ju fuc^en. @r rtdötet ftrf) felbft. SBer überl)aupt fä^ig tft, feiner toüften §e^e §u folgen, mufe franf, mufe g^ifüg entartet fein unb t)at jebe§ 3ied)t öerttJtrft, in ernften j^'rogen üernommen fgu njerben."

12*

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27.

^^enxx %o^efoxt,

(^od^efort t)at ncultd) einmal ßola ein biSd^en qejauft unb Qoia, ber üielleic^t ein großer S^ünftler, aber gettji^ ein fleiner 9}?en[(f) ift, üertrögt bo§ gar ntd^t. ©§ gab ©treit, bie treffe ^et^te nnb fo lüurbe eine Sßoc£)e n)ieber ba§ Problem geprüft, ba§ nun balb breifeig Saläre bie ^arifer rei^t: ob ber Tlaim ber „Laterne" nur ein politifc^er 0oton, in ben ^45aufen ber ®efd^i(i)te, ober ein et)rltd)er, n^irffamer 2öert in ber Snttt)icflung be§ Sanbeö ift. ^tele tebeten, aber niemanb fonnte löfen.

3o(a ^at gefagt: „Set) fenne it)n al§ einen amü* fanten 9)(cnf(^en, einen ©efeüfc^after o!^negtei^en, einen unnjiberfte^lic^en ^(auberer; aber tt)o§ mid) an tt)m immer oertounbert l)at, ba§ ift fein Slid: biefe^ naioe, nichtige, leere 3{uge. ©ein Stopf fd)eint mir hjie eine leere ©d)elle, tt>cld)er bie Klingel fe^It. ®etDiB er t)at ot)ne ßtteifel Stalent. (£r ift jemanb.

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@r ragt über ba§ ®u|enb. 5{6er prüfen toir bo(^ fein Sebert, feine 5lrbeit feit äiuanäig Sa{)ren, ba§ SSerf, bQ§ f)inter i()m ift! 2Sa§ ^at er gefc^affen? 9?id^t§ al§ 33ouIanger, ber ficf)er bem SSatertanbe nic^t 5um §etle toar. 9Sag tüirb öon i^m bleiben? 9^ic£)t§ qI§ feine (Sif)ute Don gobeurs, toie biefe TMe\3ot)t unb 2)ucret, n)elc^e nac^ jeber SSerIeum= bung, nod) febem Iäc£)erli^en 3^ttel ^afc£)en, ben tr* genb ein Söetrüger geftofjlen l^at, um nur um jeben ^rei§ täglid^ einen neuen ©fonbat ^u füf)ren!"

Raubet ^Qt gefugt: „3c^ begreife ^ola nic^t. Wix ift 9^od^efort ber feinfte (Seift, ben ic^ t)eute !enne. ©ein 5luge foE leer fein? Sd) finbe tief unb finbe, ha'^ auf Den erften 93Iic! eine ge* maltige, ungemö^nlic^e Statur öerrät. @r f)at ein enormeg Stalent unb ein unerf(i)ö:pf[i^e§ ^Talent, baö fi(^ in eUjiger Sugenb immer erneut. 3c^ tefe if)n tägtii^ unb feine ^raft, fein SSi|, feine Seiben* fc^aft berfagen, ermatten nie. SSa§ tourben i^n auc^ fonft jeben morgen alle !J)eputierten in ber Kammer, alle (Senatoren im ©enate lefen? gefd)ie(jt, toeil er mit feiner reid^en 5?enntnt§ ber 9J?enfc^en unb ber 2)inge, mit feiner großen (Srfa'^rung immer bie SBa{)rt)eit trifft. Steiner fennt n^ie er jebe S^taffe ber ®efellfd)aft, aUe Sagen be§ Seben§. @r t)at auf bem S3ouIet)arb gelebt, er ^at unter bem Stbel gelebt, er \)at mit S?!unftlern gelebt, er l)at ^omöbien ge* fcf)rieben, er I)at 9?omane gefc!^rieben, gon^ famofe, unoergleid)lid)e 9ftomane, er mar im ©efängni^, er

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toar im Sagno, er toav in 9^eu»Salcbonten unb je|t ift er tüieber berbannt! Unb toeld^e ©rajie er ^at, ha§> (£rnfte gallt[(i) f)etter gu fagen toetd^en Wiüt, ben feine ©efa^r, feine 9^ot, feine ©ro^ung beugt!"

Semai'tre I)Qt fc^on früt)er einmal über i^n ge= fdirieben, in feiner fraglichen, jmeifeUjaften, üer^ic^^ tenben SBeife, bie lieber fuclit al§ finben toiü. @r nennt if)n einen cas moral des plus interessants et des plus irritants a la fois, par rimpossibilite Ton est d'y voir clair jusque au fond, unb gie'^t aUerlianb 55erglei(^e, S3eifpiele, Slategorien auf if)n, bie boc^ aUc ntd)t redEjt fi^en. (Sin 9Jieifter jener Sronie of)ne 9?aft, Scibenfd)aft unb SBa^l, melc£)e „blague" ^eifit , ein ^aubcüiHift , ein unöerf D!^n= lieber geinb ber ^errfdjaft unb ber Drbnung, ber bie toilbeften Snftüte öon ber ©tra^e ruft, ein 3lpoftel ber 9^ot, ber ein Slönig beö SouleüarbS ift, ein Sfteöolutionör, ber ben 9J^arqui§ nidjt öergeffen fann, tote einer jener räuberifc^en Siitter unb ge= abelten SSanbiten, bie fic^ einft au§ 3orn, au§ ©ün* fei, au§ friegerifdjcr £uft gegen jebe Waä)t empört 5mif(^en fold)en SSorten tappt er. 9^ic^t§ tt)ill ben bizarren ©pötter beden unb SSiberfprud)e bleiben.

SSietteid^t bürfte man fte anberg löfen. 9J^an foüte nur ntd)t üergcffen, ba§ er ein ^ünftler ift freiließ nid)t in SD^armor, färben ober 2Borten, fonbern in lebenbigen 3J?enfd^en. 9J^aurice 53arre§, ber il)n bemunbert unb liebt, t)at itjn mir einmal

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at§ einen unöergteicEjItc^en manieur d' hommes ge* rütjmt, unb er \)at felber einmal gei)rof)t: „Je ferai descendre des faubourgs, quand je voudrai, deux Cent mille hommes." S3ielleic^t füllte man i^n a[]o au§ einer foI(f)en Äünftlerjc^aft be§ Sebenö er- ftären, meiere in ben SOJenfc^en, ftatt in STönen unb 9}?atereien, i^re Xräume, i^r ©efiijt ber 2ßelt ge== ftaltet, tDa§> man \a n)ot)( je|t einen ÜBermenfd^en nennt, menn ha^ tounberlic^e SSort überhaupt einen @inn f)a6en foH.

(£r tt)ot)nt im 9ftegent§ ^ar! unb baö tiefe freie ®rün ber englifdien Sanbfctjaft raufd^t in öa§ gier* lid)e unb feine Otoccoco beö üppigen ©aIon§. S)raufeen 5tt)itf(i)ert§ öon ben breiten öoüen Säumen. Slber t)ier flirren, t)ufc^en aii§> gi(]ürc£)en, Süften, 95üfen flinte ©djimmer mie öon S^änjen Iäd)elnber Wax' quifen.

üan Seerä I)at feinen fa{)Ien, pmifc^en, bur* leSfen <Bd)ähd einmal gemalt, bem bie freche Qadt be§ fteiten toeiBen ©d^opfeS über ber jä^en ©tirne toa§> pt)antaftifcf) 2ädierlid)e§, einen unfjeimlidien ©pa§, tüie öon einem farrifierten S)on Duijote giebt. ©eltfam ift ba§ Stuge: gierig, laufc^enb, fpionierenb, mie ein ©c^toamm, ber fangt, in fid) giet)t, nid)t§ auä fid^ läfet, tt)ie ein 53lutegel, h)ie ein ^öamp^r. 9Jlan füt)lt, bofe man ni^t§ au§ i^m loden, nichts öor if)m öerfteden fann.

(£r rebet munberlid) : auf ben nöd^ften ©ebanfen loa, ben er mudjtig padt unb in gro^e ©ö^e faltet,

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um gleid^ anbere :2aunen »teber gtrifi^en fte gu jcl)ieben, bie er gleid^ tüieber öerlä^t, um gtetc^ loieber auf fte 5U fommen. ©0 bref)t ftd) feine 9iebe im Sl^retfe. St)t Wt bie tieüe, leid)te, fidlere Drö» nung feiner @d)rift.

„S5or allem: ^d) bin leibenfd^afttidjer, fanatif(^er Slntifemit. Slber id) öermerfe jeben religiöfen Slntifemi* ti§mu§. 2)er ift bumm unb blöb. Sc^ bin 5lt^eift. S)er @Iaube intereffiertmidj nid)t. ®ie Sf^eligion mirft nid)t auf mxd) id^ bin immer fo gemef en, öon ^inbt)eit auf. ^a§ liegt an meiner ßrjietjung, ba in meiner ganzen ^amilie feinen ©lauben gab mein ißater mar ein ftrenger SBoItaireaner. S)ie ^^rage \)at aud) mit ber 9?eIigion ni^t§ ju t^un. SDJan brautet fein 6t)rift ju fein, um gegen bie Suben gu fein. Sö^ toar 1871 im ®efängni§ mit ÜJiujcImännern jufammen, bie bie Suben grimmig t)a^tcn. ^er ganje 5lufftanb ber 5Iraber gefd^af) bamal§ nur, meit dremieuj bie Suben naturalifierte feit jenem ©refret ift ber ^aE öon 5((gier unauf^altfam; öerfommt mit jebem Xage mel)r. 5lIfo : '^ad) ber 3teIigion frage ic^ nic^t, in meiner ^amilie fcl)lt ber religiöfc ©inn ic^ mürbe erft mit clfeint)alb Sat)ren getauft, um in bie ©(^ule p get)en meine SEoc^ter gar nid)t unb meine ©nfelin auc^ nid)t. 2lber idj bin 5Intifemit, meil id) fef)e, mie bie Suben ftnb. 5ln allen großen ^ataftropf)en meinet SSolfc§ finb bie Suben fc^ulb. Unb ba§ ift immer in allen Sänbern fo gemefen, unb alle SSölfer faljen fjd) ge5mungen, fid^ gegen bie

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Suben ju üertetbtgen unb gu fd^ü^en. ©e^en ©ic 5. 33. bie fpantfc^e Snquifition bte meiften Seute toiffen gar nid)t, ba§ fie urfprüngltc^ gegrünbet tDurbe, nad^ ber §er!imft ber jübtfc^en S^eid^tümer 5U forjd^en. ©0 giebt :^unbert iöetoeife, bo^ ber Sube immer für ein bebenflic^eö unb gefät)rti(i)e§ SSefen galt. ®ie S«ben finb fäuflid^, bie Suben finb beftec^Iic^, bie Suben finb Sßu^erer. ©ie ^aben im 93Iute ein ^rinjip, ba§ fie treibt unb brängt otIe§ an ficft ju reiben. Sn ber 9^ot friecf)en fie. Sn ber SD?o(i)t finb fie unerbittlid). ©arum bin xä) Stntifemit. S)ie religiöfen ®rünbe finbe ic^ Iä|)pifd). S(f) öerabftfieue ben 5lat^oIi-ii§mu§. Slber betroc^ten ©ie Manama, bie 5?upfergef(^ic{)te, oUe großen ©fan= bale überaE Suben! ©ie bringen überaß ein, fie Ratten fid) überall. 9f?apoIeon \)at eine 9JJenge 5?önige gemad)t, bie aöe tt)ieber öerfd^munben finb nur bie Suben ^ernabotte finb auf bem Zi)xom geblieben, ©ie f)aben ein unglaubliches Stalent, über 9^ac^t reid^ gu merben ber 53aron ©pi^er mit ber berühmten ©ammlung, bie je^t öerfteigert tt)irb unb auf fünfgefin 9}2ilIionen gef^ä^t ift, \)at aB gang armer Xeufel angefongen. Unb fie entlüifc^en au§ ben t^eifelftcn ©efat)ren ber §err Cornelius ^er^, ber (Slemenceau aüein über brei 9KiÜionen gegeben I)at, fi^t je^t öergnügt in 93ornemout^, ge^ fünber al§> mir gmei, ©ie unb ic^, ^ufammen, unb meiB, bafe it)m nict)t§ gefcf)ie{)t. ©et)en ©le: fo[d£)e 2)inge bie mad^en ben ?(ntifemiti§mu§! S)ai)er

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lommt t§>, ba§ man ft(^ in aüen Sänbern unb ju aKen ßetten immer gegen bie Suben empört I)at. ®a§ ift ber ®runb ber gan^eit ^rage."

„?lber tüte benfen <Ste fid) i()re ßofung?" „@§ tft felbftöerftänblicft, bafe id§ leine 5Iu§* na^megefe^e gegen bie Suben ttJiH. ®a§ n}ürbe gegen alle ^orberungen be§ mobernen ©eifteS fein. S)a§ ^rin^ip be^3 gteii^en S^iec^teS für alle barf nic^t ge[d)mälert lüerben. S<^ bertange nic^t, bofe be[on« bere @e[e^e für bie Snben gelten fotten, id) oer= lange nur, ha'B bie ®efe^e, meldte für bie anberen gelten, mit ber gleichen Strenge auc^ auf bie Suben angemenbet njerben nid^t blo§, toenn bem 9lotfcl)i[b pa^t, ber Ijeute attcS nad) feiner Saune entfc^eibet. 3^^ bin nic^t gegen ha^ gleiche Sted^t ber Suben, fonbern id) bin für ba§ gleiche iRed^t ber anberen. Wlan foU auc^ einen Suben ftrafen, tt)cnn er ein 35etrüger ift. S)a§ ift ba§ einzige 9Jättel, il)re §errfc^aft ju bred^en i^re §errfd)aft in alten Unternehmungen, in ber treffe, in ber ®efenfd)aft. ©e^en ®ie §. S. Seffep§ ic^ fenne Seffepg fe^r genau; an bem gangen Manama finb nur bie Suben fc^ulb, mit il)rer unerfätttid)en (SJier, au§ jebem ®e* fc^äfte ju profitieren, öeute lönnte man aud^ ©ueg nid)t met)r machen, ujeil ber junger ber Suben jebe Unternehmung fri§t. Unb fe^en ©ie bie treffe el giebt feine franjöfifdie treffe me^r: ift aUc^ in ben ^änben ber 3uben. ^cSroegen, nid^t au§ tljörid^ten religiöfen ©runben, bie id^ üerloerfe, bin

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ic^ Slnttfemit. 5ßon jenem reaftionären 5tntifemt= ti§mu§, ber @efe|e gegen bte Suben öerlangt, toiU td) ntd)tg toiffen. Sc^ fämpfe nur gegen bie ^err- fd^aft ber Suben. §ter auf biefem @e[fet ^a tft SornettuS ^erj gefeffen unb t)at mir gefc^moren, toenn tc^ feinen ^ropofitionen folgen würbe, in gtoei ^agen ba0 @nbe meiner SSerbannung ^u ertt)ir!en bie 3J?inifter felber Würben ^erfönli^ fommen unb mi(^ feierlich t)oIen. Sa, 't)a§: finb ßufiänbe, bie id) unerträglii^ unb unt)altbar finbe. dagegen mu^ ftd^ jeber gefunbe ©inn empören."

"^AiJbiidi^^äk^j^dtiii^ti^^ii^ii^ti&^^iiäi^iiiii^^^^i

jfSi^^^^!pqpi^i^t^!fi^!^^i^i^qpi^!pifi^!fi^i^!pip!l^qp!^i^-

28. ^h ^^axki ^^eniwoxt^ pifßc.

^arleä Söentroortf) S)il{e ift ber ©nfel be§ großen ^ublt^tften, ber ba^ „3ttt)enaeum" unb bann mit ©idenä bte „^atlt) 9^eto§" grünbete, unb t[t ber ©o^n be§ eifrigen Unterne()mer§, ber 1847 mit (£ote unb 9iu]"feE bie erfte 5lu§fteIIung ber engtijd^en Sn= buftrie unb öier Sa^re fpöter bie erfte 235eItouö= fteHung fcf)uf. (Sr mürbe im Sa^re 1868, fünfunb» Sman^ig Sa^re alt, in Sl)elfea gemäfjlt unb §eic^= nete fid^ burd) feine ft\nntni§ ber au§märtigen fragen, bie er langen Steifen burcE) (gg^pten, Snbien, ?(uftra= lien, Kalifornien unb bie üereinigten ©taaten banft, unb burd^ feine republifanifc^e ©efinnung au§, bie er aud^ nac^ feiner 9lieberlage bei ben SSal^Ien bon 1874 in einem frechen, fatirifct) bermegenen ^ampt)Iet über ben „'^aU. beö ^rinjen g-loreftan bon SDJonaco" befonnte. 1880 trat er in ba§ Ä'abinct ©labftone unb erneuerte ben SSertrag über ben Raubet mit

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l^ronfrei^. (£tn britifcf) totberüc^er ©fanbal ftürgte i^n, aU er öon einem §at)nret gert(i)tli^ Qeüagt lourbe. ®0(^ trufete er feine ©ettung in ber liberalen Partei gu behaupten unb ftc^ burc| ben iinennüb= lid^en ^ampf gegen bie auSroärtige ^oliti! ©olig» bur^§, befonberS in ber egt)ptifc^en grage, balb lieber in bie öffentlid^e Sichtung ju ftellen.

@r ift grofe unb ftattli«^, mit üoEen, breiten unb gefunben 3ügen, mit einer freien, tieiteren ^raft in oflen ©eften, mit ben StUuren eine§ 9?eiter§ unb 3äger§, ber ricf)tige engtif^e Sunfer, ber er bod) im (Seifte gar nid)t ift, ettoa tük ^o^toaMi ben dürften Startjemberg gematt ^at.

„^ür mic^ ejiftiert bie ^rage nid^t, iueil fic in unferem Sanbe nidjt ejiftiert. §ier giebt c§> feinen Stntifemitigmuö, tt)eber in ber ©efeüfc^aft nod^ im 3SoIfe. §öd)ften§ in Sß^ite^a))et brausen fann man öiellei(i)t biStoeilen Sinterungen pren, bie antife- mitifd) flingen. ©ort ift ein ftarfer ^aß gegen bie jübifct)en (Einmanberer au§ Sf^uBlanb. 2)a§ t)at aber mit ber ^olitif ni(i)t§ ju fc^affen. ®a§ ift ni^tS a[§> 9^eib, ber ni^t bem Suben, fonbern bem Slon= turrenten im ©efc^äfte gilt. Sn ber ©efettfc^aft ift nid^t bie leifefle ©pur toir t)aben feinen 2lnti= femiti§mu§."

„Unb ©ie glauben, bafe ®ie i^n niemals t)aben toerben?"

„5JtiemaI§ ift ein großes Sßort. SSenn man in ber ^^ülitif niemals fagt, gc)d)iet)t gemö^nlic!^

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morgen. 5l6er benitod^ i^ !ann mir nt^t benfen. 9J?tr fd)etnt ber 2lntifemttt§mu§ in ©ngtanb unmöglich). Un§ fef)Ien oHe ^ßebingungen. 2Bir müßten un[ere ganje ®e[^ic^te, unfere Kultur, aUe felbftöer[tänbltct)en ©etoofjn^eiten öerleugnen. Sd) glaube: luir [tnb öor feiner ioüften §e|e fidler."

„Unb n)a§ f)ält man t)ier öon bem fontinentalen SlntifemitigmuS?"

„Slufrid^tig geftanben, man !ümmert fid^ etgent* lid) nic^t um i^n. Sr fc^eint un§ tounberlic^ unb gett3i§ nic^t gur @^re bon granfreid^ unb ©eutfd)» lanb. Stber toir fönnen unö bod^ nic^t benfen, ha"^ er irgenb eine ©eltung für bte europäifc£)e ®efd)i(^te getüinnen ttjirb. 2Bir {)atten i^n für eine ^ronf^eit, bie öon f eiber mieber berlöfd^en mu§, toenn it)re Äraft erfd)öpft ift."

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29.

(^er Df^effe (Saa§buxt)§. ©eit 1874 in ber Kammer, 1886 SJZinifter für (Sdjottlanb. 2;urc^ feine Öärte gegen bie Sren 6erücf)tigt.

2Iuf ben S3rief, ber it)n um feine 9J?einung über ben 5tntifemiti^muä fragt, anttüortet er:

Dictatet.

4, Carlton Gardens, S. W. Private. 5th June 1893.

My dear Sir,

I beg to acknowledge yoiir letter of the 3rd fo June requesting an interview for the purpose of discussing the Jewish question in Europe. I should be glad to give you any assistance in yourlabours were it in my power to do so. But in truth there is no Jewish question in England at all and although the problems connected with immi-

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gration from Russia and central Europe have excitet and still excite a good deal of attention in this country, tliis is not becaiise tlie immigrands are Jews, but because tbey are paupers. Under these circumstances I fear you would not gain anything from tbe interview wbicb you desire.

Yours faithfuUy Arthur James Balfour.

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yifrnrnrr t r t nttimmrnmmnTfnm^^

30.

^on 1854 burc^ gelin Sa^re in btplomott^ fd^en ©tenften. ©ett 1864 in ber Kammer. 93?it 53rQblaugt) ber güf)rer ber robifalen unb ber repu= blifani[(^en ©eftnnung. 2)er treue[te ©e^ilfe ber irifc^en ^oliti! öon ©lobftone. SDfJan ^toetfelte md)t, ba§ er in jein ^abinet gerufen irürbe. Slber bie 5^önigin tja^t t^n unüer[ö^nltc^, h^eil er oft im „%xut\)", ber i^m get)ört, bem §ofe läftige 2öaf)r^eiten fagt.

@r fdjreibt mir:

„Sc^ !omme leiber erft (Snbe beö äJ^onotS nad) Sonbon äurüd. Sind) !önnte id) Sf)nen faum nü^en. 3c^ i)Qbe mic^ niemals mit ber „Sübifc^en ^rage" befd)äftigt. S<^ laffe fie über^au))t nid)t gu, weil mir unmöglich ift, in einer $ßerfc^iebenf)eit ber Sfteligion irgenb eine ^rage gu fe^en. <Bo f)abe iä) über fie gar !eine 9J?einung."

SB a ^ r, 3)er antifemitiämuS. 13

<^acA!yyy2>e>!ybG£bc^

l..„„^„„^„„^.,

31.

^nnte Sefant, bie tapfere greunbtn be§ Örablaug^, bie je^t, feit bem Xobe bcr 23lQt)Qt§!l), hk bubb^iftifc^e ©emeinbe leitet, i)at einmal in einer ianften, milben unb licblidjen ©c^rift ergä^It, toie [ie jTl^eofop^in tüurbe, bie bocE) erft gläubig, bann eine fanatifc^e Sotin be§ 5DZateriaIi§mu§ toar. 5lber fie tüufete enbli(^ anberö ben ©rang ber taufenb ßtoeifel, ber ewigen 3?ätfel nic^t ^u löfen, oI§ burc^ ha^ fieilige ®efe| ber tarma, ha^ jebe§ raenfd^Iidie Seben bur^ 93erbienft itnb (gc^ulb eine§ üergangenen beftimmt unb felber in SSerbienft unb @d)ulb toieber Die Söeftimmung eineö fünftigen ift. Unb erft in ber itiHen, ergebenen Qud)t jur Säuterung, unter bem ^eifpiel ber großen SUfeifter, bi§ ta^ ^t)iertfci)e t)er= ftummt unb bie t)eimlic^en ©timmen auö bem ®e= mute rebcn, t)at enbttd) it)r raftlofer ®eift SSer- fö^nung, ^rieben gefunben.

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S5ubb()igmuö, 2;t)eo[op£)ie öieteerfd£)recfenfc^on Dor ben SSorten unb benfen gtet^ an toüften ©pu!. Sie foQteit einmal x\aä) bem Hauptquartiere ber St^eo[opf)icat ©ociet^ in ber 3töenue S^oab, am D^anbe be§ 9f?egent§ ^arf. finb §tt)ei f)eße, enge §äu§= c^en, §tt)ifc^en 9flofen unb (St)ringen, ^öfer furren, galter flattern, ber SBinb biegt bie 3™^^9^' ^eitere gülle raufd)t. ä)Jan fommt in einen lurgen ©aton, bem frembe SSrongen, 33i(ber öon tounberlic^en, bleichen unb ber^ücften Klopfen unb bie bunte Suft japani^ jc^er 3^^^^^n eine feine unb bizarre Sßeit)e geben. SJJan öergifet bie breite, braune Öbe ber englifc^en 3Bot)nungen, too man fi(f) immer toie im Orient* ©jpreB fü^It.

Tltah empfängt mid), ber ®eneralfe!retär ber ©efeüf^aft. §ager, fc^maf, leife, mit matten, jagen, ängftlicE)en ©eften, mit toeid)en, nur ein biSc^en iro* nifd)en Dieben, mit einer fat)(en, bünnen, blutlofen ?!J?iene, bie !arge, rötlid)e granfen rat)men, xok einer öon ben !ran!en ^ringen be§ S^elagqueg. (Sr fagt mir ha§> Programm ber ©efeüjc^aft, bie ben 17. SJoöember 1875 in S^JettJ-^or! geftiftet tourbe. ®ie fe|t fi(^ brei Qxtk: eine gro^e Sruberfdiaft aEer yj?enfc^en gu bilben, unbetümmert um 9iaffe, ©tauben, (55efc^tec!^t, ^afte unb garbe; bie Slenntni§ ber orien= talifd^en Sitteraturen, 9fteIigionen unb ^§ito]opf)ien ju förbern; unb na^ ben unbefannten ®efe|en ber Statur unb ber feelifc^en Strafte gu forfd^en, rteld^e t)eimticf) im 9}?eni(i)en finb.

n*

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„Sie je^en, ^a tft gor !etne «Spur bon §ejeret unb ®atani§mii§. Snt ©egenteil toir finb immer ein btSd^en f!epti[d^ gegen ^t)fteri](^e Sünger, loeld^e bie nerDöfe ^reube an geheimen fd^auerlici^en Ü^eijen gu un§ bringt ba^er ber ß^'ift mit ben f^ran* äofen. Unb (Sie finben ha au^ gleich bie 5tntiDort auf Si)te ^rage: !ann für ung feinen 5lntifemi- ti^mu^ geben. Seber ®Iaube, jebe 9^affe gilt un§ gteic^. SS^ir fud^en ha^ ©toige hinter ben öergäng= lid)en Joi^^^i^-"

@r fü^rt mid^ in ben ©aal, too fie i^re ^efte galten, mit flrengen 3^icf)en au§> allen 9?eIigionen, ^eigt mir ii)re (Schriften, Sucher, Dieüuen in ber großen 58ib(iot^et, tt)o Sc^mied^en ba§> büftere, fc^ftere, fi^merjlic^e ^Daupt ber Slatiateft) gemalt ^at, unb bringt mic^ jur 53efant.

©ie ift Hein, ftf)mä(^tig, fd^eu, öon linfifc^er, gebrürfter SSeife, ärmlirf) in §altung unb @efte, bie trifte a}?iene unter fur§en, toeißen Stufen. (Sie trägt fi(^, öeräc^tli(^ gegen ^u§ unb ÜJJobe, ge* fliffentlic^ !af)I unb nüd)tern, mie man bie engtifd^en ©ounernanten jei^net. 5(ber bie tiefen, finblic^en, grauen klugen leudjten.

„SBir finb natürlich gegen ben 5lntifemiti§mu§. 3ebe 93etoegung gegen eine 'Jxaffe ober einen ©laubcn erf^eint unä ungered^t unb tf)Dr!d^t. Übrigen^ glaube id), ha'^ man ja überi)aupt in (£ng(anb eigent= li^ öon 5(ntifemiti5mu§ nid^t fpred^en fann. giebt feinen. 23a§ ettoa bi§toeilen fo ffingt, ^at im

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®nmbe ntc^tl mit ben Suben ju t^uit. tft bei ben einen ber ^a^ gegen bie großen SKädjte an ber Sörfc; bei ben anbeten, in (gaftenb brausen, too man bie ruffifd)e (Sintoanberung nic^t mag, i[t bie ^mdjt öor ber billigen 5trbeit, bie bie greife oerbirbt ät^nlic^ mie in 5lmeri!a bie §e|e gegen bie 6J)inefen. 2)a nun biefe S3e[c^tt}erben ni(^t§ treffen, ba§ au§f(^tie§titf) jübifc^ toöre, bürfen toir nnö motjt rühmen, ba^ unfer Sanb feinen 5lntifemi* tiSmuS !ennt."

»

,jl!q5f|!i|S?5Ji|!>i|!?|?^^

32.

(^er g-reunb 58i§marcf§, ber baö „Imperial Germany" unb „The Realni of the Habsburgs'' gefd^rieben l^at, einer üon ben großen S5ermtttlern jiH)if($en ben SSöÜern unb ^Ijöniätern be§ ®eifteö, n)ie ^iüebranb, ®eorg S3ranbe§ unb Suan $8alera, lueld^e bie ©renken ber eigenen Station tjerlaffen, mit Siebe in bie anberen bringen unb baö 9)?enf(^= lid^e au§ t^nen I)oIen, ba§ im Sßedjjel ber formen unabänberlid) gteid^t.

Sine ftiHe ©tube, mit jener breiten, buntten Sefiogüc^feit be§ briti|cl)en ©efdimadeS. ©tidje öon 2B^i[tIer, Silber öon Senbad^; eine§ mit bem lalo* nijdien 3Sermerf: „9JcifeIungen" ^ran^ bon Sen= ba^. 5XIIerf)Qnb Erinnerungen an ^ßi^morcf unb SJZoItte. Unb nienn er erft feine SJJappen öffnet, befilieren alle Flamen @uropa§. ©r reift nid)t, mt

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bte anbeten, ©trafen unb Konten unb blo^ bie Slörper ber Sänber gu [et)en, jonbern toeiB bte mä^= ttgen güf)rer ju treffen, ioclc^e ha^ ©c^icffal unb ben ©eift ber SSöIter ent[c^eiben.

(£r beftätigt mir, ha^ (Snglanb feinen STnti' femiti§mu§ fennt, unb er glaubt nid^t, ba§ \i6) t)a§> änbern toirb. Über ben !ontinentaIen 5lntiiemtti§mu§ l^at er felber neulich in einer englijc^en ?[Ronat§- fct^rift gef(f)rieben. (£r ujieber^olt mir bie toic^tigften @a|e.

„SBer bie Sen}egung ernennen »iH, muß ben 5(ntifemiti§mu§ üon ben ^Inttfemiten trennen. ®ie Stntifemiten finb meiftenS imüer(äfeti(^e unb menig erfreuli^e Seute. ©ie fluntern mit allert)anb S3e= I)auptungen, bie fie öor ®erid)t bann ntc^t bemeifen fönnen, unb öerleumben. ©§ fet)It if)nen an ber 6tt)if ber ©enauigfeit. ©ennod) folgen il)nen biete, meil fie inftinftiü fügten, ba^ im 2lntijemiti§mu§ etma§ ftedt. S)a§ foUten bie Suöen nicE)t öerfennen unb fodten begreifen, bafe ber §af3 gegen ba§ Suben= tum fic^ mit einer großen 5lcl)tung Dor bem ein^etnen Suben fet)r mot)( öertragen fann. ©ie müßten ötel= mef)r felber bie (5d)äben fuc^en, bie gegen fie reijen. ©I mürbe fic^ bann üieUei^t geigen, ba§ fie gar nid)t in ben ^uben, fonbern in ber mobernen (Snt* midlung liegen. ®af3 man f)eute ®elb nid^t „öer- bient", fonbern „geminnt", bafi nid)t ber ©djöpfcr einer ©ac^e gilt, fonbern ber „^ö^ac^er", ber fie „tancirt" ober „pouffiert", ba^ ber ©d^minbel über

200

bte Sfrbett ftegt, tft ba§ augfd)tte^tid^ jübif^? ®er Sube tjt nur ein bequemet unb beutltc^e§ S3eif))iel. 5lber tüenn bte Setoegung ernftltd^ ttJtrIen foE, bann wirb fte ftci) bon ben Suben njeg gegen olle ftttü^e läefa^ren toenben unb eine etl)if(i)e Säuterung ber öffentli(i)en S^inge öeilangen muffen."

§£^,^gg;;^g;^g^:;^g;t^,^.tgs!?^^|[i^;;j^:^;^^;^i^^s^;^^

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33.

f imot^i; t^^eaft).

<^ett bem Stöbe be§ ^arnett fü()rte ber 516:= (^eoibnete öon Songforb bie Sren, unb je^t toerben tt)ir i()n tüo^t bolb qIö trifc^en SJJintfter fet)en.

^lein unb fpi|: ein f dentaler brauner Sßart mit grauen göben, ein feinet, bünne§ 9?ä§(i)en mit ner* ööjen glügeln, iüingige, fanfte, !(uge Singen unter ber tunben (Stirne. S;abei eine f(i)tDere, loicfitige, um= ftänblicfie SBürbe in ben 5S(icfen, in ben ©eften, bie an bem nieblid^en gigürrfien luftig mirb, tt)ie toenn ein flinfeö ©ibed)§(cin fteif unb graöitätifd) tüäre. ®r merft ba§ mol)l felb[t, unb fdjeint it)n, toenn man ben ^uf^enben (Schimmern in ben fd)arfen f^urdjen um ben SRunb öertrauen batf, fe^r gu öer= gnügen.

„Srlonb fennt teinen 5Inti[emiti§mu§, unb ^at it)n niemals getannt. 2)ie fatt)oüfd)en Sten red)nen fid) jur ®t)re, bafe man unter i^nen bie

202

Suben niemals öerfolgte. SBenn man in ben legten Sal)ren antiiemitifc^e ©puren §u merfen glaubte, fo tüar ha§> boc^ nur in ber niebrigften Seöölferung, unb ^atte feine befonberen ©rünbe. S)ie Suben, tüeld)e au§ 9?uBlanb fommen, jie^en at§ §au[ierer burd^ ha^» 2anb, gemöliren bcn ffeinen Seuten 5!rebit, unb ha giebt benn natürlidE) immer ^ro^effe. 3n einem folc^en ^at ein 9^idE)ter, burd) ba§ §in* unb ^erlügen ber Parteien erbo[t, bie unbc)'onnene unb ärgerlidje StuBcrung gct^an: S)en Suben glaube id^ übert)aupt nichts me^r! 2)a§ mar nun ben @ng= länbern roieöer ein njiöfommener 9tnIaB, un§ §u f^mäf)en unb gegen un§ ^u t)e|cn. S)ie ©a^e iDurbe furd)tbar aufgebau[d)t unö auSgenü^t, um un§ ber Sutoleran^ unb beö religiöjen ganati§mu§ unb oüer möglid)en Softer §u bef(^ulbigen. 5lber in SSüt)rf)eit !ann boc^ mol)! ein einzelnes SSort, unbe= ba(^t unb im 3otn gefprod)en, gegen ein ganseS S5oIf nid)t§ betneifen, unb toie gefagt: tuenn man 9?eigungen bei un§ fönbe, bie fid) antifemitifd) beulen liefen, fo tüäre baö bodj tjöc^ftenö nur etwa im ^öbcl ha^ S3ürgertum tueiB nidjtS öon biefer 93erirrung. ©g ift butbfam unb geredjt. (5§ f)at für bie Suben (gt)mpat^ie unb ^^ere^rung. (S§ beiounbcrt if)re un- öergleidjlic^e, ftiat)rl)aft fürftlic^e 2Sot)lti)ätigteit, bie SJäüionen öerfdjcnft, toie lüir einen ^^cnnli geben. Seber ©ebilbete mürbe fid) fc^ämen, gegen it)re D^affe ober it)ren ©lauben ctmaö ju fagen. ®a§ eS S^eiber i^rer Tla^t, i^reö 9?eid)tum§, tl)rer ücrlregenen

203

Unternet)niungen gtebt, toer tooHte ba§ leugnen? ®a§ man fid) oft einen ©cfjerg erlaubt, ber ein bi^c^en bogt)oft fdjeint; aber ha§> ftnb bod^ nur müßige ^laifanterten. (Sinen ern[tt)aften 5tntifemitigmu§ gtebt »eber bei un§, noc^ in (Sngtanb, unb idE) ^offe, 'öa'^ auä) bie ßutunft ha§> nic^t änbern n^irb."

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34.

(^er ^ü^rer ber belgtfc^en S^abifalen, ber grofee Siebner oon $Repu6Ii! unb ©oäialtSmul, ber Unermüb* Itd^e für ba§ allgemeine SBafjIrec^t membre de la chambre des representauts unb notürlid) Slböofat tok ieber Setgter, ber ein bi^c^en tt)a§ fein n)iH.

®r ift ficin, breit unb bettJegtidE). T)ie 35aden, ber 2)?unb fc^cinen üon ber Ijarten, fc^tuercn, maffiöen ©tirne berfcf)oben, geprefjt, erbrücft. S)ie jä^e Irumme 9^Qfe, tük ein ®d)nabel, unb ber Sl^amm Don langen, grauen ©tröEjnen geben it)m toaä (Streitbare^, 9f{abu* Iiftifc^e§, h)ie 2J?eijner ben 35anfen fpictte. dta\d}c gefd)äftige ®eften, toie fie bie Übung Dieler SSer* ^anblungen bringt, in ber Strt be§ ßlemenceau. Änapp, fpit^, l)aftig in Siebe unb ©eberbe.

„SBtr fennen feinen 5tntifemiti§mu§. S^ax f)at mein College, §crr (Sbmonb -^icarb, ein feiner, Der^ bienftüdjer Slopf, ber nur immer nad^ ben neueftcn ^arabojen jagt, eine Conference über ben Slntifemi-

205

ti§mu§ gehalten, bie t)ettig gegen bie Suben f)e|te^ unb ein anberer Sifonege, ber SIbgeorbnete D^obert, l}at fte in einer anbeten (Sonference gegen feine un- gered)ten klagen öerteibigt. Slber ha§> ^ublifum flimmert [ic^ um ben gangen (Streit nic^t. tjer* fteljt, 'öa'^ man fic^ gegen bie ®Jä^[fe ber ©petutation gegen bie ?lu§ttiüc^fe be§ 5l^a|)ttaU§mu§, gegen bie 5tgiotage toef)rt, ober öon einem §offe gegen eine S^taffe, gegen einen ©lauben n^ill ni(^t§ toiffen. 3J?an ftaunt, bafe joId)e S)inge, tok fte bie franjöfifc^en Stntifemiten treiben, ^eute überhaupt nodq mögltd) ftnb, unb !ann fie ficE) gar nid^t erflären. 3c^ perfön- lic^ bin ein unbebingter @egner jeber 2lrt öon Sinti* femiti§mu§. S(i) finbe it)n fd^dnblic^, ungerecht, em* pörenb. SSenn man ficE) borfteHt, ba^ in unferem Saf)r§unbert noc£| fo ütoa^ toie bie SSerf otgungen ber ruffifd^en Suben geben !ann ift eine ©c^mac^ für bie gange 3^^^- 5lber ttjie gefagt: unfer üianb fann fic^ rüt)men, ha"^ öon i^r nid)t§ ttjeiß. Sluc^ in ber flerifalen Partei finben ©ie fein ©tjmptom irgenb einer geinbfdjaft gegen bie Suben. Sd^ löill ja burd§- au§ nid^t ba§ Sob ber Äkrifalen fingen, aber fie a^-- ten eben bie ijffentli(i)e SJJeinung unb fügen fid^ beii ©itten, bie fie einmal aU unüberiöinblid^ erfennen. Unb unüberminbüd) ift bei un§ bie g'reit)eit be§ ©e- tt)iffen§, bie ®u(bung ber fremben ^onfeffion unb ber 3fiefpeft öor jeber Überzeugung. !J)a§ fi|t im SSoIfe fo feft unb tief, bafe feine Partei giebt, bie antifemitif^e 35erfu(^e njagen ttjürbe."

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35. f bmonb "^icaib

'j^^an '^ört l^ier feinen Spornen oft, ob über ^otittf ober Äunft gerebet trirb. (Sr !ommt immer toieber. @r ift ber 9?efrain oller ©efpräc^e. SBenn bie Seute erjcitjlen, 'i)a% eine SOZeinung, eine SJfobe im Sanbe unbefannt ift unb feinen 5ln^änger ^at, bann fc^Iie^en fiejebeSmal: „^tu^er natürlich ©bmonb ^icarb!" ®a§ hJtrb öergnügt unb liftig gefagt, ünb QUe fcb/munjeln. Unb bann erinnern fic fid), ba^ ein ^-rember ba ift, unb öerfidjern: „Übrigens er ift boc^ ber feinfte unb gefdjeitefte Slopf, ben U^ir t)aben nur eben ein biSc^en berrüdft." oo t)ört man, bafe fein ®eift öon allen öeretirt mirb, aber niemanb nimmt it)n ernft; man bettjunbert fein Talent, aber eine ®a^^, bie er füt)rt, ift immer fd^on öerbäd^tig. er ift Slböofat, Surift unb ®ic|ter. SlIö SSerteibiger au§ ben ^rogeffen S'finbt unb ^el^er berühmt unb oud^ über bie Heimat t)inouö, bo er einmal in ^ari§

207

ptatbterte, too fein SanbSmann ßamtlle ßemonnier für eine S^oüelle im „®il 33Ia§" aU ^oxnoQtapi) üerfolgt tourbe. S)er erfte Sttieoretifer beg be(gifd)cn 9fJec§te§ in ga^llofen 33rofd)üren unb in ben neun* unbbrei^ig Sänben berPandectes Beiges. 2Il§ S)iclj= ter ber Siebling ber „Sungen" man mufe nur ^ören, toie bantbar, treu, begeiftert SQtoeterlincE üon i^m fpric£)t. ©r leitet boS Journal des Tribunaux unb l'Art Moderne.

„Sd) bef(f|äftige mitf) mit ber Subenfrage feit meiner 9fleife burd) SDZaroffo. ©ort ift mir erft ber Unterfd)ieb gmifc^en ber jübifdjcn unb ben euro* päifc^en Ü^affen aufgefallen. 9^un t)a6e id) uner- müblid) geforfs^t ni^t toie ®rumont, ber bto§ 2lnefboten fammett, fonbern i^ fuc^te bie ^rin^ipicu be§ jübif^en SSotteg in feiner ®efd)id)te, bie S)omi= nante ber femitifd)en (geele. Sd) bin 5U bem (2d)luffe gefommen, 'Oa'Q eine gro^e @efat)r ift, ben Suben bie ^reif)eit ^u laffen, bie boc^ eine ganj anbere ^f^d)oIogie, eine ganj anbere Slrt gu ben!en unb gu füfjlen ^aben al§ toir, aud) toenn fie unfere STradit unb unfere «Sitten nehmen, unb bie mit it)rer n)irt= fd^aftlidjen, politifdjen unb JDurnaliftifdien Tlad)t üerberblid) toirfen. 2;a§ glaube ic^ in meinem S3ud)e über bie „Synthese de rAntisemitisme" unb in meinen 5lonferenäen betoiefen 5U "^aben. Sas reli* giöfe SDtoment bebeutet nid)tg. 5lber ift if)nen gelungen, burd) i()r ©elb bie §erren @uropa§ gu toetben unb gegen biefe frembe §errfd)aft foflten fic^,

208

meine t(^, bie Sluc^tod^t^onen tDet)ren. jDa§ ift ha§> @rgebnt§ meiner ^orfi^ungen. 2lber freiließ fte^e id^ einfttoeilen nodE) gan^ allein. 9Ziemanb {)ot ben SD?ut, antiiemitifc^ ju merben, njeil fid^ niemanb mit ber jübifc^en SD^oc^t öerberben MiH. ^a^er fein anti- jemiti[c^e§ S3uc^, feine antifemitifd)e ßeitung, feine antifemitifc^e Partei ja aufeer mir überf)aupt fein 5{ntifemit. Slber id) gtueifle nid^t, 't)a'\i bie jübifdEie SSirtjcfiaft bod^ am @nbe bie ®ebulb be§ S3olfeg er= fcf)öpfen tDtrb. @r[t in ber legten ßtit l^at ein @r= eigniä manchen ftu^ig gemai^t bie Sntfjü düngen 9?ic^arb§, in ber Ä'ammer, über bie argentini[^en Söerte in Belgien. «Sol^e 35erbrerf)en an ben 9JZaffen toerben bod^ nacE) unb nad^ bie Seute §ur ©rfenntniö ber jübifd^en ®efaf)ren bringen, ftjie in ben anberen Sänbern. 2)a§ ha§> bei un§ erft fo fpät gefc^iet)t, toirb au§ ber ®efd^id£)te be^ Sanbee erflärlid), auöbem langen Kampfe gmifdienben^at^o^ Itfen unb liberalen: man betrachtete jebe ^ritif ber Suben al§ eine ^robe reliyiöfer Sntolerang; man üerteibigte unb fc£)ü^te fie, um ^u bemeifen, ha^ man gegen ben Äatt)Dliäi§mu§ unb ^reibenfer tüax. S)iefe Slnfd)auungen ^errfd£)en no(^ immer. Slber feit bie jübifd^e ^rage immer me^r einen fogialen S^arafter nimmt unb bie ®efaf)r tt)öcbj't, 'öa'^ alle i)ifentlid§e ©etDoIt mit ber Qdt an Tlm\<S)m einer fremben fRaffe ausgeliefert toerbe ha fann man n)of)l er= harten, ta% auc^ unfer Sanb nid^t gögern Ujirb, bem 93eifpiele ber anberen gu folgen. S)ann toirb man

209

enblid) bte 5(ugett öffnen unb bie SBitfungen ber Suben etfennen, btefer ^araftten, bie ftcE) immer be- teic^ern, ot)ne je etttaS gu fcf)affen. äJfan entgegnet mit freilief), ba^ if)re 3o{)t gering ift, bafe mir in ber Kammer gar feinen nnb im "Senate einen einji^ gen Suben t)aben, §errn Seöi, ben 9^acf)foIger beö §errn S3ij(i)of§^eim, ber aud) Sube mar, ^a^ bie treffe feine§meg§ jübifc^ ift unb berlei mef)r. 2lber menn if)re ^al)l gering ift, fo ift if)re 9J?ad)t befto größer, unb fie ^errfc£)en in aEen großen ©c- fc^dften, mit einem unermübti^en ©ifer, alle (^rift= lictjen llnternet)mungen gu öerbrängen, ma§ it)nen benn auc^ immer beffer gelingt, ©c^on bor stnan^ig Sauren l)at ber ®raf Sangranbe-S)umonceau bie Sofung ausgegeben, ha^ Slapital ^^u öer^rifttid)en. ®r l)atte !ein ®lürf, unb §err Sifd)of§l)eim fonnte nad) feinem ^alle fagen: „Sie fel)en ba§ Kapital öer^riftlic^en ^ei^t, ein ^reu^ barüber machen!" «Seit biefer ^dt ift bie finan§ieße ^raft ber Suben nur no^ gemac^fen unb bie S)inge merben täglich ärger. S)o§ Idfet mic^ ^offen, ha^ fic^ ha^ SSolf bod^ enblicE) ermannen mirb unb ber STag nic^t mel)r fern ift, mo ic^ nid)t me^r bie @^re l^aben merbe, ber einjige Sinti] emit in 93elgien ^u fein."

Söafjr, Ser 3lntifemiti§mu§. 14

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36.

<^er 93ürgermetfter Don 23rüffet tft grofe, fc£)lQnf, gefdimetbig, öon ber eleganten, freien Haltung eines gec^terS unb SEänjerS, biegjam unb gefc^ttjtnb. @tne fefte Surfte fur^er, tt)ci§er §aare; ben S3art in franjöftfc^er vgpt^e. ®ie 9^afe fc^arf, lang, l)art; graue 3(ugen, bie aüeä fragen unb nid)t§ ernjibern f(^Ieid)enbe ©pione.

„9Bir t)aben feinen ?(ntifemiti§mu§. ^ür bie Suben gelten üoüfommen bie nämlid^en ©efet^e, bie nämlichen Sfled^te, bie nämlicr)en ^flid)ten, wie für bie anbercn. Wlan mer!t bei un§ gar nid^t, tt)er Sube unb tuer S^rift ift; man achtet nid)t auf bie Si^on» feffion; unb niemanb t)at ben 2öunf(^ ba§ ju änbern. 9}tifd}ct)en finb ^äufig, unb ba§ ift ta^ befte 9TtHtteI, alle Differenzen ju öerloifc^en. ©etegentüc^ ^aben einige ^e^bldtter ber extremen ^lerifalen tierfudjt, für ben auSlänbifc^en ?lntifemitigmu§ (Stimmung gu

211

machen. @te mußten aber balb töteber laffen, lueil felbft in ber !otl)oItfd£)en SBelt jebe Steigung, iebe§ SSerftänbrnö fef)Ite. Sn unferer oltcn Wrifto* fratie, bie ftreng !at^oUf(^ tft, t)er!e|ren bte Suben öon ©teüung unb S3ebeutung gaitj tote bie anberen. 3J?an fieJ)t bei un§ auf ben 9J?en[d^en, nic^t auf bie JRaffe ober ben ©lauben unb bie gan^e (55ej(i)id)te, bie ganje (Srgie^ung, alle ®en)ot)n^eiten, SReinungen unb ©itten unfereä S5oIfe§ bürgen, ha'^ fo bleiben n)irb."

14*

?T fffTtrtWfmTTtffffmTTtTfT^^

37.

(^enrif Sbf en fc^reibt mir quI (St)rifttanta:

„Ueber ben 5Intifemit{§mu§ fann i^ nichts fagen,

roeti bie ganse ^etoegung mir ööllig unüer*

flänbli^ unb unbegreiflid^ ift. Witxtd^t öielen

®rü^en S^r gan§ ergebener §enri{ Sbfen."

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0

C5x?\jXK?\?'V\rü' ZKx^'\j\?-.j\j Z' x/ \j'~~j:\j\j \j\j iT-v -ax/XAoxTS^^Ö

38. |Sjöt:n|lcrttc |5jörttfon.

^(^ f)abe an SSjörnfterne Sjörnfoit bret fragen gefc^icft:

1. (Siebt in ©fanbinaöien 5tnti)emiti§mu§?

2. Ober finb tt)enigften§ ^tx&^tn, bafe ii)n fünftig geben ttjirb?

3. 2Sa§ galten ©ie öon unjerem fontinentalen 5(ntifemiti§mug?

®r erroibcrt lafonij^:

1. SRtm.

2. SfJein.

3. ^er §a§ gegen ben 5?apitali?^mu§ ift auj Srrroegc geraten.

Sa'*o<to<*=:c*:^io<*<><*><*a^<^:^<4ac^cioc^^*>!4:>i<iiii^U^^^

i

'c^ ^abe üeriproc^en, einige Seute über ben 5tntifemiti§mu§ ju I)ören; bag ift ge[c^ef)en; bie 2)o* fumente, lüie „bon biejer grage bie ©ebilbeten ber öerfcf)iebenen SSölfer, ber üerfd^iebenen (Staaten \)tuit benfen", finb gejammelt. ®eut[d)e, Jöelgier, 53ritcn, Sren, granjofen, ©panier unb ©fanbinaöen n)urben öernommen. Stauen burfte ic^ mir fc[)enfen, ha bie SReue ^^reie ^^rcffe in banfenötoerter Kollegialität biejeS Stücf meinet Söerfeä auf fic^ na^m.

Sd^ fanb bie ^rage in jebem Sonbe anber§. ®er beutfc^e 5lntifemitiämug ift reaftionör, eine 9ie* tjolte ber fleinen Sürger gegen bie inbuftrieHe (Snt* rtidlung, ber „teutfd^en" SJ^ugenb gegen bie grei^eit ber 9Jbberne. 2)er ^4^arifer 5(ntifcmiti§mug ift reüo* lutionär, gegen bie Häufung beä ©elbeä unb gegen bie ^errfc^aft ber Ü^eid^en, inbem er ben Suben blofj al§ ein bequemet unb n^irffamey Seifpiet be§ 5l'api= tauften nimmt. 3n ©panien, ©nglanb, ©tanbinaöien giebteä feine Slntifemiten. Sn Belgien giebt nur einen.

215

5tIIert)anb ©rünbe icerben für unb gegen ben 2tntifemttt§inu§ gefütirt Stber fie f^etnen o^ne ^raft. 'äßeine SSermutung töurbe beftätigt, boß er ötetme^r aii§ einer befonberen ®t§po[ttion ber 9^eröen fommt, al§ eine f)t)fterifrf)e Segierbe. @rgriffenf)eit burd) eine Seibenf^aft, Stnrm nnb 9?auf(f) ber @eete begef)ren öiele. SBeil fie in biefer üerlaffenen ^dt feine grofee Siebe finben, f(i)lürfen fie bie 9tarfojen beö §ciffe§. iDhn mü^te nur ein Sbeal für fie fucE)en.

Srud oon ©reiner & Sc^rnntin, 2ctpsi(5.

S)tefe SnterbietDö finb guerft in ber SSiener „pettffrßett Scttuttg" erj^tenen. ^

gi«trm. ^al^r, Sic IjnuäU^c 3frau. Suftfptel. Ocf). 2)i. 1.50. ^littatr}! ^ranl»!:«, Gin JBcfutft. @d)aufpiel in 2 Slften. Seutfcf)

Don g;unu§ Coffori)- ®e')- ^- !•—

dBlftnotti» unb ^ul«0 J»* ©ancoutt, ^cmieltc SHflietfioI Ueberf.

D. grit5 2)Jautl)ner. ®c[)aiiipicl in 3 mtcn. (Sei). 2Jl. 1.— .

©n'ljttrtil«iupJmrtnn,SSor(Sonncnnuf8on(i.©oäiaIe§3)rama.6.2lufI. ClS«tr^avt Haufitmann, 2a5 S-ricbcnSfeft. Gine gamiltens

fataftropl)e. 33üt)nenöi(f)tnnci. ©ffliart iidupUnunn, ßinjamc 2Jlcnf^cn. ©rama. 3. Sluflage. ®*i?l)(irt ^(tttpimitttn, Sie 2Bfbcv. ©d^aufpicl au§ bnt uierjiger

^nt)rcn. Ucbcrtrafluna. SSierte Slufdige. ®erI|nttgßuptwrtttn,6oncflf6ranH)ton. 5?oinöbiei.53lften.2.2IufI. ^cvljavt ^nuptiitttttn, Scr SBibei^icIj. ©ine ©iebsfornöbie.

Sebcr 25aHb gel). DJ!. 2.-, gcbb. 5m. 3.—. PHav ^rtlbr, ü-i§ßniitj. Gin jnobcmeä @cf)anfpiel.

®e(). 9JI. 1.50, gebb. 3Jl. 2.50, Pur Ürtlb*, Suncub. Gin £iebe§biama. ®el). 3Ji. 2.

®tt<» ©fidj ^avilebetty S^tim\a fingert. Gomöbie. ©cl). Wl. 2.—

»Ullßflc. Gonibbic. ®el). SDi. 0.75

Öeiirif 3J)ic, Ser Sfvofifi. gnmilienbiama. ®el). ÜJf. 1. .

Sie ©rjtc^ung jur ßlje. Satire. a}if. 2.— $oU(tenti«r— Ccttttt, Sie ficilige (S^c. Srfjaufpief. (Se[). 23}. 2.— Jttrtutirc ptöctcrlindt, ^Priujcfe ÜJJoIcine. T^ianm. ©cl)ü)l 2.— (!5rn|l Hoemcr, Sänimcrnng. @cl)anipiel. 3)1. 2.— äolje. §d)lttf, mciiin Deljc. Sramo. (^el). 5m. 2.—, geb. 2)?. 3.— ©raf^co ^ol|}ot, 9Jlfltftt bcr 3-iuitcrui{|. ©ramatifcfieä ©ittenbilb

öel). 3«. 1.—, c^chb. 2)!. 1.75, ©traf £^(0 it^olfloi^ ^vat^te ber ^lufflärung. Suftfpiel in 4 Elften

3)ent|d) oon 9?ifo[aicni. @el) m. 1.—, gebb 2)1 1.75

(SmiU 3<»l<i, 9Jaturnltftifi$c Sinmen. ^n^alt: Sbcrefe 3?aquin

Slcnöe. «el). 2)}. 1.50

Pfrkc uüii lolju Jcnri) Pndmij, !

JRinbcr bca .^otölftiib^. Sidjtnng. ®el). 2IJ. 1.—. |

Siditungeii. ' ©ef). 2«. 2.—, gebb 2JJ. 3.— . I

Soilßaug. SDer „2)id)tungcn" erfte %olQe. \

®el). an. 2.-, gebb. 2«. 3.—. ß

S. Fischer, Verlag, Hofbuckhandlung, Berlin

^txtxttnt Jloman^, JJoubIIüJ

^tvm* ^ftlir» 2itc gute ©djulc. Sin mobernci- 3?oman.

@cl). 231 3.—, fleb. Wl.\ Hrrtm ^rtljv, Sora. 3Btcnev ®c|d)id)fcn. ©el). 9Jt.

Iltrm. |Srtl)r, 'ülthtn bcr SicBc. ©itteiuoman. (Sei). 2R.J 05. w. :ßertiUictt, Tttg iüftbarf)c «Berlin. ®el). m. 1,50, gcbb. m ®ii. ^rUitmt), giflulcin gubiiigtonS Sdjlufftcr. Sfornan üt lln)trrblidjfcit bcr Seele. ®el). ü)t. l.— , geb. 3}t.j

^*J»i»r iaftoffwelu, 2)cr ©oite. ®ci). an. 3.50, geb. ü)Jj

2)fr Sbtot. ÜJoman in 3 Sönben. (bki). 331, 6. , cicg. gebb. 21^

2scr (2})irlcr. 5){omau an^ bem Sabeleben. ®ci). M\ ^nfi. ^rtlhr, 3Ui3 bcm Suii^fc^nUt. Jlfoinan aus bem .^am\

«eben. (Set). 3Di. 2.—, geb.

^Irtt* CSrtflJoro, 5Bci 50iauia. 3{oman eineä 3)läbd)eiiö.

(Sei). "Si 3.50, gebb. a}ij gltfttirCSrtrborrt, »liibc Seelen. 9ioiimn. (^ieli. Ü)L 3.50, gebb. ?J %vnt (5(itbor0, JV-vtcbcn. 9Jomait. (Sei). 9)1. 3.50, gebb. 2)^ C^limottit Jir (Oourourt, Sic SBiüber 3fi"noi'"o. •'ioinan

(itrciislebcii ÖVl). Hf. 3 .'■)0, gebb. 9}|J

05et'l)at^ ||(tu))tinann, Ter ^^joftef. 9loucniftifd)e ©tnbie

(Sei), a«. 1.50, gebb. ^nttt^jamfun, ^>unjici-. 9?ntitr. 9{oiimn. (Sei). 2)i.2.— , gebb.! CSU« i^rtltfrow, ^tilloflijfroucn. (5in Stücf inobenier Siebecpl)!))]

(Set). Ü)f. 2.-, gebb. m |lttK Ürtrt, Scl)iihicf)t. (5ine £'iebe§flefd)id)te. 9)i.2.— , gebb. ®tt<» CBtfidf ^«rtlcbew, Sie Seven^i. 3'oei Der|"d)iebeue (Scfi

(Sei). 9)1 ©tto ®rtd| §(irtUb«it, Sic ©cf^iifitc ttom obflciif|cnen-rf

4. Sluflnge ^<ltr lJuUafnJjjrr, ScfuS unb

3. ^tii'tnge.

2. giuflttc^e. $elit §0Üatn>tVf

(Set).

(Set). ^i-QU emn 3iöte.

(Sc().

(Sin mobcnicr 9)1. 3.50, gebb

(Sin mobentef 9)1. 3.50, gebb. !

aiu§ beut Scbeiij 9)1. 3.50, gebb. 2)1. 1.50, gebb.

luiiQcii A'iii». 4. 3luftage. ®ei}.

3. |l. ^rtcoUr««» 9loucUen. ®et).

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