* Er) “uns „ Si * * 2 ar 1 er, Der deutſche Landwirth. Ein vollſtaͤndiges Hand- und Lehrbuch geſammten Landwirthſchaft. \ nd N „Für wur) 1 4 großere und kleinere Gutsbeſitzer, Pächter und alle diejenigen, welche ſich der Landwirthſchaft widmen wollen. Nach eigenen praktiſchen Erfahrungen n * 6 ARE n und £ R a’ 4! mit vielen Abbildungen erläutert von Friedrich Kirchhof, am mmiſſar. > LICH“. HOMPES7-; ar So ( JOSLOWITZ n r Ü 0 ADALNI5 Ir ide Neue unveränderte Auflage mit acht Bildniſſen. Leipzig, 1847. Georg Wigand's Verlag. EX IE NA Ib. e. „ „Stolen Vorwort. Um nicht bei vorliegendem Werke, das ſich vornehmlich durch deutliche und doch umfaſſende Kürze auszeichnen ſoll, durch lange Vorrede den Raum für wichtigere Gegenſtände wegzunehmen, ſei hier von Seiten des Verfaſſers nur ſo viel darüber bemerkt, daß der im vorſtehenden Titel ausgeſprochene Zweck bei Ausarbeitung dieſes Buches durchgehends ſtreng im Auge gehalten werden wird. Übrigens werden die vielen beizugebenden Zeichnungen und Abbildungen den Zweck dieſes Buches zu erreichen gewiß ſehr förderlich ſein. Auch glaubt der Verfaſſer bei Sachverſtändigen darüber keiner beſondern Entſchuldigung zu bedürfen, daß durch vorliegendes Werk ein landwirthſchaftliches Buch mehr erſcheint, indem ja bereits jetzt ſelbſt jedem Laien des landwirthſchaftlichen Gewerbes ſattſam bekannt iſt, welche gerechte und verdiente Anerkennung jenem ſo e Gewerbszweige, der Landwirthſchaft, in neuern Zeiten geworden. Daher hier nur eine Hauptüberſicht des Inhaltes der in dieſem Buche behandelten land- und hauswirthſchaftlichen Gegenſtände, und zum Schluß den Wunſch, daß der Verfaſſer, neben ſeinen ſchriftſtelleriſchen Arbeiten beinahe 20 Jahre ſelbſt praktiſcher Landwirth, (ſ. „Der erfahrne Landwirth“ bei Schwetſchke und Sohn in Halle) feinen redlich verfolgten Zweck in Bearbeitung dieſer Schrift bei demjenigen Publikum, für welches dieſes Buch beſtimmt iſt, erreicht ſehen möchte Liemehna im November 1844. Der Verfaſſer. I n h I. Landbau. II. Viehzucht. III. Landwirthſchaft⸗ liche Nebengewerbe. IV. Haus wirthſchaft. Bei Begrundung des landwirthſchaftlichen Gewerbes kommt in Berückſichtigung: 1) der Landwirth ſelbſt; 2) das Kapital; 3) das Landgut; 4 die Pachtung. I. Landbau. 1) Bodenkunde. 2) Ackerbeſtellungskunde. 3) Ackerwerkzeuge; b) Urbarmachung; c) Beackerung; d) Düngung. 3) Pflanzenbau; allgemeiner (Saat) und beſonderer. Bei letzterem: a) Getraidepflanzen; b) Hülſenfruchte; e) Fut⸗ terpflanzen; d) Handelspflanzen; e) Wieſen ; f) Weiden. 4) Brache, Fruchtfolge und Aderbaufyitene. 5) Gartenbau. a) Obſtbaumzucht ; b) Gemüſebau. 6) Weinbau. 7) Inventarium. 8) Arbeit und deren Berechnung., a) Der Men: ſchen; b) der Thiere. 9) Anſchläge, Reinertrags berechnung. 10) Landwirthſchaftliche Buchhaltung. 11) Handel mit land wirthſchaftlichen Pro- dukten. 12) Die gangbarſten Münzen, Maße und Ge wichte. 13) Landwirthſchaftliche Baukunſt. II. Viehzucht. 1) Allgemeine. a) Paarung; b) Pflege; c) Maſtung. 2) Beſondere (mit Heilkunde). a) Pferde; b) Kind: alt. vieh; c) Schafe; d) Schweine; e) Ziegen; k) Kaninchen; g) Geflugel- und Federviehzucht; h) Teich- und Flußfiſcherei; i) Bienenzucht; k) Seidenbau. 8 III. Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. 1) Bierbrauen. 2) Branntwein brennen. 3) Eſſigfabrikation. 4) Trauben- und Obſtweinbereitung- 5) Stärkefabrikation. 6) Hefenfabrikation. 7) Ziegel-, Kalk- und Gipsbrennerei. 8) Pottaſche. 9) Stein- und Braunkohlen. 10) Torf. IV. Hauswirthſchaft. 1) Das Milchweſen. (Butter: und Kaſebereitung.) 2) Brotbacken. 1 3) Obſtmußbereitung. 4) Rüben: und Kartoffelſyrup. 5) Seifekochen. 6) Einſalzen und Rauchern der Fleiſch⸗ waaren. 7) Aufbewahrungsmethoden verſchiedener Lebensmittel u. m. a. Gegenſtande. » — (Ses Gun TERADMINISIR? NV HOMPESCH N IOSBBEWITZ > O sie Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Der Landwirth. Landwirth iſt jeder zu nennen, welcher ſich mit dem Betriebe der Landwirthſchaft beſchäftigt, dieſelbe ordnet und leitet, und durch richtige Anwendung der zu ſeinem eigenthümlichen oder erpachteten oder zur Bewirthſchaftung anvertrauten Gute gehörigen Grundſtücke und Zubehörungen, ſo wie der ihm zu Gebote ſtehenden Kräfte, den höchſtmöglichen reinen Gewinn daraus zu ziehen ſucht. Die Eigenſchaften, welche ein Landwirth haben ſoll, bleiben zwar im Allgemeinen immer dieſelben, doch können Umſtände hierin mancherlei Abänderungen bedingen. Der Land— wirth z. B., welcher in einem civiliſirten Lande alle Eigenſchaften beſitzt, um mit den Leuten gut auszu— kommen, wird in andern, weniger civiliſirten Län— dern mit dieſen nicht auskommen, er wird vielmehr da ganz andere Eigenſchaften haben müſſen. Die gegebene Lokalität, Entfernung der Grundſtücke vom Wirthſchaftshofe und die daraus hervorgehende Schwierigkeit der Bewirthſchaftung, ferner die Zu— ſammenſetzung der Landwirthſchaft aus ſehr verſchie— denen Zweigen, die aber alle in einander greifen, Unſicherheit der Witterung wegen klimatiſchen Ver— hältniſſen, Mangel an Leuten und verſchiedene an— dere Umſtände, beſonders aber das Erforderniß, mit der möglichſten Umſicht durch den Abſatz der land— wirthſchaftlichen Erzeugniſſe den möglichſten Ertrag der Landwirthſchaft zu erreichen, können Eigenſchaf— ten und ganz beſonders eine Thätigkeit des Land— wirths erheiſchen, die er, um ein gleiches oder noch höheres Ziel unter andern Umſtänden zu erreichen, nicht nöthig hat. Wenn übrigens von den Kenntnif- ſen und Eigenſchaften, welche einen guten Landwirth ausmachen, hier näher die Rede iſt, ſo verſteht man im Allgemeinen mehr den Mann darunter, welcher mehr zur Leitung einer Wirthſchaft, als zur Hand— arbeit berufen iſt. Weniger ſtreng wird man jene Anforderungen an den kleinen Landwirth ſtellen kön— nen, welcher, wenn er bei Betreibung feiner bäuer- lichen Wirthſchaft beſtehen will, ſelbſt mit- oder vor— arbeiten muß. Indeſſen kann auch dieſer bei ſorg— * fältiger Benutzung fremder Erfahrung und durch Leſen guter Schriften zur Verbeſſerung ſeiner äußern Umſtände noch Vieles lernen und die ihm abgehen— den Kenntniſſe und Eigenſchaften eines guten Land— wirths ſich aneignen. Die verſchiedenen Zweige und mannichfaltigen Geſchäfte einer größern Landwirthſchaft erfordern die genaueſte Aufſicht ſowohl auf dem Felde als auf dem Hofe und im Hauſe, wenn Alles in zweck— mäßig eingerichteter Ordnung bleiben und fortgehen ſoll. Außerdem hat aber auch der einer größern Wirthſchaft vorſtehende Landwirth noch mit der Rech— nungsführung, Buchhaltung und Unterſuchung von Rechnungen und Büchern ſoviel zu thun, daß er alle Urſache hat, ſeine Zeit gehörig einzutheilen. Da nun noch das landwirthſchaftliche Gewerbe vor allen andern das Eigenthümliche hat, daß man es nie auslernt, ſo muß ein tüchtiger Landwirth tief ein— dringende Kenntniße von allen denjenigen Wiſſen— ſchaften haben, welche zu einem umſichtigen und rationellen Betriebe der Landwirthſchaft gehören. Er muß daher den Boden in der Zuſammenſetzung ſeiner Beſtandtheile nebſt Untergrund, Lage und klimati— ſchen Verhältniſſen ſeiner Gegend kennen; er muß ferner wiſſen, wie derſelbe für einen einträglichern Fruchtbau verbeſſert und wie die natürlichen Hin— derniſſe deſſelben entfernt werden können. Er muß alle nutzbaren Pflanzen, die Gegenſtände des Acker— baues und der Kultur überhaupt ſind, in ihren man— nichfaltigen Abarten genau kennen und ihr Verhalten zum Boden, zu dem Klima und zu ihren Vorfrüchten beobachtet haben. Aber auch die Unkräuter muß der Landwirth kennen und wiſſen, wie ihrer Vermehrung Einhalt zu thun iſt, oder wie ſie ganz vom Acker zu entfernen ſind. Die Hausthiere mit ihren mannich— faltigen Abarten ſind ein eben ſo wichtiger Gegen— ſtand für den Landwirth. Er muß daher nicht nur die Naturgeſchichte der Hausthiere kennen, ſondern auch wiſſen, mit welchem Futter dieſelben am wohl— feilſten zu erhalten ſind und welche Behandlung er— 6 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. forderlich iſt, um ſie geſund zu erhalten und mögli— chen Krankheiten vorzubeugen. Ferner muß der an— gehende Landwirth außer der gewöhnlichen Rechen— kunſt die Grundſätze einer umfaffenden Buchhaltung kennen, damit Gewinn und Verluſt an jedem einzel— nen Wirthſchaftszweige leicht zu überſehen iſt. Bei Feldeintheilungen, Abwäſſerungsanlagen u. ſ. w. werden einige Kenntniſſe der Feldmeß- und Waſ— ſerabwägungskunſt dem Landwirthe ſehr zu ſtatten kommen. Hat der Landwirth auch einige Kenntniffe von der Zeichenkunſt, ſo wird ihm dies weſentliche Vortheile bei vorkommenden landwirthſchaftlichen Bauten bringen. Endlich muß auch der Landwirth eine genaue Kenntniß von allen bei der Landwirth— ſchaft vorkommenden Arbeiten und Geſchäften haben, ſie ſelbſt verſtehen, wiſſen, wie ſie am beſten und zweckmäßigſten und in welcher Zeit fte verrichtet werden können. Es hat überhaupt einen ſehr weſent— lichen Einfluß auf den Fleiß und die gute Ausfüh— rung der den Arbeitern und dem Geſinde aufgetrage— nen Arbeiten, wenn ſie wiſſen, daß der ſte anſtellende Wirthſchaftsführer die Arbeit ſelbſt genau verſteht, ſowie er ſich hierdurch auch am ſicherſten bei den Ar— beitern und dem Geſinde in Reſpekt ſetzt. Auch iſt es endlich von weſentlichem Nutzen, wenn ein Wirth— ſchaftsverwalter den Arbeitern noch manche praktiſche Handgriffe, auf die bei Förderung der Arbeit oft viel ankommt, zeigen kann. Wenn nun ein Landwirth eine gründliche wiſſen— ſchaftlich⸗ und zugleich eine vollſtändige praktiſche Kenntniß der Landwirthſchaft in allen ihren Theilen und Zweigen beſitzt, ſo muß er vor allen Dingen das Gut, welches er bewirthſchaftet, genau kennen lernen, um die Kräfte deſſelben richtig zu benutzen, zu erhalten und zu vermehren. Hierzu iſt eine richtige Aufnahme und eine genaue Beſchreibung der Felder, Wieſen, Hutungen, Holzungen, u. ſ. w., der Ge— bäude und anderer Zubehörungen nöthig. Um den möglich höchſten Ertrag zu erzielen, muß man die gewonnenen Produkte gut und ſicher aufbe— wahren, den verkäuflichen Ueberfluß zur möglich beſten Zeit, roh oder verarbeitet, verſilbern, die Be— dürfniſſe für ſeine Wirthſchaft, ſoweit es anders räthlich, ſelbſt erzeugen, und wenn die Oertlichkeit in dieſer Hinſicht nicht günſtig iſt, ſie zu rechter Zeit in erforderlicher Menge und Güte möglichſt wohlfeil einkaufen. Bei vorzunehmenden Verbeſſerungen iſt es ſehr nöthig, nicht nur vorher einen möglichſt genauen Ueberſchlag des zu erwartenden Nutzens derſelben zu machen, ſondern man muß auch über dieſelbe ganz genaue unparteiiſche Rechnung führen. Nächſt allen dem kommt aber der Charakter des Landwirths in Betracht, indem dieſer eben ſo för— derlich als nützlich ſein kann. Ein feſter Charakter, Einheit und Feſtigkeit des Willens nach reiflicher Überlegung, Thätigkeit, ſchnelle Entſchloſſenheit, wo es darauf ankommt, ausdauernde Beharrlichkeit, verbunden mit einer gewiſſen Ruhe des Gemüths ſind das Weſentliche der Eigenſchaften eines Land— wirths, der die Landwirthſchaft als Gewerbe be— lreibt, um davon Gewinn zu haben. Ein ängſt— liches, hypochondriſches Weſen taugt nicht für die Landwirthſchaft, da wenige Gewerbe in einzelnen Stücken dem Schickſale fo ſehr unterworfen find, als dieſes. Geſchäfte, deren Aufſchub Nachtheil u drängen, und die Abwendung von unvorhergeſehe⸗ nen Unfällen nimmt jeder Zeit den Landwirth in Anſpruch. Hier hilft nichts, als das Unabwend— bare geduldig zu tragen, aber auch zugleich nicht in Muthloſigkeit zu verſinken und Alles verloren zu geben. Ein ruhiger, feſter Blick findet Hülfe, die ein leidenſchaftliches, unruhiges Gemüth ſo nahe kaum ahnt. Wer übrigens das Seine gethan hat, kann Gott vertrauen, deſſen Segen nicht ausbleibt, wenn er ſich auch verzögert. Frömmigkeit und Re⸗ ligiofität muß beim Landwirthe vorherrſchend fein, einerſeits um feinen Untergebenen ein gutes Bei- ſpiel zu geben, andererſeits aber, damit er nich von Kummer über das Mißrathen der, den Schick— ſalsmächten hoffend übergebenen, Saaten und durch mancherlei Unglücksfälle niedergebeugt und dadurch zum Betriebe des Gewerbes untüchtig gemacht werde, ſondern höhern Troſt finde, der mit neuen Hoffnungen und mit neuer Thätigkeit belebt. Ferner muß der Landwirth eine gewiſſe Ge— wandtheit und Lebensklugheit beſitzen und ſich die— ſelbe aneignen, um Andern, die mit ihm in Ver— kehr ſtehen, eine gewiſſe Achtung und Furcht ein— zuflößen. Bei ſeinen Untergebenen darf er ſich nie etwas von ſeinem Rechte und Anſehen vergeben. Kaufmann und ſelbſt Spekulant muß der Land— wirth bis zu einem gewiſſen Grade ſein, theils um durch den Verkauf ſeiner Produkte den möglich höch— ſten Nutzen zu ziehen, theils um ſtets auf das nach den Umſtänden Einträgliche Rückſicht zu nehmen. Der Führer einer großen Wirthſchaft muß nächſt umfaſſenden Kenntniſſen eine große Menſchenkennt— niß und eine Sicherheit und Leichtigkeit im Um— gange mit Menſchen haben. Er muß jede Über— eilung ſorgfältig vermeiden, er muß ſtets den Schein einer gewiſſen Unfehlbarkeit für ſich haben, um An: ſehen zu behaupten. Er muß aber dabei ein rich— tiges Gefühl für Recht und Billigkeit haben, und nur ſtets nach dieſem entſcheiden, indem auf alle Untergebenen nichts nachtheiliger wirkt, als Unge— rechtigkeit. Höchſt wünſchenswerth iſt endlich noch für den Landwirth eine dauerhafte, feſte Geſund— heit; wer daher wegen eines ſchwächlichen Körpers ſich den Beſchwerden der Witterung nicht ausſetzen kann und aus demſelben Grunde körperliche An— ſtrengungen vermeiden muß, der iſt nicht für die— ſen Beruf geſchaffen. Eben ſo wichtig ſind geſunde und ſcharfe Sinne; Kurzſichtigkeit und ſchweres Gehör ſind, im Betreff des Umgangs mit den Leu— ten, gleich nachtheilig und hinderlich. Übrigens muß aber dem Landwirthe eine tüchtige, in der Hauswirthſchaft wohlerfahrne Hausfrau zur Seite ſtehen, wenn er ſeinen Wirkungskreis gehörig aus— füllen will. Denn ein altes und wohl begründetes Sprüchwort ſagt: „Eine lüderliche Hausfrau kann in der Schürze mehr verſchleppen, als der Mann fuhrenweiſe nach Haufe ſchafft,“ wie dies bejon- ders bei kleiner Wirthſchaft ſehr oft zutrifft. 1 * Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. I Das Kapital. Das Kapital iſt in der Landwirthſchaft das Ber- mögen, durch welches ſich der Landwirth den Beltz eines Landgutes verſchafft, und welches er in der erworbenen Beſitzung auf Zinſen anlegt. Die Zin— ſen von ſeinem der Art angelegten Kapitale bezieht er nun entweder durch eigene Bewirthſchaftung ſei— nes Gutes unmittelbar ſelbſt, oder läßt ſich das Kapital durch Verpachtung des Gutes von Andern verzinſen. Das in der Landwirthſchaft überhaupt angelegte Kapital theilt man in das Grund-, ſte— hende und Betriebskapital. 1) Das Grundkapital iſt der Werth des Grundſtücks ſelbſt, nebſt Allem, was feſt darauf haftet; daher werden mit Recht auch die Wohn— und Wirthſchaftsgebäude, jo wie alle auf dem Gute ruhende Gerechtſame zum Grundkapitale gerechnet. Dieſes Grundkapital iſt aber nicht gleichbleibend, ſondern es vermehrt ſich, wenn das Grundſtück be— ſonders wohlfeil angekauft iſt, oder günſtige äußere Umſtände eintreten oder zweckmäßige Verbeſſerungen vorgenommen werden; es kann ſich aber auch eben ſo durch äußere Umſtände, wie z. B. Kriegsver— heerungen, Feuer- und Waſſerunglück u. ſ. w., oder auch durch nachläſſige und unzweckmäßige Bewirth— ſchaftung vermindern; daher muß man jedesmal wohl Acht haben auf den Werth und den Preis eines Landgutes. Da das Grundkapital oder der Werth des Gutes nur als ein Kapital angeſehen werden kann, welches mit höchſter Sicherheit auf thümer von dieſem Kapitale nur diejenigen Zinſen berechnen, welche er landüblich ziehen würde, wenn er daſſelbe bei gleicher Sicherheit zinsbar auf Real— hypotheken unterbrächte. Die Zinſen der Staats— ſchuldenſcheine geben hierbei meiſtens den Aus— ſchlag; doch giebt es viele Gegenden, wo die Zin— ſen höher in Anſchlag gebracht werden müſſen. 2) Das ſtehende Kapital begreift in ſich den Werth des Inventariums, wozu man das Zug- und Nutzvieh, Ackergeräthe, Geſchirr, auch wohl die voll— ba angelegt iſt, ſo kann ſich auch der Eigen— brachte Saatbeſtellung zu rechnen pflegt. Es iſt in vielen Gegenden gebräuchlich, daß das ſtehende Ka— pital als ein für ſich beſtehendes betrachtet wird, in— dem bei einem Kauf nur dasjenige übergeben wird, was niet⸗ und nagelfeſt iſt, wozu allerdings die eben angeführten Gegenſtände, welche zu dieſem Kapital zu rechnen ſind, nicht gehören. In dieſem Falle muß man das Inventarium anſchaffen, es bildet ein beſonderes Kapital und hiervon ſind auch die Zinſen zu berechnen, was aber eine große Schwierigkeit verurſacht, indem eine Wirthſchaft nicht ohne Inventarium beſtehen kann, der Nutzen aber, welchen daſſelbe gewährt, ſchwer zu ermitteln, und es unter dieſen Umſtänden wohl am beſten iſt, die unter dieſer Abtheilung genannten Gegenſtände zum Betriebskapital zu rechnen. Dagegen iſt aber in andern Gegenden, und dies iſt wohl richtig, gebräuchlich, zu jedem Gute ein beſtimmtes Inven— tarium zu nehmen, welches gerade hinreicht, um den Betrieb der Landwirthſchaft fortzuführen und das eiſerne genannt wird. Dieſes Inventarium wird nach Taxe übernommen und nach ſolcher über— geben; es iſt alſo dann ſtehend und bildet mit Recht ein ſtehendes Kapital. Als ſolches aber bleibt es immer ſchwierig, die darauf fallenden Zinſen zu beſtimmen, zumal da es der Verbeſſerung und Ver— ſchlechterung unterworfen iſt, und es iſt am ange— meſſenſten, es zum Grundkapital zu rechnen, und bei dieſem etwas höhere Zinſen anzunehmen. Was dagegen zur Vermehrung und Verbeſſerung des In— ventariums geſchieht, dies kann nur dem Betriebs— kapitale zugeſchrieben werden, indem ja jedes Mehr— inventarium als das eiſerne bei einem ſtattfindenden Verkaufe weggenommen werden kann. Am richtig— ſten ſcheint wohl die in manchen Gegenden ſtatt— findende Annahme zu ſein, zu verkaufen, wie Alles ſteht und liegt, d. h. mit Allem, was auf einem Gute vorhanden iſt. Der Kaufpreis iſt dann das verzinsliche Kapital und die Zinſen deſſelben müſſen in Berückſichtigung aller Wechſelverhältniſſe ſo an— genommen werden, daß man glaubt, damit aus— kommen zu können. Wird das ſtehende Kapital für ſich angenommen, ſo berechnet man es mit 10 bis 12 Procent Zinſen, d. h. der Ertrag des Gutes muß ſo groß ſein, daß nach der Verzinſung zu dem angenommenen Zinsfuße des Grundkapitals auch von dem ſtehenden 10 bis 12 Procent Zinſen be— rechnet werden können. Dieſe hohe Zins berechnung muß deshalb ſtattfinden, weil die Gegenſtände, welche dieſes Kapital bilden, dem Verluſte, dem Eingehen, der Verſchlechterung unterworfen ſind. 3) Das Betriebs- oder laufende Kapital ziſt dasjenige, womit alle Arbeiten, Abgaben und alle herbeizuſchaffenden Bedürfniſſe beſtritten werden müſſen. Es iſt aber auch hiervon das Inventarium zu erhalten, welches ſich natürlich immer verſchlech— tert, ſo wie auch diejenigen Koſten davon beſtrit— ten werden, welche man zu Verbeſſerungen des Gu— tes verwendet. Das Betriebskapital iſt nach Be— ſchaffenheit der Gegenden, der höhern oder niedern Löhne, nach Beſchaffenheit der Verhältniſſe des Gu— tes, nach beſondern Anſichten der Wirthſchafttrei— benden u. ſ. w. höher oder niedriger. Wo der Abſatz der Produkte nur in gewiſſen Zeiten ſtattfindet, muß man ein höheres Betriebskapital haben, als dort, wo ſtets Erzeugniſſe der Landwirthſchaft ins Geld geſetzt werden können. Erforderliches Betriebs- kapital iſt die Seele des landwirthſchaftlichen Be— triebes, weil nur durch daſſelbe die Ausführung des Nöthigen und Nützlichen möglich wird. Fehlt es am Betriebskapitale, ſo bleibt der Landwirth wie er iſt, er möchte und könnte wohl vorwärts, aber er ver— mag es nicht, weil ihm die Hauptſache, das Geld, fehlt. Auf die erforderlichen Betriebskapitale wird noch viel zu wenig geachtet. Dieſes Kapital iſt, obgleich wohl das ganze Gewerbe davon abhängt, den größten Gefahren ausgeſetzt. Es fordert zu ſei— ner Verwaltung große Aufmerkſamkeit und Kennt- 8 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. niſſe, und muß daher, richtig angelegt, 12 bis 15 Procent, alſo fo viel bringen, wie es, wenn es in einem andern Gewerbe, im Handel, in einer Fabrik angelegt wird, veranſchlagt werden kann. Dieſes Kapital beſteht bald in baaren Geldmitteln, bald auch in ſolchen Produkten der Landwirthſchaft, welche ſofort zu Gelde gemacht werden können. Dasjenige Kapital, welches zu Spekulationen dient, darf man keinesweges mit dem Betriebskapital ver— wechſeln, beide ſind von einander unabhängig. Das Kapital zu Spekulationen iſt willkürlich, der Erfolg ſeiner Verwendung iſt dem Glücke anheimgeſtellt, das wirkliche Betriebskapital aber iſt auf einem feſten Grunde nach der Berückſichtigung der Ver— hältniſſe ruhend. In welchem Verhältniſſe nun obige 3 Kapitale zu einander ſtehen müſſen, läßt ſich im Allgemei— nen nicht beſtimmen; nur ſo viel ſteht allemal feſt, wer ein beſchränktes Kapital hat, wird als Land— wirth um ſo beſſer thun, je mehr er davon als Betriebskapital zurückhält. Eben daher kommt es, wenn man behauptet, die Umwandlung einer Wirth— ſchaft in eine andere Wirthſchaftsform führe Verluſte mit ſich; es ſind aber in der Regel nur Vorſchüſſe, die aus dem Betriebskapital für das Grundkapital gemacht werden, und welche zum Ruin gereichen, wenn erſteres nicht genügend war, um die Wirth— ſchaft damit beſtreiten zu können. In einem ſolchen Falle würde der Grundbeſitzer vielleicht ein wohl— habender Pachter geworden ſein, ſtatt daß er als Eigenthümer verarmt. Man ſtellt als Grundſatz auf, daß das ſtehende und Betriebskapital eines Land— wirthes, wenn er in ſeinem Gewerbe fortkommen ſoll, ſieben- bis neunmal fo groß als die Rente des Grundkapitals ſein muß; ein Pachter, welcher 1000 Thaler Pacht giebt, und das Gut mit eige— nem Inventar beſetzen will, muß demnach 7000 bis 9000 Thaler Vermögen haben. Wo der Boden theuer iſt, muß der Wirth ſich auf den Ankauf weniger Grundſtücke beſchränken und das nöthige Betriebskapital zu behalten ſuchen, um von kleinen Flächen viel zu gewinnen; wo der Boden wohlfeil vn Das L Ein Landgut iſt die Vereinigung von Feldern, Wieſen, Teichen, Waldangen, Gebäuden und ge— wiſſen Gerechtſamen oder Laſten, um die Land— wirthſchaft darauf zu betreiben. Man unterſcheidet Stadt- und Landgüter, Meiereien oder Vorwerke. Die erſtern ſind in der Regel höher beſteuert, ge— währen dafür aber bei dem geſicherten Abſatze zu höhern Preiſen ſolcher landwirthſchaftlichen Erzeug— niſſe, welche keinen weitern Transport zulaſſen, einen um ſo höhern Ertrag, ſo wie ſie auch in die— ſer Berückſichtigung einen andern Wirthſchaftsbe— trieb erheiſchen. Die Landgüter im Allgemeinen unterſcheiden ſich in Allodial-, Xebn-, Sitten güter, Erbgerichte, Freigüter, Gemein de— iſt, da mag er um fo mehr von feinem Vermögen in das Grundkapital verwenden. Je wohlfeiler der Boden, je weniger iſt es rathſam, bedeutende Sum- men des Betriebskapitals durch Verbeſſerung des Grundkapitals aufzuopfern, da man ſich durch dieſe Summen Beſitzungen erwerben kann, die gleichen Ertrag geben. u Um den Werth eines Gutes nach feinem Er— trage zu würdigen, muß man nothwendig von die⸗ ſem die oben berechneten Zinſen des ſtehenden und Betriebskapitals, oder wenigſtens, wenn das Gut mit dem nöthigen Inventar verſehen iſt, diejenigen des letztern abrechnen. Das Betriebskapital giebt aber oft einen Ertrag, der dem Grundkapitale zu Gute geht, und den Werth des Gutes erhöht, ob— gleich ein ſolcher Ertrag, da er nicht baar in die Kaſſe fließt, häufig überſehen wird. Dies gefiel, wenn man z. B. ſtatt einer verkäuflichen Frucht, die in einem hohen Preiſe ſteht, aber auch den Bo— den ſehr erſchöpft, eine andere baut, die nicht nur die Bodenkraft ſchont, ſondern auch durch Umwand— lung in Dünger beträchtlich vermehrt. Bei kleinen Wirthſchaften, in welchen der Wirth durch Anwendung körperlicher Kräfte ſelbſt mit ar— beitet, beſteht ſein Betriebskapital in dieſen Kräf— ten; für ihn wird der Rohertrag des Gutes alſo zugleich oder doch zum größten Theil Reinertrag. Es iſt bei der Würdigung eines Gutes hierauf ſehr zu achten, weil dadurch die kleinen Beſitzungen in der Regel in einem weit höhern Werthe als die größern ſtehen. Doch wird auch die kleine Wirth— ſchaft nicht ohne einiges Betriebskapital Fortſchritte machen. Endlich iſt noch vor allen Dingen die Intel— ligenz (die Kenntniſſe und Geſchicklichkeit) des Wirthes als ein bedeutendes Kapital in Anſchlag zu bringen, ohne welches alle übrigen Kapitalien nichts helfen, ſie mögen ſo groß ſein wie ſie wol— len, obſchon das Kenntnißkapital allein nicht ausreicht, wenn damit nicht das erforderliche ſte— hende und Betriebskapital verbunden iſt, oder zu mäßigen Zinſen durch Credit beſchaſſt werden kann. and gut. ſteuerzins- und dienſtpflichtige Güter— Die Rittergüter unterſcheiden ſich in Allodial— und Lehnrittergüter. Die erſten ſind unbe— ſchränkte, erbliche und verkäufliche Güter, von wel— chen der Beſitzer wohl Unterthanen- aber keine Lehnspflichten zu leiſten verbunden iſt, und ſie ſte— hen den Lehnrittergütern entgegen, auf welchen die Beſchränkung laſtet, daß der Beſitzer in Anſehung der Verfügung und wichtigen Geſchäfte, im Betreff des Lehns an die Einwilligung des Landesherrn ge— bunden iſt, und daß das Lehn nicht an jeden Erben des Beſitzers, ſondern nur auf denjenigen kommt, der nach lehnrechtlichen Grundſätzen ein Lehn be— ſitzen kann. Es giebt daher Mannlehn- und Weiberl , kee ter, welche erſtere nur auf die männlichen, letztere dagegen auch auf die weib- lichen Nachkommen vererben dürfen. Familien⸗ fideicommißgüter ſind ſolche, bei welchen der Beſitzer die Beſtimmung getroffen, daß ſolche nicht veräußert werden können, ſondern bei den Nach⸗ kommen ſeiner Familie verbleiben ſeollen Außerdem giebt es noch in mehrern Ländern ſchrift⸗ und amtsſäſſige Rittergüter; letztere ſtehen in Rechts— ſachen unter dem Amte in erſter Inſtanz, erſtere unmittelbar unter der Landesregierung. Alle Rittergüter haben gewiſſe Vorrechte, ſo— wohl in Beziehung auf Abgaben als Gerechtſame, welchen ein höherer oder geringerer Werth beizule— gen iſt. Übrigens find die Vorrechte der Rittergüter in den verſchiedenen Ländern ſehr verſchieden von einander, weshalb die Rittergüter, ganz abgeſehen von dem landwirthſchaftlichen Werthe, einen höhern oder geringern Werth haben. In neuern Zeiten haben in Deutſchland durch die eingetretenen Ab- (ofudlheverhältniffe und veränderten Staatsverfaſ— ſungen große Beſchränkungen in den Vorrechten. der Rittergüter ſtattgefunden, ſo daß ſpäter nur noch deren landwirthſchaftlicher Werth in Betracht zu ziehen ſein wird. Die Erbgerichte ſind Freigüter mit beſondern Gerechtſamen, namentlich mit der Ausübung der Ortsgerichtsbarkeit und dem Vorrechte, brauen, bren- nen, backen, ſchlachten und Schankwirthſchaft hal— ten zu dürfen. Wo durch eine veränderte Staats— verfaſſung die völlige Gewerbsfreiheit eingetreten iſt, haben jedoch jene Vorrechte gar keinen Werth. * Freigüter ſind diejenigen, deren Beſitzer ent— weder ihr urſprünglich freies Eigenthum behaupten, oder es durch irgend einen günſtigen Zufall, durch kauf der Gutsherrſchaft u. ſ. w. erworben haben, daher keinen Gutsherrn über ſich erkennen, und weder Zinſen noch Frohnen zu leiſten verbunden ſind. Solche Güter werden auch noch Erbgüter, Freiſaſſengüter, Freidings güter u. |. w. genannt. a auch freie Landgüter aus der Verleihung der Kirchen, Klöfter und anderer milden Stiftungen, ſo wie aus der Veräußerung der Domainen. Die Gemeindeſteuerzinsgüter ſind ſolche, welche nächſt den Staatsabgaben noch gewiſſe jähr— liche Geld⸗ und Naturalzinſen, entweder an den Staat oder den Rittergutsbeſitzer, zahlen müſſen, auch verpflichtet ſind, bei Beſitzveränderung eine beſtimmte Summe, von dem Sa oder Tarwerthe nach dem Hundert zu zahlen. Zu den dienſtpflichtigen Gütern werden ſolche gerechnet, welche nächſt den Leitungen der vorer- wähnten auch noch Frohndienſte zu verrichten haben und deren Felder dem Triftzwange, wiewohl dieſer nicht überall ſtattfindet, unterworfen ſind. Der Begriff des Bauerngutes muß nach den Ortsverhaltniſſen beſtimmt werden, indem weder die größere Beſteuerung noch die Zins- oder Dienſt⸗ pflichtigkeit ein charakteriſtiſches Zeichen deſſelben iſt, da in vielen Gegenden Landgüter mit Bauergütern gleiche Abgaben entrichten und viele Bauerngüter Kirchhof, Landwirth. 3 a e verſetzen. Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 9 keinen Zins geben und keine Dienſte leiſten. Eben— ſowenig iſt es die Verpflichtung zu Staats- und Communalleiſtungen, die ſie oft mit jenen gemein— ſchaftlich tragen; auch nicht der grundherrliche Ver— band, da es ganz freie Bauerhoͤfe giebt. Der Be— griff von Bauerhöfen als von ländlichen Grund— ſtücken, die urſprünglich von Perſonen bäuerlichen Standes beſeſſen wurden und entweder im Abhän— gigkeitsverhältniſſe vom Haupthofe oder im bäuer— lichen Gemeindeverbande ſtehen, wird wohl als der umfaſſendſte angenommen werden können. Im Sinne der neuern Zeit wird jedoch dahin gearbei— tet, alle Landgüter in einen zu einem freien Be— triebe der Landwirthſchaft geeigneten Zuſtand zu So wenig übrigens der Beſitz eines Bauerngutes einen Edelmann oder ſonſt Jemanden, der dem bäuerlichen Stande nicht angehört, zum Bauer macht, ebenſowenig kann deſſen Beſitz das Gut von der Eigenſchaft eines Bauerngutes und den damit verbundenen Laſten befreien. Meiſtens haben die Beſitzer von Bauerngütern in Deutſch— land entweder 1) ein freies Eigenthum, das entweder ein volles mit gar keiner gutsherrlichen Abhängigkeit verbundenes iſt, oder im gutsherrli— chen und bäuerlichen Verbande ſteht. Letztere ſind wieder entweder frei von Zinſen und Abgaben, oder ſie geben einen Zins an die Gutsherrſchaft und leiſten noch einige Dienſte. 2) Ein nutzbares Eigenthum. Dieſes iſt der Fall mit den Bauer— lehen und Lehnſchulzenhöfen und mit denjenigen, die . in ein Erbzinsgut verwandelt ſind, und von jeher Abgaben und auch Lehngeld an die Gutsherrſchaft geben. Die Erbfolge bei einem ſolchen Gute ge— ſchieht nach dem Lehnrecht, ſo wie die Befugniß zur Veräußerung nach dieſem beurtheilt wird. Sie find übrigens zins- und ſteuerpflichtig und zu Com— munallaſten in der Gemeinde verbunden. 3) Die gar kein Eigenthum an den Höfen haben. Dieſe haben entweder gar kein Realrecht. Hier— her gehören die Höfe der Leibeigenen, welche dem Bauer nach Willkür des Gutsherrn verliehen ſind, und die Pachtgüter. Indeſſen ſind erſtere nur noch ſelten anzutreffen, ſo wie auch letztere immer ſel— tener werden, indem die Bauern überall das Eigen— thum erlangen. Oder der Bauer hat ein Real— recht daran. Dieſes kann ſich entweder auf ein unbeſchränktes erbliches Benutzungsrecht beziehen. Hierzu gehören die Erbleihgüter und ein großer Theil der Meiergüter. Das Erbrecht kann aber auch beſchränkt ſein, wie bei den erblichen leibeigenen Bauern und einem Theile der Meiergüter. Endlich kann auch dem Bauer nur ein Erbrecht an den Gebäuden, aber nicht an dem Acker zuſtehen. Hierzu gehören außer vielen leibeigenen Bauern, welchen die Gebäude gehören, die Zeiterbzinsgutsbeſitzer, welchen der Hof auf eine Reihe von Jahren ver— liehen iſt. Unter den Laßbauern, Laſſiten ver: ſteht man in der Regel die erblichen Bauern, im Gegenſatz von den Leibeigenen wendiſcher Art. Nächſt der bisher beſprochenen Unterſcheidung der Landgüter macht man auch noch eine andere, nehmlich die in große, mittlere und kleine. 10 Ein großes Gut nennt man dasjenige, welches mehrere Aufſeher zur Führung der Landwirthſchaft nöthig hat, welche unter der Leitung des Beſitzers ſtehen, der ſich nur mit der allgemeinen Anordnung des Ganzen, keineswegs aber mit der Aufſicht über das Einzelne befaſſen kann. Es werden im Allge— meinen Wirthſchaften von 500 bis 1500 Magdeb. Morgen Land und darüber hierher gerechnet. Ein mittleres Gut iſt dasjenige, wo der Beſitzer allein die Anordnung und Aufſicht über die Land: wirthſchaft zu führen vermag, von 100 bis 400 Morgen; ein kleines endlich ein ſolches, wo der Beſitzer ſelbſt mit arbeiten muß, unter 100 Mor: gen haltend. Es iſt übrigens eine vielfach beſpro— chene und zugleich ſehr beſtrittene Frage, welches eine angemeſſene Größe der Wirthſchaftshöfe zu ihrem Betriebe ſei. Obſchon ſich dieſe Frage auch nicht mit Beſtimmtheit beantworten läßt, ſo kommt doch bei Beſtimmung der vortheilhaften Größe eines Landgutes immer ſehr viel darauf an, von welcher Lage und Beſchaffenheit die Gegend iſt, ob dieſelbe bereits kultivirt oder unkultivirt erſcheint, wie nahe oder entfernt von einer großen Stadt das Gut liegt u. ſ. w. Güter und Beſitzungen von mehrern Tauſend Morgen Feldbodens find jedoch im All— gemeinen für eine Bewirthſchaftung zu groß, und eine theilweiſe Wirthſchaftsführung darauf wird einen weit höhern Ertrag geben. Die höchſte zweck— mäßige Größe dürfte ſein, daß ein Wirthſchaftsfüh— rer als erſte Perſon auf dem Gute das Ganze ge— hörig überſehen und leiten, ſo wie ſeine Anord— nungen durch Gehülfen (Verwalter) ausführen laſſen kann. Die Vorzüge kleiner Wirthſchaften ſind folgende: Thätige Perſonen mit geringem Vermögen erhalten durch ſie Gelegenheit, Ackerbau zu treiben und ſich dadurch ernähren zu können. Junge Anfänger wer— den dadurch in den Stand geſetzt, mit kleinen Wirthſchaften die praktiſche Landwirthſchaft zu be— ginnen. Geräth der Ackerbau in Verfall, ſo finden ſich leichter Käufer oder Pächter zu kleinern Be— ſitzungen als zu großen. Die Unterhaltung des Viehſtandes bei kleinern Wirthſchaften iſt mit we— niger Unkoſten verbunden, und da der kleinere Land— wirth gewöhnlich ſeine Felder nahe am Wirth— ſchaftshofe, jo wie überhaupt zu den Ställen und der Düngerſtätte näher hat, ſo kann er ſeine Gründe wohlfeiler bebauen. Aus dem Verkaufe kleiner, un: bedeutender Artikel, welche bei großen Wirthſchaf— ten ganz außer Acht gelaſſen werden, gewinnt er manches Geld. Endlich ſind da, wo man das Grab— ſcheit mit dem Pfluge in Verbindung bringt, kleine Landſtellen die dazu ſchicklichſten. Wenn der kleine „Geſinde, die Arbeit ſelbſt verrichtet, jo wird er flei— ßiger als jeder Lohnarbeiter ſein, und ſeine Gehül— fen ihm ſämmtlich folgen müſſen. Bei allen Ge— ſchäften iſt er der erſte, arbeitet vor, weiß daher genau, wie viel jeder thun kann. Seine Leute wiſ— ſen, daß er ihre Arbeit aus Erfahrung zu ſchätzen verſteht, und der Anerkennung ihres Kraftaufwan⸗ des gewiß, ſind ſie in ihren Arbeiten thätig und Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. gutwillig. Daher wird mit deuſelben in einer Elei- nen Wirthſchaft verhältnißmäßig in der Regel mehr ausgerichtet, als in einer großen. Noch größere Vortheile gewähren aber bei einer kleinen Wirth— ſchaft die Geſpannarbeiten, indem, wenn die Men— ſchen ihre Schuldigkeit thun, auch die Thiere das Ihrige leiſten, ohne daß ſie übernommen werden; denn ihr Eigenthümer führt ſie ſelbſt. Da ferner Wirth und Wirthin Alles unter eigenen Händen haben, ſo wird ſparſamer damit umgegangen, und Alles aufs beſte benutzt. Der kleine Wirth kennt jede einzelne Stelle ſeines Ackers aufs genaueſte, und weiß daher, wie er behandelt und wie ihm aufgeholfen werden muß. Er bauet nur das darauf, was da am beſten gedeiht; was aber bei großen Schlägen nicht immer thunlich iſt. Aus vorerwähn⸗ ten Umſtänden kann daher Grund und Boden in kleinen Wirthſchaften aufs höchſte benutzt, zu Gun— ſten des Staats am Meiſten darin erzeugt, und daraus der groͤßte wen zum Verkaufe geliefert werden. Auch befördert die Vertheilung des Acker— landes unter viele kleine Wirthſchaften und Fami⸗ lien die Bevölkerung eines Staates ſehr; es blei— ben mehr Menſchen auf dem Lande wohnen, und es fehlt ſodann den größern Landwirthen nicht an Arbeitsleuten. Mäßig große oder mittlere Wirthſchaf— ten ſind die glücklichſten, wenn ſie auf Milchwirth— ſchaft berechnet find, oder in der Nähe großer Städte liegen. Es giebt wenig Gewerbe, bei welchen ein geringeres Kapital zu einem höhern Ertrage ge— bracht werden könnte, als bei einer Milchwirth— ſchaft; aber es verlangt auch kein Zweig der Land— wirthſchaft eine ſo ausdauernde Aufmerkſamkeit und Sorgfalt, als dieſer. Solche Wirthſchaften bringen in der Nachbarſchaft großer Städte den höchſten Reingewinn, indem man ſich da aus der nahen Stadt auf billigem Wege Dünger in hinreichender Menge verſchaffen kann. Große Landgüter. Wenn der Ackerbau wirt lich als Gewerbe betrieben werden ſoll, ſo muß das zum Wirthſchaftsbetrieb beſtimmte Landgut eine ſolche Größe haben, daß der Landwirth ſelbſt, ſeine Dienſtboten und Tagelöhner regelmäßig beſchäftigt ſind. Dies kann aber nur bei einer Wirthſchaft von beträchtlichem Umfange geſchehen, in welcher bei zweckmäßig angenommener Fruchtfolge die Be- wirthſchaftung auf eine Art geſchieht, daß zu einer Zeit nicht zu viel, zu einer andern nicht zu wenig Arbeit vorkommt. Als Vortheile großer Wirthſchaf⸗ ten ſind hier zu nennen: 1) Bei einer ſolchen Wirthſchaft verurſachen die Baulichkeiten und die ö Erhaltung der Gebäude überhaupt verhältnißmäßig Landwirth, mit Weib und Kind und etwa etlichen. weniger Koſten, als wenn eine ſolche Wirthſchaft getheilt iſt, und dann mehr Wohngebäude nöthig werden. 2) Es wird in der Haushaltung nach Verhältniß mehr erſpart, wenn zwei oder mehrere Wirthſchaften in eine gezogen worden ſind. 24 Per⸗ jonen an einem Tiſche brauchen weniger, als die⸗ ſelbe Zahl an ſechs Esch Ebenſo verhält es ſich bei der Fütterung des Viehes. Der Satz iſt alſo falſch, daß bei kleinen Wirthſchaften mehr er- A ſich ein Paar Pferde und ein Ackersm ſpart werde „als bei großen. Die Criparupg an Kulturkoſten iſt ebenfalls beträchtlich; denn wenn z. B. eine Wirthſchaft von 300 Morgen mit einer andern von 500 Morgen vereinigt wird, ſo laſſen erſparen; auch ſind dann weniger Acker- und andere Geräth— ſchaften nöthig. 3) Große Güter e Felder weit- nachdrücklicher kultiviren und durch fremde Düngungsmittel verbeſſern. 4) Große Wirthe Fön- nen eine größere Men e verkäuflicher Erzeugniſſe zu Markte bringen, während der kleine Wirth nur einen geringen Überſchuß entbehren kann, ja in Mißjahren oft kaum ſelbſt zulangt. 5) Der Vieh⸗ ſtand iſt in der Regel auf größern Gütern von anerkannt höherer Vollkommenheit, da ſich große Wirthe eher die vorzüglichſten Raſſen anſchaffen und erhalten können. 6) Die Arbeit kann auf großen Gutern leichter vertheilt, hierzu ſchickliche Zeitpunkte beſſer benutzt, und im Nothfall bei drohender Wit— terung durch Vereinigung der Kräfte mehr und voll— kommnere Arbeit verrichtet werden. Da jeder Arbei: ter nach der Jahreszeit ſein eigenes Geſchäft hat, ſo erlangt er hierin eine große Übung und Geſchick— lichkeit, und kann daher bei weniger Anſtrengung mehr ausrichten, als mit größerer, wenn er bald dies, bald jenes thun müßte. 7) Der größere Landwirth hat volle Beſchäftigung, ohne ſelbſt Hand anlegen zu müſſen; daher braucht er ſich nicht in andere Nebenunternehmungen einzulaſſen, die nicht ſelten zum Nachtheil der Wirthſchaft ſelbſt unter— nommen werden. 8) Bei einer großen Wirthſchaft kann eine größere Mannichfaltigkeit der Wirth— N esch ſtattfinden, während der Landwirth ei einer beſchränkten Wirthſchaft oft ſelbſt gegen die ökonomiſchen Grundſätze fortzuwirthſchaften ge— nöthigt iſt. 9) Ein größerer Landwirth kann die höhern Verkaufspreiſe beſſer benutzen, indem er im nehmlichen Zeitraume wohl zehnmal ſo viel Vieh und Getreide perkaufen kann, als je ein kleiner im Stande iſt. Überdies iſt auch der große Wirth in der Regel von den Preisverhältniſſen der Märkte im Allgemeinen beſſer unterrichtet. 10) Große Wirthſchaften gründen eine Art Magazine für das lk, ohne daß damit die Nachtheile öffentlicher Anſtalten verbunden ſind. Aus dem hier über die eder Landgüter Geſagten wird erſichtlich, daß Staate nach Verhältniß der verſchiedenen zungen bei einer gewiſſen regelmäßigen e ſtatthaben müſſe. Ebe verſchieden ſind aber auch die Land— guter in Beziehung auf den landwirthſchaftlichen Betrieb und die verſchiedenen dazu gehörigen und mit ihnen unmittelbar verbundenen Zweige, Ge— rechtſame oder auf ihnen haftende Oblaſten, die ihnen einen größern oder geringern Werth geben. Man darf übrigens den Preis nicht mit dem Werthe der Güter verwechſeln, wie dies nicht ſelten der Fall iſt. Der Preis iſt nach Zeitverhältniſſen, nach den beſondern Anſichten und Vorlieben ſehr ver- ſchieden, der Werth aber bleibt unveränderlich, wenn ſich die Sache ſelbſt nicht verändert. Übrigens iſt * Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. de eine große Mannichfaltigkeit in der Große 11 der Preis eines Gutes nur durch Unterſuchung des Werthes deſſelben zu ermitteln, letzterer aber nur durch eine über das Gut aufgeſtellte Reinertrags— berechnung zu beſtimmen; der ermittelte Werth eines Gutes muß wenigſtens immer als Anhaltepunkt des Kaufpreiſes dienen. Man ſetzt ſich in Beſitz eines Gutes, um Land— wirthſchaft zu treiben, durch Erbe, Kauf, Zeit— oder Erbpacht. Sowohl beim Kauf als bei der Pacht kommt zunächſt das Kapital mit allem, was dahin zu rechnen, in Betracht, welches erforderlich iſt, um das Gut zu erwerben und die Landwirth— ſchaft zu betreiben. Nach der Größe deſſelben richtet ſich, nächſt beſondern perſönlichen Anſichten, die Wahl des Gutes hauptſächlich. Bei dem Kaufe eines Landgutes und deſſen Werthſchätzung wird es nun vornehmlich auf Folgendes ankommen. 1) Das Kapital. Beim Ankauf kleiner oder mittlerer Güter iſt es gerathen, wenn auch nicht das ganze Grundkapital, doch mindeſtens 3 bis > angezahlt zu haben, weil man nur dadurch einen feſten Beſitz begründen kann, indem, wenn man mit Hülfe fremder Kapitalien kauft, die un— vermuthet gekündigt werden können, dies oft den Wiederverkauf des Gutes zur Folge haben muß. Vortheilhafte Verbeſſerungen, deren Folgen erſt in einer ſpätern Periode eintreten, können bei einem unſichern Beſitze gar nicht ſtattfinden, weil die Auslage dafür verloren wäre, wenn ein Noth— verkauf erfolgen müßte. Wenn durch beſondere Umſtände ein unvermuthetes Sinken der land— wirthſchaftlichen Produkte entſteht, ſo daß dieſel— ben unter ihrem Werthe ſtehen, und der Erirag für die Wirthſchaftsausgaben und Kapitalzinſen nicht mehr hinlangt, ſo muß der Credit in An— ſpruch genommen werden, auf welchen, wenn er erſchöpft iſt, der Nothverkauf folgt. Nur in dem Falle kann es gerathen ſein, ein Gut mit geringer Anzahlung zu kaufen, wenn man überzeugt iſt, daß daſſelbe durch eine fehlerhafte Bewirthſchaftung einen geringen Ertrag gegeben hat, und, wie dies nicht ſelten der Fall, unter dem Werthe verkauft wird. Auch finden jetzt nicht ſelten Verkäufe mit geringer Anzahlung in ſofern vortheilhaft ſtatt, daß zugleich bei den Kaufbedingen feſtgeſetzt wird, in wie viel Jahren das unbezahlte Kaufgeld keiner Kündigung von Seiten des Verkäufers unterliegen kann. 2) Das Gut. Wer bei Erwerbung eines Gu— tes nur den Zweck hat, ſich von ſeinem Kapitale den größten Gewinn zu verſchaffen, welche Abſicht ganz im gewerblichen Sinne liegt, muß ſich an keine Gegend, an keine andern Rückſichten binden, als an diejenigen, welche mit ſeinen Kenntniſſen und mit ſeinen Kräften im Einklange ſtehen. Bei beabſichtigtem Ankauf eines Gutes muß man ſich übrigens viele Güter in verſchiedenen Gegenden an- ſehen, um ein ſo beſſeres Urtheil im Bezug auf die Wahl fällen zu können. Ein mit allen Vor⸗ zügen ausgerüſtetes Landgut aufzufinden, iſt übri⸗ gens ſehr ſchwer, und man muß meiſtens darauf Verzicht leiſten, daß ſich alle vorkommenden Wirth— ſchaftsrubriken darauf vorfinden und es keinen 3 * 12 | Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Mangel haben ſollte; indeſſen muß man doch, zu— mal beim Ankauf größerer Güter, dahin ſtreben, ein ſolches zu erhalten, dem nicht die Haupteigen— ſchaften, guter Boden u. ſ. w. abgehen. Ob die Wahl auf ein großes oder kleines Landgut zu lei— ten ſei, wird durch das oben darüber Geſagte bedingt. 3) Ackerboden. Dieſer iſt bei einem Gute die Hauptſache, indem pon ſeiner Beſchaffenheit die Ertragsfähigkeit abhängt, die Ertragsfähigkeit aber wieder die Grundlage aller andern landwirthſchaft— lichen Zweige, oder doch der meiſten derſelben iſt. Zuerſt kommt es auf die Fläche deſſelben an, von der weiter unten geſprochen wird, ſodann auf ſeine aus den Miſchungsverhältniſſen, der Lage u. ſ. w. hervorgehenden Beſchaffenheit. Bei Beurtheilung der Güte des Bodens, behufs eines Kaufes, ver— läßt ſich der praktiſche Landwirth vornehmlich auf die äußern Erſcheinungen, nach welchen man aller— dings mit einiger Sicherheit auf die Beſchaffenheit des Bodens ſchließen kann, wie auf den Wuchs der Bäume und Sträucher auf einer Feldmark, ihre Stärke, Geſundheit, kräftigen Trieb, Bezweigung und Reinheit der Rinde, ferner auf die auf den Aeckern wild wachſenden Pflanzen und Unkräuter und ihren üppigen Wuchs, die Farbe und Locker— heit der Ackerkrume, das Gefühl beim Darüberge— hen u. ſ. w. Man betrachtet hierbei ferner die Lage der Felder gegen einander, ihre abhängige Richtung nach den Himmelsgegenden, ihre Zer— ſtückelung u. ſ. w. Auf alles dies iſt bei der Werth— beſtimmung beſonders Rückſicht zu nehmen. ©. hier— über Bodenkunde. 4) Die Wieſen werden in der Regel für einen nicht minder wichtigen Gegenſtand als das Acker— land gehalten, und man nimmt auch hier gewöhn— lich nur die oberflächlichen Anzeigen als Anhalt zur Werthbeſtimmung an. Bei den Wieſen kommen jedoch andere Umſtände in Betracht, als bei dem Ackerboden. Man betrachtet zuerſt die Lage derſel— ben in Bezug auf Bewäſſerung, und, ſind ſie zu naß, in Rückſicht auf Entwäſſerung; ferner ihre Lage an Seen, Teichen oder Flüſſen, welche einen vermehrten Niederſchlag von Feuchtigkeit zur Folge hat, wodurch der Graswuchs befördert wird, wo aber auch die Gefahr der Überſchwemmungen und die Ruinirung der Grasnarbe bei Eisgängen in Anſchlag zu bringen iſt. Endlich nimmt man auf den vorhandenen Graswuchs Rückſicht, und hierbei namentlich auf die Beſchaffenheit der Nahrhaftigkeit oder Schädlichkeit der Kräuter und Gräſer. Die Menge der Wieſen im Verhältniß zum Feldareal wird ebenfalls in Betracht gezogen, und iſt die Fläche derſelben im Vergleich zu letzterem zu groß, fo daß das Ackerland vielleicht einen größern Nutzen gewährt, ſo nimmt man auf die Beſchaffenheit der Wieſen nach ihrer Bodenmiſchung und ihren ſon— ſtigen Verhältniſſen Rückſicht, inwiefern ſie zum Ackerlande paſſen. Wieſen haben zwar im Allge— meinen einen großen Werth, ſobald ſie einen ver— hältnißmäßigen Ertrag (nach Menge und Güte des Futters zugleich berechnet) geben, oft aber iſt ihre Benutzung zu Ackerland unbedingt vorzuziehen. Auch zwiſchen Wieſen und Ackerland iſt, wie in allen Ver: hältniſſen, ein gewiſſes Gleichgewicht wünſchenswerth. Einem Gute, welches erforderlichen Wieſenwuchs hat, wird faſt immer nach Verhältniſſen mehr Werth beigelegt, als einem ſolchen, welches die Wieſen ganz entbehren muß. Übrigens hat man hierbei zu berückſichtigen, daß in ſolchen Gegenden, wo die Wieſen in einem unverhältnißmäßig hohem Werthe zum Ackerlande ſtehen, die Ackerkultur meiſtens noch auf einer niederen Stufe ſteht, indem man beim Anbau von paſſenden Futterkräutern auf Ackerflä— chen leicht einen viel höhern Ertrag erhalten kann, als die Wieſen ſonſt zu geben vermögen. Eine zu große Menge von Wieſen kann nur unter gewiſſen Verhältniſſen recht vortheilhaft ſein, wenn nehm— lich das Heu ſehr hoch im Preiſe ſteht und guten Abſatz findet; iſt dies aber nicht der Fall, ſo haben die Wieſen keinen hohen Werth. In flachen Ge— genden mit einem warmen Klima und einem nur einigermaßen zum Futtergewächsbau geeigneten Bo— den haben die Wieſen einen geringern Werth, als in höhern Gebirgsgegenden, wo der Ertrag der Futtergewächſe gering iſt und die Winterfütterung lange dauert. Daſſelbe iſt in trockenen Gegenden der Fall, wo der Ertrag der Wieſen die haupt— ſächlichſte und die einzig ſichere Grundlage der Vieh— haltung iſt. Gewöhnlich wird der Ertrag der Wie— ſen nach Fudern beſtimmt, obſchon dieſe Annahme ſehr ungewiß und die nach Centnern viel ſicherer iſt, S. Wieſen. : 5) Hutungen. Hier kommt es, wie bei den Wieſen, auf ihre Lage, die Beſchaffenheit der Grä— ſer, ihre größere oder geringere Schnellwüchſigkeit, beſonders aber auf die Beſchaffenheit des Bodens an, inſofern es beſtändige Hutungen ſind, die in Ackerland verwandelt werden können, indem in allen kultivirten Ländern die Sommerſtallfütterung dem Weidegange beim Rindvieh vorgezogen wird. Hu— tungen, die ſich mit Nutzen in Ackerland verwan— deln laſſen, haben demnach einen weit größern Werth, als ſolche, wo dies nicht der Fall iſt; denn die Benutzung des Bodens lediglich durch Weide iſt in der Regel die geringſte, und die Hu— tungen, welche nicht kultivirt werden können, dür— fen daher durch ihre große Fläche bei dem Ankaufe des Gutes den Käufer nicht täuſchen. Wo man durch Servitute bei Gemeindeweiden oder durch Aufhutungen von fremden Beſitzungen gehindert iſt, das Weideland unter den Pflug zu nehmen, da iſt es rathſam, alle Aufhutung auf fremden Grund und Boden abzulöſen. Außer den Hutungen auf beſtändigem Weidelande kommen noch in Betracht: a) Die Waldhutung, welche entweder in dem eigenen Walde oder in fremdem Forſtgrunde ausgeübt wird. Im erſtern Falle gehört ſie mit zur Werthſchätzung des Forſtgrundes, im letztern kommt ſie allerdings in beſondern Betracht, indem es nicht unvortheilhaft iſt, wenn ſich eine gewiſſe Anzahl Vieh auf fremdem Grunde ſattfreſſen kann. Man berechnet die Waldhutung nach der Menge des Gra— ſes, welches auf einer gewiſſen Fläche in einer Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 13 gewiſſen Zeit wächſt, nimmt aber hierbei darauf Rückſicht, daß das im Schatten der Bäume wach⸗ ſende Gras weniger nahrhaft iſt, und überhaupt in den Wäldern weniger gute Grasarten wachſen. b) Die Vor- und Nachweide auf Wie— ſen. Bei Behutung der eigenen Wieſen muß man den Ertrag der Hutung den Wieſen zuſchreiben, hat man aber dieſes Hutungsrecht auf fremden Wieſen auszuüben, ſo iſt es ebenfalls nach dem Futterwerthe zu veranſchlagen, den eine gewiſſe An— zahl Vieh auf der Weide in einem gewiſſen Zeit— raume findet. 0 e) Die Brach- und Stoppelhutung, in: fofern” fie auf einem fremden Grund und Boden ausgeübt wird, ſo wie die Behutung der Winter— ſaatfelder ſind, beſonders bei der Schäferei, von welcher die Hutung gebraucht wird, in Anſchlag zu bringen, und unter vielen Verhältniſſen von Wichtigkeit. — Alle dieſe hier genannten Hutungs— arten And übrigens in neuern Zeiten in vielen Staaten, wo ſie noch ſtattfinden, der Ablösbarkeit unterworfen, und es iſt daher ihr Werth in dieſem Falle nur nach der durch das Geſetz beſtimmten Ablöſungsſumme anzunehmen. 6) Holzungen ſind bei einem Gute eine ſehr angenehme Zugabe, wiewohl ſie mit den übrigen Wirthſchaftsrubriken in keinem ſolchen Verhältniſſe ſtehen, daß der Überfluß an Holz durchaus noth— wendig wäre. Das Holz hat in einigen Gegenden einen ſehr hohen, in andern einen ſehr geringen Werth. Bis in die neueſten Zeiten hat man den Werth der Waldungen nicht ſelten ſo gering ge— würdigt, daß durch den Verkauf des abgeſchlage— nen Holzes mehr als der Gutswerth gelöſt worden iſt. Der erforderliche Bedarf von Brenn- und Bau— holz bei einem Gute iſt ſtets ein Gegenſtand von Wichtigkeit, beſonders das erſtere, wenn nicht be— ſondere Brennmaterialien, Steinkohlen, Torf u. ſ. w. in der Nähe ſind, und wird vornehmlich bei Anlage von landwirthſchaftlichen Nebengewerben als: Bren— nereien, Brauereien u. ſ. w. ſchmerzlich vermißt. Ein bedeutender Vorrath an verkaufbarem Kauf— mannsholz als Bauholz iſt aber immer als ein baares Kapital bei dem Gute zu betrachten, indem es von dieſen Holzarten nirgends an Abſatz fehlen möchte. Man theilt die Holzungen im Allgemeinen in Hoch⸗ und Niederwald; erſterer beſteht aus aus— gewachſenen Stämmen, liefert die Bau- und ſtär⸗ kern ölzer, meiſt Nadelholz, häufig Laub- und Nadelholz, ſeltener nur Laubholz enthaltend. Hier— bei kommt zuerſt die Fläche in Betracht; iſt dieſe groß genug, ſo daß ſie in hinlängliche, nicht zu kleine Flächen getheilt werden kann, auf denen das Holz erſt nach vollendetem Wachsthume abgetrie— ben wird, was jedoch nur bei großen Gütern ftatt- finden kann, fo hat man zuwörberft zu ermitteln, welchen Ertrag die Waldung gewährt und welchen der Boden als Feld benutzt, inſofern er ſich dazu eignet, geben könnte, wobei aber allerdings die er— forderlichen, nicht unbeträchtlichen Koſten der Kul— tivirung veranſchlagt werden müffen. Fällt die Ned): nung zu Gunſten des letztern aus, ſo iſt der Werth * des ſtehenden Holzes für ſich, der des Bodens aber ebenfalls für ſich nach den Grundſätzen der Be— rechnung des Feldnutzungsbetrags in Anſchlag zu bringen. Taugt aber der Waldboden nicht zur Feldnutzung, ſo muß der Holzertrag mit Jubegriff der Bodenrente in Anſchlag gebracht werden. Kleine Stücken Hochwaldung taugen nicht viel, und am wenigſten diejenigen, wo größeres und kleine— res Holz unter einander ſteht, da beim Fällen des erſtern das letztere niedergebrochen wird. Daher haben dergleichen kleine Walogründe nur in dem Falle einigen Werth, wenn der Boden auf keine andere Weiſe benutzt werden kann; es wird dann der Werth des Holzes nach einer beſtimmten Taxe angenommen und die Zunahme des Holzes nach einem gewiſſen mehrjährigen Jahresdurchſchnitt er— mittelt. Trägt dieſe Zunahme die Zinſen des be— rechneten Taxwerthes nicht, fo iſt das Holz abzu— treiben und der Grund und Boden auf eine andere Weiſe zu benutzen; beträgt die gedachte Zunahme aber mehr als die Zinſen, ſo iſt dieſe nach Abzug jener nach dem Jahresdurchſchnitte zu kapitaliſiren bis zu dem Zeitpunkte, wo das Holz ſchlagbar wird. Niederwaldungen haben aber beſonders dann einen nicht unbeträchtlichen Werth, wenn die Holz— preiſe hoch ſind, und wenn ſie ſteile Abhänge oder andere Ländereien einnehmen, welche ſich zu einer anderweitigen Benutzung nicht eignen. Ihr Werth wird nach den Holzarten, nach der Kräftigkeit und nach dem Alter der Stöcke, und endlich, nächſt den Holzpreiſen, nach der Schnellwüchſigkeit des Holzes beſtimmt. Die Abhänge auf der Weſt- und Nord— ſeite haben in dieſer Beziehung ſtets einen größern Werth, als die auf der Südſeite, wo der Nach— wuchs viel geringer iſt. Häufig wird man aber auch bei Gütern Ackerboden finden, der ſo ausge— ſogen iſt, daß deſſen Fruchtbarkeit ſchwer herzuſtel— len ſein würde; dieſer iſt beſſer mit Holz zu beſa— men oder zu bepflanzen und in Schonung zu legen. Überhaupt hat man aber beim Abtrieb einer gan— zen Waldfläche, um ſolche zu Acker- oder Grasland zu verwenden, mit großer Vorſicht zu verfahren, um den in manchen Gegenden ſchon fühlbaren Holz— mangel nicht noch fühlbarer zu machen. 7) Gärten hat man mancherlei, als Gemüſe⸗ Obſt⸗, Hopfen⸗, Weingärten u. ſ. w. Luſt⸗ oder Ziergärten ſind in der Regel keine Nutzen bringen— den, ſondern Koſten erheiſchende Gegenſtände eines Landgutes. Der Grund und Boden, den ſie ein— nehmen, iſt nach ſeinem Werthe zu veranſchlagen, und der Nutzertrag, welchen er gewähren könnte, zu den Revenüen zu ſchlagen. Das Obft ift in Ländern, die auf einer höhern Stufe der Kultur ſtehen, ein ſo allgemeines Bedürfniß der Menſchen, daß man, wo nur der Obſtbau überhaupt gedeiht, bei einem Gute auch Obſtanlagen findet. Daſſelbe gilt von dem Gartengemüſe, deſſen Verbrauch ſich in neuern Zeiten immer mehr erweitert hat. Obſt und Gemüſe gewähren von einer gleichen Fläche auf einem und demſelben Boden einen weit höhern Ertrag an Nahrungsmitteln, als die gewöhnlichen Feldfrüchte. Da die Obſtbäume zu ihrem Gedeihen 14 Die Begründung bed lanpwirthſchaftlichen Gewerbes, nicht zu dicht ſtehen dürfen, fo kann füglich zwiſchen ihnen das erforderliche Gemüſe angebaut werden, wodurch der Boden höher genutzt wird, als wenn man ihn zur Graſung verwendet, wie dies mit dem Boden der Obftanlagen häufig geſchieht. Auch iſt das zum Gemüſebau nothwendige Lockern und wies derholtes Düngen des Bodens den Bäumen ſelbſt von großem Vortheil, indem’ dadurch die Tragbar— leit deſſelben erhöht wird. Gemüſegärten ohne Bäume ſind, wenn der Boden nicht durch eine häu— fige Düngung beſonders humusreich geworden iſt, nur dem andern Ackerlande gleich zu achten. Ein mit guten Obſtbäumen gehörig beſtandener Gemü— ſegarten, der den Bedarf an Gemüſe deckt, auch wohl zum Verkauf liefert, hat aber einen höhern Werth, und einen um ſo höhern, je beſſer die Ge— legenheit zum Abſatz des Gemüſes und Obſtes iſt, und je beſſer ſie bezahlt werden. Häufig findet man jedoch die Gartenanlagen von größerem Umfange, als der Bedarf nöthig macht; oft große Bauman— lagen, zwiſchen denen der Boden als Grasland benutzt wird, und gewöhnlich werden ſie zu einem höhern Ertrage angenommen, als das Ackerland Gen würde. Der Werth ſolcher Gartenanlagen hängt von verſchiedenen Verhältniſſen ab, die ſie entweder unter oder über den Werth des Getreide— baues ſetzen. Große Gärten mit Gemüſe- und Obſt— bau bedürfen außer einer ſtärkern Düngung als das Ackerland, ohne jedoch wieder Dünger zu lie— fern, einer beſondern, immerwährenden Aufſicht, und können daher nur in ſolchen Gegenden vor— theilhaft ſein, wo ein ſtarker Abſatz von Gemüſe ſtattfindet und daſſelbe in einem verhältnißmäßigen Preiſe ſteht, wie vornehmlich in der Nähe von Städten und in ſolchen Gegenden, die durch einen ſtarken Manufakturfleiß ſehr bevölkert ſind. Jedoch müſſen ſtets dabei beſonders der Boden und die geſammten Wirthſchaftsverhältniſſe erwogen werden, ſo wie bei Obſtgärten und Obſtpflanzungen noch beſondere Rückſicht auf das dem Obſtbau günſtige Klima zu nehmen iſt, da es Gegenden giebt, wo man alle zwei, andere Gegenden, wo man kaum alle neun Jahre einen vollen Ertrag rechnen kann. In fruchtbarem, mehr thonigem Boden wird der Getreidebau im Verhältniß der verwendeten Koſten immer lohnender ſein, als der Gartenbau, und in dem von Natur humusarmen Boden wird letzterer, wenn nicht durch vorhandene viele Wieſen eine Düngerproduftion erfolgt, immer auf Unkoſten des Feldertrages betrieben. Aber auf lehmigem und mehr ſandigem Boden können große Gemüſegärten, ſelbſt bei hinlänglichem Abſatze, nur da mit Vortheil be— trieben werden, wo entweder hinlänglicher Dünger um annehmbaren Preis zu kaufen, oder wo die Düngererzeugung ſtärker iſt, als die durch die Ernte dem Boden entnommenen Nahrungstheile be— tragen, Ein weſentlicher Umſtand iſt hinlängliches Waſſer in der Nähe der Gartengewächſe. Mit den Obſtgärten in Verbindung ſtehen die Baumfchus len, welche unter gewiſſen Verhältniſſen einen an— ſehnlichen Werth haben, obſchon derſelbe mehr von der Aufmerkſamkeit des die Aufſicht führenden, als von dem Boden und der Lokalität a — Weingärten oder Weinberge kommen nur in einzelnen Gegenden vor, wenn nicht der Weinbau allgemein verbreitet iſt, und leine Sache wird nach der Oertlichkeit einer Gegend in Hinſicht auf ihren Werth fo beſonders beſtimmt, als der Wein. Bei Weinbergen hat man ſehr zu berückſichtigen den Preis des Holzes zu Weinpfählen und das zu er— haltende, erforderliche Mauerwerk. In einigen Ge— genden wird der Werth der Weinberge nächſt der Güte des Weines und der Sicherheit ſeines Ge— rathens hach Pfahlhaufen, in andern nach der Größe der Fläche beſtimmt. S. Weinbau. — Auch bei den Hopfengärten haben Boden und ſonſtige Einwirkungen nach den verſchiedenen Ge— genden einen merklichen Einfluß auf die Güte des Hopfens. Übrigens hat auch hier der Preis der Hopfenſtangen ebenfalls einen großen Einfluß auf den Werth der Hopfenanlagen. S. Hopfen. 8) Fiſcherei. Die Nutzung der Teiche durch Fiſcherei iſt oft ein Hauptzweig des Gutes; min— der wichtig iſt die Fiſcherei in Bächen und Flüſſen und bei einem Landgute am entbehrlichſten, wenn ſchon die Nutzung derſelben oft nicht unbeträchtlich iſt. Sie wird gewöhnlich nach ſtattgefundenen Ver— pachtungen angenommen, da in der Regel derglei— chen Nutzungen verpachtet werden. Die Teiche ſind von verſchiedener Art, und es giebt zuvörderſt Teiche, welche man von Zeit zu Zeit mit Feldfrüchten be— ſäet, dann wieder bewäſſert und mit Fiſchen beſetzt. Solche Teiche geben einen verſchiedenartigen Ertrag, nehmlich den als Feld und durch die Fiſcherei. Der Feldertrag iſt nach den Grundſätzen der Feldertrags— berechnung in Anſchlag zu bringen, und er gewährt der Feldnutzung eine nicht unbeträchtliche Beihülfe, beſonders durch Strohertrag. Man hat aber auch Teiche, die nur mit Fiſchen beſetzt werden und nur durch Fiſcherei Nutzung bringen. Ein einzelner ſol— cher Teich, zumal wenn er nicht groß iſt, hat kei— nen ſo ſehr großen Werth, es müßte denn das Waſſer deſſelben auch noch zu anderm Behufe be— nutzt werden können. Sonſt theilt man die Teiche in Samen-, Streck- und Beſatzteiche, welche alle zu einer vereinigten Teichwirthſchaft gehören, und in einem richtigen Verhältniſſe unter einander ſtehen müſſen. Samen- und Streckteiche für ſich allein haben einen geringen Werth; doch können ſie auch, und beſonders erſtere, für ſich allein von großem Nutzen ſein, wenn ſonſt viel Beſatzteiche in der Nähe ſind, die viel Satz bedürfen. Die Be— ſatzteiche geben zwar in der Regel den anſehnlich— ſten und ſicherſten Ertrag, doch kann derſelbe in Ermangelung der erforderlichen Samen- und Stred: teiche, wo die Beſatzfiſche von fern hergeholt und theuer bezahlt werden müſſen, ſehr geſchmälert wer: den. Die Fiſcherei wird nach der Stärke des Be— ſatzes, welcher dem Teiche gegeben werden kann, ohne daß er überſetzt iſt, berechnet. Die Nähe der Städte bevölkerter Gegenden, die Menge der Teiche in einer gewiſſen Gegend haben einen großen Ein— fluß auf die Preiſe der Fiſche, und eben ſo der Umſtand, ob die Bevölkerung katholiſch iſt, weil dann wegen der Safttage um jo mehr Fiſche ver- braucht werden. S. Teichfifchtrei. _ _ 9) Jagd. Der Mangel der Jagdgerechtigkeit wird gemeiniglich für einen großen Fehler gehalten, weil alsdann Andere dte Felder durchſtreichen und den Saaten Schaden zufügen, woraus nicht ſelten Streitigleiten entſtehen, abgeſehen von der Unan— nehmlichkeit, daß ein Fremder das Wild auf dem eigenen Felde ſich zueignet. Man unterſcheidet bei der Jagd hohe, mittlere und niedere Jagd, wozu die einzelnen Wildgattungen in den verſchie— denen Staaten auch verſchieden gerechnet werden. Im Allgemeinen wird die Jagd jetzt weniger um den Ertrag derſelben zu verſilbern, als um das Vergnügen derſelben zu genießen und die Tafel mit wohlſchmeckenden Speiſen zu verſehen, ausgeübt. Der Gewinn, welcher aus dem Verkaufe der Thiere und der Bälge erwächſt, iſt gemeinhin eine Neben: ſache; indeſſen iſt ſie bei einem Landgute dennoch nicht ohne Werth, und es verdient die Unterhal— tung derſelben durch pflegliche Benutzung die Auf— merkſamkeit des Landwirths, ohne jedoch beim Er— werbe eines Landguts einen zu hohen Werth darauf zu legen. Dieſes iſt jedoch nur von der Jagd im Freien zu verſtehen, da die Unterhaltung derſelben in Thiergärten mit großen Koſten verknüpft iſt. — Was aber die Größe der Jagdreviere zur Hege des Wildes anbetrifft, ſo muß man für Rothwild mindeſtens eine zuſammenhängende Fläche von 6000 Magdb. Morgen Wald, welche vor Wölfen und Wülddieben völlig geſichert ſind, beſitzen. Der Bo— den muß grasreich, es muß Waſſer in der Nähe ſein, er muß von Menſchen und Vieh wenig be— treten werden, viel Dickungen, wenig haubares Holz, etwas Maſt haben. Dammwild wechſelt nicht ſo weit aus und iſt auf einer kleinern Fläche als Standwild zu hegen; dagegen iſt es aber den Feldern nachtheiliger, als das Rothwild, indem es oft den Sommer hindurch im hohen Getreide ſei— nen Aufenthaltsort wählt. Das Schwarzwild iſt, da es weit umherſtreift, den Saaten überall nachtheilig. Es wird daher auch nicht leicht gehegt, ſondern überall und beſonders in der Nähe der Felder ausgerottet. Die Rehe ſcheinen den größten Nutzen zu bringen, wenn man ſie pflegt, und es J . nur eines nicht beunruhigten Reviers von nigen 1000 Morgen, um einen guten Rehſtand 5 llten. Zwar treten fie fleißig in die Felder und Wieſen aus, doch thun ſie hier nur unbedeu— bah Seen dagegen ſind ſie dem Holze nach— theiliger, i ſie das junge Laub wie die Ziegen abbeißen. Sie Schnee iſt dieſem Wilde höchſt nachtheilig. Bei den großen Annehmlichkeiten, welche die Jagd derſelben darbietet, und bei dem Wohlgeſchmack des Wildprets iſt die Unterhaltung eines Rehſtandes, ſoweit er nur nicht im Über— maße gehegt dem ne nachtheilig iſt, ſehr rathſam. Der Haſe liebt fruchtbare Felder, unter- miſcht mit kleinen Feldhölzern. Raps, Roggen und Weizen nähren ihn. Auf dem Sande und in Brü— chen wird man niemals eine ſo bedeutende Menge Hafen hegen können, wie in fruchtbaren Gegenden, * * 9 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 15 wenngleich der Sandhaſe in der Regel ſtärker als der Bruchhaſe oder der in fruchtbaren Gegenden erzogene iſt. Von dem Federwilde iſt unſtreitig der Faſan das ſchönſte, wiewohl es keine in Deutſchland einheimiſche Wildgattung iſt. Das Rebhuhn, als das häufigfte Federwild, iſt zwar in ganz Deutſchland verbreitet; indeſſen iſt es des— halb noch nicht möglich, es überall, ſelbſt bei der ſorgfältigſten Pflege, in gleicher Menge zu erziehen. Den liebſten Aufenthalt, in welchem auch ſeine Vermehrung am beſten erfolgt, bieten ihm ausge— dehnte fruchtbare Felder, in denen viel Sommer früchte gebaut werden, vermiſcht mit Wieſen und Niederungen, hin und wieder mit Dornhecken oder niedrigem Gebüſch beſetzt, dar. Alles übrige Feder— wild iſt hinſichtlich ſeines Vorkommens an gewiſſe Eigenthümlichkeiten des Bodens und ſeiner Be— deckung gebunden. Es iſt zwar ſtets möglich, ſeine Erhaltung und ſelbſt Vermehrung zu begünftigen, ſobald ſolches eine Gegend einmal zum beſtimmten Wohnſitze gewählt hat; hingegen bei ſolchem Feder— wild, welches weder unter die Zug- noch Strich— vögel gehört, ſehr ſchwer, oft ganz unmöglich, fie da einheimiſch zu machen, wo ſie ſich nicht vor— finden. Die Erhaltung eines Wildſtandes iſt aber überhaupt nur dann möglich, wenn derſelbe Pri— vateigenthum iſt. Wo Koppel, Mit- und Beijagden beſtehen, und jedem Berechtigten dasjenige Wild als Eigenthum zufällt, was er erlegt, kann keine regel— mäßige Wildpflege gedacht werden. Geſtatten es daher irgend die Verhältniſſe, ſo wird es wün— ſchenswerth ſein, daß ſolche Jagdreviere, mit Rück— ſicht auf die Ergiebigkeit des Terrains, in lauter privative Jagden getheilt werden. Wenigſtens gilt dieſes für alles Wild, welches einen bleibenden Aufenthalt auf dem Reviere hat, weniger in Be— ziehung auf die Zug- und Strichvögel. 10) Branntweinbrennerei und Bier- brauerei ſind oft nicht unweſentliche Gegenſtände der Nutzung eines Gutes, obſchon die hohe Steuer, welcher dieſe Betriebe unterliegen, den Betrieb we— niger gewinnreich macht, als es früher der Fall war. Sie ſind nach ihrem Nutzertrage ſchwer zu veranſchlagen, indem einerſeits die zu ihrem Be— triebe erforderlichen Apparate hierauf eben ſo ſehr Einfluß haben, als andererſeits die Kenntniß, welche derjenige beſitzt, der ſie betreibt. Ihr Betrieb im Kleinen bringt wenig Nutzen, und iſt nur noch im Großen gewinnreich. Die Gerechtſame, auf welchen die Brau- und Brennerei beruhen, find nicht ſehr hoch zu veranſchlagen, indem ſie einerſeits durch Conceſſionen der Regierungen erlangt werden kön— nen, andererſeits aber bei der ſich immer mehr ausbildenden Gewerbefreiheit dergleichen Gerecht— ſame in Nichts zerfallen. 1 Ziegeleien find oft nicht unwichlige Zweige der Landwirthſchaft; ſie haben einen grö⸗ ßern oder geringern Werth nach der Güte des vor— handenen Lehmes und nach dem Abfage der Ziegel, ſo wie auch das hierzu erforderliche Brennmaterial darauf einen nicht geringen Einfluß äußert, und viel darauf ankommt, ob daſſelbe in der Nähe um * * 16 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. % einen billigen Preis in hinreichender Menge zu haben iſt. Gewöhnlich werden ſie verpachtet und das Pachtquantum einer gewiſſen Reihe von Jah— ren wird als Durchſchnittsnorm des Werthes an— genommen. Da jedoch die Anlegung neuer Ziege— leien nicht mit beſondern Schwierigkeiten verbunden iſt, ſo iſt die zu fürchtende Concurrenz in Anſchlag zu bringen. 12) Gewäſſer. Wenn dieſe das Gut durch— ſtrömen, ſo geben ſie außer der Benutzung der Fiſcherei noch einen beſondern Werth dadurch, daß ſie die Anlage von Mühlen begünſtigen und die Bewäſſerung der Wieſen geſtatten. Der Mangel an Tränken und Brunnen iſt aber gar nicht zu ver— ſchmerzen, beſonders wenn die Lokalität auch nicht einmal deren Anlage erlaubt. Nicht allein die Er— haltung von Menſchen und Vieh, ſondern auch der Schutz bei Feuersgefahr machen ſie nothwendig. 13) Torfgräbereien, Braun- und Stein⸗ kohlenwerke haben oft einen ſehr großen Werth; da jedoch ihre Schätzung behufs der Werthbeſtim— mung auf ganz beſondern Grundſätzen beruht, die außer dem Bereiche der Landwirthſchaft liegen, ſo muß man zu ihrer Werthbeſtimmung geeignete Männer wählen. Die Torfgräberei hat übrigens außer dem, daß ſie Feuerungsmaterial liefert, auch wohl noch den Werth, daß die Abfälle zur Dün— gung benutzt werden können. 14) Die Kalk- und Gipsbrennerei hat mancherlei Werth und giebt oft einen hohen Er— trag, der ſich aus dem Abſatze, aus der Mächtig- keit der Lager und aus der geringern oder größern und mit mehr oder weniger Koſten verbundenen Förderung ſelbſt ergiebt. In landwirthſchaftlicher Beziehung ſind beide wichtig, um die Wirthſchaft bei zweckmäßiger Verwendung zu heben. 8 15) Gebäude beſtimmen an ſich den Werth des Gutes nicht, ſie werden bei jeder Berechnung als vorhanden gedacht; der Mangel derſelben oder die zu ihrer Inſtandſetzung nöthigen Koſten ver— mindern aber deſſen Werth, und deren Betrag muß ſofort von demſelben abgezogen werden. Dieſe Aus— gabe iſt aber für den Käufer um ſo drückender, als hierdurch bei der Einrichtung des Guts das zum Wirthſchaftsbetriebe beſtimmte Kapital vermindert wird, und die Arbeiten, welche die Wiederherſtellung erfordert, von vorneher die Kräfte ſo ſehr in An— ſpruch nehmen, daß die beſſere wirthſchaftliche Ein— richtung und Kultur des Gutes dadurch gehemmt, wird. Man hat daher ſehr weſentlich darauf zu achten, daß das zu kaufende Gut in einem bauli— chen Stande ſei. Niemand laſſe ſich aber auch durch die prächtigen Gebäude verleiten, ein ſonſt ſchlech— tes Gut zu kaufen. 16) Lage des Gutes. Dieſe iſt ganz beſon— ders zu beachten, da ſie einen ſehr weſentlichen Einfluß auf den Werth des Gutes ausübt. Je mehr die Höhe über der Meeresfläche beträgt, W kälter iſt das Klima und deſto geringer das Wachs⸗ thum. Auch fängt in den höhern Gegenden wegen der längern Dauer der Kälte das Wachsthum ſpä— ter an und hört früher auf, und iſt daher oft von * ſo kurzer Zeit, daß nur wenige Gewächſe, welche ihr Wachsthum ſchnell vollenden, gebaut werden können, aber auch dieſe nicht immer zur Reife ge— langen. Auch in ebenen Gegenden, welche, allmä— lig ſich erhebend, endlich eine Hochebene bilden, findet man dieſen Unterſchied ſehr merklich, ſo daß in einer Entfernung von wenigen Meilen eine Ver— ſchiedenheit von einigen Wochen in der Ernte ſtatt— findet. In ſolchen höhern Gegenden iſt der Werth des Ackerlandes geringer, als ihn ſeine Beſtand— theile beſtimmen, weil nicht nur der Fruchtban be— ſchränkt iſt und nur größtentheils ſolche Früchte mit Vortheil gebaut werden können, die einen geringern Marktpreis haben, ſondern auch weil wegen der kürzern Wachsthumsperiode und des länger dauern— den Winters auf das gewonnene Winterfutter we- niger Vieh gehalten werden kann. Jedes Thal, ſeine Richtung, die größere oder geringere Menge von Waldungen, ihre Lage veranlaſſen ſehr bedeu— tende Veränderungen im Klima und in der Rück— wirkung auf die Ertragsfähigkeit und den Werth des Bodens. Ganz beſonders iſt aber auch in Ge— birgsgegenden der koſtſpielige Wirthſchaftsbetrieb zu berückſichtigen, indem das Arbeiten im Acker, jede Fuhre im Gebirge beſchwerlicher iſt. Manche Ge— genden ſind faſt regelmäßig dem Schloßenſchaden ausgeſetzt und er trifft ſie mehr oder weniger faſt alljährlich; eben ſo haben manche Gegenden einen beſondern Luftzug, ſo daß nicht nur alle Gewitter, beſonders wenn ſie in einer gewiſſen Gegend auf— ziehen, dieſelben berühren, ſondern auch die meiſten Regenwolken ihre Richtung nach ihnen nehmen, ſo daß fie mehr oder weniger Feuchtigkeit erhalten. Wenn man ſich nun auch durch Hagelaſſekuranzen gegen Hagelſchlag ſo ziemlich ſichern kann, ſo iſt doch immer der Verſicherungsbeitrag als eine vom Gutsertrage abgehende Steuer anzunehmen, die allerdings den Werth des Gutes vermindert. Die größere Menge des Regenfalls in einer Gegend vor der andern kann dieſer ebenſowohl nützlich als ſchädlich werden; und zwar das erſtere in einem Boden, der an und für ſich leicht und ſehr thätig iſt und nur bei hinlänglicher Feuchtigkeit einen ge-, nügenden Ertrag auf Feld und Wieſen gewährt. In thonigem, gebundenem und feiner Beſchaffenheit nach trägem, meiſt kaltem Boden wirkt dagegen zu ſtarke Feuchtigkeit nachtheilig. Dieſe Erſcheinung n findet man vornehmlich in Waldgegenden, wo ma) überdies noch mit dem Wildſchaden zu kämpfen hat, der im Ackerbau nicht unbedeutende Verluſte herbeiführt. Die Lage des Wirthſchaftshofes und der ſämmtlichen dazu gehörigen Grundſtücke, befon- ders aber der Felder, iſt ein ſehr zu berückſichtigen— der Gegenſtand. Die beſte Lage iſt ſtets die, wenn der Hof in der Mitte ſeiner Felder liegt; gewöhn— lich findet man aber, beſonders bei kleinern Gütern, in Dörfern, den Hof in gar keiner Verbindung mit dem Feld- und andern Areal, oder es liegt nur ein ſchmaler Streifen hinter dem Hofe, wäh⸗ rend die andern Grundſtücke ſich im Gemenge mit andern weit entfernt befinden. Hierbei iſt jedoch das Geſetz über Zuſammenlegung der Grundstücke, welches N * * — . in civiliſirten Ländern überall Eingang gefunden, zu berückſichtigen. Sind die Grundſtücke zerſtückelt, ſo iſt ihr Werth oft unter der Hälfte derjenigen, welche beiſammen liegen. Die empfehlenswertheſten Eigenſchaften eines Hofes ſind, daß er trocken liege, oder daß wenigſtens das Waſſer überall den nöthi— gen Abzug habe, daß er geräumig ſei, daß die Einfuhr mit den Wagen leicht bewerkſtelligt wer— den könne, und daß er das hinlängliche Waſſer aus eigenen Röhren oder Brunnen habe. Ein mit dem Hofe verbundener Garten liegt am beſten nach der Mittagsſeite. Bei der Lage der Felder, Wieſen, Hutungen u. ſ. w. kommt es nächſt der Entfer— nung vom Wirthſchaftshofe darauf an, ob ſie bei— ſammen, oder in mehrern Strichen an verſchiede— nen Orten der Dorfflur vertheilt ſind; denn die ſchmalen Streifen erſchweren nicht blos die Bear— beitung, ſondern es geht auch viel Land durch die häufig vorkommenden vielen Feldraine verloren, oder giebt doch nur einen unbedeutenden Nutzen. Bei dem Boden kommt nächſt ſeiner natürlichen Be— ſchaffenheit auch noch der Umſtand in Betracht, ob derſelbe ſich zu Töpfer- oder Ziegelthon eignet, und ob in ſeinem Untergrunde nicht beſondere, zu einer bergmänniſchen Förderung geeignete Gegenſtände, die einen lohnenden Abſatz finden, vorhanden ſind, wodurch der Werth eines Gutes bisweilen verzehn— facht werden kann. Der Zuſtand der verſchiedenen entfernten und nähern Communicationswege und Heerſtraßen, die Größe der Straßenzölle und ande— rer bei dem Transporte ſtattfindenden Abgaben iſt wegen des Transportes der landwirthſchaftlichen Erzeugniſſe von Wichtigkeit; ebenſo die Nähe ſchiffbarer Flüſſe. Ferner iſt zu beobachten die Nähe von Flüſſen, Lachen und Teichen, deren freie Be— nutzung zur Anlage von Waſſerrädern zu Maſchi— nengetrieben, deren etwaige Nachtheile durch Über— ſchwemmungen, oder auch deren Anſatz von Schlamm, welcher zur Düngung benutzt werden kann. In der Nähe großer Waldungen kommt die vortheilhafte Benutzung des Holzes, ſowohl zum wohlfeilen Bauen und Brennen, als auch behufs der Anlage von Fabriken und Manufakturen in Betracht. Oft iſt auch aus den Waldungen ſehr wohlfeile Nadel— ſtreu oder die ſogenannte Schneidelſtreu zu erlan— gen, wodurch der Düngungszuſtand verbeſſert wer— kann. Theures und oft kaum zu erlangendes Bren material iſt für den Landwirth ein eben fo große Übelſtand, als Mangel an Bauholz. Die Nähe von Gips⸗ und Kalkbrüchen und die theurern oder geringern Preiſe derſelben ſind in Betreff der Bodenverbeſſerung von großem Belang. Die Nähe verſchiedener Fabriken, ſo wie ausgebreiteter Ge— werbsfleiß gewähren nicht nur den Vortheil eines geſicherten und beſſern Abſatzes der landwirthſchaft— lichen Produkte, ſondern nicht ſelten auch noch den, daß mancherlei zum Betriebe der Landwirthſchaft er— forderliche Gegenſtände, namentlich Eiſen, wohl— feiler zu haben ſind. In der Nähe größerer Städte hat man nächſt einem guten und geſicherten Ab⸗ ſatze der Produkte auch noch den Vortheil, daß man Dünger zu kaufen bekommen kann. Überhaupt Kirchhof, Landwirth. 7 5 13 — EA * 8 8 Die Begründung des landwirthſchaſtlichen Gewerbes. x 17 iſt dichte Bevölkerung im Ganzen dem Aufſchwunge der ländlichen Kultur ſehr förderlich; doch dürfte es in einer Gegend, wo die ſtärkere Bevölkerung unmittelbar aus kleiner Landauftheilung hervorgeht, in den ſeltenern Fällen gerathen fein, einen großen Wirthſchaftsbetrieb zu unternehmen. Dagegen iſt eine große Volksmenge in der dienenden und arbei— tenden Klaſſe ſehr erwünſcht für den größern Land— wirth. Endlich kommt noch in Betracht, wie die ftattfindenden Geſetze in dem Lande, in welchem das Gut liegt, beſchaffen ſind. 17) Das Inventarium iſt, in Bezug ſei— ner größern oder geringeren Vollſtändigkeit, ganz beſonders in Betracht zu ziehen, und zwar um ſo mehr, je ſchwieriger die Anſchaffung deſſelben ift. Man muß ſich aber hüten, wenn das Inventarium nach einer Taxe übergeben wird, um dieſe zu ver— mehren, eine Menge altes, ſonſt zu gar nichts zu gebrauchendes Zeug zu übernehmen, welches doch immer noch zu einigem Werthe taxirt wird. S. In— ventarium. 18) Geſinde und Arbeiter. Auf die Wirth— ſchaftsführung hat das Geſinde in Berückſichtigung ſeiner moraliſchen und geiſtigen Bildung, der Ar⸗ beitsfähigkeit, der gebräuchlichen Koſt und des Loh— nes einen großen Einfluß. In weniger bevölkerten Gegenden iſt, beſonders wenn der Mangel der Bevölkerung von großen Waldungen herrührt, das Geſinde ſeltener, vornehmlich das männliche, weil daſſelbe am Holzſchlagen und manchen andern Ar— beiten im Walde einen hinlänglichen Verdienſt hat. Als ein ſicheres Zeichen, ob in einer Gegend ge⸗ nugſames Geſinde zu haben iſt, kann man anneh— men, wenn in den Dörfern viele Häusler ſind, die außer dem Hauſe und einem Gärtchen entweder kein Feld oder nur ſehr wenig davon beſitzen. Die kinder derſelben find, da fie ſelbſt kein Geſinde bedürfen, genöthigt in Dienſt zu gehen. Es kann jedoch auch in dieſem Falle das Geſinde ſeltener werden, wenn, wie dies in manchen Gegenden ge— ſchieht, von größern Gütern Landſtücke verpachtet werden, die ſolche Hausbeſitzer pachten, und dann ihre Kinder als Geſinde bei ſich ſelbſt verwenden. Ein wirklicher Mangel an Geſinde kann aber in dieſem Falle nur dann entſtehen, wenn auf den gepachteten Aeckern der Anbau von mancherlei Han— delsgewächſen betrieben wird, die ſehr einträglich ſind, aber viele Arbeiter bedürfen. Wenn das Ge— ſinde aber nicht in erforderlicher Menge zu haben iſt, ſo hat dies einen ſehr großen Einfluß auf den Werth der Güter und iſt nicht ſelten die Urſache, daß Güter unter andern günſtigen Verhältniſſen in ihrem Werthe ſehr niedrig ſtehen. Der Lohn iſt gewöhnlich in jeder Gegend verſchieden und richtet ſich nach den Preiſen der landwirthſchaftlichen Pro— dukte, der zum menſchlichen Leben erforderlichen anderweitigen Bedürfniſſe, nach dem Kulturzuſtande, nach den Sitten und Gebräuchen einer jeden Ge— gend, und merkwürdiger Weiſe hat überflüſſiges, ausreichendes und mangelndes Geſinde nur einen geringen Einfluß auf den Lohn. Der Lohn ſelbſt beſteht theils in Gelde, ei in landwirthſchaft⸗ 7 1 18 lichen Erzeugniſſen, worunter beſonders Flachs, an— ftatt deſſen auch in manchen Gegenden ein mit Kartoffeln, welche verkauft werden, belegtes Beet, Leinwand u. ſ. w. zu rechnen ſind. Je ſchwieriger der Abſatz der landwirthſchaftlichen Produkte und je weiter der Transport derſelben, um ſo beſſer iſt es, wenn ſtatt baaren Lohnes mehr ſolche Gegen— ſtände gewährt werden. Die Beköſtigung iſt ſehr verſchieden und oft ſehr koſtſpielig, doch muß man ſich hier ganz und gar nach den ſtattfindenden Ver— hältniſſen richten, da Anderungen in ſolchen Sachen die größten Schwierigkeiten finden. Derſelbe Fall iſt es mit den Arbeitsleiſtungen der Geſinde. Es richten ſich dieſe oft nach gewiſſen, herkömmlichen Grundſätzen, weshalb auch hier Anderungen oft unausführbar ſind, und es ſich da nur nach und nach wirken läßt. Mit rohem, nur durch körperliche Züchtigungen zu bändigendem Geſinde iſt ſchwer auszukommen, beſonders werden alle Verbeſſerun— gen, die man einzuführen beabſichtigt, oft unmög— lich gemacht. Mit einem Geſinde, welches einen gewiſſen Grad von Bildung beſitzt, iſt dagegen viel beſſer auszukommen, und daſſelbe zu ziehen, wie man es braucht. Das hier vom Geſinde Geſagte kommt zum Theil auch bei den Tagelöhnern in Betracht. Die Hauptſache iſt, ob ſie in hinlängli— cher Anzahl zu jeder Zeit zu haben ſind, welchen Lohn ſie erhalten, und ob ſie geneigt ſind, Arbei— ten in Accord zu übernehmen. S. Arbeit. 19) Abgaben und Verpflichtungen. Dieſe find bei den verſchiedenen Gütern mannich— faltig. Von den Staatsabgaben find in, den ver— ſchiedenen Ländern die Rittergüter zeither mehr oder weniger befreit geweſen, oder haben dazu gar nichts beigetragen, wogegen ſie in andern Ländern zu einer gleichmäßigen Beſteuerung bereits zugezogen ſind. Nach dem Beſtreben in neuern Zeiten, eine gleichmäßige Beſteuerung einzuführen, wo ſie noch nicht ſtattfindet, iſt auf die Abgaben, und inwie— fern dieſelben erhöht werden können, ganz beſon— ders Rückſicht zu nehmen, indem durch eine ſolche Erhöhung ſich der Werth des Gutes weſentlich ver— 7. mindert. Auf kleinen Gütern laſten oft außeror: dentlich große Abgaben, die an den Staat zu ent— richten ſind, und in Bezug auf dieſe kann wohl die Ausſicht einer Ermäßigung vorhanden ſein. Die Staatsabgaben beſtehen ſowohl in Geld, als auch in Naturalien verſchiedener Art, jedoch können letztere, inſofern ſie nicht der Ablöſung unterliegen, meiſtens in Geldabgaben verwandelt werden. Bei den Abgaben an den Staat dürfte nun auf die Verfaſſung, den finanziellen Zuſtand deſſelben, deſ— ſen Lage in politiſcher Hinſicht u. ſ. w. Rückſicht zu nehmen ſein, indem dadurch leicht Umſtände ein— geführt werden können, in deren Folge die Staats— abgaben bedeutend erhöht werden. Wenn jedoch nur das landwirthſchaftliche Gewerbe in anderer Hinſicht möglichſt frei gegeben iſt, ſo wird die Staatsabgabe ſelten drückend. Die kleinern, nicht mit beſondern Vorrechten verſehenen Güter haben oft nächſt den Staatsabgaben auch noch grund— herrliche Abgaben ſowohl in Geld als Naturalien Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Pr zu geben, die häufig gar nicht unbedeutend find. Die Naturalabgaben erſtrecken ſich oft auf alle Er— zeugniſſe des Feldes, auf Gänſe, Enten, Hühner, Eier u. ſ. w., und ſind oft ſehr drückend. Die nachtheiligſte Abgabe iſt aber der Feldzehnten, weil durch ihn nicht nur ein nicht unbeträchtlicher Theil des Düngermaterials entzogen wird, ſondern auch die Bewirthſchaftungsart dadurch in vielen Fällen vorgeſchrieben iſt. Nach den neuern geſetzlichen Be— ſtimmungen können jedoch dergleichen Abgaben ab— gelöſt werden, und die Ablöſungsſumme iſt ſtets geringer, als der Werth dieſer Gegenſtände. Nächſt— dem ſind nun noch die Abgaben an die Geiſtlich— keit und Schullehrer, ſowie die Gemeindeabgaben zu berückſichtigen. Die erſtern ſind beſtimmt, die letztern ſind aber je nach den ſtattfindenden Vor— kommniſſen höher oder geringer und nicht ſelten ſehr bedeutend. Ganz beſonders koſtſpielig aber kann die Armenpflege werden, da zumal die Armen— taren von Jahr zu Jahr drückender werden zu wol— len ſcheinen. Die Verpflichtungen ſind ebenſo man— nichfaltig als die Abgaben, und in Beziehung auf ſie kommt es eben ſo ſehr auf die Beſchaffenheit des Gutes an, ob es ein Freigut oder ein frohn— pflichtiges Gut. Bei letzterem kommen hauptſächlich die zu leiſtenden Arbeiten in Betracht, ob dieſe in gemeſſenen oder ungemeſſenen Dienſten beſtehen, wie ſtark die Dienſtleiſtungen ſind, und ob ſie Ge— ſpann- oder Handdienſte oder beide vereint ſind. Die ungemeſſenen Dienſte ſind in der Regel nicht nur ein großes Hinderniß einer gehörigen Wirth— ſchaftsanſtellung, ſondern man muß auch dabei oft in der beſten Zeit ſein Zugvieh und Geſinde ent— behren, wodurch man nicht ſelten beträchtlichen Schaden erleidet. Obſchon dergleichen Güter in einem ſehr niedrigen Preiſe ſtehen, ſo iſt doch die— ſer im Verhältniß gegen ein freies Eigenthum noch zu hoch, indem ſolche Dienſtleiſtungen das größte Hemmniß fortſchreitender Kultur ſind. Minder drük— kend ſind diejenigen gemeſſenen Dienſte, wo man an gewiſſen Tagen in jeder Jahreszeit im Dienſte erſcheinen und eine Arbeit von beſtimmter Größe verrichten muß. Bei allen mit Frohndienſten behaf— teten Gütern iſt die Gegenleiſtung für die Frohnen in Betracht zu ziehen, d. h. derjenige Lohn, wel— chen der Berechtigte für die Arbeit gewähren muß. Es giebt zwar allerdings Frohnen ohne Gegenlei— ſtung, meiſtens findet ſie jedoch ſtatt, und beſteht theils in Gelde, theils in Koft, die vorgeſchrieben iſt, theils endlich in Viehfutter, ſei es Hafer, Heu oder Hutung und in Holz. Wenn nun auch dieſe Leiſtungen für den Verpflichteten von keinem ſehr großem Werthe ſind, ſo ſind ſie doch bei der Be— rechnung wegen Ablöſung der Frohnen nicht un— wichtig, und nicht ſelten kommen dergleichen Ge— genleiſtungen dem Werthe der Frohnen ſelbſt gleich. Zu den nachtheiligſten Verpflichtungen und Obla— ſten iſt die Triftgerechtigkeit zu rechnen, welche die Grundherrſchaft mit den Schafen auf den Feldern ausübt. Bei dieſer muß oft nicht nur ein beſtimm⸗ ter Theil der Felder als Hutung liegen gelaſſen werden, ſondern der Umbruch der Aecker darf auch 4 * Ay Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 19 nicht vor einem gewiſſen Termin erfolgen, und die Einführung einer vortheilhaften Bewirthſchaftung iſt durchaus gehindert. In vielen Dorfgemeinden beſteht auch die Einrichtung, daß ein beſtimmter Theil des Feldes alljährlich zu unt liegen blei— ben muß, wo das Vieh der ganzen Gemeinde ge— hütet wird. Mag auch dieſe Einrichtung bisweilen von Vortheil ſein können, ſo ſind doch die Beſtand— theile des Bodens auf einer ganzen Dorfflur oft ſo verſchieden, daß die eine oder die andere Wirth— ſchaft darunter leidet, abgeſehen davon, daß ein zweckmäßiger Wirthſchaftsbetrieb gehindert iſt. Nun beruht zwar dieſe Einrichtung größtentheils nur auf einem Übereinkommen der ſämmtlichen Gemeinde— glieder und kann daher aufgehoben werden; jedoch kommt es dabei ſehr auf die allgemeine Stimmung an, gegen die für einen Einzelnen es nicht räth— lich erſcheint zu ſtreiten. 20) Gerechtſame. Dieſe beſtehen bei Flei- nern Gütern in freiem Raff- und Leſeholze, in der hu in beſtimmten Staats- oder Privat— waldungen, in der Hutung auf beſtimmten Angern oder Weiden, in dem Vorrechte, eine beſtimmte Quantität Brennholz zu einem feſtgeſetzten mäßigen Preiſe jährlich erhalten zu müſſen u. ſ. w. Manche kleine Güter haben auch das Recht der niedern das Die Vorrechte der Rittergüter beſtehen in er Ausübung der Criminal- und Patrimonialge— richtsbarkeit; erſtere iſt mit keinem Vortheil ver— bunden, letztere aber oft um ſo einträglicher. Nach neuern Staatsgrundſätzen ſollen beide, und zwar die letztere gegen Entſchädigung, an den Staat abgegeben werden. Das Patronatrecht bei Beſetzung der Pfarr- und Schullehrerſtellen, fo wie auch das Vorrecht, Mitglied der Ständeverſammlung zu ſein, gehört ebenfalls hierher, und hat in Berückſichti— gung auf den landwirthſchaftlichen Betrieb eben keinen Werth. Ferner gehört zu den Vorrechten der Rittergüter die Ausübung der hohen, mittlern und niedern Jagd, oder auch nur der beiden letztern auf gewiſſen Fluren. Die Jagdgerechtigkeit hat vor— nehmlich da oft einen nicht unbeträchtlichen Werth, wo viele Jagdliebhaber ſind, an welche ſie hoch verpachtet werden kann. Die Frohnen, welche den Rittergütern geleiſtet werden müſſen, haben einen erichiedenen Werth, und werden von Vielen über⸗ chätzt. Bei einer hohen Gegenleiſtung ſind ſie ſogar eine Laſt, wie dies vorgekommene Faäͤlle beſtätigen, wo die Fröhner für die Gegenleiſtungen bei der Ablöſung noch haben heraushaben wollen. Eine der nachtheiligſten Frohnen iſt die, wo die Ernte um den Garbenſchnitt gemacht wird, d. h. wo die Fröhner einen gewiſſen Theil der Ernte, den 10ten, Ilten oder 12ten u. ſ. w. gleich vom Felde weg— erhalten. Der dadurch erfolgte Strohverluſt iſt fuͤr die Wirthſchaft ſehr empfindlich und bei jeder Ver— beſſerung wird durch vergrößerte Ernten für die Betheiligten mit verbeſſert. Dergleichen Frohndienſte ſind ebenfalls eine größere Laſt, als ſie Vortheil „gewähren. Es giebt allerdings Frohndienſte, welche einen großen Vortheil gewähren, und namentlich ſolche, die ſich auf beſtimmte Dienſtleiſtungen er— 7 N © % 7 itte ſtrecken, ohne daß dafür eine Gegenleiſtung gewährt wird. Dergleichen Frohndienſte haben ganz beſon— ders dann einen hohen Werth, wenn ſie in Fuhren ſolcher Gegenſtände beſtehen, bei denen es nur darauf ankommt, daß fie transportirt werden, da— bei aber keinen Schaden leiden. Dieſe Hofdienſte geben bei der Ablöſung eine anſehnliche Summe. Einen bedeutend geringen Werth haben die Acker— frohnen, bei welchen oft genug die Ackerkultur ſeht leidet, und den geringſten die Handdienſte. Dadurch, daß man in Folge derſelben an ein beſtimmtes herge— brachtes Wirthſchaftsſyſtem gebunden iſt, verurſachen ſie nicht ſelten einen größern Nachtheil, als ihr Vor— theil anzuſchlagen iſt. Das Recht, mit ſeinen Scha— fen auf fremden Feldern hüten zu dürfen, verbunden mit dem, daß von dieſen Feldern eine beſtimmte An— zahl zur Schafhutung liegen gelaſſen werden muß, iſt unſtreitig eines der wichtigſten für die Berechtigten. 21) Größe des Gutes. Vergl. das oben darüber Geſagte. Die Größe des anzufaufenden Gutes richtet ſich zwar hauptſächlich nach dem dazu beſtimmten Kapital, doch können auch Umſtände eintreten, welche es räthlich machen, mit demſelben Kapitale ein beträchtlich größeres Gut bei geringe— rer Anzahlung zu kaufen. Es bieten nehmlich ſehr viele Güter eine ſo große Menge nicht benutzter und nur dem umſichtigen Landwirthe in die Augen fallender Hülfsmittel zur Verbeſſerung der Land— wirthſchaft dar, daß die einen beträchtlich höhern Ertrag gewährende Verbeſſerung mit geringen Koſten bewerkſtelligt werden kann, ſo daß die Ausſicht vor— handen iſt, nicht nur die Zinſen regelmäßig abzu— führen, ſondern auch nach und nach Kapitalſchul— den zu tilgen. Es wird aber oft auch die Frage vorkommen, ob es überhaupt beſſer ſei, ein in einem guten Zuſtande befindliches oder ein ver— wahrloſtes Gut zu kaufen. Nicht ſelten neigt ſich der Käufer zu dem letztern, indem er ſich für den Mann hält, das geſunkene Gut wieder emporzu— heben, und weil er hofft, daſſelbe beſonders wohl— feil an ſich zu bringen. Indeſſen werden hierbei nicht ſelten in ihren Folgen ſehr empfindliche Fehl— griffe begangen; denn bei einem völlig herunter— gewirthſchafteten Gute gehören viele Jahre dazu, daſſelbe wieder emporzubringen, indem dies nur ſehr allmälig geſchehen kann. Dennoch aber wird der Kaufpreis ſelten hiernach abgemeſſen, ſondern nur durch die Beſchaffenheit des Bodens beftimmt. Dagegen ſteht die Landwirthſchaft auf einer ſolchen Stufe, daß der denkende und umſichtige Landwirth auch auf einem gut kultivirtem Gute noch immer einzelne Wirthſchaftsrubriken finden wird, bei denen er den Ertrag erhöhen und durch deren Verbeſſe— rung er fein Einkommen vermehren kann. Im All- gemeinen iſt man der Meinung, daß bei dem Kaufe großer Güter ſtets eher auf eine richtige Verzin— ſung des Kapitals zu rechnen ſei, als bei kleinen, zumal wenn die Landesgeſetze die Dismembration nicht hindern, welche in vielen Verhältniſſen ſehr vortheilhaft ſein kann. Es läßt ſich aber auch aus einem kleinen Gute bei einer gut geführten Wirth— ſchaft und bei der zweckmäßigen Verwendung eines 3* 2 bee, * 7 * 20 7 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. gehörigen Betriebskapitals viel machen; doch hat die große Fläche allemal den Vorzug vor Der Flei- nen, indem fie im Verhältniß viel wohlfeiler iſt, und weil bei einer großen Fläche ſich weit eher die Mittel, dieſelbe in beſſern Kulturzuſtand mit gerin— gem Koſtenaufwande zu verſetzen, darbieten, als bei einer kleinen. Ob übrigens ein Landgut zu den kleinen oder großen gehöre, hängt allerdings weni— ger von ſeinem Umfange, als vielmehr von dem Kapitale ab, welches erforderlich iſt, um ſich in den Beſitz deſſelben zu ſetzen. Es giebt weitſchichtige Güter von 2000 und 3000 Morgen, die nicht fo viel werth ſind, als andere mit ebenſoviel hun— dert Morgen. Wenn ſo bedeutende Abweichungen im Werthe zweier Grundſtücke bei ganz gleicher geographiſcher Lage vorkommen, ſo kann man vor— ausſetzen, daß bei dem einen ganz ſchlechter, und bei dem andern der beſte Boden ſei. Im letzten Falle pflegt das Einkommen von dem angelegten Erwerbungskapitale zwar ſicher zu fein, es wird aber ſchwer halten, den Ertrag, mithin auch das Ein— kommen, zu vermehren. Leute, welche ruhig auf dem Lande leben und ihr Vermögen ſicher anlegen wol— len, erreichen bei ſolchen Beſitzungen ihren Zweck, während ein thätiger, einſichtsvoller Landwirth, der eine Gelegenheit ſucht, um durch feine Kenntniffe etwas zu erwerben, ihn meiſtens dabei verfehlt. Bei kleinen Gütern kommt in Beziehung auf Größe aber hauptſächlich in Betracht, daß eine gewiſſe An— zahl von Zugvieh, die zum Betriebe des Ackerbaues nöthig iſt, volle Beſchäftigung findet. Das Zugvieh beſteht in Pferden oder Ochſen, oder in beiden ver— einigt, oder auch zuweilen in Kühen, und iſt ent— weder nach herkömmlicher Gewohnheit oder auch nach der Nothwendigkeit der ſtattfindenden Verhält— niſſe eingeführt. In manchen Fällen ſind jedoch in Rückſicht der mannichfaltigen Arbeiten die Pferde, ungeachtet ihrer theuern Unterhaltung, wohlfeiler als die Ochſen, weil mit letztern manche der vor— kommenden Arbeiten gar nicht verrichtet werden kön— nen. Pferde ſind vortheilhafter als Ochſen und müſſen nothwendig gehalten werden, wenn die Fel— der vom Wirthſchaftshofe ſehr weit entfernt liegen, wodurch in vielen Fällen, beſonders aber in der Ernte, eine ſchnelle Förderung der letztern nothwen— dig wird; ferner wenn die Waldungen entfernt ſind, ſo daß das nöthige Holz nur mit Pferden herbeigeſchafft werden kann, ſo wie auch ein er⸗ ſchwerter Abſatz der Produkte, ſo daß dieſelben weit verfahren werden müſſen u. ſ. w. Ochſen ſind hin⸗ gegen in den Fällen vortheilhafter, wo die Felder nahe beiſammen liegen, der Abſatz der Produkte leicht iſt und die Käufer in der Regel ins Haus kommen; ferner wo hinlängliche Hutungen und viel Wieſen ſind, die oft wegen ihrer bruchigen Beſchaf— fenheit nur mit Ochſen, die beſſer darin fortkom— men, befahren werden können. Kühe als Zugvieh zu gebrauchen, iſt überall da, wo die Milchnutzung nicht einen ſehr hohen Ertrag gewährt, wohl un— ſtreitig das Vortheilhafteſte, zumal wenn man ſie, wie die Ochſen in vielen Gegenden, nur im Wechſel rbeiten läßt, und ſonſt pfleglich behandelt. Hat * man nun ermittelt, wie viel ein Zweigeſpann oder, wenn nach der Beſchaffenheit des Bodens vierſpän— ig gearbeitet werden muß, ein Viergeſpann von Shen oder Pferden in einer beſtimmten Arbeits— zeit zu leiſten vermag, ſo kommt es hauptſächlich darauf an, daß die Größe des Gutes ſo viel be— trage, daß eine beſtimmte Anzahl Geſpanne Beſchäf— tigung hat. Wenn daher z. B. ein Zweigeſpann zu 50 Morgen erforderlich iſt, ſo muß, wenn zwei Geſpanne gehalten werden müſſen, die Größe des Gutes 100 Morgen betragen. Ein halbes Geſpann iſt da, wo ein Acker zweiſpännig gearbeitet werden muß, nicht anwendbar, und ein Dreigeſpann ver: richtet, außer beim Eggen und manchem Fuhrweſen, nicht viel mehr als ein Zweigeſpann. Zwar kann man ſich da, wo das Gut keine vollſtändigen Geſpanne zu— läßt, durch die Verwendung der Kühe, durch Haltung von Ochſen in der dringendſten Arbeitsperiode, die dann zur Maft aufgeftellt und verkauft werden, hel— fen, doch geſtatten dies die Verhältniſſe nicht überall. 22) Preis des Gutes. Wenn man ſich nun für ein Gut entſchieden hat, ſo kommt es auf den Hauptgegenſtand, auf den Preis deſſelben nach ſei— nem wirklichen Werthe an. Hierbei iſt vorerſt der ortsübliche Werth zu berückſichtigen. In jeder Ge— gend findet eine allgemeine Beſtimmung des Prei— ſes eines Morgens, Scheffels, Ackers u. ſ. w., nach welchem die Grundſtücke angegeben werden, ſtatt. So verſchieden auch dieſe Preiſe ſind, ſo ſtimmen ſie doch im Ganzen mit der vorhandenen Kultur und den Verhältniſſen ziemlich überein und geben wenigſtens einen nicht abzuweiſenden Maß— ſtab. Man hat dann zuvörderſt zu vergleichen, ob das Gut mit dem allgemeinen Kulturzuſtande über— einſtimmt, weil, wenn dies nicht der Fall, der Werth deſſelben ſich geringer beſtimmt, als der orts— übliche. Nur in den Fällen, wo viele Kapitalien zu Anlegung auf Landgrundſtücke beſtimmt ſind, oder wo durch die Verhältniſſe viele Grundſtücke zum Verkauf gelangen, kann der Umſtand eintreten, daß der Preis über oder unter den Werth fällt. Da jedoch der ortsübliche Werth immer nur blos eine Richtſchnur, aber keine genauere Beſtimmung des Preiſes geben kann, ſo muß man, um ſicherer zu gehen, eine genaue Extragsberechnung anlegen. Bei dieſer kommen alle die verſchiedenen Zweige in Betracht, welche eine Nutzung gewähren, die jedoch nur nach den beſtehenden Verhältniſſen angenom— men werden kann. Die Feldnutzung muß nach dem allgemein üblichen Fruchtbaue, dem Stroh- und Körnerertrage der verſchiedenen Früchte, nach der Beſchaffenheit des Bodens und des Düngungszu— ſtandes nach einem Durchſchnitt der verſchiedenen Fruchtbarkeit der Jahre angenommen werden. S. Reinertrag. Von dem Körnerertrage wird das zur Saat, zu Viehfutter, zu Brot, zu den Natural— zinſen u. ſ. w. erforderliche Getreide in Abzug ge— bracht und ſodann das Verbleibende nach einem mehrjährigen Durchſchnitte der Getreidepreiſe zu Gelde angeſchlagen, wobei jedoch zu berückſichtigen, ob nicht darunter mehrere Jahre ſind, wo die Ge— treidepreiſe durch außerordentliche Umſtände ſehr ac 75 Wirthſchaftsunglück und die Viehkuren zu re Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, hoch geſtanden haben, die man weglaſſen oder auf gewohnliche Preiſe berechnen muß, wenn dadurch nicht der Preis über das gewöhnliche Verhältniß erhöht werden ſoll. Der Ertrag der Wieſen und Hutungen wird bei der Viehnutzung berechnet und derſelbe iſt nur nach der, in einem Durchſchnitt der verſchiedenen Jahre zu gewinnenden Anzahl von Centnern Heu und Grummet und dem auf den Hutungen wachſenden Graſe, wie viel daſſelbe Vieh ernähren kann, anzunehmen. Bei der Gartennutzung iſt der Ertrag nach der Tragfähigkeit und Be— ſchaffenheit des Obſtes, der Baumſchulen, beim Hopfen des Hopfenertrages, bei Weinbergen der Weinnutzung, nach mehrjährigen Erträgniſſen zu berechnen und die erforderliche Ausgabe für dieſel— ben in Abzug zu bringen. Daſſelbe geſchieht bei den Teichen, der Waldnutzung, bei den verſchiede— nen Nebengewerben als: Ziegelei, Brennerei, Braue— rei u. ſ. w. Bei der Viehnutzung kann nur das Nutzvieh in Betracht kommen, deſſen Anzahl nach dem vorhandenen Futter beſtimmt wird, welches nach Abzug des für das Zugvieh nothwendigen ver— bleibt. Bei der Futterberechnung iſt diejenige Futter— quantität für die vorhandene Viehart anzunehmen, die im Allgemeinen dem Viehe verabreicht wird. Iſt dieſe kärglich, ſo wird der Nutzertrag geringer, iſt ſie reichlich, ſo wird er höher angenommen werden kön— nen. Von dieſem Ertrage hat man die zur Speiſung der Geſinde erforderliche Milch, Butter, Käſe, Speck u. ſ. w. in Abzug zu bringen und den verbleibenden Reſt nach einem mehrjährigen Durchſchnittspreiſe zu Geld zu berechnen, wovon jedoch noch diejenigen Intereſſen in Abzug gebracht werden müſſen, die das Nutzvieh als Juventarium koſtet. Alle andern Nutzungszweige werden nach ihrem Werthe berech— net, und die Ausgabe, welche ſie verurſachen, davon in Abzug gebracht. Sobald nun die verſchiedenen Nutzungszweige nach dem jährlichen Geldertrage er: mittelt ſind, müſſen die Ausgaben beſtimmt werden. Zu dieſen gehören alle landesherrlichen, grundherr— lichen und ſonſtigen Abgaben, der Geſinde- und er— forderliche Arbeitslohn, ſowie die Inſtandhaltung des Inventars. Bei den Gebäuden iſt der Ertrag anzunehmen, den der Neubau koſtet, und wie lange Gebäude ſtehen können. Die Summe des Neubaues und die erforderlichen Hauptreparaturen müſſen in 65 Theile getheilt werden, als die Dauer der Gebäude in Jahren beträgt, wodurch man die jähr— lich zur Inſtandhaltung der Gebäude erforderliche Summe ermitteln wird. Für die kleinen Reparatu— ren iſt das alte Holzwerk der Gebäude, welches zu Brennholz zu benutzen, anzunehmen. Bei dem Zug— viehe hat man diejenige Summe in Ausgabe zu ſtel⸗ len, um die es ſich durch die Arbeit und zunehmen— des Alter jährlich verſchlechtert. Bei dem andern Inventare iſt die jährliche Abnutzung deſſelben, wo— bei man auf die ungünſtigen Umſtände rechnen muß, nach den verſchiedenen ſtattfindenden Preiſen zu be— rechnen. Ferner ſind zu den Ausgaben das in der Wirthſchaft erforderliche Salz, Theer, Holz, das nach Umſtänden mehr oder weniger zu en, nen, 21 ſowie endlich alle Verpflichtungen zu berechnen und in Ausgabe zu ſtellen ſind. Sicherer und bequemer wird man jedoch im Allgemeinen hierbei verfahren, wenn man nach der bei Arbeit und Reinertrag anzugebenden Berechnungsmethode verfährt. Die ermittelten Ausgaben werden von dem Ertrage in Abzug gebracht und die verbleibende Summe nach landesüblichen Zinſen zu Kapital gerechnet, welches den Werth angeben wird, den das Gut nach den ſtattfindenden Zeitverhältniſſen hat. Es wird daher für den Kauf oder Verkauf eines Landgutes durch— aus erforderlich, durch angelegte Ertragsberechnung den Werth eines Gutes zu beſtimmen, damit derſelbe wenigſtens als Anhaltepunkt für den Preis dienen kann. Da Käufe und Verkäufe von Landgütern Ver— träge find, welche nur Veränderungen im Beſitze der Liegenſchaften bezielen, jo bleibt Kenntniß des Rein— ertrags und des Werthes der Güter und Grund— ſtücke deshalb namentlich unerläßliche Bedingung, weil ſie als Prüfſtein zu dem untergelegten Kauf— preiſe dienen müſſen, damit ſich keiner von beiden Theilen im Preiſe zu weit von dem wirklichen Werthe des Gutes entferne. Nach dem gefundenen Werthe eines Grundſtücks richtet ſich, den An- und Abſichten beider Theile gemäß, die Forderung und das Ange— bot. — Was den Anſchlag über ein zu verkaufendes Landgut anbetrifft, wie man einen ſolchen häufig den Käufern vorzulegen pflegt. S. Reinertrag. Bei dem Ankaufe eines Gutes hat man außer— dem noch ſehr wohl darauf zu achten, ob das zu kau— fende Gut ſehr verſchuldet iſt und das Kaufgeld zur Befriedigung ſämmtlicher Gläubiger hinreicht. Denn da der Pfandgläubiger berechtigt iſt, ſich an das Gut zu halten, ſo kann der Käufer leicht in Gefahr gerathen, alle Hypothekenſchulden bezahlen oder das Gut wieder abtreten zu müſſen. Durch die Einſicht des Hypothekenſcheins kann ſich der Käufer von dem Betrage der Schulden unterrichten, aber nicht von den rückſtändigen Zinſen, weshalb eine Aufforde— rung an die Gläubiger nothwendig wird. Auch muß man ſich nach den rückſtändigen Abgaben an den Staat und an die Geiſtlichkeit erkundigen, und dieſe ebenfalls in Rechnung bringen. Nur den alsdann verbleibenden Überſchuß kann man mit Sicherheit zahlen. Da wo keine Hypothekenverfaſſung beſteht, kann ſich der Käufer nur durch eine gerichtliche öffentliche Vorladung der Gläubiger ſichern. Über— haupt aber muß ſich der Käufer vor Abſchließung des Kaufhandels von den Verhältniſſen des Gutes aufs Genaueſte überzeugen. Indeſſen iſt auch der Verkäu— fer nicht minder zu ſeiner Sicherheit verpflichtet, ſich nach den perſönlichen Verhältniſſen ſeines Käufers genau zu erkundigen und darauf zu achten, daß die— ſer nicht allein überhaupt zur Eingehung rechtlicher Verbindlichkeiten, ſondern auch zum Erwerb und Be— ſitz des erkauften Gutes fähig iſt. Der Gegenſtand des Verkaufs muß in dem Kontrakte aufs Genaueſte bezeichnet werden. Bei einem in Pauſch und Bogen abgeſchloſſenen Verkaufe wird unter dem Zubehör Alles begriffen, was zur Zeit des geſchloſſenen Ver— kaufs in oder bei demſelben vorhanden und zum Nutzen oder zur Bequemlichkeit der Wirthſchaft beſtimmt iſt. 2 49 Die Pachtung. Obgleich in neuern Zeiten die Verpachtungen der Landgüter nicht fo häufig find als früher, weil das landwirthſchaftliche Gewerbe in der Achtung ſehr hoch geſtiegen iſt, ſo daß es jetzt auch von den Vornehmſten ſelbſt betrieben wird, ſo finden doch noch viele Verhältniſſe ftatt, welche eine Verpachtung bedingen. Man unterſcheidet Zeit- und Erb— pacht; doch iſt letztere mehr als ein Kauf zu be— trachten. Die Zeitpacht iſt dagegen nur die Überlaſ— ſung der Ertragsbenutzung eines Grundſtücks oder eines Landgutes auf eine beſtimmte Reihe von Jah— ren, gegen Erlegung eines beſtimmten jährlichen Pachtgeldes. Die Zeitpacht iſt entweder eine Gene— tal= oder eine Partikular-, oder eine After— oder Unterpacht. Die erſte begreift große Güter mit verſchiedenen Zweigen und Vorwerken, Domai— nen mit verſchiedenen Zweigen der Landwirthſchaft, auch ganze Herrſchaften. Die Partikularpacht er— ſtreckt ſich auf einzelne Güter, Höfe, Grundſtücke, Pertinenzien (Zubehörungen) und auch gewiſſe Ge— rechtſame. Die After- oder Unterpacht iſt eine ſolche, welche in der Überlaſſung einzelner Vorwerke, Grundſtücken, oder einzelner Zweige der Landwirth— ſchaft von einer Generalpachtung beſteht. An man— chen Orten iſt es gebräuchlich, die Pacht mit einem vollſtändigen Inventar zu übergeben, an andern muß der Pächter ſein ganzes Inventar mitbringen, und anderwärts wird nur ein beſtimmtes Inventar übergeben, welches das eiſerne genannt wird, und zwar nach einer ein für allemal beſtimmten, oder nach einer bei einer jeden Übergabe erneuerten Taxe; der abgehende Pächter braucht dann nur dieſes zu übergeben, und der Verpäaͤchter braucht nur dieſes anzunehmen, wo hingegen auch wieder jedes Mehr— inventar über das eiſerne nach Tare übergeben wird, und ſo auch wieder angenommen werden muß. Da— her wird unter den einen Verhältniſſen mehr, unter den andern weniger Geld zur Übernahme einer Pachtung nöthig. ö ä Früher ging man von dem Grundſatze einer kur— zen Verpachtungszeit, höchſtens einer 6jährigen aus; indeſſen hat ſich erwieſen, daß eine ſolche Zeit viel zu kurz iſt, um bei einem nur einigermaßen genauen Pachtanſchlage durch die Pacht einigen Gewinn zu erlangen. Hierzu kam nun noch der Umſtand, daß eine von dem Verpächter beſtimmte Bewirthſchaf— tungsart vorgeſchrieben wurde, da gewiſſenloſe Päch— ter, nur um ihren Vortheil zu erlangen, nur zu oft die Güter verſchlechterten; ferner daß keine Remiſ— ſion (theilweiſer Erlaß der Pachtgelder) für irgend einen den Pächter betreffenden Unglücksfall gewährt wurde, wodurch dieſer dann natürlich ſehr bald zu Grunde gehen konnte. Die Dauer des Pachtes iſt aber am wenigſten gleichgültig für den Pächter, wenn der Gegenſtand ein einzelner Acker ift. Bei an- genommener Dreifelderwirthſchaft und reiner Brache wird nehmlich der Acker in 6 Jahren Amal bebaut; in den Baujahren wird mit Winter- und Sommer: getreide, und erfordert oder erlaubt es die Beſchaf— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 1 fenheit des Bodens, auch in jeder Gattung mit der Art, d. h. mit Weizen und Roggen, Gerſte und Hafer gewechſelt. Jede Getreideart vervielfältigt ſich auf demſelben Boden mehr oder weniger, als die andere, jede hat einen andern Werth und wird auch für einen andern Preis verkauft. Daher fällt der Ertrag des Ackers in jedem Baujahre anders aus; auch anders in der erſten Hälfte des Umlaufes, an— ders in der zweiten. Selbſt der durchſchnittliche Er— trag in der Umlaufszeit iſt Veränderungen unter⸗ worfen, da die Fruchtbarkeit nicht ausſchließlich von der Güte des Bodens, ſondern auch von der Jahres- witterung, ſowie die Preiſe von mancherlei verän— derlichen Verhältniſſen abhängig ſind. Daher darf die Dauer der Pachtzeit nicht kürzer angenommen werden, als die Umlaufszeit beträgt, bei der Drei— felderwirthſchaft alſo mindeſtens auf 6 Jahre. Weit wünſchenswerther und vortheilhafter für beide Theile bleibt es aber immer, wenn die Pachtzeit ein Viel— faches der Umlaufszeit ausmacht, alſo ſtatt auf 6, auf 12, 18 und noch mehr Jahre geſtellt iſt. Denn unter letztern Umſtänden kann der Pächter ſeine Ein— richtungen vollkommen und mit mehr Umſicht tref— fen, ſowie er auch durch eingeführte zweckmäßigere Wirthſchaftsſyſteme und Fruchtfolgen ſeine Einnahme zu erhöhen wiſſen und dennoch beim Abgange die Felder kräftiger und kultivirter wird übergeben kön— nen, als dies gewöhnlich bei einer kurzen Dauer der Pachtzeit geſchieht. In Anſehung einzelner Wieſen hat die Dauer der Pachtzeit weniger auf ſich, weil ihr Ertrag keinen Zeitumlauf hält. Iſt aber die ein— zelne Wieſe als nothwendiger Beſtandtheil des Ver— bandes anzuſehen, ſo kann auch ſie auf keine kürzere Zeit, als die eines Umlaufs verpachtet werden. Da die Umlaufszeit einer Fruchtfolge mit dem erſten Baujahre nach gedüngter Brache beginnt, ſo ſoll mit demſelben auch die Pacht ihren Anfang neh— men. Indeſſen muß dennoch der neue Pächter bei einzelnen Ackerſtücken, damit er den Acker zur Win— terſaat gehörig beſtellen könne, ſchon in dem Jahre, das dem erſten Pachtjahre vorhergeht, in den Beſitz deſſelben geſetzt ſein, wobei jedoch natürlich ſein Vorgänger den Pachtzins für daſſelbe Jahr zu be— zahlen hat, woraus für den abgehenden Pächter kein Nachtheil erfolgt, da er ohnedies in dieſem Jahre fontraftmäßig reine Brache halten muß. Wird da: gegen ein ganzer Verband von Aeckern in Pacht ausgethan, ſo können dieſe in jedem Jahre verpach— fet werden, wenn beſonders alle 3 Felder oder Schläge ſowohl der Fläche als Güte nach gleich ſind. Die Grundſätze, auf welche es hauptſächlich bei einem Pachtverhältniſſe ankommt, find folgende. 1) Sicherheit des Verpächters. Der Vexpächter muß bei der Verpachtung nicht allein die Überzeu— gung haben, daß er ſein Pachtquantum richtig er- hält, ſondern er muß auch durch eine angemeſſene Caution für alle Fälle möglichſt gedeckt ſein. Außer⸗ dem muß aber auch der Pächter die anderweitigen Gerechtſame des Verpächters, zumal wenn dieſer, Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, . wie häufig, abweſend iſt, beſtens wahrnehmen. Der Verpächter muß daher auf die Perſönlichkeit, den Charakter, die Fähigkeiten und den einmal begrün— deten Ruf eines Pächters mehr ſehen, als auf Höhe der Pachtſumme und Größe der zu ſtellenden Caution. Es iſt daher ſehr zu empfehlen, die Verpachtung meiſtbietend erfolgen zu laſſen, aber unter den Lici— tanten die Auswahl ſich vorzubehalten. , 2) Sicherheit des Pächters, daß er nehmlich mit Gewißheit in der Pacht bleibe, um ſeine Einrichtun— gen hiernach treffen zu können, oder daß ihm im Fall einer Veränderung eine angemeſſene Entſchädigung zu Theil werde. Denn wenn ein Pächter hinlänglich ſichergeſtellt iſt, und die Ausſicht hat, bei richtiger Abtragung ſeiner Pachtgelder lange Zeit in der Pacht zu bleiben, ſo iſt er auch geneigt, manche Ein— richtung zu treffen, die nur zum Nutzen des Grund— ſtüͤcks ſind. 3) Zu ſchwere Pachtbedingungen erſchweren nicht nur dem Pächter die Erpachtung, ſondern auch dem Verpächter das Verpachten; denn ein rechtlicher Pächter geht darauf nicht ein, ein unrechtlicher läßt ſich zwar Alles gefallen, ſieht aber, wo er bleibt. Durch zu ſchwere Pachtbedingungen ſind nicht ſelten ſowohl Pächter als Verpächter zu Grunde gegangen; denn während der Pächter alles auf Unkoſten des Gutes verſuchte, um ſich zu entſchädigen, erhielt der Verpächter ein ſo verſchlechtertes Gut, daß er ſich auf demſelben nicht mehr behaupten konnte. % da in manchen Gegenden eingeführte Ver— a „daß der Pächter das ganze bewegliche In— ventar mitbringen muß, iſt eine ebenſowenig für den Verpächter, als für den Pächter erſprießliche Einrichtung. Der Pächter bedarf zur Übernahme einer Pachtung ein ſehr bedeutendes Kapital, zumal wenn er dieſe zum erſtenmal antritt und ſich nicht ſchon auf einer andern Pachtung ein Inventar ge— bildet hat. Hierdurch wird aber das Betriebskapital ungemein geſchwächt, oft ganz hinweggenommen und bei dem nicht ſelten eintretenden Mangel an Credit müſſen dann alle landwirthſchaftlichen Ver— beſſerungen unterbleiben, mag auch ihr Nutzen noch ſo klar am Tage liegen. Geht hingegen der Pächter zu einer ſolchen Zeit aus der Pacht, wo er ſein über— flüſſiges Inventar nicht mitnehmen kann, indem er eine kleinere oder gar keine Pachtung übernimmt, ſo erleidet er oft durch gedrückte Preiſe beim Verkaufe deſſelben den größten Verluſt. Für den Verpächter entjteht aber hierbei inſofern ein Nachtheil, daß er wegen eines jo beträchtlichen Kapitals für das In⸗ ventar, welches oft noch durch die bedeutenden Transportkoſten vermehrt wird, natürlich ein gerin- geres Pachtquantum erhält; ferner, daß er, ohne Verwendung eines bedeutenden Kapitals die Selbſt— bewirthſchaftung nicht übernehmen kann, und daß er endlich bei dem Beſttze eines großen Gutes in Be⸗ zug auf Verpachtung immer mehr der Willkür eines reichen Pächters ausgeſetzt bleibt. Da nun aber auch dann, wenn der Pächter das ganze Inventar anſchaffen muß, nicht noch eine Caution geleiſtet werden, das Inventar aber durch beſondere Um⸗ ſtände gänzlich verloren gehen kann, ſo hat der 23 Verpächter unter ſolchen Umſtänden nicht einmal völlige Sicherheit. 5) Die Übergabe eines zum Wirthſchaftsbetriebe unumgänglich nöthigen Inventars, welches als ein ſtehendes betrachtet und daher auch das eiſerne ge— nannt wird, nach einer unparteiiichen Taxe iſt fur den Verpächter, wie für den Pächter wünſchens— werth. Es braucht jedoch ein ſolches Inventar nicht ſo vollſtändig zu ſein, als es zum Wirthſchaftsbe— triebe unumgänglich nöthig iſt, wenn es vielmehr nur hinreicht, daß der Wirthſchaftsbetrieb nicht ſtill— ſteht. Der Pächter braucht dann ein geringeres Ka— pital zur Übernahme der Pachtung und hat, wenn es einmal zur Übergabe kommt, die Ausſicht, für ein beſſeres Inventar eine höhere Tare zu erlangen. Hat der Pächter ſich durch Koſten, Mühe und Kenntniſſe einen guten Rindvieh- oder Schafſtamm gebildet, von dem vorauszuſehen, daß er unter dem Werthe taxirt würde, jo kann er auch, im Falle er ſich mit dem Übernehmenden nicht einigt, das beſſere Inven— tar verkaufen, und geringeres an deſſen Stelle ſetzen. Zweckmäßig wird auch außer dem erforderlichen In— ventare das nöthige Viehfutter und Brotgetreide bis zur nächſten Ernte übergeben. Unter ſolchen Ver— hältniſſen wird es auch für den Verpächter weit we— niger ſchwierig fein, ſeine Wirthſchaft einmal ſelbſt zu übernehmen. Die Einrichtung, daß der abgehende Pächter ſein ganzes Mehrinventar übergeben kann, und ſolches angenommen werden muß, gehört unter die nachtheiligſten für den Nachfolger, während der abgehende Pächter hierdurch in unbedingtem Vor— theile ſteht. 6) Die von dem Pächter zu leiſtende Caution iſt ebenfalls eine Sicherſtellung für den Verpächter. Bei Anſchaffung des ganzen Inventars ſtellt der Pächter in der Regel gar keine Caution; bekommt er dagegen das volle Inventar, ſo iſt ſie um ſo größer, geringer hingegen, wenn er nur ein zur Noth ausreichendes Inventar erhält. Die Caution ſelbſt beſteht entweder in der Abgabe einer namhaften Summe, mit oder ohne Verzinſung, an den Verpächter, für welche die— ſer letztere Sicherheit gewähren muß, oder auch nur in der Vorausbezahlung eines viertel- oder halbjäh— rigen Pachtgeldes, manchmal aber in dieſem allen zuſammen. Muß der Pächter die Caution unverzins— lich ſtellen, ſo wird er natürlich kein ſo hohes Pacht— quantum geben können, als wenn ihm ſeine geſtellte Caution vom Verpächter verzinſt wird. 8 7) Eine gewiſſe Beſchränkung im Wirthſchafts⸗ betriebe iſt allerdings von Seiten des Verpächters nöthig, um ſich gegen Gewiſſenloſigkeit des Pächters zu ſchützen; doch darf man hierbei nicht ſo ängſtlich ſein, da der Pächter, wenn er beſtehen will, ſtets auf eine hinreichende Düngererzeugung bedacht ſein muß. Man räth hierbei an, nur eine Beſtimmung dahin zu treffen, daß die Grenzen des Handelsge— wächsbaues, beſonders in den letzten Jahren der Pacht nicht überſchritten werden. Weit ſicherer in- deſſen für den Verpächter und keineswegs beengend für den Pächter, wohl aber erſprießlich für beide dürfte hierbei die einzige Beſtimmung ſein, daß dem Pächter aufgegeben würde, wie viel Fläche Land N 24 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. en nach der verſchiedenen Bodenbeſchaffenheit alljährlich mit den geeigneten Futtergewächſen angebaut wer— den ſoll, daß dann ſaͤmmtliches Futter in der Wirth— ſchaft an das Vieh verfüttert, und der davon, ſowie von dem erbauten Strohe gewonnene Dünger ſämmtlich auf die Felder gebracht werde. Hierdurch nöthigt nicht nur gleichſam der Verpächter den Päch— ter zu einer ſtarken Bedüngung der Felder zu Gun— ſten beider Theile, ſondern es wird auch hierdurch der Pächter veranlaßt, ſeinen Viehſtand ſo einzurich— ten, daß er ihm eine anſehnliche Rente abwerfen kann, ſowie er bei einem reichlichen Futtervorrathe auch ſein ſämmtliches Vieh immer in gutem Stande erhalten, und ſomit ohne beſondern Aufwand oft noch beträchtlich an der Inventartare bei der Über: gabe gewinnen kann. Über die Art und Weiſe der Bewirthſchaftung braucht ſodann der Verpächter dem Pächter anderweitige Bedingungen nicht zu ſtellen, ſondern er kann ihm vielmehr recht füglich hierin freie Hand laſſen, da zumal verſchiedene Wege ein— geſchlagen werden können, die faſt daͤſſelbe Ergebniß herbeiführen, einen anſehnlichen Ertrag gewähren, und die Bodenkraft eher bereichern als ſchwächen. 8) Entſchädigung für unvorhergeſehene Un— glücksfälle, inſofern ſich der Pächter vor denſelben nicht durch Verſicherung zu ſchützen vermag, liegt in der Billigkeit. Es iſt beſſer, ein verhältnißmäßig höheres Pachtgeld zu nehmen und zu geben, und der Remiſſion in vorkommenden Fällen gewärtig zu ſein. Es müſſen jedoch über die Art und Weiſe, wie die Entſchädigungen erfolgen ſollen, feſte Beſtimmungen getroffen werden, um den einen wie den andern Theil ſicher zu ftellen. N 9) Die bei vielen Pachtungen feſtgeſetzte Bedin— gung, daß der Pächter alle Reparaturen bei Bau— lichkeiten, bis zum Betrage von 5 Thaler, bei klei— nen Pachtungen aber zu einem geringern Anſatze tragen müſſe, iſt eine der nachtheiligſten für den Verpächter, indem gewöhnlich mit allen kleinen Re— paraturen Anſtand genommen wird, ſo daß der daraus erwachſene Schade größer geworden und den Betrag der zu leiſtenden Reparatur überſteigt, wo dann die Reparaturkoſten dem Verpächter anheim fallen. Man vermeidet hierbei eine Ausgabe von einigen Groſchen, um eine von einer größern Anzahl von Thalern in kurzer Zeit erwachſen zu ſehen, wo— bei die Gebäude deſſenungeachtet meiſtens doch in ſchlechtem Zuſtande ſich befinden. Am beſten dürfte es in dieſer Beziehung für beide Theile ſein, einem Baumeiſter den Auftrag zu allen Reparaturen zu geben, deſſen Wahl dem Verpächter obliegt, wo hin— gegen der Pächter zu dieſem ſeine Zuſtimmung geben muß, inſofern ſich dies der Verpächter nicht vorbe— halten kann. Das Geld für Reparaturen zahlt der Verpächter. Der Landwirth als Pächter muß eine weit grö— ßere Thätigkeit und Umſicht in der Benutzung des Einträglichen beſitzen, als der Landwirth, wel— cher als Eigenthümer hinſichtlich der Bewirthſchaf— tung nach einem beſtimmten Ziele ſtrebt. Dieſer fann weit ausgedehnte und mit der Zeit ſicher zum Ziele führende Pläne ausführen, während der Päch— denrente gleich ſein. ter bei einem geringern Kapitale den möglichſten . Ertrag in einem gegebenen Zeitraume erzielen muß. Ein Pächter darf nie überſehen, ein ehrlicher Mann zu bleiben, was er auch kann, da er bei hinläng— licher Umſicht und ausreichenden Kenntniſſen immer ſeine Rechnung findet; die ſogenannten Schwindel⸗ pächter machen in der Regel nur dann ihr Glück, wenn ſie ſchwache und kenntnißloſe Verpächter fin⸗ den, die ſie gehörig hintergehen können. Auer. Es kommt beim Pachten hauptſächlich auf das Kapital an; denn Intelligenz (Kenntniß und Erfah— rung) mit zu geringen Geldmitteln bringt nur ſchwer vorwärts. Ein Pachter muß keine Pachtung über— nehmen, welche er nicht mit ſeinem eigenen Gelde einzurichten und zu beſtreiten im Stande iſt. Das erforderliche Kapital zu jeder Pachtung wird ſich be— ſonders beſtimmen müſſen. Die größere Fläche ſchlechteren Bodens erfordert bei einem geringern Pachtquantum ein weit größeres Betriebskapital, als eine kleinere Fläche bei einem beſſern Boden. Ferner kommt es hierbei auf die verſchiedenen Zweige der Landwirthſchaft, aus denen die Pachtung beſteht, auf die Lokalität, auf den Kulturzuſtand u. ſ. w. an. So iſt z. B. zur Brennerei und Brauerei eine be— deutende Betriebskapitalvorlage erforderlich. Wo der Abſatz des Getreides ſchwierig iſt, und daſſelbe beſſer durch Verwendung zur Maſt oder zum Futter beim Nutzviehe verwerthet werden kann, muß das Betriebskapital höher ſein. Überhaupt wird in allen Gegenden, welche ſich durch beſſere Kultur auszeich- nen, im Verhältniſſe zur Übernahme einer Pachtung weniger Kapital erforderlich ſein, als wo dies nicht der Fall iſt. a Der eine Pachtung zu übernehmen entſchloſſene Landwirth hat nun außerdem noch vornehmlich auf die Beſchaffenheit des in Pacht zu nehmenden Gutes, ſowie auch darauf Rückſicht zu nehmen, inwiefern der Eigenthümer einen Pachtvertrag eingehen kann. Ferner forſche er nach dem Charakter des Gutseigen— thümers, ſowie im Falle ſeines Abganges nach dem ſeiner Familie und ihres Rathgebers. Auch iſt der wahre Zuſtand des Gutes in Rückſicht der Austrock— nung, der Baulichkeiten u. ſ. w., ſowie der gewöhn— liche Fruchtertrag und die Art der ſeit mehrern Jah- ren eingeführt geweſenen Bewirthſchaftung zu prü— fen. Ebenſo muß er über den Zuftand der ganzen Gegend im Allgemeinen, mit Rückſicht auf den Preis des Tagelohnes und der Lebensbedürfniſſe, ſowie über den Charakter der Bewohner und über die Neigung der Arbeitsleute, die ſie für oder gegen Verbeſſerungen hegen, Erkundigung einziehen. Ein ſehr weſentlicher Punkt bei Pachtungen iſt, nachzuweiſen, wie und auf welche Weiſe der Pacht— zins auszumitteln iſt. Dem Verpächter ſollen die Zinſen ſeines Grundkapitals in dem Pachtzinſe er— ſtattet werden, und hiermit der Pachtzins der Bo— Dahingegen gebühren dem Pächter, der das ſtehende und Betriebskapital mit- zubringen hat, davon die Zinſen, und noch außer⸗ dem der Arbeitslohn und der Gewerbeprofit. Der in der Bodenrente verabreichte Pachtzins iſt aber noch nicht reine Rente oder Einnahme des Verpächters; Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 25 denn von dem Pachtzinſe ſind noch abzuziehen 5 Staatsabgaben, mit Ausnahme derer, die der Pächter für ſich ſelbſt zu entrichten hat, ſowie auch alle andern öffentlichen und Commu— nallaſten, welche auf dem Gute ruhen. Erſt was nach fo gemachten Abzuge zum Reſte bleibt, it. reine Rente des Verpächters oder der Zins von ſeinem Antheile an dem Grundkapitale. In dem Falle alſo, wo der Pächter die ſämmtlichen Grund— laſten zu entrichten mit übernimmt, kann der Ber: pächter eigentlich nicht mehr zum Pachtzinſe fordern, als die reine Rente nach Abzug gedachter Koſten beträgt. Da demnach der Pachtzins mit der Bo— denrente ein und daſſelbe iſt, ſo läßt ſich derſelbe durch den ermittelten Reinertrag eines Gutes leicht beſtimmen. Da jedoch die meiſten Güter auf dem Wege der Verſteigerung verpachtet werden, ſo hängt der ſich am Ende ergebende Pachtzins mehr von der Menge der Bietenden ab; dann kann die berechnete Bodenrente dem Verpächter nur als Pachtanſchlag dienen, und es wird auf ſolche Weiſe der Pachtzins nur ganz zufällig und ſelten ſo ausfallen, wie ſich durch grundſätzliche Berech— nung die Bodenrente finden läßt. Daher kann man vom Pachtzinſe ebenſowenig einen richti— gen Schluß auf den Kapitalwerth machen, als ſich vom Kaufpreife auf die Bodenrente ſchlie— ßen läßt. Denn werden die Güter im Ganzen verpachtet, ſo fällt gewöhnlich der Pachtzins klei— ner aus; größer hingegen wird er ſein, wenn man fie nach einzelnen Grundſtücken verpachtet. In einem Lande, wo ſich bei Verpachtungen die Pächter nicht in ausreichender Menge zum Ueber— bieten einfinden, ja ſelbſt der Pachtzins unter der Bodenrente auszufallen pflegt, kann eigentlich der Pächter in Mißjahren auf einen Pachtnachlaß (Remiſſion) nicht Anſpruch machen. Iſt aber die un kurz und der erlittene Schade groß, und überdies den Gegenſtand des Schadens irgendwo zu verſichern keine Gelegenheit vorhanden geweſen, dann pflegen wohl billige Verpächter dennoch Pacht— nachlaß zu geben. Was die Vortheilhaftigkeit eines Pachtver— hältniſſes betrifft, ſo wird man ſich im Ganzen darüber nicht vollkommen einigen können, indem bei dem Zeitpachtgeſchäfte ſo ſehr viel auf die Perſönlichkeit der Betheiligten ankommt. Indeſſen wird bei gehörig ausdauernder Aufſicht, Sach— kenntniß und Ueberlegung eigne Verwaltung des Gutes mehr einbringen, als die Verpachtung deſ— ſelben; denn ſo vortheilhaft auch der Kontrakt für den Verpächter fein mag, der Pächter will natür— lich doch leben, und für ſein Riſiko wenigſtens ſo viel zu erſparen ſuchen, als ihm das Mehr— inventar bei der einſtigen Rückgabe der Pacht ein— bringen möchte. Wo aber jene Aufſicht nicht möglich iſt, oder dieſe Sachkenntniß, von Ueberle— gung geleitet, fehlt, da iſt jedenfalls ſolide Ver— pachtung des Gutes vortheilhafter. Inwiefern es aber für den Landwirth überhaupt zweckmäßi— ger ſei, ſein Kapital in einer Pachtung auf Zin- ſen anzulegen, oder ſich dafür eigenen Grundbeſttz Kirchhof, Landwirth. von einer, ſeinem Vermögen angemeſſenen Aus— dehnung zu erwerben, hängt ebenfalls wieder ſo— wohl von der eigenen Perſönlichkeit, als auch von den Zeitumſtänden ab, und es findet überdies, wie ſchon oben bemerkt, ein großer Unterſchied ſtatt zwiſchen Bewirthſchaftung eines eigenthümlich zu⸗ gehörigen Gutes und eines fremden erpachteten. Außerdem iſt auch jetzt um ſo mehr die größte Vorſicht bei einer einzugehenden Pacht zu empfeh— len, da durch Concurrenz die Pachtpreiſe in vielen Gegenden beträchtlich geſtiegen ſind und ſich bereits noch im Steigen befinden. Verpächter und Pächter ſollen ſich der moͤglich— ſten Billigkeit und des gegenſeitigen Vertrauens befleißigen; denn man kann ebenſowenig einem ſoliden Verpächter zumuthen, zu Gunſten des Pächters alle Gefahr auf ſich zu behalten, als der Pächter gedrückt und durch läſtige Pachtbedingungen in ſeinem Wirthſchaftsbetriebe gehemmt werden jols Haben ſich zu einem Verpächter bald Päch— ter gefunden, ſind Verpächter und Pächter zwei und mehrere Pachtumlaufe zuſammengeblieben, fo iſt zu ihrem Gunſten die öffentliche Meinung für beide gewonnen, und ſie gelten beide im Publikum für ſolid, ſo wie ſie beiderſeits bei dem Pachtge— ſchäft ihre Rechnung gefunden. Die Pächter mö— gen Alles vermeiden, was ihr ſogenanntes golde— nes ABC vorſchreibt, da ſie ſich mit der Befol— gung deſſelben über die Pflichten eines ehrlichen Mannes wegſetzen. Statt ausſaugend, erſchö— pfend und für den Augenblick zu wirthſchaften, mögen ſie lieber beweiſen, daß ihnen an dem Em— porkommen des Gutes zugleich mit gelegen iſt, indem ihnen dann für den Fall, daß ſie ihre der— malige Pachtung verlören, eine andere ebenſo gute nicht entgehen wird, da ihr ſolider Ruf für ſie bürgt. Es iſt wünſchenswerth, wenn das Zuſammenwoh— nen beider Theile auf einem und demſelben Gute vermieden werden kann; iſt dies aber nicht zu vermeiden, oder bleibt überhaupt der Verpächter in naher Berührung mit dem verpachteten Gute, ſo ſollte jeder Pächter ſich gern mit ihm fort— dauernd benehmen, gern zu erkennen geben, daß ihm ſein Rath als der liebſte erſcheine. Bei dieſem fortgeſetzten Geſchäftsgange hat dann der Päch— ter bei pünktlicher Erfüllung der Bedingungen des Kontrakts ſich vielleicht nur noch dafür zu hüten, daß er ſeine Lage ebenſowenig rühmt, als zu ſehr herunterſetzt. An das Erſtere wird eher geglaubt, als an das Letztere; jenes regt den Neid auf, dieſes macht verdrießlich. Jede Klage allgemein hingeworfen, ohne beſtimmten und beſcheinigten Antrag, fruchtet nichts, entfernt immer und ſtört dasjenige Vertrauen, an deſſen Erhaltung beiden Theilen gelegen ſein muß. | Bei jeder ftattfindenden Verpachtung werden auch verſchiedene Bedingungen feſtgeſetzt, die ſich aber gar nicht alle zu etwas Allgemeinen zu— ſammenfaſſen laſſen, da hier Umſtände die man— nichfaltigſten Abänderungen bedingen, die Pacht— bedingungen aber auch zu ſehr von den eigenthüm⸗ lichen Anſichten der Wee abhängen. Die 26 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Pachtbedingungen betreffen außer dem beſtimmten Pachtquantum 1) die zu verpachtende Gutsſub— ſtanz und deren wirthſchaftliche Behandlung, z. B. in Rückſicht der Eintheilung der Felder, deren Be— handlung, Nutzung, Düngung; der Nutzung der Wieſen, Weiden, Holzungen, Torfmoore, Kalk- und andere Lager, Jagd, Fiſcherei, Mühlen, Braue— rei u. ſ. w.; ferner der Unterhaltung und Er— haltung der Gebäude, Wege, Befriedigungen, Gräben u. ſ. w.; der Zupflanzungen von Obſt— und andern Bäumen, der Holzpflanzungen und Beſamungen, des Holzeinſchlages; des Verbotes, Tauben und Kaninchen zu halten, von dem ge— wonnenen Heue, Strohe, Dünger nichts zu ver— kaufen oder zu verſchenken und zu vertauſchen; die Einſaat unter Aufficht verpflichteter Säeleute, wenigſtens im letzten Pachtjahre bewerkſtelligen zu laſſen, und die Ernte durch Erntekerben oder Re— giſter nachzuweiſen, ſo wie denn überhaupt über Dünger und Beſtellung, über den Betrieb der mit der Landwirthſchaft verbundenen Nebengewerbe genaue Nachweiſung zu geben u. ſ. w. Derglei— chen Nachweiſungen, welche über den Zuſtand des ganzen Gutes, ſo wie ſeiner einzelnen Zweige Auskunft geben, ſind eine ſehr nothwendige Sache, weshalb jeder Pächter eidlich dazu verpflichtet ſein ſollte, wenn ſchon ſie nicht immer mit der erfor— derlichen Genauigkeit zu erlangen ſein werden. Wenn der an, keinen Wirthſchaftsplan gebundene Pächter aus Überzeugung von dem bisher in dem erpachteten Gute beobachteten Wirthſchaftsſyſteme ab⸗ und in ein anderes, lohnenderes, z. B. in das Fruchtwechſelſyſtem überzugehen beabſichtigt, ſo muß er ſich mit dem Verpächter vorher gehörig darüber verſtändigen, worauf beide ihre gegenſei— tige Übereinkunft darüber kontraktlich feſtzuſtellen haben. 2) Die Aufſicht und Erhaltung der Gutsge— rechtſame als: Grenzen-, Wege-, Zehnt-, Weivde-, Fiſcherei⸗, Jagdgerechtigkeiten u. ſ. w. 3) Die Dauer der Pachtzeit, Zeit der Aufkün— digung, ſtillſchweigende Prolongation (Verlänge— rung der Pachtzeit), Erſtreckung auf die Erben, Urſachen zur Aufhebung vor abgelaufener Pacht— zeit, verbotene Unter- oder Afterpacht u. ſ. w. 4) Die Pachtſumme, Zahlungstermin, Zah: lungsart, Beſtimmung der Münzſorten, Abzug bei zu gewährender Remiſſion u. ſ. w. 5) Das Gutsinventar, deſſen Beſchaffenheit, und die bei der Übernahme und Uebergabe deſſel— ben zu beobachtenden Grundſätze. 6) Die zum Vortheil des Pächters und Ver— pächters oder beider zugleich abzweckenden Neben— verträge und Clauſeln u. ſ. w. Sobald nun Verpächter und Pächter über die Pachtbedingungen einig ſind, wird darüber eine vorläufige Punktation entworfen, welche als Grund— lage des abzuſchließenden Pachtkontrakts gilt. Die Beſtimmungen bei Pachtkontrakten müſſen, wie aus obigem erhellet, nothwendiger Weiſe nach Maßgabe der verſchiedenen Verhältniſſe von einander abweichen, und dieſelben Bedingun⸗ gen können nicht für alle Fälle paſſen. Indeſſen iſt es höchſt nothwendig, anſtatt einer verworrenen Form eine beſtimmte und einfache bei Abfaſſung des Vertrags zu gebrauchen. Ein ſolcher Pacht— fontraft wird nach dem gewöhnlichen Eingange, welcher die vertragſchließenden Theile, die Lage des betreffenden Grundſtücks, die Dauer des Ver— trages, und die Zeit des Eintritts enthält, vor— nehmlich folgende drei Punkte aufzuzählen und feſtzuſtellen haben: J) die vorbehaltenen Rechte des Verpächters; 2) die Verpflichtungen des Pächters und 3) die gemeinſchaftlich verpflichtenden Beſtim— mungen. Übrigens iſt auch bei außerordentlichen Kontraften der Gebrauch des Stempels nicht zu unterlaſſen. Abgerechnet den als richtig anzuneh— menden Grundſatz: daß, wenn die Beobachtung der Formalität im Geſetze unter Androhung einer gewiſſen Strafe verordnet iſt, die Gültigkeit des Vertrags von der Beobachtung der Formalität nicht abhängt, iſt es Regel, daß die Beobachtung der geſetzlich vorgeſchriebenen Form ein ebenſo weſentliches Erforderniß zur Gültigkeit eines Ver— trags iſt, als die wechſelſeitige Einwilligung. Übrigens beſtehen für dergleichen Kontrakte in den verſchiedenen Ländern verſchiedene geſetzliche Beſtim— mungen, mit denen man ſich vor Abſchließung eines ſolchen Kontrakts genau bekannt zu machen hat. Zu dem hier über die Pachtverhältniſſe Geſagten ſind noch folgende Punkte, worauf bei Abſchließung und Abfaſſung der Pachtkontrakte über Landgüter zu ſehen iſt, als weſentlich hinzuzufügen: 1) Die Pachtgegenſtände. Gewöhnlich werden von der Pacht einige Parcellen und Zweige, z. B. Schloß, Luſtgarten, Park u. ſ. w. ausge— nommen. Andere dürfen nicht verpachtet werden, z. B. Gerichte, Patronatrecht u. ſ. w., bei andern dagegen iſt dies räthlich, vornehmlich bei ſolchen, über deren Benutzung eine begrenzende, dem Päch— ter Maß und Ziel ſetzende Beſtimmung ſich entwe— der gar nicht, oder doch nicht in geeigneter, Streit und Chikanen gänzlich beſeitigender Weiſe ausſpre— chen oder doch nicht ausführen läßt, z. B. bei Forſten, Waldhutung, Streuharken, Torf-, Braun— kohlen-, Steinkohlenlagern. Andere laſſen ſich nicht anſchlagen, z. B. Lehngelder. Andere ſind dem Eigenthümer gänzlich unentbehrlich, z. B. das Recht Sand, Lehm, Thon zu Ziegeln überall da, wo ſie ſich im Grundſtücke finden, zum Behufe von Bauten und Reparaturen zu entnehmen, Plätze für Zulagen und für das Aufſpeichern von Baumaterialien. Endlich können Nutzungszweige von ihm noch gar nicht erforſcht ſein, z. B. Stein— Mergel-, Torf, Kohlenlager. Daher wird ſchon aus dieſen Gründen ein ſpecielles Verzeichniß oder Inventar der Pachtgegenſtände und der Vorbehalte Reſervate) nöthig, letzteres am beſten mit dem Zuſatze, daß auch alles Uebrige dahin gehöre, was nicht unter den Pachtgegenſtänden namentlich erwähnt ſei. Letztere werden in ein beſonderes Verzeichniß (Pachtinventarium) gebracht und dem Kontrakte angefügt. Es iſt billig, bei den Vorbehalten der Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 27 letztern Art dem Pächter im Voraus eine Ent— ſchädigung für das Land, welches ihm eintreten— den Falls entzogen wird, nach Acker- oder Qua— dratruthen auszuwerfen. 2) Die Pachtzeit. Dieſelbe iſt auf eine Jahreszeit zu legen, welche einen Abſchnitt in der Wirthſchaft giebt, gewohnlich Johannis, März. Über längere oder kürzere Pachtjahre ſ. oben. Eine eigenthümliche Art von Pachtvertrag zur Ver— längerung der Pachtzeit iſt neuerdings in England mit günſtigen Ergebniſſen für beide Theile in Ausführung gebracht worden. Dieſer Pachtvertrag beſteht in einer theilweiſen Verlängerung der Pacht, die während ihrer Dauer ſelbſt durch beſondere Verträge feſtgeſetzt wird. Der Verpächter willigt nehmlich gegen eine beſtimmte, vom Pächter baar zu zahlende Summe ein, ein oder mehrere der abgelaufenen Pachtjahre als nicht abgelaufen zu betrachten, ſo daß die Pacht ſelbſt an ihrem Ende um ſo viel Jahre verlängert worden iſt, als der Pächter auf dieſe Weiſe zurückgekauft hat. 3) Das jährliche Pachtgeld und die Zeit ſeiner Abführung in jedem Jahre, unter der caſ— ſatoriſchen Clauſel, alſo bei Verluſt des Pachtes im Falle nicht richtiger und pünktlicher Innehal— tung der Termine, und bei Vermeidung des Ein— tritts der Sequeſtration. Sehr häufig bedingen ſich die Verpächter die Leiſtung von Fuhren, na— mentlich Baufuhren, ſo wie die Lieferung von Naturalien, bald ganz unengeldlich, bald gegen Erfordern nach den jedesmaligen Marktpreiſen. Rückſichtlich der Naturalien iſt nur die letzte Be— dingtheit zweckmäßig. 4) Die Gewährleiſtung. Wegen der Sel— tenheit zuverläſſiger Vermeſſungen, bei der Un— gleichheit der Bodenarten und den Schwankungen in dem Urtheile darüber u. ſ. w. wird es nöthig, daß entweder der gänzliche Wegfall aller Gewährs— pflicht des Verpächters, wodurch eine Pacht in Pauſch und Bogen entſteht, oder die Entſchädi— gungsweiſe im Voraus bedungen werde. Daran kann man dann zugleich für den Fall von Abtretungen und Gemeinheitstheilungen Verabredungen knü— pfen über Punkte, welche die Geſetze entweder gar nicht, oder nicht klar und beſtimmt, oder auf eine Weiſe reguliren, welche zur betreffenden Lokalität und zu den eigenthümlichen Verhältniſſen nicht paßt. Dahin gehört, namentlich in Preußen, das Recht des Pächters, bei Separationen die Pacht zu kündigen. 5) Die Vorſchriften über Benutzung der Felder, Gärten, Wieſen und Teiche. Dahin gehört die Düngung und das Verbot der Veräußerung von Dünger, Stroh, Streu, Aſche, Erde, Rauchfutter und das Gebot ihrer Verwendung ins Gut bei Conventionalſtrafen; ferner die Haltung der Feldarten, die Reinigung von Maulwurfshaufen und Schilf, die Nachpflan— zungen von Obſtbäumen, Hebung der Gräben, Schlämmung, Erhaltung der Wege. Hat übri- gens der Pächter durch Verbeſſerungen den Grund: ewiſſe, im Inland beſtimmte Preiſe, bald auf, — werth des Gutes dauernd erhöht, fo iſt es der Billigkeit angemeſſen, daß er vom Verpächter ent— ſchadigt werde. Ob nun überhaupt im Allgemei— nen dem Pachtvertrage ein Bewirthſchaftungsplan eingeſchoben werden müſſe, wird, wie früher be⸗ merkt, meiſtens vorzugsweiſe von den perſönlichen Verhältniſſen des Pächters ſelbſt abhängig ſein. 6) Die Verabredung über die Benutzung und Erhaltung der Gebäude und ihrer Zubehörungen, ſo wie der Utenſilien des ſogenannten todten In— ventars. Bei letzteren, namentlich bei den Acker— geräthichaften, Wagen, Geſchirre, Braupfannen, Brennapparaten u. ſ. w. iſt ebenſo wie beim Viehſtande für den Verpächter die beſte Cautel (Vorſichtsmaßregel) darin enthalten, daß er davon nicht zu viel und nach Taxe übergiebt. Bei den Gebäuden müſſen die Beſtimmungen davon aus— gehen, daß der Pächter angehalten werde, jede Schadhaftigkeit ſofork und ehe fie ſich vergrößert, dem Verpächter, welcher oft entfernt, ſtets aber nicht in täglicher Anſicht iſt, anzuzeigen. Für das Beſte hält man hierbei, gewiſſe Reparaturen, z. B. an Fenſtern, Krippen, Raufen, Plumpen, Tennen, Brennerei- und Brauereiutenſilien u. ſ. w. dem Pächter ganz allein und ausſchließlich zur Pflicht zu machen, andere dagegen und namentlich ſolche, an deren Entſtehung er unſtreitig nie ſchuld ſein kann, z. B. Abdeckung der Dächer durch Sturm, Durchfrieren der Dachziegel, Durchbruch der Dämme und Teiche, unter Vorausſetzung der Anzeige bin— nen gewiſſer, ſehr kurzer Zeit, vom Verpächter übernehmen und zu allen andern den Pächter ſo beitragen zu laſſen, daß ſein Beitragsantheil bei koſtſpieligen Bauten nach höhern Procenten als bei geringern regulirt wird, z. B. zu Reparaturen bis 10 Thlr. nur 1 Procent; von 10 bis 20 Thlr. ſchon 5 Proc., von 20 bis 50 Thlr. aber ſchon 10 Proc. und von 50 Thlr. an 25 Proc. 7) Die Verabredungen wegen Feuers ge— fahr, Hagelſchaden und Viehſterben ſind jetzt ſehr leicht, indem man dem Pächter, vielleicht unter Zuſicherung eines Beitrags, die Verſicherung nach einer gewiſſen Höhe ſo zur Pflicht machen kann, daß, wenn er ſie unterläßt oder verzögert, der Verpächter ſie auf ſeine Koſten bewirkt. Nur wegen der Fruchtſchäden durch andere Ereigniſſe als Hagelwetter z. B. durch Dürre, Ueberſchwem— mung, Mäuſe- oder Schneckenfraß, Kälte u. ſ. w. ſind noch Verabredungen nöthig, welche entweder jede Beitragspflicht des Verpächters ausſchließen, oder ſie durch Beziehung auf Saatregiſter, welche der Pächter jährlich eingeben muß, auf rechtzeitige Anmeldung, auf Sachverſtändiger Ausmittelung und durch Normirung des angenommenen Körner: ertrags und des Fruchtpreiſes u. ſ. w. reguliren. 8) Es ſind ferner Verabredungen nöthig über die Tragung der ordentlichen und auß eror⸗ dentlichen Staats- und anderer Laſten und Abgaben, der Kriegsleiſtungen an Einquartirungen, Fouragirungen, Ausſchreibungen, Plünderung, a der Inventarien, Ber: 28 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. wüſtung der Saaten; doch laſſen ſich hierbei keine allgemeinen Regeln geben. 9) Es iſt ſehr zweckmäßig, über alle Entſchä— digungen allgemeine Grundſätze, inſonderheit dahin feſtzuſetzen, daß nur dafür, wofür im Kon— trakte ausdrücklich eine Entſchädigung verſprochen, eine ſolche und in der dabei feſtgeſetzten Maße er— folge, daß die Entſchädigung jährlich nur eine ge— wiſſe Summe ausmachen dürfe, und die Übermaße nicht vergütet werden, und daß alle Entſchädigun— gen, welche beim nächſten Pachtgeldertermin nicht angemeldet werden, verloren ſind. 10) Die Übergabe, Rückgabe und Räu⸗ mung. Dahin gehören Beſtimmungen über die Zeit, mit Conventionalſtrafen wegen der Verzöge— rungen, über die Zahl, Qualification und Wahl der Taratoren, wobei man zweckmäßig einem, vom Gericht oder ſonſtiger dritter Perſon zu wählenden, Obmanne eine entſcheidende Stimme einräumt, über die Natur der Taxe, namentlich ob landwirthſchaftli— cher oder beſſer wahren Werthstaxe, über die Pflicht der Übernahme oder die Zurückweiſung, ſowie über die Ausſonderung des Mehrinventars, über die Vor— räthe, welche entgeldlich oder unentgeldlich zurückzu— laſſen find, über den Zuſtand der Felder rückſichtlich der Düngungen, Pflugarten, Beſäung und Beſtel— lung, welche in ein beſonderes Flur- und Saatver— zeichniß gebracht werden müſſen, über die Vergü— tung der Mehrausſaat und Mehrbeſtellung, über die Gegenſtände, welche tarirt und welche nicht taxirt werden ſollen. Häufig und ſehr zweckmäßig für den Verpächter wird das Schafvieh untarirt gelaſſen, und nach Lauf- und Stückzahl über- und zürückge— geben. Dann ſind Vorſchriften über die Anſtellung und Entlaſſung des Schafmeiſters, den Ankauf gu— ter Stähre in den veredelten Schäfereien und das Märzen, ſo wie Abfindungs- oder Ausgleichungs— preisſätze für den Fall nöthig, daß bei der Rückgabe die Inventarienzahl nicht voll wäre. 11) Gewöhnlich finden nun noch Beſtimmungen ftatt über den Gerichtsſtand des Pächters wegen Anſprüchen nach beendigtem Kontrakt aus demſelben, wegen Pacht, Caution und ihrer Verzinſung, wegen Todesfall des Pächters oder Verpächters, wegen Verkaufs des Grundſtücks, wegen After— verpachtung und Ceſſion der Pacht, wegen Verbürgung der Ehefrau des Pächters, wegen der Koſten der Ausfertigung des Pachtbriefes, der Inventariſirung, der Über- und Rückgabe, ſo wie endlich wegen derjenigen Kontraktsverletzungen und kontraktswidrigen Handlungen, welche gänzliches Erlöſchen des Kontrafts und das Recht der Ein: ſetzung eines Sequeſters zur Folge haben ſollen. 12) Endlich iſt es für den Verpächter nothwen— dig, daß der Pächter ihm über die Übergabe der Pachtung quittire, und auf die Einrede des gar nicht, oder nicht vollſtändig und nicht gehörig erfuͤll— ten Kontrakts verzichte. Endlich iſt hier noch von dem Pachtinventar und deſſen Übergabe zu handeln. Zu dem Pachtinventar gehören nächſt dem Viehe jeder Art, auch der Beſatz der Teiche nach Zahl und Beſchaf— fenheit, ferner Schiff und Geſchirr, Geräthſchaf— ten, Grundſtücken, Gebäude u. |. w.; bei allen Grundſtücken das Flächenmaß; bei den Feldern die Ausſaat, Düngung, Pflugarten u. ſ. w. Über die⸗ ſes Alles wird bei der Übergabe an den Pächter ein genaues Verzeichniß aufgenommen, und dem Pacht— Fontrafte beigefügt. Daher iſt die Übergabe eine der wichtigſten Handlungen des Pachtgeſchäfts ſowohl für die Pächter als Verpächter. Um bei der Über⸗ gabe, wie bei der Übernahme dem Inventar einem gewiſſen Werth beizulegen, werden nach der gewöhnlich üblichen Weiſe von dem Übernehmenden, wie von dem Übergebenden, von jedem 3 Taratoren gewählt, die von einem Commiſſar, welcher zur Leitung der Über— gabe und Übernahme beſtimmt iſt, vor der beginnen— den Taration vereidet werden. Dieſe 6 Taxatoren werden ſodann durch das Loos in 3 Parteien ver— theilt, jede dieſer 3 Parteien giebt ihre Tare zum Übergabeprotokoll, und der daraus gezogene Durch— ſchnitt beſtimmt den Werth der Gegenſtände. Zu Taratoren müſſen nur ſolche Männer gewählt wer— den, deren Sachkenntniß, Treue, Unparteilichkeit und Redlichkeit erprobt ſind. Es iſt daher dem Überge— benden, wie dem Übernehmenden ſehr zu empfehlen, zu der Übergabe zwei tüchtige, der Landwirthſchaft ganz kundige, größere Gutsbeſitzer oder Pächter, wovon jeder einen wählt, zuzuziehen, um ſich deren Taxe, beſonders bei dem Feld- und Viehinventar zu unterwerfen. Bei der Abſchätzung ſelbſt muß der die Übergabe Leitende die Taxatoren dahin inſtruiren, daß fie bei der Abſchätzung nur einen wirthſchaftlichen Werth vor Augen haben, und alle außerordentlichen Fälle, welche entweder einen höhern oder niedern Preis verurſachen, bei Seite ſetzen. Übrigens müſſen die 3 Klaſſen Taratoren den ganzen Tag, fo lange ge: arbeitet wird, außer Communication bleiben. Abge— ſehen, daß die Taratoren, welche gewöhnlich aus dem Schulzen oder Schöppen beſtehen, eher für den Pächter eingenommen werden, als für den Verpäch— ter, handeln ſie der Regel nach weniger aus böſem Willen, als ihre Unzuverläſſigkeit mehr im Mangel feſten Willens liegt. Die Taxe der Pferde und des Rindviehes geſchieht Stück für Stück. Will der Ver— pächter den Pächter an eine gewiſſe Race binden, jo gehören die Bedingungen darüber in den Pachtkon— trakt. Bei der Schäferei iſt es gewöhnlich, daß ſolche in die gebräuchlichen Sorten geſetzt und nachher bei der Übergabe in eben ſolchen Sorten wieder zurück geliefert werden. Doch werden die Schafe bisweilen auch nach der Tare übergeben. ö Beim Zugviehe, Pferden und Ochſen wird der in der Gegend herrſchende Marktpreis als Norm gelten müſſen. Es muß aber deshalb bei den Pfer— den die Geſundheit aller Glieder, der Ernährungs— zuſtand und das Alter, bei den Ochſen aber, neben ihrer Geſundheit, ihre Größe und ihr Fleiſchzuſtand und das Gewicht derſelben berücksichtigt werden; fie ſind daher im Allgemeinen nach ihrem Fleiſchge— wichte, dem beſtehenden Marktpreiſe gemäß, bald höher, bald geringer abzuſchätzen. Für die Ermit— telung des Werthes der Arbeitspferde dürfte der, Marktpreis eines jährigen Pferdes des vorliegen— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 29 den Schlages, der alſo natürlich vorher ermittelt ſein muß, als Anhaltspunkt dienen. Dieſen Preis auf 8 Jahre durchſchnittlicher Brauchbarkeit ver— theilt, würde den Betrag beſtimmen, der für jedes Jahr höhern Alters vom Mittelpreiſe abzuziehen, oder für jedes Jahr geringern Alters bis zum vier— ten Jahr zuzulegen wäre. Pferde deſſelben Schlages, die unter 4 Jahr alt ſind, verlieren für jedes Jahr jüngern Alters den vierten Theil von dem auf gedachte Weiſe ermittelten Werthe eines 4jährigen Pferdes. Gebrechlichkeit eines Pferdes kommt hier— bei nur inſoweit in Betracht, als ſie die Arbeitslei— ſtungen ſtört, und wenn dieſe Störung ſich beſon— ders auf geringere Ausdauer oder auf gelähmte Kraftanwendung erſtreckt, ſo kann der Werth bis auf den achten Theil von dem Werthe eines geſun— den Pferdes ſinken oder ganz ſchwinden. Das Schwierigſte hierbei iſt die genaue Ermittelung des Alters, ſobald ein Pferd über 9 bis 10 Jahre alt iſt, und bis in dieſe Jahre zu gehen iſt nöthig, da ein Arbeitspferd bis zum funfzehnten Jahre ſeines Alters durchſchnittlich ſeine Arbeit leiſten kann. Der Kraft— zuſtand der Arbeitspferde iſt als normal anzuſehen, wenn die Knochen nicht ſpitz hervorſtehen, ſondern gewiſſermaßen halb gerundet mit Fleiſch bekleidet ſind. Größere Fettigkeit wäre nicht zu berückſichtigen; größere Magerkeit dagegen würde einen Abzug vom ſonſtigen Werthe des Pferdes begründen, der den Futterkoſten, nach dem Grade dieſes Fehlers, von 3 bis 6 Wochen gleich käme. — Zuchtpferde wer— den um ſo ſchwieriger zu tariren fein, je edler ihre Race iſt, fo wie überhaupt Liebhaberei ſehr ins Spiel kommt. Kann hier alſo nicht Privatvergleich zu Stande kommen, ſo bleibt nichts übrig, als öf— fentliche Verſteigerung eintreten zu laſſen. — Bei ordinären Zuchtſchafen hat die Sache keine Schwierigkeiten, indem der beſtehende Marktpreis hier immer nach dem Geſchlecht und Alter der Thiere, nach ihrer Lebensdauer, Nutzbarkeit und ihrem Fleiſchgewicht ſo abgeändert werden kann, daß weſentliche Verletzungen wohl zu vermeiden ſind. So wird z. B. ein Bock oder Schöps vom Ablaufe ſeines zweiten Lebensjahres an bis zur Schlachtbank feinen Werth, abgeſehen von einem zu magern oder Fettigkeitszuſtande, nicht verändern, mitten im zweiten Lebensjahre aber etwa %, mitten im erſten die Hälfte und als Lamm Ys feines vollen Schlächterwerthes im ausgewachſenen Zuſtande ha— ben. Mutterſchafe dagegen werden als Märzvieh 7 ihres Werthes im Mittelalter verlieren und im Alter von 2 Jahren ebenſo abſtufen können, als oben von den Böcken und Schöpſen angegeben worden, und der gemein gewöhnliche Marktpreis kann hier als Anhaltepunkt dienen. Bei feinen Schafen entſchei— det der Veredlungsgrad der Wolle, und dieſerhalb muß der Tarator ein geübter Wollkenner fein. In— deſſen würde auch hier beim Märzviehe der Preis des ordinären Viehes in Anwendung kommen, info: fern nicht etwa noch eine Schur von ihnen zu machen wäre, die denn allerdings zum Fleiſchwerthe der Thiere zugerechnet werden möchte. Die längere oder kürzere Brauchbarkeit zur Zucht und Wollnutzung würde bei edlen Thieren ebenfalls in Betrachtung zu ziehen ſein und ihren Werth vor- oder rückwärts abändern müſſen. Für Riſiko des Verluſtes müſſen dann von dem ermit— telten Werthe fo viel Proc. abgezogen werden, als die Sterblichkeit der Schafe jährl. durchſchnittlich von ei— ner gleichen Altersklaſſe der Herde wegnimmt. Haupt— ſache hierbei iſt, daß man ſich vorher darüber geei— nigt hat, wer das Riſiko des Steigens und Fal— lens der Wollpreiſe haben ſoll, was nach der Na— tur der Sache dem Pächter zufallen wird. Der Ta— rator muß nun zuvörderſt berechnen können, wie viel ein ordinäres Schaf in einem Jahre zu unterhalten foftet, und wieviel deſſen Ertrag an Wolle und Zu— zucht nach den beſtehenden Marktpreiſen werth ift. Ein Gleiches muß er von den Merinoſchafen können. Dann kommt es auf eine Sortirung der ganzen Herde nach Qualität und Altersklaſſen an. Bei ei— ner jeden Klaſſe gleicher Qualität der Wolle iſt dann auf obige Weiſe der Preis zu ermitteln und nach den Altersklaſſen abzuändern, worauf man leicht berechnet, welchen Werth die ganze Herde hat. — Bei Milchkühen können nur Milchergiebigkeit und Fleiſchgewicht berückſichtigt werden, wobei eine Sjährige Kuh den Mittelmarktpreis hält, und jedes ſteigende bis zum zwölften Jahre den Preis um e, jedes zurückgehende Jahr aber um s vermindert. Über 12 Jahre Alter gilt nur das Fleiſchgewicht. Das todte In ventarium wird nach den verſchiedenen Sorten im Ganzen tarirt, d. h. es werden die ſämmtlichen Pflüge u. ſ. w. und nicht die einzelnen beſonders der Taxe unterworfen. Bei dieſem Inventar wird es alſo darauf ankommen, ihre Ausdauer beim gewöhnlichen wirthſchaftlichen Gebrauche zu kennen, um die ſchon ſtattgefundene Abnutzung in möglichſt zu treffendem Maße von dem erſten Anſchaffungswerthe abzuziehen und im Über— reſt mit Zurechnung des bei erreichter Unbrauchbar— keit noch übrig bleibenden Materialwerthes den ge— genwärtigen Geldwerth ausſprechen zu können. Über den Anſchlagswerth vergl. den Abſchnitt Reiner— tragsberechnung. Es giebt jedoch viele Gegen— ſtände bei einer Pachtübergabe, als z. B. Brau— und Brennereigeräthſchaften u. ſ. w., welche die gewöhnlichen landwirthſchaftlichen Taxatoren nicht zu beurtheilen vermögen, und hierzu müſſen dann die Gewerken der betreffenden Innungen in Anſpruch enommen werden; es verſteht ſich jedoch, von jeder Partei andere. Wenn bei der Übergabe des andern Inventars davon die Rede iſt, daß es in dem übernom— menen Zuſtande übergeben werden ſoll, ſo kann es ſich hier nur darum handeln, wie der Tarwerth bei der Übernahme geweſen iſt, und wie er ſich bei der Über— gabe geſtaltet, wo dann entweder Pächter oder Ver⸗ pächter herauszahlen muß; bei Gegenſtänden aber, wie z. B. Braupfannen, Branntweinblaſen u. ſ. w. kann natürlich nicht davon die Rede ſein, ſie ſo gut zu übergeben, als ſie übernommen worden ſind. Es kann ſich daher bei der Übernahme ſolches Pachtin— ventars nur darum handeln, daß die Gewerken den Werth und die erfolgende Abnutzung während der Pachtzeit bei der Übernahme des Pächters beſtimmen und bei der Übergabe dies berückſichtigen. Es kommt 30 ; Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. hierbei hauptſächlich nur darauf an, daß dem Päch— ter ein gewiſſer Theil von Verantwortlichkeit in der Beziehung aufgebürdet wird, daß er darauf ſieht, daß mit dieſen Gegenſtänden ſorgſam umgegangen wird. Ergiebt es ſich, daß während der Dauer der Pachtzeit dieſe Gegenſtände nicht aushalten, als ſie bei der Tare angegeben find, jo muß er Anzeige an den Verpächter machen, und es müſſen dann die ge— genſeitigen gewerklichen Taratoren zuſammentreten, um den Beſtand der Sache zu unterſuchen, und, wenn nöthig, die Beſtimmung zu den Hauptreparaturen oder zur Ergänzung durch Neues zu treffen. Saaten, Ackerbeſtellung und Dünger— zuſtand erfordern immer nur eine Beſchreibung deſſen, was da iſt, und es gehört dazu in vielen Fällen, außer guten Augenmaße, auch eine einfache Ermittelung der Größe von Acker- und Wieſen— flächen. . Das Super- oder Mehrinventar, d. h. diejenigen Stücke, welche der Pächter mehr hat, als das Übergabeprotokoll beſagt, iſt zwar der Ver— pächter nicht gezwungen anzunehmen, aber den— noch der Pächter nicht berechtigt, vor beendigter Rückgewähr ein Inventarienſtück wegzuſchaffen, da dem Verpächter nach den preuſſ. Geſetzen das Recht zuſteht, aus dem ganzen vorhandenen Inventar die Stückzahl vollmachen zu laſſen, nachdem der Pächter das beſte jeder Sorte weggenommen. Daher muß ſich der Pächter oft kontraktmäßig verpflichten, im letzten Pachtjahre kein Vieh, das Brackvieh ausge— nommen, zu verkaufen, zu vertauſchen, zu verſchen— ken, überhaupt wegzuſchaffen. Baar-Auslagen, die der Pächter auf zurückzulaſſende Vorräthe verwandte, müſſen ihn erſtattet werden. Zum Superinventar gehört auch die mehrere Ausſaat, Düngung und Beſtellung, aber nicht die beſſere Beſtellung, indem für dieſe der Pächter unter keinerlei Umſtänden Er— ſatz fordern kann. Die mehrere Ausſaat wird nach dem nächſten Marktpreiſe, die mehrere Beſtellung nach Landesgebrauch, die mehrere Düngung nach dem Gutachten Sachverſtändiger vergütet. Um bei landwirthſchaftlichen Übergaben und Abnahmegeſchäften eine Taxe oder Geldabſchätzung gänzlich zu vermeiden, ließe ſich auf folgende Weiſe verfahren. Die todten Inventarienſtücke werden in 4 gut zu erkennende Klaſſen getheilt, nehmlich: J) neu, 2) gebraucht, 3) abgenutzt, 4) unbrauch— bar und nur im Materialwerth. Zu 1) gehören alle Stücke, die eben erſt in Gebrauch gekommen oder wirklich noch neu ſind; ſie haben den Werth des vollen Betrags ihrer, den' Intereſſenten bekannten, Anſchaffungskoſten. Zu 2) ſind diejenigen Stücke zu rechnen, welche durch den Gebrauch bereits die Kennzeichen der Neuheit verloren haben, aber noch nicht abgenutzt ſind; ſie verlieren den dritten Theil vom Werthe der neuen Stücke. Unter 3) begreift man diejenigen Stücke, welche ſchon Abnutzung zei— gen und nur durch Reparaturen brauchbar zu erhal— ten ſind; fie verlieren 3 vom Betrage ihrer An: ſchaffungskoſten. Die unter 4) bezeichnete Klaſſe bleibt am beſten aus der Übergabe weg, oder wird nur als Maſſe, Holz, Eiſen, Leder u. ſ. w. bezeich— net. — Das Zugvieh und die Milchkühe würden ebenfalls in Klaſſen mit den oben angegebenen Ab— ſtufungen eingetheilt werden können. Bei den Scha— fen hingegen würde eine genaue Sortirung nach Qualität und Altersklaſſen beider Intereſſenten, ſo— wohl zur Sicherung als zu dereinſtigen Ausgleichung völlig genügend ſein können, wenn ſie darüber einver— ſtanden ſind, daß der jetzige oder übergebende Eigen— thümer derſelben ſich den künftigen Preisveränderun— gen unterwirft und nur Erhaltung der Qualität und Altersklaſſen verlangt. ö Ob nun gleich die oben näher angegebene Geſchäfts— form bei Pachtübernahmen und Übergaben gegenwär— tig noch die übliche iſt, ſo erſcheint ſie doch ſehr man— gelhaft, indem nicht ſelten durch Parteinehmen der erwählten Tarxatoren dem einen oder dem andern Theile ſehr empfindliche Betheiligungen zugefügt werden, und meiſtens befindet ſich namentlich der übernehmende Theil im Nachtheile. Um daher die— ſem Übelſtande mit ſeinen oft ſehr traurigen Fol— gen abzuhelfen, würden wirklich geeignete Sachver— ſtändige, was die erwählten Taxratoren oft nicht einmal ſind, zu ernennen ſein, ferner der Einfluß der Parteien auf das Abſchätzungsgeſchäft völlig ab— geſondert werden müſſen, und endlich zur gänzlichen Sicherſtellung eine höhere Inſtanz zu errichten ſein, welche vornehmlich über die Taratoren wacht. Es dürfte daher angemeſſen ſein: 1) Daß die Sachver— ſtändigen von dem Richter, welcher das Übergabege— ſchäft dirigiren ſoll, gewählt werden. 2) Die Tarato— ren müſſen gar nicht für einen oder für den andern der Intereſſenten, ſondern im Allgemeinen nur für das beabſichtigte Geſchäft gewählt werden, und 3) auf gemeinſchaftliche Koſten und auf gleiche Art durch die Richter bezahlt werden. Außer ſich von ſelbſt verſtehender Unbeſcholtenheit muß der landwirthſchaft— liche Taxator vollſtändige Kenntniß des Koſtenwerthes, der Dauer und Abnutzung der ſeiner Abſchätzung zu unterwerfenden Dinge, ſo wie des Marktwerthes der dazu gehörigen Feldfrüchte, Züge, Nutzthiere und ihrer Produkte unter den vorliegenden Verhältniſſen und in der betreffenden Gegend haben. Dergleichen Taratoren könnten für gewiſſe Kreiſe oder Bezirke aus den gediegenſten Landwirthen gewählt, einer beſondern Prüfung ihrer Kenntniſſe unterworfen, ſodann im Allgemeinen in Pflicht genommen und alsdann als beſondere Übergabe-Commiſſäre zum Geſchäfte der Übergaben, wie auch anderer nöthi— ger landwirthſchaftlichen Begutachtungen zugezogen werden. 0 Was nun endlich die Zeit der Übergabe betrifft, ſo iſt dieſe nicht ſelten unpaſſend gewählt. Denn fie findet ſtatt zu Lichtmeß, Oſtern, Walpur⸗ gis, Jacobi oder Michaelis. Ein ſehr gewöhnlicher Termin iſt Walpurgis, der beſte aber Johannis. Alle andern Termine fallen in Zeitperioden der drin— genden Arbeiten oder in ſolche Zeiträume, wo ſich die Vorräthe in den Kellern, Scheunen, Böden u. ſ. w. nicht überſehen laſſen. Zu Johannis iſt hin— gegen ein Zeitpunkt der Ruhe im landwirthſchaft— lichen Betriebe; die Sommerſaat iſt gemacht, in den Scheunen iſt ausgedroſchen, die Wollſchur iſt 2 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. a 31 vorüber, es beginnt die Vorbereitung zur Winter— ſaat, und es kann der angehende Pächter noch manche Lücke im Feldbaue, um für die Winterfütterung zu ſorgen, ausfüllen. Der Übergebende hat Zeit, Al— les zu verkaufen, was ihm gehört, und zur Über— gabe das Nöthige zu ordnen, dem Übernehmenden bleibt aber Zeit, noch mancherlei nützliche Einrich— tungen gleich für das erſte Jahr zu treffen. Erbpacht. Der Erbpacht iſt der Vertrag, vermöge deſſen Jemand das vollſtändige Nutzungsrecht eines frem— den Grundſtücks gegen einen damit im Verhältniſſe ſtehenden Zins erblich überkommt. Sie iſt eine ur— ſprünglich deutſche Einrichtung, welche durch die großen unbebauten Flächen und den Mangel an Arbeitern entſtanden iſt. Der zu bezahlende Zins (Erbzins, Grundzins, Canon) iſt in der Regel gleichförmig, und die Einrichtung, daß das Gut von Zeit zu Zeit veranſchlagt und hiernach der Zins erhöht oder herabgeſetzt werden ſoll, eine Erfindung der neuern Zeit. Ob zwar gleich Alles hierbei auf eine richtige Veranſchlagung des Canons an— kommt, ſo bleibt dies doch eine überaus ſchwierige und ſtets unſichere Sache. Man hat in einigen Län— dern denſelben halb in Geld, halb, in Naturalien; in andern theilweiſe in den letztern, theilweiſe in verſchiedenen Münzſorten feſtgeſtellt. Die billigſte und ausgleichendſte Beſtimmung des Canons wird immer die in Naturalkorn ſein, obſchon dieſe nur in ſehr wenigen Staaten durchzuführen ſein wird. Eben ſo große Schwierigkeiten würde es haben, jährlich einen Durchſchnitt der Kornpreiſe feſtzu— ſtellen, obgleich jede Verletzung dadurch vermieden zu werden ſcheint. Oft kommt es auch vor, daß der Zins in Getreide beſtimmt und nach dem jedesmali— gen Marktpreiſe oder nach der ſogenannten Kam— mertare, oder nach einem Durchſchnittspreiſe von mehreren Jahren in Gelde abgeführt wird. Wenn nun aber auch jetzt nicht mehr der Erbpachtzins mit dem Extrage des Gutes im Verhältniß ſteht, jo folgt doch hieraus nicht, daß dem Geſchäfte kein Erbpacht zu Grunde liege; denn es hat ſich natürlich der Er— trag der Ländereien mit der ſteigenden Kultur in ei— ner Reihe von Jahren ſehr verändert. Die Erbpacht unterſcheidet ſich durch dieſen nach dem Verhältniſſe des Ertrags angenommenen Zins von ähnlichen Rechtsinſtituten, namentlich von dem Erbzinſe, wo der Zins nicht als eine Abgabe vom Ertrage, ſondern zum Anerkenntniß des Obereigen— thums gegeben wird. Der Erbzinsmann iſt Eigen— thümer, der Erbpächter nur Nießbraucher einer fremden Sache. Von dem Nießbrauche unterſcheidet ſie ſich aber wieder durch die Erblichkeit des Be— ſitzers. Die Verleihung der Erbpacht geſchieht in der Regel auf ewige Zeiten; doch gelten dieſelben Vorſchriften, wenn ſie auf gewiſſe Generationen geſchloſſen wird. Dagegen iſt das Geſchäft als eine Zieitpacht zu betrachten, wenn die Dauer auf eine gewiſſe Reihe von Jahren beſtimmt iſt. Wenn aber das Inventarium und die Gebäude dem Erwerber gehören, wenn er die Befugniß hat, ſein Recht zu verkaufen, und er oder ſeine Erben nach Ablaufe der Zeit ſich wieder einkaufen müſſen, ſo iſt ein Zeiterbzinsgut (Zeitemphytnuſe) vorhanden. Mit dem Meierrechte in Niederſachſen iſt fie am meiſten verwandt, beſonders wenn nicht von der Erbpacht einzelner Grundſtücke und Ländereien, ſondern eines vollſtändigen Land- oder Bauerguts die Rede iſt. Das Meiergut hat das Eigenthümliche, daß die Erhaltung der Stelle als Hauptrückſicht betrachtet werden muß, der Familie des Meiers Verſorgung aus dem Gute zukommt, und der Gutsherr daſſelbe nicht mit ſeinen Beſitzungen vereinigen darf. Die Überlaſſung eines Grundſtücks auf Erbpacht iſt nicht als eine Veräußerung des Eigenthums der Subſtanz zu betrachten, und daher dürfen Lehns— und Fideicommißbeſitzer ohne Beiſtimmung der Agnaten und Fideicommißfolger, ſowie eigenthüm— liche Gutsbeſitzer ohne Beiſtimmung der Cxeditoren nicht blos einzelne ſelbſtſtändige Pertinenzien des Gutes, als Bauerhöfe, Mühlen, Schmieden, Krüge, ſondern auch das Vorwerksland ganz oder zum Theil in beliebigen Parcellen auf Erbpacht austhun, und es gehört hierzu vornehmlich in Preußen weiter nichts, als daß von der landwirthſchaftlichen Credit— direction oder von der Landespolizeibehörde ein At— teſt darüber eingeholt werde, daß die Vererbpach— tung den Hypothekengläubigern nicht ſchädlich ſei, das Einkaufsgeld aber wieder zum Lehn- oder Fidei— commiß angelegt, oder zur Tilgung der zuerſt ein— getragenen Schulden verwendet wird. Bei der Ver— erbpachtung der Domainen, Forſten und geiſtlichen Güter finden aber die Grundſätze wie bei der Ver— äußerung ftatt. So vielfach die Erbpacht in Deutſchland vor— kommt, ſo ſelten giebt es doch Verleihungsbriefe aus älterer Zeit darüber. Gewöhnlich kann man nur aus den im Kontrakte enthaltenen Bedingungen entnehmen, daß eine Erbpacht ſtattfinde; noch häu— figer aber iſt gar kein Dokument vorhanden. Es iſt aber zur Beſtellung eines Erbpachtsrechtes ein ſchriftlicher Kontrakt nicht nöthig, und es kann ſol— ches auf den Grund mündlicher Verträge, welchen durch eine Verjährung dauernde Kraft beigelegt wor— den, erworben werden. Ein Zeitpächter kann zwar niemals das Eigenthum des Gutes zum Nachtheile des Verpächters verjähren oder einen erbpacht— lichen Beſitz erwerben; aber die langjährige Be— nutzung eines Gutes gegen eine unveränderte Ab— gabe giebt auch die Vermuthung, daß eine Erbpacht obwalte. Die erbliche Austhuung des Gutes hat ſehr viel Angenehmes; denn die Einnahme iſt immer be— ſtimmt, es treffen den Eigenthümer keine Unglücks— fälle, er hat mit den Bauten nichts zu thun, zieht von ſeinem Vermögen angemeſſene Renten, und kann ſeine Zeit andern Beſchäftigungen widmen. 32 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Daher iſt ſie für den Grundbeſitzer, welcher ſich der bracht, welche dem Erbverpächter zuletzt am meiſten Bewirthſchaftung ſeiner Güter nicht ſelbſt unterzie— hen kann, die vortheilhafteſte Benutzungsart, und iſt beſonders für Beſitzer großer Herrſchaften der Zeitpacht vorzuziehen. Andererſeits hat aber die Vererbpachtung den Nachtheil, daß, da die Pacht— ſumme ein für allemal beſtimmt iſt, der Gutsherr den Vortheil nicht mehr genießt, welcher aus dem Steigen der Getreidepreiſe erwächſt. Er wird dem— nach Mittheilnehmer des Gewinns werden, wenn er die Pacht in Getreide beſtimmt und ſie in Geld nach den alljährlichen Marktpreiſen bezahlen läßt. Es iſt aber auch hierbei noch zu berückſichtigen, daß das Eigenthum eines Erbpachtgutes ſchwer zu verkaufen iſt; denn ein jeder Käufer will nicht ſein Kapital blos auf Zinſen anlegen, ſondern damit ge— winnen, und dieſes iſt auf einem vererbpachteten Gute nicht mehr möglich. Die Vererbpachtung von Bauerhöfen, Mühlen, Krügen und Schmieden iſt ſchon ein großer Anſtoß für den Käufer, weil man ungern dergleichen kleine, dem Eigenthume ähnliche Beſitzun— gen fremder Perſonen im Dorfe zu dulden pflegt. Bei Landgütern hingegen, welche aus dem Verkehr geſetzt ſind, weil die Kirchen, milden Stiftungen, den Käm— mereien und ſelbſt dem Staate angehören, iſt die Erb— pacht, da die eigne Bewirthſchaftung wegfällt, durch— aus zweckmäßig. Der Pächter muß ein Gut auf Erbpacht zu bekommen ſuchen, weil ſie der Zeitpacht inſofern vorzuziehen iſt, da er und. ſeine Nachfolger den Ertrag der Verbeſſerungen künftig genießen, und der tüchtige Wirth hierbei nicht für Andere arbeitet; weil er das Gut mit geringern Mitteln erwerben kann und er den Kündigungen der Gläubiger nicht aus— geſetzt iſt, die oft ftattfindet, wenn er mit geliehenem Geld ein Gut kauft; weil er ſo ſein Vermögen zum größern Theile zu höhern Zinſen als Betriebskapital benutzen, und endlich bei der Erbpacht das Gut eben ſo leicht zum freien Eigenthume erwerben kann, da meiſtens die Geſetze die Ablöſung des Canons geftatten. Für den nicht reichen, ſondern nur bemit⸗ telten Landwirth iſt der Erwerb eines Erbpachtgutes der Übernahme einer Zeitpacht und ſelbſt dem An— kaufe eines freien Eigenthums vorzuziehen. Bei alten Vererbpachtungen, welche im Wege der Licitation geſchehen müſſen, ſollte man den Zins feſtſetzen, und nur auf das ſogenannte Einkaufs⸗ oder Einſtandsgeld bieten laſſen, und es muß der erſtere ſo mäßig geſtellt werden, daß der Erbpächter unter allen Umſtänden dabei beſtehen kann. Ein entgegengeſetztes Verfahren, nehmlich die Lici— tation des Canons und die Veranſchlagung eines zu hohen Zinſes hat viele Nachtheile hervorge— ſchadeten. a Der Erbpachtzins iſt in Preußen mit dem 25fa— chen Betrage ablöslich; wenn er aber an Kirche, Pfarren und milde Stiftungen entrichtet wird, ſo iſt zu deſſen Ablöſung die beſondere Genehmigung der Vorgeſetzten der Stiftung nöthig. Dagegen kön— nen Naturallaſten von Erbpachtsſtücken der Kirchen und Pfarren zwar in eine ſteigende und fallende Geldrente verwandelt, dürfen aber nicht abgelöſt werden. — In Sachſen darf ein Vertrag, durch welchen ein Erpachtsverhältniß hergeſtellt werden ſoll, nicht weiter eingegangen werden. Dem Erb— pachter ſteht es jederzeit frei, ſein Erbpachtsgut gegen Erhöhung des davon zu entrichtenden Canons um den 20ſten Theil oder um 5 Procent von dem Erbpachtsverhältniſſe zu befreien und in volles Ei— genthum zu verwandeln, wodurch er zugleich das Verkaufsrecht des Erbverpachters beſeitigt. Eine ſolche Ablöſung kann blos auf Antrag oder mit Zu— ſtimmung des Erbzinsmannes erſolgen. Der Canon ſelbſt aber und deſſen erhöhter Betrag bleibt unab— löslich auf dem damit beſchwerten Grundſtücke als Grundzins haften, und das Grundſtück wird wie ein ſchlechtes Zinsgut angeſehen. Das Erbſtandsgeld, welches ein für alle— mal bei dem Anfange der Erbpacht gegeben wird, geht in das Eigenthum des Erbverpächters über, welcher nicht ſchuldig iſt, deſſen Zinſen von der ver— abredeten Erbpacht in Abzug bringen zu laſſen, es ſei denn, daß es blos als Caution gezahlt worden wäre. Das Erbſtandsgeld verbleibt dem Erbver— pächter, wenn auch der Kontrakt aus irgend einem Grunde wieder aufgehoben wird; iſt es aber als Cau— tion geſtellt, ſo muß es der letztere in einem ſolchen Falle zurückgeben, nachdem er ſich aus demſelben wegen ſeiner etwa habenden Entſchädigungsforde— rungen bezahlt gemacht hat. Der Erbpächter wird in Preußen in allen ſeinen Verhältniſſen als Nießbraucher behandelt, und es finden hierbei nur folgende Abweichungen ſtatt: 1) Der Nießbraucher muß die Gebäude, welche der Zufall zerſtört, wieder errichten; hierzu iſt der Erb— pächter nicht verbunden, ſondern der Erbverpächter muß ſie unter allen Umſtänden, wenn ſie ohne Ver— ſchulden des Erbpächters zu Grunde gehen, auf ſeine Koſten wieder herſtellen. 2) Wenn der Erbpachter beim Eintritt des zweiten Jahres die Erbpacht des vorigen noch nicht abgetragen hat, ſo kann der Erb— verpächter die Sequeſtration des Gutes verlangen, und iſt, wenn er Gefahr läuft, dem verſeſſenen oder künftigen Zins zu retten, die Erbpachtsgerechtigkeit ſogar verkaufen zu laſſen, berechtigt. — —— 3 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, 0 1 33 Lan d bau. l a | Bodenkunde. Der Boden, welcher die oberſten Schichten der Erdoberfläche bildet und der Vegetation (Pflanzen— wachsthum) überhaupt als Unterlage zur Befeſti— gung und Zuführung von Nahrungsmitteln dient, beſteht aus den Trümmern der verſchiedenen Ge— birgsarten, deren Bruchſtücke nach und nach durch Verwitterung in pulverförmige Theile übergegangen ſind, welchen ſich zugleich mannichfaltige Überreſte abgeſtorbener Thiere und Pflanzen beimengen, wo— durch die Bildung von Humus (Dammerde) der eigentlichen Pflanzennahrung veranlaßt wird, und aus ſalzigen und andern mineraliſchen Beſtand— theilen. Den Hauptbeſtandtheil jedoch bilden die Erden. Bei den für die Vegetation tauglichen Erdſchichten iſt hinſichtlich ihrer Fruchtbarkeit ſtets ihre Tiefe oder Mächtigkeit von weſentlichem Einfluſſe. Am tiefſten findet man ſie im Allgemei— nen in Thälern von geringem Fall, in Ebenen, welche von höhern oder bergigen Gegenden umge— ben ſind, an den Ufern langſam fließender Ge— wäſſer, in den Umgebungen mancher Seen und in muldenförmigen Vertiefungen einzelner Gebirgs— gegenden. Weniger mächtig dagegen iſt ſie gewöhn— lich am Abhange der Berge, an den Ufern reißen— der Bergſtröme und reißender Gewäſſer überhaupt, auf einzelnen gelegenen Bergflächen und in grö— ßern nicht von Bergen begrenzten Ebenen. Die mehr oder weniger ſchiefe Lage und Steilheit oder die Abdachung des Bodens iſt für ſeine Kulturverhältniſſe ebenfalls von großer Wichtigkeit. S. weiterhin Abdachung. Die Beſtandtheile des Bodens zerfallen in unveränderliche und veränderliche. Zuden erſtern rechnet man die Kiefel-, Thon⸗, Kalk- und Bitter⸗ oder Talkerde; zu den letztern rechnet man die Humustheile, Salze und leichter auflöslichen Be— ſtandtheile des Bodens überhaupt; dieſe kommen weit weniger im Boden vor, und einige derſelben fehlen auch häufig ganz. In den unveränderlichen Beſtandtheilen des Bodens, in den Grunderden deſſelben, ſammeln ſich die nährenden Theile für Pflanzen an, und durch ſie werden die Wurzeln der Pflanzen feſtgehalten; zur eigentlichen Nahrung der in ihnen wachſenden Pflanzen tragen ſie aber weit weniger bei, als die veränderlichen Beſtand— theile. Es ſind ihnen jedoch gewöhnlich mehr oder weniger andere Stoffe beigemengt, die oft ſehr weſentlich zur Fruchtbarkeit beitragen. Zu den wich— tigſten allgemeiner verbreiteten dieſer Beſtandtheile gehört der Humus oder die Dammer de, Ge— wächserde. Zu den einzelnen natürlichen Eigenſchaften, Kirchhof, Landwirth. 1 welche auf die Fruchtbarkeit eines Erdreichs mehr oder weniger von Einfluß ſind, gehören: 1) Das Gewicht der Erden, worüber man bei angeſtellten Verſuchen folgende Reſultate ge— funden hat: a) Der Sand iſt ſowohl im trocknen als naſſen Zuſtande der ſchwerſte Theil der Acker— erde; b) Kalk- und Quarzſand find in dieſer Be— ziehung wenig verſchieden. e) Die Thonarten find um ſo leichter, jemehr Thon und je weniger Sand ſie enthalten und umgekehrt. d) Die Kalkerde zeigt eine große Verſchiedenheit, je nach der Feinheit ihres Korns und der Art ihrer Darſtellung; die aus gelöſchtem Kalke erhaltene iſt bedeutend leich— ter. e) Die Bittererde, welche in den Ackererden gewöhnlich nur in Verbindung mit Kalk- oder Kieſelerde vorkommt, nähert ſich hinſichtlich des Gewichts mehr dem Sande. ) Der Humus hat das geringſte Gewicht. g) Zuſammengeſetzte Acker— erden ſind in der Regel um ſo leichter, je reicher ſie an Humus ſind; doch läßt ſich aus dieſem Kennzeichen allein noch nicht mit Sicherheit auf die Fruchtbarkeit des Erdreichs ſchließen, da der Humus ſelbſt ſehr verſchieden ſein kann. 2) Die waſſerhaltende Kraft der Er— den. Dieſe iſt für die Vegetation von großer Wichtigkeit, indem von ihr die Menge der wäſſe⸗ rigen Nahrungsmittel abhängt, welche den Wur- zeln der Pflanzen zugeführt werden, ſowie das Waſſer an ſich ſchon zu den nothwendigſten Nah— rungsmitteln der Pflanzen gehört. Bei hierüber angeſtellten Verſuchen hat ſich Folgendes ergeben: a) Die Sandarten beſitzen die geringſte waſſerhal— tende Kraft, obſchon dieſelbe nach der Feinheit des Korns verſchieden iſt; bei ſehr grobkörnigem Sande kann ſie ſich bis 20 Procent vermindern, während ſie ſich bei ſehr feinkörigem Sande bis gegen 40 Proc. erhöht. b) Die Gypserde nähert ſich in dieſer Beziehung ſehr den Sandarten. c) Der ſchiefrige Mergel zeigt ſelbſt bei ſehr ſtarkem Thon⸗ gehalt nur eine geringe waſſerhaltende Kraft und nähert ſich in dieſer Beziehung dem Sande am meiſten, weshalb er vorzüglich dazu beitragen muß, das Erdreich wärmer und trockener zu machen. d) Die Kalkerde zeigt je nach der Feinheit ihres Korns viele Verſchiedenheiten in der waſſerhaltenden Kraft. e) Die Bittererde, welche ſich gewöhnlich in der Ackererde in dichter Form an Kalk- oder Kieſelerde gebunden findet, beſitzt eine den Sandarten ſich nähernde, waſſerhaltende Kraft. k) Die größte waſſerhaltende Kraft hat gewöhnlich der Humus, zumal wenn ihm noch viele halbzerſetzte organiſche Stoffe, Überreſte von Holz, Blättern, Wurzeln g 93 . 34 Die Begründung des landwirthſchaſtlichen Gewerbes. u. ſ. w. beigemengt find. Aus einer großen waſ— ſerhaltenden Kraft läßt ſich daher oft mit großer Wahrſcheinlichkeit auf eine reichliche Beimengung an organiſchen Stoffen ſchließen. Die im Klima Deutſchlands zum Getreidebau benutzten Ackererden ſcheinen am häufigſten in ihrer waſſerhaltenden Kraft zwiſchen 40 bis 70 Proc. zu wechſeln; iſt die waſſerhaltende Kraft eines Erdreichs bedeutend größer oder geringer, fo eignet es ſich meiſt befier zur Kultur gewiſſer Pflanzen; bei einer geringen waſſerhaltenden Kraft zum Weinbau und zu Na⸗ delhölzern, bei einer größern zu Wieſen oder zur Kultur gewiſſer Pflanzengattungen. Aber auch die einer Gegend zukommende mittlere Regenmenge und Temperatur muß nothwendig. 1 von weſent⸗ lichem Einfluſſe fein; daher kann dieſelbe Boden- miſchung für eine Gegend fruchtbar ſein, welche es für eine andere unter veränderten Umſtänden nicht mehr iſt. 3) Die Feſtigkeit und Conſiſtenzeines Erdreichs im trocknen und naſſen Zu⸗ ſtande. Dieſe iſt ſowohl für die Fruchtbarkeit als Bearbeitung des Erdreichs von bedeutendem Ein— fluſſe, ſowie auch die beim Landbaue allgemein angenommenen Benennungen eines ſchweren oder leichten Bodens hierauf beruhen. Um die in einer Feldmark vorkommenden verſchiedenen Erdarten in dieſer Beziehung zu unterſuchen und miteinander zu vergleichen, kann man einfach auf folgende Weiſe verfahren. Man formt ſich zu den zu ver⸗ gleichenden Erden in ihrem mäßig durchnäßten, gleichförmig feuchten Zuſtande nach einer oben und unten durchbrochenen Form von hartem Holze oder beſſer Metall längliche viereckige Stücke von 4 pariſer Linien Dicke und Breite und etwa 2 Zoll Länge, die man entweder in der Form ſelbſt trock— nen läßt, oder auch ſogleich noch feucht aus der Form nimmt und zuerſt an der Luft im Schatten, ſodann aber noch in einer höhern Temperatur von 50 Grad Reaumur vollkommen austrocknet. Die verſchiedene Feſtigkeit der ausgetrockneten Erden läßt ſich nur durch nachſtehendes einfache Inſtru— ment näher beſtimmen: Ein Wagebalken von 20 Zoll Länge liegt nach ungleicher Seitenvertheilung auf einem Fuße, unter dem ein Geſtelle angebracht iſt, und bewegt ſich mit ſeiner längern Hälfte in einem an der entgegengeſetzten Seite des Geſtelles angebrach— ten gabelförmigen Ausſchnitte; an dem kürzern He— belarme iſt eine Kugel von Blei angebracht, welche eine an dem längern Arme befindliche Wageſchale im Gleichgewichte erhält, ſo lange letztere nicht mit Gewichten beſchwert wird. Hierin liegt zugleich der Maßſtab zur Vertheilung des Hebels hinſichtlich ſeiner Länge nach den beiden Seiten. An dem län⸗ gern Hebelarme befindet ſich etwa 1 Zoll vom Fuße, worauf der Hebel ruht, entfernt, ein klei⸗ ner ſtählerner, ſtumpfer Spaten, 4 pariſ. Zoll dick und 4 Linien breit, entſprechend der Breite der zu prüfenden viereckig geformten Erden, welcher an den Wagebalken durch einen Stift ſo befeſtigt iſt, daß er immer eine ſenkrechte Richtung anneh⸗ men kann. Die zu prüfende Erde bringt man nun unter den kleinen Spaten und legt ſo lange kleine Ge⸗ wichte in die Wagſchale, bis die Erde durchſchnit⸗ ten wird; bei Erden von geringer Conſiſtenz wird man mit Quentchen anfangen können; bei Erden von großer Conſiſtenz müſſen dieſe hingegen bis auf einige Pfund vermehrt werden. Bezeichnet man nun die für den dichteſten Thon gefundene Conſiſtenz durch 100, ſo läßt ſich leicht die Con⸗ fiftenz jeder Erde darauf zurückführen; ebenſo läßt ſich aber auch dadurch unabhängig vom Thone die Conſiſtenz anderer verſchiedener Erden unter ſich vergleichen. f Bei Bearbeitung eines Erdreichs im naſſen Zuſtande iſt nicht nur der Zuſammenhang der Erd— theilchen unter fi, ſondern auch zugleich ihr An⸗ hängen an Ackerwerkzeuge zu überwinden. Eine vergleichende Prüfung über dieſe Eigenſchaften an⸗ zuſtellen, läßt ſich auf folgende Weiſe bewirken: Man befeſtigt gleich große Scheiben von Eiſen und Holz unter die Wagſchale einer Wage, und jet. die andere Wagſchale durch aufgelegte Gewichte mit ihr ins Gleichgewicht; hierauf bringt man die Scheibe mit einer unter ihr liegenden durchnäſſten Erde in genaue Berührung, und legt in die an⸗ dere Schale ſo lange Gewichte, bis ſie ſich von der Erde losreißt. Die Menge der aufzulegenden Gewichte entſpricht der Größe des Anhängens oder der Schwierigkeit, die Erde im naſſen Zuſtande zu bearbeiten. 4) Die Fähigkeit der Erden, mehr oder weniger ſchnell an der Luft auszu⸗ trocknen. Es iſt für die Vegetation von ſehr weſentlichem Einfluſſe, ob ein Erdreich die aufge— nommene Feuchtigkeit ſchnell wieder an die atmo⸗ ſphäriſche Luft abgiebt, oder lange in ſich zurückbe— hält. Auf dieſer Eigenſchaft der Erden beruhen die vorkommenden Benennungen eines hitzigen oder kalten, trocknen oder naſſen Bodens; Sand, Gyps und ſchiefriger Mergel trocknen am ſchnellſten unter allen Erden wiederum aus, und bilden daher den hitzigen Boden. Der Kalk zeigt auch hier, je nach der verſchiedenen Form, viele Verſchiedenheiten; der Kalkſand trocknet ſehr ſchnell wieder aus, ſeine Kalkerde dagegen weit langſamer; letztere hat aber 4 * 9 \ vor dem Thone den großen Vorzug, auch nach dem Austrocknen ein lockeres Erdreich zu bilden. 5) Die Volumensverminderung durch das Austrocknen. Durch das Austrocknen vermindern die meiſten Erdarten ihr Volumen und ziehen ſich in einen engen Raum zuſammen, wo— durch oft Riſſe und Sprünge im Boden entſtehen, welche ſehr ſchädlich auf die Vegetation einwirken, indem die feinern Wurzeln, die den Pflanzen nicht ſelten die meiſte Nahrung zuführen, theils von Erde entblößt, theils zerriſſen werden. Gyps und Sandarten vermindern ihr Volumen durch das Austrocknen nur ſehr unbedeutend. Auch die feine Kalkerde zeigt nur eine geringe Volumensverminde— rung. Der Thon zeigt unter den humusreinen Erden die größte Volumensverminderung, was aber durch einen Zuſatz von Sand oder Kalk be— deutend vermindert wird. Unter den gewöhnlichen Beſtandtheilen des Bodens erleidet der Humus die größte Volumensverminderung, und zieht ſich durch das Austrocknen um 3 ſeines Volumens zuſam— men, dehnt ſich aber bei Benetzung mit Waſſer in dieſem Verhältniſſe wieder aus. a 6) Die Abſorption (Einſaugung) von Sauerſtoff (Lebensluft) aus der atmosphä— riſchen Luft. Die meiſten im Boden ſich befin- denden Erdarten haben die Eigenſchaft, in ihrem trocknen Zuſtande Feuchtigkeit und Sauerſtoff aus der Luft an ſich zu ziehen, welches auf ihre ver— ſchiedene Fruchtbarkeit von beträchtlichem Einfluſſe iſt. Außer dem Quarzſande beſitzen alle Erdarten des Bodens dieſe Eigenſchaft. Die größte Sauer— ſtoffabſorption zeigt der Humus; ihm nähern ſich die Thonarten, und die geringſte zeigt der Sand. Die Erden abſorbiren zu Anfange am ſtärkſten, im Verhältniß aber immer weniger, jemehr ſie ſich nach und nach mit Feuchtigkeit geſättigt haben, was gewöhnlich nach wenigen Tagen der Fall iſt; dem Sonnenlichte ausgeſetzt, laſſen ſie wieder einen Theil der aufgenommenen Feuchtigkeit verpflüchti— gen. Der Sauerſtoff iſt zur Keimung der Samen und zum Wachsthume der Pflanzen überhaupt höchſt nothwendig; durch Bearbeitung des Bodens werden abwechſelnd andere Erdſchichten mit der Luft in Berührung gebracht, und durch Abſorption des Sauerſtoffes gleichſam befruchtet; es wird auch in dieſer Beziehung zweckmäßiger ſein, das Erd— reich in einem mäßigfeuchten Zuſtande zu erhalten. Friſch aus der Tiefe gegrabene Erdſchichten zeigen ſich in der Regel anfangs weniger fruchtbar, als nachher, nachdem ſie längere Zeit der Luft ausge— ſetzt waren und einige Zeit bearbeitet wurden; ſie ſättigen ſich dadurch erſt mit der für die Vegeta⸗ tion nöthigen Menge Sauerſtoff, während ſie zu— gleich lockerer werden. 7) Die wärmehaltende Kraft der Er— den. Die Erden beſitzen die Eigenſchaft, die ihnen durch das Sonnenlicht oder die Temperatur mitge: theilte Wärme mehr oder weniger lange in ſich zurückzuhalten, bevor ſie ſolche wieder an die Um⸗ gebungen abgeben. Die Sandarten beſitzen die größte wärmehaltende Kraft, wenn die Erden dem * Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, 35 Volumen nach in gleichen Mengen verglichen wer— den. Daher die groͤßere Trockenheit und Hitze, welche Sandgegenden im Sommer beſitzen. Der ſchieferige Mergel ſteht in dieſer Beziehung den Sandarten am nächſten. Der Humus hat unter den Beſtandtheilen des Bodens die geringſte wärme— haltende Kraft. Jemehr Maſſe übrigens die Erde in demſelben Volumen beſitzt, je größer iſt im All— gemeinen ihre wärmehaltende Kraft. 8) Die Erwärmung der Erden durch das Sonnenlicht. Die Erden erwärmen ſich in verſchiedenem Verhältniß durch das Sonnenlicht, und dieſes kann auf die Vegetation von verſchie— denem Einfluß ſein. Ein aus hellgefärbtem Thone beſtehender Boden wird weit langſamer durch das Sonnenlicht erwärmt, als ein dunkelgefärbter trock— ner Sandboden, und ſchwarze humusreiche Gar— tenerde erwärmt ſich ſtärker, als magere Kalk- oder Thonerde. Auf die Stärke der Erwärmung haben übrigens folgende vier Punkte ſehr weſentlichen Einfluß: a) Die verſchiedene Farbe der Erdoberfläche. Von den dem Sonnenlichte ausgeſetzten Erden erhalten die (3. B. mit Kien— ruß) ſchwarzgefärbten immer eine bedeutend höhere Temperatur, als die natürlich graugefärbten, und dieſe erwärmen ſich wieder mehr, als (z. B. mit Bittererde) künſtlich weißgefärbte Erden. Hieraus erklärt ſich, warum ſchon bloßes Ausſtreuen von Erde, Aſche nnd dergl. dunkler als Schnee gefärb- ten Pulvers das Schmelzen des Schnees befördert, und wie dunkle Anſtriche von Wänden und Mauern das frühere Reifwerden des an ihnen gepflanzten Obſtes, Weintrauben u. ſ. w. befördern können. b) Der verſchiedene Grad der Feuchtig— keit, in welchem ſich die dem Sonnenlichte aus— geſetzte Erde befindet. Die naſſe Erde derſelben Art erhält nie eine ſo hohe Temperatur, als die trockne. c) Die verſchiedenen Beſtandtheile der Erde ſelbſt. Dieſe haben an ſich auf ihre Fähigkeit, ſich in der Sonne verſchieden zu erwär— men, weit geringern Einfluß, als Farbe und Feuch— tigkeit der Erden. d) Die Neigung des Erd— reichs. Dieſe hat gegen das einfallende Sonnen— licht auf die verſchiedene Erwärmung der Erden einen ſehr weſentlichen Einfluß; die Erwärmung iſt übrigens unter ſonſt gleichen Umſtänden immer um ſo größer, jemehr ſich der Winkel, welchen die Erdoberfläche mit dem Sonnenlicht bildet, einem rechten Winkel oder 90 Grad nähert. Daher eignen ſich ſolche Abhänge, wo dies der Fall iſt, in un— ſern geographiſchen Breiten zur Kultur von Pflan- zen, welche eine höhere Temperatur bedürfen, vor— nehmlich zum Weinbau. Bei dem Keimen der Getreidearten in den ein— fachern Erden entwickeln fi die jungen Pflanzen einige Zeit gut, ſobald die Erden die gehörige Lockerheit und Feuchtigkeit beſitzen. Beſitzen die Er- den eine zu große Conſiſtenz, ſo bleiben in ihnen die Samen unentwickelt liegen, wie dies im reinen Thon der Fall iſt; auch in lehm- und lettenarti— gen Thon findet keine gehörige Entwickelung der Samenkeime mehr ſtatt. In reiner Kalkerde, Bit— * 2 36 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. tererde, ſchiefrigem Mergel, im reinen Humus, in der Garten- und ſogenannten Gartenerde (etwa aus 50 Procent Thon, 44 Proc. Quarzſand, 2 Proc. Kalkerde und 3 Proc, mildem Humus beſte⸗ hend) keimen die Samen gut, und am ſchönſten entwickeln ſich bei warmer Witterung die Pflanzen gewöhnlich im Humus und der Bittererde. Bodenarten. Nur durch Verbindung mehrerer der bisher erwähnten Beſtandtheile des Bodens werden Boden— arten gebildet, welche zum Anbaue nützlicher Ge— wächſe geſchickt ſind, und in dieſer gehörigen Ver— bindung beruht zugleich die Güte des Bodens; denn jeder einzelne Beſtandtheil iſt an und für ſich unfruchtbar, oder doch für den Feldbau untauglich. Da nun aber hauptſächlich die Fruchtbarkeit eines Bodens von dem Verhältniſſe, in welchem jene Beſtandtheile mit einander gemiſcht ſind, abhängt, ſo hat die große Verſchiedenheit in den Miſchungs— verhältniſſen eine große Menge von Bodenarten und ihre unzähligen Verſchiedenheiten hervorge— bracht. Der eigentlich nährende Beſtandtheil iſt der Humus, der nebenbei auch den Boden locker und mürbe macht und das Entweichen der überflüſſigen Feuchtigkeit begünſtigt, den Sandboden dagegen befeſtigt und bewirkt, daß er die Feuchtigkeit län— ger erhält. Ein Boden von 70 und mehr Hunderttheilen (Procenten) reinen Thon und höchſtens nur 30 Proc. gröberem und feinerem Sand, heißt ein ſtrenger oder ſchwerer Thon boden oder Klaiboden. Dieſer Boden wird um ſo ſtren— ger, wenn er keinen Kalk und nur wenig Humus enthält. In dieſem Falle iſt feine Bearbeitung mißlich, da er bei feuchter Witterung gleich zu naß, und nach einigen trocknen Tagen ſchon wie— der zu feſt iſt; weshalb auch dieſer Boden gewöhn— lich für unfruchtbar gilt. Ein Boden der reich an Thon, aber arm an Kalk und Humus iſt, heißt widerſpenſtiger, ſtrenger Bodenz er bleibt bei einiger Feuchtigkeit wie ein Teig an den Acker— werkzeugen kleben, fällt nur ſchwer und in Klum⸗ pen ab, und kann eigentlich nur durch einen Schnitt getrennt werden. Iſt ſolchem Boden noch viel Ei⸗ ſen beigemiſcht, ſo wird er noch ſtrenger und heißt eiſenſchüſſig; iſt das Eiſen noch darin weni— ger aufgelöſt, jo erſcheint ein ſolcher Thonboden noch unfruchtbarer, ſieht blau, grau, weiß und heißt Schluff oder Letten. Hat dagegen ein Boden ungefähr 76 Procent Thon, nur 7 Proc. Sand aber 17 Proc. Humus, ſo iſt er ſchon be— trächtlich lockerer, läßt ſich leicht zerkrümeln und zerfällt ſchnell im Waſſer. Ein Thonboden, der bis 10 Proc. milden Humus enthält, wird hu⸗ moſer, reicher Thonboden, ſtarker Wei— zenboden, Marſchboden, Klaiboden ge» nannt; ſind ihm noch einige Procent Kalk beige— miſcht, ſo iſt er lockerer und bedeutend fruchtbarer. Der Thonboden enthält bisweilen einen Humus, der ſauerhaltig iſt; wenig Säure iſt der Vegeta— tion faſt gar nicht ſchädlich; iſt dieſe jedoch bedeu⸗ tend, ſo wird der Boden dadurch unfruchtbar. Durch Trockenlegen, fleißiges Bearbeiten und Dün— gen, am ſchnellſten aber durch Beimiſchung von Kalk, kann man einen ſolchen Boden entſäuern und ſeine Fruchtbarkeit bis zu der des beſten Wei— zenbodens erhöhen. Lehmboden beſteht aus ungefähr gleichen Theilen Thon und Sand; ſteigt der Thon bis zu 60 Proc., ſo heißt er zäher Lehm, und ſteigt der Sand bis zu 60 Proc. milder Lehm; hat er wenig Humus und keinen Kalk, ſo heißt er gewöhnlicher Lehmboden. Iſt er aber hu⸗ musreich, jo kann fein Thongehalt auch über die Hälfte betragen, er iſt doch noch locker, alſo mil— der Lehm. Dieſer wird dann auch reicher Leh m— boden, reicher Gerſtenboden genannt, und dürfte wohl für den beſten Boden gelten, da er für jede Frucht geſchickt iſt, und ſich faſt zu jeder Zeit leicht bearbeiten läßt. Enthält er noch einige Procente Kalk, ſo ſteigt er noch mehr im Werthe und heißt kalkhaltiger Lehmboden. Eiſen färbt den Lehm gewöhnlich röthlich, gelb oder bräunlich, doch auch ſchwarz; Humus aber grau oder ſchwarz. Humusarmen Lehm findet man ſehr häufig als Untergrund. Enthält der ſandige Lehm— boden vier und mehr Procent Humus, ſo wird er bedeutend milder, und heißt humoſer ſan— diger Lehmboden, der ganz vorzüglich zum Anbau von Roggen und kleiner Gerſte paßt. Durch 1 bis 2 Theile Kalk wird ſein Werth noch erhöht; mehr macht ihn aber leicht zu locker und hitzig. Der lehmige Sandboden iſt umſoweniger bindend, je grobkörniger der ihm beigemiſchte Sand iſt. Er muß wegen Mangel an Humus öfters gedüngt werden, wenn er guten Ertrag geben fol. Er darf nicht zu oft und auch nicht zur un: rechten Zeit gelockert werden; die Walze hingegen darauf zur rechten Zeit angewendet, macht ſeinen Ertrag ſicherer. Er paßt für Behackfrüchte, nach welchen kleine Gerſte wächſt. In Niederungen iſt ſein Humus gewöhnlich ſauer, aber wegen ſeiner feuchten Lage doch ziemlich fruchtbar; nur der Rog— gen iſt darauf unſicher, da ihm die Frühjahrs- winde leicht Schaden thun. Sein Humusgehalt iſt oft ſehr groß, aber dann auch ſehr ſauer. Die⸗ ſer Boden bildet größtentheils ein lockeres ſchwar— zes Pulver. Eine Beimiſchung von Kalk macht ihn auf hohen Gegenden für das Getreide noch unſicherer. Wenn der lehmige Sandboden viel Ei— ſen enthält, ſo wird er unfruchtbar und heißt dürrer Haferboden. Hält ſolcher Boden über 90 Proc. Sand und weniger als 10 Proc. Thon, ſo iſt dies Sandboden, dreijähriger Rog⸗ genboden. Auf der Höhe gelegen, iſt er noch unfruchtbarer, und iſt ſein Sand fein, ſo wird er, Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, wenn die Acker leer liegen, leicht vom Winde fort— gejagt; in Niederungen, oder an Flüſſen oder bei einem undurchlaſſenden Untergrunde iſt er aber fruchtbarer. Auf der Höhe findet man unter 100 Theilen kaum 1 Theil Humus; man muß ihn da— her öfters düngen, wenig bearbeiten und bei ſeiner Beſtellung möglichſt feuchte Witterung benutzen. Dieſer Boden heißt dürrer und magerer Sand. In Niederungen hat dergleichen Boden bisweilen vielen Humus, der aber freilich Säure enthält und dann ſchwarzer Sandboden genannt wird. Er eignet ſich noch am beſten fur Rüben, Kohl und Hei— dekorn, am wenigſten aber für Roggen und gar nicht für Weizen. Enthält ein ſolcher Boden mehr als 50 Proc. von dieſem ſauren Humus, ſo heißt er torfiger Sandboden, der, wenn er einen thonigen Untergrund hat, noch leidliche Früchte trägt; ſonſt iſt er im Sommer zu trocken. Boden: miſchungen, welche zum Pflanzenwachsthum zu viel Humus haben, alſo zu fett find, nennt man Mo⸗ der; dieſe ſind, wie andere zu viel Kalk haltende Erdarten, nur als Dünger zu verwenden. S. Dün— gung. Nach der hier gegebenen überſichtlichen Beſchrei— bung der verſchiedenen Bodengattungen wird derje— nige der beſte Feldboden zu nennen ſein, welcher bei der größten Näſſe und bei der anhaltendſten Trockenheit ſich am längſten und dauerhafteſten in einem Mittelzuſtande von Feuchtigkeit erhält, und der alſo weder ſchmierig, noch verſchloſſen, noch ſtaubig wird; der daher den Humus immer in einem ſol— chen Zuſtande zu erhalten vermag, wie derſelbe den Gewächſen am genießbarſten iſt, ohne daß dieſer für die Pflanzen unentbehrliche Nahrungsſtoff unge— nutzt verflüchtigt oder leicht weggeſchwemmt werden kann, und der endlich den Wurzeln der Pflanzen hinlängliche Haltung und Schutz gegen Kälte giebt, ohne doch ihr Eindringen zu erſchweren. Jeden Feld— boden dem ſoeben beſchriebenen wenigſtens ſo nahe als möglich zu bringen, wird der Landwirth nur da— durch im Stande ſein, wenn er durch zweckmäßigere Bearbeitung, durch Entwäſſerung, durch Miſchung verſchiedener Erdarten, durch Düngung u. ſ. w. die fehlerhaften Bodenarten zu verbeſſern ſucht. S. weiterhin Bodenverbeſſerung. Die Beſchaffenheit und Lage eines Bodens hat nebſt dem herrſchenden Klima (ſ. d. weiterhin) und den ſtattfindenden anderweitigen Verhältniſſen einen großen Einfluß auf die Auswahl der zum Anbaue benutzten Feldgewächſe. Obgleich durch einen viel— 3 jährigen Anbau und durch ſorgfältige Kultur die Feldfrüchte von ihrem natürlichen Zuſtande ſehr ab— gewichen ſind, und ihre Natur ſo verändert haben, daß ſie oft unter ganz verſchiedenen Umſtänden, als denen, wo ſie urſprünglich einheimiſch ſind, fortkom⸗ men, fo kommen ſie deshalb nicht unter allen Um⸗ ſtänden fort, ſie haben vielmehr mehr oder weniger Eigenthümlichkeiten aus ihrem urſprünglichen Zu- ſtande beibehalten, ſo daß jedes Gewächs nur unter beſtimmtem Klima und gewiſſen Bodenverhältniſſen und Lage des Bodens fortkommt. Wenn nun zwar 37 auch der Landwirth in dieſer Hinſicht die ſtattfinden— den Verhältniſſe mehr ſeinen Abſichten entſprechen— der abändern, und in manchen Fällen ein rohes Klima mildern und einen Boden weſentlich verbeſ— ſern kann, ſo bleibt er doch immer, wenn ſonſt Ko— ſten und Ertrag in einem gerechten Verhältniffe zu einander ſtehen ſollen, an die örtlichen Eigenthüm— lichkeiten gebunden, und wird es nie dahin zu brin— gen vermögen, die ſtattfindenden Verhältniſſe fo um— zuändern, daß fie allen Gewächſen angemeſſen find. Denn wenn man auch durch beſondere Kultur verſchie— dene Gewächſe auf einem Boden hervorzubringen vermag, die nach ihrer Beſchaffenheit einen ganz andern Boden verlangen, ſo geſchieht dies doch nur in einer mindern Vollkommenheit, als ſie unter ihnen angemeſſenen Umſtänden erlangen, und als andere Gewächſe, die den Verhältniſſen angemeſſen ſind, bei geringerer Sorgfalt im Anbau erlangen würden. Wenn auch ſolche Gewächſe einen hohen Werth ha— ben, ſo werden ſie doch unter den meiſten Umſtän— den wegen ihres unſichern Gerathens, ihres niedern Ertrags und größern Kulturkoſten einen geringern Gewinn gewähren, als andere Gewächſe, die den Verhältniſſen angemeſſen ſind. So verſchieden übri— gens in jeder Gegend das Klima und der Boden ſind, ſo verſchieden ſind auch die Feldgewächſe im Betreff ihrer Beſchaffenheit in Rückſicht auf jene, fo daß für alle Umſtände, die den Feldbau zulaſſen, eine Auswahl von Gewächſen getroffen werden kann, die am angemeſſenſten ſind und nach den ſtattfin— denden Verhältniſſen den höchſten Gewinn geben. Die Fruchtbarkeit eines gegebenen Bodens, oder ſeine Bodenkraft, wird durch ſeinen Gehalt an mildem (aufgelöſten) Humus beſtimmt. Jeder zum Feldbau geeignete Boden hat einen gewiſſen Hu— musgehalt, der ſich entweder durch verſchiedene Um— ſtände von ſelbſt gebildet hat, oder in Folge günſti— ger Verhältniſſe des Ackerbaues, oder durch beſon— dere Aufmerkſamkeit in der Kultur in dieſer Hinſicht gebildet worden iſt. Je größer dieſer Gehalt an Hu— mus unter ſonſt der Vegetation günſtigen Umſtänden iſt, um ſo mehr hat ein Boden Kraft. Übrigens darf der Humusgehalt jedes Bodens, wenn derſelbe zum Feldbau lohnend ſein ſoll, nicht unter einem gewiſ— ſen Verhältniſſe betragen, weil ſonſt der Boden nicht Kraft genug hat, Feldgewächſe in dem Maße hervorzubringen, daß der Gewinn von ihrem Ertrage in einem gerechten Verhältniſſe mit den zu ihrem An— baue erforderlichen Koſten ſtände. Die Feldgewächſe verlangen aber nach ihrer Natur zum vollkommnen Gerathen einen größern oder geringern Grad der Bodenkraft. Man muß daher zum Anbau der Feld— gewächſe nur ſolche wählen, die nach den beſtehen— den Verhältniſſen der Bodenkraft angemeſſen find. Die verſchiedenen Gewächſe nehmen nun aber auch die Bodenkraft in dem Verhältniſſe weg, als ſie zu ihrer vollkommnen Ausbildung bedürfen, welches nach der verſchiedenen Bauart und Beſtimmung der Verhältniſſe erfolgt. Dieſe verſchiedenen Verhält— niſſe, in welchen die Bodenkraft von den verſchie⸗ denen Gewächſen aufgezehrt wird, muß man aber deshalb kennen, weil ſich nicht allein die Auswahl 38 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. der im Feldbau vorkommenden Pflanzen darnach rich: ten muß, ſondern auch dadurch zugleich der Maßſtab gegeben wird, welche Fruchtfolge man zu beobachten hat, und wie ſtark die Düngung überhaupt ſein muß, welche ein zum Fruchtbaue beſtimmter Boden erhalten ſoll. S. Fruchtfolge. Br! Bodenklaſſen. Die Bodenarten laſſen ſich nach ihren Eigen⸗ ſchaften und ihrer Zuſammenſetzung verſchieden be— nennen, in Abtheilungen bringen, und ſich hier auf verſchiedene Klaſſificationen begründen. Die ökono— miſche Klaſſeneintheilung gründet ſich auf den Er: trag der verſchiedenen Bodenarten, von denjenigen Früchten, die vorzugsweiſe auf ihnen gedeihen. Die allgemeine Eintheilung von gutem, mittlerem und ſchlechtem Boden ſind zu bezüglich, als daß ſie einige Rückſicht verdienten; ebenſowenig kann man die Güte nach der Benennung von ſchwerem, mittlerem und leichtem Boden beurtheilen, da der ſchwere Boden, wenn er aus zähem Thone be— ſteht, ſchlechter iſt als der mittlere, wenn dieſer einen mürben kalkhaltigen Lehm enthält. Am wichtigſten wird man allerdings den Boden nach ſeinen Beſtand— theilen zu würdigen im Stande ſein; doch haben die Erforſchungen darüber noch keine völlig klaren Er— gebniſſe geliefert, da die Zuſammenſetzung jener Be— ſtandtheile ſehr mannichfaltig ſein können, und wir noch nicht genau wiſſen, welchen Einfluß jede Bo- denmiſchung auf den kräftigen Wuchs der Pflanzen hat. Der praktiſche Landwirth hält ſich daher meiſt nur an den Erfolg, und die am meiſten gebräuchliche Klaſſeneintheilung des Bodens iſt diejenige nach den Früchten, welche der Acker bei der Dreifelderwirth— ſchaft, als dem jetzt noch üblichſten Wirthſchafts— ſyſteme, getragen hat und zu tragen fähig iſt. Daher pflegt man hierbei auf folgende Weiſe zu unter— ſcheiden: 1) Weizenacker, der nach der Brache vor— theilhafter Weizen als Roggen trägt. Man unter: ſcheidet wieder: a) ſtarken Weizenboden, wel— cher von einer Düngung in 6 Jahren zweimal Wei— zen und zweimal Gerſte trägt. b) Weizenboden, welcher nur nach der Düngung Weizen, in der zwei— ten ungedüngten Brache aber nur Roggen trägt. 2) Gerſtenboden. a) Starker Gerſten— boden, der bei 6jähriger Düngung zweimal nach der Winterung Gerſte trägt. Dieſer Boden iſt ge— wöhnlich einträglicher als der Weizenboden, weil er ſich vorzugsweiſe zur Erzielung der Handelsgewächſe mehr als jener eignet, und dabei noch außerdem den Vorzug hat, daß ſein Ertrag ſicherer und feine Beitel- lung leichter, als die des ſtrengen Weizenbodens iſt. b) Schwacher Gerſtenboden, der nur in der zweiten Tragt nach dem Dünger Gerſte trägt, und in dem vierten Jahre mit Hafer beſtellt wird. 3) Haferland, welches nach der Winterung nur Hafer trägt, indem es für die Gerſte zu leicht und loſe iſt. a) Starkes Haferland, welches bei Yahriger Düngung jedesmal nach der Winterung, alſo dreimal Hafer trägt. b) Mittleres Hafer⸗ land, welches man im achten Jahre nach der Dün⸗ gung ruhen läßt, inſofern man es nicht in einen 6jäh— rigen Düngungszuſtand verſetzen kann. e) Schwa— ches Haferland, dem man nur in der zweiten Tragt Hafer entnimmt, in dem fünften und achten Jahre aber nicht mit Sommerung beſtellt, wenn man daſſelbe nicht in 6jährige Düngung zu ſetzen vermag. a 4) Roggenland, und zwar 3, 6 und Yjäh- riges, wenn es nur alle 3, 6, und 9 Jahre mit Rog⸗ gen beſtellt wird und ſodann ruht. Dieſes erhält keinen Dünger, und oftmals rührt ſeine ſchlechte Be— ſchaffenheit blos vom Düngermangel her. Nahe am Wirthſchaftshofe belegen, würde wegen der weniger koſtſpieligen Düngerfuhre ſehr vieles von dieſem ſo⸗ genanten Roggenlande zum Haferlande umgeſchaffen werden können. Obgleich dieſe Klaſſenbeſtimmung noch ſehr ge— bräuchlich und ſelbſt in manchen Taxprincipien angenommen iſt, ſo erſcheint ſie doch ſehr unvoll— kommen. Eine der kürzern und doch umfaſſerndern Eintheilung der verſchiedenen Bodenarten unter Be— rückſichtigung derjenigen Kulturgewächſe, welche vor— züglich auf ihnen gedeihen, in 6 Klaſſen dürfte fol— gende ſein: Erſte Klaſſe. Guter reicher Weizenbo— den, humoſer Thonboden (Klaiboden), ſieht feucht ſchwarz, trocken dunkelaſchgrau, iſt beträcht⸗ lich bindend und fühlt ſich auf eine eigenthümliche Weiſe fettig an. Er hat 5 bis 15 Proc. auflösli— chen, ſäurefreien Humus und bisweilen etwas Kalk, wodurch ſein Werth ſteigt; er hält 60 Proc. Thon und ſeine Ackerkrume iſt wenigſtens 1 bisweilen 2 Fuß tief; ſein Untergrund gut, waſſerfrei, durchlaſ— ſend. Er findet ſich vornehmlich an den beſten Stellen der Weichſel- und Elbniederungen, und eig— net ſich beſonders zum Weizenbau, welcher nach ei— ner guten friſchen Düngung ſelbſt 3- bis Amal hin⸗ ter einander darauf gedeiht. Außerdem gerathen noch gut auf ihm: Wintergerſte, große Gerſte, Bohnen, Erbſen, Hafer, Raps, Kohl, rother und weißer Klee und Handelsfrüchte aller Art. Seine Beackerung iſt ſchwer und fordert viel Angeſpann; da ſich deshalb dieſer Boden ſelten klar genug für den Samen zurichten läßt, ſo muß die Einſaat in der Regel ſtark ſein, ſowie er überhaupt oft und tief gepflügt werden muß, um das Lagern des Ge⸗ treides zu vermeiden; er giebt im Verhältniß zu den Körnern viel Stroh. Zweite Klaſſe. Starker, reicher Gerſten⸗ boden, humoſer Lehmboden, iſt feucht von dunkelſchwarzbrauner, trocken von lichtbrauner oder ſchwarzgrauer Farbe; er iſt zwar noch bindend, läßt ſich aber leicht zerkrümeln. Bei dem Reiben zwiſchen den Fingern fühlt man ſeinen Sandgehalt, zugleich aber auch die Fettigkeit des Humus; ange⸗ haucht giebt er wenig oder gar keinen Thongeruch von ſich, und zerfällt im Waſſer ſchnell zu einem lockern Pulver. Er hält nicht unter 4 Proc. Hu⸗ Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 39 mus, und hat ungefähr gleiche Theile von Sand und Thon. Er hat oft Kalk, tiefe Ackerkrume und durchlaſſenden Untergrund, welcher oft mit der Krume gleichartig iſt. Auf ihm gedeihen vorzüglich große und kleine Gerſte, weißer Weizen, Roggen, Erbſen, Rüben u. ſ. w., ganz vorzüglich Klee. Er läßt ſich leicht und faſt zu jeder Zeit bearbeiten, und erfor— dert bei guter Bearbeitung nur ſchwache Einſaat, ſowie er bei zureichender Düngung jede Fruchtfolge verträgt. Er giebt vorzügliche Körner und dabei vieles Stroh; bei tiefer Beackerung und tiefer Saat wird das Getreide nicht Lager. Dritte Klaſſe. Gewöhnlicher Weizenbo— den, guter Haferboden, ſtrenger Boden, gewöhnlicher Thonboden, ſicht feuchtbraun, trocken rothgelb, iſt ſehr bindend und feſt; angehaucht giebt er den Thongeruch in ſtarkem Grade von ſich und hängt ſich ſtark an die Zunge; bei trockner Witterung bekommt ſeine Oberfläche große Riſſe. Er hat nicht über 4 Proc. Humus und gegen 70 Proc. Thon, ſelten Kalk; man findet ihn gewöhn— lich mit flacher Ackerkrume und ſelten mit einem durchlaſſenden Untergrunde; daher fällt fein Werth bisweilen bis zur ſechsten Klaſſe herab. Weizen wächſt nur nach friſcher Düngung auf ihm, Hafer am ſicherſten, dann Erbſen, Wicken, Klee. Seine Bearbeitung iſt ungemein ſchwer und unſicher, wes— halb der rechte Zeitpunkt dabei ſehr in Acht genom⸗ men werden muß. Er verlangt eine öftere und ſtarke Düngung, ſowie eine ſorgfältige Bearbeitung, wenn er einen guten ſichern Ertrag geben ſoll; auch ver— langt er ſtarke Einſaat, giebt aber geringen Stroh— ertrag. Vierte Klaſſe. Schwacher Gerſtenboden, guter Roggenboden. a) Sandiger Lehm⸗ boden, ſieht feucht dunkelbraungrau, trocken licht⸗ braungrau, iſt wenig bindend und fühlt ſich ohne Thongeruch hart und mager an; er ſaugt das Waſ— ſer ſchnell ein und zerfällt dabei zu Pulver. Er hält ſelten über 4 Proc. Humus und gegen 70 Proc. Sand, nur ſelten Kalk. Seine Ackerkrume geht ge— wöhnlich nur ſo tief, als ſie gedüngt und bearbeitet wird; ſein Werth ſteigt, wenn der Untergrund tho— nig iſt; fällt aber noch mehr, wenn letzterer viel Kalk oder Grand hält. Roggen iſt auf ihm die ſicherſte Frucht; auch gedeiht darauf kleine Gerſte, beſonders gut e d Hülſenfrüchte und rother Klee bei guter Bearbeitung. Kartoffeln ſind darauf die ergiebigſte Frucht; auch Rüben gedeihen gut. Seine Bearbeitung iſt leicht und kann zu jeder Zeit geſchehen. b) Guter Moorboden, lehmiger humoſer Boden, ſieht feucht ſchwarz, trocken dunkelaſchgrau, iſt ein trocknes krümliges Pulver von wenig Zuſammenhang. Er hält oft bis 30 Proc. Humus, der aber größtentheils ſäurehaltig iſt; et- was weniger Kalk erhöht ſeinen Werth. Roggen und kleine Gerſte wachſen auf ihm ſehr gut, nur darf nicht zu viel geackert werden; die Walze hingegen darauf anzuwenden, ift höchſt nöthig. Die Bearbei- tung iſt leicht; gewöhnlich beſteht der Untergrund aus Schluff, und iſt daher undurchlaſſend, wodurch der Werth dieſes Bodens gehoben wird. Fünfte Klaſſe. Mittler Roggenboden, lehmiger Sandboden, ſieht feucht braungrau oder graugelb, trocken lichter; er fühlt ſich rauh an, hat keine Bündigkeit mehr, ſondern erſcheint als Pulver. Er hält uber 70 Proc. Sand, weniger als 3 Proc. Humus und ſelten Kalk. Bei guter Dün- gung trägt er noch guten Roggen, auch kleine Gerſte, die aber in trocknen Jahren an der Duͤrre leidet. Sechste Klaſſe. Schluff, kalter Haferbo— den, magerer Weizenboden. a) Magerer Thonboden, ſieht feucht weißgrau, trocken noch lichter, iſt ſehr bindend und zähe, feucht geſchmeidig, naß auseinander fließend, trocken ungemein hart. Er hat einen ſtarken Thongeruch, ſelten über 2 Proc. Humus, über 70 Proc. Thon und keinen Kalk. Seine Krume geht nur ſo tief, als gepflügt wird, und ſein Untergrund iſt noch ſtrenger als die Krume. Weizen gedeiht nur bei ſtarker Düngung und guter Bearbeitung; Roggen wird darauf ſelten gut, und am beſten gedeiht Hafer, ja ſogar einigemal nach einander. Er läßt ſich nur ſchwer bearbeiten, und es muß die paſſendſte Zeit dazu wahrgenommen wer— den; auch muß die Ausſaat auf ihm ſtark ſein. Er giebt an Körnern und Stroh nur ſelten einen leid— lichen Ertrag. Mergeldüngung hilft ihm am be— ſten auf. b) Trockner, dürrer Haferboden, magerer Sandboden, ſieht trocken weißgrau oder gelb, feucht etwas dunkler, iſt nicht bindend. Er hält nie über 2 Proc. Humus, 90 Theile Sand, und zuweilen Kalk, der ihn verſchlechtert. Er trägt nach langer Ruhe oder ſtarker Düngung zwar Rog— gen und Hafer; allein ſie vertrocknen auch leicht; er bearbeitet ſich ſehr leicht, giebt aber ſelten einen leidlichen Ertrag. ce) Der torfige Boden, ſieht trocken ſchwarzbraun, naß ſchwarz, erſcheint als ein lockeres Pulver, und von ſeinen Theilen ſchwimmen viele auf dem Waſſer. Er ſaugt das Waſſer begierig ein, läßt es aber auch wieder fahren. Er hat oft bis 70 Proc. Humus, der aber faſt alle ſauer und ſomit für die Pflanzen ungenießbar iſt, und faſt gar keinen Thon. Roggen und Gerſte wachſen auf ihn faſt gar nicht, Buchweizen am beſten. Die namentlich für den Ackerumſatz bei Gemein— heitstheilungen, Feldſeperationen, Dienſtablöſungen u. ſ. w. und zur Werthbeſtimmung eines Landguts durch Berechnung des Reinertrags in Deutſchland gebräuchliche Kaſſifikation iſt die von Thaer und Flotow, welche ſich ziemlich gleich geblieben ſind, und 10 Hauptklaſſen annehmen. Bei Berechnung des Reinertrags dieſer 10 Bodenklaſſen iſt das Drei— felderſyſtem zu Grunde gelegt, und der Rohertrag ſowie auch die Auslagekoſten nach gewiſſen beſtimm— ten Werthseinheiten berechnet, wodurch ſich der Rein— ertrag ebenfalls in dieſen Werthseinheiten heraus- ſtellt. Der Werth eines Berl. Scheffel Weizens iſt heirbei zu 30 Werthseinheiten, von 1 Scheffel Rog— gen 24, von! Scheffel großer Gerſte 20, von 1 Schef- fel kleiner Gerſte 16, von 1 Scheffel Hafer 14, von 1 Scheffel Erbſen 25. Eine Kuhweide (ſo viel Brach- oder Stoppeland, als zur volftändigen Er⸗ nährung einer Kuh erforderlich iſt) wird zu 72 ange— nommen, und 10 Schafe werden einer Kuh gleich 40 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. gerechnet. Ebenſo werden die Arbeitskoſten nach dergleichen Werthseinheiten berechnet. Das Dre— ſchen wird mit ½4 berechnet. Für das Verfahren des Getreides werden 10 Proc. des Rohertrags in Anſatz gebracht. Für Kapitalzins der Gebäude und Reparaturkoſten werden 5 Proc. des Roher— trags und noch andere 5 Proc. davon für Riſiko und Aufſichtsführung in Abrechnung gebracht. Bei jenen 10 Bodenklaſſen wird folgender Rein— ertrag in oben erwähnten Werthseinheiten an— gegeben. Erſte Kl. Starker, fehlerfreier Bo⸗ den mit einem Reinertrage von 105 bis 120 Werthseinheiten. Zweite Kl. Weizenboden erſter Klaſſe mit 95 bis 110 Werthseinheiten. Dritte Kl. Gerſtenland erſter Klaſſe mit 75 bis 95 Werthseinheiten. Vierte Kl. Weizenboden zweiter Klaſſe mit 50 bis 75 Werthseinheiten. Fünfte Kl. Gerſtenboden zweiter Klaſſe mit 35 bis 50 Werthseinheiten. Sechſte Kl. a) Weizenboden dritter Klaſſe, b) Haferland erſter Klaſſe, c) Moorboden mit 25 bis 40 Werthseinheiten. Siebente Kl. Haferland zweiter Klaſſe mit 15 bis 25 Werthseinheiten. s Achte Kl. Reicher, ſchwarzer Sandbo- den mit 10 bis 20 Werthseinheiten. Neunte Kl. Dreijähriges Roggenland mit 8 bis 15 Werthseinheiten. Zehnte Kl. Sechs-, neun- und zwölf⸗ jähriger Boden mit 3 bis 8 Werthseinheiten. Da hierbei die als Grundlage für dieſe Be— rechnung aufgeſtellten Sätze zu allgemein und zu willkürlich ſind, auch nicht immer in einen geeig— neten Verhältniß zu einander ſtehen, ſo müſſen natürlich auch die hieraus hervorgehenden Reſultate ſchwankend erſcheinen. Daher einen ſicherern An— haltepunkt für dieſe Berechnungen |. bei Reiner— trag. Sowie die Ackerländereien, ſo werden auch die Wieſen und Weiden nach ihrem Boden in ver— ſchiedene Klaſſen eingetheilt. S. Wieſen und Weiden. Die verſchiedenen Bodenarten kennen zu lernen. Es iſt für einen jeden Landwirth ſehr wichtig und nützlich, wenn er die verſchiedenen Bodenar— ten auf ſeinen Feldern nach ihren Beſtandtheilen genauer kennt, indem er nur alsdann im Stande iſt, jede Bodenart nach ihren Forderungen behan— deln und die beſonders paſſenden Früchte darauf anbauen zu können. Zu dieſer Kenntniß gelangt man: 1) Durch das Abſchlämmen eines Bo- dens. Man verſteht hierunter, einen Boden in Hinſicht ſeiner Beſtandtheile dadurch unterſuchen, daß man ihn mit Waſſer anmengt, tüchtig um⸗ rührt und dann die verſchiedenen, darin enthalte— nen gemiſchten Erden ſich abſetzen läßt. Man ver— fährt hierbei auf folgende Weiſe. Man wiegt von einem eben gepflügten Acker, deſſen Beſtandtheile unterſucht werden ſollen, etwa 5 Pfund Erde ab, trocknet ſie in einem Tiegel über ſtarkem Feuer und wiegt ſie wieder. Durch das jetzt fehlende Gewicht erfährt man die Waſſermenge, welche dieſe Erde enthält, und die auf Procente berechnet werden kann. Um die Antheile von Faſern und ſteinigen Beimiſchungen in einem Boden zu erforſchen, nehme man 100 Theile, zu 1 Loth, zuſammen alſo 100 Loth oder 3 Pfund 4 Loth von jener ausgetrock— neten Erde, und knete ſie in einem Durchſchlage mit Waſſer zu einem dünnen Brei; alsdann gieße man ſo lange Schnee- oder Regenwaſſer darauf, bis alle ſeine Erdtheilchen durchgeſchwemmt ſind. Faſern und Steine bleiben im Durchſchlage zurück und es können letztere von erſtern durch Ausſuchen getrennt werden. Man trockne beide und jedes Loth derſelben zeigt ein Procent von ihnen in dem Boden an. Beim Aufrühren der durch den Durch— ſchlag gegangenen Flüſſigkeit wird der Thon und die übrigen feinzertheilten Erdtheile im Waſſer ſchwimmen bleiben, der Sand aber früher zu Boden ſinken. Sobald ſich dieſer geſetzt hat, wird die trübe Flüſſigkeit in ein anderes Gefäß abgegoſſen, der Sand aber noch ſo oft ausgewaſchen, bis die zuletzt genommene Waſſermenge nichts mehr davon aufnimmt, worauf der übrig gebliebene Sand ge— trocknet und gewogen wird. Sämmtliche bei den Auswaſchen und Abſcheiden des Sandes erhaltene Flüſſigkeiten werden nun ſammt der darin ſchwim— menden Erde in einem irdenen Kochtopfe eine halbe Stunde lang gekocht, ſodann ſo lange in Ruhe geſtellt, bis die Erde ſich gänzlich abgeſetzt hat, worauf die darüber ſtehende Flüſſigkeit abgegoſſen wird. Zeigt letztere eine bräunliche Farbe, oder wird ſie nach mehrern Stunden an der Luft braun, ſo iſt dieſes als ein Kennzeichen des Daſeins von Humus zu betrachten. Entſteht, wenn man zu einer kleinen Menge dieſer filtrirten Flüſſigkzjt etwas von einer klaren, im Waſſer vorgenommenen Pottaſchen- auflöſung ſchüttet, eine Trübung und bildet ſich weißer Niederſchlag, ſo enthält die Flüſſigkeit Gyps⸗ oder Kalkſalpeter; bleibt aber alles klar, ſo finden ſich dieſe Materien nicht darin. Wird die oben beim Abſcheiden des Sandes erhaltene Flüſſigkeit bräunlich oder gar ſchwarz, wenn man etwas von einer mit heißem Waſſer von gröblich zerſtoßenen Galläpfeln bereiteten Brühe oder einer Abkochung der Eichenrinde hineintröpfelt, ſo iſt Eiſenvitriol vorhanden. Schüttet man unter das von dem zu Boden gefallenen Sande abgegoſſene ſchlammige Waſſer, welches vornehmlich die Thon- und Kalf- theile enthält, nach und nach ſo lange Kochſalz— ſäure in kleinen Gaben zu, bis die Flüſſigkeit nicht mehr aufbrauft, fo wird dadurch der darin befind- liche Kalk völlig aufgelöſt. Nachdem dies fchlam- mige Waſſer noch eine Zeit lang ruhig geſtanden hat, ſetzt ſich die Thonerde, worauf man das Waſ— ſer davon abgießt und den Bodenſatz trocknet und wiegt, wobei man durch das Gewicht die Procente des Thons erfährt, welche der zu unterſuchende Bo— den enthält: Die Kalkprocente werden aber durch das fehlende Gewicht der nach dem erſten Aus— trocknen gewogenen Erde erkannt, weil der aufge— löſte Kalk mit dem Waſſer abgegoſſen worden iſt. 2) Durch die Sinne. Will man einen Bo— den nur im Allgemeinen nach ſeinen vorherrſchen— den Hauptbeſtandtheilen beurtheilen, ſo hat man dabei auf folgende in die Sinne fallenden Merk— male zu achten. a) Der Thon- und Sandgehalt eines Bodens läßt ſich durch das Gefühl erkennen, und bei einiger übung kann man ſogar das Verhält⸗ niß dieſer beiden Erden zu einander ziemlich genau treffen. Je fetter und klebriger der Boden ſich anfühlt, deſto mehr Thon enthält er. Ein Boden, der nach ſeinen meiſten Theilen aus Thon beſteht, ballt ſich bei einiger Feuchtigkeit leicht mit den Händen, und wird nach dem Austrocknen zu einer harten Maſſe, die, je mehr Thon in dem Boden enthalten iſt, um ſo härter erſcheint. Läßt ſich an einem trocknen Boden das Klebrige des Thons nicht mit den Fingern wahrnehmen, ſo wird man dies mit der Zunge ſehr gut vermögen, wenn man ein Stück von dergleichen Erde damit berührt. Den thonreichen ſtrengen Boden kann man daran erkennen, wenn er ſich nach einem mäßigen Regen an die Füße oder den Stock hängt, oder wenn er trocken Schollen bildet, welche nur mit einiger Gewalt zertheilt werden können. Auch durch den Geruch kann man den mehr oder min— der ſtarken Thongehalt eines Bodens erkennen, wenn man ein Stück Erde ſtark anhaucht, wo— durch ſich jener Thongeruch entwickelt. Der Sand im Boden fühlt ſich zwiſchen den Fingern rauh, hart und ſcharf an; ganz feinen Sand, wie er dem Thone beigemiſcht erſcheint, fühlt man kaum mit den Fingern; ſicherer wird er daher entdeckt, wenn man ein Stück von der zu unterſuchenden Erde kauet, und auf das mehr oder minder ſtarke Knirſchen derſelben achtet. Bei größerer Aufmerk— ſamkeit wird man die größere oder geringere Lok— kerheit eines Bodens ungefähr ſchon beurtheilen können, wenn man über das Feld geht. — b) Ob ein Boden Eiſen enthält, kann man an ſeiner Farbe erkennen; übrigens findet ſich das Eiſen faſt in allen Bodenarten in einem orydirten (mit Sauerſtoff verbundenen) Zuſtande mit dem Thone innig verbunden. Je nachdem es mehr oder we— niger orydirt iſt, bewirkt es die verſchiedenen Far— ben des Lehms, welcher daher bald gelb, weiß, roth, ſchwarz ausſieht. Je hochgelber und röther ein Boden ausſieht, deſto mehr Eiſen hält er. Obgleich ein geringer Zuſatz von Eiſen der Vege— tation nicht ſchädlich iſt, ſo wird es doch, ſobald ein Boden viel Eiſen enthält, höchſt ſchädlich. Die ſchwarze Farbe eines Bodens kann aber auch von Humus und Torf herrühren, deshalb muß man etwas von ſolcher zweideutigen Erde glühen; wird ſie hierbei roth, ſo kam die ſchwarze Farbe Kirchhof, Landwirt, Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 41 vom Eiſen, wird ſie dagegen weiß, ſo kam jene Farbe vom Humus. In der Regel läßt jedoch die ſchwarze Farbe des Bodens einen großen Reich— thum von Humus erwarten, wenn ſich ſolcher auch nicht immer in einem für die Vegetation zuträgli— chen Zuſtande befinden ſollte; humusreicher Boden iſt auch, mit andern verglichen, ſehr leicht. Zwei Procent, oder unter 100 Theilen 2 Theile Hu— mus, färbt den Boden kaum merklich; 4 Procent dagegen ſchon ziemlich grau; 10 Procent aber giebt dem Boden, vornehmlich im feuchten Zuſtande, eine faſt ſchwarze Farbe. Auch durch das Gefühl läßt ſich ermitteln, ob die ſchwarze Farbe bei einem Boden vom Humus herrührt, indem, wenn man ſolchen Boden zwiſchen den Fingern reibt, eine eigene Fettigkeit deſſelben zu bemerken iſt, die ſich von der, welche der Thon äußert, gar ſehr unter— ſcheidet. Humusreicher Boden riecht auch bei feuch— tem Wetter nach Schimmel und Moder, beſonders wenn er in der Hand erwärmt wird. — c) Der Kalk in einem Boden läßt ſich ohne chemiſche Un— terſuchung ſchwer entdecken; das ſicherſte Zeichen iſt das Aufbrauſen der Erde, wenn ſie zuvor gehörig getrocknet iſt, mit Weineſſig oder beſſer mit Schei— dewaſſer oder Salpeterſäure. Je ſtärker das Auf— brauſen erfolgt, deſto mehr Kalk enthält der Boden. Schon ein Stück Erde in kaltes Waſſer gehalten zerfällt um ſo ſchneller, je mehr Kalk darin ent— halten iſt. Übrigens iſt der Kalk haltende Boden mager anzufühlen, ohne daß doch der Sand, den man außerdem durch das Gefühl bemerkt, Urſache davon iſt. Ein ſtrenger, vielen Kalk haltender Bo— den hat ein glattes, blankes Anſehen, wenn er trocken iſt, und zeichnet ſich durch ſeinen geringen Graswuchs aus. Dem Kalk ähnlich verhält ſich der Mergel. | j 3) Durch die auf einem Boden wach— ſenden Pflanzen. Die Beſchaffenheit eines Bodens läßt ſich aber auch noch aus den darauf ſtehenden Früchten, und beſonders aus den darauf wildwachſenden Pflanzen beurtheilen; denn die mei— ſten Pflanzen gedeihen oder erreichen doch nur ihre höchſte Vollkommenheit, wenn ſie auf dem Boden ſtehen, der ihnen am angemeſſenſten iſt. Im Be⸗ zug auf die Erkennungszeichen der erſtern Art ſ. oben Bodenklaſſen. Die verſchiedenen wild— wachſenden Pflanzen trifft man vorzugsweiſe auf folgenden Bodengattungen, die ſie beſonders lieben und auf ihnen gedeihen. a) Auf Kalkboden: Leinkraut, Nabelkraut, Storchſchnabel, die rothe Ochſenzunge, Waldnachtſchatten, die bunte Kro⸗ nenwicke, Kellerhals. Auf Boden mit ſchwächern Kalkgehalt: Ackerbrombeere, Huflattig, Hopfenklee, Wieſenſalbei, weißer Enzian, Bergpeterſilie, mitt⸗ lerer Wegerich. — b) Auf Sandboden: Bocks⸗ bart, Schafſchwingel, Wollblume, Katzenpfötchen, Sauerampfer, wilde Raute, Stiefmütterchen, Ader- ſpergel, Ackerkamille, Hederich, Sanddiſtel, Ha- ſenklee, Hungerblümchen, Mäuſegras, wilder Spar⸗ gel, wilder Thymian, Waldknoblauch, kleine Grasnelke, Marienröslein. — c) Auf Lehm⸗ boden; Kleine Ackerdiſtel, lie Löwen⸗ 42 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. zahn, rauhe Feldochſenzunge, Cichorien, Buchwinde, wildes Heidekorn, Feldbaldrian, Ackerehrenpreis, Silberkraut, wilder Schwarzkümmel, gelber Scho— tenklee, Rispengras, ächte Kamille, Trespe. — d) Auf Thonboden: Ackerdiſtel, Klebekraut, große Klette, Löwenſchwanz, wilder Salat, große Gänſediſtel, Erdmandeln, Knaulgras. — e) Auf reichen Humusgehalt deuten: Waſſernabel, Schotendotter, Waſſerrispengras, Ackerſenf, Wie— ſenfuchsſchwanz, Gundermann, kleine taube Neſſel, große Brenneſſel. — f) Auf reichen Dünger deuten: Hundsmelde, Feldſpinat, gefleckter Schier— ling, Beifuß, Ackerraute, Wermuthkraut, weißer Stechapfel. — Auf ſehr verſchiedenen Bo— den wachſen: Kornrade, Ritterſporn, Klatſchro— ſen, Wegetritt, Kornblume, Ackerwinde, Quecken, Schafgarbe, Ochſenzunge u. a. m. Indeſſen iſt bei den hier genannten Pflanzen noch zu bemerken, daß das Wachſen und der Standort derſelben gar ſehr von dem Feuchtigkeitsgrade abhängt, und es mithin auf die Witterung dabei ankommt, ob ſie auf dem genannten oder auf andern Boden wachſen. Allgemeiner zutreffend und weniger von andern Umſtänden abhängend, bezeichnen folgende Pflan— zen die Beftandtheile des Bodens: a) die verſchie— denen Wickenarten, vornehmlich auf Wieſen, deuten immer auf Thon oder lehmige Beſchaffenheit des Bodens. b) Häufiges Daſein des Hühnerdarms, des Gundermanns, des Ackerſenfs im Getreide bezeichnet eine reiche Pflanzennahrung. e) Der rothe Klee wildwachſend deutet auf Bodenkraft und mä- ßigen Thongehalt zugleich. d) Der Sauerampfer in Menge deutet auf feinkörnigen Sand. e) Schafſchwingel, Bocksbart, Mäuſeöhrchen, Katzen— pfötchen bezeichnen den magern trocknen Sand. f) Der Haſenklee häufig wachſend deutet auf einen beſſern geſunden Sandboden. Afker krumme. Bei einem gegebenen Feldboden kommt es dem Landwirthe vornehmlich auf die Ackerkrume deſſelben an. Man verſteht hierunter die Oberfläche des Ackerlandes, welche von den Ackerwerkzeugen berührt und umgekehrt wird, im Gegenſatz zu dem Unter: grunde, oder derjenigen Erdſchicht, auf welcher die Ackerkrume zunächſt ruht. Die drei Hauptbe— ſtandtheile der Ackerkrume ſind, wie ſchon oben bemerkt: Kieſelerde, Thonerde und Kalkerde; der Humus oder die Pflanzenerde wird gewöhnlich erſt durch die darauf gebauten Pflanzen und durch den darauf gebrachten Dünger erzeugt. Am häufigſten findet man die Kieſelerde in der Ackerkrume ver— breitet, welche unter dem Namen Grand und Sand bekannt iſt. Nächſt der Kieſelerde findet man die Thonerde am häufigſten, welche in der Ackerkrume wohlthätig wirkt, indem ſie das meiſte Waſſer an ſich zieht, eine ſehr große waſſerhal— tende Kraft beſitzt und die Fruchtbarkeit alſo an— hält. Sie giebt den Pflanzenwurzeln einen feſten Stand, befördert die Bildung des Extractivſtoffes aus dem Dünger, verhindert die Verflüchtigung der gasförmigen Stoffe derſelben und unterhält eine dem Wachsthume der meiſten Pflanzen zuträg— liche Temperatur. Die Thonerde nimmt zwar die Wärme nur langſam aus der ſie umgebenden Luft auf, hält ſie aber auch dafür länger in der Acker— krume zuſammen. Daher kommt es auch, daß die Vegetation unter gleichen Umſtänden auf Thon⸗ äckern ſpäter beginnt, aber auch dafür ununterbro⸗ chener fortſchreitet. Ackerkrume wird jedoch, wie bereits früher bemerkt, der Thon für dieſelbe nachtheilig. Eine Miſchung von faſt gleichen Theilen Thon und Sand (Lehm) in der Ackerkrume iſt die zu⸗ träglichſte. Chemiſche Wirkung äußert die Kiefel- erde auf die Ackerkrume gar nicht, denn ſie zieht weder, wie der Thon, den Sauerſtoff der Luft an ſich, noch wird ſie von demſelben zerſetzt. Nur Durch ein Übermaß in der dadurch, daß ſie durch ihr Lockern des Thons den Zutritt der Luft befördert, wirkt ſie mittelbar in der Ackerkrume auf die chemiſche Thätigkeit. Im Übermaße wird der Sand für die Ackerkrume nach— theilig, indem er keine Feuchtigkeit zurückhält. Die Wirkung der Kalkerde auf die Ackerkrume iſt mechaniſch und chemiſch und in beider Hinſicht für die Nutzbarkeit des Bodens von großer Wich— tigkeit, indem ſie auf die Pflanzenproduktion bald ſehr vortheilhaft, bald nachtheilig wirkt. Seine vortheilhafteſte Wirkung auf die Ackerkrume äußert der Kalk, wenn er mit Thon, Humus, Waſſer und Luft gemeinſchaftlich in Wechſelwirkung treten kann, indem er dann den Zutritt des Sauerſtoffs der Luft in der Ackerkrume befördert. Die Wir— kung des Kalkes auf die Vegetation mindert ſich hingegen in dem Grade, in welchem es der Acker— krume an organiſchem Stoffe, der die Pflanzen— nahrung ausmacht, fehlt. Daher muß dann, bevor der Kalk wirken kann, erſt Dünger in die Ader- krume gebracht werden. Überhaupt kann aber der Kalk bei einem geringen Gehalte an Nahrungsſtoff in der Ackerkrume nur durch die Zerſetzung des Waſſers auf den Krautwuchs, nicht aber auf die Fruchtbildung wirken. Völlig unnütz endlich wird der Kalk in der Ackerkrume für die Vegetation, wenn zu viel Waſſer in derſelben ſeine Wirkſamkeit hindert, oder wenn ein zu ſtarker Luftzutritt alle Feuchtigkeit zu ſchnell aus ihr entfernt, oder wenn die Ackerkrume ſo dicht verſchloſſen iſt, daß keine Luft in ſie eindringen kann. Schädlich wird der Kalk ſogar in einem lockern grobkörnigen Sandbo— den, weil ſich hier durch größere Lockerung die Feuchtigkeit noch mehr verpfluͤchtigt; überhaupt iſt er aber in allen zu lockern Bodenarten überflüßig. Die aus thieriſchen Abfällen und aus verweſten Pflanzen und Thieren gebildete Dammerde oder der Humus ſetzt die organiſche Natur mit der unorga⸗ niſchen in Verbindung, und iſt für die Ackerkrume Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, 43 ein unentbehrliches Erforderniß der Fruchterzeugung. Man findet den Humus wegen feiner Leichtigkeit faſt immer in den obern Schichten der Ackerkrume. In größter Menge findet man ihn da, wo er aus höhern Gegenden in niedrigere abgeſchlemmt werden und Stetigkeit und Haltbarkeit gewinnen konnte. Der Humus in der Ackerkrume wirkt zuerſt näh⸗ rend für die Pflanzen, indem dieſe nicht nur ſeinen Grundbeſtandtheil, den Kohlenſtoff, zu ihrer Frucht— bildung nöthig haben, ſondern auch die ganze Aus: bildung ihrer Organe oder Lebenswerkzeuge dadurch bewirken. Ferner ſaugt der Humus das Waſſer aus der Atmosphäre in Dunſtformen ein und führt ſolches durch Zerſetzung den Pflanzenwurzeln zu. Ein humusreicher Boden benutzt demnach ein feuch⸗ tes Klima und den Nachtthau am vollſtändigſten und vermehrt die Pflanzennahrung am meiſten. Auch hält er die Wärme im Boden zuſammen, und eine humusreiche Ackerkrume widerſteht bei Tage einem zu großen Zufluſſe der Wärme, und wird dagegen in der Nacht nicht merklich davon entblößt. Endlich wirkt der Humus auch mechaniſch auf die Ackerkrume und vermehrt die Lockerheit derſelben, weshalb thoniger Boden mehr Humus verlangt, als ſandiger; im Sandboden kann ſogar zu viel Humus wegen einer zu großen Lockerung der Acker— krume ſchädlich werden. Außer jenen Wirkungen der hier erwähnten Be— ſtandtheilen hat aber auch noch der Untergrund einen weſentlichen Einfluß auf die tragbare Acker— krume, indem ein ſolcher die fehlerhafte Miſchung derſelben verbeſſern, aber eben ſo leicht ein gutes Verhältniß der Beſtandtheile in derſelben, wenn er unpaſſend iſt, wieder aufheben kann. So dient ein thoniger, Feuchtigkeit anhaltender Untergrund, als Waſſerbehälter für die Ackerkrume, weshalb ein ſolcher Untergrund eine lockere Ackerkrume ſehr ver— beſſert, da bei anhaltender Dürre und warmer Wit— terung die Pflanzenwurzeln das in Dunſtgeſtalt emporgeſtiegene Waſſer begierig einſaugen. Iſt aber die Ackerkrume ſelbſt, wie der Untergrund, thoni— ger Art, ſo erfolgt eine nachtheilige Wirkung auf jene, weil ein ſolcher Boden zu naß iſt. Ein durch— laſſender Untergrund verbeſſert dagegen eine thonige Ackerkrume. Für mehrere tiefwurzelnde Pflanzen: die Luzerne, Eſparſette, den Krapp, Hopfen u. ſ. w., iſt aber der Untergrund wichtiger, als die Acker— krume, A bei fehlerhafter Beſchaffenheit der letztern leichter gedeihen, wenn jener nur für ihre tiefgehenden Wurzeln die erforderlichen Eigenſchaf— ten beſitzt. Allem Pflanzenbau nachtheilig iſt ein Untergrund, der aus Ortſtein beſteht, ſowie über— haupt jeder felſige Untergrund, der einer Verbeſſe— rung nicht fähig iſt. Thonſchiefer und Kalkſteine im Untergrunde werden aber durch die Atmosphäre allmälig aufgelöſt, und die Krume wird durch fort— geſetzten Anbau tiefer, wogegen von Granit und u nur ſehr unmerkliche Abtrennungen er- olgen. 5 Die Tiefe der Ackerkrume betreffend, iſt Folgendes darüber zu bemerken. Eine gewiſſe Lok— kerheit der Ackerkrume iſt nicht blos für den Zutritt der Luft nothwendig, ſondern auch unbedingt bis zu einer verhältnißmäßigen Tiefe zum Eindringen der Pflanzenwurzeln erforderlich. Zwar konnen viele Gewächſe, wie z. B. Bäume und Sträucher, mit ihren Wurzeln die feſte Erde, ja ſelbſt Steinmaſſen durchdringen; indeſſen vermögen dies doch nicht alle, und beſonders die ein- und zweijährigen Kul: turgewächſe nicht; deshalb ſoll die Erde für dieſe ſo tief gelockert ſein, als ihre Wurzeln bei ihrer höchſten Entwickelung reichen können. Für die mei— ſten unſerer Kulturgewächſe dürfte nun wohl eine Ackerkrume von 6 bis 7 Zoll Tiefe in der Regel hinreichend ſein; indeſſen da doch mehrere mit ihren Wurzeln auch tiefer eindringen, ja viele von ihnen auch über 10 Zoll tief gehen, ſobald ſie Nahrung dort finden, ſo wird eine tiefere Acker— krume von 10 bis 12 Zoll in mehrfacher Hinſicht für den Pflanzenbau heilſam erſcheinen. Denn je tiefer die Ackerkrume iſt, deſto mehr kann ſich Waſ— ſer darin vertheilen und auch anſammeln, ſo wie auch die Winterfeuchtigkeit beſſer darin zurückgehal— ten wird. Der Vortheil einer tiefen Ackerkrume wird aber noch viel beträchtlicher, wenn ſie zugleich durchgängig mit Humus durchdrungen, oder durch Düngung auf ihre ganze Tiefe mit organiſchen Stoffen verſehen iſt. Entſpricht eine Ackerkrume den übrigen Anforderungen an dieſelbe, ſo kann ſodann ein Boden mit einer zwölfzolligen Krume leicht doppelt ſoviel Ertrag in einer Ernte geben, als bei einer ſechszolligen Ackerkrume; denn hier kann die Saat dichter zu ſtehen kommen, ohne daß deshalb die einzelnen Pflanzen gewiſſermaßen an Flächenraum verlieren, indem ſich letzterer hier ſtatt in die Weite in die Tiefe ausdehnt. Außerdem iſt aber auch auf einer flachen Ackerkrume das Getreide bei weitem mehr dem Lagern ausgeſetzt. Eine tiefe Ackerkrume nimmt auch mehr Wärme auf, und dieſe kann ſich darin beſſer vertheilen und erhalten. Ob nun zwar gleich eine tiefe Ackerkrume ohne Humus natürlich nicht in dem oben aufgeſtellten Verhältniſſe mehr Früchte geben kann, als eine flache, ſo giebt ſie doch in der Regel die Ernten ſicherer und liefert auch, wenigſtens in trocknen Sommern, eine weit größere Krauternte, als eine flache Ackerkrume. In der Regel wird freilich die Tiefe der Ackerkrume, welche den Werth eines Bodens ſo weſentlich ver— ändert, hauptſächlich von dem Untergrunde bedingt; es muß daher letzterer, wenn eine Ackerkrume ver tieft werden ſoll, nur ſolche Beſtandtheile enthalten, welche durchgängig der Vegetation wenigſtens nicht hinderlich ſind, und wegen ihrer natürlichen Be⸗ ſchaffenheit überhaupt eine Vertiefung geſtatten. Indeſſen ſoll doch auch unter ſonſt geeigneten Um— ſtänden die Tiefe der Ackerkrume ſtets nach der mög⸗ lichen Tiefe des Eindringens der Wurzeln jener Gewächſe, welche man darauf zu erbauen beabſich— tigt, bemeſſen werden. Denn im Fall die kultivirte Ackerkrume tiefer geht, als die Wurzeln der in ihr ſtehenden Pflanzen reichen, würde ein Theil der in ihr enthaltenen Pflanzennahrung unbenutzt blei- ben müſſen. Eine tiefe Ackerkrume iſt ganz beſonders für einen ſolchen e zu empfehlen, der ent: a 4% Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, weder von Näſſe oder von Dürre leidet und ſo zum häufigen Mißwachſe geneigt iſt. 8 Freie Säure darf in keiner Ackerkrume vor⸗ kommen, indem ſie die Zerſetzung der Nahrungsſtoffe hindert und die Aneigung und Verarbeitung des Waſſers hemmt. Kalk im Boden verhütet die Säu— rebildung am meiſten; auch der Thon wirkt da— egen, daher man auch in einer Ackerkrume, deren Hauptbeſtandtheile Thon und Kalk ſind, nie freie Säure findet. Eins der kräftigſten Mittel, die durch eine zu ſehr angehäufte Menge Waſſer auf Ackerländereien entſtandene Säure zu entfernen, iſt die zweckmäßige Abwäſſerung und nachherige voll— kommene wiederholte Bearbeitung des Bodens. Über den Werth einer Ackerkrume entſcheidet auch noch jener Umſtand, ob dieſelbe möglichſt frei von Unkrautſamen iſt. Alle bisher vorge— ſchlagenen Vertilgungsmittel, das Jäten ausge⸗ nommen, haben die in Deutſchland dem Ackerbaue ſo läſtig fallenden Unkräuter, als den Hedrich, den Ackerſenf, die Wucherblume und den Flughafer nicht völlig ausrotten können. Die ausdauernden Un— kräuter, als die Quecken, mehrere Diſtelarten u.a. m. ſind dem Ackerbaue zwar auch beſchwerlich, ihre Ausrottung iſt aber bei weitem leichter zu bewirken, als die Vertilgung der Samenunkräuter, indem eine kräftige und vollſtändige Beackerung, namentlich beim Anbaue der Hackfrüchte ihrer Vermehrung immer Grenzen ſetzt. b Als äußere Kennzeichen, welche auf eine mit alter Düngkraft verſehene Ackerkrume, ohne daß die— ſelbe mit Feldfrüchten bedeckt iſt, ſchließen laſſen, gelten folgende: 1) dunklere Farbe, welche meiſtens ein Zeichen von Humus in einer Ackerkrume iſt. 2) Größere Lockerheit der Krume. Am auffallendſten läßt ſich dies nach dem Winter— froſte wahrnehmen, wo unmittelbar nachher alle in guter Düngkraft ſtehende Acker in einem lockern Zuſtande angetroffen werden, wogegen die magern länger in einem ſchliffigen, näſſenden Zuſtande verbleiben. 33 Niedrigere Temperatur. Auf allen in guter Düngkraft ſtehenden Adern wird man den Schnee ſtets früher ſchmelzen ſehen, als dies auf mageren geſchieht, ſowie auch alle Saaten hier etwas früher keimen und reifen. Da es, wenn ſich nicht beſonders günſtige Umſtände vereinigen, ſehr ſchwer hält und lange Zeit dauert, kraftloſe Acker zu befruchten und ſie den in alter Düngkraft ſtehenden gleichzuſtellen, ſo iſt die Ge⸗ legenheit, dergleichen Grundſtücke ohne große Ko— ſten mit Mergel und Moder zu befahren, als ein ſicheres Mittel, ſie ſchnell in einen mit ihrer Boden— miſchung im Verhältniſſe ſtehenden Kulturzuſtand zu bringen, von hohem Werthe. Der Werth einer gegebenen Erdenmiſchung wird nun endlich, außer dem oben erwähnten Unter— grunde der Ackerkrume, noch durch die Lage des Bodens und das Klima nebſt den Umgebungen, welche auf die Temperatur und Beſchaffenheit der Luft Einfluß haben, beſtimmt. 5 Lage oder Abdachung des Bodens. Man verſteht hierunter die Steilheit des Feld— bodens oder ſeine Neigung gegen die verſchiedenen Himmelsſtriche, welche für die Kulturverhältniſſe von Wichtigkeit iſt. Die Oberfläche des Bodens liegt entweder eben, wenn das Waſſer nirgends wohin ein Gefälle hat und nur durch Einſinken in die Tiefe und Verdunſten in die Luft verloren gehen kann; oder abhängig und geneigt, wenn das Waſſer abfließt. Wohin das Waſſer nun fließt, dahin neigt ſich der Boden oder er dacht dahin ab. Der eben liegende Boden wird durch die Sonnen— ſtrahlen weniger ſtark erwärmt, als wenn er geneigt der Sonne entgegen liegt, und ſeine Erwärmung ſteht nach Maßgabe ſeiner innern Miſchung immer in einem gleichen Verhältniſſe mit ſeiner Lage gegen die Sonne. Bei einem thonigen und lehmigen Boden, welcher einen dergleichen Untergrund hat, iſt eine abhängige Lage viel werth; denn hat ein ſchwerer Boden mit einem undurchlaſſenden Un⸗ tergrunde auch noch von außen keinen Waſſerabzug, ſo eignet er ſich zum Ackerbaue gar nicht; ſelbſt zur Wieſe wird er ſich in vielen Fällen nicht einmal benutzen laſſen, wenigſtens keine guten Futtergräſer liefern. Bei abhängiger Lage dagegen kann dem Waſſer durch Furchen und Gräben ſehr leicht Abzug verſchafft werden. Hingegen iſt der loſe, leichte Sandboden um ſo fruchtbarer, je niedriger und ebe— ner er gegen die umgebende Gegend liegt. Denn auf Höhen und Bergrücken wird dieſer Boden zu leicht ausgetrocknet. Zu ſteile Anhöhen ſind bei keinem Boden vortheilhaft. Ein erhabener, nicht zu leichter Boden hat bei faſt gleichen Verhältniſſen deshalb Vorzüge vor einem ebenen, weil er mehr Oberfläche hat, alſo auch mehr Pflanzen tragen kann, als dieſer, und die Pflanzen darauf zu ihrem beſſern Gedeihen dem Lichte und der Luft mehr ausgeſetzt ſind. Auf Boden mit Abdachung wird man auch ſelten Lager, aber viele und ſchöne Kör— ner gebendes Getreide haben. Je leichter der Boden durch die Abdachung das Waſſer verliert, um ſo mehr muß er an Bündigkeit zunehmen, um ſo minder darf die Wärme auf ihn einwirken, wenn er dieſelben Früchte in gleichem Klima hervorbringen ſoll; und umgekehrt muß er der Sonne in einer ſehr geneigten Lage entgegengerichtet und leichter von Natur ſein, wenn er in einem kühlern Klima Früchte hervorbringen ſoll, die in den Ebenen der wärmern Klimate als heimiſch gedeihen. Daher kommt es bei der Abdachung einer Fläche gar ſehr auf die Himmelsgegend an, wohin jene gerichtet iſt. Gegen Süden hat der Boden das meiſte und ſtärkſte Sonnenlicht, wegen der frühern und ſtärkern Durchwärmung beginnt die Vegetation hier früh, und die Früchte kommen, unter ſonſt günſtigen Ver⸗ Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, 45 hältniffen, hier zu ihrer höchſten Vollkommenheit. Dagegen leidet aber der leichtere Boden nach dieſer Gegend hin eher an Dürre. Gegen Norden hin wird dagegen der Boden ſpäter erwärmt, bleibt länger mit Schnee bedeckt, dunſtet weniger aus und bleibt daher auch länger feucht. Die Vegetation dauert kürzere Zeit, fängt ſpäter an und hört früher auf. Die Pflanzen er— halten wegen Mangel an Licht und Wärme minder— ausgebildete Säfte und Früchte, und leiden öfter durch kalte Winde und Fröſte. Solche Gegenden eignen ſich verhältnißmäßig beſſer zu Wieſen, Wäl— dern und zum Anbaue von Pflanzen überhaupt, de— ren Gedeihen eine geringere Sommertemperatur verlangt und welche auch bei uns leichter durch Wärme und Trockenheit der Sommermonate leiden. Gegen Oſten dunſtet der Boden ſtark aus, erhält weniger vom Niederſchlage der atmosphäri— ſchen Feuchtigkeit und trocknet beſonders im Früh— jahre ſchnell aus. Da die Morgenſonne bei dieſer Lage den Boden am erſten und früheſten trifft, fo wird auch die Vegetation darauf am früheſten in Thätigkeit geſetzt. Daher kommen hier die Früchte vorzüglich früh empor und werden vollkommen reif, können aber auch durch Nachtfröſte leichter unter— drückt und zerſtört werden. Gegen Weſten leidet der Boden am wenig— ſten von Dürre, weil ihm der Weſtwind die meiſte Feuchtigkeit zuführt. Hier erreichen die Früchte im Allgemeinen nicht ſo früh und in ſo hohem Grade ihre Vollkommenheit, wie an der Oſtſeite. Hier iſt der Schaden, der aus dem plötzlichen Aufthauen entſteht, am größten, weil die Sonne ſie erſt trifft, wenn ſie um Mittag am ſtärkſten iſt. Am beſten iſt ſie etwas gegen Süden gerichtet. Die Vortheile und Nachtheile dieſer Lagen wer— den übrigens hauptſächlich durch die Grundmiſchung und übrigen Eigenſchaften des Bodens beftimmt. Der thonige, feuchte und kalte Boden wird ver— beſſert, wenn er ſeinen Abhang nach der trocknen Oſt⸗ und Südſeite hat, und iſt ungleich fehler— hafter, wenn er nach Weſten und Norden abdacht. Umgekehrt verhält es ſich mit dem ſandigen, kalk— reichen, trocknen und warmen Boden, für den die weſtliche Abdachung immer die erwünſchteſte iſt, und der nach Südoſten abdachend immer um fo ſtärker von der Dürre leidet. Iſt aber die nördliche Abdachung ſo ſteil, daß die Sonne den Acker nur ſchräg trifft, ſo iſt dies in keinem Falle wohl— thätig. Was die Stärke der Neigung der Abhänge an— betrifft, ſo gilt in Beziehung auf die Vegetation Folgendes darüber: Völlig ebenes Erdreich leidet leicht von zu großer Näſſe, und es kann eine ſolche Lage ſelbſt zu Entſtehung von Torfmooren Veran: laſſung geben. Wenn die Neigung *, 1 bis 2 Grad beträgt, ſo eignet ſich der Boden gewöhnlich ſehr gut zum Ackerbaue und zu den verſchiedenſten Kulturarten. Eine Neigung von 3 bis 4 Graden wird ſchon ſehr bemerkbar, iſt aber der Kultur noch nicht nachtheilig. Bei 6 bis 10 Graden iſt der Boden ſchon bedeutend geneigt; als Acker be— nutzter Boden überſteigt nur ſelten einen Neigungs— winkel von 10 Graden. Gegen Süden abdachende Felder leiden bei dieſer Neigung leicht durch zu große Trockenheit; dagegen eignen ſie ſich aber gut zu Obſt⸗ und Weinbau, und bei nördlicher Lage _ zu Wieſen. Bei 11 bis 15 Graden erſcheint das Erdreich ſchon ſehr abſchüſſig, und ſelbſt ſehr ſteile Landſtraßen überſteigen ſelten einen Winkel von 15 Graden. Ein ſolches Land benutzt man ſelten zum Ackerbaue, wohl aber zu Weiden und Wieſen, und an ſüdlichen Abhängen zum Wein— baue; bei 16 bis 20 Graden läßt ſich das Erd— reich immer noch zu Weiden und Wieſen benutzen. Bergabhänge, die 21 bis 30 Grade meſſen, ſind gewöhnlich mit Waldung bedeckt, und die ſteilſten Abhänge, an welchen man noch Wieſen findet, überſteigen nicht 30 Grade. Bei 30 bis 35 Gra— den Neigung eignen ſich die Gegenden blos noch zu Wald, oder an ſüdlichen Abhängen zu Obſt, aber auch durch Hülfe von Mauern und Terraſſen ſehr gut zum Weinbaue. Bei 36 bis 40 Graden halten ſich nur noch die gegen Norden abdachen— den Abhänge beraft. Im ſüdlichen Deutſchlande benutzt man dieſe ſteilern Abhänge noch mit Vor— theil zum Weinbaue. Bei 40 bis 50 Graden Nei— gung aber ſind die Gebirgsſchichten gewöhnlich von Erde und Pflanzen völlig entblößt, und nur noch mit Schutt und lockerem Gerölle bedeckt. Klima und die darauf Einfluß habenden Umgebungen des Bodens. Klima nennt man den Zuſtand der Atmosphäre, wie dieſer durch die verſchiedene Einwirkung der Naturkräfte (Wärme, Licht, Elektricität) örtlich ſich geſtaltet; es iſt alſo das einer jeden Gegend eigene Verhalten der Witterung in Hinſicht auf Wärme und Kälte, Trockenheit und Näſſe, Fruchtbarkeit und Wechſel der Jahreszeiten. Die Wärme ſpielt hierbei eine Hauptrolle und beſtimmt faſt ausſchließ— lich das Klima, indem nicht allein die Tempera- tur, ſondern auch der Feuchtigkeitsgrad, und ſomit die Klarheit oder Trübe, endlich auch die Ruhe oder Bewegung der Luft von ihr bedingt werden. Für den Landwirth iſt nächſt der Unterſuchung des der Bewirthſchaftung zu unterziehenden Bodens, die Betrachtung des Klimas und der Urſachen ſeiner Beſchaffenheit der erſte und wichtigſte Gegenſtand ſeiner praktiſchen Thätigkeit. Wärme und atmosphäriſche Feuchtigkeit, auf welche es hier hauptſächlich ankommt, werden durch Lage, Richtung, Umgebungen, Boden und Unter⸗ grund beſtimmt. Die Wärme iſt nicht allein die un- erläßliche Bedingung des Lebens, ſie iſt auch der Maßſtab der größern Vollkommenheit der Vegeta⸗ bilien. Es kommt hierbei weniger auf den Durch— ſchnittsgrad der Wärme eines Jahres, als vielmehr auf die Dauer und gleichförmige Beſtändigkeit der— 46 ſelben während der eigentlichen Vegetationsperiode an, ſo wie das Licht ebenfalls ein weſentliches Er— forderniß für das vollkommene Gedeihen der Pflan— zenprodukte iſt. Ob nun zwar gleich ganz lichtlos kein, wenigſtens kein nützliches Gewächs beſtehen kann, jo iſt doch die Finſterniß bei dem Pflanzen: wachsthume nicht nutzlos und entbehrlich; denn das Samenkorn treibt im Dunkel der Erde den zarten Keim und gefällt ſich beim erſten Emportreiben beſ— ſer bei umwölkten Himmel und mäßiger Wärme, als bei ſtrahlendem Lichte und ſengender Hitze. Auch ſpäter gewahrt man, daß die Pflanzen in ſchwüler Sommernacht weit mehr als während des Tages wachſen. — Das Waſſer iſt ein Hauptbeſtandtheil jeder Pflanze, ein nothwendiges Erforderniß ihrer Lebensnahrung, Auflöſungsmittel und Leiter der feſtern aus dem Dunge hervorgehenden Nahrungs— ſtoffe. Der Mangel an Feuchtigkeit bringt das Pflan— zenleben ins Stocken, und hat endlich den Tod zur Folge. Über die Maſſe des zu wünſchenden Regen— falls läßt ſich jedoch keine Regel aufſtellen. In trock— nen Klimaten kann ein oft vorkommender ſtarker Thau den Abgang zureichenden Regens erſetzen. Auch der Schnee begünftigt bei uns die Vegetation, im Falle er nicht in allzudichter Maſſe und nicht zu lange auf dem Felde liegen bleibt, widrigenfalls er am Ende die Saaten erſtickt. Man unterſcheidet das geographiſche und das phyſikaliſche Klima eines Orts. Unter je⸗ nem verſteht man den eigenthümlichen Zuſtand der Atmosphäre eines Orts, inſofern dieſer von der geo— graphiſchen Lage eines Orts beſtimmt wird (ſeine Lage). Unter dem Aequator wird durch die ſenkrecht auffallenden Sonnenſtrahlen die größte Wärme ent— bunden, und dieſe nimmt mehr und mehr ab, je weiter ein Ort vom Aequator entfernt iſt. Das phy— ſikaliſche (örtliche) Klima iſt die Beſchaffenheit der Atmosphäre eines Landes, inſofern dieſe nicht von der geographiſchen Lage, ſondern von der Geſtalt und Beſchaffenheit der Erdoberfläche, Umgebungen u. ſ. w. beſtimmt wird. So wie im Bezug auf die geographiſche Lage unter übrigens gleichen Umſtän— den die Luft um ſo kälter wird, als man gegen Nor— den, und umgekehrt um ſo wärmer, als man gegen Süden vorſchreitet, ſo hat es auch eine ähnliche Bewandtniß mit der phyſiſchen Lage des Bodens in Rückſicht feiner Erhöhung über der Oberfläche des Meeres. Auf die atmosphäriſche Feuchtigkeit hat die Lage einen ſehr großen Einfluß. In den Gebirgs⸗ gegenden äußert ſich ein bedeutender Niederſchlag der Feuchtigkeit aus der Luft, während große tiefer gelegenen Ebenen durch Trockenheit leiden. Die Ge- birgsgegenden ſind daher zum Grasbaue und der Viehweide, die Flächen zum Getreidebaue und über— haupt für den Pflug geeigneter. Außerdem ſind hierbei noch fernere Rückſichten zu nehmen: 1) In einem Hügel⸗- oder Berglande tra⸗ gen Richtung und Hang, welche der Boden nach einer oder der andern Himmelsgegend hat, nicht wenig zu dem Grade ſeiner Fruchtbarkeit bei; denn in je rechterem oder ſpitzigerem Winkel die Strahlen Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. der Sonne auf den Boden fallen, um ſo ſtärker iſt ihre Wirkung. 2) Stark bevölkerte Gegenden ſind in der Regel fruchtbarer, als ſchwach bevölkerte, Städten und großen Dörfern nahe gelegene Felder ergiebiger als entfernte, und obgleich beides von der ſtärkern Düngung, jo wie auch zum Theil von der geſchütz— tern Lage herrührt, ſo trägt doch die Ausdünſtung und Ausathmung einer zuſammengedrängten Volksmenge, der Entwickelung von Wärmeſtoff auch nicht wenig bei. 3) Waldungen und Gebirge äußern eben⸗ falls eine nicht geringe Einwirkung auf das Klima. Mit Holz ſtark bedeckte Gegenden ſind kälter und feuchter als waldloſe. Dagegen gewähren an man— chen Orten hohe Wälder nicht blos Schutz gegen kalte Winde und Stürme, ſondern thun auch den verheerenden Wirkungen der atmosphäriſchen Er— ſcheinungen Einhalt. Im Einzelnen gereichen die Bäume durch Schatten, Wurzeln und zum Theil auch wegen des gerbenden Stoffes ihrer fallenden Blätter den Feldern oft; zu keinem geringen Nach- theile. Die Umgebung von hohen Gebirgen trägt nach ihrer Richtung oft zur Wärme, oft zur Kälte einer Gegend bei, letzteres namentlich, wenn die Berge ſo hoch ſind, daß der Schnee ſie bedeutend länger als die Ebene bedeckt. Ganz nahe Gebirge geben Gelegenheit zu Platzregen und Überſchwem— mungen; letztere können auch durch vorhandene Bäche oder Flüſſe bald zum Vortheile, bald zum großen Nachtheile des Landwirths veranlaßt werden. 4) Gewäſſer. Die ſich aus Sümpfen und Mooren entwickelnden Dünſte erkälten nicht allein die Luft, ſondern ſie äußern auch mancherlei nachthei— lige Einflüſſe auf die in ihrer Umgebung wachſen— den Pflanzen. Im Herbſte und Frühjahre eintre— tende Nachtfröſte ſind in ihrer Nähe beſonders zu fürchten. Iſt der Lauf der Flüſſe träge, ſo giebt ihr Waſſer zu ftarfen Nebeln und durch dieſe, wie man behauptet, zum Honigthaue Anlaß. 5) Nähe oder Ferne des Meeres. Große Waſſermaſſen erwärmen und erkälten ſich nie in ſo hohem Grade wie das Feſtland. Daher iſt die Tem— peratur der Meere im Winter höher, im Sommer niedriger als die des Feſtlandes. Die Temperatur des Waſſers theilt ſich der darüber befindlichen At— mosphäre mit, und dieſe ſetzt fi) mit der Atmo— ſphäre benachbarter Ländermaſſen ins Gleichgewicht, wodurch jene im Sommer abgekühlt, im Winter er— wärmt wird. Wenn alſo auch in der Nachbarſchaft des Meeres im nördlichen Europa keine ſo ſtarke Hitze, wie tiefer landeinwärts herrſcht, ſo findet doch eine gleichmäßigere Wärme ſtatt. Sind die Sommer daſelbſt etwas kühler, ſo ſind die Winter um ſo ge— linder. 6) Winde. Den heftigen Winden, die hoch— aufgehenden Gewächſen und dem Getreide zur Blü— thezeit nicht ſelten großen Nachtheil bringen, ſind große Ebenen vorzüglich ausgeſetzt. In feuchten Ge- gen den wirken jedoch die Winde wegen Abtrocknung des Bodens nicht unvortheilhaft. Solche Winde, welche über einen weiten Waſſerſpiegel ſtre ichen, ſind gewöhnlich wärmer als ſolche, die über Hoch— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 47 land wehen, vorzüglich wenn letztere aus Gegenden kommen, die lange mit Schnee bedeckt ſind. Daher find die Oſt- und Nordoſtwinde weit kälter, als die Weſt⸗ und Nordweſtwinde. a 7) Die Regelmäßigkeit der Jahreszei— ten hinſichtlich der Witterung. In vielen Ländern findet man in den verſchiedenen Jahreszeiten eine ziemlich regelmäßige Witterung; in andern dagegen iſt fie wieder ſehr veränderlich. Eine ſolche Unregel— mäßigkeit des Klimas iſt aber für die Vegetation mehr günſtig als nachtheilig, indem dadurch die Pflanzen erſtarken und ihre verſchiedenen Wachsthumsperio— den zwar langſamer, aber regelmäßiger durchgehen; auch wird zum beſſern Gedeihen der Pflanzen da, wo das Klima unbeſtändig iſt, durch den öftern Wechſel des Wetters die Luft geläutert und gerei— nigt. 8) Die Beſchaffenheit des Bodens ſelbſt, in- dem hierdurch die Einflüſſe des Klimas abgeändert werden. In heißen Gegenden bildet der Sand eine dürre Steppe, in mehr gemäßigten und feuchten Kli— maten ein fruchtbares Land. Der nehmliche ſtarke Thonboden, welcher in den trocknen mittägigen Strecken der Vegetation ſo willkommen iſt, wird ihr unter einem feuchten kalten Himmelsſtriche zuwider. Der Sand, welcher in dem feuchten England zu Weizen und Pferdebohnen geſchickt iſt, kann in Deutſchland nur mit Roggen beſtellt werden. Schon die dunkle Farbe des Bodens kann, wie früher be— merkt, ſeinen Wärmeſtoff erhöhen, ſo wie ſeine helle Farbe ihn mehr erkalten. 9) Eben ſo trägt auch der Untergrund in ſehr vielen Fällen nicht weniger als die Ackerkrume zum Verhalten des Bodens zur Feuchtigkeit und Wärme bei. Am gleichförmigſten verbreiten ſich beide in einem ſogenannten tiefen Boden, von an ſich gu— ter Beſchaffenheit.“ Das Klima hat aber auch auf die Produkte ſelbſt einen ſehr wichtigen Einfluß, indem in vielen Fällen auch die innere Güte der Produkte eines Lan— des größtentheils von der Beſchaffenheit des Klimas abhängt. Die nehmliche Pflanze, welche in einem gemäßigten Klima eine anſehnliche Höhe und einen beträchtlichen Umfang erreicht, bleibt unter einem ungünſtigen Klima klein und unvollendet. Dadurch, daß das herrſchende Klima die Dauer der Vegeta— tionsperiode und die einwirkende äußere Wärme und Feuchtigkeit beſtimmt und weſentlich abändert, äu— ßert daſſelbe ſeinen wichtigſten Einfluß auf die Pflan— zenproduktion, worauf bei Anwendung allgemein gültiger Grundſätze für den Ackerbau vorzugsweiſe Rückſicht zu nehmen iſt. In Anſehung der von außen einwirkenden Feuch— tigkeit theilt man das Klima in feuchtes, trock— nes und wechſelndes ein. Unter dem erſten verſteht man dasjenige, wo wegen Regen und ſtets feuchter Luft es der Vegetation nie, oder doch nur ſelten und ausnahmsweiſe an Feuchtigkeit fehlt; ein trocknes Klima heißt hingegen ein ſolches, wo es am häufigſten an der nöthigen Feuchtigkeit gebricht, und ein wechſelndes Klima iſt endlich dasjenige, welches keinen beſtimmten Grad der Feuchtigkeit bei— behält, ſondern ſich bald trocken, bald feucht, bald in einem Mittelzuſtande von beiden zeigt. Man un— terſcheidet daher nach der Dauer der Vegetations— periode, welche wieder von längern oder kürzern Sommern beſtimmt wird, und dem Grade der von außen einwirkenden Feuchtigkeit die kurze, die mittlere und die lange Vegetationsperiode mit feuchtem, trocknem und wechſelndem Klima. Boden verbeſſerung. Wo der Boden nicht urſprünglich diejenigen Ei— genſchaften beſitzt, welche ihn für die verſchiedenen Zwecke der Landwirthſchaft tauglich machen, da ſucht man durch geeignete Verbeſſerungsmittel zu Hülfe zu kommen und das Fehlende zu erſetzen. Die äußern und allgemeinen Kennzeichen, woran man ei— nen guten Boden mit ſeinen zu einander paſſenden Beſtandtheilen erkennt, ſind: Wenn man bei einem weder zu naſſen noch zu trocknen Zuſtande des Bodens ein Loch in die Erde gräbt, ſo muß dieſelbe ſogleich von ſelbſt nachfallen, ſo wie auch die ausgegrabene Erde, wenn das Loch wieder zugeworfen wird, nicht ganz wieder hineingebracht werden darf, ſondern noch ein Theil davon übrig bleiben muß. 2) Beim Regen muß die Erde wie ein Schwamm aufſchwellen, aber bald wieder gehörig abtrocknen. 3) Bei der Bearbeitung muß er ſich, ſehr mild und locker zeigen, d. h. er darf weder zu ſehr in Staub zerfallen, noch zu brocklicht oder riſſig, oder gar kloſicht und ſchollicht ſein. 4) Bei einem nach anhaltend trockner Witterung darauf fallenden Regen ſoll er recht fruchtbar riechen, da dies ein Kennzeichen ſeines großen Humusge— haltes iſt. 5) Die Wurzeln des Weizens ſollen ſich nicht zu weit, höchſtens 5 Zoll ausbreiten dürfen; denn jenes geſchieht nur in weniger fruchtbarem Boden, wo ſie nach Nahrung weit ſuchen müſſen. 6) Die dunkle Farbe iſt auf jeden Fall ein Zei⸗ chen des beſſern und beſten Bodens, die hellere und rothe aber eines ſchlechtern. Jede Bodenmiſchung iſt aber überhaupt fehler— haft, wenn ſie zu loſe und zu wenig zuſammenhän⸗ gend oder zu bündig und zu feſt zuſammenhängend iſt. Im erſtern Falle enthält ein Boden entweder einen zu geringen Antheil von Thon (Sandboden) oder es iſt überhaupt zu wenig Erde vorhanden (Torfboden); jenen verbeſſert man durch Beimengung von Thon, dieſen durch jede Erdmiſchung, ſelbſt wenn ſie bloßer Sand war. Ein zu bündiger Boden wird durch Bei- miſchung von Sand oder Kalk, oder auch beider zu— ſammen verbeſſert. Iſt ein Boden zu kalt und naß oder verſauert und verkohlt, jo wird er durch Abwäſ— ſerung oder durch mineraliſche Düngungsmittel, vor- nehmlich Kalk, Mergel, Aſche verbeſſert. Näheres 48 Die Begründung über Abwäſſerung |. bei Urbarmachung. Durch ein richtiges Miſchungsverhältniß von Sand, Kalk und Thon läßt ſich die fehlerhafte Beſchaffenheit ein— zelner Bodenarten verändern und dadurch der Werth ſolcher Grundſtücke deshalb bedeutend erhöhen, weil letztere für den Pflanzenbau weit geſchickter gemacht worden ſind. Häufig unterbleiben aber dergleichen Hauptverbeſſerungen des Bodens deshalb von den Landwirthen, weil ſie theils die verſchiedenen Erd— arten, die einander zu verbeſſern im Stande ſind, nicht immer ſogleich beiſammen und in der Nähe zu haben vorgeben, theils weil dieſe nicht immer gut mit einander zu vermiſchen ſeien, und die ganze Un— ternehmung überhaupt mühevoll, weitläufig und koſtbar erſcheine. Zwar mag es einzelne Fälle ge— ben, wo es nicht gut ausführbar und überhaupt nicht vortheilhaft ſein kann, dergleichen Arbeiten zu unternehmen; indeſſen ſind doch die Fälle, wo ſich ſolche Bodenverbeſſerungen mit dem größten Vor— theile ausführen laſſen, weit häufiger. Denn wo die verbeſſernde Erdark gleich oder doch nur in einer mä— ßigen Tiefe unter der fehlerhaften Ackerkrume liegt, da kann ſie mit ſehr wenigen Koſten heraufgebracht und mit der Bodenoberfläche vermiſcht werden. Man hat häufig unter dem Thone den Kalk oder Sand ſo ſeichte liegend gefunden, daß er ſchon mit einem tiefgehenden Pfluge heraufgepflügt werden konnte. Wenn man daher die beſſernde Erdart in einer ſolchen Tiefe unter der fehlerhaften Ackerkrume ſelbſt, oder doch ſo in der Nähe derſelben findet, daß ſie aus daſelbſt angelegten Gruben leicht und bald auf das Feld hingefahren werden kann, ſo wird man auch dieſe Verbeſſerungen vornehmen müſſen, und man wird hierzu als die paſſendſten Zeiten den Spätherbſt und den Winter oder auch die Sommer— monate verwenden. Daß aber auch wirklich der— gleichen Unternehmungen im Großen mit Vortheil ausgeführt werden können, davon giebt das Bei— ſpiel vieler engliſchen Landwirthe hinlängliche Be— weiſe. Man muß übrigens hierbei bedenken, daß dieſe Erdmiſchungen als Beihülfen und Verbeſſe— rungen für ewige Zeiten bleiben und wirken. Indeſ— ſen glaube man ja nicht, daß dieſe Erdmiſchungen als Verbeſſerungsmittel die eigentliche Düngung und Fruchtbarmachung des Bodens wenigſtens für einige Zeit entbehrlich machen, es müßten denn die beigemiſchten Erdarten ſchon hinlänglich befruchtet geweſen ſein; ja einige von den beizumengenden Erdarten, wie z. B. Kalk oder Mergel ſind von der Art, daß ſie die Düngung erſt recht nothwendig und unerläßlich machen, und ſie ohne dieſe für die Folge eher ſchaden als nützen würden; denn die Kalk— und Mergelmiſchung macht den Boden und den Dünger eigentlich nur geneigt, reichlichere und er⸗ giebigere Ernten zu liefern, ohne ſelbſt unmittelbar großen Antheil an den Erzeugniſſen zu haben. Zu dieſen Erdmiſchungen gehören nun vorzüglich: 1) Sand. Bei einer Verbeſſerung im Großen muß der Sand in einer ziemlich großen Menge, etwa 2 Zoll hoch auf den Thonboden gebracht und mit dieſem durch das Pflügen nach und nach vermengt werden. Den reinen Fluß- oder Meerſand hält man des landwirthſchaftlichen Gewerbes. für den beſten zu ſolcher Miſchung; klarer Feldſand iſt zwar ebenfalls gut hierzu zu gebrauchen, nur vermiſcht er ſich ſchwerer wie jener, weshalb in letzterer Hinſicht grober Kiesſand brauchbarer dazu erſcheint. Auch zur Verbeſſerung des torfigen und moorigen Bodens erſcheint der Sand als das zweck— mäßigſte Mittel. Soll der Sand 1 Zoll dick auf- gefahren werden, ſo ſind auf 1 Magdeb. Morgen von 180 Quadratruthen 150 zweiſpännige Fuder von 12 Kubikfuß Ladung erforderlich. Torfige Wie- ſen, die zwar trocken gelegt, aber noch locker ſind, mit Sand zu überfahren, wirkt auf den Graswuchs immer ſehr vortheilhaft. So verbeſſert umgekehrt auch Torf, wenn derſelbe vorher durch Ausſetzung der atmosphäriſchen Luft, oder Vermengung mit Stallmiſt, oder ÜUbergießen mit Jauche oder Spül- waſſer entſäuert worden, den Sandboden gar ſehr. 2) Thon dem Sandboden beigemengt, macht ihn waſſerhaltender und geſchloſſener. Doch muß der Thon zur beſſern Beimiſchung vorher trocken gepulvert werden, bevor man ihn auf den Acker bringt. Deshalb pflegt man hierzu nur ſolchen Thon zu verwenden, der Mergel hält, weil dieſer von ſelbſt an der Luft auf dem Acker zerfällt. Je mehr Thonerde der Mergel enthält, deſto mehr iſt er geſchickt, den Sandboden zu verbeſſern, und deſto weniger gebraucht man davon. Eine 1 Zoll hohe Lage von Thonmergel kann den Sandboden um vieles waſſerhaltender machen und überhaupt ver— beſſern, und auf einem ſo verbeſſerten Sandboden braucht das Mergeln nicht wiederholt zu werden, indem der Thon als nicht auflöslich von den Pflan— zenwurzeln nicht aufgenommen werden kann. Da man jedoch auf einmal nur geringe Menge Thon in dem Acker bringt, dieſer Boden aber durch einen größern Thongehalt in feinem Werthe ſteigt, fo muß ein wiederholtes Mergeln immer nur von Nutzen ſein, zumal da der mit dem Mergel im Thone enthaltene Kalk von den Pflanzen nach und nach verzehrt wird. Auch bei ſandigen Feldern kann man oft mit Vortheil die Ackerkrume vertiefen, ſobald die Unterlage thonig iſt, oder doch in der Nähe ſolcher Felder oft Gruben anlegen, und Thon und Mergel herausgraben laſſen. S. Düngung. Außerdem wird auch ein mehrjähriges Weidelegen mit angeſäeten Weidepflanzen dem Boden mehr Haltbarkeit geben. Während derſelben wird auch zugleich die beſte Gelegenheit ſein, eine Lage Thon aufzufahren, der alsdann nach und nach durch Regen und Schnee in den Boden einzieht und fi, ſo am Beſten vertheilt. Endlich giebt es dieſen Boden auch mehr Stetigkeit, wenn er oft, mit kurzem und ſtrohloſem Rindviehmiſte gedüngt wird, und man ihn überdem möglichſt mit Pflug und Egge ſchont. Auch der gebrannte Thon gilt als ein Verbeſſerungsmittel für den Boden. S. Düngung. 3) Kalk iſt, mit Vorſicht angewendet, eins der vorzüglichſten Verbeſſerungsmittel für mancher⸗ lei Bodengattungen. Er giebt dem Boden Wärme und Trockenheit, und vermindert hierdurch zugleich die zu große Feſtigkeit im Boden. Ferner verbindet Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. * er ſich mit ſämmtlicher im Boden vorhandener Säure, zieht ſie an ſich und ſchafft ſie dadurch weg, ſo wie er auch die Verweſung der todten Körper im Boden befördert. Auch lebendige er— weichte Pflanzentheile zerſtört der Kalk, beſonders aber die öligen Unkrautſämereien und Wurzeln, als 3. B. Hederich und Quecken. Schon in einer ver⸗ haͤltnißmäßig geringen Menge kann der Kalk die ftarfe Zuſammenhaltung des Thones aufheben, wenn er nehmlich als feinſtes Pulver mit demſelben ge— mengt wird. Feſter Kalkſtein verwittert erſt im Verlaufe von Jahrhunderten; wird er aber ge— brannt und dann der feuchten Luft ausgeſetzt oder mit Waſſer befeuchtet, ſo zerfällt er von ſelbſt in das feinſte Pulver, und iſt in dieſem Zuſtande das vorzüglichſte Mittel, den Thonboden zu beſſern. Will man mit dem Kalke nicht blos düngen, ſon— dern die natürliche Beſchaffenheit des Bodens damit umändern, ſo werden nach Maßgabe der Umſtände für eine Bodenverbeſſerung 100 bis 200 Berl. Scheffel auf den Morgen davon nöthig werden. Da jedoch eine ſo große Menge von ätzendem Kalke den Pflanzen ſchädlich ſein würde, ſo muß man jenen zu einer Zeit in den Boden bringen, wo keine Pflanzen auf demſelben ſtehen; auch darf nicht ſobald darauf geſäet werden. Man fährt daher den gebrannten Kalk auf den Brachacker in kleine Haufen und bedeckt dieſe mit Erde; ſobald er darunter zerfallen iſt, wird er mit Schaufeln auseinander gebracht und mit Eggen noch mehr zertheilt; mit der vorletzten Furche bringt man den Kalk leicht unter und mit der Saatfurche wieder in die Höhe. Indeſſen bleibt eine derartige An— wendung von Kalk in den meiſten Fällen doch immer koſtſpielig. Man kann auch rohen Kalk mit gleichem Erfolge zur Verbeſſerung des Thon— bodens gebrauchen. Doch muß man hierzu eine ſolche Kalkart wählen, die leicht gewonnen werden kann und in kurzer Zeit von ſelbſt in das feinſte Pulver zerfällt. Daher paßt hierzu am beſten der Kalkmergel. Wie viel aber zur Verbeſſerung des Thonbodens ſolcher Mergel aufgefahren wer— den muß, hängt davon ab, wie viel pulverförmi— gen Thon der zu verbeſſernde Boden enthält, und wie kalkhaltig der Mergel ſelbſt iſt. Wird mit dem Mergel zu wenig Kalk in den Boden gebracht, ſo wirkt er faſt gar nichts, und bringt man mit dem Mergel zu viel Thon und Sand in den Boden, ſo wird der Kalk wieder in ſeiner Wirkung gehin— dert. Um daher keine Mißgriffe hierin zu thun, muß man den Kalkgehalt des Mergels vorher zu erforſchen ſuchen. Vom rohen Kalke rechnet man als Verbeſſerungsmittel auf den Morgen 300 Ctnr. Auf einem verſauerten und verkohlten Boden wirkt der Kalk, ſobald jener von Näſſe befreit iſt, eben— falls, indem er den Boden entfäuert und den darin befindlichen Humus in genießbare Pflanzennahrung umwandelt. Nach dem Grade der Verſäuerung rechnet man auf den Morgen 10 bis 15 ja 20 Berl. Scheffel. Auch der Mergel kann einen ſol— chen Boden ſehr weſentlich verbeſſern und denſelben in einen ſehr fruchtbaren Boden umſchaffen, wenn Kirchhof, Landwirth. f Be - 49 ſolcher nach der Trockenlegung des Ackers in gehö— riger Menge, die nach ſeinem Kalkgehalte zu beur— theilen iſt, aufgefahren wird. Aber auch Aſche wirkt hier eben ſo gut, nur iſt von ihr doppelt ſo viel nöthig, als oben vom gebrannten Kalk angegeben iſt; fie wird möglichſt gleichmäßig auf den zuvor trocken gelegten und gepflügten Acker ausgeſtreut und in ſelbigen eingeeggt. Holzaſche iſt hierzu ſtets dienlich und brauchbar, wogegen die Torfaſche dazu nicht taugt, ja vielmehr dem Acker ſchädlich iſt, wenn ſie eine braune Farbe hat und ſchwer iſt; die von weißgrauer Farbe und leichtem Gewichte iſt aber gut und dienlich, ob man gleich eine doppelt ſo große Menge hiervon als von Holz— aſche braucht. Iſt aber ein ſolcher verſauerter und verkohlter Boden vergraſt und verwachſen, ſo iſt das Raſenbrennen das ſicherſte und kräftigſte Mittel ihn zu verbeſſern. S. Urbarmachung. Aber auch die jorgfältige Bearbeitung und Düngung des Bodens hat einen ſehr weſentlichen Einfluß auf deſſen Verbeſſerung und Werthserhöhung. Außer den bisher genannten Verbeſſerungsmit— teln, welche ihren günſtigen Einfluß dadurch un— mittelbar auf den Boden ſelbſt äußern, daß ſie denſelben in ſeinen Beſtandtheilen und ſonſtigen Eigenſchaften zu Gunſten des Pflanzenbaues dauernd vortheilhaft umändern, giebt es auch noch andere, von außen mittelbar auf den Boden ſehr weſentlich wirkende Verbeſſerungsmittel, wodurch der Boden— werth ebenfalls ſehr gehoben werden kann. Die beiden wichtigſten hierher gehörigen Verbeſſerungs— mittel find die Einfriedigungen und Ein—⸗ dämmungen. Unter erſterer verſteht man die Schutzwehr, die man ringsum den Boden aufſtellt, um ihn vor dem Anlaufe von Menſchen und Thie— ren zu verwahren; nur hierdurch wird der Land— wirth unumſchränkter und ungeſtörter Eigenthümer in der Bewirthſchaftung ſeiner Felder, und nur in— ſofern werden dieſe den höchſten Ertrag liefern und ſomit für ihn den höchſten Werth haben können. Die Vortheile einer wohl überlegten und zweckmä— ßig ausgeführten Einſchließung der Felder ſind im Allgemeinen folgendes 1) Bei wilden Landſtrecken wird durch die Um— zäunung der erſte Grund zur künftigen Fruchtbarkeit gelegt; denn das Gras, welches nun geſchont wird, wächſt raſcher und ſicherer in die Höhe und liefert nun für Schafe und Zugvieh beſſere Weide; der Boden wird allmälig bereichert und zuletzt zum Fruchtbaue und zur Ackerwirthſchaft überhaupt ge— eignet. 2) Bei naſſen Gründen kann das Waſſer durch die um das Feld gezogenen Gräben von demſelben abgeleitet, und oft trocknen Stellen zur Erfriſchung zugeführt werden. 3) In einem kalten Klima und namentlich im einer kalten Lage ſchützen die Einzaͤunungen der Felder die Früchte gar ſehr vor dem nachtheiligen Einfluſſe des Wetters. Man hat bei genauer Beo— bachtung ſchon vielfältig gefunden, daß da, wo die Umzäunungen eingeführt well, das Klima 50 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. milder und der Boden fruchtbarer geworden und letzterer ſomit in ſeinem Werthe geſtiegen iſt. 4) Bei Weideland kann der Wirth durch Ein— zäunungen die großen Auslagen für das Viehhüten größtentheils erſparen, ſo wie er überdies noch nach Belieben ſeine Heerden in Rückſicht auf Alter, Beſchaffenheit und andere Verhältniſſe zweckmäßig abtheilen kann. Durch den Schutz, welchen die Hecken gewähren, wird auch die Wärme vermehrt, und der Graswuchs iſt viel raſcher und üppiger, als in ungeſchützten offenen Feldern. In heißen Sommern leidet das Vieh weniger von der Hitze und findet bei kalten Stürmen einigen Schutz, ſo— wie auch das nicht beunruhigte Vieh die Weide viel weniger bei naſſem Wetter zertritt. Man be— hauptet daher wohl nicht mit Unrecht, daß ein ein— gezäunter Weidefleck um bis z mehr Werth habe, als wenn er uneingezäunt geblieben wäre. 5) Bei Ackerland ſind die eingezäunten Felder diebiſchen Eingriffen viel weniger ausgeſetzt, als offene Gründe; der Wirth kann daher eine paſſende und vortheilhafte Fruchtfolge wählen, die Kultur nachdrücklicher betreiben, und überhaupt mit mehr Sicherheit das ganze Erntegeſchäft beſorgen. 6) In Gegenden, wo Holz und andere Brenn— materialien ſelten und theuer ſind, können die Hek— ken wegen der Menge Holz, das ſie liefern, dem Wirthe eben ſo hoch im Werthe ſtehen, als die beſten kultivirten Felder. Überdies gewinnt man noch von den in den Hecken wachſenden Buchen, Eichen u. ſ. w. ſehr gutes Nutz- und Bauholz. Am vortheilhafteſten und empfehlenswertheſten ſind dergleichen Einfriedigungen vornehmlich auf allem trocknen und ſandigen Boden, ſowie ſie auch da als höchſt nützlich erſcheinen, wo die Felder mehrere Jahre zu Weidekoppeln liegen bleiben, indem ſie, wie ſchon bemerkt, die Hutung ſehr er— leichtern, und man ſie dann, wenn die Felder unter den Pflug genommen werden, abholzt, worauf ſie, wenn das Feld wieder als Weidekoppel dienen ſoll, wieder erwachſen ſind. Übrigens müſſen natürlich die einzufriedigenden Felder mehr in großen Flächen beiſammenliegen, wenn die Mühe einer Befriedi— gung belohnt werden ſoll. Die todten Befriedigun- gen, als mit Mauern, Lehm- oder Wellerwänden, bloßen Erdwällen oder von todtem Holze entſprechen im Allgemeinen dem Zweck einer Befriedigung nicht genügend, ſo wie ſie in der Regel auch zu theuer ſind. Hecken oder lebendige Zäune dagegen können, außer der von ihnen erreichbaren Holznutzung, die mindeſtens den von ihnen beſetzten Boden bezahlen kann, den Zweck einer Befriedigung am vortheil— hafteſten erfüllen, ſo wie Gräben neben einer auch bei ihnen anwendbaren Holzzucht dem Felde durch Ableitung zu vielen Waſſers nützlich werden. Für trockne und hohe Lagen der Felder werden Hecken, für niedrige, ebene und naſſe Felder dagegen Grä— ben die geeignetſte Befriedigung derſelben abgeben. 1) Hecken und Baumpflan zungen für höhere Lagen der Felder. Dieſe müſſen hinreichend ſein, andringende Thiere abzuhalten. Man muß daher bei Anlegung der Baumpflanzung ſowohl auf die Stellung der Stämme, als die Form des tragenden Grundes achten. Am zweckmäßigſten pflanzt man jede Be— friedigung auf einem Erdwalle hinter einem eigends dazu ausgeworfenen Graben an, welcher zur beſ— ſern Beraſung muldenförmig angelegt wird. Mit der ausgegrabenen Erde wird aber die innere Gra— benwand noch erhöht, wodurch der zu bepflanzende Wall zugleich mehr Höhe erhält. Solche Hecken müſſen ferner eine möglichſt gute Holznutzung ge— währen, weshalb man ſolche Holzarten zu wählen hat, die einen hohen und nutzbaren Wuchs haben und welche ſich zugleich mit dem vorhandenen Bo— den begnügen. Dieſen beiden Zwecken werden am häufigſten mehrere Arten der baumartigen Weiden entſprechen. Für gebundenen Boden werden ferner: Eichen, Buchen, Pappeln und Birken; für Mittel- boden: Pappeln, Weiden und Birken; für feuchten naſſen Boden, ſo wie für brüchige Stellen: Erlen, und für ſandigen Boden: Espen, Weiden und Kie— fern anzuwenden ſein, ſo wie man auch hierzu für den gegebenen Boden geeignete Obſtbäume wählen kann, welche in geeigneten Entfernungen in die anzulegende Hecke einzupflanzen ſind. Soll der aufzuführende Damm eine beträchtliche Breite erhalten, etwa 10 Fuß auf der Oberfläche, ſo wählt man am beſten zu einer ſolchen Befriedigung zwei Reihen von 1 bis 2 Zoll ftarfen Weidenſetzlingen, wovon die eine Reihe vor und ſeitwärts nach in— nen zu ſtehen kommt, die andere aber in derſelben Richtung 14 bis 2 Fuß über dem Graben über: ſteht; in die Mitte eines ſolchen Walles kommt nun eine Reihe nützlicher Obſtbäume zu ſtehen. Wenn auch ein ſo aufgeführter Wall einen nicht geringen Raum wegnimmt, jo wird doch an Frucht-, Holz- und Weidenutzung im Durchſchnitt jährlich ebenſoviel gewonnen werden, als durch den Frucht— bau. Um das Anſammeln der Vögel und ſchädli— chen Thiere im Felde nicht zu begünſtigen, muß man zur Befriedigung ſchlank in die Höhe wach— ſende Holzarten wählen, da ſchädliche Vögel und andere Thiere mehr dichtes und krauſes Geſträuch lieben. Endlich dürfen auch die Hecken den an— grenzenden Feldfrüchten Sonne und Luft nicht entziehen, müſſen ihnen aber zum Schutz gegen rauhe Winde dienen. Es müſſen demnach die Hek— ken eine ſolche Richtung erhalten, daß ſie rauhe Nordoſt-, Nord- und Nordweſtſtürme abhalten können, ohne den angrenzenden Feldfrüchten die Sonne merklich zu entziehen. Wo Berge und Wäl- der ſchon das Feld gegen jene Winde decken, da wird die Richtung der Hecken am zweckdienlichſten in gerader Linie von Norden nach Süden gehen. Wo in Folge der örtlichen Lage die Verſchattung durch die Hecke nicht zu vermeiden iſt, da benutzt man den verſchatteten Feldſtreifen abwechſelnd nur mit Futter- und Erdgewächſen, mit Flachs und Hanf ohne Samengewinn oder mit natürlichem Graswuchs. Übrigens kann man, die Verſchat⸗ tung zu vermeiden, die Hecke möglichſt niedrig halten. | 5 . 0 zuläßt, weil fonft das Vieh n Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, 2) Befriedigung niedriger und ebener Felder durch Gräben und Holzpflanzun— gen. Dieſe ſind nur da anzuwenden, wo die Lage der Felder ſtets einen Waſſerſtand in den Gräben icht abgehalten wer— den würde. Dieſe Gräben ſind um ſo nützlicher, wenn ſie zugleich das nutzbare Land von zu großer Feuchtigkeit befreien und gegen Überſtrömungen ſichern. Dieſe Gräben müſſen anſehnlich breit und tief ſein, und ihre Richtung nach dem Gefälle der Felder haben. Zur Holznutzung kann man ſie an ihrer innern Seite 5 am obern Rande mit Wei— den oder Erlen bepflanzen, denen man eine ſchräge über den Graben hängende Stellung giebt. In ſolchen Niederungen, wo der Boden moor- und torfartig iſt, pflanzt man am beſten nur Erlen, und zwar in die Sohle des Grabens an beiden Seiten hart an die Seitenwände an. Die Ein dämmung hat zum Zwecke, ein ſchon kultivirtes Land gegen das Waſſer zu ſchützen, oder den Seen und Fluͤſſen ein Stück Land abzuge— winnen und zu kultiviren. Die Beſchützung kulti— virter Gründe gegen Überſchwemmungen wird für die dadurch betheiligten Landwirthe ein höchſt wich— Rn Gegenſtand. Wenn die Meeresküſte mit ſolchen werken verſehen iſt, die blos aus loſen, weichen und durchdringlichen Materialien beſtehen, ſo iſt, beſonders bei der Fluth, die Gefahr des Einbruchs vorhanden. In vielen Fällen ſind die Schutzwehren wider dieſe Beſchädigungen wirklich mit großen Schwierigkeiten und beträchtlichen Auslagen verbun— den. Um dieſem Übel vorzubeugen, müſſen künſtliche Dämme von Steinen oder von Holz und Steinen aufgeführt werden; bisweilen reichen jedoch ſchon Bollwerke von bloßem Holze oder auch von Sand dazu hin. An den Spitzen der Wehre rammelt man Pfähle ein, damit ſich die Wogen daran brechen und ſo für den Damm weniger gefährlich werden. — Um ſich gegen das Austreten der Landſeen zu ſchützen, muß man entweder den Boden des Sees erweitern, oder, wenn es der Fall des Waſſers ge— ſtattet, den Ablaufgraben vertiefen und vergrößern, damit das Waſſer zu jeder Zeit einen freien und ſchnellen Abzug bekommt; oft muß man jedoch den See durch Dämme einſchließen, und dieſelben noch ſoweit über die Ufer der in den See ein- und aus— ſtrömenden Wäſſer fortführen, fo weit es der Fall des Waſſers nöthig macht. — Gegen das Austreten der Flüſſe bewirkt man entweder eine Vertiefung des Flußbettes oder eine Anlage von Dämmen zum Schutze der nahe gelegenen flachen, niedrigen Gründe. Ein Fluß, deſſen Lauf eine gerade, oder doch beinahe gerade Linie bildet, tritt ſeltener aus; bildet dagegen ein Fluß, zumal bei einem engen Bette, vielfache Krümmungen, ſo tritt er häufiger aus. Ein ſolches Austreten läßt ſich nun am ſicher— ſten dadurch verhüten, daß man das Bett vergrößert und ſeinen Lauf ſo viel als möglich gerade zu legen ſucht. Hierdurch werden aber nicht blos die angren— zenden Gründe ferner gegen Überſchwemmung geſi— chert, ſondern, da der Waſſerſpiegel nun tiefer zu ſtehen kommt, auch völlig entwäſſert, wodurch ſich 4. 5 . + * 51 ihr Werth bedeutend erhöht. Ein zweites Mittel, die Ufer vor dem Austritte eines Fluſſes zu verwah— ren, beſteht in der Aufführung leichter, einfacher Dämme an den Stellen, wo die Flüſſe das niedrigſte Ufer haben und gewöhnlich auszutreten pflegen. Das Material zu ſolchen Flußdämmen kann man von dem Ufer des Fluſſes ſelbſt entnehmen. Berück— ſichtigt man bei dieſem wichtigen Verbeſſerungsmittel die geringe Mühe und die verhältnißmäßig unbedeu— tende Auslage, ſo erſcheint es kaum glaublich, wie man häufigen Überſchwemmungen weitläufiger Strecken des reichſten Wieſenbodens unthätig zuſe— hen kann. Zwar bringen dergleichen Überſchwem— mungen während des Winters oder im Frühjahre befruchtende Stoffe auf die Wieſen und befördern das Wachsthum ſüßer Gräſer; allein oft kommen ſolche Überſchwemmungen, wenn das Gras ſchon reif oder als Heu zum Einfahren bereit liegt. Au— ßerdem noch können jene Dämme mit Schleuſen verſehen werden, welche, zur paſſenden Zeit gezogen, die fruchtbringenden Uberſchwemmungen immer noch bewirken können. S. Wieſen. Die Eindämmungen, um den größern Gewäſſern Boden abzugewinnen, gehören zu den größten und kühnſten Unternehmungen der Menſchen; Holland hat faſt Unglaubliches hierin geleiſtet. Vor dem Beginne einer ſolchen Unternehmung muß man unterſuchen, ob der zu gewinnende Boden wirklich zum Anbaue taugt. Der Damm ſelbſt, der nur bei niedrigem Waſſerbeſtande möglichſt ſchnell aufge— führt werden muß, richtet ſich nach der Tiefe des Waſſers, nach dem Andrange der Fluth und nach der Gewalt der darauf ſtreichenden Winde. Was die Bodenverbeſſerung durch eine vollſtän— dige Entwäſſerung ſehr naſſer Gründe anlangt, ſ. das Nähere bei Urbarmachung. Endlich iſt noch als ein ſehr weſentliches Mittel zur Bodenverbeſſerung zu betrachten die Zuſam— menlegung der Grund ſtücke (Separation), wodurch, wenn ſie nur ſonſt zweckmäßig ausgeführt wird, ſich der Bodenwerth für alle dabei Betheiligten erhöht. Man verſteht darunter die Beieinanderle— gung der verſchiedenen in einer und derſelben Feld— mark einzeln gelegenen, einem und demſelben Beſitzer gehörenden nutzbaren Ländereien an Ackern, Wieſen, Weiden u. ſ. w. in einen oder mehrere Feldpläne. - Eine ſolche Zuſammenlegung der Grundſtücke wird im Allgemeinen beſonders in folgenden Fällen nütz⸗ lich und empfehlenswerth ſein: Wenn durch die zerſtreute Lage der zu ländl. Wirthſchaften gehö— renden einzelnen Grundſtücke die Aufſicht und die Koſten der Bewirthſchaftung bedeutend vermehrt werden, oder auch dieſe zerſtreute Lage entweder überhaupt Veranlaſſung zu einer ſchlechtern Bewirth⸗ ſchaftung oder auch ſolche insbeſondere jo weit giebt, als der Beſitzer deshalb genöthigt iſt, eine am Orte allgemein eingeführte Wirthſchaftsart, z. B. die Dreifelderwirthſchaft, beizubehalten, und auf den Nutzen, welchen die Anwendung einer verbeſſerten Wirthſchaftsmethode gewähren würde, zu verzichten; wenn ferner die Aufhebung einer die Grundſtücke Mehrerer gemtelnſhfftich treffenden, und die freie 52 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. wirthſchaftliche Benutzung dieſer Grundſtücke im Einzelnen behindernden Dienſtbarkeit, z. B. der Koppelhutung, anders nicht, als nach vorausge— gangener Zuſammenlegung der durcheinander liegen— den Grundſtücke der verſchiedenen Betheiligten zur Ausführung gelangen kann; wenn hiernächſt, na— mentlich was Zuſammenlegungen zwiſchen dem Rit— tergute und den bäuerlichen Wirthſchaften betrifft, der Beſitzer des erſtern bei Ablöſungen oder Gemein— heitstheilungen entfernt gelegenes, für die bäuerl. Wirthe weniger nutzbares Land, entweder zu ſeiner Abfindung, oder im Tauſche ihm gehörende, für die letztern vortheilhaft gelegene Grundſtücke, in der Vorausſetzung, ſolche durch Aufbau eines Vorwerks oder ſonſt vortheilhaft benutzen zu können, zu einem verhältnißmäßig höhern Werthe anzunehmen geneigt iſt, als ſolche für ihre zeitherigen Beſitzer unter allen Umſtänden haben können, oder auch ein glei— cher Fall in Beziehung eines oder mehrerer anderer Beſitzer großer Wirthſchaften an einem Orte ſtatt findet; mit einem Worte, wenn die Zuſammenle— gung und der damit verbundene Umtauſch dazu führt, daß dadurch der Kulturzuſtand der Grund— ſtücke und der Reinertrag, welchen ſie den neuern Beſitzern gewähren, dergeſtalt erhöht wird, daß dieſe dabei, wenn auch die Koſten der Zuſammen— legung an ſich, jo wie der damit zu verbindenden. neuen Einrichtungen und etwaige Abbauungen in Anſchlag gebracht werden, ſich dennoch unzweifelhaft im Vortheile befinden. Ackerbeſtellungs kunde. Die Ackerbeſtellungskunde iſt jener Theil der Landwirthſchaft, welcher die verſchiedene Zuberei— tung des Bodens lehrt, die nothwendig iſt, wenn die in ihm befindlichen oder in denſelben zu ver— ſetzenden Pflanzen alles da finden ſollen, wovon ihr lebhaftes Wachsthum abhängt. Das Wachs— thum der Pflanzen wird aber in einem gegebenen Boden um ſo lebhafter vor ſich gehen, als ſie in demſelben eine größere Menge von Nahrung an— treffen, und Waſſer, Wärme und Luft in einem ſchicklichen Verhältniſſe auf ſie einwirken. Bleiben die abſterbenden Theile der Pflanzen im Boden, und werden dieſe auf keinerlei Weiſe weggeführt, ſo erhalten die Pflanzen genügende und jährlich ſich mehrende Nahrung; werden aber jene Pflan— zentheile weggenommen, ſo muß ihnen der Entgang durch Düngung erſetzt werden. Waſſer, Wärme und Luft erhält der Boden aus der Atmosphäre, und der Menſch kann dieſe weder mehren noch mindern. Da jedoch von der Miſchung und der Lockerheit oder Feſtigkeit des Bodens das längere oder kürzere Verweilen des Waſſers im letztern, und ſeine ſchnellere und größere oder langſamere und geringere Erwärmungsfähigkeit, ſowie auch der größere oder geringere Zutritt der Luft abhängt, ſo wird es möglich, durch die Umänderung der na— türlichen Beſchaffenheit des Bodens, die auf die Pflanzen einwirkende Menge des Waſſers, der Wärme und der Luft zu verändern. Es giebt daher zweierlei Mittel, die natürliche Beſchaffenheit des Bodens umzuändern, nehmlich mechaniſche und chemiſche. Nach den Mitteln nun, deren ſich der Landwirth zur Verbeſſerung ſeiner Felder be— dient, zerfällt die Ackerbeſtellungskunde in die me— ſchaniſche und chemiſche. Dieſe lehrt, wie der Boden mit Nahrungsſtoffen für die Pflanzen be— reichert, und wie ſeine, für die gegebenen Verhält— niſſe fehlerhafte Miſchung verbeſſert wird; ſie ent— hält alſo die Lehre von der Düngung und Ver— beſſerung des Bodens durch chemiſche Mittel. Von letzterer iſt, einer vollſtändigern Überſicht der Bodenkunde halber, bereits ſchon oben in dem Abſchnitt Boden verbeſſerung gehandelt. Die mechaniſche Ackerbeſtellungskunde zeigt, wie durch verſchiedene Bearbeitung des Ackers der Boden kultivirt und in einen urbaren Zuſtand verſetzt wird; fie zerfällt daher in die Beackerung und Urbarmachung. Beackerung. Die Zwecke und Wirkungen der Beackerung oder Bearbeitung des Bodens ſind im Allgemeinen folgende: 1) Lockerung und Pulverung des Bodens. Jede Ackererde hat von Natur die Neigung ſich zuſammenzuziehen und zuſammenzu— ballen, und je thoniger der Boden iſt, deſto mehr gebunden und zuſammengeballt erſcheint er. Da nun aber in einem ſolchen verhärteten Boden die Wurzeln der Pflanzen nicht eindringen und die darin verſchloſſene Nahrung für ſich herausholen können, ſo muß der Boden auf die möglichſt voll— kommne Weiſe mechaniſch, d. h. mit Werkzeugen gelockert werden, um alle Nahrungstheile fuͤr die Pflanzen aufzuſchließen und dieſe ihnen genießbar zu machen. Jener Grad der Auflockerung iſt aber dann erreicht, wenn die ſämmtliche Ackerkrume in Pulver zerfällt und keine verballten Erdklöße darin bleiben, indem letztere die Nahrungstheile verſchloſ— ſen halten und ſie daher den Pflanzen entziehen, weshalb ſie in dieſer Hinſicht faſt den Steinen gleich zu achten ſind. Je gleichartiger dagegen der Boden gelockert und gepulvert iſt, um deſto gleichmäßiger ver- breiten ſich die Pflanzenwurzeln darin, treiben um ſo mehr Seitentriebe und kommen weniger mit einander in Berührung. Der Boden kann niemals zu ſehr gelockert und gepulvert ſein; jedoch kann er biswei— len zu loſe werden, d. h. es können Zwiſchenräume in ihm entſtehen, wenn ſich hier und da die Erd— theile gar nicht berühren; daher leiden manche Saaten, wenn der beackerte Boden vor der Saat Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 5³ * nicht hinlängliche Zeit gehabt hat, ſich wieder in dem erforderlichen Maße zu ſetzen, um dieſe hohlen Zwiſchenräume auszufüllen. Hierin liegt eben der Grund, warum Roggen hinter Kartoffeln, in dem— ſelben Jahre geſäet, in der Regel nicht gedeiht, die Sommergewächſe hingegen, beſonders Gerſte, im nächſten Jahre gut darauf gerathen. Nach der Verſchiedenheit der Erdarten iſt dieſe vollkommne Pulverung leichter oder ſchwerer zu bewirken, wes— halb die hierzu dienenden Arbeiten auf dem einen. Boden kräftiger und häufiger, als auf dem andern wiederholt werden müſſen. Doch entſcheidet hierüber auch zugleich die Natur der Pflanze, welche man auf dem zu lockernden Boden zu bauen beabſichtigt; denn ſo gedeiht z. B. die Gerſte durchaus nur am vollkommenſten auf lockerm und gleichmäßig zer— krümeltem Boden, während die ſtärkern und grö— bern Wurzeln des Hafers auf einem mehr zuſam— mengezogenen Boden minder behindert werden. Aber auch darauf kommt es endlich hierbei mit an, ob eine zu kultivirende Pflanze eine lange oder kurze Vegetationsperiode beſteht, d. h. den Acker länger einnimmt; denn bei einer kurzen Wachs— thumsperiode muß die Pflanze alle Bedingungen zu ihrem Gedeihen ſogleich vorfinden, da ſie nicht Zeit hat, auf jenen erſt ſpäter eintretenden gün— ſtigen Zeitpunkt lange zu warten. Übrigens erhält ein einmal völlig gepulverter Boden unterhalb der Oberfläche mehrere Jahre hindurch die erforderliche Lockerheit, weshalb die Pulverung der untern Schicht der Ackerkrume nöthigenfalls erſt nach einer Reihe von Jahren wiederholt zu werden braucht. 2) Vollſtändige Mengung der Beſtand⸗ theile des Bodens. Dieſe iſt namentlich in dem Falle zu bewirken, wenn die Ackerkrume irgend einen neuen Zuſatz erhalten hat, mag man durch tieferes Pflügen Erdtheile aus dem Untergrunde heraufgeholt oder Düngungs- und Verbeſſerungs— mittel aufgeführt haben. Jede ungleichartige Maſſe iſt den Pflanzenwurzeln durchaus nachtheilig, und die Vegetation geräth jedesmal ins Stocken, wenn die jungen Haarwurzeln aus der einen in die an— dere übergehen müſſen. Durch eine wirklich ver— beſſernde Erdart, ſelbſt durch Mergel, die mit der Ackerkrume nicht gehörig durchmengt wird, kann man daher den Acker auf mehrere Jahre verſchlech— tern, und die gute Wirkung davon wird ſich erſt dann zeigen, nachdem dieſe Mengung vollſtändig erfolgt iſt. Viele düngenden Stoffe bleiben eben— falls unwirkſam und können ſogar ſchädlich werden, wenn ſie nicht, in ihren feinſten Theilen vermengt, mit den Theilen des Humus in Berührung kom— men. Wenn nun auch der gewöhnliche Stallmift, nicht innig genug mit dem Boden vermiſcht, eben nicht alle Wirkung verfagt, indem feine auflös baren Theile doch immer die Ackerkrume durchdringen können, ſo bringt er doch nie den Vortheil, als wenn er durch wiederholtes Beackern vollſtändig mit dem Boden gemengt und darin gehörig vertheilt worden iſt. Häufig giebt er in Erman— gelung einer zweckmäßigen Vermengung mit der Erde eine unvollkommne Saat, indem die Pflan— zen an einer Stelle zu üppig und geil wachſen, an andern aber verkümmern. In ſolchen Fällen hängt ſich der Miſt, zumal wenn ſolcher in beträcht— licher Menge aufgefahren worden, torfartig zuſam— men, und man bemerkt dann oft noch in ſpätern Jahren den ungleichmäßigen Stand der Pflanzen. 3) Die Heraufbringung einer andern Erdſchicht, um ſie der Atmosphäre und dem Lichte auszuſetzen, wodurch der Humus erſt feine Fruchtbarkeit erhält, indem derſelbe durch den Sauerſtoff der Atmosphäre aufgelöſt, dadurch Koh— lenſtoff gebildet und aus der Verbindung beider die Hauptnahrung der Pflanzen, die Kohlenſäure, erzeugt wird, welche, durch den Lichtſtoff gebunden, den Pflanzen zu ihrer Entwickelung und Ausbil- dung zugeführt wird. Die in der untern Erdſchicht eingeſchloſſen ruhende Kohlenſäure theilt ſich nun der tragbaren Ackerkrume mit und befruchtet die— ſelbe. Dieſe atmosphäriſche Düngung, oder durch den Sauerſtoff erfolgte Auflöſung organiſcher Stoffe, die ſich nun als Kohlenſäure in die Erde hinein— ziehen, iſt im Stande, bei ſehr fleißiger Wendung und Umrührung des Bodens, da, wo ein großer Reichthum von Humus vorhanden iſt, jede andere Düngung eine Reihe von Jahren hindurch, nur aber nicht länger, als noch Humus vorhanden iſt, zu erſetzen. Indeſſen darf man nicht mehr von ſolcher neuen Erde auf einmal heraufholen, als man der Luft und dem Lichte ausſetzen und mit düngenden Theilen verbinden kann, ohne ſie dem - fultivirten Boden zu entziehen. Oft aber iſt der Untergrund ſo ſchlecht, daß man durch die Bei— mengung deſſelben zur Ackerkrume dieſelbe nur ver— derben würde. ö 4) Die Auffangung und Erhaltung der auf den Boden niedergeſchlagenen Feuchtigkeit. In gebundenen thonigen Boden kann keine Feuchtigkeit eindringen, und ſelbſt Erd— klöße in der Ackerkrume, die einmal ausgetrocknet ſind, bleiben den ganzen Sommer hindurch ge— wöhnlich in der Mitte trocken. Je mehr aber da— gegen die Theilchen der Erde von einander getrennt ſind, um ſo mehr nehmen ſie Feuchtigkeit in ihren Zwiſchenräumen auf, und laſſen ſie ſo tief verſin— ken, als die Ackerkrume geht. Bei anhaltend feuch— ter Witterung kommt die Feuchtigkeit in tief und gut gelockertem Boden ſpäter bis zur Oberfläche herauf, bei fortwährend trockner Witterung dage— gen wird die darin aufgefangene Feuchtigkeit ſpäter erſchöpft; vorzüglich lange widerſteht ein vor Win— ters tiefgepflügter Acker der Frühjahrsdürre. Die Meinung, daß häufige Beackerung den Boden aus— dürre, iſt nur mit großer Beſchränkung wahr; und dies geſchieht in der Regel nur, wenn bei anhal- tender Dürre der Boden zu tief gepflügt wird; indeſſen hält auch ſelbſt dann noch eine flache Rührung der Oberfläche und Zerſtörung ihrer har— ten Rinde die Feuchtigkeit mehr darin an, als ſie ſolche verdunſten läßt. 5 5) Die Zerſtörung des Unkrautes. Da ſich das Unkraut theils durch Samen, theils durch 5⁴ Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, Wurzeln fortpflanzt, fo unterſcheidet ſich die Vertil— gung deſſelben durch die Bearbeitung des Bodens weſentlich nach den beiden Fortpflanzungsmethoden. Das Samenunkraut iſt nur dadurch zu zerſtö— ren, daß man den in der tragenden Ackerkrume lie— genden Samen dergeſtalt an die Oberfläche bringt, daß er zum Keimen gelangen kann, weil er ſich ſonſt eine lange Reihe von Jahren unverſehrt im Boden erhält, und ſo lange ruhig in den Erdklößen liegen bleibt, bis dieſe zerfallen. Ohne vollſtändige Pul— verung der Ackerkrume iſt alſo ſelbſt in der an die Oberfläche gebrachten Erdſchicht, keine gänzliche Zerſtörung möglich. Hier muß der Pflug in Ge— meinſchaft mit der Egge in Anwendung kommen. Das Wurzelunkraut dagegen, insbeſondere die Quecken, Diſteln und mehrere Grasgattungen erfor— dern zu ihrer Zerſtörung eine ganz entgegengeſetzte Behandlung. Bei dieſen muß man zu ihrer Vertil— gung die jungen Keime zerſtören, und ihre Wurzeln den Wirkungen der Luft und des Lichts ausſetzen. Es kommt daher hierbei vornehmlich darauf an, daß die Wurzeln, von der Erde entblößt, an die Oberfläche gebracht werden, und man ihnen daſelbſt eine ſolche Lage giebt, in welcher ſie nicht durch ge— lockerte Erde zu friſchen Austrieben gereizt werden. Unter ſolchen Umſtänden darf das Eggen nicht eher vorgenommen werden, als bis man die Unkräuter durch den Pflug wieder aus ihrer günſtigen Lage bringen will. 0 6) Die Unterbring ung des Miſtes. Bei der erſten Unterbringung des Miftes durch die Beackerung iſt darauf Ruͤckſicht zu nehmen, daß er nach ſeiner Beſchaffenheit in diejenige Lage komme, in welcher er ſeine Wirkung auf die unmittelbar ein— zuſäende Frucht am beſten äußert, oder bei mehr— maliger Rührung des Bodens ſich am beſten mit demſelben vermengt. Der längere und ſtrohige Miſt verlangt eine tiefere Furche, um ihn unterzubringen; der verrottete hingegen eine flachere, um ihn nicht zu tief und in zu großer Entfernung von den Wur⸗ zeln der Pflanzen zu verſenken. 7) Die Unterbringung des Samens. Mag ſolche mit dem Pfluge oder mit der Egge oder irgend einem andern Ackerwerkzeuge bewerkſtelligt werden, ſo erfordert ſie die ganze Aufmerkſamkeit ſchon bei der Saatfurche, damit der Same nach ſei— ner Art und Stärke in die Lage komme, worin er am vortheilhafteſten keimen, für ſeine zarten Wur— zeln Nahrung und Schutz finden und ſeinen Stengel ungehindert austreiben kann. Die vollkommenſte Be— arbeitung des Bodens erfolgt durch den Spaten und den Harken; im Großen bedient man ſich jedoch ſtatt ihrer der verſchiedenen Pflüge und Eggen. Acekerwerkzeuge und Geräthſchaften bei dem Ackerbaue. Der Pflug. Das wichtigſte unter allen Ackerwerkzeugen iſt unſtreitig der Pflug, durch den man den Boden bis zur gehörigen Tiefe wendet, lockert und das Unkraut zerſtört. Ein guter Pflug muß folgenden Zwecken entſprechen; 1) er muß zu jeder beliebigen Furchentiefe ohne viele Mühe geſtellt werden kön— nen. 2) Er muß eine Vorrichtung haben, um ſo— wohl einen breiten als ſchmalen Pflugſchnitt machen zu können. 3) Er muß den Schnitt ſenkrecht, die Furchenſohle wagerecht abſchneiden, und eine reine Furche hinterlaſſen; er darf den Schnitt nicht auf die Seite ſchieben, ſondern muß ihn allmälig he— ben, und vollſtändig auf die Seite legen oder um— wenden. 4) Er muß einen leichten und ſichern Gang haben, und keinen zu großen Kraftaufwand nöthig machen. 5) Ein guter Pflug muß feſt und dauerhaft ſein, und darf nicht zu koſtſpielig im An- kauf, nicht zu ſchwierig zu verfertigen, zu ſtellen und zu führen ſein. Hat ein Pflug ein feſtſtehendes, un— bewegliches Streichbret, jo heißt er Bretpflug; iſt aber das Streichbret beweglich, ſo daß es auf die rechte und linke Seite des Pfluges verſetzt werden kann, ſo nennt man denſelben Wendepflug. Hat ein Pflug ein Vordergeſtell mit Rädern und Achſe, ſo nennt man denſelben Räderpflug; hat aber ein Pflug vorn im Grindel einen Fuß, ſo heißt er ein Stelzpflug; beſitzt er aber gar kein Vordergeſtell und keinen Fuß, ſo nennt man ihn Schwing— pflug. N Auf die Leichtigkeit eines Pfluges kommt etwas Weſentliches nicht an; denn leichte Pflüge ſind nicht nur leicht zerbrechlich, ſondern ſie haben auch einen unſteten Gang, und erſchweren und verrichten die Pflugarbeit nur unvollkommen. Überdies beruht die Größe der zum Fortziehen erforderlichen Kraft nicht in der Schwere des Pfluges, ſondern in dem grö— ßern oder mindern Widerſtande der umzuwerfenden Erde, der nur durch die gehörigen Verhältniſſe des Pflugs möglichſt gehoben werden kann. Ja die Schwere des Pfluges iſt oft ſogar vortheilhaft, in— dem ſie demſelben mehr Stetigkeit giebt und derſelbe dann leichter und ſicherer geht. Im Weſentlichſten iſt zwar der Pflug in den verſchiedenen Ländern und Gegenden ſich mehr oder weniger gleich; doch findet man gleichartige Landesſtriche, wo in dem einen der Pflug weit mehr als in einem andern zweckmäßig iſt. Übrigens iſt es im Ganzen wohl ziemlich gleichgül— tig, welches Pfluges man ſich bedient, wenn der— ſelbe nur den Bodenverhältniſſen angemeſſen, d. h. dauerhaft genug iſt, und wenn nur der beabſichtigte Zweck erreicht und die Arbeit ſorgfältig vollführt wird. Man muß ſich daher nicht übereilen, einen vermeintlich beſſern mit einem vorgefundenen übli— chen zu vertauſchen, es müßte denn dieſer gar zu ſchlecht und unbeholfen ſein. Es hält überdies ſchwer, die gemeinen Arbeiter an ein Werkzeug zu gewöhnen, das ſie noch nicht kennen, und ſie verrich— ten mit einem anerkannt fehlerhaften und unvoll- kommnen, in deſſen Gebrauch ſie geübt find, un— gleich beſſere Arbeit, als mit einem weit vollkomm⸗ a ; . * ö Die Begründung des landwirthſchaſtlichen Gewerbes. 53 nern und zweckmäßigern, das ihnen fremd iſt. Hat man jedoch einmal aus Gründen zur Einführung eines neuen Pfluges ſich entſchloſſen, dann ſetze man ſie auch, wenn ſchon nur nach und nach, doch mit Beharrlichkeit durch. Am bequemſten erreicht man ſeinen Zweck hierbei, wenn man nur nach und uach an den vorhandenen Pflügen a 88e Verbeſſe— rungen anbringt, bis ſie endlich nach der zu errei— chenden Abſicht umgeſtaltet ſind. 5 Im Allgemeinen theilt man die Pflüge in zwei Klaſſen, in ſolche mit und ohne Vordergeſtell, welche letztere auch Schwingpflüge genannt werden. | Pflüge mit Vordergeſtell. Das Vordergeſtell beſteht aus folgenden Theilen. Der Rumpf oder das ſogenannte Pflugpolſter, auf welchem der Grengel des Pfluges ruht, iſt auf der Achſe befeſtigt, und hat da, wo der Grengel auf— liegt, 1 auch 2 halbrunde Ausſchnitte, wovon einer tiefer iſt. Die Achſe beſteht entweder aus einer wirklichen, der eines Wagens ähnlichen, um welche ſich die Räder drehen, oder aus einer eiſernen Spille, welche in einem Rade feſtgemacht iſt, ſich alſo in eiſernen Angeln unter dem Pfugpolſte drehen muß, während das andere Rad beweglich iſt. Sowohl die Achſenſchenkel als die Spille findet man häufig mit einer Verlängerung nach der linken Seite, ſo daß das linke Rad weiter oder enger geſtellt werden kann; auch findet man das linke Rad häufig kleiner als das rechte. Bei feſtgebauten Pflügen ſind das Polſter und die Achſe mit ſtarken eiſernen Schienen verbunden und bei einer eiſernen Spille bilden die um das Polſter gehenden Eiſenbänder zugleich unten die Pfannen, in welchen ſich die Spindel dreht. Die Räder ſind mit Eiſen beſchlagen, auf leichtem Sandboden oft auch nur mit dicken Holzbändern ver— ſehen. Ja man hat ſtatt der Räder ſogar nur Schei— ben von ganz runden Baumſtämmen. Zwiſchen der Achſe und dem Polſter befindet ſich die Deichſel (Zunge), die fo weit hervorgeht, daß ein Loch ange: bracht werden kann, in welches ein hölzerner oder eiſerner Vorſtecker kommt. Dieſe Deichſel hat vorn entweder eine Gabel, zwiſchen welche die Anſpann— wage geſteckt und mit einem Schloßnagel, welcher durch die Löcher der Gabel geht, befeſtigt wird, oder einen eiſernen Haken, in welchem die Wage mittelſt eines an ihr angebrachten Ringes feſtgehalten wird. Die Deichſel iſt zwiſchen Achſe und Polſter ſo beweg— lich, daß ſie, um den Pflug einwärts oder auswärts zu ſtellen, rechts oder links geſtellt werden kann; um ihr nun aber in dieſer Richtung einen feſten Halt zu geben, iſt die ſogenannte Leier vorhanden; dieſe beſteht entweder aus einer bogenförmigen eiſern Schiene, mit Löchern und Stiften zum Feſtſtecken ver- ſehen, welche von der linken Seite der Deichſel nach der linken Seite des Polſters und durch dieſes hin— durch geht, oder aus einem halbrunden, mit Löchern und Stiften verſehenen Eiſen, welches vor der Achſe oder dem Polſter und in demſelben feſtgemacht iſt. Die erſtere Leier iſt gemeiniglich von Eiſen an 990 der Deichſel feſt und die Richtung derſelben wird durch das Vorſtecken eines Stifts in das Polſter be— ſtimmt; man hat ſie aber auch von Holz, und ſie geht dann auf dem linken Schenkel der Achſe; die letz— tere iſt dagegen in der Achſe oder in dem Polſter feſt, und die Richtung der Deichſel wird durch das Durch— ſtecken eines Stiftes durch die Löcher der Leier in jene erhalten. Den Pflug mit dem Vordergeſtell zu ver— binden dient die ſogenannte Grengelkette, welche mittelſt eines Ringes durch die Achſe oder das Pol⸗ ſter vorn nach der Deichſel zugeht und dort zu einen Vorſtecker feſt gehalten wird; fie hat nach Erforder— niß ihrer Länge mehrere Glieder und am andern Ende einen hinreichend großen Ring, welcher über den Grengel des Pfluges geht. Je ſchwerer der zu bearbeitende Boden iſt, deſto ſtärker und dauerhafter muß das Vordergeſtell gebaut fein. Man ſchreibt dem Vordergeſtelle gewöhnlich eine weit größere Laſt zu, als es wirklich zu tragen hat; daſſelbe ſollte durchaus nur als ein Hülfsmittel eines beſſern und ſichern Ganges des Pfluges in einem mehr feſten und von Unkraut und Steinen nicht ganz reinen Boden betrachtet werden. Schon ein gewöhnlicher, gut conſtruirter Pflug mit Vorderge— ſtell geht in der eingeſetzten Richtung gleichmäßig fort und bedarf nur einer leiſen Führung. Daß der Gang des Pfluges dadurch wohl nicht erſchwert wird, aber zu ſeiner Fortbewegung eine größere Zug— kraft erforderlich iſt, kommt daher, weil die gerade Zuglinie mehrmals unterbrochen iſt; daß dies jedoch ſo viel betrage, als Viele annehmen, iſt wenigſtens bei einem gut conſtruirten Pfluge mit Vordergeſtelle nicht der Fall, obſchon ein Pflug ohne Vordergeſtell mehr Zugkraft bedarf. Im Allgemeinen findet man den Pflug mit Vordergeſtell weit häufiger, als den ohne daſſelbe, und obſchon in neuern Zeiten ſehr viele Verſuche gemacht worden ſind, letztern einzu— führen, ſo ſind dennoch die meiſten derſelben miß— glückt und man iſt zu jenem wieder zurückgekehrt. Der eigentliche Pflug beſteht aus folgenden mit einander verbundenen Theilen. Das Pflughaupt Hert oder Sohle, iſt von Holz oder Eiſen auf mannichfaltige Weiſe conſtruirt. Die hölzernen Häupter ſind in bündigerm Boden ſchmäler und länger, weil hier keine ſo breiten Furchen genommen werden; in leichterm aber ſind ſie kürzer und brei— ter. Je breiter und länger das Haupt iſt, deſto mehr bedarf der Pflug Zugkraft, und bei einem längern Haupte geht der Pflug ſicherer, als bei einem für- zern. Zur Verwendung der Abnutzung, zugleich aber auch zum leichtern Gange des Pfluges ſind die linke Seite des Hauptes und der untere Theil deſ— ſelben mit eiſernen Schienen beſchlagen. Das Schar hat nun entweder eine Dicke, vermittelſt welcher es auf das Haupt geſteckt wird, oder es hat gewöhnli— cher letzteres vorn eine eiſerne in demſelben feſtge— machte Haspe, in welche das Schar mit einer Zunge geſteckt und durch einen feſt eingetriebenen Keil be— feſtigt wird, oder das Schar hat da, wo es auf die Haspe kommt, ein Loch, vermittelſt deſſen es auf dieſe aufgeſteckt und mit einem Keile, den man durch die Haspe treibt, befeſtigt wird. Dieſe Haspe, * r 56 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. welche entweder die Form einer gewöhnlichen Haspe, oder noch einen an der Griesſäule feſtigten Bügel hat, muß eine ſolche Richtung haben, daß der das Schar befeſtigende Theil nach hinten zu, nicht aber quer über eingeſchlagen wird, weil er im letztern Falle den Gang des Pfluges erſchwert. Hinter der Scharhaspe iſt die Griesſäule eingezapft, und ganz hinten kommen die Sterzen, die bei Pflügen mit höl— zernen Häuptern gewöhnlich beide in dem Haupte befeſtigt find. Die Pflüge mit hölzernen Häuptern, auch hölzerne Pflüge genannt, paſſen hauptſächlich nur für einen leichten Boden, und müſſen in ſchwe— rem Boden viel Befeſtigungen durch Eiſen erhalten. Das eiſerne Haupt iſt ebenfalls mannichfaltig con— ſtruirt. Bei dem altenburgiſchen Stakenpfluge und dem neuen verbeſſerten thüringiſchen Pfluge ſind Schar und Haupt Eins, und das letztere beſteht nur aus einer verlängerten eiſernen Schiene, von der Kante, welche das Schar auf ſeiner linken Seite hat. An dieſer Schiene befindet ſich an der rechten Seite derſelben ein Ring zur Befeſtigung der Gries— ſäule und ein anderer zu der des linken Sterzen. Die— ſer Pflug hat einen ſicherern Gang und bedarf keiner ſo großen Zugkraft, als der mit hölzernem Haupte; doch müſſen bei jedesmaligem Schärfen des Schars auch die Griesſäule und Sterzen herausgenommen werden. Beſſer iſt daher ein geſchmiedetes Haupt oder ein von Eiſen gegoſſenes; letzteres iſt am wohl— feilſten, und derartige Pflüge, wie z. B. die ſchle— ſiſchen, gehören mit zu den beſten, indem das Haupt ſich bald glatt ſchleift und dem Pfluge einen leichten Gang gewährt. Zur Befeſtigung der Griesſäule und der Sterzen ſind in einem ſolchen Haupte Löcher an— gebracht, ſo wie ſich auch vorn ein ſolches zur Befe— ſtigung der Scharhaspe befindet. — Die Gries⸗ ſäule verbindet den obern Theil des Pfluges mit dem untern; ſie iſt in dem Haupte eingezapft und geht auch durch den Grengel, und macht den vor⸗ dern Theil des Kaſtens aus. Sie iſt gewöhnlich von Holz, doch auch von Eiſen; im erſtern Falle findet man wenigſtens häufig ein eiſernes Meſſer vor ihr befeſtigt, welches übrigens nur eine ſcharfe eiſerne Schiene iſt. Sie muß etwas ſchräg vorwärts auf dem Haupte eingeſetzt ſein. Durch das an ſie befeſtigte Streichbret erhält ſie nach vorn eine ſcharfe Kante. — Der Grengel, Grindel, Pflug⸗ baum, Pflugbalken verbindet den Pflug mit dem Vordergeſtelle, und durch ihn wird der Pflug in der Erde fortgezogen. Er iſt vorn durch die Gries⸗ ſäule und hinten durch die linke Sterze mit dem aupte verbunden und muß ſo gerichtet werden, daß der Pflug in der eingeſetzten Tiefe der Erde horizontal fortgeht. Steht der Grengel vorn zu hoch, oder iſt die Griesſäule zu lang, ſo geht die Spitze des Schars zu tief und der Pflug ſodann, wie man ſagt, auf der Naſe; wenn er dagegen zu niedrig ſteht, oder die Griesſäule zu kurz iſt, ſo geht das Schar nach oben und der Pflug, ſo zu ſagen, auf den Haken. Die Länge des Grengels, er mag gekrümmt oder rund, oder gerade und kantig ſein, iſt perſchieden, und zwar eben ſowohl bei einem Pfluge mit Vordergeſtell, als ohne daſſelbe. Je länger er u ift, um ſo fteter geht der Pflug. Beim Pfluge mit Vordergeſtelle iſt er gewöhnlich länger als nöthig iſt. Auf ſeinem Obertheile hat er verſchiedene Löcher, in welche ein eiſerner Vorſtecker eingeſteckt wird, um den Ring der Grengelkette damit zu halten. Durch dieſe Löcher wird zum Theil das tiefere und flachere Pflügen beſtimmt. In ſeiner Richtung macht er übrigens eine Krümmung von der linken Seite zur rechten; eine richtige Krümmung des Grengels bei Pflügen, mit und ohne Vordergeſtell, iſt aber eine Hauptbedingung ihres richtigen und leichten Gan⸗ ges. — Die Sterzen, Rüſtern, Stürzen dienen theils als Handhaben für den Pflüger, theils iſt die linke zur Stellung des Grengels, um den Pflug tiefer oder flacher gehen zu laſſen, beſtimmt. Man hat auch Pflüge mit nur einem Sterzen, wel- cher gewöhnlich oben einen Querarm hat, und iſt der Pflug nur ſonſt gut gebaut, ſo wird mit einem ſol— chen eben ſo gute Arbeit verrichtet, als mit einem andern; aber ſachgemäßer und bequemer bleiben indeß immer zwei Sterzen, indem ſich der Pflug, ohne im mindeſtens mehr Zugkraft nöthig zu haben, mit größerer Leichtigkeit ſicher führen läßt, und man auf eine um ſo accuratere Arbeit rechnen kann. Bei dem hölzernen Pfluge ſind beide Sterzen im Haupte befeſtigt, bei dem eiſernen iſt es aber nur der linke, und der rechte iſt durch Bänder an dieſem feſt gemacht. Durch den linken Sterzen geht der Grengel durch, die Offnung aber, welche er von oben nach unten einnimmt, iſt beträchtlich weiter, weil hier durch höl— zerne Keile die Richtung des Grengels zum tiefer oder flacher Gehen des Hauptes beſtimmt wird. — Das Streichbret, Muhl-, Rüſterbret iſt ein ſehr wichtiger Theil des Pfluges, der ihn von andern Ackerinſtrumenten weſentlich unterſcheidet. Daſſelbe hat zum Zweck, den von dem Meſſer und Schar abgeſchnittenen Erdſtreifen aufzunehmen, bo— genförmig umzuwenden und auf die Seite zu legen. Von der zweckmäßigen Form und Einrichtung des Streichbrets hängt der leichtere oder ſchwerere Gang des Pfluges zum Theil ab. Gewöhnlich wird es aus einem dünnen Brete verfertigt, an der Kante der Griesſäule angenagelt und hinten am Pflug— haupte und Sterzen durch eine oder zwei Schienen in gehöriger Entfernung befeſtigt. Dieſes Bret drängt dann mit ſeiner ſchrägen, ſeitwärts gekehr— ten Fläche die Erde nach der rechten Seite, wendet ſie aber nicht vollſtändig um, außer dann, wenn das Land zuſammenhängt. Um dieſes Umwenden, wel— ches gerade die Bedingung einer vollſtändigen Pflug⸗ arbeit iſt, zu bewirken, muß der hintere Abſtand des Streichbretes um die Hälfte ſtärker ſein, als die Breite des abgeſchnittenen Erdſtreifens; es muß alſo mit der linken Seite entweder einen ſtuupfen Win- kel bilden, oder es muß ſehr lang ſein. In beiden Fällen fällt die Laſt der Erde, die es wegzuſchieben hat, auf den Pflug und die Reibung iſt ſehr bedeu— tend, da die ganze Erdmaſſe auf dem Streichbrete ruht, bis ſie das Ende deſſelben paſſirt hat. Dies erſchwert eben den Gang des Pfluges, und zwar in dem bündigern, verraſten Boden um ſo mehr, weil hier das Streichbret zur vollſtändigen Umwendung W Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. des Pflugſtreifens um ſo länger ſein muß. Bei den meiſten unſerer deutſchen Pflüge findet ſich dieſer Fehler vor. Gebogene Streichbreter brauchen hingegen viel weniger lang zu ſein und weniger weit vom Pfluge abzuſtehen, um den Erdſtreifen vollkommen umzu— wenden. Da die Pflüge mit dergleichen Streichbre— tern die Erde mehr in die Höhe heben und dieſe ſo— gleich herumwerfen, ſo behalten ſie dadurch mehr Stetigkeit und bleiben fortwährend auf dem Boden niedergehalten, ſowie ſie auch dadurch die Zugkraft vermindern, daß ſie die Erdmaſſe früher von ſich ab— wälzen. Über die zweckmäßige Form des Streich— brets iſt man noch nicht ganz einig, doch hält man vielſeitig die gewundene Form für die beſte, und zwar ſo, daß daſſelbe nach unten ausgeſchweift iſt. Macht man dergleichen Streichbreter aus Holz, ſo kommen fie, da man einen ſtarken Block dazu braucht und ſie noch mit Eiſen beſchlagen werden müſſen, theuerer, als die eiſernen, welche gegoſſen oder ge— ſchmiedet ſind und den Pflug leichter gehen laſſen. — Das Mol derbret befindet ſich auf der linken Seite des Kaſtens und iſt in die Griesſäule und den linken Sterzen eingezapft. Es dient das Einfallen der Erde in den Kaſten zu verhüten; es iſt unten mit einer eiſernen Schiene beſchlagen und ſo hoch, daß es bis an den Grengel reicht. — Das Schar, Pflugeiſen, iſt einer der wichtigſten Theile am Pfluge. Es ſchneidet den Erdſtreifen horizontal vom Boden ab und überliefert ihn dem Streichbrete zum Umwenden. Die Form deſſelben iſt dreieckig. Die gerade Seite oder Molderſeite iſt ſtumpf und läuft mit dem Meſſer in gleicher Richtung, ſowie auch mit dem Haupte; die ſcharfe Seite iſt aber verſtählt, ſcharf und geht in einen Winkel gewöhnlich ab; im feſtern Boden bildet das Schar aber einen ſpitzigern Winkel, und iſt um ſo länger, je ſchwerer es in den feſten Bo— den eindringen kann. In ſteinigem Boden hat das Schar auch eine beſondere, mehrere Zoll weit auslau— fende Spitze. Man hat volle und hohle Schare; bei letztern iſt das Eiſen in der Mitte durchbrochen. Es ſind dieſelben nicht zu empfehlen, da bei ihnen der Widerſtand, den ſie zu überwinden haben, ſtärker wird, als bei einem vollen Schare. Die hintere Breite richtet ſich nach der Breite der Erdſtreifen, die gepflügt werden ſollen, ſo wie auch nach der Breite des Hauptes; man hat ſie von 5 bis 8 Zoll und dar— über. Das Heft, womit das Schar am Haupte be- feſtigt wird, iſt von verſchiedener Geſtalt. Es bildet eine Düte, mittelſt welcher es auf das Haupt aufge— ſteckt wird, und wird mit Nägeln, auch mittelſt einer Krampe befeſtigt. Das Schar muß an der Seite gewölbt ſein, und ſich nach der Rücken- oder Land— ſeite heben. Auf eine rechte Richtung des Schars und ſeine Wölbung kommt ſehr viel an, indem da⸗ durch der Gang des Pfluges beträchtlich erſchwert oder erleichtert werden kann. Die meiſten Schare ſind zu ſchmal, weshalb der Erdſtreifen, der faſt im— mer zu 10 bis 12 Zoll breit genommen wird, durch das 8 Zoll breite Schar nur zu ; bis / abgeſchnit⸗ ten wird; das Übrige wird entweder abgeriſſen oder nur überdeckt. Beim niederländiſchen Pfluge iſt das Schar am zweckmäßigſten gebaut; von 80 Pfund, Kirchhof, Landwirth. 57 die der ganze Pflug wiegt, kommen 25 auf das Schar. — Das Sech, Secheiſen, Meſſer, Kolter, Vordereiſen ſoll den umzuwendenden Erdſtreifen ſenkrecht von dem feſt liegenden Acker abſchneiden, und dem nachfolgenden Haupte ſeine Richtung beſtimmen. Durch den Griff oder Stiel bekommt es ſeine Haltung in der Mitte des Gren— gels, der untere Theil bildet die Klinge ſelbſt mit ihrer Schneide, dickem Rücken und gerader und ſchief laufender Seite. Da ein gradeaus gehendes Sech nur durch Verkeilung gezwungen werden kann, mit der Spitze des Schares in gleicher Richtung zu ſtehen, und dennoch dieſer Zweck dadurch nicht voll— kommen erreicht wird, ſo hat man den Sechen an dem Griffe ein Knie gegeben, durch welches ſie, ſo— weit als nöthig, links gebracht werden. Durch eine Schraube erhält ein ſolches Sech ſeine Haltbarkeit. Man hat Seche von gerader, ſichelförmiger und bau— chiger Geſtalt. Die etwas, aber nicht zu ſehr ge— krümmten hält man für die beſten. Die Richtung des Sechs muß übrigens ſchräg nach vorn fein, und, die Spitze deſſelben von der Spitze des Schars %, bis 1 Zoll ab, aber mit dieſem in paralleler Linie ſtehen. Eine Breite von 3 Zollen an der Klinge iſt hinläng— lich, und Verſtählen und Schärfen muß ſo oft als nöthig wiederholt werden. Die richtige Stellung des Sechs, worauf viel ankommt, richtet ſich theils nach dem Baue der andern Theile des Pfluges, theils nach dem Boden. Auf mürben Boden mit nur fla— cher Krume findet man den Pflug auch ohne Sech; dagegen hat man ihn aber auch mit mehrern Se— chen, die ſo ſtehen, daß jedes ſeinen eignen Ein— ſchnitt macht. Bei gemeinen Pflugen wird häufig die Fläche des Seches, von der geraden Richtung abweichend, etwas landeinwärts gerichtet, um da— durch das Ausgleiten aus dem Lande zu verhüten; dadurch entſteht aber eine Vermehrung der Laſt, in— dem der Landſtreifen nun nicht abgeſchnitten, ſondern abgedrückt wird; hat aber der Pflug eine Vorrich— tung, ihn mehr ins Land ſtellen zu können, ſo kann das Sech immer gerade ſtehen, ganz mit ſeiner Schneide, und nicht zum Theil mit ſeiner Fläche wirken. Die gut conſtruirten gewöhnlichen deutſchen Pflüge haben noch immer den Vorzug behalten. Pflüge mit beweglichem oder wechſelndem Streich— brete, welches zur linken und rechten Seite geſcho— ben werden kann, gewähren den Vortheil, daß fie den Erdſteifen immer auf eine Seite werfen und daß man damit an der ausgepflügten Furche wieder hin⸗ unter ziehen kann. Sie haben ein herzförmiges, an beiden Seiten ſcharfes Schar, aber keinen ſichern Gang und ſind überhaupt nur in mehr leichtem und mürbem Boden amuendbg Zu den vorzüglichern 58 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. deutſchen Pflügen mit Vordergeſtell gehören der alten— burgiſche, der verbeſſerte thüringiſche und der ſchle— ſiſche Pflug. Die Stellung des Pfluges iſt eine doppelte, einmal um tiefer oder flacher zu pflügen, und dann, um einen breitern oder ſchmälern Streifen abzu— ſchneiden. Das flachere und tiefere Stellen erfolgt durch das Rück- oder Vorwärtsſtellen des Ringes der Grengelkette mittelſt der Löcher auf dem Gren— gel und dem eiſernen Vorſtecker; ferner durch das Herunter- oder Heraufkeilen des Grengels im lin- ken Sterzen; endlich, wie bei manchen Pflügen, durch zwei verſchiedene, einen flachern und einen tiefern, Einſchnitte auf dem Polſter. Breitere oder ſchmälere Furchen zu nehmen, kann man ſchon da- durch bewerkſtelligen, daß man den Grengel in den Einſchnitt rechts auf dem Polſter legt, wo der abge— ſchnittene Streifen ſchmäler, oder in den links, wo er breiter wird. Doch dient hierzu noch beſonders die Stellleier, durch welche der Deichſel eine Rich— tung nach rechts oder links gegeben werden kann. Es iſt eine Hauptbedingung eines gut gebauten Pfluges, daß er genugſam geſtellt werden kann und in der gegebenen Stellung verbleibt. Bei den mei— ſten Pflügen findet der Fehler ſtatt, daß mit ihnen nicht flach genug, aber auf der andern Seite auch nicht ſo tief gepflügt werden kann, als nöthig iſt, um mit Vortheil die Sommerſaat mit Exſtirpatoren und Schaufelpflügen unterzubringen. Schwingpflüge. Dieſe haben kein Vordergeſtell, und die Anſpan— nung geſchieht unmittelbar an der Spitze des Gren— gels; ſie bedürfen, da die Zuglinie weniger unter— brochen iſt, einer geringern Zugkraft. Ihre Führung iſt jedoch ſchwieriger, und ſie haben keinen ſo ſichern Gang, als die Pflüge mit Vordergeſtell. Bei man— chen Schwingpflügen ſind die Sterzen mehr nach vorn zu, und zwei an dem Punkte, wo der Wider— ſtand am ſtärkſten auf den Pflug wirkt, angebracht, und nach hinterwärts ſo verlängert, daß ſie als ein ſtarker Hebel wirken. Dadurch wird der Pflug bei jedem Drucke auf die Sterzen höchſt empfindlich; hebt man ſie, ſo geht das Schar tiefer; drückt man aber darauf, ſo geht es in die Höhe. Die am mei— ſten empfohlenen Schwingpflüge find der Small: ſche, der Bailey'ſche und der Belgiſche, ein Stelzenpflug. Übrigens hat man auch Schwing— pflüge mit Rädern, und hierher gehört der engliſche Leiceſterſhire-Pflug. Der Small'ſche Pflug. Dieſer Pflug iſt zuerſt von einem Künſtler Small in England verfertigt, und nicht allein wegen ſeines einfachen Baues, ſondern auch wegen der zweckmä— ßigen Bearbeitung des Bodens beſonders empfohlen worden. Der Pflugbaum a iſt 5 Fuß lang, und hat eine hinlängliche Stärke, damit die Zapfenlöcher, die durch ihn hindurchgehen, ſeine Feſtigkeit nicht ſehr vermindern. Er iſt gekrümmt, damit ein deſto län— geres Sech angebracht werden kann, und um die Wurzeln nicht zurückzuhalten, die durch die Wirkung der Fortbewegung nach oben getrieben werden. An feinem vordern Ende befindet ſich ein Bügel Y, Fig. 2, um die Kette e aufzunehmen, an deren Ende ein Haken d angebracht iſt, in welchem die Pflugwage eingehängt wird. Häufiger aber enthält der Pflug— baum an ſeinem vordern Ende anſtatt des Bügels eine eiſerne Klammer, an welcher die Zugkette ent— weder höher oder niedriger, entweder mehr rechts, oder mehr links angebracht werden kann. Am Hin— tertheile befinden ſich zwei Handhaben oder Sterzen e, die ſich fo weit nieder neigen, daß fie von der Oberfläche des Bodens 3 Fuß entfernt ſind. Die linke Sterze ſteht mit dem Pflugbaume in derſelben Richtung, ſie iſt ſtärker als die andern und hat 3 Fuß 8 Zoll bis 4 Fuß Länge. Beide Handhaben werden von zwei, zuweilen auch von drei Querhöl— zern zuſammengehalten. Außer dem hölzernen Pflug— baume und den hölzernen Sterzen ſind alle übrigen Theile dieſes Pfluges von geſchmiedetem oder gegoſ— jenem Eiſen und Eiſenbleche. Das Schar / iſt 18 Zoll lang. Die beiden Ränder ihres hintern Theils krümmen ſich deſto mehr, je weiter ſie ſich von dem Winkel entfernen, den die Schneide bildet, und ge— hen endlich in ein Ohr aus, in welches der äußerſte Theil der Sohle g eingefügt wird. Das Schar iſt mit den Theilen bei 2 und A verbunden. Der erſtere von dieſen Theilen „krümmt ſich über das Streich— bret und bildet einen ſpitzigen Winkel, wie man es Fig. 2 ſieht. Die Sohle g iſt 20 Zoll lang und mit dem Pflugbaume durch die Griesſäule /, welche durch jene hindurchgeht, verbunden. Das Streich— bret m Fig. 2 iſt vorn 13 Zoll hoch und oben 16 Zoll lang. Es wird an die Sterze und an die übri— gen Theile des Pfluggerüſtes durch Nägel befeſtigt. Das Sech „ geht durch ein in dem Pflugbaume be— findliches Zapfenloch und wird ſo geſtellt, daß es mit der Zugkette einen rechten und mit der Sohle einen Winkel von 45 Grad bildet. Dieſe Stellung giebt man ihm vermittelſt der eiſernen Stange 40. Dieſer Pflug iſt zum Tiefpflügen beſonders ge— ſchickt. Er iſt dauerhaft und koſtet fertig in der Ma— ſchinenfabrik zu Hundsburg bei Magdeburg etwa 20 Thlr. Wegen feiner Schwere iſt er für den Pflug— führer beſchwerlich umzuwenden, macht aber, gut * Die Begründung des landwirthichaftlichen Gewerbes. 59 geführt, gerade ſchöne Furchen, geht, ungeachtet ſei— ner Schwere, ſehr leicht und bedarf keiner ſtärkern Anſpannung, als ein gewöhnlicher anderer Pflug. Der brabantiſche Pflug (belgiſche, Schweiz | ſche Pflug). Dieſer iſt unter allen Pflügen, wenn nicht der ver— breitetſte, doch einer der beruͤhmteſten. Im Ganzen hat derſelbe im Süden mehr Anhänger, als in den nördlichen Gegenden gefunden. Erfahrne Sachken— ner rühmen von ihm, daß kein Pflug einen feſtern Gang habe; keiner eine Furche reiner ausſtreiche; keiner mit mehr Leichtigkeit tief oder ſeicht, enge oder weit zu ſtellen fei, als er; daß mit keinem ſich eben fo flach als tief ackern laſſe, mit keinem ein Anfän— ger fo geſchwind umgehen lerne als mit ihm. Übri⸗ gens darf man wohl annehmen, daß er auf ſchwe— rem Thone, ſo wie auf ſehr ſteinigen Feldern, ſei— nem breiten Schar wegen, nicht gut anwendbar ſei. 8 = Born an dem Pflugbaume @ befindet ſich eine Säule , die durch jenen geht und durch einen Keil e in der erforderlichen Höhe feſtgehalten wird. Dieſe Säule dient als Regulator und enthält unten einen hölzernen Schuh 4, welcher höher oder niedri— ger geſtellt werden kann, je nachdem das Schar ſeichter oder tiefer gehen ſoll. Am äußerſten Ende des Pflugbaumes befindet ſich eine eiſerne Klam— mer e, mit einem von 8 bis 10 Löchern durchbohr— ten eiſernen Bande, um die Pflugwage ſo einhängen zu können, daß das Schar entweder mehr rechts, - oder mehr links gerichtet wird. Das Sech / iſt ge— krümmt und wird vermittelſt eines Keils 5, eben jo wie der Regulator in dem Pflugbaume befeſtigt. Das Schar g iſt aus geſchmiedetem Eiſen verfertigt, an das Streichbret 7 angepaßt und durch eine Klam— mer an die Sohle , die mit Eiſen beſchlagen iſt, befeſtigt. Das Streichbret „, welches an dem untern Theile nach einwärts geſchweift iſt, wird durch drei eiferne Stangen befeſtigt, von denen die eine bei e an den Pflugbaum, die zweite bei Jan die Sterze und die dritte bei an die Sohle angenagelt ift. Auf der dem Streichbrete entgegengeſetzten Seite be— findet ſich ein hölzernes Bret, das mit dem Pflug— baume und der Sohle verbunden iſt und dem ganzen Pfluggerüſte mehr Feſtigkeit giebt. An dem Hinter— theile befindet ſich eine einzige Sterze , an welcher zur bequemern Führung ein Griff 5 angebracht iſt. Die meiſte Ahnlichkeit mit dem brabanter Pfluge hat der flandriſche; nur iſt bei dieſem der Gren— gel länger und etwas ſtärker, der Sterzen ſenkt ſich mehr nach hinten, das Schar iſt ſchmäler und dabei conver, ſtatt daß das des brabanter concav iſt; das Streichbret iſt länger. Auf ſchwerem Boden würde man ſich für den flandriſchen, auf leichterm, nament— lich auf Sand, für den brabanter zu beſtimmen haben. Auch wird der brabantiſche Pflug auf Sand— boden, der flandriſche aber auf zähem und Mittel— boden weniger Kraft erheiſchen. Der Bailey'ſche Pflug. Dies iſt ein einfacher und durch die Erfahrung bewährter Schwingpflug. 5 Der Pflugbaum iſt mittelſt eines Zapfens in die Stürze eb bei “ befeſtigt; ein Bügel or wird durch einen Bolzen bei o am Pflugbaume feſt erhalten, welcher bei v den Anfang der Kette » aufnimmt, die über den Stellbügel d nach s geht. Die beiden Enden des Stellbügels d gehen an den Seiten des Pflugbaums in die Höhe, welcher durch einen Bol— zen e am Pflugbaume auf und nieder geſtellt wer— den kann, je nachdem der Pflug flach oder tief gehen ſoll. Um aber breitere oder ſchmälere Furchen zu er— halten, wird die Kette zur linken oder rechten Seite des Bügels geſtellt. An die Pflugſäule, welche bei Fin den Pflugbaum eingezapft iſt, werden das aus Eiſenblech gefertigte Molderbret p, die Sohle / und das Streichbret auf der rechten Seite feſt geſchroben, und an die Zehe odek Spitze derſelben das Pflug: ſchar ! befeſtigt. Das Pflugmeſſer 4 erhält im Pflug— baume ſeine gehörige Stellung und Feſtigkeit durch drei Keile; bei /m iſt eine eiſerne Strebe, vom Pflugbaume bis zum Sterzen, welche zur Feſtigkeit des Pfluges ſehr viel beiträgt. Der amerikaniſche Pflug. Dieſer Pflug hat ebenfalls zwei Sterzen, iſt aber in Anſehung der Zuſammenſetzung der weſentlichen Theile ſo einfach und nach ſolchen richtigen mechani— ſchen Geſetzen gebaut, daß er dem dadurch zu errei— chenden Zwecke vollkommen entſpricht. Der Vorzug dieſes Pfluges beſteht namentlich in ſeiner Leichtig— keit. Er leiſtet vortreffliche Dienſte in ſandigem Bo— den und kann ſelbſt in feſtem und thonigem Erdreiche mit Vortheil angewendet werden, wenn es nur nicht felſig und frei von großen Steinen iſt. Der Pflugbaum 5 iſt an feinem hintern Ende gekrümmt. Er hat eine Länge von 6 Fuß und iſt vorn mit einem Regulator. / verſehen, der aus einer Säule mit einem gezähnten Arme beſteht und dazu dient, das Schar ſo zu ſtellen; daß dieſes entweder ſeichter oder tiefer in den W eindringt, was * 60 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. bewirkt werden kann, indem man der Säule eine höhere oder niedrigere Stellung giebt. Zugleich dient er aber auch dazu, die Zugſtränge zu halten, indem der längliche Ring „ Fig. 2, der einen Fuß lang ift und den Haken zur Aufnahme der Anſpannung ent hält, in einem der Einſchnitte des Armes e, mehr oder weniger rechts oder links eingehängt wird. Ein eiſerner Stab 4, der eine Länge von 1 Fuß und 6 Zoll hat und vermittelſt eines Ringes an die Klam— mer a befeftigt iſt, welche 1% Fuß in der Länge mißt und an den beiden Seiten des Pflugbaumes etwas hinter der Griesſäule angenagelt iſt, hält jenen Ring J. Durch dieſe Vorrichtung iſt der ganze Zugapparat ſehr leicht. In dem linken Sterzen g iſt der Pflugbaum bei A eingefügt, und dieſer ſteht in jenem in derſelben Richtung. Das unterſte Ende dieſes Sterzen ſtützt ſich bei e auf die Sohle, auf welche es feſt genagelt iſt. Die zweite Sterze Z ift mit der andern durch das Querholz * und durch den ſtarken eiſernen Bügel 2 verbunden. An die äußere Seite des rechten Sterzen iſt das Streichbret angefügt, welches durch zwei Nägel bei o und o Fig. 2 feſt gehalten wird. Das Schar? hat eine Länge von 13 Zoll; es iſt an die Sohle durch einen Nagel bei Fig. 1 befeſtigt, und mit dem Streich- brete durch ein eiſernes Band > Fig. 2 verbunden. Die Sohle g ift von Eiſen und hat eine Länge von 1 Fuß. Die Griesſäule beſteht aus zwei ſtarken ei— fernen Stäben s und 5, die ſich kreuzen und in ihrem Vereinigungspunkte durch einen ſtarken Nagel an einander befeſtigt find. Der eine Stab s geht bei » durch den Pflugbaum, wo er befeſtigt wird, und ſteigt ſenkrecht bis zum Streichbrete hinab, wo er ſich krümmt, um dem Streichbrete, an welches er durch einen Nagel befeſtigt iſt, zur Stütze zu dienen. Der andere Stab geht bei = ebenfalls durch den Pflugbaum, bildet unter demſelben bis an die Stelle, wo er ſich mit jenem Stabe vereinigt, einen Bogen und läuft alsdann abermals in einem Bogen, aber von entgegengeſetzter Richtung, bis zur Sohle, wo er bei s befeſtigt iſt. Das Streichbret beſteht aus Eiſenblech und hat in der Länge von p bis g Fig. 2 19 Zoll. Da wo es an den Sterzen angenagelt iſt, bei oo, mißt es 11 Zoll in der Länge. Übrigens hat es eine ſtarke Krümmung. Das Sech iſt gerade. Es geht durch ein Zapfenloch im Pflugbaume und wird durch einen Keil in der erforderlichen Stellung feſt gehalten. Auch geht es durch die Klammer a. Der Cook'ſche Pflug. Iſt ein durch die Erfahrung bewährter Räder⸗ pflug, welcher den Boden faſt eben ſo umwühlt als der Haken. Der Pflugbaum a iſt in dem linken Sterzen c bei 5 eingezapft; der rechte Sterzen d iſt mit dem linken durch die drei Holzſproſſen 1,2, 3 verbunden, und unten an das Streichbret durch zwei Bolzen s und £ (Fig. 2) feſt geſchroben. Die Griesſäule e iſt von Holz, geht mit dem Zapfen durch den Pflug— baum, worin fie mittelſt des Nagels g befeſtigt wird (Fig. 1, 2); ſie geht bis zum Boden des Pfluges, wo fie ſich mit dem linken Sterzen e verei- nigt (Fig. 3). Zwei Stücken Breter ./, das eine oben auf das Streichbret, und das andere an der Landſeite, dienen vorzüglich dazu, damit keine Erde in den Pflugkörper hineinfallen kann; die vorder— ſten Enden derſelben werden an der Griesſäule, und die beiden hinterſten an den beiden Sterzen feſtge— genagelt. An dieſem Pfluge ſind das Molderbret und das Streichbret von einem einzigen Stück aus Eiſen gegoſſen, wovon das Molderbret (Fig 1) durch die beiden eiſernen Nägel 4 und 5 an die Griesſäule, und durch die beiden Bolzen * und y an dem linken Sterzen e; dagegen das Streich— bret (Fig. 2) durch dieſelben Nägel 4 und 5 an der Pflugſäule und durch die beiden Bolzen Z und s an den rechten Sterzen befeſtigt find. Das Schar Ü ſitzt mit feinem Halſe auf der Zehe der Griesſäule, und wird mittelſt einer eiſernen angeſetzten Schiene, welche an der Sohle der Landſeite bis zur Hacke geht, durch den daſelbſt befindlichen Bolzen z feſtge— ſchroben. Hinten unter dem Pfluge iſt ein kleines Rad angebracht, welches in der Furche läuft, und den Pflugkörper trägt. Über dieſem Rade befindet ſich ein Meſſer », welches das Rad von der etwa angehängten Erde reinigt. Das Pflugmeſſer „geht durch den Pflugbaum, und wird in demſelben mit— telft dreier Keile “ gehörig geſtellt und befeſtigt. Das Rad „ iſt von Eiſen und geht in der Furche; das kleinere Rad „ aber bleibt auf dem Lande. Die Ach— ſen beider Räder biegen ſich unter einem rechten 4 * e Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 61 Winkel in die Höhe, und gehen durch den Pflug— baum, woſelbſt ſie an der andern Seite mit einge— kerbten Vertiefungen verſehen ſind, um in derſelben feſt zu ſitzen, und werden außerdem bei o und p mit zwei Keilen verkeilt. Der Stellbügel F/ wird mit einem Bolzen bei g auf dem Pflugbaume feſt geſchroben, welcher in Fig. 3 im Grundriſſe dargeſtellt iſt. ae iſt der Haken, worin der Schwengel befeſtigt wird; man kann denſelben in verſchiedene inwendig im Stellbügel angebrachte Einſchnitte umſtecken, um da— durch den Pflug von oder zur Furche zu ſtellen. Die Enden des Stellbügels, welche an beiden Seiten des Pflugbaumes liegen, ſind ein jedes mit einem Kreisabſchnitte verſehen, deſſen Mittelpunkt der Bol- zen gilt. In dieſen Kreisabſchnitten befinden ſich Löcher, durch welche der Bolzen 7 geitedt wird. Dieſe Einrichtung hat zum Zwecke, den Pflug höher oder niedriger zu ſtellen. Dieſem Pfluge ähnlich iſt der engliſche Leice— ſterſhire-Pflug, jedoch hat er nicht das kleine in der Furche unter dem Pflugkörper gehende Rad; ſonſt wird das Zugvieh ebenfalls am Ende des Grengels angeſpannt, der Pflug aber durch zwei kleine Räder geſtützt, die am Grengel befeſtigt ſind und an demſelben höher oder niedriger geſtellt wer: den können. f Der Leiceſter Doppelfurchenpflug (Doppelpflug). Ein Räderpflug, der beſonders an denjenigen Orten ſehr vortheilhaft erſcheint, wo Ochſen zum Zuge gebraucht werden, indem damit bei der Hälfte der Zeit des Zugviehes und der Arbeitsleute eben ſo viel gepflügt wird, als mit einem einfachen Pfluge. (Im Grundriſſe von oben her= abgeſehen.) ab und ed find zwei Grengel, jeder etwa 3 Zoll breit und 4½ Zoll dick, welche un— ter ſich parallel ſind; ihre Länge beträgt etwa 5 Fuß. Dieſe bei⸗ den Grengel können in jede belie— bige Entfernung von einander ge: ſtellt werden, und zwar vermittelſt zweier ſtarker Schraubenbolzen / 6, in deren Mitte ein vieredi- ges Loch ſich befindet, um die— ſelben mittelſt einer darein paſ— ſenden Hebelſtange umzudrehen. Schraubenmuttern ein, welche in die Grengel bei m und „ einge: | laſſen find. Um nun mittelſt der m Schraubenbolzen die Grengel ent: weder einander nähern oder von einander entfernen zu können, müſſen die Schraubengänge an jedem Gren⸗ gel nach verſchiedenen Richtungen eingeſchnitten ſein. Wenn daher die Schraube und die bei m eingelaſſene Mutterſchraube rechts gewunden iſt, ſo muß auf der andern Seite dieſelbe mit der bei n eingelaſſenen Mut- terſchraube links gewunden fein. In dem Grengel de iſt bei g ein Pflugmeſſer eingeſteckt, und bei A ift das Dieſe Schraubenbolzen greifen in Streichbret angebracht, das durch die Strebe „ein ſei— ner Lage erhalten wird. In dem andern Grengel ab ſind das Pflugmeſſer und das Streichbret mehr hin— terwärts angeordnet, weil dem rechter Hand liegenden Grengel e Raum und Zeit gelaſſen werden muß, ſeine Arbeiten zu vollenden, ehe der linke Grengel die ſeinigen anfangen kann. Der Erdſtreifen rechter Hand wird etwa 18 Zoll zuvor aufgenommen, ehe der Streifen zur Linken abgeſchnitten wird. Dieſer wegen iſt auch die Sohle des rechten Pflugs ſo kurz als möglich. An dem hintern Ende eines jeden Grengels iſt unter einem paſſenden Winkel ein Ster— zen angeſetzt. Die vordern Enden der Grengel be— ſitzen Löcher, um eiſerne Platten an der rechten Seite des einen und an der linken Seite des andern Gren— gels anzuſchrauben, in welche verſchiedene Löcher ge— bohrt ſind, um auf jeder Seite ein Stelzenrad an— zuordnen, welches zur Stellung des Pfluges dient, je nachdem flach oder tief gepflügt werden ſoll. Dieſe beiden Stelzenräder werden dadurch beſonders des— halb aus der Richtung der Grengel gebracht, weil die Pflugmeſſer in einem angemeſſenen Winkel vor— wärts gerichtet werden können, wodurch der Zug im— mer bedeutend erleichtert wird. Die Zugſtränge ſind an einer Kette befeſtigt, deſſen Enden an die beiden Grengel angenagelt ſind. Der Grangé'ſche Pflug. Ebenfalls ein Räderflug, der in neuern Zeiten viel, obwohl, wie es ſcheint, unverdientes Aufſehen erregt. Derſelbe iſt eine Erfindung eines Acker— knechts, Namens Grang é in Frankreich. Dieſer Pflug kann vielleicht dereinſt bei weiterer Vervoll— kommnung dem Ackerbaue noch weſentliche Dienſte leiſten. Die Behauptung, daß dieſer Pflug gar kei— nes Führers bedürfe und wie ein Wagen für ſich allein gehe, iſt eine Übertreibung; denn wenn die Furchen parallel laufen und in gleicher Entfernung von einander entſtehen ſollen, ſo muß ein Mann den Pflug an dem Sterzen führen, welcher zugleich die Pferde lenkt. Dieſer Mann hat aber bei der Anwen— dung dieſes Pfluges weit weniger Anſtrengung nö— thig, als bei andern Pflügen, wenn er ſeine Arbeit auf das beſte vollenden will, was ſchon ein großer Vortheil iſt. Daß, wie man behauptet, der gleich— mäßige Druck, den der Druckhebel auf das Schar ausübt, den Furchen eine gleichmäßige Tiefe gäbe, kann nur alsdann der Fall ſein, wenn der Boden überall einen gleichmäßigen Widerſtand leiſtet, wel— cher Fall jedoch wohl höchſt ſelten eintritt. Übrigens wird durch dieſen Pflug auch nicht mehr Arbeit als durch einen andern verrichtet, und Grangs ſelbſt zweifelt, daß die Arbeit bei dieſem Pfluge den Zug— thieren erleichtert werde, obſchon Landwirthe, die damit gearbeitet, behaupten, daß bei 6 Pferden eins erſpart werde. Dieſer Pflug hat im Vergleiche mit andern einen ſehr zuſammengeſetzten Mechanismus, leidet daher auch leichter Schaden und bedarf des— halb einer größern Schonung und Vorſicht und iſt zugleich auch koſtſpieliger. Sein Hauptvorzug be— ſteht darin, daß er den Führer weniger ermüdet, und 62 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. daß man bei gleicher Sorgfalt mit ihm leichter eine regelmäßige Arbeit herſtellen kann, als mit einem andern. 75 3 = ih Dieſer Pflug befteht aus einem Hinter- und ei— nem Vorderpfluge, deſſen Räder (Fig. 2 Fuß im Durchmeſſer halten. Der Grengel m ift 5½ Fuß lang, und hat bei r eine größere Stärke, damit er zwiſchen den beiden Säulen % deſto mehr in einer geraden Richtung gehalten wird; denn hier mißt er 6 Zoll in ſeiner Stärke, während er in ſeiner übri— gen Länge nur 3 Zoll ſtark iſt. Hinten am Grengel befindet ſich nur ein einziger Sterzen, der von der Sohle an gerechnet, 4 Fuß lang iſt. Schar und Streichbret haben zuſammen von 2 bis » eine Länge von 3 Fuß. Das Streichbret iſt gewöhnlich von Metall. Die Spitze des Schares » hat von dem Grengel eine Entfernung von 2 Fuß und 8 Zoll. Das Sech geht durch den Grengel und wird ver— mittelſt eines Keils in der erforderlichen Stellung feitgehalten, und iſt 2 Fuß 8 Zoll lang. An dem Vorderpfluge iſt die Achſe ss 7 Zoll breit und 3 Zoll dick. Über ihr befindet ſich ein Holz, das auf der Seite des rechten Rades bei z an die Achſe vermittelſt eines Charniers befeſtigt iſt und ſich alſo auf der entgegengeſetzten Seite nach Belieben auf und nieder bewegen läßt. An dieſer entgeſetz— ten Seite bei (Fig. 3) befindet ſich ein Regula— tor, der aus einer Kurbel beſteht, durch welche eine Schraube in Bewegung geſetzt wird, vermittelſt welcher man das über der Achſe = befindliche Holz „mehr oder weniger von derſelben entfernen kann. Durch dieſe Vorrichtung bewirkt man, daß, wenn das eine Rad in einer Furche läuft und die Achſe alſo ſchief ſteht, die beiden Säulen 4 A nebſt dem Hinterpfluge eine ſenkrechte Stellung bekommen. Das über der Achſe befindliche Holz trägt auf feiner Mitte die beiden Säulen Ah, welche 4 Zoll breit und 26 Zoll hoch ſind, und 3 Zoll weit von einander entfernt ſtehen; denn beinahe ſo dick iſt der Grengel, der von ihnen gehalten wird. Sie ſind mit Löchern verſehen, durch welche ein eiſerner Na— gel geſteckt werden kann, um den Grengel zwiſchen ihnen zu befeſtigen, den man nach Belieben höher oder niedriger ſtellt, je nachdem das Schar mehr oder weniger tief in den Boden eindringen ſoll. Bei a iſt der oberſte Hebel angebracht, der eine Länge von 5% Fuß hat, und mit dem man den Grengel und das Schar in die Höhe heben kann, indem man die Hand bei feſt auflegt, fo oft man will, daß ſich das Schar über den Boden erheben ſoll. Das Schar wird dadurch über dem Boden in der Höhe erhalten, daß man das äußerſte Ende y des Hebels unten der Haken b bringt, der für dieſen Zweck 3, unter dem Grengel befeſtigt iſt. An dem entgegengeſetzten Ende des Hebels wird der Gren— gel vermittelſt der Kette 2 in die Höhe gezogen. Fig. 4 iſt eine ſehr einfache Vorrichtung, durch welche der oberſte Hebel gehalten wird. Ein zweiter in der Mitte befindlicher Hebel e ift von geringerer Wichtigkeit; er dient dazu, die Deichſel des Vorder— pfluges in horizontaler Richtung zu erhalten, welche zur Beſtimmung des Drucks von dem Hebel / nöthig iſt. Er ſteht mit der Deichſel durch die Kette d in Verbindung, liegt in einem an der Säule 7 ange: brachten Haken und iſt an ſeinem hintern Ende durch einen ſtarken ledernen Riemen an den Grengel be— feſtigt, wo man ihm die erforderliche Stellung durch eine Schnalle geben kann, vermittelſt welcher der Riemen nach Belieben verlängert oder verkürzt wer— den kann. Der Druckhebel,“ mißt in feiner ganzen Länge 6 Fuß und 4 Zoll. Er iſt eins der wichtigſten Stücke am ganzen Pfluge; denn durch den Druck, den er auf den Sterzen ausübt, bewirkt er, daß das Schar in den Boden eindringt. Er iſt bei e an dem linken Arm der Deichſel vermittelſt einer Kette oder eines mit einem Ohr verſehenen Nagels (Fig. 5) be— feſtigt. Dieſer Druckhebel geht bei unter der Achſe des Vorderpflugs weg, welche den Ruhepunkt bildet, läuft links an dem Seche und Grengel hin und iſt hinten durch eine Kette 8 an den Sterzen befeſtigt, den er mit der Kraft eines Mannes niederdrückt. Wenn man nun die Deichſel vermittelſt des mittlern Hebels in die Höhe zieht, jo hebt man auch das vordere Ende e des Druckhebels in die Höhe. Je mehr aber dieſes der Fall iſt, deſto ſtärker drückt als— dann das hintere Ende deſſelben,! auf den Sterzen und demnach auch auf das Schar, ſo daß dieſes nur deſto tiefer in den Boden eingreift. Um das Abwei— chen des Schars nach rechts oder links zu verhin— dern, iſt der Vorderpflug mit dem Hinterpfluge durch zwei Ketten o o verbunden, welche von einer und derſelben Stelle an dem Grengel über dem Schar ausgehen, und an die Enden n der beiden Arme der Deichſel befeſtigt ſind, ſo daß ſie rechts und links auf gleiche Weiſe ziehen und ſo keine Abweichung des Schars von der geraden Linie geſtatten, wes— halb auch nun die Furchen völlig gerade werden müſſen. r Die Begründung des landwirthſchaſtlichen Gewerbes. 63 Der böhmiſche Sturzpflug oder Nuchadlo— Dieſer Pflug gehört mit unter die beſten Acker— werkzeuge, und kommt in Böhmen ſelbſt, jetzt aber auch in andern deutſchen Ländern immer mehr in Gebrauch. Er empfiehlt ſich beſonders durch ſeine außerordentliche Einfachheit und Feſtigkeit in der Bauart. Derſelbe kann auf jedes gewöhnliche Vordergeſtell gelegt werden. Nur dadurch unter— ſcheidet er ſich von andern Ackerpflügen, daß Schar und Streichbret von einem einzigen Stücke Eiſen zuſammengeſetzt ſind, und auf deſſen Stellung und Form die Leiſtung des ganzen Pfluges beruht, wo— durch ſich nun auch derſelbe vor allen andern Pflü— gen beſonders auszeichnet. Wenn das Schar des Ruchadlo gut gerichtet iſt, und 1 bis 1½ Zoll über die Sohle des Pfluges vorſteht, ſo kann eine ſeichte und tiefe Furche völlig umgelegt werden. Da das Schar zugleich die Stelle des Streichbrets ver— tritt, und das Geſtell höchſt einfach iſt, ſo iſt der Ruchadlo leicht herzuſtellen. Eine beſondere Ei— genſchaft iſt das außerordentliche Lockern des Bo— dens, welches ihm nicht leicht ein anderer Pflug gleich thun wird. Aus dieſem Grunde eignet er ſich mehr für ſchweren als leichten Boden und be— ſonders zu einfurchiger Beſtellung. Die Zugkraft richtet ſich nach der Tiefe, in welcher er arbeitet; zwei mittelgroße Ochſen arbeiten damit in einem lehmigen Boden 9 bis 10 Zoll tief. Bei einer Neigung des Bodens, bei welcher andere Pflüge nicht ftatthaft find, wird er immer noch ange: wendet. ZINN Fig. 1. a ift der Grengel; „ die Griesſäule; e die Sterze (deren eine auf der Seitenanſicht ver— deckt iſt); d die Sohle; e das Schar, welches zugleich das Streichbret bildet und über die Sohle hervorſtehen muß, damit dieſe hohl geht; / find eiſerne Stifte, welche in dem eiſernen Schare feſt genietet ſind, und deren oberer durch einen Vor— ſtecker, der untere durch ein hölzernes Keilchen in der Griesſäule befeſtigt wird, und wodurch man das Schar mehr oder weniger in die Ackernarbe einzugreifen ſtellen kann. 8 hölzerne Keile zum Tiefer⸗ oder Seichterſtellen des Pfluges. Fig. 2 giebt die Anſicht der Sohle von oben. Fig. 3 giebt die Anſicht der Sohle von der Seite ohne Schar. Der Schmiedemeiſter Polſter in Zechiſta bei Pirna in Sachſen fertigt einen ſolchen Pflug nach Verhältniß der Stärke und Schwere für 5 bis 6 Thlr. 5 Neuer Schwing-, Stelz: und Räderpflug. „Dieſer Pflug iſt ganz neuerdings von dem Ma— ſchinenbauer Weiſe in Dresden erfunden und an— gefertigt worden für den Preis von 16 bis 20 Thlr. Damit angeſtellte Verſuche ſollen ergeben haben, daß er durchaus nichts zu wünſchen übrig laſſe und nicht mit Unrecht als Normalpflug auf⸗ geſtellt werden könne. N Der ganze Körper dieſes Pfluges iſt bis auf die Sterzen von Eiſen, dabei aber nicht ſchwerer als ein hölzerner. Der Grengel hat eine Offnung, wodurch ſich der Pflug ſelbſt reinigt; das Streich— bret bildet vorn einen ſchneidenden Halbkreis, um alles Anſetzen von Erde zu verhindern. Die Bauart dieſes Pfluges iſt ſo eingerichtet, daß derſelbe in jedem Boden angewendet werden kann. Der Haken (Aadl). Dieſer iſt ein, in vielen Gegenden Deutſchlands, vornehmlich in Mecklenburg, Liefland, Schleſien, Sachſen gebräuchliches Ackerinſtrument, welches in Anſehung der äußern Form eine Ahnlichkeit mit dem Pfluge hat, in der Zuſammenſetzung ſeiner Theile aber weſentlich von dieſem verſchieden iſt, und theils zur Zurichtung des Bodens neben dem Pfluge gebraucht, in manchen Gegenden aber auch ohne dieſen für ſich allein zur Bearbeitung des Bo— dens angewendet wird. Der Haken iſt unſtreitig das älteſte Ackerinſtrument und es iſt dazu ein Stamm mit einem ſtarken Aſte wahrſcheinlich zuerſt benutzt worden; ſpäter erſt erhielt die Spitze einen Beſchlag mit Eiſen, und noch ſpäter wurde er erſt mit einem Schare verbunden, welches aus einer dreieckigen Spitze beſteht oder ein gleichſchenkliges Dreieck bildet. Durch die Erfindung des Pfluges wurde der Haken theils ganz verdrängt, theils nur nebenbei mit angewendet, doch hat in neuern Zeiten derſelbe wieder eine größere Aufnahme gefunden, ja er hat ſogar in manchen Gegenden den Pflug ganz verdrängt. Man hat ſehr verſchiedenartige Haken, theils mit, theils ohne Streichbreter oder Ohren (Federn), und von der mannichfaltigſten Bauart. Dieſe iſt, theils nach der Beſchaffenheit des Bodens, theils nach hergebrachter Gewohnheit bald zweckmä— ßiger, bald weniger angemeſſen, woher denn auch der Haken hier mehr, dort weniger Wirkung thut. Einer der gewöhnlichſten Haken iſt der ſoge— nannte Krüpel- oder Springhaken. Dieſer beſteht aus einem Stamme mit einem ſtarken Aſte 64 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. (Krümmel) daran, welcher letztere nach vorwärts ge- bogen iſt und zur Befeſtigung des Schares dient, während der erſtere den Grengel bildet, und eine Verlängerung deſſelben hinter dem Aſte zum Sterzen dient, wie wohl auch noch beſondere Sterzen daran befeſtigt ſind. Man bedient ſich zu dieſem Haken eines Vordergeſtells von einem Pfluge oder auch nicht, indem man in letzterm Falle unmittelbar vor den, dann gekrümmten, Grengel anſpannt, welcher zu dieſem Behufe an der Spitze einen eiſernen Haken hat. Das Schar beſteht gewöhnlich aus einer dreieckigen Spitze. Dieſer Haken hat einen ſehr un— gewiſſen Gang, reißt nur, ſpringt bei jedem gerin— gen Widerſtande leicht in die Höhe, und kann über— haupt nur in einem Boden angewendet werden, welcher nicht viel Steine und Wurzelunkraut enthält. Da nun aber nicht immer das erforderliche Holz zu ſolchen Haken zu finden iſt, ſo wird die Säule, welche das Schar trägt, in den Grengel eingelaſſen und durch ein eiſernes Band an denſelben befeſtigt. In Berggegenden macht man dieſe Säule auch be— weglich im Grengel, ſo daß ſie gedreht werden kann, wo dann auch die Befeſtigung an dem Gren— gel mittelſt eines um die Säule gehenden Ringes und daran befindlicher Gliederkette erfolgt. Der Zweck dieſer Vorrichtung iſt, beim Pflügen an Berglehnen dem Schare immer eine ſolche Richtung zu geben, daß die Ruhrfurche nach oberwärts ge— ſtrichen wird, wodurch man zum Theil das Herun— terziehen der Ackerkrume verhindert. Man nennt dieſen Haken auch den Wendehaken. Um die Säule in der gegebenen Richtung zu erhalten, hat dieſelbe oben über dem Grengel entweder ein an einem Charnier bewegliches Blech mit Löchern, wel— ches auf einen, in dem Grengel befindlichen Stift geſteckt wird, oder einen eiſernen beweglichen Bü— gel, welcher in die Einſchnitte eines, auf dem Gren— gel befeſtigten, äußern Kammes gethan wird. Dieſen Haken findet man namentlich im ſächſiſchen Gebirge häufig und man hat zu demſelben 2, auch 3 verſchie— dene Schare. Das erſte, das Reißſchar, iſt dreieckig, mit der Spitze etwas nach vorn zugebogen; es wird dieſes aufgeſteckt, wenn man Grasland, Stoppeln, Kleebrache u. ſ. w. aufreißt. Das zweite Schar ift ſchaufelartig, mit abgerundeten Ecken; es wird zur Zurichtung des Bodens, ſelbſt zur Saatfurche gebraucht, wie wohl man zu letzterer ſich auch noch eines dritten, dem zweiten ähnlichen, aber größern Schares bedient. Das ſchaufelartige Schar iſt von der Mitte nach vorn zu gekrümmt. Eine andere Art von Haken iſt folgender. Er hat eine förmliche Sohle, die bald länger, bald kürzer, breiter oder ſchmäler iſt, und auf welche vorn das Schar von verſchiedener Beſchaffenheit, bald länger, bald kürzer, bald breiter oder ſchmäler und ſpitziger, gerade oder gewölbt aufgeſteckt wird. Unmittelbar hinter dem Schare erhebt ſich eine Griesſäule, von welcher der Grengel ausgeht, durch welchen die Griesſäule geht. Die Sterzenſäule ragt beträchtlich über den Grengel hervor und hat oben ein Querholz, welches die beiden Sterzen zur Hand— habung des Inſtruments trägt, die mittelſt eines eiſernen Ringes an dem Grengel befeſtigt ſind. Der Grengel iſt in der Sterzenſäule ſo befeſtigt, daß er durch Keile tiefer oder höher geſtellt werden kann. Der Grengel ruht auf einem Vordergeſtelle und hat vor dem Schare ein Loch, um nöthigenfalls ein Sech darin zu befeſtigen. An der Sohle befindet ſich entweder weiter nichts, oder es ſind über der— ſelben, von der Griesſäule ausgehend, kleine Streichbreter, Ohren, auch Federn genannt, befe— ſtigt, oder es gehen, mehr nach vorn oder nach hinten zu, nach den Seiten abſtehend von dem obern Theile der Sohle, zwei Knebel in die Höhe, oder es ſind endlich ſtatt letzterer daſelbſt zwei Fe— dern mit Charnieren angebracht, die an ihrer obern Seite eiſerne Bänder mit Löchern tragen, womit ſie auf einem in dem Grengel befindlichen eiſernen Stifte enger oder weiter geſtellt werden können. Dieſer Haken wird zur Zurichtung des Bodens nach einer gegebenen Pflugfurche, manchmal auch zur Saatfurche gebraucht. Er macht gute Arbeit und miſcht den Boden recht gut unter einander. Ein vielſeitig empfohlener Haken, welcher in neuern Zeiten ſich auch weithin verbreitet hat, iſt der in mehrern Gegenden Sachſens, beſonders aber in der Gegend von Dresden gebräuchliche. Er unterſcheidet ſich von andern Haken dadurch, daß ſeine Sohle ſich unmittelbar von dem Haupte, worauf das Schar a befeſtigt iſt, nach hinten auf ſchwingt und mit der Sterzenſäule b ein Ganzes bildet. Die Griesſäule e trifft unmittelbar an die Spitze der Sohle da, wo das Schar anfängt. Das Schar iſt groß und platt und liegt auf der ſchräg zugeſchnittenen Sohlenſpitze ſo, daß die Spitze be— deutend über die Sohle ragt, und etwas tiefer als die Sohle des Hakens geht. An der vordern Spitze der Sohle iſt eine eiſerne Haspe, welche in das in dem Schare befindliche Loch paßt, durch welches das Schar mittelſt eines hölzernen Keils, der von vorn gegen die Grengelſäule, oder nach der Seite einge— theilt wird, befeſtigt iſt. In ſtrengem und ſteinigem F — Boden iſt das Schar gewölbt, ſchmäler, mit einer einige Zoll auslaufenden Spitze verſehen, und die Sohle auch unten mit Eiſen beſchlagen; in lockerm Boden iſt es platt, breiter, ſtumpfſpitzig. Unterhalb des Schares laufen von der Sohle aus zwei, etwas in die Höhe geſchwungene, hinten mehr abſtehende und breitere Ohren d, welche vermittelſt eines eiſer— nen Nagels vorn an der Sohle, wo die Grengelſäule einfällt, unterhalb des Schares befeſtigt ſind, und deren gleichmäßiger Abſtand nach hinten durch ein durch die Sohle in einiger Entfernung von der Griesſäule gehendes Querholz, welches in die Ohren eingepaßt iſt, bewerfitelligt wird. Dieſer Haken hat ein Seh e und ein gewöhnliches Pflug- vordergeſtell, und wird in dem nicht allzubündigen Boden zu jeder Ackerarbeit gebraucht. Indeſſen taugt doch derſelbe nicht zu allen Ackerarbeiten, und na— mentlich nicht zur Unterbringung des Miſtes. Man gebraucht auch dieſen Haken, ſtark gebaut, zum Aufreißen des Neulandes; er hat dann aber keine Ohren, ſondern anftatt dieſer da, wo dieſe hinten in der Sohle durch das hölzerne Querholz aus— einander gehalten werden, einen ſtarken, quer durch— gehenden, eiſernen Stift, welcher zum Zerreißen der durch den Haken aufgeriſſenen Bodenſtreifen beiträgt. Um zu verhüten, daß ſich keine Erde zwiſchen die Ohren und die Sohle legt, und hier— durch den Gang dieſes Hakens zu erleichtern, ſind über den Ohren di noch zwei beſondere Streich— breter aufgeſetzt, und ein ſolcher Haken wird ein Kaſtenhaken genannt.“ Die verſchiedenen andern Hakenarten unterſchei— den ſich mehr oder weniger von einander und ſind nach den ſtattfindenden Verhältniſſen mehr oder weniger paſſend. Ein dem Haken ſehr ähnliches Ackerinſtrument iſt die oſtpreußiſche Zoche. Sie unterſcheidet ſich aber von dieſem hauptſächlich da— durch, daß ſie vorn anſtatt eines Schares zwei Spitzen, die nach hinten zu breiter ſind, hat, von denen die eine mit der Sohle gerade aus, die an— dere aber an der Seite der Sohle ſo angebracht iſt, daß ſie mit ihrer breiten Seite in die Höhe ſteht. An dem 14 Fuß langen Grengel find hinten 2 etwas ſchräg ſtehende Sterzen angebracht, die oben mit Querhandhaben (Ragotſchen) verſehen ſind. Die Zoche übertrifft an Überwindung des Widerſtandes auf zähem Thonboden den deutſchen Pflug um vie— les, und kann in dieſem Stücke von keinem andern Werkzeuge dieſer Art übertroffen werden, wobei ſie zugleich Krafterſparniß zuläßt. Ihre Fehler ſind, daß ſie die Furche nicht rein abſchneidet, und daß ſie einen ſehr geübten und ordentlichen Führer er— heiſcht. Der kurländiſche Haken ſowie der lief— ländiſche, die ſich wohl beide gleich ſein mögen, hat ebenfalls zwei Spitzen und wirkt im Boden mit ſeinem ſchweren und gabelförmigen Eiſen, wel— ches vorwärts gekrümmt mit feinen zwei Spitzen in die Erde eingreift und ſolche auffängt. Vermit⸗ telſt eines andern Eiſens, welches an einem Stiele befeſtigt iſt, von der Form eines Pflugreutels, nur Kirchhof, Landwirth. Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 65 größer, wird die Erde wieder herabgeſchoben. Die— ſer Reutel iſt an ſeinem Stiele mit Stricken an die beiden Gabeln feſtgebunden, welche vom hintern Theile des Hakens ausgehen und zur Anſpannung dienen, und zwar ſo, daß er in einer beſtimmten Richtung erhalten wird. Auf die richtige Handha— bung dieſes Reutels kommt es hauptſächlich an. Das Inſtrument muß, wenn es nicht zu tief in den Boden eingreifen ſoll, getragen werden. Seine Wirkung bei der Zwiſchenfurche ſoll nicht unbedeu— tend ſein, und es ſoll ſich überhaupt daſſelbe als ein brauchbares Ackerwerkzeug empfehlen. Das Stellen des Hakens, damit er in der ver— langten Tiefe fortgehe, iſt leichter, als das Stellen eines gewöhnlichen Pfluges. Die weſentlich vor— theilhaften Eigenſchaften eines Hakens find: Er ift leicht zu conſtruiren, und kann daher nöthigenfalls vom Ackerwirthe ſelbſt zuſammengeſetzt werden, und iſt wohlfeiler anzuſchaffen als der Pflug. Er be— ſchafft das Unterbringen des Mergels, des Moders, des Compoſts, ja ſelbſt des klaren, ſehr verrotteten Miſtes beſſer als der. Pflug, ſowie er auch auf ſehr ſteinigem und unebenem Boden beſſer zu ge— brauchen iſt als jener. Der Haken erfordert im gemergelten, leichtern Boden weniger Zugkraft bei gleicher Tiefe als der Pflug unter denſelben Um— ſtänden, und unter den meiſten Umſtänden wird der Haken einen weit größern Flächenraum als der Pflug umarbeiten. Er veranlaßt eine ſtets ſchnel— lere und beſſere Krümelung und Pulverung des Ackers, indem die Egge in aufgehaktem Lande beſſer eingreift und die Soden zerkleinert; auch giebt er in den meiſten Fällen reineres Land als der Pflug, da er Quecken und Gräſer herausreißt, ohne ſie blos abzuſchneiden; die Diſtel bedeckt er entweder, oder zieht fie ſammt der Pfahlwurzel heraus. Als Mängel ſind dagegen anzuführen: Das Umbrechen der Stoppeln wird der Haken in den meiſten Fällen nur unvollkommen verrichten können; auch zum einfurchigen Unterackern grüner Saaten zur Dün— gung taugt der Haken ebenſowenig, als zur Unter— bringung des friſchen Düngers. Überhaupt aber paßt der Haken in Ebenen nur zur oberflächlichen Beackerung, nicht aber zur Wendung des Bodens, und er paßt daher am beſten auf loſen Sandboden oder auf einen Acker, der früher ſchon durch den Pflug gewendet worden iſt. Da die Ohren (Federn, Streichhölzer) den abgeſchnittenen Erdftreifen nicht vollkommen herumwenden, ſo kann auch der eigent— liche Zweck des Pflügens mit dem Haken nicht er— reicht werden. Überdies verlangt er noch von Sei— ten des Führers mehr Kraftaufwand und eine grö— ßere Aufmerkſamkeit auf die Arbeit, ſowie er auch auf ſehr zaͤhem und ſchwerem Boden mehr Zugkraft erfordert. Um den Acker mit dem Haken gut und doch auch ohne leere Furchen zu laſſen, zu pflügen, hat man die beiden Ohren an dem Haken wegge⸗ nommen, und dafür ein ſchmales Streichbret ange— bracht, das in die Griesſäule eingehängt und nach jedesmaligem Umwenden geſtellt wird. (Wende— pflug.). 5 66 Häufelpflug, Kartoffelhacke, Pferdehacke. Iſt ein Ackerwerkzeug, welches zum Behäufeln der Kartoffeln und anderer in Reihen ſtehender Ge— wächſe dient. Dieſes Werkzeug nähert ſich bald mehr dem Haken, bald mehr dem Pfluge, und iſt jetzt faſt durchgängig ohne Vordergeſtell in Anwendung. Das Schar iſt nach Beſchaffenheit des Bodens ent— weder ganz glatt, breit und ſtumpfſpitzig, oder es iſt gewölbt, mehr länglich und ſpitzig. Hat der Häufelpflug, gleich einem Pfluge, eine ordentliche Sohle, ſo iſt er mit ordentlichen Streichbretern, zum engen und weiten Stellen eingerichtet. Doch giebt man jenem, dem Haken ähnlichen Häufelpfluge den Vorzug. Der Grengel “ it 5 Fuß 7 Zoll lang, ohne den Anſatz e, welcher dazu dient, um die Sterzen dd vermittelſt des Ringelnagels e gehörig zu befe— ſtigen. Durch einen andern Nagel A find die Ster— zen an den Pflug befeſtigt. Vorn an dem Pflug— baume bei / befindet ſich eine Gabelſäule mit einem Scheibenrade, welche ſich nach Belieben höher oder niedriger ſtellen läßt, je nachdem das Schar we— niger tief, oder tiefer in die Erde eindringen ſoll. Die Sohle g iſt 2 Fuß lang und aus Holz ge— fertigt, ſowie das ganze Pfluggerüſte, das außer der Sohle noch aus der Griesſäule und hintern Säule beſteht. Das Schar, welches ein längliches Dreieck bildet, iſt 1 Fuß lang. Die beiden Streich— breter aa find von Holz und vermittelſt zweier Charniere , durch welche fie an die Griesſäule befeſtigt werden, beweglich. An jedem derſelben be— findet ſich ein eiſerner Stellbügel o (Fig. 2), der 10 Zoll lang iſt und mehrere Löcher enthält, ſo daß er vermittelſt eines mit einem Kopfe verſehe— nen Nagels hinter der hintern Säule, in welcher ſich ein Loch zur Aufnahme des Nagels befindet, befeſtigt werden kann. Die Stellbügel der beiden Streichbreter werden durch denſelben Nagel befe— ſtigt, in den ſie übereinander gelegt werden, und zwar ſo, daß ſie die Streichbreter in der erforder— lichen Entfernung von einander halten. Jeder Bit gel iſt an ſein Streichbret durch einen Ring und einen Haken befeſtigt, ſo daß er ſich leicht bewegen u Die Streichbreter find 1 Fuß und 5 Zoll ang. Die Ohren, beſonders geſchwungen, find, na— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. mentlich in einem mit Steinen durchmengten Boden, den Streichbretern vorzuziehen. Ein anderer zur Auflockerung und Anhäufung der Erde an den in Reihen gepflanzten Gewächſen iſt folgender. 1 Der Grengel a iſt in eine in der Sohle be: feſtigte Säule 7 mit dem einen Ende eingezapft, welche in Vereinigung mit der Pflugſäule und dem Keil den Boden des Pflugkörpers bildet; auch ſind auf der Säule g (Fig. 2) die beiden Sterzen c und d feſtgenagelt, welche durch den eifernen Zapfen zuſammengeſchroben werden. Das Vorgeſchirr (Fig. 1) m iſt an das Vorderende des Pflugbaums durch Schrauben befeſtigt, und mit einem Haken verſehen, welcher, wenn er in die verſchiedenen Löcher des Vorgeſchirres höher oder niedriger ge— ſteckt wird, den Pflug tiefer oder flacher in die Erde bringt. In dieſem Haken wird die Beſpan— nung angebracht. Vorn an der Pflugſäule iſt ein Stück Eiſen, welches eine ſcharfe Vorderkante hat, und das Langeiſen bildet, feſtgenagelt oder geſchro— ben; das Schar 7 ift vorn kegelförmig zugeſpitzt und auf der Oberfläche gewölbt. Die beiden Streich— breter „ (Fig. 2) find von Eiſen und mit Gehän— gen verſehen, wodurch ſie an der Pflugſäule befe— ſtigt und an derſelben bewegt werden können. Außerdem läßt ſich auch mit Hülfe zweier Bolzen 4 und 5 (Fig. 1) ein Schaufeleiſen 8 (Fig. 2) an das Streichbret anſetzen, wenn man es nöthig findet, zwiſchen Wurzelgewächſen zu ſchaufeln, wo— durch der ſogenannte Schaufelpflug gänzlich ent— behrlich wird. Will man den Pflug zum Häufeln gebrauchen, ſo werden dieſe Eiſen abgenommen. Mit Hülfe eines Stellbügels laſſen ſich die Streich⸗ breter an dem hintern Theile des Pflugkörpers näher oder entfernter bringen, und durch den eiſernen Zapfen befeſtigen. Dieſer Pflug iſt auch zur Ziehung der Waffer- furchen beſonders ſehr nützlich zu gebrauchen. Wenn dieſe 1 Fuß tief gemacht werden ſollen, ſo ſind ſie an der Sohle nur 2 Zoll, oben hingegen ſchräg zulaufend über 2 Fuß breit. Die Erde wird über den Rand ſoweit übergeſtrichen, daß fie nicht wie- „ der zurückfallen kann, muß aber gleich mit einem Harken abgezogen und vertheilt werden. Noch ein anderer Häufelpflug iſt der in nach— ſtehender Zeichnung angegebne, mit einem Sterzen 1 1 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 67 und einer Stelze zum Tiefer- und Flacherſtellen des Pfluges. Erſtirpator, Gruber; Man gebraucht dieſes Ackerwerkzeug hauptſäch— lich zur Vertilgung des Unkrautes und der ober— flächlichen Lockerung des Bodens; doch wird er auch zur Unterbringung der Saat gebraucht, und iſt daher ein Ackerwerkzeug, welches in der Anwen— dung und Wirkung der Egge ähnlich iſt. Übrigens werden die Erſtirpatoren oder ihnen ähnliche Werk— zeuge unter manchen Verhältniſſen auch zur Vorar— beit bei der Ackerbeſtellung gebraucht. Der Exſtirpator beſteht aus einem hölzernen viereckigen Rahmen a % d, der aus verhältniß— mäßig ſtarken Balken gebildet iſt, und größer oder kleiner ſein kann, je nachdem man eine geringere oder größere Anzahl Schare daran anbringen will. Man hat aber darauf zu ſehen, daß die Seite Ye länger, als die entgegengeſetzte Seite a 4 iſt, und zwar um ſoviel als der Zwiſchenraum zwiſchen zwei Scharen beträgt. Dieſes verſchiedene Verhält— niß muß deshalb ſtattfinden, weil der hintere Bal— ken be jedesmal ein Schar mehr enthält, als der vordere a d, und weil die vordern Schare fo an— gebracht ſind, das eins allemal in der Mitte zwi— ſchen zweien der hintern ſteht. Vorſtehende Zeich— nung giebt einen der größten von dieſer Art Pflüge an. Ein ſolcher enthält 11 Schare; 6 an dem hintern und 5 an dem vordern Balken. Übrigens hat man auch dergleichen Pflüge, welche nur 7, oder nur 5, ja ſogar nur 3 Schare haben, wie die weiter unten angegebene Pferdeſchaufel. An dem Rahmen, der die Schare enthält, befinden ſich zwei Sterzen fund e, durch welche man dem Pfluge die erforderliche Richtung giebt, und die ſich bis zu dem vordern Balken a d erſtrecken, um dem Ganzen dadurch mehr Feſtigkeit zu geben. Übrigens iſt auch ein Pflugbaum A und ein Vor: derpflug g vorhanden. Jedoch hat man dieſe Pflüge ch ohne Vordergeſtell. Die Schare ſind entwe— Be rund und abgewölbt und vorn lanzettförmig zugeſpitzt, oder, namentlich auf hartem und zähen Boden, von keilförmiger Geſtalt und ſpitz zulaufend. Sie ſind an die Balken durch Eiſenangen Me Schrauben 7 befeftigt, indem die Schraube durch den Balken geht, der Schraubenmuttern enthält. Der Erſtirpator iſt in der Wende— und, Ruhr: furche von großem Nutzen; ganz beſonders wichtig iſt aber ſeine Anwendung bei der Sommerſaat, wenn der Boden im Herbſte vorher bis zur erfor⸗ derlichen Tiefe gepflügt worden iſt; man bringt dann den Samen mit demſelben unter und erſpart nach angeſtellten Verſuchen dadurch 3, der Arbeit gegen die gewöhnliche Beſtellungsweiſe; bewirkt einen höhern Ertrag bei der Ernte und kann überdies noch dabei + an Samen ſparen. Auf Boden mit großen und feſtliegenden Steinen kann er jedoch nicht in Anwendung kommen. Derjenige Exſtirpator, welchen man zur Vor— arbeit gebraucht, unterſcheidet ſich von dem vorher angeführten nur dadurch, daß er anſtatt der fuß— artigen Schare, meſſerartige Eiſen hat; man nennt ihn Scarificator oder Schröpfer. Man hat dieſe Werkzeuge mit 7 bis 13 Eiſen; die mit 7 bis 9 können zweiſpännig angewendet werden, die— jenigen aber, welche deren mehr haben, bedürfen auch zur Anſpannung mehr Zugvieh. 2 Beſondere Arten der Erſtirpatoren find die Pferdeſchaufel und der in Sachſen gebräuch— liche Grimmer oder Krel. Dieſer beſteht aus 3 Balken, die einen Triangel bilden, mit einem gewöhnlich geſchwungenen Grengel, der auf das Vordergeſtell eines Pfluges gelegt wird, oder auf keinen. In den Balken befinden ſich ſechartige Ei— ſen oder auch ſolche, welche mit fußartigen Scha- ren verſehen ſind. Die Zahl der Eiſen iſt verſchie— den und nad) ihrer größern oder geringern Zahl iſt mehr oder weniger Zugkraft erforderlich. Als Vorarbeit zum Brachpflügen, beſonders auf ſchwe— rem Boden, leiſtet der Grimmer mit ſechartigen Eiſen ſehr gute Dienſte; als wirkliche Brach— furche aber kann dieſe Arbeit nicht betrachtet wer— den, da ein ſolches Inſtrument nicht wendet. Der Grimmer ohne Grengel wird hauptſächlich als Egge zur Bezwingung des widerſpenſtigen Bodens ge— braucht. Mit Grengel und fußartigem Schare wird der Grimmer auch zum Unterbringen der Samen gebraucht. Er hat keinen ſo regelmaͤßigen und ſichern Gang als der Exſtirpator. In den meiſten Gegenden Deutſchlands wirken Steine und Unkraut jedenfalls zu feindlich auf die Nutzbarkeit des Erſtirpators ein. Übrigens haben alle Erſtirpatoren das mit einander gemein, daß ſie keinen grundmürben Boden geben, ſondern den untern Theil der Krume mehr grunddicht machen. Wo aber die Umſtände das Unterbringen der Saat mit dem Exſtirpator rechtfertigen, da wird ihr Stand ſich immer vor dem der auf gewöhnliche Weiſe untergebrachten ſehr auszeichnen. Da der Iſcharige Erſtirpator bei einer Anſpannung von 4 Pferden nebſt 2 Menſchen in einem Tage 18 Magdeb. Morgen bearbeiten kann, mit dem klei— nern 7ſcharigen durch 2 Pferde und 1 Knecht aber täglich 10 Morgen Agen werden können, ſo iſt a 68 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. allerdings die Arbeitserſparniß bei dieſem Inſtru— mente bedeutend. a ! Pferdeſchaufel, (Pferdehacke). Dieſes Inſtrument dient, das Erdreich in den leeren Zwifchenräumen der in Reihen gebauten Kulturgewächſe vor dem Behäufeln aufzulockern und das Unkraut auszurotten. Die Pferdeſchaufel iſt von verſchiedenartiger Beſchaffenheit, gewöhnlich aber einem Erſtirpator mit mehr oder weniger Scharen ähnlich, welche gerade den Raum einneh⸗ men, den der Erdboden zwiſchen den Pflanzen einnimmt, ohne daß dieſe beim Durchfahren be— rührt werden. Bei Kartoffeln, Rüben u. ſ. w. bedient man ſich nur der dreiſcharigen Pferdeſchau— fel, welche ein Schar im Grengel und zwei im Balken hat und einem kleinen Erſtirpator ähn⸗ lich iſt. An dem Grengel a befindet ſich vorn bei d eine Kette, an welche das Ortſcheit befeſtigt wird, an das man ein Pferd anſpannt. Nahe dabei iſt eine Gabelſäule e mit einem Scheibenrade angebracht, durch welche man den Scharen die erforderliche Stellung giebt, damit ſie in die gehörige Tiefe eindringen. Um dies zu bewirken, braucht man die Gabelſäule „ nur höher oder niedriger zu ſtel— len, die deshalb beweglich iſt und in der erforder— lichen Stellung durch einen Pflock gehalten wird, welcher durch den Grengel und die Gabelſäule bei e geht. Das Scheibenrad iſt von Eiſen und dreht ſich um eine Achſe, die es zugleich in der Gabel— ſäule feſthält. An der hintern Seite des Grengels ſind zwei Sterzen feſt angebracht, welche durch ein Querholz g in der gehörigen Entfernung von ein— ander gehalten werden. Sie ſind zu beiden Seiten des Pflugbaums und an den Querbalken bei Ah befeſtigt, an dem die zwei hintern Schare ange— bracht find. Der Querbalken enthält zwei läng⸗ liche Zapfenlöcher oo, die ganz durch ihn gehen und in welche die beiden Säulen eingepaßt wer— den, an denen ſich die beiden Schare */ befinden. Alles iſt ſo eingerichtet, daß man die Schare ein— ander nach Belieben mehr oder weniger nähern kann. Die Säulen werden alsdann in der ge— wünſchten Stellung durch die beiden Schrauben—⸗ winkel 57 feſtgehalten. Man kann den beiden hin— tern Scharen eine ſolche Entfernung von einander geben, daß dieſe der Breite des vordern Schares m gleich iſt, wie es Fig. 2 durch punktirte Linien angegeben worden. Das vordere Schar m iſt ver: mittelſt einer Säule ebenſo an dem Pflugbaum befeſtigt, wie es die beiden hintern Schare an dem Querbalken ſind. Alle 3 ſind noch durch eiſerne Stäbe n „, die ſich an den Pflugbaum anſchließen, befeſtigt. N Dieſes Inſtrument hat auch anſtatt der Schare ſechförmige Eiſen, welche eingeſchraubt werden kön— nen, wodurch ſelbiges auf einem erhärteten Thon— boden oft beſonders wirkſam wird. Ein Inſtrument, welches in der Wirkung der Pferdeſchaufel gleich kommt, iſt die Furchenegge, welche zu gleichem Zweck wie die Pferdeſchaufel in Anwendung kommt. Sie beſteht aus 3 Längenbal— ken, welche vorn mit einander verbunden ſind, doch fo, daß ſie ſich an ihrem gemeinſchaftlichen Bol— zen bewegen können. Jeder Balken hat 6 Zinken, die ſchräg vorwärts gerichtet ſind; die beiden Sei— tenbalken find hinter dem 4. Zinken mit dem mitt— lern durch eiſerne Schienen ſo verbunden, daß ſie nicht feſtſitzen, ſondern ſich bewegen, d. h. enger oder weiter ſtellen laſſen, ſowie es die Furchen— weite nöthig macht. An dem Mittelbalken ſind hin— ten zwei Sterzen angebracht, woran der Führer ſie nach Erforderniß leiten kann. Bisweilen hat man hinten an den Balken auch noch fußartige Schare angebracht. 8 Eggen. Die Egge iſt ein allgemein bekanntes Ackerin— ſtrument, welches zur Unterbringung von Samen, zur Ebnung und Lockerung des Bodens, zum Her— ausbringen des Unkrautes, zur Zertheilung der Klöße, zur Durchbrechung der harten Kruſte des Ackers und ſelbſt zum Reinigen und Lockern der Furchen der in Reihen gebauten Gewächſe gebraucht wird. Zu dieſem Behufe ſind die Eggen mannich⸗ faltig geformt, doch hat auch die Beſchaffenheit des Bodens einen beſtimmten Einfluß auf ihre Bauart, wenn dieſe zweckmäßig ſein ſoll. Eine gute Egge muß alſo für den Boden, auf welchem man ſie anwendet, und zu dem Zwecke, zu welchem man * Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. ſie gebraucht, gleich paſſend und namentlich für den Boden weder zu ſchwer noch zu leicht ſein. Im Allgemeinen beſteht die Egge aus mehrern, meiſt parallel verbundenen Balken, in welchen meſſerför— mige oder drei- und viereckige, gerade oder ge: krümmte Zinken von Eiſen oder Holz nicht zu enge und dergeſtalt eingelaſſen ſind, daß jeder derſelben feinen eigenen Zug erhält. Die gewöhnlichſte Bauart der Egge iſt die viereckige, aus vier höl— zernen Balken beſtehend, welche durch 2 oder 3 hölzerne Schienen oder Schwingen mit einander verbunden ſind. Das Holzwerk beſteht aus hartem Holze und in jedem Balken befinden ſich, je nach— dem die Egge größer oder kleiner iſt, mehr oder weniger, gewöhnlich 8 eiſerne oder auch hölzerne Zinken. Dieſe Eggen werden in dem einen Win— kel des Vierecks oder an einer Seite (nicht aber in der Mitte) angeſpannt, ſo daß ſie mit der Spitze vorangehen, wonach nun die Zinken eine ſolche Stellung haben müſſen, daß ſie nicht hintereinan— der, ſondern nebeneinander zu ſtehen kommen, und zwar, je nachdem es erforderlich iſt, dichter oder weiter von einander. Das Anſpannen ge— ſchieht mittelſt Stricken oder eiſerner Ketten, welche an dem äußerſten Balken befeſtigt werden, oder es befindet ſich dort, wo die Anſpannung erfolgen ſoll, ein beſonderer eiſerner Haken. Je nachdem nun die Egge eine größere oder geringere Wirkung hervorbringen ſoll, werden die Ketten oder Stricke im erſtern Falle länger, im letztern kürzer geſpannt. Da die Eggen bei einer ſchwingenden Bewegung die größte Wirkung thun, eine einzelne Egge aber zu ſehr ſpringt, ſo werden gewöhnlich, um die Schwingung zu vermehren, das Springen aber zu verhindern, zwei oder mehr Eggen aneinander be— feſtigt, und zwar ſo, daß die vordere Spitze der zweiten Egge an die hintere der erſten kommt, und ſo fort, zu welchem Behufe in dem Randbalken Offnungen ſind, in welche die, an einem Ringe beweglich befeſtigten, eiſernen Glieder hereingeſteckt und mittelſt eines durch den Balken durchgehenden Nagels mit Knopf feſtgehalten werden. Da ſich an dieſer Stelle die Balken reiben und durch den Nagel ſehr leiden, ſo ſind ſie mit eiſernen Schie— nen bekleidet. In manchen Gegenden werden die Eggen, wenn zwei oder mehrere neben einander gehen, blos durch eine beſondere Stange (Sperr— ſtange, Sperrſtecken) in gehörige Entfernung neben und hinter einander gehalten. Man hat, je nach— dem der Boden ſchwerer oder leichter iſt, ſchwerere und leichtere Eggen. Bei erſtern iſt das Holzwerk ſtärker und die Zinken ſind länger und dicker und ſtets von Eiſen; die letztern wiegen dann / bis 1 Pfund; bei leichtern Eggen iſt das Holzwerk ſchwächer, die Zinken ſind ebenfalls nur von Holz, weshalb man ſie auch hölzerne Eggen nennt, oder ſie haben, wenn ſie von Eiſen ſind, nur eine Schwere von % Pfd. Die ſchweren und leichten Eggen werden übrigens nicht blos nach der Be— ſchaffenheit des Bodens, ſondern auch nach dem Zwecke, den man erreichen will, angewendet, fo. daß man zur Bearbeitung des Bodens die ſchwe— 69 ren, zur Unterbringung des Samens aber die leichten Eggen gebraucht. Im Sandboden hat man zu dieſem letztern Behufe ganz leichte hölzerne Eggen, oder auch gar nur dieſelben anſtatt der Zinken mit Reiſern oder Dornen durchflochten (Buſch- oder Dorneggen), deren man ſich beſonders zum Eineggen feiner Sämereien bedient. Außer den gewöhnlichen viereckigen Eggen giebt es auch dreieckige, die nur aus drei in einem Dreieck zuſammengeſetzten Balken beſtehen; indeſſen hat die Form weniger Einfluß auf die Wirkung derſelben, als die Beſchaffenheit und Stellung der Zinken. Sollen die Eggen ſtark reißen, oder ha— ben ſie einen ſtarken Widerſtand zu überwinden, ſo müſſen die Zinken nach vorwärts zu gekrümmt und ſchartig ſein; fie erfordern dann zwar mehr Zugkraft, aber ſie greifen auch durch, während die mit geraden Zinken weniger eingreifen, durch den Widerſtand in einer ſpringenden, wenig Wirkung thuenden Bewegung erhalten werden. Es iſt daher ein ſehr fehlerhafter Grundſatz, einen widerſpenſti— gen Boden durch die Schwere der Eggen mit gerade ſtehenden Zinken, oder in vorkommenden Fällen die Eggen mit ſchweren Klötzen beſchweren zu wol— len, indem man dadurch die Eggen ruinirt, das Zugvieh martert und die ſpringende Bewegung doch nicht vermieden wird. Die nach vorwärts zu ſtehenden Zinken verurſachen ein mehr gleich— mäßiges Durchſchneiden ohne ſehr ſpringende Be— wegungen, und obgleich dergleichen Eggen mehr Zugkraft erfodern, ſo wird das Zugvieh durch deren gleichmäßigen Gang doch mehr geſchont. In einem ganz widerſpenſtigen Boden hat man auch Eggen, deren Zinken fußartige Schare haben, indem ſich nehmlich an den etwas nach vorn zu ſtehenden Zinken unten an der Spitze kleine, dem Haken oder Erſtirpator ähnliche Schare befinden. Bei allen dergleichen Eggen müſſen die Balken eine im Verhältniß des durch die Zinken zu überwindenden Widerſtandes erforderliche Stärke haben, und ſie erfordern eine bedeutende Zugkraft, ſelbſt wenn ſie weniger Zinken haben als die gewöhnlichen Eggen. Nach ihrer verſchiedenen Beſchaffenheit findet man daher Eggen, wo ein Pferd deren 3 zieht, aber auch ſolche, wo zwei Pferde vor eine Egge erfor— derlich ſind. Man wird ſtets an Arbeit ſparen, wenn man nöthigenfalls an eine geeignete Egge lieber 2 Geſpanne anſpannt, als wenn man mit einer ungeeignetem Egge oft denſelben Platz über— fährt, ſo wie man auch im erſtern Falle eine weit durchgreifendere und gründlichere Lockerung des Bo— dens erhalten wird. Die mit vorwärts ſtehenden Zinken wverſehene Eggen laſſen ſich auch zum leich— ten Eggen verwenden, ſobald man ſie ſo anſpannt, daß die Zinken rückwärts ſtehen. Das Haupterforderniß einer guten Egge iſt, daß ſie gehörig eingreift, weder zu ſchwer noch zu leicht iſt, gleich, gerade und ſicher geht, und daß die Zinken in einer ſolchen Entfernung von einan— der ſtehen, daß ſie nicht zu leicht von Klößen und Wurzeln verſtopft werden und dann den Acker mit ſich fortſchleppen. Da dies letztere aber auch * 70 bei einer gutgeſtellten Egge geſchehen kann, ſo muß der Pferdetreiber hinter der Egge hergehen und dieſe von Zeit zu Zeit mittelſt eines Strickes mit einem 1 (Eggehaken) in die Höhe heben und üften. N Wo wegen vielem Wurzelunkraute das Aushe⸗ ben der Eggen häufig nöthig wird, da hat man bewegliche Eggen, wo ſich die Balken an den Schienen verſchieben; und behufs des Eggens auf gewölbten Beeten gegliederte oder gebrochene Eggen, die gebrochen und mit Gelenken, Ringen oder Ketten verbunden ſind, ſo daß ſie ſich nach der Form der Ackerbeete bequemen und richten. Die dreieckigen Eggen ſind ebenfalls ſchwe— rer oder leichter, und der Querbalken iſt theils breiter, theils ſchmäler, wo ſie mehr oder weni— ger Zinken, 25 bis einige 30 haben. Sie ſind nur auf ebenem Boden anwendbar. Sie werden vornehmlich zum Eineggen der Saaten verwendet, und man empfiehlt ſtatt der Zinken kleine Löffel einzuſchrauben, die den Boden aufs neue auflockern und mit dieſer lockern Erde jedes Korn auf ½ bis. 2 Zoll bedecken, je nachdem der Egger lang oder kurz anſpannt und mit dem hinten an der Egge befindlichen Sterzen drückt oder hebt. Die rautenförmige Egge mit 5 Balken und mit ſchräg ſtehend, bald eiſernen, bald höl— zernen Zinken, iſt im Altenburgiſchen gewöhnlich, und dürfte für eine der brauchbarſten Eggen zu halten ſein, da ein Strich mit einer ſolchen Egge ſo viel bewirkt, wie 3 Striche mit mancher andern, die gerade Zinken hat. Die brabanter Egge. ‚Unter den gewöhnlichen beſſern und zweck⸗ 5 Eggen ſteht die brabanter Egge mit oben an. 9 . 7 7 70 € . Y Dieſe Egge hat 4 gekrümmte Querbalken, die durch 4 Querſchwingen verbunden ſind. Durch die Krümmung dieſer Balken ſind die Zinken ſo geſtellt, daß keiner in die Bahn des vorhergehenden eingreift. Beim Gebrauch dieſer Egge bringt man hinten einen Strick an, durch den ſie der Führer hebt und hin und her rüttelt. Die Maulwurfsegge. Dieſe iſt vorzüglich zum Ebenen der Maul— wurfshügel beſtimmt. 5 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. sr Alan rn] EIN. 0 N N ! ! N N N) I] 600 INN IN | AND eee eee, Sie beſteht aus den drei Balken / 5 d, welche mittelſt der Querriegel 8 7 e, unter ſich verbun— den ſind, und einem vierten Balken, welcher auf dem mittelſten durch drei Bolzen feſt aufgeſchroben wird. Dieſer vierte Balken iſt beſtimmt, einige Dornreiſer damit zu befeſtigen, indem die dickern Enden derſelben zwiſchen dem vierten und dem darunter befindlichen dritten feſt geſchroben werden. An dem Vorderbalken 5 ift ein Schaufeleiſen oder Schälmeſſer a durch drei Schäfte 1 2 3 fo be: feſtigt, daß daſſelbe von der untern Fläche des Balkens etwas entfernt iſt, damit die durch das Schaufeleiſen aufgelockerte Erde ſich nicht verſetze. Die Spitzen der zwiſchen dem zweiten und vierten Balken feſt angeſchrobenen Dornreiſer liegen unter dem dritten Balken d und dienen dazu, die abge— riſſene und locker gemachte Erde zu ebenen. Der Haken / ift in den Vorderbalken 5 mit zwei Kram: pen befeſtigt, welche mit zwei Mutterſchrauben verſehen ſind und dadurch feſtgeſchroben werden. Die Bogenegge. Dieſe Egge beſteht aus zwei bogenförmigen Stücken Holz n aa, welche überall gleichweit s “von einander le find und f wwar in einem Zwiſchenraume von 18 Zoll. Ihre Krümmung hat 5 Zoll Tiefe. Ihre Länge beſtimmt man nach der? Breite des Ackerſtrichs, der mit dieſer Egge auf einmal bearbeitet werden ſoll. Der Eggebaum, welcher die beiden bogenförmigen mit Zinken be— ſetzten Balken in der Mitte zuſammenhält, ragt etwa 18 Zoll über die Querbalken hervor, und hat an feinem äußerſten Ende bei d ein Loch, in welches das Ortſcheit eingehängt wird. Man hat auch eine ähnliche doppeltge— krümmte Egge, die man anwendet, um einen doppelt ſo großen Strich Feld, als die vorige umfaßt, auf einmal zu bearbeiten. Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. T Dieſe Egge beſteht aus zwei, zuweilen auch aus drei wel— lenförmig gekrümm— ten Querbalken a 4. Im erſten Falle ſind die Balken 18 Zoll weit von einander, im andern aber nur 9 Zoll. Sie werden durch 2 Stäbe bbau- ſammengehalten u. durch den Eggebaum, der 18 Zoll weit über die Querbalken hervorragt. Die doppelte, gekrümmte Egge läßt ſich ſehr vor— theilhaft da anwenden, wo die Felder in Beeten bearbeitet werden. Ringe 4 und 5 mit einander verbunden, von denen der erſtere à etwas größer als der andere 3 iſt. Jede beſteht aus zwei Bäumen und aus vier ge— krümmten Querhölzern, welche die Zähne enthalten. Zuweilen befinden ſich an jedem Querholze 3 Zähne, manchmal aber enthält das erſte Querholz nur 2, das zweite aber 3 und das dritte 4 Zähne. Dies hängt von der größern ader geringern Breite ab, die man dem hintern Theile einer jeden Egge giebt. Die Zugketten werden an zwei Ringe e e befeſtigt. An dem hintern Theile der Egge ſind zwei Stricke mit einem Stabe angebracht, an wel— chem man die Eggen leidet und in die Höhe hebt, um ſie von dem Unkraute zu befreien, daß ſich an die Zinken feſthängt. Die Egge mit Vorderrädern wird in manchen Gegenden Deutſchlands gebraucht. N Sie beſteht aus einem mehroderwe— „niger großenRah— men von Holz oder I auch wohl von Ei⸗ u TR Tr fen, ſowie eben⸗ N 0 falls die Querbal⸗ , g * ken von Holz oder f „Eiſen, die Zinken aber ſtets von Eiſen ſind. Letztere ſind etwas breit, ſehr gekrümmt und bilden gleichſam kleine Seche. Sie ſind in verſchiedener Richtung gekrümmt, nehmlich die an dem einen Balken nach der rechten, und die an dem andern nach der linken Seite. Die vorn an— gebrachten Räder mit ihrer Achſe dienen dazu, der Egge eine regelmäßige Richtung zu geben. Die Koppelegge beſteht aus zwei oder mehrern Eggen, welche durch eiſerne mit Schrau— ben verbundene Stäbe an einander gekoppelt find, Bei a und 5 find die Eggen an einander ge- koppelt. In ſolchen Gegenden, wo die Felder in Beeten bearbeitet werden, enthält die Egge ihre Zähne an den Querbalken, und jede einzelne Egge hat eine Breite, welche der Hälfte von der Breite eines Ackerbeetes gleichkommt. Das Ortſcheit wird ſo angebracht, daß die Zugleinen mit den Längen— ſeiten der Egge, z. B. mit c d parallel laufen. Deshalb wird das Ortſcheit an jede einzelne Egge bei den Punkten e und / vermittelft zweier Ketten befeſtigt, und das Zugthier geht in der Furche, die zwiſchen zwei Beeten hinläuft. Bei einer an— dern Einrichtung laufen die Eggenbäume etwas ſchief, ſo daß an den Ecken ce und 3 ſtumpfe Winkel, an den Ecken A und aber ſpitzige Win— kel entſtehen; die Zähne ſtehen alsdann nicht an den Querbalken, ſondern an den in der Länge laufenden Eggenbäumen. Daher wird auch das Ortſcheit an jede einzelne Egge nur durch eine einzige Kette befeſtigt, die an der, auf der linken Seite befindlichen Egge an den Baum /, an der andern aber, die zur rechten Hand läuft, an den Baum e angebracht iſt. Die Bäume laufen alſo nicht parallel mit den Zugleinen, ſondern in einer ſchrägen Richtung. Man hat verſucht, 3 oder 4 Eggen an einander zu koppeln, um einen Erdſtrich von 15 bis 16 Fuß Breite auf einmal zu bear— beiten. Zu dieſem Behufe hat man ein Vorderge— ſtell hinzufügt, das aus einer Achſe beſteht, die aus 2 Stücken Holz zuſammengeſetzt iſt, welche man nach Belieben einander mehr oder weniger nähern kann und die ſich durch einen Schrauben— nagel feſtſtellen laſſen. Jedes Ende dieſer Achſe ruht auf einem Geſtell, an welchem ein Rad und eine Deichſel angebracht iſt, um ein Pferd daran zu ſpannen; jede Egge wird vermittelſt einer Kette an die Achſen des Vordergeſtells befeſtigt. Die Eggen ſind unter ſich ebenfalls durch eiſerne Stan— gen, welche durch Schrauben wie bei = und b an einander befeſtigt werden, verbunden. Der Arbeiter ſteht hinter den Eggen, hält die Zügel der Pferde und giebt den Eggen die erforderliche Richtung leicht vermittelſt des Vordergeſtells. Die verſchiebbare Egge, ein in England erfundenes Inſtrument, 72 . Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 1 Sie beſteht aus dem Egge— Ku baume 4, welcher auf dem einen Theile ſeiner Länge mit Löchern verſehen. Die beiden Seiten— bäume 0 und e find bei e durch einen Nagel befeſtigt, aber fo, gen und nach Belieben dem Eg— gebaume mehr oder weniger nähern laſſen. Die beiden Quer— M im * 9 1 den der Seitenbäume bei ff befeſtigt, aber ebenfalls ſo, daß ſie { beweglich bleiben; ihre Enden 7 7 find mit dem Eggebaume verbunden und können nach Belieben mehr nach vorn oder hinten durch einen Nagel befeſtigt werden, der durch ſie und durch eins der in den Eggebaume befindlichen Lö— cher geht. Durch dieſe einfache Vorrichtung kann man die Seitenbäume dem Hauptbaume mehr oder weniger nahe ſtellen, je nachdem es die Umftände - erfordern. Hierbei hat man dahin zu ſehen, daß die Stellung der Bäume auf eine ſolche Weiſe vorgenommen wird, daß bei der Bewegung der Egge in der Zuglinie die Zinken der Querbalken 4 d mitten zwiſchen die Linien kommen, welche die Zin— ken der Seitenbalken e und “ ziehen. Bei o be— findet ſich ein Ring, an welchen die Zugleine be— feſtigt wird. Die Ackerſchleife. Iſt ein ſehr einfaches und wohlfeiles Ackerwerk— zeug, welches aus einem hölzernen Rahmen mit durchflochtenen Weiden beſteht, und dem Ackerbaue ſehr gute Dienſte leiſtet. „ . — Sie iſt ungefähr 5 Fuß lang und 2½ Fuß breit. Der Führer ſtellt ſich auf den durchflochtenen Theil, wobei er bald auf der einen, bald auf der andern Seite mit dem Fuße drückt, und dadurch ein Rei— ben auf dem Boden veranlaßt. Durch dieſe Schleife läßt ſich der Boden noch beſſer pulvern als durch die Egge. Auch feiner Samen läßt ſich flach da— mit in den Boden bringen. Das Mollbret, Mullbret, Naumſchaufel. Iſt ein ſehr nützliches Inſtrument, deſſen man ſich zur Arbeit der Erden, z. B. zum Ebenen der Wieſen oder zur Ausfuͤllung größerer Vertiefungen bedient, und wodurch gedachte Arbeit ſehr ſchnell und leicht ausgeführt wird. daß ſie ſich um denſelben bewe⸗ bäume d d werden an den En⸗ g ; Das Mollbret hat einestheils große Ahn— | lichkeit mit einer ble- | chernen Kohlenſchaufel, anderntheils mit ei— . nem Kaſten, der auf eder einen Seite offen iſt. Anſtatt daß die Kohlenſchaufel vonhin— tenher mittelſt eines — Stiels regiert und in den Aſchenhaufen eingeſchoben wird, muß das Mollbret vorn an ſeiner Schärfe gezogen werden, während eine Sterze an der hintern, der Schärfe entgegen— geſetzten Seite, dem Arbeiter Gelegenheit giebt, die 8 0 2 Schaufel hinten zu heben, damit ſie vorn mit der Schärfe in den Boden eingreife, oder im Gegen— theil hinten niederzudrücken, wenn die Schaufel mit Erdreich angefüllt iſt, damit ſie fortgezogen werden könne, und endlich, wenn die Schaufel mit der Erde an dem Orte, wo dieſelbe in der Vertiefung abgeladen werden ſoll, von Neuem hin— ten fo ſehr zu heben, daß die Erde fümmtlich bei der Schneide wieder herausfällt. Dieſe aus Bre— tern zuſammengefügte Schaufel, deren vorderſte Bodenwand mit einer eiſernen Schärfe oder Schneide verſehen iſt, hat 2 Seitenbacken, ebenfalls von Holz und einen Rücken von Holz, durch welchen, ſowie durch den Boden, die Sterze hindurchgeht; vorn an der Schneide find in den Backen eiſerne Haken angebracht, in welche Zugketten eingehängt werden, an welche auf die bekannte Art ein Stück Zugvieh vorgeſpannt wird. Sobald das Mollbret abgeleert iſt, zieht das Zugthier im Halbkreis die leere Schaufel wieder zu der Erhöhung, die ab— geräumt werden ſoll; die Schaufel wird, während das Zugthier vorwärts geht, wiedergefüllt und dann abgeladen. Die Art des Transports bei geringer Entfernung iſt übrigens auch anderwärts zu empfehlen, wo unebene Wieſen zum Behuf der Verjüngung ſollen ebener gemacht werden. In Holſtein hat man in den Marſchen, wo das Mollbret vorzüglich in Anwendung kommt, große und kleine Mollbreter, jene zu 4, dieſe zu 2 Pfer— den; in der Einrichtung ſind ſie jedoch beide gleich. Walze. Die Walze iſt ein Ackerinſtrument, welches zum Zerkleinern der Klöße, zum Ebenen des geegg— ten Ackers, zum Bedecken kleiner Sämereien mit - Erde, zum Befeſtigen des zu loſen Bodens, zum Niederdrücken deſſelben, wenn er von Froſt in die Höhe gehoben worden und die Winterſaaten das durch Gefahr leiden u. ſ. w. gebraucht wird. Ihre hauptſächlichſte Anwendung findet ſie bei der Beſtellung der Sommerſaat. Sie iſt ein runder oder eckig rund behauener Block von ſchwerem, gewöhnlich Eichenholze, mitunter auch von Stein, und hat außerdem noch Leiſten oder Stacheln, welche auf ihr befeſtigt find, und einer Anfpann- vorrichtung. Die gewöhnlichen hölzernen Walzen ſind 6 bis 8 Fuß, die ſteinernen nur halb ſo lang, und ihr Durchmeſſer weicht ab zwiſchen 1 und 2 Fuß. Je ſtärker der Durchmeſſer und je weniger lang, deſto wirkſamer und drückender ift das Werk— zeug. Eine beträchtliche Länge vermehrt den Druck nicht, vermindert ihn vielmehr, indem eine lange Walze von mehrern Punkten des Erdbodens getra— gen wird. Die kantigen Walzen ſind ſechs- und achteckig. Der Zweck der Kanten iſt der, daß die Walze beim Umdrehen mehr aufſchlägt und um ſo mehr zur Zertrümmerung der Klöße beiträgt, der Zweck der Stachelwalze andrerſeits, die zähen Klöße auseinander zu ſtechen und ſie dann durch den Druck um fo leichter zu zerdrücken; ſie erfüllen den— ſelben aber nur unvollkommen, weil, wenn noch einige Feuchtigkeit in der zähen Erde iſt, ſich dieſe ſo ſtark zwiſchen die Stacheln ſetzt, daß die ganze Walze damit überzogen wird, und nun eine Maſſe von Erde herumwälzt, ohne daß die Stacheln irgend eine Wirkung thun können. F 0 Die einfache es Walze beſteht aus einem höl- zernen Cylinder, der 6 bis 8 Fuß lang iſt und 15 bis 18 Zoll im Durchmeſſer hat. Auf jeder Seite erhält fie eine eiſerne Achſe a a, welche ſich in einem eiſernen Ringe dreht, an dem die Zugketten befeſtigt werden. Die Walze „ mit einem “halben Rab: [men iſt auch von Holz, und erhält eben⸗ Ende eine ei- falls an jedem Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 73 Die Walze mit ganzen hölzernen Rab- men wird von Holz oder Eiſen gefertigt, und iſt von verſchiedener Größe. Eine flache eiferne ge— goſſene Wal— ze wird eben— falls von ver⸗ | ) ſchiedener Größe verfertigt. Si hat an jeder Seite eine eiſerne Achse, eh weg die Zugleine ebenſo wie bei der einfachen Walze befeſtigt wird. „Die Stachelwalze läßt fi beſonders nütz⸗ lich verwenden, den Boden auf den jungen Saat⸗ feldern damit aufzulockern. N * a: da bed iſt das 5 1 Geſtelle, welches in wwei Pfannen ee auf eden Achſen ff des Walzenbaums ruht, die eine ſolche Länge beſitzen, daß zwei Räder daran geſetzt werden können, um die Walze bequem von dem einen Orte nach dem andern zu bringen. Die Deid)- ſel g wird auf die Riegel h h des Ge— ſtells feſt aufgeſchro— ben, und von den beiden Seitenſtreben gehörig unter⸗ ſtützt. Die eiſernen Spitzen, welche auf die Cylin— derfläche der Walze ſenkrecht aufgeſetzt werden, ſind 3 bis 4 Zoll lang und % Zoll dick. Die beſten Größenverhältniſſe für die Walze möchten wohl etwa 5 Fuß Länge und 2 Fuß im Durchmeſſer der Run⸗ dung ſein. Die Stacheln müſſen in 4 Zoll von einander entfernt ſtehenden Reihen, und in den Reihen 8 Zoll von einander ſtehen. Die Schollenwalze iſt in nachſtehender Zeichnung von verſchiedenen Seiten zur Anſicht geſtellt. nen 12 Kirchhof, Landwirth. 74 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Fig. 1 zeigt dieſe Walze im Grundriſſe von oben geſehen; Fig. 2 in der Anſicht von der Seite a b, und Fig. 3 nach dem Durchſchnitt e 4. Die Fig. 4 ſtellt die Walze mit dem eiſernen Achſen— zapfen im Längendurchſchnitt, Fig. 5 einen eiſernen Erdräumer und Fig. 6, eine halbe Walzenſchiene vor. Die Reifſchienen können nach einem Modell von Eiſen gegoſſen, und mittelſt Holzſchrauben auf dem vom Wagner verfertigten Walzenbaume auf— geſchraubt werden. Sollen zwei Pferde angeſpannt werden, ſo muß die Walze wenigſtens 5 Fuß lang fein; für ein Pferd kann fie eine Länge von A oder 3½ Fuß beſitzen, und mit einer Gabelſtange zum Anſpannen des Pferdes verſehen ſein. Die eiſernen Erdräumer, welche auch im Nothfalle von zähem Eſchenholze verfertigt werden können, müſſen, wie Fig. 1 bei 7 zeigt, an den hintern Balken eingelaſſen und feſtgeſchroben ſein. Das zurückge— hende Geſtell ae fg, welches mit Bretern bedeckt wird, dient dazu, daß ſich der Führer darauf ſtel— len oder ſetzen, und dadurch der Walze nach Um— ſtänden den nöthigen Druck geben kann. Findet man übrigens das Geſtelle nicht nothwendig, ſo kann es weggelaſſen und der Walzenwagen blos nach der Zeichnung 3 verfertigt werden. Eine Doppelwalze, welche zugleich als Egge gebraucht werden kann. N Sie beſteht aus einem Rah- men a, der 6 bis 6½ Fuß breit — itt und eine ge⸗ ringere oder grö— ßere Länge hat, je nachdem er | eine oder zwei Walzen in ſich faſſen ſoll, auch kann der hin⸗ tere und vor— Be © dere Querbalken des Rahmens mit Zinken verſehen ſein. Die Wal— zen haben 18 Zoll im Durchmeſſer und ſind mit Zähnen beſetzt; ſie müſſen einander ſo nahe ſtehen, daß wenn ſich an die Zähne der einen Walze Erde anhängt, dieſe bei dem Herumdrehen von den Zähnen der andern Walze hinweggeſtoßen wird. Die Zugleinen werden an die beiden Ringe e e befeſtigt, und die Maſchine wird vermittelſt der doppelten Handhabe ) wie ein Pflug geleitet. Die— ſes Werkzeug leiſtet ſehr gute Dienſte, um die Schollen in einem feſten, zähen und thonigen Erdreiche zu zerbrechen. Die doppelte Scheiben- oder Ringel⸗ walze iſt auf ähnliche Weiſe wie die vorige zu— ſammengeſetzt. Zu ihrer Anfertigung ſind 2 eichene Klötze erforderlich, welche, nachdem ſie abgerundet ſind, 15 Zoll ſtark bleiben, ſo daß jeder Riegel 15 Zoll Durchmeſſer enthält. Sie beſteht ebenfalls aus 2 Walzenkörpern, die in einem Geſtelle hinter einander gehen, deren Ringe, welche mit eiſernen Kanten beſchlagen find, etwa 4 bis 5 Zoll aus ches. Sie zerklei⸗ nert nicht nur die Klöße vollfom- ritt auch eben- falls die Stelle nach ihrer An⸗ wendung faſt wie geeggt aus. N Obgleich das wu > Geſtelle der Wal— ze auf verſchiede— | | ne Weiſe gemacht | wird, jo dürfte | doch keine Art vor der andern einen beſondern Vorzug verdienen; nur ſollte dafjelbe jo gebaut fein, daß der Führer, zur Vermehrung des Drucks, ſich darauf ſetzen kann. Daher bringt man zweckmäßig über der Walze auf deren Geſtelle einen Kaſten an, den man nach Er— forderniß der Umſtände mit mehr oder weniger Steinen beſchweren kann, um den Druck der Walze zu vermehren oder zu vermindern. Säemaſchinen. Der Mangel an geübten Säeleuten, die Unvoll— ſtändigkeit der Samenvertheilung, die Überzeugung, daß durch eine angemeſſene Vertheilung und gehö— rige Einbringung des Samens in die zum Keimen geeignetſte Lage, von dieſem nicht unbeträchtlich erſpart werden könnte, und das Beſtreben endlich, die Handarbeit möglichſt zu vermindern, hat Ver— anlaſſung gegeben, Maſchinen zu erfinden, durch welche das Saatgeſchäft beſſer, ſchneller und mit Erſparniß von Samen und Zeit verrichtet werden könnte. Man hat zu dieſem Ende erſt Maſchinen erfunden, durch welche die Saat in Reihen geſäet und zugleich untergebracht wird. S. weiterhin Drillmaſchinen. Da aber die Drillkultur nicht überall in Anwendung zu bringen iſt, ſo hat man auch Maſchinen erdacht, um die breitwürfige Aus— ſaat zu erſetzen. Dergleichen Maſchinen für dieſen Zweck ſind die Keber'ſche, die Ernſti'ſche, die Falkenberg'ſche, welche für alle Arten von Sämereien eingerichtet iſt und durch Stellung der darin angebrachten Bürſten auch für die feinern Sämereien gebraucht werden kann (ſie ſind im 51. Hefte der landwirthſchaftl. Blätter von Hofwyl abge⸗ bildet und beſchrieben); die Nikolai'ſche, die von Zen ker'ſche, (in den Schriften und Verhandlungen der ökonomiſch. Geſellſchaft im Königreich Sachſen. Lieferung 2, 11 u. 13 abgebildet und beſchrieben), Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Es giebt deren noch verſchiedene, doch ſcheinen nach allen Berichten die beiden zuletzt angeführten zu den beſſern zu gehören. Auch von Ugazy in Wien find 2 Säemaſchinen erfunden worden, und zwar eine große mit 15 Samenreihen in 4 Zoll breiten Entfernungen für große Landwirthſchaften, und dann eine kleine Pflugſäemaſchine zum allgemeinen Gebrauche für die kleinen Wirthſchaften. Die große Maſchine ſoll eine ſolche Einrichtung haben, daß ſie allen Bedingungen Genüge leiſtet, die eine ratio nelle Saatbeſtellung erfordert. Denſelben Bedin— gungen ſoll auch die kleine Pflugſäemaſchine entſpre— chen, dabei aber auch zugleich alle Hinderniſſe, welche zum Theil im Boden ſelbſt liegen, oder wegen Kulturmangel vorhanden ſind, beſeitigen; ſie ſoll von jedem gewöhnlichen Ackermanne gebraucht und Jahre lang ununterbrochen in Gebrauch geſetzt werden können. Sie ſäet alle Getreideſamen, wie auch Boh— nen, Runkelrüben u. ſ. w. in jeder beliebigen, zuvor beſtimmten Menge gleichförmig aus. Sie be— deckt die ausgeſäeten Samenkörner, ohne ſie aus ihrer Lage zu verrücken, auf 1 bis 2 Zoll mit Erde. Sie wird an jeden gewöhnlichen Landpflug befeſtigt und blos durch einen Druck mit der Hand des Ackermanns, ohne daß er ſich von ſeiner Stelle ent— fernt, mit jedem Augenblicke in Thätigkeit und in Stillſtand geſetzt. So ſehr nun aber auch alle dieſe breitwürfigen Säemaſchinen gelobt worden ſind, ſo findet man ſie doch im Allgemeinen nur noch höchſt ſelten in An— wendung, ja man hat ſie an manchen Orten, wo ſie eingeführt waren, wieder aufgegeben. Denn wenn ſie auch wirklich Samen erſparen, und dieſe Erſparniß auf / und mehr gegen die Handſaat an— gegeben wird, ſo wollen doch Viele keine Koſtener— ſparniß bemerkt haben, indem 1 bis 2 Zugthiere und 1 Perſon dazu erforderlich ſind. Rechnet man nun die Koſten dieſer und der Maſchine zuſammen, und vergleicht die Leiſtung und die Koſten der Hand— ſäeleute, ſo wird in den meiſten Fällen die Samener— ſparniß die Koſten der Maſchinenſaat blos decken, oder wohl nicht einmal tragen. Überdies wird auch noch von Manchen, und nicht ohne Grund, behaup— tet, daß, da man die Säemaſchinen in Beziehung auf dünneres und ſtärkeres Säen auch bei der ſorg— fältigſten Stellvorrichtung nicht immer mit dem ſchnelleren oder langſamern Gange der Zugthiere in Einklang bringen könne, die Samenerſparniß ſehr ungleich ſei, nicht ſelten aber, wollte man dieſe erreichen, zu dünne Saat erfolge. Die beſte An— wendung der Säemaſchinen iſt wohl unſtreitig die auf ebenen und gut kultivirten Ländereien, wo die Saat mit dem Erſtirpator oder einem ähnlichen Werk— zeuge untergebracht werden kann; in gebirgigen Ge— genden und in feuchtem und weniger kultivirtem Boden, wo die Saatfurche noch als Beſtellungs— furche betrachtet wird, wo Beete aufgepflügt werden müſſen, und wo überhaupt der Boden ſehr roh iſt, aſſen die Säemaſchinen nicht. Für die Anwendung der breitwürfigen Maſchinen muß der Acker gehörig vorbereitet und zugleich geeggt ſein, und um den Gang der Maſchine genau zu bezeichnen, werden in 75 der Breite, als dieſe ſäet, mit dem Maqueur Furchen gezogen, indem das Einſchneiden der Räder der Maſchine keine genugſame Bezeichnung giebt. Drillmaſchinen, Reihenſaatmaſchinen. Man bedient ſich zum Drillen zweierlei Maſchi— nen, von denen die erſte durch menſchliche, die andere durch thieriſche Kräfte in Bewegung geſetzt wird. Unter den durch menſchliche Kraft in Bewe— gung geſetzten Drillmaſchinen hat man die von dem Engländer Ducket erfundenen als die zweckmäßig— ſten befunden, indem ſie einfach, wohlfeil und leicht zu fertigen ſind; nur verlangen ſie noch ein anderes Werkzeug zur Ziehung der Furchen, in welche der Same aus der Drillmaſchine eingeworfen wird. Ein ſolcher Drillpflug hat gewöhnlich 5 kleine Pflugeiſen, denen des Erſtirpators ähnlich, in einem Geſtelle, welche 8 bis 9 Zoll von einander entfernt ſtehen. Ein ſolcher Pflug wird von einem Pferde gezogen und macht mit jedem Zuge 5 Fur— chenreihen oder Vertiefungen, in welche der Same nachher durch den Säekaſten geworfen wird. Fig. zeigt Ducket's Handſäemaſchine von oben im Grundriſſe; der Stiel o geht bei e durch den Saatkaſten, und iſt an dem andern Ende mit einem Querriegel verſehen, an welchem ein Arbeiter die ganze Maſchine regiert. Fig. 2 zeigt die Säewalze, welche an den Rädern Fig. 1 a a unbeweglich be— feſtigt wird, folglich mit dieſen zugleich in Umlauf kommt. Dieſe Walze hat bei 1, 2, 3, 4, 5, Ein: ſchnitte, in welche die Saat aus dem Saatkaſten durch eben ſo viele Offnungen im Boden, unter welchem jene Einſchnitte der Säewalze unmittelbar ſich befinden, hineinfällt. Unterhalb dieſer Ein— ſchnitte ſind blecherne Trichter an dem Saatkaſten befeſtigt, über deren Offnungen ſich die Säewalze frei herumdreht. Wenn jene Trichter ſo angebracht werden, daß man ſie wegnehmen kann, ſo kön— nen dieſe Maſchinen auch zum Breitwürfigſäen an— gewendet werden, indem dann unter die Löcher ein nach auswärts zu eine ſchräge Stellung habendes Bret kommt, auf welches die Samen fallen, und ſich beim Herunterfallen von dieſem um ſo gleichmä— ßiger zerſtreuen. Die Durchſchnittsfigur Fig. 3 zeigt den Raum, wo die Walze, wenn ſie in die eiſerne Achſe eingeſchoben iſt, zwiſchen dem Boden des Saatkaſtens und den blechernen Trichtern liegt. Aus den Offnungen am Boden des Kaſtens fällt auf dieſe Art die Saat in die Einſchnitte der Walze, und beim Umlaufe derſelben wird ſie in den Trichter geworfen. Damit nun aber gerade die in den Einſchnitten liegenden Körner in die blecher— nen Trichter gebracht werden, dienen ſteifhaarige Bürſten, die mit ihren Spitzen die Einſchnitte in der Walze berühren, und durch deren veränderliche Stellung man auch die Löcher verändern und dün— ner oder dicker ſäen kann. Zu dem Ende wird eine eiſerne Stange Fig. 1, e e außen von dem Saat— faften etwas entfernt gehörig befeſtigt, durch welche Schrauben zum Stellen der 10 gehen. Die 76 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. andgriffe dieſer Schrauben zeigen die Buchſtaben F,, ſo wie dieſelben Buchſtaben in den Figu— ren 3, 4 und 5. Die Einrichtung dieſer Bürſten geben die Figuren 6 und 7 in einem vergrößerten Maßſtabe an; in dem einen Ende des Holzes g nehmlich ſind die ſteifen Borſten befeſtigt, und am andern Ende iſt mit dem Bolzen ein eiſer— ner Bügel angebracht, in deſſen Mitte ſich ein Loch befindet, in welches eine Schraube paßt, und darin umgedreht werden kann. In Fig. 3 iſt die eiſerne Stange p zu ſehen, durch welche die Schrau— ben, / gehen, mittelſt welcher die Bürſten A gegen die Säewalze geſtellt werden; zugleich nimmt man den Stiel o wahr, welcher mit dem einem Ende bei e durch den Saatkaſten & geht, und daſelbſt gehörig befeſtigt iſt. Überdies befinden ſich noch in J 5 Schieber, welche über die im Boden des Saatkaſtens befindlichen Offnungen paſſen, die alſo dadurch verſchloſſen werden können, ſo daß keine Saat dadurch fallen kann. Fig. 5 zeigt das eine Ende des Saatkaſtens, und wie die eiſerne Stange p an ſelbigen befeſtigt iſt. Übrigens find die hervorragenden Kanten der Einſchnitte in der Säewalze mit Draht belegt, damit die ſteifen Bür⸗ ſten dieſelben nicht abnutzen. Die Figuren 8, 9 und 10 zeigen die Durchſchnitte der Einſchnitte der Walze im größern Maßſtabe, wovon die Fig. 8 für den Hafer, die Fig. 9 für Gerſte und Weizen, und Fig. 10 für Roggen beſtimmt ſind. i Vorn an dem Stiele, woran dieſe Drillma— ſchine hinter dem Furchenzieher von einem Menſchen hergeſchoben wird, kann auch eine kleine Harke zum Einharken der Samen angebracht werden; iſt dies nicht der Fall, fo muß hinter der Drill- maſchine ein anderes Werkzeug als Saatdecker fol— gen, welcher die ausgeſtreuten Samen mit Erde bedeckt. i Eine andere einfache Handdrillmaſchine für Ge— treideausſaat iſt folgende. 5 e On Ir \ Al MT "= n N D Dieſe Maſchine beſteht aus einem Kaften a von weißem Bleche, deſſen hintere Seite “ einge— bogen iſt, damit er an den Leib desjenigen, der ihn trägt, genau anſchließt. Er wird durch den Riemen ce gehalten, der über die Schultern des Trägers geht. An dem Kaſten ſind 3 oder 5 Röh— ren e e e von weißem Bleche angebracht, durch welche die in dem Kaſten befindlichen Getreide— körner laufen, und dann durch die vorn ange— brachten ſchnabelartigen Offnungen © * in die Furchen fallen. Dieſe Schnäbel kann man nach Belieben mehr rechts oder links wenden, indem man die Röhren bei % 0 dreht, wo fie in ein- ander geſchoben ſind. Ein kleines Rad aus Holz oder Eiſen von 8 bis 10 Zoll im Durchmeſſer, das an ſeinem Umkreiſe mit Spitzen verſehen iſt, damit es nicht ausgleitet, iſt vermittelſt zweier eiſerner Stäbe r r, welche die Achſe des Rades tragen, an die mittelſte Röhre befeſtigt. Die Achſe des Rades verlängert ſich auf der rechten Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Seite nach s und enthält hier eine kleine Rolle, die ſich zugleich mit dem Rade bewegt. Indem nun die Rolle zugleich mit dem Rade ſich umdreht, ſetzt ſie auch die Kette 1 in Bewegung, und dieſe dreht nun auch die an dem Kaſten befindliche Rolle und Kurbel v herum. An der Kurbel befin— det ſich eine Welle, die innerhalb des Kaſtens mit ſtarken Zähnen beſetzt iſt, durch deren Bewegung die Körner gleichmäßig in die Röhren getrieben werden. Bei p befinden ſich Schieber, durch welche man die eine oder andere Röhre nach Be— lieben verſchließen oder öffnen kann, je nachdem die Ausſaat durch eine, oder zwei, oder drei Röh— ren u. ſ. w. geſchehen ſoll. An der linken Seite des Kaſtens iſt ein Zug angebracht, durch deſſen Stellung man die Menge der Körner beſtimmen kann, welche in einer gewiſſen Zeit durch die Röh— ren laufen ſollen, um mehr oder weniger dicht zu ſäen. Bei = fieht man den mit Charnieren verſehenen Deckel, mit welchem die Offnung ver— ſchloſſen wird, durch die man das Getreide in den Kaſten bringt. Als Handſäemaſchine, welche Samen von allen Größen und in beliebiger Menge ausſäen kann, wird die von Williamſon erfundene empfohlen. Die Fig. 1 zeigt dieſe Maſchine von der Seite und Fig. 2 von oben geſehen. Die beiden Hand— griffe a 5 und gr find durch den eiſernen Bolzen e und durch das Querſtück 4 mit einander verbun— den. Der Saatkaſten (Fig. 3) m iſt ein blecher— ner Cylinder, hier in vergrößertem Maßſtabe ge— zeichnet; in der Mitte oder an ſeinem größten Umfange iſt er in 36 Theile getheilt. Dieſe glei— chen Theile geben Löcher von verſchiedener Größe an, das Nr. 1 zur Ausſaat für Bohnen, das Nr. 2 zu Erbſen, das Nr. 3 zu Getreide über— haupt, das Nr. 4 zu Wicken, Nr. 5 hat mehrere Löcher, jedes für Rüben⸗, Raps⸗, Turnips- u. f. Saat, und Nr. 6 beſitzt ebenfalls zahlreiche kleine Löcher zur Kleeſaat. Dergleichen Löcher ſind 6 Reihen, alle in derſelben Ordnung hintereinander, welche folglich insgeſammt die 36 Theile einneh— men. Ein kupferner Ring mit 6 Offnungen, welche ſich in gleichen Entfernungen von Mitte bis zu Mitte derſelben befinden, und an Größe insge— ſammt der Offnung Nr. 1 gleich find, wird um den Cylinder m jo gelegt und befeſtigt, daß er mittelſt mehrerer auf die Mitte derſelben feſtgelö— theten Knöpfe e herumgedreht werden kann. 77 Damit derſelbe von der Mitte des Saatkaſtens auf keiner Seite ausweichen könne, werden auf beiden Seiten deſſelben ſchmale hervorragende Zinnſtreifen 4% ,d angelöthet. Wenn auf dieſe Weiſe die Offnungen des Ringes auf die Löcher des Saatka— ſtens Nr. 1 gebracht werden, ſo ſind alle übrigen Löcher deſſelben Nr. 2, 3, 4 u. f. durch die aus— gefüllten Zwiſchenräume des Ringes verſchloſſen; aber ſämmtliche Offnungen Nr. 1 des Saatkaſtens fallen mit den Offnungen des Ringes zuſammen, und es kann die Bohnenausſaat erfolgen. Schiebt man den Ring in der Runde um den 36ſten Theil ſeines Umfanges fort, ſo ſchließen ſich ſämmtliche Löcher Nr. 1 in der Saatbüchſe, und die zunächſt liegende Nr. 2 oder Nr. 6 zeigen ſich ſämmtlich un— ter den 6 im Ringe befindlichen, je nachdem der Ring vorwärts oder rückwärts gedreht wird. Die Menge des herausfallenden Samens hängt von der Geſchwindigkeit ab, womit die Saatbüchſe mittelſt eines Seiles in Umlauf gebracht wird, das um die Vertiefungen der Fig. 1 und 2 p und an den Saat— kaſten befindlichen Rollen gelegt wird. An die Achſe des Rades p iſt nehmlich eine Rolle mit 3 Vertie— fungen o befeſtigt, und an den Saatkaſten ebenfalls eine mit 3 Vertiefungen, jedoch ſo, daß der größte Umfang der Rolle an der Achſe des Rades dem klein— ſten Umfange der Vertiefungen der Rolle an der Saatbüchſe gegenüberſteht. Um dieſe zum Ausſäen nöthige Bewegung in möglichſter Leichtigkeit zu er— halten, bewegen ſich die Zapfen der Achſe des Rades p in den Handgriffen J / und gr beir und „ in eigenen ausgefütterten Hohlungen; ferner ſind in dem Querſtücke d zwei auswärts ſtehende eiſerne Säulen feſtgeſchroben, zwiſchen deren obern Gabeln ſich die Achſe bewegt, worauf der Saatkaſten mit der Rolle „ befeſtigt iſt. Aus dem Saatkaſten fällt die Saat in den Trichter Y, und aus dieſem in die Röhre e, welche aus Holz ſein kann, unten aber mit dem Eiſen, / verſehen ſein muß, um damit die Furche zu ziehen, in welche der Same fällt. Durch die bei— den Handgriffe gehen zwei Eiſen J, welche durch die Keile feſtgemacht werden. In den unterſten gabel— förmigen Ende dieſer Eiſen iſt eine Walze g ange— bracht, deren Zapfen rund gehen; dieſe dient nicht allein zum Richten der Maſchine, ſondern auch zum Zuwerfen der durch das Eijen / gemachten Furche, in welche der Same iſt geworfen worden. Beim Ge— brauche der Maſchine ſpannt man die Schnur über die Rollen o und » in ihre verſchiedenen Vertiefun— gen. Durch das Vorwärtsſchieben der Maſchine an den Handgriffen wird das Rad / und hiermit zu⸗ gleich der Saatkaſten „ in den nöthigen Umlauf ge— bracht. Übrigens hat der Saatkaſten Fig. 2 bei s eine Offnung, die mit einem Korke verſchloſſen werden kann, durch welche die Saat in den Cylinder ge— bracht wird. Um beim Drillen ſämmtliche Verrichtungen durch eine Maſchine zu bewirken, erfand James Cook in England eine Drillmaſchine, welche durch Pfer— dekraft in Bewegung geſetzt wird, an welcher vorn ein Furchenzieher geht, und der zuletzt zur Bedeckung des Samen ein Zuſtreicher folgt. Dieſe Maſchine iſt 78 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. aber ſehr künſtlich zuſammengeſetzt, und bedarf daher einer ſehr ſorgfältigen Aufbewahrung, Nachſicht und öftereReparaturen; deshalb conſtruirte Tha er eine andere Drillmaſchine, bei welcher die Hauptvortheile der Cook'ſchen beibehalten, die Fehler derſelben aber vermieden wurden. 7 Furti N) D N EG m Ju TEE em — es fällt, ſelbſt bei der ſchnellſten Bewegung, kein Korn aus. // find zwei eiſerne Riegel, worin die Haken des Hakengeſtelles gehangen werden. S. Fig. 3 bei f. Um dem Saatkaſten eine größere Feſtigkeit zu geben, dient eine eiſerne Stange g mit einem Haken. Fig. 3. hhhh find Löcher, in welche die an dem Saat- kaſten angebrachten Zapfen ge— % las ſteckt, und mit Mutterſchrau— 5 ben befeſtigt werden; Fig. 3 zeigt dies bei „ A deutlicher. Die Länge des Baumes 1 iſt nicht ohne Abſicht. Es kann nehmlich auf demſelben die Scherendeichſel ſeitwärts gerückt werden, im Falle man 5 auf naſſem Boden drillen will, I und das Pferd in der Furche N > gehen ſoll; deshalb find auch a die Arme der Scherendeich— ſel mit Schrauben befeſtigt. Noch kann an dieſem Bau— 65 Fig. 1 iſt das Geſtelle nebſt der Scherdeichſel im Grundriſſe, von oben herabgeſehen; die Räder ſind 4 Fuß 3 Zoll hoch, um die Zugkraft des Pferdes da— durch zu erleichtern. Auf dieſem Geſtelle liegt auf eiſernen Stangen 5 d, und „ die Säewalze a a. Dieſe Walze beſteht aus einer eiſernen viereckigen Stange, auf welche 6 metallene Gänge, die den Sa— men aus dem darüber befindlichen Saatkaſten auf— nehmen und auswerfen, aufgeſchoben ſind. Die Gänge find nach Ducket's Art verfertigt, und be— ſitzen nach Verſchiedenheit der auszuſäenden Saat dieſelbe Einrichtung, wie fie oben bei der Ducket'— ſchen Handdrillmaſchine Fig. 2 angegeben. Da, wo die Achſe der Saatwalze in den drei Pfannen ruht, iſt ſie ſorgfältig abgerundet, und paßt genau in die beſonders dazu eingerichteten Vertiefungen. Ein jeder Saatgang beſteht eigentlich aus 3 Stücken; nehmlich aus dem mit den Einſchnitten verſehenen Mittelſtück zur Aufnahme der Saat, und aus zwei Endſtücken, deren Durchmeſſer ſo groß iſt, daß keine Saat an beiden Seiten des Mittelſtücks ausfallen kann. Durch alle drei Stücke gehen viereckige Löcher, in welche die Achſe der Walze genau paßt und darin feſtſitzt. Die Walze erhält ihre Bewegung durch ein Stirnrad 4, welches an eines der Geſtellräder ange⸗ bracht iſt, und in ein kleineres, mit der Walze verbun— denes Getriebe e eingreift. Fig. 2 giebt die Abmeſ— ſungen dieſer beiden ausgezähnten Räder. Das kleine Rad e kann auf die Achſe der Walze leicht angeſcho— ben und abgezogen werden. Im letztern Falle ſteht die Walze ſtill, wenn gleich die Maſchine fortgeht, und me ein Maqueur angebracht werden, welcher den Weg be— zeichnet, den das Pferd beim nächſten Zuge gehen muß. Fig. 3 zeigt die Verbindung des Saatkaſtens mit dem Geſtelle und den Saattrichtern, ſowie mit dem Furchenziehergeſtelle. a iſt die Stelle der Achſe, von welcher das Rad abgenommen worden. Untere iſt die runde Offnung, in welcher die Saatwalze liegt. Die blechernen Trichter Z werden vermittelſt zweier Ohre und zweier kleinen am Saat— kaſten befindlichen Stifte unter jedem Saatgange be⸗ weglich aufgehangen. In das Eiſen u mit 3 Löchern wird die 95 des Furchenziehergeſtelles einge— hangen; je nachdem man die Furchen tiefer oder flacher machen will, wählt man ein niedrigeres oder höheres Loch; in den meiſten Fällen iſt das mittlere das paſſendſte. Zwei andere Eiſen finden ſich Fig. 1 an der Achſe bei / angebracht, in deren Löcher die Stangen der Pferdehacke eingehangen werden, wo— durch dieſe alsdann größere Beweglichkeit nach bei— den Seiten erhält, als wenn ſie zwiſchen den Rä— dern geht. Die Figuren 4 und I zeigen das Geſtelle, worin ſowohl die Furchenzieher zum Säen, als auch die Hackeiſen zum Pferdehacken eingeſetzt werden. Fig. 4 giebt die Anſicht von oben, Fig. 5 aber von der Seite nebſt einem darin befindlichen Hackeiſen. Der Bolzen «, welcher den Balken mit der Scher— deichſel und den Sterzen verbindet, muß gut abge— rundet ſein, damit der Balken ſich auf ſelbigem frei bewegen könne. Fig. 3 iſt 2 eine unten mit einem ſeitwärts gebogenen Haken verſehene Stange, in welchen das Furchenziehergeſtelle mittelſt einer eiſer— nen Angel Fig. 4, gelegt, und dadurch gehoben wird, ſo daß man auf ſolche Art mit der Maſchine über die rauheſten Wege wegfahren kann. Fig. 6 zeigt den Durchſchnitt des Saatkaſtens in Verbin⸗ dung mit der Walze und den Trichtern. Der Same fällt durch den Einſchnitt a im Boden deſſelben auf Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 79 den Walzengang. Die oben ſtehenden Einſchnitte dieſes Ganges nehmen fo viele Körner auf, als ſie faſſen können, führen ſie unter die Bürſten durch, und werfen ſie ſodann, wenn ſie herumkommen, in den Trichter 5. Die Bürſten find mit einem Schrau— benſtocke in einer eiſernen Stange befeſtigt, welche der Länge nach durch den Saatkkaſten geht, und in demſelben feſtgeſchroben iſt. Sie müſſen ſo nahe an die Säewalze gebracht werden, daß die Enden der— ſelben gerade die Spitzen des Saatganges berühren, um zu verhindern, daß nicht mehrere Saatkörner durchgehen und ausgeworfen werden, als gerade in den Einſchnitten liegen. Die aus ſteifen Borſten gemachten Bürſten ſind vorn durch ein Blech gegen die ſtarke Reibung der Körner verwahrt, welches ſich in der Offnung des Kaſtens zeigt, wo es mit einem ſchwarzen Strich vor den Bürſten bezeichnet iſt. Der Grund der Offnungen im Kaſten, da wo die Walze umläuft, iſt mit Eiſen zu vernieten. Mit dem eiſer— nen Riegel 4% und dem daran befindlichen Zapfen h h ruht dann der Kaſten auf den eiſernen Stan— gen Fig. 5 db, indem die eiſernen Zapfen A A in die ebenfalls mit A A bezeichneten Löcher geſteckt werden. e iſt ein eiſerner Schieber, womit eine jede Offnung des Kaſtens verſchloſſen werden kann, wenn keine Saat ausgeworfen werden ſoll. Er iſt mit einer Schnur befeſtigt, damit er nicht verloren gehe. Fig 7. zeigt den Kaſten von unten, worin die Höh— lung, in welcher die Walze läuft, und die Aus— ſchnitte, in welche die Gänge der Walze eingreifen, zu bemerken ſind. Die ſchwarzen Stifte bezeichnen die Haken, in welche die Trichter aufgehangen werden. Fig. 8. zeigt die Anſicht des innern Kaſtens gerade von oben hinein; man bemerkt zugleich die eiſerne Stange nebſt den Löchern für die Schrauben, womit die Bürſten geſtellt werden. Fig 9. ſtellt die eiſerne Stange mit den Schrauben und Bürſten, beſonders von der Seite geſehen, dar. Fig. 10 zeigt den Ka— ſten von hinten, nehmlich von derjenigen Seite, welche dem Geſtelle zugekehrt iſt. Fig. 11 giebt ei— nen Furchenzieher von der Seite an, ſowie er in dem Balken a befeftigt iſt. Das meſſerförmige Eiſen bahnt den Weg, und ſchneidet in den Erdboden ein. Der eigentliche Furchenzieher , deſſen Form die Fig. 12 von hinten geſehen darſtellt, wirft die Furche auf. An den Balken a wird der Trichter durch eine Platte = befeſtigt, deren oberer Theil bis unter die Schraubenmutter geht, womit der Fur— chenzieher feſtgeſchroben und zugleich feſtgehalten wird. In der Fig. 13 ſieht man einen Ring, wel- cher den unterſten Theil des Trichters umfaßt und denſelben hält, zugleich aber auch als ein Bolzen gebraucht wird, um das Voreiſen Fig. 11 5 an den Furchenzieher e zu ſchrauben. In dieſen Trichter hängt man die Spitze des obern, im Saatkaſten an- gebrachten beweglichen Trichters, Fig 3, bei o. Die Menge von Löchern in dem Balken Fig. 4 find des— halb angebracht, damit auch die Furchenzieher und Haken auf 12 Zoll eingeſetzt werden können; als— dann müſſen aber die obern Trichter danach geſtellt ſein, und die eine Offnung des Saatkaſtens muß ge— ſchloſſen werden. Will man dagegen beſtändig nur auf 9 Zoll drillen, jo ſind die mit o bezeichneten Lö— cher hinreichend. zeigt das hervorſtehende Meſſer oder Sech. d find die beiden Sterzen. In neueſten Zeiten hat Herr Ugazy eine Drill— maſchine erfunden, welche unter allen bekannten die vorzüglichſte zu ſein ſcheint. Der Mechanismus iſt feſt und dauerhaft und mittelſt eines Regulators kön— nen die Ausladeöffnungen nach Erforderniß der Kör— nergattungen von einer Haardicke bis zu 1½ Zoll geſchraubt werden. Die Rinnen von Eiſenblech, durch welche die Samen in den Erdboden gelangen, ſind dreieckig, der nach vorn zugehende Winkel iſt etwas zugeſpitzt, und ſie dienen zugleich zu Furchen— ziehern. Auf der dem nach vorn zugehenden Winkel entgegengeſetzten Seite iſt die Rinne ſo weit offen, daß, wenn ſie auch am tiefſten in den Erdboden geht, immer noch eine Offnung bleibt. Hinter den Rinnen folgt ein durch 2 ſtarke Federn feſtgehalte— ner Eggebalken mit einer Reihe von Zinken, durch welche die in die Furchen gezogenen Samen mit Erde bedeckt werden. Dieſe Maſchine in einer Breite von 5 Fuß wird von 2 Pferden gezogen; ſie iſt aber auch in kleinerem Maßſtabe gefertigt, wo fie von ei: nem Pferde gezogen werden kann. Wagen, Fuhrwerke. Zur Fortſchaffung von Laſten in der Landwirth— ſchaft hat man theils Arädrige, theils Lrädrige Wa— gen, welche letztere man Karren nennt. Letztere möchten bei einſpänniger Anſpannung jedenfalls den Vorzug verdienen; ſie gewähren aber auch bei mehr— ſpänniger Anſpannung einen Vortheil hinſichtlich der Kraftanwendung, indem die Zugthiere hier vor ein— ander geſpannt werden, mithin die Zuglinie nicht gebrochen wird. Dagegen gewährt ein Arädiger Wa— gen mehr Bequemlichkeit, und man kann mit ihm ſchneller fahren. Die Achſe an einem Wagen muß von gehörig ſtarkem und feſtem Holze gefertigt ſein, indem ſie die ganze Laſt tragen muß, und beim Ge— genſtoße auf unebenem Wege der meiſten Gewalt ausgeſetzt iſt. Wo die Wege ſehr ſteinig ſind, hat man der größern Dauer wegen die ganze Achſe mit ſtarkem Eiſen beſchlagen; man hat aber auch ganz eiſerne Achſen und will gefunden haben, daß dieſel— ben verhältnißmäßig wohlfeiler zu ſtehen kommen, auch Wagen mit dergleichen Achſen einen leichtern Gang haben. Letzteres ſcheint ſich jedoch nur auf ganz gute feſte Wege, z. B. Chauſſeen zu beziehen, jo wie das Losfahren der Wagen mit eiſernen Ach— ſen für das Zugvieh immer anſtrengend bleibt. Die Theile der Achſe, an welchen die Rader gehen, müſ— ſen in einer beſtimmten Richtung nach abwärts ge— neigt ſein, damit die Räder unten enger beifammen- gehen, als oben, weil dann der Wagen leichter geht. — Auf den mittlern kantigen Theil der Achſe, das Blatt, iſt oberhalb die Schale gelegt und mittelſt eines eiſernen Tragringes an die Achſe befeſtigt. — Zwiſchen dieſer und der Achſe des Vorderwagens, über welche die Schale einige Zoll hervorragen muß, um Sand und Koth von der Achſe abzuhalten, ſind 80 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. die Einſchnitte, um die Arme oder Scheren der Deichſel einzuklemmen, welche nach der Deichſel hin dicht zuſammenlaufen, hinterwärts aber durch das Kräck- oder Drehſcheit verbunden find. Zu Ar: men und Deichſel nimmt man gern Rüſtern oder Birkenholz. Die Deichſel hat vorn einen ſtarken ei— ſernen Dorn, den Stier- oder Steuernagel und etwas hinterwärts einen eiſernen Zapfen, zwi— ſchen welchen die Hals- oder Steuerketten hängen. An dem hintern Theile der Deichſel iſt ein ſtar— ker, etwas nach hinterwärts gebogener Nagel, der Schirrnagel, Wagennagel befeſtigt, auf welchen die Wage geſteckt wird. Am hintern Ende befindet ſich noch unter der Deichſel ein Haken zum Einhängen der Wage, was bei ſchlechten, naſſen Wegen von Nutzen iſt, indem dadurch der Wagen beim Ziehen mehr gehoben wird. — Über der Vor— derachſe ruht der bewegliche Lenkſchemel oder Wendeſchemel, welcher blos durch den Schloß— nagel auf der Schale feſtgehalten wird. Er iſt mit der Schale von gleicher Länge und an beiden Enden mit ſchräg nach auswärts laufenden Rungen ver— ſehen, die Rungen ſind auch nach außerhalb mit ei— ſernen Stützen oder Streben auf den Lenkſchemel be— feſtigt. Bei Erntewagen, welche vorn weit ſein müſ— fen, bedient man ſich oft zur Unterſtützung der Run— gen der ſogenannten Liſſen oder Laſchen, welche mittelſt eines Stiftes unten in die Achſe, oben aber in einen an der Leiter angebrachten Ring geſteckt werden. Man bedient ſich dann eines Lenkſchemels, deſſen Rungen nur kurz und unten etwas eingekrümmt find. Man bedient ſich aber auch bei Anwendung der Laſchſtäbe der ſogenannten Laſchwiethen, in wel— chem Falle die Laſchen unten keinen Stift, ſondern einen eiſernen Ring haben, welcher über das Ende der Achſe paßt und zwiſchen dem Ende der Radnabe und dem Vorſtecker kommt. Solche Wagen laſſen ſich leichter wenden. Dergleichen Laſchen ſind auch zum Hinterwagen erforderlich. Der Hinterwagen hat eine ähnliche Achſe und über dieſer eine ähnliche Schale, wie der Vorderwagen. Zwiſchen der Schale und Achſe ſind abermals zwei Arme, die Spri— ßen oder Spreißen eingelaſſen. Sie laufen unter dem Wagen nach vorn zuſammen und klemmen den Langbaum ein, an den ſie vermittelſt eiſerner Ringe befeſtigt werden. Der Langbaum, welcher, je nach— dem der Wagen kürzer oder länger fein ſoll, ein kür— zerer oder längerer Baum iſt, verbindet den Vorder— wagen mit dem Hinterwagen, und wird vorn durch den Schloßnagel an die Vorderachſe befeſtigt. An ſei— nem vordern Ende iſt der Langbaum durch einen ei- ſernen Ring gegen das Aufſpringen geſchützt. Der Schloßnagel muß bei erforderlicher Stärke fo lang fein, daß er durch den Lenkſchemel, die Schale, den Lang— baum und die Achſe reicht, und er muß ſich darin leicht drehen. Am hintern Ende hat der Langbaum mehrere Löcher, in deren eins ein Vorſtecker kommt und ver- mitteltſt deren man den Wagen verlängern oder kür— zer ſtellen kann. — Die Wagenräder find von verſchiedener Beſchaffenheit. Zur Vermeidung der Reibung iſt es zweckmäßig, die Durchmeſſer der Ach— ſen möglichſt klein und die der Räder möglichſt groß zu machen. Doch dürfen die Räder auch nicht zu groß ſein, weil ſie ſonſt leicht zerbrechlich werden und die Wagen überhaupt leicht umwerfen würden. Daher pflegen die Räder bei den ſchwerſten Frachtwagen 4 bis 44 Fuß Höhe nicht zu überſteigen, oft haben ſie kaum 3 Fuß Höhe. Die Räder müſſen genau rund und ohne Erhabenheiten (Radnägel) auf ihrem Umfange ſein. Man berechnet, daß der Widerſtand, welcher durch ſolche Nagelköpfe von % Zoll Höhe und 9 Zoll Abſtand von einander erzeugt wird, dem: jenigen gleich iſt, welchen 2 Zoll hohe und 4 Fuß von einander entfernte Steine äußern, und doppelt jo groß, als der von der Reibung der Achſe entſte— hende. Daher ſind die Radnägel jetzt faſt ganz abge— ſchafft. Die Speichen ſollen von der Nabe nach aus- wärts ſchräg abſtehen, und Räder mit zu gerade ſtehen— den Speichen taugen eben ſo wenig, als ſolche mit zu ſchräg ſtehenden. Die Nabe darf nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz fein und muß inwendig eiſerne Büch— ſen haben. Wenn die Räder nicht auf Stein- oder Eiſenbahnen fortrollen, fo erzeugen ihre Reifen ein Geleiſe, deſſen Tiefe der Weichheit des Bodens direkt, die Breite der Radfelgen aber umgekehrt proportio— nal iſt. Es wächſt hierdurch der erzeugte Widerſtand in einem größern Verhältniſſe als die Laſt, weswe— gen es vortheilhaft iſt, beim Fahren auf weichem Boden womöglich die Laſt auf mehrere Wagen zu vertheilen, indem z. B. bei gleichem Gewichte der Laſten mit Einſchluß der Wagen die nehmliche Laſt auf einem Wagen 16 Pferde, auf 8 Wagen ver— theilt aber nur 8 Pferde erfordern würde. Aus glei— chem Grunde wegen Vertheilung der Laſt find Arä— drige Wagen beſſer als Lrädrige, beide Gewichte als gleich angenommen. Außerdem haben die letz— tern noch den Nachtheil, daß die auf der Achſe der beiden Räder genau balancirte Laſt beim Bergab— fahren zu ſehr auf das Deichſelpferd drückt, beim Verganfahren aber daſſelbe hebt, und alſo durch bei— des die gleichmäßige Kraftäußerung deſſelben hin— dert. Hohe Räder überwinden den aus der Bil- dung der Geleiſe entſtehenden Widerſtand am leich— teſten, und breite Felgen dringen weniger tief ein. Auch leiden die Wagen durch breite Felgen viel we— niger als durch ſchmale. Daher iſt in mehrern Län— dern eine gewiſſe Breite der Felgen für gegebene Größen der Belaſtung geſetzlich vorgeſchrieben, wo— durch die Landſtraßen und Chauſſeen weit mehr ge— ſchont werden. Die Breite der Felgen iſt natürlich um ſo nützlicher, je ſchwerer der Wagen iſt. Bei ei— nem 4rädrigen Wagen rechnet man, daß die Breite der Radfelgen betragen ſolle 2% Zoll bei Belaſtung mit 32 Ctr. (einſchließlich des Wagens), 5 Zoll bei Belaſtung mit 64 Ctr., 7½ Zoll bei Belaſtung mit 96 Ctr. und ſo nach demſelben Verhältniſſe weiter. Breite Räder müſſen zwar ſchwerer ausfallen, als ſchmale, was beim Berganfahren einen vermehrten Kraftaufwand erfordert; allein die Vortheile der— ſelben ſind immer überwiegend. Diejenigen Wagen, wo die Felgen breit und nicht beſchlagen ſind, ſon— dern die Nabe nur durch eiſerne Ringe zuſammen⸗ gehalten wird, nennt man Puff- oder Pochwa⸗ gen. Zu hohe Räder vermeidet man, wenn nicht * Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 81 in Folge der Wege oder anderer Umſtände die Ach— fen ſich in einer gewiſſen Höhe befinden müſſen, in— dem ſie zu koſtſpielig ſind, obſchon ſich Wagen mit hoͤhern Rädern leichter fahren. Nur ſelten wird man Vorder- und Hinterräder von gleichmäßiger Höhe finden, vielmehr ſind gewöhnlich die Vorderräder klei— ner. Wagen mit gleich großen Rädern fahren ſich ſchwerer, da die Laſt mehr auf dem hintern Theile des Wagens ruht und fie durch die Zugkraft weniger leicht überwunden wird, je weiter ſie von ihr entfernt iſt. Daher findet man auch in Gebirgsgegenden die Vor— derräder um fo kleiner, die hintern um fo größer; indeß muß doch immer hierbei ein richtiges Verhält⸗ niß ſtattfinden. — Die Vorſtecker am Ende der Achſe, auch Linnen genannt, müfjen mit einer Blechkappe verſehen ſein, damit kein Koth zwiſchen Nabe und Achſe kommt. g Nicht die Stärke des Holzes und des Eiſens giebt dem Wagen die Eigenſchaft, große Laſten zu tragen, ſondern die richtige Vertheilung der Laſt. Man findet daher in manchen Gegenden gewaltig große und ſchwere Wagen, die aber dennoch keine großen Laſten zu tragen vermögen, während die ganz zierlich ausſehenden Wagen in andern Gegenden zur Aufnahme der größten Laſten geeignet ſind. So findet man auch wieder umgekehrt, daß ſich ſchwere Wagen leicht fahren, während bei leicht gebauten oft das Gegentheil ſtattfindet. Nächſtdem daß ſich der Wagen leicht fährt, muß er ſich auch leicht len— ken laſſen und darf mit der Deichſel nicht zu ſehr ſchleudern; er darf nicht leicht umwerfen und die hintern Räder müſſen genau in das Gleis der vor— dern folgen. Zu einem volkſtändigen Ackerwagen gehören Miſt— breter, Markt- oder Holzleitern, Ernteleitern, die dazu erforderlichen Langbäume, die Anſpannwagen, die Körbe, Wieſenbaum, Aufſatzkäſten zu Kalk- und Kartoffelfuhren, Schrotleitern, um Gefäße und Steine u. ſ. w. fortzuſchaffen, lange und kurze, brei— tere und ſchmälere Unterlagen, verſchiedene Ketten, Hemmvorrichtungen u. ſ. w. Die Koſten eines Wa— gens ſind verſchieden, je nachdem er bei ſchlechten Wegen mehr oder weniger dauerhaft gebaut iſt, mehr oder weniger Eiſenwerk bedarf, und je nach— dem Arbeitslohn, Holz oder Eiſen theurer oder wohlfeiler find. Für einen 4ſpännigen Ackerwagen rechnet man etwa 360 Pfund Eiſen mit Einſchluß ¼ Gewichtsverluſt beim Schmieden. Bei dem Karren iſt es eine Hauptſache, daß die Achſe mit der Zuglinie in einen vollkommen rechten Winkel kommt und ſich in der Mitte des Schwer— punktes befindet, damit er nicht hinten überſchlage oder nicht zu ſehr auf dem Zugthiere laſte. Große Vorſicht erfordert bei einem zu großen Laſten be— ſtimmten Karren das Laden, daß dadurch der richtige Schwerpunkt nicht verfehlt wird. 1 Beackerung, Bearbeitung des Bodens. * Pflügen. Die vollkommenſte Bearbeitung des Bodens er— folgt durch den Spaten und den Harken; doch kom— men dieſe Inſtrumente meiſtens nur für den Garten— bau in Anwendung; im Großen bedient man ſich ſtatt ihrer der verſchiedenen Pflüge und Eggen. Aeltere Landwirthe halten das Pflügen für die wich— tigſte Feldarbeit bei dem landwirthſchaftlichen Be— triebe, während neuere Landwirthe weniger auf den Pflug halten und demſelben den Haken, die Erſtir— patoren, Scarificatoren und dergleichen Inſtrumente vorziehen. Das Vorſchreiten in dem Ackerbau hat dennen auch eine Veränderung in der Ackerbe— tellungsart hervorgebracht, aber keineswegs den Pflug entbehrlich gemacht. Bei der Dreifelderwirth— ſchaft iſt ein möglichſt accurates Pflügen allerdings eine Hauptſache, und eine dicht beraſte und verwil— derte Brache, ſowie ein von der Dürre feſt zuſam— mengetrocknetes, ſehr bindiges Erdreich kann wohl nur durch einen dauerhaften und feſten Pflug zweck— mäßig aufgebrochen werden; ja die Erfahrung hat gelehrt, daß ein ſehr verwilderter Boden durch ein zweimaliges Pflügen beſſer vorbereitet wird, als durch öfteres Ruhren mit dem Haken, und daß ein ſehr verqueckter Boden nach dem Ruhren nicht beſſer von den Quecken gereinigt werden kann, als durch Quer— pflügen mit dem Pfluge. Der vermehrte Anbau der Brrachfrüchte, beſonders der gedrillten oder in Reihen geſäeten, die mit der Pferdeſchaufel und Pferdehacke Kirchhof, Landwirth. bearbeitet werden, der Vortheil, die Stoppeln der Schotenfrüchte gleich nach deren Aberntung umzu— brechen, eine angemeſſene Fruchtfolge und die An— wendung neuerer Ackerwerkzeuge haben jedoch durch fortgeſetzte Kultur und vermehrte Düngung den Bo- den in einen Zuſtand verſetzt, wo ſolche ſchwierige Pflugarbeiten ſelten vorkommen. Sie finden nur noch bei der Schlag- und Koppelwirthſchaft mit mehrjäh— rigen Weideſchlägen ſtatt. Es iſt daher in manchen Gegenden, die einen weniger bindenden Boden ha— ben, der Pflug ganz verſchwunden und durch den Ha— ken und in der Wirkung ähnlicher Inſtrumente erſetzt worden; doch hat fortgeſetzte Erfahrung dargethan, daß dies auf die Länge der Dauer nicht zweckdienlich iſt. Eher langt noch die Bearbeitung mit dem Pfluge allein für die Länge der Dauer aus, ohne daß der Boden zu ſehr verwildert, als die mit dem Haken allein. Richtige Conſtruktion des Pfluges nach den Verhältniſſen und richtige Anwendung deſſelben find bei der Feldbeſtellung ſehr zu berückſichtigende Um— ſtände, und ein umſichtiger Landwirth wird gewiß niemals den Pflug verbannen. Eine ältere Gras⸗ narbe, eine Kleeſtoppel, ein Luzernefeld, jeder nach einer Frucht verwilderte Boden und grüne Dün— gung müſſen ſtets mit dem Pfluge untergebracht wer⸗ den. Raps, Rübſen -, Erbſen-, Wicken- und Gemengeſtoppeln müſſen ebenfalls mit dem Pfluge unmittelbar nach ihrer Aberntung umgepflügt wer⸗ den; doch muß hier das Pflügen möglichſt ſeicht er- folgen, damit die Safe faulen und die * 82 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. während der Wachsthumsperiode durch die abgefal— lenen und verfaulten Blätter gemürbte und mit Nah— rung geſchwängerte Oberfläche der Erdkrume nicht tief verſchüttet wird. Wird aber unter dieſen Um— ſtänden der Haken gebraucht, ſo erfolgt nur eine un— vollſtändige Bedeckung der unterzubringenden Pflan— zentheile, die nun ohne den Boden zu nützen, ver— wittern; und da der Haken das Fortwachſen der Gräſer und untergepflügten Futtergewächſe nicht ganz hindert, ſo erfolgt eine fortlaufende Verunkrautung und eine Bodenerſchöpfung. Will man die Sommer— getreideſaat, auch die einiger anderer Sommerfrüchte mit den Erſtirpatoren und dergleichen Werkzeugen unterbringen, fo kann der Boden im Herbſte mit kei— nem andern Inſtrumente zu der erforderlichen Tiefe umgepflügt werden, als mit dem Pfluge. Der Pflüger hat bei dem zweckmäßig gebauten und gehörig beſpannten Pfluge zuvörderſt darauf zu achten, daß die Furchen in möglichſter Gleich— heit, d. h. in vorgeſchriebener gleichmäßiger Breite und Tiefe und vollkommen gleichlaufend neben ein— ander gezogen werden; ferner daß der Pflug die Erde aus den Furchen durchaus rein ausſtreiche und daß keine Balken oder Stücken Landes ſtehen blei— ben. Arbeiten mehrere Pflüge zugleich auf demſel— ben Felde, ſo müſſen dieſe eine und dieſelbe Bauart haben, damit ſich die Furchen gleichmäßig decken und die Ackerkrume eine vollkommen ebene Oberfläche erhalte. In Bezug auf die Breite der Furchen eig— nen ſich mäßig ſchmale Furchen am beſten für das Auf— lockern, Wenden und Miſchen der tragbaren Ackererde. Übrigens muß ſich die Breite der Furche, wenn die Schnitte gehörig umgewendet werden ſollen, zur Tiefe derſelben verhalten, wie 3 zu 2. Soll alſo z. B. die Furche 6 Zoll tief ſein, ſo muß deren Breite 9 Zoll betragen. Beabſichtigt man aber, die Ackerkrume mit dem Pfluge in den Untergrund zu vertiefen, ſo muß die Furche ſchmal und doch tief ge— halten werden. Schwere, zähe und kloßige Acker müſſen bald der Länge nach, bald querüber gepflügt werden, wenn anders deren Breite letzteres nur ei— nigermaßen geſtattet. Am vortheilhafteſten bedient man ſich jedoch zu dieſem Querpflügen des Hakens. Mit ſolchen Pflügen, die kein zu verſetzendes Streich— bret haben, kann durchaus der Acker nicht immer in einer völligen Ebene erhalten werden, ſondern es müſſen Beete entſtehen, die durch vertiefte Furchen von einander abgeſondert, in der Mitte aber um ſo vieles höher ſind, als die Tiefe dieſer Furche be— trägt. S. weiter unten. Die Tiefe, welche einer Furche zu geben iſt, hängt im Allgemeinen von der Tiefe der tragbaren Ackerkrume ab. Wo ein Boden ein tieferes Pflügen geſtattet, da muß ihm eine Furche von ſolcher Tiefe gegeben werden, bis wie weit die Miſchung von Hu— mus ſich in der Oberfläche des Ackers findet, indem bei tiefer Pflugart alsdann die tragbare Erdmaſſe größer iſt. Ferner hängt aber auch die Tiefe der Pflug: art von den Mitteln ab, welche der Landwirth zur Verbeſſerung ſeines Bodens aufwenden kann, weil die Tiefe der Furchen der Menge des zu verwenden— den Düngers angemeſſen ſein muß. Man ſoll daher vor der Hand nicht tiefer pflügen, als der Boden bereits ſchon bedüngt und bearbeitet worden iſt, wenn man für die friſch heraufgebrachte unfruchtbare Erde nicht einen Düngerüberſchuß zur Fruchtbar— machung derſelben vorher ſchon in Bereitſchaft hat, es ſei denn, daß der heraufgebrachte Untergrund durch Beimiſchung die natürliche Beſchaffenheit der Ackerkrume verbeſſern ſoll, oder derſelbe unaufge— löſten Humus, Kalk-, Mergeltheile u. dgl. enthalte. Im Allgemeinen iſt bei der Brache ein möglichſt tie⸗ fes Pflügen zur erſten Furche zu empfehlen; zur Saat hingegen iſt es überflüſſig, tiefer zu pflügen, als man das Eindringen der Wurzeln verſchiede— ner Gewächſe mit vernünftiger Wahrſcheinlichkeit berechnen kann. Über die Vortheile, welche eine tiefe Ackerkrume vor einer ſeichtern voraus hat, ſ. Acker— krume, im Achſchnitt Bodenkunde. Um ſich nun aber die Vortheile einer tiefen Acker— krume zu erhalten, muß man den Acker ſo tief, als ſeine Ackerkrume geht, von Zeit zu Zeit pflügen, wenden, locker machen und der Atmosphäre aus- ſetzen, wenn dies auch nicht alljährlich nothwendig wird, indem die darauf gebauten Getreidefrüchte ihre Tiefe nicht durchdringen. Ein ſolches tieferes Pflü— gen ſcheint aber hinreichend zu ſein, wenn es nur alle 5 bis 6 Jahre wiederholt wird, beſonders wenn man die Pflugfurchen in dieſen Jahren nicht in im— mer gleicher, ſondern veränderter Tiefe giebt, indem den Boden nichts ſo ſehr verſchließt und mehr eine feſte Borke auf der Sohle bildet, als wenn der Pflug immer auf derſelben Fläche hinfährt. Auch ein Wech— ſel mit ſolchen Früchten im Anbaue, die mit ihren ſtärkern, röhrigen Wurzeln tiefer als das Getreide eindringen, erhält die Lockerung und Verbindung der untern Erde mit der obern. Wo beim Ackerbaue ein vernünftiges Fruchtwechſelſyſtem ſtattfindet, da wird man Gelegenheit haben, auf dem Hackfrucht⸗ ſchlage den Boden jedesmal bis zur vollen Tiefe zu bearbeiten und zu lockern. Ganz anders verhält es ſich aber, wenn man den Untergrund, der von glei— cher oder verſchiedener Beſchaffenheit in Hinficht fei- ner Grundmiſchung mit der Oberfläche ſein kann, nur in höchſt ſeltenen Fällen mit Humus geſchwän— gert, niemals aber durch die Einwirkungen der at— mosphäriſchen Luft belebt iſt, heraufbringen will. Hier muß die unfruchtbare, gewöhnlich nahrungsloſe Erde erſt befruchtet, mit Humus durchdrungen und von der Atmosphäre geſättigt werden. Eine ſolche Befruchtung mit nährenden Stoffen iſt aber auf größern Flächen ein ſchwieriges Unternehmen und kann ohne fremden Düngerzuſchuß nur ſelten anders als auf Unkoſten aller übrigen Felder bewirkt wer— den. Es wird daher nur dann erſt vortheilhaft ſein, den Acker tiefer zu pflügen, wenn durch ein beſonders auf die Bereicherung der Düngermaſſe abzweckendes Wirthſchaftsſyſtem ein erforderlicher Düngervorrath gewonnen iſt, der nicht mit Vortheil zur größern Bereicherung der bisherigen Ackerkrume verwendet werden kann. Die zum Wurzelfruchtbaue, beſonders zu Kartoffeln beſtimmten Acker ſind zu einer ſolchen Vertiefung am beſten geeignet. Übrigens muß eine ſolche Vertiefung des Bodens ſtets nur allmälig vor⸗ | | 1 2 . N Wir “ 8 9 genommen werden, damit auf einmal immer nur ſo viel neue Erde herauf komme, daß ſie ſich mit der alten Ackererde genauer mengen könne. 8 muß aber vorher die unter der bisheri— gen Pflugtiefe heraufzuhebende Erde in Anſe— hung ihrer Grundbeſchaffenheit auf das genaueſte unterſucht werden, ob man durch die Zumiſchung jener neuen Erde die etwaigen Fehler der bishe— rigen tragbaren Ackerkrume vermindern oder wohl gar vermehren könne. Im Allgemeinen iſt das tiefere Pflügen bei den Hackfrüchten und bei den Hülſenfrüchten am gerathenſten und ange— meſſenſten. Zum Getreide hingegen kann oft ein flaches Pflügen oder ein Umarbeiten der Erde mit den mehr fördernden Ackerwerkzeugen zureichend ſein. Es giebt aber noch Fälle genug, wo man durchaus bei einer ſeichten Krume bleiben muß und an eine Vertiefung derſelben gar nicht denken darf. Außer denen, wo es die Natur des Untergrundes an ſich ſelbſt ſchon durchaus nicht geſtattet, ſind ungefähr noch folgende zu erwähnen: 8 1) Wo ſich nur eine dünne Lage humushal— tiger Erde vermittelſt der Grasnarbe erzeugt hat, unter derſelben aber, ſcharf abgeſchnitten, ein ganz unfruchtbarer, roher Boden liegt, und wo der Acker nicht mehr Dünger erhalten kann, als gerade erforderlich iſt, dieſe dünne Ackerkrume in Kraft zu erhalten. Hier muß man die wenige fruchtbare Erde beiſammen zu erhalten ſuchen, und nicht durch eine hinzugemengte Maſſe von unfruchtbarer Erde ſchwächen. 2) Wenn man eine nachhaltige Verbeſſerung des Bodens durch Auffahren mergeligen Lehmes, Moders u. ſ. w., oder auch nur durch Raſenbren— nen vorgenommen hat, wodurch nur eine kleinere Maſſe von Erde und nur eine ſeichtere Krume ver— beſſert werden kann. Hier darf man den Boden nicht eher vertiefen, als bis man eine zweite Auf— fuhr von jenen Verbeſſerungsmaterialien beabſich— tigt. Ein Gleiches gilt von dem zähen Thonboden, wenn er durch Kalk oder Kalfmergel nur auf eine gewiſſe Tiefe zureichend gelockert worden. 3) Wo auf ſandigem Boden die Pflugtiefe im— mer gleich gehalten worden und ſich unter der Pflug— ſohle eine verhärtete Borke gebildet hat, da durch— bricht man dieſe bei einer Vertiefung der Ackerkrume nicht ohne oft ſehr empfindlichen Nachtheil, da dieſe Borke bisher das Verſinken der Feuchtigkeit ver— hinderte. 4) Das Umpflügen der Stoppelfelder muß aus den obengenannten Gründen nur flach geſchehen. 5) Endlich aber überhaupt, wo das tiefe Pflü— gen nicht nöthig iſt, wohl aber unter den bisher genannten mannichfaltigen Verhältniſſen Nachtheil bringen kann. ö Ein ſeichtes Pflügen nennt man das, wo die Furche nur 2 bis 4 Zoll tief gehalten wird; ein mittleres Pflügen iſt, wenn dieſes 4 bis 7 Zoll tief, und das tiefe Pflügen iſt, wenn dieſes 8 bis 12 und noch mehr Zoll tief geſchieht. Was die Zeit betrifft, wann gepflügt werden ſoll, ſo kommt es hierbei auf die Witterung, auf — Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 83 die Beſchaffenheit des Bodens und auf die künftige Beſtellung des Feldes an. Im Allgemeinen ſoll man einen Boden dann pflügen, wenn er weder zu naß, noch zu trocken und hart iſt. Die untere Ackererde ſoll zwar feucht, aber an den Fingern nicht anklebend ſein. Zu ſehr ausgetrockneter Thonboden iſt bei der größten Anſtrengung nicht gehörig zu bearbeiten, und ein leichter und lockerer Boden zerfällt, wenn er zu trocken iſt, zu Staub; die ausgedorrte obere Schicht kommt in die Tiefe und die noch feuchte untere wird in die Höhe gebracht, wo ſie ſchnell ausdünſtet, und ſo der Acker ſeiner ganzen Feuchtigkeit beraubt wird. Daher iſt es vortheilhaft, leichte Felder in trocknem Klima im Herbſte vollkommen zur Sommerſaat vorzubereiten, um das mehrmalige Pflügen im Frühjahre, was leicht ſchädlich werden kann, zu umgehen. In naf: ſem Klima dagegen und auf naſſen kalten Gründen iſt das mehrmalige Pflügen im Frühjahre wieder vortheilhafter, indem der Boden da beſſer abtrock— net. Höchſt fehlerhaft aber iſt das noch hier und da ſtattfindende Verfahren, den Acker, ſei er zur nächſten Brache oder zur Sommerbeſtellung be— ſtimmt, von der Ernte an den ganzen Herbſt und Winter, ja oft ſogar noch zur Schafweide auch das ganze Frühjahr und einen Theil des Sommers hin— durch in Stoppeln liegen zu laſſen. Denn während dieſer langen Verwahrloſung des Ackers gehen die ſämmtlichen günſtigen Einwirkungen der Bearbei— tung und der Atmosphäre für ihn gänzlich verloren. Das darauf wachſende Unkraut wuchert, entkräftet den Acker und verdirbt ihn nicht ſelten durch ſeinen reifgewordenen Samen für die folgenden Ernten. Auf ſchwerem und leidendem Boden iſt das Pflügen vor Winters um ſo unerläßlicher, da nur durch den Froſt die harten Schollen ſo mürbe werden, daß ſie im Frühjahre leicht beim Eggen zerfallen. Nur auf ſteinigen und windigen Anhöhen iſt das Auf— pflügen des Ackers vor Winters weniger rathſam, weil ſonſt die aufgelockerte Erde vom Waſſer ausge— waſchen und vom Winde weggeweht werden könnte. Doch kann auch hier die Walze viel wirken. In allen Fällen aber iſt es von der größten Wichtigkeit für den Ackerbau und das Gedeihen der Saaten überhaupt, den Zeitpunkt zu treffen, in welchem das Pflügen am nützlichſten und leichteſten geſche— hen kann. Im Allgemeinen muß das Pflügen ſo oft wie— derholt werden, bis der Acker vollkommen aufgelok— kert, klar gemacht, vom Unkraute ganz gereinigt und mit den atmosphäriſchen Einflüſſen gehörig ge— ſättigt iſt. Schwere, zähe, feuchte, tiefliegende und zum Verunkrauten geneigte Acker können nicht leicht zu viel gepflügt werden, vorausgeſetzt, daß man von einer Pflugart bis zur andern ſtets den gehöri- gen Zeitraum, der doch mindeſtens 4 Wochen be- trägt, beobachtet und welcher erforderlich iſt, die durch das Pflügen heraufgewandte Erdſchicht von der Atmosphäre zu ſättigen. Auf leichten und ſan⸗ digen Ackern dagegen kann ein zu oftmaliges Pflü⸗ gen leicht nachtheilig werden. Je beſſer übrigens ein Acker kultivirt, gedüngt, durch Fruchtwechſel £ e 84 geſchont und vom Unkraute reingehalten wird, um ſo weniger bedarf es eines wiederholten Pflügens. Da man beim Halten reiner Brache einmal den Er— trag der zu Brache liegenden Ländereien ein Jahr aufopfert, ſo muß es hier beſonders auf die Be— ackerung ankommen. Erreicht man nun aber durch eine Brache den Zweck, den Boden zu vertiefen, herumzuwenden, zu pulvern, zu mengen, der Luft auszuſetzen und das Unkraut gänzlich zu zerſtören, ſo kann ſie wohl angewendet ſein und ſich ihr Nutzen alsdann auf eine längere Reihe von Jahren erſtrek— ken. Gewöhnlich giebt man einer Brache in der Dreifelderwirthſchaft 3 Pflugarten, erreicht aber ſomit den Zweck einer Brache faſt nie, indem man wegen Mangel an Viehweide den Acker noch über den Juni hinaus unaufgebrochen liegen läßt und erſt dann ihm die erſte Furche giebt. Wo die Brache 4 Furchen erhält, muß ihr die erſte eigentlich im Herbſte gegeben werden. Das 5, 6- und 7ma— lige Pflügen einer Brache findet man nur ſelten und nur bei den vorzüglichſten Ackerbauern auf fruchtba— ren Bodengattungen. Die Brachfurche muß, wenn das Feld vor Winters aufgebrochen wird, tief gegeben werden und den Winter hindurch rauh liegen bleiben. Dies wird beſonders räthlich, wenn man den Boden ver— tiefen und neue Erde darauf bringen will, oder wenn viele Unkrautwurzeln im Boden ſtecken. Bei vielem Unkrautgeſäme im Boden aber iſt es beſſer, das frühzeitig aufgebrochene Feld zu eggen, und ſpäter eine zweite Furche noch vor Winters zu geben. In der Koppelwirthſchaft hingegen, wo die Gras— narbe mit der erſten Furche umgebrochen wird, muß dieſe ſehr flach gegeben werden, weil ſonſt der Ra— ſen nicht mürbt und vermodert. Da nun aber in der Dreifelderwirthſchaft gewöhnlich das Umbrechen der Brache ſo weit hinausgeſchoben wird, ſo iſt der Boden mehrentheils auch ſchon beraſt und muß deshalb ebenfalls flach umgebrochen werden. Das Mürbewerden und Vermodern eines zähen, flach abgeſtreiften Raſens wird dadurch befördert, daß man ihn nicht nur eggt und mit einiger Krume be— deckt, ſondern auch walzt und dadurch feſt an den Boden andrückt. 8 Die Wendefurche wird gewöhnlich erſt im Frühjahre gegeben, und dies darf in keinem Falle früher geſchehen, als ſie ausgrünt. Vor dieſer Furche wird das Feld tüchtig eingeeggt. War die Brachfurche flach, ſo muß die Wendefurche tiefer ſein. Bei vorhandenem vielen Samenun— kraut iſt es vortheilhaft, dieſe Furche wenigſtens ſo lange vor der nächſten einzueggen, daß der in der jetzigen Oberfläche liegende Same noch vor dem nächſten Pflügen heraufkomme. Widrigenfalls muß man mit dem Eineggen dieſer zweiten Furche ſo lange als möglich warten. Auf zähem, ſchwe— rem Thonboden muß man jedoch bei trockner Wit— terung ſehr aufmerkſam fein, damit man denſelben nicht zu ſehr ausdorren laſſe. Die Ruhrfurche wird, wo es die Breiten geſtatten, am zweckmäßigſten in die Quere gege— ben, wozu man ſich mit mehr Vortheil des Ha— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. dieſer Furche muß das Eggen mit ganz beſonderm Fleiße geſchehen, um die Unkrautwurzeln zu be— ſeitigen. Bei wechſelndem Sonnenſcheine und Re— gen werden die Erdklöße am leichteſten mürbe. Ob das Eineggen dieſer Furche ſogleich oder ſpäter geſchehen ſoll, darüber entſcheiden die bei voriger Furche angegebenen Gründe. Da mit dieſer Furche gewöhnlich der Miſt untergebracht wird, ſo muß N * n kens, als des gewöhnlichen Pflugs bedient. Bei fie flacher als die zweite und vierte gegeben wer- den. Man muß ſich mit dieſer Furche nicht ſo ſehr verſpäten und wo möglich die wärmſten Tage dazu benutzen, weil da die Wechſelwirkung zwi— ſchen Dünger und Erde am lebhafteſten vor ſich geht, und das Wurzel- und Samenunkraut am beiten zerſtört wird. Tritt nach dieſer Furche regneriſche Witterung ein, ſo wird auf jedem leh— migen Boden eine zweite Ruhrfurche ſich in ihren Folgen ſehr reichlich belohnen. Wo der Haken hierzu in Anwendung kommt, müſſen die Furchen ſchräg in einer andern Richtung gezogen werden. Iſt die Wendefurche zu der erforderlichen Tiefe gegeben, ſo kann man ſich zu der Ruhrfurche mit großer Erſparniß der Arbeit des Exſtirpators be— dienen, wodurch zugleich eine vollkommnere Zer— trümmerung der Erdklöße und ein Hervorkommen alles Unkrautes bewirkt wird. Die Saatfurche ſendlich wird in der Regel mit dem Pfluge oder auch wohl mit dem Haken zur vollen Tiefe gegeben. Sie wird zur gleichmäßigen Verthei— lung des Samens ſchmal und mit möglichſter Ge— nauigkeit gearbeitet. Es iſt vortheilhaft, wenn man den zur Saat gepflügten Acker vor dem Beſäen eine Zeit lang liegen laſſen kann, damit er ſich erſt wieder gehörig zuſammenſetze, weil ſonſt während des Setzens des Ackers viele Samenkörner an der Ober— fläche dem Lichte ausgeſetzt bleiben, und ſomit gar nicht keimen, oder auch die jungen Wurzelkeime von der ſich ſetzenden Erde entblößt werden und verder— ben. Ausgezeichnet trockne Jahreszeit und Sandbo— den machen oft zur beſſern Benutzung der Feuchtigkeit eine unmittelbare Beſäung der Acker nach dem Pflügen nothwendig. Zum völligen Gedeihen einer Sommerbe— ſtellung ſind eigentlich 3 Pflugfurchen erforder— lich. Am zweckmäßigſten giebt man die erſte dazu, wenn man die Stoppelfelder unmittelbar hinter der Senſe umbricht; alsdann giebt man vor Win⸗ ters noch die zweite Furche und pflügt ſodann im Frühjahre zum drittenmale zur Saat. Wird aber erſt die Stoppel im Herbſte nach der Win— terbeſtellung umgebrochen, ſo giebt man die zweite Furche erſt im Frühjahre und läßt darauf die dritte folgen. Häufig begnügt man ſich jedoch mit zwei Furchen, wie es gewöhnlich beim Hafer und hier und da auch bei der großen zweizeiligen Gerſte geſchieht. Beim Pflügen des Feldes in Beete hat man wohl zunächſt hauptſächlich zum Zwecke, die ganze Fläche eines beſtellten Feldes in einem möglichſt gleichförmigen Feuchtigkeitszuſtande zu erhalten, und daher ſtets das etwa zu viele Waſſer da ab— * 2 u # Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 8 85 Ei 5 | zuleiten, wo es ſich der Neigung des Feldes nach am meiſten ſammelt. Dieſer Erfolg entſteht durch die Zwiſchenfurchen, welche eigentlich die Beete begrenzen und bilden. Für erwähnte Beſtimmung dürfte nun allerdings eine ebene Form des Beetes als die angemeſſenſte erſcheinen, wenn das Land in Krume und Untergrunde fehlerfrei iſt. Indeſ— ſen hat doch die Aufarbeitung in nach Lage der Umſtände verhältnißmäßig gewölbte Beete noch viele anderweitige Vortheile, wovon jener einer der erheblichſten iſt, daß dergleichen Beete dem Wechſel der freien Atmosphäre ausgeſetzt ſind, und daher für ihre Befruchtung mehr Sauerſtoffgas aus derſelben einſaugen. Die Ackerbeete werden von verſchiedener Breite und Wölbung angelegt; man hat Beete von 4, 6 bis 8 Fuß Breite, findet ſie aber auch 24 bis 30 Fuß und darüber breit. Ebenſo abweichend von einander ſind ſie hinſichtlich ihrer Wölbung, da dieſe auf der Mitte im Verhältniß zu den Beetfur— chen 4, 6 bis 8 Zoll beträgt, aber auch hingegen wieder ſoweit getrieben wird, daß, wenn zwei Menſchen in den Beetfurchen ſich einander gegenüber— ſtehen, ſie einander nicht ſehen können. Trockne Felder müſſen in breitere und flache Beete gelegt werden; bei naſſen Feldern mit nicht durchlaſſendem Untergrunde, und vornehmlich in feuchten Klima— ten, wird dagegen die Anlegung von ſchmalen und gewölbten Beeten unerläßlich, damit die überflüſ— ſige Feuchtigkeit Abzug erhält. Wie breit nun aber eigentlich die Ackerbeete ſowohl auf naſſen als trock— nen Feldern angelegt werden dürfen, darüber ent— ſcheidet meiſtens noch die örtliche Lage der Feldſtük— ken. Im Allgemeinen theilt man dieſelben auf ſchweren naſſen Bodengattungen gewöhnlich am beſten in 10 bis 12 Fuß und trockne Ländereien in 24 Fuß breite Beete. Dieſe Beete eignen ſich auch bei breitwürfiger Saat gerade zu den erforderlichen Würfen, wodurch die Säearbeiten erleichtert wer— den, ſo wie ſie auch den Eggen beim Arbeiten die vollen erforderlichen Striche am zweckmäßigſten ge— ſtatten. Indeſſen können doch ſehr naſſe und nur wenig Fall habende Felder noch ſchmälere Beete nö— thig machen, welche ſodann unverzüglich angelegt werden müſſen. Denn wenn auch wirklich Land durch die vielen Beetfurchen verloren gehen ſollte, ſo iſt doch ein ſolcher Verluſt bei weitem noch nicht ſo empfindlich, als wenn wegen allzugroßer Näſſe das ganze Ackerſtück unbebaut liegen bleiben muß. Über die dem Beete zu gebende Höhe oder Wöl— bung entſcheidet die Tiefe der ackerbaren Erde und die Breite, welche daſſelbe erhalten ſoll. Tief aus— haltender Boden erlaubt eine höhere Wölbung der Beete, als ſeicht liegender Boden, der aus Man: gel an vorhandener Ackerkrume nur flach gewölbt werden darf; und es dürfte demnach auf einem Beete von etwa 6 Fuß Breite die Wölbung in der Mitte von 6 bis 8 Zoll die angemeſſenſte ſein, um die Vortheile des Beetpflügens zu erlangen. Eine 7 zu hohe Wölbung der Ackerbeete iſt mit mancherlei weſentlichen Nachtheilen verbunden. Ein gutes Beet zu pflügen verlangt übrigens mehr Aufmerk— ſamkeit und Geſchicklichkeit, als ein ebenes Pflü— gen bei gleichmäßiger Stellung des Pfluges erfor— dert. Es müſſen die Beete alle von gleichmäßiger Breite fein, damit die Saateggen überall gehört darauf paſſen. Ferner ſollen ſie ſo viel als möglich in gerader Richtung angelegt ſein, weil ſonſt durch Krümmungen des Beetes die gerade Haltung des Pfluges gehindert wird, auch man dadurch die Arbeit ſich verlängert und erſchwert. Da die Ackerbeete, vornehmlich bei naſſen Bo— dengattungen, eine gehörige Wölbung bekommen müſſen, ſo pflügt man zu dieſem Behufe nach Maßgabe der Trockenheit oder Näſſe das Beet ein— oder zweimal hinter einander zuſammen, was man bei einem ſehr naſſen Boden ſogar dreimal thun kann. Inzwiſchen ſoll die Höhe des Rückens nicht übertrieben werden, ſondern gerade nur hinreichen, das Waſſer darauf abzuleiten. Die Länge der Ackerbeete richtet ſich nach der Größe des Feldes, nach dem Grade der Abhängig— keit deſſelben und nach der mehr naſſen oder trock— nen Natur des Bodens. Stark abſchüſſige Felder dürfen keine zu langen Beete haben, weil ſonſt das Waſſer in den Furchen zu ſehr reißt und Dünger und Erde fortſchwemmt. Wo die Acker— beete, auf naſſen Ländereien zu lang ſind, muß man, wenn der natürliche Fall des Waſſers keine Auffanggräben findet, quer durch die größte Niede— rung des Feldes einen Voracker anlegen, oder Querfurchen ziehen, oder auch ſchmale offene Grä— ben anbringen. Je trockner die Feldlagen ſind, deſto länger können in dieſer Hinſicht die Acker— beete ſein, obgleich auch hier eine mittelmäßige Länge wünſchenswerth bleibt. Was die Richtung der Ackerbeete nach der Himmelsgegend betrifft, ſo entſcheidet in den mei— ſten Fällen die örtliche Lage und bei naſſen Bo- dengattungen der Fall und Abfluß des Waſſers faſt ausſchließlich darüber. Wo es die örtliche Lage geſtattet, müſſen die Beete ſtets von Norden nach Süden angelegt werden, weil hier die beiden Wände des Beetes eines gleichen Einfluſſes der Sonne genießen und ſo die Saat eine gleichzei— tige Reife erlangt. Nächſt dieſer Lage iſt die von Oſten nach Weſten die geeignetſte, jene aber von Süden nach Norden die allerungünſtigſte. Bei ebener Fläche iſt die Anlage der Ackerbeete nicht nur am vortheilhafteſten, ſondern auch am leichteſten ausführbar. An ſanften Abhängen macht man die Richtung der Beete mit dem Abhange gleichlaufend. An ſteilen Abhängen und hohen Bergen iſt dies aber nicht zweckmäßig; vielmehr legt man hier die Beete mit dem Rücken des Ber⸗ ges gleichlaufend, folglich quer über ſeinen Ab— hang an, wodurch dies Wegführen tragbarer Theile des Ackers durch das Waſſer größtentheils verhin— dert wird. Doch bleibt es immer ſchwierig, den Ackerbeeten in ſolcher Lage und Richtung die ge— wünſchte Richtung zu verſchaffen, ſowie das Ein— eggen der Saat auf ſolchen ſo angelegten Beeten nicht geringere Schwierigkeiten hat. Um bei Ans 7 86 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. legung des Kammes der Ackerbeete durch die An— fahrfurchen das Zuſammenhäufen des guten Bodens zu verhüten, müſſen die Anfahrfurchen nicht zu tief und ſo ſchmal als möglich, dicht neben ein— ander gefahren werden, ſo, daß die zweite die erſte beinahe ganz wieder herumſchüttet. Um end— lich einen in Beeten liegenden Acker zu ebenen und die Beete zu vertilgen, verfährt man am bequemſten auf folgende Weiſe. Hat der Kamm des Beetes im Verhältniß zu der Beetfurche z. B. eine Höhe von 8 Zoll, ſo muß die nächſte Pflug— bearbeitung, welche das Beet vernichten ſoll, mög— lichſt ſeicht und höchſtens nur 2 Zoll tief geſchehen. Alsdann werden die auseinander gepflügten Beete ſeiner Zeit gut querübergeeggt und in derſelben Rich— tung mit dem Haken bearbeitet. Hierauf eggt man die Ruhrfurchen wieder ein, womit die Beete, wenn die erſte Furche flach genug gegeben wurde, vertilgt find und der Acker eben ift. Es muß hier noch eine beſondere Art zu pflü— gen erwähnt werden, nehmlich das Bälken oder Halbpflügen, welches darin beſteht, daß beim Pflügen die Ackerkrume abwechſelnd um zwei Pflug— furchen ſtehen bleibt und 2 Furchen dazwiſchen im— mer umgepflügt werden, weshalb dann das Feld aus lauter Balken von zwei Pflugfurchen breit be— ſteht, die abwechſelnd gepflügt und nicht gepflügt ſind. Es kommt dieſes Bälken vornehmlich beim Umbruche der Winterungsſtoppel im Herbſte zur Erſparung von Arbeit in Anwendung. Auf mehr lockern als zähen Bodenarten erreicht man dabei aber auch außerdem die anderweitigen Zwecke des Pflügens, indem der Winterfroſt jene ſtehen geblie— benen Balken von allen Seiten durchdringen und ebenfalls mürbe und locker machen kann; übrigens trocknen ſolche gebälkte Acker früher ab und können daher auch früher beſtellt werden. Ebenſo kann man bei dieſem Bälken immer zwei Pflugfurchen gegen einander pflügen, und mit dieſen eine oder auch zwei Furchen ungepflügtes Land bedecken, wodurch das Verfaulen der Stoppeln befördert wird. Im zeitigen Frühjahre wird ſodann geeggt, worauf man ſogleich den Pflug folgen läßt, um die ſtehen ge— bliebenen Streifen zu ſpalten und umzuwenden, zu welchem Zwecke vornehmlich das Querpflügen zu em— pfehlen iſt. Auf dieſelbe Weiſe kann man auch die Sommerbrache behandeln, und man wird nicht nur ſo das Feld in größtmöglicher Oberfläche den günſtigen Einwirkungen der Atmosphäre ausſetzen, ſondern daſſelbe auch ſtets gegen neues Zuſammen— ſchlämmen möglichſt ſichern und das Land locker erhalten. Auch dem Wurzelunkraute wird durch das Bälken kräftig entgegengewirkt. Bei Mangel an Arbeitskräften kommt dieſe Behandlung des Ackers mit großem Nutzen in Anwendung; iſt man hinge— gen mit den erforderlichen Ackergeſpannen hinläng— lich verſehen, ſo wird das gewöhnliche Pflügen vor dem Bälken den Vorzug verdienen. Übrigens findet dieſe Behandlungsmethode des Ackers mehr bei ſtrengen, thonhaltigen Boden in mehr ebener Lage mit Nutzen Anwendung. % Behacken und Behäufeln. Durch das Behacken wird der Boden nicht nur zur beſſern Ausbreitung der Wurzeln gelockert, ſondern auch zur leichtern Aufnahme der atmosphä— riſchen Einflüſſe für die Pflanzen beſonders günſtig gemacht. Bei dem Behacken dürfen aber weder die Wurzeln gequetſcht oder entblößt, noch darf die Pflanze ſelbſt verletzt werden; auch darf man dieſe Verrichtung nicht bei großer Dürre, kaltem Winde, Rauhreif, Schnee oder Froſt vornehmen. Die Tiefe des Behackens richtet ſich nach der Natur der Pflanzen; diejenigen, deren Wurzeln ſenkrecht hinabgehen, ohne auf den Seiten viel Würzelchen zu treiben, können tiefer behackt werden, als die, deren Wurzeln flach fortlaufen oder ſich weit ver— breiten. Nach dem mannichfaltigen Zuſtande der Kultur findet man bald mehr bald weniger Ge— wächſe, bei denen das Lockern gebräuchlich iſt, und nur bei der Drillkultur iſt ein Lockern aller Gewächſe in Anwendung. Ein ſolches Lockern er— folgt am gewöhnlichſten durch Menſchenhände mit der Hacke, indeſſen wird dieſe Arbeit in den mei— ſten Fällen ſehr koſtſpielig, weshalb die ſogenann— ten Pferdeſchaufeln, welche von Pferden oder auch von Ochſen gezogen werden, wodurch mit geringem Kraft: und Zeitaufwande die größten Felder bear— beitet werden können, mit mehr Vortheil zu ge— brauchen ſind, wenn nehmlich die Pflanzen ſo viel Raum zwiſchen ſich geſtatten, daß man die Pferde— hacken durchziehen kann, ohne ſie zu beſchädigen, wobei natürlich die Pflanzen in Reihen ſtehen müſſen. Da mittelſt der Pferdehacken nur die Zwi— ſchenräume zwiſchen den Pflanzen gelockert werden können, die nächſt dem Stamm liegende Erde aber ungelodert bleibt, fo müſſen dieſe ungelockerten Stämme bei ſolchen Pflanzen, welche eine Locke— rung um ihren Stamm unmittelbar erfordern, noch mit der Handhacke nachgelockert werden. Seit der Einführung der Drillmaſchinen hat man die Pferde— hackenkultur mit dem größten Vortheile auch auf die Getreidearten in Anwendung gebracht. Zum Behacken bedient man ſich mehrerer Inſtrumente; die vorzüglichſten jetzt bekannten aber ſind die Furchenegge, und vor allen ein kleiner Exſtirpator mit 3 Scharen oder Schaufeln, oder wohl auch mit ſechartigen Meſſern, welche zuſammen gerade den Raum zwiſchen zwei Pflanzenreihen einnehmen. Meiſtens wird mit dem Behacken zugleich das Behäufeln verbunden und man bedient ſich dann nur eines Häufelpflugs, obgleich dem Behäufeln beſſer das Behacken vorausgeht. Durch das Be— häufeln wird das Erdreich näher an die Pflanzen gebracht und aufgehäuft, ſo daß ſie größtentheils damit bedeckt werden, und nur der Haupttrieb über demſelben hervorſteht. Das Behäufeln iſt vornehmlich ſolchen Gewächſen ſehr gedeihlich, welche ihre Wurzeln nicht tief, ſondern flach in der Erde hintreiben, wie z. B. mehrere Kohl- und Knollengewächſe; doch iſt dieſe Verrichtung erſt dann vorzunehmen, wenn die Pflanzen gehörig Wurzel gefaßt haben und im freudigen Wuchſe Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 87 begriffen ſind. Außer dem weſentlichſten Vortheile des Behäufelns, daß jene Erde, die ſonſt von den Wurzeln nicht erreicht werden würde, dadurch zur Beförderung des Wachsthums mit zugezogen wird, erlangt man durch dieſe Verrichtung auch anderweite Vortheile; dahin gehört nehmlich: der begünſtigte Austrieb von Kronenwurzeln bei den grasartigen Gewächſen; ferner die mehrere Feuch— tigkeit, welche die dadurch tiefer gekommenen Wur: zeln vor dem Ausdorren ſchützt; auch unterdrückt die auf die Reihen der Pflanzen kommende loſe Erde das Unkraut völlig. Daher kann man ſtark verqueckte Felder am ſicherſten dadurch reinigen, daß man ſie mit Behackfrüchten beſtellt und das Behäufeln oft genug darauf anwendet. Das Be— häufeln geſchieht ebenfalls entweder mit der Hand— haue durch Menſchenhände, oder mit andern Werk— zeugen, beſonders dem Schaufelpfluge oder der kleinern Pferdehacke, da dieſes Inſtrument das Erdreich mehr als andere auflockert und nicht feſt an die Pflanzen hin anſtreicht; doch müſſen hierbei die Pflanzenreihen immer in einer ihrer Breite entſprechenden Entfernung von einander gemacht werden. Bei Anwendung des eigentlichen Häüfel— pflugs (Krauthakens) kommt es weniger genau auf die gegebene Entfernung der Pflanzenreihen von einander an, da die beiden daran befindli— chen Streichbreter oder Streichhölzer bald weiter, bald enger geſtellt werden können; doch kann auch zum Anhäufeln des Erdreichs ſchon ein bloßer Ruhrhaken gebraucht werden. Je höher beim Behäufeln die Erde auf die Pflanzenreihen aufgeworfen wird, deſto tiefer wer— den natürlich die zwiſchen letztern entſtehenden Fur— chen. Indeſſen muß man hierbei ein gewiſſes Maß beobachten; denn bei einer zu großen Tiefe der Furchen zwiſchen den Pflanzenreihen entweicht bei trocknen Sommern die Feuchtigkeit eher, als ſie erhalten wird, wenn zumal die Blätter dieſer Gewächſe das Land noch nicht völlig bedecken und beſchatten; aber auch das Waſſer zieht ſich bei einfallenden Regen ſchnell in die tiefen Furchen und läuft hier ab oder zieht ſich in den Untergrund, und iſt ſomit für die Erdfrüchte meiſtens verloren. Bei einem ſolchen fehlerhaften Behäufeln beab— ſichtigt man meiſtens dem zu flachen und ſeichten Pflügen zu begegnen. Indeſſen wird jener Zweck hierdurch nur zum Theil erreicht, da die zum Ge— deihen der Erdgewächſe erforderliche Lockerung nur zwiſchen den Pflanzenreihen, nicht aber, wo ſie am weſentlichſten nöthig iſt, in der Pflanzenreihe ſelbſt zu bewirken iſt. Ein vor dem Ausſetzen der Pflanzen und Knollen gut kultivirtes und tief gelof- kertes Land bedarf daher nur einer flachen Lockerung und Behäufelung. Beabſichtigt man jedoch einen ſehr verunkrauteten und beſonders ſtark verqueckten Acker vorzüglich durch den Anbau von Erdgewäch— ſen darauf von jenen Unkräutern zu reinigen, ſo wird zur Erreichung dieſes Zweckes ein tieferes und wiederholtes Behacken und Behäufeln nöthig. Eggen. Das Eggen iſt eine ſehr wichtige Arbeit, welche viel Aufmerkſamkeit erfordert. Man bedient ſich dazu hauptſächlich der Pferde, indem dieſe einen ſchnellern Gang haben, wodurch die Eggen in einer mehr ſchwingenden Bewegung gehalten wer— den und mehr wirken, und in manchen Fällen es auch nöthig wird, daß man im Trabe eggt: Auf ſchweren, zähen Gründen muß man ſich ſchwerer Eggen mit vorwärts geneigt ſtehenden Zinken be— dienen; auch leiſten zwei Eggen hinter einander gehängt auf ſchwerem Boden gute Dienſte, weil die Egge, je entfernter ſie vom Geſpann geht, deſto tiefer in die Erde greift. Auf ſchmalen ge— wölbten Beeten leiſten zwei ſchmale, neben einan— der gehängte Eggen beſſere Dienſte, als die breiten und einfachen. Auf leichtem und lockerm Boden kann die Egge leichtere Balken und gerade geſtellte Zinken haben. Die dem Boden angemeſſene Egge muß von dem Führer vermittelſt eines Strickes oder Hakenſtockes gehörig geleitet werden, und er hat namentlich darauf zu ſehen, daß ein Strich an den andern genau ſich anſchließt, und daß die Egge gegen Steine oder große Schollen in gehö— riger Linie erhalten werde. Das ausgeriſſene und mit den Eggen zuſammengeſchleppte Unkraut, be— ſonders die Quecken, müſſen von dem Acker hin— weggeräumt und verbrannt, oder in Gruben zur gänzlichen Abfaulung gebracht, nie aber zur Streu verwendet werden. Zum Eggen muß man auf allen bindigern Bodenarten einen Zeitpunkt wäh— len, wo der Acker weder zu naß noch zu trocken iſt. Der günſtige Zeitpunkt zum Eggen iſt über— haupt dann vorhanden, wenn die Kloͤße anfangen an der Luft von ſelbſt zu zerfallen, was gewöhn— lich nach einem auf die ausgetrockneten Klöße er— folgten Regen der Fall iſt. Zeigt ſich nach dem Eggen bald wieder Unkraut auf dem Acker, ſo muß daſſelbe wiederholt werden, und wird der klar geeggte Acker nach einem Regenguſſe mit einer harten Rinde überzogen, ſo muß er ebenfalls wieder aufgeeggt werden. Sonſt läßt man aber auf einem Acker, der wiederholt hinter einander ge— pflügt wird, die Egge kurz vor der neuen Pflug— art vorangehen. Das Eggen ſelbſt erfolgt in die Länge, d. h. in gleicher Richtung mit der Pflugfurche, wie es am häufigſten vorkommt; doch darf dieſes nicht blos in einer Richtung ſtattfinden, ſondern es muß Strich und Widerſtrich beobachtet werden. Erlaubt es die Breite des Stückes, ſo unterlaſſe man niemals das Quereggen; iſt aber der Acker hierzu zu ſchmal, ſo egge man in ſchräger Rich— tung, d. h. ins Kreuz oder ſchräg gegen die Pflugfurchen, welches vornehmlich zur gleichför— migen Unterbringung und Vertheilung des Samens vortheilhaft befunden wird. Auch eggt man ſchlan— genförmig, jo daß ſich die Züge in Geſtalt einer 8 durchkreuzen, welches, wenn es thunlich, von roßem Nutzen iſt. Endlich eggt man noch in die Runde, welches jedoch nur auf breiten Stücken 88 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. anwendbar iſt und vornehmlich bei unebenen Fel— dern ſehr viel zu ihrer Ebnung beiträgt. Auch auf verqueckten Stellen iſt das Rundeggen ſehr wirkſam. Das Verfahren ſelbſt dabei iſt folgen— des: das erſte Pferd geht an einer Leine, etwa - 8 Schritte vom Führer; an die rechte Seite des Schwengels (Ortſcheits), womit dieſes Pferd die Egge zieht, iſt der Zügel des zweiten Pferdes ge— bunden, und geht folglich der erſten Egge zur rechten Seite. Ebenſo iſt an den Schwengel des zweiten Pferdes das dritte gebunden, und geht der zweiten Egge zur rechten Seite, und ſofort bis zum vierten oder ſechſten Pferde. Ein Führer leitet das erſte Pferd an der Leine in der Volte herum, und ſo müſſen die andern Pferde folgen, und jedes ſeinen Zirkel machen. Iſt auf ſolche Weiſe eine Volte gemacht, ſo tritt der Führer einige Schritte weiter und läßt eine andere machen, bis das ganze Feld übergangen iſt. Nachdem dieſes geſchehen, werden gewöhnlich alle Pferde auf dieſelbe Weiſe zuſammengekoppelt; ein Führer ſetzt ſich auf das erſte Pferd und reitet um das Feld im vollen Trabe hinauf und herunter, wobei dann alle Pferde in ſchräger Linie folgen müſſen. Wenn viele Quecken im Boden ſind, ſo muß im Trabe geeggt werden, um dieſelben gehörig von der Erde auszuſchütteln; auch beim Unterbringen des Samens, beſonders bei feinen Sämereien ift daſſelbe vortheilhaft. Im Allgemeinen iſt weniges und tüchtiges Eggen der künftigen Vegetation zuträglicher, als zu häufiges und zu oft wiederholtes Eggen, wenn ſich der Bo— den nur ſonſt in dem entſprechenden Zuſtande der Gahre und Reinheit befindet. Die Behauptung, daß ſchwerer Boden ſo leicht nicht zu viel geeggt werden könne, erleidet nicht eine unbedingt vor— theilhafte Anwendung; denn abgeſehen von der aus jener Arbeit erwachſenden Thierquälerei und der Koſtſpieligkeit dieſer Arbeit ſelbſt, verdichtet der wiederholte Fußtritt des Pferdes die ſchon lockere Krume auf nachtheilige Weiſe, und man wird oft durch zweckmäßige Anwendung geeigneter Walzen ſeinen Zweck weit billiger und ſicherer erreichen. Walzen. Das Walzen der beſäeten Felder iſt in mehrern Fällen von bedeutendem Nutzen, und hat bald den Zweck, die ausgeſtreute Saat in die Ackerkrume feſt zu drücken; bald dient es dazu, die loſe Erde an die Wurzeln der Pflanzen feſtzudrücken; hauptſäch— lich aber wirkt ſolches auf Zuſammenhalten der Feuchtigkeit in allen lockern, der Luft zu ſehr geöff— neten Bodenarten. Denn nur ein mäßiger Zutritt der Luft in der Oberfläche des Bodens iſt den Pflan⸗ zen gedeihlich, und iſt dieſer zu ſtark, ſo daß die Wurzeln ſelbſt der unmittelbaren Berührung der Luft und Sonnenſtrahlen ausgeſetzt ſind, fo verdun— ſten ſie zu viel Feuchtigkeit, ſie verdorren, und die Pflanzen kränkeln oder ſterben gänzlich ab. Auf einem zu loſem Boden verhütet daher ein Zuſam— mendrücken der Oberfläche durch die Walze das Verdorrren des Keimes oder der Pflanze. Das Walzen befördert unter allen Verhältniſſen das Kei— men der Saat, und hat ein weit gleichförmigeres Hervorkommen derſelben zur Folge. Auch iſt das Andrücken der ausgeſtreuten Saat an die Ackerkrume für alle feinen Geſäme, die möglichſt flach in die Erde zu liegen kommen müſſen, ſehr zweckmäßig. Es kann daher der auf fein und eben geeggtes Land ausgeſtreute Mohn, Spörgelſamen und Rübſen u. ſ. w. mit der Walze ins Land gedrückt werden; wobei denn beſonders zu beobachten iſt, daß die Ackerkrume bei der Anwendung der Walze nicht naß und klebrig ſei. Auch der ins Sommergetreide geſtreute Kleeſamen kann, entweder gleich nach Beendigung des Eineggens der Saat, oder, was beſſer iſt, und der Gerſte und dem Hafer ſehr gut bekommt, nach dem Aufgehen derſelben einge— ſtreut, und dann ebenfalls durch Überziehen mit der Walze eingedrückt werden. Das Andrücden der Erde an entblößte Wurzeln mit der Walze wird in den Fällen gute Dienſte thun, wo man im Frühjahre ſich bewogen ſieht, ſchon auf— gegangene Gerſte, Hafer, ſo wie den zu ſehr ver— trockneten, mit Winterweizen beſtellten Acker auf— zueggen. Das Walzen iſt beſonders auch auf hu— musreichem Boden, der mit Wintergetreide beſtellt iſt, oft nöthig, indem hier nicht ſelten der Winter— froſt die Wurzeln des Wintergetreides aus der Erde hebt oder ſolche doch locker ſtellt. In ſolchen Fällen iſt dann im zeitigen Frühjahre, ſobald das Feld nur einigermaßen abgetrocknet iſt, der Gebrauch der Walze ſehr zu empfehlen. Der loſe ſandige, ſowie der humoſe leichte Bo— den erfordern nun noch überdem zum Zuſammen— halten der Feuchtigkeit gleich nach Beſtellung der Saat die Walze; beſonders aber iſt ſie für beſtelltes Sommergetreide wichtig, weil hier ſonſt bei lange ausbleibendem Regen nicht die Hälfte der Körner aufgeht. Ja ſelbſt bei den mehr gebundenen Boden— arten, mit Ausnahme des Lehm- und Thonbodens, wird die Walze nur mit Nutzen in Anwendung ge— bracht werden. Für den Winterroggen iſt die Walze in der Regel entbehrlich. In denjenigen Fäl— len jedoch, wo man es gerathen findet, in diesjäh— riges Kartoffelland, nach der Ernte dieſer Frucht, Roggen zu ſäen, iſt dem Felde die dem Roggen nützliche Dichtigkeit der lockern Bodenarten zuweilen nicht anders, als durch den Gebrauch der Walze zu verſchaffen. Ebenſo wichtig iſt der Gebrauch der Walze auf durch Pflug und Walze ſorgfältig zuge— richteten Ackern für feine Sämereien oder Ausſetzen von Pflanzen bei trocknem Wetter, wenn man ſolche noch eine Zeit lang unbeſät und unbepflanzt liegen laſſen will. Außerdem wendet man auch noch namentlich ſchwere Walzen an, um die auf dem Felde zurückge— bliebenen Schollen und Klöße, welche die Egge nicht zertrümmern konnte, zu zermalmen. Da ſich dergleichen Schollen natürlich nur auf thonigem und lehmigem Boden finden, ſo muß der Acker völlig ausgetrocknet ſein, wenn eine ſo ſchwere Walze nicht die Ackerkrume zum großen Nachtheile der Saat zu ſehr zuſammendrücken fol, Endlich iſt der Ge r Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 89 brauch der Walze zum Bedecken der mit der Drill— maſchine in Reihen geſäeten oder in Löcher geſteckten Getreidefrüchte zweckmäßig, weil hier die Egge den Samen aus ſeiner Lage reißen würde. RNajolen, Rijolen, Man verſteht hierunter diejenige Arbeit, durch welche nicht nur eine möglichſt tiefe Lockerung des Bodens erfolgt, ſondern auch der Untergrund in die Höhe auf die Oberfläche gebracht wird. Man beab— ſichtigt bei dieſer Operation die Fruchtbarkeit des Bodens zu vermehren und ihn zum Anbaue mancher Gewaͤchſe geeigneter zu machen; doch kann dieſer Zweck nur dann erreicht werden, wenn das aus der Tiefe heraufgebrachte Erdreich eben ſo gut oder noch beſſer, als das auf der Oberfläche befindliche iſt. Man muß daher zuvörderſt, ehe man das Rajolen vornimmt, den Untergrund unterſuchen und ſich von deſſen Beſchaffenheit überzeugen. Durch den Druck der Pflugwerkzeuge und durch den Tritt des Zug— viehes und des Pflugführers in der ausgepflügten Furche bildet ſich zwiſchen dem bearbeiteten Erdreiche und dem nicht bearbeiteten Untergrunde eine Art von feſter Rinde, die zwar nicht hindert, daß ſich auch abgeſpülte Düngungstheile hineinziehen, wohl aber das Eindringen der Pflanzenwurzeln nicht zuläßt. Alle Pflanzenwurzeln dringen aber um ſo tiefer in den Boden ein, je mehr ſie gelockertes und frucht— bares Erdreich finden, und es läßt ſich hier kein Maßſtab annehmen. Natürlich werden Pflanzen, deren Wurzeln möglichſt tief eindringen, mehr Nah— rung erfaſſen, kräftiger werden, nicht ſo leicht lagern oder bei ungünſtiger Witterung umfallen, wie dies in einem flachgrundigen Boden wohl der Fall iſt, und je tiefer die Wurzeln einzudringen und ihre Nahrung aus der Tiefe zu holen vermögen, eine um ſo größere Anzahl von Pflanzen haben auf einem beſtimmten Raume Platz und können ſich um ſo kräftiger ausbilden. Iſt der durch das Rajolen her— aufgebrachte Untergrund noch beſſer als die bear— beitete Oberfläche, ſo iſt natürlich der Vortheil des Rajolens um ſo größer. Das Rajolen im Garten geſchieht 16 bis 24 Zoll tief, auch wohl noch tiefer mit dem Spaten, ſ. weiterhin Gartenbau. So vortheilhaft nun auch das Rajolen bei der Spatenkultur auf dem Felde iſt, ſo würde es doch, mit Handwerkzeugen verrichtet, bei großen Ackerflächen ſelbſt unter den günſtigſten Verhältniſſen viel zu theuer kommen, als daß es unter dieſen Umſtänden empfohlen wer— den könnte. Da jedoch auch bei der Feldwirthſchaft eine tiefere Bearbeitung des Bodens als durch die gewöhnliche Feldbeſtellung erreicht werden kann, unter vielen Umſtänden wünſchenswerth iſt, fo iſt Ur bar m Unter Urbar verſteht man ein jedes Stück Land, welches bei der Feldkultur in einem regelmäßigen Kirchhof, Landwirth. man darauf bedacht geweſen, die Arbeit des Rajolens durch Zugvieh und Maſchinen verrichten zulaſſen. Das Rajolen iſt ſchon dadurch zu bewerfitellis gen, daß man zwei gewöhnliche Pflüge hinter ein— ander in einer und derſelben Furche gehen läßt. Der erſtere ſchält die obere Erdſchicht und wirft ſie in die ſchon gemachte tiefe Furche; der folgende zweite aber, welcher ein längeres und nach dem Boden zu verhältnißmäßig ausgeſchnittenes Streich— bret hat, hebt die untere Schicht empor und wirft fie über die erſtere. Man hat aber auch hierzu be⸗ ſondere Rajolpflüge, die gewöhnlich aus 2 in einer Richtung untereinander ſtehenden Pflugkörpern beſte— hen und höchſtens 16 Zoll tief arbeiten. Doch ſol— len die bedeutenden Koſten eines ſolchen Werkzeuges und die ſtarke dazu erforderliche Beſpannung die Ar— beit ſehr vertheuern, weshalb man empfiehlt, lieber 2 Pflüge hinter einander gehen zu laſſen, indem man hierdurch den Zweck eben ſo gut und mit beträchtlich geringerm Koſtenaufwande erreicht. Ein vorzügli- ches Inſtrument zur tiefen Lockerung des Bodens, obſchon dadurch der Boden nicht ſo vollſtändig aus der Tiefe auf die Oberfläche gebracht wird, iſt der in der Gegend von Dresden gebräuchliche Haken (ſ. D.). Man kann mit dieſem eben ſo tief und noch tiefer den Boden lockern, als mit 2 hinter ein— ander folgenden Pflügen; es müſſen nur dann die Streichbreter verhältnißmäßig enger ſtehen, oder ganz wegfallen und durch kurze Ohren erſetzt wer— den, und das Schar muß weniger breit und vorn mit einer geſchärften Spitze verſehen ſein. Man kann mit einem ſolchen Haken den Boden vollkom— men 18 Zoll tief und tiefer aufrühren. So vortheilhaft auch das Rajolen durch die Heraufbringung eines der Oberfläche gleichen oder beſſern Untergrundes oder auch eines ſolchen, wel— cher die Oberfläche mechaniſch verbeſſert, iſt, ſo iſt hierbei doch Vorſicht zu empfehlen. Findet man un— mittelbar unter dem zum Rajolen beſtimmten Boden eine Schicht kieſigen, oder aus kleinem verſchieden— artigem Steingeröll beſtehenden Untergrundes, ſo hüte man ſich ja, die Oberfläche bis auf dieſen Un— tergrund zu lockern; denn hat dieſer nur einige Tiefe, ſo dringt der durch die Feuchtigkeit aufge— ſchwemmte Boden dergeſtalt in eine ſolche Stein— ſchicht, daß ſich der Boden der Oberfläche merklich vermindert, und man anſtatt eines tiefern einen flachern Boden bekommt. Solches findet ſich nicht ſelten in aufgeſchwemmtem Erdreich, und man nennt einen ſolchen Untergrund einen freſſenden. Wenn man übrigens durch das Rajolen im Anfange, bis der aus der Tiefe herausgeholte Boden von der At- mosphäre gehörig geſchwängert iſt, nicht einen Rück— ſchlag erleiden will, ſo muß man den Boden vor Winters rajolen und ihm im nächſten Frühjahre eine ſtärkere Düngung geben. a chung. Umtriebe ſteht und dem zufolge zur Bearbeitung und Beſäung gelangt, ſowie 12 das als Wieſe kulti⸗ 90 virte Land. Unter nicht urbaren Ländereien verſteht man Lehden, Anger, Weiden, die immerwährend zu Weideland dienen, Forſtgrund, Flugſand, Sümpfe, auch See- und Teichländereien, ſowie alte Straßen, Wege und den Grund von verlegten Bächen und Flüſſen u. ſ. w. Unter Urbarmachung verſteht man daher diejenige Zubereitung des Bo— dens, wodurch ein bisher noch nicht angebaures, wild verwachſenes Land in einen zur Erziehung der Feldgewächſe tauglichen Zuſtand verſetzt oder nach Beſchaffenheit der Umſtände in ein fruchtbares Wie- ſenland verwandelt wird. Die Urbarmachung kann ſich ſogar darauf erſtrecken, ein bisher wild verwach— ſenes Land, welches wenig oder gar keinen Nutzen bringt, in ein angemeſſenes, einen verhältnißmä— ßigen Nutzen bringendes Weideland zu verwandeln. Ehe man aber zu einer Urbarmachung ſich entſchließt, muß ſie vorher gehörig durchdacht und reiflich über— legt werden; beſonders ſind folgende Umſtände zu berückſichtigen: 1) Ob das darauf verwendete Kapital ſeiner Zeit die betreffenden Zinſen abwerfe oder nicht. 2) Ob das betreffende Unternehmen durch ſei— nen Aufwand die Kräfte des Unternehmers nicht überſteige. 3) Ob ſich bei der Ausführung nicht Hinder— niſſe ergeben können, wodurch das Unternehmen ſcheitern kann. 4) Auf welche Art das beurbarte Grundſtück nach ſeiner natürlichen Beſchaffenheit am zweckmä— ßigſten angebaut und benutzt werden kann. Ein Land, welches zu ſteile Abhänge bildet, taugt zur Urbarmachung zu Feld nicht, doch kann es angemeſſen fein, es durch Bildung von Ter— raſſen, beſonders wenn Steine vorhanden ſind, zur Anlage von Weinpflanzungen, Hopfenpflan⸗ zungen u. ſ. w., wenn Boden und Klima dazu günſtig ſind, zu verwandeln. Ländereien, welche viele zu Tage kommende Felſenriffe und zwiſchen dieſen nur eine flache, ebenfalls auf Felſen ru— hende Erdſchicht haben, taugen zur Urbarmachung zu Feld ebenſowenig, als ſolche, die mit einer flachen Erdſchicht den Felſen bedecken, oder in einer zu geringen Tiefe einen ganz fehlerhaften Unter— grund haben. Ein Boden, der zwar eine tiefere Krume hat, aber ſo ſehr mit größern und klei— nern Steinen durchmengt iſt, daß die Pflugwerk— zeuge nicht in Anwendung gebracht werden kön— nen, wird ſelten mit Vortheil in Ackerland zu verwandeln ſein. Alle dergleichen Ländereien ſind auf andere Weiſe zu benutzen, und dadurch, wie z. B. durch Obſtbaum- und Baumpflanzungen, durch An⸗ ſaat geeigneter Futterpflanzen, durch Wafjerzuleitun- gen, welche Erde anſchwemmen u. ſ. w. mehr oder weniger endlich zur Urbarmachung vorzubereiten. Die bei der Urbarmachung den Pflugwerkzeu— gen hinderlichen Steine müſſen herausgeſchafft, anch die zu Tage gehenden Felſenriffe, ſowie große Steine oder Blöcke geſprengt werden, und zwar zu einer Tiefe, wo ſie den Pflugwerkzeugen nicht hinderlich werden. Iſt die Gegend ſonſt an Stei⸗ nen arm, ſo iſt es immer das Beſte, die beſon— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. ders in ebenen Gegenden häufig vorkommenden, faſt zu Tage gehenden Steinblöcke ganz wegzuſpren— gen und aus ihnen, ſo lange ſie dauern, förm— liche Steinbruͤche zu machen, da ſich in ſolchen Gegenden die Steine ſehr gut bezahlen. Sumpfige und überhaupt naſſe Lände⸗ reien können nur dann zur Urbarmachung ges langen, wenn ſie gehörig trocken gelegt werden, welches allerdings nicht ſelten eine ſchwierige und koſtſpielige Arbeit iſt, ſich aber doch oft ſehr gut bezahlt macht, indem der Werth des Grundes durch eine vollſtändige Abwäſſerung ſehr bedeutend gehoben wird. Bei der Verſumpfung der Grund— ſtücke kann es verſchiedene Fälle geben, wie die— ſelbe entſteht, und durch welche Mittel ihr abge— holfen werden kann. { 1) Es zeigen ſich an den Bergabhängen nafje Stellen, welche gewöhnlich daher rühren, daß das Waſſer auf eine undurchlaſſende Boͤdenſchicht ge— kommen iſt, ſich daſelbſt anſammelt, und durch ſeinen Druck allmälig die Erdrinde durchdringt und zu Tage kommt. In dieſem Falle müſſen die Quell⸗ gründe aufgegraben, das zum Vorſchein kommende Waſſer nach beiſtehender Figur „MU I I I) N e I ee W an Br ARE ra. 5 SER in einem Auffangegraben a gefammelt und durch den Abzugsgraben „ abgeleitet werden. 2) Wenn ſich auf einer ebenen Fläche eine Verſumpfung zeigt, die von einer undurchlaſſen⸗ den Erdſchicht a herrührt, unter welcher eine Ae r N r 7 ni 0 e er 5 nen Fr DSL LE LAN N ® 3 % N — x Nu DB er = EL FF lockere durchlaſſende Erdſchicht “ folgt, jo kann man die undurchlaſſende Erdſchicht an mehrern Stel⸗ len durchbohren, worauf die Feuchtigkeit und Ver⸗ ſumpfung ſich allmälig verlieren wird. 3) Befindet ſich auf dieſer ebenen Fläche unter der undurchlaſſenden Erdſchicht keine durchlaſſende wie bei 2), ſo ſuche man hohe Ackerbeete von zweckmäßiger Wölbung anzulegen. 4) Auf einem thonigen nicht quelligen Boden, welcher nur wenig, Gefälle hat, iſt die Anlegung von 4, 6, 8 bis 10 Furchen breiten Ackerbeeten das wirkſamſte Mittel, das überflüſſige Regenwaſſer wegzuſchaffen. S. oben Ackerbeete. Dar e" 5) Iſt das Grundſtuck ſehr verſumpft, bei wel⸗ chem das Waſſer gar keinen Abzug findet, und läßt die im Untergrunde ſich vorfindende Thonſchicht das Waſſer nicht durchſickern, ſo gräbt man an dem tief⸗ ſten Orte offene Gruben, oder man legt einen Teich an, in welchen ſich das Waſſer zieht. Je größer und wäſſeriger die ſumpfige Gegend iſt, deſto mehr ſolcher Teiche müſſen angelegt werden. 6) Sehr häufig findet man Verſumpfungen an dem Fuße der Bergabhänge, wo das Waſſer auf undurchlaſſende Erdſchichten ſtößt, auf welchen es in den Thalebenen zu Tage kommt und dieſe ver⸗ ſumpft. In dieſem Falle muß ein Graben von be ſtimmter Länge angelegt werden, der ſich am Fuße des Bergabhanges der Länge nach hinzieht und das Waſſer ableitet. mp. " 1} 7 7) Liegt ein Grundſtück fo flach, daß dem Waſ— ſer gar kein Abfluß verſchafft werden kann, ſo läßt ſich die Trockenlegung einigermaßen dadurch herſtel— len, daß man Boden herbeiführt, die Sumpfſtellen damit auffüllt und viele und breite Gräben anlegt. 8) Sollen Sümpfe, Seen und Teiche trocken gelegt werden, ſo muß man ſich zuerſt von dem erforderlichen Gefälle überzeugen. Iſt ſolches in dem Grade vorhanden, daß das Waſſer abgeleitet werden kann, ſo müſſen nicht nur alle aus den be— nachbarten Anhöhen hineinfließende Quellen durch einen Graben nach beiſtehender Figur abgefangen 1 1 7 Mn een ir, AN IN) ALM N! li... j und abgeleitet werden, fondern in dem Sumpfe, Teiche oder See muß ein Netz von Gräben angelegt werden, welche ſämmtlich in einen Hauptgraben münden. f 3 9) Iſt die Trockenlegung eines Feldſtücks nicht ausführbar oder mit zu großen Koſten verknüpft, ſo bleibt es räthlich, ſolche Stellen mit Holz anzupflan- zen, und hierzu paſſen Erlen, Eſchen, Pappeln, Weiden, durch welche Holzarten man überhaupt ſchon einen ſeiner natürlichen Lage nach beſtändig naſſen Boden oft dauerhaft verbeſſern kann, indem 0 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 91 jene die überflüſſige Feuchtigkeit einſaugen. Selbſt mehrere nutzbare, in feuchtem Boden wachſende Gräſer können dazu dienen, z. B. Waſſerrispengras, Wieſenfuchsſchwanz, Wieſenlieſchgras u. ſ. w. 10) Dem Austreten der Bäche und Fluͤſſe wird durch erhöhte Ufer oder Dämme auf der ganzen Länge vorgebeugt; indeſſen wird dadurch nicht immer die Näſſe des mit Dämmen umgebenen Landes gehoben. Das von den Höhen herabkommende ſowie auch das durch Anſchwellung der Flüſſe verurſachte Dräng— waſſer, das ſich unter dem Erdboden hindurchzieht, muß auch wieder Abfluß erhalten. Zuweilen läßt ſich dieſes durch Kanäle dem Fluſſe wieder zuleiten oder es werden Schleuſen zum Abwäſſern ange— bracht, die mit Fallthüren verſehen ſind, die das äußere Waſſer, wenn ſolches höher ſteht, zurückhal— ten, wogegen ſie, wenn es gefallen iſt, von dem innern herausdrängenden Waſſer geöffnet werden. Werden aber die niedrig liegenden Gründe dadurch noch nicht hinlänglich entwäſſert, und reichen auch die Gräben hierzu nicht aus, ſo muß man ſeine Zuflucht zu den koſtſpieligen künſtlichen Schöpfma- ſchinen nehmen. Den Überſtrömungen und Durch— ſickerungen ſolcher Flüſſe, die wegen ihrer Krüm— mungen ein zu geringes Gefälle haben und deren Anſchwellung nicht vom Rückſtau herrührt, wird dadurch am ſicherſten gewehrt, daß man ihnen ein erades Bette giebt und die Hinderniſſe ihres freien Laufes wegräumt. Man erreicht dies auf zweierlei Art, indem man nehmlich einmal entweder die Krümmungen durchſticht und dem Strome durch ſelbige hindurch ein gerades Bette giebt, wodurch man ſeinen Weg um ein Bedeutendes verkürzt, und durch das ſtärkere Gefälle ſchneller ausleert, ſo wie auch dadurch oft anſehnliche Strecken des fruchtba— ren Landes gewinnt, oder indem man nur einen Theil ſeines Waſſers durch einen geraden Nebenka⸗ nal ableitet, ohne jedoch das alte Bett zu verſchlie— ßen. Ein ſolcher Graben braucht anfangs nur flach und ſchmal zu ſein; er erweitert ſich in der Folge durch die Kraft des Waſſers von ſelbſt dermaßen, daß er das ſämmtliche Waſſer nun auffaſſen und abführen kann, und das alte Flußbett nun unnö⸗ thig wird. 8 k Die bei der Entwäſſerung vorkommenden Grä— ben ſind entweder offen oder bedeckt; letztere heißen auch Ackerfontanellen oder Unter⸗ trains. Offene Gräben legt man auf Grundſtücken an, wo eine große Waſſermaſſe abzuführen iſt, oder da, wo fie der künftigen Benutzung nicht hin derlich ſind. Verdeckte Gräben baut man da wo dieſe tief in den Boden gehen, nicht viel Waſſer abzuleiten haben, und wo ſie dem künftigen An⸗ baue des Grundſtücks hinderlich wären. Jeder Gra⸗ ben muß ein Gefälle haben, damit das Waſſer bis auf die Sohle ablaufe. Alles Waſſer muß bei einem Laufe von 10 bis 15 Fuß wenigſtens ein Gefälle von ½ Zoll haben, bei einem ſtärkern Laufe giebt man auf 10 Fuß 1 bis 2 Zoll. Ein zu ſtarkes Ge⸗ fälle des Waſſers verurſacht auf lockerm Boden leicht ein Aufwühlen der Sohle und Seitenwände; des⸗ halb führt man ſolche Er; quer über die Fläche EN 92 f Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. oder ſchlangenförmig. Die Weite und Tiefe der Gräben richten ſich nach der erfahrungsmäßig größ- ten Waſſermenge, welche abgeleitet werden ſoll. Nach der Tiefe des Grabens aber und nach der Breite ſeiner Sohle muß ſich die obere Breite des Grabens richten, damit die Wände deſſelben die gehörige Abdachung bekommen. In einer feſten, ſtehenden Erdart nimmt man das Verhältniß ge— wöhnlich ſo an, daß die obere Breite des Grabens das doppelte Maß der Tiefe deſſelben ſammt der Breite der Sohle ausmache. Wenn alſo ein Gra— ben 3 Fuß tief und ſeine Sohle 2 Fuß breit iſt, ſo muß er oben 3132 alſo 8 Fuß Breite haben. In ſandigem oder mergeligem, leicht einſtürzendem Bo— den iſt dieſe Böſchung aber oft noch nicht zureichend, ſondern die Breite muß oben um die Hälfte oder ein Drittel größer fein. Oft find auch hierzu ganz mul: denförmige, dann mehrentheils benarbte und bei trockner Jahreszeit oft als Grasland zu benutzende Gräben nöthig und vortheilhaft. Um einem Graben eine vollkommene Böſchung oder Seitenabdachung zu geben, gräbt man denſelben zuerſt nach beiſtehender Figur ſenkrecht aus. Wenn nun die Tiefe a b des Grabens 2 Fuß betragen d b p | | 8 41 ſoll, jo mißt man von 5 nach e ebenfalls 2 Fuß. Darauf haut man die Erdmaſſe ade ab, auf der andern Seite bei d wird ebenſo verfahren, wodurch der Graben die nöthige Böſchung erhält. Damit ungeübte Arbeiter die Gräben vollkom— men anfertigen können, ſo muß man denſelben ein Doſſirbret in die Hände geben, welches nach bei— ſtehender Figur aus 4 Latten für den gegebenen Graben angefertigt werden kann. | Die aus dem Graben genommene Erde muß ent- weder weggeführt oder von dem obern Rande ent⸗ fernt werden, damit ſie nicht wieder durch den Regen in den Graben geſpült wird. a Bedeckte Waſſergräben oder Untertrains ſind zwar koſtſpieliger als offene Gräben, allein die Koſten ihrer Anlage bezahlen ſich oft in 1 bis 2 Jahren. Dieſelben dürfen niemals in der Richtung des Bergabhanges angelegt werden, ſondern ſie müſſen den Bergabhang ſchief durchſchneiden, damit ſie nicht zu viel Gefälle bekommen. Sie dürfen nicht zu lang, höchſtens 200 bis 300 Fuß lang ſein, weil ſie ſich öfters verſtopfen. Der Ableitungsgraben, worin die Untertrains ausmünden, muß durchaus ein ſolches Gefälle haben, daß ſein Waſſer nie bis zur Höhe der Ausflüſſe heraufſtauet. Die Untertrains werden je nach der Bodenlage in verſchiedener Tiefe angelegt. Liegt ein undurch⸗ laſſender Untergrund unter der durchlaſſenden Ader- krume, ſo müſſen ſie bis in jenen hineindringen, und der eigentliche Waſſerzug muß darin zu liegen kommen. Bei einem flachen Thonlager reicht es hin, dem Zuge nur eine Bedeckung von 12 Zoll, und bei einer ſchon ziemlich bindenden Oberfläche, nur von 10 Zoll Erde zu geben, vorausgeſetzt, daß man nicht über 6 Zoll tief pflügen will. Bei loſerm Boden aber muß die Bedeckung 18 Zoll, zuweilen 25 Zoll betragen. Der eigentliche offene Zug braucht nur 9 bis 10 Zoll tief zu ſein, ſo wie die Weite deſſel— ben mehrentheils ſehr gering ſein kann; jedoch rich— tet ſich dieſe nach dem Ausfuͤllungsmaterial, was in Feldſteinen, Dornen, Reisholz (beſonders von El: lern, Pappeln und Schwarzdorn) Heidekraut, Stroh, Schilf beſteht. Soll mit rauhen Feldſteinen aus: Jg werden, ſo muß der Zug oben 16, unten 0 Zoll haben; bei der Ausfüllung mit Reisholz macht man ihn oben höchſtens nur 12 Zoll, oft nur 9 Zoll und unten 2 bis 3 Zoll breit. Man öffnet alſo bei der Anlage die obere Erde ſo weit als nöthig iſt, um dieſen Zug in erforderlicher Bei größern Anla- Tiefe ausſtechen zu können. gen geſchieht dies Offnen in der Regel zuerſt mit Pflügen, indem man zwei Pflugſtreifen rechts und links abwirft, und dazwiſchen einen Balken von etwa 15 Zoll Breite ſtehen läßt, den man dann mit einen doppelten Streichbretpfluge ſpaltet, wo— bei man zum erſtenmale etwa 1 Fuß tief, und beim zweiten Einſetzen noch 6 bis 8 Zoll tiefer zu kom— men ſucht. Die Erde wird ſodann vom Rande etwas abgezogen, das übrige reine Ausſtechen aber mit einem gewöhnlichen Spaten vollführt. Nach— dem man die Wände des Zugs geebnet hat, rei- nigt man ihn unten mit einer gekrümmten hohlen Schaufel von aller loſen Erde, worauf der eigent— liche Zug ausgefüllt wird. Werden die Untertrains mit Feldſteinen gefüllt, ſo bringt man unterhalb die größern und oben die kleinern, die breiteſten und platteſten kommen aber an die Wände des Zugs. Hat man lauter Steinplatten, ſo legt man dieſe ſchief an die Wandung des Zugs oder dach— förmig oder ſenkrecht gegen einander, damit das Waſſer unten durchziehen kann. Iſt man mit Hohl⸗ ziegeln verſehen, ſo bringt man auf die Sohle des Grabens Steinplatten und auf dieſe die Hohl— ziegel. Bringt man Reisholz in Anwendung, ſo wird ſolches entweder in Faſchinen (Gebünde) ge— bunden, oder beſſer ſtückweiſe eingelegt, und zwar ſo, daß das dickſte unten kommt und das dünnſte Reis oben. Das Holz muß friſch gehauen und in vollem Safte ſein. Man nimmt übrigens das⸗ jenige, was man haben kann, obſchon die oben genannten Holzgattungen am beſten dazu ſich eignen. Im Allgemeinen hat man gefunden, daß die mit ccc Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Holz ausgefüllten Züge ſich weniger verſtopfen und länger ausdauern, als die mit Steinen gemachten; denn wenn auch das Holz verfault, ſo bleibt den— noch in dem Thone der Zug offen. Das Ausfül- lungsmaterial wird alsdann mit Stroh, oder wenn man es wohlfeiler hat, mit Heidekraut, Binſen, Moos und dergleichen bedeckt, um das Einkrü— meln der übergeworfenen Erde zu verhüten. Auch legt man wohl abgeſtochenen Raſen, mit der grü— nen Seite nach unten, darüber; worauf man das Ganze etwas feſt tritt. Bei der nun wieder über— zuwerfenden Erde hat man die Vorſicht zu beo— bachten, daß man zwar nicht gar zu loſe Erde, aber auch keinen feſten Thon zunächſt über den Zug herlege, weil jene hineinkrümeln, dieſer aber, wenn er ſich feſtgeſetzt hat, das Einziehen des Waſſers verhindern würde. Die übrige Erde wirft man dann wieder in der Art darüber her, daß die fruchtbare oben bleibt. Da die Stelle ſich nachher ſenkt, ſo muß ſie ein wenig aufgehöhet werden; die übrigbleibende Erde aber wird dann auf dem Felde vertheilt. Zweckmäßig angelegte Untertrains können öfters 15 bis 20 Jahre dauern, ehe ſie ſich verſtopfen. Nach Verhältniß der Feuchtigkeit eines Grundes müſſen ſolcher Züge mehr oder weniger fein, näher oder entfernter von einander liegen. Gewöhnlich macht man fie in einer Entfernung von 3 bis 4 Ru⸗ en. Auf einem feuchten, ſehr thonigen Boden mit einer flachen Krume müſſen ſie noch dichter liegen. Zur Entfernung ſtehender Gewäſſer auf Grün: den und überhaupt zur Abwäſſerung nicht völlig ebener Flächen hat man den Waſſerrinnen⸗ pflug als vorzüglich bewährt gefunden. Es ftreicht derſelbe einen 3 bis 6 Zoll breiten rechtwinkligen Erdſtreifen aus, hebt ihn herauf, und bringt ihn mit dem ſtark abſtehenden Streichbrete hinreichend weit auf die Seite, um keine andere Arbeit dabei > = A Fig. 1 zeigt dieſen Pflug von der rechten Seite, das Schar a iſt auf beiden Seiten durch ein län— geres Meſſer 5 und durch ein kürzeres „ gehörig in Verbindung gebracht. Sobald das Schar den Erdſtreifen ablöſt, ſchneiden ihn die Meſſer zu beiden Seiten vertikal ab. Von dem gewölbten Schare wird er auf die Abſchrägung des Klotzes e emporgehoben und zur rechten Seite herausge— worfen, worauf ihn alsdann das Streichbret / 93 mehr zur Seite ſchiebt. Der Klotz e iſt mit Eiſen belegt und ebnet dadurch die gemachte Furche. Der Pflugbaum hat dieſelbe Einrichtung wie beim Häu- felpfluge. Außerdem iſt aber auch durch den Gren⸗ gel ein eiſerner Balken A hindurchgelaſſen, welcher das Rad g aufnimmt. Dieſe Stange iſt beweglich und erhält ihre feſte Stellung mit dem Rade durch gehörige Schraubenbolzen im Grengel; die Stel— lung derſelben beſtimmt die Tiefe, worin der Pflug gehen ſoll. Durch 2 Sterzen erfolgt die Leitung dieſes Pfluges. Fig. 2 zeigt den Pflug von der linken Seite. Sehr oft iſt der Waſſerrinnenpflug nicht hin— reichend, die Gewäſſer in den Gründen wegzubrin— gen. Zu dem Ende hat man noch einen andern Pflug, welcher eigentlich keine offene Furche macht, aber in naſſem Boden eine unſichtbare Offnung hervorbringt, nach welcher ſich das Waſſer von der Oberfläche hin ergießt. Man nennt dieſen Pflug den Minirpflug. Fig. 1 ſtellt dieſen Pflug von der Seite, und Fig. 2 von hinten geſehen vor. Die vordere Säule k geht durch den Grengel 4 U, welcher an dieſer Stelle 4 bis 5 Zoll ins Gevierte halten muß, und wird durch die Schraubenmutter 7 gehörig befeſtigt. In dem Hintertheile des Grengels iſt ein kurzes Stück Holz e eingeferbt und mit der hinterſten Säule 7, welche mittelſt eines Zapfens durch den Grengel und dies Stück Holz geht, durch eine Schraubenmutter feſtgeſchroben. Die beiden Ster— zen d und e werden an den Seiten des Grengels mit dem Bolzen f und an das Querholz e mit den beiden Bolzen g feſtgeſchroben, und find durch den eiſernen Zapfen 7 h mit einander verbunden. Die Säulen 4 und ; find wie die Pflugmeſſer an der Vorderſeite ſcharf, und werden in das Schar 1, welches ein maſſiver eiſerner, ſpitziger Kegel iſt, gehörig befeſtigt. Durch das Vorderende des Gren— gels geht ein gabelförmiges Eiſen o, worin das Rad 5 umlaufen kann, und welches durch den Keil „ feſtgeſchlagen wird. Von der Stellung die— ſes gabelförmigen Eiſens hängt die Tiefe ab, in welcher das Schar wühlen ſoll. An das Vorder— ende des Grengels iſt das Vorgeſchirr „7 mit 2 Bolzen feſtgeſchroben. urbarmachung des Waldbodens. Auch hierbei iſt genau zu erwägen, ob die Ko— ſten mit dem zu hoffenden Gewinne im richtigen Verhältniſſe ſtehen, und ob der Boden zum Getreide und Futterbaue ſich eigne, und dazu bleibend be— 94 Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. nutzt werden darf. Ferner iſt noch zu beachten, ob durch das Ausroden eines Waldes die benachbarten Grundſtücke durch den entzogenen Schutz nicht Scha— den leiden. Bei der Urbarmachung von Waldgrund müſſen nicht nur alle vorhandene Stöcke, ſondern auch die verbliebenen Wurzeln, welche den Pflug— werkzeugen hinderlich ſind, ausgerodet werden. In Gegenden, wo das Holz theuer iſt, bezahlen ſich die Rodekoſten nicht nur durch das herausgebrachte Holz, ſondern es erfolgt in der Regel noch ein Überſchuß; wo jenes aber nicht der Fall iſt, geſchieht das Roden nur mit einem beträchtlichen Koſtenaufwande, und zwar mit einem um ſo größern, je weniger zum Ro— den geübte Leute man hat. Beim Roden der Stöcke müſſen die Wurzeln von der Erde entblößt und theil— weiſe nach und nach abgehauen werden. Alsdann zerſpaltet man den Stock vermittelſt der Axt, der ei— ſernen und hölzernen Keile und des Schlegels in mehrere Theile und nimmt dann einen Theil nach dem andern mit einer der folgenden Hebemaſchine heraus. = 7 — und verfährt auf vorige Weiſe. Eine Zangenmaſchine zum Ausreißen der Baum⸗ ſtöcke iſt folgende. * Der Hebel a ruht auf einem Bußgefll, deffen 9 unterer Querbalken eine hinlängliche Breite hat, da— mit er nicht leicht in die Erde getrieben wird. Am hinterſten Ende des Hebels befindet ſich eine eiſerne Zange, welche eine dem Zwecke entſprechende Größe haben muß. Jeder dieſer beiden Arme iſt an dem un— terſten Ende Fig. 2 bei a und 5 mit zwei Zähnen verſehen, und an den obern Ende des einen Armes a wird ein ſtarkes Seil befeſtigt, das durch einen an dem obern Ende des andern Armes 4 befindlichen Ring e geht. Durch dieſe Vorrichtung wird bewirkt, daß, je ſtärker der Hebel das Seil anzieht, auch die Zähne an den beiden untern Enden a und 5b der Zange deſto feſter den Stamm packen. Läßt man nun vollends den Hebel durch ein Pferd niederzie— hen, ſo wird man die Wurzelſtöcke deſto leichter und in deſto kürzerer Zeit aus der Erde heben. Zum Ausziehen kleinerer Wurzelſtöcke bedient man ſich auch nachſtehender Maſchine. c Die Abbildung zeigt N die Einrichtung der gan- 1 zen Maſchine hinläng— lich. Die Stangen a und 5 find oben bei e meiſtentheils nur durch einen eiſernen Nagel mit einander verbun— den, jedoch ſo, daß ſie haben eine Höhe von 5 bis 7 Fuß. Läßt ſich einem gro- ßen Stocke vermittelſt der Art oben kein Spalt : — beibringen, fo bewirkt man dies durch die Säge. Stock auf dieſe Art durchaus nicht zum Spalten ge— bracht werden, ſo bohrt man von oben ein 10 bis 12 Zoll tiefes Loch ſenkrecht ein, bringt eine mit Schieß— pulver gefüllte und mit einer Zundröhre verſehene Patrone hinein und füllt das Bohrloch mit trocknem Sande aus. Hierauf wird an der Zündröhre ein Stück— chen brennender Schwamm angebracht, wodurch dann, nachdem man ſich entfernt hat, die Patrone entzün— det wird und den Stock ſpaltet. Das Ausroden gro— ßer Baumwurzeln geſchieht aber immer leichter, wenn der Stamm noch daran ſitzt, weil man ſich deſſen als eines Hebels bedienen kann. Der Baum wird in dieſem Falle erſt umgraben, feine Hauptwurzeln wer⸗ den gelöſt, die flacher liegenden ausgeriſſen, und wenn er wankt, wird an einem hoch am Stamme befeſtigten Seile gezogen, und ſo mit dem Baume das Wurzelende ſelbſt herausgehoben. Man hat die- ſes Umwerfen der Bäume oft auch dem Winde über: laſſen, der, nachdem die Wurzeln gelöſt waren, ganze Reviere niederlegte. 0 0 Es würde übrigens ſehr mühſam ſein, einen Bo⸗ den, der mit allerhand Geſträuchen und ſelbſt Ge⸗ ſtrüppe von Bäumen bewachſen iſt, ſo von Wur⸗ zeln zu reinigen, daß fie nicht wieder ausſchlügen. ö Man kann deſſen zum großen Theil überhoben ſein, Ds 1 / Ir ſich bewegen laffen. Sie zur Aufnahme der Keile Kann aber ein ſehr ſeſter * = . ˙ R ee — nn nn Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 95 * 1 wenn man den Boden etliche Jahre als Wieſe be— nutzt, in welchem Falle man, nachdem die größern Wurzeln herausgehoben, nur das kleinere Geſträuch etliche Zoll unter der Oberflache abhaut und dieſe jo gut als möglich ebnet. Wenn dann junge Lohden im erſten Jahre gewöhnlich ſtark een wer⸗ den dieſe mit dem Graſe zugleich ſo dicht als möglich ‘an der Erde abgehauen, wobei ſie den Heuertrag vermehren. Im zweiten Jahre treiben ſie ſchwächer und ſind reichlicher; das dritte überleben die Wurzeln ſelten, ſondern ſterben ab, gehen in Fäulniß über und geben dem Lande Düngung, worauf man pflügt und gehörig bearbeitet. Es iſt überhaupt rathſam, aus einem ausgerodeten Walde vorerſt Wieſe oder Weide zu machen, indem man alsdann, wenn die Baumwurzeln erſt in der Erde verfault ſind, ein viel kräftigeres Acker erhält. In neuern Zeiten hat man zu einer höhern Aus— nutzung des Bodens hier und da die Baumfeld⸗ wirthſchaft eingeführt. Unter Baumfeld verſteht man den Anbau rein abgeholzter oder holzleerer Flä— chen mit ſoweit von einander entfernten Reihen von Waldhölzern, daß zwiſchen dieſen bis dahin, wo das Holz eine gewiſſe Größe erreicht hat, Feldfrüchte oder Gras gewonnen werden können, indem man beab— ſichtigt, jo den Boden zur Frucht- und Holzpro⸗ duction zugleich zu benutzen. Zu dieſem Zwecke wird ein mit Holz beſtandener Ort ſo rein vom Holze erodet, daß er mit dem Pfluge bearbeitet werden kann. achdem nun einige Ernten davon gewonnen ſind, um den Boden hinreichend aufzulockern, wird der Ort wieder reihenweiſe mit Holz bepflanzt. Die Reihen, in denen die Pflanzen ziemlich dicht neben einander zu ſtehen kommen, enthalten eine Entfer— nung von 10 bis 20 Fuß von einander, ſo daß man im Anfange noch Getreide oder andere Feldfrüchte zwiſchen ihnen gewinnen kann; wenn aber die Zweige und Wurzeln anfangen ſich auszubreiten, die Grasnutzung als Wieſe oder Weide ſo lange ſtattfindet, bis der Zwiſchenraum in den Reihen ganz überwächſt. Bei Ausführung einer ſolchen Feld— baumwirthſchaft fragt es ſich, ob der Verluſt an Körnern durch den Gewinn an Holz erſetzt oder überwogen werde. Es läßt ſich jedoch über die Zweckmäßigkeit dieſer Wirthſchaft durchaus kein all— gemein ſicheres Urtheil fällen, indem dieſe Idee der neuern Zeit angehört, daher noch nicht durch die Er— fahrung bewährt iſt, und ihre Abbedmäßigkeit über⸗ haupt meiſtens von den obwaltenden Umſtänden abhängt. Im Allgemeinen dürfte ſich die Baum⸗ feldwirthſchaft vornehmlich nur da empfehlen, wo Mangel an Feld, der Boden kraftvoll genug, nichts vom Wilde zu fürchten, Überfluß an Dünger, und die Entfernung von den Ortſchaften wegen der Acker— bewirthſchaftung nicht zu groß iſt. 5 1% 7 Urbarmachung der Wildanger, Weiden und des verwilderten Grasbodens. Haben ſolche Grundſtücke eine paſſende Lage, und leiden ſie nicht an zu großer Näſſe und Säure, ſo wird der Umbruch derſelben einen günſtigen 4 gen Erz 65 folg haben. Nachdem die etwa vorhandenen Sträu— cher und Rankengewächſe weggeräumt worden, ſucht man vor Winter das Feld aufzubrechen, und über— läßt daſſelbe der Einwirkung des Winterfroſtes. Im Frühjahre wird das Land ſtark geeggt und beſtellt. Hat das Grundſtück ein feuchtes Klima und ſchwe— ren Boden, der an Näſſe und Säure leidet, ſo iſt vor allem die Trockenlegung deſſelben zu bezwecken. Darauf wird der Raſen dünne abgeſchält, die Stücke an der Sonne getrocknet, ſpäter mit Reiſig auf Hau— fen geſetzt und gebrannt. S. weiterhin Raſen— brennen. Die Aſche wird darauf verſtreut und flach untergebracht, worauf man das Land beftellt. Urbarmachung des Heidebodens, Sandbodens. Der Heideboden iſt gewöhnlich ſchlechter Sand— boden, auf welchem die Heidepflanzen in großer Menge wuchern. Zeigt ſich auf dieſem Heidelande ein dichter Filz von Heidekraut, Moos und andern Pflanzen, ſo muß man das Brennen hier vorneh— men, und dies um ſo mehr, wenn Lage und Klima etwas feucht ſind. Dieſes Brennen iſt bei trockener Jahreszeit vorzunehmen, dabei aber die Vorſichts— maßregel zu treffen, daß das Feuer ſich nicht weiter verbreitet, als auf das Land, welches zur Urbar— machung beſtimmt iſt; man hindert dieſe Weiter— verbreitung namentlich durch aufgeworfene Gräben. Die Aſche wird flach untergeeggt. Iſt das Heideland weniger mit Heide bewachſen, ſo wird zu Anfang des Sommers gepflügt und vor Winters folgt ein tieferes Pflügen. Im Frühjahre folgt dann Hafer mit weißem Klee nebſt Grasſamen, worauf das Land zur Weide niedergelegt wird. Im Fall aber der Boden noch nicht gehörig vorbereitet iſt, muß dem Hafer der Kartoffelanbau vorausgehen. Der Sandboden, welcher von Pflanzen beinahe ganz entblößt iſt, wird durch Gründüngung in Kul⸗ tur geſetzt. Der Boden wird im Sommer flach um⸗ gebrochen und im Herbſte tief gepflügt. Im Monat Mai wird das Feld mit Spergel oder auch mit Lupi— nen beſäet. Erlaubt es die Zeit, ſo werden ſie, nach— dem jene Pflanzen in ihrer Blüthe untergepflügt wor— den, noch einmal damit, oder auch mit Buchweizen beſtellt, die ebenfalls grün untergepflügt werden. Im nächſten Fruͤhjahre wird das Land mit Sommer⸗ roggen, Klee- und Grasſamen befäet und zur Weide beſtimmt. In vielen Gegenden von Norddeutſchland wird das Heideland durch Aufführen von Mergel in Kultur geſetzt, was ſehr günſtige Erfolge liefert. Man pflügt den Heideboden 4 bis 5 Zoll tief und ſtreut den Mergel darüber, worauf man ihn als 1 dann durch häufiges Eggen und flaches Pflügen mit der Ackerkrume vermiſcht. Alsdann wird Roggen oder Hafer geſäet. Nachher können dann We Raps, Klee, Bohnen u. ſ. w. darauf folgen. Wenn ein Sandboden zu leicht iſt, ſo daß er di in Bewegung geſetzt wird, ſo kann ei den gegen das vehen dadurch x 2 daß man in gewiſſen 3 N daa el darau R 7 en N, 750 96 Läßt ſich die Walze anwenden, ſo wird dieſe bei et- was feuchter Witterung gute Dienſte leiſten. Urbarmachung des Moor- und Torfbodens. Leidet dieſer Boden an Näſſe, jo muß man vor— erſt die Trockenlegung auf die oben angegebene Weiſe, bewirken. Das größte Hinterniß, womit man beim Austrocknen manches moorigen und torfigen Bruch— landes zu kämpfen hat, beſteht darin, daß die Moor— und Torflager, obſchon das Waſſer nur ſchwer durch ſelbige ſich hindurchzieht, doch von ſo weicher und ſchwammiger Natur ſind, daß ſie vom Druck des Moraſtwaſſers gehoben, und neue gezogene Gräben oder Kanäle dadurch in kurzem wieder feſt ausgefüllt werden, ſo, daß das Waſſer durch ſie nicht mehr abfließen kann. Für kurze Zeit läßt ſich dem Moraſtwaſſer ſchon durch eine Stange, die man durch den Torfboden treibt, oder mit dem gemei— nen Bohrer Luft machen; da beide den Torfboden nur zur Seite drücken, ſo wird er bald wieder zu— ſammengepreßt, und dem Waſſer der freie Durch— gang verſperrt. Zur Beſeitigung dieſer Hinderniſſe bedient man ſich daher beſſer folgenden Bohrers, mittelſt deſſen ſich ein 6 Zoll dicker Cylinder von Torf rein herausſchneiden, und dadurch dem Waſſer auf lange Zeit ein freier Durchgang öffnen läßt. a iſt die Schneide, d der Körper des Bohrers, e die obere Offnung, aus welcher der ausgebohrte Torf ſich herausnehmen läßt, und d ein Stück der eiſernen Bohrſtange, die oben eine horizontale Hand— habe hat. Sobald nun das Trockenlegen zu Stande ge— bracht iſt, wird das Brennen angewandt, und zu dieſem Behufe die obere Raſenſchicht abgeſchärft, die Raſen getrocknet und darauf mit Reiſig auf Hau— fen geſetzt und bei trockener Witterung angezündet. Die Aſche wird auf der Fläche vertheilt und ſeicht untergeeggt. Hat man Mergel oder ſandhaltigen Boden in der Nähe, ſo läßt ſich der Boden bedeu— tend dadurch verbeſſern. Ein ſtark erdhaltiger Torf— und Moorboden kann auch ohne Brennen durch An- wendung des gebrannten Kalks verbeſſert werden, indem die oben abgeſtochene Schicht mit dem ge— brannten Kalke und herbeigeführter Erde zuſammen— geſetzt, und nach einem halben Jahre wieder auf die Fläche vertheilt wird. Auf gebrannten Moor- und Torfboden wird zu⸗ erſt Buchweizen, Hafer, Sommerrübſen, Rüben, Kartoffeln angebaut. Winterfrüchte dürfen im An- fange nicht darauf gebaut werden. Eine baldige Miſtdüngung iſt auf dieſem lockern Boden immer erwünſcht. Die Anlegung des Moor- und Torfbo— dens zu Wieſen wird immer den größten Vortheil ge: währen, beſonders dann, wenn derſelbe von Zeit zu Zeit gewäſſert werden kann. Will man ſolchen Bo- den zu Wieſen anlegen, ſo wird derſelbe theils durch Brennen, theils durch Kalken und Mergeln vorberei⸗ ı Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. tet, und hierzu ſeicht gepflügt. Darauf wird er einige Jahre unter den Pflug genommen, und mit Buch⸗ weizen und Lupinen angebaut, welche grün unter⸗ gepflügt werden. Iſt der Boden auf dieſe Art gerei- nigt, ſo wird er im Frühjahre mit Hafer und fol⸗ genden Grasſamen eingeſäet: Franzöſiſch Raygras, Honiggras, weiche Trespe, Wieſenlieſchgras, Fio- ringras, Knaulgras, weißen Klee, Hopfenklee. We- gen der Menge der Einſaat ſ. Wieſen bau. Das Raſenbrennen hält man im Allgemei⸗ nen für ein ſehr weſentliches Verbeſſerungsmittel des Torf-, Moor-, des wildbewachſenen Bodens oder der Lehden, wenn die Schicht feiner Damm⸗ erde tief genug iſt, ferner des kreidehaltigen Dreifch- landes und verwilderter Weiden. Die natürlichen wilden Erzeugniſſe gedachter Bodenarten ſind in der Regel von einer ſolchen Beſchaffenheit, daß ſie beſſer unmittelbar vertilgt, als für irgend einen Gebrauch in Anwendung gebracht werden. Dieſe Vertilgung wird aber am ſchnellſten und wirkſamſten durch das Verbrennen bewirkt. Auch verbeſſert das Raſen— brennen den Thon- und Lettenboden dadurch, daß die gebrannte Aſche die Säure im Boden, die Bin- digkeit und die zu große Feuchtigkeit deſſelben min- dert, ſo daß er leichter zu bearbeiten iſt. Feuchte Wieſen und Weiden mit ſauren Gräſern, mit Moos und Binſen werden weſentlich durchs Brennen ver- beſſert. Ebenſo werden auch die Würmer, Enger: linge, Schnecken, ſowie Unkräuter dadurch zerſtört. Auf Sandboden iſt aber das Raſenbrennen durch⸗ aus nicht zu empfehlen, da ſolcher Boden durch das Feuer nur noch loſer und lockerer werden würde. Ebenſo wenig iſt es auf allen trocknen, hitzigen und humusreichen Bodenarten anzuwenden; weil hier gewiß Pflanzennahrungsſtoffe ungenutzt durch das Feuer verflüchtigt werden würden. So braucht auch endlich ein Raſen, der ſich mit der Egge leicht zer— theilen läßt, nicht gebrannt zu werden. Gewöhnlich wird der Raſen 1 bis 6 Zoll tief ab⸗ geſchält, je nachdem die Wurzeln der wilden Pflan⸗ zen und das Geflechte der Mooſe mehr oder min— der tief in die Erde eingedrungen find; in der Regel jedoch halten die abgeſchälten Raſenſtücke (Soden, Kampen) eine Stärke von 2 Zoll. Auf thonartigem Boden find dieſe Soden tiefer abzuſchälen, da als— dann nicht nur die dichte, ſchwer zerſetzbare Gras— narbe durch das Feuer ſchnell zerſtört, ſondern auch die obere Thonlage durch daſſelbe vortheilhaft um— geändert wird. a Das Verfahren beim Abſchälen (Abplaggen) des Raſens und Brennen deſſelben iſt folgendes: Auf unebenem Boden ſticht man Stücken Raſen 1 Fuß breit und 2 bis 3 Fuß lang von der nach der Mäch⸗ tigkeit der Grasnarbe erforderlichen Tiefe mit einer ſtarken Bruſtſchaufel ab oder fchält fie mit einer Haue ab. Im Großen und auf ebenem Boden ver⸗ richtet man dieſe Arbeit mit Pferden, indem man eine ſchwere Walze mit eiſernen Reifen, worauf ſich ein etwa 6 Zoll hohes, ſtarkes, ſchneidendes Eiſen befindet, zum Überziehen des Landes in der Länge und Quere deſſelben angewendet, und ſo die Soden Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 97 in ihrer erforderlichen Länge und Breite abſchneidet. Dieſer Schneidewalze folgt ſodann ein Pflug mit einem breiten Schare, welcher den Raſen hin- und herwirft. Man kann ſich hierzu aber auch, ohne jene Walze vorhergehen zu laſſen, eines gewöhnlichen Pfluges bedienen, wozu beſonders der Schwerz'ſche empfohlen wird, indem man damit eine Furche von etwa 1%, bis 2% Zoll tief und 6 bis 9 Zoll breit herauspflügt. Der Pflug muß etwas nach der rechten Seite geſtellt werden, damit der völlig durch ihn ab— geloſte Streifen umgeworfen wird. Die abgeſchälten Raſenſtreifen müſſen dann in Stücken von der er— forderlichen Länge abgetheilt werden. Als ein ſehr brauchbarer Schälpflug wird folgender empfohlen. Dieſer Pflug hat in Anſehung ſeines Pflugkör— pers vor andern gewöhnlichen nichts Auszeichnendes im Voraus, als daß blos oben ſein Streichbret ſehr ſtark überſteht, und den abgelöſten Streifen völlig umkehrt. Fig. U zeigt denſelben von der rechten Seite und Fig. 2 von der linken Seite geſehen. Der Gren— gel ac ift in die linke Sterze bei e eingezapft; die Gries ſäule / und das Seh / find auf gewöhnliche Weiſe in dem Grengel befeſtigt. Um dünnere oder dickere Raſenſtücke abzuſchneiden, wird durch die flächere oder tiefere Stellung des Pfluges mittelſt der un b beſtimmt. Die Länge des Schäleifeng e beträgt 18 Zoll. Damit aber ſchmälere oder breitere Raſenſtücke mit dieſem Pfluge ausgeſchnitten werden können, wird dadurch bezweckt, daß die Achſe des Rades zwiſchen zwei Klammern dem Grengel näher und entfernter mit Hülfe einer Schraube feſtgeſtellt werden kann. Das Streichbret g iſt mit dem Schäl— eiſen unmittelbar verbunden. Mit dieſem Pfluge pflügt man das verraſte Land auf die gewöhnliche Weiſe um. | Zum Raſenabſchälen wählt man wo möglich trocknes Wetter und unternimmt dieſe Arbeit ge— wöhnlich im Sommer, da die abgeſchälten Soden zum Behufe des Brennens gehörig getrocknet werden müſſen. Es bleiben daher ſolche gewöhnlich einige Tage nach dem Abſchälen liegen, bis die erdige Seite völlig abgetrocknet iſt, worauf die Grasſeite aufwärts gekehrt und bei gutem Wetter einige Tage hindurch getrocknet wird. Werden die Raſenſchnitte kegelförmig aufgeſtellt, ſo trocknen ſie beſſer und eher aus. Bisweilen nimmt man das Abſchälen auch zeitig im Herbſte vor, und verrichtet das Brennen ſodann im Frühjahre. Sobald nun die Soden völlig trocken Kirchhof, Landwirth. ſind, werden ſie in kleine Haufen von 2 bis 3 Fuß Höhe und Umfang auf die Kante geſtellt, und in— wendig ein hohler Raum gelaſſen, wie beiſtehende Figur zeigt. Unten am Haufen läßt man ein kleines ze . man mit Baumreis, Heidekraut, Dornen, Raps— ſtroh u. ſ. w. an. Sind die Haufen jo etwa 3 Ellen weit von einander geordnet, ſo werden ſie unten mit Stroh angezündet. Bei jedem derſelben bleibt ein Theil der Soden liegen, die man ſodann, wenn der Haufen brennt, hineinwirft. Das Brennen ſelbſt ſoll langſam, mehr glimmend als in Flammen ge— ſchehen, damit der Humus nicht zu ſtark durch daſ— ſelbe angegriffen wird. Wenn die Soden anfangen zu krachen und in Stücken zu zerfallen, ſo muß die Glut durch Zuwerfen von neuen Raſenſtücken, und ſind keine mehr davon vorhanden, durch Erde ge— dämpft werden. Es dürfen daher die Raſenſtücke durch das Feuer nicht gänzlich zerſtört werden, ſondern ſie müſſen nur in Stücken, aber nicht zu Pulver zer— fallen. Nach dem Abbrennen ſticht man nun die Erde um die Haufen und unmittelbar unter denſelben 3 bis 4 Zoll tief aus, vermiſcht ſie mit der Aſche und ſtreut nun das Ganze lauwarm ſorgfältig über das Feld aus, pflügt den Acker flach und beſtellt ihn mit Saat. Ein ſo zugerichtetes Feld iſt nun ſo fruchtbar geworden, daß es in der Regel 3 ſehr reiche Haupt⸗ fruchternten ohne allen Dünger hinter einander zu tragen vermag, iſt aber auch dann gänzlich erſchoͤpft. Daher iſt es durchaus nothwendig, in den erſten 3 Jahren auf ſolchem Boden einen vernünftigen Frucht⸗ wechſel zu beobachten und die Miſtdüngung über— haupt nicht zu weit hinauszuſchieben. Man wird daher beſſer einem ſolchen Boden nur zwei Ernten entnehmen und ihn ſodann entweder mit weitzem oder rothem Klee oder auch Grasſamen mit der zwei— ten Saat als Futterfeld niederzulegen, oder eine Miſtdüngung erfolgen zu laſſen, wenn ein ſolcher Boden unter dem Pfluge behalten werden ſoll. Hat ein Acker nur eine flache Narbe nicht brenn— barer Art und einen Untergrund von Torf- oder Moorerde, oder iſt durch allzu vieles Brennen die Fruchtbarkeit ganz vertilgt worden, ſo läßt man zwei Pflüge hintereinander in derſelben Furche arbeiten; der erſte hebt die Oberfläche ab, der zweite, ſehr tief geſtellte, bringt den Torf? oder Moorgrund nach oben und begräbt die erſte Fläche, jo dat der ganze Acker den vorigen Untergrund zur Oberfläche erhält. Sobald nun der oben liegende Torf— oder Moor⸗ grund abgetrocknet iſt, ſammelt man die dünnſten Brocken in Haufen und brennt ſie zu Aſche, die man ſodann ausſtreut und durch Vermengung derſelben mit der Torf⸗ oder Moorerde den Boden in ver— 13 98 jüngte Kraft verfegt, in Folge deſſen er nun gute Ernten liefert. Es iſt hierbei noch zu bemerken, daß beim Ra— ſenbrennen, noch ehe man damit beginnt, der Poli— zeibehörde Anzeige davon zu machen iſt, ſowie auch alle brennbaren Produkte in der Nachbarſchaft, vor— nehmlich Waldungen gegen Feuerfangen ſicher zu ſtellen ſind. Verbeſſerung von Feldflächen, welche ſehr uneben liegen. Unebene Flächen legen bei der Bearbeitung öfters viele Hinderniſſe in den Weg, und während die hö— hern Stellen an Trockenheit leiden, bleibt öfters das Waſſer in den Vertiefungen ſtehen. Der Aufwand, den das Ebnen ſolcher Feldſtücke erfordert, bezahlt ſich öfters ſehr gut. Bei der Ausführung dieſes Ebnens führt man entweder Erde von benachbarten Grundſtücken in die Vertiefungen, oder in Erman— gelung von Erde pflügt oder hackt man die erhöhten Stellen oder Hügel auf dem unebenen Lande auf, und fährt die Erde durch Hülfe des Mollbrets in die Vertiefungen. Auch bedient man ſich zu dieſer Arbeit eines beſondern Pfluges, unter den Namen Pla— nirpflug bekannt, welcher im Ganzen viel Ahn— lichkeit mit dem Mollbret hat. Lich 7 AU." au ahne S Fig. zeigt denſelben im Grundriſſe, und beſteht aus einem Kaſten ce c ee, deſſen Seitenwände bei e fpig zu laufen, wie bei Fig. 2 und 3 zu erſehen; dieſe ſcharf zulaufende Kante e iſt in der ganzen Breite des Kaſtens mit einem 5 bis 6 Zoll breiten Eiſen beſchlagen, welches an der vordern Seite ſcharf iſt, damit es gerade ſo wie ein Spaten oder eine Schaufel die lockere Erde aufnehmen, und die— ſelbe bei der Fortbewegung des Pfluges in den Ka— ſten bringen kann, indem der Arbeiter den Kaſten durch die an denſelben befeſtigten Sterzen A Ah gehö— rig in die Höhe hebt. Hat hierauf der Arbeiter den Kaſten wieder niedergedrückt, ſo wird die in denſel— ben eingeſchaufelte Erde nach demjenigen Orte, wo— hin ſie gebracht werden ſoll, wie auf einer Karre, hingefahren. An dieſem Orte nun hebt der Arbeiter Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. den Kaſten mittelſt der Sterzen in die Höhe, und ſtürzt die Erde heraus. Die beiden Sterzen A h find mit ihren unterſten Enden unter die beiden eiſernen Überfälle A A und e e geſteckt, wovon letzterer ver— längert über den ganzen Hintertheil des Kaſtens geht, und zur Zuſammenhaltung deſſelben vorzüg— lich dient. Übrigens ſind die Sterzen an die Sei— ten des Kaſtens mit den Bolzen // ßfeſt angeſchro— ben, und untereinander durch die Zwiſchenſtrebe gg verbunden. Außerdem find an beiden Seiten des Kaſtens die beiden Haken // feſtgeſchroben, worin Ketten, welche mit einer Art von Vorgeſchirr !! verbunden find, eingehangen werden. In der Mitte dieſes Vorgeſchirrs / U ift der Haken a befe- ſtigt, in welchen der Zugſchwengel gehängt wird, an welchen die Pferde geſpannt werden. Wird dieſer Pflug ohne Räder gebraucht, ſo verſieht man ihn mit ein Paar Schleifen, wie Fig. 2 bei z zeigt; ſollen aber die Räder angeſetzt werden, ſo wird zuvor die Achſe quer über den Kaſten befeſtigt, wie Fig. 3 bei m dem Pflug von der Seite geſehen, darſtellt. Will man dieſen Pflug in Anwendung bringen, ſo muß zuvor das Land mit einem gewöhnlichen Pfluge tief umgeriſſen und die Erde locker gemacht werden. Hat man vertiefte Stellen an Bergabhängen, jo laſſen ſich dieſe auch durch Hülfe des Überſchwem— mens allmälig eben legen. Zu dieſem Zwecke macht man mehrere Erddämme von 3 bis 4 Fuß Höhein die Vertiefun— gen, ſo daß das Waſſer, welches gewöhnlich bei ſtarkem Schnee— abgange oder ſtarken Regenfäl— len viele fruchtbare Erde mit ſich führt, in der Vertiefung aufge— halten wird, wo ſich dann ſeine mitgeführte Erde zu Boden la— gert, und nach und nach die Ver— tiefungen ohne beſondern Ko— ſtenaufwand ebnet. Dieſe Ver— beſſerung, unter dem Namen Aufſchlickung oder Aufſchläm— mung bekannt, läßt ſich auch auf vertiefte Wieſenſtellen an— wenden. Auf Wieſen darf jedoch der Schlamm nur bis 1 Zoll zu liegen kommen, damit er die Grasnarbe nicht erſticken kann. Auf ähnliche Weiſe kann man auch ſchlechte Grundſtücke mit einer beſſern Ackerkrume ausſtatten, oder dieſelbe erhöhen. Bei den an ſchlammführenden, der Ebbe und Fluth ausgeſetzten Flüſſen liegenden Ländereien verfährt man auf folgende Weiſe: Die Grundſtücke, welche aber höher, als die Ebbe, und niedriger als der Waſſerſtand der Fluth liegen müſ— ſen, werden umwallt und mit einer Schleuſe nach dem Fluſſe verſehen; wird dieſe letztere zur Zeit der Fluth geöffnet, ſo tritt das ſchlammige Waſſer auf das Grundſtück, welches hernach, wenn es ſei— nen Schlamm auf demſelben abgeſetzt hat, zur Zeit der Ebbe wieder abgelaſſen wird. Durch öftere Wie— derholung dieſer Operation hat man während eines Sommers oft eine 18 Zoll hohe Schicht von frucht— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, 99 barer Schlammerde auf ſchlechtes Land gebracht. Dieſe Verfahrungsart kann zwar bei Flüſſen und Bächen nachgeahmt werden, wenn deren Waſſer bei Thau⸗- und Regenfluthen mit vielen Schlammtheilen geſchwängert iſt; da aber dieſe Gelegenheit ſeltener ſtattfindet, ſo wird auch ein längerer Zeitraum dazu gehören, um auf dem Grundſtücke eine hinlängliche hohe Narbe von Schlamm zu bilden. Wenn nach Erwägung aller Umſtände durchaus feine Vortheile von der Urbarmachung zu erlangen ſind, ſo muß man ſie unterlaſſen, und ſich beſtreben, das Land, wenn es bisher gar keinen Nutzen ge— währt hat, auf eine andere Weiſe zu benutzen. In vielen Fällen wird es dann am gerathenſten ſein, Der: gleichen Ländereien einer ſorgfältigen Holzkultur zu unterwerfen, weil dadurch dem Boden noch der höchſte Ertrag abzugewinnen fein, wenn er zur ein— ſtigen Urbarmachung durch Anſammlung von Kraft vorbereitet wird. Sehr häufig wird das Neuland auf eine fehlerhafte Weiſe benutzt, indem man ihm viel mehr Kraft zutraut, als es beſitzt, und dadurch auch das kräftigſte ſehr bald erſchöpft. Wenn das Neuland übrigens kräftig iſt, ſo erſcheint es aller— dings räthlich, vorweg eine ſolche Frucht zu nehmen, welche zugleich einen beträchtlichen Geldertrag bringt, wie z. B. den Lein in geeignetem Boden. Gewöhn— lich macht man mit Hafer bei Neubruch den Anfang, da dieſer in dem rohen Boden am Beſten fortkommt; aber wenn es die Verhältniſſe geftatten, iſt es, um möglichſt bald ein kultivirtes Land zu erhalten, an— gemeſſen, zuerſt Kartoffeln zu legen, auf dieſe Hafer folgen zu laſſen, in dieſen Weidegräſer einzuſäen, und ſodann ein Jahr lang das Land als Schafweide zu benutzen. Es gehören hierzu allerdings günftige Verhältniſſe, doch kann man auch durch einen andern angemeſſenen Fruchtwechſel das Neuland ſehr bald geeignet machen, in den Umlauf des andern Feldes aufgenommen zu werden, wenn man nur den Grund— ſatz beobachtet, es im Anfange nicht zu ſehr anzu— ſtrengen und ihm den Düngerbetrag zu kommen zu laſſen, der von dem auf ihm erzeugten Düngermate— rial gewonnen wird. Nicht ſelten ſind durch die ge— hörige Benutzung ſolcher Neuländer Wirthſchaften ungemein gehoben worden. Düngung. Jeder zu dem Thier- oder Pflanzengeſchlecht ge— hörige Körper iſt einem ſteten Wechſel der Beſtand— theile unterworfen. Er nimmt zu ſeinem Wachs— thume und zu ſeiner Erhaltung beſtändig Stoffe aus der Außenwelt auf, tritt ſolche, wenn ſie ihm un— brauchbar geworden, wieder daran ab, und giebt, wenn er ſein Lebensziel erreicht hat, den Reſt ſeiner Beſtandtheile auf einmal an die Außenwelt zurück. Keiner dieſer Stoffe geht verloren; denn was durch Ausdünſtung, Gährung, Fäulniß u. ſ. w. dem Thier— oder Pflanzenweſen entſchwindet, geht nur wieder zur allgemeinen Quelle, dem Luftraume oder der Erde zurück, woher es entnommen war, und iſt auf's Neue fähig, zum Wachsthume oder zur Erhaltung organi— ſcher Weſen (Thiere und Pflanzen) beizutragen. Die Thieren oder Pflanzen entſchwundenen Stoffe hierzu auf's Neue den letztern, der Vegetation, zuführen, heißt nun in allgemeinſter Bedeutung Düngen, und Dünger nennt man jene Theile ſelbſt, indem ſie hierzu dienen. Im gewöhnlichen Sprachgebrauche verſteht man zwar unter Dünger nur die gröbern Überreſte von Pflanzen und Thieren, welche in den Ställen oder ſonſt vorkommen, und von den Men— ſchen, zur Beförderung des Wachsthums und der Fruchtbarkeit der Gewächſe, der Erde wieder gegeben werden und in dieſer in Humus übergehen, welcher nun die fruchtbare Erde oder die Ernährbarkeit der Pflanzen bildet. Wenn man nun aber die geringe Menge der humoſen Theilchen, die ſich in einem Felde vorfinden, mit den Erzeugniſſen, welche eben dieſes Feld hervorbringt, vergleicht, ſo wird leicht begreiflich, daß es jene Theile nicht allein ſein kön— nen, welche dieſe Maſſe hervorbrachten, und daß die Atmosphäre einen ſehr ſtarken Beitrag zu ihrer Erzeugung geliefert haben muß; denn die verſchie— denen Erdarten find in ihrem reinen Zuſtande meiſt unfruchtbar und daher nicht in Pflanzenprodukt zu verwandeln. Die Atmosphäre iſt aber auch vermöge ihres Gehaltes an Waſſer, Kohlenſäure, Sauerſtoff und Stickſtoff im Stande, wirklich alle Materialien zu liefern, aus denen die Pflanzen beſtehen, mit Ausnahme der wenigen feuerbeſtändigen Beſtand— theile, die man beim Verbrennen derſelben als Aſche zurückbleiben ſieht. Daher waren auch die erſten Pflanzen auf unſerm Erdboden vorzugsweiſe aus jenen atmosphäriſchen Beſtandtheilen gebildet, und es giebt noch jetzt viele Gewächſe, welche ſich haupt— ſächlich nur durch Aneigung atmosphäriſcher Stoffe ausbilden, wogegen allerdings viele andere, und hierunter namentlich die ſogenannten Kulturpflan— zen, zur vollkommnen Ausbildung, beſonders ihrer mehligen und öligen Samen, auch derjenigen Stoffe bedürfen, welche ſich durch die Auflöſung aus dem Humus bilden. Übrigens iſt doch nicht zu verken— nen, daß auch einige mineraliſche Körper, z. B. der Kalk, zur Beförderung des Pflanzenwachsthums beitragen, und nicht blos als reizende, Dünger auf— löſende, ſondern, wenn auch im niedern Grade als jene, als wirklich nährende Mittel anzuſehen ſind. Im Allgemeinen wirken daher die Düngungsmittel theils dadurch düngend: 1) daß ſie wirklich den Humusgehalt eines Erd: reichs vermehren, wohin die meiſten Düngungsmit⸗ tel aus dem Thier- und Pflanzenreiche gehören; 2) theils dadurch, daß ſie auf die Pflanzen vor— zugsweiſe reizend wirken und deren Vegetationsthä— tigkeit vermehren, ohne gerade den Pflanzen ſelbſt als Nahrungsmittel zu dienen, wie dieſes bei vielen Salzen der Fall iſt; 3) dadurch, daß ſie vorzüglich die Thätigkeit des Bodens erhöhen, indem ſie zugleich die im Boden enthaltenen ſchwer eee Humustheile auflös⸗ 100 licher machen, wohin vorzüglich der Kalk, die Aſche, der Mergel und ähnliche Stoffe gehören; 4) dadurch, daß ſie vorzüglich die natürlichen Verhältniſſe des Bodens beſſern, ohne gerade un— mittelbar chemiſch auf die Pflanzen zu wirken. Mehrere Düngerarten wirken nicht blos auf die eine oder andere Art, ſondern vereinigen in ſich meh— rere wohlthätige Wirkungen. Die verſchiedenen Düngmittel laſſen ſich in fol— gende Klaſſen eintheilen: J) atmosphäriſche Düng— mittel; 2) animaliſche oder thieriſche: 3) vegetabi— liſche; 4) vegetabiliſch-animaliſche; 5) flüſſige (die eigentlich der Herkunft nach zu den vorigen Klaſſen gehören); 6) gemengte (Compoſt); 7) mineraliſche und 8) chemiſche Düngmittel. Atmosphäriſche Düngmittel. Die atmosphäriſchen Stoffe, als: Waſſer, Luft, Licht, Wärme, Froſt, elektriſche Einflüſſe ſind keines— wegs für den Landwirth unbedeutende Dinge, und er muß auf ihre Benutzung ein ganz beſonderes Au— genmerk richten. So kann er das Waſſer auf ſeine Wieſen leiten, theils um ihm die zur Nahrung der Pflanzen dienenden Theile, die es mit ſich führt, ab— zugewinnen, theils weil Waſſer den Pflanzen eben ſo unentbehrlich iſt, als Trinken den Thieren, und Gras und Kräuter unter ſeiner Bedeckung vorzüglich gedeihen. Sobald aber laue und fruchtbare Lüfte wehen, iſt das Waſſer ſchnell abzuführen, um den Pflanzen den wohlthätigen Einfluß derſelben nicht zu rauben. Tritt bei begonnener Vegetation der Wieſengräſer Kälte ein, ſo können dieſe unter der wärmenden Decke des Waſſers eine Zeit lang gebor— gen werden; doch muß man ſolches, um Nachtheile zu verhüten, zur gehörigen Zeit davon entfernen; ſ. Wieſen. Der wohlthätige Gewitterregen wird Feldern und Wieſen möglichſt zugeleitet, zugleich aber auch dafür geſorgt, daß durch zu ſtarke Überflu— thung kein Schaden erfolgt. Verhärteten thonigen Boden läßt man vor Winters in gehöriger Tiefe in hohe Furchen aufpflügen, ohne dieſe einzueggen; das Waſſer dringt in die ſteinharten Klöße, und indem der Froft das Waſſer in Eis verwandelt, zerſprengt er ſie. Der Untergrund wird mit Vor— ſicht nur nach und nach zu Tage gefördert, um an der Sonne und Luft zu verwittern und die Frucht— barkeit des Bodens zu vermehren. Fangen die auf dem Brachfruchtfelde ſtehenden Gewächſe bei dürrer Witterung an zu ſchmachten und zu welken, ſo hilft das Behacken mit der Hand und das Durchfahren mit dem Schaufelpfluge, um dem ſonſt zu ſchnell ſchwindenden Thaue Eingang zu verſchaffen. Das Feld wird bei zweckmäßiger Beſtellung zu einer be— rechneten Tiefe gepflügt, damit das bei langem Re: genwetter aufgenommene Waſſer ſich zureichend ver— ſenken könne, um nicht bis zu einer ungebührlichen Höhe hinauf zu ſtauen, und damit bei trocknem Wet: ter die Pflanzen zu ihrer Labung Feuchtigkeit unter ſich haben. Den bei trockner Witterung gepflügten Boden walzt man zur Erhaltung der Feuchtigkeit. In niedrig gelegenen ſumpfigen Gegenden ſucht man Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. den Wind für ſeine Felder zu gewinnen und ihm freien Durchgang zu verſchaffen, indem hierdurch die ſchädlichen Dämpfe des Sumpfes, die trägen Nebel und das Übermaß von Feuchtigkeit entführt werden. Auf hochgelegenen Feldern dagegen ſucht man durch Baumpflanzungen, Hecken oder Wälle dem ſchneiden— den, austrocknenden Winde Einhalt zu thun, ohne jedoch den Pflanzen den ihn ſo nöthigen und gedeih— lichen Kreislauf friſcher Luft zu entziehen. Nach der Sonnenſeite werden die Schatten werfenden Gegen— ſtände entfernt, um dem Sonnenſcheine ſo viel als möglich Zutritt zu verſchaffen. Kartoffeln, Kohl, Rüben, Klee u. ſ. w. werden bei dem Pflanzen oder Säen in eine ſolche Entfernung von einander ge— bracht, daß ſie bei ihrem Vollwuchſe den Boden überſchatten und dadurch jene Luftarten, welche un— ter ihren Zweigen und Blättern aus der Erde ſich ent— wickeln, zurückhalten. Auch des Feuers bedient man ſich, um die Temperatur der Atmosphäre und des Bodens zu erhöhen, und den Rauch wendet man zum Schutze gegen Nachtfröſte an. Des Brennens bedient man ſich, um den Torf- und Moorboden zu entſäuern, und den zähen Thonboden milder zu machen. Auch haben endlich die Einfriedigungen ſehr weſentlich zur Erhöhung der Pflanzenprodbuktion beigetragen, und in allen ebenen und wenig bevöl— kerten Gegenden, wo ſcharfe und ſtarke Winde den Boden ſehr austrocknen und die Ablagerung at— mosphäriſcher Düngſtoffe hindern, ſollte die Einfrie— digung der Felder durchaus nicht unterbleiben, da ſie unter dieſen Umſtänden eines der wichtigſten Mittel zur Erhöhung der Fruchtbarkeit des Bodens ſind. Animaliſche oder thieriſche Düngmittel. Die zerſetzten Stoffe des thieriſchen Körpers lie— fern nicht nur einen ganz vorzüglich wirkſamen Dün— ger, ſondern ſie erhöhen auch durch ihre reizende Kraft die Aneignungskraft der Pflanzen für die Auf— nahme derſelben; nur erfordern ſie im Allgemei— nen eine Beimiſchung von Erde, um ihre heftige und ätzende Wirkung während ihrer Fäulniß zu min— dern. Eine allgemeine Regel bei Anwendung dieſer Düngmittel, die zwar auch bei den übrigen, jedoch hier vorzugsweiſe Beachtung verdient, iſt, ſie nicht übereilt oder in zu großem Verhältniß anzuwen— den; je mehr man ihre Zerſetzung im Verhältniß mit Entwickelung der Pflanzen, erfolgen laſſen kann, um ſo mehr wird man mit ihnen leiſten. Dieſer Zweck wird begünſtigt durch eine gehörige Zerthei— lung jener Düngſtoffe, und durch eine Verzöge— rung der zu ſchnellen Zerſetzung derſelben. In dieſem Betreffe rühmt man neuerdings die Ver— mengung von möglichſt zerkleinertem Fleiſch und thieriſchen Abfällen überhaupt, von Exkrementen in Harn eingerührt u. ſ. w. mit dem Pulver recht poröſer Kohle als das vortrefflichſte Unterſtützungs— mittel der Düngkraft jener Stoffe, deren Werth dadurch ſoll verſechsfacht werden können; es ſoll unter Anwendung dieſes Mittels nicht mehr nöthig ſein, eine vorläufige Zerſetzung der thieriſchen Stoffe erſt abzuwarten, ehe man ſie für Gewächſe Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. jeder Art anwenden kann. Außerdem hat man aber noch ein anderes, ſehr wohlfeiles Mittel zur Vers mengung mit animaliſchen Düngerarten, nehmlich den Kalk. Alle weiche und flüſſige thieriſche Sub— ſtanzen bilden einen vorzüglichen Dünger, wenn man ſie mit Kalk verſetzt und mit Erde vermiſcht, als Überſtreuungsmittel anwendet. Ihre Wirkung iſt in dieſem Zuſtande bedeutend ſchnell, doch nicht ausdauernd, daher man fie nicht zu ſtark aufbrin— gen darf, und zwar nach Maßgabe der beigemiſch— ten Erdmenge und nach Beſchaffenheit der Früchte, zu denen ſie verwendet werden, nicht ſtärker, als das 3 bis Afache Ausſaatmaß des Roggens auf eine gleiche Fläche beträgt. Um z. B. Aſer und Abfälle aus Schlachtehäuſern, welche beide unter den thieriſchen Düngerarten oben an ſtehen, auf dieſe Weiſe nutzbar zu machen, gräbt man ſie in eine flache Grube, beſtreut ſie reichlich mit unge— löſchtem Kalk, macht aus der aufgeworfenen Erde einen Haufen über dieſelbe, und läßt das Ganze 14 Tage bis 3 Wochen liegen, worauf man die Grube öffnet, die Knochen herausſucht, das andere mit guter Erde in dem Maße vermiſcht, daß man von letzterer etwa 3- bis Amal ſoviel nimmt, als die thieriſche Maſſe beträgt, das Gemiſch in einen Haufen ſchlägt und es in dieſem 3 bis 4 Wochen ſtehen läßt. Man erhält dadurch einen überaus kräftigen Dünger, den man mit der Saat ausſtreut und mit dieſer untereggt, oder als Überſtreuung auf ſchwächliche Saaten anwendet. Auch die Abfälle der Lohgerberei geben einen ſehr kräftigen Dünger, der ebenfalls auf vorgedachte Weiſe zugerichtet und zur Obenaufdüngung verwen— det werden muß. Die wollenen Lumpen, wenn ſie zur Düngung in Anwendung kommen, werden zer— hackt, und entweder in die Schafſtälle geſtreut, oder mit Jauche getränkt, oder auch ohne weitere Vor— bereitung verbraucht. Ihre Wirkung iſt zumal in trockenen Sommern und bei Kartoffeln bedeutend. Länder, welche vom Meere beſpült oder von großen Flüſſen durchſchnitten werden, beſitzen in den Aſern von Fiſchen und Waſſerthieren eine wahre Fund— grube für die Befruchtung des Bodens, ſobald die— ſelben zuſammengehäuft, mit Kalk und Erde zerſetzt und durchgearbeitet werden. Die Klauen der Thiere, beſonders des Rindviehes werden in einiger Ent— fernung von einander, mit der Hohlung nach oben, in den Wieſenboden eingedrückt; je mehr ſie ſich zerſetzen, um ſo weiter um ſie herum belebt ſich der Graswuchs. Am meiſten kommen von den thieriſchen Abfällen die Hornſpäne und Knochen in Anwendung. Erſtere werden mit mehr Vortheil, ſtatt roh, vorher mit Erde und Kalk oder Urin aufgelöſt, auf den Acker gebracht. Die Knochen, wozu auch alle dieje— nigen Hornabgänge genommen werden können, welche ſich zur Verarbeitung nicht eignen, erleiden gegenwärtig mit vollem Rechte eine immer mehr und mehr erweiterte Anwendung auf den Ackerbau. Die Engländer achten die Wirkung des Knochen— mehls als Düngmittel ſo hoch, daß ſie behaupten, ein aus Deutſchland eingeführter Scheffel Knochen 101 mache die Einfuhr von 10 Scheffeln ausländiſchen Weizen unnöthig. Mag nun auch eine derartige Behauptung in den meiſten Fallen für übertrieben zu halten ſein, ſo iſt doch nicht zu bezweifeln, daß die Knochen, deren Beſtandtheile Kalk, Fett und Gallert ſind, eine ſehr kräftige Düngung abgeben müſſen, jedoch natürlich nur dann, wenn ſie in fri⸗ ſchem, nicht ausgekochtem Zuſtande dazu verwendet werden. Auf zu leichtem Sandboden iſt das Kno— chenmehl als zu hitzig nicht anwendbar; am vor— theilhafteſten befördert es die Fruchtbarkeit auf ar— men, rohen, lehmigen, kalten ſteinigen Boden und trocknen entwäſſerten Torfmooren; auch iſt es für feuchten, ſchweren Boden weniger anwendbar als der Stalldünger. Die Knochenmehldüngung unmittelbar mit der Miſtdüngung verbunden auf den Acker anzuwenden, erſcheint weniger zweckmä— ßig, als jede Düngung für ſich allein in Anwen— dung gebracht. Das feine gute Knochenmehl ſieht weiß aus und riecht wie vertrockneter weißer Käſe; eine graue oder braune Farbe, und ein widerlicher Aſchenge— ruch rührt von alten Knochen her, und ſolch Mehl iſt von geringerem Werthe. Je feiner das Kno— chenmehl iſt, um ſo kräftiger und ſchneller wirkt es; grobes Mehl wirkt langſamer, aber nachhal— tiger. Von feinem Knochenmehle reichen 7 bis 800 Pfd. auf den Magdeb. Morgen hin, vom gro— ben ſind dagegen 12 bis 1500 Pfd. erforderlich, wenn man davon gleich im erſten Jahre eine auf— fallende Wirkung haben will. Schwere Thonböden erfordern eine größere Menge als leichte Lehm— oder Sandbodenarten, und bei Anwendung deſſel— ben auf trockenem, humusarmen Sandboden muß man es zuvor mit humusreicher Erde miſchen und faulen laſſen. Das Knochenmehl ſcheint für Pflan— zen der verſchiedenſten Art zu paſſen, jedoch bei Wurzelgewächſen und Pflanzen mit Pfahlwurzeln kräftiger zu wirken, als bei Pflanzen mit Zaſer— wurzeln. Mit dem größten Nutzen wird es ange— wendet bei allen Kohl- und Rübenarten, Weizen, Klee, Bohnen, Erbſen und Wicken. Beim Ta— bake ſoll das Knochenmehl nicht nur den Ertrag um 3%, vermehren, ſondern auch die Güte deſ— ſelben ſehr bedeutend verbeſſern. Der Lein geräth ganz ausgezeichnet gut darnach, und erlangt eine ganz beſondere Feinheit und Länge. Auf Wieſen angewendet lockt das Knochenmehl die Klee- und Wickenaͤrten hervor, erzeugt aber auch zugleich ein fettes, vom Viehe ſehr gern gefreſſenes Gras. Im erſten Jahre zeigt ſich die Wirkung einer Knochen— mehldüngung am ſtärkſten, falls die Witterung nicht gar zu trocken iſt, und wirkt bis in's ſechſte und ſiebente Jahr fort. Nach einer Getreideernte hat die Verbeſſerung durch Knochenmehl „ ihres Wer— thes, nach der zweiten 8 und nach der dritten den ganzen Werth verloren. Soll aber überhaupt das Knochenmehl ſich wirkſam zeigen, ſo gehört durchaus dazu, daß es dem Boden nicht an Hu— mus und Feuchtigkeit fehle. Das Knochenmehl kommt zur beſſern und ſchnellern Wirkung, wenn man es zuvor in eine Harngrube ſchüttet und darin 102 faulen läßt. Zur beſſern Ausſtreuung wird es ein wenig angefeuchtet, was am beſten mit einer Koch— ſalzauflöſung, auf den Gtnr. 3 Pfd. Salz, geſchieht. Man ſtreut das Knochenmehl entweder breitwürfig für Getreide auf die Saatfurche und eggt es mit der Saat ein, oder in Reihen in der Richtung des Samens. Beim Tabake, bei den Kohlpflanzen und allen Hackfrüchten kann man es unmittelbar an die Pflanzen bringen, auf 5 Stücke eine Hand voll. Beim Winter- und Sommergetreide, Hanf, Flachs, Raps, Hirſe, Erbſen, Wicken u. ſ. w. rechnet man nach Verhältniß des Kulturzuſtandes des Ackers auf 1 Magdeb. Morgen 3 bis 5 Berl. Scheffel; bei Wieſen, Klee, Luzernefeldern 3 bis 4 Scheffel. Den Ertrag rechnet man Amal jo groß als ohne dieſen Dünger. Bei der Knochenmehl— düngung wuchert das Unkraut weniger; die den Pflanzen ſchädlichen Thiere werden davon vertrie— ben, die Früchte werden geraume Zeit früher reif; die Körner und Knollen werden größer und nahr— hafter und die Halme ſtärker als bei der Miſtdün— gung; das Knochenmehl ſchützt jeden Boden vor allzugroßer Ausdörrung durch die Hitze; und ift verhältnißmäßig bedeutend wohlfeiler als der Stall— dünger. Der Schafpferch (Hordenſchlag) bringt auch eine ſtarke und ſchnelle, wenn auch nicht dauernde Wirkung hervor. Das Pferchen beſteht darin, daß die Schafe die Nächte in einem mit Horden um— ſtellten Platze zubringen müſſen. Man wendet es gewöhnlich auf weiten Feldern an, wohin die Dün— gerfuhre zu beſchwerlich und zeitraubend iſt, oder zu ſolchen Gewächſen, deren höchſter Ertrag durch einen ſtark und ſchnell wirkenden Dung erlangt wird, oder wenn man mit der Miſtdüngung nicht auslangt, und doch eine Frucht ohne Düngung nicht bauen will, die Beſtellzeit derſelben aber ſchon nahe gerückt iſt. Auch in dem Falle wird das Pferchen angewendet, wenn es gänzlich an dem erforderlichen Materiale zum Einſtreuen in den Schafſtällen fehlt. Das Verbleiben der Schafe unter freiem Himmel des Nachts hindurch, beſon— ders der feinwolligen, iſt aber ihrer Geſundheit nicht zuträglich, obſchon weniger nachtheilig, wenn das Pferchen nur bei geeigneter Witterung und nur mit dem Geltevieh vorgenommen wird. Übri— gens findet eine regelmäßige Anwendung des Pferch— ſchlags vornehmlich deshalb nicht mit Vortheil ftatt, weil man dabei weit weniger und ausdauernde Dün— gung gewinnt, als wenn man die Schafe in den Stall treibt und die Streu zur Vermehrung des Miſtes be— nutzt. Daher wird der Pferchſchlag nur unter beſon— dern Umſtänden ausnahmsweiſe Anwendung verdie— nen. Wo regelmäßig gepfercht wird, rechnet man die Pferchzeit von Mitte April bis Mitte Novem— bers, wo es nicht ftattfindet, pfercht man zur Früh— jahrs- und Herbſtſaat nur bei geeigneter Witte— rung. Man berechnet den Raum für ein Schaf in den Horden gewöhnlich auf 10 Quadratfuß. Nimmt man nun eine Horde zu 10 Fuß Länge an, ſo ſind für 200 Schafe 18, für 300 aber nur 20 erforderlich, wenn ſie im Quadrat geſetzt werden. Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Die Güte und Stärke der Pferchdüngung hängt von der Güte der Weide und von der Zeit und dem Flächenraume ab, welcher den Schafen zum Pfer— chen eingegeben wird. Bei einer reichen Weide düngt eine gleiche Anzahl Schafe einen gegebenen Raum in einer Nacht ebenſogut, als bei kümmer— licher Weide in zwei Nächten. Man unterſcheidet einen ſtarken, einen ganzen und einen halben Pferchſchlag. Wenn man bei oben angenommenen Raumumfange für ein Schaf eine Heerde von 2400 Schafen anwendet, um in einer Nacht einen Magdeb. Morgen zu bedüngen, oder, was dieſem gleich iſt, mit 300 Schafen in 8 Nächten einen Morgen bepfercht, ſo nennt man dieſes einen ſtarken, bei 1800 Schafen einen gan— zen, und bei 1200 Schafen einen halben Horden— ſchlag. Indeſſen kann der Pferch immer nur für eine halbe Düngung angenommen werden, weil, wenn er gleich ſehr treibt, doch im nächſten Jahre die Wirkung größtentheils verſchwunden iſt. Will man nun aber einen Acker auf einige Jahre durch den Pferch bedüngen und fruchtbar machen, ſo darf man einem Schafe nur 4, höchſtens 5 Qua— dratfuß Raum im Hordenlager anſetzen. Das zu pferchende Land wird vorher gepflügt und durch die Egge geebnet. So wie eine Stelle gepfercht iſt, werden die Horden weiter gerückt. Es iſt beſſer, dem Hordenſchlage die Geſtalt eines läng— lichen Vierecks oder eines Quadrats zu geben, um in kürzerer Zeit wenigſtens einen ſchmalen Streifen zu düngen und den Pferch früher unterpflügen zu können, was als Haupterforderniß für ſeine Wir— kung anzuſehen iſt. Alle Ackerarbeiten nach geſche— hener Pferchdüngung müſſen mehr ſeichte als tief geſchehen. Nach einem ſtarken Pferch erfolgt leicht Lagergetreide und daſſelbe bekommt eine Eigenſchaft, welche Bäckern und Brauern nicht erwünſcht iſt; es iſt daher rathſam, den Pferch lieber zu andern Gewächſen anzuwenden. Auf Olgewächſe und Kohl äußert er eine ganz vorzügliche Wirkung; auch den Kartoffeln bekommt ein leichter Pferchſchlag ſehr gut und ſie gelangen zeitiger zur Vollkommenheit. Durch das Pferchen wird der loſe Sandboden nicht nur gedüngt, ſondern er wird auch durch das Tre— ten und Liegen der Schafe bindiger. Der Weidemiſt iſt ebenfalls blos als eine animaliſche Düngung zu betrachten. Die Weiden ſind entweder Wechſelweiden oder beſtändige Wei— den. Wird das Vieh nur auf letztere getrieben, ſo kommt der abfallende Dünger hauptſächlich die— fen zu Gute, und für die Feldwirthſchaft ift nur derjenige in Anſchlag zu bringen, welcher im Stalle abfällt. Dieſer im Stalle abfallende Miſt nebſt dem Urine kommt der Miſtſtätte zu Gute, und es ſind da von einer Kuh oder einem Ochſen 12 bis 18 Pfd. Miſt, ohne den Urin täglich in Anſchlag zu bringen, welche mit Streumaterialien aufge— fangen und nebſt dieſem dem Düngerhaufen zu Gute geſchrieben werden. Den Düngerabfall der Schafe anlangend, wenn dieſe auf beſtändigen Wei— den gehütet und des Nachts in den Stall getrieben werden, ſind nach Verſchiedenheit der Weide und Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Größe des Viehes 6 bis 12 Schafe einem Stück Rindvieh gleich zu ſchätzen. Wird aber das Vieh auf Wechſelweiden gehütet, welche nach einer ge— wiſſen Zeit als fruchttragende Felder benutzt wer— den, ſo kommt der abfallende Miſt dem Felde als Düngung zu Gute und iſt als ſolche in Anſchlag zu bringen. Was eine Kuh während der Weide— zeit auf der Weide an Exkrementen, mit Aus— nahme des Urins, abfallen läßt, kann man zu 12 bis 25 Pfd. und noch höher veranſchlagen und bei den Schafen nach Beſchaffenheit ihrer Größe von 6 bis 12 Schafen ebenſoviel. Schaf- und Rindserkremente machen aber hier einen großen Unterſchied in Beziehung auf düngende Wirkung aus. Der in breiten Fladen hinfallende Rindsmiſt bedeckt einen ziemlich großen Raum, auf welchem längere Zeit die Vegetation unterbrochen oder das Futter verunreinigt und zum Genuß für die Thiere untauglich gemacht wird, indem er ſich nur lang— ſam zerſetzt. Der Schafmiſt zerſetzt ſich dagegen ſchnell, er befördert den Graswuchs, raubt dem— ſelben keinen Platz und vermehrt überhaupt die Düngung. Es iſt daher ſehr wahr, daß ſich mit der Länge der Zeit eine Rindviehweide verſchlech— tert, während ſich die Schafweide verbeſſert. Man kann nun zwar den auf der Weide abfallenden Rindmiſt ſtets durch den Hirten zerſtreuen laſſen; indeſſen wird die Wirkung des Rindviehmiſtes un— ter dieſen Umſtänden immer bedeutend geringer ſein, als die des Schafmiſtes, und man wird ſtets einen größern Vortheil haben, wenn man das Rindvieh auf dem Stalle füttert und die Erkremente mit Streumaterial aufgefangen in Stallmiſt verwan— delt. Nur in Gegenden mit einem feuchten Klima wird eine Ausnahme ftattfinden können. Eine grö— ßere Maſſe Dünger und eine zweckmäßigere An— wendung deſſelben findet übrigens auch bei dem Schafdünger ftatt, wenn dieſer in den Ställen zweckmäßig mit Streu gebunden und in Gährung geſetzt werden kann, indem der vom Weideviehe einzeln verlorne Pferch, wenn der Acker lange unauf— gebrochen liegen bleibt, den größten Theil ſeiner dün— genden Subſtanz an die Atmosphäre verliert. Was nun aber die Methode überhaupt, die Düngerproduktion durch den Weidegang zu erzielen, ſelbſt anbetrifft, ſo iſt ſie im Allgemeinen nur dann zu geſtatten, wenn der Boden den künſtlichen An— bau von Futtergewächſen durchaus nicht geſtattet, oder ſich doch auf eine andere Weiſe nicht höher benutzen läßt, oder auch endlich Wirthſchaftsver— hältniſſe, z. B. Weidegerechtigkeit auf fremden Ackern, den Weidegang gebieten. Wo aber das Schafvieh den ganzen Sommer hindurch ausſchließ— lich an die Brach- und Stoppelweide gewieſen iſt, und erſtere der Selbſtbegrünung überlaſſen bleibt, da kann es nicht leicht eine zweckloſere und nach— theiligere Einrichtung für Acker, Vieh und Dün— gergewinnung geben. Denn bei dieſem Verfahren müſſen oft 10 Morgen und mehr Land unbenutzt zur eignen Begrünung liegen bleiben, um 1 Mor— gen von dem darauf genoſſenen Futter nothdürftig mit Schafen zu bepferchen. Dabei iſt das Futter 103 in der Regel noch ſchlecht, daher die Thiere nur mager und kümmerlich genährt werden und daher nur magern Dünger liefern. Wenn man nun er— fahrungsmäßig weiß, daß z. B. 2 Morgen Feld mit einem ſich für den Klee eignenden Boden in 2 Schnitten rechtfüglich 80 Cinr. Heu, alſo das Futter auf ein ganzes Jahr für eine Kuh oder 10 Schafe liefern, ſo wird man das Reſultat dieſer fortgeſetzten Rechnung leicht ſelbſt finden. Vegetabiliſche Düngmittel. Dahin gehören alle Pflanzentheile, welche nicht durch den Leib der Thiere gegangen ſind oder zur Auffangung der thieriſchen Auswürfe nicht verwen— det werden. Dieſe Pflanzen oder Pflanzentheile kommen entweder in ihrem urſprünglichen Zuſtande dem Boden als Düngung zu Gute, oder ſie wer— den zuerſt zu manchem Behuf verwendet. Es ge— hören hierher Unkräuter, Raſen, befonders zur Düngung angeſäete Pflanzen, Überbleibſel und Ab— gänge von Pflanzen, Waſſerpflanzen und die Rück— ſtände verbrauchter Pflanzen. Die vegetabiliſchen Düngungsmittel haben zwar nicht dieſelbe Wir— kung als die animaliſchen, zerſetzen ſich auch nicht ſo ſchnell, dennoch tragen ſie aber zur Erhaltung der Fruchtbarkeit ſehr weſentlich bei, und ſind ſo— gar in einem thätigen Boden, deſſen Triebkraft durch den animaliſchen Dünger und Stallmiſt zu ſehr vermehrt wird, nöthig, da ſie ihn gewiſſer— maßen abkühlen und erfriſchen. Iſt die Vegeta— tion ſich ſelbſt überlaſſen, ſo bedeckt ſich der Bo— den mit denjenigen wildwachſenden Gewächſen, welchen ſeine Eigenthümlichkeit am meiſten zuſagt, und wenn nun dieſe ausgebildeten Gewächſe an ihrem Standorte bleiben und ſich dort zerſetzen, ſo gewinnt der Boden an Fruchtbarkeit. Ein ande— res Verhältniß iſt es mit den angebauten Gewäch— ſen; nur ein Theil derſelben iſt von ſolcher Be— ſchaffenheit, daß ſie nach vollendeter Ausbildung durch Zerſetzung mehr Rückſtand geben, als ſie dem Boden entnommen haben, andere entziehen dem Boden mehr, als ſie ihm wieder zu erftatten im Stande ſind, und hierunter beſonders die Halm— früchte. Die Unkräuter ſind diejenigen dem Boden eigenthümlichen Pflanzen, welche zwiſchen den ange— bauten Gewächſen aufſproſſen. Obgleich das Beſtre— ben des Landwirthes auf ihre gänzliche Ausrottung gerichtet ſein muß, ſo liefern ſie doch, wo ſie einmal vorhanden ſind, einen nicht unbeträchtlichen Bei— trag zur Bedüngung der Felder. Ein ſchlechter Bo— den erzeugt deren nur wenig; er beſitzt daher nicht die Kraft, ſich ſelbſt bereichern zu können. Die meiſten Unkräuter hinterlaſſen, ſobald man ſie nicht zur Samenreife kommen läßt, dem Boden durch ihre Rückſtände mehr, als ſie ihm entnehmen. Die— jenigen Unkräuter, welche als Dünger dienen, ſind die Unkräuter auf dem Brachfelde, unter den Stop— peln und die Jäteunkräuter. Nur müſſen die Un» kräuter auf der Brache und in den Stoppeln zur 104 gehörigen Zeit untergepflügt werden, was jedoch bei letztern wegen der Stoppelhutung ſich nicht im— mer vornehmen läßt, ob es ſchon ſpäter weniger nützt. Indeſſen iſt doch immer noch Einiges ge— wonnen, wenn man nur die Stoppeln vor Win— ters umpflügt, weil dann im Frühjahre ein um fo regeres Treiben neuen Unkrautes erfolgt, welches durch baldiges Umpflügen zur Bereicherung des Bodens beiträgt. Das Unkraut giebt entweder durch die Verfütterung mit dem Viehe, oder durch Ver— miſchung mit dem Düngerhaufen, oder auch für ſich aufgeſchichtet und mit Erde bedeckt, einen nicht unbeträchtlichen Düngerzuwachs. Raſen. Auf jeder mit einer Raſennarbe über: zogenen Ackerkrume bildet ſich eine humoſe Schicht. Daher zeigt ſich ein ſolcher umgebrochener Raſen, wenn er keine Säuren enthält und nicht ſumpfig iſt, als ein überaus wirkſamer Dünger, der faſt allen Früchten zuſagt und mehrere Jahre ſich wirk— ſam erweiſt. Daher iſt nichts mehr geeignet, den Boden mit wenig Dünger in Kraft zu erhalten, als wenn man ihm, nachdem er ein paar Jahre Getreide getragen, ſo viel Ruhe gönnt, daß er ſich, zumal bei Anſaat paſſender Pflanzen, mit einer Raſennarbe überzieht, und während dieſer Benar— bung mit dem Viehe beweidet wird. Hierauf grün— det ſich das Syſtem der Schlag- und Koppelwirth— ſchaft; doch darf der zur Beraſung niedergelegte Boden nicht erſchöpft fein, wenn eine Bodenbe— reicherung wirklich ſtattfinden ſoll. Außerdem be— nutzt man den Raſen auch dadurch, daß man ihn abſchält und entweder als Streu in die Viehſtälle, oder in die Miſtgrube zur Unterlage bringt, oder mit Miſt verſetzt in Haufen aufſchichtet. Man ge— winnt auf dieſe Weiſe einen ganz vortrefflichen, allen Bodenarten und Früchten zuſagenden Dünger. Natürlich darf man hierfür den Raſen nur von verlornen Plätzen, von Rainen, Wegen u. ſ. w. nehmen. Der moorige, torfige und ſaure Raſen muß mit Kalk verſetzt werden. Die grüne Düngung oder beſonders ange— ſäete Pflanzen. Das Anſäen beſonderer Pflanzen zur Düngung iſt hauptſächlich dann zu empfehlen, wenn man eine Wirthſchaft mit einem verhältniß⸗ mäßig geringen Viehbeſtande antritt; wenn die Um— ſtände auch in der Folge keinen zureichenden Vieh— beſtand zulaſſen; wenn man mit geringen Mitteln einen ausgedehnten Ackerbau betreibt und ſeine ganzen Felder nicht mit Stallmiſt bedüngen kann; wenn der Wirthſchaftshof im Thale liegt, und die Wege nach einem Theil der auf Bergen liegenden Felder ſehr ſchwer zu paſſiren iſt, oder man über— haupt weite Außenfelder hat; wenn man den nahe gelegenen Feldern einen zu großen Abbruch thun muß, um den entferntern Miſt zukommen zu laſſen; wenn man zu einer neuen zweckmäßigern Wirth— ſchaftsmethode übergeht, wo nothwendiger Weiſe die Düngmittel zu vermehren ſind; nach ſtattge— fundenen Ablöfungen von Trift- und Hutungsge— rechtſamen, Gemeinheitstheilungen und Zuſammen— legung der Feldgrundſtücke; wenn der größere Theil der Felder aus Sand beſteht, für welche die Miſt— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. düngung häufig zu hitzig iſt; wenn Pächter bei Über— nahme der Pachtung eine hohe Viehtaxe nicht ein: gehen, oder das noch vorräthige Stroh und Futter nicht für übermäßige Preiſe annehmen wollen; wenn Städter, welche nur nebenbei Landwirth— ſchaft treiben, wenig Vieh und Geſinde halten wollen; wenn kleine Landwirthe, welche kein Ge— ſpann halten, für das zur nöthigen Bedüngung erforderliche Vieh nicht Futter genug erzeugen kön— nen; wenn in einer Gegend alle erbauten Feldpro— dukte guten und lohnenden Abſatz finden, oder Getreide und Olſaaten beſſer lohnen, als thieriſche Produkte; wo endlich der Weidegang der Thiere noch nothwendig wird, oder wo die Milchwirth— ſchaft lohnt, indem man in dieſem Falle nur um: gekehrt verfährt, d. h. ftatt die grüne Dungſaat unterzupflügen, ſie entweder mit den Thieren ab— weidet oder im Stalle verfüttert. Unter den eben genannten Umſtänden iſt die Gründüngung eins der empfehlenswertheſten Mittel, mit den geringſten Koſten den Ackerbau zu heben. Aber auch in dem Falle, wo es an Dünger nicht fehlt, der zu thätige Boden aber die Auflöſung des Stallmiſtes zu ſehr befördert, iſt die Gründüngung nicht weniger empfehlenswerth. f Die Gründüngung iſt auf allen Bodenarten anwendbar, indem ſich der ſtrengere Boden zu Raps und Rübſen und Kleearten, der milde und Sand— boden dagegen zu Lupinen, Buchweizen, Spergel und Waſſerrüben eignet. Je ſchwerer aber die Maſſe von Pflanzen iſt, die man in den Acker bringt, deſto größer wird die Wirkung einer ſol— chen Düngung ſein. Die Pflanzendüngung bringt den meiſten Nutzen und geräth am ſicherſten, wo ein feuchtes Klima den Pflanzen ſtets das Waſſer in einem reichlichen Maße zuführt. Am zweckmä— ßigſten wählt man hierzu ſolche Gewächſe, welche neben einen umfangreichen Wachsthume nur wenig Samen koſten, deren Same alſo feinkörnig iſt, oder die zu ihrer Entwickelung bis zur Blüthe ſich vorzugsweiſe die Nahrungsſtoffe des Waſſers und der Luft aneignen, ohne weſentlich der Bodenkraft zu bedürfen. Außerdem muß aber auch die Pflanze in der Zeit, welche man ihr zu ihrem Wachs— thume verſtatten kann, zu der erforderlichen Größe und Entwickelung gelangen können, ferner den Boden locker halten, denſelben mit ihrem Kraute gehörig beſchatten, ſaftreich ſein und bald in Fäul— niß übergehen. Rückſichtlich dieſer Anforderniſſe eignen ſich vornehmlich alle Blattgewächſe hierzu, und an dieſe ſchließt ſich der Spergel an. Die Größe und Dauer der Wirkung einer grünen Dün— gung hängt von der Maſſe und der Zerſetzbarkeit derſelben ab. Schotengewächſe, Spergel und Buch— weizen, ſowie überhaupt alle Blätter und Stengel grüner Pflanzen verfaulen und zerſetzen ſich im Verlaufe eines Jahres; die Wurzeln der Klee⸗-, beſonders aber der Luzernefelder brauchen zu ihrer völligen Auflöſung 2 bis 3 Jahre. Die zur Grün— düngung beſtimmten Gewächſe müſſen ſtärker aus— geſäet, als ſonſt geſchieht, und in ihrem grünen Zuſtande, ſo bald ſie anfangen in Blüthe zu tre— Die Begründung des landwiribichaftlichen Gewerbes, ten, ganz untergepflügt werden. Nach Maßgabe der Umſtände muß man ſtets diejenige der Grün— düngungspflanzen für die gegebene Bodenbeſchaf— fenheit auszuwählen wiſſen, welche verhältnißmäßig das größte Pflanzenprodukt liefert. Häufig begeht man aber bei der Gründüngung den Fehler, daß man, um ein großes Pflanzenprodukt zur Düngung zu erlangen, oft ſolche Gewächſe wählt, welche zu ihrem vollkommenen Gedeihen bis zur Blüthe weit mehr Nahrungsſtoffe und überhaupt paſſende Eigenſchaften des Bodens unumgänglich verlangen. Auf ſolche Weiſe wird dem Acker die Düngung aus Mißverſtändniß geſchmälert; denn ſchwache und magere Bodengattungen müſſen durchaus mit ges nügſamern Pflanzen beſtellt werden, welche jedoch auch hierauf das ihnen mögliche Pflanzenprodukt liefern. Überall, wo die Zwiſchenzeit, welche von dem Abbringen einer Fruchternte oder einer Futter— pflanzung bis zur nächſten Einſaat oder Einwinte— rung ſtattfindet, lang genug iſt, eine geeignete Saat bis zur. Blüthe zu erziehen, da iſt auch alle: mal eine paſſende Stelle für die Gründüngung vorhanden. Im Allgemeinen wird ſich daher die Gründüngung entweder in der Brache oder in den Stoppeln der Getreidefrüchte, der Futterpflanzen oder nach Hackfrüchten in den verſchiedenen Jahres— zeiten anwenden laſſen. Die zur Gründüngung ſich eignenden Pflanzen ſind: 1) Der Roggen, der ſich unter dem Halm— getreide noch am beſten zur Gründüngung eignet. Am häufigſten wird er zur Düngung in ſeine eignen Stoppeln, die des Sommergetreides und die der Schotenfrüchte zu ſtehen kommen. In feiner eigenen Stoppel braucht man nur das Feld unmittelbar nach der Ernte, ehe noch das Weidevieh darauf gegan— gen iſt, umzubrechen und tüchtig einzueggen, und das bei den Erntearbeiten ausgefallene Korn giebt die erforderliche Samenſtärke. Sonſt iſt es freilich auch dem Felde von Nutzen, die umgebrochene Stoppel 6 bis 8 Wochen in der rauhen Furche lie— gen zu laſſen, und ſodann mit Roggen zu beſtellen. Die Roggendüngſaat iſt nun wegen der Samen— auslage die theuerſte; ſie taugt aber faſt auf jeden Boden außer ſchwerem Lehm. Sie eignet ſich für zeitig reifende Erbſen, Sommerölgewächſe und ganz beſonders für Spätkartoffeln. 2) Die Wicken paſſen auf einen kalten, tho— nigen, naßgründigen Boden, und werden entwe— der im Frühjahre für eine Winterfrucht, oder in die Stoppeln einer Winterung für eine Frühjahrs— frucht geſäet, wo aber das Unterpflügen jedenfalls noch vor Winters erfolgen muß. Bei dieſem Ver— fahren erhält man oft recht ſchöne Gerſte. Ge— wöhnlich ſäet man die Wicken in einem Gemenge von Erbſen, Gerſte, Buchweizen, beſonders Ha— fer aus. 3) Die Erbſen. Von dieſen wählt man bei einem kurzen Zwiſchenraume die frühzeitige, bei einem längern aber die ſpäte Sorte. Sie paſſen mehr auf ſandigem Lehmboden, ſowie überhaupt Kirchhof, Landwirth. 105 auf leichtere Bodengattungen, wenn es ihnen nur nicht an Feuchtigkeit fehlt. 4) Die Bohnen find ein außerordentlich ver— befjernbee Düngungsmittel auf ſchweren, zähen Bodengattungen; doch kommen ſie deshalb weni— ger häufig für dieſen Zweck in Anwendung, weil ſie häufig mißrathen, und auch die Saatauslage zu beträchtlich wird. 5) Der Buchweizen übertrifft an Krautmaſſe auf gleichem Boden nicht ſelten die Wicken im Ge— wichte. Er nimmt mit Bodenarten vorlieb, die für jede andere Sommerfrucht zu dürftig ſind. Zur Gründüngung kann er auf Brachfeldern in einem Sommer recht füglich Amal auf derſelben Stelle, oder auch noch in die Stoppeln des Wintergetrei— des, vorzüglich aber nach frühreifen Erbſen und Winterölfrüchten mit glücklichem Erfolge geſäet werden. 6) Raps und Rübſen würden ſich unter allen Gewächſen am beſten zur Gründüngung eignen; doch verlangen ſie einen zu kräftigen Bo— den, wenn ſie einen üppigen Blätterwuchs geben ſollen. Man kann daher nur auf einem kräftigen Boden von ihnen Gebrauch machen, hier aber auch oft mit großem Vortheile. Übrigens kann man wohl kräftige Roggenſtoppel damit beſäen, und dieſe Gründüngung im nächſten Jahre für eine Sommerfrucht oder Rübenpflanzung benutzen. 7) Die Lupine ſcheint von der Natur ſelbſt vorzugsweiſe zur Gründüngung beſtimmt zu ſein, da ſie von keinem Thiere gefreſſen wird. Sie iſt aber auch eine der wichtigſten Gründüngungspflan— zen, weil ſie ſelbſt mit ſehr ſchlechtem, ſteinigem, trocknem Boden vorlieb nimmt, überaus üppig wächſt, und überdies eine ſehr große Maſſe Pflan— zenſchleim enthält. Da jedoch ihre Samen bei uns nicht immer die Reife erlangen, ſo wird ihre An— wendung dadurch erſchwert. Die Lupinen müſſen ſchon dann untergepflügt werden, wenn der erſte von den drei Blüthenanſetzen ſich völlig entwickelt hat, oder höchſtens der zweite ſich zeigt. 8) Der Spergel paßt am beſten für den Sand— boden, und wird nicht blos in der Brache gebauet, ſondern auch ſehr häufig wegen ſeines ſchnellen Wachsthums in die Stoppeln der verſchiedenen Ge— treidearten und zwar ſelbſt noch Anfang Septem— bers zur Weide oder Gründüngung mit Vortheil ausgeſäet. Oft läßt man ihn auch abweiden, und der Weidedünger und das Feſttreten des Erdreichs wirken auf einen ſandigen Boden ſehr wohlthätig. Der Spergel kann in einem Sommer recht füglich zmal auf ein und derſelben Stelle angebaut werden. Übrigens wird ſein Same leicht und in großer Menge gewonnen. i 9) Derrothe Klee, welcher ſchon durch feine Wurzeln und den Blätterabfall den Boden ſo merk— lich verbeſſert, und bei gutem Beſtande auf den Morgen in 2 bis 3 Schnitten 200 bis 300 Ctnr. grüne Pflanzenmaſſe liefern kann, verſchafft dem Acker eine ſehr bedeutende Düngung, ſowie er überhaupt für die meiſten Kulturgewächſe als eine ſehr günſtige Vorfrucht ee Soll das ganze 14 106 Kleeprodukt als Düngung auf dem Acker verbleiben, ſo wird der erſte Schnitt, und wo man 3 Schnitte entnehmen kann, auch der zweite nach dem Ab— mähen auf dem Kleefelde ausgeſtreut und daſelbſt der Fäulniß überlaſſen und erſt der dritte unterge— pflügt; ſonſt kann man aber recht füglich wenig— ſtens einen Schnitt zum Futter verwenden. 10) Der weiße Klee, welcher mit geringe— rem und ſelbſt Sandboden vorlieb nimmt, wird meiſtens zu einer mehrjährigen Weidenutzung aus— geſäet, wobei er den Bodenreichthum ebenfalls be— trächtlich vermehrt; er giebt aber auch, beſonders zur Gründüngung angeſäet, einen nicht geringen Dung für leichtere Bodengattungen, da er unge: fähr 60 Ctur. grüne Krautmaſſe auf den Morgen liefert. e Überbleibſel der Pflanzen. Dahin gehören folgende: 1) Stroh und Stoppeln. Erſteres wird zwar in der Regel zum Einſtreuen benutzt; bei großem Überfluß läßt man jedoch ſolches zuweilen, auf einen Haufen gebracht, verfaulen, und erhält ſo einen guten Dünger. Beſſer bringt man aber in dieſem Falle das Stroh friſch in den Boden, beſonders in einen thonigen und ſtrengen. Das Stroh muß mit der Hand in die geöffnete Furche eingelegt werden, und deshalb paßt dieſe Düngungs— art vorzüglich für Gewächſe in Reihen. In einem kräftigen, ſchweren Thonboden ſollen Kartoffeln, auf ein Strohlager gelegt, einen außerordentlichen Ertrag geben. In manchen Fällen dürfte es jedoch vortheilhafter ſein, einen Theil des Strohüberfluſ— ſes nach den Städten zu verkaufen, und für den Erlös andern Dünger, als Knochenmehl, Kalk, Aſche und dergleichen zurückzukaufen. Eine unter— gepflügte Getreideſtoppel äußert ſtets in einem bin— digen Boden eine gute Wirkung, zumal wenn das Unterpflügen recht zeitig erfolgt; in einem ſandi— gen, trocknen Boden würde es jedoch gerathener ſein, die Stoppeln abzuharken und als Streu im Stalle zu benutzen, weil die untergepflügten Stop— peln einen ſolchen Boden noch loſer machen. Die Stoppeln der Hülſenfrüchte geben ebenfalls ein recht gutes Düngungsmittel, nur müſſen ſolche durchaus unmittelbar nach der Ernte untergepflügt werden. Die Stoppeln der Kleearten äußern eine höchſt günſtige Wirkung auf die nachfolgenden Saaten, die man einer halben Miſtdüngung gleich— ſchätzt, ſobald der rothe Klee gut geſtanden hat. Die Luzerne- und Esparſettewurzeln wirken, da ſie ſich langſamer zerſetzen, nachhaltender, als die Kleewurzeln. 2) Das Kartoffelkraut bringt, noch grün, den beſten Nutzen, wenn es gleich nach dem Ab— bringen auf die Wieſen ſo dicht als möglich gebracht wird, wo es wegen des entlaſſenden Schleimes einen außerordentlichen üppigen Graswuchs bewirkt. Doch bringt es auch auf dem Acker ſelbſt, wo die Kartoffeln gewachſen ſind, untergepflügt, keine geringe Wirkung hervor. Das ſchon am Stocke vertrocknete Kartoffelkraut zerſetzt ſich, wenn es auf dem Acker mit untergepflügt wird, nur langſam, Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. und iſt der nächſten Beſtellung meiſtens im Wege; daher bringt man ſolches lieber zum Einſtreuen in die Ställe, oder ſetzt daſſelbe mit Erde und etwas Kalk in Compoſthaufen zuſammen. 3) Scheunenaus wurf und Heuboden: abfall. Der beim Reinigen des ausgedroſchenen Getreides abfallende und nicht zu Futter taugliche Staub und Unrath giebt ein gutes Düngungsmit— tel, der jedoch wegen darin befindlichen Unkraut— ſamen nur für Wieſen paßt. Man bringt dieſe Abfälle auf Haufen zum Faulen, oder verſetzt ſie mit Miſtjauche oder Kalk. Heubodenabfälle werden ebenſo benutzt, befinden ſich aber Samen von ſchäd— lichen Wieſenunkräutern darunter, ſo muß man dieſe durch vorhergehende Fäulniß zu zerſtören ſuchen. 4) Abfälle von Handelsgewächſen. Der Abdruſch von Leinknoten, Samenſtengel des Hanfes, Brechannen u. ſ. w. bringt man am be— ſten in Taubenſchläge und Hühnerhäuſer, wo ſie mit dem Unrathe dieſer Thiere gemengt ſich bald zerſetzen und einen vorzüglichen Dünger zum Über— ſtreuen geben. Nach dem auf Wieſen zum Röſten ausgebreiteten Hanfe und Flachſe wächſt das Gras ſehr gut, und die ſauren und groben Gräſer ver— ſchwinden. 5) Waldabfälle, als Laub, Nadeln, Moos u. ſ. w. werden mehr als Streumittel, als zur unmittelbaren Düngung benutzt. S. weiterhin. 6) Die Waſſerpflanzen geben ebenfalls recht gute Düngmittel ab. Schilf, welches in ſumpfigen Gegenden in großer Menge vorkommt, wird als Streumittel oder zur Bedachung verwen— det. Man kann es aber auch, grün geſchnitten, als Düngungsmittel verwenden. Nach dem Ab— ſchneiden läßt man es ein paar Tage in Häufchen liegen, und pflügt es dann entweder ſogleich un— ter, oder ſetzt es mit Erde und etwas Kalk in größere Haufen zuſammen, wo es ſchon nach einem Monate zu einem ſehr brauchbaren, beſonders dem ſandigen, leichten Boden zuſagenden Dünger zu— ſammenfault. Tang, Meerlinſen u. ſ. w. kann man, wenn ſie überwelkt ſind, ſogleich unterpflügen, wo ſie dem Weizen ganz beſonders zuſagen, oder man ſetzt ſie mit Erde und Kalk vermiſcht in Haufen. 7) Der Torf, welcher aus verweſten und ver— kohlten Pflanzen beſteht, und daher Ol, Salz und Pflanzenerde in ſich hält, kann als Düngungs— mittel einen nicht unbeträchtlichen Nutzen verſchaf— fen. Aber auch die Abfälle bei dem zur Feuerung beſtimmten geftochenen Torfe find am beſten zur Düngung zu benutzen. Man ſetzt ſolchen Torf in völlig getrocknetem und gepulvertem Zuſtande in Haufen, übergießt dieſe zu wiederholten Malen mit Urin, Jauche, Lauge, Seifenwaſſer u. ſ. w., ſticht fie nach Verlauf von 6 bis 8 Wochen um und miſcht ſie mit Kalk und Aſche, worauf die Hau— fen nach einiger Zeit noch einmal umgeſtochen wer— den. Man kann ihn ſodann zur Überſtreuung der Saatfelder mit Nutzen verwenden. Der Torf kann aber auch als Einſtreumittel 2 bis 3 Fuß hoch auf der Miſtſtätte aufgeſchichtet werden, worauf man den Miſt wie gewöhnlich ausbreitet. Nachdem Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, der Miſt abgefahren, wird der Torf herausgenom— men und zur Gährung in Haufen geſetzt. Setzt man nach einigen Wochen den Haufen um, und durchmengt ihn mit Aſche, Kalk, oder Mergel, ſo erhält man einen recht wirkſamen Dünger. Man kann den Torf aber auch ohne Zuſatz zur Düngung benutzen, wenn man ihn in hohe und ſchmale Hau— fen zuſammentritt und ſo ein paar Jahre ruhig ſtehen läßt, bis er ſich von ſelbſt in eine ſchwarze Erde verwandelt. Das Düngen mit Torf hat für einen leichten, ſandigen und kalkigen Boden den meiſten Nutzen. 8) Der Moder, welcher aus verweſten Rück— ſtänden ſolcher Pflanzenkörper beſteht, die ſich in alten Gräben, Sinken und ſumpfigen Stellen erzeugen, und oft unter Waſſer ſtehen, iſt ſchwer auflöslich und muß wenigſtens ein Jahr vor ſeinem Gebrauche im Haufen ſtehen. Um ſeine Zerſetzung zu beför— dern, bringt man auf den Haufen oben eine Ver— tiefung an und gießt in tiefe von Zeit zu Zeit Jauche, Seifenwaſſer u. ſ. w., bis der Haufen zuſammenzuſinken anfängt. Alsdann wird er umge— ſetzt, und nachdem er wieder eine Zeit lang ruhig geſtanden, zur Düngung verwendet. 9) Der Teichſchlamm hat mit dem Moder viel Ahnlichkeit, enthält aber häufig noch viele un— zerſetzte Pflanzenfaſern, auch animaliſche Überreſte und gewöhnlich mehr Erdtheile. Liegen die Teiche zwiſchen fruchtbaren Feldern oder in Dörfern, ſind fie mit Bäumen umpflanzt, flach und überhaupt der Sonne ausgeſetzt, ſo iſt der Schlamm ein ſehr kräftiger Dünger, der, nachdem er einige Zeit in flachen Haufen an der Luft gelegen, ſofort auf's Feld gebracht werden kann. Liegen dagegen die Teiche zwiſchen unfruchtbaren Feldern, Sümpfen oder in Hölzern, haben ſie einen kalten Untergrund und ſind ſie der Sonne wenig ausgeſetzt, ſo muß der Schlamm lange liegen, ehe er ſich zerſetzt, auch wohl für dieſen Zweck mit Kalk verſetzt werden. Dieſer Dünger wirkt namentlich auf leichtern Boden über die Saaten geſtreut, oder auch auf Wieſen angewendet. Rückſtände verbrauchter Vegetabilien. Hierher gehören: 1) Die Träbern beim Bierbrauen und Branntweinbrennen, ſowie die Brannweinſchlämpe werden zwar in der Regel als Futter verwendet; doch kann es auch Umſtände geben, wo man ſie mit Nutzen als Düngung verbrauchen kann. 2) Der Malzſtaub, aus den von der ge— dörrten Gerſte abgefallenen Malzkeimen beſtehend, düngt über grüne Saaten geſtreut ſehr gut und be— fördert ein ſchnelles Wachsthum. 3) Weintreſtern, wenn ſie nicht zum Branntweinbrennen verwendet werden, ſowie Ab— gänge bei der Obſtweinbereitung, und der ausge— ſottene Hopfen, werden mit Nutzen zum Düngen verwendet, zumal wenn man ſie mit etwas Kalk verfeßt. , 4) Olkuchen find eins der Fräftigiten Dün— gungsmittel. Obgleich dieſelben zwar vornehmlich zum Viehfutter verwendet werden, ſo bedient man 107 ſich ihrer doch auch da, wo der Ackerbau auf einer ſo hohen Stufe ſteht, wie in England und Hol— land, die Leinkuchen jedoch ausgenommen, bei einem leichten Boden mit Vortheil zur Düngung. Eine ſolche Verwendung möchte jedoch gegenwärtig noch bei uns wohl nur dann anzurathen ſein, wenn die Olkuchen verdorben und als Viehſutter nicht mehr zu brauchen ſind. Die Olkuchen müſſen als— dann gepulvert und für thonigen Boden 6 Theile Olkuchen mit 1 Theil Kalkmehl oder Salz vermiſcht werden, welches man vor dem Verbrauche unter täglichem Umrühren etwa 10 Tage alt werden läßt. Man ſtreut es im Herbſte über die Weizen- und im Frühjahre über die Gerſtenſgat, kurz vor einem Regen. Sicherer iſt es, die Olkuchen mit Jauche aufgelöſt auf das Feld zu bringen. 5) Die Gerberlohe iſt die ausgelaugte Rinde von verſchiedenen Bäumen, namentlich von Eichen; ſie giebt für ſich allein angewendet nur einen ſchwa— chen Dünger auf Wieſen. Weit kräftiger wirkt ſie aber auf dieſe, wenn ſie mit Kalk vermiſcht, oder mit Jauche getränkt in Haufen geſetzt, vorher in Gährung gebracht worden iſt, wo man ſie dann auch auf das Feld bringen kann. 6) Der Ruß iſt ein treffliches Düngungsmit— tel, und beſonders da zu empfehlen, wo das Ge— treide häufig lagert, da er dem Stroh eine rohr— artige Beſchaffenheit giebt. Über grüne Saat und vornehmlich über Klee ausgeſtreut leiſtet er eine ſehr große Wirkung, wenn bald Regen darauf folgt. Auf Wieſen verdrängt er am allerſicherſten das Moos. Zur Saatdüngung ſtreut man auf den Magdeb. Morgen 10 bis 12 Berl. Scheffel und miſcht ihn vorher mit trockner Erde. 7) Die Sägeſpäne wirken in einem bindi— gen Boden durch die Lockerhaltung, in einem leich— ten durch das Feuchtigkeitshalten. Man läßt ſie zweckmäßig mit Kalk vermiſcht eine Zeit lang in Haufen liegen, indem man letztere umſticht und mit Jauche übergießt. 8) Die Aſche zerfällt in verſchiedene Arten. a) Die unausgelaugte Holzaſche (Herdaſche) iſt, wenn ſie auch wegen anderweitigen Gebrau— ches ſelten zur Düngung verwendet wird, doch dazu ganz vorzüglich tauglich, beſonders auf bindigem, thonigem Boden und auf mooſigen und ſauern Wieſen. In erſterem Falle bringt man auf den Morgen 12 bis 15 Berliner Scheffel, im letzte— ren ſind 6 bis 8 Scheffel hinreichend. Im Gan— zen ſcheinen alle Aſchenarten mehr das Wachs— thum des Klees, der Wicken, Erbſen und ähnli— cher Pflanzen als das der eigentlichen Gräſer zu befördern, wenn ſie bei einem bevorſtehen— den Regen ausgeſtreut werden. — b) Die aus— gelaugte Aſche (Aſcher). Die Seifenſiederaſche iſt die kräftigſte; man bringt ſie zu 30 bis 40 Berl. Scheffel auf den Magdeb. Morgen auf Acker und Wieſen, und in kraftvollem Boden läßt ſich ihre Wirkung 10 bis 12 Jahre verſpüren, beſon— ders auf thonigem feuchtem Boden. Auf ſandigem gewährt er nur dann Vortheil, wenn er zureichend benarbt war, dieſe Wale mage und Aſche 14 108 darauf geftreut wird. In einem rauhen Klima ift der Aſcher das einzige Mittel, gute Kleeernten zu erzielen, indem mit dem Aſcher die Roggenſaat ge— düngt, und dann Gerſte oder Hafer mit Klee ge— ſäet wird. Auf ſchlechten Lehden mit ſpitzigem, ſchlechtem Graſe, kurzer Heide und weißgrauen Flechten, die aufgebrochen ſelbſt mit einer Miſt— düngung nur einen ärmlichen Ertrag geben, kön— nen durch Aſchendünger 6 bis 8 Jahre hindurch die ſchönſten Ernten gewonnen werden, wenn man einen paſſenden Fruchtwechſel dabei beobachtet. Nach 6 Jahren darf aber keine Aſcherdüngung folgen, ſondern man muß eine Miſtdüngung geben. — e) Die aus Bleichereien und aus den Laugen— fäſſern der eigenen Wirthſchaft gewonnene Aſche iſt ebenfalls ſehr wirkſam, während die der Pott— aſch- und Salpeterſiedereien eine geringere Wirkung hat. Je trockner überhaupt die Aſche bis zu ihrer Verwendung aufbewahrt wird, deſto kräfti— ger bleibt ſie. — d) Die Braunkohlenaſche iſt ein vorzügliches Düngungsmittel. Man ſtreut ſie auf die jungen Saaten, pflügt ſie aber auch unter. Auf feuchtem Boden thut ſie wenig Wir— kung. Man bringt 24 bis 30 Scheffel auf den Morgen. — e) Die Steinkohlenaſche paßt, da ſie den Acker ungemein lockert, nur für zähen, ſchweren und feuchten Thonboden, durchaus aber nicht für leichtere. Man bringt ebenfalls 24 bis 30 Scheffel auf den Morgen. An einem trocknen Orte in Haufen gebracht und mehrmals mit Jauche übergoſſen, giebt ſie einen überaus wirkſamen Dünger für Wieſen. — () Die Torfaſche iſt nach Beſchaffenheit des Torfes von auffallend ver— fchievenem Werthe. Die von rußiger, rother und dunkelbrauner Farbe iſt, wegen ihres ſtarken Ge— haltes an Eiſenvitriol, zum Düngen ganz untauglich. Die gute Torfaſche muß leicht, weiß oder ſilberfar— big ſein, und der Berl. Scheffel darf nur wenig über ½ Ctnr. wiegen; je ſchwerer, je ſchlechter iſt ſie. Sie muß ebenfalls bis zu ihrer Verwendung trocken aufbewahrt werden, wenn ſie nicht die Hälfte ihres Werthes verlieren ſoll. Von guter Aſche nimmt man auf gleiche Fläche ſo viel als von vori— ger, von ſchlechter beträchtlich mehr. Man ver— wendet ſie zu Flachs, Raps, Kartoffeln, Erbſen, Klee und auf Wieſen. Wird dieſe Wieſendüngung 3 bis 4 Jahre fortgeſetzt, ſo wird der Ertrag bis auf das doppelte gebracht; doch dürfen dieſe nicht zu hoch gelegen, aber auch der Überſchwemmung nicht ausgeſetzt ſein. Ihre größte Wirkung äußert ſie jedoch auf den Klee, ſo daß man ſelbſt auf leich— tern Sandfeldern eine gute Kleeernte durch ſie erzie— len kann. Vegetabiliſch animaliſche Düngemittel oder Stallmiſt. Dieſer beſteht aus den Exkrementen der Thiere und aus den ſich niederſchlagenden Ausdünſtungen, welche mit Vegetabilien oder auch mit Erde aufge— fangen werden. Er wirkt nicht ſo ſchnell, wie der blos animaliſche Dünger, zerſetzt ſich dagegen aber eher, als der blos vegetabiliſche. Er befördert nicht Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. nur die Lebensthätigkeit des Bodens, ſondern er wirkt auch auf die Zerſetzung des Humus. Dieſer Dünger gehört zu den wichtigſten Produkten unſerer Hausthiere; denn nur durch dieſen wird es für die Dauer und im Allgemeinen möglich, die edlern Pflanzenprodukte zur Ernährung der Menſchen her— vorzubringen, indem der tragbare Boden nur durch dieſen Dünger den nothwendigen Ernährungsſtoff, nehmlich Kohlenſäure, für jene Pflanzenerzeugniſſe erhält. Da demnach der Stallmiſt überhaupt für dasjenige Düngungsmittel gilt, durch welches die Erhaltung und Vermehrung des Humus hauptſäch— lich bewerkſtelligt wird, während die andern Dün— gungsmittel mehr nur als zweckmäßige Beihülfen zur Düngung zu betrachten ſind, ſo iſt die zweckmä— ßige Einrichtung einer Wirthſchaft beſonders darauf gegründet, durch einen angemeſſenen Futterbau und durch Verwandlung des Futters in Dünger durch das Vieh dem Boden das Entnommene zu erſetzen oder ihm ſogar noch mehr wieder zu geben, da die Thiere nicht nur die aus ihrem Körper ausdünſten— den Stoffe jenen in ihren Auswürfen enthaltenen Pflanzenrückſtänden beimiſchen, ſondern auch das genoſſene Waſſer durch Beimiſchung thieriſcher Ma— terien in eine gedeihliche Pflanzennahrung umwan— deln. Durch die beigegebenen Einſtreumittel werden die Erkremente und der Urin transportabler; die ſonſt zu ſchnelle Zerſetzung der Erkremente wird durch ſie aufgehalten, da die Streumittel an ſich nur langſam in Fäulniß treten; es wirken aber auch zugleich die Exkremente für die Streumittel gleichſam als Gährungsmittel, was die ſonſt langſame Zer— ſetzung der letztern beſchleunigt. Die Menge des erzeugten Miſtes hängt von der Menge des Futters, des Streumaterials und der Art und Weiſe, wie er zu Rathe gehalten wird, ab. Seine Güte wird dagegen bedingt durch die Be— ſchaffenheit des Futters, die Eigenthümlichkeit der Thiere, denen es gereicht wird, durch die Menge und Eigenſchaft des Streumaterials und die Zurich— tung des Miſtes ſelbſt. Reichlich genährtes Vieh giebt mehr Auswürfe von ſich, als ſchwach genähr— tes, und bei ſtärkerer Einſtreuung wird mehr Miſt gewonnen, als bei geringerer. Es kommt daher rückſichtlich der Menge des Miſtes nicht blos auf die Kopfzahl des Viehes, ſondern hauptſächlich auch auf die Menge des Futters und der Einſtreu, ſowie darauf an, ob das Vieh anhaltend im Stalle gefüt— tert wird, oder auf die Weide geht, wo viele Aus— würfe vertragen werden. Die mit kräftigerm Futter genährten Thiere geben natürlich auch einen kräfti— gern Dünger. Schlecht gefüttertes Vieh giebt bei der Winterfütterung wenig Urin und harte, trockne Erkremente, welche ſich im Düngerhaufen ſchwerer zerſetzen, weniger als Gährungsmittel auf die Streu wirken, und überhaupt einen Dünger liefern, von dem man eine beträchtlich größere Maſſe braucht, um einem Felde eine gleichmäßig ausdauernde Dün— gung zu geben, als Miſt von gut genährtem Viehe. Sehr verſchieden iſt auch die Beſchaffenheit des Mi— ſtes nach den verſchiedenen Thiergattungen, von welchen die Erkremente herrühren, ſelbſt wenn ſie Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes, gleiches Futter erhalten, indem die genoſſene Nah— rung bei dem einen Thiere mehr zermalmt und auf— gelöft, bei dem andern aber nur grob zerſtückt, und den Erkrementen nach dem thieriſchen Körper: bau mehr oder weniger thieriſche Materie beigemengt worden iſt. Endlich wird die Güte deſſelben durch das größere oder geringere Verhältniß der den Ex— krementen beigemiſchten Streu bedingt, und es hat ein ſtrohiger Miſt natürlich nicht den Werth, als ein ſolcher, der nur ſo viel Streumaterial erhalten, als zur nöthigen Bindung der Erkremente unumgäng— lich nöthig war. Die Erkremente der Thiere ſind aber feſter oder flüſſiger, je nach dem die Thiere viel oder wenig Waſſer oder wäſſerige Nahrung zu ſich nehmen und mehr oder weniger verdünſten. Die verſchiedenen Miſtarten find fol— gende: 1) Der Rindviehmiſt iſt der gemein üb— lichſte Miſt, aber auch derjenige, welcher wegen ſeines vielen Schleimes am wenigſten ſchnell wirkt— Da er breiartig und wäſſerig iſt, jo verbindet er ſich leichter mit der Streu, und nimmt eine größere Maſſe, als anderer Miſt, davon in ſich auf. Die Behauptung, daß das Rind mehr Mit gebe, als ein anderes Thier, hat ihren Grund darin, daß das Rind, da es viel ſäuft, mehr Urin giebt, als ein anderes Thier. Denn es kann kein Thier mehr Miſt erzeugen, als es Nahrung bekommt, und bei jeder Viehart ſteht daher die Maſſe der Exkremente mit der Maſſe des verabreichten Futters in gleichem Verhältniſſe. Der Rindviehmiſt tritt wegen ſeiner Feuchtigkeit mit wenig Wärme in Gährung, und fault in eine ſpeckige Maſſe zuſammen, ohne zu verbrennen; auch dünſtet er bei der Gährung wenig aus, und kann deshalb länger als anderer Miſt im Stalle liegen. Im Acker äußert er ſeine Wirkung minder ſchnell, aber deſto gleichförmiger und nach— haltiger. Nur in einem wenig verfaultem Zuſtande und in nicht zu geringer Menge untergepflügt, theilt er der Bodenkrume eine wirkliche Wärme mit. Der Rindviehmiſt paßt für jeden Boden und für jede Frucht, nur muß man ihn in leichtem, warmem Boden im zerſetzten, in ſchwerem, kaltem Boden dagegen im möglichſt friſchen Zuſtande unterbringen. Zu einer Düngung unmittelbar vor der Saat paßt der Rindviehmiſt am beſten. Dieſer Miſt wird von den meiſten Landwirthen mit Recht für den erſten Dünger gehalten, und er wird daher meiſtens den Kern jeder Düngerſtätte bilden. 2) Der Pferdemiſt iſt ein trockner und hitzi— ger Dünger, der mit großer Hitze ſchnell in Gäh— rung geht und dabei viel Feuchtigkeit verdunſtet, ſo daß er beim Mangel derſelben zu einem trocknen Pulver verbrennt und faſt nur Aſche zurückläßt. Leßteres iſt namentlich der Fall, wenn er mit wenig Stroh vermengt eine Zeit lang übereinander liegt. Wenn er hohl liegt, ſchimmelt er aber auch ſehr leicht, und ſeine düngende Eigenſchaft wird dadurch vermindert. Je kraftvoller er iſt, d. h. wenn er von Thieren fällt, die faft nur ausſchließlich mit Kör— nern gefüttert werden, um ſo ſchneller ſchimmelt und verbrennt er. Miſt von Pferden, die mehr mit 109 Stroh und Heu gefüttert werden, gährt etwas er, und noch langſamer der von denjenigen Pferden, welche mit Grünſutter, Kartoffeln und Möhren gefüttert werden. Es iſt daher beſonders wichtig, den Pferdemiſt ſobald als möglich in den Acker zu bringen, oder feine Gährung moͤglichſt aufzuhalten. Um Letzteres zu bewirken, muß man ihn nicht zu lange im Stalle liegen laſſen und möglichſt ſtark einſtreuen. Erſcheint es angemeſſen, den Pferdemiſt für ſich allein anzuwenden, fo bringt man ihn in nicht zu hohe Lagen auf einer mög— lichſt frei liegenden Miſtſtelle, und läßt ihn mög— lichſt feſt zuſammentreten und öfters mit Rindharn oder auch nur mit Waſſer begießen. Auch die Bei— miſchung von ſaftigen, vegetabiliſchen Subſtanzen, oder ſolchen, welche ſich ſchwerer zerſetzen, iſt em— pfehlenswerth. Sonſt paßt er am beſten in die allgemeine Miſchung auf die Düngerſtätte, wo eine Miſtgattung im Gemiſche die Fehler der an— dern verbeſſert; man bringt ihn daher dort in dünnen Lagen über den Rind- und Schweinemiſt, muß ihn aber ſogleich mit letzterem bedecken. Auch vermiſcht man ihn mit Lehm, wodurch man für den leichten Boden eine ſehr angemeſſene Düngung erhält. Für ſich allein angewendet, taugt er am beſten zur Erwärmung der Miſt- und Treibbeete, oder auch auf ſchweren, kalten zähen Thonboden, und auf ſaure Acker. In trocknem, leichtem und kalkigem Boden kann dagegen ſeine Wirkung ſehr nachtheilig werden, wenn die Saat nicht vielen Regen erhält. Da ſeine Wirkung nicht ausdauernd iſt, ſo muß die Düngung öfters wiederholt werden. Bei ſolchen Gewächſen aber, bei denen es beſon— ders auf ein beſchleunigtes Wachsthum ankommt, iſt in geeignetem Boden die Anwendung des Pferde— miſtes ganz beſonders zu empfehlen. 3) Der Schafmiſt gährt trocken und ſchnell, iſt alſo zu hitzig; er entwickelt während ſeiner Gäh— rung viel Wärme, wodurch das Ausdünften eini— ger Feuchtigkeit veranlaßt und ſeine Trockenheit ver— mehrt wird. Werden die Schafe bei der trocknen Fütterung nicht beſonders zum Saufen gereizt, ſo brennt der Miſt leicht und wird ſchimmelig; wes— halb anzurathen, ihn von Zeit zu Zeit mit Kuh— jauche oder wenigſtens mit Waſſer zu begießen. Da er in ſeiner Kraft ſtärker iſt, als die beiden vorhergehenden Arten, ſo können ihn die Pflanzen im Allgemeinen auch nur in geringerer Menge ver— tragen. Er entwickelt während ſeiner Gährung vieles Ammoniak und kohlenſaures Gas, und iſt daher beſonders geeignet, unauflöslichen Humus auflöslich zu machen und ſauren Boden zu verbeſ— ſern. Um vor der Verwendung des Miſtes der Verpflüchtigung des Ammoniaks vorzubeugen, muß man den Miſt entweder feucht halten oder mit humusreicher Erde vermiſchen. Weniger hitzig als der Pferdemiſt, äußert er ſeine Kraft länger, als dieſer, kürzer jedoch, als der Rindviehmiſt. Er vermengt ſich nur ſchwer und unvollkommen mit dem Strohe, und es iſt daher bei trockner Fütte— rung nothwendig, ihn lauge unter den Thieren liegen zu laſſen, wobei es nicht einmal gut iſt, viel 110 einzuſtreuen. Er paßt am beſten für träge, ſchwere, naſſe und kalte Thonboden., Allein angewendet ver— tragen ihn am beſten die Olgewächſe, auch Kohl, Bohnen, Hanf, Tabak gedeihen gut nach ihm. Am zweckmäßigſten jedoch wird der Schafmiſt immer im Gemiſche auf der Düngerſtätte benutzt werden, in— dem hier durch die andern Miſtarten ſeine zu hitzige Gährung aufgehalten wird. Für leichte und ſandige Felder allein angewendet, iſt er zu hitzig, zumal bei trocknen Sommern. Obgleich der Schafmiſt in Folge ſeiner ſchnellwirkenden Kraft in einem kürzern Zeit— laufe, als der Rindviehmiſt in der Regel thut, ein eben ſo großes Pflanzenprodukt erzielen läßt, ſobald man ihn nur auf paſſendem Boden und für dazu ge— eignete Früchte anwendet, ſo iſt er doch immer dem Rindviehmiſte deshalb nachzuſetzen, weil er nicht auf allen Bodengattungen verwendet werden kann; weil er ferner ſehr ungleichförmig in ſeiner Wirkung iſt, indem er ſeine meiſte Kraft auf die erſte Frucht äußert, daher auf die zweite bedeutend weniger, und auf die nächſt folgenden faſt gar keine, weshalb er ſich bei einer Fruchtwechſelfolge zu einer 5 bis 6jäh— rigen Düngung gar nicht verwenden läßt; und weil er endlich mit dem von den Schafen verzehrten Fut— ter in Bezug auf ſeine Menge deswegen bei weitem nicht in dem günſtigen Verhältniſſe, als es bei dem Rindviehe der Fall iſt, ſteht, da die Schafe bedeu— tend weniger Waſſer zu ſich nehmen, als das Horn: vieh. Denn während man beim Rindvieh, um die von ihnen zu gewinnende Duͤngermaſſe zu erfahren, ſämmtliches ihnen verabreichte Futter und Streu— ſtroh mit 2 oder 27/0 multiplicirt, und das Facit hiervon das Düngerquantum angiebt, kann man bei den Schafen Futter und Streuſtroh nur mit 1, 1 multipliciren. Wem daher, ohne anderweitige Rück— ſichten, die beliebige Wahl zuſteht, ſein Futter aus— zunutzen, wird es in der Regel in Bezug auf Dün— gerproduktion mehr durch Rindvieh, als durch Schafe verzehren laſſen müſſen. In den meiſten Wirthſchaf— ten beſteht ja aber der größere Nutzen des Viehes in der Erzeugung des Düngers. 4) Der Schweinemiſt geht, da er meiſtens aus wäſſrigen Subſtanzen beſteht, in eine langſame, ſich wenig erhitzende Gährung über, daher er gewöhn— lich kalter, träger Dünger genannt wird. Seine Wir— kung iſt wenig kräftig und raſch und nicht lange an— haltend. Werden jedoch die Schweine mit kräftigem Körnerfutter gefüttert, fo dürfte er dem Rindviehmiſte wenig an Wirkung nachſtehen. Er äußert friſch eine ätzende, den Gewächſen nachtheilige Eigenſchaft, die ſich jedoch bald verliert. Wenn auch der Schweinemiſt auf Wieſen, in Baumſchulen und zu einzelnen Ge— wächſen, wie z. B. zum Hopfen, mit Vortheil für ſich allein angewendet wird, ſo bringt man ihn doch am beſten auf die allgemeine Düngerſtätte, wo er vor— nehmlich mit dem Pferdemiſte zu vermengen iſt. Bei Anwendung des Schweinemiſtes auf Getreidefelder muß man fehr vorfichtig fein, um kein Unkrautgeſäme mit demſelben auf die Acker zu bringen, indem daſ— ſelbe mit Beibehaltung ſeiner Keimkraft mit den Aus— würfen aus dem Körper der Schweine kommt. Da— her muß man beim Verfüttern der Scheunenabgänge Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. an die Schweine jene vorher mit kochendem Waſſer brühen, wodurch die Keimkraft des Unkrautgeſämes zerſtört wird, oder doch den Schweinemiſt auf dem Düngerhaufen die gehörige Gahre überſtehen und, wenn er roh ausgefahren wird, eine Zeit lang aus— gebreitet über den Adern liegen laſſen. Die beſte Wir: kung leiſtet der Schweinemiſt auf den leichten, trocke— nen Bodenarten. Den Hülſenfrüchten ſoll er am wenigſten zuſagen, und mehrern Erdgewächſen er— theilt er einen unangenehmen Geſchmack. 5) Der Geflügelmiſt. Die Exkremente des Federviehes gehören zu den allerkräftigſten Dün— gungsmitteln. Hühner- und Tauben miſt, be: ſonders letzterer, ſtehen hier oben an. Da er ſehr hitziger und ätzender Natur iſt, ſo darf er nicht in großer Menge auf die Pflanzen gebracht werden, ſo wie überhaupt zu ſeiner Wirkung feuchte Witte— rung abgewartet werden muß. Unter dem zahmen Geflügel geben die Tauben den wärmſten und beſten Dünger dieſer Gattung, weil dieſelben, beſonders die ſogenannten Feldflüchter, ſich ſehr nährendes und mehlreiches Futter, als z. B. Wicken, Erbſen u. ſ. w. ſuchen. Er kann ſchon, in geringer Menge angewen— det, auf Feldern und Wieſen große Wirkung hervor— bringen, und äußert auf naßkalten, zähen Feldern, mit dem Getreideſamen ausgeſtreut, die größte Wir— kung, die man nur von einem Düngmittel erwarten kann. Eben ſo wird er in Gärten auf die Zwiebel— beete mit großem Vortheile verwendet, und mit eben ſo gutem Erfolge über die Leinfelder ausgeſtreut. Mit Torf oder Torfaſche auf Wieſen angewendet, wirkt er außerordentlich und verdrängt zugleich das darauf befindliche Moos. Zunächſt dem Tauben— miſte kommt an Kraft der Hühnermiſt. Um nichts von dem kräftigen Ammoniak der Federvieherkremente zu verlieren, muß man die Schläge und Ställe mit humusreicher Erde beſtreuen. Das Einſtreuen mit Sand, Sägeſpänen u. dergl. nützt in dieſer Hinſicht wenig oder gar nichts. Der Miſt von Gänſen und Enten iſt kälter, aber auch weniger kräftig, ſo wie überhaupt dieſer Miſt deswegen nicht ſehr geachtet wird, weil da, wo dieſe Erkremente hinfallen, alle beſſern Gräſer vergehen und nur einige ganz ſchlechte zurückbleiben. Doch dürfte auch dieſer Dünger nicht zu vernachläſſigen ſein, wenn man ihn nur gehörig gähren läßt und dabei mit ſchwerer zerſetzbaren Subſtanzen verſetzt, wo er dann ſeine Schärfe verliert. Den kräftigſten Geflügelmiſt jedoch liefern die Seevögel, welche von Fiſchen leben. Daher wer— den jetzt beträchtliche Schiffsladungen von den Exkre— menten der Seeraben, welche in ungeheurer Menge auf einigen an den Küſten von Peru gelegenen In— ſeln vorkommen, unter dem Namen Guano nach Europa gebracht, wo ſie zum Beſten der Landwirth— ſchaft jetzt einen ordentlichen Handelsartikel abgeben. 6) Die menſchlichen Exkremente ſind, da der Menſch das Nahrhafteſte aus dem Thier- und Pflanzenreiche genießt, das kräftigſte aller Dün— gungsmittel. Sie gähren ungemein ſchnell, zerſetzen ſich ſehr leicht, ſind hitzig und ätzend, weshalb man Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. fie nur mit Vorſicht anwenden muß, und ſie vorüber— ſtandener Gährung nicht auf den Acker bringen darf; aber eben ſo wenig darf man dieſe Gährung abwar— ten, ohne ſie zu hindern, weil man ſonſt zu viel an Maſſe verliert und der größte Theil der wirkſamſten Stoffe ſich verflüchtigt. Es iſt daher zu empfehlen, ſie entweder mit Waſſer verdünnt im flüſſigen Zu— ftande zu benutzen, oder fie mit ſchwer ſich zerſetzen— den Subſtanzen oder Erde zu mengen und Compoſt zu machen, oder ſie in getrocknetem Zuſtande als Pulver zu verwenden, wobei jedoch ſtets ſich viele Theile verflüchtigen. Zwei Karren menſchliche Er— kremente mit zehn Karren Erde vermiſcht, wodurch ihnen zugleich der unangenehme Geruch benom— men wird, geben, wenn man zumal etwas Kalk zumiſcht, den trefflichſten Dünger für einen Morgen Weizen- oder Gerſtenacker. Daher iſt es ſehr anzu— rathen, von Zeit zu Zeit rohe Erde in die Abtritts— gruben zu bringen, wodurch ſich erwähnter Dünger von ſelbſt zurichtet; und Landwirthe in der Nähe von großen Städten ſollten dergl. Verfahren, die Abtritte daſelbſt räumen zu laſſen, niemals verſäu— men. Nur dieſem Düngungsmittel verdanken die Chineſen, welche die menſchlichen Exkremente mit ei— nem Dritttheile Thon zuſammen kneten und in Ku— chen zum Trocknen unter dem Namen Taffb formen, die ſo ausgezeichnete Fruchtbarkeit ihrer Felder. Bei Paris, Berlin, München und einigen andern gro— ßen Städten macht man aus dieſen Exkrementen mit Zuſatz von Kalk ein braunes Düngerpulver, welches Poudrette genannt wird, und beſonders auf zä— hen Gründen eine erſtaunliche Wirkung hervorbrin— gen ſoll. Indeſſen haben doch viele damit gemachten Verſuche dargethan, daß dieſes Pulver bei weitem nicht die geprieſene Wirkung beſitzt. Ein anderes aus menſchlichem Urin mit Zuſatz von Gyps gefertigtes Düngungsmittel iſt die Urate, deſſen Wirkung man nicht mit Unrecht für beträchtlich größer hält. Bei ihrer Bereitung gehen ebenfalls viele der kräftigſten Stoffe verloren. Daher iſt auch hier das Vermiſchen mit humusreicher Erde das Beſte, die man für dieſen Zweck in hohe Haufen bringt, ſodann den Harn darübergießt und öfters umarbeitet. In den meiſten Gegenden werden die menſchlichen Exkremente viel zu wenig geachtet, und es iſt unglaublich, wie viel jährlich an Düngerkapital dadurch verloren geht. Ein erwachſener Menſch genießt im Durchſchnitt täglich 6 Pfund feſte und flüſſige Nahrungsmittel und läßt täglich 10 Loth feſte und 3 Pfund flüſſige Erkremente, ſo daß 2 Pfund 22 Loth von den Stof— fen der Nahrungsmittel durch die Haut ausgedun— ſtet und mittelſt der Lungen ausgeathmet werden. Nach Andern gehen von der genoſſenen Nahrung beim Verdauungsproceſſe nur 30 Procent verloren. Da nun von einem erwachſenen Menſchen jährlich 1200 Pfund Exkremente erfolgen, und dieſelben als Düngungsmittel mindeſtens einen Werth von 3 Thlr. haben, man aber annehmen kann, daß mehr als die Hälfte davon dem Boden nicht zu Gute kommt, ſo iſt es einleuchtend, welch ein ungeheures Kapital jährlich in einem Staate hierbei verloren geht. Den Dünger von menſchlichen Erkrementen bringt man 111 erſt mit dem Samen unter, oder man benutzt ihn zum Überſtreuen der Saaten. Einſtreumittel. Dieſe dienen nicht nur dazu, dem Viehe ein weiches und reinliches Lager zu bereiten, ſondern auch, um die Erkremente der Thiere aufzufangen und die Düngermaſſe zu vermehren. Die Beichaffen- heit der Streumittel hat einen weſentlichen Einfluß auf die Beſchaffenheit des Miſtes und ſeine vorzugs— weiſe Tauglichkeit für dieſen oder jenen Boden. Stroh iſt das eigentliche Streumittel, und alle andern ſind nur als Surrogate, daſſelbe zu erſetzen, zu betrachten. Seine leichte Zerſetzbarkeit, und die Eigenſchaften, in ſeinen hohlen Halmen das Flüſ— ſige der thieriſchen Auswürfe aufzunehmen, machen es zu dem beſten Streumittel. Unter allen Stroh— arten hat wiederum das Roggenſtroh den Vorzug; nächſtdem kommt das Weizenſtroh, das ſich aber wieder ſchwerer zerſetzt, als Roggen-, Gerſte- und Haferſtroh, aber geſchwinder, als Bohnen-, Raps— und Kartoffelſtroh. Der Werth, den das Stroh der Getreidefrüchte als Dünger hat, iſt übrigens oft lange nicht ſo groß, als der vieler andern Streu— materialen; auch findet zwiſchen den verſchiedenen Stroharten hinſichtlich ihres Düngerwerthes ein gro— ßer Unterſchied ſtatt. Mit Sicherheit kann man an— nehmen, daß das Stroh, welches den meiſten Fut— terwerth hat, auch den größten Werth als Dünger beſitzt. Es düngt ſtets um ſo beſſer, je weniger es der Auslaugung durch Regenwaſſer ausgeſetzt war. Es iſt auch um fo beſſer, je grüner es abgemäht wurde, indem dann weniger düngende Körper in die Körner übergegangen find (Bohnen-, Erbjenz, Wicken- und Linſenſtroh). Das Stroh der Hülſen— früchte liefert aber, da es reich an mineraliſchen Stoffen iſt, immer einen beſſern Dünger, als das Stroh der Halmgetreidearten. Das Rapsſtroh geht, da es ſehr holzig iſt, ſchwer in Zerſetzung über, es ſind aber in 100 Pfd. deſſelben über 3½ Pfd. ſehr kräftig düngende mineraliſche Körper enthalten, und es verdient daher dem Miſthaufen wenigſtens ein— verleibt zu werden, indem man es in die Mitte des Miſthaufens bringt und hier wechſelsweiſe mit Miſt zuſammenſchichtet. Auf dieſelbe Weiſe verfährt man auch vortheilhaft mit dem Kartoffelkraute, das eben— falls einen kräftigen Dünger giebt, da man in 1000 Pfund trocknem Kartoffelkraute 23 Pfund Stickſtoff gefunden und 3000 Pfd. Kartoffelkraut einen Mor— gen ſchon ſtark düngen. Im grünen Zuſtande wirkt es noch kräftiger. Zu beſſerer Miſchung mit dem Auswürfen und gleichmäßigerer Vertheilung auf dem Miſthaufen iſt anzurathen, alles harte und lange Stroh vor dem Einſtreuen zu zerſchneiden. Die Stärke der Einſtreuung richtet ſich nach der Menge und Beſchaffenheit des Futters. Je mehr deſſen ver— abreicht wird, und je wäſſeriger es iſt, um ſo mehr muß eingeſtreut werden. Eine zu ſchwache Ein» ſtreuung iſt nicht gut und meiſtens mit Düngerver— luſt durch eine zu ſtarke Zerſetzung verbunden; durch eine zu ſtarke Einſtreuung erhält man zwar mehr, 112 aber weniger kräftigen Miſt. Im Durchſchnitte vech- net man beim Rindviehe auf ein Stück Großvieh täglich 4bis 10 Pfund, auf ein Pferd 4 bis 6 Pfund und auf ein Schaf % bis ¼ Pfund Einſtreuſtroh. Man nimmt an, daß ſich bei einer angemeſſenen Einſtreuung durch das Auftragen der flüſſigen Dün— gertheile die Gewichtsmaſſe des Strohes um das Doppelte vermehre, daß alſo 1 Pfund 2 Pfund Miſt giebt. Laub wird in Ermangelung hinlänglichen Streu— ſtrohes häufig als Streu angewendet; da es jedoch meiſt nur aus den Wäldern geholt werden muß, ſo iſt es nicht nur ein theures Streumittel, ſondern es erfolgt auch dadurch eine Bereicherung der Felder auf Unkoſten des Waldes, da alles Streurechen dem Holzwuchſe nachtheilig iſt, und nur in den wenigen Fällen geſtattet werden ſollte, wo ſich viel Streu ge— ſammelt hat. Im Ganzen iſt auch der Nutzen des Laubes als Streumittel nicht ſo groß, da die Blätter bei der Vermoderung nur wenig Rückſtand hinter— lafjen, die flüſſigen Theile des Miſtes nicht gehörig auffangen, und bei der gerbenden Eigenſchaft, welche ſie beſitzen, der Fäulniß lange widerſtehen und der Güte des Miſtes Eintrag thun. Ganz beſonders nachtheilig iſt aber, den Laubmiſt mit dem Stroh— miſte zuſammenzubringen, da hierdurch ein ungleich— förmig zerſetzter Miſt entſteht, welcher keine gleich— mäßige Wirkung hat. Indeſſen iſt das Laub in ſtroharmen Gegenden und namentlich für arme Leute von gewiſſem Werthe und nicht ſelten unentbehrlich; daher das Streurechen überhaupt nur da zu empfeh— len, wo die Waldungen den größten Theil der Flä— chen einnehmen, und der Feldboden nicht reich genug iſt, wo man aber die Streu nur als ein Anlagekapi— tal zu betrachten hat, durch welches der Reichthum des Bodens ſo ſehr vermehrt wird, daß derſelbe durch einen angemeſſenen Fruchtbau ſein Streuma— terial in Stroh ſelbſt zu erzeugen im Stande iſt. Nadeln und Mooſe. Letztere verdienen vor erſtern den Vorzug, auch vor dem Laube, weil ſie die Erkremente beſſer auffangen und ſchneller votten. Tannennadeln liefern einen beſſern Miſt als Kie— fernadeln. Ginſt, Gezweige. Der Ginſt oder Ginſter iſt ein ſehr ſchätzbares Streumaterial und liefert wegen ſeines großen Stickſtoffgehaltes einen guten Dün— ger; doch kommt derſelbe in ſtroharmen Gegenden nur ſelten vor. Die jungen grünen Zweige der Na— delhölzer oder die ſogenannte Schneidelſtreu geben ein Streumaterial, welches den Mangel an Stroh oft vollkommen erſetzt, und den Wäldern ohne Nach— theil entzogen werden kann; doch muß dieſe Streu, bevor ſie ſich genugſam zerſetzt, längere Zeit unter dem Viehe liegen, ſie giebt aber dann einen für alle Bodengattungen und Früchte paſſenden Dünger, welcher noch länger aushält als Strohdünger. Viele Waldungen erzeugen mehr Düngmaterial, als ſie zur Erhaltung der eigenen Fruchtbarkeit durchaus nöthig haben, und es finden oft Waldverhältniſſe ſtatt, wo der Boden einen ſo reichen Gehalt an er— nährenden Stoffen beſitzt, daß eine Vergrößerung deſſelben unnöthig wird. In allen dieſen Fällen nun Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. können die Waldprodukte recht füglich als Streumit— tel benutzt und zur Unterſtützung ärmerer Grundſtücke gebraucht werden. Doch darf auch nur der Überſchuß an Düngmaterial dem Walde entnommen werden, weil ſonſt die Fruchtbarkeit des Waldbodens ſinkt, die Beſtände kränkeln, durch Inſekten vernichtet wer— den, die Produktion endlich aufhört; dann ſchwin— det aber mit der Holznutzung gleichzeitig auch die Düngnutzung, und Waldbeſitzer wie Ackerwirth müſ— ſen perarmen. Die Farrenkräuter liefern ein ſehr ſchätzens— werthes Streumaterial, aus welchen ein ſehr wirk— ſamer Dünger gewonnen wird, weil ſie reich an kräf— tig düngenden Mineralkörpern ſind, und ſehr viel Stickſtoff enthalten. Derſelbe Fall iſt mit dem Schilfe und andern zur Fütterung nicht tauglichen Gräſern, nur müſſen dieſelben im grünen Zuſtande abgemäht und getrocknet werden, da ſie, auf dem Halme trocken geworden, ſich ſchwer zerſetzen. Das Heidekraut iſt ein unentbehrliches Streumaterial in denjenigen ſandigen Gegenden, wie wir deren im nordweſtlichen Deutſchland ſehr häufig finden, wo das Stroherzeugniß ſo gering iſt, daß es bei Mangel an Futter zu dieſen verwendet werden muß. Da das Heidekraut ein ſehr holziges Gefüge hat, jo muß der Heidemiſt zur Zerſetzung lange unter dem Viehe oder auf der Miſtſtätte liegen bleiben. Dieſes Streumaterial paßt daher am beſten in die Schafſtälle. Übrigens wird das Heidekraut mehrentheils mit der abgeplaggten (abgefchälten) Narbe des Bodens (Heideplaggen) eingeſtreut, wo— durch die Nutzbarkeit der Streu und die Menge und Güte des Düngers gleichzeitig erhöht werden. Letz— tere gewinnt dadurch an Bedeutung, daß der Heide— dünger dem leichtern Boden mehr entſpricht als der Strohdünger. Man ſchält dieſe Heideplaggen mit. einer Haue im Sommer möglichſt dünn ab, und be— wahrt ſie an einem geſchützten Orte für den Ge— brauch auf, damit dieſer nur trocken ſtattfinde. Der Plaggendünger muß forgfältig in Haufen ge— ſetzt und, wenn es möglich iſt, mit Jauche übergoſ— ſen werden. Bei reicherem Strohvorrathe ſtreut man wohl auch Morgens eine Schicht Heide und Abends eine Schicht Stroh, wodurch die Düngermaſſe ge— winnt. Auf dem leichteſten Sandfelde iſt der Heide— dünger weniger an ſeinem Platze, als der Plaggen— miſt; aber den lehmigen Acker lockert jener trefflich. Unter den mineraliſchen Streumitteln bringt man den Sand häufig in Anwendung, und er iſt zu em— pfehlen, wenn der Miſt länger im Stalle bleibt und man ihn auf thonigem Boden oder mooſige ſauere Wieſen verwendet, wo er als ein außerordentliches Verbeſſerungsmittel zu betrachten iſt. Am beſten paßt das Einſtreuen mit Sand in Pferde- und Schafſtälle, vornehmlich in letztere, wo man den Boden ½ Fuß hoch mit Sand überfährt und ſodann mit Stroh bedeckt. Kalk- oder mergelhaltiger Sand eignet ſich zur Streuung am beſten. Erde wird ebenfalls zum Einſtreuen verwendet, nur darf dieſelbe nicht zu thonig, und ſie muß vor dem Gebrauche gut getrocknet und gepulvert ſein. Bei den Kühen ſtreut man die Erde nur hinten am Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. Stande, wo die Erkremente hinfallen, während man nach vorn den Stand beſſer mit Sand beſtreut. In Ermangelung vorhandener zum Streuen beſtimmter Erde darf man nur die Vorenden der Acker um einige Zoll abſtechen, wo ſich vom Ahräumen der Pflüge die Erde ohnehin anhäuft. Doch iſt beim Streuen mit Sand, wie mit Erde, immer nöthig, auch einiges Stroh mit in Anwendung zu bringen. Wo das Strohüberhaupt ſelten iſt, oder eine Wirth— ſchaft in Folge ihrer Einrichtung, z. B. bei einem ausgedehnten Hackfruchtbaue, hinlängliche Gelegen— heit hat, das Stroh, ſtatt zu ſtreuen, zweckmäßig an das Vieh zu verfüttern, da kann auch die Erdſtreu mit Vortheil in Anwendung kommen; ſonſt aber wird dieſe Streu wegen der oft bedeutenden Fuhren meiſtens zu theuer zu ſtehen kommen, da überhaupt die Erde ſelbſt zur Vermehrung des Düngers nur ſehr wenig beiträgt, ſondern vielmehr nur als Auf— fangungs- und Vertheilungsmittel deſſelben zu be— trachten iſt, indem ſie ſelbſt als Verbeſſerungsmittel des trocknen Sandbodens nicht beſonders hoch ver— anſchlagt werden kann, weil ein ſolcher Boden keine ſehr ſtarke Düngung verträgt. Weit mehr wirkt da— gegen der zur Streu verwendete Sand zugleich als Verbeſſerungsmittel auf ſchwerem, zähem Thonbo— den, wo er, da dieſer eine ſtarke Düngung verträgt, zugleich ſtark aufgebracht werden kann, oder auf ſchwammigen mooſigen Wieſen, die durch ihn feſter gemacht und mit beſſern Wieſengräſern beſetzt werden. Behandlung des Miſtes. Das Ausmiſten oder das Herausſchaffen des Miſtes aus den Viehſtällen geſchieht mit Miſttra— gen, Schiebkarren, und in größern Wirthſchaften am bequemſten mittelſt eines Schlittens, der von beiden Seiten angehängt werden kann, damit man nicht umzuwenden, ſondern das Pferd nur umzuhängen braucht. Tragen und Schiebkarren müſſen mit Bre— tern belegt ſein, damit auf dem Wege nach der Miſt— ſtätte nichts verloren gehe, oder die kräftigen flüſſi— gen Stoffe abfließen. Aus dieſem Grunde iſt jenes Verfahren, den Miſt mittelſt des Miſthakens in gro— ßen Klumpen über den Hof weg nach der Miſtſtätte zu ziehen, ſehr zu tadeln. Wie oft das Ausmiften in einem gegebenen Zeitraume ſtattfinden ſoll, dar— über ſind die Meinungen der Landwirthe jetzt noch ſehr getheilt. Denn Einige glauben nicht oft genug ausmiſten laſſen zu können, und behaupten, daß, wenn man viel Miſt gewinnen wolle, jenes ſo oft als möglich geſchehen müſſe. Im Gegentheil miſtet man aber dann gewöhnlich öfterer aus, wenn es an Einſtreumitteln fehlt, mithin wird bei jener Behaup— tung nicht mehr, ſondern weniger Dünger gewon— nen. Bei einem ſtärkern Einſtreuen wird man aber die Streumaterialien immer zweckmäßiger dem Miſte unter den Thieren, als auf dem Miſthofe einverlei— ben. Wo freilich Mangel an Einſtreumitteln ſtatt— findet, da wird ein öfteres Reinigen der Stallungen unumgänglich nöthig, weil ſonſt die Thiere dabei leiden würden. Daſſelbe iſt der Fall bei Einſtreuung von Laub, Nadeln und andern ſich ſchwer zerſetzen— Kirchhof, Landwirth. 113 den Streumaterialien, damit dieſe in dem aufge— thürmten Düngerhaufen erſt eine Erhitzung erleiden, bevor ſie auf das Feld gefahren werden, indem ſie dadurch nicht nur bald morſchen, ſondern auch ihre ſchädlichen Stoffe verlieren. Andere hingegen ſind der Meinung, daß der Miſt, nach Maßgabe der Umſtände, ſo lange als möglich unter den Thieren liegen bleiben müſſe, wodurch man weit beſſern und kräftigern Dünger gewinnt. Sind hinlängliche Ein— ſtreumittel vorhanden, und fehlt es den Stallungen nicht an der gehörigen Höhe, dann iſt es für den Miſt in allen Fällen immer beſſer, wenn derſelbe unter den Thieren eine längere Zeit im Stalle ver— bleiben kann, wobei der Miſt von Zeit zu Zeit nach den Vorderfüßen der Thiere hinzuziehen oder über— haupt zu ebnen iſt. Kann man den Dünger im Winter 4 bis 6 Wochen, und über Sommer bei grüner Fütterung 2, 3 bis 4 Wochen im Stalle laſ— ſen, ſo iſt dieſes hinlänglich, ſodann auf der Miſt— ſtätte guten und kräftigen Dünger zu bereiten, oder ihn von da, ſogleich auf das Feld zu fahren, wo man demnach noch überdies die Arbeit des Miſtaus— tragens erſpart. Der Miſt erleidet im Stalle keinen Verluſt und kommt zu keinem Brennen oder Verkoh— len, ſondern er verbeſſert ſich täglich durch den Urin und durch die mehrere Annahme der düngenden. Feuchtigkeit, welche den Exkrementen durch das La— gern der Thiere entſchwindet. Die zu ſeiner regel— mäßigen Gährung erforderlichen drei Hauptbedin— gungen, Feuchtigkeit, Wärme und Luft, erhält der Dünger im richtigſten Verhältniſſe im Stalle unter den Thieren. Das Begießen mit Jauche oder Waſ— ſer auf der Düngerſtätte, wenn der Dünger ganz damit geſättigt wird, ſchützt zwar einigermaßen vor der ſchnellern Verweſung oder Verrottung; indeſſen iſt man doch nur höchſt ſelten im Stande, dem Dün— ger ſo viel Jauche wiederholt zu geben, als zu einer völligen Sättigung erforderlich iſt. Nachtheile für die Geſundheit der Thiere ſind durch das längere Liegenlaſſen des Miſtes im Stalle durchaus nicht zu fürchten, ſobald die Stallungen nur hoch genug und an den Wänden hinlängliche Luftzüge und Fenſter angebracht ſind, und es überhaupt nicht an Ein⸗ ſtreumitteln fehlt. Übrigens ſchlagen die Aus dün— ſtungen auf den Miſt zurück, und nur bei dem Aus— miſten, wo der Miſt gerührt wird, giebt derſelbe ei— nen ſtarken Geruch von ſich. Der Miſt kann unter gedachten Bedingungen unter den Pferden eben ſo lange liegen bleiben, als unter dem Rindviehe, und es wird ſolcher noch gar ſehr gewinnen, wenn man ihn von Zeit zu Zeit mit Jauche oder doch wenigſtens mit Waſſer übergießt. Bei den Schafen iſt das Herausſchaffen des Mi— ſtes meiſtens nicht üblich, ſondern es wird ſolcher ſo— gleich aus dem Stalle weg auf den Acker gefahren, obgleich, wenn jenes auch bei den Schafen geſchähe, die Düngerproduktion einer Wirthſchaft überhaupt weſentlich dabei gewinnen würde. Denn alsdann würde der Schafmiſt nicht, wie es gewöhnlich ge— ſchieht, bis zur völligen Verkohlung im Stalle liegen bleiben müſſen, ſondern er würde auch auf der Miſt— ſtätte mit andern ee mit Schwei- 5 114 nemiſt in's Gemeng gebracht, auf das ganze Dün— gergeſchäft wohlthätig einwirken, indem er als ein hitziger Dünger den trägern in einer beſſern Gäh— rung erhielt, und er ſelbſt in ſeiner ſchnellern Zer— ſetzung aufgehalten würde. Obige Nachtheile werden beim Liegenlaſſen des Schafmiſtes in dem Stalle mehrentheils dadurch jedoch zu verhüten ſein, wenn man denſelben ſtets durch ein hinreichendes Begie— ßen mit Jauche oder auch Waſſer in ſattſamer Feuch— tigkeit erhält. Wie oft den Schweinen ausgemiſtet werden ſoll, hängt meiſtens von der Einrichtung der Ställe ab; jedenfalls darf man hier aber auch den Miſt nicht zu ſehr anhäufen laſſen, damit dieſe Thiere ſolchen nicht in die Tröge tragen und ſo das Futter verunreinigen, und damit ſie überhaupt durch die Einſtreu immer dabei ein reinliches Lager erhalten können, was zum Ge— deihen der Schweine weſentlich erforderlich iſt. Übri— gens dürfte es überhaupt räthlich erſcheinen, den Schweinemiſt eine längere Zeit hindurch auf dem Miſthofe der Gährung auszuſetzen, damit er beſſer zerſetzt und dem etwa in demſelben befindlichen Un— krautgeſäme die Keimkraft benommen werde. Beim Ausmiſten hat man endlich noch darauf vorzüglich Rückſicht zu nehmen, daß die verſchiedenen Gattun— gen von Miſt möglichſt ſchichtenweiſe über einander zu liegen kommen, indem ſie ſich ſo, wie früher ſchon bemerkt, weſentlich verbeſſern. Eine Fuhre kurzgefaulter, ſpeckartiger Dünger, von ungefähr 40 Cubikfuß, aus der Dungſtätte ge— laden, hat natürlich einen höhern Werth, als eine dergleichen Fuhre minder gefaulter Dünger, wie ihn die Stallung der Dungſtätte übergiebt; indeſſen iſt es doch nur in einzelnen Fällen rathſam, den Dünger in der Faulung ſo weit vorrücken zu laſſen, weil ſol— cher hierbei nicht allein an Gewicht und Volumen, ſondern auch an Kraft verliert. In den meiſten Fäl— len hält man denjenigen Faulungszuſtand des Dün— gers für den beſten, in welchem ſich derſelbe aus der Dungſtätte noch bequem mit der Düngergabel auf— laden läßt, das Einſtreuſtroh muß noch ſichtbar und nur fo weit gefault fein, daß ſolches beim Aufladen des Düngers zerreißt oder ſich verkürzt. Um den aus der Stallung in die Dungſtätte gebrachten Dünger in kurzer Zeit in eine Gährung und Fäulniß zu ver— ſetzen, braucht man nur denſelben 4 bis 5 Fuß hoch über einander zu ſchichten, und nachdem ihm oben eine gleiche Fläche gegeben und er durch Rindvieh feſt— getreten oder auch mit den Pferden eingeritten wor— den, mit Jauche anzufeuchten; iſt der Dünger von kräftigen Futtermitteln entſtanden, ſo ſind dann bei warmem Wetter ſchon 5 bis 6 Wochen hinreichend, den Dünger in den oben angegebenen Zuſtand zu verſetzen. Wünſcht man dagegen die Verrottung auf— zuhalten, ſo muß der Dünger ſtets mit der Gülle, Jauche oder auch nur Waſſer geſättigt erhalten wer— den. Am leichteſten kann man aber den Dünger vor feiner Verrottung dadurch ſchützen, wenn derſelbe in der Dungſtätte nur ganz flach, höchſtens 2 Fuß über einander geſchichtet wird. Da beide Fälle häufig vor— kommen, ſo iſt es daher zweckmäßig, das Ausmiſten der Stallungen, jo wie die Übereinanderſchichtung Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. des Miſtes in der Dungſtätte nach dem jedesmaligen Bedarf oder der Anwendung des Düngers zu rich— ten. Bleibt der Schafmiſt bis zur Ausfuhr in den Ställen liegen, ſo muß er, wie ſchon oben bemerkt, von Zeit zu Zeit mit Waſſer begoſſen werden. Bei vielſaftigem Futter im Winter oder bei der Som— merweide ſind die Exkremente flüſſiger, mengen ſich leichter mit der Streu und gehen auch leichter in Gäh— rung über; weshalb man in dieſem Falle ſtärker ein— ſtreuen muß. Übrigens ſoll man den Schafmiſt doch nicht das ganze Jahr im Stalle liegen laſſen, ſon— dern ihn wenigſtens im Herbſte und Frühjahre aus— fahren. Da es meiſtens nicht vom Landwirthe abhängt, den Miſt ſtets in dem geeigneten Zuſtande auf's Feld zu bringen, dies vielmehr durch das Wirthſchafts— ſyſtem, die Ackerbeſtellung, die Jahreszeit und Wit— terung und oft auch durch die vorhandene Zeit mit dem Geſpann bedingt wird, da ferner der ganz fri— ſche Miſt nur in einem gebundenen, kalten, ſauren Boden am dienlichſten iſt, in einem trocknen, leich— ten, ſehr thätigen Boden aber, und beſonders wenn er kurz vor der Saat untergebracht wird, nachtheilig wirken kann, da man endlich zu den verſchiedenen Gewächſen eines mehr oder weniger zerſetzten Mi— ſtes bedarf, ſo iſt nun hauptſächlich das Augenmerk darauf zu richten, allen Miſt, der nicht wie der Schafmiſt lange im Stalle bleiben kann, nach vor— gedachten Umſtänden bis zur Ausfuhr gehörig zu be— handeln. Wird das Vieh kräftig gefüttert, ſo kann mehr eingeſtreut werden, als wenn es kärglich er— nährt wird. Flüſſige und ſaftige Fütterung im Win— ter, die Stallfütterung im Sommer haben zur Folge, daß die Erkremente weicher ſind und vom Viehe mehr Urin abgeht, weshalb die Streu in dieſem Falle mehr aufzunehmen vermag, und man ſtärker ſtreuen muß. Derſelbe Fall iſt es, wenn die Ställe nicht ſo eingerichtet ſind, daß der Urin ablaufen kann, ſon— dern von der Streu aufgefangen werden muß. Steht das Vieh dicht beiſammen, ſo darf weniger einge— ſtreut werden, als wenn es weit von einander ange— bunden iſt. Je mehr das Streulager von den Thie— ren zuſammengetreten wird, um ſo mehr Flüſſigkeit nimmt es auf, die Exkremente vermengen ſich um fo beſſer mit ihm, und die Zerſetzung erfolgt um ſo leichter und gleichmäßiger; daher es angemeſſen er— lan den Miſt längere Zeit im Stalle liegen zu laſſen. Da der aus dem Stalle gebrachte Miſt, wenn man ihn nicht ſogleich friſch für den Acker verwenden kann, auf der Miſtſtätte bis zur Ausfuhr verblei— ben muß, ſo iſt die Anlage einer ſolchen ein Gegen— ſtand von beſonderer Wichtigkeit, worauf allzuhäufig noch nicht gehörige Rückſicht genommen worden. In vielen Wirthſchaften wird daher nicht ſelten durch den Mangel einer zweckmäßigen Düngerſtätte die Hälfte des gewonnenen Miſtes vergeudet. Über die Anlage der Düngerſtätten laſſen ſich keine allgemein gültigen Regeln aufſtellen. Wo man den Miſt unter dem Viehe bis zur Ausfuhr liegen läßt, hat man natürlich keine Düngergruben nöthig; jedoch kann man ſie in den meiſten Okonomien wegen der oft Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. bedeutenden Anſammlung des Miſtes und der ein— mal vorhandenen Einrichtung der Viehſtälle nicht entbehren. Eine zweckmäßig angelegte Miſtſtätte muß folgenden Forderungen entſprechen: 1) Der Boden der Miſtgrube muß völlig waffer- dicht ſein, damit die flüſſigen Düngſtoffe ſich nicht in die Erde ziehen und verloren gehen. Man muß daher den Boden der Miſtſtätte mit einer nicht zu ſchwachen Thondede belegen, und damit dieſelbe beim Ausfahren des Miſtes nicht verletzt werde, mit Steinen zupflaſtern, oder Grand, zerſchlagene Steine u. dgl. einſtampfen. 2) Der Boden der Dungſtätte darf nicht quellig ſein. 3) Sie muß eine angemeſſene Tiefe haben, da— mit der Miſt darin weder zu ftarf austrockne, noch zu naß liege; eine bedeutende Tiefe iſt um ſo weni— ger zuläſſig, als die Abfuhr des Miſtes dadurch zu ſehr erſchwert werden würde; am angemeſſenſten dürfte es wohl ſein, ſie 1½ bis 2 Fuß tief zu machen. 4) Sie muß wo möglich die Form eines läng— lichen Vierecks haben, da ſie dann am weiteſten von den Viehſtällen, in deren Nähe ſie liegt, hinreicht, und dadurch auch das Hineintragen des Miſtes er— leichtert wird. Die Größe derſelben muß ſich natür— lich nach der Stückzahl des vorhandenen Viehes richten, obſchon man ſie lieber ein wenig zu groß als zu klein macht; gewöhnlich rechnet man 100 bis 150 Quadratfuß Fläche auf ein Stück Großvieh. 5) Es darf kein fremdes Waſſer in die Grube drin— gen, ſie muß deshalb mit einem kleinen, aus Thon, Grand oder Steinen angefertigten Damme umgeben ſein; zugleich bringt man vor dem Damme eine Rinne an, um das zufließende Waſſer ableiten zu können. 6) Sie muß eine bequeme Ein- u. Ausfahrt haben. 7) Der Boden der Miſtſtätte muß von allen Seiten nach der Mitte zu abhängig ſein (auf 12 Fuß Länge mindeſtens 2 Zoll), damit die überflüſſige Feuchtigkeit in eine hier angebrachte und immer offen zu haltende Rinne laufe. 8) Dieſe Rinne muß in eine an der Seite der 115 Miſtgrube angelegte waſſerdichte und mit Bohlen belegte Jauchengrube ausmünden. In dieſe Grube hat man eine Pumpe zu ſtellen, um damit die Jauche zum Begießen des Miſtes oder zum Weg— fahren nach dem Felde auspumpen zu können. Eine ſolche Jauchenpumpe zeigt vorſtehende Zeichnung. In neuerer Zeit hat man auf vielen Wirth— ſchaftshöͤfen ftatt der Jauchen- oder Güllenpumpen ſogenannte Druckpumpen nach beiſtehender Zeichnung. Solche Druckpumpen ſollen weniger Ausbeſ— ſerung und Nachhülfe nöthig haben, als die obigen Jauchenpum⸗ pen; auch ſoll man in einer beſtimmten Zeit mehr Jauche damit ſchö— pfen können. 9) Es ſoll die Miſt— ſtätte mit einem dauer: haften Viehringe um— geben ſein, damit man das Vieh zum Feſttre— ten des Miſtes hinein laſſen kann. Zur Abhaltung der Sonne räth man wohl, Bäume an der Südſeite der Miſtſtätte zu pflanzen, indeß bleiben dieſelben nur in dem Falle am Leben, daß der Boden völlig waſſerdicht iſt, da ſonſt die Wurzeln mit der Miſtjauche bald in Berührung kommen und abſterben. Zuweilen errichtet man, um Sonne und Regen abzuhalten, auch hohe Mauern oder ein Dach über der Miſtgrube; alles dieſes iſt jedoch überflüſfig, ſofern man nur dafür ſorgt, daß der Miſt recht feſt liegt und gehörig mit Miſtjauche begoſſen wird; das verdunſtende Waſſer gehört nicht zu den Düngerſtoffen des Miſtes, und was auf dieſe Weiſe verſchwindet, hat man nicht nöthig nach dem Felde zu fahren. Die friſchen feſten Erkremente enthalten 75 Proc. Waſſer, wäh— rend der Harn über 90 Procent beſitzt; das Waſ— ſer ſchafft man aber immer mit dem friſchen Miſte fort, ohne daß es den angebauten Früchten den allergeringſten Nutzen gewährt. Der auf die Miſt⸗ ſtätte gebrachte Miſt muß gleichmäßig verbreitet werden, und darf nicht in Haufen liegen bleiben, weil durch dieſe Höhlungen entſtehen, in welchen ſich Moder und Schimmel anſetzen, welche die Sub— ſtanz des Miſtes aufreiben, und weil dadurch eine ungleichartige Gährung erfolgt. Um durch eine gleichmäßige Gährung des Miſtes das Schimmlig— werden zu verhüten, muß derſelbe feſt zuſammen— getreten und bei trockner Witterung mit Jauche oder im Nothfalle mit Waſſer begoſſen werden; 2 bis 3 Pfund Flüſſigkeit auf den Cubikfuß. Durch die in einigen Wirthſchaften übliche Gewohnheit, dem Dünger auf der Miftftätte eine ſtarke Beimi⸗ ſchung von Stroh zu geben, wird zwar deſſen Vo— lumen bedeutend vergrößert, aber keineswegs in dieſem Verhältniſſe ſeine Kraft vermehrt. Das Stroh wird bei dieſer Düngerbereitung nicht gehörig aus— 15 * 116 genutzt, denn der Ackerbau kann dieſen ſchlechten Strohdünger nur mit einem geringen Preis vergü— ten. Die Ausnutzung des Strohes wird daher in allen Fällen weit vollſtändiger erreicht, wenn man ein richtiges Verhältniß zwiſchen Stroh und ſaftreichem Futterbaue zu treffen ſucht; und das Stroh, wenn es auch nur eine kurze Zeit unter gut genährten Thieren gelegen hat, gewinnt einen weit höheren Düngerwerth, als wenn ſolches dem Dünger außer dem Stalle beigemiſcht wird. Da bei der gewöhnlichen Bereitungsart des Miſtes die obern Schichten weniger gut zergangen ſind, als die mittlern, und dieſe wieder weniger als die untern, bei gleicher Menge der obere Miſt alſo auch einen oft dreimal ſo geringen Werth als der untere haben muß, ſo muß er beim Abfahren nach dem Felde nicht oberhalb, ſondern an jeder Stelle der Düngergrube oder des Stalles gleich bis auf den Grund weggeladen werden, damit kein Theil des Feldes an Düngſtoff ſehr zu kurz komme. Man kann indeß die Ausgleichung noch mehr da— durch bewirken, daß man die vom Wagen gezogenen Haufen auf dem Felde etwas größer macht, ſofern der Miſt noch nicht zergangen iſt, während man ſie von ſchon mehr zerſetzten kleiner macht. Sit der Miſt, wie es wohl in Düngergruben, die keine Jauchengrube haben, bisweilen vorkommt, ſehr naß, oder ſchwimmt er gar in Waſſer, ſo ſoll man ihn 10 bis 12 Tage vor der Abfuhr nach dem Felde in hohe Haufen zum Ablaufen und Erwärmen zu— ſammenwerfen. Iſt der Boden im Winter gefroren und find die Felder ſehr weit vom Wirthſchaftshofe entfernt, ſo fährt man, um mit der Arbeit im Voraus zu kommen, den Miſt auf das Feld, was ſpäter damit gedüngt werden ſoll, in große Haufen (Brennhaufen) und läßt ihn hierin ſo lange liegen, bis der Boden zur weitern Vertheilung des Miſtes wieder offen iſt. Bei dieſem an ſich zweckmäßigen Verfahren hat man folgende Hauptregeln zu be— obachten. Die Haufen dürfen nicht höher als 4 Fuß angelegt werden, und ſollen dann nicht mehr als 80 bis 100,000 Pfund Miſt enthalten. Ferner muß der Miſt ſo dicht und feſt als möglich gepackt werden, weshalb man, wo thunlich, mit dem vollen Wagen auf den Haufen fährt oder das Zugvieh oft darüber hin und herführt. Der in die Haufen zu bringende Miſt muß recht feucht ſein, da er ſich dann beſſer ſetzt und nicht ſo leicht in Hitze geräth. Auch ſoll, wenn irgend möglich, ſchichtenweiſe Erde zwiſchen den Miſt geworfen werden. Endlich iſt es ſehr zweckmäßig, wenn man den Miſt mit Ra— ſen oder Heideplaggen ſchichtweiſe in Haufen ſetzt; weshalb man ſich bei Zeiten mit einem Vorrathe von Plaggen, in großen Haufen aufbewahrt, für dieſen Zweck verſorgen muß. Nachdem die Brenn— haufen auseinander gefahren ſind, hat man auch die unmittelbar darunter gelegene Erde 2 bis 3 Zoll tief wegzunehmen und auf dem Felde zu vertheilen. Auf durch's Pflügen zuvor gelockerte Felder, die mit Erbſen, Kartoffeln, Bohnen u. ſ. w. beſtellt werden ſollen, fährt man den Miſt, wenn der Bo— den nicht naß oder ſehr abhängig iſt, auch wohl Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. während des Spätherbſtes und ganzen Winters und breitet ihn ſofort darüber aus. Von ganz friſchem Miſte gehen hierbei nur wenige Düngertheile ver— loren, bei ſolchem aber, der ſchon den erſten Grad der Gährung erlitten, findet ein nicht unbeträcht— licher Verluſt an Düngſtoffen ſtatt. Am wenigſten darf aber derjenige Miſt im Winter ausgebreitet auf dem Felde liegen, welcher viel Ammoniak ent— wickelt, ſo Pferde- und Schafmiſt. Niemals ſollte man aber den Miſt über ein Feld ausbreiten, was gefroren und zugleich mit Schnee bedeckt iſt, da beim plötzlichen Schmelzen deſſelben die beſten Dün— gertheile ablaufen, wenn das Feld auch nur eine ſehr geringe Abdachung hat. Der auf dem Felde in kleinen Haufen regelmäßig reihenweiſe vom Wagen abgezogene Miſt muß ſo— gleich gebreitet werden, zumal wenn er ſchon ſehr zergangen fein ſollte. Iſt es jedoch unmöglich, den Miſt ſogleich zu breiten, ſo ſollte er durch eine dünne Erddecke geſchützt werden. Das Breiten ſelbſt muß mit der größten Sorgfalt geſchehen, hauptſächlich wenn das Feld nur einmal darnach gepflügt werden ſollte. Den auf dem Felde gut und regelmäßig ausge— breiteten Miſt muß man, einige wenige Fälle aus— genommen, jo ſchnell als möglich unterpflügen; wird man jedoch hieran verhindert, ſo überzieht man ihn, wegen einer beſſern Verbindung mit dem Boden mit einer ſchweren Walze, wodurch er auch zugleich feuchter erhalten, und wenn er ſtrohig, nicht leicht vom Winde weggeweht wird. Man darf den Miſt niemals unterpflügen, wenn der Boden ſehr naß und thonig iſt, indem dadurch dem Sauer: ſtoffe der Luft, ohne welchen ſeine Zerſetzung un— möglich iſt, für die Zukunft der Zugang verwehrt wird. Aus eben dieſem Grunde darf der Miſt auch niemals ſehr tief unter die Erde gebracht werden; geſchieht es dennoch, ſo geht er meiſt in den halb— verkohlten Zuſtand über, oder es bildet ſich daraus viel Humuskohle, welche den Pflanzen keine Nah— rung giebt. Die angemeſſene Tiefe, in welcher man den Miſt unterzupflügen hat, iſt 2 bis 3 Zoll, und ſollte man es einmal zweckmäßig finden, ihn tiefer unterzubringen, ſo muß er durch das nachfolgende Pflügen wieder an die Oberfläche gebracht werden. Um allen Miſt beim Unterpflügen gut in den Boden zu bringen, läßt man, wenn er ſtrohig iſt, hinter jedem Pfluge einen Miſteinleger folgen. Sind Bo— den und Miſt beim Pflügen ſehr trocken, ſo wird das Feld mit einer Walze überzogen. Nach dem Unter— pflügen des Miſtes möchte das Feld, ehe man es be— ſäet, aber immer noch 1 bis Amal gepflügt und ge— eggt werden, indem der Miſt dann nicht nur den Pflanzen beſſer zu gute kommt, ſondern auch beſſer auf den Humus des Bodens wirkt. Eine Ausnahme hiervon macht jedoch der leichte Sandboden, ſo wie Sandboden überhaupt niemals lange vor dem Be— ſäen gedüngt werden ſollte. Anwendung des Miſtes. Auf alle Acker, welche ſehr locker ſind, leicht austrocknen und von der Dürre leiden, wirkt der Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. kurzgefaulte Dünger vortheilhaft, wogegen der min— der verrottete Dünger auf jedem bindenden, kalten, feucht liegenden Boden eine ſtärker düngende oder vielmehr fruchtbringende Wirkung leiſtet, voraus— geſetzt, daß der minder verrottete Dünger von den— ſelben Thieren und aus gleichen Futter- und Ein— ſtreumitteln entſtanden iſt. Hiernach richtet ſich alſo die Verwendung des Miſtes in dem geeigne— ten Zuſtande, wenn ſonſt die wirthſchaftlichen Ver— hältniſſe die Aufbringung deſſelben geſtatten. Ein Strohmiſt von gut genährtem Viehe, welcher im Sommer bei gewöhnlicher, ſich ſelbſt überlaſſener Gährung 6 bis 8 Wochen, im Winter 10 bis 12 Wochen, der mit ſchwerer zerſetzbaren Streumit— teln verſehene Miſt noch länger auf der Miſtſtätte gelegen hat, paßt mit wenig Ausnahmen für jeden Boden, und ihn ſich weiter zerſetzen zu laſſen, bringt Verluſt. In dem Boden, welcher wenig Humus enthält, wirkt ein ſolcher Miſt am ſicher— ſten. Hiernächſt kommt es aber auch bei Verwen— dung des Miſtes auf die Beſchaffenheit der Früchte an. Anders wird der Miſt beim Gartenbaue, an— ders bei der Obſtbaumzucht verwendet. Dieſes Gewächs verlangt einen möglichſt friſchen, jenes einen vollkommen zergangenen Miſt. Im Ganzen muß zumeiſt die Eigenthümlichkeit der Wirthſchafts— einrichtung darüber entſcheiden, in welcher Be— ſchaffenheit der Dünger am vortheilhafteſten zu verwenden iſt. Im Allgemeinen gilt aber bei der Verwendung des Miſtes überhaupt als erſte und wichtigſte Regel, allen gewonnenen Miſt nur zu ſolchen Früchten anzuwenden, von welchen man den ſicherſten und wo möglich auch den höchſten Ernteertrag erwarten kann, weil dem gedüngten Acker im erſten Jahre der Düngung die meiſte düngende Kraft entflieht und vorzüglich dann, wenn die angebaute Frucht eine oft wiederholte Auflocke— rung und Lüftung des Ackers verlangt. Wenn der Dünger zu einer unſichern Frucht verwendet wird, und dieſe mißräth, ſo iſt dann auch ein großer Theil von der düngenden Kraft nutzlos verloren. Die größte Menge düngender Subſtanzen vom Miſte wird man gewinnen, wenn man ihn zu ſolchen Gewächſen verwendet, welche ſich am meiſten at— mosphäriſche Stoffe aneignen, z. B. die Hülſen— früchte, grün abzumähende Futtergewächſe u. ſ. w.; ſie werden dies aber um ſo mehr thun, je üppi— ger ihr Wuchs in Folge der friſchen Düngung iſt. Die Halmfrüchte und beſonders die Getreidearten bringt man ſodann in die zweite Tracht. Indeſſen vertragen die Winterfrüchte (Roggen, Weizen und Wintergerſte) auch den friſchen Dünger. Die Som— merfrüchte, welche am beſten nach dem Miſte ge— rathen, ſind Bohnen, Hanf, Kartoffeln, Kohl, Rüben und Hafer. Den meiſten Gartenfrüchten und Handelsgewächſen iſt es aber ſchädlich, wenn man ſie auf den friſchgedüngten Boden pflanzt, weshalb der Miſt im Boden erſt eine Zerſetzung erleiden muß. Wer oft und alle Jahre düngt, der kann den Dung eine Zeit lang nach dem Aus— breiten liegen laſſen; wer aber ſelten und ſtark düngt, oder wer mit dem Miſte geizen muß, muß 117 ihn ſogleich unterpflügen. Wer mit ſchlechtem, ſaurem Zeuge eingeſtreut hat, laſſe den Miſt eine Zeit lang vor dem Unterpflügen gebreitet auf dem Acker liegen; daſſelbe ſoll auch bei naſſem Miſte geſchehen. In einem kalten, ſehr bindigen, ſau— ren Boden, ſowie in einem ſolchen, welcher einen ſchwer auflöslichen Humus enthält, iſt das ſofor— tige Unterbringen des Miſtes um ſo mehr anzu— rathen, weil die im Boden erfolgende Gährung des Miſtes ihn erwärmt, thätiger macht, ſeine Lockerung befördert, die Säure dämpft und zur Auflöſung des Humus beiträgt. Die Menge des Miſtes, mit welcher eine ge— wiſſe Fläche gedüngt werden muß, richtet ſich nach der Beſchaffenheit und Kraft des Bodens, nach dem Klima, nach der Beſchaffenheit des Miſtes und nach der Art der angebauten Früchte, ſowie end— lich hierbei auch noch zu berückſichtigen iſt, wie oft gedüngt wird und welche alte Kraft der Acker noch beſitzt. Die Stärke einer Miſtdüngung wird ge— wöhnlich nach Fuhren angenommen, die Fuhren aber ſind nach der Stärke des Geſpanns und Be— ſchaffenheit der Wege ſehr verſchieden, ſowie von dieſer oder jener Miſtart nach ihrer Beſchaffenheit mehr oder weniger aufgeladen werden kann. Am ſicherſten iſt die Annahme nach dem Gewichte des Miſtes, aber auch hier macht es einen Unterſchied aus, ob man Schaf- oder Rindsmiſt hat. Da man bei einer ſtarken Düngung den Acker unfehlbar überdüngen und daher den Dünger fehlerhaft ver— wenden würde, wenn man ebenſoviel Gentner Schafmiſt als Rindmiſt aufbringen wollte, da der trockne Schafmiſt von der Winterfütterung we— nigſtens dreimal weniger wiegt, als Rindsmiſt in dem oben angedeuteten Zuſtande der Gährung. Hiernächſt kommt es aber auch ſehr auf die Beſchaf— fenheit der Fütterung an; denn ein Centner Miſt von ſolchem Viehe, welches mit kräftigem, trocknem Futter gefüttert wird, enthält eine weit größere Menge düngender Subſtanzen, als ein ſolcher, wel— cher von einem Viehe abfällt, welches mit wenig nährenden, naſſen Subſtanzen, wo weit ſtärker einge: ſtreut werden muß, ernährt wird. Da es jedoch immer angemeſſen bleibt, eine Norm zu haben, ſo erſcheint die nach der Gewichtsbeſtimmung immer als die beſte. Nach ſolchen Normen iſt ein Fuder Miſt im Zuftande feiner gewöhnlichen Feuchtigkeit zu 20 Cinr. oder 40 Cubikfuß angenommen, und man rechnet auf einen Magdeb. Morgen I ſolcher Fuh— ren oder 100 Ctnr. als eine ſchwache, 8 Fuhren oder 160 Ctnr. als eine mittlere und 12 Fuhren oder 240 Ctnr. als eine ſtarke Düngung beim Rindviehmiſte, wenn derſelbe nicht zu ſehr zerſetzt iſt. Beim Schafmiſte wird man, je nachdem er trockner oder feuchter iſt, / bis / weniger an— nehmen können, wofür aber darauf zu rechnen iſt, daß er eine kürzer dauernde Wirkung hat. Doch kann es Fälle geben, wo Felder ſchon mit 6 bis 8 Fudern auf den Morgen eine ſtarke Düngung erhalten haben, während hingegen wieder auf an— dern 20 und mehr Fuder zu der erforderlichen Dün— gung nöthig ſind. Im gebundenen, kalten, feuch— 118 ten Boden, fowie in demjenigen, welcher wenig Humus enthält, muß ftärfer gedüngt werden, wenn man von der Düngung eine angemeſſene Wirkung erhalten will, dafür braucht man aber die Dün— gung nicht ſo oft zu wiederholen. Den thätigen, trocknen, humoſen Boden darf man nicht ſo ſtark düngen, dafür iſt es aber um ſo angemeſſener, die Düngung öfters wiederkehren zu laſſen, ſowie überhaupt die Zeitlänge, in welcher eine Düngung wiederkehren ſoll, und die Art der Früchte, welche man davon zu entnehmen gedenkt, meiſtens den wichtigſten Einfluß auf die Stärke einer Düngung äußert. Auf leichtem, ſandigem Boden wird aller— dings eine zu ftarfe Düngung eher ſchädlich, als auf ſchwerem Thonboden. Bei abhängigen Fel— dern muß man auf den Höhen ſtets etwas ſtärker düngen, weil ſich durch den Regen immer eine Menge düngender Theile herunterſpülen. Allgemeine Regel muß es ſein, zwar reichlich zu düngen, den Miſt aber unter die Jahre eines angenommenen Umlaufs gut zu vertheilen, damit das für den Dünger verlegte Kapital möglichſt bald wieder zu— rückkehrt. Denn wenn auch jener Grundſatz ſeine Richtigkeit haben mag, daß, in je größerer Menge der Dünger mit einem Male auf dem Acker ange— wendet wird, er ſich deſto theurer in der Regel bezahle, ſo iſt doch ein ſolches Kapital erſt nach einer längern Zeit wieder disponibel. — Bei gro— ßem Mangel an Miſte thut man immer wohl daran, denſelben ſo nahe als möglich an die Pflanzen zu bringen; hat man daher Kartoffeln, Rüben und dergleichen mit Miſt zu verſorgen, ſo bringe man ihn immer in die Reihen, worin die Pflanzen ſte— hen, oder man wende auch die ſogenannte Loch— düngung an, bei welcher man noch weniger Dün— ger bedarf und doch gute Früchte erntet. Dieſes Verfahren eignet ſich am beſten auf Sandboden. Auf bindendem, kaltem, unthätigem Boden darf man den Dünger nicht eher anwenden, bis nicht der Acker durch zweckmäßige Kultur zum Morſchen und zur Auflöſung gebracht, ſowie empfänglich zur Aufnahme des Düngers gemacht iſt. Einem ſol— chen Boden muß man aber auch durchaus eine ſtarke Düngung auf einmal geben, wenn man eine volle Wirkung des Düngers erhalten will; denn in die— ſem Acker hält ſich der Dünger eine längere Zeit und verzehrt ſich nicht ſo ſchnell, wie bei einem thätigen Boden. Dagegen nimmt aber auch ein ſolcher Acker von einer ſchwachen Düngung oft gar keine Notiz, man ſieht wenig Wirkung davon und es iſt mit Recht für eine Düngerverſchwendung zu halten, eine ſchwache Düngung auf einem derglei— chen unthätigen Boden anwenden zu wollen. In den meiſten Fällen iſt es vortheilhafter, den Dünger mit der Brach- oder Stürzfurche dem Acker einzuverleiben, indem derſelbe durch die nächſtfol— genden Bearbeitungen des Ackers, ehe die Saat geſchieht, gleichmäßiger mit der Erde vermiſcht wer— den kann. Doch kommen auch Ausnahmen vor, welche es zuweilen anräthlich machen, dem Acker erſt mit der letzten Saatfurche den Dünger zu ge— ben, z. B. wenn ein Ackerſtück zur Zeit des Brachens Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. äußerſt roh und voller Quecken iſt und nach der Brachfurche ein tiefes Wenden oder mehrmaliges Querpflügen und Ruhren erfordert. Bei einem thä— tigen, durchfälligen Boden, welcher nicht von der Näſſe leidet, kann man auch die dem Acker zu ge— bende Düngung ganz oberflächlich oben auf die Saat ſtreuen, was jedoch ſogleich nach der Einſaat geſchehen muß, ehe die Saat aufgeht. Aller Dün— ger, welcher zur Saatfurche verwendet wird, muß aber in der Dungſtätte ſo weit zum Faulen und Morſchen gebracht ſein, daß derſelbe ſich möglichſt gleich auf dem Acker vertheilen läßt. Zur Obenauf— düngung (welche jedoch im Ganzen weniger zu em— pfehlen) muß der Miſt in der Dungſtätte noch mehr zergangen, oder doch mit Heideplaggen vermengt ſein. So zweckmäßig es nun auch für die Verthei— lung des Miſtes in der Ackerkrume iſt, wenn die Düngung auf die Stürz- oder Brachfurche gebracht wird, ſo kann dies doch eigentlich nur für rohen noch unzerſetzten Dünger, welcher erſt in dem Boden ſeine Gährung beſtehen ſoll, vortheilhaft ſein, wenn zugleich der Acker einen ganzen Sommer hindurch gebracht werden ſoll. Wird dagegen der ſchon bis zu oben angegebenem Grade zerſetzte Dünger ſo zeitig in den Boden gebracht, und dieſer, ohne beſäet zu ſein, einen Sommer hindurch bearbeitet, ſo zer— ſetzt und zerarbeitet er ſich zu ſehr und verliert be— deutend an ſeiner Kraft. Man wird daher, wenn man nur ſolchen Dünger ausfahren will, beſſer thun, das Brachfeld mit einer Saat zu beſtellen, oder, wenn der Acker eine reine Brachbearbeitung durchaus verlangt, die Düngung ſpäter aufbringen. Da der Miſt der verſchiedenen Thierarten, indem dieſelben meiſt ſehr verſchiedene Nahrungsmittel er— halten und oft auch mit ganz verſchiedenen Streu— materialien verſehen werden, ſtets ein anderes Mi— ſchungsverhältniß von Beſtandtheilen beſitzen muß, ſo wird man dieſe Felder nicht immer mit Schafmiſt und jene nicht immer mit Kuhmiſt düngen, man wird vielmehr mit den Miſtarten wechſeln, wodurch eine größere Gleichförmigkeit unter den Bodenbe— ſtandtheilen der verſchiedenen Felder entſteht. Die richtige Verwendung des Miſtes iſt im Allgemeinen ein äußerſt wichtiger Gegenſtand, der noch ſo ſehr vernachläſſigt iſt, bei dem es aber weniger auf die Befolgung allgemeiner Regeln, als hauptſächlich auf die Lokalverhältniſſe ankommt. Düngererzeugungsberechnung. Bei der Unterſuchung, wie viel Dünger jede Art von Thieren liefere, kommt es vorzüglich darauf an, wie viel Futter man ihnen giebt und wie ſtark oder gering man ihnen einſtreut. Es hat zwar, weil der Feuchtigkeitsgrad des Miſtes ſehr verſchieden ſein kann, allerdigs Schwierigkeiten, das Verhältniß des Miſtes zu der Fütterung und Streu genau aus— zumitteln; indeſſen kommt es hierbei auf eine gar zu große Genauigkeit eben nicht gerade an, und es iſt eine ſolche Berechnung immer noch ſicherer, als, wie häufig noch gebräuchlich, nach der Stückzahl des Viehes, und ſie iſt nöthig, wenn man über— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. haupt eine Überſicht der Erſchöpfung der Bodenkraft durch die Erzeugung verſchiedener Früchte und des Erſatzes dafür durch Düngung haben will. Eine ſolche Überſicht iſt aber die Hauptgrundlage, auf welche ein zweckmäßiger Wirthſchaftsbetrieb begrün— det werden kann. Es kommt hierbei hauptſächlich auf die Fütterung des Viehes an, welches zugleich als Düngmaſchine und ein einen Ertrag gebender Gegenſtand anzuſehen iſt. Von der verabreichten Nahrung geht alſo ein Theil in die Milch, Wolle und das Fleiſch oder er wird durch die Anſtrengung bei der Arbeit, durch die dabei vermehrte Aus— dünſtung weggenommen. Außerdem braucht aber auch noch jedes Thier ein gewiſſes Quantum von Futter zu ſeiner bloßen Erhaltung, dabei wird es aber nur einen geringen Ertrag gewähren, und die Erneuerung des Körpers, das Zunehmen und Ab— ſtoßen der thieriſchen Stoffe wird nur in geringem Grade jtattfinden. Aus dem zum bloßen Erhalten des Lebens verabreichten Futter werden durch die Verdauung die nährenden Theile herausgezogen, es bleiben nur die Träbern und die unzerſetzbaren Fa— ſern zurück, und dieſe find beim Abgange als Erkre— mente, da ſie nur ſehr wenig abgeſtoßene animaliſche Theile enthalten, hart und weniger leicht zerſetzbar, und mithin weniger wirkſam zur Düngung. Je mehr Futter nun das Vieh über das zur bloßen Le— benserhaltung nöthige Quantum erhaͤlt, um ſo ſtärker iſt das Erneuern und Abſtoßen der thieriſchen Stoffe, und um ſo kräftiger der Miſt und um ſo mehr vermag er an Streumaterial aufzunehmen und zu zerſetzen. Da übrigeus das nahrhaftere Futter weniger unzerſetzbare Faſern enthält, als das weni— ger nahrhafte, jo find auch die Exkremente ſelbſt bei einem Futter, was nur die Lebenserhaltung bezweckt, von dem nahrhaftern Futter düngender. Daher iſt bei einer reichlichen und nahrhaften Fütterung von dem verwendeten Futter ein angemeſſenes Verhält— niß von Miſt zu erzielen; und daſſelbe bei einem reichlich genährtem Viehe größer, als bei einem kärglich genährten. Von kräftig genährtem Viehe iſt aber auch der Urin in ſeiner Wirkung ſtärker, als der von ſchlecht genährtem. Um die Maſſe des Miſtes zu vermehren, muß man daher das Vieh zum Saufen einer verhältnißmäßigen Menge von Waſſer veranlaſſen, und beſonders dann, wenn es nur trocknes Futter erhält. Das trockne Futter kommt durch die Verdauung in Exkremente verwan— delt in einem feuchten Zuſtande hervor, und nimmt daher durch die Verdauung an Gewicht zu; von dem ſaftigen grünen Futter ſondert ſich dagegen eine Menge Urin ab, und die abfallenden Exkremente haben ein geringeres Gewicht, als die Futtermaſſe betrug. Man hat verſchiedene Anſätze, nach welchen man die Vermehrung des Gewichtes des trocknen Futters durch die Verfütterung annimmt, alle geben aber ein bald etwas höheres, bald etwas niedrigeres Reſultat. Am ſicherſten wird man bei der Berechnung des Miſtes gehen, wenn man ſämmtliche Futtermittel hinſichtlich ihrer Nahrhaftigkeit auf Heu berechnet und zu ihrem Gewichte das Gewicht des Streuſtrohes 119 hinzuſetzt. Dieſe zuſammengezogene Summe des Gewichts mit 2% (oder um ſicherer zu gehen nur mit 2) multiplicirt giebt die Gewichtsſumme des ge: wonnenen Miſtes von dem trocknen Futter und der Streu beim Rindviehe, welches auf dem Stalle ge— füttert wird. Erhält nun eine Kuh täglich 22 Pfd. Heu oder andere auf Heu berechnete Gewächſe und etwa 10 Pfd. Streuſtroh, ſo liefert die Kuh, Fut⸗ ter und Streu mit 2 multiplicirt, täglich 64 Pfd. guten Dünger. Bei den Pferden kann man eine fo bedeutende Gewichtsvermehrung des Miſtes aber ſelbſt dann nicht annehmen, wenn ſie gänzlich im Stalle bleiben, als beim Rindviehe. Man kann da— her, die Maſſe des trocknen Futters und der Streu, erſteres auf Heu reducirt, beim Pferdemiſte, dem Gewichte nach, nur mit 1% multiplicirt annehmen, um die Gewichtsmaſſe des gewonnenen Miſtes zu ermitteln. Dafür iſt aber auch der Pferdemiſt in ſeiner Wirkung kräftiger und braucht in geringerer Menge aufgebracht zu werden. Doch wird man, da die Pferde den größten Theil des Jahres unterwegs ſind, und dabei Exkremente und Urin verloren gehen laſſen, die Maſſe des gewonnenen Miſtes gegen das verabreichte trockne Futter noch bei weitem nicht ſo hoch annehmen können. Daſſelbe gilt von den Schafen. Der Schafmiſt iſt der trockenſte und die Schafe laſſen am wenigſten Urin ab; daher kann man ſelbſt in dem Falle, daß der Schafmiſt genug begoſſen wird, nur annehmen, daß die Gewichts— maſſe der Streu und des trocknen Futters mit höch— ſtens 1½ multiplicirt wird, um die gewonnene Ge— wichtsmaſſe des Schafmiſtes zu erhalten. Bei ſehr ſaftiger Fütterung nimmt man folgende Verhältniſſe in Beziehung auf Miſtgewinnung an: 100 Pfd. folgender Futtermittel geben an Miſt: Kartoffeln 76 Pfd., Kohlrüben 50, Möhren 40, Runkelrüben 37, Waſſerrüben 36, Gras und Wickfutter 50, grü— ner Klee 40 Pfd. Doch kommt hierbei viel darauf an, ob dieſe Gewächſe, namentlich die Erd- und Knollengewächſe, in einem vorherrſchend feuchten oder trocknen Sommer gewachſen ſind, da ſie im er— ſtern Falle weit mehr Waſſer enthalten, als im letz— tern, dafür aber auch eine ergiebigere Ernte liefern. Hiernach iſt nun ſehr leicht zu berechnen, welche Menge Miſt man von den vorhandenen Futter- und Streumitteln gewinnen kann, um zugleich nach Maßgabe einer kräftigen Fütterung zu beſtimmen, welche Anzahl von Vieh nöthig iſt, um von den vor— handenen Streu- und Futtermitteln, die man auch ſchon nach der beſäeten Fläche beurtheilen kann, den höchſten Ertrag und einen kräftigen Dünger zu ge— winnen. Die Ernährung und ſämmtliche Unterhaltungs— koſten der Thiere, von welchen wir den Dünger er— halten, nach Abzug derjenigen Nutzung, welche die— ſelben uns durch Zugkraft, Fleiſchanſatz, Milch, Wolle u. dgl. liefern, machen die Produktions— koſten des Düngers aus, wogegen der wirkliche Werth des Düngers nur durch den höhern Ertrag, welchen derſelbe mittelbar beim Ackerbaue hervor— bringt, beſtimmt und ermittelt werden kann. Betra— gen z. B. die jährlichen Unterhaltungskoſten von 120 einer Kuh 50 Berl. Scheffel Roggenwerth, während die jährliche Nutzung derſelben ſich auf 25 Scheffel Roggenwerth berechnen läßt, ſo betragen die Pro— duktionskoſten des in einem Jahre gewonnenen Dün— gers von einer Kuh 25 Scheffel Roggenwerth. Kann nun durch den in einem Jahre von einer Kuh ge— wonnenen Dünger der Ertrag vom Ackerbaue um 25 Scheffel Roggenwerth erhöht werden, ſo würde auch der Werth des Düngers mit den Produktionskoſten ganz gleich ſein. Dieſes iſt bei einer gutgeführten Wirthſchaft auch der Fall, indem der erhöhte Ertrag, welcher durch den Dünger beim Ackerbaue hervorge— bracht wird, zugleich die Produktionskoſten deſſelben völlig deckt. Bei einer zweckwidrigen Haltung der Thiere und unrichtigen Verwendung der Futter- und Einſtreumittel kommen hingegen die Produktionsko— ſten des Düngers weit höher zu ſtehen, da hier die Futter- und Einſtreumittel keine vollſtändige Aus: nutzung erhalten, und auch die Nutzung der Thiere nicht vollſtändig ſein kann; daher muß natürlich die Produktion des Düngers weit höher zu ſtehen kom— men, indem jeder Ausfall, welchen die Viehzucht in ihrem Ertrage an Milch, Fleiſch, Wolle u. dgl. er— leidet, der Düngerproduktion zur Laſt fällt, wenn man nämlich, wie durchaus bei einer ſolchen Be— rechnung geſchehen muß, ſämmtliche Unterhaltungs— koſten den Thieren, von welchen wir den Dünger erhalten, zur Laſt ſchreibt. Flüſſige Düngmittel. Abgeſehen von dem Waſſer, welches theils durch die bei ſich führenden fremdartigen Beſtandtheile, theils durch ſeine eigenthümlichen Beſtandtheile zum Wachsthume der Pflanzen beiträgt, gehören zu den flüſſigen Düngmitteln der Urin, ſowie der flüſ— ſige Abgang von Erkrementen. Beſonders trägt gefaultes Waſſer, auf die Pflanzen gegoſſen, ſehr weſentlich zur Beförderung ihres Wachsthums bei, und man kann ohne Ausnahme ſehr bald jedes Waſſer dahin bringen, daß es gehörig gefault iſt, wenn man es in Gruben läßt und mit ſaftigen Ve— getabilien verſetzt. Das Kartoffelkraut würde ſich auf ſolche Weiſe ſehr gut benutzen laſſen und dann immer noch auf Haufen zur förmlichen Zerſetzung gebracht werden können. Unter Jauche verſteht man vorzugsweiſe den Harn oder die flüſſigen Exkremente der Thiere, die von der Streu nicht ganz aufgenommen werden. Man läßt ſie zum großen Nachtheile für die Produk— tion ſehr häufig ungenutzt aus dem Stalle ab- und weglaufen, obſchon ihre Einſammlung nicht drin— gend genug empfohlen werden kann. Doch darf man dem Miſte davon nicht mehr entziehen, als dieſer entbehren kann, d. h. man darf nur dasjenige ſam— meln, was die Streu nicht aufzunehmen vermag. DasEinſammeln geſchieht in beſondern, an den Stall— gebäuden angebrachten Jauchenbehältern, welche waſſerdicht ſein müſſen. Es iſt zweckmäßig, dieſe doppelt anzulegen, damit der Harn in dem einen faulen kann, während ſich der andere füllt, indem man ihn nicht friſch und ungegohren auf grüne Saa— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. ten und Kräuter, für die er am beſten paßt, bringen ſoll. Auf einer gut eingerichteten Miſtſtätte ſammelt ſich theils durch das Abſchneiden der dem Miſte in— wohnenden flüſſigen Theile, theils durch den Zutritt von Schnee- und Regenwaſſer eine nicht unbeträcht— liche Menge von Flüſſigkeit, die man Pfuhl oder Sotte, wohl auch Jauche nennt, und ſie iſt von der aus dem bloßen Harne der Thiere entſtehenden Jauche dadurch verſchieden, daß ße außer dem Harne noch einige der feinern Theile der feſten Auswürfe enthält und daher noch wirkſamer erſcheint. Dieſe Brühe muß man an dem tiefern Theile der Miſt— ſtätte ſammeln, um ſie entweder für ſich allein zu verwenden, oder ſie bei trockner Witterung über den Miſt gießen zu können. Man bringt auch mit Vor— theil über den Jauchenbehältern die Abtritte an, wo— durch die menſchlichen Exkremente mit Jauche ge— mengt werden und dieſe um fo kräftiger machen, ohne ſich zu ſchnell zu zerſetzen und zu verflüchtigen. Da der Harn bei feiner Gährung ſehr viel Ammo— niaf entweichen täßt, fo bringt man, um dieſe kraͤf— tige Dungſubſtauz zu binden, in einen Jauchenbe— hälter, der etwa 7 bis 8 Oxhoft Jauche faßt, 1 Pfd. Eiſenvitriol; doch iſt dies noch zu wenig. Man rührt dann die Maſſe eine Woche lang täglich um, überläßt ſie noch 8 Tage lang der Ruhe und ver— wendet ſie alsdann. Den gegohrnen Pfuhl ſo wie die Jauche verſetzt man mit Waſſer, und beide ſind für alle Gewächſe ein vorzügliches Düngungsmittel, nur müſſen ſie bei feuchtem Wetter aufgebracht, oder doch nach ihrem Aufbringen ſogleich noch mit Waſſer begoſſen werden. Man fährt den Pfuhl auf ſchon beſtellte Getreidefelder, zu denen nicht gedüngt wor: den, ſowohl im Winter als im Frühjahre auf; je— doch nicht bei hartem Froſte, es wäre denn der Boden gehörig mit Schnee bedeckt. Dieſelbe gute Wirkung äußert er auf Winterölſaat, auf Wieſen, und über— haupt, mit wenig Ausnahmen, auf alle Gewächſe, ganz vorzüglich aber auf Futterkräuter und Gerſten— äcker. Er iſt ſogar wirkſamer, als eine Düngung mit Miſt, und kann daher auf einem an ſich kräftigen Boden leicht Lagergetreide bervorbringen, aber er iſt nicht nachhaltend, und nach Verlauf des erſten Jah— res iſt von ihm nichts mehr zu ſpüren. Auf Brach— äcker kann man Jauche und Pfuhl ohne durchge— machte Gährung anwenden. Zum Begießen von Tabak, Kohl, Runkelrüben u. ſ. w. eignet ſich be— ſonders der nachſtehende Schnellgießer mit ſeiner Tragbutte. Sonſt bedient man ſich zum Ausfahren der Jauche der Fäſſer oder Güllenkäſten. Die Quantität, welche man auf den Magdeburger Mor— gen anwendet, beträgt 20, 25 bis 30,000 Pfd.; auf Sandboden reichen 18,000 Pfd. hin. Bei 20,000 Pfd. erhält der Morgen von der Jauche 8 bis 900 Pfd. wirkliche Düngerſtoffe, wenn die— ſelbe 5 bis 6 Wochen gefault hat. Bei Waſſerzuſatz, wo man ſtatt 40,000 Pfd. 20,000 Pfd. zu rechnen hat, kommen auf den Morgen 13 bis 1400 Pfd. Düngertheile, und wendet man ihn ganz friſch an, ſo erhält der Morgen durch 20,000 Pfd. 14 bis 1600 Pfd. düngende Körper. Die düngende Eigenſchaft der Jauche läßt ſich übrigens außer— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. RA, RN EN * — I 22 — re a ordentlich verſtärken, wenn man derſelben Gyps, Kochſalz, Knochenpulver, Potaſche, Holzaſche, Sal— peter, Eiſenvitriol u. ſ. w. zuſetzt. Ein Nutzen der Jauchendüngung beſteht auch noch darin, daß nach ihr die Regenwürmer und die Larven vieler Inſekten (vielleicht auch die Engerlinge) ſterben. Am zweck— mäßigſten aber wirken Jauche und Pfuhl auf Com— poſthaufen gegoſſen, wo deren Bereitung ſtattfindet. Der vortrefflichen Eigenſchaft der Jauche und des Pfuhls ungeachtet, um deretwillen ſie ſorgfältig zu ſammeln iſt, darf man ſie jedoch in den Gegen— den, wo der Ackerbau oben an ſteht, die Viehzucht vornehmlich um dieſes willen getrieben wird, und Streumaterialien in Menge zu haben ſind, nicht als Hauptſache bei der Miſtbereitung, ſondern als einen Nebengewinn betrachten, dafür aber deſto mehr auf die Vermehrung des eigentlichen, auf Wagen zu ladenden Miſtes denken, da ſich dieſer mit ungleich weniger Mühe hinausſchaffen und leichter und gleich— förmiger vertheilen läßt, ebenfalls allen Früchten zuſagt, und auf den Boden ſelbſt, ſeine Kraft ver— mehrend, einen wohlthätigern Einfluß hat, als jene, von denen nur eine Frucht Nutzen zieht. In allen größern, gut eingerichteten Wirthſchaften wird man daher nur ſo viel Jauche und Pfuhl zu gewinnen ſuchen, als die Streu nicht aufzunehmen vermag, und dieſelben vornehmlich zum Begießen des aus— getrockneten Düngerhaufens und wie eben erwähnt, zur Bereitung von Mengedünger und Compoſt be— nutzen. Selbſt dem Stallmiſte, beſonders bei mehr trockner Fütterung, iſt es von großem Nutzen, wenn der Harn der Thiere aus dem Jauchenbehälter wie— derholt auf den Stallmiſt zurückgebracht wird. Nur das alsdann noch Übrigbleibende kann auf Wieſen und ſchwächliche Saaten oder Futterfelder gefahren werden, denen man mit keiner andern Düngung ſicherer aufhelfen kann. Gülle iſt von der Jauche und dem Pfuhle in— ſofern verſchieden, als der größte Theil der Exkre— mente mit Waſſer aufgefangen (1 Theil friſche Aus— würfe und Harn der Thiere mit 3 Theilen Waſſer) und flüſſig gemacht wird. Zu dieſem Zwecke ſind Kirchhof, Landwirth. 121 hinter den angebundenen Thieren am Fußhoden Rinnen angebracht, durch welche die ſämmtliche Jauche in Behälter leicht abfließen kann, auch be— findet ſich dort ein ausgemauerter oder von Bohlen gefertigter, größerer Kanal, in welchen nicht nur alle Erkremente gezogen, ſondern auch, nachdem er mit Waſſer gefüllt worden, die in der Streu ſich befin— denden Erkremente aus dieſer ausgeſpült werden. Man ſucht entweder ein laufendes Waſſer durch den Stall zu leiten, oder bringt eine Vorrichtung an der Pumpe an, durch welche das Waſſer leicht über den ganzen Stall geleitet werden kann. Zur Erleichte— rung des Nachſpülens ſind die Stallungen mit Holz gebohlt und die Bohlen nach hinten etwas ſchräg gelegt. Sind die Erkremente mit dem Waſſer in der Rinne gehörig gemengt, ſo wird mittelſt eines zu öffnenden Schiebers oder Spundlochs nun die ganze Flüſſigkeit in den Güͤllenbehälter gelaſſen, deren man mehrere haben muß. Die ausgeſpülte Streu wird auf die Miſtſtätte gebracht und wie der andere Stallmiſt behandelt, der aber natürlich von keiner ſolchen Wirkſamkeit fein kann, wie der mit den Gr- krementen vermiſchte Streumiſt. Man hat zur Güllenbereitung verſchiedene, theils weniger, theils mehr koſtſpielige Zubereitungen; un— ter allen Umſtänden koſten ſie aber mehr, als die Anlage einer geeigneten Miſtſtätte, wovon ſelbſt die gewöhnlichen großen Fäſſer, die man vornehmlich in kleinen Wirthſchaften für dieſen Zweck in Anwen— dung bringt, nicht auszunehmen ſind. Außerdem erfordert dieſe Düngerbereitungsart auch mehr Ar— beit und iſt daher koſtſpieliger als die gewöhnliche. Sie iſt mehrſeitig empfohlen und auch in mehrern Gegenden, z. B. der Schweiz, ſo wie auch im ſüd— weſtlichen Deutſchland und Holland faſt allgemein eingeführt worden; doch iſt ſie unter Berückſichtigung aller Umſtände nur unter beſondern Verhältniſſen zu empfehlen. Die Vortheile, welche man von der Gül— lenbereitung beſonders rühmt, ſind folgende: 1) Das in dem Kuhgraben befindliche Waſſer zieht ſehr viele von dem Viehe ausgeathmete Kohlenſäure an, fo wie jenes Waſſer im Sommer auch den Stall ab— kühlt. 2) Es geht wenig oder gar nichts von dem aus dem Harne ſich entwickelnden Ammoniak verlo— ren, da daſſelbe durch das viele zugeſetzte Waſſer an der Verflüchtigung gehindert wird, wodurch man eine beträchtliche Menge an Düngſtoff gewinnt. 3) Durch die Gülle kann man einer kränkelnden Saat faſt augenblicklich aufhelfen. A) Das Düngerkapital ge— langt bei der Gülleanwendung in ſchnellern Umſatz, als bei der Anwendung des gewöhnlichen Miſtes. 5) Von der Gülle werden wenige oder gar keine Düngertheile vom Regenwaſſer ausgelaugt. 6) Mit— telſt der Gülle können die Pflanzen am erſten und ſicher— ſten gerade bis zu demjenigen Grade von Ueppigkeit gebracht werden, bei welcher ſie den reichſten Ertrag geben. 7) Das Gedeihen der Futterpflanzen, beſon— ders des Klees und der Wieſengräſer kann dadurch ſehr geſichert werden, zumal wenn man, wie auf dem Schwarzwalde, Eiſenvitriol zur Gülle ſetzt. 8) Bedarf man bei der Güllebereitung nicht ſo viel Streumaterialien. 9) Die Gülle hat vor der Jauche 16 122 den Vorzug, daß ſie eine länger dauernde Wirkung äußert. So unbeſtreitbar aber auch jene Vortheile ſein mögen, ſo kommt es doch immer darauf an, ob dieſelben auch wirklich hinreichenden Erſatz für den nicht unbedeutenden Aufwand, welchen die Güllen— bereitung herbeiführt, darbieten. Dies kann aber nur in denjenigen Gegenden und Wirthſchaften der Fall ſein, wo der Grasbau und die Rindviehzucht, von welchen die meiſten und beſten flüſſigen Dün— gungsmittel kommen, die Hauptſache ſind, der Ackerbau eine untergeordnete Rolle ſpielt und es daher an Streumaterial gebricht. Am häufigſten wird letzterer Umſtand in höhern Gebirgsgegenden ſtattfinden, wo wegen der Kürze des Sommers der Getreidebau unſicher iſt, und das Hauptbeſtreben dahin gerichtet ſein muß, die möglichſte Menge von Grasfutter zu gewinnen. Nach Maßgahe des Be— darfs und, je nachdem man von der Güllendüngung eine länger oder kürzer dauernde Wirkung haben will, vermiſcht man ſie mit mehr oder weniger Waſſer und überläßt ſie der Gährung, welche in nicht allzugroßen Behältern im Sommer binnen 14 Tagen, im Winter aber innerhalb 4 bis 5 Wo— chen vollendet ſein wird, was man daran erkennt, wenn beim Umrühren die Jauche nicht mehr ſchaumt. Durch Beifügung von Menſchenurin kann man die Gährung um die Hälfte der Zeit verkürzen. Man rechnet auf eine Kuh bei Grünfutter täglich 200 Pfund Gülle. Das Herausſchaffen der gegohrnen Gülle erfolgt auf mancherlei Weiſe, und am gewöhnlichſten ſo, daß dieſelbe in ein großes, auf einem Wagen vorn etwas höher liegendes Faß gepumpt wird. Dieſes Faß hat an dem hintern Theile, ſo tief unten als möglich, ein erweitertes Spundloch, und unter die— ſem befindet ſich ein Bret, worauf Latten wie ein halber Stern ſo aufgenagelt ſind, daß der Mittel— punkt des Sterns auf der Stelle iſt, wohin der Strahl der aus dem Faſſe laufenden Gülle trifft, und dieſe ſo ausgebreitet zu laufen gezwungen wird, als die Breite des Bretes beträgt. Zweckmäßiger iſt jedoch folgende Vorrichtung: Ein Faß, welches auf einen Wagen gelegt werden kann, und für 2 Pferde ſo groß iſt, daß es 10 bis 12 Eimer faßt, hat in ſeiner Mitte unten am Bauche ein Loch zum Ausfluß, welches durch einen von oben durch das ganze Faß gehenden Zapfen geſchloſſen werden kann; dieſer Zapfen muß oben über die zum Eingießen der Flüſſigkeit befindliche Offnung ſo weit hervor— ragen und mit einer Handhabe verſehen fein, da— mit er mit den Händen bequem angefaßt und ge— zogen oder eingelaffen werden kann. Damit ſich das Zapfenloch nicht verſtopfen und auch daſſelbe leicht mit dem Zapfen gefunden werden kann, im Fall man das Loch plötzlich ſchließen will, hat der Zapfen eine lange Spitze, welche immer, nachdem derſelbe oben mittelſt eines Ohres angehängt wird, im Spundloche ſchwebend bleibt. Mit dieſer Zapfen— ſpitze wird das Zapfenloch, wenn der Zapfen hin und her bewegt wird, von Stroh u. dgl. gereinigt. Unmittelbar unter dieſem Zapfenloche hängt, an Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. 3 Kettchen ſchwebend ein viereckiges Bretchen von 1½%½ Fuß im Quadrate, hierauf ſtößt der Strahl der auslaufenden Gülle und breitet ſich wie ein Regen— ſchirm aus. Die Kettchen können kürzer oder länger gehängt werden, und es kommt hierbei darauf an, wie weit ſich der Güllenſtrahl verbreiten ſoll. Zur Beſpannung bedient man ſich beſſer der Ochſen, als der Pferde, weil jene langſamer und egaler gehen. Es wird ein Streifen nach dem andern be— düngt, wobei die Wagengleiſe die Richtſchnur ge— ben, und damit bei dem Umwenden an dem Feld— rande die Düngung nicht allzuſtark kommt, ſo wird nach dem erſten Umwenden, wenn der Wagen auf dieſelbe Stelle gelangt, das Zapfenloch geſchloſſen. Zum Wegfahren der Jauche und Gülle nach dem Felde empfiehlt man Wagen mit eiſernen Achſen, da die hölzernen durch die umherſpritzende und ein— dringende Gülle ſehr leicht in Fäulniß übergehen ſollen. Die Räder müſſen breite Felgen haben, da— mit ſie nicht tief einſchneiden, wenn man grünende Saaten, Futterfelder oder Wieſen mit Gülle über— fährt. Gerſtenwaſſer, d. h. Waſſer, worin die Gerſte zum Malzen eingeweicht geweſen iſt, kann wie Jauche und Gülle ebenfalls auf Wieſen und Felder gebracht werden. Eben ſo wendet man auch noch alles Spülicht aus Küchen, Fleiſchbänken, Wäſchereien, Brennereien u. ſ. w., ſo wie das Waſſer von Flachs- und Hanfröſten mit Vortheil als flüſſige Düngungsmittel an. Compoſt oder Mengedünger. Compoſt nennt man ein künſtlich zuſammenge— ſetztes Gemenge von mineraliſchen, vegetabiliſchen und animaliſchen Subſtanzen. Dieſe verſchiedenen Materialien bringt man ſchichtweiſe in hohe Haufen, begießt ſie mit Jauche, arbeitet ſie, nachdem ſie meh— rere Wochen gelegen haben, ſorgfältig durch und ſetzt ſie ſogleich wieder in Haufen, worauf man wieder begießt. Überhaupt wird dieſes Umarbeiten und Begießen mit Jauche nach Umſtänden mehr— mals wiederholt, bis man endlich einen klaren, ganz brockligen Dünger erhält, welcher ſich leicht aus— ſtreuen läßt. Es wurde früher empfohlen, zu dieſem Dünger den ganzen Stallmiſt zu verwenden; doch hat man ſich in neuern Zeiten vollkommen überzeugt, daß es weit zweckmäßiger ſei, den Miſt für ſich allein in weniger zerſetztem Zuſtande anzuwenden, als ihn im Compoſthaufen gänzlich zergehen zu laſ— ſen, und man verwendet daher jetzt zur Compoſt— bereitung meiſtens nur die ſchwer zerſetzbaren Pflan— zenmaſſen, Unkräuter, alle Abgänge aus der Wirth— ſchaft und Haushaltung, zähen Raſen aus Gräben, von Feldrändern und andern Plätzen, die Abgänge von Torf, Braunkohlen, Kehricht, Schlamm, Ab— fälle von den Scheunen u. ſ. w. Will man ja et— was Miſt dazu verwenden, ſo nimmt man am beſten friſchen und ſtrohigen (Pferde- u. Schafmiſt), indem dieſer viel Wärme entwickelt und auch den Compoſt— haufen für den Zutritt der Luft locker hält. Je nach— dem nun die Gegenſtände, welche man zur Compoſt— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. bereitung verwendet, ſich leichter oder ſchwerer zer— ſetzen, müſſen die Haufen kürzer oder länger, oft über ein Jahr ſtehen. Die menſchlichen Erkremente eignen ſich ganz vorzüglich in den Compoſthaufen, da ihre zu ſchnelle Zerſetzung hier gehindert wird; ſie aber die Zerſetzung des Ganzen befoͤrdern. Der Compoſthaufen darf niemals weder zu naß, noch zu trocken ſein, da ſonſt bei einem dieſer Fälle die Fäul— niß und Verweſung der zugeſetzten Gegenſtände nicht ſtattfindet. Alle in den Compoſthaufen zu brin— genden Raſen, Plaggen, humusreiche Erde, Mer— gel, Lehm u. ſ. w. müſſen vorher gut zerkleinert werden, ſo wie auch das Umarbeiten des Haufens, und wieder Inhaufenbringen des Gemiſches mög— lichſt ſchnell zu beſchaffen iſt, damit die Wärme nicht zu ſehr entweiche. Dem Compoſte, welchen man im Herbſte bereitet, muß man der Wärmeentwickelung halber etwas mehr Miſt zuſetzen, fo wie es auch ſehr zweckmäßig iſt, die Compoſthaufen im Winter recht dick mit Kartoffelkraut, Laub, Kiefernadeln u. dgl. zu bedecken. So gelangt der Compoſt, wenn er bei gelindem Wetter 1 bis Amal umgearbeitet werden kann, ſchon im nächſten Frühjahre zu feiner Reife, und kann für die Sommerſaaten in Anwendung kom— men. Aller im Frühjahre bereitete Compoſt iſt im Herbſte ſtets ſo weit fertig, daß er zur Düngung des Roggens dienen kann. Beſchleunigt kann übri— gens die Zerſetzung immer werden, wenn man den Zuſatz von Kalk, Aſche oder Miſt etwas größer ſein läßt. Bereitet man Compoſt im Großen, ſo führt man die dazu dienenden Materialien in die Nähe des damit zu düngenden Feldes. Dem Com: poſthaufen giebt man ſteile Wände und eine runde Form, weil ſich in dieſer die Wärme am längſten hält. Die Höhe deſſelben läßt man am beſten 6 bis 7 Fuß ſein. Auf dem Boden legt man eine 4 bis 5 Zoll dicke Schicht Raſen oder humusreiche Erde; die Schichten der verſchiedenen Materialien dürfen aber nicht ſo dick ſein, und die Miſtſchicht, wenn dieſer mit angewendet wird, macht man immer am dickſten; dann folgt eine Schicht Erde von 3 bis 4 Zoll; Mergel, Kalk und noch mehr Holz- und Torfaſche bilden die dünnſten Schichten. Der ein— fache Compoſt der Engländer wird aus 10 Theilen humusreicher Erde, 2 Theilen Miſt und 5 Thei— len Kalk bereitet; er wirkt ſchon als ein ſehr kräf— tiger Dünger. Weniger wirkſam zeigt ſich dagegen derjenige Compoſt, welcher aus 1 Theil Kalk, 4 Theilen Miſt und 20 Theilen humusreicher Erde beſteht. Man läßt ihn nicht länger als 3 Monate in Haufen liegen und arbeitet ihn 2 bis Zmal um. In Betrachtung aller der Gegenſtände, welche nach der Zerſetzung einen guten Duͤnger geben, die ungenutzt bleiben, wird ſich überall Gelegenheit darbieten, Compoſt in nicht unbeträchtlicher Menge zu bereiten, was durchaus nicht außer Acht gelaſſen werden ſollte. Der Compoſt wird zur Überſtreuung der Saat— äcker, wo er mit eingeeggt werden kann, oder auch ſchwächlicher Saaten ſelbſt verwendet, und er iſt für dieſe ein äußerſt wirkſamer Dünger, da er ſich unmittelbar in Pflanzennahrung auflöft. 123 Man darf ihn, da er meiſtens nur für eine Frucht wirkt, nicht zu ſtark aufbringen; doch richtet ſich die Stärke der Aufbringung ganz nach ſeiner Güte, und es können demnach 2000 Pf. aber auch 10 bis 20,000 Pfd. auf den Morgen nöthig ſein. Der Compoſt vermag als kräftiger und billiger Dung⸗ zuſchuß die Wirthſchaften gar ſehr zu heben. In Ermangelung anderer paſſender Erden können die Vorenden etwa 10 Zoll tief gepflügt und die Hälfte davon zu Compoſthaufen verwendet werden. Mineraliſche Düngmittel. Daß dieſe einen vortheilhaften Einfluß auf die Vegetation ausüben, iſt durch die Erfahrung all— gemein beſtätigt; ob ſie übrigens wirklich nährend, oder nur nahrungsvermittelnd, die organiſchen Stoffe auflöslich machend, oder auf die Pflanzenorgane rei— zend wirkt, iſt noch nicht genügend erklärt, wiewohl es unzweifelhaft ſcheint, daß mehrere der minera— liſchen Düngmittel alle dieſe Wirkungen in ſich ver— einigen, ja man vielleicht unbedingt annehmen kann, daß ein jeder Mineralkörper, wenn man ihn in den Pflanzen antrifft, als Düngungsmittel wirkt, ſofern er im Boden entweder gar nicht, oder in einer für die Pflanzen unzureichenden Menge vor— kommt. Von allen Mineralien bedürfen jedoch die Pflanzen nur eine verhältnißmäßig geringe Menge. Daß man aber die geringen Mengen, welche die Pflanzen von manchen Mineralien bedürfen und auch nur vertragen, nicht genug berückſichtigte, iſt ſchon oft die Urſache geweſen, daß die Anwendung derſelben nicht den erwarteten Nutzen leiſtete; iſt z. B. ein Mineral ſehr leicht in Waſſer löslich, ſo kön— nen ſchon 10 bis 15 Pfd. mehr auf den Morgen ein ſehr ungünſtiges Reſultat zur Folge haben. Bon den ſchwer auflöslichen Mineralien können und müſſen dagegen große Mengen angewendet werden, wenn ſie eine auffallende Wirkung hervor— bringen ſollen. Sollen ſich aber die Mineralien wirkſam zeigen, ſo darf es dem Boden nicht an Humusſäure fehlen, denn dieſelbe hat nicht nur manche Mineralien in die Pflanzen überzuführen, ſondern ſie muß dieſelben auch mit Kohlenſtoff, der dem Gewichte nach immer den Hauptbeſtandtheil der Pflanzen ausmacht, verſorgen. 1) Der Kalk ſteht unter dieſen obenan; er wird in gebranntem Zuſtande, nachdem er gelöſcht worden, angewendet, und ſcheint alle obengenann— ten Wirkungen in ſich zu vereinigen. Der zur Dün— gung beſtimmte Kalk muß mit Vorſicht gelöſcht werden, damit er in einem pulverigen Zuſtande bleibt; denn wird er durch das Zumengen zu vielen Waſſers breiartig, ſo verbindet er ſich in der Erde zu Mörtel, und ſeine Wirkung als Dünger hört ganz auf. Beim Löſchen des Kalkes zum Düngen verfährt man auf verſchiedene Weiſe. a) Gewöhn— lich macht man davon kleine Haufen auf dem zu— vor ungepflügten Felde, bedeckt dieſelben recht dicht mit einer 2 bis 3 Zoll dicken Schicht Erde und läßt den Kalk ſo lange darunter liegen, bis er ſich gelöſcht hat, wobei, je 10 8 die Luft feucht oder 16 * 124 trocken iſt, 8 bis 14 Tage vergehen. Alsdann ars beitet man ihn mit der darüber und darunter lie— genden Erde gut durch, ſtreut ihn ſorgfältig aus, eggt und pflügt ihn darauf 1% bis 2 Zoll tief un- ter, eggt nochmals, pflügt nach einiger Zeit etwas tiefer und eggt zuletzt. b) Man bringt den Kalk in die Nähe des Feldes in einen oder mehrere große Haufen, die man ſofort mit ſo vielem Waſſer be— gießt, als nöthig iſt, ihn in ein Pulver zu verwan— deln. 75 Pfd. gebrannter Kalk bedürfen hierzu 25 Pfd. Waſſer. Sollten einzelne Kalkſtücke dem Löſchen entgangen ſein, ſo werden dieſe beim Ab— fahren des Kalkmehls nach dem Felde an die Seite geworfen und für ſich noch einmal mit Waſſer be— ſprengt; zerfallen ſie aber auch dann noch nicht, ſo beſtehen ſie entweder nicht aus Kalk, oder ſind noch nicht hinlänglich gebrannt. Nach dem Löſchen muß das Kalkmehl durchaus ſogleich über das damit zu bedüngende Feld ausgeſtreut, und weiter damit ver— fahren werden, wie bei voriger Methode angegeben. Zum Hinfahren nach dem Felde ladet man ihn bei windſtillem Wetter am beſten in zweirädrige, hinten offene, niedrige Karren, und ſtreut ihn dann, alle 10 bis 12 Schritt haltend, mit Kornſchaufeln auf das Feld aus. Um jedoch eine gleichmäßige Ver— theilung des Kalkes auf dem Felde zu bewirken, ver— theilt man beſſer die beſtimmte Menge Kalk regel— mäßig auf dem Felde in viele kleine Haufen, begießt dieſelben mit Waſſer zum Zerfallen, vermiſcht das Kalkmehl mit etwas der darunter liegenden Erde und ſtreut das Gemiſch ſogleich zum Eggen und flachen Unterpflügen gut aus. e) Man bringt den Kalk ſchichtweiſe mit Erde in einen kegelförmigen Haufen und nimmt dabei 3 bis 4 Theile Erde auf 1 Theil Kalk, gießt hierauf nach und nach die zum Löſchen des Kalkes erforderliche Menge Waſſer darüber, bedeckt alsdann den Haufen dicht mit Ra— ſen oder Stroh, über welches man noch etwas Erde wirft, und läßt das Ganze 3 bis 4 Wochen ruhig ſtehen; worauf man den zerfallenen Kalk mit der Erde gut durcheinander arbeitet und nun das Ge— miſch nach dem damit zu bedüngenden Felde führt. Dieſes Verfahren verdient den Vorzug, inſofern es nicht an der erforderlichen Erde fehlt. Das Aus— ſtreuen des gepulverten Kalkes auf das Feld darf niemals bei Regenwetter geſchehen, indem er ſich ſonſt mit dem Sande leicht zu Mörtel verbindet; übrigens ſieht man es gern, wenn, nachdem der Kalk mit der Ackerkrume vermengt worden, es bald darauf regnet. Hier und da wendet man den Kalk mit großem Nutzen auch in Vermiſchung mit Holzaſche an. Man bringt nämlich den Kalk in einen Haufen, beſprengt ihn mit etwas Waſſer und bedeckt ihn ſofort mit einer dünnen Schicht Aſche. Der Kalk löſcht ſich dann, quillt auf und wird an einigen Stellen ſicht— bar; hierauf arbeitet man den Haufen um, be— ſprengt ihn abermals mit etwas Waſſer, deckt auf's neue Aſche darüber und arbeitet, nachdem ſich der Kalk aufgeblähet, das Ganze wieder durch. Dieſes Verfahren wird fo lange wiederholt, bis alle Kalf: ſtücke verſchwunden ſind und eine gleichartige pul— Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. verförmige Maſſe entſtanden iſt. An dem Orte, wo ein Kalkhaufen einige Zeit liegen bleiben ſoll, muß man, je nach ſeiner Größe, 1 bis 2 Fuhren Erde vorher auffahren, weil ſonſt der Kalk auf der Acker— ſtelle, wo der Haufen liegt, eine ganz unfruchtbare Stelle macht. Der Kalk iſt, richtig angewendet, ein großer Hebel für die Landwirhſchaft, indem er den Ertrag bedeutend erhöht; doch iſt es Bedingung, nach Maß— gabe des erhöhten Ertrages auch die Miſtdüngung zu erhöhen, wenn der Boden durch die reizende Wir— kung des Kalkes nicht gänzlich erſchöpft werden ſoll. Am beſten wirkt der Kalk auf Boden, welcher vie— len Humus enthält, beſonders wenn ein Theil deſ— ſelben ſchwer auflöslich oden ſauer iſt; daher iſt auch ſeine Wirkung auf Moorboden, Neubruch, als umgeriſſenem Forſtlande, Wieſen, Hutweiden, ſo wie auf trocken gelegten Teichen u. ſ. w. außeror— dentlich. Die Kalkdüngung iſt häufig die geeignetſte Vorbereitung, ganz verwilderte ausgeſogene Län— dereien durch folgende Miſtdüngungen wieder in Stand zu ſetzen. Einige Wirkung äußert er jedoch auch im magern Boden, wenn er zum erſtenmale angewendet wird, obſchon er hier, zu viel angewen— det, leicht nachtheilig werden kann. Vortheilhaft wirkt auch der Kalk überhaupt auf alle Erdarten, welche die Eigenſchaft haben, ſich ſehr zu binden, zuſammenzuſetzen und ihr Volumen zu verringern. Auf thonigem Boden wirkt der Kalk in der Regel ſtärker oder doch nachhaltiger, als auf ſandigem, mildem Boden. Auf ſandigem Boden iſt überhaupt die Kalk— düngung mit großer Vorſicht und in geringer Menge anzuwenden, wenn nicht eine Ueberreizung deſſelben ſtattfinden ſoll; auf einem magern, ſehr trocknen Sande muß ſie aber gänzlich unterbleiben. Über— haupt iſt bei allem thätigen Boden, welcher durch zweckmäßige Kultur zum Morſchen oder Faulen ge— bracht werden kann, die Kalkdüngung am wenigften nöthig. Der Kalk wirkt auf eine Frucht mehr, als auf eine andere, am vortheilhafteſten auf Weizen, Rog— gen, Raps, Kartoffeln, Erbſen, Bohnen, Wicken und die Kleearten. Alle Früchte, die man nach einer Kalkdüngung erbaut, werden früher reif, was in kalten Klimaten Berückſichtigung verdient. Dazu kommt, daß ſie das Vieh lieber frißt, und daß die— ſelben auch nährender ſind. Die nach einer Kalk— düngung erbauten Erbſen kochen viel leichter weich und find ſchmackhafter, als die nach einer Miſtdün— gung gewonnenen. Auch die Kartoffeln werden nach Kalk mehlreicher und wohlſchmeckender. Dagegen iſt es nicht rathſam, Flachs mit Kalk zu düngen, in— dem er darnach einen weniger haltbaren groben Baſt bekommt. Am wenigſten begünſtigt wohl der Kalk das Wachsthum des Buchweizens, dagegen be— ſchleunigt er ſehr deſſen Reifwerden. Der Raps wächſt nach einer Kalk- und gleichzeitigen Miſtdün— gung außerordentlich üppig; doch darf von erſterem immer nur halb ſo viel genommen werden, auch ſoll man den Kalk nur eineggen, damit er mit dem Miſte in nicht zu nahe Berührung kommt. Alles mit Kalk gedüngte Halmgetreide zeichnet ſich dadurch aus, Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. daß es ſehr dünnhülſige, ſchwere, mehlreiche Kör— ner bekommt, dagegen liefert es weniger Stroh, als das mit Miſt gedüngte; es lagert ſelten oder nie. Auch ſind nach der Kalkdüngung die Stoppeln meiſt ſehr rein vom Graſe. Auf Wieſen, beſonders wenn ſie moorig und mooſig ſind, bringt die Kalkdüngung eine gute Wirkung hervor, und es finden ſich ſehr bald die beſſern Gewächſe in größerer Uppigkeit; doch dürfen die Wieſen nicht naß ſein. Die Stärke der Kalkdüngung muß ſich nach der Beſchaffenheit des Ackers richten, und die leichten Bodenarten verlangen und vertragen bei weitem weniger als die ſchweren. Hat ein Acker viele Bin— dung, viele der Verweſung unterworfene Stoffe bei ſich, liegen ſolche im Acker verſchloſſen, oder hat der Acker viele Säure, einen großen Antheil von ſaurem Humus, und iſt es nothwendig, dem Acker eine tiefe Kultur zu geben, dann kann eine ſtarke Kalkanwendung nur nützlich und empfehlenswerth fein. Daher kann man auf den ſtrengen Thonbo— den ohne Schaden 5000 Pfd. auf den Morgen bringen, während dem Sandboden meiſt 30 Pfd. auf gleiche Flache genügen. Wo in Deutfchland die Kalkdüngung alle 6 bis 9 Jahre wiederholt wird, wendet man dem Volumen nach auf den leichtern Bodenarten das 6 bis fache der Getreideausſaat an, folglich kommen auf den Morgen etwa 400 bis 600 Pfd. Nach den gewöhnlichen Annahmen ſind 40 Berl. Scheffel auf den Magdeb. Morgen eine ſtarke, 24 eine mittlere und 15 Scheffel eine ſchwache Düngung. Soll eine ſtarke Kalkdüngung zur Win— terfrucht, z. B. auf ein Feld, welches einen Som— mer hindurch Ruhe vom Pfluge gehabt, Klee ge— tragen oder als Weizenland gelegen hat, angewen— det werden, fo iſt es rathſam, denſelben fchon mit der erſten Brachfurche dem Acker einzuverleiben, in— dem man den ausgeſtreuten Kalk mit der Brach— furche ganz ſeichte unterpflügt. Bei einer mittlern Kalkdüngung aber iſt, ſobald der Acker den Kalk erhalten, jede tiefe Kultur möglichſt zu vermeiden. Eine ſchwache Kalkdüngung giebt man am beſten auf die Saatfurche. Zu ſchwaches Kalken bringt in der Regel wenig Nutzen und man verſpürt oft gar keine Wirkung davon. Die Ausdauer der Wirkung des Kalkes auf die Fruchtbarkeit der Erde iſt im Allgemeinen nur auf 2 Ernten anzunehmen, obſchon in einzelnen Fällen eine ſtarke Kalkdüngung den Acker auf viele Jahre fruchtbar machen kann. Die Wirkung einer Kalk— düngung hört aber mit der Zeit gänzlich auf. Übri— gens darf das Kalken nicht zu oft wiederkehren, und man läßt es öfters 9 bis 12 Jahre anſtehen. In Anſehung der Koſten der Kalkdüngung be— hauptet man, daß ſolche bei richtiger Anwendung ſo lange ſich bezahle, als man im Stande iſt, we— nigſtens 3 Berl. Scheffel gebrannten Kalk für den Preis, den ein Scheffel Roggen durchſchnittlich gilt, an Ort und Stelle zu beſchaffen. Indeſſen wird ſich doch eine Berechnung des Koſtenaufwandes der Kalkdüngung nur in ſeltenen Fällen zu Gunſten derſelben geſtalten, vielmehr in den meiſten Fällen einen zu großen Koſtenaufwand finden laſſen. Nur 125 in ſehr bevölkerten Gegenden, wo die auf dem Felde erbauten Gemüſe einen guten Abſatz finden und die Milchprodukte gut bezahlt werden, wird man von der Kalkdüngung, wenn ſie auch koſtſpielig iſt, den größten Vortheil ziehen. 2) Der Mergel wird unter den mineraliſchen Düngungsmitteln am häufigſten als Dünger vers wendet. Er beſteht vorzüglich aus Kohlenſäure, Thon und Kalk. Man pflegt zwar gewohnlich an: zunehmen, daß die Wirffamfeit des Mergels aus— ſchließlich nur von dem Kalkantheile, welchen er enthält, abhänge; allein man ſcheint in neueſten Zeiten gar nicht mit Unrecht die Wirkung des Mer— gels vorzüglich darin zu ſuchen, daß er die Aufſau— gungsfähigkeit der Ackererden gegen die den Pflan— zen gedeihlichen Gasarten erhöhet und ihre Thä— tigkeit auf die Luftarten und die Verbindungen der— ſelben befördert. Im Allgemeinen unterſcheidet man Kalk-, Thon- und Sandmergel, je nachdem die eine oder die andere Erdart in der Miſchung vor— herrſchend iſt; man hat aber auch Stein-, Gyps-, Muſchelmergel u. ſ. w. Die Stärke der Anwendung des Mergels macht man gemeiniglich von ſeinem Kalkgehalte abhängig, und beſtimmt ſeine Verwen— dung auf die verſchiedenen Bodenarten durch die Beſchaffenheit derſelben. Iſt der Boden leicht, ſan— dig, ſo muß man einen ſolchen Mergel wählen, welcher viel Zumiſchung von Thon hat, ſollte auch der Kalkgehalt nicht ſo bedeutend ſein; nur muß er dann ſtärker aufgefahren werden. Auf ſchwerem Bo— den wird mit dem größten Vortheile der ſandige Mergel angewendet, und für ſolchen Boden kann er nicht reich genug an Kalk ſein, zumal wenn er außerdem noch von naßkalter Natur iſt. Enthält ein Mergel bis 60 Procent Kalk, ſo ſind 20 bis 25 Ladungen (à 18 Cubikfuß) auf den Morgen hin— reichend; und bei ungefähr 25 Procent Kalk ſind 60 ſolcher Ladungen erforderlich, und er kommt dann ½ Zoll hoch zu liegen; der blos mergelige Lehm wird bis 120 Ladungen auf den Morgen auf— gefahren und kommt dann 1 Zoll hoch. Die Na— tur des Mergels muß daher ebenfalls mit über die zweckgemäße Anwendung deſſelben entſcheiden; und je verfchiedenartiger die Mergel- und Bodenſtoffe ſich zu einander verhalten, deſto wirkſamer wird ſich in der Regel eine gegenſeitige Vermiſchung zeigen. Ob nun der auf einem Felde ſich findende Mergel auf den Boden deſſelben mit Vortheil anzuwenden iſt, muß erſt durch Verſuche ermittelt werden, wo— bei eine genaue Berechnung des Koftenaufwandes, des Ausgrabens, Aufladens u. ſ. w. ſtattfinden muß. Nur iſt hierbei zu berückſichtigen, daß der Mer— gel länger als ein Jahr, iſt er kalkreich und wird er verhältnißmäßig ſtark aufgefahren, bis 12 Jahre und länger wirkt; doch iſt im Ganzen nach 16 bis 20 Jahren keine Spur mehr davon da, ob man ihm gleich in manchen Gegenden eine 25jährige Wirkung zuſchreibt. Beim Mergeln darf, wenn der Boden nicht erſchöpft werden ſoll, die Düngung mit Miſt, ſo wie auch die grüne Düngung nicht vernachläſſigt werden, ſondern man muß fie um fo ſtärker anwenden. Läßt die Wirkung des Mergels 126 auf einem Boden nach, ſo muß von Neuem ge: mergelt werden. Der Mergel findet ſich an vielen Orten und iſt faſt überall anzutreffen; am meiſten aber in ſumpfi— gen Gegenden, an Flüſſen, in Hohlwegen und ab— hängigen Feldern. Als Wegweiſer zur Auffindung können einige Gewächſe, die vorzugsweiſe einen mergelhaltigen Boden zu ihrem Standpunkte wäh— len, dienen; z. B. die wilde Brombeere, gemeiner Huflattich, Hopfenklee, klebriger und Wieſenſalbei, die kleine Felddiſtel, Genſerich, Sichelmerk, Stein— kraut u. ſ. w. Findet man an der Oberfläche und dem thonigen Boden Kalkkörner zerſtreut, fo liegt gewiß tiefer wirklicher Mergel. Sollten aber nir— gends auf dem Acker ſich Anzeigen finden laſſen, fo muß man ſich zur Auffindung eines Erdbohrers bedienen, der einfach aus einem hohlen Cylinder mit verftahlter Bohrſpitze beſtehen kann. Der Mer— gel liegt oft ganz flach, oft 4 bis 6 Fuß tief und tiefer; man findet ihn häufig in der abweichendſten Zuſammenſetzung abgelagert, oft nur neſterweiſe, oft in dünnern oder dickern Schichten, nicht ſelten zwi— ſchen unterirdiſchen Waſſerberhältern. Seine Farbe iſt nach Verſchiedenheit der Umſtände mannigfach abweichend. Beſtimmte Merkzeichen jeglicher Art Mergels aber ſind ſeine Verwitterung an der Luft, ſein lebhaftes Zerfallen im Waſſer und das Auf— brauſen mit Säuren. Um daher zu erfahren, ob ein Stück Erde Mergel ſei, übergießt man daſſelbe mit Salpeterſäure, oder in Ermangelung derſelben mit ſcharfem Eſſig, worauf die Kohlenſäure mit einem ſtarken Aufbrauſen entweicht. Je ſtärker die— ſes Aufbrauſen erfolgt, deſto mehr Kalk hält der Mergel; auf der Oberfläche der Schicht enthält er weniger Kalk als tief unten; an der Luft zerfällt er in Stauberde. Beim Ausgraben des Mergels muß die obere Erdſchicht an die Seite geſchafft werden, um ſie ſpäter zum Ausfüllen benutzen zu können. Die Grube wird 12 bis 18 Ellen breit gemacht und an beiden Eingängen eine Ein- und Ausfuhr gebildet. Iſt der Mergel nun aus einer ſolchen Grube bis auf die Sohle ausgefahren, ſo wird dieſelbe mit der früher auf die Seite gebrachten Erdſchicht und der wieder abzuräumenden gefüllt, der Mergel aber— mals bis auf den Grund ausgefahren und ſo fort, bis das Mergellager erſchöpft iſt. Wo der Mergel aus der Tiefe geholt werden muß, da müſſen die Wände erforderlich ſchräg gemacht werden; die Grube iſt oben breiter anzulegen und man hat gleich Rückſicht darauf zu nehmen, die Ein- und Ausfuhr erforderlich lang zu machen, damit ſie nicht zu ſteil wird. Beim Ausfahren muß ein richtiges Verhält— niß zwiſchen den Fuhren und dem Aufladen ſtatt— finden, und damit es möglichſt ſchnell geht, be— dient man ſich dazu am beſten der zweirädrigen Stürzkarren oder Mergelkarren, welche mit einem Pferde beſpannt und auf einmal ausgeladen werden. Die beiden Zugſtangen a 5b find an die Achſe e der beiden Räder gehörig befeſtigt, und außerdem durch ein Querholz d mit einander verbunden. Der Kaſten 7 iſt viereckig von Bretern dicht verfertigt Die Begründnug des landwirthſchaftlichen Gewerbes. und hinten mit einem beweglichen Deckel dicht ver— ſchloſſen. Quer unter dem Boden dieſes Kaſtens iſt in der Mitte eine eiſerne Achſe feſtgeſchroben, welche ſich mit den beiden Enden in den beiden Pfannen bei g bewegt, die auf die Achſe der Rä— der „ feſtgeſchroben find. Durch dieſe Vorrichtung läßt ſich der Kaſten 7 in diejenige Lage drehen, welche die Zeichnung angiebt, in welcher der darin befindliche Mergel, wenn der bewegliche Deckel hin— ten weggenommen worden, ausgeſtürzt wird. Da— mit aber der Kaſten beim Fahren feſtliege, iſt am vordern Ende des Bodens bei „ eine Oeffnung ge— macht, und in dem Querholze d eine eiſerne Krampe eingeſchlagen, welche durch jene Offnung bei A geht; da alsdann ein eiſerner Nagel quer durch die Krampe über die Offnung bei A geſteckt wird. Zum Mergelausfahren wird gewöhnlich die Zeit zwiſchen der Samenbeſtellung und dem Heumachen, auch die Zeit zwiſchen der Heu- und Roggenernte und im Herbſte nach vollendeter Ackerbeſtellung, wohl auch der Winter bei Froſt dazu benutzt. Stets hat man jedoch dabei zu beobachten, nur gehörig trockenen, an der Luft zerfallenen Mergel unterzu— bringen, und ſodann denſelben möglichſt nahe an der Oberfläche zu halten. Je größer daher die Bin— dung und je kompakter der Mergel iſt, um ſo län— gere Zeit bedarf derſelbe zu ſeiner Auflöſung, und es iſt gut, wenn der Mergel ſchon ein Jahr vor ſeiner Anwendung gegraben werden und ſo lange in lan— gen ſchmalen Haufen liegen bleiben kann, bis er zum Morſchen und zur Auflöſung gebracht iſt. Doch kann man einen weniger auflöslichen Mergel auch fo: gleich auf das Feld fahren und ihn daſelbſt ausge— breitet ſich auflöſen laſſen, zumal wenn die Ausfuhre im Herbſte oder im Winter vorgenommen werden kann. Beſonders wird der Mergel im Herbſte zur Düngung des Klees oder auf die Wieſen gefahren, und ſogleich ausgebreitet und gewalzt. Der im Herbſte ausgeſtreute Mergel wird in der Regel im Frühjahre noch einmal geeggt, auch wohl gewalzt. Der im Sommer gefahrne Mergel wird zu Winter— getreide benutzt. Es wird aber auch mitunter Mer— gel auf die Saatfurche gefahren, ſogleich ausgeſtreut und mit der Saatfurche untergeeggt; doch muß der Mergel in dieſem Falle ein leicht zerfallender ſein. Auch zu Kartoffeln wird mit Vortheil gemergelt; am beſten gedeiht aber unter allen Früchten nach dem Mergeln der Hafer. Die Vortheile, welche der Mergel den Pflanzen gewährt, ſind unglaublich, und ein verwilderter und Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. herabgekommener Acker wird durch Mergel bald zu einer ungewohnten Fruchtbarkeit gebracht, daher man denſelben mit der größten Sorgfalt aufſuchen, oder ſelbſt nöthigenfalls aus einiger Entfernung herbei— holen ſollte. Er giebt dem lockern Boden mehr Feſtig— keit, dem naſſen mehr Wärme, dem ſumpfigen mehr Fruchtbarkeit, vertilgt das Unkraut und beſchleunigt das Wachsthum der Pflanzen und Gräſer und macht ſie wohlſchmeckender. Auch wirkt er mächtiger als andere Düngungen auf die Olſaaten und alle Futter— kräuter, ſowie auf die Größe und Rohrartigkeit aller Halmſaaten, ſowie er auch deren Körner verbeſſert. Gerade in den reichſten Gärten, die ſeit Jahren nur mit Laub und dem ausgefahrnen Dünger der Miſt— beete ihre Düngung erhalten, erlangen die Gewächſe eine viel kräftigere Vegetation durch die Mergelung, die Kohl-, Gemüſe-, Bohnen- und Erbſenarten, die Wurzelgewächſe zeigen ſchnell eine ganz andere Ve— getation, und ebenſo die Baumfrüchte und die Ge— ſundheit der Bäume und Stauden. Manche Gewürme und Inſekten verſchwinden dadurch. Wo man mit Umſicht und Fleiß gemergelt, die gewonnene größere Strohmenge verſtändigerweiſe zur Vermehrung des Düngers benutzt, und überhaupt die Lehren eines verbeſſerten Fruchtwechſels nicht unberückſichtigt ließ, da ſind die großen Wirkungen der Mergelung am auffallendſten wahrzunehmen. Über die Koſten einer Mergelung läßt ſich be— greiflich im Allgemeinen nichts Zuverläſſiges angeben. Man hat berechnet, daß unter günſtigen Umſtänden, wo die Mergelgrube nahe an dem zu befahrenden Acker lag, die Bedüngung eines Morgens mit 60 Fu— dern Mergel 5 Thlr. zu ſtehen gekommen iſt. Um nun dem Pachter eine Entſchädigung für die auf das Mergeln verwendeten Koſten zu gewähren, pflegt man dieſelbe in der Art zu vertheilen, daß auf das erſte Jahr 3 Theile, auf das zweite Jahr 5, das dritte Jahr 6, das vierte, fünfte und ſechste Jahr jedes 6, das ſiebente und achte Jahr jedes 4, das neunte und zehnte Jahr jedes 3, das elfte und zwölfte Jahr 2 Theile zu berechnen ſind, wovon man nun den Vortheil, den der Pächter ſelbſt genoſſen hat, von den ſich hier ergebenden 50 Theilen abzieht. Hätte dem— nach die Mergeldüngung eines Feldes 50 Thlr. ge— koſtet, fo würde der Pachter, wenn er nach dem Öten Jahre abziehen muß, 18 Thlr. vergütet erhalten. 3) Der Gyps, aus Kalk und Schwefelſäure beſtehend, iſt ein ſehr wichtiges Düngungsmittel zum Überſtreuen des Klee's und aller Futtergewächſe mit Schmetterlingsblumen; auf Getreide wirkt er aber nur wenig, und den Buchweizen befördert er im Wachsthum gar nicht; dagegen iſt er wieder dem Mais ſehr dienlich. Der Gyps dient den Pflanzen nicht blos als Reizmittel, ſondern mit ſeiner Schwe— felſäure auch als Nahrungsmittel. Seine Wirkung iſt anffallend und ſchnell; denn ſchon nach 8 Tagen zeichnet ſich der gegypſte Klee durch ſeine dunkelgrüne Farbe aus. Von jtarfgegypften Erbſen, Bohnen und Wicken erhält man zwar viel Stroh, aber nur wenige Körner, indem dieſelben darnach immer fortwachſen, ohne Schoten anzuſetzen; um dieſes zu verhindern, darf man deßhalb auf manchen Bodenarten nur 30 127 Pfund Gyps auf den Morgen anwenden. Auch ſollen gegypſte Erbſen nicht gern weich kochen. Der Gyps zeigt ſich am wirkſamſten, wenn nach dem Ausſtreuen ein mäßiger Grad von Feuchtigkeit eintritt; Näffe hindert dagegen ſeine Wirkung; auch iſt dieſe über— haupt im trocknen Boden ſichtbarer, wie im feuchten; doch paßt er, wenn man den richtigen Zeitpunkt zum Gypſen trifft, faſt auf alle Felder. Er wirkt zwar auch in den Boden gebracht, man bedarf aber dann des— ſelben in größerer Menge und verwendet ihn daher, um Koſten zu ſparen, zugleich aber auch, um eine größere und ſchnellere Wirkung zu haben, lieber zur Überſtreuung. Er wird gebrannt und ungebrannt angewendet, in beiden Fällen muß er vollkommen gepulvert wer— den. Die Wirkung des ungebrannten Gypſes iſt je— doch ſicherer und gleichmäßiger, als die des gebrann— ten, welcher vielleicht nur unter günſtigen Verhält— niſſen ſchneller wirkt, aber, wenn bald nach ſeinem Ausſtreuen ein ſanfter Regen folgt, zu feſtem Mörtel wird. Gewöhnlich wendet man vom Gypſe das Doppelte der Roggeneinſaat zur Düngung an, wor— nach die Kleearten und Hülſenfrüchte nicht nur we— nigſtens um ½, ja unter günſtigen Umſtänden ſogar um die Hälfte im Ertrage geſteigert werden, ſondern auch die nach ihnen, beſonders nach dem Klee fol— genden Früchte beſſer gerathen. Der Gyps wirkt auf den Klee und andere ähnliche Gewächſe am ſchnell— ſten und auffallendſten, wenn ſie ſchon ſo weit er— wachſen ſind, daß ihre Blätter den Boden ziemlich bedecken, und daher von dem ausgeſtreuten Düng— pulver das meiſte auf ſich aufnehmen. Die Ausſtreu— ung auf den Klee erfolgt daher gewöhnlich im Mai, wenn ſich dieſer bereits etwas ausgebreitet hat, oder wohl auch auf den zweiten Schnitt, wenn dieſer wie— der etwas herangewachſen iſt. Am aller wirffamften zeigt ſich der Gyps bei feuchtwarmer Witterung, ohne zahlreiche große Regengüſſe. Die paſſendſte Zeit zum Gypſen iſt trübes, feuchtes Wetter, oder nach einem vorhergegangenen milden Regen, oder auch wenn es gethauet hat, wo man alsdann das Ausſtreuen bei einem windſtillen Morgen vornimmt. Doch iſt es ſehr anzurathen, dazu warmes Wetter abzuwarten, da man überhaupt in kalten Sommern bei weitem nicht ſeine wunderthätige Kraft ſo wahrnimmt, als bei warmen. Folgen nach dem Ausſtreuen des Gypſes mehrere kalte, heitere Tage mit ſcharfem Morgen— winde, vielleicht ſogar mit Reif oder leichten Nacht— fröſten, dann bleibt ſeine Wirkung oft zweifelhaft; ſie wird wenigſtens erſt dann ſichtbar, wenn ein war— mer durchdringender Regen erfolgt iſt. Soll indeſſen der Gyps feine volle Wirkung auf den Klee u. ſ. w. äußern, ſo muß dieſer an ſich ſchon dicht und rein ſein, wenn er auch klein und dürftig iſt; auf dünn ſtehenden, mit Unkraut angefüllten Feldern fruchtet er nur unter beſonders günſtigen Verhältniſſen, wenn der Boden an ſich dem Klee oder den andern darauf ſtehenden Blattfrüchten zuſagt, etwas Erhebliches. Kann dem Gypſe rohe Holz- oder Torfaſche beige— mengt werden, ſo iſt ſeine Wirkung um ſo größer, und 1 Scheffel Gyps mit 2 Scheffeln roher Aſche vermiſcht, wirkt eben ſo gut, als 2 Scheffel Gyps 128 allein angewendet. Wo der Gyps nicht zu koſtbar iſt, räth man, denſelben überhaupt auch ſtärker anzu— wenden, indem 3 bis 4 Scheffel auf den Morgen nur vortheihaft wirken ſollen. Auf ganz leichtem Boden, welcher arm an Humus ift und Mangel an Feuchtigkeit hat, wirkt der Gyps bei günſtiger Witte— rung auf die Pflanzen zwar ebenfalls, ſelbige erhalten binnen kurzer Zeit ein kräftigeres Dunkelgrün und wachſen üppig, aber zart und ſchmächtig in die Höhe; iſt nun die feuchte fruchtbare Witterung nicht anhal— tend, und tritt heiße trockne Witterung ein, dann verdorren die weichen, zu zart herangewachſenen Pflanzen. In der Regel wirkt der Gyps auf dem fruchtbarſten Boden am vortheilhafteſten, und man wird nur bei gutem Boden den höchſten Gewinn von der Gypsdüngung erhalten können. Im Durchſchnitte der Jahre kann man annehmen, daß die Gypsdün— gung bei einem kleefähigen Boden auf die im 2. Jahre der Düngung angebaute Frucht einen um 6 bis 8 Procent höhern Ernteertrag bewirken kann. Die Wirkung einer Gypsdüngung dauert 3 bis 4 Jahre. Im Betreff der Koſten einer Gypsdüngung wird ſolche auf gypsfähigem Boden ſo lange mit Vortheil ſtatt finden können, ſo lange der Berl. Scheffel Gyps nicht über den Durchſchnittswerth von 6 Metzen Roggen mit Einſchluß der Anfuhre bis in den Wirthſchafts— hof zu ſtehen kommt. 4) Düngeſalz. Man verſteht hierunter die wirklichen Abfälle aus den Salinen, welche meiſt viel Gyps enthalten, ſo wie auch ſchlechtes verdorbenes Salz, welches häufig mit Vortheil zum Düngen an— gewendet wird. Zu jenen Salinenabfällen gehören der beim Sieden der Sole auf dem Boden der Pfan— nen ſich abſetzende Pfannenſtein, der niederſinkende ausgeſchöpfte Schlamm, und der an den Dornen der Gradirhäuſer gebildete Dornſtein. Dieſes Düngeſalz wirkt ziemlich ſtark, weßhalb man es nicht zu ftarf ausſtreuen darf, etwa in der Maſſe, wie den Gyps. Auf den Acker gebracht ſoll es, nach dem Einſäen leicht eingeeggt, die nämliche Wirkung hervorbringen, als wenn das Feld gepfercht worden wäre. Dieſe Wirkung ſoll auch im zweiten Jahre fortdauern und ſich noch auffallender zeigen. Auf Wieſen vertilgt es das Moos, erzeugt an deſſen Stelle einen üppigen Graswuchs und erhält ihn bei fortgeſetztem Gebrauche. Auch bei Heidekorn und Raps wird daſſelbe mit Nutzen angewendet. Am gewöhnlichſten bedient man ſich deſſelben zur Beförderung des Kleewuchſes. Seine Kraftäußerung auf die Pflanzen überhaupt hängt davon ab, wie viel oder wie wenig Gypstheile darin enthalten ſind, und dann gilt meiſtens das von dem— ſelben, was vom Gypſe geſagt worden. Auch em— pfiehlt man es für die Obſtbäume, welche im Früh— jahre, ſo weit die Zweige reichen, damit beſtreut wer— den. Die Früchte werden dann größer, ſüßer und gewürzhafter. Im Allgemeinen hat man bei Anwen— dung dieſes Düngmittels folgende Regeln zu beob— achten: a) daſſelbe muß bis zum Gebrauche an einem trocknen, bedeckten Orte aufbewahrt werden; b) es muß beim Ausſtreuen möglichſt gleich vertheilt wer— den; c) das Ausſtreuen ſelbſt geſchieht ſo zeitig als möglich im Frühjahre, wenn feuchte Witterung zu Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. vermuthen iſt, da es bei anhaltender Trockenheit eher ſchädlich als nützlich wird; d) auf Wieſen darf das Ausſtreuen nicht eher geſchehen, als bis dieſe nicht mehr mit den Schafen betrieben werden. Man begreift aber unter dem Namen Düngeſalz auch künſtlich zuſammengeſetzte Gemiſche verſchie— ner mineraliſcher Körper, deren Wirkung durch die jevesmalige chemiſche Beſchaffenheit des Bodens be dingt wird. Dergleichen im großen Rufe ſtehenden Düngeſalze werden auf verſchiedenen Salinen u. |. w. aus Gyps, etwas Kochſalz, Kalkerde, Torfabfall, Holzaſche, Ziegelmehl, Aſche, Salzſole u. ſ. w. an— gefertigt. Folgende beide Duͤngeſalze, die man ſich überall ſelbſt zubereiten kann, leiſten ebenfalls vor— zügliche Dienſte. Taubenmiſt, Holzaſche, Torfaſche und Knochen— mehl werden einige Tage vor dem Gebrauche mit ſo viel Blut vermiſcht, daß ſie dadurch in Gährung kommen. Hierauf wird das Gemiſch durchgeſiebt und in Reihen geſäet, worin auch die Getreideſamen zu liegen kommen. 100 Pfund Ofenruß, 6 Pfd. Salpeter, 150 Pfd. Holzaſche, 150 Pfd. Kalk und 100 Pfd. Taubenmiſt liefern im Gemiſche ein ganz vorzügliches Düngeſalz. 5) Thon und Lehm wendet man ſowohl im natürlichen, als im geröſteten oder gebrannten Zu— ftande zur Düngung oder Verbeſſerung der Felder an. Beide verbeſſern den Boden nicht nur phyſiſch, ſon— dern auch chemiſch, denn beide enthalten Körper, durch welche ſie die Pflanzen wirklich ernähren. Sie eignen ſich zur Verbeſſerung des Sand-, Bruch-, Torf: und Kreidebodens. Sie müſſen aber, wenn fie den Boden auch chemiſch verbeſſern oder die Pflan— zen ernähren ſollen, ſtets in großen Quantitäten auf eine gewiſſe Fläche gebracht werden, zu 2 bis 300,000 Pfd. auf den Morgen. Da der Thon außer andern Mineralien immer mehr Alaunerde als der Lehm, oft bis 20 Proc. enthält, ſo braucht man von dieſem auch weniger, als vom Lehm. Thon und Lehm ſind recht innig mit dem zu bedüngenden Boden zu vermiſchen, was beim letztern beſſer gelingt, els beim erſtern. Am erſten kommt man beim Thone noch zum Ziele, wenn man zur Zeit nicht zu große Mengen anwendet; will man deßhalb den Boden mit 300,000 Pfd. be— fahren, fo thut man wohl daran, alle 5 bis 6 Jahre nur 100,000 Pfd. zu nehmen. Er muß immer den Winter über auf der Oberfläche des Feldes ausge— breitet liegen bleiben, wodurch er am beſten in einen pulverförmigen Zuſtand verſetzt wird; im Übrigen verfährt man damit wie beim Thonmergel. Mit Lehm oder Thon gedüngte Felder läßt man, wenn ſie eine Frucht getragen haben, gern zur Weide liegen, da während dieſer Zeit die Vermiſchung meiſt beſſer ge— lingt, als bei der ſorgfältigſten Bearbeitung. Beſſer als Thon und Lehm im natürlichen Zu— ſtande wirken gebrannter Thon (Ziegelmehl) und gebrannte Erde, da ſie durch das Brennen oder Röſten einen großen Gehalt an Ammoniak bekommen. Die Wirkung des mäßig, nicht bis zum Zuſammen— ſickern gebrannten und gepulverten Thones, wozu auch Ziegel gerechnet werden können, iſt als ein vorzüg— liches Beförderungsmittel der Vegetation empfohlen —— — — Die Begründung des landwirthſchaftlichen Gewerbes. und behauptet worden, daß jede Kalk- und Miſtdün— gung hierdurch überflüſſig werde. Zwar vermögen gebrannte Thonerde und das Ziegelmehl den thieri— ſchen Dünger nicht zu erſetzen, indeſſen wirken ſie doch vortheilhaft, da ſie eine, wenn auch nicht üppige, doch deutlich geſteigerte Vegetation des Weizens, Roggens und Klee's in ungedüngtem Felde (ungefähr wie eine Kalkdüngung) bewirken. Ganz beſonders günſtigen Einfluß äußern ſie auf Wachsthum und Ertrag der Zwiebeln, Erbſen und Kartoffeln, während ſie dagegen zur Beförderung des Gras— wuchſes nichts beizutragen ſcheinen. Am günſtigſten jedoch und mehrere Jahre nachhaltig wirkt das Zie— gelmehl in Verbindung mit organifhem Dünger (Miſt). Will man ausgeſogenes Land, z. B. Hafer— ſtoppel nicht brach liegen laſſen, ſo räth man an, Kartoffeln in bloßes Ziegelmehl zu legen, und das folgende Jahr noch Hafer, der gewiß gut gerathen wird, wegzunehmen. Für gewöhnlich aber dünge man einen Acker, der mit Kartoffeln oder irgend einer Hackfrucht beſtellt werden ſoll, reichlich halb ſo ſtark, als es der Acker erfordert, mit organiſchem Dünger und erſetze das Fehlende durch eine angemeſſene Menge, d. h. auf den Berl. Scheffel Ausſaat etwa mit 9 bis 10 Scheffel Ziegelmehl. Die Wirkſamkeit dieſes Düngmittels iſt nicht blos eine mechaniſche, indem fie den thonigen Boden lockert, ſondern die düngende Wirkung beſteht vornehmlich darin, daß ſich aus dem gebrannten Ziegelthone viel Ammoniak (auf 100,000 Pfd. zuweilen 200 Pfd.) entwickelt. Bei der Düngung mit Ziegelmehl möchten ſich übri— gens die Koften des Feuermaterials nur in wenig Gegenden günſtig ſtellen. Einfacher und mit ſehr günſtigem Erfolge wendet man daher für eine ſolche Düngung gewöhnlichen Lehm oder Thon an, indem man ſolchen in großen Stücken röſtet oder brennt. Man läßt für dieſen Zweck auf einem Felde mit bin— dendem Boden tiefer als gewöhnlich pflügen, um große Erdklöſe zum Brennen auszuackern. Dieſe wer— den ſodann auf Schubfarren auf einem eben gemach— ten Platz des Ackers zuſammengefahren, worauf man aus denſelben ſelbſt eine Art von Ofen locker aufſetzt, in welchem man Feuerkanäle läßt, um in denſelben mit etwa 3 F. langem Scheit- oder Knüppelholze zu feuern. Ein 12 bis 14 ſtündiges Brennen reicht zum mäßigen Durchglühen der Erdklumpen hin. Gegen Ende des Brennens fällt der Ofen zuſammen und nach erfolgter Abkühlung in etwa 6 bis 8 Tage lan— gem Liegen erſcheint ein großer Theil der Maſſe pul— verig, und die noch ganzen Stücken werden klar ge— pocht, worauf man die ſo erhaltene Düngererde fuder— weiſe auf dem Acker verfährt und ausſtreut. Man kann aber auch die Erdſtücken ſchichtweiſe mit Holz, Torf u. dgl. in hohe Haufen ſetzen und anzünden. Werden die Erdſtücken vorher etwas abgetrocknet, ſo gelingt die Operation beſſer, ſowie auch an Feuer— material erſpart wird. Für Sandboden muß der Thon weniger ſtark geröſtet werden. Der Lehmboden hat die geringſte Menge dieſes Düngmittels nöthig, und der Sandboden bedarf, wenn man zugleich ſeine na— türliche Beſchaffenheit mit verbeſſern will, mehr da— von, als der Thonboden. 20,000 Pfd. auf den Kirchhof, Landwirth. 129 Morgen und oft | 1 5 babes hin esc 15 an 1 12 5 en oden | hend, ja man will ſogar von einer Menge die nicht mehr als das 12fache der Ausſaat betrug, Nutzen von dieſer Düngung gehabt haben. Wie lange der gebrannte Thon als Di tial. 8 \ s Duüngungsmittel wirken werde, hängt von angewandter Menge, von ſeinen chemiſchen Beſtandtheilen, ſowie von denen des Bo— dens ab. Kommen nur geringe Mengen gebrannten Thons oder Lehms in Anwendung, ſo ſtreut man dieſelben über's Feld und eggt ſie mit der Saat ein; größere Mengen pflügt man dagegen flach unter. 6 6) Lehm von den Lehm- oder Wellerwänden, und Bauſchutt überhaupt, beſonders von den Wohn: und Stallgebäuden enthalten wirklich dün— gende Theile, als Salpeter und Ammoniakſalze, wirken aber auch zugleich reizend. Auf moorigen Wieſen wächſt nach einer ſolchen Düngung in den erſten Jahren oft das üppigſte Gras. Auf Sandfel— dern erhält man darnach ſehr körnerreiche Früchte ſowie ſie hier meiſt eben ſo gut als der beſte Mergel wirken. 7) Das Erdfahren. Es iſt nicht zu vermei— den, daß bei abhängigen Feldern, wenn man auch auf den Höhen ſtärker düngt, ſich nicht durch das Überſpülen bei Regengüſſen und Thauwetter ein gro: ßer Theil der düngenden Stoffe in der Niederung, wohin der Abfall ſtattfindet, verſammeln ſollte, wo— durch die Aderfrume dort tiefer wird, als es nöthig iſt, während ſie auf der Höhe an Tiefe und Kraft abnimmt. Hierdurch erzeugt ſich in der Tiefe Lager— getreide, während die Frucht auf der Höhe kümmert. Einem ſolchen Übelſtande kann man nun dadurch abhelfen, daß man bei müßiger Zeit mit dem Ge— ſpanne einen Theil dieſer fruchtbaren Krume auf die Höhe fährt und dieſe dadurch verbeſſert. Dieſe in die Tiefe herabgeführte oder in beſondern Schlammfängen angeſammelte kräftige Erde kann man zur Vermeh— rung der Düngung auf magern Stellen oder ganzen Ackern, auch noch mit andern ganz verſchiedenartigen Erdarten, wie von Feldrainen, aus Gräben, Weller— wänden u. ſ. w. vermengen. Wegen der Bedüngung durch Raſenbrennen und Sand, ſ. oben Bodenverbeſſerung. Eine Art Bedüngung oder Befruchtung des trag— baren Landes findet endlich durch die Ruhe vom Pfluge ftatt. Die meiſten Acker verlieren an Kraft, vollkommne Ernten zu tragen, ſobald ſolche ununter— brochen alljährlich der Pflugbearbeitung und dem Fruchtbaue ausgeſetzt werden, gewinnen aber wieder an Kraft, wenn ihnen von Zeit zu Zeit eine Ruhe vom Pfluge gegönnt wird. Durch immerwährendes Lockern und Bearbeiten des Ackers, ſchwere Thon gründe ausgenommen, denen es nur nützlich werden kann, dringt zu viel Sauerſtoff in die Ackerkrume und wirkt zu ſchnell löſend auf den Humus, wodurch die— ſer bald aufgezehrt wird. Durch die Ruhe vom Pfluge erhält nun die Erde die ihr durch den Fruchtbau ge— nommene nöthige Bindung wieder, ſo wie ſie nun auch wieder mehr Feuchtigkeit und mit ihr befruch— tende Theile aus der Atmosphäre an ſich ziehen und ſolche auch längere Zeit an ſich halten kann. Bei einem ſehr thätigen leichten run vornehmlich wirft Daher 17 130 oft eine mehrjährige Ruhe vom Pfluge, wenn derſelbe nur Weidepflanzen trägt und dieſe abgeweidetwerden, weit beſſer und kräftiger für die darauf angebaute Frucht, als eine dem Acker gegebene friſche Düngung. In welchem Grade der Acker dieſer Ruhe vom Pfluge bedarf, hängt von der natürlichen Beſchaffenheit des Bodens, ſeiner Cultur und den vorher darauf ange— bauten Früchten ab. Jene erforderliche Ruhe vom Pfluge ſoll der Acker aber nicht durch Brachehalten, ſondern weit vortheilhafter durch angebaute Weide, Kleenutzung u. ſ. w. erhalten, worauf ein regelrechter und naturgemäßer Fruchtwechſel an und für ſich ſchon genaue Rückſicht zu nehmen hat. Chemiſche Düngmittel. Von vorzüglich ſtark düngender Kraft iſt das Ammoniak und deſſen Salze, da daſſelbe ſehr viel Stickſtoff enthält. Es findet ſich vorzüglich häufig in faulen thieriſchen Erkrementen, im eigentlichen Miſte und in der Miſtjauche. Da es ſchon in; bis 6 Thei— len Waſſer auflöslich iſt, ſo wirkt es vorzüglich wohl— thätig und ernährend auf die Vegetation, indem ſeine Grundbeſtandtheile in die der Pflanzen ſelbſt ſchnell umgewandelt werden können; daher das üppige Wachsthum nach dem ammoniakreichen thieriſchen Düngerarten, nach Schaf- und Pferdemiſt. 60 Pfd. auf den Morgen Heideboden gebracht, wirkt nach 2 Jahren noch ſehr ſichtlich. Am meiſten nützt es dem Halmgetreide und Buchweizen. Um Ammoniak auf ökonomiſche Weiſe zu gewinnen, darf man nur flache Schalen mit Salzſäure oder Salpeterſäure, beide ſehr verdünnt, oder auch mit Schwefelſäure in Pferde— oder Schafſtälle ſetzen, wo ſich die Säure bald mit Ammoniak ſättigen wird. a Der Salpeter gehört ebenfalls zu den ſchätzens— wertheſten Düngermaterialien, nur Schade, daß der Preis des Salpeters zu hoch iſt, um ihn ganz im Großen anzuwenden, da man doch immer, ja nach der Art, 80 bis 150 Pfd. zur Düngung auf einen Morgen davon bedarf. Wo man jedoch den Salpe— ter, namentlich den Natronſalpeter, wie z. B. in der Nähe von Seeſtätten, wo der Ctr. nur 4 bis 5 Thlr. zu ſtehen kommt, billig haben kann, da iſt die Dün— gung damit nicht genugſam zu empfehlen. Wichtig und im Großen ganz praktiſch ange— meſſen kann die in neueſter Zeit gemachte Entdeckung durch Miſtdampf zu düngen werden, wenn man ſich erſt noch mehr durch hinlängliche Verſuche von der ſo nützlich und höchſt vortheilhaften Anwendung deſſelben überzeugt haben wird. Man rühmt von dieſer Erfindung, daß man mit Dampf von einem einzigen Fuder friſchen Miſt die Felder beſſer zu dün— gen vermöge, als mit 20 Wagen voll verjährten Dünger, und daß man ſofort allen rohen Boden durch einige Arbeitstage in Gartenerde umwandeln könne. Das Verfahren dabei wird folgendermaßen angege— ben: Man bringt den täglich aus dem Stalle geför⸗ derten friſchen Miſt ſogleich auf den zu düngenden Acker, bildet dort von jedem Fuder von 40 Cubiffuß einen beſondern Haufen, der, in Form einer halben Kugel aufgehäuft, an ſeiner Spitze eine Höhe von Chemiſche Düngmittel. etwa 3¼ Fuß und einen Grundflächenumfang von 21 Fuß bildet. Dieſen Haufen umzieht man nun je nach der Tiefe der Ackerkrume mit einem ſeichtern oder tiefern Graben, die 1 bis 2 Fuß tief ausgehobene Erde aber wirft man 5 bis 6 F. hoch von allen Sei— ten auf den Miſt und bedeckt ihn damit, wornach der um den Miſt und Erdhaufen gebildete Graben eine verichievene Breite von 10 bis 12 F. in der Runde um denſelben erhalten wird. Bei ſeichtem, kieſigem Boden ſoll man nur we— nige Zoll tief, und in dieſem Falle um jeden Erd— haufen einen größern Umfang abſcharren. In den Gräben ſammelt ſich Waſſer, womit man, in Erman— gelung eines andern jede Lage des Erdhaufens gut begießt und feſt ſchlägt, damit der Miſtdampf feſter verſchloſſen werde. Aber noch weit günſtigere Erfolge ſoll man erhalten, wenn man dieſem Erdhaufen ge— brannten, an der Luft zerfallenen Kalk, oder alten durchgefiehten Mauerſchutt fo beimengt, daß über jede Lage Erde ein wenig Kalkſtaub oder Mauerſchutt mit der Schaufel ausgeſtreut wird. Dieſe Haufen bleiben vom Spätjahre bis zum Frühjahre, oder von da bis zum Spätjahre in Ruhe ſtehen, wo ſie alsdann auf derſelben Stelle, wo ſie errichtet worden, wieder aus einander geworfen oder auch zum Überſtreuen von andern Pflanzenboden benutzt werden; die Vegeta— tionskraft ſoll ſich dann zum Erſtaunen reich und an— haltend auszeichnen. Man wird dann den Miſt nicht nur wieder finden, ſondern am beſten erhalten wieder antreffen; man kann ihn daher wieder wegführen und anderweitig benutzen, da es ſehr überflüſſig ſei, daß man ihn auf einem ſolchen Acker laſſe, deſſen ganzer Grund ſchon eben ſo gut wie der beſte Miſt ſelbſt ſei; es genügt, daß er blos mit Miſtdampf und Erdſalpeter durchdrungen iſt. Salpeterartige Erde, behauptet man, wirke wohl zehnmal beſſer, als der beſte Miſt, und es ſei räthlich, den Boden wieder alle 3 Jahre ſalpeterhaltig zu machen, ſo wie es mit dem Dünger geſchieht. 5 Man ſoll neuerdings auch ſehr glückliche Verſuche mit Soda gemacht haben. Man nimmt auf 48 bis 56 Quart Waſſer 1 Pfund Soda und begießt die Pflanzen damit. Die Soda wird aus der Aſche der am Meerſtrande wachſenden Salzpflanzen bereitet. Zur Düngung kann man übrigens recht füglich jene Aſche ſelbſt verwenden, und man bedarf davon zur Obenaufdüngung 60 bis 70 Pfd. auf den Morgen. Eben ſo iſt die Pottaſche, in gleicher Menge und auf gleiche Weiſe wie die Soda angewendet, ein ſehr gutes Düngungsmittel, zeigt ſich aber am wirk— ſamſten auf humusreichen Bodenarten. Soda und Pottaſche kann man aber auch dem Harne oder der Gülle zuſetzen und damit auf den Acker bringen. Mit Schwefelſäure hat man neuerdings Düngverſuche im Großen angeſtellt, welche äußerſt günſtige Reſultate geliefert haben. Um aber die mancherlei Schwierigkeiten zu vermeiden, welche die Anwendung der verdünnten Schwefelſäure im flüfft: gen Zuftande mit ſich führt, bringt man dieſelbe beſſer auf trocknem Wege fixirt in Anwendung. Man nimmt daher auf den Morgen 2 Pfd. Schwefelſäure, ver— dünnt dieſe in 20 Kannen (40 Pfund) Hofepfuhl. Allgemeiner Beim Zuſammenmengen beider Ingredienzen entſteht ein ſtarkes Aufbrauſen, ſo daß ein halb damit ge— fülltes Gefäß beinahe überläuft. Mit dieſer verdünn— ten Schwefelſäure netzt man nun mittelſt einer Gies— kannenſpritze 4 Berl. Scheffel Braunkohlen- Roder Torfaſche (wohl auch Steinkohlenaſche, leichten Moor— boden oder Flugerde u. ſ. w.), nachdem man dieſe vorher auf einer Scheuntenne oder ſonſt an einem trocknen Orte ausgebreitet hat, arbeitet dieſelbe meh— reremale durch und wirft ſie alsdann in einen kegel— förmigen Haufen wie Seifenſiederäſcher zuſammen, worauf man ſie 6 Stunden ruhig ſtehen läßt, und ſie alsdann zum Ausſtreuen über die jungen Saaten und Futterfelder verwendet. Bei jenem Waſſerzuſatz— verhältniß wird die Aſche weder klumpig noch ſtaubig und iſt ganz zu einer gehörigen Ausſaat aus dem Säetuche geſchickt. Die Getreidearten und Futterkräuter erfordern ſämmtlich eine wenigere Verdünnung der Säure, als Pflanz Unter Pflanzenbau oder Pflanzenkultur verſteht man das Verfahren, beſtimmte Pflanzen auf einem gegebenen Boden hervorzubringen, und ihr Wachs— thum zu beſchleunigen und zu vergrößern. Man un— terſcheidet den allgemeinen und beſondern Pflanzen— bau. Jener enthält die Regeln der Kultur, inwiefern dieſelben allgemein und allen Pflanzen gleich ange— meſſen ſind; dieſer lehrt die Anwendung der allge— meinen Regeln bei den verſchiedenen Pflanzen mit Rückſicht auf die eigenthümliche Natur derſelben. Allgemeiner Pflanzenbau. Dieſer zerfällt in die Lehre von der Saat und in die Lehre von der Pflege der Pflanzen. Saat. Hat der Landwirth ſeinen Boden durch Pflügen, Eggen u. ſ. w. zu einer hinreichenden Tiefe gehörig gemengt, gelockert, und denſelben mit der erforder— lichen Düngung verſehen, ſo ſind die Vorarbeiten vollendet, welche der Pflanzenbau erfordert, und es beginnt nun die Saatbeſtellung ſelbſt. Die Beſchaffenheit des Saatkorns kommt gar ſehr in Betracht, wenn man das Gedeihen ſeiner Saat ſichern will. Bei jedem Samenkorne kommt es auf eine vollſtändige Ausbildung, Reife und geſunde Erhaltung an. Der unvollſtändig aus— gebildete Same kann zwar Keimkraft haben, es liegt in ihm aber immer eine Anlage zur Schwäche und Kränklichkeit der künftigen Pflanze. Es iſt daher eine unzeitige und in der Regel mit großem Nachtheile verbundene Erſparniß, kleinere und ſchwächere Kör— ner aus dem Grunde zur Einſaat zu nehmen, weil deren mehrere in's Maß gehen und ſomit Samen erſpart wird. Ein geſundes und vollkommnes Sa— menkorn muß groß, glänzend, ausgeſpannt und ge— ruchlos ſein. Die zur Saat beſtimmte Frucht ſoll Pflanzenbau. 131 die Blattfrüchte, wovon letztere bei 1000fältiger Ver— dünnung der angegebenen Menge auf einen Morgen bei im mittlern Dungungszuſtande gehaltenen Feldern reichen Ertrag geben, durch ſtärkere Anwendung aber im Strohe zu üppig wachſen, ſtatt daß die Getreide— arten und Futterkräuter bis zu 500 facher Verſtärkung im Körner- und Strohertrage ſteigen. Bei einer 1000 fachen Verdünnung mit Schwefelſäure, zu 2 Pfd. auf den Morgen, kommt derſelbe ohne die Aſche 5 Sgr. (ä Pfd. 2½ Sgr.), und bei 500facher Verdünnung, zu 4 Pfd. auf den Morgen, 10 Sgr. zu ſtehen. Bei einer ſolchen Düngung werden bei den verſchiedenen Feldfrüchten zwiſchen 33 und 60 Procent mehr Bro; dukte erzeugt, als vom unbefruchteten Lande. 1 Außerdem werden noch mehrere andere chemiſche Düngmittel im flüffigen Zuſtande in Anwendung ge: bracht, die man jedoch im Großen am vortheilhafte— ſten zum Einquellen des Saatgetreides benutzt; daher hiervon weiterhin bei Saat. en bau. gleich an einer ſolchen Stelle ausgewählt werden, wo ſie die vollkommenſte Ausbildung erhalten hat; auch muß fie trocken eingebracht, und wenn fie nicht jogleich ausgedroſchen werden kann, bls dahin an einem trocknen, luftigen Orte aufbewahrt werden. Beim Ausdreſchen laſſe man die Garben unaufge— bunden nur leicht überdreſchen, wodurch man nur die mehr vollkommnern Körner erhält, oder man wählt nur den ſogenannten Vorſprung zum Samen. Ganz vorzüglich eignen ſich aber die beim Einfahren von ſelbſt ausgefallenen Körner zur Saat, da ſie nicht nur die vollkommenſten, ſondern in der Regel auch zugleich von allem Unkrautgeſäme frei find. Der gehörig rein gemachte Samen muß an einem trocknen und luftigen Orte aufbewahrt, dünne aufgeſchüttet und fleißig umgerührt oder umgeftochen werden. Will man Sa— men mehrere Jahre aufbewahren, ſo iſt es vortheil— haft, ihn im Sommer einmal in einem feinen Siebe zu ſichten oder durchzuſchütteln und dann einige Stun— den der freien Luft auszuſetzen. Zum Aufbewahren der Gemüſeſämereien bedient man ſich kleiner Säck— chen von grobgewebter Leinwand, die man am beſten an die Wände und an die trockne Decke aufhängt. Sehr dienlich iſt, wenn der Same nach einiger Zeit in ſeinen Beuteln, die deßhalb nicht ganz vollgefüllt ſein dürfen, umgeſchüttelt oder umgerührt oder gar ausgeſchüttet wird. Die Keimfähigkeit des Samens iſt nach der Natur und Beſchaffenheit deſſelben, ſowie nach der Art ſeiner Aufbewahrung verſchieden. Einige Samen behalten ihre Keimkraft ſehr lange, bei an— dern hingegen dauert ſie kaum einige Tage oder Wo— chen. Je ausgezeitigter und vollkommener übrigens eine Saat war, deſto länger behält ſie ihre Keimkraft; doch thut ſie dies nur bei den vollkommenern Samen— körnern, die unvollkommenern und kränklichen hin— gegen verlieren ſie früher. Hierauf beruht aber der hauptſächliche Vorzug, welchen eine ältere Saat bei manchen Gattungen hat. ri ölhaltige Samen 7 132 find 2 bis 3 Jahre, andere dagegen 5 bis 6 Jahre keimfähig. Die mehlhaltigen Samen bleiben ſelten länger als 2 bis 3 Jahre keimfähig. Es bleiben keim— fähig: Ackerbohnen 5 Jahre; Buchweizen 2 bis 3 Jahre; Erbſen 5; Esparſette 4 bis 5; Gerſte 2 biss (Wintergerſte 3 bis 4); Hafer 2; Hanf 3; Hirſe 2; Klee rother 2 bis 3; Kohlrabi 5 bis 6; Weißkraut 5 bis 6; Linſen 2; Lein 5 bis 6; Luzerne 4; Mohn 2; gelbe Rüben 4; Roggen 4; Raps 3; Weizen 3 bis 4 (Sommerweizen 2 bis 3); Runkelrüben 6 bis 7; Taback 9 Jahre. Die Keimfähigkeit der Samen geht verloren, wenn man die Feldfrüchte in feuchtem Zu: ſtande einbringt und an einem nicht trocknen oder dumpfigen Orte aufbewahrt; ferner durch die Hitze, wenn man z. B. den Samen zum Austrocknen in einen heißen Backofen bringt; ſchon bei 40 Grad R. Wärme verlieren einige Samen ihre Keimkraft. Um ſich von der Keimfähigkeit angekaufter Samen zu überzeugen, nimmt man kleine, 3 Zoll lange und eben ſo breite leinene Läppchen, bringt von dem zu er— probenden Samen eine kleine Quantität mitten auf das Läppchen und umbindet daſſelbe leicht. Dieſe ſo gefüllten Läppchen läßt man nun in temperirtem Waſ— ſer in einem warmen Zimmer in der Nähe des Ofens 24 Stunden (härtere Samen noch einmal ſo lange) liegen, ſtellt ſie dann in einen mit Erde gefüllten Blumentopf und begießt ſie ziemlich ſtark, indem man den Topf ganz nahe an den Ofen ſtellt. Nach 4 bis 5 Tagen nimmt man die Läppchen aus dem Topfe und unterſucht nun den Samen. Nach dem Verhältniſſe der gekeimten Körner wird man nun die Stärke der Ausſaat beſtimmen. Es iſt der Erfahrung gemäß, daß Klima und Boden die eine oder die andere Pflanze zu größerer Vollkommenheit bringt, und daß dagegen andere auf manchen Bodenarten ſich ſo verſchlechtern, daß man ſich genöthigt ſieht, einen Wechſel mit dem Sa— men vorzunehmen. So lange übrigens ein Acker feiner natürlichen Beſchaffenheit nach die zu erzielende Frucht ſtets in der erwünſchten Vollkommenheit er— zeugt, ſo nehme man bei ſonſt vollkommner Geſund— heit und Keimfähigkeit des Samenkorns auch von dem Erzeugniſſe deſſelben oder eines ähnlichen Bo— dens. Will man dagegen einen Acker beſtellen, deſſen Natur der vollkommenſten Entwickelung der zu er— zielenden Frucht nicht günſtig iſt, dann wähle man die völlig geſunde Saat dazu von dem Erzeugniſſe eines Boden mit entgegengeſetzten Eigenſchaften. Wo man daher z. B. einen Boden hat, der bei ſtets vorherr— ſchender Feuchtigkeit reichen Strohertrag mit kleinen Körnern giebt, und einem andern, der trocken iſt und zwar volle Körner, aber ärmlichen Strohwuchs liefert, da muß man mit dem Saatkorne auf beiden wechſeln. Nur darf der Unterſchied zwiſchen dem naſſen Boden, der beſäet werden ſoll, und dem trocknen, von dem der Samen genommen wird, nicht zu groß ſein, weil ſonſt, beſonders bei den zarten Halmgewächſen, dem Weizen und der Gerſte, leicht Krankheiten und nur geringe Ernten entſtehen könnten. Im umgekehrten Falle aber hat man das nicht zu befürchten, man hat hier vielmehr eine um ſo gedeihlichere und ergiebigere Vegetation zu erwarten; daher wird der Saatwechſel Allgemeiner Pflanzenbau. ſtets den beſten Erfolg haben, wenn der Samen von ftrengerem thonigerem Boden auf lockerm Boden in Anwendung kommt. Den umgekehrten Fall muß man aber zu vermeiden ſuchen. Wie mit den Getreidearten kann man auch mit dem Samen der verſchiedenen Erdfrüchte zu gleichem Zwecke auf Ackern von ent— gegengeſetzten Eigenſchaften wechſeln. Beabſichtigt man ferner Saaten aus ſüdlichern Gegenden in nörd— lichern und kältern Erdſtrichen zu erziehen und ſie an dieſe zu gewöhnen, ſo muß man den Übergang dazu in der Art machen, daß man für die erſten Vegeta— tionsperioden nur die wärmſten und der Sonne am meiſten ausgeſetzten Ackerſtücke dazu auswählt. Für Sämereien aus nördlichern Gegenden iſt wieder die entgegengeſetzte Vorſicht nöthig. Beim Überführen der Pflanzengattungen aus einem Himmelsſtrich in den andern dürfen aber natürlich endlich auch alle, welche einen zähen thonigen oder einen ſandigen mil— den Boden erfordern, nicht in Bodenarten von ent: gegengeſetzter Natur gebracht werden. Als beſondere Vorbereitung des Samens iſt end— lich noch das Einquellen deſſelben in dün— genden Flüſſigkeiten zu erwähnen. Das Ein— quellen des Saatgetreides in Miſtjauche, Harn und Waſſer, worin Salze, Säuren u. ſ. w. aufgelöſt find, iſt gleichfalls als eine Art Düngung zu betrachten. Die geringen Mengen der aufgelöſten Körper, welche beim Einquellen mit dem Waſſer in das Samenkorn dringen, können natürlich nicht lange wirken, da ſie bald von dem Würzelchen und Blattfederchen der jungen Pflanze aufgezehrt werden; indeſſen leiſtet man doch ſchon der nachherigen Pflanze dadurch einen bedeutenden Vorſchub, daß man für die vollkommenſte Ausbildung ihres Keimes ſorgt. Soll aber das Ein— quellen der Samen einen günſtigen Erfolg haben, ſo ſind folgende Regeln dabei zu beobachten: 1) Die Löſungen (Beizen, Quellwäſſer) worin man die Samen vor der Ausſaat thut, dürfen nicht zu concentrirt ſein, weil ſonſt der Keim im Wachs— thume zurückgeſetzt oder wohl gar getödtet wird. 2) Die Körper (Salze, Säuren u. ſ. w.), welche die Löſung enthält, müſſen den verſchiedenen Samen, die eingequellt werden ſollen, entſprechen, indem der eine nur dieſen, der andere nur jenen zur vollkom— menſten Entwickelung ſeines Keimes bedarf. Im All— gemeinen kann man zwar annehmen, daß die Stoffe, welche der erwachſenen Pflanze am meiſten zuſagen, ſich auch dem Samen günſtig zeigen werden, indeſſen giebt es doch auch mehrere, welche ohne Ausnahme bei allen einen vollkommnern Keim entwickeln helfen. 3) Die Samen dürfen nur kurze Zeit in einem ſolchen Quellwaſſer liegen, die einen jedoch länger als die andern; müſſen ſie wegen einer härtern Haut längere Zeit liegen bleiben, ſo müſſen die Löſungen um ſo verdünnter ſein. Die eingequellten Samen müſſen gut unter die Erde gebracht werden, damit der ſich entwickelnde Keim nicht vertrockne, was namentlich bei trockner Witterung um ſo eher geſchehen würde. Aus dieſem Grunde eben hält man im Allgemeinen das Einwei— chen der Samen vor der Ausſaat für bedenklich, oder empfiehlt wenigſtens mit Recht große Vorſicht dabei. Samenbereitung für Sommerfrüchte. Die zum Einquellen des Samens zu empfehlenden düngenden Körper ſind vornehmlich folgende: a) Miſtjauche und Harn. Der Harn muß, wenn er nicht ſchädlich auf den Keim wirken, oder ihn wohl gar tödten ſoll, lange gefault haben, wo— durch ein Theil feines großen Ammoniakgehaltes verloren geht. Man konnte zwar den Harn mit Waſſer verdünnt anwenden, allein dann wird es we— niger nützen. Wie lange die einzuweichenden Samen im Harne liegen bleiben müſſen, iſt nicht genau an— zugeben, da dies von ſeinem Gehalte an Salzen ab— hängt. Man läßt fie wohl 24 bis 36 Stunden darin liegen, iſt aber die Flüſſigkeit ſehr concentrirt, ſo geht hierbei oft die ganze Keimkraft verloren. Siche— rer verfährt man freilich, wenn man das Saatge— treide auf einen Haufen wirft, die Jauche darüber— gießt und oft umarbeitet; allein der Erfolg iſt hiervon nicht ſo günſtig, als wenn die Samen wirklich ein— gequellt werden. b) Chlorwaſſer. Das Waſſer, worin Chlor gelöfet, iſt ein ſehr gutes Beförderungsmittel des Keimens aller Samen, doch muß man die damit ein— gequellten Samen durchaus auch noch dem Lichte ausſetzen. Man läßt die Samen 8 bis 20 Stunden im Chlorwaſſer liegen und ſetzt ſie hierauf 3 bis 4 Stunden dem Lichte aus. Die in Chlorwaſſer gele— genen Samen keimen bisweilen 48 Stunden früher, als die in reinem Waſſer eingequellten, und die jun— gen Pflanzen wachſen dann um ein beträchtliches ſchneller, was wichtig iſt, wenn der Acker viel Erd— flöhe und anderes Ungeziefer bringt. Vor der An— wendung dieſes nicht koſtſpieligen Verfahrens im Großen hat man durch Verſuche im Kleinen erſt aus— zumitteln, wie concentrirt die Löſungen fein müſſen und wie lange man die verſchiedenen Samen darin liegen laſſen darf. Im Kleinen ſetzt man für dieſen Zweck auf's Glas Waſſer einen oder einige Tropfen Chlorwaſſer zu. c) Kalkwaſſerr iſt ebenfalls eine der wichtigſten Einquellungsflüſſigkeiten; doch vertragen nicht alle Samen das Einquellen in Kalkwaſſer. Daſſelbe wird hauptſächlich dadurch wichtig, daß es dem Brande des Halmgetreides entgegenwirkt. Damit das Quell— waſſer immer Kalk in Löſung behalte, muß man ſo viel zuſetzen, daß eine ſehr verdünnte Kalkmilch ent— ſteht. Gerſte und Hafer kann man 16 bis 18 Stun— den im Kalkwaſſer liegen laſſen; wogegen Erbſen und Wicken ihre Keimkraft ſchon gänzlich verlieren, wenn ſie nur 8 Stunden darin liegen, ſowie über— haupt das Kalkwaſſer bei ihnen mehr nachtheilig wirkt. Am erſten wird die Keimkraft der Ol geben— den Samen durch den Kalk zerſtörtt. d) Kochſalzlöſung, auf 1½ Pfd. Waſſer 1 Lth. Kochſalz, wirkt faſt bei allen Samen vortheil— haft, am meiſten befördert ſie aber das Keimen der Halmgetreidekörner, beſonders des Hafers. Erbſen und Wicken dürfen nicht länger als 10 bis 12 Stun- den in der Beize liegen bleiben. e) Holzaſcheauflöſung wirft günſtig auf das Keimen faſt aller Samen, vorzüglich erſcheint ſie dem Hafer zuträglich, nur darf ſie nicht zu con— centrirt fein. Sollen daher die Körner nicht zu viel 133 von der Löſung einziehen, ſo kann man ſie vorher einige Stunden in reinem Waſſer einquellen. [) Salpeterlöſung befördert das Keimen und erſte Wachſen der jungen Pflanzen auf eine er: ſtaunenswürdige Weiſe; am zuträglichſten zeigt ſie ſich jedoch den Halmgetreidekörnern. g) Salmiaflöjung wirft gleichfalls ſehr gün— ſtig auf das Keimen aller und jeder Samen, beſon— ders ſehr wirkſam zeigt ſie ſich unter andern auch beim Samen des Spergels. h) Phosphorſäure wirkt auf das ſchnelle Keimen der Samen und das erſte Wachsthum der jungen Pflanzen, ſowohl in ſehr verdünnter, als auch concentrirter Löſung, ganz außerordentlich. Die Sa— men bleiben nur 15 bis 20 Stunden in der Löſung, doch können fie auch, da die Phosphorſäure nicht ätzend wirkt, bis 48 Stunden darin bleiben. Zu viel kann man von dieſer Säure nicht nehmen; doch hat man zur Koſtenerſparniß vorher im Kleinen zu ver— ſuchen, wie viel man wenigſtens nehmen muß, um eines ſehr günſtigen Erfolgs gewiß zu ſein. Auf 100 Pfd. Waſſer 6 bis 8 Lth. Säure zeigte ſchon ſehr günſtige Wirkung. i) Gypswaſſer, auf 450 Pfd. Waſſer 1 Pfd. Gyps, bewährt ſich zum Einquellen der Erbſen, Wicken, Bohnen u. dgl. vielleicht auch des Kleeſa— mens als ſehr nützlich, indem dieſe nicht nur ſchnel— ler keimen, ſondern auch in den nächſten 14 Tagen bei weitem größere Pflanzen liefern. Bei Roggen, Hafer und Gerſte iſt dagegen das Gypswaſſer ganz unwirkſam. k) Eiſenvitriollöſung wird nicht ſowohl zum Einquellen der Saat des beſſern Wachsthums wegen, als vielmehr dazu benutzt, den Brand im Weizen zu verhindern, und in dieſer letztern Bezie— hung iſt er mit Vorſicht angewendet, auch immer ein ganz untrügliches Mittel. Sie wird aber auch zum Einquellen der Bohnen, Erbſen und Wicken ange— wendet werden können, nur muß die Auflöfung dann immer ſehr verdünnt ſein. Als Vorbereitungen des Samens ſind hier end— lich noch einige in neueſter Zeit bekannt gemachte Düngungsrecepte zu erwähnen und zu empfehlen. Recept zur Samenzubereitung für Sommer— früchte. Auf 20 Maß faulen Urin nimmt man 3 Pfd. Leim oder thieriſche Gallerte, 1 Pfd. Salpeter und 1 Pfd. Pottaſche. Damit wird die Saatfrucht Abends vorher eingenetzt und den andern Tag nochmals da— mit begoſſen. Alsdann wird Aſche und Kalk darüber geſiebt und tüchtig gemengt. Die ſo zubereitete Saat— frucht wird etwas feucht geſäet und ſogleich unter— geeggt. Man kocht nämlich vom ſchlechteſten Leim, weißgarem Leder, Abfällen, Flechſen u. ſ. w., was gerade am leichteſten und wohlfeilſten zu bekommen iſt, eine dicke Gallerte, die man kochend in ein Fäßchen geſammelten Urin ſchüttet, den man ſo viel als möglich verſtopft hält, damit er das Am— moniak nicht verliert. In 20 Maß (80 Pfd.) die⸗ ſer Brühe wirft man alsdann den Salpeter und die Pottaſche. 134 Recept zur Samenzubereitung für Winter- früchte. Auf 20 Maß faulen Urin nimmt man 3 Pfd. Leim, 1Pfd. Salpeter, 2 Pfd. Pottaſche und 4 Pfd. Kochſalz. Die Saat wird vorher 24 Stunden im Miſtpfuhl eingeweicht, dann wird ſie etwas getrock— net, dann am Tage der Ausſaat mit dieſer, wie beim vorigen Recepte angegeben, zubereiteten Brühe be— goſſen, Aſche und Kalk mit etwas ungebranntem, aber fein gemahlenem Gypſe vermiſcht darüber ge— ſiebt und tüchtig gemengt. Die Frucht wird ebenfalls feucht geſäet und feucht geeggt. Recept zur Zubereitung kleinerer Samen. Man nehme auf 1Maß Miſtpfuhl ½ Pfd. Koch: ſalz, 2 Lth. Salpeter und 4 Lth. Salmiak, 1 Eth. Eiſenvitriol und ungefähr für 8 Sgr. ordinären Leim. Das Kochſalz löſe man in dem Miſtpfuhle auf und weiche den Samen über Nacht ein. Sodann löſe man den Salpeter, Salmiak und Eiſenvitriol in 1 Maß faulen Urin, welcher alkaliſch reagirt, d. h. ge— röthetes Lonkmuspapier wieder blau färbt, auf, ver: miſche dieſen mit dem gekochten Leim und begieße den aus dem ſalzigen Pfuhle herausgenommenen und wieder etwas abgetrockneten Samen damit. Die Ju: ſammenmiſchung muß aber kurz vor dem Säen erſt vorgenommen werden. Der alſo angenetzte Samen wird mit gleichen Theilen Kalkmehl, calcinirter Pott— aſche, trockner Holzaſche und zu Pulver geſtoßenem Hühner- oder Taubenmiſte eingeſtäubt. Zu denjeni— gen Sämereien, welche den Gyps lieben, z. B. Klee und alle Futtergewächſe mit Schmetterlingsblumen, kann etwas gebrannter oder auch roher gemahlener Gyps beigemengt werden. Mit dieſer geringen Menge, die nur ein paar Silbergroſchen koſtet, kann man ſo viel Samen zubereiten, als auf 2 Magde— burger Morgen erforderlich iſt. Necept, um durch Samenzubereitung mit Kno— chenmehl die Wirkung thieriſcher Exkremente zu erſetzen. Man ſchütte auf 1 Pfd. Knochenmehl / Pfd. Vitriolöl und 3 Pfd. Waſſer, ſtelle es an einen war— men Ort und laſſe es einige Zeit in Digeſtion ſtehen. Den Brei, welcher ein ganz ungemein wirkendes Düngmittel iſt, muß man mit 100 Theilen Regen— waſſer oder noch beſſer Pfuhl verdünnen, dann die in Miſtjauche eingeweichte Saatfrucht, wenn ſolche wieder etwas abgetrocknet iſt, mit der ſauren Flüſ— ſigkeit begießen und mit bloßer Holzaſche einſtäuben. Mehrere Verſuche, alle Arten Getreide und Gar— tenſämereien zur Abendzeit ausgeſäet und die Nacht über auf der Erde unbedeckt liegen gelaſſen, die Saat dann vor und mit Sonnenaufgang untergeeggt, und dergeſtalt mit dem Thaue unter die Erde gebracht, haben ſehr günſtige Erfolge gehabt. Die Saat geht hierdurch um einige Tage früher auf, wächſt ſchnel— ler, reift in einer trocknen Zeit 8 bis 10 Tage früher, und ſoll auch von den Vögeln verſchont bleiben. Fer: ner wird das Getreide länger im Strohe und trägt Samenzubereitung für Winterfrüchte. ſchwerere Körner. Auch ſoll die Rapsſaat von Erd— flöhen verſchont bleiben. Die Menge der Einſaat auf eine beſtimmte Fläche wird von verſchiedenen Umſtänden beſtimmt. Im Allgemeinen muß die Zahl der Samenkörner, die einer gegebenen Fläche anvertraut werden ſoll, ſtets ſo groß ſein, daß daraus ſo viele Pflanzen erwach— ſen, als nöthig ſind, um den Boden damit zu bedek— ken, ohne daß eine die andere an ihrer vollkommenen Ausbildung hindert. Die Menge der Einſaat hängt daher von dem bezüglichen Raume ab, den die Pflanze einnimmt und den man daher näher kennen lernen muß. Jener Raum iſt jedoch ſelbſt bei einer und derſelben Pflanze verſchieden, je nachdem die Güte und Bearbeitung des Bodens, die Zeit der Ausſaat, die Art des Samenunterbringens, die Pflege während des Wachsthums, das Klima und die Wit— terung, ſowie die Güte der Samenkörner ihrem Ge— deihen mehr oder weniger günſtig ſind. Man muß demnach dünner ſäen, je reicher, mürber und beſſer zugerichtet der Acker und je günſtiger die Zeit der Ausſaat iſt; je zweckmäßiger man den Samen unter— bringt; je größere Pflege man den Pflanzen während ihres Wachsthums durch Behacken, Jäten u. ſ. w., angedeihen laſſen will; je mehr ihnen Klima und Witterung zuſagen, und je beſſern und reinern Sa: men man verwendet. Man muß dagegen ſtets etwas dicker ſäen, je weniger eine von dieſen Bedingungen ftattfindet. Es iſt aber bei der Saat auch noch dar— auf Rückſicht zu nehmen, daß, in Folge mannigfacher ungünſtiger Einwirkungen, jedesmal mehrere Pflan— zen zu Grunde gehen. Daher muß man dem dadurch entſtehenden Verluſte durch einen angemeſſenen Ue— berſchuß an Samen, den man in der berechneten Saatmenge hinzufügt, zu begegnen ſuchen, damit man keine leeren Stellen auf dem Acker bekommt. Die Größe dieſes Samenzuſchuſſes iſt verſchieden, je nachdem der Samen ſeine Keimfähigkeit leichter verliert, oder die Pflanzen hinfälliger ſind, oder je nachdem durch die Art des Unterbringens der Saat ihr Keimen und Wachſen erleichtert oder erſchwert wird, oder je nachdem man endlich früher oder ſpäter ſäet. Es kann daher /, ½ ja ein Ganzes des gan: zen berechneten Saatquantums betragen. Auf gut zugerichtetem Lande kann man bei den Halmgewäch— ſen von jedem geſunden Samenkorne mindeſtens 3 Halme erwarten. Da nun jeder Halm allerwenig— ſtens einen Raum von 1 Quadratzoll erfordert, ſo werden für jedes geſunde Samenkorn 3 Quadratzoll Raum erforderlich ſein. Man darf daher nur die Körner des auszuſäenden Samens aus einem kleinen Maße auszählen und dann auf ein beſtimmtes grö— ßeres Maß berechnen, um zu erfahren, wie viel man davon auf eine beſtimmte Ackerfläche braucht, da ein Magdeburger Morgen 5,529,600 Quadratzoll hält. Da jedoch ein ſolches Saatverfahren im Großen nicht ausführbar iſt, jo hat für den Landmann dasjenige Verfahren bei der Saat, welches diefen Forderungen größtentheils entſpricht, und den möglich höchſten Reinertrag begünſtigt, den größten Werth. Die Zeit der Saat wird hauptſächlich durch die Natur der zu kultivirenden Pflanzen und das Die Ausſaat. Klima, dann aber auch durch die Witterung und die Beſchaffenheit des Bodens beſtimmt. Die zu kulti— virenden Pflanzen ſind entweder Winter- oder Som— mergewächſe; entweder einjährige oder zweijährige; Sommer- und Wintergetreide. Das Wintergetreide hat vor dem Sommergetreide den ſehr weſentlichen Vorzug, daß es bei gleichen übrigen Verhältniſſen im Durchſchnitte einen höhern Ertrag gewährt. Die— ſer höhere Ertrag hängt von dem längern Zeitraume ab, den das Wintergetreide zur Entwickelung von Wurzeln, Blättern und Halmanſätzen verwenden kann. Je früher daher im Herbſte die Saat beſtellt wird, deſto kräftiger und ſtärker werden die Pflanzen vor Winters, deſto kräftiger iſt ihr Wachsthum im nächſten Frühlinge und deſto reichlicher lohnen ſie in der Regel. Ob nun aber gleich eine frühere Saat des Wintergetreides ſtets Vorzüge vor einer ſpätern hat, ſo darf ſie doch auch nicht zu früh geſchehen, da— mit ſich die Saat nicht überwächſt und für den Win— ter zu weichlich wird. Das Wintergetreide ſäet man gewöhnlich 8 bis 14 Tage vor und bis 14 Tage nach Michaelis. Auch das Sommergetreide, ſowie die meiſten andern Sommergewächſe, gedeihen in der Regel um ſo beſſer, je zeitiger im Jahre ſie geſäet werden. Nur die noch zu erwartenden Nachtfröſte, welche manche Pflanzen nicht vertragen können, ma— chen bisweilen eine ſpätere Ausſaat nothwendig. Auch die Beſchaffenheit der Witterung und des Bo— dens hat dann und wann auf deren Verſpätigung Ein— fluß, indem nicht geſäet werden darf, wenn ſie naß oder zu trocken iſt. Die verſchiedenen Acker in einer Wirthſchaft müſſen nach Verhältniß ihrer Ernäh— rungsfähigkeit und ihres Kraftzuſtandes beſäet wer— den; die wärmern und kräftigern beim Wintergetreide zuletzt, beim Sommergetreide zuerſt. Der Roggen, der ſich nur im Herbſte beſtockt, wird gewöhnlich vor Weizen und Dinkel geſäet. Bei Sturm und Wind ſoll man nicht ſäen, weil dieſes eine ungleichfoͤrmige Einſaat zur Folge hat; beſonders darf der feine Same nur bei Windſtille geſäet werden. Die Aus ſaat ſelbſt und das Unterbringen derſelben erfolgt auf verſchiedene Weiſe. Das breitwürfige Säen mittelſt der Hand iſt die ſchnellſte, einfachſte und allgemeinſte Art, die Saat zu beſchik— ken; auch wohl überall, wo der Ackerbau in ziem— licher Ausdehnung und nicht mit einem beſondern Aufwande von Hülfsmitteln betrieben wird, bei den meiſten Gewächſen die vortheilhafteſte. Die breit— würfige Saat wird entweder mit dem Pfluge, oder mit der Egge, oder mit einem Schaufelpfluge unter die Erde gebracht. Jedes dieſer Werkzeuge hat für beſondere Fälle ſeine Vorzüge. Im Allgemeinen läßt ſich jedoch annehmen, daß der Pflug das Unterbrin— gen der Saat am wenigſten gut, der Schaufelpflug ſelbiges am beſten vollführe. Vollkommener und mit Samenerſparniß zugleich wird allerdings die Saat beſchickt durch Säemaſchinen, und zwar beſonders durch ſolche, die nicht blos ſäen, ſondern auch zu— gleich den ausgeſtreuten Samen zur angemeſſenen Tiefe unterbringen. Der Gebrauch der Säemaſchi— nen erfordert aber nicht nur mehr Zeit und Arbeit, als das breitwürfige Säen, ſondern auch ungleich 135 mehr Aufmerkſamkeit auf die Saatverrichtung. Auch ſind ſie nur dann anwendbar, wenn der Boden ganz gut bearbeitet, frei von Steinen, Unkraut und Stop— peln iſt. Die vollkommenſte Art der Saatbeſtellung iſt das Drillen. Bei dieſer Kulturart erfolgt die Saat mittelſt einer Drillmaſchine in abgemeſſenen (8 bis 938. weiten) Reihen, zwiſchen welchen ſpäter der Boden mit der von einem Pferde gezogenen Pfer— dehacke bearbeitet wird, wodurch ſich der Ertrag er: höhet. Die Drillkultur iſt zwar auf jedem Boden anwendbar, wenn er die nöthige vorbereitende Bear— beitung erhalten hat; indeſſen eignet ſich doch ein ſogenannter Mittelboden am beſten dazu. Der Bo— den muß frei von großen und kleinen Steinen, rein vom Wurzelunkraut, in einem kräftigen Zuſtande, gut kultivirt und möglichſt eben ſein. Man hat bei mehrjährig angeſtellten vergleichenden Verſuchen ge— funden, daß der Mehrertrag der Drillſaat gegen die breitwürfige bei den Bohnen und andern Hülſen— früchten, ſowie auch unter günſtigen Verhältniſſen bei dem Weizen ½, bei den andern Getreidearten aber beträchtlich weniger beträgt. Auch erhalten die Samen, da ſie vollkommner werden, mehr Gewicht, weßhalb ſie ſich ſehr gut zum Saatgetreide eignen; da— her auf größern Gütern wenigſtens zur Gewinnung des Samengetreides die Drillkultur zu empfehlen ſein dürfte. Die Drillkultur wird nicht mit Unrecht die auf das Feld übergetragene Gartenkultur durch geeignete Maſchinen genannt; ſie paßt aber demnach nur auf ei— nen Boden, der durch ſeine natürliche Güte und durch lang fortgeſetzte hohe Kultur in einen vollkommen gartenähnlichen Zuſtand verſetzt worden iſt. Eine Schwierigkeit ihrer Anwendung findet ſich auch darin, daß nur ganz zergangener Dünger untergebracht wer— den kann. Auch geht bei ihr die Saatarbeit beträcht— lich langſamer vor ſich, als bei dem Ausſäen mit der Hand; denn 2 Mann und 1 Pferd beſchaffen mit der beſten Drillmaſchine täglich nicht mehr als 10 bis 12 Mgdeb. Morgen, während ein gut geübter Säemann ganz allein recht bequem 16 bis 20 Mor— gen in einem Tage beſäen kann. Endlich ſind auch die dabei erforderlichen Maſchinen koſtbar und zer— brechlich. Im Allgemeinen wird die Drillſaat des Getreides in den gewöhnlichen Wirthſchaften leicht mehr Nachtheile verurſachen können, als ſie Vortheile gewährt. Es dürfte daher wenigſtens zu rathen ſein, nur ſo viel Getreide zu drillen, als man mit den ein— mal vorhandenen Arbeitskräften auf dem am meiſten kultivirten Boden, ohne andere Arbeiten hintenan zu ſetzen, zu beſtellen vermag. Übrigens wird es durch eine vollſtändige Kultur der Ackerkrume, wozu unſer Hackfruchtbau ſchon ſehr viel beiträgt, recht gut mög— lich, die Halmfrüchte auch breitwürfig in ihrer höch— ſten Vollkommenheit zu erzeugen. Ein ſehr wirkſamer Erſatz für die Drillkultur des Halmgetreides beſteht für das Wintergetreide darin, daß die Saat im Frühjahre bei einem trocknen Zuſtande des Bodens tüchtig aufgeeggt wird, ſo daß auf der Ackerkrume nach Verhältniß des Bodens und der Gattung der darauf ſtehenden Pflanzen 1 bis 23. loſe Erde entſteht. Bei einer breitwürfigen Saat kommt nicht wenig auf einen guten Säemann an. Derſelbe muß eine 136 fehlerfreie, feſt geſchloſſene Hand haben und den Dau— men feſt andrücken können. Er muß ferner ein ſchar— fes Auge und richtiges Augenmaaß haben, um jeden Wurf ſo zu machen, daß einer an den andern reicht. Da, wo keine Beete gepflügt werden, muß man mit dem Marqueur oder mit dem Pfluge die bei der Saat zu machenden Gänge bezeichnen, oder wenigſtens durch kleine Stäbchen oder Reiſer abſtecken. Ferner muß ein guter Säemann einen gleichen feſten Schritt halten können, ſo wie der rechte Arm frei ſein muß, da Hand und Füße immer in Übereinſtimmung blei— ben müſſen, ſo daß er den Samen gleichſam nach dem Takte ergreift, ihn ausſtreut und fortſchreitet. Will man zwei Säeleute neben einander gehen laſſen, ſo müſſen dieſe von möglichſt gleicher Größe und körperlicher Beſchaffenheit und im Schritte und Wurfe vollkommen eingeübt ſein. Der Säemann muß Beur— theilungskraft und Kenntniß genug haben, um zu wiſſen, in welchen Fällen und auf welchen Ackern er dünner oder dicker ſäen müſſe, damit er dann im— mer richtig nach dieſem Verhältniſſe in den Samen greife. Die Säeleute haben verſchiedene Manieren beim Säen. Einige machen ihren Wurf halbkreis— förmig, und dieſer wird mehr breit als lang; andere ſäen gerade vor ſich hin, und der Wurf wird mehr lang als breit. Dick ſäet der Säemann, wenn er die ganze Hand voll Samen nimmt, wenn er über beide Beine ſäet oder bei jedem Tritte einen Griff und einen Wurf thut. Es können dies nur wenige Säe— leute, es gehört dazu eine große Übung und körper— liche Fertigkeit, und iſt übrigens eine ſehr anſtren— gende Arbeit. Gewöhnlich wird über ein Bein geſäet, d. h. der Säemann greift beim Tritte des linken und wirft beim Tritte des rechten Fußes, macht aber hierbei kürzere Schritte, als wenn erüber beide Beine ſäet. Bei ſichelfͤͤrmigem Wurfe werden zum Dickſäen 6 Fuß Breite und ſo viel Länge, als 2 Schritte betragen, hinreichen; beim Säen vor ſich hin oder in die Länge werden nur 3 bis 4 Fuß in der Breite beſtreut. Soll dünn geſäet werden, ſo darf der Säemann die großen Sämereien nicht mit voller Fauſt greifen, und kleinere nur mit 3 Fingern; er muß in dieſem Falle nur über ein Bein ſäen oder größere Schritte machen. Wenn ein Säemann mit beiden Händen zu ſäen geübt iſt, ſo kann er bei dem Heraufgehen mit der rechten, und beim Herabgehen mit der linken Hand, und ſonach immer mit dem Winde werfen. Nur wurfsbreite Beete werden ge— wöhnlich nur mit einem Gange beſäet; iſt ein Beet aber breiter, ſo wird es mit 2 Gängen oder dem Um: gange beſäet. Um den Samen ganz gleich und regel— mäßig zu vertheilen, muß der Säemann frei und hoch auswerfen, in der Richtung der Augenhöhe, niemals aber niedrig nach den Beinen hin; er muß mit ſteifem Arme und völlig geöffneter Hand werfen. Beim Weiter- und Engerwerden der Beete oder des Ackers muß er den Schritt verkürzen oder verlängern, und ſich hüten, daß der Same nicht über die Grenze hinausfliege, welche er zu beſäen hat, daher darf er bei dieſem Wurfe die Grenze nicht zur linken Seite haben, wenn er den Samen mit der rechten Hand ausſtreut. Der Samenwurf muß jeder Zeit ſo bewirkt Die Ausſaat und die Arbeit nach derſelben. werden, daß die einzelnen Samenkörner von der rech— ten Spitze des Wurfs (wenn nämlich mit der rechten Hand geſäet wird) in die Fußtapfen des vorher ge— machten, jetzt zur rechten Seite liegenden Ganges hinſpielen. Manche Landwirthe laſſen auch zu Er— langung einer gleichförmigen Saat in die Länge und Quere ſäen. Schwieriger und mehr Geſchicklichkeit erfordernd iſt das Ausſäen der kleinen Sämereien Das Untermengen derſelben mit Sand iſt deßhalb nicht dienlich, weil ſich der Sand im Säetuche zu Boden ſenkt, und die gleichmäßige Vertheilung des Samens demnach verfehlt wird. Jedes Samenkorn muß ſo tief in die Erde zu liegen kommen, daß es alle die Bedingungen erfüllt findet, von denen das Keimen ſowohl, als das Fort— wachſen der Pflanze abhängt; anfangs ein ſchickliches Maß von Waſſer, Wärme und Luft, ſpäterhin noch Licht und Nahrung. Daraus folgt, daß nicht alle Samenkörner zu gleicher Tiefe in die Erde gelegt werden dürfen, ſondern daß dieſe, nach Verſchieden— heit ihres Bedarfs an Feuchtigkeit und Wärme, ſo— wie nach Verſchiedenheit des Bodens, des Klimas und der Saatzeit, auch verſchieden ſein müſſe, wenn ſie ſo ſchleunig als möglich keimen und fortwachſen ſollen. Im Allgemeinen müſſen die Samenkörner um ſo ſeichter in die Erde kommen, je kleiner ſie ſind, je bindiger und feuchter der Boden, je näſſer Klima und Witterung, je ungünſtiger die Saatzeit iſt; dagegen um ſo tiefer, je mehr der entgegengeſetzte Fall ein— tritt. In den meiſten Fällen wird jedoch eine mehr ſeichte Saat den Vorzug vor einer ſehr tiefen behal— ten. Eine ſolche Saat nennt man die, welche mit einer ½ Zoll dicken Erdſchicht bedeckt wird; eine mitteltiefe, wo die Erddecke 1 bis 2 Zoll, und eine tiefe, wo dieſelbe 2 bis 4 Zoll beträgt. Die erſte paßt für die kleinkörnigen Saaten, Klee u. ſ. w.; die zweite für die meiſten Getreidearten; die dritte nur für Hülſenfrüchte und die größern Getreidekörner in einem warmen Klima, und aufleichtem, lockermBoden. Die Arbeit nach der Saat betreffend, iſt noch Folgendes hier zu bemerken. Nachdem noch vor der Saat die Stellen der Vorenden, ſowie die in der Nähe von Bäumen liegenden Stellen, wo man den Pflug nicht hinbringen kann, umgehackt worden find, ſo muß die durch Pflug und Egge herausgeſchleifte Erde nach der Saat wieder auf den Acker geſchafft werden. Zeigen ſich auf dem eingeſäeten Acker große Schollen, ſo müſſen dieſe zerklopft werden; auf dem Sommerfelde namentlich darf dieſe Arbeit nicht ver— ſäumt werden, während ſie auf dem Winterfelde we— niger nothwendig wird. Auf raſigem Lande müſſen die Raſen zerſtückelt, und auf ſteinigem Boden die Steine weggetragen werden. Das Ziehen der Waſ— ſerfurchen iſt hauptſächlich auf dem Winterfelde nö— thig und beſonders auf manchen Ackern unerläßlich und müſſen mit der größten Sorgfalt ſo, daß ſich das Waſſer wirklich gehörig ableiten kann, gezogen werden. Wenn nicht ſchon vorhandene alte Waſſer— furchen den Fall gehörig angeben, ſo muß man das Gefälle des Waſſers bei Thau- und Regenwetter ge— nau beobachten und ſich daſſelbe nöthigenfalls mit Stäbchen bezeichnen. Die Menge der Waſſerfurchen, Die Pflege der Saat. ihre Breite und Tiefe richtet ſich nach der Menge des abzuführenden Waſſers. Auf dem Winterfelde ſind die Waſſerſurchen um fo nothwendiger, je nördlicher das Klima, je thoniger, Falfiger und lehmiger, je ſeichter demnach die Ackererde. Man zieht nie eine Waſſerfurche von einer Anhöhe in ein Thal des Saatackers, das keinen Abfluß hat, ſondern umzieht vielmehr ein ſolches Thal, welches einen Keſſel bil— det, rund herum mit einer Waſſerfurche auf der An— höhe dergeſtalt, daß dieſe ihr von der Anhöhe aufge— fangenes Waſſer da, wo der Rand des Keſſels am niedrigſten iſt, abführt. Iſt der Rand des Keſſels bedeutend, fo zieht man über dieſer Furche, und eben: falls um den Keſſel herum eine zweite, dritte und vierte Furche mit einigem Fall nach der Stelle, wo der niedrigſte Rand des Keſſels iſt. Im Keſſel ſelbſt bohrt man einige Löcher mit dem Erdbohrer bis auf den ſandigen Untergrund, und verſieht dieſe Löcher mit dichten Strohbüſcheln, welche einen Fuß über das Bohrloch hervorragen. Alle Waſſerfurchen müſ— ſen bei der Winterung in Lehm und Klai auf 100 Schritte 1 Fuß, im Sande 6 Zoll Fall haben. Sie laufen mithin nie zwangslos von einem Berge gerade herunter, ſondern an deſſen Abhange weg, und werden nach und nach herunter geleitet. An Abhängen, die keine Wellenlinien bilden, werden die Waſſerfurchen mit obenbemerktem Gefälle eine über der andern gezogen. Wo aber Wellenlinien vorkommen, da macht man bei jeder Erhöhung einen Bogen nach unten, und bei jeder Vertiefung einen Bogen nach oben, ſo daß das Waſſer Zug behält. Im Thone, Lehme und ſchlüpfrigem Bo— den werden die Waſſerfurchen meiſt 20 Schritte von einander entfernt gezogen. Im Sandboden iſt die Entfernung wohl Zmal ſo groß. Die Durch— ſchneidung der Waſſerfurchen wird wo möglich ganz vermieden, und daſſelbe iſt nur dann gut, wenn eine große Menge in gleicher Richtung lau— fender Furchen an einem Abhange fortlaufen, die— ſer aber viel Zufluß von Waſſer hat. Bei naſſem Boden werden die Waſſerfurchen tiefer, als in trock— nem Boden gezogen. Bei Sand, lehmigem Sande und dgl. Boden gelten beim Ziehen der Waſſer— furchen in der Sommerung folgende Regeln: 1) Alle Sommerwaſſerfurchen müſſen völlig horizontal oder wagerecht ſein, mithin nie und nirgends eine Wellenlinie bilden; nirgends, ſo viel thunlich, Fall haben, indem ſie dazu beſtimmt ſind, das Regenwaſſer im Acker für die Vegetation durch emmung ſeines Ablaufes zu erhalten. 2) Auf Anhöhen oder Bergen zieht man, ſo weit ihr Gipfel wagerecht iſt, ganz oben eine und mehrere Furchen ohne Auslauf. 3) Um den Berg zieht man eine oder mehrere Furchen, die theils ohne Ende ſind, theils auch einen Anfang und Ende haben. Sämmtliche Fur— chen müſſen keinen Fall haben. 4) Keſſel werden wie bei der Winterung 17, 2= oder mehrere Male umzogen und zwar mit einem geringen Falle. 5) An Abhängen werden die Furchen beſtändig wagerecht, eine über der andern gezogen. In Kirchhof, Landwirth. 137 allen dieſen Fällen geſchieht dennoch das Zulegen der Furchen von 200 bis 300 Schritten: Die Fangfurchen müſſen nämlich nirgends einen Aus— fluß haben, und ſich des überflüſſigen Waſſers nur von der Seite entledigen. Zum Ziehen gewöhnlicher Waſſerfurchen iſt ein gewöhnlicher Pflug hinreichend; der Pflug wird einmal hin und das anderemal zurück angeſetzt ſo aber, daß er die Pflugſtreifen auswärts legt. Beim Zurückgehen geht er in einer ziemlichen Tiefe. Man kann ſich hierzu aber auch des Häufelpflugs und zu tiefern und breitern Furchen des Waſſer⸗ furchenhakens oder eines ähnlichen Inſtruments bedienen. Die aufgefahrnen Waſſerfurchen müſſen mit der Schaufel gut ausgeworfen und an den Rändern, und wo Beetfurchen oder andere Waſ— ſerfurchen einfallen, gehörig ausgeputzt werden. Auf die Waſſerfurchen hat man aber überhaupt ſtets ein ſorgfältiges Auge zu richten, damit ſie nicht verſchlämmt oder verſchüttet werden, und muß ſie dann ſogleich ausräumen. Nicht ſelten werden ſie durch Maulwurfshügel verſtopft. Manche Kulturgewächſe erhalten erſt durch das Verpflanzen ihren Stand auf dem Felde. Die— jenigen nämlich, welche ein längeres Wachsthum erfordern, oder in ihrer Jugend gegen den Froſt empfindlich ſind, müſſen in Miſt- oder Garten— beete geſäet werden, wo ſie durch kräftigen Boden und durch den Schutz gegen Kälte ſo ſchnell er— ſtarken, daß ſie nachher auf das Feld verpflanzt werden können. Hierher gehören: Der Tabak, die Runkelrüben, Kohlrüben, Kohl u. ſ. w. Zu einem ſolchen Verpflanzen müſſen die Setzpflanzen gehörig erſtarkt ſein, da dieſelben beſonders bei großer Trockenheit dann beſſer gedeihen, als ſchwache Pflanzen. Zum Verpflanzen ſelbſt wartet man, wo möglich, eine mäßig feuchte Witterung ab. Auf leichtem, lockerm Lande kann das Verpflanzen ſelbſt bei feuchtem Boden vorgenommen werden, dagegen iſt dieſes auf ſchwerem Boden nicht räth— lich. Auf leichtem Boden iſt ein Anſchlämmen der Wurzeln in einem Brei von Jauche und feiner Erde zu empfehlen; auf Lehm oder ſchwerem Bo— den iſt jedoch ein ſolches Verfahren weniger zu empfehlen, da ſich hier bei trockner Witterung die Erde ſo erhärtet, daß die geſetzte Pflanze nicht fortwachſen kann. Beſſer iſt, die Pflanzen in den Boden zu ſetzen und alsdann zu begießen. Das Verpflanzen geſchieht theils mit der Hand, theils mit Hülfe des Setzholzes, theils mit dem Spaten oder der Hacke, öfters auch mit dem Pfluge. Bei ſehr trockner Witterung ſoll man die Setzpflanzen von Zeit zu Zeit begießen. Das Begießen iſt beſonders bei den Kohlarten und dem Tabak nöthig, weniger bei den Runkelrüben. Die Pflege der Saat. Man verſteht hierunter alle jene Arbeiten, de— ren Zweck die Beförderung des Wachsthumes der Pflanzen iſt. Im Allgemeinen wird ſich eine ſolche Pflege auf folgende Hauptpunkte erſtrecken müſſen: 18 138 Schutz gegen Näſſe und zugroße Trok— kenheit. Bei ſtarkem Schneeabgang, ſowie nach jedem ſtarken Regenfalle muß man auf dem ange— bauten Felde nachſehen, ob das Waſſer ſeinen ge— hörigen Abfluß hat, und an keiner Stelle ſtehen bleibt. Gegen zu große Trockenheit, die öfters den Sommerfrüchten beſonders nachtheilig wird, dient vornehmlich das Walzen, welches um ſo nöthiger wird, je leichter und lockerer der Boden iſt. Die Feuchtigkeit bleibt gleichfalls länger im Boden, wenn zu den Sommerfrüchten auf leichtem, ſowie auf Lehmboden, die Saatfurche ſchon vor Winter gegeben, und dann der Samen im Frühjahre blos eingeeggt wird. Bei Wintergetreide auf loſem Bo— den oder auf ſüdlichen Bergabhängen, wenn es durch den Froſt herausgehoben wird und dadurch auswintert, leiſtet das Walzen vortreffliche Dienſte, nur darf es nicht bei feuchtem Boden geſchehen. Bearbeiten des Bodens durch Behak— ken, Behäufeln u. ſ. w. Die Pflanzen ver— langen während ihres Wachsthums einen gewiſſen Grad der Lockerung, ſo daß dadurch die Luft ein— zudringen vermag, die Wurzeln ſich ausbreiten kön— nen und das Unkraut vertilgt werde. Ein zu häu— figes Auflockern des leichten Bodens, beſonders bei zu großer Trockenheit, kann aber leicht nach— theilig werden, indem der Dünger dadurch zu ſchnell aufgelöſt wird und die Feuchtigkeit zu bald ſich verflüchtigt. Das Bearbeiten der Pflanzen wäh— rend ihres Wachsthums geſchieht durch Behak— ken, Behäufeln und Übereggen. Durch das Behacken (Felgen) wird die Erde nur oberflächlich gelockert und das Unkraut zerſtört. Es wird theils mit der Handhaue, theils mit der Pferdehacke bei der Drillkultur vorgenommen, oder auch die Fur— chenegge hierzu in Anwendung gebracht. Dieſes Behacken oder Felgen geſchieht gewöhnlich 1- bis Amal bei Kohl-, Runkeln-, Tabakſetzlingen, ferner bei Kartoffeln, Mais, Bohnen, Mohn, Krapp, Waid; ferner 2: bis Zmal in Baumſchulen, Wein— bergen und Hopfengärten. Ein ſolches Felgen darf weder bei zu naſſer, noch bei zu trockner Witte— rung vorgenommen werden; doch kann man den mehr bindigen, bei anhaltend trockner Witterung auf ſeiner Oberfläche ſehr ausgetrockneten, hart ge— wordenen Boden vorſichtig gegen den Abend flach lockern, weil ſodann die nächtliche Feuchtigkeit bis zu den Wurzeln zu dringen vermag. Ein tieferes Behacken mit der Hacke oder dem Karſte, wodurch der Boden ungefähr auf 5 bis 6 Zoll Tiefe um— gearbeitet wird, findet gewöhnlich nur in Baum— ſchulen und Weinbergen ſtatt; auch ſucht man vor Winters gern diejenigen Obſtbäume zu umhacken, welche auf Wieſen oder Weiden gepflanzt wurden. Durch das Behäufeln wird die Erde in der Nähe des Pflanzenbereichs nicht nur gelockert, ſondern auch zugleich mehr fruchtbare Erde angehäuft, was das Wachsthum der Pflanzen befördert, auch ſie vor dem Ausdorren und zu großer Näſſe ſchützt. Dieſes Behäufeln findet ſtatt bei Kohl, Kartoffeln, Rüben, Mais, bei dem Hopfen. Bei der Reihen— kultur kommt das Behäufeln auch beim Raps und Die Pflege der Saat. Rübſen vor. Das Behäufeln wird meiſtens mit dem Häufelpfluge, aber auch, wo dieſer nicht zu— gänglich iſt, mit der Handhaue ausgeführt. Die Pflanzen müſſen bei dieſer Verrichtung ſo erſtarkt und groß geworden ſein, daß ſie durch die aufge— häufte Erde nicht zugedeckt werden. Beim Behäu— feln muß der ſchwere Boden in einem mäßig trok— kenen Zuſtande ſein, dagegen läßt ſich der leichte Sandboden auch in einem etwas feuchten Zuſtande behäufeln. Das Durcheggen oder Übereggen ge— währt beſonders bei Winterfrüchten Vortheil, wenn der Boden zu ſehr geſchloſſen iſt, wo es im Früh— jahre bei trockener Witterung zu einer Zeit vorge— nommen wird, wo die Saat noch klein iſt. Durch dieſes Übereggen wird der Boden gelockert und demſelben der wohlthätige Zutritt der Luft ver— ſchafft. Das Übereggen der ältern Luzernerfelder mit eiſernen Eggen im Frühjahre iſt gleichfalls zu empfehlen. Das Durcheggen des Kartoffellandes während des Aufgehens zur Zerſtörung des Un— krautes findet man häufig in Anwendung. Will man zu dicht ſtehende Saaten, wie z. B. beim Raps, bei Rüben u. ſ. w. verdünnen, ſo geſchieht dies mittelſt des Durcheggens. Bei rauhen, ſcharfen Winden darf dieſes Durcheggen nicht vorgenommen werden. Düngung der Pflanzen während ih— res Wachsthums. Sollen gewiſſe landwirth— ſchaftliche Gewächſe kräftig emporwachſen, und einen guten Ertrag geben, ſo müſſen dieſelben während ihres Wachsthums eine Art Düngung erhalten. Ein ſolcher Dünger muß jedoch leicht auflöslich ſein, oder in flüſſiger Form gegeben werden. So wirkt abgegohrne Gülle, mit welcher den Sommer über die Kohlpflanzen begoſſen wer— den, vorzüglich. Eine gleiche Wirkung macht die— ſelbe beim Hopfen, Mais, Tabak u. ſ. w. Auch ſchwächliche Winterſaaten erheben ſich im Wachs— thume, wenn ſie den Winter über, wo ſie von Schnee bedeckt ſind, mit Gülle begoſſen werden; ein ſolches Begießen der Winterſaaten kann ſelbſt im Frühjahre noch ſtattfinden, wozu man auch mit Nutzen ſehr verdünnten Abtrittsdünger verwenden kann, obſchon man denſelben beſſer und bequemer mit Erde als Compoſt zugerichtet über die Saaten ausſtreut. Vertilgung des Unkrautes. Wir kön— nen eigentlich ein jedes Gewächs ein Unkraut nen— nen, welches da wächſt, wo es unſern Zwecken entgegen iſt; im Allgemeinen verſteht man jedoch darunter nur diejenigen wildwachſenden Pflanzen, die ſich auf unſern angebauten Ackern und auf den Wieſen unter die Kulturpflanzen, ſowie unter die beſſern Wieſengräſer eindrängen. Selbige gehören theils dem Boden von Natur an, theils werden ſie auch oft genug mit der eingeſtreuten Saat und mit dem Dünger in den Acker gebracht. Der Schade, den ſie an dem Ertrage der Feldgewächſe anrichten, iſt oft ſehr beträchtlich. Da nun über— dem auch die Bodenkraft durch die Unkräuter aus— geſogen und vergeudet wird, ſo gehören ſie zu den ſchädlichſten Erſcheinungen des Feldbaues, gegen Die Pflege der Saat. welche alle möglichen Mittel zu ihrer Vertilgung in Anwendung kommen muͤſſen. Man theilt die Un— kräuter in Samen- und Wurzelunkräuter, und nach dieſer Eintheilung richtet ſich auch die Anwendung der Vertilgungsmittel. Bei dem Sa— menunkraute unterſcheidet man wieder Sommer: unkraut, welches den Samen in einem Som— mer reift, ihn ausſtreut und dann vergeht, und Winterunkraut, welches im erſten Jahre nur hervorwächſt, den Winter aushält, und dann im zweiten Jahre ſeinen Samen zur Reife bringt. Das Sommerunkraut zeigt ſich in der Regel nur im Sommergetreide, oder doch wenigſtens in ihm am häufigſten. Es findet ſich nur dann auch in der Winterung in bedeutender Menge, wenn der Boden bei der Herbſtbearbeitung ſehr kloßig war, und die Klöße, welche den Samen eingeſchloſſen hatten, im Frühjahre zerfallen, wo jener alsdann zum Aufkeimen gelangt. Das Winterunkraut zeigt ſich dagegen nur in der Winterung, weil es, durch die Herbſtbearbeitung hervorgelockt, den Winter aushält. Die gewöhnlichſten Sommerunkräuter, die in großer Menge vorkommen, ſind der Hedrich mit ſeinen Abarten, die Saatwucherblumen, der Taubhafer, die Flachsſeide. Zu den Winterun— kräutern, die aus Samen kommen, gehören die Kornblume, die verſchiedenen Chamillenarten, der Hahnenkamm, der wilde Mohn (Klatſchroſe), Korn: rade, die Roggentrespe. Es gehören zwar noch eine beträchtliche Menge anderer Gewächſe zu den Sommerunkräutern, ſie ſind aber minder nach— theilig als die angeführten und laſſen ſich auch leichter vertilgen. Zu den Wurzelunkräutern, die ſelten zum Samentragen kommen, aber mit ihren Wurzeln den Acker ſehr durchziehen und dabei aus— ſaugen, gehören die Quecken, die Ackerwinde, der Schachtelhalm, das Scheuerkraut, der Huflattich, die Ackerbrombeere, die Hauhechel. Zu den Wur— zel- und Samenunkräutern, welche ſich durch beide verbreiten, gehört vor allen die Felddiſtel. Die nur aus Samen treibenden Unkräuter können durch öfteres Pflügen und Eggen, wodurch man ſie häufig hervorlockt, zerſtört und vertilgt werden, und auf ſehr kloßigem Boden muß man auch die Walze hierfür in Anwendung bringen. Bei ſehr großer Menge im Boden unterdrücken ſie oft die Saat der Feldgewächſe, und man muß nicht ſelten einen ganzen Sommer zu ihrer Vertil— gung verwenden. Bei der Saatwucherblume iſt dies oft nicht zureichend. Der Anbau ſolcher Ge— wächſe, welche während ihres Wachsthums behackt werden, trägt weſentlich zu ihrer Vertilgung bei, wenn zumal das Auflockern und Anhäufeln des Erdbodens zur rechten Zeit und mit der gehörigen Sorgfalt vorgenommen wird. Dies muß geſche— hen, wenn der Boden weder durch Trockenheit zu ſehr erhärtet, noch durch Regen zu ſehr durchnäßt iſt. Niemals darf man aber das Behacken bis zu einer Zeit verſchieben, wo die Unkräuter bereits Samen angeſetzt haben; auch muß man dafür ſor— gen, daß, im Falle ſie nicht weggeräumt werden, ſie nicht wieder einwurzeln. Deßhalb wird eine 139 mehrmalige Wiederholung des Behackens oft noth: wendig. Stehengebliebene Unkrautspflanzen ſind herauszuraufen. Bei ſehr ſtarker Verunfrautung kann nur ein Unterpflügen der Saat ſchützen. Die Wutrzelunkräuter werden nur durch eine jorgfältige Bearbeitung aus dem Boden gebracht, und können nicht wie die Samenunkräuter im Bo— den vertilgt werden; ſie müſſen vielmehr ausge— graben oder ausgejätet werden. Übrigens iſt Trok— kenlegung kalter und naſſer lockerer Bodenarten bis zum ſtarken Mittelboden hinauf ein Hauptmittel, dieſen Unkräutern auf die Dauer entgegen zu wir— ken und ſie zu verbannen. Auch leiſtet hier der Hackfruchtbau, mit Vorſicht und Fleiß ausgeführt, gute Dienſte. Ferner unterdrückt ein dichter und üppiger Wuchs eines Futterkrautes den Halmwuchs der Unkräuter und bringt ſie ebenfalls zum Abſter— ben. Pflügen und Eggen des Ackers bei trocknem Wetter trocknet die Krume aus und bringt die Wurzeln auf die Oberfläche, wo ſie vertrocknen und weggeſchafft werden können. Dieſes Verfahren iſt aber zugleich das mühſamſte und unſicherſte, indem dabei doch immer noch einzelne Wurzelſtücke im Lande bleiben, und bei zufällig eintretender anhal— tender Näſſe von Neuem die Ackerkrume beſetzen. Deßhalb muß man hierbei ſtets dafür ſorgen, daß der Acker fortwährend in einer Lage gehalten werde, die auch bei Regenwetter eine vorwaltende Näſſe deſſelben verhütet. Das Eindreiſchen oder eine mehrjährige Weidenutzung iſt ein Hauptmittel, die Wurzelunkräuter aus dem Boden zu ſchaffen; doch darf der Boden hierbei nicht an Näſſe leiden. Je mehr ein ſolches Weideland ſich dem Lehmboden nähert und je eher es ſich feſtliegt, deſto eher ver— ſchwinden auch die Unkräuter. Auf Thonboden kommen ſie gar nicht vor. Ein guter Kultur- und Kraftzuſtand des Bodens, und eine Fruchffolge, welche Häufelgewächſe und üppig wachſende Futter— kräuter, oder auch mehrjähriges Weideliegen des Ackers zwiſchen die Halmgetreidefrüchte einſchiebt, iſt daher das Univerſal- und zugleich koſtenloſeſte und ausführbarfte Mittel, das Unkraut fortwährend fern zu halten. Durch Anwendung des gebrann— ten Kalks und Mergels laſſen ſich ebenfalls viele Unkräuter vertilgen. Wenn nun aber alle genannten Mittel nicht den erwünſchten Erfolg gewähren, und die Unkräu— ter bedeutend überhand nehmen, ſo bleibt nichts übrig, als das Jäten, eine Arbeit, die auch im Großen wohl ausführbar iſt. Bei manchen Ge— wächſen, wie z. B. beim Lein, bei der Hirſe u. ſ. w. muß das Unkraut durchaus mit der Hand ausge— zogen werden. In manchen Gegenden, wie z. B. in Belgien, iſt das Jäten der Feldfrüchte mit der Hand noch ſo gebräuchlich, daß man faſt jedes Unkraut aus dem Getreide auszieht, und trotz der Koſtſpieligkeit behauptet, großen Nutzen davon zu haben, da das beſſere Gedeihen des Getreides nach dem Jäten, ſowie der Futterwerth der ausgerauf— ten Unkräuter die hohen Koſten nicht nur decken, ſondern noch Gewinn gewähren ſollen. Es mag dies vielleicht auch in andern Gegenden, wo die 18 * . 140 Bevölkerung groß ift, und das Getreide, ſowie die Produkte der Viehzucht einen großen Werth haben, der Fall ſein; man beachtet es aber nicht. Aller— dings mag hierbei auf die Betriebſamkeit der Leute ſehr viel ankommen, auch mag der Grad der Kul— tur, nach welchem die Feldfrüchte ein beſſeres oder geringeres Gedeihen, die Unkräuter aber, welche ſich finden, einen größern oder geringern Futter— werth haben, den Gewinn oder Verluſt beim Jäten beſtimmen. Das Jäten ſelbſt muß mit Vorſicht ausgeführt werden, damit den Kulturpflanzen kein Schaden zugefügt wird. Eben ſo muß man die verſchiedenen Unkrautpflanzen und ihre Fortpflanz— ung kennen. Denn bei den Wurzelunkräutern iſt natürlich das Abſchneiden der Staude zur Vertil— gung nicht hinlänglich, und bei den Samenunkräu— tern das mühſame und langweilige Ausſtechen der Wurzeln überflüſſig und zeitverderbend. Das Jäten geht am beſten und ſchnellſten von Statten, wenn die Unkrautpflanzen noch jung ſind und noch keine tief gehenden Wurzeln haben; jedoch darf die junge Saat auch nicht zu früh, wenn ſie noch zu klein iſt, gejätet werden, weil ſonſt die jungen Pflänz— chen beim Herausziehen des Unkrauts zu locker zu ſtehen kommen, oder ſelbſt mit aus der Erde ge— hoben werden. Jedenfalls muß das Jäten aber vor der Samenreife vorgenommen werden. Man muß zum Jäten weder zu naſſe, noch zu trockene Witterung wählen, und am beſten wird es barfuß verrichtet. Man bedient ſich mit Vortheil beim Jäten eines Meſſers oder noch beſſer eines ſpitzigen und harten Hölzchens, womit man neben dem Unkrautsſtäudchen in die Erde ſticht und deſſen Wurzel lüftet, worauf es ſich dann leichter aus— ziehen läßt. Um große Knollen oder ſpindelför— mige Wurzeln von Unkraut aus der Erde zu zie— hen, bedient man ſich zweckmäßig beiſtehender Jäte— oder Diſtelzange. Dieſe iſt aus Holz verfertigt a und 4% Fuß lang, den ge— = zähnten Theil nicht mitgerech— =) net, der 7 Zoll Länge hat. Die Abhaltung und /ꝓVertilgung ſchädlicher „Thiere gehört unter manchen Umſtänden mit zu den größ— ten Mühen des Landwirths, und doch muß er, ſoweit es in ſeinen Kräften ſteht, hier— für thätig wirken. Von der— gleichen ſchädlichen Thieren ſind hier vornehmlich anzu— führen: 1) Die Feld mäuſe. Als Vertilgungsmittel derſelben ſind bekannt: a) Große Sträu: cher oder Pfähle mit Quer: ſtöcken werden auf die Saatäcker gebracht: auf dieſe ſetzen ſich die Krähen gern und fangen die aus den Löchern ſchlüpfenden Mäuſe weg. — b) Man bohrt mit dem Erdbohrer in den Furchen, nach willkürlicher Entfernung von einander Löcher von 22 bis 24 Zoll Tiefe in die Erde, und gießt Die Pflege der Saat. in ſolche ſo viel Waſſer, daß daſſelbe etwa 4 bis 6 Zoll im Loche ſteht; doch iſt das Waſſer auch nicht durchaus erforderlich. Doch iſt bei dieſem Mittel nur dann eine weſentliche Abhülfe zu erwar— ten, wenn der im Beete gepflügte Acker viele aus— geſtrichene Furchen hat, worin die Mäuſe am mei— ſten laufen. — c) Das Zuſtampfen der Mäuſe— löcher hat ſich ebenfalls als wirkſam bewährt, indem die Mäuſe dabei erſticken, da ſie nicht lange ohne Zutritt der Luft leben können. Man ver— richtet das Geſchäft mittelſt halbſtumpfer Stampf— pfähle, und empfiehlt zu dieſer Arbeit die Zeit des Vollmondes, fie dann in der Nacht fortzuſetzen und auch in den 3 folgenden Tagen noch zu wiederho— len. Sollte man dann noch friſche Löcher finden, ſo gießt man ſie voll Waſſer. Man empfiehlt auch, dieſes Zutreten der Löcher mit den Schafen durch Pferchen auszuführen. — d) Das Tiefpflügen der Getreideſtoppelfelder vor Winters iſt deßhalb zu empfehlen, weil dann die Winterfeuchtigkeit und Kälte beſſer in die Schlupfwinkel der Mäuſe ein— zudringen vermag. — e) Während des Pflügens kann man die Mäuſe durch Knaben tödten laſſen. — 1) Diejenigen Thiere find zu ſchonen, welche auf die Mäuſe Jagd machen. — 3) Stellen ſich Mäuſe auf Wieſen ein, welche bewäſſert werden können, ſo iſt dies ein ſehr wirkſames Mittel. — h) Als ein erprobtes Mittel gegen die Mäuſe wird empfohlen: Eichenholzaſche mit Waſſer zu einer guten Lauge gekocht; hierin Roggen, Weizen, Gerſte oder Wallnußkerne 24 Stunden lang geweicht und dieſe in die Löcher oder auf das Feld geſtreut. — 1) 1 Maß Gerſtenmehl mit 1 Pfd. weißer Nies— wurz, 8 Lth. gepulvertem und durch ein Haarſieb geſchlagenem Läuſekraut, /½ Pfd. Honig und ½ Pfd. Milch in einen Teig verwandelt, und hier— von erbſengroße Kügelchen in die Mäuſelöcher ge— worfen oder auf das Feld verſtreut, ſoll ſich vor— nehmlich gegen die Feldmäuſe als probat beweiſen. — k) Um dem Überhandnehmen der Mäuſe zu begegnen, iſt es nöthig, daß man alle zweckloſe Hecken und Gebüſche, Raine, Ufer u. ſ. w., die den Mäuſen vorzugsweiſe zum Aufenthalte dienen, entfernt. Wenn es im Winter wenig ſchneit, viel regnet und zuweilen ſtark friert, die Winterſaat kurz iſt und alſo die Nahrung fehlt, ſo gehen die Feldmäuſe in großer Menge zu Grunde. 2) Unter den Vögeln richten beſonders die Tauben und Sperlinge öfters großen Scha— den an. Da die Sperlinge beſonders zur Vertil— gung ſchädlicher Raupen beitragen, ſo wird es mehr im allgemeinen Intereſſe der Landwirthſchaft liegen, wenn man ſie von denjenigen Samen zu verſcheuchen ſucht, welchen ſie großen Schaden zufügen. Dies iſt beſonders bei der Winter- und Sommergerſte, auch wohl dem Weizen der Fall, welche man deßhalb niemals in der Nähe des Dorfes, von Bäumen und Hecken anbauen muß. Durch aufgeſtellte Schreckbilder, Scheuſale, Klap— pern u. ſ. w. ſind die Sperlinge wohl einige Tage abzuhalten; bleiben aber ſolche länger auf demſel— ben Platze ſtehen, ſo merken ſie bald den Betrug. Die Pflege der Saat. Hellblaues Garn mittelſt eingeſteckten Pfählen um einen Platz gezogen, hält ſie am beſten ab. Nach der neueſten Angabe ſollen Sperlinge durch an den Obſtbäumen aufgehängte Flußkrebſe vollſtändig abgehalten werden. Vielleicht ließe ſich daſſelbe Mittel auch bei den Getreidefeldern anwenden. 3) Den größten Schaden unter allen Thieren richten die Inſekten und ihre Raupen an. Über die Vertilgungsmittel gegen die Raupen und In— ſekten ſiehe Näheres bei der Obſtbaumzucht. Die Erdflöhe find beſonders dem Rapſe, Rübſen, Leine und Kohle ſehr gefährlich, und richten öfters hier große Zerſtörungen an. Die bisher bekann— ten Mittel ſchützen nicht immer dagegen. Das Begießen mit Abgüſſen von Roßkaſtanien, Hopfen, Bilſenkraut, aufgelöftes Salz, Eſſig u. ſ. w. hilft eben ſo wenig, als das Umſtreuen der Beete mit Sägeſpänen und Gerberlohe. Beim Begießen oder Beſtreuen mit Aſche oder Ruß ſetzen ſich die Erd— flöhe indeſſen an die untere Seite des Blattes; auch ſind Aſche und Ruß bei trockner Witterung den Pflanzen ſchädlich, und bei Regen werden ſie von den Blättern abgewaſchen. Die Erdflöhe kann man durch Begießen der Beete mit einem Wer— muthaufguſſe vertilgen. Auf 1 Hand voll Wer— muth gießt man einen Eimer kochendes Waſſer und läßt dies zum Gebrauche 1 Tag ruhig ſtehen. Auf gleiche Weiſe uützt ein Tabaksaufguß (ein Eimer Waſſer über 1½ bis 2 Pfd. Tabak); oder auch Exkremente von Menſchen mit Waſſer ver— dünnt, was man mehrere Tage wiederholt. Auch empfiehlt man ſogleich nach der Saat ein Über— ſtreuen mit klar geriebenem Miſte von Pferden, Schafen, Ziegen, Hühnern und Tauben; ebenſo Poudrette, Gyps, Ziegelmehl, Ruß, Tabaksaſche und Tabaksſtaub. Um den jungen Flachs gegen die Erdflöhe zu ſichern, zerſchneiden die Belgen Knoblauch, miſchen ihn unter den Samen und laſſen die Miſchung 24 Stunden liegen. Der Ge— ruch theilt ſich den Pflanzen und dem ganzen Felde mit und verſcheucht die Erdflöhe. Mit günſtigem Erfolge gegen die Erdflöhe hat man beim Rapſe ſchon eine Doppelſaat verſucht, indem man nach 3 bis 5 Tagen nach der erſten Ausſaat eine zweite vornahm. Die Erdflöhe ſuchen nur die jüngſten Pflanzen zu ihrer Nahrung auf, wodurch die äl— tern verſchont bleiben. Eine frühe Einſaat im Frühjahre kann ebenfalls gegen die Erdflöhe ſchützen. Den geringſten Schaden können die Erdflöhe dann anrichten, wenn die Pflanzen ein ſchnelles, üppiges Wachsthum haben. Zu dieſem Behufe muß das Feld in einem kraftvollen Zuſtande ſein, und der Boden muß durch Pflügen, Eggen, Walzen, ſo zugerichtet werden, daß die Pflanzen ſchnell und freudig emporwachſen. Großen Schaden richten die Maikäfer und ihre Engerlinge an. Der Maikäfer hat unter den Vögeln eine Menge Feinde, die ſich von ihm nähren; auch unter den Säugethieren hat er ſeine Feinde, als den Fuchs, Dachs, Igel, das Schwein, die Fledermaus. Das einzige Mittel, was dem Menſchen gegen ihn zu Gebote ſteht, iſt das Ein— ſammeln derſelben und nachheriges Abbrühen mit 141 heißem Waſſer. Das Sammeln unternimmt man 2 bis 3 Stunden nach Sonnenaufgang oder um 3 bis 4 Uhr Nachmittags, zu welchen Zeiten die Maikäfer locker an den Bäumen hängen, und fängt damit an, die Bäume der Markung einen nach dem andern plötzlich und heftig zu ſchütteln. — Zu den hauptſächlichſten Mitteln gegen die Enger— linge gehören die Maßregeln zur Vertilgung oder Verminderung der Maikäfer, deren Brut ſie ſind. Mittel, um die Käfer abzuhalten, ihre Eier in den Boden zu legen. Felder und Wieſen, welche mit Miſt (ganz beſonders Schweinemiſt) gedüngt find, werden vorzugsweiſe von Engerlingen heimgeſucht. Dagegen hält gut gegohrne Gülle oder Miſtjauche, mit Waſſer verdünnter, abgegohrner Abtrittsdünger zur Zeit des Maikäferfluges auf die Felder gebracht, dieſe Käfer vom Boden ab. Wenn die mit Win— terſaat beſtellten Felder zur Zeit des Maikäferfluges ſchon etwas hoch und dicht ſtehen, ſo ſind ſie ſchon dadurch geſchützt. Dieſe Engerlinge erſcheinen nicht auf Feldern oder Wieſen, welche mit Aſcher, den Abgängen von Salzſiedereien gedüngt werden, auch nicht auf ſolchen, die mit Hornſpänen, Ofenruß, Torf- und Steinkohlenaſche u. dgl. beſtreut wer— den. Ats das ſicherſte Schutzmittel für Wieſen, wo es ausführbar iſt, kann noch insbeſondere das Bewäſſern zur Zeit des Maikäferfluges empfohlen werden. — Wo die Engerlinge in großer Menge vorkommen, kann man die Schweine auftreiben. Wieſenplätze muß man unter ſolchen Umſtänden umgraben oder umpflügen, die Engerlinge aufleſen, und dieſe Stellen ſodann von Neuem mit Gras— pflanzen beſamen. Ein ſehr wirkſames Mittel iſt überhaupt das Aufleſen der Engerlinge hinter dem Pfluge. Auch das Abſchälen und Brennen der Raſenſchichte iſt ſehr wirkſam gegen die Engerlinge. Die Natur zerſtört ſie am beſten durch eine ſtrenge Winterkälte, welche tief in den Boden dringt. 4) Gegen die Schnecken iſt zwar empfohlen, aber nutzlos das Einweichen der Samen in Miſt— jauche, Lauge, Kalkwaſſer, einem Abſude von Wall— nußblättern und mehrern andern übelriechenden und ſcharfen Ingredienzen, ſowie das ſpätere Begießen damit. Wirkſamer find folgende Mittel: a) Man muß die Schlupfwinkel der Schnecken aufſuchen und zerſtören; man dulde deßhalb blos die nöthi— gen Raine auf den Feldern, bringe durch wieder— holtes Graben und Ackern die Eier der Schnecken zu Tage, damit Vögel und andere Thiere ſie ver— zehren; ferner lege man den Boden durch Ziehen von Gräben, mit Vermiſchen von Sand, trocken, da die Schnecken trocknen und ſandigen Boden fliehen. Auch über die mit Sand oder Spreu be— ſtreuten ganze Beetpartieen umgebenden Wege kriecht keine Schnecke. — b) Man ſchone Vögel und an— dere Thiere, welchen die Schnecken zur Nahrung dienen. Hierher gehören Kauz und Eule; auch Staare, Raben, Krähen und Elſtern verzehren viele Schnecken. Vorzüglich lebt ber Kibitz größtentheils von Schnecken. Auch Igel, Fröſche, die Laufkäfer und Waldameiſen ſind Feinde der Schnecken. — e) Zur un⸗ mittelbaren Vernichtung der Schnecken leiſten folgende 142 Mittel am meiften Genüge. Das Überwalzen bei trock— ner Witterung und während der Nacht, wo die Schnek— ken ihre Schlupfwinkel verlaſſen. Ferner Auſſammeln und Tödten in Maſſe, zu welchem Behufe man Sal— lat und Kohlrübenblätter, zerhackte Kürbiſſe, Möh— ren und ſüße Apfel, vornehmlich aber das Stroh aus Maiſchbottichen in die Furchen der Acker und in die Wege zwiſchen den Gartenbeeten ſtreut, wo ſie ſich dann des Nachts in ſo großer Menge darauf und dar— unter ſammeln, daß man ſie des Morgens mit dem Beſen haufenweiſe zuſammenkehren kann, wobei man ſie am leichteſten in hölzernen Gefäßen durch unge— löſchten, an der Luft zerfallenen Kalk tödtet. Zu em— pfehlen iſt auch, in's Waſſer eingetauchte Strohwiſche Abends hin und wieder auf die von Schnecken ange— griffene Plätze zu legen, da ſie ſich gern bei Sonnen— aufgang darunter verkriechen. — Beſonders wirkſam iſt zur Tödtung der Schnecken das Beſtreuen der Acker und Saaten mit in Mehlform verwandeltem Eiſenvitriol, welcher zur Hälfte mit recht fein gepul— verter Erde oder auch Sand vermengt wird. Das Aufſtreuen geſchieht am beſten an trüben, windſtillen und warmen Tagen, oder vor Aufgange oder gleich nach Untergange der Sonne. Man nimmt auf den Morgen nicht mehr als 16 bis 24 Pfd. um den Saaten keinen Schaden zuzufügen. Sollte man aber ja zum Nachtheile der Saaten zu viel Vitriol ausge— ſtreut haben, ſo darf man nur noch nachher gebrann— ten Kalk über die Saat ausſtreuen. — Der gebrannte Kalk tödtet die Schnecken ebenfalls, wenn auch nicht ſo ſicher, als der Eiſenvitriol. Man muß den Kalk Nachts 10 Uhr nach einem feuchten nebeligen Abende, und dann noch einmal früh 3 Uhr ausſtreuen, nicht in bedeutender Menge, aber gleichmäßig. Die Krankheiten der Pflanzen und Mittel zuihrer Verhütung. Von den Krank— heiten, welche häufig bei der Pflanzenkultur vor— kommen, ſind hier zu bemerken: der Brand, der Honig- und Mehlthau, der Roſt. 1) Beim Brande unterſcheidet man vornehm— lich 2 Arten, den Staub- oder offenen Brand (Flugbrand, Roſt, Smutt) und den Stein- oder geſchloſſenen Brand Körner -, Schmier-, Kaul⸗, Krebsbrand, ſtinkender Brand). Der Raub⸗ brand zeigt ſich in Weizen, Gerſte, Hafer, Hirſe u. a. Grasarten; jedoch im Weizen am häufigſten. Man findet in den Spelzen ftatt des Kornes einen ſchwarz— braunen Staub. Dieſe Krankheit entſteht noch eher, als die Ahre aus ihrem Schafte herausgetreten iſt, und man kann ſchon im Halme den Anſatz dazu ent— decken. Bei der Gerſte und Hafer ſpringen die Spel— zen gleich nach dem Emporſchoſſen auf; im Weizen hält ſich dagegen der Staub länger, kommt häufig mit demſelben in die Scheune und entfliegt nun erſt unter dem Dreſchflegel, wodurch das geſunde Getreide geſchwärzt wird, und nun der ſogenannte Nagel— brand entſteht. Die Urſache der Entſtehung liegt nicht in der Forterbung des Samens; es entſteht viel— mehr dieſe Krankheit durch jegliche Schwächlichkeit des Samens, welche durch feuchte Witterung, feuchten Boden und übermäßig geile Miſtdüngung, beſonders ſehr ſtrohigen Dünger, entweder veranlaßt oder aus— Die Pflege der Saat. gebildet wird. Zur Verhütung dient alſo geſunde Saat, gute Beſtellung, Abwäſſerung und nicht zu friſcher Dünger; andere in Vorſchlag gebrachte Mit— tel bewährten ſich noch nie, und ganz unnütz iſt hier das Einbeizen. — Der Steinbrand läßt dem Korne ſeine Form, färbt es aber erſt grünlich, dann bräun— lich und hat einen höchſt widrigen Geruch und Ge— ſchmack. Man entdeckt dieſe Krankheit erſt nach der Blüthe, wo ſich die Ahren mißfarbig, bleich und ge— tüpfelt zeigen. Gewöhnlich ſind ſehr viele Ahren da— von ergriffen, und die geſunden werden beim Dreſchen durch den Staub verunreinigt, und können durchs Mahlen nicht geſäubert werden, weßhalb Brot und Speiſen einen übeln Geſchmack erhalten. Von dieſer Krankheit ſind weder die Urſachen ſicher entdeckt, noch genügende Mittel dagegen vorhanden. Übrigens iſt die Urſache erblich, denn ſie liegt in dem Samen, der durch Unreife, große Hitze und Näſſe, Kälte in der Blüthe, unpaſſenden Boden und noch rohen Dünger davon befallen wurde. Die ſicherſte Vorkehrung da— gegen iſt, ein reines, völlig gereiftes Samenkorn, das vor dem Schwitzen des eingebrachten Getreides abgedroſchen, und dann forgfältig und dünn aufge— ſchüttet und genugſam gelichtet worden iſt, zu neh— men. Daher wird mehrentheils ein gut behandeltes und aufbewahrtes überjähriges Saatkorn ſchützen, nur muß die Ausſaat hiervon etwas ſtärker als von neuem Weizen genommen werden. Außerdem ſind noch die obengenannten Urſachen zur Krankheit des Samenkorns möglichſt zu beſeitigen. In Gegenden, wo man die Kälte in der Blütheperiode des Weizens für die Haupturſache des Steinbrands halten muß, darf man ſeine Saaten nur ſpäter beſtellen, damit die Blüthe ſpäter eintritt. — Unter den in Anwendung gebrachten Einbeizungen wird der Kalk am häufig— ſten gebraucht; man rechnet auf 12 Scheffel Saatkorn 1 Scheffel friſch zu Pulver gelöſchten Kalk. Man feuchtet das Getreide vorher blos mit Waffer an, und verſetzt dieſes wohl mit Urin oder Miſtjauche; als— dann ſtreut man den Kalk über und arbeitet ihn or— dentlich durch, läßt die Miſchung ruhig 8 bis 12 Stunden im Haufen liegen, breitet ſie darauf wieder dünn aus und bringt ſie erſt ganz trocken in Säcke. Sehr wirkſam iſt, dem Kalke eine gleiche Menge oder die Hälfte einer kräftigen kalihaltenden Aſche zuzu— ſetzen, und dieſer, damit die Körner möglichſt mit ei— ner Kruſte überzogen werden, eine der Menge ange— meſſene Quantität Salz hinzufügen. — Man hat zwar auch in den Arſenik ein gutes Schutzmittel gegen den Brand gefunden; indeſſen bleibt doch die Anwendung deſſelben mit zu vielen Gefahren ver— knüpft. — Auch der Eiſenvitriol fol in der Mi- ſchung mit andern Ingredienzen ein ſehr ſicheres und wirkſames Mittel gegen den Brand abgeben. Auf 5¼ Berl. Scheffel Weizen nimmt man 1 Pfd. Alaun, 1 Pfd. Eiſenvitriol, / Pfd. Salpeter, / Pfd. Grün⸗ ſpan. Alles wird zerſtoßen, mit zureichendem Waſſer über dem Feuer aufgelöſt, und wenn es erkaltet, mit ſo viel Waſſer gemiſcht, als nöthig iſt, den Weizen— haufen ganz zu durchfeuchten. Man ſticht ihn ein paarmal um und ſäet nach 24 Stunden. — Eben ſo rühmt man eine Auflöſung von Hühnermiſt mit Die Pflege der Sant. etwas Kienruß in Waſſer, die ganz flüſſig fein muß, bevor man das Saatkorn hineinthut. Man läßt daſ— ſelbe 12 Stunden darin liegen, ſchöpft alle oben ſchwimmenden Körner ab, nimmt das Saatkorn als— dann heraus, breitet es dünn auf, und ſäet, bevor es noch ganz abgetrocknet iſt. 2) Der Honigthau iſt eine zuckerhaltige, kle— brige, übelriechende Flüffigfeit, welche ſich in kleinen Tropfchen aus der obern Außenhaut der Blätter ab— ſondert, ſich darauf lagert und die Poren der Blätter verſtopft. Der Staub haftet daran feſt, und die da— mit befallenen Pflanzen erhalten ein kränkliches An— ſehen, wenn nicht durch Regen oder Abwaſchen mit nicht kaltem Waſſer der Schmuz zeitig entfernt wird. Es finden ſich viele Ameiſen und Blattläuſe bei dem Honigthaue ein, die von der ſüßen Subſtanz ange— lockt werden. Man bemerkt den Honigthau vorzüg— lich, wenn heiße Tage mit kalten Nächten abwechſeln, in den Monaten Juni und Juli. Oft leidet eine Pflanzenart allgemein vom Honigthau, während die andere daneben ſtehende Pflanzenart, die zu einer ver— ſchiedenen Zeit geſäet worden iſt, nicht davon befallen wird. Mittel gegen den Honigthau ſind nicht bekannt. Um jedoch die Getreidefelder einigermaßen dagegen zu ſchützen, gelten als Hauptregeln: Vertiefung der Ackerkrume, zweckmäßige Vertheilung des Düngers, überhaupt ein richtiges Verhältniß zwiſchen dem Erd⸗ und Dungvermögen der Felder. 3) Der Mehlthau bezeichnet im gemeinen Le— ben verſchiedene Krankheiten an Bäumen und Pflan— zen, welche mehr oder weniger in einem ſtaubartigen Weſen beſtehen, das ſich auf den Blättern zeigt, und dieſelben zum Zuſammenſchrumpfen und Abfallen bringt. Häufig wird Honigthau, Roſt und Brand des Getreides, ſelbſt Blattläuſe mit darunter begrif— fen. Unter dem eigentlichen Mehlthaue verſteht man einen weißen, ſchimmelartigen Schwamm, der ſich meiſtens an jungen Zweigen und Blättern einfindet, und ſie gleich einem mehligen Staube überzieht. Er findet ſich vorzüglich auf den Hülſenfrüchten, den Kleearten, Gurken, Kürbiſſen, Melonen. Die Ge— legenheitsurſache dieſer Krankheit iſt eine mit Feuch— tigkeit überſchwängerte Atmosphäre, Wärme, dicht— gedrängte Stellung und ſchneller Übergang von Wärme zur Kälte. Er entſteht gewöhnlich, wenn nach vorhergegangener Näſſe anhaltende Dürre, von kal— ten Nächten begleitet, eintritt, und entwickelt ſich plötz— lich nach einem feinen Regen, der die aufgetriebene Oberhaut zerſprengt? Der Mehlthau ſoll ſich vor— nehmlich dann am häufigſten auf den Pflanzen ein— finden, wenn der Boden überreich an den Pilzen zur Nahrung dienenden Stoffen iſt, wozu beſonders Schwefel, Phosphor, Stickſtoff und Chlor gehören. Daß der Genuß der vom Mehlthau befallenen Pflan— zen höchſt ſchädlich ſei und mehrerlei Krankheiten, als Kolik, Lungenſeuche, Nierenentzündung und ſogar auch den Milzbrand erzeugen könne, iſt wohl keinem Zweifel unterworfen. Auch den Menſchen iſt der Ge— nuß der mit Mehlthau befallenen Gewächſe ſchädlich. Als Verwahrungsmittel gegen den Mehlthau find frühe Saaten zu empfehlen. Ferner empfiehlt ſich als zweck— mäßiges Vorbeugungsmittel, die Pflanzen bei der Hitze 143 zu beſchatten und feucht zu halten. Auch ſoll Düngung mit Kochſalz den Mehlthau verhüten. Nach Andern ſoll das einzige Mittel gegen den Mehlthau darin beſtehen, daß man die Samen 12 Stunden lang vor dem Aus— ſäen in Kalkwaſſer weicht und dann an der Luft trocknet. 4) Der Roſt äußert ſich dadurch, daß ſich an den grünen Stengeln und Blättern der Pflanzen zu— erſt gelbe Flecken zeigen, die immer brauner werden, zuletzt an der Oberfläche zerplatzen, und einen brau— nen Staub ausſchütten. Es erfolgt hierauf ein Ab— zehren der Pflanzen und ſie ſetzen weniger Körner als gewöhnlich an, ſterben auch wohl ganz ab. Er iſt ein gefährliches Übel des Weizens, Roggens, Ha: fers und der Hülſenfrüchte. Als allgemeine Urſache ſieht man die Feuchtigkeit an, daher der Roſt gern in den Niederungen oder Thälern, wo viel Nebel auf— ſteigen, vorkommt. Vorzugsweiſe leiden diejenigen Felder vom Roſte, welche in friſchem Dünger ſtehen und ein üppiges Wachsthum haben. Ungedüngte Stücke in zweiter, dritter Tracht bleiben ſtets davon verſchont. Zeigt ſich dieſe Krankheit auch in trocknen Jahren, namentlich an ſpätern Saaten, ſo liegt die Urſache hiervon meiſtens im ſeichten Pflügen. Beſtellt man daher ſeine Felder gut, beſonders durch tieferes Pflügen und zur rechten Zeit, wird nicht unmittelbar dazu gedüngt, entfernt man die Getreideart von feuch— ten Stellen, ſo wird der Roſt ſeltener erſcheinen. Eine von Roſt befallene Saat räth man abzumähen, weil ſich derſelbe immer weiter verbreitet und die ganze Ernte vernichtet. Zu andern nachtheiligen Erſcheinun— gen gehört noch das Lagern des Getreides.“ Das Lagern, beſonders der Halmfrüchte, iſt ſtets nachtheilig, indem dadurch das Stroh ſchlechter wird und die Samen ſich nicht vollſtändig ausbilden, ihre Ausbildung auch wohl gar gehindert wird. Erfolgt das Lagern ſchon vor der Blüthe, ſo iſt es ganz be— ſonders nachtheilig, und eine Ernte von ſolchem Ge— treide gleicht einer Mißernte. Am wenigſten ſchadet das Lagern kurz vor der Ernte, und erſchwert dann meiſtens nur das Erntegeſchäft. Die Urſachen des Lagerns ſind theils im Boden, theils in der Witte— rung, theils in der Zurichtung des Bodens zu ſuchen. Zu ſtarke Düngung, zumal bei ſeichter Ackerkrume, erzeugt das meiſte Lager, wenn nicht die Saaten durch zu trockne Witterung leiden. Es kann aber auch in einem minderkräftigen Boden Lager entſtehen, wenn nämlich heftige Winde und Schlagregen das Getreide niederwerfen. Wenn eine zu ſtarke Düngung die Urſache des Lagerns iſt, ſo muß man bei der Fruchtfolge darauf Rückſicht nehmen, und ſolche Früchte, welche durch das Lagern nicht leiden, wie Kartoffeln, Rüben, Kohl, Olſaaten, Tabak u. ſ. w. in die Geile des friſchen Miſtes, diejenigen aber, welche dem Lagern unterworfen ſind, vornehmlich Roggen und Weizen, nach jenen bringen. Auch wird man unter ſolchen Umſtänden durch ein Vertiefen der Ackerkrume dem Lagern weſentlich vorbeugen können. Endlich muß auch die Stärke der Ausſaat der Trag— barkeit des Bodens angemeſſen ſein, und darf dieſe durchaus nicht zu ſtark gemacht werden, weil ſonſt die Halme zu ſchwach und weichlich werden und dann 144 Die Ernte. um fo eher lagern. Übrigens wird es in dem Falle, wo zu ſtarke Düngung Urſache des Lagerkorns iſt, gerathen ſein, ſich mehr auf den Handelsgewächsbau zu legen. Findet der Umſtand öfters ftatt, daß durch einen zu üppigen Trieb im Frühjahre die Pflanzen ſchwächlich werden, fo muß man im Herbſte ſpäter, im Frühjahre zeitiger ſäen. Liegt die Urſache im Bo— den, ſo daß die Fruͤchte nach erfolgtem Körneranſatze zum Lagern gelangen, ſo muß man die Samen der Früchte möglichſt tief unterbringen, damit ſie einen feſtern Standpunkt bekommen; auch iſt bei einem ſolchen lockern Boden die Walze zu gebrauchen und überhaupt zu viele Bearbeitung zu vermeiden. Ge— ſtattet aber ein Boden mit ſeichter Ackerkrume eine tiefe Bearbeitung und Unterbringung der Samen nicht, ſo muß man mit ſolchen Mitteln düngen, welche dem Strohe größere Steifheit geben, als mit Ruß, Kalk, Mergel u. ſ. w. Ein Mittel, das Lagern der Ge— treidefrüchte zu verhüten, iſt das Schröpfen der— ſelben oder das zeitige Ab hüten durch Schafe, wenn ſie zu üppig wachſen, doch hilft es nicht immer, und wird, wenn die Witterung nicht günſtig iſt, manch— mal ſogar nachtheilig, ſowie überhaupt ſpätes Ab- mähen gemeiniglich eben ſo ſchlechtes Korn als die Lagerfrucht liefert. Das Schröpfen wird in der Regel mit der Sichel, oder, wer geſchickt genug iſt, mit der Senſe vorgenommen, indem man, ohne das Herz der Pflanzen zu berühren, die Blätter damit abkürzt. Das Schröpfen muß bei gutem und gelindem Wetter, nicht bei Nord- oder Oſtwind geſchehen, weil ſonſt die Saat gelb wird. Übrigens werden die Koſten des Schröpfens zum Theil durch das dadurch gewonnene Futter, namentlich beim Weizen, erſetzt. — Das Ab— ſtreifen der vom Thau befallenen Pflanzeu mittelſt einer Schnur, mit welcher 2 Perſonen an den Furchen hinabgehen, ſoll ebenfalls das Lagern verhüten. Die Ernte. Die Ernte iſt im weitern Sinne die Einbringung aller angebauten Gewächſe in dem Zuſtande, wie ſie gebraucht werden, ſei dies nun im völlig reifem oder noch nicht ausgebildetem. Daher iſt die Ernte ein ſehr verſchiedenartiges Geſchäft, und nur wenig Ge— wächſe kommen in Beziehung auf das Verfahren bei derſelben mit einander überein, weßhalb das auf die Ernte Bezügliche bei den Gewächſen beſonders an— gegeben werden ſoll; am meiſten ſtimmt noch die Ernte der Getreidearten überein, und man verſteht daher im engern Sinne des Worts darunter nur die Ernte derſelben. Die Ernte iſt eine ſehr wichtige Zeit für den Landmann, und es kommt bei derſelben haupt— ſächlich darauf an, daß man dieſelbe in möglich kür— zeſter Zeit vollende, daß die Früchte gehörig reif ſind, und daß ſie ohne bedeutenden Körnerverluſt und recht trocken eingebracht werden. Der Landwirth trifft zur Ernte beſondere Vorbe— reitungen, und läßt während der Zeit alle andern Arbeiten hintenan geſetzt ſein. Deßhalb müſſen bis zur Ernte alle andern wichtigen landwirthſchaftlichen Arbeiten beſeitigt werden, damit die Erntearbeit ohne Unterbrechung fortſchreiten kann. Da während der Ernte ſowohl Menſchen als Zugvieh oft ſehr ange— ſtrengt werden, ſo muß man erſteren eine kräftige und reichliche Koſt verabreichen, letzteres muß man ſich einige Zeit vorher erholen laſſen und es mit gu— tem Futter reichlich nähren. Diejenigen Wege, welche man während der Ernte zu befahren hat, müſſen vor— her in Stand geſetzt und die etwa daran gepflanzten Bäume gehörig ausgeäſtet werden, wenn zumal ein ſolcher Ernteweg nicht ſehr breit iſt. Die zur Ernte nöthigen Werkzeuge und Geräthſchaften ſind in guten Stand zu ſetzen, auch ſoll man ſie in erforderlicher Zahl in Reſerve haben, um, wenn das eine oder das andere entzwei geht, bei günſtiger Witterung an der Ernte keinen Aufſchub zu erleiden. Außerdem müſſen zum Binden des Getreides Garbenbänder aus Rog— genſtroh in genügender Menge vorhanden ſein. Eben— ſo müſſen Wagen und Geſchirr in den erforderlichen Zuſtand geſetzt werden, ſowie auch die einzelnen Theile derſelben zweckmäßig im Vorrath gehalten werden. Die Aufbewahrungsorte der Feldfrüchte, beſonders die Scheunen, müſſen vor der Ernte gereinigt und gelüftet werden; beſondere Aufmerkſamkeit iſt aber auf das Reinigen der Banſen in den Scheunen zu verwenden. Hat ſich in denſelben von dem verweſten Stroh viel Moder aufgeſammelt, ſo müſſen ſie von Zeit zu Zeit ausgegraben werden. Wenn aber hier— durch die Banſen zu viel Tiefe erhalten, ſo muß man ſie mit trocknem Sande oder andern trocknen Erd— boden wieder auffüllen. Der Grund des Banſen ſoll wenigſtens ½ Elle höher ſein, als die Oberfläche desjenigen Platzes iſt, auf welchem die Scheune ſteht. Sehr zweckmäßig werden unmittelbar über dem Grunde des Banſen an den gegenüberſtehenden Scheunwänden ſchmale Zuglöcher gegen Dumpfig— werden des Getreides und gegen die Mäuſe ange— bracht, welche auf der inwendigen Seite mit einem engen Drahtgitter, auf der auswendigen mit einer Klappe zum Verſchließen verſehen ſind. Auf den Bo— den des Banſen bringt man eine Unterlage von ab— gewelkten und trocknen Aſten von Erlen, Fichten oder Tannen, über welche Stroh geſtreut wird. Man muß dieſe Aſte dicht aneinander und ſo legen, daß ſie der Länge nach von einem der erwähnten Luftzüge zum andern kommen, und recht dicht an den Wänden an— liegen. Wachholderſtöcke empfehlen ſich ganz beſonders für dieſen Zweck. Bei gehörigem Strohvorrathe iſt es räthlich, ganze Gebunde zur unterſten Lage zu nehmen, in welchen ſich die ausgefallenen Körner auffangen. a Wo die Erntearbeiten nicht durch Fröhner ver— richtet werden, iſt die Rückſicht auf die Erntearbeiter um ſo wichtiger. Man hat ſich daher zuvörderſt einen Überſchlag zu machen, wie viel Arbeiter man täglich braucht, um die Getreideernte in einem ſolchen Zeit— raume zu vollenden, daß die Feldfrüchte nicht über— ſtändig werden. Um aber die Anzahl der nöthigen Arbeiter zur Beſtreitung der Ernte in einem beſtimm— ten Zeitraume zu ermitteln, muß man den Anſchlag nach den Leiſtungen einzelner Perſonen machen, wo— bei gewiſſe Annahmen zur Grundlage dienen können. Näheres darüber bei Arbeit. Beſſer iſt es jedoch immer, hierbei einen oder ein Paar Arbeiter mehr * Das Abbringen mit der Senſe oder Sichel. zu veranſchlagen. Ob man übrigens mit mehr Vor— theil die Erntearbeiten durch Tagelöhner oder im Verdung im Ganzen oder nur theilweiſe nach dem Flächeninhalte oder auf andere Weiſe verrichten läßt, darüber entſcheiden meiſtens die Orts- oder Wirth— ſchaftsverhältniſſe. Was den Zeitpunkt der Ernte anlangt, ſo iſt er dann vorhanden, wenn das Stroh oder wenigſtens der größte Theil der Halme die Verrichtung der Le— bensthätigfeit eingeſtellt hat, gelb und ſaftlos iſt, und die Samen eine ſolche Härte erlangt haben, daß ſie beim Biegen über den Nagel brechen. Sobald ſich der Roggen in einem ſolchen Zuſtande befindet, kann die Ernte beginnen, und unter gewiſſen Umſtänden noch früher. Tritt bei trockner Witterung Nothreife ein, ſo muß man mit dem Anfange der Ernte eilen, ſobald die Halme anfangen abzuſterben. Daſſelbe gilt auch von andern Getreidearten. Bei günſtiger Witterung kann man überhaupt einige Tage früher vor der eigentlichen Reife die Ernte beginnen, da nicht nur Weizen, ſondern auch Roggen und Gerſte in der ſogenannten Gelbreife geerntet, zum Verkauf und eigenem Verbrauche ein ſchöneres Korn liefern, ſowie auch das Stroh einen größern Futterwerth er— hält. In manchen Jahren reifen die Feldfrüchte ſehr ungleich, und man hat dann beim Beginnen der Ernte darauf Rückſicht zu nehmen, welcher Theil, der reife, oder deſſen Reife erwartet wird, der überwie— gende iſt. Sind beide Theile gleich, ſo beginnt man ſofort mit der Ernte. Daher beginnt man auch mit ſolchen Früchten, die in der Regel ungleich reifen und gern ausfallen, wie z. B. Hülſenfrüchte, Raps, Rübſen u. ſ. w., mit der Ernte lieber etwas zu früh als zu ſpät, ſowie man überdies noch hierzu gern die Morgenſtunden benutzt. Das zu Samen beſtimmte Getreide muß man aber unter allen Umſtänden ſeine vollkommene Reife erlangen laſſen. Was die Erntemethoden betrifft, ſo giebt es deren verſchiedene und jede Gegend hat hierin etwas Eigen— thümliches, das ſich bald als vortheilhafter, bald als nachtheiliger darſtellt. Will man hierin etwas Neues einführen, ſo muß dieſes nur mit Vorſicht geſchehen und es iſt wünſchenswerth, wenigſtens einen darin geübten Arbeiter zu haben. Das Abbringen er— folgt entweder mit der Senſe oder mit der Sichel. Mit erſterer wird auf zweierlei Weiſe gehauen. Mit der ſogenannten Geſtell-, Rüſt- und Rüffelſenſe wird auf der rechten Seite des Getreides angehauen und das Getreide auf den abgehauenen leeren Platz in Schwaden, Zeilen oder Maiden gelegt. Dieſe Art des Hauens wird gewöhnlich bei der Sommerung und bei nicht lang ausgewachſener und dünn ftehen- der Winterung in Anwendung gebracht, und es iſt hierbei hauptſächlich darauf zu ſehen, daß die Halme in den Schwaden möglichſt gleichmäßig zu liegen kommen. Mit der Senſe ohne Geſtell, in manchen Gegenden aber auch mit dieſem, wird auf der linken Seite angehauen, das abgehauene Getreide an das noch ſtehende angelehnt, und von einer nachfolgenden Perſon zuſammengerafft und auf kleine Haufen, Ge— lege oder Fröſche genannt, gleich und dünn ausein— ander gezogen oder auch in Garben hingelegt. Ge: Kirchhof, Landwirth. 145 wöhnlich folgt jedem Hauer ein Abraffer, doch findet man hinter 3 Hauern auch deren nur 2. Das Ab— raffen iſt eine Weiberarbeit, und wird mit Hülfe einer ſtumpfen Sichel oder eines ähnlichen hölzernen In— ſtruments erleichtert. Dieſe Art des Hauens wird bei der Winterung, wenn ſie lang und dicht ſteht, bisweilen auch bei ſolcher Sommerung angewendet. Beim Hauen mit der Rüſtſenſe in Schwaden erfolgt eine größere Erſchütterung der Halme, mithin bei ſehr reifem Getreide ein größerer Körnerausfall; doch braucht man hierzu, da der Abraffer erſpart wird, weniger Leute. Nachſtehende Zeichnung ſtellt eine Rüſtſenſe mit hölzernem Geſtell dar, wie ſie in Deutſchland ziemlich allgemein im Gebrauche iſt. PETE Zum Mähen der Hülſenfrüchte bedient man ſich einer gewöhnlichen Grasſenſe mit einem gewöhnlich geſchwungenem Baume. Eine in jeder Hinſicht unſe— rer gewöhnlichen Kornſenſe vorzuziehende iſt die Hennegau'ſche oder Brabant'ſche Senſe, welche in den Niederlanden, in Niederſachſen und am Rheine gebräuchlich iſt. B Beifig.Liftabeld der Griff oder Baum, ef das Blatt; erſterer iſt von Holz und endigt mit dem Wulſte a db. s iſt der Theil, wel: cher von der rechten Hand ergriffen wird. 8 Bei d iſt eine Schleife befeſtigt, durch welche der Zeigefinger geſteckt wird. das Blatt der Senſe kann auf die gewöhnliche Weiſe an den Griff befeſtigt werden; die Länge von b c be: trägt 4¾ Zoll, die von c e etwa 16 bis 23 Zoll. Es kommt auf die Größe des Arbeiters an, wie lang dieſer Theil des Griffs ſein muß. Die Dicke des Griffs iſt durchaus 1Y, Z. Die Breite des Senſen— blattes im Mittelpunkte beträgt ungefähr 4% Zoll, wird aber gegen die Spitze zu ſchmäler, ſo daß es in einer Entfernung von 3½ Zoll nur 2 Zoll breit iſt. Die ganze Länge vone bis / beträgt an verſchiedenen Stücken 21 bis 25 Zoll. ee zeigt einen leich— 1 146 ten hölzernen Stab von 4 Fuß 10 Zoll Länge, an welchem der eiſerne Haken 17 befeſtigt iſt. Die Länge von A bis? beträgt 5 3. und von bis / 10 bis 11 Zoll. Das Werkzeug wird in der linken Hand geführt, den eiſernen Haken vorwärts gerichtet, und in gehöriger Höhe über 7 feft gehalten. Hier kommt es nun darauf an, daß der Hauer dieſe Senſe zweck— mäßig gebrauche, welches durch Übung ſehr bald er— lernt wird. Die belgiſche Senſe iſt ſehr bequem, man muß aber in ihrem Gebrauche erſt gehörig geübt ſein. Der Stiel a ift gekrümmt und 5% Fuß lang. Am Ende deſſelben bei “befindet ſich ein gekrümm— ter Griff, den der Arbeiter unter ſeinen rechten Arm nimmt. Ungefähr in der Mitte des Stiels iſt ein Pflock und ein Riemen angebracht. Durch dieſen Riemen ſteckt der Arbeiter ſeine Hand und faßt mit dieſer den Pflock. Die Klinge hat eine Länge von 32 Zoll und oben eine Breite von 4 Zoll. Die gewöhnliche Senſe hat vor andern den Vorzug der Leichtigkeit. arm Die Klinge ift gemeiniglich 30 Z. und der Stiel 4% F. lang. Letzterer hat an ſeinem Ende einen Quergriff, den der Arbeiter mit der linken Hand faßt, während er mit der rechten die in der Mitte des Stiels befindliche Handhabe a ergreift und daran die Senſe führt. Die Ernte. Mit der Sichel wird das Getreide geſchnitten, und man hat deren größere oder kleinere. In der Regel wird das Schneiden nur beim Wintergetreide und einigen andern Feldfrüchten, ſelten bei der Som— merung angewendet. N Die gewöhnliche Sichel iſt, je nachdem ſie von Männern oder Weibern oder Kindern geführt werden ſoll, von verſchiedener Größe. Die Klinge hat in gerader Linie von dem Stiele “bis zur Spitze ce gemeſſen, eine Länge von 14 bis 15 Zoll; zuweilen iſt ſie auch wohl noch etwas länger. Ihre größte Breite beträgt 2 Z. Der Stiel mißt in der Länge 5 bis 6 Zoll. Die Schrappſichel wird zum Schröpfen des Getreides benutzt. Ihre Klinge hat 1 F. oder auch wohl mehr oder weniger in der Länge in gerader Linie von dem Stiele “ bis zur Spitze a gemeſſen. Die Breite beträgt in der Mitte der Klinge 2 Zoll. Ein Drittel der Schneide von der Spitze an iſt mit feinen Zähnen verſehen. Die deutſche Sichel hat mit voriger einerlei Größe und unterſcheidet ſich von ſelbiger nur dadurch, daß ihre Spitze weniger lang geſtreckt iſt und ihre Schneide keine Zähne hat. Man benutzt ſie ſowohl zum Abſchneiden des reifen Getreides, als auch zum Mähen des Graſes. Ob das Hauen oder Schneiden der Winterung vortheilhafter ſei, darüber hat man lange geſtritten; in vielen Gegenden hat man ſich durchaus für das Hauen mit der Senſe entſchieden; in andern iſt man dagegen bei der Sichel geblieben. Im Allgemeinen verdient dasjenige Ernteinſtrument den Vorzug, wel— Das Aufbinden des abgebrachten Getreides. ches bei gleicher Vollkommenheit der verrichteten Ar— beit die wenigſte Zeit und Kraft erheiſcht. Durch die Sichel werden folgende Vortheile erreicht: die damit abgenommene Frucht kommt ordentlicher in die Gar— ben; es bleiben daher beim Binden weniger Halme liegen, ſowie auch das Getreide leichter auszudreſchen iſt. Es geht weniger, beſonders überreife Frucht ver— loren, und ſtark gelagertes Getreide läßt ſich ohne großen Koͤrnerverluſt mit der Senſe nicht mähen. Ferner kann man auch Frauen und etwas erwachſene Kinder mit dem Schneiden mit der Sichel beſchäfti— gen. Dagegen gewährt die Senſe folgende Vortheile: ein Mäher fertigt täglich mit der Senſe ſoviel als 3 bis 4 Schnitter mit der Sichel, wobei die Arbeit ungefähr um die Hälfte wohlfeiler zu ſtehen kommt; ferner erntet man mehr Stroh, weil es auf der Senſe näher auf dem Boden abgenommen wird. Die Sichel durfte wohl unter folgenden Verhält— niſſen ihre Anwendung finden: 1) bei hohen Frucht— preiſen, beſonders wenn ein hinxeichendes Arbeits— perſonal vorhanden iſt; 2) bei überreifen und leicht ausfallenden Früchten; 3) in Gegenden, wo die Arbeiter mit dem Mähen nicht umzugehen wiſſen; 4) bei Lagerkorn und ſehr dichtſtehendem, verworre— nem, mit Vogelwicken ſehr durchwachſenem Getreide; 5) auf ſehr ſteinigem Boden und auf hochrückigen Beeten überhaupt. Dagegen wird die Senſe mit mehr Vortheil benutzt werden dürfen: 1) wenn die Fruchtpreiſe ſehr niedrig und die Tagelöhne verhält— nißmäßig hochſtehen; 2) in größern Wirthſchaften, wo man zur Erntezeit die erforderliche Zahl Schnitter nicht zuſammenbringt; 3) wenn man Mäher an— ſtellen kann, die recht gut damit umzugehen wiſſen. Beim Abbringen des Getreides iſt eine richtige Anſtellung der Arbeiter wohl zu berückſichtigen. Man muß ſie vornehmlich auf gehörige Breiten, ſo daß ſie eine lange Strecke in einem Zuge hauen können, an— ſtellen, wenn nicht anders die Richtung und Neigung der Halme des reifen Getreides ein Anderes gebieten; man darf nicht zu viel Arbeiter in einem Haufen laſ— fen, höchſtens 8 Mäher und 8 Raffer, fo wie man, wenn das Getreide gelagert iſt, von der Seite zu hauen oder zu ſchneiden anfangen muß, wo es am leichteſten geht. Bei der Arbeit ſelbſt muß man dar— auf ſehen, daß ein gehörig breiter Strich mit der Senſe gehauen wird, die Stoppeln nicht zu hoch ſte— hen bleiben, und daß man einen rüſtigen und geübten Vormäher bekommt. Das Aufbinden des abgebrachten Getreides in Garben findet auf verſchiedene Weiſe ſtatt. In einigen Gegenden wird das Getreide gleich hinter der Senſe oder Sichel gebunden; in manchen geſchieht dies blos bei der Winterung. Wird das Getreide ſogleich nach dem Abbringen aufgebunden, ſo erleidet man einen geringern Koͤrnerverluſt; indeß iſt dieſes Verfahren nur dann zu empfehlen, wenn das Ge— treide von Gras rein und nicht ſehr doppelwüchſig iſt. Wird grasreiches Getreide mit viel unreifen Hal— men unmittelbar nach dem Abbringen gebunden, ſo entſteht eine Erhitzung im Innern und das Getreide nimmt durch dieſes Brennen eine bräunliche Farbe an, weßhalb es im Preiſe verliert. Das gleich nach 147 dem Abbringen aufgebundene Getreide darf nicht ſo— gleich eingefahren werden, ſondern es muß zum völ— ligen Ausſchwitzen einige Tage in den Haufen ſtehen. Nimmt man erſt nach völligem Abbringen des Ge— treides einer Gattung das Einfahren vor, ſo erſpart man allerdings bei günſtiger Witterung hierbei an Zeit und Arbeit; übrigens ſchadet es dem Getreide nicht, wenn ſolches in den Haufen auf dem Felde etwas beregnet wird, wenn man ſolches nur erſt wie— der völlig getrocknet einfährt; es hält ſich ſolches viel— mehr in der Scheune um ſo beſſer, nimmt weniger Raum ein und läßt ſich um ſo leichter und reiner dreſchen. Wird aber bei dieſem Verfahren durch an— haltende ſchlechte Witterung das Einfahren des Ge— treides lange verzögert, ſo kann ſolches leicht auf dem Felde verderben. Es wird daher im Allgemeinen zu rathen ſein, bei ſonſt günſtiger Witterung nicht zu viel zu wagen, und mit dem Einfahren wenigſtens dann ſogleich den Anfang zu machen, wenn ſämmt— liches Getreide einer Gattung abgebracht iſt; bei un— günſtigen Witterungsumſtänden hingegen wird man wohlthun, das Getreide lieber gehörig reif werden zu laſſen und ſodann nöthigen Falls unmittelbar hinter der Senſe oder Sichel, wenn es fonft nur trocken iſt, einzufahren. Beim Binden unmittelbar hinter dem Abbringen ſind kleine Bunde zu machen und dieſelben nicht zu feſt zu binden. Der Gebrauch, das Getreide erſt dann aufzubinden, wenn es in Schwaden oder Gelegen gehörig abgetrocknet iſt, ver— dient im Allgemeinen den Vorzug, und iſt vornehm— lich bei ſehr doppelwüchſigen und viel Gras enthal— tendem Getreide zu empfehlen, indem man bei dieſem Verfahren ein beſſeres Viehfutter gewinnt, auch das Getreide nachher ſich reiner und leichter dreſchen läßt; auch kann das ſodann trocken aufgebundene Getreide ſogleich eingefahren werden; auch kann man hiervon ſogleich das Winterſamengetreide dreſchen. Das gleich nach dem Abbringen aufgebundene und in den Hau— fen getrocknete Getreide fängt dagegen nach dem Ein— bringen in die Scheune immer erſt wieder an zu ſchwitzen, weßhalb es ſich nicht ſo leicht und rein dreſchen läßt, und überdies noch weiche Körner lie— fert. Mit dem Abbringen und Aufbinden muß man möglichſt gleichen Schritt halten und ſich hierin nach der Witterung richten. Getreide mit vielem Graſe wird zweckmäßig gewendet, was bei den Gelegen mit der Hand, bei den Schwaden mit dem Harken aus— geführt wird. Je weniger die Feldfrüchte verunkrautet ſind, deſto früher können ſie aufgebunden werden. Sommergetreide muß längere Zeit austrocknen, als Wintergetreide. Gerſte darf nicht viel beregnet wer— den; der Hafer leidet weniger, dagegen Hülſenfrüchte bald vom Regen Schaden. Weizen und Dinkel, Em— mer und Einkorn werden gern unberegnet einge— bracht. In einigen Gegenden pflegt man das ſämmtliche Getreide, wenn es nicht zu kurz iſt, oder nur die Win— terung oder auch nur den Winterroggen in Bänder, aus den Getreidehalmen ſelbſt gemacht, zu binden, indem hierbei, wenn das Getreide gehauen und ab— gerafft wird, die Abrafferin auch zugleich das Knüpfen der Seile beſorgen und die Seile unter diejenigen * 148 * Gelege legen muß, auf welche die andern, um ein gehöriges Bund zu bekommen, gelegt werden, wenn nicht anders das ganze Bund auf einmal abgerafft wird. Da aber bei dieſem Binden ein nicht unbedeu— tender Körnerverluſt erfolgt, ſo iſt ſolches nur dann zu rechtfertigen, wenn ein großer Mangel an Stroh oder andern zum Fertigen der Seile tauglichen Gegen— ſtänden vorhanden iſt. Auch müſſen, wenn in die Getreideſeile gebunden wird, kleine Garben gemacht werden, weßhalb man der Seile um ſo mehr bedarf, ſowie dann auch beim Auf- und Abladen des Ge— treides die Arbeit beträchtlich vermehrt wird. Die Strohbänder werden vor dem Gebrauch in's Waſſer getaucht, um ſie durch das Aufquellen in den Knoten feſter zu machen. Das in Schwaden liegende Ge— treide muß man, ſobald es gehörig trocken iſt, ſofort aufbinden und ſogleich einfahren, beſonders wenn üble Witterung zu befürchten ſteht. Bei günſtiger Witterung fängt man ſchon Vormittags, ſobald der Thau abgetrocknet iſt, mit dem Binden an. Man ſtellt gern zum Binden nicht mehr Leute an, als das vorhandene Zugvieh noch an demſelben Tage einzu— fahren vermag. Nur wenn ganz beſtimmt gutes Wetter vorauszuſehen iſt, bindet man ſo viel, als man vermag, und fängt den andern Tag mit dem Einfahren um ſo früher an. Die Gebunde werden von ſehr verſchiedener Größe gemacht. Wird das Getreide gleich nach dem Abbringen aufgebunden, ſo find kleine Gebunde zu empfehlen; doch hüte man fich dieſelben gar zu klein zu machen, weil dadurch die Arbeiten nur unnöthiger Weiſe ſehr vermehrt werden. Zu große Gebunde haben dagegen auch wieder manche andere Unbequemlichkeiten; am beſten ſind daher die mittlern Bunde. Das Zuſammentragen des Getreides in Haufen (Mandeln, Stiege, Puppen) erfolgt unmit— telbar hinter dem Binden. Man macht dieſe Haufen von verſchiedener Größe, je nachdem man das einge: erntete Getreide zu zählen gewohnt iſt; doch muß ein Haufen ſtets ſo viel Gebunde enthalten als der andere. Wenn das Getreide ſehr überſtändig war und leicht ausfällt, ſo unterläßt man auch das Zuſammentragen in Haufen und ladet gleich von den Zeilen weg, wo— bei man die Garben aber ebenfalls zählt. Wird das Getreide gleich nach dem Binden eingefahren, ſo macht man nur gewöhnliche Haufen, von denen das Getreide gut aufgeladen werden kann. Wird aber das Getreide gleich nach dem Abbringen aufgebun— den, oder ſteht zu vermuthen, daß es vor dem Weg— fahren des aufgebundenen Getreides noch regne, ſo ſetzt man die Haufen fo, daß die Ahren vor der Näſſe geſchützt ſind. Am gewöhnlichſten ſtellt man ſolche Regenmandeln ſo, daß eine beſtimmte Anzahl von Gebunden in Geſtalt eines Kreuzes mit den Ahren über einander gelegt werden, ſo daß immer eine Garbe die Ahren einer andern Garbe überdeckt. Oben auf den Haufen kommen eine oder mehrere beſondere Deckgarben ſo zu liegen, daß ſie mit den Ahren nach der Wetterſeite zu liegen. Doch erfüllen dieſe Regen— mandeln bei anhaltender Näſſe den Zwecknicht ganz. Die beſten Regenmandeln ſind folgendermaßen zu— ſammengeſetzt: Man ſtellt eine Garbe auf die Stur— Die Ernte. zelenden und lehnt an dieſe im Kreiſe herum, nach der Größe der Garben, eine größere oder geringere Anzahl von Garben ſo an, daß ſie mit den Ahren oben zuſammen und mit den Sturzelenden auswärts ſtehen. Über einen ſolchen Haufen deckt man eine wie einen Regenſchirm ausgeſpreizte Garbe verkehrt, ſo daß die Sturzelenden den Haufen bedecken, und ſie gleichſam ein Dach oder einen Hut bildet. Solche Haufen nennt man in einigen Gegenden Kaſten, in andern Puppen. Zur mehrern Befeſtigung der Deckgarbe auf dem Haufen zieht man von derſelben mehrere Halme an den Sturzelenden nach außen zu ſo weit heraus, als es der Widerſtand der Ahren ge— ftattet, und bindet die Halme der Deckgarbe und die der untern zuſammen. Das Nach harken des gehauenen Getreides ift unter keinen Umſtänden zu unterlaſſen, da auch bei dem ſorgfältigſten Sammeln und Binden doch immer noch eine Menge Halme zurückbleiben. Man bedient ſich zu dieſer Arbeit eines großen Harkens mit höl— zernen oder beſſer eiſernen Zinken (Nachharken, Nach— rechen, Hungerharke, faule Magd), welchen man vermittelſt eines Bandes oder Strickes, an dem eine Schleife befeſtigt iſt, die über die Schultern genom— men wird, über das Feld Strich für Strich zieht, und ſobald er voll iſt, aushebt; letzteres muß immer in gleicher Richtung erfolgen, damit das Nachgeharkte in gleiche Linie zu liegen kommt. Wo es die Breite des Feldes einigermaßen geſtattet, ziehe man den Harken quer über die Beete. Die zuſammengeharkten Zeilen bringt man mit den kleinen Harken in Haufen und ladet dieſe gewöhnlich mit der Gabel auf. Bei dem Einfahren des Getreides wählt man auf ebenen Wegen Wagen mit langen Ernteleitern, bei bergigen und ungleichen Feldern dagegen die mit kurzen Leitern, worin Stricke oder Ketten ein Bauch ausgeladen werden kann. Man mag mit einem Ge— ſpanne oder mit mehrern einfahren, ſo muß man einen Wechſelwagen haben, d. h. einen Wagen mehr in Bereitſchaft halten, als Gefpanne find. S. Arbeit. Vor dem Einfahren muß man eine Schicht Stroh auf die Tenne breiten, damit die ausgefallenen Körner nicht durch den Tritt der Pferde und den Druck der Wagenräder zerquetſcht werden. Für das Einbanſen des Getreides muß man bei dem Beginnen der Ernte den Raum in der Scheune überſchlagen, und jeder Fruchtart den erforderlichen Platz anweiſen. Für die Winterung wählt man ge— — mn N Das Einfahren und Einbanſen. wöhnlich die größten Räume. Muß man wegen be— ſchränktem Raume in der Scheune mehrere Früchte übereinander legen, ſo muß man diejenige Frucht, deren Körner einen größeren Werth haben, auf die— jenige bringen, deren Körner von geringerm Werthe ſind. Auch dürfen diejenigen Früchte, welche zur Saat beſtimmt find, und welche zu einer Zeit gefäet werden, nicht übereinander kommen. Den Platz über der Tenne beſtimmt man gewöhnlich für ſolche Früchte, die nicht gehörig trocken eingebracht worden ſind. Diejenigen Früchte, welche ſich nur bei Kälte oder großer Hitze gern ausdreſchen laſſen, wie Weizen und Hafer, muͤſſen ſo gebanſet werden, daß ſie zur belie— bigen Zeit gewahlt werden können. Beim Einbanſen ſelbſt werden die erſten Bunde ganz ſchräg mit den Ahren oben an die Tennewand angelehnt, die näch— ſten Gebunde ebenſo, und ſofort Reihe um Reihe, bis über den ganzen Banſen eine Schicht Gebunde ver— breitet iſt. Eine über den ganzen Banſen verbreitete Schicht von Bunden nennt man ein Alter. Das 2te Alter wird von der Scheunewand angefangen, welche der Tennewand gegenüberliegt, und die Ge— bunde werden ebenfalls etwas ſchräg gelegt; bei den folgenden Altern können die Gebunde in gleiche Lage kommen. Über der Tennewand müſſen nach der Tenne zu die Gebunde ſämmtlich mit den Sturzelenden kom— men und eine gleichmäßige Wand bilden. Zu den unterſten Alter wählt man das trockenſte Getreide. Bringt man in einen Banſen verſchiedene Getreide— arten, ſo theilt man denſelben der Länge nach, und die verſchiedenen Getreidearten dürfen ſich dann nur mit den Stoppelenden berühren. Von dieſer gemeinen Art des Einbanſens weicht folgende Methode ab. Man ſtellt in die Mitte des Banſens 6 bis 8 Gebunde um einen eingeſchlagenen Pfahl von 4 bis 5 F. Höhe über dem Boden ſo zu— ſammen, daß die Sturzelenden unten und die Ahren oben ſtehen. Um dieſe legt oder ſetztman nun immer in die Runde herum ſo lange Garben, bis man an die Wand gekommen iſt; doch müſſen immer die Ahren in der Mitte liegen, damit ſie auf den Halm der vorigen Gebunde kommen. Iſt man bis an die Grenze des Banſens rund herum gekommen, ſo hat man nun dafür zu ſorgen, daß beſonders die Ecken ganz voll gepackt werden, worauf man an den Wän— den mit der zweiten Lage wieder anfängt. Die erſte Reihe der Gebunde wird wieder rundherum mit den Sturzelenden auswärts gelegt. Auf das Band der Gebunde dieſer Reihe kommen die Sturzelenden der folgenden Reihe, und ſo geht es weiter fort bis in die Mitte. Iſt die 2te Lage bis in die Mitte gebanſet worden, jo wird die te Lage wieder von den Wänden des Banſens an bis zur Mitte hingelegt, und ſo immer fortgefahren. Wenn es auch nicht viel zu bedeuten hat, wenn das Getreide im Thaue eingefahren wird, ſo muß man doch mit dem im Thaue zuſammengeharkten oder gebundenen Getreide vorſichtig ſein, weil ſich daſſelbe immer ſtark erhitzt. Am nachtheiligſten iſt es, vom Nebel feucht gewordenes Getreide einzubanſen, da daſſelbe ſich ſehr leicht erhitzt, und auch das Stroh als Futter nachtheilig wird. 149 Da in ſehr fruchtbaren Jahren die Scheunen— räume oft nicht alle Feldfrüchte aufzunehmen vermö— gen, ſo muß man ſeine Zuflucht zu Feimen oder Diemen nehmen. Man wählt dazu gewöhnlich den Hafer, weil deſſen Körner am feſteſten am Halme fiten, Das Verfahren beim Setzen des Getreides in Feimen iſt verſchieden. Eine gewöhnliche Art iſt folgende: Es wird ein erhöhter, trockner und vor dem Winde geſchützter Platz ausgeſucht und auf dem— ſelben ein runder Kreis, der mittelſt einer ſtarken an einer im Mittelpunkte des Kreiſes ſich befindlichen Stange befeſtigten Schnur vorgezeichnet wird, von größerem oder geringerem Umfange, je nachdem die Feimen größer oder kleiner werden ſollen, abgeſteckt. Auf dieſem Kreiſe werden Reiſer ausgebreitet und auf dieſe ein paar Schichten Strohgebunde gelegt. Doch läßt man die Reiſer auch weg. Alsdann wird auf dieſe Schicht ſo gefeimt oder gebanſet, daß die Garben ſchichtweiſe in die Runde herum, mit den Sturzelenden auswärts und mit dieſen etwas ſchräg abwärts, gleichmäßig neben einander gelegt werden. Bei jeder neuen Schicht wird der Kreis etwas er— weitert, ſo daß der Feimen oben einen größern Um— fang hat als unten. Man macht ſie höher oder nie— driger, ſetzt die Spitze auf und giebt dem Ganzen ein Strohdach. Man legt 50 bis 100 Schock Getreide in einen Feimen. Um die regelmäßige Rundung zu beobachten, binde man um den in der Mitte aufge— ſtellten Feimenbaum eine Leine, die ſich drehen und ſchieben läßt, und in mehrern Zwiſchenräumen mit Zeichen oder Knoten verſehen iſt, nach welchen der Banſemeiſter ſich richtet. Zu 50 Schock Winterge— treide wird gewöhnlich ein Platz von 20 Fuß im Durchmeſſer angenommen. Endlich wird noch um den Feimen herum ein Graben zum Abzug des Waſ— ſers gemacht. Man findet auch auf dieſe Art geſetzte viereckige Feimen, die aber ſelten gut geſetzt werden, und daher meiſtens den Zweck verfehlen. Die wohl— feilſte und zweckmäßigſte Bedachung der Feimen er— folgt auf folgende Weiſe. Man laſſe, ſobald die Lage von Garben gemacht iſt, dieſelbe ſogleich mit Stroh in der Art decken, daß ein Arbeiter mit Stroh un— mittelbar vor dem Banſer ſteht, welcher diejenige Garbe am Umfange des Feimens, welche mit einer andern neu hinzukommenden ſo eben belegt werden ſoll, in der Art mit Stroh bedeckt, daß ein Drittel des Strohes mit ſeinem Sturzelende auf die zu be— legende Garbe zu liegen kommt, während die übrigen zwei Drittel des Strohes mit dem Ahrenende über die bedeckte Garbe hinaus frei in die Luft ragen. Dieſe zwei Drittel des Deckſtrohes ſtehen zwar an— fangs in horizontaler Richtung von dem Feimen ab, man kann ſie aber entweder an denſelben anklopfen oder auch ſich ſelbſt überlaſſen, da ſie durch ihre eigene Schwere bald einknicken und ſodann herab— hängen. Man braucht bei dieſem Verfahren wenig Stroh, und wenn der Feimen fertig iſt, iſt auch die Bedeckung fertig. Beſſer jedoch macht man zu den Feimen eine er— habene, auf Säulen ſtehende Unterlage, in deren Mitte man eine Stange befeſtigt, welche über das Strohdach hervorragt und mit einer Strohkappe an 150 Die Ernte. der Spitze verſehen wird. Man bedient ſich beim Abladen beſonderer, anzuſchiebender Gerüſte, von welchen daſſelbe an verſchiedenen Stellen der Feimen erfolgt. | Am zweckmäßigſten ſind jedoch unſtreitig Feimen— gerüſte mit einem beweglichen Dache, welche mittelſt eines, an einer Winde befeſtigten Seiles oder eines Haspels auf- und abgelaſſen werden kann. Hierin läßt ſich auch Heu vorzüglich gut aufbewahren. Ein ſolches Gerüſte iſt in nachſtehender Zeichnung dar— geſtellt. gefeimten Gegenſtände bringt man eine Lufteſſe in dem Feimen an. Am bequemſten erreicht man dieſen Zweck, wenn man im Mittelpunkte des Feimen eine gerade Latte aufrichtet, an welcher ein altes Faß ohne Boden befindlich iſt. Um dieſes Faß herum werden die Garben oder das Heu angelegt, und es wird daſſelbe, ſowie man mit dem Einbanſen höher kommt, immer mit emporgehoben, bis der Feim vollendet iſt. — An Körnerverluſt rechnet man bei den Feimen auf 100 Schock Getreide 10 bis 12 Berl. Scheffel, und beim Strohe bis auf 20 bis 25 Procent. Doch findet dieſer Verluſt nur bei gewöhnlichen, ſchlecht— geſetzten Feimen ftatt. Das Dreſchen. Das Dreſchen iſt eine ſehr wichtige Arbeit und ver— langt große Aufmerkſamkeit; auch iſt der Aufwand da— für nicht unbedeutend, indem er den 10. bis 16. Theil der ausgedroſchenen Früchte beträgt. Raps, Rübſen, Buchweizen, Hirſe müſſen bald nach dem Einfahren ausgedroſchen werden. Die beſte Zeit zum Ausdre— ſchen gewiſſer Früchte, die ungern ausfallen, wie z. B. der Weizen, Hafer, vornehmlich aber Kleeſamen iſt entweder bei großer Hitze oder Kälte. Die ge— wöhnlichſte Art des Dreſchens iſt die, das Getreide durch Menſchenhände mittelſt des Dreſchflegels aus— zuſchlagen. Das Dreſchen erfolgt bekanntlich auf Dreſchtennen, von denen man verſchiedene Arten, als Scheunentennen, bewegliche Tennen und Segel— tuch- oder Feldtennen hat; die gewöhnlichſten ſind jedoch die Scheunentennen, |. bei landwirthſchaft— licher Baukunſt Scheunen. Die beweglichen Dreſch— tennen ſind da gebräuchlich, wo man einen großen Theil des Getreides in Feimen auf dem Felde auf— ſtellt. Sie ſind von Holz, haben an jeder Seite 3 Räder, welche um die Schwellen, die als Grund— lage dienen, laufen, wodurch ſie fortgeſchafft werden können, und ſind mit einem leichten Überbaue ver— ſehen, in welchem ſich Thüren und Seitenöffnungen befinden. Die Feld- und Segeltuchtennen beſtehen aus einem hinlänglich langen und breiten Segeltuche, welches auf einem geebneten Platze ausgebreitet wird, und deſſen Seiten ſo in die Höhe gezogen und an eingeſchlagene Pfähle befeſtigt werden, daß ſie eine ein paar Fuß hohe Seitenwand bilden. Man findet ſie in Deutſchland meiſt nur bei einem ausge— dehnten Olfruchtbaue. Die zum Dreſchen erforderlichen Dreſchflegel dür— fen nicht zu leicht und nicht zu ſchwer ſein; Apreußi- ſche Pfd. hält man für die angemeſſenſte Größe des Flegels oder Klöppels bei 2 Fuß Länge. Die Größe der Handhabe richtet ſich nach der Größe des Dre— ſchers und iſt gewöhnlich 4 bis 6 Fuß lang. Das Wegnehmen der zum Dreſchen beſtimmten Garben aus dem Banſen muß Lage für Lage geſchehen, da— mit ſo wenig als möglich Wirrſtroh entſteht, welches ſich nur ſchwer rein dreſchen läßt. Eben ſo muß das Werfen der Garben aus dem Banſen mit Vorſicht geſchehen, und es iſt beſonders das Hinwerfen nach der Banſenwand durchaus zu vermeiden. Beim Über— dreſchen oder Vorſchlagen der dicht in Reihen geleg— ten Garben wird zuerſt mit gelinden Schlägen auf die Ahren und dann weiter gegen das Band zu mit möglichſt ſtarken Schlägen geſchlagen. Werden als— dann die Garben zum Reindreſchen aufgebunden und in Faden (Scheiben, Strohe) angelegt, ſo ſoll das Stroh hierbei an den Sturzelenden nicht höher als 6 Zoll liegen und mit dieſen gehörig an die Ban— ſenwand kommen. Driſcht ſich das Getreide ſchwer, ſo muß das Stroh dünner aufgebreitet werden. Sind bei zweimaligem Überdreſchen, nachdem das Stroh nach dem erſten Male umgewendet worden, die Kör— ner noch nicht gehörig heraus, ſo wird das Stroh mit einem langzadigen Harken fo gelüftet, daß auch das Mittelſte nach oben kommt, und wiederholt gedroſchen. Beim Handdruſch bringt nicht ſowohl die Gewalt der Schläge, ſondern das taktmäßige Führen und Schwingen des Flegels das Korn leichter aus den Ahren. Die Schläge dürfen nicht zugleich erfolgen, ſondern die Halme müſſen von dem vorhergehenden Schlage ſich ſchon wieder aufgerichtet haben, wenn der folgende ſie trifft. Daher leiſten 2 und 3 Dreſcher unter ſonſt gleichen Umſtänden auf einer und derſelben Stelle beim Dre— ſchen verhältnißmäßig mehr, als 4 und ö dabei an— geſtellte Perſonen. Um eine gehörige Überſicht über die Scheunenvorräthe zu haben, müſſen die Garben beim Dreſchen jedesmal gezählt werden. Hülſen— früchte werden gleich in dünne Scheiben zum Dre— ſchen gebreitet. Das Austreten durch Pferde oder Ochſen iſt ſchon ſehr alt und die älteſte Art des Dreſchens. Daſſelbe findet in Spanien, Ungarn und in einigen Gegenden Das Dreſchen. von Deutſchland ſtatt, und gewährt den Vortheil, das müßige Geſpann den Winter über zu beſchäfti— gen. Die Körner werden dabei rein aus dem Strohe herausgebracht, und es findet dieſes Austreten mit Ausnahme des Roggens, bei allen Getreide- und Schotenfrüchten, ſowie auch bei den Olgewächſen mit Vortheil ſtatt. Das Auszudreſchende muß hierbei ſo angelegt werden, daß die Ahren ſämmtlich oben zu liegen kommen. Die Thiere werden zwei und zwei kurz zuſammengebunden, auf der Tenne im Kreiſe herumgetrieben, und ein paar Menſchen wenden das Stroh um, wenn es niedergetreten iſt. Es wird hier— bei ſehr viel an Menſchenhänden erſpart, das Stroh eignet ſich, da die einzelnen Halme zerknickt werden, ſehr gut zu Streuſtroh, verliert aber an ſeinem Werth als Futterſtroh. Das Reinigen des ausgedroſchenen Getreides wird in manchen Gegenden erſt dann vorgenommen, wenn eine bedeutende Quantität gedroſchen iſt; oft wöchentlich einmal, in andern dagegen täglich. Man muß nicht zuviel zuſammenkommen laſſen, aber doch auch nicht zu oft reinigen. Der Haufen des zu rei— nigenden Getreides muß jedesmal mit dem Luftzuge entgegengeſetzt gemacht werden. Ibm Wurfen, (Werfen, Worfeln) wählt man am liebſten einen heitern, nicht zu windigen Tag. Das Werfen ſelbſt erfolgt in einem möglichſt ausge— dehnten Bogen, und der Wurf muß bei geringerem Luftzuge höher, bei ſtärkerem niedriger erfolgen. Zum Wurfen ſelbſt gehört Kraft und Übung, und ein ſchlechter Werfer kann viel Schaden verurſachen. Bei großen Quantitäten Getreide kann man auch 2 Werfer an einen Haufen ſtellen, von denen der eine zur rechten, der andere zur linken wirft. So lange man Samengetreide braucht, wird der Vorder— wurf dazu weggenommen. Das Gewurfte wird jo: dann noch über die Drathfege gelaſſen, um Staub und die kleinen Sämereien, die zu dem Aftrich kom— men, abzuſondern. In einigen Gegenden bringt man das Ausgedroſchene ſogleich ſammt der Spreu zum völligen Reinigen auf die Fegemühle Wurfmafchine), ſ. weiter unten. Da das Vieh vor Weihnachten in der Regel gie— riger frißt und minder wähleriſch iſt, ſo werden bis dahin alle diejenigen Früchte gedroſchen, welche we— geniger futterreich ſind, und deren Spreu, Überkehr und Stroh ſich nicht lange als taugliches Futter er— hält. Hierzu gehören Bohnen, Buchweizen, Hirſe, alle Sommergetreidearten und alle Handelsgewächſe, deren Stroh und Abgänge als Futter benutzt werden. Umſtände, als ſtarker anhaltender Froſt, ſchnelles Steigen dieſer oder jener Frucht u. ſ. w. können aber auch eine andere Ordnung beim Dreſchen erheiſchen. Verſchiebt ſich bei einer reichlichen Ernte das Dreſchen weit hinaus, ſo läßt man den Roggen bis zuletzt, weil ſich deſſen Stroh am längſten hält und den in's nächſte Jahr herüber zu nehmenden Strohvorrath bildet. Das Dreſcherlohn anlangend, ſo ſind bei Frohndreſchern die Bedingungen des Dreſchens feſt— geſetzt. Bei Lohndreſchern kommt es auf freiwillige Uebereinkunft an, ob ſie um Tagelohn, um Bezah— lung der ausgedroſchenen Schockzahl in Geld oder 151 durch Getreide, oder um einen gewiſſen Antheil des Ausgedroſchenen dreſchen. Es kann nach Beſchaffen— heit der Umſtände das eine oder das andere vortheil— hafter ſein. In Gegenden, wo das Getreide weit verfahren werden muß, bezahlt man immer am beſten das Dreſcherlohn mit dem Ausgedroſchenen. Das Dreſcherlohn iſt in dieſem Falle, nach Maßgabe des Arbeitslohnes überhaupt, ſowie nach der Art und Güte des Getreides verſchieden, und ſchwankt zwi— ſchen dem 8., 18. und 19. Scheffel. Hierbei iſt ſtets auf das Reindreſchen die nöthige Aufſicht zu führen. Die Zahl der auf einer Tenne anzuſtellenden Dreſcher hängt jedesmal von den vorliegenden Umſtänden ab; doch nimmt man an, daß die Arbeit des Dreſchens überhaupt mehr gefördert werde, wenn dieſelben in ungerader Zahl, alſo 3, 5 u. ſ. w. angeſtellt werden, weil ſo die Schläge ſchneller fallen. Wie viel Dre— ſcher auf einem Gute erforderlich ſind, und was ein Dreſcher an einem Arbeitstage leiſten kann, ſ. bei Arbeit. Dreſchmaſchinen ſind in neuerer Zeit meh— rere erfunden worden, welche allerdings ſchnell und rein dreſchen, das Stroh aber gänzlich zu Wirrſtroh machen; und jene Maſchinen, die das Stroh gleich laſſen, dreſchen meiſtens wieder nicht rein, ſowie fie auch zu wenig fördern. Eine ſolche iſt die Plän— kiſche. In neueſten Zeiten wird eine ſolche in Mäh— ren erfundene Maſchine ſehr empfohlen; doch ſind ihre Leiſtungen durch die Erfahrung noch nicht genug beſtätigt, jo wie auch der Preis von 500 Thlrn. ziem— lich hoch iſt. Eine andere vom Schmiedemeiſter Zu— mengen in Sachſenberg erfundene Dreſchmaſchine wird ebenfalls als brauchbar empfohlen und ſoll mit 4 Arbeitern und 2 Pferden ebenſo viel leiſten als 25 Dreſcher. Eine andere von John Seidel erfun— dene Maſchine wird nicht minder als zweckmäßig empfohlen. Man ſoll damit in 37 Minuten 100 Gar— ben Weizen und in 12 Minuten 40 Garben Gerſte rein ausgedroſchen haben. Sie wird durch ein Paar Ochſen und fünf Menſchen bedient. Ihr Preis iſt 500 Fl. C. M. in Wien. Am meiſten verbreitet ſind bis jetzt in Deutſchland die ſchwediſche und die ſogenannte ſchoͤttiſche oder Emberſon'ſche Dreſchmaſchine. Die letztere, welche jetzt für 300 Thaler angeſchafft werden kann, dürfte den Vorzug verdienen, weil ſie ſelbſt den Kleeſamen vollkommen rein ausdriſcht und ſchnell arbeitet, auch leicht zu transportiren iſt. Die Dreſchvorrichtung kommt auf die Scheunentenne, die bewegende Vorrichtung bleibt aber vor derſelben. Sie driſcht in einem Tage bei 9 Arbeitsſtunden 20 bis 30 Schock Winterung, über 30 Schock Gerſte und 20 bis 25 Schock Hafer. Sie erfordert zu ihrer Bewegung 4 Pferde oder 6 Ochſen und 8 Perſonen. Eine ſehr einfache Handdreſchmaſchine, welche faft jeder Landwirth in den meiſten Theilen ſelbſt verfertigen kann, iſt umſtehende. Sie beſteht aus einer vertikalſtehenden Welle a 6, welche eine Höhe von 8 bis 10 Fuß und eine Dicke von % bis ½ Fuß hat, und oben, in der Mitte und unten mit einem eiſernen Reifen verſehen iſt. Sie läuft vermittelſt zweier eiſernen Zapfen e und d in dazu gehörigen Zapfenlagern ganz frei herum. Das obere Zapfenlager «/ beſteht aus einem eiſernen Ringe mit einer Schraube verſehen, um ihn feſt an den Balken einer Wand anzuſchrauben; das untere Za— pfenlager beſitzt ebenfalls eine Schraube zur Befeſti— gung an denſelben Balken, hat aber in der einge— bohrten beträchtlichen Vertiefung eine verſtählte Pfanne, auf welcher der untere Zapfen „ruht. An dieſer Welle a b befindet ſich ein Stück Holz 1 von 8 bis 10 F. Länge und A bis 5 3. Dicke, wel— ches mittelſt eines Bolzens in der Welle ſo befeſtigt wird, daß es nach Umſtänden bald höher, bald nie— driger geſtellt werden kann. An dieſem langen Stücke Holz läuft in den beiden herabgehenden Hölzern eine hölzerne eingekerbte Walze oder ein Kegel 1 , wel— cher eine Länge von 5 bis 6 F., und im Durchmeſſer des größten Kreiſes 2¼ bis 3 F., im Durchmeſſer des kleinern Kreiſes aber 1% bis 1% Fuß beſitzt. Beim Gebrauche dieſer Maſchine werden das Ge— treide oder die andern Samengewächſe in einem Halbkreiſe unter die Walze gelegt, und alsdann dieſelbe von ein Paar Arbeitern ſo lange hin und hergedreht, bis die Samen aus den Ahren oder Hülſen rein herausgegangen ſind. Befeſtigt man noch oben an der Welle ein Stück Holz v, woran bei »ein etwas ſchwerer Klotz feſtgemacht worden iſt, ſo erhält man dadurch eine Art eines Schwung— rades, wodurch die Maſchine viel leichter geht. Sollte außerdem dieſe ganze Vorrichtung ſtatt einen halben einen ganzen Kreis beſchreiben, ſo dürfte nur die ſenkrechte Welle in der Mitte der Tenne ſo angebracht ſein, daß der obere Drehungspunkt in einem über der Tenne liegenden Querbalken und der untere in der Mitte der Tenne ſich befindet. Folgende Dreſchmaſchine hat eine der hewährte— ſten und zweckmäßigſten Einrichtungen vor allen be— kannten Maſchinen dieſer Art. Figur 1 ſtellt die Maſchine mit der daran befindlichen Reinigungs— maſchine im Durchſchnitte von der Seite des Roſt— ganges geſehen dar. Mit dieſer Maſchine iſt eine Ebene a verbunden, welche zur Ausbreitung des Ge— treides dient, das ausgedroſchen werden ſoll. Zwei geriefelte Walzen 5, db, jede von 3 bis 4 Zoll im Durchmeſſer, liegen über einander, zwiſchen welchen Die Ernte. IN: das auf der Ebene 4 ausgebreitete Getreide hindurch gelaſſen wird. Über der oberſten Walze befindet fi) ein Steg e, welcher durch 2 Gabeln an den Zapfen dieſer Walze gehörig befeſtigt iſt, und deſſen oberſtes Ende bei H in 2 Ketten aufgehangen worden, welche bei e mit Schraube und Mutterſchraube verſehen find, damit man den Steg, mithin auch die obere Walze höher und niedriger ſtellen kann. Übrigens iſt der Steg ſelbſt nach innen mit 1½ 3. breiten rechtwink— ligen Einſchnitten verſehen, die mit Eiſen beſchlagen find. Auch find bei d, U zwei Schrauben angebracht, welche durch die im Seitenſtücke 7, 2 befindlichen Mutterſchrauben hindurchgehen, und dazu dienen, die Walzen 5, “ dem Cylinder oder den Schlägeln näher zu bringen, oder auch weiter davon zu entfer— nen. Dieſelbe Vorrichtung zum Stellen der Walzen befindet ſich auch auf der entgegengeſetzten Seite der— ſelben. Der Cylinder /, welcher die Schlägel ent— hält, beſteht aus drei Kreuzen, welche in einer ½ 3. haltenden viereckigen eiſernen Achſe g befeftigt find; an den Enden dieſer Kreuze ſind die Schlägel 1, 2, 3, 4 feſtgeſchroben, welche ungefähr 1½ Z. dick, eine Breite von 5 Zoll beſitzen, und an der vorderſten Fläche mit einer 4 Z. breiten und Y Z. dicken eiſer— nen Platte verſehen find. An den Steg » ſtößt ein Bret , welches dazu dient, die abgedroſchenen Halme und Körner in die mit der Maſchine verbundenen Kornfegen 5, h zu leiten. Eine jede dieſer Kornfegen beſteht aus einer Achſe, die in's Gevierte 4 Z. hält, und in welcher zwei Kreuze befeſtigt ſind. Auf den Enden dieſer Kreuze werden Stäbe, etwa 2 Z. ins Gevierte, mit der Achſe, auf welcher jene ſtehen, parallel aufgenagelt, und auf dieſer eiſerne Zähne ungefähr 4 Z. von einander angebracht und fo ver— theilt, daß ſie, wenn das Windrad einmal umläuft, eine jede Stelle auf den Roſten 1, 2 berührt haben können, ſo daß kein Zwiſchenraum von mehr als 13. Breite unberührt bleibt. Die Roſte 1, 2 ſind von hölzernen Leiſten verfertigt, welche eine Dicke von 13. in's Gevierte haben und ½ Z. weit von einander liegen. Dieſe beiden Kornfegen umgiebt ein Trichter I, welcher alles auffängt, was durch die Roſte fällt und es unten ſammelt, um es auf das obere Sieb Die Dreſchmaſchine. Die Reinigungsmaſchine. der Reinigungsmaſchine zu bringen. Hinter den bei— den Kornfegen iſt noch ein langer, ſchräg liegender Roſt /, L angebracht, welcher aus 1½ bis 1½ Zoll dicken hölzernen Stäben beſteht, die 1½ Z. von ein— ander abſtehen, und an beiden Seiten mit einem 4 bis 5 3. breiten Brete verſehen iſt. Zwiſchen dieſem langen Roſte /, / und der Reinigungsmaſchine liegt übrigens noch eine Scheidewand / m. Bei der Reinigungsmaſchine iſt z ein Rahmen, in welchen die Schaumſiebe eingelegt werden können; dieſer Rahmen wird mittelſt einer Krampe, welche am Hintertheile angebracht iſt, an einem Haken « aufgehangen und iſt an ſelbigem beweglich. Am Vor— derende hängt der Rahmen an zwei Stücken flachen Eiſens, deſſen unteres Ende mit den Stücken § ver— bunden worden, welches an beiden Seitenſtücken des Rahmens befeſtigt iſt und dieſe mit einander verbin— det. Die beiden Stücke Eiſen gehen durch das Holz 3, welches quer über die Maſchine angebracht iſt, und in welche dieſelben mit Hülfe zweier eiſernen Pflöcke, welche in die verſchiedenen Löcher derſelben geſteckt werden, auf- und niedergeſtellt werden können. Der Windfang 2 beſteht aus einer Achſe mit zweien durch ſelbige befeſtigten Kreuzen, an welche 4 Breter, jedes 20 3. lang, 12 3. breit und ½¼ 3. dick ange— nagelt ſind. Der ganze Windfang iſt von einem run— den Gehäuſe umſchloſſen, welches bei jedem Ende der Achſe eine Offnung hat, durch welche der Luftzug bewirkt wird. Durch eine dritte Offnung wird der Wind unter das Schaumſieb geleitet, welcher den Abfall nach einer Rinne , welche ſich an der Seite der Maſchine befindet, treibt, und dadurch von der Maſchine hinwegführt. 5, p iſt ein Schutzbret, wel— ches auf⸗ und niedergezogen werden kann, und über 153 welches die Spreu getrieben wird und bei nieder— fällt. 7 iſt das Kornſieb, welches ſich auf einem Zapfen bei = bewegt, und deſſen unteres Ende an zwei Schnüren aufgehangen iſt. Durch dies Sieb fällt der Sand und der Same des Unkrauts bei 7 nieder, und die Getreidekörner rollen über z hinaus. Näheres ſ. bei der weiterhin angegebenen Reinigungs— maſchine. Fig. 2 ſtellt die Dreſchmaſchine von dem Ende geſehen dar, wo der lange Roſt /, 7 ſich befin— det, von welchem das grobe Geſtröde herabgleitet. Man ſieht hier das Stirnrad /, welches an der hori— zontalliegenden Welle befeſtigt iſt, an deren anderem Ende ſich ein Getriebe befindet, welches in das über den Pferden befindliche horizontalliegende Kammrad eingreift, und dadurch in Bewegung geſetzt wird. An das Stirnrad iſt ein Wirtel feſtgeſchroben, über wel— chen eine Schnur geht, durch welche die auf der Welle des Windfanges in der Reinigungsmaſchine befeſtigte Scheibe mit dem Windfange zugleich in Bewegung gebracht wird. » ift das Getriebe an der Achſe des Cylinders, welches vom Stirnrade „ in Bewegung geſetzt wird. Fig. 3 giebt die Maſchine und den Pferdegang von der Seite geſehen an, wo die Ebene 4 ſich befindet, auf welche das auszudreſchende Ge— fm LLL — - —M Kirchhof, Landwirth. 20 154 treide den beiden Walzen vorgelegt wird. e 2 ift der Balken, welcher die Pfanne enthält, worin der un— terſte Zapfen der fenkrecht ſtehenden Welle 5 2 ſich dreht. „2 iſt der Zugbaum der Pferde; / 2 find die Spielbalken, in welchen die Büchſen zum oberſten Zapfen angebracht find; g 2 u. „ 2 find die Pfann— balken zu der liegenden Achſe. d 2 iſt ein eiſernes Getriebe, welches an der horizontalliegenden Achſe befeſtigt iſt und in die Zähne des Kammrades a 2 eingreift. An dem andern Ende der liegenden Achſe befindet ſich das Stirnrad , welches in das Getriebe » eingreift, das an der Walze der Dreſchflegel ange— bracht iſt, und dieſe dadurch in die gehörige Bewe— gung bringt. Mit dieſem Stirnrade ww iſt zugleich ein Wirtel verbunden, in deſſen Einſchnitte eine Schnur liegt, die über eine an der Achſe der Reini— gungsmaſchine befindliche Scheibe geht und dieſe in Umlauf bringt. Zwiſchen dem Stirnrade „ und dem Getriebe 4 2 ſind an der liegenden Achſe noch vier Schnurſcheiben angebracht, von welchen Nr. 4 die Kornfegen in die nöthigen Bewegungen bringt. Die Nr. 1. 2. 3. aber, welche mit den Nr. 5. 6. 7. an den Walzen in Verbindung ſtehen, bringen letztere in Bewegung. In der Fig. 4 iſt derjenige Theil der Maſchine dargeſtellt, welcher gegen den Pferdegang gerichtet iſt, ſowie deſſen Stellung zum Kammrade. Nr. 8 iſt ein Wirtel mit zwei Einſchnitten, welcher an dem Rade der vorderſten Kornfege angebracht iſt, und der mit derſelben zugleich durch eine Schnur über den erſten Einſchnitt und über den Einſchnitt der Scheibe Nr. 4 gelegt in Bewegung geſetzt wird. Nr. 9 iſt ebenfalls ein an der andern Kornfege angebrachter Wirtel, welcher durch eine Schnur, die über den an— dern Einſchnitt des Wirtels Nr. 8 und über den des Wirtels Nr. 9 gelegt iſt, mit der Kornfege zugleich umgedreht wird. Bei dieſer Dreſchmaſchine kommt es in Hinſicht der Stellung der Walzen darauf an, ob Getreide mit kurzem und weichem, oder mit langem und hartem Strohe ausgedroſchen werden ſoll. Im erſtern Falle müſſen die Walzen den Dreſchſchlägeln auf 1 bis 2 Zoll, im andern aber bis auf 3 Zoll genähert wer— den. Wird die Schnur über die Einſchnitte (Fig. 4) Nr. 3 u. 7 gelegt, ſo wird das Getreide ſtärker ge— droſchen; minder ſtark hingegen, wenn man die Schnur in die Einſchnitte Nr. 1 u. 5 bringt. Die Reinigungsmaſchine muß ebenfalls zu jeder Art von Getreide anders geſtellt werden, indem man derſel— ben mehr oder weniger Wind zu geben hat, welches mit Hülfe der an den Luftlöchern des Windfanges angebrachten Schieber geſchieht, wodurch die Löcher mehr oder weniger geſchloſſen werden. Diejenige Perſon, welche den Walzen das auszudreſchende Ge— treide vorlegt, darf daſſelbe durchaus nicht dicker legen, als daß es die Maſchine gehörig ausdreſchen kann; auch muß es überall eben und gleich dick liegen. Der unterſte Zapfen wird alle Monate einmal mit Baumöl geſchmiert, die Zapfen des Cy— linders aber, ſowie die der liegenden Achſe werden täglich einmal, und die Feger an derſelben Achſe wöchentlich dreimal eingeſchmiert. Die Gabeln des Die Ernte. Stegs, der auf den Zapfen der oberſten Walze ſteht, werden täglich einmal, der oberſte Zapfen wöchent— lich einmal und der Kamm des Stirnrades wöchent— lich dreimal mit Fett geſchmiert; der Kamm des Kammrades wird endlich wöchentlich mit einer Mi— ſchung von Fett, Talg und Reißblei geſchmiert. Mit dieſer Maſchine läßt ſich bei einer Kraft von 2 bis 3 Pferden ſtündlich die Anzahl von 8 bis 12 Berl. Scheffel Getreide ausdreſchen, wobei 3 Per— ſonen zur Handhabung der Maſchine erforderlich ſind. Übrigens kann die Maſchine bei den nöthigen Vorrichtungen auch durch die Kraft des Windes oder des Waſſers in den nöthigen Gang gebracht werden. Nachſtehende Maſchine dient; das ausgedro— ſchene Getreide, ohne vorheriges Wurfen, mit ſammt der Spreu zu reinigen; es iſt dies eine Wurfma— ſchine, wie ſie in vielen Gegenden Deutſchlands im Gebrauch iſt. 8 Fig. 1. ſtellt den Durchſchnitt dieſer Maſchine vor; äiſt der Trichter, in welchem das Getreide ge— ſchüttet wird,“ der Handgriff des Vorſchiebebretes, durch welches die Offnung des Trichters verkleinert und vergrößert werden kann, je nachdem viel oder wenig Korn auf einmal auf die wagerecht liegenden Siebe e, d herabfallen fol. Dieſe Siebe nehmen Stroh, Steine und andern beträchtlichen Schmuz des Getreides auf, während das Getreide ſelbſt durch dieſe Siebe auf eine ſchiefe Ebene hinabfällt, welche es zum ſchiefliegenden Siebe A bringt. Das reine und ſchwere Getreide fällt hier bei T heraus, wäh— rend die kleinern Körner nebſt dem Unkrautſamen, Sand u. dgl. m. durch das Sieb gehen und unter die Maſchine fallen. Man kann nach Gefallen meh— rere Siebe zu demſelben Rahmen haben. Beim Rei— nigen der Sämereien von Olgewächſen, der Kleeſaat u. ſ. w. wird hier entweder ein ſehr feines Draht— ſieb, oder auch ein Bret eingeſtellt. , m find zwei Schnuren, in welche der Rahmen zu den Sieben mit dem unterſten Ende gehängt wird; das oberſte Ende wird dagegen an den Bolzen befeſtigt, auf welchem er ſich frei bewegen kann. Inwendig in der Maſchine iſt das Vorlegebret A, welches auf- und niedergeſcho— ben werden kann, um den Lolch und die leichten Körner durch eine Abführungsröhre von der ſchwe— reren und guten Saat zu ſcheiden. , „ iſt ein Bor: ſetzbret, am Ende der Maſchine mit einem Sperr— kamme und einem Stopfer verſehen; dieſes Vorſetz— bret kann ebenfalls auf- und niedergeſchoben werden und ſoll verhüten, daß nicht zu viel von den leichten Körnern in die Spreu fliegt. 8, g find 2 Eiſen, in welche der Schuh oder Rahmen zu den Schaumſie— ben e, d mit dem vorderſten Ende gehängt wird, fo daß er ſich frei bewegen kann. Dieſe Eiſen ſind mit Löchern verſehen, durch welche 2 eiferne Stifte ge— ſteckt werden können, um den Rahmen höher oder niedriger zu hängen. Bei p wird der Rahmen über einem Haken gelegt, auf dem er ſich frei bewegen kann. In dieſen Rahmen werden die Siebe e, d hineingeſchoben, und damit ſie während der Bewe— gung nicht herausfallen können, ſind in einem Sie— tenſtücke 2 Krampen befindlich, durch welche ein Bor: Die Wurfmaſchine. 0 6 0 A) 60 | N 1 %% ũ ꝶ / IM | | 00 N 60 = — — — I - = . iu) ' == DS $3 U — | m re Seren — nn ——: T zz > Ge er ———aF-FF=- . .... ſtecknagel e geſteckt wird. 1, 2, 3, 4 find die aus Eiſen oder Holz verfertigten Windflügel, welche die Spreu, den Staub und die leichten Körner von der ſchweren Saat wegblaſen. z ift eine Scheidewand in der Maſchine, welche den durch die Windflügel entſtandenen Luftzug verhindert, bei dem Trichter hinauf, ſondern ihn zwingt, von unten durch die Schaumſiebe hinauf, vorn aus der Maſchine heraus: zugehen. o iſt ein Kaſten zum Aufbewahren der nicht gebrauchten Siebe. “ find zwei ſchräge Bret— chen in der Maſchine, welche das Getreide ſammeln und dieſes auf das unterſte Sieb hinabſchütteln. = iſt die Offnung zum Abfluß des abgeſchäumten Un: raths und der leichten Körner. Fig. 2 zeigt die Maſchine von der einen ſchma— len Seite; die einzelnen Stücke ſind mit den ſchon 155 mm a durch vorige Erklärungen bekannten Buchftab en ver- ſehen. 3 ift die Kurbel, womit die Maſchine in Be— wegung geſetzt wird. Durch das Umdrehen derſel— ben wird zugleich das Kammrad s umgedreht, wel— ches in das Getriebe “eingreift, und dies mit ver— mehrter Geſchwindigkeit in Umlauf bringt. Auf der Achſe dieſes Triebrades ſind zugleich die Windflügel angebracht. An dem andern Ende dieſer Achſe iſt der Krummzapfen %, welcher das Geſtänge „ und s in Bewegung ſetzt, jo daß beide Stangen die Schenkel * und »der Winkel, und dieſe wiederum die Siebe hin- und her bewegen. Fig. 3 ſtellt die Maſchine an der andern breiten Seite dar. // find zwei Lucken zum Schließen der Wind— löcher, durch welche man nach der jedesmaligenBeſchaf— fenheit des Getreides der 9 mehr oder weniger 156 Wind geben kann. zz find zwei Handgriffe zum Tragen der Maſchine, welche beim Gebrauche der Maſchine zurückgeſchoben werden können. Fig. 4 zeigt die Maſchine am runden Ende. 4 iſt das unterſte Sieb, welches mit dieſem Ende in die Schnuren , m gehängt und durch den Schen— kel „des Wirtels in Bewegung geſetzt wird. 2 ift ein Bret, welches an die Beine der Maſchine feſtge— nagelt iſt, und zugleich dazu dient, das reine Ge— treide und den Unkrautſamen, welcher unter das Sieb fällt, von einander zu trennen. Beim Gebrauche ſtellt man dieſe Maſchine ſo auf, daß das runde Ende derſelben gegen den Wind gekehrt iſt. Das zu reinigende Getreide ſchüttet man in den Trichter und ſchiebt das Vorſetzbret ſo viel zurück, als man paſſend findet; zugleich wird mit der Kurbel 60- bis 80mal in einer Minute umgedreht. Nach der Größe der verſchiedenen zu reinigenden Sämereien hat man auch engere oder weitere Siebe. Um vom Weizen oder Roggen den Lolch zu entfer— nen, nimmt man die obern Siebe weg, ſchiebt das Vorſetzbret nicht zu weit zurück, und das in der Ma— ſchine befindliche Vorlagebret herab, damit nun der Luftzug hinreichend iſt, die Spreu und den leichten oder tauben Weizen und Roggen über das Bret weg und in die Rinne zu treiben, durch welche es ſeit— wärts weggetrieben wird; das ſchwere Korn geht indeſſen über das untere Sieb hinweg, um vom Lolch und anderm Unkrautsſamen gereinigt zu wer— den. Um Weizen oder Roggen von Kornraden zu reinigen, hängt man das untere Sieb mit dem un— tern Ende ſo hoch, als möglich, und man iſt hierbei im Stande, nachzuhelfen, indem man die Maſchine mit dem untern Ende höher ſtellt, ſo daß das Korn nicht zu ſchnell über das Sieb hinweggleitet; das Vorſetzbret zieht man nicht ſo weit zurück, damit das Korn ſich gehörig über das Sieb verbreiten kann, worauf dann der Kornraden und etwas von den klei— nen Weizen- und Roggenkörnern durch das Sieb geht, das ſchwere und gute Getreide aber vom Ende des Siebes herabfällt. Um Gerſte und Hafer vom Samen des Hedrichs zu befreien, gebraucht man ebenfalls vorzüglich das untere Sieb auf vorgedachte Weiſe. Eine ſolche Wurfmaſchine findet unter den mei— ſten Verhältniſſen eine vortheilhafte Anwendung, zu— mal ihre Herſtellung eben nicht koſtſpielig iſt. Die Maſchinendreſcherei dagegen dürfte aber überhaupt wohl nur in dünn bevölkerten Gegenden, die vorzüg— lich auf Ackerbau angewieſen ſind, eine vorzügliche Beachtung verdienen. Indeſſen entſcheiden hierbei vornehmlich Ortsverhältniſſe. Wirthſchaften, die in einer ſo glücklichen Verfaſſung ſind, daß ſie keinen beſondern Werth auf das Futterſtroh zu legen brau— chen, können eher das Maſchinendreſchen in Anwen— dung bringen. Vornehmlich iſt aber auch die Lage der Arbeitsleute zu berückſichtigen; es iſt nicht genug, daß man dafür ſorgt, ihnen Arbeit zu geben, ſie müſſen auch leben können. Wo jedoch fremde Hände zum Ausdruſche benutzt werden müſſen, und dieſe nur auf unſichere und koſtbare Weiſe zu bekommen ſind, da kann der Landwirth gezwungen werden, ſich Die Ernte. eine Dreſchmaſchine anzuſchaffen, wenn es auch ſonſt nicht in ſeiner Abſicht gelegen hätte. Aufbewahrung der ausgedroſchenen Früchte. Ein Aufbewahrungsbehältniß des Getreides muß im Allgemeinen den Zwecken entſprechen, daß daſ— ſelbe darin gegen Verderbniß aller Art, insbeſondere durch Dumpfig- und Modrigwerden von zu ſtarker Feuchtigkeit, gegen Angriff ſchädlicher Thiere, gegen Entwendung, gegen Feuersgefahr, gegen Verluſt durch undichte Stellen möglichſt geſichert, und daß ferner Raum genug vorhanden ſei, um die gehörige Quantität Getreide zu faſſen, ſo wie es endlich be— quem gelegen und überall gut zugänglich ſein ſoll. Am häufigſten wird das Getreide auf den ſogenann— ten Getreide- oder Schüttböden, welches Räume unter dem Dache von Gebäuden ſind, und häufig nur aus 1, oft aber auch aus 2 übereinander befindlichen Böden beſtehen, aufbewahrt. Ein ſei— nem Zwecke entſprechender Getreideboden muß vor— erſt ſo angelegt ſein, daß er nicht an feuchten Aus— dünſtungen in der Nähe zu leiden habe. Sie paſſen daher nicht auf Stallgebäude oder in die Nähe von Gewäſſern, eben ſo wenig auf verſteckt liegende und von dicht belaubten Bäumen beſchattete Gebäude. Das Gebäude mit dem Schüttboden ſoll eine mög— lichſt freie Lage haben und mit der breiten Seite dorthin gerichtet fein, woher die trockenſten Winde kommen, was gewöhnlich die Richtung von Mittag nach Mitternacht iſt. Der Schüttboden muß mit einem dichten Dache verſehen ſein, für welchen Zweck vor allen Dingen nöthig iſt, daß die Giebel des Ge— bäudes nicht gebrochen, ſondern gerade in die Höhe gemauert ſind. Ein hinreichend dichtes Strohdach hält die äußere Feuchtigkeit vollkommen ab, auch iſt der Raum unter ihm im Winter warm, im Sommer kühl. Zwar begünſtigen die Strohdächer den Auf— enthalt der Mäuſe, ſind jedoch dem andern Ungezie— fer weniger förderlich, als die Ziegeldächer. Bei der Bedachung mit Ziegeln muß man ein gut verkalktes Doppeldach wählen. Auch gut gemachte Lehmſchin— deln ſind zur Bedachung der Schüttböden empfohlen. Erforderliches Licht und Zugluft dürfen einem Schütt— boden niemals fehlen. Für Licht müſſen ſowohl auf der Giebelſeite, als auch auf der Längenſeite die nöthigen Fenſter angebracht, und dieſe mit dicht— ſchließenden Laden und gehörig engen Draht- oder Holzgittern verſehen ſein, um den Zutritt der Feuch— tigkeit zu verhindern und die Vögel abzuhalten. Für den erforderlichen Zug müſſen auf der Längenſeite eine hinreichende Anzahl von Luftlöchern oder Luken nicht höher als 2 Fuß über dem Boden angebracht ſein. Läßt ſich zwiſchen jedem Sparren ein ſolches Luftloch anbringen, deſto beſſer, ſonſt genügt es aber auch, wenn man den ganzen Raum zwiſchen 2 Sparren dazu wählt. Man macht ſie ½ Elle hoch, einander gegenüberſtehend, und verſieht ſie mit gut ſchließenden Klappen, welche nach inwendig in die Höhe geklappt werden können. Der Fußboden muß von Pfoſten ſo gut geſpundet ſein, daß auch das kleinſte Geſäme nicht durchzufallen vermag. Längs dem Dache muß eine Vermachung angebracht ſein, Aufbewahrung der ausgedroſchenen Früchte. welche feſt an den Fußboden anſchließen und ſo hoch ſein muß, als das Getreide aufgeſchüttet wird. Fer— ner müſſen auf jedem Schüttboden mehrere Fächer oder Abtheilungen ſein, welche durch Seitenwände von einander getrennt ſind, die jedoch ganz feſt an den Fußboden anſchließen. Wegen Raumgewin— nung auf einem Schüttboden muß das Dach nicht aus einem ſtehenden, ſondern aus einem liegenden Dachſtuhle beſtehen. Im Allgemeinen rechnet man für die verſchiedenen aufzuſchüttenden Sämereien auf 1 Berl. Scheffel 1½ Quadratfuß rhein., wobei jedoch der Raum zu Gängen u. ſ. w. mit inbegriffen iſt. Die Treppe nach dem Schüttboden muß gerade in die Höhe gehen, nicht zu ſteil ſein und nicht zu ſteile Stufen haben. Zweckmäßig iſt ein Schüttboden ſo gelegen, daß er aus der Wohnſtube des die Wirth— ſchaft Beaufſichtigenden überſehen werden kann. Die Bodenthüre muß aus ftarfen Pfoſten, welche durch ſtarke Querriegel und eiſerne Bänder gehörig verbunden ſind, beſtehen, und überhaupt ganz feſt zu verwahren ſein. Vorlegeſchlöſſer an der ſich nach innen öffnenden Bodenthüre haben weniger Werth als inwendig angebrachte gute Thürſchlöſſer. Man muß Doppelſchlüſſel haben, um für den Fall, daß einer verloren geht, von dem Schüttboden nicht ab— geſperrt zu ſein. Sobald jedoch ein Schlüſſel ver— loren gegangen, muß das Schloß geändert oder ein neues angebracht werden. Den Schlüffel darf der: jenige, der die Aufſicht über den Boden führt, nicht aus den Händen geben, weil ſonſt leicht ein Abdruck in Wachs genommen werden könnte. Auf das auf— geſchüttete Geſäme hat man ſehr genau Acht zu ge— ben, ob ſich in demſelben trichterartige Vertiefungen bilden, weil dann gewöhnlich Löcher in dem Fuß— boden ſind. Am beſten werden die Schuttböden auf Wohnhäuſern angelegt, oder auf ſolchen Gebäuden angebracht, deren untere Räume zu Schuppen, Schirrkammern, Wagenremiſen u. ſ. w. dienen, allenfalls auch ſolche, die zu Schweine- und Hühner— ſtällen benutzt werden. Da das eben gedroſchene Getreide einen nicht unbeträchtlichen Antheil an Feuchtigkeit bei ſich führt, welches mit andern Sämereien noch mehr der Fall iſt, ſo muß es, um nicht zu verderben, zuerſt abgetrock— net werden, zu welchem Ende man es in 5 bis 6 Zoll hohen, horizontalen Scheiben oder Beeten aufſchüt— tet und bei trockner Witterung die ſämmtlichen Luft— züge öffnet. Anfänglich muß es im Sommer wö— chentlich mal, im Winter einmal mit der Schaufel ſorgfältig durchgearbeitet werden. Manche Säme— reien muß man noch dünner aufſchütten, ſo daß ſie oft (täglich 1 bis Zmal) mit der Harke durchgerührt werden können. Hülſenfrüchte können länger unge— rührt bleiben als Getreide. Nach Verlauf von eini— gen Wochen, wenn die Sämereien ganz abgetrocknet ſind, brauchen ſie nicht ſo oft mehr durchgerührt zu werden, im Winter nur alle 14 Tage einmal. Bei ſtrenger Kälte, wo die Ausdünſtung des Getreides gehindert iſt, im Herbſte und im Frühjahre, wenn die Sämereien auf dem Felde keimen, und zur Zeit der Blüthe muß man das Umrühren öfters vornehmen. Bei ſehr trockner Witterung hat man das Umſchaufeln 157 zu laſſen, weil die Sämereien zu ſehr austrocknen und man dem Maße nach beträchtlich verliert. Nach Ver- lauf eines halben Jahres kann man das Getreide 1 Elle hoch aufſchütten, aber nicht höher; manche Sä— mereien dürfen aber noch nicht ſo hoch kommen. Wenn die Sämereien ein Jahr gelegen haben, muß man ſie vom Staube reinigen, wozu man einen trock— nen Tag wählt und alle Luftlöcher öffnet. Beim Auf— ſchütten kommen die ſchweren Sämereien auf die un— tern, die leichten auf die obern Räume. Zwiſchen den Scheiben muß der zum Durchgehen und Um— ſchaufeln nöthige Raum gelaſſen werden. Sobald eine Scheibe aufgeſchüttet iſt, muß ſie mit dem Streichholze gleichgeſtrichen und deren Ränder mit der Schaufel gleichgeſchaufelt werden. Man pflegt ſowohl an der Oberfläche, als auch an den untern Rändern einfache, aber doch nur wenig bemerkliche und ſchwierig nachzuahmende Zeichen zu machen, um ſogleich jede Entwendung zu bemerken. Bei dem Umrühren der Sämereien, beſonders bei dem Som— mergetreide und den öligen Sämereien, muß man mit der erforderlichen Sorgfalt verfahren, um die Samenkeime nicht zu verletzen; daher dürfen die Ar— beiter hierbei blos einfache Schuhe anhaben oder müſſen barfuß ſein. Um die Arbeiter zu einer gehö— rigen Durchſchaufelung zu veranlaſſen, ſteckt man in einen ſolchen Haufen eine beſtimmte Anzahl Steine, und läßt ſich dieſe nach vollendeter Arbeit abliefern. Die Gänge zwiſchen den Scheiben müſſen ſtets ge— kehrt werden. Da das Getreide durch Eintrocknen, ſowie durch's Umſchaufeln an Quantität verliert, ſo iſt dafür ein Abgang zu berechnen. Im Allgemei— nen nimmt man daher beim Roggen und Weizen 4 Procent, bei der Gerſte 5 und beim Hafer 6 Proc. jährlichen Abgang an. Die andern Früchte werden in der Regel nicht ſo lange aufbewahrt, als die Ge— treidearten, bei ihnen, und bei den Olſamen, iſt aber ein größerer Abgang gewöhnlich. Der wichtigſte Gegenſtand bei Aufbewahrung der Sämereien iſt die Beſchützung vor ſchädlichen Thieren. Hierher gehört vornehmlich der ſchwarze und rothe Kornwurm, ein kleiner Käfer, von der Größe eines Flohes, der ſehr ſchnell läuft und ſich den Winter über in die Fugen und Ritzen des Holzwerkes verkriecht. Nach der Begattung bohrt das Weibchen mit ſeinem Rüſſel ein Loch in die Fruchtkörner, beſonders Weizen und Roggen, und legt ein Ei darein. Die daraus entſtehende Made verzehrt das Mehl des Kornes, verpuppt ſich und kommt dann im Juli als Käfer hervor. Von den vielen in Vorſchlag gebrachten Mitteln empfiehlt ſich noch am meiſten, das Getreide gehörig trocken zu halten, es vor dem Dumpfigwerden zu bewahren, auf dem Schüttboden rechten Luftzug zu veranſtalten, und das Getreide oft umzuſtechen. Eine gänzliche Vertilgung wird jedoch da, wo ſie einmal eingeniſtet ſind, nur dadurch erfolgen, daß man ihnen alle Nah— rung entzieht, was nur dadurch zu bewirken ſteht, daß man ein Jahr lang gar kein Getreide auf den Schüttboden bringt. Auch müſſen noch alle Ritzen und Spalten mit Kalk verſtrichen werden. Ein recht gutes Mittel beſteht übrigens darin, daß man Roß— 158 ameiſen auf den Schüttboden bringt, welche die Würmer verzehren und, wenn ſie nichts weiter vor— finden, abziehen. Auch die Hegung der Schlupf— wespen trägt zu ihrer Vertilgung bei, weßhalb man die Neſter derſelben ſchonen und nicht vertilgen ſoll. Der weiße Kornwurm (Kornmotte), kaum 3 Linien lang, hält ſich am liebſten auf Getreide— böden auf, wo er ſeine Eier anklebt, aus denen kleine weißlichgelbe Maden hervorkommen, die erſt die Spitzen der Körner abbeißen, ſie dann aushöh— len, mehrere Körner mit einem Geſpinnſt umziehen und das Mehl derſelben verzehren. Im September verlieren ſie ſich, und man ſieht blos noch ihren Un— rath als kleine weißliche Kügelchen an den Körnern kleben; ſie ziehen ſich in die Ritzen des Bodens und der Wände, und werden im Frühjahre zu Puppen und Motten, welche zuweilen in großen Scharen nach Sonnenuntergang auf die Getreidefelder fliegen und ihre Eier an die grünen weichen Ahrchen ab— ſetzen. Auf dieſe Art kommen ſie in die Scheunen und auf die Böden, und wenn letztere warm und die Sämereien etwas feucht ſind, ſo entwickeln ſie ſich ſehr bald. Ihre Vertilgung iſt ſchwer, und als das ſicherſte Mittel wird hierzu empfohlen, die Kornbö— den Ende März von allen Früchten zu reinigen, da— mit die junge Brut nach ihrem Auskriechen keine Nahrung findet. Im Oktober kann man wieder Korn aufſchütten. Doch muß dieſes Verfahren meh— rere Jahre wiederholt werden. Zur Abhaltung von Ratten und Mäuſen ſind gute Katzen, denen man durch ein Loch in der Bodenthüre freien Zugang ge— ſtatten muß, am beſten. Damit ſie das Getreide durch ihre Erkremente nicht verunreinigen, ſtellt man kleine Gefäße mit Sand oder Sägeſpänen gefüllt, auf dem Boden in die Winkel, die ſie dann für er— wähnten Zweck aufzuſuchen pflegen. Zum Umſchaufeln des Getreides auf den Schütt— böden bedient man ſich verſchiedener hölzerner oder eiſerner Schaufeln; die ſchmälern ſind hierzu beque— mer als die breitern; letztere dagegen eignen ſich beſ— ſer zum Einmeſſen des Getreides. Die in nachſte— b der Stiel gewöhnlich 2% Fuß lang; die eigentliche Schaufel mißt aber 13 Zoll in der Länge und oben bei a 10 und unten an der Schärfe bei Y 11 Zoll' in der Breite. Sie iſt hohl und ihre Tiefe beträgt in der Mitte 2 Zoll. Dieſe Schaufel iſt von Eiſenblech, 1 Linie dick; der Stiel iſt 4%, Fuß lang und vermittelſt zweier Zungen a an die blecherne Schaufel befeſtigt, an Aufbewahrung der ausgedroſchenen Früchte. welcher ſich auch noch ein Ohr befindet, in welches der untere Theil des Stiels hineingeht. Dieſe Schaufel mißt in der Länge 1 Fuß und in der Breite 9 Zoll. Dieſe Schaufel iſt von Eiſen, an dem obern Theile ſehr hohl, weniger hohl aber an der Schneide und durch ein Ohr an den 4 Fuß langen Stiel befeſtigt. Sie mißt 7 bis 8 Zoll in der Breite und 9 bis II Zoll in der Länge. Außer den gewöhnlichen Harken zum Umrühren des Getreides und der Sämereien überhaupt auf den Schüttböden empfiehlt ſich folgende, vornehmlich, wenn die Früchte erſt dünn aufgeſchüttet werden. Dieſe Harke beſteht aus einem Stück Holz, in' welches man Einſchnitte gemacht hat, durch welche große viereckige Zähne entſtanden ſind. Die unterirdiſchen Getreidemagazine oder Silo's waren ſchon in den früheſten Zeiten be— kannt, ſowie ſie jetzt noch in vielen Ländern, z. B. in Italien, Spanien, Ungarn in Anwendung kommen. Man hat in neuern Zeiten auch in Deutſchland mehrſeitige gelungene Verſuche damit gemacht. Ur— ſprünglich ſind die Silo's entweder in Felſen ge— hauen, oder in trocknem Boden ausgegrabene und aus— gemauerte Gruben, oder es find nur in thonigem Boden gemachte Behältniſſe, in welchen vor dem Einſchütten des Getreides zum Herausſchaffen der Feuchtigkeit der Seitenwände ein mäßiges Feuer un— terhalten wird. Man ſchüttet nun das ganz trockne Getreide unmittelbar in dieſe Gruben und füllt ſie auf einmal, oder bekleidet den Boden und die Sei— tenwände der Grube vorher mit Stroh. Die voll— geſchütteten Gruben werden nun oben mit Stroh und Erde fo ftarf und hoch bedeckt, daß weder Luft noch Näſſe durchdringen kann. Es ſoll ſich auf dieſe Weiſe das Getreide bis über 100 Jahre als Brotge— treide gut erhalten haben und nur ein geringer Theil oben an den Seiten und auf dem Boden verdorben geweſen ſein. Als die beſte Form der Silo's wird die flaſchenförmige empfohlen, ſo daß nur die obere Offnung den Hals bildet. Hauptſache bleibt, daß der Raum eines ſolchen Silo's ganz vollkommen mit Getreide ausgefüllt und keine Luft darin vorhanden ſei. Beim Offnen deſſelben muß das ganze Getreide auf einmal herausgenommen werden. Bei den in neuern Zeiten hier und da angelegten Silo's, welche dem Zwecke vollkommen entſprechen, hat man die Seitenwände ſorgfältig ausgemauert, und die obere Die Getreidearten. Offnung durch Breter, Kalk, Cement u. ſ. w. feſter zu verſchließen geſucht. In eine flaſchenförmig an— gelegte Grube, welche im Lichten von dem Boden bis zum Halſe 12 Leipziger Ellen hoch und 7 dergleichen Ellen weit, von unten herauf 9 Ellen hoch cylinder— foͤrmig war und auf die andern 3 Ellen bogenförmig zuſammenlief, ſo daß das obere 3 Ellen hohe Stück bis zum Halſe einen richtigen Kegelabſchnitt bil— dete, wurden über 1486 Berl. Scheffel Roggen ein— gefüllt. Es hat ſich bei dergleichen in neuerer Zeit 159 angeſtellten Verſuchen ergeben, daß ſich gut eingerich- tete Silo's bei einer längeren Aufbewahrung des Ge— treides vollkommen bewährten, indem man weit we— niger Abgang durch Verderbniß hierbei hatte, als bei dem Aufſchütten auf Getreideböden durch Mäuſe, Würmer und Maden in derſelben Zeit an Verluſte erfolgte. Auf großen Gütern beſonders iſt daher die Anlage der Silo's wohl zu empfehlen. Altes Getreide giebt bei gleichem Maße 5 bis 8 Procent mehr Mehl als neues. Beſonderer Pflanzenbau. Man verſteht hierunter die eigenthümliche Pflege, welche jede Pflanze erheiſcht, wenn ſie unter den ge— gebenen Verhältniſſen den größten Reingewinn ab— werfen ſoll. Die Getreidearten. Die Getreidearten, auch Cerealien, Halmfrüchte genannt, gehören zu dem Geſchlecht der Gräſer, von denen ſie ſich aber hauptſächlich durch ihre größern und mehlreichen Samen unterſcheiden, welche einen Haupttheil der menſchlichen Nahrung ausmachen. Ju den eigentlichen Getreidearten gehören nur Wei— zen, Spelz oder Dinkel, Einkorn, Roggen, Gerſte, Hafer, Hirſe, Mais. Von den meiſten dieſer Ge— wächſe iſt es unbeſtimmt, woher ſie ſtammen, und man nimmt an, daß ſie, da ſie dem Menſchen in alle Klimate eben ſo nachfolgten, wie die Hausthiere, durch die Kultur von ihrem urſprünglichen Zuſtande eben ſo abgewichen ſind, als dieſe durch die Gewöh— nung an die verſchiedene Lebensart. Urſprünglich ſcheinen ſie alle einjährig zu ſein, einige ſind aber durch den Anbau zur Durchwinterung gewöhnt, weil die Sommerzeit in den nördlichen Gegenden zu ihrer Reifung nicht zureicht. Außer dem Hirſe, Mais und Hafer hat man von den andern Getreidearten Sommer- und Winterfrüchte, einige haben ſogar den Charakter angenommen, daß ſie abwech— ſelnd über Sommer und Winter geſäet werden kön— nen. Alle Getreidearten treiben ihre Wurzeln büſchel— weiſe wie Faden und Haare zur Seite aus, ſie be— ſtauden ſich und treiben mehrere Halme und Stengel aus einem Korne. Die Getreidearten erſchöpfen un— ter den angebauten Feldgewächſen den Boden ver— hältnißmäßig am meiſten und geben an Düngungs— material am wenigften. Sie brauchen zur vollfomm- nen Ausbildung ihrer Samen viel Nahrung, können deren aber wegen ihres geringen Blattorgans nur in geringer Maſſe aus der Atmosphäre an ſich zie— hen, und ſind daher hinſichtlich ihrer Nahrung haupt— ſächlich auf die Bodenkraft hingewieſen, die ſie ſehr bedeutend in Anſpruch nehmen, und zwar in dem Verhältniſſe mehr, als ihr Samen mehr Nahrhaf— tigkeit und Schwere enthalten. Der Getreidebau kann daher durch ſich ſelbſt nicht beſtehen, er verlangt vielmehr ein beträchtliches Verhältniß an anderwei— tiger Erzeugung von Düngermaterial. Bei jedem Wirthſchaftsſyſteme ſpielt jedoch der Getreidebau die Hauptrolle, und der Anbau anderer Gewächſe wird hauptſächlich nach dem Verhältniſſe beſtimmt, um ſo viel Dünger zu erzeugen, als erforderlich iſt, beim Getreidebaue die Bodenkraft in einem gleichmäßigen Zuſtande zu erhalten oder zu erhöhen. Der Weizen. Der Weizen iſt nächſt dem Roggen die ausge— breitetſte Getreidefrucht in Deutſchland. Es giebt verſchiedene Arten von Weizen, die man, ſo weit ſie für die Landwirthſchaft in Betracht kommen, in zwei Hauptabtheilungen eintheilt, nämlich Winter wei— zen und Sommerweizen, wozu man indeß noch eine dritte Abtheilung, den Wandelweizen, fü— gen kann, welcher abwechſelnd als Winter- und Sommerfrucht geſäet wird. 1) Der Winterweizen iſt die am meiſten an— gebaute Frucht, giebt einen höhern Ertrag an Kör— nern, die theurer bezahlt werden, als die des Som— merweizens. a) Der gemeine Weizen kommt als Bart— weizen (mit Grannen) und als Kolbenweizen (ohne Grannen) vor. Er iſt der gemeinſte und hat nach Beſchaffenheit des Bodens und des Klima's verſchiedene Abarten, die ſich im Stroh- und Kör— nerertrage, Menge und Güte des Mehles in den Körnern unterſcheiden. Der begrannte Weizen lie— fert ein ſtärkeres Stroh, iſt dem Brande und Roſte, ſowie dem Vogelftraße weniger unterworfen, als der Kolbenweizen letzterer iſt aber dünnhülſiger und lie— fert ein feineres Mehl. Der gemeine weiße Bartweizen, mit 3 bis 5 Fuß hohen, meiſtens Aknotigen Halmen, und 3 bis 5 Zoll langen, meiſt weißlichen, oben etwas zugeſpitzten und gewöhnlich gebogenen Ahren. Die Samen ſind länglich oval, gelblich, tief und breit gefurcht, an einem Ende ge— wöhnlich mit einem runzlichen Flecke bezeichnet; mehr mehlig, als glafig. Er beſtaudet ſich außerordentlich kräftig, und gewährt einen hohen Ertrag. Er läßt ſich als Winter- und Sommerfrucht bauen, iſt jedoch als erſtere weit vorzuziehen. — Der braune Bartweizen, mit 4 bis 5 Zoll langer, ſchlaffer, nach oben gebogener und am Ende ſpitzig zulaufen— der Ahre. Der Samen iſt ſtark, beinahe oval; ſehr vollkommen ausgebildet, gefurcht, röthlich, und bei zeitiger Ernte ſehr mehlreich. Dieſer Weizen (auch Fuchsweizen genannt) wird nicht leicht brandig, er— 160 trägt ſtrengern Winter und gedeiht auch im mittlern Boden. — Der rothe Bartweizen (Grannen— weizen geradehin) wird häufig als Winterfrucht, wo er früh reift und ergiebig iſt, gebaut; als Sommer— frucht reift er ſpäter und giebt weniger Ertrag. Der weiße Kolbenweizen mit weißem Samen; der 4 Fuß hohe Halm iſt meiſtens Aknotig, gelblichweiß; die 3 bis 4 Zoll lange Ahre iſt gleichbreit, etwas rundlich; die Grannen ſind unbedeutend, verſtüm— melt, und nur an der Ahrenſpitze befindlich. Dieſer Weizen iſt als Winter- und Sommerfrucht in Deutſchland verbreitet. Obſchon etwas zärtlich, er— trägt er doch 8 bis 10 Grad R. Kälte ohne Schnee— decke. — Der weiße Kolbenweizen mit gel⸗ bem Samen, hat 3 bis 4 Fuß hohe und 3 bis Aknotige Halme. Die ſehr kleinen Grannen ſind etwas gekrümmt. Der längliche Samen iſt ſehr un— vollkommen ausgebildet, mit einer gewölbten und einer flachen, breit und tief genarbten Seite; iſt außerordentlich mehlig. Alle bis jetzt mit dieſem Weizen gemachten Anbauverſuche haben höchſt gün— ſtige Reſultate gegeben. — Der weiße ſammet⸗ artige Kolbenweizen (weißer Sommerweizen, böhmiſcher Weizen). Die 4 bis 5 Zoll lange Aehre iſt gelblichweiß, aufrecht, mehr vierſeitig als rund— lich, nach oben zugeſpitzt. Der Samen iſt goldgelb, wenig länglich; vollkommen ausgebildet, mehr meh— lig als glaſig. Als Sommerfrucht muß er im Febr., ſpäteſtens März ausgeſäet werden. Er beſtaudet ſich außerordentlich gut, liefert an Korn und Stroh einen vorzüglichen Ertrag und iſt überhaupt unſtreitig eine der vorzüglichſten Weizenarten. — Der rothe Kol— benweizen iſt die in Deutſchland verbreitete und gewöhnlichſte Weizenart, welche unter dem Namen Winterweizen, Deſſauer Weizen vorkommt, iſt an die ſtrengſten Winter gewöhnt, aber auch als Februar— ſaat reift ſie mit dem vor Winter geſäeten zugleich. b) Der engliſche Weizen. Der weiße eng⸗ liſche Weizen, mit 4 bis 5 Fuß hohen Halmen; die Ahre iſt regelmäßig Aedig, gleichbreit, begrannt, ſammetartig; die weißlichen Grannen find doppelt ſo lang als die Ahre; die länglich runden Samen ſind mäßig tief genarbt, dunkelgelb und mehlig. Dieſer Weizen läßt ſich als Winter- und Sommer— frucht bauen, iſt gegen Froſt nicht empfindlich, und ſein Ertrag, wie der Futterwerth des ſchönen Stro— hes läßt nichts zu wünſchen übrig. Auch iſt er mit einem mindern Erdreiche als die engliſchen Weizen— arten zufrieden. Der rothe engliſche Weizen, Glockenweizen, mit 4 bis 5 Fuß hohen, auf— rechten Halmen; die Ahre iſt regelmäßig 4ſeitig und aufrecht, mit doppelt ſo langen Grannen; die Sa— men ſind aufgeblaſen, runzlig, meiſtens röthlich, und in der Gelbreife gemäht ſehr mehlreich. Dieſer Weizen beſtockt ſich ſehr ſtark, verlangt aber einen ſehr kräftigen Boden. Der blaue engliſche Weizen mit Afeitiger Ahre und doppelt fo langen Grannen; die gelbgrauen Samen geben, in der Gelbreife gemäht, viel und kräftiges Mehl. Diefer Weizen hält ſich gut in ſtrengen, naſſen und trocknen Wintern und giebt einen reichlichen Strohertrag. Er kann als Winter- und als Sommerfrucht angebaut Der Weizen. werden. Der weiße glatte Wunderweizen. Die 3 bis 4 Fuß hohen Halme ſind hellgelb; die Ahre großartig, unregelmätzig nach 2 Seiten ausge— dehnt, mit kleinen äſtigen Ahrchen bewachſen; an vollkommnen Ahren pflegen ſich 6 bis 10 Ahrchen an jedem Aſtchen zu befinden, ſie find Lgrannig und 2: bis Zſamig. Der rundliche Samen ift mäßig groß, gelb und glaſig. Kann nur als Sommerfrucht gebaut werden. Der ſchwarze engliſche Wei⸗ zen iſt hart und widerſteht dem Winter, beſtockt ſich ungemein und verlangt daher eine dünne Saat. Das Stroh iſt hoch und ſtark; die Körner ſind gelb— lich, mehlreich und groß. e) Der Bartweizen. Der weiße glatte Bartweizen mit 4 Fuß hohem langen Halme, und zuſammengedrückter, rundlicher, 4ſeitiger Ahre mit langen Grannen. Die Samen ſind etwas dreieckig, lang, ſehr vollkommen ausgebildet, höckerig, faſt durchſichtig, gelb, ganz glaſig. Dieſer Weizen lie— fert auch auf einem magern Lande einen ſehr guten Ertrag an ſchönem Stroh und Körner. Ausſaat Mitte bis Ende April, Reifzeit Anfang bis Ende Juli. — Der weiße glatte Kolbenbartwei— zen; die 3 Zoll lange Ahre iſt dicht gedrängt, breit und rundlich; die Grannen find über Zmal fo lang als die Ahre; die Samen rundlich lang, aufgebla— ſen, gelblich grau, faſt durchſichtig, ganz glaſig und ſehr hart. Ausſaat Mitte bis Ende April, Reifzeit gegen Mitte Auguſt. d) Der polniſche Weizen (ägyptiſches, wal— laſchiches, aſtrachaniſches Korn). Der kolbenar— tige polniſche Weizen, mit 4 bis 5 Fuß hohen Halmen, und dichten, ſteifen, aufrechten, vierſeiti— gen, kurz bewehrten Ahren. Die Samen find ½ Z. lang, gelblich grau, ſehr vollkommen ausgebildet, durchgehends glaſig. Unter den 4 Arten der bekann— ten polniſchen Weizen ſcheint dieſe Art den vorzüg— lichſten Ertrag zu geben. Sie gedeiht auf einem magern Lande und kann viel Feuchtigkeit ertragen, nur darf der Boden nicht zu ſchwer ſein. Dieſer Weizen beſtaudet ſich außerordentlich und darf daher nicht zu dicht geſäet werden. Nächſt dieſem hat der gewöhnliche polniſche Weizen (mit ſchlaffer, glatter Aehre) bei Anbauverſuchen die beſten Reſultate ge— geben. Er iſt jedoch zärtlicher, als vorige Art und lagert ſich leicht. Beide Arten ſind Sommerfrucht und zeitigen bei Aprilſaat gegen Mitte Auguſt. 2) Sommerweizen. Hierher gehört die ganze Familie des Bartweizens. Trockne Jahre ſagen dieſen Weizenarten beſonders zu, und obgleich da die Kör— ner glaſig werden, bekommen ſie doch eine gewünſchte Eigenſchaft. Sie verlangen einen mehr bindigen, gut zubereiteten und reichlich gedüngten Boden. Fer— ner gehört hierher der polniſche Weizen und der weiße glatte Wunderweizen. Von dem gemeinen Sommerweizen findet man vornehmlich 2 Arten, den gelben und braunen, doch iſt der erſtere häufiger. Er lohnt den Anbau nur da, wo der Boden dem Winterweizen nicht zuſagt. Er iſt häufig dem Miß— rathen unterworfen, obſchon er bei günſtiger Witte— rung einen nicht unbeträchtlichen Ertrag giebt. Das Stroh iſt gutes Futter. Der Weizen. 3) Der Wechſel- oder Wandelweizen kann abwechſelnd über Winter und Sommer geſäet wer— den, ja er ſoll bei einem regelmäßigen Wechſel dieſer Art um ſo vollſtändiger werden. Er verträgt die mit Näſſe und Froſt wechſelnde und ſelbſt die ſtrengſte Witterung des Winters. Wegen ſeinen ſtarken Halmen widerſteht er unter allen Weizenarten am meiſten dem Lagern, und liefert einen anſehnlichen Ertrag von guten, mehlreichen Körnern. Die Kultur des Weizens theilt ſich in die des Winter- und die des Sommerweizens. Die Win— terweizenarten kommen in der Kultur alle mit einander überein. Der Winterweizen gedeiht überall in Deutichland, mit Ausnahme der kältern Gebirgs— und Sumpfgegenden. Er verlangt einen bindigeren, feuchtern und kräftigeren Boden, als der Roggen, auch muß derſelbe von Säure ganz frei ſein und kein ſtockendes Waſſer haben. In trocknem, loſem Boden, wenn er auch Kraft hat, ſowie in ſäure— freiem, aber ſehr lockerm Moorboden verſagt er. Auch muß der Boden für den Weizen tiefgründiger ſein, als für den Roggen. Er liebt vorzüglich einen guten Lehm- und Thonboden, beſonders wenn den— ſelben Kalk beigemengt iſt. Bei leichten Bodenarten muß das Klima feuchter ſein. Wo übrigens ge— wöhnlich Roggenbrot gegeſſen, der Weizen nur zum auswärtigen Handel gebaut wird, und der Abſatz nicht durch Waſſerverbindungen leicht und wohlfeil iſt, da wird es auf ſehr genaue Prüfung der Ver— hältniſſe ankommen, ob der Roggenbau nicht vor— theilhafter iſt. Weizen und Roggen in Gemenge ge— ſäet, hat einen höhern Körnerertrag gegeben, als wenn eine dieſer Saaten für ſich allein gemacht wor— den wäre, und ganz vorzüglich hat hier der Weizen eine große Vollkommenheit erlangt. Daher derglei— chen Saaten da zu empfehlen ſind, wo der Weizen hoch im Preiſe ſteht, zumal man, da der Weizen nur dünn unter den Roggen gemiſcht werden darf, nur den Samen riskirt. Dem Weizen muß man als der edelſten Getreide— frucht die Kraft des friſchen Miſtes vorzugsweiſe zu— wenden; in einem ſehr humusreichen und beſonders kräftigen Boden kommt jedoch der Weizen auch ohne friſche Düngung gut fort, ja man kann ſogar durch dieſe mehr ſchaden als nützen, indem ſich der Weizen lagert und durch Krankheiten leidet. In einem ſolchen Bo— den iſt es angemeſſener, die Geile des friſchen Miſtes für andere Gewächſe zu benutzen, welche ſie vertra— gen. Die Stärke der Düngung zum Weizen muß in einem beſtimmten Verhältniſſe zum Reichthume des Bodens und deſſen Bindigkeit Keen. Man nimmt gewöhnlich an, daß die Düngung zum Weizen um Y, ftärfer fein müſſe, als zum Roggen. Friſcher, noch nicht zergangener Miſt iſt dem Weizen nicht zu— träglich, und muß man kurz vor der Saat düngen, ſo muß der Miſt gehörig zergangen ſein. Im Schaf— pferche, Schaf- und Pferdemiſte werden die Körner feinhülſiger und geben ein zum Backen geeignetes Mehl, wohingegen dergleichen Körner zur Stärkebe— reitung und zum Bierbrauen weniger tauglich ſind. Die grüne Düngung mit der Düngung zugleich un⸗ tergepflügt, iſt dem Weizen ſehr vortheilhaft, ſowie Kirchhof, Landwirth. 161 auch Kalk-, Mergel- und Aſchedüngung. Ganz vor— züglich wirkt aber Geflügelmiſt, zumal im Frühjahre über ſchwächliche Saaten geſtreut. Da der Weizen unter allen Getreidefrüchten in den verſchiedenartigſten Bodenarten gebaut wird, ſo kommt er auch in den verſchiedenartigſten Fruchtfol— gen vor. Es muß jedoch immer Grundſatz bleiben, dem Weizen einen ſolchen Platz anzuweiſen, wo ſein Gerathen unter allen Umſtänden am ſicherſten vor— auszuſetzen iſt. Auf einem ſehr ſtrengen Thonboden wird der Weizen gewöhnlich in der Brache gebaut, und Weizen, Hafer und Brache bilden hier die ganze Abwechſelung des Fruchtbaues. Sind jedoch dergl. ſehr bindige Bodenarten ſo reich, daß der Weizen, wenn zu ihm friſch gedüngt wird, ſich lagert, ſo muß man die Wintergerſte oder die Feldbohne vorher darauf anbauen. Die Bohnen kann man anſtatt der Brache in Reihen bauen und tüchtig bearbeiten; die Wintergerſte folgt aber erſt nach der Brachbearbei— tung und nach ihr Weizen. Indeſſen iſt der Boden, wo hauptſächlich Weizen gebaut werden kann, mei— ſtens ein ſolcher, in welchem auch noch andere Früchte Gedeihen finden. Der gedüngte Brachweizen iſt zwar gewöhnlich im Stroh ſtärker, lagert ſich nicht ſo leicht und liefert mehlreichere Körner. Indeſſen giebt es mehrere Vorgänger des Weizens, welche ihn gar nicht beeinträchtigen, ja nach denen er ſogar beſ— ſer, als in reiner Brache geräth. Wenn ſich der Bo— den zum Rapsbaue eignet, ſo iſt dieſer eine der vor— züglichſten Vorfrüchte; eben ſo der Klee, wenn man den Weizen auf die erſte Furche des umgebrochenen Klees ſäet. Will man einen zum Bau des Weizens weniger geeigneten Boden weſentlich verbeſſern, ſo düngt man nach dem zweiten Kleeſchnitte mit zergan— genem Miſte, läßt den Klee durch ihn durchwachſen und pflügt dann das Land um. Es kommt aber hierbei ſehr darauf an, nach welcher Frucht der Klee geſäet worden iſt. War ſein Vorgänger Gerſte, ſo iſt dies dem Weizen weniger zuträglich, als wenn er nach Hafer oder Winterroggen gefolgt iſt. Der Klee iſt ganz beſonders dann eine günſtige Vorfrucht des Weizens, wenn er im Frühjahre mit Kalk ge— düngt, oder mit Gyps oder Düngefalz u. dgl. über: ſtreut worden iſt. Die Luzerne iſt keine unmittelbar günſtige Vorfrucht für den Weizen. Die Hülſen⸗ früchte können zwar, wenn ſie in einem kräftigen Bo— den in friſcher Düngung ſtanden, auch als Vor: früchte des Weizens dienen, doch müſſen ſie in gut zubereitetes Land geſäet geweſen ſein und zeitig zur Aberntung gelangen. Die behackten Früchte, als Kohl, Rüben und Kartoffeln halten Einige für gute Vorfrüchte des Weizens, Andere wollen von einer ſolchen Fruchtfolge nichts wiſſen, da durch die ſpäte Aberntung jener Früchte die Weizenſaat zu weit hinausgeſchoben wird, und der Acker, namentlich nach Kartoffeln ſich noch nicht genug wieder geſetzt hat. Wo Tabak, Mais und Hanf gebaut werden, kann nach ihnen der Weizen mit Vortheil folgen. Der Weizen verlangt einen mäßig gepulverten Boden, daher ſchweres Land wiederholt bearbeitet werden muß. Doch richtet ſich dies nach der Beſchaf— fenheit des Bodens und N Fruchtfolge. Immer 162 muß aber der Boden möglichſt tief gelockert fein. In der Brache beſtellt man den mehr lockern Boden mit 3 Furchen, den bindigen aber mit 4, und den ſehr ſtrengen auch wohl mit 5 Furchen. Auf einem ſehr ſtrengen Boden giebt man zweckmäßig die erſte Furche im Herbſte, oder bebaut ihn noch beſſer vorher mit Kulturgewächſen in Reihen. Eine angemeſſene Wechſelwirthſchaft wird hier unter allen Umſtänden die angemeſſenſte ſein. Nach in Reihen geſäeten Bohnen wird zum Weizen nur einmal gepflügt. Nach Wintergerſte, Raps und Rübſen bricht man die Stoppeln flach um, und giebt ſpäter die Saat— furche tief. Übrigens kann man das Land nach Raps und Rübſen noch mit einer grünen Düngungs— pflanze, z. B. Spergel, Buchweizen u. dgl. beſäen. Nach gut geſtandenen Hülſenfrüchten kann einmali— ges Pflügen genügen; auf ſtrengem Boden muß es aber zweimal geſchehen. Nach dicht beſtandenem Klee wird einmal zeitig gepflügt; bei nicht dicht ge— ſtandenem Klee aber dreimal. Bei der einfährigen Beſtellung läßt man einige Wochen vor dem Um— pflügen der Kleeſtoppel in jeder Beetfurche des Klee— landes einmal ganz flach hin- und herpflügen. Beim ſpätern Umpflügen der Kleeſtoppel werden nun die vertrockneten Kleeſtücke wieder in die Furchen ge: pflügt, der Pflug dabei aber tiefer geſtellt. Man kann auch mit einem Haken da, wo der Kamm des Beetes hinkommen ſoll, eine Furche vor dem Um— bruche der Kleeſtoppel auspflügen. In einem nicht ſehr bindigen Boden wird nach dem Umbruche des Klees gewalzt. Nach allen behackten Früchten iſt nur eine einfährige Beſtellung nöthig. Oft iſt ſogar der Boden zu locker nach ihnen, und dann muß man walzen, oder die Saat des Weizens unterpflügen. Folgt der Weizen auf ſich ſelbſt (wo er jedoch in der Regel ſchlecht gedeiht), ſo wird gewöhnlich nur eine zweifurchige Beſtellung gegeben. Auf einen ganz vollſtändigen, gehörig reif ge— wordenen Samen kommt es bei dem Weizen vor— nehmlich an, weil ſonſt der Brand leicht entſteht. Beim Weizen iſt ein öfterer Samenwechſel ganz be— ſonders zu empfehlen, indem nicht leicht ein anderes Gewächs dem Ausarten ſo unterworfen iſt. Die Saatzeit iſt nach Beſchaffenheit des Bodens und Klima's verſchieden. Im Allgemeinen verträgt der Weizen eine ſpätere und feuchtere Einſaat als der Roggen, und man beſtellt daher dieſen zuerſt. Man ſäet von Anfang September bis Ende Oktober und noch ſpäter. Je rauher eine Gegend iſt, deſto früher muß geſäet werden. Übrigens wird die Ausſaat ſelten ſo zeitig erforderlich werden, daß man ſie wird vor Michaelis machen müſſen, und in ſolchen Gegen— den wird der Bau des Weizens immer mißlich blei— ben. Eine ſehr zeitige Saat iſt aber durchaus zu widerrathen, da ſich der Weizen im Herbſte noch leicht überwächſt und dann im Winter fault, wenn man ſie nicht noch ſchröpft, woraus aber wieder leicht der Brand entſteht. Am häufigſten wird man in Deutſchland die Einſaat nach Michaelis bis zum letzten Drittel des Oktobers finden, die auch in den meiſten Verhältniſſen die paſſendſte iſt. Da ſich der Weizen unter den Getreidearten am meiſten beſtockt, Der Weizen. fo muß er auch verhältnißmäßig dünner ge fäet wer: den; doch kommt es hierbei auf die Beſtockung der Weizenart und auf die Kraft des Bodens, ſowie endlich auf die Größe der Samen an. Hiernach ſchwankt denn das Maß der Ausſaat auf den Magdeb. Morgen von 12 bis 22 preußiſche Metzen. Im Allgemeinen muß die zeitigere Saat etwas ſchwächer, die ſpätere etwas ſtärker gemacht werden. Überhaupt muß aber da, wo ſcharfe Morgenwinde und ſpäte Fröſte häufig vorkommen, immer ſtärker geſäet werden, als da, wo die Frühjahrswitterung günſtiger iſt. Der Weizen verträgt ſelbſt in dem bindigen Boden eine 3 Zoll ſtarke Bedeckung, und je leichter der Boden iſt, um ſo tiefer muß die Be— deckung erfolgen. Um Gleichmäßigkeit der Saat zu bewirken und den nachtheiligen Stand derſelben in Reihen zu verhüten, iſt das Voreggen unerläßlich. Man ſieht es gern, wenn das Land nach gehöriger Unterbringung des Samens etwas kloßig bleibt. Das Walzen nach der Saat iſt dem Weizen unter allen Umſtänden zuträglich. Der Weizen verträgt viel Feuchtigkeit, ja er kann ſo— gar periodiſch bei Thauwetter unter Waſſer ſtehen, aber ſtockende Näſſe im Untergrunde des Bodens bringt ihm den Tod. Nach der Durchwinterung ſehen die Weizen— felder oft ganz kahl aus; indeſſen findet er ſich mit einemmale beim Eintritte der warmen Vegetation. Man muß daher mit dem Umpflügen der Weizenſaat im Frühjahre ſehr vorfichtig fein, und dieſes wenig- ſtens vor der Mitte Mai nicht vornehmen. Fängt jedoch der Weizen im Anfange Juni nicht an zu be— grünen, ſo iſt alle Hoffnung verloren. Ein beſon— ders wichtiger Gegenſtand iſt das Durcheggen des Weizens im Frühjahre, welches dann vorgenommen wird, wenn die Vegetation beginnt und der Boden abgetrocknet und gehörig durchwärmt iſt, im April oder Anfang Mai's. Man iſt hierbei gewöhnlich zu furchtſam, obſchon es dann die beſte Wirkung thut, wenn der Boden dadurch beinahe das Anſehen eines friſchbeſtellten Ackers bekommt. Hat der Froſt die Weizenpflanzen aus dem Boden gehoben, ſo wendet man im Frühjahre die Walze an. Wo das Jäten einigermaßen ausführbar erſcheint, kommt es bei dem Weizen im Frühjahre, wenn dieſer 8 bis 9 Zoll hoch iſt, mit dem größten Vortheil in Anwendung. Auch iſt das Drillen und nachherige Behäufeln der Saat mit Geſpannwerkzeugen bei dem Weizen unter allen Getreidefrüchten am empfehlenswertheſten. Eine ſchwache Weizenfaat wird im Frühjahre unmit— telbar nach dem Eggen mit Ruß, Kalk, Aſche, kla— rem Hühnermiſte u. dgl. überſtreut, was oft un: glaubliche Wirkung hervorbringt. Bei einem ſehr üppigen Wuchſe des Weizens im Frühjahre, bevor er in den Schoßballen tritt, iſt es gebräuchlich, ihn ent— weder abzuhüten oder zu ſchröpfen, um das Lagern zu verhüten; indeſſen hilft dies nicht immer gegen das Lagern, und man muß, da es oft ſchadet, ſehr ſorgfältig dabei zu Werke gehen. Es iſt räthlich, das Schröpfen nur dann vorzunehmen, wenn der Weizen ein ſehr dunkelgrünes Anſehen bekommt, die Sproſſen ſehr dick und die Blätter ſehr breit und fett ſind, ſich ſehr in einander verſchlingen, kräuſeln und Der Weizen. von der Näſſe leicht niedergezogen werden. Ver— muthet man ſchlechte Witterung nach dem Schrö— pfen, ſo iſt es beſſer, es zu unterlaſſen. Beim Abhüten mit Pferden, Rindvieh oder Schafen (mit den letz— tern am beſten) ſind dieſelben Rückſichten zu neh— men, wie beim Schröpfen. Das Abhüten muß mög— lichſt ſchnell hintereinander erfolgen. Sind die Ahren einmal ausgebildet, ſo ſagt die trockne Witterung dem Weizen am beſten zu; wogegen feuchte Witte— rung bei Koͤrneranſatz dem Weizen nicht zuträg— lich iſt. Die Ernte des Weizens erfolgt gewöhnlich im Laufe des Auguſt. Der Weizen, welcher nicht zu Samengetreide beſtimmt iſt, muß durchaus in der ſogenannten Gelbreife gemäht werden, weil ſonſt die Körner hornig werden und ſchlechteres und grö— beres Mehl liefern. Fällt die Reife des Weizens mit andern Früchten zuſammen, ſo muß man ſtets den Weizen zuerſt nehmen, weil dieſer leicht aus— fällt. Sehr dichtſtehender, auch wohl durch Wind und Regen untereinander geworfener Weizen wird beſſer mit der Sichel abgebracht. Das Setzen der Puppen iſt beim Weizen ganz beſonders zu em— pfehlen, beſonders da, wo er in größerer Ausdeh— nung gebaut wird. Der Ertrag des Weizens iſt weit verſchieden— artiger, als der des Roggens, und er ſchwankt unter den Umſtänden, wo Weizen gebaut wird, zwiſchen 3 und 35 preuß. Scheffel auf den Mor— gen. Das Gewicht des Scheffels ſchwankt zwiſchen 80 und 100 Pfd., der Strohertrag iſt aber zwi— ſchen 1200 bis 5000 Pfd. auf den Morgen. Wenn auch ein Körnerertrag von 4 Scheffeln auf den Morgen den Anbau des Weizens unter manchen Verhältniſſen noch lohnend machen kann, ſo nimmt man doch an, daß in Bezug auf die geſammten Wirthſchaftsverhältniſſe der Anbau anderer Früchte einen größern Nutzen gewähre. Der Weizen erſchöpft den Boden nicht allein in dem Verhältniſſe, als er mehr Nahrungsgehalt als andere Getreidearten enthält, ſondern er giebt auch im Verhältniſſe zu ſeinen Kulturkoſten und des erforderlichen Düngeraufwandes, wenn der Boden nicht ſehr humusreich iſt, verhältnißmäßig weit weniger Düngermaterial durch fein Stroh, welches als Futter nicht beſonders geſchätzt wird, wegen ſeiner Weichheit aber ſelbſt als Streuſtroh weniger in Achtung ſteht, als Winterroggen- und ſelbſt Haferſtroh. Auch die verſchiedenen Sommerweizenar— ten kommen in der Kultur im Weſentlichſten über— ein. Die Samen des Sommerweizens werden un— anſehnlicher, kleiner, zum Theil dickſchaliger und weniger mehlreich, doch übertreffen manche Arten gerade hierin den Winterweizen. Der Preis des Sommerweizens iſt gewöhnlich niedriger, als der des Winterweizens, doch oft auch mit dieſem gleich. Dem Brande unterliegt er ſehr oft, ſowie ihm auch mancherlei Inſekten ſehr ſchaden, daher er im Gan— zen als eine ſehr unſichere Frucht betrachtet wird. Der Sommerweizen kommt auch in einem lo— ſeren Boden fort, verträgt jedoch auch den mehr 163 bindigen. Er verlangt wegen ſeiner kurzen Vege— tation einen beſonders kräftigen Boden, und ein mäßig feuchtes Klima ſagt ihm beſonders zu. Er paßt daher recht gut für Gebirgsgegenden, wo das Fortkommen des Winterweizens ohnedies gefährdet iſt. Ein Boden, in welchem die große zweizeilige Gerſte vorzüglich gedeiht, ſagt auch dem Sommer— weizen beſonders zu. Der Boden muß möglichſt rein vom Unkraut ſein, und eine tiefe Ackerkrume iſt zwar wünſchenswerth, aber nicht unbedingt nöthig. Unter den Sommergetreidearten verträgt er die friſche Düngung am eheſten, ja es hängt auch, wenn der Boden nicht beſonders kräftig iſt, ſein Ertrag von der gegebenen Düngung ab. Der Miſt wird vor Winter aufgefahren und ſoll dann auf mehr leichten Boden oberflächlich liegen bleiben. Die mineraliſche Düngung ſagt dem Sommerweizen ſehr gut zu. Der Sommerweizen findet ſeinen Platz nicht ſelten nach behackten Früchten neben der großen Gerſte, und er kann hier oft einen beträchtlich grö— ßern Ertrag geben, als die Gerſte, obſchon die meiſten Landwirthe die letztere wegen der wenigern Gefahr des Mißrathens vorziehen. Indeſſen kann es im bindigen Boden allerdings gerathen ſein, den Sommerweizen nach behackten Früchten folgen zu laſſen. In den meiſten Fällen läßt man den Sommerweizen mit einer Düngung nach der Win— terung folgen. Ein ſehr guter Vorgänger des Som— merweizens iſt der Klee; man benutzt dieſen hier— zu, wenn er im vorhergehenden Jahre länger zu Futter oder Weide benutzt werden mußte, und bricht die Kleeſtoppel noch vor Winter um. Auf Winter— weizen läßt man den Sommerweizen nicht gern folgen, und noch weniger nach Gerſte, ſelbſt wenn friſch gedüngt wird. Der Sommerweizen verlangt einen ſehr gut zu— bereiteten Boden; die Beſtellung erfolgt gewöhn— lich dreifurchig, wenn nicht etwa vorher behackte Früchte auf dem Felde geſtanden. Die Bearbeitung darf nicht tief erfolgen, und der Acker muß ſich durchaus vor der Saat wieder gehörig geſetzt haben. Ein durchaus vollſtändiger Same iſt beim Sommerweizen ein unumgängliches Bedürfniß ſei— nes Gerathens; man empfiehlt daher zweijährigen Samen, und dieſen vorher mit flüſſigen Düng— mitteln anzunetzen. Auch iſt das Wechſeln des Sa— mens bei Sommerweizen noch mehr zu empfehlen, als beim Winterweizen. Im Betreff der Saatzeit kommt es ſehr viel auf die Art an; denn wird z. B. Wechſelweizen als Sommerftucht gebaut, ſo kann er ſo zeitig geſäet werden, als es nur die Zurich— tung des Bodens geftattet, weil ihm ſelbſt ftarfe Frühjahrsfröſte nicht ſchaden. Andere Arten find dagegen ſo verzärtelt, daß ſie nur in der wärmern Jahreszeit geſäet werden dürfen. Zeitigere Saat des Sommerweizens geräth im Durchſchnitte beſſer als ſpätere. Nach den klimatiſchen Verhältniſſen wird die Saatzeit im Laufe des Aprils oder im Anfange Mai's fallen, und nur in höhern Gebirgs— gegenden wird ſie ſpäter Kr müſſen; eine ſpä⸗ 164 tere Saat jedoch als nach der Mitte Mai's bleibt unter allen Umſtänden gewagt. Bei der Saat muß die Witterung von oben trocken ſein, und es dürfen keine Nebel ſtattfinden; auch darf der Boden nicht zu trocken ſein. In kräftigem Boden und bei zeiti— ger Saat wird die Saat dünner erfolgen können, je weniger aber der Boden kraftvoll iſt und je ſpä— ter die Saat erfolgt, deſto ſtärker und oft um den vierten Theil mehr, als die des Winterweizens, muß ſie gemacht werden. Auf lockerm Boden em— pfiehlt man ein 3 bis 4 3. tiefes Unterpflügen der Saat, ſowie auch das Walzen nach der Saat. In einem mehr bindigen Boden, der ſich nach der Saat bei Regengüſſen leicht ſchließt, bekommt dem Som— merweizen das Aufeggen ſehr wohl, in lockerm Boden muß man es aber unterlaſſen, wenn nicht die Saat untergepflügt war. Vom Staubbrande leidet der Sommerweizen mehr als der Winterweizen, und nächſtdem ſchaden ihm noch viele Inſekten, die ent— weder die Blätter anfreſſen, oder Halm und Blätter verzehren, oder die Körner aushöhlen. Auf dem Schüttboden geht der Kornwurm dem Sommerwei— zen am liebſten nach. Bei gewöhnlicher Saatzeit iſt die Ernte im Au— guſt anzunehmen. Der Extrag an Körnern iſt noch unſicherer, als beim Winterweizen. Gewöhnlich nimmt man an, daß der Ertrag um ein Viertheil ge— ringer als der des Winterweizens iſt. Der Stroher— trag des Sommerweizens iſt in der Regel geringer, als der des Winterweizens; als Futter hat es aber einen beträchtlich höhern Werth und wird dem Ger— ſtenſtrohe vorgezogen. Der Dinkel oder Spelz, Zweikorn, Corallen— weizen, Veſen, Korn. Der Dinkelbau iſt im ganzen nördlichen Deutſch— land unbekannt, ebenſo in Oſtreichs Ländern; deſto ausgebreiteter wird er am Rhein und in Frankreich, wie in Baden und Würtemberg angetroffen, wo er die wichtigſte Wintergetreideart iſt. Er liefert vor— züglich weißes feines Mehl, und wird überhaupt zu dem feinen Backwerke benutzt. Der Dinkel unterſchei— det ſich als Weizenart von dem gewöhnlichen Weizen ſchon beim Hervortreiben durch feine ſchmälern, gras— grünen Blätter, dann in der Folge weſentlich durch ſeine plattgedrückten Ahrchen oder Spelzen, in deren jeder 2 Körner ſo eingeſchloſſen ſtecken, daß ſie ſelbſt beim Dreſchen nicht aus ihrer Hülſe fallen, ſondern in einer Mühle auf dem ſogenannten Gerbgange ent— hülſt werden müſſen. Das von den Hülfen getrennte oder gegerbte Korn wird Kern genannt. Eine voll— kommene Ahre hat 19 bis 23 Ahrchen oder Spelzen, alſo 38 bis 46 Körner. Nach mehrern angeſtellten Verſuchen kommt er auch im nördlichen Deutſchland fort. Nach den in neuern Zeiten angeſtellten ſehr genauen Vergleichen zwiſchen dem Werthe des Wei— zens und des Dinkels dürfte der Weizen nur in ganz vorzüglichem Weizenboden einen unbedingten Vorzug verdienen, wogegen der Dinkel in einem Boden, wel— cher für jenen etwas zu leicht iſt, beſſer fortkommt, auch weniger dem Brande und dem Vögelfraße unter— Der Dinkel oder Spelz. worfen iſt und nicht leicht lagert. Der Dinkel wird als Winter- und auch als Sommerfrucht gebaut, doch iſt letztere nicht zu empfehlen. Unter den ver— ſchiedenen Arten des Dinkels wird der unbärtige oder unbegrannte vorgezogen, und unter dieſem giebt es wieder zwei Spielarten, welche ſich nur im reifen Zu— ſtande durch die Farbe in rothen und weißen unter— ſcheiden. Von dieſen verdient der rothe den Vorzug, weil er gegen Näſſe und Kälte weniger empfindlich ist, ſich mehr beſtockt, ſtärkere und höhere Halme, fo wie vollkommnere Ahren treibt, beſſer ſcheffelt und dem Honigthau und Brande weniger unterworfen iſt. Er artet übrigens ſehr leicht aus, weßhalb man bei der Wahl des Samens ſehr vorſichtig ſein muß. Im Ganzen kommt die Kultur mit der des Weizens überein. Bei dem Boden kommt es zuvörderſt darauf an, in welchen klimatiſchen Verhältniſſen ſich derſelbe be— findet. Der Dinkel kommt zwar auch in einem trock— nern Boden als der Weizen fort, doch gedeiht er in einem feuchten Klima, welches dem Weizen ganz be— ſonders zuſagt, um ſo beſſer und ſicherer. Er gedeiht am beſten im vorzüglichſten Weizenboden, giebt aber in einem Boden, der für den Weizen zu trocken, loſe und nicht kräftig genug iſt, einen höhern Ertrag als dieſer; auch auf feuchtem Boden wintert er nicht ſo leicht aus, als der Weizen. Er verträgt friſche Düngung, und ſelbſt eine ſolche, die kurz vor der Saat untergebracht worden iſt, ſehr wohl; beſonders zuträglich iſt ihm, wenn das bereits beſaamte Feld noch 2 bis 3 Wochen lang mit Schafen bepfercht wird. Am beſten gedeiht er je— doch in einem Boden mit viel alter Kraft ohne friſchen Dung. Er ſaugt bei einem gleich großen Ertrage den Boden weniger aus, als der Weizen. Der Dinkel verträgt, mit Ausnahme etwa des Weizens, jede Vorfrucht, ja nach jedesmaliger Vor— herdüngung ſich ſelbſt, und wirkt auf die nach ihm folgenden Früchte minder nachtheilig als der Weizen. Doch iſt für einen ſichern Ertrag immer zu rathen, ihn ſtets nur nach ſolchen Früchten folgen zu laſſen, welche den Boden kraftvoll hinterlaffen, und die frifche Düngung ſo viel als möglich zu vermeiden. Der ei— gentliche Weizenboden muß zum Dinkel ebenſo zube— reitet werden, wie zum Weizen, und nur ein loſer Boden braucht für ihn minder ſtark bearbeitet zu werden. Die Saatzeit iſt dieſelbe, wie die des Weizens; in den Gebirgsgegenden ſäet man möglichſt frühe; in fruchtbaren Ebenen geben ſehr ſpäte Saaten häu— fig noch einen guten Ertrag. Man wählt zur Saat einen Zeitpunkt, wo es dem Boden nicht an hinläng— licher Feuchtigkeit fehlt, weil der Dinkel, da er mit den Hülſen ausgeſäet wird, zum Keimen mehr Feuch— tigkeit verlangt, als eine andere Winterfrucht. Es wird allgemein empfohlen, den Dinkel vor dem Aus— ſäen einzuweichen. Da man den Dinkel in Schalen ſäet, ſo nimmt man für gewöhnlich an, ihn noch ein— mal ſo ſtark, wie den Weizen unter übrigens gleichen Umſtänden auszuſtreuen. Gemeiniglich ſäet man nach dem Rapſe am ſchwächſten, ſtärker nach Brache, am ſtärkſten nach Klee, etwa in dem Verhältniſſe wie Das Einkorn, Peterskorn, wälſcher Dünkel. 6—7—8. Die Saat iſt oft ſchwierig unterzubrin— gen, weßhalb man im leichtern Boden dieſelbe unter— zuackern empfiehlt. Auf leichterem Boden ſäet man auch ein Gemenge von Roggen und Spelz, und zwar nimmt man zu ½ des erſtern ½ des letztern, indem man um ½ dünner ſäet. Von den Meiſten wird das Aufeggen des Dinkels im Frühjahre als ein unum— gängliches Erforderniß ſeines Gerathens betrachtet, beſonders wenn ſich viel Unkraut zeigt. Uppige Din— kelſaat wird im Monate Mai durch Schröpfen oder Dinkeln gegen das Lagern geſichert. Beſondern Krankheiten iſt der Dinkel zwar nicht unterworfen, indeſſen wird er doch nicht vom Brande gänzlich ver— ſchont. Die Erntezeit tritt im ſüdlichen Deutſchland in der erſten Hälfte des Auguſt ein, im nördlichen et» was ſpäter. Man bringt ihn ab, wenn der Halm weiß iſt, ſollte auch die Ahre noch nicht ganz reif ſein.“ Man muß mit dem Ab- und Einbringen möglichſt eilen, weil man bei naſſer Witterung mehr als bei einer andern Getreideart Körnerverluſt erleidet. Der Dinkel kann ſofort beim Einbringen in die Scheune gedroſchen werden, da die Körner leichter als bei irgend einer andern Getreideart abgehen. Der Extrag an Körnern iſt 20 bis 60 preuß. Scheffel auf den preußiſchen Morgen von ungegerbtem Dinkel. Beim Gerben oder Enthülſen geht aber dem Maße nach über ½ verloren, dem Gewichte nach Y,. An Stroh erntet man auf den Morgen 9 bis 25 Ctr. Das Einkorn, Peterskorn, wälſcher Dinkel. Das Einkorn iſt eine Weizenart, mit einer zwei— zeiligen, begrannten, der Gerſte ähnlichen Ahre, die am häufigſten iu den Rheingegenden und im ſüdlichen Deutſchland in der Nähe der Wälder gebaut wird, weil ihre Grannen das Wild abhalten. Die Samen werden hauptſächlich zu Viehfutter, doch auch zum Bierbrauen und zu Brotmehl benutzt. Das Einkorn verträgt das ſpäte Säen, wintert nicht leicht aus, lagert ſich nicht und iſt den Krankheiten des Weizens nicht ſo ſtark unterworfen. Man kann es vom Sep— tember bis zu Anfang März ſäen; eine ſpätere Ein— ſaat iſt nicht mehr anzurathen. Es verträgt jede Bo— denart, auf welcher der Spelz fortkommt, und iſt ſehr genügſam, indem es auf einem ſchattigen, ſteinigen und ſonſt ſchlechtem Boden noch fortkommt. Es ver— trägt eine rauhe Bearbeitung, wenn nur der Acker nicht ſtark verunkrautet oder vergraſ't iſt. Man em: pfiehlt zur Vermehrung des Ertrags das Einkorn unter dem Spelz zu ſäen. Seiner ſtarken Beſtaudung halber ſäet man es um s bis die Hälfte dünner als den Spelz, mit dem es überhaupt in der Kultur viel gemein hat. Den Ertrag giebt man in beſſerem Bo— den auf ſechszehnfältig, in ſchlechterem halb ſo groß an. Das Stroh des Einkorns liefert das beſte Heft— ſtroh für Weinberge, und taugt vorzüglich zum Flech— ten der Strohkörbe. Die Erntezeit tritt ſpäter als die des Dinkels ein. Man läßt es auf dem Halme voll— kommen reif werden, und ſucht nach dem Abbringen es möglichſt bald einzubringen, da es nicht beregnet werden darf. 165 * Emmer, Amelkorn, Reisdinkel. Der Emmer gehört unter das Weizengeſchlecht, und es bleiben bei ihm, wie bei dem Dinkel, die Körner in den Hülſen ſitzen, weßhalb ſie vor dem Mahlen erſt ausgehülſt werden müſſen. Man findet den Emmer in neuerer Zeit häufig in Würtemberg und in den Rheingegenden als Sommerbrotfrucht angebaut. Man kennt hauptſächlich 3 Abarten des Emmers, den weißen, rothen und ſchwarzen. Letzte— rer wird auch als Winterfrucht gebaut, ſoll jedoch gegen die Kälte empfindlich und dem Mehlthaue ſehr unterworfen ſein, weßhalb er viele taube und ſchlechte Körner anſetzt. Der weiße und rothe konnen zwar auch als Winterfrucht gebaut werden, überſtehen jedoch den Winter nur in warmem Klima, weßhalb man den Emmer gewöhnlich nur als Sommerfrucht angebaut findet. Als ſolche übertrifft der rothe die andern Arten und ſelbſt den Ertrag von Sommer— weizen. Ofters findet man den rothen und weißen Emmer untereinander als Sommerfrucht gebaut. An Mehlgehalt ſteht der Emmer dem Dinkel nach, er giebt aber ganz vorzügliche Graupen zu Suppen, und iſt in dieſer Hinſicht unſtreitig die erſte im deut— ſchen Klima gebaute Frucht. Im nördlichen Deutſch— land ſcheint ſein Anbau keine Empfehlung zu verdie— nen. Er nimmt nicht allein mit einem trocknen und ſchlechten Boden vorlieb, ſondern lagert auch im üp— pigſten Boden unter allen Getreidearten am wenig— ſten leicht. Als Sommerfrucht dient der Emmer, Hafer und Gerſte zu erſetzen, weßhalb er im Sommerfelde nach der Winterung kommt. Im Fruchtwechſel weiſt man ihm einen ſehr geeigneten Platz nach Klee an, auch könnte er als Erſatz der im Herbſte behinderten Getreidean— ſaat als Brachfrucht dienen, ſowie er auch in einem Lande, wo von anderem Getreide Lager zu befürchten iſt, zu empfehlen ſein würde. Er muß frühzeitig ge— ſäet werden, und verlangt daſſelbe Einſaatmaß, als der Dinkel, mit welchem er überhaupt in der Kultur vieles gemein hat. F Die Ernte fällt im September, und muß bejon: ders bei trockner Witterung erfolgen, indem der Em: mer keinen Regen vertragen kann. Man erntet im geeigneten Boden ſechszehnfältig und mehr, im ma⸗ gern kaum halb ſo viel. Da der Emmer reichlicher lohnt und ſicherer gedeiht, als der Sommerweizen, ſo iſt ſein Anbau da, wo die Mühlen mit einem Kerbgange zum Enthülſen des Emmers verſehen find, der Kultur vor jenem vorzuziehen. Aber auch als Pferdefutter gebaut, dürfte er eine reichlichere Ernte als der Hafer liefern, da er im Ertrage zu dieſem wie 40 zu 34 ftebt. Der Roggen. Der Roggen (Korn) iſt in einem großen Theile Deutſchlands und überhaupt in allen nördlichen Län— dern die Hauptbrotfrucht und die wichtigſte Getreide— frucht. Das Mehl des Roggens liefert ein ſehr ſchmack— haftes, geſundes Brot, das viel länger ſich friſch erhält, als das Weizenbrot, und auch altbacken ſeinen kräftigen Geſchmack behält, während altes Weizen— 166 gebäck im Geſchmacke ungemein verliert. Nun ift der Roggen in der Regel auch im Preiſe beträchtlich wohlfeiler, als der Weizen, und verlangt keinen ſo kräftigen Boden als dieſer, kommt überhaupt in einem kältern Klima und in den meiſten Bodenarten fort, der Boden bleibt unter ihm reiner, und iſt diejenige Getreideart, welche in der Regel das meiſte, auch beſte und unentbehrlichſte Stroh liefert. Auch iſt end— lich fein Körnerertrag ſicherer, als der des Weizens. Alles dies hat dem Roggen einen ſo großen land— wirthſchaftlichen Werth gegeben, wenigſtens in Deutſchland und in den nördlichern Ländern, daß er für die Hauptfrucht des Feldbaues gehalten wird, wozu noch der Umſtand kommt, daß er als das un— entbehrlichſte Brotgetreide den ſicherſten Abſatz findet. Nach ihm regulirt ſich der Preis der meiſten übrigen Feldprodukte. Nach ihm wird der Ertrag anderer Feldgewächſe angenommen, und die Wirthſchafts— und andern Ausgaben werden häufig nach Roggen berechnet. Geſchroten giebt der Roggen ein gutes Viehfutter, bei Laſtpferden vertritt er zum Theil die Stelle des Hafers, beſonders gedeihlich iſt er aber den Zugochſen. Um zeitiges Grünfutter im Frühjahre zu haben, theils auch zu zeitiger Weide wird der Roggen in mehreren Gegenden geſäet. Man hat verſchiedene Arten des Roggens; die beiden Hauptarten ſind Winter- und Sommer— roggen. Von letzterem giebt es eine Art, welche über Winter und über Sommer geſäet werden kann, ſ. Sommerroggen. Über die verſchiedenen Arten des Roggens herrſcht übrigens noch eine große Ver: wirrung, und es ſteht zu vermuthen, daß alles, was uns aus verſchiedenen Ländern als Hauptart zuge— bracht wird, nur durch Umſtände ſo abgeändert iſt, ſo daß nach Entfernung derſelben immer nur wieder eine und dieſelbe Stammfrucht, unſer Winterroggen daſteht. Manche Abarten behaupten ſich zwar in ihrer veränderten Form ſehr lange, doch ſind dies nur Ausnahmen von der Regel. Für den Landwirth ha— ben jedoch, der ohnedies einen öftern Samenwechſel eintreten laſſen ſoll, die verſchiedenen Arten, wenn ſie auch nur eine Zeit lang ihren Charakter beibehal— ten, dennoch einen großen Werth in Berückſichtigung der mannigfaltigen Verhältniſſe. Die vornehmlich— ſten Arten des Winterroggens ſind: 1) Der gemeine Roggen, welcher am häu— figſten gefunden wird, ſowohl im ärmſten Boden, als in Niederungen und hohen Gebirgen, wo der Weizen nicht mehr zur Reife gelangt. Nach ſeinen verſchiedenen Standorten giebt er bald mehr bald weniger Ertrag, und beſtaudet ſich mehr oder weni— ger; bei früher Ausſaat, bis Mitte Oktobers, be— ſtockt er ſich beſſer und ſchießt eher in die Halme. 2) Der Staudenroggen beſtaudet ſich mehr, als der gewöhnliche Winterroggen und treibt unter gleichgünſtigen Umſtänden ſtärkere, längere Halme mit größern Ahren und Körnern. Er muß zeitig, in kältern Gegenden ſchon im Auguſt, in wärmern Ge— genden im Anfange Septembers geſäet werden. Man ſäet um Y, oder ½ dem Maße nach dünner als bei dem gewöhnlichen Roggen. Er kann im Herbſte ab— gehütet werden. Gegen die nachtheiligen Einflüſſe Der Roggen. der Witterung iſt er weniger empfindlich, lagert nicht ſo leicht, gelangt aber ſpäter zur Reife. Er hat un— bezweifelte Vorzüge vor dem gewöhnlichen Roggen und wird daher allgemein geſchätzt; doch verliert er dieſe Vorzüge im magern Boden und bei einer ſpä— tern Saat und artet endlich in den gewöhnlichen Rog— gen aus. Lange in demſelben Boden gebaut, artet er ebenfalls aus. Man unterſcheidet auch bei dem Stau— denroggen verſchiedene Abarten, als den wallachi— ſchen Roggen, ägyptiſchen Roggen oder Jeruſalemskorn, tuneſiſchen Stauden-⸗ roggen, norwegiſches Korn, arhangel: ſches Korn, merifanifher Staudenrog— gen, auch den Roggen aus Sibirien und Tau- rien. Bei allen dieſen verſchiedenen Abarten iſt es noch nicht einmal ermittelt, welche der Landwirth unter dieſem oder jenem Namen verſteht. Botaniker haben an dieſen verſchiedenen Arten gar keine beſon— dern Unterſcheidungszeichen wahrgenommen und wollen ſie nicht einmal als Spielarten des gemeinen Roggens gelten laſſen. Neuerdings iſt der wallachi— ſche Roggen wegen ſeiner Tragbarkeit empfohlen, obſchon ihn Einige auf einen ſehr kräftigen Boden verweiſen, Andere in einem trocknen, dürftigen Bo— den die glücklichſten Ergebniſſe erlangt haben wollen. Er muß zeitig und ſehr dünn geſäet werden. In kräfti— gem Boden und bei günſtiger Witterung treibt er, einen ſehr langen Halm und nicht ſelten 6 bis 8 3. lange Ahren mit vielen großen und ſehr mehlreichen Körnern. Der in Pommern unter dem Namen ſchot— tiſches Korn, der norwegiſche, der archangelſche und der ſibiriſche Roggen ſcheint eine und dieſelbe Art zu ſein. Sie verlangt zeitige und dünne Saat, beſtaudet ſich in einem dürftigen Boden mehr, als der gemeine Roggen, liefert längere Halme und überhaupt mehr Stroh, treibt größere Ahren mit mehrern größern, aber dickſchaligern Körnern. Deßhalb wird dieſe Ab— art in einem minder kräftigen Boden und in kältern Gebirgsgegenden empfohlen; auch verträgt ſie das Behüten mit Schafen im Herbſte und Frühjahre beſ— ſer, als die andern Roggenarten. 3) Der Kleberoggen oder das Klebekorn unterſcheidet ſich von dem gewöhnlichen Roggen hauptſächlich durch einen bräunlichen Halm. Er iſt in neuern Zeiten vorzugsweiſe empfohlen worden, indem er die größte Beſtaudungsfähigkeit haben ſoll und deßhalb am dünnſten geſäet werden kann, und einen ſehr hohen Ertrag an Stroh und Körnern ge— währt. Er artet weniger leicht aus und bedarf weder eines ſo kräftigen Bodens noch einer ſo frühen Saat, als die andern Arten des Staudenroggens. 4) Der Johannisroggen, welcher mehr des Futters, als des Körner- und Strohertrages wegen gebaut wird, wird zu Johannis geſäet, giebt noch im laufenden Jahre einen ſichern Schnitt, kann ſelbſt dann noch geſchnitten werden, wenn er bereits im September Ahren getrieben hat, gewährt im nächſten Frühjaͤhre das erſte Grünfutter, und giebt dann im— mer noch einen ſo großen Ertrag an Stroh und Kör— nern, als der gewöhnliche Roggen. Er verlangt ein kräftiges und gut gedüngtes Land, und muß dichter, als der gewöhnliche Roggen geſäet werden. Der Roggen. 5) Der Wandelroggen oder das Wandel— korn wird abwechſelnd über Sommer und Winter geſäet, ſoll jedoch vor dem gewöhnlichen Roggen als Winterfrucht keinen Vorzug haben. Der Roggen verträgt die ſtrengſte Winterkälte und iſt diejenige Winterfrucht, welche in dem kälteſten Klima fortkommt, wenn nur die Periode der warmen Witterung ſo lange dauert, daß er die Reife erlan— gen kann. Man kann annehmen, daß alle Arten des Winterroggens da mit Gewißheit gebauet werden können, wo die Witterung 3 Monate regelmäßig aushält. Er kann in nördlideren Gegenden mit mehr Gewißheit gebaut werden, als in Gebirgs— ſtrichen, wo die Witterung ſehr abwechſelnd iſt, da ſpäter Froſt oder Reif, wenn ſie den Roggen in der Blüthe treffen, dieſen gänzlich zerſtören. Der Roggen liebt den mehr leichten, lockern Boden, er gefällt ſich daher auf ſandigem Lehmboden, lehmigem Sandbo— den, und kommt ſelbſt in Sandboden gut fort, wenn ein ſolcher Boden nur ſonſt nicht zu arm iſt. In vie— len Sandgegenden iſt der Roggen die einzige Körner— frucht. Übrigens geräth der Roggen in einem mehr bindigen, reichen und mürben Boden um ſo beſſer, beſonders der Staudenroggen. Beſonders gut ge— deiht der Roggen in dem ſogenannten Gerſtenboden, welcher dem Klee zuſagt und wo noch Weizen mit Vortheil gebaut werden kann. Hat der mehr thonige Boden eine Beimiſchung vonz Kalk oder Mergel in ſeiner Oberfläche, ſo iſt er für den Roggen ebenfalls geeignet. Der Roggen gedeiht allerdings um ſo beſ— ſer, je tiefer er mit ſeinen Wurzeln in die Bodenkrume eindringen kann; indeſſen nimmt er auch mit einem flachen Boden mehr vorlieb, als viele andere Feld— gewächſe. In einem feuchten und ſehr bindigen Bo— den, welcher dem Weizen zuſagt, wintert er leicht aus; die Pflanzen bleiben dort klein und ſetzen kleine Ahren mit wenig Körnern an. Bei günſtiger Witte— rung wächſt er in ſolchem Boden mehr in's Stroh, als er Körner giebt. Naſſer Boden paßt zum Baue des Roggens durchaus nicht. Einen gewiſſen Grad von Säure im Boden verträgt er mehr als andere Feldgewächſe, und kann daher in trocken gelegten Moorboden gebaut werden; auch kommt er im Heide: boden fort. Man hat Ländereien, die in 4, 6 auch mehr Jahren einmal mit Roggen beſtellt werden, ohne daß ſie je Düngung erhalten, und iſt ein ſolcher Boden nicht zu arm an Humus und nicht zu trocken, jo kann er, wenn er zwei Jahre als Schafweide liegen bleibt, eine gute Roggenernte tragen, ohne erſchöpft zu werden. Je überwiegender die Sandtheile in einem Boden ſind, um ſo feinhülſiger, mehlreicher und ſchwerer werden die Samen; je feuchter und kälter das Klima iſt, um ſo weniger mehlreich ſind die Körner. Der Roggen verträgt nicht nur die friſche Dün— gung ſehr gut, ſondern kommt auch nach einer ſolchen um ſo beſſer fort. Man darf nicht zu ſtark zu ihm düngen, weil er ſonſt zu üppig im Herbſte wächſt, im Winter leicht fault und im folgenden Frühjahre lagert. Beim Baue des Roggens als Hauptfrucht gilt die Regel, ſchwächer aber öfterer zu düngen; doch kommt es hierbei natürlich auf die Beſchaffenheit des 167 Bodens an, da man bindigere und kältere Boden— arten ſtärker als leichte und warme düngt. Der Rog⸗ gen nimmt mit dem friſchen Miſte ebenſo vorlieb wie mit dem verrotteten Dünger, nur darf er, unmittel— bar vor der Saat untergebracht, nicht zu ſtrohig und zu wenig zergangen fein, weil ſonſt die Roggenpflan— zen leicht eingehen. Am beſten ſagt ihm der Schaf— und Pferdemiſt zu; von Rindmiſt werden die Körner dickſchalig, weßhalb man eine Mengung der Miftarten empfiehlt. Schafpferch, vor oder nach der Saat ge— geben, äußert ſtets eine gute Wirkung und wird be— ſonders bei ſpätern Saaten empfohlen. Kalk-, Mer— gel- und Aſchendüngung ſind dem Roggen zuträg— lich, ſie machen die Körner dünnſchaliger und mehl— reicher, und die Halme ſtärker und rohrartiger, weß— halb fie nicht fo leicht lagern. Beſſer düngt man mit Kalk und Mergel zu der dem Roggen vorhergehenden Frucht. Die Düngung mit Compoſt, Schlamm und Heideplaggen iſt dem Roggen zuträglich. Schwäch— liche Saaten auf magern Feldern hilft man mit der Jauchedüngung auf, beſonders vor Winters gegeben. Die grüne Düngung iſt dem Roggen gedeihlicher, als vielen andern Pflanzen. Der Roggen iſt bei jedem Wirthſchaftsſyſteme ebenſo der Nachfolger als Vorgänger der verſchieden— artigſten Gewächſe. Im Allgemeinen hat man in mehr thonigem Boden, der bindig iſt, weit mehr Rückſicht auf die Vorgänger des Roggens zu nehmen, zumal wenn der Boden nicht ſehr reich iſt, und nicht ſeit langer Zeit in guter Kultur ſteht. Ein ſolcher Boden muß genugſam gelockert werden; daher ſind alle den Boden lang einnehmenden Gewächſe hier keine günſtigen Vorfrüchte für den Roggen. Aber auch ſolche Früchte, welche den Boden zu ſehr gepul— vert und gelockert hinterlaſſen, zumal bei ſpäter Ab— erntung, find keine günſtigen Vorfrüchte des Roggens. In leichtem, beſonders kräftigem Boden hat man die Vorgänger des Roggens weit weniger zu berückſich— tigen und vornehmlich nur darauf zu achten, daß das Land nicht zu ſehr verunkrautet und verwildert. In bindigem Boden iſt die Brache die letzte Vorberei— tung zum Roggen. Brachroggen zeichnet ſich beſon— ders durch einen reichlichen Ertrag an Stroh und vielen und ſehr mehlreichen Körnern aus. Raps und Rübſen ſind dem Roggen ſtets günſtige Vorfrüchte und geben der Brache nichts nach. Eine faſt eben ſo günſtige Vorfrucht iſt der Sommerrübſen, wenn er gut und in friſchem Dung geſtanden. Der Tabak iſt eine vorzügliche Vorfrucht des Roggens, und zwar mehr auf leichtem Boden, da man auf ſchwererem mit mehr Vortheil Weizen folgen läßt. Der Klee iſt eben— falls eine günſtige Vorfrucht des Roggens, und mehr im leichten als gebundenen Boden. Wenn der Klee auf eine Furche geſäet und dieſe erſt im Herbſte nicht lange vor der Saat gegeben wird, ſo muß ein ſolcher Boden leicht und thätig ſein. Der im bindigern Bo— den auf eine Furche geſäete Roggen giebt zwar gute und mehlreiche Körner, ſteht aber gewöhnlich dünn. Bei einfähriger Beſtellung des Roggens muß der Klee aber immer gut und üppig geſtanden haben und das Land von Unkraut frei ſein. Übrigens kommt es bei einer einfährigen Beſtellung des Roggens auf 168 Kleeland gar ſehr darauf an, in welchem Kulturzu— ſtande ſich der Acker überhaupt befunden, als der Klee eingeſäet wurde. Iſt das Kleeland für eine ein— fährige Beſtellung zu bindig, ſo pflügt man daſſelbe zur vollkommneren Bedeckung der Kleewurzeln mit Erde, beſſer dreimal. Die Bohnen ſind, in einem nicht zu bindigen Boden gebaut, eine gute Vorfrucht des Roggens, gewöhnlicher werden ſie aber als Vor— frucht des Weizens betrachtet. Die verſchiedenen an— dern Hülſenfrüchte, beſonders Erbſen und Wicken, ſind ebenfalls günſtige Vorfrüchte des Roggens. Unter allen Vorfrüchten zu Roggen werden die Kar— toffeln von den Meiſten für die unvortheilhafteſten gehalten, zumal wenn der Boden nicht überwiegende Sandtheile enthält. Man bringt daher mit weit mehr Vortheil zwiſchen Kartoffeln und Roggen eine oder zwei Früchte, z. B. Gerſte oder Erbſen, oder Gerſte mit Klee. Kohl und Kohlrüben ſtehen in der Regel auf zu bindigem und feuchtem Boden, und werden zu ſpät geerntet, als daß noch Roggen mit Vortheil nach ihnen geſäet werden könnte. Nach Runkelrüben gedeiht der Roggen gewöhnlich gut, nach Waſſerrüben ſchlägt er aber ſtets zurück. Buch— weizen iſt in vielen Gegenden faſt die einzige Frucht, die mit dem Roggen abwechſelnd gebaut wird; nur muß das Land unmittelbar nach Aberntung des Buchweizens umgebrochen werden. Der Lein iſt eine nachtheilige Vorfrucht des Roggens, und zwar um ſo nachtheiliger, je dünner er geſäet war, und je mehr er Samen getragen hat. Nach dem Hanfe geräth dagegen der Roggen gewöhnlich gut. Nach grün ge— mähten oder abgeweideten Spergel geräth der Rog— gen ſehr gut. Auch auf gebranntem Graslande ge— deiht der Roggen vortrefflich. In den Stoppeln des Getreides und in ſeinen eigenen Stoppeln ſchlägt der Roggen in der Regel mehr oder weniger zurück; da— her bleibt es immer angemeſſener, zwiſchen das Ge— treide eine andere Frucht einzuſchieben. Selbſt da, wo ftarf gedüngt wird, macht ſich dieſer Rückſchlag im Ertrage der Körner bemerklich. Doch finden hier auf ſehr kräftigem und gut kultivirtem Boden auch Ausnahmen ftatt. Der Roggen verlangt einen gut gemürbten, locke— ren, jedoch nicht zu ſehr gepulverten Boden. Im thonigen Boden iſt ihm die Brachbearbeitung am zuträglichſten, indem man ihn mit 3 oder 4 Furchen bearbeitet; im leichten Boden ſind 2 Beſtellungsfur— chen ausreichend, wenn nicht zu viel Unkraut vor— handen iſt. Nächſt der Gerſte iſt der Roggen diejenige Getreideart, deren Wurzel die wenigſte Kraft hat, ſie in einem erhärteten, mehr gebundenen Boden auszubreiten. Mehr als durch die Bearbeitung bringt man einen mehr bindigen Boden durch eine ange— meſſene Fruchtfolge und beſonders durch die unmit— telbaren Vorgänger in den für der Roggen geeigne— ten Zuſtand. Im leichten Boden giebt man die erſte Furche, wenn die Unkräuter mehr herangewachſen, aber noch nicht zum Samentragen gelangt ſind. Ma— geres, für den Roggen beſtimmtes Land bedarf einer öftern Bearbeitung, als das fruchtbare. Nach Raps und Rübſen können zeitige Arten des Roggens auf eine Furche geſäet werden; für den gewohnlichen Der Roggen. Roggen wird aber eine wiederholte Auflockerung nöthig. Leichten Boden empfiehlt man unmittelbar nach der Ernte der Olfrucht mit dem Exſtirpator flach umzuarbeiten oder mit Eggen mit ſcharfen Zinken aufzueggen, damit die ausgefallenen Samen aufge— hen und noch grüne Düngunspflanzen liefern. Der mehr bindige Boden muß aber gleich nach der Ab— erntung flach gepflügt und einige Zeit darauf gut geeggt werden. Nach Sommerrübſen iſt das Land mit einer Furche gewöhnlich genugſam zum Roggen vorbereitet. Ebenſo wird nach Tabak der Roggen einfährig beſtellt. Soll das Kleeland zweimal zu Roggen gepflügt werden, ſo ſtürzt man möglichſt flach die Kleenarbe um, und pflügt ſpäter zur vollen Tiefe zur Saat. Nach Bohnen reicht eine einfährige Be— ſtellung hin. Auf lockerm Boden iſt nach gut geſtan— denen Hülſenfrüchten, wenn zu ihnen gedüngt wor— den, und ſie das Feld nicht zu zeitig räumen, eine einfährige Beſtellung genügend; einen mehr bindi— gen Boden aber muß man mit 2 Furchen zum Rog— gen vorbereiten. Nach Kartoffeln braucht man gar nicht wieder zu pflügen, wenn die Kartoffeln ſorg— fältig aufgenommen werden, ſondern das Land nur mit der Egge zur Saat zu ebnen. Nach Kohl, Kohl: und Runkelrüben braucht nur einmal gepflügt zu werden. Nach dicht beſtandenen Buchweizen wird unmittelbar nach der Aberntung zu Roggen gepflügt. Nach Lein pflügt man das Land flach, und wenn die Unkrautpflanzen aufgegangen, zur Saat. Nach Sper— gel wird nur eine einfährige Beſtellung nöthig; war er aber zeitig gemäht oder abgeweidet, ſo pflügt man zweimal. Nach der Gerſte wird häufig nur eine Furche gegeben; auf mehr bindigem Boden kann ſo— gar eine dreifährige Beſtellung nöthig werden. Nach Hafer wird meiſtens eine mehrfurchige Beſtellung für den Roggen nöthig. In leichterm Boden, wenn man zu dem Roggen düngt, pflügt man die Haferſtoppeln unmittelbar nach der Ernte flach um, eggt dieſelben und fährt Miſt auf, worauf man, wenn die ausge— fallenen Haferkörner in das Unkraut durch die Miſt— decke durchgewachſen, in mittelmäßiger Tiefe die Saatfurche giebt. In bindigerm Boden werden oft 3 Furchen nöthig. Wenn man im Sandboden Rog— gen auf Roggen folgen läßt und dazu düngt, wird der Miſt auf die Stoppeln gefahren, untergepflügt und geſäet. In mehr bindigem Boden iſt die Beſtel— lung wie nach Hafer. Wenn fchon der Roggen die flache Bearbeitung beſſer als eine andere Getreide— frucht verträgt, ſo iſt doch, wenn es die Bodenkrume zuläßt, eine möglichft tiefe Bearbeitung anzurathen. Zur Beſtellung muß man möglichſt trocknes Wetter wählen, indem bei keiner Frucht ſich der Einfluß naſſer Beſtellung merklicher macht, als beim Roggen. Die Saatfurche ſoll mindeſtens 8 Tage vor der Saat ge— geben werden, und zwar um ſo mehr in bindigem Boden. Ein längeres Liegenlaſſen der Saatfurche iſt um ſo beſſer, und in mehr leichtem Boden ſchadet es nicht, wenn ſie ſogar ſo lange liegt, daß ſie an— fängt zu begrünen. a Samen von ungedüngtem Lande iſt dem auf ge— düngten erzeugten vorzuziehen. Bei verſchiedenem Boden wählt man den Samen vom geringern. Der Der Sommerroggen. 1 Zeitraum, in welchem Roggen geſäet werden kann und muß, iſt wohl der längſte, den irgend ein Gewächs geſtattet. Im Allgemeinen geben jedoch die früheren Saaten im Durchſchnitte einen höhern Extrag, als die ſpaͤtern. Indeſſen können doch beſondere Umſtände eine ſpaͤtere Saat räthlich machen, fo auf nur flach— bearbeitetem und in torfigem und moorigem Boden. In einem großen Theile Deutſchlands nimmt man an, daß 14 Tage vor und 14 Tage nach Michael die beſte Saatzeit ſei. In kältern und höhern Gebirgs— gegenden beginnt die Saat ſchon im Auguſt und wird im Anfange Septembers beendet; in dem thätigen, warmen Boden in Niederungen und Ebenen, bei einem warmen Klima, iſt die Saatzeit der Oktober. Die magern Ländereien werden zuerſt, die gedüngten zuletzt beſäet. Das Ausſaatmaß des Roggens wird theils durch die verſchiedene Größe der Samen, kheils durch andere Umſtände beſtimmt. Im magern Boden macht man die Ausſaat dichter als in kräftigem, und bei zeitiger Saat braucht man weniger Saat, als bei ſpäterer. Das Ausſaatmaß auf den Mgdeb. Morg. ſchwankt zwiſchen 14 bis 31 preuß. Metzen. Vor dem Ausſäen der Saat empfiehlt man ſelbſt in leichtem Boden vorzueggen, damit die Saat gleichmäßig wird. Das Voreggen wird aber um ſo nöthiger, wenn der bindige Boden eine längere Zeit vor der Saat gepflügt worden war. Im Ganzen verträgt zwar der Same des Roggens keine tiefe Bedeckung mit Erde, indeſſen muß er doch immer gut eingeeggt werden. Wo es geftattet iſt, find flache, breite Beete am beſten für den Roggen; vorhandene Näſſe kann aber ſchmale und hochaufgepflügte Beete nothwendig machen. In leichtem Boden wird nach der Saat das Wal— zen empfohlen, und wenn im März heitere, trockne Tage mit kalten und dauernden Oſtwinden und Nacht— fröſten eintreten, welche der Saat ſehr ſchaden, ſoll man walzen. Das Beweiden des Roggens im Herbſte und Winter mit den Schafen iſt, außer bei einigen Arten, durchaus nicht zu empfehlen. In mehr bin— digem, nach der Durchwinterung feſtgeſchloffenem Boden iſt das Eggen ſehr zu empfehlen. Wenn man rothen Klee unter den Roggen ſäet, ſo wird gewöhn— lich in mehr bindigem Boden ebenfalls etwas geeggt. Auf loſem Boden iſt das Eggen aber nachtheilig und auch für den Klee nicht nothwendig. Späte Fröſte und Reife ſchaden dem Roggen nicht leicht, wenn ſie vor der Blüthe kommen; treffen dieſe aber in die Zeit der Blüthe, ſo vernichten ſie alle Hoffnung. Anhal— tender Regen zur Blüthezeit wirkt ebenfalls nachthei— lig; daſſelbe gilt von ſtarken Winden in dieſer Zeit. Die Ernte des Roggens erfolgt im Juli und Au— guſt. Wo der Roggen die Hauptfrucht iſt, muß man mit dem Beginnen der Ernte möͤglichſt eilen, wenn man an dem zuletzt geernteten nicht einen zu großen Körnerausfall erleiden will. In Gegenden, wo ſich viel Gras im Roggen findet, wie dies nicht ſelten im höhern Gebirge der Fall iſt, und ſeine Ernte in eine ſpätere Zeit fällt, werden, um ihn ſchneller trof- ken zum Einbringen zu erhalten, möglichſt hohe Stop— peln gemacht; nach der Aberntung des Roggens wer— den dieſe Stoppeln mit dem Graſe gehauen und zu Heu trocken gemacht. Kirchhof, Landwirth. 169 Der Ertrag des Roggens iſt nach den verſchiede— nen Bodenarten und Verhältniſſen ſehr verſchieden. Man nimmt zwar an, daß unter 3 preuß. Scheffeln vom Magdeb. Morgen Körnerertrag Miswachs ſei, indeſſen giebt es doch Gegenden, wo man im Durch— ſchnitte nicht mehr erntet, und der Anbau des Rog— gens dennoch lohnend iſt. Ferner nimmt man als Norm an, daß ſich der Strohertrag zum Körnerertrage dem Gewichte nach wie 100 zu 38 und 42 verhalte; oder daß 1 Berl. Scheffel Roggendruſch 300 Pfd. an Stroh und Scheunenabgängen gebe; indeſſen treffen beide Normen begreiflicher Weiſe ſehr oft nicht zu. Im Allgemeinen iſt der Strohertrag im Verhält— niß um ſo größer, je kräftiger der Boden erſcheint. In einem trocknen Boden und Klima iſt der Stroh— ertrag ſtets geringer, als wenn dieſe feucht ſind, und das Verhältniß des Strohertrages zum Körnerertrage iſt dort ſehr niedrig, hier ſehr hoch. Nach dem Durch— ſchnitte mehrer Jahre haben ſich in verſchiedenen Bodenarten folgende Erträgniſſe herausgeſtellt: in magerem und mehr ſandigem Boden bei trockner Lage u. dgl. Klima vom Morgen 4 ¼/ Scheffel (der Schef— fel zu 88 Pfd) und 700 Pfd. Stroh; in einem ſan— digen Lehmboden, bei mäßig feuchter Lage u. dergl. Klima 10 Scheffel Körner (der Scheffel 86 Pfd.) und 2350 Pfd. Stroh; in einem ſehr kräftigen Bo— den, welcher auch mit Vortheil Weizen getragen, in einer mäßig feuchten Lage und auch dergleichen Klima 15 Scheffel Körner (der Scheffel 83 Pfd.) und 3950 Pfund Stroh. In günſtigen Jahren hat man ſchon bis 25 Scheffel vom Morgen geerntet. Man hat Roggen von 70 Pfd. den Berl. Scheffel Gewicht und darunter, aber auch Roggen von 90 Pfd. und dar— über gebaut. Von allen Getreidearten giebt der Roggen das meiſte Stroh, und erſchöpft nächſt dem Hafer den Boden unter dieſen am wenigſten. Der Sommerroggen. Er unterſcheidet ſich in botaniſcher Hinſicht nicht von dem Winterrogen, iſt vielmehr dieſelbe Pflanze, welche durch mehrjährige Kultur ſich zur Sommer— frucht umgewandelt hat. Er weicht vom Winterrog— gen nur darin ab, daß er im Frühjahre geſäet wird, und ſogleich ſchoßt, ohne ſich zu beſtocken; daß er unter gleichen Umſtänden etwas kürzere Halme hat, und auch an allen andern Theilen etwas kleiner wird, ſpäter blüht, ſpäter reift, und gewöhnlich etwas fein— hülſigere und mehlreichere Samen giebt, die ge— wöhnlich im Preiſe höher ſtehen. Unter allen Som— mergetreidearten giebt der Sommerroggen das meiſte Stroh, das weicher und daher beſſer zu Futter iſt, als das vom Winterroggen, der Körnerertrag iſt je— doch im Durchſchnitte geringer. Im Allgemeinen geräth er zwar weniger ſicher als der Winterroggen, doch findet in höhern Gebirgsgegenden der umge— kehrte Fall ftatt. In mehrern Gegenden Deutſch— lands iſt er gar nicht bekannt, in andern wird er nur wenig gebaut. In mehrern Gegenden jedoch, wo die Gerſte nicht ſicher gedeiht, auch der Hafer keinen großen Ertrag giebt, iſt der Anbau des Sommer— roggens häufiger, und um ſo empfehlenswerther, da 22 170 man mit mehr Sicherheit auf eine größere Menge Stroh von ihm rechnen kann, aus welchem Grunde man ihn ſelbſt in beſſern Bodenarten findet. Außer dem gewöhnlichen Sommerroggen hat man auch noch Sommerſtaudenroggen, welcher ſich mehr be— ftaudet und mehr Stroh und Körner liefert, als jener. Bei zeitiger Saat giebt er in gutem Boden im Er— trage dem gewöhnlichen Winterrogen nichts nach. Der Wechſel- oder Wandelroggen iſt ebenfalls eine Art Sommerſtaudenroggen, welche abwechſelnd über Sommer und Winter geſäet wird. Der ägyp— tiſche Staudenroggen beſtaudet ſich ſtark, giebt einen reichlichen Ertrag und verträgt eine ſpätere Saat. Das Mehl von dieſem Roggen ſoll ſich jedoch nicht gut zum Brotbacken eignen. Der Sommerroggen geräth in einem mehr mit Sand gemengten kräftigen Lehmboden beſſer und ſicherer, als in einem mehr gebundenen und feuchten, und giebt hier als Sommerfrucht den höchſten Er— trag. In dem torfigen und moorigen Boden, wo der Winterroggen leicht auswintert, iſt der Sommer— roggen eine beſonders ſchätzenswerthe Frucht. Er geräth am vorzüglichſten da, wo feuchte und kühle Frühjahre ftattfinden, und der Boden einen erforder— lichen feuchten Untergrund hat. Er verträgt einen ziemlichen Grad von Kälte, und gelangt noch zur Reife, wo der Hafer ſich nicht vollſtändig ausbildet; daher iſt der Sommerroggen eine Hauptfrucht für höhere Gebirgsgegenden, und paßt dort ganz beſon— ders auf allen nördlichen, nordöſtlichen Abhängen, in allen Schluchten und überall da, wo eine unge— wöhnliche Anhäufung von Schnee ſtattfindet. Der Sommerroggen verlangt einen kräftigern Boden, als der Winterroggen, indem er ſich ſchneller ausbildet als dieſer. Friſche Düngung iſt ihm jedoch in mehr leichtem und trocknem Boden nicht zuträglich; dagegen iſt dieſe angemeſſen in einem kalten und feuchtgründigen Boden. Eine Überdüngung mit Miſt unmittelbar nach der Saat iſt ihm, beſonders in dem mehr trocknen Boden ſehr zuträglich. Kalk, Mergel u. dgl. Düngungen iſt dem Sommerroggen zuträglich, beſonders im Gebirgsboden. Soll der Sommerroggen als Hauptfrucht gebaut werden, ſo kommt er ganz an die Stelle des Winter— roggens. Als Nebenfrucht dagegen kommt er in die Stoppeln zu ſtehen. Als Hauptfrucht muß er den beſten Platz erhalten, und er folgt gewöhnlich nach Kartoffeln oder Klee. In vielen Gebirgswirthſchaften ſäet man nach Kartoffeln Sommerroggen, in diefen Klee, und läßt dann wieder Sommerroggen folgen. Der Sommerroggen verlangt zu ſeinem Gedeihen einen durchaus gelockerten und von Unkraut freien Boden. Der Boden muß im Herbſte genugſam vorbe— reitet werden, damit die Saat im Frühjahre möglichſt zeitig erfolgen kann, und nur die Saatfurche zu geben übrig bleiben. Sowohl nach Klee, als auch in den Stoppeln einer Getreidefrucht wird, wenn der Boden nicht ſehr leicht iſt, eine dreifurchige Beſtellung noth— wendig; nach behackten Früchten kann man jedoch im Frühjahre gleich zur Saat pflügen. Friſcher Same wird dem ältern ſtets vorgezogen, und der Same muß öfterer gewechſelt werden, als beim Winterroggen. Die Winter- und Sommergerſte. Die Saat iſt zu machen, ſobald das Land ſo weit ab— getrocknet erſcheint, daß man es bearbeiten kann. Wo man den Sommerroggen vor dem Mai nicht ein— bringen kann, da kann man nicht mit Sicherheit auf ſein vollſtändiges Reifwerden rechnen. Als die Mitte der Ausſaatzeit kann man ſowohl im ſüdlichen, als im nördlichen Deutſchland den Monat März anneh— men. Späte Saaten geben meiſtens mehr Stroh, aber weniger und geringere Körner. Zur Ausſaat wird man ein eben ſo großes Quantum bedürfen, wie beim Winterroggen. Die Samen müſſen flach unter— gebracht werden, daher muß man vor der Ausſaat voreggen. Die Ernte des Sommerroggens erfolgt gewöhn— lich 14 Tage bis 3 Wochen ſpäter, als die des Win— terroggens. Steht der Sommerroggen dünn, ſo wird er in Schwaden gehauen. Sonft ift alles das zu be— obachten, was beim Winterroggen bemerkt worden. Gewöhnlich nimmt man den Ertrag des Sommer— roggens im Stroh um ½, in Körnern um ½ nie— driger als beim Winterroggen an. Den Boden er— ſchöpft er nach dem Verhältniſſe der gewonnenen Körner unſtreitig mehr, als der Winterroggen. In denjenigen Bodenarten, wo der Winterroggen ſicher gedeiht, wird man vom Sommerroggen einen gerin— gern Ertrag haben, als vom Winterroggen; dagegen der Reinertrag von demſelben höher ſein wird, wo der Winterroggen bei der Durchwinterung ſehr leidet. Die Gerſte. Man findet die Gerſte durch ganz Deutſchland, ſowohl in dem nördlichen, als in dem ſüdlichen, in Niederungen und in hohen Gebirgsgegenden. In landwirthſchaftlicher Hinſicht gewährt die Gerſte hauptſächlich den Vortheil, daß ſie ſehr ſchnell reift, in denjenigen Bodenarten, welche ihr einmal zuſagen, ſicher geräth und einen anſehnlichen Ertrag liefert, und endlich überall einen guten Abſatz hat. Beſonders verdient der Gerſtenbau in neuerer Zeit, wo durch die Zunahme der vielen Bierbrauereien eine große Menge Gerſte verbraut wird, die ganze Aufmerkſam— keit des Landwirths. Es giebt verſchiedene Arten von Gerſte, von welchen vorzugsweiſe einige auch als Winterfrucht benutzt werden. Daher unterſcheidet man hauptſächlich zwei Hauptarten, die Winter— und Sommergerſte, die in der Kultur verſchie— den ſind. Die Wintergerſte, obſchon in Deutſchland nicht ſehr verbreitet, verdient doch unter manchen Verhältniſſen eine beſondere Berückſichtigung; ſie verlangt einen fetten, in großer Kraft ſtehenden mehr gebundenen Boden, weßhalb ſie beſonders in fetten Niederungs- und Marſchboden paßt, wo man ſie bauet, wenn man von einer andern Frucht Lagerge— treide fürchtet. Im Ganzen paßt die Wintergerſte mehr für das nordweſtliche, als nordöſtliche Deutſch— land. Ihre Körner ſind nicht ſo vollkommen, als die der Sommergerſte, und ſie ſteht daher niedriger im Preiſe. Doch ſchätzt man im Allgemeinen 3 Morgen Wintergerſte 4 Morgen Sommergerſte im Ertrage gleich. Sie verträgt auf einem ſchweren, fetten, hu— moſen Boden auch noch die Miſtdüngung. Das nt Die Winter- und Sommergerſte. Klima muß daher feucht ſein. Bei ſtrenger Winter— kälte wintert ſie leicht aus. Die vollſtändige Brach— bearbeitung iſt ihr am zuträglichſten, doch geräth ſie auch nach Raps, Bohnen, Klee. Nach Weizen, Hafer und ſich ſelbſt folgend kann ſie nur in einem ſehr fet— ten Boden gebaut werden. Nach ihr eignet ſich ganz beſonders im Gemenge von Weizen und Roggen, ferner Hafer. Als die beſte Saatzeit empfiehlt man Ende Auguſt und Anfangs September; doch wird ſie auch bis Anfang Oktober geſäet. Man rechnet 16 bis 20 Berl. Metzen Samen auf den Morgen. Nach der Saat ſoll nicht viel geeggt werden, damit zum Schutze der Saat noch kleine Klöße zurückbleiben. Da die Wintergerſte ſehr zeitig reift, ſo iſt ſie dem Vogelfraße ſehr ausgeſetzt. Die Ernte erfolgt An— fangs Juli; man erntet vom Magdeb. Morgen 25 bis 30 Berl. Scheffel Körner und über 2000 Pfd. Stroh, welches das Vieh gewöhnlich lieber friſt, als das von der Sommergerfte. Die Sommergerſte zerfällt in verſchiedene Arten, von denen in Deutſchland am häufigſten folgende vorkommen. 1) Die große zweizeilige Gerſte, auch große Gerſte, Frühgerſte genannt. Abarten davon ſind: die zweizeilige ſchwarze Gerſte unter— ſcheidet ſich nur durch die ſchwarzen Ahren und wird nur als Sommerfrucht benutzt. Die Stauden— oder Blattgerſt, iſt nur Sommerfrucht und liebt einen ſchweren feuchten Boden. Der von ihr erlangte Ertrag ſoll der höchſte ſein. Zur Saat nimmt man den vierten Theil weniger als von der gewöhnlichen zweizeiligen. Erſt zu Ende Juni ausgeſäet, reift fie mit der früher eingebrachten zugleich. Man fin— det ſie häufig in Thüringen, und fie iſt jedem Land— wirthe zum Anbaue zu empfehlen, der niedrige Gerſtenfelder hat, wo andere Gerſtenarten nicht fortkkommen wollen. 2) Die zweizeilige nackte Gerſte, Kopf— gerſte, große Himmelsgerſte, iſt ſchwer im Gewichte, verlangt aber einen ſehr kräftigen Boden. 3) Die Pfauengerſte, Reisgerſte, Bartgerſte, Rheingerſte, japaniſche Gerſte, St. Petersgerſte, Dinkelkorn, Hammelkorn wird vielſeitig empfohlen. Sie verlangt einen ſehr kräftigen Boden, wächſt nicht ſehr hoch in Stroh, ſetzt aber viele Körner an. Ihre ſtarken, weit abſtehenden Grannen ſchützen ſie vor dem Fraße der Vögel. 4) Die vierzeilige gemeine Gerſte, kleine Sommergerſte, Sandgerſte, Zeilengerſte, iſt ſehr ſchnellwüchſig und reift in 9 bis 10 Wochen von der Ausſaat an. Ihre Körner ſind leichter und ſtehen niedriger im Preiſe, als die der zweizeiligen; auch giebt ſie weniger und weicheres Stroh. 5) Die vierzeilige nackte Gerſte, Him— melskorn, Thorgerſte, ägyptiſches Korn, ſibiriſches Korn, Jeruſalemskorn, Davidskorn, wallachiſches Korn, iſt wegen ihres Mehlreichthums empfohlen. Sie kommt in jedem Gerſtenboden fort und eignet ſich für die kältern Gegenden. Man kann ſie früh und dünner ſäen. Mit Roggenmehl giebt ſie zwar ein gutes Brot, kommt aber, wie Einige behaupten, dem Weizenmehl nicht gleich. 171 6) Die ſechszeilige Gerſte, Herbſt-, Win: tergerſte, Stockgerſte, Bärengerſte wird häufig als Winterfrucht gebaut, und verlangt auch als Som— merfrucht einen kräftigen Boden. In Betreff des Anbaues der Sommergerſte kann man im Allgemeinen annehmen, daß, je edler und einträglicher die gebauten Arten ſind, deſto höhere Anſprüche ſie an Klima, Boden und Behandlung machen. Dies gilt ſchon von den beiden gebräuch— lichſten Arten, der großen zweizeiligen und der klei— nen vierzeiligen, von denen hier hauptſächlich die Rede ſein ſoll. Letztere nimmt mit einem geringern Boden vorlieb, kann ſpäter geſäet werden, wider— ſteht der trocknen Witterung beſſer, geräth ſicherer und ſcheffelt unter gleichen Umſtänden eben ſo gut, bisweilen ſogar beſſer, als die große, die ſchönere, mehlreichere Körner für ſich hat. Das Gedeihen der Gerſte hängt mehr vom Boden, als vom Klima ab, weßhalb man auch für die Gerſte eine eigene Bodenklaſſe, den Gerſtenboden angenommen hat. Bei einem mäßig feuchten Klima geräth übrigens die Gerſte beſſer, als bei einem zu feuchten und trocknen. Ein mürber, von Unkraut reiner Boden, der 50 bis 60 Proc. Sand und übrigens größten— theils Thon enthält, dabei nicht zu naß und nicht dürr iſt; viel Humus enthält, dabei aber noch in voller Kraft nach einer Düngung iſt, ſagt der Gerſte am beſten zu. Das Wachsthum der großen Gerſte hält man hauptſächlich von dem im Boden befind— lichen Kalkſtoff abhängig. Übrigens kommt dieſe Gerſtenart auch in einem bindigen Boden fort, ſo— wie die kleine vierzeilige mit einem leichten vorlieb nimmt, wenn dieſer nur ſonſt nicht zu kraftlos iſt. Schwerer Thonboden und Sandboden find nur dann zum Gerſtenbau geeignet, wenn ſie in guter Kultur und ſtarker Düngung erhalten werden. Ein ſaurer und gerbeartigen Humus enthaltender Boden taugt zum Anbaue der Gerſte nicht. Im Ganzen iſt die Gerſte im Betreff des Bodens eine der wäh— ligſten Früchte. Man darf daher annehmen, daß aller Boden, welcher ſichere Gerſte trägt, auch fähig iſt, alle hier üblichen Getreidefrüchte mit Sicherheit zu tragen. Wo übrigens der Boden der Gerſte nicht zuſagt, wird man ſich bei Hafer beſſer ſtehen. Die Gerſte verlangt eine bedeutende Menge von leicht auflöslichem Nahrungsſtoff. Viele düngen daher zur Gerſte. Indeſſen gedeiht die Gerſte in einem humusreichen Boden zur zweiten und dritten Tracht gewöhnlich ſicherer und beſſer, als nach einer friſchen Düngung. Nur in einem wenig thätigen, kalten und ſich leicht feſtſchließenden Boden, wenn dieſer nun einmal Gerſte tragen ſoll, kann es ge— rathen ſein, dieſe in Dünger zu bauen. Zur Ger— ſtenſaat empfiehlt man die Überdüngung, oder auch das Überfahren der bereits aufgegangenen Gerſte mit Jauche. Ebenſo iſt auch das Düngen vor Win— ters oder doch mit ſchon verrottetem Miſte im Früh— jahre, bevor die Einſaat erfolgt, zu empfehlen. Den Pferch- oder Schafdünger wendet man nicht gern zur Düngung an, da die Bierbrauer eine ſolche Gerſte nicht gern kaufen. Bei einer zu ſtar— ken Düngung wird die Gerſte leicht Lager, auch 22 172 leicht und doppelwüchſig. In der Pfalz wendet man häufig mit Vortheil ſchon vor Winter eine Grün— düngung an, pflügt dieſe, ſobald ſie von einem Reife oder Froſte getroffen worden, unter und ſäet im folgenden Jahre ohne Weiteres die Gerſte. Kalk, Mergel, Aſche, Seifenſieder- und Pottaſchenaus— wurf wirken, wenn der Boden nicht zu trocken iſt, ganz vorzüglich auf das Gedeihen der Gerſte. Die Gerſte verlangt ein gut bearbeitetes Feld; zur beſſern Erhaltung der Winterfeuchtigkeit erfolgt aber die Bearbeitung beſſer im Herbſte. Nur in einem ſolchen Boden, welcher ſich den Winter hin— durch zu ſehr ſetzt, oder überhaupt mehr feucht iſt, kann es gerathen ſein, die Beſtellung hauptſächlich im Frühjahre erfolgen zu laſſen. Nach behackten Früchten, wo ſie in der Regel ihren geeignetſten Standort erhält, hat man mit der Zubereitung des Bodens am wenigſten zu thun, und einen an und für ſich lockern Boden, beſonders nach Kartoffeln braucht man im Frühjahre blos mit ſcharfen Eggen aufzueggen und kann die Gerſtenſaat ſogleich ein— bringen. Auf einem mehr gebundenen, zuſammen— geſchlämmten und erhärteten Boden wird eine noch— malige Lockerung nöthig, doch kann ſie ganz flach erfolgen, indem man hierbei am beſten mit dem mehrſcharigen Exſtirpator die Gerſte unterbringt. Nach Getreide wird ein 2- bis Zmaliges Pflügen erforderlich. Auf einem Boden, der die Feuchtigkeit leicht verdunſten läßt, giebt man beide Furchen beſſer im Herbſte und ſäet im Frühjahre. Bei einer mehr— furchigen Beſtellung muß die erſte Furche unmittelbar nach Aberntung der Vorftucht erfolgen. Zur Gerſte braucht die Bearbeitung nicht tief zu erfolgen; am beſten pflügt man das ganze Feld in eine Fläche ohne Beetabtheilung und zieht, wenn es die Lage des Ackers erheiſcht, nachher die nöthigen Waſſerablei— tungsfurchen. Nach Hülſenfrüchten müſſen die Stop— peln durchaus unmittelbar nach der Ernte umge— brochen werden. Bei der Dreifelderwirthſchaft hat die Gerſte ihren Platz im Sommerfelde; bei der zweckmäßiger einge— richteten Dreifelderwirthſchaft aber und bei einem andern Wirthſchaftsſyſteme weiſt man ihr den nach den Verhältniſſen angemeſſenen Platz an, wobei be— ſonders darauf mit Rückſicht genommen wird, daß man Klee unter ſie ſäet. Hinſichtlich der Vorfrüchte iſt die Gerſte eben nicht ſehr empfindlich, ſie kommt vielmehr, wenn der Boden nur kraftvoll, rein und locker iſt, nach den meiſten Gewächſen gut fort; nur nach Lein, nach Stoppelrüben und nach ſich ſelbſt geräth ſie nicht. Gerſte, die nach Wintergetreide ge— baut wird, welches in Kleeftoppel ſtand, leidet vom Wurmſtich und geräth nicht zum beſten. In man— chen Gegenden geraͤth die Gerſte nach gedüngtem Brachroggen beſſer als nach gedüngtem Brachweizen. Nach der Gerſte ſchlagen faſt alle Früchte merklich zurück, wenn nicht eine Brachbearbeitung oder Dün— gung nach ihr folgt, daher man mit ihrem Einſchie— ben in die Fruchtfolge möglichſt vorſichtig ſein muß. Am beſten iſt es, in die Gerſte Klee zu ſäen. Guter Same iſt Hauptbedingung des Gerathens der Gerſte. Auch iſt der Samenwechſel ſehr zu em— Die Winter- und Sommergerſte. pfehlen, und man muß denſelben ſtets aus einer Ge— gend wählen, wo Boden und Klima trockner iſt. In warmen Gegenden wird die große zweizeilige Gerſte ſchon im März, auch wohl ſchon im Februar geſäet; gewöhnlich erfolgt die Saat aber Ende April oder An— fangs Mai. Die kleine vierzeilige Gerſte dagegen wird gewöhnlich erft Ende Juni oder Anfangs Juli geſäet. Die zeitige Gerſtenſaat giebt im Durchſchnitte der Jahre einen weit höhern Ertrag als die ſpätere. Bei einem bindigen, die Feuchtigkeit lange anhaltenden Boden, der ſchwer abtrocknet muß man ſpäter ſäen. Eben ſo wird auch in einem Boden mit viel Unkraut, namentlich Hedrich, eine ſpätere Saat nothwendig. Wird die Bearbeitung durch eine verſpätete Früh— jahrswitterung ſehr verzögert, ſo iſt es, wenn es der Boden nur irgend geſtattet, gerathen, eine Bearbei— tungsfurche weniger zu geben und die Gerſte um ſo zeitiger zu ſäen. Je leichter überhaupt der Boden und je trockner das Klima iſt, deſto früher muß die Saat erfolgen. In vielen Gegenden nimmt man das Grünen mancher Bäume als den Zeitpunkt der Gerſtenſaat an und zwar: in einem mehr leichten Boden, wenn die Birke grün leuchtet; in einem mehr bindigen das Aufplatzen der Knospen der Eichen, das vollendete Ausſchlagen der wilden Kaftanien und in manchen Gegenden endlich das Blühen der Rü— ſtern. Zum Säen der Gerſte eignet ſich am beſten ein Tag, an welchem man Regen erwartet. Das Ausſaatmaß beſtimmt man von 14 bis 22 Berliner Metzen auf den Magdeb. Morgen. Am richtigſten dürfte vielleicht die Annahme ſein, von der großen zweizeiligen, wie von der kleinen vierzeiligen 20 Berl. Metzen auf den Morgen zu ſäen; oder die Gerſte um ½ ftärfer zu ſäen, als den Winterroggen. Vor der Saat wird das Voreggen empfohlen. Die Gerſte liebt keine ſtarke Erdbedeckung, und fie kann ½, höchſtens 1¼ Zoll tief in die Erde gebracht werden. In leichtem Boden kann jedoch bisweilen ein etwas tieferes Unterbringen mit dem Pfluge rathſam fein. Das Verfahren, die Hälfte der Saat unterzupflügen und die andere Hälfte oben auf zu ſäen, iſt nicht zu empfehlen, indem die Gerſte hierbei leicht doppel— wüchſig wird. Das beſtellte Gerſtenfeld wird mög— lichſt klar geeggt, auch, wenn der Boden nach der Saat ſehr kloßig iſt, gewalzt. Diejenigen Boden— arten, welche nach einem Regen zuſammenſchlämmen und dann verhärten, müſſen, wenn jenes unmittel— bar nach der Saat geſchieht, wiederholt geeggt wer— den, was auch geſchehen kann, wenn die Gerſte be— reits aufgegangen iſt und ihre Blätter entwickelt hat. Iſt dagegen die Gerſte noch im Keimen begriffen, ſo iſt die Anwendung der Stachelwalze zu empfehlen, Wenn die Gerſte 1½ Zoll über der Erde iſt, wird faſt allgemein mit der gewöhnlichen Walze gewalzt, wobei man zugleich einen günſtigen Zeitpunkt zur Einſaat des Klees findet. Ganz beſonders nachtheilig ſind der Gerſte der Hedrich und das Klapperkraut oder der Hahnen— kamm. Erſterer kommt mit der Gerſte zugleich her— vor und unterdrückt dieſe faſt gänzlich, wenn ihn nicht Nachtfröſte oder die Erdflöhe vertilgen. Auf Feldern mit Hedrich in Menge bleibt nur das Jäten u Der Hafer. im Anfang Juni als Rettungsmittel übrig. Das Ausjäten des Klapperkrautes iſt zwar ebenfalls nö— thig, wenn es ſtark wuchert, iſt aber ſchwierig, da es ſich erſt dann zeigt, wenn die Gerſte Ahren anſetzt. Die Hauptkrankheit der Gerſte iſt der Flug- oder Staubbrand. Von den Inſekten ſtellen der Gerſte eine Art Erdfloh und eine Art Schnecke, auch Lang— fuß genannt, nach. Die Larven dieſer Fliege freſſen den Halm ab, ohne jedoch bis in ſeine Röhre hinein— zudringen; der Halm wird warzig, zackig und ſtirbt ab. In manchen Gegenden wird dieſes Übel Ende Juli oder Anfangs Auguſt oft ſo groß, daß die Gerſte abgemähet werden muß. Man nennt dieſe Krankheit der Gerſte auch Puppengerſte. Bei trockner Witterung reift die Gerſte oft ſchon im Juli, gewöhnlich aber erſt im Auguſt. Iſt ſie auch doppelwüchſig, ſo muß die Ernte dennoch be— ginnen. Überhaupt darf man aber die Gerſte nicht zu reif werden laſſen, und läßt ſie lieber einige Tage auf den Schwaden nachreifen. Als Regel gilt im Allgemeinen, ſie zu mähen, wenn hin und wieder einzelne Ahren einzuknicken anfangen. Die Gerſte wird in Schwaden gehauen und nach dem gehörigen Abtrocknen in Haufen geharft und eingebunden. Bei regneriſcher Witterung oder in feuchten Lagen empfiehlt man das baldige Aufbinden der Gerſte in kleinen Bunden und Aufſtellen in Haufen, indem man 3 von denſelben ſo aufſtellt, daß ſie oben mit ihren Ahren zuſammenſtoßen, an dieſe noch 4 bis 6 Bunde ſchief anlehnt, und auf die Spitze eine andere Garbe verkehrt aufſetzt. Der Ertag iſt nach der Bodenart und der Wit— terung zu 12 bis 30 preuß. Scheffel bei der großen zweizeiligen und bei der kleinen vierzeiligen zu 8 bis 20 Scheffel auf den Morgen anzunehmen. Die große wiegt 70 bis 80 Pfd., die kleine 50 bis 60 Pfd. der Berl. Scheffel. Der Strohertrag iſt bei der Gerſte ſehr ſchwankend und faſt unter allen Ge— treidearten am wenigſten im Verhältniſſe mit dem Körnerertrage. Bei der großen Gerſte nimmt man an, daß der Strohertrag zwiſchen 800 bis 1700 Pfd. vom Magdeb. Morgen ſchwankt; die kleine giebt wenigſtens / weniger Stroh. Die Gerſte erſchöpft den Boden eben ſo ſehr, als der Roggen, manchmal ſogar noch mehr. In manchen Gegenden, nament— lich in Thüringen, iſt es üblich, da, wo man den Boden nicht ganz geeignet für die Gerſte hält, dieſe in einem Gemenge von Wicken oder Linſen auszu— ſäen, wodurch man den Ertrag gegen den der reinen Gerſte auf ſolchen Feldern erhöht. Die große zweizeilige nackte Gerſte lohnt nur in einem ſehr reichen, lockern und reinen Boden, wo ſie dünn geſäet werden muß, und dann unter allen Gerſtenarten an Stroh und Körnern vielleicht den höchſten Ertrag liefert. Die Pfauengerſte verlangt einen feuchten und dabei reichen und mehr gebundenen Boden. Sie giebt einen ſehr anſehnlichen Ertrag; doch iſt das Stroh ſchlechteres Futter. In Gebirgsgegenden mit gebundenem, reichem Boden und windigem und regneriſchem Klima iſt ſie ganz beſonders paſſend, in einem mildern Boden aber ſteht ſie der zweizeiligen 173 nach. Dieſe Gerſte giebt gutes Weißbier und vor— zügliche Graupen. Die Himmelsgerſte oder vierzeilige nackte Gerſte iſt in neuern Zeiten ganz beſonders zum An— bau empfohlen worden. Die in neuern Zeiten em— pfohlene Himalayagerſte, die man jedoch der Chevaliergerſte (beide ſind ſchnellwüchſig und ergiebig) in geſchützten Feldern, wo dieſe vorzüglich geräth, wegen zweckmäßiger Verwendung in Braue— reien und zu Grütze, nachſetzt, ſcheint dieſelbe zu ſein. Sie verlangt einen ſehr kräftigen Boden und kann zeitig geſäet werden; man nimmt um ½ we— niger Samen als von der zweizeiligen; ſie reift auch um 8 Tage früher als dieſe, fällt aber leicht aus. Ihr Körnerertrag iſt in geeignetem Boden größer als von der zweizeiligen, der Strohertrag aber geringer. Die ſechszeilige Sommergerſte kann zei— tig geſäet werden und reift Ende Juni oder Anfangs Juli. Ihr Ertrag an Körnern iſt zwar bedeutend, aber ſie ſind flach, enthalten weniger Mehl als die zweizeiligen. Sie verlangt einen ſehr kräftigen, ziemlich feuchten Boden in warmer Lage, daher iſt ihr Anbau nur in ſolchen Gegenden paſſend, wo man von der zu großen Geilheit des Bodens das Lagern der zweizeiligen befürchtet. Als Winterfrucht ange— baut ſind ihre liebſten Vorgänger: reine Brache, Raps, Bohnen, Klee; doch folgt ſie auch noch auf Ha— fer und Weizen. Das Feld zu Wintergerſte wird eben ſo zubereitet, wie zu den andern Wintergetreidearten. Sie iſt dem Auswintern leicht ausgeſetzt. Sie wird einige Wochen früher reif als der Roggen, und das Feld kann zum Anbaue von Stoppelfrüchten noch anderweit benutzt werden. Der Hafer. Der Hafer iſt nebſt der Gerſte das gewöhnliche Sommergetreide, welches in größerer Menge an— gebaut wird. In fruchtbarern Gegenden wird er größtentheils nur zur Fütterung für die, Pferde gebaut, denen er das gedeihlichſte und dienlichſte Futter iſt, doch wird auch viel zu Hafergrütze und ſelbſt zum Bierbrauen verbraucht, und in Gebirgs— gegenden iſt Haferbrod und Hafergrütze ein Haupt— nahrungsmittel. Sein Stroh ſteht als Viehfutter dem Gerſtenſtroh mindeſtens nicht nach, ja es über— trifft daſſelbe in vielen Fällen. Der Hafer ver— trägt, mit Ausnahme des Sommerroggens, mehr als eine andere Sommergetreideart ein verſchiede— nes Klima, und kommt in den verſchiedenartigſten Bodenarten fort, bedarf auch der wenigſten Bear— beitung. Er verträgt ferner mehr, als eine andere Sommergetreideart, ein trocknes Klima und Man— gel an Düngung. Ohne dem Gerſtenbaue, wo er in geeigneten Verhältniſſen ſtattfindet, zu nahe zu treten, läßt ſich behaupten, daß man doch in den meiſten Verhältniſſen mit dem Anbaue des Hafers weiter kommen wird. Der Hafer verdient beſonders in ſolchen Gegenden, wo man wenig natürliche Wieſen hat, und das Gerathen der Futterpflanzen nicht ſicher iſt, oder wo man außer dem Strohe nur wenig oder kein Streumaterial hat, die größte Aufmerkſamkeit und den unbeding— 174 ten Vorzug vor dem Gerſtenbaue. Indeſſen ent: ſcheiden hierüber im Allgemeinen die ſtattfindenden Verhältniſſe, indem dabei nicht unberückſichtigt blei— ben darf, daß die Preiſe der Gerſte höher ſtehen, und auch dieſe Getreidefrucht in der Regel guten Abſatz findet. Auch von dem Hafer giebt es eine Menge Arten und Abarten. Die befannteften find folgende: 1) Der gewöhnliche glatte weiße Ha: fer, auch März- oder Rispenhafer, Aſthafer, überhaupt gemeiner Hafer genannt, wird für die Urart aller übrigen Rispenhaferarten gehalten. Er muß zeitig beſtellt werden, und reift dann im Sü— den von Deutſchland gewöhnlich im Auguſt, im Norden auch oft da, ſonſt bis Ende September oder Oktober. Er iſt das beſte Pferdefutter, wird am häufigſten gebaut, und in dem magerften und trockenſten Boden der ſicherſte und lohnendſte. 2) Der ſchwere engliſche Hafer, auch polniſcher, ſpaniſcher, reicher Hafer genannt, hat größere und ſchwerere mehlreiche Körner. Er darf nur dünn ausgeſäet werden, da er ſich, zumal in gutem Boden, ſtark beſtaudet. Man nimmt ſeinen Ertrag auf 42, nach Andern fogar 60fältig an, und eben ſo reichlich iſt der Strohgewinn. Er ſoll auch als Winterfrucht gebaut werden können. 3) Der dreikörnige Hafer, auch Klump— hafer, hat zuweilen, aber nicht immer, 3 reife Körner in einem Balge, ſcheint aber darum nicht einträglicher zu ſein. 4) Der weiße zeitige Auguſthafer wird ſchon Ende Juli oder Anfangs Auguſt reif; er iſt ſehr mehlreich, nimmt mit einem mittelmäßigen Boden vorlieb und paßt vorzüglich für Gebirgs— gegenden. Er hat mit dem engliſchen Hafer den Fehler, daß er bei Überreife leicht ausfällt. 5) Der glatte ſchwarze Hafer, mit ſchwarz— braunen Samen, die leicht ausfallen; er verlangt einen guten Boden und paßt hauptſächlich für Niederungen; er giebt einen ſehr reichlichen Ertrag an ſchwerem, mehlreichem, dünnſchaligem Korn. 6) Der ſchwarze Auguſthafer, reift früher und nimmt mit einem mittlern Boden vorlieb. 7) Der Eichelhafer, ein Gemiſch von weißen und ſchwarzen Körnern, die öfters wohl ſelbſt ſcheckig ſind, daher auch bunter Hafer genannt; er giebt bei guter Kultur einen hohen Ertrag an mehlreichen Körnern mit harter Schale. Er reift früh und bleibt vom Wilde verſchont, weßhalb fein Anbau beſon— ders für waldige Gegenden paßt. 8) Der Rauh-, Pur-, Sand- oder Grau— hafer, hat ſchwärzliche, rauh anzufühlende Sa— men mit ſtarken Grannen. Er iſt dickſchalig, we— nig mehlreich und leicht, und es wiegt der Berl. Scheffel ſelten mehr als 30 Pfd. Man findet ihn in Deutſchland unter den Saaten, an Zäunen, Wegen und kleinen Gehölzen ſchon wild wachſend. Er iſt mit dem ſchlechteſten Boden zufrieden und ver— trägt ungemein viel Kälte. 9) Der Fahnenhafer, Kamm-, Säbel-, Ton: nenhafer, auch türkiſcher, ungariſcher, ruſſiſcher Hafer, mit einer mehr gedrängten Rispe und Der Hafer. Ahren, die alle nach einer Seite überhängen, fo daß er einer Fahne ähnlich ſieht. In einem guten Boden giebt dieſer Hafer allerdings einen reich— lichen Ertrag und lagert nicht leicht, in einem ſchlechten Boden ſchlägt er aber um ſo mehr zu— rück. Er kann zeitig ausgeſäet werden, reift aber immer erſt im Auguſt, und iſt in der Regel dop— pelwüchſig. Seine Körner gehen ſchwer aus dem Stroh, wenn er auf den Schwaden nicht beregnet worden. 10) Der nackte Hafer, Sand-, Spinnhafer, nimmt mit einem ſchlechten Boden vorlieb, beſtau— det ſich ziemlich ftarf und darf daher nur dünn ausgeſäet werden. Auch bei ihm, neigt ſich die Rispe nach einer Seite und ihre Ahrchen hängen herab. Er reift in 3 Monaten nach der Ausſaat, verträgt aber keine Kälte, daher ſpäte Saat. Seine ganz nackten Samen ſind zur Grütze am geeignetſten. Sein Ertrag iſt nicht beträchtlich, auch ſchlägt der Wind ſeinen Samen leicht aus. Außer den hier genannten hat man zwar noch mehrere Haferarten, die ſich bald durch einen ſtar— ken Körnerertrag u. ſ. w. auszeichnen, ſie ſind aber theils noch nicht genugſam bekannt, theils ſind ihre Namen noch nicht genug feſtgeſtellt, ſo daß man nicht weiß, unter welchen Namen ſie zu erlangen ſind. Übrigens beruhen die Vorzüge meiſtens blos auf örtlichen Verhältniſſen, und dieſe verſchwinden ſehr bald unter veränderten Umſtänden. Noch andere zu dem Geſchlechte des Hafers gehörige Gewächſe, die aber nicht ihres Samens wegen gezogen werden, ſondern größtentheils nur Unkräuter ſind, oder als Futtergewächſe gebaut werden, ſind folgende: 1) Wildhafer, Wind-, Flug-, Mäuſehafer, Bruchhafer, iſt ein unter den Sommerfrüchten, zu— weilen aber auch unter der Winterfrucht ſehr läſti— ges Unkraut. Seine Samen reifen ſchnell und fallen bald aus und werden vom Winde leicht fort— geführt. Die Samen liegen oft mehrere Jahre im Boden und keimen bei günſtiger Witterung, in feuchten und warmen Jahren in Menge. Aus dieſem Grunde läßt er ſich ſchwer vertilgen, und es kann dies nur gemeinſchaftlich in einem großen Diſtrikte geſchehen. Zu ſeiner Vertilgung trägt theils das Jäten bei, theils aber der Anbau grün abzumähender Gewächſe, oder behackter Früchte. Grün gemäht giebt er ein gutes Futter für Rind— vieh und Pferde. In einigen Gegenden, wo er ſehr häufig vorkommt, läßt man ihn zu dieſem Be— hufe ſeine Reife erlangen und mähet ihn, worauf er ſich einige Jahre in geringerer Menge zeigt, bis er endlich ganz wieder überhand nimmt. 2) Kurzer Hafer, ein einjähriges Gewächs, welches in einigen Gegenden Deutſchlands ſich als Unkraut in der Saat findet. Sein Anbau iſt bei Verſuchen nicht lohnend befunden worden. 3) Taubhafer wird hie und da als Unkraut in den Sommerſaaten gefunden, wo er durch das Jäten zu vertilgen iſt. Als Futtergewächs kann er jedoch wegen feinen 3 Fuß hohen Halmen taug- lich ſein. f Der Hafer. Außerdem kommen noch mehrere Haferarten als Hafergras auf den Wieſen vor. Der Hafer verträgt ſowohl das trockne als feuchte Klima beſſer als irgend eine andere Som— mergetreideart; indeſſen ſagt doch dem Hafer am beiten ein mehr feuchtes Klima zu; daher geräth er auch ganz vorzüglich in Gebirgsgegenden, wo ein ſtärkerer Niederſchlag von Feuchtigkeit ſtattfindet. Ein mäßiger Froſt ſchadet dem Hafer nicht leicht, und ein Wechſel von Wärme und Kälte bringt ihm weniger Nachtheil als andern Sommerfrüch— ten. Im Betreff des Bodens iſt der Hafer eben— falls ſehr genügſam, und er gedeiht faſt auf jedem Boden, wenn derſelbe nur nicht aus ganz trocknem Sande beſteht. Den ſicherſten und höchſten Er— trag giebt er jedoch auf einem alten Humus und reichlichen Antheil von Thon haltenden Boden. Selbſt einige Säure im Boden ſchadet ihm nicht, und im moorigen und torfigen Boden kommt er recht gut fort. In Teichen, die abwechſelnd be— wäſſert und beſäet werden, iſt der Hafer oft die einzige Frucht, die angebaut werden kann, und es ſchadet ihm ſelbſt nicht, wenn er einige Zeit unter Waſſer ſteht. Die Wurzeln des Hafers können ſelbſt die weniger aufgelöſte Nahrung ſich aneig— nen, daher fie ſelbſt in einem ſchon abgetragenen Boden immer noch Nahrung finden. Beſonders gedeiht er in dem auf eine Furche umgebrochenen Neulande, wo er oft einen außerordentlichen und bei Humusreichthum den höchſten Ertrag gewährt. Auf einem kräftigen, mäßig feuchten Boden giebt der Hafer oft einen lohnendern Ertrag, als jede andere edlere Sommerfrucht, ſelbſt Winterung. In ſtrengem Weizenboden, wo der Erfolg anderer Sommerfrüchte ſehr ungewiß iſt, gedeiht der Hafer ſehr gut und er iſt die Hauptfrucht, welche nach jenem folgt. Der Hafer kommt überall auch ohne friſche Düngung fort, eignet ſich mehr atmosphäriſche Nahrung als andere Getreidearten an und fchont daher die leicht auflösliche Pflanzennahrung mehr. Deßhalb eignet ſich der Hafer ganz beſonders zum Einſchieben als Zwiſchenfrucht, ſelbſt in abgeſäete Felder. Übrigens verträgt er aber auch den friſchen Dünger beſſer, als andere Getreidearten, indem er nicht ſo leicht lagert. Jedoch friſchen, unverrotte— ten Dünger im Frühjahre mit der Saatfurche un— tergebracht, liebt der Hafer nicht, beſonders in trocknem Sommer, wo er dann mehr zurückſchlägt. Aſche, Kalk- und Mergeldüngung verträgt er ſehr gut. Bei der Dreifelderwirthſchaft kommt der Ha— fer ſtets in's Sommerfeld, in die letzte Tracht nach einer friſchen Düngung. Nach Kartoffeln ſäet man häufig mit mehr Vortheil Hafer mit Klee, als Gerſte. Seine liebſten Vorfruͤchte find Klee, Neubruch, Grasdreſche und Hackfrüchte. Übrigens braucht man unter allen Umſtänden um den Platz des Hafers im Feldbaue nicht verlegen zu ſein, in— dem man ihn überall leicht einſchieben kann, ohne dabei den Gang der Wirthſchaft zu verwirren, eben ſo gut als Vorfrucht, wie als Nachfrucht. Die einzige Rückſicht, welche man zu nehmen hat, iſt 175 die, daß der Hafer, wenn er auf eine Furche ge: ſäet wird, in der Regel ein verwildertes Land hinterläßt. Auf einem bindigen Boden bei der Schlag- und Koppelwirthſchaft, welcher einige Jahre der Beraſung überlaſſen geweſen, befäet man das umgebrochene Weideland zweckmäßig erſt mit Ha— fer, worauf man düngt, und den Turnus nach einer friſchen Düngung wieder mit Hafer beſchließt. In thätigem Boden iſt der Hafer dagegen nicht in das abgeſäete Feld zu bringen, ſondern dann, wenn der Boden noch Kraft genug hat. Bei der Schlag— und Koppelwirthſchaft hat man empfohlen, den Hafer in thätigem Boden in friſche Düngung zu bringen und dann das Land der Beraſung zu überlaſſen. In manchen Gegenden, wo man we— gen Loſigkeit des Bodens keinen oder nur ſchlech— ten Hafer erzielen kann, läßt man ihn ſtets nach Klee oder Dreiſch folgen. Nach Weizen, nach wel— chem die Gerſte nicht immer gut geräth, iſt der Hafer die ſicherſte Getreidefrucht. Auf ſich ſelbſt kann der Hafer in reichem Boden mehrere Jahre hinter einander folgen, bevor man einen Rückſchlag bemerkt. Man kann überhaupt annehmen, daß es am zweckmäßigſten iſt, beſonders in dem mehr bin— digen Boden, den Hafer nach ſolchen Gewächſen folgen zu laſſen, unter welchen der Boden den meiſten Raſen erzeugt; daher gedeiht der Hafer vortrefflich nach Winterung, wenn die Stoppeln letzterer ſogleich nach der Aberntung umgebrochen und mit einer Gründüngungspflanze (3. B. Spergel) zum Unterpflügen beſtellt werden. Nach allen ſol— chen Gewächſen, welche nicht günſtig auf die Nach— früchte wirken, als Lein, Gerſte, Sommerweizen u. ſ. w., iſt der Hafer diejenige Getreidefrucht, welche noch am wenigſten zurückſchlägt und das meiſte Düngmaterial giebt. Obſchon die einfährige Beſtellung unter man— chen Umſtänden dem Hafer die zuträglichſte iſt, ſo darf man ſich doch dieſelbe nicht zur Regel machen, und nur ein zeitiger Eintritt des Winters und ein verſpätetes Frühjahr können eine Ausnahme bedin— gen. Eine einfährige Beſtellung vor Winter iſt unter folgenden Umſtänden zu empfehlen. Der loſe, trockne Boden muß vor Winter gepflügt werden, und zwar nicht zu ſpät im Herbſte und zur gehö— rigen Tiefe, wie man Stoppeln umpflügt. Nach behackten Früchten empfiehlt man das Pflügen eben— falls vor Winter. Nach Erbſen oder Wicken muß der Boden für den Hafer bald nach der Aberntung dieſer Früchte umgebrochen und in rauher Furche liegen gelaſſen werden. Die Kleeſtoppel iſt zur Haferſaat ebenfalls nur einmal zu pflügen, wenn der Klee dicht genug geſtanden, und der Boden nicht zu bindig iſt. Will man mehrjähriges Dreiſch— land mit Hafer beſäen, ſo wird, wenn der Boden nicht zu bindig, nicht zu naß und dem Zuſammen— laufen nicht zu ſehr unterworfen iſt, eine einfäh— rige Beſtellung, wozu man vor Winter pflügt, hinlänglich ſein. Nur muß hierbei die Grasnarbe gut und zur vollkommnen Tiefe untergebracht wer— den. Eben ſo beſtellt man auch den Neubruch auf eine Furche mit Hafer. Die einfährige Beſtellung 176 im Frühjahre zu Hafer ift in allen feuchten und falten, und ſolchen Bodenarten anzurathen, welche den Winter über zu ſehr zuſammenſchlämmen; fer— ner, wenn man nach Gerſte und Lein Hafer ſäet. In Bodenarten, welche viel Samenunkraut enthal— ten, iſt unter vielen Umſtänden die einfährige Be— ſtellung die angemeſſenſte. Bei der einfährigen Be— ſtellung muß durchaus mit der möglichſten Akku— rateſſe zur erforderlichen Tiefe gepflügt werden, und zwar im Frühjahre jo zeitig als möglich; doch muß man hierbei den naſſen Zuſtand des mehr gebundenen Bodens vermeiden. Wird der im Früh— jahre gepflügte Boden von einem Froſt getroffen und es fällt Schnee darauf, ſo iſt das Gedeihen des Hafers geſichert. Die zwei-oder mehrfurchige Beſtellung zu Hafer iſt in dem mit vielen Unkräu— tern angefüllten, ſowie in jedem bindigen, kalten und naſſen Boden zu empfehlen. Von der Be— ſchaffenheit des Bodens hängt es übrigens ab, ob zwei oder mehr Furchen nöthig ſind, um das Land zum Hafer genugſam vorzubereiten, ſo daß es auch für die Nachfrüchte angemeſſen iſt. In einem mehr bindigen Boden, der viel Wurzelunkräuter enthält, dabei aber den Winter hindurch zuſammenläuft, wird in vielen Fällen eine zweifurchige Beſtellung zu Hafer genügen. Man pflügt oder beſſer bälkt dann die Stoppeln im Herbſte und läßt den Acker den Winter hindurch uneingeeggt liegen. Im Früh— jahre werden die Balken mit einer tüchtigen Egge zerriſſen und es erfolgt dann das Pflügen zur Saat. Zeigen ſich nach dem Eggen viele Quecken, to müſſen dieſe abgeharft werden. Ein kalter, nal: ſer, ſchwerer Boden muß mit 3 Furchen beſtellt werden, wenigſtens bezahlt ſich die Zte Furche durch ein um ſo beſſeres Gerathen des Hafers und der nachfolgenden Früchte. Unter allen Umſtänden iſt es übrigens gerathen, bei der mehrfurchigen Be— Hellung eine Furche zeitig im Herbſte zu geben. Den höchſten Ertrag bei den meiſten Bodengattun— gen ſichert man ſich aber, wenn man auch bei der zweifurchigen Beſtellung dem Haferacker ſchon im Herbſte ſeine vollkommene Beſtellung bis zur Ein— ſaat giebt. Wenn der Boden nicht ſo ſehr bindig und verunkrautet iſt, ſo ſtürzt man am beſten mit dem Pfluge, wendet dann und ſäet den Hafer auf die Wendefurche. Bei einem bindigen und verunkrau— teten Boden aber kann die zweite Furche mit dem Haken zu geben zweckmäßig ſein. Wird der Boden durch die Ruhrfurche mit dem Haken zu locker, ſo wird vor der Haferſaat gewalzt. Der Hafer liebt mehr als alles andere Getreide ein tief aufgear— beitetes Land, doch muß dieſes ſich vor der Saat wieder geſchloſſen haben, daher es lohnt, wenn man öfterer eggt, als man dies zu thun gewohnt iſt. In dem Falle, daß der vor Winter zur Saat fertig gepflügte Boden durch einen ungünſtigen naſ— ſen Winter ſollte zuſammengeſchlämmt worden ſein, thut ein Pflügen im Frühjahre Noth, oder doch das Unterackern der Saat, letzteres, wenn der Bo— den von Natur locker iſt. Nach Hülſenfrüchten, auf dicht ſchwerem Boden ausgenommen, ſcheint ein mehrmaliges Pflügen nach Winter zum Hafer noth— Der Hafer. wendig. Faſt in allen Bodenarten, ſie müßten denn zu bindig und naß, oder zu ſehr mit Wurzelun— kraut angefüllt ſein, iſt es am zweckmäßigſten, vor Winter möglichſt tief zu pflügen und im Frühjahre, ſobald man in den Acker kann, den Hafer mit dem Erſtirpator unterzubringen. Wenn der Boden nicht zu ſehr entkräftet iſt, ſo erſpart man auf dieſe Weiſe, nächſt Arbeit, um / an Samen und ge: winnt einen beträchtlich hoͤhern Ertrag als auf ir— gend eine andere Kulturweiſe. Wegen der großen Doppelwüchſigkeit des Ha— fers iſt eine beſondere Sorgfalt bei Auswahl zur Saat nicht dringend genug zu empfehlen; man ſoll daher während der ganzen Dreſchzeit den Vor— wurf abnehmen und ſammeln. Auch iſt ein öfte— rer Wechſel des Samens dringend zu empfehlen. Von den verſchiedenen Haferarten muß man haupt— ſächlich eine ſolche wählen, welche dem Boden, dem Klima und den Kulturverhältniſſen angemeſſen iſt. Wo der Hafer zeitig geſäet wird, muß man eine Frühſorte, wo er aber ſpät eingebracht wer— den kann, eine Spätſorte wählen, die ihre Vege— tation in kürzerer Zeit vollendet. Wo das Stroh— erzeugniß der geſammten Wirthſchaft nicht groß iſt, wird immer auf eine ſolche Sorte Rückſicht zu nehmen ſein, welche einen möglichſt großen Stroh— ertrag liefert. Der Hafer keimt ſchwer, entwickelt ſich im Anfange langſam, braucht daher zu feiner erſten Ausbildung einen beträchtlichen Grad von Feuchtigkeit, und Froſt ſchadet ihm in ſeiner erſten Jugend nicht leicht. Daraus folgt nun, daß er nicht nur eine zeitige Saat verträgt, ſondern dieſe ſogar wegen ſeiner längern Lebensperiode verlangt, wenn man mit Sicherheit auf fein Gerathen red): nen will. Die paſſende Saatzeit hängt ab von dem Jahrgange, dem Boden, dem Klima und von der vollkommnen Bearbeitung des Bodens. Als eine Beſtimmung der Saatzeit des Hafers nimmt man das Grünwerden der Birken oder auch das Blühen des Weißdorns an; doch iſt dies eine ſehr unſichere Beſtimmung, da man in vielen Gegenden zu dieſer Zeit noch nicht in's Feld kann. Die ge— wöhnlichſte Saatzeit in den meiſten Bodenarten pflegt im ſüdlichen Deutſchland das Ende des März und der Anfang des Aprils, im nördlichen Deutſchland der Anfang bis gegen das Ende des Aprils zu ſein. Die Saat im Mai iſt ſchon eine ſpäte, und ſpäter als in den erſten Tagen des Juni ſollte man nicht ſäen. Am ſicherſten verfährt man unter allen Umſtänden, wenn man das Land fo zeitig mit Hafer beſäet, als es deſſen Abtrocknung geſtattet. Es iſt ſogar vortheilhaft, beſonders leich— ten, ſandigen Boden dann zu beſäen, wenn er feucht iſt. Iſt jedoch ein Acker noch ſo naß, daß ſich die aufgearbeiteten Pflugſtreifen glänzend herum drehen, der Acker ſich nicht ſchüttelt, und der Same nur eingeſchlämmt werden kann, ſo muß man die Ausſaat verſchieben. Das Ausſaatmaß iſt ſehr verſchieden, und ſelbſt unter gleichen Umſtänden ſich nicht überall gleich. Daſſelbe beträgt 30 Berl. Metzen auf den Magdeb. Morgen, reicht aber auch nach Umſtänden mit 16 Metzen auf den Morgen aus. Der Hafer. Man beobachtet hierbei beſonders die Vorfrucht, die Bodengüte und die mehr oder weniger ſorgfältige Be— ſtellung. So nimmt man nach Klee einen vierten Theil Samen mehr, und nach einfähriger Dreiſche das Doppelte, was man für Hafer nach Getreide zu nehmen pflegt; bei einer ſpätern Saat ſäet man ſtär— ker, als bei einer frühern. Im Allgemeinen wird es immer zweckmäßiger ſein, etwas dicker, als dünner zu ſäen. Die Samen müſſen gut, aber doch nur ſeicht untergebracht werden. In einem mehr leich— ten, trocknen und ſehr lockern Boden, bei trockner Witterung wird der Same am zweckmäßigſten mit dem Erſtirpator oder allenfalls auch mit dem Pfluge un— tergebracht, ſowie dies ſelbſt in dem mehr gebunde— nen Boden, wenn dieſer eine vollſtändige Bearbei— tung erhalten hat, und die Haferſaat verſpätet iſt, ſehr anzurathen iſt. Vor dem Ausſtreuen des Sa— mens iſt der Acker mit der Walze oder der Egge et— was zu ebnen. Das Eineggen des untergepflügten Hafers kann entweder unmittelbar nach dem Einpflü— gen, oder ſpäter, ſelbſt wenn der Hafer ſchon aufge— gangen iſt, erfolgen. Das Unterbringen der Saat mit der Egge muß bei der einfährigen Beſtellung auf zähem, ſchwerem und ſteinigtem Boden, ſowie bei feuchter Witterung erfolgen. Man ſpare hierbei aber nicht an Zeit und Arbeit, ſondern egge tüchtig. Auch hier iſt das Voreggen vor dem Ausſtreuen des Sa— mens zu empfehlen. Das Walzen erfolgt aber erſt, wenn der Hafer 3 bis 4 Zoll über der Erde iſt. Auf leichten, ſowie auf trocknen Feldern bleibt das Wal— zen bei guter Witterung unmittelbar nach der Saat mit Vortheil anwendbar, und auf lockerm Boden bei trockner Witterung oder auf friſch gedüngtem Acker nothwendig. Das Walzen beſchleunigt das Keimen des Samens und bezweckt ein gleichförmigeres Auf— gehen der Pflanzen. Bei feuchter Witterung geht der Hafer bald auf, ſpät aber bei trockner, und die oberflächlich liegen ge— bliebenen Samen vermelzen bei letzterer. Wenn nach der Saat ein ſtarker Regenguß den Boden zuſam— menſchlämmt, ſo eggt man alsbald, wenn der Boden genugſam abgetrocknet iſt, und walzt hierauf mit ei— ner ſchweren Walze. Gewöhnlich eggt man aber erſt dann, wenn der Hafer einen Finger lang herausge— wachſen iſt, was demſelben dann auch ſehr wohl be— kommt. Tritt nach dieſem Eggen fruchtbare Witte— rung ein, ſo hat die Haferſaat viel gewonnen, folgt aber eine trockne Witterung, ſo ſterben viele Pflan— zen ab, und die Saat kommt nun meiſt zu dünn zu ſtehen. Das Aufeggen des Hafers ohne beſonders gegebene Veranlaſſung iſt daher beſſer zu unterlaſſen. Hat man den Hafer nicht unmittelbar nach der Saat gewalzt, ſo thun es Viele dann, wenn er einen Fin— ger lang iſt und Nebenſproſſen zu treiben anfängt. Man befördert durch dieſes Walzen namentlich das Beſtocken des Hafers. Unter den Unkräutern iſt der Hedrich ein beſonderer Feind des Hafers. Trifft man es mit dem Eggen ſo glücklich, daß derſelbe ſein erſtes Samenblättchen entwickelt hat, ſo vertilgt man ihn größtentheils, iſt er aber mehr herangewachſen, ſo iſt er nicht mehr herauszueggen. Man hat zur Vertilgung des Hedrichs verſucht, den Hafer, wenn Kirchhof, Landwirth. 177 er einen Finger lang war, unterzupflügen, damit er von friſchem ausſchlage, jedoch nur mit einem wech— ſelnden Erfolge. Eben ſo iſt das Abmähen des Ha— fers mit dem Hedrich Einigen geglückt, Andern nicht. Endlich hat man noch vorgeſchlagen, den Hedrich erſt dann abzumähen, wenn er in Blüthe ſteht, was aber in einer gewiſſen Höhe, ſo daß der Schoß des Hafers nicht mit erfaßt wird, und überhaupt mit Vorſicht und Geſchick vorgenommen werden muß. Nächſt dem Hedrich ſchaden dem Hafer auch ganz be— ſonders der Flug- oder Taubhafer und die Wucher— blume; erſterer muß ausgejätet werden, und die letz— tere kann, wenn ſie in Menge vorhanden iſt, nur durch öfteres Brachen des Bodens vertilgt werden. Zur Vertilgung dieſer und anderer Unkräuter iſt das beſte Mittel, den Acker vor Winter zuzurichten. Der Hafer verträgt auch Kälte und größere Näſſe, leidet jedoch, wenn letztere ſehr anhaltend iſt. Im Allge— meinen geräth der Hafer in feuchten, mäßig warmen Jahren viel ſicherer, als in trocknen und ſehr war— men. Unter den Krankheiten, von denen der Hafer bisweilen befallen wird, iſt der Brandruß die haupt— ſächlichſte, welche durch ſorgfältige Auswahl des Samens am beſten zu vermeiden iſt. Die Ernte erfolgt bei zeitiger Saat in wärmern Gegenden oft ſchon zu Anfange des Auguſt, gewöhn— lich aber im Laufe dieſes Monats und im Septem— ber. Da er gewöhnlich doppelwüchſig iſt, ſo nimmt man den Zeitpunkt der Reife der zuerſt ausgebildeten Samen, wenn dieſe die Mehrzahl bilden, wahr. Bei einer Überreife des Hafers fallen die Körner ſehr ab. Es iſt daher ſtets beſſer, lieber einige Tage zu früh, in der Gelbreife, als nur einen Tag zu ſpät mit der Ernte zu beginnen, was beſonders bei großen Wirthſchaften nicht genug berückſichtigt werden kann. Nur ſelten erreicht der Hafer eine ſolche Höhe, wo er angehauen werden muß, daher er denn ſtets in Schwaden gehauen wird. Der Hafer muß zum Nachreifen der unvollkommenen Körner einige Zeit auf den Schwaden liegen. Sobald aber der Hafer völlig abgetrocknet iſt, muß man mit dem Aufbinden eilen. Trifft den Hafer auf den Schwaden ein mäßi— ger Regen, ſo läßt er ſich dann leichter ausdreſchen; doch muß er in dieſem Falle nach dem Abtrocknen ſchleunigſt aufgebunden werden. Eine ſehr fehler— hafte Methode iſt es, den Hafer in Schwaden röſten zu laſſen, damit er ſich um ſo leichter ausdreſchen laffe, indem man hierbei die vollkommenſten Körner verliert und auch das Stroh verdirbt. Um das Rö— ſten einigermaßen zu erſetzen, kann man die Rispen des Hafers in der Banſe lagenweiße eingießen, d. h. mit etwas Waſſer beſprengen, wovon der Hafer nachher ſich leichter driſcht. Der Körnerertrag des Hafers iſt bald ſehr hoch, bald ſehr niedrig; einen nicht geringen Einfluß dar— auf hat, außer der Bodenbeſchaffenheit, die Kultur, ſowie die vielerlei Arten des Hafers. Der Ertrag wechſelt von 4 preuß. Scheffeln auf den Magdeb. Morgen bis zu 30 Scheffeln und darüber. Als einen Mittelertrag wird man, wenn der Boden nicht zu ſehr entkräftet iſt, und der Hafer zur Aten Tracht nach einer Düngung gebaut wird, 15 Scheffel, wenn 23 178 Mais, türkiſcher Weizen, er in die te Tracht kommt, 20 Scheffel annehmen können. Der Scheffel wiegt im Durchſchnitte 50 Pfd., bei manchen Haferarten aber auch 60 Pfd. Der Strohertrag iſt noch ungewiſſer, als der Kör— nerertrag. 800 Pfd. Strohertrag von dem Morgen iſt ein geringer, 1600 Pfd. ein mittlerer und 2000 Pfd. ein hoher; man erntet aber auch über 3000 Pfd. Stroh vom Morgen. Als ungefähren Anhalte— punkt wird man annehmen können, daß ein Berliner Scheffel Hafer Druſch 100 Pfd. Stroh liefert. Wenn die Gerſte den Boden zu 25 Procent aus— ſaugt, ſo thut dies der Hafer bei gleichem Körner— ertrage dem Gewichte nach auf gleicher Fläche nur zu 20 Procent. Mais, türkiſcher Weizen, Wälſchkorn, Ku— kurutz. Der Mais ſtammt aus dem ſüdlichen Amerika. Die glatten, runden, ſelten ganz flachen Samen ſind auf der gemeinſchaftlichen ſtarken, kolbigen Spindel in gerade, oder auch gewundene Reihen geordnet; bei der kleinſten Sorte findet man 12 Körner und mehr, bei der größern oft über 30 Körner in einer Reihe. In gutem Boden findet man häufig 2 Ahren an einer Pflanze, die bis 600 Körner geben können. Der aufrechte, runde, gegliederte Stengel wird bei unſerer größern Art bis 7 Fuß, bei der kleinern bis 4 Fuß hoch und darüber. Der Mais wird in allen ſüdlichen Ländern in großer Ausdehnung gebaut, hat aber auch in den nördlichen Eingang gefunden. Daß die ganze Pflanze des Mais nutzenbringend iſt, daß derſelbe einen ſichern Ertrag gewährt, und weniger Fährlichkeiten unterworfen iſt, als der Weizen, dies macht ihn zu einer ſehr empfehlenswerthen Frucht, und ſein Anbau ſollte nirgends da, wo er nur eini— germaßen fortkommt, unterlaſſen werden. Schwierig— keiten ſeiner Kultur ſind namentlich das Aufbewahren ſeiner Kolben und das Entkörnern derſelben. Die hauptſächlichſten Arten des Mais ſind: 1) Der große Mais, wird unter allen Arten am ſpäteſten reif, iſt aber auch am ergiebigſten. In warmem Klima und in geeignetem Boden erlangt er eine Höhe von 12 F., ſetzt bis 15 und mehr Frucht— kolben an, von denen jeder bis an 1000 Körner ent: hält. Dieſer Mais paßt nicht für kalte Gegenden; er kommt in vielen verſchiedenen Farben vor, doch giebt man dem weißen den Vorzug. 2) Der kleine zeitige, auch vierzigtägige Mais, mit nicht über 4 Fuß hohen Stengeln und kleinerm Samen, als beim vorigen; reift um 3 bis Wochen früher, als der grobe. 3) Der ägyptiſche Mais iſt noch kleiner, als der vorige, reift aber noch ſchneller, und hat nur 8 bis 10 Zeilen Körner. Dieſer Mais, welchen man weiß und gelb hat, erlangt in 2, in nördlichern Gegenden in 3 Monaten ſeine Vollkommenheit, und wird be— ſonders für dieſe empfohlen; in warmem Klima em— pfiehlt man ihn ſogar als Nachfrucht. Wenn auch der Mais die atmosphäriſche Nahrung in beträchtlicher Menge ſich aneignet, ſo darf doch der Boden, in welchem man ihn mit Vortheile bauen Wälſchkorn, Kukurutz. will, nicht zu erſchöpft ſein; er verlangt vielmehr einen kraftvollen Boden, und es iſt gut, wenn der Boden eine möglichſt tiefe Krume hat. An Feuchtig— keit darf es dem Boden nicht fehlen; wiewohl die— ſelbe durch einen größern Niederſchlag atmosphäriſcher Feuchtigkeit erſetzt werden kann. In einem ſehr ge— bundenen Boden kommt der Mais nicht gut fort, und in einem zu humusreichen Boden treibt er zu wenig Kolben, geht vielmehr zu üppig in's Stroh. Ein mil— der lehmiger Sandboden aber, oder überhaupt auch jeder milde Boden, ſelbſt der Sand, wenn er nicht zu trocken iſt, ſagen, wenn ſie eine warme Lage ha— ben, dem Mais ganz beſonders zu. In Neubruch, beſonders wo Wald geweſen, geräth der Mais eben— falls ſehr gut, wenn die Lage nicht zu ſchattig iſt. Der Mais liebt ein mäßig feuchtes und nicht zu naſ— ſes Klima. In Gegenden mit vielen Winden und häufigen Stürmen iſt der Anbau des Mais nicht zu empfehlen. Der Mais verlangt durchaus zu ſeinem Gedeihen friſche und um fo ſtärkere Düngung, je weniger Bo— den und Klima warm ſind. Er verträgt alle Stall— miſtarten, beſonders gut bekommt ihm aber der Ab— trittsdünger. Man empfiehlt den Miſt erſt kurz vor der Saat unterzubringen. Bei großem Miſtvorrathe muß man zum Mais ſo ſtark wie möglich düngen; bei weniger Miſt ſoll man aber die Reihen, in welche man den Mais bringen will, düngen. Kalk, Mergel und Gyps ſollen als Düngung für den Mais wenig Wirkung zeigen. Bei der Fruchtfolge kann man dem Mais in der Dreifelderwirthſchaft keinen andern Platz anweiſen, als im Sommerfelde, weil im Brachſchlage durch ſeine ſpäte Ernte die Beſtellung der Winterung ſehr verſpätet werden würde, aber auch die Winterung unmittelbar nach dem Mais ſchlechter geräth, als wenn eine andere Frucht auf ihn folgt und erſt nach dieſer Wintergetreide. Zwar kann der Mais nach jeder Frucht folgen, wenn der Boden nur kraftvoll und rein iſt, friſch gedüngt und gehörig zubereitet wird; indeſſen werden doch immer beſſer die Regeln des Fruchtwechſels beobachtet. Nach Klee, Luzerne und behackten Früchten geräth der Mais ganz vorzüglich. Nach ihm folgt mit Vortheil Tabak, Bohnen, Hanf, Sommerweizen, Gerſte, und nach dieſen kann man Winterung folgen laſſen. Der Boden muß möglichft tief bearbeitet wer— den, da die Wurzeln des Mais 8 bis 12 3. tief in denſelben eindringen. Auch muß man auf die Reinigung von Unkraut möglichſt Bedacht nehmen. Nach Getreideſtoppeln iſt eine mehrmalige Bear: beitung des Bodens unerläßlich. In einem leichten Boden und bei einem nicht genugſam feuchten Klima giebt man die erſte Furche tief vor Winter; in einem mehr bindigen und kältern Boden erſt im Frühjahre. Die eigentlichen Bearbeitungsfurchen werden aber erſt im ſpätern Frühjahre gegeben, wenn die Temperatur hinlänglich warm iſt. Selbſt der loſe Boden muß nöthigenfalls zur Vertilgung des Unkrauts mit mehreren Furchen beſtellt werden. Zum Samen werden ſchon im vorhergehenden Herbſte die ſchönſten, glänzendſten Samenkolben Mais, türkiſcher Weizen, Wälſchkorn. genommen, an denen man die Körner ſo lange läßt, bis man ſie zur Saat braucht. Man nimmt zur Saat nur die Körner von der Mitte des Kolbens.“ Es wird durchaus empfohlen, nur einfarbigen Samen zu ſäen. Ein Einquellen des Samens be— fördert die Keimkraft ſehr. Die Ausſaat darf nicht eher erfolgen, als bis man keine Fröſte mehr zu fürchten hat, Ende April oder im Mai, die zeitiger und ſchneller wachſenden Saaten können auch noch Anfangs Juni in's freie Feld gebracht werden. Man kann aber auch den Mais verpflanzen, wenn man ihn auf Samenbeete in geſchützter Lage zeitig ſäet. Zur Ausſaat ſelbſt wählt man eine trockne und mehr warme Witterung. Die breitwürfige Saat wird am wenigſten empfohlen, indem ſie das Be— hacken mit der Hand bedingt. Man läßt ſie noch da gelten, wo der Mais mit zu Grünfutter gebaut wird, indem man die Pflanzen, wenn ſie dazu taug— lich ſind, dergeſtalt ausreißt, daß regelmäßige Linien von Pflanzen bleiben, in welchen ſie mit Geſpann— werkzeugen behäufelt werden können. Das Legen des Mais mittelſt der Hacke iſt eine ſehr langſam fortſchreitende Arbeit und nur für den Anbau im Kleinen geeignet, namentlich in bindigem Boden. Für die zweckmäßigſte Art der Maiskultur gilt das Legen in Reihen, was man hinter dem Pfluge, am beſten aber mit einer Drillmaſchine ausführt. Die Stärke des Ausſaatmaßes richtet ſich nach der Beſchaffenheit der Maisart und nach der Kraft des Bodens. Hiernach macht man den Abſtand der Pflanzen in den Reihen 2 bis 3 F., und die Rei— hen eben ſo weit von einander; von den kleinern Maisarten ſind aber die Pflanzen in den Reihen näher an einander zu bringen. Eine Bedeckung des Samens von 1 bis 2 Zoll hält man für die an— gemeſſenſte. In kleinen Wirthſchaften, wo man das Behäufeln des Mais mit der Hand vornimmt, kann man die Zwiſchenräume auch zu andern Ge— wächſen benutzen. Es eignen ſich dazu am beſten die Zwergbohnen, die Buffbohnen und der Hanf. Während ſeiner Vegetation bis zur Ernte ver langt der Mais eine unausgeſetzte Pflege und auf— merkſame Behandlung. Gleich nach der Saat ſtellen ihm beſonders die Vögel nach; weßhalb man die Samen ſtets mit Erde bedeckt halten, und deßhalb das Saatfeld durchgehen muß. Auch empfiehlt man, gleich nach der Saat rings um den Acker Fäden von grobem Geſpinnſte, die 3 F. hoch über der Erde an Pfählen befeſtigt ſind, zu ziehen und an dieſe Fäden hin und wieder Federn anzuhängen. Zur Abhaltung von Mäuſen und Inſekten und Käfern dient das Schwängern der Samen in einer Lauge von Holzaſche und nachherige Überſtreuen mit Schwefelblüthen; das ſicherſte Mittel gegen Inſek— ten bleibt aber, vor Winter möglichſt tief zu pflügen und den Acker in rauher Furche liegen zu laſſen. Zeigt ſich vor dem Aufgehen des Mais viel Un— kraut auf dem Acker, ſo muß tüchtig geeggt werden. Das Maisfeld muß während der Vegetation mehr— mals gelockert und behäufelt werden. Das erſte Lockern und Vertilgen des Unkrauts erfolgt, wenn der Mais eine Hand hoch über der Erde iſt. Man 179 verrichtet es mit der Handhacke oder noch beſſer mit der Egge, zu welchem Endzwecke man den Acker nach der Saat in rauher Furche liegen läßt. Zu dem zweiten Auflockern des Bodens kann man ſich bei dem in Reihen geſäeten Mais der Pferdehacke bedienen, und wenn die Pflanzen die Höhe eines Fußes erreicht haben, erfolgt das Behäufeln mittelſt des Schaufelpflugs. Wenn die Pflanzen eine Höhe von 9 bis 12 3. erreicht und 6 bis 8 Blätter haben, ſo wird der Mais mit der Pferdehacke durchfahren und das ſtehengebliebene Unkraut mit der Hand— hacke vertilgt. Etwa 14 Tage nach dem erſten Durch— fahren wird der Mais mit dem Schaufelpfluge durchfahren, und einige Zeit darauf, ſobald ſich Unkraut zeigt, das zweitemal, welches bei naſſer und kalter Witterung wohl auch das drittemal wie— derholt wird. 8 bis 12 Tage nach dem zweiten Durchfahren behäufelt man den Mais das erſtemal mit dem Häufelpfluge, und wenn die Pflanzen 2 bis 3 F. hoch ſind, das zweitemal. Das letzte Behäu— feln empfiehlt man erſt nach dem Köpfen vorzu— nehmen. Dieſe ſämmtlichen Arbeiten erfolgen bei geeigneter Witterung im Juni und Juli. Häufiger Wechſel der Temperatur ſchadet dem Mais weniger, als andern Getreidearten, und ſelbſt anhaltende Näſſe während der Blüthe wird ihm nicht leicht nach— theilig. Am nachtheiligſten iſt ihm kalte Witterung. Am ſchädlichſten ſind dem Mais zur Zeit der Blüthe die Winde, und hier iſt es, wo jeder Mangel in der Kultur am meiſten hervortritt. Die Seiten— ſchoſſen vom Mais nimmt man ab, und benutzt ſie als ein ſehr gutes Futter für das Vieh. Dieſe Ver— richtung, welche gleich vor oder erſt nach der Blüthe vorgenommen wird, nennt man das Entſchoſ— ſen. Auch ſchneidet man nach erfolgter Befruch— tung den Wipfel mit der männlichen Blüthe ab, ſowie man auch die überflüſſigen Kolben, deren man nur 3 bis 4 ſtehen läßt, abnimmt und fie ebenfalls als Viehfutter benutzt. Das Abſchneiden der Wipfel und Blätter des Mais, das Entfah— nen, Köpfen genannt, geſchieht, um einmal eine große Portion Grünfutter zu gewinnen, und dann der Sonne einen freien Zutritt zu den Ahren zu verſchaffen. Die Befruchtung dauert 12 bis 14 Tage, und 4 Wochen nach der Blüthe haben die Körner hinſichtlich ihrer Größe ſich vollkommen ausgebildet; jetzt erſt darf man das Entfahnen vornehmen. Der Zeitpunkt der Maisernte iſt nach dem Klima verſchieden, im ſüdlichen Deutſchland ſchon im Au— guſt, gewöhnlich im September, in nördlichen Ge— genden aber öfters erſt im Anfange Oktobers. Der in ungedüngtes Land geſäete Mais reift um 10 bis 14 Tage früher. Die Reife des Mais erkennt man, wenn die Deckblätter der Ahren anfangen, gelblich und trocken zu werden, die Körner glänzend und hart ſind und dem Druck des Nagels nur wenig nach— geben. Da nicht alle Kolben auf einmal reif werden, ſo nimmt man die völlig reifen von Zeit zu Zeit ab. UÜberreife ſchadet übrigens den Kolben nicht, weßhalb man ſich mit der Ernte nicht zu übereilen braucht und hierzu die heiterſten Tage wählen kann. Bei eintretender Kälte a man jedoch das Ein: 2 * 180 Mais, türkiſcher Weizen, Wälſchkorn. bringen des Mais beeilen, indem die Blätter vom Froſte welken und die Körner einſchrumpfen. Beim Einernten des Mais werden die Kolben abgebro— chen, in kleine Haufen zuſammengethan und von dieſen auf Wagen nach Hauſe gebracht. Man darf niemals mehr Kolben abmachen, als man noch an demſelben Abende oder doch nächſten Vormittag entkleiden kann. Die ſtehengebliebenen Maisſten— gel werden ſo nahe als möglich über der Erde mit der Sichel abgeſchnitten, in kleine Haufen zuſam— mengelegt und dann mit Strohbändern in nicht zu große Gebunde gebunden. Will man ſie als Futter benutzen, ſo werden immer 5 bis 6 ſolcher Ge— bunde aufrecht gegen einander geſtellt und ſo meh— rere Wochen der freien Luft ausgeſetzt, bis ſie trocken geworden ſind, wo ſie dann an einem heitern Tage eingefahren werden. Sollen ſie aber nur als Streu dienen, ſo werden ſie, ſobald ſie nur einigermaßen übertrocknet ſind, am einem trocknen Tage eingefah— ren und bevor ſie zur Streu verwendet werden, in 5 bis 6 Z. lange Stücke zerſchnitten. Das Ent— kleiden oder Entfedern der Kolben beſteht in Abnahme der Deckblätter der Kolben. Beim Trock— nen der Kolben auf luftigen Schüttböden oder im Backofen werden alle Deckblätter entnommen und der Stumpf des Stieles des Kolbens abgebrochen. Beim Abtrocknen der Kolben durch's Aufhängen aber werden die innerſten, feinſten 3 oder 4 Blät— ter am Stiele gelaſſen, um mittelſt derſelben meh— rere Ahren zuſammenzuknüpfen und Bündel zu bin— den, die man auf Stangen oder Stricke aufhängt. Sowohl die abgenommenen Blätter, als auch die Kolben müſſen getrocknet werden. Am gewöhnlich— ſten werden letztere in freier Luft aufgehängt, oder auf einem luftigen Schüttboden, wo ſie, entfahnt, ½ Fuß hoch aufgeſchüttet und öfters umgewendet werden. Beſonders empfiehlt man aber das Trock— nen in beſondern Trockenhäuſern, wie ſie in Ungarn und Kroatien gebräuchlich ſind. Die ganz entblät— terten Maiskolben werden aber auch im Backofen getrocknet, welcher zu dieſem Ende etwas ſtärker geheizt wird, als zum Brotbacken erforderlich iſt. Haben die Maiskolben 1 Stunde darin gelegen, ſo öffnet man den Ofen, wendet ſie mit einer eiſernen Schaufel, legt noch einige glühende Kohlen in den Ofen und verſchließt ihn. Nach einigen Stunden wiederholt man das Umſchaufeln, läßt den Ofen hierauf geſchloſſen und nimmt die Kolben, nachdem ſie 24 Stunden darin gelegen haben, heraus. Das Abmachen der Körner von den Kolben und das Reinigen derſelben iſt eine ſchwierige und ohne die erforderlichen Hülfsmittel langweilige Ope— ration. Man nimmt das Abmachen gewöhnlich erſt beim Eintritte ſtarken Froſtes oder im Frühjahre vor. Am gewöhnlichſtn werden hierbei die Kolben über eine Pferdeſtriegel, ein Stück Eiſen von einer alten Senſe oder Sichel, das quer über einem Brete feſtgemacht iſt, gerieben, wodurch die Körner vom Fruchtboden abſpringen. Schneller erfolgt das Abmachen durch das Dreſchen mit Flegeln, wobei die Kolben in großen Haufen aufgeſchüttet werden. Die ausgedroſchenen Körner laſſen ſich auch beſſer reinigen. Leichter geht das Entkörnen durch die in neuerer Zeit bekannt gewordene amerikaniſche Mais— entkörnerungsmaſchine von ftatten. Die Körner des im Backofen getrockneten Maiſes können in große Haufen auf dem Schüttboden aufgeſchüttet werden, während man die Körner des in der Luft oder in Trockenhäuſern getrockneten Maiſes nicht über ½ F. hoch aufſchütten darf; auch muß man dieſen an— fänglich alle Tage einmal, ſpäter alle Wochen zwei— mal umſchaufeln, wenn er nicht dumpfig werden ſoll. Der Mais ſoll ſich ganz beſonders zur Auf— bewahrung in Silo's eignen. Wenn der Mais nicht völlig reif eingebracht worden iſt, welches in Deutſch— land nicht ſelten vorkommt, ſo kann er, wo er nicht im Ofen getrocknet worden, nicht aufbewahrt werden und iſt überhaupt von geringem Werthe. Am beſten verwendet man ſolchen Mais, wenn man ihn, ſo— wie man ihn theilweiſe vom Felde einbringt, mit einem Stampfmeſſer zerſtößt und verfüttert; was nicht verfüttert werden kann, wird im Ofen ge— trocknet. Der Ertrag an Körnern iſt ſehr ſchwankend. 35 Berl. Scheffel vom Magdeb. Morgen ſind eine gute Ernte, ſie ſinkt nicht ſelten auf 20 Scheffel herab, man hat aber auch Fälle, wo der Morgen bis 50 Scheffel Ertrag gegeben. Der Scheffel wiegt 95 bis 100 Pfd. Den Strohertrag, ſowie den der Deckblätter und Kolben kann man, wenn dieſe ge— trocknet ſind, vom Morgen auf 4000 bis 5000 Pfd. annehmen. Gewiß iſt, daß nicht leicht eine andere Pflanze von einer gleichen Fläche da, wo Mais gebaut werden kann, ſo viel menſchliche und thie— riſche Nahrung giebt. Als Grünfutter iſt der Mais ganz beſonders zu empfehlen; denn der grüne Mais wird nicht allein von jedem Viehe gern gefreſſen, ſondern giebt auch dem Zugviehe Kräfte und hat ſich ganz be— ſonders als Milchfutter bewährt. Aber auch als Grünfutter gebaut verlangt der Mais einen kräfti— gen und gut zubereiteten Boden, wenn dieſer auch mehr trocken iſt; daher muß man, wenn der Boden nicht kräftig genug iſt, düngen. Zur Saat wählt man die Samen von der vorigen Ernte, weil dieſe mehr Blätter geben ſollen. Man ſäet auf den Mor— gen gegen 2 Berl. Scheffel breitwürfig oder auch in Reihen, in welchem letztern Falle man etwas weniger Samen braucht. Sobald die Pflanzen 1 F. hoch ſind, werden ſie mit dem Schaufelpfluge be— häufelt, und dergleichen behäufelter Mais giebt Futterertrag mehr. Man macht die Saat im Mai, Juni, auch noch Anfangs Auguſt und zwar bei größern Flächen nicht auf einmal, damit der ſpäter zum Verfüttern gelangende nicht zu alt wird. Nach Verlauf von 2 Monaten, dann, wenn die männlichen Blüthenrispen an der Spitze des Sten— gels anfangen ſich zu entwickeln, kann der Mais zu Futter geſchnitten werden; doch fängt man gemei— niglich etwas früher damit an. Man kann den grünen Mais auch zu Heu trocknen, obſchon dies etwas ſchwieriger iſt, als beim Klee. Man läßt den abgehauenen Mais einige Tage auf dem Felde, nachdem er auch einmal umgewendet worden, trock— Die Hirſe. nen, bindet alsdann die fo weit getrockneten Sten— gel oben an der Spitze in kleine Gebunde zuſam— men, die dann entweder aufgehäufelt, oder an Stangen gehangen, zum allmäligen Austrocknen bis zum Verbrauche im Freien anfbewahrt bleiben. Beim Verbrauche wird der getrocknete Mais auf der Häckſelbank geſchnitten und alsdann als Brüh— futter mit gleich guter Wirkung wie der grüne Mais verfüttert. Man ſoll den Mais zu Grünfutter nur des Morgens, nachdem der Thau gefallen, und des Abends, 1 oder 2 Stunden vor Sonnenuntergang mähen, weil er ſich in der Hitze der Mittagsſonne leicht erhitzt. Man empfieht den Mais nach Ver— lauf von 5 bis 6 Wochen ſchon zu hauen, worauf er wieder ausſchlägt, und eine um ſo größere Menge Futter gewonnen wird. Der Ertrag vom Magdeb. Morgen wird auf 280 bis 350 Centner angegeben, was an trocknem Futter dem beſten Wie— ſenheue gleich zu rechnen, 56 bis 70 Cent. beträgt. Ein Wagen voll grüner Mais erſetzt 2 Wagen Klee in der Milchwirkung, weßhalb man behauptet, daß ſchon 2%, Cent. grüner Mais 1 Cent. Heu gleich zu ſchätzen ſei. N Die Maisſtengel können zum Decken der länd— lichen Wohnungen benutzt werden. Aus 440 Pfd. Maisſtengel erhielt man 39 Pfd. Aſche, welche bei— nahe 18 Pfd. Pottaſche gaben. Zur Zeit, wo die Kolben anfangen ſich zu entwickeln, enthalten die Stengel eine reichliche Menge ſüßen Saft, der ſich zur Syrupfabrikation benutzen läßt, und eine gleiche Fläche Landes ſoll mehr Zucker vom Mais als von Runkelrüben liefern. 100 Pfd. grüne Stengel gaben 44 Pfd. Saft, aus welchem man 4 Pfd. dicken Syrup erhielt, der zum Theil ſogleich kryſtalliſirt. Die Maiskörner werden theils als Viehfutter, theils und beſonders als menſchliche Nahrung benutzt. Schweine werden ſehr fett davon und geben ein derberes und ſchmackhafteres Fleiſch. Ochſen ſollen gelben Talg davon erhalten. Pferde freſſen den Mais, der ihnen geſtoßen gegeben wird, ſehr gern. Federvieh, beſonders Gänſe, werden ſchnell fett. Man giebt ihnen denſelben entweder unter Nudeln oder geſchroten und in Waſſer geweicht. Auch Trut— hühner, Enten, Hühner werden ſehr fett davon. Brot aus 2 Theilen Maismehl und 1 Theil Weizen: mehl gilt für trefflich. 2 Theile Mais, 2 Theile Gerſte und 1 Theil Weizen geben ebenfalls ein ſehr ſchönes Brot, und gleiche Theile Mais und Weizen ſollen das angenehmſte und ſaftigſte Brot liefern. Es iſt beſſer die Getreidearten, als die Mehlarten unter einander zu miſchen. Da ein langſames Backen dem Maisbroke am zuträglichſten iſt, ſo darf der Ofen nicht zu heiß ſein. o Die Hirſe wird in Deutſchland, mit Ausnahme weniger Gegenden, hauptſächlich nur in kleinen Wirthſchaften und in keiner großen Ausdehnung an— gebaut. Sie iſt zwar ein Handelsartikel, in großen Quantitäten doch ſchwierig abzuſetzen. Ihre Samen geben eine ſehr beliebte Speiſe, und das Stroh lie— 181 fert ein gutes Viehfutter, wenn es gehörig getrocknet iſt. Man bauet hauptſächlich 2 Arten, nämlich die Rispenhirſe und die Kolben hirſe, welche im ſüdlichen Deutſchland auch Fennich genannt wird. Beide Arten haben mehrere Abarten, welche ſich vor— nehmlich durch Farbe der Samen unterſcheiden. Eine dritte Art, die Bluthirſe, Himmelsthau, ver— dient keine Empfehlung zum Anbaue. 1) Die Rispenhirſe, auch gemeiner und Acker— hirſe genannt, wird an 4 Fuß hoch und höher, und die ſehr ausgebreitete Rispe hängt nach einer Seite; der ovalrunde Same ändert in Weiß, Gelb und Schwarz ab. Eine Abart davon iſt die gelbe Klumphirſe, gelbe Hirſe, gemeine Hirſe mit gelben Samen. Sie iſt in Deutſchland eben ſo all— gemein im Anbaue, wie die vorige; ihre Halme ſind etwas kürzer, die Rispe mehr zuſammengezogen, und die Samen ſtrohgelb. Die ſchwarze Rispen— hirſe, deren ebenfalls gelbes Korn in ſchwarzen Kör— nerſchalen enthalten iſt, bleibt etwas kleiner, als die gewöhnliche Rispenhirſe, wird aber um 14 Tage früher reif und iſt dem Vogelfraße wenigee aus— geſetzt. 2) Die Kolbenhirſe, mit einem 4 F. hohen, ſtrohgelben Halme und rauhen Blättern; der ſtroh— gelbe, runde, glatte und mehlige Same iſt von gleich— farbigen Blumenſpelzen ganz umſchloſſen. Die An— zahl der in eine Kolbe zuſammengedrängten Ahrchen beträgt 50 bis 80, und in einem Ahrchen ſtecken oft 50 bis 60 und mehr Körner. Die kleine Kolben— hirſe unterſcheidet ſich von jener durch kleinere Ahren, geringere Beſtaudung und frühere Reife. Spielarten von dieſer find wieder: die orangegelbe, die vio— lette und die ungegrannte Kolbenhirſe. 3) Die Bluthirſe oder Himmelsthau, iſt eigentlich ein Unkraut, welches ſeinen Namen wohl von den röthlichen Halmen und Ahren hat. Die faſt 1 Fuß langen Halme liegen faſt auf der Erde, und treiben 5 bis 7 Ahrchen, die fingerartig dicht bei ein— ander ſtehen. Die gelblichen, auch röthlich ſchwarzen Samen ſind klein und zart. Die Rispenhirſe hat größere Samen, als die Kolbenhirſe, fällt leichter aus und wird zur Zeit der Reife von den Vögeln mehr heimgeſucht; ſie kann ſpäter geſäet werden und reift dennoch früher; auch verträgt ſie ein kälteres Klima, giebt aber in der Re— gel einen etwas geringern Ertrag an Körnern und Stroh, als die Kolbenhirſe. Das Stroh der letztern iſt dagegen ein beſſeres Futter. Sie verlangt ein wärmeres Klima und muß früher geſäet werden; da— her findet ſich in der Kolbenhirſe mehr Unkraut ein; auch ſtehen ihre Samen denen von der Rispenhirſe am Werthe nach. Die Hirſe verlangt einen mehr leichten, lockern, reinen und kräftigen Boden; ſie gedeiht daher auch in Sandboden und Steinbruch; trockene Teichländer mit vielem Schlamme, ſowie ein kräftiges Moorland ſagen ihr beſonders zu. Im Ganzen liebt ſie mehr ein trodnes Klima und erforderliche Wärme und verträgt unter allen Getreidearten die Dürre am beſten. 182 Friſchen Miſt und ſelbſt eine ſehr reichliche Miſt— düngung verträgt ſie zwar ſehr gut und wächſt um ſo üppiger in's Stroh, und gedeiht vorzüglich nach Schafmiſt und Compoſt, doch ſoll ſie dann dem Brande um ſo mehr unterworfen ſein. Man baut daher die Hirſe am liebſten nach einer Frucht, zu welcher früher gedüngt worden iſt, vornehmlich nach behadten Früchten, oder in Kleeſtoppel. Muß man ja zur Hirſe düngen, ſo muß dies im Herbſte zeitig geſchehen. Man empfiehlt, wo möglich den Boden vor Winter zuzurichten. Kloßig darf jedoch der Boden nicht ſein, und er muß zur Aufnahme der Saat ſich in einem erforderlich gepulverten Zuſtande befinden. Man muß vollſtändig geſunden Samen wählen, und empfiehlt dieſe bis zur Ausſaat in den Hülſen aufzu— bewahren. Wegen Froſt darf auch die Kolbenhirſe vor Ende April nicht ausgeſäet werden, und ſie kann überhaupt nur da gebaut werden, wo der Wein noch vollkommen reif wird. Von der Rispenhirſe ſäet man 1% bis höchſtens 3 Berl. Metzen auf den Morgen, von der Kolbenhirſe etwas weniger. Das Land wird zur Saat gut vorgeeggt, und die Samen mit einem Striche flach untergebracht. Das Walzen vor der Saat iſt, wenn der Boden kloßig erſcheint, zu em— pfehlen, eben ſo das nach der Saat, bei trockner Witterung. Zu ihrem Gedeihen verlangt die Hirſe beim Auf— gehen mäßig feuchte und warme Witterung; bei Näſſe und kalter Witterung wird ſie ſehr bald vom Unkraut überwachfen und ihr Mißrathen iſt in der Regel ent— ſchieden. Steht die Hirſe nach Verlauf von 14 Ta— gen, nachdem ſie aufgegangen iſt, nicht gut, ſo iſt auf nicht viel zu rechnen und man pflügt das Land beſſer um und benutzt es zu einer andern Frucht. So— bald ſich unter der aufgegangenen Hirſe Unkraut zeigt, muß ſofort gejätet werden, wobei auf das Aus— ziehen der zu dicht ſtehenden Pflanzen Bedacht zu neh— men iſt, fo daß die Pflanzen etwa ½ Fuß weit von einander zu ſtehen kommen. Das Jäten muß nach Umſtänden ein- oder auch zweimal wiederholt wer— den. Wirkſamer, leichter ausführbar und dem Wachs— thum der Hirſe beſonders förderlich iſt das ſoge— nannte Bekratzen, wobei der Boden um die Pflanzen herum mit einem dazu geeigneten Meſſer gelockert und das Unkraut zugleich vertilgt wird; oder man lockert auch mit einer kleinen ſpitzigen Hacke. Man thut dies das erſtemal, wenn die Pflanzen 23. hoch über dem Boden ſind und wiederholt es, wenn die— ſelben 4 bis 63. hoch find. Zur Verminderung der Kulturkoſten empfiehlt man auch, das Auflockern des Bodens entweder ganz oder zum Theile durch die Egge vorzunehmen. Doch muß der Acker wohl vor— bereitet und die Saat nicht zu früh gemacht, das erſte Eggen ſehr ausgiebig, bei trockner, warmer Witte— rung und wohlausgetrocknetem Boden vorgenommen ſein, wo dann kein Jäten nöthig wird; beim zweiten Eggen werden ſchon keine Pflanzen mehr durch die Egge ausgerauft, was beim erſten häufig geſchieht, aber im Grunde nicht ſchadet. Die Drillmethode end— lich wird bei der Hirſe ganz beſonders empfohlen, denn ein mäßiges Behäufeln iſt ihr ſehr wohlthätig. Die Hirſe leidet nicht ſelten ſo ſtark vom Brande, Die Moorhirſe. daß man kaum den Samen erntet. Man empfiehlt verſchiedene Saaten zu machen. Die Rispenhirſe reift im Auguſt, die Kolbenhirſe oft erſt im September. Die Samen reifen ſehr un— gleich und fallen oft aus, weßhalb man dann ſehr aufmerkſam ſein muß, wenn der größte und voll— kommenſte Theil der Samen reif iſt. Beim Anbau im Kleinen pflegt man die reifen Rispen oder Kolben einzeln abzuſchneiden, und für die Samenhirſe ſoll dies auch beim Anbau im Großen geſchehen. Das Abbringen erfolgt möglichſt behutſam mit der Sichel, und man bringt ſe unmittelbar darauf auf mit Planen überzogenen Wagen in die Scheune, wo ſie alsbald gedroſchen wird. Manche laſſen die Hirſe einige Tage auf der Tenne in Haufen liegen, um das Ausgehen der nicht völlig reif gewordenen Körner zu befördern. Das abgedroſchene Stroh wird dann zum Trocknen gut ausgebreitet und mehrmals gewendet. Die aus— gedroſchenen Samen werden ganz dünn auf dem Boden ausgebreitet und bis fie ganz trocken find, öfters umgerührt. Man erntet vom Morgen bis 15 preuß. Scheffel und mehr, und ein Scheffel vollkommener Hirſe wiegt 80 Pfd. Nach dem Enthülſen geht ein Dritt— theil davon ab. Den Strohertrag bei einer guten Hirſenernte rechnen Manche dem des Winterroggens (unter gleichen Umſtänden) gleich. Im Allgemeinen wird der Rohertrag eines Hirſenackers, mit Veran— ſchlagung der größern Kulturkoſten, in den meiſten Fällen noch größer ſein, als der eines Weizenackers, oder doch mindeſtens ſich mit jenem gleichſtellen laſ— ſen; außerdem kann man einen guten, kräftigen Bo— den, der für den Weizen zu leicht iſt, noch mit Hirſe beſtellen, da ſie große Trockenheit und Hitze verträgt, Von Einigen wird die Hirſe für ſehr zehrend gehal— ten, von Andern wieder als nur gering ausſaugend betrachtet. Sie erſchöpft den Boden weniger, als die gewöhnlichen Getreidearten, und unter ſonſt zweckmäßiger Kultur bei gleichem Scheffelertrage von einer gleichen Fläche noch nicht ſo ſehr, als der Roggen. Die Moorhirſe. Von dieſer Pflanze werden in den heißen Län— dern mehrere hochwachſende, und viele und große Körner tragende Arten zum Genuſſe für Menſchen und Thiere gebaut. Bei uns kommen nur im ſüd— lichen Oeutſchland die gemeine Moorhirſe oder Sirk zur Zeitigung. Die Moorhirſe verlangt einen ſchwe— ren fetten Boden, und kommt, wenn die Wärme des Klima groß genug iſt, ſelbſt in einem ſumpfigen fort. Ihre Kultur iſt mit jener des Mais, mit dem ſie in Hinſicht der Höhe des Stengels und der Blätterform viele Ahnlichkeit hat, völlig gleich. Ihr Ertrag an Körnern und Stroh iſt groß, vielleicht eben ſo groß, wie jener des Mais; aber die ſchwarzbraunen Kör— ner haben einen geringen Werth, ſie enthalten ein dem Menſchen widerlich ſchmeckendes Mehl, und ſind nur zu Futter für das Geflügel und die Schweine anwendbar. Wo der Boden für den Mais trocken genug iſt, baut man mit mehr Vortheil dieſe; nur Hülſenfrüchte. wo er der Näffe wegen für den Mais ſowohl, als die übrigen Getreidearten untauglich iſt, wird er durch die Moorhirſe am beſten benutzt. Hülſenfrüchte. Hülſenfrüchte werden diejenigen Gewächſe ge— nannt, deren Blüthen eine Ahnlichkeit mit den Schmet— terlingen haben, und deren Samen in Schoten ent— halten ſind, weßhalb man ſie auch Schotenfrüchte nennt. Sie haben neben den Haarwurzeln auch eine Herzwurzel, und dringen deßhalb tiefer in den Bo— den. Die Samen der Hülſenfrüchte ſind ebenſo wie das Getreide zur menſchlichen Nahrung tauglich und werden in großer Quantität dazu verbraucht; in— deſſen werden ſie, da ihr Bedarf doch nicht ſo allge— mein, auch ihr Ertrag unter vielen Umſtänden un— ſichrer iſt, als der des Getreides, in geringerm Maße angebaut. Ihr Stroh iſt ſelbſt dann, wenn die Sa— men die vollkommene Reife erlangt haben, bei weitem nährender, als das des Getreides, und wird es vor der vollendeten Samenreifung gemäht und getrocknet, ſo iſt es mindeſtens dem beſten Heue gleich zu rech— nen. Auch eignen ſich dieſe Gewächſe in ihrem grü— nen Zuſtande untergepflügt ganz vorzüglich zur grünen Düngung, und beſonders unter ihnen die Lupine. Die Hülſenfrüchte ſpielen deßhalb, und weil ſie mit ihren ſtarken Blattanſatze viel nährende Stoffe aus der Atmosphäre entnehmen, daher bei einem gleichen Ertrage den Boden weniger erſchöpfen, als andere Gewächſe, und weil fie wegen ihrer dichten Beichat- tung und der abfallenden untern Blätter den Boden rein von Unkraut und in einem vollkommen gelocker— ten Zuſtande hinterlaſſen, eine ſehr wichtige Rolle in der Landwirthſchaft, und ihr Anbau hat ſich in neuern Zeiten gegen ſonſt ſehr erweitert. Da ſie bei der Dreifelderwirthſchaft die Brache erſetzen, und die Winterung nach ihnen ein gutes Gedeihen findet, ſo baut man ſie zum Theil, anſtatt reine Brache zu hal— ten, und nennt ſie, nebſt manchen andern Gewächſen, Brachfrüchte. Da ſie im grünen Zuſtande abge— mäht dem Boden mehr hinterlaſſen, als ſie ihm ent— nommen haben, und derſelbe ſich nach ihnen be— ſonders locker zeigt, ſo legt man ihnen auch die Be— nennung verbeſſernde Früchte bei. Soll je— doch der Boden die beiden letztgenannten ſehr weſent— lichen Vortheile wirklich erlangen, ſo iſt es durchaus nothwendig, daß die Stoppel der ſtark beſchattenden Hülſenfrüchte ſtets unmittelbar nach dem Abbringen umgeſtürzt werde. Unter ſolcher Beſchattung iſt ſelbſt der zähefte Boden krümelig und aufgetrieben durch Gährung. Nach wenigen Tagen wird hin— gegen der nämliche, nicht ſchnell umgepflügte Boden ſteinhart. Die Hülſenfrüchte gedeihen vornehmlich in einem etwas feuchten Klima und auf kalkhaltigem Boden. Sie können keinen großen Kältegrad er— tragen, und deßhalb werden ſie vornehmlich blos den Sommer über angebaut. In einigen Gegenden fin— det man in neuerer Zeit Winterwicken und Winter— erbſen, die zwar gelinde Winter aushielten, in ſtren— gern aber erfroren. Die Erbſe. 183 Die Erbſe. Dieſe vorzügliche Hülſenfrucht kommt als Feld— und Gartengewächs häufig vor. Vor Einführung der Kartoffeln waren die Erbſen ein Hauptnah— rungsmittel des Menſchen, an deren Stelle aber jetzt bei armen Leuten die Kartoffeln getreten ſind. Als Feldgewächs giebt die Erbſe auf paſſendem Boden, bei reichlicher Düngung und geeigneter Witterung einen reichlichen Ertrag an Körnern und Stroh, welche erſtere eine gedeihliche Nahrung für Menſchen, aber auch ein vorzügliches Futter für das Vieh ſind. Das Erbſenſtroh iſt beſonders für Schafe ein ſehr gedeihliches Futter und wird an Nahrungsfähigkeit dem Heue über die Hälfte gleich— geſtellt. Am häufigſten findet man den Erbſenbau in der Nähe großer Städte und in Gegenden, die eine wohlhabende, zahlreiche Bevölkerung haben, wo theils die grünen Schoten oder grünen Sa— menkörner als ein beliebtes Gemüſe ſehr häufig genoſſen werden, aber auch die reifen Samen einen guten Abſatz finden. Auch da, wo man Frucht— wechſelwirthſchaft treibt, und die Viehzucht, beſon— ders die Schafzucht ausgedehnter iſt, findet man den Erbſenbau häufiger; doch ziehen Viele in die— ſem Falle nicht mit Unrecht die Wicke vor. Unter den verſchiedenen Sorten Erbſen, die auf dem Felde gebaut werden, ſind folgende die bemerkens— wertheſten: ‘ 1) Graue oder braunrothe oſtpreußiſche Erbſe, wird hauptſächlich jenſeits der Weichſel gebaut; fie verlangt einen reichen Thonboden, ein feuchtes Klima und zeitige Ausſaat; ſie giebt in der Regel einen anſehnlichen Ertrag, dient aber mehr zum Futter, als zur menſchlichen Nahrung. Auch gehört die kleine graue Erbſe hieher, die kleiner als vorige iſt und ſich beſonders für kalten ſchliffigen Boden eignet. Alle grauen Erbſen geben weit mehr Stroh als die weißen, ſind in der Re— gel auch lohnender. 2) Die große weiße Erbſe, eine ſehr ver— breitete Frucht, verlangt einen mehr lockern und kräftigen Boden, muß zeitig geſäet werden, und giebt einen ſehr bedeutenden Ertrag. Doch ſind die Körner, in manchen Bodenarten erzeugt, gar nicht weich zu kochen. g 3) Die kleine ſpäte weiße Erbſe ift did: ſchaliger, als vorige, kommt in ſtrengem und we— niger kräftigem Boden fort, kann ſpäter geſäet wer— den, reift aber auch ſpät; ihr Ertrag iſt weder im Strohe noch in Körnern anſehnlich. 4) Die kleine weiße Sommererbſe rankt ſehr lang und giebt ſchönes Stroh; ſie verlangt einen gut vorbereiteten, lockern, kräftigen Boden, ein nicht zu trocknes Klima und eine nicht zu dichte Saat; ſie reift zeitig und giebt einen ſehr anſehn— lichen Ertrag an Stroh und Körnern, welche letztere dünnſchalig ſind und einen ſehr guten Geſchmack haben. Sie gehört in jedem Betracht zu den vorzüg— lichſten Sorten, artet aber in einem ihr nicht zu— ſagenden Boden leicht aus. i 5) Die große gelbe Erbſe ändert nach Maß- 184 gabe der Güte oder Schlechtigkeit des Bodens in weiße Farbe und dünne Schale, oder in's Hochgelbe und Dickſchäligkeit. 6) Die grüne Erbſe unterſcheidet ſich von der weißen nicht nur durch ihre Farbe, ſondern auch durch die Zartheit und Süße ihrer Samen. Sie kochen unter allen Arten am ſchnellſten, werden als Gemüſe theurer als die andern bezahlt, verlangen aber einen gut gelockerten und ſehr kraftvollen Bo— den, in welchem ſie einen ſehr anſehnlicher Ertrag geben. In einem ihnen nicht beſonders zuſagenden Boden arten ſie leicht aus, und die Samen bekom— men eine graue Farbe; ſie dürfen nicht zu zeitig ge— ſäet werden und wachſen ſchnell. 7) Die Kronenerbſe (Büſchelerbſe), eine be— ſondere Art ver großen weißen Erbſe, unterſcheidet ſich durch einen dicken Stengel, niedrigern Wuchs und büſchelförmigen Schotenanfag. Sie lagert nicht leicht, reift gleichmäßig, giebt einen ziemlichen Kör— nerertrag, und iſt beſonders da zum Anbaue zu em— pfehlen, wo es mehr um den Körner als Stroher— trag zu thun iſt. Sie erheiſcht einen hohen, mehr leichten als ſchweren Boden, wenn ſie nicht unmäßig ausarten ſoll. Die Erbſenarten theilen ſich wieder unter einan— der in Früh- und Späterbſen. Die fpätreifen- den wachſen bedeutend geiler im Strohe, als die frühzeitigen, ſo daß ſie zuweilen Ranken von 10 bis 12 Fuß treiben; ſie werden aber meiſt ſehr ſpät, häufig gar nicht reif, ſondern blühen unaufhörlich und verfaulen zuletzt unten im Strohe, wenn ſie oben noch blühen. Nächſtdem tritt die Blüthe ſpät ein, gerade zur Zeit der ihr ſo verderblichen Mehl— und Honigthaue, welchem Übel die frühzeitigen Erb: ſen weit weniger ausgeſetzt ſind. Man findet zwar die Erbſe vom ſtrengen Thon: boden bis zum Sandboden abſtufend, und bald in dieſem, bald in jenem beſſer fortkommend, dennoch lieben ſie aber manche Bodenarten vorzugsweiſe. Unter den Bodenbeſtandtheilen ſcheinen den Erbſen beſonders Kalk, Mergel und Gyps zuzuſagen. Man findet wenigſtens, daß ſie in kalkigem Boden ſehr gut gedeihen, daß ſie vorzugsweiſe nach gegypstem Klee gerathen, und daß ſie auf Feldern, die einmal ge— kalkt oder gemergelt worden ſind, gut gedeihen. Wer daher die Erbſen hauptſächlich der Samen wegen bauet, hat auf die Beſchaffenheit des Bodens beſon— ders Rückſicht zu nehmen, und wenn es neben dem Strohertrage auch noch um einen Körnerertrag zu Futter zu thun iſt, der wird unter den meiſten Um— ſtänden, wenn die Erbſen nicht ganz beſonders ge— deihen, beſſer thun, Wicken zu bauen. Im Allgemei— nen gerathen die Erbſen am beſten in einem lockern Lehmboden, der Feuchtigkeit anhält, und eine Waſſer durchlaſſende Unterlage hat, dabei humusreich und nicht verunkrautet iſt. Wenn auch die Erbſe in ei— nem ſehr bindigen Boden gut fortkommt, ſo iſt doch ihr Ertrag da immer unſicher, ſowie auch in einem mehr trocknen, ſandigen Boden. Säure im Boden vertragen die Erbſen durchaus nicht. In einem ſehr feuchten Boden und Klima wachſen die Erbſen zwar ſehr üppig im Stroh, blühen aber ſtets und ſetzen Die Erbſe. wenig Schoten an. Ein mäßig feuchtes Klima iſt ihnen am zuträglichſten. Ob man die Erbſen in friſcher Düngung bauen ſolle, oder ob man ſie nach einer ſolchen zur zweiten oder dritten Tracht ſäen müſſe, darüber ſind die Mei— nungen ebenſo getheilt, als ſich dies nach Berückſich— tigung der verſchiedenen Verhältniſſe richtet. Wenn der Boden Thätigkeit und ſonſt Kraft genug beſitzt, bedürfen die Erbſen keine friſche Düngung. Bauet man die Erbſen in nur einigermaßen kräftigem Bo— den in friſcher Miſtdüngung, fo treiben ſie bei gün— ſtiger Witterung ſehr, lagern, ſetzen wenig Schoten an und geben ein dem Viehe weniger gedeihliches und angenehmes Stroh. Auch iſt die Erbſe auf friſchem Dünger dem Erdflohe, dem Mehlthaue und dem Wucher der Unkräuter mehr ausgeſetzt. Man ſtimmt daher meiſtens gegen die friſche Düngung zu den Erbſen, der Boden müßte denn nicht kräftig ge— nug ſein. Übrigens entziehen die Erbſen von der friſchen Düngung den nachfolgenden Früchten nicht viel, ſondern erſetzen das Entnommene größtentheils durch zurückgelaſſene Wurzeln und Blätter. Man empfiehlt den Erbſen die Obenaufdüngung, wodurch der ſchwere Boden um ſo lockerer, der leichte aber um ſo feuchter gehalten wird. Meiſtens weiſt man bei der Dreifelderwirthſchaft den Erbſen ihren Platz in der Brache an. Bringt man die Erbſen in ein gut zubereitetes Land und pflügt daſſelbe gleich nach ihrer Aberntung um, ſo wird der Boden, wenn die Erbſen gehörig dicht ge— ſtanden haben, durchaus die zur Aufnahme der Win— terung erforderliche Eigenſchaft haben, und dieſe wird gegen die Brache wenig oder gar nicht zurück— ſchlagen. Wo aber der ſchwere Boden wegen ſpäter Aberntung der Erbſen nicht mehr gehörig für die Winterung vorbereitet werden kann, da iſt es nicht räthlich, die Erbſen in der Brache zu bauen, ſondern ſtatt ihrer eine andere Brachfrucht zu wählen. Da die Erbſe im Ganzen eine unſichere und dem öftern Mißrathen unterworfene Frucht iſt, ſo wird man im Allgemeinen die Erbſen zweckmäßiger in die 2te oder ste Tracht bringen. Daher folgt fie zweckmäßig nach friſchgedüngten Hackfrüchten. Übrigens können die Erbſen bei zuſagendem Boden und hinlänglicher Bo— denkraft nach allen gebracht werden. Nur auf ſich ſelbſt folgend, ſelbſt wenn friſch gedüngt wird, wollen die Erbſen nicht gut fortkommen. Überhaupt dürfen ſie aber nicht zu oft auf demſelben Platze wie— derkehren, wenn nicht ein merklicher Rückſchlag er— folgen ſoll. Eben ſo wenig iſt es gerathen, ſie nach Hülſenfrüchten folgen zu laſſen. Nach Klee, Kar— toffeln, Kraut, Rüben und Tabak gerathen die Erb— ſen ganz vorzüglich. Die Erbſe liebt zwar einen reinen, tief bearbei— ten, gut durchmorſchten, aber keineswegs durch vie— les Ackern und Ruhren fein gepulverten Acker. Bei den meiſten in guter Kultur ſtehenden Bodenarten find 2 Furchen Beſtellung für die Erbſen in 2ter Tracht hinreichend. Der Acker wird im Herbſte flach geſtürzt, im Frühjahre eingeeggt und zur Saat ge— pflügt. Roher und ſehr verqueckter Acker erhält vor Winter 2 Furchen, und im Frühjahre die Saatfurche. Die Erbfe. Stark thonhaltende, tief liegende und naſſe Acker jedoch erhalten im Herbſte nur die Stürzfurche, und werden im Frühjahre ftarf geeggt, eng und tief ge: rührt oder gewendet, und dann, wenn derſelbe ſich geſetzt hat, zur Saat aufgepflügt. Doch muß man in dieſem Falle, da die Einſaat verſpätet wird, eine möglichſt zeitig reifende Sorte von Erbſen wählen. Bei Auswahl des Samens muß man mit Sorg— falt verfahren, und die Erbſen nöthigenfalls leſen. Es iſt bei den weißen, grünen und gelben Erbſen ein Zeichen, daß ſie ſich ausgetragen haben und eine Wechſelung des Samens erheiſchen, wenn ſich viele violett blühende Pflanzen zeigen, die grauen Samen tragen. Das Einbeizen der Erbſen mit Gyps erhöht den Ertrag ſehr weſentlich. Auch das Einquellen vor der Saat, beſonders den ſpät zu ſäenden, be— kommt ihnen gut. Die Ausſaat erfolgt, ſobald es die Beſchaffenheit des Ackers und der Witterung ir⸗ gend geſtattet. Froſt und Schnee ſchaden ihr ſelbſt dann nicht leicht, wenn ſie bereits aufgegangen iſt, ja man hält fogar den Schnee den aufgegangenen Erbſen zuträglich. Eine zeitige Saat iſt ſtets einer ſpätern vorzuziehen; bei größern Flächen empfiehlt man jedoch mehrere Saaten zu machen. Die Saat: zeit der Erbſen iſt der März und April; in feuchtem Boden wird man ſie jedoch erſt im Mai einbringen können, wo man eine ſehr zeitige Sorte wählen muß. In kräftigem Boden ranken die Erbſen ſtärker und die dünnere Saat ſetzt mehr Schoten an; in magerm Boden ſäet man dichter, und im Ganzen iſt eine etwas dichte Saat immer räthlicher, als eine zu dünne. Die Samenmenge wechſelt nach Boden, nach der Witterung, nach der Größe der Erbſen, und nach dem Umſtande, ob man mehr Samen oder Stroh zu ernten beabſichtigt, zwiſchen 14 bis 24 preußiſche Metzen auf den Magdeburger Morgen. Um das Lagern der Erbſen zu verhüten, ſäet man auch Hafer, Sommerroggen oder Bohnen unter ſie, im ſüdlichen Deutſchland wird der Emmer als Zwi— ſchenſaat empfohlen; das Aus ſaatmaß wird übrigens dabei nicht vermindert. Eine gehörige Unterbrin— gung des Samens iſt hier von Wichtigkeit. Eine Erdbedeckung von 2 Zoll iſt hinreichend. Das Un— terpflügen der Erbſen oder ihre Unterbringung mit dem Erftirpator iſt ſehr gebräuchlich, und ein ſeichtes Unterpflügen verdient vor dem Eineggen den Vor— zug, wenn der Acker ſchon früher vor der Saatfurche die gehörige tiefe Kultur erhielt. Es iſt den Erbſen zuträglicher, wenn das Eggen der Saatfurche ſpäter über die jungen Pflanzen erfolgt. Die Erbſen kön— nen auch gedrillt werden, und das nachherige Be— hacken bekommt ihnen ſehr gut. Die Reihen kom— men beim Drillen 1 bis 1½ F. von einander. Ge— gypste Erbſen, ſowie die auf kalkhaltigem Boden kochen nicht weich. Wenn das Unkraut die Erbſen zu überwachſen droht, ſo empfiehlt man, ſie 8 bis 10 Tage nach der Ausſaat umzupflügen, worauf ſie ſchneller und vom Unkraut reiner hervorkommen. Nimmt der Hedrich zu ſehr überhand, ſo pflegt man die obern Spitzen deſſelben mit einer Senſe abzuhauen. Ein den Erb— ſen beſonders ſchädliches Unkraut iſt der ſogenannte Kirchhof, Landwirth. 185 Erbſenwürger, eine Schmarotzerpflanze, die ſich hauptſächlich an den Wurzeln der Erbſen anſetzt, und ihnen die Nahrung entzieht. Die Pflanze treibt ei— nen 6 bis 7 Zoll langen, blätterloſen, markigen Stengel, in welchem ſich im Juni eine gelbgraue Blume zeigt. Dieſes Unkraut zeigt ſich hauptſächlich in mehr feuchtem Boden und in naſſen Jahren, und iſt nur durch ſorgfältiges Jäten zu vertilgen. Unter den Inſekten iſt beſonders der den Bettwanzen ähn— liche Erbſenkäfer, Erbſenfreſſer, den Erbſen gefähr⸗ lich. Sie begatten ſich zur Zeit der Blüthe, und die Weibchen legen ihre Eier in die jungen Hülſen, an jede Erbſe ein Ei. Nach einigen Tagen kommen die Larven aus dem Ei, freſſen ſich in die Erbſen hinein, und bleiben auch in denſelben bis zur völligen Ber: wandlung. In heißen Sommern iſt dieſes Inſekt am häufigſten. Gegen dieſes Übel empfiehlt man, die Erbſen den Tag vor der Ausſaat mit Waſſer zu beſprengen, in welchem (auf 1½ Scheffel 2 Loth) Vitriol aufgelöſt worden, ſodann 2 Hände voll von friſchem ungelöſchtem Kalk, klein geſtoßen, dies mit ebenſo vielem Salze zu vermiſchen, und ſie tüchtig unter einander zu ſchaufeln. Die Erbſen reifen ſelten gleichmäßig, die unter— ſten Schoten zuerſt, und nach dieſen richtet ſich die Ernte. Die zeitig geſäeten Erbſen reifen oft im An⸗ fang Auguſt, oder wohl noch früher, ſpäter geſäete und ſpätere Sorten erſt im September. Die Erbſen werden mit der Grasſenſe in Schwaden gehauen, und man bedient ſich jetzt im Übrigen folgender Wer— bemethode. Man mäht an einem ſchönen Vormit— tage die Erbſen, und läßt ſolche ſchon Nachmittags locker in runde Haufen ſetzen. Bei genügender Mannſchaft und günſtiger Witterung läßt man ſchon nach einigen Stunden den Mähern die Häufler fol— gen, vorausgeſetzt, daß die Erbſen nicht zu ſtark und grün find, in welchem Falle fie in Schwaden erſt mehr abtrocknen müſſen, oder doch in ganz kleine Haufen zu ſetzen ſind. Ohne des Umhäufelns zu be— dürfen, kann die bis auf den Grund trocknende Frucht 5 bis 8 Tage unangerührt bis zum Einfahren ſte— hen; dergleichen Haufen haben ſich ſelbſt in naſſen Erntejahren vortheilhaft bewährt. Es wird blos nöthig ſein, jene dann vor dem Einfahren von der feuchten Setzſtelle gegen den Wind und Sonne um— zuſtoßen. Läßt man die Erbſen in Schwaden trock— nen, ſo müſſen dieſe nach dem erſten oberflächlichen Abtrocknen gekehrt werden, und man muß ſie erfor— derlichen Falls ſelbſt in noch naſſem Zuſtande durch wiederholtes Aufharken und Lüften in einem lockern Zuſtande zu erhalten ſuchen, damit fie dem fo nach— theiligen Schimmeln nicht unterliegen. Stroh und Hülſen der Erbſen können zum Einfahren geeignet ſein, wenn nach häufig ftattgefundenem, nachdrück— lichem Regen die Körner in den Pahlen noch ganz weich ſind. Doch iſt es keineswegs zu empfehlen, die Erbſen in dieſem weichen Körnerzuſtande einzu— banſen, da fie nie erhärten und nach dem Drefchen auf dem Speicher noch ſchimmeln, wenn man nicht die größte Vorſicht dabei anwendet. Bisweilen wer— den die Erbſen lediglich zur Futtergewinnung und Heubereitung gebaut. Die Bergung des Erbſen— 24 186 Die heues iſt zwar koſtbarer, als die Ernte der reif ge— wordenen Erbſen, allein ſie fällt in eine gewöhnlich weniger beſchäftigte Zeit. Wenn man Raps ſäen will, leiſtet dieſe Methode eine angemeſſene Aus— hülfe. Die Heubereitung iſt auch vorzüglich dann mit Vortheil vorzunehmen, wenn der Acker zugleich mit Klee und Gräſern abgeſäet war. Die den Erb— fen fo gefährlichen Blattläufe, viel unter den blühen— den Erbſen vorhandenes, noch nicht zum Samen— anſetzen gekommenes Unkraut und andere Umſtände können das Erbſenheumachen gebieten. Bei dem Erbſenheumachen verfährt man am beſten auf fol— gende Weiſe. Die grüngemähten Erbſen bleiben bis zum erſten Welken in Schwaden, wobei fie ein- oder zweimal zu wenden ſind. Regen in dieſer Periode ſchadet“den noch nicht abgeſtorbenen Gewächſen nicht. Während des Welkens bringt man ſie in Haufen von der Größe, wie dies Geſchäft ein Arbeiter ohne große Anſtrengung mit Harken oder Heugabel ver— richtet. Jene Haufen werden mehrmal, je nachdem es die Witterung erlaubt, umgekehrt, und ſobald die Blätter und Halme hinlänglich trocken, die Hülſen aber noch grün ſind, auf der Stoppel oder in deren Nähe in kleine Miethen (Schober) von 1 bis höch— ſtens 2 Fuder zuſammengetragen oder gefahren. Die Miethſtelle, möglichſt auf der Höhe im Luftzuge, beſtreut man mit Stroh, am beſten Rapsſtroh, 1 F. hoch, 8 F. breit und 16 F. lang, läßt das Erbſen— heu aufſchichten und durch ein paar Arbeiter zurecht legen, ſo daß die Wände der Miethe perpendikulär ſtehen, die Oberfläche aber völlig horizontal wird. Dieſe letztere bedeckt man mit Stroh 1 F. hoch, wo— bei das Spureintreten durch Vorhinlegen des Stro— hes und Rückwärtsgehen der Arbeiter ſorgfältig zu vermeiden iſt. Bei dieſem Verfahren wird man mit Ruhe einen paſſenden Zeitpunkt zum Einführen ab— warten können. Der Ertrag iſt ſehr ſchwankend, und es ſind Fälle da, daß man auf demſelben Boden kaum den Sa— men erntet, wo in andern Jahren der Ertrag reich— lich war. Man nimmt in vielen Gegenden den Er— trag in 6 Jahren eine gute, 4 mittlere und eine ſchlechte Ernte an, und man kann auf einem ihr ganz angemeſſenen Boden in 4 Jahren nur auf 3 gute Ernten rechnen. Bei allem andern, für den Erbſenbau nicht ganz geeigneten Boden giebt die Erbſe in der Regel in 2 Jahren nur eine gute Ernte. Der Körnerertrag wird vom Magdeb. Morgen von 4 bis 20 Berl. Scheffel angegeben. Im Durch— ſchnitte der Jahre kann man aber wohl nur einen ſechsfältigen Ertrag annehmen. Im Ganzen genom— men ſind die Erbſen ſtets eine mißliche, nur prah— lende und uns täuſchende Frucht. Der Berl. Schef— fel Erbſen wiegt 80 bis 100 Pfd. Die Strohernte nimmt man auf 15 bis 25 Ctr. auf den Morgen an; auf einen Scheffel Erbſenausdruſch rechnet man 300 Pfd. Stroh, und ſchätzt dies am Werthe 1 Berl. Scheffel Roggen gleich. Wenn die Erbſen als Nahrungsmittel für die Menſchen nur ſchwer weich kochen, bringt man einen geringen Zuſatz von Pottaſche oder etwas Erbſen— laub mit in den Topf. Noch ſicherer aber iſt, daß Wicke. man ſolche Erbſen in der Mühle abſpitzen läßt, was jeder Muller verſteht. Als Viehfutter geben die Erb— ſen derbe Säfte, verlangen aber auch eine gute Ver— dauung. Gemälzt nähren 3 Theile fo viel, als ſonſt 4; geſchroten ſind ſie ſehr gut, gekocht noch beſſer. Den Schweinen machen ſie derbes und weißes Fett. Im Durchſchnitte nähren ſie mehr als Getreide, ge— ben aber kein ſo wohlſchmeckendes Fleiſch; den Schweinen ſind ſie auf alle Fälle am zuträglichſten. Den Gänſen giebt man ſie gequellt, und ſie erhalten davon ein noch beſſeres Fleiſch, als vom Mais. Bei Pferden und Lämmern will man bemerkt haben, daß ſowohl Bohnen als Erbſen Blindheit erzeugen, wenn erſtere bei wenig Arbeit viel davon erhalten, aber in mäßigen Portionen ſagen ſie ihnen wohl zu Man ſchätzt eine Metze Erbſen für Pferde ſo hoch, als 3 Metzen Hafer. Rindvieh wird beſonders von ge— kochten Erbſen leicht fett. Die Wicke. Es giebt verſchiedene Arten von Wicken, von de— nen aber die Futterwicke die beachtenswertheſte iſt. Man hat auch von dieſer verſchiedene Spielar— ten, vornehmlich eine in Körnern und Kraute klei— nere, früher reifende, und eine in Kraut und Kör— nern größere, ſpäter reifende Art, die früher geſäet werden muß. Dieſe Wicke iſt ziemlich empfindlich ge— gen Froſt. Sie wird ſowohl zum Reifwerden, als zu Grünfutter gebaut. Die Samen der Wicken be— ſitzen einen großen Nahrungsgehalt, und man rech— net ſie bei der Fütterung eben ſo gut wie Erbſen. Sie ſind allen Hausthieren ein willkommenes Futter, und bei der Mäſtung des Rindviehes zieht man ſie, wenn ſie geſchroten ſind, den Erbſen vor. Auch als Pferdefutter ſind ſie gequellt nahrhaft und geſund, und ſie werden von ihnen in gedämpftem Zuſtande, wo ſie weniger bitter ſchmecken, noch lieber gefreſſen. Das Stroh der Wicken iſt nahrhafter, als das der Erbſen, und wenn man dieſes in der Nahrungs— fähigkeit dem Heu zur Hälfte gleichſetzt, fo kann man das Wickſtroh dieſem zu >/, annehmen. Die Wicken werden auch zur grünen Düngung angewendet und als ſolche geſchätzt, wenn nicht der Same zu theuer kommt. Die Wicken gedeihen auf jedem Boden, der den Erbſen zuſagt, vertragen aber auch noch einen ſchwe— ren und feucht gelegenen Boden und ein rauheres Klima. In einem leichtern Boden gedeihen ſie nur dann, wenn er feucht genug iſt. Wenn ſchon ein Boden mit einer tiefen Krume wegen der Feuchtigkeit wünſchenswerth iſt, ſo kommen die Wicken doch auch bei einer ſeichten Krume gut fort, wenn der Boden nur ſonſt eine feuchte Lage hat. Humusreich muß der Boden aber ſein, weil ſonſt auch eine ſtärkere Miſtdüngung das Gedeihen der Wicken nicht zu be— fördern vermag. Aber auch vom Unkraute muß der Boden rein ſein, und beſonders von der ſogenannten Flachsſeide. Sobald man nicht beſondere Mittel zu deren Vertilgung anwendet, muß man diejenigen Ländereien, wo ſie ſich gezeigt hat, ſorgfältig zum Anbau der Wicken vermeiden, wenn man Samen erzielen will. Die In einem humusreichen Boden bedürfen die Wicken keiner friſchen Düngung; indeſſen vertragen fie nicht nur eine friſche Miſtdüngung, ſondern fie bilden auch bei günſtiger Witterung ein um ſo üppigeres Kraut, obſchon dann der Samenertrag keineswegs ſicher iſt. Wo man die Wicken hauptſäch— lich des Krautertrags wegen bauet, wird zu ihnen gedüngt, beſonders je kälter und feuchter der Boden iſt; man düngt jedoch nicht ſtark, mit mehr zer— gangenem Miſte, den man zeitig unterbringt. Auch das Überdüngen nach der Saat, beſonders in einem mehr leichten und trocknen Boden, iſt den Wicken zuträglich. Kalk und Mergel, beſonders zu vor— hergehenden Früchten angewendet, ſagen den Wik— ken ſehr zu, wenn es ſonſt an Miſtdüngung nicht gefehlt hat. Die Wicken werden gewöhnlich in der Brache und anftatt derſelben gebaut. Gut geſtanden hin— terlaſſen ſie den Boden in einem mürben, zu jeder nachfolgenden Frucht vollkommen geeigneten Zu— ſtande; mißrathen fie aber, jo erſcheint das Land nach ihnen ſo verwildert, daß wenig Hoffnung zum Gerathen der nachfolgenden Früchte übrig bleibt, wenn die Wicken nicht zeitig genug das Land räumen, um daſſelbe wieder in Kultur zu ſetzen. Häufig werden die Wicken mit einem Ge— miſche von Sommergetreide ausgeſäet, am häufig— ſten mit Hafer, nämlich 1 Theil Hafer und 3 Theile Wicken. Wenn übrigens der Acker nur kräftig und nach einer friſchen Düngung nicht zu abgetragen iſt, ſo ſind die Wicken in Bezug auf ihre Vorgänger eine ſehr verträgliche Frucht, ſo— wie ſie auch für ihre Nachfolger eine günſtige Vor— frucht bleiben, wenn ſie nur gehörig dicht geſchloſ— ſen geſtanden haben. Nach behackten Früchten ſol— len jedoch die Wicken unter manchen Verhältniſſen nicht gerathen. Mit ſich iſt zwar die Wicke ver— träglicher als die Erbſe; doch darf ſie, zum Sa— mentragen beſtimmt, nicht zu oft auf demſelben Platze wiederkehren, meiſt nicht unter 6 Jahren. Zwar kommt die Wicke auch in einem minder gut zubereiteten Boden fort, ja ſie liebt einen ge— pulverten Boden nicht einmal, und hinterläßt auch den gebundenen, weniger zubereitet geweſenen Bo— den locker; allein ſie auf eine Furche zu ſäen, bleibt doch immer bedenklich, indem dabei die Wicken nicht nur häufig mißrathen, ſondern auch der Bo— den für die Nachfrucht verwildert und erſchöpft er— ſcheint. Nur in einem lockern, reinen Boden kann es zuläſſig ſein, die Wicken auf eine Furche zu ſäen. Man beſtellt daher das Land gewöhnlich mit 2 Furchen, manchmal auch mit 3, wenn das Land zu ſehr verqueckt iſt. In bindigerem Boden giebt man die erſte Furche im Herbſte, und eggt im Frühjahre, um die 2te Furche geben zu kön— nen; auf weniger bindigem und feuchtem Boden eggt man die Stürzfurche vor Winter. Bei einem ſehr verqueckten Acker muß man jedenfalls das Eg— gen vor Winter unterlaſſen. Eine zeitige Saat iſt nicht räthlich, weil die Wicken durch Spätfröſte ſehr zurückgehalten wer— den, ſie auch nicht nöthig iſt, da die Wicken ihre Wicke. 187 Vegetation früher vollenden, als die Erbſen. Auch leiden die frühgeſäten Wicken leicht von einer Made, ſo daß ſie auf minder kräftigem Boden oft nicht einmal zur Blüthe kommen. Im Durchſchnitte liefern zwar zeitig geſäete Wicken einen vollkomm— nern Samen und der Ertrag derſelben fällt auch oft ſehr reichlich aus; ſpäter geſäete geben dage— gen mehr Stroh, was bei ſeinem hohen Futter— werthe immer ein ſehr zu berückſichtigender Gegen— ſtand bleibt. Die Saatzeit fällt nach Verſchieden— heit des Klima's in den April bis in die erſte Hälfte des Mai. Die Wicken werden dem Maße nach eben ſo ſtark ausgeſäet, als die Erbſen, 14 bis 24 Metzen auf den Morgen. Doch macht man die frühere Saat etwas ſtärker, als die ſpätere. Säet man Hafer oder anderes Getreide mit den Wicken aus, ſo muß dieſes als Aufmaß des Sa— mens betrachtet, und die Wicken müſſen nach ih— rem vollen Maße ausgeſäet werden. Zur Einbrin— gung des Samens bedient man ſich ſchwerer Eg— gen. Die Saat wird auf die rauhe Furche aus— geſtreut und das Land einigemal übereggt, ohne daß es aber klar wird, worauf man die Walze folgen läßt. In lockerm Boden pflügt man auch die Wicken unter, jedoch vertragen die Wicken hier— bei nur höchſtens eine Bedeckung von 3 Zoll Erde, bei einer tiefern erſticken ſie im Keime. Bei warmer und feuchter Witterung gehen die Wicken bald geſchloſſen auf und unterdrücken das Unkraut, bei trockner Witterung aber bleiben ſie ſehr zurück und werden gewöhnlich vom Unkraute ganz überwachſen, ſo daß man dergleichen Wicken am beſten abmäht. Wenn der Boden nach der Saat zuſammengeſchlämmt und erhärtet iſt, ſoll man eggen, ſelbſt wenn die Wicken aufgegangen ſind; doch ziehen Viele in dieſem Falle die An— wendung der Stachelwalze vor. Der gefährlichite Feind für die Wicke iſt die Flachsſeide, welche das Wickenfeld mit einem dichten Filze überzieht, worauf die Pflanzen eingehen und nicht einmal von dem Viehe gern gefreſſen werden. Dieſes Unkraut zeigt ſich hauptſächlich in naſſen Jahren, im Juni, ge— wöhnlicher im Juli, auch erſt im Auguſt, und blüht fortwährend, ſowie ſie auch ſtets ihren Sa— men ausſtreut. Hier bleibt nichts weiter übrig, als die ganze Saat der Wicken abzumähen und zu Heu zu machen, bevor die Seide ihre Samen ausſtreut. Die Wicken reifen ebenfalls nicht auf einmal, wachſen und blühen vielmehr oft fort, obſchon die reifen Schoten die Samen leicht ausfallen laſſen. Man muß daher den Zeitpunkt der Ernte zur Sa— mengewinnung ſorgfältig wahrnehmen. Die Sa— men reifen gewöhnlich im Auguſt oder Anfangs September. Sie werden eben ſo gemäht und bei der Ernte behandelt, wie die Erbſen. Wenn wäh— rend der Ernte ſchlechte Witterung eintritt, ſo iſt der größte Theil der Samen verloren. Deßhalb iſt auch der Körnerertrag ſehr ungewiß. Im Durch— ſchnitte der Jahre ſind 8 Scheffel ſchon als ein gu— ter Ertrag anzunehmen. Der Strohertrag ſchwankt zwiſchen 1500 bis 3000 Pfd. Der Scheffel Samen wiegt etwas über, auch unter 100 Pfd. 24 188 Die Linſe. Als Grünfutter angebaut gehört die Wicke mit zu den nahrhafteſten Gewächſen. Sie iſt ein eben ſo gutes Maſtfutter, als ſie bei Kühen auf die Milch wirkt. Aber auch Schafe und Pferde freſſen die grü— nen Wicken gern, und ſie bekommen ihnen gut. Auf niedrigen, feuchten Ländereien, wo die Kleearten nicht gut fortkommen, erſcheint die Wicke als das einzige Gewächs, welches zu Grünfutter gebaut, einen jenen faſt gleichen Ertrag giebt. Wo man die Wicke vorzugsweiſe (im Gemenge) als Grünfutter anſäet, muß die Ausſaat immer in verſchiedenen Zeit— räumen erfolgen, damit kein Mangel an Grünfutter eintritt. Die Begründung der Stallfütterung blos auf den Anbau der Wicken bleibt aber immer unſicher. Um beim Wickenbaue mit dem Samen nicht in Ver— legenheit zu kommen, muß von dieſem wenigſtens immer auf ein Jahr Vorrath gehalten werden. Die Wicken zu Grünfutter ſoll man übrigens ſo üppig als möglich erzeugen, weßhalb man hier zu düngen empfiehlt, wo vornehmlich die Jauchendüngung ſehr weſentliche Dienſte leiſtet. Bei einem guten Stande der Wicken rechnet man, bei beginnender Blüthe ge— mäht, 10,000 bis 12,000 Pfund Grünfutter oder 2000 bis 3000 Pfund des beſten Heues auf den Morgen. Die Da die Linſen als Viehfutter nur einen geringen Ertrag gewähren, ſo werden ſie als Nahrungsmittel der Menſchen nur auf kleinen Flächen angebaut. Man unterſcheidet die gemeine Linſe, auch kleine deutſche Feldlinſe, und die große, auch Garten- oder Pfenniglinſe genannt, die zwei- bis dreimal größere Samen als jene hat, von der ſie ſich aber in der Farbe nicht unterſcheidet; ſie artet bei ſchlechtem Boden und mangelhafter Kultur wieder in jene aus. Den Hausthieren ſind die Lin— ſen, wie ihr Stroh, ein ganz beſonders gedeihliches Futter, und letzteres wird dem Heue gleich geſchätzt, weßhalb man es für Lämmer und Kälber empfiehlt. Nur iſt der Strohertrag gering, und da die Pflanze einen ſchwächlichen Wuchs hat, ſo wird ſie leicht vom Unkraute unterdrückt. Die Linſe verlangt durchaus zu ihrem Gedeihen einen lehmigen Sandboden oder einen ſandigen Lehm— boden, der mäßig feucht iſt und ſich nicht feſt zuſam— menbindet, übrigens aber von aller Säure frei iſt. Höhenboden angedeuteter Art iſt der beſte. Der Bo: den muß durchaus kraftvoll und rein vom Unkraut ſein. Die friſche Düngung wird zwar von Vielen widerrathen; eine Düngung mit gehörig verrottetem Miſte, oder im zeitigen Herbſte aufgebracht, wird je— doch der Linſe nicht nachtheilig. Nach Hackfrüchten oder nach Klee gerathen die Linſen ganz vorzüglich gut. Der Acker zu Linſen ſoll unter allen Umſtänden ſchon im vorhergehenden Herbſte umgebrochen, gut geegt, vor Winters aber nochmals aufgepflügt, im Frühjaͤhre nochmals geeggt, noch einmal vor der Saat geruhrt und wieder eingeeggt werden, bis die Saatfurche gegeben wird. Um das Jäten der Linſen, welches bei viel Unkraut nöthig wird, zu erleichtern, in Die Bohne. werden ſie in manchen Gegenden mit der Hand in Reihen geſäet und ſpäter mit dem Schaufelpfluge durchfahren. Überhaupt eignen ſich die Linſen ſehr gut zur Orillkultur. Zur Saat wird in mäßiger Tiefe gepflügt, und dieſelbe auf das friſch gepflügte Land eingebracht. Bei einem zeitigen Jahrgange ſoll man die Linſen nicht früher als Ende April, und bei einem ſpäten, erſt im Mai in's Feld bringen. Man ſäet die Linſen auch unter die Frühgerſte, indem man unter 1 Berl. Scheffel 4 Metzen Linſen miſcht und die Saat von dieſem Gemenge ſo ſtark macht, als man die Gerſte geſäet haben würde. Bei dieſer Kulturart er— hält man ein vorzügliches Schrotgetreide (aber auch Brotkorn) und überhaupt einen ſehr lohnenden Ertrag. Auf einen kräftigen Boden ſäet man 14 Berl. Metzen auf den Morgen von der kleinen Art; von der Pfen— niglinſe aber auf die gleiche Fläche 1 Scheffel. Bei der Reihenſaat braucht man weniger Samen. Man muß auf einen gehörig reinen Samen achten und namentlich keine Wicken darunter laſſen, weil ſonſt eine ſehr nachtheilige Ausartung der Linſen erfolgt. Die Linſen vertragen zwar keine ſtarke Bedeckung mit Erde, doch kann es, wenn der Boden ſehr locker iſt, gerathen ſein, fie mit dem Exſtirpator unterzu— bringen. Die Ernte erfolgt gewöhnlich im Auguſt, und es wird damit begonnen, wenn die Schoten braun wer— den. Sie werden abgemäht, aber auch gerauft, in welchem letztern Falle ſie aber den Boden bedeutend erſchöpfen. Gewöhnlich bringt man ſie ein, wenn ſie noch nicht ganz trocken ſind, und driſcht ſie ſogleich, um das Stroh ſodann noch zu trocknen. Nach dem Abbringen werden die Linſen ſogleich gebunden und zum Abtrocknen aufgeſtellt. Den Ertrag an Körnern auf den Morgen nimmt man bei einer mittlern Ernte in geeignetem Boden zu 8 bis 10, bei einer guten Ernte zu 14 bis 15 Scheffel an. An Stroh liefern ſie in der Regel nur die Hälfte deſſen, was die Wicken gegeben haben würden. Die Linſen erſchöpfen den Boden mehr, als Erbſen und Wicken. Die Bohne, Feld- oder Buff, Pferde-, Saubohne. Dieſes Gewächs gehört eigentlich zu dem Wicken— geſchlecht, und ihre Samen find zu dem Nahrhafte— ſten zu rechnen, was das Pflanzenreich erzeugt; doch werden dieſelben, wegen ihres herben Geſchmacks ſelten und nur von armen Leuten zur Nahrung be— nutzt; dagegen ſind ſie ein vortreffliches Pferde- und Maſtfutter, beſonders für Schweine. Für Schafe und Rindvieh, ſowie überhaupt als Maſtfutter find ſie gekocht zu empfehlen; den Pferden können ſie ganz oder geſchroten und eingeweicht gegeben werden. Man hält den Ertrag der Feldbohnen für eben fo ficher, als den der Erbſen. Man findet ſie als Garten- und als Feldfrucht; als letztere findet man ſie häufiger zwiſchen andern Gewächſen, als für ſich allein im Großen gebaut, obſchon ihr Anbau da, wo er ſtatt— findet, ſelbſt im nördlichen Deutſchland, wegen des reichlichen Körnertrags ſehr angeprieſen wird. In Die Feld- oder Buff-, grünem Zuftande find die Bohnenftengel zwar ein gutes Futter, das Bohnenſtroh hat aber nur dann einen Werth, wenn die Pflanzen unvollkommen ſich ausbilden und mißrathen; ſonſt ſind die Stengel holzig und können nur als Einſtreumittel dienen. Unter den mehrern Abarten der Feldbohne ſind die hauptſächlichſten: 1) Die Pferdebohne, deren Samen braun— gelb, kleiner, ſchwerer dünnſchäliger und von min— derem herben Geſchmacke ſind und etwas ſpäter reifen als die nächſten. 2) Die Saubohne, mitweißgelbem, auch röth— lichem, von beiden Seiten etwas plattgedrücktem, größerem Samen, giebt einen größern Ertrag und reift früher. 3) Die italieniſche Bohne, welche bei uns ganz gut fortkommt, wird zwar nicht ſo hoch, ſetzt aber mehr Blüthen und Samen an, als die beiden vorgenannten. Wo überhaupt rückſichtlich des Klima's noch Sommerweizen gebaut werden kann, kommen auch die Bohnen fort; ſonſt erfordern ſie mehr Feuch— tigkeit, wie Erbſen und Wicken. Ein kräftiger, ſtren— ger, etwas feuchter Thonboden ſagt ihnen am beſten zu; auf einem lockern und trocknen Boden gedeihen ſie nur dann, wenn Klima und Jahreswitternng kühl und feucht ſind. Von allen Hülſenfrüchten verlangen ſie den meiſten Dünger, und vertragen ihn am beſten, ja fie wachſen ſogar in einem bloßen Miſthaufen. Daher iſt ihr Ertrag von der Stärke der Düngung abhängig, und eine Düngung von 15 bis 20 Rudern auf den Morgen iſt nicht zu viel. Auch die minera— liſche Düngung bekommt ihnen ſehr wohl. Den Bo— den erſchöpft die Feldbohne nicht ſehr, erhält ihn aber locker und iſt für alle auf ſie folgenden Winter— früchte, beſonders für den Weizen, eine gute Vor— frucht. Gedrillte und behadte Bohnen reinigen und lockern einen ſtrengen Thonboden ungemein, und kultiviren ihn daher am zweckmäßigſten. Bei dem Dreifelderſyſteme iſt ihr Platz in der Brache; bei der Koppelwirthſchaft empfiehlt man, in das aufgebro- chene Grasland irgend eine Frucht zu ſäen, nach die— ſer die Feldbohne in friſche Düngung zu bringen und darauf Weizen folgen zu laſſen; auf ſonſt kräftigem Boden wird jedoch hier die Düngung für die Bohne auch wegfallen können. Nach mehrjähriger Kleebrache oder Kleedreiſche baut man dagegen zuerſt Feldbohne, und lätzt auf dieſe Weizen folgen. Übrigens kann man die Feldbohne nach jeder Frucht, Hülſenfrüchte ausgenommen, bauen, wenn der Boden nur noch Kraft genug beſitzt, oder dazu gedüngt wird; ebenſo kann nach ihr, mit Ausnahme der Hülſenfrüchte, jede Frucht folgen. Gewöhnlich giebt man der Feldbohne den Hackfruchtſchlag. Die Feldbohnen können zwar auf eine Furche und ſogar auf Stoppeln geſäet und untergepflügt werden; indeſſen iſt es doch ſowohl für die Feldbohne ſelbſt, beſonders aber für die nachfolgende Frucht beſſer, wenn der Dünger im Herbſte aufgebracht und der Acker möglichſt tief umgebrochen wird. Eine frühere Saat giebt gewöhnlich einen größern und ſicherern Ertrag wie die ſpätere; auch widerſtehen die Pflanzen Pferde⸗, Saubohne. 189 dem Froſte, ſelbſt wenn ſie ſchon aufgegangen find. Die gewöhnliche Saatzeit iſt der April; man kann aber auch noch in der Mitte Mai's ſäen. Da der Er— trag hauptſächlich von einer kühlen und etwas feuch— ten Witterung während der Blüthezeit abhängt, ſo empfiehlt man, die Bohnenſaat in verſchiedenen Zeit— räumen zu machen. An Samen braucht man bei breitwürfiger Saat auf den Morgen 2 bis 2½ Schef— fel; bei der Drillſaat bedarf man / weniger. Die Saat muß nach Beſchaffenheit des Bodens 3 bis 5 Zoll tief eingebracht werden, was bei der breitwür— figen Saat am beſten mit dem ordentlichen Pfluge geſchieht, indem man fodann erſt nach 3 Wochen eggt. Will man den Miſt erſt mit der Saatfurche unterbringen, ſo muß dieſer gut zergangen ſein. Die Samen können aber auch durch den Exſtirpator unter— gebracht werden. Die Drillfaat der Feldbohnen ge: räth am ſicherſten, gewährt gewöhnlich einen um ½ erhöhten Ertrag, und bereitet den Boden für die nachfolgenden Früchte um ſo beſſer vor. Man läßt bei dieſer Ausſaat 2 Pflüge hinter einander gehen und ihnen 9 bis 10 3. breite Furchen nehmen, und ſäet entweder mit dem Bohnendriller oder auch mit der Hand die Bohnen immer nur hinter dem einen Pfluge, alſo eine Furche um die andere, in die Furche. Sobald die Bohnen zu keimen anfangen, wird das Feld ſcharf geeggt und dann bei trocknem Wetter ge— walzt. Werden nach einigen Tagen die Pflanzenrei— hen ſchon ſichtbar, fo wird das Feld nochmals in entgegengeſetzter Richtung ſcharf geeggt, wozu man an einem trocknen Tage die Nachmittagsſtunden wählt. Bei der breitwürfigen Saat wird dieſes Eg— gen nochmals wiederholt, wenn die Pflanzen ſchon 6 Z. hoch find; bei der Reihenſaat werden die Boh— nen von dieſer Größe wie die Kartoffeln mehrmals behäufelt. Doch müſſen dieſe Behäufelungsarbeiten vor der Blüthezeit beendigt ſein. Um die Bohnen gegen den Roſt (wo die Blätter ſchwarze Punkte be— kommen und den Tod der Pflanzen verurſachen), zu ſchützen, empfiehlt man, dieſelben, wenn ſie hand— hoch ſind, mit Salinenabfällen zu beſtreuen. Zeigt ſich der Honigthau, eine Art ſchwarzer Blattläuſe, nach dem Anſatz der Schoten, ſo ſoll man die Spitzen der Pflanzen abbrechen. Dieſes Abbrechen der Spitzen empfiehlt man aber auch ſonſt, um dadurch das fortwährende Blühen zu verhindern und den Ertag zu vermehren. Die Ernte erfolgt gewöhnlich im September, wenn der größte Theil der Schoten ſchwarz und die Samen darin hart ſind. Die breitwürfige Saat wird mit der Senſe angehauen und abgerafft, die Reihen— ſaat mit der Sichel geſchnitten; die abgebrachten Bohnen werden ſofort zuſammengebunden und blei— ben zum Trocknen, gegen einandergelehnt, noch einige Tage in der Sonne ſtehen, worauf ſte auf mit Tüchern belegten Wagen eingefahren werden. Man erntet auf den Morgen 12 bis 20 Berl. Scheffel und 16 bis 20 Ctr. Stroh; der Scheffel wiegt 100 Pfd. und darüber. 190 Die Phaſeole, Fiſole, Zwergbohne, Buſch— bohne. Sie wird ſowohl als Gartenfrucht, als auch als Feldgewächs gebaut. Es giebt von ihr eine Menge Spielarten, die ſich in Hinſicht der Größe und Farbe der Samen, ſowie in dem ſpätern und ſchnellern Steifwerden unterſcheiden. Die beliebteſten und ſchmackhafteſten find die mit weißen Samen, obgleich ihr Ertrag weniger ſicher als der der buntfarbigen iſt. Als Feldfrucht findet man die Phaſeole im nördlichen Deutſchland beſonders in der Gegend von Erfurt, wo fie einen bedeutenden Handelsartikel abgiebt. Das Stroh iſt als ein vorzügliches Schaffutter ge— ſchätzt. Sie verlangen keinen zu ſehr gebundenen, ſondern einen lockern, kräftigen, reinen, thätigen Bo— den mit tiefer Ackerkrume. Das Land zu den Buſch— bohnen muß vor Winter gedüngt werden. Sie ge— rathen zwar am ſicherſten bei warmer und trockner Witterung, doch muß der Boden dabei hinlänglich feucht ſein. Man baut ſie ſelten allein, ſondern mei— ſtens zwiſchen Mais, Mohn, Kohl u. ſ. w. Allein gebaut bringt man ſie gewöhnlich in die Brache oder in ein kräftiges Sommerfeld. Der Acker muß ſorg— fältig beſtellt und das erſtemal moͤglichſt tief gepflügt werden. In dem mehr bindigen Boden wird das Bohnenfeld vor Winter zum erſten, zu Ende März zum zweiten und in der Mitte Aprils zum dritten Mal gepflügt, worauf geeggt, gewalzt und zu Ende Aprils zur Saat gepflügt wird. Im leichten lockern Boden wird vor Winter im Spätherbſte recht tief gepflügt, im Frühjahre geeggt und ſodann zur Saat geackert. Bei dem Samen hat man vornehmlich darauf zu achten, daß nicht verichiedenfarbige Bohnen unter: einander kommen, weil ſonſt neue Abarten entſtehen. Die Ausſaat darf nicht eher geſchehen, als bis keine Fröſte mehr zu befürchten ſtehen; man kann ſie übri— gens bis Mitte Juni ſäen. Die Stärke der Ausſaat läßt ſich, wegen der verſchiedenen Größe der Samen und der Pflanzen ſelbſt, nicht füglich dem Maße nach angeben. Die Saat wird am beſten auf folgende Weiſe in Reihen bewirkt: Man ſetzt auf gut vorbe— reitetem Boden beim Pflügen zur Saat den Pflug ſo an, daß der damit ausgeſtrichene Schnitt nicht feſt an den vorhergehenden angeworfen wird, wodurch ſich dann einigermaßen Rillen bilden, in welche die Bohnen eingeworfen werden. Der Säer läßt, im Gehen der Furche entlang, bei jedem kleinen Schritt 5 bis 6 Bohnen auf jede Stelle in den Rillen fallen und tritt mit dem Fuße darauf. Die Reihen kommen 1 F. und die Bohnenhörſte in den Reihen 1½ F. weit von einander. Zuletzt wird geeggt und bei trock— ner Witterung gewalzt. Auf leichtem Boden pflügt man ſchmale 3 3. tiefe Furchen, und läßt die Bohnen je in die zweite Furche von mehrern Perſonen, welche dem Pflüger folgen, etwa %, Schuh weit von ein— ander einwerfen und mit dem Pflugſtreifen bedecken, ſodann aber das Land eggen und walzen. Während des Wachsthums muß man das Unkraut zwiſchen den Reihen vertilgen und die Pflanzen etwas an— häufeln. Die reifen Bohnen werden geſchnitten, in Bunde gebunden, ſofort eingebracht und eine Zeit Die Zwergbohne, Buſchbohne. lang an einem luftigen Orte über der Tenne aufbe— wahrt. Der Ertrag kann ſich bis auf 24 Berl. Schef— fel auf den Morgen belaufen. Die Kicher, Kichererbſe, Kicherling. Dieſe hülſenfrüchtige Pflanze wird hier und da auch im nördlichen Deutſchland gebaut, kommt aber häufiger im ſüdlichen vor. Der harte Stengel wird über 1 Fuß hoch; die Blumen ſind purpurviolett, auch weiß; und die aufgeblaſenen Hülſen enthalten zwei große, eckige, ſchwärzliche Samen. Man unter— ſcheidet die große oder Winterkicher, und die kleine oder Sommerkicher. Erſtere iſt ſtärker, bedeckt den Boden beſſer und kann mehr Kälte aus— halten; letztere iſt aber im grünen Zuſtande ein zartes und angenehmes Futter für Lämmer und wächſt nach dem Abweiden weit geſchwinder wieder auf, als die erſte. Die Kicher verträgt einen trocknern und mage— ren Boden, als die Wicke, und kommt auch in einem trocknen und dürren Klima fort. Sie giebt auch in einem kräftigen Boden, den ſie zu ihrem guten Ge— deihen verlangt, keinen gleich ftarfen Ertrag als die Wicke. Der Boden muß zur Kicher beſſer bearbeitet ſein. Die Winterkicher wird zu Anfange Oktobers geſäet, geht aber oft durch Fröſte zu Grunde; die Sommerkicher im April. Die Kicher wird etwas dünner geſäet, als die Erbſe. Den Samen pflügt man 3 Zoll tief unter. Die Sommerkicher reift im Juli und Auguſt, und die Ernte beginnt, wenn die Stengel und Samenblaſen anfangen, gelb zu wer— den. Man läßt ſie nach dem Abſchneiden auf dem Felde gehörig trocken werden, bringt ſie ein, driſcht ſie alsbald, und reinigt den Samen von den Hülſen. Die Samen ſehen anfangs hochgelb, werden aber binnen einem Jahre ſchwarzbraun. Das grüne Kraut kann zu Futter abgeſchnitten oder abgeweidet werden; das Stroh ſteht als Viehfutter für Pferde, Rindvieh, Schafe dem Wickſtrohe gleich, bleibt aber im Er— trage hinter jenem zurück. Daſſelbe gilt auch von den Samen. Der Buchweizen oder das Heidekorn. Dieſe Pflanze wird von Einigen unter die Ge— treidearten, von Andern unter die Hülſenfrüchte ge— zählt; es iſt eine mehlreiche und in der Hauswirth— ſchaft vielfältig benutzte Frucht; ſie hat ihren Namen von der Form ihres Samens, der einer Buchnuß ähnlich iſt. 1) Der gemeine Buchweizen, Heide, Hei— dekorn, mit krautartigem, hohlem, röthlichem, 2 F. und mehr hohem Stengel und weißlichen oder röth: lichen, in traubenartigen Büſcheln ſtehenden Blumen und faftanienbraunen Samen. Dieſe Art Buchwei— zen iſt die verbreitetſte. 2) Tartariſcher Buchweizen verträgt mehr Kälte, und daher eine frühere Ausſaat als jener, weß— halb ſein Anbau in den höhern Gebirgsgegenden empfohlen wird; auch treibt er eine kräftigere und mehr beblätterte Pflanze, weßhalb man ihn zur grü— nen Benutzung vorzieht. Dagegen ſind aber ſeine Der Buchweizen oder das Heidekorn. 191 Samen weniger mehlreich, kleiner und mehr grau. Der Ertrag an Samen ſoll ſicherer und beträchtlich größer ſein, als der des gemeinen Buchweizens, doch findet man ihn in Deutſchland viel ſeltener. Die Saatzeit ausgenommen, kommen beide Buchweizen— arten in der Kultur ziemlich überein. Den gemeinen Buchweizen findet man in Deutſch— land in den ſchlechtern und ſandigern Bodenarten überall als ein unentbehrliches Gewächs. Er em— pfiehlt ſich ganz beſonders durch ſeine Schnellwüch— ſigkeit, weßhalb er ſpät geſäet und leicht als Zwiſchen— frucht eingeſchoben, ja ſogar zweimal auf derſelben Stelle in einem Jahre geerntet werden kann. Der Same giebt ein ſehr nahrhaftes Mehl und die be— kannte Buchweizen- oder Heidegrütze. Vor der Be— reitung der Grütze muß aber der Same gehörig ge— trocknet werden, was im Backofen nach Herausnahme des Brotes geſchehen kann. Zu Viehfutter und zur Maſt ſind die Samenkörner ganz vorzüglich geeignet. Das Federvieh wird davon ſehr fett. Die Pferde nähren ſie geſchroten gut, ſollen bei ihnen aber Wurm— leiden veranlaſſen, und längere Zeit, ohne Kornzuſatz gefüttert, ihren Augen ſchaden. Schweinen giebt man den Buchweizen beſſer mit Erbſen, Wicken u. dgl. Grün dient er als Düngung und ebenfalls als Futter für das Vieh, doch freſſen die Schafe den grünen Buchweizen höchſt ungern; zu Heu gemacht gewährt er ihnen dagegen ein ſehr nahrhaftes Futter. Kühe geben, mit grünem Buchweizen gefüttert, ſehr viel und ſahnenreiche Milch; doch ſoll reichlicher Genuß deſſelben die Milch blau machen. Stroh und Spreu gelten ebenfalls für gutes Futter. Die mit Buchwei— zenſtroh gefütterten Kühe ſollen leicht verkalben, we— niger Milch geben, die weniger Rahm abſetzt, und die geſcheckten Kühe ſollen auf den weißen Flecken einen raudigen Ausſchlag bekommen. Da das Buch— weizenſtroh ſchwer trocknet, ſo befindet es ſich ſelten in einem ganz gefunden Zuſtande. Der Buchweizen liebt einen warmen lehmigen Sandboden, gedeiht aber auch auf einem dergleichen noch leichtern, wenn ſolcher nur nicht eine allzu— trockne Lage hat. Derſelbe liebt alte Gewächserde vorzüglich, und er giebt daher auf Neuländern ge— wöhnlich den höchſten Ertrag. In feuchtem Boden treibt er mehr in's Stroh, als in die Körner; deßhalb findet man auch ſeinen Anbau in mehr trocknen ſan— digen Gegenden am häufigſten, wo er die Haupt— frucht iſt und einen Ertrag giebt, wie keine andere Halmfrucht. Auch ſagt ihm der Torf- und Moor— boden zu, wenn er vorher gebrannt iſt und keine Säure hat. Der Buchweizen erſchöpft, reif geworden, den Boden nur wenig, grün gemäht meiſt gar nicht. Er bedarf keines ſehr reichen Bodens, um einen loh— nenden Ertrag zu geben; auf zu magerm Boden bleibt er jedoch zu kurz und die Körner bleiben zu unvollkommen. Hat das Land nicht die erforderliche Kraft, ſo muß man düngen. Der Buchweizen wird entweder in der Brache als Vorfrucht vor dem Win— terroggen in friſcher Düngung, oder bei kräftiger Düngung auch im zweiten oder dritten Jahre nach der Düngung, oder endlich als Zwiſchenfrucht zwi— ſchen Getreide- oder andern Früchten gebaut. Im U erſten Falle giebt man gewöhnlich zum Buchweizen nur die halbe Düngung und bringt die andere Hälfte auf ſeine Stoppeln zur nachfolgenden Frucht. Auf mehr gebundenem Boden bringt man aber auch gleich die ganze Düngung mit unter. Man bringt den Miſt im Herbſte vorher unter, oder muß im Frühjahre mit zergangenem Miſt düngen. Compoſt, Teichſchlamm, verfaulter Raſen ſagen ihm ganz beſonders zu, ſowie er auch die Düngung mit Kalk recht gut verträgt, wenn der Boden nicht zu trocken iſt. Der Boden zum Buchweizen muß möglichſt gelockert und rein gehalten ſein. Die folgende Frucht kann dann ſogleich in die umgebrochnen Stoppeln des Buchweizens geſäet wer: den. Als Zwiſchenfrucht wird der Buchweizen ſogleich auf die umgebrochenen Stoppeln ſeines Vorgängers geſäet; er muß aber dann nach einer Frucht folgen, zu welcher der Boden gut zubereitet war. Doch nimmt der Buchweizen nöthigenfalls auch mit einer minder guten Ackerbeſtellung vorlieb; man baut ihn daher oft in der erſten Furche auf urbar zu machendem Acker an, um denſelben zum Morſchen zu bringen. Der Buchweizen kann nach jeder Frucht folgen, ſowie man auch nach ihm ebenfalls jede Frucht ohne Nachtheil bauen kann, ſobald der Boden, welcher für ihn gehörig zubereitet war und genugſame Kraft hat; doch liefert der Boden, welcher ſich zum Gerſten- und Haferbaue eignet, nach Buchweizen immer noch eine ſicherere Sommer- als Winterfruchternte; bei leichtem Boden hingegen, der keinen Hafer mehr trägt, kann man zur Nachfrucht nur Winterroggen wählen. In Gegenden, wo der Klee wegen der Trockenheit im Frühjahre nicht gut fortkommt, ſäet man ihn unter den Buchweizen, unter deſſen Beſchattungen er um ſo ſicherer emportreibt. Die Saatzeit des Buchweizens iſt vom Ende Mai bis in den Juli, in wärmeren Gegenden, bis Ende Juli. Die ſpätern Saaten ſollen ſicherer in Körnern, die frühern beſſer im Stroh ge— rathen. Da der Erfolg des Buchweizens ganz vor— nehmlich von einem glücklichen Treffen des richtigen Zeitpunktes zur Saat abhängig iſt, ſo macht man zweckmäßig die Buchweizenſaat auf mehreremal. Bei vollkommen reifen Samen wird man zur Körnerernte mit 12 Berl. Metzen auf den Morgen ausreichen; zum Grünmähen nimmt man nach Maßgabe der Umſtände 16 bis 20 Metzen Samen auf den Morgen. Man ſäet gern die eine Hälfte des Samens in die Länge, die andere in die Quere. Vor der Saat wird vorgeeggt und der Samen mit leichten Eggen unter— gebracht. Zu ſeinem Gedeihen verlangt der Buch— weizen eine mäßig feuchte Witterung und viel Wärme, beſonders warme Nächte. Bei kalten, wie auch hei— ßen ausdürtenden Winden entſteht Mißwachs. Daſ— ſelbe geſchieht, wenn es während der Blüthezeit an Sonne und Wärme fehlt; daher der Buchweizen häufiger, als die übrigen Getreidearten mißräth. Die Reife des Buchweizens erfolgt ſehr ungleich. Man wählt für die Ernte denjenigen Zeitpunkt, wo die Mehrzahl der vollſtändigſten Körner die Reife erlangt hat; die übrigen Körner reifen auf den Schwaden nach. Das Abbringen erfolgt mit der Schwadenſenſe. Man läßt den gemähten Buchwei— zen einige Tage auf den Schwaden liegen, und 192 wendet dieſelben, wenn fie ſehr dick find. Hierauf werden die Schwaden in mäßig große Haufen zu— ſammengeharkt, jeder dieſer Haufen wird etwas ſpitz gezogen, an der Spitze mit einigen Halmen zuſam— mengebunden, und hierauf mit den Sturzenden ge— hörig ausgebreitet auf dieſelben geſtellt. In dieſen, auf die Kämme der Beete geſtellten Kappen, bleibt nun der Buchweizen ſo lange ſtehen, bis er gehörig getrocknet iſt. An dem Morgen des Tages, an wel— chem der Buchweizen eingefahren werden ſoll, werden die Kappen umgeſtürzt, und Nachmittags wird ein— gefahren, wobei man die Kappen gleich von den Reihen auf den Wagen ladet. In der Scheune muß der Buchweizen einen möglichſt luftigen Platz erhal: ten. Man nimmt vom Buchweizen, als erſte Frucht geſäet, nur alle 3 Jahre, in den Stoppeln gebaut ſogar nur alle 7 Jahre eine gute Ernte an. Es giebt Fälle, wo man auf den Magdeb. Morgen über 30 Berl. Scheffel aber auch nicht viel über den Samen geerntet hat. Im Durchſchnitte der Jahre wird man etwa auf einen Ertrag von 10 Berl. Scheffel auf den Morgen rechnen können. Ein Scheffel vollkommen gerathener Buchweizen wiegt bis 68 Pfd., mißrathe— ner dagegen nur 30 Pfd. Im Durchſchnitte kann man 50 Pfd annehmen. An Strohertrag kann man die Hälfte und mehr deſſen annehmen, was der Rog— gen in gleichem Boden giebt. Futterpflanzen. Futterpflanzen nennt man jene Pflanzen, die man entweder ausſchließlich, oder größtentheils zur Er— nährung der Thiere kultivirt. Der Anbau der Futter— pflanzen auf dem Acker gewährt dem Landwirthe ſehr weſentliche Vortheile. Es kann dann der Ackerbau bei gutem Boden, welcher den Kleearten zuſagt, recht füglich auch ohne Wieſen beſtehen. Denn unter gün— ſtigen Umſtänden erzielt man auf dem Acker durch die Kleearten einen hohen Futterertrag, ohne daß der Boden ärmer für den Anbau von Getreidearten wird, vielmehr an Bodenkraft gewinnt. Der Anbau der Futterpflanzen liefert ein nahrhaftes, milchreiches und angenehmes Futter. Nur durch den Anbau von Futterkräutern konnte in vielen Gegenden die Welde abgeſchafft und die Stallfütterung eingeführt werden, welche viele ſehr weſentliche Vortheile vor der Weide— fütterung hat. er Kees Es werden mit dem Namen Klee im gemeinen Leben mehrere Gewächſe belegt, welche als gute Fut— terkräuter geſchätzt ſind und deßhalb, wenn ſie gleich häufig wild wachſen, doch auch zum Theil noch mit beſonderm Fleiße auf dem Felde angebaut werden, wo ſie durch Kultur und Pflege eine bedeutendere Größe, Stärke und Saftigkeit erlangen, als ſie im Zuſtande der Wildniß beſitzen. Die verſchiedenen Kleearten gehören zwar ſämmtlich zu einer und der— ſelben Pflanzenklaſſe, unter die Gewächſe mit Schmet— terlingsblumen, aber nicht in ein Geſchlecht; man zählt an 80 Kleearten. Unter den einheimiſchen Klee— arten iſt: Futterpflanzen. Der gemeine, rothe Wieſenklee, auch Kopfklee, ſpaniſcher, türkiſcher, brabanter Klee u. ſ. w., und ſchlechthin Klee genannt, die gewöhnlichſte, nützlichſte und am weiteſten verbreitete dreiblättrige Kleeart im Feldbaue, indem er nicht allein grün und getrocknet allen Vieharten eine angenehme und ge— deihliche Nahrung gewährt, ſondern auch weil er in jedem Fruchtwechſel paßt und unmittelbar auf den Acker ſehr günſtig einwirkt und ihn ungemein berei— chert. Durch die Einführung des Kleebaues iſt eine ungemein günſtige Revolution im deutſchen Acker— baue hervorgegangen, und dieſe Pflanze iſt das wohl— thätige Mittel zu einem einträglichern Feldbaue und. einem erhöhten Wohlſtande der Landwirthe ge— worden. Zu ſeinem beſtmöglichen Gedeihen erfordert der Klee ein mehr feuchtes als trocknes Klima; beſonders find ihm ausdorrende Oſtwinde im Frühjahre zuwi— der. Am beſten wächſt er in feuchtwarmen, jedoch nicht naſſen oder gar kalten Sommern. Ferner ver— langt er einen gebundenen Boden; ein etwas ſtren— ger, tiefgründiger, in Kraft ſtehender Lehmboden iſt der wahre Kleeboden, beſonders wenn er noch etwas Kalk in ſich hält. Seine Wurzeln gehen, wenn es die Unterlage erlaubt, 1 bis 1½ Fuß tief in die Erde, daher die aushaltende Tiefe des Bodens, verbunden mit einer fruchtbaren Oberfläche Hauptbedingung iſt, ehe man einen Boden eigentlich kleefähig nennen kann. Man hält in der Regel jeden Acker, der ſicher Weizen und Gerſte trägt, auch für kleefähig; oft iſt aber auch ein Acker kleefähig, ohne gerſtefähig zu ſein, wie dies auf einem Boden mit zu viel Thongehalt häufig der Fall iſt. Ein ganz kalter, zäher Thonboden ſagt ihm jedoch eben ſo wenig zu, als ein loſer Sand— boden. Jener iſt jedoch durch gute Kultur, beſonders ſtarke Miſtdüngungen, eher dem Kleewuchs günſtig zu machen, als letzterer, wenn nicht hier das Klima und ein feuchter Untergrund zu Hülfe kommen. Doch läßt ſich durch längeres Dreiſchliegen, oftmalige An— wendung der Walze, vermindertes Pflügen u. ſ. w. auch hier etwas nachhelfen, ſowie es häufig auch der Mergel möglich gemacht hat, den Klee jetzt auch auf Sandfeldern zu bauen. Der Untergrund muß, wenn auch nicht undurchlaſſend, doch waſſerhaltend ſein. Ein Boden, den man gewöhnlich friſch nennt, ſagt ihm daher am beſten zu. Die Ackerkrume ſelbſt ſoll wohlgemürbt, rein, in gutem Düngerzuſtande ſich befinden und tief gelockert ſein. Doch kann eine Krume mit 6 Zoll Tiefe auch ſchon den ſchönſten Klee tragen. Eine größere Tiefe ſcheint überhaupt nur dann von erheblichen Nutzen zu ſein, wenn ſie zugleich ſehr fruchtbar iſt, und auf einem feuchten Untergrunde ruht. Zum Gedeihen des Klees iſt noch erforderlich eine ſeltene Wiederkehr auf daſſelbe Feld— ſtück. So vortrefflich ſich auch der Klee mit andern Feldfrüchten verträgt, die faſt ſämmtlich nach ihm beſſer, als nach andern Feldgewächſen gerathen, ſo unverträglich iſt er mit ſich ſelbſt. Man darf ihn da— her nur bei einem ihm beſonders zuſagenden Boden alle 6, ſonſt nur höchſtens alle 8 bis 9 Jahre wieder auf daſſelbe Feld ſäen. Der Klee wird im Frühjahre ſo zeitig wie mög— Der Klee. lich, längſtens bis zur Mitte des Mai, nie allein, ſondern ſtets unter eine andere Frucht, namentlich unter Winter: oder Sommergetreide, auch wohl un— ter Olgewächſe, vornehmlich Leindotter, Hülſen— früchte u. ſ. w. breitwürfig ausgeſäet, und entweder gar nicht, oder nur leicht eingeeggt oder gewalzt. Am häufigſten erfolgt die Ausſaat unter Sommer— gerſte nach gedüngten Hackfrüchten oder nach gedüng— ter Winterung, indem man den Samen unter ſie ſtreut, nachdem der Acker bereits mit ihr beſtellt und eingeeggt iſt, worauf man noch einmal eggt oder walzt. Auf ganz ſichern Kleeboden empfiehlt man aber die Kleeausſaat unter die Sommerfrucht, na— mentlich Gerſte, erſt dann vorzunehmen, wenn letz— tere 3 bis 4 Blätter hat, weil ſonſt der Klee in gün— ſtigen Jahren die Gerſte oder den Hafer leicht über— wächſt. Gerſte iſt allerdings eine vorzüglich paſſende Vorfrucht für den Klee. Indeſſen kann unter übri— gens günſtigen Umſtänden der Klee auf gleiche Weiſe und mit demſelben Erfolge unter Hafer, Erbſen, Wicken (beſonders grün zu mähende), Rübſen, Lein, Dotter, Buchweizen u. ſ. w. geſäet werden. Kann aber die Sommerfrucht, unter welche der Klee ge— ſäet werden ſoll, im zeitigen Frühjahre angebaut werden, dann begünſtigt dieſes das freudige Wachs— thum des Klees um ſo mehr, und es iſt ſolcher größ— tentheils vor dem Erdflohe und dem Vermälzen ge— ſchützt. Daher unter manchen Umſtänden der Klee beſſer unter Hafer, als unter Gerſte geſäet wird. Übrigens verdient bei guter Kultur und gereinigtem Boden ſeine Ausſaat unter Wintergetreide, beſon— ders unter Roggen, vor jeder andern den Vorzug, zumal, wenn der Boden mehr zur Lockerheit ſich hin— neigt. Überdies gewinnt man bei der Ausſaat unter Wintergetreide jedenfalls einen höhern Futterertrag im Ausſaatjahre. Unter Wintergetreide muß die Aus ſſaat ſchon im März, ſpäteſtens Anfang April ge— ſchehen. Der Klee geräth vortrefflich, wenn man ihn ſchon Ausgangs Winter auf den Schnee ausſäet; doch darf letzterer nicht zu dick liegen, ſowie auch die Felder nicht zu viel Fall haben dürfen, damit das Schneewaſſer die Samenkörner nicht mit wegführt. Die Menge der Ausſaat wechſelt nach der Güte des Samens und der Beſchaffenheit des Feldes zwiſchen 6 bis 11 Pfd. auf den Morgen; im Durchſchnitte iſt eine Berl. Metze, 6 bis 7 Pfd. auf den Morgen, guter Kleeſamen hinreichend, da in einer Metze Klee— ſamen ſich noch mehr Körner, als in 2 Berl. Schef— fel Roggen befinden. Im Allgemeinen braucht man bei der Ausſaat unter Sommergetreide weniger Sa- men, als bei der unter Wintergetreide; übrigens bleibt es im Ganzen vortheilhafter, damit nicht allzu ſparſam zu ſein. Ein zu dünner Stand läßt das Land verraſen und verquecken, während eine zu dichte Kleeſaat ein gelbliches Anſehen erhält, mageres Fut— ter liefert und in naſſen Sommern leicht fault. Der Klee wird breitwürfig ausgeſäet, wobei man den Samen mit 3 Fingern ergreift und dann mit voller Hand und egalem Schritte ausſtreut. Will man den Kleeſamen in Hülſen ausſäen, in welchen er der Frühjahrstrockenheit länger widerſteht, ſo muß man ſich vorher davon überzeugen, wie viel geſunder Sa— Kirchhof, Landwirth. 193 men in einer gewiſſen Menge Hülfen enthalten iſt, um ſich beim Säen darnach richten zu können. Soll der Klee länger, als ein Jahr ſtehen bleiben, und im zweiten zur Viehweide dienen, ſo ſäet man mit ihm weißen, gelben Klee und verſchiedene Grasarten, z. B. Raygras, Timotheusgras u. a. darunter. Auf Sandboden iſt die Vermiſchung mit weißem Klee allemal räthlich. Überhaupt empfiehlt man aber, unter den Klee, wovon man keinen Samen zu ziehen beabſichtigt, ſtets /, weißen, und unter dieſen 1% rothen zu ſäen. Wird der Klee auf einem für ihn ganz geeigne— ten Boden angebaut, ſo giebt derſelbe im dritten Jahre der Düngung noch einen ganz vollkommnen Ertrag. Bei nicht ganz kleefähigem Boden kann ſein Ertrag aber nur dadurch geſichert werden, daß man denſelben im erſten Jahre der Düngung unter Ge— treidefrucht anbaut, oder mit Überdüngungsmitteln befruchtet. Das Wachsthum des Klees wird aber überhaupt ſehr befördert, wenn man ihn mit Jauche oder Gülle begießt. Doch darf erſtere nur bei feuch— tem Wetter oder ſtarkem Thaue oder auch bei einem mäßigen Schnee oder bei trocknem Wetter mit Waſ— ſer verdünnt auf den Kleeacker gebracht werden. Außerdem kann man den Klee auch ſehr vortheilhaft noch mit Gyps, Düngeſalz, Aſche aller Art u. ſ. w. überſtreuen, ſowie man ihn auch im Spätherbſte oder Winter vortheilhaft mit Compoſt überfahren kann. Den Klee im Herbſte mit Stallmiſt zu be— decken und dieſen im Frühjahre wieder abzuharken, iſt Verſchwendung des Miſtes zum Nachtheil der ganzen Wirthſchaft und dem jungen Klee oft ſogar ſchädlich. Übrigens behauptet dasjenige Düngungs— mittel jedesmal den Vorzug, welches am wohlfeil— ſten herbei zu ſchaffen und mit der geringſten Mühe anzuwenden iſt. In den meiſten Fällen behauptet dieſen Vorzug der Gyps, bisweilen auch das Dün— geſalz, die beide, beſonders in feuchtwarmen Jahren und auf einem mürben, fruchtbaren Boden eine kaum glaubliche Wirkung hervorbringen. Die beſte Zeit zur Überſtreuung des Klees damit bleibt wohl das Frühjahr, wenn der Klee ein paar Zoll heran— gewachſen iſt und den Boden ſchon ziemlich belegt hat. Auf den günſtigen Zeitpunkt der Anwendung des Gypſes und Düngeſalzes kommt übrigens Alles an. Gut iſt es immer, das Ausſtreuen beider Düng— mittel an einem warmen, ſtillen, bedeckten Tage, nach einem ſanften Frühlingsregen oder wenigſtens ſtarken Thaue vorzunehmen. S. oben bei der Dün— gung Gyps. Eine ähnliche Anwendung erleidet zum großen Vortheile des Kleewuchſes das aus mit Sole getränkter Braunkohlenaſche bereitete Düng— mittel, ſowie auch die mit Aſche geſättigte, verdünnte Schwefelſäure. S. Düngung. Auch bloße Aſche wirkt ſehr vortheilhaft auf den Kleewuchs, daher der Belgier mit Recht behauptet, daß, wer keine Aſche für ſeinen Klee kaufe, dieſelbe zweimal bezahle! Auch das Überdecken des Klees mit grünem Kartoffel— kraute iſt wirkſam. Von der unausgelaugten Holz— aſche bedarf man wenigſtens das Dreifache, von der andern Aſche das Sechs- bis Zehnfache von dem, was von Gyps erfordert wird (von Letzterem 2 Berl. 25 194 Scheffel auf den Morgen gerechnet). Nur der Ruß zeigt ſich in ungleich geringerer Menge wirkſam. Un— ter den Miſtarten, wenn ſolcher einmal hier in An— wendung kommen ſoll, verdient der Federviehmiſt den Vorzug. Auch iſt endlich das ſcharfe Aufeggen des Kleefeldes im Frühjahre ein gutes Beförde— rungsmittel des Kleewuchſes, beſonders auf ſtrengem Lehm- und Thonboden, wenn im folgenden Früh— jahre der Regen lange ausbleibt. Zwar verlangt auch der Klee Kraft vom Boden, indeſſen erſetzen ſeine Wurzeln und die abgefallenen Blätter dieſen Verluſt vollſtändig, ſowie auch die Ruhe vom Pfluge, welche der Kleeacker genießt, die Fruchtbarkeit der Erde vermehrt. Iſt aber ein Acker unrein, voll Unkräuter und Quecken, mithin auch vom Klee ſchlecht beitanden, fo verliert derſelbe aller— dings an Kraft, und die Nachfrucht giebt einen ſchlechtern Ernteertrag. Daher in dieſem Falle ein Kleeacker beſſer umgebrochen wird. Wenn ſchon der Samenklee den Acker natürlich mehr als bei einer nur grünen Nutzung erſchöpft, ſo iſt dies doch nicht in dem Maße der Fall, als man gewöhnlich glaubt; vielmehr liegt die Urſache einer minder guten Win— terfruchternte nach Samenklee mehr in der ſpätern Aberntung des Samenklees, in Folge deſſen der Acker nicht vollſtändig beſtellt werden kann. Eine Som— merfrucht gedeiht trefflich in dem Samenkleefelde. Im Jahre ſeiner Ausſaat giebt der Klee nur einen geringen Nutzen, verbeſſert vielmehr nur, hoch emporgewachſen, das Stroh der Frucht als Futter— material, unter welche er geſäet worden iſt. Doch wächſt er nach der Aberntung dieſer Frucht, nament— lich nach Roggen, nicht ſelten in warmen Herbſten ſo hoch, daß er noch gemäht werden kann. Doch ſcheint dies nicht ſelten auf ſeinen Ertrag im näch— ſten Jahre einen nachtheiligen Einfluß zu haben und bei ungünſtigen Wintern ſein Ausfrieren zu beför— dern, weßhalb man wenigſtens wird nicht zu ſpät mähen dürfen. Auf kleefähigem Boden wirkt auch das Abweiden des jungen Klees im Herbſte nicht nach— theilig, zumal, wenn es nur mit Lammern geſchieht. Doch darf dieſes Weiden nicht ununterbrochen und nicht bis in den ſpäten Herbſt geſchehen. Auf leich— tem, minder kleefähigem Boden muß das Abweiden nur wenig und nur mit großer Vorſicht geſchehen. Nur ſchwach aufgegangenen jungen Klee mit dürf— tigen Pflanzen darf man gar nicht beweiden. Im Jahre nach ſeiner Ausſaat kann der Klee wenigſtens zweimal, in günſtigen Verhältniſſen dreimal, in ſehr ſeltenen Fällen ſogar viermal gemäht werden. Nur unter beſondern Umſtänden iſt es bisweilen vortheil— haft, ihn noch bis in's dritte Jahr ſtehen zu laſſen, wo man dann in der Regel nur einen Schnitt von ihm nimmt, und ihn nachher noch einige Zeit zur Weide benutzt oder wieder ziemlich herangewachſen zur Gründüngung unterpflügt, und das Feld nach— her zu Olſaat oder Wintergetreide vorbereitet. Das frühe Mähen des Klees vor der Blüthe iſt vorzüglich da zu empfehlen, wo es dem Boden an kleefähiger Eigenſchaft mangelt. Will man zweijährige voll— kommene Kleefelder haben, ſo muß man den Klee im erſten Jahre der Nutzung ſtets vor ſeiner vollen Blüthe mähen. Übrigens bringt es meiſtentheils Futterpflanzen. mehr Vortheil den Klee nur ein Jahr zu benutzen. Bei der Verwendung des Klees zu Grünfutter muß man ganz zeitig mit ſeinem Abmähen beginnen, ſo— bald ihn nur die Sichel oder Senſe erfaſſen kann, indem man damit fortfährt, bis er ſo alt iſt, daß ihn das Vieh nicht gern mehr frißt (die Pferde freſ— ſen den grünen Klee lieber etwas mehr alt, und es nährt ſie dieſer auch beſſer, als junger), wo man dann den Reſt zu Heu abmähen läßt, und nun mit dem jungen, nachgewachſenen Klee wieder von vorn zu füttern anfängt. Auf ſolche Weiſe hat man den ganzen Sommer hindurch jungen Klee, welcher auf die Milcherzeugung am wohlthätigſten wirkt. Man handelt dagegen ſehr unrichtig, wenn man den zu Grünfutter beſtimmten Klee erſt dann zu mähen beginnt, wenn ſeine Blüthenknospen zum Vorſchein kommen. Der ſehr jung gemähte Klee muß natür— lich immer nur mit Vorſicht an das Vieh verfüttert werden; man darf ihn nie in großen Gaben auf ein— mal und nie allein, ſondern ſtets mit kurzem Strohe oder Heu vermengt verabreichen; die Gaben ſind täglich zu vergrößern, die Zuſätze aber zu vermin— dern, bis ſie ganz wegbleiben können. Man muß das Vieh ſtets vor einer ſolchen Fütterung, aber nie— mals nach derſelben tränken. Im Herbſte hat der junge Klee ſeine blähende Eigenſchaft verloren. Der zu Heu beſtimmte Klee wird dagegen nicht eher ge— mäht, als bis ſich die Blumenköpfe größtentheils entwickelt haben; nur wenn er ſehr üppig gewachſen iſt und ſich zu lagern anfängt, macht man hiervon eine Ausnahme. Die Bereitung des Kleebaues ver— urſacht nicht fo viel Arbeit, als die des Wieſenheues, das Wetter müßte denn beſonders ungünſtig ſein. Bei dem Dörren des Klees gilt als Regel, denſelben ſo wenig als möglich zu bearbeiten, damit keine Blätter verloren gehen. Man läßt deßhalb den ge— mähten Klee 1 bis 2Tage in Schwaden liegen, und ſchlägt dann immer 2 Schwaden zuſammen, ſo daß dieſelben dadurch gewendet werden. Nach einigen Tagen bringt man den Klee des Morgens mit Vor— ſicht in Haufen, welche dann nach vollſtändiger Ab— trocknung eingefahren werden. Zweckmäßiger ge— ſchieht das Dörren auf den ſogenannten Kleereitern oder Heinzen und Pyramiden, wovon nachſtehende Zeichnungen gegeben ſind. Der Koſtenaufwand, den = = 1 0 8 Mi A W 4 > IN. En all \ t V %% f \ — N My J Halle U A am — >, ZNIIT Verſchiedene ſonſtige Kleearten. dieſe Trockengerüſte nöthig machen, iſt gegen das beſſere Heuerzeugniß, beſonders in naſſen Jahrgän— gen geringer, wo das Kleeheu durch die gewöhnliche Dörrmethode ſehr verdorben wird. Der etwas ab: gewelkte Klee kommt locker auf dieſe Gerüſte und bleibt ſo lange unberührt darauf, bis er zum Einfah— ren trocken genug iſt. Auf dieſe Weiſe iſt der Blät— terabfall ſehr unbedeutend, das Kleeheu behält ſeine grüne Farbe und ſeine volle Kraft. 4 bis 5 Ctr. grüner Klee geben 1 Ctr. Kleeheu. Endlich hat man noch die Methode, das Kleeheu in Lufthaufen zu bereiten, was auf folgende Weiſe geſchieht. Der grün abgemähte Klee wird nach ungefähr 24 Stun— den in kleine Lufthäufchen geſetzt; dieſe werden am nächſten Tage, im Falle gute Witterung iſt, nur aufgelockert und an einen andern Ort geſetzt. In den nächſten Tagen wird der Klee in größere Hau— ſen umgeſetzt, worin man ihn nun mehrere Tage ruhig liegen läßt. Alsdann werden die Haufen an einem ſchönen Tage umgekehrt, der Klee mit der Hand locker geſchüttelt und nur etwas in der Breite gelegt, ſowie nach dem Abtrocknen wieder in große Haufen gebracht und 2 bis 3 Tage ruhig ſtehen ge— laſſen, wo dann derſelbe eingefahren werden kann. Eine Hauptregel iſt es, den Klee nie über Nacht oder bei Regenwetter ausgebreitet liegen zu laſſen, ſondern ihn immer vor Abend und vor dem Regen in Haufen zu bringen. Trifft der Regen den Klee in den kleinen Lufthaufen, ſo läßt man dieſelben ruhig liegen, bis beſſere Witterung eintritt; bei lange anhaltendem Regen aber müſſen die Haufen aufgelockert und umgekehrt werden. Wenn auch bei dieſer Methode der Heuwerbung 10 bis 12 Tage vergehen, ſo macht ſie doch nicht mehr Arbeit, und ungünſtige Witterung ſchadet ihr weit weniger, da man auch bei dieſer das Heu ziemlich gut, kräftig und blätterreich einbringen kann. Beim Einbringen des Kleeheues braucht man übrigens nicht zu ängſt— lich zu ſein, ſobald nur die Blätter ganz trocken ſind, und die Stengel kein Leben mehr haben. Sollte man aber durch ungünſtige Witterung ja einmal ge— nöthigt ſein, daſſelbe vor dem angegebenen Grade der Abtrocknung einzubringen, ſo darf man es nur an ſeinem Aufbewahrungsorte mit gutem, trocknem Futterſtroh von Hafer oder Gerſte ſchichtenweiſe zu— ſammenlegen, wobei das Stroh überdies an An— nehmlichkeit für das Vieh gewinnt. Der erſte Wuchs vom Klee hat einen etwas höhern Werth, als jener Wuchs vom zweiten Schnitte, angenommen, daß die ſonſtigen Verhältniſſe ſich gleich ſind. Man rech— net 5 Pfd. Heu vom erſten Schnitte im Werthe gleich 6 Pfd. Heu vom zweiten Schnitte. Das Klee: heu ſchätzt man, vor der Blüthe geworben, dem be— ſten Wieſenheu, in der Blüthe gemähtes dem ge— wöhnlichen Wieſenheu gleich. Auch grün untergepflügt iſt der Klee ein wich— tiges Aufhelfungsmittel der Landwirthſchaft und er— ſetzt den Dünger wenigſtens für eine Ernte ſehr vollſtändig. Den Samen läßt man am liebſten vom zweiten Schnitte da ſtehen, wo der erſte Schnitt zeitig weg— 195 genommen worden, indem dieſer den höchſten Kör— nerertrag gewährt. Man wählt zu Samen einen nicht zu maftig ſtehenden, aber von Unkraut reinen Klee. Wird aber der erſte Schnitt erſt in voller Blüthe weggenommen, ſo iſt der Samenertrag vom zweiten Schnitte ſehr ungewiß. Man läßt den Sa— menklee nach dem Mähen 1 bis 2 Tage in Schwa— den liegen, kehrt ſie dann behutſam um und ſetzt ſie nach 1 bis 2 Tagen in kleine Haufen auf. Der Kleeſamen wird am beſten entweder bei großer Hitze oder bei großer Kälte ausgedroſchen. Die Kleeſpreu iſt ebenfalls ein gutes Kuhfutter, wird aber auch an ältere Schweine mit Kartoffeln verfüttert. Ein gut beſtandenes Kleefeld kann in 2 bis 3 Schnitten auf den Morgen bis 60 Ctr. Heu geben; der gewöhnliche Ertrag in guten Gegenden und gün— ſtigen Jahren iſt jedoch 35 bis 40 Ctr., und in nicht zuſagenden Verhältniſſen erntet man kaum 20 Ctr.; indeſſen bleibt aber der Kleebau auch dann noch ſehr lohnend. An Samen kann der Morgen 3 Berliner Scheffel und mehr geben, giebt aber oft kaum 1 Scheffel. Der Anbau des Kleeſamens zum Verkauf iſt oft ſehr lohnend, aber nur dann ohne Nachtheil für die übrige Wirthſchaft vorzunehmen, wenn es außerdem nicht an Futter und noch weniger an Dün— ger fehlt. Eine Abart des Klees iſt der ſogenannte grüne oder ſteyerſche Klee (Spätklee). Dieſer bildet im Anfange des Frühjahrs ſeinen runden Stock um 8 bis 14 Tage ſpäter aus, als der gewöhnliche rothe Frühklee, er tritt ſpäter in's Leben, treibt aber dann ſtärkere, höhere Stengel mit größern Blättern; des— gleichen blüht derſelbe 4 bis 5 Wochen ſpäter mit größern, blauröthlichen Blumen, er ſetzt weniger Blüthen an und giebt daher weniger Samen. Der grüne Klee hält ſich länger grün und ſaftig auf einem ſehr fruchtbaren, friſchen Boden. Bei einem unaus— geſetzt fortgeführten Anbaue auf einem nicht ganz kleefähigen Boden artet er in den rothen Frühklee aus. Sonſt giebt er auf gutem Boden einen höhern Ernte— ertrag, und kann bei der grünen Stallfütterung eine längere Zeit grün benutzt werden. Überhaupt iſt er zu Grünfutter dem gewöhnlichen rothen Klee vor— zuziehen, zur Benutzung auf Heu ſteht er ihm da— gegen nach. Verſchiedene ſonſtige Kleearten. 1) Der weiße Klee, auch kriechender und Steinklee genannt, mit kriechendem, oft wurzelndem und bis 1 Fuß und darüber langem Stengel. Er iſt ebenfalls ein vortreffliches Futterkraut, doch nicht ſo— wohl zum Abmähen als zum Abweiden geeignet, da— her er auch in letzterer Hinſicht vornehmlich für die norddeutſchen Weidewirthſchaften von ſehr großem Nutzen iſt. Bei dichter Saat wächſt dieſer Klee übri— gens auch aufrecht, und in gutgedüngtem Sandbo— den erreicht er wohl die Höhe des Wieſenklees. Als Weide für alles Vieh, beſonders für Schafe, über— trifft er alle andern dazu vorgeſchlagenen Pflanzen, zumal in einem Gemiſch unit engliſchem Raygraſe, 255 196 auch wohl Timothygras. Er begnügt ſich mit einem weit geringern, ſogar ziemlich loſen Boden, und kann eine öftere Wiederholung auf dieſelbe Stelle weit eher ertragen, als der rothe; den höchſten Er— trag gewährt er indeſſen auf einem feuchten, kräf— tigen Sandboden, oder einem nicht allzuſtrengen Lehmboden, wo er ſich beſtändig durch ſeinen Samen ergänzt. Als Weide dauert er, wenn man ihn nicht Samen tragen läßt, 3 bis 4 Jahre. Seine Ausſaat erfolgt ganz ſo unter dieſelben Früchte, wie die des rothen Klees. Meiſtens weiſt man ihm ſeinen Standort im abtragenden Feldſchlage an. 3½, höchſtens 4 Pfd., oder ½, höchſtens / Berliner Metzen Samen auf den Morgen reicht hin; wird er mit Grasſamen angeſäet, fo genügen „ dieſer Menge. Der weiße Klee gewährt ſchon im Jahre ſeiner Ausſaat eine recht gute Weide, eine beſſere und reich— lichere jedoch in dem darauf folgenden; um jedoch vollen Nutzen von ihm zu haben, muß man ihn we— nigſtens 3 Jahre ſtehen laſſen. Dieſe Weide, wobei man die Pflanzen ſtets jung, ehe die Blüthen erſchei— nen, abfreſſen laſſen muß, iſt beſonders für die Schafe faſt unſchätzbar und ganz geeignet, der feinen Schaf— zucht eine feſte Grundlage zu geben. Aber auch für das Rindvieh giebt der weiße Klee eine vortreffliche Nahrung ab; in ſolchen Gegenden, wo Boden und Klima dem rothen Klee nicht günſtig, und die Ländereien ſehr groß und wohlfeil ſind, kann es da— her mehr Vortheil bringen, weißen Klee zur Weide, als rothen zum Abmähen zu ſäen. Der weiße Klee giebt / mehr Samen, als der rothe, und es wird in der Regel der erſte Schnitt dazu benutzt; doch läßt man häufig das zu Samen beſtimmte Stück Land im Vorſommer abweiden. Als Mähefutter benutzt, giebt der weiße Klee freilich un— ter gleichen Umſtänden von derſelben Fläche kaum halb ſo viel Ertrag, als der rothe; durch Abweiden erhält man aber weit mehr Futtermaſſe, ſo daß ſo— dann der Ertrag dem rothen nur wenig nachſtehen wird. Übrigens baut man ſtets da, wo der rothe Klee gut gedeiht, mit mehr Vortheil dieſen. Bis— weilen kann der Samenertrag beim weißen Klee eine unglaubliche Höhe erreichen, und daher ſein Anbau ſehr vortheilhaft werden, da er faſt jeder Zeit ein geſuchter Handelsartikel iſt. 2) Der Inkarnatklee oder roſenrothe Klee, mit Blüthen in langen, walzigen Ahren. Die kleinen Hülſen ſind einſamig, während ſie beim rothen Klee I- bis Aſamig, und beim weißen 3 bis Aſamig ſind; die Blätter ſind langgeſtielt, die Blätt— chen rundlich und an der Spitze gezähnt. Der auf— rechte, ſchwache Stengel wird 1 Fuß und mehr hoch und iſt ſammt den Blättern ſtark behaart. Er ver— trägt kein rauhes Klima, kommt aber auf einem trocknen und ziemlich magern Boden noch fort. Er giebt ſtets nur einen Schnitt, der noch weniger be— trägt, als ein Kleeſchnitt. Auch wird er vom Viehe weniger gern, als der rothe gefreſſen, und iſt dieſem keineswegs an die Seite zu ſtellen. Nach verſchie— denen Anpreiſungen ſoll er früher gemäht werden können, als die Luzerne, was ſich aber bis jetzt in Futterpflanzen. den meiſten unſerer klimatiſchen Verhältniſſe nicht bewährt hat. Man ſäet ihn entweder im Herbſte nach vollendeter Wintergetreideernte für ſich allein in die leicht aufgeriſſenen und ſcharf abgeeggten Stop— peln, oder zeitig im Frühjahre unter das Winter— oder das Sommergetreide. Die Menge des nöthi— gen Samens kommt ſo ziemlich mit der vom rothen Klee überein. 3) Der gelbe Klee, Ackerklee, goldgelber Klee, Hopfenklee, mit goldgelben Blumen, die nach dem Blühen braun werden. Der aufrechte Stengel iſt gleich von der Wurzel an äſtig, und wird Fuß hoch und höher. Dieſer Klee giebt ein gutes Futter für alles Vieh, beſonders aber für Schafe, und über— haupt eine gute, nachwachſende Weide, aber nur wenig Mähefutter. Unter den rothen Klee mit aus— geſäet, giebt er ein vorzügliches, ſaftiges, mehrere Schnitte lieferndes Mähefutter. Mit Raygraſe aus— geſäet, erhält man im erſten Jahre eine Heuernte. Anbauverſuche mit einer andern empfohlenen gelben Kleeſorte, mit dem alexandriniſchen Klee, ſind nicht günſtig ausgefallen. Er iſt wie voriger einjährig. 4) Der Baſtardklee, großer Honigklee, mit anfangs niederliegenden, dann aufſteigenden Stengeln von 1 bis 2 Fuß Länge. Die Blüthen erſcheinen in doldenförmigen, rundlichen Köpfen, deren untere Blüthen röthlich, die obern weiß ſind. Man findet dieſe Kleeart auf manchen Wieſen, be— ſonders in feuchten Lagen. Sie iſt eine vortreff— liche Futterpflanze auf feuchtliegende Acker, wo der Kopfklee nicht gut fortkommt. Er nimmt mit ei— nem ſchlechten Boden vorlieb und giebt viel Er— trag. Wird wie der rothe Klee angebaut. 5) Der Melilotenklee, eine einjährige Pflanze mit bläulichen Blüthen in eirunden Köpf— chen, und mit einem äſtigen, ausgebreiteten Sten— gel von 3 Fuß Länge. Er ſoll in der Schweiz eines der vorzüglichſten milchvermehrenden Futter— kräuter ausmachen. Zu Heu muß man ihn in der Blüthe hauen und gut trocknen. Er befigt ei— nen ſehr ſtarken und angenehmen Geruch. Bei uns iſt er hauptſächlich als Arzneigewächs im Anbaue. 6) Der Bocksklee, eine neuerdings empfoh— lene Kleeſorte, die einen erſtaunlichen Wuchs haben und vor allen andern Futterkräutern am früheſten einen Schnitt geben ſoll. Bei nicht ungünſtigen Sommern ſoll dieſer Klee bis Imal eine Länge von 15 bis 16 Zoll gewinnen, ſelbſt die rauhe Herbſluft ſoll fein raſches Fortgrünen nicht hin— dern. Er wird von Jahr zu Jahr ſtärker und zweigreicher, und ſoll im zweiten Jahre eine Höhe von 5 bis 6 Fuß erreichen, weßhalb er dünn ſte— hen muß. Der nierenförmige Same iſt ſehr groß und braun von Farbe. Der Boden muß tief bear— beitet ſein, nimmt aber ſonſt mit jedem Boden vorlieb. Man ſäet ihn aber im Frühjahre allein aus, kann ihn aber auch verpflanzen. 7) Der Wunder⸗, Hanf⸗, Rieſenklee ſoll ebenfalls eine neue Art Klee, von den Inſel— landen nach Europa gebracht ſein. Dieſer Klee Die Luzerne, Monats-, ewiger, Spargel-, Schneckenklee. 197 ſoll über 8 bis 10, ja zuweilen 12 bis 15 Fuß hoch wachſen. Ferner ſoll er in jeder Bodenart, und binnen 3 bis 4 Wochen 1 Fuß hoch wach— ſen; er ſei früh abzumähen, dauere 30 bis 40 Jahre auf einer Ackerſtelle und ſei das trefflichite Futter, auch laſſe endlich ſein Baſt ſich als Hanf verſpinnen. Dieſe pomphafte Anzeige vom Wun— derklee enthält beinahe gar nichts Wahres, und der ſehr theuer verkaufte Same war meiſtens aus verſchiedenen Sorten gemiſcht oder beſtand aus ſchon längſt bekannten. Im glücklichſten Falle dürfte man durch den Anbau des ſo ſehr geprieſenen Wunderklees einen Luzerneklee erhalten, der in ei— nen ſehr üppigen Boden gebracht, einen üppigern Wuchs zeigt. 8) Kuhgras oder ausdauernder Klee, kam vor einigen Jahren aus England, und hat mit dem dreiblättrigen Klee große Ahnlichkeit; ſoll aber längere Zeit, als dieſer, auf dem Felde aus— halten. Es iſt ebenſo nahrhaft und wird vom Viehe auch ebenſo gerne gefreſſen, wie der rothe Klee. 9) Gemiſchte Kleeſaat. Auf Boden, der dem rothen Klee nicht beſonders zuſagt, bauen die Engländer eine gemiſchte Kleeſaat von rothem Klee und engliſchem Raygras. Dieſer Verſuch hat auch in Deutſchland einen reichlichen Futterertrag ge— währt; gewöhnlich fällt aber der zweite Kleeſchnitt geringer im Etrage aus. Man ſäet die gewöhn— liche Menge Kleeſamen und miſcht 5 bis 8 Pfd. Raygrasſamen darunter. Die Luzerne, Monats-, ewiger, Spargel-, Schneckenklee. Die Luzerne iſt nebſt dem rothen Klee eines der wich— tigſten Futterkräuter, und übertrifft dieſen in manchen Gegenden, Lagen und Jahrgängen. Sie kommt in den trocknen Jahrgängen fort, wo das Gedeihen des Klees mißlich iſt. Die Luzerne hält 8, bei angemeſſe— ner Behandlung in geeigneten Verhältniſſen 12 bis 15 Jahre aus und giebt dabei einen höhern Ertrag, als der Klee; ferner kommt ſie früher an, giebt wegen ihrer öftern Mähbarkeit ſtets Futter, wäh— rend man beim Klee nicht ſelten zwiſchen dem er— ſten und zweiten Schnitte in Verlegenheit kommt, wenn der zweite Kleewuchs noch zu jung, und der erſte zu alt iſt. Indeſſen giebt man doch im All— gemeinen dem Klee den Vorzug, weil er nahrhaf— ter iſt, das Feld für andere Früchte zeitig räumt und doch den Bodenreichthum ſehr vermehren hilft. Doch bauen viele Gegenden Deutſchlands, fo in Franken und Sachſen, in Thüringen, im Groß— herzogthum Heſſen u. ſ. w. mit entſchiedenem Nutzen Luzerne. Die Luzerne kann in einem Jahre 3- bis Imal gemäht werden und iſt grün allem Viehe ein willkommenes Futter, beſonders iſt ſie den Pferden gedeihlich, die ſie außerordentlich gern freſſen. Sie macht mehr, aber wäflerige Milch, als der Klee, und die Butter bekommt einen etwas bitterlichen Geſchmack. Ganz beſonders eignet ſie ſich aber zu Heu, da fie die Blätter weniger ver— liert, als der Klee. — Die Luzerne gedeiht zwar in verſchiedenen Bo— denarten, liebt jedoch vorzugsweiſe einen Lehmbo— den, und kommt ſelbſt in dem mehr thonigen Bo— den fort, wenn er nur nicht zu feucht iſt und eine hinreichend tiefe Ackerkrume hat; wo letzteres fehlt, kommt die Luzerne nicht fort. Der Boden muß 1½ bis 2 Fuß tief von gleichartiger Beſchaffen— heit ſein. Eine Zumiſchung von Mergel oder Kalk befördert das Gedeihen der Luzerne ganz beſon— ders, da ſie überhaupt einen kalkhaltigen Boden liebt. Sie iſt in allen trocknen Gegenden mit ei— nem tiefgrundigen Boden das vorzüglichſte Mähe— futter, und giebt ſelbſt in trocknem Sandboden, wenn er nur ſonſt genugſam in Kraft geſetzt iſt, einen nicht unbeträchtlichen Ertrag. Dem Luzerneader darf es an einer hinläng— lichen Düngung nicht fehlen, damit die jungen Pflanzen ſich gleich kräftig ausbilden, wovon der nachherige Ertrag abhängt. Der Miſt muß zur möglichſten Tiefe untergebracht werden, ſowie auch die Bearbeitung des Bodens möglichſt tief und ſorgfältig erfolgen muß. Für die Luzerne muß man die geeigneten Plätze im Feldbaue beſonders ausſuchen, zumal ſie in den gewöhnlichen Feldumlauf nicht gebracht werden kann. Gewöhnlich wählt man die näher am Hofe gelegenen Plätze. Die geeigneten Vorfrüchte der Luzerne ſind Hackfrüchte, beſonders Kohl. Eine vorangegangene Brachbearbeitung iſt ebenfalls zu— träglich. Als diejenigen Früchte, unter welche die Luzerne geſäet wird, werden Gerſte, Hafer, Erb— ſen, Lein und Buchweizen, grün abzumähendes Gemenge, empfohlen; ganz beſonders ſoll ſich aber dazu der Hanf eignen. Da die Luzerne im erſten Jahre nach der Ausſaat noch keinen ganz vollſtän— digen Ertrag zu geben pflegt, ſo ſäet man auch wohl mit ihr etwas rothen und weißen Klee aus, wodurch man einen vollen Futterſchnitt erlangt. Nach der Luzerne zeigt ſich das Feld mehrjährig fruchtbar und es kann faſt jede Frucht nach ihr folgen, doch gerathen Hülſenfrüchte am beſten. Beim Umbruche eines Luzernefeldes pflügt man zuerſt ſeicht und ſchneidet die Köpfe der Wurzeln ab, worauf man ſpäter tiefer pflügt. Man em— pfiehlt, die erſtere Arbeit im Frühjahre nach ein— getretenem Thauwetter, wenn die Oberfläche der Erde nur etwa 1 Zoll oder etwas darüber aufge: thaut iſt, vorzunehmen. Auf das Feld, wo Lu— zerne geſtanden, darf man dieſelbe unter 8 bis 10 Jahren nicht wieder bringen. Den Samen nimmt man erſt dann von einem Luzernefelde, wenn daſſelbe umgebrochen werden ſoll. Man räth, den Samen vom zweiten Schnitte zu nehmen. Man ſäet auf den Morgen 10 bis 12 Pfd. Samen und noch mehr. Er wird erſt, nachdem das beſtellte Sommerfeld geeggt iſt, aus— geſäet, worauf man nur noch abeggt. Die Saat— zeit iſt dieſelbe, wie beim rothen Klee, doch kann die Luzerne auch im Verlaufe des Sommers mit grün abzumähendem Gemenge ausgeſäet werden. Die Überdüngung iſt wie beim rothen Klee, und dieſelbe muß dann vorgenommen werden, wenn 198 geeggt worden, welches letztere eine unerläßliche Bedingung des Gerathens der Luzerne iſt. Im erſten Frühjahre verrichtet man es mit gewöhnlichen Eggen möglichſt frühzeitig und wiederholt es nach jedem Schnitte. Im zweiten und in den folgen— den Jahren aber muß das Aufeggen mit ſchweren Eggen erfolgen. Die Luzerne wird gemäht, bevor ſich ihre Blü— thenknospen zeigen; im erſten Jahre nach der Aus— ſaat wächſt ſie zwar ziemlich hoch, aber mehr dünn— ſtenglig und nicht ſo dicht, erſt im zweiten Jahre kann man auf einen höhern Ertrag rechnen, der ſich bei guter Pflege bis zum 6ten und Sten Jahre vermehrt. Um ein vollkommen dicht beſtandenes Feld zu erhalten, darf man ſie niemals von den Schafen abweiden laſſen. Im Allgemeinen ſind der 2te und Zte Schnitt die ergiebigſten. Den ungeheuern Futterertrag, den man im ſüd— lichen Frankreich und im weſtlichen England von der Luzerne gewinnt, erreicht man in Deutſchland wohl nirgends. 60 Ctr. Luzerneheu, oder das Sache von grüner Luzerne auf den Morgen iſt in Deutſchland ſchon ein hoher Ertrag. Den Futter— werth nehmen Manche um ½ geringer an, als den des rothen Klees. Die Eſparſette, eke Hiligheu, türkiſcher 2 55 Dieſelbe iſt eine ſchätzbare Futterpflanze auf Boden, wo ſie gut fortkommt, und wo der rothe Klee und die Luzerne mißrathen. Sie ſchlägt tiefe Pfahlwurzeln, die bis 20 aufrechte, ſaftige, 1½ bis wohl 3 Fuß hohe Stengel treiben; die roſen— rothen Blumen ſtehen auf langen, nackten Stie— len, in einer faſt walzenförmigen Ahre; die ein— ſamigen Hülſen ſind rundlich, ſtachelig und bräun— lich. Die Eſparſette liefert das beſte und geſun— deſte Futter, welches die blähenden Eigenſchaften der Kleearten nicht beſitzt. Grün wird ſie ſelbſt von jungen Schweinen, Truthühnern und Gänſen gern gefreſſen, wenn ſie kleingeſtampft und mit Kleien oder Schrot vermiſcht wird; beſonders gern frißt das Federvieh ihre Blüthen. Die Butter zur Zeit, wenn blühende Eſparſette dem Milchviehe gefüttert wird, übertrifft auch die berühmte Hol: ſteiniſche an Wohlgeſchmack. Grün füttert ſie in geringer Menge die Pferde beſſer, als jedes andere Grünfutter, und die Pferde bedürfen dabei nur wenig Hafer; letzterer iſt aber ganz entbehrlich, wenn die Eſparſette bald verblüht und ſchon einige Körner angeſetzt hat. Auf ihrem liebſten Stand— orte, tiefem Thonboden mit Kalkunterlage, dauert ſie 15 Jahre und darüber, ſonſt aber weniger lange. Durch die Eſparſette wird ein Acker ſo verbeſſert, daß derſelbe mehrere Jahre ohne Dün— ger und Brache mächtige Ernten in andern Früch— ten zu liefern vermag. Die Eſparſette wächſt ſelbſt in einem trocknen, magern Boden freudig; aber hauptſächlich kommt es darauf an, daß der Unter— grund trocken, kalkhaltig und mergelig iſt, weil ſie ſonſt nicht nur nicht gut fortkommt, ſondern auch Futterpflanzen. nicht lange dauert. Wenn auch die Eſparſette auf einem Boden ohne kalkhaltigen Untergrund ja ge— deihen ſollte, ſo hält ſie doch nicht lange aus; und doch kommt ein Eſparſettefeld erſt im dritten Jahre recht in Flor. Der Anbau der Eſparſette pflegt daher am beſten auf Kalkbergen und auf Feldern mit ſehr mergelhaltigem Untergrunde ſtatt zu finden, wo ſie bis zum 10ten Jahre einen ſtets ſichern Ertrag giebt. Bergwände in ſonniger Lage ſagen ihr ganz vorzüglich zu. Man ſäet die Eſpar— ſette entweder allein für ſich, oder, und zwar ge— wöhnlicher, unter andere Gewächſe, als Gerſte, Hafer, Erbſen und Wicken, zumal wenn ſie zum Grünabmähen beſtimmt ſind. Der unter andere Gewächſe oben aufgeſtreute Samen braucht nicht untergeeggt zu werden. Man rechnet auf den Magdeb. Morgen 2 Berl. Scheffel Samen. Zur Samengewinnung wird meiſtens der erſte, biswei— len aber auch der zweite Schnitt benutzt, wo ein ſolcher zu erwarten ſteht. Das Samentragen ſelbſt ſchadet der Eſparſette weniger, als der Luzerne und dem Klee. Bei Gewinnung des Samens können dünne Beſtände oder dünne Plätze durch die abge— fallenen Körner ſtärker beſäet werden. Das Auf— eggen im Frühjahre bekommt der Eſparſette ſehr gut. In den erſten Jahren müſſen die Schafe von dem Eſparſettefelde fern gehalten werden. Zur Düngung wendet man den Gyps, Gülle und Compoſt an; aber auch das Pferchen leiſtet gute Dienſte. Die nach ihr folgenden Getreidearten zeichnen ſich mehrere Jahre aus, aber auf ſich ſelbſt darf ſie unter 15 bis 20 Jahren nicht folgen. In trocknen Jahren und in ſehr trocknem Bo— den giebt die Eſparſette gewöhnlich nur einen Schnitt, in ſehr günſtigen Verhältniſſen aber 3 Schnitte, wovon jedoch der erſte immer der ergie— bigſte iſt. Man läßt die Eſparſette in volle Blüthe kommen, ehe man ſie zum Füttern oder Dörren benutzt. Während des Trocknens darf man nur wenig in dem Heue arbeiten, und muß dies be— ſonders in der Sonnenhitze vermeiden, weil ſonſt viele von den Blättern verloren gehen. Bei gu— tem Wetter wendet man Morgens oder Abends die Schwade mit dem Harkenſtiele um und ſetzt nach einiger Abtrocknung kleine Haufen, die gleich— falls nur in genannten Tageszeiten bis zur völ— ligen Trockenheit umzuwenden ſind. Man ſpart das Eſparſetteheu gern bis zur Lammzeit auf, weil es den Milchertrag und das Gedeihen der jungen Lämmer beſonders fördert. Der Ertrag ſchwankt zwiſchen 10,000 bis 20,000 Pfd. an grünem Futter, und 18 bis 36 Ctr. Heu auf den Morgen. Will man Samen ziehen, ſo erntet man 7 bis 12 Berl. Scheffel. Der Spergel. Dieſe Futterpflanze treibt aus einer Wurzel mehrere äſtige, 1 bis 3 Fuß hohe, gekniete, nach oben fettige Stengel, mit linienförmigen, kurzen Blättchen und weißen, geſtielten Blümchen, am Ende der Stengel in Rispen; die öklappige Sa: Der Spergel. menkapſel enthält viele dem Schießpulver ähnliche Samen. Der Spergel wird der Klee der Sandge- genden genannt und in dieſen häufig gebaut, obſchon man ſeinen Anbau auch in Gegenden mit gutem Bo— den findet. Im Anbaue kommen vornehmlich 2 Arten vor; die eine iſt kleiner und nimmt mit einem gerin— gern Boden vorlieb, giebt aber ſelbſt im beſſern Bo— den nur einen geringen Ertrag; die andere dagegen verlangt einen guten Boden, wird gegen 3 Fuß hoch unb giebt einen ziemlich hohen Ertrag. Im Futter— werthe übertrifft die kleinere Art die größere, ſowie jene nur als die für den Sandboden empfohlene Futterpflanze betrachtet werden kann. Der Spergel iſt grün wie getrocknet ein ausgezeichnetes Futter, beſonders für Milchvieh, und übertrifft ſelbſt den Klee an Nahrungsgehalt. Indeſſen kann man auf trock— nem Boden und bei trockner Witterung eben ſo we— nig auf einen angemeſſenen Futterertrag rechnen, als bei andern Pflanzen. Die große Art verlangt aber durchaus einen angemeſſenen Grad von Feuchtigkeit, weil ſie ſonſt im Ertrage noch geringer als andere Futtergewächſe iſt. Ganz beſonders verlangt der Sper— gel zum Keimen hinlängliche Feuchtigkeit; iſt er ein— mal ſoweit heraus, daß er im gehörigen Schluſſe den Boden bedeckt, jo kommt er allerdings auch bei trock— ner Witterung fort. Der Spergel iſt ſehr ſchnell— wüchſig, und kann mehrentheils ſchon 6 bis 7 Wo— chen nach ſeiner Ausſaat abgebracht werden. Er iſt daher eine ſehr empfehlenswerthe Futterpflanze und hat als Nebenfutter einen großen Werth, ſo— wohl bei der Stallfütterung, als auch als Hutungs— pflanze, ſowie er endlich auch bei der Gründüngung von großer Wichtigkeit iſt. Der Spergel kommt zwar in einem ſandigen Bo— den fort, doch muß derſelbe einen fruchthaltenden Untergrund haben, ſowie auch das Klima erforderlich feucht ſein muß. Ferner muß der Boden zum Sper— gel locker genug ſein und nicht zu viele Unkräuter, beſonders nicht zu viele Quecken enthalten. In einem mehr gebundenen Boden, der ſich bei Trockenheit feſt zuſammenſchließt, kommt er nicht fort. Den größten Vortheil gewährt der Spergelbau in einem milden Gerſtenboden oder in einem ſich genugſam feucht haltenden Sandboden, wo theils durch benach— barte Seen und Sümpfe, theils durch angrenzende Waldungen, theils durch Einwirkungen der Seeluft das Klima mehr feucht iſt. Will man zum Spergel düngen, ſo bringt man den Miſt im Herbſte zuvor dazu unter; doch wird man immer beſſer die friſche Düngung auf Stroherzeu— gung verwenden. Der Spergel paßt ſehr gut als eine Zwiſchenfrucht, die eben ſowohl im Frühjahre, als im Herbſte eingeſchoben werden kann, nur muß ſie hier bei einem kraftvollen Boden und als Vorfrucht das Feld zeitig genug räumen. Noch beſſer und leichter wird man ihn als Hutungspflanze einſchieben können, was in jedem lockern Boden geſchehen kann, und ſelbſt da, wo der Klee gut geräth, Vortheil bringt. Daſſelbe gilt von ihm, wenn er zur Gründüngung verwendet werden ſoll. Der Boden muß zum Spergel gehörig gelockert und gepulvert ſein, weßhalb die Egge tüchtig in An— 199 wendung gebracht werden muß. Zur zeitigen Saat im Frühjahre wird empfohlen, den Boden ſchon im vorhergehenden Herbſte zuzurichten und ihn in rauher Furche liegen zu laſſen. Der Same iſt leicht und reichlich zu gewinnen; denn wenn er gleichmäßig ſteht und gut angeſetzt hat, ſo kann man deſſelben von einer gleichen Fläche faſt eben fo viel gewinnen, als vom Winterrübſen. Zum Samengewinn muß er gemäht werden, wenn die Kapſeln noch grün ſind und nur in einigen erſtern die Körner dunkel werden. Man ſetzt ihn ſodann bald in kleine Haufen und trocknet ihn durch behutſames Umkehren. Das Samentragen erſchöpft den Boden ungemein, beſonders wenn er aufgezogen wird. Man hält den Samen vor der Frühjahrsſaat für den beſten, ſowie man überhaupt vorzugsweiſe den Samen von der vorjährigen Ernte wählt. Zum Mähen ſäet man eine Berl. Metze, wohl auch etwas darüber auf den Morgen; zum Abweiden macht man die Saat noch ſtärker, und zur Gründüngung ſäet man bis 20 Pfd. auf den Morgen. Die Frühjahrsſaat und die ſpätere Saat gegen den Herbſt ſind am ſicherſten. Vor dem Ausſtreuen des Samens muß das Land gut vorge— eggt werden und die Unterbringung deſſelben darf nur flach erfolgen. Bei gehöriger Bodenfeuchtigkeit und trübem Wetter braucht die Saat nur eingewalzt zu werden, und folgt unmittelbar nach der Ausſaat ein Regen, ſo kann alles Eggen und Einwalzen un— terbleiben. Iſt die Saat nach 8 bis 14 Tagen nicht aufgegangen, ſo muß das Feld wieder tüchtig auf— geeggt und wiederum auf die Eggefurche geſäet werden. An Ertrag nimmt man auf den Mgdeb. Morgen 10,000 Pfd. grünes oder 20,000 Pfd. trocknes Fut⸗ ter an. Wenn der große Spergel geräth, ſo iſt der Ertrag beträchtlich höher, die kleinere Art giebt aber dieſen Ertrag nur ſelten. Zur Gewinnung des Sper— gelheues muß man durchaus die trockne Witterung wahrnehmen, weil dies leicht ſchimmlig und modrig wird; kommt aber das Spergelheu trocken herein, ſo iſt es das beſte und zarteſte Trockenfutter für Rind— vieh und Schafe. In manchen Gegenden iſt es ge— bräuchlich, den Spergel zu raufen; hierdurch wird aber der Boden in einem hohen Grade erſchöpft. Wenn der Spergel dünn ſteht, ſo ſprengt man noch etwas Samen zwiſchen ihm ein und läßt ihn jung abweiden, worauf er dann abermals ausſchlägt und mit dem friſch aufgegangenen noch einen vollkommnen Schnitt giebt. Als Dungſaat hat der Spergel neuerlich vor— nehmlich in Norddeutſchland die ſegenreichſte Verbrei— tung gefunden. Zur Düngung muß der Spergel dicht ſtehen und in der Blüthe untergepflügt werden, wo er das dürrſte Sandland vortrefflich duüngt. Hat man Spergel zur Saat gebaut, ſo thut man wohl, zur grünen Düngung für Roggen Ende Juli, nach ein— maligem Pflügen, Rüben etwas dick zu ſäen. In flach umgepflügte Roggenſtoppel geſäet hat der Spergel als Dungſaat eine vortreffliche Wirkung auf den fols genden Hafer. S. Dünger. 200 Das Gemenge, Mengefutter, Futtergemenge, Wickfutter. Das Gemenge iſt eine, zu Futter, und zwar ent— weder zu grünem, oder zu Heu, oder auch zu Körner— futter für das Vieh ausgeſäete Miſchung von Gerſte, Hafer, Klee, Bohnen, Wicken u. ſ. w. Zu Wicken, Erbſen und Hafer werden gewöhnlich dann Pferde— bohnen dazu genommen, wenn der Boden thonig und feucht iſt. Ein ſolches Mengefutter beſteht gewöhnlich aus 6 Theilen Wicken, 4 Theilen Hafer, 1 Theil Erb: ſen und 1 Theil Bohnen. In einer warmen Lage iſt das Unterſäen von Mais von großem Nutzen. Auf den Morgen rechnet man dieſelbe Saatmenge von Wicken oder Erbſen. Das Feld zu Wickfutter wird auf dieſelbe Weiſe vorbereitet wie zu Hafer. Die erſte Saat nimmt man vor, ſobald der Boden im Früh— jahre abgetrocknet iſt. Fehlen die Kleearten, ſo muß man von 14 Tage zu 14 Tage eine neue Einſaat vor— nehmen. Das Gypſen des Wickfutters bei einer Höhe von 3 bis 4 Zoll wirkt vortrefflich. Ein vortreffliches Herbſtfutter giebt Buchweizen im Gemiſch mit Erb— ſen, nach dem zeitigen Umbruch der Soppeln von Raps, Rübſen, Roggen ausgeſäet. Endlich wird auch ein Gemenge von Winterrübſen und Roggen ausgeſäet, um im zeitigen Frühjahre Futter zu haben. Eine Ausſaat von Gemengfutter empfiehlt ſich vor— nehmlich deßhalb, daß es faſt niemals ganz um— ſchlägt, ſondern daß, wenn auch dieſe oder jene Pflanze nicht gedeihen will, die andern denn doch einen er— wünſchten Ertrag geben. Als Grünfutter hat das Wickfutter einen etwas geringern Werth als der rothe Klee, dagegen wird es gedürrt denſelben gleich geſchätzt. Der Futterroggen, Stoppelroggen. Der Roggen kann ſowohl zu zeitiger Schafweide, als auch zu Mähefutter angebaut und 10 bis 14 Tage früher, als die Kleearten gemäht werden. Er läßt ſich recht gut auf einem Felde anbauen, wo man Kartoffeln, Runkeln und Raps zu bauen gedenkt, da er das Feld frühzeitig genug räumt. Man ſäet im Spätjahre den Futterroggen etwas früher und ½ ſtärker als den gewöhnlichen Roggen. Er eignet ſich als Grünfutter auch ganz beſonders in Sandboden, wo Klee und ähnliche Gewächſe nicht ſicher gedeihen. Säet man Anfangs Auguſt den Staudenroggen aus, fo läßt ſich öfters im Spätjahre noch ein Schnitt ernten. Der Mais. Der Mais iſt in warmen Gegenden und aufkräf— tigem Boden ein ſehr ſchätzbares und empfehlens— werthes Futtermittel. Er wird auf ein gut bearbei— tetes, kräftiges Land von Mitte April an, auch als Stoppelfrucht Ende Juli geſäet. Als Futtermittel wird auf den Morgen noch einmal ſo viel ausgeſäet, als bei der gewöhnlichen Maisſaat. Bei dem Mais: futter geben die Kühe einen großen Milchertrag; doch iſt dabei zu berückſichtigen, daß der Futtermais den Boden ziemlich angreift. Futterpflanzen. Der Mohar, Negerkorn, deutſches Hirſegras, kleine Kolbenhirſe. Er iſt eine einjährige Pflanze mit zuſammenge— ſetzter gedrängter Ahre. Der Same iſt kleiner als der der Rispenhirſe. In Frankreich, beſonders aber in Ungarn wird der Mohar kultivirt und als treffliches Futterkraut gerühmt. Auch bei uns geräth der Mohar 6 bis 7 Fuß hoch, z. B. auf lehmigen Sandboden, wo er gewöhnlich reichlicheres Futter liefert, als der Klee, und ſeine Wurzeln 5 Fuß tief in den Boden ſchlägt; daher ſein Gedeihen in dürren Gegenden. Die Ausſaat erfolgt, ſobald keine Fröſte mehr zu be— ſorgen ſind. Er liebt einen Mergel- und auch einen Torfboden und kommt am beſten in lockerm, ſandi— gem Boden fort. Sein geeignetſter Platz iſt in der Brache. Man rechnet auf den Morgen 1% Berl. Schef— fel Samen, der am beſten nur eingewalzt wird. Zur Samenbildung ſäet man dünner und zur Grünfüt— terung dicker. Zu Grünfutter wird er ſpäteſtens ge— mäht, wenn die Stengel ftahlgrün und die Kolben ſich zu bräunen anfangen. Der grüne Mohar iſt ſehr ſchwer im Gewichte und trocknet leicht. Sowohl Pferde als Rindvieh freſſen ihn grün ſehr gern und mäſten ſich dabei; auch befördert er die Milchergie— bigkeit und iſt als Heu den Schafen ein gedeihliches Futter. Der Mohar blähet das Vieh nicht im ge— ringſten auf. Bei einer Höhe von 1½ bis 2F. ab— geſchnitten ſchlägt er wieder aus und kann demnach zweimal gemähet werden. Der zum Samentragen beſtimmte Mohar muß nach dem Abmähen ſogleich eingebunden und in ſeinen Garben ſenkrecht aufge— ſtellt werden. Das ſibiriſche Heilkraut. Dieſe noch wenig bekannte Futterpflanze verdient die größte Aufmerkſamkeit. Dieſe Pflanze iſt voll— kommen ausdauernd und gewinnt mit jedem Jahre an Kraft und Ausbreitung, liefert für Kühe und Schafe das zeitigſte Grünfutter, und wird von dieſen ſehr gern gefreſſen. Zwei Stauden lieferten bei der erſten Schneidung am 28. April 87 Pfd., bei der zweiten am 12. Juni 92 Pfd., bei der dritten am 12. Auguſt 80 Pfd. Grünfutter. Frühjahrsfröſte ſchaden ihr nicht. Man ſäet die Hälfte Samen im Septem— ber, die andere Hälfte, ſobald man im Frühjahre in die Erde kann, auf ein Beet von ſehr leichter Erde, und bedeckt den Samen ½ Zoll hoch. Im nächſten Spätſommer pflanzt man die Pflanzen auf ein ande: res fetteres Beet 3 bis 4 Z. auseinander. Ein Jahr ſpäter kommen die Pflanzen auf einen 2%. tief bear- beiten Acker 3 F. weit von einander zu ſtehen. Im Herbſte wird der Boden um die Pflanzen gedüngt und zeitig im Frühjahre untergegraben. Beim Schnei- den der Blätter zu Grünfutter läßt man alle ſolche, die unter 1 F. lang ſind, ſtehen, wodurch um ſo eher der folgende Schnitt gemacht werden kann. E. F. Springer in Eutritzſch bei Leipzig empfiehlt Samen, 100 Körner 10 Sgr. „2 et Be er, 5 4 u u 4 1 * gu 18 — CZ * . 3 3 „ . ” 4 “ . Be _— z 3 u — 2 u ba (u * 5 9 ee + u ö 5 . 5 5 * e * . De . Er . u. . E u = Rn i . Wenn 5 u Er " 0 ä „ u pr I - oo. . u . * „ * = =.- ® De - - . N ei . 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Die Hackfrüchte gewähren dem Land— wirthe bedeutende Vortheile, indem beſonders die früher ſtattgefundene Brache damit angebaut, die Nahrungsſtoffe der Menſchen und Thiere vermehrt, und ein verdorbenes, verunkrautetes Feld verbeſſert werden kann. Durch den Anbau der Hackfrüchte im Großen hat die Landwirthſchaft einen foͤrmlichen Um— ſchwung erlitten, und das Syſtem des Fruchtwechſels iſt zum Theil hierauf begründet, ſowie ein vermehr— ter Viehſtand ſich hauptſächlich hierauf ſtützt. Die Hackfrüchte liefern unter den Futterſtoffen den größ— ten Ertrag. Runkeln und Kartoffeln erfreuen ſich in einigen Gegenden durch Fabrikation von Zucker, Branntwein und Stärke eines vortheilhaften Ab— ſatzes. Bei dem Anbaue der Hackfrüchte hat jedoch der Landwirth zu berückſichtigen, ob der Boden mit der gehörigen Bodenkraft verſehen, oder ob man den erforderlichen Dünger dem Felde zuzuführen im Stande ſei. Ferner ob die Kulturkoſten, welche der Hackfruchtbau nöthig macht, nicht zu hoch zu ſtehen kommen, und ob die erzeugten Wurzelgewächſe zu ordentlichen Preiſen verkauft oder ſonſt in der Wirth— ſchaft vortheilhaft benutzt werden können. Auch kommt es hierbei darauf an, ob die Bodenverhältniſſe dem Anbaue der Hackfrüchte günſtig ſind oder nicht. Beim Anbaue dieſer Gewächſe iſt beſonders die Fruchtfolge wohl zu beachten, indem bei der Dreifelderwirthſchaft die darauf folgenden Winterfrüchte gewöhnlich einen Rückſchlag erleiden, während die darauf folgenden Sommergetreidearten bei der Fruchtwechſelwirthſchaft vortrefflich darauf folgen. Bei einer ausgedehnten Wieſenfläche iſt der Anbau von Hackfrüchten weniger nothwendig; dagegen wird der Anbau derſelben um ſo nothwendiger, je weniger man mit Wieſen ver— ſehen iſt. Die Kartoffel, Erdbirne, Grundbirne, Erd— toffel. Die Kartoffeln ſtammen entweder aus Virginien oder aus Peru. Die erſten Kartoffeln brachte ein Sklavenhändler John Hawkins im Jahre 1565 nach Irland. 1586 wurden Kartoffeln vom Admiral Franz Drake nach England gebracht, und erſt durch ſein Bemühen fingen ſie an, auf den brittiſchen Inſeln allgemein angebaut zu werden, ob mangleich anfangs dort keine ſonderliche Meinung von den Kartoffeln Kirchhof, Landwirth. 201 hatte, da man irriger Weiſe die Samenäpfelchen für die Hauptfrucht der Kartoffeln gehalten hatte. Aus England kamen ſie zunächſt in die Niederlande, nach Frankreich und in einige Gegenden Deutſchlands. Im Jahre 1647 wurden ſie durch den Bauer Hans Rogler im Voigtlande nach Sachſen gebracht. Im Jahre 1708 kamen ſie in das Mecklenburgiſche, 1710 nach Würtemberg, von wo aus ſie in andere Schwä— biſche und in die Rheingegenden wanderten. Nach dem Jahre 1740 ward die Kenntniß dieſes jetzt un: entbehrlichen Bodenprodukts allgemeiner; aber erſt ſeit 1772, wo fo außerordentlicher Kornmangel in Deutſchland beſtand, datirt ſich ihr Anbau in's Große. Der Gebrauch und Anbau der Kartoffel wurde an— fangs vornehmlich dadurch gehindert, daß man ſie zwar als Leckerbiſſen rühmte, aber, da ſie zu dem Ge— ſchlecht der Nachtſchatten gehört, ſelbſt für giftig hielt, und nur als ein gutes Viehfutter betrachtete. Durch den langjährigen Anbau der Kartoffeln in den verſchiedenartigſten Gegenden, durch ihre häu— fige Erneuerung aus verſchiedenen Gegenden Ameri— ka's und Europa's, ſowie durch ihre Fortpflanzung aus den Samen der Samenäpfel, haben ſich eine große Menge verſchiedener Arten gebildet, welche in Hinſicht der Geſtalt und Farbe, des Krautes, der Blüthen, der Farbe der Haut und des Fleiſches der Knollen, in Hinſicht der Größe, Ergiebigkeit, des Wohlgeſchmacks, der Wäſſerigkeit, der Konſtſtenz, des Mehlgehaltes, ſowie in vieler andern Hinſicht unter— ſchieden find. Einige Arten verlangen ein tiefes Legen, andere können flacher gelegt werden. Einige verbrei— ten ihre Samenſtränge, an denen ſich die Knollen anfegen, weit, andere nur kurz. Auch liebt jede Art ihren beſondern Boden. Man zählt gegenwärtig ſchon über 80 Sorten, ja in Mähren ſollen ſich ſogar bei 400 verſchiedene Sorten vorfinden. In landwirthſchaftlicher Hinſicht theilen ſich die Kartoffeln einerſeits in frühe und ſpäte, andrer— ſeits in ſolche, welche vorzüglich zum Verſpeiſen ſind, und ſolche, welche Vorzüge zur Fütterung haben. Unter den Frühkartoffeln giebt es ſolche, z. B. die frühe Jacobi-Kartoffel, die im wärmern Klima zwei— mal im Jahre auf demſelben Acker erbaut werden können. Die Spätkartoffeln geben in der Regel einen beträchtlich größern Ertrag. Am zweckmäßigſten wird man immer diejenigen Sorten wählen, welche in Berückſichtigung der Gleichartigkeit der örtlichen Ver— hältniſſe den höchſten Ertrag gewähren. Übrigens ſind alle Sorten der Ausartung in einem hohen Grade unterworfen. Eine gewöhnliche, durch Boden und Kulturart, namentlich durch zu ſtarke Düngung ent— ſtehende Ausartung beſteht darin, daß die Kartoffeln zu ſehr in's Kraut treiben und zu wenig Knollen an— ſetzen. Jene Sorten, welche auf der äußern Seite grüne Flecken haben, gelten in der Regel für ſehr ausgeartet, und ebenſo diejenigen, deren Augen ſehr tief eindringend faſt Samenſtränge in's Fleiſch der Knollen treiben. In der Kultur kommen alle Sorten im Weſentlichen überein. a. Frühkartoffeln, d. h. ſolche, welche vom Anfange oder der Mitte des Juli bis gegen das Ende des Auguſt reifen. Dahin gehören: 26 202 1) Die rothe Früh- oder Hornkartoffel. Die langgeſtreckten Knollen find am Naſenende meh— rentheils kolbig, am Nabelende beinahe ſpitzig, und meiſt in der Mitte gekrümmt, mit vielen, nicht ſehr tief liegenden Augen beſetzt. Die Schale iſt hellroth, das Fleiſch ganz weiß, ſchliffig, doch zart. Sie iſt unter allen die früheſte, trägt nicht ſtark, ſchmeckt aber angenehm. 2) Die gelbe Frühkartoffel (Jacobskar— toffel). Die mittelmäßig großen Knollen find lang geſtreckt und walzenförmig; die ausnehmend zahlrei— chen Augen ſind alle mit Wülſten umgeben. Die Schale iſt hellgelb das Fleiſch weiß und zart, ſehr mehlreich. Dieſe Kartoffel trägt ziemlich gut, und reift um Jacobi. 3) Die platte weiße Kartoffel (Herz-, Schiffskartoffel). Die Knollen ſind von anſehnlicher Größe, größtentheils eirund, plattgedrückt. Die Au— gen find ſehr ſparſam, unregelmäßig zerſtreut, kleine Grübchen bildend, um welche ein Bogen läuft. Die zarte Schale iſt mehr weiß als gelb. Dieſe Kartoffel, mit einem angenehmen Geſchmacke, it faſt ergiebiger, als die vorige. 4) Die Gurkenkartoffel (Arakatſcha). Die ſparſamen, ganz flach liegenden Augen ſind kaum zu bemerken. Von dieſen Kartoffeln liegt keine einzige auf ihrer langen oder breiten Seite, ſondern ſie häu— fen ſich rings um den Hauptſtengel der Pflanze ſo an, daß ſie gleichſam unter ſich eine umgekehrte Py— ramide bilden. Die Schale iſt hellgelb, zart; das Fleiſch gelb, ſehr mehlreich. Sie reift zu Anfange des Auguſt, iſt äußerſt ergiebig und zu allen Anwen— dungen, beſonders aber zum Branntweinbrennen tauglich. 5) Die rothblaumarmorirte Kartoffel (Kirſchenkartoffel, Pfälzer Grundbirne). Die Knollen ſind mehr rund als lang, und etwas breitgedrückt. Die Augen ſind ſparſam und die meiſten am Naſen— ende, alle mit einem zirkelförmigen Bogen umgeben. Die Schale iſt grauroth; dieſe ſehr mehlreiche Kar: toffel reift Ende Juli und Anfang Auguſt und iſt größer und ergiebiger, als alle vorgenannten. 6) Die Pfälzer frühe hellrothe Kartof— fel (Pommerſche Nudel). Die Augen find nur ſpar— ſam; bei vielen erſcheint die Naſe ſo erhaben, daß fie das Anſehen einer Zitzenwarze hat. Sie iſt ſehr ergiebig, mehlreich und reift gegen Ende Juli. 7) Die Bis cuitkartoffel. Die Knollen find rund, mit einigen hervorſtehenden Ecken. Der Nabel liegt in einer ſehr tiefen Grube. Die Augen ſind äußerſt ſparſam, die meiſten nach vorn am Naſen— ende. Die Schale iſt gelb, am Nabel und Naſenende aber röthlich. Sie iſt angenehm von Geſchmack, und zu feinem Backwerk ſehr geeignet, aber nicht ſehr er— giebig. 8) Die ſchwarze Kartoffel. Die nicht großen Knollen ſind größtentheils rund. Die ſehr zahlreichen Augen ſitzen tief, die meiſten am Naſenende zuſam— mengedrängt. Die Schale iſt dunkelblau, faſt ſchwarz. Sie iſt nicht mehlreich, doch auch nicht ſchliffig, und wenig ergiebig. Sie reift Anfangs Auguſt und hält ſich unter allen Kartoffeln am längſten. Die Kartoffel, Erdbirne, Grundbirne. 9) Die Rockskartoffel (Geiersberger Kar— toffel). Die Knollen ſind meiſt länglich platt gedrückt und ungemein groß, mit zahlreichen Augen. Die Schale iſt ſchmuzig dunkelroth, das Fleiſch darunter blutroth. Sie iſt ſehr ergiebig, hält ſich ſehr lange und bekommt den beſten Geſchmack erſt gegen das Frühjahr. 10) Die edle gelbe Kartoffel (gute Kar: toffel, Herrenkartoffel). Die runden Knollen find doch ein wenig länglich, von mittlerer Größe, ſelten bis zu 11 und 12 Loth ſchwer. Die Schale iſt gelb, die Kartoffel ſelbſt ſehr mehlreich und von überaus an— genehmem Geſchmack. Sie iſt auch ſehr ergiebig und reift gegen Ende Auguſt. b. Spätkartoffeln ſind ſolche, die vom An— fang Septembers und ſpäter reifen. 1) Die Lerchenkartoffel. Die Knollen ſind theils rund, theils länglich und ein wenig platt. Die Naſe, wo ſich die meiſten Augen zuſammendrängen, iſt nicht wie gewöhnlich an der Spitze, ſondern ein wenig an der Seite. Die Schale iſt hellgelb. Sie iſt eine der vortrefflichſten Sorten, ergiebig, groß und wohlſchmeckend und außerordentlich mehlreich. 2) Die Erdbeerkartoffel. Die runden Knollen ſind von mäßiger Größe. Die nicht zahlreichen Au— gen liegen in ziemlich tiefen Grübchen; die matt hell— rothe Schale iſt ſehr fein und zart. Der Ertrag iſt mittelmäßig. Dieſe Kartoffeln ſind ſehr mehlreich; gekocht iſt das Fleiſch inwendig gelb, und zerfließt auf der Zunge. Dieſe Sorte eignet ſich vor jeder an— dern für die Küche. 3) Die beſte Speiſekartoffel (Borsdorfer— äpfelkartoffel). Die runden Knollen ſind faſt kugel— förmig, die größten wie ein guter Borsdorfer Apfel, die meiſten wie Taubeneier, Schußkugeln, Haſel— nüſſe. Die ſehr zarte Schale iſt ſchmuziggelb. Dieſe Kartoffel iſt von ſehr angenehmem Geſchmack, aber minder ergiebig als alle andere Sorten. 4) Der Preis von Holland. Die nicht großen Knollen ſind meiſt lang gedehnt, eirund und walzenförmig. Die Augen find ſehr zahlreich und die hellgelbe Schale iſt ein wenig rauh. Dieſe Kar— toffel hat einen köſtlichen Geſchmack. 5) Der Preis von Weſterland. Die Knollen ſind ſämmtlich rund. Die dunkelrothe Schale iſt häß— lich rauh, unter ihr noch eine zweite blut- oder kar— moiſinrothe mit weißen Tüpfelchen. Der Stock hängt ſehr voll, behält aber viel kleine Kartoffeln. 6) Die Zwiebelkartoffel. Die Knollen ſind ausgewachſen größtentheils birnförmig; die zahlrei— chen Augen ſitzen in ſehr tiefen Grübchen, über wel— chen ſich das Fleiſch faſt beulenförmig anhäuft. Die Schale iſt an der Nabelſeite ſchmuziggelb, an der Naſenhälfte bläulich und das Fleiſch darunter blau. Dieſe Kartoffel iſt mehlreich und gehört zu den edlern Sorten. 7) Die weiße Kartoffel, mit runden, ſehr großen Knollen, welche ſparſame Augen haben. Die weiße Schale ſpielt in's Gelbe. Dieſe Kartoffel iſt ſehr ergiebig und von vortrefflichem Geſchmack. 8) Die lange rothe Nierenkartoffel, mit großen Knollen von langer Walzenform. Die zahl— Die Kartoffel, Erdbirne, Grundbirne. reichen Augen bilden alle ſehr merkliche Grübchen, und die hellrothe Schale iſt ſehr zart. Dieſe Kar— toffel gehört zu den vorzüglichſten Sorten, die ſich am meiſten zum Küchengebrauche eignen. Sie ſteht hinſichtlich der Ergiebigkeit im zweiten Range. 9) Die Zuderfartoffel (Mandel-, Perük— fenfartoffel), mit theils runden, theils länglichen und walzenförmigen Knollen. Die zahlreichen Augen liegen in tiefen Grübchen, über welche das Fleiſch hügelartig ſich erhebt. Sie werden gewöhnlich nicht viel größer als eine Kirſche oder Wallnuß, nur in feuchten Jahren hühnereigroß. Sie ſind von un— gemein lieblichem, mandelartigem Geſchmacke und werden vornehmlich an Kohl ſtatt Maronen benutzt. Sie trägt ſehr reichlich. 10) Die kleine Schottländerin (kleines Mäuschen), mit langgedehnten und ein wenig krumm gebogenen Knollen. Die ſparſamen Augen ſind kaum wie Pünktchen zu bemerken. Dieſe Sorte iſt äußerſt wohlſchmeckend und ergiebig, aber wegen der Kleinheit ſchwer aus dem Boden zu nehmen. 11) Die kleine Nußkartoffel, mit theils birn⸗, theils walzenförmigen, theils nußrunden Knollen; die hellgelbe Schale iſt faſt weiß und glatt. Dieſe Kartoffeln ſind von ſehr lieblichem Ge— ſchmacke, und beſonders ſehr delikat in Butter ge— ſchmort, zu anderm Gebrauche aber zu klein. Die Wurzeln hängen außerordentlich voll. 12) Die peruvianiſche Kartoffel, mit mehr runden, als langen, ausnehmend großen, oft 3 Pfd. ſchweren Knollen; die zahlreichen Augen liegen in tiefen Gruben; die Schale iſt hellgelb. Dieſe Kartoffel iſt ſehr ergiebig und mehlreich, und zu jedem Zwecke dienlich, beſonders zur Stärke— fabrikation. 13) Die gelbe Zapfenkartoffel (Tannen— zapfen), mit zuweilen 6 3. und längern Knollen; die ſehr zahlreichen Augen liegen in ziemlich tiefen Grübchen, über welche ſich das Fleiſch ſchwellend erhebt. Sie iſt ſehr ergiebig. 14) Die ſpaniſche Kartoffel (Gibraltar— ſche Kartoffel), mit meiſt runden, doch auch vielen länglichen Knollen; die nicht zahlreichen Augen ſind theils flach, theils liegen ſie in ziemlich tiefen Grübchen. Das zarte Fleiſch iſt von gutem Ge— ſchmacke. 15) Die engliſche Kartoffel, mit mehren— theils runden, doch auch anders geformten Knollen, von denen viele mit zitzenförmigen Auswüchſen verſehen ſind. Die zahlreichen Augen befinden ſich in ziemlich tiefen Grübchen, und die Schale iſt hellgelb. Dieſe Kartoffel wird hinſichtlich des Er— trags und der Anwendung vor allen andern ge— rühmt; ſie iſt ungemein mehlreich, und kann, auf Sandboden gebaut, zu jedem Küchengebrauche die— nen. Sie iſt ſehr ergiebig und giebt nicht ſelten einen 30- bis 40fältigen Ertrag. 16) Die Wuchefelder Kartoffel. Die runden Knollen ſind mit vielen Ecken verſehen, und die zahlreichen Augen liegen in ſehr tiefen Gruben, über welche ſich das Fleiſch der Kartoffeln wulſtig herabhängt. Die Schale iſt hellroth und etwas 203 rauh. Dieſe Kartoffel iſt ſehr ergiebig und erholt ſich ſchnell nach einem Frühlingsfroſte. 17) Die blaue runde Kartoffel, mit run— den Knollen, die zahlreiche, ringsherum ganz regel— mäßig vertheilte Augen in tiefen Grübchen haben. Sie iſt der ſchwarzen Kartoffel ſehr ähnlich, wird aber viel größer. Iſt von angenehmem, mußartigem Geſchmacke. 18) Die blaue Hornkartoffel, mit lang gedehnten Knollen, der Gurkenkartoffel ähnlich. Sie ſind faſt alle krumm gebogen. Die Schale iſt faſt ſchwarz, das Fleiſch blau oder blau marmorirt, ge— kocht ganz veilchenblau, aber doch von angenehmem Geſchmacke. Sie iſt nicht ſonderlich ergiebig und artet leicht aus. 19) Die pommerſche Kartoffel. Die ſehr großen Knollen ſind mehr lang als rund, etwas platt gedrückt; die ſehr zahlreichen Augen liegen alle in ſehr tiefen Gruben. Die Schale iſt hellgelb und faft ganz platt. Sie iſt äußerſt ergiebig. 20) Die große Viehkartoffel (Ham, Ho: wards Kartoffel), mit Knollen von unbeftimmter Form. Sie werden ſehr groß, zuweilen wie ein Kinderkopf und 2 bis 3 Pfd. ſchwer. Dieſe Sorte iſt ausnehmend ergiebig und liefert in gutem Bo— den 30fältige Ernte. Das grobe, ſehr wäſſerige Fleiſch iſt aber nur zu Futter. 21) Die wilde Kartoffel (Schwerin-, Trau- benfartoffel), mit mehr runden als langen, ziemlich unregelmäßigen Knollen, die mit vielerlei Auswüch— ſen verſehen ſind. Die Schale iſt, wenn ſie aus der Erde kommt, faſt feuerroth, wird aber an der Luft bläſſer, und bleibt am Nabel am meiſten roth. Sie hat inwendig rothe Ringe, iſt ſehr wäſſerig, von ſtrengem, wilderndem Geſchmacke; daher blos für das Vieh und zum Branntweinbrennen. Sie - iſt ſehr ergiebig. 22) Die Zwitterkartoffel (Drak'ſche), mit ſehr großen Knollen, an denen zahlreiche Augen in ſehr tiefen Gruben. Die Schale iſt blutroth, das Fleiſch von häßlichem Geſchmacke. Sie wird von den Schweinen gern gefreſſen, iſt aber noch vortheilhafter zum Branntweinbrennen. Außer den hier genannten Kartoffelſorten hat man in neuern Zeiten noch viele andere Arten und Spielarten erzeugt, unter welchen beſonders die Rohanskartoffel das meiſte Aufſehen erregt, da ſie bis jetzt mit Recht für die größte Kartoffel— art gilt. Von Unkraut rein gehalten und mehrmals behäufelt, iſt ſie außerordentlich ergiebig. Es iſt eine ſpäte Art, und die ſehr mehlreichen Knollen werden erſt gegen Martini ganz gut, wenn die Stengel welken. Ihr Ertrag iſt unter günſtigen Umſtänden 60 bis 80fältig und mehr, und die einzelnen Knollen erreichen ein Gewicht von 4 bis 5 Pfd. und darüber. Dieſe Kartoffel iſt ſowohl für Menſchen, als zum Viehfutter ſehr werthvoll. Außer— dem werden noch zum Anbaue empfohlen: die neue engliſche Wachskartoffellkeift ſehr früh, trägt vorzüglich gut und iſt das ganze Jahr genießbar); die Lochmannſche Kartoffel (roth mit gelben Augen, beſonders gut 90 Gebirgsgegenden); die 6 * 204 Ananas (geformt wie eine Ananas); die pol— niſche Kartoffel (große rothe Futterkartoffel für kalten Boden); die Karlsbader (ganz frühe, länglich); die Salatkartoffel (blutrothe, die beſte zum Salat); die Speckkartoffel (große gelbe, ſehr gut und ergiebig); die Wachskar— toffel (rund) u. ſ. w. Durch Boden, Düngung, Klima ſind ſämmtliche Kartoffelſorten manchen Ver— änderungen in ihren Eigenſchaften unterworfen. Der Stärkemehlgehalt der Kartoffeln nimmt anfangs (bis Novbr., Decbr., Januar) zu, ſpäter wieder ab, ſo daß 240 Pfd. Kartoffeln, welche im No— vember 45 Pfd. Stärkemehl enthalten, im Mai nur noch 20 Pfd. liefern. Obgleich die Kartoffel faſt in keinem Boden verſagt, ſo liebt ſie doch vorzugsweiſe einen nicht zu bindenden, aber Feuchtigkeit anhaltenden, tief fultivirten ſandigen Lehmboden mit durchlaſſender Unterlage. Sie kommt aber auch auf dem ſtreng— ſten Thon-, ſowie auf dem leichteſten Sandboden bei richtiger Kultur fort, wenn letzterer nur nicht eine zu trockne, und erſterer eine nicht zu naſſe Lage hat; doch bleibt in einem ſehr bindigen, thonigen Boden ihr Ertrag jn der Regel unſicher; auch der ſaure Boden, ſowie derjenige, welcher durch ſtockende Näſſe leidet, ſagt der Kartoffel nicht beſonders zu. In Torf- und Moorboden gerathen die Kartoffeln bei einiger Düngung recht gut, wenn ein ſolcher Boden nicht zu ſtrengen oder ſauren Humus ent— hält. Auf leichtem Boden geben ſie einen größern Ertrag und find auch viel ſchmackhafter, als auf einem ſchweren Boden. Obſchon die Kartoffeln auch in dem kältern Klima, wo nur noch der Ha— fer fortkommt, gedeihen, ſo ſind ſie doch gegen Froſt ſehr empfindlich. Ein mäßiger Froſt ſchadet ihnen jedoch nicht, wenn er ſie in der Erde trifft. Am meiſten lieben ſie ein mäßig feuchtes und war— mes Klima, weßhalb ſie oft in Gebirgsgegenden am beſten gerathen; auch gerathen fie auf den nach Mitternacht abdachenden Feldern beſſer, als auf den nach Mittag zu abhängigen. Die Kartoffeln vertragen eine ſehr ſtarke Dün— gung, ſie gedeihen aber auch ohne eine ſolche in kräftigem Boden und geben einen lohnenden Er— trag. Ob man die Kartoffeln in friſchem Miſte, oder ohne ſolchen bauen ſolle, darüber ſind die Meinungen getheilt; es wird hierbei auf die Wirth— ſchaftsart, Boden, Klima u. ſ. w. ankommen. In einem bindigern, kältern Boden, wird man zu den Kartoffeln düngen müſſen; in einem thätigen Bo— den kann es dagegen angemeſſen ſein, die Kartof— feln ohne friſche Düngung zu bauen, wenn er nicht zu arm an Pflanzennahrung iſt. In feuchtem Bo— den gedeihen die Kartoffeln nach friſcher Miſtdün— gung ſtets beſſer, in trocknem dagegen ohne dieſe. Wo man den Futterbau auf die geringſt mögliche Fläche beſchränken, und von dieſer den möglich höchſten Ertrag erzielen muß, da kann man vom Kartoffelbaue nur dann Nutzen ziehen, wenn man zu ihnen ftarf düngt. In einem armen Boden würde man von den Kartoffeln nur eine ſehr ge— ringe Ernte erzielen, die kaum die Kulturkoſten Die Kartoffel, Erdbirne, Grundbirne. decken würde, wenn man nicht düngen wollte. Wo der Klee nur dann beſonders gut gedeiht, wenn er in Gerſte kommt, die nach Kartoffeln ge— ſäet worden, muß man zu den Kartoffeln düngen. Auch vermögen die Kartoffeln die rohen Dünger— ſtoffe des friſchen Miſtes ſich weit pollſtändiger anzueignen, als dies Getreide und Olſaaten zu thun im Stande ſind; man wird daher in den meiſten Fällen nach gedüngten Kartoffeln weit voll— kommnere Getreidefrüchte gewinnen, als dies im rohen Miſte der Fall geweſen wäre, weßhalb man bei einem zweckmäßig eingerichteten Fruchtwechſel in der Regel die Kartoffeln zum Vortheile des ganzen Umlaufs in die friſche Miſtdüngung brin— gen wird. Doch wachſen bei einer allzuſtarken Miſtdüngung die Kartoffeln zu üppig in's Kraut und ſetzen weniger und wäſſerige Knollen an. Überhaupt werden die zur Speiſung beſtimmten Kartoffeln in ungedüngtem Boden beſſer, als in gedüngtem, ſowie ſie in Pferde- und Schafmiſt einen beißenden Geſchmack bekommen. Außer dem Miſte kann man zur Düngung der Kartoffeln noch verwenden: Kalk, Mergel, Gyps, Aſche, Ruß, Compoſt, Teichſchlamm, Hornſpäne, wollene Lum— pen, Knochenmehl, grüne Pflanzen u. ſ. w., fie thun alle eine grüne Wirkung. Die wohlfeile Grün: düngung iſt für den Kartoffelbau vorzüglich zu em— pfehlen. Mit Miſt düngt man im Herbſte, im Winter, im Frühjahre oder unmittelbar vor dem Legen. Das Düngen vor Winter giebt in der Regel den ſicherſten und höchſten Ertrag, und iſt beſonders in einem mehr bindigen Boden zu em— pfehlen. Das Düngen im Winter kann ſowohl in leichtem als bindigem Boden ſtattfinden. Das Unterbringen des Miſtes im Frühjahre iſt im käl— tern, naſſen und bindigen Boden zu empfehlen. Man wählt dazu den friſchen, noch wenig zerſetz— ten Miſt, den man ganz flach unterbringen muß. Erfolgt das Düngen beim Legen, ſo düngt man entweder über das ganze Feld, oder man bringt den Miſt nur in die Kartoffelreihe, oder gar nur auf den Platz, den ein Kartoffelſtock einnehmen ſoll. Bedarf die nach den Kartoffeln folgende Frucht eines kräftigen Bodens, ſo düngt man, wie gewöhnlich, über das ganze Feld. Will man bei Mangel an Dünger nur den möglich höchſten Er— trag der Kartoffeln berückſichtigen, fo düngt man in den Kartoffelreihen, wobei man die Hälfte Miſt erſparen kann (wenn dies ſchon die Nachfrucht, wenn eine ſolche folgen ſoll, entgelten muß), oder nur an den Stellen, wo die Samenknolle gelegt werden ſoll. Man bringt dann den Miſt gewöhn— lich beim Legen der Kartoffeln ſelbſt mit dieſen unter, und muß in feuchtem Boden die Setzkar— toffeln auf den Miſt bringen, während man in leich— tem Boden den Miſt über die Kartoffeln bringt. Wenn man bei der Dreifelderwirthſchaft die Kartoffeln ohne friſche Düngung baut, ſo kommen ſie in's Sommerfeld. Mit friſchem Dünger baut man ſie aber in der Brache ſtatt dieſer. Baut man nun nach Kartoffeln Winterroggen, ſo bleibt man zwar in der Feldordnung; indeſſen iſt Win— Fortpflanzung durch Samenknollen. terroggen nach Kartoffeln nicht zu empfehlen; beſſer wählt man daher nach den Kartoffeln eine Som— merfrucht, am häufigſten Gerſte, in welche Klee geſäet wird, und beobachtet hierbei vornehmlich folgende Fruchtfolge: 1) gedüngte Kartoffeln; 2 Gerſte mit Klee; 3) Klee; 4) Klee, von dem ein Schnitt genommen und dann gebracht wird; 5) Weizen, womit man wieder in die Dreifelderwirth— ſchaft kommt. Indeſſen giebt es auch wiederum Verhältniſſe, wo dieſe Fruchtfolge einer Abände— rung bedarf, vornehmlich auf mehr trocknem und leichtem Boden. Auch verdient der Klee im zwei— ten Jahre bei jener Fruchtfolge keine Empfehlung, und beſſer wird nach den gedüngten Kartoffeln mit Gerſte und Klee auf dieſen Winterung und auf dieſe Hafer folgen. Manche Landwirthe bringen die Kartoffeln in's Sommerfeld, düngen etwas, ſäen alsdann anſtatt der Brache Erbſen, und brin— gen nach dieſen Winterroggen. In der Koppel— und Fruchtwechſelwirthſchaft kann man den Kartof— feln weit bequemer den geeigneten Platz anweiſen. Obſchon die Kartoffeln aus ihren Vorgängern ſich nicht viel machen, fo gerathen fie doch in einem reinen und kraftvollen Boden um ſo beſſer; daher ſie nach Dreiſchland und in der Kleenarbe ganz vorzüglich gut gedeihen. Bei dem großen Grade mehlhaltiger Stoffe, welche die Kartoffeln gewäh— ren, ſaugen ſie den Boden ziemlich aus, und ge— düngtes Land erſchöpfen die Kartoffeln im Ver— hältniſſe mehr, als ungedüngtes, indem durch die Bearbeitung während der Vegetation ſich viele Dün— gerſtoffe verflüchtigen. In trocknen Jahren, wo ſich das Kraut weniger ausbildet, erſchöpfen die Kartoffeln im Verhältniſſe zu ihrem Ertrage mehr, als in mäßig feuchten. Nach ſich ſelbſt koͤnnen die Kartoffeln zwar öfters gebaut werden, doch arten ſte dann um fo mehr aus. Der Boden muß zu den Kartoffeln tief und möglichſt ſorgfältig bearbeitet werden. Daher iſt es ſelbſt in leichterm Boden gewöhnlich, das Land mit 3 Furchen zu beſtellen, in bindigem aber ſo oft zu pflügen, bis das Land erforderlich gepulvert iſt. Der mehr bindende und feuchte Boden wird im Herbſte geſtürzt und ſpäter mit dem Exſtirpator und Haken bearbeitet. Alle Pflugarbeiten müſſen bei dem Kartoffelacker, in ſoweit es der Acker er— laubt, tiefer, als zu den Getreidefrüchten gegeben werden, da die Kartoffel zu ihrem Gedeihen unter und über ſich lockeres Land bedarf. Auch muß man ſich hier ganz beſonders nach den Kartoffel— ſorten richten. Die Kartoffeln werden gewöhnlich fortgepflanzt: 1) durch das Legen von Samenknollen, welches als die ſicherſte Fortpflanzungsmethode be— trachtet wird; ſie iſt auch die älteſte, die leichteſte und die angemeſſenſte. Ob man ganze oder zer— ſchnittene, große oder kleine Kartoffeln, oder nur Augen und Keime legen ſoll, darüber walten ſehr verſchiedene Anſichten ob. Bei jeder Kartoffelſorte iſt immer die größte an den Stock ſich befindende Kartoffel auch die reifſte und vollkommenſte Frucht; daher ſind bei ſolchen Knollen die Keime kräftiger 205 und ſie geben ſtärkere Pflanzen. Doch treiben bei den ausgelegten ganzen Knollen nicht alle Augen Keime, vielmehr erſticken die untern gewöhnlich; daher braucht man nur Stücke von großen, ausge— wachſenen Knollen, welche mit mehrern Augen verſehen ſind, auszulegen. Dieſe geben in der Regel den ſicherſten und reichſten Ertrag. Beim Zertheilen der Knollen muß man die Kartoffelſtücke an den Fleiſchenden gleichſchneiden, ſo, daß ſie beim Legen eine ſolche Richtung bekommen, daß die Augen oberwärts ſtehen. An jedem Stücke ſollen 3 bis 4 gute Augen ſein. Es iſt anzurathen, das Ausſchneiden ſchon bei Zeiten zu beſorgen; die ausgeſchnittenen Stücke müſſen dann aber ſorgfäl— tig an einem trocknen und froſtfreien Orte aufbe— wahrt und nicht zu dicht über einander aufgehäuft, ſondern bisweilen gewendet und fortgearbeitet wer— den. Übrigens wird allgemein empfohlen, die aus— geſchnittenen Stücke, ſobald kein Froſt mehr zu beſorgen, auf einen luftigen Boden zu ſchaffen und ſie dort vor dem Auslegen überwelken zu laſſen. Kartoffeln, die ſchon getrieben haben, ſollen in ih— rem Ertrage beträchtlich zurückbleiben. Übrigens hat die Erfahrung gelehrt, daß ausgelegte, ganz kleine Kartoffeln, wenn ſolche ſonſt nur auf geeig— netem Boden und bei günſtiger Witterung ordent— lich reif und gut aufbewahrt worden, einen eben ſo großen, ja ſogar noch größern Ertrag gegeben, als die ausgeſchnittenen Stücke der großen Kar— toffeln. Bei der Auswahl der Samenknollen kommt es auch ſehr auf die Sorten an, und man hat im Allgemeinen auf die Größe der Knollen, ihren Ertrag und ihren nährenden Gehalt Rückſicht zu nehmen. Die großen Kartoffeln erleichtern das Erntegeſchäft ungemein, während kleine Sorten daſſelbe gar ſehr erſchweren. Beim Ertrage muß man nicht die Menge der Maſſe, ſondern wie ſich dieſe auf nährende Theile berechnet verhalten, be— rückſichtigen. Zur nähern Prüfung der Nahrungs: fähigkeit ſchneidet man Kartoffeln in Scheiben, läßt dieſe gehörig austrocknen und vergleicht ſie mit ihrem vorigen Gewicht. Nächſtdem wählt man eine ſolche Sorte, welche bei einem reichen Knol— lenertrage ein ſtarkes Kraut treibt. Außerdem muß man aber auch bei der Wahl der anzubauenden Kartoffelart die natürliche Beſchaffenheit des Bo— dens berückſichtigen; denn ſo wird z. B. eine wäſ— ſerige Kartoffelart auf einem naſſen Boden noch wäſſeriger. Am beſten erhalten ſich alle Arten Kartoffeln in einem milden, warmen Mittelboden. In thonhaltigem Boden dagegen halten ſich die rothen und blauen, im Sandboden die weißen und wäſſerigen Kartoffelarten am beſten. Hat man die Kartoffeln nur zum Viehfutter beſtimmt, ſo kommt es vorzüglich auf größere Maſſen der Ernte an, und man nehme dann für Sandboden die große Viehkartoffel, für Mittelboden die peruvia— niſche, die engliſche, die Wuchefelder Kartoffel und die gelbe Zapfenfartoffel, für lehmigen Boden die Zwitterkartoffel. Sollen aber die Kartoffeln zum Branntweinbrennen dienen, dann kommt es auf mehlreiche Qualität und guten Ertrag zugleich an, 206 und es wird dann rathſam fein, für den Sand— boden die eben für den Mittelboden genannten, für die andern Bodenarten aber, wie vorhin an— gegeben, zu wählen. Alle Frühkartoffeln haben den Fehler, daß ſie unter ſonſt gleichen Umſtän— den gegen die Spätkartoffeln im Ertrage und Wohl— geſchmacke zurückſtehen. Die ſpäten Kartoffeln ha— ben dagegen gegen jene den Fehler, daß ſie mit ihrer Reife bis in den Herbſt zurückbleiben, was im nördlichen Deutſchland vornehmlich dann hin— derlich iſt, wenn man nach Kartoffeln unmittelbar Winterſaat folgen laffen will. Im Allgemeinen ſollen die Kartoffeln nicht eher ausgelegt werden, als bis der Boden gehörig von der Sonne durch— wärmt iſt, was gewöhnlich früher oder ſpäter im Mai geſchieht. In der Regel gerathen die früher gelegten Kartoffeln beſſer. Bei dem Legen mit der Hacke oder dem Spaten macht man entweder or— dentliche Löcher an die Stellen, wo die Kartoffel— pflanzen ſtehen ſollen, wirft etwas Miſt hinein, legt auf dieſen die Kartoffeln und macht wieder zu; oder man ſticht oder ſchlägt mit der Hacke in den Boden, hebt die Erde ein wenig auf, und läßt von einem Gehülfen ein Samenſtück in die dadurch entftandene Offnung werfen, worauf man den Spaten oder die Hacke wieder heraushebt und die Erde zurückfallen läßt. Häufiger jedoch iſt das Legen der Kartoffeln mit dem Pfluge oder dem Haken, wo man die Kartoffeln eine Furche um die andere oder auch allemal erſt in die Zte Furche einlegt. Zu der Furche, in welche eingelegt wird, muß der geſchickteſte Pflugführer gewählt werden, damit er die gehörige Tiefe, in bindigem Boden 3 Zoll, in fandigem 4 bis 5 Zoll halte. Weiter, als 2 Fuß dürfen die Saatreihen nicht von einan— der abſtehen. Der Abſtand der Kartoffeln unter einander macht nach Verhältniß der Größe der Saatkartoffeln oder ihrer Belaubung, nach der Be— ſchaffenheit und Güte des Bodens (auf reichem Bo— den legt man ſie weiter von einander) 12, auch 16 bis 18 Zoll. Auf dürrem Boden legt man die Kartoffel am beſten dicht an die linke Furchen— wand; auf ſchwerem oder feuchtem Boden aber bringt man die Kartoffel auf die entgegengeſetzte Seite, und drückt ſie ein paar Zoll über die Sohle in den aufgeworfenen Schnitt. Wäre man genö— thigt, die Kartoffeln auf einen der Näſſe unter— worfenen Boden zu bringen, ſo muß man ſie ſo hoch als möglich zu pflanzen ſuchen. Zu dem Ende wird das Land fertig gepflügt, und die Setz— kartoffeln reihenweiſe angelegt, wie ſie jeder zweite Schnitt bezeichnet, ohne vorher geeggt zu haben; alsdann durchfährt man die nicht belegten Furchen unmittelbar darauf mit dem Häufelpfluge, wodurch die Sepfartoffeln bedeckt werden. Ein zweckmäßi— ges Verfahren iſt es, die zweite, nicht mit Kartoffeln zu belegende Furche etwas tiefer zu ziehen, ſo daß dieſe etwas höher, als die erſte belegte aufgewor— fen wird, die Kartoffeln ſelbſt aber beim Legen ſo in die rechte Furchenſeite einzudrücken, daß die Kartoffel noch lockere Erde unter ſich behält und dann mit umgekehrt gelegten Eggen das Land in Die Kartoffel, Erdbirne, Grundbirne. recht ſchiefen Strichen zu eggen, damit die Erde von den höher gelegten zweiten Furchen ſich mit auf die tiefer gelegenen erſten oder belegten Furchen vertheilt. Die einfachſte Methode, die Kartoffeln mit zu legen, die auch einen ſichern Ertrag giebt, iſt die nach dem Haken. Man zieht hierbei auf dem eben geeggten Acker mit einem Haken in dem Ab— ſtande, in welchem die Kartoffelreihen ſtehen ſollen, und in der erforderlichen Tiefe Rinnen, die nicht zu breit, ſondern mehr ſchmal werden, und in dieſe Rinnen legt man nun die Setzkartoffeln, und be— deckt ſie durch das Spalten der ſtehen gelaſſenen Kämme mit dem gewöhnlichen Haken, dem man aber kein Vordergeſtell giebt, oder mit dem Behäu— felhaken, von dem man das vordere Rad nimmt. Eine Tiefe von 2 Zoll iſt für die Setzkartoffel die geringſte, aber man bringt ſie auch nicht über 6 Zoll tief unter. Diejenigen Sorten, welche die Knollen mehr nach unterwärts treiben, müſſen flacher gelegt werden, als die, wo der Anſatz mehr nach oben ſtatt— findet. Große Sorten müſſen weiter, kleine enger an einander gelegt werden; eben ſo iſt Letzteres auch bei zerſchnittenen Samenſtücken der Fall. Das Ein— ſaatquantum iſt daher ſehr verſchieden; denn wenn von großen, meiſtens zerſchnittenen Kartoffeln 10 bis 13 Berl. Scheffel auf den Morgen erforderlich ſind, reicht man bei kleinen Kartoffeln oder Keimen mit 2 bis 3 Scheffel hin. 2) Fortpflanzung durch Samen. Es iſt dieſe zwar mühſam und langwierig, aber dennoch lohnend, weil ſie eine vortheilhafte Veränderung auf die Wurzelknollen äußert, indem dieſe ſtets beſſer werden und einen ergiebigern Ertrag gewähren. Die Samenbeeren werden im Herbſte, ſobald ſie eine weißliche Farbe annehmen, ehe ſie vom Froſte ge— troffen werden, abgenommen, zerdrückt und der kleine Same durch öfteres Waſchen von den Schleimthei— len abgeſchieden, alsdann auf Leinwand getrocknet und bis zum künftigen Frühjahre an einem trocknen Orte aufbewahrt. Man bringt den Samen entwe— der in ein kaltes Miſtbeet, oder in ein kräftiges Gar— tenbeet, welches im Herbſte vorher gedüngt und gut zubereitet worden. Sobald der Boden gehörig ab— getrocknet und kein Winterfroſt mehr vorhanden iſt, harkt man das Beet klar und eben, und ſtreut den Samen ſo darauf, daß die Samenkerne 2 Zoll von einander kommen, worauf der Same flach eingeharkt und das Beet bei trockner Witterung mit einem Brete zuſammengeklopft wird. Die jungen Pflanzen wer— den vom Unkraut rein gehalten und da verdünnt, wo ſie zu dicht ſtehen. Im erſten Jahre bleiben die Pflanzen in dem Beete, oder ſie werden dann, wenn ſie 5 Zoll hoch ſind, in andere gut zubereitete und gedüngte Beete in einer Entfernung von 1 Fuß ver— pflanzt. Gewöhnlich erreichen die Knollen im erſten Jahre nur die Größe von einer Erbſe bis zu der ei— ner wälſchen Nuß, und nur die aus Miſtbeeten ver— pflanzten geben Knollen von der Größe der Mittel— kartoffeln, die aber noch wäſſerig und ſchliffig ſind. Im zweiten Jahre werden die Kartoffeln ſo wie die gewöhnlichen in's Feld gelegt, und ſie geben dann ſchon einen anſehnlichen Ertrag; Fortpflanzung durch Samen. allein erſt im dritten Jahre erlangen ſie ihre Voll— kommenheit. 3) Durch gezogene Pflanzen. Man pflanzt Samenknollen, in 2 oder mehrere Theile geſchnitten, gleich an den Ort, wo ſie ſtehen ſollen, nachdem das Land gehörig vorbereitet worden, zu Ende Aprils oder Anfangs Mai. Nach 6 bis 8 Wochen werden die Kartoffeln ſtämmige Pflanzen liefern, und man zieht nun von jedem Satze 2 bis 3 Pflanzen behut- ſam heraus, und ſetzt ſolche, gleich den Runkelrüben, mit dem Pfluge auf ein gehörig gedüngtes und zu— bereitetes Land ſo, daß die grünen Blätter der Pflanze hochſtens 3 bis 4 Zoll hoch über der Erde hervorſte— hen. Bei dieſem Verfahren erſpart man beträchtlich an Samen, erhält einen größern Ertrag und gewinnt mehr Zeit, den Kartoffelacker zuzurichten. 4) Durch Keime. Es werden die von den Kar— toffeln in dem Keller ausgetriebenen Keime, welche in mehrere Glieder getheilt ſind, in kleinere Stücke geſchnitten und in einen lockern Boden gelegt; man kann aber auch die kleinern 1 bis 2 Zoll langen Keime abbrechen und in ein gut zugerichtetes Erd— reich 6 Zoll von einander pflanzen. Dieſe Keim— pflanzung iſt nur in Zeiten der Noth in Anwendung zu bringen. 5) Durch Schalen. Man ſchält die Schale einen Meſſerrücken dick ab, zertheilt ſie in mehre mit Augen verſehene Stücke und legt dieſe wie die Knol— len aus. Dieſe Methode hat nicht ſelten reichliche Ernten gewährt, iſt jedoch nur in Zeiten der Noth zu empfehlen. 6) Durch ausgeſtochene Augen. Man be— dient ſich zum Ausheben der Augen eines kleinen runden eiſernen Löffels mit ganz ſcharfem Rande, etwa von der Größe eines Viergroſchenſtücks, an dem ſich ein eiſerner Stiel mit einem Holzgriffe be— findet. Dieſe Augen werden in den Reihen um die Hälfte enger gelegt, als die ganzen oder zerſchnitte— nen Knollen, und geben oft einen ſehr anſehnlichen Ertrag. Dieſe Methode iſt nur in einem leichten und mehr feuchten Boden bei hinreichend feuchter Witterung mit gutem Erfolge in Anwendung ge— bracht worden. 7) Drurch abgeſchnittene Zweige. Die Zweige müſſen vor dem Blühen abgeſchnitten wer— den, und das Verfahren dabei kommt mit dem Ver— pflanzen bei der unter 3) angegebenen Methode ganz überein; nur iſt darauf folgende feuchte Witterung oder das Angießen unentbehrlich. Auf einem ſehr leichten oder zu ſehr gelockerten Boden wird nach dem Legen gewalzt, worauf das Eggen folgt. In einem Boden, der bei trockner Witterung leicht erhärtet, eggt man ſchon einige Tage nach dem Legen der Kartoffeln und wiederholt das Eggen, wenn die Kartoffeln heraus ſind. Ge— wöhnlich wird aber mit dem Eggen gewartet, bis die Kartoffeln anfangen herauszukommen, und man unternimmt es nur früher, wenn ſich viel Unkraut zeigt. Sehr zweckmäßig iſt, die Kartoffeln etwa 14 Tage nach dem Ausſtecken mit einigen Eggeſtrichen der Länge der Furche nach, aber flach abzueggen. Zum Eggen ſelbſt wählt man eiſerne Eggen. So— 207 bald alle Pflanzen heraus ſind, wird wieder geeggt. Das Behäufeln der Kartoffeln erfolgt dann, wenn das Kraut der Pflanzen etwa eine Höhe von 6 Zoll erreicht hat, und es wird dieſes nach Umſtänden mehrmals wiederholt. In trockenem Erdreiche, bei einem warmen und trocknen Klima iſt es beſſer, nur flach zu behacken, als zu behäufeln. Eben ſo iſt bei denjenigen Sorten, welche ihre Wurzeln mehr zur Seite ausſtoßen, das Behäufeln mehr ſchädlich, als nützlich. Das Behäufeln erfolgt am zweckmäßigſten mit dem Kartoffelhaken. Das erſte Behäufeln ge— ſchieht nur flach, und es werden die Ohren oder die Streichbreter des Hakens gewöhnlich enger geſtellt; beim zweiten Behäufeln wird der Haken aber tiefer geſtellt, und die Streichbreter kommen weiter aus— einander. In den meiſten Jahrgängen wird ein drittes Behäufeln nicht nöthig. Zum Behäufeln wählt man einen Zeitpunkt, wo Boden und Witte— rung mehr trocken ſind. Das beim Behäufeln un— bedeckt und frei ſtehen gebliebene Unkraut muß aus— gejätet werden. Wenn ſich viel Unkraut zeigt, wer— den die Kartoffelreihen zweckmäßig mit der Furchen— egge durchzogen; auch kommt die Furchenegge zweck— mäßig vor dem Behäufeln in Anwendung. Zwiſchen den Kartoffeln können recht füglich noch weiße Rü— ben gebaut werden. Man ſäet dazu den Samen vor dem letzten Behäufeln breitwürfig ganz dünn über den Kartoffelacker, worauf dieſer Same beim Behäufeln mit auf die Kämme in die Kartoffelreihen geſtrichen und zugleich mit hinlänglicher Erde bedeckt wird. Die hier gewonnenen Rüben liefern oft eine nicht unbeträchtliche Maſſe Herbſtfutter. Es kommt ungemein viel auf die Behandlung der Kartoffeln für ihren Ertrag an, und es iſt ein Mißgriff, wenn man auf allen verſchiedenen Boden— arten beim Kartoffelbau ein gleiches Verfahren an— wendet, wie dies leider nur gar zu häufig geſchieht. Wenn man den Sandboden für die Kartoffeln eben fo viel ruhrt, behackt und behäufelt, als den Mittel: und Lehmboden, ſo werden die Kartoffeln meiſtens beträchtlich zurückſchlagen. Der Thon- und Lehm: boden verlangt dagegen nach einer ſorgfältigen Bear— beitung überbaupt, fleißige Lockerung durch Behacken und Behäufeln, ſowie ein minder dichtes Beſetzen mit Pflanzen und nur flaches Einbringen der Saat— knollen. Auf Mittelboden bringt die gemeine ge— wöhnliche Art der Beſtellung mit den gebräuchlichen Hack- und Häufelwerkzeugen den beſten Erfolg. Ob das Abbrechen der Blüthenknospen auf den Kartoffelertrag Einfluß äußere oder nicht, darüber ſind die Meinungen ſehr getheilt, und es ſcheint im Allgemeinen hierauf nicht viel zu rechnen zu ſein. Wichtiger iſt das Abſchneiden des Krautes, um ſol— ches an das Vieh zu verfüttern. Sobald das grüne Kraut abgeſchnitten wird, hören die Kartoffeln auf zu wachſen und ſich zu vervollkommnen. Geſchieht das Abſchneiden zur Zeit der Blüthe, dann welken die kleinen, erſt angeſetzten, unreifen Kartoffeln völ— lig ab, und erlangen nicht die Keimfähigkeit, ſich fortzupflanzen. Nach dem Abblühen der Kartoffeln iſt das Abſchneiden des grünen Krautes zwar viel weniger ſchädlich, veranlaßt aber doch immer einen 208 geringern Ertrag. Zmar frißt das Rindvieh, in Er— mangelung etwas beſſeren, das grüne Kartoffelkraut auch iſt daſſelbe für Ochſen und dem nicht milchge— benden Viehe bei hinlänglicher trockner Fütterung unſchädlich, wogegen aber das Milchvieh davon nur eine ſchlechte, waſſerreiche Milch giebt, welche ſchlechte Sahne abſetzt, und daraus eine übelſchmek— kende Butter entſteht. Bei dem zum Mäſten be— ſtimmten Milchviehe wendet man das grüne Kar— toffelfraut als Futter zum Vertreiben der Milch an. Die Ernte der Kartoffeln richtet ſich zum Theil nach der früher oder ſpäter reifenden Kartoffelſorte. Im mittlern Deutſchland wird der Jacobitag als derjenige angenommen, wo Frühkartoffeln als völlig ausgebildet und unſchädlich zum Genuß erſcheinen. Gewöhnlich beginnt aber die Ernte Ende Septem— bers oder Anfang Oktobers, wenn das Kraut gelb oder von einem Froſte getroffen, ſchwarz wird. Wenn die Kartoffeln mit Handwerkzeugen gelegt ſind, ſo werden ſie auch mit ſolchen herausgebracht, und man bedient ſich dazu der Hacke, des Spatens, des Karſtens oder der Miſtgabel. Beim Kartoffel: baue im Großen werden die Kartoffeln mit dem Pfluge oder noch beſſer mit dem Haken, mit welchem man die Kartoffelreihe ſpaltet, ausgepflügt und ſo— dann aufgeleſen. Das abgeleſene Kartoffelfeld wird ſodann geeggt, wobei man gleich das Kartoffelkraut in gleiche Querreihen mit zuſammenſchleppt, dieſes ſodann wegräumt und die Kartoffel hinter der Egge auflieſt. Alsdann wird noch einmal gepflügt, wo— bei hinter jedem Pfluge 2 Leſer folgen, und alsdann geeggt und aufgeleſen; das zweite Pflügen kann auch mit dem Haken bei breiten Feldſtücken in die Quere erfolgen. Man muß zur Ernte möglichſt trockne Witterung wählen, und in der Regel nie mehr Fur— chen aufhaken, als die Leute an demſelben Tage auf— zuleſen im Stande ſind. Glaubt man ſich jedoch wegen Froſt ſicher, ſo läßt man gern das Auspflü— gen einen Tag vor den Sammlern voraus ſein, da— mit die Kartoffeln trockner eingeerntet werden. Zum Einfahren der Kartoffeln ſind Wagen mit beſondern Kaſten nothwendig, welche an der Seite einen Schie— ber haben, um das Abladen zu erleichtern. Bei dem Abfahren der Kartoffeln in Säcken leiden letztere ſehr, ohne dabei eine Arbeitserſparniß zu erlangen. Der Ertrag der Kartoffeln hängt von der Dün— gung, dem Boden, der Witterung, von der Art, ſie zu legen, zu kultiviren und von den Sorten ab, die man anbauet. Er iſt daher ſehr verſchieden. Iſt zu den Kartoffeln nicht gedüngt worden, ſo iſt eine Durchſchnittsernte von 100 Berl. Scheffeln auf den Morgen in einem kräftigen Boden ſchon eine gute Mittelernte, in weniger kräftigem Boden kann man aber nur höchſtens 80 Scheffel annehmen. In ge— düngtem und für die Kartoffeln geeignetem Lande ge— ben die Kartoffeln eine Durchſchnittsernte von 100 bis 150 Scheffel Knollen und 3 bis 5 Ctr. getrock— netes Kraut. Beiſpiele eines bedeutend höhern Er— trags, die in genugſamer Menge vorhanden ſind, können nicht als Norm angenommen werden; denn ſo erntet man z. B. auf Neubruch oft 250 bis 300 Scheffel und darüber vom Morgen. Jene Durch— Die Kartoffel, Erdbirne, Grundbirne. ſchnittserträge geben übrigens nur diejenigen Gat— tungen, welche die reichſten Ernten liefern; gute Speiſekartoffeln z. B. liefern nur in einzelnen Jahr— gängen die Hälfte von obigem Ertrage. Der Berl. Scheffel Kartoffeln, gehauft gemeſſen, wiegt 100 bis 110 Pfd. Im Allgemeinen bringen die Kartoffeln in der Regel weit mehr ein, als das Getreide; und der hohe Werth, den die Kartoffel auch an das Vieh verfüttert hat, kann ihr in jeder gut geführten Wirth— ſchafft jo lange verſchafft werden, als ein richtiges Verhältniß ihres Anbaues mit den übrigen Früchten, beſonders der trocknen Futtermittel, als des Heues und des Strohes, ſtattfindet. Man kann unter übri— gens gleichen Umſtänden das Verhältniß einer Kar— toffel- zur Sommerkornernte reichlich wie 3 zu 1 an— nehmen. Man ſoll, wenn man von Kartoffeln, die Ende Juli oder Anfangs Auguſt reif find, die Knol— len abnimmt, und die Stöcke wieder auf dieſelbe Stelle einſetzt, im Spätherbſt noch eine zweite Ernte guter Kartoffeln erhalten. Jeder Stock ſoll dann noch 20 bis 30 Kartoffeln tragen. Die Aufbewahrung der Kartoffeln geſchieht am gewöhnlichſten in Kellern und Gewölben, die, wenn es warm iſt, gehörig gelüftet, und wenn es kalt iſt, gehörig verwahrt werden müſſen. Zweckmäßig wer— den die Kartoffeln vor dem Einbringen in die Keller ein paar Wochen an einem ſchicklichen Orte zum Ab— dunſten liegen gelaſſen, worauf man ſie zur Abſon— derung von der Erde über ein Lattenſieb laufen läßt. Müſſen die Kartoffeln bei regneriſcher Witterung eingeerntet werden, ſo ſetzt ſich ſehr viele Erde an die Kartoffeln und dieſelben werden vor ihrer Aufbe— wahrung am beiten davon durch beiſtehendes Kar— toffelſieb oder Reuter davon befreit. Zwei Perſonen „ Y / ee ziehen das mit Kartoffeln gefüllte Sieb hin und her, wodurch ſich die trockne Erde abreibt und durch das Drahtſieb fällt. Am zweckmäßigſten iſt, wo man die Kartoffeln nicht in guten Kellern unterbringen kann, die Aufbewahrung derſelben in den ſogenannten Haufen auf trocknem Boden. Zu dem Behufe wer— den 1½ Fuß tiefe Gräben nach folgender Figur an— = A ED et — gefertigt, welche auf den Fuß weit ſind. Dieſe Gräben werden an den Sei— ten und auf dem Boden mit Stroh bedeckt, die Kar— toffeln eingefüllt, und ſo aufgeſchichtet, daß ſie dach— förmige Haufen bilden. Darauf werden ſie außer— halb mit Stroh bedeckt. Sind die Kartoffeln ge— rig abgetrocknet, ſo werden ſie außerhalb der Stroh— Aufbewabrungsarten derſelben. bedachung noch mit einer Schicht Baumlaub bedeckt. Damit die im Innern ſich entwickelnden warmen Dünſte abziehen können, werden kleine Strohbunde (Strohwiſche) angefertigt, welche oben auf die Kar— toffeln geſetzt und ungefähr 6 bis 8 Fuß von einan— der entfernt werden. Dieſe Dunſtabzugskanäle wer— den auf beiden Seiten oberhalb in Berührung mit den Kartoffeln gebracht. Nachdem dies geſchehen, folgt jetzt eine Schicht Erde, worauf auf den obigen Dunſtkanal ein zweiter Strohwiſch geſetzt wird, der die abziehenden Dünſte in's Freie leitet, und das Eindringen des Regenwaſſers in das Innere verhin— dert. Auf beiden Seiten der Miete werden 1½ F. tiefe Gräben angelegt, damit das Regenwaſſer ab— laufen kann. In einer ſolchen Miete erhalten ſich die Kartoffeln ſehr gut, indem der Froſt nicht durch die 1 Fuß dicke Erdſchichte, ſowie durch die Stroh— bedeckung zu dringen vermag. Um die Kartoffeln aus den Mieten in die Kaſten zu ſchütten, oder auch um die Kartoffeln auf die einfachſte Methode zu waſchen, iſt beiſtehende eiſerne Kartoffelſchaufel zu empfehlen. Sie hat die Form einer gewöhnlichen hölzernen Kornſchaufel, das Haupt aber iſt von ſtar— kem Eiſendraht oder auch Eiſenblech in dieſer Art gefertigt, mit Beobachtung derſelben ausgehöhlten Form, wie bei andern Schaufeln. Die meiſte Vorſicht hat man bei der Aufbewah— rung der zur Saat beſtimmten Kartoffeln anzuwen— den, damit fie nicht vor der Legezeit auskeimen. Man muß daher dergleichen Kartoffeln niemals in warmen Kellern oder in Erdgruben aufbewahren, ſondern ſie in einem trocknen Scheunenraume oder in mäßigen Haufen über der Erde durch eine Unterlage trocknen Laubes und durch Laub und Torf zur Seite Kirchhof, Landwirth. Kartoffelwaſcher. 209 gegen Kälte ſchützen. Wenn man im Herbſte über die im Felde ſtehengebliebenen Kartoffeln in einem trocknen Boden Erde, oder noch beſſer Laub auf— häuft, ſo erfrieren dieſe keineswegs, ſondern wachſen ſogar fort, behalten einen trefflichen Geſchmack, und eignen ſich ganz vorzüglich zur Saat. Die noch ſehr häufig vorkommenden Aufbewahrungsarten der Kat— toffeln, ſie nämlich in tiefe, feuchte, dumpfige Keller— räume in einer Höhe bis zur Wölbung derſelben, oder in der erſten beſten Stallung oder Kammer mehrere Ellen hoch aufzuſchütten, ſind durchaus ver— werflich, indem die Kartoffeln hier ſich meiſtens zu ſehr erhitzen und faulen, oder doch wenigſtens ſehr ſtark auskeimen und fo beträchtlich an ihrem Werthe verlieren. Um Kartoffeln das ganze Jahr friſch zu erhalten, läßt man ſie den Winter über an der Stelle, wo ſie gewachſen find, in der Erde ſtehen. Im Oktober, wenn ſie ziemlich ihre Reife erlangt haben, ſchneidet man das Kraut ab, behäufelt ſie recht tief und be— deckt das Erdreich mit dem abgeſtorbenen Kartoffel- kraute, mit Heidekraut, Stroh, Moos, vorzüglich Laub, worauf man die Decke feſttritt. Alle Kartoffeln müſſen, ehe ſie auf irgend eine Art zur Nahrung für Menſchen und Thiere, oder auch zur Branntwein-, Mehl- und Stärkefabrikation dienen können, rein gewaſchen werden. Am einfach— ſten wirft man hierbei die Kartoffeln in einen Kübel oder eine Kufe, gießt Waſſer darüber und arbeitet ſie mit einem Beſen tüchtig durch, worauf man das ſchmuzige Waller abgießt oder beſſer durch einen an— gebrachten Hahn abläßt und durch wiederholtes Auf— gießen reinen Waſſers allen Schmuz abſpült. Um ſich jedoch dieſes Geſchäft bei großen Quantitäten zu erleichtern, bedient man ſich folgenden Kartoffel— waſchers, womit man auch zugleich andere Knol— len- und Wurzelgewächſe vom Schmuze reinigen kann. Dieſer Kartoffelwaſcher beſteht aus 2 hölzer— nen Scheiben, auf welche Leiſten etwa von der Dicke eines Zolles in's Gevierte in zweckmäßiger Entfer— nung von einander aufgenagelt werden, ſo daß das Ganze einen Cylinder bildet. In der Mitte der bei— den Scheiben werden eiſerne Zapfen gehörig befe— ſtigt, wovon der eine mit einer Kurbel verſehen iſt, um den Cylinder, welcher mit ſeinen Zapfen in den Zapfenlagern eines beſonders dazu eingerichteten Gefäßes liegt, in eine umlaufende Bewegung zu bringen. Die eine hölzerne Scheibe beſitzt zum Ein— bringen der Kartoffeln eine Offnung, welche nach Art einer Thüre geöffnet und geſchloſſen wird. Beim Gebrauche dreht man dieſe Maſchine in dem mit Waſſer angefüllten Gefäße ſo lange herum, bis die Kartoffeln rein ſind, worauf man den Cylinder etwas in die Höhe hebt und die gewaſchenen Kartoffeln in 27 210 Kartoffelhacker. von Weidenruthen oder Baumwurzeln verfertigte Körbe ſchüttet, worin das Waſſer vollends abläuft. Da bei vielen Arten, die Kartoffeln zu benutzen, eine Zertheilung oder ein Zerreiben derſelben zweck— dienlich oder nothwendig iſt, was wohl im Kleinen auf Handreiben oder mittelſt Stoßeiſen geſchehen kann, im Großen aber zu viel Zeit und Kraft in An— ſpruch nehmen würde, ſo hat man Schneide- und Reibemaſchinen erfunden, um dies Geſchäft im Großen mit Leichtigkeit auszuführen. Dergleichen find folgende. Kartoffelhacker mit einem Kreuz. Eine Art Spaten a unten an der Schärfe mit Stahl und oben mit einem Ohr verſehen, wird an eine Stange“ befeſtigt; dieſer Spaten «a iſt in der Mitte mit einem Einſchnitte verſehen, worin ein ähnlicher Spaten e ſo paßt, daß die Schneiden beider Spaten ſich ſenk— recht durchkreuzen, und in einerlei Ebene liegen; an dem zweiten Spaten e befindet ſich in der Mitte eine eiſerne Gabel, welche an beiden Seiten des erſten Spaten a anſchließt, und mit einem eifernen Bolzen feſt angeſchroben werden kann. Die Stange wird mit dem daran befeſtigten Hacker mittelft einer kleinen Kette an die hölzernr Wippe e /, welche bei e einen feſten Drehpunkt hat, und bei d auf einer Unterlage hin und her bewegt werden kann, aufgehangen. Auf dieſe Art iſt diejenige Perſon, welche den Hacker mit— telft der Stange V regiert, im Stande, denſelben allent— halben in den Trog hin zu bringen, in welchen die Knollen- oder Wurzelgewächſe gebracht worden ſind. Sollen von den Kartoffeln Scheiben von ver— ſchiedener Dicke abgeſchnitten werden, ſo iſt hierzu beſonders eine Kartoffelſchneidemaſchine mit einer beliebigen Anzahl von Meſſern anwendbar. Ihre innere Einrichtung zeigt Fig. Lim Durchſchnitte. 25 112 Kartoffelſchneidemaſchine. Zwei hölzerne Scheiben A, durch deren Mitte eine ei: ſerne Achſe geht, und in ſelbigen befeſtigt iſt, beſitzen auf ihrem Umfange ſo viele Einſchnitte, als man Meſſer anwenden will; in jene werden letztere fo auf: geſchraubt, daß ſie rund herum eine Art von Cylinder bilden. Es müſſen aber die Rücken der Meſſer in die Tiefen der Einſchnitte, wie etwa bei einem Kraut— hobel, ſoweit hinein gelegt werden, als man die Kar— toffelſcheiben dick geſchnitten verlangt. An der einen Seite des von den Meſſern gebildeten Cylinders bleibt blos eine Offnung von 4 Zoll Weite, welche ſich mittelſt einer eiſernen Thüre 2 verſchließt und öffnet. Die eiſerne Achſe mit den daran befindlichen Meſſern liegt in dem Geſtelle abc d in zwei Pfannen (Fig. 2) bei e und /. An dem einen Ende der Achſe iſt bei e eine Kurbel befeſtigt und an dem andern Ende ein Schwungrad /. Beim Umdrehen der Kurbel öffnet ſich die Thüre ' in der niedrigſten Lage, wobei die Scheibenſtücke aus der Offnung herausfallen; hier— nächſt fällt fie gegen ein Querſtück 4 und wird beim weitern Umdrehen ſo wieder zugedrückt, daß ſie die Offnung im Augenblicke verſchließt, wenn ſie nach oben hinkommt. Über dem Cylinder iſt ein Rumpf auf dem Geſtelle mittelſt 4 Hafen befeſtigt, wie Fig. 3 bei 1 und 2 anzeigt, in welchen die Knollengewächſe geſchüttet werden. Fig. 2 ſtellt dieſe Maſchine von der einen ſchmalen Seite geſehen dar. Die Fig. 3 zeigt ſie von derjenigen langen Seite, welche der durchgeſchnittenen Abbildung in Fig. 1 entgegenge— ſetzt iſt, und die Fig. 4 giebt den Durchſchnitt nach der ſchmalen Seite geſehen an. Zu demſelben Zwecke dient auch der nachſtehende Kartoffelſchneider mit einem Meſſer, welchen Fig. 1 im Durchſchnitte darſtellt. Der Rumpf g ift an dem Geſtelle ebenfo ND 1 N wie an der vorigen Maſchine befeſtigt. Gleich unter dem Rumpfe befinden ſich zwei halbrunde hölzerne Scheiben mit langen Backen Ah, welche an beiden En— den des Holzes 7 befeftigt find, das ſich auf einem eiſernen Bolzen bewegt, wel— cher durch ſelbiges und durch die Sei— ten des Gerüſtes geht, und in letztern befeſtigt iſt. Zu oberſt auf die hölzernen halbrunden Scheiben wird das auf beiden Seiten ſcharf geſchliffene Meſſer „ feft aufgeſchraubt, und auf den Sei— ten deſſelben wird der übrige Theil der Halbſcheiben mit zwei eiſernen Platten (Fig. 2 und 3) Z und m ſo geſchloſſen, daß beide hinter dem Meſſer um ſo viel Kartoffelſchneider. tiefer eingelegt werden, als man die abzuſchnei— denden Scheiben dick haben will. An den Enden N 7 der beiden langen Backen der halbrunden Scheiben iſt ein Handgriff e, wodurch der Arbeiter das Meſ— ſer in eine auf- und niederwärtsgehende Bewe— gung verſetzt. Dieſer Handgriff iſt ebenfalls durch einen eiſernen Bolzen befeſtigt, welcher durch den— ſelben und durch die Backenſtücke der Halbſcheiben hhogebt. Beim Herauf- und Abwärtsbewegen ſchnei— det das Meſſer abwechſelnd mit beiden ſcharfen Sei— ten Scheiben von beliebiger Dicke von dem im Rumpfe befindlichen Kartoffeln ab. Übrigens iſt an dem Ge— ſtelle 4% d, außer den beiden Seitenſtücken d und e, noch ein drittes, / zur gehörigen Feſtigkeit angebracht, weil auf dieſer Seite bei “ kein Endſtück am obern Gerüſte ſich befindet. Fig. 2 zeigt das mit dem Meſ— fer zuſammengeſetzte Geſtell von oben herabgeſehen, und Fig. 3 daſſelbe von unten betrachtet. Sollen die Knollen- und Wurzelgewächſe zur Fütterung des Viehes verwendet und in kleinen zer— ſtückelten Theilen mit Spreu oder Häckerling ver— mengt werden, ſo iſt hierzu beſonders der ſogenannte Kartoffelwolf zu empfehlen. 1 = — Fig. 1 ſtellt die Maſchine nach derjenigen Seite vor, an welcher das Schwungrad mit dem daran be— findlichen Handgriffe zum Umdrehen befeſtigt iſt; in der Fig. 2 wird ſie im Durchſchnitte dargeſtellt. Zwei Walzen dd find in einem Behältniſſe verſchloſſen, Kartoffelreiber. 211 wovon eine jede auf der Oberfläche mit 20 oder 30 ſcharfen Zähnen oder Meſſern beſetzt iſt. Fig. 3 zeigt einen ſolchen Zahn in wirklicher halber Größe. Dieſe Zähne werden mit der an denſelben befindlichen Schraube in die Walze feſt aufgeſchroben. Gleich unmittelbar über dem Gehäuſe der Walzen liegt ein Roſt, zwiſchen deſſen Offnungen die Zähne hindurch gehen. Über dieſem Roſte befindet ſich ein Rumpf, in welchem die Knollen- oder Wurzelgewächſe ge— ſchüttet werden. Sobald nun die Walzen in gehöri— gem Umlauf kommen, reißen die Zähne auf denſelben einzelne Stücke von den Gewächſen ab, welche in den unten angebrachten Kaſten ce hinabfallen. Um nun die Walzen in den dazu nöthigen Umlauf zu bringen, geht durch eine jede derſelben eine eiſerne Achſe hin— durch, an deren einem Ende ein Stirnrad ſich befin— det, wie in der Fig. 4 bei. / zu erſehen, welche dieſe Maſchine im Durchſchnitte der Länge der Walze nach darſtellt. Die beiden Stirnräder find jo groß, daß, wenn die eiſernen Achſen in ihren Pfannen liegen, das eine Rad in das andere eingreift, und dadurch die andere Walze in eine der erſtern entgegengeſetzte Richtung herumbewegt. An dem andern Ende der einen Walze iſt eben das Schwungrad e angebracht, das mittelſt des daran befindlichen Handgriffs in Umlauf, und eben dadurch die ganze Maſchine in die gehörige und nöthige Bewegung gebracht wird. Zu mancherlei andern ſehr nützlichen hauswirth— ſchaftlichen Beſchäftigungen kann die Kartoffel— reibe vortheilhaft gebraucht werden. Fig. ! zeigt dieſelbe im Durchſchnitte und ihre innere Einrichtung. a iſt ein Rumpf, in welchen die Kartoffeln gebracht werden, und der zugleich die Hälfte eines Cylinders umfaßt, deſſen Oberfläche aus Eiſenblech beſteht, welches wie ein gewöhnliches Reibeiſen ausgehauen, und an 2 oder 3 eiſerne Räder befeftigt iſt. Durch dieſe Räder geht eine eiſerne Achſe hindurch, welche auf beiden Seiten in Pfannen ruht und darin in Umlauf gebracht werden kann. An dem einen Ende dieſer eiſernen Achſe iſt ein Schwungrad ce mit einem Handgriffe befeſtigt. Der untere Theil der cylindri— ſchen Reibe hängt in einem Kaſten 5, welcher unten bei d einen Zapfen hat, und beim Gange der Ma— ſchine bis auf % der . mit Waſſer angefüllt iſt. 7 * 212 Wenn nun das Schwungrad und der reibende Cy— linder in eine umlaufende Bewegung gebracht wird, Y 7220 t n * Kartoffelreiber. an deſſen untere Offnung ein wie ein Reibeiſen durch— löchertes Blech genagelt wird, während an dem einen Ende der Hebel befeſtigt iſt, mit dem man einen genau paſſenden Stempel in jenes Loch, und ſomit die Kartoffeln durch das durchlöcherte Blech drückt. Zum Kochen der Kartoffeln im Großen bedient man ſich beſſer des heißen Waſſer— dampfes, als des flüſſigen Waſſers, indem die Kartoffeln bei Dampf ſchneller, voll— kommner und mit weniger Aufwand an Brennmaterial gar gekocht werden können. Eine einfache Vorrichtung hierzu iſt, daß man die Kartoffeln in ein Faß, deſſen el ZEN Größe ſich nach dem Bedarf an gedämpf— . —g NN “u ten Kartoffeln richtet und welches auch z. B. eine Biertonne ſein kann, füllt, dieſes faſt luftdicht verſchließt, und durch den Spund oder ein Loch im Boden aus einer Deſtillir— blaſe Dampf einſtrömen läßt. Dieſes Faß ſo werden die an den Cylinder anliegenden Kartof— feln abgerieben und die getrennten Theile in dem Kaſten 5 von Waſſer abgeſpült. Alsdann wird die geriebene Kattoffelmaſſe ſammt dem Waſſer in Ge— fäße abgezapft, worin ſie ſich ſetzt, und zu Stärke, Mehl oder Grütze verarbeitet werden kann. Die Fig. 2 zeigt dieſelbe Maſchine von der Seite des Schwung— rades geſehen. Im Kleinen kann man ſich zum Zerreiben der Kartoffeln einer Handreibe bedienen, welche ganz die Einrichtung von dem bekannten Krauthobel hat, nur daß in dem Boden anſtatt der Meſſer über ein aus— geſchnittenes Loch ein Reibeiſen genagelt wird. Die Kartoffeln, welche in den oben befindlichen hin und her zu ſchiebenden Kaſten gethan werden, drückt man mit einem genau paſſenden und mit einem Knopfe verſehenen Deckel an das Reibeiſen an. In Erman— gelung irgend einer Zerkleinerungsmaſchine werden die Kartoffeln mit dem gewöhnlichen Stampfeiſen in einem Stampftroge zerkleinert. Um die gekochten Kartoffeln zu allen den Ver— wendungen zweckmäßig zu zertheilen, wozu man ſie ſonſt zu reiben pflegt, preßt man ſie in noch heißem Zuſtande durch ein, mit Löchern wie ein Reibeiſen verſehenes Blech, wobei nicht, wie bei dem Reiben, Rückſtände und Brocken bleiben. Am beſten bedient man ſich hierzu der folgenden Vorrichtung. 1 Ein wagerechter Balken ruht auf 4 Füßen und ähnelt jo ganz dem bekannten Holzbock der Zimmer: eute. In ſeiner Mitte iſt ein viereckiges Loch gehauen, kann gleich ſo eingerichtet ſein, daß man die Kartoffeln in ihm zertheilen kann. Das Faß, welches auf der einen Seite eine, mit einem Rie⸗ gel verſchließbare, weite Offnung zum Herausnehmen der Kartoffeln haben muß, iſt zum Zwecke einer ſol— chen Zertheilung inwendig mit eiſernen Stacheln be— ſetzt und ſo eingerichtet, daß es horizontal liegend um ſeine Achſe gedreht werden kann, wo ſich die in Dampf gar gekochten Kartoffeln zertheilen, indem fie auf die Stacheln fallen Eine zu dieſem Zweck ver— wendete gewöhnliche Biertonne bedarf weiter keiner beſondern Vorrichtungen, indem ſie ſogleich in die horizontale Lage gebracht, und die Kartoffeln eben— falls zur Seitenöffnung eingefüllt werden können. Läßt man aber ein beſonderes Faß zum Dämpfen der Kartoffeln anfertigen, ſo wird daſſelbe in einer aufrechten Stellung angebracht, und es muß der obere Deckel ſodann zum Einſchütten der Kartoffeln heraus— genommen und wieder möglichſt luftdicht geſchloſſen werden können, oder ſich doch eine hinlänglich weite Offnung für gedachten Zweck in demſelben befinden. Eine eben ſo einfache und bei weitem noch minder koſtſpielige Vorrichtung, die Kartoffeln zu dämpfen, iſt die neuerdings erfundene Kartoffeldämpfmaſchine, welche bei jedem Kochofen in der Stube bequem an— gebracht werden, und womit man die Kartoffeln von demſelben Feuer, mit welchem man die Speiſen kocht, binnen 2 Stunden gar kochen kann. Dieſes Faß iſt ein gewöhnliches Dämpffaß, hat aber unten einen ſtarken auf hölzernen Knacken ruhenden Siebboden, und zwiſchen dieſen und den unterſten Faßboden geht ein 4 bis 83. weites kupfernes Rohr durch das Faß, welches mit ſeiner Mündung an der innern Wand des Faſſes feſt vermacht und waſſerdicht verkittet ſein muß. Dieſes Rohr verlängert ſich in gleicher Weite nach außen ſo weit, als nöthig iſt, daſſelbe von dem Ofen ſtehenden Faſſe durch die Ofenwand auf den Feuerheerd zu leiten, wo es ſich bei derſelben Weite in eine Kreisform umbildet. Dieſer Theil dieſes Roh— res liegt im Ofen zwiſchen dem Boden der Kochröhre und dem Feuerheerde, fo daß das Feuer rings um das Rohr wie um einen Ring laufen muß, ſodann Behandlung der gefrornen Kartoffeln. aber mit derſelben Kraft an die Kochröhre ſchlägt, als dies ohne Vorhandenſein jenes Rohres der Fall geweſen ſein würde. Ein ſolcher Ofen muß jedoch nach der Conſtruktion der ſogenannten Stichflamm— öfen, d. h. wo ſich die Flamme vom Feuerheerde nach den Zügen auf der rechten und linken Seite ſchlägt und in der nächſten Querdeckung des Ofens zuſam— menkommt, ſich hier wieder rechts und links theilt u. ſ. f. geſetzt ſein. Beim Dämpfen wird das Faß bis ziemlich an den Siebboden mit Waſſer, vom Siebboden aber bis oben mit Kartoffeln gefüllt, und durch einen in Falze paſſenden Deckel möglichſt dampf— dicht geſchloſſen. Außerdem befindet ſich noch in die— ſem Deckel ein ein paar Zoll weites und mit einem Spunde verſchloſſenes Loch, um das Garſein der Kartoffeln mit einem Eiſen- oder Holzſtabe zu unter— ſuchen. Dicht am untern Boden des Faſſes befindet ſich an der Außenſeite deſſelben an einer bequemen Stelle ein Waſſerhahn, um das heiße Waſſer nach dem Gardämpfen der Kartoffeln noch beliebig zu be— nutzen. An einer freien Stelle des unterſten Bodens iſt noch ein etwa 1 Zoll im Durchmeſſer haͤltendes und mit einem Spund dicht verſchloſſenes Loch ange— bracht, um bei einem einmal nöthig werdenden Rei— nigen des Faſſes und der Maſchine das Waſſer da— durch rein ablaufen zu laſſen. In einem ſolchen Faſſe, welches nach der Größe der Maſchine 2 bis 4 Berl. Scheffel und mehr Kartoffeln faſſen kann, kann man in einem Vormittage recht füglich zweimal Kartoffeln gar dämpfen, oder, wenn dies nicht nöthig, nach dem Herausnehmen der Kartoffeln noch heißes Waſ— ſer zum Aufbrühen des Futters machen, und beides wird ohne eigentliche Feuerungsauslagen, alſo um— ſonſt bewirkt. Übrigens kann man dieſes Dampffaß eben ſo gut auch außerhalb der Stube anbringen, in welchem Falle man nur das aus dem Faſſe in den Ofen gehende gerade Rohr ſo weit zu verlängern hat, als nöthig iſt, um ſolches durch die Stubenwand zu leiten. Nachſtehende Zeichnung ſtellt dieſen Dampf— apparat dar. Eine ſo einfache und für Viehfütterung und Brennmaterialerſparniß ſo wichtige Vorrichtung ſollte in keiner ländlichen Haushaltung fehlen, zumal wo kein Holzüberfluß beſteht. 213 Zum Zerkleinern der gedämpften Kartoffeln be— dient man ſich folgender Maſchine. Sie beſteht aus 2 glatten Walzen von Holz oder Gußeiſen, welche 1 Elle im Durchmeſſer und 12 bis 15 3. Länge haben und neben einander liegen. Durch den Mittelpunkt des Durchmeſſers geht eine eiſerne Stange, welche in meſſingenen Pfannen ruht und die Stelle der Zapfen vertritt. Durch eine Schraube kann man beide Walzen mehr an einander bringen und von einander entfernen. An jeder Walze iſt eine Kurbel, auch wohl zwei, durch welche ſich beide in entgegengeſetzter Richtung durch Menſchenkraft dre— hen. Über den Walzen iſt der Rumpf, aus welchen die Kartoffeln zwiſchen die Walzen fallen und durch dieſe zerquetſcht werden. Dieſe Kartoffelmühle ruhet entweder auf einem Geſtell, worunter ein Gefäß ſteht, das die zerquetſchten Kartoffeln aufnimmt, oder beim Branntweinbrennen gleich über dem Maiſchbottiche auf einem Geſtelle. Unter den Walzen liegen zwei Meſſer, die den Anſatz abſchaben. Gefrorne Kartoffeln. Wenn die Kartoffeln auf einmal in eine ſehr große Kälte, z. B. von 10 Grad R. unter Null gebracht werden, ſo gefrieren ſie zu einem ſteinharten Körper, ohne die geringſte Süßigkeit anzunehmen; ſie ſind getödtet und faulen bald, nachdem ſie wieder aufgethaut ſind, wofern man ſie nicht auspreßt und trocknet. Doch halten ſie ſich auch den ganzen Winter über, wenn ſie gleich abwechſelnd aufthauen und gefrieren, ſehr gut, wo— fern man ſie nur an der Luft, und zwar dünn aus— gebreitet, liegen läßt. Werden hingegen die Kartoffeln in eine Kälte nahe am Gefrierpunkte oder blos einige Grade unter denſelben gebracht, ſo werden ſie dabei ſüß, ohne zu erſtarren, wenn der Froſt nicht etwa bis 4 Grad unter Null geht. Bei verſtändiger Behand— lung behalten die erfrornen Kartoffeln noch denſelben Werth, als die unerfrornen. Die nur ſüßlich gewor— denen Kartoffeln können unbedenklich an das Vieh verfüttert werden. Die in ſtarker Kälte erfrornen Kartoffeln ſoll man gleich nach dem Aufthauen aus— preſſen laſſen und dann gekocht an die Schweine oder 214 Rindvieh verfüttern. Sie können auch, noch gefroren, gerieben und auf Stärkemehl verarbeitet werden. Oder man kann ſie, nachdem ſie aufgethaut und aus— gepreßt ſind, an der Luft oder im Backofen trocknen und dann zu Mehl unter das Brot oder zu ſonſtigen Gebrauche mahlen. In Ermangelung einer Preſſe kann man ſie mit Waſſer übergießen, zerſtampfen und das Waſſer ſo oft ablaſſen und durch reines erſetzen, als es übelriechende oder farbige Theile aufgenom— men hat; worauf endlich der Rückſtand in dünnen Lagen an der Luft oder im Backofen getrocknet wird. Auch die ganz erfrornen Kartoffeln empfiehlt man, um die Fäulniß zu verhüten und ſie zur Branntwein— brennerei und Viehfütterung brauchbar zu erhalten, in eine dünn auseinander gebreitete Lage zu brin— gen, in welcher nicht mehr als 2 bis 3 Knollen über einander liegen. Hat man nicht hinlänglichen Gebäuderaum, ſo kann dies unter offenen Schup— pen, im Nothfall ſelbſt auf einem freien Raſenplatze geſchehen. Hier mögen die Kartoffeln nun auf— thauen oder frieren, ſo bleiben ſie immer wenig— ſtens zur Viehfütterung brauchbar, wenn ſie nicht etwa vorher ſchon zur Fäulung gekommen ſind. Damit dies auch hier nicht geſchehen kann, rührt man ſie alle 3 Tage einmal um. Man kann ſie dann, nach und nach klein gehackt und mit gutem Häckſel vermengt, in kleinen Portionen und mit anderem Futter dem Viehe geben. Am beſten wer— den ſie aber zubereitet, wenn man ſie mit Häckſel vermengt, durch die Selbſterhitzung gar macht. Beim Branntweinbrennen ſollen die gefrornen Kartoffeln ſogar noch mehr Ausbeute geben. Die Keime der Kartoffeln enthalten giftige Eigenſchaften; daher man gekeimte Kartoffeln nicht einmal verfüttern ſollte, indem ſelbſt die daraus bereitete Branntwein— ſchlämpe von ſchädlicher Wirkung iſt. Erdapfel, Erdbirne, Topinambur, knollige Sonnenroſe. Der Erdapfel iſt eine unſerer Sonnenroſe ähn— liche Pflanze und gehört auch in dieſes Geſchlecht. Er treibt einen 6 bis 12 Fuß hohen beblätterten Stengel und an den Wurzeln eine Menge Knollen, oft über 40 von der Größe mittlerer Kartoffeln, die höckericht ſind, eine kupferähnliche Farbe und einen ſüßen Geſchmack haben. Der Anbau der Erd— äpfel iſt auf gutem Boden, wo die Kartoffeln ge— rathen, nicht beſonders zu empfehlen, weil ſie einen geringern Ertrag liefern, und die Knollen blos zur Fütterung des Viehes benutzt werden können. Hat man übrigens einen ſchlechten Boden, wo das Gedeihen der Kartoffeln, ſowie anderer Gewächſe mißlich iſt, ſo dürfte derſelbe zum Anbau der Erd— äpfel zu benutzen ſein; denn ſie nehmen mit jedem Klima und jedem Boden vorlieb, und man kann ſie dem Winter über im Boden laſſen, ohne daß ſie durch den Winterfroſt leiden. Beſonders ver— vienen ſie auf ſolchen Plätzen angebaut zu werden, die wegen ihrer ſteilen Abdachung nicht mit dem Pfluge bearbeitet werden können; beſonders aber verdienen ſie in Gebirgsgegenden zum Anbaue als Futtergewächs Empfehlung. Erdapfel, Erdbirne, Topinambur, knollige Sonnenroſe. Nach friſcher Düngung wachſen die Erdäpfel um ſo üppiger in's Kraut und geben einen um ſo ſtärkern Knollenanſatz; doch treiben ſie in dieſem Falle immer mehr in's Kraut. In weniger gelocker— tem Boden treiben die Pflanzen mehr in den Sten— gel, in gelockertem iſt der Knollenanſatz ſtärker. Die Erdäpfel können unbedenklich nach jeder Frucht folgen; nicht gilt daſſelbe aber in Beziehung auf ihre Nachfolger, indem ſie für die nachfolgende Frucht leicht ein nachtheiliges Unkraut werden, weil ſie auch bei der größten Aufmerkſamkeit bei der Ernte nicht ganz herauszubringen ſind und der ſtärkſte Froſt ſie nicht tödtet. Am angemeſſenſten erſcheint es daher, die Erdäpfel in beſonderen Schlä— gen oder Plantagen zu bauen, von Zeit zu Zeit etwas zu düngen und ſie da ſo lange zu laſſen, als ſie nur fortkommen wollen. Es bleiben nach der Ernte immer ſo viel Faſerknoten und Knollen in den Boden zurück, als zur nächſten Saat erfor— derlich ſind. Etwa leer gebliebene Stellen ſind durch Knollen nachzubeſſern. Sie werden wie die Kar— toffeln, aber frühzeitig im Jahre und etwas ſeicht und weiter gepflanzt und behandelt. Im Vorſommer werden ſie zwiſchen den Reihen gelockert, können aber auch zur Vertilgung des Unkrautes einmal behäufelt werden. Wenn ſie mehrere Jahre im Bo— den ſtehen bleiben, halten ſie nicht mehr reihenweiſe Stand, und das Unkraut muß dann nöthigen Falls mit der Handhacke beſeitigt werden. Das Behacken kann überhaupt gänzlich unterbleiben, wo man die Erdäpfel mehr des Laubes, als der Knollen wegen bauet. Die Ernte kann ſowohl im Herbſte als im Früh— jahre vorgenommen werden; im letztern Falle neh— men die Knollen um "4 an Größe zu. Man kann auch bei offenem Wetter den Futterbedarf den gan— zen Winter hindurch entnehmen, wo man ſie dann auf den naſſen Stellen zuerſt wegnimmt. Stehen die Pflanzen in Reihen, ſo erfolgt die Einerntung wie bei den Kartoffeln; wo ſie aber nicht in Rei— hen ſtehen, bringt man ſie am reinſten mit dem Grabſcheite heraus. Die Fütterung der grünen Laub— ſtengel geſchieht immer auf Koften des Knollener— trages, und das Abnehmen derſelben iſt jedenfalls nicht vor Anfang Septembers vorzunehmen, und giebt / Knollenertrag weniger. Die Schafe lieben die grünen Stengel hauptſächlich und freſſen ſie ganz rein auf. Zu Dürrfutter iſt die beſte Zeit zum Abſchneiden der Stengel Ende Oktobers; doch muß man ſie wegen des ſchwierigen Trocknens oft ſchon Ende Septembers abbringen. Sie werden mit einer ſtarken Sichel / oder 1 F. hoch über der Erde ab— geſchnitten, mit Strohſeilen in 10 bis 12 Zoll im Durchmeſſer haltende Bunde loſe gebunden, und dieſe, etwa zu 7 Bund, in kegelförmige Haufen fo aufgeſtellt, daß die Gebunde genugſame Zwiſchen— räume zum freien Durchſtreichen der Luft geſtatten. Nach etwa 8 Tagen werden die Bunde umgedreht, wo ſie dann bis zum Abfahren ſtehen bleiben. Voll— kommen trocken trotzen ſie jedem Wetter und be— halten die grüne theeartige Farbe. Nach dem Ein— Die Runkelrübe. bringen muß man ihnen einen luftigen Ort an— weiſen. Der Ertrag der Knollen beträgt ungefähr die Hälfte vom Kartoffelertrage, öfters nähert er ſich auch demſelben; der Ertrag an trocknen Stengeln iſt jedenfalls ſehr anſehnlich und zu 30 bis 50 Ctr. anzunehmen. Die grünen und trocknen Stengel und Blätter der Erdäpfel eignen ſich zu einem ſehr guten Pferde— und Schaffutter; das Rindvieh liebt dieſe Laub— fütterung weniger und fie iſt bei dieſem nur ge— ſchnitten zu Häckſel anzuwenden. Die grünen Sten— gel erhöhen beim Rindviehe in Verbindung mit Gras und Heu gefüttert den Werth der letztern, und es können dann 100 Pfd. dieſer grünen Laub— ſtengel durchſchnittlich 31 Pfd. Heu gleich geſchätzt werden. Die verbleibenden Rückſtände der getrock— neten Stengel werden zur Feuerung benutzt. Die Knollen der Erdbirnen werden von jedem Viehe gefreſſen und die Erdäpfelfütterung bekommt den Pferden beſſer als die Kartoffelfütterung; doch ſtehen ſie im Allgemeinen den Kartoffeln im Werthe nach. Sie verurſachen, in ſtarken Quantitäten verabreicht, beim Rindviehe ſtarkes Purgiren, und bei Kühen ſchlägt die Milch merklich zurück. Am geeignetſten haben fie ſich als Schaf- und Schweinefutter er: wieſen. Im Allgemeinen darf man annehmen, daß die Stengel ſowohl grün, als getrocknet ein gutes Futter, daß jedoch die Knollen nur ein mittelmäßi— ges Futter ſind, und man daher im Allgemeinen mehr Rückſicht auf die Stengel, als auf die Knol— len zu nehmen haben wird. Deßhalb wird das Behäufeln beſſer unterlaſſen, wodurch man eine um ſo größere Stengelernte gewinnt. Mehr aber noch als für den Landwirth, welcher meiſt in der Kar— toffel ein vortheilhafteres Gewächs beſitzt, eignet ſich die Erdäpfelkultur für den Forſtwirth, indem Rebhühner und Haſen ſich ungemein gern in ihr gewidmeten Ackerſtücken ſich aufhalten und darin niſten, und da, wo die Waldungen, in welchen Schwarzwild gehegt wird, Erdäpfel erzeugen, die Saaten des Landmanns vielleicht um ſo eher ge— ſchützt ſein werden. Nunkelrübe, (Mangold, Dickrübe, Burgunder— rübe, Rane, Beta). Die Runkelrübe iſt vornehmlich theils im Be— treff der Zuckerfabrikation, theils als Futtergewächs wichtig. Nach den neuern Annahmen werden 2¼ bis 3 Pfd. Runkelrüben einem Pfunde Heu gleich— geſchätzt. Sie ſind ein vorzüglich gutes Milchfutter, doch auch zur Maſtung vortheilhaft. Als Schaffut— ter ſind ſie weniger geſchätzt, als für das Rindvieh. Ihr Futterwerth hängt jedoch auch von der Art ih— rer Kultur und ihren Sorten ab. Die Runkelrübe verdient als Futtergewächs überall den Anbau, wo ſie Gedeihen findet, indem ſie einen ſicherern Ertrag als andere Wurzelgewächſe gewährt. Die vorzüg— lichſten Arten der Runkelrübe, welche in Deutſch— land gebaut werden, ſind folgende: 1) Die meiſtens über der Erde wachſende weiß— 215 röthliche oder rofenfarbige Runkelrübe, gewohnlich inwendig und auswendig weißröthlich, iſt von walzenförmiger Geſtalt. Sie giebt dem Ge— wichte nach den meiſten Ertrag, indem ſie oft 25 bis 30 Pfund ſchwer wird, iſt nur einige Zoll tief in den Boden eingewurzelt und ragt bis zu 1 F. Höhe und mehr über demſelben hervor. Sie ent— hält wenig Nahrungskraft und noch weniger Zuk— kerſtoff. 2) Die zum Theil über der Erde wachſende gelblich-weiße Runkelrübe, iſt gelblich weiß und birnförmig rund. Sie wird nicht ſo groß und ſchwer als die vorige, iſt aber feſter, weniger wäſ— ſerig und holzig, nahrhafter, hält ſich bei der Auf— bewahrung länger und enthält auch mehr Zucker— ſtoff. Beide genannte Arten nehmen mit einem ge— ringern und weniger tiefgrundigen Boden vorlieb. 3) Die mehr in der Erde wachſende blaßrothe Runkelrübe, iſt ebenfalls birnförmig rund, und erlangt in einem tiefen und kräftigen Boden eine ziemliche Schwere. 4) Die in dem Boden wachſende gelbe Run— kelrübe, iſt birnförmig rund, hat kleines Kraut, erreicht höchſtens eine Schwere von 7 Pfund, ift aber ſehr zuckerreich; ſie verlangt einen kräftigen, tiefen Boden, wird aber ihres geringern Ertrages wegen nicht gern zu Futter gebaut. 5) Die hochrothe Runkelrübe, iſt von Geſtalt wie ein Apfel, erreicht keine beſondere Größe, iſt im Futter nur mittelmäßig, treibt aber viele auf ſtarken, ſaftigen Stielen ſtehende Blätter, und giebt daher unter allen das meiſte Blattfutter. 6) Die weiße, auch ſchleſiſche Runkel— rübe, wird der Zuckerfabrikation wegen gebaut, indem ſie den meiſten Zuckerſtoff enthält. Auch hat man in Baiern eine gelbe Art von Runkelrüben, die ſich ganz vorzüglich zu Zuckerfabrikation eignet. Eine andere Art, die aus Oberndorf bei Schwein— furt ſtammt, liefert zwar etwa den vierten Theil weniger an Saft, wird aber dagegen bedeutend größer, und hat nur ein kleines Würzelchen. Es giebt außer den angeführten noch mehrere, alle arten aber mit der Zeit aus, bekommen immer breitere rothe Streifen und werden endlich ganz roth. Die Runkelrübe verlangt einen mehr lockern, tiefgrundigen, reichen Boden und ein warmes Klima, ſowie in ihrer Hauptentwickelungsperiode mehr trockne Witterung. Daher iſt die Runkelrübe in den wärmeren, ebenern Gegenden paſſender, ſo— wie die Kohlrübe einen beſſern Standort in kälte— rem und feuchterem Klima, in mehr friſchem Bo— den und bei einer zeitigeren Einwinternng findet. In einem ſehr bindigen Boden gerathen die Run— kelrüben freilich nicht, auch kommen ſie in einem zu feuchten Boden nicht gut fort; aber ſonſt können ſie in jedem Boden gebaut werden, der nur durch die Kultur locker genug, nicht zu naß iſt, und wo die Einwinterung nicht zu früh eintritt. In Bodenarten, welche bis 40, und wenn ſie in guter Kultur ſte— hen, bis 50 Procent Thon enthalten, werden die Runkelrüben in vielen Gegenden mit Vortheil ge— baut, wenn das Klima mäßig feucht und warm 216 ift. In einem zu ſandigen Boden, der nicht einige Bindigkeit hat, iſt das Gedeihen der Runkelrüben bei Trockenheit mehr gefährdet, als das der Kar— toffeln, und ſie gerathen dann nur, wenn die Wit— terung mäßig feucht iſt. Säure im Boden und Stauwaſſer vertragen ſie nicht. Moor- und Torf— boden, wenn er auch den Kohlrüben zuträglich iſt, ſagt den Runkelrüben nicht zu. In Kalk- und Mer— gelboden wachſen die Runkelrüben bei erforderlich tiefer Krume recht gut. Durch die Blätter zieht die Runkelrübe viel Nahrung aus der Atmosphäre, und die Rüben bil— den ſich in der Regel um ſo ſtärker aus, je mehr ſich Blätter entwickelten und je kräftiger dieſe waren. Zur Entwickelung des Blattorgans verlangt die Rübe aber Kraft im Boden, und jenes wird um ſo ſtär— ker, je mehr die Pflanze Nahrungsſtoff findet. Zur Düngung empfiehlt man entweder ganz zergange— nen Miſt zu nehmen, oder denſelben im vorherge— henden Herbſte unterzubringen. Der Rind- und Schweinemiſt iſt den Runkelrüben der angemeſ— ſenſte, doch bekommt ihnen auch der Pferch und die Düngung mit Jauche ſehr gut. Menſchenkoth und gut gefaulter Teichſchlamm, ſowie Compoſt ſind den Runkelrüben zuſagende Düngungen. Die Düngung braucht übrigens nicht zu ſtark zu fein, und man wird in einem gut kultivirten Boden mit einer halben genug gethan haben; auf von Natur nicht kräftigem Boden muß die Düngung aber ſtärker ſein. Bei der Dreifelderwirthſchaft finden die Run— kelrüben ihren Platz in der Brache, bei der Schlag: und Koppelwirthſchaft im Futterſchlage, neben den Hackfrüchten. Da man nach den Runkelrüben un— bedenklich Winterung bauen kann, ſo kann man ſie auch bei der Fruchtwechſelwirthſchaft viel leich— ter einſchieben, als andere Wurzel- und Knollen— gewächſe, zumal, da ſie auf ihre Vorgänger und Nachfolger ziemlich verträglich ſind und den Bo— den eben nicht ſehr erſchöpfen. Will man die Run— kelrüben ohne friſche Düngung bauen, ſo muß man ſie nach Früchten folgen laſſen, zu denen gedüngt worden war. Man kann ſie nach Kartoffeln, Mais, Hanf, Tabak, nach gedüngtem Wintergetreide, nach Klee und auf ſich ſelbſt folgen laſſen. Indeſſen bleibt es in den meiſten Fällen doch räthlich, die Runkelrüben wo möglich in friſche Düngung zu bringen. Da der Ertrag der Runkelrüben hauptſächlich von dem tiefern Eindringen der Pfahlwurzel ab— hängig iſt, ſo muß auch der Boden zur erforder— lichen Tiefe gelockert werden. Man pflügt daher, wenn es der Boden geſtattet, ſo tief, als es nur angehen mag, vor Winter, und läßt den Acker in rauher Furche liegen bis zum Frühjahre, düngt dann und läßt die Bearbeitung folgen. Bei den zu Futter gebauten Rüben iſt übrigens eine tiefe Bearbeitung kein unumgängliches Bedürfniß ihres Gerathens; denn kann die Pfahlwurzel nicht tief genug eindringen, ſo wachſen die Rüben über der Erde, und liefern auf kraftvollem Boden dennoch einen anſehnlichen Ertrag. Übrigens muß man Die Runkelrübe. bei der Bearbeitung des Bodens auf möglichſte Vertilgung des Unkrautes und Lockerung Bedacht nehmen. Zu Samenträgern muß man bereits im Herbſte, vor der Ernte, die ſchönſten, mittelgroßen Rüben ausſuchen, und dieſe dürfen nicht geblattet werden. Sie müſſen immer einfarbig ſein. Zur Zeit der Ernte werden dieſe Rüben vorſichtig aus der Erde genommen und ihnen die Blätter mit Vorſicht bis an's Herz abgeſchnitten. Man läßt die anhän— gende Erde abtrocknen und abfallen und verwahrt ſie ſodann an einem froſtfreien, dunkeln, doch küh— len und luftigen Orte. Am beſten werden ſie in ſchräger Richtung in trocknen Sand dergeſtalt ein— gegraben, daß der Herztrieb frei bleibt. Sobald im Frühjahre keine Fröſte mehr zu befürchten find, pflanzt man die Rüben in das wohlzubereitete Land, in einer Entfernung von 2 Fuß ſo von ein— ander, daß ſie bis an den Herzkeim in den Boden kommen. Man wählt hierzu kräftiges, gut zube— reitetes Land in ſonniger Lage, die vor ftarfen und rauhen Winden Schutz gewährt. Sobald die Stau— den aus den Rüben hervorgewachſen ſind, wird gejätet und etwas behäufelt, ſpäter werden die Pflanzen durch in den Reihen angebrachte Quer— ſtangen unterſtützt. Der Samen wird erſt geern— tet, wenn der größte Theil deſſelben reif iſt, Ende Auguſts und Anfang Septembers. Der nach dem gehörigen Trocknen der abgeſchnittenen Stengel auf einer Plane mit einem Stocke ausgeklopfte Same wird durch Wurfen und Sieben gereinigt, 4 Zoll hoch auf einem luftigen Boden aufgeſchüt— tet, mehrmals umgerührt, und wenn er trocken iſt, in bedeckten Fäſſern an einem luftigen Orte auf— bewahrt. Man ſäet am liebſten den jährigen Samen. Von einer Samenpflanze kann man 12 bis 15 preuß. Loth Samen rechnen. Die Saat ſelbſt iſt verſchieden und geſchieht breitwürfig, durch das Legen der Samen an den Ort des Standpunkts der Pflanze, durch die Saat auf beſondern Samenbeeten. Einige quellen den Samen vor der Saat ein, während Andere davon nichts halten, indem man ungequellten Samen früher ſäen kann, und ungequellter Samen auch kräftigere Pflanzen liefert. Das Einquellen erfolgt mit Waſſer. Man beſprengt den Samen damit ſo lange, bis die Hand feucht wird, wenn man ihn angreift und zuſammendrückt, bringt ihn dann in Haufen von 6 Zoll Höhe und läßt ihn fo lange liegen, bis eine leichte Erwärmung eintritt, worauf man zur Ausſaat ſchreitet. Die eingeweichten Sa— men werden zuvor mit trockner Aſche, Gyps oder Mehlkalk ſorgfältig vermengt. 1) Die breitwürfige Saat kann nur in einem von Unkraut ganz reinen Boden, der zugleich locker genug iſt, zu empfehlen ſein; wo aber das Un— kraut überhand nimmt, und öfters gejätet werden muß, paßt ſie nicht. Übrigens läßt ſich eine ſolche Ausſaat, auch bei der größten Aufmerkſamkeit, doch nur ungleichmäßig bewirken. 2) Das Legen des Samens an den Stand— punkt der Pflanzen wird für die beſte Methode Die Runkelrübe. die Runkelrüben zu bauen, gehalten; doch kann fie nur in Anwendung kommen, wenn das Klima nicht zu rauh iſt und die warme Witterung im Frühjahre nicht zu ſpät eintritt, wenn der Boden gehörig ge— lockert und gereinigt und der Miſt vor Winter auf— gebracht und mit der Ackerkrume gehörig vermengt iſt. Durch dieſe Methode wird an Arbeit erſpart, die Rüben werden in ihrem Wachsthume nicht ge— ſtört, und ſie treiben dann mit größerer Sicherheit eine Pfahl- und weniger Nebenwurzeln. Die Ent— fernung der Reihen von einander, in welche die Sa— men gelegt werden, beträgt nach der Fruchtbarkeit des Ackers und der Art der Rüben 1½ bis 2 Fuß und darüber. In den Reihen ſelbſt legt man die Samen 1 bis 1 Fuß weit von einander. Man legt den Samen entweder gleich hinter die friſch ge— pflügte Furche, oder man macht auf dem geeggten und gewalzten Acker mit dem Furchenzieher Reihen und legt ſie in dieſe, worauf der Acker nochmals gewalzt wird. Man hat auch beſondere Drillma— ſchinen dazu eingerichtet, die zwar etwas Arbeit er— ſparen, aber Samen verſchwenden und doch nicht ſo ſicher arbeiten, als Menſchenhände. Die Samen dürfen nur ½ bis 1 Zoll hoch mit Erde bedeckt wer— den. Bei warmer und feuchter Witterung kommen die Pflanzen nicht ſelten ſchon nach 8 Tagen hervor; iſt dies aber nach 4 Wochen noch nicht geſchehen, ſo muß man das Feld umpflügen und ſpäter mit Pflan— zen beſetzen. 3) Die Erziehung der Pflanzen in beſondern Sa— menbeeten bleibt, mit wenigen Ausnahmen, in Deutſchland, immer die ſicherſte Methode. Man wählt am beſten zu Pflanzenbeeten ein kräftiges, aber nicht friſch gedüngtes Land, bereitet dieſes im vorhergehenden Herbſte vor und ſäet die Samen in der Mitte oder Ende März. An Samen rechnet man auf den Morgen 2 Pfd. Muß man düngen, ſo ge— ſchieht dies im Herbſte mit Pferdemiſte oder noch beſſer Jauche. Das Verſetzen der Pflanzen auf das Feld erfolgt, wenn dieſelben die Stärke eines Gänſe— kiels erreicht haben. Das Ausziehen der jungen Pflan— zen muß mit Vorſicht geſchehen, damit die Pfahlwurzeln weder abgeriſſen, noch auf eine Weiſe beſchädigt werden. Den ausgezogenen Pflanzen werden die Blätter 3 Zoll über der Wurzel abgeſchnitten, und fie mit Letzterer in einen aus verdünnter Jauche und Lehm zubereiteten Brei getaucht, übrigens aber vor der Einwirkung der trocknen Luft und Sonne ge— ſchützt. Die in einem mehr flachen Boden zu ver— pflanzenden Runkelrüben können auch an der Wurzel etwas verſtutzt werden. Je zeitiger man die Rüben auspflanzen kann, deſto beſſer iſt es. Man wartet gern zum Verpflanzen einen Regen oder doch trübes Wetter ab, oder pflanzt wenigſtens nur gegen Abend. Die breitwürfig geſäeten und geſteckten Rüben müſſen, wenn ſie zu dicht ſtehen, verdünnt werden, ſowie bei den verpflanzten die eingegangenen nach— zupflanzen ſind. Sobald ſich Unkraut zeigt, iſt die— ſes zu vertilgen und der Boden zugleich zu lockern. Hiezu kann man ſich der Furchenegge oder eines klei— nen Exſtirpators bedienen. Ein mäßiges Behäufeln iſt den in der Erde wachſenden Rüben zuträglich. Kirchhof, Landwirth. N Hinſichtlich des Behäufelns der über der Erde wach— ſenden Rüben aber ſind die Meinungen getheilt, in— dem Einige das Behäufeln für nachtheilig, Andere für zuträglich halten. Das Behäufeln erfolgt mit der Pferdehacke oder dem ſogenannten Krauthaken. Ein zu frühzeitiges Abblatten wirkt ſehr nachtheilig auf den Ertrag der Runkelrüben ein, und es darf ſolches nicht eher vorgenommen werden, als wenn die Rübe bereits vollkommen ausgebildet iſt, im September. Die bereits gelb gewordenen Blätter können jedoch ohne Nachtheil weggenommen werden. Übrigens iſt die Blatternte im Herbſte für den Land— wirth von bedeutendem Werthe. Mit der Ernte derjenigen Rüben, welche über der Erde wachſen, muß man im Herbſte vor Eintritt des Froſtes fertig ſein; mit dem Herausbringen der unter der Erde wachſenden Runkelrüben braucht man ſich jedoch nicht zu ſehr zu beeilen, da ſelbſt ein Froſt von 4 Grad R. ihnen nicht ſchadet. Die vollkom— mene Reife der Rüben tritt Ende September oder Anfangs Oktober ein. Bei dem Herausnehmen der Rüben muß man ſich hüten, dieſelben zu beſchädigen; daher iſt das Verfahren, die Rüben mit Miſtgabeln aus der Erde zu heben, am allerwenigſten zu em— pfehlen. Die über der Erde wachſenden Rüben laſ— ſen ſich größtentheils ohne Schwierigkeit herauszie— hen, und ſind die in der Erde wachſenden Rüben nicht geblattet, und iſt der Boden nicht zu feſt, ſo kommen auf dieſe Weiſe auch die meiſten heraus. Was auf ſolche Weiſe nicht herausgebracht werden kann, wird mit dem Spaten ausgegraben. Auch können die Rüben bei trockenem Wetter mit dem ge— wöhnlichen Feldhaken ſehr bequem auf gewöhnliche, einfache Weiſe ausgepflügt werden, indem man mit dieſem, nachdem das Secheiſen weggenommen wor— den, den Rübenbalken ſpaltet und ſomit die Rüben herauspflügt. Wenn das Wetter gut iſt und keine Nachtfröſte zu beſorgen ſind, ſo ſoll man die ausge— nommenen und abgeſchnittenen Rüben in dünner Lage ſo lange als möglich auf dem Felde liegen laſ— ſen, damit fie gehörig abtrocknen. Die Blätter wer— den grün, mit etwas Heu oder Stroh vermengt, ver— füttert, oder bei günſtiger Herbſtwitterung durch öf— teres Wenden getrocknet und als Heufutter betrach— tet, indem man ſolche in luftigen Schuppen oder auf Stallböden in nur mäßiger Höhe aufſchichtet, und durch mehrmaliges Umwenden vor dem Schimmeln ſichert. 5 Der Ertrag der Rüben iſt nach Maßgabe der verſchiedenen Umſtände ſehr verſchieden. Man fin— det daher die Angaben von 150 bis zu 400 Ctr. vom Magdeb. Morgen. An Blättern rechnet man vom Morgen 6000 bis 9000 Pfd., wenn nämlich nur einmal geblattet wird. Nach dem Futterwerthe rech— net man 6 Pfd. Blätter 1 Pfd. Rüben gleich. Die Aufbewahrung der Runkelrüben iſt ſchwie— rig, indem ſie eben ſo ſehr vom Froſte leiden, als durch Selbſterhitzung ſehr leicht faulen. Bevor man die Runkelrüben aufbewahrt, muß man alle beſchä— digten, von Froſt angegangenen, auch die zu dicken, welche der Fäulniß zu ſehr unterworfen ſind, aus— ſuchen. Beim dee Dinge man ſie nicht in 2 218 zu hohe und breite Maſſen. Beſſer werden fie im Allgemeinen in Mieten, wie die Kartoffeln, als in Kellern aufbewahrt. Die zur Zuckerfabrikation angebauten Run— kelrüben verlangen in mancher Hinſicht eine andere Behandlung, als die zu Futter beſtimmten Rüben. Je wärmer das Klima iſt, um ſo mehr erfolgt die Ausbildung des Zuckerſtoffes, je kräftiger, trockner und tiefer der Boden iſt, um ſo ſicherer bilden ſich die Zuckerrüben. Mergeliger und kalkgrundiger Bo— den wird für die Runkelrübe zu Zucker nicht empfoh— len; ſalzige Bodenarten paſſen zum Anbaue dieſer Rüben gar nicht, eben ſo wenig naſſe. Durch eine zu ſonnige Lage wird die Salpeterbildung befördert, welche der Zuckerbildung hinderlich iſt. Friſche Dün— gung paßt nicht für die Zuckerrunkelrüben, am meiſten noch gut verfaulter Rindsmiſt. Gefaulter Teichſchlamm, Compoſtdüngung ohne Kalk, beſon— ders aber vegetabiliſche Düngung ſind den zu Zucker gebauten Rüben zuträglich. Die Bearbeitung des Bodens muß durchaus tief erfolgen. Das Graben des Ackers iſt freilich beſſer, als das Pflügen deſſel— ben, und bei dem Rajolen entſteht ein noch kräftigeres Wachsthum; indeß kommen doch beide Bearbei— tungsmethoden in der Regel zu hoch zu ſtehen. Wer Rüben zu Zucker bauet, wird ſich am beſten mit Sa— men von dem Zuckerfabrikanten verſorgen laſſen. Das Legen des Samen hinter dem Pfluge her oder mit der Maſchine wird bei den zu Zucker angebau— ten Runkelrüben als das Angemeſſenſte empfohlen, weil hierdurch die Rüben die zur Zuckerbildung ange— meſſenſte Form erhalten. In Berückſichtigung der landwirthſchaftlichen Verhältniſſe ziehen aber die Landwirthe im mittlern und nördlichern Deutſchland dem Legen der Samen das Verpflanzen vor. Bei Letzterem iſt jedoch hauptſächlich darauf Rückſicht zu nehmen, daß die Pflanzen mit der ganzen Pfahl— wurzel herausgenommen und dieſe gehörig eingeſetzt werden. Übrigens können die Pflanzen ſchwächer als bei Futterrüben verpflanzt werden. Die zur Zucker— fabrikation gebauten Rüben müſſen zweckmäßig be— häufelt werden; man darf fie aber niemals blatten, ſondern ihnen nur die welken Blätter wegnehmen. Beim Herausnehmen zur Erntezeit muß man hin— ſichtlich der Beſchädigung noch mehr Vorſicht, als bei den Futterrüben anwenden. Je länger man die Ernte verſchieben kann, um ſo mehr bildet ſich der Zuckerſtoff aus. Der Ertrag wird ſehr verſchieden— artig angegeben. Von der, beſonders zum Anbaue für Zuckerfabrikation empfohlenen ſchleſiſchen Rübe wird man im glücklichſten Falle vom Magdeburger Morgen nur 125 bis 150 Ctr. rechnen konnen. Je zuckerhaltiger die Rübe iſt, deſto geringer iſt ihr Ertrag. Die Kohlrübe, Steckrübe, Erdkohlrabi, Kraut⸗ rübe, Dorſche. Es giebt verſchiedene Arten von der Kohlrübe, die ſich in der Farbe unterſcheiden, welche bei eini— gen ganz weiß, bei andern gelblich, aber oft unbe— ſtändig iſt. Aber auch die Konſiſtenz, ſowie die — Die Kohlrübe. äußere Geſtalt, Kraut und Stengel zeigen Unter— ſchiede. Im Allgemeinen hält man die weißen für die wohlſchmeckendſten, wiewohl ihnen wieder Manche in dieſer Hinſicht die gelben vorziehen. Als eine be— ſondere Abart der Kohlrübe wird die fogenannte Rutabaga, auch ſchwediſcher Turnips, engliſche Rübe genannt, betrachtet, welche aus England ſtammt und jetzt auch ziemlich verbreitet iſt. Sie treibt etwas größere Blätter, als die andern Arten, nimmt mit einem etwas leichtern Boden vorlieb, und treibt die Rübe, welche ſehr groß und 6 bis 8 Pfd. ſchwer wird, etwas über die Erde. Dieſe Rübe iſt überhaupt regelmäßiger, entweder auswen— dig oder innen gelb, und ihr Fleiſch feſter. Sie hat auch einen feinern Geſchmack, als die gewöhnliche Kohlrübe und widerſteht der Kälte mehr. Die Kohl: rübe iſt als Futter für das Milch- und Maſtvieh eine der ſchönſten Früchte. Man behauptet, daß die Kohlrübe als Futter nahrhafter ſei, als die Runkel— rübe, und wenn man 9 Pfd. Kohlrüben 1 Pfd. Roggen gleichſchätze, müſſe man von den Runkel— rüben 11 Pfd. auf 1 Pfd. Roggen rechnen. Ob— gleich der Ertrag der Kohlrüben dem des Kohls nicht gleichkommt, ſo übertrifft ſie ihn doch an Nah— rungsfähigkeit ſo beträchtlich, daß ihr Anbau durch— aus Empfehlung verdient. Wenn in den ebenen Gegenden mit einem mehr trocknen Klima und leich— ten Boden die Runkelrüben und auch die Kartoffeln den Vorzug verdienen dürften, ſo iſt der Anbau der Kohlrüben in allen ſolchen Gegenden, die eine hö— here Gebirgslage, ein feuchteres Klima und einen mehr gebundenen Boden haben, um ſo mehr zu em— pfehlen. Nur den entſchiedenen Nachtheil hat die Kohlrübe, daß ſie von Inſekten ſehr leidet, welche der Runkelrübe wenig anhaben. Erdflöhe, Raupen und Mehlthau ſind ihre Hauptfeinde. Unter allen Umſtänden iſt übrigens immer auf den Anbau der Kohlrüben Rückſicht zu nehmen, wenn man fie mit dem Kohle zuſammenpflanzt, nämlich eine Pflanze um die andere. Die zu Samenträgern ausgeſuchten Kohlrüben bewahrt man im Keller und verpflanzt ſie im nächſten Frühjahre auf dieſelbe Art, wie den Kopfkohl. Die Pflanzen werden eben fo wie Kohl- pflanzen erzogen, nur können die Samen bedeutend ſpäter ausgeſäet werden. Ein kräftiger, ſandiger Lehmboden mit durchlaſ— ſender Unterlage iſt der Kohlrübe liebſter Standort. Sie gedeiht aber auch auf einem mehr ſandigen Bo— den, wenn ſolcher nur hinlängliche Düngungskraft, eine gute Lage und Feuchtigkeit hat, ſowie ſie über— haupt ein mehr feuchtes Klima liebt. Ein ſich feſt ſchließender Thonboden taugt nicht für die Kohl— rüben, und ein flachgründiger Boden giebt ebenfalls kleine und unvollkommene Rüben. Der Boden muß, wenn er auch noch ſo reich iſt, zu den Kohlrüben gedüngt werden. Man bringt den Miſt am beſten im Herbſte vorher unter, zumal, da die ſpäte Dün⸗ gung mit friſchem Miſte die Erdflöhe ſehr begünſtigt und die Pflanze mehr in's Kraut, als in die Rübe treibt. Der Schweinemiſt ſoll den Kohlrüben nach— theilig ſein, und vom Schafmiſte bekommen ſie einen beißigen Geſchmack. Da die Kohlrüben kein ſehr Die Saatrübe, ſtarkes Blattvermögen beſitzen, jo erſchöpfen fie den Boden mehr, als der Kohl. Wenn daher auch zu den Kohlrüben ſtärker gedüngt worden, fo iſt der Boden dennoch für die Nachfolger weniger kräftig, als das Kohlland. Auch iſt der Boden nach den Kohlrüben lockerer, als nach dem Kohle, und deß— halb taugt er zur Winterung weniger, als zur Som— merung. Zu den Kohlrüben muß der Boden mög- lichſt gelockert und das Unkraut ſorgfältig vertilgt werden. Drei bis vier Bearbeitungsfurchen in ge— höriger Tiefe ſind in der Regel nothwendig, und je nachdem der Boden ſich im Frühjahre mehr oder we— niger feucht hält, müſſen dieſe Bearbeitungsfurchen mehr vor oder nach dem Winter gegeben werden. Das Verpflanzen kann früher oder ſpäter erfolgen, doch verpflanzt man nicht gern vor der Mitte Mai und nicht nach Johannis. Beim Verpflanzen muß man durchaus die Hauptwurzel verſtutzen, weil dann die Rübe vollkommner und runder wird; auch ſollen die Pflanzen beim Verpflanzen nicht eine ſenkrechte, ſondern etwas ſchräge Lage erhalten, weil ſie dann um jo beſſer fortfommen und die Wurzel weniger leicht verkrüppelt. Auch müſſen die Kohlrüben etwas enger und tiefer in die Erde (bis beinahe unmittel— bar an das Herz) als der Kohl gepflanzt werden. Bei der oben erwähnten, ſehr zweckmäßigen Me— thode, die Kohlrüben zugleich mit dem Kopfkohle auf daſſelbe Feld auszupflanzen, ſetzen immer 2 Perſo— nen wechſelsweiſe, die eine Kohl-, die andere Kohl— rübenpflanzen in einer und derſelben Pflanzlinie ein, was ſelbſt hinter dem Pfluge her ſehr leicht ausführ— bar iſt. Auch kann die Verpflanzung der Kohlrüben zwiſchen den Kohl ſpäter vorgenommen werden, als die Kohlpflanzung ſelbſt. Während der Vegetation werden die Kohlrüben wie der Kohl behandelt. Das Behäufeln wird bei den Kohlrüben namentlich nöthig, wobei man jedoch ſich in Acht nehmen muß, die Blät— ter nicht mit Erde zu beſchütten. Da die Kohlrüben wegen ihrer geringern Beblattung den Boden nicht fo beſchaͤtten, wie der Kohl, jo muß eine öftere Be— häufelung ftattfinden. Das Begießen der Pflanzen während ihrer Vegetation mit verdünnter Jauche be— fördert ihr Wachsthum ſehr. Das Behäufeln darf nicht ſo tief geſchehen, wenigſtens ſoll die Erde nicht hoch aufgeſtrichen werden, weil die Rüben ſich in Kämmen weniger ausbilden. Das Abblatten der Kohlrüben kann ſchon in der Mitte Septembers geſchehen, ſehr gedeihlich iſt es aber, wenn dann noch einmal behäufelt wird. Die Rübenernte beginnt im Laufe des Oktobers, und wo die Einwinterung zeitig erfolgt, auch wohl ſchon Ende Septembers. Sind die Kohlrüben in einem klebrigen Boden gebaut worden, ſo nimmt man die Ernte ſo zeitig als möglich vor. Wird das Kraut vor dem Ausnehmen der Rüben auf dem Felde ab— geſchnitten, ſo werden dieſelben alsdann am beſten mit dem Feldhaken ausgepflügt und aufgeleſen; wenn aber die Rüben das Kraut noch haben, kann dieſes Verfahren nur bei ganz trockner Witterung und in trocknem Boden ſtattfinden; ſonſt müſſen ſie mit der Miſtgabel oder einem Grabſcheite, in lockerm Bo— den auch wohl mit den Händen ausgenommen werden. 219 In geeignetem Boden iſt der Ertrag bei hinläng— lich feuchter Witterung ſehr bedeutend, bei ſehr trock— nen Jahren aber ſehr unbedeutend. Man hat ſchon über 300 Ctr. Rüben vom Magdeb. Morgen geern— tet, und kann in geeignetem Boden recht füglich 230 Ctr. Ertrag annehmen. Den höoͤchſten Ertrag ge: winnt man, wenn Kohl und Kohlrüben unter einan— der gepflanzt ſind, indem dann beide Pflanzungen vereinigt etwas enger gemacht werden können. Den grünen Blättern, die zu 20 bis 30 Ctr. auf den Morgen zu veranſchlagen ſein dürften, giebt man den erſten Rang unter ſämmtlichen Grünzeugblät— tern. Wo die Kohlrüben einen geringern Ertrag, als 200 Ctr. geben, wird unter den meiſten Verhält— niſſen der Anbau der Runkelrüben vorzuziehen ſein. Bei der Aufbewahrung ſind die Kohlrüben der Fäulniß ſehr unterworfen, und ſchwierig über Win— ter aufzubewahren. Hoch über einander aufgeſchich— tet erhitzen ſie ſich leicht und gerathen in Fäulniß. Man muß daher nur einen geringen Vorrath in den Kellern aufbewahren, und den übrigen Theil der Ernte in Mieten in's Freie bringen. Doch dürfen auch in den Mieten die Kohlrüben höchſtens 2 Fuß hoch zu liegen kommen, ſowie auch die Bedeckung weder zu ſtark noch zu zeitig vor dem Froſte geſche— hen darf. Man kann ſie im Freien auch auf die Art aufbewahren, daß man ſie gegen eine Mauer häuft, die ſie vor dem Nordwinde ſchützt und ſie bei ein— tretender Kälte mit Stroh oder noch beſſer mit Laub bedeckt. Eine, wenn ſchon etwas umſtändliche, doch ſichere Aufbewahrungsart, bei welcher ſich die Kohl— rüben bis Pfingſten halten, iſt das ſogenannte Ein— ſchlagen in die Erde. Man macht nämlich auf ei— nem Felde oder in einem Grabegarten Rinnen, die nicht über einen Spatenſtich tief und breit ſind, legt die Rüben einzeln, eine neben die andere hinein, und indem man die zweite Rinne ausſticht, deckt man mit dieſer Erde die vorhergehende zu. Da die Kohl— rüben vom Froſte weniger leiden, ſo kann ihr Auf— bewahrungsort eher etwas zu kühl, als zu warm fein. Am ſicherſten verfährt man übrigensz in der Regel immer, die zum Viehfutter beſtimmte Kohl— rüben ſchon zu Anfange des Winters zu verfüttern., Die Saatrübe, Waſſerrübe, weiße Rübe, Rü⸗ benkohl. Die Saatrübe iſt eine Futterpflanze, welche frü— her in Deutſchland viel häufiger gebaut wurde, durch die Verbreitung des Kartoffelbaues aber, ſowie durch einen lohnenden Anbau anderer Futterpflanzen zum Theil verdrängt oder doch ſehr beſchränkt worden iſt. Eine durch die Kultur entſtandene und ſehr große Abart iſt unter dem Namen Turnips bekannt und wird in England häufig gebaut. Die Saatrübe iſt indeſſen doch noch ſehr verbreitet, hauptſächlich in Sandgegenden. Sie giebt beſonders dann ein will— kommenes Futter, wenn der Klee aufhört, Kohlrü— ben, Kohl und ſelbſt Runkelrüben noch nicht voll— ſtändig ausgebildet ſind. Es giebt verſchiedene Ab— arten, die leicht in einander übergehen und neue Spielarten bilden, die bi ech verſchiedene Farbe, 220 Geſtalt, Größe, mehr Konſiſtenz oder Wäſſerigkeit u. ſ. w. auszeichnen. Man hat weißliche, grüne, gelbe, violette, ſchwarze; einige ſind kugelrund, an— dere mehr zuſammengedrückt und haben nur eine dünne Pfahlwurzel; andere ſind ſpindelförmig und endigen ſich allmälig in die Wurzel; einige wachſen mehr über, andere mehr unter der Erde; andere ſind ſo groß, daß ſie ein Gewicht von 40 bis 60 Pfd. erreichen; noch andere bleiben dagegen ganz klein. Einige dienen nur zu Viehfutter, andere werden auch als Speiſe geſchätzt. Zu letzterer Art gehören die beiden kleinen Arten, die Steckrübe und die in der Mark Brandenburg, um Teltow gebaute, ſoge— nannte Teltower Rübe. Stärkemehl enthalten die Saatrüben nicht, und nach verſchiedenen Annah— men ſind 100 Pfd. Waſſerrüben gleich 22, auch nur 18, ja nach manchen Angaben nur 12 Pfd. Heu. Sie ſtehen alſo den Kartoffeln, welche in gleicher Gewichtsmaſſe über die Hälfte nahrungsfähiger Theile, welche dem Heue gleich ſind, enthalten, be— trächtlich nach. Einige Arten ſind ſchnellwüchſiger, als andere; die erſtern werden am häufigſten, und als Zwiſchenfrucht in den Getreideſtoppeln gebaut, weßhalb man ſie auch Stoppelrüben nennt. Von jeder dieſer Arten giebt es beſſere und ſchlech— tere, die unter verſchiedenen Namen bekannt ſind. Die Waſſerrübe wird von allen Hausthieren gern gefreſſen, und zwar nicht minder das Kraut, als die Rübe ſelbſt. Sie ſind ein geſundes Futter, wirken auf die Milch, obſchon dieſe wäſſerig wird. Als Maſtfutter taugen ſie nur zur Vormaſt, werden aber in Deutſchland nur ſelten dazu gebraucht. Die Saatrübe verträgt ein kälteres Klima, iſt ſchnellwüchſig und gegen Kälte nicht ſehr empfind— lich. Man findet daher ihren Anbau eben ſowohl auf bedeutenden Höhenlagen, als auch in nördlichen Ländern. Eine Hauptbedingung für ihr Gedeihen bleibt aber ein erforderlich feuchtes Klima. Doch verträgt ſie keinen naſſen, am allerwenigſten einen kalten und bindigen Boden, kommt vielmehr in ei— nen milden, ſelbſt ſandigen Boden am beſten fort. In gehörig trocken gelegtem Moor- und Torfboden kommen die Waſſerrüben recht gut fort. Übrigens muß aber der Boden kräftig ſein, wenn man von den Saatrüben einen angemeſſenen Ertrag erzielen will. Bei der Wahl des Bodens kommt es übrigens darauf an, ob man die Saatrüben in die Brache oder in die Stoppel ſäet. Im erſtern Falle kann man zu ihnen auch einen bindigern Boden wählen, da zur Vorbereitung deſſelben Zeit genug vorhanden iſt, im letztern aber, wo man dem Lande höchſtens 2 Furchen geben kann, muß man durchaus einen lockern Boden wählen. Bei der Fruchtfolge kommt es darauf an, ob die Saatrüben als Brach- oder als Zwiſchenftucht ge— baut werden. Im erſtern Falle ſind ſie Stellvertre— ter derſelben, und man muß das Land gut düngen und bearbeiten. Zwar erſchöpfen die Waſſerrüben das Land nicht ſehr, bemächtigen ſich jedoch der leicht auflöslichen Nahrung, weßhalb die auf ſie folgende Winterung, beſonders der Weizen, beträchtlich zu— rückſchlägt. Aus dieſem Grunde, und weil fie bei Die Saatrübe. der trocknen Witterung im Sommer häufig zurüd: bleiben, ſind die Saatrüben in der Brache in Deutſch— land nicht beliebt. Sie werden vielmehr hauptſäch— lich als Zwiſchenfrucht in den Stoppeln des Getrei— des gebaut, und im ſüdlichen Deutſchland iſt ein großer Theil des Viehfutters auf ſie begründet. Man ſäet die Stoppelrüben gewöhnlich in die Stop— peln der Winterung, zu welcher gedüngt war, und läßt dann auf ſie Hafer folgen. Wo die Erbſen gu— tes Gedeihen finden, kann man auch dieſe nach ihnen folgen laſſen, die nur wenig zurückſchlagen. Im All— gemeinen dürfte wohl anzunehmen ſein, daß der Stoppelrübenbau nur da zu rechtfertigen iſt, wo die Wirthſchaft in einem beſonders günſtigen Düngungs— zuſtande ſich befindet; wo dies aber nicht der Fall, wird man beim Anbaue anderer Gewächſe, welche keinen ſo nachtheiligen Einfluß auf die Stroherzeugung der nachfolgenden Früchte ausüben, einen größern Vor: theil gewinnen. Wenn der Boden nicht kräftig genug iſt, ſo muß zu den Rüben gedüngt werden, ſobald man einen angemeſſenen Ertrag erlangen will. Sie lieben mehr den zergangenen, als friſchen Miſt. Der Schafpferch bekommt ihnen ſehr wohl, beſonders aber gut ge— gohrne und verdünnte Jauche, wenn dieſe bald nach der Saat aufgebracht wird. Der Boden muß gehö— rig gelockert werden, beſonders zu den Brachruͤben. Sollen ſie in die Getreideſtoppeln zu ſtehen kommen, ſo muß man den Pflug unmittelbar nach Aberntung der Winterung folgen laſſen, worauf man eggt. Muß der Boden mit 2 Furchen beſtellt werden, fo pflügt man zuerſt ganz flach, eggt tüchtig, und läßt ſogleich die 2te Furche in gehöriger Tiefe erfolgen. Zur Samengewinnung bewahrt man die beſten Rüben in einem Keller bis zum nächſten Frühjahre, verſetzt ſie dann und verfährt dann ganz ſo, wie bei den Kohlrüben. Oder man läßt die vollkommenſten Rüben den Winter hindurch im Lande, damit ſie im künftigen Jahre in den Samenſtengel treiben. Man empfiehlt, den Samen abwechſelnd auf beide Arten zu erzeugen. Die Samenreife erfolgt gegen Johan— nis. Die Brachrüben werden um Johannis bis vor der Ernte geſäet; die Saat der Stoppelrüben kann bis in die Mitte des Auguſt verſchoben werden; der Ertrag der ſpätern Saat iſt unſicher. Man ſtreut den Samen auf das friſch gepflügte und gut vor— geeggte Land und eggt ihn mit leichten Eggen gut unter. Bei der breitwürfigen Saat bedarf man auf den Magdeb. Morgen nach Beſchaffenheit der Güte des Samens und der Größe der Rüben 1 bis 2 Pfd. Die Saat darf in keinem Falle zu dick erfol— gen. Brachrüben können auch gedrillt werden. Da bei anhaltender Trockenheit nach der Saat die Samen oft gar nicht keimen oder die Keime vertrocknen, ſo muß man, ſobald man ſich davon überzeugt, zu einer neuen Saat ſchreiten. Wenn die breitwürfig ge— ſäeten Saatrüben dick genug ſtehen, ſo unterdrücken ſie auch das Unkraut, wo ſich aber Lücken zeigen, wuchert dieſes um ſo mehr, beſonders bei den Brach— rüben, weßhalb das Jäten und Behacken unerläßlich wird, wobei man die Erde von den Rüben abzieht. Beim Behacken werden die zu dicht ſtehenden Rüben Die Möhre. verdünnt. Statt des Behackens wird auch das Eg— gen empfohlen, ſobald die Pflanzen 6 Blätter haben und das Kraut eine Hand lang iſt; die Eggen wer— den im Winkel angeſpannt, und man wiederholt das Eggen nach 8 bis 10 Tagen. Auf nicht genugſam kräftigem Boden kann man ſelbſt dann noch, wenn die Pflanzen bereits 4 bis 6 Blätter haben, mit Jauche überdüngen. Die Feinde der Saatrüben ſind die Erdflöhe, von welchen jedoch die Brachrüben mehr leiden, als die Stoppelrüben. Nächſt den gewöhnlichen Mit— teln zu ihrer Abhaltung wird auch folgendes empfoh— len. Man nimmt zu gleichen Hälften ältern und friſchen Samen, weicht von jedem die Hälfte 3 bis 4 Stunden in Waſſer ein, miſcht dann den einge— weichten und uneingeweichten Samen zuſammen und ſäet ihn aus. Man bekommt dann eine Aläufige Saat, und da die Erdflöhe nur eine Zeit lang hau— ſen, ſo hat man die Ausſicht, wenigſtens eine Saat zu erhalten. Diejenigen Rüben, welche nur in's Kraut und keine Wurzeln treiben, werden während des Wachsthums ausgezogen und verfüttert. Die Ernte der Brachrüben erfolgt, je nachdem ſie geſäet ſind, im Auguſt oder September. Sie laſſen ſich, am Kraute angefaßt, leicht ausziehen, und man nimmt deren fo viel heraus, als zum Verfüttern täg— lich nöthig ſind. Die Stoppelrüben kann man bis in den November ſtehen laſſen und ſie bis zu dieſer Zeit nach und nach verfüttern. Zur längern Aufbe— wahrung ſchneidet man den beſten und größten Rü— ben das Kraut ab und bewahrt ſie, wie die Kartof— feln, in Mieten. Der Ertrag der Saatrüben iſt nach Maßgabe der Witterung ſehr ſchwankend, erreicht aber in Deutſch— land nicht den der Runkel- und Kohlrüben. Der Ertrag der Brachrüben wird gewöhnlich zu „/ höher angenommen, als der der Stoppelrüben. Als ein guter Ertrag der letztern ſind 60 bis 100 Ctr. vom Magdeb. Morgen anzunehmen; gewöhnlich bleiben ſie aber weit hinter demſelben zurück, ſo daß man häufig den Ertrag nur auf 30 bis 40 Ctr. annimmt. Die Möhre, Mohrrübe, gelbe Rübe, Carotte. Bei den Möhren ſind durch die Kultur in An— ſehung der Wurzeln mehrere Abänderungen entſtan— den, wovon einige kurz und unten mehr abgeſtumpft ſind, welche man vorzüglich Carotten nennt; andere erreichen oft eine beträchtliche Länge, und nehmen vom untern Theile der Wurzel bis zum obern ſehr an Dicke zu. Nach der Farbe unterſcheidet man mehrere Sorten, rothe oder rothgelbe, gelbliche und weißliche. Im Felde bauet man die Möhren haupt— ſächlich des Futter wegens, im Garten vornehmlich zur menſchlichen Nahrung, die rothen und goldgel— ben ſind die ſchmackhafteſten. Für den Möhrenbau im Felde wählt man vor— zugsweiſe den Samen ſolcher Arten, deren Wurzeln groß und lang werden; die blaßgelben und orange— farbenen werden hierzu als die tauglichſten empfoh— len. Die Möhren werden für ſich allein oder mit andern Gewächſen zuſammengebaut. 221 Der Boden, in welchem die Möhren gerathen ſollen, muß tief genug, rein von Unkraut und frei von Steinen ſein, dabei aber auch genug Kraft be— ſitzen. Ein kräftiger, lehmiger Sandboden und ſan— diger Lehm ſagt der Möhre ganz beſonders zu; ſie kommt jedoch auch in einem mehr thonigen Boden fort, wenn derſelbe nur locker iſt und ſich leicht pflü— gen läßt. Obſchon die Möhre in einem zu trocknen Boden kein Gedeihen findet, ſo darf doch der Bo— den, beſonders der Untergrund nicht zu naß fein. Bei einem lockern, kühlen, mäßig feuchten Unter— grunde kann man die Möhren ſelbſt in einem mehr trocknen Boden bauen. Sie lieben ein mehr feuch— tes und warmes Klima. Deßhalb findet man ihren Anbau in England häufig, ſowie in den Vorhügeln und in den Thälern der deutſchen Gebirge, wenn der Boden ſonſt geeignet iſt. Die Möhren kommen da— her nicht in allen Gegenden gut fort, und werden deßhalb auch als Feldfrucht im Großen nicht ſehr häufig angebaut, obſchon ihr Anbau, wo ſie Ge— deihen finden, eine größere Verbreitung verdient. Die in friſcher Düngung gebauten Möhren er— halten einen etwas beißigen Geſchmack und das Un— kraut erhält dadurch einen um ſo größern Vorſprung. Man empfiehlt daher, ſie in einem ſolchen Acker zu bauen, der im vorhergegangenen Jahre gedüngt und worin das Unkraut durch die Kultur der gedüngten Frucht größtentheils zerſtört worden iſt, nach Kar— toffeln, Rüben u. ſ. w.; ja die Möhre iſt mit ſich ſelbſt ſehr verträglich. Man muß jedoch düngen und kann man dies nicht mit Compoſt, Teichſchlamm oder einer andern vegetabiliſchen Düngung thun, ſo ſoll man mit Miſt im Herbſte zeitig zu Möhren düngen, und dazu möglichſt zergangenen Miſt wählen. Sollen die Möhren für ſich allein angebaut wer— den, ſo muß man ſie nach ſolchen Früchten bringen, die ein kräftiges und vom Unkraute reines Land hin⸗ terlaſſen. In der Fruchtwechſel- und Schlagwirth— ſchaft kann man ihnen einen ſolchen Platz ganz nach Belieben anweiſen, zumal, da ſie zur zweiten Tracht nach einer friſchen Düngung gebaut werden können, und ſie hinſichtlich der Vorfrucht gar nicht empfind— lich ſind. Schwieriger ſind die nach den Möhren fol— genden Früchte zu beſtimmen, da wegen der ſpäten Aberntung Winterung nach ihnen unmittelbar nicht geſäet werden kann, auch die Hülſenfrüchte nicht gut gedeihen, und Gerſte und Sommerweizen keinen er— heblichen Ertrag gewähren. Am beſten folgt nach Möhren Hafer mit Klee. In Deutſchland trifft man nicht ſelten Möhren als Zwiſchen- und Nachfrucht an. Indeſſen iſt ein ſolches Verfahren nur höchſtens dann zu empfehlen, wenn der Boden ſehr kräftig iſt, und man wählt dann hierzu Mohn, Lein, Färber— röthe, Hopfen u. ſ. w. Im erſten Jahre zwiſchen dem Hopfen geſäet, gerathen ſie zwar gut, beein— trächtigen aber dann den Hopfen. Zwiſchen den an— dern Früchten aber bleiben die Möhren zurück und man darf keinen beſondern Ertrag erwarten. Em— pfehlenswerther ſoll die neuerdings in Frankreich mit Glück verſuchte Anſaat der Möhren unter Erbſen, die zeitig vom Felde kommen, ſein. Auch unter der Gerſte hat man Anbauverſuche damit gemacht. End— 222 lich hat ſich auch die Verbindung des Möhren: mit dem Rapsbaue bei der Pflanzenmethode als zweck— mäßig erwieſen. Bei der Zubereitung des Bodens wird eine mög— lichſt tiefe Bearbeitung nöthig, daher wird das Land dazu am beſten gegraben. Bei einem nur ſonſt im Untergrunde lockern Boden genügt aber ein 12 Zoll tiefes Pflügen, und in einem mehr gebundenen Un— tergrunde iſt das Doppelpflügen zu empfehlen. Das Vertiefen geſchieht am beſten vor Winter. Zu Samen wählt man im Herbſte die größten, geſündeſten, vollkommen ſpindelförmigen, mit einer langen Wurzel verſehenen Möhren aus, und ver— ſtutzt die Spitzen des Krautes ein wenig; gabelför— mige Wurzeln werden zu Samenträgern durchaus widerrathen, da ſich dieſe nachtheilige Eigenſchaft fortpflanzt. Die Samenmöhren werden am beſten in einem Keller, wo man die Wurzeln in trocknen Sand einſchlägt, aufbewahrt, und ſodann Mitte Aprils, wenn keine Fröſte mehr zu befürchten ſind, 1 Fuß weit von einander in ein gut umgegrabenes, kräftiges Land verpflanzt. Man erntet (im Auguſt) den Samen, wenn der größte Theil deſſelben reif iſt. Man ſchneidet die Samen ſammt den Stengeln ab und hängt dieſe an einem lufttrocknen Orte auf, da— mit die nicht völlig reifen Samen nachreifen können. Bei der Aufbewahrung läßt man den Samen am beſten ſo lange an den Stengeln, bis er gebraucht wird. Zur Ausſaat muß der trockne Same mit den Händen tüchtig abgerieben werden, um eine gleich— mäßigere Saat zu bewirken, wozu man ihn noch vor der Ausſaat mit Aſche oder trocknen Sägeſpä— nen, auch wohl trockner Erde vermiſcht. Auf den Magdeb. Morgen rechnet man 5 Pfd. Samen. Die breitwürfige Ausſaat geſchieht am beſten in die Länge und Quere, und iſt möglichſt zeitig im Frühjahre, ſelbſt ſchon im Februar, wenn auch Schnee liegt, vorzunehmen, ſobald das Möhrenfeld im Herbſte gehörig zugerichtet worden. In einem mehr bindigen Boden aber wartet man beſſer, bis derſelbe ſeine Winterfeuchtigkeit mehr verdunſtet hat. Der Same iſt flach unterzubringen, und geht oft in 4 Wochen erſt auf. Man empfiehlt, das Möhrenland nach der Saat mit einer ſchweren Walze zu überziehen. Um den Anbau der Möhren zu erleichtern, hat man die Reihenkultur empfohlen, die jedoch, da die Arbeiten dabei auch weit vortheilhafter mit der Hand, als mit Geſpannwerkzeugen vorzunehmen ſind, in Deutſchland eben keinen Vortheil gewährt. Für empfehlenswerther hält man folgendes Verfahren. Das Land zu den Möhren wird ſchon im Herbſte vorgerichtet, zuerſt ſehr tief ganz eben gepflügt, und hierauf mit einem doppelten Streichbretpfluge in kleine Dämmchen gebracht, die unten etwa 24 Zoll breit ſind. Hierauf wird der Dünger aufgefahren, dieſer in die Vertiefungen zwiſchen den Dämmchen geſtreut und dann durch das Spalten der alten und Aufpflügen von neuen Dämmchen untergebracht. Endlich werden noch einige Waſſerfurchen gezogen, und ſo bleibt nun das Feld den Winter hindurch lie— gen. Im Frühjahre darauf, ſobald es nur die Witterung erlaubt, wird es in der Richtung der Die Möhre. Dämmchen leicht übereggt, und dann mit Möhren— ſamen auf dem Rücken das Dämmchen mit einer Säemaſchine (oder ſonſt) beſäet. Der Same wird nicht eingeeggt, weil er dann ſicherer und ſchneller aufgeht. Sobald ſich Unkraut zeigt, werden die Zwiſchenräume zwiſchen den Dämmchen mit der Pferdehacke bearbeitet, wenn auch die Möhren noch nicht zum Vorſchein gekommen ſind. Hierdurch wird deren nachmaliges Jäten und Behacken ſehr erleich— tert. Dieſes geſchieht zugleich mit dem Verdünnen, wenn ſie die Stärke eines Federkiels haben. Man läßt fie in einer Entfernung von 3 bis 4 Zoll in den Reihen ſtehen. Von dieſer Zeit an bis zur Ernte der Wurzeln wird das Erdreich beſtändig locker und rein gehalten, durch mehrmaliges Anwenden der Pferdehacke in den Zwiſchenräumen, wobei zugleich das etwa ſtehen gebliebene Unkraut mit der Hand beſeitigt werden muß. Wenn die Möhren unter andere Gewächſe geſäet ſind, und dieſe das Feld zeitig räumen, ſo empfiehlt man, die zurückgebliebenen Möhren zu eggen. Da die Möhren ſpät und ſehr fein aufgehen, ſo iſt bis dahin in der Regel der Boden ſchon mit Unkraut überzogen, weßhalb man empfiehlt, noch vor dem Aufgehen der Pflanzen zu jäten. Sobald ſich ſpäter die jungen Pflanzen mit ihren krauſen Blättern be— merklich genug gemacht haben, ſo trägt es ungemein viel zu ihrem Gedeihen bei, wenn ſie mit einem Meſſer befragt oder mit einer ſpitzigen Handhacke etwas behackt werden. Hierbei ſind alle zu dicht ſte— henden Pflanzen zu verdünnen. Später, wenn die Möhren mit ihren Blättern ſich mehr ausbreiten, wird das Behacken oder Bekratzen noch einmal wie— derholt, wobei die Pflanzen abermals ſo verdünnt werden, daß ſie um 9 Zoll von einander kommen. In mäßig feuchten und warmen Jahren gedeihen die Möhren am beſten. Die Ernte der für ſich allein geſäeten Möhren fällt um Michaelis oder Anfangs Oktober. Bei den unter andere Früchte geſäeten Möhren kann man bis Mitte, auch Ende Oktobers mit der Ernte Anſtand nehmen. Ein kleiner Froſt ſchadet ihnen übrigens nicht, und nur, wenn fie ganz und gar durchfroren find, faulen fie bald. Sehr ftarfes Kraut empfiehlt man einige Zeit vor der Ernte, jedoch nicht zu dicht am Boden, abzuhauen, da die Möhren in dieſem Falle nach Wegnahme des Krautes noch bedeutend an Größe zunehmen. In leichterm Boden kann man die Möhren am Kraute faſſend leicht ausziehen, im bindigen Boden dagegen iſt die Ernte ſchwierig, in— dem da jede Pflanze beſonders herausgehoben wer— den muß, wozu man ſich des Spatens oder des Karſtes oder der dreizinkigen Miſtgabel bedient; ſie werden aber auch wohl mit Pferdehacken aus der Erde gehoben. In Frankreich bedient man ſich dazu eines gewöhnlichen Pfluges, von dem man das Streichbret und Sech wegnimmt, und deſſen Schar— ſpitze und Flügel nach unten gebogen ſind. Die Möhren werden hierbei ſehr gut aus der Erde ge— hoben, hinter dem Pfluge geſammelt und in Körbe gebracht. Ein Pflug giebt 10 bis 12 Perſonen zu thun. Bei ſehr dürrem Boden iſt man meiſtens ge— Paſtinake, Paſternake. nöthigt, die Ernte zu verſchieben, bis derſelbe durch hinlängliche Feuchtigkeit erweicht iſt. Die heraus— gebrachten Möhren müſſen gehörig von der anhän— genden Erde gereinigt werden. Bei feuchter Witte— rung und klebrigem Boden ſchichtet man die heraus— genommenen Möhren in ſchmalen Haufen hoch auf und legt ſie dabei ſo, daß das Kraut nach innen und die Wurzeln nach außen kommen, und läßt ſie in dieſen Haufen eine Zeit lang ſtehen. Für die Auf— bewahrung der Moͤhren muß man den Kopf der Wurzel mit dem Kraute, ſoweit dieſelbe ſich durch eine beſondere Farbe auszeichnet, abſchneiden. Bei trockner Witterung erfolgt das Abſchneiden am be— ſten gleich auf dem Felde, bei feuchter Witterung bringt man die Möhren, nachdem ſie von der anhän— genden Erde gereinigt ſind, auf eine Tenne oder in einen Schuppen und beſorgt da ſofort das Ab— ſchneiden, weil ſich das Kraut der Möhren in Hau— fen ſehr leicht erhitzt. Die abgeſchnittenen Wurzeln breitet man zum Übertrocknen und Verhaſchen der durch den Schnitt verurſachten Wunde dünn aus. Der Ertrag iſt ſehr verſchieden, und wenn die Möhren unter andere Gewächſe geſäet worden, ge— ringer, als wenn ſie für ſich allein gebaut wurden. Im letztern Falle erntet man unter günſtigen Um— ſtänden 200 bis 300 Ctr. Wurzeln vom Magdeb. Morgen, wobei jedoch das Kraut (das 30 bis 50 Ctr. betragen kann) außer Rechnung bleiben mag. An Nahrungsfähigkeit übertreffen die Möhren alle andern Rübenarten. Nimmt man nun an, daß in der Fütterung nur 3 Pfd. Möhren einem Pfd. Heu gleich kommen (10 Pfd. Kraut rechnet man 1 Pfd. Heu gleich) ſo gäbe dies im glücklichſten Falle einen Heuwerth von 100 Ctr. auf den Morgen. Die Möhren find ein gedeihliches Milch- und Maſtfut— ter, erſetzen bei den Pferden den Hafer und leiden weder von Krankheiten und Inſekten, noch von den Einflüſſen der Witterung, ſowie ſie auch den Boden nicht in dem Grade erſchöpfen, als ihr Ertrag groß iſt; deßhalb giebt man ihnen in den meiſten Ver— hältniſſen den Vorzug vor den Kohl- und Runkel— rüben. Wenn nicht das Jäten, Behacken oder Be— kratzen der Möhren ihre Kultur koſtſpielig und be— ſchwerlich machte, ſo würde ihr Anbau auch bei uns weit ausgebreiteter ſein, und unter ſonſt geeigneten Verhältniſſen auch unbedingt Empfehlung verdienen. Die Aufbewahrung der Möhren während des Winters hat einige Schwierigkeiten, indem ſie zwar nicht leicht erfrieren, aber dafür leicht faulen. Die Möhren dürfen daher nicht vor Vollendung ihres Wachsthums aus der Erde genommen werden. Vom Kraute befreit und etwas übertrocknet ſchüttet man ſie am beſten in irgend einem Gebäude, einem Schuppen u. ſ. w. ſchichtenweiſe auf beſondere läng— liche, viereckige Haufen, ſo daß ſie nirgends die Wand berühren. In den Haufen ſelbſt trennt man jede Schicht, denen man eine Stärke von 1½ Fuß giebt, durch eine Lage Reißig, wodurch ein Luftzug in dem Haufen erhalten wird. Zuletzt bedeckt man denſelben oben und an den Seiten mit Stroh oder noch beſſer mit langem, trocknem Schafmiſt. Man bringt die Möhren auch wie die Kartoffeln in Mie⸗ 223 ten, wobei die Haufen jedoch nicht zu hoch und breit gemacht werden dürfen, und man für gehö— rige, erſt ſpät zu verſchließende Luftzüge ſorgen muß. Wenn man die Möhren in Keller bringt, muß vorzüglich für Lüftung geſorgt werden. Paſtinake, Paſternake. Die Paſtinaken ſind ein den Möhren zunächſt verwandtes Pflanzengeſchlecht, welches in Deutſch— land bis Ende vorigen Jahrhunderts nur als Gar— tengewächs kultivirt wurde, von da an aber auch in's Feld kam und nun im Großen angebaut wird. Auf einem geilen, etwas feuchten und tief bear— beiteten Boden und einem fußweiten Stande wird die Rübe auf 2 F. lang und übertrifft an Stärke die Möhre. Die daumenſtarken Stengel werden 4 bis 10 F. hoch. Das Kraut übertrifft als Vieh— futter die Blätter der Runkelrüben bei weitem, und iſt vornehmlich ein Milch vermehrendes Futter für Rindvieh; doch muß ſich das Vieh erſt daran ge— wöhnen. Ein Haupterforderniß bleibt es aber, das Kraut nur immer friſch zu verfüttern. Da das Kraut wiederholt ausſchlägt, wenn es abgenom— men wird, ſo kann man eine beträchtliche Menge deſſelben gewinnen, die Wurzeln werden dann aber um ſo kleiner. Die Wurzeln werden als Futter von allen Hausthieren ſehr geliebt, und nähren beſſer, als Möhren und Kartoffeln. Das beſte Zwiſchenfutter für Kühe iſt Kohl, doch kann man auch Rüben oder Heu füttern. Klein geſtampft und mit Hafer, Schrot oder Kleien gemengt, ſind ſie auch ein ganz vorzügliches Maſtfutter für Schafe, Schweine und Rindvieh, ſowie ſie auch ſelbſt als ein den Pferden ſehr gedeihliches Futter zu be— trachten ſind. Mit Paſtinaken gefütterte Kühe ſol— len nicht ſo viel Milch geben, als bei Rübenfut— ter, aber die Milch iſt beſſer, giebt mehr Butter und iſt frei von allem Nebengeſchmacke. Die Mä— ſtung des Rindviehes aber geht mit Paſtinaken faſt ſchneller von Statten, als mit jedem andern Futter, nur muß man mit kleinen Portionen an— fangen und gehöriges Heu neben den Paſtinaken geben, oder ſie doch mit Hafer, Schrot oder Kleien vermengen, damit es der Paſtinaken nicht über: drüſſig wird. Das Fleiſch iſt ſehr zart und wohl— ſchmeckend von dieſer Maſtung. Schweine ziehen dieſe Maſtung jedem andern Futter vor und ſetzen vortrefflichen Speck an. Für die Pferde ſoll die— ſes Futter bei der Druſenkrankheit von beſonderm Nutzen fein. Die Paſtinake verdient ihrer vorzüg⸗ lichen Nahrhaftigkeit wegen durchaus eine größere Aufmerkſamkeit für den Feldbau, zumal, da ſie nicht ſchwieriger zu kultiviren iſt, als die Möhre, vielmehr in der Kultur mit dieſer Manches ge— mein hat; ſie giebt oft einen größern Ertrag, ſie wächſt ſchneller und unterdrückt das Unkraut leich— ter. Ein Hauptvorzug der Paſtinake iſt aber, daß fie als zweijährige Pflanze den Froſt in der Erde ohne alle Beſchädigung aushält, und erſt im Früh— jahre verbraucht werden darf, wo ſie zu einer fut— terarmen Zeit ein um ſo erwünſchteres Futter giebt. 224 Doch muß man die Wurzeln vor der Zeit heraus: nehmen, bevor ſie zu treiben anfangen. Die zu Samenträgern beſtimmten Pflanzen kann man ſchon im Herbſte in das Samenbeet verſetzen, wobei man das Kraut etwas verſtutzt. Am beſten und ſicherſten bleibt es jedoch, die Wurzeln den Winter hindurch in einem trocknen Keller in Sand einzuſchlagen und im Frühjahre in's Samenbeet zu verſetzen. Die Paſtinake liebt ein lockeres Erdreich, und je tiefer die Krume, um ſo beſſer gedeiht ſie. Auch darf der Boden nicht zu naß ſein, weil ſonſt die Wurzel Anlage zur Fäulniß bekommt, auch das Kraut in dieſem Falle zurückbleibt. Der Boden muß im vorhergehenden Herbſte zeitig möglichſt tief umgepflügt werden. Alter Bodenreichthum iſt der Paſtinake dienlicher, als friſche Düngung, und wenn der Boden an ſich nicht kräftig genug iſt, ſo düngt man zu einer vorhergehenden Frucht um ſo ſtärker. Man läßt die Paſtinake entweder nach Winterung, zu welcher ſtark gedüngt worden, oder nach Klee, welcher in Kartoffel- oder Kohlland ge— ſtanden, folgen. Nach gedüngten Kartoffeln läßt man für die Paſtinake Sommerkorn oder Hafer mit Klee folgen, vermeidet aber die Gerſte, welche keine günſtige Vorfrucht für die Paſtinake ift. In geeignetem Boden kann man ſie auch nach Raps und Rübſen bringen, nach deren Aberntung noch eine Gemengfrucht gewonnen worden iſt. Die Pa— ſtinake iſt übrigens nicht wähleriſch in der Frucht— folge, wenn nur der Boden kräftig genug iſt und tief genug bearbeitet worden war. Die Paſtinake kann für ſich allein, oder auch, wie die Möhre, mit andern Früchten zuſammengebaut werden, ob— ſchon ſie für ſich allein angebaut, beſſer geräth. Der Same der Paſtinake läßt ſich beſſer in Reihen ſäen, als der der Möhre. Die Reihen ſind ſo weit von einander zu bringen, daß ſie mit dem Schau— felpfluge durchfahren werden können, und die Sa— men in den Reihen 8 Zoll weit von einander kommen. Sie vertragen eine tiefere Bedeckung als die Möhrenſamen; die Saatzeit iſt der März. Wenn man ſie nicht in Reihen bringt, ſo werden ſie nicht breitwürfig ausgeſäet, ſondern in beſon— dern Grübchen oder Tüppchen, die man auch rei— henweiſe machen kann, gelegt und mit Erde be— deckt. Auf den Magdeb. Morgen braucht man 4 bis 5 Pfd. Samen. Die Behandlung während der Vegetation kommt mit der der Möhre völlig überein. Mäßig feuchte und warme Witterung iſt ihrem Gedeihen zuträglicher, als zu große Näſſe und Trockenheit; zu große Näſſe iſt ihr am we— nigſten dienlich. Die Ernte erfolgt, wie bei der Möhre, nur kann dieſelbe, da die Wurzeln dem Froſt widerſtehen, viel ſpäter vorgenommen wer: den. Der Ertrag an Kraut und Wurzeln iſt grö— ßer, als der der Möhren. Wenn man von der Paſtinake oft nur einen geringen Ertrag hat, ſo iſt nur die mangelhafte Kultur derſelben die Ur— ſache davon. Der Kohl. Kohl. Die Kohlfamilie iſt in eine große Menge Arten von ſehr verſchiedener Beſchaffenheit und Ausſehen ausgeartet. Die bei uns wachſenden Spielarten des Kohls laſſen ſich folgendermaßen eintheilen: 1) Kohlarten, von denen wir die Blüthenknospen zur Speiſe benutzen, Blumenkohl und Broccoli. 2) Kohlarten, von denen wir die Blätter zur Speiſe oder zu Viehfutter benutzen, von denen hier vor— nehmlich die Rede fein wird, da die unter 1) ge: nannten Kohlarten nur beim Gartenbaue vorzu— kommen pflegen. Man unterſcheidet Sommer— kohl und Winterkohl, die aber beide aus dem— ſelben Samen gezogen werden. Sommerkohl wird im Frühlinge geſäet und gepflanzt, und iſt noch in demſelben Jahre zu gebrauchen; Winterkohl dage— gen wird zu Ende Juni, Juli oder Auguſt ge— ſäet, und deſſen Pflanzen entweder gegen den Win— ter verpflanzt oder im Lande unverpflanzt ſtehen gelaſſen werden. Er wird erſt im folgenden Jahre zum Theil um Johannis brauchbar. Allen jun— gen Kohlpflanzen wird ſehr von den Erdflöhen nachgeſtellt, vor denen man fie am beſten ſoll ſchützen können, wenn das Land, auf welches man Kohlſamen ſäen will, ſchon im Herbſte gegraben wird und ungeharft liegen bleibt; ferner, wenn man die Samenbeete ſo anlegt, daß ſie Vormit— tags wenig oder gar keine Sonne haben. Wenn ſich aber dennoch Erdflöhe einfinden, ſo beſtreut man die Beete mit fein geſiebter Aſche und be— ſprengt ſie öfters mit Waſſer. Auch kann man trockne und zerriebene Pferdeäpfel darüber ſtreuen. Raupen muß man vom Kopfkohl fleißig abſam— meln, und Schnecken ſind ziemlich ſicher dadurch zu vertreiben, daß man zwiſchen den Pflanzen Gyps oder ungelöſchten Kalk ſtreut. 1) Weißer Kopfkohl, Weißkraut, Kappuskraut, Kraut, hat eine Menge Ar: ten, theils mit ſchlichten, theils mit krauſen Blät— tern. Als die vornehmſten gelten; a) Großer Braunſchweiger oder Straß burger Kohl, mit großen, großblättrigen, glatten, aber ſelten recht feſt ſchließenden Köpfen; iſt von den bei uns bekannten Sorten die größte, und ſeine Häupter haben bisweilen 15 Zoll im Durchmeſſer, weß— halb er 3 Fuß weit in's Gevierte von einander gepflanzt werden muß. — b) Erfurter Kohl, hat feſtere, aber etwas kleinere Köpfe, als der vo— rige; wird wie jener im März geſäet. — ec) Klei— ner ruſſiſcher Kohl, mit kleinen, feſten, ſpitz zugehenden Köpfen, die, wenn ſie etwas über die Zeit ſtehen, aufberſten; iſt als Winterkohl im Juli brauchbar. Man kann bis Mitte Mai oder auch früher ſäen. Die Pflanzen dürfen nicht einmal 2 Fuß weit von einander gepflanzt werden. — d) Zuckerhutkohl (Spitzkohl, Schwabenkraut), iſt eine der früheſten Sorten, mit einem länglichen, zugeſpitzten Kopfe, einem verlängerten Ei ähnlich. Man unterſcheidet den niedrigen frühen, mit kleineren, feſtern aber leicht berſtenden Köpfen, und den großen ſpäten, mit größern, nicht ber— Der Kohl. ſtenden, aber meiſt höhligen Köpfen. Der Spitzkohl iſt gegen die Witterung nicht ſo empfindlich und er— ſetzt bei engerer Pflanzung die Groͤße des eigent— lichen Weißkohls. — e) Rother oder blauer Kopfkohl, leidet beſonders ſtark durch die Erd— flöhe. Achter Same bringt lauter rother Keime. — t) Morkerkohl, mit kleinem, länglichem und ſehr frühzeitigem Kopfe. — g) Großer ſchwediſcher Kopfkohl oder Rieſenkohl, treibt ungeheuer große, rundliche, feſte Köpfe, die an 50 bis 60 Pfd. ſchwer werden ſollen, aber hauptſächlich nur zum Viehfutter brauchbar find. — h) Großer ſchot— tiſcher Kohl, iſt dem vorigen an Größe ähnlich. — Außerdem hat man noch: Elſaſſer Weißkraut, welches ſich unter allen großen Weißkrautſorten am früheſten ſchließt; großes Elſaſſer- oder Centner— weißkraut, mit ungemein großem Kopfe; Utrechter Weißkraut, mit blauem Rande; großes Magdeb. Weißkraut; ganz großes Bergkraut, ſpätes Nürn— berger Butterkraut u. ſ. w. 2) Savoyer Kohl, weißer Wirſing, Ulmer Kraut, mit länglichen, nicht feſt geſchloſ— ſenen Köpfen und gelben, runzeligen Blättern. Man unterſcheidet hiervon den frühen und ſpäten, welcher Unterſchied aber vorzüglich von der Zeit der Ausſaat des Samens herkommt. 3) Wirſing, Herzkohl, Welſchkohl, Pörſchkohl, mit nicht feſten Köpfen, runzeligen, krauſen, zarten Blättern. Unter den verſchiedenen Abarten ähnelt der große deutſche Wirſing dem gro— ßen Weißkraut in der Größe des Kopfes und in der Geſtalt der Blätter. Von den hier genannten Kohlſorten muß man ſich vor Allem ächten Samen verſchaffen, welcher im Aten Jahre von den feſteſten und größten Köpfen er— zielt wird und zwar nur von den früheſten und größ— ten Sorten genommen werden muß. Von ſchlechtem Samen erhält man entweder nur geringe Köpfe oder leere Stauden (Schälke). Wenn der Same beim Zerdrücken mit den Fingernägeln auf einem glat— ten Brete keine ölige Feuchtigkeit giebt, ſo iſt er alt und verlegen und taugt nicht zum Aufgehen. Von allen Sorten ſäet man den Samen, wenn er Som— merkohl geben ſoll, möglichſt zeitig im Frühjahre an einer von der Morgenſonne nicht beſchienenen, be— ſchützten Stelle in guten, fruchtbaren Boden, wel— cher im Herbſte zuvor gedüngt und gegraben worden iſt und jetzt locker wieder aufgegraben wird. Die frühen Sorten ſäet man am früheſten, und ſolche auch wohl auf ein ſchon einmal abgetragenes Miſt— beet, oder auf ein anderes warm gelegenes Beet, welches man in kalten Nächten bedecken kann. Man darf den Samen durchaus nicht zu dicht ſäen. Zu Winterkohl wählt man Samen von irgend einer Sorte Weißkohl, auch Savoyer- und Welſchkohl. Im Herbſte werden die Pflanzen auf das gut zube— reitete Land 1½ Fuß weit von einander in Reihen gepflanzt. Wenn ſie anfangen zu wachſen, hackt man die Erde etwas an und behäufelt ſie, welches letztere ſpäterhin ſo ſtark geſchehen muß, daß die Erde bis dicht unter die Blätter gehäuft wird. 4) Braun⸗, Blau- oder Grünkohl (Flad— Kirchhof, Landwirth. 225 der-, Blatt- oder Staudenkohl), hat zahlreiche Ar— ten, deren einige ſehr niedrig bleiben und ſich mit ihren krauſen Blättern dicht über der Erde ausbrei— ten, während andere hingegen 4 bis 6 Fuß hoch wachſen. a) Der kleine Bardowieker Kohl, eine der beſten Sorten; bleibt niedrig; ſeine dicht an einander ſtehenden Blätter bilden eine niedrige Py— ramide. Er verträgt auch trocknen Sandboden und erfriert nicht leicht. Stark geblattet, wird er von Jahr zu Jahr höher. — b) Der pommerſche oder Ruppiner Kohl (Guck über den Zaun) wird am höchſten von allen und erreicht eine Höhe von A bis 6 Fuß, mit großen, langen, ſchlichten Blättern. Er wird vorzüglich zu Viehfutter gebraucht. — 6) Der Vendeer Rieſenkohl, wird 2 Fuß hoch und höher. Er trotzt jedem Wetter, gedeiht ſelbſt in ber— giger Lage und ſteinigem Lande ſehr gut und eignet ſich nicht nur ſehr gut zu Viehfutter, ſondern giebt auch ein gutes, zartes Gemüſe. — d) Der Braun— ſchweiger Krauskohl, wird 3 Fuß hoch und iſt ſowohl zum Viehfutter, als zur menſchlichen Speiſe geeignet. — e) Der Palmenkohl (Baum— kohl), mit langen, wenig eingeſchnittenen, blaſigen und krauſen Blättern. — f) Der Staudenkohl, bildet einen großen, vielblätterigen Buſch. — Die in neueſter Zeit ſo dringend wiederholte Empfehlung eines neuſeeländiſchen Rieſenkohls beruhte auf einer Betrügerei, und die Samenfäufer erhielten im glücklichſten Falle eine Spielart von Braunkohl. Übrigens iſt nicht zu leugnen, daß einige Braun— kohlenarten, unter gewiſſen Umſtänden des Bodens und einer günſtigen Temperatur eine allerdings auf— fallende Höhe erreichen. Den Samen aller Sorten ſäet man im Früh— linge, ſobald es die Witterung erlaubt an einen nicht allzutrocknen, etwas ſchattigen Ort. Nach ei— nigen Wochen ſäet man wieder und ſo fort, damit man wenigſtens bis Ende Juli Pflanzen zum Ver— ſetzen hat. Die Pflanzen kommen in jedem Boden fort, am beſten gedeihen ſie jedoch in einem guten, fruchtbaren und nicht magern Boden. Übrigens kann man ſie auch unter Bäume und an ſonſt ſchat— tige Orte pflanzen. Mit dem Abblatten muß man ſich nicht zu ſehr beeilen, und es darf nicht früher vorgenommen werden, als bis die Pflanzen ſchon kräftig wachſen und größere Blätter getrieben haben. Dann bewerkſtelligt man es auf die am mindeſten ſchädliche Art ſo, daß man alle Blätter mit der lin— ken Hand zuſammenfaßt, und ſie bis über das Herz mit einemmale wegſchneidet, weil dann der Kohl am geſchwindeſten wieder nachwächſt; indeſſen hat man doch immer im Winter mehr Nutzen von ihm, wenn man dies nicht nöthig hat, und nur die gelb und welk werdenden Blätter abbricht. Im Herbſte kann man ihn auch ganz mit der Wurzel ausziehen und ihn näher an der Wohnung an einem ſchattigen Orte reihenweiſe dicht neben einander, in ſchräger Rich— tung und etwas tiefer als er vorher geſtanden hat, einpflanzen. Doch darf dies nicht allzuſpät geſche— hen, damit er ſich vor dem eintretenden Froſte wieder etwas feſtwurzelt. Der große pommerſche Kohl wächſt auch ſehr gut auf naſſem, ſelbſt moorigem 29 226 Boden, wenn dieſer nur der Sonne gut ausgeſetzt iſt. Er wird dann etwas ſpäter gepflanzt. Da der Kohl, und beſonders darunter der Kopf- kohl ein beliebtes Gemüſe iſt, ſo zeigt ſich derſelbe auf dem Lande eben ſo beliebt und faſt eben ſo un— entbehrlich, als die Kartoffel. Nicht minder behaup— tet er aber auch einen großen Werth als Viehfutter, beſonders als Milchfutter. Das Rindvieh und die Schweine ziehen in jedem andern Herbſt- und Win— terfutter vor. Die Milch der mit Kohl gefütterten Kühe giebt zwar nicht ſo gelbe Butter, als die von Kleefutter, aber ſie iſt fetter, conſiſtenter und noch beſſer ſchmeckend, wo ſie denn auch (als Krautbutter) zum Einlegen ſich ganz beſonders eignet und lange hält. Wenn man den Kohl im Überfluſſe hat, fo iſt er ein nicht minder gedeihliches Futter für Zugochſen und ſelbſt für Pferde; den abgeſetzten Kälber be— kommt er beſſer, als Kartoffeln und Runkelrüben, und bei der Lammzeit der Schafe giebt es für dieſe wohl kaum ein beſſeres Futter. Zur Mäſtung eignet ſich der Kohl aber weniger, als andere Futtermittel. Die Nahrhaftigkeit des Kopfkohls iſt im Vergleich zum Heu etwa wie 5 zu I anzunehmen, die der andern Kohlarten etwas geringer. Da der Kohl überdies unter günſtigen Umſtänden einen ſehr anſehnlichen Ertrag gewährt, ſo iſt ſein Anbau da, wo er Ge— deihen findet, zu empfehlen. Für den Feldbau ſind der Kopfkohl und der Staudenkohl (Blatt— kohl), die wichtigſten. Von den Abarten des erſten hat diejenige den Vorzug, welche große und möglichſt feſte Köpfe treibt. Auch erſchöpft der Kohl den Bo— den um ſo weniger, je größere Köpfe er treibt und je weniger Strünke vorhanden ſind. Ob zwar gleich die Blattkohlarten auch in einem leichten Boden fort— kommen, wo das Gedeihen des Kopfkohls gefährdet iſt, ſo ſollen ſie doch bei einem verhältnißmäßig glei— chem Ertrage den Boden beträchtlich mehr erſchöpfen. Ein Haupterforderniß bei der Kultur des Kopf— kohls iſt guter Same, den man am beſten ſich ſelbſt zieht, weil man bei gekauftem Samen ſehr oft be— trogen wird. Der Same des Kopfkohls (Kapp— ſamen) wird auf verſchiedene Weiſe gewonnen, wo— von folgende die gewöhnlichſte iſt. Man wählt An— fang Oktobers oder auch ſpäter bei der Ernte feſt ge— ſchloſſene, mittelgroße Köpfe aus, zieht ſie mit dem Strunke aus der Erde, bindet an letztern einen Fa— den, und hängt ſie an einem trocknen, nicht zu kal— ten Orte auf. Anſtatt die Köpfe aufzuhängen, pfle— gen auch Manche ſie, nachdem ſie vorher übertrocknet ſind, im Keller in trocknen Sand zu ſetzen. Die Sa— menſtöcke werden im Küchengarten auf einen gut ge— düngten warmen Platz im Frühjahre eingeſetzt, an— dere Kohlarten aber von denſelben entfernt; oder man bricht die abgeftorbenen Blätter ab, haut den Strunk ab und ſetzt die Köpfe in's Land. Eine an— dere vielſeitig empfohlene Methode iſt die, daß man einige Wochen vor der Ernte, im September, ſchöne Köpfe mit dem Meſſer ausſticht. Nach einigen Wo— chen ſind die Strünke wieder ausgeſchlagen, kraus und voller Zweige, man zieht ſie aus und ſchlägt ſie im Garten in's Erdreich ein. Bei eintretender Kälte deckt man etwas kurzen Pferdemiſt, nachher Stroh Der Kohl. N darüber. Sie erhalten ſich gut, werden im Früh— jahre verpflanzt und ſollen auf dieſe Weiſe viel Sa— men liefern. Bei den Blattkohlarten verfährt man auf fol— gende Weiſe. Man bricht im September von ge— ſunden, vollkommnen Pflanzen die Herzen aus, be— wahrt ſie den Winter hindurch im Keller in trocknem Sande und ſteckt ſie im Frühjahre in die Erde, wo ſie ſich ſehr bald einwurzeln, in die Höhe ſchoſſen und viele Samen bringen. Manche bewahren auch ganze Pflanzen bis zum nächſten Frühjahre. Zum Samenbeete wählt man ein gutes, kräftiges Land, in einer möglichſt geſchützten, aber der Einwirkung der Sonne offnen Lage, das man im Herbſte vor— her mit Rindviehmiſte düngt. Die Zeit der Aus— pflanzung iſt die Mitte Mai, wenn keine Fröſte mehr zu befürchten ſtehen. Man ſetzt die Samenköpfe ge— hörig in die Erde, und giebt jeder Pflanze 2 Qua— dratfuß Raum. Während des Wachsthums wird der Boden von Unkraut gereinigt, mit der Hacke ge— lockert und die Pflanzen behäufelt. Auch werden die Pflanzen gewöhnlich ſpäter einzeln geſtengelt, oder das ganze Beet mittelſt eines Geländers umſtengelt. Der Same reift im Auguſt. Wo die meiſten Scho— ten reif ſind, zieht man die Stengel aus und hängt ſie an einem luftigen Orte auf, damit ſie abtrocknen und ein gehöriges Nachreifen erfolgt. Der durch Reiben der abgeſtreiften Schoten zwiſchen den Hän— den ausgebrachte Same wird gehörig gereinigt, an der Luft getrocknet und in Säckchen an ſichern und vor der Einwirkung der Sonne geſchützten Orten aufbewahrt. Viele halten den Samen der Herz— ſtengel für den beſten und glauben, das er weniger Schälke treibe. Da der Kohl gewöhnlich verpflanzt wird, ſo kommt es bei demſelben hauptſächlich auf zeitige und geſunde Pflanzen an. Zum Pflanzenbeete wählt man ſich einen Boden in der Nähe des Hofes in einer geſchützten Lage, der aber nicht zu feucht iſt. Man gräbt dieſes Land ſchon im Herbſte um, läßt es den Winter hindurch liegen, und düngt auch auf einem nicht hinlänglich kräftigen Boden mit ganz gut gefaultem Rindsmiſte, Pflanzenerde oder Compoſt. Schaf- und Pferdemiſt hält man als zu ſtark treibend für nachtheilig und ebenſo, wenn man erſt im Früh— jahre düngt. Manche übergießen auch das Pflan— zenbeet mit Jauche, was beſſer im Herbſte oder den Winter über, als im Frühjahre geſchieht. Viele ta— deln das Düngen zu den Kohlpflanzen, weil die Pflanzen dadurch zu üppig wachſen und ſchwächlicher werden, und empfehlen, ein nicht hinlänglich kräfti— ges Land lieber zu einer Vorfrucht zu düngen, und dann die Kohlpflanzen ungedüngt folgen zu laſſen. Am liebſten wählt man zu Pflanzenbeeten Gras— oder Neuland, welches im Jahre vorher genugſam durchgearbeitet worden iſt. Wenn nöthig, muß das Land im Frühjahre noch einmal gegraben werden, da die Kohlpflanzen ein mehr lockeres, mürbes, als gepulvertes Land lieben. Die Saat erfolgt ſo zeitig im Frühjahre, als die Abtrocknung des Bodens und die Fröſte es immer nur geſtatten. Die Saat darf nie zu dünn, aber noch weniger zu dicht gemacht Der Kohl. werden. Das Land wird mit dem Harken aufge— harkt, der Same ausgeſtreut und ſodann das Pflan— zenbeet mit einem Brete gleichgeklopft oder getreten. Auf naßkaltem Boden empfehlen Viele Tauben- oder Hühnermiſt mit dem Samen zugleich unterzubrin— gen. Mit dem Samen kann man zugleich zur ſpä— tern Benutzung des Landes den Samen von Möh— ren oder andern Gewächſen ausſtreuen. Sonſt kann man das Beet nach Wegnahme der Pflanzen auch wieder umgraben und mit Kohl- oder andern Ge— wächſen bepflanzen. Nach der Saat wird das Pflan— zenbeet gewöhnlich mit Stroh bedeckt, welches man aber wegnimmt, ſobald die Pflanzen aufgehen, und nun das Beet mit Reiſern, am beiten Tannenreiſern, bedeckt. Zur Abhaltung der ſehr nachtheiligen Nacht— fröſte von den jungen Pflanzen wird folgendes Mit— tel empfohlen. Man faßt das Pflanzenbeet mit Lei— ſten ein, die einige Zoll über daſſelbe hervorragen und an den Ecken gut zuſammengefügt ſind. Bei zu befürchtendem Nachtfroſte deckt man über das Beet eine Strohmatte, welche in der Mitte mehrere Stäbe hat, um ihr Sinken zu verhindern. Leichte Fröſte kann man dadurch von den Pflanzen abhalten, daß man offene Gefäße mit Waſſer zwiſchen die Beete ſetzt. Zur Abhaltung der Erdflöhe überſtreut man die Pflanzen mit Ruß oder Aſche, übergießt ſie auch mit einem Abſud von Wermuth; Andere empfehlen auch Gyps und alte Gerberlohe ſogleich mit der Saat gegen die Erdflöhe anzuwenden. Man nimmt an, daß ein Pflanzenbeet von 3 Quadratruthen Größe hinlänglich Pflanzen giebt, um damit einen Magdeb. Morgen zu bepflanzen. Der Kohl liebt ein mehr feuchtes Klima und ei— nen feuchten Boden, und Kopfkohl verlangt einen gebundenern Boden, als der Blattkohl. Eine Haupt— bedingung iſt es aber, daß der Boden möglichſt hu— musreich iſt, und man kann dann auch in lockerm Boden auf einen ſichern Ertrag des Kopfkohls rech— nen; iſt jedoch der Boden nicht humusreich genug, ſo wird man bei ſtärkerer Düngung nur ſchlechten Kohl erzielen. Der Kohl gewährt aber nur dann den höchſten Ertrag, beſonders der Kopfkohl, wenn er möglichſt üppig wächſt; wo dies nicht der Fall iſt, wird man vom Anbaue anderer Gewächſe mehr Ge— winn haben. In zu feuchten Lagen wächſt der Kohl zwar üppig, aber er fault leicht. Säure im Boden verträgt der Kohl nicht. In Moor- und Torfboden, wenn ſie nicht ſauer ſind, gedeiht der Kohl ſehr gut, beſonders, wenn dergleichen Boden gebrannt werden kann. In abgelaſſenen Teichen, zumal, wenn ſie viel Schlamm abgelagert haben, gedeiht der Kohl ganz vorzüglich. In vielen Gegenden hat man be— ſondere Feldſtücke (Krautländer), die zum Kohl be— ſtimmt ſind, und wechſelt auf ihnen im Anbaue mit andern Gewächſen. Man empfiehlt allgemein, auch im reichſten Bo— den zu Kohl zu düngen, denn die Größe des Ertrags hängt von der Stärke der Düngung hauptſächlich ab, und man kann eigentlich den Boden zu Kohl nicht überdüngen, obſchon derſelbe den Boden we— niger erſchöpft, als Kartoffeln, Mais, Bohnen und Kohlrüben. Viele empfehlen, zum Kohle zweimal 227 zu düngen, und zwar das erſtemal im Herbſte oder im zeitigen Frühjahre, und das zweitemal unmittel— bar vor dem Verpflanzen. Anſtatt der letzten Dün— gung giebt man auch einen ſtarken Schafpferch oder überfährt das Land ſtark mit Jauche. Kann man nicht zweimal düngen, ſo ſoll die Düngung kurz vor dem Verpflanzen erfolgen. Schwerern Boden wird man übrigens mit mehr Vortheil im Herbſte mit friſchem Miſte ſtark düngen und dieſen unterpflügen. Schaf- und Pferdemiſt befördern das Wachsthum beſonders, und nach der Düngung mit Aſche erhält man ein fein ſchmeckendes Kraut. In vielen Verhältniſſen läßt es ſich nicht thun, den Kohl in den anderweitigen Fruchtumlauf zu brin— gen, weil man ihn auf beſonders dazu geeigneten Stücken bauen muß; es ſei denn, daß es die Boden— lage und Kultur geſtattet, den Kohl mit in den ſoge— nannten Hackfruchtſchlag aufzunehmen. Nicht gern läßt man auf den Kohl Winterung folgen; Gerſte und Klee gerathen nach dem Kohle ganz beſonders, und nicht minder gedeiht nach demſelben der Hanf und auch in geeignetem Boden der Lein. Wo man das Land zu Kohl beſonders ausſuchen muß, wech— ſelt man mit dieſem und dem Hanfe ab, und bringt nur dann und wann eine Zwiſchenfrucht dazwiſchen. Es ſchadet dem Hanfe eben fo wenig, als dem Kohle, wenn ſie oft auf demſelben Platze gebaut werden. Aus den Vorfrüchten, wenn ſie den Boden nicht zu ſehr erſchöpft hinterlaſſen, und dieſer nicht zu ſehr verwildert iſt, macht ſich der Kohl nicht viel. Das Land muß zum Kohle möglichſt gut vorbe— reitet werden; doch muß man dabei immer auf mög— lichſte Erhaltung der Winterfeuchtigkeit Rückſicht nehmen, und mindeſtens eine Furche vor Winter geben. Überhaupt iſt in der Regel die Zubereitung des Kohlackers ganz dieſelbe, wie zu den Kartoffeln und andern Hackfrüchten; da jedoch der Kopfkohl auf einem mehr bindenden Boden und meiſtens in Niederungen angebaut wird, ſo iſt für denſelben oft eine mehrfurchige Beſtellung nothwendig. Bei trockner Witterung nimmt man das Ver— pflanzen nur in den Abendſtunden vor. Die Pflan— zen müſſen zur Sicherung der Wurzeln mit Vorſicht aus den Samenbeeten genommen werden; man be— gießt daher letztere vor dem Ausziehen der Pflanzen, wenn nicht ein Regen kurz vorhergegangen. Iſt es ſehr trocken und der Boden hart geworden, fp fticht man die Pflanzen ſpatenweiſe aus. Gewöhnlich ver— ſtutzt man die Pflanzen etwas. Man hat es gern, wenn bei dem Herausnehmen noch etwas Erde an den Wurzeln hängen bleibt. Unter allen Umſtän— den, beſonders aber, wenn die Witterung trocken iſt, verdient das Anſchlämmen der Wurzeln Empfehlung. Man nimmt leicht zerfallenden Lehm, thut dieſen in ein Faß, gießt ſo viel gehörig abgegohrne, mit et— was Waſſer verdünnte Rindviehjauche darüber, daß ſich ein Brei bildet, der weder zu flüſſig, noch zu ſteif iſt, und die hineingehaltenen Wurzeln überzieht und daran hängen bleibt. Bei großer Näſſe iſt es nicht gut zu pflanzen, beſonders in dem mehr bin— digen Boden. Man pflügt dann das Land in ſchmale Beete, damit es e Das Verpflanzen ſelbſt 9 * 228 erfolgt entweder gleich hinter dem Pfluge oder mit dem Pflanzſtocke. Im erſtern Falle muß man ſtär— kere Pflanzen haben. Man zieht mit einem Pfluge ohne Streichbret eine Furche und pflügt an dieſe eine tiefere Furche mit einem Pfluge mit Streichbret. Gegen dieſen letztern Furchenſchnitt werden die Pflanzen angelegt, etwas angedrückt und durch eine dritte Pflugfurche gedeckt. Hierauf zieht man wie— der mit dem Pfluge ohne Streichbret eine flächere Furche, pflügt mit einem Streihbtetpfluge eine tie— fere an u. ſ f. wie vorher. Man richtet es ſo ein, daß die 3 Pflugfurchen eine Breite haben gleich der Entfernung, in welche die Reihen der Pflanzen von einander kommen ſollen. In manchen Gegenden pflanzt man, freilich mit minderem Vortheile für die gute Kultur des Kohladers, hinter dem gewöhn— lichen Pfluge eine Furche um die andere, indem man die Pflanzen mit den Händen mitten auf die Furche einſetzt. Gemein üblicher iſt das Setzen mit einem hölzernen Pflanzſtocke, welcher einen bequemen Handgriff hat und fo lang iſt, als die Pflanzen in den Reihen von einander kommen ſollen, um den Maßſtab der Entfernung um ſo ſicherer zu haben. Nachſtehender Pflanzſtock hat das bequeme, daß man durch die daran angebrachten Löcher a, b, c, d, wie bei e einen Querpflock ſtecken kann, damit alle Löcher, die man mit dieſem Pflanzſtocke in die Erde macht, gleich tief werden. Man pflanzt entweder auf den zu: gerichteten, völlig eben geeggten Acker, oder man pflügt den zubereiteten Acker und pflanzt unmittelbar hinter dem Pfluge. Im erſten Falle bezeichnet man mit einem Furchenzieher die Rei— hen, in welche die Pflanzen kommen ſollen und ver— theilt die Arbeit gleichmäßig zwiſchen denen, welche mit dem Pflanzſtocke die Löcher machen und die ein— geſetzte Pflanze mittelſt eines zweiten daneben ge— machten Einſtiches andrücken und denen, welche ſie in die Löcher hinein halten. Die Leute müſſen aber zu dieſer Arbei genau geübt ſein, widrigenfalls läßt man das Löchermachen und das Einſetzen der Pflan— zen lieber von denſelben Perſonen verrichten. Jede Perſon oder jedes Paar hat eine einzelne Reihe, und ſo arbeiten ſie, in ſchräger Linie einander folgend, das Feld herunter und wieder herauf. Es müſſen hierbei die Pflanzen durch andere Arbeiter den Pflan— zern zugetragen, die Pflanzen ſelbſt aber an verſchie— denen Orten gleichmäßig auf dem Felde vertheilt werden. Statt des gewöhnlichen von den Menſchen fortzubewegenden bekannten Furchenziehers kann man ul Der Kohl. ſich auch des hier abgebildeten mit einem Zugthiere zu beſpannenden bedienen. a iſt die Deichſel und b das Querholz, welches 7 Fuß lang, 8 Zoll breit und 5 Zoll dick iſt und an deſſen unterer Seite ſich 5 Zähne befinden, die hier 8 Zoll weit von einander ſtehen, aber eine größere oder geringere Entfernung von einander erhalten können, je nachdem es die Beſtimmung des Werkzeugs erfordert. Die Zähne find 5 bis 6 3. lang und haben am Grunde 2% 3. im Durchmeſſer. Über dem Querholze ſind 2 Hand— haben e, ce angebracht, an denen man dem Inſtru— mente gleich einem Ackerpfluge, die nöthige Richtung giebt. Wenn man eine bedeutende Anzahl paralleler Furchen ziehen will, ſo muß man jedesmal, wenn man von neuem anfängt, den äußerſten Zahn in die letzte der vorhergegangenen Furchen ſetzen. Beim Setzen der Pflanzen macht man mit dem Pflanzſtocke ein ſenkrechtes Loch ſo tief, als die Wur— zel lang iſt, ſetzt die Pflanze ein, ſteckt den Pflanz— ſtock abermals neben die Pflanze in die Erde und beugt ihn etwas ſtark an die Pflanze an, wodurch die Erde an die Wurzeln angedrückt wird und die Pflanze einen feſten Standpunkt erhält. Das neben der Pflanze verbleibende Loch wird hierauf mit dem Pflanzſtocke fo zugeſtoßen, daß eine kleine Vertie— fung an der Seite der Pflanze bleibt. Viele pflegen auch die untere, feine Spitze der Wurzel mit einem ſcharfen Meſſer abzuſchneiden, damit ſie ſich nicht beim Einſetzen in das Loch krümme, was immer eine ſchwächliche Pflanze zur Folge hat. Die durch das Abkneipen oder Abreißen verkürzten Wurzeln faulen häufig, wachſen nicht gut fort, oder gehen gar nicht an. Um zu prüfen, ob die Pflanzen feſt genug eingeſetzt ſind, ergreift man gewöhnlich den Rand eines Blattes mit den Fingern und zieht dann ſchnell daran; wenn das Blatt ausreißt und die Pflanze im Boden bleibt, jo iſt die Pflanzung gut gerathen. Die Pflanzen werden gewöhnlich nur ſo tief oder doch nur wenig tiefer verpflanzt, als ſie im Pflan— zenbeete geſtanden haben; beim zeitigen Pflanzen bringt man ſie aber tiefer ein. Die Zeit des Ver— pflanzens iſt gewöhnlich Ende Mai oder Anfangs Juni. Doch hält man in vielen Gegenden die Mai— pflanzung für zu früh und ſagt: Maikraut kein Kraut. Die Entfernung der Pflanzen von einan— der richtet ſich nach der Größe der Kohlart und nach der Kraft des Bodens. Der kleinen Kohlart kann man auch unter 2 Quadratfuß Raum für die Pflanze geben, ſowie der größern in kräftigem Boden auch über 3 Quadratfuß. Bei trockner Witterung pflegen Viele die Kohlpflanzen anzugießen, was auch wohl anzurathen iſt, vornehmlich, wenn dieſes Angießen mit gut gefaulter Jauche geſchehen kann. Nach etwa 3 bis 4 Wochen, und, wenn ſich das Unkraut ſtark zeigt, auch noch früher, wird das Kraut zum erſtenmale behackt, wobei man hauptſächlich die Vertilgung des Unkrauts und die Lockerung des Bo— dens bezweckt. Das zweite Behacken erfolgt gewöhn— lich vor dem Beginnen der Getreideernte, wobei möglichſt viel Erde um die Pflanze herumgehäufelt wird. Bei trockner Witterung muß das Behäufeln in mehr breiten, als hohen Kämmen erfolgen. Zur Der Kohl. Erleichterung der Arbeit bedient man ſich zum Lockern und Behäufeln der Furchenegge und des Behäufel— pflugs. Um die Pflanzen herum und auf den Käm— men muß jedoch das Unkraut mit der Handhacke ver— tilgt werden. Behacken und Behäufeln muß man ſo viel als möglich vor einem muthmaßlichen Regen vornehmen. Die hauptſächlichſte Ausbildung des Kohls er— folgt im Herbſte; ſelbſt im Laufe des Oktobers bil— det ſich der Kopfkohl, wenn er vorher zurückgeblie— ben war, noch hauptſächlich aus, wenn die Witterung günſtig iſt. Ein mäßig feuchter und nicht zu kalter Herbſt begünſtigt daher am meiſten die Ausbildung des Kopfkohls. Die im freien Felde liegenden Kohl: felder leiden weniger von den Raupen, als diejeni- gen, welche ſich in der Nähe der Gehöfte, Baum: pflanzungen oder Hecken befinden. Das Abblatten des Kohls darf nicht eher vorgenommen werden, als bis er von ſelbſt anfängt, die Blätter abzuwerfen, oder dieſe anfangen gelb zu werden, wenn nicht der Ertrag zu ſehr geſchmälert werden ſoll. Bei feuchter Witterung kann es aber gerathen fein, noch etwas mehr Blätter wegzunehmen, und es wird empfohlen, dann noch einmal zu behäufeln. Die weggenomme— nen gelben Blätter taugen nicht viel als Viehfutter; und die grünen ſaftreichen Blätter hält man nur dann für ein gutes Futter für das milchgebende Vieh, wenn nebenbei noch etwas Heufutter den Thieren gegeben werden kann. Überhaupt gewährt das Abtrocknen der weggenommenen und aufgeleſe— nen gelben Blätter einen weit höhern Nutzen, als ihre Fütterung im friſchen Zuſtande, wenn ſie im Winter gekocht oder aufgebrüht werden. Die Ernte beginnt eigentlich mit dem Blatten, was vornehmlich bei den Blattkohlarten ein Haupt— theil des Ertrags iſt, und beginnt, je nachdem die Pflanzung zeitiger oder ſpäter gemacht und die Wit— terung dem Wuchſe mehr oder weniger förderlich iſt, im Anfange oder Ende Auguſt, und wird dann von 2 zu 2 oder von 4 zu 4 Wochen, je nachdem die Witterung den Blatttrieb begünſtigt, fortgeſetzt, bis Kälte die Vegetation hindert, worauf die ganze Pflanze zur Ernte gelangt, oder auch, da mehrere Arten die Kälte gut vertragen, dieſe auf dem Felde bleiben, bis ſie verbraucht werden. Beim Kopfkohl kann man die Blatternte im September, nach ſtatt— gefundener Witterung früher oder ſpäter beginnen, und je nachdem letztere günſtiger oder ungünſtiger iſt, kann man mehr oder weniger Blätter entnehmen. Wenn die Köpfe anfangen zu platzen, ſo muß man mit der Kohlernte eilen, weil ſonſt bei feuchter Wit— terung ſehr leicht Fäulniß eintritt. Beim Abbringen der Kohlköpfe haut man fie mit den Strünken dicht an der Erde mit einem Beile oder ſogenannten Krautmeſſer (ein Stück abgenutzte Futterklinge oder Senſe mit einem Holzſtiele) ab. Die abgehauenen Köpfe werden entweder ſogleich auf dem Felde oder zu Hauſe auf einer Tenne oder einem Raſenplatze von den Strünken und ſchlechten Blättern ausge— ſchnitten, und die beſten Köpfe zum Verkauf oder zum Einſäuren abgeſondert, die ſchlechteſten und die Blätter aber ſo bald als möglich verfüttert, und die 229 beſſern und die Strünke zur fpätern Fütterung auf: bewahrt. Bei feuchter Witterung darf man das Ausſchneiden nicht zu lange verſchieben, weil ſonſt die in Haufen aufgeſchichteten, unausgeſchnittenen Köpfe leicht faulen. Man empfiehlt, die Köpfe ſammt den Strünken bei der Ernte aus der Erde zu zie— hen, weil die mit den Wurzeln zurückbleibenden Strün— ke, wenn die Häupter abgehauen werden, den Boden mehr erſchöpfen, als wenn ſie ganz entfernt werden. Der Ertrag iſt nach Bodenbeſchaffenheit, Jah: reswitterung und der Kohlart natürlich ſehr verſchie— den. Die Blattkohlarten ſollen übrigens niemals einen gleich hohen Ertrag geben, als die Kopfkohl— arten. Von letztern erntet man im Durchſchnitte 200 bis 300 Ctr. auf dem Morgen; unter günſti— gen Verhältniſſen leicht aber auch das Doppelte. Wo man übrigens nicht 300 Ctr. erntet, ſoll man den Kohlbau aufgeben. Nur in dem Falle, wenn man den Kohl zu theurem Preiſe zu verkaufen hin— reichende Gelegenheit hat, kann in ſolchem Falle deſſen Anbau gerechtfertigt werden. 7 Pfd. grüne Kohlblätter geben nur 1 Pfd. trockne, und in dieſem Verhältniſſe werden auch die Thiere von ihnen ge— nährt. In einem günſtigen Verhältniſſe wirken ſie jedoch vornehmlich auf den Milchertrag, und verhal— ten ſich dann zu Heu etwa wie 6 oder 5 zu I. Da her werden von Manchen 30 Pfd. grüne Kohlblätter an Nahrhaftigkeit 27 Pfd. grünem Klee gleichgeſchätzt. Kleinere Quantitäten Kohl bewahrt man auf dem Boden in Stroh eingeſchlagen, oder auch im Keller. Für die Aufbewahrung müſſen durchaus alle gelben und angefaulten Blätter gehörig abge— ſondert werden. Größere Quantitäten werden auf verſchiedene Weiſe im Freien aufbewahrt. Man bringt die ausgeſchnittenen Köpfe in nicht zu große, 1% Ellen hohe, runde Häufchen im Garten, oder an ſonſt einem geſchützten Orte, wo Raſen iſt, der vorher gehörig gereinigt worden. Werden die Köpfe mit den Strünken aufbewahrt, ſo empfiehlt man, letztere bei den Haufen nach innen zu legen, weil der Strunk um den Kopf herum empfindlicher iſt. Wenn die Strünke ausgeſchnitten worden, ſo werden ſie in ähnliche Häufchen im Garten aufgeſchüttet. Einige nehmen von dem Kohle den täglichen Bedarf an Köpfen der Reihe nach weg, und verfüttern Köpfe und Strünke zugleich; Andere blatten ſtets, nehmen die lockerſten Köpfe zuerſt, und laſſen die feſten, von denen die Strünke abgeſchnitten werden, bis zuletzt. Noch Andere verfüttern die Blätter und Köpfe zuerſt und laſ— ſen die Strünke, welche nicht abgeſchnitten werden, bis zuletzt. Auf ſolche Weiſe erhält man das Futterkraut lange gut, und es leidet nicht leicht, wenn nicht zu fchlaffe Winter, oder zu ſtarke Fröſte kommen. In manchen Gegenden ſäuert man die Köpfe für's Vieh in gro— ßen Gefäßen oder in waſſerdichten Gruben ein. Man ſchneidet zu dieſem Ende die Köpfe grob auf einer Häckſelbank, ſtampft das geſchnittene Kraut ſchichtweiſe ein, ſtreut zwiſchen jede Schicht etwas Salz, auch mitunter etwas reine Holzaſche; gießt, wenn das Kraut nicht Saft genug giebt, etwas Waſſer darüber, worauf man das Kraut mit einem ſchweren Deckel beſchwert. Sobald nur die Brühe 230 immer über dem Deckel ſteht, hält fich folches Kraut bis in's Frühjahr gut, wenn auch die Grube nach und nach geleert wird. Solches eingemachte Kraut giebt ein gutes, geſundes, milchergiebiges Futter. Dieſes Einſäuern iſt aber ganz beſonders dann zu empfehlen, wenn man in Folge naſſer Herbſtwitte— rung befürchten zu müſſen glaubt, daß ſich der Kohl nicht lange halten werde. ‚ Als Speiſe wird der weiße Kopffohl (Kraut) am häufigſten zu Krautſalat und Sauerkraut (Sauer: kohl) benutzt, ſonſt aber auch friſch, wie anderes Gemüſe verbraucht. Das Rothkraut wird vorzugs— weiſe zu Krautſalat benutzt. Der Welſchkohl giebt ein ſehr zartes Gemüſe und die Braun- und Grün: kohle ſind im Winter, wenn ſie einige Fröſte erlitten haben, am beſten zu verſpeiſen. Der Kürbiß. Man hat viele Arten und Spielarten von Kür— biſſen, und rückſichtlich der Größe von faſt 2 Ctr. an Gewicht bis zur Kleinheit einer Stachelbeere. In mehrern Gegenden Deutſchlands bauet man den Kürbiß auch auf dem Felde, theils zu Viehfutter, theils zu menſchlicher Nahrung, theils um die Kerne zu Ol zu benutzen. In neueſter Zeit hat man ſelbſt angefangen, die Kürbißkultur zur Zuckergewinnung, ſtatt der Runkelrüben, in Anwendung zu bringen. Im Allgemeinen iſt jedoch die Feldkultur des Kür— biſſes nur da zu empfehlen, wo man eine beträcht— liche Menge Dünger hat, und es befindet ſich daher auch in der Regel der Kürbißbau nur als Nebenbau zwiſchen den Kohlfeldern in größerer oder geringerer Aus dehnung. Wiewohl ſich mehrere Arten zur Feld: kultur eignen, ſo baut man doch gewöhnlich nur den gemeinen gelben, runden Gartenkürbiß. Man wählt zum Kürbißbaue einen ſolchen Boden, wie zum Kohle, und wo dieſer fortkommt, gedeiht auch er; indeſſen nimmt der Kürbiß auch wohl mit jedem Boden vorlieb, wenn er nur hinlänglich Nahrung und Feuchtigkeit darin findet; daher verlangt der Kürbiß, wenn er einen lohnenden Ertrag geben ſoll, eine noch weit ſtärkere Düngung, als der Kohl, und zwar recht zergangenen Miſt. Man empfiehlt da— her, den Platz zu den Kürbiſſen ſchon im vorher— gehenden Herbſte ſtark zu düngen. Man macht zu dieſem Behufe an den Seiten des Krautfeldes mit dem Pfluge eine tiefe Furche, legt in dieſe eine Schicht Miſt, und pflügt an beiden Seiten einen Kamm darüber. Der Boden wird nun durch ein paarmaliges Pflügen, auch Durchfahren mit dem Haken im Frühjahre, wo der Miſt ſchon mehr zer— gangen iſt, gelockert. Andere aber bearbeiten den Boden nur wie zu Kohl, düngen dann die ſogenannte Kürbißfurche, welche der Länge nach durch den gan— zen Kohlader geht, noch einmal mit zergangenem Miſte, werfen auf dieſen Erdboden, ſo daß ein Kamm gebildet wird, und laffen nun das Ganze bis zur Verpflanzzeit liegen. Zeigt ſich bis dahin viel Un— kraut, ſo wird die Kürbißfurche gejätet, auch gehackt. Man legt die Samen der Kürbiſſe, 2 bis 3, nach Verhältniß und der muthmaßlichen Güte der Kerne, Der Kürbiß. auf die Stelle, wo ſie ihre Ausbildung erlangen ſol— len, oder man erzieht Pflanzen und verpflanzt ſie. Im erſtern Falle macht man in der Reihe, in welche die Kürbiſſe kommen ſollen, in der Entfernung von 5 bis 6 F. von einander, auf der Furche 2 3. tiefe Löcher, und legt von den einige Stunden vorher ein— geweichten Samenkernen ein, jedoch ſo, daß ſie ho— rizontal in den Boden zu liegen kommen. Auf die Samen wird etwas zergangener Miſt gethan, und im Anfange wird gegoſſen. Im nördlichen Deutſch— land iſt dieſe Methode, da ſie ſo zeitig erfolgen muß, nicht zu empfehlen; es erfolgt hier auch gewöhnlich die Erziehung der Pflanzen und deren Verpflanzung. Man ſteckt die Kerne im April in Miſtbeete oder in mit Erde gefüllte Käſten, und ſtellt dieſe an einen warmen Ort. Mehrjährige Samen liefern beſſere und größere Früchte, als einjährige. Das Aus— pflanzen erfolgt im Mai oder Anfangs Juni. Die jungen Pflanzen müſſen, bis ſie gehörig angegangen ſind, begoſſen werden. Später iſt, wie bei den Kohlpflanzen, das Angießen mit gut gefaulter, ver— dünnter Jauche nützlich. Sobald die Pflanzen Früchte angeſetzt haben, bricht man die männlichen Blüthen ab, zweigt die Pflanzen auch aus, und läßt an jeder, je nach Beſchaffenheit der Bodenkraft, nur 1 bis 4 Früchte. Wenn dieſe mehr ſich auszubilden anfangen, legt man unter jede derſelben einen Stein, einen Ziegel, oder am beſten, wo man ihn hat, ein Stück Schiefer. Die Ernte der Kürbiſſe erfolgt gewöhnlich am Ende des Septembers. Man bricht ſie von ihren Hauptranken ab, und bewahrt ſie an einem trocknen, vor Froſt geſchützten Orte, verbraucht aber die un— vollkommnern ſogleich als Viehfutter. Auch ſchnei— den Einige die Kürbiſſe ſogleich nach der Ernte in Scheiben und trocknen dieſe, wo ſie ſich dann länger halten. Die eingebrachten Kürbiſſe werden an dem Orte ihrer Aufbewahrung in 3 Partien ſortirt; näm— lich in ſolche, die etwas angefault ſind; ferner ſolche, welche bei der Ernte beſchädigt worden, und endlich in ſolche, welche die vollkommen geſunden und un— verletzten bilden, und die ſehr lange aufbewahrt und erhalten werden können, wenn von ihnen nicht mehr als 5, höchſtens 6 Stück, ja von den großen nur 3 Stück auf einander gelegt werden. Die zur Aufbe— wahrung der Kürbiſſe beſtimmten Orte werden mit einer dünnen Schicht ſehr trocknen Strohes beſtreut. Die erſte Lage der Kürbiſſe wird mit ihren Stengeln (ein Stück Ranke wird beim Abſchneiden daran ge— laffen) aufwärts gemacht; die übrigen werden immer zwiſchen die andern gelegt, doch ſo, daß die an der Frucht gelaffene Ranke zur Seite zu liegen kommt. Trockne Magazine, aber auch Scheunen und Keller eignen ſich recht wohl zur Aufbewahrung. Die an den beiden längern Seiten dieſer Lokalitäten ange— brachten Luftzüge werden am Tage um 10 Uhr geöff— net und um 2 Uhr des Nachmittags wieder geſchloſ— ſen. Die Samen müſſen, bevor man ſie zum Ol— ſchlagen verwendet, gewaſchen werden. 100 Kür⸗ biſſe mittlerer Größe ſollen 6 bis 8 Berl. Scheffel Kerne und 25 Pfd. Kerne 1 Pfd. Ol liefern, das, kalt geſchlagen, ſich als Brenn- und Speiſeöl benutzen Handelsgewächſe. läßt. Als geringſten Ertrag giebt man unter geeig— neten Umſtänden 400 Ctr. Kürbiſſe auf den Mor— gen an. N Die Kürbiſſe find fehr anwendbar als Viehfut— ter, beſonders für Schweine und Rindvieh. Man füttert ſie entweder roh oder gekocht. Kühe ſollen viel Milch dabei geben und Schweine ſchnell fett werden. Auch für Karpfen ſind Kürbiſſe ein gutes Nahrungsmittel; damit ſie in den Teichen nieder— fallen, bringt man Thon in ihre Mitte. Die Blät— ter find ebenfalls ein gutes Viehfutter nebſt den ab— geſchnittenen Seitentrieben. Als Speiſe wird der Kürbiß auf mannigfache Weiſe verwendet, und in wärmern Himmelsgegenden machen die Kürbiſſe ei— nen großen Theil der Nahrung aus. Die gewöhn- lichſte Zubereitungsart des Kürbiß iſt bei uns als Kürbißbrei. Außerdem läßt ſich der Kürbiß noch auf Branntwein, zu Brot und anderm Backwerk u. ſ. w. benutzen. Handelsgewächſe. Man begreift hierunter ſolche Pflanzen, welche nicht zu den unentbehrlichſten Nahrungsmitteln für Menſchen und Vieh dienen, ſondern auf mancherlei Weiſe, theils zur Nahrung als Gewürz, theils als Medicinpflanzen, theils zu manchem techniſchen Be— hufe, theils endlich zu Bekleidungsſtoffen gebraucht werden. Da der Ertrag der Handelsgewächſe größ— tentheils zum Verkaufe beſtimmt iſt, ſo übergeben ſie dem Boden wenig Dünger, obgleich ſie öfters viel davon in Anſpruch nehmen. Ehe ſich ein Landwirth zum Anbaue von Handelsgewächſen entſchließt, muß er alſo vorher erwägen, ob er in ſeiner Wirthſchaft ſo viel Dünger erzeuge, daß der Boden durch den Anbau von Handelspflanzen nicht erſchöpft werde. Der Anbau derſelben iſt öfters mühſam, erfordert auch mehr Kenntniß, Fleiß und Thätigkeit, als die gewöhnlichen landwirthſchaftlichen Gewächſe; dage— gen belohnen ſie auch öfters den Fleiß und die Thä— tigkeit des Landwirths durch einen anſehnlichen Rein— ertrag. Ein Theil dieſer Handelspflanzen verlangt Räume zur Aufbewahrung, ſowie ſonſtige Einrich— tungen, was vor dem Anbaue wohl beachtet zu wer— den verdient. Übrigens dürfte der Anbau ſolcher Gewächſe im Allgemeinen faſt nur auf ſolchem Bo— den, der für das Getreide, weil ſich dieſes lagern würde, zu reich iſt, mit Vortheil betrieben werden können, oder wo ein zweckmäßig beobachteter Frucht— wechſel die Aufnahme derſelben in den Fruchtumlauf begünſtigt, oder wohl gar zum beſſern Gedeihen der andern Feldgewächſe räthlich macht. In den ge— wöhnlichen Verhältniſſen muß, der nothwendig grö— ßern Düngererzeugung halber, zugleich ein mehr aus— gedehnter Futterbau neben dem Handelsgewächs— baue betrieben werden, wenn ihre Kultur lohnen und einer Wirthſchaft nicht mehr Schaden bringen ſoll. Die Handelsgewächſe werden gewöhnlich eingetheilt: 1) in Olgewächſe; 2) Geſpinnſtpflanzen; 3) Farbepflanzen; 4) Gewürzpflanzen, und 5) ſonſtige Fabrik- und Handelspflan— zen. 231 Olgewächſe. Olgewächſe heißen jene, die ihres ölhaltigen Sa— mens wegen kultivirt werden. In neuern Zeiten hat ſich deren Erzeugung in Deutſchland ungemein vermehrt. Von Rübſen- und Rapsöl allein werden gegen 2 Mill. Ctr. jährlich im Handel vertrieben. Der Raps, Reps, Olkohl, Kohlſaat, Lewat. Der Raps iſt eins der befannteften angebauten Olgewächſe, welches ſich jetzt zu einer der wichtigſten Pflanzen in der Landwirthſchaft erhoben hat. Der Rapsſamen wird nicht ſelten mit dem Rübſamen verwechſelt, ja man findet ſogar bisweilen beide Ge— wächſe unter einander, obſchon fie ſich weſentlich un— terſcheiden. Der Raps iſt eine Kohlart und dem Gartenkohl ſehr ähnlich, er hat große, hellgrüne Blätter, welche oft unten kupferartig und mit einem weißen Staube bedeckt, dabei aber glatt und fleiſchig ſind. Die Stengel ſind ſtärker und treiben die Aſte mehr nach oberwärts, welche weniger in die Höhe ſtehen, ſondern ſich mehr horizontal verbreiten. Der Wurzelſtamm iſt ſtärker, faſt cylinderartig, die Blü— the mehr hellgelb und kommt ſpäter zum Vorſchein. Die Schoten und Körner ſind größer, letztere trock— nen ſchneller auf dem Boden, und bei der Reifung ſind die Samen dem Vogelfraße weniger ausgeſetzt, laſſen ſich auch leichter ausdreſchen. Der Raps muß früher geſäet werden, und geht bei trockner Witterung ſicherer auf, leidet aber auch nicht ſo leicht bei ſtar— ker Näſſe nach der Saat. Er giebt einen höhern Ertrag an Körnern, als der Rübſen, verlangt aber auch dafür einen kräftigern Boden. Der Ertrag an Stroh iſt bedeutender, und der Ertrag an Ol von den Samen wird auf 8 bis 10 Procent höher ange— nommen, von einer gleichen Menge dem Maße nach. Dagegen leidet aber auch der Raps mehr von den Inſekten, und zwar um ſo mehr, eine je größere Verbreitung ſein Anbau in einer Gegend erlangt hat. Übrigens gewährt der Raps bau in Gegenden, wo derſelbe begünſtigt wird, bedeutende Vortheile. Er liefert die erſte Ernte, welche den Landwirth mit Geldmitteln verſieht, ſowie ſie ihm einen Stroher— trag zu einer Zeit liefert, wo gewöhnlich Strohman— gel eintritt; auch fällt die Rapsernte in eine Zeit, wo man mit andern Arbeiten nicht ſehr über— häuft iſt. Man hat von dem Rapſe mehrere Spielarten, die ſich hinſichtlich ihrer Zeitigung, der Größe und Farbe der Körner und ihrer Ergiebigkeit unterſchei— den. Im Ganzen iſt der Rapsſamen in Deutſch— land durch Verzwitterung ſehr verdorben, weßhalb man in neuerer Zeit mit Recht das vollkommene Produkt von Holland von Friſchem bei uns zu kul— tiviren angefangen hat. Dieſer holländiſche oder brabanter Raps blüht und reift um 14 Tage ſpäter, als unſer gewöhnlicher Raps, wird ſehr lang, be— zweigt ſich überaus ſtark. Zeitige und dünne Saat ſind daher zu ſeinem Gedeihen erforderlich. Im ge— räumigen Stande macht dieſer Raps bewunderns— 232 werthe Stammäſte; auch ſetzt er mehr und größere Schoten an und giebt daher einen höhern Ertrag. In tiefen, naſſen Lagen wintert er nicht ſo leicht aus, leidet aber durch die wechſelnde Witterung des Frühjahrs mehr. Sobald ſich die Pflanze ausgebildet hat, fallen die größern Blätter ab. Der Raps liebt vorzugsweiſe ein mehr feuch— tes Klima, weßhalb man auch ſeinen Anbau am häufigſten in Niederungen und in Gegenden an der Meeresküſte findet. In Deutſchland iſt ihm, außer in zu hohen Gebirgsgegenden, das Klima nirgends zu kalt. Er kommt jedoch auch in Ge— genden mit einem trocknen Klima gut fort, und nur auf Hochebenen iſt ſein Anbau unſicher. In hügeligen Gegenden, welche durch Flüſſe, Seen und durch Waldungen unterbrochen ſind, ſelbſt in höhern Gebirgsgegenden, wo nur noch mit Sicher— heit Winterroggen gebaut werden kann, auch die Gerſte noch fortkommt, iſt ſein Anbau lohnend. Von der Winterkälte leidet der Raps nicht leicht, wohl aber ſchadet ihm der Wechſel zwiſchen Näſſe und Froſt im zeitigen Frühjahre, und wenn es zu dieſer Zeit am Tage thauet und in der Nacht ſtark friert. Sehr kalte und rauhe Nord- und Oſtwinde ſind dem Rapſe aber auch gefährlich, wenn der Boden nicht mit Schnee bedeckt iſt. Spätfröſte ſind übrigens dem Rapſe nicht gefährlicher als andern Gewächſen. Der Boden muß vor Allem kraftvoll ſein, ſei es durch den Gehalt an altem Humus oder durch wiederholte ftarfe Düngung. Die Wurzeln dringen bis 10 Zoll und tiefer in den Boden ein, und deß— halb muß die Krume möglichſt tief fein. Aus die— ſem Grunde geräth auch der Raps auf einem kräf— tigen Niederungsboden am beſten und giebt da oft einen an das Unglaubliche gehenden Ertrag. Säure darf der Boden auch nicht enthalten. Weizenboden wird gewöhnlich auch zum Baue des Rapſes ge— eignet gehalten; es iſt dies aber nicht immer der Fall, indem es Bodenarten giebt, wo der Weizen recht gut fortkommt, die aber für den Raps zu bin— dig ſind. Ein zum Baue des Rapſes gut geeig— neter Boden iſt der ſogenannte Gerſtenboden, ſowie überhaupt ein ſolcher Boden, welcher 50 bis 60 Pr. Sand und etwas Kalk enthält. Einen naſſen Boden verträgt der Raps nicht, vielmehr iſt Näſſe ſein ge— fährlichſter Feind, indem er dann leicht fault. In— deſſen darf es dem Boden auch nicht an hinläng— licher Feuchtigkeit mangeln, weil der Raps in einem trocknen Boden nicht gedeiht. Je feuchter das Klima, um fo trockner kann der Boden im Verhältniſſe fein, je trockner aber bis zu einem gewiſſen Grade das Klima iſt, um ſo mehr muß man einen die Feuch— tigkeit genugſam haltenden Boden wählen. Moor— und Torfboden, ſowie jeder Boden, der vom Froſt leicht in die Höhe gezogen wird, taugt nicht zum Anbaue des Rapſes. Starke Düngung iſt die Grundbedingung des vollkommnen Rapsbaues. Mag ein Boden auch noch ſo humusreich ſein, zum Rapſe muß dennoch gedüngt werden, wenn er nicht in Reihen gepflanzt wird. Der Ertrag des Rapſes ſteht ganz im Ver— Olgewächſe. hältniſſe zu der Stärke der für ihn verwendeten Düngung. Eine wiederholte Düngung von 25 Fuhren Miſt zu 2000 Pfd. das Fuder auf den Magdeb. Morgen erſchien in einem ſonſt kräftigen, gut kultivirten Gerſtenboden keineswegs als eine zu ſtarke. Wenn übrigens andere Handelsgewächſe den Boden nach Maßgabe ihres Extrags erſchöpfen, ſo iſt dies beim Rapſe keineswegs der Fall, er er— ſchöpft vielmehr den Boden im Verhältniſſe um ſo mehr, je ſchlechter er ſteht, um ſo weniger, je üp— piger er gewachſen iſt. Wer alſo zum Rapſe nicht hinlänglich düngen kann, unterlaſſe lieber gänzlich deſſen Anbau, weil er ſonſt die ganze Wirthſchaft zurückſetzt. Der Raps liebt mehr den ſchon etwas zerſetzten, als den ganz friſchen Miſt. Der Schaf— miſt ſagt ihm ganz beſonders zu, und ebenſo der Schafpferch, wenn er nicht zu ſchwach kurz vor der Saat gegeben wird. Außerdem läßt man dem Rapſe auch noch die Jauche zukommen. Eine Kalk— düngung mit Miſt zugleich untergebracht, äußert in einem mehr gebundenen und weniger thätigen Boden eine gute Wirkung. Für den Raps wird eine ſorgfältige Bearbei— tung des Ackerbodens nothwendig, indem der Bo— den möglichſt gepulvert erſcheinen muß. Da nun aber auch zugleich eine zeitige Saat verlangt wird und mithin dieſe Bearbeitung in gehöriger Zeit er— folgen muß, ſo findet man den Raps am häufig— ſten in der Brache nach einer vollkommnen Brach— bearbeitung, wo er auch in der Regel am ſicher— ſten geräth und den reichlichſten Ertrag giebt, zu— mal wenn der Acker im Herbſte möglichſt tief ge— ſtürzt und im Frühjahre der Miſt flach untergebracht wird Eine möglichſt tiefe Auflockerung des Bo— dens iſt eine Hauptbedingung des Gerathens des Rapſes, und dieſe wird nicht beſſer bewerkſtelligt, als durch tiefes Stürzen im Herbſte. Da jedoch in vielen Gegenden die Brache mit Recht ganz abgeſchafft iſt, ſo muß, wenn keine Weideſchläge vorhanden ſind, wo der Raps die erſte Frucht bil— det, bei ſeinem Anbaue beſonderer Bedacht auf die Fruchtfolge genommen werden. Außer den ebenfalls ölige Samen tragenden Gewächſen, inſofern dieſe zur Reife gelangen, und außer einigen ſolchen Handels— gewächſen, welche ebenfalls wie der Raps die leicht auflösliche Nahrung des Bodens wegnehmen, als z. B. der Lein, hat der Raps keine nachtheiligen Vor— früchte. In Gegenden, wo die Wintergetreideernte zeitig erfolgt und der Acker in einer guten Kultur ſteht, folgt der Raps nicht ſelten in Wintergetreide— ſtoppeln, auf welche unmittelbar nach der Ernte der Miſt aufgefahren, flach untergepflügt und ſodann noch eine tiefere Furche gegeben wird. Indeß wird doch nur in wenigen Gegenden dieſes Verfahren von einem glücklichen Erfolge begleitet ſein. Um das zu Raps beſtimmte Land bis zur Saat nicht unbenutzt liegen zu laſſen, beſäet man daſſelbe, nachdem es im Herbſte zur erforderlichen Tiefe ge— ſtürzt worden, im Frühjahre auf eine ſchwache Dün— gung mit Erbſen, Wicken oder andern zum Grün— futter beſtimmten Gewächſen und düngt ſodann nach ihrer Aberntung noch einmal. Bei einem ſol— Der Raps. Reps. chen Verfahren muß der Boden ſich jedoch in einem guten Kulturzuſtande befinden, wenn er für den Raps die erforderliche Gahre erhalten ſoll. Wo die Kartoffeln nicht in friſchen Miſt gelegt werden, wird dieſes Verfahren um fo angemefjener fein, weil man in dieſem Falle beſſer mit dem Miſte auslangen wird. Nach Klee geräth der Raps ganz vorzüglich, nur hält man es meiſtens für eine koſt— ſpielige Sache, den Klee nach dem erſten Schnitte umzupflügen und ſo einen zweiten Schnitt zu opfern, welches jedoch zu Raps nothwendig geſchehen muß. Indeſſen iſt dieſes Verfahren keineswegs ſo koſt— ſpielig, als es ſcheint, ſo bald man nur ſo viel Klee mehr über ſeinen nöthigen Futterbedarf dahin aus— fäet, wo man ohnehin zum Rapslande Brache ge— halten haben würde Den Raps nach zweijähri— gem Klee folgen zu laſſen, bleibt immer bedenklich, weil das Land durch bedeutende Lücken oft verwil— dert und entkräftet wird. Man hat auch den Raps in eine Sommerfrucht, als in Gerſte oder Som— merrübſen, geſäet und dieſe abgeerntet, worauf dann der Raps fortwächſt. Dieſes Verfahren ſoll, be— ſonders unter der Gerſte, ganz günſtig ausgefallen ſein. Auch auf ſich ſelbſt kann der Raps folgen; doch iſt dieſes Verfahren nur in einem ſehr reichen Boden und bei einem ſehr ſtarken Vorrathe von Miſt zu empfehlen. Der Raps, beſonders wenn er üppig geſtanden, iſt eine durchaus günſtige Vor— frucht für alle nachfolgenden Früchte. Der einmal zu Raps gut bearbeitete Boden behält durch ſeine Beſchattung eine Lockerheit und Mürbe, welche eine verminderte Bearbeitung zu allen nachfolgenden Früchten zuläſſig macht. Bei Bearbeitung des Bodens zu Raps iſt vor— nehmlich ein tüchtiges Eggen zu empfehlen, ſowie auch die Walze nicht fehlen darf; denn auf einem bei der Saat ſehr kloßigen Boden iſt das Aufgehen der Samen gefährdet. Bei den Pflugarten iſt vor— nehmlich ein tiefes und enges Ruhren und Anwen: dung des Scarifikators vor der letzten Furche zu empfehlen. Es iſt zweckmäßig, die Bearbeitung des Rapsackers in längern Zwiſchenräumen zu wie— derholen. In einem mehr feuchten Boden werden nicht zu breite und etwas gewölbte Beete gepflügt. Da der Raps ungleich reift, ſo muß man, um vollkommnen Samen zu erhalten, beim Wurfen in der Scheune den vorderſten und ſchwerſten Samen abſondern und ihn durch wiederholtes Wurfen und Fegen von den leichten Körnern befreien. Der Sa— men wird alsdann auf dem Schüttboden ganz dünn aufgeſchüttet und bis zur Saat wiederholt umge— rührt. Nach neueſten Erfahrungen ſoll einjähriger Samen dem Überhandnehmen des Ungeziefers mehr Einhalt thun. Der zu längerer Aufbewahrung be— ſtimmte Samen wird entweder mit der Spreu ge— hörig getrocknet aufgeſchüttet, oder gehörig gereinigt, in Fäſſer gepackt, welche zugemacht werden. Am gewöhnlichſten iſt die breitwürfige Saat, die im Laufe des Auguſt's erfolgt. In einem ganz beſonders warmen Klima kann ſie auch ohne Nach— theil noch im Laufe des Septembers gemacht wer— den. Der Acker muß im Anfange Auguſt's oder Kirchhof, Landwirth. 233 noch früher zugerichtet ſein, ſo daß er noch eine Zeit lang vor der Saat aufgepflügt werden und wieder gehörig ſich ſetzen kann. Zur Saat muß man möglichſt trockne Witterung wählen. Boden, wel— cher vor der Saat ſehr kloßig iſt, muß mit einer hinreichend ſchweren Walze gewalzt werden. Jeden— falls iſt vor der Ausſaat vorzueggen. Eine zu ſtarke Saat muß man beim Raps vermeiden. Der Ge— fahr des Erfrierens beugt man am beſten durch dünnere Saat vor, weil die Pflanze ſich dann mehr am Boden ausbreiten kann und der Herzpoll we— niger emporgeſchoben wird, welches ſonſt bei ſich drängenden Pflanzen eine Haupturſache des Er— frierens iſt. Eine zu dünne Saat giebt zwar ſehr vollkommene Pflanzen, aber keinen vollkommen dich— ten Stand, daher keinen hinreichend lohnenden Er— trag. Das Maß der Ausſaat ſchwankt nach ver— ſchiedenen Angaben zwiſchen %, und 1½ Berl. Metzen auf den Magdeb. Morgen. Zur Saat des Rapſes muß man einer gleichen Vertheilung des Samens wegen nur die geübteſten Säeleute wäh— len. Die Samen dürfen auf den gut vorgeeggten Acker nur mit leichten Eggen untergebracht werden. Iſt der Boden nach der Einſaat noch kloßig, fo muß er gewalzt werden. Nach vollbrachter Saat— beſtellung müſſen ſofort die Beet- und Waſſerfur— chen ausgefahren und ſorgfältig aufgeräumt werden. Das Drillen des Rapſes iſt in neuerer Zeit vielfach empfohlen worden. Es werden ſich jedoch nur wenig Verhältniſſe finden, wo die Drillkultur mit Nutzen wird in Anwendung kommen können, obſchon ſie da wichtig iſt und großen Vortheil zu gewähren vermag, wo ſie eingeführt werden kann. Die Kulturart iſt verſchieden. Man ſchält mit dem Pfluge die Stoppeln eines zeitig zur Ernte gelan— genden Roggens unmittelbar nach der Ernte ab, und läßt hierauf ein tüchtiges Eggen folgen. Nach Verlauf einer Woche wird Miſt aufgefahren, dieſer ſogleich gebreitet und untergebracht. Nach ein paar Tagen wird das Land gewalzt, geeggt und geebnet, und unmittelbar darauf geſäet. Zum Säen, inſofern dieſes nicht durch den Drillkaſten erfolgt, werden 7 Männer angeſtellt, von denen 2 den Reihenzieher ſchieben und I ſäen. Die Reihen werden 20 Zoll von einander gemacht, und der Same wird mit der Hand in die flachen Furchen— ſtriche eingeworfen und mit Hülfe einiger Dornen zugeſcharrt. Dieſe Beſtellung erfordert bei etwa 7 Morgen mit 7 Männern 5% Stunden. Andere empfehlen es nicht, gedrillten Raps nach einer Kör— nerfrucht folgen zu laſſen, ſondern nach einſchnitti— gem, oder, wenn der erſte Schnitt zeitig erfolgt, nach zweiſchnittigem Klee, oder auch nach grün ab— gemähten Wicken oder anderm Grünfutter. Die Reihen kommen bei der Unterbringung der Saat mit dem Drillkaſten 24 Z. weit von einander, und nach dieſer wird gewalzt. Sobald die Pflanzen das vierte Blatt haben, im Anfange September, werden die Reihen mit der Pferdeſchaufel durchfah— ren. Gegen Michael wird der Raps mit der Pferde— hacke angehäufelt. Einige häufeln in 14 Tage darauf noch einmal an, Andere finden dies aber 30 234 nicht nöthig. Wo jenes geſchieht, wird möglichſt tief geſtellt und die Pflanzen bis an die Krone mit Erde bedeckt. Im Frühjahre, fo bald die Pflanzen zu treiben anfangen, wird wieder gehäufelt. Bei dieſer Kulturmethode kann man vom Anfang Juli bis Mitte Auguſt ſäen, und hierzu den ſchicklichſten Zeitpunkt wählen. Das Verpflanzen des Rapſes iſt in den Rhein— gegenden, vornehmlich in den Niederlanden und auch in einigen Theilen Englands ſehr gebräuchlich. Hierbei bedarf man einer Pflanzenſchule, wozu ein von Natur gutes Land, ftarfe Düngung mit gut zergangenem Miſte, ein möglichſt mürbe gemachter Acker und eine nicht zu dicht gemachte Ausſaat nöthig iſt. Die beſten Pflanzen ſind die kurzſtäm— migen, welche die Nebenſchoſſen, im Falle ſie deren haben, kurz an der Erde anſetzen. Um gute Pflan— zen zu erziehen, ſäet man den Samen des Rapſes vor der Mitte des Juli in das wohl zubereitete und gedüngte Land, und zwar ſo, daß der Samen et— was dünner als der Winterrübſen, und etwas dich— ter, als der Samen der Brachrüben, gleichmäßig ausgeſtreut wird. Zwiſchen den Pflanzen ſich etwa zeigendes Unkraut muß ausgejätet werden. Im Oktober werden die Pflanzen ausgezogen, behutſam gegen den Schuh geſchlagen, damit alle Erde ab— falle, und dann reihenweiſe auf den Boden nieder— gelegt. Indeſſen wird das Land zur Aufnahme der Pflanzen durch Falzen oder vielmehr Schälen und Voreggen der Stoppeln zubereitet. Will man zum Rapſe düngen, ſo wird der Miſt nach dem Eggen auf's Feld gebracht. Man empfiehlt den Raps in die Stoppeln des Wintergetreides zu pflanzen und zu düngen. In der Zwiſchenzeit, daß nun der Boden bearbeitet wird, haben die ausgezogenen Pflanzen gewelkt, und wenn ſie hinreichend abge— welkt ſind, werden ſie an dem Tage, der dem Ver— pflanzen vorhergeht, mit Stroh in Büſchel gebun— den und nach dem Felde hingefahren, wo man ſie im Vorbeifahren nach und nach abwirft, damit ſie nachher überall zur Hand ſind. Die ausgezogenen Pflanzen verpflanzt man erſt nach 8 bis 14 Tagen, und behauptet, daß, wenn man die ſtarken Pflan- zen gleich nach dem Ausziehen verpflanze, die— ſelben im Winter aufſchießen und verloren gehen würden. Ein Morgen Pflanzſchule wird für drei Morgen zu beſetzendes Land angenommen. Bei dem Verpflanzen mit dem Pfluge werden 12 bis 14 Leute zum Einlegen der Pflanzen angeſtellt. Es wird mit einem Pfluge ein Kamm gegen einander ge— fahren, und die Pflanzen werden an dieſen zu bei— den Seiten angelegt, und zwar ſo, daß der Stamm auf dem Hange des Kammes ruht, und die Wur— zeln ſich in der Furche befinden. Die Pflanzen müſſen eher etwas zu tief, als zu hoch liegen, weil der aufgeworfene Boden noch zuſammenſinkt. Lange Pflanzen muß man etwas ſchief, d. h. in einem Winkel, deſſen Spitze nicht gegen den Pflug hin, ſondern von ihm abgekehrt iſt, einlegen. Der Bo— den muß der Regel nach den Stamm bis an ſeine Krone bedecken. Die Entfernung der Pflanzen wird durch ihre Stärke beſtimmt und kann von 6bis 183. Olgewächſe. ſein. Da die Furchen alle beſetzt werden, ſo kom— men die Reihen 1 F. weit von einander zu ſtehen. Manche bringen auch die Pflanzen nur 4 bis 63. weit von einander, was jedoch bei nur einiger— maßen ftarfen Pflanzen und kräftigem Boden eine zu dichte Pflanzung giebt. Zum Verpflanzen des Rapſes iſt jeder Pflug tauglich, wenn er nur den Pflugſtreifen gehörig umwendet und hoch genug hinaufſtreicht. Auch paßt der in der Umgegend von Dresden gebräuchliche Haken (ſ. Ackergeräth— ſchaft), wenn er mit Streichbretern verſehen iſt, recht gut zu dieſer Arbeit. Wenn das Feld über— düngt worden, ſo folgt dem Pfluge eine Perſon zum Miſteinlegen Wenn man 20 Pflanzer und 2 Pflüger zugleich anſtellt, fo find die Koften des Pflanzens noch weit geringer, denn man kann ale: dann 7 Morgen in 15 Stunden beſtellen. Im Kleinen wird das Verpflanzen mit dem Spaten und dem Pflanzſtocke vorgenommen, was aber an baarem Arbeitslohn in der Regel theuer zu ſtehen kommt, da ein Mann, der den Spaten für die Anfertigung der Offnungen zu den Pflanzen führt, und 3 Pflanzer in einem Tage nur 1½/ Morgen fertig machen. Indeſſen hat man doch dieſe Kul— turmethode auch für den Anbau im Großen deß— halb als vortheilhaft empfohlen, um das koſtſpie— lige Erziehen der Pflanzen in einer gedüngten Brache zu umgehen. Beim Verpflanzen mit dem Spaten bedarf man nämlich keiner großen Pflanzen, viel— mehr iſt die Mittelſorte allen andern vorzuziehen. Ein Land, welches in demſelben Sommer verpflanz— ten Raps getragen hat, braucht nach der Abern— tung des Rapſes blos ganz ſeicht umgepflügt oder ſcharf aufgeeggt zu werden, wo dann die ausge— fallenen Samen aufgehen und die Pflanzſchule ab— geben. Doch zieht man in den Jahren, wo die Getreideernte früher einfällt, eine gute Roggenſtop— pel vor, indem hier die Pflanzen nicht leicht miß— rathen. Das beſte Land für eine Pflanzſchule iſt aber Kleeland. Das Verpflanzen erfolgt zu Ende Septembers oder zu Anfang Oktobers, und dies frühe Verſetzen trägt nicht wenig zur Erhaltung des Rapſes im Winter bei. Die Pflanzen werden ſo— gleich nach dem Ausziehen verpflanzt. Das fertig ge— pflügte Land wird vor dem Verpflanzen nicht geeggt. Bei der Kultur des Rapſes in feuchtem Boden wählt man zum Rapſe ein Land, welches grün ab— gemähte Futtergewächſe getragen hat, oder einen gut beſtandenen Kleeacker und pflügt dieſen mit Sorgfalt in lauter ſchmale Beete von 6 Furchen, worauf man nach einiger Zeit das Land mit der Egge und nachher mit dem Exſtirpator oder mit einem dieſem ähnlichen Werkzeuge der Länge nach überzieht. Alsdann ſtreut man den Samen aus und überzieht das Land noch einmal mit der Egge. Hierauf ſpaltet man, ehe der Froſt eintritt, alle jene 6furchigen Beete der Länge nach in der Mitte durch eine Pflugfurche hinauf und in derſelben herab in 2 Theile, wodurch lauter 2 Fuß von einander entfernte Beete entſtehen, die auf ihrer Mitte mit Pflanzen beſetzt ſind. Dieſe erhabenen ſchmalen Stücken ſchützen nun den Raps gegen die Näſſe Der Raps, Reps. im Winter. Im folgenden Frühjahre nach hin— laͤnglicher Abtrocknung des Bodens eggt man den Rapsacker zweimal in die Länge und einmal in die Quere langſam über, und läßt dann die Pflanzen ruhig 6 bis 8 3. hoch wachſen. Alsdann häufelt man die abgeeggte Erde mit dem Häufelpfluge wie— der auf die Pflanzenreihen, doch jo, daß die Blü— thenknospen der Pflanzen nicht bedeckt werden. Um von dem Felde eine um ſo größere Ernte zu erzielen, hat man den Raps bau mit dem An— baue der Möhren in Verbindung gebracht, wozu aber ein beſonders kräftiger und tiefgrundiger Bo— den erforderlich iſt, weil die Möhren nur in einem ſolchen Gedeihen finden. Wo der Boden zum An— baue der Möhren nicht geeignet iſt, bringt man häufig nach dem Rapſe, ſelbſt wenn eine Winter— frucht noch im Herbſte folgen ſoll, grünabzumähende Futtergewächſe; wo aber die Möhren gedeihen, er— zielt man durch fie die größte Maſſe Futter und das Land wird ganz beſonders dadurch zum Ger— ſten- und darauf folgenden Kleebau vorbereitet. Um Möhren zwiſchen dem Rapſe zu bauen, muß derſelbe durchaus in Reihen geſäet worden ſein. Man hält dafür, daß zu dieſem Behufe das Ver— pflanzen mit dem Pfluge das zweckmäßigſte fei. Sobald die Rapspflanzen im Frühjahre behäufelt ſind, werden die Furchen zwiſchen den Reihen noch einmal mit der Pferdeſchaufel, oder noch beſſer mit der Furchenegge durchfahren, worauf die Möhren— ſamen in die Furchen zwiſchen dem Rapſe ausge— ſtreut und durch das nochmalige ganz flache Durch— fahren mit der Furchenegge mit Erde bedeckt wer— den. Ein Durchgehen der Furchen, wobei das zwiſchen den Pflanzen des Rapſes wachſende Unkraut ausgerauft wird, iſt den Möhren um ſo zuträglicher. Nach der Rapsernte werden die Möhren, wenn nöthig, gejätet, ſodann aber die Stoppeln des Rap— ſes, wenn dieſe ſehr ſtark ſind, ausgerauft, zuſam— mengebunden und fortgeſchafft. Alsdann wird das Land ſcharf querüber geeggt, eben ſo in die Länge, und wenn es nöthig iſt, dies wiederholt. Hierauf werden die Möhren gelüftet und die zu dicht ſtehen— den zum Theil ausgeriſſen. Später kann man noch das Erdreich zwiſchen den Möhrenreihen mit der Furchenegge durchfahren, und dabei noch etwas Boden an ſie bringen, wobei ſie um ſo üppiger wachſen. Die Möhren gedeihen hier in der Regel beſſer als im offenen Felde. Die Möhren kann man im Herbſte oder auch im nächſten Frühjahre herausnehmen. In letzterem Falle ſchneidet man zu— erſt das Kräutig ab und pflügt dann durch eine Furche herauf und herunter einen Kamm auf die Möhrenreihen, um ſie vor dem Froſte zu ſchützen. Der verpflanzte Raps wird während der Ve— getation ebenſo wie der gedrillte behandelt; näm— lich die Reihen zwiſchen den Pflanzen werden im Herbſte mit der Pferdeſchaufel, ſpäter mit der Pferde— hacke durchfahren, worauf ein nochmaliges Behäu— feln im Frühjahre erfolgt. Bei ſehr trockner Wit— terung zur Saatzeit begrünt das Rapsfeld manch— mal erſt nach 4 bis 5 Wochen; es entwickelt ſich dann viel Unkraut, und die Pflanzen kommen meiſtens 235 ſchwächlich in den Winter. Bei günſtiger Witte— rung ſchießt nicht ſelten eine vollſtändige Hedrich— ſaat zwiſchen dem Raps auf, die noch im laufen: den Jahre zur Blüthe gelangt; dieſe wird durch Abhauen vollſtändig vertilgt. Man treibt auch die Schafe zum Ausfreſſen des Hedrichs in das Raps— feld. Der Raps verträgt die Winterkälte in einem größern Grade als der Weizen; ſein gefährlichſter Feind iſt aber die Näſſe durch ſtehendes Waſſer, da ihn dieſe bald zur Fäulung bringt; weßhalb man auf den Abzug des Waſſers beim Rapsfelde ganz beſonders Acht haben muß. Mehr als die Witterung fügen dem Rapſe ſchädliche Thiere, nämlich mancherlei Inſekten, Schaden zu. Der brabanter Raps leidet mehr als der andere. Dem Rapſe und Winterrübſen ſind bisweilen Erdflöhe, Schnecken und mehrere Arten von Raupen theils kurz nach der Ausſaat, theils im Spätherbſte ſchädlich; zur Zeit der Entwickelung aber der Glanzkäfer und die Larven mehrerer In— ſekten. Im Allgemeinen leidet der gedrillte und verpflanzte Raps weit weniger, als die breitwür— fige Saat. Die Saatraupe, die Larve der Winter— ſaateule und die der ähnlichen Graswurzeule ver— wüſten im Herbſte die Olſaaten oft dergeſtalt, daß zu einer neuen Saat geſchritten werden muß. Was man übrigens unter dem ſogenannten Pfeifer, wel— cher die Winterölſaaten im Frühjahre zur Zeit der Blüthe zerſtört, ſich auch in den Schoten findet, verſtehen ſoll, iſt noch gar nicht feſtgeſtellt. Viele Landwirthe nennen jedes Inſekt, welches der Blüthe oder den Schoten der Olſaaten Schaden zufügt, ohne Ausnahme, Pfeifer; Mehrere geben ſogar die— fen Namen auch dem Glanzkäfer. Daß der Name Pfeifer keinem vollkommen ausgebildeten Inſekte, ſondern nur einigen im Larvenzuſtande ſich befin— denden zukommen dürfte, ſcheint außer Zweifel zu ſein. Früher nannte man nur jene Larven ſo, welche in die Schoten der Olfrüchte mehrere Löcher in der Art freſſen, daß ſie beinahe das Anſehen einer Querpfeife bekommen; in neuerer Zeit begreift man aber darunter die Larven einiger Rüſſelkäfer und Nachtſchmetterlinge, welche im Juli erſcheinen und dann gewöhnlich große Verheerungen anrichten. Der Glanzkäfer erſcheint in manchen Jahren in großer Menge, ohne einen im Verhältniſſe feines Erſcheinens erheblichen Schaden zuzufügen. Jede von ihm beſchädigte Blüthe kommt nicht zum Aus— bruche, ſondern fällt noch vorher ab, daher ein vom Glanzkäfer heimgeſuchtes Feld beſtändig ein mattes, grünliches Anſehen behält, und nie das blendende Gelb einer vollkommnen Blüthe zeigt. Sowie eine aber einmal aufgebrochen und völlig gelb geworden iſt, hat ſie auch nichts mehr von dieſen Thieren zu fürchten. Fällt die Ausbildung dieſer Thiere mit dem Beginnen der Blüthe zuſam— men, ſo werden dieſelben am nachtheiligſten. Sehr viel kommt jedoch dabei auf die Witterung an. Bei raſcher Entwickelung der Blüthe bleiben die Ver— heerungen des Glanzkäfers jedesmal unmerklich. Der Glanzkäfer wird meiſtens den Raps höchſt ver— derblich, wenn eine lch e, oder gar heiße, 236 trockne Witterung zur Zeit der Blüthe eintritt; eine naßkalte iſt weniger nachtheilig, und eine feuchte warme die günſtigſte. Nach mehrſeitigen Beobach— tungen haben ſich dieſe Thiere am häufigſten da ge— funden, wo viele Raine und Feldränder, Wieſen zwiſchen den Feldern und auf und neben denſelben beträchtliche Anpflanzungen von Obſt- und andern Bäumen vorhanden ſind. Die Ernte des Rapſes fällt in dem Juli, verzö— gert ſich jedoch manchmal auch bis in den Auguſt. Sobald die erſten Schoten braun und durchſichtig werden und die Samenkörner ſich ſchwarzbraun zu färben anfangen, ſo muß man mit dem Abbringen eilen, weil man ſonſt leicht Verluſt erleidet. Die noch nicht vollkommnen Samen reifen übrigens in den Schoten nach. Das Abbringen erfolgt mit der Senſe oder Sichel. Zum Hauen wählt man eine Senſe ohne Geſtell, und es wird angehauen und abgerafft; zum Schneiden wählt man eine große Sichel. Beim Hauen iſt der Körnerverluſt allerdings größer als beim Schneiden, ſo lange man es nämlich mit mäßig ſtarkem Raps zu thun hat, iſt er aber ſehr ſtarkſten— gelig, ſo verurſacht das Schneiden faſt einen noch größern Körnerverluſt, als das Hauen. Bei ſehr trockner Witterung muß man zum Abbringen nur die Morgen- und Abendſtunden wählen. Die zuſam— mengerafften Gelege werden behutſam hingelegt und zum Übertrocknen ausgebreitet. Bei trockner Witte— rung aber muß das Binden ſogleich erfolgen. Der gebundene Raps wird nun in die Scheune gebracht, um gedroſchen zu werden, oder es geſchieht dieſes auf dem Felde. Beim Anbaue im Großen iſt letzte— res häufiger der Fall. Wird der Raps in die Scheune gebracht, ſo werden die getrockneten Gelege in mäßige Gebunde gebunden und dieſe in Haufen von 2 Rei— hen Bunden dachförmig neben einander auf den Sturzenden aufgeſtellt. Gewöhnlich legt man an dem einen Ende der Reihen ein Gebund querüber und giebt ſo dieſen eine ſchräge Richtung, und zwar in einer Neigung nach dem Winde. Das Binden ver— richte man auf einer Plane, indem man dieſe, wenn ein Fleck aufgebunden iſt, weiter rückt. In den Hau— fen läßt man den Raps bei gutem Wetter 5 bis 6 Tage ſtehen, worauf man ihn auf mit Planen beleg— ten Wagen in die Scheune bringt. Tritt während der Zeit, daß der Raps in Haufen ſteht, ſchlechte Witterung ein, ſo muß man jene unangerührt ſtehen laſſen; durch ſtarke Winde umgeworfene Haufen aber müſſen ſofort wieder aufgerichtet werden. Beim Auf— laden müſſen die Schoten der Bunde ſtets nach innen kommen. Das Rundladen, ſo daß die Gebunde über dem Wagen ein Gewölbe bilden, iſt zu empfehlen, Überladen aber, ſowie das Laden in die Bäuche zu widerrathen. Der in die Scheune gebrachte Raps muß unverzüglich gedroſchen werden, weil er ſonſt im Banſen ſich leicht erhitzt, wobei das Stroh verdirbt. Wenn das Stroh noch feucht iſt, wird es nach dem Druſche getrocknet. Die Rapsernte wird auf folgende Weiſe bedeu— tend gefördert und faſt aller Körnerverluſt dabei ver— mieden. Die beim Mähen mit der Senſe abgerafften einzelnen Haufen werden auf das Feld niedergelegt, Olgewachſe. und, ſo bald ſie nur vom Thau oder anderer Feuchtig— keit gehörig abgetrocknet ſind, alſo noch denſelben Tag, ohne ſie erſt zu binden, am beſten mit nachſte— hender hölzernen Gabel aufgeladen, und über der Tenne oder im Banſen auf einen dichten Haufen aufgeſchich— tet, wo der Raps nun ſo lange (etwa 5 bis 8 Tage) ruhig liegen bleibt, bis ſich der Haufen merklich erhitzt und beträchtlich zu ſchwitzen angefan— gen hat. Ein ſolcher Raps, welcher dann oft ganz heiß und naß erſcheint, läßt ſich ſehr leicht dreſchen. Das Stroh iſt hierbei jedoch meiſt als Futterſtroh verdorben. Die Samen: körner leiden keineswegs hierbei, ſo— bald man nur nach dem völligen Rei— nigen von der Spreu gehörige Sorgfalt auf das völ— lige Trocknen derſelben verwendet. Wo der Raps im Großen gebaut wird, erfolgt das Dreſchen gewöhnlich auf dem Felde. Man be— dient ſich hierzu entweder einer überdeckten beweglichen Bohlentenne, welche auf Rädern ruht, oder einer Segeltuchtenne. Erſtere hat den Vorzug, daß das Dreſchen auch bei ungünſtigem Wetter vorgenommen werden kann. Der für eine Segeltuchtenne beſtimmte Platz wird von Steinen gehörig gereinigt, und nach— dem die Stoppeln mit einer Schaufel abgebracht wor— den, gehörig geebnet. Auf dieſen Platz wird ein gro— ßes, ſtarkes, leinenes Tuch gebreitet, ſtraff angezogen und mit Pflöcken befeſtigt. Der Rand dieſes Tuches wird aber in die Höhe gezogen, ſo daß er eine hin— länglich hohe Einfaſſung um die Tenne bildet. Das Dreſchen erfolgt entweder mit dem Dreſchflegel oder durch Ausreiten mit den Pferden. Beim Gebrauche der Segeltuchtenne iſt gute Witterung nöthig. Bei ſolcher wird der Raps ſogleich von den Gelegen auf Wagen oder Schlitten geladen und zu der Dreſch— tenne hingefahren. Bei unbeſtändiger Witterung während der Ernte des Rapſes, muß man ihn bin— den und, wie früher bemerkt, in Haufen ſtellen, von wo er dann aufgeladen und zu den Dreſchtennen ge— fahren wird. Manche pflegen auch den Raps un— mittelbar nach dem Abbringen in Haufen oder Fei— men zuſammenzufahren, bedecken dieſe mit Stroh und dreſchen ihn in dieſen weg auf dem Felde. Der ausgedroſchene Same darf nicht zu lange auf einem Haufen liegen bleiben, weil er ſich ſonſt erhitzt. Ein 24ſtündiges Liegen auf dem Haufen, wodurch er ſich etwas erwärmt, hält man jedoch für vortheilhaft, indem der Samen dadurch eine etwas braune Farbe bekommt, was man für eine vorzüg— liche Eigenſchaft hält. Die beim Reinigen beſchäf— tigten Leute müſſen dieſe Arbeit barfuß verrichten, weil ſonſt viele Samen zertreten werden, die den Raps nicht nur ein ſchlechteres Anſehen, ſondern auch Veranlaſſung zum Dumpfigwerden geben. Der ge: reinigte Samen muß auf einem trocknen Boden an— fänglich dünn aufgeſchüttet und täglich umgewendet werden, bis er trocken geworden iſt; aber auch dann iſt noch öfteres Umſchaufeln nothwendig. Mit dem Verkaufe oder dem Ausſchlagen in Ol muß man Der Rübſen, möglichſt eilen, weil man ſonſt an Maß und Gewicht viel verliert. Der Ertrag iſt theils von der verwendeten Dün— gung, theils von der Witterung und dem größern oder geringern Vorhandenſein ſchädlicher Thiere ab— hängig. In günſtiger Lage und bei ſtarker Düngung ſind vom Mgdb. Morgen ſchon bis 20 preuß. Schef— fel an Samen geerntet worden. Als eine gute Ernte nimmt man 15 Scheffel, als eine gewohnliche 10 Scheffel an. Wo nur 10 Scheffel als eine gute Ernte zu betrachten ſind, dagegen meiſtens darunter geern— tet wird, da iſt der Anbau des Rapſes nur dann loh— nend, wenn die Preiſe hoch genug im Verhältniſſe zu dieſem Ertrage ſtehen. Den Strohertrag rechnen Einige als gar nichts ſagend, Andere nehmen ihn nur zu 1000 bis 1200 Pfd. vom Magdeb. Morgen an; nach Andern aber erntet man eben ſo viel, wo nicht mehr, Raps- als Weizenſtroh auf gleichem und gleichgedüngtem Boden und von gleicher Fläche ge— wonnen wird. Im Allgemeinen darf man wohl an— nehmen, daß der Ertrag an Stroh von gut ſtehen— dem Raps ſich über 2000 Pfd. auf den Morgen beläuft. Der Raps, obſchon er mancherlei Gefahren aus— geſetzt iſt, gehört doch, ſo lange ſein Abſatz geſichert iſt, und ſo lange die Preiſe deſſelben nicht unter das Verhältniß der zeitherigen Durchſchnittspreiſe ſinken, zu den empfehlenswertheſten Feldgewächſen. Der Berl. Scheffel Raps wiegt über oder auch unter 80 Pfd., und man rechnet vom Scheffel etwas über '/, Er. Ol. An vielen Orten wird das Stroh gar nicht geachtet, ſondern nur als Brennmaterial oder Streu— mittel verwendet. Spreu und Stroh ſind aber ein gutes Futtermittel, wenn ſie gehörig trocken gewor— den ſind und gut aufbewahrt werden. Das Stroh freſſen nicht nur die Schafe, ſondern zu Häckſel ge: ſchnitten und aufgebrüht wird daſſelbe vom Rind— viehe lieber gefreſſen, als der gewöhnliche Stroh— häckſel. Als Grünfutter oder als Düngung ſäet man den Raps im Mai in ein ganz gut gedüngtes und zube— reitetes Land dichter als gewöhnlich, und man kann im Laufe des Sommers 3 bis 4 Schnitte davon er— halten, welche eine ziemliche Menge Futter geben, und ihn dann noch zum Samentragen durchwintern laſſen, wiewohl ein ſolcher Raps ſtets einen gerin— gern Ertrag giebt. Wenn man dagegen einen ſolchen zu Futter benutzten Raps, anſtatt ihn zu Samen ſtehen zu laſſen, im Herbſte umpflügt und Weizen oder Winterroggen mit einer Furche darauf beſtellt, ſo erlangt man dadurch einen weit größern Vortheil. Der grüne Raps wird bis zu dem Zeitpunkte, wo er in Blüthe tritt, von dem Viehe gern gefreſſen, und er iſt bis dahin auch ein gutes Milchfutter; in voller Blüthe ſtehend, hat er aber einen geringern Futter— werth. Um zeitiges Futter im Frühjahre zu erhalten, iſt es in mehrern Gegenden Deutſchlands gebräuch— lich, im Herbſte Raps zu ſäen und dieſen, ſobald er nur einigermaßen nach dem Winter herangewachſen iſt, abzumähen. In einem kräftigen Lande kann auch eine ſolche Saat als Vorbereitung für die Gerſte recht gut ſtattfinden, ohne daß eine Düngung nöthig wäre. Rübſamen. 237 Den Raps in Vereinigung mit dem Klee zu Grün— futter auszuſäen, iſt wiederholt mit dem glücklichſten Erfolge angewendet worden. Zu dem Ende wird der Raps mit dem Klee vermengt unter die nach Hack— früchten ſolgenden Gerſte im Mai ausgeſäet, und zwar ſo, daß der Klee etwas dünner als bei gewöhnlicher Ausſaat, der Raps aber nur zu einem Drittheil eine gewöhnliche Ausſaat füllt. Der Raps geht ſehr gut auf und wächſt ganz üppig unter der Gerſte fort, daſſelbe geſchieht auch mit dem Klee. Nach der Ger— ſtenernte wachſen die mit abgehauenen Rapspflanzen bald nach. Bei einem nicht zu ſpäten Frühjahre er— reichen die Pflanzen ſchon bald nach der Mitte des April eine Höhe von faſt 2 Fuß und fangen an zu blühen. Aber auch der Klee erreicht zu dieſer Zeit nicht Selten die Höhe von 12 bis 15 3., während er für ſich allein geſäet kaum in dem erſten Theile des Monat Mai dieſe Höhe erlangt. Man gewinnt auf dieſe Weiſe eine beträchtliche Menge Futter mehr, als wenn Raps und Klee für ſich allein geſäet wor— den. Nach dieſem Futter geben die Kühe beſonders viel Milch. In einem mehr trocknen Boden, wo der unter die Gerſte geſäete Klee nicht ſelten ausbleibt, wo er im Frühjahre bei ſcharfen Märzwinden nicht nur leidet, ſondern auch ſpäter nach dem erſten Schnitte, wenn trockne Witterung eintritt, nicht gut fortwächſt, wird dieſes Verfahren beſonders empfoh— len. Wenn der Boden nicht kräftig genug iſt, ſo muß zur Gerſte etwas gedüngt werden. Der Raps gehort übrigens mit zu den Gewächſen, welche ſich zur grü— nen Düngung mit am beſten eignen; nur muß man denſelben in ein kräftiges Land bringen. Rübſen, Rübſamen. Der Rübſen unterſcheidet ſich dadurch vom Rapſe, daß er dunkelgrüne, anfänglich rauhe Blätter, dunkel— gelbere Blüthen und kleinere Stengel, ſowie kleinere Schoten und Samen hat. Der Rübſen leidet bei der Durchwinterung mehr als der Raps, iſt jedoch den Verheerungen der Inſekten weniger unterworfen, weil er früher und ſchneller hintereinander blüht und reift, obſchon er ſpäter geſäet werden kann. Der Rübſen wird im Allgemeinen häufiger gebaut als der Raps. In der Kultur kommt er im Hauptſächlichſten mit dem Rapſe überein. Der Rübſen liebt ein mehr trodnes und warmes Klima, daher man ihn hauptſächlich in den Ebenen und in den Gegenden mit mäßigen Hügeln findet. In den kältern Gegenden, wo das Frühjahr ſpäter eintritt, die Winterkälte groß iſt, ſowie in den höhern Gebirgsſtrichen, kommt der Rübſen nicht gut fort, und es verdient da der Raps unbedingt den Vorzug. Der Rübſen liebt einen Boden, der mäßig feucht, mehr leicht, dabei aber von Natur reich iſt. Einen feuchten Untergrund verträgt er nicht. Ein milder Gerſtenboden, in dem man bei gehöriger Kultur noch mit Vortheil Weizen bauen kann, der keinen naſſen Untergrund und eine Lage hat, wo die Feuchtigkeit leicht abziehen kann, iſt dem Rübſen am zuträglich— ſten. Die Krume braucht nicht ſehr tief zu ſein, und man findet daher den Rübſen im Boden mit ſo flacher 238 Krume, wo der Raps gar nicht fortkommen würde. Felder, wo der Schnee im Frühjahre lange liegen bleibt, taugen nicht zum Anbaue des Rübſens. Der Rübſen verlangt nicht nur einen beträcht— lichen Grad von aller Bodenkraft, ſondern gedeiht auch bei einer friſchen Düngung von mehr zerſetztem Miſte um ſo beſſer, obſchon dieſe nicht fo ſtark, als zum Rapfe zu fein braucht. Die Kalk- und Mergel— düngung äußert eine günſtige Wirkung auf den Rübſen. Die Jauchendüngung im zeitigen Früh— jahre ſagt dem Nübfen eben fo gut zu, wie dem Rapſe. Dem Rübſen kann man leichter einen ſchicklichen Platz im Feldbaue anweiſen und ihn in die Frucht— folge einſchieben, als den Raps, da er ſpäter geſäet werden kann und früher zur Reife gelangt. Der Rübſen ſoll nach neuern Beobachtungen den Boden, bei einem verhältnißmäßigen Ertrage, mehr er— ſchöpfen, als der Raps. Der Rübſen kann zwar bei einer geringern Düngung gebaut werden, als der Raps, giebt aber auch einen geringern Ertrag, hin— terläßt dem Boden weniger Wurzeln und Blätter, und giebt überhaupt weniger Düngermaterial. Im Allgemeinen gilt auch das von der Fruchtfolge, was beim Raps bemerkt worden. Der Rübſen verlangt einen beſſer gelockerten Bo— den, als der Raps, da ſein Keim weniger kräftig iſt. Da die Wurzeln des Rübſens nicht tief in den Bo— den dringen, ſo muß man den Miſt auch nur flach unterbringen und die Bearbeitung nicht tief erfolgen laſſen. Bei durch die Bearbeitung ſehr locker gewor— denen Boden giebt man die Saatfurche einige Zeit vor der Saat. Zur Saat kann man friſchen oder auch jährigen Samen nehmen. Man ſäet dem Maße nach etwas mehr, als vom Rapſe. Am gewöhnlichſten wird die Saat breitwürfig gemacht, doch kann man den Rüb— ſen anch drillen und verpflanzen, und das Behäufeln iſt ihm um ſo zuträglicher. Die Saatzeit iſt Ende Auguſt oder Anfang September; in warmen Gegen— den ſäet man bis Mitte September. Der Rübſen wintert in gleicher Lage mit dem Rapſe gebaut, leichter aus, als dieſer, ſowie er auch von der ungünſtigen Frühjahrswitterung mehr als dieſer leidet. Der Rüpſen blüht im April, oder in ſpätern Jahrgängen im Anfang Mai. Da die Schoten ebenfalls ungleich reifen, die Samen aber nicht ſo gut nachreifen, wie beim Rapſe, ſo muß man den wichtigſten Zeitpunkt der Ernte um ſo mehr wahrnehmen. Man ſchreitet zu dieſer, wenn die größte Anzahl der Schoten reif iſt. Die Ernte erfolgt übrigens wie beim Rapſe und fällt gewöhnlich im Juni. Der Ertrag wird verſchiedenartig angegeben; nach Einigen iſt derſelbe an Stroh um / bis ½, der an Körnern um Y bis ½ geringer, als der vom Rapſe. Der preuß. Scheffel wiegt ſelten über 80 Pfd., gewöhnlich aber etwas darunter. Beim kalten Schlagen geben beiderlei Samen einen glei— chen Olertrag, beim warmen Schlagen giebt aber der Raps etwas mehr. Die Spreu und das Stroh werden von dem Viehe noch lieber gefreſſen, als die Olgewächſe. vom Rapſe, beſonders die Spreu, welche auch recht füglich an die Pferde ſtatt Häckſel gefüttert werden kann. Anhaltend gefüttert ſoll ſie für die Schafe ein zu hitziges Futter fein. Sommerrübſen, Sommerrübſamen. Dieſer wird gewöhnlich für die Sommerfrucht des Winterrübſens gehalten. Sein Anbau wird in mehrern Gegenden regelmäßig betrieben, in manchen wird er aber nur als Aushülfefrucht gebaut, wenn der Winterrübſen und Winterraps auswintert. Im Ertrage ſteht er dieſen beträchtlich nach, iſt auch we— niger ölreich, obſchon das Ol beträchtlich beſſer iſt. Übrigens leidet er durch die Inſekten ungemein und geräth nur ſelten gut. Er kommt in einem trocknern und weniger reichen Boden als jene beiden Winter— ölgewächſe fort, derſelbe muß aber gut zugerichtet ſein. Man baut ihn in gedüngter Brache oder auch im Sommerfelde nach gedüngter Winterung. Im Paderborn'ſchen ſäet man Sommer- und Winterrüb— ſen unter einander, worauf man den Sommerrübſen im erſten, den Winterrübſen im folgenden Jahre erntet. Die Ausſaat des Sommerrübſen erfolgt im Juni, und man braucht auf den Magdeb. Morgen etwa 1½ Berl. Metzen Samen, der nur flach unter— gebracht werden darf. Sein Samenertrag iſt oft ſelbſt, wenn er gut geräth, um ½ geringer, als der der Winterölgewächſe, häufig aber ſo unbedeutend, daß kaum die Ausſaat gewonnen wird. Denn zuerſt leidet er ſehr vom Erdflohe, ſpäter findet ſich im Juli eine grüne, hierauf eine ſchwarze Raupe, und zuletzt der ſogenannte Pfeifer. Trockne Witterung, bevor er das Land genugſam beſchattet, ſetzt ihn ebenfalls ſehr zurück. Daher iſt ſein Anbau nur im Nothfalle zu wählen, und man wird jedenfalls mit einer andern Olfrucht beſſer fahren. Die Ernte fällt um Michael. Das Land, auf welchem Sommerrüb— ſen geſtanden, wird nach der Ernte ein paarmal ge— pflügt, und entweder mit Wintergetreide oder im folgenden Jahre mit Gerſte beſtellt, welche Früchte gut darnach anſchlagen. Dotter, Leindotter, Flachsdotter, Schmalz, Butterraps. Derſelbe ift eine einjährige Dlpflanze , die im Mai und Juni blüht, im Auguſt reift und 1 bis 3 Fuß hoch wird. Er findet ſich als läſtiges Unkraut ſehr häufig im Leine, wird aber auch als Olpflanze beſonders kultivirt und angebaut. Da der Dotter eine einheimiſche, wildwachſende und ſich ſehr ſchnell ausbildende Sommerpflanze iſt, deren Samen ein Ol geben, welches an Fettigkeit das Rüböl über— trifft, da ferner der Samenertrag ziemlich reichlich und ſicher iſt, das Stroh von den Schafen gern ge— freſſen wird, die Spreu ein gutes Futter für Schweine und Pferde giebt, und die Kultur nicht ſchwierig iſt, ſo hat man in neuern Zeiten den An— bau des Dotters ſogar als vortheilhafter, als den Raps: und den Rübſenbau darzuſtellen geſucht. Der Mohn, Magiamen, Ein warmes und mehr trocknes Klima ſagt dem Dotter am meiſten zu, und obgleich er faſt in jedem Boden fortkommt, der nicht zu ſtrenge und zu naß iſt, und dabei hinlängliche alte Kraft hat, ſo gedeiht er doch in einem ſandigen Lehmboden am beſten. Einen Boden, der nicht kräftig genug iſt, muß man mit gefaultem Miſte düngen und denſelben bei der erſten Bearbeitungsfurche unter— bringen. Das Land muß eben ſo ſorgfältig zube— reitet, ja ſogar noch mehr gepulvert werden, als zum Leine. Als Sommerfrucht, welche vom April bis zu Johannis geſäet werden, und nach jeder Frucht folgen kann, welche den Boden kräftig und locker hinterläßt, kann man ihn leicht in den Frucht— wechſel einſchieben. Mehr Rückſicht hat man aber auf ſeine Nachfolger zu nehmen, da er bei einem reichlichen Ertrage den Boden ziemlich erſchöpft. Am liebſten ſäet man ihn in friſch gepflügtes, gut vorgeeggtes Land, etwa 3 preuß. Metzen auf den Morgen, und bringt die Saat mit leichten Eggen in einem Striche unter. Die Pflanzen wachſen ſchnell empor und unterdrücken das Unkraut, lei— den nicht leicht vom Froſte und werden von In— ſekten nicht angegriffen. Die Ernte kann in der 13ten oder 1Aten Woche nach der Ausſaat erfolgen, wenn die Pflanzen an— fangen gelbreif zu werden; die völlige Reife darf man wegen großen Samenverluſtes durchaus nicht abwarten. Zweckmäßig wird das Dotterland un— mittelbar nach der Ernte mit ſchweren Eggen auf— geeggt, um die ausgefallenen Samen zum Auf— gehen zu bringen, damit ſie noch mit umgepflügt werden können. Mit noch mehr Nutzen bricht man das abgeerntete Dotterfeld ganz flach um, eggt das Land recht fein und beſäet daſſelbe, wenn die Dotterernte zeitig genug erfolgt iſt, mit Spergel zur Gründüngung, oder zu Futter. Der mit der Senſe abgebrachte Dotter wird ſofort in Gebunde gebunden und weiter wie der Raps behandelt. Nach verſchiedenen Angaben erntet man 16 bis 24 Berl. Scheffel Samen auf den Magdeb. Mor— gen, je nachdem der Boden beſchaffen, die Kultur vorgenommen und die Witterung günftig war. Der Dotter hat beinahe das nämliche Gewicht und giebt auch beinahe eben ſo viel Ol, wie der Win— terraps. Zwar dürfte da, wo der Raps und Rüb— ſen gut gedeihen, im Allgemeinen der Dotterbau nur als Nothbehelf, oder bei einer zeitigen Win— terrübſenernte auf kräftigem Boden in den Rübſen— ſtoppeln als eine zweite Ernte in demſelben Jahre zu empfehlen ſein; wo aber dagegen das Gerathen jener Olgewächſe in Folge der Durchwinterung gefährdet, und wo der Boden für den Dotter geeig— net iſt, möchte ihm unbezweifelt der Vorzug vor ihnen zuzugeſtehen ſein. Der Mohn, Magſamen. Der Mohn verdient unter den Olgewächſen eine der erſten Stellen, weil er das Feld nur den Sommer über einnimmt, und auf dem leichtern Boden beſſer, als der Raps geräth. Für große 239 Wirthſchaften eignet ſich freilich ein ausgedehnter Mohnbau nicht wohl, da die Ernte in der Regel zu viel Koſten veranlaßt. Man hat Spielarten vom Mohn, deren Köpfe ſich beim Reifen des Sa— mens von ſelbſt öffnen, und ſolche, wo ſie ge⸗ ſchloſſen bleiben. Den weißen Mohnſamen ſchaͤtzt man höher, als den braunen oder ſchwarzen, und der hellgraue Mohn mit mittelgroßen, geſchloſſenen Köpfen ſoll das beſte Speiſcöl liefern. Die Spiel— arten, wo man den Mohn ſogleich heraus ſchütten kann, ſollen eigentlich ein beſſeres Produkt liefern, als die geſchloſſen bleibenden; da man jedoch bei ihrer Ernte leicht großem Verluſt ausgeſetzt iſt, ſo werden doch nur letztere gewöhnlich im Großen gebaut. Als die vorzüglichſten für den Feldbau können hauptſächlich folgende gelten: 1) Der graue geſchloſſene Mohn, mit großen blauen Blumen, unter den geſchloſſenen Mohnarten der ergiebigſte. 2) Der weiße geſchloſſene Mohn, bil— det zwar große, aber nicht ſamenreiche Köpfe, und giebt etwa ½% weniger Samen, als die vorige Spielart; doch wird deſſen Samen am theuerſten bezahlt. 3) Der blaue offene oder Schüttmohn, deſſen Köpfe zwar klein ſind und zur Zeit der Reife ſich öffnen, iſt unter allen der ergiebigſte. Der Mohn liebt einen mehr leichten, nicht zu ſehr gebundenen und nicht zu naſſen Boden mit einem nicht zu thonigen Untergrunde, in welchem ſich die Wurzeln ausbreiten können, von welchem Umſtande der Ertrag des Mohns hauptſächlich ab— hängt. Wenn der Boden nur kräftig genug iſt, ſo kommt der Mohn auch im Sandboden fort, doch darf es demſelben nicht an Feuchtigkeit feh— len. Der Mohn liebt ein warmes, nicht zu feuch— tes, aber windſtilles Klima; daher paßt der Mohn— bau nicht in gebirgige Lagen, er gedeiht aber in den warmen Thälern, beſonders, wenn in dieſen ein Fluß feuchte Aus dünſtung veranlaßt, um ſo beſſer. a von dem Anbaue des Mohns Nutzen zu haben, muß man zu ihm friſch und ſtark düngen, beſonders mit mehr zergangenem Miſte, oder man muß die Düngung im Herbſte aufbringen. Nach einer Düngung mit Schafmiſt wächſt der Mohn ganz beſonders üppig. In der Dreifelderwirthſchaft bringt man den Mohn in die Brache, und wo möglich, auf einen Acker, welcher im Sommerfelde Gerſte getragen; ſehr gut geräth er auch nach Klee und Hackfrüch— ten. Auch auf ſich ſelbſt kann der Mohn mehre— remal ohne Nachtheil folgen. Überhaupt kann man den Mohn, da er nach keiner Frucht, den Lein ausgenommen, mißräth, beliebig in den Frucht— wechſel einſchieben, zumal, da nach ihm die mei— ſten Früchte, vornehmlich aber Weizen und Rog— gen, ein gutes Gedeihen finden, indem er den Boden kraftvoll und locker hinterläßt. Der Boden zu dem Mohne muß möglichſt gut und tief zubereitet ſein, weil er zeitig beſtellt wer— den muß. Man empfiehlt, die Zurichtung des 240 Bodens im Herbſte erfolgen zu laſſen; nur ein fich durch den Winter ſehr fchließender Boden muß die Saatfurche im Frühjahre erhalten. Wird der Mohn mit der Hacke behackt, fo wird das Land zur Saat in flache und nicht zu breite Ackerbeete gelegt. Zur Saat wählt man ſchon während der Ernte die vollkommenſten Köpfe aus, wobei man die ſpitzigen und zitronenförmigen Köpfe vermeidet. Die Samenköpfe werden an einem trocknen, nicht aber ſonnigen Orte aufgehangen und bis zum künf— tigen Frühjahre uneröffnet gelaſſen. Der Mohn verträgt eine ſehr zeitige Ausſaat, er kann ſchon im März auf den Schnee ausgeſtreut werden, wo er ſich dann durch das Aufthauen deſſelben mit in den Boden hineinzieht; doch iſt dieſes Verfahren nur in einem leichten Boden zu empfehlen; in bindigem Boden macht man die Ausſaat auf die friſchgepflügte Furche. Den Samen bringt man mit ganz leichten, mit Dornen durchflochtenen Eg— gen unter oder walzt ihn ein. Man kann den Mohn faſt nicht zu dünn ſäen; denn im gewöhn— lichen Boden ſollen die Pflanzen 6 Zoll, in kraft— vollem Boden aber 1 Fuß weit von einander ſte- hen. Bei zu weitem Stande wird jedoch der Mohn leicht vom Winde umgeworfen. Einige rechnen ½ bis / Pfd. Samen auf den Morgen; Andere 1 bis 1½ Pfd. Eine zu dichte Saat kann nöthi— genfalls verzogen und verdünnt werden. Das Mohnfeld wird gehörig vom Unkraute gereinigt und verzogen, ſo, daß jede Pflanze im Durchſchnitte etwa eine Spanne weit von der andern zu ſtehen kommt. Später wird behackt und dies nach Um— ſtänden wiederholt. Das Behäufeln trägt ſehr we— ſentlich dazu bei, daß der Mohn beſſer geräth, und aus dieſem Grunde dürfte die Reihenkultur beſon— ders zu empfehlen ſein. Der Mohn verlangt zu ſeinem Gedeihen eine mäßig feuchte und mehr warme Witterung; Näſſe in der Blüthe iſt ſeinem Ge— deihen höchſt nachtheilig. Die Samen reifen ungleich; daher man ſchon im Juli reife Köpfe findet, die Reife der meiſten aber erſt in den Auguſt fällt. Sie werden daran erkannt, daß die Samenköpfe ſich hart und dürr anfühlen, und daß der Samen beim Schütteln darin klappert. Die reifen Köpfe werden einzeln geſam— melt und dieſe kurz am Stengel abgebrochen. Man ſammelt ſie in einen Sack und damit ſie vollends austrocknen, breitet man ſie dünn auf einem luf— tigen Boden aus. Beim Anbaue des Mohns im Großen kann man ſich mit dem Einſammeln der einzelnen Köpfe nicht befaſſen, man muß vielmehr den Zeitpunkt wahrnehmen, wo die meiſten Köpfe ihre Reife erlangt haben. Die Mohnſtengel wer— den dann über der Erde abgeſchnitten, in Gebunde gebunden und in die Scheune gebracht, wo die Köpfe, denen man nur kurze Stiele läßt, abge— hauen, und dann an einem trocknen, luftigen Orte vollends abgetrocknet werden. Durch einen Regen naß gewordene Mohnköpfe darf man nicht eher ernten, bis ſie vollkommen abgetrocknet ſind. Übri— gens darf man den Mohn durchaus nicht vor völ— liger Reife ernten, weil ſonſt die Samen einen Olgewächſe. widerlichen, bittern Geſchmack bekommen. Bei dem Schüttmohn tritt der Zeitpunkt der Ernte dann ein, wenn die Köpfe anfangen, ſich unter der Krone zu öffnen. Bei dieſem Mohn muß der Same gleich ausgeſchüttet werden, ehe die Köpfe zum Abdorren kommen. Die geſchloſſenen Köpfe werden entweder aufgeſchnitten, worauf man den Samen ausſchüttelt, oder durch's Ausdreſchen geöff— net, oder man ſchneidet die Köpfe auf einer Häck— jelbanf klein, wobei die Samen ausfallen. Der gereinigte Mohn wird auf einem luftigen Boden dünn aufgeſchüttet, und bis zur völligen Trockniß gehörig umgewendet. Zur längern Aufbewahrung muß man die Samen in Säcke oder Tonnen pak— ken und dieſe an einen trocknen Ort hinſtellen. Die Stengel ſind zum Brennen tauglich. Die Mohnköpfe und die Spreu ſind dem Viehe als Futter ſchädlich. Den Ertrag des Mohns nimmt man, beim weißen Mohn zu 12 bis 20 Berl. Scheffel vom Morgen an; der blaue Mohn giebt in der Regel um ½ Ertrag mehr. Der preuß. Scheffel wiegt 78 bis 86 Pfd. und man nimmt an, daß 1 Scheffel Same s bis darüber feines Gewichts an Ol gebe, welches ein vorzügliches Speiſeöl iſt. Die Madia, der Olmad. Dieſe Olpflanze, ein Sommergewächs, ſtammt aus Chili in Amerika. Nach den bisherigen Er— fahrungen ſagt der Madia ein guter, milder Lehm— boden am beſten zu, kommt aber auch in den mei— ſten Bodenarten, die nicht zu feucht oder bin— dend ſind, gut fort, und gedeiht in jeder Frucht— folge. Eine kräftige Düngung, wie zu Raps, ſcheint ihr zuzuſagen; auf einem magern Boden liefert ſie nur einen geringen Ertrag. Sie liebt einen ſehr gelockerten und fein gepulverten Boden. Die Ausſaat, wozu, je nach Beſchaffenheit des Bodens, 4 bis 6 Pfd. (ungefähr I bis 1½ Berl. Metze) auf den Magdeb. Morgen erforderlich ſind, wird am ſicherſten im Frühjahre bis Mitte Mai vorgenommen, und kann entweder breitwürfig oder reihenweiſe bewirkt werden. Das zur Madia be— ſtimmte Feld wird am beſten im Herbſte gut vor— bereitet, im Frühjahre, ſobald der Boden abge— trocknet, geeggt und die Ausſaat ſogleich bewerk— ſtelligt, worauf man den Samen mit der Walze in den Boden zu drücken empfiehlt. Da ein dich— ter Stand für die Samenbildung ungünſtig iſt, ſo iſt es am beſten, wenn die Pflanzen 4 bis 6 Zoll von einander zu ſtehen kommen; das Jäten darf nicht verſäumt werden. Nach 3 Monaten nach der Ausſaat pflegt die Reife einzutreten, welche daran zu erkennen iſt, daß die untern Blätter der Pflanze ergelben, und beſonders die überaus loſe auf dem Fruchtboden ſtehenden Samenkörner eine aſchgraue Farbe zeigen. Die Pflanzen werden nun bei günſtiger Witterung über dem Boden kurz ab— geſchnitten, oder ausgerauft, zum Trocknen auf die Erde gelegt und dann wie der Raps eingefahren. Mit dem Ausdreſchen ſoll man nicht ſäumen, weil Der Olrettig. Die Sonnenblume. die aufgehäuften Stengel leicht in Gährung ge— rathen. Den Körnerertrag giebt man zu 10 bis 11 Berl. Scheffel auf den Magdeb. Morgen an; der Berl. Scheffel Samen wiegt 60 Pfd. und giebt 16 bis 17 Pfd. Speiſeoͤl, das als Brennöl eine helle und rauchloſe Flamme giebt. Der Stroher— trag kann ſich vom Morgen auf 8 bis 12 Ctr. belaufen und taugt blos zum Brennen oder Ein— ſtreuen. Unangenehm iſt die ungleiche Reife und die beſchwerliche Samengewinnung. Nach den bis— her allerdings zwar mehr im Kleinen, als im Gro— ßen mit der Madia angeſtellten Anbauverſuchen ſcheint dieſe Olpflanze alle Beachtung zu verdienen, obſchon es jedenfalls räthlich ſein dürfte, ſich von der zweckmäßigen und einträglichen Kultur dieſer Pflanze erſt durch Verſuche im Kleinen ſelbſt zu überzeugen, bevor man zu einer ausgedehnten Kul— tur übergeht. Die Olkuchen von der Madia tau— gen nicht zur Verfütterung. Der Olrettig, chineſiſcher Olrettig. Das Gerathen des Olrettigs iſt zwar nicht minder unſicher, als das unſerer gewöhnlichen Ol— ſaaten, aber die Samen deſſelben ſind um ſo öl— reicher und geben ein dem Mohnöl beinahe gleich— kommendes Ol. Der Olrettig verlangt einen rei— chen, warmen und nicht zu feuchten Boden in nicht zu ſonniger Lage. Er wächſt übrigens auch im Sandboden, wenn derſelbe nur kräftig genug iſt. Er liebt vorzugsweiſe den alten vegetabiliſchen Hu— mus, der aus friſcher Düngung erzeugte Nahrungs— ſtoff iſt ihm nicht ſo zuträglich, und in friſcher Düngung leidet er beſonders vom Erdfloh. Einem nicht genugſam kräftigen Boden giebt man eine ſchwache Düngung von gut verfaultem Miſt im vorhergehenden Herbſte. Hinſichtlich der Frucht— folge iſt der Olrettig ſehr verträglich, und es kann jede Frucht nach ihm gebaut werden. Am liebſten baut man den Olrettig im Sommerfelde nach ge— düngter Brachwinterung. Er iſt nach ſolchen Früch— ten zu bringen, deren Aberntung zeitig erfolgt, oder die einen ſehr gelockerten und kraftvollen Bo— den hinterlaſſen. Die Zubereitung erfolgt am be— ſten im vorhergehenden Herbſte, doch muß man unmittelbar vor der Saat friſche Krume geben. Man kann ihn im Frühjahre und auch im Herbſte ſäen. Im nördlichen Deutſchland iſt die Früh— jahrsſaat, die im Mai erfolgt, zu empfehlen. Man ſäet den Samen entweder breitwürfig oder in Rei— hen; im letztern Falle werden Arbeitskoſten erſpart, da man das erforderliche Jäten und Behacken mit Geſpannwerkzeugen verrichten kann. Man zieht bei der Reihenſaat auf dem klar bearbeiteten Bo— den mittelſt eines Furchenziehers, der die Reihen 1 Fuß weit von einander macht, flache Rinnen, in welche die Samen ſo eingeſtreut werden, daß die Pflanzen 4 bis 5 Zoll weit von einander ſte— hen. Die Reihen bringt man 1 bis 1½ F. von einander entfernt. Die Kanten der Rinnen wer— den nach der Saat mit dem Rücken einer Harke flach eingeſtoßen, fo daß der Same ungefähr / 3. Kirchhof, Landwirth. 241 mit Erde bedeckt wird. Zur breitwürfigen Saat muß der Acker vor der Ausſaat in ſchmale Beete gepflügt und gut vorgeeggt werden, worauf man den Samen mit leichten Eggen flach unterbringt. Zu dichte Saaten müſſen gelichtet, und wenn die Pflanzen außer ihren Stammblättern noch 4 Blät— ter getrieben haben, behackt werden. Die in Rei— hen ſtehenden Pflanzen werden mit dem Schaufel— pfluge durchfahren. Die Erdflöhe richten in der Saat des Olret— tigs eben ſo große Verwüſtungen an, als im Som— merrübſen. Man empfiehlt dagegen das Gypſen der jungen Olrettigpflanzen. Mäßig warme und feuchte Sommer, beſonders wiederholte Gewitter— regen, ſind ſeinem Gedeihen förderlich, nicht aber feuchte und ſehr trockne Sommer. Bei früher Ausſaat fällt die Ernte in die erſte Hälfte des Auguſt's, und man beginnt mit dieſer, wenn die meiſten Samen reif ſind. Das Abbrin— gen erfolgt mit der Sichel oder Senſe ohne Geſtell. Man läßt das Abtrocknen in Bunden oder auch auf den Schwaden erfolgen, und ſämmtliche Scho— ten müſſen beim Trocknen ſo hart geworden ſein, daß ſie ſich zwiſchen den Fingern leicht zerreiben laſſen, indem dann die Körner ohne alle Mühe durch Dreſchen herausgebracht werden können. An Ertrag giebt der Olrettig oft mehr, als der Rübſen und Raps, im Ganzen aber weniger. Der Berl. Scheffel wiegt 90 bis 95 Pfd., und davon wird faſt die Hälfte Ol gewonnen. Das Stroh wird von den Schafen gern gefreſſen, und die Spreu iſt Viehfutter. Die Maden des Pfeifers richten in den Schoten des Olrettigs oft eben ſo große Verhee— rungen an, als bei andern Olgewächſen. Die Sonnenblume, Sonnenroſe. Dieſes allgemein bekannte Gewächs liefert einen ziemlich beträchtlichen Ertrag, an Ol, welches kalt geſchlagen dem Provencer Ol gleichkommt, ſowie die Olkuchen als Viehfutter die Leinkuchen über— treffen. Doch iſt der Samengewinn der Sonnen— blume ſehr ſchwierig und zeitraubend, weßhalb ihr Anbau im Allgemeinen dem Landwirthe nicht be— ſonders zu empfehlen ſein dürfte, es ſei denn, daß ſich nach neuern Verſuchen die Samen durch Dre— ſchen ſicher aus den Blumenſcheiben ausbringen laf: ſen, und dies nicht, wie bisher gewöhnlich durch das Ausmachen mit den Händen zu erfolgen braucht. Übrigens paßt auch der Anbau der Sonnenblume nur in das wärmere Klima, in einem mehr gebun— denen, aber kraftvollen Boden mit hinlänglicher Feuchtigkeit. Auch paßt ihr Anbau nicht in ſolche Gegenden, wo das Frühjahr ſpät, der Winter zeitig eintritt. Eine nöthig werdende Düngung ſoll nicht mit Stallmiſt, ſondern mit Compoſt, Straßenkoth, Teichſchlamm gegeben werden. Man ſucht die Son— nenblume gern nach ſolchen Gewächſen zu bringen, welche eine ſtarke Düngung verlangen, und die ent— weder den Boden locker und rein hinterlaſſen, oder das Feld zeitig genug räumen. Wo die Kartoffeln ohne friſche Düngung N werden, findet man 242 die Sonnenblume nicht felten neben dieſen oder auch unter dieſen mit Vortheil angebaut. Auch zu Ein— faſſungen der Felder in paſſenden Lagen, ſowie an Wegen, Rainen und dergleichen, wodurch dem Ackerlande kein Abbruch geſchieht, findet ſie eine geeignete Stelle. Die Sonnenblume verlangt einen lockern und gehörig tief bearbeiteten, vor Winters zugerichteten Boden. Die Reihenſaat iſt hier die zweckmäßigſte. Der zugerichtete Acker wird im Früh— jahre gleichgeeggt, worauf man mit einem Schaufel— pfluge 2 3. tiefe Rinnen 2 bis 3 F. weit von einan— der macht und je zwei Samenkörner neben einander in einer Entfernung von 2 F. von einander hinein— legt, worauf die Ränder der Rinnen mit einer Harke zugeſtoßen werden. Das Stecken der Samen erfolgt ebenfalls in Reihen. Man muß fhon im März, ſpäteſtens im April ſäen. Die Vertilgung des Un— krautes durch die Furchenegge iſt eben ſo nöthig, als die Behäufelung mit dem Häufelpfluge wohlthätig iſt. Sobald die Pflanzen 1½ bis 3 F. hoch ſind, nimmt man ihnen alle Nebenſtengel und Augen, ſo daß der ganze Stamm nur etwa 4 bis 5 Blumen hervorbringen kann. Im ſüdlichen Deutſchlande reift die Sonnen— blume im Anfange September, im nördlichen zu Michael, auch wohl noch ſpäter. Die reifen Samen werden mit einem Meſſer abgeſchnitten und an einem trocknen, luftigen Orte zum Trocknen hingelegt. Will man die Samen ausdreſchen, jo ſchichtet man die Sonnenblumen, mit dem Fruchtboden nach oben, 1 F. hoch auf. Die gereinigten Samen werden ent— weder ſogleich zu Ol geſchlagen oder durch dünnes Aufſchütten getrocknet. Man rechnet an Samenertrag 20 bis 30 Berl. Scheffel auf den Morgen. Der Berl. Scheffel Sa— men wiegt 66 bis 70 Pfd., und etwa 5 Pfd. Sa— men geben 1 Pfd. Ol. Geſpinnſtpflanzen. Hierunter begreift man jene Gewächſe, die ihres vielen zähen und feinen Baſtes wegen kultivirt wer— den, der zur Verfertigung der Leinwand und Stricke gebraucht wird. Es gehören hierher der Lein und der Hanf. Der Lein oder Flachs. Der Lein iſt in Deutſchland eine Haupthandels— pflanze, beſonders für Gegenden, wo ihr Anbau be— günſtigt wird. Ihr Anbau, ſowie die Verarbeitung derſelben erfordert aber viel Fleiß, Aufmerkſamkeit und Erfahrung. Der Lein wird hauptſächlich des Baſtes wegen gebaut, wiewohl man ſehr häufig den Samenertrag zu Ol damit verbindet, wenn ſchon man dadurch der Güte des Baſtes Eintrag thut. Unter den verſchiedenen Arten von Flachs ſind die bekannteſten: 1) Der Dreſch- oder Schließlein, deſſen Samen ausgedroſchen werden muß. Er hat hohe, wenig äſtige Stengel, und giebt einen langen, grü— lichen Baſt, deſſen Faſern nicht ſehr fein und weich Geſpinnſtpflanzen. ſind. Er verträgt eine frühe Ausſaat und wird in Deutſchland am häufigſten angebaut. 2) Der Klang- oder Springlein, hat für- zere und äſtigere Stengel, größere Blätter, Blumen und Samenkapſeln und eine hellblauere Blüthe, als der vorige. Die reifen Samenkapſeln ſpringen durch die Sonnenhitze mit einem Geräuſch auf. Er giebt zwar einen kürzern, aber feinern, weißern und wei— chern Flachs, als der Dreſchlein, die Samen werden eher reif, fallen aber leicht auf dem Felde aus, wo— durch oft großer Verluſt entſteht. Er verträgt auch keine frühe Ausſaat und wird daher in manchen Ge— genden Spätlein genannt. 3) Der perennirende oder ſibiriſcheLein verträgt viele Kälte, und die Wurzeln treiben meh— rere Jahre hindurch neue Stengel. Er beſtaudet ſich ungemein ſtark und treibt aus einem Stocke oft 10 Stengel; daher man etwa nur den Sten Theil davon gegen die beiden andern Arten ausſäen muß. Der Same iſt ſchwarz, weniger ölreich, geht ſpäter auf, wächſt aber weit höher, giebt ein längeres und mehr aber gröberes und nicht ſo weißes Baſt, als jene, und iſt auch ſeiner ſtarkholzigen Stengel wegen ſchwer zu bearbeiten. Er wird nicht gerauft, ſon— dern geſchnitten. Der neue Ausſchlag erfolgt ſchon im Herbſte, und bringt immer mehr Stengel hervor; bei einem warmen, zeitigen Frühjahre kann er in ei— nem Sommer zweimal geſchnitten werden. Unter dieſen Sorten verdient der Dreſch- oder Schließlein den Vorzug, indem er das beſte Baſt giebt. Zwar iſt das Baſt des Springleins feiner, bleicht beſſer und leichter, iſt aber nur zu gewiſſem Behufe taug— lich. Der perennirende Lein gewährt einen beträcht— lich geringern Ertrag, und hinterläßt in der Regel einen verwilderten Boden. In der Kultur kommen der Dreſch- und der Klanglein überein, und auch die Behandlung iſt dieſelbe. Beide Arten werden wie— der nach einer frühern oder ſpätern Saat Früh— und Spätlein genannt. Bei dem Schließleine unterſcheidet man wieder ſelbſterbauten und den ſogenannten Tonnenlein, welcher letztere aus einem nördlichen Klima in Tonnen zu uns gebracht wird. Er giebt in der Regel, ſo lange er nicht durch eine fehlerhafte Behandlung ausgeartet iſt, einen höhern Ertrag an beſſerm Flachſe. Der meiſte kommt aus den ruſſiſchen Oſtſeeprovinzen, daher Rigaer, Bin— dauer, Windauer Lein u. ſ. w. Der Flachs gewährt eine anſehnliche Einnahme, und man ſucht den Flachsbau jetzt allgemein wieder einzuführen. Die Erzeugung des Flachſes als Spinnmaterial zerfällt in zwei Theile, in den Flachs bau und in die Flachsbereitung. Beim Flachsbaue iſt das Klima faſt noch wich— tiger, als der Boden, da der Flachs ein mehr feuch— tes Klima und einen ungehinderten Luftzug verlangt. Daher findet man auch in den nördlichen Küſten— gegenden Deutſchlands, und in den an hohe Gebirge anſtoßenden Mittelgebirgen, ſowie in den mit vielen Flüſſen, Seen und Teichen durchſchnittenen Ebe— nen, wo das Klima mehr feucht iſt, den beſten und einträglichſten Leinbau. Mit dem Boden iſt der Flachs genügſamer, da er ſelbſt im Sandboden Der Lein oder Flachs. 243 wächſt, wenn dieſer genugſam feucht und in guter Düngung erhalten iſt. Beſſer und ſicherer geräth er aber freilich in einem lockern, lehmigen Boden, der aber an und für ſich fruchtbar und ſtets gedüngt ſein muß. Im magern Boden erhält man niemals einen lohnenden Ertrag vom Flachſe. Obgleich der Flachs auch in einem Boden mit ſeichter Krume gedeiht, ſo iſt doch ſein Ertrag in einer tiefern ſicherer. Ein ſcharfer, kieſiger, ſowie ein zu ſchwerer Boden ſind dem Flachsbaue nicht zuträglich, Torf- und Moor— boden taugen ebenfalls nicht für den Flachsbau, ſo— wie ihm auch ſaurer Boden nachtheilig iſt. Ein Boden, welcher ein paar Procent Bittererde enthält, iſt dem Flachsbaue beſonders zuträglich; am zuträg— lichſten iſt dem Leine aber kräftiger Neubruch. Der Flachs giebt in friſchem Miſt gebaut, zwar beſſern und mehr Leinſamen, wird länger und ſtark— haltiger, liefert aber ſchlechteres, gröberes und ſprö— deres Baſt. Iſt man zu düngen genöthigt, ſo wähle man einen zergangenen Rindsmiſt, bringe dieſen im Herbſte auf, laſſe ihn, wenn das Feld eben iſt, aus— gebreitet liegen und pflüge ihn im Frühjahre unter. Sehr gut wirkt auf den Lein der Abtrittdünger, Teichſchlamm und Compoſt, und getrockneter und ge— pulverter Hühner- und Taubenmiſt, ſowie Aſche, nach der Saat über das Feld geſtreut, ſagt dem Flachs ganz beſonders zu. Am beſten bekommt dem Flachſe die Düngung mit Rückſtänden von Pflanzen und die grüne Düngung. Er geräth daher in Neubruch mit einer dichten Grasnarbe in gut beſtan— denen Weideſchlägen, oder nach herangewachſenem und umgebrochenem Klee ganz vorzüglich. Nach manchen Vorfrüchten geräth der Flachs nicht ſonderlich, nach andern aber ganz vorzüglich, nach ihm ſelbſt aber ſchlagen faſt alle Gewächſe mehr oder weniger zurück. Im Allgemeinen iſt darauf zu ſehen, daß man den Flachs nur nach ſolchen Ge— wächſen bringt, welche die Kraft des Bodens nicht zu ſehr ausſaugen, und nach denen er locker und möglichſt rein von Unkraut iſt. Gewöhnlich folgt der Flachs als zweite Frucht nach einer friſchen Dün— gung. Der Flachs gedeiht gut nach Rübſen, Raps, Klee, Hanf, Tabak und allen Hackfrüchten, wenn für ſie friſch gedüngt worden iſt. Auch nach Rog— gen und Hafer kann der Lein folgen. Zu den nicht günſtigen Vorfrüchten ſind zu rechnen: Erbſen, Weizen und Gerſte. Nach dem Flachſe ſchlagen Weizen und Gerſte am meiſten zurück, minder Buch— weizen, Hafer, Roggen und Hülſenfrüchte, wenn friſch gedüngt wird. Am gewöhnlichſten werden nach Flachs Roggen und Hafer gebaut, und wird zu letzterem vor Winter gehörig tief gepflügt, ſo dürfte er die geeignetſte Frucht ſein, welche man nach Flachs folgen läßt. Auf ſich ſelbſt ſoll der Flachs nach Umſtänden unter 5 bis 12 Jahren nicht fol— gen. Doch machen manche Bodenarten hiervon eine Ausnahme. Der Boden muß zum Leine durchaus gut gelok— kert werden, wobei man zugleich auf möglichſte Ver— tilgung des Unkrautes Rückſicht zu nehmen hat. Ge— wöhnlich ſtürzt man den Acker im Herbſte flach, eggt ihn im nächſten Frühjahre, ruhrt mit dem Haken, ſobald der Boden begrünt iſt, eggt abermals und pflügt, wenn das Feld wieder begruͤnt iſt, zur Saat. Bei einer lockern oder loſen Beſchaffenheit des Bo— dens genügt eine zweifurchige Beſtellung. Nach be— hadten Früchten kann der Flachs mit einem einmali— gen Pflügen und zwar zur Saat beſtellt werden, was auch der Fall ſein kann, wenn man ihm in einen Neubruch oder altes Grasland bringt; beſſer erfolgt dann aber das Umpflügen (nicht zu tief) im Herbſte. Auch der Klee kann mit einer Furche zum Flachſe umgepflügt werden. Man macht die Bearbeitung beſſer zur Vorfrucht, als zum Flachſe ſelbſt, tief. Von einem vollkommenen Samen hängt beim Leinbaue viel ab. Wird er immer aus demſelben Samen erzeugt, ſo wird er immer ſchlechter. Den nöthigen Wechſel des Samens bewerkſtelligt man durch den ſogenannten Tonnenlein. Mehrjähriger Samen unterliegt dem Ausarten weniger. Um gu— ten Samen zu erzielen, muß man auf gutes und feines Baſt verzichten. Beim erſtenmal Ausſäen des ruſſiſchen Tonnenleins muß man denſelben dünn ausſäen, damit er mehr Samenknoten treibt. Zur Samengewinnung wähle man einen kräftigen, ſelbſt friſch gedüngten Boden; man ſäe dünn, und laſſe den Samen vollkommen reif werden; man trockne die Stengel und Samenkapſeln in freier Luft, ohne daß ſie ſehr mit dem Boden in Berührung kommen, damit ſie nicht ſchwitzen, der Same ſich nicht brenne und eine braune Farbe bekomme. Der gut gereinigte und getrocknete Same wird in Tonnen aufbewahrt und im März auf dem Schüttboden dünn aufge— ſchüttet und oft umgerührt. Man kann den Ertrag an Samen auf den Morgen bis 15 und mehr Berl. Scheffel annehmen. Die Zeit der Ausſaat iſt im Gebirge, wie im niedern Lande verſchieden, und der Lein wird bald früher, bald ſpäter geſäet. Im Durchſchnitte der Jahre haben die frühen Saaten einen höhern Ertrag gegeben, als die ſpäten. Spät geſäeter Lein erhält auch gewöhnlich ſchlechteres Baſt. In mehrern Ge— genden nimmt man als Zeichen der Leinſaat das Hervorkommen des Laubes der Eichen und Buchen an; im Allgemeinen findet aber die Leinſaat vom Anfange Mai bis in die Mitte Juni ſtatt. Da die Saatzeit großen Einfluß auf das Gerathen oder Mißrathen des Leines hat, ſo iſt es räthlich, mehrere Saaten zu machen. Zur Aufnahme des Samens iſt ein etwas feuchter Zuſtand des Bodens erforder— lich; iſt der Boden zu trocken, ſo vermälzt der Lein— ſamen leicht, geht ungleich auf und giebt ſchlechten Flachs. Auch iſt es räthlich, das gepflügte Land ſich gehörig vor der Saat ſetzen zu laſſen. Das Ausſäen des Abends, um die Samen der Einwir— kung des Thaues zu überlaſſen, iſt zu empfehlen; vermuthet man jedoch Nebel, ſo muß es unterblei— ben. Der Leinſamen bedarf nur einer ſeichten Be— deckung. Bei der Samenmenge kommt es darauf an, ob man guten Samen, Samen und Flachs, oder nur Flachs ohne Rückſicht auf den Samen erzeugen will. Im erſtern Falle iſt eine Ausſaat von 12 bis 16 Metzen auf den Morgen, im zweiten 20 bis 24 Metzen hinreichend, im a Falle kann man aber 244 bis 3 Scheffel und darüber auf den Morgen ſäen. Ob ſich übrigens ein ſolches Verfahren bezahle, muß ſich jeder Flachsbauer ſelbſt berechnen. Betreibt man den Flachsbau hauptſächlich nur für den Hausbe— darf, fo wird der Samenbedarf ein nicht unwichtiger Gegenſtand. Bei einer Ausſaat von 1½ Berliner Scheffel wird man zwar nur mittelfeines Baſt, aber eine nicht unbeträchtliche Samenernte erzielen, wenn man wenigſtens den größten Theil des Samens da— von reif werden läßt. Wo es aber vornehmlich auf Baſtgewinnung abgeſehen iſt, wird man ſich bei einer Einſaat von 3 Scheffeln am beſten ſtehen. Der dünn geſäete Flachs, deſſen Samen man reif werden läßt, erſchöpft den Boden weit mehr, als der dicht geſäete, wenn er vor vollendeter Samen— reife gerauft wird. Der Lein geht unter günſtigen Umſtänden den Sten bis 7ten Tag auf, unter ungünſtigen aber oft erſt in 8 bis 14 Tagen; kommt er auch dann noch nicht, ſo nimmt man beſſer eine neue Saat vor. Iſt das Aufgehen durch von Regengüſſen zuſammenge— ſchlämmten Boden erſchwert, ſo überziehe man das Land mit einer mit kurzen, ſtumpfen, hölzernen Sta— cheln verſehenen Walze, oder treibe eine Schafheerde darüber. Wenn auf einem ſehr aſchigen Boden ein ſtarker Regenguß unmittelbar nach der Saat die Sa— men herausſpült, ſo wird noch einmal gewalzt. Überhaupt find aber eine zu trockne Witterung und der Erdfloh die Hauptfeinde des Flachſes. Zur Ab— haltung des Erdflohes von der jungen Saat em— pfiehlt man, dieſelbe mit Gyps, Aſche oder Tauben— miſt zu überſtreuen, oder den Samen in Bier einzu— weichen, oder denſelben kurz vor der Ausſaat mit, Knoblauch zu vermengen. Ein nicht minder gefähr-“ licher Feind des Flachſes iſt das Unkraut, vornehm— lich der Leindotter, das Klebkraut oder Klebrig, der Hedrich, die gelbe Wucherblume und am meiſten die Flachsſeide. Wo ſich dieſes letztere Unkraut einfin— det, iſt es gewöhnlich um den Flachs geſchehen, da das Jäten nichts nützt. Durch gute Bearbeitung des Ackers, durch reinen Samen und vorzüglich durch gutes, ſorgfältiges Ausjäten können die Unkräuter entfernt gehalten werden. Das Jäten ift überhaupt eine der wichtigſten und koſtſpieligſten Arbeiten beim Flachsbau. Daſſelbe erfolgt, wenn die Pflanzen 3 bis 4 Zoll hoch find, und es muß ſolches in einem verunkrauteten Boden ſo oft wiederholt werden, als das Unkraut überhand nimmt. Will man nur ein— mal jäten, ſo müſſen die Leinpflanzen 4 bis 5 Zoll hoch ſein, ehe man daſſelbe vornimmt. Die Arbei— ter müſſen das Jäten barfuß verrichten und dabei gegen den Wind ſitzen und rutſchen, damit die nie— dergebognen Pflanzen ſich leichter wieder aufrichten. Wenn ſich das Unkraut in einigermaßen beträcht— licher Menge zeigt, ſo haben zum Ausjäten eines Morgens 10 Perſonen einen ganzen Tag vollkom— men zu thun. Bei dick geſäeten Leinſamen wachſen die Stengel des Flachſes in gutem Boden zwar um ſo höher, aber ſie werden auch um ſo dünner, und ein ſolcher Flachs lagert ſich leicht. Dem Lagern des Flachſes kann man auf eine wenig koſtſpielige Weiſe zum größten Theil durch das ſogenannte Geſpinnſtpflanzen. Stengeln begegnen, wo nämlich trockne Reiſigäſte von verſchiedener Stärke neben einander in ſolcher Entfernung in den Acker geſteckt werden, daß die Zweige ſich berühren und dem Flachs als Lehne dienen. 5 Bei der Ernte kommt es darauf an, ob man Samen oder blos Baſt gewinnen will. Die Samen werden gewöhnlich in der Iten oder 13ten Woche nach der Ausſaat reif. Rauft man den Flachs, wenn ſich die Samen anfangen auszubilden, ſo erhält man ein ſehr feines Baſt, und zwar um ſo feineres, je dichter er ſteht und je länger er iſt; läßt man jedoch den Flachs ſo lange ſtehen, bis die erſten Samen reif werden, ſo bekommt man zwar ein minder fei— nes, aber zu ſeiner Leinwand vollkommen taugliches Baſt. Wenn die Samen ihre vollſtändige Reife er— langen, ſo bekommt man ein Baſt zu Mittellein— wand. Wird der Lein zu früh geerntet, ſo wird er zwar ſehr fein, aber nicht ſo haltbar; wird er aber zu ſpät gerauft, ſo iſt derſelbe nicht mehr ſo fein und geſchmeidig. Zum Raufen muß man trocknes Wet— ter wählen. Nach dem Raufen rüffelt man den Flachs entweder ſogleich, läßt die Samen in den Knoten nachreifen, und bringt ihn ſofort zur Röſte; oder man läßt ihn auf dem Felde (5 bis 8 Tage) vollſtändig trocknen, was jedoch nur bei guter Witte— rung, ſowie in dem Falle geſchehen kann, wenn man auf den Samen größtentheils verzichtet. Beim Trock— nen auf dem Felde bringt man beſſer den Flachs handvollweiſe in Schrägen dachförmig über einan— der, oder man ſteckt einen Reiſigaſt in den Boden, und ſtellt den ausgerauften Flachs dachförmig daran auf. Der Flachs muß bei der Ernte, wie beim Auf— binden und Einbringen möglichſt gleich gehalten werden, weil, wenn er verwirrt wird, zu viel Ab— gang an Werg erfolgt. Das Rüffeln oder Kämmen iſt diejenige Arbeit, wo der Flachs über Kämme ge— zogen wird, um die Knoten mit den Samen ab— zureißen. Bei der Zubereitung des Flachſes iſt die erſte und wichtigſte Arbeit das Röſten oder Rotten, wodurch der Pflanzenlein, der den Baſt an den Stengel bindet, aufgelöſt wird. Dieſes geſchieht gewöhnlich durch die Thau- und Waſſerröſte; letztere hat bei tauglichem Waſſer viele Vorzüge vor der erſtern. Bei der Thauröſte wählt man gern be— wachſene Grasplätze, beſonders abgemähte, nicht feuchte Wieſen, ferner trockne Weideplätze, Heiden, Stoppelfelder, welche mit Unkraut bewachſen find. Das Röſten findet gewöhnlich im Auguſt ſtatt; der Spätflachs wird öfters auch im Frühjahre unter dem Schnee geröſtet, wodurch er eine ſchöne Silberfarbe erhält. Der gerüffelte Flachs wird ganz dünn rei— henweiſe auf das Feld gelegt und nach einiger Zeit gewendet. Die Thauröſte dauert öfters 3 bis 5 Wochen, je nachdem Thau, Regen und Sonnen— ſchein mit einander abwechſeln. Als Zeichen der vollendeten Thauröſte nimmt man an, wenn der Baſt bis an das Samenende ſich abſchälen läßt, ſo daß der holzige Kern ſichtbar wird und abfällt. Der Flachs wird jetzt aufgehoben und kleine Hütten oder Kapellen gebildet, ſo daß er gehörig austrocknen Der Lein oder Flachs. kann. Durch eine zweckmäßig behandelte Waſſer— röſte erhält man ein viel beſſeres, zäheres und preiswürdigeres Geſpinnſt. Dabei muß aber die Beſchaffenheit des Waſſers zuerſt unterſucht werden, weil nicht jedes Waſſer gleich gut beim Röſten iſt. Schlammiges oder hartes, eiſenhaltiges Waſſer taugt nicht zum Röſten; auch ſollen keine Erlen oder Eichen in der Nähe ſtehen, weil durch deren Blatter— abfall das Waſſer ſich röthlich färbt. Ferner ſoll das Waſſer nicht über 3 Ellen tief ſein, weil es ſich tie— fer nicht genug erwärmt. Das Röſten im fließenden Waſſer iſt deßhalb nicht gut zu empfehlen, weil durch den beſtändigen Abfluß des Waſſers keine re— gelmäßige Gährung vor ſich gehen kann. Hat man keinen Teich oder Grube, welche das geeignete Waſ— ſer haben, ſo legt man neben ein fließendes Waſſer eine Grube an, in welche man das Waſſer leitet. Will man eine ſolche Grube bequem und zweckmäßig anlegen, ſo muß ſie ausgemauert werden. Man legt die Grube ſo an, daß das Waſſer unten in die Grube einläuft, und das ſchleimige Waſſer ober— halb derſelben abläuft. Da der Flachs nicht in Berührung mit der Grubenwand kommen darf, und deßhalb gedrängt zuſammengehalten werden muß, fo werden 2 Lattenkäſten angefertigt, wovon der eine nach beiſtehender Figur mit Flachs gefüllt, der an— dere aber außerhalb der Grube zu ſehen iſt. Der von den Knoten befreite Flachs wird jetzt in 1 Fuß dicke Gebunde gebracht und mit 2 bis 3 Strohbän— dern locker gebunden. Da der ſtärkere Flachs früher röſtet, als der feine, ſo muß man beide gehörig ſor— tiren, und jede Sorte in eine beſondere Grube brin— gen. Damit der Flachs von den Seitenwandungen und den Schleimtheilen nicht verunreinigt wird, ſo muß das Lattengeſtell auf dem Boden und an den Seiten mit Stroh verſehen werden, worauf man die Flachsbunde ſenkrecht einſtellt. Nachdem dies ge— ſchehen, wird das Gerüſt auf Bretern, auf welche es zuvor geſtellt worden, in die mit Waſſer gefüllte Röſtgrube geſchoben, und oberhalb ebenfalls mit Stroh bedeckt. Iſt die Grube von Waſſer leer, fo läßt ſich das Gerüſt auch in der Grube ſelbſt füllen. Das Gerüſt beſchwert man mit Steinen, welche man oberhalb auf Bretſtücke legt, ſo daß das Gerüſt zum Sinken kommt. Während der Flachs in der Grube liegt, iſt öfters nachzuſehen, ob er auch immer ge⸗ hörig mit Waſſer bedeckt ſei. Die Dauer der Waſ— ſerröſte iſt verſchieden und hängt von der äußern Temperatur ab. Bei warmer Witterung kann ſie 5, bei kalter aber 14 Tage dauern. Als Zeichen der glücklich vollendeten Röſte nimmt man an, wenn der aus den Bunden gezogene Halm beim Biegen 245 knackt, und wenn der Baſt von dem holzigen Sten— gel bis an die Spitze ſich ablöft. Alsdann wird der Flachs aus der Grube genommen und in reinem Waſſer abgewaſchen, worauf man ihn auf eine trockne Wieſe oder Weide bringt und dünne aus— breitet. Hier bleibt er 2 bis 3 Wochen liegen oder ſo lange, bis ſich ſchwarze Punkte oder Pilze an den Flachsſtengeln zeigen, worauf er aufgehoben und nach Hauſe zur weitern Verarbeitung gebracht wer— den muß. Eine dritte Art des Röſtens iſt das Wäſſern, welche hauptſächlich in Irland gebräuchlich iſt und darin beſteht, daß man den Flachs in einen Bottich oder in eine Grube mit Zu- und Abfluß legt. So— bald das Waſſer anfängt, ſich zu färben, welches zuerſt langſam, dann aber immer ſchneller eintritt, muß man daſſelbe ab- und friſches zulaſſen. Die Röſte iſt vollendet, wenn keine Färbung des Waſſers mehr ſtattfindet. Der Flachs wird nun ſorgfältig abgeſpült und noch einige Zeit ausgebreitet und ein— mal gewendet. Die fernere Bearbeitung des Flachſes bis zum Hecheln beſteht darin, den Faſerſtoff von den Holz— theilen zu trennen. Um die Entfernung der Holz— theile zu erleichtern, muß der Flachs gedarrt (ge— trocknet) werden. Kann das Brechen bis in den Sommer verſchoben werden, ſo trocknet der Flachs bei heiterer Witterung durch die Sonnenwärme ge— nugſam und dieſe Art des Darrens, wo der Flachs, dünn ausgebreitet und ſchräg gelehnt, der Einwir— kung der Sonne preisgegeben wird, iſt die beſte. Da jedoch der Flachs in der Regel früher gebraucht wird, ſo muß man denſelben im Winter bei Feuer— wärme trocknen. Die Hitze hierbei darf aber nicht zu groß ſein und 50 Grad R. nicht überſteigen. In den Gegenden, wo viel Flachs gebaut wird, geſchieht das Darren in den Brechhäuſern, bei Ermangelung derſelben im Backofen (wobei aber beſondere Vor— ſicht erforderlich iſt) oder in beſondern zum Heizen eingerichteten Kammern oder Flachsdarren. Das Weſentliche der Einrichtung einer einfachen Flachs— darre beſteht etwa darin, daß man ſtatt des gewöhn— lichen runden Backofens ein langes Viereck wählt, und die Höhe des Ofens nach der Länge des zu dörrenden Flachſes einrichtet. Ein ſolcher Ofen wird möglichſt kunſtlos und nur nach den Grund— ſätzen bei unſern gewöhnlichen und bekannten Brat— öfen erbaut. Zur Verminderung der Hitze bei un— vorſichtiger zu ſtarker Unterfeuerung und zur Beſtim— mung des Darrgrades dienen 4 bis 5 durch die Decke und den Feuerzug bis in das Innere des Ka— ſtens gehende Probelöcher, die verſchloſſen werden können. Ein zweckmäßiges Darr- und Brechhaus giebt umſtehende Zeichnung an. Fig. 1. ſtellt den Grundriß des Gebäudes vor; a ift das Darrzimmer, und b das Brechzimmer. Über dem Darrzimmer befindet ſich ein Boden, und etwa 16 bis 18 Zoll unter dieſem Boden werden Latten angebracht, auf welche der zu trocknende Flachs gelegt wird. In dieſem Darrzimmer befindet ſich der Ofen e, der größtentheils aus Kacheln auf— gebaut iſt, und welcher aus dem Raume 4, deſſen 246 Eingang bei e ift, durch die Offnung / geheizt wird. Zu dem Brechzimmer “ führen 2 einander gerade e gegenüberliegende Eingänge g und A, und aus dem Brechzimmer führt die Offnung 2 in das Darrzim— mer. — Die Fig. 2 zeigt das Gebäude im Aufriß von derjenigen Seite, wo der Einheizeort ſich befin— det, und Fig. 3 daſſelbe von dem Ende geſehen, wo das Darrzimmer liegt. Sonſt bezeichnen dieſelben Buchſtaben die nämlichen Gegenſtände des Grund— riſſes. — Am beſten geſchieht das Dörren durch die Hitze von Waſſerdämpfen, welche man von dem be— deckten Keſſel her durch Röhren unter Metallplatten leitet, worauf die Flachsſtengel gleichmäßig ausge— breitet liegen. Damit der getrocknete Flachs nicht wieder zähe wird, muß er ſofort gebrecht (gebockt) werden. Das gewöhnliche Werkzeug, womit man das Brechen vornimmt, ſind die bekannten Flachsbrechen. In manchen Gegenden wird auch das Brechen blos mit dem Bläuel verrichtet, d. h. der Flachs mit einem runden Klopfholze, das einen Griff hat, auf einem flachen Brete oder Klotze mürbe geſchlagen. Statt der gewöhnlichen Handbrechen hat man in manchen Ländern ſchon vor hundert Jahren und länger eigne Flachs- oder Bockmühlen, die das Brechen verrich— ten, angewendet. Doch geſchieht dies meiſtens auf Unfoften der Güte des Flachſes. Man hat ein- und mehrkantige Brechen, wovon die erſten den Vorzug verdienen. Bei dem Brechen darf man die Hand nicht zu voll Flachs nehmen, und um das Heraus— ſchaffen der Holztheile zu befördern, zieht man von Zeit zu Zeit den Flachs zwiſchen den Brechſchlägel und den Brechſcheiden, indem man den erſtern auf m s SS —— N N Geſpinnſtpflanzen. die letztern etwas andrückt, durch. Da die Sturz— enden ſich viel leichter, als die Spitzenenden brechen, ſo müſſen auf dieſe mehr Schläge fallen. — Durch das Brechen werden aber noch nicht alle holzigen Theile entfernt, weßhalb man ſich zur Entfernung dieſer Holztheile oder Annen der Schwinge be— dient. Mat hat meſſerartige Schwingen, mit einem breiten Rücken und einer ſtumpfen, etwas abaerun: deten Schneide, und rollenartige, faſt von der Größe und Geſtalt eines Nudelholzes, nur mit dem Unter— ſchiede, daß ſie nicht überall gleich dick ſind, ſondern nach den Seiten zu dünner abfallen. Dieſe letztere Schwinge, welche der erſtern vorzuziehen iſt, hat an dem einen Ende eine Handhabe. Zum Schwingen des Flachſes hat man ein Schwingbret nöthig. Es iſt dies ein glatt gehobeltes dickes Bret, 2 Ellen und darüber lang, welches in ein Fußgeſtelle eingelaſſen, gerade in die Höhe ſteht und oben auf der einen Seite einen erforderlich breiten, ziemlich tiefen Ein— ſchnitt hat, worein der Flachs mit der linken Hand gehalten wird, während man mit der Schwinge den herunter hängenden Theil deſſelben mit ſanften Schlägen ſtreicht. In manchen Gegenden iſt es ge— bräuchlich, den Flachs gar nicht zu brechen, ſondern nur mit der Schwinge von den Holztheilen zu be— freien. Bei geübten Arbeitern und bei feinſtengligem Flachſe geht die Arbeit ziemlich ſchnell von ſtatten, auch wird der Flachs ſehr ſchön. Der geſchwungene Flachs iſt eigentlich ſchon Kaufmannswaarez doch wird nicht ſelten wenigſtens über eine grobe Hechel gezogener Flachs zum Kauf verlangt. Das Hecheln iſt eine Arbeit, die viel Übung verlangt, wenn der Flachs nicht gar zu ſehr in's Werg gehen ſoll. Bei beſonders feinem Flachſe wird man daher wohl thun, das Hecheln den Sei— lern, die ſolches gut verſtehen, beſorgen zu laſſen. Je feinern Flachs man haben will, deſto mehr muß man ihn hecheln; aber dann bekommt man auch mehr Werg und weniger Flachs. Am beſten ſind die Stahlhecheln mit vierkantigen pyramidaliſchen, oben ſehr ſpitz zulaufenden Stahlſtiften, welche gut gehärtet und ſcharf geſchliffen ſind. Den Flachs muß man zuerſt an ſeinen Spitzen bearbeiten. Die Hechel muß eine ſchräge Stellung haben. Die Güte des Flachſes beſteht lediglich in einer feinen, halt— baren, langen Faſer; denn nur durch das Zuſam— menſpinnen langer Faſern erhält das Geſpinnſt Dauer und Feſtigkeit. Der rohe Flachs erleidet, von ſeinen Samenkap— ſeln befreit, durch das Abröſten, Dörren und Bre— chen einen Abgang von 70 bis 80 Procent, ja zu— weilen noch mehr, je nachdem die Güte des Flach— ſes iſt. Der Ertrag des Flachſes ſelbſt hängt von ſehr verſchiedenen Umſtänden ab, und man wird un— ter ſonſt günſtigen Umſtänden bei einer Leinausſaat von 3 Scheffeln auf den Magdeb. Morgen etwa 500 Pfd. Flachs und 100 Pfd. Werg annehmen dürfen. 100 Pfd. gebrechter Flachs geben aber in der Regel nur 25 Pfd. rein gehechelten. Die Räthlichkeit eines ausgedehnten Flachsbaues wird zuvörderſt von einem leichten und ſichern Ab— ſatze des Produktes bedingt; deßhalb eignet ſich ſeine Der Hanf. Kultur vorzugsweiſe für Gebirgsgegenden, wo in der Regel viel geſponnen und gewebt wird. Dem— nächſt kommt es bei der Kultur im Großen auf die zu Gebote ſtehenden Arbeitskräfte an; nur wo dieſe im Überfluſſe und in geeigneter Art zu haben ſind, rechtfertigt ſich eine ausgedehnte Flachskultur. Da aber auch der Leinbau die Bodenkraft verringert, ſo muß man erſt mit ſeinen Ackern in gehöriger Dün— gung ſein und ihnen auf anderweitige Weiſe mit den nöthigen Düngmitteln beikommen können. Der Hanf. Bei dieſer Pflanze befindet ſich das männliche und weibliche Geſchlecht auf verſchiedenen Stengeln. Der männliche Hanf, auch Fimmel, Bäſtling, Hanfhahn genannt, befruchtet mit ſeinem Blü— thenſtaube die weiblichen Pflanzen, welche den Sa— men tragen. Der männliche Hanf wächſt höher, als der weibliche, hat einen rohrartigen Halm, der nur eine ſchwache Holzlage in ſich faßt, und giebt einen feinern und mehr Baſt, welcher auch früher ſich aus— bildet, weßhalb er eher gerauft werden kann. Der Hanf gehört zu den wichtigſten und unentbehrlichſten Pflanzen. Seine Samen werden zu Ol benutzt, und dienen auch zu Futter für die Vögel. Bei ge— wöhnlicher Kultur erreicht der Hanf eine Höhe von 4 bis 6 Fuß. Durch beſondere Aufmerkſamkeit in der Kultur hat ſich aber eine beſondere Art gebildet, die in den Rheingegenden vorzüglich, beſonders in der Gegend von Straßburg gebaut wird, die eine Höhe von 12 bis 15 Fuß und darüber erreicht, und Rieſenhanf genannt wird. Aber auch der ſibiriſche Hanf wird 10 bis 12 Fuß hoch. Der Rieſenhanf hat einen eben ſo langen und feinen Baſt, als der beſte Bologneſer Hanf, übertrifft ihn aber an der Dauerhaftigkeit oder Stärke. Er gedeiht auf jedem fruchtbaren, reinen Boden. Auf ungewöhnlich rei— chem Boden wird die Pflanze überaus dick und lang, und der Baſt iſt alsdann grob. Eine ſehr ſtarke Düngung bedarf er nicht weſentlich. Der Rieſen— hanf behauptet übrigens nur bei vorzüglicher Frucht— barkeit und Zubereitung des Bodens ſeinen Vorzug, und artet anderswo bald aus, ſo daß man wenig— ſtens alle 2 Jahre friſchen Samen aus den Gegen— den kommen laſſen muß, wo er nicht auszuarten pflegt. Der völlig reife Same des Rieſenhanfes iſt beinahe doppelt ſo groß, als der gemeine Hanf, weß— halb man von ſolchem Y, mehr, als vom gemeinen ſäet. Der ſibiriſche Hanf liefert viel Geſpinnſt— material, wird viel länger, als der gemeine, ift feſter, um feine, leicht zu bearbeitende Stengel hervorzu— bringen, muß er dick ausgeſäet werden, weil er ſonſt ſtark, holzig und äſtig wird. Der rheiniſche Hanf behauptet überhaupt vor allem andern den Vorzug. Der Hanf liebt einen lockern, tiefgrundigen Bo— den, dem es nicht an erforderlicher Feuchtigkeit fehlt, wiewohl ein eigentlich naſſer Boden ſich eben ſo we— nig für den Hanf eignet, als ein ganz trockner. In trocken gelegten Teichen und Seen findet der Hanf ein gutes Gedeihen, ſo auch auf kräftigem Neu— 247 bruche. Indeſſen eignen ſich doch auch ſand- und moorartige Bodengattungen für den Hanf, wenn ſolche in gutem Dungzuſtande, dabei feucht und gehörig entſäuert ſind. Das Übertreten des Waſſers auf die Hanffelder ſchadet, wenn es nicht lange dauert, nicht ſo leicht. Der Hanf liebt vorzugsweiſe ein warmes Klima, welches mehr feucht, als trocken iſt, weßhalb er in geſchützten Niederungen am beften geräth. Der Hanf verträgt eine ſehr ſtarke Düngung, ohne davon einen Nachtheil zu erleiden. Je auf— gelöſter der Dünger iſt, deſto ſchöner wächſt der Hanf empor. Deßhalb wählt man zum Hanfe den mehr zergangenen Miſt; vorzüglich wirkt zu Hanf Taubenmiſt, Abtrittdünger, Pferde-, Schafmiſt, Pferch, Gülle u. ſ. w. Ofters wird zweimal dazu gedüngt, das erſtemal vor Winter, und das zweite— mal vor oder nach der Saat. Der Hanf iſt ſowohl in Beziehung auf ſeine Vorgänger, wie auf ſeine Nachfolger ſehr verträg— lich; doch muß man geeignete Ländereien zu ihm be— ſonders ausſuchen. Daher hat man in vielen Ge— genden beſondere Ländereien für den Hanf, welche alle Jahre mit Hanf bebaut werden. Sonſt geräth er gut nach Kartoffeln, Kohl, Tabak und andern Hackfrüchten. Nach ihm geräth ganz beſonders gut Lein, Weizen und faſt alle andern Feldfrüchte, die eine ſpätere Saat vertragen, da der Hanf das Feld nicht zeitig räumt. Zu Hanf iſt der Boden möglichſt zu lockern, ſo tief, als nur angeht, zu bearbeiten, und für die mög— lichſte Vertilgung des Unkrauts zu ſorgen. In den— jenigen Gegenden, wo vorzüglicher Hanf gebaut wird, pflügt man den Boden bis 5mal, 2 dieſer Pflugarten werden vor Winter, die andern nach Win— ter gegeben. Nach behackten Früchten und nach dicht geſchloſſenem Klee bedarf es jedoch einer ſo oftma— ligen Beſtellung nicht. Feuchte Acker muß man hauptſächlich im Frühjahre, trockne aber vornehmlich vor Winter bearbeiten, damit ſie die Winterfeuchtig— keit um ſo beſſer erhalten. Man empfiehlt, den Miſt im Herbſte über das gepflügte Land auszubreiten, und ihn im Frühjahre flach unterzubringen. Zur Saat empfiehlt man, das Land in möglichſt flache und nicht zu breite Beete zu pflügen. Um guten Samen zu gewinnen, ſoll man einen Theil des Hanfes bis zur völligen Samenreife ſte— hen laſſen, obſchon dies auf Unkoſten der Baſtge— winnung geſchieht. Daher trennen Viele die Sa— mengewinnung von der Baſterzeugung und ſtecken Hanfkörner zwiſchen behackte Früchte dünn aus. Sie glauben dabei auch zugleich beim Kohl die Raupen abzuhalten, indem der Geruch des Hanfes die Schmetterlinge abhalten ſoll. Sicherer iſt zur Gewinnung guten Samens, den Hanf auf ein be— ſonderes Stück dünn in Reihen zu legen, und dieſe zu behäufeln. Überjährigen Samen liebt man nicht zur Saat. Die beſte Saatzeit iſt im Allgemeinen wohl die erſte Hälfte des Mai; im nördlichen Deutſchland ſäet man auch wohl erſt Anfangs Juni. Man ſäet 16 bis 22 preuß. Metzen auf den Mor: gen. Bei dünnerer Saat bekommt man mehr, aber 248 gröberes, bei dickerer weniger, aber feineres Baſt. Ein richtiges Verhältniß der Ausſaat iſt übrigens ſehr zu beobachten. Der Vögel wegen iſt der Hanf— ſamen gut unter die Erde zu bringen, jedoch darf er nicht zu tief vergraben werden, weil er ſonſt leicht fault. Man ſäet gern auf die friſche, gut vorgeeggte Furche, bringt die Samen mit einer leichten Egge unter und walzt hinterher. Wenn der Boden bald nach der Saat zu ſehr auf der Oberfläche erhärtet, ſo muß das Feld mit der Stachelwalze überwalzt werden. Hat man Gelegenheit, das mit Hanf beſäete Feld einige Zeit zu wäſſern, ſo trägt dies zu ſeinem Gedeihen weſentlich bei. Ebenſo empfiehlt man das Gypſen des Hanfes. Gewöhnlich überwächſt der Hanf das Unkraut, wird es jedoch nothwendig zu jäten, ſo muß dies geſchehen, wenn der Hanf 3 bis 4 3. lang iſt. Das Jäten muß aber mit Vorſicht geſchehen, weil die geknickten Hanfſtengel verloren ſind. Wenn der männliche Hanf den weiblichen be— fruchtet hat, ſo gelangt er bald zur Reife, gewöhnlich im erſten Theile des Auguſt's. Das Kennzeichen der Reife iſt, wenn er oben an den Spitzen gelb und unten am Stengel weiß zu werden anfängt. Um je— doch feinen Baſt zu gewinnen, muß man den Hanf dann raufen, wenn die Stengel noch ein grünliches Anſehen haben. Die Ernte des männlichen Hanfes nennt man das Fimmeln. Die einzeln ausgezogenen Stengel werden mit den Wurzelenden zuſammen gleichmäßig auf ein Grasland hingelegt, und wenn ſie überwelkt ſind, in kleine Bündel gebunden und mit den Köpfen gegen einander geſtellt. Sind ſie ge— nugſam abgetrocknet, ſo werden ſie zum Röſten ge— bracht. Der weibliche Hanf gelangt im September zur Reife. Man rauft ihn, doch wird er auch hier und da mit der Sichel geſchnitten. Die abgebrachten Stengel werden ſo behandelt wie der männliche Hanf, nur deckt man über die zuſammengebrachten Bünd— chen eine Strohkappe, damit die Samen vor den Vögeln geſchützt ſind. Einige empfehlen, den gerauf— ten Hanf ſogleich in etwa 2 bis 3 Zoll dicke Gebünde zu binden, dieſe zu Hocken zuſammenzuſtellen und feſt mit Stroh zu verkappen. Iſt der Hanf trocken geworden und das Korn gehörig nachgereift, ſo wird er in den kleinen Bündeln abgedroſchen, oder beſſer auf Rüffeln, wie bei dem Flachs, der Samen heraus— gebracht. Letzterer wird dadurch durch Wurfen und Sieben gehörig gereinigt und anfänglich, bis er ge— hörig ausgetrocknet iſt, ganz dünn aufgeſchüttet. Die nächſte mit dem Hanfe vorzunehmende Ar— beit iſt das Röſten, wozu der Hanf vorher gehörig trocken geworden ſein muß. Das Röſten erfolgt im Waſſer, im Thaue und unterm Schnee, welches letz— tere jedoch nicht zu empfehlen iſt. Beim Röſten ſelbſt verfährt man wie beim Flachſe, nur bedarf der Hanf längere Zeit, bevor er die erforderliche Gare be— kommt. Die Waſſerröſte liefert weißern, die Thau— röſte aber feinern Hanf, der, ungeachtet ſeiner grauen Farbe, beim nachherigen Bleichen weißer wird. Eine vorzügliche Farbe und Kraft ſoll beſonders der in Lehmmergelgrubenwaſſer geröſtete Hanf erhalten. Die fernere Behandlung des Hanfes ſtimmt eben— falls mit der des Flachſes überein. Obgleich der Farbepflanzen. Hanf unmittelbar nach dem Brechen Kaufmanns» waare iſt, ſo kann es doch vortheilhaft ſein, ihn be— reits gehechelt auf den Markt zu bringen. An Körnern kann man vom Magdeb. Morgen, wenn man die Samen nicht ihre vollſtändige Reife erlangen läßt, 8, wenn dieſe aber vollkommen reif werden, bis 15 Berl. Scheffel ernten. An Baſt, zu Seilerarbeit tauglich, erntet man von derſelben Fläche 500 bis 600 Pfund, wo das Land aber dem Hanfe nicht beſonders zuſagt, nur 300 Pfd., oft auch noch weniger. Der Preis des Hanfes ſteht gewöhnlich etwas niedriger, als der des Flachſes. In Deutſchland findet man vorzüglich in dem ſüdlichen Theile die fleißigſte Hanfkultur. Am be— trächtlichſten iſt dieſelbe, außer in Würtemberg, im Großherzogthum Baden, wo manche Bauern 80 bis 100 Centr. Hanf ernten; beſonders berühmt iſt der Schleißhanf, aus der Gegend von Biſchoffsheim. Auch wird der Hanf noch in vielen andern Provin— zen und Diſtrikten Deutſchlands kultivirt, wenngleich im Ganzen Deutſchland kaum den dritten Theil ſo viel Hanf baut, als blos zur groben Manufaktur ges braucht wird. Farbepflanzen. Farbepflanzen werden jene genannt, die eines in ihnen enthaltenen färbenden Stoffes wegen kultivirt werden. Hier werden nur jene Farbepflanzen näher behandelt werden, die man in Deutſchland auf Ackern und im Wechſel mit andern Pflanzen anbaut. Hier— her gehört: der Krapp, der Waid und der Wau. Der Krapp oder die Färberröthe. Iſt eine ausdauernde Pflanze, die ihrer Wurzel wegen angebaut wird, welche eine viel gebrauchte rothe Farbe giebt. Krapp nennt man die Pflanze, wenn ihre Wurzeln zwei und mehrere Jahre im Boden bleiben, wodurch ſie eine größere Stärke erlangen; Röthe aber, wenn ſie nur ein Jahr im Boden blei— ben. Im Allgemeinen iſt der Krappbau gewöhnlicher, als der Röthebau, welcher letzterer hauptſächlich in Schleſien betrieben wird. Das Kraut kann als Vieh— futter verbraucht werden, doch bekommt die Milch der Kühe, wenn ſolche reichlich damit gefüttert werden, eine hochgelbe Farbe. Der Verbrauch des Krapps als Farbematerial iſt ſehr bedeutend und ihr Ertrag unter vielen Umſtänden ſehr lohnend; doch iſt ihr An— bau auch wegen Zubereitung der Wurzel mit man— chen Schwierigkeiten verbunden. Man findet daher ihren Anbau nur in gewiſſen Diſtrikten, wo jene nothwendigen Vorrichtungen zur Zubereitung der Wurzeln vorhanden ſind. Man kann zwar auch die getrockneten Wurzeln verkaufen, doch iſt der Abſatz ſchwierig und der Preis verhältnißmäßig gering, ſo wie auch zugleich dabei der Hauptvortheil der Kultur verloren geht, der darin beſteht, daß man von guten Jahrgängen einigen Vorrath zurück behält, um ſie in ſchlechten zu oft ſehr erhöhten Preiſen zu verkau— Der Krapp oder die Färberröthe. fen, zumal die gemahlene Färberröthe durch mehr— jährige Aufbewahrung ſogar an Werth gewinnt Der Krapp verlangt ein warmes, mäßig feuchtes Klima, weßhalb ihr Anbau vornehmlich in die war— men Thäler und Ebenen paßt. Ein Boden, der we— der zu ſchwer, noch zu loſe, aber humusreich iſt, ſagt ihr am beſten zu. Ein flachgründiger Boden paßt nicht zu ihrem Anbaue. Auch der kräftigſte Boden muß gedüngt werden, und man wählt dazu am lieb— ſten Rindsmiſt, den man mit der erſten Bearbeitungs— furche unterbringt. Der Boden muß auf das ſorg— fältigſte bearbeitet werden, und man empfiehlt, den— ſelben zu graben, ja wohl gar zu rajolen. Bleibt die Färberröͤthe nur 1 Jahr im Boden, fo baut man fie in der Brache, anſtatt einer behackten Brachfrucht; da jedoch ihre Ernte ſpät fällt, ſo muß man nach ihr eine Sommerfrucht folgen laſſen. Will man ſie aber mehrere Jahre im Boden laſſen, ſo muß man geeig— nete Feldſtücke zu ihrem Anbaue wählen, und hier von der ſonſt gebräuchlichen Fruchtfolge abweichen. Sie gedeiht ſonſt auf einem friſch gedüngten und gut bearbeiteten Boden nach allen Gewächſen; doch läßt man ſie nicht gern nach Wurzelgewächſen folgen. Nach ihr können alle Früchte gebaut werden, doch läßt man ebenfalls nicht gern Wurzelgewächſe folgen. Die Kultur der Färberröthe ändert ſich theils nach dem Umſtande, ob man ſie zu Krapp oder Röthe baut, theils nach der Art der Fortpflanzung, die durch Same, Schößlinge oder Wurzeln (Fechſer) erfolgen kann. 1) Bei der Fortpflanzung durch Samen ſteckt man die vorher eingeweichten Samen im April und Mai auf ein gut zubereitetes und gedüngtes Garten— beet, 3 Zoll von einander entfernt und 1% Zoll tief in den Boden und bedeckt die Beete im Winter etwas mit Miſt. Gewöhnlich erlangen die Wurzeln erſt im zweiten Jahre die zum Verpflanzen erforderliche Voll— kommenheit. Man bedient ſich dieſer Art der Fort— pflanzung nur in Ermangelung von Fechſern. 2) Bei der Fortpflanzung durch Schößlinge nimmt man 8 bis 12 Zoll lange Seitentriebe vom Kraute der Pflanze, die man ſorgfältig von den alten Stöcken loszieht. Dies geſchieht im Mai oder in der Mitte Juni. Man darf ſie nicht von der Wurzel, aus der ſie getrieben ſind, abbrechen, ſondern muß ſie mit dieſem Wurzelzweige einlegen. Dieſe Schößlinge werden ſo tief in die Erde gelegt, daß noch einige Knoten des Stengels bis zu den erſten Blättern mit Erde bedeckt werden, das übrige Kraut aber unbe— deckt bleibt. 3) Die Fortpflanzung durch Wurzeln iſt die gewöhnlichſte. Man nimmt von den alten Stöcken Wurzeln oder Fechſer von der Stärke eines Feder— kiels, die zum Austreiben der Keime mehrere Gelenke haben müſſen, aber nicht beſchädigt ſein dürfen. Das Legen der Fechſer, womit auch das der Schößlinge übereinkommt, geſchieht auf folgende Weiſe. Man pflügt zur Saatfurche 4 bis 5 Fuß breite, etwas er— habene, aber nicht gewölbte Beete, macht querüber dieſe 1 Fuß weit von einander entfernte und ½ Fuß tiefe Furchen, und legt in dieſe, ungefähr 1 Fuß weit von einander, die Fechſer, bedeckt ſie mit Erde und drückt dieſe um die Pflanzen herum ſanft an. Die Fechſer müſſen ſo tief gelegt werden, daß die Erde Kirchhof, Landwirth. 249 noch 1 bis 2 Zoll darüber kommt. Die Fechſer wer— den vor dem Legen in Waſſer eingeweicht, und man empfiehlt, ſowie auch bei den Schößlingen, ſtets 2 Fechſer zuſammenzulegen. In Gegenden, wo viel Röthe gebaut wird, kommen die Fechſer 4 bis 6 Zoll von einander in 8 bis 12 Zoll von einander entfernte Reihen, 6 bis 10 Zoll tief. Beim Anbaue mehr im Großen werden auf einem gehörig bereiteten Boden mittelſt eines Pfluges mit doppeltem Streichbrete Furchen gezogen, wodurch ſich Kämme bilden, welche mit der Vertiefung etwa 20 Z. breit ſind; auf dieſe Kämme wird gepflanzt, indem man mit einem kleinen Spaten eine Grube dazu ausſticht. Es wird empfoh— len, in jede Grube 6 Schößlingspflanzen zu legen, weil der Krapp in einzeln getrennten Stöcken ſtärkere und mehr Farbe haltende Wurzeln treibt. Die Wur— zeln oder Schößlinge werden vor dem Verpflanzen in einem Brei von feiner Erde eingeſchlämmt und kommen in den Reihen 7 bis 8 Zoll von einander. Sind die Pflanzen emporgewachſen, ſo wird mit einer Hacke mit nicht zu ſtarken Zinken behackt, die Zwiſchenräume zwiſchen den Pflanzenreihen aber mit einem Schaufelpfluge durchfahren. Später werden die Pflanzen mit dem doppelten Streichbretpfluge angehäufelt und vor Winters mit eben dieſem Werk— zeuge bedeckt. So wird alle Jahre fortgefahren. Bei der Kulturart durch Handarbeit wird der Krapp, ſobald die Pflanzen herangewachſen ſind, mit Erde angeworfen, die man aus den Beetfurchen aus— ſticht, ſo daß die Beete erhöht werden. Im Septem— ber und Oktober wird die Erde nochmals um die Pflanzen herum angezogen, und es werden nun die grünen Stengel und Aſte in die kleinen Gräben ge— bogen und geſtreckt, und im November 3 bis 4 Zoll hoch mit Erde bedeckt. Bei eintretendem Winter wird die Erde mit Miſt bedeckt, welcher im Frühjahre wie— der abgeharkt und flach in die Beetfurchen vergraben wird. Im Anfange Aprils des nächſten Jahres, wenn die jungen Pflanzen hervorkommen, wird das Beet mit einem Harken überfahren. Im zweiten Jahre verfährt man ebenſo wie im erſten, und ebenſo im dritten Jahre, wenn der Krapp ſo lange im Boden bleibt. Vor der Ernte kann im Herbſte das Kraut abgeſchnitten und verfüttert werden. Beim Baue der Röthe wird das Unkraut im Juni ſorgfältig mit der Hacke ausgerottet und zugleich Boden aus den Fur— chen um dieſelben geworfen. 4 oder 5 Tage nach die— ſem Behacken wird die Röthe geſtreckt, d. h. in eine mit dem Spaten neben dem Stocke gemachte Furche eingelegt, ſo daß nur die Spitzen am Rande der Furchen emporragen. Der ſo auf die Röthekeime ge— ſtreute Boden wird geebnet. Die Ernte beim Krapp beginnt im dritten Jahre im September oder Anfang Oktober, wenn das Kraut anfängt, gelb zu werden. Es werden dann die Rei— hen mit einem großen Spaten ſo tief als möglich umſtochen, und die Wurzeln mittelſt eines eiſernen Häckchens mit 2 Zinken aus dem Grabſteine heraus— gebracht und geſammelt. Das Aufſammeln der Wur— zeln muß bei trockner Witterung geſchehen. Die Wur- zeln werden, gehörig von Erde gereinigt, erſt an der Luft ohne Sonne W nachher aber auch in 250 befondern Darrhäuſern gedarrt, geraſpelt, oder in Ermangelung einer Raſpelvorrichtung mit dem Beile gehackt, und auf einer gewöhnlichen oder auf einer beſondern Krappmühle gemahlen, oder in einer Stampfe geſtampft. Die Röthe wird auf dieſelbe Weiſe geerntet und behandelt, nur iſt der Zeitpunkt der Ernte 6 bis 8 Wochen vor Weihnachten, oder es kann derſelbe auch bis in's nächſte Frühjahr verſcho— ben werden. Der während ſeiner Vegetation mit Geſpannwerkzeugen behandelte Krapp wird mit einem Pfluge ſo tief als möglich ausgepflügt, und die Wur— zeln hinter dem Pfluge aufgeleſen. Als Mittelertrag nimmt man im Allgemeinen auf den Magdeb. Morgen an dreijährigem Krapp 50 preuß. Ctr. an, welche etwa 25 Ctr. Farbe geben. An Röthe werden 30 Ctr. Wurzeln gewonnen, welche etwa 10 Ctr. Farbe geben. Man hat aber auch weit höhere Erträge gehabt. Für kleinere Wirthſchaften wird der Röthebau, für größere der Krappbau em— pfohlen. Obgleich der Krappbau im Allgemeinen einen ſehr hohen Ertrag gewährt, ſo muß man doch, bevor man zu deſſen Anbau ſchreitet, alle vorhandenen Um— ſtände genau erwägen, ob dieſelben für eine ſolche Kultur günſtig ſind. Der Waid, deutſcher Indig. Man kultivirt vom Waid zwei Arten, nämlich den gemeinen deutſchen oder thüringiſchen, und den lan— guedocer Waid, welcher letztere jedoch Vorzüge vor dem thüringiſchen hat und in Deutſchland ſehr gut fortkommt. Die Blätter des Waids geben eine blaue Farbe, welche dem Indigo ſehr ähnlich iſt, und aus der man auch Indigo hergeſtellt hat, welcher dem ächten nichts nachgab, deſſen Bereitung aber zu koſt— ſpielig iſt. Der Waid kann ſeiner Natur nach als Sommer- und auch als Wintergewächs gebaut wer— den. Um den nöthigen Samen zu gewinnen, läßt man von dem im Herbſte geſäeten Waid ſo viele der vollkommenſten Pflanzen unberührt ſtehen, als man glaubt Samen zu bedürfen, und thut ein Gleiches mit dem im Frühjahre geſäeten, der über Sommer geblattet worden iſt. Die reifen Samen werden mit den Stengeln abgeſchnitten, auf einem luftigen Bo— den getrocknet, die Samen mit den Händen abgeſtreift und in der Spreu an einem trocknen Orte aufbe— wahrt. Der Waid kommt zwar auch im kältern Klima fort, man baut ihn jedoch nur im wärmern und trocknern mit Vortheil, weil nur hier der meiſte Farbeſtoff in den Blättern ſich entwickelt. Der Waid verlangt durchaus einen Boden mit einer tiefen Krume, und einen ſolchen, der möglichſt der Einwir— kung der Sonne ausgeſetzt iſt. Ein ſeiner Natur nach mehr trockner Boden, der nicht gerade dürr, dabei je— doch locker und gehörig kräftig iſt, ſagt dem Waid um ſo mehr zu. Ein feuchter, bindiger Boden ſagt ihm dagegen nicht zu. Ein mergeliger und kalkhalti— ger, ſelbſt ein mehr ſandiger Boden ſind dem Waid beſonders günſtig, wenigſtens bildet ſich hier der Farbepflanzen. Farbeſtoff am meiſten aus. Säet man den Waid im Herbſte, ſo bringt man ihn in eine gut zubereitete und gedüngte Brache anſtatt Winterung, oder in Er— mangelung der Brache nach einer Frucht, welche den Boden locker und rein von Unkraut hinterläßt, aber auch zeitig zur Aberntung gelangt; daher gewöhnlich nach Raps, Rübſen, Gerſte u. ſ. w. Wird der Waid im Frühjahre geſäet, ſo muß das Land im vorher— gehenden Herbſte vollſtändig zugerichtet werden. Man wählt dazu die Stoppel einer zeitig abgebrach— ten Winterung, oder man bringt den Waid in ein Land, wo Runkelrüben und Kartoffeln geſtanden ha— ben. Auch der reichſte Boden muß gedüngt werden, indem die Güte und Menge der Blätter von der reich— lichen Düngung abhängig iſt. Rindviehmiſt iſt ihm am zuträglichſten; Schaf- und Pferdemiſt taugen nicht wohl zur Düngung. Eine Kalkdüngung zu der Vorfrucht des Waids wirkt günſtig auf den Farbe— ſtoff. Der Boden muß möglichſt tief und locker bear— beitet werden. Man pflügt das Land in nicht zu breite Beete unmittelbar vor der Saat, welche breit— würfig oder in Reihen erfolgt. Die breitwürfige Saat iſt die gewöhnlichſte. Die Herbſtſaat wird im Sep— tember oder Oktober, die Frühjahrsſaat gewöhnlich im März eingebracht. Eine zeitige Saat im Früh— jahre wird deßhalb nöthig, weil die Samen 4 bis 5 Wochen liegen, ehe ſie keimen. Der Same wird bei windſtillem Wetter ausgeſäet und mit mittelſchweren Eggen gut eingeeggt. Die Saatmenge macht man etwa ½ fo ſtark als die des Winterweizens, wobei die Pflanzen 9 bis 12 3. von einander kommen wer: den. Die Herbſtſaat geräth, wenn ſie glücklich durch den Winter kommt, um ſo beſſer und die Blätter ſind um ſo farbereicher. Die Reihenſaat iſt, wenn ſchon weniger gebräuchlich, doch der breitwürfigen Saat unbedingt vorzuziehen. Wenn der im Herbſte geſäete Waid bei günſtiger Witterung zu üppig wächſt, ſo iſt zu befürchten, daß er im Winter fault, weßhalb man ihn abhauen und die Blätter an das Vieh ver— füttern ſoll. Wenn im Frühjahre die Pflanzen zu dicht ſtehen, ſo werden ſie verdünnt, und ſobald ſich Unkraut zeigt, wird mit der Handhacke gehackt, und dies nöthigenfalls wiederholt. Der in Reihen geſäete Waid wird ſo oft als nöthig mit Geſpannwerkzeugen durchfahren. Die Ernte erfolgt, wenn die Blätter über eine Spanne mit der Hand hervorgewachſen ſind, und die unterſten anfangen gelb zu werden; bei den über Winter geſäeten gewohnlich Ende Mai oder Anfangs Juni, bei den im Frühjaͤhre geſäeten um 3 bis A Wochen ſpäter. Die Blätter werden mit einer Hippe oder dem ſogenannten Waideiſen, welches hinläng— lich ſchaͤrf fein muß, indem man ſie mit der linken Hand zuſammenfaßt, mit der rechten über der Wur⸗ zel vorſichtig abgeſtoßen. Nach dieſer erſten Ernte wird der Boden abermals durchgehackt, und der in Reihen geſäete Waid mit Geſpannwerkzeugen durch— fahren, wobei jedoch die Kronen der Wurzeln nicht mit Erde beſchüttet werden dürfen. Sind die neuen Blätter groß genug, ſo wird abermals wie vorher geerntet und der Boden wieder gelockert. Der im Herbſte geſäete Waid kann auf dieſe Weiſe viermal Der Waid. zur Ernte gelangen, der im Frühjahre geſäete aber nur im glückliche Falle dreimal. Aus den Waidblättern werden die ſogenannten Waidballen bereitet und dieſe ſodann in den Han— del gebracht. Die geernteten Blätter werden hierzu in einem Korbe gewaſchen und dann zum Abwelken ausgebreitet, worauf ſie auf die Waidmühle kommen, wo die Blätter moͤglichſt ſorgfältig zerquetſcht werden müſſen. Die ſo zerquetſchten Blätter werden alsdann an einem ſchattigen, aber vor dem Regen geſchützten Orte in nicht zu große ſpitze Haufen geſetzt und 8 bis 12 Tage darin der Gährung überlaſſen, binnen wel— cher Zeit ſich äußerlich an dem Haufen eine Kruſte gebildet hat, welche aber mit der Maſſe derſelben ge— hörig durchmengt wird. Aus dieſer durchmengten Maſſe werden nun mit der Hand mäßig große Bal— len geformt, welche auf Horden an einem ſchattigen Orte getrocknet werden. Je älter dieſe Ballen werden, um ſo mehr verbeſſern ſie ſich. Man rechnet als mittelmäßigen Ertrag in gutem Boden auf den Magdeb. Morgen 140 bis 160 preuß. Ctr. Blätter, welche 18 bis 20 Ctr. Ballen geben. Die beſten deutſchen Waidballen kommen aus der Waidballenfabrik bei Gotha. Nimmt man den Preis des Ctr. Waidballen nur zu 3 Thlr. an, obwohl der thüringiſche und languedocſche bedeutend theurer bezahlt werden, ſo gebe dies bei einem Ertrage von 18 bis 20 Ctr. Waidballen 54 bis 60 Thlr. auf den Morgen. Da nun überdies der Waid den Boden nicht ſehr erſchöpft, ſo iſt der Waidbau bei hinläng— lichem Abſatz wohl ein zu empfehlender Gegenſtand des Feldbaues. Der Wau, Gilbkraut, Streichkraut. Die Wurzel, Stengel und Blätter dieſer Pflanze geben eine dauerhafte gelbe Farbe, und ihr Anbau verdient beſonders empfohlen zu werden, da derſelbe weder koſtſpielig, noch mit beſondern Schwierigkeiten verknüpft iſt. Dem Wau jagt ein warmes, trocknes Klima zu. Er verlangt einen leichten, ſandigen oder lehmigen Sandboden mit einem feuchthaltenden Un— tergrunde. Ein von Natur falfhaltiger oder merge— liger Boden ſagt dem Wau ſehr gut zu. Der Boden muß hinlängliche Kraft beſitzen, da er die friſche Dün— gung nicht verträgt. Bei Mangel an Bodenkraft ſchoſſen viele Pflanzen des Wau's nicht. Man muß zur vorhergehenden Frucht des Wau's ſtärker düngen, oder eine Düngung mit gut gefaultem Teichſchlamm, Compoſt oder grünen Pflanzen geben. Der Boden muß rein von Unkraut ſein und gut bearbeitet wer— den. Eine mehrfurchige Beſtellung mit gehöriger Anwendung der Egge und Walze iſt nothwendig. Der Wau erſchöpft den Boden allerdings nicht we— nig, und man muß zu den nachfolgenden Früchten noch einmal düngen. Beim Waubaue muß ſich daher die Wirthſchaft in einem guten Düngungs— zuſtande befinden. Da der Wau als zweijährige Pflanze eine Winterfrucht iſt und eine zeitige Aus— ſaat vor Winter verlangt, ſo iſt er, ſeinen Platz im Feldbaue anlangend, dem Rapſe gleich zu ach— ten. Übrigens kann er nach Raps und Rübſen ſehr Der Wau. 251 gut folgen. Da der Wau eines guten Färbemate— rials halber vor vollendeter Reife des Samens zur Ernte gelangen muß, ſo muß man zur Samenge— winnung entweder eine beſondere Ausſaat machen, oder von jenen ſo viel Pflanzen ſtehen laſſen, als zur erforderlichen Samengewinnung nöthig ſind. Die Saat erfolgt im Juli oder Auguſt. Vor der Ausſaat wird gut vorgeeggt und gewalzt. 10 bis 12 Pfd. Samen auf den Morgen reicht hin; die Pflanzen müſſen einen vollkommen dichten und ge⸗ ſchloſſenen Stand haben. Die Samen werden ent— weder mit ganz leichten Eggen eingebracht oder nur eingewalzt. Im Frühjahre ſchoſſen die Pflanzen ſehr bald in den Stengel und fangen Ende Juli zu blühen an. In günſtigen Jahrgängen fällt die Ernte auf Ende Juli, gewöhnlich aber im Auguſt. Wenn die Stengel anfangen von unten gelb zu werden und die zuerſt angeſetzten Samen noch nicht völlig zur Reife gelangt ſind, erfolgt die Ernte. Er wird wie der Flachs gerauft, handvollweiſe ganz dünn aus— gebreitet, und ſpäter in kleine ganz lockere Gebunde gebunden, in den man ihn vollends nachreifen läßt. Die Waupflanzen, welche reifen Samen getragen, ſind zwar auch noch zum Färben tauglich, enthalten aber etwas weniger Färbematerial. Als einen gewöhnlichen Ertrag nimmt man an getrocknetem Wau 8 bis 10 Ctr. an. Ein feuchter Jahrgang liefert einen hohen Ertrag, aber von ge— ringer Güte; ein trockner Jahrgang liefert weniger Wau, der aber mehr Farbeſtoff beſitzt. Gewürzpflanzen. Dieſe begreifen in landwirthſchaftlicher Bezie— hung diejenigen Gewächſe, deren Samen, Blätter oder andere Theile aromatiſch-riechende und ſchmek— kende Beſtandtheile enthalten, vermöge welcher fie vorzüglich zur Würzung verſchiedener Speiſe und Getränke verwendet werden. Hierher gehören von denſelben, die man in Deutſchland auf Ackern und im Wechſel mit andern Früchten bauet: der Senf, der Kümmel, der Fenchel, der Anis und der Koriander. Der Senf. Vom Senfe baut man zwei Arten, nämlich den weißen oder gelben und den ſchwarzen Senf an, welche übrigens auf gleiche Weiſe behandelt wer— den. Im Allgemeinen nimmt der Senf mit einem geringern Boden vorlieb als der Sommerrübſen, und iſt auch gegen den Froſt weniger empfindlich, als dieſer; der weiße Senf verträgt jedoch die Kälte beſſer, als der ſchwarze. In einem lockern, nicht zu naſſen, von Unkraut reinen, reichen Boden mit tie— fer Krume kann man ſeines Gedeihens am beſten verſichert ſein. Er bedarf keiner friſchen Düngung, dieſe iſt ihm vielmehr nachtheilig, indem er dann von den Erdflöhen mehr leidet. Man wählt ſeinen Platz im Feldbaue als zweite Tracht nach einer gut gedüngten und rein ge enen Frucht. Für die 939 * nachfolgenden Früchte ift er als Vorfrucht fo wie der Roggen zu betrachten, indem er den Boden auch nicht mehr erſchöpft als dieſer. Der Boden muß zu Senf im vorhergehenden Herbſte ſorgfältig und tief bearbeitet werden. Man ſäet gewöhnlich An— fangs April, und beſſer früher als ſpäter. Der Same muß ſehr dünn ausgeſtreut werden, ſo daß die Pflan— zen etwa höchſtens auf 8 Z. einander nahe kommen. Man nimmt ein Drittel mehr Samen, als vom Winterrübſen. Es wird tüchtig vorgeeggt und der Same leicht untergebracht. Übrigens iſt der Senf ganz beſonders zur Reihenkultur geeignet. Zu dicht ſtehende Pflanzen müſſen gelichtet werden, ſo daß ſie in einer Entfernung von 6 Zoll von einander bleiben. In Reihen geſäet, kann er auch etwas behäufelt werden. Der in Reihen geſäete Senf ſoll weniger von den Erdflöhen leiden, und nehmen dieſe ſehr überhand, fo ſoll man die Reihen öfter mit dem Schaufelpfluge durchfahren, als es ſonſt nöthig ſein würde. Bei trockner und wärmer Witterung gedeiht der Senf am beſten. Die Ernte tritt ein, wenn ſich beim ſchwarzen Senf die Schoten und Stengel braun, bei weißen Senf dagegen gelb zu färben anfangen; gewöhnlich im Auguſt. Man kann ihn entweder raufen oder mit der Sichel ſchneiden. Der weiße Senf kann auf den Schwaden getrocknet werden; der ſchwarze Senf aber muß, ſobald er übertrocknet iſt, wie der Rüb— ſen, in Gebunden gebunden werden; dieſe ſtellt man zum Trockenwerden auf die Sturzelenden. Er wird in der Scheune gedroſchen und übrigens wie Rüb— ſen- oder Rapsſaat behandelt. Der Ertrag an Körnern wird im Durchſchnitte höher als bei dieſem angenommen, zumal er, wenn er nicht von ſeinem Hauptfeinde dem Erdflohe an— gegriffen wird, immer einen ſichern Ertrag giebt. Man hat ſchon über 20 preuß. Scheffel vom Magdeb. Morgen geerntet. Beide Arten Senf enthalten eine reizende Schärfe, welche ihnen die Eigenſchaft als Moſtrich giebt und weßhalb fie in den Apotheken zu mancherlei Medi: kamenten verwendet werden. Die Samen können aber auch zu Ol benutzt werden, welches ſowohl zum Brennen als zu Speiſen dienen kann, und nichts von jener Schärfe an ſich hat. Der Scheffel Senf, welcher nicht über 70 Pfd. wiegt, giebt 10 Quart Ol. Der Senft erſchöpft den Boden weniger als Rübſen und Raps. Die jungen Blätter des Senfs ſind den Schafen und dem Rindviehe ein ſehr angenehmes Futter, ſowie auch das Stroh Schaffutter iſt. Der Kümmel. Der gemeine Kümmel, Karbe, Feldkümmel wächſt auf unſern Wieſen wild, durch den Anbau auf den Feldern wird er aber vollkommner und ge— würzreicher. Der Kümmel gewährt nicht nur einen ſichern Abſatz, ſondern auch einen lohnenden Ertrag, wenn nur ſeine Kultur zweckmäßig betrieben wird. Die eigentliche Gegend, wo der künſtliche Bau des Kümmels in unſerm Vaterlande ſtattfindet, iſt be 2 Gewürzpflanzen. ſonders die Halleſche, wo man jetzt die Produktion auf 30,000 Ctr. annimmt; demnächſt Thüringen, theilweiſe Sachſen u. ſ. w. In Norddeutſchland wird die Kümmelkultur überall ſehr vernachläſſigt. Der Kümmel liebt vorzugsweiſe einen lehmigen, reichen Boden, der wo möglich mergehaltig, aber weder zu ſtreng noch zu leicht, nicht naß, aber doch er— forderlich feucht und rein von Unkraut iſt. Am allergeeignetſten für den Kümmel iſt aber ein ſchwar— zer, in alter Kraft ſtehender Grandboden. Weder ſtrenger noch leichter Boden paßt für den Kümmel. Theilweiſe Überſchwemmung von Thauwaſſer ſoll dem Kümmel nicht ſchaden, und man empfiehlt da— her ſolche Niederungen im Felde zum Anbaue des Kümmels zu wählen, wo andere Winterfrucht ge— wöhnlich auswintert, nur darf der Boden nicht ſauer ſein. In moorigem und torfigem Boden kommt der Kümmel nicht gut fort. Scharfen Winden ausge— ſetzte Anhöhen, ſowie überhaupt höhere Gebirgsge— genden taugen nicht zum Anbaue des Kümmels. Die Überdüngung wirkt auf das Gedeihen des Kümmels beſſer, als die dem Acker friſch einver— leibte, und derſelbe verträgt letztere um ſo weniger, je unzergangener der Miſt war. Am beſten baut man den Kümmel als zweite Tracht nach einer friſchen Düngung, wobei man aber zur Vorfrucht ſtark dungen muß. Pferde- und Schafmiſt ſagen ihm beſonders zu. Nöthigenfalls kann man mit Compoſt, Teichſchlamm, Jauche düngen; auch be— kommen die Kalk-, Aſche- und Mergeldüngung dem Kümmel gut. Das Land muß ſorgfältig vorbereitet und möglichſt tief (bis 12 F.) gelockert werden; wo dies jedoch die Bodenbeſchaffenheit nicht geſtattet, reicht auch ſchon eine vierzöllige Krume hin. Je beſſer der Kümmelacker durch herbſtliches Pflügen vorbereitet iſt, deſto vortheilhafter iſt es. Bei der Fruchtfolge im Feldbaue kommt in Be— tracht, ob man den Kümmel gleich auf der Stelle im zeitigen Frühjahre ſäet, ob man im erſten Jahre andere Gewächſe zwiſchen ihm bauet, oder ob man ihn ſpäter verpflanzt. Wird der Kümmel im Früh— jahre geſäet, fo nimmt er das Feld volle 2 Jahre ein, wird er aber im Auguſt geſäet oder gepflanzt, jo er er einer andern Winterfrucht gleich zu achten. Da nun außer dem Leine der Kümmel keine Vor— frucht hat, welche auf ihn beſonders nachtheilig wirkte, vielmehr ſein Gedeihen gewiß iſt, wenn der Boden nur Kraft genug hat, ſo kann er ebenſo— wohl nach jeder Frucht folgen, welche das Feld zeitig räumt, als nach ihm die gewöhnlichen Getreide— arten, mit Ausnahme des Weizens, wenn nicht friſch gedüngt wird, gut fortkommen, beſonders Rog— gen und Hafer. Sehr gern bringt man den Kümmel nach Rübſen und Raps. Sonſt wird im Frühjahre eine Gemengfrucht geſäet, dieſe zeitig abgebracht, der Boden genugſam gelockert und der Kümmel dar— auf gebracht. Übrigens kann man den Kümmel auch in Neubruch oder nach Klee bringen, doch kann von letzterem nur ein Schnitt genommen wer— den. Bei Frühjahrſaaten verwendet man zum Kümmel mit Vortheil Kartoffel-, Kohl- und Rü— Der Kümmel. benfelder, welche das Jahr zuvor ſtark gedüngt wor: den ſind. Der Kümmelbau wird beſchafft; 1) Durch Saat. Man kann den Kümmel breitwürfig und in Reihen ſäen. Die breitwürfige Saat darf jedoch nicht zu dicht gemacht werden, und die Pflanzen müſſen 6 Zoll von einander entfernt ſein. Man rech— net auf den Mgdeb. Morgen 3 Berl. Metzen Samen, und nur halb ſo viel, wenn man noch eine andere Frucht darunter ſäet. Da der Same nur flach bedeckt werden darf, ſo muß vor der Saat gut vorgeeggt werden. Man kann ihn im Frühlinge, wenn keine Fröſte mehr zu befürchten find, ausſäen, ſpäteſtens muß aber die Saat im Auguſt eingebracht ſein. Der breitwürfig angeſäete Kümmel ſchlägt im Ertrage immer zurück, und liefert häufig nur den dritten Theil des verpflanzten. Die Reihenſaat wird der breitwürfigen vorgezogen, weil die Behandlung wäh— rend der Vegetation mit Pflugwerkzeugen beſſer und wohlfeiler ausgeführt werden kann. Man zieht zuerſt mit einem Marqueur die Reihen, die 6 bis 12 Zoll von einander entfernt kommen, ſtreut nun in der Entfernung von 6 Z. in den Reihen einige Samen— körnchen ein, und ſtößt hierauf dergeſtalt die Rinne mit der Harke zu, daß die Samen eine flache Bedek— kung erhalten. Wo in der Folge die Pflanzen zu dicht erſcheinen, werden ſie verdünnt. — 2) Durch die Pflanzung. Zur Gewinnung von Pflanzen ſäet man im Frühjahre recht zeitig und beträchtlich dichter, als bei der breitwürfigen Saat, auf ein fettes Gar— tenland, oder auch in ein beſonderes, auf dem Felde zugerichtetes Beet. Um für einen Magdeb. Morgen die nöthigen Pflanzen zu gewinnen, deren bei 12 3. Weite im Quadrat 25,000, bei 8 Zoll Weite aber 38,000 Stück erforderlich find, erfordert es auf 1½ Quadratruthen ½ bis % Metzen guten Samens. Die Pflanzenbeete müſſen von Unkraut rein gehalten, und die Pflanzen darin nöthigenfalls verdünnt wer— den. Die Pflanzung mit Frühjahrspflanzen iſt die empfehlenswertheſte. Zweckmäßig hält man ſich je— doch auch Herbſt- und jährige Pflänzlinge, um die mißrathenen Frühjahrspflanzungen nöthigenfalls er— ſetzen zu können; die Anſäeung jener geſchieht im Auguſt oder September, die dieſer mehrentheils um Johannis. Wenn die Pflanzen die Größe eines thö— nernen Pfeifenſtiels haben, ſo ſind ſie zum Verpflan— zen geeignet, wobei man dieſelben vorher in einen Brei von Lehm und Waſſer taucht. Die Herbſtpflan— zen können ſchon um Johannis oder bald darauf verpflanzt werden, doch geſchieht es auch erſt im Au— guſt, zu welcher Zeit auch die Frühjahrspflanzen zum Verſetzen gelangen. Der Hallenſer pflanzt gemeinig— lich von Mitte Juni bis Mitte Juli. Die Pflänz— linge beſchneidet man an Kraut und Wurzeln derge— ftalt, daß erſteres ungefähr 2 3., letztere 2 bis 4 3. Länge behalten. In der Gegend von Halle iſt die Entfernung der Pflanzen von 93. die gewöhnlichere, die auf 12 3. ſelten. Bei der breitwürfigen Saat muß man nachſehen, ob die aufgegangene Saat überall gleichmäßig ſteht, und zu dünne Stellen auspflanzen, zu dichte aber lichten. Wo ſich Unkraut zeigt, muß dies im erſten 253 wie im zweiten Jahre vertilgt werden, was mit der Handhacke und Jäten geſchieht, wobei zugleich die Pflanzen etwas angehäufelt werden; bei der Reihen— jaat erfolgt dies durch die Schaufelpflüge. Naſſe Sommer können Jäten und ein viermaliges Behacken nöthig machen, wohingegen bei gewöhnlich trocknem Sommerwetter eine zweimalige Hackung, etwa Ende Juli und Ende Auguſt genügt. Den Winter über be— darf das Kümmelfeld keiner beſondern Wartung. Sobald im Frühlinge jede Kümmelpflanze deutlich zu ſehen, der Boden gehörig trocken iſt, und die Erde mullt, wird mit dem Durchhacken deſſelben wieder angefangen, und dies noch ein- oder zweimal zu An— fange des Mai oder Ausgangs April wiederholt. Nach der Ernte läßt man die Stoppeln zweimal in einem und demſelben Striche mit eiſernen Eggen überziehen. Alsdann werden die breiten Waſſerfur— chen mit einem Haken durchgehakt, worauf man mit der hölzernen Egge eggt. Nach 3 bis 4 Wochen wird wieder gehackt, und nach Verlauf eines gleichen Zeit— raums wird das Kümmelfeld von den zurückgebliebe— nen Stoppeln gereinigt. Sodann erhalten die wie— der ausgeſchlagenen Wurzeln die zweite und letzte Hackung nach der Ernte. Ein Überfahren des Küm— meladers mit Düngerde, Moder, kurzem Stroh und dergleichen bekommt dem Kümmel ſehr wohl. Ge— wöhnlich fährt man auf den einmal abgeernteten Kümmel gleich nach dem erſten eingetretenen Froſte Dünger über, und zwar auf die Anhöhen den beſten, auf die Niederungen den längſten, 7 bis 10 vierſpän— nige Fuder auf 100 Quadratruthen. Im Frühlinge wird dieſer Dünger mit langzinkigen ſtarken, hölzer— nen Eggen durchgeharkt, welches ſpäter nochmals wiederholt werden kann. Die Überdüngung des Küm— mels mit den Heerden findet am zweckmäßigſten gleich, nachdem derſelbe abgeerntet worden, ſtatt. Im Herbſte kann man das Kümmelkraut ohne Nachtheil abſchnei— den; es gewährt ein treffliches, geſundes, milchver— mehrendes Futter. Kräftigen, guten Wurzeln ſoll das Abweiden der Kümmelpflanzen im Herbſte durch Schafe nichts ſchaden, und man rechnet, daß 100 Stück Schafe 5 Tage auf ein Morgen erhalten wer— den können. Der Pfeifer fügt dem Kümmel oft ſo großen Schaden zu, daß man faſt keine Ernte ge— winnt. Die Ernte muß beginnen, wenn das Stroh und die Körner anfangen bräunlich zu werden, gewöhn— lich Ausgangs Juni oder Anfangs Juli. Im größten Theile Deutſchlands wird der Kümmel gerauft. Ge— meiniglich bindet man den gezogenen Kümmel in mäßig ſtarke Garben und ſetzt ſolche, wie die Olfrüchte, in Haufen zum Nachreifen zuſammen. Die getrockne— ten Bunde werden auf mit Planen belegten Wagen eingefahren und gleich gedroſchen. Der ausgedro— ſchene Kümmel wird ſogleich gereinigt, auf einem luftigen Boden zum Trocknen aufgeſchüttet, und öfters umgewendet, alsdann völlig trocken in Tonnen gepackt. Der Ertrag des Kümmels wird vom Magdeb. Morgen zu 13 bis 14 Berl. Scheffel angenommen. Der Scheffel wiegt zwiſchen 60 und 68 Pfd. Unter — 254 günſtigen Verhältniſſen ift der Ertrag noch bedeu— tender. Der Fenchel. Der Fenchel kommt bei uns nicht nur gut fort, ſondern niſtet ſich in geeigneten Verhältniſſen ſogar als Unkraut ein. Der Fenchelſamen wird gewöhnlich von Materialienhandlungen und Apotheken ange— kauft. Außerdem werden die friſchen Wurzeln wie Paſtinaken verſpeiſt, die jungen Wurzelſproſſen wie Spargel geſtochen und als Salat genoſſen. Der Fenchel verlangt einen kalkhaltigen oder lehmigen, warmen, tiefgründigen Boden, welcher auch möglichſt tief gelockert werden muß. Man bearbeitet ihn, vor— her mit gut gefaultem Miſte gedüngt, im Herbſte, und wiederholt die Bearbeitung im Frühjahre. Den größten und vollſtändigſten Samenertrag geben die Pflanzen erſt im dritten und vierten Jahre, weßhalb man ſie ſo lange ſtehen laſſen muß. Man kann den Fenchel auf der Stelle, wo er bleiben ſoll, im April unter Möhren dünn ausſäen, und den Samen flach unterbringen. Stehen die Pflanzen zu dick, ſo wer— den ſie ſo weit verdünnt, daß ſie 1 F. weit von ein— ander ſtehen. Will man den Samen zum Stehen— bleiben auf derſelben Stelle allein ausſäen, dann ſtreut man ihn am beſten in Furchen aus, und zieht ſpäter die jungen Pflanzen da, wo ſie zu dicht ſtehen, weg. Empfehlenswerther iſt es, den Samen ſo zeitig als möglich im Frühjahre, wenn keine Fröſte mehr zu befürchten, in geſchützte Gartenbeete zu ſäen und die Pflanzen, wenn ſie eine Höhe von 3 3. erlangt haben, in Reihen zu verpflanzen, die 1½ Fuß weit von einander kommen, und in denen dieſelben 1 Fuß von einander ſtehen. Sobald ſich Unkraut zeigt, muß gejätet werden; auch muß man die Pflanzen behäu— feln. Die im Herbſte noch nicht ganz abgeſtorbenen Stengel müſſen abgeſchnitten werden. Im nächſten Jahre wird das Unkraut vertilgt und das Behäufeln wiederholt. Die Erntezeit tritt gewöhnlich im Sep— tember und Oktober ein. Da die Samen ungleich reifen und doch leicht ausfallen, ſo muß man die Reihen zur Zeit der Reife vorſichtig durchgehen und die reifen Samendolden abſchneiden. Dieſe werden auf einem luftigen Boden getrocknet, der Same aus— geklopft oder mit der Hand ausgemacht, alsdann ge— reinigt, getrocknet und zum Verkauf aufbewahrt. Man nimmt auf den Magdeb. Morgen im Durch— ſchnitt 12 Berl. Scheffel an; oft erntet man aber auch ſehr bedeutend darüber. Indeſſen iſt doch immer erſt dann zu ſeinem Anbaue im Großen zu rathen, wenn man ſich hinlänglichen Ahbfag geſichert hat. Der Anis. Dieſer wird in Deutſchland beſonders in Thürin— gen, Franken und Schwaben häufig angebaut. Der Anis verlangt einen lockern, reichen, von Unkraut reinen, warmen Boden in geſchützter, ſonnenreicher Lage, mit hinlänglicher Feuchtigkeit. Friſchen Dün— ger, einen gut zergangenen Compoſt ausgenommen, verträgt der Anis nicht, weßhalb man ihn hauptſäch— Gewürzpflanzen. lich in der zweiten Tracht nach einer friſchen Dün— gung, am beſten in kräftigem Hackfruchtlande, baut. Bei gehöriger Kultur kann er übrigens nach allen Gewächſen folgen, die den Boden nicht zu ſehr er— ſchöpfen; beſonders gut geräth er auch in der Klee— ſtoppel. Er ſelbſt erſchöpft übrigens den Boden eben ſo ſtark als Weizen, wirkt aber nicht nachtheilig auf die Nachfrüchte. Am beſten pflügt man das Land ſchon im Herbſte zur Aufnahme des Anis fertig. Die gewöhnliche Saatzeit iſt Ende März bis Mitte April. Es wird mit ſchweren Eggen tüchtig vorgeeggt, der Same mit mittelſchweren Eggen untergebracht und gewalzt. Da der Anis während ſeiner Vegetation einer ſorgfältigen Bearbeitung bedarf, ſo empfiehlt man, ihn zu drillen, oder in Reihen zu ſäen. Man ſäet gewöhnlich bei breitwürfiger Saat 7 bis 9 Pfd. auf den Magdeb. Morgen. Wegen häufigen Miß— rathens ſäet man oft Möhren unter den Anis, wo man dann etwas weniger Anisſamen nimmt. Der Same liegt 3 bis 6 Wochen ehe er aufgeht. Sobald ſich Unkraut zeigt, muß vorſichtig gejätet werden. Später iſt das Jäten mit einer kleinen Hacke zu wie— derholen, und dieſes nochmals vorzunehmen, wenn die Pflanzen 1 F. hoch ſind. Im Auguſt, wenn die Anisſtengel anfangen gelb zu werden und der Same an den mittlern Sternen ſich bräunt, iſt der Anis ſchnell einzuernten. Man rauft ihn gewöhnlich, er kann aber auch geſchnitten werden. Man läßt ihn in kleinen Gebunden auf dem Felde gehörig austrock— nen, und driſcht ihn alsdann ſogleich aus, oder war— tet den Froſt dazu ab. Der gereinigte Samen wird auf dem Boden unter mehrmaligem Wenden gehörig getrocknet. Die Anismotte und die ſogenannte rothe Lohe können die Anisernte auf einmal vernichten. Man erntet unter günſtigen Umſtänden von einem Magdeb. Morgen im Durchſchnitte 6 bis7 Ctr. Da der Anis mit jedem Jahre an Güte verliert, ſo muß man ihn bald verkaufen. Man gebraucht den Samen in Liqueurfabriken, Conditoreien und zur Bereitung des Anisöls. Die Spreu wird noch zur Bereitung des Anisöls benutzt und der Berl. Scheffel mit 8 bis 15 Sgr. bezahlt. Der Anisbau iſt in Deutſchland überhaupt zu empfehlen, indem der Bedarf deſſelben nicht nur ſehr ausgebreitet und daher deſſen Abſatz ziemlich geſichert iſt, ſondern weil man auch hier den nöthigen Bedarf davon noch nicht erzeugt. Der Koriander. Iſt ein Sommergewächs, welches in Deutſchland beſonders in Thüringen und Franken häufig in Gär— ten und auch auf dem Felde gebaut wird. Die Samen werden in der Medicin, als Würze zu manchen Spei— ſen, unter das Brod und den Käſe, und auch beim Bierbrauen, um das Bier ſtark zu machen, verwen— det. Das Stroh iſt als Schaffutter zu gebrauchen. Der Koriander verlangt einen lockern, kräftigen, hin— reichend feuchten und unkrautreinen Boden mit einer ziemlich tiefen Krume. Die friſche Düngung verträgt er nicht gut, und man baut ihn daher am liebſten nach ſolchen Gewächſen, zu denen ſtark gedüngt war. Nach Klee geräth er ſehr gut. Auch bekommt ihm die Fabrik- und Handelspflanzen. Düngung mit Compoſt oder Teichſchlamm, ſowie die Kalk⸗, Mergel-, Aſchen- und grüne Düngung ſehr gut. Da er den Boden ſtark ausſaugt, ſo darf nach ihm nur Hafer oder dergl. folgen. Die Zurichtung des Bodens erfolgt am beſten den Herbſt vorher, worauf man ihn im Frühjahre vor der Saat mit ſchweren Eggen aufeggt, und dann den mit der Spreu ausgeſäeten Samen leicht eineggt. An Samen rechnet man ½ deſſen, was man an Roggen auf eine gleiche Fläche ausſäet; bringt man Möhren dar— unter, ſo muß dünner geſäet werden. Nicht ſelten wird die Saat durch den Mehlthau vom Grunde aus zerſtört. Die Samen reifen Anfangs Auguſt, nicht ſelten aber im September und noch ſpäter. Man erntet, wo der größte Theil derſelben reif iſt, und 255 zwar Morgens im Thaue. Die Pflanzen werden ge— rauft oder mit der Sichel geſchnitten, in kleine Ge— bunde gebunden, dieſe mit den Köpfen gegen einan— der geſtellt und den Mittag über ſtehen gelaſſen. Nachmittags trägt man die Gebunde auf ein großes auf dem Felde ausgebreitetes Tuch zuſammen und klopft den Samen behutſam aus, welcher ſodann ge: reinigt und aufbewahrt wird. Im Falle des Gera: thens iſt der Koriander höchſt einträglich; man rech— net im Durchſchnitte auf den Magdeb. Morgen 16 bis 20 Berl. Scheffel; der Scheffel wiegt zwiſchen 45 bis 48 Pfd. Der Preis des Korianders iſt ge⸗ wöhnlich niedriger, als der des Kümmels, ſowie ſein Abſatz träge und beſchwerlich ift. Sonſtige Fabrik- und Handelspflanzen. Der Sopfen. Der Hapfen iſt eine wichtige Handelspflanze, welche in neuerer Zeit durch die überall entſtehenden Bierbrauereien ausgedehnter angebaut zu werden verdient. Beim Hopfen giebt es, wie beim Hanfe, männliche und weibliche Pflanzen. Die Fruchtzapfen der weiblichen Pflanzen ſind es, welche als Zuthat zu dem Biere benutzt werden; die männlichen Pflan— zen gewähren ihren Hauptnutzen dadurch, daß ſie die weiblichen befruchten; doch iſt dieſe Befruchtung nicht unbedingt nöthig. Es wird daher hauptſächlich nur der weibliche Hopfen (Hopfenweibchen) gebaut. Der Hopfen hält viele Jahre aus und treibt alle Jahre wieder friſche Ranken. Aus dem wilden Hopfen ſind durch die Kultur mehrere Abarten entſtanden, die ſich zwar im Weſentlichen nicht unterſcheiden, auch in der Kultur übereinkommen, auf deſſen Auswahl es aber doch ſehr ankommt, wenn man vom Anbaue des Hopfens einen gewiſſen Gewinn haben will. Im Allgemeinen theilt man den Hopfen in frühen oder Auguſthopfen und in den ſpäten oder Her bſt— hopfen. Die Frühſorten geben die größten und ge— würzhafteſten Zapfen und reifen früher, aber ſie tra— gen nicht ſo reichlich, ſind zärtlicher, öfters dem Miß— wachſe ausgeſetzt und leiden beſonders durch Krank— heiten; auch erfordern ſie einen vorzüglichen Boden und viel Dünger. Die Spätſorten tragen dagegen reichlicher, geben eine ſicherere Ernte und ſind über— haupt kräftiger. Mitten zwiſchen beiden ſteht der große, lange, viereckige, ſogenannte Knoblauchs— hopfen, eine ſehr dauerhafte und empfehlenswerthe Art. Hauptſächlichſte Arten der Frühſorten ſind: 1) Der mit halbrothen Reben, giebt ſehr guten Hopfen, iſt aber ungewiß im Ertrage. 2) Der roth— rebige Hopfen, iſt nicht allein zärtlich und den Krankheiten ſehr unterworfen, ſondern giebt auch den ſchlechteſten Hopfen. Die hauptſächlichſten Spät— ſorten ſind: 1) Der Hopfen mit blauen Reben und 2) der grünrebige ſpäte Hopfen, beide mit vielem Mehle am Grunde der Schuppen. Da der Frühhopfen mit hellrothen Reben einen ſo unge— wiſſen Ertrag giebt, ſo ſcheint es gerathener, den eine weit ſichere Ernte verſprechenden und reich— licher tragenden, grünrebigen Späthopfen zu bauen, oder die Sorten beim Anbaue zu miſchen. Es wird daher empfohlen ½s frühen grünrebigen, Yıs roth— rebigen und !Y/,, von grün- und blaurebigem ſpäten Hopfen zu vermiſchen; die rothrebige Sorte würde jedoch beſſer weggelaſſen werden. Wenn der Hopfen— bau in vielen Gegenden mißglückt iſt, ſo lag dies lediglich in der ſchlechten Wahl der Sorten. Indeſſen geräth der Hopfen in wärmern Ländern beſſer und giebt ein gewürzhafteres und gehaltreicheres Produkt, als z. B. in den Oſtſeeküſtenländern. Außerdem ver— langt der Hopfen jährlich ſtarke Düngung, und man darf ſich mit ſeinem Anbaue nur da befaſſen, wo in der Wirthſchaft eine reichliche Düngererzeugung ſtatt— findet. In der Regel bezahlt er jedoch den Dünger ſehr reichlich, und gewährt überall einen guten und ſichern Abſatzartikel. Gegenwärtig ſind in Europa die wichtigſten Hopfenbauer die Engländer, Holländer, Böhmen, Baiern und Braunſchweiger. Jeder Boden, der nicht geradezu Sandboden oder ſtrenger Thonboden, reich, nicht ſauer, nicht naß, aber tiefgründig, wohl kultivirt, gut gedüngt und tief gerührt iſt, ſagt dem Hopfen zu. Ein Antheil von Kalk oder Mergel iſt dem Gedeihen des Hopfens zu— träglich. Immer iſt es erwünſcht, wenn der Boden eine etwas nach Mittag abhängige Lage hat, woher denn nicht zu ſteile Weinberge für den Hopfen ſehr paſſend ſind. Eine ſchattige, ſowie eine dem ſcharfen Oſt⸗ und Nordwinde ausgeſetzte Lage iſt dem Hopfen durchaus nachtheilig, und ebenſo die Nähe von Land— ſtraßen wegen des Staubes, und die Nähe von Sümpfen, Teichen, Weiden-, Erlen- und Pappel— pflanzungen, da dieſelben die Pflanzen zu Krankhei— ten veranlaſſen. Jedes Klima, welches den Weinbau begünſtigt, iſt zwar auch dem Hopfen zuträglich, doch gedeiht er auch im nördlichern. Von der Stärke der Düngung hängt im Durch— ſchnitte der Ertrag des Hopfens ab. Hauptſächlich muß man bei der Anlage einer Hopfenplantage ſtark düngen. Gewöhnlich und am meiſten verwendet man zur Düngung den kurzen, abgefaulten, kräftigen Rindsmiſt. Auch der Schweinemiſt wird für hitzigen 256 und ſandigen Boden empfohlen, und ſoll den Mehl— und Honigthau nicht fo leicht aufkommen laſſen. Bei der erſten Anlage kann man mit Nutzen Ab— trittsdünger mit dem Rinds- oder Schweinemiſt vermiſchen. Auch der Compoſt bringt in leichtem Boden gute Wirkung hervor. In gebundenem Bo— den paſſen Pferde- und Schafmiſt beſſer, ſowie man hier auch Gerberlohe, Sägeſpäne, Tannennadeln u. ſ. w. anwendet. Beſonders werden unter dieſen Umſtänden Lumpen empfohlen. Dem leichten Bo— den giebt man zweckmäßig eine ſtarke Düngung vor der erſten Bearbeitungsfurche und bringt dieſe ſo tief als möglich unter. Vor der letzten Bearbei— tungsfurche wird noch einmal gedüngt und der Miſt zu der gewöhnlichen Tiefe untergebracht. In mehr gebundenen Boden gräbt man Gräben von 3 Fuß Breite, bringt in den Untergrund eine ſtarke Schicht Miſt, darauf / F. Erde, dann wieder eine Schicht Miſt und 1 F. Erde, und giebt zuletzt noch eine Düngung obenauf, die man zur gewöhnlichen Tiefe unterbriugt. Die Miſt- und die Erdſchichten müſſen gehörig feſtgetreten werden. So gräbt man Gra— ben um Graben in der Richtung, wie die Hopfen— reihen kommen ſollen, auf den ganzen Fleck, wel— cher mit Hopfen bepflanzt werden ſoll. Kann man aber nur eine mittelmäßige Menge Miſt zum Ho— pfen verwenden, ſo iſt auf folgende Weiſe zu ver— fahren. Man bezeichnet auf den gehörig zugerich— teten Acker die Stellen, wo die Setzlinge gelegt werden ſollen, macht da, wo ſie hinkommen, ein 3 F. tiefes und 2 F. im Quadrat haltendes Loch. In den Untergrund bringt man eine Schicht Miſt auf dieſe Erde und ſo fort, bis das ganze Loch voll gefüllt iſt, wobei Miſt- und Erdſchichten gehörig feſt getreten werden müſſen. Hat man endlich aber nur wenig Miſt, ſo bringt man nur eine Schicht deſſelben in die gemachte Grube, und obenauf eine Schicht von Compoſterde, in welche man die Setz— linge legt. Zu einer ſtarken Düngung rechnet man 30, zu einer mittlern 20, zu einer ſchwachen 15 Fuhren auf den Magdeb. Morgen bei der Anlage einer Hopfenpflanzung; ſpäter 4 bis 8 Fuhren jährlich. Da die Hopfenpflanzen erſt nach Verlauf von mehrern Jahren ihre vollſtändige Ausbildung und Tragfähigkeit erlangen, ſo wird der Hopfen in be— fondern Plantagen gebauet. Man hält ein 15- bis höchſtens 25jähriges Alter der Hopfenſtöcke für das angemeſſenſte und empfiehlt ſodann, die alten Stöcke durch neue zu erſetzen. Bei hinlänglicher Menge von Hopfenland wird gerathen, die Pflanzung nach dieſem Zeitraume auf einen ganz andern Platz zu verlegen; wo dies aber nicht geſchehen kann, muß man zu der neuen Pflanzung die Zwiſchenräume zwiſchen den Reihen der alten wählen. Da die Pflanzen erſt mit dem dritten Jahre zur vollen Er— tragsfähigkeit gelangen, ſo muß man die Pflanzung in zwei oder mehrere Theile eintheilen. Wählt man aus dem Feldbaue einen Platz zur Hopfenanlage, ſo baut man als letzte Frucht entweder Hackfrüchte, oder grün abzumähende Futtergewächſe, beſonders Klee, und pflügt deſſen letzten Schnitt unter. Nach Fabrik⸗ und Handelspflanzen. dem Hopfen hingegen kann man jede Frucht bauen. Der Boden zu einer Hopfenanlage muß mög— lichſt tief gelockert werden. Derſelbe wird mit den gewöhnlichen Ackerwerkzeugen bearbeitet, oder zur möglichſten Tiefe umgegraben. Da die Hopfen— wurzeln bis 4 F. tief in die Erde gehen, ſo gräbt man das Hopfenland ſo ab, daß es etwa 4 Fuß höher als die nächſte Waſſerfläche liegt. Im Früh— jahre, ſobald der Boden abgetrocknet iſt, oder im Herbſte werden die Hopfenzeilen gezogen, wozu man ſich des Pfluges oder des Hakens bedienen kann. Die Frühjahrspflanzung iſt der im Herbſte vorzu— ziehen. Bei Anlage der Reihen hinſichtlich ihrer Richtung iſt darauf zu ſehen, daß dem Luftzuge ge— gehoͤriger Durchgang geſtattet iſt. Deßhalb wird auch das Pflanzen in verſchiedenen Reihen durch— aus widerrathen. Die Entfernung der Reihen von einander richtet ſich nach der Beſchaffenheit des Bo— dens. Bei 4 F. Entfernung ſtehen die Pflanzen— reihen weit genug von einander ab, um dem Luft— zuge gehörigen Durchgang zu verſchaffen, es muß dann aber der Boden reich ſein und man muß ſtark düngen; man bringt daher die Reihen häufiger 6 bis 7 F., zum wenigſten 5 F. weit von einander. Bei Abhängen pflanzt man verhältnißmäßig etwas weiter. Wenn die Gruben nicht ſchon bei der Dün— gung gemacht worden, ſo werden ſie nun in der vorgeſchriebenen Entfernung in den Reihen und auf dieſen etwa 3 bis 4 F. (nach Andern 6 F.) weit von einander gegraben. Eine jede ſolche Grube (Ho— pfenkuhle) bekommt eine Weite von 1½ und eine Tiefe von 1 F., und der aufgeworfene Boden bleibt, gehörig aufgehäufelt, am Rande liegen, bis das Legen der Setzlinge erfolgt. Vor dem Pflanzen wird, wenn auch früher ſchon gedüngt worden, eine Schicht deſſelben in die Grube gemacht. Bei der Wahl der Setzlinge oder Fechſer muß man beſonders vorſichtig zu Werke gehen. Die Setz— linge ſind gewöhnlich ausgeſchnittene Wurzelſproſ— ſen, doch kann man den Hopfen auch aus Samen ziehen, obſchon dies langweilig iſt. Ebenſo kann man von jungen, etwa 2 F. herangewachſenen Ho— pfenranken, welche man wie Nelkenzweige in die Erde legt und abſenkt, Senker zur Fortpflanzung des Hopfens erziehen; doch werden auch dieſe den Wurzelſchößlingen nachgeſetzt. Die 3- bis 12jäb- rigen Stöcke geben die beſten Setzlinge. Das Legen der Setzlinge geſchieht im Herbſte oder im Früh— jahre, in beiden Fällen werden ſie etwa 14 Tage vorher von den Stöcken abgeſchnitten und in einem Keller aufbewahrt. Die Herbſtpflanzung erfolgt im Oktober, die Frühjahrspflanzung im Maiz letztere iſt als die ſichere vorzuziehen. Zum Legen der Setzlinge wählt man den Zeitpunkt vor einem Re— gen, und, wenn auf ſolchen nicht zu rechnen, den Abend. Beim Legen bezeichnet man die Stellen, wo die Setzlinge hinkommen ſollen, mit Stäbchen, macht um dieſe herum, etwa 6 3. weit ab, einen Ringelgraben, der eine Hand breit und 5 Z. tief iſt, und bringt in denſelben mehrere Setzlinge mit über ſich ſtehenden Augen in gleichem Abſtande; Der Hopfen. worauf man die ausgeworfene Erde auf ſie bringt, und von den Seiten noch welche dazu ausſticht, ſo daß über den Setzlingen ein Hügel entſteht. Die Erde wird mit den Füßen etwas angetreten. Zwei Fechſer ſind für den Fall, daß einer eingeht, hin— länglich. Gute Setzlinge ſollen I Finger dick, 5 bis 7 Zoll lang und mit 3 bis 4 geſunden Augen ver— ſehen ſein. Nach 10 bis 14 Tagen kommen die jungen Hopfenpflanzen, dem Spargel ähnlich, hervor. Zeigen ſich Lücken in der Plantage, ſo müſſen dieſe ſofort durch Setzlinge ergänzt werden, zu welchem Behufe man deren an einem kühlen Orte aufbe— wahrt. Bei ſehr trockner Witterung nach dem Le— gen muß man Abends etwas gießen; doch unter— läßt man das Gießen, wenn es nicht unumgäng— lich nöthig erſcheint. Alsdann behackt man die Pflanzen ſorgfältig bei einer Höhe von 3 bis 4 F. und vertilgt das Unkraut. Wenn die Pflanzen 1 F. hoch ſind, werden ſie geſtängelt, und man nimmt dazu gleich Stangen (am liebſten von Na— delholz) von der erforderlichen Länge. Vor dem Einſetzen der Stange wird jener Stab, den man als Merkzeichen der Lage der Hopfenfechſer ein— geſteckt hat, behutſam herausgezogen, das Loch mit einem Pfahleiſen erweitert, und die Stangen feſt— geſteckt. Sie kommen etwa 1% Fuß tief in den Boden und 1 F. von der Pflanze entfernt. Man bringt die Stangen am beſten auf der Seite an, von der die meiſten Stürme kommen. Nach dem Stängeln muß man den jungen Pflanzen zu Hülfe kommen, ſie von der linken zur rechten Seite auf— winden und mit Baſt, Schilf oder Binſen oder angefeuchtetem Roggenſtroh, jedoch ja nicht zu feſt, anbinden. Man wählt hierzu trockene, warme Nachmittage, wenn die Pflanzen etwas welk ſind. Wenn die Ranken 5 bis 6 Fuß herangewachſen ſind, werden ſie noch einmal angebunden, wobei auch Nebenſchoſſe abgeſchnitten werden. Bei die— ſer Gelegenheit, Ende Juni oder Anfangs Juli, wird zum zweitenmal behackt, nachdem dies das erſtemal etwa 14 Tage nach dem Stängeln ge— than worden, wobei die Pflanzen auch behäufelt werden. Übrigens muß der Hopfen während des Wachsthums noch mehrmals angebunden werden. Erſt, wenn er eine Höhe von 12 bis 15 Fuß er— reicht hat, läßt man ihn dann von ſelbſt an der Stange emporranken. Etwa 3 oder 5 Wochen nach dem zweiten Behacken, kurz vor dem Eintritte der Blüthe, Ende Juli oder Anfangs Auguſt, wird nun der Hopfen förmlich behäufelt, wobei um jeden Stock ein ordentlicher Hügel gemacht wird. Höhere Hügel machen höhere Wurzeln und Ranken, und geben in der Regel einen höhern Ertrag und beſ— ſere Setzlinge. Die Meinung, daß viele Ranken einen höhern Ertrag gewähren, iſt irrig; es iſt vielmehr beſſer, nur 2 und in kraftvollem Boden höchſtens 3 Läufer zu laſſen. Die andern Läufer, welche nicht fortwachſen ſollen, zwickt man dicht über der Erde ab, und wiederholt dies, ſo oft ſich neue Sproſſen zeigen. Auf kräftigem Boden kann man im erſten Jahre an den Seiten der Pflan— Kirchhof, Landwirth. 257 zung auch eine Gartenfrucht, wie Zwiebeln, Möh— ren, Gurken, Mohn u. ſ. w. bauen; doch muͤſſen dieſe Gewächſe immer 1 F. von der jungen Pflan— zung entfernt bleiben. Im erſten Jahre erlangt man nur wenig Hopfen, Jungfernhopfen ge— nannt. Zur Erntezeit werden die Reben 1 Fuß über der Erde abgeſchnitten und die ſtehenblei— benden Rebenſtöcke in einen feſten Knoten gebun— den. Iſt genug Miſt vorhanden, ſo kann man vor Winters nochmals düngen und den Miſt in die Zeilen der Stoͤcke möglichſt nahe einhacken. Auch dicke Kuhdüngerjauche im Herbſte in die Gruben gebracht, leiſtet gute Dienſte. Im zweiten und in den folgenden Jahren iſt die Behandlung folgende. Die ſtehengelaſſenen Ranken werden in einen Knoten zuſammengebunden. Im Herbſte unterlaſ— ſene Düngung iſt im Frühjahre nachzuholen. So— bald die Witterung warm und das Erdreich trok— ken genug iſt, werden die Stöcke beſchnitten. Die Keime find dann an den Stöcken 17, bis 2 Fuß herangewachſen. Der Hopfenſtock wird mit einer kleinen Spitzhacke behutſam von der Grubenerde befreit, ſo daß er ganz zu Tage liegt. Diejenigen Stöcke, welche wegen der fehlenden Hauptwurzel nicht feſt ſtehen, ſowie diejenigen, die nicht geſund erſcheinen, muß man entfernen und durch neue Schößlinge erſetzen. Die Stöcke werden nun bis auf's Haupt, jedoch ſo, daß noch einige Augen über demſelben bleiben, abgeſchnitten, alle neben— auslaufenden Thauwurzeln und Faſern ſorgfältig hinweggenommen und die Stöcke überhaupt gerei— nigt. Die Hauptwurzeln aber, d. h. diejenigen, welche in die Erde hineingewachſen find, dürfen nicht abgeſchnitten werden. Jedem Stocke läßt man überhaupt nur ſo viel Fechſer, als vorher ange— bunden waren. Nach dem Beſchneiden wird der Stock wieder mit 3 Zoll Erde bedeckt und zugleich etwas Miſt an den Stock gebracht. Auch im 2ten Jahre läßt man nicht mehr, als 2 bis 3 Ranken laufen und nimmt die andern weg. Der Hopfen wird wie im erſten Jahre geſtängelt, gehackt und behäufelt. Zur Erhöhung der Extragsfähigkeit der Reben empfiehlt man, ſie, ehe ſie angebunden wer— den, ungefähr 2 Fuß lang und 2 bis 3 Zoll tief in die Erde zu legen, wodurch ſie mehr Saug— wurzeln treiben. Wenn der Hopfen höher gewach— ſen, werden von unten, 4 bis 6 Fuß hoch, im Juli alle Blätter und Nebenranken weggeſchnitten. Zu üppig wachſende Ranken knüpft man an der ober— ſten Spitze, wenn ſie die Stangen zu überwachſen anfangen, in Knoten. Das Beſchneiden im Früh— jahre iſt dem im Winter vorzuziehen. Der Hopfen leidet auf mannigfaltige Weiſe durch Feinde. Zu letztern gehören: Ratten, Mäuſe, Schnecken, Engerlinge, Erdflöhe, mehrere kleine Fliegen und Blattläuſe, welche letztere den ſchwar— zen Roſt herbeiführen. Als Krankheiten ſind zu nennen: 1) Der Krebs, der die Pflanzen oft nicht zur Blüthe kommen läßt. Man läßt dagegen die Stöcke im Winter bei geöffneten Gruben vertrock— nen. 2) Die Gelbe, durch eine zu große Näſſe im Sommer veranlaßt; daher dieſe zu entfernen. 33 258 3) Der Honig- oder Mehlthau, wovon der ſchwarze Roſt entſteht. Man nimmt die untern Zweige und alle vom Roſte zerſtörten Blätter ab und verbrennt ſie. Ferner ſoll man täglich Mor— gens in den Stamm der kranken Pflanze 2 bis 3 Einſchnitte mit' einem Meſſer machen. Weiter Stand und hohe Stangen ſind hier beſonders nütz— lich. ) Der. Brand, die rothe Lohe de Fuchs, eine Folge von ungewöhnlich anhaltender Hitze. Die Zapfen werden ſchnell roth, trocknen und fallen bald ab. Dagegen wirkt Bewäſſern der Pflanzen gegen Abend und die Beſeitigung der untern Zweige und Blätter. 5) Der rothe Roſt oder Freſſer, wobei die braunen, roſtartigen Flecke der Zapfen immer weiter freſſen und die Ausbildung des Mehls verhindern. Man muß den Hopfen ſo ſchnell als möglich abpflücken. 6) Das Gelteſein, der Kropf des Hopfens ent— ſteht durch äußere Verletzung, kann aber auch durch den Hagel veranlaßt werden. Die Ernte des Hopfens darf weder zu früh, noch zu ſpät vorgenommen werden. Die Reife des Frühhopfens erfolgt um das Ende Auguſt, die des Späthopfens 14 Tage, oder auch noch ſpäter. Die Zeichen der Reife ſind, daß gelbgrüne Zapfen dunkelgelb, grasgrüne lichtgrün werden, alle aber röthlich braune Ränder der Schuppen erhalten, die Zapfen derb werden, ſich ſchließen, einen ſtarken, gewürzhaften Geruch geben, durch ihr Mehl die ſie berührende Hand fettig machen und gelb färben, und der zwiſchen den kleinen Blättchen befindliche Staub in ziemlicher Menge vorhanden iſt, ohne jedoch noch leicht abzufallen. Sobald an den Ran— ken eines Stocks der größte Theil der Zapfen reif iſt, ſo beginnt die Ernte. Da jedoch nicht alle Stöcke den größten Theil der Ranken zu gleicher Zeit zur Reife bringen, ſo dauert das Erntege— ſchäft bis 10 Tage. Man ſchneidet bei trocknem Wetter mit einem ſcharfen Gartenmeſſer, ohne den Stock zu erſchüttern, die Ranken 2 bis 4 F. über der Erde ab, trennt die an den Spitzen zuſammen— gewachſenen Ranken mit einer Baumſchere und zieht ſodann die Stangen behutſam heraus und legt ſie nieder. Das Abpflücken der Samenzapfen wird entweder gleich in der Plantage oder zu Hauſe vorgenommen. Jeder Pflücker bekommt einen klei— nen Korb und eine geſchmeidige, ſcharfe Scheere; hinter den Sitzen der Pflücker werden die Höpfen— ranken, in Stücken von 2 bis 3 Schuh geſchnit— ten, vertheilt. Beim Abpflücken iſt darauf zu ſe— hen, daß jede Dolde einzeln mit einem kleinen Theil des Stiels abgenommen werde. Aus die— ſem Grunde empfiehlt man, die Arbeit lieber ver— mittelſt der Scheere, als mit den bloßen Fingern verrichten zu laſſen. Die abgeſchnittenen Dolden dürfen nicht in die Hand genommen werden, ſon— dern müſſen gleich in den unten ſtehenden Korb fallen, ſowie das ſich etwa zu miſchende grüne Laub ausgeſucht werden muß. Die leeren Ranken legt man ſpäter den Schafen vor. Der abgebrachte Hopfen wird nun auf den Trockenboden aufgeſchüt— tet. Die Hopfenſtangen werden nach der Ernte Fabrik⸗ und Handelspflanzen. am beſten an einem trocknen Orte zur Aufbewah— rung aufgeſtellt. Der zum Trocknen 3 Zoll dick aufgeſchüttete Hopfen darf nicht von der Sonne getroffen, muß aber anfangs täglich Amal ge— wendet werden. Nach einigen Tagen und bei guter Witterung wird er etwas dichter zuſammen— gebracht, damit er nicht viel verdünſtet, und damit man wieder Platz bekommt. Er wird jetzt täglich einmal gewendet, bis die Stiele getrocknet ſind, was ſich beim Spalten derſelben erkennen läßt. Mit dem fortſchreitenden Trocknen bringt man den Hopfen ſo dicht zuſammen, bis er zu einer Höhe von 3 bis 4 Fuß angewachſen iſt, wobei er im— mer noch zuweilen gewendet wird. Alle Fenſter und Läden des Trockenbodens müſſen an heitern Tagen geöffnet, bei feuchter Luft an Regentagen und des Nachts über verſchloſſen werden, da der Hopfen leicht Feuchtigkeit an ſich zieht. Hat man nicht viel Raum zum Trocknen, ſo kann man ihn auch auf Trockengerüſten trocknen, welche ſchub— ladförmig über einander angebracht, und mit Bind— faden oder Tüchern ausgeſpannt ſind. Auf dieſen Gerüſten braucht der Hopfen nicht gewendet zu werden, und man kann auf einem kleinen, luftigen Raume eine große Menge trocknen. Auf ſolchen Trockengerüſten wird überhaupt der Hopfen viel ſchöner und alsdann beſſer bezahlt. Gehörig aus— getrockneter Hopfen iſt übrigens ſehr leicht; denn ein Berl. Scheffel deſſelben wiegt nur gegen 6 Pfd. Kann man den Hopfen zur gewöhnlichen Zeit nicht verkaufen, ſo muß er zur Aufbewahrung in Säcke oder Kiſten verpackt werden, wo er ſich, wenn die Fugen mit Papier verklebt werden, jahrelang gut erhält. In dieſelben wird er eingetreten oder ge— preßt. Damit er beim Einpacken weniger zerbröf- kelt, ſo läßt man vor dem Einpacken eine Nacht die Luftzüge auf dem Trockenboden offen, wodurch er Feuchtigkeit an ſich zieht. Dieſes Verpacken geſchieht gewöhnlich Ende Oktober, und als paſ— ſenden Zeitpunkt nimmt man an, wenn die Dol— denſtiele ſo ſpröde ſind, daß ſie beim Umbiegen brechen. Unter den Hopfenforten werden der böhmiſche (von Saatz, Auſcha und Falkenau) und dann der baieriſche für den beſten gehalten. Der böhmiſche Hopfen wird ſtark ausgeführt. Der in der Ge— gend um Nürnberg gebaute Hopfen giebt übrigens dem böhmiſchen nichts nach. Der Hopfenertrag wechſelt ſehr; oft erntet man von der beſten Hopfenplantage kaum 1 Ctr., oft aber auch 15 bis 18 Ctr. vom Magdeb. Morgen in einem Jahre. Man nimmt nach mehrſeitigen Berechnungen an, daß in 10 Jahren 2 gute, 3 mittlere und 5 ſchlechte Ernten gewonnen werden. Bei einer ſchlechten Ernte rechnet man 2 Ctr., bei einer mittlern 5 und bei einer guten 7 Ctr. Hopfen vom Morgen. Nicht minder ſchwankend, als der Ertrag, iſt der Preis des Hopfens. Ob nun zwar gleich in neuern Zeiten der Hopfen beträchtlich im Preiſe gefallen iſt, ſo läßt ſich doch immer ein jährlicher Ertrag von 100 Thalern auf den Morgen annehmen, und es bleibt demnach der Hopfenbau, Der Tabak. wenn ſchon ſehr bedeutende Kulturkoſten vom Er: trage abgehen, doch immer noch ſehr lohnend. Auch iſt der Hopfen überall ein leicht abzuſetzender Handelsartikel; nur muß man ihn ſchnell abſetzen, da die Brauer nicht gern Hopfen kaufen, der über ein Jahr alt iſt. Der Tabak. Der Tabak iſt zuerſt im 16ten Jahrhundert aus Amerika von der Inſel Tabago durch die Spa— nier nach Europa gebracht worden. Auch nach Deutſchland kam er durch ſpaniſche Soldaten; 1659 wurde der Tabaksbau zu Suhl im Thürin— giſchen, 1676 in der Mark Brandenburg und 1697 in der Pfalz und in Heſſen eingeführt. Da er eine Pflanze ſüdlichen Urſprungs iſt, ſo ſteht der in Deutſchland erzeugte Tabak dem in den ſüd— lichen Laͤndern Europa's und in Amerika gewach— ſenen in der Qualität nach. Da nun aber der ausländiſche Tabak theuer, und namentlich für die mittlere Volksklaſſe, die den meiſten Tabak ver— braucht, zu theuer iſt, ſo bleibt der Anbau des Tabaks, wo er nur immer fortkommt, von Wich— tigkeit. Außer den Blättern läßt ſich die Tabaks— pflanze auch auf Ol benutzen, welches ihre Samen enthalten, und das kalt geſchlagen dem Baumöle gleichkommt. 100 Pfd. Samen ſollen 32 bis 36 Pfd. Ol geben. Bei uns würde jedoch jener Ol— ertrag freilich nur auf Unkoſten der Blattgewin— nung erfolgen; nicht zu gedenken, daß eine ſehr große Erſchöpfung des Bodens erfolgen würde. Die Blätter des Tabaks werden zu Rauch- und Schnupftabak benutzt. Auch in der Medicin wird der Tabak auf mannigfaltige Weiſe gebraucht. Es werden in Deutſchland eine Menge verſchiedener Sorten Tabak gebaut. Sonſt nimmt man 3 Ta: bakarten an, nämlich den virginiſchen, den maryländiſchen oder großblättrigen, und den Veilchen- oder ungariſchen, türkiſchen Tabak. Als zum Anbau in Deutſchland beſon— ders geeignet empfiehlt man vornehmlich folgende Arten: 1) Der gemeine, virginiſche Tabak, iſt am meiſten verbreitet und wird am häufigſten in der Rheinpfalz unter dem Namen Hängtabak ge— baut. Dieſer Tabak giebt einen bedeutenden Ertrag. 2) Der großblättrige Tabak, wird nur ſelten in Deutſchland gebaut, giebt aber bei einem anſehnlichen Ertrage in warmem Klima ein ſehr preiswürdiges Blatt. 3) Der Jungferntabak, giebt einen gelin— den, lieblich ſchmeckenden und riechenden Tabak, und dürfte eine größere Ausdehnung im Anbaue verdienen, wenn nur im Durchſchnitte ſein Ertrag größer wäre. a 4) Der Soldatentabak, iſt unter den ver: ſchiedenen Arten der beißendſte und ſchärfſte, giebt zwar einen anſehnlichen Ertrag im Gewichte, wird jedoch nur gering bezahlt. 5) Der Bauerntabak, türkiſcher, engliſcher, wilder Tabak, iſt weniger empfindlich gegen die 259 Witterung, verlangt weniger Arbeit, kann leichter getrocknet werden, liefert bedeutenden Nachwuchs, braucht nicht abgegipfelt zu werden, und giebt da— her neben den Blättern vielen Samen, welcher zu Ol benutzt werden kann. 6) Der chineſiſche, ſtrauchartige Ta— bak, Baumknaſter, geräth auch ſelbſt in Jah— ren, die dem Tabak weniger zuſagen. Dieſer Tabak iſt in neuern Zeiten mehrſeitig empfohlen worden. Außerdem giebt es noch mehrere Arten Tabak, welche hier und da mit Vortheil gebaut werden; jo der Amersforter (aus Holland) und der Straßburger oder Duttentabak. Im Weſentlichen kommen alle Arten des Ta— baks in der Kultur überein, und man muß bei allen auf dieſe die größtmöglichſte Aufmerkſam— keit verwenden, indem dadurch auch die gerin— gere Art beſſer wird und einen lohnernden Ertrag giebt. Man muß den Tabak in gehörig vor Froſt geſchützten Pflanzenbeeten erziehen, und ihn dann, wenn es die Witterung im Freien geſtattet, ver— pflanzen. Die zum Samentragen beſtimmten Pflan— zen muß man beſonders erziehen, und dieſelben hierzu auf ein gut gedüngtes und gut bearbeitetes, der Sonne recht ausgeſetztes Gartenland recht zei— tig 3 bis 4 F. weit von einander pflanzen. Zur Samengewinnung von mehrern Arten des Tabaks muß man die Pflanzen ſo weit von einander ent— fernt pflanzen, daß keine Vermiſchung des Blüthen— ſtaubes erfolgen kann. Während der Vegetation werden dieſe Pflanzen einigemal gelockert, aber nicht geblattet. Man läßt nur von den erſten in der Krone der Pflanzen ſich zeigenden Blumenrispen 6 oder 8 zu Samentragen ſtehen, und bricht die ſämmtlichen ſpäter kommenden ab. Die Reife iſt eingetreten, wenn die Samenkapſeln braun find und aufſpringen wollen. Dann werden ſie an ei— nem trocknen Tage abgeſchnitten, und an einem Orte, wo weder Zugwind ſtattfindet, noch die Sonne hinſcheint, aufgehangen. Man läßt den Samen bis zum Gebrauche in Kapſeln. — Das gewöhn— liche Verfahren, zeitige Pflanzen kräftig zu erziehen, iſt das, den Samen in ſogenannte kalte Miſtbeete zu ſäen, welche mehr lang, als breit ſind, und von Abend nach Morgen ziehen. Dieſer Raum wird um 1 Elle tief ausgegraben, und dann % Elle hoch mit feſtgetretenem Pferdemiſte angefüllt und dann ¼ Elle hoch Erde darauf geſiebt. Zu dieſer Erde wählt man am liebſten Erdboden von ſolchem Lande, in welches der Tabak verpflanzt werden ſoll, und vermengt ihn mit gut gefaulter Holz- oder Pflanzenerde. Das Miſtbeet muß eine von Mit— ternacht nach Mittag etwas abhängige Lage be— kommen, ſowie die über die Erde hervorragende Ein— faffung des Miſtbeets auf der Mittagsſeite 6 Zoll, auf der Mitternachtsſeite aber etwas höher ſein muß. Um die Einfaſſung wird Erde geworfen. Im ſüd— lichen Deutſchland macht man das Miſtbeet Anfangs oder Mitte März, im nördlichen Deutſchland aber ſpäteſtens Mitte Aprils fertig. Zur Abhaltung der Kälte bedeckt man das Miſtbeet mit Glasfenſtern oder mit Rohr- oder UND Die Saatzeit 22% 260 richtet ſich lediglich nach der Beſchaffenheit der Ge: gend. Den Samen von der vorigen Ernte braucht man nicht einzuquellen; iſt er aber älter, ſo iſt dies dienlich. Man quellt den Samen 24 Stunden in ein Glas und ſäet dann den ſich zu Boden geſetzt habenden, nachdem man ihn etwa 8 Tage in einem wollenen Lappen eingeſchlagen gehalten und mit Aſche vermiſcht hat. Man nimmt als Durchſchnitt an, daß auf einen Magdeb. Morgen 6000 Pflanzen erforderlich find, wozu ein Pflanzenbeet von 6000 Quadratzoll Größe gebraucht wird; doch rechnet man ſicher zu 7500 Pflanzen auf den Morgen. Über den ausgeſtreuten Samen ſiebt man ½ Zoll hoch gute Pflanzenerde und drückt mit einem Brete das ganze Beet gleich. Nach der Ausſaat werden die Beete begoſſen, und dies fo oft wiederholt, als nöthig. Man nimmt gern etwas Tauben -, Hühner- oder Schafmiſt unter dieſes Waſſer. So lange die Pflänzchen noch nicht aufgegangen, läßt man ſie zu— gedeckt und öffnet nur in den warmen Mittagsſtun— den bei heiterm Wetter. Sobald die Pflanzen her— aus ſind, muß man die Bedeckung etwas lüften, ſo— wie bei ſanften, warmen Regen dieſelbe ganz weg— nehmen. Je mehr die Pflanzen im Wachsthume ſich dem Verpflanzen nähern, um ſo mehr muß man fie abhärten, und bei wärmern Nächten das Pflanzen— beet unbedeckt laſſen, wohl aber vor Reif und Froſt in Acht nehmen. So lange ſich Unkraut zeigt, muß forgfältig gejätet werden. Man erzieht auch die Pflanzen in Landbeeten in beſonders geſchützter und der Sonne recht ausgeſetzter Lage; doch iſt es unge— wiß, ob man Pflanzen darin erzielt, wenigſtens wer— den dieſe ſpät verpflanzbar. Der Boden hat auf die Beſchaffenheit des Ta— baks einen großen Einfluß, und man kann anneh— men, daß unter ſonſt gleichen Umſtänden der Tabak von um ſo geringerer Qualität in einem Boden aus— fällt, je üppiger er darin wächſt. In einem ſehr kräftigen, gebundenen, feuchten Boden, wo der Ta— bak ſehr üppig wächſt, bekommt er eine Schärfe und etwas Fuſeliges, was ſich jedoch weit weniger in ei— nem leichten, mehr trocknen Boden zeigt. Am beſten ſagt dem Tabak ein leichter warmer Boden zu, der 30 bis 40 Procent Thon hat, dabei rein von Unkraut und reich an altem Humus iſt. Ein naſſer, kalter, tief liegender Boden, eben ſo ein torfiger oder ſan— diger paßt nicht zum Anbau des Tabaks. Neubruch, vornehmlich, wenn der Raſen deſſelben gebrannt worden, eignet ſich ganz beſonders zum Tabaksbaue. Bei der Wahl des Bodens zum Tabaksbaue auf ei— ner großen Fläche wähle man einen mehr trocknen, thätigen, etwas hochliegenden Boden, der gegen den Wind geſchützt und etwas nach Mittag zu abhängig liegt. Ein Kalk- und Mergeltheile enthaltender Bo— den iſt um ſo mehr zum Tabaksbaue geeignet. Ein mehr trocknes und warmes Klima ſind dem Tabake beſonders zuträglich, und wo der Weizen noch mit Vortheil gebaut wird, kommt auch der Tabak fort. Der Tabak verlangt viel und ſtets wiederholte Düngung. Bei den meiſten Tabaksarten liefern Menſchenkoth, menſchlicher Urin, geronnenes Blut, alte Wolle und Thierhaare, zerſtampfte Knochen, Fabrik- und Handelspflanzen. altes Leder, Hautabgänge, Hufe und Klauen von Thieren, Hornſpänen aller Art, die Abgänge aus den Zuckerraffinerieen, Pferde-, Schaf- und Schweinemiſt ſtets einen mehr ſcharfen und weniger zur Fabrika— tion des Rauch- als des Schnupftabaks geeigneten Tabak; dagegen geben der Urin von den mit Gras genährten Thieren, Rindsmiſt, der Abgang aus den Seifen- und Pottaſcheſiedereien, verfaulte Pflanzen— erde ein zum Rauchtabak beſſer geeignetes Blatt. Bei der Düngung mit Stallmiſt bringt man dieſen am beſten im Herbſte unter. Die Kalk-, Aſchen— und Mergeldüngung wirkt unter allen Umſtänden vortheilhaft auf den Tabak. Man muß zum Tabake möglichſt ſtark düngen, obſchon derſelbe den Boden nicht ſehr angreift. Baut man jedoch den Tabak in Plantagen immer auf derſelben Stelle, wie man dies für vortheilhaft befunden, ſo braucht natürlich nicht jo ſtark gedüngt zu werden, als wenn man ihn in den Fruchtumlauf einſchiebt. Bei der Dreifelderwirthſchaft wird der Tabak ge— wöhnlich in der Brache gebaut, und zwar am lieb— ſten nach ſolchen Früchten, zu denen der Boden hin— länglich gelockert und das Unkraut genugſam ver: tilgt war. In der Schlag-, Koppel und Frucht— wechſelwirthſchaft kann man dem Tabake einen belie— bigen und ihm ganz angemeſſenen Platz anweiſen. Mit Ausnahme der Hülſenfrüchte kann man ihn nach jeder Frucht folgen laſſen, die den Boden kraftvoll, locker und von Unkraut rein hinterläßt. Beſonders gut gedeiht der Tabak nach behackten Früchten und nach Klee. Auf ſich ſelbſt kann der Tabak viele Jahre hinter einander folgen, und der Tabak verliert in dieſem Falle immer mehr das Scharfe und Fuſelige. In Amerika baut man den Tabak, ſo lange er nur fortkommt, hinter einander in friſchem Rodelande. Da ſich jedoch in ſolchen Tabaksplantagen endlich viel Bodenreichthum an— ſammelt, ſo iſt es gerathen, von Zeit zu Zeit eine ſolche Plantage auch mit andern Früchten zu be— bauen. Auf den Tabak folgen alle Früchte, beſon— ders aber Weizen und Dinke. Das zu Tabak beſtimmte Land muß ſorgfältig gelockert und von Unkraut gehörig gereinigt fein. Kann man das Land zu Tabak graben, ſo iſt es um ſo beſſer. Beim Anbaue im Großen bearbeitet man den Boden mit Ackerwerkzeugen ſo tief, als möglich. In lockerm, leicht austrocknenden Boden muß man die Zurichtung, ſowie auch die Düngung hauptſäch— lich im Herbſte erfolgen laſſen; dagegen iſt bei mehr bindigem und feuchtem Boden die Frühjahrsbearbei— tung angemeſſener. Um alle Klöße gehörig zu zer— krümeln und das Unkraut hervorzulocken und zu ver— tilgen, muß man bei der Bearbeitung die Walze und Egge fleißig in Anwendung bringen. Die letzte Furche wird unmittelbar vor dem Verpflanzen fo tief, als möglich gegeben, und unmittelbar darauf das Land eingeeggt oder eingewalzt. Man bepflanzt nun das Land entweder in der Art, als nöthig iſt, um die Schaufelpflüge zwiſchen den Reihen des Tabaks in Anwendung zu bringen, oder man macht mit dem Schaufelpfluge kleine Kämme und pflanzt den Ta— bak darauf, wo dann durch das nachherige Durch— Der Tabak. 261 fahren mit demſelben die Kämme erhöbet und die Rinnen vertieft werden. Das Verpflanzen des Tabaks erfolgt von der Mitte Mai bis Mitte Juni; ſpäter zu pflanzen, iſt nicht räthlich. Die Pflanzen ſind alsdann zum Ver— pflanzen reif, wenn die Blätter etwa die Größe eines Achtgroſchenſtückes und die Stiele die Dicke einer Krähenfeder erlangt haben, oder die Wurzeln gegen 3 Zoll lang find und das Ste bis Gte Blatt getrieben haben. Die kurzſtämmigen oder ſtaudigen Pflanzen gedeihen beſſer und wurzeln leichter, als die langen. Beim Verpflanzen wählt man den Zeitpunkt nach einem Regen; indeſſen muß man das Verpflanzen nicht zu lange verſchieben, ſobald die Pflanzen dazu tauglich ſind. Vor dem Ausziehen der Pflanzen, ſo— wie auch nach dieſem muß man das Pflanzenbeet bes gießen. Wird auf ebenen Boden gepflanzt, fo theilt man mit einem 4 bis Jzähnigen Reihenzieher das Land in Reihen ab, wobei man die erſte Reihe, um ſie recht gerade zu machen, mit einer Schnur bezeich— net. Die Reihen werden 18 Zoll von einander ge— macht und in ihnen die Pflanzen eben ſo weit von einander gepflanzt. Bei ſolchen Arten des Tabaks, deren Blätter ſich ſehr ausbreiten, muß dieſer Raum verhältnißmäßig erweitert werden. Beim Verpflan— zen müſſen die kleinen gelben Blättchen an der Pflanze, die gewöhnlich gleich über der Wurzel ſind, abgebrochen oder abgeknippen werden. Bei trockner Witterung werden die Wurzeln der Pflanzen in eine Auflöſung von reinem Kuhmiſt und Waſſer einge: taucht; iſt es jedoch ſehr trocken, fo muß vorgegoffen . werden. Um guten Rauchtabak zu erzielen, legt man in ein in die Erde gemachtes Loch ſo viel Federvieh— miſt, als die Größe einer Wallnuß beträgt, thut 1 3. Erde darüber und ſetzt dann die Pflanze darauf. Nach der Pflanzung zeigt ſich bereits nach eini— gen Tagen, was fortwachſen und was eingehen will; nach Verlauf von 8 Tagen zeigen ſich aber ſchon leere Stellen, wo man nachpflanzen muß. Später, als 4 Wochen nach dem Auspflanzen nach— zupflanzen, iſt nicht räthlich; man pflanzt dann beſſer Kohl, Kohlrüben und dergleichen Gewächſe ein. Sowie die Pflanzen feſtgewachſen find und friſcheBlät— ter zu treiben angefangen haben, muß man behacken. Man wählt dazu mehr trockne Witterung und ver— richtet es mit zweizinkigen Hacken. Beim Behacken werden mit Vorſicht alle trocknen Blätter weggenom— men. Wenn der Boden viel Unkraut treibt, muß das Behacken wiederholt werden. Wenn die Pflan— zen die Höhe von 6 bis 7 Zoll erreicht haben, wer— den ſie abermals gehackt und die Erde etwas um die Wurzeln angehäuft, ſowie man auch zugleich hierbei die beiden unterſten Blätter, die keinen guten Tabak liefern, abbricht. Man vollführt das Behacken ge— wöhnlich mit der Handhacke, bedient ſich jetzt dazu aber auch der Geſpannwerkzeuge, namentlich, wo der Tabak im Großen gebaut wird. In leichtem Boden muß man das Anhäufeln tiefer bewirken. Bei dem in leichtem Boden in vertiefte Rinnen ge— pflanzten Tabak erfolgt das Behäufeln, indem die Kämme nach und nach einſchießen, von ſelbſt, ob— ſchon man auch hier mit der Hacke nachhelfen ſoll. Sobald die Pflanzen eine Höhe von 2 bis 3 Fuß erreicht haben (5 oder 6 Wochen nach dem Ausflan— zen), ſo köpft, gipfelt oder verbricht man dieſelben, d. h. man bricht die überflüſſigen Blätter und die Samenkrone ab. Das Abbrechen der Blumenkrone ſoll man unterlaſſen, fo lange die Krone noch tief in den Blättern der Staude ſitzt, ſo daß ſie ſich nicht leicht mit der Hand faſſen läßt; ſobald ſie aber an— fängt, frei hervorzuſtehen, ſo ſäume man mit dem Abbrechen nicht. Wie viel man bei dem Abgipfeln zugleich an überflüſſigen Blättern (an der Krone zu— nächſt zuerſt) mit wegnehmen ſoll, richtet ſich nach Beſchaffenheit der Pflanze. Wenn die Staude ſchön, hoch und groß iſt, die Blätter groß, dunkelgrün und ſtark find, jo kann man ihr viele Blätter laſſen, we— niger, wenn ſie dürftig iſt; auch haben Kräftigkeit des Bodens, engerer oder dünnerer Stand der Pflanzen hierauf ebenfalls Einfluß. Hiernach läßt man nun bei kräftigen Pflanzen bis 15, bei ſchwä— cheren aber nur bis 6 Blätter ſtehen. Nach dem Ab— brechen der Krone erzeugen ſich aus den Blattwinfeln Seitentriebe (Geiz), die ausgebrochen werden müſ— ſen, was man das Geizen nennt. Dieſer Geiz wird, wie alle Abgänge des Tabaks, am beſten in Dünger verwandelt. Alle dieſe Arbeiten werden am beſten bei trockner Witterung und bei warmem Sonnen— ſchein vorgenommen. Bei regneriſcher Witterung und bei Thau darf man nicht im Felde arbeiten. Jede Arbeit in dem Tabaksfelde muß aber auch mit Vorſicht geſchehen, damit die Blätter nicht beſchädigt werden. Die Kälte kann den Tabakspflanzen ſehr gefähr— lich werden, wenn man mit der Ernte zu lange war— tetz indeß darf man ſie auch nicht zu frühe beginnen, weil der Tabak vor der Ernte im Wachsthum ſehr ſtark zunimmt. Ein frühes Verpflanzen gewährt deßhalb in dieſer Beziehung viele Vortheile, Unter den Unkräutern iſt beſonders die Hanfblume dem Tabak ſehr nachtheilig. Der Wurm iſt eine gefähr— liche Krankheit, welche gewöhnlich von anhaltendem Regenwetter entſteht, wobei der Stengel an der Stelle, wo er ſich aus dem Boden erhebt, in Fäul— niß geräth. Der Roſt kann dem Tabak gleichfalls ſehr gefährlich werden, indem er die Blätter gewöhn— lich dann befällt, wenn ſie in der beſten Ausbildung begriffen ſind; von demſelben wird der dicktippige, virginiſche Tabak ſeltener befallen. Schnecken und Würmer vertreibt man durch das Begießen des Lan— des mit Kalkwaſſer, ferner durch Aſche, Eichenlohe, Gerſtengrannen. Gegen ſchädliche Stürme ſchützt man den Tabak durch Behäufeln. f Die Ernte des Tabaks beſteht in der Gewinnung der Blätter und deren gehöriger Trocknung. Wenn nach der Blatternte noch günſtige Witterung eintritt, ſo treibt der Tabak nochmals eine Art Geiz oder Blätter, die als ein Mittelprodukt oder Halbgut zur Fabrikation des Tabaks verwendet werden können. Um das Wachsthum dieſes Nachwuchſes zu beför— dern, ſchneidet man den Stengel der Pflanze etwa 1 Fuß hoch über der Erde ab, und bricht alle über— flüſſigen Nachſchößlige aus. Die Stengel den Win— ter über auf dem Felde ſtehen zu laſſen, iſt nicht gut. 1 262 weil der Boden dadurch ſehr erichöpft wird. Am beiten reißt man fie etwa 14 Tage nach der Blatt— ernte aus, pflügt die Plantage um und legt die Stengel hinter dem Pfluge ein; man kann ſie ge— trocknet aber auch zur Feuerung benutzen. Hat das Verpflanzen Anfangs Juni ſtattgefunden, und iſt die Witterung den Sommer über günſtig, ſo tritt die Ernte gewöhnlich in der Mitte des Septembers ein; öfters fällt ſie aber auch erſt im Oktober. Als Zei— chen der gehörigen Reife nimmt man an, wenn die Blätter dunkle und gelbliche Flecken bekommen, wenn die Blätter klebrig und zähe ſind, und die Spitzen derſelben ſchlaff zur Erde hängen. Die Ernte nimmt man bei trocknem Wetter vor; ſie beginnt mit dem ſogenannten Sandgut oder mit den unterſten Blät— tern, welche beſonders geſammelt und getrocknet, aber nur gewöhnlich mit dem halben Preiſe bezahlt werden. 3 bis 4 3. von dieſem Sandgute kommt das Baſtgut oder die zweite Sorte, bei welcher alle guten Blätter abgebrochen, mit der untern Seite nach oben gekehrt und auf Häufchen aufgeſchichtet werden. Dieſe Häufchen bleiben mehrere Stunden zum Abwelken auf dem Felde liegen, worauf ſie an einem trocknen Ort unter Dach gebracht werden. Bei dem gewöhnlichen Verfahren werden die eingebrachten Blätter in der Scheunentenne oder auf einem Boden möglichſt dünne ausgebreitet, damit die Feuchtigkeit verdunſtet und die Blätter ſich nicht ſtark erhitzen. Sind die Blätter abgewelkt, was nach 1 bis 2 Tagen der Fall iſt, fo werden fie auf: gehängt, was mittelſt Schnüren geſchieht, in welche die Blätter durch Hülfe einer langen Nadel an der Rippe, wo das Blatt am Stengel geſeſſen, 13. tief, eingezogen werden. Die Blätter dürfen nicht zu dicht auf einander geſchoben, noch die Schnüre zu nahe bei einander gehängt werden. Dem Aufſchnüren auf Bindfaden wird das Anſpillen auf 5 bis 6 Fuß lan— gen, glatten Ruthen oder Stecken von Weidenholz oder ſonſtigen weichen Hölzern vorgezogen. Die Blätter werden an den Rippen mit einem Schlitz verſehen, und in die Ruthen eingeſchoben. Dieſe Ruthen werden dann auf Lattengerüſte gelegt. Zweckmäßiger als dieſes Verfahren des Trocknens iſt das Abnehmen und Trocknen der Stengel ſammt den Blättern. Nachdem nämlich das Sandgut früher abgeblattet worden, werden die Stöcke einige Tage vor dem Abnehmen mit einem Hackmeſſer angehauen, ſo daß ſie ſich, ohne ganz vom Strunke getrennt zu ſein, umlehnen. Nach einigen Tagen werden nun die Stengel mit den Blättern eingebracht und ge— trocknet. Bei günſtiger Witterung werden die Blät— ter öfters im Spätjahr noch gut trocken, öfters dauert es aber bis zum Frühjahre. Als Zeichen der vollkommenen Trockenheit gilt, wenn die Rippen vollkommen ausgetrocknet ſind. Die Blätter werden dann abgenommen, 25 bis 30 Stück auf einander gelegt und mit einigen Strohhalmen zuſammenge— bunden. Dieſe Bunde müſſen bis zum Eintritt des Froſtes alle 8 Tage umgekehrt werden, damit fie nicht in Fäulniß gerathen. Soll der Tabak noch längere Zeit aufbewahrt werden, ſo nimmt man das Aufſtocken oder in Brühhaufenſetzen vor. Fabrik- und Handelspflanzen. Die Tabaksbunde werden in Haufen von 4 bis 5 Fuß Höhe und Länge aufgeſetzt, ſo daß die Luft von allen Seiten zuſtrömen kann. Tritt dann in dem Haufen eine ſtarke Wärme ein, ſo werden ſie umge— ſetzt, die erwärmten Bunde nach außen, und die äußern nach innen gebracht. Ein ſolcher Haufen wird ein Fermentationsſtapel genannt, und derſelbe hat hinlänglich fermentirt (abgegohren), wenn er einen dem friſchgebackenen Schwarzbrote ähnlichen Geruch entwickelt. Die trocken gewor— denen und ausfermentirten Bunde werden beim Umſetzen jener Haufen bei Seite gebracht. Nach vollendeter Fermentation kann der Tabak zum Auf— bewahren hoch über einander geſchichtet oder in Ballen verpreßt werden. Mit dem Fermentiren muß man den Monat Februar und März abwarten. Ein ſich im Winter oder noch mehr gegen das Frühjahr an den hängenden Tabak anſetzender Schimmel iſt durchaus unſchädlich. Der Ertrag des Tabaks hängt ſehr von der Art deſſelben und von der Jahreswitterung ab. Man hat ſchon über 10 preuß. Ctr. trockne Blätter vom Magdeb. Morgen, aber auch unter 5 Ctr. geerntet. Die Preiſe des Tabaks ſind verſchieden nach der Güte der Blätter. Die von guter Art werden ſtets ſo bezahlt, daß ein angemeſſener Gewinn aus dem Anbaue des Tabaks hervorgeht, wenn dies auch bei geringem Tabake nicht immer der Fall iſt. Beſon— ders wirft der Anbau des Tabaks in kleinen Wirth— ſchaften, wo alle Hände mit Vortheil in Thätigkeit geſetzt werden können, einen lohnenden Gewinn ab. Bei einem ausgedehnten Anbaue des Tabaks iſt es räthlich, ſich nicht unmittelbar ſelbſt mit dieſem zu . befaſſen, ſondern denſelben durch Planteurs betrei— ben zu laſſen, die das Feld gedüngt und bearbeitet erhalten, dann aber alle Arbeiten, die der Tabak er— fordert, ſelbſt beſorgen, wofür ſie einen gewiſſen Antheil am Ertrage haben. Karde, Weber: oder Tuchkarde, Kardendiſtel. Die Karde wird von Tuchfabriken und Tuch— machern aufgekauft und benutzt. Die jetzige Art und Weiſe des Tuchbereitens hat den Bedarf an Karden ungemein vermehrt, zumal die Kardendiſtel durch nichts anderes, ſowie auch durch kein künſtliches Werkzeug erſetzt werden kann. Die Weberkarde iſt eine zweijährige Pflanze, iſt aber deßwegen nicht koſtſpieliger, weil ſie im erſten Jahre eine unbedeu— tende Fläche im Samenbeete einnimmt. Die Kul— tur der Karden iſt verſchiedenartig, indem ſie breit— würfig geſäet, in Reihen geſteckt, oder in Pflanzen— beeten erzogen und verpflanzt werden können. Die letztere Kulturart iſt die gewöhnlichere und empfeh— lenswerthere. Der Boden für die Karden darf weder zu loſe, noch zu gebunden, ſondern muß locker, mürbe und kräftig ſein; doch kann ein ſtrenger Boden durch ge— hörige Bearbeitung noch eher geeignet gemacht wer— den, ſie mit Sicherheit anzubauen, als ein zu trock— ner und loſer. Einen moorigen oder ſauren Boden verträgt die Karde nicht. Das Klima muß warm Die Karde, Weber- oder Tuchkarde. und mäßig feucht ſein und Stellen, welche dem Winde ſehr ausgeſetzt find, taugen nicht zum An: bau der Karden. Eben ſo vermeidet man tief liegende und in der Nähe ſtehender Gewäſſer ſich befindende Stellen. Friſche Düngung iſt zu den Karden nicht zu em— pfehlen, weil ſie hierbei leicht herzfaul werden und den Winter nicht gut überſtehen. Dagegen ſagt ihnen die Düngung mit Lehmſchutt von alten Wellerwän— den, gut gefaulter Compoſt oder Teichſchlamm be— ſonders zu. Nöthigenfalls düngt man zur Vorfrucht mit gut gefaultem Rindsmiſte. In kraftvollem Bo— den bringt man die Karden auch erſt als 2te oder ste Frucht nach einer Miſtdüngung. Im Feldbaue paßt ſie unter allen Umſtänden da— hin, wo man ſie anſtatt der Winterfrucht bauen kann. Jede Frucht, welche den Boden rein, locker und kräftig genug hinterläßt, iſt als Vorfrucht der Karden geeignet, am häufigſten hat man ſie jedoch nach Winterroggen. Ganz vorzüglich gerathen ſie nach Klee. Nach ihnen kann jede Frucht gebaut werden. Der Boden muß nach der Bearbeitung mehr mürbe, als zu ſehr gepulvert ſein, ſowie die Bear— beitung zur möglichſten Tiefe erfolgen muß. Bei einem ſehr verunkrauteten Acker muß man dem Bo— den eine Brachbearbeitung geben. Da die Kardendiſteln geerntet werden, ehe ihre Samen noch vollſtändig reif ſind, ſo muß man zur Samenerziehung einige der vollkommenſten Pflanzen ſtehen und die Samen derſelben ihre vollſtändige Reife erlangen laſſen. Zur Samenernte wählt man aber den Zeitpunkt, wo die Samen am mittelſten Theile des Diſtelkopfes reif ſind. Letztere werden dann abgeſchnitten, auf dem Boden auf ein Tuch ausgebreitet und öfters umgerührt, wodurch die rei— fen Samen von ſelbſt herausfallen. Der gehörig trocken gewordene Same wird in leinenen Beuteln bis zum Gebrauche aufbewahrt. Bei der breit— würfigen Saat bleibt der größte Theil der Pflanzen an dem Orte, wohin ſie geſäet ſind, ſtehen. Zur Saat wird vorgeeggt, und der Same verträgt eine Bedeckung von 1 bis 2 Zoll. Die Pflanzen ſollen in kräftigem Boden 2, in minder kräftigem 1 ½ Fuß von einander kommen. Indeſſen muß man immer auf etwas dichtere Saat rechnen, da ein Drittel der Samen gewöhnlich nicht keimt. Man ſäet die Karden bei der breitwürfigen Saat ſchon im März, man kann ſie aber auch noch im Juni ſäen, was man für ficherer hält. Samens erfolgt in leichtem Boden mit einem Pflanzenſetzholze; in mehr bindigen werden mit ei— ner kleinen Haue 2 Zoll tiefe Löcher gemacht und dieſe, nachdem die Samen hineingelegt worden, mit der Haue wieder zugezogen. Die Samen werden in gerade Reihen gelegt; in kräftigem Boden kommen die Reihen und die Pflanzen in denſelben 2, in min— der kräftigem 1½ F. weit von einander. Man legt immer 2 Samen zuſammen, und bricht, wenn beide keimen, die ſchwächere Pflanze fpäter ab. Das Stecken der Samen erfolgt zu derſelben Zeit, wie die breitwürfige Saat. Um die Pflanzen in Das Stecken des. 263 Samenbeeten zu erziehen, wählt man ein kräftiges Land im Felde oder Garten, das man im Herbſte umgräbt, im Frühjahre einharkt und April oder Mai mit Samen fo ftarf beſäet, als mit Kohl- ſamen geſchieht. In dieſen Beeten bleiben die Pflanzen bis im Auguſt zum Verpflanzen ſtehen, und müſſen, wenn ſie zu dicht ſtehen, verdünnt werden. Arheiniſche Quadratruthen geben den Pflanzenbe— darf für einen Magdeb. Morgen. Das Verſetzen der Pflanzen erfolgt unmittelbar in das friſch ge— pflügte Land, Anfangs Auguſt. Die Pflanzen wer— den mit dem Spaten ausgehoben. Die Entfernung der Pflanzen erfolgt wie beim Stecken. Die Pflan— zen werden an den Blättern bis auf 3 bis 4 Zoll Länge verſchnitten, an den Wurzeln aber nur die dünnen Spitzen weggenommen. Bei mehr trockner Witterung gießt man in leichtem Boden vor dem Verpflanzen, in mehr lehmigem aber nachher; doch wird ein ſolches Begießen widerrathen, wenn es die Umſtände nicht dringend erfordern. Man hat auch in neuern Zeiten an mehrern Orten gelungene Ver— ſuche gemacht, die Pflanzen in Miſtbeeten zu erzie= hen und fie im Frühjahre, wenn keine Fröſte mehr zu befürchten ſind, zu verpflanzen. Man gewinnt auf dieſe Weiſe die Diſtelernte noch im laufenden Jahre. Während des Wachsthums müſſen die Pflanzen vom Unkraute rein gehalten und gelockert werden, was bei breitwürfigen Saaten mit der Hacke, bei Reihenſaaten aber mit Geſpannwerkzeugen erfolgt. Das Behäufeln der Karden vor Winters wird wi— derrathen; dagegen empfiehlt man, zu üppig gewach— ſene Pflanzen im Herbſte zu geizen, d. h. ihnen die Wipfel abzukneipen. Näſſe im Frühjahre iſt den Karden höchſt nachtheilig, weßhalb man das Waſſer möglichſt abzuleiten ſuchen muß. Wenn ſich im Frühjahre Unkraut zeigt, muß gejätet werden, und ſpäter ſind die Pflanzen zu behacken und zu behäu— feln, was man nach Beſchaffenheit der Umſtände auch wiederholen muß. Die Blattwinkel (Blatt— kelche, Tuten), in denen ſich daß Regenwaſſer an— ſammelt, müſſen gleich nach einem Regen geöffnet werden, wobei man gleich ein Stück von dem Blatte herausreißt, damit der Kelch nicht wieder zuſammen— wächſt. Dieſe Arbeit nennt man das Schlitzen. Zur Gewinnung vollkommener Karden empfiehlt man das Ausgeizen oder Ausbrechen der Pflanzen zu der Zeit, wenn die oberſten Samenköpfe in die Blüthe zu treten anfangen. Es werden hierbei alle ſchwächlichen, ſpäten Nebentriebe, ſowie diejenigen Blätter, welche ſich unten am Stamme bis da, wo ſich derſelbe in Seitenäſte verbreitet, befinden, weg— gebrochen. Die Ernte erfolgt manchmal ſchon Ende Juli, gewöhnlich aber im Laufe des Auguſt. Sie beginnt, wenn die Köpfe abgeblüht haben, oder wenn ſich un— terhalb der Bürſten noch ein ſchmaler blühender Ring befindet. Die Samenköpfe reifen nicht auf einmal, und die Ernte dauert gewöhnlich 8 bis 14 Tage. Man ſchneidet die Köpfe mit einem Meſſer ab, und zwar ſo, daß an dem Kopfe ein 6 bis 103. langer Stiel bleibt. Die Köpfe werden hierauf auf 264 einen luftigen Boden geſchüttet und öfters gewendet, bis ſie trocken ſind, dann aber auf Haufen geſchüttet. Man empfiehlt, den Stiel des Kopfes, wenn die Blüthe bis zur Hälfte deſſelben vorgerückt, da, wo er abgeſchnitten werden ſoll, zu knicken und erſt ſpä— ter abzuſchneiden. Die gehörig trocken gewordenen Diſtelköpfe werden in 3 Sorten, in große, mittlere und kleine ſortirt, und entweder in Fäſſer verpackt, oder in Gebunde (gewöhnlich 100 Stück) gebunden und verkauft. Die Stengel der Pflanzen werden nach vollendeter Ernte ausgezogen und entweder zur Düngung oder zur Feuerung verwendet. Der Ertrag iſt verſchieden und in günſtigen Jah— ren noch einmal ſo hoch, als in ungünſtigen. Man hat vom Magdeb. Morgen ſchon 120,000 Stück, bei geringer Ernte aber auch nur 30,000 Stück geern— tet. Nach einem mehrjährigen Durchſchnitte kann man 50 bis 60,000 Stück annehmen. Die Preiſe ſind ebenfalls ſehr wechſelnd. Sobald man übri— gens nur geſicherten Abſatz hat, geben die Karden einen ſehr beträchtlichen Reinertrag. Ihr Anbau iſt daher beſonders in der Nähe großer Tuchmanufaktu— ren räthlich und lohnend. Die Cichorie, Wegwarte, Sonnenwedel. Die ſpindelförmige, fleiſchige Wurzel dieſer Pflanze wird bekanntlich als Kaffeeſurrogat benutzt; das Kraut der Cichorie giebt aber ein ſehr gutes Viehfutter, und Cichorien auf die Schafweiden ges ſäet, machen die Hammel ſehr bald fett. Zur Ci— chorie wählt man einen kraftvollen, tiefgrundigen, lockern, ſandigen Lehmboden, und jede Vorfrucht ſagt ihr zu, welche den Acker in einem lockern und reichen Zuſtande hinterläßt; nur ein Jahr darf man ſie im nämlichen Boden bauen, oder der Ertrag nimmt ab. Friſche Düngung iſt nicht räthlich, und wo dieſelbe nöthig wird, muß man gut verfaulten Miſt zeitig im vorhergehenden Herbſte unterbringen, oder Teichſchlamm oder Compoſt wählen. Beſſer bleibt es jedoch, zu der vorhergehenden Frucht ſtark zu düngen, weßhalb man ganz beſonders empfiehlt, die Cichorie nach Tabak folgen zu laſſen. Mergel und Kalk im Boden ſagen der Cichorie ganz beſon— ders zu, und auch die Düngung mit Kalk und Aſche bekommt ihr ſehr wohl. Der Boden muß tief ge— lockert und mehrmals gepflügt werden, die Zurich— tung aber ſchon im Herbſte erfolgen. Beim Cicho— rienbaue zieht man das Graben dem Pflügen vor. Man läßt ſie nicht nach Kartoffeln und Rüben fol— gen, ſonſt gedeihen ſie nach allen andern Gewächſen. Die zweckmäßigſte Nachfrucht ſind Hackfrüchte, vor— nehmlich Kartoffeln. Zu Samen ſucht man im Wi Unter Wieſen werden ſolche Grundſtücke verſtan— den, welche mit einer aus verſchiedenen Gräſern und Kräutern bewachſenen Grasnarbe überzogen ſind, deren Graswuchs zum Abmähen und Heuwerben beſtimmt iſt. In frühern Zeiten, wo die Führung Wieſen. Herbſte die ſchönſten, vollkommenſten, bunten Wur— zeln aus und bewahrt ſie entweder bis zum Früh— jahre im Keller, oder verpflanzt ſie ſogleich dahin, wo ſie den Samen tragen ſollen. Die reifen Sa— menpflanzen zieht man aus, trocknet ſie an der Luft, driſcht den Samen aus, und bewahrt dieſen an ei— nem trocknen Orte auf. In klarem, leichtem Erd— reiche und bei friſchem, gutem Samen genügen 1¼ bis 2 Pfd. auf einen Magdeb. Morgen; auf weni- ger gutem Boden und bei minder gutem Samen be— darf man deſſen wohl 3 Pfd. und mehr. Die Aus— faat geſchieht im April. Die Saat wird breitwürfig auf nicht zu breite Beete oder beſſer in Reihen ge— macht, wo dann die nachfolgende Behandlung mit dem Schaufelpfluge erfolgen kann. Man macht die Reihen 1 F. weit von einander und ſieht darauf, daß die Pflanzen 6 Zoll weit von einander kommen, welche Entfernung der Pflanzen auch bei der breit— würfigen Saat zu beobachten iſt. Man muß die Samen ganz flach unterbringen und nachher wal— zen. Zu dichte Saaten-müſſen, wenn die Pflanzen das Ste bis Ate Blatt haben, verzogen werden, wo— bei man zugleich jätet, auch etwas lockert und an— häufelt. Eine mäßig feuchte Witterung iſt dem Ge— deihen der Cichorie am zuträglichſten; hauptſächlich aber hängt das Gedeihen derſelben von dem guten Aufgehen des Samens ab. Bei ungünſtigem Auf— gehen kann man bis Ende Mai nachſäen. Die geſchoßten Pflanzen müſſen ſorgfältig ausgezogen werden. Die Zeitigung der Cichorie erkennt man an dem Gelbwerden der untern Blätter, und die Wurzel— ernte erfolgt gewöhnlich vom September bis Ende Oktober. Viele laſſen das Kraut bis zur Wurzel— ernte ſtehen; im Auguſt gemäht erhält man aber, ohne Nachtheil für die Wurzeln, eine weit größere Menge Futter. Die ausgegrabenen Wurzeln wer— den ſogleich auf dem Felde gereinigt und am beſten ſodann gleich zum Verkaufe gebracht. Kann die Ernte im Herbſte nicht vorgenommen werden, ſo kann man ſie ohne Nachtheil der Wurzeln bis auf das nächſte Frühjahr verſchieben. Der Ertrag an Wurzeln iſt ſehr ſchwankend, und während man ge— wöhnlich zwiſchen 21 bis 42 Ctr. grüne Wurzeln auf den Magdeb. Morgen rechnet, ſchätzt man den Ertrag derſelben in Thüringen auf 80 bis 120 Ctr. Man rechnet, daß 3 bis 3% Ctr. grüne Wurzeln 1 Ctr. dürre geben. Obgleich der Cichorienbau neuerer Zeit bedeutend geſunken iſt, ſo giebt er im— mer noch da, wo es nicht an Abſatz fehlt, einen be— deutenden Reinertrag, und macht deßhalb jetzt noch in manchen Gegenden Deutſchlands einen nicht un— wichtigen Gegenſtand der Pflanzenkultur aus. en. einer Wirthſchaft auf der Ausübung des Dreifelder— ſyſtems beruhte, war ein beſtimmtes Verhältniß von Wieſen durchaus nothwendig, theils um neben dem Stroh das nöthige Winterfutter, theils auch um ei— nen bedeutenden Zufluß an Düngermaterial für den Die eigentlichen oder Getreidebau zu gewinnen. Je weniger eine ſolche Wirthſchaft Wieſen hatte, um ſo weniger war das Feld werth. Daher hatten die Wieſen in einem ſol— chen Falle einen um ſo größern Werth und es wur— den ſo viel feuchte Plätze, als nur vorhanden waren, dem natürlichen Graswuchſe überlaſſen. Je größer nun das Verhältniß der Wieſen war, einen um ſo größern Werth hatte das Feld, deſto geringer war aber der Werth der Wieſen ſelbſt, da die Nutzung der Viehzucht zu jener Zeit nur gering ausfiel, viel— mehr die Hauptnutzung nur im Geireidebaue be— ſtand. Die Einführung des Kleebaues und ſo vie— ler anderer Futtergewächſe, die darauf begründete Wirthſchaftseinrichtung mit Fruchtwechſel und Stall: fütterung haben die Verhältniſſe allerdings ſo be— deutend geändert, daß dadurch der Werth der Wie— ſen eine ganz andere Richtung genommen hat. Deß— halb ſind viele Wieſen in Feld umgewandelt und die Wieſen überhaupt mehr vernachläſſigt worden, als ſich mit den allgemeinen Fortſchritten der Kul— tur verträgt, obſchon man übrigens behaupten kann, daß da, wo die Wieſen noch in einem auffallend hohen Werthe ſtehen, die Kultur der Landwirthſchaft im Allgemeinen gewiß nur wenig Fortſchritte ge— macht hat. Der Werth der Wieſen hängt von der Menge und Güte des Heues ab, welches auf den— ſelben gewonnen werden kann. Eine Wieſe muß aber neben der erforderlichen Nahrungskraft (Hu— mus) den gehörigen Grad von Feuchtigkeit beſitzen, damit das Wachsthum der Pflanzen zur Zeit der Trockenheit nicht Noth leidet. Leidet eine Wieſe an Feuchtigkeit, welche nicht abziehen kann, ſo bilden ſich ſaure Pflanzeu, und eine ſolche Wieſe verliert dann ſehr in ihrem Werthe. Zu Wieſen eignen ſich die Grundſtücke in den Thälern und Niederungen, ſowie die Ufer der Bäche und Flüſſe, welche öfters Überſchwemmungen veranlaſſen; feuchte Plätze, ſo— wie Torf- und Moorgründe paſſen ebenfalls am be— ſten zu Wieſenanlagen. Die Wieſen zerfallen in die eigentlichen oder natürlichen Wieſen, welche unausgeſetzt blos der natürlichen Beraſung überlaſ— ſen bleiben, in Wechſelwieſen, welche nur eine beſtimmte Zeit der natürlichen Beraſung überlaſſen bleiben, periodiſch aber unter den Pflug genommen werden, und in künſtliche Wieſen. 1) Die eigentlichen oder natürlichen Wieſen. Eine Klaſſifikation bei den Wieſen kann aller— dings eben ſo wenig, als bei dem Ackerlande ganz feſte Werthsbeſtimmungen dafür geben, aber doch zu einem allgemeinen Anhaltspunkte dienen. Man beſchränkt ſich daher auch nur auf die Annahme ge— wiſſer allgemeiner Hauptklaſſen, und es muß der Beurtheilung eines Jeden überlaſſen bleiben, zwi— ſchen dieſen Hauptklaſſen die erforderlichen Zwiſchen— klaſſen zu machen, wenn ſchon in der Feſtſtel— lung dieſer Hauptklaſſen eine große Verſchiedenheit herrſcht. Nach der einen Klaſſifikation werden die Wieſen ohne weitere Berückſichtigung in 3 Haupt— klaſſen eingetheilt, nämlich: in ein-, zwei- und dreiſchürige. Jede dieſer Hauptklaſſen zerfällt Kirchhof, Landwirth. natürlichen Wieſen. 265 wieder nach dem Exträgniſſe, oder wohl auch nach der Beſchaffenheit und Güte des Graſes in Un— terabtheilungen. Indeſſen iſt doch jene Klaſſifika— tion in ſofern unvollſtändig, als ſie mancherlei an— derweitige zu berückſichtigende Verhältniſſe nicht mit in Anſchlag bringt. Folgende Klaſſifikation iſt umfänglicher. I) Wieſen, in Niederungen an grö— ßern oder kleinern Flüſſen gelegen, welche von Zeit zu Zeit die Wieſen überſchwemmen, aber dabei eine Menge nahrhafter Beſtandtheile auf dem Wieſengrunde abſetzen, ohne daß beim Zurücktreten des Waſſers etwas davon auf den Wieſen bleibt. Sie haben ein gutes, ſüßes Gras, find zwei, mitunter auch dreiſchürig, und geben vom Magdeb. Morgen 20 bis 24 Ctr. Heu. Dieſer Ertrag wird aber oft noch übertroffen. Hierbei iſt zu berück— ſichtigen, in wiefern die ftattfindenden Überſchwem— mungen ſich öfters in der Periode des Graswuch— ſes erneuern und das Gras verſchlämmen oder auch wohl gar das Heu mit fortnehmen. Es giebt Gegenden, wo dergleichen Überſchwemmungen re— gelmäßig nur im Frühjahre vor dem Beginnen des Graswuchſes erfolgen, aber auch ſolche, wo jene Überſchwemmungen im Laufe des Sommers mehr oder weniger oft vorkommen. Der Ertrag ſolcher Wieſen entſpricht im Ganzen nicht ihrer vor— theilhaften, meiſt thonig humoſen Grundbeſchaf— fenheit. 2) Wieſen in Niederungen, welche durch das Aufthauen des Schnees im Frühjahre über— ſchwemmt werden, im Sommer einen beträchtlichen Zufluß von Regenwaſſer erhalten, ohne daß hier— durch das Wieſenland unter Waſſer geſetzt wird, jedoch durch vorbeifließende Bäche ſtets feucht bleibt. Sie ſind ebenfalls zwei- oder dreiſchürig, und ſte— hen den vorigen im Ertrage nicht nach. 3) Wieſen, welche zwiſchen Seen, Teichen, an Flüſſen und Bächen liegen, ohne daß ſie überſchwemmt, aber durch feuchten Niederſchlag ſtets in einem dem Graswuchſe gün— ſtigem Zuſtande erhalten werden. Sie ſind manch— mal drei-, meiſtens aber nur zweiſchürig und geben vom Morgen 18 bis 24 Ctr. gutes Heu. 4) Wieſen in Niederungen, welche von Bächen und Flüſſen häufig über- ſchwemmt werden, bei denen aber die Über— ſchwemmungen nicht ſelten nachtheilig erſcheinen. Die hierher zu rechnenden Wieſen ſind von der man— nigfaltigſten Beſchaffenheit und dem verſchiedenar— tigſten Ertrage, ſowie ſie denn auch in manchen Jahr— gängen gar keinen Ertrag geben. Gewöhnlich lie— fern dergleichen Wieſen ein gutes Heu, der Ertrag vom Morgen ſchwankt aber zwiſchen 8 bis 16 Ct. bei einem vieljährigen Durchſchnitte. 5) Bruch- oder Moorwieſen, welche einen conſiſtenten Boden haben. Sie find, wenn fie feucht genug liegen, meiſt drei-, gewöhnlich aber zweiſchürig, und geben vom Mor— gen 20 bis 30 Ctr. Heu, welches, je nachdem ſie verſauert ſind, oder beſſere Gräſer tragen, ei— nen größern oder gene W hat. 266 6) Bruch- oder Moorwiefen mit einem minder conſiſtenten Boden, jo daß man mit keinem Wagen auf dieſelben gelangen kann, ſon— dern das Gras zur Abfuhr auf beſtimmte Ladeplätze geſchafft werden muß. Dergleichen Wieſen haben gewöhnlich ein eben fo dichtes, als hochwachſendes Gras, welches aber um fo ſchwammiger iſt, und beim Trocknen um ſo mehr am Gewicht verliert. Dennoch gehören dergleichen Wieſen zu denen, welche den höchſten Ertrag und zwar 25 bis 35 Ctr. an Heu vom Morgen geben, wobei jedoch die Güte des Heues allerdings ſehr verſchieden iſt. 7) Bruch-oder Moorwieſen, mit einer ganz dünnen Bodenfläche im Unter— grunde, die Wieſenerz oder Ortſtein enthalten. Sie geben oft einen ſehr bedeutenden Ertrag an Heu, welches jedoch ſauer und ſcharf iſt. 8) Niederungswieſen zwiſchen Teichen, Seen, an Flüſſen und Bächen, welche zwar nicht überſchwemmt werden, wo aber viel Waſſer durchſchwitzt und der Boden verſäuert. Sie ſind größtentheils kalt und geben nur 10 bis 15 Ctr. ſaures Heu vom Morgen. 9) Wieſen in Niederungen, zwiſchen bewaldeten Bergen, die jedoch aber auch zum Theil als Ackerland bebaut oder als Hutung benutzt werden, die eine ſonnige Lage haben und durch Quellwaſſer feucht erhalten werden. Sie gehören mit zu den beſten Wieſen, liefern ein gutes Gras und geben vom Morgen 25 bis 35 Ctr. Heu. 10) Wieſen in Niederungen zwiſchen Feldern, welche jedoch nur das Thauwaſſer im Frühjahre oder von ftarfen Regengüſſen erhalten. Sie enthalten ein gutes Gras und geben 15 bis 24 Ctr. Heu vom Morgen. 11) Wieſen, welche zwiſchen Feldern, jedoch nur wenig tiefer als dieſe liegen. Sie liefern gewöhnlich gutes Gras, find ein- oder auch zweiſchürig, und geben 8 bis 15 Ctr. Heu vom Morgen. 12) An gerwieſen ſind ſolche, welche als der tiefer liegende Theil eines Angers oder einer Weide gehegt werden, um darauf Heu zu machen. Sie liegen oft ganz eben, haben eine flache Bodenkrume und treiben, wenn auch ein dichtes, doch gewöhn— lich nur kurzes Gras, welches nicht ſelten ſauer iſt. Sie geben 6 bis 15 Ctr. vom Morgen. 13) Waldwieſen, zwiſchen Waldungen ge— legen, ſind mehr oder weniger feucht und werden ſtark beſchattet. Sie geben oft eine beträchtliche Menge Gras, das aber ſehr zuſammentrocknet und auch kein vorzügliches Heu liefert. Der Ertrag ſind 15 bis 24 Ctr. 14) Gartenwieſen ſind in der Nähe des Hofes mit Obſtbäumen bepflanzte Grasplätze, die auf mannigfaltige Weiſe gedüngt, zum Theil auch gewäſſert werden, und daher gewöhnlich einen fo üppigen Graswuchs haben, daß ſie vier- auch mehr— mals gemäht werden können und bis 25 Ctr. Heu und darüber vom Morgen geben, welches jedoch weniger Werth hat, als das von dem im Freien gewachſenen Graſe. Die eigentlichen oder natürlichen Wieſen. 15) Bergwieſen. Man findet auf Bergen nicht ſelten Ebenen, auf welchen wegen der Feuch— tigkeit die Holzpflanzungen oft ſehr ſchwierig ſind, und die deßhalb als Wieſenland benutzt werden. Sie geben mehr oder weniger, beſſeres oder geringe— res, im Ganzen aber wenig nahrhaftes, nicht ſelten ſaures Gras, und liefern 8 bis 15 Ctr. Heu vom Morgen. t 16) Bergwieſen, an den Abhängen der Berge gelegen, die ſich wegen ihrer flachen Erd— ſchicht ebenfalls nicht zur Holzkultur eignen; aber immer feucht genug ſind, um den Graswuchs be— ſonders zu begünſtigen. Je mehr dieſe Wieſen feucht ſind und eine ſonnige Lage haben, um ſo mehr und beſſeres Gras geben ſie, und liefern bis 24 Ctr. Heu vom Morgen; gegen Mitternacht gelegen geben fie aber oft nur 8 Ctr. Heu. Was den Werth der Wieſen im Allgemeinen anbetrifft, ſo iſt bei denſelben in Betracht zu ziehen, ob ſie als ſolche, oder in Ackerland umgewandelt einen größern Ertrag geben. Gute Wieſen gewäh— ren ohne Aufwand eines bedeutenden Betriebska— pitals, einen hohen Nutzen, wenn ſie ſich in einem guten Zuſtande befinden, indem der Landwirth hier weiter nichts zu thun hat, als zu ernten. Wenn es übrigens nur einigermaßen zweifelhaft iſt, ob das Wieſenland auch ſelbſt nur ein mittelmäßiges Ackerland geben würde, wenn beſonders erſt noch Koften bei einer ſolchen Umwandlung erforderlich ſind, ſo bleibt es immer angemeſſen, die Wieſen als ſolche zu belaſſen und zu benutzen. Wo aber das Wieſenland ſich beſſer als Ackerland benutzen läßt, und wo das Wieſenland nach ſeiner Beſchaf— fenheit ein gutes Ackerland geben kann, da mag man immerhin die Wieſe umbrechen, ſobald eine darüber angeſtellte Berechnung dafür ſpricht. We— gen Mangel an einer hinlänglichen Kenntniß der Wieſenkultur ſind jedoch in neueſten Zeiten nicht ſelten Fehlgriffe vorgekommen, und es ſind Fälle bekannt, daß früher in Ackerland umgewandelte Wieſen wieder zu ſolchen niedergelegt worden ſind. Weßhalb man bei einer ſolchen Berechnung gründ— lich zu Werke gehen muß. Eine gute Wieſe muß eine ſolche Lage haben, daß die leicht wurzelnden Gewächſe, meiſt Grä— ſer, die das ganze Jahr hindurch eine ange— meſſene Feuchtigkeit bedürfen, ununterbrochen mit dieſer verſorgt werden. Eine ſolche Wieſe muß fer— ner eine ebene Fläche bilden. Haben dergleichen Wieſen, wie gewöhnlich, Anhöhen in der Nähe, ſo ſchwitzt aus dieſen immer Feuchtigkeit aus, und je fruchtbarer dieſe Anhöhen ſind, um ſo mehr wer— den den Wieſen düngende Theile zugeführt, wenn Thauwetter oder ſtarke Regengüſſe eintreten. Bei einer geneigten Fläche ſind die Wieſen dem Aus— trocknen mehr unterworfen und die düngenden Theile werden mehr von oben nach unten geſpült; daher die obern Theile oft einen geringern Ertrag geben, während der Graswuchs auf dem untern Theile zu üppig iſt. Solche Wieſen haben nur dann einen hohen Werth, wenn ſie bewäſſert werden können. Die eigentlichen oder natürlichen Wieſen. Das Erdreich einer guten Wieſe muß weder zu ge— bunden noch zu loſe ſein und aus einer Miſchung von Thon, Sand und Mergel beſtehen, welcher es an humoſen Theilen nicht fehlt. Der Unter— grund muß ferner feuchtehaltend ſein, ohne daß Waſſer darin ſtockt. Je tiefer und gleichmäßiger die Bodenfrume des Wieſengrundes iſt, um ſo ſtär— ker iſt der Grasertrag, weil dann durch ein ver— hältnißmäßiges Unter- und Obergras der Raſen um ſo dichter wird. Die Bewäſſerung durch Bäche und Flüſſe iſt um ſo vortheilhafter, je mehr dieſel— ben Pflanzen nährende Beſtandtheile mit ſich füh— ren und ablagern, und je gleichmäßiger das Waſ— ſer überſtauet. Je weiter Bäche und Flüſſe in der Ebene vorwärts kommen, um ſo beſſer iſt die Wäſ— ſerung. Wenn die Bäche aus Dörfern kommen und in gewiſſen Zeiten übertreten, ſo wird dadurch der Graswuchs auf die entſchiedenſte Weiſe beför— dert, manchmal jedoch zu üppig, wenn das Waſſer zu viel Miſtjauche enthält. Jede ſich zum Wäſſern der Wieſen darbietende Gelegenheit erhöhet den Werth derſelben ungemein, ſobald nur eine genü— gende Ableitung des überflüſſigen Waſſers vorhan— den iſt. Gute Wieſen müſſen ſtets eine ſolche Lage über dem höchſten Waſſerſtande der Flüſſe, Bäche und Teiche haben, daß ſich das Waſſer ſtets ab— ziehet, in dem Maße, als es durch Regen oder Überſchwemmung ihnen zukommt. Wieſen mit einem durchläſſigen Untergrunde, in welchem ſich das Waſ— ſer ohne Nachtheil von ſelbſt verſenkt, und ohne daß ſie dabei zu trocken werden, gehören zu den vorzüg— lichſten. Bei der Bewäſſerung durch Überfluthun— gen iſt beſonders darauf zu achten, daß der Waſ— ſerſtrahl oder die Strömung bei übertretendem Waſ— ſer nicht zu heftig ſei, weil ſonſt die Raſennarbe zerriſſen, und kein düngender Stoff abgelagert wird. Gute Wieſen dürfen mit keinen ſtrauchartigen Ge— wächſen beſtanden ſein; dagegen beeinträchtigen große, mit ihren Wurzeln tief unter die Grasnarbe eindringende Bäume, wenn ſie nicht zu dicht ſtehen und gehörig ausgeäſtet werden, die Wieſen keines— wegs. Man muß nur in dieſem Falle immer das abfallende Laub ſorgfältig wegräumen. Mooſe dürfen ſich, als die ärgſten Feinde der Wieſenpflan— zen, auf einer guten Wieſe nicht finden. Auf vor— züglichen Wieſen findet man die Gräſer und Kräu— ter größtentheils von gleichartiger Wurzellänge und Wurzelaustreibung. Nach der Beſchaffenheit der Wurzeln richtet ſich aber gewöhnlich der Schaft, Halm und Stengel und die Blättermaſſe. Indeſſen pflegen doch neben den tiefwurzelnden Kräutern eine Menge eigentlicher Gräſer vorzukommen, welche nur flach wurzeln, und es entſteht dadurch eine Ver— ſchiedenheit der Graslänge, die jedoch zur Vermeh— rung des Grasertrages beiträgt, ſobald nur die Entwickelungsperiode in dieſelbe Zeit fällt und auch die Wiedererneuerung gleichmäßig iſt. Gute Wie— ſengräſer dürfen durch die ſtarke Verwundung, welche ihr dichtes Abmähen verurſacht, nicht leiden, oder eingehen, und es muß eine erforderliche Anzahl ſolcher geben, die noch im Spätſommer Samen treiben, den ſie ausſtreuen, während ſie früher durch 267 ihre Blätter einen anſehnlichen Ertrag an Heu lie— ferten. Die beſten Wieſen liegen gewöhnlich ſo, daß fie nach Norden und Oſten durch Anhöhen und Berge gegen die rauhen Winde geſchützt ſind. Ein ſehr weſentlicher Umſtand bei einer guten Wieſe iſt der, daß man mit Sicherheit auf die Futtergewin— nung rechnen kann. Wo einer guten Wieſe die oder jene Eigenſchaft von Natur mangelt, muß man ihr dieſe nach Kräften zu verſchaffen ſuchen, ohne daß jedoch dadurch der Koſtenaufwand übertrie— ben wird. So wenig man Wieſen findet, welche den An— forderungen an gute entſprechen, um ſo häufiger findet man ſolche, welche von mittlerer und gerin⸗ ger Beſchaffenheit find. Einer der Hauptfehler bei Wieſen iſt deren Unebenheit, wo alsdann in den ausgetieften Stellen bei jedem Regen Waſſer ſtehen bleibt, während die Hügel daneben an Trockenheit leiden. Wenn dergleichen Unebenheiten durch wilde Fluthen hervorgebracht werden, und dieſe ſich nicht dauernd abhalten laſſen, ſo kann durch Aufführung von Dämmen, an welchen ſie ſich brechen, oft mit zu großem Koſtenaufwande eine Ebnung mit nicht geringer Nachhülfe von Menſchen bewerkſtelligt wer— den, indem ſich die Vertiefungen durch die Ablage— rung der im Waſſer enthaltenen Beſtandtheile von ſelbſt größtentheils ausfüllen. Sobald aber keine Überſchwemmungen zu fürchten find, fo kommt es darauf an, ob die Koſten der Ausfüllung der Ver— tiefungen mit dem zu erwartenden Ertrage in einem gerechten Verhältniſſe ſtehen. Von Maulwurfs— und Ameiſenhaufen herrührende Unebenheiten ſind um ſo leichter wegzubringen, wenn ſie friſch ſind, ſchwieriger aber, wenn ſie veraltet ſind, und man bedient ſich zu dieſem Behufe des Wieſenhobels. Die Fig. 1 ſtellt denſelben von oben herab geſehen dar, und die Fig. 2 von der Seite mit den nämlichen Buchſtaben dieſelben Theile bezeichnend. Das Geſtelle beſteht aus einem viereckigen von 4“ bis zzolligem Holze verfertigten Rahmen a d, welches gehörig mit Bolzen und Schrauben befeſtigt worden. Durch dieſen Rahmen gehen 4 Schäfte 1, 2, 3, 4, welche die beiden Meſſer e und / unter dem Geſtelle zu befeſtigen dienen. Die Löcher im Rahmen, durch welche die Schäfte gehen, ſind an der untern Fläche mit ſtarkem Eiſenblech beſchlagen, damit ſie denſelben eine gehörige Haltbarfeit geben. 4 268 Auf dieſen Rahmen werden auch die beiden Ster— zen 8 und A mit den 4 Bolzen 5, 6, 7, 8 feſtge— ſchroben und außerdem mit einander durch die Strebe 2 verbunden. Auch der Pflugbaum iſt durch die beiden Bolzen 9 und 10 auf das hölzerne Ge— ſtelle aufgeſchroben, und bei 10 iſt zugleich ein Ei— ſen befeſtigt, an deſſen vorderſten Ende ein Haken ſich befindet, in welchen der Schwengel eingehängt wird. Der Pflugbaum muß übrigens eine ſolche Länge beſitzen, daß er zwiſchen den Pferden hervor— geht, und mit dem Vorderende an das Geſchirr befeſtigt werden kann, wodurch man den Pflug zu regieren im Stande iſt. Friſch können Maulwurfs- und Ameiſenhaufen auch mit der Maulwurfsegge (ſ. Ackerwerkzeuge) weggeſchafft werden. Den ſeichtgrundigen, oder kalk- und naßgrundigen Wieſen, welche nur wenig und mageres Gras liefern, ein beſſeres Erdreich zu geben, iſt das ſicherſte Mittel eine vollſtändige Um— arbeitung derſelben, wenn man ſie mit dem Pfluge umreißen, auf einige Jahre urbares Land daraus machen, den obern, wenn auch nur dünnen Raſen mit dem übrigen Erdreiche vermengen, und durch deſſen Verweſung Düngſtoff in den Boden bringen kann. Da jedoch dieſes Verfahren nicht überall ausführbar iſt, ſo wird noch ein anderes, welches zugleich als eine Verjüngung der Wieſen zu be— trachten iſt, empfohlen. Es kann nämlich eine Wieſe durch das Auftragen einer neuen, wenn auch nur dünnen Erdſchicht auf einmal ein verbeſſertes fruchtbares Erdreich erhalten. Die bisherige Ra— ſennarbe wird hierbei zwiſchen 2 Erdſchichten ge— bracht und verweſet größtentheils, wobei die kleinen Schmarozerpflanzen und Mooſe erſticken. Es kommt aber hierbei die aufzubringende Erde in Betracht, welche nicht lange obenauf als ſichtbare Decke bleibt; die beſſern Wieſengräſer kommen bald durch, und die Decke, welche von einer der unterſten entgegen— geſetzten Erdart iſt, Sand und Kies gegen Thon, und Thon gegen Sand oder Kies, tritt nun zu der vormals einzigen oder unterſten, die bisher den Ra— ſen getragen hat. Wird das Auffahren jener Erd— arten längere Zeit fortgeſetzt, doch ſo, daß biswei— len wieder eine Schicht der urſprünglichen Erdart aufgetragen wird, ſo entſteht von ſelbſt jene zweck— mäßige Miſchung, welche anderwärts die Über— ſchwemmungen und deren Niederſchlag hervorge— bracht haben. Bleiben die Wieſen trotz aller Feuch— tigkeit zu trocken, weil ſich dieſe ſehr bald verſenkt, ſo muß man dafür ſorgen, daß die Wieſe eine fort— währende Decke von Thonerde erhält. Ein Um: ſtand, welcher auf den größten Theil der Wieſen wirkt und oft die alleinige Urſache eines ſehr ge— ringen Ertrages iſt, liegt in dem Mangel an Waſ— ſer in Jahreszeiten, wo die Gräſer wegen ihrer ſeicht einſchlagenden Wurzeln der Feuchtigkeit am meiſten bedürfen. Solche Wieſen kommen immer mehr zurück; indem alle ſaftigen, kräftigen Gewächſe und Gräſer darauf ausgehen, und an ihrer Stelle ganz magere Gewächſe ſich einfinden. Ausgeſtreute Sämereien beſſerer Gewächſe kommen nicht fort. Unter ſolchen Umſtänden ſind vornehmlich 2 Mittel Die eigentlichen oder natürlichen Wieſen. zur Verbeſſerung in Anwendung zu bringen, näm— lich der Anbau tief wurzelnder Gewächſe mittelſt die Urbarmachung auf einige Jahre, und die Sorge für Bewäſſerung, welches letztere Mittel das ſicherſte iſt, wenn es nur ſonſt irgend ausführbar. Bei gänzlichem Mangel an fließendem Waſſer kann man oft das Regenwaſſer durch zweckmäßig angelegte Gräben und Rinnen auf die Wieſen leiten. Auch kann man öfters Waſſerbehälter anlegen, in welchen das Regenwaſſer geſammelt und zu erforderlicher Zeit auf die Wieſen geleitet werden kann. Eines der größten Übel für die Wieſen ſind die Über— ſchwemmungen, welche, wenn ſie immer wiederkeh— ren, auch die beſten Wieſen ganz unbrauchbar ma— chen. Man muß ſie durch zweckmäßige Ableitungs— und Auffanggräben für die Wieſen ſoviel als mög— lich unſchädlich zu machen ſuchen, und durch an— gebrachte Dämme die durch die Fluthen herbeige— führten nachtheiligen Gegenſtände, als Sand, Steine u. |. w. zum Ablagern bringen. Der we: nige Ertrag an Heu und die geringe Güte deſſel— ben haben oft ihren Grund in der natürlichen Be— ſchaffenheit und dem Wuchſe der vorhandenen Wie: ſenpflanzen. Außer den Mooſen giebt es eine Menge kleiner Pflanzen, welche die Senſe kaum erreichen kann, und die ſich um ſo mehr beſamen und wuchern, je weniger Verwundungen oder Ge: fahren ſie ausgeſetzt ſind. Wohl iſt der Boden mit grünen Blättern ganz bedeckt, beim Heumachen er— ſcheinen die Schwaden aber ganz dünn. Auch wird das Futter nicht einmal gern gefreſſen, da manche Gewächſe darunter dem Viehe ganz zuwider ſind. Hierher gehören viele Schafgarben, die Seggegras— arten, Schachtelhalm u. ſ. w. Man nennt ſolches Futter ſaures Futter, und es findet ſich ſolches am meiſten auf ſumpfigen, vernachläſſigten Wieſen, ohne Abzug, Bewäſſerung, wo überhaupt nichts zu ihrer Verbeſſerung gethan wird. Bei den meiſten Wieſen von mittelmäßigem Ertrage beſteht die eine Hälfte der Pflanzen aus ſolchen, die gegen das Ende des Juni blühen und reifen, dann aber nach der Heuernte zurückbleiben und im laufenden Jahre nicht wieder treiben, oder doch zu ſchwach ſind, als daß ſie für die Senſe tauglich wären; die andere Hälfte beſteht aber aus ſolchen Pflanzen, welche den Herbſt— ſchnitt geben. Ihre Blätter liegen glatt am Boden im Frühjahre, und fie treiben ihre Stengel, Blät— ter und Früchte im Auguſt. Man kann von die— ſen Gewächſen nur eine halbe Ernte erhalten, und ſie ſind von allen zweiſchürigen Wieſen zu entfer— nen. Manche Wieſen enthalten zu wenig perenni— rende Gräſer, weßhalb häufig viele leere Stellen vorkommen und der Heuertrag gering iſt. Man ſollte überhaupt nur unter den wenigen ausgezeich— net guten und nützlichen Pflanzen eine Auswahl für niedrige und feuchte, ſowie für hohe und trockne Wieſen treffen, um jede dieſer Pflanzen an den be— ſtimmten Standort zu bringen. Als ſolche empfeh— len ſich: a) auf Thonboden: Knaulgras, Wieſen— fuchsſchwanz, Wieſenſchwingel, Kammgras, fran— zoͤſiſches Raygras, Honiggras, Wieſenlieſchgras, weißer Klee, Wieſen- oder rother Klee. b) Auf Die eigentlichen oder natürlichen Wieſen. trockne Wieſen: Roſt- oder Honiggras, hoher Schwingel, Wieſenſchwingel, Ruchgras, Wieſen— rispengras, weiche Trespe, Knaulgras, Wieſen— fuchsſchwanz, franzöſiſches Raygras, engliſches Ray— gras, Goldhafer, rother und weißer Klee, Luzerne, Hopfenklee, gehörnter Schotenklee, Vogelwicke, Wie— ſenplatterbſe, Pimpernelle. e) Auf etwas feuchtem und gutem Boden: franzöſiſches Raygras, Gold— hafer, Wieſenrispengras, Wieſenfuchsſchwanz, Wie— ſenſchwingel, Ruchgras, Wieſenlieſchgras, Hopfen— klee, Vogelwicke. Zu den nachtheiligen und ſchlech— ten Wieſenpflanzen gehören alle Binſenarten, alle Riedgräſer, welche ſämmtlich durch ihr häufiges Vorkommen einen verſumpften Boden anzeigen. Ferner gehören noch hierher: die Herbſtzeitloſe, Wie— ſenſchachtelhalm, Mooſe, Hauhechel, Hahnenkamm, Wolfsmilch, das Bilſenkraut, der Schierling, ferner die Hahnenfußarten. Dieſe letztern können nament— lich dem Viehe nachtheilig werden, wenn ſie im grünen Zuſtande in großer Menge gefüttert werden. In dürrem Zuſtande verlieren ſämmtliche ſchlechte Wieſenpflanzen ihre nachtheiligen Eigenſchaften. Die ſchädlichen Gewächſe muß man möglichſt von den Wieſen zu entfernen ſuchen. Einige, welche nur ſelten und einzeln auf den Wieſen vorkommen, können durch das Ausſtechen der Wurzeln bald ent— fernt werden; andere, wie z. B. die Herbſtzeitloſe, machen zur vollſtändigen Befreiung davon eine Ur— barmachung nothwendig. Da die meiſten Hahnen— fußarten, der Hahnenkamm u. ſ. w. ſich ſtark durch Beſamung vermehren, ſo werden, wenn man die Wieſen einige Jahre hindurch vor der Samenreife dieſer Gewächſe mähet, dieſe ſchon beträchtlich ver— mindert; doch mehr trägt aber dazu bei, wenn man andere gute Grasſamen einſtreut, welche Fortkom— men finden, und dieſe durch Überſtreuung von et— was guter Erde bedeckt, wo dann die beſſern Pflan— zen die ſchlechtern bald verdrängen, wenn ſie nur dicht genug ſtehen. Im Allgemeinen ſind auf feuch— ten Wieſen und auf ſolchen, welche genugſam ge— wäſſert werden können, Gräſer, auf trocknen Wieſen aber Futterkräuter, welche tiefe Wurzeln ſchlagen, angemeſſener. Je mehr die Grasnarbe nach den Verhältniſſen dem Vergehen unterworfen iſt, um ſo mehr hat man gegen das Moos zu kämpfen, wel— ches alsdann bald die kahlen Stellen einnimmt und nur wenige Pflanzen aufkommen läßt. Man kann gegen daſſelbe ſcharfe Düngungsmittel, als Kalk, Mergel, Aſche, vorzüglich Ruß u. ſ. w. anwenden, wodurch die Vertilgung deſſelben leicht erfolgt, ſo wie letztere auch zum Nutzen der Wieſen dadurch bewirkt werden kann, wenn man über dieſelben gute Erde fährt, unter welcher das Moos erſtickt, ſich in Dünger verwandelt, dabei aber auch zugleich eine Saat nützlicher Gräſer ein gutes Fortkommen findet. In Ermangelung dieſer Gelegenheiten zur Vertilgung des Mooſes muß man daſſelbe durch Abeggen und Abfragen vertilgen. Sehr nachthei— lig fuͤr die Wieſen wird das Behüten derſelben; denn die größern, edlern Wieſengewächſe ſind auch die zärtlichſten gegen unzeitige und heftige Ver— wundungen und leiden auf mannigfaltige Weiſe 269 beim Behüten, es mag dieſes vorgenommen werden, wenn es auch ſei. Daher bleibt die Obſervanz des Behütens der Wieſen ſtets ein großer Nachtheil, welcher auch deren beſſere Kultur um ſo mehr hin— dert, je ſpäter im Frühjahre und je länger im Herbſte es ausgeübt wird. Wege, Fußſteige oder das Über— treiben von Vieh, ohne daß dieſes gehütet wird, im Winter, oder überhaupt wenn die Wieſen kahl ſind, iſt denſelben höchſt nachtheilig, indem dadurch der Boden feſt und die Einwurzelung, ſowie die Verbreitung der Wurzeln der beſſern Gräſer gehin— dert wird. Stehenbleibendes Waſſer iſt den Wie— ſen höchſt nachtheilig, und es haben dieſelben, be— vor jenes weggeſchafft wird, nur einen geringen Werth. In den meiſten Fällen enthalten derglei— chen Wieſen ein ausnehmend fruchtbares Erdreich, welches, ſobald nur das hindernde Waſſer wegge— ſchafft iſt, zur Hervorbringung der vorzüglichſten Wieſenpflanzen in möglichſt größter Menge geeig— net iſt, fo daß ſich ſelbſt der bedeutendere Koften: aufwand für eine Trockenlegung hinlänglich bezahlt. Die meiſte Schwierigkeit bei Entwäſſerung und einer dem Anbaue guter Wieſengewächſe angemeſſe— nen Trockenlegung veranlaſſen Teiche, welche zu Wieſen benutzt werden, und Mooräſte, welche als Wieſen zwar benutzt werden, aber nur einen gerin— gen Ertrag von ſchlechter Qualität geben. Da ſehr viele Stellen, die bisher an Verſumpfung und Mangel an Abzug des Waſſers gelitten haben, überreich an den fruchtbarſten Stoffen ſind, ſo kommt es hier nicht allein auf Entwäſſerung, ſon— dern auch auf eine gehörige Entwickelung für die Vegetation der Pflanzen und möglichſte Benutzung der aufgeſchwemmten guten Erdſchichten an. Man wird in dieſem Falle genöthigt ſein, die mit nach— theiligen Gräſern beſtandene Oberfläche der Wieſen ganz abzuſchälen und wegzuſchaffen oder zu ver— brennen, wie auch zur Befeſtigung des zu ſumpfigen und zu loſen Bodens Sand oder Thonerde aufzu⸗ fahren. In beiden Fällen muß immer eine vollſtän⸗ dige Entwäſſerung vorangehen und genugſamer Erd— boden in nicht zu großer Entfernung vorhanden ſein, um die zu loſe und ſumpfige Bodenkrume damit zu verbeſſern. Sumpfwieſen kann man zwar durch Ziehung großer Gräben, von erforderlicher Tiefe, manchmal trocken legen, wenn nicht ein ſteter Zu⸗ tritt von Feuchtigkeit erfolgt; bisweilen kann man auch wohl die Feuchtigkeit durch Bohrlöcher verſen— ken; bei großen und tiefen Sümpfen müſſen jedoch oft andere koſtſpieligere Mittel in Anwendung kom— men. Hier kommt es nun auf eine genaue Unter: ſuchung an, ob ſich der Koſtenaufwand auch bezahlt. Wenn Bergſumpfwieſen auch tiefſumpfig find, fo bewirken oft Bohrlöcher, daß das Waſſer über die— ſelben hinausſpringt, und ſo nicht nur der Sumpf ſich zuſammenſetzt und conſiſtent wird, ſondern daß das abfließende Waſſer auch zur Wäſſerung tief lie— gender Wieſen benutzt werden kann. Nicht ſelten werden die Wieſen auch durch ſtarke Strömung von Bächen an den Ufern beſchädigt. Hierbei kommt es nun ſehr auf den Koſtenbetrag an, welchen ein Uferbau verurſacht, oder auch darauf, inwiefern ein 270 Flußbeet mit Vortheil zu verlegen fein dürfte. Vergl. Boden verbeſſerung. Was endlich den Werth der Wieſen nach den Wirthſchaftsverhältniſſen anbetrifft, ſo kommt es hierbei allerdings zuvörderſt auf die Beſchaffenheit der Wieſen ſelbſt an, ob dieſe zu Ackerland gemacht werden können oder nicht. Denn Wieſen, welche nur zum Graswuchſe als Wieſe benutzt werden müſſen, kommen hierbei nicht in Betracht, da ſich die wirthſchaftlichen Verhältniſſe nach ihrem Vor— handenſein richten müſſen. Sobald Wieſen nicht das ſind, was ſie ſein ſollen, wenn der Ertrag an Heu in keinem Verhältniſſe zu demjenigen Ertrage ſteht, welcher durch die Urbarmachung in Verbin— dung mit dem künſtlichen Futterbaue erzielt werden kann, wie dies nicht ſelten auf trocknen Wieſen der Fall wird ſein können, ſo haben ſie auch in Bezie— hung auf die Wirthſchaftsverhältniſſe keinen Werth, ſobald dieſe nicht von eigenthümlicher Beſchaffenheit ſind; hierher dürfte vornehmlich eine Wirthſchaft mit einem ſehr zähen, thonigen Boden gehören, auf welchem die Erzeugung von Wurzelgewächſen, von Klee und ſonſtigem grünen Futter auf dem Acker nicht nur ſchwierig, ſondern auch ſehr unſicher iſt, und ein beſtimmtes Verhältniß von Wieſen uner— läßlich wird. Man findet in dieſem Falle häufig, daß gegen die Ackerfläche ein Drittheil Wieſen nicht zu viel find, ja daß ſelbſt kein Mißverhältniß ent: ſteht, wenn die Wieſen in einem noch größern Ver— hältniſſe vorhanden ſind. Derſelbe Fall iſt es in einem ſehr ſandigen Boden. So lange ein ſolcher Boden noch Klee mit Sicherheit hervorbringt, ge— hört er allerdings zu einem ſolchen, welcher durch den Pflug am höchſten benutzt werden kann, ſobald eine angemeſſene Fruchtfolge eingeführt wird. Es giebt aber auch dergleichen Bodenarten, wo der Klee nicht fortkommt, wo auch andere Futtergewächſe, außer einigen wenigen, z. B. Spergel, kein Gedei— hen finden, ein ſolcher Boden wird nur durch ein beſtimmtes Verhältniß von Wieſen in Düngung zu erhalten ſein. Es giebt aber auch flachgründige Bodenarten, wo der Klee nicht gut fortkommt, aber auch das Gedeihen anderer Gewächſe, die zu Futter dienen, nicht ſicher iſt. In ſolchen Bodenarten können eben ſo wenig die Regeln eines angemeſſe— nen Fruchtwechſels in Anwendung gebracht werden, als hier gerade der Graswuchs oft einen außer— ordentlichen Ertrag gewährt. In allen ſolchen Bo— denarten haben die Wieſen einen beſondern Werth und ſind faſt die Bedingungen eines lohnenden Acker— baues. 2) Wechſelwieſen. Dies ſind ſolche, welche abwechſelnd als Wie— ſenland benutzt und unter den Pflug genommen wer— den, welches Verfahren man jedoch bei guten Wie— ſen niemals in Anwendung bringt. Wieſen aber, wo auch bei der angemeſſenſten Kultur dennoch mit der Zeit eine Anzahl tiefwurzelnder, aber wenig nutzbarer Gewächſe die Oberhand behalten, woſelbſt die Mooſe auf eine nach den Verhältniſſen nicht zu Wechſelwieſen. hindernde Weiſe um ſich greifen, können nur durch den Umbruch verbeſſert werden, wodurch die Mooſe und ſchlechten Gewächſe vertilgt und durch Anſaat beſſere, auf eine beſtimmte Zeit wieder hervorge— rufen werden. Beim Umbruche derartiger Wieſen hat man vornehmlich in Betracht zu ziehen, daß ſie entweder eine nicht zu abhängige Lage, oder eine ſolche haben, daß alles zuſtrömende Waſſer abge— leitet werden kann, damit der gelockerte Boden nicht abgeſpült und aufgeriſſen werde. Moorwieſen, die man brennen kann, werden ebenfalls von Zeit zu Zeit in Kultur genommen. Man hat hierbei vor— nehmlich einen trocknen Jahrgang wahrzunehmen, damit das Brennen vollſtändig mit dem möglichſt geringen Koſtenaufwande erfolgt. Endlich kann noch ein Umſtand es täthlidy machen, die Wieſen von Zeit zu Zeit umzubrechen und wieder mit beſſern Gräſern anzuſäen; wenn nämlich durch Jahrgänge oder anderweitige Umſtände die Heuernte ſo zeitig erfolgt, daß die beſſern Grasſaaten ihren Samen nicht zur Reife bringen und ausſtreuen können, wodurch ſie endlich ganz ausgehen, hierbei aber auch die perennirenden Pflanzen immer geringer werden, und die beſſern, beſonders die Kleearten, ganz ausgehen. Vergleiche das Weitere über die Wechſelwieſen im Nachſtehenden über die künſtlichen Wieſen. 3) Künſtliche Wieſen. Man verſteht hierunter diejenigen Flächen, welche mit Hülfe der Kunſt in Grasland umgeſchaffen wer— den. Wenn oben bemerkt worden, daß es Ländereien giebt, welche als Wieſen benutzt werden, bei denen es angemeſſener wäre, ſie von Zeit zu Zeit unter den Pflug zu nehmen, ſo giebt es auch wieder unter dem Pfluge ſtehende Ländereien, bei denen es weit angemeſſener ſein würde, ſie dem Grasbaue zu un— terwerfen. Zu dieſen gehören beſonders ſolche kalte, feuchte, magere Thonarten, die viel Dünger und Arbeit erfordern, welche letztere in etwas feuchten Jahren bedeutende Schwierigkeiten verurſacht. Um einen Boden zu Gras niederzulegen, darf man durchaus nicht ſo lange warten, bis daſſelbe gänz— lich ausgeſogen und von aller Kraft erſchöpft iſt; auch laſſe man ſich ferner weder Zeit, Arbeit noch Mühe verdrießen, den Boden möglichſt zu reinigen und zu pulvern, es ſei denn, daß er erſt vor kurzem mit Gras bedeckt geweſen wäre. Bei einer neuen Grasanlage bleibt es immer Hauptbedingung, daß ſie ſich ſo ſchnell als möglich benarbe. Wollte man auch einen Boden zur letzten Getreidefrucht, bevor er zum Graswuchs niedergelegt wird, düngen, ſo wird dies doch nicht viel helfen, indem das Gras alte Bodenkraft verlangt, und, wenn man die Dün— gung zu ſtark macht, in den meiſten Fällen der Bo— den zu loſe wird, wodurch das Gras in der Be— ſtockung zurückbleibt und ſogleich im Anfange leere Stellen entſtehen. In England wird der Grasſame unter auf Rüben gefolgte Gerſte geſäet; doch die— nen auch eben ſo gut gedüngte Kartoffeln als Vor— frucht der Gerſte, in welche man Grasſämereien * h 4 Künſtliche Wieſen. ſäen will. Der zu Rüben oder Kartoffeln zu tho— nige Boden wird nicht ſelten zwei Jahre hinter ein— ander rein gebracht, um ihn auf's vollkommenſte zur Aufnahme der Grasſämereien zuzubereiten. Zur zweckmäßigen Anlage einer Wieſe muß man bei der vorhergehenden Fruchtfolge darauf achten, daß die in dieſelbe aufgenommenen Früchte den Boden rein erhalten und nicht erſchöpfen. Wird zur Vermeh— rung des Graswuchſes eine Düngung nöthig, ſo muß dieſe der letzten oder vorletzten Frucht gegeben werden, und war die vorletzte und letzte Frucht nicht eine behackte, ſo iſt zur Bereitung des Bodens eine drei- und mehrmalige Bearbeitung nöthig, wobei Egge und Walze noch tüchtig in Anwendung zu bringen ſind. Erfolgt die Ausſaat des Grasſamens unter Sommergetreide, ſo muß die erſte Pflugart vor Winter gegeben werden; wird aber der Boden bis zur Saatzeit der Sommerfrucht und des Gras— ſamens nicht genug für letztere vorbereitet, ſo muß eine fortgeſetzte Sommerbrachbearbeitung ſtattfin— den, um die Grasſaat ſodann unter Wintergetreide zu bringen. In Thonboden düngt man gern zur Winterung und bringt den Miſt dann bei der er— ſten Bearbeitungsfurche unter. Man hat bei der Bearbeitung darauf zu ſehen, daß das Land eine vollkommen ebene Fläche bilde und nicht durch Beet— furchen unterbrochen werde. Den Grasſamen ſtreut man nach der Getreideausſaat aus, und walzt ihn auch wohl nur an, ohne ihn einzueggen. Auch ſind die Waſſerfurchen in erforderlicher Anzahl an— zulegen. In Gegenden, wo der Froſt auf den Boden ſtark einwirkt, zieht man die Frühjahrsſaat der Herbſtſaat vor, man mag ſie zwiſchen Som— merung und Winterung machen. Im letztern Falle wählt man zur Winterung Weizen oder Spelz, und eggt den Grasſamen unter, wobei man zugleich durch das Eggen im Frühjahre eine wohlthätige Wirkung auf jene Früchte hervorbringt. Um die Erſchöpfung des Bodens durch das Reifwerden einer Körnerfrucht zu verhüten, ſäet man Hafer, Buchweizen, oder auch wohl Winterroggen zum Grünabmähen. Wenn der Boden von feſter Be— ſchaffenheit und bisher noch nicht Grasland ge— weſen iſt, ſo kann er mit bloßen Futterkräutern beſäet, ſich zwar von ſelbſt beraſen, doch vergehen mehrere Jahre, bevor er eine vollſtändige Wieſe bildet, und es iſt daher die Mitausſaat von Gras— ſamen zu empfehlen. Bei loſem und feuchtem Bo— den dagegen kann man aber auch ohne Ausſaat von Grasſamen auf eine bald ſich bildende gehö— rige Grasnarbe rechnen, wenn man nur die ange— meſſenen Kleearten einſäet. Auf einem loſen und trocknen Boden aber iſt eine ſtarke Ausſaat von Grasſamen unumgänglich nöthig. Auf einem Lande, welches vor wenigen Jahren Grasland geweſen, bedarf es keiner Ausſaat von Grasſamen, und die von Klee iſt hinlänglich. Sehr wichtig iſt die Wahl der dem Boden und ſonſtigen Verhältniſſen ent— ſprechenden Grasarten. Indeſſen iſt es keine ge— ringe Schwierigkeit, ſich die Samen in erforder— licher Menge anzuſchaffen; daher in dieſer Bezie— hung meiſtens nichts weiter übrig bleibt, als Heu— 271 ſamen zu wählen. Am beſten wählt man für die— ſen Zweck eine mit dem zu beſäenden Lande an Güte und ſonſtigen Eigenſchaften möglichſt gleich— förmige, dabei aber rein und in guter Kultur er: haltene natürliche Wieſe, die man theils früher, theils ſpäter mäht. Man empfiehlt für thonigen Boden: Knaulgras, Wieſenfuchsſchwanz, Wieſen— ſchwingel, Kammgras, Hafergras, weißen Klee, Wieſenlieſchgras, Honiggras u. ſ. w. Für einen nicht zu bindigen, überhaupt guten Boden: weißen Klee, Reygras, Wieſenſchwingel, Wieſenfuchs— ſchwanz, rauhes Raygras, Kammgras, Schafgarbe, Luzerne, Trespe, Timotheusgras, Glanzgras u. ſ. w. Für ſandigen Boden: weißen Klee, Raygras, Ho— niggras, Schafgarbe, Pimpinelle, ſchmalen Wege— rich. Für Kalkboden: weißen und gelben Klee, Pimpinelle, Schafgarbe, Eſparſette. Für torfigen Boden: weißen Klee, Kammgras, Knaulgras, ſchmalen Wegerich, Wieſenſchwingel, Fioringras u. ſ. w. Über das Verhältnißquantum der aus— zuſäenden Grasſamen hat man noch keine feſten Beſtimmungen, obſchon manche Samenhändler ein Gemiſch von verſchiedenen Grasſämereien, die in einem gerechten Verhältniſſe zu einander ſtehen ſollen, verkaufen. In Bezug der Pflege künſtlich angelegter Wieſen wird als das Angemeſſenſte em— pfohlen, die junge Wieſe in den erſten Jahren ab— zuweiden. Es darf dieſes jedoch höchſtens nur 3 Jahre lang, und zwar in der Art geſchehen, daß das Abhüten im erſten Jahre gänzlich erfolgt, im zweiten und dritten Jahre aber nur im Frühjahre, um ſie ſpäter abzumähen. Auch muß beim Abhü— ten die Wieſenfläche ſich durchaus in einem völlig trocknen Zuſtande befinden, damit nicht durch die Fußtritte der Weidethiere die junge Grasnarbe leide. Im erſten Jahre dürfen dergleichen Wieſen nicht bewäſſert werden. Zu den künſtlichen Wieſen ſind auch die ſoge— nannten Schwemmwieſen zu rechnen, welche öfters im nördlichen Deutſchland angelegt werden. Die Anlage einer ſolchen Wieſe beſteht hauptſäch— lich darin, daß moraſtige Bezirke dadurch in brauch— bare Wieſen verwandelt werden, daß man Erdreich von benachbarten Hügeln mit Hülfe des Regen— waſſers oder zugeleiteten Flußwaſſers ſo lange auf das moraſtige Land bringt, bis dieſes trocken und conſiſtent genug iſt, um mit Vortheil Gras zu er— zeugen. Die Höhen müſſen hierbei wund gemacht werden, damit das Erdreich fortgeſpült werden könne. Der abzuſchwemmende Hügel muß in der Tiefe gutes Erdreich enthalten. Hauptſache hier— bei iſt, daß Waſſer genug vorhanden ſei und daß es ein hinreichend ſtarkes Gefälle habe, um mit— telſt Schleußen, Dämmen und Gräben überall hin geleitet werden zu können, ſo daß das Abſchwem— men der Erde in erforderlicher Menge erfolgt, auch die ſich abhängig bildende Wieſe gewäſſert werden kann, weil ſonſt auf dem obern Theile wegen Trockenheit nur ein geringer Graswuchs zu er— warten iſt. 272 Wieſenbau. Unter Wieſenbau begreift man insbeſondere alles das, was die Unterhaltung, Verbeſſerung und Be— nutzung der Wieſen angeht. Hierbei kommt haupt— ſächlich Folgendes in Betracht. 1) Beſeitigung der auf die Kultur der Wieſen nachtheilig wirkenden Umſtände. Dieſe beſtehen allerdings nicht ſelten in einem ſol— chen Umfange, daß ſie ſelbſt durch gemeinſchaftliche große Kräfte nicht zu beſeitigen ſind, wie z. B. Dämmung gegen die Überfluthungen der Ströme, Trockenlegung großer Flächen verſumpfter Wieſen u. ſ. w. oft unausführbar iſt; doch giebt es aber auch deren ſehr viele und häufige, welche, wie be— reits ſchon oben erwähnt, recht füglich von dem Ein— zelnen beſeitigt werden können. Es gehört dahin vor allen Dingen das Ebenen der Wieſen, wobei man ſich mit Vortheil des Mulbrets bedient, auch wohl den Raſen abſchält und brennt. Friſche Maul— wurfshaufen werden ausgeſtreut, und zwar wenig— ſtens zweimal im Jahre, nämlich im Frühlinge, wenn das Gras ſich zu heben anfängt, und dann bald nach dem erſten Schnitte. Bei alten und ver— wachſenen Maulwurfshügeln bedient man ſich bei großen Wieſenanlagen, wie ſchon oben bemerkt, des Wieſenhobels. In Ermangelung deſſelben macht man mit dem Spaten auf einem alten Maulwurfs— haufen einen Kreuzſtich, lüftet dann die 4 Kreuzlap— pen vorſichtig, ſchlägt ſie zurück, ſticht den bloßge— wordenen Untergrund mit einigen kleinen Spaten— ſtichen aus, zerſtreut ihn, bringt die Raſenlappen wieder zuſammen und tritt ſie feſt. Man bedient ſich auch einer Ramme, mittelſt welcher man die Maulwurfshügel zuſammenſtößt; doch muß man dieſe Arbeit unmittelbar nach dem Froſte vornehmen. Ameiſenhaufen werden aufgehackt und die Vertiefun— gen damit ausgefüllt, oder ſie werden auf Haufen zum Verfaulen zuſammengebracht. Die dadurch ent— ſtandenen kahlen Stellen beſäet man mit Heuſamen. Steine, dämmende Bäume und Geſtrüppe müſſen weggeſchafft werden. Nachtheilige Verſchlämmung, ſowie das durch den Waſſerſtrahl bewerkſtelligte Auf— reißen der Grasnarbe kann durch Dämme verhütet werden, und nachtheilige Zuſtrömungen von Waſſer kann man durch erforderliche Auffangegräben ab— leiten. Bei ſtockendem Waſſer und daraus entſtehen— der Verſumpfung helfen nur Gräben und gehörige Waſſerabzüge. Im Frühjahre, nach Ablauf des Thauwaſſers, müſſen die Wieſen von allem aufge— ſchwemmten Unrathe gereinigt, und nach dem Ab— trocknen, zur Vertilgung des Mooſes und der Flech— ten, geeggt werden. Das Walzen iſt auf bolligem Wieſenboden von augenſcheinlichem Nutzen; und man nimmt an, daß unter übrigens gleichen Um— ſtänden der Ertrag des lockern Moorwieſengrundes dadurch um 25 Proc. vermehrt werde. Das Aus— ziehen und Ausrupfen ſchädlicher Unkräuter, die Ausrottung der Diſteln, Binſen u. ſ. w. iſt ebenfalls zu bewirken. 1) Bewäſſerung der Wieſen. Eine der zweckmäßigſten Verbeſſerungen, die ein Landwirth Wieſenbau. bei der Wieſenkultur öfters zu Stande bringen kann, betrifft die Anlage von guten Wieſenwäſſerungen. Durch dieſelben eignen wir uns einen Dünger zu, den wir nicht erzeugt haben, und bewirken dadurch ein ſchnelles und reichliches Wachsthum der Pflan— zen mit geringem Koſtenaufwande. Das Waſſer be— fruchtet den Boden durch die öfters mit ſich führen— den Nahrungsſtoffe; es ſchützt die Wieſenpflanzen gegen Kälte und rauhe Winde; es zerſtört das Moos und andere Unkräuter, welche die Trockenheit lieben; führt den Wieſenpflanzen bei trockner Witterung die nöthige Feuchtigkeit zu, und vertreibt ſchädliche Thiere, wie Mäuſe, Maulwürfe, Engerlinge. Bei— nahe jede Wieſe, die an einem Bache oder Waſſer— graben liegt, kann zum Bewäſſern beſtimmt werden, wenn es nicht an dem nöthigen Gefälle fehlt, oder wenn das ausſchließliche Benutzungsrecht des Waſ— ſers nicht von einem andern, z. B. von Müllern aus— geübt wird. Ebenſo läßt ſich auch zu gewiſſen Zeiten im Früh- und Spätjahre das von den Feldern und aus Wäldern an Bergabhängen herſtrömende Regen— waſſer zur Wäſſerung der tiefer liegenden Wieſen be— nutzen. Das zur Bewäſſerung der Wieſen benutzte Waſſer iſt in ſeiner Wirkung ſehr verſchieden. Von Ortſchaften oder von angebauten Feldern herfließende Bäche führen beſonders viele nährende Stoffe mit ſich. Alles Waſſer, welches Kalk und Gypstheile enthält, ſowie das Waſſer aus Weihern und Seen eignet ſich gleichfalls zur Bewäſſerung. Zur Bewäſſerung taugt jeder Wieſengrund. Den meiſten Nutzen gewährt die Wäſſerung aber auf einem durchlaſſenden Boden bei trockner Lage; doch gewährt ſie auf einem gebunde— nen Boden noch Vortheil. Iſt dagegen der Boden kalt und die Lage feucht, ſo leiſtet ſie nur einen ge— ringen Nutzen. Aber auch bei aufgeführter feiner Erde zur Verjüngung der Wieſen, bei Anwendung von Reizmitteln, als Aſche, Ruß, Kalk, Mergel u. ſ. w. iſt die Wäſſerung weſentlich, wenn jene nicht bei eintretender trockner Witterung mehr ſchaden als nützen ſoll. Es kommt bei jeder Bewäſſerung ſehr auf die Zeit derſelben an, auch hat die Art und Weiſe derſelben Einfluß. Die Herbſtwäſſerung wird aus mehrern Rückſichten empfohlen. Über die Früh— jahrswäſſerung find die Meinungen verfchieden. Eis nige empfehlen die zeitige Wäſſerung, dagegen be— haupten Andere, daß die Wäſſerung im März nach— theilig ſei und nur erſt um die Mitte Aprils gewäſſert werden dürfe. Die Wäſſerungen im Sommer ſind vielmehr aus dem Geſichtspunkte von Erfriſchungen, als von eigentlichen Wäſſerungen zu betrachten, Vieles Wäſſern im Sommer wird für nachtheilig gehalten. Manche empfehlen die Wäſſerung nach der Heuernte, die jedoch erſt 8 bis 12 Tage nach der— ſelben würde erfolgen dürfen. Eine frühe Wäſſerung im Frühjahre iſt dann zu empfehlen, wenn viele dün— gende Stoffe von Feldern, Straßen u. ſ. w. den Wieſen zugeführt werden können. Nach dem Auf— thauen des Winterfroſtes ſtellt man die Wieſen gern trocken, und läßt ſie in dieſem Zuſtande, bis durch den Eintritt der Wärme das Wachsthum der Pflan— zen beginnt. Iſt die Witterung im März und April trocken, ſo gebe man etliche Tage des Nachts eine „ gie 3 Br a *. Wieſenbau. mäßige Anfeuchtung. Das Wäſſern bei ſcharfen Nord- und Oſtwinden hat wenig Erfolg und iſt oft nachtheilig. Als die beſte Zeit des Wäſſerns betrach— tet man die zweite Hälfte Aprils und die erſte Hälfte Mais. Fallen im April und Mai Frühlingsfröſte ein, ſo ſetzt man früh vor Sonnenaufgang die Wieſe unter Waſſer, oder man läßt das Waſſer ſchon Abends auf die Wieſe. Ehe man nun die Bewäſſerung anlegt, muß man zuvor ſorgfältig unterſuchen, ob die Lage und ober— flächliche Geſtalt der Wieſe eine Bewäſſerungsan⸗ lage zuläßt oder nicht. Dies iſt nämlich dann mög— lich, wenn der Ort, woher das Waſſer auf die Wieſe geleitet wird, höher liegt, als die Wieſe, welche bewäffert werden ſoll. Um dieſes Gefäll er— mitteln zu koͤnnen, bedarf man von den mehrern Ni— vellirinſtrumenten nur einer Setz- oder Waſſerwage nach beiſtehender Figur. Dieſe Setzwage iſt auf einer 12 bis 16 Fuß langen Setzlatte befeſtigt. Bei deren Anwendung wird jeder Landwirth zurecht kommen, und ſollte dies ja nicht der Fall ſein, ſo kann jeder Zimmermann oder Maurer darüber Auskunft geben. Nachdem man nun die Lage und das Gefälle des Waſſers unterſucht hat, wählt man die Wäſſerungs— art, welche für die gegebene Lage als die zweck— mäßigſte erſcheint. Gewöhnlich werden zwei Bewäſ— ferungsarten angewandt, nämlich die UÜberrie— ſelung und die Uberſtauungz erſtere findet auf abhängigen und abſchüſſigen, letztere mehr bei ebenen Wieſen ſtatt. Das Berieſeln geſchieht, indem man das Waſſer zuvörderſt in großen Gräben auf die Wieſe leitet, hiernächſt in kleinere und zuletzt in bloße Fur— chen vertheilt, welche mit einem niedrigen Rande ver— ſehen ſein müſſen; von hier ſtrömt es über die Wieſe in ähnlichen Furchen, die keinen Rand haben, es leicht aufnehmen und es den größern Abzugsgräben zuführen, welche dafjelbe nach dem Hauptſtrome ab- leiten. Die Überrieſelungsanlagen ſind wieder zweier— lei Art, nämlich Hangbau und Rückenbau. Der Hangbau wird auf Wieſen angewandt, welche eine abhängige Lage haben, wie in nachſtehender Figur angenommen. 2—— .. Kirchhof, Landwirth. 273 Das Waſſer wird hier durch einen Zuleitungs— graben 4 auf die höhern Punkte der Wieſe geleitet, ſo daß alle Theile derſelben wo möglich bewäſſert werden können. Um das Waſſer an höhere Stellen führen oder leiten zu können, baut man öfters Schleußen und Wehre. Von dem Zuleitungsgraben 4 wird das Waſſer in die Vertheilungsgräben d, und von dieſen in die Wäſſerungsgräben ec geführt. Letz— tere ſind durch Hülfe der Setzwage wagerecht ange— legt, und füllen ſich gleichzeitig mit Waſſer, welches dann durch's Überlaufen die nächſtliegende Plane überrieſelt. Damit das Waſſer die Wäſſerungsgrä— ben e füllen kann, ſteckt man dünne Steinplatten oder Bretchen in m ein. Zieht das Bewäſſerungs— waſſer nach ſeiner Benutzung nicht von ſelbſt in einen Graben oder Bach, ſo muß man einen Abzugs— graben d unterhalb anlegen, der das entbehrliche Waſſer aufnimmt und von der Wieſe abführt, ſo daß keine Verſumpfung entſtehen kann. Sind tiefe Stel— len auf dieſer Wieſe, wo das Waſſer ſtehen bleibt, ſo müſſen dieſe mit Erde aufgefüllt werden. Nach Verhältniß der Größe und Lage der Wieſe kann die Wäſſerungsanlage ſehr verſchiedenartig ausgeführt werden, wie nachſtehende Zeichnungen angeben. —- — Hier läuft das Waſſer durch den Zuleitungsgra— ben a in den wagerecht angelegten Wäſſerungsgra— ben ). Das Waſſer überrieſelt nun den erſten Plan 1 und ſammelt ſich in den zweiten Wäſſerungsgraben c, von wo aus es ſich über den Plan 2 verbreitet u. ſ. f. Dieſe Anlage verdient den Vorwurf, daß der erſtere Graben das beſſere Waſſer in ſich auf— nimmt, daß dagegen das Waſſer des zweiten Gra— bens weniger nährende Stoffe mit ſich führt. Zweck— mäßiger iſt die beiſtehende Anlage, wo es in der N | f 4 1. 274 Wahl des Wieſenwäſſerers liegt, einem jeden Plan das Waſſer aus der erſten Hand zufließen zu laſſen. Soll der Plan 1 überriefelt werden, fo ſchließt man bei J; fol der Plan 3 bewäſſert werden, fo öffnet man bei 4, ſo daß das Waſſer in den Wäſſerungs— graben / fließen kann. 8 Bei der folgenden Wäſſerungsanlage befindet ſich der Zuleitungsgraben d auf der Seite, fo daß man nach Belieben bald den Vertheilungs graben 4, bald 5 oder e mit Waſſer verſehen kann. Der Rückenbau. Hat das Waſſer auf einer Wieſe ſehr wenig Fall, ſo ſucht man ein künſtliches Gefäll dadurch zu geben, daß man 30 bis 50 Fuß breite Beete anlegt, und in der Mitte derſelben einen Rücken von, Erde und Raſen bildet, über welchen man einen wagerecht liegenden Wäſſerungsgraben zieht. In dieſem Graben wird das Waſſer zum Über— treten gezwungen, und überrieſelt dann die beiden Seitenabdachungen. In nachſtehender Figur, welche einen ſolchen Rückenbau vorſtellt, bezeichnet 4 den Zuleitungsgraben; “den Wäſſerungsgraben; e und d die Ableitungsgräben. — Die Berieſelung der Wieſen muß ſo lange unter— bleiben, als eine Behütung darauf ſtattfindet, indem das Weidevieh den feuchten Raſen ganz zertreten würde. Wo aber die Wieſen einer Behütung nicht unterliegen, da können ſolche im Frühjahre, ſobald nur die Luft warm und die Witterung fruchtbar iſt, berieſelt werden. Wenn ſämmtliche Vorkehrungen zur Berieſelung einer Wieſe getroffen ſind, ſo iſt es Wieſenbau. gut, das Waſſer nur zur Probe einmal anzulaſſen, um deſſen Lauf zu beobachten. Alsdann läßt man aber bei angemeſſener warmer Witterung die Wieſe anhaltend und ſtark berieſeln, damit ſich der Erdbo— den vollſauge, feſtſetze und verdichte. Hernach legt man ſie aber 8 bis 12 Tage hindurch wieder trocken, damit ſie nicht ſchlammig werde, und berieſelt darauf wieder einige Tage hindurch; ſpäterhin, wenn die Wärme und die Trockenheit zunimmt, wechſelt man öfter, berieſelt häufiger, aber weniger anhaltend und lange. Wenn das Gras in Blüthe tritt und die Ernte ihren Anfang nehmen ſoll, hört man auf zu berieſeln; gegen jene Zeit hin kürzt man überhaupt die Berieſelung immer mehr ab, und beſchränkt ſie endlich nur auf eine Nacht, etwa in einem Zeitraume von 3 bis 4 Tagen, beſonders dann, wenn der Bo— den ſandig und trocken iſt. Nach der Heuernte fängt man die Berieſelung wieder an, und ſetzt ſie abwech— ſelnd fort bis gegen die Grummeternte hin, wo man dieſelbe wieder ausſetzt. Geſtattet das vorhandene Waſſer und der Weidegang im Herbſte die Berieſe— lung der Wieſen, ſo findet ſolche auf eben die Weiſe wie im Frühjahre fo lange ſtatt, bis ſich der Boden gehörig vollgeſaugt hat; doch muß man vor Eintritt des Winters die Wieſe trocken zu legen ſuchen, weil, wenn das Waſſer auf der Wieſe völlig zu Eis ge— friert und ſpät wegthauet, die Luft zu lange von den Pflanzen abgeſperrt wird. Dagegen gewährt eine Überrieſelung im Frühjahre, wenn man einem Nacht— froſte entgegen ſieht, der für die jungen Gräſer oft ſehr nachtheilig wird, bedeutenden Nutzen. Das auf einer nahen warmen Quelle hervorkommende Quellwaſſer läßt ſich weit früher im Frühlinge und weit ſpäter im Herbſte zur Überrieſelung verwenden; bei kaltem Waſſer hingegen iſt es nicht rathſam, die Bewäſſe— rung in kalten Jahreszeiten in Anwendung zu brin— gen. Wieſen mit thonhaltigem Untergrunde dürfen nicht zu oft und zu ſtark berieſelt werden, weil ſich ſonſt ſchlechtere Sumpf- und Waſſerpflanzen, beſon— ders aber Mooſe bilden. Aber auch ſelbſt die Wieſen— gewächſe eignen ſich nicht alle für die Berieſelung. Die meiſten Kleearten dauern nicht lange auf ſolchen Wieſen aus. Am ſicherſten geht man daher bei den Berieſelungen mit den Gräſern, welche mehr Näſſe vertragen können, da ihre Wurzeln in die Tiefe, wo ſich die durch die Berieſelung herbeigeführte über— mäßige Feuchtigkeit hinzieht, nicht dringen. Bei der Berieſelung darf das Waſſer, ſo lange die Hitze des Tages dauert, weder auf die Wieſe gelaſſen, noch von ihr abgeſchlagen werden. Bei kalten Nächten geſchieht daher das Abſchlagen des Waſſers am beſten des Mittags; bei warmen Wetter aber eine Stunde vor Sonnenaufgang, oder eine Stunde nach Son— nenuntergang. Bei ſtarkem Thaue läßt man das Waſſer nicht auf die Wieſe, und bei Regenwetter, beſonders bei einem warmen wohlthätigen Regen wird das Bewäſſern ebenfalls eingeſtellt; es ſei denn, daß die Bäche und Quellen, welche zur Be— wäſſerung dienen, ſich zu der Zeit mit düngenden Stoffen beladen, welche das ſtrömende Regenwaſſer ihnen zuführt, in welchem Falle die Bewäſſerung auch dem beſten Regen vorzuziehen iſt. Iſt man un⸗ Wieſenbau. verſehens von einem Nachtfroſte überraſcht worden, und ſcheint ein heiterer, ſonniger Tag zu folgen, ſo muß am Morgen noch vor Sonnenaufgang das Waſſer ſogleich auf alle Punkte der Wieſe gebracht werden. Fällt ein kalter Regen oder gar Schnee, ſo iſt die Bewäſſerung ſo ſchnell als 1 vorzuneh— men. Wenn in der erſten Hälfte des Mai die Nächte anfangen, warm zu werden, und mehrmals warme Regen fallen, fo iſt das Überrieſeln oftmals zu unter— brechen. In naſſen Jahren darf nur wenig, in ſehr naſſen Jahren aber gar nicht gewäſſert werden. Über— haupt muß aber der trockne Boden länger, der feuchte kürzer, und der ſandige, ſchottige, grundige am läng— ſten bewäſſert werden; auf den niedrigſten Stellen muß die Bewäſſerung zuerſt, auf den hochgelegenen zuletzt aufhören. Bei einem gelinden Gefälle muß die Be— wäſſerung kürzer, bei einem ſtarken länger anhalten. Eine nach Nord oder Weſt gelegene Wieſe bedarf weniger Waſſer, als eine nach Süden oder Oſten ſich neigende. Alles Rauſchen und Strömen des Waſſers muß, ſo viel es geſchehen kann, vermieden werden; denn je ruhiger und ſanfter das Waſſer auf der Grasnarbe hinrinnt, um ſo mehr düngende Theile ſetzt es dazwiſchen ab. Nur auf ſauren, moo— rigen Wieſen bleibt ein ſtark ſtrömendes Waſſer, welches die faule, ſchädliche Feuchtigkeit auswäſcht, das Moos vertilgt, manchen Sumpfpflanzen zuwider iſt, und den ſogenannten ſchwammigen Boden feſter macht, wünſchenswerth. Die Hauptſache bei der ganzen Pflege unſerer Wäſſerungswieſen iſt und bleibt aber endlich, daß ihnen die einmal gewidmete Wohlthat der Berieſelung für immer verbleibt. Denn ſowie eine unausgeſetzt berieſelte Wieſe mit jedem Jahre im Ertrage zunimmt, ſo ſchlägt die anfangs gerieſelte, ſpäter wieder ungewäſſert liegen bleibende Wieſe dergeſtalt in der Futterproduktion zurück, daß dieſe noch unter das Ergebniß zu ſtehen kommt, wel— ches ſie im früheſten rohen Zuſtande lieferte. Durch dieſe Bewäſſerungsart allein kann ſich der Landwirth über den Einfluß der Witterung und des Klimas er— heben. Durch eine zureichende Berieſelung wird ſelbſt der unfruchtbarſte Sand zur höchſten Produktion ge— bracht, und paßt ſich manchmal gerade am beſten zum Wieſengrunde. Man kann hier die Raſenbil— dung noch dadurch beſchleunigen, daß man einer ſolchen Fläche einige düngende Subſtanzen zuführt, wozu die aus den anliegenden Niederungen ausge— grabenen moderigen oder torfigten Erden oft zurei— chen, ob ſie gleich durch Beimiſchung von thieriſchem Dunger natürlich noch wirkſamer gemacht werden können. Durch eine aufgefahrne zureichende Dün— gung iſt man im Stande, den aller unfruchtbarſten dürrſten Sand, in Verbindung mit der Bewäſſerung und eines ausgeſtreuten angemeſſenen Samens in einem Jahre in das üppigſte Grasfeld zu ver— wandeln. Die Überſtauung der Wieſen kann nur dann ſtattfinden, wenn die zu bewäſſernde Flaͤche von Na— tur oder durch die Kunſt von allen oder wenigſtens von drei Seiten mit Dämmen oder Verwallungen überhaupt verſehen iſt, welche das Waſſer auf der Fläche aufſtauen und nicht hinunterlaſſen. Wieſen, 275 die überſtauet werden ſollen, müſſen eine ebene oder wagerechte Grundfläche haben. Auch bei der Über— ſtauung iſt es ein Haupterforderniß, das Waſſer zu jeder beliebigen Zeit ſchnell und rein wieder ableiten zu können; weßhalb die Ableitungsgräben ſo anzu— bringen ſind, daß ſie wo möglich ſämmtliches Waſſer, auch aus etwaigen Vertiefungen, aufnehmen kön— nen. Dieſe Bewäſſerungsart findet in der Regel nur ſtatt in der Herbſt-, Winter- und Frühjahrszeit und muß aufhören, ſobald die Vegetation und Wärme eintritt. Die beſte Zeit zur Überſtauung wird aber in den meiſten Fällen der Herbſt und das erſte Früh— jahr fein; hat man jedoch die Überſtauung ganz in ſeiner Gewalt, ſo daß die Wieſen ſchnell unter Waſſer geſetzt, und eben ſo ſchnell wieder nach Will— kür davon befreit werden können, ſo wirkt eine Überſtauung von 2 bis 3 Tagen auch in der üppig— ſten Wachsthumsperiode der Gräſer, beſonders wenn die Wieſen eine trockne Lage und einen durchlaſſen— den Untergrund haben, nicht nachtheilig. Kann man die Überſtauung in trocknen Jahrgängen über Som: mer anwenden, ſo gewährt ſie gewöhnlich dann den höchſten Nutzen, wenn man dieſelbe den Wieſen bald nach der erſten oder zweiten Heuernte giebt; doch darf dies erſt einige Tage nach dem Abmähen ge— ſchehen. Kann man ſich bei dieſer Bewäſſerungs— methode einen ſtarken ununterbrochenen Zufluß von Waſſer verſchaffen, und daſſelbe in gleichem Verhält— niß wieder ableiten, ſo daß ſich das Waſſer auf der Wieſe ſtets erneuert, dann wirkt eine ſolche Bewäſſe— rung um ſo mehr. Alles Waſſer, welches wenig dün— gende Theile mit ſich führt, und welchem kein ſtarker Zufluß gegeben werden kann, darf nie eine lange Zeit auf der Wieſe ſtehen bleiben. Die Eigen— ſchaft des für die Überſtauung zu Gebote ſtehenden Waſſers, die Beſchaffenheit des Wieſengrundes, die Witterung, ſowie die Jahreszeit, in welcher die Überſtauung vorgenommen wird, beſtimmen eigent— lich die Dauer der Bewäſſerung. Je durchlaſſen— der ein Boden iſt, deſto anhaltender und häufi— ger kann man die Überſtauung anwenden; je un— durchlaſſender, deſto ſeltener und kürzer muß ſie ſein. Bei trockner Witterung ſtauet man ſtärker, bei naſſer ſchwächer. Bei kalter kann man die Über— ſtauung länger dauern laſſen, bei warmer muß man mit Ablaſſung des Waſſers eilen. Jedesmal muß aber, wenn ſchon am Rande ſich grünlicher Schaum auf dem Waſſer zeigt, daſſelbe raſch herunter gelaſſen werden. Bei dergleichen Bewäſſerungsanlagen muß man alles Frühjahrswaſſer, was Gefälle nach der Wieſe zu und düngende Theile bei ſich hat, durch Gräben nach der Wieſe hinleiten. Die in dem die Wieſe um— gebenden Damme angebrachte Schleuſe muß aber im Herbſte theilweiſe oder auch ganz geſchloſſen wer— den, damit man das dahin laufende Waſſer darin aufhalten kann. Im Frühjahre giebt man, ſobald der aufgegangene Froſt erlaubt, die Schleuſen nach Willkür zu öffnen und zu ſchließen, eine ſtarke Über— ſtauung, um das gewöhnlich mit fruchtbaren Theilen geſchwängerte Thauwaſſer zu benutzen. Dieſe erſte Beſtauung kann man u Verhältniß der oben an⸗ 5 276 gegebenen Umſtände 8 bis 14 Tage anhalten laſſen, dann aber muß mit Vorſicht gewäſſert werden, und jede Wäſſerung nach verhergegangener ſtets abzu— wartender Abtrocknung von deſto kürzerer Dauer ſein, je mehr man in der Zeit vorrückt, bis man endlich, wenn das Gras aufſchießt, gänzlich damit aufhört. 3) Düngung der Wieſen. Im Allgemeinen laſſen ſich über die Anwendbarkeit und Zwedmäßig- keit der Wieſendüngung keine allgemein gültige Re— geln aufſtellen. Wenn Waſſer fehlt, muß mehr oder weniger der Dünger aushelfen. Die Wieſenpflanzen bedürfen um ſo weniger humoſe Theile, als ſie ſich atmoſphäriſche Stoffe, namentlich Waſſer in einem beträchtlichern Verhältniſſe aneignen; doch können ſie der humoſen Theile nicht ganz entbehren, gedei— hen vielmehr bei Vorhandenſein einer größern Menge um ſo beſſer, und beim Mangel derſelben wachſen nur Flechten, Mooſe und einige kümmerliche Ge— wächſe. Bei einer Wieſe kann jedoch die Erſchöpfung niemals in dem Grade ſtattfinden, als bei einem Acker; daher zeigt ſich die Erſchöpfung einer Wieſe zuvörderſt nur darin, daß die beſſern Wieſengewächſe ſich weni— ger vollkommen ausbilden, die geringern dann um ſo mehr ſich ausbreiten, und daß ſich zwar nicht die Menge des Heues, wohl aber die Güte deſſelben vermindert. Nur dann, wenn Mooſe und Flechten überhand nehmen, tritt ein auffallender Rückſchlag ein. Viele Wieſen ſind aber in dem Falle, daß eine, ſolche Erſchöpfung nicht erfolgen kann, indem ihnen durch den Weidemiſt, ſowie durch Thau- und Re— genwaſſer ſo viel düngende Theile zugeführt werden, daß ſie ſtets einen Erſatz für die ſtattgefundene Er— ſchöpfung erhalten. Dergleichen Wieſen verbleiben im Durchſchnitte der Jahre in einem gleichmäßigen Ertrage, wenn ſchon nach Maßgabe der Jahrgänge die Qualität des Heues beſſer oder geringer iſt. Der— ſelbe Fall iſt es mit vielen gewäſſerten Wieſen. Der— gleichen Wieſen würden aber bei der Düngung einen ſehr bedeutend höhern Ertrag geben können, und die Düngung iſt bei den Wieſen überhaupt um ſo wich— tiger, als dazu die verſchiedenartigſten Gegenſtände benutzt werden können, auch die Düngung eben nicht ſtark zu fein braucht. a) Die Düngung mit Stallmiſt auf Wie— ſen wird von Vielen für das unwirthſchaftlichſte Ver— fahren gehalten, indem man dadurch einen Raub an dem Felde begehe. In der That gebührt auch dem Felde die Miſtdüngung vor den Wieſen; indeſſen giebt es doch Verhältniſſe, wo die Düngung der Wieſen mit Miſt vollkommen gerechtfertigt werden kann, beſonders in dem Falle, wenn der Boden nicht beſonders zum künſtlichen Futterbaue geeignet iſt, wo die Wieſen zur Erzeugung des kräftigen Winter— futters unentbehrlich ſind. Auf naſſen ſauren Grün— den gilt jedoch die Miſtdüngung für eine Verſchwen— dung, ſowie auch bei trocken gelegten, aufgefahrnen Wieſen, bevor ſich eine grüne Narbe auf denſelben gebildet hat. Zur Düngung der Wieſen leiſtet der friſche ſtrohige Miſt die beſten Dienſte und man fährt ihn am zweckmäßigſten im Winter bei Froſt auf, indem man ihn ſogleich ausbreitet. Im Frühjahre Wieſenbau. wird das nicht verrottete Stroh abgeharkt und die Miſtklumpen werden gehörig vertheilt. Die Dün— gung braucht nicht ſtark zu ſein, und es gilt hier als Grundſatz: mit Wenigem oft auszukommen. Auf den beſten Wieſen mag eine Düngung drei Jahre anhalten, in der Regel wird die Dauer derſelben nur zwei Jahre verſpürt werden. Insgemein wird die Hälfte des aus dem Wieſenfutter gewonnenen Dungmaterials vollkommen hinreichen, Güte und Menge des Graswuchſes auf befriedigende Weiſe zu erhalten. Eine Miſtdüngung kann übrigens nur bei ganz ebenen oder wenig abhängigen Wieſen ftattfinden. Bei abhängigen Wieſen düngt man nur die Anhöhen um ſo ſtärker. Wenn die Wieſen be— rieſelt werden, ſo wird nur an dem oberſten Theile, wo die Einflußgräben ſind, gedüngt. Zur Dün— gung der Wieſen iſt, mit Ausnahme des Gänſe— miſtes, der Miſt von allen Hausthieren tauglich, obſchon der Schweinemiſt hier am beſten ſeine An— wendung finden dürfte. Rindviehmiſt wirkt aner— kannt auf eine lebhaftere Vegetation der Wieſen am wenigſten und um ſo geringer unter den Miſtar— ten, je weniger er mit Vegetabilien vermiſcht und von ſeiner Feuchtigkeit beibehalten hat. Pferdemiſt iſt bekanntlich der Auflöſung des ſauren Humus beſonders förderlich. Der Schafmiſt wird auf trocken gelegten Wieſen wegen ſeiner ſchnellen Entſäuerung allgemein von Norddeutſchlands Wieſenwirthen vor— gezogen. Der Geflügelmiſt kommt unvermiſcht auf den Wieſen ſelten in Anwendung, weil er zu ſcharf und nachtheilig wirkt. Jedoch iſt der Hühnermiſt ein vortrefflicher Moosvertreiber, und mit Kalk, Sand u. ſ. w. verlängerter Taubenmiſt thut auf den ſchlechteſten Moorwieſen Wunder. Auch menſch— liche Erkremente geſtatten keine unvermengte An— wendung; dagegen mit Erde, Mergel, Torfaſche u. ſ. w. vermengt, wirkt dieſer Dünger ganz aus— gezeichnet. Nach einer Düngung mit Poudrette ga— ben die einſchürigen Wieſen zwei Mahden, das dar— auf befindliche Moos wurde gänzlich zerſtört und es erzeugte ſich darnach häufig ein üppiger weißer ee. b) Der Schafpferch iſt für die Wieſen ein vorzüglicher Dünger, aber von keiner langen Dauer und nur in einem leichten Boden von Nutzen. Am nutzbarſten iſt der Pferch im Frühjahre, und feine Wirkung um ſo beſſer, wenn darauf Bewäſſerung erfolgt. Nebenbei gewährt das Pferchen der Wieſe auch noch den wichtigen Vortheil, daß durch den Tritt der Schafe die lockere odere mooſige Ober— fläche der Wieſe mehr befeſtigt und dadurch verbeſ— ſert wird. c) Die flüſſige Düngung, als Gülle, Jau- che, Waſſer, in welchem Flachs und Hanf geröſtet worden u. ſ. w. iſt eine ganz vorzügliche Düngung für die Wieſen, und kann ebenſo gut im Herbſte, wie im Winter und Frühjahre, ſelbſt im Sommer nach der Heuernte im gegohrnen Zuſtande aufge— bracht werden. Nur wenn ſtarker Froſt oder Schnee vorhanden iſt, wirkt die Düngung mit Jauche wenig. d) Compoſt iſt eine ſehr gute Düngung für Wieſen, wenn dieſe nicht ſauer und ſehr feucht ſind, MWiefenbau. und der thätige Landwirth erhält durch ihn das Mittel, alle 2 bis 3 Jahre ſeine Wieſen wenigſtens einmal überdüngen zu konnen. e) Bodenabfälle, Scheunenaus wurf, Abraum beim Reinigen des Getreides, welche eine Menge Unkrautſämereien enthalten, die bei der Verwendung des aus ihnen bereiteten Mi— ſtes auf dem Felde nachtheilig wirken, indem ſie ſchädliche Unkräuter erzeugen, ſind bei der Düngung der Wieſen vorzüglich zu verwenden, indem die Ra— ſennarbe der Wieſen die Unkräuter nicht aufkommen läßt. i 4) Teichſchlamm, der aber 1 Jahr lang im Freien liegen muß, giebt ein gutes Wieſendün— gungsmittel. Ebenſo fruchtbare Erde von Angern, Raſenerde, Grabenauswurf u. ſ. w. g) Aſche und Ruß ſind vorzügliche Düngungs— mittel der Wieſen. Die Aſche zaubert nicht nur Klee-, Wickenarten und andere Gewächſe, die man zeither nicht gefunden, gleichſam hervor, ſondern trägt auch vornehmlich zur Vertilgung des Mooſes bei. Steinkohlen- und Braunkohlenaſche ſind beſon— ders auf mehr feuchten und ſauren, vermooſten Wie— ſen wirkſam. Eine ähnliche Wirkung hat der Ruß. h) Die mineraliſchen Düngmittel, als Kalk, Mergel, Gyps werden häufig zur Wieſendün— gung verwendet. Der Kalk wirkt auf einem zähen und kalten Boden nicht viel, auf einem leichten, ſchwammigen, ſauren und mit Moos überwachſenen Boden leiſtet er gute Dienſte, nur muß man ihn nicht zu ſtark aufbringen. Der Mergel wirkt nicht nur an und für ſich auf ſchwammigem und moorigem Bo— den vortheilhaft, ſondern trägt auch zur Erhöhung und Befeſtigung eines ſolchen Bodens ſehr weſent— lich bei. Der Gyps wirkt in kalter, wenig ſonniger Lage und auf feuchten Stellen nur wenig, ſeine Wirkung iſt aber auf ſonnigen und trocknen um ſo beſſer, auch wirkt er auf alle kreuzblüthigen Gewächſe mehr als auf die Gräſer, und trägt ſelbſt dazu bei, daß ſich nach ſeiner Anwendung jene finden, wo ſie früher nicht bemerkt wurden. 1) Malzkeime find auf allen mehr trocknen Wieſen eine vorzügliche Düngung, und man kann ſie nicht beſſer anwenden. k) In der Nähe von Salinen ſind die Abfälle derſelben wegen ihrer guten Wirkung auf Wieſen ſehr zu beachten. 5 J) Verſchiedene Vegetabilien. Schon eine bloße dünne, gleichmäßige Bedeckung des Bo— dens mit Rohr, Schilf, Streu, Stroh als Schutz der Pflanzen befördert den Graswuchs, unterhält die Feuchtigkeit des Bodens, ſowie ſich letzterer un— ter ihnen lockerer erhält und das Eindringen der Wurzeln erleichtert. Weicht man das Stroh einige Tage zuvor in Gülle oder Miſtjauche ein, und bringt daſſelbe nachher zum ſofortigen Ausbreiten auf die Wieſen, ſo iſt die Wirkung davon auf den Gras— wuchs natürlich noch beträchtlicher. Kartoffelkraut, Quecken u. dgl. werden, wenn man ſie gleichmäßig ausbreitet, mit dem größten Nutzen zur Düngung der Wieſen verwendet. Flachs und Hanf zum Röͤſten 277 auf Wieſen ausgebreitet, Tabaksſtengel wirken eben— falls ſehr wohlthätig auf den Graswuchs ein. Tang, wo dieſes Meererzeugniß auf den Wieſen ge— trocknet wird, gewährt ein treffliches, überhaupt nur in friſchem, ungegohrnem Zuſtande wirkſames Dung— mittel. Die wenig bekannte Raſendüngung, welche darin beſteht, daß man den humoſen Raſen umlegt und ihn dadurch, ohne weitere Behandlung, zum Treibbeet einer neuen und beſſern Pflanzengeneration macht, wird in Holſtein mit ausgezeichnetem Erfolge angewandt. 4) Verjüngung der Wieſen iſt eine Ver— beſſerung derſelben durch Auftragen von Erde, durch welche ein neues Wachsthum erfolgt, ſo daß die größern Wieſengewächſe eine neue, gleichſam junge Kraftäußerung darbieten. Eine folche Verjüngung erfolgt entweder natürlich, hauptſächlich durch die Wäſſerung, oder künſtlich dadurch, daß man feine Erde einen oder ein Paar Zoll hoch auf die Wieſe bringt, und zwar zur Zeit des Winters, oder wenn die Vegetation aufgehört hat. Die ſchwächern Grä— ſer und Mooſe erſticken zwar unter einer ſolchen Decke, dafür erheben ſich aber die ſtärkern und beſ— ſern um ſo mehr, ziehen aus jenen erſtickten Gewäch— ſen Nahrung und gewähren einen um ſo größern Er— trag von um ſo beſſerer Qualität. Bei mooſigen Wieſen, denen es an guten Gewächſen mangelt, ge— ſchieht die Verjüngung auf folgende Weiſe. Nach der Grummeternte benutzt man die erſte Gelegenheit, 1 bis 23. gute Erde, der es an einer erforderlichen Zumiſchung von Humus nicht fehlen darf, aufzu— fahren und dieſe gleichmäßig zu vertheilen. Je frü— her im Herbſte man die Erde hier aufbringt, um ſo günſtiger iſt der Erfolg für die nächſte Grasernte. Bei unebenen Wieſen kann mit der Verjüngung zu— gleich die Ebenung vorgenommen werden. Man ſchält auf den Anhöhen mittelſt Pflugwerkzeugen die Raſennarbe ab, bringt ſie auf die Seite, nimmt von den Anhöhen die Erde zur Verjüngung, pflügt hier— auf das Land ein- oder ein paarmal, und bringt ſo— dann den abgeſchälten Raſen wieder auf. Je niedri— ger eine Wieſe liegt, je feuchter, mooriger iſt ſie und je weniger nutzbare Gräſer ſie enthält, um ſo mehr Erde muß aufgefahren werden, doch immer nur in der Maße, daß die beſſern Gewächſe noch durch— brechen können. Da bei dieſen Wieſen Gräben nöthig ſind, ſo bekommt man zum Theil aus ihnen das Erdreich zum Verjüngen, welches man aber vorher als Compoſt behandelt, und es ſo viel als möglich mit fruchtbaren Theilen vermiſcht. Auf Wieſen mit ſandigem Boden bringt man thonigen oder lehmigen Boden, auf Wieſen mit thoniger Un— terlage oder Miſchung Sandboden auf. Auf an Kalkmergel reichhaltige Wieſen bringt man Thon— mergel und umgekehrt, wenn man kein anderes Erd— reich haben kann. Enthalten die Wieſen in den ab— geſchälten Raſen eine Menge giftiger Pflanzen, ſo wird derſelbe nicht wieder aufgedeckt, ſondern ge— brannt, oder zu Compoſt bereitet, und die Wieſe wird wie eine neu anzulegende behandelt. Die Wieſenverjüngung braucht nur in längern Zeiträu— men wiederholt zu werden; je conſiſtenter der Bo— 278 den an und für ſich ift, in um fo längerer Zeit, je torfiger er iſt, in um ſo kürzerer. 5) Die Ernte des Graſes erfordert beim Wieſenbaue eben ſo die Aufbietung aller Aufmerk— ſamkeit und Arbeitskräfte, wie bei dem Feldbaue die Getreideernte. Will man die Beſchaffenheit der Wieſengewächſe bei der Ernte berückſichtigen, ſo wird vorausgeſetzt, daß die Wieſen von derjenigen vollkommnen Beſchaffenheit ſind, daß die darauf wachſenden Pflanzen einerlei Entwickelung ihrer Be— fruchtungs- und Fruchttheile haben, insbeſondere, daß ſie vorzugsweiſe viele gute Grasarten, die meiſt in der Mitte des Juni in Blüthe treten, und dann die beſten Klee- und Wickenarten, welche ebenfalls um dieſe Zeit blühen, haben, und daß die andern Gewächſe, welche früher blühen, oder auch ſpäter, vielleicht erſt im Auguſt und September, und dann Früchte tragen, nur ſpärlich vorhanden ſind. Wenn mit Moos überwachſene Wieſen nur ſpäter ſich ent— wickelnde Gewächſe enthalten, und überhaupt arm an guten Gräſern und Kleearten ſind, ſo braucht man ſie auch nicht zu einer beſtimmten Zeit zu mähen. Haben die Wieſen gleichmäßige Gewächſe, ſo gilt die Regel, daß man ſie dann maͤhe, wenn die Kleearten, Platterbſen und die beſſern Gras— arten anfangen, in die Blüthe zu treten. Bei ein— ſchürigen Wieſen kommt es hauptſächlich darauf an, dieſelben zu einem ſolchen Zeitpunkte zu mähen, wo ſie die größte Menge des beſſern Futters geben, aber auch noch einen genugſamen Ausſchlag zur Hutung gewähren. Die gute Vollführung der Mahd hängt ab von der Beſchaffenheit des Wie— ſengrundes, von der paſſenden Tageszeit, von geeig— netem Geräthe und von der Geſchicklichkeit des Ar— beiters. Auf Wieſen mit unebener Oberfläche kann der beſte Mäher kein gutes Stück Arbeit liefern. Morgen- und Abendſtunden ſind, wenn ſehr trockne Witterung eintritt, die paſſendſte Zeit zum Mähen. Um die Wieſe möglichſt rein abzumähen, muß man die beſten Grasſenſen dazu in Anwendung bringen und ſie möglichſt ſcharf halten. Hat man von der Wieſe ein mehr ſaures und ſcharfes Heu zu er— warten, ſo läßt man bei Ausſicht auf trockne Wit— terung die gehauenen Schwaden über Nacht liegen, wodurch ſich das Gras erhitzt und dem Vieh als Heu angenehmer wird Enthält die Wieſe aber gutes Gras, und iſt es unſicher, ſo beeilt man ſich, die Schwaden aus einander zu ſtreuen. Wenn un— mittelbar nach dem Hauen oder während deſſelben Regen erfolgt, ſo muß das Ausſtreuen der Schwa— den unterbleiben. Sobald das ausgeſtreute Gras der Schwaden, nachdem es einmal gewendet wor— den, überwelkt iſt, wird es in kleine Haufen (Käpp— chen, Wind-, Wetterhäufchen) gebracht. Liefert die Wieſe ein gutes, ſüßes Heu, ſo bringt man alles dasjenige Gras, was bis zur Vesper gehauen wor— den, in Windhäufchen, und läßt es in dieſen ſo lange ſtehen, als ſchlechte Witterung dauert, iſt aber gutes Wetter, ſo werden ſie den nächſten Mor— gen, ſobald der Thau abgetrocknet, aus einander geſtreut. Bei anhaltend naſſer Witterung werden die Windhäufchen nicht angerührt; doch empfehlen Wieſenbau. Manche, wenn in der Zwiſchenzeit einige Stunden vorhanden ſind, wo es etwas trocknet, die durch den Regen zu ſehr zuſammengeſetzten Windhäufchen umzuſetzen. Beim Auseinanderſtreuen der Wind— häufchen bewerkſtelligt man, daß eine größere An— zahl derſelben neben einander kommt, um die nach— herige Arbeit zu erleichtern. Das von einer An— zahl Windhäufchen zuſammengetragene Gras iſt eine Scheibe. Zu dieſen Scheiben wählt man womög— lich die höchſten und trockenſten Plätze, ſtreut das Gras nicht dick auf und macht ſie größer oder klei— ner, je nachdem die Windhäufchen dichter oder dün— ner auf der Wieſe ſtanden. In dieſen Scheiben wird nun das Gras mehrmals durchgeharkt, und iſt die Witterung ganz beſonders günſtig, ſo iſt es gegen Abend ſo trocken, daß es eingefahren werden kann. Es iſt aber das Heu für trocken genug zu halten, wenn es, im Falle man einen Theil davon zuſammengedreht, keine Feuchtigkeit mehr von ſich giebt. Kann das Einfahren geſchehen, ſo werden die Scheiben in Ladehaufen zuſammengeſchoben und von dieſen verladen, kann das Abfahren aber erſt den andern Tag erfolgen, ſo wird das Heu in mög— lichſt große Haufen zuſammengeſetzt. Iſt das Gras noch nicht trocken genug, ſo wird es am Abend in ſo große Haufen geſetzt, als ohne große Mühe gemacht werden können, und den folgenden Tag werden dieſe Haufen nochmals aus einander ge— ſtreut. Droht während der Heuarbeit Regenwetter, ſo muß man ſich ſtets beeilen, das Gras vor dem Eintritt des Regens in Haufen zu bringen. Einige empfehlen, das Heu, wenn es trocken iſt, einige Zeit in großen Haufen auf der Wieſe ſtehen zu laſſen, da— mit es gehörig ausſchwitzt, während Andere es für beſſer halten, dieſes Schwitzen erſt an dem Aufbe— wahrungsorte des Heues erfolgen zu laſſen. Es kommt hierbei allerdings auf die Grasarten an, wie dieſe trocknen. Es giebt Wieſen, welche ſehr ſaft— reiche Gewächſe haben, die eine längere Zeit zum Trocknen brauchen. Hierher gehört der Blätterbuſch, die Zeitloſe, manche Diſtelarten, das Rohr u. ſ. w. Oft haben bei großer Hitze dieſe Gewächſe das An— ſehen, als wenn ſie vollkommen ausgetrocknet wären und doch findet man ſpäter im Heue, daß ſie Schim— mel angeſetzt und um ſich verbreitet haben. Um braunes Heu zu erhalten, läßt man das gehauene Gras einige Tage, bei ſchlechtem Wetter länger, in den Schwaden liegen. Wenn es lufttrok— ken geworden, werden dieſe gewendet und Tags darauf in lange Kämme zuſammengeworfen. Bei mißlicher Witterung bildet man aus dieſen ſofort große, kegelförmige Haufen. Bei beſtändiger Witte— rung läßt man die Kämme wohl Y bis ½ Tag lie: gen, ehe man das Heu in Haufen bringt. Je grö— ßer dieſe gemacht werden, deſto beſſer, zumal, wenn man ſie bei günſtiger Witterung noch eine Zeit lang ſtehen laſſen will. Bei regneriſcher Witterung aber beeilt man ſich, die Haufen einzufahren. Wenn die Haufen auch vom Regen betroffen werden, ſo wirft man ſie doch nicht wieder von einander, ſondern nimmt beim Einfahren nur die äußere und untere naß gewordene Hülle ab, die man ausbreitet und Wieſenbau. trocknet. Solches Heu darf nicht ganz ausgedörrt ſein; die wäſſerige Feuchtigkeit muß daraus entfernt werden, aber der innere Saft darf noch nicht ganz vertrocknet, ſondern nur verdickt ſein, ehe es einge— banſt wird. Der rechte Zeitpunkt iſt der, wenn ei— nige Heuhalme, um den Finger gewickelt, nicht zer— brechen, aber auch beim Zerquetſchen keinen wäſſe— rigen Abfluß mehr zeigen. Man muß möglichit viel Heu auf einmal einfahren, damit die beabſichtigte Erhitzung deſſelben gleichmäßig vor ſich gehe. Mag jenes nun in Scheunen oder in freiſtehenden Haufen aufbewahrt werden, ſo muß man es jedenfalls vom Grunde auf banſen, weßhalb Böden dazu ſich nicht eignen; auch darf die Einbanſung nicht bis unter das Dach geſchehen. Einige Tage nach dem Ein— banſen kommt das Heu in Wärme, welche ſich ſchon von fern durch Entwickelung eines aromatiſchen, ſüßen Geruchs verkündigt. Man läßt dann die Scheunenthüre zum freien Durchzuge friſcher Luft am Tage offen. So lange jener Geruch bei der noch immer zunehmenden Wärme des Heues ſich gleich bleibt, iſt man gewiß, daß daſſelbe nicht zu naß ein— gebanſt iſt. Hat das Heu ausgegohren (in 6 bis 8 Wochen), ſo iſt ſeine Farbe gelbbraun. Das braune Heu legt ſich mehr zuſammen, als das grüne, und wird zu einer kompaktern Maſſe. Beim Vers brauche wird dieſes Heu von dem Banſen mit dem Spaten abgeſtochen. Dieſe Heubereitungsart iſt in England, in der Schweiz, in Holland und bei uns Deutſchen vornehmlich nur in Oſtfriesland gebräuch— lich. Gut bereitetes Braunheu ſteht mindeſtens ge— gen die Nahrhaftigkeit und Gedeihlichkeit von gutem Grünheu nicht zurück, und ſcheint im Allgemeinen weniger der Milchvermehrung, als dem Fleiſchanſatze förderlich zu ſein. Vorherrſchende naſſe Witterung, ſtarker Nebel und Thau, alſo die Herbſternte, Man— gel an hinreichenden Arbeitern, der Zweck, die Wie— ſen ſchnell zu räumen, empfehlen die Braunheu— bereitung. Beim Grummetmachen finden dieſelben Rückſich— ten ſtatt, wie beim Heumachen, man braucht aber bei dieſem nicht den gleichen Grad von Trockenheit abzuwarten, wie beim Heumachen, da das Grummet leichter welkt, als das Heu, und auch bei einem an— ſcheinend geringern Grade von Trockenheit doch we— niger ſchwitzt und der Entzündung unterworfen iſt. Zur Erleichterung und Förderung der Arbeiten bei der Heuernte kann man ſich mancherlei Werk— zeuge bedienen. Das Zuſammenziehen des Heues in Kämme kann durch den gewöhnlichen bei der Ge— treideernte in Anwendung kommenden Nachharken verrichtet werden. Zu gleichem Zwecke, ſowie über— haupt zum Sammeln des Heues dient auch der in beiſtehender Zeichnung angegebene Harken mit einem 279 Rädervordergeſtell. Er beſteht aus einem Rechen— haupte za von 4 Fuß Länge, an welchem ſich 15 bis 25 Zinken befinden, je nachdem man dieſelben wei— ter oder enger einſetzt, da dieſer Rechen auch zugleich zum Nachharken der Getreideſtoppeln in Anwendung kommen kann. Die Zinken haben eine Länge von 13 bis 14 Zoll. An dem Rechen ſind 2 Handhaben b angebracht, vermittelſt deren man ihm die nöthige „Richtung giebt und zugleich verhütet, daß die Zinken nicht in die Erde eindringen. Das Vordergeſtell e beſteht aus einer Achſe, aus einer Gabeldeichſel zum Anſpannen des Zugviehes, und aus zwei Rädern, die 22 Zoll im Durchmeſſer haben. Das Vorder— geſtell iſt mit dem Rechen durch die beiden Stangen d d verbunden. Ein anderer zum Zuſammenrechen des Heues ſehr brauchbarer Rechen iſt der in nachſtehender Zeich— nung abgebildete. Das Haupt hat eine Länge von 4 Fuß, und iſt mit 40 hölzernen Zinken verſehen, die 7 Zoll lang find. Der Träger a a, welcher dazu dient, das Heu zuſammen zu halten, beſteht aus ei— nem Stabe, der ſich 4 Zoll hoch über das Haupt erhebt, an welches er durch; kleine Stäbe befeſtigt iſt. Der gabelförmige Stiel iſt gekrümmt und hat eine Länge von 4% Fuß. Nachſtehender Doppelrechen wird ebenfalls zum Wenden und Sammeln des Heues und Grummets gebraucht. Sein Haupt iſt 22 Zoll lang; ſeine Zinken find von Holzz fie haben auf jeder Seite eine Länge von 6 Zoll, und ſtehen 2 Zoll von einander entfernt. Der Stiel iſt gabelförmig und 4% bis 5 Fuß lang. Zum Zuſammenbringen des Heues in Haufen bedient man ſich eines gewöhnlichen Heubaumes, an welchem an jedem Ende ein Strick oder eine Kette befeſtigt iſt, woran ein Pferd angeſpannt wird. In: dem das Pferd den Baum über die Wieſe zieht, tritt zugleich auf jede Seite des Baumes ein Mann; das Heu wird ſo von dem Baume fortgezogen, davor aufgehäuft, und wenn es hoch genug ſich aufge— thürmt hat, ſpringen die Leute ab, der Baum gleitet über den zuſammengebrachten Haufen weg, und die 280 Arbeit fängt dann, zur Bildung eines zweiten Hau— fens von vorn an. Zum Abfahren des Heues ſind Wagen mit brei— ten Felgen wünſchenswerth, damit die Wieſennarbe weniger leide; bei feuchten Wieſen wird dies aber auch des Fortkommens wegen um ſo nöthiger. Die Aufbewahrung des Heues erfolgt in Feimen, in Scheunen oder auf Heuböden. Näheres über Fei— men ſiehe oben bei der Ernte des Getreides. In manchen Gegenden wird das Heu hauptſächlich in Scheunen aufbewahrt, in andern wird es ausſchließ— lich auf den obern Raum der Gebäude, auf die Bö— den derſelben geſchafft. Am zweckmäßigſten wird man den einmal über den Stallungen befindlichen Bodenraum dazu benutzen. Soll ſich aber das Heu hier gut erhalten, ſo iſt es nothwendig, daß alle Dünſte von den Böden abgehalten werden, und daß namentlich die Bodendecke mit einem guten Eſtrich Weiden. verſehen ſei. Man muß ſtets auf eine möglichfte Trennung von gut und ſchlecht eingebrachtem Heu Bedacht nehmen, ſowie verſchlämmtes Heu nicht ein— gebracht werden darf; iſt letzteres aber nicht möglich, ſo wird empfohlen, das Heu auf der Tenne zu dreſchen, ehe man es zur Aufbewahrung bringt. Bei feuchtem Heu empfiehlt man, eine Schicht vorjäh— rigen Strohes zwiſchen eine Heuſchicht zu bringen. Sehr feucht geweſenes Heu muß nach einiger Zeit umgeſetzt werden; das Stroh, welches die Feuchtig— keit eingeſogen hat, iſt dann aber nur zu Streuſtroh zu gebrauchen. Bei einem nur mäßig feucht gewe— ſenen Heue iſt ein Umſetzen nicht nöthig, ſowie auch das hier zwiſchen gebrachte Stroh ein gutes Häckſel— futter giebt. Nicht ganz gut eingebrachtes Heu wird auch dadurch vor dem Verderben geſchützt, daß es bei dem Zuſammenpacken mit Aſche oder Salz ſchicht— weiſe eingeſtreut wird. Weiden. Unter Weiden, Viehweiden verſteht man diejeni— gen Plätze, auf welchen die Hausthiere unter Aufſicht eines Hirten, oder auch, indem ſie angebunden wer— den, ihr Futter ſelbſt ſuchen müſſen. Die Weiden, welche von ſehr verſchiedenartiger Natur ſind, laſſen ſich im Allgemeinen in die auf eignen Grund und Boden und in die durch Servitut beſtimmten auf fremdem oder gemeinſchaftlichem Grund und Boden eintheilen. Da die Weiden auf fremdem Grund und Boden in die Klaſſe der ablösbaren Servituten ge— hören, ſo können ſie nur noch als ein zeitweiliger Nutzertrag betrachtet werden, und ihr Werth iſt nach dem Maßſtabe der eigenen Weiden zu beſtimmen. Auch die Kommun = oder gemeinſchaftlichen Weiden unterligen einerſeits der Werthsbeſtimmung der ei— genen Weiden, andererſeits vermindern ſie ſich aber durch die Geſetze über Gemeinheitstheilung immer mehr. Die Weiden auf eigenem Grund und Boden können in folgende 4 Klaſſen eingetheilt werden: in beſtändige Weiden; in Vor- und Nachweiden; in Nebenweiden und in Wechſelweiden. 1) Beſtändige Weiden, Viehweiden, wo der Boden ausſchließlich zur Ernährung des Vie— hes beſtimmt ift, find nach Maßgabe des Bodens, des Klimas und in wiefern ſie einen Nutzertrag ge— währen, von ſehr verſchiedenartiger Natur. a) Niederungsweiden in ſumpfigen und bruchigen Orten, die ſich nicht einmal zu Wieſen eignen, da die Koſten der Heuernte gewöhn— lich zu bedeutend ſind. Sie haben in der Regel kei— nen beſondern Werth, ſind vielmehr nur als eine beiläufige Nebennutzung zu betrachten. Man kann ſie jedoch oft entwäſſern und in Acker- oder Wieſen— land verwandeln, wodurch ihr Werth mehr oder weniger ſteigt. b) Niederungsweiden in Marſchgegen— den, auch an andern niedrigen Stellen, welche von Zeit zu Zeit unter Waſſer ge— ſetzt werden. Dieſe gehören oft zu den beſten Hutungen, befonders für das Rindvieh, find aber auch oft ſauer, wo dann die Gräſer nur wenig Nah— rungsgehalt haben, in welchem Falle ſie dem Rind— viehe nur eine kärgliche Nahrung geben, dagegen nicht ſelten eine gute Weide für die Pferde gewäh— ren. Wo Ackerland und Wieſen nicht theuer ſind, wo es in Folge ſchwacher Bevölkerung an arbeiten— den Kräften fehlt, können dergleichen Wieſen durch die Viehzucht einen ſehr bedeutenden Ertrag abwer— fen, und ſie würden nur mit offenbarem Nachtheil zur Feldkultur gezogen werden. Sind aber ſolche Wieſen ſauer, ſo haben ſie nur einen geringen Werth, und man findet ſie dann nur in ſolchen Ge— genden, welche in der Kultur ſehr zurückſtehen. e) Hutungen auf Stromniederungen. Dergleichen Weiden enthalten oft den beſten Boden, ſind aber den Überſchwemmungen dergeſtalt ausge— ſetzt, daß ſie nur durch große, von vielen Gemeinden zu tragende Koſten vor den Waſſerfluthen geſchützt werden können. Wenn ſolche Weiden einen guten Boden haben und durch das Austreten der Gewäſſer regelmäßig mit einem fruchtbaren Schlamme über— ſchüttet werden, ſo behalten ſie ſtets einen bedeuten— den Werth; erfolgen aber durch die Überſchwem— mungen Verſandungen, ſo iſt ihr Werth nur gering, da ſie oft Jahre lang ganz kahl ſind. d) Wieſen in ſandigen Gegenden ſind kärglich, und manchmal dem Flugſande ausgeſetzt. Sie haben einen ſehr geringen Werth und gewähren nur den Schafen, ja ſelbſt auch dieſen oft nur einen kärglichen Unterhalt und bringen, wenn man den abfallenden Dünger veranſchlagt, mehr Nachtheil, als Nutzen. e) Bergweiden ſind eigentlich doppelter Art. Die erſte hat nur eine dünne, auf ſteinigem Unter⸗ grunde ruhende Erdſchicht, wo viele einzelne kahle Riffe hervorragen, auch viele Steine umherliegen. Beſteht der Untergrund aus Kalk oder Gyps, ſo ſind ſie um ſo werthvoller. Nicht ſelten ſind ſie von tor— Weiden. figer Natur, wo es ihnen nicht ſelten an Feuchtigkeit fehlt, und ſie dann in ſehr trocknen Sommern nur wenig Gras liefern. Sie haben meiſtens ein gutes, ſehr nahrhaftes, aromatiſches Gras und geben eine ſehr gute Weide. Die zweite Art von Bergweiden beſteht aus mehr oder weniger ſteilen Erdhügeln, die, wenn ſie nicht ſehr quellig ſind, häufig an Dürre leiden, ja oft, der Sonne recht ausgeſetzt, nur we— nigen Gräſern fümmerliche Nahrung geben. Solche Wieſen können wegen ihres nur kurzen, ſpärlich wachſenden Graſes nur mit Schafen betrieben werden. ) Noch findet man hier und da in ebenen Ge— genden Weiden, die zum Theil zu Wieſenland zu trocken ſind, und die eine Menge mit Moos bedeckter Maulwurfshügel enthalten. Dergleichen Weiden haben oft einen ganz vorzüglichen Boden mit einer beträchtlichen Menge Humus, der ihnen bei gehöri— ger Kultur einen bedeutenden Grad von Fruchtbar— keit geben würde. Daher würden dergleichen Wei— den bei einer angemeſſenen Kultur theils als Wieſe, theils als Ackerland mit dem größten Vortheile be— nutzt werden können. Alle dieſe Weiden geben je nach ihrer Beſchaffen— heit mehr oder weniger, beſſeres oder ſchlechteres Gras, taugen nur für die Pferde oder die Schafe, und haben hiernach einen höhern oder geringern Werth. Den meiſten Werth haben ſie noch, wenn ſie für das Rindvieh tauglich ſind, weil ſie in dieſem Falle genugſam mit Gras bewachſen ſein müſſen. Indeſſen ſind auch die nur zur Schafhutung dienen— den Weiden, wenn ſie ſonſt gut beſtanden, von nicht unbeträchtlichem Werthe, zumal, da ſich dieſelben, wenn ſie nur mit Schafen in nicht zu überflüſſiger Menge betrieben werden, mit der Zeit immer mehr verbeſſern. Nach Verſchiedenheit der Weiden kann man an— nehmen, daß zur Ernährung einer Kuh 1½ bis 10 Magdeb. Morgen und mehr erforderlich ſind. Bei den Schafweiden iſt oft ein Morgen noch nicht aus— reichend, um einem Schafe nur den nothdürftigen Unterhalt zu gewähren. Es giebt noch immer eine beträchtliche Anzahl Weiden, bei denen die nöthige Rückſicht darauf zu nehmen iſt, ob ſie nicht als Acker— land benutzt werden können, da es nur wenige Ver— hältniſſe geben wird, wo, wenn das Weideland zum künſtlichen Futterbaue gezogen und Stallfütterung eingeführt würde, nicht eine bei weitem größere Menge Vieh gehalten werden könnte, wodurch ſich die Düngermaſſe zu Gunſten des Feldbaues be— trächtlich vermehrte, während beim Weidegange eine große Menge Dünger verloren geht, oder er über— haupt nur eine geringe Wirkung hervorbringt. Doch giebt es auch viele Weiden, welche nur als ſolche be— nutzt werden können, und hierzu gehören: die an Flüſſen und Strömen den Überſchwemmungen ſehr ausgeſetzten Weiden, welche durch die Überfluthun— gen verſchlämmt oder bedeutend verſchlechtert wer— den; alle naſſen Weiden, wo die Entwäſſerung zu große Koſten verurſachen würde; die einen zu leich— ten Sandboden enthaltenden Weiden; die flachgrun— digen und ſehr ſteilen Bergweiden. Bei den Berg— und Sandweiden iſt jedoch zu berückſichtigen, ob ſie Kirchhof, Landwirth. 281 nicht als Wald einen höhern Nutzertrag gewähren würden. Wo die Weiden nur als ſolche zu benutzen bleiben, da muß man von ihnen den möglichſten Nutzen zu ziehen ſuchen, d. h. ſie auf eine angemeſ— ſene Weiſe kultiviren. Um ſich durch die äußere An— ſchauung eine richtige Beurtheilung einer Weide zu erwerben, gewöhne man ſich, den Raum einer Quadratelle und das darauf ſtehende Gras nach ſei— nem Gewichtsbetrage richtig zu ſchätzen, nehme den Durchſchnitt mehrerer Quadratellen an verſchiedenen Orten der Weide und beſtimme nach der Quantität des Graſes und dem täglichen Bedarfe einer Kuh die zu einer Kuhweide erforderliche Fläche, nehme aber hierbei auf die Dauer der Weidezeit und wie ſich der Graswuchs nach der Jahreszeit geſtaltet, Rückſicht. Man rechnet für eine Kuh von mittlerer Größe zu ihrer vollkommenen Erhaltung täglich min— deſtens 70 Pfd. Gras, und die Dauer der Hutungs— zeit von der Mitte Mai's bis gegen die Mitte Sep— tembers. In vielen Gegenden iſt jedoch die Wei— dezeit bedeutend kürzer. Hierbei muß aber auch die Art, ſowie die Erneuerung des abgebiſſenen Graſes nach der ſtattfindenden Vegetation und ihrer Verſchie— denheit nach der Jahreszeit berückſichtigt werden. Die mehr blattreichen Gewächſe haben einen min— dern, die mehr halmartigen einen höhern Gewichts— ertrag, wenn ſie bis zu einem gewiſſen Grade aus— gewachſen ſind; auch vollenden einige Pflanzen ihr Wachsthum früher und erneuern ſich ſchneller, als andere. Der nöthige Grad von Feuchtigkeit, eine der Wärme und dem Lichte ausgeſetzte und durch Umgebungen vor rauhen Winden geſchützte Lage be— fördern die Vegetation ungemein; wohingegen der Mangel dieſer und bei trocknem, flachem und ſan— digem Boden die zu große Wärme dem Graswuchſe nachtheilig ſind. Daher wächſt auf einigen Weiden das Gras in 2 bis 3 Wochen wieder heran, wäh— rend dazu auf andern 4 bis 6 Wochen erforderlich ſind. Die verſchiedenen Jahreszeiten bringen ver— ſchiedene Gräſer hervor, und die erſte Periode des Sommers hat einen größern Einfluß auf die Vege— tation, als die letzte. Man berechnet die Weide— flächen gewöhnlich in ihrem Werthe auf Kuhweiden, welche in den andern Viehgattungen in folgendem Verhältniſſe ſtehen. Einer Kuhweide iſt gleich zu rechnen die Weide von 8 Pferden, / Ochſen, 1½ Füllen, 2 Stück jungen Rindvieh, 10 Stück ausge— wachſenen jungen Schafvieh, 8 ausgewachſenen Schweinen, 12 Stück in demſelben Jahre gebornen Schweinen, 30 Stück Gänſen. Hierbei iſt eine Landkuh von ungefähr 400 Pfd. lebendem Gewicht zu verſtehen, indem eine große ſtarke Marſchkuh wohl doppelt ſo viel Weide bedarf. Man nimmt im All— gemeinen an, daß, wenn mehr als 4 Morgen zu ei— ner Kuhweide erforderlich ſind, die Weide für das Rindvieh zu ſchlecht ſei, und man ſie für andere Thiergattungen benutzen müſſe. 2) Vor- und Nachweiden. Dahin gehören die Behütungen der Wieſen im Frühjahre und Herbſte. Dieſe ſind übrigens nur da zuläſſig, wo die Wieſen einen genugſam trocknen und conſi— ſtenten Boden haben. Der Werth dieſer Weiden 36 282 richtet ſich eben ſowohl nach der Beſchaffenheit der Wieſen, ob dieſe beſſere oder ſchlechtere Gräſer ent— halten, ein-oder mehrſchürig find, als auch nach der ſtattfindenden Wäſſerung oder dem Mangel derſel— ben, und nach den klimatiſchen Verhältniſſen. Im Allgemeinen iſt die Weide auf Wieſen, wenn letztere trocken genug ſind, im Frühjahre für die Schafe, im Herbſte für das Rindvieh von großem Werthe, und wenn ſie mit gehöriger Vorſicht betrieben wird, den Wieſen auch nicht ſchädlich. Bei einſchürigen Wie— ſen iſt die Haltung einer großen Anzahl von Vieh hauptſächlich auf die Weide auf derſelben berechnet. Wo man noch jetzt bis zum 10ten und 12ten Mai die Wieſen zu behüten pflegt, da wird das Vieh allerdings die reichhaltigſte und kräftigſte Nahrung finden, dagegen aber auch oft die Heuernte verhält— nißmäßig mehr vermindert, als der Werth der Wei— den zu veranfchlagen iſt. Man kann in der Regel annehmen, daß, etwa höhere Gebirgsgegenden aus— genommen, ſelbſt im nördlichen Deutſchland die Be— hutung nur bis zum letzten Drittel des April ohne Nachtheil ausgeübt werden kann. Wo im Frühjahre die Wieſen bewäſſert werden und wo die Wieſen überhaupt mehr, als zweiſchürig ſind, kann das Be— hüten nicht ſtattfinden. Immer bleibt die Behutung der Wieſen im Frühjahre eine ungewiſſe Sache, da ſie bei naſſer Witterung nicht ohne Nachtheil aus— geübt werden kann. Dagegen aber iſt die Behutung im Herbſte wichtiger, ſobald das Grummet abge— bracht iſt. Nach eingetretenem Froſte können auch die Schafe noch eine Nachleſe auf den Wieſen halten. Welchen Eitrag nun eine ſolche Weide gewährt, iſt allerdings eben ſo ſehr von der Jahreswitterung ab— hängig, als von der Beſchaffenheit der Wieſen ſelbſt. Wird bis zum letzten Drittel des April gehütet, ſo kann eine Mittelkuh bei dem Futterbedarfe von 80 Pfd. Grünfutter täglich 12 bis 16 Tage ihre Nah— rung auf einem Morgen finden, ſobald nämlich die Fläche mit der Menge des aufzutreibenden Viehes in einem ſolchen Verhältniſſe ſteht, daß eine angemeſ— ſene Schonungszeit ſtattfindet; letztere beträgt nach Maßgabe der Witterung und Beſchaffenheit der Wieſen im Frühjahre, bis zum letzten Drittel des April 8 bis 16 Tage, in welcher Zeit das Gras wieder ſo weit heranwächſt, daß es weidebar wird. Im Herbſte kann man das Verhältniß im Allgemei— nen höher annehmen, beſonders bei Schafen. 3) Nebenweiden. Man rechnet hierher vor— nehmlich die Hutung in Wäldern und in Teichen. Die erſtere kann als eine Nebennutzung für die Land— wirthſchaft von beträchtlichem Werthe ſein, nur muß fie mit der gehörigen Schonungszeit der Waldungen im Einklange ſtehen, wenn die letztern dabei nicht mehr leiden ſollen, als der Werth der Weide zu ver— anſchlagen iſt. Schafe und Rindvieh müſſen hierbei ihre beſondere Weidereviere haben oder doch wenig— ſtens die erſtern nur nach letztern folgen. Wenn noch Thau an den Pflanzen hängt, oder bei Regen— wetter muß der Auftrieb des Viehes ebenfalls ver— mieden werden, weil das Vieh das naſſe Gras nicht gern frißt, und deßhalb ſich an das junge Holz hält. Seltener als Rindvieh und Schafe werden auch Weiden. Pferde, Ziegen aber niemals bei der Waldweide zu— gelaſſen. Wenn man nur Schafe und Rindvieh in Waldungen mit den hauptſächlichſten Holzarten wei— det, ſo würde ſich im Allgemeinen folgende Scho— nungszeit ergeben. Eiche muß bei den beiden Vieh— gattungen als Hochwald bis zum 15ten bis 25ſten, als Niederwald bis zum Eten und 10ten Jahre vor den Schafen, bis zum 12ten oder 16ten Jahre vor dem Rindvieh geſchont werden. Die Erle muß als Hochwald vor den Schafen 8 bis 10 Jahre, vor dem Rindvieh 12 bis 16, als Niederwald vor beiden 4 bis 6 Jahre geihont werden. Die Birke verlangt bei Hochwald eine gleiche Schonungszeit, als Nie— derwald aber von 6 bis 8 Jahren. Gemiſchte harte Hölzer müſſen als Niederwald 8 bis 15 Jahre, ge— miſchte weiche Hölzer als ſolcher 6 bis 10 Jahre ge— ſchont werden. Die Kiefer und die Fichte verlangen vor dem Rindviehe eine Schonungszeit von 16 bis 24 Jahren, vor den Schafen von 12 bis 16 Jahren. Die Weißtanne verlangt eine um mehrere Jahre ver: längerte Schonungszeit. Die Waldweide kann in dem Forſte nur vom Iften Mai bis zum Iften Sep— tember ftattfinden und hat einen ſehr verſchiedenen Werth. Bei der Schafweide im Walde müſſen auch die Pilze in Betracht gezogen werden, weil jene dieſe gern freſſen. Nach Verſchiedenheit der Umſtände ſind 2 bis 8 Morgen Wald zu einer Kuhweide erfor— derlich. Die Teichweiden erſtrecken ſich zwar nur auf Teichränder, wo das Waſſer einen niedrigen Stand hat; doch enthalten dergleichen Weiden, wenn ſie nicht zu ſehr im Schatten liegen, recht gute Grä— ſer und ſind oft ſo ergiebig, daß 1½ Morgen davon eine reichliche Kuhweide giebt. 4) Wechſelweiden ſind ſolche, wo der unter dem Pfluge ſtehende, und hauptſächlich zum Frucht— baue benutzte Boden abwechſelnd zu gewiſſen Zeiten mit dem Viehe betrieben wird. Hierher gehören die Brach-, Stoppel-, Dreeſch- und Außenweide. a) Die Brachweide wird bei der Dreifelder— wirthſchaft auf der Brache ausgeübt, bis dieſe um— gebrochen wird. Gewöhnlich wird ein Theil derſel— ben um Johannis umgebrochen, ein anderer Theil aber bis zum Beginnen der Stoppelhutung gelaſſen. Dieſe Weide läßt ſich nur auf 6 bis 7 Wochen be— rechnen, doch fällt ſie in die kräftigſte Vegetations— periode. Zwiſchen den Bearbeitungsfurchen der Brache wächſt zwar noch einiges Gras hervor, was man die Ackerweide nennt; doch iſt darauf nicht viel zu rechnen, und dieſe Weide kann nur durch die Schafe benutzt werden. Den Werth der Brachweide nimmt man gewöhnlich nach der Tragbarkeit des Bodens nach Körnern an, ſo daß man bei einem 10fältigen Ertrage 3 Morgen, bei einem Ffaͤltigen 4 Morgen und ſo weiter herab, bei einem 4fältigen Ertrage 8 bis 9 Morgen zu einer Kuhweide rechnet. Indeſſen iſt eine ſolche Annahme ſehr unzuverläſſig, da der Graswuchs nicht von dem Körnerertrage des Getreides, ſondern von der Feuchtigkeit des Bodens und der Atmofphäre, ſowie von der Bodenbeſchaffen— heit ſelbſt abhängt, ſo daß hier eine Brachweide bei einem beträchtlich niedrigen Körnerertrage eine weit größere Menge Gras erzeugt, als dort bei einem Weiden. hoͤhern Kornerertrage. Ferner kommt es hierbei auch auf die Beſchaffenheit der Gräſer an, ob dieſe nahr— hafter und ſchnellwüchſiger ſind, ſowie denn auch die Brachweide durch Anſaat von weißem Klee und ans dern Weidegewächſen ſehr weſentlich verbeſſert und zu einem höhern Ertrage gebracht werden kann. Es giebt daher Brachweiden, wo noch nicht 2 Morgen zu einer Kuhweide erforderlich ſind. Hierher ſind auch die Weiden bei der Wechſelwirthſchaft zu rech— nen. Da jedoch hier das Land in einem beſonders kräftigen Zuſtande zur Weide niedergelegt, auch mit ergiebigen Gräſern angeſäet wird, ſowie auch rother Klee zur Beweidung gelangt, ſo iſt der Ertrag von ſolcher Weide beträchtlich höher anzunehmen. b) Die Stoppelweide iſt nach Beſchaffenheit des Bodens und der Kultur verſchieden. Als Stop— pelweide können nur die Stoppeln des Getreides in Betracht kommen, da nach Hülſenfrüchten das Land in der Regel rein von Unkraut iſt, auch bald nach ihrer Aberntung umgebrochen werden muß, bei in Reihen geſäeten und mit Geſpannwerkzeugen be— handelten Gewächſen aber ſich wenig oder gar kein Gras findet. Die Stoppeln des Wintergetreides find grasreicher, als die des Sommergetreides. Die Dauer der Stoppelhutung richtet ſich nach der frü— hern oder ſpätern Ernte, und je nachdem die Stop— peln früher oder ſpäter umgebrochen werden müſſen. Hiernach wird man die Dauer der Stoppelhutung auf 4 bis 10 Wochen annehmen können. Man nimmt an, daß bei der Stoppelhutung ein Viertheil mehr, auch wohl noch mehr Fläche, als von der Brachhutung zu einer Kuhweide erforderlich iſt. c) Die Dreeſchweide kommt bei der Schlag— und Koppelwirthſchaft vor, und bei ihnen wird das Land mehrere Jahre hinter einander behütet. Es kommt auch hier auf die Güte des Bodens, auf die Stäcke des Graswuchſes und darauf an, wie viele Jahre die Weide dauert, ſowie endlich darauf, in welchem Kraftzuſtande der Boden zur Weide nieder— gelegt worden. Bei zu langem Liegenlaſſen ver— ſchlechtern ſich die Dreeſchweiden; daher nimmt man gewöhnlich an, daß eine Dreeſchweide nur 3 Jahre in voller Vegetationskraft bleibe. Doch wer— den jetzt nicht mehr die Dreeſchweiden einer natür— lichen Beraſung überlaſſen, ſondern Gräſer dazu an— geſäet. Auch bei der Dreeſchweide wird der Ertrag des Graſes wie bei der Brachweide nach der Kör— nerertrags fähigkeit des Getreides angegeben; doch ſtellt ſich das Verhältniß hier beſſer, ſo daß man annimmt, daß ſie um ½, ſelbſt / weniger Raum erfordern, um eine jener gleiche Kuhweide zu geben. Hierher gehört auch die Außenlandsweide, oder das entfernt liegende, zum Theil ſchlechte, zum Theil aber auch nur höchſt vernachläſſigte und unge— düngte Land. Dergleichen Felder bleiben 3 bis 12 Jahre als Weide liegen, ehe ſie einmal mit einer Frucht beſtellt werden. Da nun aber bloße Ruhe dem Boden eigentlich keine Kraft giebt, ſo kann natürlich eine ſo lange Weidezeit zur Vermehrung des Boden— reichthums nur wenig beitragen, vielmehr geht die Vegetation der meiſten Pflanzen gänzlich zurück, wo— her denn auch ſolche Weiden um ſo ſchlechter werden, 283 wenn ſie über das 4te Jahr hinausgehen. Derglei— chen Weiden werden nur durch den Auftrieb der Schafe inſofern erkräftigt, als dieſe, nachdem ſie ſich anderwärts ſatt gefreffen haben, einigen Weide— dünger darauf fallen laffen. Solche Weiden haben daher eigentlich gar keinen Werth, und ihr Nutzen beſteht nur darin, daß ſie von Zeit zu Zeit eine Frucht tragen, worauf fie dann aber in einem um fo kraftloſern Zuſtande zurückbleiben. Auch die Weiden verlangen eine beſondere Pflege und Aufſicht, wenn ſie nicht verwildern und von Jahr zu Jahr ſchlechter werden ſollen. Alles, was dem Gedeihen der Hutungsgräſer hinderlich iſt, muß weggeſchafft werden. Daher ſind alle Dornhecken und dämmende Sträucher, Steine und beſonders die mit Moos überzogenen Maulwurfs- und Ameiſen— haufen davon zu entfernen. Wenn auch eine Ebe— nung der Weiden nicht in dem Grade erforderlich iſt, als bei den Wieſen, ſo iſt es doch immer nach— theilig, wenn Höhen, auf denen wegen Trockenheit wenig Gras waͤchſt, mit Vertiefungen wechſeln, in welchen ſich Waſſer ſammelt, ſchädliche Pflanzen wachſen, und das vorhandene Gras verſchlämmt wird. Hier kann man nach und nach den moderigen Boden aus den Tiefen aufräumen, dieſe mit dem trocknen Boden der Höhen ausfüllen, und dann das Ganze mit jenem moderigen Boden überſtreuen, wel— cher den Gräſern alsdann zur Nahrung dient. Die Weiden ſind ihrer Natur nach entweder zu naß, oder zu trocken. Im erſtern Falle muß man zu entwäſſern, im letztern zu bewäſſern ſuchen. In Ermangelung einer ſolchen Gelegenheit pflanzt man Hecken oder Bäume in ſolcher Entfernung, daß ſie zwar Schutz gewähren, doch aber Licht und Sonne nicht entziehen, und ſorgt ſomit für möglichſte Erhaltung der Feuchtigkeit. Zu dergleichen Anpflanzungen wählt man am liebſten Laubholz. Bei ſehr ſteilen Weiden muß man das Waſſer durch Auffangegegräben ſo abzuleiten ſuchen, daß es den Weiden keinen Schaden zufügen kann. Der hier abgeſchwemmte gute Boden muß von Zeit zu Zeit wieder auf die Höhe geſchafft werden. Sind dergleichen ſteile Weiden der Sonne ſehr ausgeſetzt, ſo ſind hier Anpflanzungen von beſonderm Nutzen, und iſt der Boden ſehr trocken, ſo ſind dazu Kirſchbäume und Lerchenbäume beſonders zu empfehlen. Solche ſteile Weiden werden gewöhnlich nur mit Schafen be— trieben, welche mit ihren ſpitzen Klauen den Boden aufreißen, ſo daß er bröckelig wird und eine Vernar— bung nicht erfolgen kann. Hier kann nur eine an⸗ gemeſſene Terraſſirung helfen, wobei die Seiten der Terraſſen fo ſteil als möglich angelegt und mit Holz— arten, die zu Unterholz tauglich ſind, bepflanzt wer— den müſſen. Was die Grasarten auf den Weiden betrifft, ſo muß man ſich beſtreben, mehr Gräſer, als eigentliche Kräuter zum Pflanzenbeſtande zu haben. Eine Hauptſache aber iſt, auf den Weiden alle nach— theiligen Kräuter zu vertilgen, indem man ihre Wur— zeln aushebt, oder gegen den Sommer und während deſſelben die Samendolden und Samenblätter ab— bricht. Auf höhern, wie auf niedrigen Hutungen finden ſich Kräuter, welche, wenn ſie auch nicht ſchädlich ſind, doch we verſchmäht werden, 36 284 wie z. B. Wolfsmilch, Binſen. Auch giebt es eine Anzahl Pflanzen, die zwar, wenn ſie jung ſind, gefreſſen, alt aber durchaus verſchmäht werden, ſo die Schafgarbe- und Diſtelarten, Brennneſſel, Johanniskraut, Pfriemenkraut, Ginſter, Habichts— kraut, Wegewarte, Klette. Auch dieſe muß man zu vertilgen ſuchen und ſie durch neue Grasarten ergän— zen. Zu der Anſaat auf trocknen Weiden, beſon— ders den Dreeſchweiden, ſowie auch für die Weiden bei der Wechſelwirthſchaft werden hauptſächlich fol: gende Kräuter empfohlen: kleine Pimpinelle, weißer, fadenförmiger, gebogener, röthlicher, blaßgelber Klee, rother Bergklee, Ruchgras, wolliges Roßgras, haa— riger Hafer, Goldhafer, jähriges Wieſenviehgras, Wieſenſchwingel, Schafſchwingel; etwas Honig: gras, Zittergras, die verſchiedenen Arten des Ray— grafes. Da auf den meiſten Weiden die Mooſe ſehr überhand nehmen, ſo iſt, wenn es die Ebenheit geftattet, ein tüchtiges Eggen im Frühjahre zu em— pfehlen. Das Moos wird abgeharkt und zur Dün— gerbereitung verwendet. Bei den Dreeſchweiden wird durch das Eggen die Bodenkrume gelüftet, wo— durch ein um ſo üppigerer Graswuchs erfolgt. Bei ſehr lockern Dreeſchweiden kann aber auch zur Er— haltung der Feuchtigkeit das Walzen zuträglich ſein. Die Exkremente des Rindviehes muß man, ſobald ſie abgefallen ſind, ſogleich ausſtreuen, oder ſie in Haufen ſammeln, mit Erde vermiſchen und ſo einen Compoſt bereiten, der erforderlichen Falls der Weide ſelbſt zu Gute kommt. Bei allen Weideplätzen, zu— mal, wenn ſie vom Wirthſchaftshofe ſehr entfernt Brache, Fruchtfolge Bex ach e. Die Brache beſteht darin, daß man einen ganzen Frühling und den Sommer hindurch den Acker un— beſtellt liegen läßt, und ihn durch Düngen, Pflügen und Eggen zu einer zu beſtellenden Winterſaat vor— bereitet. Man nennt ſolches auch die Sommer— brache, und wenn jene Behandlung gleich im Herbſte vorher oder im zeitigen Frühlinge beginnt, die Schwarzbrache. Die Ausdrücke: beſtellte oder geſömmerte Brache, Brachfrüchte, Kleebrache enthalten nach dem Wortbegriffe Brache (von Brechen) einen Widerſpruch und ſind keine Brache; denn gerade bei einer jährlichen Ab— wechſelung ſolcher ſogenannten Brachfrüchte mit den Halmgewächſen wird die reine Brache am erſten entbehrlich gemacht werden können, ſobald nämlich ein dem Boden zuſagender Fruchtwechſel dabei ſtatt— findet. Bei dem Brachen des Ackers hat man zum Zwecke, die Weide, die Unkrautgräſer und die Stop— peln der Getreidefrüchte durch wiederholtes Beackern zu vernichten, zur Verweſung zu bringen und in Düngung zu verwandeln, ſowie den Acker gehörig zu lockern und denſelben für die Atmoſphäre empfänglicher zu machen. Das Brachen, Stürzen des Ackers oder die Pflugbearbeitung der Brache muß in der Regel mög— lichſt ſeichte geſchehen. Bei mürbem, in guter Kul— Die Brache, Fruchtfolge und Ackerbauſyſteme. ſind, müſſen gute und geſunde Viehtränken vorhan— den ſein, weil Mangel an gutem Waſſer oft gefähr— liche Krankheiten erzeugt. Wo von Natur keine ge— ſunden Viehtränken vorhanden ſind, da muß man durch Kunſt ihren Mangel zu erſetzen ſuchen. Man wählt hierzu eine niedrige Gegend oder einen tief— liegenden Platz aus, wohin das Waſſer bei Regen— güſſen den meiſten Ablauf hat und alſo auch leicht durch Gräben dahin geleitet werden kann. Der Durchmeſſer einer ſolchen Tränke wird gewöhnlich zu 60 Fuß angenommen, und es muß ſolche im ſan— digen Boden am Grunde mit zähem Thone ausge— ſchlagen werden, über welchen man eine Lage Kalk— mörtel bringt, und das Ganze gleich einer Dreſch— tenne behandelt. Übermäßiger Beſatz der Weiden mit Vieh iſt ihnen ſehr nachtheilig, indem die Gras— pflanzen dabei nie zu ihrer Entwickelung gelangen können; zu ſchwacher Beſatz iſt aber auf der andern Seite nachtheilig, indem die Weide dabei nicht nach ihrer Kraft benutzt wird, auch dann unnütze und ſchädliche Pflanzen aufkommen und die beſſern ver— drängen. Aus gleicher Urſache dürfen die Weiden weder zu früh, noch zu ſpät betrieben werden. Bei den vollkommenſten Weidewirthſchaften theilt man das Weideland in Schläge, bringt auf jeden Schlag dasjenige Vieh zuerſt, welches man am kräftigſten nähren will, und läßt dieſem einen andern Viehſtapel folgen, der ſich mit Wenigerem begnügen ſoll. Als— dann giebt man dem Graſe gehörige Zeit zum Wie— derwachſen und bringt nachher den erſten Stapel wieder auf. und Ackerhauſyſteme. tur ſtehendem Boden, welcher rein von Quecken iſt, und wo eine Wendefurche zu geben nicht nöthig wird, iſt jedoch ein tiefes Brachen oder Stürzen vor— theilhafter. Ein zäher, bindiger, roher und unthä— tiger Boden muß zeitig, wo möglich ſchon im Mai gebracht werden, und bei einem mehrere Jahre als Weideland gelegenen oder mit Quecken behafteten Acker wird das frühzeitige Brachen um ſo nöthiger. Bei leichtem, thätigem und in guter Kultur ſtehen— dem Boden iſt es hingegen früh genug, wenn das Brachen Ende Juni oder Anfangs Juli geſchieht. Zweckmäßiger bleibt aber immer ſchon das Stürzen des Ackers im Herbſte. Durch das Abeggen der Brache oder Stürzfurche beabſichtigt man, den Acker der Atmoſphäre mehr auszuſetzen, denſelben zu zer— krümeln und zu lockern, das Wurzelunkraut zu ver— nichten und den Unkrautſamen zum Keimen und zum Aufgehen zu bringen. Dieſes Bracheggen darf aber nicht eher vorgenommen werden, als bis ſich der Acker geſetzt hat. Iſt der Acker nicht ganz roh und hat die Brachfurche einen durchdringenden Regen er— halten, ſo kann nach 2 bis 3 Wochen gewöhnlich ſchon das Abeggen erfolgen. In Fällen, wo man nicht früh genug brachen kann, wird das Morſchen des Ackers befördert, wenn man einige Tage nach dem Brachen die Furchen mit 2 bis 3 Strichen der Länge nach eineggt; nach Verlauf von ungefähr 14 Die Brache. Tagen eggt man dann quer über. Das Eggen der im Herbſte geſtürzten Acker geſchieht im zeitigen Früh— jahre. Diejenigen Acker, welche zu Früchten beſtimmt ſind, die im zeitigen Frühjahre angebaut werden, ſind im Herbſte zuerſt zu ſtürzen. Die zweite oder die Wendefurche muß der gebrachte Acker tiefer erhalten; dieſe wird dem Acker aber erſt dann mit wirklichem Nutzen gegeben, wenn die Brachfurche gehörig ausgefault und durch ſtarkes Eggen zum Wenden vorbereitet iſt. Einen Acker zur Unzeit wenden, iſt nachtheilig und befördert die Verwilderung deſſelben. Die Wendefurche ſoll ſchmal gehalten und dem Acker moͤglichſt tief gegeben wer— den, ſo daß 2 bis 4 Zoll neue Erde auf die herum— gewendete Brachfurche oben auf zu liegen kommt. Die dritte oder die Ruhrfurche wird dem Brachacker am beſten mit dem Ruhrhaken quer über die Wendefurche, oder wohl auch auf lockern Boden— gattungen ſchon quer über die Stürzfurche gegeben, indem man dabei beabſichtigt, einen gut gefaulten Acker locker zu machen und gut zu miſchen. Der Acker erhält durch das Eggen nach dem Ruhren mehr Ebenheit, und der Unkrautſame wird zum Aufgehen geneigter gemacht, auch dem Einfluſſe der Atmo— ſphäre zur Befruchtung des Ackers mehr Eingang verſchafft. Ein vollkommenes Ruhren muß in ſchma— len und noch tiefern Furchen, als die Wendefurche hatte, vorgenommen werden. Wo der Ruhrhaken nicht gebräuchlich oder nicht vorhanden iſt, muß man ſich, obſchon freilich bei minder vollkommener Bearbeitung des Ackers, des gewöhnlichen Pfluges bedienen. Wo die Lage und Geſtalt des zu ruhren— den Ackers das Querpflügen nicht geſtattet, ſondern der Acker nur in der Länge gepflügt werden kann, da muß das Eineggen der Wendefurche dem Ruhren vorangehen. Das Ruhren ſoll ebenfalls zu keiner Zeit eher geſchehen, als bis der Acker gehörig ge— fault und mürbe geworden iſt. Bei Ackern, welche leicht von der Dürre leiden, und überhaupt Mangel an anhaltender Feuchtigkeit haben, muß das Ein— eggen der Ruhrfurche wo möglich gleich nach dem Ruhren geſchehen; daſſelbe wird auch bei ſehr thon— haltigem, bindendem Boden nöthig. Bei kalten, verſchloſſenen, unfruchtbaren Ackern, welche keine zu bindende Eigenſchaft haben, wirkt es vortheilhaft, wenn die Ruhrfurche bei trockner Witterung mehrere Tage uneingeeggt verbleiben kann. Bei jedem trock— nen, leichten Ackern, der ſchon durch die erſte Pflug— bearbeitung ganz mürbe geworden, und der durch eine zweite Pflugbearbeitung zur Saat geſchickt genug ge— macht wird und hinlängliche Lockerheit erhält, kann das Ruhren nur nachtheilig wirken. Eben ſo nachtheilig wirkt das Ruhren bei allen Ackern, welche wegen ihres rohen Zuftandes ſich nicht rühren und miſchen laſ— ſen. Dagegen kann ein Acker, welcher in der Brach— furche trotz des beſten Beackerns und Eggens nicht fault und mürbe wird, ſondern zähe, bindend und roh bleibt, nur durch gutes, tiefes Wenden zum Morſchen gebracht und zur Saat vorbereitet werden. Wollte man einem dergleichen Acker ſtatt der Wende— furche die Ruhrfurche quer über geben, ſo würde man dadurch den Acker nur verwildern und erſchoͤpfen. 285 Die letzte Furche erhält die Brache endlich beim Pflügen zur Saat, wobei die Pflugſtreifen ſchmal und nicht tiefer, als die frühere Bearbeitung des Ackers war, genommen werden darf. Im AU: gemeinen iſt es vortheilhafter, der Saatfurche eine gehörige Tiefe zu geben. Rohen, unkultivirten Bo— den an die Oberfläche zu bringen, wirkt in den mei— ſten Fällen nachtheilig, indem nur höchſt ſelten Pflanzen auf ſolchen Boden gedeihen, welcher kurz vor dem Anbaue noch der Atmoſphäre verſchloſſen war, ausgenommen, der Boden wäre ſehr humus— reich, oder die Saatfurche eine geraume Zeit vor der Einſaat gegeben geweſen. Ganz leichter, trockner Sandboden wird am beſten gleich nach dem Saat— pflügen beſtellt; bei fruchtbarem Boden hingegen iſt es in den meiſten Fällen vortheilhafter, wenn das Pflügen zur Herbſtſaat 3 bis 5 Wochen vor der Einſaat geſchehen kann. Sehr thonhaltigen, bins denden Boden beſtellt man aber beſſer gleich nach dem Saatpflügen. Ob das Halten der reinen Brache im Allgemei— nen unbedingt und weſentlich nothwendig ſei, oder nicht? darüber ſind die Anſichten und Meinungen der Landwirthe bis heutigen Tag noch ſehr verſchie— den und häufig geradezu widerſprechend. Da nun das Brachehalten gewöhnlich bei der Dreifelder— wirthſchaft vorkommt, und daher in der Regel alle 3 Jahre wiederkehrt, ſo muß es natürlich für den Landwirth von großer Wichtigkeit ſein, mit Be— ſtimmtheit zu wiſſen, ob es denn wirklich zum beſ— ſern Gedeihen feiner Brachfrüchte durchaus noth— wendig ſei, alle 3 Jahre reine Brache zu halten, oder ob es durch eine zweckmäßigere Feldeinrichtung nicht zu bewirken ſtehe, in 3 Jahren ſtatt zwei, drei Ernten zu nehmen. Jene ſo ungemein wichtige Frage in Bezug auf die Beibehaltung oder Entbehr— lichkeit der Brache wird ſich aber nur dann mit Be— ſtimmtheit entſcheiden laſſen, wenn genügend dar— gethan werden kann, auf welche Weiſe der Land— wirth ſeinen Zweck beim Feldbaue am ſicherſten er— reicht. Jener Zweck aber kann kein anderer ſein, als: „den möglich höchſten Reinertrag bei ſteigender Bodenkraft von ſeinen Feldern zu gewinnen,“ d. h. ſolche und ſo viel Früchte auf den kultivirten Ackern zu erbauen, welche durch den Verkauf oder ander— weitige Benutzung die möglich höchſte Geldſumme in die Kaſſe bringen, dabei aber auch zugleich die Bodenkraft von Jahr zu Jahr vermehren. Die wichtigſten Gründe, welche man für Beibe— haltung der Brache anführt, ſind folgende: 1) Bei ſchwerem, bindendem und dabei oft naß liegendem Boden iſt es unvermeidlich, denſelben, wenn er immer bebaut werden ſoll, bisweilen im naſſen Zuſtande zu bearbeiten, wodurch derſelbe aber gänzlich verhärtet. Nur durch reines Brachehalten werden dergleichen Acker locker und mürbe, ſowie man durch die Brachbearbeitung deren Fruchtbarkeit merklich erhöht. 2) Der leichtere Boden iſt der Verwilderung durch das Unkraut ſehr ausgeſetzt, und dieſen davon zu reinigen, giebt es kein anderes Mittel, als die Brache; 286 je mehr daher das Land zum Verunkrauten ge- neigt iſt, deſto öfters muß die Brache wiederholt werden. 3) Durch das Brachen wird das Ungeziefer im Boden vertilgt, indem daſſelbe nicht nur durch das Pflügen ſchon ſammt der Brut in zahlloſer Menge getödtet, ſondern auch noch von den Krähen und andern Vögeln auf dem friſchgepflügten Acker ge— freſſen wird. 4) Durch mehrere auf einander folgende Ernten wird der Boden ausgeſogen, weßhalb die Gewächſe darauf nicht mehr ihre gehörige Vollkommenheit erlangen, ſelbſt wenn dazu reichlich gedüngt wor— den wäre. Deßhalb muß der Boden erſt ausruhen. 5) Bei dieſer Ruhe zieht aber auch die Erde die befruchtenden Theile der Sommerluft und des Sonnenſcheins, die Dünſte und den Thau in ſich. Je mehr nun der Acker gelockert und gepulvert wird, deſto ſtärker wird er von jener Luftdüngung be— ſchwängert, und der Mangel an Düngung hierdurch erſetzt; denn eine Wirthſchaft, wo man keine Brache hält, wird nie den benöthigten Dünger herbeiſchaf— fen können. 6) Eine Wirthſchaft ohne Brache erfordert zur Frühjahrs- und Herbſtbeſtellzeit ſehr viel Geſpann, das in der Zwiſchenzeit müßig ſtehen muß; es bringt aber einer Wirthſchaft Nachtheil, zuviel Ge— ſpann halten zu müſſen. Daß nun die von den Brachevertheidigern hier angegebenen Zwecke, welche ſie durch das Brache— halten eben zu erreichen beabſichtigen, faſt alle für die Befruchtung des Bodens von entſchiedenem Einfluſſe ſind, läßt ſich durchaus nicht leugnen, ſowie nicht minder wahr iſt, daß der fortwäh— rende Getreidebau den Boden erſchöpft, daß fer— ner letzterer aus der Atmoſphäre befruchtende Theile aufnimmt, und daß endlich überflüſſiges Geſpann einer Wirthſchaft hoͤchſt nachtheilig wird, ſobald man daſſelbe nicht beſtändig zu nützlicher Arbeit verwenden kann. Nach vieljähriger Erfahrung ein— zelner denkender Landwirthe, ſowie ganzer Ge— genden und Länder laſſen ſich aber die oben an— gegebenen Zwecke für die Befruchtung des Bodens auf andere Weiſe beſſer erreichen, als durch die reine Brache. 1) Um bindenden und zu lockern Boden trocken zu machen, ſowie ſolchen vor dem Verwildern durch Unkraut zu ſchützen, laſſen ſich Saaten ausmitteln, die denſelben weder erhärten, noch erſchöpfen und verwildern, und überdies eine vollkommene Bear— beitung des Bodens geſtatten, indem dergleichen Pflanzen, wie z. B. grün zu mähende Wicken, Spergel u. ſ. w. ihn auch nicht lange einnehmen. Auch durch die Einführung der Reihenkultur wird die vollkommene Bearbeitung des Bodens ge— ſtattet. 2) Durch grün zu mähende ſaftige Futterge— wächſe, welche durch ihren ſchnellen Wuchs das Unkraut unterdrücken, und durch ihren dichten Schat— ten aber gerade in der trodenften Jahreszeit den Boden feucht und kühl erhalten, kann der Verwil— derung des Bodens am ſicherſten vorgebeugt wer— Die Brache, Fruchtfolge und Ackerbauſyſteme. den. Ebenſo wird auch in dieſem wie in jenem Falle der Boden auf das ſorgfältigſte kultivirt und gereinigt, wenn er mit Hackfrüchten beſtellt, oder die Reihenſaat im Allgemeinen eingeführt wird. 3) Mehrere Getreidearten auf einem und dem— ſelben Felde hintereinander erſchöpfen allerdings den Boden, und es würde daher ein höchſt ſchädlicher Mißgriff fein, wenn man die Abſchaffung der Brache darein ſetzte, dem Acker, anſtatt Brache zu halten, nur noch mehr Getreideernten von ſtark zehrenden Früchten abzunöthigen. Ganz anders verhält es ſich aber, wenn man den Acker mit ſchonenden und be— reichernden Gewächſen, als Klee u. dergl. beſtellt; denn dieſe halten den Boden rein und locker und bereiten denſelben zum Getreidebau vor. Jene Meinung, daß der Boden, gleich dem Thiere, der Ruhe bedürfe, beruht auf einem falſchen Vorbe— griffe; denn man hat bei einem angeſtellten Ver— ſuche mit einem Stücke Land, daß einige Sommer hindurch gebracht worden war, gefunden, daß die Ernte darauf ſehr mittelmäßig ausfiel. Aber der Ruhe vom Pfluge kann der Boden bisweilen be— dürfen, wenn nämlich ſolcher, an ſich ſchon zur leichtern Gattung gehörig, durch zu vieles Pflügen ſeine nöthige Bindigkeit und waſſerhaltende Kraft verloren hat; doch wird man in dieſem Falle dem Boden dieſe Ruhe vom Pfluge weit zweckmäßiger durch Niederlegen zu Dreeſch oder durch Beſtellen mit ausdauernden Futtergewächſen zu geben ver— mögen, als dies durch die reine Brache würde ge— ſchehen können, indem im letztern Falle der Acker, da nicht gepflügt werden ſoll, nur verwildern müßte, beim Pflügen aber der Zweck dieſer Art von Ruhe nicht erreicht würde. 4) Was die Befruchtung des Bodens durch die Atmoſphäre betrifft, fo geht dieſe unter dem wohl— thätigen Schatten einer dichten Saat zum Abmähen beſtimmter Futtergewächſe noch weit beſſer vor ſich, indem durch jene der Boden immer locker und offen erhalten wird. Durch eine ſolche Frucht wird aber der Boden nicht nur nicht ausgezehrt, ſondern ſo— gar verbeſſert. Den Zweck der Befruchtung des Bo— dens erfüllen aber auch noch überdies die Hackfrüchte weit ſicherer und vollkommener, als die reine Brache. 5) Die Benutzung des Brachfeldes verlangt allerdings mehr Dünger; indeſſen erhält man die— ſen auch aus den darauf geſäeten Futtergewächſen reichlich, da nämlich in ſechs Jahren wenigſtens zweimal ſolche Früchte gebaut werden, die haupt— ſächlich für Maſt- und Milchvieh beſtimmt ſind, wogegen das armſelige Unkraut des Brachfeldes in dieſen zwei Jahren für das darauf weidende Vieh kaum in Erwägung gezogen zu werden verdient. 6) Daß eine Wirthſchaft ohne Brache mehr Ge— ſpann erfordere, da ſich die Arbeiten zu gewiſſen Zeiten vervielfältigten, und daß zu andern Zeiten das Geſpann wiederum müßig ſtehe, iſt durchaus falſch, und beruht nur auf dem Mangel an gehö— riger Kenntniß jener Wirthſchaften ohne Brache. Denn die Beſtellung derjenigen Früchte, welche ſtatt des Brachehaltens gebaut werden, erfordert keines— wegs mehr Geſpannarbeit, als eine gehörig behan— Die Brache. delte Brache; überdies fällt dieſe Arbeit in eine ebenſo bequeme Zeit, als die Bracharbeit. Grün zu mähende Futterkräuter werden ohnehin, um lange Grünfutter zu haben, nicht auf einmal ge— ſäet, und können zum Theil vor, zum Theil nach der Frühjahrsgetreidebeſtellzeit ausgeſäet werden; deren Stoppeln aber, ſowie Hanf-, Bohnen -, Rapsſtoppeln u. ſ. w. müſſen nach der Ernte ſo rein ſein, daß man die Winterung in die erſte Furche fäen kann. Die Hackfrüchte erfordern höchſtens ſo viele Pflugarten, wie die Brache, und zwar zu einer bequemern Zeit; der Klee verlangt gar keine Pflugarbeit, und ſeine Stoppeln machen nur eine Furche für die Winterung nöthig. Für die zeitig auszuſäenden Brachfrüchte kann man den Dünger im Winter ausführen, zu dem Kohle und den Rüben aber noch ſelbſt Anfangs Juni. Daß aber, wenn man aus der Dreifelderwirth— ſchaft in eine Fruchtwechſelwirthſchaft ohne Brache übergeht, bei letzterer mehr Handarbeit nöthig wird, ſteht außer Zweifel; weßhalb ſie auch in einer Ge— gend, wo Mangel an Menſchen iſt, nicht leicht in Ausführung gebracht werden kann; ſonſt aber be— zahlt ſie bei gut geregeltem Wirthſchaftsgange und einer getroffenen zweckmäßigen Fruchtfolge, wenn auch der Arbeitslohn hoch ſteht, die Auslagen mit reichlichen Zinſen. Es erfordert allerdings bei einer Fruchtwechſelwirthſchaft einige Erfahrung und Über— legung, den beſtmöglichen Fruchtwechſel für jede Art des Bodens zu wählen. Eine zweckmäßige Abwech— ſelung im Anbaue der Kulturfeldgewächſe wird beim Fruchtwechſelſyſteme ohne Brache am ſicherſten zum Ziele führen. S. Fruchtfolge und Ackerbau— ſyſteme. Der Dreifelderwirth hat hauptſächlich zum Zwecke: Körner zu erzeugen; das Nutzvieh dagegen wird mei— ſtens nur als Nebenſache behandelt und nur da be— rückſichtigt, wo ein reiches Wieſenverhältniß gleichſam dazu drängt. Bei dieſem Verfahren ſteht aber nach dem oben Bemerkten der Zweck des höchſtmöglichen Reinertrages nicht zu erreichen, indem hierbei die Bodenkraft nicht nur nicht vermehrt, vielmehr von Jahr zu Jahr vermindert wird, da der Boden das dritte Jahr, ſtatt Futter und dadurch mehr Dünger zu geben, brache liegt und alſo weder Körner noch Futter gewährt. Der alleinige Körnerbau wird den Zweck der Landwirthſchaft außerdem noch um ſo we— niger erreichen, wenn der Abſatz des Getreides ſtockt und deſſen Preiſe dadurch gedrückt werden. Überdies iſt auch deſſen Anbau ohne Verbindung mit einer an— gemeſſenen Nutzviehhaltung äußerſt Foftfpielig und un— ſicher zugleich, und er wird nach und nach immer weni— ger lohnend. Das durch die Getreideernten gewonnene Stroh und die ſonſtigen Scheunenabgänge zu Futter verwendet, können die Bodenkraft noch lange nicht ganz erſetzen, welche die Ernte weggenommen hat. Wo daher nicht bei einer Dreifelderwirthſchaft ein reiches Wieſenverhältniß zur Deckung des jährlichen Ausfalls an Bodenkraft beſteht, da muß der Boden von ſeinem Kraftvorrathe endlich erſchöpft werden; je kärglicher nun die Getreideernten ausfallen, deſto weniger Dünger kann der Boden erhalten, ſo daß 287 dieſer endlich gänzlich verarmt. Dieſer Dünger wird dann häufig auf doppelt ſo viel Land vertheilt, als hätte geſchehen ſollen, eben nicht mehr Körner tra— gen, als es die Hälfte Land mit derſelben Dünger— maſſe gethan haben würde, weßhalb die halbe Aus— ſaat, ſowie die halbe Beſtellungsarbeit nun auch noch verſchwendet iſt. Um nun dieſer Verarmung des Bo— dens vorzubeugen, glaubt der Dreifelderwirth ſich keines zweckmäßigern Mittels bedienen zu können, als wenn er mit großer Anſtrengung das Feld fleißig pflügt, wendet und lockert, indem alsdann die Luft die Oberfläche des Landes von Neuem mit Pflanzen— nahrung verſehen ſoll. Thonhaltiger Boden, welcher durch mehrfache Bearbeitung locker und mürbe ge— macht wird, ſo daß die Luft mehr in ihn eindringen und den alten Humus beſſer darin auflöſen kann, wird allerdings auch ohne Düngung hierdurch wirk— lich fruchtbarer gemacht, weßhalb er nun beſſere Ern— ten giebt. Allein dies iſt nicht der Fall auf leichten Bodenarten, die, ob ſie gleich, da die Luft ſie beſſer als ſchwere durchdringen kann, um ſo kräftiger wer— den müßten, doch immer mehr und mehr verarmen. Denn mag man auch den von Natur loſen Boden wenden, lockern und bearbeiten, wie man will, ſo wird er doch, wenn er keinen Dünger bekommt, nicht ergiebiger, ſondern nur um ſo ärmer werden, jemehr man durch ſolche Bearbeitung noch Ernten erzwingt. Einigen, wenn auch nur ſehr geringen, Erſatz der Bodenkraft kann die reine Brache nur dann geben, wenn ſie einen Theil des Sommers hindurch zur Weide benutzt wird, wo dann die wenigen Reſte der wildwachſenden Weidepflanzen und die Abgänge der weidenden Thiere dem Acker zu Gute kommen. Wo aber die Schwarzbrache beſteht, bei welcher wegen vielem Beackern der Boden gar nicht zur Begrünung kommen kann, da kann die Brache nur vorhan— dene Bodenkraft auflöſen, aber durchaus keine neue ſchaffen. Ferner glaubt der Dreifelderwirth für die ſtete Kultur und Reinigkeit des Bodens dadurch am beſten zu ſorgen, daß er ſtets nach zwei Ernten ein ganzes Jahr Brache hält, und während dieſer Zeit alles Unkraut auf dem Acker zu zerſtören ſucht. Er glaubt das in 2 Ernten entſtandene Unkraut ſonſt nicht los zu werden, ſowie die Viehweide als Neben— nutzung der Brache nicht ganz entbehren zu können. Bei Erreichung dieſer ſich gerade gegenüber ſtehender Zwecke geräth aber der Brachwirth in Widerſpruch; denn wenn er auf dem Acker weiden will, ſo darf er natürlich das Unkraut darauf durch wiederholtes Be— arbeiten deſſelben nicht zerſtören; und pflügt er den Boden immerwährend und zerſtört das Unkraut, ſo kann er wiederum natürlich keine Weide auf dem— ſelben haben. Die Zwecke, welche demnach der Landwirth bei ſeiner Dreifelderwirthſchaft zu erreichen beabſichtigt, ſind: Lockerung des ſtrengen Bodens, Zerſtörung des Unkrautes, möglichſt ergiebige Getreideernten, Weide— nutzung. Doch werden dieſe Zwecke durch die Brache ebenfalls nicht erreicht. 1) Lockerung des ſtrengen Thonbodens 288 wird bei der reinen Brache durch nachtheilige Witte: rung ſehr oft vereitelt; denn bei zu trockner Witte— rung iſt der ſtrenge Thonboden oft gar nicht, oft nur mit der größten Anſtrengung umzubrechen, ſo daß die dabei entſtehenden Schollen ſich auf keine Weiſe zermalmen laſſen; bei zu naſſer Witterung dagegen ſchneidet ſich der Boden beim Pflügen in zähe Bal— ken, welche dann, durch die Sonnenhitze noch mehr erhärtet, ſich noch weniger zerkrümeln laſſen. Wenn nun aber auch wirklich die Auflockerung ſo ziemlich gelungen iſt, ſo verwandelt nicht ſelten ein einziger Platzregen den Boden von Neuem in einen zähen Brei; die Saat wird nun gleichſam eingeſchmiert, und um das Gedeihen der Früchte ſteht es dann ſehr mißlich. Dem Mittel- und Sandboden dagegen iſt eine ſo große Lockerung und Auflöſung durch die Bearbei— tung nicht ſo nöthig, wird ihm vielmehr bisweilen nachtheilig, indem die weniger gebundene Pflanzen— nahrung leicht ungenutzt verflüchtigen kann. 2) Die Zerſtörung des Unkrautes wird auf Thonboden unter denſelben Umſtänden verfehlt, unter welchen die Lockerung und das Gedeihen der Früchte nicht gelang; bei dem Mittel- und Sand— boden kann man zwar das Samenunkraut durch die reine Brache vertilgen, die Ausrottung der Quecken gelingt jedoch nur in trocknen Sommern, wogegen ſie ſich bei naſſer Brachzeit ſogar vermehrt. 3) Eine möglichſt ergiebige Getreide— ernte. Bei dem Wintergetreide hängt dieſe wiederum von denſelben Umſtänden ab, wie eine gute Brach— bearbeitung, ſowie ſie überdem noch ohne hinrei— chende Bodenkraft gar nicht möglich iſt; die nach dem Wintergetreide folgende Gerſte und Hafer ge— deihen auch nur unter der Bedingung, daß das Win— tergetreide vor ihnen gut ſtand und das Unkraut nicht aufkam. Demnach iſt auch das gute Gedeihen der Getreidefrüchte durch das Halten der reinen Brache keineswegs geſichert; es muß dies vielmehr immer einer paſſenden Witterung, als der Brachbearbeitung zugeſchrieben werden. 4) Die Weidenutzung bei der reinen Brache verdient aber kaum erwähntzu werden, wenn man die etwa zwiſchen den Ackern liegenden Raine nicht beſonders veranſchlagt. Der ſtrenge Boden muß ſchon vor Winters aufgebrochen und im Verlauf des Som— mers noch mehrmals gepflügt und abgeeggt werden, wenn der Zweck der Brachbearbeitung nur einiger— maßen erreicht werden ſoll; mithin kann hier von der Weidenutzung gar nicht die Rede ſein. Lockerer Boden, der allenfalls bis Johannis unaufgebrochen liegen bleiben kann, liefert im Mai einige Nahrung für die Thiere, wenn er nicht ſonſt zu trocken und ſandig iſt. Da jedoch die Feuchtigkeit aus ſolchem unbedeckten Boden bald entweicht, ſo ſteht das Wachsthum der Pflanzen bald ſtill. Weil ſich nun aber das Vieh ſeine meiſten Krankheiten auf ſolchen Hungerweiden holt, ſo bringt eine ſolche Weidenutzung nicht ſelten mehr Nachtheil als Vortheil. Hieraus geht ſattſam hervor, daß der Dreifelder— wirth den Zweck der Landwirthſchaft überhaupt bei der reinen Brache wohl ſchwerlich erreichen wird; ja die Dreifelderwirthſchaft hat mit ihrer reinen Brache Die Brache, Fruchtfolge und Ackerbauſyſteme. offenbar ſogar noch folgende anderweitige Nach— theile: 1) Auf dem friſchgedüngten, unbeſäeten Brach— felde geht ein Theil der Düngerkraft dadurch verloren, daß die ſich durch die Gähre des Miſtes im Boden entwickelnden flüchtigen Düngtheile in die Luft ent— weichen, wovon recht füglich eine reichliche Futterge— wächsernte hätte gewonnen werden können. Daſ— ſelbe findet auch auf loſem Boden mit alter Pflanzen— nahrung ohne friſchen Dünger ſtatt. 2) So wird auch diejenige Pflanzennahrung, die im Sommer aus den Dünſten der Atmoſphäre durch die blattreichen Gewächſe bereitet wird, namentlich die große Menge Waſſerſtoffgas, auf dem unbeſäet gebliebenen Felde nicht gewonnen, was immer ein Verluſt für die Wirthſchaft bleibt, indem das, was die wildwachſenden Unkräuter und die Abgänge der weidenden Thiere dem Brachacker gewähren, mit ei— ner reichen Grünfutterernte, die auf derſelben Stelle zu gewinnen war, in gar keinen Vergleich zu ſtel— len iſt. 3) Die Beſtellungskoſten bei der Dreifelderwirth— ſchaft find größer, als es nöthig iſt, da die Arbeits— unkoſten von 3 Jahren nur 2 Ernten geben. 4) Ohne einen reichen Wieſenbeſtand dabei iſt es nicht möglich, durch Nutzvieh oder durch Anbau mancher einträglichern Gewächſe, welche im Handel lohnenden Abſatz finden, die Güter zu einem höhern Ertrage zu bringen. Alle jene Nachtheile ſind nur bei denjenigen Brachwirthſchaften weniger ſichtbar, die viele und gute Wieſen haben, oder einen Boden beſitzen, der von Natur reich und thonhaltig iſt, oder deren Be— ſitzer aus anderweitigem Vermögen, mit großer Kraft den Boden bearbeiten können. Überall, wo das Wintergetreide nicht vor Ende Auguſt geſäet zu werden braucht, iſt die reine Brache unnöthig und ſchädlich; wo aber jene Ausſaat noch früher ge— ſchehen und nothwendig Wintergetreide gebaut werden muß, da kann man ſie doch mindeſtens um die Hälfte beſchränken. Demnach iſt die reine Brache im Allgemeinen unbedingt zu verwerfen; und nur in gewiſſen Fällen kann ſie ſogar mit Vortheil ſtattfinden. Letzteres iſt der Fall, wenn die Ackerkrume eines Bodens vertieft werden ſoll, wobei man die heraufgebrachte rohe Erde durch öfte— res Wenden und Rühren der Atmoſphäre möglichſt auszuſetzen und ſie auf das innigſte mit der Acker— krume zu vermiſchen beabſichtigt. Ferner kann es ein— zelne Fälle geben, wo bisweilen nach einer Reihe von Jahren in einem günſtigen' Sommer ſchwerer, reicher Thonboden eine reine Brache mit Vortheil erhält, wobei die angeſammelten humöſen Theile durch die öftere Bearbeitung des Ackers beſſer auf— gelöſt werden und ſo der Acker fruchtbarer gemacht wird. Jedoch iſt in beiden Fällen ein regelmäßiges Wiederkehren der reinen Brache nicht nöthige Will man nun die Brache aufgeben und aus der Dreifelderwirthſchaft in einen zweckmäßigen Frucht— wechſel übergehn, ſo hat man noch folgende Regeln dabei zu beobachten: a Die Brache. 1) Man muß vor allen Dingen ſein ganzes Be— ſitzthum von jedem Hutungsſervitute oder andern be— hindernden Laſten zu befreien ſuchen. 2) Man baue auf ſeinen Brachäckern vorerſt ge— nug Klee und andere ſaftige grün zu mähende Futter— kräuter, um dadurch ſeinen Viehſtapel zu vermehren und ſtärker düngen zu können; deßhalb muß man die Dreifelderwirthſchaft noch ſo lange beibehalten, bis man bei Benutzung der Brache ſich hinlänglich Futter und Dünger verſchafft hat. 3) Beim Übergange und überhaupt in den erſten Jahren der Fruchtwechſelwirthſchaft beſtellt man ſeine Felder mehr mit bereichernden und ſchonenden, als mit ſtarkzehrenden Früchten, um auf ſolche Weiſe die Bodenkraft erſt zu vermehren. 4) Endlich muß man aber auch die für ſeinen Boden paſſenden Früchte zum Anbaue wählen, und ſoche alsdann in eine zweckmäßige Reihenfolge ordnen. Es wird demnach ſehr gut möglich werden, die Brache aufzugeben, und aus der Dreifelderwirthſchaft in eine zweckmäßige Fruchtwechſelwirthſchaft überzu— gehen, ſobald man nur erſt im Stande iſt, eine ſtei— gende Ergiebigkeit der Felder im Allgemeinen zur be— wirken. Außer dem wohlthätigen Eiufluffe, den ein zweckmäßiger Fruchtwechſel bei gehöriger Kultur auf die ſteigende Ergiebigkeit der Felder äußert, iſt das einzige und kräftigſte Mittel dazu eine fortwährende Düngervermehrung, welche wiederum von einem aus— gedehnterem Futterbaue, wozu namentlich die Brache Gelegenheit darbietet, vorzugsweiſe abzuhängen pflegt. Doch verlangen die Pflanzen ihrer Natur nach eine verſchiedene Menge von Dünger. Pflanzen nämlich, die groß und ſchnell wachſen und viele Kör— ner, oder große Blätter, oder ſtarke Wurzeln als Ernteprodukt hervorbringen, bedürfen vielen und leicht auflöslichen Dünger; andere hingegen, die langſam und wenig üppig wachſen, oder niedrig blei— ben und weniger Körner erzeugen, oder auch mehr Nahrungsſtoffe aus der Atmoſphäre ſich anzueignen vermögen, kommen mit einer kleinen Menge Dünger aus. Je mehr daher im Fruchtwechſel Pflanzen der erſten Art vorkommen, um ſo ſtärker muß die Dün— gung ſein, und ſo umgekehrt. Je länger die Pflanzen auf dem Boden ſtehen bleiben, deſto mehr Humus entziehen ſie demſelben; und je größer das Produkt iſt, welches die Pflanzen hervorbringen, deſto größer iſt das Gewicht des hierzu verwendeten Humus. Indeſſen verlangt der Boden für die von ihm weggeführten Pflanzen nicht gerade einen gleich großen Erſatz an Dünger, indem nicht die ganze Pflanze blos von Ackerhumus, ſondern auch von atmoſphäriſchen Stof— fen gebildet iſt, überdies auch die abfallenden Blät— ter und Wurzeln ſogleich auf dem Acker zurückbleiben. Der Boden erfordert aber zur Hervorbringung aller Arten von Früchten in einer Reihe von Jahren um fo weniger Dünger, je öfter in demſelben ſchotentra— gende Pflanzen oder auch ſolche mit dicken Wurzeln (Klee) abwechſelnd mit Halmfrüchten gebaut werden. Da nun die Gewächſe überhaupt ein größeres Produkt hervorbringen, als das Gewicht des Humus Kirchhof, Landwirth. 289 beträgt, welches ſie während ihres Wachsthums dem Boden entnehmen, ſo können die Acker in demſelben Zuſtande von Fruchtbarkeit erhalten werden, wenn auch ein Theil des auf dem Acker Erzeugten nicht wieder darauf zurückgebracht wird. Ganz entzogen werden den Feldern jene Produkte, die keinen Dün— ger in die Wirthſchaft liefern, z. B. die aus der Wirthſchaft verkauften Getreidekörner, Handelspflan— zen u. ſ. w. Von dem Getreide aber, das wir ſelbſt verzehren oder verfüttern, und von den für die Thiere zur Nahrung dienenden Futterpflanzen wird den Fel— dern nur inſofern entzogen, als ein Theil davon zur Erhaltung des thieriſchen Lebens weggenommen oder durch die Gährung des Miſtes ſpäter verpflüchtigt wird. Je ſorgfältiger letzterer jedoch behandelt wird, deſto geringer iſt jener Verluſt. Um daher die Felder in gleicher Fruchtbarkeit“ zu erhalten, muß ihnen immer ſo viel Dünger zugeführt werden, daß die Maſſe von Humus in dem Boden in einer Reihe von Jahren ſich gleichbleibt. Was man nun dem Felde an irgend einem Pflanzenprodukte wegnimmt, das muß ihm in demſelben Gewichte durch andere Produkte wieder erſetzt werden, wobei jedoch der Pflanzenan— theil abzurechnen, welchen ſie ſich aus der Atmo— ſphäre angeeignet haben. Wenn nun die ſchotentra— genden Gewächſe nur die Hälfte ihres trocknen Pro— dukts dem Humus, die andern Nahrungsſtoffe aber aus der Atmoſphäre genommen haben, und wenn die Maſſe der Wurzeln von den Kleearten ſich all— jährlich ſogar noch um den vierten Theil des Blätter— ertrags vergrößert, ſo wird leicht erſichtlich werden, wie wichtig dieſe Pflanzen für den Ackerbau ſein müſſen, da ſie ſo hohe Erträge liefern und dem Bo— den dabei ſo wenig entziehen. Auch durch das Dreeſch— liegen zur Weide gewinnt der Boden oft beträcht— lich an Humus. In jeder Wirthſchaft, die in Kraft bleiben ſoll, iſt demnach ſo viel Dünger erforderlich, als ſich ergiebt, wenn man dem Acker alles Stroh der reif gewordenen Getreidepflanzen, alles auf dem Acker gewachſene Futter und die weggenommenen Körner durch ein gleiches Gewicht von Heu und Stroh erſetzt. Da nun aber bei der thieriſchen Ver— dauung etwa ½ und bei der Fäulniß Y, von der Maſſe für den Dünger verloren geht, ſo muß ſo viel an Futterungsmitteln und Dünger mehr zugerechnet werden, wenn man dem Boden den ihm entnom— menen Humus richtig erſetzen will. Wenn nun aber ein Acker ein größeres Produkt liefern ſoll, als er bisher gethan, ſo muß vorerſt durch eine reichlichere Düngung ſeine Kraft gehoben werden, wenn man ihn nicht ſonſt entkräften will. Dies läßt ſich aber nur dadurch bewirken, daß man zu Anfange Dünger zukauft, oder Stroh, Heu und Streumittel herbei— ſchafft oder dem Futterbaue auf ſeinen eignen Ackern eine größere Ausdehnung als bisher giebt, oder end— lich die Gründüngung zu Hülfe nimmt, im Falle nicht ſchon ein natürliches Wieſenverhältniß bei der Wirthſchaft beſteht; für beide letztere Methoden, die Bodenkraft zu vermehren, giebt aber die noch be— ſtehende reine Brache namentlich die beſte Gele— genheit. 290 Fruchtfolge. Fruchtfolge nennt man die beſtimmte Ordnung, in welcher man bei einem Wirthſchaftsſyſteme die Saaten oder Ernten auf dem Acker in einer beſtimm— ten Reihe von Jahren ſich folgen läßt. Von einer zweckmäßigen Fruchtfolge hängt der Ernteertrag un— ſerer Acker zum größten Theil mit ab, wenn ſchon ſichere beſondere Regeln dafür im Allgemeinen ſich nicht aufſtellen laſſen, indem Klima, regelmäßig vorherrſchende Witterung, örtliche Lage und natür— liche Beſchaffenheit, ſowie der Kulturzuſtand des Bodens überhaupt, die Kulturpflanzen ſelbſt und die - eigenthümlichen Wirthſchaftsverhältniſſe endlich ge— wöhnlich für die einzelnen Fälle die beſtimmten Re— geln der einzuführenden Fruchtfolge bedingen. Da— her kommt es auch, daß eine Fruchtfolge in dem einen Falle faſt nichts mehr zu wünſchen übrig läßt, während ſie in einem andern gar nicht in Anwen— dung gebracht werden kann. Es kann demnach hier nur von allgemeinen Regeln die Rede ſein, nach denen die beſondern Fruchtfolgen für die gegebenen Umſtände feſtgeſtellt werden müſſen. Jedes Kultur— gewächs gedeiht natürlich da am ſicherſten und voll— kommenſten, wo es die Bedingungen ſeines Gedei— hens, nämlich Feuchtigkeit, hinlängliche Pflanzen— nahrung, Licht, Luft und Wärme in der ſorgfältig kultivirten Ackerkrume vorfindet. Sobald dieſe Be— dingungen im gehörigen Verhältniſſe zu einander vorhanden ſind, darf man annehmen, daß auch jedes Gewächs auf jeder Stelle, es mag vorher ein anderes oder daſſelbe da geſtanden haben, ge— deihe. Da jedoch nur in höchſt ſeltenen Fällen ein ſo günſtiges Zuſammenwirken jener nothwendigen Bedingungen angetroffen wird, ſo muß man die Kulturgewächſe zu ihrem beſſern Gedeihen im Feld— baue ſo auf einander folgen laſſen, wie die meiſten jener Bedingungen für ſie erfüllt vorhanden ſind. Je mehr jene Bedingungen aber als erfüllt vorlie— gen, deſto ſeltener werden ſich Erfolge wahrnehmen laſſen, die einen Wechſel der Pflanzengattungen zu erheiſchen ſcheinen, und ſo umgekehrt. Wirklich we— ſentlich nothwendige Forderungen der Fruchtfolge ſind aber: 1) Die nöthige Düngerproduktion durch hinreichenden Futterbau. Der Um— ſtand, ob natürliche Wieſen oder andere Quellen von Viehfutter der Wirthſchaft auf dauernde Weiſe ge— ſichert ſind, beſtimmt mit das Verhältniß, in wel— chem der Futterbau auf dem Felde zu Hülfe kommen ſoll, ſowie das nothwendige Maß hiervon zugleich entſcheidet, in welchem Verhältniſſe oder wie oft Frucht- und Futterbau ſich auf dem Acker ablöſen ſollen. Für die Düngerproduktion kann man nicht zu viel annehmen, wenn auf 2 Frucht- und 1 oder 2 Futterernten eine Düngung von 360 Kubikfuß kurzer nicht ſtrohiger Miſt auf den preuß. Morgen kommt, zu deſſen Erzeugung 72 Ctr. halb Heu halb Stroh in der Wirthſchaft verfüttert und zu Dünger verar— beitet werden müſſen. Wo nun eine anderweitige Quelle von Futter und Dünger nicht beſteht, da wird der Acker eine eben ſo große Fläche von Grünfutter Die Brache, Fruchtfolge und Ackerbauſyſteme. zu Heu oder zum Theil auch Erdfrüchte zur Fütte— rung erzeugen müſſen, als er Getreidefrüchte trägt. Wenn aber ein Theil oder etwa die Hälfte dieſes Verhältniſſes von Kraftfutter anderwärts beſchafft oder erzeugt wird, oder auch der entſprechende Düngerzuſchuß von anderwärts kommt, da würde auf 2 Morgen Getreidefrüchte nur 1 Morgen Futter— gewächs nöthig ſein. Der friſche Miſt giebt eine Ernte von Gewächſen mit ſtarken Wurzeln, z. B. Kartoffeln, Rüben, Raps, Rübſen, Bohnen u. ſ. w.; nach dieſen nimmt man eine Getreideernte mit mehl— reichen Früchten, z. B. Weizen, Gerſte, Roggen, und nach dieſen wird nach gehöriger Zubereitung der Acker noch eine gute Fruchternte geben, ohne dadurch für die gute Wirkſamkeit einer neuen Düngung zu ſehr erſchöpft zu ſein. Eine oder zwei zwiſchen gedachten Fruchternten gewonnene Grünfutterernten ändern dieſe Wirkung wenig oder gar nicht, indem ſie nur zur Löſung des Düngers für die folgenden Fruchternten Gelegenheit geben und das Unkraut tilgen, ohne den Dünger merklich aufzuzehren. Die gedachte, für 3 Fruchternten zu gebende, Maſſe an Dünger kann übrigens, nach Verſchiedenheit des Bodens, auch anders getheilt werden, wenn ſchon dies auf die hierauf geſtellte Forderung keinen Ein— fluß äußert. 2) Die möͤglichſt beſte Benutzung des dem Feldboden gegebenen Düngers. Hier— zu gehört nicht nur die Wahl ſolcher für angemeſſe— nen Preis marktgängigen Früchte, welche die Eigen— ſchaften des Bodens und des ihn umgebenden Kli— mas am beſten vertragen und daher den ſicherſten und beſten Ertrag gewähren, ſondern auch eine ſolche Aufeinanderfolge derſelben, welche den ſicherſten und lohnendſten Gewächſen die beſten Stellen giebt und die übrigen ſo folgen läßt, wie ihr Bedürfniß am beiten durch den Düngungs- und Kulturzuſtand des Ackers befriedigt wird. Jeder Jahrgang nach der friſchen Düngung vermindert im Allgemeinen ſeinen Bodenreichthum im Acker, welche Frucht er auch tra— gen, oder wohl gar nur als reine Brache den Sommer über bearbeitet werden mag. Wenn daher in der er— ſten und kräftigſten Stelle nach der friſchen Düngung eine ſichere Frucht eine lohnende Ernte giebt, ſo wird durch ſie die Düngerkraft des Bodens nicht ſtärker angegriffen, als wenn eine unſichere Frucht eine Fehl— ernte gegeben hätte. Es darf daher aber auch die zweite und dritte Ernte nach der friſchen Düngung nicht in ſolchen Früchten beſtehen, die zu ihrem voll— kommenen Gedeihen einen größern Vorrath an Dün— gerkraft verlangen, indem hierdurch leicht eine Fehl— ernte zu befürchten ſteht, welche die im Boden noch vorhanden geweſene und nun aufgezehrte Dünger— kraft ebenfalls ſchlecht bezahlt. Eine gute Frucht— folge macht zur Bedingung, daß der rohe Miſt als erſte Saat ein Gewächs bekomme, welches dieſen Zuſtand ertragen und verarbeiten kann, wie dies bei unſern Feldgewächſen mit ſtarken Wurzeln der Fall iſt; wogegen das zartere Wurzelvermögen unſerer Halmgetreidearten aufgelöſte Düngerkraft um ſo mehr verlangt, je ſchwerer und mehlreicher ihr Korn iſt, und unſere Halmgetreidearten deßhalb in der Art Die Fruchtfolge. folgen, daß Weizen die meiſte aufgelöſte Dünger— oder Bodenkraft verlangt, dann aber Mais, Gerſte, Roggen und Hafer folgt. Eine Fruchtfolge mit reiner Sommerbrache und friſcher Miſtdüngung iſt deßhalb ebenfalls verwerflich, indem durch das mehrmalige Durcharbeiten des unbeſtellten Ackers der Miſt eine Menge von ſeinen nährenden Beſtandtheilen unge— nutzt verpflüchtigt. Wo daher eine reine Sommer— brache nothwendig wird, da iſt der Miſt erſt hinrei— chend zubereitet auf den Acker zu bringen und letzte— rer nach dem Einpflügen des Miſtes ſogleich mit einer Saat zu beſtellen. Selbſt die alte Bodenkraft eines reichen und milden Ackers kann durch eine mehrmals gepflügte und unbefäete Brache in den heißen Sommermonaten ebenſo ausgeſogen werden, als wenn ſie mittlerweile eine Fruchternte getragen hätte. Bei einem ftrengen thonhaltigen Boden iſt dagegen jene Verflüchtigung nicht zu befürchten, es erfolgt vielmehr nur eine nützliche Löſung der Pflan— zennahrung durch die Brachbearbeitung (ſ. Brache.) 3) Die rechtzeitige Beſtellung der Feldgewächſe ohne unverhältnißmäßige Koſten. Eine Vertheilung der Saatbeſtellung auf die verſchiedenen dazu geeigneten Jahresperioden iſt hierzu ein Hauptmittel, weßhalb ſchon deßwegen mehrerlei verſchiedene Feldgewächſe in den Frucht— wechſel aufgenommen werden müſſen. Will man nun die Ackerarbeit auf den Frühling und Herbſt zu gleichen Theilen vertheilen, ſo müſſen in der zu wäh— lenden Fruchtfolge eben ſo viel Winter- als Som— merfrüchte der Bodenfläche nach beſtellt werden. Die Wintergewächſe müſſen nun ſtets hinter ſolchen Vor— früchten folgen, die das Feld zeitig genug räumen, um daſſelbe noch zu rechter Zeit zweckmäßig für das Wintergetreide beſtellen zu können. Deßhalb em— pfiehlt ſich unter den meiſten Verhältniſſen vorzugs— weiſe ein Grünfuttergewächs als Vorgänger der Win— tergewächſe, wenngleich auch Weizen, Roggen, Raps und Rübſen und ſelbſt Gerſte und Erbſen bei ſorg— fältigem Anbau und in friſcher reicher Düngung hier— von nicht auszuſchließen ſind. Bei den Sommerge— wächſen iſt es dagegen nicht ſchwierig, paſſende Vor— früchte für ſie zu wählen. Da es jedoch auch Ver— hältniſſe giebt, wo man vor oder nach einem Som— mergewächſe in derſelben Vegetationsperiode noch ein Futtergewächs ziehen kann, wenn man in andern Fällen wieder lieber ein Wintergewächs folgen laſſen will, ſo erfordert deßhalb die Anordnung der Stel— len in der Fruchtfolge für die Sommergewächſe eben— falls eine umſichtige Erwägung. In allen dieſen Fällen wird man das Sommergewächs am beſten in friſchen Dünger bringen, damit dann nach ſeiner Ernte für die neue Beſtellung nicht noch Düngerfuh— ren nöthig ſind. Unter den in die Fruchtfolge aufzu— nehmenden Futtergewächſen läßt ſich der rothe Klee am leichteſten beſtellen. Indeſſen kann doch eine voll— ſtändige Ausnutzung des Kleefutters durch minde— ſtens zwei Futterſchnitte einem nachfolgenden Win— tergewächs hinderlich ſein und deſſen Beſtellung ver— ſpäten. In ſolchen Fällen wird nach Klee beſſer ein Sommergewächs folgen, wo ſich Gerſte, Kartoffeln, Hafer am beſten eignen. Um aber nicht durch den 291 Klee auf ſolche Weiſe den Anbau des Wintergetrei— des beſchränken zu laſſen, kann man ihn mit einer Wintergetreidefrucht ſäen, auf welche nicht unmittel— bar von Neuem ein Wintergewächs folgen ſoll. An— dere Grünfutterkräuter, welche ſchon mit einem Schnitt ihre volle Ernte geben, machen die wenigſten Hinderniſſe für eine nach ihnen folgende Getreide— frucht. 4) Vollſtändige gute Kultur des Bo— dens ohne unverhältnißmäßige Koften. Hierbei find folgende Regeln zu beobachten: a) Um durch den friſchen auf den Acker gebrach— ten Miſt, der in den meiſten Fällen mit Unkraut— ſamen vermengt iſt, den Acker nicht verunkrauten zu laſſen, muß man ſtets nach deſſen Einackerung das Land mit einem grün zu mähenden Futtergewächſe beſäen, und dadurch die Samenbildung des mit aufgegangenen Unkrauts verhindern, oder auch es mit Hackfrüchten beſtellen. b) Da das Samenunkraut im Acker, beſonders Hedrich, Ackerſenf, Diſteln vorzüglich durch breit— würfig geſäete Getreidefrüchte, namentlich durch Sommergetreide, begünſtigt und vermehrt wird, ſo wechſele man in der Fruchtfolge von reif werdendem breitwurfigem Getreide mit Grünfutter ab, wo nicht »Hackfrüchte hinkommen, weil dort das mitwachſende Unkraut in der Blüthe abgemäht wird. c) Das Wurzelunkraut, vornehmlich die Quecken, finden ihr beſſeres Gedeihen in einem lockern und feuchten Boden, wenn deſſen Früchte ſchlecht beſtellt find und ſchlecht gerathen; wogegen in zähem Thon- boden mit dieſen Unkräutern ſo leicht keine Noth ent— ſteht. Hackfruchtbau, mehrjähriges Liegenbleiben zur Weide, zweckmäßige Behandlung der Sommerbrache und hoch aufgepflügte ſchmale Beete oder auch nur Dämme über Winter, ſowie üppig wachſendes Ge— treide und Futterkräuter ſind die bequemſten und wohlfeilſten Mittel zur Vertilgung dieſer Unkräuter, weßhalb die Fruchtfolge auf die Zerſtörung derſelben gerichtet ſein muß. Eine hinlängliche Lockerung der Ackerkrume kann ebenfalls durch die Wahl der Frucht— folge ſehr erleichtert werden; doch kommt es nur bei thonhaltigem mehr gebundenem Acker hierauf an, da loſe Bodenarten eher das Gegentheil erheifchen. Hackfrüchte und üppig wachſende Futterkräuter er— leichtern die Lockerung des gebundenen Bodens ſehr, ſowie natürlich auch die reine Sommerbrache, wenn ſchon ſie ein theures, doch ein Hauptmittel dazu iſt. Aber auch der Winterfroſt muß als ein kräftiges Mittel zur Lockerung des thonigen Bodens in der Fruchtfolge möglichſt begünſtigt werden, weßhalb der Acker über Winter in rauher Oberfläche ſo oft zu liegen kommen muß, als er nicht mit Wintergewäch— ſen beſtellt iſt. Alle lockern Bodenarten, beſonders aber der Sandboden, erheiſchen weniger Rückſicht auf Lockerung, als vielmehr nur auf Vertilgung des Unkrautes, wozu die oben angegebenen Mittel auch hier in Anwendung kommen können. Außerdem pflegt aber der bevorzugte Anbau des Winterroggens, ſowie ſelbſt des Winterrübſens, als ein Mittel be— trachtet zu werden, welches der Nutzbarkeit und der Kultur des Sandbodens ſehr günſtig iſt; weßhalb 78 292 in der Fruchtfolge für den Sandboden vorzugsweiſe auf jene Gewächſe Rückſicht zu nehmen, ſowie Wei— denutzung ebenſo wichtig für ſelbige iſt. Sommerge— wächſe werden dagegen hier nur auf diejenigen zu beſchränken ſein, welche im Frühjahre zeitig beſtellt werden können. Bei dieſen hier aufgeſtellten weſentlichen Forde— rungen an eine zu wählende Fruchtfolge können je— doch nach Umſtänden mancherlei Abänderungen ſtatt— finden. So z. B. giebt es Fälle, wo das Futter oder der Dünger anderwärts herkommt, und jenes nicht in Verbindung mit den Früchten auf dem Acker ge— baut zu werden braucht. Ferner können zur Be— nutzung des Düngers dieſe oder jene Früchte gewählt werden, indem Boden, Klima und andere Lokal— verhältniſſe hierin Abweichungen begründen. Auch braucht nicht immer ein Wechſel zwiſchen Halm- und Blattgewächſen oder zwiſchen reifen und grün zu erntenden Gewächſen ſtreng beobachtet zu werden, da in manchen Fällen jene weſentlichen Forderungen auch ohne einen ſolchen Wechſel erfüllt werden kön— nen. Endlich iſt, wie ſchon früher bemerkt, die reine Sommerbrache nicht durchweg abzuſchaffen, da es Fälle giebt, wo jene weſentlichen Forderungen gerade durch reine Brache am ſicherſten erfüllt werden können. Auf den Feldbau eines Landes und auf eine zu wählende Fruchtfolge deſſelben äußern folgende Ver— hältniſſe einen weſentlichen Einfluß: 1) KlimatiſcheVerhältniſſe. Hierbei hat man den ſtattfindenden Witterungslauf und die ſon— ſtigen Eigenthümlichkeiten des Klimas in Berückſich— tigung zu ziehen. Am meiſten entſcheidet über den Betrieb des Feldbaues die jährliche Dauer der Vege— tation. Man unterſcheidet hierin: a) Das Klima mit kurzer Vegetations⸗ zeit (Gebirgsklima), wo im Durchſchnitte jährlich die Vegetation nur zu 5 Monaten angenommen wer: den kann, indem dieſe mit Mai beginnt und mit Ende September aufhört. Es iſt dies das nördliche und Gebirgsklima des deutſchen Feldbaues, und be— ſchränkt denſelben in manchen Beziehungen, beſon— ders rückſichtlich der Fruchtfolge. Vornehmlich iſt der Hackfruchtbau hier beſchränkt, und die Winterſaaten machen hier eine ſo frühe Beſtellung nöthig, daß der rothe Klee nicht vollkommen ausgenutzt werden kann, ſowie ſie auf allen mehr gebundenen Bodenarten, nicht füglich anders als nach reiner Brache mit gutem Erfolge angebaut werden können. Naſſer und kalter Boden iſt hier, beſonders zu Roggen und Gerſte, unſicherer, der Sandboden dagegen ſicherer, als in den ſüdlichern Gegenden. Der Futterbau erfordert größere Flächen, da das Futter nicht reichlich wächſt und die längern Winter einen größern Vorrath an Stallfütterung erheiſchen. Die Weide iſt hier oft dem Mähefutter auf den Ackern vorzuziehen, da Weide— pflanzen hier ſicherer gedeihen, als Futterkräuter zum Mähen; deßhalb iſt auch hier gute Pflege der Wieſen das Hauptmittel zu genügendem Futterbaue. Unter den Handelsgewächſen iſt hier nur Lein und Leindot— ter ſicher. Die Brghe, Fruchtfolge und Ackerbauſyſteme. b) Das Klima mit mittlerer Vegeta⸗ tionszeit oder dasjenige von Norddeutſchland be— ſchränkt den Feldbau viel weniger, und nur aus— nahmsweiſe werden in einzelnen Jahrgängen Früh— oder Spätfröſte für die Feldkultur ſtörend. Der Hack— fruchtbau kann ſchon in größerer Aus dehnung betrie— ben werden, und nur für das Wintergetreide räumen die Hackfrüchte in der Regel das Feld zu ſpät. Je— doch kommt auch der rothe Klee bei einer vollſtändi— gen zweiſchnittigen Nutzung bisweilen in den Fall, und kann daher nicht immer dem Wintergetreide als unmittelbarer Vorgänger dienen, ausgenommen, er hat auf einem wohlkultivirten Lande gut geſtanden, ſo daß die Winterung einführig beſtellt werden kann. Das Wintergetreide kann hier bis Ende September noch rechtzeitig beſtellt werden. Winterraps und Rübſen werden durch zu naſſe und flaue Witterung zur Fäulung gebracht und durch einen harten Win— terfroſt ohne Schneedecke getödtet; letzteres geſchieht auch zuweilen dem Weizen und dem rothen Klee. Der Futterbau iſt durch Zweiſchnittigkeit der beſſern Wieſen, ſowie des rothen Klees und durch das Ge— deihen der Kartoffeln begünſtigt, und brauchen daher häufig nur in beſchränkten Flächen in die Fruchtfolge des Ackerbaues aufgenommen zu werden. Die reine Sommerbrache kann hier ſchon auf allen milden und lockern Bodenarten wegfallen und ſie wird nur auf zähem Thonboden theilweiſe nöthig. Bei feucht: warmer Herbſtwitterung gelingt es bisweilen, nach früh eingetretener Roggen- oder Gerſtenernte noch eine lohnende Ernte von Waſſerrüben oder auch eine gute Herbſtweide durch Futterſpergel zu gewinnen. Hier verdient die Sommerſtallfütterung, wo der Acker nur das Gerathen des rothen Klees ſichert, vor dem Weidegange des Viehes den Vorzug. c) Das Klima mit langer Vegetations— periode, wie dieſes im mittlern und ſüdlichern Deutſchland beſteht, begünſtigt die höchſte Entwicke— lung des Feldbaues, und ſomit auch die vollkom— menſte und einträglichſte Anwendung der oben auf— geſtellten weſentlichen Forderungen des Fruchtwech— ſels; denn ein Wechſel zwiſchen reifen Ernten und grünen Futtergewächſen wird oft in einem und dem— ſelben Jahre mit lohnendem Erfolge ausgeübt wer— den können, ſowie man auch die auf einander folgen— den Früchte überall rechtzeitig beſtellen kann. Hack— früchte aller Art, der rothe Klee mit zwei und drei Schnitten, andere reife Früchte können hier ſtets in demſelben Jahre der Beſtellung des Wintergetreides vorangehen, indem dieſes noch den ganzen Oktober hindurch rechtzeitig beſtellt werden kann. Da die na— türlichen Wieſen, der rothe Klee, die Luzerne und Eſparſette hier den höchſten Futterertrag geben, fo erfordert der Futterbau auch die kleinſte Ausdehnung. Reine Sommerbrache iſt am wenigſten nöthig, ſo— wie die Sommerſtallfütterung ſich hier ganz beſon— ders empfiehlt. Übrigens giebt auch der lange offen bleibende Herbſt viel Gelegenheit zur Nachweide auf den Wieſen und Futterfeldern. Von den Handelsge— wächſen wird man hier bei reichem Düngervorrathe Raps, Rübſen, Hanf, Mohn, Färbe-, Medicin- und Gewürzkräuter bauen können. Als ein ausſchließ— Die Fruchtfolge. liches Feldgewächs, was den Gegenden kürzerer Ve— getationszeit nicht nutzbar ſein kann, kommt in dieſem Klima noch der Mais vor. 2) Die natürliche Beſchaffenheit des Bodens. Eine und dieſelbe Bodenmiſchung in einem abweichenden Klima begründet auch abwei— chende Wirkungen. Daher kann auch gleiche Boden— miſchung nicht überall gleiche Behandlung, Frucht— barkeit und Wahl der Früchte begründen, und es müſſen hierbei mindeſtens auch die abweichenden Wirkungen des Klimas berückſichtigt werden. Beide vereint erzeugen kalten und warmen Boden, wenn ſchon bald die Beſtandtheile des Bodens, bald das Klima mehr Antheil an einer hervorſtechenden Be— ſchaffenheit des Bodens haben können, und ein Bo— den von beſtimmten gleichen Beſtandtheilen bald zu den kalten, bald zu den warmen Bodenarten gehören kann. Unter einen kalten Boden verſteht man einen ſolchen, deſſen Temperatur das Pflanzenwachsthum zu wenig begünſtigt und deßhalb die Gewächſe im Frühlinge lange zurückhält und dann zu einer ſpätern Reife kommen, auch im Herbſte die Winterſaaten früher in ihrer Entwickelung ſtill ſtehen läßt, als ein wärmerer Boden. In den minder warmen Gegenden leiſtet ſolcher Boden beſonders weniger, als warmer, und vornehmlich Winterroggen und Gerſte ſind hier am wenigſten begünſtigt. Hat ein ſolcher Boden noch eine zähe, thonige Beſchaffenheit, jo iſt das Ge— deihen der Früchte nicht nur noch mehr gefährdet, ſondern auch ſeine Beſtellung erſchwert. Eine ſtarke Beimiſchung von Humus und ſtarke Düngung wirkt jedoch beiden Hinderniſſen entgegen; auf alle dieſe Bedingungen und Umſtände muß aber die Frucht— folge Rückſicht nehmen. Auf dem ſogenannten Mit— telboden wird die Produktion durch mehr Luftwärme begünſtigt und beſonders die Bearbeitung erleichtert. Je ärmer aber ein ſolcher Boden an Humus und Dünger iſt, um ſo kälter erſcheint er. Daſſelbe gilt vom kalten feuchten Sandboden, nur daß ſolcher noch leichter zu bearbeiten und tragbar zu erhalten iſt. Ein warmer Boden zeigt dagegen eine frühere Vegetation im Frühlinge, ein raſches Wachsthum und frühere Entwickelung der Pflanzen, beſonders des Winterroggens und des Klees, ſowie auch des Raps und Rübſen. Da der warme Boden, vor— nehmlich Thonboden, ſtets zugleich der fruchtbarſte iſt, ſo begünſtigt er den vollkommenſten und lohnend— ſten Feldbau, und die Wahl der Fruchtfolge iſt hier am wenigſten beſchränkt. Der warme lockere Mittel— und Sandboden zeigt ſeine beſte Fruchtbarkeit mehr im Klima der mittlern und kurzen Vegetationszeit, wogegen er in dem ſüdlichern Klima leicht durch an— haltende Dürre leiden kann. Die Fruchtfolge muß hierauf Rückſicht nehmen, und im letztern Falle durch beſtändige Deckung der Acker mittelſt Wintergewächſe, Klee und durch geſchloſſenen Zuſtand einer unbedeck— ten Ackerkrume im Sommer ſtets auf Zuſammenhal— tung der Feuchtigkeit gerichtet ſein. Außerdem iſt der Wintergetreidebau, ſowie Raps und Rübſen bei allen warmen Bodenarten am meiſten geſichert, und muß daher hier über dem Sommergetreide vorherr— ſchen. Eine ſorgfältige Berückſichtigung der verſchie— 293 denen Wärme oder Kälte der einzelnen Ackerſtücke einer Flur iſt daher bei der zu wählende Fruchtfolge von Wichtigkeit. 3) Der Einfluß der Feldgewächſe auf die Bodenkraft Bei dem Anbaue der verſchie— denen landwirthſchaftlichen Gewächſe hat man die wichtige Erfahrung gemacht, daß einige den Boden verbeſſern, ſchonen, andere denſelben angreifen und erſchöpfen; deßhalb laſſen ſich die Pflanzen in dieſer Beziehung auf folgende Art beſtimmen. a) Bereichernde oder ſolche, welche dem Bo— den mehr Nahrungskraft zurücklaſſen, als ſie von demſelben erhalten haben, wie z. B. Klee, Luzerne, Eſparſette, wenn ſie grün verfüttert werden und nicht zum Samentragen ſtehen bleiben. b) Schonende Gewächſe, welche den Bo— den zwar nicht bereichern, aber auch nicht viel ent— ziehen, wie z. B. alle Gewächſe, welche im grünen Zuftande abgemäht werden, wie Futterroggen, Wik— ken, Erbſen, Hafer, Mengefutter. c) Mäßig angreifende Gewächſe, als: die zur Reife kommenden Hülſenfrüchte, Erbſen, Lin— ſen, Wicken, Buchweizen. d) Angreifende Gewächſe. Weizen, Din- kel, Gerſte, Hafer, Bohnen, Kartoffeln, Lein, Raps, Rübſen, Leindotter, Weberkraut. e) Stark angreifende Gewächſe, die dem Boden viel Kraft entziehen, und demſelbeu wenig oder nichts zurückgeben: Mais, Hanf, Tabak, Krapp, Mohn, Weißkohl, Cichorien. Daher ſucht man bei Entfernung einer Frucht— folge gewöhnlich nach einer angreifenden Pflanze eine bereichernde oder wenigſtens eine ſchonende fol— gen zu laſſen. 4) Die Bevölkerungs- und Beſitzver— hältniſſe des Feldbodens. Jene Verhältniſſe kommen hier inſofern in Betracht, als ſie dem Land— baue viel oder wenig Menſchenhände zutheilen, was auf die zu wählende Fruchtfolge ebenfalls einen wich— tigen Einfluß äußert. Mit dichter Bevölkerung in ausgedehntern Landſtrichen iſt auch ſtets verkleinerter Landbeſitz und mit dieſem geſteigerte Kultur und Er— zeugung vieler und edler Produkte auf kleinen Flächen verbunden Es iſt daher auch für dieſen eine ge— drängtere Fruchtfolge der Feldgewächſe nöthig und nützlich. Mit dünnerer Bevölkerung, wie ſie vor— nehmlich im nördlichen Deutſchland ſtattfindet, iſt dagegen auch mehrfach vergrößerter Landbeſitz ver— bunden, und hier muß man nun ſchon bei der Frucht— folge vorzüglich berücksichtigen, wie mit Erſparung von Menſchenarbeit der Ertrags- und Kulturſtand des Feldes gehoben und geſichert werden kann. 5) Die Handels verhältniſſe für den Abſatz landwirthſchaftlicher Produkte. Dieſe hängen in der Regel mit den Bevölkerungs— verhältniſſen inſofern ab, als bei dichter Bevölkerung die landwirthſchaftlichen Produkte gut, bei dünner dagegen ſchwer abzuſetzen ſind, daher wird durch einen bequemen Abſatz die Wahl der Fruchtfolge be— günſtigt. Wo in Gegenden mit dünner Bevölkerung größere Güter durch bequemen Waſſertransport einen guten Abſatz nach entferntern Handelsſtädten haben, 294 da muß die Produktion des Feldbaues auf Dinge gerichtet werden, die bei geringerem Umfange einen höhern Werth haben, um ihre Transportkoſten tra: gen zu können, und die Fruchtfolge muß ebenfalls hierauf Rückſicht nehmen. Da nun aber die Produkte der Viehzucht, wie z. B. Maſtvieh, Butter, Wolle, junge Pferde u. ſ. w., am leichteſten einen weiten Transport vertragen können, ſo ſind ſolche Gegen— den vorzüglich auf Viehzucht und daher auf Futter— bau angewieſen, welcher letztere dann natürlich in der Fruchtfolge vorherrſchen muß. Ackerbauſyſteme. Unter Ackerbauſyſteme verſteht man die aus den Naturgeſetzen und der Erfahrung abgeleiteten und als Regel aufgeſtellten Feldordnungen und Frucht— folgen, nach welchen man die Ländereien bearbeitet und benutzt. Die Ackerbau- oder Feldſyſteme werden aber hauptſächlich durch das rechte Verhältniß der Arbeit und der Düngung zur Menge und Güte des Grundes und Bodens bedingt. Wenn dem Landwirthe ftets die erforderlichen Arbeitskräfte zu Gebote ſtehen und derſelbe hinlänglichen Dünger von auswärts her vortheilhaft erhalten kann, ohne ihn in der Wirth— ſchaft ſelbſt durch den Anbau von Futter und Streu erzeugen zu müſſen, ſo bedarf es keines beſtimmten Ackerbauſyſtems, ſondern er kann nach Willkür ſolche Gewächſe bauen, die, dem Klima und der natür— lichen Beſchaffenheit des Bodens angemeſſen, den höchſten Gewinn abwerfen. Die ganze Kunſt des Ackerbaues beſchränkt ſich daher unter dieſen Um— ſtänden nur auf die Auswahl und fernerweite Be— handlung der Gewächſe, welche der Acker in dem Zuſtande, worin er ſich fo eben befindet, am vor: theilhafteſten tragen kann. Bei Wirthſchaften mit dieſen Vortheilen iſt die Verbindung der beiden Hauptzweige der Landwirthſchaft, Ackerbau und Vieh— zucht, nicht nothwendig, ſondern es kann jeder für ſich und ſogar bisweilen mit größern Vortheilen ge— trennt betrieben werden. Eine ſolche Wirthſchaft nennt man mit Recht eine freie Wirthſchaft; doch findet man ſie ſelten und gewöhnlich nur in der Nachbarſchaft großer Städte oder in ſehr ſtark bevöl— kerten Gegenden. Unter den gewöhnlichen ländlichen Verhältniſſen müſſen aber Ackerbau und Viehzucht nothwendiger Weiſe in der engſten Verbindung zu einander ſtehen, wenn beide den möglich höchſten Vortheil gewähren ſollen. Über die Art dieſer Verbindung aber, ob Viehzucht oder Feldgewaͤchsbau Hauptgegenftand ſein ſoll, oder in welchem Verhältniſſe beide zu ein— ander ſtehen müſſen, ſowie über die Einrichtungen, die man zur Erreichung ſeines Zweckes bei beiden zu wählen habe, waren die Meinungen von jeher ge— theilt und ſehr abweichend. Es mußten ſich aber auch natürlich nach den mannigfaltigen Verſchieden— heiten und der beſondern örtlichen Lage, ſowie nach gewiſſen eigenthümlichen Wirthſchaftsverhältniſſen von jeher verſchiedene Ackerbauſyſteme bilden, indem das eine hier unter den vortheilhafteſten Bedingungen Die Brache, Fruchtfolge und Ackerbauſyſteme. eingeführt, den höchſten Nutzen gewährt, während es dort, aus entgegengeſetzten Urſachen, einem andern weit nachſteht. Indeſſen iſt kein Ackerbau— ſyſtem als Norm für alle Wirthſchaften anzunehmen; vielmehr haben Grund und Boden, Bodenkraft, Größe des Landgutes, Verhältniß der verſchieden— artigen Grundſtücke als Wieſen, Weiden und Acker, die Betriebsmittel, das Klima, die natürliche Be— ſchaffenheit der Gegend, die geographiſchen, ſtatiſti— ſchen und Handelsverhältniſſe einen weſentlichen Ein— fluß auf die Wahl des Syſtems. Im Allgemeinen muß man dasjenige als das für die beſondern ört— lichen Verhältniſſe paſſendſte Ackerbauſyſtem aus— wählen, wobei die Ländereien wahrſcheinlich den höchſtmöglichen Reinertrag ausdauernd liefern und zugleich die Ausſicht gewähren, den Grundwerth des Ackerlandes durch vermehrte Bodenkraft zu erhöhen. Zur Erreichung genannter Zwecke ſind aber bei jedem Ackerbauſyſteme folgende Hauptgegenſtände genau zu berückſichtigen. 1) Man muß ſich eine hinlängliche Kenntniß des— jenigen Bodens, der in eine gewiſſe Feldordnung gebracht und nach einem beſtimmten Syſteme bebaut werden ſoll, verſchaffen, und ſeine Erzeugungs— kraft, ſowie ſeine anderweitigen Eigenſchaften kennen lernen. 2) Man darf nur ſolche Früchte anbauen, die für den gegebenen Boden paſſen und welche den möglich ſicherſten Ernteertrag und ſolche Produkte liefern, die als allgemein nützlich Abfag finden, oder die doch durch Anwendung in der Wirthſchaft oder durch techniſche Verarbeitung vollſtändig verwerthet werden können. 3) Die Früchte dürfen in keiner ſtörend auf die Kultur und Verbeſſerung des Bodens wirkenden Ordnung auf einander folgen, ſo daß jeder anzu— bauenden Frucht ihr erwünſchter Standort angewie— ſen werden kann. 4) Man darf den Acker nicht ſtärker mit dem Pflanzenbaue in Anſpruch nehmen, als ſoches ſeiner Natur, Kultur und ſeinem Düngungszuſtande gemäß geſchehen kann. 5) Man muß ſeine Ländereien in einem ſolchen Zuſtand zu verſetzen ſich beſtreben, daß ſie ſich ſelbſt unmittelbar durch die Viehzucht und den richtig ge— wählten Anbau der Früchte in Dünger und Kraft erhalten, es ſei denn, daß zu einem fortgeſetzten Düngerankaufe ſehr begünſtigende Verhältniſſe vor— lägen. 6) Die Beſtellungskoſten bei einem zu wählen— den Ackerbauſyſteme ſind ebenfalls zu berückſichtigen, da in der Regel dasjenige Syſtem vorzuziehen iſt, welches bei gleichem Reinertrage die mindeſten Be— ſtellungskoſten erfordert. 7) Zur vollſtändigen Ernährung des Zug- und Nutzviehes muß ſich ein richtiges Verhältniß zwiſchen Frucht- und Futterbau treffen laſſen. 8) Die Einrichtung des Fruchtumlaufs in den tragbaren Feldern muß möglichſt ſo getroffen werden, daß ſich die Arbeiten zu manchen Zeiten nicht drän— af und zu andern die Züge wieder unbeſchäftigt laſſen. Die Felder: oder Körnerwirthſchaft. 9) Bei dem Felderplane muß man die Ord— nung dahin treffen, daß der jährlich auszuführende Dünger immer zu ſolchen Früchten in Anwendung kommen kann, welche ihn in dieſem Zuſtande nicht nur ertragen, ſondern auch zugleich den ſicherſten und wo möglich den höchſten Ernteertrag erwarten laſſen. 10) Es ſoll endlich aber auch bei einem regel: mäßigen Ackerbauſyſteme die Wirthſchaft von meh— rern Wirthen geführt werden können, welche in ih— ren Anſichten von einander abweichen, ohne daß dies einen weſentlichen Einfluß auf die Wirthſchaft ſelbſt hat; denn jede Umwälzung bringt in der Re— gel augenblickliche Ausfälle. Die eigentlichen Ackerbauſyſteme theilen ſich in zwei Hauptflaffen. Die eine beſtimmt den größern Theil ihrer Felder ausſchließlich zum Fruchtbaue, und verwendet den andern Theil zur Ernährung des Zug- und Nutzviehes. Sie hat demnach be— ſonderes Ackerland und Grasland zu Wieſen und Weiden. Die andere Hauptklaſſe wechſelt aber mit dem Grunde und Boden zwiſchen beiden Beſtim— mungen in mannigfaltigen verſchiedenen Verhält— niſſen, ſowohl der Fläche, als der Zeit nach, worin das Feld der einen oder der andern gewidmet iſt. Jene umfaſſet die Felderwirthſchaft, dieſe die Wechſelwirthſchaft. Letztere zerfällt aber wie— der in die Fruchtwechſelwirthſchaft und in die Koppelwirthſchaft. Als ein eigenthümliches Wirthſchaftsſyſtem verdient hier noch das Stall— fütterungs ſyſtem Erwähnung, bei welchem das Vieh faſt das ganze Jahr hindurch hauptſächlich durch abgeſchnittenes Futter im Stalle ernährt, und nur bisweilen etwa auf der Getreideſtoppel oder im Herbſte auf den abgemähten Wieſen geweidet wird. Wenn man jene drei Hauptackerbauſyſteme mit ein— ander vergleicht, ſo ergiebt ſich folgendes: 1) Sie ſind ſämmtlich durch die äußern Um— ſtände bedingt; denn ein für alle Ortlichkeiten und Verhältniſſe gleichpaſſendes Ackerbauſyſtem giebt es nicht, und viele einzelne Güter können nicht einmal alle ihre Felder nach einem beſſern Ackerbauſyſteme bewirthſchaften. 2) Um den allgemeinen Zweck der Landwirth— ſchaft beim Feldbaue zu erreichen, muß der Boden in fortwährend gutem Zuſtande erhalten werden. Hierzu gehört aber Dünger, der wieder in der Re— gel einen verhältnißmäßigen Viehſtand mit zurei— chendem Futter vorausſetzt, wenn nicht etwa ander— wärts her Dünger billig und in ausreichender Menge zugekauft werden kann. Hierzu zu gelangen, ben 155 jede Wirthſchaft ihre eigenen Wege und ittel. 3) Da man jedoch bei den verſchiedenen Mit— teln und Wegen nicht gleich leicht zum Ziele ge— langt, ſo iſt es auch keineswegs gleichgültig, wel— chen von jenen Wegen man einſchlägt. Man darf ſich daher ſo lange nicht entſchieden für ein Acker— bauſyſtem beſtimmen, bis man die Eigenheiten ſeines Bodens, ſeiner Ortlichkeit und ſeine geſammten übri— gen Verhältniſſe, worunter das Betriebskapital am 295 meiſten berückſichtigt werden muß, auf das ſorgfäl— tigſte erwogen hat. ' 4) Wenn es an Dünger fehlt, die Acker zu ſehr zerſtreut und zu entfernt vom Wirthſchaftshofe liegen und überdies noch mit Servituten behaftet ſind, be— hält man beſſer vorläufig die Dreifelderwirthſchaft ſo lange bei, bis genannte Hinderniſſe wenigſtens zum größten Theil gehoben ſind. 5) Wegen ihrer geringen Beſtellungskoſten paßt die Koppelwirthſchaft meiſtens am beſten für ſolche Gegenden, wo die Feldbeſitzungen in großen Flä— chen liegen, die Bevölkerung ſehr gering, alſo Grund und Boden meiſt wohlfeil, das Arbeitslohn aber theuer iſt, wo man außerdem noch die Felder in beliebige Schläge abtheilen kann, und die Beſchaf— fenheit des Bodens den natürlichen Graswuchs be— günſtigt. 6) Wenn aber die Felder von mäßigem Um— fange, gehöriger Güte und gut beiſammen gelegen ſind, der Landwirth aber in ſeiner Fruchtfolge und Ackerbenutzung in keinerlei Weiſe gehindert wird, und der Boden theuer, die Arbeit aber in genug— ſamer Menge und billig zu haben iſt, ſo gewährt jedenfalls eine zweckmäßig eingerichtete Fruchtwech— ſelwirthſchaft die vortheilhafteſte Benutzung. Denn es wird ſich bei einer angeſtellten Reinertragsbe— rechnung leicht ergeben, daß ihr die Koppelwirth— ſchaft im Reinertrage weit nachſteht, die reine Drei— felderwirthſchaft aber hierin von ihr um mehr als das Doppelte übertroffen wird. 7) Wo man aber endlich bei in ziemlicher Nähe beiſammenliegenden Feldern ſich genug Dünger und Arbeit von außen her billig verſchaffen kann, da kann man mit Rückſicht auf die Natur der Gewächſe, ſowie auf die Beſchaffenheit des Bodens, ſäen und pflanzen, was und wie oft man will, ohne ſich an ein beſtimmtes Ackerbauſyſtem oder an irgend eine Wirthſchaftsmethode zu binden. Die Felder- oder Körnerwirthſchaft. Bei dieſem Ackerſyſtem beſtimmt man das Acker— land beinahe ausſchließlich für den Getreidebau oder dem Anbau unmittelbar verkäuflicher Früchte und gewinnt den Dünger von Wieſen und Weiden, von deren Ertrage das Vieh ernährt wird. Die Felder— wirthſchaft gebraucht jedoch im glücklichſten Falle wenigſtens halb ſo viel an Wieſen- und Weidefläche, als das ackerbare Land beträgt, wenn der Boden anders in Kraft bleiben und die verlangten Pro— dukte in gewünſchter Menge und Güte tragen ſoll. Unter minder günſtigen Umſtänden aber muß ſie eben ſo viel Wieſen- und Weidenland haben, als Ackerfläche vorhanden iſt. Wenn nun eine ſolche Wirthſchaft ſo viel Futter hat, als zur vortheilhaf— teſten Haltung desjenigen Viehes, welches den Acker gehörig ausdüngen kann, erforderlich iſt, und dieſes auf andere Weiſe nicht vortheilhafter benutzt werden kann, ſo ſteht allerdings auch bei dieſem Syſteme der Zweck der Landwirthſchaft zu erreichen. Indeſſen ſind doch ſolche Fälle bei weitem ſeltener und viel 296 weniger allgemein, als dieſes Syſtem ſelbſt, wel- ches bis jetzt in Deutſchland noch das üblichſte iſt. Nach den Jahren des Umlaufs, oder nach dem Jahre, wo die Brache, und zwar der Regel nach mit Düngung, wieder eintritt, heißt ſolche Dreifel— der-, Vierfelder-, Fünffelderwirthſchaft. Die Sechs-, Neun- und Zwölffelderwirthſchaft ſind als aus der Dreifelderwirthſchaft zuſammengeſetzt zu betrachten. Die Dreifelderwirthſchaft. Dieſe theilt das Ackerland in 3 möglichſt gleiche Theile, von denen der eine in der Regel mit Winter— getreide, der andere mit Sommergetreide beſtellt, der dritte aber zu Brache liegen gelaſſen wird. Für Kohl, Kartoffeln, Ruben, Flachs u. ſ. w. find ge— wöhnlich einzelne kleinere Grundſtücke beſtimmt, und alles nöthige Futter muß auf Wieſen und Weiden gewonnen werden. Jetzt erfolgt die gehörige Brach— düngung nur noch in wenigen fruchtbaren oder wie— ſenreichen Gegenden, oder auch da, wo man es durch künſtlichen Futterbau und durch die Stallfütte— rung erzwingt, aller 3 Jahre. Gewöhnlich wird die Brache einmal um's andere, der Acker alſo erſt alle 6 Jahre einmal gedüngt; häufig geſchieht es aber auch nur erſt aller 9 Jahre. Mitunter hat man auch noch das Grasland umgebrochen und dadurch das Ackerland vermehrt, zugleich aber das Futter und folglich die Düngung dadurch noch mehr vermindert; weßhalb den entfernt liegenden Feldern der Dünger ganz entzogen ward. Dergleichen Acker nennt man Außenfelder, oder auch, da ſie aller 3 oder 6, oder auch aller 9 Jahre erſt ein einzigesmal mit Rog— gen beſtellt werden können, 35, 6 oder Yjährı- ges Roggenland. Auf Boden jedoch, der ſich bei gehöriger Kultur zu Weizenacker eignen würde, baut man auch den Dinkel oder das Einkorn und nennt es Dinkelland. Will man bei der Dreifelderwirthſchaft einen Acker aller 3 Jahre düngen, ſo daß er in der Win— terung und eben ſo in der Sommerung 10 Berl. Scheffel Ertrag geben kann, ſo braucht man auf den Magdeb. Morgen Land mindeſtens 5 Fuder Miſt, jedes zu 2000 Pfd. gerechnet. Von dem darauf erbauten und an das Rindvieh verfütterten Stroh gewinnt man aber höchſtens 3½ Fuder ſchlechten Miſt, daher bedarf man zu dem fehlen— den 1½ Fuder Dünger einen Morgen Wieſe mitt— lerer Güte. Eine ſolche Wirthſchaft jedoch, die einmal in Kraft ſteht und auf 3 Morgen Ackerland 1 Morgen gute Wieſe hat, dabei aber auch noch hinlängliche Weide beſitzt, kann recht füglich be— ſtehen und ihren Acker in zunehmender Kraft er— halten. Bei ſechsjähriger Düngung, wo man den Ertrag der Winterung und Sommerung auf gutem Mittelboden in gedüngter Brache zu 7, nach der ungedüngten aber im 4ten Jahre nur etwa zu 4% Scheffel annehmen kann, gewinnt man durch das erbaute Stroh immer erſt 4¼ Fuder Dünger von obiger Schwere, und es müſſen die fehlenden 7 Fuder durch Heu erſetzt werden. Dieſe Wirthſchaft Die Dreifelderwirthſchaft. wird ſich alſo erhalten und einen mäßigen Ertrag geben, wenn fie auf 6 Morgen Ackerland / Mor: gen Wieſen und dabei ausreichende Weide hat. Eine ſolche Wirthſchaft, die in neunjähriger Dün— gung ſteht, heißt die arme Dreifelderwirthſchaft; die ſechsjährige hingegen nennt man die vermö— gende, und die dreijährige die reiche. Die Zwölffelderwirthſchaft, bei welcher alle Jahre nur der 12te Theil des Feldareals bedüngt wird, be- zahlt in vielen Fällen kaum noch die Beſtellungs— koſten. Wenn es aber, wie häufig, der ſtrengen Dreifelderwirthſchaft an Wieſen und Weiden fehlt, ſo iſt ſie eine höchſt tadelnswerthe Wirthſchafts— weiſe, die nur durch den Drang der Umſtände ge— rechtfertigt werden kann. Da die Dreifelderwirth— ſchaft ihren Dünger größtentheils aus dem Strohe zieht, die Gewinnung deſſelben aber bei vermin— derter Düngung ſich ebenfalls vermindert, und we— niger gewonnenes Stroh auch wieder weniger Dün— ger giebt, ſo fällt ſie immer tiefer, wenn ſie ein— mal im Fallen iſt. Durch Einführung des Kartoffel- und Kleebaues iſt neuerer Zeit in vielen Gegenden die verbeſſerte Dreifelderwirthſchaft an die Stelle der reinen Drei— felderwirthſchaft getreten. Man nennt ſie auch die beſömmerte Dreifelderwirthſchaft, indem das Brachfeld den Sommer mit Hackfrüchten, Klee und andern grün zu mähenden Futtergewächſen, oder auch mit Hülſenfrüchten beſtellt wird. Wenn es einer ſolchen Dreifelderwirthſchaft nicht an gu— ten, natürlichen Wieſen fehlt, und die Stallfütte— rung dabei eingeführt wird, ſo kann alljährlich recht füglich beinahe ein Drittel der Felder ausgedüngt und dadurch der Körnerbau bei guten Getreideprei— ſen mit Vortheil ausgeführt werden. Bei der Sechs-, Neun- und Zwölffelderwirth— ſchaft, die von manchen Landwirthen ziemlich regel— mäßig befolgt werden, finden gewöhnlich folgende Umläufe ſtatt: 0 a) Bei der Sechsfelderwirthſchaft: 1) Brache, 2) Winterung, 3) Sommerung, 4) Erb- ſen und Klee, 5) Winterung, 6) Sommerung. b) Bei der Siebenfelderwirthſchaft: 1) Brache gedüngt, 2) Raps, 3) Weizen oder Dinkel, 4) Gerſte mit Klee, 5) Klee, 6) Winterung, 7) Hafer. c) Bei der Neunfelderwirthſchaft: J) Brache, 2) Winterung, 3) Sommerung, A) Klee, 5) Winterung, 6) Sommerung, 7) Erbſen, 8) Winterung, 9) Sommerung. d) Bei der Zwölffelderwirthſchaft: 1) Brache, 2) Winterung, 3) Sommerung, 4) Klee, 5) Winterung, 6) Sommerung, 7) Brache, 8) Winterung, 9) Sommerung, 10) Erbſen, 11) Win— terung, 12) Sommerung. Indeſſen binden ſich aufmerkſame Landwirthe bei einem dieſer hier genannten Feldſyſteme doch ſelten genau an dieſe Umläufe. Mit dem Brache— halten richten ſie ſich gewöhnlich nach dem Zuſtande, worin ſie ihren Acker in jedem Jahre antreffen, und ſäen nur Klee und Hülſenfrüchte, wenn der Boden völlig locker und vom Unkraut rein erſcheint. Die Fruchtwechſelwirthſchaft. Nur gilt bei ihnen als Regel, den Klee feines beſ— ſern Gedeihens wegen erſt aller 9 Jahre wieder auf dieſelbe Stelle zu bringen, und wenn die Hülſen— früchte keinen üppigen Wuchs zeigen, grün zum Futter zu benutzen oder unterzupflügen und eine vollſtändige Brachbearbeitung zu geben. Bei der Vierfelderwirthſchaft wird die Feldfläche in 4 Theile abgetheilt und folgende Frucht— folge angewendet: 1) reine Brache gedüngt, 2) Winterung, 3) Sommerung, 4) Sommerung oder auch Hülſenfrüchte. Oder auch: 1) Tabak ge— düngt, 2) Spelz oder Weizen, 3) Gerſte, 4) Ha— fer. Beide Fruchtfolgen laſſen ſich aber nur auf einem reichen Boden mit vielen Wieſen oder Wei— den oder bei Düngerankauf von außen empfehlen. Die Fruchtwechſelwirthſchaft. Die wichtigſten Grundſätze der Fruchtwechſel— wirthſchaft ſind folgende: 1) Sie wechſelt in einem beſtimmten, auf eine Reihe von Jahren feſtgeſetzten Umlaufe mit Ge— treide, Hülſen- und andern unmittelbar verkäuf— lichen Früchten, ſowie mit Futtergewächſen. Bei dieſer Wirthſchaft muß man durchaus einen ver— hältnißmäßig beſtimmten Theil der Felder zum Fut— tergewächsbaue verwenden, um dadurch den Dün— ger zu einem einträglichen Getreidebaue herbei zu ſchaffen. Das Verhältniß des Futterbaues zum Getreidebaue muß aber nach der Güte und Be— ſchaffenheit des Bodens, ſowie nach der örtlichen und klimatiſchen Lage ermittelt werden, wobei ſich bald die Hälfte, bald zwei Fünftel, bald ein Drit— tel, und unter beſonders günſtigen Umſtänden viel— leicht auch nur ein Viertel der Geſammtackerfläche erforderlich machen wird, indem es hierbei vor— nehmlich darauf mit ankommt, ob, wie viel und welche Gattung von Wieſen vorhanden ſind. 2) Man theilt gewöhnlich die ganze Ackerfläche in eine beſtimmte Anzahl von Schlägen und läßt die verſchiedenen Saaten in einer regelmäßigen Ord— nung auf einander folgen. Sowohl bei der Ein— theilung der Schläge, als auch bei der Auswahl und Aufeinanderfolge der Früchte auf denſelben muß man jedoch ſehr vorſichtig zu Werke gehen, und den Boden, die örtlichen Verhältniſſe, das Klima und die Zwecke der Wirthſchaft überhaupt auch hier ſehr genau in Erwägung ziehen. 3) Das geſammte Land wird in der Regel all— jährlich ohne Brache benutzt, und letztere findet nur bisweilen einmal unter ſie nöthig machenden Um— ſtänden ſtatt. Die Hackfrüchte oder die ſtatt der Brache beſtellten grün zu mähenden Futterkräuter erhalten jederzeit die Hauptdüngung, die natürlich um ſo ſtärker ſein muß, je mehr Jahre ſie für eine reichliche Pflanzenproduktion aushalten ſoll. 4) Die Hauptregel der Fruchtwechſelwirthſchaft beſteht darin, daß nie zwei Früchte der nämlichen Art oder doch nahe verwandte, und auch wo mög— lich nicht zwei erſchöpfende Getreideſaaten unmit— telbar auf einander folgen, ſondern dieſe theils durch Hülſen⸗ oder Hackfrüchte, theils durch grün Kirchhof, Landwirth. 297 abzumähende ſaftige Blattgewächſe getrennt werden. Auch baut man auf ſehr gutem Boden, und na— mentlich bei hinlänglichem Düngervorrathe ein Han— delsgewächs dazwiſchen, welches den Boden rein und locker hält. 5) Sämmtlich erbautes Futter muß durchaus an das landwirthſchaftliche Vieh verfüttert werden. Mit dem davon gewonnenen Dünger wird nun alljährlich der Zte oder Ate, gewöhnlich aber der ste und mitunter nur der te Theil des Feldareals ſehr ſtark ausgedüngt, je nachdem die Anzahl der Jahre für einen Fruchtumlauf beſtimmt iſt. Je kleiner aber bei gleichem Düngervorrathe die zu be— düngende Fläche iſt, deſto ſtärker kann natürlich die Düngung ausfallen. In eine ſo ſtarke, friſche Düngung müſſen aber ſtets ſolche Früchte kommen, auf welche dieſelbe nur günſtig und nicht nachthei— lig wirken kann, als: grün zu mähende Wicken, Bohnen, Mais, Hanf, Raps, Rübſen, Kohl, Rü— ben, Kartoffeln u. ſ. w. In Hinſicht auf Dünger müſſen die Pflanzen ſo auf einander folgen, daß die Menge des Düngers denſelben nie nachtheilig werde, daß aber auch der Theil davon, der nach der Ernte der Vorfrucht dem Acker verbleibt, dem Bedarfe der Nachfrucht noch entſpricht. 6) Die Pflanzen müſſen ſo auf einander fol— gen, wie die Beſchaffenheit des Bodens, in die er durch die Vorfrucht geſetzt wird, der Nachfrucht am angemeſſenſten iſt. Diejenigen Pflanzen, die ein ſtarkes Wurzel- und Aneignungsvermögen beſitzen, wodurch ſie im Stande ſind, auch die weniger auf— gelöſten Theile des Humus und Düngers in ſich aufzunehmen, werden ihre Stelle im erſten und im letzten Jahre des Umlaufs am paſſendſten erhalten. Die mit ſchwachen Wurzeln verſehenen hingegen werden den Boden dann einnehmen müſſen, wenn ſelbiger mit den aufgelöſtern und gediegenern Nah— rungsſtoffen verſehen iſt. Und ſolche Pflanzen end— lich, die außer jener gediegenern Nahrung auch noch eine völlig gepulverte Ackerkrume verlangen, müſſen dann ihre Stelle in der Fruchtfolge erhalten, wenn der Boden jenen Bedingungen am meiſten entſpricht. Daſſelbe gilt von den Gewächſen mit feinem Ge— ſäme. Auf letztgenannte Bedingungen machen aber vorzugsweiſe die Gerſte und der Klee Anſpruch, daher dieſe ihre paſſendſte Stelle nach den Hack— früchten finden werden. 7) Die Zwiſchenfrüchte brauchen übrigens nicht ausſchließlich Futtergewächſe, ſie können vielmehr auch Handelsgewächſe fein, wenn zumal ein ftarfes Wieſenverhältniß und große natürliche Bodengüte vorhanden iſt. Die Fruchtwechſelwirthſchaft iſt diejenige Wirth— ſchaftsart, welche bei angemeſſener Einrichtung eben— ſowohl die größte Pflanzenproduktion liefert, als auch die nöthigen Bedingungen für die möglich größte Haltung von Vieh enthält. Unter allen Wirthſchaftsarten eignet ſie ſich in dem größten Theile Deutſchlands am beſten zur Verbeſſerung des Feldbaues, indem ſie nach vorkommenden Um— ſtänden am meiſten Abänderungen erleidet. So verſchiedenartig nun die f der Landwirth— 298 ſchaft find, fo verſchiedenartig iſt auch die Einrichtung der Fruchtwechſelwirthſchaft. Am häufigſten kom— men ungefähr folgende Verhältniſſe vor: 1) Fruchtwechſelwirthſchaft ohne Wei— den und Wieſen. Hier iſt die Wechſelwirth— ſchaft gerade die geeignetſte Wirthſchaftsart. Haupt: ſächlich muß man aber hier den Boden in Betracht ziehen, indem von deſſen Beſchaffenheit die Ein— richtung derſelben abhängt. Der leichte, mehr flach— gründige Boden wird die Haltung von Weide un— entbehrlich machen, indem der Boden hierdurch zu— gleich ſelbſt gewinnt. Bei einem fruchtbaren Mit— telboden mit gehörig tiefer Krume wird man aber ſo viel Land zur Futtergewinnung beſtimmen müſ— ſen, als nöthig iſt, den durch andere Früchte er— ſchöpften Bodenreichthum zu ergänzen und auch zu vermehren. Stallfütterung iſt hier die Hauptgrund— lage der Wirthſchaftseinrichtung. In einem leicht— ten, flachgründigen Boden wird die Schafzucht ein um ſo beſſeres Gedeihen finden, was auch ſelbſt auf den Fruchtbau vortheilhaft einwirken wird; in beſſerem Boden aber wird die Stallfütterung um ſo mehr Nutzen bringen. Sehr bindiger Boden iſt zur Weide nicht geeignet, und es kommt hier hauptſächlich auf Stallfütterung an, ſowie auf die möglichſte Erzeugung von ſolchen Futtergewächſen, welche viel Dünger geben, und auf den Anbau ſolcher Ge— wächſe, welche durch Beſchattung und nöthige Bear— beitung mit Geſpannwerkzeugen während ihrer Ve— getation den Boden locker erhalten. Fruchtwechſel— wirthſchaften der Art werden in der Viehzucht die Hauptſtütze finden; der Körnerertrag iſt mehr nur eine beiläufige Nutzung, und nur, wenn der Bo— den ſehr krafwoll iſt, werden einige Handelsgewächſe mit Nutzen gebaut werden können. 2) Wenn einige Wieſen vorhanden ſind, ſo kann man dei der Wechſelwirthſchaft, in— ſofern die Wieſen nicht vortheilhafter in Ackerland verwandelt werden, auf Handelsgewächsbau oder vermehrten Körnerbau Rückſicht nehmen, indem hier die Viehzucht einen namentlichen Futterzuſchuß durch die Wieſen erhält, welcher in Dünger verwandelt, dem Ackerlande einen außerordentlichen Düngerzu— ſchuß gewährt. Indeſſen kommt es auch hierbei darauf an, ob nach den Verhältniſſen nicht die thieriſche Produktion den höchſten Ertrag gewährt, in welchem Falle man, wenn die Wieſen das Win— terfutter geben, für hinlängliche Sommernahrung ſorgen muß. Zwar haben die Wieſen bei der Fruchtwechſelwirthſchaft im Allgemeinen einen ge— ringern Werth, aber doch immer einen weſentlichen Einfluß auf die Einrichtung der Wechſelwirthſchaft und geben dieſer einen um ſo größern Werth, je vortheilhafter der Anbau verkäuflicher Feldprodukte iſt. Gute Wieſen ſind daher nicht unbedingt in pfluggängiges Land zu verwandeln; es wird viel— mehr räthlich erſcheinen, den Wieſengrund nur dann umzubrechen, wenn der Ertrag deſſelben nur un— bedeutend iſt, oder derſelbe aus einem außerordent— lich fruchtbaren und zu Ackerland geeigneten Boden beſteht. 3) Wenn ein zuſammenhängendes Die Fruchtwechſelwirthſchaft. Ganze von Binnenfeldern vorhanden iſt, die Außenfelder aber wegen zu großer Entfernung nicht in den Kreis des Wirthſchaftsbetriebes gezo— gen werden können, auch eine Vorwerkswirthſchaft nicht anzulegen iſt, jene alſo nur als Außenfelder zu Weiden und einem zeitweiligen Fruchtbau ver— wendet werden können; wenn nun außerdem noch viel Wieſen und Weiden vorhanden ſind, vielleicht auch noch beträchtlich viel Streu aus Wäldern u. ſ. w. gewonnen wird, ſo muß ein bedeutender Viehſtand und reichliche Düngerproduktion ſtattfin— den, und es können dann die Binnenfelder auf eine Art und Weiſe benutzt werden, daß ſie nur wenig zur Düngererzeugung beizutragen haben. In dieſem Falle iſt die Fruchtwechſelwirthſchaft mit möglichſter Berückſichtigung des Handelsgewächs— baues die nutzbarſte Wirthſchaftsart. Da nun der Dünger in genugſamer Maſſe ein Ausgleichungs⸗ mittel in vielen Verhältniſſen rückſichtlich der Frucht— folge iſt, ſo braucht man ſich hier weniger an die Regeln des Fruchtwechſels zu binden, es wird viel— mehr eine den Umſtänden angepaßte freie Wirth— ſchaft angemeſſen ſein. Eine ſolche Wirthſchafts— führung muß hauptſächlich auf eine angemeſſene Spekulation und möglichſte Vorausberechnung der Zukunft begründet ſein; indeſſen darf ſie ſich jedoch unter keinen Umſtänden über die Grenzen des Frucht— wechſels zu weit hinausdehnen, wenn nicht am Ende nachtheilige Folgen ſich zeigen ſollen, da auch hinlänglicher Miſt auf die Länge der Zeit doch am Ende nicht Alles ausgleichen dürfte. In wie viel Schläge das Areal eines Gutes getheilt werden ſoll, hängt, wie oben ſchon bemerkt, außer andern Nebenumſtänden, vorzugsweiſe von der Bodenbeſchaffenheit und der Ortlichkeit ab,“ nach welchen ſehr mannigfaltige Abänderungen ſtattfinden müſſen. Im Allgemeiuen erſcheint es jedoch vor— theilhafter, ſtatt ſo viele, oft 11, 12 und noch mehr Schläge einzurichten, und während des Umlaufs manchen Früchten mit halber Düngung nackzuhel— fen, feine ganzen Felder, ſobald die Orltlichkeit, Form und Bodenähnlichkeit es geſtattet, lieber in 5, höchſtens in 6 gleiche ganze, oder in 10 oder 12 halbe Schläge einzutheilen und alljährlich nur ¼ oder / ſeines ganzen Feldareals entweder in einem ganzen Schlage oder in 2 halben Schlägen ganz auszudüngen. Bei jener Eintheilung in halbe Schläge erreicht man den Vortheil, mehrere Frucht— gattungen regelmäßig in den Fruchtumlauf aufneh— men und dieſelben in ein richtigeres Verhältniß zu einander ſtellen zu können, ſowie überdies noch hierbei, zum beſſern Gedeihen mancher Gewächſe ſelbſt, die meiſten erſt aller 10 oder 12 Jahre wie: der auf dieſelbe Stelle kommen. Überhaupt dürfte wohl die Eintheilung der Felder in 5 ganze oder 10 halbe Schläge auf dem dafür paſſenden Boden, welches beſonders der ſogenannte Mittelboden iſt, den Zwecken der Fruchtwechſelwirthſchaft am beſten entſprechen. Bei einer Eintheilung in 10 halbe Schläge würde die Fruchtfolge auf den erſten 5 halben Schlägen ſein: 1) Hackfrüchte gedüngt, 2) Gerſte mit Klee, 3) Klee, 4) Winterung, 5) Ha— Die Fruchtwechſelwirthſchaft. fer. Auf den zweiten 5 halben Schlägen folgte: 1) Grün zu mähendes Gemengfutter, gedüngt, 2) Raps oder Rubſen, 3) Winterung, 4) Erbſen, 5) Fer oder auch 4) Hafer und 5) Erbſen. Im ten Jahre wird der Umlauf gewechſelt, ſo daß dahin, wo vor 5 Jahren Grünfutter ſtand, nun Hackfrüchte, und wo dieſe geſtanden, Grünfutter zu ſtehen kommt. Eine ſolche Eintheilung der Schläge und darauf beobachtete Fruchtfolge entſpricht den Anforderungen einer vernünftigen Fruchtwechſel— wirthſchaft am meiſten, und läßt Grund und Bo— den unter den gegebenen Umſtänden am höchſten nutzen, und ſich dieſer Fruchtwechſel überhaupt leicht und bequem ausführen. Dieſe Sfelderige Frucht: wechſelwirthſchaft wird von dem Verfaſſer ſelbſt ſeit einer Reihe von Jahren, obſchon nach Maßgabe der Umſtände mit einigen Abänderungen, mit dem glücklichſten Erfolge ausgeführt, und es kann ſol— cher dieſelbe aus eigener, hinlänglicher praktiſcher Erfahrung, unter ſonſt geeigneten Umſtänden, als ein hoͤchſt lohnendes Wirthſchaftsſyſtem mit Recht empfehlen. N Da es, wie ſchon früher bemerkt, bei der Ein— richtung einer Fruchtwechſelwirthſchaft rückſichtlich der zu beobachtenden Fruchtfolge gar ſehr auf die äußern damit in Verbindung ſtehenden Umſtände ankommt, ſo laſſen ſich auch für einzelne Wirth— ſchaften keine beſondern Normen eines Fruchtwech— ſels aufſtellen, und es muß daher hierbei jeder Landwirth ſelbſt außer den allgemeinen Grundſätzen für einen Fruchtwechſel, Boden, örtliche Verhält— niſſe, Klima und Zwecke der Wirthſchaft überhaupt genau berückſichtigen, und alsdann die Wahl ſeiner Fruchtfolge darnach treffen. Es ſollen daher hier nur noch einige Fruchtfolgen für die Hauptver— ſchiedenheiten der Bodenarten kürzlich angegeben werden. a) Auf dem reichen Niederungs boden. Bei gleichmäßiger Güte theilt man hier das ganze Feldareal am angemeſſenſten in 6 Schläge und beobachtet darauf folgenden Fruchtwechſel: 1) Friſche Düngung mit Wickfutter, 2) Winterraps, 3) Wei— zen mit Klee, 4) Klee, 5) Roggen oder Weizen, 6) Hafer, auch wohl etwas Gerſte. Oder auch: 1) Hackfrüchte oder Tabak und Hanf, beide behackt, 2) Gerſte, 3) Klee, 4) Raps, 5) Weizen, 6) Ha⸗ fer. Bei letzterem Fruchtwechſel wird durch die Hackfrüchte noch mehr Futter und Dünger, als durch die grünen Wicken gewonnen. b) Auf ſchwerem thonhaltigem Höhe— boden. Bei ſechsſchlägiger Wirthſchaft: 1) Friſch gedüngte Hackfrüchte, 2) Gerſte, 3) Klee, 4) Wei— zen, 5) Erbſen und Wicken, 6) Roggen. Statt des Roggens kann aber auch nach der Bodenbe— ſchaffenheit Hafer folgen, oder 5) Hafer und 6) Erbſen zu ſtehen kommen. Hier wird auch die Rei— henſaat mit Behäufelung ſehr viel zur Bodenkultur beitragen. c) Auf dem milden Höheboden (Mit— telboden). Hier dürfte die oben angegebene Wechſelwirthſchaft in 5 ganzen oder 10 halben Schlägen am vortheilhafteſten in Anwendung zu 299 bringen fein, Doch laͤßt ſich auch folgender Frucht: wechſel in 6 Schlägen mit Nutzen darauf beobach— ten: 1) Friſche Düngung mit Hackfrüchten, 2) Gerſte, 3) Klee, 4) Roggen, 5) Erbſen und Wik— ken, 6) Hafer. Wo Gerſte hier unſicher erſcheint, wenn Klee darauf folgt, ſo bringt man an deren Stelle mit noch größerm Vortheile Hafer. d) Feuchter Sandboden oder ſchluffi— ger Boden wird am beſten in 4 Schlägen mit folgender Fruchtfolge bewirthſchaftet: 1) Friſche Düngung mit Kartoffeln, 2) Erbſen, 3) Roggen, 4) Hafer, und wo alle Wieſen mangeln, kann man auch nur zur Hälfte Hafer und zur Hälfte Spergel oder Buchweizen nehmen. e) Auf trocknem Boden. In 4 Schlägen benutzt, iſt die Fruchtfolge auf halbe Schläge be— rechnet, folgende: 1) halb Spergel, gedüngt und grün gemäht, und halb Kartoffeln gedüngt; 2) nach Spergel Winterroggen, nach Kartoffeln Erb— ſen; 3) nach Roggen Buchweizen, grün zu mähen, nach Erbſen Sommerkorn mit einer vorhergehenden Herbſtſpergeldüngung; 4) nach dem Buchweizen Hafer, nach Sommerkorn Buchweizen oder Spergel grün zu mähen. Wird es nöthig, ſolchen loſen Boden mehr geſchloſſen zu machen, ſo wird in den Roggenſchlag weißer Klee geſäet und dieſer einige Jahre für die Schafe zur Dreeſchweide niedergelegt. Es können jedoch auch in den äußern Verhält— niſſen und anderweitigen Umſtänden die Bedingun— gen für eine zu beobachtende Fruchtfolge enthalten ſein, welche dann möglichſt zu berückſichtigen ſind. Soll z. B. bei einem Fruchtwechſel Wintergetreide— frucht vorherrſchen, ſo kann man folgende Frucht— folge beobachten: 1) behackte Früchte, 2) Gerſte, 3) Klee, A) Wintergetreide, 5) Hülſenfrüchte, 6) Wintergetreide, 7) Wickfutter und Handelsgewächſe, 8) Wintergetreide, 9) Sommergetreide. Oder: 1) Brache mit Klee zur Schafweide, 2) Raps oder Wintergetreide, 3) Winter- oder Sommergetreide, 4) Hülſenfrüchte, 5) Wintergetreide, 6) behackte Früchte, 7) Gerſte, 8) Klee, 9) Wintergetreide, 10) Wickfutter, Sommerrübſamen u. ſ. w. 11) Win- tergetreide, 12) Sommergetreide. Wo ein beträcht— licher Düngerzuſchuß von auswärts erfolgt: 1) Raps, 2) verſchiedene Handelsgewächſe, 3) Win— terung, 4) Sommerung. Auch kann dem Rapſe ein grün zu mähendes Futtergewächs weggenom— men werden. Den Übergang in die Fruchtwechſelwirthſchaft betreffend, fo iſt ſolcher aus der Koppelwirthſchaft dahin keineswegs ſchwierig und verwickelt, indem dort die Eintheilung des Feldes in Schläge die Einführung derſelben gar ſehr erleichtert, und ſich namentlich die ausgeruhten Weidekoppeln zur Ein— richtung jeder beliebigen Fruchtfolge eignen. Weit ſchwieriger dagegen iſt der Übergang aus der Drei— felderwirthſchaft in einen zweckmäßigen Fruchtwech— ſel, wo es ſich um Aufhebung der noch beſtehenden Brache handelt. S. Brache. Bei einem Über— gange in die Fruchtwechſelwirthſchaft müſſen die Schläge ſo geordnet werden, daß die abgetragenſten und an Bodenkraft note die Düngung und 300 Bearbeitung zuerſt erhalten, die an Bodenkraft ſtärkſten hingegen die im Umlaufe vorkommenden Früchte erſt noch abtragen und alſo die Düngung zuletzt bekommt. Übrigens müſſen bei großer Bo— denverſchiedenheit für die einzelnen Pläne beſondere für den gegebenen Boden paſſende Fruchtfolgen beobachtet werden, da es immer nur Nachtheil bringt, einem Boden Früchte abnöthigen zu wollen, die er ſeiner Beſchaffenheit und ſeinem Vermögen nach nicht tragen kann. Je ärmer ſich nun da ein Boden von Natur zeigt, deſto ſchonender müſſen die Gewächſe für ihn in dem Fruchtwechſel aus— geſucht werden und deſto kürzer muß ſein Umlauf ſein. Unter ſolchen Umſtänden kann es daher bis— weilen ſehr räthlich erſcheinen, einen ſolchen armen Plan blos in Futterſchläge einzutheilen und den— ſelben nur dann und wann einmal mit Getreide zu beſtellen. Der von jenem Futter gewonnene Dün— ger kann den Innenſchlägen zu größerer Fruchter— zeugung zu Gute kommen. Endlich müſſen da, wo das Feldareal noch nicht in größern Plänen bei— ſammen, ſondern in einzelnen Feldgrundſtücken zer— ſtreut in einer Mark herumliegt, die in einen Frucht— wechſel zu legenden Schläge ſo ausgewählt werden, daß die einzelnen Feldſtücke von gleicher Güte und Beſchaffenheit für eine beſtimmte Fruchtfolge mög— lichſt zuſammen und einer gleichen Bearbeitung und Beſtellung unterworfen werden. Übrigens können allerdings Umſtände vorkom— men, welche die Einführung der Fruchtwechſelwirth— ſchaft nicht räthlich machen, und es dürften dahin zu rechnen ſein: 1) Ein ſehr leichter Boden, in welchem nur ſo wenige Gewächſe Gedeihen finden, daß eine ange— meſſene Fruchtwechſelung nicht ſtattfinden kann, man vielmehr nur zur Weide ſeine Zuflucht nehmen muß. 2) Ein ſehr ſchwerer und bindiger Boden, in welchem Klee und andere Futtergewächſe nicht fort— kommen, mithin die Zahl der anzubauenden Ge— wächſe ebenfalls zu beſchränkt wird, und auch der Boden einer angemeſſenen Brachbearbeitung von Zeit zu Zeit nicht entbehren kann, wenn er ſich nicht zu feſt verſchließen ſoll. 3) Ein ſehr flachgründiger Boden, wenn der— ſelbe auch ſonſt an ſich fruchtbar iſt, paßt zur Fruchtwechſelwirthſchaft nicht, vielmehr iſt hier durch eine angemeſſene Koppelwirthſchaft ein größerer Nutzen zu erzielen, da dieſelbe nur einer ſehr be— ſchränkten Anzahl von Gewächſen den Anbau ge— ſtattet, ſo daß ohne Weideland kein angemeſſener Fruchtwechſel eingeführt werden kann. 4) Bei einem ſehr ſteinigen Boden iſt eine Kul— tur mit den erforderlichen Ackerwerkzeugen, wie ſie die Fruchtwechſelwirthſchaft verlangt, nicht anwend— bar. Wenn jedoch ein ſolcher Boden nur ſonſt tragbar iſt, ſo kann ſelbſt bei einem gewöhnlichen Wirthſchaftsbetriebe mit den einfachſten Ackerwerk— zeugen, dennoch die Fruchtwechſelwirthſchaft mit Vortheil eingeführt werden. 5) Für ein rauhes Klima, welches den Anbau der Gewächſe ſehr beſchränkt, paßt die Fruchtwech— ſelwirthſchaft ebenfalls nicht, vielmehr wird da die Die Koppel- oder Weidewirthſchaft. Koppelwirthſchaft mit möglichſt ausgedehntem Fut— terbaue den Vorzug verdienen. 6) Endlich ſind denn auch die vorhandenen allgemeinen Verhältniſſe in Betracht zu ziehen. Wo der Abſatz der verkäuflichen Feldprodukte erſchwert iſt, wo Schafzucht, nach Maßgabe der Verhältniſſe, Produkte der Rindviehzucht u. ſ. w., Maſtvieh den angemeſſenſten Nutzen bringen, und wo überdies hierbei noch Mangel an Handarbeitern ſtattfindet u. ſ. w., da wird die Fruchtwechſelwirthſchaft nicht auszuführen ſein. Man hat zwar auch zuweilen ein Hinderniß der Einführung der Wechſelwirthſchaft darin finden wollen, daß, obſchon bei der Schafhaltung Weide ganz unentbehrlich ſei, man dieſe bis zur Stoppel— weide nicht habe, wenn nicht anderweitige Wei— den vorhanden ſind. Indeſſen kann der Mangel an Hutung für Schafe, wenn ſolche einmal Statt haben ſoll, nur in dem Falle ſtattfinden, wenn man das Land nur mit mähbaren Futtergewächſen bebauen wollte; die Fruchtwechſelwirthſchaft ſchließt ja aber keineswegs den Anbau von Weidepflanzen aus, die eine um ſo reichlichere und beſſere Hutung gewähren. Weidepflanzen gehören eben ſo gut in den Fruchtwechſel, als mähbare Futtergewächſe. Die Koppel oder Weidewirthſchaft, Schlag: wirthſchaft. Dieſelbe führt auch noch den Namen Dreeſch— (Dreiſch-) oder Egartenwirthſchaft, und hat das Eigenthümliche, daß ſie die Acker durch eine beſtimmte Anzahl von Jahren zum Getreidebau und dann wieder durch eine Reihe von Jahren zum natürlichen Graswuchſe und zur Viehweide, auch wohl zum künſtlichen Futterbaue benutzt. Sie nimmt alſo den geſammten Boden, der nur eini— germaßen dem Pfluge unterworfen werden kann, in dieſen Wechſel auf, und nur den hierzu nicht tauglichen läßt ſie beſtändig zu natürlicher Wieſe liegen. Sämmtliche ackerbare Grundſtücke ſind da— her in eine gewiſſe Menge von Abtheilungen ge— theilt, welche, wenn ſie mit Wällen und lebendigen Hecken eingefriedigt ſind, wie namentlich in Hol— ſtein, Koppeln, ſonſt aber, und ſo überall in Mecklenburg Schläge genannt werden. Unter den verſchiedenen Arten von Koppelwirthſchaften zeich— nen ſich die holſteiniſche, die mecklenbur— giſche und märkiſche aus. Erſtere, als die äl— tere, iſt eben ſo ſehr auf Viehzucht, als Ackerbau berechnet; doch hat man ſeit Einführung der Mer— gelung und einer ſorgfältigern Beſtellung des Ackers und ſeitdem der Kleebau vorherrſcht, den Getreide— bau mehr begünſtigt. Die gewöhnlichſte Einthei— lung der Hofländereien iſt in 10 Schläge, nämlich: 1) Brache, 2) Winterung, 3) Gerſte, 4) Hafer, 5) Hafer mit Klee, 6) Klee zum Mähen; 7, 8, 9, 10) Weide. Die mecklenburgiſche Wirthſchaft hat von jeher den Getreidebau bevorzugt; auch unterſchei— det fie ſich durch die Eintheilung in Binnen: (Haupt- und Außenſchläge. Außerdem hal ten die meiſten größern Wirthſchaften noch einig Die Koppel: oder Weidewirthſchaft. kleinere Feldabtheilungen als Hof-, Neben- oder Kleekoppeln. Der Koppelwirth baut in der Regel nur Weizen, Roggen, Gerſte und Hafer, ſelten, und dann nur wenig Hülſen- und Hackfrüchte; er widmet mit we— nig Ausnahmen ſeinen ganzen Dünger dem Anbaue des Wintergetreides. Er wirthſchaftet vornehmlich nach folgenden Grundſätzen: 1) Nur ſo viel Ackerland mit Kulturgewächſen anzubauen, als er im kräftigen Düngungszuſtande erhalten kann. 2) Den Acker nie durch einen wiederholten Frucht— anbau ganz zu entkräften, ſondern denſelben noch in Kraft zu Heu-, Gras- und Weidenutzung nieder: zulegen. 3) Den ſichern und reichern Körnerertrag ſucht er nicht blos durch Dünger, ſondern auch durch die Benutzung des Ackers als Futterfeld und Weideland hervorzubringen. 4) Eine gut geführte Koppelwirthſchaft iſt allein im Stande, bei Mangel an Handarbeitern eine große Fläche Land mit den mindeſten Beſtellungs— koſten und dem geringſten Betriebskapitale vollſtän— dig auszunutzen und unter genannten Verhältniſſen den höchſt möglichen Reinertrag zu gewähren. 5) Bei einer gut geführten Koppelwirthſchaft kann vermöge des ſchonenden Fruchtbaues der Acker in ſeinem Grundwerthe ſich nur heben, nie ſinken. Bei der Koppelwirthſchaft muß das Feld ſo viel, als möglich, beiſammen liegen und von allen Servi— tuten befreit ſein. Bei der Eintheilung in Koppeln oder Schläge richtet ſich der Koppelwirth gewöhnlich nach der Beſchaffenheit und Güte ſeiner Felder, nach dem Zwecke der Wirthſchaft, ob dieſe nämlich mehr den Körnerbau oder die Viehzucht zu berückſichtigen gedenkt, und ganz vorzüglich nach ſeinem jährlichen Düngergewinn. Daher giebt ihm die Größe der Fläche, welche er in einem Jahre kräftig zu bedüngen im Stande iſt, meiſtens auch die zu wählende An— zahl der Schläge an. Die Schlagordnungen wech— ſeln meiſt zwiſchen 5 und 12. Je beſſer der Boden iſt, deſto mehr Getreidearten muß er tragen; je ſchlechter er aber iſt, deſto länger bleibt er als Gras— land liegen. Indeſſen findet man auch ſelbſt in gu— tem Boden öfters mehr Weide- als Getreideſchläge, ſobald Viehzucht der Hauptzweck dieſer Wirthſchaft iſt. Die Binnenſchläge, welche den beſten und am meiſten in Dünger gehaltenen Acker ausmachen, ſind, da ſie dem Wirthſchaftshofe am nächſten lie— gen, meiſtens dem nutzbaren Rindviehe beſtimmt. Die Außenſchläge, welche das ſchlechtere, mehr ver— nachläſſigte und abgelegene Land enthalten, bekom— men gewöhnlich gar keinen Dünger und müſſen aus der Ruhe vom Pfluge einige Saaten abtragen. Die Nebenkoppeln, welche meiſtens vorzügliches und nahe am Hofe gelegenes Land enthalten, ſind gewöhnlich eingezäunt. Sie dienen hauptſächlich dem Zug⸗ und Haushaltungsviehe zur Weide und find überhaupt zum Futterbaue und zur Heugewinnung beſtimmt; doch werden ſie auch wechſelsweiſe, wenn ſchon we— niger, zum Getreidebaue benutzt. Dieſe Schläge 301 nehmen nun einen ſolchen Umlauf, daß alle Jahre einer an die Stelle des andern tritt, und es dauert demnach ein ſolcher Umlauf ſo viele Jahre, als Schläge ſind, und in dem Jahre, wo der Umlauf vollendet iſt, muß jeder Schlag ſich an der Stelle und in dem Zuſtande befinden, worin er zu Anfang deſſelben war. Auf Boden von ziemlich gleicher Güte und Beſchaffenheit ſoll der Flächeninhalt der Schläge gleich ſein; auf ungleichem Boden hinge— gen werden die ſchlechtern nach Verhältniß größer gemacht, um in jedem Jahre möglichſt gleichen Kör— nerertrag und gleiche Weide zu haben. Um nun jene der Fläche nach größern Schläge gehörig ausdüngen zu können, düngt man in dem Jahre, wo ein ſolcher größerer Schlag an die Reihe der Düngung kommt, keine Nebenkoppel, wie man ſonſt zu thun pflegt, oder man läßt den ſchlechtern Theil von jenen grö— ßern Schlägen länger zu Graſe liegen. Will man ſonſt verſchiedenen Boden in einen Umlauf nehmen, ſo richtet man es ſo viel als möglich dahin ein, daß jeder Schlag einen faſt gleichen Theil von jeder Art des Bodens erhält. Die wünſchenswertheſte Lage der Koppeln iſt die, wenn ſie in einem ganzen oder halben Zirkel um den Hof herum liegen. Der Beacke— rung wegen wird jede Koppel am beſten nur von 4 Seiten begrenzt. Ein reguläres oder längliches Quadrat iſt allerdings der Beackerung halber die paſſendſte Form der Koppeln, kann aber natürlich, wenn dieſe auf den Wirthſchaftshof ſtoßen ſollen, nicht ftattfinden. Da jedoch meiſtens hierüber die einmal vorhandene Hoflage und die Figur des Gan— zen entſcheidet, ſo muß man nur möglichſt zu ver— meiden ſuchen, daß eine Koppel hinter die andere zu liegen komme, ſowie man auch auf dem möglichſt geraden Wege auf jede muß kommen können. Eben ſo wenig darf die Entfernung der einen Koppel ge— gen die andere zu groß ſein, und wo es endlich an— geht, müſſen die nöthigen Abzugsgräben zugleich als Grenzgräben der Koppeln dienen. Die gewöhnlichſten Einrichtungen der Schlag— ordnung bei der Koppelwirthſchaft find folgende: a) Die fünfſchlägige; 1) gedüngte Brache, 2) Winterung, 3) Sommerung, 4 und 5) Weide. Sie iſt auf Gütern von mittlerem und ſchwachem Boden, wo es namentlich an Heuwerbung fehlt, zu empfehlen. b) Die ſechsſchlägige hat eine gedüngte Brache, baut 3 Köͤrnerfrüchte nach einander und hält 2 Weideſchläge. Dieſe Wirthſchaft paßt wegen ih— rer großen Brache nur auf ſolche Güter, welche reichliche Wieſen und einen fruchtbaren Weidegrund mit ſtarker Neigung zum Graswuchſe haben. c) Die ſiebenſchlägige hält eine Brache, 3 Getreide- und 3 Weideſchläge. Dieſe iſt das Lieb— lingsſyſtem des Mecklenburgers und hat weſentliche Vorzüge, ſowohl vor den vorigen, als auch vor den folgenden. Die gewoͤhnlichſte Fruchtfolge iſt hier: 1) gedüngte Brache, 2) Winterung, 3) Sommerung, gewöhnlich Gerſte, 4) Erbſen und Hafer mit Klee, 5, 6, 7) Weide. Auf geringerem Sandboden ſäe man: 1) Roggen in gedüngter Brache, 2) Stoppe roggen, 3) Hafer, 4, 5, 6) Weide, 7) Brache gedüng 302 d) Die achtſchlägige Wirthſchaft hat ge: wöhnlich eine Brache, 4 Getreide- und 3 Weide— ſchläge. Wegen der 4 Getreideernten bedarf fie eines bedeutenden Wieſenwachſes. Eine vortheilhafte Ab— änderung hierin iſt: 1) Brache, 2) Winterfrucht, 3) gedüngte Gerſte, 4) Lein, Kartoffeln, Schotenfrüchte, 5) rother Klee und Stoppelwinterung, 6, 7, 8) Weide, beſſer noch würden 3 u. 4 wechſeln. e) Die neunſchlägige hatte früher 2 Brachen und gewährte auf bindendem Boden, dem eine ſtarke Bearbeitung günſtig war, vorzügliche Kornernten. Man findet ſie noch jetzt auf dem beſten Boden, z. B. an der Oſtſee, meiſtens mit 4 Getreideſchlägen und 4 Weideſchlägen, mitunter aber auch mit 5 Korn— ſaaten und ſtets mit einer Brache. Da ſie die kleinſte Brache hält, ſo bedarf ſie des wenigſten Düngers. Nach den Grundſätzen des Fruchtwech— ſels findet man aber auch dieſe Schlagordnung vor— theilhafter auf folgende Weiſe benutzt: 1) ½ Brache gedüngt, ½ Weide, 2) ½ Raps, ½ Brache, 3) Weizen, 4) Gerſte, 5) ½ Klee, ½ gedüngte Hack— früchte, / gedüngtes Erbſen- und Bohnengemenge, 6) Winterung, 7) Hafer mit Klee, 8, 9) Weide. 4) Die zehnſchlägige mit 2 Brachen und A Getreide- und 4 Weideſchlägen. Dieſe kann ſich bei dem geringſten Wieſenverhältniſſe am beſten in Kraft erhalten und eignet ſich am bequemſten zu einer ver— beſſerten Fruchtfolge. Doch hat ſie jetzt faſt allge— mein der ſiebenſchlägigen weichen müſſen. g) Die elfſchlägigſe nimmt 2 Saaten nach der gewöhnlich ungedüngten Rauhbrache, 3 aber nach der zweiten der Miſtbrache, und hält 4 Weide— ſchläge. Auf gutem Lehmboden kann ſie auch mit geringerem Wieſenwachſe und wenigem Dünger be— ſtehen. Iſt jetzt ebenfalls meiſtens durch die ſieben— ſchlägige Wirthſchaft verdrängt worden. h) Die zwölfſchlägige hat nach jeder Brache 3 Getreideernten und kommt in ihren Verhältniſſen der ſechsſchlägigen gleich. Wenn dieſe Wirthſchaft nur alle 12 Jahre einmal düngen kann, ſo giebt ſie im Verhältniß zu ihrer ſtarken Ausſaat nur einen ge— ringen Ertrag, und der Acker wird dennoch erſchöpft. Dieſe Schlagordnung hat gleichfalls der ſiebenſchlä— gigen weichen müſſen. Zu den beſſern Einrichtungen in mäßigen, dung— armen Gegenden gehören unter andern folgende neun⸗ und zehnſchlägige märkiſche Wirth— ſchaften: 1) a. Kartoffeln, b. Miſtbrache; 2) a. Gerſte, auch rother Klee darunter, oder b. Roggen; 3) a. Erbſen, auch Roggen in einjährigem Umbruch, b. Hafer mit weißem Klee; 4, 5, 6) Weide; 7) Dreeſchbrache; 8) Winterung; 9) Sommerung. Bei zehn Schlägen werden 1, 2, 3) wie oben beſtellt, alsdann folgt 4) Roggen mit weißem Klee; 5, 6, 7) Weide; 8) Dreeſchbrache; 9) Winterung; 10) Sommerung. Auch die märkiſche Wirthſchaft hat 11 und 12, ja ſogar 13 Schläge, und es hat ſich für letztere auf großen Gütern mit gleichartigem Bo— den beſonders folgender Umlauf empfohlen: 1) Dreeſchbrache, 2) Winterung, 3) Hafer, 4) Kar: toffeln und Rüben gedüngt, 5) Gerſte, 6) Erbſen, Die Koppel- oder Weidewirthſchaft. 7) Roggen, 8) Miſtbrache, 9) Roggen, 10) Som: merung mit Klee, 11) Mäheklee, 12 u. 13) Weide. Wenn man bei der Koppelwirthſchaft einen kal— ten, unthätigen Boden mit in die Koppeleintheilung aufnehmen muß, ſo verwildert derſelbe nicht ſelten bei einer mehrjährigen Gras- und Weidenutzung, und dergleichen Acker verlieren nicht unbeträchtlich an ihrer Ertragsfähigkeit. Dieſem Nachtheile kann man nun dadurch am beſten vorbeugen, wenn man zwiſchen die Gras- und Weideſchläge eine Getreide— frucht einſchiebt, und die Weideſchläge ſodann nur zwei, höchſtens drei Jahre unbearbeitet liegen läßt. Überhaupt bringt in den meiſten Fällen eine Frucht— folge, wo die Weideſchläge mit Futterkräutern und Gräſern angeſäet werden, nicht nur an ſich ſchon einen höhern Ertrag, ſondern es wird nun auch die Schwarzbrache ſelten nothwendig, indem eine Ver— wilderung nicht fo leicht mehr ſtattfinden kann. Die Koppelwirthſchaft liefert auf einer kleinern Fläche beträchtlichere Getreideernten, erſpart wegen beſchränkten Getreidebaues viel Arbeit und verlohnt die verwandte Arbeit ſtets beſſer, als die Dreifelder— wirthſchaft, die das ungedüngte Land nur zu oft vergeblich beackert, indem ſie nicht ſelten wenig oder nichts über die Ausſaat gewinnt. Ferner iſt die Ar— beit bei ihr gleichförmiger, als bei jeder andern Wirthſchaft; daher hier jede Arbeit in dem Zeit— punkte geſchehen kann, der für dieſelbe am zweck— mäßigſten iſt, weßhalb man hier auch die vollkom— menſten Brachen findet, indem man dieſe nicht zur Weide braucht. Die erſte Einrichtung einer Koppel— wirthſchaft erfordert zwar viele Kenntniſſe und Über— legung; ſie läßt ſich dagegen aber auch ſehr leicht be— treiben, ſobald fie einmal gut eingerichtet iſt. Da— her paßt die Koppelwirthſchaft vornehmlich für große Güter in volksarmen Gegenden, indem bei ihr 1000 Morgen Land oft mit weit geringerer Aufmerkſam— keit und Sorge bewirthſchaftet werden können, als auf eine andere Weiſe 100 Morgen. Nur darf man den Gang der Geſchäfte nicht im mindeſten ſtören, weil ſonſt Alles aus ſeiner Ordnung kommt; wo da— her etwas geändert werden ſoll, da muß ſich in der Regel Alles ändern. Übrigens erleichtert fie den Übergang zu jeder andern Wirthſchaftsart, indem auf den geruhten Koppeln jede neue Einrichtung ei— ner beſondern Wirthſchaftsart ſich ſehr leicht in Aus— führung bringen läßt. Neben gedachten Vortheilen beſtehen bei ihr doch auch mancherlei Mängel. Schon dadurch, daß bei dieſem feſten Gange der Wirthſchaft der Durchſchnittsertrag von Jahr zu Jahr faſt gleich bleibt, wird in der Regel der Ge— werbsprofit des Wirthſchaftsführers vermindert. Zwar kauft man ein ſo eingerichtetes Gut ziemlich ſicher, doch kann man auch, ſo lange man in dieſer Wirthſchaft bleibt, nicht viel mehr, als die beſtimmte Rente davon haben, da bei einer ſolchen Einrichtung beſondere Spekulationen ohne Störung des Ganzen nicht zuläſſig find. Außerdem beſtellt dieſe Wirth- ſchaft auch zu wenig Boden mit Getreide, und er— leidet daher ohne Noth Ausfall am Reinertrage. Sie vermindert auch ebenfalls den Bodenertrag dadurch, daß ſie in den Saatkoppeln beſtändig Getreide hinter Die Stallfütterung. Getreide fortbaut, ohne einen vernünftigen Frucht: wechſel zu beobachten; denn wenn der Koppelwirth auch von ſeiner vortrefflich bearbeiteten Brache in der Winterung das gewinnt, was der Acker nach ſeiner Kraft zu geben vermag, ſo ſchlagen doch die übrigen Früchte, beſonders die Ste und Ate, da fie unpaſſend auf einander folgen, in ihrem Extrage meiſt gar ſehr zurück. Obwohl der Koppelwirth einen großen Theil ſeines Ackerlandes zu Gras— wuchs beſtimmt, ſo kann er doch dabei nicht ſo viel Vieh halten, als bei einem wohlgeordneten Futterbaue geſchehen kann, indem der zum Theil der Natur überlaſſene Graswuchs gewöhnlich zu lange Zeit braucht, ehe er einen vollen Ertrag ge: währt. Ferner wird der Anbau der Hackfrüchte, welche auf der kleinſten Fläche die größte Menge Futter geben, bei der Koppelwirthſchaft gänzlich ver— nachläſſigt. Endlich wird auch bei der Beweidung der koſtbare Boden viel zu niedrig benutzt, ſowie auch der Dünger in den Weidekoppeln größten— theils für den Boden verloren geht. Die freie Wirthſchaft. Bei derſelben findet keine Bodeneintheilung ſtatt, auch iſt die Ordnung, in welcher die Gewächſe auf einander folgen, unbeſtimmt. Sie bewegt ſich bald in der Dreifelder-, bald in der Fruchtwechſel- und - bald in der Dreeſchwirthſchaft. Die freie Wirth— ſchaft paßt nur für Güter von geringerm Umfang, bei guter Bodenbeſchaffenheit und dem erforder— lichen Dünger. Sie erfordert hauptſächlich einen Landwirth, der alle Verhältniſſe und Umſtände zu beachten im Stande iſt, ſo daß die meiſten Vor— theile dadurch erzielt werden. Bei guter Boden— beſchaffenheit eignet ſie ſich hauptſächlich für die Nähe großer Städte, wohin die Produkte gut ver— werthet, und der Dung daſelbſt wohlfeil angekauft werden kann. Das Stallfütterungsſyſtem. Die Stallfütterung beſteht bekanntlich in der Verpflegung der landwirthſchaftlichen Thiere im Stalle und auf dem Hofe in einer Zeit des Jah— res, in welcher ſie ſonſt weiden. Die Stallfütte— rung mit dem Rindviehe im Sommer iſt jetzt in allen beſſer kultivirten Gegenden allgemein, und ſie iſt auch unfehlbar das Mittel, den Ackerbau auf die möglichſt höchſte Stufe zu heben. Zwar giebt es allerdings noch viele Gegenden, wo nach den ſtattfindenden Verhältniſſen die Weidewirthſchaft vor der Stallfütterung den Vorzug behauptet oder doch wenigſtens die Einführung der Stallfütterung ver— hindert wird; doch ſind jene Verhältniſſe keines— wegs immer von ſo unabänderlicher Natur, daß meiſtens nicht auch hier der Stallfütterung der Vor— zug gebühren dürfte. Starke Bevölkerung in einer Gegend und hoher Preis des Grundeigenthums bedingen die Stallfütterung, ſowie Mangel an jener und der niedrige Preis des Grundeigenthums die Weide vortheilhaft machen können. Die erſte und 303 hauptſächlichſte Bedingung der Einführung der Stallfütterung iſt das Gerathen der zu ihrer Aus— führung erforderlichen Futterpflanzen. Die anger bauten Futtergewächſe verlangen aber einen gut kul— tivirten, kräftigen Boden, der weder an Näſſe, noch Säure leidet und warm genug iſt, wenn ſie einen entſprechenden Ertrag geben ſollen; kann man ihnen einen ſolchen Boden nicht geben, ſo bringen die von ſelbſt wachſenden Gräſer oft einen weit höhern Ertrag. Bevor nun größere Fortſchritte im Futter— baue überhaupt gemacht ſind, können bei Einfüh— rung der Stallfütterung nur diejenigen Futterge— wächſe in Betracht kommen, von denen man be— ſtimmt weiß, daß ſie in der Menge und in der Güte einen erforderlichen Ertrag von einer gewiſſen Fläche geben. Dieſe Futtergewächſe ſind nun in der erſten Klaſſe Klee und Luzerne. Wo dieſe ge— rathen, kann man auf die Stallfütterung im aus— gedehnteſten Umfange rechnen, zumal, wenn man hierbei den frühern rothen und den ſpätern grünen Klee zugleich zur Anſaat bringt. Das Hauptfüt— terungsgewächs bleibt immer der Klee, indem er am beſten in die landwirthſchaftlichen Verhältniſſe paßt, mit den verſchiedenartigen Bodenverhältniſſen vor— lieb nimmt, im mildern, wie im rauhern Klima fortkommt, einen höhern Ertrag gewährt, ſehr nahr— haft iſt und grün und getrocknet gern gefreſſen wird. Außerdem trägt der Klee aber auch bei der Fruchtfolge ſehr weſentlich zur Verbeſſerung des Ackerbaues bei. Die Luzerne behauptet zwar nächſt dem Klee den erſten Rang als Futtergewächs, und dürfte ſogar unter manchen Verhältniſſen jenem wohl vorzuziehen ſein; doch macht ſie mehr An— ſprüche an den Boden, ſteht im Futterwerthe dem Klee im Ganzen nach und gewährt auch in Bezie— hung auf die Fruchtfolge nicht gleiche Vortheile, als der Klee. Eſparſette, Spergel, Gemenge ſind aber keineswegs von der Art, daß man mit Sicher— heit auf genugſames Futter bei der Einführung der Stallfütterung rechnen könnte, ſie ſind vielmehr nur als Aushülfefutter bei derſelben zu betrachten; in— deſſen gewähren doch Spergel, Wicken und Gemenge als Beifutter, namentlich in den Stoppeln abgeern— feter Kulturgewächſe angebaut, für die Stallfütte— rung nicht geringe Vortheile. Überhaupt bleibt es immer räthlich, von dieſen und andern zum Fut— terbaue empfohlenen Gewächſen neben Klee und Luzerne etwas anzubauen. Wo die Futtergewächſe genug gerathen, gewährt die Stallfütterung vor dem Weidegange folgende Vortheile: Man bedarf einer weit geringeren Fläche, um das Futter für eine gleiche Anzahl Vieh zu erzielen; ferner ge— winnt man dabei mehr und beſſern Miſt. Wenn Abwechſelung im Futter dem Viehe nicht nur an— genehmer, ſondern auch gedeihlicher iſt, ſo kann dieſe bei der Stallfütterung weit beſſer bewerkſtelligt wer— den, als beim Weidegange. Man kann die Füt— terungsmittel in der Ordnung und Folge bauen, daß dem Anbau verkäuflicher Früchte, beſonders des Getreides, der möglichſt mindeſte Abbruch auch in dieſer Hinſicht geſchieht, indem ſie die Futter— ernten nur als Vorbereitung zum Getreide nimmt 304 und fomit die Brache um fo unnöthiger macht. Auch wird auf dem eigentlichen Stallfütterungsbo— den, d. h. etwas gebundenem Lehmacker, wie ihn der rothe Kopfklee gern hat, die Feldbeſtellung durch das Stallfütterungsſyſtem gar ſehr erleichtert, in— dem hier Weide die Arbeiten niemals behindert, auch der abgemähte Klee den Acker viel lockerer erhält, als der abgeweidete. In trocknen Jahren wird man bei der Stallfütterung immer mehr vor Futtermangel geſichert ſein, als bei der Weideer— nährung, da die Weiden in ſolchen oft nur einen kümmerlichen Graswuchs haben und nicht ſelten ganz verdorren, wohingegen man durch die Aus— ſaat verſchiedenartiger der Trockenheit beſſer wider— ſtehender Futtergewächſe weit ſicherer für das noth— dürftige Futter ſorgen kann. Da nun die bei der Stallfütterung angebauten Futtergewächſe, in der Regel eine größere Menge Futter liefern, als nach dem Bedarf angenommen, ſo entſteht hierdurch ein Überfluß an gedoͤrrtem Winterfutter, der bei man— gelndem Grünfutter aushelfen kann. Im Allge— meinen wird bei der Stallfütterung mehr und beſ— ſere Milch erzielt, als bei der Weide. Eben ſo erlangt das Maſtvieh bei der Stallfütterung einen größern Grad von Fettigkeit und vollendet auch die Maſt früher, als auf der Weide. Bei der Stall— fütterung kann man den Geſchlechtstrieb des Vie— hes ſo leiten, daß man immer neumelke Kühe ne— ben altmelken hat, was man beim Weideviehe nicht in ſeiner Gewalt hat. Das bei der Stallfütterung erhaltene Vieh iſt bei weitem nicht ſo vielen Krank— heiten und übeln Zufällen unterworfen, als das Weidevieh. Milzbrand, Lungenſeuche, Mundfäule und Klauenſeuche ſind bei der Stallfütterung nur äußerſt ſeltene, bei der Ernährung auf der Weide aber ſehr gewöhnliche Erſcheinungen. Bei der Stallfütterung können die Arbeitsochſen den ganzen Tag arbeiten, und man braucht daher zur Verrich— tung von gleicher Arbeit derſelben nicht ſo viel, als wenn ſie auf der Weide erhalten werden. Endlich erzieht man bei der Stallfütterung weit größere und preiswürdigere Kälber, ſowie man es überhaupt in ſeiner Gewalt hat, ſeinen Viehſtand zu veredeln, indem man die Ferſen nicht vor der Zeit zukom— men läßt, was bei der Weidewirthſchaft nur ſchwer und nicht immer zu verhindern iſt. Bei Einfüh— rung der Stallfütterung ſind aber noch zwei beſon— dere Rückſichten zu nehmen, nämlich: die erforder— liche Streu, deren man weit mehr bedarf, als bei der Weideernährung, und die Herbeiſchaffung und Vorlegung des Futters, welche vermehrte Arbeit verurſachen. Den vermehrten Streubedarf anlan— gend, ſo wird derſelbe theils durch die Wirthſchafts— einrichtung, indem er mehr Dünger, auch mehr Stroh liefert, theils durch verſchiedene Streuſurrogate, wie bei Dünger angegeben, gedeckt. Ein Mehrverhält— niß von Arbeit findet allerdings hier ſtatt; indeſſen wird daſſelbe bei weitem durch die Vortheile, welche die Stallfütterung und der Futtergewächsbau ge— währen, überwogen. Die Stalifütterung erfordert nicht an ſich, ſondern in Hinſicht des höhern Wirth— ſchaftsbetriebes, welcher damit verbunden iſt, ein Die Stallfütterung. beträchtlich größeres Betriebskapital. Gewöhnlich wird ſie minder da anwendbar ſein, wo man Grund und Boden gar nicht zu ſparen hat, ſon— dern deſſen faſt einen Überfluß beſitzt. Man hat meiſtens die Stallfütterung nur auf das Rindvieh in Anwendung gebracht, und lange gezweifelt, daß fie auch bei den Schafen anzuwenden ſei, was aber jetzt durch Erfahrungen hinlänglich erwieſen iſt; ja, es wird ſogar die Ernährung der Lämmer mit Grünfutter im Stalle in neuern Zeiten beſonders empfohlen. Man theilt die Stallfütterung in ganze, wo das Vieh immer auf dem Stalle gefüttert wird, in halbe, wo man das Vieh zwar auf die Weide treibt, ſonſt aber den größten Theil des Futters im Stalle giebt, und in Stallfütterung bis zur Ernte, wo dann das Vieh entweder ganz durch die Stoppelhutung erhalten wird, oder auch noch ein Beifutter im Stalle erhält. Der Stop— pelhutung ſchließt ſich das Behüten der Wieſen im Herbſte an. Umſtände können das eine oder das andere empfehlenswerth machen. Bei der Wech— ſelwirthſchaft iſt die ganze Stallfütterung mit dem Rindviehe zu empfehlen. Wenn bei dieſer die Schafzucht als ein Hauptzweig mit erſcheint, ſo kann man ſie immer auch hier auf Weideernäh— rung ſtellen, indem der Boden bei einer ſehr ſtar— ken Düngung ſowohl in den Stoppeln nach jeder Frucht, als aus zwiſchen jeder Bearbeitungsfurche einen ſehr ſtarken Graswuchs beſitzt. Finden ſich in ſolchen Wirthſchaften viele Wieſen, ſo werden auch dieſe mit den Schafen behütet. Indeß haben doch die Schafe nicht hinlängliches Futter auf der Weide, ſowie dieſe auch nur kurze Zeit dauert; daher müſſen die Schafe ihr Hauptfutter auf dem Stalle erhalten. Die halbe Stallfütterung des Rindviehes gehört dahin, wo Weiden vorhanden ſind, welche nicht in den Umlauf der Feld- oder Wieſenwirthſchaft gezogen werden können, dieſe aber entweder nicht groß oder ertragreich genug ſind, um dem Rindviehe die erforderliche Nahrung zu geben. Unter allen Umſtänden iſt immer die ganze Stallfütterung vorzuziehen, da bei dem Aus— treiben des Rindviehes auf die Weide viel Dünger verloren geht, und überhaupt ein ſolches hin- und hergejagtes Vieh weder als Nutz-, noch als Zug— vieh gleichen Nutzen gewährt, als ſolches, welches ganz in dem Stalle gefüttert wird. Bei den Schafen läßt ſich die halbe Stallung unter allen Umſtänden noch eher rechtfertigen. Die Stallfütte— rung bis zur Stoppelhutung kann beſonders dann für das Rindvieh angemeſſen ſein, wenn die Weide überhaupt knapp iſt und nur gerade für die Schafe langt, in den Stoppeln ſelbſt aber ein üppiges Gras wächſt, welches angemeſſener mit dem Rind— viehe, als mit den Schafen abgeweidet wird, die Stoppeln aber erſt im Spätherbſte zum Umbruche gelangen. Sie findet hauptſächlich bei der Drei— felderwirthſchaft mit zum Theil bebauter Brache ſtatt. Unter allen Umſtänden wird es räthlich er— ſcheinen, ſo viel als möglich grün gemähtes und getrocknetes Futter im Vorrath bei der Stallfütterung Der Obſtbau. mit grünem Futter zu halten, um, wenn die zur grünen Fütterung dienenden Gewächſe zurückſchla— gen ſollten, mit dem Futter nicht in Verlegenheit zu kommen, ſonſt aber auch nur überhaupt die grüne Fütterung mit der trocknen zu verbinden, Garte Die Gärten werden nach ihren verſchiedenen Be— ſtimmungen auch verſchieden eingetheilt und nach den eigenthümlichen Zwecken benannt. Ein Garten kann entweder auf einem bisher nur mit den natür— lichen Erzeugniſſen, z. B. Holz, Gras u. ſ. w. be— nutzt, oder auf einem zwar unter Kultur ſtehenden, jedoch zu andern Zwecken z. B. dem Getreidebaue verwendeten Flächen angelegt werden. Die erſte Ar— beit dabei iſt das Urbarmachen, welches in der Rei— nigung der obern Erdſchichten (Krume), des Unter— grundes, ſowie in der Ebnung oder Ausgleichung beſteht. Bei einem Walde oder Geſtrüppe müſſen demnach die Bäume und Sträucher weggeſchafft und die Stöcke und Wurzeln ausgegraben werden. So— dann muß man die ſich vorfindenden Steine weg— räumen und die Fläche gut ebnen. Wieſen, Weiden und Felder brauchen blos umgegraben zu werden. Teiche müſſen abgelaſſen und Sümpfe durch gut ausgehobene Entwäſſerungsgräben trocken gelegt werden; worauf man ſie mehrmals ackert und vor der Verwandlung zur Gartenanlage mit Getreide oder Kartoffeln bebaut. Schuttgruben, Straßen— und Bauſtellen können in der Regel nur durch Auf— führung einer bedeutenden Menge ganz neuer Erde, und daher meiſtens nur mit vielen Koſten, in den Kulturzuſtand verſetzt werden. Lehmgruben werden zu Gartenanlagen am vortheilhafteſten vor Winter aufgepflügt, damit der Froſt die Schollen zerkleinere und das Erdreich durch die Atmoſphäre mürbe ge— macht werde. Befindet ſich der für den Gartenbau beſtimmte Grund an dem Abhange eines Hügels oder Berges, ſo muß man, um den Vortheil einer horizontalen Lage zu erreichen, oft den Boden terra— ſiren, d. h. durch aufgeführte Mauern Beete bilden, um den Nachtheil der abhängigen Lage zu ver— meiden. Die Befriedigung der Gärten kann entweder eine todte oder lebendige ſein. Zu jener rechnet man die Einſchlietzung durch Mauern von Bruch-, Feld- oder Backſteinen und Lehmwänden, ſowie die Umgebun— gen von Holz, entweder durch Planken oder Stakete. Sie find ſämmtlich koſtbar zu erbauen und laſſen keine Nebennutzung zu, ſie machen vielmehr alljähr— lich Ausbeſſerungen nöthig. Die lebendigen Befrie— digungen beſtehen in grünenden Hecken oder Zäunen, die entweder auf ebenem Boden, oder auch auf be— ſonders dazu aufgeworfenen Erdwällen angepflanzt werden. Obgleich Zäune und Hecken einige Nach— theile mit ſich führen, ſo ſind ſie doch dauerhafter, als jede andere Art der Befriedigung; auch liefern ſie, wenn man dazu eine Holzart von ſtarkem Triebe wählt, von Zeit zu Zeit eine anſehnliche Menge Kirchhof, Landwirth 305 wodurch die Stallfütterung gedeihlicher wird, ſowie man auch durch das Trocknen die Futtermaſſe ver— mehrt, indem das Vieh eine größere Menge Futter im grünen Zuſtande frißt, als das Verhältniß des Gewichtsverluſtes beim Trocknen beträgt. n ba u. Brennholz, ſowie auch mehrere hierzu anwendbare Sträucher nutzbare Früchte geben. Zweckmäßig wird man einem mit einer lebendigen Hecke zu umfriedigen— den Garten erſt mit einem Pfahlzaune umgeben und im Herbſte oder Frühjahre die Sträucher an ſolchen anpflanzen, indem man dieſe ſodann nach Belieben gewöhnen kann. Im erſten Jahre beſchneidet man nicht, pflanzt im zweiten die ausgegangenen nach und ſucht ſie in der erſten Zeit überhaupt vor dem Viehe zu ſchützen. Diejenigen gelten für die beſten, die nicht um ſich wuchern, feſt und dauerhaft ſind und die bei einem ſtarken Triebe ſich dennoch unter der Schere halten laſſen. Zu einer Zaunanlegung eignen ſich folgende Sträucher: das Beinholz oder wilder Kornelbaum, die Birke, die Erle (in feuchten, niedrigen Lagen), die Eſche, der türkiſche Hollunder, die Linde (beſon— ders die großblättrige oder Sommerlinde), das Pfaf— fenhütchen (mit andern Sträuchern in trocknem, gu— tem Boden), die Roßkaſtanie (man legt die Kaſtanien im Spätherbſte 4 bis 9 3. weit von einander in eine Furche und bedeckt ſie mit Erde. Im nächſten April gehen ſie auf, und werden ſchon im zweiten Jahre bis 5 Fuß hoch. Im dritten Jahre gittert man ſie durch einander und bindet ſie hie und da feſt, der Schlingſtrauch (Mehlbaum) mit andern vermiſcht, der Stechginſter, die Stechpalme, der Tarus baum (Eibenbaum), die Ulme, die Weißbuche, der Weiß— dorn (verdient vor allen den Vorzug.) Als Sträu— cher, von denen man nebenbei noch nutzbare Früchte erhält, ſind zu Gartenumfriedigungen zu empfehlen: Der Kornelkirſchen- oder Herlitzenbaum, der Kreuz— dorn, der Wachholderbeerſtrauch. Der Obſtbau. Unter Obſtgarten (Baumgarten) verſteht man ein mit Obſtbäumen beſetztes und eingefriedigtes Stück Land; bei Obſtplantagen und Alleen dagegen ſtehen die Bäume unbefriedigt im freien Felde. Die Anlegung neuer großer Baumgärten und Obſtplan— tagen, kann baaren reichlichen Gewinn nur bei einem von Natur fruchtbaren trocknen Boden mit einer lok— kern günſtigen Unterlage bringen. Auf naſſem, ſum— pfigem und ſteinigem, oder blos aus Flußſand be— ſtehendem Lande, wo unter der Krume Waſſer, weißer feſter Thon, Letten, Stein oder feſter Kies ſich be— findet, ſind Koſten und Arbeit für größere Obſtpflan— zungen verloren. Für große Obſtanlagen muß man ein mehr hochliegendes, trocknes, der Luft und Sonne ausgeſetztes Land, bei welchem die Unterlage weder zu feſt noch zu naß iſt, wählen. Iſt das dazu beſtimmte 39 306 Landſtück ſchon urbares Feld, ſo kann man ſogleich die Bäume in dieſes pflanzen und die Feldkultur ein paar Jahre zwiſchen den jungen eingeſetzten Bäumen mit Kartoffel-, Möhren - oder Rübenbau fortſetzen. Nur ſäe man ja nicht zwiſchen die Bäume Klee, am allerwenigſten Luzerne oder Eſparſette. Nach 2 bis Jahren hört die Bearbeitung mit dem Pfluge auf und das Land darf dann zum Baue von Wurzelwerk und Gemüſe nur durch die Hacke zugerichtet werden. Ein mäßiger Abhang in einer geſchützten Lage iſt der Obſtbaumzucht günſtiger, als eine ganz ebene horizontale Fläche, indem dadurch die Bäume einen ſonnigen und luftigen Standpunkt erhalten. An ſüd— lichen Abhängen wirkt die Sonne am kräftigſten, und die Früchte werden hier früher reif, ſüßer und ſchmackhafter; die Bergabhänge gegen Morgen lie— fern ebenfalls noch gute, ſchmackhafte Früchte, aber die Bäume ſind hier beſonders den zerſtörenden Wir— kungen der Spätfröſte ausgeſetzt. An den Bergab— hängen gegen Abend gedeihen die Obſtbäume weni— ger gut, indem ſie hier der vorherrſchenden Wetterſeite ausgeſetzt ſind, und Bergabhänge gegen Mitternacht ſind für die Obſtbaumzucht die ungünſtigſten. Unſere meiſten Obſtbäume verlangen ein warmes und trock— nes Klima, ſowie eine freie, ſonnige, luftige Lage. Auf ſehr hohen Gebirgen kommen die Obſtbäume nur ſchlecht und öfters gar nicht fort. Gegenden, welche heftigen Winden und vielen Nebeln, beſon— ders zur Blüthezeit ausgeſetzt ſind, taugen nicht zur Obſtbaumzucht. Beim Pflanzen der Bäume muß man jede Obſtart, als Apfel, Birnen, Pflaumen und Kir— ſchen für ſich zuſammen bringen, und womöglich ſo— gar die Sorten, wenigſtens die zu gleicher Zeit rei— fenden, nebeneinander ſetzen, wodurch für das Hüten und Abnehmen viel Vortheil gewonnen wird. Bei Anlegung neuer großer Baumgärten, Obſtplantagen und Alleen muß man die Obſtarten nach der dazu paſſenden Lokalbeſchaffenheit des Bodens wählen. Apfel lieben einen fetten, tiefen Lehmboden und ver— tragen noch am erſten die Bodennäſſe. Birnen neh— men mit magererm Sandboden vorlieb, doch muß dieſer tief, trocken und locker fein. Pflaumen verlan— gen ein fruchtbares, warmes, leichtes, lockeres Erd— reich. Kirſchen gerathen am beiten in trocknem, ſan— digem Boden, und die Süßlirſchen ſind hinſichtlich ihres Standpunktes nicht ſo ekel, als die Sauerkir— ſchen, die gern auf fettem, trocknem, höherm Lande ſtehen. Bei der Wahl der anzupflanzenden Obſtarten hat man beſonders auf die zu ſehen, welche nach vieljähriger Erfahrung am beſten in der Gegend ge— deihen, und die Obſtarten und Sorten zu berückſich— tigen, welche den reichſten Ertrag geben, am nutz— barſten ſind, und als beliebte den beſten Abſatz ver— ſprechen. Derſelbe Platz, wo ſchon alte Obſtbäume viele Jahre lang geftanden haben, iſt bei Anlegung neuer Obſtgärten womöglich nicht wieder dazu zu wählen. Beſſer ift ein friſches Stück Land, das noch nicht Baumgarten geweſen, dazu zu beſtimmen; wenn ſolches aber nicht zu haben, ſo muß das aus— gezehrte Land des alten Baumgartens eine neue kräf— tige Umarbeitung, reichliche Düngung und vorherige Bebauung mit Gemüſe und Wurzelgewächſen erhal— Der Gartenbau. ten. Wenn ein Hauswirth gern einen kleinern Obſt— garten für ſein Haus wünſcht und kein günſtiger Boden dazu vorhanden iſt, ſo muß man die Hinder— niſſe des natürlichen Bodens zu beſeitigen ſuchen. Sumpfiges, ſehr naſſes Land verſieht man, wie ſchon früher bemerkt, mit hinlänglich tiefen Abzugsgräben, oder gräbt kleine Teiche, man füllt den Boden hoch auf, wobei unten hinein kleine Steine, Schutt, doch mit Erde von geringer Beſchaffenheit vermiſcht, kom— men können. Oben wird eine ſtarke Schicht gute Erde geſchüttet, und dazu ein oder zwei Winter dem Froſte ausgeſetzter Teichſchlamm, die Erde aus den Holz- und Viehſtällen, von der Küchengoſſe, von der Umgebung der Miſtjauchenlöcher und der Abtritte benutzt, indem man die dort durch die weggenom— mene Erde verurſachten Tiefen wieder mit Sand und ſchlechter Erde ausfüllt. Läßt ſich die Näſſe,des Bo— dens nicht durch Ausfüllung beſeitigen, oder mangelt es dazu an Material, ſo muß man den Platz mit hohen aufgeworfenen Dämmen durchſchneiden und auf dieſe die Obſtbäume ſetzen, indem man die Tie— fen ſodann zu Grasland oder zur Zucht von Korb— weiden benutzt. Man kann wohl auch Hügel auf— werfen und die Bäume darauf ſetzen. Bei einer Un— terlage von Fels oder feſtem Kies wird gleichfalls eine hohe Auffüllung von gutem Lande, das jedoch unten ſtark mit Sand gemiſcht ſein kann, erforder— lich, und für einen Boden, welcher keine tiefe Krume oder fruchtbare Dammerde hat, ſind nur ſolche Obſt— ſorten zum Anbaue zu wählen, welche keine tiefe Wurzeln ſchlagen; alles Obſt auf Niederſtamm wird da gedeihen, ſowie man auch da Pflaumen, Sauer— kirſchen, von Apfeln den rothen Taubenapfel, kleinen Goldpepin, von Birnen die Beurré blanc, gris, Am: brette, kleine Muskatellerbirne ziehen kann. In einem Baumgarten mit alten tragbaren Bäumen rodet man dieſe felbft von geringern Sorten nicht gern aus; man beſetzt vielmehr nur die leeren Stellen mit den zweckmäßigſten Arten und Sorten; die nicht zu alten, noch wuchshaften kann man mit edlern Sorten vor— theilhaft umpfropfen. Hingegen find die nur ſpär— lich und ſelten tragenden Bäume und die von ſehr ſchlechten, wenig nutzbaren Sorten auszumerzen und mit beſſern zu vertauſchen. Die Wahl der Sorten richtet ſich nach dem Zwecke und der Liebhaberei des Obſtplantagenbeſitzers, und es kommt hierbei darauf an, zumal bei einem blos kleinen Garten, ob man wohlſchmeckende und zugleich ſehr trag- und halt— bare, oder blos die delikateſten, oder rechtzeitige, oder endlich nutzbare, für die Wirthſchaft ſehr reich tragende Sorten wünſcht. Zum Anbaue der Süß— kirſchen muß man in einem Baumgarten ſchon mehr Raum haben, um viel neben einander pflanzen zu können; denn ſtehen die Kirſchbäume einzeln im Garten, ſo geht die Frucht durch die Vögel verloren. Bei wenig Platz kann man höchſtens etliche Süß— kirſchbäume nahe an das Haus pflanzen. Die Bir— nen bringt man im Garten womöglich in die Sonne, die Pflaumenbäume pflanzt man nahe an die Ge— bäude auf fruchtbare Stellen, hinter die Küchen— goſſen und in die Nähe der Abtritte, ſo auch die Sauerkirſchen und auf deren Früchte der fette Boden Erziehung und Vermehrung der Obſtbäume. einen ſichtbaren Einfluß hat. Einen ſolchen Stand erfordern auch die Wallnußbäume in kälterem Klima. Jeden dumpfigen, verſteckten Winkel eines Baum— gartens kann man noch zu Lambertsnüſſen und Him— beeren vortheilhaft benutzen. Auch die Wände der Gebäude, beſonders in Höfen, konnen mit Bäumen im Hochſpalier bepflanzt werden. Erziehung und Vermehrung der Obſtbäume. Die Obſtbäume laſſen ſich auf verſchiedene Art fortpflanzen und vermehren. Am gewöhnlichſten ge— ſchieht dies durch Ableger oder Senker, durch Wurzelihößlinge und durch Samen. Will man ſeine Obſtbäume durch Ableger oder Senker vermehren, jo wird ein niedriger Aſt von einem Qbſt— baume, den man zu vermehren gedenkt, auf die Erde herabgezogen und in eine Grube gelegt, mit einem Haken befeſtigt und mit Erde bedeckt, ſo daß nur die Spitzen der Zweige ungefähr 5 bis 6 Zoll aus der Erde hervorſehen. Da dieſe eingegrabenen Zweige mit dem Mutterſtamme noch in Verbindung ſtehen, jo ziehen ſie im Boden bald Wurzeln. Nach 1 bis 2 Jahren werden dieſe bewurzelten Zweige vom Baume getrennt, und an ihren Beſtimmungsort verpflanzt. Iſt ein abzulegender Aſt an einem Baume zu hoch, um niedergebogen werden zu können, ſo bringt man ein Gefäß mit Erde in ſeine Nähe, in wel— ches man denſelben biegt und darin ablegt. Noch einfacher und ſicher verfährt man beim Abſenken auf folgende Weiſe: Man ſchneidet den Senker oder Ableger etwa 1 Fuß lang und länger vom Baume glatt ab, ſteckt denſelben in eine mittelgroße ganze Kartoffel und bringt ihn nun mit dieſer ſo tief in die Erde, daß ſeine Spitze nur mit etwa 2 Augen hervorſteht. Die Ableger befreit man, ſo— weit ſie in die Erde kommen, ſtets von ihren Blät— tern und hält den Boden bei trocknem Wetter durch fleißiges Begießen ſtets feucht. Das Ablegen nimmt man in der Regel vor dem Aufſteigen des Saftes im Frühjahre, oder nach dem Aufſteigen deſſelben im Auguſt vor. Wurzelſchößlinge liefern beſonders die Pflaumenbäume, und ſind die Wurzeln von guter Beſchaffenheit, ſo laſſen ſich dieſelben recht gut verpflanzen. Sonſt kann man auch Wurzel— ſchößlinge dadurch hervorbringen, daß man einen Baum oder Strauch der Erde gleich abſchneidet, und den Wurzelſtock mit einer für die Pflanze be— ſonders wohl zubereiteten Erde bedeckt. Die jungen Triebe durchbrechen alsdann im Frühjaͤhre die Erde und ſchlagen den Sommer über Wurzel darin. Man bedient ſich dieſer Methode vornehmlich zur ſchnellen Vermehrung der Quitten. Die gewöhnlichſte und ſicherſte Vermehrung der Obſtbäume erfolgt durch den Samen, zu welchem Zwecke man beſondere Baumſchulen hat, zumal wenn man die Sache mehr im Großen betreiben will. Baumſchule. So nennt man denjenigen Gartenfleck oder Ort überhaupt, welcher der Erziehung und Veredelung 307 junger Obſtbäume ausſchließend gewidmet iſt. Hier— zu gehört nun zunächſt eine Abtheilung, auf welche man die Kerne und Steine ſäet oder legt, die Kernſchule, Samenſchule genannt. Die aus den Samen entſtandenen jungen Bäumchen heißen Kernreiſer oder Kernwildlinge, und werden, wenn ſie ſtark genug ſind, an einen andern Ort verſetzt, und wenn ſie da völlig angewachſen ſind veredelt; dies nennt man die Edelſchule. 1) Die Kernſchule verlangt eine ſonnige, etwas luftige Lage und einen nicht zu feſten noch ſandigen, von Natur nicht unfruchtbaren, noch auch zu fetten Boden. Das Land wird tief umgegraben und die Saatbeete werden wie Gartenbeete mit dem Harken vorgerichtet. Der dazu erwählte Platz muß gegen die Beſchädigungen des Viehes durch einen Zaun geſichert ſein. Die zur Saat beſtimmten Kerne wählt man vom beſten, ſchönſten, größten und zei— tigſten Obſte, das womöglich auf großen geſunden Bäumen gewachſen iſt. Die Apfelkerne müſſen braun, und die Birnkerne ſchwarz und ſonſt in ihrer äußern Haut glatt ſein. Apfel- und Birnkerne kann man ohne Auswahl von allen Sorten nehmen; bei den Kirſchen aber ſind die Kerne der kleinen rothen Süßkirſche zu wählen. Die Kirſchkerne müſ— ſen ſo friſch wie möglich, noch nicht lange aus der Frucht herausgenommen, gelegt werden. Die Kerne von Steinobſt müſſen ebenfalls reif und gewichtig ſein und im Waſſer zu Boden ſinken. Wurzelaus— ſchläge von Apfel- und Birnbäumen ſoll man nie nehmen; von Kirſchen ſind ſie ſchon brauchbarer und von allen Pflaumenarten kommen ſie den aus Kernen gezogenen gleich, und laſſen ſich überdies noch leichter und ſchneller zu Bäumen ziehen. Die Apfel- und Birnkerne legt man im Oktober oder November, eine Stunde vorher in reines Waſſer geweicht, in kleine 1 Fuß von einander entfernte Furchen der Länge nach, etwa !, höchſtens 1% 3. tief wie Gartenerbſen oder Bohnen und überharkt ſie. Doch kann man bei einer Baumſchule im Großen die Kerne auch breitwürfig ausſäen. Steinobſtkerne können ſchon im Sommer, ſobald das Obſt reif iſt, eingelegt werden; dieſe werden auf die Garten— beete reihenweiſe ausgeſtreut, und mit dem Fuße gelinde angetreten. Die Wallnüſſe werden entweder ſogleich im Herbſt in die Erde geſteckt, oder beſſer den Winter über *fchichtenweife in mit feuchtem Sande gefüllte Töpfe gelegt und dieſe in den Kel— ler geſtellt, wo ſie dann im Frühjahre zu keimen anfangen und 2 F. weit von einander in die Erde gebracht werden. Sobald nun im Frühjahre die jungen Bäumchen auf dem Samenbeete merklich ſichtbar werden, müſſen die Zwiſchenräume gelockert und das aufkeimende Unkraut zerſtört werden. Dieſe Arbeit wird fo oft wiederholt, als es die Noth— wendigkeit erfordert. Im zweiten Jahre ihres Ste— hens auf dem Beete hebt man dann die jungen Pflänzchen heraus, pflanzt ſie auf ein anderes oder das nämliche Beet in Reihen etwa 4 bis 5 3. von einander und hält ſie auch in dieſem zweiten, ſowie im dritten Jahre locker und von Unkraut rein. Im vierten Jahre werden die Sn im zeitigen 39 308 Frühjahre eingeſchult oder in die Edelſchule oder eigentliche Baumſchule gebracht. Dir Kirſchen kön— nen wegen ihres ſchnellern Wuchſes oft ſchon im dritten Jahre oder wohl auch noch früher einge— ſchult werden. Dieſe Kernwildlinge können im All— gemeinen dann in die Baumſchule verpflanzt werden, wenn ihre Stämme mindeſtens die Dicke einer ſtar— ken Federſpule erreicht haben. — Will man Grund— ſtämme zur Veredlung auf Niederſtamm oder zum Spalier erziehen, ſo werden zu den Franzbirnbäu— men Quitten nöthig, die ſich aber viel leichter durch Wurzelausläufer oder durch Stecklinge, als durch die Kerne fortpflanzen. Ein gleiches Verfahren iſt bei dem Johannisapfelſtamm, der als Grundlage zu Apfelniederſtamm erforderlich iſt, zu beobachten. Ebenſo iſt auch die Vermehrung der Haferpflaumen, die zur Veredlung der Pfirſichen, Aprikoſen und fremden edlern Pflaumenſorten dienen, durch Wur— zelausläufer und Senker weit ſicherer und ſchneller, als die aus ihren Kernen. 2) Die Edelſchule oder eigentliche Baumſchule nimmt die jungen Stämmchen im zweiten, dritten oder vierten Jahre aus der Kern— ſchule auf; was nach drei Jahren die Stärke einer Schreibfeder noch nicht erreicht hat, kann man ohne Bedenken wegwerfen. Die Baumſchule verlangt ei— nen Mittelboden, der von Natur nicht zu fruchtbar, noch zu mager, nicht zu naß noch zu trocken, nicht zu ſchwer noch zu leicht iſt, und eine gute nicht zu feſte Unterlage hat. Höchſt wünſchenswerth iſt ein von Natur mergelartiger Boden, ſowie ſich ein fanfter Abhang beſonders gut dazu eignet. Die Baumſchule muß Sonne und freien Luftzug haben, obſchon etwas Schatten von der einen oder der andern Seite nicht nachtheilig iſt. Schon kultivirten Boden gräbt man blos tief um und reinigt ihn vom Unkraute und deſſen Wurzeln; dazu beſtimmtes Grasland muß man aber vor Winter ſtürzen, im nächſten Frühjahre wird dann dieſes Land mit Pflug und Egge, bei kleinern Flächen aber mit dem Spaten tüchtig durchgearbeitet, auch wohl für dieſen Sommer noch mit Kartoffeln be— pflanzt, im Herbſte bei trockner Witterung nochmals tief umgegraben und nun im nächſten Frühjahre mit Kernſtämmchen beſetzt. Düngen ſoll man in der Re— gel keine Baumſchule, weil fonft die Stämmchen als— dann im ſchlechtern Boden nicht fortkommen oder doch wenigſtens nicht gut gedeihen. Dagegen wach— ſen die in einem ſchlechtern Boden erzogenen Stämm— chen, in beſſern verſetzt, deſto vorzüglicher. Jedoch muß man einem von Natur zu magern oder ausge— ſogenen Boden mit Compoſtdünger oder Mergel et— was nachhelfen. Vor dem Verſetzen in die Baum— ſchule muß man die Wurzel der jungen Stämmchen erſt zurecht ſchneiden. Die Pfahl- oder Herzwurzel iſt daher etwa bis zu 9 ihrer Länge wegzunehmen, alsdann werden auch die zu langen einzelnen andern verlaufenden Wurzeln (Haftwurzeln) bis zur Gleich— heit mit den übrigen und zwar in ſehr ſtumpfſchrä— gem Schnitt, weggeſchnitten. Auch iſt hierbei alles Schadhafte und pon der Schale entblößte mit weg— zunehmen. Die Apfel- und Birnſtämmchen verſchnei— det man oben am Stamme und den obern Schoſſen Der Gartenbau. nicht, die Kirſchen aber werden tief bis auf ein paar Augen über der Erde abgeſchnitten. Die Saatbäum— chen werden nach der Schnur in 2, bequemer in 3 F. von einander entfernten Reihen in die Baumſchule gepflanzt. Apfel, Birnen, Pflaumen und Kirſchen kommen hierbei in den Reihen 2 Fuß, Quitten, So: hannisäpfel, Haferpflaume und Mandeln 1½ F.von einander. Die Saatbäumchen ſind nach dem Maßſtabe ihres Wurzelumfanges nur fo tief in die Erde einzu— ſetzen, daß ihre Wurzel von letzterer eine halbe Hand breit bedeckt ſind. Den Sommer über werden die Bäumchen einigemal behackt und gejätet. Jede Baum: ſchule ſoll nach den Obſtarten und Sorten regelmäßig geordnet fein; es müſſen daher alle Obſtſorten jede für ſich auf einem beſondern Quartiere beiſammenſtehen. In jedem Quartiere erhält wieder jede einzelne Sorte ihre beſondern Reihen oder Linien, worin ſie ganz allein und durchaus keine andere Sorte veredelt wird. Es iſt vortheilhaft, eine beſondere Niederbaum— ſchule abgeſondert von der Hochbaumſchule für die Franz- und Tiefſpalierbäume zu haben. Die in die Baumſchule verſetzten Saatbäumchen läßt man nun 1 bis 2 Jahre wachſen, bis fie ein zur Veredlung ge— ſchicktes Stämmchen bilden, worauf man ſie kopulirt, okulirt oder pfropft, je nachdem ihre Stärke und ihr Wuchs die eine oder die andere Veredlungsweiſe ge— ſtattet; für ſchwächere zieht man das Kopuliren, für ſtärkere das Pfropfen vor. Kirſchen werden meiſtens in der Höhe kopulirt oder okulirt,; Pfirſichen und Aprikoſen erfordern das Okuliren, Apfel und Birnen veredelt man möglichſt tief; nur Stämme mit ſchon gebildeter Krone von dieſen Gattungen kann man in der Höhe pfropfen, ſowie Birnen auch hoch oben an ihren ſchwächern Zweigen kopulirt werden können. Die aufgeſetzten Edelreiſer verwahrt man durch da— rumgeſteckte oder gebundene Zweige gegen Beſchädi— gung. Wo bei zwei Pfropfreiſern beide gekommen ſind, wird das ſchwächſte weggeſchnitten, ſowie auch alle an dem Baume ausgeſchlagenen jungen Triebe und die aus der Erde hervorkommenden Schoſſen weggenommen werden müſſen. Sobald ſich die Zweige der jungen Bäume zur Kronenbildung eig— nen, verſchneidet man bis auf 2 oder 3 Augen und ſucht nun durch die ſich oben ausbreitenden Zweige, als künftiger Hauptäſte des Stammes, mittelſt kunſt— gerechten Schnitts eine regelmäßige Krone zu bilden. Zur Kronenbildung läßt man 3 bis 4 Seitenäſte ſtehen, die Herzruthe läßt man etwas höher aufwach— ſen, wodurch die Krone eine Pyramidenform erhält. Die Krone der Obſtbäume darf nie weniger als drei Hauptäſte erhalten. Wenn die Bäume nicht bald aus der Edelſchule verſetzt werden, ſo muß man ſie im folgenden Jahre wieder ſchneiden. Um einen ſtär— kern Stamm zu erhalten, läßt man bei den ſchwä— chern Bäumen von den an den Seiten des Stammes ausſchlagenden jungen Zweigen bisweilen etliche oben und manche unten als Zugäſte ſtehen, und ſtutzt ſie, wenn ſie etwas ſtärker geworden ſind, ab. Sonſt aber wird der Stamm von allen Seitenzweigen rein gehalten und dieſe ſogleich bei ihrem zarten Hervor— wachſen weggenommen. Nach 3 bis 4 Wochen ſind die eingeſetzten Augen in ihrem Verbande zu lüften. Das Okuliren, Augeln, Bei trocknem Wetter im Sommer müſſen die jungen Bäume oben an den Zweigen und Blättern mit der Gießkannenſpritze früh Morgens oder Abends, nie— mals aber im Sonnenſchein begoffen werden. Außer— dem iſt noch die ordentliche Führung eines Baum— ſchulenkatalogs ein weſentliches Bedürfniß für eine Baumſchule. Man theilt das hierfür beſtimmte Buch ungefähr nach der Zahl der Obſtſorten ein, die man hat, und macht ſo für jede Hauptart Abtheilungen, die mit dem Namen, als Kirſchen, Apfel u. ſ. w. überſchrieben werden. N. 1. auf der erſten Seite bekommt nun die erſte Sorte mit ihrem ausführlichen Namen, und auf die andere Seite wird die Dauer, Reifzeit und ſonſtige Bemerkungen eingetragen, und ſomit fortgefahren, bis alle Sorten eingetragen ſind. Nummern und Namen im Kataloge müſſen mit den— ſelben auf den Tafeln in der Edelſchule genau über— einſtimmen. Das Okuliren, Augeln, Pfropfen mit dem Auge. Das Okuliren iſt diejenige Veredlungsart, wobei man durch Einſetzung eines Auges von einem Som— mertriebe eines edeln Baumes in die Rinde eines Wild- oder Kernlings dieſen Wildling gut macht oder veredelt. Das Okuliren hat als Veredlungsart die großen Vorzüge, daß dem Baume dadurch nur eine kleine Wunde zugefügt wird und dieſe bald wie— der verwächſt, wenn man das etwa nicht gekommene Auge bald heraus nimmt, ferner daß es bei allen Obſtarten (die Nüſſe ausgenommen) angewendet werden kann. Beſonders iſt es bei dem Steinobſte dem Pfropfen vorzuziehen, und die Pfirſichen laſſen ſich gar nicht pfropfen, ſowie man auch bei den Pflaumen und Aprikoſen mit dem Okuliren weit ſicherer geht. Ferner kann man ſchwächere Wildlinge von der Dicke eines ſtarken Federkiels okuliren, wäh— rend das Pfropfen einen ſtärkern Wildling verlangt. Findet das Okuliren im erſten Safttriebe noch vor Johannis ſtatt, ſo entwickelt ſich das eingeſetzte Auge noch im nämlichen Sommer, und man nennt dies das Okuliren auf das treibende Auge. Das Holz dieſes Triebes wird aber oft nicht mehr reif, und leidet deßhalb häufig von der Kälte; deßhalb iſt das Okuliren auf das ſchlafende Auge mehr zu empfehlen, welches im zweiten Safttriebe, etwa im Monat Juli und Auguſt vorgenommen wird, und wobei das Auge erſt im nächſten Frühjahre austreibt. Das Okuliren darf nicht bei regneriſcher Witterung vorgenommen werden. Die Morgenzeit iſt zum Oku— liren die geſchickteſte; man okulirt lieber bei trüben Tagen, als bei hellen in der Sonnenhitze. Das Auge vom Edelreiſe wird entweder ſo abgelöſt, daß das innere Augenknöpfchen ſichtbar iſt, und die Um— gebung deſſelben blos aus Schale ohne Holz beſteht, oder ſo, daß an der Hinterſeite des Auges noch et— was Holz bleibt, welches das innere Augenknöpfchen berdeckt, welches daher nicht zu ſehen iſt. Letzteres Verfahren nennt man das Okuliren mit dem Holze. Die Edelreiſer, von welchen man die Augen zum Okuliren nehmen will, müſſen ſchöne, kräftige Triebe oder Sommerſchoſſen von jungen, geſunden, frucht— Pfropfen mit dem Auge. 309 baren, wuchshaften Bäumen fein, und womöglich aus der Höhe und der ſonnenreichſten Seite derſel— ben genommen werden. Von Waſſerſchoſſen, d. h. von frechen, geilen, aus den dickſten Aſten aufſteigen— den Trieben darf man die Augen zum Okuliren nicht nehmen, da ſie unfruchtbare Bäume geben. Bei Apfeln und Birnen ſind die etwas nach unten zuge— wachſenen, doch nicht die allerunterſten, die beſten; bei Pfirſichen dagegen die mittlern und nach obenhin ſtehenden Augen. Frucht- und Tragaugen ſind ſoviel als möglich zum Einſetzen zu vermeiden; wenn man jedoch keine andern haben kann und dann dieſe aus— treibenden Augen in dem Jahre noch blühen, fo zwickt man bei doppelten Augen die aus dem Auge kommende Blüthe behutſam ab, wo dann der aus dem Laube anzukommende Trieb um ſo kräftiger er— wächſt. Sind es aber, wie bei Apfeln und Birnen, einfache Augen, ſo läßt man ſie ungeſtört blühen und bricht fie nicht ab. An den Dfulirreifern läßt man den Blattſtiel mit dem halben Blatte, von welchem man die größere obere Hälfte querdurch abſchneidet. Man darf die Okulirreiſer höchſtens 3 Tage im Waſ— ſer ſtehen laſſen; ſpäter gebraucht, ſchlagen ſie ſelten an. Die Augen gleich nach dem Verbrechen der Oku— lirreiſer von ihnen abnehmen und einſetzen zu wollen, iſt aber auch nicht räthlich; man muß die Okulirrei— ſer vor dem Einſetzen des Auges mindeſtens erſt ½ bis 1 Stunde etwas abwelken laſſen. Alles Som— merobſt muß eher okulirt werden, als das Winterobſt. Winteräpfel und Winterbirnen laſſen ſich oft noch 5 bis 6 Wochen nach Jacobi okuliren. Sehr wichtig bei dem Okuliren iſt, daß das einzuſetzende Auge ge— hörig zurecht geſchnitten und mit der Schale und ſei— nem Knöpfcheu (innern Keime) richtig und vollſtän— dig vom Edelreiſe ausgehoben und ausgebrochen wird. Ein ſolches Auge wird nach beiſtehender Figur ſo zugeſchnitten, daß das Schildchen mit ſeinem Auge durch Hülfe des Daumens von dem Okulirreiſe weg— gedrückt werden kann. Bei dieſem Schildchen hat man genau darauf zu ſehen, daß der Keim inwendig an dem Auge bleibt; zeigt ſich eine Vertiefung innerhalb, ſo iſt der Keim auf dem Oku— lirreiſe geblieben, und das Schildchen muß als un— tauglich weggeworfen werden. Bei Pfirſichen, Kir— ſchen, Aprikoſen iſt das Ausbrechen der Augen mit der Schale am leichteſten und gelingt am beſten, da— gegen iſt es bei vielen Apfel- und Birnſorten ſchwie— rig, weßhalb Manche ſogleich das Auge mit der Spitze des Okulirmeſſers ablöſen und ausſchneiden, wobei nur ſo viel Holz mit zum abgelöſten Auge weggenommen wird, daß das Augenknöpfchen davon bedeckt und unſichtbar iſt, wo dann das Auge zugleich mit dem Holze in den Wildling eingeſetzt wird. Dieſe Methode kommt dann aber auf das Okuliren mit dem Holze zurück, welches nicht ſo gut anſchlägt, als das mit der bloßen Schale. Doch geht das Okuliren mit dem Holze viel geſchwinder, und man kann ſchon damit im Frühjahre, bei dem erſten Safttriebe vor Johannis und kurz darauf, und im zweiten vollen Safttriebe in der zweiten Hälfte Juli 310 und in der erften Hälfte des Auguſt okuliren. Jenes vollkommene Schildchen, welches eine Länge von / bis %, Zoll hat, wird nun in die Rinde des Wild— ſtämmchens ½ bis 1 Fuß vom Boden eingeſchoben. Hat das Wildſtämmchen unterhalb eine Biegung, ſo ſetzt man das Auge gern an dieſer Stelle ein, weil ſich dadurch ein gerader Stamm bildet. Zu dieſem Behufe macht man zuvor am Stämmchen einen Quer— x ſchnitt und einen ſenk— AN rechten Schnitt durch 9 SB die Rinde des Wild— lings in Form eines T. Die Rinde wird nun links und rechts mit dem Okulirbein— chen aufgehoben, und das bereit gehaltene Schildchen eingeſcho— ben und mit weißem 5 trocknem Baſt über's 4 Kreuz, ſo daß das WS \ Auge frei bleibt, gut verbunden. Zur Für: Co ſorge werden öfters an verſchiedenen Stellen des Stämmchens 2 Augen ein— geſetzt. Treiben beide Augen, ſo wird der ſchwächere Trieb ſpäter abgeſchnitten. Im nächſten Frühjahre, wenn das eingeſetzte Auge noch geſund iſt, wird das Stämmchen 2 bis 3 Zoll über dem treibenden Auge abgeſchnitten, und im Lauf des Sommers der edle Trieb mit Baſt an den abgeſchnittenen Sturzel etwas locker angebunden, damit das Bäumchen einen ge— raden Stamm erhält. Im nächſten Frühjahre darauf wird jener Sturzel dicht an der Stelle, wo das Edel— reis angewachſen iſt, abgeſchnitten. Zum Okuliren in die Krone eines Baumes muß man ſtarke, wenig— ſtens 3 Ellen hohe Wildlinge mit derben Austreibern haben, und dieſe müſſen im März durch Zurückſchnei— den zum Okuliren auf das treibende Auge vorberei— tet werden. Man ſchneidet zu dem Ende im März die Kronenäſte bis auf 3, 4 bis 5 Augen ab, wäh— rend man die übrigen ganz wegnimmt; von den aus dieſen ſtehengelaſſenen Augen erwachſenen jungen Sommertrieben werden um Johannis 3 bis 4 der ſtärkſten und beſten zum Veredeln gewählt und zwar ſo nahe als möglich am Stamme okulirt und zur Veredlung ſo zugerichtet; man kürzt ſie eine Hand breit, etwa bis auf 6 Augen ab, welche letztere zum Theil nebſt den Blättern, ungefähr in folgender Abwechſelung ſauber weggeſchnitten werden: die un— terſten 2 Augen werden gelaſſen, während man nur das Blatt wegnimmt; das Zte Auge wird nebſt dem Blatt weggeſchafft und in dieſer Gegend das edle Auge eingeſetzt; das Ate und Ite Auge wird wieder mit dem Blatte weggenommen, nur das äußerſte Auge läßt man mit ſeinem Blatte ſtehen. — Die am Schafte veredelten jungen Stämmchen ſtehen im Zten Jahre fo weit erwachſen da, daß fie die Krone bilden können. Man zieht gewöhnlich dieſe okulirten Bäumchen als Hochſtämme zu 6 Fuß rheinländiſch, aber die zu Alleen und Bepflanzung der Straßen be— ſtimmten auf 7 Fuß und etliche Zoll Schafthöhe. — Der Gartenbau. Das Winterokuliren, welches von der Mitte Novem— ber an den ganzen Winter hindurch geſchehen kann, iſt die älteſte und einfachſte Methode, wobei ein Auge blos mit etwas Rinde von dem Edelreiſe ausge— ſchnitten und eben ſo viel Rinde herausgenommen, und auf dieſe entblößte Stelle das Edelauge mit ſei— ner Rinde angeſetzt, angepaßt und verbunden wird. Man macht dabei mit dem Kopulirmeſſer einen Quer— ſchnitt etwas tief in den Wildling, und ſchneidet dann in gleicher Größe und Breite Holz und Rinde mit dem Auge, das in der Mitte ſtehen muß, von dem Edelreiſe ſo aus, daß dieſes auf dem Ausſchnitt der Rinde des Wildlings genau und zwar ſo paßt, daß oben und unten auf beiden Seiten Rinde auf Rinde kommt, verbindet es mit gewichſtem Baſte und drückt noch etwas Baumkitt darauf, wobei je— doch immer das Auge aus dem Verbande frei her— vorſtehen muß. Um den Ausſchnitt am Wildlinge und Edelreis ſogleich möglichſt genau zu treffen, be— dient man ſich vor dem Ausſchneiden der Rinden— ſtellen eines Cirkels zu ihrer Abmeſſung. Nach der Okulation kann der Wildling über dem Auge bis auf 1 Zoll weggeſchnitten werden. Bei einem hierbei angewandten genauen Verfahren wird ſelten ein Auge wegbleiben, und die Stämmchen wachſen freudig. Das Pfropfen, Belzen, Impfen, Zweigen. Das Pfropfen iſt die älteſte Veredlungsart und wird ſowohl beim Stein- als Kernobſt, im Früh— jahre, ebenſo bei jungen Stämmchen von der Stärke eines Pfropfreiſes, ſowie bei erwachſenen Bäumen, die man mit einer beſſern Sorte umpfropfen will, vorgenommen. Zum Gelingen des Pfropfens muß das Pfropfreis von einer Pflanze herrühren, die zu derſelben natürlichen Familie gehört, als der Grund— ſtamm, auf den es kommen ſoll. Obgleich das Ko— puliren bei jungen Wildſtämmchen und das Okuliren bei Pflaumen und Kirſchen und bei allem Steinobſt dem Pfropfen vorzuziehen iſt, welches man bei Pfir— ſichen gar nicht und bei den Aprikoſen wenig an— wenden kann, ſo iſt doch das Pfropfen in vielen Fällen als Veredlungsart nicht zu entbehren, ſowie auch daſſelbe bei den Landleuten die bekannteſte und üblichſte Veredlungsart iſt. Beim Pfropfen unter— ſcheidet man das Pfropfen in den Spalt und das Pfropfen in die Rinde. 1) Das Pfropfen in den Spalt iſt die ge— wöhnlichſte und zugleich gewaltſamſte Veredlungs— weiſe, indem der dabei gemachte tiefe Spalt biswei— len ſpäter den Brand oder Krebs bei den Bäumen veranlaßt. Die Zeit zum Spaltpfropfen beſtimmt ſich durch den frühern oder ſpätern Eintritt des Baum— ſaftes und des Triebes, daher es in manchen Jahren Mitte März und in andern erſt Mitte und Ende Aprils geſchehen kann. So lange man noch Kälte und ſtarke Nachtfröſte zu befürchten hat, darf man nicht pfropfen; eben ſo wenig bei Regenwetter und ſcharfen Nord- und Oſtwinden. Man pfropft zuerſt die Aprikoſen und Kirſchen, dann die Pflaumen und Birnen und zuletzt die Apfel. Als Edelreiſer zum Pfropfen wählt man am liebſten wuchshafte und ge— Das Pfropfen, Belzen, Impfen, Zweigen. ſunde Sommertriebe von fruchtbaren Bäumen, und nimmt ſtets nur Holzreiſer, nie Fruchtreiſer. Wäh— rend man zu hochſtämmig zu wachſenden Bäumen am liebſten ſolche Reiſer nimmt, welche am Baume ungehindert in gerader Richtung emporwuchſen, ſetzt man dagegen auf Wildlinge, aus welchen Zwerg— bäume werden ſollen, ſolche Reiſer, welche in ſchie— fer Richtung aus ihren Bäumen hervorgewachſen ſind. Die Pfropfreiſer, beſonders von Apfeln und Birnen, bricht man vortheilhaft im Spätherbſte vor Winters, weil man damit, wenn ſie im Schatten aufbewahrt werden, noch ſpät damit in's Jahr hin— ein pfropfen kann. Die gebrochenen oder abgeſchnit— tenen Pfropfreiſer ſteckt man unter dem Baume, von welchem man ſie entnommen, an die Nordſeite knapp an den Stamm bis zur Hälfte in die Erde (um die Sorte zu wiſſen) oder bringt ſie numerirt und mit dem Namen der Sorte bezeichnet im Garten im Freien an einen ſchattigen Ort. Die zum Verſenden be— ſtimmten Pfropfreiſer klebt man unten am Abſchnitte mit Baumwachs zu, umwickelt ſie mit grünem Moos und umbindet ſie mit Baſt. Aus der Ferne erhaltene und unterwegs ſehr ausgetrocknete Pfropfreiſer muß man mit Waſſer anfeuchten und ſie aufſetzen. Die früher gebrochenen Edelreiſer ſchlagen oft deſto beſſer aus dem Grundſtamme an. Beim Pfropfen mit ſaf— tigen, friſch vom Baume gebrochenen Reiſern warte man nicht lange damit zum Aufſetzen, und laſſe die Wildlinge nicht in vollen Saft kommen. Kirſchen pfropft man jedoch nicht gern mit Edelreiſern gleich vom Baume weg, ſondern bricht die Reiſer zeitig im Februar. Schwächere Wildlinge muß man zum Pfropfen tief an der Erde abſchneiden; hingegen ſtarke, gerade erwachſene, zu Hochſtamm oder Hoch— ſpalier beſtimmte Wildlinge (Grundſtämme) pfropft man 3 bis 4 Ellen hoch in den Schaft oder in die Kronäſte, wodurch man nun mehrere Jahre eher zu tragbaren Bäumen kommt. Viel dicker als 1 Zoll im Durchmeſſer ſoll man die zum Pfropfen beſtimmten Wildlinge nicht werden laſſen. Bei dem Pfropfen ſelbſt nun ſchneidet man das Wildſtämmchen 4% bis 1 F. über der Erde glatt ab, ſpaltet es in der Mitte und ſteckt das mit 2 bis 4 Augen keilförmig zuge— ſchnittene Pfropfreis 6 jo in die Spalte des Stämm— chens, daß Rinde auf Rin— de, Baſt auf Baſt und Holz auf Holz zu liegen kom— men. Je nachdem das Grundſtämmchen ſtärker 9 oder dünner iſt, wird die | Länge des Keils auf J oder „ Zoll gemacht. Der Keil ſoll unten ſcharf, ſonſt aber überall eben und rein von allen Faſern ſein. Wenn man die Platte des Wild— f lings ſchräg abſchneidet, ſo — ! ſetzt man das Pfropfreis vortheilhaft ſo ein, daß das untere Auge deſſelben im— 311 mer inwendig nach der Seite hin zu ſtehen kommt, wo der Wildling ſchräg abgeſchnitten iſt, weil dies das Verwachſen der Pfropfſtellen ſehr befördert, was vorzüglich bei dem Steinobſte wichtig iſt. Die Pfropfſtelle wird mit Baumwachs bedeckt, oder ſtatt deſſen gewöhnliches Harz hierzu verwendet, welches man in einer kleinen Pfanne über einem gelinden Feuer zergehen läßt und zu 5 Theilen Harz 1 Theil Unſchlitt bringt. Dieſes ſtreicht man mit einem Pin— ſel auf die Wundſtellen. Über 1 Zoll dicken Pfropf— ſtämmen ſetzt man anſtatt eines auch wohl zwei ſich einander entgegenſtehender Reiſer auf, wobei die Stämme beſſer verwachſen. Im folgenden Frühjahre ſchneidet man dasjenige weg, welches am wenigſten getrieben hat, oder man läßt auch beide ſtehen, wenn man einen Zwerg- oder Spalierbaum ziehen will. Um das Pfropfen in den Spalt minder gewalt— ſam zu machen, macht man den Spalt dabei nur auf einer Seite, ſo daß dieſer nicht ganz durch, ſondern etwa bis in die Mitte der Platte geht, in welche man nun ein Reis einſchiebt. Hierbei verwächſt die Pfropf— ſtelle ſchneller und vollkommner wieder. Bei dieſem Verfahren wird das Pfropfmeſſer auf die Kante einer glatten Seite des Wildlings aufgeſetzt und durch et— liche gelinde Schläge mit dem Hammer der Spalt gemacht, ſo daß er nicht auf der andern Seite durch— geht. Man wählt dazu eine ſolche Stelle am Wild— linge, wo gegenüber ein kleiner Aſt, ein Auge oder Knorpel iſt. Bei dicken Grundſtämmen ſchneidet man mit dem Gartenmeſſer vor und ſchlägt erſt dann das Pfropfmeſſer ein. 2) Das Pfropfen in die Rinde beiteht da— rin, daß das Edelreis nur in die Rinde (Schale) des Grundſtammes eingeſchoben wird, und man nimmt ſolches erſt dann vor, ſobald durch den Safteintritt die Rinde des Grundſtammes ſich löſen läßt (Ende April). Unter der Pfropfſtelle läßt man ein Zugreis ſtehen und nimmt dieſes erſt dann weg, wenn das Pfropfreis gediehen und im vollen Triebe iſt. Das Pfropfen in die Rinde iſt beſonders bei Bepfropfung alter Bäume und ſtarker Aſte vortheilhaft, aber auch zur Veredlung der Kernſtämmchen anwendbar. Das Pfropfreis 5 wird entweder in Form eines länglichen Zahnftochers 1 oder 1½ Zoll lang, oder auch in ſolcher Form zugeſchnitten, wie zum Spalt— pfropfen, nur daß der Keil hier auf der einen Seite wie auf 2 der andern ſein muß. Das A eu n 15 dir — — gen nahe beiſammenſtehen, au — For 4 bis 5, und wenn jene weit von einander entfernt find, auf 3 Augen geſchnitten werden. Dem nach der Zahnſtocherform zugeſchnitte— nen Keil wird oben ein Abſatz eingeſchnitten, womit er auf dem Holze des Wildlings aufſitzen ſoll. Der Einſchnitt kann zu dieſem Abſatze bis auf's Mark und wenn das Reis dick iſt, bis durch daſſelbe gehen. Alsdann wird die Rinde vom Stämmchen a mit einem dünnen Beinchen oder Fiſchbeinchen (Pfropf— beinchen) etwas abgelöſt und das Reis eingeſchoben, ſo daß der Abſatz auf dem Stämmchen aufſitzt. Beim 312 Einſetzen des Pfropfreis biegt man die untere Spitze des Keils mit dem Finger etwas ſanft ein— wärts. In der Mitte des Pfropfreiſes am Keil der Länge nach herunter wird ein ſchmaler Streif Rinde gelaſſen und nicht abgeſchält, ſondern nur die äußere braune Rinde auf beiden Seiten weggenommen. Die Pfropfſtelle wird ebenfalls mit Baumwachs oder Harz verſtrichen. Man kann auch erwachſene große Bäume von 10 bis 30 Jahren, von ſchlechtern aber nicht trag— baren Sorten, mit edlern und reichtragenden Sor— ten mit großen Nutzen umpfropfen, jedoch müſſen die ältern Bäume geſund ſein und noch Kräfte ha— ben, wo ſie dann nach 50 und mehr Jahre immer reichen Ertrag geben können. Bei alten Bäumen iſt das Pfropfen in die Rinde dem in den Spalt vorzuziehen. Beim Pfropfen alter Bäume müſſen ſchon die Knospen an denſelben aufgeſchwollen ſein und es kann noch geſchehen, wenn der Baum eben ausſchlagen will; obſchon er noch nicht völlig mit Blättern grünen darf. Alten Bäumen nimmt man vor dem Umpfropfen ſchon im Februar oder März die Aſte ab, läßt denſelben aber einige Zugäſte ſtehen. Zur Pfropfzeit fügt man die abgeſtutzten, noch 74 bis 1 Fuß weiter unten ab, um friſches, ſaftgrü— nes Holz zu erhalten, wo die Edelreiſer eingeſetzt werden. Wie viel Reiſer in einen Aſt eingeſetzt werden können, beſtimmt die Dicke deſſelben und es kann ein Reis 2 Zoll von dem andern zu ſtehen kommen. Die Pfropfreiſer können nach der Stärke des Aſtes, worauf ſie geſetzt werden, etwas ſtark ſein, nur muß das unterſte Auge jedesmal einwärts zu ſtehen kommen. Die Pfropfaufſätze belegt man mit Schilf oder Moos über den Baumkitt und um— bindet dies mit Baſt oder Bandweiden. Auch ſchützt man die Edelreiſer ſelbſt noch gern mit Dornen oder Reiſern, damit die Vögel ſich nicht darauf ſetzen können. Die ſtehen gelaſſenen Zugäſte wer— den im nächſten Jahre abgenommen, oder ebenfalls gepfropft. Unter der Pfropfſtelle treiben gewöhnlich den Sommer über junge Schoſſe oder ſogenannte Räuber aus, welche weggenommen werden müſſen, ſo oft ſie zum Vorſchein kommen. Zum Umpfro— pfen von ältern Bäumen, auf welchen nicht alle Reiſer gut fortkommen, wähle man nur ſtark trei— bende Obſtſorten. Apfelbäume laſſen ſich im Alter weniger gut umpfropfen, als Birnbäume, und es dürfen die zu bepfropfenden Aſte bei jenen nicht zu dick ſein, weßhalb man zu ihrer Veredlung lie— ber nur einige höher hinauf ſtehende Aſte wählt. Sind die Aſte zum Umpfropfen ſämmtlich ſchon zu dick, ſo verjüngt man den Baum, d. h. man ſchnei— det ihm die Aſte zurück, ſo daß dieſe zurückgeblie— benen Aſttheile wieder auf's Neue ausſchlagen. Dieſe jungen Aſte kann man nun im nächſten Jahre ent— weder okuliren oder pfropfen. Der Birnbaum läßt ſich recht gut auch auf dicken Aſten umpfropfen, und zwar früher, als der Apfelbaum, da er früher in Saft tritt, als dieſer. Bei Sommer- und Herbſt— birnen tragen die edeln Pfropfreiſer im dritten, bis— weilen ſchon im zweiten, bei Winterbirnen im vier— ten Jahre. Bei dem Umpfropfen alter Bäume muß Der Gartenbau. man auch bejonders darauf ſehen, daß dieſelben eine regelmäßige und gefällige Form der Krone er— halten. Endlich ift noch das neuerdings erfundene Stu— fenpfropfen zu erwähnen, wodurch man kahl— gewordene Stellen an ſtarken Aſten wieder mit Zweigen beſetzen kann. Man ſchneidet nämlich an einem Aſte mit der Säge oder dem Meſſer ſo viel Stufen ein, als man Zweige daran haben will. Der untere Querſchnitt, in welchen das Pfropfreis zu ſtehen kommen ſoll, kann nach Verhältniß des Aſtes ½ Zoll oder noch tiefer fein. Hierauf nimmt man von oben herunter auf dieſen Querſchnitt zu die Rinde mit dem Holze mittelſt eines Meißels oder geraden Meſſers ſchräg am Grundſtamme weg und macht dann den Querſchnitt glatt und ſauber. Alsdann wird die Stufe oder der eingeſchnittene Abſatz geſpalten und das Pfropfreis wie gewöhn— lich in den Spalt eingeſchoben, die ganze Lücke mit Baumkitt verſchmiert und etwas Papier darüber gebunden. Das Kopuliren, Vereinigen. Dieſe einfache Baumveredlungsart beſteht darin, daß man das Edelreis und den Grundſtamm (Wild— ling) ſchräg (in Rehfußſchnitt) geſchnitten auf ein— ander paßt und durch Umwickelung mit einem Bande vereinigt, wonach ſie leicht zuſammenwachſen. Das Kopuliren iſt ſowohl bei Kernobſt als Steinobſt anwendbar, von ſehr ſicherm Erfolg und ſo leicht ausführbar, daß es ſelbſt von eben nicht ſehr ge— übter Hand zu vollbringen iſt. Außerdem iſt es noch ſehr ſchnell ausführbar, ſowie es an jungen und alten Bäümen und im ganzen Jahre vorgenommen werden kann; auch verdirbt es den Stamm nicht, und läßt ſich, wenn es ja verunglückt, leicht wie— derholen. Man wählt beim Kopuliren Edelreis und Grundſtämmchen von möglichſt gleicher Dicke, ſchnei— det beide ſehr ſchräg zu, paßt ſie aneinander, daß möglichſt genau Schale auf Schale und Holz auf Holz zu ſitzen kommt, und umbin— det dann das Vereinigte mit einem Bändchen oder mit Baſt, worauf die Kopulation vollendet iſt. Die möglichſt gleiche Dicke des Edelrei— ſes und des Grundſtammes kann von der eines Federkiels bis zu der eines Fingers gehen. Den zu ver— edelnden Wildling ſchneidet man nahe an der Erde, oder nicht hoch darüber, ab, giebt dieſem einen faſt 1 3. langen ſchrägen Schnitt und ebnet denſelben wohl. Bei einjährigen Trieben (Sommerſchoſſen) muß der Abſchnitt am Wildlinge nahe an einem Auge geſchehen, ſo daß der Augen— träger gerade zum Fuße des Abſchnitts gemacht wird, indem da der Saft am beſten anſaugt. Das Edelreis, welches 2, 3, höchſtens 4 Augen haben darf, wird ebenfalls in gleicher Länge mit dem Grundſtamme ſchräg geſchnitten. Der zum Umbin— Das Verſetzen der Obſtbäume. den zu nehmende weiße Baſt wird vorher mit Wachs beſtrichen. Man empfiehlt, den Schnitt am Edel— reiſe ſo einzurichten, daß das unterſte Auge deſſelben nahe am Schnitte ſteht, und dies Auge dann beim Verbande frei zu laſſen, fo daß man alſo nahe unter und über dem Auge bindet. Daſſelbe ſchlägt ſicher an, wenn auch die obern ſollten zu Grunde gehen. Wenn die Edelreiſer auf den kopulirten Stämmchen ausgeſchlagen haben, ſo kann der Verband in der Mitte oder auch am Ende des Mais mit Vorſicht abgenommen werden; ſonſt kann man das Band nöthigenfalls auch früher lüften. Will man von den aus getriebenen Augen nur ein Reis, und dieſes kräftiger und ſchneller wachſend haben, ſo müſſen die überflüſſigen Augen, noch ehe ſie Blätter treiben, mit dem Finger abgedrückt, aber nicht die Reiſer ſpäter ſelbſt weggenommen werden. Eben ſo wenig dürfen die Reiſer unten am Schafte des Wildlings vor dem erſten Safttriebe abgeſchnitten werden; im Auguſt können aber einer und der andere von die— ſen, nur nicht alle auf einmal, weggeſchnitten werden. Ein anderes Verfahren iſt das Kopuliren mit dem Sattel, wo an dem Edelreis ein Anſatz oder ein Sattel auf 1 bis 1½ Zoll Länge durch einen platten ſchrägen Schnitt nach Fig. 4 angeſchnitten wird. An dem Wildlinge wird nun ein eben ſo großer Abſchnitt b gemacht, jo daß die Rinde des Edelreiſes genau an die Rinde des Wildlings anpaßt. Darauf wird der Verband mit Baſt oder auch mit Leinwand oder Papier— ſtreifen ſo angelegt, daß die Rinde vom Edelreis und Wildlinge ge— nau zuſammenpaßt. Diefer Ver— band, der noch mit erwärmtem Harze überſtrichen wird, muß mit Vorſicht angelegt werden, damit ſich das Reis nicht verrücke oder verſchiebe. Endlich empfiehlt man noch folgende Methode zu kopuliren als ein ſehr leichtes und ſelten fehl ſchlagendes Verfahren. Wenn Stamm und Edel— reis von gleicher Dicke ſind, ſo ſchneidet man beide quer durch gerade ab, ſtellt das Edelreis genau auf den Stamm, ſtreicht rundum, wo beide zuſammen— gefügt ſind, etwas Baumwachs und bindet an 2 entgegengeſetzten Seiten einen dünnen feinen Span an den Stamm und an das Edelreis, wodurch beide zuſammengehalten werden. at man Wurzelaustriebe von Birn- und Apfel⸗ bäumen, ſo laſſen ſich dieſe durch Kopuliren recht gut veredeln, wodurch man ſchnell und mit geringen Koſten in den Beſitz von veredelten Bäumen kommt. Am gewöhnlichſten wird im Frühjahre, ſobald der Saft eintritt, kopulirt, obſchon man beſſer damit bis Ende April oder Ende Mai wartet. Man hat das Kopuliren im Herbſt, ja den ganzen Winter hin— durch, ſobald kein heftiger Froſt ſtattfindet, ſehr vor— theilhaft befunden. Zur Winterkopulation in der Erde aufbewahrte Reiſer ſind im Garten bis an die Spitze einzulegen. Kirchhof, Landwirth. 313 Verſetzen der Obſtbäume. Wenn die veredelten Bäume gehörig erſtarkt ſind, ſo werden ſie in der Baumſchule ausgehoben und auf ihren künftigen Standort verſetzt. Beſitzer anſehnlicher Baumſchulen erziehen nicht nur ihren eignen Bedarf an Obſtbäumen, ſondern treiben oft auch noch einen ſehr einträglichen Handel damit. Doch kann ſich auch der Beſitzer minder beträchtlicher Baumſchulen dieſe Vortheile ſichern. Will man die Baumzucht ausſchließlich oder wenigſtens nebenbei des Handels wegen betreiben, ſo muß man bei der Veredlung beſonders auf die Obſtarten und Sorten ſehen, welche die beliebteſten ſind und zum Kaufe am meiſten geſucht werden. Will man Baumzucht und Baumhandel nur im Kleinen betreiben, ſo wird es rathſam, nur die in ſeiner Umgebung bekannteſten, beliebteſten und geſuchteſten Sorten zu ziehen. Iſt man hingegen bei Baumanpflanzungen genöthigt, die jungen Bäume zu kaufen, ſo wendet man ſich am ſicherſten an große in Ruf ſtehende Baumſchulen oder an als reell bekannte Gärtner und kleine Baumzüch— ter. Denn mit dem Baumeinkaufe von Herumträ— gern verliert man häufig Geld und Zeit, indem die Bäume oft gar nicht fortkommen, oder doch oft bloße Kernlinge mit ſchlechter aus dem Samen entſtande— ner Sorte ſind. Auch muß man die Bäume nicht aus Gegenden beziehen, die einen viel beſſern Boden und ein wärmeres Klima haben, als wir denſelben geben können, weil ſonſt die Bäume kümmern. Das Verſetzen der Bäume wird theils im Spätjahre, theils im Frühjahre vorgenommen. In einem rau— hen Klima dürfte das Verſetzen der Bäume im Frühjahre dem im Spätjahre vorzuziehen fein; da— gegen dürfte auf einem leichten, lockern Boden das Verſetzen im Spätjahre mehr Vortheile gewähren. Das Verſetzen darf nicht bei zu kalter und regne— riſcher Witterung vorgenommen werden. Schon beim Ausheben der zu verſetzenden Bäume iſt gehö— rige Vorſicht nöthig, damit man eine Verletzung der Wurzeln möglichſt verhüte; daher darf daſſelbe nie bei Trockenheit vorgenommen werden. Die Bäume ſind wo möglich gleich nach dem Ausheben zu ver— ſetzen und dürfen nicht vorher lange in freier Luft lie— gen bleiben. Kann das Verſetzen nicht ſogleich vor— genommen werden, ſo muß man die Bäume unter— deſſen in ſchiefer Richtung in lockeres Grabeland ein— ſchlagen, ihre Wurzeln vollſtändig mit Erde bedecken und bei trocknem Wetter anfeuchten. Die erforder— liche Weite und Tiefe der Gruben oder Setzlöcher für die Bäume richtet ſich nach der Beſchaffenheit des Bodens. Iſt dieſer bis in die Tiefe locker und ſan— dig und mit einer milden, nicht unfruchtbaren Un— terlage verſehen, ſo brauchen dieſe nur 2 Ellen weit und 1½ Ellen tief zu fein. Bei einer thonigen, ſumpfigen, kieſigen, unfruchtbaren Unterlage müffen die Löcher aber 3 Ellen weit und 2 bis 3 Ellen tief ſein. Jedenfalls muß die Grube etwas weiter ſein, als die Wurzeln reichen. Beim Ausgraben der Löcher iſt die obere gute Dammerde auf die eine, und die untere, aus der Tiefe gegrabene auf die andere Seite, abgeſondert, zu 0 Das fertig ausge— 314 grabene Loch füllt man alsdann wieder mit lockerer, nicht ganz unfruchtbarer Erde von oben gerechnet, bis auf ½ Elle tief aus, und bringt dann eine Schicht von guter fruchtbarer Erde ſo hoch oben auf, daß der Baum in der ganzen Grube bis höchſtens ¼ Elle tief zu ſtehen kommt. Der Baum darf nicht tiefer geſetzt werden, als er in der Baumſchule ge— ſtanden hat, und man darf höchſtens in ſchwerem Boden 1 Zoll und in leichtem 2 Zoll Tiefe zugeben, indem ſich das friſche Erdreich etwas ſetzt. Den zu verſetzenden Baum pflanzt man gern nach denſelben Himmelsgegenden, wie er erſt in der Baumſchule geftanden hat. Nachdem man nun den Baum in die Mitte des Lochs auf die darin gefüllte gute Erde ge— ſetzt hat, legt man die Wurzeln ordentlich zurecht und bringt nun die bei Seite gelegte obere gute Dammerde oder andere gute Gartenerde, zuvor klar und fein gemacht, ſachte auf und in die Zwiſchen— räume der Wurzeln, wobei man den Baum etwas mit der Hand rüttelt. Sind die Wurzeln eine halbe Hand hoch mit dieſer klaren Erde bedeckt, ſo wird dieſe ſanft angetreten und ſodann die Grube mit fruchtbarer Erde vollends angefüllt. Umwickelt man beim Verſetzen die Wurzeln des Baumes mit wolle— nen oder auch andern Lumpen, ſo befördert man das Gedeihen des Baumes dadurch gar ſehr. Will man thieriſchen Dünger für die Befruchtung der Bäume anwenden, ſo darf es nur ſchon verweſter und kla— rer ſein, und er muß auf diejenige Schicht Erde ge— bracht werden, welche die Wurzeln bedeckt, woranf die Grube auch mit der ſchlechtern Erde vollends vollgefüllt wird. Zuletzt häufelt man noch rund um den Stamm einen 1 Fuß hohen Hügel von Erde, und macht in der Mitte zunächſt um den Stamm zum Auffangen des Regens eine mäßige Vertiefung. Überhaupt müſſen auf naſſem, mehr zum Sumpf geneigtem Boden die Bäume möͤglichſt in die Höhe gebracht, bei einer ſteinigen und kieſigen Unterlage dagegen die Gruben mehr tief angelegt und mit viel lockerer Erde ausgefüllt werden. Es iſt ſehr zweck— mäßig, die Baumlöcher eine Zeit lang, etwa ½ Jahr vorher zu machen, damit ſowohl auf den Unter: grund der Baumgrube, als auch auf die ausgewor: fene Erde die Atmoſphäre ihren wohlthätigen Einfluß hinlänglich äußern kann. Am ſicherſten kommen die Bäume fort, wenn man ſie beim Setzen ſogleich ein— ſchlämmt, indem man die auf die Wurzeln gebrachte erſte Erdſchicht gleich ſachte mit Waſſer begießt, dann wieder eine Schicht klare Erde auf die erſte Schicht bringt, dieſe abermals begießt und ſo fortfährt, bis die Grube voll iſt, worauf nun noch ſo viel Waſſer gegoſſen wird, bis die Erde nichts mehr annehmen kann und das Waſſer abläuft. Vor dem Einſetzen wird der Baum ge— hörig beſchnitten. Die Seitenäſte der Krone werden auf 6 bis 83. zurückgeſchnitten, der Herzruthe giebt man aber eine Länge von 12 bis 15 Zoll. Werden die Bäume im Spätjahre verſetzt, ſo beſchneidet man die Krone erſt im Frühjahre. Die Nebenwurzeln werden zu einer Länge von 12 bis 15 Zoll geſchnitten, die Herzwurzeln bleiben unberührt. Den Schnitt an den Wurzeln macht man ſo, daß er gegen die Erde ſteht. Je weniger der Baum Wurzeln hat, deſto Der Gartenbau. ſtärker muß er an der Krone beſchnitten werden, weil die Krone mit der Bewurzelung in dem innigſten Zuſammenhange ſteht. Will man den jungen Baum durch einen Pfahl ſtützen, ſo muß derſelbe, bevor jener eingeſetzt wird, ſenkrecht in die Grube einge— ſtoßen werden, ſowie derſelbe etwas länger, als der Baum ſelbſt ſein ſoll. Will man aber die jungen Bäume, wie dies zu empfehlen, ohne Pfähle auf— wachſen laſſen, und nur ſpäter die vom Winde ſchief gebogenen durch Pfähle wieder gerade richten, ſo iſt dennoch zu empfehlen, ſogleich beim Setzen der Bäume durch ein eingeſtecktes kleines Stäbchen auf der Wetterſeite zu bezeichnen, wo der ſpäter einzu— ſchlagende Pfahl hinkommen ſoll, damit man dann nicht etwa den Wurzeln Schaden zufügt. Billig und zweckmäßig bindet man den Baum mittelſt eines Strohbandes oder mit Weiden an den Pfahl. Die— ſer Strohzopf wird zuerſt um den Pfahl gelegt, dann ſo über's Kreuz gedreht, daß dieſes Kreuz zwiſchen den Pfahl und Baum zu liegen kommt, wo es nachſtehende Form bildet Y, wodurch der Baum nicht vom Pfahle beſchädigt werden kann. Hat man durch ein zu langes Liegenbleiben ſehr ausgetrocknete Bäume, ſo muß man ſie vor dem Einſetzen ein paar Tage mit den Wurzeln in friſches Waſſer ſtellen, oder ſie ganz bis über die Krone in friſche Erde legen, einige Tage lie— gen laſſen und begießen. Bäume, die im fetten Boden erzogen, bei Regenwetter ausgehoben und vor— her nicht abgetrocknet ſind, erfrie— ren leicht. Friſch geſetzten und überhaupt allen jungen Bäumen iſt bei trocknem Wetter das Begießen ihres Obertheils oder ihrer Blät— ter mit der Gießkannenſpritze ſehr heilſam. Wenn junge Bäume, die nur 1 oder 2 Jahre geſtanden ha— ben, wieder auf einen andern Platz verſetzt werden, ſo hat dies auf ihr Wachsthum und Gedeihen einen ſehr günſtigen Einfluß. Da auch bei den Obſtbäu— men ein Wechſel Vortheile gewährt, ſo iſt es zweck— mäßig, wenn die Stelle, wo vorher ein Baum ge— ſtanden hat, einige Jahre zum Anbaue von Feld— früchten beſtimmt wird, ehe man einen Obſtbaum wieder dahin ſetzt; oder ſtand früher ein Birnbaum an der Stelle, ſo ſetze man jetzt einen Apfelbaum dahin. Beſetzt man einen Obſtgarten oder ein Feld ganz neu mit Bäumen, ſo bewirkt man eine ſolche An— pflanzung am beſten im Verbande oder über's Kreuz 0 . (Quincunr) wodurch die Bäume nach 8 0 allen Richtungen hin in gerade Linien zu ſtehen kommen. Die Entfernung, in welcher die Bäume von einander geſetzt werden, richtet ſich nach dem ge— gebenen Boden und nach der anderweitigen Be— nutzung deſſelben. In einem fruchtbaren Boden, Das Beſchneiden der Obſtbäume. der überdies jährlich bebaut und öfters gedüngt wird, können die Bäume enger ſtehen, als in einem gerin— gen oder Graslande. In großen Gärten bringt man bei Vollhochſtämmen die Bäume 24 bis 30 Fuß und mehr von einander, bei Halbhochſtämmen und ſolchen aber, die weder hoch wachſen, noch eine große Krone machen, 15 bis 20 Fuß. In einem Baum— garten, wo das Land im Baue gehalten und wenig— ſtens alle 3 Jahre gedüngt wird, ſetzt man hoch— ſtämmige Apfel- und Birnbäume 18 bis 20 Fuß von einander; lauter kleine Bäume aber bedürfen nur 15 bis 20 Fuß. Nuß- und Kaſtanienbäume müſſen 40 bis 50 Fuß weit von einander entfernt ſtehen. Je mehr Raum übrigens die Bäume haben, deſto geſchwinder nehmen ſie an Stärke, Fruchtbarkeit und Werth zu. Die Obſtbäume gedeihen ſehr gut in der gehö— rigen Weite von einander reihenweiſe gepflanzt, be— ſonders auf trocknem, fruchtbarem Boden, weßhalb fie trefflich zur Einfaſſung der Landſtraßen und Chauſſeen paſſen. Wenn im wärmern Klima ſich Wallnüſſe, gute Kaſtanien und Mandelbäume, und in nicht zu kaltem Apfel, Birnen, Kirſchen und Pflaumen dazu eignen, ſo laſſen ſich in rauhern, kältern Gegenden, und wo die Straßen durch die Walder gehen, nur die härteſten, dauerhafteſten ein— heimiſchen Apfel- und Birnſorten, wilde Kirſchen, Eibiſchbeeren und Haſelnüſſe anpflanzen. Man hat aber bei dergleichen Alleen auch Rückſicht zu nehmen auf den Raum, welchen künftig die Bäume einneh— men und auf die mindere Auszehrung und Beſchat— tung der benachbarten Feldgrundſtücke. Am wenig— ſten zehren und erfordern Raum die Sauerkirſch- und Pflaumenbäume. Von Apfeln und Birnen hat man im Betreff der Felder nur Sorten von ſpärlichem Wuchſe und ſchwächerer Baumhervorbildung zu wäh— len; als z. B. von Apfeln den rothen Taubenapfel, den kleinen engliſchen Goldpepping, den rothen Franzapfel u. ſ. w.; von Birnen die lange Muska— teller Rouſelette, Bergamotten u. ſ. w. Auch hat man ferner zu berückſichtigen, ob eine Obſtart in der Gegend noch fehlt, oder ob der Markt damit ſchon überfüllt iſt, ſowie auch, ob ſie ſich zu Verwendun— gen, die in der Gegend üblich ſind, mehr oder we— niger eignet. Bei Anpflanzungen von Obſtbaum— alleen, beſonders auf Straßen und Chauſſeen muß man durchaus die Arten und Sorten nach ihrer Reif— zeit zuſammenſtellen. Alleen von edeln Süßkirſchen legt man wegen ihres guten Abſatzes gern in der Nähe der Städte an. Pflege und Behandlung der ausgeſetzten Bäume. Sind die Bäume nach obigen Regeln verſetzt worden, ſo müſſen ſie in der Folgezeit durch guten Bau und Düngung, ſowie durch zweckmäßiges Be— ſchneiden gepflegt werden. Damit dem Wurzelbe— reiche des Baumes die gehörige Feuchtigkeit zuge— führt werden kann, und der Boden gehörig gelockert wird, ſo wird der Boden rings um den Baum in einem Umkreiſe von 5 bis 6 Fuß aufgearbeitet. 315 Dieſes Auflockern wird auch die ſpätern Jahre wie— derholt und den Sommer über das auf dieſer Scheibe aufkeimende Unkraut vertilgt, wenn nicht ſonſt das ganze Baumland mit Pflug oder Hacke bearbeitet wird. Wenn die Bäume auf einem ungebauten Grundſtücke ſtehen, wohin wenig oder gar kein Dün— ger kommt, ſo muß man die Bäume von Zeit zu Zeit bedüngen. Ob nun ſchon jeder friſche Vieh— dünger, unmittelbar an die Wurzeln gebracht, dem Baume ſehr nachtheilig iſt, ſo ſagt ihm doch ein kräftiger, gut verrotteter Dünger recht wohl zu. Am zweckmäßigſten legt man zur Düngung der Obſt— bäume Compoſthaufen an. So lange der junge Baum noch ſeiner Stütze bedarf, muß öfters nach— geſehen werden, ob nicht Winde oder andere Zufälle das Band gelöſt haben. Alle am Stamme und an den Wurzeln vorkommende Austriebe müſſen bei ih: rem Erſcheinen entfernt werden. Im Herbſte müſſen die in's Freie ausgeſetzten jungen Bäume mit Stroh, Dornen oder Baumreiſern eingebunden werden, da— mit ſie nicht durch den Haſenfraß Schaden leiden. Gegen das Moos und die Flechten, welche ſich oͤf— ters an jungen Bäumen anſetzen, ſchützt man ſie durch einen Anſtrich von 3 Theilen Lehm und 2 Theilen abgelöſchten Kalk, wozu man etwas geſiebte Holzaſche nimmt. Dieſe Miſchung wird mit Waſſer ſtark verdünnt und dann werden die Stämme damit beſtrichen. Sehr einfach kann man die jungen Bäume auch dadurch von Moos und Flechten befreien, daß man nach einem ftarfen Regen im Frühjahre mit einem leinenen Lappen oder ſtumpfen Beſen die Aſte gehörig abreibt. Das Hauptgeſchäft umfaßt aber das Beſchneiden und Ausputzen der Bäume, wo— durch denſelben eine ſchöne Krone gebildet wird. Das Beſchneiden der Obſtbäume. Das Beſchneiden der Obſtbäume iſt das vorzüg— lichſte Erziehungsmittel derſelben, indem es vor— nehmlich eine ſtärkere Triebkraft des Baumes weckt. Je ſchärfer und tiefer der Schnitt, deſto ſtärker wird der unter ihm ausſchießende Zweig; je jünger, ſchwächlicher und kränker der Baum, deſto ſchärferes Beſchneiden iſt nöthig. Man beſchneidet die Bäu— me, um ihnen eine beſtimmte Form zu geben, um Geſundheit und längere Dauer des Baumes zu er— halten, ferner, um denſelben auf den gewünſchten Raum zu beſchränken, und endlich, um kranke Bäume zu heilen. Man macht den Schnitt mit einer ſchar— fen Hippe ſo nahe als möglich über einem Auge in ſchräger Richtung, die etwas über dem obern Ende des Auges endet, wobei man ſo viel als möglich die Wundfläche gegen Mitternacht macht. Nur bei ſehr markigem Holze, als bei Wallnüſſen, läßt man den Schnitt etwa ½ Zoll über dem Auge ausgehen, und nimmt dieſen Stumpf bei dem ſpätern Beſchnei— den weg. Jeder wegzunehmende kleine Aſt oder Zweig muß ſo rein als möglich an ſeinem unterſten Theile abgeſchnitten und die Wunde mit der größten Sorgfalt geebnet werden. Die kleineren Wund— flächen verſchmiert man mit Baumwachs, die grö— ßern mit Baumkitt. 0 7 kann man bereiten 316 aus 4 Theilen friſchen Kuhfladen, 2 Theilen gut ge— pulvertem Kalkſchutt von alten Gebäuden, 2 Theilen fein geſiebter Holzaſche, 1 Theil fein geſiebten Fluß— oder Grubenſand, alles wohl zu einem dicken Breie durch einander geknetet. Die beſte Zeit zum Be— ſchneiden der Obſtbäume iſt der Augenblick, wo die ſehr aufgeſchwollenen Knospen ſich entwickeln, Blü— then und Blätter zu erzeugen. Nach der Ordnung des Safttriebes wird man daher zuerſt die Aprikoſen— bäume, dann die Pfirſich-, Kirſch-, Pflaumen-, Birn⸗ und zuletzt die Apfelbäume beſchneiden müſſen. Das Beſchneiden im Herbſte iſt nicht zu empfehlen. Durch ein verſtändiges Ausſchneiden wird der Sonne und Luft ein ungehinderter Zutritt verſchafft, was auf die Güte und Schönheit des Obſtes einen bedeutenden Einfluß ausübt. Da in den erſten Jahren beſonders auf die Bildung einer regelmäßigen Krone hingearbeitet werden muß, ſo werden alle überflüſſigen Zweige herausgeſchnitten, wenn dieſe zu dicht und buſchig werden. Wenn zwei Aſte ſich kreuzen, auf einander liegen und durch die Bewe— gung des Windes ſich reiben, ſo wird der ſchwäch— liche und unſchicklichſte Aſt weggenommen. Alle auf den Boden hängenden Aſte müſſen weggenom— men werden; dies wird beſonders nöthig bei Bäu— men, unter welchen gepflügt oder ſonſt gearbeitet wird. Bei dem Beſchneiden der Hochſtämme werden Apfel und Birnen in der Regel nur beim Verſetzen an der Wurzel und Krone verſchnit— ten. Doch geſchieht dies auch, wenn ſie theilweiſe ſchwächlich und kränklich werden, wo man dann die kranken Theile tief zurückſchneidet oder auch, wenn Bäume eingehen wollen, oder an den obern Aſten krank werden, wo man ſie dann mit ihren Haupt— äſten bis auf die tiefer unten ausſchlagenden jungen Austriebe zu ihrer Verjüngung einſtutzt. Pflau— menhochſtämme werden in den meiſten Gegen— den nicht beſchnitten, obſchon ihr Wuchs und ihre Fruchtbarkeit bedeutend erhöht wird, wenn man auch bei dieſen die dornigen Aſte und alle zu dicht und in falſcher Richtung in einander wachſende Zweige wegſchneidet, ſowie auch die jungen Triebe hier und da etwas flüchtig verkürzt. Man muß hierbei immer den Baum von innen heraus zu lich— ten ſuchen. Von den Kirſchen vertragen alle Süßkirſchen, die ſpaniſche Herzkirſche ausgenom— men, auch manche halbſüße und halbſaure Ammern den Schnitt durchaus nicht; dagegen erfordern ihn zu einer höhern Tragbarkeit viele Sorten der Sauer— kirſchen. Hier ſind alle ſchwachen Aſte kurz und die überflüſſigen Fruchtruthen wegzuſchneiden, und die ſich von der Krone entfernen würden, abzukürzen. Im Herbſte werden die unnützen Triebe, die ſich ent— wickelt haben, weggeſchnitten. Beim Schnitt der jungen Triebe von außen darf keine Gabel ſtehen bleiben; es müſſen daher immer von drei Zweigen 2 und von zweien 1 weggeſchnitten werden. Das Ausputzen alter Bäume. Alte Bäume bedürfen immer noch einer ſorgfäl— tigen Aufſicht, die ſich beſonders auf das Ausputzen Der Gartenbau. derſelben erſtreckt, wodurch ihr Leben erhalten und verlängert, und ihre Geſundheit bewahrt wird. Die— ſes Ausputzen wird öfters alle 2 bis 3 Jahre noth— wendig und geſchieht gewöhnlich im zeitigen Früh— jahre, aber auch im Spätherbſte. Hierbei wird alles dürre und halb abgeſtorbene Holz bis auf das lebendige von Grund aus weggeſchnitten oder abge— ſägt, alles krankhafte aber bis auf das geſunde im ſchiefen Schnitt abgeſtutzt. Die größern Wunden beſtreicht man mit Baumkitt oder nagelt ein Bret oder Blech auf ſie; die ſchon ausgefaulten Aushöh— lungen füllt man mit Kalk aus. Die Waſſerſchoſſe an geſunden und fruchttragenden Bäumen, welche den Aſten viel Nahrung entziehen, muß man nach ihrer Bildung entfernen. Bei ältern und abgängigen Bäumen dagegen benutzt man ſie zur Verjüngung, indem man die erkrankten oder abgängigen Aſte dicht über den Waſſerſchoſſen abwirft. Alle Stamm- und Wurzelausſchläge ſuche man bald nach ihrem Ent— ſtehen zu entfernen. Alle Zweige und Aſte, welche ſich kreuzen, ſich an einander reiben oder auf einan— der liegen, wodurch Brandflecken entſtehen, müſſen ausgeſchnitten werden. So auch alle Aſte, welche innerhalb der Krone zu dicht ſtehen, ſo daß Sonne und Licht nicht gehörig einwirken können, ſowie überhaupt alles, was die Kronenbildung verunſtal— tet. Altere und abgängige Bäume kann man öfters durch Einſchneiden oder Verkürzen ihrer Aſte, ſowie durch Umgraben um ihren Stamm und durch Be— düngen mit gutem Compoſt gegen das Abſterben ſichern. f Das Spalier oder Baumgeländer. Es iſt dies eine Vorrichtung, gewöhnlich von Latten, an welcher die Bäume in die Breite gezogen und mit den Aſten und Zweigen angebunden wer— den, damit die Sonnenſtrahlen deſto kräftiger auf ihren Wuchs und ihre Früchte wirken. Zur An— legung des Spaliers für die Obſtbaumzucht ſind die Wände von Gebäuden und Mauern am vortheil— hafteſten. Sonſt kann man auch eine Bretwand, etwa 7 Fuß hoch, mit ihrer Lage gegen Mittag oder Abend auf ſonnenreichem Standpunkte errichten, an der man aber alle Riſſe und Löcher ſorgfältig ver— ſchmieren muß, und die man noch mit einem etwa 4 Zoll dicken Überzuge von Schilfrohr oder Stroh bekleidet. Auch will man es ſehr vortheilhaft ge— funden haben, die Wände hinter den Spalierbäu— men mit ſchwarzer Farbe (Steinkohlentheer) anzu: reichen. Am beſten zur Anlegung von Spalieren iſt die Mittags-, demnächſt die Morgenſeite, doch geht auch zur Noth die Abendſeite; jedenfalls muß das Spalier eine freie Sonnenlage haben. Man unterſcheidet Tiefſpalier, wo die Aſte gleich von unten ausgehen, und Hochſpalier, wo ſie erſt in größerer Höhe davon ausgehen. Beim Spalierobſt müſſen die Bäume auf die für ihren Zweck paſſende Unterlage veredelt ſein, zum Tiefſpalier auf Grund— ſtamm mit ſchwächerem Triebe, z. B. Birnen auf Quitte, Apfel auf Johannisäpfel, Pflaumen auf Schlehen, Kirſchen auf Sauerkirſchen; bei dem Das Spalier oder Baumgeländer. Hochſpalier dagegen auf ſtark treibende Unterlagen, Birnen und Apfel auf ihre Wildlinge und Kern— linge, Sauerkirſchen auf Süßkirſchlinge. Die Wild— linge zu Tiefſpalierbäumen ſind nahe an der Erde, und die der Hochſpalierbäume etwa 3½ Ellen hoch zu veredeln und die Stämme unten etwa eine Hand breit weit von der Wand abzuſetzen. Die erſten Haupt- und ſtärkſten Nebenäſte müſſen gleich anfangs nach der gewählten Form gezogen und alle Aſte und Zweige regelrecht geſchnitten und an— gebunden werden. Die Mittagsſeite iſt für alle Obſtarten paſſend und vortheilhaft, am nöthigſten aber für Aprikoſen und Pfirſichen. Die Morgen— ſeite paßt ebenfalls für alle Obſtarten. Die Abend— ſeite iſt noch für Aprikoſen und edle zärtliche Franz— birnen und Quitten anwendbar; die Nordſeite paßt aber nur für Pflaumen, Sauerkirſchen, Birnen, Apfel, Lampertsnüſſe. Bei trocknem Wetter muß man, aber nie im Sonnenſchein, begießen. Das wagerechte Binden, wie auch das Binden nach unten zu und im Bogen befördert mehr das Fruchttragen, das Anbinden der Reiſer mehr ſenkrecht nach oben zu, mehr den Wuchs in's Holz. Um friſches und viel Holz zu erzeugen, ſchneidet man ſchärfer, und kürzt die Zweige we— niger, wenn man Früchte erzielen will. Die Spalierbäume tragen gewöhnlich gut und die Früchte werden an ihnen gewöhnlich größer zund vollkommener. Das Beſchneiden der Spalierbäume iſt künſt— licher und wichtiger zugleich, als das Beſchneideu der gewöhnlichen Hochſtämme. Schwachtreibende, mehr zum Fruchttrieb geneigte Bäume, die auf Quitte oder Johannisapfel veredelt ſind und im magern Erdreich und im kältern Klima ſtehen, ſchneidet man ſchärfer und kürzer, die ſtarktreiben— den, auf Wildlinge veredelten, fetter und wärmer ſtehenden, ſchneidet man dagegen länger. Die Zweige müſſen alle ſo verſchnitten werden, daß das letzte ſtehen bleibende Auge dahin ſehe, wo man den neuen Trieb hin haben will. Vor dem Be— ſchneiden müſſen alle angehefteten Zweige bis auf die ſtarken Hauptäſte losgebunden und alle dürren und ſchadhaften Aſte bis auf das Geſunde ſcharf ausgeſchnitten werden; alsdann fängt man von unten an, zuerſt die Holzzweige zu beſchneiden, und ordnet nachher die Fruchtzweige. Man halte beim Beſchneiden das Mittel des Baumes kurz, damit die untern Aſte nicht geſchwächt und der Baum unten nicht nackend werde. Es ſoll an einem Spalierbaume nie ein Zweig gerade auf— ſtehen, ſondern bei Zeiten in eine horizontale Lage gebunden werden, wodurch man den Baum eher zum Fruchttragen bringt. Auch die Seitenzweige ſind kurz zu halten, damit immer nahe am Stamme das junge Holz austreibe und die Aſte am unter— ſten Theile nicht nadend werden. Alle leeren Räume an der Wand müſſen vollſtändig mit den Zweigen des Baumes bekleidet und keine Lücken gelafjen werden; zu dem Endzweck ſchneidet man daher die kleinen Zweige in der Nähe bis auf ein ſolches Auge zurück, das auf die leere Stelle hin— 317 weiſt, wodurch man einen ſtärkern Aſt zur Be— deckung der Blöße erhält. Am ſchwerſten und künſtlichſten zu beſchneiden iſt der Pfirſichbaum, der bei uns nur am Spalier an einer tüchtigen Wand gezogen, und auf Mandel oder Hundspflaume veredelt wird. Der Pfirſichbaum wird im Herbſte gepflanzt, das Edelreis aber erſt im folgenden Frühjahre abge: ſtutzt. Im erſten Jahre ſchneidet man den Stamm 7 ü . FP \ 2 |; II | N | N 1 1 — = N MM N N 2 N. N | Y 7 eee eee, WI Nee ee e, ,,. 5 8 bis 10 Zoll über der Pfropfſtelle, die Wunde nach der Mauer zugekehrt, in der Geſtalt eines Flötenſchnabels ab. Die hinten oder vorn am Stamme wachſenden Triebe unterdrückt man und heftet die nach der Seite gehenden an, ſowie ſie ſich verlängern. Nun beſtimmt man die beiden Triebe, welche die künftigen beiden Mutteräſte rechts und links bilden ſollen, und heftet ſie an, die andern werden aber unterdrückt. Sobald man bemerkt, daß im erſten Jahre der eine Trieb mehr Stärke und Wachsthum hat, als der andere, ſo muß man den ſtärkern ſogleich niederwärts neigen und den ſchwächern mehr aufwärts richten; der ſchwächere erſtarkt bald, und beide werden in glei— cher Höhe wieder aufgerichtet. Im zweiten Jahre ſchneidet man die beiden Hauptäſte ſehr nahe am Stamme über 2 Augen ab, wovon das eine, wel— ches unten und dem Stamme näher iſt, den un— tern Aſt zweiter Ordnung, und das andere, wel— ches der Schnittfläche näher iſt, die Verlängerung des Mutteraſtes liefert. Das im vorigen Jahre über den beiden Haupttrieben ſtehen gebliebene obere Ende des Stammes wird abgenommen, und die Wunde zur Heilung geebnet. Die beiden Triebe jedes Aſtes werden angeheftet, und die vorn und hinten heraus kommenden Auswüchſe unterdrückt. Beim Beſchneiden im Frühjahre nimmt man alles 318 alte Holz, das vor etlichen Jahren getragen hat und feinen Trieb mehr hat, eben ſo die dünnen ſchlanken Reiſer, ſowie auch diejenigen ſtarken Reiſer, welche ſehr blaßgrün ausſehen und weit aus einander ſte— hende Augen haben, weg. Man fängt mit Beſchnei— den unten auf der rechten Seite an, und beſchneidet alle mittelmäßigen, dick mit Augen beſetzten Reiſer wechſelsweiſe, jo daß, wenn das eine 6 bis 12 Zoll lang bleibt, der daran ſtehende Nachbar nur 3 bis 6 Zoll lang gelaſſen wird. Iſt man auf ſolche Weiſe mit dem Beſchneiden bis zur Mitte des Bau— mes gekommen, ſo fängt man wieder unten auf der linken Seite an, und verfährt eben ſo. Alsdann macht man die andere Hälfte rechter Hand und zu— letzt die linker Hand fertig. Beim Anheften hat man darauf zu ſehen, daß jede Seite gleich viel Holz be— kommt, die Zweige in gleicher Weiſe horizontal lie— gen, keine ſich kreuzen oder hinter den Latten weg— laufen. — Aprikoſenbäume werden wie die Pfirſichen verſchnitten. Da die Aprikoſe auch auf dem alten Holze wieder austreibt, ſo darf man nur da, wo ſich Blößen zeigen, die alten Aſte abſtutzen, wo dann aus dieſen eine Menge junger Triebe zur Ergänzung entſtehen. Die Menge kleiner 1 oder 2 Zoll langer Fruchtſpieße läßt man beim Beſchneiden unberührt, ausgenommen, wo ſie am unrechten Orte ſtehen. Die überflüſſigen Zweige werden wegge— ſchnitten, überall aber regelmäßige Seitenſchoſſen zu Fruchtreiſern auf das folgende Jahr in reichlicher Anzahl ſtehen gelaſſen. Das Verſtutzen muß jedes— mal über einem Holzauge oder über einem doppelt ſtehenden Blüthenauge geſchehen. Solche Bäume, die in einem Jahre viel Früchte getragen haben, wüffen im nächſten ſehr kurz geſchnitten werden. — Kirſchen laſſen ſich am Spalier leicht beſchneiden, da ihre langen und biegſamen Zweige ſich in alle Formen bequemen. Man hat hier blos die am un— rechten Orte ſtehenden Zweige auszuſchneiden und die andern zweckmäßig anzuheften. Quitten und Mispeln werden nicht beſchnitten; und den Man— delbaum behandelt man wie den Pfirſichbaum. Franzbäume, Zwergobſtbäume. So nennt man die edlern Obſtſorten, wenn ſie als Niederſtämme anſtatt am Spaliere im Freien ſtehen. Man ſetzt die Zwergbäume wegen ihren feinen Faſerwurzeln möglichſt flach, jedoch fo, daß die Wurzeln gehörig mit Erde bedeckt ſind. Unter ihrer Wurzel aber muß ein beträchtlicher Raum, in die Tiefe und Breite guter und lockerer Boden ſich befinden. Es dürfen deßhalb die Einſetzelöcher ja nicht zu klein und enge gemacht werden. Die Zwerg— bäume müſſen inwendig gehörig licht gehalten wer— den. Man muß bei dem Schnitte immer dahin ſehen, daß die Bäume im neuen Holzwuchſe oder in der Bildung junger Triebe zu ihrer Fortbildung und im Anſatze des Fruchtholzes das nöthige Gleich— gewicht halten. Der franzöſiſche Schnitt, welchen man beſonders bei den Zwergbäumen, nämlich blos bei denen, die zum Kernobſte gehören, als den zweck— mäßigſten empfohlen hat, wo der Zwergbaum ſo ge— Der Gartenbau. ſchnitten wird, daß er alle Früchte am kurzen Holze (Knotenholze, Ringeltriebe) tragen muß, in welcher Abſicht nicht nur das Gabelholz immer auf Knoten geſchnitten wird, ſondern auch die Fruchtruthen ein— gekürzt werden, iſt erfahrungsmäßig als der vorzüg— lichſte erkannt und angenommen worden, indem die Ringeltriebe das ſchönſte und beſte Obſt liefern. Mittel, die Obſtbäume fruchtbar zu machen. Das beſte Mittel, den nachhaltigſten Ertrag von ſeinen Obſtbäumen zu erzielen, bleibt immer eine naturgemäße Behandlung derſelben. Doch kann es nützlich ſein, in jenen Fällen, wo die gewöhnliche Behandlung nicht ausreicht, beſondere Mittel in An— wendung zu bringen. Die meiſten dieſer Mittel kommen darauf zurück, den Saftumlauf zu beſchrän— ken, wodurch die Hervorbringung von Fruchtzweigen und Fruchtknospen befördert wird. 1) Die Krümmung oder Niederbeugung der Aſte, daß ſie eine Art von Bogen vorſtellen, beſonders derjenigen, die ſehr in die Länge wachſen, ohne Früchte anzuſetzen, und andern Aſten die Nah— rung rauben. Der zu krümmende Aſt ſoll eine Nei— gung gegen die Erde haben. 2) Das Winden oder Drehen der Bäume macht ſehr fruchtbar, was man vom Mai bis in den September vornehmen kann. Man hält einen jun— gen Aſt oder ausgebildetes Schößlein recht feſt an, dreht mit der einen Hand inwendig, mit der andern auswendig um, als wollte man ein Strickwerk ab— winden, bis man ein Krachen hört; im folgenden Jahre trägt der Steinobſtbaum häufige Früchte, der Kernobſtbaum häufige Fruchtknospen. 3) Das Brechen der Aſte zur Zeit des Schnitts und der Schößlinge zur Zeit des Treibens. Dieſes Mittel taugt nur für Kern— obſtbäume und Waſſeräſte der Steinobſtbäume, die man zu Fruchtäſten machen will, und die man ſo— gleich in den erſten Tagen des Juli zur Hälfte nahe an den untern Augen bricht. Zur Zeit des Schnit— tes bricht man die natürlichen Aſte, die von den Au— gen des vorigen Jahres kommen, und die am un— rechten Orte herausgewachſenen Aſte oder Waſſer— ſchoſſe. Man kann es bei allen Arten von Aſten anbringen. Zur Zeit des Schnitts ſchneidet man nahe an der Rinde, indem man auf's Meſſer drückt, die Aſte, und bringt ſie am Orte der untern Augen ¼ Zoll weit von ihrer Einfügung. Von der Hälfte des Juni bis gegen die Hälfte des Juli bricht man die in dieſem Jahre getriebenen Schößlinge, und zur Zeit des Winterſchnitts die Holzäſte, ſowie auch die am unrechten Orte herausgewachſenen Aſte oder Waſſerſchoſſe, welches die auf zahm gepfropften Bäume ſehr fruchtbar macht. An dem ſtärkſten Baume darf man etwa nur den vierten Theil der Aſte in einem Jahre brechen. 4) Das Fruchtland. Man glüht Eiſendraht für größere Bäume von der Stärke einer Strick— nadel, für kleinere ſchwächer, und läßt ihn lang— ſam abkühlen. Alsdann gräbt man im Februar oder Anfangs März die Erde ringsum den Baum Mittel, die Obſtbäume fruchtbar zu machen. bis zum Erſcheinen der dickern Wurzeln auf, wik— kelt gleich oberhalb des Anfangs der Wurzelkrone den Draht einfach um den Baum, zieht ganz ſtraff an, dreht die Enden feſt zuſammen und klopft mit einem Hammer den Draht ſo tief in die Rinde ein, daß er bis auf das Holz durchdringt. Die Grube wird nun wieder gefüllt, die Erde um den Stamm weiter umgegraben, gelockert und ſo ge— worfen, daß das Fruchtland 1 Fuß hoch mit der Erde bedeckt iſt. Auch ein höheres Anlegen des Drahtrings um den Stamm oder um einzelne Aſte, die fruchtbar werden ſollen, iſt von gutem Erfolg. 5) Das Abſchälen der Rinde iſt ein vor- treffliches Mittel, Kernobſt-, auch Kirſchbäume fruchtbar zu machen, indem man nämlich die ganze Rinde bis auf das weiße Holz von der Krone bis auf den Boden herunter gänzlich abſchält. Durch den Ausfluß des Saftes bildet ſich binnen Kur— zem neue Rinde. Das Abſchälen nimmt man um die Zeit des längſten Tages bei trocknem Wetter vor. Das weiße Holz darf hierbei nicht mit den Fingern berührt werden. Wenn der ausſchwitzende Saft irgendwo zuſammenfließt, ſo muß er mit einer Gänſefeder gleich verſtrichen und dahin gebracht werden, wo noch nichts davon hingekommen iſt. Um die Sonnenhitze abzuhalten, muß man dem entblößten Stamme Schatten machen. 6) Das Aderlaſſen. Man ſticht mit einem ſpitzigen Meſſerchen zuerſt durch die Rinde bis auf das Holz, und merkt ſich die Tiefe des Eindrin— gens der Meſſerſpitze mit dem Nagel des Dau— mens an. Dann rückt man mit dem Nagel bis zur Hälfte des Raumes, der von dieſer bezeich— neten Stelle bis zur äußerſten Meſſerſpitze bleibt, vor, hält hier das Meſſer feſt, ſo daß es nur noch halb ſo tief, als vorher, eindringen kann und macht ſo einen Einſchnitt in die Rinde des Bau— mes von der Krone bis zur Wurzel herab, und zwar, wenn man will, an 2 bis 3 Stellen. Man wählt an ſonnenreichen trocknen Frühlingstagen zum Schnitte die glatteſte Seite des Baumes gegen Abend oder Mitternacht. Dieſe Operation kann man mehrere Jahre nach einander wiederholen. 7) Der Zauberring (Schalenring, Obſtring, Ringeln) iſt das ſicherſte Mittel, unfruchtbare Bäume zum Tragen zu bringen. Bei Herſtellung des Zauberrings macht man einfach im Frühjahre zur Zeit, wenn die Knospen zur Blüthe anſchwel— len und deutlich ſichtbar ſind, an dem Aſte oder Zweige, welchen man zum Tragen zwingen will, mit einem ſcharfen Meſſer, etwa 1 Zoll von der Stelle, wo er am Hauptſtamme, oder ein ſchwä— cherer Zweig am ſtärkern Aſte anſteht, einen Ein— ſchnitt in die Rinde rings um den Aſt herum bis auf das feſte Holz. ¼ Zoll weit von dem erſten Einſchnitte macht man einen zweiten gleich dem erſten rings um den Aſt herum; alsdann nimmt man die zwiſchen den beiden Einſchnitten befind— liche Schale, ſowohl die äußere, als die innere, wie auch die letzte, zunächſt an dem Holze liegende feine Haut bis auf das feſte Holz rein heraus. 319 Von den Aſten, an welchen er zur Zeit richtig ge— macht iſt, kann man mit großer Gewißheit im nächſten Jahre Früchte erwarten. Die Wirkung des Ringelns beſchränkt ſich in der Regel nur auf ein Jahr, dauert bisweilen jedoch auch 2 bis 3 Jahre. Wenn man den Ring bei den Aſten von 1 bis 4 Zoll Stärke ¼ Zoll breit macht, fo wird man ihn bei Zweigen unter 1 Zoll Dicke um ei— nige Linien ſchmäler, und eben ſo an den Aſten von mehr als 4 Zoll Dicke nach dem Verhältniſſe ihrer Stärke breiter machen müſſen, ſo daß man ihn bei ſehr ſtarken Aſten von 10 bis 15 Zoll Dicke faſt auf einen ganzen Zoll Breite erweitert. Die am untern Theile des geringelten Aſtes her— vorkommenden jungen Zweige drückt man gleich bei ihrer erſten Ankunft mit dem Finger ab. Den Zauberring vertragen nicht alle Obftarten. Er iſt beſonders bei dem Kernobſte, bei den Apfeln, Bir— nen und Quitten anwendbar. Das Steinobſt ver— trägt ihn weniger, jedoch leiden ihn die Aprikoſen und die Zwetſchen oder langen Pflaumenarten; die runden Pflaumenſorten wollen ihn durchaus nicht dulden. Bei Kirſchen und Pfirſichen, die an ſich ſchon jährlich reichlich tragen, iſt es ſehr bedenklich, ihn zu brauchen, da er hier leicht den ſchädlichen Harzfluß erzeugt. Der Vortheil von den Wirkungen des Zauberrings iſt ſo groß, daß er bei ſich darbietender Aufforderung zu ſeinem Ge— brauche nie in der Anwendung unterlaſſen werden ſollte. Mit dem größten Nutzen kommt er bei ſol— chen Sorten von Apfeln und Birnen in Anwen— dung, welche von Natur minder fruchtbar ſind, oder die auf fettem Boden zu ſehr in's Holz trei— ben und zu wenig tragen. Man ringelt nicht alle Aſte eines Baumes, ſondern nur wechſelsweiſe einen um den andern. Vorzüglich eignen ſich zum Ringeln geſunde, in ihrem ſchönſten und kräftig— ſten Wuchſe ſtehende Mittelbäume, die zu viel in's Holz wachſen und zu wenig tragen. Die Wir— kung der Vergrößerung und frühern Zeitigung der Früchte an den geringelten Aſten iſt mehr bei dem Stein⸗, als bei dem Kernobſte ſehr bemerklich. Die durch den Zauberring gewonnene frühere Reif— zeit wird auf 8 bis 14 Tage, ja ſogar auf 3 Wochen angegeben. 8) Das Einſetzen in neues Erdreich. Man hebt ſogleich nach dem Abfallen der Blätter die Bäume aus, nimmt alles Erdreich aus ihren Löchern weg, bringt ſtatt deſſen Erde aus benach— barten Stellen hinein, ſetzt die Bäume wieder an ihren vorigen Platz, macht eine breite Grube um die Bäume herum und gießt einige Eimer Waſſer hinein. 9) Eine geeignete Düngung. Außer dem Mergel, guter Compoſterde u. ſ. w. wird vor— nehmlich das Kochſalz (auch Düngeſalz) empfoh— len, welches alle Düngerarten in der Wirkung übertreffen ſoll. Man ſtreut um jeden Obſtbaum, ſoweit ſich der Umfang ſeiner Aſte und Zweige vom Stamme an erſtreckt, Koch- oder Düngeſalz dergeſtalt aus, daß die Oberfläche des Bodens damit bedeckt iſt. Ausnehmend kräftig wirkt bei ’ * 320 alten Bäumen, die nicht mehr tragen wollen, auch eine Düngung mit Hühner- und Taubenmiſt, wofür man im Frühjahre die Erde um den Stamm auf— gräbt, den Miſt jedoch niemals unmittelbar auf die Wurzeln bringt. Krankheiten der Obſtbäume. Giebt man den Bäumen einen angemeſſenen Standort und behandelt man ſie mit Sachkenntniß, ſo werden bei denſelben wenig Fehler und Krank— heiten ſich zeigen. Die meiſten Krankheiten entſtehen auf einem unpaſſenden Boden und Standort, durch nachtheilige Witterungseinflüſſe, durch unzweckmäßige Pflege und Behandlung, ſowie durch Verletzungen, die durch Thiere oder andere Zufälle herbeigeführt werden. Die wichtigſten Krankheiten find: 1) Der Brand oder Krebs. Manche unter— ſcheiden hierbei ſo, daß ſie den Brand den Anfang der Krankheit, Krebs dagegen das, worin ſie über— geht, oder den höhern und gefährlichern Grad der Krankheit nennen. Sie iſt die gefährlichſte Baum— krankheit und hat ihren Grund in der Ergießung des Saftes in verletzte oder zerſprengte Saftröhren. Der Brand äußert ſich auf folgende Weiſe: die Rinde wird an den kranken Stellen ſchwarz, braun, runzlig oder ſchäbig, ſpringt nach und nach in kleinen Riſſen auf und löſt ſich vom innern Holze ab. Dies Ver— derben der Rinde greift immer weiter um ſich und ſteckt nun auch die innern Theile des Baumes, den Splint und das Holz an, welche ſich, wie vom Feuer gebrannt, ſchwärzen, ſo daß, wenn nicht wirkſame Maßregeln ergriffen werden, der ganze Baum da— durch zu Grunde geht. Als Haupturſachen dieſer Krankheit gelten: Beſchädigung der Wurzeln beim Ausheben und Verſetzen der Bäume, namentlich beim Pfropfen; Verwundungen der Rinde; rohes Beneh— men beim Ausputzen der Bäume; große, zumal ſehr frühzeitig eintretende Kälte; ungeeigneter Wechſel des Bodens beim Verpflanzen; ungeeignete Dün— gung; eine fehlerhafte Lage der Gärten der Himmels— gegend nach. Das beſte Verhütungsmittel des Bran— des und zugleich das einzige Heilmittel iſt bei alten Bäumen das Ausputzen durch Sachkundige. Be— findet ſich der Brand als bedeutend an einzelnen Aſten, ſo nimmt man am beſten den ſchadhaften Aſt knapp weg, ebnet die Wunde und verſchmiert dieſe mit Baumkitt oder einfach mit einer Salbe aus Kuh— fladen und Lehm. Bei einem Schaden am Stamme muß man mit einem ſcharfen Meſſer ohne Schonung die brandige Stelle jo weit rein ausſchneiden, bis man auf lebendige und geſunde Theile kommt, und ſelbſt das Holz, ſoweit es angegriffen iſt, bis auf das Geſunde wegnehmen. Die rein und glatt aus— geſchnittene Stelle wird alsdann mit Baumkitt be— legt und überdies noch mit einem Verbande von leis nenen Lappen verwahrt. Statt des Baumkitts kann man auch einen Überzug von Terpentin oder Leinöl— farbe anwenden. 2) Der Ausſatz oder die Räude zeigt ſich bisweilen bei jungen Bäumen des Kernobſtes. Die Rinde wird hierbei rußig und ſchiefrig, der Baum Der Gartenbau. ſteht im Wachsthume ſtill und kränkelt. Dieſe Krank— heit entſteht durch Störung im Saftlaufe, beſonders bei mooſigen Bäumen. Zur Heilung ſchiebt man die äußere ſchiefrige Rinde ſoviel wie möglich ab, ohne die grüne zu verletzen. Iſt der Baum noch jung, ſo muß der Schaft oft mit friſchen Waſſer mittelſt eines Lappens abgewaſchen werden. Bei ſtarken Bäumen wird nach vorhergehenden Abwaſchen und Scheuern die abgekratzte Rinde mit Baumkitt dünn über— ſchmiert. 3) Der Harzfluß, Saftfluß zeigt ſich nur bei den Steinobſtbäumen, und wird dieſen gefährlich, oft tödtlich; es iſt daſſelbe Übel, was bei dem Kern— obſte der Brand iſt. Die Rinde wird ebenfalls fchwar; und das Holz dürre und brandig. Die Heilung, ob— ſchon ſchwieriger als dort, wird ebenſo wie beim Brande bewirkt. 4) Der Froſt, Baumfroſt. Das Erfrieren der Stämme, Zweige oder Blüthen findet im Herbſte, wenn der Pflanzenſaft noch in Thätigkeit iſt, oder im Frühjahre, wenn ſein Umlauf wieder begonnen hat, oder auch wohl im Winter ſelbſt bei ſehr ſtren— ger Kälte ſtatt. Um ein zu frühes Treiben der Bäume zu verhüten, bringe man ſie nicht in ſolche Lagen, wo ſie im Frühjahre den Mittagsſonnenſtrahlen zu ſehr ausgeſetzt ſind, und gebe ihnen ſo wenig Feuch— tigkeit als möglich. Ein nützliches Vorbeugungs— mittel iſt, um Weihnachten oder ſpäter Schnee oder Eis in die Erde oberhalb der Wurzeln einzugraben, oder die Stämme zur Zeit des Treibens oder der Blüthe mit kaltem Waſſer zu begießen. Ein erfror— ner Zweig oder Baum kann ſich ſelbſt dann, wenn das Holz und Mark eines ſolchen durch den Froſt braun und faſt ſchwarz gefärbt iſt, wieder erholen, ſobald nur die Rinde noch geſund iſt und Blätter treiben kann, indem ſich aus der Rinde neue Holz— zweige bilden können. Man nehme daher ſtets nur die Zweige ab, welche gar nicht mehr treiben, keines— wegs aber die ganze Krone. Die an den Aſten etwa noch befindlichen Tragknospen ſind abzubrechen; am Stamme ſelbſt macht man an verſchiedenen Orten lange Einſchnitte von oben bis unten nach der Länge des Stammes, lockert die Erde um die Wurzeln her— auf, giebt dem Baume eine kräftigere Erde und be— gießt dieſe mit Thierblut; auch wirkt eine grüne Pflanzendüngung, auf die Wurzeln gegraben, wohl— thätig. Erfrorne Zweige und Fruchtaugen, ſchneidet man ſcharf zurück und erholen ſich dieſe nicht, ſo wird der Baum am beſten umgepfropft. Übrigens ſuche man die vom Nachtfroſt betroffenen Bäume möglichſt zu bedecken und vor dem darauf folgenden Sonnen— ſcheine zu bewahren. 5) Die Wurzelfäule ergreift vorzüglich die Wurzeln der Kernobſtbäume, wenn der Boden mehr Feuchtigkeit enthält, als dieſelben einſaugen können, und beſonders, wenn derſelbe mit friſchem thieriſchen Dünger gedüngt worden iſt. Dieſe Krankheit äußert ſich in der Geſtalt eines weißen ſtaubartigen und haarförmigen Schimmelpilzes, welcher verurſacht, daß die Wurzeln faulen und der Baum ausgeht. Wenn man bemerkt, daß ein ſonſt geſund ſcheinender Baum ohne Urſachen kränkelt, die Blätter gelb werden und Feinde der Obſtbäume. abfallen, ſo kann man vermuthen, daß er an dieſer Krankheit leide. Man gräbt ihn dann, wenn er nicht zu alt iſt, vorſichtig aus, unterſucht die Wurzeln, und ſchneidet, wenn ſie weiß ſind, alle kranken Theile mit einem ſcharfen Meſſer bis in's Geſunde ab, wäſcht und bürſtet die andern Wurzeln alle ab, verkürzt die Krone verhältnißmäßig und verſetzt den Baum in trocknes, nicht friſch gedüngtes Erdreich. Iſt der Baum zum förmlichen Verſetzen ſchon zu groß, fo hebe man ihn mittelſt eines Hebels wenigſtens auf einer Seite ſo weit in die Höhe, daß man etwas gute, trockne Erde unterlegen kann. Manche Bäume werden auch wegen zu ſeicht liegenden Wurzeln von der Wurzelfäule befallen, indem jene ſo leicht vom Froſte leiden. In dieſem Falle ſucht man die Lage der Wurzeln mit einer Erdſchicht zu erhöhen, oder wenn dies die Ortlichkeit nicht zuläßt, die Wurzeln gegen die Winterkälte mit einer Laub- oder Nadel: ſtreudecke zu ſchützen. Feinde der Obſtbäume. Dahin gehört vor allem das an den Bäumen vorkommende Moos, ſowie Flechtenarten, welche als Schmarotzerpflanzen dem Baume einen Theil ſeiner Nahrung entziehen und die Regenfeuchtigkeit in ſich aufnehmen, ſowie ſie auch außerdem noch den In— ſekten und ihrer Brut einen ruhigen Aufenthaltsort gewähren. Man entfernt jene Feinde durch das Rei— nigen der Stämme mit einer Kratze oder Scharre nach Art der Bäckerſcharren, oder durch breitſchnei— dige Stoßeiſen an einem etwas längern Stiele, oder man beſtreiche die Bäume mit einer Miſchung von 3 Theilen Lehm, 2 Theilen gelöſchtem Kalk und etwas geftebter Holzaſche. Schädlich für die Bäume find auch die auf den Stämmen wachſenden Schwämme. Unter die größten Feinde der Obſtbaumzucht ſind beſonders die Raupen und Maikäfer zu zählen, die nur dann mit Erfolg zu vermindern ſind, wenn man ſich allgemein gegen ſie verbindet. Das ſicherſte Vertilgungsmittel der Raupen bleibt, nächſt Scho— nung der Vögel, welchen ſie zur Nahrung dienen, immer, die Raupen oder die Eier, aus welchen ſie entſtehen, abzuleſen, obſchon dieſes Mittel zeitrau— bend und mühſam iſt. Die Baumraupen ſind na— mentlich durch Abſchütteln und durch das mittelſt einer Raupenſcheere bewerkſtelligte Abſchneiden der Zweige mit Raupenneſtern abzunehmen und zu ver— brennen. Erſteres geſchieht am beſten bei gelindem Froſte im Winter, nachdem ein wenig Schnee ge— fallen, wodurch das Auffinden der abgefallenen Rau— pen nicht wenig erleichtert wird. Überhaupt kann das Abkehren der Bäume mittelſt Beſen, Reiſig, Strohwiſche nicht genug empfohlen werden, nur müſſen die heruntergekehrten Inſekten dann auch ge— hörig getödtet werden. Das Beſchmieren der Knospen und jungen Triebe mit weichem Baumwachs iſt gleich- falls ſehr wirkſam, ohne die Entwickelung der Blät— ter und Knospen im mindeſten zu hindern, ſowie auch das Wegräumen des Mooſes unten um die Stämme der Bäume das Aufſuchen der darunter be— findlichen Puppen erleichtert. Gegen flügelloſe Weib— Kirchhof, Landwirth. 321 chen bleibt das Umwickeln der Stämme mit in Vo— gelleim, Theer u. dergl. eingetauchten Papier- oder Leinwandſtreifen eine ſehr empfehkenswerthe Vorrich— tung. Iſt man beim Ab- und Aufſuchen nicht aller Raupenbrut habhaft geworden, ſo ſuche man, bei der etwas vorgerückten Jahreszeit des Morgens oder Abends, ferner bei feuchter Witterung in den Aſtga— beln, wo ſie neſterweiſe beiſammen ſitzen, und drücke ſie todt. Man kann ſie auch durch Seifenwaſſer töd— ten, indem man wollene Lumpen an die Spitze einer Stange befeftigt, dieſelben mit dem Seifenwaſſer be— feuchtet, und die Raupenneſter damit benetzt. Eben ſo kräftig wirkt auch ſtatt Seifenwaſſer ein Abſud von Tabaksabfällen. Sehr wirkſam erprobt ſich, wenn man mit einer ſchwach geladenen Flinte auf das Raupenneſt ſchießt, wodurch die Raupen zer— platzen. Man hält dabei die Mündung des Gewehrs nicht näher als 2 und nicht weiter als 6 Fuß von dem Raupenneſt entfernt. Ferner empfiehlt man, im Obſtgarten nach Verhältniß ſeiner Größe 2, 3, 4 oder mehr Traubenkirſchbäume zu halten, indem ſich auf dieſe Baumgattung faſt alle in der Nähe befind— lichen Schmetterlinge ſammeln und die Raupen da— ſelbſt verpuppen, ſo daß ſie dann leicht zuſammen vertilgt werden können. Um das Auskriechen der Schmetterlinge aus den Puppen zu verhüten, ſoll es in mit Obſtbäumen beſetzten Graſegärten völlig aus— reichend ſein, den Raſen um die Stämme ſorgfältig auszuheben und umgekehrt wieder einzulegen, wo— durch den Schmetterlingen der Ausweg gleichſam verſchloſſen wird. Um Tagſchmetterlinge zu fangen, was natürlich ſtets vor dem Eierlegen geſchehen muß, empfiehlt man gewiſſe Blumen, wodurch die Schmet— terlinge angelockt würden, z. B. Ritterſporn, Rüb— ſen, Kuhblumen u. ſ. w., vor allen aber die blaß— rothe Federnelke in den Obſtgärten zu pflanzen. Noch ſicherer ſoll der Fang gelingen, wenn man ſolche Blumen oder auch darüber geſpannte Fäden, mit einer Art von Leim beſtreicht und ſtundenweiſe nachſieht. Das Abfreſſen der Obſtbäume durch die Mai— käfer erfolgt die Nacht über; den Tag über ſcheinen ſie keine oder nur geringe Nahrung zu ſich zu nehmen. Nächſt Schonung der vielen natürlichen Feinde, welche ſich von den Maikäfern nähren, beſteht das einzige vor— beugende Mittel, welches der Menſch in Anwendung bringen kann, darin, daß gemeinſchaftliche, gleich— zeitige und allgemein in jeder Ortsmarkung betriebene Einſammlungen von Maikäfern zu der Zeit angeord— net werden, wenn ſie noch im Schwärmen begriffen ſind, alſo ihre Eier noch nicht abgeſetzt haben. Die geſammelten Maikäfer muß man zertreten oder in eigenen Gefäßen nach und nach zerſtampfen oder in den Säcken, worein ſie geſammelt werden, mit heißem Waſſer abbrühen. Das Sammeln unternimmt man 2 bis 3 Stunden nach Sonnenaufgang oder um 3 bis 4 Uhr Nachmittags, zu welchen Zeiten die Käfer locker an den Bäumen hängen. Auf Grasboden breitet man beim Abſchütteln der Maikäfer Tücher unter den Bäumen aus. f Von den Obſtbaumfrüchten haben namentlich die Kirſchen, beſonders die Süßkirſchen viele Feinde unter den Vögeln, von denen der f e der Sperling iſt. 322 Als Gegenmittel bedient man ſich mehrerer Geräuſch machender Mittel, verſchiedener Vogelſcheuchen; auch ſollen weiße Stäbe mit Haarſchlingen oder blaue Fä— den etwa dreimal, nämlich unten, in der Mitte und oben um die Krone gezogen die Sperlinge verſcheu— chen. Außerdem empfiehlt man noch zum Verſcheu— chen der Sperlinge, auf den Kirſchbäumen Säckchen mit leicht zerquetſchten Knoblauch, oder junge nackte Mäuſe oder noch beſſer Flußkrebſe aufzuhängen. Vorzügliche Obſtſorten. Von den vielen Arten und Sorten des Obſtes ſoll hier nur von jeder Obſtart ein Verzeichniß der— jenigen Sorten folgen, welche vor allen der Aupflan— zung in Gärten und Plantagen wegen ihres Wohl— geſchmacks, ihrer Nutzbarkeit und Tragbarkeit werth und von Kennern hinlänglich als ſolche erprobt ſind. Dea fel. a) Sommer- oder frühzeitig reifende Apfel: Cickadapfel, Sommererdbeerapfel, vother Sommercalville, engliſcher Kantenapfel, Pfirſich— apfel, geſtreifter Roſenapfel, rother Sommerroſen— apfel, Täubling (Jeruſalemsapfel), geſtreifter Som— mercauſinette, Veilchenapfel, marmorirte Roſette, edler Roſenſtreifling (zugleich Sommer-, Herbſt- und Winterapfel, ſehr ſchön, delikat und haltbar), rother Sommerkornapfel, rother Sommerrambour, gelbe Frühreinette, Sommerborsdorfer, marmorirter Som— merpepping, gelber Sommerpepping, weißer Kardi— nal, Birnreinette, Sommerparmäne. b) Herbſtäpfel: weißer Herbftcalville, geſtreif— ter Herbſtcalville, rother Himbeerapfel, Gräfenſtei— ner, Edelkönig, leberrother Himbeerapfel, rother Herbſtcalville, engliſcher Karolin, Bruſtapfel, rother Herbſttaubenapfel, franzöſiſcher Roſenapfel, kleiner Favorit, Herbſtveilchenapfel, Florentiner, gelber Herbſtſtettiner, rother Herbſtpaſtpompe, großer Herbft- borsdorfer, rothe Herbſtreinette, gelber Herbſtzucker— apfel, fränkiſcher Süßapfel, Koberling, ächter ge— ſtreifter Erdbeerapfel, Mohnapfel, brauner Würz— apfel (Breitenapfel), rother Kardinal, Pfingſtapfel (in tiefem, gutem Lehmboden). f c) Winteräpfel: weißer Wintercalville (am beſten auf Franzſtamm), rother Wintercalville (Erd— beer-, Himbeerapfel), engliſcher grüner Calville (am Spalier). Von Reinetten folgende: Muskatreinette (kann für jeden Obſtgarten nicht genug empfohlen werden), Neuyorker-, Akkord-„ Borsdorfer-, Kar— meliter⸗, große doppelte Caſſeler-, kleine Caſſeler-, platte Champagner“, große engliſche, feuerröthliche, ſpäte gelbe, franzöſiſche Gold-Reinette (Goldrei— nette) und holländiſche Goldreinette (Goldmohr). Reinette von Breda (vortrefflich und ſehr tragbar), Reinette von Orleans, Siegende Reinette (vortreff— lich), Weiberreinette, Reinette von Windſor (unge— heuer groß, vorzüglich), deutſche Reinette, ſehr gut, kleine graue Birnreinette, engliſche große Quitten— reinette, rothe, grüne, graue und geſtreifte Reinette u. ſ. w. Von den Peppings: der kleine engliſche Goldpepping, kann für jeden Garten nicht genug empfohlen werden, engliſcher Gewürzpepping, Frank— Der Gartenbau. lins Goldpepping, Edelpepping, gefleckter und ge— ſtreifter Pepping, Königspepping, deutſcher Pep— ping. — Barcelonaer Parmäne, franzöſiſcher edler Prinzeſſinapfel, Borsdorfer (der bekannte edle Win— terborsdorfer) iſt nur zu pflanzen, wo er tiefen, guten, feuchten Boden hat, da er ſonſt ſehr untrag— bar iſt. Der große (böhmiſche), der rothe, der grüne, der ſpaniſche und der Zwiebel-Borsdorfer tragen weit beſſer in jedem Boden. Der rothe Tauben— apfel (ſollte in keinem Garten fehlen), der königliche Täubling, Safranapfel, rother Stettiner (trägt nur in gutem, tiefem Boden reichlich), gelber, grüner und weißer Stettiner, brauner Mattaapfel, großer und kleiner Bohnenapfel, Eckapfel (Kaiſerapfel), Quitten— apfel, grüner Fürſtenapfel, fränkiſcher Königsapfel. d) Gute Wirthſchafts äpfel von außeror— dentlicher Tragbarkeit: gelber Gulderling (Schafs— naſe), ſüßer Holaart, rother calvillartiger Süßapfel (Mohrenborsdorfer), Warraſchke, brauner Winter— apfel, ſpitziger Nonpareil, Winterkleiner, rother Pil— grim, Hochzeitapfel, Langſchneider, Leitheimer, äch— ter Winterſtreifling, Scheuenapfel, Franzkater (rother Franzapfel), Weinapfel, Ordensapfel, Meißner Fo— rellenhartig, Roſenheger und Zehendheber. 2) Birnen. a) Sommerbirnen: die Rettigsbirne, die Petersbirne, die Rötherbirne (in Böhmen und Thü— ringen Margarethenbirne genannt), die weiße und die römiſche Sommerbutterbirne, die runde und die deutſche Nationalbergamotte, die gelbe frühe, die große lange, die kleine lange, die königliche Som— mermuskateller, die grüne und die langſtielige Som— merrouſſelet, die holländiſche und die rothbäckige Sommerzuckerbirne, die gute Graue, die Schöne und Gute, die Eier- (beſte Birne), die grüne fürſtliche Tafelbirne, die große Sommerzapfenbirne, die per— ſiſche Birne, Sommerdorn, Caſſolete, Geishirtle. b) Herbſtbirnen: die graue Butterbirne (Beurrè gris Iſambart), die weiße Butterbirne, (Beurrè blanc), die vergoldete weiße und die rothe Butterbirne, die graue Dechantsbirne, die unver— gleichliche, die rothe und die Herbſtbergamotte (Krak— kelschen), die engliſche Bergamotte, der Wildling von Motte, die Vorzügliche, die friesländiſche Birne, die gute Louiſe, die Sommerambrette, die Londner Birne, die ſchöne Muskateller, Schweizerhoſe (Band— birne), Butterhoſe, große Pfalzgräfin, die römiſche Honigbirne, die kleine Pfalzgräfin, die muskirte Pomeranzenbirne, Rouſſeline, die grüne Herbſt— zuckerbirne, die Forellenbirne, Klinkhardtsbirne. e) Winterbirnen: engliſche Butterbirne, Schweizer-, Oſter-, hollaͤndiſche Bergamotte, Her: mannsbirne, großer und kleiner Iſenbart, Lauſack, Jagdbirn, Schatzbirn, die Schmackhafte (Markbirne), Markgräfin, Winterkönigin, Königs-Winterbirn, heilige Vaterbirne (Sondergleichen), Angelika, mus— kirte Wintereierbirne, Calbas, das Winterwunder, Winterdorn, Winterzuckerbirne, lange Winter- oder gute Chriſtbirne, Winterprinzenbirne, Winterrubine, Winterambrette. d) Als vorzüglich zum Kochen und Backen nutz bare, reichlich tragende Birnſorten empfehlen ſich Vorzügliche Obſtſorten. unter den Sommer- und Herbſtbirnen: die Schup— penbirne Rouſſelette, Speckbirne (Hirten-, Schäfer— birne), Haſelbirne, Gernröder, Hammelsbirne (Schafſäcke, Hammelſaͤcke), grüne Pomeranzen— birne, Haferbirne, gelbe Krachbirne, Ochſenherz, Weinbirne. Wirthſchaftliche tragbare Winterbirnen ſind: die Dagobertsbirne, Glockenbirne, pommeriſche Rothenbirne, rothe Kappes birne, Kräuterbirne, fran— zöſiſche Kümmelbirne, grüne Confeſſelsbirne, Winter— birne, deutſche, heſſiſche, lange Grüne, ſchönſte Win— terbirne, Winterbirne des Henne. 3) Pflaumen. Großs engliſche Zwetſche, frühe gemeine Zwetſche (Auguſtpflaume), blaue Große, blaue und grüne Eierpflaume, rothe Eierpflaume, Dattelpflaume, Reitzenſteiner Spätzwetſche (gelb), Koͤnigspflaume, große Damascener (blau), große weiße Damascener, Königspflaume von Tours (ſehr gut und reichlich tragend), Hyacinthenpflaume, Her— renpflaume, Herzog von Orleans, Schweizerpflaume (beide ſehr tragbar), glühende Kohle, geflammte Kaiſerpflaume, kleine gelbe Mirabelle (in gutem Bo— den ſehr fruchtbar), Goldpflaume, Catharinenpflaume (vorzüglich und fruchtbar), Michaelispflaume (über: aus tragbar), blaue, weiße und rothe Diupre (alle 3 köſtlich und reichtragend), große Reineclaude, klei— nere grüne Reineclaude, Aprikoſenpflaume, weiße Kaiſerpflaume (ſehr gut, von langer Dauer, tragbar,) rothe Jungfernpflaume, violette Perdrigon (Rebhüh— nerei), rothe, weiße Perdrigon (ſämmtlich delikat), Amaliapflaume, Königspflaume. 4) Kirſchen. a) Süße Herzkirſchen: große fchwarze Herz: kirſche (vorzüglich), Ochſen-, gewöhnliche, die große frühe, die ſüße und die große ſüße Maikirſche, die engliſche weiße frühe Herzkirſche, das bunte Tauben— herz, Lauermannskirſche, früheſte, weiße und rothe Herzkirſche, Bettenburger ſchwarze Herzkirſche, eng— liſche Kronherzkirſche. — Knorpelkirſche: große weiße, rothbaͤckige Knorpelkirſche (Doctorkirſche), große ſchwarze, ſchwarzbraune, Hildesheimer ſpäte weiße Knorpelkirſche. Kleinere Süßkirſchen: Kronberger Kirſche, Ausſiedekirſche (zu Muß und Saft vortrefflich), Mol— kenkirſche, Türkin, braune, ſpaniſche Kirſche. Am— mern, Glaskirſchen: Doppelammer, gewöhn— liche Ammer, wohltragende Ammer (hängt ſich büſchel— weile voll), ſüße Amarella (vortrefflich, Montmo— rency (vorzüglich), frühe königliche Amarelle, rothe Oranienkirſche, große bleichrothe und ſpät blühende Glaskirſche, polniſche Kirſche. b) Süßſaure Kirſchen: Johanniskirſche (rothe große Maikirſche), Herzogenkirſche (ſehr trag— bar und vorzüglich), Oſtheimer (wird in Buſch ge— zogen), Prager Muskateller, Süßweichſel (köſtlich), doppelte Natt (eine der vorzüglichſten Kirſchen), Herz: kirſchweichſel, ſchwarze Oranienkirſche. c) Sauerkirſchen: Lothringiſche (groß und volltragend, paßt gut zur Hochſpalierzucht und iſt vortrefflich zum Einlegen), Henneberger Grafenkirſche Gum Trocknen vorzüglich), Kirchheimer, Heidelber— ger, Erfurter Kirſche, große Nonnenkirſche, ſchwarze und braune Sodkirſche, Straußweichſel, holländiſche 323 ſpäte Weichſel, Prinzeſſinkirſche, Brüſſeler Braune, braunrothe Sauerkirſche, deutſche Pelzweichſel, deut: ſche Griotte. 5) Pfirſichen: Frühe Purpurkirſche, eine der köſtlichſten, ſehr tragbar, und im deutſchen Klima faſt in allen Lagen gedeihend; Wunderſchöne, vor— trefflich, gedeiht in allen Lagen, ſogar auf der Nord— ſeite in gutem Boden; Venusbruſt, ſchön, ſaftig, ſehr fruchtbar; Bellegarde (Zwolliſche Pfirſiche), groß, ſaftig und ſüß, reift früh, paßt ſehr für unſer Klima und iſt bei uns die gewöhnlichſte im Anbau; große Prinzeſſinpfirſiche; Lackpfirſiche, eine der ſchön— ſten, größten und beſten, muß trocken und warm ſte⸗ hen. Große Königspfirſiche, eine köſtliche, ſaftige Frucht, ſehr tragbar; Maltheſerpfirſiche, ſehr frucht— bar, reift früh; Fromentiner Wechſelpfirſiche, groß, voll weinigen Safts, frühzeitig; weiße Frühpfirſiche, die kleinſte, ſüßſaftig, überaus tragbar; frühe Perua— nerin, groß, ſchön ſaftig; Edelpfirſiche, große vor— treffliche Frucht; die Bourdine, groß und vollſaftig, ungemein tragbar; Blondine, groß und ſaftig; Schöne von Vitry, groß, ſüß; Sammetnivette, groß, zuckerſüß, trägt gut; weiße und rothe Magdalena, ſehr fein und ſüß, aber empfindlich gegen Froſt; ſpäte Purpurpfirſiche, groß und gewürzhaft ſüß. Große nackte Frühpfirſiche, kleine nackte Frühpfirſiche, wein— hafter als jene, tragbar, von vorzüglichem Geruch. Engliſche Pfirſiche; weiße Nektarine, honigſüß; rö— miſche Nektarine, Goldnektarine. 6) Aprikoſen, außer der gemeinen Aprikoſe (große Aprikoſe), die Ananasaprikoſe, Bredaiſche Aprikoſe, große Frühaprikoſe, ſehr tragbar; kleine Frühaprikoſe, Rotterdammer Mandelaprikoſe, Oran— geaprikoſe, Pfirſichaprikoſe, ungariſche Aprikoſe. 7) Wallnüſſe, gemeine runde und längliche Wallnüſſe, Blutwallnuß, große Steinnuß, die lange und die runde Butternuß. 8) Haſelnüſſe. Die rothe und weiße Lamperts— nuß, römiſche Nuß (große bunte runde Zellernuß), halleſche Rieſennuß, große ſpaniſche Nuß, italieniſche Nuß, lange, ſüße und gewöhnliche Zellernuß. 9) Mandeln. Große ſüße Steinmandeln, ſüße Krachmandeln, Frauenzimmermandel, Jordans— mandel. 10) Quitten. Gewöhnliche Apfel- und Birn- quitte, portugieſiſche Quitte. 11) Schlehen. Große ungariſche Schlehe (zum Einſetzen). 12) Mispeln. Große Gartenmispel und die Mispel ohne Kern. Abnehmen und Aufbewahren des Obſtes. Das Abnehmen des Obſtes hat auf die Halt— barkeit deſſelben einen großen Einfluß. Es muß zu— vörderſt zur rechten Zeit gepflückt werden. Sommer— obſt bricht man lieber bei noch nicht vollkommner Reife ab, wenn man es einige Zeit erhalten will. Herbſt- und Winterobſt dagegen (auch Pflaumen) muß man ſo lange als möglich auf dem Baume hän— gen laſſen. Nach Einigen ſoll man das Obſt eine Stunde nach aufden und ja nicht bei ftarfer 4 + 324 Sonnenhige pflücken; nach Andern fol man es viel: mehr gerade zu der Tageszeit abnehmen, wo es von der Sonne beſchienen wird. Jedenfalls muß die Wit— terung trocken ſein. Beim Abnehmen muß man jede Verletzung des Obſtes vermeiden, weil es ſonſt leicht fault; deßhalb muß auch das Obſt mit dem Stiele abgepflückt werden. Schönes, namentlich zum Ein⸗ machen beſtimmtes Obſt pflückt man nicht mit bloßen Händen, ſondern mit Handſchuhen, ſo vornehmlich Steinobſt. Die Früchte werden beſſer in Körbe, als in angehängte Säcke und Tücher gepflückt; auch muß das abgenommene Obſt in größern Körben von ent— ferntern Stellen nach Hauſe getragen werden. Das Fallobſt, welches leicht fault und das Gute anſteckt, muß für ſich geſammelt werden. Kann man den an ſchwachen Aſten zu hoch oder weit herüberhängenden Früchten weder auf der gewöhnlichen Leiter oder der Bockleiter, noch ſelbſt mit dem Haken nicht beikom— men, ſo bedient man ſich eines Obſtbrechers (ſ. Gar— tengeräthe). Im Allgemeinen hält ſich ſchnell gewachſenes und gereiftes Obſt nicht ſo lange als langſam gereiftes; und Obſt, das im Herbſte oder Spätjahre gereift iſt, hält ſich daher im Allgemeinen beſſer, als ſolches, was im Frühlinge oder Sommer reift. Wäſſerig ſchmeckendes Obſt und ſolches mit weichem Fleiſche verdirbt eher, als ſolches, welches entweder recht ſüß oder recht ſauer ſchmeckt oder feſtes Fleiſch hat. Das in einem warmen oder trocknen Jahre oder an einer warmen, trocknen Stelle gewachſene Obſt hält ſich länger, als das in kalten, naſſen Jahren gewachſene. Zur Aufbewahrung wird das abgenommene Obſt aus den Körben langſam und behutſam auf einen luftigen Oberboden geſchüttet, auf dünn ausgebrei— tetes, neues, reines Stroh, und zwar jede Sorte be— ſonders. Hierauf breitet man den aufgeſchütteten Haufen aus einander, damit das Obſt ſo dünn, als es der Raum geftattet, zu liegen kommt. In der Mitte läßt man einen gehörig breiten Gang, um be— quem zu jeder der auf beiden Seiten lagernden Obſt— ſorten gelangen zu können. Das Obſt muß biswei— len genau durchgeſehen und das angefaulte, verfaulte und beſchädigte ſorgfältig herausgeleſen werden. Auf dem Boden läßt man es ſo lange liegen, bis heftige Fröſte zu beſorgen ſind; wo man es dann in den Keller oder an einen froſtſichern Ort ſchaffen muß. Im Keller verliert das Obſt jedesmal an An— ſehen und Geſchmack und zwar deſto mehr, je dum— pfiger und verſchloſſener der Keller iſt; er muß eine gleichmäßige, nicht zu warme Temperatur haben. Viel und ſchönes Tafelobſt oder edle Sorten bewahrt man beſſer in beſondern Obſtkammern, die am beſten in einer höhern Etage angebracht werden. Sie muß entweder gegen Morgen oder Mittag oder wenig— ſtens gegen Abend liegen. Die Mauern müſſen wo— möglich 1½ bis 2 Fuß dick und die Fenſter ſo gut verwahrt ſein, daß kein Froſt eindringen kann. An allen Wänden der Obſtkammer bringt man Lager von Bretern, am beſten von Eichenholz, eins über das andere, an, damit jede Gattung von Früchten ihren eigenen Platz erhalte. Die Breter müſſen 20 bis 24 Zoll breit und 12 bis 15 Zoll von einander Der Gartenbau. entfernt, auch vorn mit einer 2 Finger hohen Leiſte. verſehen ſein. Auf die Breter kann man noch eine Lage trocknes Moos oder Laub zur Unterlage für die Fruͤchte legen. Bei edlern Sorten ſtellt man jede Frucht einzeln auf die Blume, mit dem Stiele in die Höhe geſtellt. Die harten Apfelſorten, Borsdorfer, Stettiner, ſpäte Reinette können ohne Schaden dick aufeinander liegen, was die Sorten mit weichem Fleiſche nicht gut vertragen. Eine ſehr große Menge Aepfel kann man in Mieten, wie mit den Kartoffeln häufig geſchieht, aufbewahren. Man bringt ſie zu dieſem Behufe, nachdem ſie abgetrocknet ſind, auf eine Schicht trocknen Laubes in längliche viereckige Haufen, von denen jeder höchſtens ein zweiſpänni— ges Fuder Apfel halten darf, bedeckt dieſe ebenfalls wieder von allen Seiten mit Laub und dieſes mit einer 2 bis 2½ Fuß dicken Schicht Erde. So halten ſich die Apfel, wenn nur zuvor alle ſchadhaften aus— geleſen ſind, friſch bis in den April. Zur Abhaltung des Froſtes wird folgendes Mittel empfohlen: Man legt auf den Fruchtboden eine dicke Lage trocknes Stroh, auf dieſe die Früchte, hierüber eine ſchwache Schicht völlig trocknes Heu und über das Ganze glatt ein in kaltes Waſſer geweichtes und wieder etwas ausgerungenes Tuch. So wie Stellen des Tuches trocken werden, feuchtet man ſie wieder an. Übrigens find erfrorne Apfel, Birnen u. ſ. w. bei eintretendem Thauwetter dadurch genießbar zu ma— chen, daß man ſie in kaltes Waſſer wirft, welches um ſo ſtärker mit Salz vermiſcht wird, wenn man keinen Schnee zur Hülfe hat, und ſo lange darin läßt, bis ſich der Froſt herausgezogen hat; doch iſt dergleichen Obſt fodann bald zu verbrauchen. Gutes Tafelkernobſt läßt ſich auch recht gut in Kiſten, Fäſ— ſern und Tonnen aufbewahren. Das Obſt wird in dieſe ſchichtweiſe eingelegt, und jedesmal eine Lage von trocknem, reinem Stroh oder Häckſel, Kleien, noch beſſer aber von Werg oder Flachs untergelegt; auch trocknes, reines Moos iſt dazu anwendbar; die Kiſten und Fäſſer werden dann zugeſchlagen. Alle 4 Wochen muß man fie öffnen, durchſuchen und das Faule ausſondern. Apfel, Pflaumen, Pfirſichen mit ganz feinem, mit Weingeiſt befeuchtetem Sande umgeben, halten ſich mehrere Monate lang. Trocknen, Dörren, Welken oder Backen des Obſtes. Das Trocknen der Früchte geſchieht auf vierfache Art: 1) an der Luft und Sonne; 2) in eingeheizter Stube; 3) im Backoffen; 4) in eignen Darröfen. Die erſte Methode iſt die wohlfeilſte und inſofern empfehlenswerth, als das Obſt dabei viele Süßig— keit erlangt, ſonſt aber in jeder Hinſicht die unvoll- kommenſte, die letzte hingegen (oder vielmehr eine Verbindung der erſten und letzten, indem man das Obſt erſt an der Luft abwelken läßt und dann darrt) die vollkommenſte, welche bei zweckmäßigen Anſtalten das beſte Produkt liefert, und allein zur Ausführung im Großen geeignet iſt. Man erhält im Allgemei— nen nur dann getrocknetes Obſt von vorzüglicher Güte, wenn daſſelbe vollkommen reif war. Daher Trocknen, Dörren, Welken oder Backen des Obſtes. iſt zu empfehlen, das Obſt fo lange aufzuſchütten, bis es von ſelbſt anfängt weich zu werden, und es erſt in dieſem Zuſtande zu trocknen. Um ſüßeres Backobſt zu erhalten, darf man das anfangs bei ge— linder Wärme zu trocknende Obſt nur ſtufenweiſe einer ſtärkern Hitze ausſetzen, und muß mit dem ſtärk— ſten Grade der Hitze das Trockengeſchäft ſchließen. Das fertig getrocknete Obſt muß vor dem Aufbewah— ren gehörig erkalten und zu noch größerer Dauerhaf— tigkeit 6 bis 8 Tage noch nach dem Dörren in einer trocknen, luftigen Kammer frei hingeſchüttet werden, wo es noch gehörig ausdunftet. Zur Aufbewahrung wird es am beſten in Verſchläge, Kiſten, Fäſſer oder aus Stroh geflochtene große Körbe bei trockner Wit— terung feſt eingepackt und in einer trocknen Kammer hingeſtellt. Haben ſich aber in dem gebacknen Ofen wirklich Milben oder Schimmel eingeſtellt, ſo muß man es wieder auf kurze Zeit in den Ofen bringen; doch ſoll man es dann auch nicht mehr über ein Jahr liegen laſſen. 1) Das Trocknen an der Luft und Sonne iſt faſt nur bei Apfeln (in Frankreich aber auch bei Pflau— men bei Bereitung der Prunellen) üblich. Man ſchnei— det dieſe in nicht zu dicke Stücken (Schnitzen) und reiht ſie mit einer Nadel an nicht zu ſtarke Fäden, deren Enden zuſammengebunden und die an der Son— nenſeite des Hauſes an Nägeln oder beſſer an langen Stäben, ſo daß ſie frei hängen, aufgehangen wer— den. Zum Schutz gegen den Regen hängt man die Obſtſchnüre am beſten unter etwas Obdach. Es müſſen nicht nur die Obſtſchnüre von Zeit zu Zeit umgewendet werden, ſondern man muß auch jede der aufgeſchnürten Schnitzen öfters an ihrem Faden fort— rücken. Nur bei ſehr günſtiger Witterung trocknen die Schnitzen nach dieſer Methode vollkommen und hinreichend aus; meiſtens muß man ſie nach einer der folgenden Methoden vollends nachtrocknen. 2) Das Trocknen des Obſtes in eingeheizten Stuben kann auf der eiſernen Platte, wenn der Ofen mit einem breiten Kranze verſehen iſt, oder in gereih— ten und um den Ofen gehängten Schnüren, oder nach 325 beiden Methoden zugleich geſchehen. Das hier an Schnüren hinreichend getrocknete Obſt hängt man noch eine Zeitlang in Säcken in der Stube, etwas vom Ofen entfernt, auf und läßt es vollends aus— trocknen. Außerdem können auch noch Horden theils auf, theils unter dem Ofen, hauptſächlich aber neben— herum auf einem ſchicklich eingerichteten Geſtelle von Latten oder Stäben aufgelegt werden. Beim Trocknen auf den eiſernen Platten des Ofens ſelbſt muß man ſolche wenigſtens mit Schreibpapier belegen; außer— dem muß man aber immer noch zur Verhütung des Anbrennens die größte Vorſicht anwenden; weßhalb man ſie fleißig wenden muß. Kann man einen Schirm von Papier vor dem Ofen anbringen, ſo wird das Trocknen des Obſtes dadurch befördert. 3) Das Trocknen im Backofen verrichtet man entweder, wenn der Ofen nach dem Brotbacken noch heiß iſt oder man heizt ihn beſonders zum Qbſttrock— nen. In jenem Falle bringt man das Obſt gleich nach dem herausgenommenen Brote hinein. Unge— ſchältes Obſt und geringe Schnitzen können auf den bloßen Herd gelegt und getrocknet werden; geſchälte Schnitzen aber, ſowie auch Steinobſt, werden auf von Weidenruthen oder Draht geflochtenen und mit Randleiſten umgebenen Horden, welche faſt ſo lang wie der Ofen und etwa ½ Elle breit find, in den Backofen geſchoben. Während des Trocknens muß das Obſt einigemal gewendet oder untereinander ge— rührt werden. Für dünne und nicht dicht neben ein— ander liegende Schnitzen reicht die Hitze eines Brot— gebäcks wohl aus, ſie fertig zu machen; liegt aber das Obſt dick und auf bloßem Herde, ſo muß man, ſoll das Geſchäft des Trocknens auf einmal beendigt werden, auf beiden Seiten des Ofens bei der Mitte jeder Nebenwand einen mit Obſt unbelegten Platz laſſen, worauf etwas Holz, jedoch womöglich kein Nadelholz, angezündet wird, welches auch vorn an der Thüre des Backofens geſchehen kann. Dieſe Feuer müſſen mittelſt aufrecht geſtellter Backſteine von dem Obſte unterſchieden ſein. Wenn das Holz ausge— brannt iſt, müſſen Rauchlöcher und Thüre des Ofens wieder geſchloſſen werden, ſowie man dieſe Nach— feuerung nöthigenfalls wiederholen muß, bis das Obſt vollkommen getrocknet iſt. Wird der Back— ofen zum Obſtdörren beſonders geheizt, ſo darf er immer nur einen ſolchen Grad von Hitze be— kommen, als er hat, wenn das gebackene Brot herausgenommen worden. Wenn die Pflaumen der Menge wegen nicht auf Horden, ſondern auf dem bloßen Herde des Ofens getrocknet wer— den ſollen, ſo empfiehlt man, den Herd, nachdem die Kohlen davon rein abgekehrt worden, mit Aſche zu beſtreuen, wodurch man das Aufſprin— gen der Pflaumen verhütet und das Wenden er— leichtert. Das Beſtreuen des Herdes mit Aſche kann man mittelſt eines an eine Stange befeſtig— 50 Blechſiebes oder großen Durchſchlages ver— richten. 4) Das Trocknen des Obſtes im Darrofen oder beſondern Obſtdarren iſt bei großen Maſſen von Obſte das vortheilhafteſte. Eine vortheil— hafte Obſtdarre, welche ſich in jeder geräumigen 326 aan . = = 3 N NR Il) Il; DEREN Der Gartenbau, aus einer ftarfen, feft verſchließbaren Thüre. Ein ſolcher Ofen gleicht einem Schranke, der in zwei ſenkrechte Theile getheilt iſt, worin auf beiden Seiten auf querligenden Latten Rähmen ſich befinden, welche mit Ruthen oder Draht ausgeflochten ſind, und auf welche das zu dörrende Obſt gebracht ig Die Vorderwand ſolcher Darröfen beſteht wird. Zur Erwärmung eines ſolchen Schran— kes befindet ſich innerhalb deſſelben ein nie— driger Ofen, der den ganzen Boden des Schrankes ausfüllt und inwendig in 3 Theile durch ſenkrechte Wände getheilt iſt; damit der Rauch in ihm deſto länger circulire, bis er in die blecherne Röhre Fund von da in den Kamin gelange und dort verrauche. Einen ſolchen Ofen baut man am beſten aus unglaſirten Kacheln oder aus Ziegeln und bedeckt ihn doppelt mit Dachziegeln. 5 7 N ee RB MA. ’ — 22 Küche, ja ſelbſt in der Stube anbringen läßt, iſt folgende, welche vermittelſt einer Luftheizung erwärmt wird. Ein ſolcher Ofen wird aus, auf die Kante gelegten Mauerziegeln aufgeführt, ſo daß deſſen Wände alſo eine Dicke von 3 Zoll, und legt man die Ziegeln auf die flache Seite, von 6 Zoll erhalten. Seine Höhe überſteigt nicht 12 3., außer dort, wo das auf dem Roſte E brennende Feuer den Herd ausmacht, wo die Höhe 21 3. beträgt, während der Aſchenbehälter außerdem wenigſtens noch 8 Zoll tief ſein muß. Damit aber ein ähnlicher inwendig angebrachter Ofen ſich möglichſt gut erwär— me, muß er wenigſtens 3 3. über der Ober: fläche des Bodens der Darre angebracht ſein. Sein Boden wird auf ſchmalen Un— terlagen s aus Ziegeln gebaut. Zur Beför— derung eines größern Luftzugs von außen in dem Dörrſchranke, müſſen in gewiſſer Entfernung, z. B. alle 63., aus ſchwarzem Eiſenbleche % 3. im Durchſchnitte große, 2 Zoll lange und an beiden Enden offene kleine Röhren = angebracht werden. Außer: dem find in dem Boden des Dörrſchrankes ſelbſt durch und durch Offnungen „ zu ma— chen, durch welche die kalte Luft unter den I Ofen und von da aus in benannte Röhren 9 warm in den Dörrſchrank zurückſtrömt. Man muß deßhalb den ganzen Schrank auf 8 Zoll hohe Füße 7 ſtellen. Die, mit dem aus den Früchten ſich entwickelnden Dampfe geſättigte Luft wird durch eine am obern Theile des Ofens angebrachte Offnung ab— geführt. Sowohl zur Erſparung von Brenn— material, als auch zur Vergrößerung des Luftzugs kann man dieſes durch eine Röhre oder hölzernen Kanal L 6 Z. im Durchmeſ— ſer bewirken, deſſen oberſtes Ende in der Mitte der Decke des Ofens angebracht iſt; das untere aber wird unter den Roſt in den Aſchenbehälter geleitet. Um ihn vor dem Feuer zu ſichern, wird er mit einer 4 Zoll im Durchmeſſer haltenden blechernen Röhre M ver- längert. In dieſem Falle ſind die Thüren vom Herde ſowohl, als auch von dem Aſchenbehälter und die dop— pelte Thür des Darrofens zu ſchließen. Die ganze zum Brennen nöthige Luft wird aus dem Kanal L unter den Roſt ſtrömen; die feuchte und warme aus dem Darrſchranke ſteigt in die Höhe, wodurch ſie die Trocknen, Dörren, Welken oder Backen des Obſtes. 7 r Im Tamm III] 60000680 Il aa I Hl I) l außen befindliche kalte und trockne Luft zum Eindrin— gen zwingt, nämlich: durch die Offnungen PM, die ſich im Boden des Darrofens befinden, dann unter den Ofen, und von da durch erwärmte Röhren à in die Dörranſtalt ſelbſt, wo ſie, nachdem ſie einige Schich— ten Obſt durchzogen, wieder einen Theil Feuchtigkeit mit ſich aus dem Ofen abzuleiten im Stande ſein kann. Die ganze Grundlage und Vortrefflichkeit eines ſolchen Darrofens beſteht darin, daß die Luft ver— möge der, ſowohl in der Kaminröhre F, als auch im hölzernen Kanale L befindlichen Klappen und Riegel S geregelt werden kann. In einem ſolchen Darrſchranke, welcher mit dem Ofen 3 Ellen hoch, eben ſo breit und 2½ Elle tief iſt, kann man auf einmal 4 Berliner Scheffel Obſt dörren. In jeder Abtheilung haben ſieben Schubladen Platz, im Gan— zen alſo 14 Stück, welche 7 Zoll von einander ent— fernt ſind. Die Doppel- oder Außenthüre C muß ſo angebracht ſein, daß ſie mit ihrem unterſten * — 327 a Ende kaum die letzte Schublade erreicht. 1 kt i 10 | Auch müſſen die auf dem Gebräme ru: henden Schubladen dicht darauf zu liegen kommen, zu welchem Zwecke man inwen— dig einen Verſchlag 7 aus Bretern macht, der zwei Reihen Schubladen von einander trennt, aber weder oben die Decke, noch unten den Ofen berührt. Eine andere ſehr zu empfehlende Obſt— darre iſt folgende in beiſtehender Zeichnung dargeſtellte. Sie hat das Eigenthümliche, daß ſie gar keinen Raum über der Erde ein— nimmt, ſondern nach Art eines Kellers an einem Feldrande oder an einem Abhange eines Hügels oder auch ſonſt an einem ge— eigneten Orte in einem Obſtgarten anzu— bringen und gänzlich unter der Erde befind— lich iſt. Fig. 1 ſtellt die Vorderanſicht des Ganzen dar. Es iſt eine Vorderwand, aus Ziegel- oder Quaderſteinen erbaut, worin eine hölzerne Thüre a ſich befindet; die Wand läuft mit dem Abhange des Randes oder Hü— 7 — gels parallel. Denkt man ſich dieſe Vorderwand hin— weg, ſo erſcheint im Innern die Fig. 2. Dieſe ziegt zwei Reihen von Horden, welche zwiſchen zwei Ziegel— oder Quaderſteinwänden auf Leiſten in die Tiefen laufen. Unter dieſen Horden befindet ſich ein Feuer— loch 6, welches in Form eines länglichen Backofens unter den Horden hinläuft und eine Zugöffnung hinten hat, wo eine Feuereſſe nach oben geht, welche mit dem Ofen in Fig. 3 a, d, e in ihrem Durch— ſchnitt erſcheint. Das Feuer wird mit gut geſpal— tenem Holze vorn angezündet; der Luftzug bringt die Flamme nach der Tiefe und wärmt mittelſt des die Feuereſſe durchſtrömenden Rauches auch von hin— ten. Die Seitenwände Fig. 1 d, ce u. Fig. 2 e, d ſind in den Hügel hineingebaut nach Art der Keller— wände. Fig. 1 4 u. Fig. 2 e ift die gewölbte Decke des Darrofens, über welcher Erde und Raſen liegt. Fig. 3 4 zeigt den hervorragenden Theil der Feuereſſe, welcher über dem Raſen erſcheint und mit einer Steinplatte verdeckt ſein muß, ſobald nicht ge— 328 feuert wird. Fig. 2 ½ g. hu. Fig. 3 e, /, g find die Stufen, welche man hinunterſteigt, ſobald man durch die Thüre eingetreten iſt, um zu feuern. Fig. 3 / iſt der tiefſte Standpunkt, den man einnimmt, indem man Feuer anmacht. Die Horden 1 bis 26 laufen, wie bezeichnet, auf Leiſten, liegen ſonſt hohl und werden, wenn die untern, dem Feuer nähern, einen halben Tag getrocknet haben, gewechſelt, ſo daß die oberſten zu unterſt kommen. Der zwiſchen den Horden und dem obern Gewölbe befindliche leere Raum Fig. 2 7, Ak, wird mit einem Einſatze von Bretern geſchloſſen, welcher genau hineinpaſſen muß. Die Feuereſſe iſt von Dachziegeln aufzufüh— ren, der Ofen von auf die Kante geſetzten Mauer— ziegeln. Die zwiſchen den beiden Hordenreihen be— findliche Leiſte Fig. 2 /, m ift fo breit, daß fie jede Offnung deckt, und bildet zugleich die Steife, welche die nach der Tiefe laufenden Querleiſten trägt, auf denen die Horden hin- und hergeſchoben werden. Natürlich müſſen an den Seiten der Wände, ſowie hinten, entſprechende Leiſten ſich befinden, ſo daß die Horden aufliegen können. 5 Scheffel friſche Apfel geben 1 Scheffel gebak— kene. Birnen trocknen ſich ſchwerer und koſten mehr Holz als die Apfel, zumal, wenn ſie ſchon weich ſind, weßhalb man nicht zu lange mit ihrem Backen warten darf. 7 Scheffel friſche Birnen geben 1 Scheffel gebackene. Unter den Pflaumen iſt die ge— wöhnliche Hauspflaume zum Backen die nützlichſte. Sie backen ſich am beſten in Darröfen. Man darf bei dieſen anfangs das Feuer durchaus nicht zu ſtark machen, auch muß man ſie beſonders öfters wenden und mit der Hand fleißig unter einander rühren. Um ſie ſchön glänzend und ſcheinbar zu erhalten, darf man ſie nicht im Ofen erkalten laſſen, ſondern muß ſie ſogleich aus der Hitze in die Luft bringen. 1000 friſche ſchöne Pflaumen geben 10 Pfd. gebak— kene. Die kleinen gelben Mirabellen trocknen ſich bald und gut und liefern ein treffliches gebackenes Obſt; ſie erfordern aber anfangs ein ſehr gelindes Feuer; ſie dürfen im Ofen nicht erkalten, ſondern ſind warm herauszunehmen, ſowie man ſie über— haupt beſſer in der Sonne vollends abtrocknen läßt. Zum Backen der Kirſchen verwendet man gewöhn— lich blos ſaure Kirſchen; doch eignen ſich auch die hartfleiſchigen ſüßen Sorten dazu. Die Kirſchen werden entweder blos in der Sonne oder auch im Backofen getrocknet. Im letztern Falle muß man an— fangs ſehr gelinde heizen; doch kann man das Feuer verſtärken, ſobald die Kirſchen anfangen runzlig zu werden. Sie werden im Ofen nicht vollſtändig, ſondern in der Sonne vollends gut getrocknet. Bringt man die Kirſchen aus der Hitze ſchnell an die Luft, ſo haben und behalten ſie einen ausneh— menden Glanz. Von 100 Pfund friſchen Kirſchen rechnet man 34 bis 36 Pfd. im Ofen getrocknete. Doktorkirſchen dörrt man wie gewöhnlich; ſind ſie aber von der Wärme teigartig geworden, ſo drückt man mit 2 Fingern den Kern heraus, wo ſie dann durch das Zuſammenſchrumpfen den großen Roſinen im Anſehen ganz ähnlich werden, und zu Verwen— dungen dieſe noch mitunter übertreffen ſollen. Der Gartenbau. Über die Verwendung des Obſtes zu Obſtmoſt (Cider) und Mußbereitung, ſiehe weiterhin die beſon— dern Abſchnitte. Beerenobſt. Von dieſem findet man meiſtens in den Gärten: Stachelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren und Erdbeeren. Die Stachelbeere. Man unterſcheidet davon hauptſächlich 2 Arten, nämlich die rauhe oder gemeine Stachelbeere, welche an unangebauten Orten und Hecken wächſt, und die glatte Stachelbeere, welche niedriger, als die vorhergehende Gattung bleibt. Durch die Kultur ſind mehr, als 300 Spielarten entſtanden. Die rothen ſind die wohlſchmeckendſten; nach ihnen kommen die grünen, dann die gelben und zuletzt die weißen. Je dunkler die Farbe von jeder Sorte, deſto ſüßer und wohlſchmeckender ſind auch die Bee— ren. Auch übertreffen die früher reifenden die ſpä— tern an Wohlgeſchmack. Der Stachelbeerſtrauch kommt auf jedem, auch auf ſchlechtem Boden in kal— ten, rauhen Gegenden fort, liebt aber vorzüglich eine ſchwarze, lockere Gewächserde, ſowie auch eine ſtarke Düngung und Lockerung des Bodens ſein Ge— deihen und ſeine Fruchtbarkeit befördert. Die Fort— pflanzung der Stachelbeeren erfolgt durch den Sa— men; am gewöhnlichſten, leichteſten und ſicherſten aber durch die jungen Ausläufer von alten Stöcken; ferner durch Ableger und Senker, und endlich durch Stecklinge oder abgeſchnittene Zweige, am beſten im März. Man wählt hierzu von den obern Zweigen eines Buſches die ſtärkſten, kräftigſten, am gerade— ſten gewachſenen Sommerſchoſſen, ſchneidet fie 1 bis 2 Fuß lang ab und pflanzt ſie reihenweiſe in ein gu— tes, ſchattiges Land. Die Stachelbeeren laſſen ſich auch durch das Kopuliren veredeln. Man darf die Stachelbeerſtöcke nicht zu alt, nicht über 9 bis 10 Jahre werden laſſen, weßhalb man immer auf junge Nachzucht bedacht ſein muß. Die alten Stöcke laſ— fen ſich auch verjüngen, wenn man ſie nahe an der Erde abſchneidet. Der Stachelbeerſtrauch verlangt durchaus jährlich den Schnitt, wobei man die Krone immer dünn und inwendig ausgehöhlt erhalten und die Hauptzweige 5 bis 6 Zoll von einander abſtehen laſſen, im Juni oder Juli die gedrängt erſchienenen und unregelmäßigen Triebe glatt am Holze weg— ſchneiden, und dieſes beim Winterſchnitte oder im März wiederholen und nur die kleinen Augenträger dabei ſorgfältig ſchonen muß. Von den Hauptzwei- gen aber dürfen nur die zu weit in die Länge ge— wachſenen verſtutzt werden. Zu alt gewordene ein— zelne Zweige werden rein weggeſchnitten, und auf dem Kopfe der Krone, an der Stelle der alten abge— lebten Zweige, neue junge kraftvolle Schoſſe zugezo— gen. Die größten, fehönften, ſchmackhafteſten Sta— chelbeeren erzeugt man ſich von den vorzüglichſten und größten engliſchen Sorten, und zwar von jun⸗ gen wuchs haften Bäumchen vom zweiten bis fünften Jahre, in fruchtbarem Lande und guter Sonnen— . — nn U A hen _ nm m Das Beerenobſt. lage. Man benutzt die Früchte des Stachelbeer— ſtrauchs außer dem friſchen Genuſſe zu Wein, zu Brantwein, Eſſig, zum Einmachen mit Zucker u. ſ. w. Die Johannisbeere. Die gemeine Johannisbeere mit rothen, weißen oder fleifchfarbenen Früchten iſt die bekannteſte und nutzbarſte Art, die auch wegen ihrer leichten Fort— pflanzung, ihres Gedeihens in jedem Boden, ihrer reichlichen Tragbarkeit und vielfachen Nutzbarkeit ihrer Früchte in allen Gärten Eingang gefunden hat. Der Johannisbeerſtrauch nimmt zwar mit jedem Boden vorlieb und wächſt auf dem ſchlechteſten; in— deſſen gedeiht er in dem lockern, fruchtbaren Garten— boden doch viel freudiger. Bei zu verſtecktem Stande, fallen die Beeren ab und werden ſäuerlich. Man kann den Johannisbeerſtrauch ebenfalls aus Samen fortpflanzen; doch erfolgt die Vermehrung am ſchnell— ſten durch die bewurzelten Ausläufer. In Erman— gelung ſolcher verſchafft man ſich dieſe auch durch Ableger, indem man im Herbſte oder Frühjahre niedrig figende Zweige niederbeugt, 3 Zoll hoch mit Erde bedeckt, und die Spitze des Zweiges heraus— ſehen läßt, welche ſchnell Wurzel ſchlägt. Ferner kann man die Johannisbeerſträucher durch Zerthei— lung der alten Büſche vermehren, ſowie endlich Stecklinge, indem man 1 bis 2 Fuß lange, junge Zweige unter einem Knoten oder Auge gerade ab— ſchneidet, es ſei im Herbſte oder Frühjahre, und nachdem man die Blätter bis auf 3 oder 4 an ihrer Spitze glatt am Zweige abgeſchnitten hat, an einem ſchattigen Orte auf % ihrer Länge in feuchte Erdeſteckt, wo ſie bald Wurzel ſchlagen. In den erſten 4 Wo— chen gießt man das Beet mit dieſen 6 Zoll weit und 9 Z. von einander eingepflanzten Stecklingen Mor— gens und Abends, ſpäter allmälig etwas weniger. Im nächſten Februar oder März werden dieſe Steck— linge mit dem Ballen an die ihnen beſtimmte Stelle geſetzt, und fie bringen ſchoͤn im folgenden Jahre Früchte. Man kann aber auch die Pflanzen 2 Jahre auf dem Beete laſſen. Die Johannisbeerbüſche ſte— hen bisweilen 30 bis 40 Jahre auf derſelben Stelle und tragen reichlich, wenn man ſie durch einen ſcharfen Schnitt in einem kraftvollen Wuchſe erhält. Man muß die Büſche von innen heraus gehörig lich— ten, alle Jahre einen oder den andern der ſtärkſten und älteſten Zweige herausſchneiden, damit kräftige junge Lohden unten nachwachſen. Man erzieht den Johannisbeerſtrauch in Hecken, niedrig und auch bis 3 Ellen hoch, doch auch gern als Bäumchen, zur Erſparung des Raumes, in Gemüſe- und Blu: mengärten, von 2 bis 5 Fuß Höhe. Es laſſen ſich aber auch die Johannisbeerſträuche ſehr gut an Mauern und Spalieren und an den Seiten der Gartenlauben fächerförmig zu einer ziemlichen Höhe und beträchtlichen Breite ziehen, wo ſie dann die reichlichſten Früchte tragen; daher man ſehr bequem eine ganze Laube oder einen grünen Bogengang mit dem Johannisbeerſtrauche bilden kann. Um früh— zeitige Johannisbeeren zu ziehen, pflanzt man die Sträucher auf der Südſeite an eine Mauer, und um ſehr ſpäte zu erlangen, auf die Nordſeite oder über: Kirchhof, Landwirth. 329 haupt im Schatten unter große Obſtbäume. Die Jo— hannisbeeren müſſen alljährlich aufgehackt und vom Unkraut gereinigt werden; und eine Düngung mit verrottetem Miſte oder mit Waſſer verdünnter Jauche iſt ihnen ſehr zuträglich. Zu den Fruchtweinen ſind die Johannisbeeren nebſt den Stachelbeeren die em— pfehlenswertheſten Früchte. Die Johannisbeeren werden ſowohl friſch genoſſen, als auch eingemacht, zu Saft und Syrup verwendet, Eſſig und Wein dar— aus gemacht u. ſ. w. Die ſchwarze Johannisbeere, Gicht-, Ahl— beere, weicht von der gewöhnlichen Johannisbeere ſehr ab; die dunkelſchwarzen Beeren haben ſowie Blätter und Holz einen ſtarken, nicht unangenehmen Geruch und die Beeren einen faſt wanzenartigen Geſchmack. Sie wird eben ſo fortgepflanzt und ſonſt behandelt, wie die gemeine Johannisbeere. Die Himbeere. Die Himbeere wächſt in den Wäldern und Ge— büſchen von Europa wild. Man kann dieſe Wald— himbeere auch in Gärten pflanzen, ſie werden kulti— virt, umgraben und gedüngt, etwas größer und voll— kommner, gerathen indeß in den Gärten oft auch nicht. Weit vortheilhafter zum Anbaue in den Gär— ten iſt daher die große Himbeere aus Chile oder die Rieſenhimbeere, die größte unter den be— kannten Abarten. Die Himbeere pflanzt ſich von ſelbſt in Menge durch die Wurzelausläufer fort; man darf ſie daher nicht in die Nähe ſolcher Gartenbeete brin— gen, die man immer rein erhalten will. Die Him— beere nimmt übrigens auch mit geringerem Boden vorlieb und man kann ſie in einen Winkel oder in eine Ecke des Gartens bringen, die ſonſt zu nichts benutzt wird, obſchon ihr fonft ein beſſerer Stand an einer Mauer oder ſonſt gebührt; auch kann man ihr ein beſonderes Stück gutes Land einräumen. Zur Anpflanzung wählt man ſtarke, gut bewurzelte Aus— läufer und bringt dieſe auf ein tiefgegrabenes, mit Kuh⸗ oder Schweinemiſt gedüngtes Land, wo man die Pflanzen im September oder im April in Reihen, 4 F. auseinander, in einer Zwiſchenweite von 2 F. von einander einſetzt. Die Rieſenhimbeere liebt einen der Sonne und Luft etwas ausgeſetzten, ſonſt war— men und freien Stand. Im Frühjahre wird zeitig der Boden zwiſchen dem Himbeerſtocke aufgehackt und von Unkraut gereinigt. Zur Zeit wenn die Knospen der Himbeerſträucher aufſchwellen, iſt es vortheilhaft, die obern Spitzen der Sträucher, welche gewöhnlich krumm und ſchmal gewachſen find, auf 1% bis 1 Elle lang zu verkürzen. Alles krumme, unregelmäßig Ge— wachſene, Schadhafte und Dürre ſchneidet man mit einer ſcharfen Hippe in Rehfußſchnitt weg. Die ſchwächern, kümmerlichen Austriebe ſchneidet man tief bis zu 1 oder 2 Augen. Wenn viele junge, zu— mal ſchwache Ausläufer aus einem alten Stocke knapp an ihm vorhanden ſind, ſo nimmt man dieſe bis auf 2 bis 3 der ſtärkſten weg. Zeitig im Frühjahre, ehe noch die neuen grünen Schößlinge Blätter ausſchla— gen, bricht man die alten Stöcke, welche das vorige Jahr trugen, aus. Bei dem Behacken im Frühjahre iſt es vortheilhaft, klaren, vermoderten Dünger mit 42 330 einzuhacken. Will man keine beſondere Mühe und Kultur auf die Himbeeren verwenden, ſo kann man die Gartenhimbeeren auch auf ſonſt unbenutzte ſchlech— tere Stellen des Gartens pflanzen und ſie ohne wei— tere Pflege blos der Natur überlaſſen, obſchon ſie in dieſem Falle bei weitem nicht ſo viel und ſo ſchöne Früchte hervorbringen. Man bringt zweckmäßig die Himbeerpflanzung aller 5 bis 6 Jahre auf einen andern Platz. Außer der gewöhnlichen wilden und der Rieſengartenhimbeere giebt es noch mehrere Sor— ten, als: die weiße Himbeere, iſt der rothen faft ähnlich, aber ſehr ſuͤß und wohlſchmeckend; die gelbe Himbeere, eine wohlſchmeckende, ſtarke Himbeere; die zweimahtragende Himbeere, trägt im Juli und dann wieder im September; die nordamerikaniſche ſchwarze Himbeere, unſerer einheimiſchen ſehr ähnlich, aber klein und weniger ſchmackhaft. Außer dem friſchen Genuſſe verwendet man die Himbeere noch zu Himbeerſaft, Syrup, Eſſig, Liqueur, Wein. Die Erdbeere. Die gemeine Erdbeere oder Walderd⸗ beere findet ſich überall in ganz Deutſchland in den Wäldern häufig wildwachſend, und iſt die Stamm— mutter aller übrigen Erdbeerſorten. Unter Garten— erdbeere verſteht man eigentlich diejenigen edlern Sorten, welche, aus fremden Ländern ſtammend oder durch Kultur allmälig veredelt, jetzt in unſern Gär— ten erbaut werden. Von den bei uns befannteften Sorten find folgende zu erwähnen: 1) die virgini— ſche Scharlacherdbeere, mit rundlicher, ziem— lich großer Frucht, iſt wegen ihres Geſchmackes, zu— mal als die frühzeitigſte Sorte, ſehr beliebt. Sie nimmt mit jedem Boden und jeder Lage vorlieb, und eignet ſich ſehr gut zu Einfaſſungen von Gängen und Beeten. 2) Die Ananaserdbeere, mit großen Beeren, die einen angenehmen, würzigen, der Ana— nas ähnlichen Geſchmack haben, weßhalb dieſe Sorte von Manchen für die vorzüglichſte gehalten wird. Sie liefert bei weitem nicht ſo viel Früchte, als die meiſten andern Erdbeerſorten, und reift ſpäter und langſamer. Sie gedeiht übrigens ebenſo wie die vorige in jedem Garten, und wächſt am beſten in ein: zelnen Reihen als Einfaſſung gepflanzt in ſchwerem lehmigem, gut gedüngtem Boden; verlangt aber viel Luft und Sonne. 3) Die Rieſenerdbeere, mit ſehr großer, 1 Zoll Durchmeſſer und darüber, faſt runder, auf der Sonnenſeite ſchön rother Frucht, welche ein härtlich und von Geſchmack und Geruch angenehmes Fleiſch hat. Trägt nicht häufig, pflanzt Der Dieſer wird vornehmlich in den ſogenannten Ge— müſe- oder Küchengärten, in vorzüglichen Feldlagen aber auch, zumal in der Nähe von großen Städten auf freiem Felde getrieben. Zur Anlegung eines Ge— müſegartens wählt man womöglich einen nahe am Wohnhauſe liegenden Platz. Manche halten eine Der Gemüſebau. ſich aber gut fort. 4) Die gewöhnliche rothe Gartenerdbeere iſt wegen ihres Geſchmacks, ihrer Größe und ungemeinen Tragbarkeit unter allen die beliebteſte und geſuchteſte; deßhalb kommt ſie in den Gärten am meiſten vor, obſchon ſie die ſorgfäl— tigſte Behandlung und Pflege verlangt. Sie erfordert zu ihrem Gedeihen einen tieflehmigen, etwas ſchwe— ren, von Natur fruchtbaren, feuchten Boden, und eine offene, womöglich gegen Mittag und Morgen abhängige Lage. Zu leichten Boden muß man mit Lehm und Holzerde, und zu lehmigen mit Sand und Holzerde verbeſſern. Guten Gartenboden läßt man rajolen oder wenigſtens tief umgraben und gräbt reichlich Kuh- und Schweinedünger mit ein. Die ausgehobenen Pflanzen werden möglichſt friſch auf das klar geharkte Land ½ oder / Elle auseinander in Linien im Verbande in der zweiten Hälfte des Juli oder Anfang Auguſts gepflanzt. Die Pflanzen nimmt man von guten, tragbaren Erdbeerſtöcken und zwar die ſtärkern, zunächſt am Stocke an den Ranken ausgelaufenen. Die eingeſetzten Pflanzen ſind zu be— gießen, und bei trockner Witterung muß das Be— gießen Morgens und Abends wiederholt werden. Die bepflanzten Beete ſind bis zum Herbſte immer von Unkraut rein und aufgelockert zu erhalten, womit man auch im zweiten Jahre bis zum Herbſte fort— fahren muß. Die austreibenden Ranken ſind den Sommer über nebſt den daran befindlichen Pflanzen wegzunehmen, und man läßt von letztern nur ſo viel, als man zu neuen Anpflanzungen braucht. Das Be— gießen mit verdünnter Jauche, im Frühjahre oder Herbſte, befördert die Fruchtbarkeit und Zeitigung der Erdbeerfrüchte gar ſehr. Im dritten Jahre vor Winter nimmt man gewöhnlich die Blätter weg, doch müſſen dieſe hoch oben, ohne Beſchädigung der Herz— blätter, weggeſchnitten werden. Im vierten oder ſpä— teſtens im fünften Jahre müſſen neue junge Erd— beerpflanzen womöglich auf ein anderes, gehörig zu— bereitetes Beet ausgeſetzt werden, indem man das alte Stück nun eingehen läßt. Wenn man ein, der Sonne und Luft ausgeſetztes Feldbeet von tiefgehen— dem, ſchwerem, fruchtbarem Lehmboden zurichten und mit Gartenerdbeeren bepflanzen wollte, jo würde man über die Menge und Fülle der darauf gewonne— nen Früchte ſtaunen. Ein ſolches Feldbeet würde ſich nahe an einer Stadt ſehr hoch verintereſſiren. Am gewöhnlichſten genießt man bie Erdbeeren im friſchen Zuſtande; ſonſt können fie aber auch für den Winter eingemacht und ein Syrup aus ihnen bereitet wer- den, ſowie man ſie auch auf Wein und Eſſig be— nutzen kann. Gemüſeba u. offene Lage gegen Mittag, Andere gegen Morgen für die zweckmäßigſte. Jedenfalls ſoll aber der Platz gegen kalte Nordwinde durch Gebäude oder durch Anpflanzung hochſtämmiger Bäume möglichſt geſchützt werden. Sonſt müſſen jedoch alle hochſtämmigen Bäume aus dem Gemüſegarten entfernt bleiben, und Der Gemüſebau. Obſt darf im Gemüſegarten nur an Spalieren und an auf den Rabatten ſtehenden Zwergbäumen gebaut werden. Waldungen in der Nähe des Gartens ſind nachtheilig. Völlige Ebenheit des Bodens zum Ge— müſegarten iſt nicht wünſchenswerth, beſonders wenn der Garten an ſich ſchon eine niedrige Lage hat. Da— gegen iſt eine ſanfte Abdachung des Gartens von Mitternacht gegen Mittag, oder von Abend gegen Morgen ſehr vortheilhaft für zeitiges und gutes Ge— deihen des Gemüſe. Ein Abhang nach Mitternacht iſt möglichſt zu vermeiden, ſowie überhaupt eine zu ſtarke Abdachung in jedem Falle nachtheilig iſt. Wo man jedoch in der Wahl beſchränkt iſt, muß man an zu ſteilen Stellen Terraſſen anlegen. Die beſte Erd— art für den Gemüſegarten iſt ein ſandiger Lehm oder ein Boden, der wie ſchwarze Pflanzenerde ausſieht. Wenn es an einem ſolchen Boden mangelt, ſo kann man durch Kunſt ein gutes Erdreich erzielen, indem man je nach Umſtänden gute Erde aufführt, oder den Boden mit verbeſſernden Erdarten oder mit Dünger vermiſcht und bei zu ſumpfiger Beſchaffenheit ihn trocken legt. Vornehmlich kann Moor- und Sumpf— boden bei einer zweckmäßigen Trockenlegung durch Gräben das beſte Gemüſeland werden. Vermiſchung mit Kies dient im Allgemeinen ſehr vortheilhaft zur Verbeſſerung des Sumpf- und Moorbodens. Bei einem zu ſtarken Gehalte von Thon oder Lehm bringt man ebenfalls Sand oder Kies oder Mergel in den Boden, ſowie auch Holz- und Pflanzenerde zur Ber: beſſerung des Thonbodens dient; und Sandboden verbeſſert man umgekehrt durch Beimiſchung von Thon und öftere Miſtdüngung. Bei Anlegung eines Gemüſegartens muß man auch auf reichlichen Vor— rath von Waſſer in deſſen Nähe ſehen. Das beſte Waſſer für Gemüſepflanzen iſt Fluß- oder Gruben— waſſer, welches ſtets der Luft und Sonne ausgeſetzt iſt. Brunnen- und Quellwaſſer läßt man wenig— ſtens über Mittag in Erdgruben oder Kufen ſtehen. Auch Regenwaſſer kann man zu dieſem Behufe ſam— meln. Sehr zweckmäßig iſt die Einrichtung, das Waſſer mittelſt Röhren an verſchiedene Stellen des Gartens hinzuleiten und in gewiſſen Diftanzen Springhähne anzulegen. Bei der Eintheilung des Gemüſegartens hat man darauf zu ſehen, daß man zu jeder Stelle bequem hingelangen und überall frei arbeiten kann, was ſich hauptſächlich durch zweckmäßig angelegte Wege be— wirken läßt. Größere Gärten theilt man daher zu— vörderſt durch breite Hauptwege, auf welchen auch gefahren werden kann, in 4, 6, 8 oder mehre läng— liche viereckige Quartiere, und dieſe wieder durch ſchmälere Wege in Beete. Rings um ſämmtliche Quartiere läßt man wieder einen Weg gehen. Um das Wuchern des Unkrautes auf den Wegen zu ver⸗ hüten, werden ſie mit grobem Sande beſchüttet, und zum leichtern Ablauf des Waſſers nach der Mitte zu gewölbt. Sonſt müſſen aber die Wege durch weiter— hin anzugebende Werkzeuge von dem Unkraute ge— reinigt werden. Die Beetwege, welche blos fußbreit zu ſein brauchen, werden alle Jahre, ſo oft das Land umgegraben wird, wieder ganz neu und oft in an— dern Richtungen angelegt. Die Rabatten laufen um 331 die Quartiere, wenigſtens an den mittlern Haupt⸗ wegen herum. Will man Miſtbeete anlegen, ſo muß man zu dieſen einen geſchützten Ort im Garten wäh— len, welcher den ganzen Tag die Sonne und vor— züglich eine trockne Lage hat, ſo daß wenigſtens 3 bis 4 Fuß tief kein Waſſer zu fürchten iſt. Die Endbeete, welche noch außerbalb der Quartiere an den Wänden des Gartens laufen, ſollen nur gegen Oſten und Norden angelegt werden. Die Gartenbeete werden 4 F. breit angelegt; die Endbeete haben eine Breite von 2 bis 5 F. und die wärmſte Lage. Am zweck— mäßigſten benutzt man dieſe Endbeete zum Spalier— obſtbaue, wo ſie dann nur 2 F. breit und 1 F. hoch gemacht werden. An der vordern Seite kann man noch die große Ananaserdbeere in einer Reihe an— pflanzen. Beſtimmt man die Rabatte mehr zu Blu— men, jo gnügen 2 F. Breite; will man fie aber auch mit gewöhnlichem Gemüſe oder mit Artiſchocken oder Spargel bepflanzen, ſo macht man ſie 3 bis 4 Fuß breit. Es laſſen ſich aber auch die Rabatten vorzugs— weiſe zur Obſtbaumzucht benutzen, indem man in je 6 Ellen Abſtand Pyramiden ſetzt, und zwiſchen je 2 derſelben einen Johannisbeer- oder Stachelbeer— ſtrauch, eine Oſtheimer Kirſche, oder ein Kernobſt— bäumchen, welches nicht über 1Y, bis 2 Ellen hoch werden darf, bringt. Die Rabatten werden längs der Hauptwege eingefaßt mit Buchsbaum, Salbei, Spinat, Raute, Yfop, Aurikeln, Primeln, Schnitt— lauch oder Ananaserdbeeren. Bei der Gemüſekultur muß man, wenn es irgend möglich iſt, mit den Beeten und in der Fruchtfolge jährlich wechſeln, wobei man beſſeres Gemüſe erzielt und auch viel Dünger erſpart. Es brauchen nämlich nicht alle Gemüſe friſchen Dung, ja viele vertragen ihn nicht einmal, und viele nehmen von demſelben einen widerlichen Geſchmack an, daher man ſie auf andere folgen läßt, für welche friſcher Dung tauglich iſt. Selbſt in friſchem Dung empfiehlt man die Ge— müſe zu wechſeln. Auch fogarperennirende oder aus— dauernde Gewächſe verſetzt man mit Vortheil nach einigen Jahren auf andere Plätze. Hat ein Garten z. B. 4 Quartiere, ſo wird es zweckmäßig ſein, das erſte Quartier im erſten Jahre ſtark zu düngen und mit ſolchen Gewächſen zu bepflanzen, welche in friſchem Dünger gut gedeihrn, als: alle Arten Kohl, Kohl— rabi, Sellerie, Spinat, Monatsradieschen, Salat, Gurken, Kirbiſſe, Rüben, Mongold, Endivien, Kreſſe, Portulack, Peterſilie, Majoran, Thymian, Anis, Fen— chel. Im zweiten Jahre wird dieſes Quartier blos umgegraben und mit Gewächſen bepflanzt, welche keines friſchen Düngers bedürfen; dahin gehören alle Wurzelgewächſe, als: Möhren, Peterſilienwur— zeln, Kohlrüben, Steckrüben, Zuckerwurzeln, Hafer— wurzeln, Herbſtrüben, rothe Rüben, Zwiebeln u. ſ. w., auch Senf, Schnittlauch, Borre u. ſ. w. Im drit— ten Jahre wird daſſelbe abermals nicht gedüngt, ſon— dern nur umgegraben und mit Zwerg- oder Stan— genbohnen, Gartenbohnen, Zuckererbſen, Kichern u. dergl. beſtellt. Iſt der Boden nicht ſchlecht, ſo können im dritten Jahre auch noch Zwiebeln darauf gebaut werden. Das folgende Jahr wird dieſes Quartier wieder wie zu Anfange behandelt. Das 42 * 332 zweite Quartier wird im erſten Jahre nicht gedüngt, ſondern blos umgegraben und mit Wurzelgewächſen beſtellt. Im zweiten Jahre kommen Erbſen, Bohnen, Zwiebeln dahin, ohne zu düngen. Im dritten Jahre aber wird der Boden tief umgegraben und ſtark ge— düngt und Kohlarten und andere ſolche Gewächſe darauf gebaut, welche fetten und nahrhaften Boden verlangen. Im vierten Jahre bringt man Wurzelge— wächſe dahin. Das dritte Quartier wird im erſten Jahre nicht gedüngt und mit Bohnen, Erbſen u. dgl. beſtellt; im zweiten Jahre aber ſtark gedüngt, und Gurken, Salat u. dgl. darauf gebaut. Im dritten Jahre bringt man Wurzelgewächſe dahin, und im vierten Bohnen und Erbſen. Das vierte Quartier wird im erſten Jahre, nachdem es vorher rajolt und ſtark gedüngt iſt, mit Spargel und Artiſchocken, Erd— beeren u. dgl. Gewächſen bepflanzt, welche mehrere Jahre ſtehen bleiben; doch verlangen dieſe Gewächſe alljährlich eine gute Düngung. Man kann jedoch auch manche Gewächſe mehrere Jahre hindurch an einer und derſelben Stelle bauen, z. B. Erbſen und Stangenbohnen; man kommt hier mit ſehr wenigem Dünger aus, den man im Herbfte untergräbt. Hoch: liegende und trockne Stellen eines Gemüſegartens beſtimmt man vorzugsweiſe zu frühen Gewächſen, auch zu zarten, ſtarkriechenden Kräutern und zu eini— gen Wintergewächſen. Für letztere, z. B. die Arten des Braunkohls kann man auch ſchattige Stellen be— nutzen. An niedrige und feuchte Stellen bringt man ſpäte Gewächfe, auch Sellerie und mehrere Kohl: arten. Stellen, welche vorzugsweiſe die Morgenſonne haben, eignen ſich ganz beſonders zu frühen Erbſen und andern Gewächſen, welche früh verlangt wer— den. Selbſt Gurken kann man an einer ſolchen Stelle ſehr früh pflanzen, wenn der Boden eine gute lockere Erde hat und nicht feucht iſt. Das Gartenland muß ſtets tief genug umgegra— ben werden, ſobald die untere Erde von ſo guter Beſchaffenheit iſt als die obere. Das Graben darf nicht immer nach einer Seite hin geſchehen, ſondern es muß ſolches auch umgekehrt ausgeführt werden. Es wird zu jeder friſchen Pflanzung oder Saat ge— graben, ausgenommen wenn ein ſchon im Herbſte gegrabenes Land gleich im Frühjahre beſtellt werden ſoll, wo man daſſelbe blos gut harkt, oder auch nö— thigenfalls mit der Miſtgabel zuvor durchſticht. Be— ſonders muß jener Theil des Gartens im Herbſte gegraben werden, welcher im folgenden Jahre nicht gedüngt wird. Auch kann ein im Herbſte gegrabenes Erdreich frühzeitiger beſtellt werden. Mit dem Herbſt— graben kann man von dem September bis ſo lange fortfahren, als Schnee und Froſt daſſelbe verhin— dern. Man gewinnt oft ſehr bedeutende Vortheile in einem Garten, wenn man denſelben rajolt; doch muß man bei dieſer beſchwerlichen Arbeit vorher wohl überlegen, ob eine ſolche auch den beabſichtigten Nutzen gewähren kann. Am lohnendſten wird das Rajolen dann, wenn die dadurch heraufgebrachte untere Erdſchicht die Fehler der obern verbeſſern kann. Iſt aber die untere Erdſchicht ſchlechter als die obere, ſo wird das Rajolen meiſtens nur Nachtheil bringen. Das Rajolen macht ſich beſonders bei An— Der Gemüſebau. legung von Gärten ſehr häufig nützlich und nöthig, und man kann hierdurch ein Land um ſo eher völlig von Unkraut reinigen. Ein ſo eben rajoltes Land darf nicht ſofort bepflanzt werden, und im Allgemeinen iſt der Spätherbſt die beſte Zeit zum Rajoleu. Im Frühjahre gräbt man das Land einigemale flach durch und bepflanzt es dann. Wird beim Rajolen auch zu— gleich Dünger in die obere Erdſchicht mit eingegra— ben, ſo verbeſſert man den Boden um ſo beſſer und ſicherer. Das Rajolen im Garten geſchieht 16 bis 24 Zoll tief, auch wohl noch tiefer, mit dem Spaten. Man macht hierbei zuerſt an dem einen Ende des zu rajolenden Stückes einen Graben von der Tiefe, wie das Erdreich aufgeworfen werden ſoll, 2 Fuß breit. Die ausgeworfene Erde bleibt ruhig liegen und wird am Ende des Stückes zum Ausfüllen des letzten Grabens verwendet. Man legt aber auch die Erde des erſten, ſowie des zweiten Spatenſtiches, auch der folgenden, wenn tiefer gegraben wird, für ſich beſon— ders. Nachdem der Graben vollendet, nimmt man einen Streifen von 2 F. Breite vor, ſticht die obere Erde ab und wirft ſie in den Graben. Auf dieſe Weiſe fährt man fort bis an's Ende des zu rajolen— den Stückes, und bringt dann die obere Erde aus dem Anfangsgraben in den ausgeworfenen letzten Graben, worauf man die untere, beſonders gelegte Erdſchicht darüber karrt. Bisweilen braucht man die Erde, beſonders wenn ſie im Herbſte umgegraben worden, ſtatt des Gra— bens mit einem Karſten blos aufzuhacken, und man kann dann ein ſolches Land einige Wochen früher beſtellen. Nach dem Graben oder Hacken iſt der Bo— den ſogleich zu harken, außer wenn im Herbſte ge— graben worden, wo das Harken bis zum Frühjahre aufgeſchoben wird. Wenn ſchon jeder Dung zum Gartenbau ver: wendet werden kann, ſo iſt doch auch hier der Stall— dung der gewöhnlichſte. Unter allen thieriſchen Dung— arten ſind die menſchlichen Exkremente faſt die taug— lichſten für den Gartenbau. Um die Maſſe derſelben zu vermehren, darf man nur alle Abfälle des Gartens in die Abtrittsgrube bringen. Ihre allzu große Kraft wird dadurch gemindert, daß man ſie mit Raſen in Haufen ſchichtet und etwas Kalk zuſetzt, wodurch ſie zugleich auch allen Geruch verlieren. So vermengt und mehreremale durchſtochen wirken ſie dann am beſten als Überſtreuungsmittel. Will man dieſen Dünger friſch anwenden, ſo muß man ihn ſchon im Herbſte oder Winter gleichmäßig, wenigſtens 2 Fin— ger hoch über das Land vertheilen und dann im Früh— jahre untergraben; in Fäulniß übergegangen kann man ihn aber auch erſt im Frühjahre für alle Arten Gemüſe anwenden. Rindviehmiſt taugt für allen Boden, nur nicht für ſehr lehmigen; am beſten für warmen, trocknen, magern Pferdemiſt, vorzüglich für kalten, feuchten; aus dem Miſtbeete genommener Pferdemiſt macht einen ſtarken, feſten Boden locker. Schaf- und Federviehmiſt leiſten am meiſten, wenn fie als Überdüngung der jungen Pflanzen in Anwen: dung kommen. Schweinemiſt taugt nur für hitzigen Boden; doch kann man ihn überall gebrauchen, wenn man irgendwo gewiſſe Küchengewächſe ſpäter Der Gemüſebau. als gewöhnlich in ihrer Vollkommenheit haben oder darin erhalten will. Auch Hornſpäne, Haare, Blut, Lumpen ſind vortreffliche Düngmittel für den Gar— ten; am beſten verwendet man ſie jedoch zur Berei— tung von Compoſt. Aſche, Kalk, Ruß ſind mit Vor— ſicht anzuwenden, und Gyps äußert auf Gartenfrüchte wenig Wirkung. Auch die Miſtbeeterde, ſelbſt die verfaulte Lohe wird alle Jahre auf die Beete vertheilt, obſchon man ſolche noch beſſer mit dem Abtritts dün— ger vermiſcht. Friſch angewandter Miſt reizt die Pflanzen anfangs zu ſchnellem Wachsthume, ohne ſie ſo zu ſtärken; verrotteter reizt nicht ſo ſtark, giebt mehr Nahrung und befördert mehr Blüthen und Früchte. Verrotteten Miſt kann man unter allen Um— ſtänden für mürben Gartenboden gebrauchen, friſchen aber eigentlich nur für kalten, trägen Boden. Man muß, wenn man das Gartenland einmal düngt, ſtark düngen, und man kann daher immerhin für den Magdeb. Morgen 10 bis 12 zweiſpännige Fuhren Stalldung anwenden, welche vollkommen für 2 Jahre und in gut unterhaltenem Gartenland auch für 3 Jahre hinreichend find. Überhaupt muß man, um vom Gartenbaue Vortheil zu haben, im Ganzen ſtärker düngen, als zum Feldbaue. Der Herbſt und Anfang des Winters iſt im Allgemeinen die beſte Zeit zur Düngung; auf kaltem und naſſem Boden düngt man aber lieber im Frühjahre. Faſt alle Gemüſearten werden auf Beete, nur wenige in Töpfe und Käſten geſäet. Die Samenbeete ſind entweder warme Miſtbeete, welche im Februar bis erſten März angelegt und beſäet ſein müſſen, oder gewöhnliche Gartenbeete. Wenn auf den hergerich— teten warmen Beeten die Fenſter ein paar Tage auf— gelegt geweſen find, jtreut man den Samen darin dünn aus, harkt ihn ein und beſprengt ſogleich mit Waſſer, legt die Fenſter, und Nachts auch die Läden und Strohdecken wieder auf. Alle Tage werden zu Mittage die Fenſter / Stunde lang 4 Zoll hoch ge— lüftet, damit die Dünſte ausziehen können. Bei kal— ter Witterung läßt man auch bei Tage die Läden über den Fenſtern liegen. Sobald der Same einmal ge— keimt hat, ſo wird ſchon alle Tage mehr Luft gege— ben. Je mehr Licht die Beete genießen, um ſo ſchnel— ler keimt der Same. Beſäete Töpfe und Käſten ſtellt man bis zum Keimen des Samens in ein warmes Zimmer an das Fenſter; nach erfolgtem Keimen aber iſt ein froſtfreies immer ebenfalls an's Fenſter, wo— bei man die Oberfläche der Erde nie ganz austrock— nen läßt. Die Saatbeete im Freien legt man in der am meiſten geſchützten Lage an, und ſäet, wenn die Vegetation ſich ſchon im Freien zeigt, den Samen etwas dicht aus, hackt alsdann mit dem Harken über dem ganzen Beete den Samen ein und überharkt zu— letzt das ganze Beet. Bei trockner Witterung über— ſprengt man gleichfalls die Saat mit Waſſer. Kann man ſolche Beete Nachts oder am Tage bei kühler Witterung mit Stroh, Fichtenreiſern, Läden und der— gleichen bedecken, ſo wird der Same um ſo früher keimen. Sobald die Pflanzen auf den Samenbeeten gekeimt haben, darf man die Oberfläche der Erde nicht ganz mehr austrocknen laſſen. Die in warmen Beeten befindlichen gewöhne man ſogleich an die 333 friſche Luft, indem man bei hellem Wetter nach und nach lüftet; doch darf man bei kalter Witterung nie— mals die rauhe Luft auf einmal auf die Pflanzen fallen laſſen, ſowie man auch bei Nacht die Läden und ſelbſt Strohdecken über die Fenſter auflegen muß. Mit zunehmender Wärme der Witterung ſtellt man die Fenſter allmälig immer höher auf, bis man ſie endlich vom frühen Morgen bis zum Abend aufge— ſtellt läßt. Die Pflanzen werden allemal früh beim Aufſtellen der Fenſter begoſſen; die Fenſter nimmt man aber erſt dann ganz weg, wenn man anfängt auszupflanzen. Im Freien hat man die Pflanzen blos vom Unkraute möglichft rein zu halten, und fleißig zu gießen. Um die Pflanzen gegen Erdflöhe zu ſichern, darf man jene nur ſtets naß erhalten. S. oben Erdfloh. Man kann die Pflanzen entweder ſogleich an der Stelle zur Vollkommenheit gelangen laſſen, wo man ſie geſäet hat, wenn man die Ausſaat darnach ein— gerichtet, oder nach dem Aufgehen der Pflanzen die uͤberflüſſigen ausziehen, oder fie endlich auf ander: weitige Beete verpflanzen. Letzteres wird ſehr allge: mein ausgeübt, und gewährt auch mancherlei Vor— theile. Die zu verſetzenden Pflanzen dürfen weder zu alt, noch zu jung ſein. Bei Verſetzung aus war— men Beeten in's Freie muß man noch insbeſondere auf die Witterung und darauf achten, ob die Pflan— zenbeete ihrer Lage nach mehr oder weniger geſchützt ſind. Die herausgenommenen Pflanzen müſſen ſo ſchnell als möglich an ihren neuen Beſtimmungsort geſetzt werden. Man macht die Reihen nach der Schnur und ſetzt die Pflanzen im Verbande aus. Es iſt ſehr vortheilhaft, lieber jede Pflanzenart recht weit auseinander zu pflanzen und dazwiſchen wieder Pflanzen anderer Art zu ſetzen, z. B. zwiſchen Kohl— rabipflanzen Salat, Rettige und Gurken. Man ſetzt die Pflanzen nicht tiefer ein, als ſie auf dem Samen— beete geſtanden haben; nur ſolche Pflanzen, welche über Winter im Freien bleiben ſollen und erſt im Herbſte ausgeſetzt werden, kann man auch noch tie— fer pflanzen, als ſie geſtanden haben. Solche Ge— wächſe müſſen einen vor Frühſonne geſchützten Stand erhalten. Nach beendigter Pflanzung werden die Pflänzlinge recht derb angegoſſen. Die beſte Tages— zeit zum Verſetzen der Pflanzen iſt der Abend, und ein kurz vorher oder nachher einfallender Regen iſt ſehr günſtig. Bei dem Wiedereinpflanzen der im Herbſte aus der Erde genommenen und im Frühjahre wieder in die Erde zu bringenden Pflanzen muß man dieſelben ſo tief wieder einſetzen, als ſie im vorigen Jahre ſtanden, und ſie gut eingießen, dies auch einige Tage hintereinander wiederholen. Die fernere Pflege der Pflanzen erfolgt: 1) Durch Begießen. Dieſes muß zur rechten Zeit und nie zu viel geſchehen, obſchon ſeltenes, aber ſtarkes Begießen in den meiſten Fällen öfterem Betröpfeln vorzuziehen iſt. Das Begießen wird im Allgemeinen nöthig, wenn ſich bei kleinern Gewäch— ſen die Erde auf 1, bei größern aber auf 2 bis 4 3. tief trocken anfühlen läßt. Einer ſehr trocken gewor— denen Pflanze darf man anfangs nur wenig Waſſer geben. Iſt die Luft lange Zeit trocken und heiß ge— 334 weſen, ſo muß man außer den Wurzeln auch noch den Blättern die nöthige Feuchtigkeit geben, indem man ſolche mit einer Gießkannenſpritze begießt, bei Bäumen für dieſen Zweck ſich aber der Handpumpe bedient. Das Benetzen der Blätter ſoll nicht kurz vor dem Sonnenſcheine geſchehen. Im Frühlinge oder Herbſte begieße man im Freien ſtehende Pflan— zen Morgens oder gegen Mittag; im Sommer, an ſonnigen Tagen, des Abends, an bedeckten kühlen Tagen jedoch zu beliebiger Tageszeit. Schwächliche Pflanzen ſollen langſam, doch reichlich begoſſen wer— den. Je fleiſchiger Stengel und Blätter der Pflanzen ſind, um ſo weniger Feuchtigkeit verlangen und er— tragen ſie. Beete in warmer Lage oder friſch gedüngt erfordern weit mehr Waſſer, als kalte und unge— düngte. Sommerpflanzen von Gemüſe müſſen bis zur Zeitigung des Samens begoſſen werden. Zur Zeit der Blüthe gieße man viel, zur Zeit der Ruhe wenig. Bei kleinern Pflanzen im Lande, bei Samen überhaupt, muß man das Waſſer blos mit der Brauſe überſprengen, bei größern Pflanzen hingegen im Lande das Waſſer vorzugsweiſe an die Wurzeln gießen. Das nach dem Begießen zu feſt gewordene Land iſt mit der Hacke wieder aufzulockern. 2) Durch Behacken. Dieſes iſt den meiſten Pflanzen ſehr nützlich, und wird vornehmlich dann nöthig, wenn ein Platz- oder Schlagregen mit dar: auf folgender Trockniß den Boden feſt gemacht hat, und iſt überhaupt immer nur bei trocknem Wetter vorzunehmen, obſchon es nicht bei großer Dürre, kal— tem Winde, Rauhreif, Schnee oder Froſt geſchehen darf. Diejenigen Pflanzen, deren Wurzeln ſenkrecht hinabgehen, ohne auf den Seiten viel Würzelchen zu treiben, können tiefer behackt werden, als die, deren Wurzeln flach fortlaufen oder ſich weit verbrei— ten. Das Lockern des Bodens durch Behacken kommt gewöhnlich nur bei ſolchen Pflanzen in Anwendung, die einen großen Raum zu ihrer Ausbildung bedür— fen, der ſich mit Unkraut erfüllt und gejätet werden muß, wo man das Jäͤten und Lockern mit einer Ar: beit verrichtet. 3) Durch Behäufeln. Dieſes iſt beſonders ſolchen Gewächſen ſehr gedeihlich, deren Wurzeln nicht tief, ſondern flach in die Erde hingehen, wie z. B. mehrern Kohl- und Knollengewächſen. Das Behäufeln iſt erſt dann vorzunehmen, wenn die Pflanzen gehörig eingewurzelt und im freudigen Wachsthume begriffen ſind. 4) Durch Jäten. Beim Gartenbaue iſt das Jäten eine völlig unerläßliche und höchſt nothwen— dige Arbeit, die auch zugleich lohnend erſcheinen dürfte, da man annimmt, daß ein Garten von einem Magdeb. Morgen Größe, bei gehöriger Betriebſam— keit beim Gemüſebaue, durch das Jätegras und die Abgänge beim Gemüſebaue den Unterhalt für zwei Kühe gewährt. Miſtbeete. Man theilt die Miſtbeete ein in warme und lauwarme oder Winter- und Sommermiſtbeete. Kühle oder ſogenannte kalte Miſtbeete ſind ent— Der Gemüſebau. weder ſolche, die ſchon zum Treiben benutzt worden, oder von ausgegohrnem Pferdedünger oder Laub angelegt werden. Zu den warmen Miſtbeeten ge— braucht man gewöhnlich den friſchen, unvergohrnen Stallpferdemiſt, welcher viel Stroh und Harn ent— hält, und vor dem Gebrauche nicht zu lange im Freien im Haufen gelegen haben darf. Wenn man nur wenig friſchen Pferdemiſt haben kann, nehme man den dritten oder vierten Theil friſches Gras, Eichen— und Buchenlaub oder Wieſenmoos, und miſche ſol— ches zwiſchen den Strohdünger. Sind die Materia— lien zur Miſtanlage zu trocken, fo befeuchtet man jede angelegte Schicht mit etwas Waſſer. Zu den lau— warmen Miſtbeeten bedarf man weniger friſchen Dün— ger; man kann etwas alten Dünger, mehr Eichen— oder Buchenlaub und andere Materialien beimiſchen, allenfalls auch Laub allein gebrauchen. Dieſe wer— den noch etwas weniger hoch, als die warmen, ge— macht. — Die warmen Miſtbeete im Freien legt man ent— weder in einer 1½ bis 2 F. tiefen, flachen Grube, deren Seitenwände mit Bretern oder Backſteinen eingefaßt werden, von der Länge und Breite des auf— zuſetzenden Miſtbeetrahmens, oder auf der Oberfläche an, und bedeckt ſie zu verſchiedenen Zwecken mit Lohe oder Erde. Bei den auf der Oberfläche augelegten Miſtbeeten werden die Wände auswendig mit Erde angehöht. Nachdem man den Umfang eines Miſt— beets abgeſteckt hat, wird der Dünger oder anderes geeignetes Material mit der Gabel in ebenen, 6 bis 8 Zoll hohen Lagen aufgeſetzt, und dabei wohl aus— einander geſchüttelt; die überſtehenden Düngerhalme werden am Rande umgebogen. Jede Lage wird Fuß an Fuß egal feſtgetreten, bis das Miſtbeet ſeine er— forderliche Höhe hat. Letztere beträgt bei warmen Miſtbeeten im Winter 3 bis 4 F.; ſpäter kann man die Anlage um 6 bis 12 Zoll niedriger machen. ft die Miſtbeetanlage fertig, ſo wird der Rahmen recht— winkelig, vorn und hinten mit der Längsſeite hori— zontal, nach Süden abhängend darauf geſetzt. An den Ecken deſſelben legt man einen Backſtein oder Klotz unter und macht nun den Umſchlag. Zu dem Ende muß man den Düngerſatz in der Grube / bis 1% F. weiter machen, als der Rahmen beträgt, und nun wird der Umſchlag von Miſt rings um den Rahmen herum bis an den obern Rand deſſelben aufgeſetzt und feſtgetreten. Dieſer Umſchlag muß, wenn das Miſtbeet ſeine Wärme verliert, durch fri— ſchen oder gemiſchten Dünger erneuert werden. Nach— dem der Rahmen ſeine erforderliche Abneigung nach Süden erhalten hat, wird in demſelben noch eine Lage Dünger, die man für Melone und Gurken auch mit Kuhdünger miſchen kann, etwas höher, als der untere Rand des Rahmens ſteht, aufgebracht. Als— dann legt man die Fenſter auf, und ſteckt zugleich einige Stäbe tief in den Dünger, die, wenn man ſie ſpäter herauszieht, und ſie nur noch heiß ſind, ohne ein brennendes Gefühl in der Hand zu verurſachen, anzeigen, daß man nun die Erde aufbringen kann. Bei Anwendung eines Thermometers läßt man die Hitze bis auf etwa 30 bis 35 Grad Reaumur ver— dunſten, ehe man Erde aufbringt. So lange der Die Erbſen. 335 Miſt noch ſtark dampft, müſſen die Fenſter bei Nacht und Tag etwas gelüftet bleiben. Die Luft- oder Kerbhölzer, deren man ſich zum Lüften der Fenſter bedient, können 2 Fuß lang, und müſſen auf jede 4 Zoll Länge mit einem Ausſchnitte verſehen ſein. Die Miſtbeetrahmen beſtehen aus vier 1½ bis 2 3. dicken Bretern aus Tannen- oder Eichenholz, welche rechtwinkelig zuſammengefügt werden. Das nach Norden zu richtende Hinterbret muß das Vorderbret um fo viel an Breite übertreffen, als erforderlich iſt, dem Rahmen mit dem Fenſter die nöthige Neigung gegen Süden zu geben. Für gewöhnliche Miſtbeete kann die Hinterwand des Rahmens 1% bis 2 Fuß, die Vorderwand 10 bis 12 Zoll hoch fein. Die Höhe des Rahmens richtet ſich nach der Menge der darin benöthigten Erde, ſowie nach der Höhe der darin zu kultivirenden Pflanzen. Die Miſtbeetrahmen kön— nen eine Breite von 4 bis 6 Fuß und die Länge für 2 bis 4Fenſter erhalten. Die Miſtbeetfenſter können 3 bis 4 Fuß breit fein und mit 3 bis 4 Reihen Schei- ben dachziegelförmig beglajet werden. Das Glas darf nicht zu ſchwach und die Scheiben müſſen etwas locker eingelegt ſein. Bevor man die Erde auf die Miſtbeete bringt, ebnet man den Dünger und bringt noch einige Zoll hoch kurzen verweſten Pferde- oder Kuhmiſt darauf. Hierauf wird die zuvor grobgeſiebte Miſtbeeterde ſo hoch, als für die darin zu erziehenden Pflanzen nöthig, aufgebracht, z. B. für Gurken und Melonen 7 bis 8 Zoll, für Kopfſalat 6 3., für Möh— ren 9 bis 10 3., Radies 8 3., Spargel und Blu— menkohl zum Treiben bis 18 Z., frühe Zwerg: oder Vitsbohnen 8 bis 93., allerlei Samen von frühen Kohlarten, Porrè, Sellerie u. dgl. 5 bis 63. Eine Miſtbeeterde bereitet man ſich aus vielerlei Subſtan— zen, die man in Lagen aufeinander bringt, einigemal mit Miſtjauche übergießt und mehrere Jahre hindurch fleißig umarbeitet. Eine ſehr gute Miſtbeeterde berei— tet man aus gleichen Theilen altem Miſtbeetdünger, Kuhlager, 4 bis 6 Zoll tief ausgeſtochenem Raſen oder ſchwarzer Grabelanderde. Die aufgebrachte Erde wird täglich einmal umgeſtochen, und, wenn ſte eine angenehme Milchwärme hat, geebnet und beſäet oder bepflanzt. Bis ſich die Erde erwärmt, darf man nur täglich 1 Zoll hoch lüften. Zum Be— decken der Miſtbeetfenſter bedient man ſich der Matten von Rohr oder rein ausgedroſchenem Stroh, oder Läden von dünnen Bretern. Um den Miſtbeeten die erforderliche Luft zu geben, lüfte man die Fenſter mittelſt der Kerbhölzer ſtets an der, dem Winde ent— gegengeſetzten Seite. Bei ruhiger Luft werden die Fenſter abwechſelnd von allen vier Seiten geöffnet. Bei nur 4 Grad R. Wärme laſſe man die Fenſter dichtgeſchloſſen, es müßte denn zu viel Dunſt vor— handen ſein, wo man dann ein fingerdickes Hölzchen an den Ecken der Fenſter unterſteckt. Bei 5 bis 6 G. Wärme lüfte man in der Mittagszeit 1 bis 2 Zoll hoch, und milde Tage muß man vorzüglich zum Luft- geben benutzen. An den wärmſten und ſonnigſten Tagen in den Mittagsſtunden werden die Miſtbeete ausgejätet und die Pflanzen von faulen Blättern, Schimmel und Schmuz befreit. Das Begießen der Miſtbeete muß mit Vorſicht geſchehen und darf im Fruͤhlinge und Sommer niemals während die Sonne noch auf die Fenſter ſcheint, ſtattfinden. Die Erde muß man niemals ſo weit austrocknen laſſen, daß das Waſſer von der Oberfläche abläuft, ſtatt einzuziehen. Vielen Miſtbeetpflanzen, vornehmlich aber Melonen und Gurken, iſt das Begießen der Stengel und des Krautes nachtheilig, namentlich dann, wenn es kalt iſt und ſelten gelüftet werden kann, obſchon im Sommer ein ſanftes abendliches Beſpritzen mit der Gießkannenbrauſe nach warmen Tagen ſehr wohlthätig iſt. Die Beſtellung der Miſt— beete, Beſäen ſowohl, als Bepflanzen, verrichte man vorzugsweiſe bei ruhigem, mildem und trocknem Wetter. Carotten, Salat, Radieschen und Früh— pflanzen, wie Sellerie, Kohlrabi und Wirſing, wer— den gleich auf die Miſtbeete geſäet. Melonen, Gur— ken, Bohnen und Blumenkohl aber darauf verpflanzt, wozu man die Pflanzen in Blumentöpfen zieht, die in das Miſtbeet ſelbſt oder in ein warmes Zimmer geſetzt werden. Unter Carotten, ſowie auch auf die Beete, wo Melonen, Gurken und Kopfſalat hinkom— men, können anfangs Stechſalat und Radieschen mit eingeſprengt werden. Zwiſchen Bohnen darf nichts gepflanzt werden, da dieſe, wenn ſie etwa 63. hoch gewachſen ſind, bis an die erſten Blätter ange— häufelt werden müſſen. Zu Frühmelonen ſchicken ſich am beſten die kleine Zuckermelone, die kleine grüne Kantalupe, die Netzmelone; zu Treibgurken: die frühe Traubengurke und die weiße Schlangengurke; zu Treibſalat: der frühe Kopfſalat oder kleine Stein— kopf; von Zwergbohnen: die weiße Frühbohne, die ſchwarze Zwergbohne und die gelbe Dukatenbohne. Blumenkohlpflanzen zum Treiben muß man im Au— guſt des vorigen Jahres geſäet und überwintert ha— ben. Von Melonen und Gurken kann man nur ein paar Pflanzen unter jedes Fenſter bringen. Der Kopfſalat wird 8 bis 93. im Verband auseinander, und die Bohnen reihenweiſe, jede Reihe 10 und jede Pflanze 8 Zoll von einander gepflanzt. Zu Bohnen, Gurken, Frühmelonen u. ſ. w. werden die Miſtbeete im Januar und Februar, zu frühen Carotten, Blu— menkohl u. ſ. w. ſchon im December eingerichtet; zu den ſpätern Gewächſen legt man die Miſtbeete erſt im März und April an. Die wichtigſten Gemüſearten oder Küchen- gewächſe. ET Hes Man unterſcheidet bei den Gartenerbſen Pahl-, Läufer- oder Kneifelerbſen, von denen man meiſt nur die grünen oder reifen Samen zur Speiſe gebraucht, und Zuckererbſen, von denen Hülſen und Samen zugleich zur Speiſe gebraucht werden. Pahlerbſen: 1) Frühe Pahlerbſen, man hat hiervon ganz niedrige von 1 bis 3 Fuß, und andere an 6 Fuß hoch. Auch die Gutenberger Erbſe aus der halleſchen Gegend, gehört unter die Früherbſen. 2) Die Klunker- oder Fontanellerbſe, ziemlich groß, doch zart und wohlſchmeckend. 3) Die große Erfurter Erbſe iſt in jedem Betracht eine der vorzüglichſten Erbſenarten. 4) Die große hollän— 336 diſche Erbſe, übertrifft ſowohl grün als reif im Geſchmacke alle andern und ift dabei ſehr tragbar. 5) Die Kronen- oder Büſchelerbſe, trägt ihre Hülſen oben in Trauben und Büſcheln. 6) Die grüne Erbſe, hat auch getrocknet grüne Samen. — Zuk— kererbſen: 1) Die große engliſche Zucker— erbſe, iſt die vorzüglichſte unter den Zuckererbſen. 2) Die holländiſche Zuckererbſe, unterſcheidet ſich von der vorigen durch große, aufgeblaſene, ge— krümmte Schoten, mit nur wenigen Samen. 3) Die große Schwert- oder Säbelzuckererbſe, mit wie ein Säbel krumm gebogenen Schoten, gehört unter die vorzüglichſten Arten. 4) Die wohltra— gende, grüne Zuckererbſe, unter allen am tragbarften. 5) Die frühe Zwergzuckererbſe iſt die ächte einzige Frühſorte. Alle Gartenerbſen nehmen ſchon mit geringem Boden vorlieb, der 1 bis 2 Jahre vorher gedüngt worden. Man kann ſie ſchon ſehr früh legen; man macht, wenn die erſten aufgelaufen, eine neue Saat, und fährt ſo bis zum Juli fort, um den ganzen Som— mer hindurch grüne Erbſen zu haben. Am beſten legt man fie in 2 Reihen auf einem Beete von 3 F. Breite Alle hochwachſenden Erbſen legt man 1 bis 2 Zoll auseinander; Zwerg- oder Kreuzerbſen kann man dichter legen. Weniger als 3 Zoll tief ſoll man fie nie legen. Auf einer ½ Z. dicken Unterlage von ver: faulten Waſſerlinſen ſollen die Erbſen am beſten ge— deihen. Wenn die Erbſen hervorgekommen ſind, ſo zieht man mit einer Hacke die Erde etwas um ſie herum. Fangen die Erbſen an, Ranken zu treiben, ſo ſteckt man die Reiſer bei, und zwar abwechſelnd eins an der äußern und eins an der innern Seite. Zum Samentragen läßt man einen Theil der Erbſen unangerührt ſtehen, ohne daran zu pflücken, und nimmt hierzu die am früheſten blühenden. Wo Früh— erbſen geſtanden haben, kann man Kohl, Rüben, Endivien hinbringen. Bo hn en. Man unterſcheidet von den Gartenbohnen die Stangen- und die Zwergbohne. 1) Die Stangenbohne, Lauf-, Bits- bohne. Von dieſer giebt es eine große Anzahl von Spielarten, die unter unzähligen Provinzialbenennun— gen bekannt find. Die Schwert- oder Säbelbohne wird zum Trocknen und Einmachen der Schoten für die beſte gehalten. Zum Anbaue der Stangenbohnen wählt man ein lockeres, mehr trocknes, wenn auch etwas ſandiges und kräftiges Erdreich. Sie vertra— gen etwas Schatten, doch nicht zu viel, und am beſten ſagt ihnen eine ſolche Lage zu, wo ſie vor der Einwirkung der Morgenſonne geſchützt ſind. Das Bohnenland wird beſſer vor Winters gegraben und im Frühjahre nur mit der Hacke gelockert. Eine mäßige Düngung im Herbſte mit gut verrottetem Miſte oder gut zergangenem Menſchenkothe ſchadet ihnen nicht, zumal wenn letzterer den Winter über noch oben aufliegen bleibt. Doch gerathen die Boh— nen auch ohne Dünger, beſonders in umgebrochenem Raſenlande. Die Stangenbohnen gedeihen aus— nahmsweiſe um ſo beſſer, wenn ſie mehrere Jahre Der Gemüſebau. hinter einander auf denſelben Beeten gebaut werden. Die Stangenbohne iſt ſehr empfindlich gegen den Froſt, und darf daher gewöhnlich vor Anfangs Mai nicht in's Land gebracht werden. Um immer friſche Bohnen zu haben, muß man mehrere Saaten von Zeit zu Zeit machen. Die Samen werden gewöhn— lich in Ibis 1½ Zoll tiefe Stufen oder Löcher, rei: henweiſe, 4 bis 6 Samen in eine Stufe gelegt; die Reihen kommen 1% F. und die Stufen in den Rei— hen ½ F. weit von einander. Die Stangen müſſen von beiden Seiten feſt ſo eingeſetzt werden, daß alle— mal 2 Reihen nach oben zu ſchräg aneinander liegen, wo man ſie dann mit Querſtangen befeſtigt. Die Bohnenpflanzen werden etwas gehäufelt, und bei einer Höhe von 8 bis 10 F. ihnen die Wipfel abge— brochen, die Samenträger ausgenommen. 2) Die Zwergbohne, Buſchbohne ift, da man bei ihr die Stangen erſpart, verbreiteter, als die vorige. Die beliebteſten und ſchmackhafteſten ſind diejenigen mit weißen Samen, obgleich ihr Ertrag weniger ſicher, als der der buntfarbigen iſt. In der Kultur kommen die Zwergbohnen mit den Stangen: bohnen faſt gänzlich überein, nur daß ſie in den Rei— hen etwas weiter auseinander kommen müſſen. Grüne Bohnen ſo zu trocknen, daß ſie Anſehen und Geſchmack von friſchen behalten, werden die noch jungen Bohnen, am beſten von der Zuckerbohne, abgezogen, in die etwa vierfache Menge über raſchem Feuer ſiedenden Waſſers eingetragen, und alsbald, wenn das hierdurch anfangs unterdrückte Sieden wieder eintritt, aus dem Keſſel in bereit geſtelltes kaltes Waſſer mittelft Durchſchlags geworfen, wel: ches Waſſer, um immer friſch zu bleiben, öfters zu erneuern iſt. Die Bohnen läßt man alsdann auf einem Tuche ablaufen, worauf ſie zerſchnitten, und im Brat- oder Backofen auf Horden und unter Um— wenden getrocknet werden, bis ſie praſſeldürre ſind, worauf man ſie mehrere Jahre aufbewahren kann. Ko hen Die meiſten wichtigern Arten des Kohles ſind ſchon früher als Feldgewächs behandelt; daher hier nur noch vom Blumen-, Spargel- und Schnitt: kohle. 1) Der Blumenkohl, Carviol, Käſekohl iſt die delikateſte unter den Kohlarten. Von dem ge— wöhnlichen weißen Blumenkohle giebt es eigentlich blos zwei Arten, nämlich frühen und ſpäten. Der ſchwarze Blumenkohl verträgt mehr Kälte als der weiße, nimmt mit weniger Pflege vorlieb, giebt einen ſicherern und reichlichern Ertrag und hat einen noch feinern und zartern Geſchmack. Der weiße Blu— menkohl liebt guten, feuchten, fetten, etwas ſchwe— ren, tief gegrabenen und gut gedüngten Lehmboden in ſehr warmer, ſonniger, geſchützter Lage. Man ſäe den Samen zwiſchen Mitte Februar bis Anfang Aprils auf ein mit 2 F. Pferdedünger in 6 3. guter klarer Erde zubereitetes Miſtbeet oder auch in mit guter Erde gefüllte Blumentöpfe oder Käſten, welche man in ein froſtfreies, aber nicht zu warmes Zimmer ſtellt. Mit dem Größerwerden der Pflanzen giebt man immer mehr friſche Luft. Wenn die Pflanzen Bohnen. Kohl. Kohlrabi. Zwiebel. das dritte oder vierte Blatt getrieben haben, werden fie Abends 1% bis 2 Fuß weit auseinander auf ein recht gut bearbeitetes und ſehr ſtark gedüngtes Land in eine Vertiefung geſetzt. Die Zwiſchenlinien können noch mit Salat oder Sellerie bepflanzt werden. Die Pflanzen dürfen beim Einſetzen nicht beſchnitten, müſſen aber ſehr ſtark angegoſſen werden; ſie ſind auch nachher bei warmer und trockner Witterung Abends ſtark zu begießen. Die Erde um die Pflan— zen muß mehrmals gehackt und gelockert und behäu— felt werden. Wenn der Blumenkohl anfängt, ſeine Blüthenföpfe zu treiben, muß man feine Blätter et: was einwärts biegen oder knicken. Bei der Benutzung des Blumenkohls zur Speiſe ſoll man nicht wie ge— wöhnlich den ganzen Kopf abſchneiden, ſondern ein etwa nußgroßes Stück davon und alle Blätter ſtehen laſſen, wo ſich zwei bis dreimal ein neuer Kopf bil— den fol. — Der ſchwarze Blumenkohl ver: langt im Allgemeinen dieſelbe Kultur, als der weiße, doch gedeiht er ſelbſt an Stellen, wo der weiße nicht gut fortkommt. Er verlangt beim Kochen einige Aufmerkſamkeit, damit er nicht ſeine angenommene ſchöne grüne Farbe verliert. 2) Der Spargelkohl, Broccoli, iſt eine Abart des gewöhnlichen Blumenkohls, von dem er ſich dadurch unterſcheidet, daß ſeine Stengel höher aufſchießen, die Blumenſtiele nicht ſo dick ſind, die letztern ſich mehr verlängern und beim Fleiſchigwer— den dem hervorkeimenden Spargel an Geſtalt und Geſchmack ähnlich ſind; nach dem Abſchneiden der Blumenknospen treibt er mehrere Nebenſchößlinge. Die Kultur ſtimmt im Ganzen mit der des Blumen— kohls überein. 3) Der Schnittkohl. Man ſäet den Samen gewöhnlich in einen nicht magern Boden, entweder auf ein eignes, der Sonne ausgeſetztes Beet oder auch um andere Beete mit niedrigen Gewächſen, und zwar ſo früh, als es die Witterung erlaubt, etwa 1 Zoll tief, und nicht allzu dicht. Sobald die Pflan— zen herangewachſen ſind, ſchneidet man ſie bis an die Erde ab und benutzt ſie zur Speiſe. Sie wachſen baldzwieder heran und man kann ſie ſo oft abſchnei— den, als ſie hierzu groß genug ſind. Kohlrabi oder Kohlrübe über der Erde. Man unterſcheidet den gemeinen Kohlrabi und den krauſen Kohlrabi. Spielarten von je— nem ſind: der weiße Kohlrabi mit den Unter— arten: früheſten oder Glaskohlrabi, frühen Kohlrabi, ſpäten Kohlrabi, und der blaue oder violette Kohlrabi. Zum Aufbewahren für den Winter iſt der große weiße Kohlrabi der beſte. Die allgemeinen Bemerkungen bei Kohl (als Feldgewächs) gelten auch für den Kohlrabi. Um ſchon recht früh Kohlrabi zu erhalten, ſäet man den Samen Ende Februar oder Anfang März in ein warmes Beet, und verſetzt die Pflanzen bis halben April auf warmes, ſehr ſtark gedüngtes und gut bearbeitetes Land. Sonſt ſäet man im April in einen guten, nicht friſch gedüngten Boden und pflanzt nachher die Pflanzen etwa 2 F. weit von einander in gutes, fettes Land und behan— delt fie wie die Kohlpflanzen. Auch werden fie zweck— Kirchhof, Landwirth. 337 mäßig mit unter Weißkohl gepflanzt. Man muß fleißig und auch den Erdflöhen halber die Blätter mit begießen. Nach dem Anwachſen muß man ſie behacken und dies einigemal wiederholen. Von Zeit zu Zeit macht man friſche Ausſaaten und zwar immer beſſer in ein kaltes Miſtbeet. Zu Samen werden die Pflanzen im Herbſte ſammt dem Ballen aus der Erde genommen und im Keller in Sand eingeſchlagen. Im Frühlinge ſetzt man ſie 2 F. von einander in die Erde, ſo daß blos der Kopf hervorſteht. Zum Treiben im Miſtbeete wählt man den frühen weißen oder blauen Wiener Kohlrabi und macht die erſte Ausſaat gegen Weihnachten in mit Erde gefüllten Käftchen bei einer Temperatur von ſtets 10, Grad und darüber. Nach ein paar Wochen verſetzt man die jungen Pflanzen in andere ähnliche Käſten, von wo ſie ſpäteſtens Ende Ja— nuar in friſche Miſtbeete ausgepflanzt werden müſſen. Zwiebel. Von der gemeinen Zwiebel, Zipolle, Sommer— zwiebel hat man verſchiedene Spielarten, welche vor— züglich nach den Orten und Gegenden benannt wer— den, wo man ſie von vorzüglicher Güte bezieht. Be— ſonders geſchätzt ſind die runden, faſt weißen ägypti— ſchen, und die plattrunden, weißen und rothen ſpani— ſchen, die Gochsheimer u. ſ. w. Außerdem hat man noch blaßrothe und gelbe, Preßburger, Holländiſche, Braunſchweiger, Bamberger, Seeländiſche, Erfurter u. ſ. w. Noch wenig bekannt ift die Kartoffelzwiebel, welche vorzugsweiſe da gedeiht, wo die andern Zwie— bein nicht gedeihen. Am beiten gedeihen die Zwie- beln in freier, warmer Lage in einer guten, etwas fetten, ſchwarzen, wohlzubereiteten, aber nicht friſch gedüngten Erde, welche nicht zu trocken und locker, aber doch auch nicht gar zu feucht ſein darf. Das zum Zwiebelbaue beſtimmte Land wird im Herbſte mit gutem, kurzem Dung gedüngt und flach umge— graben. Die Fortpflanzung erfolgt: 1) Durch Samen in Kaſten, den man im Februar ziemlich dicht ausſäet und den Kaſten in's warme Zimmer bringt. Sobald die Pflanzen hervorgekommen ſind, ſtellt man den Kaſten in ein froſtfreies Zimmer nahe an's Fenſter, und pflanzt die Zwiebeln ſpäter, wenn es die Witterung erlaubt, reihenweiſe, 4 bis 6 Zoll auseinander, in's freie Land und gießt ſie ein. Sie werden hier zweimal gut behackt und vom Unkraut rein gehalten. 2) Durch Samen im freien Lande. Man ſäet den Samen, da er 4 bis 6 Wo— chen in der Erde liegt ehe er aufgeht, ſo zeitig als es irgend die Witterung erlaubt, nicht zu dick, in das Land und harkt ihn flach ein, worauf man noch das Land mit kleinen an den Füßen befeſtigten Bret— tern eintritt. Zu dichte Saaten werden verzogen, fo daß die einzelnen Pflanzen 4 bis 63. weit von ein— ander zu ſtehen kommen. 3) Durch Seß- oder Steckzwiebeln. Man fäet den Samen hierzu ziemlich dicht in das freie Land und nimmt im Auguſt die kleinſten Zwiebeln zum Stecken für das nächſte Jahr heraus, während man die größten ſtehen läßt, behackt und im Herbſte erntet. Die jungen Zwiebel— chen muß man zur Aufbewahrung vollkommen aus— trocknen laſſen, und ſie alsdann von allen Blättern 338 und dürren Theilen reinigen. Die in Kiften, Säcken oder Netzen aufbewahrten Zwiebeln müf— ſen alle 4 Wochen umgelegt werden. Zu Anfang April pflanzt man ſie 1 Zoll tief in die Erde. Pflanzt man die Stockzwiebeln ohne vorher ge— trocknet zu haben, ſo ſchießen ſie alle in Samen. Die reifen Zwiebeln werden im September bei trocknem Wetter aus der Erde genommen und auf einen luftigen Boden zum Abtrocknen dünn aus— gebreitet; nach einigen Wochen von den längſten Blättern und den Wurzelfaſern gereinigt, und, in Bündel oder lange Rispen zuſammengebunden, an einem froſtfreien Orte aufgehangen. Zum Samen— ziehen pflanzt man im Frühlinge einige der ſchön— ſten und größten Zwiebeln einen Fuß weit aus— einander einen Zoll tief in die Erde, und bindet die Samenſtengel an Stäbe. — Eine andere Art iſt die Winterzwiebel, welche nur kleine Zwie— beln, aber in Menge neben einander macht, und ſowohl wegen der Zwiebeln, als auch wegen der Blätter angebaut wird. Man vermehrt ſie durch Samen, am gewöhnlichſten und leichteſten aber durch Zwiebeln. Man pflanzt ſie entweder im Herbſte oder auch im Frühjahre, 9 bis 12 3. von einander, und behandelt ſie dann wie Chalotten. Den Samen ſäet man wie bei gemeinen Zwiebeln, und verpflanzt nachher die jungen Zwiebeln 3 bis 4 zuſammen auf eine Stelle. Porré, Stangenlauch. Man unterſcheidet Sommer- und Winter— porré. Erſterer iſt gegen die Kälte empfindlicher und muß im Winter aus der Erde genommen wer— den; aber er iſt ergiebiger und wird daher ge— wöhnlicher angebaut. Das Land zum Porré muß leicht, fett, ſonnig, nicht friſch gedüngt ſein. Am beſten gedeiht er in einem mit Sand gemiſchten Lehmboden. Man ſäet beide Arten zu einer und derſelben Zeit, im April, in das freie Land. Ge— wöhnlich macht man einige Saaten nach einander. Häufig ſäet man Porré und Zwiebeln unter ein— ander, indem, da die Zwiebeln ſchneller wachſen und eher geerntet werden, der Porré dann noch Zeit genug zum Wachsthume hat. Sonſt ſetzt man die Pflanzen des für ſich geſäeten Porré's, wenn ſie die Dicke einer Schreibfeder erreicht haben, reihenweiſe in ein gutes, den Herbſt zuvor gedüng— tes, etwas feuchtes Land 6 bis 9 Zoll von ein— ander, begießt ſie und wiederholt dies bei trockner Witterung; auch wird die Erde öfters mit der Harke aufgelockert. Man kann auch im Juli noch auf abgetragene Beete pflanzen. Vom Winter— porré kann man die Pflanzen ohne alle Bedeckung den Winter über im freien Lande ſtehen laſſen. Der Sommerporré wird aber im Spätherbſte aus— gegraben und auf einem Beete reihenweiſe bei ein— ander eingeſchlagen, oder im Keller im friſchen Sande aufbewahrt. Da der Porré den Boden ſtark ausſaugt, ſo muß man ſtark düngen, ehe man andere Gewächſe auf dieſelben Beete bringt. — Eine feinere und zartere Abart des Porröé iſt der Perlauch, welcher auf folgende Weiſe aus dem Der Gemüſebau. Porré gezogen werden kann. Man löfe nämlich die Nebenſchößlinge von dieſem im Winter ſo ab, daß an ihnen einige Wurzelfäſerchen bleiben, ver: wahre ſie bis in den Februar oder März in feuch— tem Sande, pflanze ſie dann ½ F. weit in nicht friſch gedüngtem Lande ſo tief als ſie weiß ſind, und ſchneide ihnen, ſobald ſie einen Samenſtengel zu treiben anfangen, den Anſatz des Samenkopfes ab. Dann erzeugen ſich an den Wurzeln kleine runde Zwiebeln, welche man, nachdem ihre Blät— ter getrocknet, aufnimmt und etwa gegen Ende Septembers 6 3. in's Quadrat von einander wies der einpflanzt, wo man dann im Frühjahre die Blätter ftatt Porré benutzen kann. Außerdem er: hält man im Juni des folgenden Jahres eine Menge kleiner, weißer, glänzender, den Wachsperlen ähn— licher Zwiebeln. Chalotten, Eſchlauch. Dieſe haben unter allen Zwiebeln den feinſten Geſchmack und ſind daher ſehr beliebt. In unſerm Klima kommt Blüthe und Samen ſelten zur Voll— kommenheit; ſie vermehren ſich aber im Überfluß durch Brutzwiebeln, verlangen einen ſehr mürben, fetten, aber nicht friſch gedüngten Boden, der im April zu ihrem Anbaue hergerichtet wird. Man ſteckt ſie 6 Zoll weit auseinander, gewöhnlich zwi— ſchen andere Gemüſepflanzen, und im Herbſte pflanzt man ſie etwas tiefer. Die Chalotten wollen trock— nes Land und vertragen durchaus keine Feuchtig— keit. Im Juli, wo die Blätter anfangen gelb zu werden, nimmt man fie heraus, wäſcht fie ab, trocknet ſie dann genau ab und bewahrt ſie ſehr trocken auf. Knoblauch. Dieſen vermehrt man am leichteſten durch Zwie— belbrutanſatz, den man im September oder im Früh— jahre einzeln, ½ Fuß von einander, in ein gut zu— bereitetes, lockeres, fettes, aber nicht friſch gedüngtes, warmes Land ſteckt. Man lockert die Erde zuweilen den Sommer über mit der Hacke auf. In einigen Gegenden werden mit Anfang des Juni die Knob— lauchblätter oben in Knoten zuſammengedreht, damit ſie nicht in Stengel ſchießen. Die Zwiebeln werden im Auguſt aufgenommen, die größten gereinigt, in Bündel zuſammengebunden und auf einem luftigen Boden zum Gebrauche aufgehängt, ſpäter in eine froſtfreie Kammer gebracht. Schnittlauch. Auch dieſes Küchengewächs vermehrt man am beſten durch Wurzelbrut, welche gedrängt bei einander ſteht. Man theilt dieſe im Frühjahre, noch beſſer im Herbſte, von einander, und pflanzt fie reihenweiſe 3 bis 4 3. von einander ein. Der Schnittlauch nimmt faſt mit jedem Orte im Garten vorlieb, und kann recht füg— lich zur Einfaſſung der Rabatten gebraucht werden. Er bleibt Winter und Sommer an demſelben Orte ſtehen, und je mehr er beſchnitten wird, deſto beſſer beſtaudet er ſich. — Eine Abart des Schnittlauchs iſt der Johannislauch, Jacobslauch, welcher Rothe Rübe. Haferwurzel. Zuckerwurzel. Rettig. wegen der Zwiebel angebaut wird. Die Fortpflan— zung erfolgt ebenfalls durch Zwiebeln, die ſich ſehr vermehren. Man pflanzt dieſe im Auguſt oder Sep— tember in ein fettes, doch nicht friſch gedüngtes Land, 1 F. weit von einander und 13 tief ein. Sie wer: den während des Wuchfens etwas behäufelt. Im folgenden Jahre nimmt man fie auf, wenn die Blät- ter anfangen gelb zu werden, ſchneidet dieſe ab, und breitet die auseinander geriſſenen Zwiebeln auf einem luftigen Boden zum Trocknen auseinander; die klein— ſten, zum Pflanzen beſtimmten, pflanzt man jedoch bald wieder ein. Rothe Rübe. Dieſe verlangt einen guten, lockern, tief bearbei— teten Boden. Den Samen ſäet man im April ganz dünn auf Beete, wo das Jahr zuvor Gurken, Kohl u. ſ. w. geſtanden, oder auch als Einfaſſung. So— bald die Pflanzen 5 bis 6 Blätter haben, zieht man die überflüſſigen aus, ſo daß jede wenigſtens 1 Fuß von der andern ſteht, und pflanzt die ausgezogenen wo anders hin. Sie werden ſpäter behackt. Ende Oktober oder Anfangs November nimmt man ſie mit Vorſicht gegen alle Verletzung heraus, reinigt ſie von Erde, ſchneidet die Blätter bis gegen das Herz weg, und legt ſie in einen Keller in trocknen Sand, ſo daß keine Rübe die andere berührt. Mangold oder Bete. Der weiße Mangold, römiſche Bete, mit weißen Wurzeln und großen, runzlichen, blaßgrünen Blät— tern wird vorzugsweiſe als Gemüſe in den Gärten erzogen. Es kommt hier hauptſächlich auf die Blät— ter an. Legt man die Samenkerne im Frühjahre wie die Runkelrübenkerne einzeln auf ein fettes, gegrabe— nes Land, fo kann man in der Regel 14 Tage früher abblatten, als wenn man ihn ſäet und verpflanzt. Man nimmt immer die unterſten größten Blätter weg und verbraucht ſie mit Kerbel, Spinat, Melde; man kann ſie aber auch zuſammengebunden bleichen, wo fie ſchmackhafter werden. Skorzo nerwurzeln. Der Same wird im Frühjahre möglichſt zeitig in ſehr fettes, tiefes, mürbes, aber nicht friſch gedüng— tes Land ſehr dünn ausgeſäet und tüchtig eingeharkt. Ein geweſenes Salat-, Kohl: oder Gurkenbeet eig: net ſich am beſten dazu. Man kann den Samen auch im Auguſt ſäen. Die vor Winter geſäeten Pflanzen werden viel ſtärker, als die im Frühlinge geſäeten. Am zweckmäßigſten ſäet man in Reihen, und ver— dünnt alsdann die zu dichten Pflanzen auf 5 bis 6 Zoll Abſtand. Die Pflanzen lockert man nachher zu: weilen mit der Hacke auf. Sie können 3 bis Jahre auf derſelben Stelle ſtehen bleiben. Wenn der Bo— den anfängt zu gefrieren oder von Zeit zu Zeit bei offener Witterung gräbt man den nöthigen Bedarf an Wurzeln für den Winter aus und ſchlägt ſie im Keller in ganz trocknen Sand ein. Zum Samenziehen läßt man die Wurzeln unberührt in der Erde, und fie liefern deſſen im 2ten oder Zten Jahre genug. 339 Haferwurzel. Man kann den Samen fchon zeitig im Frühlinge dünn ausſäen und unterbringen. Man wählt hierzu ein gutes, fruchtbares, das Jahr zuvor gedüngtes Land, welches ſchon im Herbſte tief umgegraben wird. Zu dichte Saat verzieht man bis auf eine Weite von 6 Zoll, ſcharrt die Erde auf und jätet. Im Spät— herbſte gräbt man die Wurzeln aus, reinigt ſie von Erde und hebt ſie trocken in Sand im Keller einge— ſchlagen auf. Bei der Aufbewahrung darf man die Blätterbüſchel nicht abſchneiden. Sie werden wie die Skorzoneren zu Salat und Gemüſe verſpeiſt. Zuckerwurzel. Sie verlangt einen trocknen und humusreichen Boden, doch keineswegs friſchen Dünger. Man ſäet den Samen entweder ſpät im Herbſte oder auch im Frühjahre. Beſſer ſäet man den Samen im Herbſte in ein kaltes Beet, um welches man im Frühjahre warme Umſätze macht. Im Frühlinge verpflanzt man die jungen Pflanzen, wenn ſie die erſten rundlichen Blätter bekommen. Leichter noch als durch Samen geht die Vermehrung durch Keime. Dieſe werden von den großen eßbaren Wurzeln abgenommen und einzeln, jede 1 Fuß weit von einander, eingepflanzt, welches zeitig im Frühjahre geſchehen muß, ehe die Wurzeln Stengel treiben. Im erſten Jahre läßt man die Wurzeln keine Stengel treiben, weil ſie dann deſto größer werden. Man kann ſie den Winter über im Garten ſtehen laſſen und nur immer jo viel aus— graben, als man bedarf, wenn die Erde gefroren iſt. Rettig, Rübenrettig. Von den Rettigen ſind vornehmlich folgende Sor— ten zu erwähnen: 1) Der ſchwarze Winterret— tig, Erfurter Rettig; die große, auswendig ſchwarze Wurzel wird nicht ſelten 5 bis 6 Pfd. ſchwer. Die Ausſaat erfolgt erſt gegen Ende des Juni. 2) Der ſchwarze Sommerrettig, nicht ſo groß als vo— riger, aber ſaftiger; wird zu Ende April geſäet. 3) Der Sandrettig, mit einer runden, nicht ſehr großen Wurzel; wird zu Ende des Juni geſäet. Alle Rettige wachſen vorzüglich gut in einem fetten, frucht— baren Boden, der aber nicht friſch gedüngt ſein darf, ſondern ſchon ein-oder zweimal nach der Düngung getragen hat. Am zarteſten und angenehmſten wird der Rettig in Kuhmiſt und Menſchendünger gezogen, in Pferdedünger aber widerlich. Man pflanzt die Rettige gewöhnlich zwiſchen andern Pflanzen aus, wo ſie beſſer gegen die Erdflöhe geſichert ſind. Will man ihnen aber ein beſonderes Beet anweiſen, fo legt man den Samen von Sommerrettigen in je 6 ., von Winterrettigen in 12 Z. Abſtand von einander im Verband in 1 Z. tiefe Löcher, und zwar in jedes Loch ſo viel Körner, als man mit dem Daumen und Vorderfinger ergreifen kann. Die jungen Pflanzen müſſen anfangs wegen Erdflöhen ſtark feucht gehal- ten werden; ſobald ihre Blätter aber 3 Zoll hoch ge— worden ſind, zieht man die ſchwächſten heraus und läßt das beſte Pflänzchen ſtehen. Um recht große Winterrettige zu e man blos den A * 340 Samen etwas früher und weit von einander, etwa 3 Fuß weit, zu legen, die Erde um die herauswach— ſenden Rettige öfters anzuhäufeln und zu begießen. Zum Samenziehen hebt man einige der beſten Ret— tige im Keller im Sande auf, nachdem man ihnen das Kraut bis auf die Herzblätter abgeſchnitten, und pflanzt fie im nächſten Frühjahre 1 Fuß weit von einander aus. Radieschen, Rettischen. Radieschen ſind eine kleinere Abart des Rettigs. Die vorzüglichſten Sorten davon ſind: runde Ra— dieschen, Monatsrettige; lange Radieschen und Forellenradieschen, mit kleiner, länglicher Wurzel, welche mit rothen Flecken beſprengt iſt. Eine Spielart, engliſche Radieschen, erreichen ihre Größe 14 Tage eher, als die andern, und eignen ſich beſonders zu frühzeitiger Saat im Miſtbeete. Man ſäet den Samen ſehr zeitig im Frühlinge anfangs an einer warmen, beſchützten Stelle. Wenn die erſten Wurzeln bald eßbar ſind, ſäet man von Neuem Sa— men und wiederholt dies bis in den Juli, macht aber die ſpätern Ausſaaten auf Beeten in nördlicher Lage und auf ſchwerem, beſchattetem Boden. Das Begie— ßen muß ſo oft wiederholt werden, daß der Boden immer feucht erhalten wird. Die Radieschen tragen noch in demſelben Jahre Samen, wozu man einige der früheſten ſtehen läßt. Will man die Radieschen recht frühzeitig haben, ſo zieht man ſie im Miſtbeete. Meerrettig, Marettig. Die Fortpflanzung des Meerrettigs erfolgt durch die Wurzeln. Manche ſchneiden hierzu die Kronen von den Wurzeln etwa 2 Zoll lang ab und pflanzen dieſe 1 Fuß tief in die Erde ein; Andere ſchneiden die Wurzeln in mehrere, etwa 4 Zoll lange, Stücke und pflanzen dieſe; beide Arten geben aber ſelten gute Wurzeln. Am vortheilhafteſten wählt man zur Fortpflanzung die längſten und dickſten Nebenwurzeln oder die jungen unterſten Wurzeln, welche am Ende der Hauptwurzeln ausgetrieben ſind, bindet ſie in Bündel und legt ſie den Winter über im Keller in Sand. Am beſten gedeiht der Meerrettig in tiefer, humusreicher, ſchwarzer, fetter Erde oder tiefem, mürbem, ſandigem Lehm, der weder naß noch mit friſchem Miſte gedüngt fein darf. Am zweckmäßigſten baut man ihn an einer Seite des Gartens; er ſaugt den Boden ſehr aus. Das zum Meerrettigbauen be— ſtimmte Land wird im Herbſte mit gutem recht kurzem Dünger ſehr ſtark gedüngt und tief umgraben oder noch beſſer 2% bis 3 F. tief rajolt. Zur Pflanzzeit, etwa gegen Ende April, lockert man die Erde gut auf und theilt fie in 3 bis 4½ Fuß breite Beete. Man gräbt hierbei an den Seiten des Beetes die Erde 1 Fuß tief aus und wirft ſie über die Beete. Als dann [habt man die zum Pflanzen beſonders auf— bewahrten jungen Wurzeln mit einem Meſſerrücken oder reibt fie mit einem wollenen Lappen dergeſtalt in ihrem ganzen mittleren Theile ab, daß oberhalb nur 2 bis 3, unterhalb nur 4 bis 5 von den daran befindlichen Warzen gelaſſen werden. Auf jedem Beete macht man nun 2 bis 3 Reihen Löcher in ſehr Der Gemüfebau. ſchräger Richtung, von Oſten nach Weſten, jede Reihe 1½ F. von der andern, die Löcher aber ſelbſt 9 Zoll im Verbande von einander entfernt. Nun ſchiebt man die Wurzeln gerade in die Löcher hinein, jo daß das ſtärkſte Ende noch Y, u oder ½ Zoll mit Erde bedeckt iſt, drückt dann die Erde mit den Händen, dann mit den Füßen recht feſt und ebnet das Beet. Bei trockner Witterung muß man zuweilen begießen. Später iſt das Beet ſtets von Unkraut rein zu halten, die Erde zuweilen etwas zu lockern und die Neben— ſchößlinge ſind zu vertilgen. Nach Johannis oder auch zu Anfange Auguſt entblößt man die Haupt— wurzel ſo weit von der Erde, daß nur der unterſte Theil in der Erde ſtehen bleibt, ſchneidet alle Seiten— wurzeln dicht an der Hauptwurzel ab, ſowie auch alle Kopftriebe bis auf einen einzigen, worauf man fie wieder mit Erde bedeckt und dieſe feſt tritt. Die abgenommenen Seitenwurzeln können zu einer neuen Pflanzung im nächſten Jahre dienen. Für den Küchen— gebrauch läßt man den Meerrettig gewöhnlich zwei oder ſelbſt drei Jahre ſtehen. Man nimmt niemals mehr Wurzeln auf einmal heraus, als man ver— braucht; erſt im Spätherbſte oder im Frühjahre, ehe die Wurzeln noch getrieben haben, nimmt man ſie alle heraus, und bewahrt ſie im Keller oder in einer Erdgrube. Die Meerrettigbeete muß man alle 4 bis 6 Jahre aufnehmen, von Neuem düngen, ſie bear— beiten und die Wurzeln verpflanzen. Gurke Von den vielen Abarten der Gurken verdienen beſonders folgende Bemerkung: 1) Die gemeine gelbe Gurke, mit Früchten von 4 bis 93. Länge; 2) die gemeine weiße Gurke, größer und ſchmackhafter als die vorige (dieſe beiden werden am meiſten angebaut); die frühe grüne Trau⸗ ben⸗ oder Bouquetgurke, mit 4 Zoll langen Früchten, zum Einmachen ſehr dienlich; 4) die lange glatte Gurke, 8 bis 15 Zoll lang; 5) die ſchwarze Gurke, mit brauner Rinde; 6) die großfrüchtige oder indianiſche Gurke, mit ſehr großen, oft 6 bis 8 Pfund ſchweren Früchten von vorzüglich feinem Geſchmack; 7) die Schlan— gengurke, mit ſehr langen, gebogenen und ſehr rauhen Früchten. Am zarteſten und feinſten von Ge— ſchmack find die weißen Gurken; am wenigſten em— pfindlich gegen die Kälte und daher am zeitigſten im freien Lande zu haben die Traubengurke. Die Gurke kommt in jedem Boden fort, der nur zur Gartenkultur tauglich iſt; ein milder, nicht zu ſehr gebundener, ſelbſt ein mehr ſandiger Boden, wenn er eine tiefe Krume hat und weich iſt, ſagt ihr jedoch am beſten zu; in einem naſſen Boden kommt ſie nicht gut fort. Das Gurkenland muß eine ſonnige, gegen kalte Wind geſchützte Lage haben. Der Boden muß gut gedüngt und zur gehörigen Tiefe, am beſten im Herbſte, umgegraben werden. Auch iſt es gut, das Land im Winter mit kurzem Dünger zu bedecken, den man im Frühjahre wieder abharkt. Der beſte Dün— ger zu Gurken iſt guter kurzer Pferdedünger. Doch genügt auch ein das Jahr vorher gedüngtes Land. Man bringt die Gurken nicht gern vor Mitte Mai Meerrettig. Gurke. Melone. in's freie Land. Die Samen werden entweder gleich in's Land gelegt, oder, um zeitige Gurken zu erhalten, in Miſtbeeten oder Blumentöpfen gezogen und ver— pflanzt. Im freien Lande legt man die Kerne in Rinnen, in die man auch noch klaren Pferdemiſt zu ſtreuen pflegt, und bedeckt ſie dann 1 Zoll hoch mit guter Gartenerde. In den Reihen legt man die Kör— ner etwa 8 Z. von einander immer zwei zuſammen, von denen dann die ſchwächſte abgeknippen wird. Neuerdings hat man folgende Methode als ſehr fruchtbringend empfohlen. Man läßt dir Gurkenkerne erſt in klar geſchnittenen Mooſe, das mit lauem Waſſer durchfeuchtet worden, an einem warmen Orte kei— men, bis fie die grünen Samenlappen und wohl. fingerslange Wurzeln getrieben haben, zieht nun (gegen Mitte Mai's) auf dem vorgerichteten Garten— beete mit einem ſchmalen Gartenhärkchen in der Länge des Beetes (zu 30 Fuß angenommen) mitten durch daſſelbe eine einzige, ziemlich tiefe Furche, gießt in dieſelbe 4 bis 6 Gießkannen möglichſt fette Miſt— jauche, macht in je 2 F. Abſtand Häufchen von der, aus der Furche ausgeworfenen, trocknen Erde in die Furche und ſetzt in jedes dieſer Erdhäufchen eine be— wurzelte Gurkenpflanze bis an die grünen Samen— lappen ein, gießt mit etwas Regen- oder Flußwaſſer an, und bringt dann die zu beiden Seiten ausge— worfene Erde in die mit Miſtjauche bewäſſerte Furche zurück, ſo daß ſie beinahe geebnet wird. Man pflanzt gewöhnlich zwiſchen die Gurkenreihen Salat; die Gurkenreihen kommen 2 bis 2½ Ellen auseinander. Will man die Gurken verpflanzen, ſo bringt man die Kerne in Töpfe, welche unten mit Sägeſpänen oder Gerberlohe und oben mit guter Erde angefüllt ſind. Wenn die jungen Pflanzen das dritte Blatt haben, pflanzt man ſie in den Garten und bedeckt ſie in den erſten Tagen mit Töpfen u. dergl. In die auch hier gemachten Rinnen wird etwas klarer Pferdemiſt geſtreut, vor dem Bepflanzen aber wird der Boden in die Rinnen dergeſtalt gezogen, daß ein kleiner Kamm entſteht, auf welchem die Pflan— zen kommen. Sehr zweckmäßig ſteckt man zu bei— den Seiten an den Pflanzen kurze Stäbchen, an welche ſich die Pflanzen ranken können. Schatten vertragen ſie eben ſo wenig, als ſie zu dicht ſtehen wollen. Bei trockner Witterung muß man fleißig gießen. Zu viele Feuchtigkeit iſt ihnen aber eben— falls ſchädlich. Man muß die Erde oft neben den Pflanzen auflockern. Je höher man die Gurken nach abgeernteter Zwiſchenfrucht häufeln kann, um ſo höher iſt in der Regel der Ertrag. Zum Samen läßt man die erſten, ſchönſten und größten Gurken reifen, ſchneidet ſie im Herbſte ab, wenn ſie ganz welk ſind, und legt ſie dann in ein offenes Fenſter, bis ſie etwas weich werden, worauf man die Kerne nebſt dem Schleime in ein Gefäß ſammelt, worin man ſie ſo lange läßt, bis Alles in Gährung ge— räth, ſie dann mit Waſſer vom Schleime reinigt, auf einem luftigen Boden unter öfterem Umrühren trocknet und ſie dann in einem leinenen Beutel an einem trocknen Orte zum Gebrauche aufbewahrt. Um frühe Gurken im Freien anzuziehen, legt man warme Miſtbeete daſelbſt an, umgiebt ſolche mit 341 Bretern und bedeckt ſie mit Fenſtern; man kann dann ſchon Anfangs März die Gurken legen. Um jedoch die Gurken eigentlich zu treiben, muß man die Kerne einer zeitigen Sorte ſchon im Januar in, mit einem Gemiſch von Miſtbeeterde und gu— ter leichter Gartenerde gefüllte, Töpfe legen und Ende Februar die Pflanzen in das freie Miſtbeet pflanzen, oder Mitte Februar die Kerne gleich in das Miſtbeet legen. Um die Pflanzen zum frühen und zeitigen Fruchttragen zu veranlaſſen, werden die Ausläufer, ſobald die Pflanzen zwei Stengel— blätter gemacht haben, abgeſtutzt. Das Lüften darf bei den Gurken nicht verſäumt werden, doch muß man ſtufenweiſe dabei verfahren. Melone. Von dieſer giebt es eine unendliche Menge von Ab⸗ und Spielarten. Bei uns werden die Melo— nen gewöhnlich nur im Miſtbeete, ſelten im Freien gezogen. Man theilt die Melonen in frühe und ſpäte Sorten, in Kantalupen (die wohlſchmeckend— ſten aller Melonenſorten), in Netz- und überſtrickte Melonen und in gefurchte Melonen, die am wenig— ſten geſchätzt ſind. Die Kantalupen ſind die weich— lichſten; die Netzmelone iſt weniger weichlich und geräth leichter. Man hat große Melonen von 20 und doppelt ſo viel Pfunden, aber auch mittel— mäßige und kleine von Apfelgröße. Zur Ausſaat nimmt man nur Kerne, welche wenigſtens 3 bis 4 Jahre alt find. Um den ganzen Sommer ‚hin: durch Melonen zu haben, ſäet man die Kerne vom Februar bis zu Ende des Mai. Man kann die Kerne ſchon in das Miſtbeet ſtecken, wenn daſſelbe für die Aufnahme der Pflanzen noch zu warm ſein würde. Ein paar Tage, nachdem die Pflänzchen hervorgekommen ſind, wird die Erde mit dem Fin— ger ein wenig um den Samen erhöht und leicht angedrückt. Die jungen Pflanzen müſſen weder zu viel noch zu wenig Luft haben. Sobald ſie das dritte Blatt getrieben haben, werden ſie ver— ſetzt. Man zieht zuvor die Erde des für ſie zu— gerichteten Miſtbeetes von oben etwas zur Mitte herab, ſo daß ein Querrücken oder Hügel ent— ſteht, worauf die Pflanzen geſetzt werden. Un— ter ein kleines Fenſter ſetzt man nur eine, unter ein größeres (von 4 bis 6 F. Breite) aber zwei Pflanzen, und zwar fo, daß ſie unterhalb der Mitte des Fenſters zu ſtehen kommen. Die Pflanzen wer— den mit möglichſt großem Wurzelballen ausgehoben und dann bis an die Samenlappen eingeſetzt und ein wenig umher mit lauwarmem Waſſer angegoſ— ſen. Die verſetzten Pflanzen verlangen bei Son— nenſchein viel Schatten, bis ſie vollkommen im Wachsthume ſtehen. Wenn die Pflanzen nach dem Anwachſen 4 bis 5 Blätter bekommen haben, kneip man die in die Höhe wachſenden Stengel, d. i. die Spitze der Pflanze, bis auf die beiden untern Blätter heraus, um fruchttragende Seitenranken zu bekommen, von denen man aber nicht mehr als zwei bis drei treiben läßt. Haben die erſten Ran— ken 5 bis 6 Blätter, ſo ſtutzt man ſie ebenfalls auf 2 bis 3 Augen ab und fährt mit den andern 342 Ranken ebenſo fort, bis man deren genug hat, und die Früchte anſetzen, wo man damit aufhört, bis die Früchte die Größe einer Wallnuß erlangt haben. Man wählt alsdann nur die ſtärkſte, dem Hauptſtamme am nächſten ſitzende Frucht jeder Ranke, und kürzt dieſe bis auf zwei Augen ober— halb der Frucht; die Ranken vertheilt man ohne ſtarke Biegung regelmäßig nach allen Richtungen hin und befeſtigt ſie mit Häkchen auf die Erde. Bei einem zu dichten Blätterwuchſe nimmt man einige davon weg, bei den früheſten Pflanzen läßt man an jeder Pflanze nur 3 bis 4, bei den ſpä— tern höchſtens 5 bis 6 Früchte reifen. Das Be— gießen, wenn es nöthig wird, muß ſtets mäßig und mit Vorſicht geſchehen; es darf niemals nahe am Stamme und auf denſelben geſchehen, ſo wie auch die Ranken nicht zu ſtark, am wenigſten aber die Früchte benetzt werden dürfen. Sobald letztere ihre halbe Größe erreicht haben, wird das Be— gießen meiſt überflüſſig. Nach dem Begießen ſchließt man die Fenſter auf kurze Zeit und legt bei war— mem Sonnenſchein 1 Stunde lang leichten Schat— ten auf, und giebt alsdann Luft. Sind die Früchte halb ausgewachſen, ſo legt man ſie auf niedrige, mit Tuchecken überſpannten Geſtelle; bis zur Zeit des Reifens müſſen fie immer mit einem Blatte be— ſchattet werden. Springen die Früchte vor der Reife auf, fo dreht man den Stengel um. Die Früchte ſind reif, wenn die Grundfläche des Stengels an— fängt, ſich in einem Kreiſe von der Frucht zu lö— ſen, oder daſelbſt ſich ſchwache Einriſſe zeigen. — In einer recht geſchützten Lage im Garten kann man in günſtigen Jahren auch Melonen im Freien erziehen. Man wählt hierzu Laub- oder Lohbeete, auch Düngermagazinhaufen, oder es werden 2 F. breite und 4 F. tiefe Löcher im Freien mit Pferde— miſt derb angefüllt; obenhin wird 5 bis 6 Zoll hoch gute Erde gebracht und die Kerne darein ge— legt. Die aufgekeimten Pflanzen werden ſo lange mit Gläſern geſchützt, bis ſie gehörig erſtarkt ſind. Erdnuß. Unter dieſem Namen wachſen in Deutſchland im Freien zwei verſchiedene Pflanzen. 1) Die ge— meine Erdnuß, Erdkaſtanie, mit großer knolli— ger und fleiſchiger Wurzel, die auswendig ſchwärz— lich, inwendig aber weiß iſt und roh faſt wie Ka— ſtanien ſchmeckt, geſotten aber eine liebliche Speiſe giebt. Man ſäet den im Juli reifen Samen ſo— gleich oder im Anfange des Herbſtes aus. Die Pflanzen müſſen im Frühjahre fleißig gejätet und nöthigen Falls verzogen und 3 bis 4 Zoll weit auseinander geſetzt werden. Im folgenden Herbſte ſind ihre Wurzeln zum Gebrauche gut. Die beſte Zeit zum Herausnehmen iſt aber das Frühjahr, ſobald das Kraut einen Finger lang über der Erde geſehen wird. — 2) Die ſchwarze thüringiſche Erdnuß. Dieſes in Holland ſehr häufige Ge— wächs, wo man die Knollen ſtatt der gebratenen Kaſtanien genießt, kommt überall in Deutſchland vor, und iſt auf den Getreidefeldern als ausſau— gendes Unkraut ungern geſehen, deſto willkommner Der Gemüſebau. aber auf den Wieſen, wo es für's Vieh ein wohl— ſchmeckendes Futter abgiebt. Die Pflanze hat nicht ſehr tief unter der Erde eine ſchwarze faſerige Wur— zel mit den daran hängenden Nüſſen, die man in einigen Gegenden auch Erdeicheln, Erdmäuſe, Saunüſſe u. ſ. w. nennt. Sie verlangen ein ſchattiges, feuchtes Land, worin fie ſtark wuchern. Man vermehrt fie durch ihre Knollen, im Frühjahre oder im Herbſte, und um Martini kann man die größten Knollen aufnehmen, und die kleinern wie— der mit Erde bedecken. Doch kann man ſie auch recht füglich wie die vorigen aus Samen erziehen. Sellerie nr Man unterſcheidet davon in den Gärten vor— nämlich zwei Sorten, nämlich den Kraut-, Schnitt— oder Staudenſellerie, und den Knollen- oder Kopfſellerie, von welchem der große berliner— Knollenſellerie der beſte iſt. Von dem Kraut— ſellerie, welcher kleinere und mehräſtige Wurzeln als der Knollenſellerie, aber ſehr viele langgeftielte Blätter hat, muß man den Samen ſehr frühzeitig ausſäen und die Ausſaat einigemal wiederholen, um den ganzen Sommer über junge Blätter zu haben. Die erſte Ausſaat macht man Anfangs März auf ein geringes Miſtbeet, die zweite drei Wochen ſpäter in's freie Land auf einem ſonnig ge— legenen Beete, die dritte Anfang Mai's in feuchten Boden. Sobald die Pflanzen im Miſtbeete etwas herangewachſen ſind, verſetzt man ſie 6 Zoll weit von einander in ein gutes Land. Viele ſäen auch gleich den Sellerie im März oder Anfangs April auf ſeinen Standort in ein fettes, ſchon im Herbſte gedüngtes Land und ziehen die zu dicht ſtehenden Pflanzen aus. Man kann den Sellerie zum Ge— brauche Winter und Frühjahr über unverrückt ſtehen laſſen, bis er in Stengel ſchießt, wo man ihn wegwirft oder zum Samentragen ſtehen läßt. — Der Knollenſellerie verlangt einen tiefen, fruchtbaren, friſchen, durch häufiges Begießen im— mer feucht erhaltenen Boden. Man ſäet den Sa— men im Frühjahre möglichft zeitig ſehr dünn und harft ihn nur ſehr flach ein. Er liegt 8 bis 10 Wochen in der Erde, ehe er keimt. Man kann ihn auf ein Miſtbeet ſäen, um recht früh Pflan— zen zu haben. Beſſer ſäet man jedoch den Samen dünn auf ein warm gelegenes Beet, welches man allenfalls in kalten Nächten etwas bedecken kann. Sobald die Pflanzen zur erforderlichen Größe er— wachſen ſind, werden ſie verpflanzt, nachdem zuvor die langen Blätter und Wurzeln etwas abgeſchnit— ten ſind. Das Land dazu muß im Herbſte zuvor gut gedüngt und tief gegraben werden. In etwas feuchtem Boden wachſen die Pflanzen vorzüglich gut, in minder feuchtem iſt durch Begießen nach— zuhelfen. Jede Pflanze iſt mindeſtens 1 Fuß weit von der andern, etwas tief in Furchen zu ſetzen, wobei jedoch die Herzblätter frei bleiben müſſen. Nachdem ſie feſt gewachſen ſind, muß man die Erde oft um die Pflanzen auflockern und an dieſelben anhäufeln, wodurch die Furchen nach und nach ganz wieder zugezogen werden. Dies Behäufeln Sellerie. Rapontika. Salat. wird jo lange fortgeſetzt, als es die Größe der Pflanzen erlaubt. Man kann auch auf dem Lande, wohin der Sellerie geſäet wurde, die ſtärkſten Pflan— zen 12 3. weit von einander entfernt ſtehen laſſen und ſie behacken und behäufeln. Dieſe liefern weit frühzeitiger eßbare Knollen. Nachdem man den zum Wintergebrauche nöthigen Sellerie ausgenom— men hat, läßt man die übrigen Knollen den Win— ter über im Lande ſtehen. Die Selleriewurzeln ſollen ſehr dick werden, wenn man Mitte Oktober alle Blätter, bis auf die drei innern, wegnimmt. Rapontika. Die Rapontika verlangt einen fetten und etwas feuchten Boden und wird durch Samen vermehrt. Man ſäet den Samen am beſten im März oder April auf den Umſchlag eines Miſtbeetes oder in Blumentöpfe. Sobald die Pflänzchen einige Blät— ter getrieben und die zum Verſetzen erforderliche Stärke erreicht haben, pflanzt man ſie in fetten, nahrhaften, doch nicht friſch gedüngten Boden und behandelt fie wie andere Wurzelgewächſe durch Be— hacken und Reinhalten von Unkraut. Die Wur— zeln werden im Herbſte ausgehoben, und nachdem die Blätter bis an das Herzchen abgeſchnitten wor— den, im Keller in Sand eingeſchlagen. Salat, Gartenſalat. Durch die Kultur dieſer Pflanze in den Gär— ten iſt eine große Menge von Abarten entſtanden. Indeſſen kann man doch dieſe Salatſorten füglich in zwei Hauptabtheilungen bringen, nämlich Kopf— ſalat, deſſen Blätter ſich zum Kopfe ſchließen, und Endivien- oder Bindſalat, deſſen Blät— ter, um ſich zu ſchließen, gewöhnlich des Zuſam— menbindens bedürfen. Der ſogenannte Schnitt— oder Stechſalat iſt keine beſondere Art Salat, ſondern überhaupt eine dicht über ein ganzes Beet oder in Reihen geſäete frühe Sorte, die man ſchon im jungen Zuſtande ausſticht oder abſchneidet. Ei— nige der vorzüglichſten Sorten des Kopfſalats ſind: 1) Früher Steinkopf, iſt zum Treiben die ſchönſte Salatſorte. 2) Kaiſer- oder Mohren— kopf, frühe Sorte mit großen Köpfen. 3) Prin— zenkopf, mit braunen und dunkelroth gefleckten Blättern. Der gelbe deutſche Prinzenkopf iſt ſehr zart und kann als Winterſalat gebraucht werden; der holländiſche und engliſche Prinzenkopf erhält ſich in der größten Hitze lange. 4) Großer gel— ber aſiatiſcher Salat, eine ſchöne Sorte. 5) Gelber berliner Salat; der ſehr große Kopf ſchließt ſich bald und dauert lange. 6) Prahl— falat mit großen Köpfen und runzeligen Blättern. 7) Forellenſalat, mit großen Köpfen, braun gefleckten und runden Blättern, ſchöne Sorte. 8) Großer Mogul, mit ſehr großen Köpfen; man nimmt ihn oft zum Treiben in Miſtbeete. 9) Gro— ßer harlemer Blankkrop, mit ſehr großen Kö— pfen, ſehr dauerhaft und zu Winterſalat ſehr taug— lich. 10) Winterzuckerſahat, dient zum frühe— ſten Gebrauche. 11) Dauerſalat. Der blaß⸗ gelbe iſt der vorzüglichſte Winterſalat, aber auch 343 als Sommerſalat zu empfehlen; der dredsner ift groß und ſchön. 12) Hochgelber oder Eier— ſalat. 13) Straßburger Salat, mit großen, nicht ſtark geſchloſſenen Köpfen. 14) Kapuziner— ſalat, mit ſehr großen Köpfen; der grüne iſt ſehr dauerhaft und zu Winterſalat gut geeignet; der mit röthlichen Blättern treibt bald in Stengel. 15) Schle— ſiſcher Salat, mit ſchwarzgrünen Blättern. — Vom Endivienſalat hat man vorzüglich folgende Sorten: 1) Weiße Sommerendivie, wächſt aufrecht und ſchließt ſich ſelbſt. 2) Forellen: Bindſalat, ſchließt ſich nicht von ſelbſt. 3) Schwarzer Bindſalat, ſehr große Sorte. 4) Rother Bindſalat, mit braunrothgefleckten Blättern. 5) Gelber und grüner paffauer Salat. Aller Salat verlangt gutes, lockeres, fettes mit gut verfaultem Dünger friſch gedüngtes Land und eine freie ſonnenreiche, gegen Nord- und Oſtwinde geſchützte Lage. Man kann den Samen auch zwi— ſchen Erbſen, Bohnen, Möhren und andere Wur— zelgewächſe ſäen und die jungen Pflanzen um Gur— kenbeete oder dergl. pflanzen, oder das Land, wor— auf ſpäter Weißkraut und Wirſing zu ſtehen kommt, recht frühzeitig mit Salat beſäen. Der Salat ge— rälh nur in feuchten, warmen Jahren recht gut. Der Same wird dünn ausgeſäet und ganz flach untergeharkt; er geht in fünf Tagen auf. Man fäet den Salatſamen zu verſchiedenen Zeiten, und macht die erſte Saat im halben März, ja ſchon Anfangs März, und fährt ſo von vierzehn zu vier— zehn Tagen damit bis in den Herbſt fort. Nach dem Aufgehen lichtet man die zu dichte Saat. Man kann die jungen Pflanzen gleich auf dem Samenbeete ſtehen laſſen, wo ſie größere Köpfe bekommen, als wenn man ſie verpflanzt. Zum Ver— ſetzen werden die Pflanzen, wenn ſie 4 bis 8 Blät— ter haben, 6 bis 12, auch wohl 18 Zoll von ein: ander in's Quadrat gepflanzt, je nachdem ſie kleine oder große Köpfe tragen. Zeitiges Verpflanzen iſt räthlich; denn je größer die Pflanzen waren, um ſo weniger kommen ſie zum Schließen und deſto eher ſchießen ſie in Samen. Die ausgeſetzten Pflan— zen müſſen ſogleich angegoſſen werden, was man nachher öfters wiederholen muß, bis ſich die Pflan— zen feſtgewurzelt haben. Durch öfteres Lockern des Erdbodens wird das Wachsthum der Pflanzen ſehr befördert. Um zeitig im Frühjahre Kopfſalat zu haben, ſäet man noch ſpät im Lande Salat und überwintert dieſen, was den ſogenannten Winter— ſalat giebt. Man ſäet hierzu im Auguſt den Sa— men auf ein ſchon abgetragenes Beet, und pflanzt im Oktober die Pflänzchen auf ein gegen die kal— ten Winde geſchütztes, nicht in der Morgenſonne liegendes Beet, 3 Zoll von einander entfernt, lüf— tet ſie zweimal mit der zackigen Hacke, und ver— pflanzt ſie dann im Frühjahre in gehörig weiter Entfernung auf ein anderes Beet. Man kann auch junge Pflanzen in Gurken- oder Melonenbeete ſetzen, welche nachher verbraucht werden, wenn die Ran— ken von dieſen ſich ausbreiten. Um bei den Salat— köpfen das Schießen in Samen zu verhüten, ſoll 344 man den Strunk unter dem Kopfe bis über die Hälfte durchſchneiden. Zu Samen läßt man die früheſten, größten und ſchönſten Köpfe ſtehen, ver— ſieht ſie mit 3 F. langen Stäben und behackt die Stöcke einigemal. Wenn bei feſten Köpfen der Samenſtengel nicht durchbrechen kann, ſo macht man einen geringen Kreuzſchnitt über den Kopf. Die jungen Pflanzen des Bindſalates werden 9 3, von einander entfernt, auf gutes fettes Land verpflanzt und gehörig begoſſen. Vierzehn Tage vor dem Ge— brauche werden die Blätter zuſammengebunden, da— mit die inwendigen gelb und weich werden, wor— auf man nur noch die Wurzeln gießt. Endivie, Winter- oder Gartenendivie. Die Hauptnutzung dieſer Pflanze iſt zu Salat, den man den ganzen Winter über von ihr friſch erhalten kann. Man genießt ihn am liebſten, wenn die inwendigen Blätter gebleicht ſind. Sämmtliche Endivienſorten verlangen eine leichte, wohlgedüngte und gut bearbeitete Erde. Der Same, den man am beſten einige Jahre alt nimmt, wird in ein gutes, frei gelegenes, im Herbſte zuvor gedüngtes Land nur dünn geſäet und flach eingeharkt. Man macht mehrere Saaten, vom Mai bis zum Juli. Haben die Pflanzen nach einigen Wochen eine hin— reichende Größe erlangt, ſo verpflanzt man ſie in ein gut gedüngtes Beet, etwa 1 F. weit von ein— ander im Verband, und hält den Boden durch Behacken und Behäufeln locker und rein. Wenn die Pflanzen völlig ausgewachſen find, bleicht man die zum Eſſen beſtimmten, indem man bei trocknem Wetter die Blätter möglichſt nach der natürlichen Ordnung ihres Wachsthums ſo zuſammenlegt, daß ſie ſich nicht kreuzen, und ſie dann, etwa 2 bis 3 Zoll von oben herab, mit angefeuchtetem Baſte ziemlich feſt zuſammen bindet. Nach dem Binden darf man blos die Wurzel begießen. Nach drei bis vier Wochen ſind ſie genug gebleicht und zum Gebrauche herauszunehmen. Man kann ſie auch ausgraben und im Keller mit den Wurzeln in Sand oder Erde eingeſchlagen und mit zuſammengebun— denen Blättern bleichen. Rapünzchen, Ackerſalat. Man ſäet den Samen vom Auguſt bis Ende Oktober und hat dann im Winter bei offener Wit— terung und fortwährend im Frühjahre grünen Sa— lat, ohne weitere Mühe, im Freien. Wo einmal Rapünzchen ſtehen, da pflanzen ſie ſich durch Sa— men ſelbſt fort. Übrigens lieben ſie einen zarten, lockern und gut gedüngten Boden. Kreſſe, Gartenkreſſe. Dieſe wächſt in jedem Boden, ſelbſt in magerem. Man ſäet den Samen möglichſt zeitig im Frühlinge ziemlich dick. Auf ſchwerem und feuchtem Boden ſäet man ihn nicht in Furchen, ſondern ſtreut ihn nur in Reihen oben auf die Erde, ſtößt ihn mit dem Harkenbalken feſt an dieſe an und begießt bei trockner Witterung ſanft des Abends und Morgens; in fandigen Gärten aber muß der Same mit feiner Der Gemüſebau. Erde bedeckt und dieſe feucht erhalten werden. Man ſäet nach und nach, ſo oft die Kreſſe hervorgewach— ſen iſt, und wiederholt ſolches ſo oft, bis die erſte Hälfte des Mai zu Ende geht. Der Same wur— zelt binnen zwei Tagen ein, und es kann die Kreſſe bisweilen ſchon den achten Tag nachher gegeſſen werden. Man benutzt die Gartenkreſſe gewöhnlich als Salat; man kann ſie aber auch auf Brot oder unter Spinat genießen. Artiſchocke. Iſt ein, einer Diſtel gleichendes Küchengewächs, das bei uns ſelten reifen Samen trägt. Das ei— gentlich Genießbare davon iſt der Blüthenboden mit dem untern Theile der daran ſitzenden Schuppen. Man unterſcheidet bei uns in den Gärten: 1) Die glatte, rothe (englifche) Artiſchocke, mit faſt rundem Kopfe (Kugelartiſchocke). Sie hat die größ— ten Blumenköpfe und iſt daher die beſte Sorte zum Verſpeiſen. 2) Die grüne (frangöfifhe) Arti— ſchocke, mit kleinen kegelförmigen Köpfen, iſt die gewöhnlichſte und bekannteſte 3) Die ſtachelige Artiſchocke, mit vielen, aber nur kleinen Köpfen, wird vorzüglich zum Einmachen benutzt. — Die Artiſchocke kommt in jedem fruchtbaren Boden fort, am beſten aber in einem friſchen, fetten, lockern, reichlich mit Kuhmiſt gedüngten und tief umgegra— benen Boden. Sie wird durch Samen oder Ne— benſproſſen fortgepflanzt. Erſtern legt man im April oder Mai auf das im Herbſte zugerichtete Beet 1 Zoll tief und 2 Fuß von einander entfernt, und bepflanzt ſodann die Zwiſchenräume mit Salat; will man letzteres nicht, ſo braucht man die Sa— menkerne nur ½ F. weit von einander entfernt zu legen. Man ſäet aber auch den Samen in Töpfe, Miſtbeete u. ſ. w. und verſetzt dann die Pflanzen. Die Fortpflanzung durch Wurzelſchößlinge iſt jedoch ſicherer. Zudem entfernt man gegen Ende April die Erde um die ältern Wurzelſtöcke vorſichtig mit der Hand, löſt die an dem Stocke befindlichen Schößlinge bis auf zwei ab, und bedeckt den Wur— zelſtock dann wieder mit Erde. Die Wurzeln wer— den nun gereinigt, an dem abgebrochenen Ende etwas glatt geſchnitten und ſo tief eingeſetzt, daß nur die Krone hervorſieht, worauf man begießt, und dies bei trocknem Wetter wöchentlich zwei bis dreimal wiederholt. Um größere und ſchönere Blü— thenköpfe zu erhalten, kann man alle kleinen Triebe bis auf 1 oder 2 oder höchſtens 3 wegſchneiden. Die größten und meiſten Köpfe tragen die Arti— ſchocken im zweiten Jahre; fie bleiben ſelten länger als 3 bis 4 Jahre brauchbar. Die reifen Blüthen— köpfe werden abgeſchnitten und bis zum Verbrauche im Keller aufbewahrt. Sodann wird aber auch der Stengel nahe an der Erde weggeſchnitten. Für den Winter bedeckt man die alten Wurzelſtöcke / F. hoch mit Erde, bringt, wenn es ſehr kalt wird, etwas Baumlaub daruͤber und darauf wieder Erde. Melde, Gartenmelde. Man hat von dieſer Pflanze verſchiedene Ab— änderungen. Als Gemüſe baut man gewöhnlich die Spinat, Grünkraut. gelbe Melde an und ſäet den Samen im Frühjahre auf ein wohlgegrabenes und gedüngtes Land; wenn er aufgegangen, werden die überflüſſigen Pflanzen mit dem Jätehäckchen ſo weit weggenommen, daß jede der ſtehen bleibenden 1½ F. weit Raum er— hält. Zu recht frühem Gebrauche muß man ſie im Herbſte ausjien. Wenn die jungen Pflanzen 4 bis 6 Blätter bekommen haben, können ſie aus— gezogen und in der Küche verbraucht werden. Von den großen erwachſenen benutzt man in der Folge nur die vollſtändigſten durch's Abblatten. Häufig ſäet man die Melde mit unter die Möhren und Zwiebeln und auf andere paſſende Plätze aus. Spinat, Grünkraut, Binetſch. Die Blätter dieſer Pflanze werden als unſer früheſtes Gemüſe benutzt. Von den mehrern Ab— arten ſchätzt man vorzüglich den rundblättrigen Spi— nat, obſchon der ſpitzblättrige dauerhafter und da— her zu Winterſpinat geeigneter iſt. Der Spinat gedeiht am beſten in einem guten, fruchtbaren, fet— ten Boden in freier, ſonnenreicher Lage. Man ſäet den Samen zu verſchiedenen Zeiten des Jahres entweder in 1 F. von einander entfernten Reihen oder beſſer breitwürfig, ſo dünn, daß jede Pflanze in der Folge 3 bis 4 3. Raum erhält. Um ihn im Frühjahre recht zeitig zu haben, ſäet man ihn im Herbſte auf einer der Morgenſonne nicht aus— geſetzten Stelle und tritt die Erde nach dem Säen etwas feſt. Im Frühjahre ſäet man möglichſt zei— tig, ebenfalls ſehr dünn, aber an einer der Morgen— ſonne ausgeſetzten Stelle und in einem lockern Bo— den. Die Saaten im Sommer müſſen fleißig be— goſſen werden. Um Winterſpinat zu erhalten, ſäe man den Samen der ſpitzblättrigen Sorte zu An— fange Auguſts bei feuchtem Wetter. Spargel. Man hat vom Spargel viele Spielarten, deren meiſte jedoch nur in ſüdlichen Ländern gedeihen. Nur drei derſelben, der weiße, rothe und grüne ſind in Deutſchland eingeführt. Der rothe Spar— gel iſt äußerſt zart und wohlſchmeckend und zeich— net ſich beſonders durch ſeine Dicke vor andern Sorten aus; doch iſt die untere Hälfte der Pfei— fen gewöhnlich holzig und daher nicht genießbar. Der vorzüglichſte iſt der grüne Spargel, indem er am ſchmackhafteſten und an demſelben Alles genieß— bar iſt; auch keimt er weit früher als die übrigen Sorten, iſt viel dauerhafter als dieſe und leidet nicht von Nachtfröſten. Den weißen holländi— ſchen und den weißen dicken darmſtädter ſchätzt man am meiſten. Da der meiſte und ſchönſte Spargel in der Gegend von Ulm und Darmſtadt gezogen wird, ſo läßt man größtentheils die Pflan— zen von da kommen; doch genügt es, ſich nur Sa— men von dort kommen zu laſſen und hieraus die Pflanzen ſich ſelbſt zu erziehen. Eine Spargel— pflanzung kann 15 bis 24 Jahre dauern. Die jungen eßbaren Wurzeltriebe heißen Sproſſen, Pfei— fen, Stangeln oder Spargeln. Je beſſer der Bo— den iſt, deſto wohlſchmeckender wird der Spargel. Kirchhof, Landwirth. Spargel. 345 Die beſte Lage für denſelben iſt eine gegen Süden freie, gegen Norden und Oſten geſchützte Ebene; in einer nödlichen Lage gedeiht der Spargel durch— aus nicht. Die Anpflanzung längs einer gegen Mittag gelegenen Mauer oder Gebäude iſt ſehr gut, nur muß die Pflanzung wenigſtens 4 Fuß davon entfent bleiben. Am beſten gedeiht der Spargel in einer trocknen, leichten, mit Sand gemiſchten, ſtark gedüngten Erde; auch Torferde iſt dem Spar: gelbaue zuträglich. Am wenigſten gedeiht er in einem kieſigen, kalk-, mergel- und thonhaltigen Boden, und ein naſſer Boden iſt ganz untauglich dazu. Hat man keinen andern als naſſen Boden, ſo muß dieſer ſehr erhöht und mit vielem Sande vermiſcht werden; auch nimmt man in ſolchem lie— ber Pferdedünger, da ſonſt Kuhdünger der beſte zum Spargelbaue iſt. In einem Boden, in wel— chem ſchon Spargel geſtanden, darf man nicht un— mittelbar nachher wieder Spargel bringen. Außer Kuhdünger kann man auch den Pferdedünger in Anwendung bringen, ſobald derſelbe alle Hitze ver— loren hat und fett geworden iſt. Unter letztern Umſtänden erſcheint auch der Schaf-, Hühner- und Taubenmiſt als trefflich zur Düngung von oben. Beete in einer warmen Lage dürfen nicht länger als bis Ende Mai geſchnitten werden; wogegen kälter gelegene ohne Schaden bis Johannis ge— ſchnitten werden können. Die Fortpflanzung des Spargels erfolgt durch Samen, am gewöhnlichſten und beſten aber durch Pflanzen. Zu einer Anlage mit Pflanzen wählt man am beſten einjährige; auch zweijährige ſind tauglich; ältere wachſen nicht ſicher mehr an. Nach einer neuern Behauptung ſoll die allerbeſte und leichteſte Fortpflanzung durch Verſetzung der aufgezogenen Pflanzen im Juni des erſten Jahres erfolgen. Spargelbeete mit Düngerunterlage. Will man dieſe mit Pflanzen anlegen, ſo ſäet man zur eigenen Erziehung der Pflanzen den Samen (nicht über drei Jahre alt) möglichſt zeitig in ein ſchon im Herbſte zugerichtetes Beet reihenweiſe in 1 Zoll tiefe Furchen, wie die Pflanzen 3 Zoll Raum haben müſſen. Im Herbſte bedeckt man ſie, wenn die Stengel ausgeſchnitten ſind, mit kurzem Miſte. Am zweckmäßigſten bereitet man das Land im Herbſte zu, indem man 2 Fuß tief rajolt, und ſetzt die Pflanzen im Frühlinge ein. Beim Rajolen kommt in den ausgeworfenen Graben eine Lage alter, ver— rotteter Miſt, hierauf die obere Erde des letzten Grabens, dann wieder eine Lage Dünger, hierauf die übrige Erde. Wenn ſofort das ganze Stück bearbeitet iſt, wird noch eine Lage Dünger auf die Oberfläche geſtreut, das Strohige davon im Früh— jahre abgeharkt und das Land nochmals gut ge— graben und geebnet. Die Beete werden 5 Fuß breit abgetreten, dann die für die Pflanzen beſtimmten Löcher 1½ Fuß tief, eben ſo weit und 3 Fuß von einander entfernt, ausgegraben. Auf jedes Beet kommen zwei Reihen Pflanzen zu ſtehen. Die zum Verſetzen ausgehobenen Pflanzen werden ſogleich in ein Gefäß mit Waſſer gelegt und unmittelbar aus demſelben ee In die Mitte jedes auf 4 346 dem Pflanzenbeete gemachten Loches wird ein Pfahl eingeſteckt, um die Pflanze zu bezeichnen. Alsdann bringt man etwas feine Erde in jedes Loch und ſetzt die Pflanzen darein, eine ſtarke oder zwei ſchwache, und bedeckt dieſe 4 Zoll hoch mit Erde. Die Löcher werden erſt zu Anfang Juni, wenn die Pflanzen ge— trieben ſind, vollſtändig ausgefüllt. Man muß die Spargelbeete jährlich ſehr ſtark düngen; auch ſoll man die Spargelbeete während des Winters fleißig mit Miſtbrühe begießen. Im Frühlinge, ſobald es thunlich, wird der Miſt untergegraben. Ein Beet, welches ſchönen Spargel tragen ſoll, darf mit keiner andern Art Küchengewächſe gleichzeitig beſäet oder bepflanzt ſein; wenn jedoch der Spargel nach viel— leicht 20 Jahren anfängt ſchwächer zu wachſen, ſo kann man wohl Salat, Zwiebeln, Dill u. dgl. dar— auf ſäen; tiefwurzelnde große Gewächſe ſoll man aber nie auf die Spargelbeete bringen. Das Köpfen der Wedel muß durchaus unterbleiben, und erſt, wenn die Stengel abzuſterben beginnen, ſchneidet man ſie 1 Fuß hoch über der Erde ab, und bringt dann Dünger auf die Beete, wobei jedoch immer die Sturzeln noch heraus ſtehen bleiben müſſen. — Will man Spargelbeete durch Samen anlegen, ſo legt man auf den mit Stöcken bezeichneten Stellen des zugerichteten Beetes um die Stöcke etwa 4 Körner, und zieht dann nachher die ſchwächſten Pflanzen aus. Man legt dieſe Samen 4 bis 5 Zoll tief, bedeckt ſie aber nur wenig mit Erde. Im Herbſte erſt fuͤllt man die Löcher ganz mit Erde aus, bedeckt ſie dann ſpäter— hin mit Dünger und verfährt im Übrigen wie bei dem gepflanzten. — Sehr zu empfehlen iſt die Kul— tur des Spargels auf Rabatten u. dgl. in größern Entfernungen (10 bis 12 F.) der Stöcke von einan— der. Die Anpflanzung hierbei wird gewöhnlich wie die auf Beeten im Frühlinge vorgenommen. Im Herbſte gräbt man in einem Umkreiſe von 3 F. um die Pflanzen herum alten verweſten Dünger ein. — Um Spargel von außergewöhnlicher Größe und Dicke zu erziehen, theilt man ein 2 F. breites Stück Land, und gräbt von dieſem abwechſelnd ein Theilſtück 3½ F. tief um, ſo, daß zwiſchen zwei ausgegrabene eins zu liegen kommt, das unberührt bleibt. In jede Vertiefung der ausgegrabenen Beete wird 1 F. hoch Kuhmiſt und Hornſpäne gebracht, die feſt eingetre— ten werden; auf dieſes kommt dann 1 3. hoch ge— löſchter Lederkalk, hierauf wieder Hühner- oder Tau— benmiſt mit guter Erde und einem Jufage von Sand. Im Februar oder März harkt man alsdann die Beete leicht um, ebnet ſie wieder und bringt darauf zwei— jährige Spargelpflanzen in 3 F. Weite von einander, über die dann wieder leichte gute Erde gebracht wird. Sobald nun die Pflanze emporwächſt, bringt man friſche Erde an fie, jo daß ſie im Herbſte 6 bis 8 3. tief ſteht, ohne daß ihre Stengel bedeckt werden; dann erſt kommt Hühner- oder Taubenmiſt auf dieſelben. Dieſen Spargel könnte man im zweiten ſchon ſtechen; doch unterläßt man dies beſſer noch. Im Sommer giebt man ihm wieder gute Erde und im Herbſte zur Düngung wieder Hornſpäne und Hühner- oder Taubenmiſt. Die Stengel ſchneidet man 6 bis 8 3. ab. Im nächſten Frühjahre kommt abermals auf die Der Gemüfebau. Beete 3 bis 4 Zoll hoch friſche Erde. Die Stangen bekommen in dieſem Frühlinge eine Dicke von 1½ 3. und eine Länge von 10 Zoll. — Das Stechen des Spargels geſchieht zum erſtenmale auf den mit Pflan— zen angelegten Beeten im dritten Jahre, auf den mit Samen angelegten erſt im vierten Jahre, wobei je— doch nur die ſchönſten und dickſten Stangen weg— genommen werden dürfen. Man muß den Spargel früh Morgens ſtechen, ehe ihn die Sonne beſchienen hat, wenn die Stangen ½ bis höchſtens 3 Zoll über der Erde herausgewachſen ſind. In dem Früh— jahre, wo Spargel geſtochen werden darf, müſſen die Beete einige Zeit vorher, ehe die Stangen hervor— kommen, mit einer plattzinfigen Gabel vorſichtig und leicht aufgelockert werden. Die kleinſten und ſchwäch— ſten Stangen läßt man beim Stechen immer un— berührt ſtehen, da dieſe die Hoffnung künftiger Jahre ſind. Die Kultur des Spargels auf Beeten ohne Dün— gerunterlage iſt zwar im Allgemeinen der vorigen nachzuſetzen, indeſſen kann ſie doch bei angemeſſenen Boden und für einen ausgedehnten Spargelbau in Anwendung gebracht werden. Nur muß man hierzu den fetteſten Boden ausſuchen, und es darf dieſer nicht eher, als in einer Tiefe von 2 Fuß, aus Thon, Lehm oder Steinlagen beſtehen. In Ermangelung eines fetten Bodens kann man ſich dieſen verſchaffen: durch die ausgegrabene Erde in den Scheunenban— ſen, durch Holzerde, durch ein Jahr lang bearbeitete Teich- und Schlammerde, durch eben ſo ſtarkes Düngen des Bodens, als zu Kohl, und endlich durch die Wahl ſolcher Beete, die eben bei gutem Boden Kohlarten getragen haben. Man gräbt einen ſolchen Boden im Herbſte 1½ F. tief um und theilt ihn im März oder April in 3 F. breite Beete mit 1 F. brei— ten Zwiſchenwegen ab. Die Pflanzen oder Samen— körner müſſen in 2 F. von einander entfernten Rei— hen zu ſtehen kommen, und wenigſtens 1, oder höch— ſtens 1½ F. Erde über ſich haben; allemal im No— vember mit fettem Miſte bedeckt und davon im März oder April befreit werden; endlich muß der Spargel nicht länger, als bis in die zweite Woche des Juni geſtochen werden. Peterſilie. Man unterſcheidet als Abart: 1) die gemeine Peterſilie, mit ſehr ſchmalen Blättern; 2) die krauſe Peterſilie, wovon die untern Blätter breit und gekräuſelt ſind; iſt leichter vom Schierling und von der Hundspeterſilie zu unterſcheiden; 3) Wurzelpeterſilie, Peterſilienwurzel, un— terſcheidet ſich von beiden vorigen, die blos des Krau— tes wegen angebaut werden (Krautpeterſilie), durch ihre dickere, ſuͤße, fleiſchige Wurzel, wegen deren ſie auch hauptſächlich gebaut wird, obſchon man auch das Kraut von ihr benutzen kann. Alle Arten Peter— ſilie verlangen ein ſehr kräftiges, tiefes, mürbes Land, aber eben keinen friſchen Dung. Die Krautpeterſilie ſäet man im zeitigen Frühjahre, und macht dann etwa alle 4 Wochen eine neue Ausſaat. Die erſte Saat der Peterſilie macht man an ſonnigen Stellen, die ſpätern lieber an ſchattigen, etwas feuchten. Am Peterſilie. Kerbel. Thymian. Dill. beſten ſäet man ſie in kleine, „ Zoll tiefe Furchen, und ſtößt den eingeſäeten Samen mit dem Harken— balken feſt, worauf man die Oberfläche des Beetes eben harkt und mit einem Brete eben ſchlägt. Der Same keimt erſt nach 3 bis 4 Wochen. Sehr förder— lich für das Wachsthum iſt es, von Zeit zu Zeit noch etwas verrotteten Miſt zwiſchen die Furchen zu legen. Das Land iſt fleißig zu gießen. — Den Samen der Wurzelpeterſilie ſäet man im Frühlinge möglichſt zeitig, oder auch im Herbſte auf ein ſonniges, zuvor mit Kuhmiſt gedüngtes Land ſo einzeln, oder verzieht die Pflanzen nachher ſo ſtark, daß jede 1 F. Raum hat. Im Übrigen behandelt man die Pflanzen ganz wie Möhren. Die Wurzeln nimmt man ſehr ſpät im Herbſte heraus und hebt ſie im Keller im trocknen Sande auf, wobei das Kraut hervorſteht. Will man zugleich das Kraut der Wurzelpeterſilie benutzen, ſo muß man ſie dichter ſäen. Von dem Schierlinge unterſcheidet ſich die Peter— ſilie ſchon durch den Mangel des eigenthümlichen unangenehmen Geruchs, welcher den Schierling vor— nehmlich in zerquetfchtem Zuſtande bezeichnet, von der Hundspeterſilie ebenfalls durch den mangelnden Geruch dieſer Giftpflanzen und durch die weniger gefurchten Blattſtiele; auch ſind die Läppchen der Blätter mehr lanzettförmig und ſpitziger als bei der Peterſilie, und unterſcheiden ſich von dieſer beſon— ders durch den Glanz, den ſie auf der untern Seite haben. Kerbel, Körbel. Der Same des gemeinen oder Gartenker— bels geht ſchon nach 10 Tagen auf; die Spielart mit gekrauſten Blättern iſt beſonders geſchätzt. Der Kerbel gedeiht am beſten in einem etwas feuchten, der Morgenſonne ausgeſetzten Boden, und kann zu allen Zeiten, vom Frühlinge bis in den Herbſt geſäet werden. Wenn er arne g iſt, ſo ſäet er ſich nachher durch den ausgefallenen Samen immer von ſelbſt wieder aus. Je öfterer er geſchnitten wird, deſto ſpäter ſchießt er in Samen. Der ſpaniſche Kerbel iſt viel größer als voriger. Wird wie jener geſäet. Die etwas herangewachſenen Pflanzen wer— den in ein gutes, fruchtbares, lockeres Land etwa 1% bis 2 Fuß von einander gepflanzt und anfangs zuweilen begoſſen. Das Kraut wird ebenſo verwen— det, wie von voriger; die Wurzeln benutzt man wie Möhren und Haferwurzeln. Saturei, Pfefferkraut, Bohnenkraut. Man ſäet den Samen im März oder April in's Freie auf gutes Gartenland, wo er bald aufgeht; in der Folge vermehrt ſich dieſe Pflanze durch ihren häufig aus fallenden Samen von ſelbſt; man kann fie auch zwiſchen Möhren und andere niedrige Ge— wächſe ſäen. Zur Zeit der Blüthe, im Juni, ſchnei— det man die Zweige zum Trocknen bis auf einige Augen ab, die nun neue Zweige bringen. Man be— nutzt das Kraut ſowohl grün als getrocknet. Majoran. Man ſäet im April oder Anfang Mai's auf ein 347 nahrhaftes Beet in warmer, ſonnenreicher Lage und harkt den Samen nur flach ein. Man kann zwar die Pflanzen an derſelben Stelle ſtehen laſſen; doch wer— den fie beſſer verpflanzt, 3 bis 43. weit von einander; auch ſetzt man wohl 3 bis 4 Pflanzen büſchelweiſe neben einander in daſſelbe Loch. Später begießt man zuweilen. Wenn die Pflanzen in Blüthe ſtehen, ſchneidet man die ganzen Stöcke an der Wurzel ab, bindet fie in Bündelchen und hängt fie zum Trocknen auf. Der Wintermajoran dauert beſtändig fort, und wird im Herbſte und Frühlinge durch Zertheilung alter Stöcke vermehrt; er liebt einen trocknen Boden. Thymian, Quendel. Dieſe bekannte Gartenpflanze wird auf dreierlei Art vermehrt: 1) durch die Zweige, welche im März und April abgeſchnitten und geftopft werden; 2) durch den Samen, den man im März oder April in trock— nes und vorher eingetretenes Land ſäet, flach einharkt und klarem Pferdemiſt überſtreut. Die Pflanzen werden im Juni auf 6 Zoll von einander verdünnt, und die ausgezogenen in gleichem Abſtande auf ein anderes Beet gepflanzt. 3) Durch Zertheilung der alten Stöcke, welche alle 2 bis 3 Jahre im Frühjahre vorgenommen wird. Man kann auch den Thymian zur Einfaſſung von Rabatten verwenden. Man ſchnei— det das Kraut ab und verbraucht es friſch und ge— trocknet. Später als Ende Auguſt darf man den Thymian nicht verſetzen oder beſchneiden. DET. Dieſe Pflanze iſt mit jedem Boden zufrieden und kann im Herbſte und Frühjahre geſäet werden; ſie pflanzt ſich übrigens durch den ausgefallenen Samen in Menge fort. Man benutzt ſowohl das grüne Kraut als auch den reifen Samen. Salbei. Man kann den Salbei aus Samen ziehen, der in 10 Tagen aufgeht, ſchneller und bequemer aber durch die Zertheilung der alten Stöcke oder durch Stecklinge. Die alten Stöcke zertheilt man im März oder April oder im September und pflanzt die Theile auf ein fchattiges Beet, wo man ſie bei trockner Erde gut begießt. Nach erfolgter Bewurzelung pflanzt man fie an ihren Beſtimmungsort. Stecklinge macht man im April und Mai in gut zubereiteter Erde in einen Blumentopf, ſtellt dieſen an einen ſchattigen Ort und begießt gut. Samen ſäet man zeitig im Frühjahre etwa 1 3. tief ſehr dünn in Furchen und verpflanzt nachher die jungen Pflanzen 1 F. von einander. Der Salbei wächſt faſt in jedem Boden, und dauert am längſten in einem trocknen, ſonnenreichen. Er wird meiſt nur als Beeteinfaſſung gezogen. Man legt ihn etwa alle 3 Jahre um. Meliſſe. Sie nimmt faſt mit jedem Boden vorlieb, ge— deiht jedoch auf einem trocknen, fetten Lande, wo ſie den größten Theil des Tages die Sonne genießt, am beſten. Man vermehrt ſie am leichteſten durch Zertheilung der Wurzeln, welche man in ſo kleine 44 348 Stücke zertheilen kann, daß jedes nur 3 bis 4 Augen behält. Die beſte Zeit hierzu iſt Ende Oktober, wenn man die Stengel zum letztenmal abgeſchnitten hat. Man ſetzt ſie dann auf ein eigenes Beet 1 bis 1½ F. weit von einander, oder auch als Einfaſſung um die Rabatten. Alle 4 Jahre muß man die alten Stöcke durch Wurzelſproſſen verjüngen. Will man Samen ſäen, fo muß dies im erſten Frühjahre geſchehen, und die jungen Pflanzen werden dann etwa 1 Fuß weit von einander verpflanzt. Die jungen Stengel werden vor der Blüthe abgeſchnitten und getrocknet. Raute, Gartenraute, Weinraute. Sie verlangt einen kräftigen, aber trocknen Bo— den. Wenn man die Pflanzen ſchon im Garten hat, ſo braucht man die Stöcke jedes vierte Jahr zu ver— ſetzen und durch Zertheilung zu verjüngen. Bei der Fortpflanzung durch Samen wird letzterer zeitig im Frühjaͤhre in ein gutes fruchtbares Land geſäet und flach eingeharkt. Die jungen Pflanzen ſetzt man 1 F. weit von einander auf ein eigenes Beet, oder als Einfaſſung um die Rabatten. Zum Verkaufe wird das Kraut vor der Blüthe zum erſten und im Auguſt zum zweiten Mal abgeſchnitten und ſchnell getrocknet. Zum Arzneigebrauche wird es im Mai und Juni geſammelt. Dragun, Dragant, Eſtragon. Kommt, obſchon faſt in jedem Boden, doch am beſten im fruchtbaren Sandboden fort, und liebt einen freien, ſonnigen Stand. Da er ſelten reifen Samen trägt, ſo pflanzt man ihn gewöhnlich durch Zertheilung der Wurzelſtöcke und durch Wurzelaus— läufer fort. Man muß alle 2 bis 3 Jahre im März eine Umpflanzung auf 1 F. Weite vornehmen. Die grünen Blätter können, wenn fie einmal zu treiben anfangen, alle 2 bis 3 Wochen abgeſchnitten werden. Sauerampfer. Obgleich dieſe Pflanze faſt in jedem Boden wächſt, ſo treibt ſie doch in einem fruchtbaren mehrere und größere Blätter. Der Sauerampfer läßt ſich durch Samen (im April ziemlich dünn in friſchge— düngtes Land geſäet), aber auch ſehr leicht durch Zertheilung der Wurzeln vermehren, am beſten im Gartenger Der Handpflug. Wird gewöhnlich nur in Gärten gebraucht, um damit in dem ſchon zugerichteten Boden für Bohnen und Erbſen Furchen zu ziehen. Ein Arbeiter ſchiebt ihn vor ſich her. Will man ihn aber zum Behäufeln der in Reihen ſtehenden Gewächſe gebrauchen, ſo muß ihn noch ein zweiter Arbeiter an einem Stricke ziehen. Der Pflugbaum d ift 4 F. lang und hat vorn eine Gabelſäule mit einem 5 Z. im Durchmeſſer hal— tenden Scheibenrade. Die beiden Sterzen d und. / ſind an dem Pflugbaume und an die Gerüſtſäule be— Gartengeräthſchaften. Frühjahre, doch auch im Oktober. Die zertheilten Wurzeln legt man 9 bis 12 Zoll weit von einander wieder ein, entweder auf eigene Beete, oder als Ein— faffung um Rabatten. Man kann die Blätter oft ab: ſchneiden; ſie können zeitig im Frühlinge und den ganzen Sommer hindurch zur Speiſe dienen. Die Pflanzen können 3 bis 4 Jahre auf einer und der— ſelben Stelle ſtehen bleiben. Boretſch, Gurkenkraut. Da der Same leicht ausfällt, ſo pflanzt er ſich in einem Garten von ſelbſt fort. Die Blätter haben einen gurkenähnlichen Geſchmack und werden nebſt den Blumen unter die Salatkräuter gemengt. Münze. Man hat davon mehrere Arten. Die Krauſe— münze und die Pfeffermünze baut man vor— züglich in Gärten. Man pflanzt fie an ſchattigen und etwas feuchten Orten im Anfange des Frühjahrs, oder ſonſt in einem unbrauchbaren Winkel. Sie ſteht mehrere Jahre auf einer Stelle und kommt ſehr leicht fort; doch iſt räthlich, ſie nach 3 bis 4 Jahren um— zulegen. Trippmadam. Wird als Salat und Suppenkraut benutzt. Dieſe Pflanze wächſt in jedem, auch ſehr leichtem Boden, am beſten an einer trocknen, ſonnenreichen Stelle. Man ſäet den Samen in's Land, wo die Pflanzen ſtehen bleiben; doch gebraucht man ſie auch als Ra— batteneinfaffung und legt dann die Stöcke alle drei Jahre um. Portulack. Man unterſcheidet die Abarten mit gelben und grünen Blättern; erſtere wird wegen ihrer größern Zartheit vorgezogen. Man fäet den Samen Anfangs Mai in einen lockern und fetten Boden an einer warmen, ſonnenreichen Stelle. Die zu dicht ſtehen— den Pflanzen zieht man aus und pflanzt ſie an andere Stellen. Bei warmen Wetter wird der Portulack 6 Wochen nach der Ausſaat brauchbar ſein. Man kann die Ausſaat in Zwiſchenräumen von 3 bis 4 Wochen wiederholen. d thſchaften. feſtigt. Das Gerüſt beſteht aus zwei hölzernen Säu— d x Gartengeräthſchaften. len A und e, die 6 Zoll von einander entfernt find. Sohle und Scharmeſſer halten zuſammen 16 3. in der Länge; die erſtere 4 iſt von Holz, die andere e von geſchmiedetem Eiſen. Das Streichbret 7 Fig. 2 kann von Holz, ſonſt auch von Blech ſein. Seine Länge von o nach e beträgt 8 3. Die Jäteegge. Sie beſteht aus zwei Bäumen 4, 4, die vorn von einem leichten Rade 5 getragen werden, und die hin— ten in Handhaben ce, ausgehen, an welchen das Ganze gleich einem Schubkarren fortbewegt wird. Quer über die beiden Bäume geht der Balken d, der für die beliebig einzuſetzenden eiſernen Zinken . e eine Menge Löcher enthält. Die Länge dieſer Zinken richtet ſich nach der Höhe des Rades . fift ein Kaſten, in welchem die vorräthigen Zinken für den Gebrauch aufbewahrt werden. Mit dieſer Egge kann eine Perſon auf einmal 2 oder 3 Saatfurchen jäten, wobei an den Stellen, wo ſich die Saat befindet, in dem Eggebalken keine Zinken angebracht, oder dieſe herausgenommen werden, ſo daß die Saat durch die leeren Räume 2, 2, 7 geht. An den Seiten , o des Querbalkens 4 befinden ſich noch Druckſchrauben, durch welche die eiſernen Zinken ſelbſt geſtellt und in beliebiger Höhe gehalten werden können. Die Handegge. Iſt 3 F. lang, mißt in der größten Breite 2% F. und in der Kleinſten 1%, F. An der vordern Seite befindet ſich ein hölzerner Bügel 4, der ſich 2½ Fuß über das Querholz erhebt, auf dem er ſteht, und der oben durch einen hölzernen Stab e» gehalten wird, welcher an das entgegengeſetzte Querholz befeſtigt iſt. Die hölzernen Zinken ſind etwas gekruͤmmt und haben gewöhnlich eine Länge von 8 3. Die Gartenwalze. Sie wird in den Garten zum Ebenen des Raſens 349 und der Wege gebraucht. Der Cylinder iſt von Eiſen oder Stein. Je länger man dieſen macht, deſto mehr verringert man feinen Durchmeſſer. Der Rechen mit großen eifernen Zähnen. Dieſer wird zum Bearbeiten der Heideerde und vorzüglich, um die Wurzeln daraus zu entfernen, gebraucht. Das Haupt 4 ift 15 bis 18 Zoll lang; die etwas gekrümmten Zähne haben eine Länge von > Zoll und ſtehen 1½ bis 2 Zoll weit von einander. Der Stiel iſt 4% F. lang. Der Gartenrechen. Man gebraucht dieſen vorzüglich, um die friſch gegrabenen Rabatten und Beete von Unkraut, Stei— nen und Wurzeln zu reinigen und die feſten Erd— ſchollen zu zerbrechen. Übrigens kann er im Garten dieſelben Dienſte thun, welche die Egge auf dem Felde im Großen leiſtet. Man verfertigt ihn in allen Größen. Dem Haupte giebt man eine Länge von 4 bis 18 und 20 Zoll; die eiſernen Zähne entfernt man Y, bis 3 3. weit von einander, und ihre Länge beträgt 1% bis 3 Zoll. Der eiſerne Rechen mit angenieteten Zähnen. Dieſer kann mit Vortheil in den Gärten ange— wendet werden. Er beſteht aus einem Stück von ſtarkem Eiſenbleche, an welches die eiſernen Zähne angenietet ſind. 350 Geräthſchaften zum Vorzeichnen der Stellen, an welche Samen geſäet und Pflanzen geſetzt werden ſollen. Der Handpflug. Man kann mit demſelben die Erde zwiſchen den in Reihen ſtehenden Pflanzen bearbeiten, aber auch damit gleichlaufende Furchen für den Samen ſolcher Gewächſe ziehen, die man gewöhnlich in Reihen fäet. Die Deichſel a iſt vorn mit einem Querholze 5 zum Anfaſſen und Fortziehen des Pfluges verſehen. Zwi— ſchen den beiden Armen e, e, die an den Hintertheil des Pfluges vermittelſt eines Charniers bei be— feſtigt ſind, bewegt ſich das Rad , deſſen Umkreis wenigſtens eine Breite von 6 3. haben muß, damit es nicht in die Erde einſchneidet. Der Sterzen %, welcher ebenfalls mit einem Querholze m verſehen iſt, wird von einem zweiten Arbeiter geführt. Das dreieckige Schar iſt durch eine vierſeitige Säule o mit dem Pflugbaume verbunden, die Säule ſelbſt aber mittelſt eines oder mehrerer hölzerner Keile »in dem Pflugbaume befeſtigt. Die Walze zum Pflanzenſetzen. Dieſelbe beſteht aus einem hölzernen Cylinder mit mehrern Reihen hölzerner Zähne, deren Länge, Dicke und Entfernung von einander nach der Tiefe, Weite und Entfernung der damit zu machenden Lö— cher berechnet find. An jedem Ende der Walze befin— det ſich eine Achſe, um die ſich ein Ring bewegt, an welchem ein Strick a und befeſtigt wird, die in einer gewiſſen Entfernung von der Walze zuſammen— geknüpft werden und zum Fortziehen der Walze dienen. Ein Gartenmaßſtab zum Ziehen der Furchen. Derſelbe beſteht aus einem vierſeitigen, 61, Fuß langen, 1 3. dicken und 1½ 3. breiten Stabe, der in ſeinem Durchſchnitte ein längliches Viereck bildet, wie der leere Raum e des Schiebers Fig. 1 zeigt, den der Stab vollkommen und genau ausfüllen muß. Die Eintheilung in Fuß und Zolle iſt auf der ganzen Gartengeräthſchaften. Länge des Stabes bemerkt. An der untern Seite des Stabes Fig. 3 iſt ein meſſingener Streif, / von 5 Linien Breite und Linie Dicke eingelegt und durch nicht hervorſpringende Schrauben befeſtigt. Die Schieber 7, 7, 4, “ müſſen ſich leicht an dem ganzen Stabe hinbewegen laſſen; ſie find nicht ſcharf—, ſondern ſtumpfeckig oder nach außen ſogar ab— gerundet, und gehen unten in eine achteckige Spitze m aus. Durch eine Druckſchraube A Fig. werden die Schieber in der erforderlichen oder beliebigen Entfernung von einander an dem Stabe feſtgeſtellt. Oben in den Schiebern be— findet ſich ein Loch 2 Fig. 1 und 4, durch wel— ches man wahrnehmen kann, ob der Schieber ſich genau an der beſtimmten Abtheilung befindet, an welcher er feſtgeſtellt werden ſoll. Die Abtheilungen können oben auf dem Stabe durch Nägel 0, ſ. Fig. 4 bezeichnet ſein. Mit dieſem Inſtrumente kann man 3, 4 oder 5 parallele Furchen auf einmal ziehen, je nachdem man weniger oder mehr Schieber an dem Stabe anbringt. Werkzeuge zum Pflanzenſetzen. Pflanzſtock oder Pfahleiſen. Man bedient ſich deſſelben, um Pappeln, Wei— den u. dergl. zu ſetzen. Es iſt 3 bis 4 Fuß lang und — ſeine Dicke nach dem Gebrauche verſchieden. Der Stiel a endigt oben mit einem Knopfe, auf welchen man mit einem Hammer ſchlagen kann; unten nimmt es allmälig am Umfange zu und hierauf wieder ab, bis es endlich in eine Spitze ausgeht. Es kann ganz von Eiſen ſein. Pflanzſtock mit fünf Zähnen. Dieſer iſt von Holz, und die Zähne haben eine | | | Gartengeräthſchaften. ſolche Entfernung von einander, in welcher die Löcher zur Aufnahme der Pflanzen gemacht werden ſollen. Der Stiel ift 27% bis 3 F. lang und hat oben einen Griff. Pflanzſtock mit mehrern Zähnen. N \ ! * S Ss soo oo s s\ nm u u ZU ' 1 lang, 5 3. breit und 3 3. dick iſt, enthält an feiner untern Seite 4 bis 9 Zähne, je nachdem man we— niger oder mehrere Löcher auf einmal machen will. Über demſelben befindet ſich ein Griff Y, der von zwei Stäben c, d, die 2 F. lang find, getragen wird. Dreizackiger Pflanzſtock. Man verfertigt dieſen aus einem äſtigen Stücke Holz. Seine ganze Länge beträgt 1 Fuß. Pflanzbret. 5 Dieſes gewährt zugleich den Vortheil, daß es bei ſeiner Anwendung das Erdreich ebnet. Es be— ſteht aus einer breternen Tafel a, die auf ihrer un— tern Fläche Zähne enthält, welche mehr oder weniger weit von einander entfernt ſein können. Beim Ge— brauche legt man die Tafel auf die Erde, tritt darauf und wenn man ſich davon entfernt, hebt man ſie an dem Stricke 5 in die Höhe. Schubkarren zum Pflanzenſetzen. Dieſer beſteht aus einem Rade a, von 26 3. im Durchmeſſer und mit 5 Z. langen Zähnen, die am 351 Grunde 3½, gegen die ſtumpfe Spitze hin aber nur 1 Zoll im Durchmeſſer halten. Sie ſtehen nach der Weite der zu machenden Löcher in gleichen Zwiſchen— räumen, daher ſich hiernach die Anzahl der Zähne richtet. /, 5 find zwei mit Hacken verſehene beweg— liche Stäbe, die ſich um eine aus einem Nagel be— ſtehende Achſe e drehen. Beim Gebrauche des Schub— karrens ſchleifen dieſe auf der Erde und ziehen zwei unbedeutende Furchen. Beim Verfertigen der zweiten Reihe Löcher läßt man den einen Haken in der einen gezogenen Furche laufen, und ſo verfährt man wei— ter, wodurch alle Löcherreihen parallel mit einander werden. Werkzeuge zum Pflanzenverſetzen. Schippen zum Verpflanzen. Sie dient, um die Pflanzen, welche verſetzt wer— den ſollen, mit dem Erdballen auszuheben. Die Klinge derſelben mißt in ihrer größten Breite 3 Zoll und in der Länge 5 3., und iſt etwas hohl. Löffelförmige Pflanzenkelle. Die hohle Klinge gleicht einem großen Löffel, hat 7 Z. in der Länge und 3½ Z. in ihrer größten Breite. Sie dient vornehmlich zum Ausheben der Zwiebelgewächſe. Spatenförmige Pflanzenkelle. Dieſe leiſtet zum Verſetzen der Pflanzen und zum Auflockern der Erde zwiſchen den Pflanzen ſehr gute Dienſte. Die Klinge iſt 4 3. lang und oben 3 und unten an der Schneide 1 Z. breit. Die Dille iſt 4½ 3. und der hölzerne Stiel 4 3. bis 1 F. lang, auch wohl noch länger. Pflanzenheber. Die beiden 7 3. langen Klin— gen a und! bilden, wenn fie an— einander ſchließen, einen voll- kommnen, 5 3. im Durchmeſſer haltenden Cylinder. Dem gan— zen Werkzeuge giebt man ge— wöhnlich eine Länge von 2 Fuß. Bei Gebrauche öffnet man die beiden Klingen etwas, drückt ſie um die Pflanze herum in die Erde hinab, preßt dann durch ihre Annäherung aneinander den Erdballen an der Wurzel der Pflanze zuſammen, und hebt nun dieſe nebſt dem Ballen empor, wobei man dem Pflanzenheber eine etwas ſchräge Richtung giebt. Baumpflanzenheber. Dieſer iſt ſehr brauchbar, um junge Bäume, die mit dem Erdballen verpflanzt werden ſollen, aus der Baumſchule auszuheben. Die Klinge mit einer ſchar— fen Schneide unten iſt cylinderför-⸗— mig und zugleich auch etwas kegel— förmig; oben beträgt ihr Durchmeſſer 5 bis 83., unten ſtets etwas weni— ger; ihre Länge enthält 7 bis 9 3. Zu beiden Seiten des Stiels über der Klinge iſt ein Fußtritt ange— bracht, um das Werkzeug deſto leich— ter in die Erde hinab zu treiben. Der Stiel iſt mit dem Ohre 3 Fuß lang. Oben enthält er einen Hand— griff von 13 bis 14 Zoll Länge. Beim Gebrauche bringt man den Baumſtamm durch die Offnung 4 in die Mitte des Cylinders, den man nun in die Erde hinabdrückt, worauf man den Handgriff mit beiden Hän— den faßt und das Ganze in einem 3 Halbkreiſe umdreht, wodurch die um die Wurzel befindliche Erde völlig abgeſchnitten und eingeſchloſſen wird; und ſo hebt man den jungen Baum nebſt dem Erdballen heraus. Alsdann macht man mit dem Pflanzenheber an dem für den Baum beſtimmten Orte ein Loch gerade ſo groß, als der ausgeſtochene Erdballen des Baumes beträgt und ſetzt dieſen ein. Werkzeuge zum Reinigen der Bäume und des Bodens. Schabeiſen mit zwei Griffen. Wird ſehr vortheilhaft zum Reinigen der Bäume vom Mooſe angewendet. Es beſteht aus einer eiſer— nen, 7 bis 8 Z. langen Klinge, die in der größten Gartengeräthſchaften. Ausdehnung bei a und 5 21, Z. und in der Mitte nur 1½ Z. Breite hat. Auf der einen Seite iſt die Klinge mit feinen und ſtumpfen Zähnen verſehen, aber auf der andern iſt ſie geſchärft, um die abge— ſtorbene Baumrinde damit zu entfernen, oder wohl auch brandige Stellen auszuſchneiden. Zugeſpitztes Schabeiſen. Dieſes braucht man, um die dicken Baumäſte vom Mooſe zu befreien. Mit dem hintern, abgerundeten Theile a der Klinge reinigt man die Aſtachſeln und Gabeln der Zweige vom Mooſe. Man kann der Klinge von a nach d eine Länge von 5 Zoll, und in der größten Ausdehnung eine Breite von 2% Zoll geben. Hakenförmiges Schabeiſen. Man gebraucht dieſes zum Reinigen der Spalier— bäume vom Mooſe. Es hat in ſeiner Größe dieſelben Verhältniſſe, wie bei dem vorigen angegeben. Handramme. Man gebraucht dieſelbe, um die Erde in den Gartengängen feſt zu ſtoßen und zu ebenen. Dieſelbe befteht aus einem hoͤlzernen Klotze a, der auf feiner untern Fläche 5 völlig eben und glatt iſt. Gewöhn— lich hat der Klotz unten am Grunde bei 5 13 3. und oben bei ce 8 Zoll im Durchmeſſer und in der Höhe von “ bis e 18 3. Der Stiel 4 iſt 2 F. lang; der unterſte Griff e iſt 2 F. von der Erde entfernt und der oberſte ſteht 8 3. höher. ee Gartengeräthſchaften. Schabeiſen. Man bedient ſich dieſes Werkzeugs, um die Gar— oben am Stiele ziemlich dick, unten aber geſtählt und ſcharf. Der Stiel hat eine Länge von 5 bis 6 Fuß. Schabeiſen zum Nachſichziehen. Man zieht dieſes Schabeiſen beim Gebrauche nach ſich. Daſſelbe beſteht aus einer 1 Fuß langen und 2½ Z. breiten Klinge, welche an der Schneide verſtählt iſt. Der Stiel hat eine Länge von 4 Fuß. Pflugähnliche Schabmaſchine. Sie beſteht aus einem 2% Fuß langen Pflug— baume mit einer, ein Scheibenrad von 10 3. Durch— 5 5 meſſer enthaltender Gabelſäule, die nach Belieben höher oder tiefer geſtellt werden kann. Das eigent— liche Schabeiſen, 22 Z. lang, iſt durch eine gabel— förmige eiferne Stange a an den Pflugbaum, und durch eine dergleichen an die hintere Säule m be: feſtigt, die mit dem Pflugbaume durch das Querholz e verbunden wird. Eine beſondere eiſerne Stange b dient als Fuß, auf welchem die Maſchine ruht, wenn fie außer Gebrauch iſt. Die an der hintern Säule m angebrachten Handhaben find 3 F. 9 3. lang. Diefe Maſchine kann leicht von einem einzigen Menſchen in Thätigkeit geſetzt werden, man kann ſie aber auch von einem andern Menſchen oder von einem Thiere ziehen laſſen, wozu man ein Ortſcheit bei e ein- hängt. Kirchhof, Landwirth. 353 Schabeiſen mit einem Scheibenrade. Dieſe Maſchine kann nicht allein zum Reinigen der Wege dienen, ſondern auch zum Behäufeln der in Reihen ſtehenden Gewächſe gebraucht werden, wenn man das Schabeiſen mit einem kleinen Schare vertauſcht. Das 9%, Z. Durchmeſſer haltende Schei— benrad läuft zwiſchen zwei 1½ Z. von einander ent— fernten Stäben, an denen vorn eine eiſerne Klammer a angebracht iſt, an welche ein Strick zum Ziehen befeſtigt werden kann. An dem hintern Ende jener Stäbe befindet ſich eine 18 Zoll lange Handhabe. Mittelſt des Bogens 4, welcher durch den beweg— lichen Stab e feftgehalten wird, kann man das Schab- eifen Y höher oder tiefer ſtellen. Eine andere pflugähnliche Schabmaſchine. Außer zum Reinigen der Gartenwege kann man dieſe Maſchine auch auf dem Felde brauchen zum Auflockern der Erde und zum Ausrotten des Unkrau— tes zwiſchen den Pflanzenreihen, ſowie endlich zum Einernten der in Reihen ſtehenden Erdgewächſe. Die ä E Gabelſäule e mit dem Scheibenrade a an dem Lang— baume b kann höher oder tiefer geſtellt werden, je nachdem die Klinge 3 ſeichter oder tiefer gehen foll. In den Ring am vorderſten Ende des Langbaumes wird ein Ortſcheit zur Anſpannung eingehängt. An das Querholz 4, 4, welches die Handhaben, / trägt, iſt das 2½ F. lange und 6 bis 7 3. breite Schab— eiſen g befeſtigt. Werkzeuge und Geräthe zum Transportiren. Schubkarren. Mit dieſem bekannten Werkzeuge kann man eine Ai = . — — K f ffn DLL e 2 2 2 , 2 . 1 — 2 — AN DIE RT \ Il 354 große Menge leichter Sachen auf einmal fortſchaffen. Ein ſolches Geräth muß groß, leicht und feſt ſein. Leiterſchubkarren. Dieſer verdient vornehmlich da eine allgemeine Anwendung, wo man Maulbeerbäume zur Seiden— zucht zieht. Dieſer Karren kann eine Länge von 10 Leiter, fo kann man ihn zu einer Doppelleiter geſtal— ten, Fig. 2. Beim Fortſchaffen der Gegenſtände bil- det man aus der Leiter wieder den Schubkarren Fig. 1, legt die Gegenſtände auf den obern Theil e und erfaßt den Karren an den beiden Bäumen „und d. Die beiden Enden der Bäume Fund g müſſen fo lang ſein, daß, wenn man aus dem Karren eine Leiter bildet, das Rad ? die Erde nicht berührt. Gewöhnliche Garten radeberge. Iſt ein allgemein bekanntes Werkzeug, und un— entbehrlich, um Erde, Schutt u. dgl. fortzuſchaffen. Die Größe derſelben iſt verſchieden. Eine andere Radeberge. Dieſe beſteht aus einem Kaſten von leichtem Holze, Gartengeräthſchaften. der auf die beiden Karrenbäume befeſtigt iſt und an jeder Seite durch zwei Säulen und unten durch drei Querhölzer zuſammengehalten wird. Schubkarren mit Flechtwerk. Dieſer wird wie eine gewöhnliche Radeberge ge- braucht. Er läßt ſich leicht herſtellen und vereinigt . 4 BEP, eee N eie 5 ee SC MR e - Ba! = mil! 1 art r LITER A A 0 A J 1 m U Leichtigkeit mit hinlänglicher Feſtigkeit. Statt aus Schleißen kann man das Flechtwerk auch aus Wei— denruthen anfertigen. Schubkarren mit einem Kaſten. Man bedient ſich deſſelben vornehmlich zum Fort⸗ ſchaffen des flüſſigen Düngers. Der Kaſten beſteht ) il aus vier Breterwänden und aus einem Boden von Eichenholz. Alle Theile müſſen, um die Flüſſigkeit zu halten, genau mit einander verbunden ſein. Schubkarren mit hoher gerader Lehne. Man gebraucht ihn zum Fortſchaffen des Dün— gers, der Weinpfähle, des Wellenreiſes und über— haupt zu Dingen, welche bei wenig Gewicht viel Raum einnehmen. Schubkarren mit einem Kaſten über dem Rade. ö Dieſes Karrens bedient man ſich mit Vortheil Gartengeräthſchaften. zum Fortſchaffen des Sandes, Getreides und anderer ähnlicher Dinge. Da das Rad mitten unter dem Kaſten ſich befindet, ſo kann man ohne große An- ſtrengung ziemlich ſchwere Laſten damit fortſchaffen. Karren mit zwei Kübeln. Man gebraucht dieſen Karren zum Herbeiſchaffen des Waſſers und zum Fortſchaffen des flüſſigen Dün— gers und der Miſtjauche. Vermittelſt der beiden He— bel a, a hat ein Arbeiter nur die Hälfte der Laſt zu tragen, während die Räder das Übrige tragen. Trap e. Dieſe wird zum Fortſchaffen des Miſtes, der — IE ref Steine und anderer ſchwerer Sachen gebraucht. Ihre Größe iſt nach ihrer Beſtimmung verſchieden. Trage miteinem Kaſten. Damit kann man halbflüſſige Stoffe, z. B. Mör⸗ tel, Schlamm, aber auch Erde, Schutt, Raſen u. a. Dinge ſehr bequem forttragen Der Kaſten beſteht aus eng an einander gefügten Bretern Buttenkorb. Dieſer dient zum Fort- ſchaffen verſchiedener Gegen— ſtände, und iſt ziemlich allge- mein im Gebrauche, vorzüg- lich aber in Holzländern. Derſelbe iſt kegelförmig aus Holzſchleißen verfertigt und mit zwei Tragbändern ver— ſehen. Tragjoch. Daſſelbe beſteht aus einem langen Stücke leichten und feſten Holzes, welches in der Mitte feiner Länge eine bogenförmige Vertiefung hat, die genau den über den Schultern befindlichen Theil des Rückens um— ſchließt. An jedem der beiden Enden befindet ſich ein — Haken mit einem Stricke oder einer Kette; in jene beiden Haken werden die Eimer oder andere zum Fortſchaffen beſtimmte Laſten eingehängt. Tragkübel. Henkel a einen Stock zum Forttragen ſteckt. Beim Transport ſehr übelriechender Flüſſigkeiten wird der Kübel oben mit einer breternen Decke verſehen, in welcher ſich nur ein Loch c befindet, durch welches man das Gefäß vermittelſt des mit einem langen Stiele verſehenen Schöpfgefäßes Fig. 2 mit der Flüſſigkeit anfüllt, und wieder damit zum Vertheilen der Düngerjauche entleert. Weinbergskübel. In einen ſolchen Kübel bringt man die Wein— trauben aus den Winzerkörben und ſchafft ſie darin in die Kelter. Zwei Männer tragen denſelben ver— mittelſt der Stange a auf den Schultern, indem ſie die beiden aus Weidenruthen geflochtenen Ringe ec, e an die beiden Henkel e, e befeftigen. Der Durch— meſſer des Kübels beträgt oben in der größten Breite 2 F. und in der geringſten 18 Z., ſowie auch feine Höhe ebenfalls 18 Z. mißt. Butte. Dieſe wird bei der Wein: leſe zum Forttragen der Wein— trauben gebraucht, ſonſt aber auch zum Fortſchaffen des Waſſers und anderer Flüſſig— keiten benutzt. Mit dem hafen- förmigen Stocke a hält der Träger die Butte feſt an den Rücken an. 49" 396 Scharfe, ſchneidende Werkzeuge. Kopulirmeſſer. Die rinnenförmig ausgehöhlte Klinge a endigt ſich in zwei ſcharfe Schneiden „und 4. Wie dieſes Meſſer zu gebrauchen, iſt oben beim Kopuliren näher angegeben. Fig. 2 iſt der Deckel, welcher über die Klinge geſteckt und bei e feſt geſchraubt wird. Okulirmeſſer. Bei dieſem Meſſer iſt die Klinge 4 von Elfenbein und dient zum Ablöſen der Rinde. Ein anderes Okulirmeſſer. Dieſes unterſcheidet ſich von einem gewöhnlichen Okulirmeſſer nur durch den ſpatelförmigen, von Sil— ber verfertigten Anſatz 5, welcher zum Ablöſen der Rinde dient. Die Klinge darf nur von e bis 4 ſcharf fein. Treibeiſen mit zwei Schneiden. Bei Anwendung dieſes Werkzeugs kann man das Pfropfmeſſer und den Pfropfkeil entbehren. Mit der 75 Klinge a macht man den Spalt in den Wildling, indem man bei „mit einem Hammer darauf ſchlägt. Bei e befindet ſich die Schneide des Keils, deſſen Rücken „viereckig und 8 Linien breit iſt. Das ganz aus Eiſen beſtehende Inſtrument iſt von „bis e 183. lang. Die Klinge 4 mißt unten an der Schneide 3 bis 4 3. und hat von a bis d eine Höhe von 26 bis 28 Linien. Dieſes Inſtrument läßt ſich ſehr bequem beim Pfropfen ſchon bejahrter Bäume in Anwendung bringen. Gartenhippe. „Die Klinge muß die in der Zeichnung angegebene ſtärkere Krümmung haben, wenn mit dieſer Hippe beiahrtere Bäume beſchnitten werden ſollen. Der Gartengeräthſchaften. Griff muß zum feſtern Halten in der Hand von Hirſch— horn oder von einem andern auf der Oberfläche rau— hen Stoffe ſein, ſowie überhaupt das Ganze eine be— queme Einrichtung haben ſoll. Taſchengartenhippe. Dieſelbe dient zum Beſchneiden der zartern Ge— ſträuche und jungen Bäume. Die Klinge iſt etwas weniger gekrümmt als bei der vorigen, und mißt, ſowie auch bei jener, gewöhnlich 2% bis 3 Zoll. Baumhippe. Man hat dieſe von verſchiedener Größe, obſchon ihre Länge, ohne die Dille, nicht 1 Fuß überfteigt. Zum Gebrauch in den Gärten iſt die Klinge höchſtens 8 3. lang. Zaunhippe. Dieſe leiſtet beim Beſchneiden der Hecken und Bäume gute Dienſte. Die 10 bis 123. lange Klinge geht oben in eine ſcharfe, hakenförmige Spitze aus. Bei a befindet ſich ein eiſerner Haken, an welchem man das Werkzeug, wenn man es nicht braucht, in den Gürtel hängt. Raſenmeſſer. Mit dieſem ſchneidet man den Raſen in Stücke, bevor man ihn mit dem Grabſcheite abhebt. Die Klinge deſſelben hat 15 Zoll Länge u Breite; der Stiel mißt 4 F. nd 4 bis 5 Zoll Gartengeräthſchaften. Jäteinſtrument. Man gebraucht daſſelbe, um den Boden von Di— ſteln, Hauhecheln und andern dornigen Pflanzen zu reinigen, welche ſtarke Wurzeln haben, indem man letztere unter der Erde mit der Klinge a durchſchnei— det und alsdann die Pflanze mit den Zinken 5 her: aushebt. Baumſäge. Mit dieſer werden ſolche Baumäſte abgenommen, welche für das Gartenmeſſer zu ſtark ſind. Übrigens = ——— = — = ER TSF F FF FF FETT FINE — muß man die Sägeſtelle jedesmal noch mit einem Meſſer völlig glatt und eben ſchneiden. Engliſche Baumſäge. Dieſe wird zu denſelben Verrichtungen in An— = 222 = ö — = — 5 wendung gebracht, wozu die vorige gebraucht wird; auch verfertigt man ſie in derſelben Größe. Dreieckige Baumſäge. Mit derſelben kann man ſtarke Aſte an den Spa— lierbäumen, die nahe an der Mauer liegen, abſchnei— E I FrFFrrRT _ _ N den. Das vorn in eine Spitze auslaufende Sägeblatt iſt 3 Fuß lang und mißt in ſeiner größten Breite 6 Zoll. Gewöhnliche Baumſäge. Dieſe findet man in Deutſchland faſt überall, wo 357 man ſie zum Ausputzen und Pfropfen der Bäume allgemein gebraucht. Das Sägeblatt bekommt eine Länge von 8 bis 13 Zoll. Vermittelſt der Schraube e kann das Sägeblatt mehr oder weniger ſtraff an dem eiſernen Bügel d angefpannt werden. Spargelmeſſer. i Dafjelbe dient zum Abſchneiden des Spargels; die Klinge iſt 5½ und der Stiel 6½ Zoll lang. Beſ— ſer wird jedoch die Klinge länger (bis 18 Zoll) und der Stiel kürzer gemacht. Meſſer zum Abmooſen der Bäume. Wegen den verſchiedenen Krümmungen an dieſem Inſtrumente kann man einen ziemlichen Raum der 3 bemooften Baumſtämme auf einmal reinigen. Die zweiſchneidige Klinge ift 7 bis 8 Zoll lang. Baumſcheren. Man bedient ſich derſelben zum Abſchneiden ab⸗ geſtorbener Zweige, überflüſſiger und im Wege ſtehen⸗ der Aſte und ſolcher Zweige, an denen ſich Raupen⸗ neſter befinden. Indeſſen leiſtet bei Dbftbäumen die Baumhippe weit beſſere Dienſte, als die Baum⸗ ſcheren. Einfache Baumſchere. Die Klinge mißt von a bis 7 Zoll, und die größte Breite Aalen beträgt 16 Linien. Die Ent⸗ fernung von e bis d beträgt 4 Zoll 9 Linien. Die Dille hat eine Länge von 8 Zoll. Mit der Schneide e ſchneidet man die Zweige durch Ab⸗ wärtsziehen des Inſtruments ab; mit der Schneide „thut man daſſelbe, indem man fie in die Höhe drängt. Die Länge des Stieles richtet ſich nach der Höhe der Bäume. Deutſche Raupenſchere. Dieſes ſehr einfache Werkzeug kommt allerdings — er } 358 häufig in Gebrauch, ſchneidet aber ſelten einen Zweig glatt durch, ſondern bricht ihn gewöhnlich nur ab. Der Arm a ift eine ſchneidende, mit der Dille 8 Zoll lange Klinge; der andere bewegliche Arm 5 iſt ebenfalls eine ſchneidende Klinge, die ſich gegen die andere a bewegt, ſobald an der Leine gezogen wird. Bei d enthält dieſer bewegliche Arm eine Verlängerung nach unten von ſtarkem Eiſen, welche durch ihr Gewicht die Schere wieder öffnet, ſobald die Leine e nachgelaſſen wird. Große Baumſchere. Mit dieſer kann man Baumzweige von 1 Zoll und mehr Dicke in einer Höhe von 10 bis 12 Fuß \ abſchneiden. Mit dem Hafen a wird der abzu— ſchneidende Zweig in der Höhlung e feftgehalten, während die durch den Hebelarm 4 und die Leine e in Bewegung geſetzte ſchneidende Klinge 5 ſich heran bewegt und den Zweig durchſchneidet. Die bei / an die Dille befeſtigte Leine läuft bei A über eine meſſingene Rolle. Sobald die Leine nicht mehr niederwärts gezogen wird, hebt die gegen den Knopf drückende Stahlfeder den Hebelarm in die Höhe, worauf die Klinge herabfällt und die Schere ſich öffnet. Vermittelſt der Dille „ wird dieſe Schere an eine Stange o befeſtigt, der man eine beliebige Länge geben kann. Schere zur Anfertigung des Zauberrings. Die vier ſchneidenden Klingen a ſchließen ſich ſelbſt vermittelſt der Stahlfeder d, deren Druck eine den Schneiden entgegengeſetzte Bewegung hervor: bringt, in Folge der Art und Weiſe, wie die bei— Gartengeräthſchaften. den Scherenarme in e vereinigt find. Man braucht dieſes Inſtrument nur durch eine leichte Bewegung um die Zweige herum zu drehen, um einen ring⸗ förmigen Einſchnitt von gleicher Tiefe in die Rinde zu machen. Engliſche Raupenſchere. Iſt eine der einfachſten und bequemſten Rau⸗ penſcheren, die gute Dienfte leiſtet. Der eine Sche- renarm a iſt in einem mehr oder weniger langen Stiel eingefügt. Durch die Stahlfeder 5 wird die Schere offen gehalten, und man ſchließt dieſe ver— mittelft der Leine e, welche in den Ring befeſtigt iſt und durch den am Stiele befindlichen Ring 4 geht. Heckenſchere. Man bedient ſich dieſer Schere ganz allg emein zum Beſchneiden der Hecken, und giebt ihr daher eine dieſer Beſtimmung angemeſſene Größe. Verſchiedene Gartengeräthſchaften. O bſtbrecher mit einem Korbe. Derſelbe beſteht aus einer Schere, deren beide Arme ſchneidend ſind, und von denen der eine be— weglich. Die Schere ſelbſt ſteckt vermittelſt einer Dille an dem Ende einer langen Stange und wird durch die Stahlfeder a offen erhalten; ſie ſchließt ſich aber, ſobald man an der Leine d zieht. Der Korb /, welcher aus weißem Bleche verfertigt fein Gartengeräthſchaften. 359 kann, läßt ſich an der Stange e auf- und abſchieben, ſo daß er mittelſt eines ſtarken Bindfadens höher oder nie: driger geſtellt, oder auch zum Ausleeren herabgelaſſen werden kann. Jener Bindfaden iſt bei e an den Korb befeftigt, geht über die Rolle o und wird unten bei z an die Stange feſtgebunden. Der Umfang des Korbes muß nach der Neigung der Schere berechnet wer— i ü den, damit die abgeſchnittenen Früchte nicht daneben Leiter mit nur einem Baume. und auf die Erde fallen. Das am oberften Ende der Lei— Einfacher Korbobſtbrecher. * ter befindliche Querholz 4 dient Der Korb ö, b iſt aus als Stütze, wenn man die Leiter weißem Bleche verfertigt an eine Mauer lehnt. Zu beiden und hat 5 bis 6 Zoll im Seiten des Leiterbaums ſind zwei Durchmeſſer und 3 bis 4 Füße 6, b angebracht, damit die Zoll in der Höhe, die Leiter ſich weder auf die eine, noch Zacken a, a, nicht mit ge⸗ auf die andere Seite neigt. rechnet. Dieſer Korb wird vermittelſt einer Dille auf eine der Höhe der Bäume angemeſſene Stange be— feſtigt. Beim Gebrauche bringt man den Stiel der abzunehmenden Frucht zwiſchen die Zacken 4, a, ſo daß die Frucht in den Korb hinein hängt, und bricht ſie dann vermittelſt einer mit dem Obſtbrecher zu machenden Seitenbe— wegung ab, wobei ſie in den Korb fällt. Gemeiner Obſtbrecher. Man findet dieſen in Deutſchland ziemlich all— gemein zum Abnehmen aller Baumfrüchte im Ge— Dieſelbe iſt allge— mein bekannt und er⸗ hält gewöhnlich eine Höhe von 6 bis 7 F. Man gebraucht ſie in Gärten zum Be- ſchneiden der Bäume. brauche. Derſelbe beſteht aus einem kleinen, 41% Zoll weiten und 2½ Zoll hohen, von Weidenruthen geflochtenen Korbe, an deſſen obern Rande 18 Li— nien lange hölzerne Zinken emporragen. Der Korb ſelbſt iſt an eine Stange befeſtigt. Doppelleiter. s s Sie iſt gewöhnlich Gartenleiter mit Stützen. im Gebrauche beim Man bedient ſich derſelben Beſchneiden der Bäu⸗ vornehmlich zum Beſchneiden der me und Hecken, beim Spalierbäume, indem man ſie Einſammeln des Ob⸗ mit den beiden Stützen a, a an die Spalierwand ſtellt. Durch die beiden Streben e, c werden die Stützen mehr befeſtigt. ſtes u. dgl. m. Die vier Leiterbaͤume ſind bei a durch einen eiſernen Stab mit einander verbunden. Zum leichtern Fort- bewegen kann man ſie auch unten mit vier Rädern ver⸗ ſehen. 360 Gartengeräthſchaften. Pyramidenförmige Leiter. Man bedient ſich ihrer zum Abnehmen der Wein— AA lebt man an die⸗ es Rohr die Dille Fig. 4, welche 4) Zoll in der Länge und 2 Zoll 2Lin. im Durchmeſſer beträgt und mit mehrern ſehr fei⸗ nen Löchern ver— FT, ſehen iſt. Will man endlich einen ſehr feinen Regen bewirken, ſo ſetzt man die Fächer- % dille Fig. 5 an. Fig. 2 zeigt den Pumpenſtempel. Die ganze Länge der Pumpe von bis e beträgt 2½ Fuß u. ihr Durch⸗ meſſer 2 Zoll. Bei b befindet ſich ein Griff zum Feſthal— ten. Die Haupt⸗ Spritze zum Begießen. 1 Man gebraucht dieſelbe, nöthigenfalls das Laub 2 Linien, von f der Bäume zu befeuchten. Sie wird gewöhnlich bis 71 Fuß und von 7 bie 2 Zoll. Das Quer- von Kupfer oder Meſſing verfertigt. Das äußerſte band verbindet die Röhre oben mit dem Stiefel Ende Fig. 2 enthält viele kleine Löcher, um einen der Pumpe. trauben, zum Abpflücken der Maulbeerbaumblätter u. ſ. w. Geräthe zum Begießen der Pflanzen. Das Begießen erfolgt meiſtens und gewöhnlich mit der Gießkanne, die in ihren verſchiedenen Ge— ſtaltungen allgemein bekannt iſt. Außerdem ſind hier aber noch zu erwähnen die Spritze zum Be— gießen und die Handpumpe. Pflanzenheber. Derſelbe beſteht aus einem Cylinder von Eiſenblech, der 6 Zoll hoch iſt und 4 Zoll im Durchmeſſer hat. Die oben angebrachten hölzernen Handhaben ſind mit den Griffen 4 Zoll lang. Beim Ge— A brauche ſtellt man den Cylinder Fig. 2 =) um den Stengel der zu verſetzenden Pflanze 1 und drückt mit den Händen auf die Hand— haben, wodurch man den Pflanzenheber in die Erde feinen Regen dadurch hervorzubringen. Der Durch— meſſer beträgt 21 Linien, und die Länge mißt ohne den Stiel 2 Fuß. Fig. 3 zeigt den Stempel, der an feinem oberſten Ende mit Hanf umwickelt ift. Handpumpe. Sie dient ebenfalls zum Befeuchten des Baum— laubes, des Raſens u. dgl. m. zur Zeit der Trocken— heit. Beim Gebrauche ſtellt man ſie mit ihrem unterften Ende 4 in ein mit Waſſer angefülltes Gefäß und richtet den Waſſerſtrahl nach Belieben, je nachdem man der Pumpe die Neigung giebt. Um nur einen einzigen und vollen Waſſerſtrahl hervor— Nane ſetzt man nur das 15 Zoll lange Rohr Figur 3 an; um aber eine Waſſergarbe zu bewirken, Gartengeräthſchaften. Drahtgitter zum Durchwerfen der Erde und des Sandes. Daſſelbe beſteht aus einem hölzernen, gewöhn— lich 5 Fuß hohen und 3 F. breiten Rahmen, in deſſen Breite, 18 bis 26 Linien von einander ſtarke eiſerne Drähte gezogen ſind, zu deren Unterſtützung zwei eiſerne dünne Stäbe von oben nach unten gehen. Oben am bewegliche Stäbe als Stützen angebracht, durch deren be— liebige Stellung man dem == Gitter die erforderliche Nei— gung geben kann. Man hat auch dergleichen Gitter aus ganz hölzernen, 6 bis 9 Linien von einander entfernten Stäben beſtehend, die zu demſelben Zwecke gebraucht werden. Werkzeuge zur Bearbeitung des Bodens. Dieſe kommen ebenſowohl beim Feldbaue, als beim Gartenbaue in Anwendung. Es ſind dies Grabſcheite, Schaufeln und Hacken. Gewöhnliches Grabſcheit oder gemeiner Spaten. Der eiſerne Haupttheil deſſelben, die Spaten— klinge a, b, c, d ift von verſchiedener Größe. — = Doch = hält man diejenigen Spaten für die beiten, welche von a bis 5 10 Z. hoch find, von “ nach e 7% Zoll und von a nach 4 6 Z. in der Breite haben. Die Spatenklinge muß nach vorn etwas ausge— höhlt fein; doch darf dies von “ nad) e nur eine Linie, von a nach d nur drei und von a nach d nur anderthalb Linien betragen. Der Stiel iſt 2 F. und 4 bis 6 Z. ohne die Dille lang. Er kann oben auch mit einem Handgriffe verſehen ſein, wodurch der Gebrauch erleichtert wird. Für feſten Boden verjüngt ſich die Klinge unten nach der Schneide zu beträchtlich. Engliſche Schaufel oder Schippe. Man bedient ſich dieſes Werkzeugs wie eines Spatens, um leichten Sandboden damit zu bear— Rahmen ſind zwei hölzerne 361 Eiſenblech überzogen. Man giebt ihr gewöhnlich eine Höhe von 12 Zoll und oben eine Breite von 9 Zoll. Deutſches Grabſcheit. Dies unterſcheidet ſich von andern nur durch die ovale Form, welche der untere Theil der Klinge hat, wodurch es deſto leichter in feſten Boden ein— dringen kann. Grabſcheit mit einem beweglichen Fußtritte. 1 Daſſelbe hat mit dem gewöhnlichen Grabſcheite einerlei Größe und unterſcheidet ſich von dieſem — = nur durch den Fußtritt 3, welcher höher und nie: driger geſtellt werden kann. Derſelbe beſteht aus einer kleinen, 3%, Zoll langen, 15 Linien breiten und 4 Linien dicken eiſernen Stange, an deren einem Ende ſich ein Ring befindet, durch welchen der Stiel bequem durchgeht, und der genau das Ohr umſchließt. Vermittelſt dieſes Fußtrittes kann man die Erde ſehr leicht umgraben, oder kann auch alte abgenutzte Grabſcheite noch brauchen, wenn man an ſie einen ſolchen Fußtritt anbringt. Grabſcheit mit gebrochener Klinge. Grabſcheit zum Raſenſtechen. Man gebraucht daſſelbe, um damit Raſen in dünnen Patzen abzuſchälen, wenn man dieſe über beiten. Sie wird aus dünnem Holze verfertigt und oben in ihrer ganzen Länge und Breite mit Kirchhof, Landwirth. einander liegend zuſammen faulen laſſen will. Die gekrümmte Klinge (Fig. 2) hat eine Breite von 46 362 7°/% und eine Länge von 8 Zoll, und außerdem iſt die Dille oft noch 10 Zoll lang. Der Stiel iſt 4 Fuß und der Handgriff davon 18 Zoll lang. Grabſcheit mit dem Aufſatze. Man bedient ſich deſſelben, um die Gartenerde, wenn ſich viele fruchtbare Theile tief in ſie herab— gezogen haben, 15 bis 16 3. tief umzugraben und das Unterſte nach oben zu bringen. Zu dem Ende bringt man an ein gewöhnliches Grabſcheit einen eiſernen Aufſatz a, bei dem oben durch die Offnung b der Stiel geht. Die beiden Seitenftäbe e und d find mit der Spatenklinge durch einen Falz ver— bunden. Das kurze Grabſcheit. Dieſes gebraucht man mit Vortheil, die Erde aus Baumlöchern herauszuwerfen. Der Stiel ift nur 1% bis 2 F. lang; die Klinge mißt 9 3. in der Länge und iſt 8 Zoll in ihrer größten Aus— dehnung breit. Hacken und Kärſte. Die Radehacke. Dieſe hat einen 2½ F. langen Stiel mit einer 15 3. langen und 4 Z. breiten Klinge. Stiel und Klinge bilden beinahe einen rechten Winkel. Dieſe Hacke leiſtet ſehr gute Dienſte zum Auflockern der Erde und zum Ausrotten der Baumwurzeln. Man hat auch Radehacken mit etwas gekrümmtem Stiele. Hammerhacke. Der Hammer iſt 4 Zoll und die auf der entgegengeſetzten Seite befindliche Ha— cke 6 Zoll, der Stiel aber 2½ Fuß lang. Gartengeräthſchaſten. Man gebraucht dieſes Werkzeug nicht allein zur Bearbeitung der Erde, fondern auch zu andern Verrichtungen im Hauſe, im Garten und auf dem Felde. Gemeine Hacke. Dieſe iſt der Radehacke ſehr ähnlich und wird auch wie dieſe gebraucht; nur iſt ihre Klinge un— ten viel breiter, indem ſie da 6 Z. in der Breite mißt. Weinbergshacke. entweder gerade, oder zuweilen nur gegen das Ende ein wenig gebo— gen, und in die⸗ ſem Falle 2 Fuß 8 Zoll lang. Die 3 etwas gekrümmte Klinge iſt 13 3. lang, am obern Rande 8%, und unten an der Schneide 6 Z. breit. Raſenhacke. Man bedient ſich derſelben zum Abheben von Raſenpatzen für den Compoſthaufen. Die Klinge mißt von einer Spitze bis zur andern 9 3. und hat in ihrer größten Höhe 5 3 Hacke zum Pflanzenbehäufeln. Man gebraucht dieſelbe auf den Feldern zum Behäufeln der Kartoffeln und verſchiedener Gemüſe— pflanzen. Die gekrümmte Klinge iſt 8 Zoll lang und an der Schneide 5% Zoll breit. Der Stiel mißt 3 F. in der Länge. Krauthacke. Der gekrümmte Stiel iſt mit der Dille 2½ F. lang; die Klinge mißt oben am Rande 5, an der Gartengeräthſchaften. Schneide aber nur 3 ½ Zoll in der Breite. Man be— dient ſich dieſer Hacke zum Be— hacken der Gemüſepflanzen. Hacke mit dreieckiger Klinge. Der Stiel iſt 11% F., die Klinge 53. lang und an der Schneide 33. breit. Man wendet ſie zum Be— hacken der Pflan— zen, vorzüglich aber zum Pflanzen des Kohls an. Jätehacke mit dreieckiger Klinge hat einen 4 bis 4% F. langen Stiel und mißt von der 3 Zoll breiten Scheide bis zu den Spitzen der Zacken 1 Fuß. Die beiden Zacken ſtehen an der Spitze 3 Z. weit von einander. Man gebraucht ſie, um zarte Pflanzen, die nahe bei einander ſtehen, zu behacken. Picke. Die Klinge iſt 11 3. lang und oben am Stiele 2 3. , in der Mitte ihrer Länge aber nur 1 3. dick und geht unten in eine ſtumpfe Spitze aus. Der Stiel iſt 2½ F. lang. Man hat auch Picken oder Spitz— haken mit einem auf der entgegen— geſetzten Seite angebrachten Ham— mer oder Beile oder auch mit einer Reutehacke. Sie dient zur Bear— beitung ſehr ſteinigen und felſigen Bodens. Wein Der Weinbau wird theils im Großen, in Wein— bergen oder größern blos zu dieſem Zwecke beſtimm— ten Weingärten, theils im Kleinen, an Spalieren, Lauben u. dgl. nur nebenbei betrieben. Die Fort: pflanzung des Weinſtocks kann durch Samen, ein— zelne Augen, Pfropfreiſer, Schnittlinge (Setzreben) und Ableger (Hackſtöcke, Bögen) erfolgen; doch ſind die beiden letzten Methoden faſt ausſchließlich im Gebrauche. Die Fortpflanzung durch Augen wird neuerdings bei der Spalierzucht des Weinſtocks mehrfach empfohlen. Das Pfropfen kann man an— wenden, um ſchlechte Weinſorten durch gute zu ver— 363 Große Weinbergspicke. Mit einer 203. langen und ſehr ſtark gekrümm— ten Klinge und einem 2 F. langen Stiele. Sie iſt ſeht brauchbar, den Boden um Felſen herum urbar zu machen. Karſt. Mit 6% 3. langen und an den Spitzen 5 3. weit von einander entfernten Zacken. Der Stiel iſt 4 F. lang. Man gebraucht denſelben hier und da zur Bearbeitung der Erde, vorzüglich aber zum Fort— werfen des Düngers, beſonders zum Abladen deſſel— ben vom Wagen. Zu demſelben Zwecke hat man auch Karſte mit drei Zacken. Dreizackiger Karſt. Die Klinge ift im Ganzen 7 3. lang und 6 Zoll breit. Die Jacken find am Grunde 1½ 3. breit, und der Stiel iſt 4 F. lang. Dieſer Karſt iſt ſehr gut geeignet, um die Gemüſepflanzen damit zu be— hacken. bau. edlen. Die Fortpflanzung durch Schnittlinge, welche darin beſteht, daß man Stücken von Reben ab— ſchneidet und in die Erde legt, kommt auf zweier— lei Weiſe in Ausübung. Man läßt entweder die Schnittlinge, bevor man ſie an ihren dauernden Beſtimmungsort in den Weinberg pflanzt, ſich erſt an einem andern Orte bewurzeln, oder man pflanzt ſie unbewurzelt gleich an die Stelle, wo ſie bleiben ſollen. Letztere führen den Namen Blindhölzer, Rauhholz, Todtreben, Blashölzer, Knot— hölzer; jene hingegen, die man erſt nach erfolg— ter Bewurzelung pflanzt, heißen Würzlinge, 364 Wurzelreben, Wurzelſtöcke. Bei der Forts pflanzung durch Ableger legt man noch am Mutter— ſtocke befindliche und herabgebogene Reben in Gru— ben, welche man in der Nähe gemacht, und bedeckt ſie dann ſo mit Erde, daß noch ein Theil aus der Erde hervorſteht. Nach erfolgter Bewurzelung trennt man ſie vom Mutterſtocke, und läßt ſie nun ent— weder an Ort und Stelle ſtehen, wo ſie den Na— men Söhne, Abſenker, Einleger, Grub— ſtöcke erhalten, oder man hebt ſie aus und pflanzt fie an andere Orte, wo ſie bei Manchen, wie die bewurzelten Schnittlinge, auch Würzlinge, Wurzel— reben, Wurzelſtöcke heißen, von Andern aber Söhne genannt werden. In der Mehrzahl werden die Weinberge mit Blindreben angelegt, welche Fort— pflanzung in guten Jahrgängen auch recht wohl gelingt. Indeſſen bleiben in ungünſtigen Jahren nicht ſelten J. bis / derſelben aus, wogegen von bewurzelten Reben ſehr wenige ausbleiben, dieſe auch im Allgemeinen ein Jahr eher tragbar werden. An mehrern Orten iſt auch die Anlegung des Wein— bergs mit den Ablegern üblich. Indeſſen erklären ſich erfahrne Weinbauer dagegen. Dieſe Fort— pflanzung dient eigentlich blos, um leer gewordene oder mit Fleiß anfangs leer gelaſſene Plätze in Weinberge zu beſetzen, oder um alt gewordenen Stöcken jüngere unterzulegen. Die Fortpflanzung durch Samen iſt als zu langweilig im Allgemeinen nicht zu empfehlen. Bei der Fortpflanzug durch Augen ſchneidet man etwa im März ein Auge ab, läßt aber dem— ſelben auf jeder Seite % Z. Rebholz und rundet beide Enden mit dem Meſſer gut ab, worauf die Oberhaut der Rebe bis beinahe auf das Mark ganz weggeſchnitten wird. Nun legt man die Au— gen einzeln der Breite nach in fünf bis ſechszöllige Geſchirre, wo ſie ½ Zoll mit guter Erde bedeckt werden. Man ſtellt die Töpfe auf ein Miſtbeet oder ſonſt an einem warmen Ort, wo fihon nach 14 Tagen die Augen Wurzeln geſchlagen haben, zu welcher Zeit ſie wenig Luft und Licht bedürfen. Nach einigen Monaten haben die Augen 2 F. hoch getrieben, und werden ſchon im Herbſte in's freie Land verpflanzt. Zur Fortpflanzung durch Pfropfen, Pelzen muß der zum Veredeln beſtimmte Weinſtock geſund, nicht von zarterer, edlerer Art als das Reis, und noch kräftig, nicht zu alt ſein. Bei zu alten Stöcken iſt das Abſenken nützlicher, als das Verjüngen. Das Pfropfreis wird im Spätherbſte oder zeitig im Frühjahre abgenommen, und erſten Falls im Keller oder an einem ſonſt froſtfreien Orte mit dem dicken Ende in feuchtem Sande den Winter über aufbewahrt. Das Pfropfreis wird vom vor— jährigen Holze von fruchtbaren Stöcken, welche ſchon Trauben getragen, genommen. Die Augen dürfen daran nicht weit auseinander ſtehen. Das Stück vom zweiten bis zum ſiebenten Auge hinauf iſt das tauglichſte, und kann höchſtens zwei Pfropf— reiſer geben. Etwa 24 Stunden vor dem Gebrauche werden die ſchon früher abgenommenen Reiſer mit dem dicken Ende in Waſſer geſtellt und in dem— Der Weinbau. ſelben an den beſtimmten Ort getragen. Bei der Pfropfſtelle ſoll der Spalt wo möglich oberhalb eines Knotens, ungefähr 1 Zoll davon entfernt, enden. Nach Einigen ſoll man den Stock 1 bis 2 3. außerhalb der Erde, nach Andern 1 bis 2 3. in der Erde pfropfen. Nachdem der Stock von den nahen Seiten- und Thauwurzeln gereinigt worden, wird er mittelſt der Pfropfſäge oberhalb abgeſägt und glatt geſchnitten, alsdann ein 1 bis 1½ Z. tiefer Spalt darauf gemacht und das zugeſchnittene Reis eingeſetzt. Das Reis ſoll drei gute geſunde Augen über dem Spalt haben und das unterſte Auge den Stock berühren; das mittlere Auge des Reiſes kann noch in der Erde ſein, ſobald man in der Erde pfropft. Bei einem ziemlich dicken Stocke kann man auf jeder Seite ein Reis einſetzen. Die Pfropfſtelle wird mit Baumwachs oder Lehm ver— ſtrichen, und hierüber der Verband aus Rohr oder Baſt angelegt. Alsdann wird ein Pfahl einge— ſchlagen, die Erde wieder an den Stock angezogen und das Reis durch einen etwas entfernt aufge— ſtellten Stein oder dergl. für die erſten Tage in Schatten geſtellt. Man nimmt das Pfropfen am beſten 8 bis 10 Tage vor Anfange des Safttriebes vor. Sobald die Triebe des Reiſes lang genug ſind, ſollen ſie gleich vorſichtig an den Pfahl ge— heftet, die Austriebe des Wildlings aber zu jeder Zeit unterdrückt werden. Im Herbſte wird der Ver— band vorſichtig abgenommen, das Pfropfreis bleibt aber im erſten Winter an ſeinen Pfahl gebunden. Im nächſten Frühjahre werden ihm nur eine oder zwei Ruthen gelaſſen, auf ein oder zwei Augen geſchnitten und über Sommer, wie andere Wein— ſtöcke behandelt. Zum Fortpflanzen durch unbewurzelte Schnitt: linge, Blindhölzer, wählt man gute ſtarke, im vo— rigen Jahre recht reif gewordene Reben mit vielen Augen von ſolchen Stöcken, welche ſchon zum Tra— gen gekommen ſind; von zu alten Stöcken genom— mene Schnittlinge gedeihen ſelten. Am beſten ver— wendet man von jeder Rebe nur den unterſten Theil zu einem Schnittlinge; doch kann man aus einer guten Rebe auch mehrere Schnittlinge machen; das oberſte Ende nach der Spitze hin iſt aber untaug— lich und wird jedenfalls abgeſchnitten. Jeden Schnittling macht man 15 bis 18 3. lang, und es ſoll derſelbe mindeſtens vier, oder doch nicht weniger als drei Augen behalten. Den oberſten Schnitt macht man ſchräg über einem Auge; da— gegen ſchneidet man den untern Theil der Rebe mit ſenkrechtem Schnitte gleich unter einem Auge durch, oder man ſchneidet noch beſſer die Rebe ſo ab, daß unten, wo ſie aus dem vorjährigen Holze herausgewachſen iſt, noch eine Wulſt bleibt. Man muß die Schnittlinge nicht austrocknen laſſen, und ſie deßhalb an einen ſchattigen Ort legen und be— decken. Aus eigenen Weinbergen geſchnittene Re— ben kann man ſogleich an Ort und Stelle ſetzen; hat man aber die Schnittlinge entfernt herbekom— men, ſo bindet man je 50 Stück davon zuſammen und ſetzt fie 6 bis 10 3, tief in's fließende Waſſer, fo, daß das Ende der Rebe 1 bis 2 Zoll tief in Der Weinbau. den Schlamm oder Sand eingedrückt wird. Hier läßt man fie ruhig ſtehen, bis die Augen bohnen— groß geworden, worauf man fie in die Erde bringt. Auch in einen Zuber, deſſen Boden etwa 3 Zoll hoch mit Waſſer bedeckt iſt, das alle Tage erneuert wird, kann man ſie ſtellen. Im Allgemeinen fällt die paffende Zeit zum Setzen der Schnittlinge Ende April oder Anfangs Mai. Die Fortpflanzung durch bewurzelte Schnittlinge (Wurzelreben u. ſ. w.) wird am beſten auf folgende Weiſe ausgeführt: Man ſchneidet, am beſten im März, Reben im Durchſchnitte zu 18 Zoll Länge von einem jungen, tragbaren Weinberge und läßt unten am Fuße, womöglich ½ bis 1 Zoll altes, doch vorjähriges Holz daran. Man gräbt ſie in den Boden in Bündeln zu 50 auch 100 und deckt ſie mit Erde zu oder legt ſie einige Tage in den Keller. Sobald man ſämmtliche Reben beiſammen hat, gräbt man in einem Garten mehrere Löcher der Reihe nach, die gerade die Tiefe der Reben— länge haben und ſo groß ſind, daß ſie mehrere Hundert faſſen. In dieſe werden die Rebenbündel umgekehrt geſtellt (geſtürzt), ſo daß die Knoten der Erdoberfläche gleich ſtehen. Auf dieſe wird eine zwei Finger hohe Lage Moos gelegt und dieſes mit ½ F. Erde überdeckt. So bleiben ſie in der Erde bis Mai. Man kann ſie aber auch in flie— ßendes Waſſer ſtellen, bis ſie getrieben haben. Zum Einlegen ſolcher Reben wählt man eine leichtſandige oder Gartenerde und macht in dieſe einen ſchiefen, 1½ F. breiten und 9 bis 12 Z. tiefen Graben. In dieſen Graben legt man die angetriebenen Re— ben ſchief 2 bis 3 Z. von einander, ſo daß das obere Auge der Oberfläche des Bodens gleich iſt; alsdann deckt man die Reben ganz bis auf das obere Auge mit der Erde, die den nächſtfolgenden Graben bildet; die Oberfläche beſtreut man nach— her, wenn ſie austreiben, einige Finger hoch mit Sand. Die Reihen dieſer Löcher müſſen immer ½ F. Entfernung haben. Im nächſten Frühjahre werden die zum Verpflanzen beſtimmten Reben ſorgfältig aus der Erde genommen, die aber zum Nachbeſſern des Neugereutes für's zweite Jahr beſtimmt ſind, liegen gelaſſen und auf 1 bis 2 Augen abgeſchnitten und ſo dem freien Wachsthum wieder überlaſſen. Zweijährige Würzlinge ſchlagen überhaupt in hitzigen Lagen ſicherer an, als einjährige. Die Wurzelreben werden am beſten im April möglichſt bald nach dem Herausnehmen derſelben verſetzt. Vor dem Einſetzen ſchneidet man alle obern Wurzeln bis zur Hälfte des Stockes rein weg, die Wurzeln der zweiten Hälfte aber, beſonders die unterſten (Fußwurzeln), werden bis auf 1, auch 2 3. Länge, eingekürzt. Hierauf ſchneidet man oben, wo das junge Rüthchen ſteht, das alte Holz mit einem ſcharfen Meſſer ſo ab, daß alles dürre und abgeſtorbene Holz wegkommt, und der Schnitt ſich auf dem weißgrünlichen lebenden Holze befindet. Hierauf wird ein ſcharfes Meſſer ganz dicht an der alten Rebe angeſetzt und das Rüth— chen aufwärts ſo dicht am alten Holze weggeſchnitten, daß man meint, alle Augen ſeien rein weggeſchnit— ten, obſchon im letzten Winkel noch einige kleine Au— 365 gen ſitzen, die im Mai erſcheinen, und die Keime der künftigen Reben ſind. So bringt der Stock ge— wöhnlich ſchon im erſten Jahre mehrere Triebe her— vor. Sollte übrigens der obere Knoten, wo das Rüthchen aufgewachſen iſt, ſchadhaft ſein, ſo ſchneide man unbeſorgt das Holz bis zum zweiten Gelenke ab. Beim Setzen bringe man den obern Theil der Rebe etwa ½ bis 1 3. unter die Bodenfläche und bedecke dieſen Theil mit etwas ganz leichter Erde oder Sand. Bei der Fortpflanzung durch Ableger ſucht man nur geſunde, gut ausgezeitigte Reben kräftiger und fruchtbarer Stöcke aus, die beim Schneiden des Stocks nicht mit geſchnitten werden. Einjährige ſcheinen die beſten zu ſein. Man macht die Ableger im Herbſte, oder beſſer im Frühjahre, bevor noch der Saft zu treiben anfängt. Zum Ablegen ſelbſt macht man % bis 1 F. vom Mutterſtocke entfernt eine Off⸗ nung von ½ F. Weite und % bis 1 F. Tiefe; der zum Ablegen beſtimmten Rebe wird im Frühjahre der oberſte Theil bei einem guten Auge abgeſchnitten, worauf man ſie faſt im Halbzirkel herab auf die Erde biegt und in die Offnung ſo einlegt, daß 2 bis 4 ge— ſunde Knoten mit geſunden Augen in die Erde zu liegen kommen. Man kann die Rebe auch mit einem Haken in der Grube befeſtigen. Bei trockner und magerer Erde wendet man zweckmäßig gleich etwas Miſt mit an, den man zwiſchen zwei Erdſchichten in die Grube bringt. Dem über die Offnung heraus— ſtehenden Theile der Rebe giebt man einen Pfahl und bindet ihn daran an. Der Ableger wird nun über Sommer wie ein beſonderer Stock behandelt, behackt und gejätet. Im Spätherbſte oder im darauf folgenden Frühjahre trennt man ihn vom Mutter— ſtamme, um ihn an ſeinen Ort zu verſetzen. Bei der Fortpflanzung durch Grubenſtöcke, d. h. Ableger, die am Platze hleiben, kann man alte und junge Stöcke abſenken, doch ſoll ein junger Stock wenigſtens einmal ſchon Trauben getragen haben. Man kann ganze Stöcke oder nur einzelne Ruthen verſenken. Das Düngen der Weinſtöcke macht ſich beim Weinbau immer als Nachhülfe nöthig. Wie oft die Düngung aber wiederholt werden muß, hängt hauptſächlich von der Beſchaffenheit des Bodens ab. An Bergabhängen düngt man alle drei Jahre, auf der Ebene aber alle vier bis ſechs Jahre. In Be— ziehung auf die Jahreszeit düngt man in den mehr kältern Gegenden lieber im Frühjahre; dagegen in wärmern Gegenden, welche dem Weinſtocke günſtiger ſind, vorzüglich aber in hitzigen Bodenarten, verdient die Düngung im Herbſte den Vorzug. Wie ſtark man die Düngung geben muß, hängt von der Be— ſchaffenheit und Art des Düngers, des Bodens und der Weinſtöcke ab. Durch eine zu ſtarke Düngung werden die Trauben leicht faul, und der Wein von einigen Traubenſorten erhält hierdurch leicht Neigung zum Schwer- und Zähewerden. Der Dünger darf nicht unmittelbar die Hauptwurzel berühren, ſondern muß, wenn er eingegraben wird, durch einige Zoll Erde davon getrennt bleiben; auch muß der Dünger ſelbſt mit einigen Zollen Erde bedeckt werden. Der 366 Der gebräuchlichſte Dünger für die Weinberge iſt Stalldung, von welchem Rindviehmiſt am meiſten empfohlen wird; indeſſen geben Schaf- und Schweine— miſt, allein oder in Vermiſchung mit Rindsmiſt ge— braucht, gleich guten Erfolg, als dieſer allein; auch Pferdemiſt in Vermiſchung mit andern Miſtarten iſt tauglich, obſchon für ſich im Allgemeinen zu hitzig, ausgenommen auf thonigen und kalten Bodenarten. Mit Vegetabilien vermengter und gehörig abgegohr— ner Menſchendünger wirkt vortrefflich. Langer, un— abgefaulter Miſt iſt von jeder Thierart ſchädlich, und theilt den Trauben einen ſchlechten Beigeſchmack mit. Ganz beſondere Empfehlung hat in neuerer Zeit die Compoſtdüngung gefunden, ſo daß manche Wein— bauer ſie jeder andern Art Düngung vorziehen. Will man ſich einzelner Düngmittel bedienen, ſo empfehlen ſich beſonders, mit Jauche getränkte und wieder ge— trocknete wollene Lumpen, Haare, Abfälle von Ger— bereien, Hornſpäne. Compoſtdünger iſt beſſer, an— ſtatt den Stöcken einzeln beizugeben, im ganzen Wein: berge auszuſtreuen und dann unterzugraben. In denjenigen Jahren, wo der Weinberg nicht gedüngt wird, ſoll man den Winter über da, wo es nöthig iſt, Erdreich in den Weinberg tragen und dies den Stöcken geben, deren Köpfe entblößt ſind. Der Weinbau im Großen. Zunächſt ſind hierbei zu berückſichtigen Klima, Lage und Boden. Sobald das Klima entgegen iſt, können bei der ſorgfältigſten Rebenkultur weder gute Trauben noch guter Wein erzielt werden. Die berühmteſten Weinländer liegen zwiſchen dem 25ſten und 50ſten Grad der Breite, und man nimmt an, daß der Weinſtock nur noch da fortkommt, wo der Mandel- und Pfirfihbaum ihr ſicheres Fortkommen finden. Es iſt deßhalb ein unſicheres und mißliches Unternehmen, den Weinſtock in einer Gegend an— pflanzen zu wollen, wo man auf keinen zeitigen Früh— ling und beſtändigen Sommer rechnen kann. Da der Weinſtock einen entſprechenden Wärmegrad verlangt, ſo taugt er, um guten Wein zu liefern, nicht auf die Ebenen, ſondern mehr an Bergabhänge, in warmer geſchützter Lage, gegen Mittag. Auf den Ebenen wird zwar mehr Wein gewonnen, als an den Bergen; allein derſelbe iſt von geringer Güte. Auf den Ebenen erfrie— ren die Stöcke leicht, das Holz wird hier weniger reif, und überhaupt wirken hier verſchiedene Einflüſſe nach— theilig ein. Deßhalb bleibt es öfters räthlich, ebene Plätze zum Anbaue landwirthſchaftlicher Gewächſe zu benutzen, und den Weinſtock nur an den Bergab— hängen in den geeigneten Lagen anzupflanzen. Steile Bergabhänge find für den Weinbau am geeignetften ; allein ihre Anlage iſt ſehr koſtſpielig, weil hier viele Mauern erfordert werden, die terraſſenartig angelegt werden müſſen. Je mehr die Abhänge von der Mit— tagsrichtung nach Morgen oder Abend abweichen, deſto weniger Werth haben ſie für den Weinbau. Die Weinberge gegen die Morgenſeite ſind beſonders den kalten Winden ausgeſetzt, und leiden öfters durch die im Mai eintretenden Fröſte Schaden. Mehr Schutz finden in dieſer Beziehung die gegen Abend Der Weinbau. liegenden Weinberge. Im Allgemeinen taugen Berg— abhänge gegen Norden am wenigſten zum Weinbaue. Die Mitte eines Weinberges giebt den beſten Wein. Ein Weinberg in einer guten Lage muß Schutz gegen rauhe und kalte Winde haben, obſchon die Luft derſel— ben muß frei durchſtreichen können. Die muldenförmi— gen Thaleinſchnitte, welche gegen Mittag einen offenen Bogen bilden, liefern daher einen vortrefflichen Wein. Je länger ein Weinberg von der Sonne beſchienen wird, einen deſto beſſern Wein liefert er. Die Um— gebungen wie Bäume, Wälder, Häuſer u. ſ. w. können für die Reben von Vortheil ſein, indem ſie öfters Schutz gegen rauhe Winde geben; öfters ver— urſachen Bäume aber Schatten, ſowie ſich Vögel hier aufhalten, welche den reifen Trauben gerne nach— ſtellen. Ferner ſind von Nachtheil: allzunahe Seen, große Teiche, feuchte Wieſenthäler und Moräſte, wo leicht Nebel und Reife entſtehen. Der Weinſtock liebt beſonders einen warmen, trocknen, hinlänglich lockern und kräftigen Boden. Der ſchwere, zähe, naſſe und kalte Thonboden jagt dem Weinſtocke ebenſo wenig zu, als ein dürrer Kies— oder Mergel- oder ſogenannter Leberkiesboden dem Weinſtocke ebenfalls zuträglich iſt. Der beſte Wein— boden iſt eine Miſchung von Kies und Steingerölle mit lettigem und Mergelgrund, wo die Wurzeln leicht eindringen können; denn die beſten Weine wachſen auf verwittertem Geſtein, wie z. B. der Champagner, der Rüdesheimer, der As mannshäuſer und die beſten Mosler Weine. Beim Weinſtocke, deſſen Wurzeln tief in den Boden gehen, iſt beſonders die Beſchaffen— heit des Untergrundes von Wichtigkeit. Derſelbe muß hauptſächlich diejenigen Eigenſchaften beſitzen, welche der Weinſtock an einen günſtigen Boden macht. Bei Anlegung eines Weinbergs oder Weingartens kommt außer Boden und Lage noch fernerweit in Betracht: das Rotten (Rajolen des Bodens), die Terraſſirung bei ſteilern Abhängen, die Auswahl der anzupflanzenden Rebſorte, das Ab— ſtecken oder Abpfählen, das Setzen. So lange die Weinſtöcke noch nicht Frucht tragen, heißt die Anlage Neuſatz oder Neugereute. 1) Zum Rajolen, Rotten iſt die geeignetſte Zeit im Allgemeinen der Frühling. An manchen Or— ten wird der Boden blos aufgehackt oder umgegra— ben, was jedoch nicht zu empfehlen iſt. Wenn ein alter Weinberg neu angelegt werden ſoll, ſo darf man ihn nicht gleich im erſten Jahre rotten und mit Reben bepflanzen, die Unterlage müßte denn aus verwitterten Felsarten beſtehen, die durchbrochen und mit dem Baugrunde gemengt werden könnten; ſonſt— beſäet man ihn mit Futterkräutern, beſonders Luzerne und läßt ihn einige Jahre liegen. Oder man düngt die Weinberge vor deren völligem Aushauen, damit ſie ſich ſtark mit Raſen überziehen, läßt ſie dann drei Jahre wüſt liegen, haut im dritten Jahre den Raſen um, und bringt ihn dann im nächſten Jahre in die Tiefe. Übrigens kann man ein ausgerottetes Wein— bergfeld auch unmittelbar nach der Ausrottung an— pflanzen, wenn daſſelbe, gleich nachdem es ausge— hauen und gehörig gerottet iſt, mit einer grünen Saat von Klee, Erbſen, Linſen, Roggen u. |. w. Der Weinbau. beſtellt, dieſe vor der Wiederanpflanzung mit Kalk oder Gyps beſtreut und ſodann geſtürzt wird; wenn ferner das Rottfeld mit gehörig zubereitetem kurzen Dünger überfahren und dieſer unterrottet wird; jeder Rottgraben endlich mit Raſenerde ausgefüllt und dieſe mit der Erde des Weinbergfeldes vermlſcht wird. Auf thonigem Boden macht man die Rottgräben 3 F. und auf ſteinigem 4 F. tief. An Bergen wird ge— wöhnlich tiefer, als auf der Ebene gerottet, auf gutem oder lockerem Boden weniger tief als auf feſtem und ſteinigem Boden. 2) Die Terraſſirung durch Anlagen von Raſenabdachungen oder Mauern geſchieht bei ſteilern Abhängen deßhalb, um dieſelben in viele kleine ebene Stücke zu verwandeln, von denen das Waſſer nicht jo ſchnell abläuft. Steine find den Rafenftüden vor: zuziehen. Sind Bergabhänge nicht ſehr ſteil, ſo kann man die Terraſſirung weglaſſen, und lieber Flöß— gräben in Abtheilungen von 30 bis 50 F. Breite nach beiſtehender Figur anlegen. 4, 0, c, d, e, f, find 4 die Seitenflößgräben, welche das A Waffer in den Hauptflößgräben % führen, der in der Mitte von oben bis unten zieht. Durch dieſe Sei— „ tenflößgräben, welche kein ſtarkes „Gefälle haben und blos 1 F. breit und ½ F. tief ſind, wird beſon— e ders verhütet, daß bei ſtarken Re— 4 gengüſſen nicht zu viel Erde fort: LA" geihwenmt wird. Erlaubt es der . Raum, ſo wird am untern Ende des Hauptflößgrabens g h eine Senkgrube angelegt, in welcher ſich die angeſchwemmte Erde anſammelt. Der Hauptflößgraben g Ah erhält an beiden Seiten Steinplättchen, fo daß der Boden bei der Bearbeitung nicht in den Graben fallen kann. 3) Auswahl der Rebſorten. Für jede Ge— gend muß man nach Klima, Lage und Boden die am meiſten paſſenden Traubenſorten auswählen, die eine entſprechende Reife nicht nur in guten, ſondern auch in mittlern Jahren verſprechen. Iſt die Lage und der Boden vorzüglich, ſo wähle man Rießling (Nieder— länder), ferner Orleans und Traminer (letzterer heißt auch öfters rother Klävner, Rothklävner, Rothedel). In mittlere Lage eignen ſich für weiße Weine: Ru— länder, der weiße Gutedel, der Krachgutedel und der grüne Salvener; für rothe Weine: der blaue Sal— vener, der blaue Räuſchling. Für geringe Lage wähle man nur ſolche Trauben, die früh reifen, z. B. den ſchwarzen oder blauen Klävner (Burgunder, Süß— roth), den grünen Salvener, den gelben Ortlieber, Gutedel, Krachgutedel (Krachmoſt, Kracher). Durch Anpflanzung der Trollinger (Welſche, Huler, Ham— mels hoden), die zwar viel, aber in ungünſtigen Jahr— gängen geringen Wein geben, weil er ſpät reift, lei— det der gute Ruf eines guten Weins, noch mehr aber durch die Anpflanzung der ſogenannten Butfcheren. Ebenſo verdient der Grobalben überall ausgerottet zu werden. Trauben, aus denen die edelſten Weine gewonnen werden, ſind: der weiße Rießling, der rothe Klävner oder Ruländer, der ſchwarze Klävner oder Burgunder und der rothe Traminer. Trauben, aum N . * 0 367 aus denen die feinſten weißen Weine bereitet werden: weißer Rießling, rother Klävner, rother und weißer Traminer, blauer oder ſchwarzer Klävner. Letzterer muß jedoch bald nach der Leſe gekeltert werden. Trauben, welche einen mittelmäßigen, meiſt leichten, weißen, nicht lang haltbaren Wein geben: weißer Gutedel (Junker), Krachgutedel, Weißelben, Roth— elben, grüner Salvenier, ſpäter Burgunder. Trau— ben, von denen die vorzüglichſten rothen Weine ge— wonnen werden: blauer oder ſchwarzer Klävner. In günſtigen, warmen Jahrgängen und guten Lagen liefern der Schwarzwelſche (Trollinger), ſowie der Schwarz- und Rothurben einen guten, mittlern, lagerhaften Wein. — Es iſt fehlerhaft, eine Menge von Rebenſorten von verſchiedener Güte und ver— ſchiedener Reifzeit untereinander anzupflanzen, indem dieſes Gemiſch einen weit ſchlechtern Wein liefert, als wenn jede Sorte für ſich zur rechten Zeit geerntet würde. Man wähle daher bei der Anlage eines Weinbergs nur 2 bis 3 Sorten, die dem Klima und der Lage entſprechen, und ſuche jede dieſer Sorten in beſondern Abtheilungen anzupflanzen. Die Setz— reben ſuche man aus einer kältern Lage in eine warme Gegend zu verpflanzen, aber nicht umgekehrt. Einen neuangelegten Weinberg ſoll man nicht mit ſolchen Reben wieder anpflanzen, die er zuvor getragen; doch ſchadet dies weniger, wenn das Land zuvor mit Fut— terkräutern angebaut war. 4) Zu dem Abſtecken (Abpfählen, Abzeilen) richtet man ſo viel 14 bis 18 Zoll lange Pfählchen (Zielen) durch Zuſpitzen auf einer Seite zu, als man glaubt Stöcke zu bekommen. Alsdann wird das ge— rottete Feld durch Hülfe der Setz- oder Rebſchnur in Quadrate abgetheilt, welche 3½ bis 4 Fuß breit und lang ſind. Dabei ſuche man immer, daß die Reihen oder Zeilen gegen Mittag laufen. Alle Punkte, wo ſich die Querlinien der Schnur durchſchneiden, werden nun mit einem Pfählchen (Ziele) bezeichnet. In heißen, ſteilen Lagen zieht man, beſonders für Rießling, die einzige dahin geeignete Art, die Reihen nicht weiter als 3 F. von einander; die Stöcke ſetzt man 2% Fuß, auch noch etwas enger. In flachern Lagen und für mehr Holz treibende Sorten, wie Tra— miner, ſchwarzer Burgunder, Ruländer, macht man die Reihen in 3½ bis 4 F. Entfernung von einan— der und ſetzt die Stöcke 3½ F. von einander. 5) Das Setzen, beſonders in ſchwerem Boden, erfolgt am beſten im halben April, oder bei Blind— reben noch beſſer im Mai. Die wichtigſten zu em— pfehlenden Satzarten find folgende: a) Das Setzen in Stoßlöcher (Stelzen genannt) geſchieht in eini— gen Gegenden mit dem Pfahleifen oder mit einem zugeſpitzten Holze oder Flintenlaufe. Man ſtößt da— mit an der Stelle, wo der Stock zu ſtehen kommen ſoll, ein Loch ſo tief als die Satzrebe lang iſt, und ſteckt die Satzrebe in dieſes Loch ein. In manchen Gegenden werden zwei Reben eingeſteckt, und zwar fo tief, daß ſie mit dem Kopfe ungefähr 13. unter der Oberfläche des Bodens ſtehen, worauf die Zwi— ſchenräume mit feiner Erde ausgefüllt werden. Da aber durch das gewaltige Einſtoßen des Setzeiſens leicht der Boden zu feſt gedrückt wird, ſo ſchließt ſich 368 öfters die eingefüllte Erde nicht genug, und ſomit entſtehen Höhlungen. Deßhalb ſtoßen Manche an drei Punkten 23. von der Satzrebe neue Löcher ein, wodurch die Erde an die Satzrebe angedrückt wird. Wo man zwei oder drei Blindreben einlegt, bleibt die ſchönſte ſtehen, die andern werden aber in den folgenden Jahren weggenommen. Bei Wurzelſtöcken kommt blos ein Stück in die Erde. — b) Zweck— mäßiger iſt das Einlegen der Satzreben in Stufen. Zu dem Ende macht man von dem Bezeichnungspfähl— chen ſenkrecht abwärts eine Grube von 1 F. Tiefe, in welche man die Blind- oder Wurzelrebe ſo ein— legt, daß ſie nach beiſtehender Figur wenigſtens / F. am Pfahle gerade aufwärts ge— — — bogen, der übrige Theil aber am Boden hingezogen wird. Darauf wird feine Erde einge— 11 worfen und feſtgetreten. Sehr zweckdienlich iſt es, wenn man auf dieſe Stöcke nur einige Hände voll gute Dung— erde von verrottetem Dünger und Mergel oder Ra— ſenerde bringen kann. — e) Bei folgender Methode, die vornehmlich auf nicht zu ſteilen Lagen zu empfeh- len iſt, macht man nach beiſtehender Figur mit der ce 5 e d A | | | | 8 ll Haue von einem Pfählchen bis zum gegenüberſtehen— den einen Graben und legt die Satzreben ſo ein, daß fie wenigſtens %, bis 1 F. ſenkrecht an dem Pfahl aufwärts gebogen, mit dem Wurzelende aber gegen einander wagerecht angelegt werden. Darauf wird feine Erde in den Graben geworfen und feſtgetreten, worauf dann eine Lage guter Düngererde kommt, und über dieſe der Reſt der ausgeworfenen Erde gebracht wird. Durch dieſes Verfahren entſteht eine Wurzel— gaſſe ab oder ed und eine Laufgaſſe de. Bei dieſer Satzart wird Dünger erſpart, indem derſelbe blos in die Wurzelgaſſe, aber nicht in die Laufgaſſe gebracht werden darf. Die Laufgaſſe wird blos zum Gehen und Arbeiten benutzt, wodurch ein lockerer Boden in der Nähe des Wurzelbereichs erhalten wird. Bei ganz friſch gerottetem Boden muß der Kopf des Setz— lings 1 Z., bei etwas früher gerotteten „ 3. unter die Bodenfläche zu ſtehen kommen. Der Kopf wird alsdann mit Sand oder loſer Erde oder auch mit Moos 1 Z. hoch bedeckt. Die Behandlung der Reben in den er— ſten Jahren. Im erſten Jahre hat man nur nach— zuſehen, ob die Rebſetzlinge ein ordentliches Wachs— thum haben. Steine, welche dem Aufſproßen der Schößlinge hinderlich wären, ſind wegzubringen, ſo— wie das Land von allem Unkraut durch zweimaliges Felgen rein zu halten. Bei anhaltender Hitze muß man die Setzlinge begießen. Die Bedeckung von Moos und dergl. nimmt man weg, wenn die Triebe mehrere Zoll hoch außerhalb des Bodens gewachſen ſind. Im Spätjahre bedeckt man die Setzlinge gegen den Froſt ein paar Finger hoch mit Erde. An die Der Weinbau. Stelle der ausgebliebenen Reben werden im Oktober Wurzelſtöcke geſetzt. Nebennutzungen durch Anbau von andern Gewächſen in dem neuen Rebberge ſind durchaus zu unterlaſſen. — Im Frühlinge des zwei— ten Jahres ſchneidet man, ſobald es die Witterung geſtattet, die Schoſſe des erſten Jahres ganz dicht auf dem Kopfe ab, ohne ein Auge ſtehen zu laſſen, und bedeckt das Köpfchen der Rebe ein wenig mit zerkleinerter Erde. Sind einzelne Rebſetzlinge im vo— rigen Jahre nicht angewachſen, ſo werden dieſe Leer— ſtellen durch Wurzelreben angepflanzt. Den Sommer über wird das Land von Unkraut rein gehalten, und deswegen einigemal gefelgt. Zur Blüthezeit der Trauben gipfelt man alle 2 Fuß lange Schoſſe ab, ebenſo drückt man die in der Mitte des Köpfchens hervorwachſenden Schoſſe ab. Im Monat Juli wird das Abgipfeln wiederholt, und im Spätjahre werden die Köpfe wieder mit Erde zugedeckt. — Im drit— ten Frühjahre werden alle Triebe bis auf ein Auge verkürzt, oder, wo ſich noch kein Kopf gebildet hat, ganz abgeworfen. Schon vor der Traubenblüthe werden alle Triebe über 2 F. abgegipfelt, was nach dem Blühen noch einmal und um Jacobi das letzte— mal geſchieht; Pfähle werden in dieſem Jahre noch nicht beigeſteckt. — Im vierten Frühjahre ſchneidet man alle Triebe dicht am Kopfe weg, bis auf etwa vier, die in einiger Entfernung und möglichſt gleicher Höhe dicht am Kopfe herumſtehen. Jedem dieſer vier ſchneidet man zwei Augen an und ſteckt noch vor dem Austreiben einen Pfahl zu jedem Stocke oberhalb ein, woran die jungen Triebe mit Stroh oder Binſen an— geheftet werden. Dieſe Kopferziehungsart iſt bei jeder Rebſorte zu beobachten Einem ſo gezogenen Stocke kann man jede weitere beliebige Erziehungs— art geben, nur muß man beim Anſchneiden darauf bedacht ſein, daß man immer unten einige Zapfen erhält, welche die theilweiſe Verjüngung und das Niederhalten des Stockes zum Zwecke haben. Die Erziehungsarten des Weinſtocks (Schnitt der Reben) zerfallen im Allgemeinen in drei Gattungen, nämlich: an Geländern (Lauben, Kammern, Spalier, Rahmen); an Pfählen (theils ohne Schenkel), und ohne Pfähle und Gelän— der (Bockſchnitt). In neuern Zeiten haben ſich die einſichtsvollſten Weinbauer am Rhein dahin ver— einigt, daß, abgeſehen von den keine niedrige Er— ziehungsart vertragenden baumartigen Rebſtöcken mit weit auslaufenden Holze, wie der Trollinger, Mus— kateller, Gänsfüßler u. a., die aber eigentlich mehr in Gärten und an's Spalier, als in den Weinberg gehören, diejenigen Erziehungsarten die beſten ſind, wo die Rebe ſo niedrig als möglich am Boden ge— halten und kurz geſchnitten wird. Je näher die Trau— ben am Boden ſtehen, deſto eher erfolgt ihre Blüthe und Reife, und deſto ſchwererer und geiſtreicherer Wein wird von ihnen gewonnen. Für die empfeh— lenswertheſte Erziehungsmethoden hält man gegen— wärtig am Rhein folgende: 1) Die Bockſchnitterziehung, beſonders für Rießling und Salvener an flachen Bergabhän- gen oder anf der Ebene geeignet. Die Vortheile die— ſer Erziehungsart ſind: die Gewinnung eines edlern | Der Weinbau. beffern Weins; Erſparniß an Holz und Pfählen, ſo— wie an Zeit, Tagelohn und ſonſtigen Auslagen. Bei dieſer Methode ſchneidet man nach beiſtehender Figur auf den Kopf der Rebſtöcke 4 bis 5 Schenkel auf zwei Augen an, ſo daß der Stock einer hohlausgebreite— l 5 ten Hand ähnlich wird, und das ober— „ ſte Auge nach außen ſteht. Haben die Traubenſtöcke abgeblüht, ſo werden die Seitenaustriebe (Geizen) ſo weit die Trauben hän— gen, ausgebrochen; in andern Gegenden werden aber dieſe Geizen blos bis auf zwei Blatt abgezwickt. Dar— auf werden alle Lotten oder Sommertriebe zuſammen— gefaßt und in einer Höhe von 2½ bis 3 F. mit et— was Stroh oder Weiden feſtgebunden. Alsdann N.. ſchneidet man die Ruthen % Fuß über dem Bande mit einem Meſſer ab, wo der Weinſtock beiſtehende Form erhält. Kurze Sommertriebe, welche die gehörige Länge noch nicht haben, werden über den Trauben ; abgezwidt. Im Herbſte wird der Stock bei der Weinleſe aufgeſchnit— ten. Im Frühlinge des fünften Jah— res werden die Reben aus der Mitte des Stocks herausgeſchnitten und . auf dieſe Art alle Jahre hohl ge— halten. Alsdann werden 4 bis 5 —— Schenkel, und jedem Schenkel drei Augen nach beiſtehender Figur angeſchnitten. Die ſonſtige Behandlung iſt wie im vierten Jahre. — In neue— rer Zeit wendet man auch in einigen Gegenden die Halb— bockſchnitterziehung an, die darin beſteht, daß zu jedem — Stock ein Pfahl in einer Ent— fernung von 54 F. eingeſteckt wird. Vor dem Blühen werden die Triebe mit einem Strohbande an dem eingeſteckten Pfahl angeheftet, und nach Jacobi über dem Pfahl abgeſchnitten, ſo daß der Stock nachſte— hende Figur darſtellt. * — — 2) Die Stockſchnitt⸗ oder Laudenbacher Erziehungsart. Dieſelbe wird ebenfalls für Rießling und Salvenern auch an ſteilen Bergabhän⸗ gen und ſehr fruchtbarem Boden angewandt. Sie gewährt, mit Ausnahme des Aufwandes für einen 5 bis 6 F. hohen Pfahl zu jedem Rebſtocke, alle Vor— theile des Bockſchnitts und unterſcheidet ſich von die— ſem blos dadurch, daß der Buſch nicht glockenförmig, Kirchhof, Landwirth. 369 ſondern fächerartig hohl wird. Von den vorhande— nen Schenkeln werden drei ausgewählt und jeder auf 2 Augen nach beiſtehender Figur zurückgeſchnitten. i Nach dem Beſchneiden erhält jeder / Stodeinen Pfahl. Nach der Bluͤthe 0 werden ſämmtliche Schoſſen oben 7 zuſammengefaßt, etwas abwärts gedrückt, ſo daß ſich die Lotten nach —— auswärts biegen oder wölben. Darauf werden ſie mit Weiden oder Stroh nach bei— ſtehender Figur oberhalb an den Pfahl angebunden, — MR: und 6 Zoll über dem Verbande abgeſchnitten, auch alle Seitenzweige (Geizen) weggenommen. Im fünf— ten Jahre werden an den vorhandenen Schenkeln Zapfen mit 3 Augen angeſchnitten, und in den fol— genden Jahren kann man jedem ſtarken Stocke an den vorhandenen Schenkeln 2 bis 3 Zapfen an— ſchneiden. Näheres ſ. in Metzgers „Rhein-Weinbau.“ 3) Die zweiſchenkelige Halbbogener⸗ ziehungsart. Für ſolche Weinſtöcke, welche nicht auf Zapfen, ſondern auf langen Ruthen tragbar find, wie z. B. bei dem Traminer, Ruländer, Krach— gutedel, weißen Burgunder (Breisgauer Rießling), ſchwarzen Burgunder (Klebroth, blauen Klävner) u. ſ. w., iſt dieſe Erziehungsart ſehr zu empfehlen. Ihre Vortheile ſind, daß ſie dem Stocke die gehörige Luft und Ausdehnung giebt, die Gaſſen frei hält, und dadurch die Einwirkung der Sonne auf den Bo- den befördert, ſowie bei der Bearbeitung deſſelben nicht hinderlich iſt. Wenn der Stock bis zum vierten Jahre herangezogen iſt, wählt man im Frühlinge zwei ſchöne geſunde, einander gegenüberſtehende Ruthen, welchen man 10 bis 12 Augen anſchneidet; die übri— gen Ruthen werden am Kopfe glatt weggeſchnitten. Zur Fürſorge läßt man am Kopfe noch einen oder zwei Zapfen, jeden mit zwei Augen ſtehen, welche dann im künftigen Jahre als Schenkel angeſchnitten werden. Jeder Rebſtock erhält zwei Pfähle, welche bald nach dem Behacken, je einen Fuß weit von dem Stocke entfernt, in gerader Linie bergaufwärts ein— geſteckt werden. An dieſe Pfähle werden dann die Ruthen nach beiſtehender Figur in halbgeöffneter Bogenform a 5 mit Weiden angebunden. Im näd): ſten Jahre werden zwei OT von den vorhan— 370 denen Zapfen e e angefchnitten, und dann zwei an- dere Zapfen unterhalb ſtehen gelafien. Die Schenkel 5 h ere D ſollen nie länger als 1 F. werden. Das erſte Heften und Ausbrechen findet vor der Blüthe ſtatt, wobei man an jedem Schenkel zwei Lotten oder Triebe aus— wählt, wo einer im nächſten Jahre zur Bogrebe an— geſchnitten werden ſoll; ebenſo ſucht man diejenigen Triebe aus, welche im nächſten Jahre Zapfen geben, und alſo zur Nachzucht dienen müſſen. Alle übrigen unftuchtbaren Triebe werden weggebrochen, und die vorhandenen an die Pfähle angebunden. 14 Tage nach dem Blühen wird das Ausbrechen nochmals vorgenommen. S. Gok's „Weinbau am Bodenſee.“ 4) Die Rheingauer Erziehungsart. Dieſe findet man im ganzen Rheingau, und ſie verdient be— ſonders beachtet und nachgeahmt zu werden. Sie wird bei dem Traminer, Ruländer, Gutedel u. ſ. w. angewandt. Die Stöcke kommen 3 F. und die Reihen der Stöcke 4 F. von einander. Bei der erſten Anlage bringt man drei Rebſetzlinge, die einen Stock aus— machen, in einer Entfernung von je 3 bis 4 3. von einander. Jeder Satzrebe werden ½ bis 1 F. lange Schenkel angeſchnitten, von denen die zwei ſtärkſten nach beiſtehender Figur im vierten oder fünften Jahre zu Bog—⸗ Jeder Schenkel mit einer Bogrebe erhält unterhalb noch einen Zapfen, von denen einer im nächſten Jahre zur Bogrebe an— geſchnitten wird. Zwiſchen die drei Rebſetzlinge wird im Frühjahre ein Pfahl und in die Linie zwei andere Pfähle je in die Mitte zwiſchen die Stöcke eingeſteckt, an welche die Trag- und Bogreben ganz nieder am Boden befeſtigt werden. Die Lotten zu den künftigen Bogreben werden an dem mittlern Pfahl angebun— den. An dieſer Erziehungsart iſt zu tadeln, daß drei Rebſtöcke zu nahe auf einander ſtehen. Deßhalb hält man für zweckmäßiger, blos einen Rebſtock zu pflan— zen, an welchem man zwei kurze Schenkel zieht. An jedem Schenkel wird eine Tragrebe von 8 bis 10 Der Weinbau. Augen und ein Zapfen von zwei Augen nach beiſte— hender Figur angeſchnitten, welche dann wie oben an die Pfähle angebunden werden. Obſchon auch der Rießling im Rheingau durchgehends nach vorſtehen— der Methode behandelt wird, ſo eignet ſich für den— ſelben doch beſſer der Bock- oder Stockſchnitt, wo er größere und reifere Trauben bringt. Als eine der neueſten und zugleich mit dem höch— ſten Ertrage verbundene Erziehungsart wird die auf Pyramiden- und Kranzform, für Gärten und Wein— berge anwendbar, empfohlen; 40 bis 50 ſo behan— delte und ausgewachſene Rebſtöcke ſollen zehn öſter— reichiſche Eimer Traubenmoſt geben können. Eine derartige vollſtändig aufgeſtellte Pyramidenform ſtellt ſich in nebenſtehender Figur dar. Da jedoch die nähere Angabe des Verfahrens hierbei zu weit führen würde, ſo verweiſen wir auf folgende Schrift: „Praktiſche Anleitung, dem Weinſtocke den höchſten Ertrag ab— zugewinnen“ von Sackl. Grätz 1839. Behandlung der vollſtändig erwachſe— nen Weinberge. Bei einer wohlgeordneten Be— handlungsweiſe eines Weingartens kommen nach der Zeitfolge gewöhnlich folgende Arbeiten vor: 1) Das Aufziehen oder Aufdecken und Auf— räumen der Weinſtöcke iſt das erſte im Frühjahre zu verrichtende Geſchäft in dem Weinberge. Es be— ſteht darin, daß man im Februar oder Anfang März von dem über Winter zum Schutz gegen Kälte nieder— gelegten und mit Erde bedeckten Weinſtock die Erde wegräumt und ihn aufzieht, oder wo die Erde im Herbſte blos an den Weinſtock angezogen wird, dieſe mit der Haue zurück in die Zwiſchenräume zieht. Man nimmt dieſe Verrichtung am beſten des Vor— mittags vor, damit die Reben bis zum Abend gehörig abtrocknen. 2) Das Schneiden der Reben iſt eine der wichtigſten Arbeiten des Winzers, indem davon eine kürzere oder längere Dauer des Stocks, die Güte und Menge des Weins theilweiſe abhängt. Man nimmt daſſelbe baldmöglichſt, entweder zu Ende Februars oder zu Anfang März, ehe der Saft eintritt, vor. In Gegenden, wo man den Weinſtock nicht über Winter niederlegt, ſchneidet man auch gleich nach dem Herbſte. Durch das Schneiden beabſichtigt man, daß die Vegetation ihre Kraft nur zur Verſtärkung des Stocks und zum Fruchttragen verwende. Der Weinſtock ſoll ſeine Trauben in der Regel nur an den heurigen Ruthen hervorbringen, welche von den gut ausgezeitigten, hinlänglich ſtarken, vorjährigen Der Weinbau. Reben ausgegangen find. Man muß alle Reben wegſchneiden, die man nicht zu Bogen, Zapfen oder Ablegern benutzen will, ferner alles aus dem Stamme oder den Schenkeln getriebene Holz, welches 6363 fi N | 5 Ni überflüffig oder zu neuen Schenkeln zu ſchwach ift; außerdem die alten Bogreben, die alten, abgängigen, brandigen Schenkel, die Sturzen der vorjährigen ver— brochenen Reben. Gern in's Holz treibende Sorten dürfen nicht ſo ſcharf geſchnitten werden, als z. B. der Rießling, Gutedel, Sylvaner, Veltliner. Auf kräftigem Boden und bei vorzüglicher Lage kann man 371 dem Stocke verhältnißmäßig mehr Holz laſſen, als dem in einem leichten und hitzigen Boden ſtehenden Stocke. Junge Stöcke ſollen bis zum ſechsten Jahre geſchont und im Schnitte kurz gehalten werden; ſpä— ter kann man ihnen aber, wenn ſie ſtark und kräftig genug ſind, auch ohne Gefahr mehr Holz anſchnei— den. Alte Stöcke muß man fehonen und denſelben wenig Holz laſſen. Haben die Stöcke durch Froſt oder Hagel bedeutend gelitten, ſo müſſen dieſelben ganz kurz und oft bis auf's unterſte Auge geſchnitten werden. Sind außer den Ruthen auch manche Schen— kel erfroren, ſo muß alles Holz bis auf den Kopf ab— geſchnitten werden. Man ſollte die Schenkel nicht über vier Jahre alt werden laſſen, ſondern durch neue aus dem Kopfe oder Stamme gezogene erſetzen. Im Allgemeinen nimmt man gewöhnlich drei Schenkel als die zweckmäßigſte Anzahl an einem Stocke. Bei üppig treibenden Stöcken kann man mehr Reben an— ſchneiden; auf hitzigen Bergen und in ſchlechtem Bo— den muß man aber mit zwei oder auch wohl nur mit einer Rebe an jedem Stocke ſich begnügen. Das Tragholz an den Schenkeln oder Reben muß man jederzeit rückwärts ſchneiden, z. B. wenn man eine Rebe hat, an welcher im vorigen Sommer drei Ru— then ausgewachſen ſind, ſo wird die erſte, welche die Spitze an der Rebe iſt, knapp an der zweiten weg, die zweite zu einem Bogen und die dritte nächſt dem Stocke zu einen Klebelknoten 3 oder 4 Augen lang geſchnitten. Das Beſchneiden wird jedesmal über einem Auge rein vorgenommen. Mit der Anzahl der an einem Stocke zu laſſenden Waſſerreben, um im folgenden Jahre Tragreben daraus zu ziehen, hat man ſich beim Beſchneiden nach der Beſchaffenheit der am Stocke bereits vorhandenen Tragreben zu richten. Können dieſe im nächſten Jahre noch beibe⸗ halten werden, ſo iſt nicht mehr als eine Waſſerrebe nöthig; glaubt man aber im kommenden Jahre Re— ben wegnehmen zu müſſen, ſo kann man die Anzahl der Waſſerreben auf 2 bis 3 beſtimmen. Man ſchnei— det ſolche gewöhnlich nur auf 3 bis 4 Augen. An vielen Orten wird nach dem Schneiden die Erde um den Stock herum bis unter den zweiten Knoten der Stange herab weggeräumt, um die Thauwurzeln wegzuſchneiden; anderer Orten hält man dies nicht für nöthig. 3) Das Hacken, Hauen folgt nach dem Schnei— den, und zwar ſobald dies nur die Witterung geſtat— tet, vom März an bis in die Mitte oder ſpäteſtens Ende Aprils, ehe die Augen anſchwellen. Man hacke nur bei trockner Witterung und ſäubre den Boden von allem Unkraut. Man hackt lieber grob als fein. Junge und noch kräftige Weinberge muß man ſo tief hacken, als der Zahn des Karſtens reicht; in alten Weinbergen dagegen iſt das tiefe Hacken zu ver— meiden. 4) Das Bogenmachen folgt gewöhnlich auf das Hacken, und man nimmt dieſes Geſchäft vor, wenn die Augen entweder noch nicht ausgegangen oder die jungen Schoſſe ſchon ziemlich erwachſen ſind und letztere feſt ſtehen, und zwar am beſten früh bei kühler Witterung. Der Nutzen des Bogenmachens beſteht darin, daß durch verlangſamte Bewegung des A." 372 Saftes die Fruchtbarkeit befördert wird; indeß kann dieſer Zweck auch erreicht werden, wenn die Reben nur in einem Halbzirkel oder in horizontaler Rich— tung angebunden werden. 5) Das Pfählen muß vorgenommen werden, noch ehe die Triebe zum Vorſchein kommen. Zu Pfählen eignet ſich das Holz von Eiche, Akazie, Fichte, Tanne. Jeder Stock bekommt ſo viel Pfähle, als er Schenkel hat. Sie müſſen in gehöriger Ent— fernung von einander ſtehen. Das Nähere hierbei wird aber überhaupt von den verſchiedenen Erzie— hungsarten beſtimmt. 6) Das Anbinden muß bald nach dem Pfäh— len vorgenommen werden. Die Bögen oder Zapfen werden gewöhnlich mit Weiden an den Pfahl gehef— tet. Der Bogen muß an dem Pfahle gehörig anlie— gen, und der Schnabel des Bogens darf nicht nach oben, ſondern muß nach unten zu ſtehen kommen. Am liebſten nimmt man das Anbinden bei feuchter Witterung vor. Die unterſte, zunächſt an der Erde ſtehende Rebe muß an dem hintern Pfahle fo ange— bunden werden, daß ſie wenigſtens eine Spanne hoch von der Erde abſteht; die übrigen muß man gleichfalls nicht zu tief, ſondern fo anbinden, daß die daran wachſenden Trauben die Erde nicht be— rühren, und ſie ſich auch bei ihrer Reife nicht gegen— ſeitig hindern. 7) Das Verbrechen (Ausbrechen, Zwicken) hängt mit dem Schneiden genau zuſammen und muß von Perſonen vorgenommen werden, welche Kennt— niß im Schneiden des Weinſtocks haben; denn nur durch ein geſchicktes Verbrechen können die beim Schneiden begangenen Fehler wieder gut gemacht werden. Durch das Verbrechen werden alle über— flüſſigen Schoſſe abgezwickt, welche nicht zur Bil: dung der Bögen und Zapfen im folgenden Jahre ſtehen bleiben müſſen. Ebenſo werden auch alle Austriebe aus den Wurzeln, ſowie auch alle un— fruchtbare Schoſſe weggenommen. Die Nebenzweige oder Geizen werden in einigen Gegenden weggebro— chen, in andern blos abgezwickt, ſo daß einige Blät— ter davon ſtehen bleiben. Dieſes Ausbrechen wird gewöhnlich vor der Traubenblüthe vorgenommen, und darf nur bei trockner Witterung geſchehen. 8) Das Heften folgt gleich nach dem Verbre— chen noch vor der Traubenblüthe und beſteht darin, daß die Schoſſe mittelſt angefeuchteten Strohes oder Binſen an Pfähle geheftet werden. Dabei dürfen keine Blätter oder Träubchen mit eingebunden wer— den. Sind die Triebe ſpäter ſtärker herangewachſen, ſo wird das Heften wiederholt. 9) Das Felgen (Ruhren) folgt ſogleich auf das Heften und noch vor der Traubenblüthe das Erſte— mal. Es hat zum Zweck, das Unkraut zu vertilgen und den Boden aufzulockern. Ein zweites Felgen folgt im Juli, ein drittes 3 bis 4 Wochen vor dem Herbſte, wenn die Trauben anfangen weich zu wer— den. Dieſe Arbeit wird vorzüglich in ſolchen Wein— bergen nöthig, welche einen ebenen, ſchweren und kalten Boden haben. Das zweite und dritte Felgen Der Weinbau. kann, beſonders wenn anhaltende Hitze einfällt, we— niger ſcharf, als das Erſtemal, geſchehen. 10) Das Verhauen (Überhauen, Abgipfeln) hat zum Zweck, durch das Abſchneiden des über die Pfähle gewachſenen Holzes die Zeitigung der Trau— ben und des Holzes zu befördern. Man nimmt daſ— ſelbe erſt vor, wenn das Holz von unten anfängt braun zu werden, gewöhnlich Ende Auguſt's oder Anfang Septembers. Die abgenommenen Gipfel läßt man am beſten zur Düngung im Weinberge zerſtreut liegen oder bringt ſie in die Düngergrube. Nach dem Verhauen folgt noch das dritte Felgen. 11) Die Weinleſe, Herbſten. Mit der Traubenleſe fange man nur dann an, wenn die Trauben ihre höchſte Zeitigung erhalten haben und anfangen zu faulen; denn durch die Spätleſe wird viel geiſtreicherer Wein gewonnen. Bei weichen Traubenſorten, welche leicht faulen und durch die Fäulniß verderben, muß man jedoch mit der Spät— leſe vorſichtig ſein. Dagegen iſt die Spätleſe nicht dringend genug zu empfehlen bei den edlern hart— fleiſchigern Traubenſorten, namentlich Rießling, Traminer, Orleaus, welche erſt durch ihre Überreife, der Rießling ſogar erſt durch eine Art Fäulniß den höchſten Grad der Veredlung erreichen. Auch beim blauen Klävner muß man die Trauben gehörig reif werden und wo möglich etwas einſchrumpfen laſſen. Reife Trauben leiden durch den Froſt nicht Noth, und wenn die unreifen erfrieren, ſo iſt dies kein gro— ßer Schade. Sehr wichtig iſt es bei der Weinleſe, daß man in ſeinem Weinberge nur ſolche Trauben— ſorten gepflanzt habe, welche zugleich reifen. Iſt dies nicht der Fall, ſo muß man eine wiederholte Leſe anſtellen, durchaus aber nicht die unreifen Trau— ben mit den reifen zugleich abnehmen. Da die ſoge— naunten Schillerweine gegenwärtig nicht mehr ſo beliebt ſind, wie die rothen und weißen Weine, ſo muß man eine abgeſonderte Leſe zwiſchen den rothen und weißen Weinen veranftalten. Außerdem müſſen aber auch die unreifen Trauben von den reifen ſortirt und die gebratenen oder dürrfaulen, ſowie überhaupt gefaulte Beeren und die unzeitigen erfrornen Trau— ben ausgeſondert werden. Ferner darf durchaus das nicht in eine Butte oder Kufe gethan werden, was an verſchiedenen Tagen geleſen wird; und nur bei kühler Witterung könnte man dies höchſtens auf 2 Tage ausdehnen. Man leſe bei trocknem Wetter und wo möglich an heitern Tagesſtunden, wenn der Thau aufgetrocknet iſt, und nur fo lange, bis er wieder fällt. Iſt man aber ja genöthigt, im Thau, Nebel oder Regen zu leſen, ſo ſollte man doch die Trauben vor dem Preſſen an der Luft trocken werden laſſen. Man erhält einen viel beſſern Wein, wenn die Trau— ben abgebeert werden, da die Kämme einen ſchar— fen Beigeſchmack mittheilen. Vor Beginn der Leſe muß das nöthige Leſegeſchirr gehörig in Stand ge— ſetzt und ſorgfältig gereinigt werden. Bei der Leſe ſelbſt aber muß man das Leſegeſchirr des Abends nach dem Gebrauch mit Waſſer reinigen, weil ſich ſonſt leicht Säure bildet, die ſich ſodann dem Weine mittheilt. Ebenſo müſſen auch die Kufen oder Zu— ber ſorgfältig ausgewaſchen werden, wenn ſie zuvor Der Weinbau. ſchon gebraucht wurden. Über das Keltern des Weines ſelbſt ſ. weiterhin Trauben- und Obſt— weinbereitung. 12) Das Ausröſten, worunter man das Hin— wegſchneiden der alten Bogreben, ſowie der alten abgängigen brandigen Schenkel verſteht, durch welche Verrichtung man ſich das Beſchneiden im Frühjahre erleichtert. 13) Das Verſenken, Gruben hat zum Zwecke, Blößen zu beſetzen oder alte Stöcke zu ver— jüngen, welche Verrichtung am ſchicklichſten vor Win: ter vorgenommen wird. 14) Das Pfahlaus ziehen. Um das Ab: brechen zu verhüten, müſſen die Pfähle ſenkrecht aus— gezogen werden. Man bewahrt ſie entweder im Wein— berge ſelbſt auf Schrägen oder unter einem Obdache auf; öfters werden ſie aber auch in manchen Gegen— den dazu benutzt, um damit die Reben niederzulegen und zu beſchweren. 15) Das Beziehen (Niederlegen, Decken, Trechen) beſteht darin, daß man den Weinſtock nie— derlegt und mit Erde bedeckt, um ihn gegen die Win— terkälte zu ſchützen. Dieſes Beziehen wird nament— lich für Weinberge in ſolchen Gegenden und Lagen nöthig, wo der Weinſtock dem Erfrieren ausgeſetzt iſt. Indeſſen vertragen die freiſtehenden Weinreben eine Kälte von 18 Grad R.; eine höher ſteigende Kälte dagegen wirkt nachtheilig und bei 22 Grad R. zerſtört ſie die Weinreben gänzlich. Wo ſehr harte Winter nur ſelten vorkommen, da wird jedenfalls beſſer nicht gedeckt, indem nicht bezogene Weinberge durchſchnittlich mehr tragen, als bezogene. Beim Beziehen ſelbſt legt man den Stock ſanft entweder auf den bloßen Boden oder in flachen Grüblein nie— der und bedeckt die Ruthen und Schenkel einige Zoll dick ſorgfältig mit Erde, auch mit Raſen oder Stei— nen, beſonders den Kopf des Weinſtocks. Ein neuer: dings zweckmäßig angewandtes Verfahren beſteht darin: Man legt nach der Leſe die ausgezogenen Pfähle auf die, auf den Boden niedergedrückten Re— ben oder befeſtigt dieſelben durch kreuzweiſes Ein— ſtecken in den Boden über die niedergedrückten Reben ſo, daß letztere auf dem Boden liegen bleiben und durch den Schnee ſpäter ganz bedeckt werden. Der Weinbau im Kleinen (im Freien). Der Weinſtock eignet ſich ſehr zur Bekleidung eben ſowohl von freiſtehenden Spalieren in Gärten, als ſolchen, welche an Planken oder Wänden an Häuſern angebracht ſind, ferner an Lauben, Luſthäu— ſern, Gängen u. ſ. w. Im Kleinen an Wänden gezogen bringt er oft einen ſehr anſehnlichen Ge— winn. Wegen Winkelſchnitterziehung, Arkadenlau— benerziehung, Spiralerziehung, welche ſich von gro— ßem Vortheile erweiſen, ſ. von Bronner, „Anwei— ſung zur nützlichſten Anpflanzung der Tafeltrauben u. ſ. w.“ Heidelberg, 1835. Zur Anlage von Spaliere u. ſ. w. bilden ge- wöhnlich an Wänden ſtarke Latten, mit eiſernen Klammern befeſtigt, das Gerippe der Spaliere; im 373 Freien ſind dazu Pfähle, Stangen u. dgl. erforder— lich. Die Form des Spaliers kann ſehr verſchieden ſein, indem der Weinſtock, gehörig behandelt, jede Form befolgt. Indeſſen muß doch immer an der Erde Raum genug bleiben, um die nöthige Bearbeitung des Bodens und der Stöcke vornehmen zu können, und die horizontalen Reben Platz behalten, auch ſeitwärts ſich auszubreiten. Überhaupt iſt es em— pfehlenswerth, das Geländer immer wenigſtens 6 3. von der Mauer entfernt anzulegen. Zur Bellei— dung von Gebäuden ſind vorzüglich die gegen Sü— den, Südoſt oder Südweſt gekehrten Mauern geeig— net. Da im Allgemeinen die Trauben deſto ſpä— ter reifen, je höher die Stöcke gezogen werden, wenn nicht eine Wand oder dergl. die Sonnenſtrahlen ge— gen die Trauben zurückwirft, ſo muß man zu ho— hen, freiſtehenden Spalieren vorzüglich frühe Sorten wählen. Zur Anpflanzung werden, etwa 1 Fuß von der Mauer entfernt, im Herbſte oder Frühjahre Gräben, wie in den Weingärten, oder Löcher von 1 bis 2 F. Tiefe und 2 F. Weite gemacht. Auf thonigem oder ſonſt ungünſtigem Grunde macht man die Löcher 3 bis 4 Fuß tief, eben ſo weit, und giebt gute, lockere trockne Erde hinein, ſowie man auch etwas gut ver— rotteten Dünger zugeben kann. Die Entfernung der Setzlinge von einander richtet ſich nach der Höhe, welche die Stöcke zu erreichen, und der Geſtalt, die ſie anzunehmen beſtimmt ſind. Je höher und breiter ſie ſich ausdehnen ſollen, deſto weiter auseinander bringt man ſie. In der Regel wird man ſie etwa 9 bis 10 F. von einander bringen. Im erſten Som— mer läßt man die erſten Setzlinge ruhig einwurzeln und begießt zuweilen bei trockner Witterung. Im nächſten Frühlinge läßt man den Setzlingen nur eine Rebe mit 1 oder 2 Augen. Im dritten Jahre thut man wohl, ſchwache Setzlinge auch noch auf eine Rebe mit 1 oder 2 Augen niedrig zu ſchneiden; kräf— tigere aber können im Frühlinge des dritten Jahres ſchon in die Höhe gezogen werden. Man ſchneide den Setzling etwa 3 Fuß über der Erde ab, laſſe nur die obern 2 oder 3 Augen zunächſt am Schnitte ſtehen, und unterdrücke die tiefern. Die aus den ſtehen ge— laſſenen Augen ausgehenden Reben werden im Juli abgegipfelt. Im folgenden Frühjahre kann man nach Bedarf die Schenkel in gleiche oder verſchiedene Länge ſchneiden, an jedem Schenkel nur wieder die oberſten 2 oder 3 Augen ſtehen laſſen und die übrigen aus— ſchneiden oder abdrücken. Die Schenkel werden in der Richtung an das Geländer oder Spalier befeſtigt, welche ſie befolgen ſollen, und bei ihrem Anbinden vom Stocke hinweg in einem Bogen in die horizon— tale Lage an das Geländer gezogen, wobei jedoch der Bogen ſelbſt unmittelbar nicht geheftet wird. Die Schenkel verſchiedener Länge werden ſo gezogen, daß die längern die höhern Latten einnehmen und ſich nicht durchkreuzen. Unterhalb des Bogens gegen den Stamm zu werden die Treibaugen, bis auf jene, welche als Vorrath ſtehen bleiben, vertilgt. Auf gleiche Art verfährt man in den folgenden Jah— ren, bis die Stöcke und ihre Ruthen die beſtimmte Höhe erreicht haben. 374 Der erwachſene Weinſtock muß jährlich gejätet, beſchnitten, vor dem Froſt geſchützt und etwa alle 4 bis 5 Jahre gedüngt werden. Von beſonderer Wich— tigkeit für den Fruchtbetrag iſt das Beſchneiden des Weinſtocks. Bei der Spalierzucht im Kleinen, darf man nicht ſo kurz ſchneiden, als im Weinberge; fer— ner beſchneidet man nach der Kechtiſchen Me— thode im Herbſte, und bringt im Sommer dann noch das ſogenannte Kappen in Anwendung. Das Weſentliche dieſer Methode beſteht, mit einigen nütz— lichen Abänderungen, überhaupt in Folgendem: Im Herbſte nach dem Abnehmen der Trauben reinigt man alle Reben von Blättern, Ableitern und Ga— beln und theilt den Stock beim Schneiden ſo ein, daß man die eine Hälfte der Reben zum Frucht— tragen, die zweite Hälfte zum Holztrieb beſtimmt. Einen ſowohl zum Fruchttragen, als zum Holztrieb beſtimmten Schenkel ſchneidet man nach der Stärke der Rebe auf A, 6 bis 8 Augen, eine zum Fruchttra— gen beſtimmte Rebe ſchneidet man, wenn der Stock ſtarke Reben hat (etwa 20 bis 30 Augen), auf 12 bis 16 Augen, ſchwächere Reben aber nur auf 8, 10 bis 12 Augen, und eine blos zum Holztriebe beſtimmte Rebe (Zapfen) ſchneidet man 2 Augen, wovon das ſchwächſte im Frühjahre beim Treiben abgebrochen wird, damit ſich aus dem andern eine deſto ſtärkere Fruchtrebe für das nächſte Jahr ausbil— det. Man hat hier beim Schneiden zu berückſichtigen, daß die Reben das Spalier vollſtändig bedecken ſollen. Nach dem Beſchneiden bindet man den Stock mit Weiden zuſammen und legt ihn an die Wand oder Mauer, bis man ihn durch Einlegen gegen den Froſt ſchützen muß, womit man jedoch ſo lange als mög— lich wartet. Wo jedoch der Winter gelinde iſt, bleibt es immer am beſten, die Reben ganz frei von Be— deckung zu laſſen, ſie ſoweit von den Banden zu be— freien, daß ſie ſich in der Luft bewegen können, ohne jedoch dem Sturme preisgegeben zu ſein, und ſie ſo— weit herabzubiegen und anzubinden, daß die Wand ſelbſt fie gegen kalte Winde ſchützt. Im Frühjahre, fobald keine ftarfen Fröſte mehr zu fürchten find, nimmt man bei einem ſonnigen Tage die Stöcke wie— der aus der Erde, worauf man den Stock an das Spalier anheftet. Das erſte Ausbrechen der unnö— thigen Triebe (Kappen) verrichtet man im Früh— jahre auf folgende Weiſe: An der Fruchtrebe zeigt ſich am jungen Triebe, wenn dieſer aus einem Fruchtauge entſtanden, zwiſchen dem dritten und fünften Blatte die erſte Traube, an dem darauf fol— genden die zweite, ſelten eine dritte Traube. Sobald die Ruthe ſo lang iſt, daß ſie 2 Blätter über der letzten Traube hat, bricht man die Spitze des Trie— bes (das Herz) ab oder zwickt ſie aus. Nur eine der ſtärkſten Ruthen, möglichſt tief an der Fruchtrebe, beſtimmt man für das nächſte Jahr zur Frucht— rebe, zum Schenkel oder Zapfen, und dieſe darf nicht gekappt werden. An dem auf 2 Augen gefchnit- tenen Zapfen läßt man die ſtärkſte Ruthe ſtehen, während die andere weggenommen wird. Bei dieſer Verrichtung werden die jungen Zweige an's Spalier geheftet. Nach der Blüthe wird das zweite Aus— Der Weinbau. brechen oder Kappen vorgenommen. Hierbei ſind die Seitenruthen, welche ſich an den Fruchtruthen der Fruchtrebe am oberſten Auge nach dem erſten Kap— pen wieder gebildet haben, ſorgfältig abzunehmen, ſo daß an den Fruchtruthen nur Trauben und Blät— ter bleiben. Jedoch dürfen die das vorigemal nicht gekappten Ruthen auch jetzt nicht gekappt werden. Auch beim Schenkel werden die ungekappten Ruthen blos angeheftet, was auch mit der am Zapfen her— vorgekommenen Ruthe geſchieht, ohne die Ableiter abzunehmen. Das Ausbrechen und Anbinden des Weinſtocks wird, ſowie es nach der Blüthe geſche— hen, den Sommer hindurch auf dieſelbe Art alle 14 Tage wiederholt. Nach Einerntung der Trauben wird der Weinſtock wieder auf dieſelbe Weiſe be— ſchnitten, ſowie die alten Fruchtreben kurz über den ungekappten Ruthen, welche nun zu Reben gewor— den, abgeſchnitten werden. Sowie der Weinſtock älter und ſchwächer wird, macht man den Schnitt im Verhältniß kürzer. Sehr empfehlenswerth find nach beifolgender Zeich— nung (ſ. S. 375) freiſtehende Rebenſpaliere in Gärten ſowohl, als in Weinbergen, die aber auch mit noch mehr Vortheil an einer Mauer oder an der Wand angebracht werden können. In den erſten 3 Jahren werden hier die heran wachſenden jungen Reben jedes Frühjahr auf die der Erde zunächſt ſtehenden zwei Augen zurück geſchnitten, und erſt im vierten Jahre ſtellt man das Rebengeländer her und bindet die Reben an. Dieſer Rebenzug läßt ſich mit wenig Querlatten, ohne alle aufrechten Latten, ſehr leicht und ſchön ordnen. Die unterſte Querlatte iſt nur 6 Zoll vom Boden entfernt, und für die erſten wa— gerecht laufenden Rebenarme beſtimmt. Die zweite 6 Zoll von der erſten entfernte Latte dient, die jun— gen grünen Rebenſchoſſe in ihrer Zartheit anzuheften und an das Geländer aufrecht ſtehend zu gewöhnen. Die dritte, fünfte und ſiebente Latte dienen gleich— falls für die Rebenarme; die vierte, ſechſte, achte und neunte aber zum Anheften der Sommerſchoſſen. Die Setzlinge kommen hier nur etwa 3 F. auseinan— der. An dem Geſtelle bleiben die Latten, 2, 4, 6, 8 und 9 ohne Rebenarme, und man läßt auf dieſe von 12 zu 12 Zoll Entfernung Schloßnagel der ganzen Länge nach einſchlagen. Am erſten Nagel wird ein Bindfaden mit einer Schlinge befeſtigt, und nach— dem durch feſtes Anziehen deſſelben die jungen Reben— ſchoſſe an die Latte gedrückt ſind, wird am zweiten Nagel der Bindfaden einmal umwunden, abermals angezogen, und um den dritten Nagel gegeben. Auf gleiche Weiſe wird ſo lange fortgefahren, bis der ganzen Länge nach alle Nebenſchößlinge an den Lat— ten befeſtigt ſind. Haben dieſe aufrechten Triebe (Zapfentriebe) die über ſich liegenden Armrebenlatten überſchritten, ſo werden ſie eingekürzt. Wenn man die Geländerſäulen an beiden Seiten mit Querlat— ten fo verſieht, daß fie auf beiden Seiten zwiſchen ſich fallen, alſo nicht einander gegenüberliegen, ſo kann man in geeigneten Lagen recht füglich ein Dop— pelſpalier einrichten. Der Weinbau. 37 or NN N . N G r \ Min: 0 5 R N N Z 8 N MN ul 2 ne ee In ventarium. Unter dem Inventarium der Land- und Haus— wirthſchaft iſt, außer Grund und Boden Alles be— griffen, was zur Führung der Land- und Haus— wirthſchaft nöthig iſt. Man theilt das Inventarium in lebendes und todtes; zu erſterem gehört alles Vieh, zu letzterem die Gebäude, alle Acker- und Hausgeräthſchaften, die bereits beſtellte Einſaat der Felder, oder doch die erforderlichen Sämereien dazu, ſowie das bis zur Ernte zu Viehfutter nöthige, nebſt dem bis dahin erforderlichen Brodgetreide. Auf alle dieſe Gegenſtände muß man ſowohl beim Kauf, als auch bei der Pachtung eines Landgutes ſorgfältige Rückſicht nehmen, indem bei einem vollſtändigen In— ventarium der Gutswerth ſich erhöht, oder auch eine höhere Pachtſumme bewilligt werden kann. Todtes Inventarium. Die Hauptgegen— ſtände deſſelben ſind die Gebäude, bei denen es haupt— ſächlich auf den Werth ankommt, und der durch ihre Zweckmäßigkeit, durch ihre Beſchaffenheit und ihren Bauzuſtand beſtimmt wird. Gebäude von Mauerwerk haben einen größern Werth, als hölzerne, und unter letztern haben diejenigen den geringſten Werth, welche aus Fachwerken beſtehen, die mit Holzſtücken und Lehm dazwiſchen ausgeſtackt ſind. Die mit Ziegeln ausgemauerten Fachwerkgebäude haben einen größern Werth, den höchſten aber unter den Holzgebäuden, die von Bohlen erbauten. Bei allen Holzgebäuden iſt es ein großer Vortheil, wenn der Grund bis zu einer gewiſſen Höhe über die Erde gemauert iſt, und die Schwellen auf dieſem ruhen. Wände aus nur getrockneten, aber nicht gebrannten Ziegeln (Luftftei- nen), oder aus nur Lehm, welcher in Formen in der Stärke des Mauerwerks feſt geſtampft wird (Weller— wand, Piſé), aufgeführt, geben Ratten und Mäuſen einen willkommnen Aufenthalt und erfordern häufige Reparaturen, doch halten ſie warm und trocken und geben, wenn ſie eine Zeitlang geſtanden haben, ein gutes Düngermaterial. Das Wohnhaus muß eine trockne Lage haben, wegen der größern Feuergefähr— 376 lichkeit von den andern Gebäuden möglichſt entfernt ſein, ferner geräumige Küche und Keller und hin— länglichen Boden- und andern Raum enthalten. Die Wohnſtube muß eine ſolche Lage haben, daß man den Hof von da aus möglichſt überſehen kann. Bei den Stallgebäuden hat man auf eine gute trockne Lage zu ſehen. Gewölbte Stallungen ſind die beſten; ſind ſie aber nicht gewölbt, ſo muß auf der Decke ein gehöriger Eſtrich ſein, damit das dort aufbewahrte Futter durch die thieriſchen Ausdünſtungen nicht lei— det. Auch müſſen die Stallungen erforderlich licht ſein, und mittelbar unter der Decke die erforderlichen Offnungen zum Ableiten der Dünſte haben. Zur Aufbewahrung des Futters muß erforderlicher Bo— denraum vorhanden ſein, obſchon das Dach nicht höher auf dem Kaſten des Gebäudes ruhen darf, als man bequem das Heu mit der Heugabel hinaufrei— chen kann. Auf den Boden muß eine geräumige Treppe führen. Wenn Wirthſchaftsgebäude und Stal— lungen in einem Gebäude vereinigt ſind, ſo kommt zunächſt der Hausflur der Kuhſtall, und es ſoll ſich dann die zum Aufbrühen oder Dämpfen des Futters erforderliche Feuerung in der Küche befinden. Für jede Thierart iſt bei größern Wirthſchaften eine be ſondere Futterkammer nöthig, beſonders aber darf man bei der Futterkammer für das Rindvieh mit dem Raume nicht zu ſparſam ſein, um das grüne Futter gehörig ausbreiten zu können, damit es ſich nicht er— hitzt. Bei einem großen Viehſtande wird es immer zweckmäßig ſein, für jede Viehart einen beſondern Stall zu haben; ſonſt bringt man wohl die Schweine— ſtälle mit in den Kuhſtall, ſowie über dieſe das Hüh— nerhaus, welches jedoch den Ausgang nach außen haben ſoll. Zweckmäßig iſt der Schafſtall nebſt der Schäferwohnung außerhalb des Hofes, ganz ge— trennt ſtehend, aufgebaut. Jede Scheune muß eine trockne Lage haben, und man hält die Richtung der— ſelben von Mittag nach Mitternacht wegen des Zu— ges für die beſte. Die Dächer ſollen nicht zu hoch, und, wenn es Klima und andere Umſtände nicht hin— dern, der Dachraum lieber durch höhere Seitenwände erſetzt ſein. Zum Aufbewahren der Wagen, ver— ſchiedener Ackergeräthſchaften, des Feuerungsmate— rials u. |. w. iſt ein Schuppen erforderlich, worin eine Schirrkammer angebaut iſt. Vergleiche wei— terhin landwirtſchaftliche Baukunſt. Die Wagen müſſen in erforderlicher Anzahl vorhanden ſein, da— mit, wenn an einem etwas entzwei geht, kein Auf— enthalt entſteht. Man rechnet ſchon auf ein einziges Geſpann wegen Wechſelfahren zwei Wagen; bei mehrern Geſpannen rechnet man jedoch auf 3 Ge— ſpann einen Reſervewagen. Die Wagen müſſen er— forderlichen Falls zu jedem Behufe tauglich ſein, und es gehören daher dazu die verſchiedenen Lang— bäume, Miſtbreter, Ernteleitern, Wieſenbäume, Jau— chenfäſſer, Marktleitern, Wagenkörbe, Kalk-, Kar— toffelkaſten, Bauchketten, Hemmketten und Hemm— ſchuh, ſowie auch Wagenwinde und ſogenannte Hebelade. Nächſt den Wagen gehören hierher nach der örtlichen Lage auch die erforderlichen Schlitten. Die Beſchaffenheit und die Anzahl der Ackergeräth— ſchaften ändert ſich, je nach dem Grade der Kultur, Inventarium der Land: und Hauswirthſchaft. der Beſchaffenheit des Bodens u. ſ. w., ſehr ab. Zu den Ackergeräthſchaften für das Zugvieh gehören die Pflüge, Haken, Eggen, Exſtirpatoren, Skarifi— fatoren, Schaufelpflüge, Pferdehacken, Hobelpflüge, Grabenpflüge, Schlepphacken, Walzen, Schleppen u. ſ. w. Zu den bei der Ackerarbeit anzuwendenden Handgeräthſchaften gehören außer mehrern andern, welche auch zu andern Behufe dienen, Grabſcheite, Schaufeln, Hacken, Rechen, Senſen, Sicheln, Schubkarren u. ſ. w. Wegen des Gartenbaues gehören auch hierher die verſchiedenen Geräthſchaf— ten, welche man zum Gemüſe-, Obſt-, Wein-, Hopfenbaue u. ſ. w. braucht. Ferner kommen hier noch die Feuerlöſchgeräthſchaften in Betracht, als: Spritzen, Waſſereimer, Waſſer- und Sturmfäſſer, Leitern, Mauerböcke u. ſ. w. Die verſchiedenen an— dern zum todten Inventar gehörigen Gegenſtände laſſen ſich am beſten da überſehen, wo fie zum Theil gebraucht oder aufbewahrt werden. In den Pfer— deſtall gehören: Krippen und Raufen, Halftern mit Ketten, ein Futterkaſten nebſt Maß, Futter— ſchwingen, Tränkeimer, Miſthaken, Striegeln und Bürſten, Stallleitern, Stallbeſen und die erforder— lichen Pferdegeſchirre zum Anſpannen, welche übri— gens beſſer in einer beſondern, nahe am Pferdeſtalle gelegenen Kammer aufbewahrt werden. Im Och— ſenſtalle müſſen zum Anbinden der Ochſen die er— forderlichen Ketten ſein. Krippen oder ſtatt deren ſteinerne Tröge ſind unentbehrlich, weniger noth— wendig ſind Raufen. Zur Schrotfütterung iſt ein Bottich zum Einquellen des Schrotes, und beim Kartoffelfüttern ein Kaſten und eine eiſerne Stampfe zum Kleinmachen der Kartoffeln nöthig. Ferner ge— hören noch dahin die erforderlichen Futterſchwingen oder andere Geräthe zum Vorlegen des Futters, Miſtgabeln, Miſttrage und die verſchiedenen An— ſpannegeſchirre, nebſt einer Stalllaterne. In den Kuhſtall gehören außer den Krippen oder ſtei— nernen Trögen auch die Raufen, welche jedoch ent— behrlich ſind. Ferner die Ketten zum Anbinden, das Trankfaß, die Kartoffelſtampfe, Futterſchwingen, Futterfäſſer, Melkſchemel, Waſſergelten zum Abwa— ſchen der Euter, Miſtgabeln, Miſthaken, Miſttrage u. ſ. w. In den Schweineſtall iſt außer dem Troge nichts nöthig, und auf dem Hühnerſtalle müſſen die Stangen und die Hühnerleiter vorhanden ſein. In den Schafſtall gehören harte Raufen, Krippen, die Pfähle dazu, Stoßeiſen, Schlägel, Kartoffelkaſten nebſt Stampfen, Salzlecken, Körbe, Futterſchwingen, Heugabeln u. ſ. w. In der Fut⸗ terkammer muß die Häckſelbank oder die Häckſel— ſchneidemaſchine, eine Schaufel, ein Staubſieb, die Körbe und Beſen vorhanden ſein. In der Schirr— kammer werden die Aexte, Beile, Sägen, Stemm— eiſen, Schnittmeſſer, Bohrer, eiſerne Keile, Klam— mern, Schnittbank, der Schleifſtein, das Theerfaß, die Schmierbüchſe u. ſ. w. aufbewahrt, desgleichen das nicht täglich im Gebrauch befindliche Eiſenwerk. In der Scheune müſſen Vorſetzbreter, Dreſchflegel, Harken, Knebel, Flederwiſche, Schaufeln, Stroh— gabeln und die Drahtfege oder Wurfmaſchine vor— handen ſein. Auf dem Schüttboden müſſen die Arbeit und deren Berechnung. Getreidemaße, Streichhölzer, Beſen, Mulden, Wurf: ſchaufeln, Harken, Getreideſäcke, Säetücher u. ſ. w. vorhanden ſein; auch gehört dahin die Windfege. Auch ſtellt man gewöhnlich auf dem Schüttboden die Mehl- und Graupenkaſten auf. Im Milchkeller müſſen die erforderlichen Milchäſche, Rahmtöpfe mit Deckeln, Rahmloöffel, Milchſtänder, Butterfaß, But: terwäſche, Butterſiebe, die Milchkannen, Seihetü— cher, die Käſeſäcke, Käſepreſſe, Molkenſtänder u. ſ. w. vorhanden fein. Die in die Haus wirthſchaft gehörigen Inventarienſtücke find ſehr mannigfaltiger Art. In die Backſtube gehören die erforderlichen Kruͤcken, Backſchüſſeln, Schiebebreter, das Säuer— faß, der Backtrog u. ſ. w. In der Küche ſind die verſchiedenen Geräthſchaften zum Kochen, Waſch— fäſſer, Topf zum Heißmachen des Waſſers, die ver— ſchiedenen Anſtalten zur Brüh- und Dämpffütterung, Spülichtfäſſer, Küchenbeil u. ſ. w.; die erforderli— chen Topfbreter, Bänke, Tiſche, Waſſerſtänder, Waſ— ſerkannen u. ſ. w. zu ſuchen. In dem Speiſege— wölbe müſſen verſchiedene Repoſitorien, Haken zum Aufhängen, Kaſten, Tiſche u. ſ. w. vorhanden ſein. In den Geſindeſtuben ſind die erforderlichen Tiſche, Bänke, Waſſergefäße, Leuchter, Lampen u. ſ.w. nöthig, ſowie auch eigentlich die Geſindebetten und die dazu erforderlichen Überzüge, Strohtücher, Stroh— ſäcke und Bettſtellen dahin gehören. 377 Zum lebenden Inventar gehört das nach den Wirthſchaftsverhältniſſen erforderliche Zug- und Nutzvieh aller Art, wobei jedoch Tauben und Ka— ninchen in vielen Gegenden ausgeſchloſſen werden. Das lebende Inventarium muß immer, was das Zugvieh anbelangt, in erforderlicher Anzahl vor— handen ſein, ſo wie das Nutzvieh den Verhältniſſen des Futters und der Düngung angemeſſen ſein muß. Indeſſen ſoll doch immer unter den verſchiedenen Vieharten ein angemeſſenes Verhältniß ſtattfinden. Das ſämmtliche todte, die Gebäude ausgenom— men, und das lebende Inventarium wird entweder nach einem gütlichen Übereinkommen bei der Kauf— ſumme mit angerechnet, oder es wird beſonders, nach einer gewiſſen, von beſtimmten Taratoren ge⸗ machten Abſchätzung übergeben. Dies geſchieht auch bei Pachtgütern. Siehe oben Pachtung. Bei den todten Inventarienſtücken, dem Fahr⸗, Acker⸗ und Wirthſchaftsgeräthe muß man für eine Abſchätzung derſelben ihre Ausdauer beim gewöhn— lichen wirthſchaftlichen Gebrauche kennen, um die ſchon ſtattgefundene Abnutzung in möglichſt zu tref— fendem Maße von dem erſten Anſchaffungswerthe abziehen und im Überreſte mit Zurechnung des bei erreichter Unbrauchbarkeit noch übrigbleibenden Ma— terialwerthes den gegenwärtigen Geldwerth ausſpre— chen zu können. S. oben Pachtung, S. 28. Arbeit und deren Berechnung. Ohne Arbeit giebt es bei der Landwirthſchaft keinen Gewinn, und ohne Fleiß und Mühe iſt der Boden ein todtes Kapital; durch jene erhält der: ſelbe erſt Werth und Bedeutung. Arbeit und Grund und Boden bedingen ſich demnach gegenſeitig. Das vorzüglichſte Beſtreben des Landmannes muß dahin gerichtet ſein, mit den wenigſten Arbeiten die meiſten Früchte zu erzielen, und es muß die Arbeit ſtets mit dem zu hoffenden Gewinne in ein richtiges Verhält— niß gebracht werden. Das Arbeitslohn ſteht in der Regel in gleichem Verhältniſſe mit dem Werthe der Produkte und des Grund und Bodens. Doch iſt dieſes Verhältniß nicht überall gleich, ſondern richtet ſich nach der Menge und Güte des Bodens, gegen die der arbeitenden Kräfte, des Kenntnißkapitals, ſowie des dem Ackerbaue ge— widmeten Betriebskapitals. Grund und Boden iſt wohlfeil, wo es an arbeitenden Kräften, an Intelli— genz und Kapital fehlt, und der Preis der letztern ſteht daſelbſt hoch gegen den des erſtern. Wenn hingegen in einem bevölkerten Staate ſich die arbeitenden Kräfte, die Kenntniſſe und das Betriebskapital vermehrt ha— ben, ſo ſteigt der Werth des Grund und Bodens im Verhältniß gegen jene. Dieſes Verhältniß des Arbeits— preiſes gegen den Preis des Grund und Bodens trägt zur Begründung der verſchiedenen Ackerbauſyſteme Vieles bei, worin auch zugleich der ſogenannte exten— ſive (auf großem Raume mit wenig Kräften und Mitteln) und intenſive (auf geringem Raume mit vielen Arbeitskräften und Mitteln) Betrieb der Land— wirthſchaft ſeinen Grund hat. Übrigens iſt der Be— trag des Lohnes wohl von dem Preiſe der Arbeit zu unterſcheiden. Letzterer richtet ſich nach der Kraft, Kirchhof, Landwirth. der Thätigkeit und Geſchicklichkeit des Arbeiters, und ſo kann der Lohn oft in einer Gegend nicht hö— her als in der andern, und dennoch der Werth der Arbeiten hier geringer ſein, weil die Arbeiter thäti— ger ſind und mehr leiſten. Wo es demnach fleißige und beſonders in gewiſſen Arbeiten geſchickte Men— ſchen giebt, iſt die Arbeit in der Regel wohlfeiler, obſchon der Lohn höher ſteht. Die Vertheilung der Arbeiten und eine zweck— mäßige Leitung der wirkſamen Kräfte iſt, vornehm— lich bei einem großen Wirthſchaftsbetriebe, ein Ge— genſtand von großer Wichtigkeit. Die Arbeitskräfte einer Wirthſchaft werden aber dann am zweckmä— ßigſten verwendet, wenn die Arbeiter und das Zug— vieh jederzeit die verhältnißmäßig nutzbarſte Arbeit zugewieſen bekommen. Zur Grundlage einer zweck— mäßigen Arbeitsvertheilung muß ein Plan des Gu— tes oder wenigſtens ein Verzeichniß ſämmtlicher Fel— der entworfen werden, um zu erfahren, wie weit ſich ihre tragbare Fläche erſtrecke, wie ſich der Boden verhalte, was für Früchte derſelbe vorher getragen, welche Kultur, was für Dünger und wie viel davon ein jedes Feld erhalten habe u. ſ. w. Nach einem ſolchen entworfenen Verzeichniſſe läßt ſich nun ſchon im Herbſte jeden Jahres eine Anordnung der Frucht— folge für das nächſte Jahr treffen, ſowie ſich auch die Menge jedes Erzeugniſſes und die Ausdehnung der Weide oder der zu Futter beſtimmten Felder be- rechnen läßt. Daher kann es nun nicht mehr ſchwie— rig ſein, die während des Jahres nöthige Anzahl von Zugvieh und Arbeitern zu beſtimmen, ſowie ſich die Menge des zu haltenden Nutzviehes ebenfalls nach der vorhandenen Weide und den Futterfeldern. 48 378 überhaupt berechnen läßt. Die Erntearbeiten laſſen ſich auf dieſe Weiſe gleichfalls überſchlagen, um taugliche Kräfte dazu bei Zeiten zu miethen. Hin— ſichtlich der Fruchtfolgen ſind die Pläne auf 3 bis 6 und oft auch auf noch mehr Jahre zu entwerfen, und die Pflugarbeit muß dann auf eben ſo viel Mo— nate, ſowie die Handarbeit nach der Jahreszeit auf eben ſo viel Wochen im Voraus berechnet werden. Um alle Irrungen zu vermeiden, iſt es ſehr zweck— mäßig, wenn der Dirigent einer großen Wirthſchaft alle getroffenen Anordnungen ſchriftlich an die Wirth— ſchaftsberwalter abgiebt, welchen die Ausführung derſelben obliegt. Bei großen Wirthſchaften iſt es ſehr zu empfehlen, für jede der vorzüglichſten Arbei— ten eigne hierzu beſonders geſchickte Leute zu verwenden. So laſſen ſich auch bei manchen größern Arbeiten beſondere Arbeiter zu einzelnen Theilen des Geſchäfts anſtellen, ſo daß ein jeder mit beſon— dern Werkzeugen und Handgriffen einen Theil der Arbeit, und ein anderer den andern Theil verrichtet. Doch müſſen hierbei die verſchiedenen Theile der Ar— beiten gehörig in einander greifen, damit ein jeder Arbeiter genug und nicht zu viel zu thun habe. Deß— halb ſollen auch die Pflüger nicht zur Handarbeit, ſondern, ſo weit es die Witterung geſtattet, ſtets nur bei ihren Pferden verwendet werden. Ganz beſon— ders wichtig iſt eine richtige Vertheilung der Pflug— arbeit mit Rückſicht auf die Eigenheiten des Bodens, da ſich nicht alle Felder bei jeder Witterung gut be— arbeiten laſſen. Wenn ſchon jede zweckmaͤßig ver— wandte Arbeit ſich in der Regel gut bezahlt, und Erſparung in der Ausgabe des Arbeitslohnes meh— rentheils eine ſchlechte Oekonomie anzeigt, ſo muß doch der Landwirth die Arbeit entweder zu vermin— dern, oder mehr Nachdruck zu geben ſuchen. So kann z. B. durch eine zweckmäßige Anordnung mit 5 Ge— ſpann oft dieſelbe Arbeit verrichtet werden, als ge— wöhnlich durch 6 zu geſchehen pflegt. Auf ähnliche Weiſe läßt ſich in der ganzen Wirthſchaft eine große Erſparniß der Arbeit bewirken. Ohne eine vorhergegangene ſorgfältige Unter— ſuchung ſoll ſich der Landwirth nie in ein Unterneh— men einlaſſen; hat er daſſelbe einmal begonnen, ſo ſoll er es auch mit Ausdauer vollſtändig ausführen. Bei großen Arbeiten dürfen nie viele auf einmal vor— genommen werden, am wenigſten auf ſehr entfern— ten Plätzen; bei kleinern Arbeiten darf man aber nicht mehr Arbeiter anſtellen, als dabei nöthig ſind, da ſie ſich ſonſt bei der Arbeit gegenſeitig behindern. Vor Allem ſind aber diejenigen größern Arbeiten vorzunehmen, deren guter Erfolg von angemeſſener Witterung abhängt, ſobald dieſe Witterung da iſt. Die auf den abgelegenſten Flächen nöthigen Arbei— ten müſſen beſonders mit allen Kräften zugleich an— gegriffen werden. Eine nothwendige oder beſchloſ— ſene Arbeit wird in der Regel nicht vortheilhaft aufgehoben, ſobald man die dazu nöthigen Kräfte beiſammen haben kann. Es giebt Produktionen, bei denen der Werth der Arbeit den Haupttheil ausmacht; bei andern, ob— ſchon auch Arbeit nöthig iſt, haben der Acker und die Düngung einen größern Antheil, als die Arbeit. Auf letztere muß man die Arbeit vor Allem verwen— Arbeit und deren Berechnung. den; der Überfluß der Arbeit kann alsdann auf er— ſtere verwandt werden, wenn ſie auch nur einen geringen Überſchuß über das, was ſie koſten, geben. Deßhalb muß der ſonſt ſo vortheilhafte Bau man— cher Gewächſe, die viele Arbeit erfordern, in vielen Fällen ganz unterbleiben, zumal wenn dieſe Arbeit mit jenen wichtigern Arbeiten zuſammentreffen könnte. Übrigens ſind auch die kleinen Arbeiten wohl zu be— achten. Müſſen ſie zu einer beſtimmten Zeit und bei einer gewiſſen Witterung vorgenommen werden, ſo muß man auch zu dieſem Zeitpunkte für Arbeiter forgen. Laſſen fie ſich aber aufſchieben und zu jeder Zeit und Witterung ausführen, ſo muß man die Zeit dazu verwenden, wo man die Arbeiter zu grö— ßern Geſchäften nicht benutzen kann. Die Geſchäfte des folgenden Tages müſſen am vorherigen Abende angeordnet, ſowie ſtets dabei Rückſicht auf die Witterung genommen werden. Um ſich zu überzeugen, ob die Arbeiter ihr Geſchäft zur beſtimmten Zeit beginnen und beendigen und über— haupt die Arbeit gehörig vollführen, muß man ſie öfters, aber nicht immer zu einer beſtimmten Zeit, revidiren. Die Aufträge zu den Arbeiten ſind nur durch den unmittelbar Vorgeſetzten einem Jeden zu ertheilen. So befiehlt der Wirthſchaftsführer dem Verwalter, dieſer dem Ackervogt oder Hofmeier, und dieſer den Knech— ten. Um verſichert zu ſein, daß ein gegebener Auf— trag richtig verſtanden worden, braucht man ſich ſelbigen nur wiederholen zu laſſen. Der Wirth— ſchaftsführer darf keinen Wirthſchaftszweig zu ſeinem Lieblingsgegenſtande machen und die andern dabei vernachläſſigen. Wer ſich blos mit fremden Arbei— tern behelfen muß, iſt in der Regel übel daran, in— dem er oft mit dem Ausſchuſſe der liederlichſten Müßig— gänger zufrieden ſein muß; dagegen wird ſich derjenige Landwirth wohl befinden, deſſen Arbeiter Anhäng— lichkeit an das Gut feſſelt; deßhalb iſt in der Regel der eingeborne Arbeiter dem fremden vorzuziehen. Um ſich einen Schlag von guten Arbeitern zu erhalten, iſt es nöthig, daß man bei größern Gütern eine hinreichende Menge von Tagelöhnerwohnungen beſitzt, um die gewöhnlichen Arbeiten mit eigenen Leuten beſtreiten zu können. Man muß aber den Arbeitern kleine Vortheile geſtatten, welche ihren Wohlſtand befördern, indem man ihnen z. B. er— laubt, eine Kuh, ein Schwein oder eine Gans zu halten, und ihnen Mittel ſchafft, dieſes Vieh zu er— nähren. Auch ſoll man ihnen die Anſchaffung des Feuermaterials möglichſt erleichtern. Ferner ſoll man ihnen ein Stück Land zu Kartoffeln und Gartenge— wächſen überlaſſen, und ihnen endlich das Brodkorn zu einem etwas niedrigern Preiſe, als der Markt— preis iſt, liefern. Alle dieſe Vergünſtigungen kom— men bei der Beſtimmung des Tageslohnes in Ans rechnung. Man muß es dem Tagelöhner nie an Arbeit fehlen laſſen, ſondern vielmehr ihn verpflich— ten, ſeine Kräfte ausſchließlich dem Gute zu widmen, und gegen das beſtimmte Tagelohn alle Arbeiten zu übernehmen. Der Gutsherr muß ſeinen Arbeitern eine richtige Behandlung angedeihen laſſen; Strenge und Milde müſſen zu rechter Zeit mit einander ver— einigt werden. Der Landwirth darf von demjenigen, was er rechtlich von den Arbeitern fordern kann, Arbeit und deren Berechnung. nicht etwas aus Schwäche nachlaſſen, ſondern lieber gradezu dem Arbeiter ein Geſchenk geben; ebenſo laſſe er nie einen Fehler ungerügt durchgehen, ſon— dern zeige wenigſtens, daß er ihn bemerkt habe. Die Handarbeiten werden verrichtet: vom Ge— ſinde, von den Tagelöhnern, den Stück- oder Ak— kordarbeitern von den Quotenlohnarbeitern und von den Fröhnern oder Rabotern. 1) Das Geſinde oder die Dienſtboten. Die Koſt erhalten dieſelben entweder an einem ge— meinſchaftlichen Tiſch, oder ſie bekommen Deputate an Lebensmitteln, für deren Zubereitung ſie ſelbſt ſorgen. Erſtes Verfahren iſt letzterem vorzuziehen. Verheirathete Knechte verdienen nur dann in der Regel den Vorzug vor den unverheiratheten, wenn zugleich auch deren Frauen dauernde Arbeit auf dem Gute erhalten können. Zwiſchen dem Dienſtherrn und dem Dienſtboten muß aber überhaupt ein mehr geſellſchaftliches Verhältniß obwalten, das beide enger zuſammenhält und den letztern dem erſtern näher bringt. Denn da der Dienſtherr ſeine ganze fahrende Habe den Dienſtboten übergeben muß, ſo fordert es ſein Vortheil, ſich die Zuneigung des Dienſtboten zu erwerben. Es iſt nicht genug, daß der Dienſtherr dem Dienſtboten den verſprochenen Lohn zur beſtimmten Zeit gebe, und ihm die übliche Beköſtigung regelmäßig verabreiche; er muß auch für ihn ſorgen, wenn er erkrankt, oder in ſeinem Dienſte ohne eigne Schuld zu fernern Arbeiten un— tauglich wird. Bei der Speiſung des Geſindes muß man ſich nach dem Herkommen richten. Denn obſchon die Leute gewöhnlich in den Gegenden beſſer arbeiten, wo ſie kräftiger genährt werden, ſo würde es doch unvortheilhaft ſein, wenn man in einer Gegend, wo eine ſchlechtere Koſt des Geſindes üblich iſt, eine beſſere geben wollte, da nur dann beſſer und kräfti— ger gearbeitet wird, wenn die Lebensweiſe in der ganzen Gegend darauf berechnet iſt. Übrigens ſoll man aber auch dem Geſinde nichts von dem entzie— hen, was landesüblich iſt. In der Ernte wird über— all beſſere und reichlichere Koſt gegeben. Die Größe des Lohnes richtet ſich nach dem Werthe des Geldes, den daſſelbe in einem Lande hat, nach dem Verhält— niß der Menge der Arbeitſuchenden, und nach Be— ſchaffenheit der Arbeit, die geleiſtet wird. In wel— chem Lande überhaupt viel Geld iſt, da gilt es weniger, und der Lohn muß größer ſein. Wo es viele Dienſtboten giebt, iſt natürlich die Arbeit wohl— feiler, als da, wo man nur wenige hat; und Ar— beiten, die mehr Geſchicklichkeit und Kunſt erfordern, werden, wie billig, theurer bezahlt, als ſolche, wo blos körperliche Kräfte ausreichen. So viel ſoll aber jeder Dienſtbote überall und in jedem Jahre Lohn erhalten, daß er ſeinem Stande gemäß, nach der Sitte des Landes, anſtändig gekleidet erſcheinen, und, wenn er gut Haus hält, einen Nothpfennig erübrigen kann, ohne deßhalb allen Freuden des Lebens entſagen zu müſſen. Es läßt ſich im Allge— meinen nicht beſtimmen, ob man mehr Geſinde oder mehr Tagelöhner halten ſoll. So viel Dienſtboten ſind jedoch in jedem Haushalte erforderlich, als 379 man durch die beſtehende Wirthſchaftsart das ganze Jahr ununterbrochen und nützlich beſchäftigen kann. Es paſſen daher nur jene Geſchäfte ausſchließlich für die Dienſtboten, welche im ganzen Jahre gleichför— mig bleiben und nicht wechſeln, wohin nur allein die Wartung der Arbeits- und Nutzthiere gehört. Indeſſen kommt die Arbeit, von Tagelöhnern ver— richtet, in der Regel wohlfeiler zu ſtehen, als vom Geſinde, daher man auch gewöhnlich nur fo viel Geſinde halten ſoll, als unumgänglich die Ordnung und Bequemlichkeit der Wirthſchaft erfordert. Das männliche Perſonal beſteht außer dem Wirthſchaftsdirigenten und ſeinen Gehülfen, aus: a) dem Ackervogt, Meier, Großknecht, Vor— pflüger. Er muß bei den landwirthſchaftlichen Arbeiten ſelbſt thätig ſein, vorangehen und die übri— gen Arbeiten in Ordnung halten, daher arbeitet er gewöhnlich voran, weßhalb ſeine Thätigkeit auf den Geſchäftsbetrieb von großem Einfluß iſt. Auch muß er ferner ſämmtliches Ackergeräthe in Ordnung hal— ten und ſelbſt neue verfertigen. Da ein ſolcher Meier ein Mann von reifem Alter zu ſein pflegt, ſo iſt er gewöhnlich verheirathet und erhält einen Theil ſeines Lohnes durch Deputat. — b) Den Knech— ten. Man hat Pferde- und Ochſenknechte. Auf vielen Gütern hält man bei den Ochſen, beſon— ders wenn mit Wechſelgeſpann gearbeitet wird, keine Knechte, ſondern nur einen Hirten, der ſie im Sommer hütet und im Winter füttert. Es iſt aber ſtets fehler— haft, wenn man zum Pflügen ſogenannte Pflugjun— gen hält; jene wichtige Arbeit muß ſtets in ſichere Hände gegeben werden. Außer den genannten Knech— ten hält man zuweilen auch einen oder mehrere Hofknechte, die jedoch beſſer durch ſichere Tage— löhner erſetzt werden. — e) Dem Schäfer oder Schafmeiſter; iſt für eine Wirthſchaft eine ſehr wichtige Perſon, indem zunächſt von ihm das Ge— lingen und Gedeihen der Schafzucht abhängt. Ein Schafmeiſter muß eine für ihn geeignete Schrift mit Nutzen leſen und die erforderlichen Tabellen zu füh— ren verſtehen. Ferner ſoll er einen zwar mehr fanf— ten, dabei aber doch feſten Charakter haben, übri— gens aber beſonnen und friedfertig ſein. Auch muß er Liebe für das Schafvieh haben, damit er die Thiere ſanft behandelt, die Schafknechte gehörig controlirt und überhaupt beſtens für die Schafe jorgt. Der Schäfer ſoll eine genaue Kenntniß von der Natur der Schafe, hauptſächlich von der Wolle, von den Krankheiten und ihrer Heilung haben; ebenſo muß er die Weideplätze und Wieſen, ſowie überhaupt die zu Schaffutter dienenden Gewächſe kennen. Endlich muß auch der Schäfer ein Mann ſein, der einen nüchternen Lebenswandel führt. Das hier vom Schafmeiſter Geſagte hat auch zum Theil Bezug auf die Schafknechte. Die Stellung der Schafmeiſter iſt verſchieden. Man hat Gemeng—, Antheil- und Lohnſchafmeiſter. Der Gemengſchäfer hat einen beſtimmten Antheil Vieh in der Herde, wovon er den Nutzen zieht; er bringt dieſes Vieh entweder mit, oder kauft es nach einem Taxverhält— niſſe aus der Herde. Nach dieſem hat der Schäfer den ſechsten, zehnten, vierzehnten, ſechszehnten oder 48 * 380 achtzehnten Theil der Schäferei, und er genießt dann nach dieſem Antheile von dem Reinertrage der Schä— ferei. Er muß aber auch denſelben Antheil an den Unkoſten der Schafhaltung, nach Abzug von Heu und Stroh, tragen. Bei ſeinem Weggange werden die Schafe ſortirt und er erhält nach ſeinem Antheile ſo viel Schafe, wie ſie laufen, als darauf kommen; z. B. allemal das zehnte Stück, wenn er den zehnten Theil an der Schäferei hatte; oder er behält ſeinen Theil nach dem Taxwerthe, wenn er die Schafe bei ſeinem Antritte aus der Herde erkauft hat. Außerdem bekommt er ein beſtimmtes Deputat, welches gewöhn— lich gleich mit auf die Speiſung ſeiner Knechte aus— gedehnt wird. In Verhältniſſen, wo die Schäferei in der Veredelung noch nicht weit vorgeſchritten iſt, und überhaupt der Schäfereibeſitzer ſeiner Herde nicht die nöthige Aufmerkſamkeit widmen kann, iſt dieſes Verfahren, ſobald man einen tüchtigen Schaf— meiſter hat, allerdings zu empfehlen; indeſſen trägt es doch in den meiſten Fällen durchaus nicht zum Fortſchreiten in der Veredelung bei, da die Schäfer ſich nur ungern zu den zu machenden Ausgaben ver— ſtehen. Mit den Antheilſchäfern iſt es nicht viel beſſer; doch find fie gewöhnlich durch Kontraktsbe— dingungen mehr unter die Willkür des Schäfereibe— ſitzers geſtellt. Ein ſolcher Antheilſchäfer bezahlt bei ſeinem Eintritte eine beſtimmte Kaution, bekommt dann aber von dem Reinertrage einen beſtimmten Antheil, ſowie er auch von den Unkoſten einen be— ſtimmten Theil tragen muß. Um aber bei der Schaf— zucht den höchſten Gewinn zu erlangen, kann ein einſichtspvoller Schafzüchter eine Beſchränkung bei der Ausführung des Beſſern ſich nicht gefallen laſſen, und der Schäfer iſt ihm nur das Werkzeug der Aus— führung. In allen hochveredelten Schäfereien findet man daher Lohnſchäfer, oder vielmehr Schafmeiſter, die ein beſtimmtes Lohn und Deputat für ſich und die Knechte erhalten; letztere bekommen ihren Lohn ebenfalls aus der herrſchaftlichen Kaſſe. Ein ſolcher Lohnſchäfer ſtellt eine beſtimmte Kaution, und be— kommt auch wohl noch eine gewiſſe Tantieme (Ge— bührtheil) als Aufmunterung, entweder von der ver— kauften Wolle, oder von dem verkauften Zuchtviehe, oder auch wohl von jedem durchwinterten Lamme oder von jedem durchwinterten Schafe. Man muß niemals dem Schäfer ſich eigne Kühe im Stalle des Schäferhauſes, auch nicht eigne Maſtſchweine hal— ten laſſen; man giebt daher dem Schäfer das erfor— derliche Deputat an Milch, Butter und Käſe, oder man beſtimmt ihm einige Kühe aus der Kuhherde zur Benutzung, welche im herrſchaftlichen Stalle mit den andern Kühen gemeinſchaftliches Futter erhal: ten. Ebenſo beſtimmt man die Maſtſchweine nach dem Gewichte, und giebt ſie ihm in gemäſtetem Zu— ſtande. — Von den Schafknechten wird derje— nige, welcher die Mutterherde führt, Meiſter— knecht genannt, und dieſer ſoll verſtändiger und verläſſiger als die andern Knechte ſein, indem er vor— kommenden Falls die Perſon des Schafmeiſters ver— treten muß. Der Lämmerknecht hütet die Lämmer und dieſer ſoll vorzugsweiſe verläßlich ſein. Der Wid— derknecht iſt für die Widderherde. Der Hammel— Arbeit und deren Berechnung. knecht hütet die Hammel, und derjenige, welcher noch in der Lehre iſt (Schafjunge), hat die Märzherde. Je nach der verſchiedenen Stärke der Herden und der mühſamen Behütung der Weiden ſind den verſchiede— nen Herden nach Umſtänden bisweilen noch Mit— treiber zugetheilt. Die Wochenknechte, welche man in manchen Schäfereien auf die Dauer der Lammzeit miethet, werden in den meiften Fällen nach beendigter Lammzeit wieder entlaſſen. Die Schäfer— knechte müſſen ebenfalls Luſt und Liebe zu ihrem Be— rufe und ihrem Viehe haben, und ſollen durchaus nicht verſchlafen ſein, da die Einſamkeit und das Hin- und Herziehen in freier Luft ſehr leicht Veran— laſſung zum Schlaf geben. Es iſt daher zweckmäßig, den Schafknechten kleine Hacken zu geben, mittelſt welcher ſie die auf der Weide vorkommenden Diſteln und Dornhecken, ſowie mancherlei Unkraut aus— hacken, auch mancherlei Unkräuter einſammeln, die Steine zuſammenleſen, wodurch ſie eine Nebenbe— ſchäftigung erhalten. In manchen Gegenden beſchäf— tigen ſie ſich auch, um ſich einen Nebenverdienſt zu verſchaffen, mit Holzſchnitzarbeit oder mit Stricken von Strümpfen u. dgl.; doch dürfen ſie kein wolle— nes Garn verarbeiten. — d) Dem Kuhhirten, welches gewöhnlich ein beweibter Dorfeinwohner zu ſein pflegt, der häufig, mit Hülfe ſeiner Frau und Kinder, die Schweine- und Gänſeherde beſorgt. Die Zahl der Mägde hängt hauptſächlich von der Zahl der Kühe, aber auch von deren Milcher— giebigkeit ab. Sie beſorgen außer dem Melken die ſämmtlichen Arbeiten in dem Molkenweſen und über— dem die im Haufe und im Garten, ſowie ſie auch beim Bau des Flachſes, Hanfes u. ſ. w. und in der Ernte gebraucht werden, und im Winter ſpinnen. Bei den Schweinen wird ebenfalls eine Magd ge— halten, welche die Fütterung mit Hülfe des Hirten beſorgt. In großen Wirthſchaften iſt außerdem noch eine Magd für die Hausarbeiten erforderlich. Etwas allgemein Gültiges läßt ſich über die Unterhaltungskoſten eines Knechts oder einer Magd nicht beſtimmen, da der Unterſchied von einer Ge— gend zur andern oft über das Doppelte beträgt. Indeſſen pflegt das Geſinde, wo es beſſer beköſtigt wird, auch ſtärker zu arbeiten und ſich zu allerlei Arbeiten mehr gebrauchen zu laſſen. Ebenſo ver— ſchieden iſt auch der Lohn, obgleich dieſer in glei— cherem Verhältniſſe mit dem Preiſe des Getreides, als mit dem Nominalwerthe nach Gelde zu ſtehen pflegt. Um nun ſowohl zu erfahren, wie hoch ein Dienſtbote der Dienſtherrſchaft an jährlichem Un— terhalte und Lohn zu ſtehen komme, und wie hoch in Folge deſſen eine Arbeitsſtunde zu veranſchlagen ſei, wird eine ſolche Berechnung am beſten nach Roggenwerthe bewirkt. Dadurch, daß man hierbei den Koſtenbetrag für die einzelne Arbeitsſtunde er— fährt, kann man ſogleich ſowohl bei den kleinſten als größten Verrichtungen mit leichter Mühe überſchla— gen, wie hoch ſich die Arbeitsunkoſten dafür belau— fen. In kultivirten und wohl bevölkerten Gegenden bei einem kräftigen Betriebe der Landwirthſchaft wird man die jährlichen Unterhaltungskoſten eines Pfer— deknechts, mit Einſchluß des baaren Lohnes, auf Arbeit und deren Berechnung. 70 Berl. Scheffel Roggenwerth (den Berl. Scheffel zu 1 Thlr. gerechnet) annehmen können, wobei das baare Lohn für ein Jahr zu 25 Scheffel angenom— men. Wenn man nun die wirkliche Arbeitsleiſtung eines Knechts mit Abrechnung der Sonn- und Feſt— tage bei 300 jährlichen Arbeitstagen mit 4200 Ar— beitsſtunden veranſchlägt, ſo kommt bei 70 Scheffel Roggen eine Arbeitsſtunde 0,56 Metzen Roggen oder, den Berl. Scheffel Roggen zu 1 Thlr. gerech— net, zu 6 Mpf. zu ſtehen. Ein Ochſenknecht und eine Viehmagd erhalten nach etwas ermäßigten Anſätzen von Lohn und Koſt, einen jährlichen Lohn von 58 Scheffeln 57/4 Megen oder 58 Thlr. 10 Sgr.; ſie arbeiten dafür aber ebenfalls 4200 Stunden, und es kommt demnach eine Stunde Arbeit 0,22 Metzen Roggen oder 5 Mpf. zu ſtehen. Der Lohn des Meiers pflegt etwas höher, der der Hirten etwas geringer als des Pferdeknechts zu ſein. Wenn nun auch in manchen Gegenden dieſer Arbeitslohn durch Erſparung entweder an Unterhaltungskoſten oder an dem baaren Lohne, oft bedeutend billiger zu ſtehen kommt, ſo liegt hierin durchaus noch nicht ein Vor— theil für die Wirthſchaft, da jenes Geſinde ſodann auch in der Regel um ſo weniger Arbeit leiſtet. Übri— gens bleibt nur das, was ihnen bei ihrer Unterhal— tung in Natur im Roggen oder in den andern ſelbſt erzeugten Produkten, auf Roggenwerth berechnet, dargereicht wird, ſich zu allen Zeiten in ſeinen Werthsverhältniſſen gleich, indem das Geſinde ſeine vollſtändige Ernährung verlangt, mag der Scheffel Roggen 1 oder 4 Thlr. koſten; die übrigen zur Un: terhaltung erforderlichen Materialien und Gegenſtände aber, ſowie der baare Lohn kommt nach den verſchie— denen Preiſen des Roggens bald höher bald niedri— ger zu ſtehen, indem man z. B. um 25 Thlr. Ge— ſindelohn aufzubringen, natürlich mehr Scheffel Rog— gen verkaufen muß, wenn der Scheffel 1 Thlr. koſtet, als wenn er 2 Thlr. gilt. 2) Die Tagelöhner arbeiten entweder in Ver— dung oder auf Tagelohn. Es wäre aber für beide Theile zu wünſchen, wenn jede ländliche Arbeit in Verdung, Akkord, nach dem Stück geleiſtet werden könnte. Ob man ſchon nicht ohne Grund gegen dieſe Methode bemerkt, daß die Stückarbeit weder ſo dauerhaft, noch ſo vollkommen verrichtet wird, ſo läßt ſich dieſem Übel in vielen Fällen doch dadurch begegnen, daß man anfangs ein Probeſtück verrich— ten läßt, und bei vorkommender Abweichung von demſelben einen billigern Lohn zu verabreichen ſich bedingt. Bei den Getreideernten kommt es faſt aus— ſchließlich auf die Witterung und das Klima an, ob man die Arbeit von Tagelöhnern oder von Ak— kordarbeitern verrichten laſſen ſoll. Denn bei verän— derlichem Wetter oder wandelbarem Klima überhaupt iſt das ganze Erntegeſchäft nur durch Tagelöhner zur Zufriedenheit des Landwirths zu beendigen mög— lich, da Akkordarbeiter die Witterung nicht immer gehörig zu berückſichtigen pflegen. Den Lohn eines Tagelöhners kann man im Ducchſchnitt ebenfalls zu 6 Mpf. für die Arbeitsſtunde veranſchlagen. 3) Der Quotenlohnarbeiter iſt ein ſolcher, bei welchem der Lohn für die gedungene Arbeit in 381 einem Antheile am Gewinne beſteht, welcher aus ihrer Arbeit hervorgeht, nach ihrem Verhältniſſe Theil nehmen und dadurch ihre Bezahlung erhalten. So ſehr eine ſolche Einrichtung auch zu Gunſten der Landwirthſchaft überhaupt nur ſein kann, ſo hat doch die weitere Verbreitung dieſer Einrichtung ihre Schwierigkeit, indem der gewöhnliche Tagelöhner ſich noch nicht berechnen kann, ob er nicht hierbei verkürzt werde. Gewöhnlicher findet die Arbeit um eine gewiſſe Quote des Gewinnes in folgenden Fällen ſtatt: a) Beim Ausdruſch des Getreides, wo der Dreſcher den zehnten bis achtzehnten Scheffel erhält. b) Das Schneiden und Aufbinden des Getreides geſchieht oft um die eilfte bis dreizehnte Garbe. c) Das Kartoffelausnehmen, beiwel— chem man gewöhnlich den achten bis zehnten Schef— fel giebt. d) Der Tabaks bau, bei welchem ge: wöhnlich dem Pflanzer das beſtellte Land übergeben wird, und er dagegen für den gewonnenen Tabak nach Centnern einen beſtimmten Preis bekommt. e) Die Bienenzucht, welche zuweilen um die Hälfte des Gewinnes betrieben wird. Die Fröhner, Raboter müſſen ihren Herrn oder dem Gute deſſelben ein beſtimmtes oder unbe— ſtimmtes Maß von Arbeit um ſonſt verrichten. Alle blos durch Frohne bewirthſchafteten Güter pfle— gen auf der niedrigſten Stufe der Kultur zu ſtehen. Die Frohnarbeiten ſind noch nützlicher, als die Ge— ſpannarbeiten. Doch nimmt man in der Regel an, daß 3 Fröhner nicht mehr leiſten, als 2 Tagelöhner, und man kann ſelbſt hiervon noch ein Bedeutendes in Abzug bringen. Deßhalb iſt eine Ablöſung der Frohnarbeiten für den Gutsherrn ebenſo wünſchens— werth, als ſie für den Leiſtenden nothwendig wird, da ihm natürlich die Frohne in jeder Hinſicht läſtig iſt, und eine unglaubliche Verſchwendung der Kräfte mit ſich führt, was auf den landwirthſchaftlichen Be— trieb überhaupt nur nachtheilig einwirken kann. Den Fröhnern muß man nur diejenigen Arbeiten zutheilen, wobei es auf die Beſchaffenheit und Güte derſelben nicht ſo ſehr ankommt; wo möglich ſoll man daher die Geſpanndienſte nur mit Dünger⸗, Getreide- und andern Fuhren ihre Verpflichtung abarbeiten laſſen. Gewöhnlich rechnet man zwei Dienſtgeſpanne einem Hofgeſpanne gleich, obſchon oft jene dieſem nicht gleich kommen. Die Handdienſte nutzen am meiſten bei der Ernte, wo man ſie bei gewiſſen Aufmunte— rungen ſehr thätig erhalten kann. Übrigens kommt bei den Frohnen auf eine kluge Behandlung der dienſtthuenden Leute Vieles an, und man wird hier mit Güte und kleinen Wohlthaten in der Regel wei— ter kommen, als mit bloßer Strenge. Da es aber überhaupt immer beſſer iſt, wenig und gut, als mehr und ſchlecht gearbeitet zu erhalten, ſo iſt es auch meiſtens vortheilhafter, mit den Fröhnern über die Beſchaffenheit ſich einzuverſtehen. Die landwirthſchaftlichen Arbeiten ſelbſt zerfallen in Arbeiten der Menſchen und Arbeiten der Thiere. a) Arbeiten der Menſchen. 1) Abwarten der Arbeitsthiere. Zum Füttern und Abwarten von 4 Pferden iſt 1 Knecht 382 erforderlich; beim Pflügen oder bei zweiſpännigen Fuhren wird aber noch ein Enke oder ein Tagelöh— ner dafür gebraucht. Auf großen Gütern, wo man mehrere Geſpanne Arbeitspferde hält, wird ſehr vortheilhaft zur Abwartung ſämmtlicher Pferde ein beſtimmter Menſch angeſtellt; während des Fütterns werden die Knechte zu andern regelmäßigen Arbei— ten verwendet; das Putzen der Pferde müſſen jedoch die Knechte des Morgens beforgen. 2) Säen. Dieſe Arbeit läßt ſich durchaus nicht nach dem Körnermaße, wohl aber nach der Fläche berechnen. In einer Stunde kann ein Mann eine Fläche Land mit jeder Gattung Getreide beſäen, worauf, regelmäßig geſäet, 2 Berl. Scheffel Roggen gehören, das Einſacken und Abſetzen des Samens mitgerechnet; geſchieht letzteres auf andere Weiſe, ſo kann der Säemann mehr leiſten. 3) Graben, Hacken, Behäufeln, Kar— toffelpflanzen u. ſ. w. Ein Mann kann in einer Stunde 1 Quadratruthe und bei 10 Stunden Arbeit täglich in 18 Tagen 1 Morgen mürben Lan— des umgraben, Y, weniger aber auf ſchwerem Thon: boden, oder beim Ausſuchen der Unkrautswurzeln. Ein Morgen Kartoffeln mit dem Spaten zu pflanzen erfordert 3 Frauen und 3 Kinder auf 10 Arbeits— ſtunden. Kartoffeln einmal zu behacken und einmal zu behäufeln, beſchafft ein Mann in einer Stunde 3 Quadratruthen in Thon- und Lehmboden, und 4 Ruthen in Sandboden. 4) Seile machen. Vom wirklichen Seilſtroh kann ein Mann in einer Stunde 1½ Schock fertigen und einzählen. a 5) Erntearbeiten. Dieſe verlangen die ge— naueſte und ſorgfältigſte Vertheilung der Arbeits— kräfte. Die Ernte der Futterpflanzen erfolgt faſt durchgängig mit der gewöhnlichen Senſe. Zur Ernte des Getreides bedient man ſich bald der Senſe bald der Sichel. In den meiſten Fällen wird mit der Senſe noch einmal ſo viel beſchafft werden können, als mit der Sichel. Bei gut beſtandenem Winterge— treide mäht ein Mann in 5 Stunden einen Morgen, und eben ſo viel Zeit gebraucht eine Frau zum Ab— raffen und in Bunde Legen des abgehauenen Getrei— des. Was 2 Senſen abmähen, kann in derſelben Zeit eine Perſon binden, ſowie eine Perſon die Gar— ben von 3 Mähern in Mandeln zuſammen legen kann. Hinter 5 Senſen verkommen aber auch 2flei— ßige Binder, und hinter 7 Senſen 2 Perſonen mit Zuſammentragen in Mandeln. Mit einem Nachhar— ken von 4 Ellen Breite macht ein Arbeiter in 6 Stun: den 7½ Morgen fertig. Wenn man mit 2 Pferden und 2 Wechſelwagen einfährt, ſo bleibt der zum Aufladen beſtimmte Arbeiter auf dem Felde und harkt während der Zeit, bis der Erntewagen wieder kommt, die Stoppeln nach, und ſchlägt zugleich das zuſam— mengebrachte Gewirr zuſammen. Wird mit 3 Pfer— den und 3 Wechſelwagen eingefahren, fo bleiben 2 Arbeiter zum Vollladen des leeren Wagens auf dem Felde, und dieſe können inzwiſchen wenigſtens das ſchon vorher Nachgeharkte zuſammenſchlagen. — Zum Aufladen eines Fuders von 12 Mandeln Ge— Arbeit und deren Berechnung. treidegarben braucht man 30 Minuten Zeit, während zum Abladen 20 Minuten hinreichen. — Sommer— getreide mähet ein Mann in 4 Stunden einen Mor— gen. Für das Zuſammenharken, Anlegen, Binden, Zuſammentragen der Garben und Nachharken ſind für einen Morgen 6 Stunden erforderlich. Für das Auf- und Abladen des Sommergetreides braucht man etwas weniger Zeit, als beim Wintergetreide. 8 Mandeln Sommergetreide geben ein Fuder von mindeſtens dem Umfang und Gewicht eines Fuders von 12 Mandeln Roggen. — Zum Mähen der Hülſenfrüchte gebraucht man // mehr Zeit, als zum Mähen des Sommergetreides nöthig war, ſowie man beim Auf- und Abladen derſelben, ſobald ſie ungebunden bleiben, für jedes Fuder durchſchnittlich eine Stunde Zeit mehr rechnen muß. — Beim Mähen der Wieſen iſt das Zeitmaß ſehr verſchieden; denn je beſſer die Wieſen und je ſaftiger die daraufſtehenden Grasarten ſind, deſto weniger Zeit braucht man zum Mähen derſelben; je dürrer, magerer und mooſiger ſie hingegen ſind, deſto mehr Zeit iſt zum Abbringen des Graſes erforderlich. Durchſchnittlich darf man annehmen, daß ein Mann in 7 Stunden einen Mor— gen Wieſen mähen kann, obſchon in manchen Fällen er in 9 Stunden wird 2 Morgen mähen können. Klee, Luzerne und Eſparſette kann ein Mann in 10 Arbeitsſtunden 2 Morgen und mehr niedermä— hen. Für das Abdörren und in Haufenſetzen des Heues ſind bei guter Witterung durchſchnittlich 18 Stunden für den Morgen erforderlich. — Kartoffeln, Rüben und Kohl zu pflanzen und zu ernten. 3 Per— ſonen belegen hinter dem Pfluge her in 9 Arbeits— ſtunden 2 Morgen Land mit Kartoffeln. Die Kar— toffeln hinter dem Pfluge und der Egge rein aufzu— leſen und bis auf den Wagen zu ſchaffen, gebrauchen 3 Arbeiter zu einem Morgen 12 Stunden. Bei dem Ausnehmen der Kartoffeln mit der Hacke oder dem Spaten, beſchafft ein Arbeiter in einer Stunde 1½ Quadratruthe. Beim Ausſetzen der Kohl- und Rü— benpflanzen verkommen vier Perſonen hinter einem Pfluge, wenn die Pflanzen eine Elle weit in den Reihen von einander zu ſtehen kommen; bei einem etwas engern Stande wird aber noch ein fünfter Arbeiter nöthig. Beim Einernten der Rüben und des Kohles find für jedes 20 Centner ſchwere Fuder zum Krautabſchneiden, Ausnehmen, Auf- und Abladen, außer dem Knechte zum Fahren, fünf Arbeiter auf % Stunde nöthig. — Bei den Erntearbeiten muß man jeden Arbeiter gleich Morgens ſo anſtellen, daß er den ganzen Tag über, oder doch bis zur näch— ſten Mahlzeit an demſelben Orte volle Arbeit hat. Auch müſſen die Arbeiter, ſoweit es nur immer die vorliegende Arbeit erlaubt, zuſammengehalten wer— den, ſowie man auch beim Einfahren die Arbeiter nur an ihren beſtimmten Arbeitsplätzen laſſen ſoll. 6) Düngerarbeiten. Beim Ausmiften kann eine Perſon in einer Stunde durchſchnittlich 8 Ctr. Dünger aus dem Stalle nach dem Miſthofe ſchaffen. Wenn nun eine Kuh bei ausreichendem Futter durchſchnittlich die Woche gegen 6 Ctr. Miſt liefert, ſo gebraucht man demnach für jede einzelne Kuh wöchentlich zum Ausmiſten im Durchſchnitte % Arbeit und deren Berechnung. Stunden Zeit, und ſo z. B. für 20 Kühe wöchent— lich 15 Stunden. Das Herausſchaffen des Pferde— miſtes aus den Ställen nach der Düngerſtätte erfor: dert auf jedes einzelne Stück derſelben im Durch— ſchnitte halb ſo viele Zeit, als bei einer Kuh, und bei den Schafen liefern etwa 18 Stück fo viel Dünger als eine Kuh. — Beim Miſtladen wird zu einem Fuder von 12 Ctr. ein Mann auf eine Stunde er— fordert; ein ſolches Fuder Miſt kann ein Mann in einer Stunde breiten. — Zum Miſteinharken ge— braucht der Arbeiter, da dieſer dem Pfluge folgen ſoll, eben ſo viel Zeit, als der Pflugführer zum Ein— pflügen deſſelben davon nöthig hat. Nur die Stärke der Düngung oder die ſtrohige Beſchaffenheit des Miſtes wird hierin einen Unterſchied machen. 7) Das Jäten läßt ſich begreiflich durchaus nicht nach einem gewiſſen Zeitmaße auf einer gege— benen Fläche im Voraus beſtimmen. Für das Aus— ziehen des Unkrautes in den Kartoffelreihen nach vollendetem Pferdehacken rechnet man für eine Frau auf 1 Morgen 10 Stunden; für das eigentliche Jäten aber, z. B. des Flachſes, des Hirſens u. ſ. w. in einer Stunde / Quadratruthe. 8) Scheunenarbeiten. An einem Winter: tage von 8 Arbeitsſtunden kann ein Arbeiter ein Schock Garben Wintergetreide von 20 Pfd. Gewicht ausdreſchen; vom Sommergetreide driſcht er / we: niger. Zum Ausdreſchen von Erbſen und Wicken iſt wieder etwas weniger Zeit erforderlich, als von jenen, und von Raps und Rübſen kann ein Mann täglich 2 Schock ausdreſchen und wohl auch rein machen. Was ein Arbeiter in 9 Tagen ausgedro— ſchen hat, kann er in einem Tage rein machen, ſo— wie auch die Körner und Spreu davon abtragen. Bei Wurf- und Fegemaſchinen wird die Hälfte an Arbeitszeit erſpart. Auch läßt das Ausreiten des Getreides durch Pferde im Winter, wenn dieſe zu nichts zweckmäßigerm zu verwenden ſind, eine bedeu— tende Arbeitserſparniß zu, zumal wenn bei 2 vor— handenen Tennen die Arbeiter die eine aufräumen, während die Pferde auf der andern gehen. 9) Arbeiten beim Warten des Nutz— viehes. Ein Kuhhirte kann 50 bis 60 Stück Kühe auf dem Felde hüten (mit Hülfe eines guten Hun— des allenfalls auch bis 200 Stück in Ordnung hal— ten), und ſie auch im Winter füttern, ſobald er nur einige Hülfe beim Häckſelſchneiden erhält. Eine Magd kann in 2 Stunden 12 bis 15 Kühe melken; doch iſt es beſſer, auf 10 bis 12 Kühe, wenn fie das Füttern und Ausmiſten mit beſorgen ſoll, eine Magd zu halten, damit die Kühe ſtets rein ausgemolken werden können. Das Futterabmachen kann ſie dabei ebenfalls mit beſorgen, nur muß es ihr zum größern Theil zugefahren werden. In den großen Hollände— reien der Koppelwirthſchaft hält man auf 25 Kühe nur eine Magd. Ein Schweinehirt kann 50 bis 60 Stück Schweine hüten und auch füttern. Gänſe kann eine Perſon 200 bis 300 Stück hüten. 10) Holzmachen. Eine Klafter %, Scheite weiches Holz, die 3 Ellen hoch und eben ſo breit iſt, kann ein Mann binnen 15 Stunden in 2Schnit— ten ſägen, ſpalten und das kleine Holz aufſchichten. 383 11) Die ſämmtlichen häuslichen Arbeiten, als: Backen, Kochen, Waſchen, Reinigen der Wohn- und Wirthſchaftsgebäude u. ſ. w. beſtimmen ſich nach der Größe und Einrichtung der Wirthſchaft. b) Arbeiten des Geſpannes. Das Geſpann beſteht in der Regel aus Pferden oder Ochſen; die Anſpannung der Kühe, die in ei— nigen Gegenden bei kleinen Wirthſchaften namentlich mit Vortheil Anwendung findet, iſt im Ganzen au— ßer der Regel. Im Allgemeinen ſind diejenigen Ar— beitsthiere für die gegebene Lage die vortheilhafte— ſten, welche die nothwendigen landwirthſchaftlichen Arbeiten bei dem geringſten Koſtenaufwande leiften. Daher iſt es bald vortheilhafter Pferde, bald Ochſen zu halten. Die Pferde paſſen zu allen landwirth— ſchaftlichen Arbeiten auf allen Wegen, zu jeder Jah: reszeit und bei jeder Witterung. Sie verrichten jede Arbeit ſchneller als die Ochſen und ſind dabei aus— dauernd. Da ſie raſcher gehen, alſo mehr Arbeit leiſten, ſo muß auch ihr Führer demnach mehr arbei— ten. Ochſen dagegen verrichten das Pflügen, zumal wenn ſie gewechſelt werden, und die nahen Fuhren ebenſo gut, ja erſteres oft noch beſſer, als die Pferde. Ihr Ankauf kommt durchſchnittlich bei weitem nicht ſo hoch, ihr Anſpannungsgeſchirr iſt viel wohlfeiler und ihre Nahrungsmittel koſten viel weniger. Ihr Hauptvortbeil aber iſt, daß fie bei guter Pflege und nicht zu langer Beibehaltung in ihrem Werthe ſtei— gen und ſich oft theurer verkaufen laſſen, als ſie ein— gekauft wurden. Auch erfordern die Ochſen weniger Wartung und geben endlich mehr und beſſern Dünger als die Pferde. Vorzüglich gut eignen ſich beſon— ders die Ochſen wegen ihrem ſteten Gange in ge— birgigen Gegenden. Da indeſſen bei den meiſten größern Wirthſchaften Arbeiten vorkommen, wozu die Ochſen weniger geſchickt ſind, ſo wären für dieſe nur fo viel Pferde zu halten, als dazu nöthig ſind; die übrigen Arbeiten würden ſich aber durch Ochſen verrichten laſſen. Mittelſt eines leichten Beſchlags gegen das Ausgleiten können die Ochſen auch im Winter zu mancherlei Arbeiten gebraucht werden. Indeſſen muß man doch immer 30 bis 50 Arbeits— tage für ſie weniger als für die Pferde annehmen. Arbeiten mit Pferden. Die Hauptgeſpanne der Pferde müſſen aus gleichen, nicht nach Farbe, ſondern nach ihrer Kraft und ihrem Temperamente zuſammengeſpannt, beſtehen. Am vortheilhafteſten werden die Zugthiere zur Kraftanwendung ſo viel als möglich vereinzelt; denn bei leicht gebauten Wa— gen können die Thiere um ſo mehr ziehen und um ſo länger aushalten, je weniger zuſammengeſpannt werden. Vier Pferde vor zwei Wagen geſpannt zie— hen beträchtlich mehr, als zuſammen vor einen ge— ſpannt. In einigen Gegenden hält man auf ein Viergeſpann einen Knecht, in andern darauf zwei Knechte, nämlich einen Großknecht und einen Klein— knecht oder Enken, d. h. einen Jungen, der in vie— len Gegenden dem Knechte nur bei der Fütterung zur Hülfe geht, und wenn zweiſpännig gepflügt und gefahren wird, ein Paar Pferde erhält. Ein ſolcher 384 Junge ift aber in der Regel der Bediente des Knechts, und macht ihn nur faul und nachläſſig; weßhalb man bei jener Einrichtung für das eine Zweigeſpann beſſer einen Tagelöhner beſtimmt. Das in einigen Gegenden übliche Dreigeſpann, wobei drei Pferde neben einander geſpannt werden, iſt durchaus zu verwerfen. Das Zweigeſpann verdient vor dem mehrſpännigen Zuge den Vorzug, vorausgeſetzt, daß das Zugvieh gut, ftarf und wohlgenährt ſei. Um nun den Werth eines Arbeitstages richtig zu würdigen, muß man vor allen Dingen feſtſtellen, was die Unterhaltung eines Geſpannes koſte; in— deſſen beſteht doch wieder ein Unterſchied zwiſchen den Koſten der Arbeitstage ſelbſt, indem ein Ar— beitstag um Weihnachten natürlich nicht den Werth eines Arbeitstages um Johannis haben kann. Es kommt aber auf einen ſolchen Unterſchied vornehm— lich dann ſehr viel an, wenn es ſich bei Ablöſungen, Schadensberechnungen und dergleichen darum han— delt. Sicherer geht man daher bei der Ermittelung der Unterhaltungskoſten für die einzelne Arbeits— ſtunde, welche ſo für jeden einzelnen Tag, mag er lang oder kurz ſein, ſummirt werden können. Bei einer angelegten Berechnung der jährlichen Unterhaltungskoſten von zwei Zugpferden ergiebt ſich der Betrag von 145 Berl. Scheffel 13,33 Metzen Roggen. Ein Pferdezug arbeitet jährlich in der Wirthſchaft 2500 Stunden; daher kommt eine Stunde Arbeit 0,93 Metzen Roggen, oder nach obi— gem Roggenpreiſe I Sgr. 9 Pf. zu ſtehen. Zur Ab: wartung von zwei Pferden braucht ein Knecht täg— lich 4 Stunden, bei 365 Tagen alſo 1460 Stunden; daher wird jährlich ein Knecht erfordert für zwei Pferde auf die Zeit von 3960 Arbeitsſtunden, was, da die Arbeitsſtunde für den Knecht mit 6 Mpf. oder 0,26 Metzen Roggen zu verrechnen iſt, obigen Koſtenbetrag noch um 66 Scheffel erhöhet und ſich ſomit die Summe von 211 Scheffel 13,33 Metzen ergiebt; daher kommt bei 2500 Arbeitsſtunden eine Stunde mit 2 Pferden und 1 Knecht 1,35 Metze Roggen 2 Sgr. 6 ½ Pf. zu ſtehen. Ein neuer zweiſpänniger Wagen, 50 Scheffel Roggen werth, ſoll bei 180jährlichen 10ſtündigen Gebrauchstagen 8 Jahre dauern. Eine Arbeitsſtunde koſtet dann 0,11 Metzen Roggen oder 2% Mpf. Eine Stunde Arbeit mit Wagen, 2Pferden, 1 Knecht kommt demnach 1,46 Metzen Roggen oder ungefähr 2 Sgr. 9 Pf. zu ſtehen. Ein Pflug, 12½ Scheffel Roggen werth, dauert bei 90tägigem jährlichen Gebrauche 5 Jahre. Bei 900 Gebrauchsſtunden kommt 1 Stunde 2 Mpf. oder 0,09 Metzen Roggen. Ein Knecht mit ein Paar Pferden und einem Pfluge kommt demnach auf 1 Arbeitsſtunde 1,44 Metzen Roggen oder 2 Sgr. 8¼½ Pf. zu ſtehen. Ein Ruhrhaken koſtet 6 Scheffel 4 Metzen bei der Anſchaffung und dauert bei 90 Arbeitstagen 5 Jahre. Eine Gebrauchsſtunde foftet 0,05 Metzen Roggen oder 1 Mpf. und mit Knecht und 2 Pferden 1,40 Metzen Roggen oder 2 Sgr. 7% Pf. Zwei Eggen mit eiſernen Zinken und Zubehör koſten ebenfalls 6 Scheffel 4 Metzen Roggen und Arbeit und deren Berechnung. dauern bei jährlich 80tägigem Gebrauche 10 Jahre. Eine Stunde des Gebrauchs koſtet alſo 0,09 Mpf. oder 0,04 Metzen Roggen, und ein Knecht mit zwei Pferden und zwei Eggen auf eine Arbeitsſtunde 1,39 Metzen Roggen oder 2 Sgr. 7,4 Pf. Eine Walze, 4 Scheffel Roggen werth, dauert bei 20tägigem jährlichen Gebrauche 12 Jahre. Eine Stunde Gebrauchs kommt alſo 0,06 Metzen Roggen oder 1,35 Mpf. Zu der gänzlichen Abnutzung die— ſer Geräthſchaften ſind hier noch die Unterhaltungs— koſten gerechnet. Daß dieſe hier aufgeſtellten Koſtenſätze nicht überall und für jede Ortlichkeit ganz genau treffen können, iſt leicht begreiflich; indeſſen wird ſich eine nach der hier angegebenen Weiſe gemachte Berech— nung ohne Schwierigkeit und leicht nach den vorlie— genden Verhältniſſen jedesmal abändern und ſodann für den gegebenen Fall richtig aufſtellen laſſen. So werden z. B. die Unterhaltungskoſten der Pferde und ſomit die Arbeit ſelbſt bedeutend niedriger zu ſtehen kommen, wenn man jene, ſtatt mit Hafer oder an— derm Körnerfutter, im Sommer mit grünem Klee oder Wickfutter und im Winter mit Kartoffeln erhält. Arbeiten mit den Ochſen. Die Ochſen können mit dem fünften Jahre angeſpannt, müſſen aber vor dem ſtebenten nicht zu ſtark angegriffen werden. Ihre volle Stärke und Ausdauer erhalten fie erſt im neunten Jahre und arbeiten bis in's ſechs— zehnte Jahr. Um mit Ochſen dieſelbe Tagearbeit, wie mit Pferden ohne mehrere Menſchen zu verrich— ten, bedient man ſich gewöhnlich des Doppel- oder Wechſelgeſpanns, wobei jeder Ochſe nur eine gewiſſe Zeit des Tages arbeitet, dann aber von ei— nem andern abgelöſt wird und ruht. Dieſe Wech— ſelung geſchieht zwei- oder dreimal des Tages. Werden aber Ochſen auf dem Stalle gut gefüttert, ſo können ſie auch den ganzen Tag arbeiten. Der Pflug, welcher mit Wechſelung arbeitet, kann täglich 12 bis 13 Stunden beſchäftigt werden, indem der Pflüger nur beim Wechſeln eine kurze Friſt hält; und ſomit können die Ochſen etwas mehr arbeiten, als 2 Pferde. Wenn bei einem Gute mit viel guter Weide oder zweckmäßigem künſtlichen Futterbaue ein Hirte 30 oder mehr Stück Ochſen für das Wechſel— geſpann weiden kann, und dieſe oft genug gewech— ſelt werden, ſo dient ihnen die Arbeit mehr als Be— wegung zur Verdauung des Futters und ſie werden fett dabei. Das Fleiſch ſolcher dergeſtalt gemäſteten Ochſen iſt überdies von vorzüglicher Güte. Die Un— terhaltung von 2 Zugochſen, welche ohne Wechſel den ganzen Tag arbeiten und daher auf dem Stalle gut genährt werden müſſen, beide zu 75 Scheffel Roggen eingekauft, belaufen ſich jährlich auf 85 Scheffel Roggen. Wird nun ein Ochſenzug jährlich 2000 Stunden zu Wirthſchaftsarbeiten benutzt, ſo kommt 1 Stunde Arbeit 0,73 Metzen Roggen oder 1 Sgr. 3,3 Mpf. zu ſtehen. Zur Abwartung und Futterung der Ochſen, Ausmiſten u. ſ. w. wird ein Knecht täglich auf 3 Stunden nöthig, was bei 365 Tagen 1095 Stunden beträgt, daher in Summa 3095 Stunden herauskommen; die Stunde mit 5 Arbeit und deren Berechnung. Mpf. oder 0,22 Metzen Roggen berechnet, bringt noch zu obiger Summe 42 Scheffel 15,33 Metzen Roggen, woraus ſich die Hauptſumme von 127 Scheffel 15,33 Metzen Roggen ergiebt. Daher kommt bei 2000 Arbeitsſtunden eine Stunde Arbeit mit 2 Ochſen und 1 Knecht 1,02 Metzen Roggen oder 1 Sgr. 11,03 Pf. zu ſtehen. Je nachdem nun die Ochſen mit dem einen oder dem andern Arbeits— geräthe arbeiten, ſind die Gebrauchskoſten derſelben von einer Stunde dem Betrage der Arbeitsſtunde mit 2 Ochſen und 1 Knecht zuzurechnen. 1) Die Pflugarbeit. Wie viel der gewöhn— liche Pflug täglich leiſten könne, wird ſehr verſchie— den angegeben, ſo daß man von 1½ bis 3 Magdeb. Morgen und darüber annimmt. Allein einen Haupt— unterſchied dabei macht die Breite und Tiefe der Fur— chen, die Beſchaffenheit des Bodens, und die Form und Geſtalt des Ackerſtücks ſelbſt. Liegt ein Feld— ſtück mehr in der Breite als in der Länge, ſo kommen mehr und weitere Umwendungen vor, wodurch die Arbeit verlängert wird. Je länger hingegen ein Ackerſtück ift, deſto mehr kann man bei gleicher Breite und Tiefe der Furchen von derſelben Bodenbeſchaf— fenheit davon pflügen. Je ſchmäler die Ackerbeete ſind, deſto mehr kann man umpflügen, indem hier ein größerer Raum des Ackers zwiſchen den Anfahr— furchen liegen bleibt, als da, wo die Beete breit ſind. Ferner kommt es noch gar ſehr darauf an, ob der Boden loſe oder feſt gebunden iſt, welchen Ein— fluß die Witterung darauf äußert, ob die Felder eben gelegen oder bergig ſind, ob die Furchen überhaupt tief oder flach gezogen werden müſſen, und ob end— lich ein Acker in der Brach-, oder in der Wende— oder Ruhrfurche oder zur Saat gepflügt wird. Ein Stück Feld von 500 Fuß oder 250 Schritt Länge und 36 Fuß oder 18 Schritt Breite hält einen Magdeb. Morgen. Dieſes Feld in 9 Zoll breiten und 6 Zoll tiefen Furchen umzupflügen, gebraucht man 4 Stunden 8 Minuten Zeit, wobei auf jedes— mal Umwenden mit den übrigen Verſäumniſſen 1 Minute Zeit gerechnet. iſt. Dabei iſt angenommen, daß ſich das Geſchirr, wie gewöhnlich, jede Se— kunde einen Schritt oder 24 Zoll weit fortbewegt. Zu 2% Morgen oder einem ſächſiſchen Acker unter dieſen Bedingungen zu pflügen, gebraucht man dem— nach 8 Stunden 57 ¼ Minuten oder überhaupt un— gefähr 9 Arbeitsſtunden. Rechnet man nun das Hin⸗ und Zurückziehen, ſowie die Zeit zum Früh— ſtücken für den Pflüger mit noch einer Stunde hinzu, ſo iſt ein 10ſtündiger Arbeitstag vollſtändig. Geht das Geſpann raſcher, ſo wird natürlich mehr ge— arbeitet, ſowie im Gegentheil weniger geleiſtet wird. Daſſelbe findet ſtatt, wenn die Furchen breiter oder ſchmäler gehalten werden. Auf ſchwerem, bindendem Thonboden wird, da das Zugvieh hier nur langſam fortſchreiten kann, natürlich weniger gepflügt, als auf leichtern Bodengattungen. Wenn ein Pflug täg— lich 2¼ Morgen fertigt, jo macht der Knecht mit dem Geſpann einen Weg von 3%, Meile, und bei 3 Morgen 4%, und nach der verſchiedenen Breite der Umwendungen wohl bis 5 Meilen. Mit den Feldhaken kann man auf loderm Boden bez 9 Zoll Kirchhof, Landwirth. 385 breiten und 6 Zoll tiefen Furchen bei etwas weniger Kraftaufwand der Arbeitsthiere mindeſtens eben ſo viel pflügen, als mit dem gewöhnlichen Aderpfluge. Da aber die Furchen mit dem Haken gewöhnlich 12 bis 14 Zoll breit gehalten werden, ſo wird bei nicht größerer Anſtrengung der Thiere in derſelben Zeit gewöhnlich U, bis / Arbeit mehr damit geleiftet. 2) Behacken. Beim Behacken und Behäufeln der Hackfrüchte kann in 9 Stunden wenigſtens drei— mal ſo viel mit dem Krauthaken beſchafft werden, als mit dem Pfluge. Da nun überdies noch der Krauthaken noch viel leichter geht, ſo bewegen ſich die Thiere ſchneller damit fort, und man kann in 9 Stunden bis 10 Morgen behacken. 3) Erxſtirpiren. Mit dem großen elfſcharigen Erſtirpator können 4 Pferde und 2 Menſchen täglich 18 Morgen bearbeiten; mit dem kleinen ſiebenſcha— rigen Exſtirpator kann man mit 2 Pferden und 1 Menſchen täglich 10 Morgen beſchaffen. 4) Drillen. Die Drillmaſchine kann, wenn das Getreide in Reihen von 8 bis 9 Zoll Entfer— nung von einander geſäet wird, täglich mit einem Pferde und zwei Menſchen 10 bis 12 Morgen be— ſchaffen. 5) Eggen. Beim Rundeggen macht ein Vier— geſpann in einem Tage 16 Morgen fertig, und ein Zweigeſpann die Hälfte. In 9 Stunden kann man mit 2 Eggen, die beide 4 Ellen Breite halten, unter den oben beim Pflügen angegebenen Bedingungen 7% Morgen in 3 Strichen, wenn nämlich doppelt über's Kreuz geeggt und das Land ſodann noch ein— mal überzogen wird, eggen. Wird dagegen der Acker beim Eggen blos einfach überzogen, ſo kann man in 9 Arbeitsſtunden mit 2 ſolchen Eggen dreimal ſo viel beſchaffen. 6) Walzen kann man in 9 Arbeitsſtunden mit einer Walze von 8 Fuß Breite 22 Morgen. 7) Nachharken kann man auf dichten Stop— peln, alſo in der Regel in beſſerem Boden, in 13 Stunden mit einem Pferde und einem Jungen 10 Morgen, bei dünnen Stoppeln, alſo auf leichterem Boden 15 Morgen. Beim Zuſammenſchlagen des Nachgeharkten kann eine Perſon in einem Tage eben ſo viel beſchicken. 8) Wirthſchaftsfuhren. Hierbei kommt es ganz vorzüglich auf die Entfernung der Acker, Wie— ſen, des Marktes und der Wälder vom Wirthſchafts— hofe an. Einen nicht minder großen Einfluß hierauf haben die Beſchaffenheit der Straßen, die Kraft der Zugthiere, die Beſchaffenheit der Fuhrwerke u. ſ. w. Nachſtehende Berechnungen ſchließen daher die Zeit, welche auf die Entfernung dieſer Fuhren vom Wirth— ſchaftshofe bis zum beſtimmten Ziele zu verwenden iſt, gänzlich aus, und erſtrecken ſich nur auf die ſämmtlichen Arbeiten und Verſäumniſſe, welche die— ſelben bis zum Punkte des Fortbewegens des Zuges erfordern. — Dünger fuhren. Der mindeſte La— dungsbetrag für ein zweiſpänniges Fuder dürfte un⸗ ter Berückſichtigung vorliegender Umſtände 8, ſowie der hoͤchſte 20 Ctr. fein; ein gewöhnliches Mittel— fuder würde alſo 12 bis 15 Ctr. enthalten. Beim Fahren mit dem Wechſelwagen kann man für das 49 386 Abladen des Miſtes, für die Verſäumniß beim Um— ſpannen u. ſ. w. / Stunde rechnen. Wird hinge— gen ohne Wechſelwagen gefahren, ſo gebraucht der Knecht, wenn er den Miſt allein aufladet, noch 40 Minuten für jedes Fuder dazu; hilft aber noch ein Mann, nur 20 Minuten. — Erntefuhren ſind ebenfalls nach der Entfernung ſehr verſchieden, ſo daß in einem Tage 8, 10, 12, ja 16 und mehr Fuder mit Wechſelwagen eingefahren werden kön— nen. Da die Getreidegarben an manchen Orten nur 10, an andern hingegen 40 und 50 Pfd. wiegen, ſo läßt ſich die Ladung durchaus nicht nach Schocken und Mandeln beſtimmen. 4 gute Pferde ziehen auf gutem Wege 18 Mandeln und mehr 20pfündige Garben, nach dem Gewichte 37½ Ctr. Uebrigens kann man der Förderung halber bei den Erntefuhren auch täglich für 2 Pferde den höchſten Ladungsbe— trag, 20 Ctr., annehmen. Kann man zu einem ſol— chen Fuder 12 Mandeln Roggen laden, ſo wiegt die einzelne Garbe nur 12 Pfd. Um mit 3 Wa: gen im Wechſel zu fahren, bedarf man bei geringer Entfernung des Feldes vom Wirthſchaftshofe nur 3 Pferde, nämlich 2, die den geladenen Wagen vom Felde zurück und den leeren wieder dahin bringen, und 1, welches den dritten Wagen auf dem Felde zum Aufladen fortrückt; doch müſſen dann wenig— ſtens die zuletzt zu ladenden Mandeln nahe oder beſ— ſer ganz beiſammen ſtehen. Die ganzen Verſäum— niſſe beim Umſpannen ſind für jedes Fuder mit 10 Minuten zu veranſchlagen. Bei weiterer Entfernung der Felder vom Wirthſchaftshofe fährt man aber beſ— ſer mit 3 Wagen und 4 Pferden, wo man dann nach dem Vollladen des Wagens auf dem Felde nicht zu warten braucht. Fährt man mit 2 Pferden und Wechſelwagen, ſo müſſen die Pferde das Auf— laden abwarten, wofür durchſchnittlich 30 Minuten anzunehmen ſind. Wird blos mit einem Wagen, ohne zu wechſeln, gefahren, ſo gebraucht man für jedes Fuder 30 Minuten zum Aufladen und eben ſo viel zum Abladen. — Bei Heuernte fuhren ge: braucht man zu einem Fuder von 20 tr. durchſchnitt— lich zum Aufladen 2 Stunden und eben ſo viel zum Abladen und Panſen. Um daher das Heueinfahren mehr zu fördern, würden mehrere Wagen zum Auf— und Abladen zugleich zu ſtellen ſein. — Bei dem Einbringen der Behackfrüchte hat man nur, wenn fie mit Wechſelwagen auf dem Felde auf- und im Hofe abgeladen werden, die Entfernung nebſt der zum Umſpannen benöthigten Zeit zu veran— ſchlagen. — Das Anfahren des Grünfut— ters kommt nur bei der Stallfütterung vor. Ein Mann mit einer Magd oder einem Jungen können das Mähen, Auf- und Abladen und Einfahren des Klees für 80 Stück Stallkühe beſtreiten und noch beim Füttern helfen. Zum Einfahren ſind bei einer ſolchen Viehzahl 4 Ochſen erforderlich. — Ge— treidemarktfuhren. Für dieſe läßt ſich gar kein Maßſtab annehmen, da hierbei Alles auf die Wirthſchaftsverhältniſſe und auf die Entfernung der Marktſtadt ankommt. Über das Ladungsgewicht entſcheidet aber vornehmlich die Beſchaffenheit der Wege. Werden 22 Berl, Scheffel & 92 Pfd. oder Arbeit und deren Berechnung. 11 Sack Weizen geladen, ſo beträgt das Ladungs— gewicht über 18 Ctr. 24 Berl. Scheffel à 80 Pfd. Roggen betragen gegen 17 Ctr. Ladung. 30 Schef— fel a 60 Pfd. Gerſte wiegen 17 Ctr. 36 Scheffel à 50 Pfd. Hafer ebenfalls ein Gewicht von beinahe 17 Ctr. Von den Hülſenfrüchten wiegen 20 Berl. Scheffel à 100 Pfd. über 18 Ctr. — Wollfuh— ren. Da die Wolle in der Regel weiter verfahren werden muß, als das Getreide, ſo läßt ſich um ſo weniger über die dazu nöthige Zeit etwas Näheres beſtimmen, zumal wenn man noch auf einem Woll— markte zum Feilbieten ausſtehen muß. Ein Afpänni- ger Wagen ladet 100 Steine; bei einer weiten Reiſe iſt aber auf 3 Wagen ein vierter nöthig, um das Futter nachzufahren. — Außerdem giebt es noch ver— ſchiedene andere Fuhren, als: Tabak, Branntwein, Butter u. ſ. w. fortzuſchaffen, deren Koſten ſich nur nach der Ortlichkeit ermitteln laſſen. Ferner muß auch eine angemeſſene Zeit auf Holz- und Neben— fuhren, ſowie auf Nebenbetriebs- und Meliorations— fuhren gerechnet werden. Von Holz ladet man ge— wöhnlich eine Klafter von 6 Fuß Höhe und Breite und 3 Fuß Tiefe hartes Holz auf ein Viergeſpann. Zu den Nebenfuhren gehören das Einholen der Ta— gelöhner und des Geſindes, die Mühlenfuhren, die Herbeiſchaffung mancher Bedürfniſſe aus der Stadt, Reiſen des Wirthes zu den Märkten u. ſ. w., auf welche auch ein Theil von dem veranſchlagten Zeit— maße zu rechnen iſt. Unter gewiſſen Umſtänden kann es auch ſehr vortheilhaft ſein, wenn man ſolche Ge— werbe nebenbei unternimmt, welche mehr Spann— vieh erfordern, z. B. Kalkbrennereien, Ziegeleien, das Verfahren von Schiffs - oder Brennholz u. ſ. w., wo man dann bei den dringendſten landwirthſchaft— lichen Arbeiten viele Kräfte beiſammen hat. Für die gewöhnlichen Reparaturen der Gebäude und zu ge— ringen Meliorationsarbeiten werden in einer wohl— eingerichteten Wirthſchaft ſich wohl immer Geſpanne erübrigen laſſen; für größere Bauten oder weitläu— fige Meliorationen wird aber gewöhnlich die Ein— richtung beſonderer Geſpanne nöthig. So wird man bei einem Überſchlage der in einem Jahre in der Wirthſchaft vorkommenden Geſpannarbeiten, das da— zu erforderliche Geſpannvieh leicht ermitteln. Wenn bei einer Wirthſchaft eine große Abwechſelung von Früchten, beſonders von Hackfrüchten ftattfindet, jo gebraucht man mehr Geſpann, als bei der gewöhn— lichen Dreifelderwirthſchaft, und noch weniger, als bei dieſer, ſind davon bei der Koppelwirthſchaft nö— thig. Ferner gebraucht man mehr Zugvieh im Thon⸗, als im Sandboden; mehr da, wo die Acker und Wie— ſen weit zerſtreut, als wo ſie nahe bei einander liegen, und wo das Klima die Frühjahrs- und Herbſtſaatzeit auf einen kurzen Zeitraum beſchränkt, bedarf man mehr Arbeitsvieh, als wo dies nicht der Fall iſt. An Arbeitstagen für das Pferdegeſpann auf ein Jahr kann man durchſchnittlich nur 250 Tage à 10 Stun⸗ den annehmen. Davon rechnet man auf den Winter 80 Arbeitstage. In dieſen können die Holz-, Bau- und ein Theil der Marktfuhren bewirkt werden, ſo— wie auch zu den Brachgewächſen und Hülſenfrüchten Miſt gefahren werden kann. Das Frühjahr, wo ſich Anſchläge und Reinertragsberechnung. die Geſpannarbeiten am meiſten drängen, hält 64 Arbeitstage. Der Sommer mit Anfang Juni hält 80 Arbeitstage, und den Herbſt vom Anfang des Septbr. berechnet man mit 76 Arbeitstagen. Wenn nun die eigentliche Frühjahrs- oder Herbſtbeſtell— zeit jede in 4 Wochen ganz und gehörig vollendet ſein ſoll, ſo kann man ſich leicht berechnen, wie viel Geſpann nach Verhältniß der tragbaren Ackerfläche für ein Gut nöthig wird. Pflügt ein zweiſpänniger Pflug täglich 2¼ Morgen oder 1 ſächſ. Acker zur Saat und eggen 2 Pferde täglich 7½ Morgen gut, ſo können mit 4 Pferden in 4 Wochen ungefähr 80 Morgen beſtellt werden. Zweckmäßig rechnet man aber immer mindeſtens ½ Zeit mehr auf unvorher— geſehene Fälle. — Man geize nicht zur Unzeit zum Nachtheile der Feldkultur mit dem Geſpanne, ohne jedoch daſſelbe bis zur Verſchwendung von Arbeits— kräften auszudehnen. Zu viel Arbeitswieh wird zu 387 manchen Zeiten des Jahres einer Wirthſchaft höchſt läſtig und ſchmälert ihr den Reinertrag; zu wenig Arbeitsvieh verurſacht aber der Wirthſchaft mehr Schaden, als die Erſparniß an Futter und Wartung deſſelben ihr Vortheil bringt. Bauerwirthſchaften halten in der Regel mehr Zugvieh, als auf den dazu gehörigen Acker nach oben bewirkter Feſtſtellung treffen würde. Überhaupt würden aber ganz kleine Bauer— wirthſchaften in den meiſten Fällen beſſer thun, wenn fie ftatt der Pferde oder Ochſen Kühe als Spannvieh hielten, da ſie zumal bei Wechſelgeſpann und hin— länglicher Fütterung die Milchnutzung derſelben ge— wiß nur um ein Weniges, ja oft um gar nichts ver— ringern würden. Indeſſen kommt die Haltung der Pferdegeſpanne ganz anders zu ſtehen, ſobald man mehr darauf Bedacht nehmen wird, eine billigere Fütterung, als die mit Körnern und Heu iſt, bei ihnen einzuführen. Anſchläge und Neinertragsberechnung. 1. Anſchläge. Unter Anſchlag verſteht man im Allgemeinen eine jede Berechnung, die man über den Ertrag und die Koften einer Unternehmung anſtellt, um zu erfah— ren, ob Vortheil oder Schaden dabei ſein werde, oder wie man dieſelben am wohlfeilſten und zweck— mäßigſten ausführen könne. In landwirthſchaftlicher Hinſicht hat man bei einem Anſchlage zum Zwecke, den Werth eines Landgutes oder einzelnen Grund— ſtücks zu erfahren. Da nun der Werth einer Sache aus dem Nutzen, den ſie gewährt, hervorgeht, ſo be— ſteht die Schätzung zugleich in der Ausmittlung und Feſtſtellung des Nutzens der abzuſchätzenden Sache. Deßhalb muß man ſich von allen Verhältniſſen des abzuſchätzenden Grundſtücks genau unterrichten, hier— nächſt den Ertrag deſſelben berechnen und aus dieſem den Werth zuſammenſtellen. Dieſe Berechnung des Ertrags nennt man den Ertrags anſchlag. Auf den Grund eines ſolchen Anſchlags veranſchlagt man den Werth, indem man den Ertrag als die Zinſen eines Kapitals betrachtet, deſſen Summe dem Wer— the des Grundſtücks gleich iſt. Weit ſicherer wird man jedoch zu einer genauen Ermittelung des Wer— thes durch die ſogenannten Grundanſchläge ge langen. Bei einem ſolchen Anſchlage wird das ganze Landgut nach dem für jede Klaſſe der verſchiedenen Grundſtücke nach der natürlichen Ertragsfähigkeit ausgemittelten Werthe eines einzelnen Morgens der— ſelben, nach Abzug der darauf haftenden Laſten und Abgaben berechnet. Bei dem Ertragsanſchlage kommt die Induſtrie des Wirths und die Wirkung des Be— triebskapitals und des Inventars zu ſehr in Anrech— nung, während dieſe bei den Grundanſchlägen, wie billig, ganz wegfallen. Auch hängt es bei den Er— tragsanſchlägen lediglich nur von den Abſchätzenden ab, ob er den Ertragsanſchlag eines Gutes um J oder noch mehr höher oder niedriger ſtellt, während ein ſolches Schwanken bei einem Grundanſchlage niemals ſtattfindet. Ein Vieh- und Feldinventar, wenn ein ſolches bei dem Gute vorhanden iſt, muß übrigens beſonders abgeſchätzt werden, um es dem Pachter entweder mit zu verkaufen oder beſonders verzinſen zu laſſen. Wenn Privatertragsanſchläge für Kauf- und Pachtluſtige angefertigt werden, ſo wird nicht ſelten Alles darein geſetzt, was nur irgend einen Ertrag gewähren kann; dabei werden nun meiſtens noch alle Wirthſchaftskoſten auf das nie— drigſte in Bauſch und Bogen, die Einnahmen aber auf's höchſte angegeben, und dabei noch auf viele Verbeſſerungen und Erhöhungen der letzteren auf— merkſam gemacht. Dergleichen Anſchläge muß man daher bei Kauf oder Pacht vorher auf das ſorgfäl— tigſte prüfen. Die von den Domainenkammern ge— machten derartigen Anſchläge ſind dagegen nicht trüglich. Obgleich eine Abſchätzung durch einen Grundanſchlag unendliche Vorzüge vor einem Er— tragsanſchlage hat, ſo findet doch eine allgemeinere Einführung jenes deßhalb nicht ſtatt, weil es bis jetzt noch an richtigen Normalgrundſätzen für den Werth der einzelnen Klaſſen fehlt. Daher läßt ſich ein Ertrag von einem Boden nicht anders denken, als wenn letzterer bewirthſchaftet wird; folglich muß man auch ein beſtimmtes Maß von Intelligenz und ein beſtimmtes Betriebskapital vorausſetzen, mit wel— chem die Bewirthſchaftung vorgenommen werden ſoll, und dann bleibt es ſich wohl gleich, ob man ſich die Wirthſchaft nur in ihrer Verbindung denkt, und hierbei den erforderlichen Grad der Intelligenz des Wirthes und deſſen Betriebskapital in Anſchlag bringt, oder ob dieſes bei jeder einzelnen Klaſſe vom Boden geſchieht. Bei den Extragsanſchlägen, wie ſie angefertigt werden, wird die Maſſe von Kennt— niſſen und Intelligenz vorausgeſetzt, welche die Land— wirthe in einem gegebenen natürlich begrenzten Be— zirke zu haben pflegen, und man nimmt an, daß ſie dasjenige Betriebskapital auf die Wirthſchaft ver— wenden können, welches im Durchſchnitte von der Mehrzahl der Landwirthe in der Gegend verwandt wird, was jedoch nie ger ge, als das nothwen⸗ 49 * 388 digſte ſein darf. Hiernach kann man, ſo lange keine ſichern allgemeinen Grundtaren ermittelt find, nur bei der alten Form der Ertragsanſchläge bleiben. Die verſchiedenen Wirthſchaftsſyſteme haben natür— lich auf den Ertragsanſchlag einen ſehr großen Ein— fluß, daher dieſer in Folge jener ſehr verſchieden ausfallen muß. Allein dies kann bei Gemeinheits— theilungen und einem Umſatz der Ackerſtücke den In— tereſſenten durchaus keinen Nachtheil bringen, ſo— bald nur jene Auseinanderſetzungen nach den Er— tragsanſchlägen, wie fie die, in der fraglichen Ge— gend allgemein übliche Bewirthſchaftungsmethode zuläßt, erfolgen. Was Kauf- und Pachtverhältniſſe anbetrifft, ſo iſt durchaus kein Grund vorhanden, warum dieſe bei ſolchen Gütern, die naturgemäß und vortheilhaft auf die Dauer in Koppel- oder Wechſelwirthſchaft verwaltet werden, nach den Er— tragsanſchlägen der Dreifelderwirthſchaft beurtheilt und abgeſchätzt werden ſollen, da doch letztere Wirth— ſchaft beſonders einen bedeutend höhern Ertrag ge— währt und demnach mit Recht eine höhere Kauf— oder Pachtſumme geſtellt werden kann. Durch dieſe höhere Ausnutzung der Grundſtücke nähert man ſich zugleich dem Grundanſchlage mehr, indem man hier— bei die natürliche Ertragsfähigkeit des Grund und Bodens mehr in Anſpruch nimmt. 2. Reinertragsberechnung. Um zu erfahren, wie hoch ſich die auf ein Land— gut angelegten oder anzulegenden Kapitale verzinſen, und welchen Werth darnach das Gut mit dem ge— ſammten Zubehör habe, muß man über die ſämmt— lichen Wirthſchaftszweige eine möglichſt gründliche Reinertragsberechnung anlegen. Alles in einer Wirthſchaft durch den Ackerbau und die Viehzucht Erzeugte heißt Rohertrag des Gutes, und was nach Abzug der darauf verwendeten baaren Auslagen an Saat, Dünger und Arbeitskoſten davon übrig bleibt, iſt der Reinertrag deſſelben. Zu den mit in Abzug zu bringenden baaren Ausgaben gehören auch die Unterhaltungskoſten der Acker- und Wirth: ſchaftsgeräthe, der Gebäude, die Zinſen des Betriebs— kapitals, die zur Sicherung gegen etwaige Unglücks— fälle zu bezahlenden Prämien, überhaupt alle Staats- und Kommunallaſten und der Gewerbeprofit. Bei einer anzulegenden Reinertragsberechnung muß man wohl unterſcheiden zwiſchen Bodenertrag, von dem nur hier die Rede ſein kann, und Wirthſchafts— ertrag; erſterer bleibt bei angenommener Dreifelder— wirthſchaft bei mittelmäßiger Kultur in örtlich be— ſtimmter Düngung ſtets gleich, und es giebt demnach unter genannten Umſtänden nur einen Bodenrein— ertrag. Damit der Boden in feiner Ertragsfähigkeit gleich bleibe, muß er in einem gegebenen Zeitraume eine gewiſſe Menge Dünger erhalten. Wird nun die Kultur auf einem ſolchen Boden erhöht und die Düngermenge vermehrt, ſo geſchieht dies in Folge einer beſondern Wirthſchaftsart, und der nun höhere Ertrag iſt mehr Wirthſchafts- als Bodenertrag zu nennen. Daher beſtimmt die Nutzungsart des Ackers, nächſt der natürlichen Beſchaffenheit deſſelben weſent- lich deſſen Ertragswerth. Deßhald muß aber auch, Anſchläge und Reinertragsberechnung. bevor man zur Ertragsbeſtimmung beſtimmter feſt— geſtellten Bodenklaſſen übergeht, zuvor feſtgeſtellt wer: den, welche Grundſätze bei einer vorauszuſetzenden, ſowohl naturgemäßen, als praktiſch ausführbaren Nutzungsart für die Beſtimmung des Ertrags der ver: ſchiedenen Bodenarten anzuwenden ſind, indem die Feldereintheilungen, die Fruchtfolge, die Art der Kul— tur überhaupt einen ſehr weſentlichen Einfluß auf die Annahme des Rohertrags äußern. Es iſt für jede ausdauernd lohnende Ackernutzung ein Haupterfor— derniß, daß dem Boden mindeſtens ſtets ſo viel Pflan— zennahrung durch Düngung zurückgegeben werden muß, als ihm durch Pflanzenbau entzogen wird; und hierauf beruht die Sicherheit des möglich größten und ausdauernden Reinertrags. Eine Getreideernte kann jährlich ſo viel Dungkraft aus dem Boden zie— hen und in ihre Produkte verarbeiten, als ihr Stroh— gewinn mit eben ſo viel Wieſenheu oder andern auf Heuwerth berechneten Futtermitteln zuſammen, an nutzbares Vieh verfüttert, an Dünger giebt. Hierbei wird der Boden aber immer nur in ſeiner Kraft er— halten, und eine größere Bereicherung des Bodens findet ſo nicht ſtatt. Eine wirkliche Bereicherung des Bodens kann nur durch vorübergehende Opfer an Düngungsmitteln von außen, oder durch Verminde— rung des Fruchtbaues nach und nach erlangt werden; ſie ſetzt aber auch dann den Boden in eine höhere Klaſſe, wodurch die früher gebrachten Opfer bezahlt werden. Die für ein ſolches Erhaltungsſyſtem zu ermittelnden Ertragsbeſtimmungen für die verſchie— denen Bodenklaſſen müſſen nun demnächſt in der Wahl und Aufeinanderfolge der Gewächſe ſich nach der Natur des Bodens und nach einer allgemein gül— tigen praktiſchen Anwendbarkeit fügen, und nur ſolche Ertragsſätze annehmen, wie ſie unſer Feldbau im Großen durchſchnittlich liefert. Da der Bodenwerth, ſo lange jener in ſeiner Beſchaffenheit nicht auf die Dauer verbeſſert worden, keiner Veränderung unter— worfen iſt, ſo wird er bei der Dreifelderwirthſchaft, bei bedingter mittlerer Kultur, auf jedem Acker durch den Fruchtwechſel beſtimmt, und ſomit auch das Maß der Arbeit; ja ſelbſt auch der Preis der Arbeit, ſo wie die Zinſen von dem ſtehenden und Betriebs— kapitale kann als beſtimmte Größe angeſehen werden, ſobald der Arbeitslohn nicht in Geld, ſondern in Rog— gen ausgedrückt wird. Bleibt aber der Aufwand ſich gleich und der Rohertrag durchſchnittlich derſelbe, ſo muß auch der Bodenreinertrag ſich gleich bleiben. Auch die Koften für Gebäude und Inventar, ſo wie das Riſiko und der Gewerbeprofit können bei Ermit— telung des Bodenreinertrags mit auf die Arbeits— koſten übertragen und dieſelben darunter mit inbe— griffen gedacht werden. Demnach wird der Rein— ertrag von dem Boden jeder Klaſſe durch die Be— rechnung des Rohertrags und des Aufwandes ge— funden. Der Rohertrag wird aber nach dem Maße der Düngung, welche jeder Bodenart im Verhältniß ihres Stroh- und Futterertrages zukommt, beſtimmt. Die Einſaat, welche man entweder vor Berechnung des Rohertrags ſogleich abziehen, oder auch ſodann mit zu dem Koſtenbetrage ſchlagen kann, iſt hierbei ſo anzunehmen, daß ſie zureicht, wenn der Samen Anſchläge und Reinertragsberechnung. auf ordentlich zubereiteten Boden gehörig ausgeſäet und untergebracht wird. Aus dem ſo gefundenen Bodenreinertrage einzelner Grundſtücke kann man ſo— dann bald den Ertrag ganzer Güter beſtimmen. Aus dem Bodenertrage eines Grundſtückes läßt ſich aber auch deſſen Werth leicht erkennen. Die Art und Weiſe, den Werth eines einzelnen Ackerſtückes oder auch eines ganzen Gutes möglichſt ſicher anzugeben, nennt man die Schätzung. Soll dieſe den Merk— malen des fraglichen Ackerſtücks zufolge die Klaſſe auffinden, in welche er ſich zunächſt eignet, ſo wird dieſes Geſchäft Bonitiren genannt. Übrigens brauchen die Grundſtücke, von denen der Reinertrag berechnet werden ſoll, nicht vorher bonitirt zu fein. In Ermangelung örtlich feſtgeſtellter Bodenklaſſen kann jeder Grundbeſitzer, ſobald ihm nur der Flächen— inhalt bekannt iſt, die Bonitirung leicht erſehen, wenn er ſich aus dem Fruchtwechſel und dem Umlaufe der zu kultivirenden Pflanzen und Gewächſe, der Einſaat und Ernte in mittlern Jahren den Rohertrag berech— net und von dieſem dann den Aufwand an Dünger und Arbeit abzieht, wodurch ſich der Reinertrag er— giebt. Der geſammte Rohertrag, ſo wie auch der zu deſſen Erzeugung erforderliche Bedarf wird nicht un— mittelbar in Geld, ſondern beſſer in Roggen gefun— den, zu welchem Zwecke alle übrigen Getreidegattun— gen ſowohl, als auch das ſämmtliche in einer Wirth— ſchaft erbaute Futter und Stroh nach Nahrhaftigkeit und Werth auf Roggen berechnet, und ſodann erſt dafür der Durchſchnittspreis der zunächſt gelegenen Marktſtadt feſtgeſtellt. Die Werthsverhältniſſe der Getreidegattungen und des Futters und Strohes kommen im Betreff ihres Nahrungswerthes in fol— genden Verhältniſſen zu einander zu ſtehen: 1 Berl. Schffl Weizen à 92 Pfd. hat 75 Pfd. Nah— rungstheile und iſt werth 20 Metzen Roggen. I Schffl. Roggen 480 Pfd. hat 60 Pfd. Nahrungs- theile und iſt werth 16 Mtzn. Roggen. 1 Schffl. Gerſte à 60 Pfd. hat 40 Pfd. Nahrungs— theile und iſt werth 10% Men. Roggen. 1 Schffl. Hafer à 50 Pfd. hat 30 Pfd. Nahrungs— theile und iſt werth 8 Min. Roggen. 1 Schffl. Erbſen, Bohnen, Wicken à 100 Pfd. hat 70 Pfd. Nahrungsth. und iſt werth 17 Mtzn. Roggen. 1 Schffl. Kartoffeln a 110 Pfd. hat 20 Pfd. Nah: rungstheile und ift werth 5 Men. Roggen. Einem Scheffel Roggen an Werthe ſind gleich: 2 Ctr. gutes Wieſen- oder Kleeheu. 5 „ Runkeln oder Kohlrüben. 10 „ Waſſerrüben. Kopfkraut. Erbſen⸗, Wid- und Linſenſtroh. 400 „ Hafer: und Gerſtenſtroh. 900 „ Weizen- und Roggenſtroh. 1800 „ Rapsſtroh. | Die Weide für eine Kuh oder zehn Schafe iſt drei Scheffeln Roggen gleich zu ſchätzen. Den Stroh— ertrag beſtimmt man nach dem Extrage der Körner, obſchon der reiche Boden, beſonders in regenreichen 12 300 Pfd. 389 Sommern, mehr Stroh im Verhältniß zum Körner— ertrage, als ſchlechter, armer Boden giebt. Man nimmt daher für den Strohertrag folgendes Durch— ſchnittsverhältniß an: 1 Berl. Schffl. Roggenerdruſch giebt 300 Pfd. an Stroh- und Scheunenabgängen. 1 Berl. Schffl. Weizenerdruſch giebt 250 an Stroh- und Scheunenabgängen. 1 Berl. Schffl. Gerſtenerdruſch giebt 150 = an Stroh- und Scheunenabgängen. 1 Berl. Schffl. Hafererdruſch giebt 100 — an Stroh- und Scheunenabgängen. 1 Berl. Schffl. Erbſenerdruſch giebt 300 — an Stroh- und Scheunenabgängen. 1 Berl. Schffl. Wickenerdruſch giebt 200 an Stroh- und Scheunenabgängen. 1 Morgen Rapserdruſch giebt 3000 an Stroh und Koppen. Das Durchſchnittsverhältniß der auf die anzu— nehmenden und früher näher erörterten 6 Bodenklaſ— ſen aufzubringenden Ausſaat wird folgendes ſein können: 1. Klaſſe. Auf 1 Mgdeb. Morgen 1½ Scheffel Weizen oder Roggen; 1½ Schffl. Gerſte oder Hafer und 1 Schffl. Erbſen oder Wicken. 2. Klaſſe. Auf 1 Morgen 1 Schffl. Roggen oder Erbſen und Wicken; 1½ Schffl. Gerſte und afer. 3. Kae Auf 1 Morgen 1% Schffl. Weizen oder Roggen; 1½ Schffl. Gerſte oder Hafer, und 1 Schffl. Erbſen oder Wicken. 4. Klaſſe. Auf 1 Morgen 1½ Schffl. Roggen; 1½ Schffl. Gerſte oder Hafer und 1 Schffl. Erbſen oder Wicken. Klaſſe. Auf 1 Morgen 1¼ Scheffel Roggen oder 1½ Schffl. Gerſte oder Hafer und 1 Schffl. Erbſen oder Wicken. 6. Klaſſe. Auf 1 Morgen 1% Schffl. Roggen oder 1½ Schffl. Hafer. Um für eine Abſchätzung den Werth der ein— zelnen Grundſtücke an und für ſich zu ermitteln, wird der für den Acker erforderliche Miſt als er— kauft angenommen und der Werth deſſelben vom Rohertrage abgezogen. Hierbei kommt es freilich darauf an, wie viel Miſt den Umſtänden gemäß eine gegebene Fläche ohne Schwierigkeit und ohne große Koften erhalten kann. Wo z. B. gute Wie— ſen vorhanden ſind und die Viehzucht das Heu gut bezahlt, da kann man bei der üblichen Dreifelder— wirthſchaft eine dreijährige Düngung annehmen; im entgegengeſetzten Falle darf aber nur eine ſechsjäh— rige, und unter gewiſſen Verhältniſſen wohl gar nur eine neunjährige Düngung angenommen werden. Für den Miſt kann jedoch hier nur der Preis gel— ten, welcher ſich ergiebt, wenn man berechnet, wie hoch jedes einzelne Fuder Miſt der Wirthſchaft ſelbſt zu ſtehen kommt. Da nun aber bei der Dreifelder— wirthſchaft in der Regel der Futterbau nicht in einem geeigneten Verhältniſſe zum Getreidebaue ſteht, auch das Wieſenverhältuiß zur Ackerfläche unermittelt blei— * 390 ben muß, ſo läßt ſich auch nicht leicht ermitteln, wie viel Dünger gewonnen wird, und wie hoch ein Fuder der Wirthſchaft im Preiſe zu ſtehen kommt. Um jedoch bei der Dreifelderwirthſchaft irgend einen Maßſtab für die Stärke der Bedüngung zu haben, hat man angenommen, daß jede Ackerklaſſe nach ihrem Strohertrage, wenn die Hälfte des Stroh— gewichts an Heu dazu kommt, ſich den Dünger in nächſt folgendem Verhältniſſe liefern kann. Zu ei— nem Fuder Miſt von 1200 Pfd. rechnet man näm— lich nach dieſer Methode 400 Pfd. Stroh und 200 Pfund Heu, und ein ſolches Fuder Miſt wird un— gefähr den Preis von 6 Metzen Roggen erhalten. Folgende Mittelſätze für eine derartige Bedüngung werden als der Wahrheit am nächſten kommend anzunehmen ſein. 1. u. 2. Klaſſe auf den Morg. alle 3 Jahre 10 Fuder. Dieſelb. Kl. =: : : e e Die 3. Klaſſe - : : Diefelbe 2 Die 4. Klaſſe - Diefelbe Er ne : - Die 5. Klaſſe⸗ : s Diefelbe 3 : : Die 6. Klaſſe s s Dieſelbe 3 : : Erhält die 6. Klaſſe nicht mehr Dünger, als hier angegeben, ſo kann ſie ſich kaum erhalten und hat deßhalb für ſich als Acker faſt gar keinen Werth. Man hat gefunden, daß ein über das angegebene Maß aufgeführtes 12 Ctr. ſchweres Fuder guten Düngers den Rohertrag bis um 2 berl. Scheffel Roggen erhöhe. Man nennt dies den Nutzungs— werth des Düngers. Dieſer Nutzungswerth des Düngers läßt ſich noch erhöhen; doch findet auch dieſer dadurch bewirkte höhere Ertrag in der Be— grenzung der natürlichen Ertragsfähigkeit des Bo— dens ſein Ziel. Nächſt der Einſaat und dem Dün— ger müſſen nun noch die Arbeitskoſten vom Roh— ertrage abgezogen werden, und was nun nach Ab— zug aller Grund- und Kommunalkoſten von dem Reinertrage übrig bleibt, iſt die Reinertrags— rente des Gutsbeſitzers. Außerdem hat man bei dem Reinertrage der Ackerländereien in der Drei— felderwirthſchaft noch die Brach- und Stoppelweide zu verrechnen, die auf Kuhweiden reducirt das oben unter dem Abſchnitte Weiden aufgeftellte Verhält— niß ergeben. Für eine ſolche Kuhweide von 3 berl. Scheffel Roggenwerth iſt eine Landkuh von unge— fähr 400 Pfd. lebendem Gewicht zu verſtehen, in— dem eine ſtarke Marſchkuh wohl doppelt ſo viel Weide bedarf. Die Werthsſätze der Brach- und Stoppelweide kommen in folgendes Verhältniß zu einander zu ſtehen. 1. Klaſſe braucht 6 Morgen Brach- und Stop— pelweide zu einer Kuhweide, mithin iſt 1 Mor— gen dieſer Weide werth 8 Metzen Roggen. 2. Klaſſe wie bei voriger. 3. Klaſſe. Bei dreijähriger Düngung gehören 8 eam w “ * = O Anſchläge und Reinertragsberechnung. Morgen zu einer Kuhweide, alſo iſt ein Mor: gen 6 Metzen Roggen werth. 4. Klaſſe. Bei dreijähriger Düngung gehören 9 Morgen auf eine Kuhweide, alſo iſt der Morgen werth 5 ½ Metzen Roggen. 5. Klaſſe. Bei ſechsjähriger Düngung in zwei Umläufen werden erfordert 10 Morgen auf eine Kuhweide; der Morgen Weide iſt hier alſo 9% Metzen Roggen werth. 6. Klaſſe. Hier muß man bei ſechsjähriger Dün— gung in zwei Umläufen 12 Morgen zu einer Kuhweide haben; daher iſt der Morgen 8 Metzen Roggen werth. Bei der Dreifelderwirthſchaft iſt es gerade vor— zugsweiſe der geringe Werth der Weidebenutzung, in Folge deſſen der Reinertrag ſo ſehr zurückſchlägt. Denn wenn eine Kuh den Sommer hindurch nur ſo viel Weidefutter zugerechnet bekommt, als der Heuwerth von 3 berl. Scheffeln Roggen, alſo 6 Centner Heu in Natur beträgt, und den Winter neben Stroh- und Scheuernfutter, mit 10 Ctr. Heu ausreichen ſoll, ſo kann ihre Nutzung nur ſehr ge— ring ausfallen. Soll eine gute Milchkuh ihren vol— len Nutzen geben, ſo muß ſie täglich mindeſtens 22 Pfd. gutes Heu oder anderes nahrhaftes Fut— ter darauf berechnet erhalten, was auf ein Jahr für eine Kuh 73 Ctr. gutes Heu beträgt. Da nun aber eine Weidekuh das ganze Jahr hindurch hier nur 16 Ctr. Heu erhält, ſo können die fehlenden 57 Ctr. ihr den Winter hindurch mit Strohfutter nicht erſetzt werden, weil das Thier nicht im Stande iſt, eine ſo große Strohmaſſe zu verzehren und ge— hörig zu verdauen, um die benöthigten Nahrungs- theile im Verhältniſſe zu 57 Ctr. Heu auszuziehen; man wird den Strohzuſatz hier höchſtens ſo weit annehmen können, daß ſich obige Heumenge ihrem Nahrungswerthe nach bis auf 25 Etr. erhebt. Bei 73 Ctr. Heufutter liefert eine Kuh, das Futter mit 2 multiplicirt und ½ von dieſer dadurch erhaltenen Summe an Streuſtroh zugerechnet, 175 ½ Ctr. gu— ten kräftigen Dünger, während bei 25 Ctr. Heufutter, wovon 9 Ctr. erſt aus Stroh auf Nährkraft zu be— rechnen find, die Kuh nur 60 Ctr. magern Dün⸗ ger giebt. Die zur Auffindung des Reinertrags von dem Rohertrage abzuziehenden Arbeitskoſten be— ruhen, da ſie gewöhnlich nach einmal angenomme— nen gewiſſen Procenten in unbekannten Größen ausgeworfen werden, zu ſehr auf willkürlicher An— nahme, ſo wie auch ein ſolcher Maßſtab durchaus nicht überall hinpaßt und für eine Wechſelwirth— ſchaft gar nicht anzuwenden iſt. Daher werden mit weit mehr Sicherheit und Bequemlichkeit ſämmtliche vorkommende landwirthſchaftliche Arbeiten, wie beim Abſchnitt Arbeit geſchehen, in Roggenwerthe aus— geworfen und auf die einzelne Arbeitsſtunde be— rechnet. 5 So wird ſich nun z. B. der Reinertrag eines Morgens Ackerland der erſten Klaſſe bei dreijähriger Düngung auf folgende Weiſe berechnen laſſen: Anſchläge und Reinertragsberechnung. a) Rohertrag: 1) Weizen 10 Brl. Schff., dieſe ſind gleich 200 Me. Rogg. 2) Gerſte 10 Brl. Schff., dieſe ſind gleich 106,66 3) Weizenſtroh, wenn 1 Schff. Ausdruſch 250 Pfd. giebt, ſo erhält man von 10 Scheffeln 2500 Pf.; 900 Pfd. ſind gleich 1 Schff. Roggen u. 2500 Pf. 44,44 4) Gerſtenſtroh; auf 1 Schffl. Ausdruſch 150 Pfd.; auf 10 Schffl. alſo 1500 Pfd.; 400 Pfd. find gleich 1 Schff. Rog— gen; 1500 Pfd. alſo 60 . 5) Die Brach- u. Stoppelweide, 6 Morgen für 1 Kuh, beträgt auf 1 Morgen 8 a . Summa des Rohertr. 419,10 Men. Rog. b) Koſtenbetrag. Einſaat an Weizen 13 Schffl., beträgt 22,50 Mb. Rogg. Einſaat an Gerſte 14 Sch., bet. 16 - i 10 Fuder Miſt, à Fud. 6 Mtz., das Auffahren mit gerechnet, 60 10 Fuder Miſt zu laden und zu breiten, von jedem zu 1 Fud. 1 Stunde Arbeit, betr. für 10 Fud. 20 Stunden, à 6 Mpf. Tagelohn, macht 10 Sgr. oder betr. den Werth von Zu Weizen und Gerſte ſechsmal zu pflügen und zu jedem ein: zelnen Male durchſchnittlich 4 Stund. Zeit gebraucht, betr., da 1 St. 1,44 Men. Roggen zu ſtehen kommt, für einmal pflügen 5,76 Mtzn., für ſechs⸗ mal alſo Für ſechsmal zu eggen; 1 St. koſtet 1,39 Mtz. Roggen; in 9 St. eggt ein Geſpann 74 Morg.; 1Morg braucht alfo 1,20 St., für ſechsmal ergiebt ſich demnach der Werth von 10 . Einen Morgen zweimal zu be— ſäen 1 St. Arbeit à 6 Mpf. und Waſſerfurchen aufzuräu— 553 34,56 men etwa 3 St. à 6 Pf., betr. 1,06 Erntearbeiten. a) Einen Morgen Weizen zu mähen 5 Arbeitsſt. Denſ. abzuraffen 5 Denf. zu binden 21 = Denſ. zu mandeln 14 = 141 Stund. a 6 Mpf. macht 7 Sgr. 1 Pf. oder in Roggen 3 Latus 153,22 Mn. Rog. 391 Einzufahren. Transp. 10 Schffl. Weizen a 92 Pf. 153,22 Mtz. Rogg. geben 920 Pfd. Das Stroh dav. bet. 2500 - 3420 Pfd. oder 31 Ctr. 10 Pfd. Den höchſten Ladungsbetrag zu 20 Ctr. auf 2 Pferde an— genommen, giebt hier obiges Gewicht 1,56 Fud. Bei 10 Min. Entfernung des Ackers vom Wirthſchaftshofe fährt 1 Geſchirr nebſt noch einen Arbeiter zum Aufladen und 2 zum Abladen mit Wechſel— wagen in 1 St. 1 Fud. weg. 1,56 Fud. koſtet 4 Sgr. 3,48 Mpf. und die 3 Arbeiter da— bei 2 Sgr. 4,08 Pf. zuſam⸗ men 6 Sgr. 7,56 Pf., betr. in Roggenwerth b) Einen Morgen Gerſte zu mä— hen gebraucht! Mann St. Für Zuſammenharken, Anle— gen, Binden, Mandeln und Nachharken durchſchnittlich bei Sommergetreide 6 St. für 1 Morg., zuſammen alfo 10 Arbeitsſtunden à 6 Pf. beträgt 10 Sgr. oder 266 « Einfahren. 10 Schff. Gerſte a 60 Pfd. wie⸗ gen 600 Pfd. Ein Morg hat Stroh— gewicht à Scheffel 150 Pfd. = 1500 2100 Pfd. oder 19 Ctr. 20 Pfd. 20 Ctr. zu einer Erntefuhre ge: rechnet, koſten 19 Ctr. 10 Pfd. mit den dabei nöthigen Arbei— tern einzufahren 3 Sgr. 0,60 Pf. oder Dreſcherlohn. a) Vom Weizen. 10 berl. Schff. Ausdruſch laſſen 5 SchockGar— ben vorausſetzen. 1Schck. aus: zudreſchen gebraucht 1 Arbeiter 8 Stunden, zu 5 Schock alſo 40 St., und was er in 9 Ta⸗ gen gedroſchen, macht er in ei⸗ nem Tage rein u. trägt Spreu und Körner ab; daher werden hiervon zu 5 Schock 4,44 St. erfordert, zuſammen alſo4 4,44 Stunden, welche 22 Sg. 2,64 Pf. koſten, oder betragen b) Von der Gerſte. 10 berl. Schf. ſetzen durchſchnittlich 25 Schck. ü Latus 171,90 Mtzn. Rog. 3,53 1,02. *% 10,96 - 392 Transp. Garben voraus. Sommer- 171,99 Mtz. Rog. getreide driſcht ein Mann in 3 Tagen 2 Schock; alſo ge— braucht er hierzu für 22 Schck. 30 Stund. und 3,33 Stunden zum Reinemachen, zuſammen 33,33 St. a 6 Pf. = 16 Sg. 8 Pf. oder 8,88 „ Summa des Koſtenbetr. 180,87 Mtzn. Rog. e) Reinertſag. Es bleibt demnach nach Abzug des Koſtenbetrags vom Rohertrage als 238,23 Metzen Roggen. Dies beträgt, auf 3 Jahre vertheilt, da die unbebaute Brache von den beiden Erntejahren mit übertragen werden muß, auf ein Jahr 79,41 Metzen Roggen. Auf ſolche Weiſe wird man ſich nun auch die näch— ſten 5 Ackerklaſſen, ſo wie Wieſen, Weiden, und über: haupt Alles, wo es ſich um einen Reinertrag han— delt, leicht berechnen können. Die 6 Ackerklaſſen kommen etwa in folgendes Verhältniß zu einander zu ſtehen: Kl. I. auf! Jahr 79,41 Mtz. od. A Schff. 15 M. R. I. 2.1 71 ee Cu 2 alas Vs: 1 34,74 3 2 Ban: V. 1 18,37 3 1 zer „ VI. 1 7,01 — ER : Die Arbeiten mit der Walze find bei obiger Be— rechnung weggelaſſen, weil fie nicht durchgängig ſtattfinden; indeſſen können ſolche, wo fie vorkom— men, dem Koſtenbetrage leicht zugefügt werben. Eben fo iſt die Zeit, welche ein Geſpann für die Wegeentfernung bis zur wirklichen Arbeit ſowohl als auch wieder zurück, beſonders bei den Pflug— und Eggearbeiten gebraucht, in dieſer Berechnung weggeblieben, da ſich ſolche nur in der Wirklichkeit ermitteln und berechnen läßt. Auf gleiche Weiſe müſſen hier auch noch die Fuhren zum Wegfahren des Getreides verrechnet und dem Koſtenbetrage mit zugeſchlagen werden. Wenn man gleich im Voraus für das Wegfahren des erbauten Getreides bei der Ertragsberechnung, wie gewöhnlich, einen Abzug von Landwirthſchaftliche Buchhaltung. 10 Procent des Bruttoertrags mit in Anrechnung bringt, fo iſt dies in fo fern falſch, weil, wenn auch Einſaat und Dreſcherlohn abgezogen werden, man jenen Abzug auch auf diejenige Getreidemenge mit überträgt, welche in der Wirthſchaft durch Men— ſchen und Thiere conſumirt und alſo nicht verfah— ren wird. Was bei der Dreifelderwirthſchaft die Benutzung der Brache betrifft, ſo läßt ſich durchaus kein ſicherer Maßſtab dafür annehmen, indem es lediglich von dem Dreifelderwirthe ſelbſt abhängt, wie viel oder wie wenig und mit welchen Früchten er ſeine Brache benutzen will, wenn er nicht durch Servitute an der Benutzung derſelben überhaupt ge— hindert iſt. Wo nun aber Brachfrüchte in der Drei— felderwirthſchaft mit vorkommen, oder eine andere Fruchtfolge in längern Umläufen dabei ſtattfindet, oder auch neben dem Getreide noch andere theuerer verkäufliche Pflanzenprodukte mit erzeugt werden, da müſſen dieſe ebenfalls mit auf Reinertrag berechnet und auf einen 3, 4, 5 oder 6jährigen Umlauf, je nachdem ſich die Düngung und Hauptbearbeitung der Acker wiederholt, in Anſatz gebracht werden. Bei der Dreifelderwirthſchaft wird ſich zwar ein Bodenertrag oder eine Bodenernte, nicht aber ein Wirthſchaftsertrag ausmitteln laſſen, da man wegen ungünſtigen Verhältniſſes des Futterbaues zum Ge— treidebaue die übrigen Wirthſchaftszweige mit nur einiger Sicherheit in ihrem Nutzungsertrage nicht beſtimmen kann. Da die Erzeugung der Getreide— früchte dauernd der Hauptzweck des Ackerbaues blei— ben wird, ſo muß man auch eine Ackerbenutzung zum Grunde der Berechnung legen, bei welcher Ge— treidebau die Hauptſache iſt. Aus dieſem Grunde iſt die Dreifelderwirthſchaft dasjenige Ackerſyſtem, welches als allgemein bekannt, bisher noch die Grundlage der Werthsberechnung abgeben muß. Indeſſen braucht Getreidebau, wenn auch Haupt— ſache, doch nicht ausſchließlicher Zweck des Acker— baues zu fein, wie dies die Koppel: und Frucht: wechſelwirthſchaft beweiſen. Übrigens wird ſich nach der Benutzungsart des Ackerbodens in den beiden zuletzt genannten Ackerſyſtemen der Reinertrag nach obiger Form und den dort angegebenen Grundſätzen für die einzelnen Bodenklaſſen leicht ermitteln laſſen. Landwirthſchaftliche Buchhaltung, Buchführung. Die Buchhaltung iſt die methodische Aufzeich— nung und Berechnung unſers ſämmtlichen Beftges und der damit vorgehenden Veränderungen. Man hat dabei zum Zwecke: eine genaue Überſicht die— ſes Beſitzes in ſeinen einzelnen Beſtandtheilen, ſo wie die Ergebniſſe vor Augen zu haben, die aus unſern Geſchäften und den durch ſie erzeugten Ver— änderungen unſers Beſitzes hervorgehen. Ob nun zwar gleich im Allgemeinen viele Landwirthe eine genaue Buchführung nicht ſo ſorgfältig beachten, ſo bleibt ſie doch immer ein Gegenſtand von gro— ßer Wichtigkeit. Denn wenn auch bei den meiſten gebildeten Landwirthen in allen ihren Vorgängen eine berechnete Regelmäßigkeit herrſcht, und ihre Rechnungsbücher dem Wirthſchaftsumfange ange— meſſen pünktlich genau geführt werden, ſo findet man doch bei der Mehrzahl der Landwirthe ſelten eine genaue und regelmäßige Buchführung, obſchon die Vortheile derſelben einſtimmig anerkannt ſind. Bei ihrer Durchſicht kann ſich der Landwirth über— zeugen, wie ſich der Betrag der Auslagen, welche auf die verſchiedenen landwirthſchaftlichen Arbeiten verwendet wurden, zum Gewinn verhalten, wie der oder jener Zweig der Wirthſchaft Nutzen bringt, oder im Verhältniß zu andern Verluſt herbeiführt, welche Pflanzen und Gewächſe bei der Ackerkultur Landwirthſchaftliche Buchhaltung. * am meiſten lohnen und durch welche Klaſſe der ökonomiſchen Viehzucht die landwirthſchaftlichen Produkte, namentlich die Futtergewächſe ſich am höchſten verwerthen laſſen, ſo wie ſich überhaupt nun erörtern läßt, durch welches allgemeine Syſtem der Gewinn vermehrt oder der Verluſt verurſacht worden iſt. Nur hierdurch können die gültigen Grundſätze der Oekonomie dauernd in die Wirth— ſchaft und die Ausgaben im Allgemeinen möglichſt vermindert werden, weil ſich natürlich der Reinertrag des Gutes in dem Maße vermehrt, in welchem ſich die Ausgaben mindern. Wirthſchaften ohne alle Rechnungsführung können ſich hingegen niemals einen Reinertrag über ihren Beſitz entwerfen, mit— hin auch weder ihre ſtehenden, noch umlaufenden Kapitale, alſo den Werth ihrer eignen Beſitzung gar nicht kennen lernen. Will man daher das Ganze einer Wirthſchaft überſehen und ein Land— gut richtig benutzen lernen, ſo iſt eine vollſtändige Buchhaltung, die alle Verhältniſſe der Wirthſchaft genau darſtellt, für eine zweckmäßige Verwaltung derſelben unumgänglich nöthig. Dieſe Buchhaltung zerfällt in zwei Haupttheile, nämlich in die ſtehende und in die jährliche; erſtere macht das Lager- oder Grundbuch aus, welches einen Abriß des Gutes im Ganzen und in allen einzelnen nutzbaren Theilen enthalten muß. Zu demſelben gehören vor Allen die verſchiedenen Charten, nämlich: 1) die Vermeſſungscharte, welche die Fläche und deren natürliche Abtheilun— gen und Grenzzeichen enthält; 2) die Boniti— rungscharte, auf welcher die Bodenarten nach ihrer verſchiedenen Güte, am beſten durch Farben bezeichnet und die Grenzen und Übergänge derſel— ben, wie auch die Hügel, naſſen Stellen und be— ſtehenden Waſſerabzüge, ſinnlich dargeſtellt ſind, ſo wie auch noch beſonders die trocknen und naſſen Stellen auf irgend eine Weiſe bezeichnet werden müſſen; 3) die Nutzungscharte, welche die künſt— lichen in der Feldmark getroffenen Abtheilungen ent— hält. Sie muß außer den Hauptabtheilungen oder Schlägen auch die Unterabtheilungen der Haupt— ſchläge mit berückſichtigen. Die Nummern der Haupt— abtheilungen werden mit größern, etwa römiſchen Zahlen oder Buchſtaben, die Unterabtheilungen oder einzelnen Stücke mit kleinern deutſchen Zahlen oder Buchſtaben bezeichnet. Zu dieſen Charten gehören nun noch die Regiſter, welche die Vermeſſung und Bonitirung, ſo wie den Nutzungsplan verzeichnet enthalten. Da es von großem Nutzen iſt, wenn man die einzelnen Theile eines Landgutes nach ihrem Werthe zu ſchätzen weiß, fo iſt es gut die Acker zu boni— tiren, d. h. nach ihren Bodenbeſtandtheilen und ihrer Ertragsfähigkeit abzuſchätzen, und ſich ſodann nach der Güte und dem Gehalte des Ackers einen Überſchlag zu machen, was der Morgen einer jeden Acker⸗, Wieſen- und Weideklaſſe werth ſei, was man der Bequemlichkeit halber in möglichſt genauen Abſtufungen durch Zahlen ausdrücken kann, indem man z. B. den Boden der erſten Klaſſe zu 10, den der zweiten zu 8, den der dritten zu 6, den der Kirchhof, Landwirth. 393 vierten zu 4, den der fünften zu 2 und den der ſechſten zu ! anfegt. Nach dem Antheile nun, den ein Schlag von jeder Bodenart enthält, beſtimmt man deſſen Werth, indem man die Zahlen jener Werthbeſtimmung addirt. Der Werth ſämmtlicher Wirthſchaftsgebäude iſt ebenfalls zum Grundkapitale des Gutes zu rechnen. Ferner enthält das Lagerbuch noch eine genaue Nach— weiſung aller nutzbaren Gerechtigkeiten des Gutes, der Gefälle, der Frohnen, der Zehnten, der Mühlen— und Schenkpachte, der Bier- und Branntweingerech— tigfeiten u. ſ. w. Der Werth der Gefälle läßt ſich durch eine durchſchnittliche Abſchätzung derſelben er— mitteln; die Gerechtigkeiten müſſen aber nach den Renten angeſchlagen werden, welche ſie durch Über— lafjung an andere mit höchſter Sicherheit abwerfen können. Der Werth des ganzen Gutes oder der Grundwerth geht aus der Summe des Werthes aller nutzbaren Stücke, nach Abzug der ſämmtlichen darauf haftenden Laſten hervor. In dem Lagerbuche läßt ſich auch mit großem Vortheile eine Kapital— rechnung oder eine Abrechnung mit dem jährlichen Wirthſchaftsbetriebe anlegen, um daraus erſehen zu können, was dieſer letztere jährlich eingebracht habe, und ob und um wie viel das Grundvermögen dadurch von Zeit zu Zeit vermehrt worden ſei. Endlich läßt ſich auch mit dem Lagerbuche ſehr paſſend eine Geſchichte des Gutes verbinden, worin alles, was auf den Werth und die Gerechtſame des Gutes einen we— ſentlichen Einfluß hat, ſo wie alle Veränderungen mit den Gebäuden, mit der Eintheilung der Grund— ſtücke, alle vorgenommenen Verbeſſerungen und alle merkwürdigen Wirthichaftserfahrungen eingetragen werden. Der zweite Theil der Buchhaltung umfaßt die jährlich abzuſchließende Rechnungsführung über den jährlichen Betrieb des landwirthſchaftlichen Gewer— bes. Eine ſolche Rechnungs führung muß über alles, was auf dieſen Gewerbsbetrieb Beziehung hat, eine klare Überſicht geben, und daher von allen Em— pfängen und Ausgaben an Geld und Naturalien, ſowie auch von der Verwendung der Arbeit, und überhaupt von allen auf den Erfolg Einfluß ha— benden Rechnungsgegenſtänden Auskunft geben. Die Vollſtändigkeit der jährlichen Rechnungsfüh— rung hängt zunächſt von der genauen Aufzeich— nung ſämmtlicher, in der Wirthſchaft vorkommen— den Handlungen, oder von der richtigen Journal— führung ab, zu der das Geld manual und das Wirthſchaftstagebuch gehört. In das erſtere werden alle Geldeinnahmen und Geldausgaben in der Ordnung, wie ſie augenblicklich vorkommen, ein— getragen; in das letztere werden aber alle Arbeiten und Ereigniſſe im Gange der Wirthſchaft und alle Veränderungen in den Vorräthen und im Viehſtande verzeichnet. Aus dieſen Journalen wird nun die voll— ſtändige Jahresrechnung nach einer gewiſſen Ord— nung abgefaßt. Die Formen der jährlichen Buchführung ſind ſehr mannigfaltig, und die bekannteſten darunter ſind: die Regiſterform, die tabellariſche Form und die Methode der en Buchhaltung. 394 1) Die gewöhnlichſte oder die ſoge⸗ nannte Regiſterform. Bei dieſer werden außer den Journalen noch drei Hauptbücher geführt, näm— lich: a) für die Geldrechnung; b) für die Getreide— und Naturalienrechnung; c) für die Viehrechnung. a) Die Geldrechnung enthält alle Geld einnahmen und Geldausgaben, nach beſtimmten Benennungen geordnet, und jede bekommt ihren gewiſſen Platz angewieſen. Der erſte Theil der Geldrechnung enthält gemeiniglich die Einnahme, der zweite die Ausgabe. Zu beiden pflegt man die Landwirthſchaftliche Buchhaltung. Seiten ſo zu liniren, daß in der erſten Kolumne zur linken Hand Monat und Tag, in der zweiten die Nummern der Belege, wo ſolche ſtattfinden, ſtehen. In der Mitte ſtehen dann die Poſten, und rechts befindet ſich eine doppelte Geldkolumne von Thlrn. Sgr. und Pf. In der erſten dieſer Geldkolumnen kommt der Betrag der einzelnen Poſten, in der zweiten aber der Betrag der Einnahme oder Aus— gabe monatlich addirt. Als Beiſpiel ſteht hier die monatliche Einnahme an baaren Gefällen und für Roggen. i | | Einnahme | Monat. Bi 4 Gefätten. | Thlr. RL Thlr. Sgr. Pf. Juli 2. Kaſſenvorrath beim Abſchluß der vorigen Rechnung. 325 — — Für verkauftes Wieſenheu an den Amtmann N. 56 15 Für Grundzins von dem Müller N. 6 10 — Rückzahlung der Feuerkaſſengelder vom Schmied und Müller. 7 15 8 395 10 8 10. Juli. | | | Januar 4. à 2 Thlr. Für Roggen. An den Müller N. N. zu N. Sgr. Pf. | Thlr. Sgr. Pf. — 9. — 12 | — An den Amtmann N. N. zu N. à 2 Thlr. — 27. 6 — — An den Kornhaͤndler N. zu N. 4 3 Thlr. 10. Januar. 7 Die Artikel der Geldeinnahme find nun nach der Art der Wirthſchaft verſchieden, und man verbindet oder trennt dieſelben. Eine jede hat aber ihre eigne Rubrik oder Titel. Gewöhnlich gehören dahin: 1) an baaren Gefällen; 2) für Getreide, und zwar für jede Art beſonders; 3) für Kleeſamen, Lein und Handelsgewächſe; 4) für Obſt und Gartengewächſe; 5) für verkauftes Vieh, jedes mehrentheils auf einem beſondern Folium (Seite); 6) für verkaufte thieriſche Produkte, als für Butter, Käſe, Milch, Wolle, Felle, Eier u. ſ. w.; 7) für Insgemein, wohin alle die zu— fälligen Einnahmen gehören, die unter einer andern Rubrik keinen Platz haben. Iſt eine kleine Brauerei oder Brennerei, woraus verkauft wird, oder ein anderes Gewerbe, aus dem man Geld löſt, mit der Wirthſchaft verbunden, ſo erhält es hier ſeine Rubrik. Iſt jedoch der Betrieb eines ſolchen Gewerbes be— trächtlich, fo pflegt man ihm wohl feine eigene Buch— Landwirthſchaftliche Buchhaltung. haltung und Kaſſe zu geben. — Der zweite Theil der Geldrechnung oder die Ausgabe hat gewöhn— lich folgende Rubriken: 1) an den Eigenthümer ab geliefert und für denſelben ausgelegt; 2) für Bau— materialien; 3) für Arbeitslohn beim Bau; 4) für den Garten; 5) in der Wirthſchaft; 6) bei Melio— rationen; 7) für Geſindelohn und Salarium; 8) für Eiſen und Nägel; 9) für Nutzholz; 10) für Brenn- holz und Torf; 11) für Deputatholz; 12) für Pferde; 13) für Rindvieh; 14) für Schafe; 15) für Schweine; 16) für Schmiedearbeiten u. dgl. m.; 17) für Schreibmaterialien und Porto; 18) für Diäten und Reiſekoſten; 19) für Abgaben und Ge— 395 fälle, Armengeld; 20) Feuerkaſſengeld; 21) Hagel— aſſekuranzgeld; 22) für Konſumtibilien in die Haus— wirthſchaft; 23) Insgemein. Die Rekapitulation der Einnahmen und Ausgaben für alle Artikel in jedem Monate auf's ganze Jahr ſtellt man am beſten tabellariſch dar, und zieht ſodann die Ausgabe von der Einnahme ab. b) Das Getreide- und Naturalienrech— nungs buch hat zunächſt Rubriken für jede Art von Getreide, in welchen man zweckmäßig die Ein— nahme und Ausgabe in jedem Monate gegen ein— ander überſtellt, und immer einen monatlichen Ab— ſchluß über beides und über den Beſtand macht. — . — . —— Einnahme an Roggen. Monatliche Ein⸗ nahme u. Beſtand. Ausgabe an Roggen. | S Aufge: Dreſch. Auf dem Ein⸗ Monat. Abdruſch. 3 meſſen. lohn. aß han Monat. Ausgabe. 8 Sch. Me Sch. Me Sc. 2 Sch. Me. Sch. Me. FOR | Dftb.9.| Divid. und Beſtand Spt. 20. Zum Brot: Feld. korn 20 — — 14.] Wend und — 25. Deputat dem | Kurth. Meier 4 — — 20. Durch Hofe: — 30. Ausgeſäet. 125 — dienſte. Summa | 140 en Monatliche Getreideausgabe für die Hauswirthſchaft. 5 > 1 N BR N izen. e rſte. Grütze u. = Erbſen. tie. Buchweiz. Linfen. Monat. a | oggen | erf en. Grütze. Sch. Mo. Sch. Moe. Sch. Me. Sch. Ms. Sch. Ms. Sch. Me. Sch. Mg. Sch. Me. Sch. Ms. a | Juli. | 3(— 20 — 81 1:3| 2 2 Auguſt. 4 — 24 — 7 — 210 2 Septemb. 2 1 Aw. 50 396 Landwirthſchaftliche Buchhaltung. Verkauftes Getreide im Jahre 1844 bis 45. An wen und | Weizen. Roggen. Gerſte.] Hafer. | Erbſen. | Linfen. Buchweiz. Datum. wohin. Sch. Ne. Sch. Mg. Sch. Mg. Sch. Mg. Sch. Mg. Sch. Mg. Sch. Ms. Thlr. Sgr. Pf. | Dec. 4. An den Mül⸗ — 4 RER | ler N. zu N. 140 — 96— —— —— — — — — — bezahlt 448 — — — 19. Aufd. Markte zu N. — — — — 60 — 140 — — 20— —— bezahlt 280 — — Jan. 9. An d. Amtm. | N. zu N. —— — 0 40 — — 27 — — 14 — aufRechn.“ —|—|— u. ſi w. > | | 140] — 9 5 =) 100, — | 140.— 20 — 20 | 14 Die erfte Rubrik in dem Naturalienrechnungs— buche über monatliche Einnahme und Ausgabe an Roggen u. ſ. w. vertritt zugleich die Stelle eines Scheunenregiſters. In der Tabelle für verkauftes Getreide iſt das Geld nur der Notiz und Überſicht halber angezeichnet, findet ſich aber in dem Geldbuche genauer berechnet. Es folgen ſodann die übrigen Getreideausgaben nach ihren verſchiedenen Rubriken, z. B. Decem an den Prediger und Schullehrer; beſtimmte Kornge— halte, z. B. an den Thierarzt, Schornſteinfeger; ferner an die Deputatiſten, die Hofmeier, Hirten, Schäfer, auch wohl an den Schmied u. ſ. w. Das Getreide für die Ackerpferde kann ebenfalls tabellariſch einge— tragen werden. Wird eine herrſchaftliche Wirthſchaft geführt, ſo haben die Kutſch-, Luxus- und Gaſt— pferde natürlich ihre befondere. Rubrik. Auf gleiche Weiſe wird auch das dem übrigen Viehe gegebene Getreide unter die beſondern Rubriken des Maſt-, Federviehes verzeichnet. Eine beſondere Rubrik ent— hält dann die Ausſaat der verſchiedenen Getreidear— ten, mit Bemerkung des Tages und der Stücke, wann und wie ſie erfolgt. Jede Getreideart hat auch hier ihr beſonderes Folium. Ein Anhang, welcher das Verzeichniß des eingeernteten Getreides nach Man- deln angiebt, mit Bemerkung der Scheunen und Taſſe, wo es eingefahren iſt, pflegt die Getreiderechnung zu beſchließen. Nach dem Getreide folgt die Einnahme und Aus— gabe anderer vegetabiliſchen Produkte, z. B. des Wieſen- und Kleeheues, der Kartoffeln, Rüben, Möhren, Kohl, Hanfes, Flachſes, Mohns und was weiter in der Wirthſchaft gewonnen wird. c) Die Viehrechnung. Dieſe enthält in einem beſondern Buche zuvörderſt ein genaueres Verzeich— niß der einzelnen Stücke jeder Viehart nach ihren Nummern und Namen, mit Bemerkung ihrer Art oder Raſſe, Alters, Tugenden oder Fehler, und ihres Werthes beim Anfange des Rechnungsjahres, . B. von den Kühen auf folgende Weiſe. Art oder Tugenden Werth: Haben ge— Nummer. Namen. Raſſe. Alter. oder Fehler. ſchätzung. kalbt. 1. Zeiſig. Landraffe. | 6 Jahr. ausgezeich- 45 Thlr. den 2ten Mai. | net gut. 2. Wachtel. Oldenburger 7 Jahr. milcht gut, | 60 Thlr. den Öten Juni. Raſſe. aber kurz. u. ſ. w. Die gegenüberſtehende Seite bleibt offen, um noch bei jedem Stücke die im Laufe des Jahres ge— machten Bemerkungen beizuſchreiben. Auf ähnliche Weiſe wird von einer jeden andern Viehart ein Ver— zeichniß angefertigt. Dann folgen die monatlichen Viehrechnungen in Rückſicht des Zuwachſes und Ab— ganges nach folgendem Schema: Landwirthſchaftliche Buchhaltung. 397 Viehrechnung vom Monat Juni 1845. | Nummer. | Beftand vom Monat Juni. Zuwachs. Abgang. | Beſtand. Std. Stck. Std. Stck. 1 Pferde 12 2 Füllen von 1844 3 3 Ochſen 2⁴ verkauft No. 4 u. 6. 2 22 4 Kühe 50 geſtorben No. 20 1 49 5 Bullen 2 2 6 Ferſen von 1843 6 6 7 Große Schweine 18 18 8 Mittlere Schweine 20 geſchlachte!t 1 19 9 Ferkel 30 30 10 Gaänſe 40 40 11 Hühner 80 80 u. ſ. w. | Die Schäferei pflegt ihre beſondere Rechnung zu haben, damit man den Abgang jeder Art genauer angeben kann. Dann folgt die Einnahme und Ausgabe der ſämmtlichen thieriſchen Produkte, wo auch die Häute, | | | | welche vom Schlachtvieh, und die Sterbefelle, welche von Schafen eingenommen ſind, ihre Rubrik haben. Die über das Molkenweſen wird am beſten auf fol— gende Weiſe tabellariſch dargeſtellt. 3 rate Fr Berlaufter | An 8 . Milch Milch. Butter Käſe ge- Verbrauchte Verkaufte F — - a halten. fette. | abger. a gemacht. macht. Putter. Käſe. Butter. Käſe. Duart. Quart.] Quart.] Quart. Quart Pfund. Mand Mandeln. Pfund. Mandl. Pfund. Mandl. | | . 1 | 2— 8 990 55 | 90 | 120 70 40 9 19 7 21 2 9 - 15 1004 67 81 84 90 49 10 16 6 33 4 16 2 995 62 | 9 106 40 gut 18 RO en u. ſ. w. 2949 | 184 | 265 | 279 | 266 129 | 28 | 53 | 2 76 | 6 Diefe Art von Buchführung ift mannigfaltiger Abänderungen fähig, die ſich jeder Landwirth nach ſeinen Anſichten und Zwecken einrichten kann. Sie iſt unter allen die gebräuchlichſte und bekannteſte, und bei dem gewöhnlichen Wirthſchaftsbetriebe zu— reichend. Sie giebt eine deutliche Überſicht des Gan— zen beim Abſchluſſe eines jeden Monats. Sonſt zeich— net ſie ſich aber eben nicht durch Einfachheit aus, in— dem ſie mehrere Bücher erfordert, die meiſten Artikel mehrmals eingetragen werden müſſen, und das Nach— ſchlagen beſchwerlich iſt. Bei alle dem giebt ſie doch keine klare Anſicht der Wirthſchaftsverhältniſſe. Ins⸗ beſondere fehlt ihr noch eine Nachweiſung der bezahl— ten und verwandten Arbeit und die Berechnung des Düngers; doch kann man dieſe noch in einem beſon— dern Buche aufnehmen. 2) Die tabellariſche Form kann zwar in der gedrängteſten Kürze eine ſehr vollſtändige Überſicht von der ganzen Wirthſchaft und allen ihren Verhält— niſſen gewähren; ſie iſt aber ſehr mühſam zu verfer⸗ tigen und fordert viel Übung und Gewandtheit, in— dem gar zu leicht Irrungen entſtehen, die nicht leicht zu verbeſſern ſind. Bei einzelnen Zweigen und einzel⸗ nen Geſchäften läßt ſich jedoch dieſe Form mit Nutzen anwenden; z. B. bei Nachweiſungen über die Ausſaat, Düngung, Tagelohn, Stückarbeiten u. dgl. m. 3) Die Anwendung der doppelten Buch hal— tung auf das landwirthſchaftliche Rechnungsweſen verſchafft, ſobald ſie einmal eingerichtet iſt, die ſicher— ſten Ergebniſſe in der Buchführung; überdies iſt fie” auch, wenn man ſich einmal daran gewöhnt hat, keineswegs ſchwierig und zeitraubend. Das Eigen— thümliche dieſer Buchführung beſteht darin, daß jeder Artikel oder Zweig der Wirthſchaft, der von beſon— derer Wichtigkeit iſt, ſeinen beſondern Buchabſchnitt oder Rechnung, Conto, und in dieſem ſeine Credit— und Debetſeite erhält, und daß jede Poſt doppelt, nämlich einmal als Credit und einmal als Debet ein- 398 getragen wird; dies geſchieht deßhalb, weil alles, was irgend eine Perſon oder ein Artikel erhält oder empfängt, von einer andern Perſon oder einem andern Artikel geliefert ſein muß. Debet ift das Soll und heißt alſo: hat empfangen, iſt für ihn verwendet worden; und Credit iſt das Haben, und heißt im Gegentheile: hat geliefert, hat geleiſtet; bei Debet iſt alſo der Gegenſtand ein Schuldner und bei Credit ein Gläubiger geworden. Beim Abſchluß der Rechnung muß die Summe aller Debet der Summe aller Credit gleich ſein, ſo verſchieden auch das Debet und Credit der einzelnen Conti ſein mochte. Was ein Conto entweder an Debet, oder an Credit mehr hat, alſo der Reſt der Subtraction oder die Summe, welche zur Ausgleichung des Debet und Credit eines Conto gehört, heißt Saldo (Überſchuß), und zwar entweder Saldo an Gewinn, oder Saldo an Verluſt, je nachdem derſelbe auf der einen oder der andern Seite ſich befindet. Da aber nicht immer ein perſönlicher Debitor (Schuldner) durch Überweiſung einer Summe einen perſönlichen Creditor (Gläubi— ger, Lieferer) entgegengeſtellt werden kann, ſo müſſen ſogenannte Hülfsconti hierbei die Stellvertreter wer— den, deren gerade die Landwirthſchaft die meiſten be— darf, indem der Landwirth in der Regel nur gegen baares Geld handelt, mithin felten mit wirklichen fremden Perſonen als Debitoren und Creditoren auf längere Zeit zu thun hat. Die bei der Landwirth— ſchaft unentbehrlichſten Conti ſind folgende: Kapitalconto, welches den Gutsbeſitzer oder Pachter vorſtellt. Das zum Betriebe der Wirthſchaft beſtimmte Kapital wird dieſer Rechnung zu Gute ge— ſchrieben, oder kommt auf das Credit (die Einnahme); allenfalfige Schulden hingegen kommen auf das De: bet (die Ausgabe) zu ſtehen. Beim Abſchluß der Conti nimmt es allen Gewinn auf ſein Credit und alle Verluſte auf ſein Debet und gleicht ſich ſelbſt durch das Bilanzconto (Ausgleichungs-Abſchluß— conto) aus. Gutsconto, wobei das Gut als ein wirklicher Poſten des Inventars als Debitor für die volle Kauf— ſumme deſſelben, ferner für alle Verbeſſerungen, wo— durch das Gut bleibend im Werthe erhöht wird, er— ſcheint. Creditor wird es nun für das unter der Kaufſumme begriffene eigentliche Inventar, und durch die Abſonderung deſſelben wird der Grund— werth oder auch der Preis des Gutes beſtimmt. Hofgebäudeconto ift ebenfalls ein wirklicher Poſten des Inventars, mithin Debitor für den Werth derſelben. Durch die Trennung derſelben von dem Gute läßt ſich der Werth oder der Preis der Grund— ſtücke auf's genaueſte ausmitteln. Ein Credit kann bei dieſer Rechnung eigentlich nicht ftattfinden, da Gebäude und Grundſtücke bei der Bewirthſchaftung letzterer unzertrennlich ſind. Kaſſencontso dient zur Aufzeichnung der Geld: einnahmen und Ausgaben. Dieſes wird für alle Ein— nahmen debitirt und für alle Ausgaben creditirt. Wirthſchaftskoſtenconto. Unter das De— bet kommen die Koſten, welche durch das Tage- und Geſindelohn, durch die Nahrungsmittel des Viehes, Landwirthſchaftliche Buchhaltung. durch Steuern, Aſſekuranzen, Unterhaltung der Bau— lichkeiten entſtehen. Unter das Credit kommt der Werth der geleiſteten Arbeiten von Menſchen und Vieh auf den einzelnen Ackern, Wieſen u. |. w., in: dem das Geſinde nebſt den Geſpannen einen Theil der Unterhaltungskoſten durch die geleiſtete Arbeit decken; ferner gehören noch dahin die Wolle und der Dünger, weil auch damit ein Theil der Unterhal— tungskoſten bezahlt wird. Dieſes Conto erhält im Hauptbuche gewöhnlich die tabellariſche Form. Mobiliarconto kommt für den Werth der Mobilien unter Debet zu ſtehen; die Verkäufe ab— genutzter Mobilien hingegen müſſen unter das Credit zu ſtehen kommen. Okonomieconto (Haushaltungsconto) wird für alles, was nur die Haus haltung an Geld, Milch, Butter, Feldfrüchten u. ſ. w. koſtet, debitirt, für die etwaigen Erträge des Gartens creditirt und im Hauptbuche durch Verluſt- und Gewinnconto aus— geglichen. Naturalienconto wird für die Sämereien zur Ausſaat und alle Futtergattungen, die angeſchafft werden, debitirt; die Abgaben davon zur Fütterung des Viehes und zur Saat kommen unter Credit zu ſtehen. Viehbeſtandsconto. Das Vieh iſt, da es zum Betriebskapitale gehört, ein wirklicher Poſten des Inventars. Auf das Debet kommt der Werth aller Viehgattungen und alle Ankäufe und Zuwachs von Vieh; Creditor hingegen wird dieſes Conto für alles verkaufte, ſowie für das zur Mäſtung aufge— ſtellte Vieh. Auch hier wird die tabellariſche Form beibehalten. Abgeſondert hiervon nach denſelben Grundſätzen beſtehen für ſich das Schäfereiconto und das Maſtviehconto. Das zur Mäſtung be— ſtimmte Vieh und die Fütterungskoſten deſſelben, da ſie den Werth des Viehes erhöhen und beſtimmen, kommen unter Debet; der Erlös aus dem Mäſtviehe unter Credit zu ſtehen. Düngerconto wird für den Werth, wie er ſich durch die Calculatur ergiebt, debitirt; die ver— ſchiedenen Verwendungen werden ihm creditirt. Feldeonto. Man giebt in der Regel jedem einzelnen Acker ein Conto. Ein jeder wird für die Arbeit von Menſchen und Vieh und für den Dünger debitirt; für den Ertrag an Produkten aber creditirt. Im Hauptbuche wird es durch das Verluſt- und Ge— winnconto ausgeglichen. Wieſenconto. Die Wieſen ftehen mit den Ackern in gleichem Verhältniſſe. Produktenconto wird für alle geerntete Ge— genſtände belaſtet, für alle Verkäufe und Abtretungen an das Naturalienconto aber creditirt; im Haupt— buche durch das Bilanzconto ausgeglichen. Schiff- und Geſchirrcontso iſt ein wirk— licher Poſten des Inventars. Sowohl die übernom— menen, als auch die in der Folge gekauften Geraͤth— ſchaften und die Unterhaltung derſelben kommen un— ter Debet, und nur diejenigen Geräthſchaften, welche vor ihrer völligen Abnutzung verkauft werden, unter Credit zu ſtehen. Landwirthſchaftliche Buchhaltung. Zinſenconto für empfangene und gezahlte Zinſen, die ſich durch Verluſt- und Gewinnconto ausgleichen. Verluſt- und Gewinnconto, durch welches alle übrigen Conti abgeſchloſſen werden, und das allein Aufſchluß giebt über den glücklichen oder miß— lungenen Verſuch aller Unternehmungen in der Land— wirthſchaft. Unter das Debet gehören alle Laſten und Ausgaben der Wirthſchaft, ſowie auch die Ver— luſte an den einzelnen Wirthſchaftszweigen; unter das Credit kommt aller Gewinn zu ſtehen und es gleicht ſich durch das Kapitalconto aus. Sein Ab— ſchluß belehrt den Landwirth über den reinen Gewinn oder wirklichen Verluſt im Verlaufe einer Rechnungs— zwiſchenzeit. Endlich gehört auch eigentlich noch ein Conto hierher, worauf der Beſitzer ſeinen perſönlichen Auf— wand bezeichnet. Bücher und deren Einrichtung bei der doppel— ten Buchhaltung. Das Kaſſenbuch enthält die Geldrechnung. Zwei neue einander zugleich aufliegende Blattſeiten führen die Aufſchrift: Einnahme und Aus gabe; die Einnahmepoſten auf der linken Seite erſcheinen von dem, der die Kaſſe führt, als Creditoren (Gläu— biger), weil er für allen Empfang Debitor (Schuld— ner) wird. Die Ausgaben auf der rechten Seite ſind Debitoren und der Kaſſirer Creditor. Zu Anfange jeder neuen Blattſeite wird vor die Colonne des Da— tums das Folium und die Blattſeite des Hauptbuchs geſetzt, ſowie dies auch bei jedem Monatsabſchluſſe mit Angabe der Summe von Kaſſenvorrath geſchieht. Addirt man am Ende eines Monats beide Seiten und zieht die Ausgabe von der Einnahme ab, ſo wird der Reſt Kaſſavorrath und auf den nächſten Monat übergetragen. Die Prima-Nota enthält alle die übrigen Veränderungen, welche ſowohl durch Vermehrung, als Verminderung des Beſitzes entſtehen. Dieſe Po— ſten beſtehen in den hervorgebrachten Erzeugniſſen, in deren Verkäufen auf Zeit oder Credit, in dem gewon— nenen Dünger, in der Veränderung des Viehſtandes, in abgegebenen Futter für das Vieh, in der geleiſteten Arbeit deſſelben, in dem auf die Felder ausgeführten Dünger, in den Geſchäften mit einem Vieh- oder Getreidehändler u. ſ. w. Die linke Seite, Schuld überſchrieben, nimmt die Poſten des Credit auf. Neben dieſen Abſchnitten wird in einem kleinen Felde (un— mittelbar nach Angabe der Geldſumme) ebenfalls das Folium des Hauptbuches angegeben, wo der betref— fende Conto zu finden iſt; das Datum des Monats ſteht aber hier in der Mitte (unmittelbar über den aufgeführten Poſten). Das Hauptbuch bringt die mannigfaltigen Gegenſtände in dem Kaſſabuche und in der Prima— Nota unter die beſondern Conti, und giebt dadurch eine ſummariſche Überſicht von jeder einzelnen Rech— nung. Dieſe Rechnungen werden im Hauptbuche auf zwei neben einander zugleich aufliegende Blatt— ſeiten eingetragen, wovon die linke mit Einnahme, 399 die rechte mit Ausgabe bezeichnet wird. Nach der Einzeichnung des in das Hauptbuch übertragenen Poſtens giebt man durch P. oder K. an, ob derſelbe aus der Prima-Nota oder dem Kaſſabuche entnom— men, ſowie hinter dieſen Buchſtaben in einer beſon— dern Colonne das Folium jener Bücher angegeben iſt. Außerdem wird nun noch des ſchnellen Aufſchla— gens im Hauptbuche wegen ein Regiſter hinter dem— ſelben gefertigt, worin die verſchiedenen Conti alpha— betiſch geordnet mit der Blattſeite des Hauptbuches, wo ſie zu finden ſind, angegeben werden. Calculaturbuch. Dieſes liefert dem Land— wirth die meiſten Materialien für die Prima-Nota, und belehrt ihn über den Verdienſt des Viehes, über die Produktionspreiſe der Erzeugniſſe, über den Werth des Düngers u. ſ. w. Das Verdienſt des Arbeits— viehes wird auf dem gewöhnlichen Wege gefunden, wenn man außer dem gelieferten Dünger und dem Abzug für den Verdienſt der dabei nöthigen Per— ſonen die Summe der Arbeit von der Summe der Unterhaltung abzieht, und nun den Verdienſt für den einzelnen Arbeitstag berechnet. Die Produk— tionskoſten bei Thieren findet man, wenn von der Summe ihrer Unterhaltung der vorher auf Werth berechnete Dünger abgezogen wird, wo der Reſt der Werth der Milch, der Wolle u. ſ. w. iſt. Die Pro— duktion der Felder läßt ſich berechnen, wenn von der Summe der Baukoſten und den auf den Ackern ruhen— den Laſten das Stroh nach ſeinem Werthsverhältniſſe zur Frucht, bei dem Wintergetreide mit “ und bei dem Sommergetreide mit / abgezogen, und in den Reſt die auf dieſem Felde erbauten Scheffel Getreide dividirt werden, wodurch ſich der Werth deſſelben er— giebt. Bei dem Heu dividirt man den Ertrag durch die Summe der Baukoſten und Laſten und findet den Werth für einen Centner Heu. Daſſelbe gilt von den Hackfrüchten. Um den Werth des Düngers zu erfah— ren, verfährt man auf folgende Weiſe. Wenn man alles erbaute, mit Ausſchluß der Winterkörner, ſammt dem Stroh und alles erbaute Futter an Heu und Hackfrüchten mit 2, 3 (oder ſicherer mit 2) multipli— eirt, oder auf die unter Düngung angegebene Weiſe verfährt, jo erhält man die Düngermenge. Was nach Abzug der thieriſchen Leiſtungen und Produktion, ſowie des Aufwandes für die dabei nöthigen Arbeiter von der Summe der Unterhaltung übrig bleibt, iſt der Werth des Düngers. Werden die Körner der Sommerfrüchte, ftatt gefüttert, zum größten Theil verkauft, ſo geſtaltet ſich allerdings nach erſterem Verfahren das Verhältniß zum Dünger anders; die Form jedoch, den Preis davon zu beſtimmen, zu wel— chen ſich die Wirthſchaft den Dünger herſtellt, bleibt immer dieſelbe. Das Futterbuch. In dieſem muß alles dem Vieh verabreichte Futter in beſtimmten Zeitabthei— lungen und nach den Veränderungen in der Fütte— rung angeſchrieben werden. Am Ende einer Fütte— rungsperiode wird der Wirthſchaftskoſtenconto dafür Debitor, und der ganze Betrag auf dieſem Conto in ſo vielen Poſten eingetragen, als daſelbſt Abtheilun— gen für die verſchiedenen Viehgattungen ſich vor— finden, welche dieſe Koſten zu tragen haben. 400 Naturalienſcontro. Auf der linken zweier zugleich aufliegenden Blattſeiten wird eingeſchrieben: jede Frucht- und Futtergattung, die Vorräthe an Ge— treidegarben, Stroh, Käſe, Butter, Milch, Salz, Holz, Dünger u. ſ. w., und auf der rechten Seite hingegen werden die Abgänge und Verkäufe bemerkt. Durch den Abzug des Weggenommenen von dem Vorhandenen wird der Reſt der übriggebliebenen Naturalien geſunden. Das Arbeitsbuch. Um die in jeder Woche geſchehenen Arbeiten nebſt dem verwendeten Tage— lohn überſehen zu können, wird aus den ſtattgefun— denen täglichen Aufzeichnungen wöchentlich ein Aus— zug gemacht, in welchem die Namen der Arbeiter und ihre am Sonnabend erhaltene Bezahlung auf der linken Seite und die verrichtete Arbeit des Viehes auf der rechten Seite bezeichnet werden. Für das Kaſſabuch und die Prima-Nota entſpringen die Po— ſten aus dieſem Buche. Das Wirthſchafts notizbuch. In dieſes werden ſowohl täglich, als wöchentlich aus den nur mit Bleiſtift geſchriebenen Taſchenbüchern, worin Jeder, der mit der Wirthſchaft etwas zu thun hat, ſogleich einzeichnet, was in derſelben vorgefallen iſt, beſonders aber alle Veränderungen im Gange der Wirthſchaft und in den Vorräthen, Einnahme und Ausgabe des Kornbodens, der Futterböden, Scheuern, Veränderungen des Viehbeſtandes, Begehen, Kalben und Abſetzen, Veränderung in der Fütterung u. |. w. eingetragen. Aus dieſem Notizbuche werden die Naturalienſcontro, das Arbeits- und Futterbuch gebildet. . Beim Übertragen aus dem Kaſſabuche und der Prima-Nota in das Hauptbuch wird im letzteren Fol. 1 für das Kaſſabuch ein Kaſſaconto eröffnet, wo auf die linke Seite die monatliche Einnahme, die ſich am Schluſſe deſſelben ergiebt, zu ſtehen kommt. Die Erklärung der Poſten werden in gedrängter Kürze auf einer Linie im Hauptbuche gegeben. Für das Geſchichtliche jedes Poſtens wird in einer Spalte vor dem Geldabſchnitte das Folium des Kaſſabuchs oder der Prima-Nota ausgeſetzt. Der Jahrgang wird hier in der Mitte auf beide Blattſeiten geſetzt, und die Angabe des Datum bleibt weg. Nach Über— tragung des Poſtens wird oberhalb des Querſtrichs, der außerhalb der Datumſpalte im Kaſſabuche vor dem Poſten ſteht, die Zahl der Blattſeite geſetzt, zum Zeichen, daß die Übertragung geſchehen iſt Als— dann wird dem erſten Poſten, Kapitalconto eine Rech— nung im Hauptbuche Seite 2 eröffnet und auf die rechte Seite derſelben übertragen. Unterhalb des Querſtrichs vor dem Poſten im Kaſſabuche wird das Fol. 2 des Hauptbuches geſetzt, zum Zeichen, daß er übertragen iſt. Auf dieſe Weiſe verfährt man mit allen Poſten im Kaſſabuche und in der Prima-Nota und bringt den Inhalt dieſer Bücher auf das Hauptbuch. Die richtige Führung des Hauptbuches erprobt man dadurch, daß man die Saldi (Reſte) aller Rech— nungen im Hauptbuche auszieht, unter die Abſchnitt— Debitoren oder Creditoren ſtellt, und dieſe Poſten addirt, wo ſie als Merkmal der richtigen Führung Landwirthſchaftliche Buchhaltung. des Hauptbuches zwei gleichlautende Summen lie— fern müſſen. Dieſes nennt man Bilanziren oder eine rohe Bilanz ziehen. Die Bilanz des vorgelegten Hauptbuches iſt hinter dem Regiſter zum Hauptbuche einzuſchalten. Wenn die Summen der Debitoren und Creditoren nicht übereinſtimmen, ſo muß man den Fehler durch Vergleichung der Hülfsbücher (des Kaſ— ſabuchs und der Prima-Nota) zu entdecken ſuchen (Collationiren). Bei der Landwirthſchaft müſſen häufig den Ge— werbsleuten oder Arbeitern Abſchlagszahlungen oder Vorſchüſſe auf Verdienſt gemacht werden, die eigent— lich ſogleich gebucht oder eingetragen werden müßten. Der Abkürzung halber kann man aber dabei auf folgende Weiſe verfahren. Jene beſcheinigen die em— pfangenen Vorſchüſſe auf einem Bogen Papier ſo oft ſie dergleichen erhalten, und dieſe Scheine be— handelt man in der Kaſſe ſo lange als baares Geld, bis mit den Ausſtellern derſelben völlig abgerechnet worden, worauf die Poſten gebucht werden. Auf gleiche Weiſe kann man mit dem Geſindelohne ver— fahren. Die Steuern ſind in die Ausgabe des Wirth— ſchaftskoſtenconto zu ſetzen, oder es iſt auch das Feld— conto damit zu belaſten. Die Unterhaltung der Bau— lichkeiten fällt dem Abſchnitte Allgemein auf dem Wirthſchaftskoſtenconto zur Laſt; neue Bauten hin— gegen fallen dem Gute zur Laſt. Die eigenen in der Wirthſchaft verbrauchten Erzeugniſſe müſſen immer zu den Produktionspreis ausgeworfen werden. Der Ertrag der Obſternte wird dem Verluſt- und Ge— winnconto gut geſchrieben; das Einſammeln des Obſtes, ſowie das Setzen der Bäume fällt hingegen dem Wirthſchaftskoſtenconto zur Laſt; den Ankauf junger Bäume aber muß das Gut tragen. Wenn der Gutsherr einen getrennten Herd führt, ſo muß er dieſen Aufwand ſeinem Privatconto zur Laſt bringen; wird aber das Hausgeſinde mit dem Wirthſchaftsge— ſinde aus einer gemeinſchaftlichen Küche geſpeiſt, ſo muß eine Erſatzſumme für jeden Kopf ausgemittelt, die Erhaltung des Geſindes dem Okonomieconto gut geſchrieben und der Saldo deſſelben dem Privatconto zur Laſt gebracht werden. Der einfache Landwirth oder Pachter hingegen gleicht das Okonomieconto durch das Verluſt- und Gewinnconto aus und theilt es mit den Köpfen in den Saldo, um die Unterhal— tungskoſten eines Einzelnen zu finden. Einen ſehr ſchwierigen Poſten bei der landwirthſchaftlichen Buch— haltung giebt die Vermehrung des Biehbeftandes durch die Geburten. Der Debitor (das Viehbe— ſtandsconto) iſt durch die Natur der Sache gegeben; der Creditor kommt auf das Verluſt- und Gewinncon— to, indem da ein dergleichen Ereigniß als ein reiner Ge— winn zu betrachten iſt. Da mit der körperlichen Aus— bildung des Thieres deſſen Werth ſteigt, ſo hat man bei dem Abſchluß der Bücher in den Ställen nachzu— ſehen, ob der wirkliche Beſtand mit dem Buche über— einſtimmt, und dieſen Beſtand gewiſſenhaft zu taxiren. Solche Conti, wie Naturalien-, Produkten- und Düngerconto, deren Gegenſtände auf das Credit ge— ſchrieben worden, die zum Theil noch vorhanden und ein Gegenſtand des Inventars ſind, müſſen vor dem Bücherabſchluſſe von dieſen Gegenſtänden wieder ent— | 1 l | Landwirthſchaftliche Buchhaltung. laſtet werden, weil ſonſt dieſe Conti nicht abgeſchloſ— ſen werden könnten. Das Tagelohn des arbeitenden Viehes nebſt dem dabei benöthigten Geſinde und der Arbeiter überhaupt iſt ebenfalls wie oben der Werth des Düngers u. |. w. zu ermitteln und nachzuweiſen. S. Arbeit. Poſten auf Conti oder auch die Conti ſelbſt, die durch andere gedeckt oder ausgeglichen werden, können der Kürze halber beim Abſchluß weg— bleiben. Diejenigen Produkte und Naturalien aber, welche nach Abgabe in die Wirthſchaft und nach Ab— rechnung des Verkaufs übrig bleiben, werden zu ihrem Werthe berechnet und zu dem neuen Inventar ge— ſchlagen. Wo die Abnutzung der größern Wirth— ſchaftsgeräthſchaften ſchon in den Unkoſten der Ar— beitsthiere mit inbegriffen iſt, wie dies bei jenen unter dem Abſchnitte Arbeit aufgeſtellten Sätzen der Fall iſt, da iſt dieſelbe nicht noch beſonders zu berechnen. Ebenſo liegen nach jenen Sätzen die Ar— beiten des Geſindes größtentheils mit in der Abwar— tung und Pflege des Viehes, und bei den Knechten in den Arbeiten der Pferde ſelbſt, indem dieſe ohne jene nicht arbeiten können. Bei getrennten Feldern muß der Dünger für jedes einzelne Ackerſtück beſon— ders berechnet und auf die darauf gewonnenen Früchte, im Verhältniß ihrer Fähigkeit, denſelben wegzuneh— men, vertheilt werden, weil ſich hierauf die zu ermit— telnden Baukoſten mit gründen. Für jedes neue Wirthſchaftsjahr iſt nun noch das Inventar, ſämmt— lich nach ſeinem gegenwärtigen Werthe zu entwerfen, damit man erfährt, wie ſich die einzelnen Conti von Jahr zu Jahr gegen einander verhalten, und wie— Wöchentlicher 401 viel an Kapital (Kapitalſtock) gewonnen oder ver— loren wird. Da zum Abſchluß der jährlichen Rechnung der— jenige Zeitpunkt als der angemeſſenſte erſcheint, wo ein gewiſſer Ruhepunkt der Geſchäfte eintritt, und wo der größere Theil der Erzeugniſſe ſchon ganz ver— wendet iſt, ſo erſcheint es am geeignetſten, die Rech— nung mit dem erſten Juli zu beginnen und mit dem letzten Juni zu ſchließen. Auch verdient dieſer Rech— nungsabſchlußtermin in der Beziehung den Vorzug vor jedem andern, weil derſelbe mit den Terminen des An- und Abzugs der Pachter gewöhnlich über— einſtimmt. Wenn nun die meiſten Landwirthe bei Einfüh— rung dieſer doppelten Buchhaltung doch einigen An— ſtoß daran finden dürften, ſo iſt Jedem, der dieſe Buchführung einzuführen beabſichtigt, anzurathen, im erſten Jahre derſelben neben ihr ſeine vorherige Buchführung beizubehalten, damit er bei einigen Irrthümern, die er vieilleicht erſt in der Folge ent- decken könnte, mit ſeinem Rechnungsweſen nicht in Unordnung komme. Näheres ſ. in der Schrift: „die landwirthſchaftliche doppelte Buchhaltung“ von C. Kleemann. Sondershauſen bei Eupel 1840. 14 Groſchen. Um aber auch dem minder geübten Landwirthe Veranlaſſung zur Rechnungsführung in ſeinem Be— triebe zu geben, iſt nachſtehend noch ein Rechnungs— formular aufgeſtellt, welches den Zweck erfüllt und auch von dem in der Sache ungeübteſten Landwirthe ohne Schwierigkeit ausgefüllt werden kann. Kaſſabeſtand. Tag. | | I | Kirchhof, Landwirth. Einnahme. Thlr. Sgr. Pf. Thlr. Ausgabe. Sgr. Pf. 402 Landwirthſchaftliche Buchhaltung. Wöchentliches Arbeits - Journal vom bis Name der Arbeiter Don: I Sonn: Anzahl der Sig! und Dr Sinne, Mont. Dienſt. Mittw. nerstag. Freitag. nn Tage. lich I“ Sor. Di. Arbeit der Tagelöhner. ſtehenden Geſindes. Arbeit des Zügearbeit. Arbeit nad) dem Stück Wöchentlicher Körner- und Futterbeſtand. | | Monat. Tag. Raps. Weizen. Rogg. Gerſte. Hafer. Erbſen. 118 Runkel. Kraut. Heu. 22 2 * — — Ber: | ! 2; * == = —l — Gedroſch. 30— 24 — | 9 1 Verkauft. — 17 — 18 | mm. l Verzehrt. | Bilanz . Landwirthſchaftliche Buchhaltung. 403 ertrag. „ e _ 5 S S S 3 5 3 3 f Fruchtfolgen. a = E 5 33 8 = * Summe N Sch. Sch. Sch. Sch. Sch. Sch. Etr. Sch. Cir. Eu. Sgr. Thlr. Sgr. Pf. a. uplger Boden. 1) 15 Morg. Grünfutt. — —— — — — 300 — — — 15 150 — — 2) 15 Morg. Raps. 150 — — — — 90 450 — — 3) 15 Morg. Weizen. — 150 — — — — — — — — 60) 300 — — 4) 15 Morg. Hafer. — — — — 150 — — — — — 15 75 — — 5) 15 Morg. Erbſen. 9% lt .2a ee 6) Hackfrüchte: | Kartoffeln. F 22000 -—— er Runkeln. =| — — — — — — — 800 —| 731 20! — — Kraut. — — — — — — — — — 1000 721 250 — 7) Gerſte. VVV 8) Klee. KKK h . 195] 350 —- = 9) Roggen. = 45 235 2648 10 ra b. Leichter Boden. | | 1) 10 Morg. Spörgel. 2) 10 Morg. Roggen. u. . II. Auslagen. 2 i e e e SSS S3 8 38. ITT S | 2 25 E Thlr. Sgr. Pf. Thlr. Sgr. Pf. a. | Rn a. 1) Grünfutt. und Sa— men dazu. — ä —— — — — — | | — — 20— 30 2) Raps. Samen. 1— — — — ::— —— D —— —— 3 3) Weizen. Samen. 15— —— — — —— ——— 30 4) Hafer. Samen. 3ÿTTTTCTT 22 5) Erbſen. c T . . | b. | | | 1) Spörgel. Samen. | 2) Roggen. Samen. u. ſ. w. | | Pferdehafer. —— — — 270 — | — — — 10 — —— 175 — — Pferdeheu. „FTT a — = — — Pferdeh | 1835 Schmiede- und Wagnerarbeit .. | 43| 15 Geſinde: 3 Knechte a 70 Thlr. jährlich 2100 —i-— SEE a ah 150 — | — Erntefoften . sn. ee 2.1. w. 483 15 — Summa der Geſammtausgabe. | — |! — ee 12 — Reingewinn. — | — — [1881| 28| — Totalertrag. | — | — |— 2648 10 — Handel mit landwirthſchaftlichen Produkten. Handel mit landwirthſchaftlichen Produkten. Bei jedem durch einen der Zweige der Betrieb— ſamkeit geſchaffenen Erzeugniffe geht das natürliche Beſtreben des Erzeugers dahin, ſich deſſen auf die vortheilhafteſte Weiſe zu entledigen, d. h. es gegen die größtmögliche Zahl von Werthen auszutauſchen, welche gemeiniglich durch Geld vorgeſtellt werden. Wenn nun zwar gleich die Waare gegen Geld, als den allgemeinſten Stellvertreter der Werthe einge— tauſcht wird, ſo kann doch immer nur erſt im Allge— meinen das Geld nur mit Erzeugniſſen gewonnen werden. Daher bringt der Landwirth ſeine erzeugten Produkte zu Markte, als dem für den Abſatz be— ſtimmten Platze, wo er Erzeuger anderer Produkte findet, die für das aus dem Verkaufe ihrer Erzeug— niſſe gelöſte Geld ſeine Waare zu dem Preiſe des Tages kaufen, der unter dem Namen Marktpreis bekannt iſt. Für das erlöſte Geld kauft ſich nun der Landwirth alle jene Produkte, die er bedarf und doch nicht ſelbſt erzeugen kann. Sowie der Landwirth kaufen auch die übrigen Glieder der menſchlichen Geſellſchaft, und ein jeder bewegt ſich in ſeinem Wirkungskreiſe, um die Menge ſeiner Erzeugniſſe zu vermehren, und immer dient einer dem andern zum Abſatze, während das Geld bei dieſem ganzen Treiben nur die Rolle einer Mittelwaare ſpielt und den Umtauſch erleichtert. Wenn ſich zuweilen ein Mangel an Abſatz offenbart, und man dann in den Geſchäften eine Art Stockung gewahrt, ſo ſpricht man wohl von Überfüllung und ſagt, der Handel gehe nicht mehr, man erzeuge oder bringe zu viel hervor. Indeſſen in der menſchlichen Betriebſamkeit liegt nicht der Grund von dergleichen Stockungen und Mangel an Abſatz. Denn da ein Erzeugniß einem andern Erzeugniſſe zum Abſatze dient, ſo kann es nicht fehlen, daß, wenn man eine Quelle von Werthen verſtopft oder zerſtört, man vielen Andern Schaden bringt, weil der Abſatz der hierher gehöri— gen Erzeugniſſe ſehr gehemmt oder gänzlich unter— drückt iſt. Wo ſich ein Stocken in irgend einem Be— triebszweige offenbart, da wird man finden, daß die— ſes Erzeugniß von der Verminderung eines andern Erzeugniſſes aus natürlichen, ſtaatswirthſchaftlichen oder politiſchen Urſachen herrührt. Es zerſtörte z. B. ein Hagelſturm die Weinleſe am Rhein und eine ſcharfe Kälte vernichtete die Olivenernte in der Lom— bardei; oder es raffte ein ernſthafter Krieg die Arbei— ter vom Feldbaue und die Matroſen von der Han— delsſchifffaͤhrt weg, er verhindert das Ankommen der rohen Stoffe, und ſogleich werden die Nachfra— gen nach dem oder jenem Artikel auf tauſend Punk— ten ausgeſetzt bleiben; für viele Waaren tritt dann eine Stockung des Abſatzes ein, indem es weniger austauſchbare Erzeugniſſe giebt. Hieraus geht her— vor, daß Niemand Conſument oder Verbraucher ſein kann, ohne Produzent oder Hervorbringer zu ſein, Straßenräuber, Bettler und überhaupt alle diejeni— gen ausgenommen, welche auf Unkoſten ihres Näch— ſten leben, ohne etwas zu thun, das dieſem nützlich wäre. Das ſicherſte Mittel alſo, ſich Abſatzwege zu erhalten und fie zu vervielfachen, iſt, ſelbſt viel ber: vorzubringen und die Hervorbringungen aller andern zu befördern, damit Jedermann im Stande ſei, un— ſere Erzeugniſſe gegen die ſeinigen, mit Hülfe jener Mittelwaare des Geldes, einzutauſchen. Auf jene Bemerkungen, daß die Hervorbringung von Erzeug— niſſen jetzt zu beträchtlich ſei, da ſie keine Verbrau— cher fände, iſt zu entgegnen, daß die Urſache davon wo ganz anders liege. Denn wohl nirgendswo wirft man den Roggen in die Flüſſe oder läßt ihn ver— faulen, oder giebt die Manufakturerzeugniſſe dem Feuer preis, oder tritt endlich die übervielen Werke unſerer Hände mit Füßen! und doch ißt ein großer Theil der Bevölkerung kein Brod, kein Fleiſch, nährt ſich nur von groben Gemüſen und bedeckt ſich kaum mit einigen jämmerlichen Lumpen; und hierin liegt die wahre Urſache des mangelnden Abſatzes. Der Grund davon aber, warum dieſe Volksmenge nichts kauft, iſt leicht einzuſehen; ſie hat nichts, was ſie den Erzeugern für ihre Produkte, die ihnen ſogar Bedürfniß ſind, geben kann, weil ſie ſelbſt nichts hervorbringt. Könnte auch dieſe Volksmenge kaufen, ſo wäre gewiß nicht zu viel hervorgebracht. Sobald daher der Gewerbsfleiß, deſſen dieſe Menſchenklaſſe fähig iſt, gefördert wird, ſo wird jener zum Heile der übrigen erzeugenden Geſellſchaft gedeihen. Was nun aber die verhältnißmäßige Menge von den verſchiedenen Arten der Erzeugniſſe anlangt, ſo muß die gewerbthätige Geſellſchaft dieſelbe im All— gemeinen ſo weit berückſichtigen, daß ſolche in ſofern begrenzt werden, als erforderlich iſt, den eigenthüm— lichen Werth der einzelnen Erzeugniſſe in ein mög— lichſt richtiges Verhältniß zu einander zu ſtellen. Denn iſt an dem einen Erzeugniſſe deßhalb Über— fluß, weil ſich zu viele Gewerbtreibende auf Unkoſten anderer Erzeugniſſe zu viel damit befaſſen, an dem andern aber aus der entgegengeſetzten Urſache Man— gel vorhanden, jo wird leicht das Gleichgewicht der Werthsverhältniſſe zu einander aufgehoben, und während im letztern Falle häufige Nachfrage ge— ſchieht, fehlt es im erſtern an Abſatz. Letzterer Um— ſtand iſt aber bei dem landwirthſchaftlichen Gewerbe, als der Hauptquelle der Erzeugniſſe, von ganz beſon— derer Wichtigkeit, und von jedem einzelnen Landwirthe ſehr wohl zu beobachten, wenn er von ſeinem Grund und Boden den möglichſt höchſten Reinertrag gewin— nen will. Wie weit jedoch der Anbau eines landwirth— ſchuftlichen Produktes Ausdehnung finden darf, um ſich einen lohnenden Abſatz davon zu verſprechen, läßt ſich natürlich im Allgemeinen nicht beſtimmen, und es muß dies unter genauer Berückſichtigung der vorliegenden Umſtände Spekulation des einzelnen Landwirths bleiben. Maſtung daher bis auf einem hohen Fettigkeitsgrad in einem Lande treiben, wo das Fett nicht einen verhältnißmäßigen Werth hat, Getreidearten erzielen, die in einer gegebenen Ge— gend keinen Marktpreis haben, noch Abſatz finden; Handelsgewächſe da bauen, wo nicht in einer ver— hältnißmäßigen Entfernung ſich Fabrikanſtalten oder Handel mit landwirthſchaftlichen Produkten. Handelsplätze zu ihrer Verarbeitung oder Wegſchaf— fung vorfinden; in der Nachbarſchaft von großen Fruchtmarktplätzen den Futterbau zum Hauptgegen— ſtande machen; oder in großen Entfernungen von denſelben, nicht ſelten durch mühſelige unfahrbare Wege erſchwert, dem Getreidebaue den Vorzug ge— ben ꝛc. wären jedenfalls ſehr unrichtige Spekulatio— nen. Dagegen ſind ein ſicherer und ſtets gangbarer Abſatz der Produkte, ein nicht zu koſtſpieliges Weg— bringen derſelben, ein lohnender Preis der Waare ꝛc. Winke, die dem Landwirthe nicht entgehen dürfen. Nächſt dem Betriebe der Geſchäfte, wodurch mit dem mindeſt möglichen Aufwande die größte Menge von nutzbaren Produkten erzeugt wird, muß demnach der umſichtige Landwirth ſeine vornehmſte Sorgfalt darauf richten, daß der möglich höchſte Geldertrag daraus gelöſt werde. Dieſes geſchieht durch zweck— mäßige Erſparung in der Wirthſchaft und durch den vortheilhafteſten Verkauf. Die Summe aller Erſparungen, die bei den Kleinigkeiten in einer Wirthſchaft anzubringen ſind, beträgt im Ganzen oft etwas ſehr Anſehnliches; da— her muß es ſich der Wirth durchaus zum Grundſatze machen, jede nicht zum wirklichen Nutzen gereichende Ausgabe mit Sorgfalt zu vermeiden und Alles mit dem möglich geringſten Aufwande zu erreichen ſuchen. Doch darf man die Sparſamkeit hierbei nicht zu weit treiben; denn dieſelbe wird Geiz, ſobald dadurch der Zweck, der höchſte nachtheilige Ertrag, verfehlt wird, und jede Erſparung, wodurch ſich dieſer in der Folge vermindert, iſt dahin zu rechnen. Man muß daher ſehr wohl erwägen, ob durch eine augenblick— liche Erſparung dem Betriebe der ganzen Wirthſchaft oder eines Theils derſelben, der gewöhnlich wieder Rückwirkung auf das Ganze zu haben pflegt, nicht ein weit größerer Nachtheil in der Folge zugefügt werde. Eine der wichtigſten Erſparungen macht man durch die Auswahl der zur eigenen Conſumtion nöthigen Produkte. Häufig ſteht wegen beſondern Umſtänden der Preis mancher Produkte auf dem Markte nicht in gerechtem Verhältniſſe zu ihrem in— nern Werthe, und nicht ſelten iſt beſonders eine Ge— treideart in Rückſicht auf dieſes Verhältniß beträcht— lich theurer oder wohlfeiler als die andere. In die— ſem Falle muß man nun diejenige, welche ihrem wahren Werthe nach zu niedrig im Preiſe ſteht, auf alle Weiſe zur eignen Conſumtion mit Erſparung der in einem höhern Marktpreiſe ſtehenden verwen— den. Wenn z. B. der Weizen faſt in demſelben oder unbeträchtlich höhern Preiſe mit dem Roggen ſteht, oder wenn der Hafer ſich über ſein natürliches Ver— hältniß zum Roggen auf dem Markte erhebt (vergl. Reinertrag), ſo wird jeder vernünftige Landwirth die nach ſeiner Nährkraft billiger ſtehende Getreide— art zum eigenen Conſum verwenden. Noch wichti— ger iſt dieſe Auswahl der Getreidearten bei der Be— nutzung derſelben in der Brauerei und Branntwein— brennerei. Das verſchiedene Verhältniß, worin die Eßwaaren, Getreide und andere nahrhafte Früchte, Fleiſch verſchiedener Art, Fett, Butter, Käſe, Milch, Eier, Hering, ihrem Preiſe und ihrer Nahrungs— fähigkeit nach gegen einander ſtehen, kann oft eine 405 Veränderung in der Conſumtion derſelben vortheilhaft machen, wenn nicht das Geſinde zu ſehr an eine be— ſtimmte Speiſungsart gewöhnt iſt, und ſich aus Gi: genfinn ſelbſt gegen eine Verbeſſerung derſelben ſträubt. Von ſehr großer Wichtigkeit iſt es, daß zu rech— ter Zeit ein genauer Überſchlag vom Bedarf der Wirthſchaft in allen und jeden Stücken gemacht und mit dem Beſtande verglichen werde, damit man die— ſen vorräthig erhalte und ſich auf keine Weiſe ver— leiten laſſe, wäre es auch durch die vortheilhafteſten Preiſe, einen Eingriff darin zu machen. In der Re— gel ſoll man von jedem Produkte einen Vorrath zu erhalten ſuchen, der 2 Monate über die Zeit, wo es wieder gewonnen werden kann, hinausreicht. Bei ungewöhnlich hohen Preiſen, die bei der Ausſicht auf eine vorzügliche Ernte nach derſelben mit größ— ter Wahrſcheinlichkeit ſehr fallen werden, kann man dieſen Termin wohl um etwas verkürzen; indeſſen muß der Vortheil hierbei doch ſehr auffallend ſein, indem die Herbeiſchaffung oder die frühere Zugut— machung der neuen Frucht in dieſem Zeitpunkte leicht nachtheilige Störungen in den Wirthſchaftsgeſchäf— ten veranlaßt. Auf keinen Fall und um keinen Preis darf man zu kurz rechnen und ſich etwa auf eine frü— here Ernte verlaſſen, weil dieſe bei dem beſten An— ſcheine ſich dennoch verzögern und in große Ver— legenheit ſetzen kann. Der Verkauf der, Produkte erfordert eine ſehr große Vorſicht und Überlegung, mit Rückſicht auf alle Lokalverhältniſſe der Gegend, auf die Markt— plätze und die Handelsverhältniſſe, deren Kenntniß ſich daher ein jeder Wirth zu erwerben und feſt im Auge zu behalten hat. Der möglich theuerſte Ver— kauf und die Benutzung der höchſten Preiſe iſt Pflicht des landwirthſchaftlichen Gewerbsmanns; denn die vielen Unfälle und das Riſiko, denen die Landwirth— ſchaft unterworfen iſt, können nicht anders als durch die Benutzung glücklicher Umſtände wieder aufgewo— gen werden. Indeſſen iſt es mehrentheils nicht thun— lich, daß der Landwirth mit ſeinem Verkaufe bis auf den wahrſcheinlich höchſten Preis gänzlich zurück— halte und unter demſelben nichts losſchlage, indem er in den meiſten Fällen früher Geld gebraucht, be— vor dieſer höchſte Preis eintritt. Wenn es aber auch der Landwirth mit feinem Betriebskapitale oder Kaf- ſenvorrath zwingen kann, ſo lähmt er ſich doch oft dadurch zu andern vortheilhaften Unternehmungen, wozu ſich häufig Gelegenheit findet, wenn größerer Vorrath in der Kaſſe iſt. Ferner fehlt es nicht ſel— ten, um ſo beträchtliche Aufſchüttungen zu machen, in den meiſten Wirthſchaften an Raum, und be— ſonders an ſolchem, wo das Getreide gegen alles Verderben und Unfälle geſichert iſt. Vorzüglich iſt aber auf die Bequemlichkeit des Verfahrens, da, wo dieſes auf der Achſe geſchehen muß, oder wo es dem Landwirthe nicht vom Hofe abgeholt wird, große Rückſicht zu nehmen. Freilich ſtehen ſelten die Ge— treidepreiſe dann am höchſten, wenn hierzu die be— quemſte Zeit vorhanden; wogegen dann, wenn die Preiſe auf den höchſten Punkt kommen, die wichtig— ſten Arbeiten auf dem Acker vorfallen und vernach— läſſigt werden müßten, wenn Getreidefuhren nicht 406 gegen Lohn geſchehen können. Oft tritt dann der Fall ein, daß man gern verkaufte, aber kein Geſpann zum Verfahren übrig hat. Deßhalb wird mit weni— gen Ausnahmen und Bedingungen die allgemeine Regel wohl die bleiben, daß bei größern Gütern vor— nehmlich die beſte Zeit zum Verfahren der Produkte diejenige ſei, wo die andern Geſchäfte am wenigſten darunter leiden. Bei ganz nahen Abſatzorten kann hierbei wohl eine vortheilhafte Ausnahme ſtattfin— den. Allerdings kommt auch bei dem längern Auf— bewahren des Getreides der Verluſt in Betracht, den das Eintrocknen mit ſich bringt, ſowie derjenige, wel— cher unvermeidlich von Mäuſen und Inſekten oft ent— ſteht; nicht weniger das Riſiko, welchem lange auf— bewahrtes Getreide immer ausgeſetzt ift. Die muthmaßliche Vorausberechnung der Preiſe iſt immer trüglich; denn wenn ſich gleich unter be— ſondern Lokalitäten im Allgemeinen und im großen Durchſchnitte darüber mit Zuverläſſigkeit etwas an— nehmen läßt, ſo treten doch ſehr häufig Abweichun— gen von der Regel ein, weil die Umſtände, welche auf das Steigen und Fallen der Marktpreiſe Einfluß haben, zu mannigfaltig ſind, und durch unzuberech— nende Zufälligkeiten herbeigeführt werden. Der Marktpreis hängt bekanntlich von dem Verhältniſſe der Nachfrage zum Anbieten ab. Kann jene durch das zum Verkauf angebotene Produkt nicht befriedigt werden, ſo überbieten ſich die Käufer, und der Preis ſteigt. Es brauchen oft nur einige Markttage etliche Scheffel weniger da zu ſein, als man begehrt, und es können dieſe wenigen fehlenden Scheffel die Preiſe beträchtlich in die Höhe bringen. Umgekehrt aber fällt der Preis, ſobald mehr Waare vorhanden iſt, als geſucht wird, indem nun die Verkäufer gezwun— gen find, durch herabgeſetzten Preis Käufer zum Verkaufe zu vermögen, die ſonſt nicht gekauft haben würden. Könnte man das Bedürfniß der Märkte und das Quantum der benöthigten Produkte wiſſen, ſo würde es ſich vielleicht auf das ganze Jahr berech— nen laſſen, wie hoch der Preis im Durchſchnitt zu ſtehen kommen würde. Überwiegt letzteres das erſte nicht beträchtlich, ſo kann man gewiß annehmen, daß hohe Preiſe eintreten werden, und zwar oft um jo höhere in der Folge, je geringer fie anfangs wa— ren. In einzelnen Perioden iſt es aber häufig nicht ſowohl der größere oder geringere Getreidevorrath, als die Meinung, welche ſich darüber im Publikum verbreitet hat, was das vorübergehende Steigen und Fallen der Preiſe bewirkt. Iſt die Beſorgniß für Mangel entſtanden und ein Gerücht darüber verbrei— tet, ſo ſucht ein jeder Conſument ſeinen Bedarf bis zur künftigen Ernte ſich ſo ſchnell als möglich zu verſchaffen; der Produzent dagegen, der ſich genug geſichert hält, ſeinen Vorrath noch immer verkaufen zu können, übereilt ſich nicht damit. Das Übergewicht der nicht zu befriedigenden Nachfrage treibt alſo die Preiſe in die Höhe. Wenn auf der andern Seite ſich die Meinung von ſehr ergiebiger Ernte oder von vor— handenen großen Vorräthen verbreitet, ſo kauft ein Je— der nur ſeinen täglichen Bedarf, und die Landwirthe werden dagegen beſorgt, daß ſie ihre Erzeugniſſe nicht werden abſetzen können, und bieten ſie deßhalb Handel mit landwirthſchaftlichen Produkten. zu immer wohlfeilern Preiſen aus. Sehr häufig fin— den ſich dann beide Theile betrogen, und die Preiſe werden nun am Ende des Erntejahres um fo höher, je niedriger ſie im Anfange ſtanden, weil die Con— ſumenten gar keine Vorräthe gemacht hatten. Wo— gegen ſie dann oft fallen, wenn ein Jeder aus Be— ſorglichkeit ſeinen Vorrath ſich früher angekauft hatte, und die zurückhaltenden Produzenten nun auf einmal beſorgt werden, wie ſie ihren Vorrath verwehrten ollen. f Der Markt für die Produkte, vornehmlich für das Getreide iſt doppelter Art; er iſt entweder auf die Conſumtion der Gegend und deren Einwohner beſchränkt, oder er hat eine Concurrenz von fremden Käufern. Im erſtern Falle wird der Preis haupt— ſächlich durch den Ernteausfall jener Gegenden be— ſtimmt, von woher dieſer Markt ſeine Zufuhr er— hält; und wenn man jenen kennt, ſo kann man mit ziemlicher Sicherheit wiſſen, ob hohe oder niedrige Preiſe eintreten werden. Erfordert aber dieſer Markt entfernte Zufuhr auch aus dem Auslande, und haben dieſe entfernten Gegenden auch Ausfuhren anders— wohin, ſo können die Bedürfniſſe ſehr weitentfernter Länder und allerlei andere Umſtände einen mächtigen Einfluß darauf haben. Hat hingegen der Markt eine Concurrenz von fremden Käufern, wie dies haupt— ſächlich an ſchiffbaren Strömen und noch mehr in der Nähe des Meeres der Fall iſt, ſo ſcheitert man oft mit den wahrſcheinlichſten Vorausſagungen, in— dem ſich die mannigfaltigſten Umſtände, welche hier eintreten können, nicht überſehen und berechnen laſſen. Auf allen Märkten pflegen die Preiſe in der Re— gel in den Zeitpunkten am niedrigſten zu ſtehen, wo der Landwirth des Geldes am meiſten bedarf und überhaupt die Geldumſätze am ſtärkſten betrieben werden; alſo zu den Zins- und Zahlungsterminen vor den Quartalen, beſonders gegen Neujahr, wo alle Mindervermögende verkaufen müſſen. Dazu kommt, daß auf Märkten, wo fremde Käufer Ge— ſchäfte machen, um die Zeit ſelten ſchon Commiſſio— nen gegeben werden, da die Spekulanten im Aus— lande noch nicht wiſſen, wie groß der Bedarf jener Gegenden, wohin ſie das Getreide verführen wollen, ſei, auch ihre Erkundigungen noch nicht eingezogen haben, wo fie jenen Bedarf am wohlfeilſten zu erhal: ten hoffen können, wenn ſie anders die Wahl zwi— ſchen mehreren Handelsplätzen haben. Im Frühjahre pflegen die Preiſe wegen der mindern Concurrenz der Verkäufer und der ſtärkern der Käufer gewöhnlich zu ſteigen. Vor allem iſt dies der Fall an ſolchen Orten, die ihren Bedarf aus ziemlich weiter Ent— fernung beziehen müſſen, in der letzten Hälfte des Januars und im Februar, wenn ſich der ſchlechten Wege und vielleicht der gehemmten Schifffahrt we— gen die Zufuhr vermindert. Daher pflegen die Preiſe um dieſe Zeit im Allgemeinen am höͤchſten zu ſtehen. Doch giebt es auch hier Ausnahmen; wenn näm— lich in dieſer Zeit, wo das Ausdreſchen hauptſächlich vor ſich geht, der Ausfall die Erwartung überſteigt und die Landwirthe dadurch veranlaßt werden, der beſchwerlichen Wege ungeachtet viel zu verfahren. Die gangbariten Münzen, Maße und Gewichte. Man ſagt daher, wenn das Getreide unter dem Flegel fällt, ſo wird es ſehr wohlfeil werden. Wenn der Landwirth auf alle dieſe Verhältniſſe genau achtet, und insbeſondere den Ernteertrag nicht von einzelnen Flecken, ſondern aus der ganzen Ge— gend, woher ein Markt verſorgt wird, wahrzuneh— men und zu überſchlagen verſteht, jo wird er weit häufiger den künftigen Stand der Preiſe richtig vor— herſehen, als ſich darin täuſchen. Indeſſen iſt wohl Niemand ſo ſcharfſichtig, daß nicht auch Letzteres hin und wieder der Fall ſein ſollte; daher es dem Landwirthe nie anzurathen, daß er mit ſeiner Han— delsſpekulation zu weit gehe, und ſeinen ganzen Ver— kauf darnach einrichte. Bei mehreren dem Produzenten zu Gebote ſtehen— den Märkten iſt eine kluge und wohlberechnete Aus— wahl ſehr wichtig. Es kann oft vortheilhaft ſein, auf einem nähern Markte beträchtlich wohlfeiler, als auf einem entfernteren zu verkaufen, wenn man auch bei dieſem das gewöhnliche Fuhrlohn in richtige An— 407 rechnung brächte. Es giebt nämlich Zeiten, wo die Geſpannarbeit kaum bezahlbar iſt, und wo der höchſte Fruchtpreis die dadurch entſtandene Verſäumniß nicht erſetzen kann. Übrigens muß man bei dieſen ver— ſchiedenen Märkten häufige Erkundigungen über die Preiſe und die Stärke der Nachfrage einzuziehen nicht verſäumen. Zuweilen ſteht der Preis der einen oder der andern Getreideart auf einem Markte im Ver— hältniß gegen andere Getreidearten ungewöhnlich hoch und höher wie auf andern Märkten, obwohl er ſonſt gerade auf dieſem Markte niedriger zu ſtehen pflegte; obſchon ſich dies ſchnell zu ändern pflegt. Starke Nachfrage iſt immer ein Vorbote eines ſteigenden Preiſes, und auf die Fortdauer eines ſchon wirklich hochſtehenden Preiſes kann man minder ſicher rech— nen, als wenn bei einem noch niedrigen Preiſe eine Getreideart häufig geſucht und emſig verlangt wird. Oft können auch Rückfuhren, die man von einem Orte zu machen hat, den Landwirth veranlaſſen, dieſen vor andern zu wählen. Die gangbarſten Münzen, Maße und Gewichte. Von dieſen ſollen hier nur die am häufigſten im gewöhnlichen Verkehre vorkommenden, und zwar zum bequemern Auffinden, nach alphabetiſcher Ordnung angegeben werden. Achtel, kommt am gewöhnlichiten als Getrei— demaß vor: a) in Baiern, hält 4 Mäßl und iſt gleich (S) 1 preuß. Metze. b) Zu Büdingen in Oberheſſen S 2 Berl. Scheffel 63 Metze. c) Zu Frankfurt a. M. und Hanau iſt das Achtel dem Malter gleich ſ. u. d) In Oſtreich machen 8 Ach— tel einen Metzen und ein Achtel von 16 Becher D 2! preuß. Metze. e) In Würtemberg iſt das Ach— tel 3 preuß. Metze. Als Weinmaß macht das Achtel den 8ten Theil entweder einer Tonne oder eines Maßes oder eines Seidels. Acker, Feldmaß von verſchiedener Größe. a) In Frankfurt a. M. 160 Quadratruthen à 121 Fuß. — b) Bei Leipzig 300 QR. a 16 Fuß = 23 preuß. Morgen. — c) In der Grafſchaft Raven s— berg in preuß. Weſtphalen 345 rheinländ. QR. S 34% preuß. Morg. — d) In Weimar 140 QR. à 16 Fuß. Acre, Acker, Feldmaß in Großbritannien und den vereinigten Staaten iſt — 1 Morgen 1053 QR. preuß. Ahm ſ. Ohm. Albertsthaler. Die braunſchweigiſchen, hol— ſteiniſchen, preußiſchen und ungariſchen Albertsthaler find Speziesthaler = 1 Thlr. 12 Sgr. Albus in Kurheſſen, hält 12 Heller — 113 Pf. preuß. Anker, Weinmaß in Dänemark, Schweden, dem nördlichen Deutſchland und den Niederlanden, 4 Ohm betragend, |. Ohm. Are, franz. Flächenmaß — 7 QR. 73 Qua: dratfuß reihnl. Maß. Arſchine, ruſſ. Elle = 14, Elle preuß. A ß, kleiner Gewichtstheil einer Mark oder eines Pfundes, verſchieden nach deren Größe. a) Die holländ. Troymark hat 5120 Aß, ein ſolches A = , preuß. Quentchen. b) Die kölniſche Mark Silbergewicht hält 4864 Aß und 76 Aß ge— hören zu 1 Quentchen. e) In Leipzig iſt ein Du— katenaß — 1e holländ. AB. d) In Zürich beim Gold- und Silbergewicht — 15 holländ. Aß oder 1, preuß. Quentchen. Attine, polniſche Silbermünze — 3 Sgr. 33 Pf. preuß. Auguſtd' or, königl. ſächſ. Goldmünze, von gleichem Feingehalte und Werthe als die neuen preuß. Friedrichsd'or. Ballen. a) Ein Handels gewicht in den Niederlanden — 1 Ctr. 905 Pfd. preuß. b) Ein Ballen Papier hält 10 Rieß, jedes Rieß zu 20 Buch, das Buch Schreibpapier zu 24, Druckpapier zu 25 Bogen gerechnet. e) Ein Ballen Tuch in Breslau — 10 Stück Tuch, an andern Orten — 12 Stück Tuch zu 32 Ellen. Barrel, Flüſſigkeitsmaß in England. a) Ein Barrel Wein oder Branntwein hält 313 Gal— lons — 2 Eimer 43 Quart preuß. b) Zu einem Barrel Ale gehören 32 Gallons — 2 Eimer 4: Quart preuß. e) Zu einem Barrel Porter gehören 36 Gallons — 2 Eimer 202 Quart preuß. Becher, Getreidemaß. a) In Baſel =: preuß. Metze. b) In Luzern = 7, preuß. Metze. c) In Deutſchland wird der Becher entweder für alle Getreidearten oder nur für Hafer gebraucht. Erſteres an folgenden Orten: 1) Braunſchweig — Iz preuß. Metze; 16 machen einen Himpten. 2) In Karlsruhe = 2, Berl. Metze. 3) In Münſter = 23 preuß. Metze; 12 machen einen dortigen Scheffel. 4 In Osnabrück = 41 preuß. Metzen. 5) In Wien, Oſtreich gehören 8 zu 408 einem Maßel, 32 zu einem Viertel und 128 zu einem Metzen. Der Becher — 2 preuß. Metze. Boiſſeau, franz. Getreidemaß — 33 preuß. Metzen. Buſhel, Scheffel, engliſches Maß für Ge— treide, Mehl, Salz u. ſ. w. Das jetzt geltende Buſ— hel = 103 preuß. Metzen. 2 machen einen Strick, 8 einen Quarter. Butte, Kalkbütte, heſſ. Kalkmaß — 11 Scheffel 53 Metzen preuß. Carolin, Goldmünze im ſüdlichen Deutſch— land (Baiern, Würtemberg) = 6 Thlr. 8 Gr. Gold. Cent, Scheidemünze. a) In den Niederlan— den = 2 Pf. preuß. b) In den nordamerika— niſchen Freiſtaaten = r Dollar 5 Pf. preuß. Centime, Scheidemünze in Frankreich S 5 preuß. Pf.; 100 machen einen Franc. Centner, Handelsgewicht in der Schweiz, Deutſchland, Dänemark, Schweden u. a. O. Wird in 100 bis 120 Pfunde getheilt. In Aarau 100 Pfd. = 101 Pfd. 37 Lth. 3 Q. preuß. Baden 100 Pfd. = 106 Pfd. 28 Lth. 33 Q. preuß. Ber: lin und Preußen 110 Pfd. Böhmen 120 Pfd. — 1 Ctr. 22 Pfd. 1 Lth. 3 Q. preuß. Braunſchweig 114 Pfd. = 1 Ctr. 3 Pfd. 29 Lth. preuß. Bremen 116 Pfd. S 1 Ctr. 13 Pfd. 195 Lth. 14 Q. 1 Kaſſel 108 9 Pfd. = 1 Ctr. 1 Pfd. 24 un. 21 Q preuß. Kopenhagen und Dänemark 100 Pfd. = 106 Pfd. 24 Lth. 21 Q. preuß. Darmſtadt und Großherzogthum Heſſen 100 Pfd. = 106 Pfd. 28 Lth. 27 Q. preuß. Frankfurt a. M. 100 Pfd. 108 Pfd. 1Lth. 2 Q. preuß. Fulda 100 Pfd. — 109 Pfd. 3 Lth. 3 Q. preuß. (im Wollhandel 110 Pfd.) Hamburg 112 Pfd. S 1 Ctr 5 Pfd. 31 Lth. 3 Q. preuß. Hanau 108 Pfd. (Handelsgewicht) S 107 Pfd. 29 Lth. 3% Q. preuß. Hannover 112 Pfd. 1 Ctr. 7 Pfd. Seth. 3 Q. preuß. Hildesheim 110 Pfd. — 109 Pfd. 25 Lth. 2 Q. preuß. Lemgo und Fürftenthum Lippe 108 = 107 Pfd. 20 Lth. 3% Q. preuß. Leipzig 110 bei Handelsgewicht — 109 Pfd. 30 Lth. preuß. (Dieſer Ctr. wird eingetheilt beim Fleiſchgewicht in 102 Pfd., bei Bergſachen in 114 und bei Stahl in 118 Pfd.) München und Baiern 100 Pfd. = 1 Ctr. 9 Pfd. 23 Lth. 13 Q. preuß. Naſſau 106 Pfd. — — 106 Pfd. 21 Lth. 32 Q. preuß. Oldenburg 100 Pfd. — ä 18 Lth. 1 Q. peut Roſtock 112 Pfd. — e 1 11 Lth. 22 Q. preuß. Stockholm und Schweden 120 Pfd. — 108 Pfd. 13 Lth. preuß. Stuttgart und Wür— temberg ſchwer Gewicht von 104 Pfd. — 104 Pfd. 13 Q. preuß.; leicht Gewicht von 100 Pfd. — — 100 Pfd. 14 Q. preuß. Warſchau und Polen 100 Pfd. — 86 Pfd. 22 Lth. 2 Q. preuß. Wien und Oeſt⸗ reich 100 Pfd. S 1 Etr. 9 Pfd. 13 Lth. 2 Q. preuß. Defätine, ruſſ. Ackermaß. a) die geome— triſche oder Kronendejätine hält 2400 Qua⸗ drat Saſchen (ruſſ. Klafter) — A425, preuß. Mor: gen. b) die ökonomiſche oder Vierziger De: ſätine (blos in einigen Gegenden im Gebrauch) Die gangbarſten Münzen, Maße und Gewichte. hält 3200 Quadr. Saſchen, alſo S ſätine. Dime, Disme, Silbermünz je in den verei- nigten Staaten von Nordamerika A, Dollar S 4 Sgr. 42 Pf. preuß. Dollar, Unit, Piaſter, nordamerikani— ide Silbermünze von 100 Cents — 1 Thlr. 13 Sgr. 24 Pf. preuß. Drach me, Medizinalgewicht von 3 Skrupeln oder 60 Gran. Zu einer Unze gehören 8 und zu ei— nem Pfunde 96 Drachmen. In Deutſchland iſt die gebräuchlichſte die gemeine oder nürnberger von 83 holl. AB S 1 Drachme 53 Grän preuß. In Preußen iſt die Drachme 76 holl. Aß — 2 Skrupel 14 Grän nürnb. Drömt, Getreidemaß. a) In Lübeck 12 Schffl. oder 48 Faß, als Hafergemäß — 8 Schffl. 10 Mtz. preuß.; bei dem übrigen Getreide 7 Schffl. 43 Metz. preuß. b) In Roſtock und Mecklenburg 12 Schffl. = 8 Schffl. 73 Metz. preuß. c) In Stral⸗ ſund = 8 Schffl. 81 Meg. preuß. Dukaten, in Deutſchland, Holland und eini— gen andern Ländern eine Goldmünze, in Italien und Spanien auch eine Silbermünze dieſes Namens (Dukato). Die im Handel am meiſten vorkommen— den Golddukaten find: a) Die holländiſchen. Man erkennt ſie an dem geharniſchten Ritter; ſie haben 288, Thlr. oder 2 Thlr. 21 Gr. 41 Pf. Goldwerth (in Louisd'or à 5 Thlr.). Enthalten 23 Karat 67% Grän fein und gehen 677599 Stück auf die Mark. Etwas geringhaltiger find diejenigen, die nach der Inſchrift (neben dem Schwerte des Ritters) ein Hähnchen, Häschen oder Schiffchen oder zwi— ſchen den Beinen des Ritters ein Bäumchen haben, daher ſie gewöhnlich 2 Gr. per Stück geringer ge— rechnet werden. Auch in Rußland prägt man Du— katen mit holl. Stempel. b) Die kaiſerlich öſt— reichiſchen ſollen 23 Karat 8 Grän fein ſein und 67 Stück davon auf die rauhe Mark gehen, ſo daß 1 Stück S 270, Thlr. in Gold. Außerdem giebt es königl. ſächſ. (23 Kar. 9 Grän), bad enſche (23 Kar. 6 Grän), Kremnitzer (23 Kar. 9 Grän), und viele biſchöfl., herzogl., fürſtl., gräfl. u. ſ. w. meiſt ältere Dukaten von ſehr verſchiedenem Gehalt. Dieſe fowohl als auch die ältern oder unſcheinbar geworde— nen boll. und öſtr. Dukaten nennt man gewöhnlich Breslauer Dukaten, und ſie gelten immer et— was weniger als die unter dem Namen holl. oder kaiſerl., in den Coursblättern aufgeführten Duka— ten, worunter man ſtets neue verſteht. Auch die noch leichtern Paſſirdukaten werden beſonders in den Coursblättern notirt. Iſt ein Dukaten noch leichter, als der Paſſirſtein, mit dem ſie gewogen werden, ſo werden ſie nach dem Gewicht (Mark) verkauft. Bei einzelnen Stücken zieht man für jeden Aß, den ein Dukaten weniger wiegt, 1Sgr. 3 Pf. ab. — Der Preis eines Dukatens wird entweder in Prozenten oder nach dem Stück angegeben. In Berlin und Leipzig nimmt man immer noch den Grundwerth von 2 (alten) Spezies oder 2 Thlr. 18 Gr. an und beſtimmt das Mehr des Preiſes in Prozenten, die fi) in Leipzig meiſt zwiſchen 12 und 15 Prozent be⸗ 3 geometr. De: Die gangbarſten Münzen, Maße und Gewichte. wegen; in Berlin, wo der Münzfuß leichter iſt, et— was höher. In Wien und Augsburg iſt der Grundwerth eines Stücks 4 Gulden Conv. M. und das Agio gewöhnlich 3 bis 5 Prozent. In allen übrigen Wechſelplätzen notirt man den Dukaten nach dem Stück. — Eine ganz andere Münze iſt der ruſ— ſiſche Andreasdukaten S 2 Thlr. 162 Gr. in Gold, und der däniſche Courantdukaten = 2 Thlr. 7 Gr. 24 Pf. Goldwerth. Eagle, Adler, Goldmünze in den nordame— rikaniſchen Freiftaaten, 10 Dollar an Werth S 13 Thlr. 12 Gr. 7 Pf. Gold. Eimer, ein Flüſſigkeitsmaß in den meiſten Ländern Deutſchlands, in der Schweiz, in Schwe— den, wird meiſt zu Wein benutzt. Berlin = 60 Quart. Hält 2 Anker. 2 Eimer gehen auf ein Ohm, 3 auf ein Orhoft, 12 auf ein Fuder. Dres den 72 Kannen S 513 Quart preuß. Gotha, Alten— burg 40 Kannen oder 80 Maß — 59. Quart preuß. Hamburg, Altona S253 preuß. Quart. Leipzig 54 Viſirkannen oder 64 Schenkkannen De 1 Eimer 62 Quart preuß. München, Weineimer — 56 Quart preuß.; Biereimer — 593 Quart preuß. Nürnberg — 1 Eimer 4 Quart preuß. Roſtock = 253 Quart preuß. Schweden 1 Eimer 83 Quart preuß. Ungarn (Niederungarn) — 4813 Quart preuß.; (Oberungarn) 1 Eimer 63 Quart preuß. Weimar = 1 Eimer 4 Quart preuß. Wien = 503 Quart preuß. Würtemberg (Hell— Aich) 4 Eimer 16 Quart preuß. Würzburg S 1 Eimer 57 Quart preuß. Zürich (Lautermaß) — 1 Eimer 3514 Quart preuß. Elle, ein deutſches Längenmaß, dem in Frank— reich und den Niederlanden die Aume und der Me— tre, in Rußland die Arſchine u. ſ. w. entſpricht. In Deutſchland wird die Waarenelle meiſt in 2 Fuß oder 24 Zoll oder 288 Linien, die geometriſche Elle aber nur in 20 Zoll oder 200 Linien getheilt. Ba— den = 1 F. 103. 11 L. rheinl. Baiern = 2F. 7 Z. 10 L. Böhmen = 1 F. 10 3. 8 L. Bra⸗ bant = 2 F. 2 Z. 6 L. Brabanter Elle in Leipzig — 2 F. 2 3. 2 L. Brabanter Elle in Frankfurt a. N 2 F. 2 3. 9 L. Braunſchwe ig I F. 9 Z. 8 L. Bremen = 1F. 10 3. 1. Breslau (ſchleſ. Elle) = 1 F. 10 3. Brüffel= 2F. 23. 7 äſſet 1 F. 9 J. 92. Coburg . 10 3. 4%. Darmſtadt = 1%. 113. 9L. Eng⸗ land (Yard) = 2 F. 103. 112 L. Frankfurt a. M. 1 F. 8 Z. 10 L. Gera 18. 93. . Hamburg = 1 F. 9 3. 10 L. Hannover 1 F. 10 Z. 3 L. Leipzig = 1 F. 9 3. 7 L. Lü⸗ beck =I F. 10 3. Niederlande 23. 3 L. Preußen = 2 F. 1 3. 5 L. Roſtock 1 F. 9 Z. 10 L. Rußland ſ. Arſchine. Schott⸗ and 2 F. 11 3. 11 L. Schweden = IF. 10 Z. 8 L. Warſchau Y 1 F. 10 3. Weimar =I F. 9 3. 5 L. Im Handel hat man oft feſt— ſtehende Verhältniſſe, nach welchen fremdes Maß be— rechnet wird. So rechnet man z. B. in Leipzig ſtets 8 Wien. Ellen S 11 Leipz.; 5 Yards S 8 Leipz.; 5 Brabanter — 6 Leipz.; 6 Berl. S 7 Leipz. (in Berlin rechnet man aber 7 Berl. Ellen S 8 Leipz.) Kirchhof, Landwirth. 409 Faß, ein Hohlmaß zu Wein, Bier, Branntwein und Getreide in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands. a) Faß Bier. Braunſchweig 4 Tonnen — 1 Eimer 262 Quart preuß. In Dresden machen 24 Faß ein Gebräude, 2 eine Kufe; jedes Faß hält 2 Viertel oder 4 Tonnen und — 3 Tonnen 433 Quart preuß. In Leipzig 16 Faß ein Gebräude, jedes zu 2 Viertel oder A Tonnen = 3 Tonnen 15 Quart preuß. In Lübeck hält das Faß 42 Stübchen = 1 Tonne 32 Quart preuß. In Mag— deburg hat ein Langfaß 2 Kurzfaß oder 4 Tonnen oder 16 Achtel S 400 Quart. In München 25 Eimer S 14 Tonnen 932 Quart preuß. — b) Faß Getreide. In Aachen enthält 1 Faß 4 Kop und 6 Faß machen ein Malter. Das Faß = 7 Metz. preuß. Zu Cöln das Faß — 10, Metz. preuß. Zu Düſſeldorf das Faß S 2 preuß. Metzen. In Hamburg machen 2 Himpten 1 Faß — 15,7, pr. Metzen. In Lübeck hat der Schffl. 4 Faß S2 pr. Metzen. Bei Weizen und Roggen; ein Faß Hafer aber S29 pr. Metzen. In Quedlinburg ein Faß Mehl S8 pr. Metzen. In Roſtock hat der Schffl. 4 Viertel oder Faß S 33 pr. Metzen bei Hafer; bei dem übrigen Getreide aber — 21 pr. Metzen. Franc (Franken), eine Rechnungsmünze in Frank— reich und in der Schweiz. In Frankreich ſind die Franc's ſeit 1795 an die Stelle der alten Livres ge— treten (80 Livres — 81 Francs). Der Franc wird gewöhnlich in 100 Centimes getheilt. Man hat ein— fache, doppelte und fünffache. Der einfache Franc S 8 Sgr. 1 Pf. pr. Die 40 und 20frankenſtücke find aus 21 Karat 71 Grän feinem Golde geprägt — 9 Thlr. 17 Sgr. 73 Pf. und 4 Thlr. 20 Sgr. 93 Pf. Gold. — Schweizer-Frankeu (Zehnbätzner) ſoll einen Werth von 12 Sgr. 1,7, Pf. pr. haben. Friedrichsd'or, pr. Goldmünze, 138-5, holt. Aß ſchwer, aus 21 Karat I Grän feinem Golde und 5 Thlr. Geld an Werth. Fuß oder Schuh, iſt eigentlich ein, von der Länge eines Mannsfußes entlehntes, Längenmaß, das aber nicht überall gleich iſt. Man theilt den Fuß meiſtens entweder in 10 Zoll (à 10 Linien) und nennt ihn dann den geometriſchen Fuß, oder in 123. (à 12 Linien) und nennt ihn dann den Werkfuß. Letztere Eintheilung iſt die im gewöhnlichen Leben gebräuchliche. 10 geometriſche Fuß — 12 Werkfuß, denn jedes von beiden ſoll eine gewöhnliche Ruthe ausmachen. Amſterdam (13 F. auf die Ruthe) 10 3. 10 L. preuß. oder rheinl. Baden (10 3.) 11 3. 6 L. pr. Baiern = 113. 2 L. pr. Berlin 1 F. rheinl. Brabanter = 10 Z. 11 L. pr. Braunſchweig (16 F. eine Ruthe) = 103. 11 L. preuß. Bremen (16 F. eine Ruthe) — 113. 1L. Brüſſel (20 F. eine Ruthe) 11 3. 2L. Caſſel (14 F. eine Ruthe) 113. pr. England 113. 75 L. Frankfurt a. M. — 10 Z. 112. Ham⸗ burg (14 F. eine Marſch-, 16 eine Großruthe) — 10 3.11%. Hannover (16 F. eine Ruthe) — 11 3. 2 L. Leipzig (Baufuß) 10 Z. 10 L. pr. Lübeck Ig 28. Oldenburg I 3. . Paris (18 F. eine Feldruthe, 22 F. eine Holzruthe) SEA. pr. Peters erg 7 F. eine Saſche 32 410 oder Klafter) = 11 3. 8 L. Prag = 11 3. 4 L. Rheinländiſch = 1 F. pr. Roſtock (16 F. eine Ruthe) = 11 Z. 1 L. Stockholm = 113. 4 L. Warſchau (alter F.) 113. 5L. Weimar (16 F. eine Ruthe) = 103. 92. Wien = 1 3. 1 L. pr. Wiesbaden SIZ. Würtemberg (10 F. eine Ruthe) = 10 Z. 11 L. Zürich = 113. 6. L. pr. Gallon, ein Hohlmaß in England für trockne und flüſſige Gegenſtände. Das Gallon enthält 2 Pott— les oder 4 Quarts oder 8 Pints — 112 pr. Metzen und 8 Gallons gehören zu einem Buſhel. Als Wein-, Branntwein- und Biermaß iſt das Gallon — 31% pr. Quart. Gebind nennt man eine gewiſſe Anzahl Garn— faden, die zuſammengebunden find. In Frankreich enthält ein Gebind (für Leinen) 16 Faden; in Böh— men, Schleſten, Leipzig 20 Faden; in Berlin, Copen— hagen, Danzig 40 Faden; in Frankreich (Wolle und Baumwolle) 44 F.; in Wien (Wolle u. Baumwolle), in Braunſchweig 50 F.; Anſpach, Magdeburg oO F.; in England (Wolle und Baumwolle) 80 F.; in Bre— men, Hannover 90 F.; in England (Leinen) 120 F.; in Wien (Leinwand) 240 F. Unter Fadenlänge ver— ſteht man hier die Länge der Weife, die ſehr ver— ſchieden zu fein pflegt. So hat man z. B. in Leipzig Gebind zu 20 Fäden oder in einer Weife von li Elle Länge (lange Weife), während die kurze oder böh— miſche Weife 40 Fäden hält, alſo nur halb ſo lang ſein kann. Gebräude (Biermaß) hält in Dresden 12 Kufen à 2 Faß oder 10,080 Dresdner Kannen — 137 Eimer 22 Quart preuß. In Leipzig 16 Faß oder 4800 Kannen Leipz. Schenkmaß — 84 Eimer 72 Quart preuß. Goldgulden eine ehemalige Goldmünze in Hannover, Mecklenburg, Baiern und mehrern Rhein— ländern. Sie werden häufig aus Verſehen als Du— katen angenommen. Auf den hannöveriſchen und mecklenburgiſchen ſteht jedoch ihr Werth (2 Thlr.) Von den baieriſchen gehen zwei auf einen Maxd'or und drei auf einen Carolin. Ihr Werth iſt im Allgemei— nen ungefähr 2 Thlr. 2 bis 4 Gr. in Conv. Gold. Gramme iſt die Grundeinheit des franzöſiſchen Gewichtsſyſtems — ure preuß. Quentchen oder 17755 preuß. Gran. Gran, Grän. Bei dem Apothekergewicht in Deutſchland, England u. ſ. w. gehen 5760 Gran auf das Pfund von 12 Unzen oder 24 Loth. Beim Gold- und Silberhandel gehen 288 Gran auf die Nark, 12 auf den Karat, und beim Juwelenhandel bilden 4 Gran einen Karat. Groot, eine Silbermünze in Bremen, der 72ſte Theil eines dortigen Thalers Louisd'orzahlung — 54 Pf. preuß. Groſchen, eine Silbermünze, von denen jetzt meiſt in Deutſchland 30 Stück auf 1 Thlr. gerechnet werden, und die jetzt gewöhnlich Silbergroſchen (zu 12 Pf.) oder in Sachſen Neugroſchen (zu 10 Pf.) genannt werden. Auch in Polen theilt man den Gul— den in 30 Groſchen, die aber von Kupfer ſind. Die gangbarſten Münzen, Maße und Gewichte. Groß nennt man im Verkehr mit mancherlei Fabrikwaaren eine Anzahl von 12 Dutzend oder 144 Stück. Gulden, eine Rechnungsmünze in vielen Län— dern Europas. Die in Deutſchland üblichen Gulden ſind entweder nach dem 20 oder 24guldenfuß geprägt, o. h. es gehen entweder 20 oder 24 Gulden auf eine feine Mark Silber. In beiden Fällen werden ſie in 60 Kreuzer, à 4 Pf., eingetheilt. 5 Gulden im 20 guldenfuß S 6 Gulden im 24guldenfuß oder rhein. Guldenfuß. Ein ſolcher Gulden — 171 Sgr. oder 13 Gr. Conv. Nach dem 20guldenfuß (Conven— tionsfuß) = 21 Sgr. oder 16 Gr. Conv. In den Niederlanden wird der Gulden jetzt geſetzlich in 100 Cents getheilt = 17 Sgr. 23 Pf. Im Königreich Polen hat der Gulden 30 Gr. und 4 Sgr. 113 Pf. preuß. In der Schweiz findet hinſichtlich der Gulden eine große Verwirrung ſtatt. Der ſogenannte meißn. Gulden oder Gülden wird in manchen Ländern beim Abgabenweſen, bei Grundverkäufen, beim Lohn u. ſ. w. angewendet. In Sachſen gehen 8 meißn. Gülden auf 7 Conv. Thlr. Haufen, in Berlin ein Maß des zum Verkauf ausgeſetzten Brennholzes von 18 rheinl. F. Länge, 9 F. Höhe und 3 F. Klobenlänge — 4% pr. Klafter, Zu einem Haufen Torf gehören daſelbſt 60 große oder 240 kleine Körbe. Hektare, franzöſiſches Flächenmaß von 100 Ares (ſ. Are). Hektogramme, franzöſiſches Gewicht S100 Grammen. Hektoliter, franz. Hohlmaß — 100 Litres. Himt, Himpten, Getreidemaß in Nieder: deutschland. In Braunſchweig gehören zu 1 Schff. 10 Himten S9 preuß. Metzen. In Hannover machen 6 Himten, a 4 Faß, ein Malter S 9s preuß. Metze. Zu Quedlinburg machen 2 Himten 1 Berl. Scheffel. Hufe, Ackermaß im nördlichen Deutſchland. In Mecklenburg 400 Acker (Morgen) = 11 Hufen 93 Morger pr. In Preußen 30 Morgen. — Die: jenigen Hufen, welche von Leiſtungen oder auch blos, von Steuern frei ſind, heißen Freihufen. Joch, Jochart, ein Acker- und Feldmaß in Bömen und Oſtreich — 24 preuß. Morgen. Kanne, meiſtens ein Flüſſigkeitsmaß. Die wich— tigften find: in Baiern, 60 Kannen 1 Eimer S 35 pr. Quart. In Dresden, 72 Kannen Eimer pr. Quart. In Hamburg, 16 Kannen 1 Ei: mer S 13 pr. Quart. In Hannover, 32 Kannen 1 Eimer S 1 pr. Quart. In Leipzig = 120 pr. Quart. In Lübeck = 13 pr. Quart. In Olden⸗ burg S 14 pr. Quart. In Roſtock, 16 Kannen 1 Eimer = + pr. Quart. Karat. Beim Probirgewichte fo viel als „ ir— gend einer Menge Goldes. Wenn nun z. B. von, einem Gegenſtande geſagt wird, daß er 20karätig ſei, ſo verſteht man darunter, daß 2° der ganzen Maſſe reines Gold, die übrigen aber Zuſatz find. Kilogramme (metriſches Pfund), franz. Ge— wicht von 1000 Grammen S2 Pf. 4 Loth 13 Quent⸗ chen preuß. Die gangbarſten Münzen, Maße und Gewichte. Kilolitre, franz. Hohlmaß von 1000 Litres — in flüſſigen Sachen 14 Eimer 333 Quart, und in trocknen Sachen 18 Schffl. 3 Metzen pr. Klafter iſt: a) Ein Längenmaß von 6 Fuß in Aachen, Baden, Baiern, Böhmen, Hamburg, Leipzig, Polen, Trier, Wien, Zürich; von 8 Fuß in Bern. b) Ein Brennholzmaß, gewöhnlich 6 F. lang und 6 F. hoch; der kubiſche Inhalt der Klafter wird durch die Größe des landüblichen Fußes und durch die Länge des Kloben- oder Scheitholzes be— ſtimmt. In Preußen iſt die Klafter 6 rheinl. F. lang und eben jo hoch mit 3 F. Klobenlänge S 108 rhein. Kubikfuß. Kopek oder Copeik, eine ruſſiſche Kupfermünze, von der 100 einen Rubel machen. Als Rechnungs— münze nach dem Silberrubel iſt der Kopek S 33 pr. Pf., in Kupfergeld oder Papierrubel = 118 pr. Pf. Kreuzer, eine Scheidemünze in Deutſchland und zum Theil auch in der Schweiz; er bildet u des Gulden. Man unterſcheidet: a) ſchwere Kreuzer (a 4 Pf.) überall, wo man nach Gulden des 20gul— denfußes rechnet; 1 Kreuzer — 4 Pf. pr. oder 1 Kreuzer + Pf. rhein. b) Der leichte Kreuzer oder o des nach dem 24guldenfuß geprägten Gulden (in Baden, Baiern, Würtemberg u. ſ. w.) enthält eben— falls 4 Pf., iſt aber nur 31 Pf. pr. werth, in der Praxis aber, wo 7 Gulden 4 Thlr. gleich gerechnet werden, nur 33. Pf. c) In der Schweiz machen meiſt 4 Kreuzer 1 Batzen, 10 Batzen 1 Schweizerfranken, und 1! Schweizerfranken 1 Gulden. Kronenthaler, Krone, Silbermünze in Baden, Baiern, Heſſen, Oſtreich, den Niederlanden, Würtemberg. Überall, wo man nach rheinl. Gulden rechnet, gilt der Kronenthaler 2 Gulden 45 Kreuzer. Kubikfuß, ein Körper von 1 F. Länge, Dicke und Höhe, wird nach den verſchiedenen Fußlängen unter ſich verglichen. Der franz. Kubikfuß S 1 rheinl. Kubikfuß. Der rheinl. oder preuß. Kubikfuß von 1728 Kubikzoll S 5 pariſ. Kubikfuß. La ſt. a) Ein Handels gewicht, meiſt beim Seehandel gebräuchlich, faſt überall — 4000 Pfd. oder 2 Tonnen. Bei tonnenweiſe verkauften Waaren rechnet man meiſt 12 Tonnen auf die Laſt. b) Ein Getreidemaß von ſehr verſchiedenem Gehalt und zwar: in Amſterdam 108 Scheffel; in Berlin Weizen und Roggen 71 Schffl., Gerſte und Hafer 48 Schffl.; Bremen 40 Schffl.; Krakau 20 Schffl.; Danzig 60 alte oder 56 Berl. Schffl.; Emden 120 Schffl.; Hamburg Weizen und Roggen 30 Schffl., Gerſte und Hafer 20 Schffl.; Hannover 60 Himten; Lübeck 96 Schffl.; Roſtock 96 Schffl.; Stettin 72 Schffl.; War— ſchau 30 Schffl. (Korzek). c) In Lübeck nennt man 96 Schfll. Ausſaat eine Laſt. Laubthaler, oder alter franz. großer Thaler. Sie wurden von 1726 bis 1790 geprägt S 1 Thlr. 17 Sgr. 5 Pf. Liespfund, Handelsgewicht in Dänemark und Norddeutſchland, welches an verſchiedenen Orten eine verſchiedene Anzahl Handelspfunde befaßt. So zu Altona 14 hamb. Pfd.; zu Kiel, Kopenhagen u. a. Seeſtädten Dänemarks 16 däniſche Pfd. In Ham— burg 14 Pfd. bei Seefracht, 16 Pfd. bei Landfracht. 411 In Hannover, Hildesheim, Lübeck 14 Pfd. In Lüne— burg 16 Pfd. In Magdeburg 164 preuß. Pfd. In Oldenburg 10 Pfd. In Roſtockund Stralſund 14 Pfd. Litre, franz. Hohlmaß; als Getreidemaß — „ pr. Metze; als Flüſſigkeitsmaß 7 pr. Quart. Livre, Rechnungsmünze, Silbermünze und Ge— wicht (Pfd.) in Frankreich und einigen Kantons der Schweiz. a) Geldrechnung. In Frankreich rech— nete man vor der Revolution nach Livres. Gewöhn— lich nimmt man an, daß 80 Francs mit SL Livres gleich find. Ein Livre S 7 Sgr. 11 Pf. pr. In der Schweiz iſt in Baſel, Bern, Lauſanne der Livre D dem Schweizerfranken. In Genf iſt der Livre S 13 Sgr. 1 Pf. preuß. In Neufchatel iſt der Livre = 11 Sgr. 10 Pf. pr. In den ſüdlichen Provinzen der Niederlande, in Brabant, Flandern u. a. O. iſt 1 Livre = 20 Stüver = 14 Sgr. 5 Pf. pr. — b) Handelsgewicht. In Frankreich wird jetzt zu— weilen der Kilogramme Livre genannt, obſchon man gewöhnlich darunter das ältere Pfund verſteht D 1 Pfd. 1 Lth. 153 Quentchen. Loth, Handelsgewicht in Deutſchland, der Schweiz, Dänemark, Schweden u. a. O., gewöhn— lich der 32ſte Theil eines Handelspfundes; zu Gla— rus, Zürich u. ſ. w. hat man aber auch Pfunde von 36 Lth. 1 Loth hält 4 Quentchen. Louisd’or, Goldmünze in Frankreich und der Schweiz. Die zuerſt im 17ten Jahrhunderte in Frank— reich geſchlagenen Louisd'orwaren etwa 5? Thl. Cour. werth. Die Sonnenlouisd'or find etwa 6 Thr. und ebenſo viel die Schildlouisd'or werth. Neue Louis— d'or, zu 24 Livres — 64 Thlr. pr. Courant. Man darf jedoch dieſen eigentlichen Louisd'or mit den im gewöhnlichen Verkehr unter dieſem Namen vorkom— menden deutſchen Piſtolen nicht verwechſeln, welche gewöhnlich nach dem Landesherrn benannt werden. Die Schweizerlouisd'or zu 16 Schweizerfranfen gel— ten 6 Thlr. pr. Courant. Malter, ein Getreidemaß von ſehr verſchiede— ner Größe und Eintheilung, und zwar: in Aachen (6 Faß oder 24 Kap) — 2 Schffl. 113 Metzen pr. In Berlin (12 Schffl. à 16 Mtz.) =12 Berl. Schffl. In Cöln (4 Faß, 8 Sömmer, 32 Viertel) =? Schffl. 9s Metzen pr. In Darmſtadt (4 Sömmer, 16 Kumpf) — 2Schffl. 51 Me. pr. In Düſſeldorf (480 Faß) — 2Schffl. 15, Mtz. pr. Frankfurt a. M. (4 Söm⸗ mer, 16 Meſten oder Metzen) — 2 Schffl. 22 Mtz. Gotha (2 Schffl.) = 3 Schffl. 2 Me. pr. Hanau (+ Sömme) 2 Schffl. 33 Mtz. pr. Leipzig (Dresd. Maß 12 Schffl.) = 23 Schffl. 75 Mtz. pr. Nürn⸗ berg (2 Malter Getreide und Erbſen) S 1 Simra; 4 Malter Gerſte und Hafer = 1 Simra) 3 Schffl. Mtz. pr. Osnabrück (12 Schffl.) = 6 Schffl. 4 Mg. pr. Wiesbaden (A Viermſel, 16 Kumpfen) D 1 Schffl. 157 Mtz. pr. Zürich (4 Mütt oder 16 Vier⸗ tel) 6 Schffl. 1 Mtz. pr. — Außerdem kommt in Blankenburg (in Braunſchweig) der Name Malter für 4 Klafter Brennholz vor. Mark. a) Ein Gewicht von ſehr verſchiedener Eintheilung und Schwere. In Deutichland bedient man ſich am häufigſten der cölniſchen Mark. Die Mark ſtellt das halbe Pfd. vor und wird eingetheilt 52 412 1) in 8 Unzen a2 Lth. à 4 A a 4 Pfennige a 19 Aß, alſo in 4864 holl. Aß. 2) in 67 Dukaten à 60 Aß — 4020 Dukatenaß; oder 3) in 4352 Aß⸗ chen; oder 4) in 65,536 Richtpfennigstheilchen. Bei Gold wird die Mark in 24 Karat à 12 Grän, bei Silber in 16 Lth. à 18 Grän eingetheilt. — b) Eine Münze, jetzt noch üblich 1) in Hamburg. Die dor: tige Ba nko mark iſt keinen tlie vorhandene Münze und wird berechnet mit 15 Sgr. 2 Pf. pr. Die im Hamburger Verkehr eingeführte Courantmarkoder lübiſche Mark = 123 Sgr. pr. 2) Die däniſche Mark (von Silber und von Kupfer) iſt der Gte Theil eines Reichsbankothalers — 3 Sgr. 10 Pf. pr. Maß, ein an vielen Orten Deutſchlands üb— liches Getränkmaß von verſchiedener Größe. Hier und da kommt es aber auch als Getreidemaß vor; ſo: In Arnſtadt (4 Viertel) S 3 Schffl. 44 Mtz. 9 3 Schffl. 3% Mtz. pr. Zu Aschaffenburg — = 5 pr. Mtz., bei Hafer r een pr. Mb. Zu Fulda (4 Malter) = 62 pr. Mtz. 30 Nurnberg — 8 pr. Mb: — Als Getränkmaß: Altenburg (2 Nößel) — preuß. Quart. Mig beg, Weinmaß ( Seide) 1} Qt. Biermaß = r Qrt. Baden = 1,3, Qrt. Baiern (Maßkanne) — ei SH. Caſſel (4 Schoppen zu Bier) Ig, zu Wein 1. O Ort. Coblenz = 10 Qrt. Cöln = 15 Qrt. Darmſtadt e Düſſeldo . (altes Weinmaß) S 15 Urt. Erfurt (Weinmaß 2 Nößel) = Quart. (Biermaß 32 Quart.) Frankfurt a. M. (Altmaß) — et., (Jungmaß) S 17, Ort. Gotha (2 Außer) = Dt. Heidelberg (A Shoppen Aichmaß) = Ort., (Zapf: maß) =, Ort. Mainz (u Bier und Ol) —1: Dt. (zu Wein und Branntwein) — 122 rt. Mannheim (Aichmaß)⸗ = 13 Dit. (3apfmah) — 112 Quart. Wordhauſen (altes Maß); Quart. Hundre 2 Seidel Schenfmas) 3 Qrt., (Viſirmaß) 1 Ort. Quedlinburg = 3 Ort. Speier 22 Ort. Stutt- gart (Hellaichmaß) — 12 Quart, (Trübaichmaß) 15 Qrt., (Schenkmaß) — 1 Dit. nz * Dil: Wien (Landesmaß don 2 Kannen)— 1,5. N (gewöhnlich Maß) — 15% Ort. oder 1 Wiener Maß. Wiesbaden = 3 2 Dr. Würzburg (2 Seidel Schenk— maß) = 2 Ort., (Trübaichmaß) = 1 Dit. pr. Meile ‚ bie gewöhnliche Wegmaß von ſehr ver— ſchiedener Länge. In Deutſchland verſteht man unter einer deutſchen oder ſogenannten geographiſchen Meile „ eines Grades des Meridians. Am leichteſten laſſen ſich die Meilen unter einander vergleichen, wenn man weiß, wie viel von ihnen auf einen Grad des Erdgleichers gehen. Für das gemeine Leben laſſen ſich folgende Angaben benutzen: 19 holl. Meilen — i 5 deutſchen preuß. Meile S5 gewöhnlichen engl. Meilen oder 7 Werſten (cus. Meilen); 74 badiſche Meilen S 89 deutſchen; 2 bad. Meilen — 11 engl. Meilen; 14 Werft = 25 chineſ, Li; 15 deutſche Meilen = 5 franz. Lieues; 1 ſächſ. Meile — — engl, Meile; 2engl. Meilen S 3 Werſte; 2 ſchwed. Meil. — 3 deutſchen; 3 ſchwed. Meil. — 20 engl.; 6 deutſche Meilen = 7 ſpaniſchen; 4 engl. Meilen — Ian deutſche Meilen = 6 berner Meilen. Metze, die, ein Getreidemaß und zwar meiſten— theils S >, Schffl. und das Vierfache eines Mäß— Die gangbarſten Münzen, Maße und Gewichte. chens. In Caſſel jedoch hat der Scheffel 8 Metzen; in Erfurt nur 4 Metzen; in Hanau und Nürnberg hat der Malter 8 Metzen u. ſ. w. Ehedem hatte faſt jede Stadt ihr beſonderes Getreidemaß mit oft ſehr verſchiedenartiger Eintheilung; in neuerer Zeit haben allgemeine Feſtſetzungen für das ganze Land dieſe grotze Verſchiedenheit bedeutend vermindert, beſonders in Preußen und Baiern. Die preuß. Metze von 4 Mäßchen iſt 4 pr. Kubikfuß groß. Metzen, der, ein in mehrern Gegenden Süd— deutſchlands übliches Getreidemaß. Ein Metzen in Baiern iſt 4 des Scheffels — 103 pr. Metzen. In Peſth (96 ungariſche Halbe) 1 Schffel 75 > Metzen preuß. In Preßburg (64 Halbe) = 153 pr. Metze. In Wien ee e 16 Maßel, 128 Becher) — 1 Schffl. 15 pr. Metze. Milk me Strich, Linie, franz. Längenmaß = pariſ Linie a hein eine Morgen, ein Feld⸗ oder Ackermaß, gewöhnlich nach Quadratruthen oder Quadratfuß berechnet, von ſehr verſchiedener Größe. Baden (400 Quadratruth.) = eee Baiern (Nürnberg, Tagewerk von 200 Q Quadratruthen) — 143 Morgen. Braun- ſchweig (120 Quadratruthen) — 35 Morgen. Ca- lenberg in Hannover (120 Quadratruth.) = 1g pr. Morg. Darmſtadt (400 Quadratruth.) = ++ pr. Morg. Hamburg (600 Marſchruth.) = 33 pr. M. Hannover (120 Quadratr.) — 1% Morg. Mecklen⸗ burg (300 Quadratr.) S 25 pr. Morg. Oldenburg (356 Ruthen a 208.) 49 pr. Morgen. Polen (300 Quadratr.) 23 pr. Morgen. Preußen (große Morgen 400 Quadratr.) — 23 (preuß. oder Magdeb. Morg. 180 Quadratr. a 12 F.) S 1 pr. Morg. Sachſen (300 Quadratr.) S 23 pr. Morg. Schleſien (300 ine — 21 pr. Morg. Würtemberg (384 Quadratr.) = 1 2 pr. Morg. 5 M udde, niederländiſches Getreidemaß Laſt = 1 Schffl. 131 Mtz. pr. Napoleond' or, Zwanzigfrankenſtücke, Gold— münze aus dem franz. Kaiſerreiche. Man hat auch doppelte oder 40frankenſtücke. Die einfachen haben einen Werth von 4 Thlr. 20 Gr. 7% Pf. Gold oder 5 Thlrn. 6 Gr. 9 Pf. Conv. Nößel, Oeßel a) Getreidemaß. In den ſächſ. Fürſtenthümern bilden 6 Nößel ein Mäßchen, 24 eine Meze⸗ 96 ein Viertel. Das a ne in Altenburg — 4 preuß. Metze; in Eiſenach — 25 pr. Metze; in Gotha — = pre Metze; in Jena pr Metze; in Weimar — 2 preuß. Metze. — b) Se: tränkemaß ift. das N ößel — — ! Kanne oder Maß. In Braunschweig ift das Nößel — 2 pr. Quart; in Hannover 3, pr. Quart; in Sachſen (Dresden) = 2 preuß. Quart, (Leipzig) D 2 pr. Quart; in den ſächſ. Fürſtenthümern — 3 pr. Quart. Ohm, Abm, Getränkmaß in Deutſchland, Schweden, Dänemark, der Schweiz, den Niederlan— den u. m. a. Ländern von ſehr verſchiedener Größe. Amſterdam (4 Anker) = 2 Eimer 13 Quart preuß. Baden (10 Stützen) — 2 Eimer 11 Quart pr. Ber: lin (2 Eimer oder 4 Anker) =? Eim. Braunſchweig (160 QO muartier) — 2 Ge 8 Quart. Bremen (A Anker à 5 Viertel) — 2 Eimer 62 Quart. Caſſel I Ki} * — In Die gangbarſten Münzen, Maße und Gewichte. (20 Viertel a 4 Maß A 4 Schoppen) — 2 Eimer 192 Quart pr. Copenbagen (4 Anker oder 155 Poll) 2 Eimer 10.7, Quart. Darmſtadt (20 Viertel) 2 Eimer 19; Art. Frankfurt a. M. (20 Viertel) 2 Eimer 5 Quart pr. Hamburg (4 Anker à 20 an) —— 25 Eimer 63 Quart. Hannover (23 E. oder 4 Anker) D 2 Eimer 15+ Qrt. pr. Heidelberg (große Ohm) — 2 Eimer 181 QOrt.; (kleine Ohm) —1 Eimer 223 Art. Leipzig (2 Eimer) — | Enten 573 Ort. Oldenburg (A Anker) — 2 Eimer 13,5; Rheinl. Ohm (73 —=1 Stückfaß) S 2 Eimer 8. D. Riga (A Anker oder 120 Stoff) = 2 Eimer 635 Q. Stockholm (2 Eimer) — 2 Eimer 172 Q. Wiesba— den (20 Viertel) = 1 Eimer 582 Quart pr. Orhoft, Barrique, ein bekanntes Flüſſig— keitsmaß von ſehr verſchiedenem Inhalt, und zwar: Amſterdam (180 Mingel) S3 Eimer 451 Quart pr. Berlin (180 Art. ) = 3 Eimer. Braunſchweig (60 Stübchen) = — 3 Eimer 123 Q. Bremen (270 Q.) — 3 Eimer 7 Q. Dresden (216 me e. 567 Q. Hamburg ( Faß 9555 30 Viertel) S3 E. 92 L. Hannover (240 Quartier) = 3 Eimer 251 Q. Leipzig (Franzwein) — 2 Eimer 563 Ort., (Franz: branntwein) — 3 Eimer 183 Ort. London (2 Bar- rels oder 63 Gallons) S A Eimer 10 QOrt. Roſtock (240 Pot) S 3 Eimer 9, Ort. Stockholm (180 Stoop) S3 Eimer 253 Q. Warſchau (240 Kwarty) — 3 Eimer 293 Quart pr. Peck, engl. Metze, 4 — 1 Buſhel. Das Peck enthält 2 Gallons — 23 pr. Metze. Pfennig. a) eine deutſche Scheidemünze, von denen 12 einen Silbergroſchen, 10 einen Neu— groſchen (in Sachſen) 4 einen Kreuzer, & eine Albis, 18 einen polniſchen Groſchen, 12 einen Schilling in Hamburg, Lübeck, Roſtock u. ſ. w., 16 einen holl. Stüver ausmachen. b) Ein Gewicht und zwar ge— wöhnlich 4 des Quents. Pfund, die bekannte Gewichtseinheit in den meiſten civiliſirten Ländern, in England pound, in Holland pond, in Italien libbra, in Spanien und Portugal libra, in Frankreich livre genannt; von ſehr verſchiedener Schwere und Eintheilung. Fol— gende ſind die wichtigſten. Amſterdam (neues holl. Pfund) = 2 Pfd. 3 Loth 2 Quentchen pr. Baden 1 Pfd. 1 Lth. 3 Quent. Baiern = 1 Pfd. 6 Lth. 15 Duet Berlin 1 Pfd. Bern 1 Pfd. 2% 0 \ 22 Duent. Böhmen — 1 Pfd. 3 Lth. $ Quent. 5 31 Lth. 333 Quent. Bremen S 1 3 Quent. Brüſſel (leichtes Pfd.) 31 Lth. 3, Quent. (schweres Pfd.) 1 Pfd. 1 Lth. 23 Q ur neh I Pfd. (ſchweres In 1 Pfd. 1 Lth. 3 Quent. Coburg (Handelsgewicht) — 1 Pfd. 2 Lth. 3,5 Quent. Copenhagen (Han: delsgewicht) 1 Pfd. 2 Lth. 3 Q. Crakau S 27 Lth. 31 Quent. Darmſtadt —1 Pfd. 2 Lth. 21 Quent. England — 31 Lth. 4 Quent. (Gewöhnliches Pfd.) — 1 Pfd. 1 Loth 37 Q. en a. M. (Schwer: gewicht) — — 1 Pfd. 2 Lth. 2 (Leichtgewicht) 1 Pfd. 1 Quent. 8 nn = 2 Pfd. 3Lth. 2 Quent. Hamburg (Handelsgewicht) = I Pfd. 1 Lth. 2 Quent. Hannover —=1 Pfd. 1 Lth. 22, Quent. Holſtein 1 Pfoö 1 Lich. Q. 413 Leipzig (Handelsgew.) = 1 Pf. 2, Quent. Lübeck 1 Pfd. I Lth. 3 Quent. Meiningen = 1 Pfd. 3816. New-ork wie England. Oldenburg wie Ham— burg. Paris (neues Bid.) = 1 Pfd. 1 Lth! 3 . . 27 Lth. 350 Quent. Riga S 28 L. 23 ment. Roſtock (Kramergew. ) 1 Pfd. 1 Lth. Quent.; (Wagegew.) S1 Pfd. 2 Lth. 31 Quent. Schweden (Victualgew. 5 29 Loth; (Eiſengew. ) — 22 Lth. 2 Quent. Warſchau = 27 Lth. 3 585 Weimar — — Ib, Wien = 1 Pfd. 6 Lth. 14 Q. Würtemberg = 1 Pfd. a (Schwergewicht) S 1 Pfd. 4 Lth. 7 Quent. (Leichtgewicht) — 1 Pfd. 15 Quentchen. Piaſter, eine ſpaniſche, in der ganzen Welt gel— tende Silbermünze. Die Piaſter haben im Durch— ſchnitt einen Silberwerth von 433 Sgr. Auf den meiſten großen Handelsplätzen werden ſie nach dem Gewicht berechnet. Pinte, Flüſſigkeitsmaß in England S 35 pr. Quart. Als Getreidemaß gehen 64 Pints auf ein Buſhel = + pr. Metze. Pipe. a) Ein Weinmaß. An der Oſtſee für ſpaniſche Weine zu 360 und 300 Quart; in Ham— burg zu 192 bis 200 Kannen. In England hat ſie 2 Orhoft. b) Ein Olmaß. In Lübeck hält fie 820 dortige oder 840 pr. Pfd. Ol. Piſtole, urſprünglich eine ſpaniſche, ſpäter aber auch eine franz. und deutſche Goldmünze, die den Namen nach dem Regenten, der ſie geprägt, führt, als: Louisd'or, Georgdior, Friedrichsd'or. Es ſollen 35 eine rauhe Mark wiegen, und ihr Werth betrug anfangs in Deutſchland das Fünffache des Thalers. Seitdem hat man aber die Silbermünzfüße ernie— drigt, weßhalb dieſe Goldmünze jetzt überall ein Agio genießt. S. Louisd''or. Pud, ein ruſſiſches Gewicht — 40 ruſſ. Pfund — 35 Pfd. preuß. Quadratfuß, Geviertfuß, eine rechtwink— lige Fläche von einem Fuß lang und breit, wird durch die Größe des Fußes beſtimmt. Im 10theiligen Maße 11 der $ eee 100, im 12theiligen Maße 144 Quadratzoll. Der paris. Quadratfuß — 17 rheinl. Zu einer rheinl. Quadratruthe gehören 144 rheinl. Quadratfuß. S. Fuß. Quadratruthe, ein Flächenmaß, eine Ruthe lang und breit. S. Ruthe. Quadratzoll, Flächenmaß, 1 Zoll lang und breit, iſt der 100ſte oder 144ſte Theil eines Qua— dratfußes. Quart a) Getreidemaß. In Bremen (4 Quart — 1 Laſt. 1 Quart = 10 Scheffel) = 12 Schffl. 15 Metzen pr. In England (4 Quart = 1 Gallon, 8 = 1 Peck, 32 — 1 Buſhel, 256 2 1 Quarter) — er pr. Metze. b) Getränkmaß. In Ber: lin und Preußen 0 hat das Quart geſetzlich den Inhalt von + pr. Metze oder 64 pr. Kubikzoll, ſo daß 27 Quart genau! preuß. Kubikfuß betragen. 30 Quart bilden einen Anker, und 60 einen Eimer. In Bremen (A Quart — 1 Stübchen, 1 Quart iſt Mingel groß) = Je pr. Quart. In England iſt das als Weinmaß gebräuchliche Quart eben ſo groß, als das als Getreidemaß gebräuchliche. 414 Quarter, Viertel. Getreidemaß in England — 2 Combs S 4 Strikes oder 8 Buſhels, oder 32 Pecks oder 64 Gallons S5 Scheffel 43 Metze preuß. Quartier, Getränkmaß in einigen Gegenden Norddeutſchlands. In Braunſchweig (4 1 Stüb— chen, 160 — ein Ahm, 240 = ein Orhoft) =+# pr. Quart. In Hamburg, Holſtein und Lübeck (— 2 Planken oder 4 Qrt.) = 3 pr. Ort. In Hannover (S Maß oder Kanne = 1 Stübchen), hält 2 Nößel = z pr. Quart. In Oldenburg beim Wein— maß (40 Quartier — 1 Anker, 160 1 Ohm) D ı7 pr. Quart; beim Biermaß — + pr. Quart. In Roſtock und Mecklenburg (I Kanne oder Pott) S preuß. Quart. Quent, Quentchen. a) Ein Handels ge— wicht = Lth. Ts Pfd. b) Gold und Sil⸗ bier gewicht = Lth. = Mark Pfennige. Nach der in Oeutſchland gebräuchlichen cölniſchen Mark iſt das Quentchen — 41 pr. Grän. c) Apo- thekergewicht iſt 1 Quentchen auch Drachme ge— nannt = 4 Unze — 60 Gran. Real, ſpaniſche Silbermünze, urſprünglich der achte Theil des Piaſters (f. d.), alſo ehedem unge— fähr 41 Groſchen preuß. Courant. Der jetzige Real iſt „1, des Piaſters, und 32 ſolche machen 17 alte Silberrealen, und der Werth der erſtern iſt 12 Gr. preuß. Courant. Reichsthaler ſ. Thaler. Reis, portugieſiſche Rechnungsmünze. Man hat nur Kupferſtücke zu 14, 3, 5 und 10 Reis. Die Stücke von 50 und 100 Reis (letztere Teſtones) ſind von Silber. Man rechnet gewöhnlich nach 1000 Reis. Ein Reis S etwa , Pfennig Conv. Richtpfennig iſt = „it, der cöln. Mark. Ries Papier hält 20 Buch. Rubel, ruſſ. Rechnungs- und Zahlungsmünze zu 100 Kopeken. In Silbergeld rechnet man den Rubel zu 1 Thlr. 2 Sgr. 33 Pf. preuß.; und in Ku— pfergeld und Banknoten 16 Sgr. 47 Pf. preuß. Der Rubel Silbergeld — 3 Rubel 60 Kopefen Ba: piergeld. Ruthe, ein Längenmaß nach Decimal- oder Duodecimaleintheilung. Die Decimalruthe hat 10 F., die Duodecimalruthe 12 bis 20 F. (in Preußen 12, in Sachſen 16, in Oldenburg 20 Fuß), ihre Länge hängt alſo von der Größe des Fußes ab. Scheffel (Scheppel, Schäpel), bekanntes Ge— treidemaß in Deutſchland von ſehr verſchiedener Größe. Altenburg (a 2 Viertel, à 8 Metzen) — 441 preuß. Metzen. Altona (dan. Schffl. à 4 Viertel, S556 Mtz. Berlin — 16 Mg. Braunſchweig (a 10 Himten à 4 Faß) 80 pr. Mtz. Bremen (a 4 Viertel a 4 Spint) — 2070 Mtz. Cöthen S 15 Mtz. Copenh. S5 Mtz. Dresden S314 Mtz. Emden (a 18 Krues) 7 Mtz. Hamburg (Weiz., Rogg. u. Erbſen 2 F.) S303 M.; (für Gerſte und Hafer 3 Faß) — 46 Mk. Hildes— heim (à 2 Himten) S 15 Mtz. Leipzig wie Dresd. Lemgo (a 4 Spint) = 105 Metze. Lübeck (a 4 Faß Getreideſchffl.) 65 Mtz. 3 (Haferſchffl.) SIe M. München (à 6 Mtz.) = 644 Mtz. Münſter (a 12 Becher) = 63 Mtz. Niederlande S 23 preuß. Mb. Oldenburg (A 16 Kannen) = 6 Mtz. Osnabrück Die gangbarſten Münzen, Maße und Gewichte. (& 4 Viertel) = 83 Mtz. Roſtock (a 4 Faß für Ge: treide) = 113 Mtz.; (für Hafer) = 123 Mtz. Stutt⸗ gart (à 8 Simri) = 512 Metze. Weimar — 222 preuß. Metze. Schiffpfund, ein Handelsgewicht in vielen Gegenden Deutſchlands, in Schweden, Dänemark und in den Niederlanden; meiſtens zu 20 Liespfund getheilt. In Altona, Hannover, Lübeck und Roſtock hat das Seeſchiffpfund 2 Ctr., das Landſchiffpfd. aber ift in Lübeck = 23, in Roſtock 22 Ctr. In Schwe— den hat das Eiſengewicht 320 Pf., das Viktualge— wicht 400 Pfd. In Dänemark iſt es = 33 Ctr.; ſonſt meiſtens überall 3 Ctr. Schiffs laſt, ein bei Schiffsladungen gebräuch— liches Handelsgewicht, das an den meiſten Orten von der gewöhnlichen Laſt nicht verſchieden iſt. In Preußen iſt geſetzlich die Schiffslaſt 4000 pr. Pfd.; doch rechnet man noch ſehr oft nach Laſten 36 Ctrn., auch von 2000 Pfd. In Hamburg iſt die Schiffslaſt — 4000 Pfd., die Commerzlaſt —= 5000 Pfd. Schilling, eine Münze in Deutſchland, Eng— land, Schweden, Dänemark, der Schweiz u. ſ. w., von Silber oder Kupfer, oft auch nur Rechnungs— münze. Er iſt % der Mark in Dänemark, Hamburg, Lübeck. 3e des Livre Sterling (S7 Groſch. 175% Pf. Conv. Cour.) in England. s des Thalers in Schwe— den und Oldenburg. 5 des Guldens in Appenzell. S. jene Münzſorten. Schock, eine Menge von 4 Mandeln à 15 Stück. Beim Garnhandel machen meiſtens 60 Stück Garn à 20 Gebind à 40 Faden ein Schock aus. In Sach— ſen iſt das alte Schock 20 Groſchen, das neue 60 Groſchen Conv. In Böhmen und Schleſien hat das alte Schock 60 Kaiſergroſchen à 3 Kreuzer, das neue nur 40 Kaiſergroſchen. Schoppen, ein Getränkmaß in mehrern Ge— genden Deutſchlands und der Schweiz, und zwar immer ! des Maßes (ſ. d.). Scrupel, Apothekergewicht, und zwar meiſtens 28 des Pfundes, eder Unze, oder 4 der Drachme. Scudo, eine ital. Münze, theils von Gold, theils von Silber. In Rom — 433 Sgr. Der neue Scudo von Gold iſt das Zehnfache des Silberſcudo. In Toskana iſt er nur Rechnungsmünze S 7 Liren. Seidel, ein Weinmaß, und zwar in Oſtreich und Baiern — Maß (f. d.). In Böhmen heißt der wiener Getreidebecher ein Seidel. Beim Bergbau iſt er S 4 Kübel. Silbergroſchen = n des preuß. Thalers — 12 Pfennigen. 1063 wiegen eine preuß. Mark. Man rechnet 4 Groſchen Courant = 5 Sgr. Simri, Simmer, Simra, ein Getreide— maß in mehrern Gegenden Deutſchlands. Coburg (a 4 Viertel oder 16 Mtz.) = 1 Schffl. 95 Mtz. pr. Darmſtadt (A Simri — 1 Malter) 9 Mtz. Frank— furt a. M. (a 2 Meſten, 4 Simri = 1 Malter) = 83 pr. Mtz. Hanau (A 2 Mtz.) = 8% ME. preuß. Heidelberg (A 2 Kümpfe) = 4 Metze. Heilbron (Korn) = 52 Mtz.; (Hafer) = 74 Mtz. Nürnberg (glattes Getreide 2 Malter) = 5 Schffl. 14 Metz.; (Hafer, Gerſte und Spelt) S 10 Schffl. 15 Mg. pr. 2 — — Die gangbarften Münzen, Maße und Gewichte. Rheinbaiern (a 4 Vierling) = 33 Mtz. Würtem⸗ berg (8 Simri = 1 Schffl.) = 62; Mes. preuß. Sou, Sol, Geldmünze. In Frankreich — z5 Livre S5 Centimes S4 Pf. preuß. In der Schweiz. In Genf rechnet man Livres zu 20 Sols. Ein Sol Courant = 32 Pf. pr. Ein Sol Scheidemünze aber I Pf. pr. In Lauſanne iſt 1 Sol 7 Pf. pr. Souverän, Sewerin, eine Goldmünze. In Oſtreich gelten ſie jetzt 133 Gulden, in Wien und Augsburg — 91 Thlr. preuß. Courant. In Augs⸗ burg und Wien gewinnen ſie indeſſen noch 2 bis 3 Proc. Agio. In Polen kann ihr Werth auf 93 Thlr. preuß. Courant angeſchlagen werden. In England können ſie auf 68 Thlr. pr. Cour. taxirt werden. Species, Speciesthaler, grobe Silber— münze in Deutſchland und einigen benachbarten Län— dern. In Sachſen find fie gleich 1 Thlr. 12 Sgr. In Dänemark 453 Sgr. In mehrern kleinen Ländern Deutſchlands werden ſie zu 1 Thlr. 10 bis 12 Gr. Cour. angenommen. Stab, nennt man in Deutſchland die franz. Elle (Aune). In Frankfurt a. M. find 6 Stab S 13 Frankf. Ellen. In Leipzig 1 Stab = 2 Ellen. In Berlin 4 Stab S7 Ellen. In Baiern 7 Stab — 10 Ellen und in Wien 2 Stab S 3 Ellen. Stein, ein Handelsgewicht, deſſen Schwere von der Größe des Pfundes abhängt, deſſen Viel— faches es iſt. In Amſterdam machen 8, in Carlsruhe und Osnabrück 10, in Wien und Prag 20, in Bres— lau und Leipzig 22, in Schweden, Polen und Kra— kau 32 Pfd. einen Stein. Der ſchwere Stein hat in Berlin 22, in Braunſchweig 22%, in Königsberg 33 Pfund. Der leichte Stein hat in Berlin 11, in Braunſchweig 112 Pfd. Der Stein Wolle hat in Bremen, Hamburg, Hannover und Lübeck 10 Pfd. Sterling, Pfund Sterling, Rechnungs— münze in Großbritannien, von 12 Mark oder 20 Schilling S 6 Thlr. 17 Sgr. 92 Pf. preuß. Strähn, Ströhne, eine gewiſſe Anzahl Fäden beim Garnhandel. In Sachſen für Leinengarn hat der Ströhn 2 Zaſpel, à 20 Gebind, à 20 Fäden, à 4 Ellen Haſpellänge und 6 Ströhne machen ein Stück. Beim Wollen- und Baumwollengarn hat ein Ströhn 3 Zaſpel. In öſtreich. Schleſien und Böhmen hat ein Stück A Ströhne, à 3 Zaſpel, a 20 Gebind, à 20 Fäden, à 3 bis 4 Ellen Länge. In preußiſch Schleſien gilt dieſelbe Eintheilung, doch iſt der Faden in der Regel nur 32, Ellen lang. Stübchen, ein Getränkmaß. In Braunſchweig do des Orhofts Wein und „- Tonne Bier. In Bre— men hat es 4 Quart à 4 Mingel = 23 preuß Ort. In Dänemark, Hamburg, Hannover und Meklenb. 30 Obm. In Thüringen (Gotha, Weimar u. |. w.) = Ohm Wein und 2, Tonne Bier und theilt ſich in 2 Kannen, à 2 Maß, à 2 Nößel. 8 Stück, im Garnhandel, in Sachſen 4 Strähn Baum: und Schafwollengarn, 6 Strähn Leinengarn. In Breslau 4 Strähne, à 3 Zaſpeln. Ein Schock Garn hat in Danzig 60 Stück, a 20 Geb. In öſtr. Schleſien und Böhmen machen 4 Stück à 4 Strähn, ein Schock Leinengarn. In Hannover hat das Stück 415 Leinengarn 10 Geb., à 90 Fäden von 33 Elle Ha— ſpellänge. Stüver, iſt der 54ſte Theil eines oldenburger Thalers, der 20ſte Theil eines holl. Guldens „I, ded ſchwed. Reichsſpecies. Thaler, eine Silber- oder auch nur eine Rech— nungsmünze in mehrern Ländern Europas. Amboina (48 Stüv. à 4 deut.) = 1 Thlr. 3 Sgr. 4 Pf. pr. Amſterdam (Cour. 24 Gulden) = 1 Thlr. 11 Sgr. 6 Pf. Baſel (Cour.) = 1 Thlr. 6 Sgr. Augsburg (Reichsthaler) S 26 Sgr. 3 Pf. Berlin (30 Sgr.) — Thlr. Bern (Neuthlr. 30 Batzen) S 1 Thlr. 18 Sgr. Copenhagen (Reichsbanco 96 Schilling) 22 Sgr. 8 Pf. Curland (Albertthlr.) — 1 Thlr. 13 Sgr. 9 Pf. Braunſchweig, Sachſen und den ſächſ. Fürſtenthümern (30 Neu- oder Sgr.) — 1 Thlr. Frankf. (Wechſelgeld à 90 Kreuzer) —1 Thlr. 1 Sgr. 5 Pf. (zu Stadtabgaben) = 28 Sgr. 8 Pf. Ham- burg (Banco 16 Schill. à 12 Pf.) = Thlr. 15 Sgr. 5 Pf.; (Cour.) =1 Thlr. 7 Sgr. 1 Pf. Krakau (Talaro 6 Guld. à 30 Groſch.) = 29 Sgr. Lübeck (Lübiſch, 3 Mark) = 1 Thlr. 7 Sgr. 1 Pf. Olden⸗ burg (Kaſſageld, 72 Grot à 5 Schwer) = 1 Thlr. 5 Sgr.; (grob Cour.) = 1 Thlr. 1 Sgr. 6 Pf.; (klein Cour.) = 26 Sgr. 3 Pf. Roſtock (in 3 Std. 48 Schill. à 12 Pf.) = 1 Thlr. 5 Sgr. Venedig — 1 Thlr. 11 Sgr. 2 Pf. Warſchau (Tallero a 6 Gulden) = I Thlr. Wien (Reichsthlr. zu 14 Gul— den) — 1 Thlr. 1 Sgr. 6 Pf. Zürich (a 1 Guld. 60 Schill.) = 28 Sgr. 8 Pf. Toiſe (Klafter), franz. Längenmaß — 2 Me— tres, wird in 6 F. getheilt und S 6 Fuß 4 Zoll 53 Linie rheinl. Tonne, ein Hohlmaß. a) Biertonne in: Amſterdam (128 Mingel) = 2 Eimer 17 Quart pr. Berlin S 100 Quart. Braunſchweig (LOS Quartier) — I Eimer 262 Quart. Bremen (196 Quart) D 2 Eimer 153 Quart. Copenhagen (136 Pott) = 1 Eimer 543 Ort. Dresden (105 Kannen) — 1 Eim. 253 Ort. Gotha (48 Kannen) =! Eimer 117 Ort. Hamburg (48 Stübch.) S2 Eimer 313 Ort. Han- nover (104 Quartier) — 1 Eimer 481 Ort. Leipzig (75 Kannen) S1 Eimer 183 Qrt. Roſtock (64 K. oder Pott) = 1 Eimer All Quart. Stockholm (96 Stoop) S! Eimer 493 Quart. b) Getreide⸗ tonne. Amſterdam = 5 Schffl. Dänemark, Oſt— friesland, Oldenb. = 8 Schffl. Schweden (4 Bier: tel) =3 Berl. Schffl. Stettin S2! Berl. Scheffel. — c) Tonne Aus ſaat des Landes: in Schwe— den — 14,000 Quadratellen; in Dänemark, Schles— wig ſehr unbeſtimmt, jedoch viel größer als in Schwe— den. — d) Oltonne. In Leipzig 2 Ctnr. — e) Buttertonne. In Hamburg, Braunſchweig, Lü— bek wiegt die Buttertonne groß Bad 280, klein Bad 224 Pfd., in Emden 280, in Bremen 300. — f) Salztonne. In Dänemark und Norwegen — 10 Scheffel, in Hamburg für Seeſalz 267 Pfund, für Lüneburger 400 Pfd. — Außerdem werden in man— chen Gegenden Malz, Kalk, Gyps, Thran, Theer, Steinkohlen, Honig u. ſ. w. nach Tonnen von ſehr verſchiedenem Gehalt verkauft. Unter Schiffstonne verſteht man in der Regel 4 Laſt, alſo 2000 Pfd., 416 und unter einer Tonne Goldes 100,000 Thlr. in Gold. Unze, ein Gewicht in Deutſchland 3 der Mark oder u des Pfundes, alſo — 2 Loth. Bei Apothe— kergewicht iſt fie „I, des Apothekerpfundes und wird in 8 Drachmen, à 3 Scrupel à 20 Gran getheilt. Vierling, ein Getreidemaß, 1 des Viertels in der Schweiz, 1 des Simri in Würtemberg, in Augs— burg , in Regensburg us des Scheffels. Viernſel, Getreidemaß, 1 Malter in Mainz, Wiesbaden und Heidelberg. Viertel, a) Getreidemaß, meiſt 3 des Scheffels und zu 4 Metzen a 4 Mäßchen in mehrern Orten der Schweiz — Müll oder 1, Malter; in Würtemberg 4 Simri; in München S Schffl. — b) Ein Biermaß, in Leipzig S! Faß oder 2 Ton— nen; in Bremen hat die Tonne 33 Viertel; in Ro— ſtock und Amſterdam 4 Tonne. — c) Ein Wein— maß, in Amſterdam rt Ohm; in Caſſel, Darm: ſtadt, Frankfurt a. M., Heidelberg, Hildesheim, Lübeck, Roſtock und Bremen — „ Ohm; in Cöln 2 Ohm. Werſt, ruſſiſche Meile S 1500 Arſchinen oder 3400 rheiniſche Fuß. 7 Werſte — 1 deutſche Meile und 2 = 3 engliſche. Wispel, Wiespel, Getreidemaß in Nord— deutſchland. In Braunſchweig = 4 Schffl. — 22 Schffl. 91 Metze; in Hamburg = 10 Schffl. (der Wispel oder 4 Laſt Weizen, Roggen und Erbſen Landwirthſchaftliche Baukunſt. von 20 Faß) = 19 Scheffel 3 Metzen preuß. (der Wispel oder halbe Laſt Gerſte und Hafer, 30 Faß) — 283 preuß. Scheffel. In Hannover machen 14 Wispel ein Fuder, 2 Wispel eine Laſt und 1 Wisp. it = 8 Malter = 1 Wisp. 3 Scheffel 23 Me. pr. In Lüneburg — 20 Schffl. S 22 Schffl. 103 Mtz. preuß. In Preußen 2 Malter S 24 Schffl. — 21 Metzen 565 Becher Wein. In Sachſen 2 Malter — 24 Schffl. = 1 Wisp. 22 Schffl. 143 Mtz. preuß. Yard, engl. Reichselle, hält 3 F. à 12 3. = 2 F. 10 3. 114 Linie rhein. Man rechnet 8 Yard — 13 Leipz. Ellen; 8 Yard S 11 berl. Ellen; 4 Hard = 3 Stab; 6 Yard S 7 Wiener Ellen. Zechine, wiprünglic eine ital. Goldmünze, die aber ſpäter auch in der Türkei nachgeahmt wurde. Der Werth derſelben iſt etwa der eines Dukatens. In der Türkei rechnet man 15,000 Zechinen auf einen Beutel Gold; ihr Werth iſt aber allmälig bis auf ungefähr 4 Dukaten verſchlechtert worden. Zoll iſt der 12. oder nach dem minder gebräuch— lichen Decimalſyſteme der 10. Theil des Fußes. Zuber, a) Kohlenmaß in Würtemberg D Eimer; er zerfällt in 4 Imi zu 10 Maß S 1 pr. Eimer 41 Quart. b) Ein Getreidemaß in Baden — 10 Malter = 1 Wispel 34 Scheffel preuß. Zwei Drittelſtücke, oder Gulden nach dem 18 Guldenfuße, meiſt hannöv. und lüneb., braun: ſchweig., mecklenb. und oldenb. Gepräge, find 232 Silbergroſchen werth. Landwirthſchaftliche Baukunſt. Die Gebäude ſind ein nothwendiges Übel bei der Landwirthſchaft; der Werth eines Landgutes wird nach dem Ertrage berechnet, wobei man ſich hinreichende Gebäude als vorhanden denkt. Der Mangel derſelben iſt alſo ein Fehler, und es müſſen die Koſten der Wiederherſtellung oder der neuen Ein— richtung der mangelnden Gebäude von dem Kapital— werthe des Grundſtücks abgezogen werden; weß— halb man beim Ankaufe eines Landgutes hierauf die nöthige Rückſicht zu nehmen hat. Aber auch die Unterhaltungsfoften der Gebäude gehen vom Werthe der Ertrages ab, und daher ſind ſchlechte, baufäl— lige oder gar zu leicht errichtete Gebäude ein Man— gel. Die beſſere Beſchaffenheit erhöht alſo nur den Werth eines Gutes in ſo fern, als der Abzug der Unterhaltungskoſten bei den tüchtig gebauten Ge— bäuden von dem Ertrage geringer wird; dagegen iſt das Gut aber nicht nach dem Werthe vorzuͤg— lich ſchöner, maſſiver und koſtſpieliger Gebäude zu bezahlen, ſondern es ſind nur die geringern Repa— raturkoſten in Anſchlag zu bringen. Um ein Gut von Neuem anzubauen, wird man in der Regel mindeſtens den vierten Theil des Bodenwerthes auf die Gebäude verwenden müſſen. Soll nun aber gar ein bequemes Wohnhaus erbaut und ſollen die Gebäude mit etwas Lurus errichtet werden, oder ſind die Baumaterialien entfernt oder nur theuer zu kaufen, ſo ſteigt der Werth der Gebäude noch hoͤher. Indeſſen gereicht doch immer der Mangel der erforderlichen Gebäude zu einem empfindlichen Schaden für den Wirth. Es iſt nicht allein die augenblickliche Verwendung von bedeutenden Sum— men zu deren Aufbau, welche dem Betriebe ent— zogen werden, ſondern auch die Störung in der Wirthſchaft, welche durch die nothwendigen Bau— fuhren und durch die den Bauleuten zu ſtellenden Handlanger entſteht, und welche auf mannigfache Weiſe nachtheilig wirkt. Hierzu kommt, daß das Getreide bei dem Mangel an Scheunenraume dem Verderben mehr ausgeſetzt iſt. Der Scheunenraum muß überdies ſo ausgedehnt ſein, daß man mit der Benutzung des Raumes nicht zu ängſtlich zu ſein braucht. Der Mangel an Raum für das Vieh iſt aber noch empfindlicher; denn ſteht daſſelbe zu enge, jo entſtehen Krankheiten, oder es beſchädigt ſich. Beſonders ſind zu enge Ställe den Schafen, ſo— wohl in Hinſicht der Wolle als der Geſundheit nachtheilig. Auch muß man für die beſondern Sor— ten beim Schafviehe abgeſonderte Gelaſſe haben. Bei größern Gütern iſt eine hinreichende Anzahl geſunder Tagelöhnerwohnungen unentbehrlich, weil es ſonſt ohne dieſe nicht ſelten an Arbeitern fehlt. So nachtheilig nun aber der Mangel der Gebäude iſt; eben ſo wird der Überfluß eine Laſt für das Gut; aber noch nachtheiliger iſt es, wenn die Ge— bäude zu koſtbar erbaut ſind. Je größer nun der— Landwirthſchaftliche Baukunſt. gleichen Gebäude ſind, je mehr koſtet die Unter— haltung. Ein allgemeiner Maßſtab des Bedarfs an Ge— bäuden für ein Landgut läßt ſich natürlich nicht an— geben. Bei Herſtellung ganz neuer Gebäude und Gründung einer neuen Wirthſchaft überhaupt, muß ein vorläufiger Bauanſchlag gemacht werden; dieſer kann ſich jedoch nur auf einen vorhergehenden An— ſchlag vom wahrſcheinlichen Ertrage der Fläche des Gutes gründen. Letzterer muß nachweiſen: die zu gewinnenden Maſſen an Getreide im Stroh, an Wurzelgewächſen, Heu und allen ſonſtigen Früch— ten, wonach ſich denn auch, auf den Grund ge— wiſſer Futtergaben, der Art des Futters und der vorhandenen Weide nach erforderliche Geſpann- und Nutzvieh nach Art und Zahl ergiebt, worauf der Raumbedarf, folglich Umfang und Größe der Ge— bäude, berechnet wird. Bei Ermittelung dieſes Raumbedarfs wird indeſſen von den Baukundigen häufig gefehlt, wenn man es ihnen überläßt, jenen ökonomiſchen Veranſchlag ſelbſt zu machen, und wenn ſie das Volumen gewöhnlich nach Schocken, Stiegen, Haufen, Mandeln, welches überall un— beſtimmte Größen ſind, unterſcheiden. Eben ſo we— nig darf blos die Stückzahl des Viehes, ohne Rück— ſicht auf ſeine Größe, Stärke und Futterbedarf, berechnet werden. Es muß aber bei der Berech— nung des Gebäudebedarfs auch auf die Gelegenheit und örtliche Gewohnheit Rückſicht genommen wer— den, ſowohl Getreide, als Heu und Stroh in Fei— men in der Nähe der Scheunen aufzubewahren, ſo wie auch die Kartoffeln häufig in Mieten auf dem Felde ſelbſt aufbewahrt werden. Eben ſo müſ— ſen auch beſondere Rückſichtsnahmen bei den Bau— anlagen für Stallungen ſtattfinden. Ein Schaf— ſtall für gemeines Landvieh kann anders eingerichtet ſein, als ein ſolcher für feine Raſſeſchafe, wo man beſonders den Mutterſchafen mehr Platz, als ge— wöhnlichem Vieh einräumt, ſo wie auch zweck— mäßigere und etwas mehr Raum einnehmende Rau— fen anbringt; und ein Maſthammelſtall bedarf bei anhaltend fortgeſetzter Maſtung wieder andere Ein— richtungen. Bei dem Baue der Rindviehſtälle kommt es, neben der raſſenmäßigen Stärke des Viehes, auf die möglichſte Nähe der Futtervorräthe, und zum Theil auf das Futtermaterial ſelbſt an, z. B. bei der Verfütterung der Abgänge aus einer Brau— und Brennerei, und ein auf Zuzucht berechneter Viehſtand erfordert noch mehrere Räume für das Zuchtvieh verſchiedenen Alters; etwas Ahnliches findet auch bei Stutereien ſtatt. Ein Hauptumſtand in der landwirthſchaftlichen Baukunde beſteht noch darin, daß die geſammten Wirthſchaftsgebäude eine ſolche Stellung und Verbindung unter einander haben, daß die land- und hauswirthſchaftlichen Geſchafte am vortheilhafteſten verrichtet werden können. Die vortheilhafteſte, bequemſte und beſte Stel— lung der Wirthſchaftsgebäude iſt die Fäͤcherform, indem nach dieſer der Landwirth im Stande iſt, die ihm dienenden Perſonen in gehöriger Ordnung zu halten, und überhaupt alle landwirthſchaftlichen Kirchhof, Landwirth. 417 Geſchäfte zweckmäßig zu ordnen und glücklich aus— zuführen. Faſt in ganz Deutſchland liebt man aber die Stellung der landwirthſchaftlichen Gebäude in Form eines länglichen Vierecks, und es hat aller— dings dieſe Stellung hinſichtlich der Diebereien ei— nigen Vorzug vor der Fächerform, wenn nur die durchaus zuſammenhängenden Gebäude feuerfeſt er— baut ſind, welches überhaupt bei allen landwirth— ſchaftlichen Gebäuden anzurathen iſt. Das Wohn— haus muß hierbei mit der Fronte gegen den Wirth— ſchaftshof liegen, damit man aus deſſen Fenſtern alles, was auf der Hofſtelle vorgeht, überſehen kann. Bei der innern Einrichtung iſt die perſön— liche Bequemlichkeit jederzeit der Erleichterung bei Beſorgung der Haus- und Wirthſchaftsangelegen— heiten nachzuſetzen; die Wohnſtube ſei nahe an der Hausthüre, die Küche geräumig und hell; das Wohnhaus ſoll hinreichende Keller- und Boden— räume zur Aufbewahrung der Vorräthe und Wirth: ſchaftsutenſilien enthalten; Milch-, Vorrathskeller und Speiſekammern müſſen jederzeit nach Norden oder doch wenigſtens nach Weſten angelegt ſein. Die Viehſtälle ſollen mit den Fronten nach Süden und Norden liegen und bei Schafſtällen müſſen die Thüren nach Mittag angebracht ſein, während ſie für das Rindvieh nach der Mitternachtsſeite anzu— bringen ſind. Auch bei den Pferdeſtällen ſollen die Thüren nach Norden geöffnet ſein. Im Allgemeinen wird es großen Nutzen gewähren, alle landwirth— ſchaftlichen Gebäude, wo möglich, zuſammen in der Mitte aller Ländereien, entweder nahe bei einem fließendem Waſſer, oder einem Teiche, und zwar ſo anzulegen, daß beſonders zur Milchwirthſchaft immer fließendes Waſſer zu Gebote ſtehe. Die Koſten, welche der Neubau und die Unter— haltung der Gebäude verurſachen, hängen von der Beſchaffenheit des Materials zu den Gebäuden, von der Tüchtigkeit der Arbeit, der Zweckmäßigkeit und auch von dem Grunde und Boden ab, auf wel— chem ſie gebaut ſind. Bei der Verſchiedenheit der obwaltenden Verhältniſſe laſſen ſich daher keine all— gemein zu treffenden Berechnungen jener Koſten aufſtellen. Bei der Berechnung der Unterhaltungs— koſten der Gebäude eines Landguts wird man den jetzigen Zuſtand derſelben berückſichtigen müſſen, und ob ſie in einem wirthſchaftlichen Zuſtande ſich be— finden. In dieſem Falle kommt es auf die Wieder— herſtellungskoſten eingehender Gebäude, auf die jährlichen Unterhaltungskoſten, und endlich auf den Erſatz der Gebäude bei vorkommenden Unglücksfällen an. Die Zeit der Dauer iſt höchſt ungewiß und hängt von zu vielen Nebenumſtänden ab. Die neuern Gebäude ſtehen nicht mehr ſo lange, wie die alten geſtanden haben. Man wird indeß an— nehmen können, daß ein hölzernes, aus Fachwerk mit Klebeſtacken oder Mauerſteinen ausgefachtes Gebäude 100 Jahre ſtebt, und man wird daher jährlich 1 Proz. des zur Wiederaufbauung nöthigen Betrages annehmen müſſen, um den Fond zu die— ſem Zweck zu ſammeln. Ein einigermaßen ſolid gebautes, maſſives Gebäude iſt auf 250 Jahre an— zunehmen. An jährlichen 3 veran⸗ 5 418 ſchlagt man bei einem hölzernen Gebäude gewöhnlich 2 Prozent. Nach Verſchiedenheit des zu erlangenden Zweckes müſſen auch die Wirthſchaftsgebäude verſchfeden fein. Zu den vorzüglichſten Wirthſchaftsgebäuden rechnet man: 1) Die Wohnung für den Landwirth ſelbſt und ſeine Leute; 2) die Scheunen; 3) die Vieh— ſtälle; 4) diejenigen Gebäude, welche zur Aufbe— wahrung des ausgedroſchenen Getreides und des Viehfutters nöthig ſind; 5) Backhäuſer; 6) Brau— häuſer; 7) Branntweinbrennereien; 8) Obſtdarren; 9) Bienenhäuſer; 10) Brücken- und Wegebauten u. dgl. m. Bei jedem Baue hat man überhaupt auf folgende zwei Stücke zu achten, nämlich auf die Bau— materialien, und auf die Art und Weiſe, wie dieſe mit einander zu verbinden ſind. Außerdem kommen bei einem auszuführenden Baue vornehmlich fol— gende Punkte in Betracht: 1) Der Bauplan. Ob ſich zwar gleich die— ſer im Allgemeinen nach dem Zwecke des Baues, mit Rückſicht auf die Bauſtelle und Baukoſten be— ſtimmt, ſo hat man doch vornehmlich dabei auf die Bequemlichkeit, auf die Feſtigkeit oder Dauer und auf die Schönheit des Baues zu ſehen, und alle drei möglichſt mit einander zu verbinden. Die erſte und weſentlichſte Hauptbedingung eines vollkomme— nen Gebäudes beſteht in der Bequemlichkeit deſſel— ben, welche um ſo größer iſt, je leichter und vortheil— hafter die verlangte Abſicht erreicht werden kann. Daher ſind die Wirthſchaftsgebäude in eine ſolche Lage und Verbindung zu bringen, daß ſie nicht nur aus der Wohnung des Landwirths insgeſammt überſehen werden können, ſondern daß auch die— jenigen Theile derſelben, welche zu einerlei wirth— ſchaftlichen Geſchäften erforderlich ſind, ſo nahe als möglich aneinander liegen, damit man ungehindert leicht von dem einen zum andern kommen kann. Die Feſtigkeit und Schönheit der Gebäude aber be— treffend, ſo hat man ſolche feſte Materialien dazu zu wählen, welche an der Luft nicht verderben, und überhaupt der Witterung widerſtehen können. Fer— ner gebe man den Gebäuden einen ſolchen feſten Grund, daß ſie weder durch das Gewicht ihrer eigenen Theile, noch durch große Stürme aus der ſenkrechten Lage gebracht werden können, auch die— jenigen Laſten zu tragen vermögen, die fie tragen ſollen, ſo wie überhaupt die Theile der Baumate— rialien möglichſt feſt mit einander zu verbinden ſind. Die Theile der Gebäude müſſen in Anſehung ihrer Höhe, Breite und Dicke ein ſolches Verhältniß un— ter einander erhalten, das leicht durch die äußern Sinne wahrgenommen werden kann. Man ordne endlich die Gebäude ſymetriſch, d. h. man ſuche den gleichen und ähnlichen Theilen derſelben eine ſolche Lage zu geben, daß ſie von einer angenom— menen Mittellinie auf beiden Seiten gleich weit abſtehen. 2) Die Bauſtelle. Hierbei muß der Beſitzer mit den natürlichen Vorzügen oder Mängeln, als Brunnen, Lage und Schutz gegen den höchſten Waſſerſtand benachbarter Fluſſe, Gelegenheit zu trocknen Kellern u. ſ. w. bekannt ſein. Bei dem Landwirthſchaftliche Baukunſt. Verhältniß des Gebäudes zur Nachbarſchaft kom— men vornehmlich Fenſter, Traufe und Abzüge in Betracht. Soll das Gebäude an die Stelle eines ſchon vorhandenen, an andere ſtoßenden gebaut wer— den, ſo iſt noch auf die Giebelwände, die gemein— ſchaftlich ſein oder dem Nachbar gehören können, beſondere Rückſicht zu nehmen. Der Baugrund iſt am beſten von einem tüchtigen Sachverſtändigen ſelbſt zu unterſuchen. Das erſte Erforderniß eines guten Baugrundes iſt deſſen Gleichheit oder deſſen Aus— halten in den gleichen zum Baugrund tauglich be— fundenen Erdſchichten. Ohne künſtliche Vorkehrun— gen kann man bauen auf Felſen, auf trocknen Lehm und feſt verbundenen groben Sand (Kies), ſobald nämlich die beiden letztern in hinreichend und gleich— mäßig ſtarken Schichten vorhanden ſind. Unſiche— rer ſind feiner Sand, ſowie Thon, Letten und Mergel, da ſich letztere ſelten gleichmäßig verbrei— ten und bei hohem Waſſerſtande oft unterwaſchen werden. Schlechter noch iſt der ſogenannte Quell— ſand. Ganz untauglich als Baugrund ſind Damm— erde und aufgefüllter Boden, welche ſtets bis auf den darunter liegenden feſtern Grund ausgegraben werden müſſen. Die größten Schwierigkeiten end— lich machen Sumpf, Moor und Torf, und ſind auch außerdem noch den Wohnungen für Menſchen und Thiere rückſichtlich der Geſundheit nachtheilig. Hat der Grundbau eines frühern Gebäudes ein Ge— bäude von gleicher oder größerer Laſt, wie das zu errichtende getragen, und befindet er ſich noch in gutem Zuſtande, fo bietet er den trefflichſten Bau— grund dar; ſoll aber die Laſt des neuen Gebäudes anders, als die des frühern vertheilt werden, ſo iſt weitere Unterſuchung darüber nöthig. Der Grund— bau muß eine breite Grundfläche erhalten; die Breite der Grundmauer richtet ſich natürlich nach der Stärke der Mauer eines darauf aufzuführenden Gebäudes. Die Außenſeite des Grundbaues iſt zur Ableitung des Regenwaſſers mit einem vom Gebäude abwärts geneigten Pflaſter zu verſehen. Zum Grundgemäuer für landwirthſchaftliche Gebäude nimmt man wo möglich natürliche oder rauhe Feldſteine, Sandſtein— brocken oder Kalkſteine. Zur Erſparniß kann man den Grundbau zu ökonomiſchen Bauwerken recht füg— lich auch mit Lehmmörtel mauern, ohne der Dauer— haftigkeit eines Gebäudes Eintrag zu thun. End— lich iſt noch zu unterſuchen, ob die Bauſtelle, wenn ſie ſchon bebaut iſt, vom Mauerſchwamm ange— ſteckt ſei, oder zu dieſem Übel doch Gelegenheit gebe, was beſonders ſolchen Plätzen eigen iſt, auf welchen ſich lange Zeit Ställe oder ſonſt Miſtſtätten befunden haben. In ſolchen Fällen muß der Bau— ſchutt oder der gefährliche Boden ſorgfältig wegge— ſchafft werden. 3) Die Bauart. Jedes Gebäude ſoll dauer— haft, feſt und ſeinem Zweck entſprechend gebaut ſein. Doch muß man diejenige Bauart wählen, welche in der fraglichen Gegend die wohlfeilſte iſt. Wer daher als Landwirth maſſiv bauen will, ohne ei- gene Ziegelei oder Steinbrüche zu beſitzen und ohne ſich den Kalk wohlfeil verfchaffen zu können, wird nicht minder fehlerhaft handeln, als derjenige, wel— | | | | | | | Landwirthſchaftliche Baukunſt. cher aus Holz bauet, wo dies ſchwer zu erlangen iſt. Die Erfindung des Piſé oder Stampfbaues (wobei die Wände oder Mauern aus trockner Erde ohne Strohbeiſatz feſt und aufgeſtampft werden), wodurch man die Gebäude viel billiger herzuſtellen im Stande iſt, verdient alle Aufmerkſamkeit der Landwirthe. Die auf dieſe Art tüchtig gefertigten Gebäude ſtehen länger als hölzerne. 4) Die Bauzeit. Die Ausdehnung des Baues auf eine längere Zeit bringt weſentliche Vortheile, indem ſich ſowohl die Arbeiten beſſer auf geeignete Zeiten vertheilen laſſen, als auch das Austrocknen der aufgebauten Theile beſſer erfolgt. In der Re— gel ſind die eigentlichen Wintermonate in Deutſch— land zu den meiſten Bauarbeiten untauglich. Doch kann grobe Zimmerarbeit, mit Einſchluß des Ver— ſchalens, im Winter ohne Nachtheil vorgenommen werden. Feinere Holzarbeiten aber, vornehmlich das Legen der Fußböden, Einſetzen der Thüren und Fenſter find ebenfalls in der trocknen und warmen Jahreszeit vorzunehmen. Die trockenſte Luft haben die Frühjahrsmonate, und ſie ſind für den Kalk— putz im Innern ſelbſt den heißen Sommermonaten vorzuziehen. Sind zum Aufbau eines Gebäudes zwei Sommer und ein dazwiſchen liegender Winter gegeben, ſo wird im erſtern Jahre das Gebäude vom Grund aus bis unter Dach gebracht, im Win— ter die noch fehlende rohe Zimmerarbeit nachgeholt und im Frühjahr und Sommer der Ausbau voll— endet. Zum Schuttauffüllen auf die Balkenlage und Gewölbe wähle man die trockenſte Zeit und laſſe die Dielen nie eher legen, bis der Schutt völlig ausgetrocknet iſt. Ferner laſſe man die Keller nicht eher überwölben, als bis das Dach eingedeckt oder das Schieferdach wenigſtens verſchalt iſt. Der Kalk— putz auf Holzwerk endlich, namentlich der Decken, gelingt um fo beſſer, je mehr Zeit dazu geſtattet iſt. Bauanſchlag, Koſtenanſchlag. Der Koſtenbetrag eines Neubaues einzelner oder ſämmtlicher zu einem Landgute gehörigen Gebäude hängt von der Beſchaffenheit des Materials, aus welchem die Gebäude aufgeführt werden ſollen, von der Tüchtigkeit der Arbeit und deren in der frag— lichen Gegend üblichen Preiſe, von der Zweckmäßig— keit der Konſtruktion, ſo wie auch von dem Grund und Boden ab, auf welchem ſie gebaut werden ſollen. Es kann daher von den Preiſen der einzelnen Arbei— ten, nach welchen der Anſchlag zu fertigen oder zu beurtheilen iſt, hier nicht die Rede ſein. Indeſſen ſind folgende Hauptrückſichten beim Überſchlag der Baukoſten zu nehmen: 1) Die Ausdehnung eines Baues über die ge— wöhnlichen VBerhältniffe, bei einem ungefähr be— ſtimmten Bauplane, erhöht in der Regel die Bau— koſten bedeutend und nicht ſelten geradezu unver— hältnißmäßig. Dies iſt vornehmlich der Fall bei ſehr hohen Stockwerken, durch ſtärkere Mauern und beſchwerlichern Abputz, beſonders aber durch die ſchnell ſteigenden Preiſe größerer Thüren und Fen— ſter u. ſ. w. Ebenſo ſteigen die Koſten bei un— 419 gewöhnlicher Güte des Materials und der Arbeit. Man vergleiche daher ſeine Anſprüche und Wünſche genau mit dem, was am Orte in der letzten Zeit geleiſtet worden iſt, unterrichte ſich über einheimi— ſche Arbeiter, inländiſches Material, vorhandenes Rüſtzeug u. ſ. w. 2) Um bei ſolchen Gebäuden, die man nicht aus Erd- oder Wellerwänden aufführen will, die Wahl zwiſchen Fachwerk und maſſiven Mauern zu beſtimmen, hat man den etwaigen Mehraufwand für letztern mit dem im vorliegenden Falle wahrſchein— lichen Mehrbetrage der Reparaturkoſten für erſtern zu vergleichen. Da nun, abgeſehen von Scheide— wänden auf ganz trocknem Boden, die Fachwände im Erdgeſchoſſe nicht leicht länger, als 30 bis 40 Jahre dauern, und auch während dieſer Zeit oft noch unter— ſchwellt werden müſſen, dagegen ſchon eine 1½ F. ſtarke Mauer aus behauenen oder gebrannten Stei— nen in der Regel eine dreifache Dauer hat, ſo wer— den ſich wenigſtens für das Erdgeſchoß faſt überall Mauern empfehlen. In den obern Geſchoſſen dauert das Fachwerk länger, doch ſchwindet es nach und nach zuſammen, wodurch Senkungen und Riſſe ent— ſtehen. ns Die Wahl des Daches. Bei landwirth— ſchaftlichen Gebäuden kommt es vorzüglich hierbei darauf an, große freie Bodenräume herzuſtellen. In der Regel ſind diejenigen Dächer die dauerhafteſten, welche nach außen die einfachiten Flächen darbieten, im Gegenſatz gebrochener Dächer (Manſarden), und ſolcher, die durch Einkehlen unterbrochen ſind; Ein— kehlen ſind beſonders bei flach geneigten Dächern möglichſt zu vermeiden, da ſie vorzüglich von Schnee und Regenwaſſer leiden. Eine ſchädliche Unter— brechung der einfachen Dachfläche ſind auch die mei— ſten Arten der Dachfenſter. Etwas beſſer ſind die bei Scheunen und andern landwirthſchaftlichen Ge— bäuden üblichen ſogenannten Fledermäuſe; doch ge— ben dieſe wenig Licht. Noch beſſer ſind die in der Dachfläche liegenden eiſernen oder kupfernen (am beſten viereckigen) Dachfenſter; doch ſind ſie koſtbar, ſowie auch das ſtärkſte Glas gegen ſehr ſtarken Ha— gel nicht ganz ſicher iſt. Dem Dachwerk am zuträg— lichſten iſt ohne Zweifel die Erleuchtung des Dach— raums durch kleine ſenkrecht ſtehende Fenſter unter den Sparrenköpfen. In der Eindeckung ſind auch die zur guten Erhaltung der Dachfläche unentbehr— lichen Luftzüge (kleine überdeckte Luken) anzubringen. Die Dachformen beſtimmen ſich theils durch die An— lage des Gebäudes, theils durch ſeine Umgebungen, theils kommt auch das Material dabei in Betracht. Am gewöhnlichſten iſt das einfache Satteldach, aus zwei gegen einander geneigten Flächen beſtehend. Einſeitige Dächer (Pultdächer), welche man da anwendet, wo die Gebäude mit der Hinterwand an andere anſtoßen, entbehren des Vortheils eines gegen— ſeitigen Druckes, welchen die Satteldächer haben. Dieſer iſt dagegen am vollſtändigſten bei dem Walm— dache, d. h. demjenigen, welches nach allen Seiten des Gebäudes abgeſchrägt iſt. Gebrochene Dä— cher (Manſarden) werden jetzt ſelten mehr gebaut. Bei allen dieſen Dächern iſt der Raum zwiſchen der 53* 420 Dachbalkenlage und den Dachflächen durch mancher— lei Stützpunkte und Befeſtigungen der freien Be— nutzung entzogen. Zur Herſtellung ganz freier Dach— räume (welche bei landwirthſchaftlichen Gebäuden ſehr wünſchenswerth) und zur Vermeidung der Dach— balkenlage hat man das ſogenannte Bohlendach erfunden, deſſen Sparren aus bogenförmig zuſammen— geſetzten Bret- oder Pfoſtenſtücken beſtehen, und gleichſam ein Spitzbogengewölbe mit ſehr geringem Seitendruck bilden. Die platten Dächer (Platt— form) ſind in Deutſchland nur mit einer guten Me— tallbedeckung ausführbar. Die Neigung ſchräger Dächer darf weder zu viel noch zu wenig betragen; doch hängt hierbei Alles von dem Eindeckungsmate— rial ab. Beim beſten Schiefer iſt es hinreichend, wenn ein doppelſeitiges Dach den fünften Theil ſei— ner Tiefe zur Höhe hat. Gewöhnlicher Schiefer und Ziegel verlangen wenigſtens den vierten Theil der Tiefe zur Höhe des Daches, wobei das Ziegeldach, wenn es aus Biberſchwänzen beſteht, Doppel: oder Krondach fein muß. Bei landwirthſchaftlichen Ge— bäuden wird es in der Regel räthlich ſein, die Höhe bis auf ½ jenes Maßes auszudehnen. Die ftärkite Neigung verlangen Stroh-, Rohr-, Schindel- und andere geringe Dächer. — Die Eindeckung der Dächer erfolgt a) durch Metall, von denen Kupfer das vorzüglichſte dazu iſt; nächſtdem mit Weißblech und endlich mit Schwarzblech. Zink und Blei eig— nen ſich nicht ſo gut dazu; b) durch Schiefer. Dieſer iſt für dieſen Zweck von ſehr verſchiedener Güte; doch übertreffen hierin die beſten Schiefer die beſten Ziegel. In der Regel ſind die reinen, dunkel— grauen Schiefer, die ſich fettig anfühlen, die beſten. Der Schiefer wird auf eine Bretverſchalung mit ei— ſernen Nägeln aufgenagelt; e) durch Ziegel. Dieſe Dacheindeckung iſt die allgemeinſte und entſpricht auch den gewöhnlichen Anforderungen ſowohl der bürgerlichen als landwirthſchaftlichen Baukunſt fait durchgängig, und iſt wärmer, feuerfeſter und mei— ſtens auch wohlfeiler, als ein Schieferdach. In Deutſchland ſind jetzt faſt überall die ſogenannten Biberſchwän ze (Zungen, Hakenziegel, Breitziegel, Flachziegel) in ausſchließlichem Gebrauche. Sie ſind die wohlfeilſten, leichteſten und zum Eindecken aller Arten Dächer bequemſten Ziegel. Pfannen- und Hohlziegel ſind ſchwerer und koſtſpieliger als die Biberſchwänze. Die dunkelrothe Farbe iſt keineswegs immer ein ſicheres Kennzeichen guter Ziegel; es kön— nen vielmehr auch hellrothe, gelbliche und graue Zie— gel zu den beſten gehören. Außer dem hellen Klange muß der Ziegel beſonders einen reinen Bruch haben und ſich mit dem Hammer leicht und ſicher nach einer gegebenen Linie trennen laſſen. Bei den Biber— ſchwänzen findet eine dreifache Eindeckungsart ſtatt. Das einfache oder Spließ dach; zu dieſem wird bei 14 bis 16 Zoll langen Ziegeln 7 bis 8 3. weit gelattet und unter jede Fuge zweier mit den langen Seiten zuſammenſtoßender Ziegel ein Dachſpan (Spließ) gelegt. Dieſe Art zu decken iſt nur bei ſtei— len Dächern anwendbar, und ſollte, da die Dach— ſpäne leicht verfaulen, nur im wirklichen Notbfalle vorkommen. Das Doppeldach, zu welchem 5 bis Landwirthſchaftliche Baukunſt. 6 3. weit gelattet wird, hat keine Unterlage nöthig, indem ſich hier die Ziegel alle überdecken. Das Kro— nendach (Ritterdach), zu welchem 11 bis 12 Zoll weit gelattet, und auf jede Latte eine Reihe Ziegel und auf dieſe ſelbſt eine zweite Reihe gehängt wird. Bei den beiden letztern Dächern iſt der Bedarf an Ziegeln gleich groß, ſowie ſie ſich auch in der Dauer gleich ſein möchten. Beim Spließdach müſſen die Ziegel in Mörtel gelegt werden; beim Doppeldache kann dies unterbleiben, und iſt beim Kronendach noch weniger nöthig. Auch werden bei den beiden erſtern Arten die innern Fugen der Ziegelreihen mit Mörtel verſtrichen; d) durch Holz. Breter oder Pfoſten ſind in der Regel nur zu geringen Gebäu— den, als Schuppen u. ſ. w. anwendbar. Die einzige gute und wirklich wetterſichere Holzbedeckung iſt die mit Bohlen, nach Art der Schiffsverdecke gefertigt, wobei die Fugen mit Werg ausgeftopft und heißem Theer getränkt werden, worauf das Ganze einen mehrmaligen Theerüberzug erhält, welcher alle drei Jahre zu wiederholen iſt. Schindeln werden auf Latten genagelt. Noch ſchlechter ſind die ſogenannten Spließen, aus den Schwartenabfällen in den Sägemühlen zubereitet. e) durch Rohr u. Stroh. Dergleichen Dächer ſind warm, leicht und wohlfeil, aber ſehr feuergefährlich, und daher die Herſtellung neuer Strohdächer durch die Geſetze verboten. Deß— halb hat man in neuern Zeiten die feuerſichere Lehm— ſchindelbedachung für landwirthſchaftliche Ge— bäude in Anwendung gebracht. Es ſind dies aus gradem, langem Schüttſtroh und Lehm zubereitete Tafeln, welche etwas übertrocknet auf das Dach ge— legt und dieſem angepaßt werden. Zu jeder 2%, F. breiten Schindel iſt / Ctr. Lehm und 7 bis 8 Pfd. Stroh erforderlich; 5 Schindeln decken ungefähr 6 Quadratellen Dachfläche. Bei einem beſtimmten Bauplane und gegebener Bauſtelle und Bauart ſind außer den Hauptkoſten noch folgende Nebenpunkte zu berückſichtigen. Bei größern Bauten muß man auf jede bei Berechnung des Bauanſchlags gefundenen 1000 Thlr. Unkoſten mindeſtens 100 Thlr. mehr anſetzen. Wenn ein al— tes Gebäude zum Behuf des Neubaues niederzureißen iſt, ſo ſchlage man die aus erſterem zu gewinnenden Materialien nicht zu hoch an. Streng genommen kann die Erſparung von einer Menge Baufuhren, welche der Landwirth mit ſeinen eigenen Geſpannen verrichtet, in der Koſtenberechnung bei landwirth— ſchaftlichen Gebäuden eine ſehr weſentliche Verände- rung nicht hervorbringen. Bei der Prüfung eines durch Bauverſtändige gefertigten Bauanſchlags iſt vor Allem darauf zu ſehen, daß derſelbe möglichſt ſpeciel und geordnet ſei, indem nur dann ſeine Voll— ſtändigkeit ſicher zu beurtheilen iſt. Bauaccord. Wenn es ſich darum handelt, einen Bau zu ver— dingen, ſo ſpricht ſich die gemeine Meinung faſt überall für den Accord aus. Hält ſich der Bau über— all innerhalb der gewöhnlichen Grenzen, ſo daß nur das oft Geleiſtete zu wiederholen iſt, dann kann man Landwirthſchaftliche Baukunſt. ſich in der Regel auf Accorde einlaſſen; wo hingegen mehr als das Gewöhnliche verlangt wird, iſt wohl zu erwägen, ob nicht unter den gegebenen Verhält— niſſen die Gefahr unzulänglicher Arbeit die Gefahr der Koſtenerhöhung überſteige. Beim Grundbaue iſt der Accord meiſtens zu verwerfen, zumal bei einem guten und nicht tief gelegenen Baugrunde der Grund— bau leicht und gewöhnlich zugleich der wohlfeilſte Theil der Maurerarbeit iſt, indem er bei ländlichen Gebäuden meiſtens von großen Feldſteinen gemacht wird. Wird, wie es gewöhnlich geſchieht, die Mau— rerarbeit über der Erde perdungen, ſo ſoll doch der Bauherr in der Regel das Material, als Steine, Kalk und Sand ſelbſt anſchaffen. Die Zimmerarbeit iſt dagegen beſſer im Ganzen, an Material und Ar— beit, zu verdingen. Schieferdeckerarbeiten werden nach dem Quadratmaß der Dachfläche verdungen. Auch giebt man den Mauerputz beim Ausbaue mit Ausſchluß der Anſchaffung des Kalkes und Sandes, am beſten in Verdung. In ſolchen Fällen dagegen, wo es auf eine vorzügliche Arbeit und auch wohl ſonſt auf eine beſondere Einrichtung der Wohnung abgeſehen iſt, wird meiſtens die Arbeit im Tagelohne vorzuziehen ſein. Ahnliche Rückſichten können bei der Zimmerarbeit im Betreff der Treppen und Dielen ein— treten. Tiſchler-, Schloſſer- und Glaſerarbeit wird in der Regel nach Probeſtücken in Accord gegeben. In der Regel ſind diejenigen unter den Handwerkern eines Orts, befonders unter den Tiſchlern, welche ſich vorzugsweiſe mit Bauarbeit beſchäftigen, andern vorzuziehen. Schon ehe der Grund ausgegraben wird, muß das Steinmaterial zum Grundbaue zur Stelle ſein. Der zum Mörtel erforderliche Kalk muß ſo zeitig als möglich in erforderlichen großen Quan— titäten angeſchafft und in zwei Gruben gelöſcht wer— den, um dieſe abwechſelnd zu leeren und nachzufüllen. Soll das Gebäude nach der Eindeckung einen Win— ter hindurch unausgebaut ſtehen, ſo ſind die Fenſter— öffnungen mit alten Bretern zu verſchlagen oder mit Backſteinen auszuſetzen, wobei jedoch der Luft einiger Durchzug zu geſtatten iſt. Unvollendete Mauern ſind in demſelben Falle mit alten Bretern abzudecken. Der Ausbau ſoll in der Regel von oben nach unten zu fortſchreiten. Endlich hat der Bauherr vorzüglich noch dafür zu ſorgen, daß die einzelnen Arbeiten, welche ſich bisweilen ſehr zuſammen drängen, eine unbeſchadet der andern von ſtatten gehen können. Baumaterialien. 1) Holz. Um gutes Bauholz zu liefern, muß der Stamm reif, geſund und geſchlacht, d. h. mög— lichſt aſtfrei ſein. Mit dem Alter nimmt die Feſtig— keit des Holzes zu, am meiſten beim Nadelholze; nur zäher pflegt das jüngere Holz zu ſein. Im hohen Alter wird der Baum anbrüchig, überſtändig und dadurch als Bauholz unbrauchbar. Die Bäume ha— ben an der nördlichen Seite mehr Holz als an der ſüdlichen, und der Kern liegt gewöhnlich der letzteren näher; weßhalb die Nordſeite bei Anwendung in Gebäuden gegen die Wetterſeite gekehrt werden ſoll. Als Fällzeit des Bauholzes empfiehlt ſich, beſonders 421 bei Nadelhölzern, meiſtens die zweite Winterhälfte ; doch iſt im Ganzen die Fällzeit beim Laubholze gleich— gültiger, als beim Nadelholze. Zum Fällen über: haupt vermeide man die Zeit ſtarken Froſtes oder ſtarken Windes. Im Allgemeinen wird immer der Winter die paſſendſte Zeit zum Holzfällen bleiben, indem dazu, ſo wie zum Abfahren die meiſten Kräfte zu Gebote ſtehen. Von der größten Wichtigkeit für das Bauholz iſt das Austrocknen deſſelben, da faſt alle Fehler, wenigſtens des über der Erde gebrauch— ten Holzes, von mangelhafter Austrocknung her— rühren. Am vorzüglichſten iſt das Abwelken, d. h. Abtrocknen auf dem Stamme, welches am beſten durch das Entrinden im Frühlingsſafte bewirkt wird. Das Austrocknen nach dem Fällen wird befördert durch Wärme, Zugluft, Spalten, Schälen. Es iſt rathſam, dem geſchälten Stamme den Wipfel bis zu deſſen Abwelken zu laffen. Übrigens darf das Holz nie unmittelbar auf den Boden, noch dicht über ein— ander gelegt werden. Eines der wirkſamſten Aus— trocknungsmittel iſt das Auslaugen der Hölzer, wo— bei man das grüne Holz eine Zeit lang im Waſſer liegen läßt. — Im Waſſer, oder doch gleichmäßig naſſem Boden dauern faſt alle Hölzer lange, am längſten Eichen, Erlen, Ulmen, Buchen und Lerchen. Abwechſelnde Feuchtigkeit befördert aber die Fäulniß am meiſten, und eingeſchloſſene Luft mehr als friſche. In wechſelnder Näſſe haben Eichen und Ulmen die längſte Dauer, nach ihnen Lerchen und harzige Kie— fern. Indeſſen kommt ſehr viel auf den Boden an, in welchem das Holz gewachſen iſt, ſo wie auf die Stellung einzelner Bäume gegen Wind und Sonne, ſo wie auf den geſchloſſenen Stand, wodurch ſich die angegebenen Verhältniſſe in einzelnen Fallen ändern, ja umkehren können. Alle Stücken, welche die Mark— röhre zur Achſe haben, verwerfen ſich am wenigſten; geſchnittene Hölzer hingegen krümmen ſich mit der Kernſeite auswärts, worauf bei allen Bauverband— ſtücken Rückſicht zu nehmen iſt. Lagerhölzer ſind we— nigſtens ſo zu legen, daß die Laſt, welche ſie tragen, der Krümmung entgegen wirkt. Harte Hölzer ſind im Allgemeinen dem Verwerfen mehr ausgeſetzt, als weiche, am meiſten die Eiche, am wenigſten die Tanne. Ein Balken, deſſen eine Seite ſchmäler iſt als die andere, beſitzt mehr Tragkraft, wenn er auf die ſchmale Seite oder die hohe Kante, als wenn er auf die breite Seite gelegt wird, und ein Balken, deſſen eine Seite doppelt ſo breit als die andere iſt, wird doppelt ſo viel zu tragen vermögen, wenn man ihn auf die ſchmale, als wenn man ihn auf die breite Seite legt. Wenn ein horizontaler Balken an zwei Stellen aufliegt und die ganze Laſt auf ſeine Mitte wirkt, ſo vermag er nur halb ſo viel zu tragen, als wenn die Laſt gleichmäßig über ſeine ganze Länge vertheilt wäre. Die Tragkraft eines an beiden Enden unterſtützten Balkens vom beliebigen Querſchnitte ift überhaupt am kleinſten, wenn die ganze Laſt ver— einigt auf ſeine Mitte wirkt, am größten dagegen, wenn ſie nahe an ſeinen Enden wirkt, daher man ſtarke Laſten nicht in die Mitte, ſondern an die Wände des Zimmers ſetzen muß. Man kann die Tragkraft eines an beiden Enden aufliegenden Bal— 422 kens dadurch vermehren, daß man denſelben bis zu Y oder bis zur Hälfte feiner Höhe von oben herab einſchneidet und einen Keil von Eiſen oder hartem Holze bis auf den Boden des Einſchnitts mit Ge— walt eintreibt, bis ſich der Balken in der Mitte et— was über die horizontale Ebene erhebt. a) Nadel— hölzer. Die Tanne iſt leicht und brauchbar zu Balken, Dachſparren, Durchzugen, Dielen und zu Bretern geſchnitten dem Verwerfen weniger unter— worfen, als andere Nadelhölzer, denen es jedoch in der Dauer bei abwechſelnder Feuchtigkeit nachſteht. Die Fichte iſt im Witterungswechſel etwas dauer— hafter als die Tanne, aber weniger ſpaltbar und fe— derkräftig; wird übrigens ungefähr wie Tannenholz verwendet. Die Kiefer dauert länger im Witte— rungswechſel und in der Näſſe, weßhalb es ſich vor— züglich zu Brunnenröhren eignet und oft das Eichen— holz erſetzen muß. Der Lerchenbaum iſt außer— ordentlich zähe, dem Wurme nicht ausgeſetzt, in wechſelnder Näſſe ſehr dauerhaft und iſt zu allen frei— liegenden und ſtehenden Bauſtücken vorzüglich brauch— bar. — b) Laubhölzer. Die Buche ift als Bau— holz nur unter Waſſer zu Grundpfählen zu gebrau— chen, welche noch naß vom Safte einzurammen ſind. Die Eiche dauert lange im Witterungswechſel und dient hauptſächlich zu Schwellen, Maurerlatten, Pfäh— len, Roſten, Fachbäumen, Brückenjochen u. ſ. w., überhaupt im Waſſer und in der Erde. In horizon— taler freier Lage hat es nur wenig Tragkraft; ſenk— recht geſtellt trägt es aber ungeheure Laſten. Das Erlenholz vergeht im Trocknen ſchnell, iſt aber im Waſſer und im gleichmäßig feuchten Boden außer— ordentlich ausdauernd; empfiehlt ſich auch vornehm— lich zum Ausbohlen der Ställe. Die Ulme oder Rüſter gleicht im Trocknen und im Waſſer der Eiche an Dauer, und iſt dem Wurmfraße faſt gar nicht ausgeſetzt. 2) Steine. Die in Deutſchland gebräuchlich— ſten natürlichen Bauſteine ſind: Der Baſalt, dicht und hart; der Gneis, leichter als Granit, iſt hart und in Norddeutſchland häufig; der Kalkſtein wird in den verſchiedenſten Arten gefunden; der Nagelſtein (Nagelflue) iſt oft ſehr feſt; der Quarz iſt ſehr hart; der Porphyr, hart und ſchwer zu ſprengen; der Raſeneiſenſtein, iſt friſch gebro— chen wohl zu bearbeiten; der Sandſtein, kommt von ſehr verſchiedener Härte vor; der Trachyt fin— det ſich bald dicht und feſt, bald porös und locker; der Syenit verhält ſich dem Granit ähnlich. Die ſehr harten Steine dienen zu gewöhnlichen Bauten in der Regel nur als Bruchſteine; kleinere Geſchiebe, wie Roll- und Feldſteine, werden in der Geſtalt, in welcher fie vorkommen, den Bruchſteinen gleich ver— wendet. Der Baſalt eignet ſich durch ſeine natürliche Säulenform zu mancherlei einzelnen Gegenſtänden, z. B. zu Plankenſäulen, Prellpfeilern. Zum Be: hauen eignen ſich am beſten der Kalk- und der Sand— ſtein. In der Regel ſind Granit, Porphyr und Sye— nit die dauerhafteſten Bauſteine; der Gneis ſteht je— nen Steinen an Dauer ziemlich nahe. Nagelſtein iſt bei feſtem Bindemittel ein ſehr dauerhafter Stein; auch der Quarz iſt außerordentlich dauernd, während Landwirthſchaftliche Baukunſt. der Baſalt, trotz ſeiner Härte, oft der Verwitterung unterliegt. Die Kalkſteine verwittern in der Regel um fo leichter, je thonhaltiger fte ſind; im Waſſer und feuchtem Boden dauern ſie ſämmtlich lange, am wenigſten im Feuer, daher zu Brandmauern gar nicht zu gebrauchen. Von den Sandſteinen ſind die Kieſelſandſteine die dauerhafteſten; die ſchlechteſten ſind die Mergelſandſteine. Poröſe, löcherige, rauhe Steine verbinden ſich am beſten mit dem Mörtel. Die gebrannten Backſteine und die Lehm— fteine nennt man künſtliche Bauſteine. 3) Kalk kommt bei den Landbauten als Mörtel vor. Man unterfcheidet beim Kalkmörtel Luftmörtel und Waſſermörtel. Unter erſterem verſteht man die Miſchung aus reinem Atzkalk und Sand, wobei ſich der Kalk ſowohl mit dem Sande als mit den Mauerſteinen nur auf mechaniſche Weiſe verbindet, Der Luftmörtel iſt übrigens nur da beſtändig, wo er dem Einfluſſe des Waſſers nicht ausgeſetzt iſt. Walz ſermörtel iſt eine chemiſche Verbindung von Kieſel— erde, Kalk und Waſſer, aus welcher Verbindung eine harte Maſſe entſteht, auf welche das Waſſer keinen oder doch ſehr geringen Einfluß hat. Der gebrannte Kalk muß ſo friſch als möglich für die Bereitung des Kalkmörtels gelöſcht werden, ehe er Feuchtigkeit aus der Luft anziehen kann. Der Kalk wird entweder zu Brei (am gewöhnlichſten) oder zu Staub gelöſcht. Beim Kalklöſchen kommt auf das richtige Maß des zuzuſetzenden Waſſers viel an; denn bei zu wenig Waſſer verbrennt er (er löſt ſich nicht gehörig auf), und bei zu viel Waſſer erſäuft er (wird zu dünnflüſ— ſig und nicht gehörig mehr bindend). Ein gut ge— löſchter Kalk enthält auf 1 Theil Kalk 3½ bis 4 Theile Waſſer dem Gewichte nach. Mit Sand oder Aſche bedeckt, hält ſich der gelöſchte Kalk lange in der Grube und wird von Jahr zu Jahr beſſer. Das Löſchen zu Staub geſchieht in Körben, welche mit ei⸗ oder fauſtgroßen Stücken Kalkſtein angefüllt, etwa 25 Sekunden lang unter Waſſer getaucht wer— den, worauf man die Steine ausſchüttet, welche nun nach und nach in Staub zerfallen (Staubkalk). Das Selbſtlöſchen des Kalkes erfolgt, wenn man denſel— ben in freier Luft, jedoch vor Regen geſchützt, eine Zeit lang aufbewahrt, wo er nach und nach eben— falls zu Staub zerfällt. Selbſt gelöſchter Kalk giebt zwar die geringſte Maſſe, verſchlechtert ſich aber kei— neswegs, verbeſſert ſich vielmehr. 4) Lehm kommt bei der ländlichen Baukunſt auf mancherlei Weiſe in Anwendung. Hier wird er beim Aufführen von Mauern als Lehmmörtel be- nutzt, obſchon man ihn hierzu nur in Ermangelung des Kalkes verwenden ſoll. Dagegen iſt er mit Spreu, Häckſel oder Haaren durchknetet, zum Mauern ſolcher Mauerwerke, welche dem Feuer ſtark ausge— ſetzt ſind, als Herden, Schornſteinen, Brat- oder andern Ofen, ganz vorzüglich zu gebrauchen. Eine Hauptanwendung des Lehms aber iſt die zur Ziegel— brennerei, ſo wie man ihn auch zu ungebranntem Lehmziegel verwendet. Auch führt man aus unge— formten Lehm Mauern auf (Wellerbau und Piſé) und benutzt ihn endlich zu Stocken, Eſtrichen, Decken, Tennen und neuerlich zu Lehmſchindeln. Landwirthſchaftliche Baukunſt. Die wichtigſten, bei der Landwirthſchaft in Be— tracht kommenden Gebäude, find folgende. Das Wohnhaus. Bei einem zu erwerbenden Landgute hat man in Bezug auf das Wohnhaus die Traufen, die etwai— gen gemeinſchaftlichen oder dem fraglichen Gebäude ganz fehlenden Giebelmauern, ſo wie Schleuſen, Brunnen u. ſ. w. zu unterſuchen. Eine gleiche Rück— ſicht iſt auf die Fenſter des Wohnhauſes und der Nachbarhäuſer zu nehmen, inſofern entweder dem Nachbar das Recht zuſtehen kann, die Fenſter unſers Hauſes zu verbauen, oder doch in ſeinem Hauſe ſelbſt Fenſter anzulegen, welche uns läſtig ſind. Wegen Unterhaltungs- und etwaigen Reparatur- koſten iſt bei dem Wohnhauſe beſonders der Zuſtand der Dachungen, Fenſter und Fußböden in Betracht zu ziehen. In baulicher Hinſicht prüfe man, wie bei allen andern landwirthſchaftlichen Gebäuden, vor— nehmlich beim Wohnhauſe, vor Allem die Feſtigkeit und Dauerhaftigkeit deſſelben in ſeinen Haupttheilen, den Mauern, den Balken und dem Dache. Die Mauern müſſen bei den maſſiven Gebäuden in den untern Geſchoſſen (wo möglich von oben nach unten in jedem Stockwerke um ½ Fuß) an Stärke zuneh— men; vorzüglich gilt dies von den Umfaſſungsmauern und der etwa das Gebäude theilenden, das Dach weſentlich unterſtützenden Mittelmauer; Giebel- und Scheidewände dürfen dagegen ſchwächer ſein. Sehr ſchmale Pfeiler zwiſchen den Fenſtern ſind beſonders in den untern Geſchoſſen nachtheilig. Am wichtig— ſten iſt eine hinreichende Stärke der Eckpfeiler, zu— mal wenn das Niederreißen eines daran ſtoßenden Gebäudes früher oder ſpäter zu befürchten iſt. Bei Gebäuden aus Fachwerk iſt nur überhaupt auf hin— reichende Holzſtärke und paſſende Verbindung der Zimmerſtücken zu ſehen; die Fächer ſollen ſtets / F. ſtark mit Steinen ausgeſetzt ſein. Die Schwellen müſſen um einige Fuß über dem Erdboden liegen. Was die Einrichtung und die davon abhängende Bequemlichkeit und Wohnlichkeit des Hauſes an— langt, ſo werden in den meiſten Fällen Gebäude von größerer Tiefe, ſowohl im Ganzen als der einzelnen Zimmer dem Bedürftigſten am beiten entiprechen. In Zimmern von geringer Tiefe müſſen wenigſtens die Thüren außer der Mitte der Wände ſtehen. Hohe Zimmer, inſofern ſie nicht den Verhältniſſen nach zu viel Heizung koſten, empfehlen ſich durch reinere Luft. Hauptrückſichten bei der Lage der einzelnen Räume gegen einander ſind folgende: Die Offnungen der Zimmer müſſen gegen den Vorſaal oder Corridor gehen; die Schlafzimmer ſollen die nothwendigen Durchgänge haben. Küche und andere wirthſchaft— lichen Räume, welche in einer wohlgeordneten Woh— nung außerhalb des eigentlichen Wohnbezirks ge— legen ſind, ſollen doch bequem zugänglich ſein. Ferner iſt zu berückſichtigen die bequeme Lage der Treppen, wobei zu bemerken, daß eine Nebentreppe in der Regel die Bequemlichkeit des Hauſes ſehr er— höht. Endlich müſſen die verſchiedenen Etagen von einander abzuſchließen ſein, inſofern dieſelben zu verſchiedenen Wohnungen dienen ſollen oder nicht. 423 Hinſichtlich der Geſundheit iſt außer der Lage vor— nehmlich auf Trockenheit zu ſehen. Beſondere Auf— merkſamkeit hat man auf die Feuerungen zu verwen— den, in Betreff des ſo läſtigen Einrauchens. End— lich unterſuche man, ob nicht das Holzwerk des Ge— bäudes am Schwamme oder Wurmfraß leide. Wird ein Neubau des Wohnhauſes nöthig, ſo ſind die be— reits oben angegebenen Rückſichten zu beobachten. Stallungen (Ställe). Nach den verſchiedenen Thiergattungen ſind auch die Ställe verſchieden, und ihre Lage und innere Ein— richtung hängt hauptſächlich von der Natur derjeni— gen Thiere ab, welche darin ſich aufhalten. In gro— ßen Wirthſchaften hat man für jede Thierart beſon— dere Stallgebäude, in kleinen iſt dies nicht ausführ— bar; indeſſen ſoll man doch bei Stallungen, ſo weit dies möglich, überall auf Zweckmäßigkeit die erſte Rückſicht nehmen. Schafſtälle. Dieſe ſind im Ganzen die einfachſten Gebäude und erfordern, da ihre innere Einrichtung ſehr will— kürlich iſt, nur vier Umfaſſungswände und einen er— forderlichen Bodenraum zur Aufbewahrung des Fut— ters. Die innern einfachen Einrichtungen beſtehen aus Raufen zum Einlegen des Futters, und aus Schafhorden, wodurch die verſchiedenen Abthei— lungen gemacht werden. Man baut den Schafſtall, wenn die Schäferei groß genug iſt, außerhalb des gewöhnlichen Gehöftes, und wählt für ihn eine freie und möglichſt hohe Lage, mit trockner Unterlage. Das Gebäude erhält die Richtung mit der Fronte gegen Mittag. In jedem Giebel iſt ein großes, nach außen aufgehendes Thor von derſelben Höhe, wie der Kaſten des Gebäudes, angebracht, um mit einem vollſtändig beladenen Düngerwagen hinausfahren zu können; fie müſſen aber auch beſondere Gatterthore haben, um den Eintritt der friſchen Luft zu geſtatten; die erforderlichen Thüren dagegen befinden ſich in der Fronte des Gebäudes. Die Höhe des Kaſtens ſoll nicht unter 12 und nicht über 15 F. betragen. Die Höhe des Daches richtet ſich nach der Breite und den klimatiſchen Verhältniſſen; doch macht man wegen Aufbewahrung einer größern Menge Futter den Dach— raum lieber größer als kleiner. Die Giebel ſind nicht gebrochen, ſondern gehen gleich in die Höhe, ſie haben aber keine oder nur ſchmale Offnungen, durch welche einiger Zug bewerkſtelligt, das Eindringen des Schnees aber verhindert wird. In dem Dache be— finden ſich mehrere Thüren, welche zum Abladen des Futters bis unmittelbar auf die Stalldecke gehen. Bei großen Schafſtällen ſind auch in den Giebeln Thüren zum Heuabladen angebracht. Aus dem Schafſtalle muß eine bequeme Treppe auf den Bo— den führen. Die maſſiv gebauten Schaſfſtälle find unſtreitig die beſten; man findet deren auch, die ge— wölbt ſind, wodurch ſie allerdings weniger feuerge— fährlich werden, bei der Fütterung aber manche Un— bequemlichkeit haben. Die Ställe von in aufgerich— tete Säulen eingefalzten Bohlen ſind zweckmäßig und beſitzen auch eine ziemliche Dauer, wenn man ihnen 424 auf der inwendigen Seite einen Überzug von Lehm giebt. Man baut die Schafſtälle aber auch von Fach— werk, welches ausgeſtockt und mit Lehm verſchmiert oder ausgemauert wird, oder endlich von Lehm mit ſogenannten Wellerwänden oder Piſébau. In der Decke werden mehrere Offnungen angebracht, um das Futter vom Boden herunter zu laſſen; bei gewölbten Ställen ſind jedoch dieſe Offnungen nicht gut anzu— bringen. Auf die Decke des Bodens muß ein guter Lehmſtrich kommen. Um dem Schafſtalle eine erforderliche Tiefe ge— ben zu können, findet man das Balkenwerk durch einen in der Mitte quer durchgehenden, auf Säulen ruhenden Querbalken geſtützt, und dieſe Bauart iſt die gewöhnlichſte. Man macht dieſe Säulen gern rund, um bei den Schafen das Abreiben der Wolle zu verhüten. Wenn der Kaſten des Gebäudes von Holz gebaut iſt, ſo braucht dieſer, wie die Säulen, auf denen der Unterzug ruht, einen gemauerten Un— tergrund in der Höhe, wie der Miſt im Stalle kommt. Die in einem Schafſtalle erforderlichen Fenſter wer— den in einer ſolchen Höhe angebracht, daß ſie vom Miſte nicht erreicht werden, und der Zug durch die Fenſter den Körper der Thiere nicht trifft. Zur Ab— leitung der den Schafen höchſt nachtheiligen Aus— dünſtungen werden am zweckmäßigſten verhältniß— mäßig große Offnungen unmittelbar unter der Decke angebracht, welche geöffnet und geſchloſſen werden können. Die gleich Schornſteinen durch das Dach gehenden röhrenförmigen Abzüge (Dunſtröhren) er— reichen den Zweck durchaus nicht. Außer dem Raume, welcher zur Bereitung des Futters, für die Anlegung der Treppe und für die Raufen nöthig iſt, rechnet man auf ein Schaf mit ſeinem Lamme 8, auf einen Hammel oder ein geltes Schaf 7, auf einen Jährling 6 Quadratfuß rheiniſch. Je tiefer übrigens der Schafſtall iſt, um ſo weniger braucht man Raum. In Ermangelung des erforder— lichen Raumes im Schafſtalle, kann man nöthigen— falls auch die Schafe in den Banſen einer dem Schaf— ſtalle zunächſt liegenden Scheune unterbringen. Zum Ausführen des Miſtes kann man hier den Wagen auf die Scheunentenne dicht an den Banſen fahren, und dies von zwei Seiten thun, wenn der Banſen zwiſchen zwei Tennen liegt. Im Sommer kann die Hammelherde im Freien oder in leichten Schuppen untergebracht werden, und bevor die nachtheilige Herbſtwitterung eintritt, iſt durch das zur Saat aus— gedroſchene Getreide der erforderliche Platz in der Scheune vorhanden. Wegen der verſchiedenartigen Fütterung der Schafe in neuern Zeiten mit Häckſel, Schrot, Kar— toffeln u. ſ. w. hat man mit den Raufen noch Krip— pen in Verbindung gebracht, oder auch befondere Raufen gefertigt, welche auf die Krippen paſſen, welches letztere zweckmäßiger erſcheint, da die Krip— pen, nachdem die Raufen weggenommen, gehörig gereinigt werden können. Eine ſolche Raufe hat un— ten einen in Form eines Daches aus zwei Bretern zuſammen genagelten Boden und oben zwei Bäume, die nur etwas breiter abſtehen als der Boden. Zwi— ſchen dem Boden und den Bäumen befinden ſich die Landwirthſchaftliche Baukunſt. Sproſſen. Hier fallen alle Blättchen und Körner von dem dachförmigen Boden in die darunter befind— liche Krippe, welche verhältnißmäßig breit ſein muß. Der Boden der Raufe muß genau auf die Krippe ſchließen. Zu beiden Seiten ſind vier erforderlich hohe Pfähle (an jedem Ende zwei), mit Löchern ver— ſehen, vorhanden, um die Krippe mittelſt Pflöcken höher zu ſtellen und überhaupt nöthigenfalls von der Krippe abzuheben. Raufe und Krippe müſſen nicht zu ſchwer zu handhaben ſein. Rindviehſtälle. Das ſämmtliche Rindvieh bei einem größern Gute vereinigt man nicht gern in einem und demſelben Stalle, indem Kühe, Jungvieh und Zugochſen nicht nur eine verſchiedene Pflege verlangen, ſondern auch verſchiedenartige Dienſtboten ſich mit dieſer befaſſen. Wenn nun auch Kühe und Jungvieh in einem und demſelben Stalle Unterkommen finden können, ſo iſt dies doch keineswegs der Fall mit den Zugochſen. Es iſt daher wünſchenswerth, daß, wenn auch die Stallungen für das ſämmtliche Rindvieh unter einem Dache vereinigt ſind, doch die verſchiedenen Stallun— gen für die einzelnen Klaſſen des Rindviehes gehörig getrennt ſind. Die größte Sorgfalt wird immer auf Kuhſtallungen verwendet, zumal wenn Stallfütterung für das ganze Jahr eingeführt iſt. Bei der Anlage eines Kuhſtalles iſt vorerſt auf die Nähe deſſelben an dem Wirthſchaftsgebäude, oder auf die unmittelbare Verbindung mit demſelben Rückſicht zu nehmen, zu— mal wenn Brühfütterung eingeführt wird. So ſehr nun aber auch die Verbindung des Wirthſchafts— gebäudes mit dem Kuhſtalle wünſchenswerth iſt, ſo iſt doch vor Allem auf eine ſolche Lage des Stall— gebäudes Rückſicht zu nehmen, daß daſſelbe trocken und hoch genug liegt, indem das Rindvieh viel uri— nirt, ihm aber eine feuchte Stallung höchſt nachthei— lig iſt. Ferner muß der Rindviehſtall im Sommer kühl und luftig, im Winter warm ſein. Für das Erſtere muß daher der Stall eine freie Lage haben und mit den erforderlichen Fenſtern und Thüren ver— ſehen ſein. Wärme im Stalle erlangt man durch ge— hörigen Verſchluß der Fenſter und Thüren im Winter. Für die Hauptfronte eines Rindviehſtalles wählt man gewöhnlich die Richtung von Mittag nach Mitter— nacht, und bringt die Thüren auf der Weſtſeite an; hat aber der Stall die Richtung von Morgen nach Abend, am liebſten auf der Mitternachtsſeite. Maſ— ſiver Bau verdient den Vorzug, wo man aber aus Holzwerk bauen muß, iſt das Überziehen der Wände und Decke mit Lehm nöthig. Lehmwände ſind bei den Rindviehſtällen beſonders empfehlenswerth, doch muß man ſie auf der auswendigen, wie auf der in— wendigen Seite genug ſchützen, weil das Vieh gern an denſelben leckt und mit den Hörnern einbohrt. Wo der Miſt längere Zeit im Stalle verbleiben ſoll, muß derſelbe natürlich auch höher ſein. Zu hohe Rindviehſtälle ſind kalt, zu niedrige zu feucht. Bei kleinem Viehe iſt eine Höhe von 10 Fuß von der Diele bis zur Decke hinlänglich; bei großem Viehe muß ſie aber mindeſtens bis auf 12 Fuß ſteigen. Luftzüge unmittelbar unter der Stalldecke ſind im Landwirthſchaftliche Baukunſt. Rindviehſtalle um fo nöthiger und leiſten um fo beſſere Dienſte, als durch das Dach gehende Dunſt— röhren. Soll ein Stall für die verſchiedenen Vieharten dienen, fo muß er für jede derſelben geſchloſſene Abtheilungen enthalten, wenigſtens ſoll der Ochſen— ſtall von dem Jungvieh- und Kuhſtalle durchaus getrennt ſein und einen beſondern Eingang haben. Eine derartige Eintheilung iſt auch auf dem Boden für das Futter nöthig. Will man jedoch zu viele Abtheilungen vermeiden, ſo ſchichtet man das Fut— ter für das Jungvieh und die Kühe auf dem Bo— den neben einander auf, bringt aber wenigſtens im Stalle eine leichte Scheidewand an, oder ſchiebt die Futterkammer zwiſchen Jungvieh- und Kuhſtall ein. Bei Vereinigung ſämmtlicher Rindviehſtallun— gen unter einem Dache kommt zunächſt des Wohn— gebäudes der Kuhſtall, dann der Jungviehſtall, und zuletzt der Ochſenſtall. Wo man Maſtvieh hält und die Maſtung mit warmem und gekochtem Futter betrieben werden ſoll, bringt man den Maſt— ſtall neben den Kuhſtall, und läßt eine Thüre aus dieſem in jenen gehen. Da es angemeſſen ſein kann, bald eine größere Menge Jungvieh (wo man mehr Stallraum braucht), bald eine größere Menge Milchkühe zu halten, ſo muß man bei dem Rindviehe immer auf einen grö— ßern Raum in den Ställen Rückſicht nehmen, als der gegenwärtige Bedarf erheiſcht. Nach der ver— ſchiedenen Größe des Viehes rechnet man auf eine Kuh 4 bis 6 Fuß Breite und 8 bis 10 Fuß Länge. Bei den Ochſen von derſelben Raſſe iſt immer auf etwas mehr Raum zu rechnen. Beim Jungviehe kann man annehmen, daß daſſelbe, nach dem Durch— ſchnitte ſeines Alters und vorausgeſetzt, daß die jährlich abgeſetzte Anzahl Kälber ſich gleich bleibt, der Zahl nach die Hälfte ſo viel Raum braucht, als eine gleiche Anzahl Kühe, wenn nämlich das Jungvieh angebunden wird; läßt man aber jenes im Stalle frei herum laufen, ſo braucht man we— niger Platz. Auf die Saugkälber iſt ein beſonderer Raum mit in Anſchlag zu bringen. Die Stellung der Thiere erfolgt auf mannig— faltige Weiſe. Am gewöhnlichſten ſtellt man alles Vieh in eine Reihe, mit dem Kopfe gegen die Wand, und läßt zwiſchen der andern Wand und dem Vieh den Futtergang. In dieſem Falle iſt das Gebäude ſchmal, es bedarf für eine größere Anzahl Vieh einer größern Länge, wodurch ver— hältnißmäßig die Baukoſten ſehr vermehrt werden. Auch beſteht hierbei noch der Übelſtand, daß man mit dem zu verabreichenden Futter zwiſchen dem Vieh durch muß. In einem breitern Gebäude ſte— hen zwei Reihen Vieh mit den Köpfen gegen die Wand, und man erſpart dann allerdings an Bau— koſten, obſchon vorerwähnter Übelſtand dabei nicht vermieden iſt und der Futtergang ſehr breit ſein muß. Zweckmäßiger hat man daher in neuern Zei— ten die Stallungen ſo eingerichtet, daß die Thiere mit den Köpfen nach der Mitte des Stalles, alſo mit den Köpfen gegen einander ſtehen, wo ſie dann durch einen Futtergang getrennt werden, welcher Kirchhof, Landwirth. 425 höher als der Futtertrog iſt, und in welchen das Futter von oben herab eingeſchüttet wird, wodurch nicht nur viel Arbeit erſpart, ſondern auch kein Futter verſtreut wird. Dieſer Futtergang wird ge— wöhnlich 5 Fuß breit gemacht, man dehnt ihn aber auch wohl bis auf 9 Fuß aus, indem man alsdann im Sommer das grüne Futter vor den Krippen oder Raufen der Länge nach aufſchichtet. Bei ei— ner ſolchen Breite kann man gleich Klee, Gras und Gemüſe mit dem Wagen in den Stall fahren. Auch kann man das Rauhfutter, Stroh, Heu und Grummet gleich unmittelbar vom Boden durch die angebrachten und verſchloſſenen Offnungen in den Futtergang werfen. Doch bringt man den auf— ſteigenden feuchten Dünſten halber dergleichen Off— nungen nicht gern in den Rindviehſtällen an. Außer dem Futtergange muß dann aber auch noch ein 2 Fuß breiter Gang zwiſchen dem Viehe und der Wand verbleiben. Da der Stall auf ſolche Weiſe durch den Futtergang in zwei Theile geſchieden wird, ſo müſſen ſich auf beiden Seiten des Stalles Thüren befinden, auch wohl zwei Miſtſtätten an— gelegt werden, wenn man nicht den Futtergang durch Fallthüren öffnen und die Futterkrippen durch erforderlich große Zwiſchenräume unterbrechen will, was am Ende wohl noch zweckmäßiger iſt. Vor— nehmlich der Feuersgefahr halber hat man auch in dem Giebelende des Stalles auf jeder Seite, wo eine Reihe Vieh ſteht, Thore angebracht, welche beſonders dann noch nützlich ſind, wenn man Erde als Einſtreu verwendet, indem man dann mit dem Wagen einfahren kann. In dieſem Falle ſind aber in einem Stalle die verſchiedenen Abtheilungen des Rindviehes nicht getrennt unterzubringen, ſo wie auch die Futterkammer alsdann an der Seite des Gebäudes angelegt werden muß. Sowohl die Stall— thüren als auch die zu machenden Durchgänge durch den Futtergang für das auf der andern Seite ſtehende Vieh müſſen mindeſtens 6 Fuß breit ſein. Zu je zehn Stück Vieh iſt eine Thüre und ein Durchgang zu der andern Reihe erforderlich. Es iſt ſehr zweckmäßig, wenn man die Stände der Thiere, vom Kopfe nach den Füßen, etwas ge— neigt pflaſtert, wobei zugleich die gehörigen Ab— führungsrinnen für den Urin in den Jauchenbehäl— ter angebracht ſein müſſen. Zum Pflaſtern wählt man kleine und etwas rundliche Feldſteine. Wenn man aber auch nicht pflaſtern kann, jo muß man doch den Untergrund des Stalles mit Lehm oder Thon ausſchlagen und der Jauche durch ein erfor— derliches Gefälle Abzug verſchaffen. Die hierzu er— forderlichen Jauchengruben können außerhalb des Stallgebäudes gemauert, mit Thon ausgeſchlagen, ungefähr 5 Fuß tief, und mit einer Decke verſehen ſein, die im Winter zur Abhaltung des Froſtes mit Erde oder Sand, Stroh und dergl. bedeckt wird, In dem Jauchenbehälter befindet ſich zum Weg— ſchaffen der Jauche eine Pumpe. Die Futtertröge müſſen 17, bis 2 Fuß breit und eben ſo tief ſein. Die hölzernen Futtertröge macht man am beſten von Bohlen aus eichenen oder fet— tem Kiefernholze. Die Tröge aus Sandſtein ver— 54 426 ſauern leicht. Man hat ſie auch aus Ziegeln ge: mauert, oder aus Thon beim Töpfer gebrannt. Die ſteinernen wie die gemauerten und gebrannten Tröge müſſen oval ſein. Nach einer Seite muß der Trog etwas geneigt und zum Reinigen durch Waſſer mit einem Loch und Zapfen verſehen ſein. Bei hölzernen Trögen braucht nicht jedes Thier ſeinen eigenen Trog zu haben. Die obere Kante an der Vorderſeite einer ſolchen Krippe muß mit einem vierzolligen Rahmenſtück (Vorzug) von Eichen holz belegt und gehörig befeſtigt ſein, worin die Löcher oder Ringe zum Anbinden des Viehes an— gebracht werden. Die Krippen müſſen auf einem gemauerten Unterzuge liegen, deſſen Höhe ſich nach der Größe des Viehes richtet. Häufig findet man in den Rindviehſtällen keine Raufen; indeſſen ſind doch dieſe zur beſſern Rathhaltung des Futters ſehr zu empfehlen. Da ſie jedoch in Stallungen mit einem Futtergange das Einſchütten des Futters in die Tröge oder Krippen behindern, ſo hat man dieſelben ſo beweglich gemacht (der untere Raufen— baum geht nämlich in eiſernen Ringen), daß ſie beim Einſchütten des Futters feſtgemacht und an— geklappt werden können. Die Futterkammer muß die erforderliche Größe haben, um die nöthige Menge Grünfutter, ohne daß ſich dieſes erhitzt, aufſchichten zu können; ſie muß im Winter die Häckſelmaſchine, einen Stampf— trog oder Schneidemaſchine zum Zerkleinern der Wurzelgewächſe, einen erforderlichen Vorrath von Häckſel, Spreu, Überkehr u. ſ. w. faſſen können; ſie muß gut zu verſchließende Thüren haben und mit Bretern gedielt ſein. Bei einem großen Vieh— ſtande iſt es räthlich, fie mit entgegengeſetzten Tho— ren zu verſehen, um mit dem mit Grünfutter be— ladenen Wagen hineinfahren und dieſes abladen zu können. Auch muß aus der Futterkammer eine Treppe auf den Boden gehen. Man rechnet für jedes Stück erwachſenes Vieh 8 Quadratfuß Raum in der Futterkammer. In dem Kuhſtalle bringt man die Lagerſtätten für die Mägde und im Ochſenſtalle für die Knechte ſo unter der Stalldecke an, daß nur der erforder— liche Raum dazwiſchen bleibt. Jene Gewohnheit, die Federviehſtälle mit in den Rindviehſtallungen anzubringen, verdient keine Empfehlung. Pferdeſtälle. Zum Pferdeſtalle wählt man wo möglich einen etwas erhöhten Platz, giebt ihm eine Höhe von 12 bis 15 Fuß und bringt die erforderlichen Fenſter an. Zu hohe Ställe ſind kalt und taugen am aller wenigſten bei Arbeitspferden, die oft erhitzt in den Stall kommen. Licht iſt dem Wohlbefinden der Pferde durchaus nöthig und Dunkelheit den Augen derſelben nachtheilig. Doch darf auch das Tageslicht und die Sonne nicht gerade auf die Augen fallen, weßhalb man den Fenſtern die hierzu geeignete Lage geben muß. Wenn nicht mit der Pferdehaltung Pferdezucht verbunden iſt, ſo wird man nur ſelten für den Pferdeſtall ein beſonderes Gebäude nöthig haben, man bringt ihn vielmehr Landwirthſchaftliche Baukunſt. mit andern Gebäuden in Verbindung. Am beſten verbindet man mit ihm Schirrkammer, Wagen— ſchuppen u. ſ. w.; baut man ihn aber in die Rindviehſtallung ein, ſo muß man wenigſtens da— für ſorgen, daß die Aus dünſtungen des Rindviehes nicht in den Pferdeſtall dringen können. Am ge— wöhnlichſten ſtellt man die Pferde mit den Köpfen gegen die Wand. Mögen nun die Pferde in einer oder in zwei Reihen auf dieſe Weiſe ſtehen, ſo muß immer ein erforderlich breiter Gang zwiſchen den Pferdeſtänden bleiben. Dieſe Stellung der Pferde hat aber die große Unbequemlichkeit, daß derjenige, welcher das Futter verabreicht, um zur Krippe zu gelangen, zwiſchen den Pferden durch muß, und dieſe, wenn ſie hungrig ſind, nach dem Futter greifen, ehe es in die Krippe kommt, davon viel verſchütten, auch wohl gar die Futterſchwinge aus der Hand werfen. Bei der zweiten Art, die Pferde zu ſtellen, bleibt ein 3 bis 6 Fuß breiter Futtergang zwiſchen der Krippe und der Wand, wo dann das Futter bequem verabreicht werden kann. Bei dieſer Stellung wird aber natürlich mehr Raum erfordert. Die dritte Art der Stellung iſt die, daß die Pferde mit den Köpfen gegen einander ſtehen und ſich zwiſchen ihnen ein Futtergang befindet. Von der Stellung, wo das Futter vor den Augen der Pferde verabreicht wird, behauptet man, es trage dies dazu bei, daß die Pferde nicht ſo leicht ſcheu würden. Stehen die Pferde mit den Köpfen gegen einander, ſo muß der Gang hinter ihnen wenigſtens 6 bis 7 Fuß, und ſtehen fie mit den Köpfen gegen die Wände, der Gang zwiſchen ihnen 9 bis 10 Fuß breit ſein. Die Stallthüre muß 8 bis 9 Fuß hoch und 4 Fuß breit ſein. Bei Acker— pferden iſt keine Abſonderung für ein einzelnes Pferd nöthig, man macht vielmehr nur die Stände für je zwei oder vier Pferde und ſucht dazu die zu einander paſſendſten zuſammen. Für Kutſch- und Reitpferde aber, die viel im Stalle ſtehen, ſind be— ſondere Stände nothwendig. Ein ſolcher Stand muß 5 Fuß (für eine fohlende Stute 7 Fuß) breit und von der Krippe an 8 bis 9 Fuß lang ſein. Die Bret— ſtände von 5 Fuß Höhe, obwohl die ſchönſten, ha— ben das Unbequeme, daß ſich die Pferde beim Herumdrehen am Schweife die Haare abreiben. Bei den blos zwiſchen den Ständen befeſtigten Rie— geln können ſich die Pferde aber leicht Schaden zu— fügen, wenn ſie beim Waͤlzen unter den Riegel kommen. Beſſer find daher ungefähr 3 Zoll ſtarke Standbäume vermittelſt kleiner Ketten, mit dem einen Ende an der Krippe, mit dem andern aber am Ende des Standes eingeſetzten Säulen ein— gehängt. Die Pferdeſtälle werden gepflaſtert oder mit Bohlen ausgelegt. Beim Pflaſter muß man reichliche Streu unterlegen und ſeltener ausmiſten. Das Ausbohlen iſt zweckmäßig, aber koſtſpielig. Für eine etwas abhängige Lage des Fußbodens muß bei einer Länge des Standes von 8 bis 9 Fuß die Erhöhung gegen die Krippe zu 4 Zoll betragen. Die Krippen werden auf gemauerte oder ſteinerne Pfeiler gelegt und mit eiſernen Bändern an die Mauer befeſtigt. Sie müſſen nach der Höhe der Landwirthſchaftliche Baukunſt. Pferde 3½ bis 4% Fuß hoch ſtehen, und über die Krippe muß die Raufe kommen. Die am beſten aus Bohlen gefertigten und mit verzinnten Blech beſchla— genen Krippen ſind im Lichten 1 Fuß weit und 9 Zoll tief; 18 Zoll über der Krippe wird die Raufe an— gebracht. Neben dem Pferdeſtalle muß eine hinlänglich große Futterkammer ſein, in welcher die Futterkäſten und Häckſelbank Platz haben, und von dieſer Futter— kammer muß eine Treppe auf den Heuboden führen. Die Futterkäſten in den Pferdeſtall ſelbſt zu bringen, empfiehlt man deßhalb nicht, weil die einziehenden Aus dünſtungen das Futter den Pferden minder ſchmackhaft machen. Die Pferdegeſchirre werden zweckmäßiger außerhalb des Pferdeſtalles angebracht, weil das Lederwerk von den Ausdünſtungen leidet. In Wirthſchaften, wo Pferde gezogen werden, ſind beſondere Fohlenſtälle nöthig, in welchen die Fohlen frei umhergehen können; die Krippen ſind hier am beſten an der Wand anzubringen; 32 Quadratfuß iſt für ein Fohlen hinlänglicher Raum; wenn ſie aber ſpäter angebunden werden, ſo bedür— fen die Fohlenſtälle faſt denſelben Raum, als die Pferdeſtälle. Schweineſtälle. Dieſe legt man gewöhnlich ſehr niedrig, als Ko— ben, Hütten oder Anſchlägen an größere Gebäude, Scheunen, Ställe u. ſ. w. an, oder macht in andern Slällen kleine Abtheilungen für dieſelben, die aber oft zu enge ſind und keine Luft haben. Bei kleinen Gütern muß man ſich freilich oft mit dem Raume behelfen, wie es nur angeht; doch kann man auch hier oft zweckmäßige Einrichtungen treffen. Auf gro— zen Gütern ſoll man aber immer für gute und ge— ſunde Schweineſtälle ſorgen. Man baut befondere Schweinehäuſer, oder bringt auch Schweineſtälle in andern Gebäuden an. Da die Schweineſtälle nicht ſo hoch zu ſein brauchen, ſo wird der über ihnen ſich befindende Raum anderweit benutzt; doch iſt nicht zu empfehlen, die Federviehſtälle dar— su über anzulegen. Bei der innern Ein- N . richtung der Schweineſtälle muß man auf die verſchiedenartigen Schweine Rückſicht nehmen. Man macht gewöhnlich vier Klaſſen, nämlich: 1) Zuchtſchweine; 2) Schweine, welche über 1 Jahr alt ſind; 3) junge Schweine, welche noch nicht 1 Jahr alt ſind, und 4) Maſtſchweine. Von den Zucht— ſchweinen muß jedes Stück eine beſondere Abtheilung im Stalle ha— ben. Für eine Zuchtſau macht man den Stand 6% bis 7 Fuß lang und 5 Fuß breit. Für den Eber iſt ein eben ſo großer Raum nöthig. Auf ein Schwein, welches über 1 Jahr alt iſt, wird 10 Quadrat- fuß Raum gerechnet, auf eins un— ter 1 Jahr 8 Quadratfuß. Den , , © 00 N 2 ZZ 72 y 2 . 7 GEIL 427 Stand für die Maſtſchweine bringt man gern fo nahe als möglich am Wirthſchaftsgebäude an, und füttert am vortheilhafteſten jedes Maſtſchwein in einem beſondern Stande allein. Man rechnet einen ſolchen Stand zu 2½ Fuß Breite und 3½ Fuß Länge. Die Freßtröge werden am beſten von Außen in der Art angebracht, daß ſie mit einem Klappdeckel verſehen und halb im Stalle, halb außerhalb deſſelben ſind. Sie ſind am vor— züglichſten aus Buchenholz, aus einem Stück, ge— arbeitet, oder auch aus Sandſtein ausgehauen. Bei mehrern Schweinen in einem Stalle muß man in dem Troge ſo viel Abtheilungen machen, als Schweine da ſind. Man bringt den Futtertrog etwas erhöht an, ſo daß die Thiere beim Freſſen mit den Vorder— füßen etwas erhaben ſtehen. Die Schweineſtälle ſollen mindeſtens eine Höhe von 6 bis 7 Fuß haben. Die beſten Schweineſtälle ſind die von ſtarken Boh— len, und die von Mauerwerk aufgeführten müſſen inwendig noch mit Bretern überzogen fein. Gegen die Kälte müſſen die Schweineftälle gut verwahrt werden. Zu warme Stände für die Maſtſchweine ſind aber nicht angemeſſen, weil ſie alsdann ein ſchlaffes Fett und Fleiſch bekommen. Da den Schwei— nen immer friſche Luft in ihren Ställen zuträglich iſt, ſo muß man für die erforderlichen Luftzüge ſorgen. Der Fußboden der Schweineſtälle ſoll mit gebrannten Mauerſteinen auf die hohe Kante ge— pflaitert und dieſes Pflaſter mit erforderlichen Rin— nen ſo abhängig gemacht werden, daß der Urin gehörig abziehen kann. Neben dem Schweineſtalle eine Schweineſchwemme anzulegen, bleibt immer wünſchenswerth. Nachſtehende Zeichnung giebt den Grundriß zu einem Schweinehauſe. a bezeichnet die 16 Fuß lange und 9 Futz breite Küche für die Schweine. Unter derſelben liegt ein Keller, in welchen man durch die Treppe 1 kommt. Unter den beiden Fenſtern 2, 2 find SSS \ N R S 428 Kellerlöcher zum Einſchütten der Knollengewächſe anzubringen. Aus der Küche geht die Thüre 3 nach dem Schweinehofe, und die Thüre 4 ſteht mit den Wirthſchaftsgebäuden in Verbindung. J bezeichnet die Pumpe, welche an der Küchenthüre nach dem Schweinehofe angebracht iſt. «, e ſind 2 Ställe für fäugende Sauen. J. J, J, d bezeichnen 4 Ställe zur Aufnahme von 4= bis 5jährigen Schweinen. e, e, e u. ſ. w. find die Ställe für die Maſtſchweine. „/ ſind 2 Ställe für die Eber oder kranke Schweine. 8, gu. ſ. w. ſind die Fallthüren oder Klappen auf die Freß— tröge. A bezeichnet die Miſtgrube, die mit einem Flecht— zaun oder einer 2 Fuß hohen Mauer umgeben ſein kann. 2 ift eine Pumpe zum Wegſchaffen der Jauche. Federviehſtälle. Dieſe werden entweder beſonders für ſich ange— legt, oder an andere Gebäude gebracht, nur nicht gern in andere Ställe. Das Gebäude kann aus Holz, auch Mauerwerk beſtehen und mehrere Abthei— lungen übereinander enthalten. Der unterſte Raum, welcher am beſten gepflaftert wird, dient für Gänſe und Enten und braucht nicht ſehr hoch zu ſein. In die obern Räume, welche einen Fußboden von Bre— tern und auf dieſen einen Lehmſtrich haben, bringt man die Hühner und ganz oben die Tauben. Zu den Abtheilungen für die Hühner müſſen beſondere Leitern oder Stiegen heraufführen, und ſie müſſen eine erforderliche Höhe haben, in welcher für die Hühner Stangen angebracht ſind; auch müſſen die erforderlichen Neſter zum Eierlegen angebracht ſein. Im Durchſchnitte rechnet man für den preuß. Wispel Ausſaat jeder Art 10 Stück Federvieh im Stalle zu halten; von der ganzen Menge Federvieh rechnet man die Hälfte für Hühner, ½ für Gänſe, 1% für Enten und ½ für Puten oder Truthühner, auf eine Gans 2½ Quadratfuß, auf eine Ente 1½ Quadratfuß, auf ein Huhn 1½ und auf eine Pute 3 Quadratfuß Raum. Ein jedes Paar Tauben, welches 2 Neſter über einander geſtellt erhält, bedarf 1% Kubikfuß in 2 Abtheilungen. Zwar müſſen auch die Federviehſtallungen im Winter eine erforderliche Wärme haben, den Tag über aber, wo ſich das Fe— dervieh außerhalb derſelben befindet, muß man für gehöriges Lüften ſorgen. Scheunen. Man zieht faſt durchgängig in Deutſchland zur Aufbewahrung des eingeernteten Getreides mit Recht die Scheunen den Feimen vor. Zuvörderſt unterſchei— det man Scheunen mit Längstennen und ſolche mit Quertennen. Bei erſtern geht die Tenne von einem Giebel zum andern durch die Länge der Scheune hin— durch, bei letztern geht die Tenne quer durch das Gebäude, auch iſt die Scheune in dieſem Falle wohl mit mehrern Duertennen verſehen. Bei einer kleinen Scheune iſt es ziemlich gleichgültig, ob die Tenne in die Quere oder Länge geht; bei großen Scheunen hält man jedoch die Quertennen für beſſer, obſchon die Scheune bei Längstennen eine feſtere Verbindung erhält, die jedoch durch zweckmäßige Bauart auch bei Quertennen zu erreichen iſt. Quertennen bieten im Landwirthſchaftliche Baukunſt. Ganzen mehr Bequemlichkeit und fördern die Arbei— ten mehr. Die Längstennen gehen entweder mitten durch die Scheune hindurch, oder ſie befinden ſich an einer Seite derſelben. Letzteren kann durch Offnungen in der Seitenwand das gehörige Licht gegeben wer— den, während erſtere dunkel, bei langen Scheunen in der Mitte finſter ſind. Man ſucht die Scheunen ſo viel als möglich in dem Hofe ſelbſt und in der Nähe der Stallungen anzubauen. Oft baut man in die Scheunen die Kartoffelkeller mit ein, wodurch die Banſen zweckmäßig erhöht und trockner werden. Die Scheune ſoll womöglich eine ſolche Richtung erhal— ten, daß die Tenne ſich von Oſten nach Weſten er— ſtreckt, wodurch wegen beſſern Zugwinde das Reini— gen des Getreides erleichtert wird. Die maſſive Bau— art iſt unſtreitig die beſte für die Scheunen, und braucht man viel Raum für die zu erntenden Früchte, ſo baut man immer beſſer mehrere Scheunen, als eine ſehr große mit mehreren Tennen. Sehr zu em— pfehlen iſt, die Scheune ſelbſt noch vor Feuersgefahr durch Bäume (am beſten Pappeln) zu ſchützen. Wo der maſſive Bau zu theuer kommt, ſollte man wenig— jtens die Giebel der Scheunen von Mauerwerk auf: führen. Eine zweckmäßig gebaute Scheune muß den möglichſten Raum zur Aufbewahrung, ſowie auch die leichteſte Art des Abladens und Einbanſens ge— ſtatten. Deßhalb ſoll ſie nicht nur eine erforderliche Tiefe haben, ſondern der eigentliche Kaſten des Ge— bäudes muß bis zum Dache hinauf möglichſt hoch, das Dach aber möglichſt flach ſein. Die beſte Tiefe einer großen Scheune ſind 40 Fuß, eher darüber, als darunter, wo dann 2 Wagen auf der Tenne hinter einander ſtehen können. Eine Höhe des Kaſtens von 20 Fuß iſt nicht zu hoch. Bei großen Scheunen muß die Tenne ſo breit ſein, daß zwei Wagen neben ein— ander vollſtändig Platz haben, und daß zwei Reihen Getreide zum Dreſchen angelegt werden können. 15 Fuß Breite muß die Tenne wenigſtens haben. Ge— wöhnlich macht man bei großen Scheunen nicht mehr als zwei Tennen. Soll die Scheune den größten Raum darbieten, ſo macht man die Eckbanſen ſo breit, als ſie an der Tenne hin lang ſind, ſo daß ſie ein Quadrat bilden; den Mittelbanſen macht man aber doppelt ſo breit, ſo daß er zwei Quadrate bildet. Bei ſchmälern Scheunen vermehrt die Länge der Ban— ſen nicht den Raum, wohl aber die Baukoſten, und zu breite Banſen erfordern beim Einbanſen des Ge— treides mehr Leute. Bei einem nicht tiefen Kaſten des Gebäudes und einem hohen Dache hat man nicht nur weniger Raum, ſondern auch vermehrte Baukoſten, und das Einpacken des Getreides unter das Dach verurſacht in der Ernte vermehrte Arbeit und Aufenthalt. Scheunen müſſen auch einen guten Luftzug haben, damit dadurch die Feuchtigkeit des ſchwitzenden Getreides fortgeſchafft werde. Man bringt deßhalb in den Wänden der Scheunen, ſowie im Giebel, die erforderlichen Luftlöcher ſo hoch über der Erde an, daß nicht Mäuſe und anderes Unge— ziefer hineinkriechen können; die Luftlöcher ſind zur Abhaltung der Vögel mit Drahtgittern und gegen das Eindringen des Schnees mit Läden zu verſehen. Dunſtröhren taugen nichts. Ein Haupterforderniß Landwirthſchaftliche Baukunſt. beim Baue einer Scheune iſt die möglichſte Vermei— dung des überflüſſigen Holzwerks; daher baut man in neuern Zeiten die Scheunen mit Stechbalken und bringt nur die nöthigſten Balken zur Quer- und Längenverbindung an, auch macht man den Dach— ſtuhl fo leicht als möglich und zwar, der flachen Dä— cher wegen, liegend. Klimatiſche Verhältniſſe haben jedoch Einfluß auf die Wahl eines flachern oder hö— hern Daches. Der Grund der Banſen muß gehörig ausgefüllt und in die Höhe gehoben fein. Zur Ab— leitung der Traufe iſt es zweckmäßig, um die Scheune einen Graben mit gehörigem Abfluſſe aufzuwerfen. Die Scheunentennen beſtehen aus Holz oder Lehm. Die Holztennen werden am beſten aus 3 bis Azolligen rothbüchenen Pfoſten, die übrigens auch aus Eichenholz ſein können, gefertigt. Die Lehmten— nen ſind in Deutſchland am häufigſten und in den meiſten Verhältniſſen auch die wohlfeilſten. Am ein: fachſten verfährt man bei Anlegung von Tennen auf folgende Weiſe. Man gräbt den Grund der Tenne 12 bis 18 Zoll tief aus und fährt guten Lehm in dieſe Grube, der nun ſtark begoſſen und gehörig mit den Füßen durchtreten wird, wobei alles Fremdartige herausgeſchafft werden muß. Nachdem das Begießen und Durchtreten mehrmals wiederholt worden, wird die Lehmſchicht in eine wagerechte Lage gebracht und alsdann mit einem, unten ganz glatten Klotze, der mit einem Stiele verſehen iſt (Patſche), gleich und feſtgeſchlagen. Dieſer Klotz iſt 13 3. lang, 73 breit und 3 3. dick und der 3 F. lange Stiel in ſchräger Richtung angebracht. Trocknet der Lehm auf der Oberfläche früher als unten, ſo wird er vor dem je— desmaligen Schlagen etwas angefeuchtet und das Schlagen ſo lange fortgeſetzt, bis ſich keine Riſſe mehr im Lehme zeigen. Einige füllen den Grund, aber nicht ganz voll, mit trocknem Lehm aus, feuchten ihn an, ſchlagen ihn gleich und feſt, feuchten ihn dann vieder ſtark an, tragen ſchichtenweiſe ganz klar ge— klopften oder geftebten Lehm auf, feuchten jede Schicht an, ſchlagen ſie jedesmal feſt und gleich, und fahren damit ſo fort, bis die Tenne fertig iſt. Man macht auch einen Brei, der aus in Jauche aufgelöſtem Kuh— miſte, Rindsblute, wohl auch Spreu, und fein ge— ſiebtem Lehme beſteht, und beſtreicht die Tenne vor jedesmaligem Schlagen damit. Ebenſo bringt man, ehe die Tenne noch ganz trocken geworden, Rinds— blut, feinen Hammerſchlag, Schweinsborſten und ſelbſt ganz feinen Häckſel auf und ſchlägt dieſe Ge— genſtände mit ein. Im Allgemeinen verdienen die Lehmtennen den Vorzug vor den hölzernen. Man hat Tennen mit einem, auch mit zwei Tho— ren; letzteres iſt zweckmäßig und bequem. Bei Ten— nen mit nur einem Thore befindet ſich auf der ent— 429 gegengeſetzten Seite eine mit einer Klappe zu ver— ſchließende Offnung, um die Wagendeichſel durch— gehen zu laſſen. Um die Scheunenthore nicht ohne Noth zu öffnen, bringt man in der einen Hälfte des vordern eine Thüre an, durch welche man hinein gehen kann. In dem hintern Thore bringt man in jeder Hälfte des Thores zwei mit Läden zum Schlie— ßen verſehene Offnungen an, um beim Reinigen des Getreides den erforderlichen Zug hervorzubringen. Die Größe der Ernte muß die Größe der Scheu— nen und der Banſen beſtimmen. Ob nun zwar gleich die Größe der Garben an verſchiedenen Orten gar ſehr verſchieden iſt, fo läßt ſich doch ungefähr im Mit: tel eine jede Garbe zu 4 Kubikfuß annehmen und hieraus die Größe der Scheunen und der Banſen ungefähr berechnen. Es würde bei einer ſolchen An— nahme ein Schock Getreidegarben einen Raum von 240 Kubikfuß einnehmen. Wenn man daher die An— zahl von Schocken der zu erwartenden Ernte kennt, ſo darf man nur dieſe mit vier multipliciren, um den körperlichen Raum zu erhalten, welchen die Scheunen beſitzen müſſen. Iſt alſo die Breite der Scheunen gegeben, oder willkürlich angenommen und die Höhe derſelben ebenfalls beſtimmt, ſo darf man nur die Höhe mit der Breite multipliciren und das gefundene Reſultat in die Hälfte des zu den Scheunen nöthigen Raums zu dividiren, um die innere Länge der Scheu— nen zu erhalten. Theilt man dieſe Länge in gleiche Theile, ſo daß jeder Theil nicht unter 15 F. iſt, ſo erhält man die Anzahl der Banſen, wenn die Breite derſelben mit der Breite der Scheunen gleich bleibt. Schuppen, Schoppen. Dies ſind Behältniſſe, in welchen Wagen, Pflüge, Schlitten, verſchiedene landwirthſchaftliche Geräth— ſchaften, Schirr- und Brennholz u. |. w. aufbewahrt werden. Sie ſind entweder in andere Gebäude ein— gebaut, oder bilden beſondere Gebäude. In jenem Falle ſind ſie auf einer Seite offen, oder mit einem großen Thore verſehen; in dieſem Falle ſind ſie leicht aufgebaut und nur gegen die Wetterſeite mit einer Wand verſehen, oder ſie haben auch zweckmäßiger drei Wände, und nur die eine Seite iſt offen. Bildet der Schuppen ein beſonderes Gebäude, ſo iſt er mit einem erforderlichen Dache, auf welches eine Treppe führt, verſehen. Der Raum unter dem Dache dient zur Aufbewahrung von Stroh, Spreu, Überkehr u. ſ. w. Ein Schuppen iſt eine unentbehrliche Sache bei einer Landwirthſchaft und macht ſich durch die beſſere Haltung der Geräthſchaften bald bezahlt. Wo das Holzwerk nicht zu theuer iſt, baut man blos ein einfaches Gerüfte mit erforderlichen Säulen und Querbändern, welches ein Dach zu tragen vermag und verkleidet dieſes mit Bretern oder Schwarten. Wo ſich das Mauerwerk wohlfeil herſtellen läßt, bauet man am beſten maſſiv. Die Größe der Schup— pen richtet ſich nach dem Bedürfniſſe der aufzubewah— renden Gegenſtände. Man nimmt an, daß ein ge— wöhnlicher Wagen ſammt der Deichſel 8 bis 10 F. Breite und 20 bis 24 F. Länge, alſo im Durchſchnitte mit der freien Paſſage etwa 240 Quadratfuß braucht. Ein Pflug oder Haken braucht 40 Quadratfuß Raum; 430 doch kann man dieſe zur Raumerſparung aufrecht in die leeren Räume ſtellen. Eggen werden an den Seitenwänden aufgehangen. Klafter- und Reisholz ſind leicht nach dem Raume, wie ſie ihn landesüblich einnehmen, zu berechnen. Ke leer. Der Hauptzweck der Keller iſt, Räume darzubie— ten, welche dem Einfluß der wechſelnden Temperatur nicht unterworfen ſind. Deßhalb bringt man die Keller gewöhnlich in den Erdboden und ſucht der äußern Luft den Zutritt zu verſchließen, wodurch man ungefähr eine Temperatur von 7 bis 8 Grad R. er— hält. Zu dem Ende müſſen die Keller kleine, durch Läden oder ſonſt dicht verſchließbare Fenſter und Zu— gänge mit doppelten Thüren erhalten, von denen die eine geſchloſſen wird, wenn man die andere öffnet. Die Fenſter werden womöglich nach Mitternacht ange— legt, die Keller aber im Winter am beſten durch Doppelfenſter gegen Kälte geſchützt. Für die Lüftung hat ein mittelmäßig großer Keller nur zwei Zugöff— nungen nöthig, wenn er mit dem Eingange und Bor: keller in gerader Richtung liegt; ſind aber mehrere Aſte nach andern Richtungen vorhanden, ſo erfordert jeder wieder ein eigenes Zugloch. Bei gewöhnlichen Hauskellern wird die Lüftung meiſtens zugleich durch die Fenſter bewirkt. Ein Haupterforderniß der Keller iſt Trockenheit. Iſt der Baugrund feucht, oder doch in einer gewiſſen Tiefe bisweilen dem Waſſerzudrange ausgeſetzt, ſo können ſolche Keller nur durch waſſer— dichte Mauern und eben ſolche Fußböden ganz trocken hergeſtellt werden. Ofters läßt ſich aber dieſer Zweck leichter dadurch erreichen, daß man den Fußboden des Erdgeſchoſſes etwas höher legt, um auch bei ge— ringerer Verſenkung hinlängliche Keilerhöhe zu ge— winnen. Solche etwas herausgebaute Keller ſind beſſer zu erleuchten, müſſen aber etwas ſorgfältiger gegen die Temperatuxeinflüſſe verwahrt werden. Alle Keller müſſen mit Steinen überwölbt und die Ge wölbe mit Schutt oder Sand dick bedeckt werden. Im Ganzen laſſe man die ſenkrechten Wände des Kellers etwas mehr als mannshoch aufführen, ehe die Gewölbe beginnen, damit man ungebeugt bis an die Wände treten könne. In Ermangelung paſſender Gelegenheit zu einem Keller kann man ſich auch durch ſogenannte Erdkeller helfen. Man wählt hierzu am beſten einen gegen Norden gelegenen Abhang, in welchem man den erforderlichen Raum aushöhlt und ausmauert. Über das Gewölbe bringt man eine Schicht Latten zur Abhaltung der Feuchtigkeit. Der Zugang zu einem ſolchen Keller muß womöglich lang und mit doppelten Thüren verſehen ſein. In Erman— gelung eines Abhanges muß man über dem auf der Ebene erbauten Keller einen Erdhügel aufführen, welcher ihn wenigſtens 5 bis 6 F. dick bedeckt. Einen ſolchen Platz ſchützt man durch Bäume oder auf an— dere Weiſe gegen die Einwirkung der Sonne. Auf ähnliche Weiſe werden die Sommerkeller zur Aufbewahrung des Lagerbiers in einem Hügel oder Berg der Mitternachtsſeite angelegt; nur muß bei einem ſolchen Keller noch mehr Erdreich oder Felſen auf dem Gewölbe liegen und dieſes etwa 30 F. be— Landwirthſchaftliche Baukunſt. tragen. Am beſten laſſen ſich die im März gebrauten, mit vielem Hopfen verſetzten Biere in ſolchen tiefen Felſenkellern aufbewahren, wo auch in heißen Som— mertagen die Temperatur nur 7 bis höchſtens 9 Grad R. beträgt. Ein ſolcher Keller iſt fo ſchmal als möglich und nur ſo breit zu machen, daß nur, außer dem benöthigten Gange, eine Reihe Fäſſer Platz finden kann. Bei jedem im Freien angelegten Keller ſoll die Thüre gegen Mitternacht angebracht, und überdies der Eingang von Bäumen beſchattet ſein. Läßt ſich der Eingang jedoch nicht gegen Mitternacht anlegen, ſo muß man dem Keller in der Tiefe eine andere Richtung, entweder links oder rechts, oder nach beiden Seiten zugleich zu geben ſuchen. Backhaus. Dieſes iſt ein beſonderes, nach Umſtänden größe— res oder kleineres Gebäude, für ſich beſtehend oder in ein anderes eingebaut, worin ſich der Backofen befindet. Doch wird letzterer häufig auch, beſonders in kleinern Wirthſchaften, in der Küche angebracht. Die Größe eines gewöhnlichen Backofens richtet ſich nach der Größe der Wirthſchaft, für welche das Brot gebacken wird; denn ſowohl zu kleine, als zu große Ofen führen zur Holzverſchwendung. Wenn jedes Brot ungefähr 1 F. 63. preuß., im Durchmeſ— ſer hat und 6 Z. hoch iſt, ſo muß, wenn 1 Berl. Scheffel auf einmal gebacken, der Ofen 5 F. lang und 3 F. breit ſein; die größte Höhe des Gewölbes in der Mitte beträgt dann 1 F. 4 Z. und ein ſolcher Ofen faßt 6 Brote von obiger Größe. Werden 2 Scheffel gebacken, ſo muß der Ofen 7 F. lang 4 F. breit und 1 F. 6 Z. hoch ſein; faßt 12 Brote. Bei > Scheffel muß der Ofen 8 F. lang, 5 F. 6 Z. breit und 1 F. 8 3. hoch ſein; 18 Brote. Bei 4 Scheffel iſt der Ofen 9 F. lang, 6 8. breit, I F. 10 3. hoch; 24 Brote. Bei 5 Scheffel iſt der Ofen 10 F. lang, 7 F. breit 2 F. hoch, und ſaßt 30 Brote. Bei 6 Scheffel iſt der Ofen II F. laug, 8 F. breit, 2 hoch, und faßt 36 Brote. Bei 7 Scheffel iſt der Ofen 11 F. 9 Z. lang, 8 F. breit, 2 F. hoch, und faßt 42 Brote. Bei 8 Scheffel iſt der Ofen 12 F. lang, 8 F. breit, 2 F. hoch, und faßt 48 Brote. Werden die Brote kleiner als von oben angegebenem Umfange gebacken, ſo ſind die Ofen zu derſelben Menge Mehl größer zu machen. Der Unterbau des Ofens, welcher etwa 4 bis 5 F. Höhe hat, wird mit Feldſteinen und Lehm aufge— mauert und mit Abzüchten zum Zerſtreuen der empor— ſteigenden Feuchtigkeit verſehen. Der Herd iſt bei Backöfen für kleine Haushal— tungen ein bloßer Lehmherd; für eine größere Dauer— haftigkeit aber iſt der Herd zu pflaſtern, wozu man ſich am beſten der gebrannten Ziegel bedient, und zwar zieht man ſchlecht gebrannte, breite Dachziegel den gebrannten Backſteinen oder Fließen vor, indem ſie das Brot nicht ſo leicht verſengen, als letztere. Wird der Herd mit gebrannten Backſteinen gepflaſtert, ſo iſt es räthlich, auf dieſe eine Schicht Lehmſteine zu legen, deren Fugen aber recht gut mit Lehm aus— zuſtreichen. Gewöhnlich iſt die Lage des Herdes ho— rizontal, doch kann ſie auch zur Vermehrung des Ben m — ͤ—[ Aä—6ää—m m * — >. 1 14 * > Be h Zuges, vom Mundloche bis gegen Ende des Herdes, auf den Fuß 1 bis 2 3. abſteigen. Für die beſte Ge— ſtalt der Grundfläche eines Backofenherdes hält man eines Zirkels, der ſich erſt vorwärts nach dem Mundloche zu zum Oval verlängert. Das Gewölbe oder die Haube ſoll bei größern Backofen von gut gebrannten Steinen 1 oder doch mindeſtens ½ Stein ſtark gewölbt und mit einem 6 Z. dicken Lehmrock bedeckt werden; beſſer aber noch iſt eine doppelte Haube, fo daß ein lufthaltender Zwiſchenraum von Stein zwiſchen beiden Hauben bleibt; die innere dieſer Hauben iſt ſo ſchwach zu machen, als es die Feſtigkeit nur erlaubt, die äußere erhält dagegen die Stärke von ½ bis 1 Stein und iſt wie gewohnlich mit Lehm zu bedecken. Bei klei— nern Backöfen wird das Gewölbe blos von Lehm ge— ſchlagen, indem man es erſt von Holz, was ſpäter herausgebrannt wird, formt, und dann den Lehm etwa 2 F. hoch darüber trägt; die Zuglöcher werden aber von Dachziegeln gemacht. Nach der Größe des Backofens find 2 bis 6 Zuglöcher von gleicher Weite, 8 3. ins Gevierte, erforderlich, von welchen eben jo viel Rauchfamine über das Gewölbe weg und über dem Einheizloche hinausgeführt werden, die den zuuu cht 431 Rauch auswärts ſchaffen. Dieſe Rauchkanäle ſind an ihren Ausgängen mit blechernen Thüren zu ver— ſehen, welche, wenn das Feuer im Ofen ausgebrannt iſt, geſchloſſen werden. Ein enger niedriger Schorn— ſtein hinten am Backofen befördert das gute Brennen des Feuers ſehr. Das Mundloch (Einſchiebeloch) ſoll 18 3. bis 2 F. breit und 9 bis 123. hoch ſein, und mit einem eiſernen Schieber oder dergleichen Thür verſchloſſen werden können. Das Mundloch des Ofens ſoll wo— möglich der Thüre des Backhauſes nicht gerade gegen— überſtehen. Sehr zweckmäßig läßt ſich bei der Anlage eines Backofens, vornehmlich auf bedeutenden Landgütern, noch ein Darr- oder Trockenraum anordnen, indem man mittelſt Röhren, die zugleich beſſern und zweck— mäßigern Zug für das Brennen des Feuers im Ofen ſelbſt bewirken, den heiß abgehenden Dampf nach einem dergleichen angebrachten Trockenraum hinleitet, dieſe Röhren aber ſodann natürlich während des Backens des Brotes verſchließt. Wie übrigens der— gleichen Trockenräume mit dem Backofen in Verbin— dung zu bringen ſind, darüber muß meiſtens der Backhausraum ſelbſt entſcheiden. II. Viehzucht. Unter Viehzucht verſteht man denjenigen Theil der Landwirthſchaft, der ſich mit der Aufzucht, Pflege und Benutzung der verſchiedenen nützlichen Haus— thiere beſchäftigt. Da ohne Viehhaltung im Allge— meinen kein Ackerbau möglich iſt, ſo muß die Vieh— zucht als ein ſehr wichtiger Theil des landwirthſchaft— lichen Betriebes betrachtet werden. Zu den gewöhn— lichen Hausthieren rechnet man: das Rindvieh, das Pferd, Schaf, Schwein, die Ziege, Hühner, Gänſe, Enten, Tauben, Bienen u. ſ. w. Durch die Haltung dieſer Thiere bezweckt der Landwirth: 1) ſich Arbeits— gehülfen bei ſeinem wirthſchaftlichen Betriebe zu ver— ſchaffen; 2) thieriſche Erzeugniſſe, als Milch, Fleiſch, Fett, Häute, Wolle, Eier, Federn, Honig, Wachs u. ſ. w. zu erzeugen, und 3) den nöthigen Dünger zur Erzeugung von Pflanzen zu gewinnen. Unſere Hausthiere erben ſich im zahmen Zuſtande in ihren Formen und Eigenſchaften ſehr verſchieden— artig fort, was für die Zwecke und Benutzung des Landwirths von Wichtigkeit iſt. Wenn ſich die Thiere von einer und derſelben Hausthiergattung nach der Größe und Form des Körpers und ſonſtigen Eigen— ſchaften unterſcheiden, ſo bezeichnet man die zuſam— mengehörigen Thiere mit der Benennung Raſſe oder Abart. Thiere, welche in einzelnen Theilen von Hauptraſſen abweichen, derſelben aber ähnlich ſind, bezeichnet man mit dem Ausdruck Stamm oder Schlag. Man nimmt an, daß ſich die verſchiedenen Raſſen durch zufällige Paarung, hauptſächlich durch äußere, natürliche Einwirkung des Klimas, Aufent— haltsort, der Nahrung nach und nach gebildet ha— ben. Werden Thiere von zweierlei Raſſen mit ein— ander gepaart, ſo nennt man dies Kreuzung; die Nachkommen, welche aus dieſer Paarung hervor— gehen, nennt man Meſtizen, Blendlinge. Jene Nachkommen aber, welche aus der Kreuzung von zwei Arten, z. B. des Pferdes und des Eſels her— vorgegangen ſind, heißen Baſtarde. Ofters nennt man aber auch die Meſtizen Baſtarde. Werden Thiere von einem und demſelben Stamme mit einander ge— paart, ſo nennt man dies Inzucht. Die Paarung. Durch die Paarung iſt dem Landwirthe das Mit— tel an die Hand gegeben, die Eigenſchaften der Raſſen unter ſich zu erhalten, ſie zu verändern, und neue Raſſen oder Schläge zu bilden. Bei dem Betriebe der Viehzucht bleibt es aber für den Landwirth eine Hauptaufgabe, eine weniger edle Raſſe edler zu ma— chen, d. h. Eigenſchaften zu bezwecken, wodurch ein erhöhter, ökonomiſcher Nutzen erreicht wird. Dieſe Veredlung kann bei der Paarung auf doppelte Weiſe erreicht werden, indem man entweder durch die In— zucht oder durch die Kreuzung eine Raſſe veredelt. Bei jener, wo man eine Raſſe in ſich veredelt, wählt 432 Vi e man die beſten Thiere zur Zucht. Durch dieſe Paa— rung kann man auf die Ausbildung der einen oder der andern Eigenſchaft hinwirken, z. B. beim Rind— viehe auf Milchergiebigkeit, auf Maſtfähigkeit u. ſ. w. Bei der Veredlung einer Viehraſſe durch Kreuzung, wo man weniger veredelte Thiere mit einer beſſern Raſſe paart, muß man die Paarung mit ganz edeln Thieren der Raſſe durch mehrere Geſchlechter hin— durch fortſetzen, wenn anders die Veredlung von Dauer ſein ſoll. Dem Ausarten einer beſtimmten Raſſe unter veränderten äußern Verhältniſſen kann übrigens dadurch vorgebeugt werden, daß man oft männliche ſowohl, als weiblicheurſprüngliche Stamm— thiere wieder unter die Herde bringt. Ein ſolches Verfahren nennt man das Auffriſchen des Blu— tes. Übrigens bedient man ſich zur Veredlung von Viehraſſen immer des männlichen Thieres, weil man damit ſchneller und wohlfeiler das Ziel erreicht, in— dem man mit einem ſolchen 30 bis 50 und mehr weibliche Thiere paaren kann, während man mit dem weiblichen Thiere gewöhnlich nur ein Junges durch die Paarung mit einem männlichen Blendlinge erhält. Bei der Auswahl der Zuchtthiere überhaupt muß befonders der Zweck zu Grunde gelegt werden, den man durch die Viehzucht zu erreichen wünſcht. Will man z. B. beim Rindviehe einen milchreichen Viehſchlag aufſtellen, ſo müſſen die Zuchtthiere be— ſonders von milchreichen Thieren abſtammen. Bei der Auswahl des männlichen Zuchtthieres ſuche man immer das beſte und tauglichſte aus, welches in Hin— ſicht der Größe, Körperkraft und Vollkommenheit, Geſundheit, Farbe und Nutzbarkeit nichts zu wünſchen übrig läßt. Unter den verſchiedenen Viehraſſen und Schlägen, iſt immer derjenige Schlag der beſte, welcher den Landwirthen unter ſonſt gleichen Verhältniſſen den größten Reinertrag abwirft. Außer der Paarung ſtehen aber dem Landwirthe noch verſchiedene andere Mittel zu Gebote, wodurch er einen ausgezeichneten Viehſchlag erhalten und einen minder ausgezeichne— ten verbeſſern kann. Dieſe Mittel ſind: J) Aufſtel— lung von ſolchem Jungvieh, welches von ausgezeich— neten Thieren abſtammt, und welches in einer Ge— gend allgemein beliebt iſt. 2) Zweckmäßige Aufzucht des Jungviehes durch Fütterung und Pflege, man— ches ſchöne Thier wird durch ſchlechte Ernährung und Pflege in ſeiner Jugend verkrüppelt. 3) Zweckmäßige Haltung des ganzen Viehſtandes durch Fütterung und Pflege. Bei einer geordneten Fütterung und Pflege behalten die Thiere ihre ſchätzbaren Eigen— ſchaften bei, während dieſelben bei einer kärglichen Fütterung ſich allmälig vermindern, und bei der Nach— zucht ſich nicht vererben. Die Pflege und Ernährung. Jeder Landwirth muß beſonders darauf Bedacht nehmen, die Pflege und Ernährung ſeines Viehſtan— des ſo einzurichten, daß die Thiere geſund bleiben, und daß der Futteraufwand durch den hervorgehen— den Nutzen möglichſt hoch bezahlt werde. Bei der Ernährung der Thiere muß man ihnen die derſelben z u ch von der Natur beſtimmten Nahrungsmittel reichen; das Futter ſoll beſonders ihrem Alter und ihrem kör— perlichen Zuſtande angemeſſen ſein. Trächtige Thiere erhalten eine weiche, leicht verdauliche Nahrung. Bei der Fütterung des Viehes muß der Landwirth die verſchiedenen Futtermittel nach ihrem Werthsver— hältniſſe in Bezug auf Nahrkraft kennen lernen. Da— bei iſt jedoch zu bemerken, daß der Werth der ver— ſchiedenen Futtergewächſe durch Boden, Lage, Kultur, Düngung, Jahres witterung, Beſchaffenheit der Ernte, Witterung und Aufbewahrung des Futters abgeän— dert werden muß. Über den verſchiedenen Werth der am gewöhnlichſten in Anwendung kommenden Futter— mittel (ſ. oben Reinertrag) und die einzelnen Fut— tergewächſe ſelbſt. Hier iſt nur noch zu bemerken, daß man 1 Pfd. Olkuchen 2 Pfd. Wieſenheu, und die Schlämpe von 4 Pfd. Kartoffeln 1 Pfd. Wieſen— heu gleichſchätzt. Das Nutzvieh muß ſeine Futter— portionen in dem Grade erhalten, daß die Nahrungs— kraft derſelben zu dem Raume, den es einnimmt, in einem entſprechenden Verhältniſſe ſteht. So würde z. B. eine bloße Strohfütterung, da ſie wegen der geringern Nahrkraft des Strohes ſehr groß ſein muß, den Magen der Thiere überladen, ohne deuſelben die nöthige Nahrungsfraft zu gewähren, und eine reine Fütterung mit Körnern würde nicht hinreichen, um den Magen der Thiere auszufüllen. Ferner darf das Futter nicht zu wäſſerig ſein, weil dieſes die Einge— weide erſchlafft, wodurch öfters tödtliche Krankheiten herbeigeführt werden. Zu trodnes Futter bei Mangel an Feuchtigkeit iſt aber ebenſo nachtheilig, indem da— durch leicht Verſtopfungen und entzündliche Krank— heiten entſtehen. Zu einer geordneten Fütterung und Pflege gehört vornehmlich eine gleichmäßige Fütte— rung, ſo daß die Thiere zu einer Zeit nicht zu viel, und zu einer andern Zeit nicht zu wenig Futter er— halten. Deßhalb wird in vielen Wirthſchaften das dem Viehe zu verabreichende Futter gewogen oder in Körben gemeſſen, ſo daß das ganze Jahr eine ziemlich gleichmäßige Fütterung ftattfindet. In einer gut geordneten Wirthſchaft wird deswegen im Herbſte ein Überſchlag über den Futtervorrath gemacht, und berechnet, wie lange man mit demſelben ausreicht. Findet man hierbei, daß der Futtervorrath auf die beſtimmte Zeit nicht hinreicht, und ſich das Fehlende durch billigen Ankauf nicht erſetzen läßt, ſo iſt es räthlicher, den Viehſtand zu vermindern, als die Thiere durch ſchlechte Ernährung herunter kommen zu laſſen. Der Übergang von einer Fütterungsart zur andern muß allmälig und mit Vorſicht vorge— nommen werden; beſonders iſt dieſe Vorſicht im Herbſte und Frühjahre beim Wechſel der Grün- und Dürrfütterung höchſt nöthig. Im Betreff der Fütte— rungszeit beobachte man eine beſtimmte Ordnung, und halte die einmal feſtgeſetzten Futterſtunden pünkt— lich ein. Man lege nicht zu viel auf einmal vor und lafje die nächſte Mahlzeit nicht eher folgen, als bis die vorige verdauet iſt. Junge, ſo wie kranke Thiere müſſen oͤfters aber weniger Futter auf einmal erhal— ten, als ältere und geſunde. Man muß den Thieren von Zeit zu Zeit Salz geben, damit das Futter ſchmack— hafter und die Freßluſt erregt, ſowie auch die Ver— Ba dauung befördert wird. Bei der Fütterung ift vor— nehmlich auf Reinlichkeit zu halten; und zwar iſt dies um ſo nöthiger, wenn man ſolches Futter giebt, welches gern Schimmel anſetzt und leicht in Fäulniß und Säure übergeht. Nicht minder nöthig iſt es, das Vieh durch Streu und Putzen möglichſt rein zu halten. Ferner müſſen die auf dem Stalle gehalte— nen Thiere gegen Hitze und Kälte möglichſt geſchützt werden, ſowie auch das Weidevieh gegen nachtheilige Einflüſſe des Klimas und der Witterung zu ſichern iſt. Ofteres Lüften des Stalles iſt wegen der Ge— ſundheit der Thiere gleichfalls nothwendig; wogegen man alle Zugluft zu vermeiden ſuchen muß. Ein be⸗ ſonderes Augenmerk hat man außerdem noch auf die Krankheitserſcheinungen der Hausthiere zu richten, die im Anfange leichter geheilt werden können, als ſpäter. Verſteht der Landwirth nicht ſelbſt die Krank⸗ heit zu beurtheilen, ſo ſuche er nur Rath und Hülfe bei ſachverſtändigen Thierärzten. Der Landwirth ſei ferner aber auch dafür beſorgt, daß das Vieh nicht von rohen, gefühlloſen Viehwärtern oder Dienftboten gemißhandelt werde, und dulde beſonders keine Thier— quälereien. Dahin ſind zu rechnen: 1) wenn das Arbeitsvieh im Arbeiten über ſeine Kräfte durch Über— laden und Übertreiben unbarmherzig angeſtrengt wird. 2) Wenn die Thiere unbarmherzig geſchlagen, geſtoßen, unmenſchlich gejagt und durch gewiſſenloſes Fluchen geängſtigt werden. 3) Wenn die Thiere öf- ters ſtundenlang auf Straßen und vor Wirthshäu— ſern der Hitze, Kälte, oder jeder ungünſtigen Witte— rung ausgeſetzt werden. 4) Wenn endlich die Thiere ſo ſparſam und ſchlecht gefüttert werden, daß ſie da— bei hungern müſſen, und in Folge deſſen abmagern. Bei einer geordneten Viehhaltung findet ferner noch die Einrichtung ſtatt, daß den Zugthieren nach der Arbeit gehörige Zeit zur Ruhe und Erholung ver— gönnt wird. Trächtige Zugthiere dürfen nicht durch übermäßige Arbeit angeſtrengt und müſſen von ſol— chen Arbeiten verſchont werden, durch welche ſie nachtheilige Stöße erleiden können. Einige Zeit vor der Geburt ſind ſie von allen Arbeiten zu befreien. Erhitzte Zugthiere dürfen in dieſem Zuſtande nicht getränkt werden, ſondern müſſen zuvor etwas Futter erhalten. Die Maſtung. Unter Maſtung verſteht man bekanntlich eine ſolche Pflege ſchlachtbarer Thiere, durch welche ſolche in einen gewiſſen Fettigkeitsgrad verſetzt werden. Da man nun das zur Maſtung verwendete Futter mög— lichſt bezahlt zu machen beabſichtigt, ſo iſt das Ge— ſchäft der Maſtung ſo zu leiten, daß ſich das dazu verwendete Kapital nicht nur wieder erſtatte, ſondern auch gehörig verzinſe. Es iſt alſo auf den Preis des Viehes zur Maſtung, auf deſſen Beſchaffenheit, Alter und Maſtungsfähigkeit und auf die Verwerthung des Futters durch die Maſt Rückſicht zu nehmen. Der Preis des magern Viehes ſteht nicht immer in einem gerechten Verhältniß zum Futter, ſ owie die Maftungs- fähigkeit des Viehes ſehr verſchieden iſt. Letzterer Umſtand hat in Deutſchland noch nicht die gehörige Kirchhof, Landwirth. 433 Berückſichtigung gefunden, und man findet bei uns nur noch wenig Viehraſſen, welche ſich zur Maſtung ſo vorzüglich eignen, wie z. B. in England, wo auf eine meiſterhafte Weiſe Raſſen gebildet worden find, deren Maſtungsfähigkeit oft an das Unglaubliche grenzt. Oft ſteht der Preis des Maſtviehes in gar keinem Verhältniſſe zu dem Preiſe deſſelben in mage— rem Zuſtande und zu dem verwendeten Futter, und es iſt dann allerdings zweckmäßiger das Futter auf andere Weiſe zu verwenden. Der hauptſächlichſte Zweck der Maſtung iſt die Erzeugung des Fleiſches, weßhalb man daher zuerſt auf Fleiſch zu mäſten ſucht, welches ſich minder ſchnell als das Fett erzeugt. Um demnach zuerſt Fleiſch zu erzeugen, verfährt man am ſicherſten, wenn man ein Thier nicht zu ſtark und mehr mit feſten, als flüffigen und erweichenden Futtermitteln nährt, die Maſtung nicht übereilt, und dem Thiere etwas Bewegung ge— ſtattet. Alles minder nahrhafte Futter geht nämlich mehr in's Fleiſch, als in's Fett, ſo rohe Kartoffeln, Möhren, Eicheln, Heu und überhaupt trocknes Futter, wenn von allen dieſen auf einmal wenig gegeben wird. Gedämpfte oder getrocknete und geſchrotene Kartoffeln, Wicken, Erbſen, Mais, Gerſtenſchrot, Gewürm, ge— kochtes Futter, und alles dieſes in ſtarken Portionen auf einmal verabreicht, wirken mehr auf Fett. Sobald man Thiere zur Maſt aufſtellt, muß man ihnen mehr und beſſeres Futter, als ſie zeither be— kommen, geben, ihren Geſchlechtstrieb dämpfen, ihr Temperament möglichſt pflegmatiſch machen, für einen ſtets reinlichen und bequemen Aufenthaltsort ſorgen, und Ruhe und Schlaf befördern. Ihre Ge— fäße müſſen durch weiches, lauwarmes Futter, durch Schwefel und Spießglanz, Aderlaſſen und Weingeiſt erſchlafft werden; man muß ſie an dunklere und kuͤhle Orte ſtellen, die jedoch im Winter nicht zu kalt ſein dürfen, und ihnen wenig oder gar keine Bewegung geſtatten. Haupterforderniſſe eines guten Maſtthie— res ſind: vollkommener Körperbau, gehörige Größe, kleine, nicht ſchwammige Knochen, ein nicht zu großer und fein gebildeter Kopf, breite Stirn und Hüften, breite Bruſt und Geſtelle, kurze Füße, weiter Bauch, glänzende Haare, weiche, loſe Haut, kräftiges, mun— teres Ausſehen, lebhafte Augen. Fehlende Zähne iſt immer ein Mangel, wiewohl für die Stallmaſtung weniger von übeln Folgen, als für die Weide. Aber die vorhandenen Zähne müſſen durchaus wenigſtens feſtſtehen. Die mittlere Größe gilt für die beſte. Kurzbeinige und tiefbäuchige Thiere geben / mehr an Fleiſch, als hochbeinige. Thiere von weißer Farbe haben ein weicheres und wohlſchmeckenderes Fleiſch, als die dunkelfarbigen, und hellbraune, gelbliche und aſchgraue Ochſen laſſen ſich am leichteſten mäſten. Junge und alte Thiere können gemäſtet werden, wenn ſie nur geſund ſind; die größte Menge von fei— nem Fett ſetzen die Thiere jedoch nur dann an, wenn ſie ausgewachſen gemäſtet werden. Ganz junge Thiere brauchen mehr Zeit und Futter zum Fettwerden, da ſie bei der Maſt immer ihr Wachsthum fortſetzen, wogegen alte Thiere nicht nur ebenſo lange Zeit und viel Futter zur Maſtung brauchen, ſondern auch da— 55 434 V. i e h bei ein trocknes, ſtrohiges Fleiſch geben; am beſten find Thiere von mittlerem Alter zur Maſt. Ochſen vom 6ten bis 10ten und Schafe vom 2ten bis Eten Jahre. Eine geſunde Beſchaffenheit des Körpers iſt weſentlich zur Maſt erforderlich. Man hüte ſich da— her bei Ankauf der Thiere zur Maſtung von ſehr ma— gern, weil ſie gewöhnlich einen Fehler haben, ſowie vor ſolchen, deſſen Exkremente flüſſiger als gewöhn— lich ſind. Weibliche Thiere ſind leichter zu mäſten als männliche und im trächtigen Zuſtande nehmen ſie vorzüglich zu, weßhalb man fie ſtets auch während der Maſtzeit zulaſſen muß. Maſtvieh muß ganz be— ſonders reinlich gehalten werden, wenn es gedeihen ſoll. Man waſche, ſtriegele und reibe die Maſtthiere und gebe ihnen immer hinlängliche Streu, auf der fie behaglich liegen können. Der Miſt muß ſtets aus: geräumt werden, ſowie Krippen und Futtergeſchirre ſtets reinlich zu halten ſind. In den Ställen iſt reine Luft erforderlich, und ganz beſonders iſt auf eine ge— hörige Ordnung im Füttern zu ſehen. Es iſt hier wie bei jeder Fütterung beſſer, öfter und mäßig, als ſelten und viel auf einmal zu füttern. Magern Thie— ren darf man ganz beſonders anfänglich nicht zu viel geben; dagegen iſt es aber ein Fehler gegen den be— ſtehenden Zweck, wenn man bei der Maſtung Futter ſparen will und nicht ſo viel giebt, als das Vieh bei guter Futterordnung nur verzehren will. Denn je länger die Maſtung dauert, deſto mehr Futter koſtet ein und derſelbe Fettigkeitszuſtand des Viehes. Es iſt ferner ebenfalls ein Fehler, wenn das Vieh im Anfange der Maſt beſſeres, ſpäter aber ſchlechteres Futter bekommt, weil es verwöhnt dann letzteres nicht gern frißt. Zu heißes Füttern und Tränken erſchlafft die Verdauungswerkzeuge; im Sommer iſt warme Nahrung noch weniger dienlich, im Winter iſt lau— warme Nahrung aber die beſte. Eine zweckmäßige ſtufenweiſe Abwechſelung mit dem Futter vermehrt die Freßluſt, und gelinde Bewegung befördert das Fettwerden; nur ſind Anſtrengung und Erhitzung zu vermeiden. Große Kälte und große Hitze ſind bei der Maſtung nicht angemeſſen; gemäßigte Witterung iſt beſſer; Herbſt und Frühling ſind daher die beſten Zeiten zur Maſt. Geräumige, kühle, ſtille, halbdunkle Ställe ſind zur Maſtung die beſten. Alle Thiere nehmen im Anfange der Maſtung weit mehr zu als ſpäter. Die Thiere werden entwe— der halb oder ganz gemäſtet; letzteres geſchieht, um Fett zu erzeugen. Ob das Eine oder das Andere für den Landwirth vortheilhafter ſei, hängt von der Maſtungsfähigkeit der Thiere und von dem Preiſe des Fleiſches und Fettes gegen die Maſtungsmittel ab. Oft wird der Fehler begangen, daß man zu lange und zu langſam mäſtet, wodurch viel Futter ver— ſchwendet wird. Die Maſtung kann nur dann Vor— theil gewähren, wenn nahrhaftes und gut zubereite— tes Futter, und zwar ſtets in gehöriger Menge ge— geben wird; die Thiere werden aber überhaupt ſo lange gemäſtet, als ſich die Maſtungskoſten bezahlen; in den meiſten Fällen iſt die halbe Maſt vortheilhaf— ter, als die ganze. Je feiner die Nahrungsmittel ſind, deſto feiner wird Fett und Fleiſch und ſo umge— kehrt. Beim Anfange der Maſtung iſt es gut, erwei— che. chendes, nahrhaftes Futter zu geben, damit die Ge— fäße zur Aufnahme von Fett und Fleiſch ausgedehnt werden. Zu dieſem Zwecke dienen ein Zuſatz des Futters von Schwefel, Antimonium, Sauerteig, Branntweinſpülicht, Molken u. ſ. w. Am nahrhaf— teſten iſt dasjenige Futter, welches der thieriſchen Natur am nächſten kommt. Dahin gehören: Milch, Eier, Kleber des Ols; der Schleim und Gummi der Pflanzenkörper. Auch bei der Maſtung iſt es von weſentlichem Vortheile, die Nahrungsmittel vorher durch Schneiden, Pulvern, Kochen oder auch durch die Gährung in einen mehr zertheilten Zuſtand zu verſetzen, wodurch die Nahrung auflöslicher, ge— ſchmackvoller und leichter verdaulich wird. Je härter und unverdaulicher ein Körper iſt, je weniger nahr— hafte Theile er enthält, deſto mehr wird ſein Werth durch's Kochen vermehrt. Die Gährung iſt nament— lich ein ſehr wichtiger Gegenſtand bei Zubereitung des Maſtfutters. Grünes Grasfutter taugt nicht zur Maſtung auf dem Stalle. Überhaupt bezahlt ſich Grünfutter auf dem Stalle gegeben ſchlecht durch die Maſtung, es müßte denn von einem geſunden und kräftigen Lehm- oder Thonboden kommen und in der Blüthe ſchon weit vorgerückt ſein. Von der Maſtung auf dem Stalle unterſcheidet ſich weſentlich die auf der Fettweide, wobei die Maſtung weniger raſch vorwärts ſchreitet, das Thier aber mehr auffleiſcht, als bei der Maſtung auf dem Stalle. Da nun bekanntlich die erſten Frühjahrs— gräſer die ſpätern des Herbſtes um ein ſehr Bedeu— tendes an Kraft übertreffen, ſo muß das Maſtvieh mit dem Anfange des Frühjahrs auf die Weide ge— bracht werden, ſelbſt wenn man in der erſten Zeit das Vieh Morgens und Abends mit trocknem Futter verſorgen müßte, was ohnedies in mehrfacher Be— ziehung äußerſt räthlich erſcheint. Da bei dieſer Art der Maſtung die heiße Jahreszeit nicht zu vermeiden ſteht, ſo iſt zu wünſchen, daß den Maſtthieren ver— gönnt ſein möge, die Nächte unter freiem Himmel zuzubringen, damit ſich das bei Tage erhitzte Blut hier beſſer als im warmen Stalle wieder abkühlen kann. Wenn man die Thiere mit Vortheil ſo lange mäſtet, als ſie die Maſtungskoſten noch bezahlen, ſo iſt es natürlich von der größten Wichtigkeit, eine ge— naue Kenntniß von der Zunahme der Thiere an Ge— wicht zu haben. Kennt man den Geldwerth des Maſt— futters für eine gegebene, nicht gar zu beſchränkte Zeit, ſowie die Vermehrung des beſtimmten Gewichts des Thieres in demſelben Zeitraume, ſo braucht man nur den Geldwerth des lebenden Thiergewichts zu wiſſen, um zu erfahren, ob und wie ſich unſere Aus— lage und Mühe durch die Maſtung bezahlt. Hieraus erhellet aber die Nothwendigkeit, das Gewicht der Maſtthiere von Zeit zu Zeit genau kennen zu lernen. Das ſicherſte Mittel hierzu iſt unſtreitig die Wage, weniger ſicher iſt das Maß, am ungewiſſenſten aber das Befühlen. Mittelſt einer Wage kann man bei einem großen Viehſtande das Gedeihen eines jeden einzelnen Thieres leicht finden und die Zunahme der Thiere beobachten, auch zugleich die Nahrungskraft jeder Futtergattung in der Anwendung erproben. Zu Die Pferdezucht. einer ſolchen Wage hängt man mittelſt einer Kette an den einen kurzen Arm des Wagebalkens einen aus Bretern zuſammengeſetzten Kaſten von der Breite und Länge, daß ein Thier darin ſtehen kann, und der mit einer Thüre verſehen iſt. Man kann das Thier durch vorgelegtes Futter hineinlocken. Der Kaſten ruht dann auf der Erde unbeweglich. Die andere Seite des Wagebalkens, der übrigens nur von Holz zu ſein braucht, iſt um das Zehnfache der andern Seite verlängert, und am Ende deſſelben eine Schale zum Darauflegen der Gewichte angebracht. Das Gleichgewicht muß vermittelſt dieſer Schale ſo getroffen ſein, daß die geringſte Vermehrung deſſel— ben den Kaſten, wenn er leer iſt, hebt. Bei der zehn— fachen Verlängerung dieſes Balkens wirkt jedes Ge— wicht zehnfach; 1 Pfd. hebt alſo 10 Pfd. Das Ge— wicht des eingelaſſenen Stück Viehes iſt erreicht, ſobald ſich der Kaſten im mindeſten zu bewegen be— ginnt. Vermittelſt des Maßes will man das Zuneh— men des Thieres im Umfange erfahren, man mißt deßhalb das Thier von Zeit zu Zeit hinter den vor— > Ce a 30 d Das Pferd wird wegen feiner ſchönen Geſtalt, ſeiner Kraft, Ausdauer, ſeines Muthes und ſeiner Gelehrigkeit für das edelſte und vollkommenſte Haus— thier gehalten. Das Pferd hat ſeine urſprüngliche Heimath in den weiten, menſchenleeren Steppen von Aſten, wo man ſie noch hier und da im wilden Zu— ſtande antrifft. Gegenwärtig findet man aber das Pferd wegen ſeiner Nutzbarkeit über die ganze Erde verbreitet. Urſprünglich wilde Pferde giebt es in Europa nicht mehr; verwildert findet man ſie jedoch noch in großen Herden in den Wäldern von Ruß— land und der Wallachei, die jedoch größtentheils Eigenthum der Menſchen ſind und deßhalb bewacht werden. Das wilde Pferd iſt ſcheu, auf der Weide vorſichtig, klein, häßlich und grau von Farbe, wan— dert gegen den Herbſt aus kältern Gegenden in wär— mere, und kehrt im Frühjahre wieder zurück. Das Pferd ſchläft gewöhnlich nur 2 bis 3 Stunden, und bringt natürticher Weiſe ſein Alter gewöhnlich auf 30 Jahre. Durch Paarung des Pferdehengſtes mit der Eſelſtute wird der Mauleſel, und umgekehrt das Maulthier erzeugt, zwei Baſtarde, die in der Regel unfruchtbar ſind. Das männliche Pferd heißt Hengſt, Beſchäler, und das weibliche Stute oder Mutterpferd. Sind die männlichen Thiere kaſtrirt, ſo heißen ſie Wallachen. Junge Pferde bis zu Ende des dritten Jahres heißen Fohlen oder Füllen. Da der Geldwerth des Pferdes faſt ausſchließ— lich von dem Alter deſſelben abhängt, ſo iſt die rich— tige Beurtheilung des Alters der Pferde einer der wichtigſten, zugleich aber auch ſchwierigſten Punkte. Den ſicherſten Beurtheilungsmaßſtab für die ganze Lebensdauer des Pferdes geben die Zähne ab. Das vollkommen ausgebildete Pferd hat 40 bleibende Zähne (Pferdezähne); doch fehlen den Stuten die 435 dern Füßen über den Umfang der Bruſt mit einem feſtgewebten und mit den Verhältnißzahlen des Flei— ſchergewichts beſchriebenen Bande. Indeſſen haben verſchiedene Umſtände auf die Summe des Fleiſcher— gewichts Einfluß. Das Befühlen aber endlich iſt das allerunſicherſte Mittel, wodurch wir uns über die Zunahme unſerer Maſtthiere in Kenntniß ſetzen kön— nen. Nur Fleiſcher können ſich eine ſolche Fertigkeit erwerben, aus dem Anſehen und Befühlen des Thie— res fein Fleiſch-und Fettgewicht zu beſtimmen. Man ſchließt bei Hornvieh beſonders auf Fleiſch- und Fett— anſatz, wenn die Bruſt, der Halz, die Rippen, die Hüftknochen, die Schenkelſpitzen neben der Schwanz— wurzel weich, nachgiebig und ſanft anzufühlen ſind. Den Unſchlittgehalt prüft man an der Hautfalte un— ter den Flanken, vom Schenkel gegen den Bauch, dann bei Ochſen an der Stelle des Hodenſackes. Über die Ausführung der Maſtung ſelbſt wird das Nähere in der Folge bei den einzelnen ſich zur Maſt eignenden Hausthieren angegeben werden. z ü c ek 4 Hakenzähne, weßhalb ſie meiſtens nur 36 Zähne haben. Das Pferd hat nämlich im Ober- wie im Unterkiefer 6 Schneidezähne, ferner 24 Backenzähne, und zwiſchen den Schneide- und Backenzähnen ſtehen die 4 Hakenzähne. Ein erſtgebornes Pferd hat außer 12 Backenzähnen keine andern, und dieſe oft erſt nach 8 Tagen vollzählig, in welcher Zeit auch die Zangenzähne (die 4 mittlern Schneidezähne), aus— gebrochen ſind. 3 bis 5 Wochen alt ſind die mittlern Schneidezähne ausgebrochen und die vorigen Zähne mehr entwickelt. 6 Monate alt haben die Milch— ſchneidezähne ſich miteinander verglichen, d. h. ſtehen in gleicher Richtung und Höhe. 6 bis 9 Monate alt ſind auch die Eckzähne ausgebrochen, ſo daß jetzt 24 Milchzähne vorhanden ſind. 1 Jahr alt, ſind 24 Milchzähne vorhanden, die Eckzähne mit den Mittel— zähnen verglichen, die Zangen ziemlich abgenutzt und ihr Bohnenſäckchen abgerieben. 1%, Jahr alt, find ſämmtliche 24 Milchzähne, aber keine andern vor— handen, die Bohne (ſchwärzliche Vertiefung mitten im Zahne) an den Zangen und den Mittelzähnen abgerieben, und von den Eckzähnen ſind die ſcharfen Ränder verſchwunden. 2 Jahre alt ſind außer den 24 Milchzähnen die erſten bleibenden Backenzähne (die des Aten Platzes) vorhanden, und die Bohne der Milchſchneidezähne iſt verſchwunden. Im Ober— kiefer nutzen ſich die Schneidezähne immer Y, bis %, Jahre ſpäter ab, als im Unterkiefer. 3 Jahre alt ſind nur noch 8 Milchſchneidezähne (die Mittel- und Eck— zähne) und 8 Milchbackenzähne (die vom 2ten und sten Platze) vorhanden, dagegen 4 bleibende Zangen (bei 2½ Jahr ausbrechend) und 12 bleibende Backen— zähne, alſo in Allem 32 Zähne vorhanden. Die noch ſtehenden Milchzähne erſcheinen ſehr abgenutzt, ihre Bohnen abgerieben, ſie ſelbſt ſchmäler und kolbiger. 4 Jahre alt find nur noch 4 Milchzähne vorhanden, 55 * 436 W Men die ſehr abgeſchliffen und abgenutzt erſcheinen und keine Bohne mehr haben; ferner ſind aber vorhan— den: 8 bleibende Schneidezähne (Zangen- und Mit— telzähne), 4 Hakenzähne (bei Hengſten und Walla— chen) 20 bleibende (Pferde-) Backenzähne, im Ganzen 40 Zähne. 5 Jahre alt ſind alle bleibende Zähne voll— kommen vorhanden, alle Schneidezähne erſcheinen mit ſich ſelbſt verglichen, und es erfolgt nun kein Zahn— wechſel mehr. Die Milchzähne werden mit 4½ Jahr gewechſelt. 6 Jahre alt iſt die Bohne (Kunde, Ken— nung) auf den Zangen des Unterkiefers mehr oder weniger abgerieben und ausgefüllt. 7 Jahr alt ſind die Bohnen der Mittelzähne mehr oder weniger ab— gerieben und verwiſcht, die Zangen verſchmälert, die Reibfläche der Eckzähne verflacht; die Schneidezähne zeigen ſich mehr ſchmutzig weiß als gelb. 8 Jahre alt iſt die Bohne an den Eckzähnen auch abgerieben und verwiſcht, und dieſe ſind weiter aus den Zahn— höhlen herausgetreten; bei den Zangen- und Mit— telzähnen iſt die Bohne nur noch durch den ſie umge— benden Schmelzrand erkennbar. 10 Jahre alt fangen die Bohnen der beiden Zangen des Oberkiefers an, ſich zu verſchließen; die Bohne in den Zangen des Unterkiefers iſt bis auf den Schmelzrand abgerie— ben. 11 Jahre alt iſt die Bohne an den Mittelzäh— nen des Oberkiefers verflacht, an den Mittelzähnen des Unterkiefers bis auf den Schmelzrand abgerie— ben; der Hakenzahn ſtumpf, oben abgerundet und kegelförmig. 14 Jahre alt iſt die Bohne der Zan— gen des Oberkiefers bis auf den letzten Reſt abge— rieben; die braune Narbe (Reſt der Bohne) erſcheint in den Zangen des Unterkiefers ohne Schmelz. Nach dem vierzehnten Jahre nehmen die Schneide— zähne eine mehr horizontale Richtung an. 15 Jahre alt iſt die Bohne der Mittelzähne des Oberkiefers bis auf den letzten Reſt abgerieben, die Mittelzähne des Unterkiefers verhalten ſich ſo, wie die Zangen des Unterkiefers 1 Jahr zuvor. 16 Jahre alt werden beide Veränderungen und Abnutzungen bei den Eck— zähnen des Ober- und Unterkiefers ſichtbar. 18 bis 20 Jahre alt ſtehen die Schneidezähne wie eckige Palliſaden da, das Zahnfleiſch hat ſich zurückgezo— gen, ſo daß faſt die Wurzeln entblößt ſind; die Reibefläche an der Krone hat eine dreieckige Geſtalt angenommen, welches Alles in dem Unterkiefer eher, als in dem Oberkiefer, eher an den Zangen, als an den Mittel- und Eckzähnen eintritt. Über 20 Jahre alt nehmen die Schneidezähne endlich eine zweieckige oder verkehrt ovale Form an, zuerſt die Zangen, dann die Mittel- endlich die Eckzähne. — Hierbei iſt jedoch zu bemerken, daß auch die hier angegebe— nen Merkmale des Alters nicht ganz untrüglich ſind, ſo daß man ſich bei ſehr vorgeſchrittenem Alter des Thieres ſelbſt bis zu 3 Jahren in deſſen Beſtimmung irren kann, überhaupt um ſo mehr, je älter das Thier iſt (bis zum fünften Jahre höchſtens um einige Monate, von da bis zum achten ſchon leicht um 1 Jahr). Durch mancherlei Umſtände können nämlich jene Veränderungen etwas früher oder ſpäter eintre— ten. Bei Pferden von guter Raſſe (arabiſcher oder engliſcher Abkunft) erſcheinen die Zeichen des Alters ſpäter, als bei andern; das gewöhnliche Landpferd F d ch de iſt mit dem ſechſten Jahre meiſtens vollkommen aus— gebildet, das feine Raſſepferd erſt mit dem achten. Andererſeits kann ein hartes Futter (Körnerfutter), ſchlechtes Aufeinanderpaſſen der Zahnreihen u. dgl. ein ſchnelleres Abreiben der Zähne und mithin vor— zeitige oder die entgegengeſetzten Umſtände verſpä— tetete Zeichen des Alters an den Zähnen zuwege bringen. Übrigens bedienen ſich auch die Pferdehändler verſchiedener Betrügereien, um über das Alter der Pferde zu täuſchen. Um ein Fohlen älter ſcheinen zu laffen, werden ihm die Milchſchneidezähne ausge: brochen, es wird ihm nahrhaftes Futter gegeben und wenig Bewegung geftattet, wodurch ein frühe: res Hervorbrechen der entſprechenden bleibenden Zähne bewirkt wird, fo daß das Thier ½ bis 1 Jahr älter erſcheint. Man kann bei fehlenden Milch— zähnen immer auf dieſe Betrügerei ſchließen, wenn ſtatt des fehlenden Zahnes weder ein neuer Zahn da, noch ſein ſcharfer Rand zu fühlen iſt. Auch das mangelnde richtige Größenverhältniß der Schneide— zähne zu einander und zu den Haken- und Backenzäh— nen kann Aufſchluß geben. Übrigens vergreifen ſich Pferdekäufer gewöhnlich nur an den Schneidezäh— nen des Unterkiefers; weil ſich die Käufer gewöhn— lich nach dieſen zu richten pflegen. Um ein Pferd jünger erſcheinen zu laſſen, ſucht man die verlöſchten Bohnen durch Einbrennen (Gitſchen) nachzukün— ſteln, wobei man zu lange Zähne vorher abrafpelt. Bei blos flüchtiger Betrachtung der Bohnen kann dann ein Pferd von 12 bis 15 Jahren ein Anſehen von 6 bis 8 Jahren erhalten. Eine ſolche künſtliche Bohne hat aber keinen Schmelzrand; die Vertiefung zeigt nicht die gewöhnliche nach der Form des Jah— res ſich richtende Geſtalt. Da man auch dieſe Kün— ſtelei meiſt nur an den Schneidezähnen des Unterkie— fers vorzunehmen pflegt, ſo braucht man nur die des Oberkiefers damit zu vergleichen. Zur Verbergung anderer Zeichen des Alters reißen die Betrüger die weißen Haare an den Augenbogen aus, wenn ihrer nicht viele da ſind, oder beſtreichen ſie, wenn alle weiß ſind, mit Schuhſchmiere oder Höllenſteinauf— löſung. Raſſen der Pferde. Von den vielen Pferderaſſen ſind vornehmlich folgende hier zu erwähnen. 1) Das arabiſche Pferd, welches für das ſchnellſte, ſchönſte und dauerhafteſte gehalten wird. Es ift von mittlerer Größe (4 F. 10 3. iſt das ge: wöhnlichſte Maß). Es zeichnet ſich aus durch Schön— heit des Kopfes (Hechtskopf), durch die regelmäßige Bildung der Schultern und des Kreuzes. Das Tem— perament deſſelben iſt ſehr feurig und lebhaft. Die Schimmelfarbe iſt die beliebteſte und man darf im— mer 2 Schimmel gegen ein Pferd anderer Farbe nehmen; überhaupt findet man in dieſer Farbe die beſten Pferde ausgewählt. Beſonders beliebt ſind die Silberſchimmel mit ſchwarzen Mähnen und ſchwarzem Schweif, und ſolche, welche im ſpä— tern Alter mit ſogenannten Fliegenpunkten beſetzt Die Pferdezucht. find. Die Araber befigen wenig Pferde, reiten faft nur Stuten und paaren dieſe niemals mit andern Raſſen. Der Araber verſteht durch eine ſorgfältige Erziehung und Behandlung ſeiner Pferde noch ganz beſondere Eigenſchaften auszubilden. So iſt das arabiſche Pferd beſonders ſanft und treu gegen ſei— nen Herrn, unerſchrocken, und hat ein beſonderes Gedächtniß für den Ort, wo es geweſen iſt, und der Behandlung, welche es empfangen hat, ſowie man überhaupt ihm viel Verſtand zumißt. Außer— dem haben die arabiſchen Pferde ein ausgezeichnet ſcharfes Geſicht und ein ungemein feines Gehör. Sie beſitzen zum Laufen ungemein viel Athem, und man hat ſie in 24 Stunden 30 Meilen zurücklegen ſehen. Ihr Gang iſt leicht und ihr Trab ſtechend und ausdauernd. Im Ganzen freſſen und ſaufen die arabiſchen Pferde wenig; ſie können Hunger, Durſt und Anſtrengungen am beſten ertragen und find zum Kriegs dienſte, Jagd und Reiten am taug— lichſten. Die beſten arabiſchen Pferde kommen aus dem wüſten Arabien, und die von dem edelſten Stamme find oft mit 12 bis 14,000 Thlrn. bezahlt worden. Wenn nun auch das arabiſche Pferd in allen ſeinen Theilen ſo gebaut iſt, daß ſeine Vor— zuͤge: Leichtigkeit und Ausdauer dadurch begründet ſind, ſo befriedigt doch im europäiſchen Gebrauche ihre beſchränkte Größe nicht, weßhalb man bei der Züchtung dieſe durch Pflege und Paarung zu erhö— hen ſucht. Übrigens ſtammen von dem arabiſchen Pferde die ſchönſten Pferde in den meiſten Ländern ab und man verwendet gewöhnlich in neuerer Zeit arabiſche Hengſte zur Veredlung der Pferdezucht. 2) Das engliſche Pferd. Die verſchiedenen Pferderaſſen, welche man jetzt in England antrifft, ſind größtentheils fremden Urſprungs; ſie ſollen namentlich von deutſchen und niederländiſchen Pfer— den abſtammen und nach und nach mit arabiſchen, türkiſchen und andern orientaliſchen Pferden gepaart, die jetzigen engliſchen Pferderaſſen begründet ha— ben. Die weiblichen Produkte der erſten Paarung eines arabiſchen Hengſtes und einer Landſtute paart der Engländer immer wieder mit denſelben Hengſten und ihren rein erzogenen Söhnen bis zur Sten Ge— neration fort; das Produkt der letzten Paarung nennt man alsdann Vollblutspferd; und die— ſes kann wieder zur Reinzucht benutzt werden. In England unterſcheidet man Vollblutspferde, gemeine Landpferde und Laſt- oder Kar- renpferde. Alle nicht ganz rein gezogenen Pferde nennt man nach ihrer Stufe der Veredlung ½, ½, % Blutpferde. Die gemeinen Landpferde find klein, gedrungen und werden beſonders als Arbeitspferde benutzt. Die Laſt- und Karrenpferde ſind ſehr groß und ſchwer. Das engliſche Vollblutspferd, das aus— gezeichneteſte unter den europäiſchen Pferden, iſt groß (5 Fuß 4 Zoll Winkelmaß), geſtreckt, mit meiſt geradem Kopfe, und langem, gerade geſtrecktem Halſe. Der Gang dieſer Pferde iſt frei, kraftvoll und ſchwebend, für den Reiter nicht angenehm. In der Vollblutsraſſe findet man hauptſächlich Braune und Füchſe. Das engliſche Raſſepferd zeichnet ſich durch Schnelligkeit im Laufen vor allen andern 437 aus; daher zur Jagd und zum Wettrennen vorzüg— lich geeignet. 3) Das däniſche Pferd, iſt groß, wohl: gebaut, gelehrig; meiſt lichtfarbig. Sie eignen ſich zu Schul- und Kutſchpferden. Die beſten findet man in Jüt- und Seeland. 4) Das deutſche Pferd. Die deutſchen Pferderaſſen ſind ſehr verſchieden. Die meck— lenburger Pferde ſtehen unter denſelben oben an. Sie ſind kräftig, gewillig, ausdauernd, mittel— groß, haben einen langgeſtreckten Leib, und ſind beſonders als gute und ausdauernde Reit- und Kutſchpferde beliebt. Die holſteiner Pferde ſind lang, ſchwer, mit Ramskopf, hervorſtehenden Augen, gut angeſetztem Hals, breiter Bruſt und tief angeſetztem Schweife. Es ſind brauchbare Kutſch— und Wagenpferde, werden aber baldigſt lahm und ſteif. Außer dieſen findet man in Deutſchland noch verſchiedene Pferdeſtämme, die ſich durch ihre Körperformen und Eigenſchaften vortheilhaft aus— zeichnen. 5) Das preußiſche Pferd iſt ebenfalls ſehr verſchieden und durch Vermiſchung mit arabiſchen, türkiſchen, perſiſchen und edeln polniſchen Hengſten und Stuten ſehr veredelt worden. Die in den könig— lichen und Privatgeſtüten gezogenen Pferde ſind ziemlich groß, ausdauernd und gut geformt. Viele find aber hochbeinig, langgefeſſelt, Tanzmeiſter, mit ſchmalem Hintertheil und hohen Kniekehlen. Sie ſind ein ziemlich verbreiteter Reitſchlag. 6) Das polniſche Pferd, iſt mittelgroß, häufig wild, bösartig, ſtark ausdauernd und gut geformt. Die edeln Geſtütpferde gelten mit als die ſchönſten Reit- und Wagenpferde. 7) Die ruſſiſchen Pferde werden meiſtens nach den Provinzen unterſchieden. Die ukräni— ſchen Pferde ſind bei uns ſehr bekannt. Sie ſind gut geformt, nicht groß, aber gewandt, ſchnell und ausdauernd, gelehrig und gute Springer. 8) Die öſtreichiſchen Pferde. Das un— gariſche Pferd beſitzt große Ausdauer und Leicht— beweglichkeit, hat ſteten Appetit und iſt lebhaft. Das ſiebenbürgiſche Pferd iſt groß, ſchön geformt und feurig. Dieſe Pferde zeichnen ſich ſo— wohl zu Reit- als Wagenpferden vor andern vor— theilhaft aus. Reit- und Zugpferde. Der Gebrauch, welcher von einem Pferde ge— macht werden ſoll, beſtimmt die Eigenſchaften, welche daſſelbe beſitzen muß. Demnach ſtellt man andere Anforderungen an Reitpferde als an Zugpferde, und unterſcheidet bei beiden wiederum die beſondern Verhältniſſe, die ſehr verſchiedener Art ſein können. Übrigens wird man bei keinem Pferde in der Welt alle Anforderungen befriedigt finden, vielmehr jederzeit gezwungen ſein, mehr— fache Mängel zu überſehen. Um die Brauchbarkeit eines Pferdes zu unterſuchen, darf man nie deſſen Theile blos einzeln und außer Verbindung mit den 438 B ige 9 andern betrachten, ſondern man muß ſtets das Verhältniß in's Auge faſſen, in welchem ſie unter ſich und zu dem Ganzen ſtehen; denn oft kann die mangelhafte Beſchaffenheit eines einzelnen Theiles durch übrigens günſtige Eigenſchaften ausgeglichen werden, während dieſelbe unter andern Umſtänden das Pferd unbrauchbar gemacht haben würde. Die Schönheit hat auf die Brauchbarkeit des Pferdes keinen Einfluß und iſt hauptſächlich Lurusſache. Indeſſen giebt es allerdings einige Schönheitsfeh— ler, die auch beim Gebrauche ſtörend ſind, und da— her nicht überſehen werden dürfen; dahin gehört z. B. bei Reitpferden ein großer, ſchwerer Kopf, ein 19 5 dicker Hals, eine ſtark überbaute Croupe Ur . w. 1) Das Reitpferd muß einen leichten, regel— mäßigen Bau haben, und die einzelnen Theile ſeines Körpers müſſen in einem richtigen Verhältniſſe zu einander ſtehen. Vorzüglich wird verlangt ein klei— ner, im Genicke gut angeſetzter, nicht zu fleiſchiger Kopf, mit nicht zu breiten und nicht zu verwachſenen Ganaſchen; ein leichter, nicht zu kurzer im Wider— rüſt hoch angeſetzter, aufwärts gelegener, nicht ſtar— ker Hals; ein hohes, gut geformtes Widerrüſt, eine nicht zu breite Bruſt; Schultern, die nicht zu ſehr mit Fleiſch beladen ſind und ſich frei und ungebunden zu bewegen vermögen; ein gerader, kraftvoller Rücken; regelmäßig geſtellte, magere, mit tüchtigen Muskelparthien verſehene, fehlerfreie Vorder- und Hinterſchenkel, breite gut geformte, kräftige Sprung— gelenke; ſtarke, weder zu lange, noch zu kurze Feſ— ſeln; geſunde und nicht zu große Hufe. Dabei darf das Pferd nicht zu lang ſein, doch beträgt die Länge meiſtens etwas mehr als die Höhe, welche gewöhn— lich auf 5 Fuß angenommen werden kann. Es muß ferner ein geeignetes Temperament, hinlänglichen Athem, fehlerfreie, große Augen, weit geöffnete Naſenlöcher, Sattellage und ein Maul haben, deſ— ſen Beſchaffenheit eine richtige Lage und Wirkung der Kanthare geſtattet. Der Gang ſoll regelmäßig fördernd, angenehm für den Reiter, und wo mög— lich auch elegant ſein. Die Schenkel ſollen auf ge— rader Linie, einer wie der andere vorgebracht und niedergeſetzt, nicht flach an der Erde hingezogen, aber nicht übermäßig erhoben werden (nicht zu viel Action haben); es ſollen ferner die Vorderſchenkel aus der Schulter vorgreifen, das Hintertheil gehö— rig herangenommen, und ſämmtliche Bewegungen leicht, gewandt, kräftig und lebhaft, nie ſchwerfäl— lig, ſtauchend oder ſtampfend vollzogen werden. Das Pferd darf ſich weder mit den Vorder- noch Hinterbeinen ſtreichen oder ſchlagen, und mit erſtern weder fuchteln noch kreuzen. Der ſogenannte Stich im Trabe gewährt einen ſchönen Anblick, iſt aber meiſt unbequem für den Reiter und hat keinen ei— gentlichen Nutzen. Zu Reitpferden eignen ſich beſon— ders: die arabiſche, perſiſche, ägyptiſche, berberſche Raſſe; das engliſche Vollblutspferd, die edlern pol— niſchen Pferde und die mecklenburgiſchen, durch eng— liſches Vollblut entſtandenen Raſſen. 2) Zugpferde. An das Zugpferd werden rück— ſichtlich ſeiner natürlichen Eigenſchaften minder ſtrenge 5 u ich et. Anforderungen gemacht, als an ein Reitpferd, und man legt bei Beurtheilung der Brauchbarkeit deſ— ſelben einen andern Maßſtab zum Grunde, als bei jenem. Das Zugpferd muß von hinlänglicher Größe und ſtämmigem Knochenbau ſein, eine breite Bruſt, kräftige Schultern und eine regelmäßige Stellung und Bewegung der Schenkel haben. Außerdem iſt es ein Haupterforderniß, daß zuſammengeſtellte Wa— genpferde in Temperament, Alter, Größe, Geſtalt, Gängen und Kräften möglichſt gleich ſind. Auch bei Zugpferden hängt, ebenſo wie bei Reitpferden, hin— ſichtlich der erforderlichen Eigenſchaften, viel von der beſondern Art des Gebrauchs ab, wozu dieſel— ben beſtimmt ſind. Nach den verſchiedenen Anfor— derungen für den beſondern Dienſt unterſcheidet man daher die Zugpferde: a) in ſchwere oder Frachtpferde. Die hier— her gehörige Raſſe begreift das ſchwere, plumpe Pferd der nordweſtlichen Niederungen Deutſchlands mit Einſchluß der Niederlande. Der Körper dieſer Pferde iſt ſehr groß, aber weichlich und ſchwer be— weglich. Durch Einmiſchung fremden Blutes kommt aber in den preußiſchen Niederungen dies Pferd nicht mehr vor, ſondern wird ſchon durch den unter b) zu nennenden Schlag vertreten. Der Körper die— ſer Pferde iſt nicht nur ſehr groß, ſondern im Ver— hältniſſe ſeiner Schwere noch mehr breit und ſtark. Der Kopf iſt dick, der Hals kurz und dick; die Mäh— nen ſtark und lang, der Rücken breit, etwas geſenkt, ſowie das Kreuz breit und meiſt etwas geſpalten. Die Schenkel ſind ſtark, die Knochen grob und plump, die Muskeln dick und fleiſchig, der Huf groß und meiſtens platt. Hierher gehören vornehmlich die frieſiſche, holländiſche, flandriſche, die engliſche Karren- und die ſalzburger Raſſe. b) In mittelſchwere oder Wagenpferde. Dieſe ſind zwar nicht kleiner, als die vorigen, aber in allen ihren Theilen proportionirter und leichter gebaut und beweglicher. Hierher gehören: das eng— liſche verbeſſerte Landpferd, das normänniſche, hol— ſteiner Pferd, die mecklenburger Raſſe, und der in mehrern Geſtüten Deutſchlands abſichtlich gezüchtete Wagenſchlag. c) In Arbeitspferde. In dieſe Abtheilung fällt die Mehrzahl des ganzen Pferdegeſchlechts, in— dem alle im Feldbaue arbeitenden oder ſogenannten Land- und Arbeitspferde, auch Bauerpferde hierher gehören. Nach der Verſchiedenheit des Bodens, den ſie beweiden und bearbeiten, ſind ſie größer und klei— ner, und ftufen hierin etwa von 5 F. zu 4 F. 4 3. ab. Sie ſind im Ganzen härter und dauerhafter, als die edlern Raſſen, dagegen in ihrer Figur weni— ger anſehnlich. Die Hauptgeſpanne der Arbeits- pferde müſſen aus gleichartigen, gedrungenen, kurz— gerippten, oder kurzgepackten Pferden beſtehen, welche in Bruſt und Kreuz breit, nicht dickknochig, aber ſtarkſehnig find. Sie müſſen nicht hitzig, aber aus— dauernd, und mit einem gut gefeſſelten, hart gehuf— ten Fuße verſehen ſein. Ackerpferde müſſen hart ſein, damit ſie auch zu Zeiten bei ſchlechter Wartung und unordentlichem Futter in Kraft bleiben. Die Bauer— und Wirthſchaftspferde von Polen, Rußland, Li— Die Pferdezucht. thauen, Preußen und andern nördlichen Gegenden gehören hierher. Das Alter, in welchem ein Arbeitspferd als ſol— ches ſeinen Dienſt antreten ſoll, wird von Vielen ſehr verſchieden angegeben, und wechſelt vom zweiten bis zum fünften Lebensjahre. Dem noch jungen Pferde gleich zu Anfange ſeiner Gewöhnung am Dienſte Ardeitsleiſtung zuzumuthen, wie ſchon vollkommen erwachſene und ſchon lange im Zuge geübte Pferde verrichten, wäre eben ſo zweckverfeh— lend und für das Thier nachtheilig, als es unwirth— ſchaftlich ſein dürfte, die aufgezogenen Pferde bis nach völlig vollendetem Wachsthume mit aller Ar— beit zu verſchonen. Die Arbeit für ein junges Pferd muß freilich blos Übung zur beſſern Erſtarkung ſei— ner einzelnen Körpertheile, und beſonders derer, die es bei der Dienſtleiſtung am meiſten gebraucht, blei— ben, und darf nicht Anſtrengung für daſſelbe wer— den. Unter ſolchen Bedingungen und bei einer ſorg— fältigen guten Aufzucht kann das junge Pferd, wenn es von keiner ſchwachen Raſſe iſt, ſchon im dritten Jahre an leichte Arbeit gewöhnt, und nach und nach dazu gebraucht werden. Die Anſpannung im Pfluge bei leichter Ackerbeſtellung iſt die paſſendſte Arbeit für das junge Pferd. Minder zweckmäßig, ja ſogar nachtheilig iſt das Anſpannen an die Eggen und an die Dünger- und Erntewagen. Es iſt ſehr zweck— mäßig, wenn man das junge Pferd, ehe daſſelbe zum Zuge gebraucht wird, vorher nach und nach an die Zäumung und zu einem ruhigen Gange gewöhnt, indem man es ſchon als Fohlen bisweilen aufzäumt und an einen Haftzügel an ein in der Arbeit gehen— des Pferd anhängt. Bei der Anſpannung ſelbſt gebe man dem jungen Pferde ein Beipferd von frommem und ruhigem Temperament und laſſe es anfangs nur ſtundenweiſe in der Arbeit gehen, wenigſtens ſchone man es vor ganzen Tagearbeiten ſo lange, bis man wahrnimmt, daß ihm die tägliche Kraftanſtrengung nicht mehr ſchadet. Nicht in einem zu frühzeitigen Anſpannen iſt der Grund für klein gebliebene, ver— krüppelte Pferde zu ſuchen, ſondern mehr darin, daß man ſie mit allzu großen Kraftanſtrengungen, be— ſonders mit ſolchen, die eine ungleiche Kraftanwen— dung erfordern, zu wenig verſchonte. Ein ſchmaler Bruſtriemen (Sielzeug) iſt eine ſehr unſchickliche und nachtheilige Anſpannung für Arbeitspferde; weit zweckmäßiger iſt ein gut geformtes Kummet, das nicht zu ſchwer und doch hinlänglich ſtark iſt, das ſich an die Seiten der Bruſt und Schultern gleichförmig anlegt, und nirgendwo mehr oder weniger drückt. Pferdekauf. Jeder Landwirth wird den Ankauf ſeiner nöthi— gen Pferde immer nach den vorliegenden Nutzungs— zwecken vornehmen. Übrigens gehört der Einkauf von Pferden zu den ſchwierigſten und fatalſten Ge— ſchäften, und erfordert vielſeitige Kenntniſſe, lang— jährige Erfahrungen, und ein ſehr geübtes Auge; und doch kann man immer noch betrogen werden, zumal wenn man von den eigentlichen Pferdehänd— lern oder Roßkämmen kauft. Wer daher nicht ſelbſt 439 hinlänglich guter Pferdekenner iſt, wird ſtets wohl— thun, beim Einkaufe von Pferden einen Roßarzt oder ſonſt einen Sachverſtändigen zu Hülfe zu nehmen. Am ſchwierigſten iſt der Einkauf junger, noch nicht formirter Pferde, weil bei dieſen nicht nur in Be— tracht kommt, was ſie ſind, ſondern was ſie bis da— hin, wo ihre Ausbildung vollendet iſt, wahrſchein— licher Weiſe werden. Überhaupt iſt bei der Beur— theilung jedes Pferdes wohl zu unterſcheiden, welche Eigenſchaften und Mängel aus fehlerhaften natür— lichen Verhältniſſen entſpringen, und daher meiſt nicht zu beſeitigen ſind, und welche derſelben ihren Grund in der Jugend, Kraftloſigkeit, noch nicht vollendeten oder ungeſchickten Dreſſur u. ſ. w. haben, und theils mit der Zeit von ſelbſt verſchwinden, theils durch zweckmäßige und geſchickte Behandlung gehoben werden können. Sollen Pferde ſogleich in Gebrauch, und vielleicht ſogar in einen anſtrengen— den Gebrauch genommeu werden, fo fol man fie nicht zu jung und wo möglich nicht unter 6 Jahr alt einkaufen, indem früher ihr Körper noch nicht hin— länglich ausgebildet iſt und den Strapazen unterlie— gen oder doch durch dieſelben leiden würde. Wer hingegen Zeit hat, das gekaufte Pferd noch eine längere Zeit hindurch zu ſchonen und nur nach und nach an die Arbeit zu gewöhnen, kann Pferde von 3 bis 5 Jahren kaufen. Das Riſiko iſt aber jeder Zeit um ſo größer, je jünger das Pferd iſt, da junge Pferde, wenn ſie nicht von ſehr edler Raſſe ſind, ſo lange ſie nicht das ſechſte Jahr erreicht haben, ſich noch leicht verwerfen können, abgeſehen davon, daß man ſie längere Zeit hindurch noch nicht vollſtändig nutzen kann. Was das Alter betrifft, über welches hinaus man ein Pferd nicht mehr kaufen ſoll, ſo kommt hierbei Alles auf die Umſtände an. Es giebt Pferde, die bis in das zwanzigſte Jahr und länger vollkommen brauchbar bleiben, während andere ſchon im zehnten oder zwölften Jahre zu allem Dienſte untüchtig ſind. Eine ähnliche Bewandtniß hat es mit der Größe, indem es lediglich von dem beabſichtigten Gebrauche, wohl auch von der Mode, dem Geſchmacke u. dergl. abhängt, welches Maß ein Pferd haben muß. Pferde unter 10 Viertel 5 Zoll (mit einem Bande von dem Boden bis auf die Mitte des Widerrüſts gemeſſen) kauft man nicht gern, dagegen iſt für Reitpferde eine Größe von 11 bis höchſtens 12 Viertel, für Wagenpferde von 11%, bis 13 Viertel die angemeſſenſte Größe. Bei Arbeitspferden für den Landbau aber entſcheidet die mehr oder mindere Bindigkeit des zu bearbeitenden Bodens, die ebene oder gebirgige Ortlichkeit, der Umſtand, ob außer den eigentlichen landwirthſchaft— lichen Arbeiten noch viele Nebenfuhren gemacht wer— den u. ſ. w. über die Größe dieſes Schlages. Auf die Farbe wird häufig ein großer Werth gelegt, ob— gleich dieſelbe auf die Güte, Brauchbarkeit und Dauer des Pferdes nicht den geringſten Einfluß hat. Im Allgemeinen wird den reinen, ungemiſch— ten Farben der Vorzug gegeben und weiße Abzeich— nung nicht gern geſehen. Ganz weiße Schimmel; ſehr helle Falben, Mauſefalben, Schweißfüchſe, Schecken, Pferde mit ſtichlichem Haar finden ſelten 440 Blei Beifall. Wenn nicht befondere Umftände dazu ver- anlaſſen, fo ſollte man ſich beim Einkaufe nie an eine beſtimmte Farbe binden, weil dies nur den Handel erſchwert und oft der Farbe wegen Fehler überfehen werden. Will man bei Wagenpferden auf Gleichheit der Farbe halten, ſo vermeide man ſolche Farben, welche, im Fall eins der Pferde in der Folge verloren ginge, ſchwer zu erſetzen ſind. Übrigens ſehe man auch hier, ſtatt auf die Farbe lieber auf Gleich— heit in den übrigen, weſentlichen Eigenſchaften, namentlich im Temperamente. Die Raſſe des Pfer— des iſt zwar allerdings in Betracht zu ziehen, ob— ſchon eine Raſſe der andern nicht unbedingt vorge— zogen zu werden verdient; denn es giebt von jeder Raſſe und in jedem Geſtüte gute und ſchlechte Pferde. Eine gute mecklenburger Raſſe iſt für alle Arten des Gebrauchs in der Regel die geeignetſte. Bei be— ſchränkten Mitteln muß man kleinere Mängel und namentlich manche Schönheitsfehler und Gegen— ſtände der Mode überſehen, und ſeine Blicke gar nicht auf ſolche Pferde richten, die man außer Stand iſt, zu bezahlen. Man kann deſſenungeachtet ein gutes brauchbares Pferd erlangen; einige Zoll Un— terſchied in der Größe, eine weniger beliebte Farbe oder Abzeichnung, ein nicht ganz elegantes Schwanz— tragen, einige Gallen oder Überbeine, ein Alter von 10 bis 12 Jahren und andere derartige Dinge ſetzen oft ein Pferd bedeutend im Preiſe herab, ohne der Brauchbarkeit deſſelben den mindeſten Eintrag zu thun. Dagegen muß man nicht leicht Pferde kaufen, welche zwar ſchön von Figur, aber in Folge eines ſolchen Fehlers wohlfeil ſind, welcher den beabſich— tigten Gebrauch hindert. Namentlich muß man mit Augenfehlern, ſchwachen Vorderbeinen, ſchlechten Hufen und allen Arten von Lähmen vorſichtig ſein. Auch Köker oder Krippenſetzer muß man wo möglich nicht kaufen. Jedes Pferd, was man, namentlich vom Roß— kamme, zu kaufen beabſichtigt, muß man zuvor mit Aufmerkſamkeit muſtern und probiren. Hierbei muß man aber unbefangen zu Werke gehen, und dem Händler in der Regel von alle dem was er ſagt, wenig oder gar nichts glauben; man verlaſſe ſich hauptſächlich auf das, was man ſelbſt, oder der— jenige ſieht, den man ſich zum Handelsbeiſtande er— wählt hat. Die erſte, vorläufige Muſterung erfolgt im Stalle. Hier unterſucht man das Alter des Pfer— des, betrachtet deſſen Gebäude und Zuſtand, be— obachtet den Stand und die Beſchaffenheit der Beine, das Freſſen und das übrige Benehmen, um aus letz— terem auf Temperament und Geſundheit zu ſchlie— ßen. Iſt man durch das im Stalle Geſehene befrie— digt worden, ſo läßt man das Pferd herausbringen und ruhig hinſtellen, dann aber vorführen. Wäh— rend des Heraustretens des Pferdes aus dem Stalle thut man einen Blick nach den Augen, und betrach— tet nachher alle Theile deſſelben auf's genaueſte, wobei jedoch das Pferd keine zu geſtreckte Stellung haben darf. Alsdann läßt man das Pferd im Schritt und Trabe vorführen, um ſich von der Beſchaffenheit ſeiner Gänge zu überzeugen. Man beobachtet gleich die erſte Schritte ſehr genau, da ſich hierbei man— g wn ich t. cher Makel bemerken läßt, der, wenn das Pferd ein— mal im Gange ſich befindet, ſchwer zu entdecken iſt. Der Gang muß leicht und regelmäßig, die Bewe— gung der Schenkel frei und kräftig ſein; das Pferd muß Kraft im Hintertheile zeigen und mit einem Fuße auftreten wie mit dem andern. Man beobach— tet den Gang des Pferdes am beſten, wenn man ſich nicht nur neben, ſondern auch gerade vor und hinter daſſelbe ſtellt. Ein Pferd muß, von hinten und von vorn betrachtet, wenn es vorgeführt wird, die hintern mit den vordern Gliedmaßen, oder um— gekehrt, decken. Bei Beurtheilung des Ganges muß man übrigens berückſichtigen, ob das Pferd beſchla— gen oder baarfuß iſt; die Eiſen machen den Gang jeder Zeit ſchwerfälliger. Da man in der Regel ſehr großen Werth auf das Schwanztragen zu legen pflegt, ſo pfeffern die Händler die Pferde nicht ſel— ten, um ein mangelhaftes Schwanztragen zu ver— bergen. Wenn das Pferd den Schwanz auch im Stehen trägt, und dabei fortwährend eine zitternde Bewegung mit demſelben macht, ſo leidet es keinen Zweifel, daß eine Prieſe angewendet worden. Wenn das in der Muſterung begriffene Pferd bis hierher allen Anforderungen entſprochen hat, ſo läßt man daſſelbe, wenn es ein Reitpferd iſt, ſatteln und vor— reiten, um zu ſehen, wie weit es in der Dreſſur vor— geſchritten iſt, und wie es ſich unter dem Reiter aus— nimmt. Hierbei muß das Pferd erſt im Schritte, dann im Trabe, dann zuletzt erſt im Galopp gehen. Zuletzt beſteige man das Pferd ſelbſt und reite es ein Stück in's Freie hinaus. Wagenpferde werden, nachdem ſie an der Hand vorgeſtellt werden, vor— gefahren, wobei man vorzüglich darauf zu achten hat, daß ſie folgſam und weder ſcheu noch kitzelig gegen die Stränge (Strangſchläger), auch übrigens nicht ungezogen, und ſo viel als möglich von glei— chem Temperamente ſind. Sobald man das für den beabſichtigten Gebrauch geeignete Pferd gefunden, und man zum Kaufe entſchloſſen iſt, laſſe man dies den Händlern nicht zu ſehr merken, behalte vielmehr die größte Gleichgültigkeit bei und frage nach dem Preiſe, wobei man bemerke, daß der Roßkamm in der Regel ſehr viel vorzuſchlagen pflegt. Im Allge— meinen erhöhen den Werth eines übrigens geſunden, fehlerfreien Pferdes: ein Alter von nicht unter 6 und nicht über 8 Jahren, edle Raſſe, elegante Figur, ausgezeichnete Gänge, eine anſehnliche Größe, voll— ſtändige Dreſſur. Zu große Jugend dagegen, ebenſo wie zu hohes Alter, eine unbedeutende Größe, Man— gel an Dreſſur, bösartigen Charakter, vermindern den Werth jedes, auch des ſchönſten und beſten Pferdes. Wenn man beim Handel ein Pferd anzu— geben beabſichtigt, ſo wird man in den meiſten Fäl— len kein ſo gutes Geſchäft machen, als wenn man aus freier Hand kauft, da der Händler ſolche Pferde gewöhnlich weit unter dem Werthe annimmt. We— nigſtens laſſe man bei einem beabſichtigten Tauſch— handel den Händler von dieſem Vorhaben nicht eher etwas merken, als bis man deſſen Forderung vernommen hat. Sehr zweckmäßig iſt es, wenn man das zu kau— fende Pferd einige Tage zur Probe bekommen kann, Die Pferdezucht. 441 um es für den beſtimmten Zweck zu probiren und es im ruhigen Zuſtande beim Freſſen zu beobachten. Hat das Pferd keine erheblichen Fehler, ſo wird dies der Verkäufer geſtatten, im Gegentheil wird dieſe Bedingung abgelehnt. Mitunter garantirt der Händ— ler für Fehler oder Krankheiten, die man an einem Pferde zu bemerken glaubt, und über die ſich augen— blicklich nicht entſcheiden läßt. In einem ſolchen Falle muß die gegenſeitige Übereinkunft ſchriftlich aufgeſetzt, oder vor zuverläſſigen, gültigen Zeugen getroffen, auch wohl ein Theil des Kaufgeldes vom Käufer bis zur Entſcheidung inne behalten, oder bei einem Dritten niedergelegt werden. Nur Hartſchlä— gigkeit, Rotz, Stetigkeit und Staarblindheit machen, nach den Geſetzen der meiſten deutſchen Staaten, jeden Handel unbedingt rückgängig. Aufzucht junger Pferde. Die Aufzucht der Pferde wird entweder in beſon— dern Geſtüten oder in der Hauszucht betrieben. Die erſte Art eignet ſich nur unter begünſtigenden politi— ſchen und lokalen Verhältniſſen für den größern und wohlhabendern Landwirth, und wird in vielen Län— dern nur auf Staatskoſten betrieben. Als ſicherer Erwerbszweig für den Landwirth im Allgemeinen empfiehlt ſich nur diejenige Zucht, wo neben den Pferden, die für den Zweck des Ackerbaues dienen, jährlich einige Füllen zugezogen werden. Sie kann ſich unter den entſprechenden Verhältniſſen der Ge— ſtütszucht in kleinerm Maßſtabe ſehr nähern, wie dies bei den holſteiniſchen Bauern, bei den Olden— burger und den Landwirthen mehrerer Marſchgegen— den der Fall iſt; dies iſt die ausgebreitetſte Pferde zucht. In mehrern Gegenden unterhält der Staat die Beſchäler, ſendet ſie in's Land zur Bedeckung die— fer Stuten, welche mit den Landgeſtütbeſchaͤlern die Landespferdezucht begründen. Nach dem Kulturzu— ſtande, der Wohlhabenheit, dem Reichthume des Bodens oder nach der Freiheit und Nichtfreiheit ſei— ner Verhältniſſe iſt die Pferdezucht des Bauers ſehr verſchieden. In Deutſchland, wo auf dem Stande des kleinen Ackerwirths nicht mehr ſchwere Dienſte haften, wo die Gemeindehutungen aufgehoben find und der Ackerbau ſich auch des kleinſten Theils des Bodens bemächtigt hat, da iſt die Pferdezucht wegen mangelnder Weideflächen beſchränkt. Der Landmann muß hier die Pferde im Stalle aufziehen, wo die jungen Pferde oft wieder in ihrer Ausbildung lei— den. Nur in einigen Theilen Deutſchlands ſtellen ſich die Verhältniſſe günſtiger für die Pferdezucht, nämlich dort, wo große Wieſen- und Weideflächen an Strömen oder ausgedehnte Hutungen im Gebirge vorhanden ſind. Daher man auch dort die Pferde— zucht ſehr verbreitet findet. Die Hauszucht oder die Pferdezucht der Bauern iſt in Deutſchland die ver— breitetſte und nützlichſte. Ob es nun bisweilen zwar Fälle geben mag, wo ſich der Landwirth ſeinen Be— darf an Arbeitspferden billiger kaufen kann, als er denſelben durch eigene Zucht erhält, ſo wird man doch finden, daß, wenn man einen Schlag thätiger, kraftvoller, gutgeformter und harter Pferde kennt, Kirchhof, Landwirth. dieſer den Vorzug als Ackerpferde vor jenen verdient, die man etwa um wohlfeilern Preis zuſammenge— kauft hat. Übrigens kommt der Landwirth bei der eigenen Aufzucht in Beſitz von guten Pferden, ohne eine große baare Geldauslage machen zu müſſen; und will er ſelbſt erzogene junge Pferde verkaufen, ſo vermehrt dies ſeine Geldeinnahmen. Es iſt aber auch keineswegs die Aufzucht der Pferde bei den meiſten Wirthſchaftseinrichtungen ſo ſchwierig und ſo koſtbar, wie ſie Einige berechnen. Denn wenn die Stuten bei gehörig warmer Stallung und hinrei— chendem Futter zur rechten Zeit bedeckt werden, ſo wird ihr Gebrauch für die Arbeit dadurch wenig be— hindert, und die Zeit der Abfohlung fällt dann in eine Periode, wo man ihnen ohne große Verſäum— niſſe einige Ruhe gönnen kann, und weiter brauchen ſie in der Arbeit eben nicht geſchont zu werden. Wo man Weiden hat, deren Gräſer dem Rindviehe und den Schafen minder gedeihlich ſind, für Pferde aber ein taugliches, geſundes Futter abgeben, da wird man mit größerem Vortheile Pferdezucht treiben, und die Weiden am beiten damit ausnutzen konnen. So wünſchenswerth nun zwar auch bei der Pferde— zucht eine gute Weide iſt, ſo iſt man doch auch ohne Weidegang recht gut im Stande, brauchbare Acker— und Kutſchpferde aufzuerziehen, wenn man folgende Regeln dabei beobachtet: N 1) Das junge Pferd darf über Winter nicht mit zu viel hitzigem Körnerfutter, ſondern größtentheils nur mit Heu oder Hafer ernährt werden. 2) Hohe Krippen ſind im Stalle für junge Pferde zu vermeiden. 3) Man muß denſelben womöglich täglich Win— ter und Sommer freie Bewegung verſchaffen, indem man ihnen hierzu einen eigens eingefriedigten Platz einräumt. 4) Da die Hufe im Stalle an den Zehen ge— wöhnlich ſehr lang wachſen, ſo müſſen dieſelben bei Zeiten verkürzt werden, wobei jedoch alles Fei— len und Raspeln an der Oberfläche derſelben zu vermeiden ift. 5) Alle Übergänge von einer Fütterung zur an— dern müſſen nur nach und nach geſchehen. 6) Bei ſaftreicher und grüner Fütterung muß man trocknes Heu oder Strohfutter mit geben. Grünes Gras und Wickfutter hält man für gedeih— licher für junge Pferde als Klee; doch giebt der grüne Klee ebenfalls ein ſehr taugliches Futter, wenn man etwas dürren Klee mit füttert. 7) Das junge Pferd ſoll zwar gut genährt, aber keineswegs durch ſtarkes Körnerfutter fett ge— macht und aufgeſchwemmt ſein. Die Paarung. Um bei der Fortpflanzung der Pferde einen gu— ten kräftigen Schlag zu erzielen, ſind ſolche Zucht— thiere erforderlich, die gute Eigenſchaften beſitzen und hinſichtlich ihrer körperlichen Verhältniſſe und ihres Temperaments ſich beſonders auszeichnen. Man muß daher bei der Auswahl der Zuchtthiere zur beabſichtigten Nachzucht darauf Rückſicht neh— 56 442 men, daß ſie ſtets die Eigenſchaften an ſich tragen, welche man von den Nachkommen wünſcht. Nie darf zwiſchen der Stute und dem Hengſte ein ſol— ches Mißverhältniß ſtattfinden, daß nur durch eine mögliche Verſchmelzung derſelben das erwünſchte Mittel heraus käme; man paare daher nie einen hochbeinigen, langgehalſten u. ſ. w. Hengſt mit einer kurzbeinigen, kurzhälſigen u. ſ. w. Stute, und ſo umgekehrt. Da die Fohlen gewöhnlich die Ei— genſchaften ihrer Väter erben, ſo muß der Zucht— hengſt noch mehr körperliche Vollkommenheiten als die Stute beſitzen; jedoch darf auch dieſe keine erblichen Fehler oder weſentliche Mißgeſtaltung ha— ben. Will man irgend einen gewiſſen Schlag zie— hen oder veredeln, ſo muß man 5 bis 7 Genera— tionen hindurch veredelnd fortfahren, indem bis da— hin die gewonnenen Hengſte von der Paarung aus— geſchloſſen und nur die beſten Stutenfohlen mit dem edelſten Hengſte gepaart werden. Von der ſiebenten Generation an kann man durch Inzucht mehrere Generationen hindurch fortpflanzen. Von einem guten Zuchthengſte (Beſchäler), deſ— ſen Größe nach dem zu erzielenden Schlage ver— ſchieden ſein muß, verlangt man folgende Haupt— eigenſchaften: ächte Stammraſſe, Ebenmaß des gan— zen Baues und der einzelnen Theile, von Erbfehlern Freiheit, Dauerhaftigkeit, Beherztheit, Munterkeit, Gelehrigkeit, Geduld und Gutwilligkeit, ein Alter weder unter 5, noch über 16 bis 18 Jahre, reine Farbe, geraden, kleinen Kopf, mäßig breite Ga— naſchen, kleine kurze Ohren, große, hervorſtehende Augen, gerade Stirn, weite Naſenlöcher, nicht zu dicken Hals, breite Bruſt, leichte Schultern, kurze, breite Schienbeine, mit breiten, magern, glatten Flechſen, kurze Feſſeln, geraden Rücken, runden Leib, flaches, rundes Kreuz, gut angeſetzten Schweif, breite ſtarke Lenden und Sprunggelenke, geſunde Hufe, regelmäßige Stellung und Gang. Eine gute Zuchtſtute ſoll angemeſſen groß, ſonſt geſund und wohlgebaut und nicht unter 4 und nicht über 20 Jahre alt ſein, eine breite Bruſt, geraden Rücken, rundes Kreuz, tiefen, runden Leib, weites Becken, gutes Euter und regelmäßige Stellung und Gang haben. Zu den Fehlern, welche ſich durch die Zucht forterben, werden gezählt: ein mißgeſtalteter Kopf, ein ſchlechter Hals, z. B. Speckhals, eine ſchmale oder zu weit vorſtehende Bruſt, flache, zuſammen— gedrückte Rippen, ein aufgezogner Hechtbauch oder großer Hängebauch, ein dünner Schweif (Ratten— ſchweif), ſchlechte Schultern und Füße, z. B. die kuhheſſige Stellung. Zu den Erbkrankheiten, welche ſich durch die Nachzucht forterben, werden gerechnet: der ſchwarze und der graue Staar, die Mondblind— heit oder zeitweilige Augenentzündung, der Dumm— koller, der Spath, die Flußgallen, Hahnentritt, Haſenhacke, Dampf, Rehbeine, Überbeine. Indeſſen erben dieſe Fehler nicht in allen Fällen fort, be— ſonders wenn der eine Theil, Vater und Mutter, ſie nicht beſitzt; ſind aber beide Theile mit dieſen Fehlern behaftet, ſo erben ſie um ſo ſicherer fort. Man paart immer wo möglich Thiere von glei— W he e e e e e chen Farben und Abzeichen mit einander, wodurch man reine Farben erhält. Durch Paarung der Pferde von verſchiedenen Farben erhält man ge— miſchte Farben, z. B. von Schimmel und Rappen giebt es Grauſchimmel, Schecken u. ſ. w. Die Stute muß nur dann zum Beſchälen geführt wer— den, wenn ſie Zeichen des Roſſigſeins äußert. Das Roſſen der Stute iſt meiſtens an eine Jahreszeit gebunden. Im natürlichen und freien Zuſtande be— gehrt die Stute den Hengſt im Frühjahre; bei ge— zähmten Pferden in guten Ställen und bei reich— licher Nahrung tritt aber dieſer Trieb ſchon in den erſten Monaten des Jahres, dem Februar und dem März ein. Bei den Arbeitspferden iſt ein früh— zeitiges Belegen deswegen ganz beſonders wün— ſchenswerth, weil ſie ihre Fohlen dann zu einer Zeit bringen, wo man die Mutter in der Arbeit entbehren und ſchonen kann. In Stutereien iſt das ſpätere Belegen deßhalb vortheilhafter, weil das Junge ſodann gleich mit der Mutter auf die Weide gehen kann. Die Kennzeichen einer roſſigen Stute ſind: Unruhe, häufiges Wiehern, unregelmäßige Freßluſt, unruhiges Benehmen in der Nähe von fremden Pferden; ferner heben ſie den Schweif auf und zeigen eine Muskelbewegung in der Scheide, wie nach dem Harnen. Es fließt ein weißlicher zäher Schleim aus der Scheide, die im Innern mehr geröthet und im Außern angeſchwollen er— ſcheint. Das Roſſigſein dauert drei bis vier Tage, und kehrt, wenn der Geſchlechtstrieb nicht befrie— digt wird, in den Frühlingsmonaten noch öfter wieder, ſelten aber im Sommer oder Herbſte. Es iſt vortheilhaft, wenn man die roſſige Stute in den erſten 24 Stunden des Roſſens belegen laſſen kann; eine falſche Maßregel dagegen iſt es, eine Stute an demſelben Tage zweimal belegen zu laſ— ſen, ſo wie es überhaupt nicht zweckmäßig iſt, in derſelben Roſſigkeitsperiode den Sprung wieder— holen zu laſſen, wenn dieſer anders gehörig voll— führt worden war. Da die Stute mehrentheils ſchon wieder am neunten Tage nach der Geburt den Begattungstrieb äußert, und ſie da zum Em— pfangen beſonders geeignet iſt, ſo kann ſie alle Jahre um dieſelbe Zeit ein Fohlen bringen; doch läßt man Arbeitspferde beſſer nur ein Jahr um's andere belegen. Ein volljähriger Hengſt kann bei reichlichem Körnerfutter in der Beſchälzeit täglich ein- auch zweimal belegen, wobei man ihn jedoch zu keiner ftarfen Arbeit verwenden darf. Ein kräf— tiger Zuchthengſt kann in der Beſchälzeit 40 bis 50 Stuten mit Erfolg befriedigen. Das Paaren zum Beſchälen geſchieht am beſten an einem möglichſt ſtillen und geräuſchloſen Orte, und aus dem Grunde gewöhnlich am frühen Mor— gen. Die Stute wird an dem Orte, wo ſie be— ſchält werden ſoll, von dem Führer an einer guten Trenſe feſt gehalten und ſo geſtellt, daß der Hinter— theil immer ein wenig tiefer als der Vordertheil des Körpers der Stute ſteht. Um das Schlagen zu verhüten, pflegt man die Stute zu ſpannen, in— dem man nämlich um jeden der Hinterfüße einen mit einem Ringe verſehenen Strick ſchleift und das Die Pferdezucht. andere Ende deſſelben durch eine über den Hals geworfene Schleife befeſtigt. Den der Stute zu— getheilten Hengſt führe man ruhig, aber nie von hinten, an einem Kappzaume oder zwei Leinen zu derſelben. Iſt die Stute geneigt, den Hengſt an— zunehmen und hebt fie den Schweif feitwärts, fo laſſe man den Hengſt, wenn er ſprungfertig, d. h. wenn ſeine Ruthe gehörig ſteif iſt, von hinten und ſeitwärts aufſteigen. Nöthigenfalls kann man nun unter vorſichtigen Herantreten die ſteife Ruthe des Hengſtes mit der Hand behutſam in die Scheide der Stute führen. Nach dem Beſchälen läßt man dem Hengſte den Schlauch und die Ruthe mit friſchem Waſſer waſchen, die beſprungene Stute aber ruhig herumführen. Sehr roſſige Stuten, welche einen außerordentlichen Kitzel oder auch Zufälle von Samenkoller zeigen, müſſen beim Beſchälen beſon— ders gut geſpannt werden, da fie ſelten beim er— ſten Beſpringen empfangen, und daher öfters be— legt werden müſſen. Wenn die Stute tragend ge— worden iſt, ſo nimmt ſie den Hengſt nicht mehr an, ſondern weiſt ihn durch Schlagen und Beißen zurück. Dieſes Abſchlagen erfolgt zuweilen ſchon den andern Tag nach erfolgtem Belegen, aber doch faſt immer innerhalb acht Tagen; daher hat man auch faſt allgemein den neunten Tag als denjeni— gen angenommen, wo es zu bemerken iſt, ob die Stute empfangen habe oder nicht, weßhalb ſie an dieſem noch einmal zum Hengſte gebracht werden muß. Das Fohlen oder die Abfohlung. Die Stute trägt gewöhnlich eilf Monate und einige Tage darüber. Alte Stuten tragen in der Regel länger als junge. Übrigens kann eine träch— tige Stute zu jeder Arbeit gebraucht werden, nur muß man ihr kein ſchlechtes Futter geben und ſie vor ſtarker Erhitzung hüten. Sie darf daher in den letzten Monaten ihrer Tragezeit durchaus kein verſchimmeltes oder ſonſt verdorbenes Futter erhal— ten und nicht zu früh auf bereiftes Gras getrieben werden. Man muß ihr in dieſer Zeit vielmehr hartnährendes und weniger aufblähendes Futter, ſo wie auch zur Beförderung der Milch womöglich einen Schrottrank reichen. Indeſſen iſt ſie doch vom zehnten Monat an mehr mit Arbeit zu ſcho— nen, beſonders aber alle nachtheiligen Schläge und Stöße an den Bauch, ſo wie heftiges Anſpringen und Anziehen ſorgfältig zu vermeiden. Die deut— lichern Zeichen der näher gerückten Zeit der Ab— fohlung ſind die Anſchwellung des Euters, welches ſich 4 bis 6 Wochen vor der Abfohlung zeigt und ſchnell vermehrt; ferner dehnt ſich der Leib nach unten, die Stuten fallen über dem Kreuze ein, die Muskeln ſenken ſich nach der Beckenhöhle, und es zeigt ſich nun Milch oder eine erhärtete Flüſſigkeit an den Zitzen. Die Geburtstheile laſſen eine weiß— liche, ſchmierige Feuchtigkeit ausfließen und ſind ge— ſchwollen. Strotzt das Euter von Milch und ſchwitzen die Zitzen einige Tropfen davon aus, ſo iſt die Geburt ſehr nahe; man muß jetzt die Ab— 443 fohlung ſtündlich erwarten, und daher die Stuten Tag und Nacht unter Aufſicht halten. Gewöhn— lich erſt einige Minuten vor der Geburt wird die Stute unruhig, wedelt mit dem Schweife, ſucht eine Stelle zum Niederlegen, legt ſich, ſteht wieder auf und legt ſich wieder; die Wehen ſind nun ein— getreten. Man ſieht die Stute drängen und preſ— ſen und die Füße von ſich dehnen. Einige krärf— tige Wehen ſind hinreichend, beim Abgehen der Fruchtwäſſer die glückliche Geburt zu befördern. Man ſtellt die Stute vorher in einen Stall allein und unangebunden auf ein hohes Lager von etwas kurz gehacktem Stroh und nimmt ihr zuvor, wenn ſie beſchlagen iſt, die Hufeiſen ab. Da beim Ge— bären ſelbſt nur ſelten menſchliche Hülfe wirklich nothwendig wird, ſo hat man daſſelbe blos zu beobachten, ohne von der Stute geſehen zu werden. Bisweilen, wenn auch nur ſelten, trifft es ſich, daß das Junge in den häutigen Waſſerſack ganz eingeſchloſſen hervor kommt; in dieſem Falle muß man eilen, denſelben ſogleich aufzureißen, damit das Füllen nicht erſticke. Wenn die Geburt nun glücklich vollbracht iſt, und das noch zum Theil in der Nachgeburt eingehüllte Junge ſich zu regen an— fängt, ſo richtet die ermattete Stute den Kopf em— por, ſieht ſich nach ihrem Jungen um, beleckt es, bleibt aber noch liegen. Nach einigen Minuten ſpringt ſie aber auf und dabei loöſt ſich zugleich freiwillig die Nabelſchnur an der Stelle, wo die Natur ſie zum Abreißen beſtimmt hat, nämlich ein paar Zoll vom Leibe des Füllens entfernt. In dem Falle, daß dieſe aber nicht von ſelbſt reißt, unter— bindet man ſie einen Zoll weit vom Leibe des Foh— lens und ſchneidet ſie dann eben ſo weit unterhalb des Bandes ab. Mit dem erſten Aufſtehen der Stute erfolgt auch gewöhnlich die Nachgeburt oder doch bald nachher; übrigens kann ſie 8 bis 14 Tage zu— rück bleiben, ohne daß dadurch ein Nachtheil für die Stute entſtände. Geht ſie aber auch dann noch nicht ab, ſo koche man geſtoßene Wachholderbeeren mit Bier und gebe der Stute Morgens und Abends ', Maß davon. Außerdem kann man auch noch öfters des Tages über ein Gemiſch von Ol und Seifen- waſſer in die Mutterſcheide ſpritzen. Zeigt ſich nach der Geburt die Mutterſcheide und die Gebärmutter entzündet, ſo macht man Einſpritzungen von Lein— ſamen oder Gerſtenwaſſer in die Gebärmutter; die Mutterſcheide wäſcht man aber fleißig mit einem Theile Eſſig und drei Theilen Waſſer. Die Stuten müſſen unmittelbar nach der Geburt gut gepflegt und reichlich gefüttert werden, und Ar— beitspferde müſſen wenigſtens 14 Tage lang der Ruhe genießen, bevor ſie wieder in Gebrauch genommen werden; aber auch dann muß die Arbeit noch mäßig ſein und darf nur zu halben Tagen beſtehen. Ihre Nahrung in dieſer Zeit ſoll ein reichliches, gutes Fut— ter ſein, aber nicht in Roggen, Gerſte oder Gerſten— ſchrot beſtehen, ſowie ihnen auch unmittelbar nach der Geburt nicht Getränke von Olkuchen, Mehl und dergleichen gegeben werden dürfen; nur ſpäterhin, wenn es der Stute etwa an Milch fehlt, kann man neben Hafer und Heu noch etwas Leinkuchentrank u 444 geben. Den ſäugenden Stuten darf man durchaus keine verdorbenen Futtergattungen verabreichen, weil dies auf die Milch einen ſehr nachtheiligen Einfluß hat. Ebenſo ſorgfältig muß man die Stute vor Er— hitzung hüten, und wenn dieſe dennoch irgend vor— gefallen, ſie erſt ausmelken, bevor man das Füllen zum Saugen läßt. Die Farben der Haare, welche die Füllen mit auf die Welt bringen, verändern ſich meiſt ſo ſehr, daß man nur, aus Erfahrung belehrt, auf die künf— tige Farbe des Pferdes ſchließen kann. Das Füllen härt zum erſtenmale ſchon 5 bis 6 Monate nach der Geburt ab, wobei ſich auch Schon die künftige Farbe des Pferdes zu erkennen giebt. Die nicht weiß ge— bornen Schimmel werden nämlich mit reinen Grund— farben, als ſchwarz, braun, fuchs oder falb geboren, und nur bei der erſten Abhärung zeigen ſich die erſten weißen Haare, beſonders aber zuerſt um den Augen— bogen. Die von Schimmeln gezeugten und mit einer falbgrauen Farbe geborenen Füllen bekommen ge— wöhnlich bald weiße Haare und find Schimmel. Die Füllen werden ſehr hochbeinig geboren, verän: dern jedoch mit jedem Jahre ihre Geſtalt, bis zu dem Alter, wo ſie ihr volles Wachsthum erreicht haben, und ſelbſt nach erreichtem Wachsthume, bis zum ſiebenten und achten Jahre, breiten ſie ſich im Kör— per aus, vornämlich die edlen Pferde. Die Voll— endung des Wachsthums iſt aber bei den Pferden hinſichtlich der Jahre, die ſie dazu nöthig haben, nach den Roſſen verſchieden; denn man hat Pferde gemeiner Raſſe, welche mit 2½ Jahren ſchon aus— gewachſen erſcheinen, während andere bis zum ſieben— ten und achten Jahre noch fort wachſen. Überhaupt aber hat die ſtärkere oder ſchwächere Ernährung von der Geburt an ſowohl auf die Größe, als die frühe oder ſpäte Ausbildung des Pferdes einen nicht un— bedeutenden Einfluß. Ernährung und Pflege der Pferde. Da die Füllen ſchon nach vier Wochen und ſpä— ter auf der Weide ſich mehr von den Müttern tren— nen und ſchon anfangen, allein zu weiden, fo beför— dert es ihre frühere Ausbildung gar ſehr, wenn ſie frühe ſchon an den Genuß des Hafers gewöhnt wer: den; auch werden ſie dann beim Entwöhnen von ihren Müttern nicht mehr in Kräften zurückgeſetzt, welches der Fall iſt, wenn ſie nicht an den Hafer ge— wöhnt find. In einem Alter von drei Monaten kann das Füllen recht füglich von der Mutter entwöhnt werden. Wo man jedoch die Füllen ausſchließlich für ihre erſte Ernährung an die Muttermilch weiſt und ſie nicht ſchon innerhalb drei Monaten an den Genuß des Hafers gewöhnt, da dürfte es in vielen Fällen gerathener erſcheinen, die Füllen erſt mit dem fünften oder ſechſten Monate zu entwöhnen, welches Alter die Natur des Pferdes überhaupt als das zum Abſetzen tauglichſte ſelbſt vorzuſchreiben ſcheint, da ſich die Füllen beinahe ſelbſt von den Müttern ent— wöhnen, wenn ſie mit dieſen zuſammen weiden. Die entwöhnten Füllen giebt man auch bei hinlänglich vorhandener Weide nicht vollſtändig in's Gras, ſon— se hr dern hält ſie nur auf kleinen in der Nähe der Stal- lungen gelegenen Koppeln, in welchen ſie ſich ergehen können, aber nicht hinreichend Nahrung finden, ſon— dern dabei noch mit der ausreichenden Ration Hafer und Heu gefüttert werden, was ihre Geſundheit und Ausbildung weit ſicherer befördert. Ja die Füllen können, wo es an Weiden mangelt, eben ſo gut und vollkommen auf dem Stalle erzogen werden, wenn ſie nur ſonſt eine gedeihliche Pflege und Wartung erhalten. Der Mangel an Weide kann aber dem Füllen recht gut und oft noch beſſer dadurch erſetzt werden, daß man daſſelbe den Sommer hindurch, außer dem Hafer: und Heufutter, mit grünem Klee und Wickfutter ernährt. Man hat übrigens oft nach— zuſehen, ob die Hufe der Füllen eine gerade Rich— tung bekommen. Auch muß man ihm ſchon frühzei— tig die Füße aufheben, um es an ein nachheriges Beſchlagen zu gewöhnen. In den beiden erſten Le— bensjahren werden die Füllen frei und unangebunden in den Ställen gehalten. Zur vollſtändigen Ernäh— rung eines abgeſetzten Füllens gebraucht man im er— ſten Jahre täglich 3 bis 4 Pfund Hafer und 4 bis 5 Pfd. Heu nebſt etwas Stroh. Kann man dem Füllen nebenbei noch etwas ſaftreiches Futter, als z. B. im Sommer junges Gras oder Klee und im Winter Mohrrüben und Kartoffeln geben, ſo beför— dert dies nicht nur ſein Gedeihen überhaupt, ſondern erleichtert auch den Übergang von der Muttermilch zur trocknen Fütterung. Im zweiten Jahre erhalten ſie neben jenem Haferquantum 9 bis 10 Pfd., und im dritten Jahre 8 bis 12 Pfd. Heu täglich. Da durch ſorgfältig angeſtellte Beobachtungen erwieſen iſt, daß in dem erſten Jahre, und beſonders in den erſten Wochen und Monaten nach der Geburt faſt Alles für die künftige Größe geſchieht, ſo läßt ſich, wenn hier eine kräftige Ernährung verſäumt wird, der Verluſt an Wachsthum in den ſpätern Perioden, ſelbſt durch die reichlichſte Ernährung, nicht wieder erſetzen. Deßhalb müſſen die Fohlen von dem Augen: blick an, wo ſie außer der Muttermilch noch Nahrung annehmen, täglich eine verhältnißmäßige Portion Hafer erhalten. Der erſte Winter iſt für die Fohlen immer der gefährlichſte, weßhalb ſie auch da am ſchwerſten zu ernähren ſind. Im zweiten und noch mehr im dritten Jahre iſt das Wachsthum ſehr ver: mindert; die Verdauungswerkzeuge haben ſich nun mehr ausgebildet, und die Pferde erhalten ſich nun bei Anwendung von hinlänglichem Rauhfutter bei weniger Körnern bei Kräften, und erſcheinen ſtets in einem beſſer genährten Zuftande. Die Ernährung des Pferdes im Stalle, entweder als Gebrauchs- oder als Geſtütspferd, erfordert für den Winter mancherlei Gewächſe, und wird meiſtens durch Körnerfutter, Heu und verſchiedene Stroharten bewirkt. Die Getreidekörner ſind für das Pferd die tauglichſten Futterſtoffe, und es machen ſich unter dieſen die Gerſte und der Hafer den Rang ſtreitig. Im Allgemeinen giebt man dem Hafer als Pferde— futter den Vorzug, obſchon von den auf der Erde verbreiteten Pferden eine viel größere Zahl mit Gerſte, als mit Hafer und Heu erzogen und ernährt wird. Da nun aber kein Getreide fo ungleich in feinen Nah— Die Pferdezucht. rungstheilen, als der Hafer in einem gegebenen Maße iſt, fo verfährt man weit ſicherer, wenn man nach dem Gewicht und nicht nach dem Maße füttert, indem die Annahme eines berl. Scheffel Hafers zu 50 Pfd. bei weitem nicht immer zutrifft. Ob man zwar gleich mit den Arbeitspferden und mit der in der Hauszucht vorkommenden Fohlenauf— erziehung gewöhnlich anders als mit den eigentlichen Geſtütspferden zu verfahren pflegt, fo ſoll doch auch hier das Pferd in ſeinem erſten Lebensjahre, ſeiner vollkommenen Ausbildung, und der zu erlangenden Größe halber, worauf hier namentlich bisweilen viel ankommt, ebenfalls kräftig ernährt und ſorgfältig gepflegt werden. Es ſoll auch als Arbeitspferd hin— reichende, geſunde und gehörig nährende Futterungs— mittel erhalten, regelmäßig abgewartet und gehörig durch Striegeln, Waſchen und Abreiben mit Lumpen und Strohwiſchen gereinigt werden. Zwar erſcheint für unſere Pferde, namentlich für die von edlerem Schlage, die Ernährung mit Hafer und Heu als die geeignetſte und zweckmäßigſte; indeſſen treten doch häufig bei der Landwirthſchaft Verhältniſſe ein, welche eine Ernährung mit andern geeigneten Futter— materialien nothwendig, wünſchenswerth und ſogar bisweilen vortheilhaft machen. 1) Körnerfütterung. Die gewöhnlichſte und Hauptfütterung der Pferde beſteht in Körnern, und unter dieſen hält man, wie bereits erwähnt, den Hafer am angemeſſenſten dafür. Wird indeſſen an— deres Getreide im Verhältniß ſeiner Nahrhaftigkeit mit mehrerem und feinem Häckſel den Pferden ge— füttert, ſo hat man nicht den geringſten Nachtheil da— bei für die Thiere zu fürchten. Am häufigſten pflegt man den Hafer durch den Roggen zu erſetzen; aber auch Weizen und Gerſte werden bisweilen als Pferde— futter verwendet. Roggen, Weizen und Gerſte wird man, grob geſchroten und mit hinlänglichem Stroh— hädjel angemengt, am zweckmäßigſten nächſt dem Hafer als Pferdefutter verwenden. Überhaupt aber nähren 3 Pfd. geſchrotenes Getreide das Pferd eben ſo gut, als 4 Pfd. ungeſchrotenes Körnerfutter von derſelben Gattung. Auch Erbſen, Wicken und Boh— nen ſind ein ſehr kräftiges Futter, die man, anſtatt zu ſchroten, nur einzuquellen braucht. In Mühlen beſonders wird auch Schwarz- und Staubmehl und Kleie, meiſtens ohne Zuſatz von Hafer, gefüttert. Hier muß man aber, ſowie überhaupt bei Schrot— fütterung, eine deſto größere Menge Häckſel anwen— den und das Futter mit Waſſer zu einem Brei an— machen. Für Kutſch- und Reitpferde, ſowie für junge Pferde, die noch nicht im Zuge gebraucht werden, iſt jedoch die harte Körnerfütterung weniger dienlich und der Hafer ihnen hier vorzuziehen. Ganz vorzüglich ſind die Pferdebohnen zur Fütterung für Pferde geeignet und machen auch in manchen Gegenden wirklich das einzige Futtermittel für dieſelben aus. Stärker näh— rendes muß ſtets mit mehr Vorſicht gegeben werden, als Hafer. Beim Hafer, aber ganz vornehmlich bei der Fütterung mit ſchweren Körnern wird die Zu— mengung eines fein geſchnittenen Häckſels nöthig, der, damit ihn die Pferde nicht wegblaſen, ſammt den Körnern angefeuchtet werden muß. Um nach— 445 theilige Folgen für die Pferde zu verhüten, muß man den verbleibenden Reſt Futter, wenn die Pferde zum Dienſt gebraucht werden, jedesmal aus der Krippe entfernen. Jedes Korn, das als Pferdefutter dienen ſoll, muß ſich ausgelegen haben, trocken und nicht dumpfig ſein. Ausgewachſenes Korn, wenn es nur vor dem Einſcheuern völlig trocken geworden, und daher keinen dumpfigen Geruch hat, iſt den Pferden nicht ſchädlich. Auch darf das Ausſchwingen der Körner vor dem Futterſchütten, zur Entfernung des nachtheiligen Staubes, niemals verſäumt werden. — Man hat auch in neuern Zeiten einen nicht ungün— ſtigen Verſuch damit gemacht, die Körner zu mahlen und aus dem dadurch gewonnenen Mehle Brot für die Pferde zu backen. Bei einem dergleichen Verſuche wurde von 10 Metzen Hafer- und 10 Metzen Rog— genmehl und 3 Metzen zu Brei gemachten Kartoffeln Brot gebacken, wovon jedes Pferd täglich 12 Pfd. mit Häckſel feucht angemengt erhielt. Bei 7 Pferden, die in völliger Kraft, munter und ganz geſund blie— ben, wurden auf dieſe Weiſe in 24 Tagen 8 Schffl. Hafer erſpart. So bedeutend dieſe Erſparniß, be— ſonders für große Güter, ſein würde, ſo hängt doch die Einführung einer ſolchen Fütterung namentlich von den Ortlichkeiten und den beſtehenden Wirth— ſchaftsverhältniſſen ab, und es ſind hierbei vornehm— lich das erforderliche Brennmaterial für das Backen und die dabei benöthigten Zeitverſäumniſſe genau und ſorgfältig zu berückſichtigen. Die Kartoffeln kön— nen dann in einem noch beträchtlichern Verhältniſſe beigeſetzt und ſomit als Futter am höchſten ausge— nutzt werden. — Ein franzöſiſcher Poſtmeiſter, wel— cher 60 Stück Arbeitspferde hält, hat ein wohlfeile— res und geſundes Futter auf folgende Weiſe gewon— nen: Er bringt 58 berl. Metzen Roggen und 8 Metzen Gerſte in einen kupfernen 350 berl. Quart haltenden Keſſel mit 125 Quart Waſſer. Dieſe Maſſe wird nun gekocht, bis daß die Körner berſten und das Waſſer über den Rand zu wallen droht; dann wird fie auf die Steine des Fußbodens geſchüttet, um kalt zu werden und bildet dann ein Gemäß von 167 Metzen. Jedes Geſpann von 5 Poſtpferden erhält dann davon 25 Metzen (alſo 1 Pferd 5 Metzen) und etwas Heu. Die Pferde bleiben bei ſchweren Ar— beiten geſund und in Kraft, und bei 5 Pferden wurde täglich gegen die Haferfütterung 18 Sgr. erſpart. Welche Körner und auf welche Art und Weiſe dieſelben auch immer den Arbeitspferden als Futter verabreicht werden ſollen, ſo wird es im Allgemeinen doch immer vortheilhaft ſein, wenn eine Wirthſchaft ihre Einrichtung ſo zu treffen ſucht, daß ſie auch das Ackerpferd nicht mit lauter harten Körnern zu ernähren braucht. Die Hälfte des Körnerfutters, nach Gewicht berechnet, kann man ihm jedoch in harten Körnern, aber in geſchrotenem oder gequell— tem Zuftande, ohne allen Nachtheil verabreichen. Wie viel nun aber das tägliche Körnerfutter für ein Arbeitspferd betragen müſſe, läßt ſich begreiflich im Allgemeinen mit Sicherheit durchaus nicht angeben. Denn da die Ernährung des Pferdes von der Größe und Stärke des Thieres, ſo wie ſelbſt von der Art und Weiſe ſich zu nähren, noch mehr aber von der 446 Bie. h vom Pferde verlangten Kraftanſtrengung abhängt, ſo muß auch dieſelbe ungemein verſchieden erſcheinen. Daher erhalten die Arbeitspferde nach jenen Ver— ſchiedenheiten von 2 bis 5 berl. Metzen Hafer (à Schfl. 50 Pfd.) als tägliches Körnerfutter, ja bei großen ſchweren Fuhrmannspferden ſteigert ſich dieſes Maß nicht ſelten bis auf 8 Metzen und darüber. Indeſſen kommt es dabei noch gar ſehr darauf an, wie viel Heu und von welcher Beſchaffenheit die Pferde bei dem Körnerfutter noch erhalten. Zwar nimmt man gewöhnlich an, daß ein Pferd, welches täglich 3 berl. Metzen Hafer erhält, dazu noch 8 Pfd. Heu bedürfe; indeſſen iſt hierbei gewöhnlich die Güte und Beſchaf— fenheit des Heues unberückſichtigt geblieben. Im Allgemeinen ſoll ein brauchbares Ackerpferd ſtets ſo viel Futter zur Arbeit erhalten, als erforderlich iſt, daſſelbe bei einer Anſtrengung ſeiner Kräfte, welche die gewöhnlichen Feldarbeiten verlangen, in einem kräftigen, thätigen Zuſtande zu erhalten. Bei den Arbeitspferden kann es wirthſchaftlich und vortheil— haft erſcheinen, zu den Zeiten, wo keine ſtarken Ar— beiten vom Thiere verlangt werden, etwas Futter abzubrechen, und zur Zeit der ſtarken Kraftanſtren— gung wieder zuzuſetzen. 2) Heu- und Strohfütterung. Die Pferde erhalten meiſtens neben dem Körnerfutter noch Heu, und einige Pferde werden ſogar mit bloßem Stroh ernährt. Wo die Pferde das Heu nur als Neben— futter bei mehreren Körnern erhalten, da kann ſol— ches von magerer und härterer Beſchaffenheit ſein; wo daſſelbe hingegen bei wenigen Körnern das Haupt— futter ausmachen ſoll, da müſſen ſie mehr nahrhaftes fettes Heu erhalten. Wenn man auch durch's Heu allerdings die Körnerfütterung erſetzen kann, ſo iſt man doch über das Verhältniß, worin dieſes ge— ſchehen muß, ſo wie darüber, ob ein ſolches Ver— fahren wirthſchaftlich ſei, verſchiedener Meinung. Nach dem Grade feiner Güte und Beſchaffenheit iſt auch die Nährkraft verſchieden, und wenn man im Allgemeinen 2 Centner gutes Wieſenheu 1 berliner Scheffel Roggen gleich ſchätzt, ſo muß man doch das auf Niederungswieſen gewonnene ſehr nahrhafte, beſte, ſowie das junge Klee-, Luzerne- und Eſpar— ſetteheu in ſeiner Nährkraft höher, das magere und grobſtenglige dagegen niedriger ſtellen. Solche Pferde, bei denen das Körnerfutter durch mageres Heu erfeßt wird, halten mehr auf Fleiſch und ſind bei langſamer Arbeit aus dauernd, halten aber Laufen und An— ſtrengungen nicht gut aus. Füttert man hingegen verhältnißmäßig mehr Körner als Heu, ſo werden die Pferde zwar magerer, aber kräftiger und munte— rer, jedoch müſſen ſie hierbei mehr Stroh erhal— ten. Je länger ſich das Heu ausgelegen, deſto beſſer bekommt es den Pferden. Das braune Heu bekommt jedoch den Pferden nicht. Außer dem Hädfel wird den Pferden auch langes Stroh, namentlich die ſo— genannten Wirrbunde, zur Fütterung gegeben. Wei— zenſtroh iſt, wenn auch nicht gerade das nahrhafteſte, doch das zuträglichſte, und kann am beſten den Ab— gang des Heues erſetzen, ſo wie es auch von den Pferden am liebſten gefreſſen wird. Das Wicken-, zucht. Linſen- und Bohnenſtroh iſt natürlich weit kräftiger. Erbſenſtroh verurſacht den Pferden leicht Purgiren und ſogar Koliken. 3) Grünfütterung. Bei der grünen Stall— fütterung mit Klee und andern geeigneten Futter— kräutern erhalten ſich die Pferde nicht allein vollkom— men geſund, ſondern auch bei Kräften. Daß übri— gens die Grünfutterpflanzen wirklich nähren können, ſteht nicht zu bezweifeln, indem das darin enthaltene Satzmehl dem Stärkemehle der Körnerfrüchte an Nahrkraft nicht viel nachſteht. Je weiter nun die Fut— terpflanze in ihrem Wachsthumevorgeſchritten und fi) bis zur Blüthe entwickelt hat, um ſo nährender iſt ſie geworden. Daher nähren Eſparſette, wenn er ſchon ziemlich verblüht hat, und grüne Wicken, die Schoten anzuſetzen anfangen, ganz beſonders ſtark. Außerdem verwendet man auch noch den rothen und den Luzerne— klee zur grünen Fütterung. Beim Übergange von der trocknen Fütterung zur grünen ſchneidet man den Klee anfangs mit Stroh zu Häckſel, giebt zuerſt nur eine Portion, dann aber zwei Portionen ſtatt des Körner— futters; ſobald aber der Klee völlig aufgeblüht iſt, giebt man ihnen lang ohne alles Körnerfutter zu ih— rer völligen Sättigung. Körner aber zwiſchen dem Grünfutter zu geben, iſt ſehr unwirthſchaftlich, weil dieſe unverdaut wieder mit abgehen. Wird man bei vorkommenden, mehr anſtrengenden Arbeiten genö— thigt, mit der Grünfütterung Körnerfütterung zu verbinden, ſo gebe man erſtere ohne Grünfutter des Morgens. Von der grünen Fütterung muß man ebenfalls wieder allmälig zur trocknen übergehen. Ein ſehr wirthſchaftliches Verfahren bei der Grün— fütterung iſt es, wenn man einen Theil des Grün— futters zu Heu macht und daſſelbe bei der Grünfüt— terung mit verabreicht. Jenes Verfahren, den Som— mer über mit den Arbeitspferden die Weiden zu be— nutzen und dieſelben ausſchließlich darauf ſich ernäh— ren zu laſſen, iſt im Allgemeinen nicht zu geſtatten, indem hierbei das Pferd in ſeinen Arbeitsleiſtungen ſehr geſtört wird. 4) Wurzelfütterung. Die Fütterung mit Möhren und Kartoffeln iſt bei einer verhältnißmäßi— gen Zulage von Heu und Stroh vom Herbfte bis zum jungen Grünfutter recht gut ausführbar, ſowie auch Pferde dabei in voller Kraft und Geſundheit bleiben. Auch hier dürfen, wenn man bei anſtren— genden Arbeiten Körner mit füttern will, dieſe nicht mit dem Wurzelfutter vermengt den Pferden gegeben werden. So gedeihlich die Möhren den Pferden als Futter erſcheinen, ſo iſt doch meiſtens ihr Anbau im Großen wegen des Jätens mit zu vielen Koftenauf: wande verbunden, weßhalb die Kartoffelfütterung bei Arbeitspferden mit mehr Vortheil in Anwendung gebracht wird. Ob man die Kartoffeln den Pferden roh oder gedämpft füttern ſoll, darüber entſcheidet meiſt der Preis des Brennmaterials, wenn anders das Dämpfen der Kartoffeln nicht nebenbei, ſondern nur durch beſondere Feuerung bewirkt werden kann. Gedämpfte Kartoffeln nähren übrigens mindeſtens um den dritten Theil beſſer als rohe. Bei der Kar— toffelfütterung muß man das Pferd nur nach und Die Pferdezucht. nach daran zu gewöhnen ſuchen, indem man anfangs ganz kleine Futterportionen giebt, und ſolche mit jedem Tage um etwas vermehrt. Man kann die Kartoffeln in der erſten Zeit mit etwas Gerſtenſchrot oder Kleien vermengen. Die Kartoffeln werden rein gewaſchen, ſodann geſchnitten oder klein geſtampft oder auch ganz vorgelegt, reichlich mit Häckſel (auf 1 Metze Kartoffeln 1½ Metze Häckſel) vermengt, etwas an— gefeuchtet und ſo den Pferden gegeben. Sobald ſie einmal daran gewöhnt ſind, verzehren ſie dieſes Fut— ter gern, am liebſten aber, wenn man es ihnen unmittelbar nach der Verkleinerung der Kartof— feln, giebt. Bei Kartoffelfutter haben die Pferde einen ſtarken Hang zu trocknem Stroh- oder Heu— futter, und es muß daher denſelben ein etwas ſtärke— res Abfutter an Heu oder gutem Stroh, alſo mehr als gewöhnlich gegeben werden. Will man die Kar— toffeln gedämpft füttern, jo müſſen ſie heiß verklei— nert, abgekühlt und mit Häckſel vermiſcht werden. Dieſelben dürfen aber nicht in Säure übergegangen ſein, weßhalb die Gefäße reinlich zu halten ſind. — Auch weiße Rüben und Erdkohlrüben, beſonders letztere, freſſen die Pferde gern. Die Arbeitspferde erhalten ihr Futter in drei ganz gleichen Portionen, und zwar Morgens, Mit— tags und Abends in den nach den Wirthſchaftsein— richtungen feſtgeſetzten Stunden, jedes Futter wieder in drei gleichen Theilen gegeben. Bei rohem oder geſchrotenem hartem Getreide kann man zu einer Metze Körner 2 Metzen fein geſchnittenen Strohhäck— ſel mengen; bei Haferfutter aber kann der Häckſel weniger betragen und 1 bis 1½ Metze iſt davon genug. Zum Abmeſſen der einzelnen Portionen giebt man zweckmäßig dem, das Füttern beſorgen— den Knechte ein kleines Maß, welches den neun— ten Theil der täglichen Körnerfütterung von ein Paar Pferden in ſich faßt. Körner und Häckſel müſſen ſchon vor dem Einſchütten in die Krippe gut gemiſcht ſein. Das Pferd darf nicht eher ein friſches Futter erhalten, bis es das vorhergehende rein aus— gefreſſen hat. Auch müſſen jedesmal des Morgens, Mittags und Abends vor dem Einſchütten des Fut— ters die Krippen gehörig gereinigt werden. Das den Arbeitspferden als Abfutter zu verabreichende Heu oder Stroh darf nicht eher gegeben werden, als bis Häckſel und Körner rein ausgefreſſen ſind. Wenn man bei ſparſamer Fütterung dem Körnerfutter eine größere Menge Häckſel beimengen muß, ſo läßt ſich Leinkuchen oder in Ermangelung deſſen Roggen- oder Gerſtenſchrot, in Waſſer aufgelöſt und damit das Häckſelfutter angefeuchtet, ſehr vortheilhaft anwen— den. Mit 5 Pfund Leinkuchen oder Schrot täglich kann man für zehn Pferde das Häckſelfutter hin— länglich kräftig machen, wenn man zumal dem Schrotwaſſer noch etwas Salz (auf 5 Pfd. Schrot etwa 1 Pfd. Salz) beimiſcht. Im Frühjahre iſt es ſehr nützlich, junge Diſteln und Löwenzahn, klein geſtampft, mit zu füttern. Rückſichtlich der Futterzeit iſt es gut, wenn den Pferden zum Früh- und Mit— tagsfutter jedesmal wenigſtens zwei Stunden Zeit gegeben werden kann. Das Tränken der Arbeitspferde darf nur im 447 Stalle geſchehen, wenn ſie völlig abgekühlt ſind. Des Morgens werden ſie vor dem erſten Futter, Mit: tags und Abends aber nach dem erſten Futter getränkt. Den Waſſereimer an einem an der Krippe angebrach— ten eiſernen Haken fortwährend hängen und ſo die Pferde beſtändig nach Belieben ſaufen zu laſſen, bringt nur Störung in die Futterordnung. Wo man biswei— len die Pferde im Winter während der Ruhe mit blo— ßen Scheunenabgängen füttert, da wird ein ſehr naſ— ſes Füttern nöthig und man gießt ihnen das Waſſer deßhalb in die Krippe. Sobald die Pferde aus dem Stalle in die Arbeit gezogen ſind, müſſen auch die Waſſereimer weggenommen werden. Das Reinlichhalten der Perde iſt äußerſt noth— wendig. Jeden Morgen während des Fütterns müſ— ſen ſie mit der Striegel, Kardätſche und dem Wedel gereinigt werden, beſonders an jenen Stellen, wo der Schmuz am feſteſten anhängt, als der Bruſt, Bauch, innere Fläche der Vorder- und Hinterſchenkel, Kniekehlen, Seiten des Schlauches und Euters, Feſ— ſeln, Genicke und Schweifwurzel. Die Augen, Na— ſenlöcher und Lippen, dann der Schlauch, Euter und Feſſeln werden mit warmem Waſſer und Seife aus— gewaſchen und die Mähne und der Schweif trocken ausgekämmt. Da jedoch bei den Ackerpferden ein vollkommenes Putzen täglich nicht wohl zu erreichen ſteht, ſo muß dies doch wöchentlich wenigſtens ein— mal recht gründlich geſchehen, wozu der Sonntags— morgen gewöhnlich am beſten geeignet iſt. Vorzüg— lich wohlthätig iſt auch im Sommer das Baden und Schwemmen der Pferde, nur muß dies an warmen Abenden, bei nicht erhitztem Körper, oder auch Mor— gens unter tüchtigem Frottiren mit einer ſcharfen Waſſerbürſte geſchehen. Endlich iſt es auch für das Zugpferd eine große Wohlthat, wenn ihm des Mit— tags das Geſchirr im Stalle abgenommen, und nach— dem es gehörig abgekühlt iſt, Bruſt und Widerrüſt mit friſchem Waſſer gewaſchen wird. Eine gleichmäßige Haltung der Pferde in Be— ziehung auf Fütterung und Benutzung bei der Arbeit trägt ſehr zu ihrer Geſundheit und längern Brauch— barkeit bei. Deßhalb darf man ſie zu gewiſſen Zei— ten durch die Arbeit nicht zu ſehr anſtrengen, und zu andern Zeiten wieder zu lange im Stalle ſtehen laſ— ſen. Eine mäßige Bewegung im Freien muß man deßwegen dem Pferde auch in arbeitsloſen Zeiten zu verſchaffen ſuchen. Durch's Reiten oder Fahren ſtark erhitzte Pferde werden nach dem Gebrauche noch ei— nige Zeit im Freien herumgeführt, bei kalter Jahres— zeit zugedeckt und nachher im Stalle die Schenkel mit Strohwiſchen tüchtig frottirt und mit Brannt— wein gewaſchen. Erhitzte Pferde laſſe man nie in der Zugluft, am wenigſtens nicht zugedeckt, ſtehen. Gegen ſcharf wehenden Nord- und Oſtwind treibe man das Pferd nie zu ſcharf an, da ſonſt leicht Lun— genentzündung entſteht. Nächtliche Anſtrengungen ſind weit nachtheiliger als die bei Tage. Zur Geſunderhaltung und längern Brauchbarkeit der Pferde trägt endlich beſonders ein guter Huf— beſchlag viel bei. Durch Vernachläſſigung der Hufe wird eine große Zahl Pferde bald mehr, bald weniger dienſtuntauglich. Damit die Hufe nicht ſpröde wer— 448 ’ B eh den, müſſen ſie von Zeit zu Zeit abgewaſchen und mit Fett eingeſchmiert werden. Bei trocknem Wetter oder auf weitern Reiſen muß man die Hufe über Nacht mit Lehm oder mit Kuhmiſt einſchlagen. An den Vorderfüßen kann der Hufbeſchlag nur in ſan— digen Gegenden und bei einem beſonders harten Hufe entbehrt werden; den Beſchlag der Hinterfüße erſpart man ſich dagegen oft, wo es nicht ſteinige Wege giebt. Krankheiten der Pferde. Nächſt dem Menſchen ſind die Pferde den zahl— reichſten und häufigſten Krankheiten ausgeſetzt, die ihren Grund entweder in der eigenthümlichen Bau— art oder den mancherlei Fehlern in der Fütterung, Pflege u. ſ. w. dieſes Thieres haben. Deßhalb wird bei der Pferdezucht viel Aufmerkſamkeit erfordert, und ein Landwirth, dem das Wohl ſeiner Pferde recht am Herzen liegt, wird deswegen alle Urſachen zu entfernen ſuchen, welche einen krankhaften Zuſtand bei denſelben herbeiführen. Überhaupt wird der Land— wirth durch ſorgfältige Behandlung ſeiner Thiere den Übeln und Krankheiten in der Regel ſicherer durch Vorbeugungen begegnen, als eine wirklich einge— tretene Krankheit heilen können, vielmehr letzteres beſſer einem verſtändigen Thierarzte überlaſſen. Die gewöhnlichſten und am häufigſten vorkommenden Krankheiten ſind folgende: 1) Druſe, Kropf, Kehlſucht, iſt eine ei— gentliche Katarrhkrankheit, wobei das Pferd traurig iſt, huſtet, das Futter verſchmäht, Schleim ſich aus der Naſe abſondert und am Kopfe Anſchwellungen ſich bilden. Dieſe ſogenannte gutartige Druſe verläuft binnen 11 bis 14, bei ſchwererem Grade aber auch erſt binnen 21 Tagen. Bei der bösarti— gen Druſe iſt der Verlauf ſtets langſamer und jene Anzeichen ſind in viel ſtärkerem Grade vorhanden; ſie kann einen Verlauf von 6, 8 bis 12 Wochen ha— ben. Zieht ſich aber der Verlauf der Druſe ſehr in die Länge, und dauert ein weißfarbiger, klumpiger Naſenausfluß unter härtlich gewordener Anſchwel— lung der Kehlgangsdruſen fort, wird die Naſen— ſchleimhaut mit Geſchwüren weißfarbig, ſo entſteht die verdächtige Druſe, die in den Rotz über— geht. — Die Druſe ergreift die Pferde in jedem Al⸗ ter des Lebens, beſonders im Frühjahre und Herbſte, während der Abhärungszeit, nach Erhitzung und Er— kältung, bei ſchlechtem Wetter, bei Wechſel der Weide mit Stallfütterung und umgekehrt. Übrigens richtet ſie, wenn ſie bösartig auftritt, bedeutenden Schaden an. — Zur Heilung entferne man die veranlaſſen— den Urſachen, halte die Thiere reinlich, gut zugedeckt und in reinen, mäßig warmen Ställen und gebe ih— nen ein gutes reines Dürrfutter in geringer Menge und überſchlagenes Mehlſaufen. Nur bei leichterm Grade der gutartigen Druſe darf man die kranken Thiere zu leichtem Dienſt gebrauchen, oder in freier Luft bewegen; beſſer iſt es jedoch ſie im Stalle zu laſſen, und zur Sicherheit ihnen noch von folgendem Pulver dreimal täglich zwei Eßlöffel voll auf's erſte Futter zu geben: 4 Loth Wachholderbeeren, 2 Loth z iu ch t. Schwefelblumen, 6 Loth Leinſamenmehl, 5 Loth Lieb— ſtöckelwurzel, 5 Loth Kochſalz und 8 Loth Glauber— ſalz. In die Drüſengeſchwulſt am Kehlgange macht man täglich zwei- bis dreimal folgende Einreibung: 2 Loth Merkurialſalbe, 6 Loth flüchtiges Liniment, und umhüllt die Ganaſchendrüſen mit einer Binde von Flanell oder Schaffell. Bei ſchwererm Grade der gutartigen Druſe gebe man dem Thiere von fol— gender Latwerge täglich viermal zwei Spatel voll: 2 Loth Salpeter, 2 Loth Schwefelblumen, 1 Loth Salmiak, 4 Loth Doppelſalz, 6 Loth Wachholder— beeren, 12 Loth Leinſamenmehl, und Waſſer und Honig ſo viel, als zur Latwerge nöthig. Um die Kehlgangsdrüſen bringe man warme, erweichende Breiumſchläge, von Leinſamen in Waſſer oder Milch gekocht, und ſetze dies ſo lange fort, bis ſich die Ge— ſchwulſt geöffnet, worauf man die oben angegebene Salbe einreibt und die Druſe durch Zudecken bis zur Heilung warm hält. Bei bösartiger und verdächti— ger Druſe ſuche man aber Hülfe beim Thierarzt. Bei der Drufe laſſe man die gefunden Thiere nie mit den Kranken in Berührung kommen, und gebe ihnen, wenn andere Pferde in der Nachbarſchaft ſchon dru— ſig ſind, das oben zuerſt genannte Pulver. Ställe und Stände, wo druſige Pferde geſtanden, müſſen ſteis gut gereinigt und ausgeräuchert werden, da ſonſt leicht andere Thiere angeſteckt werden können. 2) Bräune, Strengel, Kehlſucht, tritt mit ähnlichen Erſcheinungen wie die Druſe auf. Man unterſcheidet die entzündliche, die ſchlei— mige und die brandige oder faulige Bräune. Bei der erſtern ſteht das Pferd mit geſtrecktem Halſe, hält den Kopf geſenkt, ſteif vor ſich hin und verräth bei pfeifendem, ſchnaubendem oder blaſendem Athem viel Angſt und Schmerzen. Das kranke Thier ſäuft wenig, ob es gleich viel Durſt zeigt. Das Schlucken wird dem Pferde mehr oder weniger beſchwerlich; und ſpäter fließt das gekaute Futter oder die Flüſſig— keit durch die Naſenlöcher zurück. Bei der ſchleimigen Bräune zeigt das kranke Thier durch ſein Benehmen weniger Schmerzen; indeß kann das Pferd doch kaum ſchlucken und es fließt oft viel ſchaumiger und zäher Speichel aus dem Maule; beim Saufen läuft die meiſte Flüſſigkeit wieder aus dem Maule und den Naſenlöchern zurück. Um die Kehle herum bilden ſich zuweilen bedeutende Anſchwellungen, die manch— mal in Eiterung übergehen. Bei den brandigen Bräune gehen die Anzeigen der entzündlichen und ſchleimigen Bräune ſchnell vorüber, und es entſteht plötzlich eine ftarfe weiche Anſchwellung der Lippen und um die Naſenlöcher, welche ſich faſt zuſehends um die Kie— fern herum bis zu den Augen hinauf ſo ſehr ver— mehrt, daß ſich die Augen ſchließen; ebenſo ſchwillt auch der Kehlgang an, und der Kopf des Thieres gleicht einer unfoͤrmlichen Maſſe Steigt die Ge— ſchwulſt bis um die Kehle herum, ſo iſt es meiſt um das Pferd geſchehen. Übrigens hat man bei jeder Druſe das Übergehen in Bräune zu fürchten, ſobald das Thier Schäaͤdlichkeiten ausgeſetzt wird. Die Bräune entſteht meiſt aus denſelben Urſachen, welche die Druſe veranlaſſen. Die entzündliche Bräune ver— läuft in fünf bis neun Tagen, oder geht in die Die Pferdezucht. ſchleimige über, oder endigt ſchon früher mit Er— ſtickung des Thieres; die brandige Bräune führt meiſtens ſchnell zum Tode. — Zur Heilung ſtellt man das kranke Thier in einen Stall, der im Winter nicht zu kalt, durchaus nicht zugluftig und im Sommer nicht zu warm und dunſtig ſein darf. Mit ſolchen Pferden darf übrigens nicht gearbeitet werden. Bei der entzündlichen Bräune macht man einen Aderlaß von 6 bis 8 Pfd. Blut aus der Halsader. Kann das Pferd nur noch etwas ſchlucken, ſo giebt man folgende Latwerge: 1 Pfd. Honig, 6 Loth gepulverten Salpeter, 15 Loth Glau— berſalz, Mehl und Waſſer fo viel als zur Latwer— genform nöthig iſt, wovon täglich ſechsmal 1 Eß— Löffel voll auf die Zunge geſtrichen wird. Als Ge— tränk giebt man Kleienwaſſer. Bei ganz verhin— dertem Schlucken giebt man täglich zweimal ein Klyſtier aus: / berl. Quart warmem Waſſer, 2 Loth gewöhnlicher Seife, 4 Loth Leinöl und 2 Loth Salpeter. Außerdem wird dem Pferde ein Futterbeutel, worin friſch abgekochter Heuſamen und Gerſte befindlich iſt, ſo umgehangen, daß Maul und Naſe ſich in der Oeffnung befinden; auch bringt man täglich mehrmals Einſpritzungen von lauwar— mem Kleienwaſſer mittelſt einer Klyſtierſpritze in das Maul. Zu beiden Seiten des Halſes zieht man ein Haarſeil und legt warme Breiumſchläge auf. Erfolgt nach drei bis vier Tagen keine Zer— theilung und geht vielmehr die Geſchwulſt in Ei— terung über, ſo muß man die Offnung derſelben nach außen zu beförden ſuchen. — Bei blos ſchlei— miger Bräune hat man das Pferd nur durch wol— lene Decken und den Hals insbeſondere durch wol— lene Umwickelung warm zu halten, ihn mit dem flüchtigen kampferhaltigen Liniment täglich zweimal einzureiben. Außerdem läßt man Dampf aus hei— ßer Gerſte und Heuſamen wie oben in das Maul ziehen. Zu Anfange der Krankheit giebt man; 2 Drachmen Kampfer, 2 Unzen Salpeter, 4 Unzen Doppelſalz, 1½ Unze Enzianpulver, von Mehl und Waſſer ſo viel als zur Latwerge nöthig iſt; hier— von erhält das Thier alle Stunden den achten Theil. — Bei der brandigen Bräune müſſen die kranken Thiere von den geſunden getrennt und er— ſtere in den Ställen möglichſt entfernt von einan— der geſtellt werden. Man ſtreicht ihnen folgende Arz— nei auf die Zunge: /½ Unze Kampferpulver, in 1% Unze Terpentinöl aufgelöſt und 4 Unzen Wer— muthkrautpulver und 4 Unzen Calmuswurzelpulver hinzugeſetzt, mit ſo viel Honig, als zur Latwerge nöthig iſt, welches mit achtmal in Zeit von 8 Stun— den verbraucht wird. Außerdem ſind Klyſtiere von Chamillenaufgüſſen häufig zu gebrauchen; die ent— ſtandenen wäſſerigen Geſchwülſte werden mit lau— warmem Eſſig, worin Salmiakgeiſt gelöſt und Branntwein zugeſetzt worden iſt, gewaſchen, und mit wollenen Decken behandelt oder umwickelt. Bräunigen Pferden muß als Getränk immer reines, verſchlagenes Waſſer vorgeſtellt werden, damit ſie ſich das Maul darin ausſpülen können. 3) Kolik oder Darmgicht, Darmentzün- dung. Unter allen unſern Hausthieren iſt das Kirchhof. Landwirth. 449 Pferd am meiſten dieſer Krankheit unterworfen, und wird bei unzweckmaͤßiger Behandlung leicht ein Opfer derſelben. Kennzeichen: Das Pferd hört auf zu freſſen, entfernt ſich von der Krippe, ſcharrt mit den Vorderfüßen, ſetzt die Füße unter den Bauch zuſammen, ſieht ſich nach dem Bauche um, oder ſchnappt mit dem Maule dahin, wedelt mit dem Schweife, zieht alle vier Füße dicht zuſammen, wirft ſich nieder und ſucht ſich im Liegen auf dem Rücken zu wälzen, wobei es die Füße dicht an den Leib zieht; ſpringt jedoch bald wieder auf. Miſt und Urin gehen gar nicht, obſchon häufiges Drängen ſtattfindet. Die Schmerzen wechſeln und das Thier wird zwiſchendurch noch einige Minuten lang ruhig. Bei dem Zunehmen der Krankheit wird das Thier von den fürchterlichſten Schmerzen geängſtigt. Daſſelbe ſtampft und ſcharrt mit den Vorderfüßen, ſchlägt mit einem der Hinterfüße nach dem Bauche und knirſcht mit den Zähnen. Die äußere Umfläche des Körpers, ſowie die Beine er— kalten endlich; es tritt ein kalter Schweiß ein, worauf nach zwölf- bis achtzehn-, höchſtens ſechs— unddreißigſtündiger Dauer der Krankheit der Tod erfolgt. Zuweilen tritt vor dem Tode Ruhe ein, welche aber anzeigt, daß die Entzündung in kalten Brand überging. — Meiſtens entſteht die Darm— entzündung durch Erkältung, Überfreſſen, zumal bei Roggen, grünem Klee, grünen Wicken, trockner Kleie u. ſ. w.; ferner durch kaltes Saufen bei großer Hitze, durch Regen, der den ſchwitzenden Körper trifft, Ausgeſetztſein einer Fühlen Zugluft u. ſ. w. Die Zeit des Haarwechſels veranlaßt beſonders dieſe Krankheit. — Zur Heilung halte man die Thiere überhaupt warm und gut zuge— deckt, warne ſie vor dem Niederlegen und Wälzen und gönne ihnen Ruhe. Das wirkſamſte Hülfs— mittel bei dieſem Übel ſind reizende Einreibungen in den Bauch, wozu man 2 Loth Salmiafgeift, 1 Loth Cantharidentinktur und 6 Loth Terpentinöl nimmt, und dies auf einmal in der ganzen Um— fläche des Bauches einreibt, worauf das Pferd äußerſt unruhig zu werden pflegt, ſich aber bald wieder beruhigt. Ein anderes nicht minder wirk— ſames Mittel find die Klyſtiere aus % Pfd. grü- ner Seife, 8 Loth Kochſalz, % Pfund Ol und 1 Quart Waſſer bereitet, und wovon alle halbe Stunden zwei bis drei Spritzen voll lauwarm in den After eingeſpritzt werden. Das Pferd wird recht oft mit Strohwiſchen an dem Bauche gerie— ben, und nachher mit einer wollenen Decke zuge— deckt. Tritt nach ſechs bis acht Stunden noch keine Beſſerung ein, ſo iſt die Einreibung zu wie— derholen. Das ſo übliche Reiten des Patienten iſt zu unterlaſſen. 4) Durchfall, Abweichen. Bei gelinderem Grade dieſes Übels iſt der abgehende Miſt blos weich, ohne die Apfelform zu haben, in höherm Grade iſt er aber jo dünn und wäſſerig, daß er an den Hinter— ſchenkeln herabläuft oder weit weggeſpritzt wird. Die gelindern Grade werden meiſt ſchon dadurch ge— heilt, daß viel Hafer und Heu trocken gegeben, da— gegen das Saufwaſſer * gereicht wird; 5 450 S ieh dabei muß das Pferd warm zugedeckt und täglich mehreremal recht tüchtig geſtriegelt werden. Weicht die Krankheit hierdurch nach wenigen Tagen nicht, fo muß man innerlich folgende Latwerge geben: Kalmuswurzel, Wermuth, Angelika und Wachhol— derbeeren, von jedem 4 Lth., Weidenrinde 2 Eth., Mehl und Waſſer ſo viel als erforderlich, welches in zwei Tagen eingegeben wird. Hilft auch dieſes noch nicht, ſo giebt man: Alaun und Eiſenvitriol, von je— dem 2 Lth., Eichenrinde, Kalmus, Hirſchhornöl von jedem A Lth., Mehl und Waſſer jo viel als zur Lat— werge nöthig, wovon alle 2 bis 3 Stunden 2 bis 3 Spatel auf die Zunge geſtrichen werden. Laſſen ſich Zeichen der Kolik bemerken, ſo macht man noch außer— dem in den Bauch eine Einreibung von 6 Lth. Ter— pentinöl, 1 Lth. Salmiakgeiſt und 8 Lth. Weingeiſt. 5) Verſtopfung. Dieſe iſt meiſt nur ein Zei— chen einer andern Krankheit. Die unterbrochene Mi— ſtung wird am beſten durch eröffnende Klyſtiere wie— der hergeſtellt. Man miſcht 4 Loth Kochſalz, 8 Loth Seife, 6 Loth Ol mit einem Ouart warmem Waſſer, und bringt alle Stunden eine Spritze voll lauwarm davon in den After. Innerlich giebt man dem Pferde ein Laxirmittel aus Leinöl und Glauberſalz, von je— dem 12 Lth. und ½% Quart Waſſer auf einmal; oder auch eine Latwerge aus 20 Loth Doppelſalz, 1 Loth Brechweinſtein, Mehl und Waſſer ſo viel als nöthig, auf zweimal in einem Tage. — 6) Verſchlag, Verfangen, Rehe, iſt eine Entzündung in den Hufen, wobei das Pferd ſteif geht, die Vorderfüße nur langſam vorwärts bringt, die Zehen des Hufes zu ſchonen ſucht, und daher mehr auf den Ballen tritt. Gewöhnlich leiden nur die Vorderfüße, ſelten alle vier. Bei einem ſehr ſtarken Verſchlage kann das Pferd die Füße kaum heben und ſteht wie angenagelt, indem es die ganze Körperlaſt auf die Hinterfüße zu bringen ſucht. Je heftiger das Hufleiden iſt, beſonders wenn alle vier Hufe leiden, ein deſto heftigeres Fieber findet ſich gewöhnlich dabei. Der Durſt wird unauslöſchlich, das Hart- und Rauchfutter durchaus verſagt und das Thier iſt meiſt gänzlich verſtopft. Bei hohem Grade der Entzündung entſteht leicht Brand und Tod; in andern Fällen aber Lostrennung des Hornſchuhes (Ausſchuhen) oder jauchige Zerſtörung der innern Huftheile. Nur wenn das Übel nicht zu heftig iſt, und zeitig paſſende eingreifende Hülfe geleiſtet wird, kann das Thier völlig wieder geneſen oder wenig— ſtens dienſtfähig werden. Junge, verweichlichte Thiere verſchlagen am leichteſten. An ſich wird der Verſchlag nur durch Erkältung veranlaßt, wenn nicht ſonſt ſchadhafte Hufe die Urſache davon waren, und zwar mittelſt kalten Waſſers oder durch Winde und Zug— luft (Waſſer- und Windrehe). Durch den zu anhal— tenden Aufenthalt der Thiere in warmen Ställen mit hartem Fußboden und eine zu reichliche und nahr— hafte Fütterung werden die Thiere ſo zum Verſchlag geneigt, daß bei der geringſten Veranlaſſung das Uebel ausbricht (Stall- oder Futterrehe). — Bei der Heilung des einfachen Verſchlags gönne man den Thieren Ruhe, halte ſie warm, frottire ſie und reiche innerlich Salpeter mit Brechweinſtein und Glauber— ſalz in einem Hollunderaufguß, öffne an dem leiden— den Schenkel die Haupthautvene und reibe das aus— fließende Blut mit hinzugemiſchtem Terpentinöl tüch— tig in den Schenkel ein. Bei ftarfem Fieber und dicken vollblütigen Thieren wird auch ein reichlicher Aderlaß nöthig. Auch kann man die Heilung hier mit folgendem Mittel bewirken: 4 Loth Salmiak, 1 Loth Kampfer, 2 Loth Schwefelleber, 4 Loth Wach— holderbeeren, und eben ſo viel Kalmus, Mehl und Waſſer ſo viel als zur Latwerge nöthig; von dieſer giebt man täglich 6 bis Smal eine Portion wie ein Hühnerei groß. Bei hartem Miſt müſſen durchaus öſters gelindreizend ausleerende Klyſtiere gegeben werden. Als Futter reiche man im Sommer gutes Gras, außerdem Kleienfutter und als Geſöff Kleien— waſſer. Bei heftigem Verſchlag müſſen dem Pferde die Eiſen abgenommen werden, worauf man das Pferd womöglich ſtundenlang bis an die Knie in kaltes Waſſer ſtellt, oder doch wenigſtens die Füße mit Hecke (Werg) umwindet, und durch fortwähren— des Begießen mit kaltem Waſſer ſie ſtets kalt und feucht erhält. In ſehr ſchlimmen Fällen werden die Fuß— ſohlen an mehrern Stellen durchſchnitten, damit ſie tüchtig bluten. Jene Pferde, die durch bloßes Ver— füttern und zu viel Ruhe im Stalle verſchlagen ha— ben, kurirt man ſchon dadurch, daß man ſie 3 bis 5 Tage ohne Futter läßt und ihnen blos Kleienwaſſer reicht. 7) Räude, Grind, Krätze. Die Haare ver— lieren an einigen Stellen ihren Glanz, entfärben ſich, ſehen wie abgeſtorben aus, gehen von ſelbſt aus oder laſſen ſich leicht ausziehen. Hat die Räude nur allein in den Mähnen ihren Sitz, fo nennt man fie Mäh: nengrindz; iſt ſie dagegen nur allein an der Schweif— rübe, ſo nennt man dies einen Rattenſchweif. Man unterſcheidet: a) die trockne Krätze, wo die ſchäbigen Flecken mit weißen, ſtaubartigen Schup— pen bedeckt ſind, unter denen ſich näſſende Stellen be— finden. b) Die feuchte oder fette Krätze, wobei eine fette, klebrige Jauche fo häufig abgeſondert wird, daß ſich aus ihr wirkliche Borken oder Kruſten bilden, unter welchen Feuchtigkeit hervordringt. Uber die Entſtehungsurſachen der Krätze hat man bisher verſchiedene Meinungen gehegt; doch iſt neuerdings dargethan worden, daß die veranlaſſende Urſache dieſes Übels ein eigenes Inſekt, Krätz- oder Rauden— milbe ſei, welches durch Übertragung auf andere ge— ſunde Thiere dieſelbe Krankheit hervorbringt. Außer einer paſſenden Fütterung, Pflege und Stallung hat ſich zur Heilung folgendes Mittel am bewährteſten gefunden: 4 Theile breiartig abgelöſchter Kalk und 5 Theile kohlenſaures Kali, oder in deſſen Erman— gelung 60 Theile Buchenaſche, werden mit Rinds— harn zu Brei gemacht, hierzu 6 Theile Hirſchhornöl, 3 Theile Theer, 2 Theile Rindsharn und 800 Theile Waſſer, und das Ganze recht gut zuſammengerührt und damit gewaſchen. Gelindere Fälle von Krätze pflegen meiſtens ſchon nach 2 bis 3 Wochen durch folgende Salbe geheilt zu ſein: 2 Loth Pottaſche, 4Loth gelber Schwefel, 3 Loth Salmiak und 1 Pfd. Schweineſchmalz'; mit dieſer Salbe reibt man alle räudigen Stellen täglich zweimal recht dick ein, und Die Pferdezucht. wäſcht alle 4 bis 6 Tage die Salbe mit grüner Seife und heißem Waſſer ab. Während der ganzen Kur muß das gleich anfangs von den übrigen Pferden getrennte räudige Pferd in einem recht warmen Stalle gehalten, mit einer wollenen Decke bedeckt, und für die höchſte Reinlichkeit geſorgt werden. Das Futter muß nahrhaft und geſund ſein und dann und wann etwas Salz darauf geſtreut werden. 8) Wuͤrmer. Bei der Behandlung dieſes Übels iſt vor allem für eine gute, reichliche, nahrhafte Füt— terung und für Reinlichkeit zu ſorgen. Alsdann giebt man dem Pferde von folgender Latwerge: Wurm— ſamen, Rainfarrn, Wermuth und Ofenruß, von jedem 2 Loth, Hirſchhorn- und Terpentinöl, von jedem 1 Loth, Möhrenſaft fo viel zur Latwerge nö— thig, täglich zwei bis viermal einen Spatel voll auf die Zunge. 9) Dummkoller. Das Thier ſteht gewöhnlich traurig und wie ſchlafend da, indem es den Kopf entweder tief zur Erde herabjenft oder irgendwo in der Krippe oder Raufe aufſtützt; es ſtellt die Füße unregelmäßig unter den Leib, bewegt die Ohren ganz ungewöhnlich, erſchrickt oft über das kleinſte Geräuſch und zeigt einen dummen, ſtarren Blick; es frißt lieber vom Boden als aus der Krippe, hält im Kauen inne und fährt dann haftig wieder nach dem Futter, ohne das vorherige verſchluckt zu haben; beim Saufen ſteckt es den Kopf bis über die Naſe in's Waſſer; duldet das Kitzeln in den Ohren und das Treten auf die Hufkronen; läßt ſich ſchwer ſeit- oft gar rückwärts ſchieben. Im Ganzen iſt das Pferd ſchwerfällig, langſam und hebt die Füße ungewöhn— lich hoch auf, als ob es im Waſſer watete; gegen die Zügel iſt es ſehr unempfindlich und drängt oft nach einer beſtimmten Seite. Alle dieſe Zeichen von Stumpfſinnigkeit werden noch auffallender, während und nach heftiger Bewegung und Anſtrengung. In der Regel dauert der Dummkoller Wochen und Mo— nate und ſelbſt noch länger; oft aber iſt er auch nur periodiſch und verſchwindet im Winter. Stuten be— kommen zuweilen den Dummkoller durch übermäßi— gen Geſchlechtstrieb (Mutterkoller), ſowie Hengſte unter denſelben Urſachen (Samenkoller). — Zur Heilung, die jedoch nur ſelten gelingt, muß der Pa— tient mit leicht verdaulichen, möglichſt ſaftigen Fut— terſtoffen genährt, und in möglichſt luftigem, küh— lem Stalle, unangebunden gehalten werden. So— dann macht man einen Aderlaß von 6 bis 12 Pfd. Blut, und giebt innerlich Laxanzen aus 20 bis 30 Loth Glauberſalz in /½ Quart Waſſer aufgelöſt, jeden dritten Tag ſo lange ein, bis ein dünnes Miſten erfolgt; alsdann giebt man folgende Pillen auf einmal ein: 1 Quentchen Kalomel und 2 Loth Aloe und jo viel Seife als zur Pille nöthig, und wiederholt dies von 8 Tagen zu 8 Tagen 4 bis 6 Wochen hindurch. Den bedeutendſten Nutzen leiſten jedoch Umſchläge von Eis oder Schnee, welche in einem leinenem Beutel 3 bis 4 Tage unaufhörlich bei Tag und Nacht auf den Schädel gemacht werden; auch gießt man täglich zwei- bis dreimal, jedesmal 30 bis 40 Eimer kaltes Waſſer von einer möglichſt beträchtlichen Höhe dem Patienten auf den Kopf. 451 Der Mutter- und Samenkoller wird in der Regel durch die Befruchtung gehoben. 10) Augenkrankheiten. Dieſen kann man theilweife dadurch vorbeugen, daß man die Ställe nicht zu finſter, nicht zu dumpfig und unrein hält; daß man Kopf und Augen der Pferde fleißig mit friſchem Waſſer auswäſcht und daß man keine zu hitzigen Nahrungsmittel reicht. Die am häufigſten vorkommenden Augenkrankheiten, außer beſondern Augenentzündungen, ſind: a) Der ſchwarze Staar, welcher in einer Lähmung und Unthätigkeit der Sehnerven beſteht und erkannt wird, wenn die Pupille bei ſchönen ge— ſunden Augen gegen den Lichteindruck unempfindlich iſt. Die Pupille bleibt im Schatten und vorgehalte— nem Lichte gleich weit. Außerdem zeigen ſtaarblinde Pferde einen matten Blick, ein vorſichtiges, mißtraui— ſches Benehmen, vermehrten Gebrauch des Gehörs und heben vornehmlich die Schenkel beim Gange. b) Der graue Staar iſt häufiger; ihm gehen gewöhnlich periodiſche Augenentzündungen voraus, die ſodann eine Verdunkelung der Kryſtalllinſe zu— rücklaſſen. Im Entſtehen iſt er kaum bemerkbar; ſpäter erblickt man hinter dem Sehloche die Linſe nebelig, grau und zwar erſt nur punktweiſe. Die trüben Punkte vergrößern ſich nach und nach, die Linſe wird hellgrau, weißlich, auch gelblich; ſpäter iſt das Geſicht verloren. c) Die Mondblindheit iſt eine periodiſche Entzündung der innern Augentheile, welche mit Ausſchwitzung verbunden und die allergewöhnlichſte Urſache des grauen Staares, alſo der Blindheit der Pferde iſt. Die hier genannten Augenkrankheiten find höchſt ſelten heilbar, weßhalb man beim Pferde— kauf um ſo vorſichtiger rückſichtlich derſelben zu Werke gehen muß. 11) Fußübel. Deren giebt es ſehr viele, und die am häufigſten vorkommenden ſind folgende. a) Die Stallbeulen oder Stallſchwamm, iſt eine runde, weiche Geſchwulſt von der Größe eines Hühnereies bis zu der zweier Fäuſte und darüber, an der Spitze des Ellbogengelenkes an den vordern Gliedmaßen. Dieſes Übel entſteht meiſt durch den Druck des Hufeiſens während des Liegens. Iſt die Stallbeule neu und nicht bedeutend, ſo wendet man kühle Bähungen von einem Aufguß zertheilender Kräuter, dem man etwas Eſſig, Branntwein und Goulard'ſches Waſſer zuſetzt; iſt fie aber groß, fo öffnet man ſie an der abhängigſten Stelle, entleert ſie rein, brennt ſie inwendig mit einem knopfförmi— gen, weißglühenden Eiſen und bäht ſie dann mit lauwarmem Waſſer, bis Eiterung eingetreten, wo man dann innerlich mit Terpentinſalbe verbindet und äußerlich ſchwarze Seife einreibt. Iſt aber die Geſchwulſt mit einer ſchwammigen, ſpeckigen Maſſe gefüllt, ſo muß man ſie ausſchälen oder ausbrennen. a) Der Knieſchwamm und die Piephacke. Erſterer iſt eine Anſchwellung am Vorderknie, letztere eine Geſchwulſt auf der Spitze des Sprunggelenkes auf der Hacke oder Heſſe. Beide heilt man mit Gou— lard'ſchem Waſſer mit Weinftein vermiſcht, oder auch nur mit kaltem Waſſer, Den man das Pferd bis 452 h über das kranke Knie in's Waſſer ſtellt. Schneller jedoch bewirkt man die Heilung mit Salmiak und Kampferſpiritus, von jedem /½ Quart. c) Die Gallen ſind weiche, runde, kalte und unſchmerzhafte Geſchwülſte, welche in den Gelenken an verſchiedenen Stellen der Füße ihren Sitz haben. In der Sehnenſcheide über der Köthe der Vorder— oder Hinterſchenkel heißt die Galle Flußgalle; im Sprunggelenke aber nennt man ſie Sprunggelenk— galle, und an der vordern Fläche des Sprungge— lenks, in der Knieſcheibe, nennt man ſie Blutſpat, auch Ochſengalle. Sind die Gallen noch friſch, ſchmerzhaft und vornehmlich an jungen Pferden, ſo ſtellt man das Pferd mit den kranken Füßen ſtun— denlang in kaltes Waſſer, oder macht Umſchläge von Waſſer und Eſſig, oder bei ſtarkem Schmerze von Goulard'ſchem Waſſer um dieſelben. Haben ſie aber ſchon länger und ohne Schmerz beftanden, fo reibe man täglich ein bis zweimal Kampferliniment, 2 bis 4 Eßlöffel voll, ein. Sehr veraltete und ſchon verhärtete Gallen reibt man täglich zwei bis dreimal, jedesmal wie eine Haſelnuß groß, mit folgender Salbe ein: Kampferſpiritus, Spicköl, Lorbeeröl und Nervenſalbe, von jedem 3 Loth. Zeigt ſich aber hiernach (etwa nach 3 bis 4 Wochen) keine Beſſerung, ſo wendet man folgendes heiße Pflaſter an: 1 bis 2 Loth gemeines Pech werden mit ½ Lth. Wachs geſchmolzen und mit 1¼ Quent— chen Kantharidenpulver gemengt, dieſes dann auf Werg geſtrichen und fo lange auf der abgefchornen Stelle liegen gelaſſen, bises ſelbſt abfällt, worauf man warme Bähungen von einem Heuſamenauf— guß macht. Im Nothfall wird mit dem Glüheiſen gebrannt, entweder Striche oder Punkte. Den Gal— len kann man bei geſunden Pferden am beſten da— durch vorbeugen, daß man ihnen fleißig die Füße mit kaltem Waſſer wäſcht. d) Die Schale iſt eine Knochenkrankheit, welche im Gelenke des Feſſel- und Kronenbeines vorkommt. Sie erſcheint als eine harte Erhöhung von verſchiedener Größe; bisweilen leidet nur ein Fuß an dieſem Übel, manchmal aber zwei oder ſelbſt alle vier zugleich. Sie iſt nicht immer, aber oft von einer Lähmung begleitet. Bei alten Pferden, an denen ſie ſchon ſeit längerer Zeit ohne Lähme zugegen war, bringt ſie keinen ſonderlichen Nach— theil; deſto bedenklicher wird ſie aber bei jungen Pferden, weil ſie hier als ein Erbfehler erſcheint und Lahmheit nach ſich ziehen kann. Die Heilung gelingt nicht viel öfter, als beim Spath, und durch angewandte Mittel kann man nur mehr das Lahmgehen vermindern. Ein ſolches Mittel zur Ein— reibung iſt: 1 Loth Kampfer und 6 Loth Merkurial— ſalbe, wovon man 4 Wochen lang täglich drei bis viermal etwas auf die Kronengeſchwulſt einreibt. Wenn dies nicht hilft, ſo bleibt nur noch das Bren— nen mit dem Glüheiſen in Punkten oder Strichen übrig. e) Der Spath beſteht in einer Entzündung und Ausſchwitzung der Knochenmaſſe in den Kno— chen des Sprunggelenkes. Der Spath entſteht durch übermäßige Anſtrengung bei jungen Pferden, doch VB de 5 u ch . ſelten vor dem dritten, und eben ſo ſelten nach dem achten Jahre. Die Pferde gehen meiſtens ſehr lahm daran. Der Spath läßt ſich in der Regel ziemlich leicht erkennen, indem man ſich vor oder hinter das Pferd ſtellend, jene unnatürliche Erhabenheit des Sprunggelenkes, welche an dem andern Sprung— gelenke nicht vorhanden iſt, bemerkt. Hochbeinige, kuhheſſige, mit ſchmalen Sprunggelenken verſehene Pferde ſind dem Spathe am häufigſten unterwor— fen. Zur Heilung des Spathes ſind viele Mittel vorgeſchlagen, doch iſt der Erfolg ſelten günftig. Vor Allem muß das Thier ſtets gefchont werden. Zu Anfange des Übels bediene man ſich zweima— liger Einreibungen aus einer Miſchung von 1 Loth grauer Queckſilberſalbe, 2 Loth Althäſalbe, ½ Loth Terpentinöl, ½ Lth. Salmiakgeiſt und 2 Quentchen Kampfer. Hiermit muß einige Wochen hindurch fortgefahren werden. Zeigt ſich hierauf keine Beſſe— rung, oder war das Übel veraltet, ſo iſt das Glüh— eiſen in Strichen und Punkten das einzige Heil— mittel. Nach Anwendung deſſelben muß das Thier unbedingt drei Wochen hindurch völlige Ruhe ge— nießen und darf auch alsdann einige Zeit hindurch nur zu leichtem Dienſt verwendet werden. Auch ſoll das bei Gallen angegebene Pflaſter ebenfalls gute Dienſte gegen den Spath leiſten, ja es wird fogar von Einigen, dem Brennen vorgezogen. f) Das Überföthen (Verrenkung des Feſſel— gelenkes) kommt ſehr häufig an irgend einem Schen— kel, wiewohl am häufigſten an einem Hinterſchen— kel vor, und hat ſeinen Grund in einer bloßen Ver— ſtauchung oder auch in einer Verrenkung im Feſſel— gelenke. Dabei iſt immer ein Lahmgehen vorhanden und das Pferd tritt bei Verſtauchungen nur leiſe auf die Zehe; bei Verrenkungen ſetzt es aber den Fuß gar nicht auf den Boden, ſondern hinkt auf drei Beinen. Zur Heilung iſt die Ruhe die erſte Bedingung. Alsdann muß man das Eiſen von dem kranken Fuße vorſichtig abnehmen und das Pferd auf weiche Streu ſtellen. Bei vorhandener Ent— zündung, Hitze und Geſchwulſt iſt der kranke Fuß anhaltend in kaltes Waſſer zu ſtellen oder mit Lein— wand zu umhüllen und dieſe wiederholt mit recht kaltem Waſſer zu begießen. Nach beſeitigter Ent— zündung macht man Einreibungen von ſtarkem Spi— ritus oder aus einer Miſchung von Terpentinöl, Salmiakgeiſt, Seifen- und Kampferſpiritus, von jedem 8 Loth. g) Die Mauke zeigt ſich nur an den untern Theilen in und um die Köthe der Pferde, zuweilen nur an zwei, zuweilen aber an allen vier Füßen. Es bilden ſich Schorfe, Puſteln und tiefe Schrun— den und Riſſe in der Haut, wodurch die Haare ausgehen. Erreicht das Übel einen hohen Grad und bildet ſich am Feſſelgelenke eine ungemeine dicke Geſchwulſt, ſo nennt man dieſes einen Straub: oder Igelfluß. Wird die Mauke ver— nachläſſigt oder unterdrückt, ſo pflegen ſelbſt bös— artige Krankheiten, als Rotz und Wurm darnach zu entſtehen. Bei der Heilung mache man anfangs Breiumſchläge aus Hafergrütze, Leinſamen u. dgl. die immer lauwarm umgeſchlagen werden; auch lei— Die Pferdezucht. ſten fleißige Bähungen mit Branntweinſpülicht gute Dienſte. Sind die Flächen von der ausfließenden Materie ſchon feucht, jo gebe man ein Laxirmittel von 2 Quentchen Kalomel und 2 Loth des beſten Alaunpulvers mit Seife zur Pille gemacht, des Morgens nüchtern mit einem Male; alsdann gebe man 4 Loth gekochtes Terpentinpulver, 3 Loth rothes Spießglanzpulver, 6 Loth Wachholderbeeren mit fei— nem Mehl und Waſſer fo viel als nöthig zur Lat— werge gemacht, ſechsmal in 24 Stunden ein, und wiederhole dieſes Mittel noch einmal, ſowie man auch nach Verlauf von 6 bis 8 Tagen die Laxirpille noch einmal giebt. Während dieſer innern Behand— lung müſſen die Füße recht rein gehalten und mit ſchwarzer Seife gewaſchen werden. Wo ſich weni— ger Geſchwulſt zeigt, reinigt man blos den ſchwäc— renden Feſſel mit Seife und warmem Waſſer, ſtreut alsdann eine Hand voll Kochſalz in das Feſſelge— lenk und reibt nun mit einem in Eſſig getauchten wollenen Lappen den leidenden Feſſel nachdrücklich und ſo lange aus, bis die eiternden Stellen ganz rein und entzündet ausſehen; hierauf wäſcht man die wunden Stellen täalich zwei- bis dreimal mit folgendem Waſſer aus: Alaun und blauer Vitriol, von jedem 2 Loth, Waller ½ Quart; zweckmäßig wird der kranke Fuß zu Zeiten in kaltes Waſſer ge— ſtellt. Will dieſes Mittel jedoch nicht ausreichen, was man binnen 14 Tagen erkennt, ſo wendet man ein Waſchmittel von 1 Quentchen Sublimat und! Quart Kalkwaſſer, gehörig umgeſchüttelt, ebenſo an wie jenes Waſchmittel. 12) Hufkrankheiteu. Unter allen äußern Krankheiten des Pferdes kommen die am Hufe am häufigſten vor. Die wichtigſten davon ſind: a) Der Kronentritt iſt eine bloße Quetſchung oder Quetſchwunde an der Krone der Pferde, ge— wöhnlich durch den Tritt mit dem Stollen des Huf— eiſens entſtanden. Die verletzte Stelle iſt vor allen Dingen mit lauwarmem Seifenwaſſer gehörig zu reinigen, die Haare ſodann wegzuſchneiden, der lei— dende Huf öfters ins kalte Waſſer zu ſtellen und die Wunde mit Branntwein und Eſſig oder Goulard'— ſchem Waſſer auszuwaſchen. Dem etwa vorhandenen ſtockenden Eiter muß man unterhalb der Verletzung eine Offnung zum Abfluſſe verſchaffen. b) Die Steingallen nennt man die durch Quetſchungen entſtandenen rothen, blauen oder ſchwärzlichen Flecken in der Hornſohle, die am ge— wöhnlichſten an den Vorderfüßen, häufiger an der innern Wand vorkommen. Die Steingallen ent— ſtehen meiſtens durch ſchlecht gerichtete Hufeiſen, oder durch den Druck der zwiſchen dem Hufeiſen und der Hufſohle eingeklemmten harten Körper, oder auch durch anhaltendes Gehen auf hartem Boden, zumal bei unbeſchlagenen Hufen. An den Steingal— len hinken die Pferde meiſtens ſehr ſtark. Zur Hei— lung nehme man zuerſt das Hufeiſen vorſichtig ab; alsdann wird an der kranken Stelle das Horn bis auf's Leben weggenommen, ſo daß eine Offnung etwa von der Größe eines Groſchens entſteht. Eiternde (naſſe) Steingallen müſſen bis auf den Grund aus— gebohrt werden. In die künſtliche Hufwunde gieße 453 man etwas Myrrhen- oder Aloetinktur, fülle ſie mit Werg aus, ſchneide den Huf an der leidenden Stelle etwas niedriger und fchlage ein Hufeiſen auf, das an der leidenden Stelle einen ſtarken Arm und nied— rigen Stollen hat. In der Nähe der Steingallen läßt man die Hufnägel fehlen. Wenn die Thiere lahm gingen und der Huf heiß iſt, ſo kann man letzteren auch in Lehm und Eſſig einſchlagen. Häufig wird man aber das Übel auch ſchon dadurch beſeiti— gen können, daß man das Pferd oder auch nur den kranken Fuß, nachdem die Steingallen ausgeſchnitten waren, anhaltend bis über den Huf ins Waſſer ftellt. In der Regel wird man dann nach 6 bis 8 Tagen das Eiſen wieder auflegen und das Pferd wieder gebrauchen können. e) Das Verbällen, Erbällen iſt eine mehr von äußern Umſtänden entſtandene Hufentzündung, die ihren Sitz in den Ballen hat. Bei dieſem Übel geht das Pferd äußerſt blöde und ſchmerzhaft, und kann oft nur mit Mühe von der Stelle bewegt wer— den. Zur Heilung iſt gänzliche Ruhe der Thiere das erſte Erforderniß, und man ſtellt dieſelben, nachdem ihnen die Eiſen abgenommen worden, auf eine weiche, mit Waſſer befeuchtete Streu. Hierauf wer— den die kranken Füße ſtundenlang in kaltes Waſſer geſtellt, oder mit leinenen Lappen umhüllt, und dieſe ſo oft als möglich mit kaltem Waſſer begoſſen. Hat ſich Eiter gebildet, fo wird die Behandlung ganz fo wie bei den Steingallen vorgenommen. Beim Wieder— beſchlagen der geheilten Füße lege man zwiſchen den Huf und das Eiſen einen Filz, und beſtreiche die Nägel beim Einſchlagen mit Ol oder Fett. d) Das Kronengeſchwür (Kronenfiſtel) er: ſcheint an einer oder der andern, gewöhnlich an der innern, Seite der Hufkrone als eine mehr oder we— niger wulftige Auftreibung, woraus bald grünlich-, bald gelblichweißer ſtinkender Eiter fließt. Das Pferd geht meiſtens ſehr lahm und tritt nur mit der Zehe auf. Zur Heilung mache man zu Anfange des Uebels warme erweichende Fußbäder oder Umſchläge, verdünne an der Entzündungsgeſchwulſt das Horn und lege einen mäßig zuſammendrückenden Verband an. Hat das Geſchwür ſich ſchon weiter nach ab— wärts verbreitet, ſo wende man das Glüheiſen an, und hat das Übel ſchon einen ſehr hohen Grad er: reicht, jo muß der ganze losgetrennte Horntheil weg: genommen werden, worauf man das Geſchwür mit einer Digeſtivſalbe verbindet. e) Die Hornſpalte und die Hornkluft. Hat der Huf an irgend einer Stelle eine ſenkrechte, in der Richtung der Hornfafern verlaufende Spalte, jo nennt man dieſes eben Hornſpalte; befindet ſich aber dieſelbe gerade in der Mitte an der Zehe, ſo nennt man den Fehler Ochſenklaue, Ochſen— ſpalte. Dieſes Übel heilt nur langſam und durch viele Bemühungen, wobei das Pferd oft ſo lahm geht, daß es kaum zur Arbeit gebraucht werden kann. Zur Heilung oder Minderung bringt man etwas Schmalz oder Talg in die Spalte, nachdem dieſe zuvor mit Waſſer und einem Schwamme gereinigt worden, und ſchlägt den ganzen Huf hierauf in Kuh— miſt ein; auch iſt dabei das öftere Einſchmieren des 454 B TR ganzen Hufes mit Talg oder Fett nicht zu unter: laſſen. Tiefe Spalten füllt man mit Baumwachs aus. Um die weitere Verlängerung des Hornſpaltes zu verhindern, ſchneidet man an ſeinem untern Ende eine Querfurche in die Hornwand ein. — Bei der Hornkluft, die als eine Querſpalte im Hufe erſcheint, lahmen die Pferde nur ſelten; dieſe heilen ſehr leicht, und werden im Übrigen wie die Hornipalten behan— delt, das Pferd wird dabei aber zu ſeinem gewöhn— lichen Dienſt benutzt. 8 f) Das Vernageln nennt man die Verletzung der Fleiſchtheile des Hufes, die durch einen oder mehrere eingeſchlagene Hufnägel entſteht. Beim Klopfen mit dem Hammer auf die einzelnen Huf— nägelköpfe erkennt man an den Zuckungen des Pfer— des die kranke Stelle. Wird nun dieſer Nagel her— ausgezogen, ſo iſt er blutig oder eiterig, und dann iſt auch der Huf an der verletzten Stelle ſehr warm. Zur Heilung entferne man zunächſt den verletzenden Nagel, und iſt die Verletzung ganz friſch, ſo hat man weiter nichts zu thun, als den Nagel fehlen zu laſſen. Hat ſie aber ſchon länger beſtanden, ſo muß an der vernagelten Stelle mit dem Hufmeſſer nachgegraben werden, um den Eiter u. ſ. w. zu entleeren. Die Wunde wird mit Myrrhentinktur verbunden und das Eiſen fo aufgeſchlagen, daß die verletzte Stelle und ihre nächite, Umgegend mit Nägeln verſchont bleibt. War das Übel ſchlimm, ſo muß das Thier einige Tage geſchont und der Huf wie beim Verbällen kalt eingeſchlagen werden. 13) Krankheiten am Halſe. Hierher ge— hören vornehmlich: a) Die Genickbeule, Nackenfiſtel, Maul— wurfsgeſchwulſt. Dieſe zeigt ſich als eine be— deutende, große, harte und äußerſt ſchmerzhafte Ge: ſchwulſt hinter den Ohren, welche in der Regel auf— bricht, einen dünnen Eiter entleert und ein Geſchwür bildet, durch welches Muskeln und Bänder und ſelbſt die Knochen angegriffen werden können. Bei der Heilung darf man dem Pferde weder Halfter noch Zaum auflegen. Wenn dieſe Geſchwulſt nur eine bloße Entzündung iſt, ohne eine Spur von Eiterung zu zeigen, ſo heilt man dieſes Übel gewöhnlich ſchon dadurch, daß man einen leinenen Lappen auf die Geſchwulſt legt, und dieſen fortwährend mit 4 Loth Bleieſſig und 2 Quart Waſſer feucht und kühl erhält; iſt keine Hitze mehr vorhanden, ſo reibt man, nach— dem die Haare mit einer Scheere rein weggeſchnitten ſind, von folgendem Mittel täglich drei- bis viermal etwas ein: 1 Loth Kampfer, ½ Quart Weingeiſt. Am Abend reibt man die Geſchwulſt mit nachſtehen— et. der Salbe: Merkurial-, Althä- und Nervenſalbe, von jedem 3 Loth, Spicköl 1 Loth. Wenn ſich aber dennoch Eiter in der Geſchwulſt bildet, ſo entleert man jenen durch einen Einſtich in dieſelbe; drückt das Geſchwür aus und reinigt es mit warmem Waſſer, ſpritzt aber täglich vier- bis fünfmal von fol— gendem Mittel ein: 1 Loth Aloe, 1 Loth Myrrhen— eſſenz; des Abends füllt man das Geſchwür mit wei— cher Heede aus, die recht dick mit einer Salbe aus 1 Quentchen Präcipitat, 1 Loth Terpentin und 1 L. Schweinefett beſtrichen iſt. Sollte das Geſchwür dennoch immer tiefer freſſen, ſo macht man am abhän— gigſten Theile deſſelben eine Offnung mit dem Meſ— ſer zum Abfluß des Eiters und der Jauche. Erſcheint der Eiter übelriechend, ſo wäſcht man das Geſchwür täglich einmal mit einer Auflöſung von 1 Loth Chlor— kalk in / Quart Waſſer, und ftreut des Abends von folgendem Pulver recht dick in das Geſchwür ein: Kampfer und rother Präcipitat, von jedem 1 Quent— chen, Kohlenpulver und Eichenrinde, von jedem 2 Loth. b) Der Mähnengrind, ſ. oben Räude. e) Verletzungen durch das Zuggeſchirr kommen häufig am Halſe und an der Bruſt vor. Bei bloßen Anſchwellungen und Hautverletzungen ent— ferne man auf einige Zeit das Kummet, und waſche die Wunde fleißig mit einem Theile Eſſig und einem Theile Waſſer, oder wende das Goulard'ſche Waſſer an. Hat ſich aber ein Fiſtelgeſchwür gebildet, ſo muß daſſelbe nach der Seite hin zum Abfluß des Eiters geöffnet und die Wunde alsdann täglich mit Aloe: und Myrrhentinktur ausgeſpritzt werden. 14) Widerrüſtſchaden (Satteldruck). Man verſteht hierunter Geſchwülſte, Wunden, Fiſteln und Geſchwüke, die durch ſchlechte Sättel und Kummete entſtehen. Anfangs bildet ſich auf dem Widerrüſte eine heiße, ſehr ſchmerzhafte, bedeutende Geſchwulſt, die nach 6 bis 8 Tagen in Eiterung übergeht und ſo bösartig werden kann, daß ſie gar nicht zu heilen iſt. Bloße Anſchwellungen ohne Eiter kann man mit Goulard'ſchem Waſſer, oder Eſſig und Waſſer, oder durch Auflegen und Feuchthalten von grünem Raſen, oder auch mit einem Umſchlag von Lehm und Eſſig heilen. Bei vorhandenem Eiter macht man aber zum Ausfluß deſſelben einen breiten Schnitt in die Ge— ſchwulſt, reinigt dieſelbe mit lauwarmem Waſſer und wäſcht ſie täglich drei- bis viermal mit einem Waſſer aus Kupfervitriol und Alaun, von jedem 2 Loth in ½% Quart Waſſer, 6 bis 8 Tage lang. Gefähr— lichere Grade gehören in die Behandlung des Thier— arztes. Rind vieh zucht. Das Rind hat im Oberkiefer keine, im Unter— kiefer 8 Schneidezähne und auf jeder Seite in jedem Kiefer 6, zuſammen alſo 24 Backzähne. Sämmtliche Zähne werden im Verlaufe des Heranwachſens des jungen Viehes gewechſelt. Das Kalb bringt ge— wöhnlich 4 Schneidezähne und einige Badzähne mit auf die Welt. Gegen drei Monate hin kommen die andern Vorderzähne im Unterkiefer, bis fie auf 8 vervollſtändigt ſind; gegen das Ende des erſten Jah- res fallen die 2 mittlern wieder aus, wofür aber in | 1 ö ö ‚ Die Rindviehzucht. 14 Tagen zwei neue an ihre Stelle kommen. Im 16ten Monate fallen die beiden nächſtfolgenden aus, und im dritten Jahre endlich verliert das Thier die 4 übrig gebliebenen Vorderzähne, welche durch neue erſetzt werden. Übrigens geht der Zahnwechſel beim Rindviehe weniger regelmäßig als beim Pferde oder Schafe von ſtatten. Indeſſen iſt das Alter des jun— gen Rindviehes bis zum fünften Jahre immer ziem— lich genau aus den Zähnen zu erkennen, indem ſich die gewechſelten Zähne von den Milchzähnen durch Größe und Glanz ſehr leicht unterſcheiden. Das Alter des Rindviehes, beſonders der Kühe, läßt ſich auch einigermaßen an den Hörnern erkennen, an welchen nach jedem Kalben eine ringartige Erhaben— heit ſichtbar wird; nach der Zahl dieſer Ringe be— rechnet man nun das ungefähre Alter der Kuh. Hat ſie ein Jahr gelte geſtanden, alſo nicht gekalbt, ſo iſt dies durch einen größern Zwiſchenraum zu erkennen, welcher dann für zwei Jahre zählt. Da bei manchen Kühen jene Ringe unkenntlicher erſcheinen, ſo muß man mehr von der Beſchaffenheit der Hörner über— haupt auf ihr Alter ſchließen, indem dieſe von der Zeit an, wo das Rindvieh ausgewachſen iſt, gegen die Wurzeln hin immer dünner werden. Auch bei dem Ochſen ſetzen ſich vom vierten Jahre kleine Ringe an den Hörnern nächſt dem Kopfe an, die jedoch noch weit ſchwerer genau zu erkennen ſind. Über— haupt iſt es ſehr ſchwierig, das Alter der Ochſen, wenn ſie über das fünfte Jahr hinaus ſind, mit einiger Zuverläſſigkeit zu beſtimmen. Das Rindvieh erreicht ein Alter bis über 20 Jahre, obſchon nicht mit gleichbleibender Nutzbarkeit. Mit dem zwölften, höchſtens dem vierzehnten Jahre an läßt das Milch- und Zugvieh gewöhnlich in der Milch oder in der Arbeit nach, weßhalb es dann räthlich iſt, ſeinen Lebenslauf durch das Schlachten zu beendigen. Doch giebt es hier in Folge einer frü— hern zweckmäßigen Erziehung und guten Pflege des Viehes viele Ausnahmen. Das Rind wird zu allen Zeiten brünſtig; ſeine Trächtigkeit dauert im Durchſchnitt 285 Tage, bei ſtarkem Vieh oft etwas länger, bei jungem Vieh, be— ſonders bei erſter Trächtigkeit, auch etwas kürzer. RNindviehraſſen. Unter dem Rindvieh giebt es verſchiedene Raſſen, welche ſich allmälig durch die Einflüſſe des Klimas und des Aufenthaltsorts, durch die Beſchaffenheit und Menge der Nahrung, ſowie durch die bei der Paarung getroffene Auswahl der Zuchtthiere gebil— det haben. Wo das Rindvieh ſeine meiſte Lebens— dauer in einer gewiſſen Freiheit auf der Weide zu— brachte und die Thiere in Beziehung auf Begattung ganz ſich ſelbſt überlaſſen find, hat es allerdings ſehr lange gedauert, bis ſich das Rindvieh in der durch die Verhältniſſe bedingten Eigenthümlichkeit ſo weit ausgebildet hat, daß es einen dauernden gleichmäßi— gen Charakter und die Eigenſchaft einer gleichmä— ßigen Fortbildung bekam. Dieſe Raſſen haben die Eigenſchaft der Forterbung im höchſten Grade, und man kann ſie, wo ſie ſich noch nicht durch Vermi— 455 ſchung mit andern verändert, ſondern in ihrer Ei— genthümlichkeit erhalten haben, Landraſſen nen— nen, ſowie man auch die Thiere einer ſolchen Raſſe Landpvieh nennt. Dergleichen Raſſen werden je doch nur noch ſelten unvermiſcht gefunden, obſchon ſie fuͤr den Viehzüchter von großer Wichtigkeit ſind. Weit ſchneller dagegen haben ſich diejenigen Raſſen gebildet, wo man befondere Aufmerkſamkeit auf die Auswahl der Zuchtthiere, mit beſonderer Berückſich— tigung ihrer eigenthümlichen Raſſezeichen, verwen— det hat. Indeſſen ſind ſie ebenſo ſelten rein, als die Landraſſen. Am ſchnellſten find Raſſen durch Kreu— zung oder Vermiſchung zweier verſchiedener Raſſen oder durch Inzucht von einer und derſelben Raſſe ge— bildet worden. Je weniger Abweichungen in einer Raſſe vorkommen, um ſo konſtanter (feſtſtehender) und reiner iſt ſie. Jede Raſſe beſitzt einen gewiſſen Charakter, der ſich in ſichern Merkmalen zu erkennen giebt. Dieſe Zeichen beruhen theils auf den Bau des Körpers und dem Verhalten einzelner Theile deſſelben zu einander, theils in der Wahrnehmung gewiſſer Eigenſchaften. Man hat verſchiedene Eintheilungen der Raſſen nach gewiſſen allgemeinen Hauptraſſen vorgenom— men. So haben z. B. die Engländer keine andere Eintheilung ihrer Rindviehraſſen, als die nach den Hörnern, nämlich: langgehörnt, kurzgehörnt und ungehörnt. Viele nehmen nur die Eintheilung von Höhe- und Niederungsraſſen an. Andere unterſcheiden wieder nur großes weißes Vieh (Niederungsvieh) und kleines rothes (Bergvieh). Beſſer nimmt man drei Eintheilungen an, nämlich: Niederungsraſſen, Höhelandsraſſen, Gebirgsraſſen. 1) Niederungsraſſen. Man begreift dar— unter hauptſächlich nur die in den Niederungen nächſt der Nord- und Oſtſee einheimiſchen Raſſen. Dieſe zeichnen ſich vornehmlich aus: durch langen, ſchma— len Kopf mit kurzen, meiſtens ſtark nach vorn geneig— ten Hörnern; durch einen langen und dünnen Hals; durch einen langen, mehr nach unten gewölbten Leib; durch breites, nach hinten ſtark abfallendes Kreuz; durch merklich hervorſtehende Hüftknochen und durch einen langen, ſehr tief angeſetzten Schweif und hohe Beine. Faſt alle hierher zu zählenden Raſ— ſen gehören zu den größten. Haut und Haare ſind fein, und letztere von Farbe meiſtens ſcheckig. Dieſe Raſſe giebt vorzüglich viel Milch, die aber an Güte der von andern Raſſen nachſteht, und dürfte daher für die Nähe großer Städte zu empfehlen ſein, wo— hin ſtarker Milchabſatz ſtattfindet. Nächſt der Milch— ergiebigkeit iſt die Maſtfähigkeit in Betracht zu zie hen. Indeſſen bewähren ſich beide Eigenſchaften, beſonders die letztere, nur dann, wenn die Thiere von dieſen Raſſen eine ſehr reichliche Nahrung er— halten. Zum Zuge iſt dieſes Vieh wenig geeignet, da die Ochſen zu ſchwer und plump werden. Dieſe Raſſen ſind im Ganzen weichlich, erfordern ein ſehr gewähltes Futter, bei ſchlechterem ſchlagen ſie ſo— gleich zurück, fallen ab und verfagen faſt allen Er: trag. Man macht von ihnen folgende Abtheilungen: a) Eigentliche Niederungsraſſen. Die 456 V ie ; holländiſche Raſſe kommt mit den angegebenen Bezeichnungen der Niederungsraſſen am meiſten überein und ſehr wahrſcheinlich iſt dieſe Raſſe auch der Stamm aller übrigen Niederungsraſſen. Sie iſt 9 Centner lebenden Gewichts findet. Die beinahe feſtſtehende Farbe dieſer Thiere iſt ſchwarz und weiß— geſcheckt. Der Knochenbau iſt mehr fein und zarter als bei dem übrigen Niederungsviehe. Erhält das holländiſche Vieh reichlich nahrhaftes Futter, ſo iſt es ungemein Milchreich und läßt ſich leicht und gut mäſten. — Die frieſiſche Raſſe. Unter dieſer Raſſe begreift man häufig alles Niederungsvieh der Küſtenländer an der Oſt- und Nordſee, alſo auch das holländiſche; von dieſem unterſcheidet ſich aber jenes darin, daß es ein weniger abſchüſſiges Hin— tertheil und weniger dünnen Hals beſitzt und in den Farben mehr wechſelt. Im Ganzen ſind jedoch auch beide Raſſen ſo nahe verwandt, daß man ſie immerhin zu einer rechnen kann. Als Nebenraſſen— ſind auch hierher zu rechnen, die oldenburger und bremer Raſſe. Die oldenburger Raſſe zeich— net ſich als Milchvieh beſonders aus, iſt jedoch im Übrigen weniger groß als die frieſiſche, und mehr. ſtarkknochig und hängbäuchig. Die Farbe iſt mei: ſtens graublau und weißgefleckt. Auch dieſe Raſſe verlangt, ſoll ſie anders ihre guten Eigenſchaften behalten, gut und reichlich genährt zu werden, da fie bei magerer Koft unendlich verliert. — Die O dderbruchraſſe ift eine dem frieſiſchen Vieh nahekommende Raſſe. Sie iſt feinknochiger, meiſt braunroth gefleckt und der Schwanz etwas höher angeſetzt. Durch Vermiſchung dieſer Raſſe mit den Landraſſen hat ſich in einem Theile der Mark und in einem Theile von Schleſien ein tüchtiger Land— viehſchlag gebildet, welcher ganz vorzüglich gute Ochſen liefert. — Das danziger und tilſiter Niederungsvieh (Nährungsvieh) iſt unter dem— ſelben das größte, kommt aber außer dieſen nicht gut fort. b) Die hochveredelte Niederungsraſſe. Als ſolche wird die engliſche Holderniß- (kurz— gehörnte) Raſſe beſonders bezeichnet. Sie iſt ſchon lange aus Holland nach England verpflanzt und hier durch Inzucht oder durch Kreuzung in einzel— nen Theilen verändert und noch vergrößert worden. Der Kopf iſt kleiner, der Leib länger und höher gewölbt und das ganze Hintertheil voll und ſtärker, als bei der holländiſchen Raſſe. Die Farbe iſt mei— ſtens roth und weiß, zuweilen getigert. Es erlangt dieſes Vieh die höchſte Größe, welche man bis jetzt beim Rindvieh hat erreichen können, und gemäftete Ochſen ſollen ausgeſchlachtet ein Gewicht von 20 Centner gegeben haben. Überhaupt rühmt man von dieſer Raſſe Maſtfähigkeit und Milchergiebigkeit in gleich hohem Grade; doch verlangt ſie viel und ausgewähltes Futter und iſt ſehr weichlich. e) Dem eigentlichen Niederungsviehe noch naheſtehende, zum Theil in das Höhe— landsvieh übergehendeRaſſen. Die Striche von Brabant, Flandern, Limburg, Jülich und am Niederrhein haben eine Viehart, welche viele Einmiſchung vom holländiſchen Vieh hat, oder vielleicht mit ihm eines Urſprunges iſt. Dieſe Vieh— raſſen zeigen ſich im Ganzen nicht ſehr konſtant und können daher nicht ganz entſchieden als beſondere Raſſen angenommen werden. Daſſelbe gilt von den holſteiniſchen, mecklenburgiſchen und andern nieder— ſächſiſchen Raſſen, die eigentlich nur Schläge bil— den. Sie ſind meiſtens kleiner als das eigentliche Niederungsvieh. — Die jütländiſche Raſſe, in ihrer Heimath und deren Nachbarſchaft ſehr ge— ſchätzt, iſt von weit feinerem Bau und im Durch— ſchnitt kleiner, als die frieſiſche. Die Haare ſind ſehr fein und meiſt mausfarbig. Dieſe Raſſe wird als Milch- und Maſtvieh ſehr gerühmt und ſoll ſich auch bei einer Verſetzung in andere Gegenden gut halten. — Die podoliſche (polniſche, unga— riſche) Raſſe kommt als Schlachtvieh nach Deutſch— land. Dieſes Vieh weidet meiſtens in den gras— reichen Ebenen, und gleicht im Hauptbaue des Kör— pers dem Niederungsviehe; doch ſind die Hörner außerordentlich lang aus- und aufwärts gekrümmt, das Wildheit verrathende Auge anders geſtellt; der Leib iſt etwas ſchmal, die Hüfte ſind breit und her— vorſtehend. Die Farbe iſt durchgängig aſchgrau. In der Heimath wird dieſes Vieh gar nicht oder nur wenig gemolken, iſt daher das am wenigſten milch— ergiebige, obſchon die Milch fett iſt; dagegen wird es vornehmlich als Maſtvieh gerühmt, beſonders weil es innerlich ſehr viel Talg anſetzt. 2) Die Höhelandsraſſen. Hierher gehören hauptſächlich die gewöhnlichen deutſchen Landraſſen. Allgemeine Raſſezeichen ſind: der Kopf iſt häufiger ſchmal als breit, meiſtens mit größern Hörnern als beim Niederungs- und Gebirgsvieh; der Hals iſt mäßig lang, mit mehr oder weniger Wamme; der Leib ſehr abweichend bei den einzelnen Raſſen, bei den beſſern gut gewölbt und mäßig lang; der Schwanz iſt meiſtens weder hoch noch tief ange— ſetzt; der Knochenbau iſt meiſtens fein; die Größe überſteigt ſelten die Mittelgröße, und iſt häufiger darunter; die Farbe iſt größtentheils roth, roth— braun, rothgelb, gelb, zuweilen blaugrau, ſeltener gefleckt. Die beſſern Höhelandsraſſen ſind ſtark und abgehärtet, und deßhalb vorzüglich als Zugvieh brauchbar; die veredelten Landraſſen find vorzüg— liches Maſtvieh, weniger zeichnen ſie ſich in der Regel in der Milchergiebigkeit aus, wiewohl ſich € » Die Rindvieh zucht. nicht ſelten auch in dieſer Hinſicht ſehr nutzbare Thiere darunter finden, und man aus der einheimi— ſchen Landraſſe ſchon oft einen einträglichern Milch— viehbeſtand erzogen hat, als ihn Andere durch den koſtbaren Ankauf ausländiſcher, gerühmter Raſſen erlangten. Im Allgemeinen beſitzen die Höhelands— raſſen weit mehr Verſchiedenheit unter ſich, als die Niederungsraſſen, und ſind in manchen Gegenden Deutſchlands ſehr heruntergekommen. a) Eigentliche Höhelandsraſſen. Man kann deren eine nicht unbeträchtliche Zahl anführen; doch haben ſie ſich nur an wenigen Orten rein er— halten, da die meiſten dieſer Raſſen in neuern Zeiten auf mannigfaltige, oft ganz unzweckmäßige Weiſe gekreuzt worden ſind. Wo ſie ſich rein erhalten haben und zweckmäßig gepflegt worden ſind, gehören ſie unfehlbar zu den beſſern Raſſen des Rindviehes. Man rechnet hauptſächlich hierher: Die fränkiſche Raſſe, die ſich in einem großen Theile von Fran— ken und Thüringen, beſonders rein aber auf dem Rhöngebirge verbreitet findet, iſt von mittlerer Größe und brauner Farbe, eignet ſich vortrefflich zur Maſt, liefert gute Zugochſen, und iſt auch ein mittelmäßig gutes Milchvieh. Dieſe Raſſe wird ſich beſonders vortheilhaft für ſolche Gegenden zeigen, welche wegen zum Futterbau ſchlecht geeigneten Bodens auch nur eine mäßige Fütterung gewähren können. — Die vogelsberger Raſſe, in Oberheſſen, der vori— gen ſehr ähnlich, aber kleiner, fein gebaut, von kaſta— nienbrauner Farbe. Die Kühe geben im Verhältniß zu ihrer Größe und des bedürfenden Futterquantums eine bedeutende Menge guter Milch. — Die an— ſpachiſche Raſſe, durch Kreuzung mit dem der fränkiſchen Raſſe gleichkommenden Viehe und dem Schweizer- und dem friesländiſchen Viehe entſtan— den; iſt meiſt weiß über dem Rücken, an den Seiten rothgefleckt, auch vorherrſchend dunkelbraun und weißgefleckt, langgeſtreckt und von anſehnlicher Größe. Dieſes Vieh hat im Ganzen ein mehr ruhiges Tem— perament, weßhalb es auch bei gringerem Futter in einem guten Zuſtande verbleibt Dieſe Raſſe liefert gutes Schlacht-, beſonders aber gutes Zugvieh; in der Milchergiebigkeit ſteht es aber andern Raſſen nach. — Die voigtländiſche Raſſe bildet mit einer kleinen Abweichung in Böhmen die Egerlän— der Raſſe, und hat im Ganzen viel Ahnlichkeit mit der Tyroler Raſſe. Sie gehört unter die beſten deutſchen Landraſſen, die beſonders gutes Zug- und Maſtvieh liefert, aber nur noch ſelten in ihrer Voll: kommenheit unausgeartet zu treffen iſt. Das Vieh iſt nur von mittlerer Größe, aber in allen Theilen ſehr kräftig gebaut. Die Farbe iſt in der Regel roth— braun mit etwas hellerem Maule und helleren Bei— nen. — Die Weſterwälder Raſſe, eine in den Rheingegenden als Milch- und Maſtvieh geſchätzte Raſſe. Sie iſt nicht viel größer als die Vogelsberger, ziemlich großgehörnt, dunkelbraun von Farbe mit mei— ſtens weißem Kopfe. — Von den in Schwaben ein— heimiſchen Landraſſen iſt die Schwäbiſch-Halliſche und Schwäbiſch-Limburgiſche (beide gewöhnlich Halliſche genannt) die ausgezeichnetſte, von rother, mehr dunkler Farbe, häufig weiße Stirn und Naſe Kirchhof, Landwirth. * 457 (Bläſſe). Dieſes Vieh zeichnet ſich beſonders durch eine janfte und weiche Haut, guten Bau, ſchöne und find, da man fie gewöhnlich ſchon frühzeitig zuläßt, ſo werden doch die berühmten großen ſchwäbiſchen Ochſen zum größern Theile davon gezogen. — Die ſchleſiſche Raſſe, mittelmäßig groß, von ver— ſchiedener Farbe, ſehr häufig aber braunroth gefleckt, und die Schwanzwurzel faſt in einer geraden Linie mit dem Rückgrat angeſetzt. Liefert gutes Schlacht— vieh, gute Arbeitsochſen und gehört in Betreff der Milchergiebigkeit unter die beſſern Arten. — Die ungehörnte Raſſe, hauptſächlich in England einheimiſch, hat ſtatt der Hörner oben auf dem Kopfe eine ſtark mit Haaren bewachſene, kolbenartige Er— höhung. Der Suffolker Stamm hiervon gilt, wahr— N N 2 \ IR 2 a L>-2— | Te: ſcheinlich wegen ſeines hängenden Bauches und ſpitzen Rückens und der zuweilen etwas ſchief ge— ſtellten Beine, als ein häßliches Vieh, das aber gut im Milchertrage ſein ſoll. Die Farbe iſt rothbraun und rothgelb, zuweilen ſcheckig. b) Hochveredelte Höhelandsraſſen. Dahin gehören einige der berühmteſten engliſchen Raſſen, die wahrſcheinlich aus einer, unſerm beſſern deutſchen rothen Landvieh ganz ähnlichen Raſſe ge— züchtet ſind, indem man dabei die höchſte Vollkom— menheit für Maſtvieh im Auge gehabt hat, indem ihr ganzer Bau überhaupt der Art iſt, daß man nicht leicht ſchöneres Vieh ſehen kann. Die Kühe geben wenig, aber ſehr fette Milch, und die Ochſen ſollen auch gut zum Zuge ſein, und nicht ſelten 15 bis 18 Centner Schlächtergewicht 3 458 Bote 3) Die Gebirgsraſſen. Man verſteht hier— unter nur die Raſſen der Schweiz, Tyrols und der Voralberge. Die Raſſen anderer Gebirgsgegenden Deutſchlands gehören mehr unter die Höhelands— raſſen. Allgemeine Raſſezeichen ſind: kurzer Kopf, mit breiter Stirn und breitem Maul, feinen, mehr ſeitwärts oder aufwärts gebogenen Hörnern; dicker kurzer Hals, meiſtens mit ſtarker Wamme; breite und ſtarke Bruſt; gedrungener, ſtark gewölbter Leib; hohes und breites Kreuz; langer, zum Theil hoch angeſetzter Schwanz; kurze und ſtarke, meiſtens weit geſtellte Beine; der Knochenbau bei vielen ſchwer, bei manchen ſogar plump, bei einzelnen Raſſen aber auch fein; verſchiedene Größe, indem ganz kleines bis zu ganz großem Vieh hierher gehört; die Farbe iſt größtentheils dunkel, häufig mit hellern Streifen über den Rücken, auch roth- und ſchwarzſcheckig. Sie geben im Verhältniſſe ihrer Größe und des Fut— terbedarfs nur eine mäßige Menge Milch, die aber von vorzüglicher Beſchaffenheit iſt. Obſchon dieſe Raſſen theilweiſe auch Anlage zur Maſtung beſitzen, jo kann man doch die größeren wegen des ſtarken Knochenbaues und die feingebauten, weil ſie zu klein ſind, nicht zu den beſonders zur Maſt geeigneten Raſſen zählen, und ihnen eben ſo wenig beſondere Tauglichkeit zum Zuge beimeſſen. a) Eigentliche Gebirgsraſſen. Man rech— net dahin: die Schweizer Raſſen. Man unter— ſcheidet hier vornehmlich wieder drei von einander abweichende Raſſen, als: die große, meiſt roth— oder ſchwarzſcheckige Raſſe des Berner Unterlandes und des Cantons Freiburg, häufig auch Simmen— thaler genannt. Dieſes am meiſten von der Schweiz TUR — ee aus nach Deutſchland in den Handel gekommene Vieh iſt häufig von grobem Knochenbaue und außer— ordentlich groß. Die Kühe davon ſind weichlich und verlangen, wenn ſie ihre Schönheit erhalten ſollen, vieles und gutes Futter, ohne aber einen befriedigen— den Milchertrag zu gewähren. Die Ochſen ſind we— der zum Zuge noch zur Maſt beſonders ausgezeich— net. — Die zweite Schweizer Raſſe iſt die des Can— tons Schwyz, am reinſten und vollkommenſten auf dem Rigi; iſt etwas kleiner als die vorige; der Kopf länger, der Hals dünner, das Kreuz breit, der Rücken haͤufig eingeſenkt. Die Farbe iſt gewöhnlich fahl— ſchwarzbraun, mit etwas lichten Streifen über den Rücken, hellern Farben am Bauche und in den ſtark behaarten Ohren. Dieſes Vieh, zwar weniger ſchön i u ch als voriges, ſoll in der Milchergiebigkeit das vorzüg— lichſte der Schweiz ſein; zugleich bringt es außer— ordentlich große Kälber, ſowie auch ſeine Maſtfähig— keit gerühmt wird. — Die dritte Schweizer Raſſe iſt die kleinere, meiſtens faſt ganz ſchwarze oder dun— kelſchwarzbraune Raſſe im Canton Uri, iſt fein und ſchön gebaut und als Milchvieh ſehr geſchätzt. — Die Tyroler Raſſe, iſt eine unter der mittlern Größe bleibende, ſehr conftante Raſſe, mit langem und ſchön gewölbtem Leibe, breitem Kreuze, hochan— geſetzter Schwanzwurzel, feinen, kurzen, geraden und weit geſtellten Beinen; die Farbe iſt faſt durchgän— gig glänzend kaſtanienbraun. Dieſe Raſſe liefert mit— telmäßiges Zug- und gutes Maſtvieh, und giebt mittelmäßig, obſchon ſehr gute Milch. — Die Bor: arlberger Raſſe iſt größtentheils dunkelſchwarz, mit lichten Streifen über den Rücken und Hals; iſt ein ſchönes, ziemlich großes Vieh. Es ſoll ſich auch bei etwas geringerem Futter gut halten, gute Milch— fühe liefern und zugleich gut zur Maſtung fein. b) Dem Gebirgsvieh naheſtehende Raſ— fen. Hiervon find anzuführen: Die Allgauer Raſſe, in Würtemberg und Oberſchwaben verbrei— tet, gehört eher zu den kleinen als großen Raſſen, hat einen kleinen Kopf mit breiter Stirn und breitem AI = EV — ͤ—— Maul, kleine, feine Hörner, ziemlich ſtarken, mit Wamme beſetzten Halſe, mehr erhöhtes, als abfal— lendes Kreuz. Die Farbe wechſelt zwiſchen grau und bläulich, fahlgelb und ſchwarzbraun. Rücken, Kopf und Haaren im Inner der Ohren ſind gewöhnlich heller, Seiten und Schwanzbüſchel dunkler; iſt als gutes Milchvieh vorzüglich geſchätzt. — Die Merz- thaler, auch Murthaler Raſſe, in Oberſteier— mark, hat viel Ahnlichkeit mit der vorhergehenden, iſt jedoch größer, höher in den Beinen, heller von 1 Die Rindviehzudt. Farbe und hat öfters einen etwas eingeſenkten Rücken. Dieſelbe iſt in neuern Zeiten als eine der vorzüg— lichſten, allen Anforderungen am meiſten entſpre— chenden gerühmt worden. So ſehr man ſich in frühern Zeiten beſtrebte, in den ebnern oder mäßig bergigen Gegenden die Rind— viehzucht durch Schweizervieh zu verbeſſern, ſo iſt man doch in neuern Zeiten ſehr davon zurückgekom— men, und man ſucht die Veredelung mehr durch die dem Gebirgsvieh nahe ſtehenden Raſſen und die vor— züglihen Landraſſen zu bewerkſtelligen. Das Samenrind oder der Bulle ſoll einen kurzen, dicken Kopf, breite, krauſe Stirn, ſchwarze muntere Augen, kurze, dunkle Hörner, lange, wohl behangene Ohren, große Naſenlöcher, ſchwarzes Maul, ſtarken, fleiſchigen Hals, breite Bruſt, ge— ſtreckten Leib, kurze Beine, langen, wohlgewachſenen Schwanz und einen muntern, dreiſten Gang haben. Vorzüglich muß er von einer milchreichen Kuh abſtammen. Als Eigenſchaften einer guten Milch- und Zuchtkuh find folgende angegeben: fie ſoll einen ſtarken, vom Rückgrate abfallenden, tief herabhän— genden Bauch, ein breites Kreuz und ein feines Knochengebäude haben. Das Euter muß groß, aber nicht fleiſchig, ſondern weich und voll ſtarker Milch— adern ſein und mehr rückwärts zwiſchen den Beinen hängen. Kopf, Beine und Hals müſſen dünn ſein. Bei eigener Zucht wähle man nur Zuchtkälber von guten, milchreichen Kühen, die geſund ſind. Dem— nächſt gelten ein ſchlaffes Muskelſyſtem, ein gutmü— thiges, recht weibliches Anſehen, glänzende Hörner, ein langer und dünner Schwanz, glatte und feine Haare als Zeichen einer guten Milch- und Zuchtkuh. Als Zeichen eines guten Zugochſen nimmt man an: einen breiten Bau, ſtarken Hals und Nak— ken, breite Bruſt, hohe Wölbung des Gerippes, vor— zügliche Breite in den Hintertheilen, bewegliche Schultern, ſtarkes Rückgrat, geſunde und gelenkige Beine und einen guten Huf. Mit den Hinterfüßen dürfen ſie ſich nicht ſtreichen, aber auch keinen Bogen machen. Das Anſehen muß munter, aber nicht ſcheu und unbändig ſein. Das Temperament ſoll nicht zu hitzig und nicht zu phlegmatiſch ſein, und der Ochſe muß Gelehrigkeit und Folgſamkeit zeigen. Große und reine, glatte Hörner ſind ein Zeichen der Geſundheit und Kraft. Da man den Ochſen gewöhnlich nur bis zum zehnten oder zwölften Jahre als Zugthier beibehält, und ihn ſodann mäſtet, ſo muß man auch bei ihm beſonders darauf ſehen, daß mit den Eigen— ſchaften der Tauglichkeit zum Zuge, auch die der Maſtfähigkeit verbunden ſind. Als günſtige Zeichen für die Maſtfähigkeit werden angeſehen; ein mehr großer als kleiner Kör— per, der jedoch kein ſchweres Knochengebäude hat, vielmehr eine ſtarke Neigung zeigt, auf den beſſern Theilen des Körpers viel Fleiſch und im Innern viel Talg anzuſetzen. Ferner ein langer, tonnenförmig gewölbter Leib, ein breites und langes Kreuz, volle Bruſt und runde Schenkel. Der Kopf ſoll klein, der Hals nicht zu dick und die Beine kurz, aber weit ge— ſtellt fein. Je weicher ſich die Haut anfühlt, je nach— 459 giebiger, poröſer, ſchwammiger das Zellgewebe dar— unter erſcheint, um ſo beſſer ſind die Anzeichen zur Maſtung; auch ein ruhiges, ſanftes Temperament iſt dabei zu beobachten. Die Kühe von vorzugsweiſe zur Maſtung geeigneten Raſſen halten ſich gewöhn— lich gut bei Leibe, haben häufig lange Hörner und kleine Euter, geben wenig, aber fette Milch. Bei andern Raſſen dagegen findet ſich ein bedeutender Grad von Maſtfähigkeit neben der Eigenſchaft, daß die Kühe gut in der Milch ſind, z. B. mehrere Land— und Gebirgsraſſen. Übrigens gelten viele Zeichen für Milchergiebigkeit auch für Maſtfähigkeit mit, als z. B. feine Haut, leichteres Knochengebäude u. ſ. w. Ein zu weit vorgerücktes Alter iſt nicht gut für die Maſt. Die Paarung. Hierbei iſt vornehmlich auf die vorliegenden Ver: hältniſſe zu achten; denn hier kann die Rückſicht auf Milchnutzung, dort auf Maſtung, hier auf Erlan— gung guten Zugviehes, dort auf Erzeugung recht ſchwer wiegenden Viehes für den Verkauf wichtiger ſein, was gleich bei der Aufzucht in Betreff der Wahl der Zuchtthiere in Betracht kommt. Bei der Rind— viehzucht iſt im Allgemeinen der nächſte Zweck, den Abgang des Rindviehes durch die Zuzucht zu ergän— zen, oder den Rindviehſtand zu mehren. Indeſſen können doch Umſtände ſtattfinden, unter welchen dieſe Ergänzung vortheilhafter durch Ankauf als durch eigene Aufzucht bewerkſtelligt wird, wie z. B. in der Nähe großer Städte, wo ein vortheilhafter Abſatz der Milch ftattfindet. Die Anzucht für einen etwa beabſichtigten Verkauf kann aber nur da einen eini— germaßen deckenden Nutzen geben, wo viel gute Wie— ſen und dabei Milchprodukte weniger lohnend abzu— ſetzen ſind. Bei der Paarung ſelbſt kommen folgende Umſtände in Rückſicht: 1) Die Auswahl der Zuchtthiere. Man wählt die Kühe und das Samenrind hierzu entweder aus der eigenen Herde, oder man ſchafft neue Kühe und Samenrind, auch wohl nur letzteres, dazu an. Die Wahl ſelbſt beſtimmt ſich nach dem Zwecke, der durch die Nachzucht erreicht werden ſoll, wobei man alle Verhältniſſe der eigenen Wirthſchaft und der Umgegend ſorgfältig in Erwägung ziehen muß, in— dem ſich hiernach herausſtellt, ob man beſſer durch vorzugsweiſe Rückſichtsnahme auf große Milchergie— bigkeit, oder Maſtfähigkeit, oder Zugkraft fahren wird, inſofern alle Eigenſchaften nicht in gleichem Verhältniſſe bei denſelben einzelnen Thieren ausge— bildet vorkommen können. Man hat demnach hierbei auf folgende Punkte Bedacht zu nehmen: a) Raſſe. Man wählt entweder eine einzige Raſſe, welche den beabſichtigten Eigenſchaften mög— lichſt entſpricht, und wählt dann aus dieſer Raſſe diejenigen zur Paarung, welche die Raſſezeichen im höchſten Grade beſitzen (Fortzucht). Hierbei be- abſichtigt man nur die möglichſte Ausbildung der Raſſe in ihrer Reinheit. Oder man wählt aus einer Raſſe Thiere mit beſondern hervorſtehenden, dem beabſichtigten Zwecke e Eigenſchaften 58 * N 460 Vi e h (Inzucht), durch welche endlich eine ganz neue Raſſe gebildet wird. Oder endlich man paart Thiere von verſchiedenen Raſſen in der Abſicht, durch die männlichen Thiere in der edlern Raſſe eine beſſere Nachzucht von den einer minder edeln Raſſe ange— hörigen weiblichen Thiere zu erhalten, ſo die an— dere Raſſe der erſten näher zu bringen und in den folgenden Generationen endlich ganz in dieſe um— zubilden, oder durch die Kreuzung zweier Raſſen eine dritte zu bilden, in der die Eigenſchaften beider verſchmolzen ſind. Auf die Abſtammung der zur Zucht zu wählenden Thiere iſt beſonders Rückſicht zu nehmen. Beabſichtigt man daher z. B. einen milchreichen Kuhſtand, ſo ſtelle man nur von guten Milchkühen Kälber auf, die Stammochſenkälber aber nur von den beſten. b) Die Blutsverwandtſchaft und Auf— friſchung des Blutes. Bei ganz conſtanten Raſſen kann die Fortzucht und Inzucht nicht nur ohne Nachtheil ſtattfinden, ſondern iſt ſelbſt zur ſchnellern Erreichung einer möglichſt gleichen und hohen Veredlung weſentlich förderlich. Je weniger conſtant aber die Raſſe iſt, zu welcher die gepaarten Thiere gehören, um fo mehr iſt Rückſchlag oder Ent: artung bei der Paarung in der Blutsverwandtſchaft zu befürchten. Wenn bei der Veredlung nur das männliche Thier einer conſtanten Raſſe angehört, ſo darf wohl der Vater mit der Tochter, aber nicht der Sohn mit der Mutter gepaart werden. Mit der Auf— friſchung des Blutes hat es eine ähnliche Bewandt— niß als mit der Blutsverwandtſchaft. c) Beſondere Eigenſchaften der Zucht— thiere ſind: Die Eigenſchaften des Bullen, der Kuh, des Zugochſen, die Milchergiebigkeit, die Maſtfähigkeit und beſondere Tauglichkeit zum Zuge. Siehe oben. d) Die Vererbungsfähigkeit iſt ein über— aus wichtiger Gegenſtand. Nach der Meinung Vie— ler vererbt der Vater mehr das Vordettheil, die Mutter mehr das Hintertheil des Körperbaues. In— deſſen finden hierin wenigſtens viele Ausnahmen ſtatt, und am meiſten ſcheint noch einzutreffen, daß der Kopf mehr nach dem Vater, als nach der Mut— ter ſich geſtaltet. Auch hängt die Größe der Jungen mehr von der Mutter als von dem Vater ab. Die Milchergiebigkeit erbt eben ſowohl von der Mutter auf die Tochter, als von der Mutter durch den Sohn auf die Enkelin. Die einzig ſichern Gründe, wo— nach man vorzugsweiſe Vererbung der Formen und Eigenſchaften zu erwarten berechtigt iſt, ſind und bleiben: edle, reine, conſtante Raſſe, Abkunft von in ihrer Art noch beſonders ausgezeichneten einzel— nen Thieren, lebhaftes Temperament, vollkräftiges Alter, gute, doch nicht zu fette Haltung, mäßige An— ſtrengung. 2) Das Alter zur Begattung. Hierbei kommt es darauf an, ob die Rinder von großer oder kleiner Raſſe ſind, ob ſie vollkommen zweckmäßig er— zogen wurden, und wie weit körperliche Größe als Hauptzweck der Zucht wünſchenswerth iſt. Da das Vieh von großen Raſſen eine längere Zeit zur Er— zu cht. langung der eigenthümlichen Größe und Stärke be— darf, namentlich wenn eine möglichſt ſtarke Körper— ausbildung beabſichtigt wird, ſo darf das Zulaſſen erſt in einem weit vorgerücktern Alter ſtattfinden, als bei kleinern Raſſen, und wo es vorzüglich auf den Milchnutzen und die Erziehung von Milchvieh ab— geſehen iſt. Schlecht gepflegtes Jungvieh darf nicht ſo zeitig zugelaſſen werden, als gut gepflegtes. Bei guter Pflege des Jungviehes nimmt man an, daß das Samenrind von der kleinen oder mittlern Raſſe mit 1½ bis 2 Jahren, von größern Raſſen aber mit 2 bis 21% Jahren an zum Sprunge verwendet werden kann, wobei es jedoch im Anfange zu ſchonen iſt; übrigens ſpringt es auch vom zweiten und dritten Jahre leichter und kräftiger als ſpäter. Die Schwei— zer, welche ſo viel auf großes Vieh halten, wählen gewöhnlich lieber einen Sprungſtier von 2 Jahren, und zuweilen noch darunter, und nur ungern einen ſolchen, der über 3 Jahre alt iſt. Bei den Kühen nimmt man an, daß die von kleinen und mittelgro— ßen Schlägen mit 2 Jahren, die von großen Raſſen aber, und beſonders da, wo man einen Viehſtand von beſonderer Größe zu erziehen beabſichtigt, mit 2½ bis 3 Jahren zugelaſſen werden. Indeſſen kom— men die Erziehungskoſten einer Kuh viel höher, wenn ſie ſpäter trächtig wird, und dieſer Mehrauf— wand ſteht in keinem Verhältniſſe mit dem Mehr— werth einer etwa etwas größern Kuh. Gutgefütterte Kuhkälber kommen, wenn ſie älter ſind, ſchwerer zu als jüngere und kalben auch ſchwerer. Übrigens wird das Wachsthum einer jungen Kuh während ihrer erſten Trächtigkeit, wenn ſie nur gut gefüttert wird, keineswegs unterbrochen, denn ſie wird erſt dann angegriffen, wenn ſie Milchnutzung giebt. Es erſcheint daher räthlich, das Rind im Allgemeinen, ſobald ſolches nur gut und kräftig erzogen worden, dann zuzulaſſen, ſobald ſich der Geſchlechtstrieb zeigt, wie dies auf den großen Marſchen der Nieder— länder, wo das Rindvieh auf den Weiden ſich faſt ganz überlaſſen bleibt, der Fall zu fein pflegt, wo die Begattung oft ſchon mit 12 bis 15 Monaten erfolgt. Bei einer ſpätern Befruchtung werden die jungen Rinder zwar ſchnell und ſtark herauswachſen, und zu einer Zeit einen ſtärkern Fleiſchanſatz entwickeln, wo er noch keinen Vortheil bringt, wogegen ſie aber an Anlage zu gutem Milchertrage verlieren. Den größten Nachtheil verurſacht es aber, das Rind zu jung zukommen zu laſſen, zumal je kärglicher es ge— nährt worden. Das Samenrind benutzt man nicht über 5 Jahre, die Kuh nicht über 12 bis 14 Jahre, Ausnahmen können nur durch die Vorzüglichkeit der Thiere gerechtfertigt werden, wie dieſe dann auch bei den Kühen häufig vorkommen. 3) Die Stückzahl der Kühe für ein Sa— menrind. Bei der Weidewirthſchaft, wo die Brunſt— zeit der Kühe im erſten Frühjahre fällt, kann in der Regel ein Samenrind nur 30 Kühe mit Sicherheit ohne Nachtheil beſpringen; bei der Stallfütterung aber, wo die Brunſtzeit ſich faſt auf's ganze Jahr vertheilt, kann man auf 60 bis 80 Kühe ein Sa— menrind rechnen. Man findet allerdings nicht ſel— ten, daß ein Bulle wohl 100 und mehr Kühe zu Die Rindvieh zucht. beſpringen hat; die nachtheiligen Folgen bei der Nachzucht ſind dann aber auch unausbleiblich. 4) Die Begattung ſelbſt betreffend, ſo muß man den Trieb der Brünſtigkeit einer Kuh, (Rin— dern, Brummen u. ſ. w.) ſorgfältig wahrnehmen. Bei gut genährten Kühen ſtellt ſich der Trieb zur Begattung zuweilen ſchon 3 bis 4 Wochen nach dem Kalben ein; doch ſoll man, bevor 2 Monate nach dem Kalben verfloſſen ſind, keine Kuh zulaſſen; am beſten iſt es aber, wenn die Empfängniß erſt nach 3 Monaten erfolgt, wo dann die Geburt 1 Jahr nach der vorhergegangenen fällt. Wird die Kuh beim erſten Rindern nicht zugelaſſen, ſo wieder— holt ſich dies nach Verlauf von 3 Wochen und jo fort. Ein ein- bis zweimaliges Übergehen der Rin— derzeit ſchadet nicht, das Zukommen aber länger zu verſchieben, iſt nicht räthlich. Das Rindern aber macht ſich bemerklich durch Unruhe, Wildheit in den Augen und dem Geſichte, ungewöhnliches Schreien und Brüllen, aufgedunſene, ſchleimige Geburts— theile, Reiten auf andern Kühen, Entziehen oder Anhalten der Milch. Wenn man den Eintritt der Brunſtzeit gleich vom Anfange an beobachtet, ſo iſt der günſtigſte Zeitpunkt zum Empfangen etwa 12 bis 24 Stunden nachher, obſchon die Brunft ge— wöhnlich 36, auch wohl 48 Stunden dauert. Bei mehr fetten und vollblütigen Thieren, bei welchen ſich der Geſchlechtstrieb ſehr ſtark zeigt, wird em— pfohlen, das Ende der Brunſtzeit zur Begattung ab— zuwarten, oder ihnen auch, ehe man dieſe erfolgen läßt, einige Pfund Blut abzunehmen. Um das Rin— dern, wenn es zu lange ausbleibt, zu befördern, wird empfohlen, die Milch einer andern brünſtigen Kuh derjenigen, welche brünſtig werden ſoll, zum Saufen zu geben, auch Hanfſamen, Baldrian, Lin— ſen, Hafer mit Salz u. ſ. w. zu verabreichen; der Erfolg dieſer Mittel iſt aber ungewiß. Iſt die Kuh in einem geſchwächten Zuftande, jo muß man beſſe— res Futter verabreichen; iſt die Kuh dagegen zu gut genährt und zu fett, ſo bricht man an Futter ab und verſchafft ihr Bewegung. Manchmal rindert auch eine Kuh noch, wenn ſie bereits empfangen hat. Starke Fütterung mit Wurzelwerk, beſonders mit Kartoffeln, befördert gewöhnlich den Geſchlechts— trieb. Es rindern im erſten Monate dieſer Fütte— rung nicht ſelten alle Kühe, die ſchon ſeit längerer Zeit übergangen hatten, zugleich erfolgt aber auch ein häufiges Umrindern, welcher Übelſtand noch öfterer bei der Stallfütterung als bei der Weide vorkommt. Trächtigkeit und Geburt. Als Zeichen der Trächtigkeit kann man im Allge— meinen annehmen, wenn ſich nach vollführter Begat— tung der Trieb nach 3 Wochen nicht wieder einſtellt; doch iſt es kein gewiſſes Zeichen von dem Nichtem— pfangen der Kuh, wenn ſie nach 3 Wochen noch einmal brünſtig wird. Das Dickwerden des Bau: ches iſt ſehr trügeriſch. Nach 20 Wochen wird es aber merklich und man kann dann das Kalb oft auf der rechten Seite der Kuh fühlen und jenes beim 461 Saufen der Kuh bewegen ſehen, was ſich nachher wieder verliert. Die Kuh muß beſſer genährt wer— den und verlangt namentlich nach der Hälfte der Trächtigkeit beſſere Pflege und ſchonende Behand— lung beim Melken u. ſ. w. Läßt die Kuh nicht ſel— ber in der Milch früher nach, ſo ſoll man mit dem Melken 6 bis 8 Wochen vor der Geburt aufhören. Nicht ſelten findet das Hervortreten der Gebärmut— ter, jedoch hauptſächlich nur bei großen Raſſen, ſtatt. Hitziges Futter, wie Kartoffeln, Getreide u. ſ. w., ein ſehr weites Becken, ſowie ein mit den Hinterbeinen zu niedriger Stand im Stalle, wer— den als veranlaſſende Urſachen dazu angeſehen. Sobald es ſich zeigt, muß die Kuh hinten hochge— ſtellt und mit leichtem Futter erhalten werden; die hervorgetretene Gebärmutter muß mit Hülfe eines in lauwarmes Waſſer getauchten Lappens, ſogleich ſanft hineingedrückt werden, auch legt man wohl einen Ledergurt als Bandage vor. Da ſolche Kühe leicht verkalben können, ſo bleibt es immer räthlich, ſie abzuſchaffen. Das Verkalben entſteht hauptſäch— lich nur durch ſchlechtes oder ungeeignetes Futter, Überfreſſen, ferner durch ſchonungsloſe Behandlung, ſtarkes Treiben, Erhitzung und darauf folgende Er— kältung, zuweilen aber auch durch die Einflüſſe der Witterung oder unvorhergeſehene Zufälle; auch durch ſtark eiſenhaltigen Trank ſoll es bewirkt werden. Bei dieſem Übel erfolgt ein nicht unbedeutender Rückſchlag in der Milch, aber deſſen ungeachtet müſſen ſolche Kühe ſorgfältiger und beſſer gefüttert werden, weil ſonſt ein wiederholtes Verkalben zu leicht erfolgt. Auch hier iſt es räthlich, dergleichen Thiere abzuſchaffen. Die Geburt tritt gewöhnlich mit dem Ende der vierzigſten Woche ein, doch hat man auch Fälle, daß Kühe 14 Tage, ſelbſt 3% Wochen länger trächtig gegangen ſind, beſonders große Kühe mit Bullen— kälbern. Die Zeichen der herannahenden Geburt ſind: Das Euter vergrößert ſich, die Geburtstheile ſchwellen an und laſſen einen Schleim ausfließen, die Kuh wird unruhig, legt ſich nieder, ſteht wieder auf, ſieht ſich öfters nach dem Hinterleibe um, We— hen treten ein u. |. w. Manche Kühe bringen das Kalb im Stehen, manche im Liegen zur Welt. Zu— erſt erſcheint die Waſſerblaſe und nach einiger Zeit folgt das Kalb mit dem Kopfe auf den Vorderklauen. Unregelmäßige Lagen ſind aber, wenn die Vorder— füße zum Vorſchein kommen, und der Kopf zurück— bleibt, oder wenn das Kalb mit dem Hintertheil zuerſt kommt u. ſ. w. Iſt das Kalb geboren, fo reißt die Nabelſchnur gewöhnlich von ſelbſt ab; iſt dies aber nicht der Fall, ſo wird ſie eine Handlang unter dem Nabel des Kalbes abgeriſſen. Hat das Kalb ſeine natürliche Lage, ſo muß jede Anwendung von Gewalt unterbleiben; bei ſchweren Geburten iſt es räthlich, einen geſchickten Thierarzt zuzuziehen. Bei gehörig ſtattgehabter Geburt erfolgt die Nach— geburt im Verlauf einer Stunde. Will dieſe nicht abgehen, ſo koche man 1 Pfund Leinſamen in 1½ bis 2 Maß Waſſer ſtark ein, und ſchütte dieſen Ab— ſud der Kuh täglich in 3 Portionen ein. Mit dieſem Mittel wird einige Tage fortgefahren. So lange die 462 Vie Nachgeburt nicht abgegangen iſt, müſſen alle hitzige und ſtark nährende Futterſtoffe entfernt werden, ſo— wie auch jede Anwendung von Gewalt zur Entfer— nung der Nachgeburt unterbleiben muß. Nach der Geburt vermeidet man die Verabreichung von zu vielem und blähendem Futter, giebt vielmehr leich— tes, auf die Milch wirkendes Futter, lauen Schrot— trank (von vorher getrocknetem Hafer), und tränkt die erſten Tage nur mit lauem Waſſer. In manchen Gegenden giebt man den Kühen einige Tage nach dem Gebaren ſaure Milch, ſowie man auch em: pfiehlt, der von ihrer Tracht befreiten Kuh eine Bierſuppe einzugeben. Nach der Geburt läßt man das Kalb von der Mutter ablecken, und um dieſes noch zu befördern, ſtreut man etwas Kleie und Salz über das Kalb. Kann daſſelbe ſtehen, ſo bringt man es an das Euter der Mutter, und läßt es die erſte Milch von derſelben genießen. Aufzucht der Kälber. Die Kälber werden in ihrer erſten Lebenszeit auf zwei verſchiedene Arten ernährt, nämlich durch Säu— gen und Tränken. 1) Das Säugen. Bei dieſer Ernährungsart wird das Kalb neben der Mutter angebunden, wo es öfters nach Belieben oder zur beſtimmten Zeit an der Mutter ſaugen kann. Da die Mutter dadurch immer beunruhigt wird, auch das Kalb Gefahr läuft, getreten oder gedrückt zu werden, ſo iſt dieſes Verfahren nicht zu empfehlen. Beſſer iſt jenes, wo das Kalb, ſobald es von ſeiner Mutter trocken ge— leckt worden und einigemal geſogen hat, von der Mutter entfernt und in der nämlichen Stallung, wo jene ſteht, an eine niedrig angebrachte Krippe ange— bunden wird. In der erſten Woche bringt man nun das Kalb täglich fünf- bis ſechsmal, in der zweiten viermal, in der dritten und vierten dreimal, und in der fünften und letzten Woche nur zweimal (Mor— gens und Abends) der Kuh zum Saugen hin. Das zum Abſetzen beſtimmte Kalb gewöhnt ſich hier ſchon beim Saugen an Tränke und Heufutter, die man ihm in einem Alter von 14 Tagen in kleinen Por— tionen täglich mehreremale reichen muß. Beim gänz— lichen Abſetzen bringt man dann das Kalb zweck— mäßig in eine entfernte Stallung. Nach jedem Säugen muß hierbei die Kuh noch rein ausgemol— ken werden. 2) Das Tränken iſt zweckmäßiger als das Säugen, indem man hierdurch dem Kalbe ſeine nöthige Milchportion nach Bedürfniß genau zumeſ— ſen kann. Die Kuh hat mehr Ruhe und wird mehr geſchont, und das Entwöhnen geht ſo leicht von ſtatten, daß weder Mutter noch Kalb es empfinden. Sobald das Kalb von der Mutter trocken geleckt worden, wird es in eine entfernte Stallung ge— bracht, in welcher es nun bleibt und nie mehr zur Mutter gelaſſen wird. Zur erſten Nahrung giebt man dem Kalbe die abgemolkene Milch von ſeiner Mutter, ehe ſolche erkaltet; ſpäterhin erhält es kräf— tige Tränke von Kleien, Schrot, Milch u. dgl. bereitet, wo es nach und nach auch zugleich an das h zuuu ch et. Heu und andere Fütterungen gewöhnt werden muß. Die Milch wird in einem Kübel mit einem ſoge— nannten Säuger von Holz und mit Leder überzogen nach beiſtehender Figur gegeben, oder man nagelt einen Riemen, den man dem Kalbe in den Mund giebt, auf den Boden des Kübels, oder man giebt dem Kalbe anfangs einen Finger in den Mund. In der erſten Zeit iſt vor allen Dingen ein ge— wiſſes Maß zu beobachten, damit ſich die Kälber weder übernehmen, noch Mangel an Nahrung leiden. 4 Pfd. Milch täglich iſt in der erſten Woche ausreichend; in der zweiten erhalten ſie 8 und in der dritten 12 Pfd. Milch täglich, jedoch nur allmälig ſtei— gend in 3 Portionen. In der vierten Woche, wenn das Kalb abgeſetzt wird, alſo nicht verkauft wer— den ſoll, bekommen ſie außer den 12 Pfd. Milch noch einen Nebentrank, in der fünften Woche giebt man ihnen abgerahmte ſüße Milch nebſt etwas Heu, Runkelrüben und Kartoffeln, am beſten im Gemenge u. dergl. zu freſſen, die ihnen in kleinen Portionen fein geſchnitten in Krippen vorgelegt werden müſ— ſen. In der ſechſten Woche erhalten ſie mehr von dieſem Futter, und in der ſiebenten Woche können ſie ſich nöthigenfalls ohne Milch und ohne Trank behelfen. Von jetzt an erhalten ſie nun daſſelbe Fut— ter, was die Kühe bekommen. Bei dieſem Tränken brauchen die Kälber nur in den erſten 8 Tagen die Milch von ihren Müttern zu erhalten, und nachher ſoll dieſe nur von friſchmilchenden Kühen ſein; in einem Alter von 3 Wochen kann man ihnen aber jede geſunde Milche ohne Unterſchied geben. Bei den Erſtlingskühen dürfte es indeſſen räthlich ſein, die Kälber ſaugen zu laſſen, weil bei dieſen die Milch— gefäße dadurch beſſer geöffnet werden, auch Erſtlinge häufig das Melken nicht gern dulden. Kälber, welche große oder harte Nabel, oder wohl gar einen Nabelbruch haben, taugen nicht zum Abſetzen. Diejenigen Kälber, welche für den Flei— ſcher beſtimmt ſind, läßt man in der Regel 2 bis 3 Wochen an der Mutter ſaugen, beſonders in ſolchen Gegenden, wo die Milch im Werthe ſteht und häu— figen Abſatz findet. Die günſtigſte Zeit zum Abſetzen der Kälber iſt im Allgemeinen zu Anfange des Jah— res und im Herbſte, weil ſie in dieſer Zeit am we— nigſten von der Hitze und dem Ungeziefer leiden. Die zur Aufzucht beſtimmten Stierkälber kaſtrirt man während der Säugezeit, weil ſie in dieſem Alter am wenigſten davon leiden. Die Kälber müſſen nach dem Entwöhnen ſorgfäaͤltig gepflegt und gefüttert werden, damit ſie nicht fo leicht abmagern. Schwer zu verdauendes Futter taugt eben ſo wenig als eine zu wäſſerige Nahrung; deswegen ſuche man im er— ſten Halbjahre, nach dem Entwöhnen kein Grün— futter zu füttern, ſondern füttere gutes feines Heu mit Schrot und Olkuchentrank. Eine ſchlechte Pflege und Wartung im erſten Jahre hat auf das ganze folgende Leben des Thieres nachtheilige Folgen. Die Rindvieh zucht. Wenn z. B. eine Kuh im Verhältniß zu ihrer Größe täglich 24 Pfd. Heu bedarf, ſo rechnet man im Durchſchnitt auf ein Stück Jungvieh im erſten Jahre 8 Pfd., im zweiten 12 bis 16 Pfd. und im dritten 16 bis 24 Pfd. täglich. Bei Kälbern tritt haͤufig der Durchfall ein, auf welchen man beſonders Acht haben muß. Man for⸗ ſche vornehmlich nach den Urſachen, als z. B. Zug⸗ luft, ſaure oder zu fette Milch, ſchneller Übergang von einer Fütterung zur andern, und ſuche dieſe zu entfernen. Iſt der Durchfall noch unbedeutend, ſo gebe man täglich einmal eine Suppe von gebrann⸗ tem Mehl mit Kümmel und etwas Milch. Die Milch aber, die ſonſt gegeben wird, muß abgeſotten und mit etwas Waſſer verdünnt werden. Bei Ver⸗ ſtärkung des Übels übergießt man 2 Lth. Rhabar⸗ berpulver mit 1 Pfd. ſtarken Branntwein und läßt dies unter öfterm Umſchütteln 24 Stunden an der Waͤrme ſtehen, und giebt dann Morgens und Abends dem Kalbe 2 Eßlöffel voll. Ernährung und Pflege des Rindviehes. Bei dem Betriebe der Rindviehzucht muß der Landwirth beſonders zu bezwecken ſuchen: das ver— wendete Futter durch die Produkte der Rindviehzucht möglichſt hoch zu verwerthen und den beſten und wohlfeilſten Dünger zu erzeugen. Die Ernährung des Rindviehes wird eingetheilt in die Ernährung auf dem Stalle (Winterfütterung, Sommerfüt⸗ terung) und die Ernäherung auf der Weide. Im Allgemeinen bedarf jedes Vieh ein gewiſſes Futterguantum ſchon zum bloßen Fortbeſtand des thieriſchen Lebens; das eben hierzu ausreichende kann man Erhaltungs futter nennen. Von ei— nem ſolchen Thiere aber, welches nur die Lebens— ftiſtung hat, kann man nun wohl keinen andern Nutzen verlangen, als daß es Dünger giebt. Da- her muß ein Vieh, welches auch zum Nutzen gehal— ten werden ſoll, einen angemeſſenen Überſchuß an Futter über das Erhaltungsfutter bekommen, wel— cher das Nutz-, Meliorations- auch wohl Kraftfutter genannt wird. Eine Fütterung, wo dem Vieh nur zur höchſten Nothdurft oder noch we— niger Futter verabreicht wird, läßt ſich nur bei zeit⸗ weiſem Mangel oder unverhältnißmäßig hohem Wer— the des Futters rechtfertigen. Es kann aber auch ein Zuviel des Futters geben, welches keineswegs zu dem durch die Fütterung beabſichtigten Nutzen führt. In⸗ deſſen läßt ſich jedoch dasjenige Maß von Futter, wel- ches zu dem entſprechendſten Nutzen führt, nicht all⸗ gemein feſtſetzen, ändert ſich vielmehr ſtets nach den obwaltenden Umſtänden ab. Je wohlfeiler das Fut⸗ ter und je theurer die Produkte der Viehhaltung, um ſo mehr kann man die tägliche Portion mit Vortheil vergrößern. Es kommt daher nun darauf an, zu ermitteln, wie groß eine Portion Futter für ein be- ſtimmtes Vieh ſein müſſe, um davon den erforder— lichen Nutzen zu haben. Bei den Beſtimmungen darüber pflegt man nun die verſchiedenen Futtermit⸗ tel auf ein Normalfutter, gutes Wieſenheu, zu be— rechnen. Man hat hierbei gefunden, daß auf dem 463 Centner Gewicht eines lebenden Thieres täglich 1%, bis 1¼ Pfd. Heufutter nöthig ſei, damit daſſelbe in einem gleichen, aber noch keinen Nutzen abwer— fendem Zuſtande verbleibe. Ein Zugvieh bedarf, um arbeitsfähig zu bleiben, und ein Milchvieh, um einen mäßigen Milchertrag zu geben, auf den Cent— ner lebendes Gewicht täglich 2, bis 3 Pfd. Heu: futter. Je kleiner hierbei das Vieh, eine verhaͤltniß— mäßig um ſo größere Portion ſcheint gerechnet wer— den zu müſſen. Auf das Maſtvieh paſſen jedoch dieſe Grundſätze nicht. Beim Rindvieh iſt zu deren Gedeihen die Anfüllung des Magens bis zu einem gewiſſen Grade nöthig; Überfüllung dagegen trägt zur Schwächung bei. Man will gefunden haben, daß für die gute Ernährung einer mittelgroßen Kuh, das Vorhandenſein der erforderlichen Nah— rungskraft dabei vorausgeſetzt, im Winter täglich ein Volumen von 2¼ Kubikfuß, im Sommer bei Grünfutter nebſt Stroh von 35% Kubikfuß im zu⸗ ſammengepreßten Zuſtande angenommen, am paſ— ſendſten ſei. Der Centner Heu nimmt im gepreßten Zuſtande ungefähr 12 Kubikfuß ein, und es würde alſo das rechte Volumen für die Ernährung einer mittelgroßen Kuh in /, Ctr. Heu gegeben fein, wo» bei ſie auch allerdings hinſichtlich der Nahrungs— kraft recht wohl beſteht. Bei einer ungewöhnlich knappen Ernährung mit bloßem Heu aber würde die Anfülung des Magens ſchon zu gering fein, und es muß dies durch ein umfangreicheres Futtermittel, wie Stroh ausgeglichen werden; dagegen muß bei einer beſonders reichlichen Ernährung, namentlich bei der Maſt, ein Theil der Futterſtoffe von der Art ſein, daß ſie bei einem geringern Volumen mehr Nahrungsſtoff als Heu darbieten, z. B. Körner, Kartoffeln u. ſ. w. Auch iſt hierbei ein gewiſſes Verhältniß zwiſchen der trocknen Subſtanz und der Wäſſerigkeit des Futters zu beobachten, indem zu wäſſeriges Futter erſchlafft, zu trocknes, bei Mangel an Waſſer verſtopft, und in beiden Fällen Krankhei— ten entſtehen. Im Sommer ſollten auf einen Theil trockne Subſtanz im höchſten Falle 4 Theile Waͤſſe— rigkeit, im Winter nicht mehr als 2 bis 3 Theile kommen. Bei Kühen iſt zu einer ſtarken Milchab— ſonderung ein mehr wäſſeriges Futter Erforderniß, und wenn ſie bloß trocknes Futter erhalten, ſo muß man ſie möglichſt zum Saufen reizen. Man muß vor allen Dingen unterſuchen, welche Futtermittel unter den obwaltenden Verhältniſſen am vortheilhaf— teſten zu erzielen ſind, woraus man dann diejenigen wählt, welche den verſchiedenen Arten von Nutzvieh am angemeſſenſten ſind, und womit man zugleich einen angemeſſenen Wechſel der Portionen verbindet, weil dadurch das Futter dem Viehe angenehmer und mithin auch gedeihlicher wird; denn ſo genießt z. B. das Vieh auf ein ſaftiges Futter gern ein trocknes, und ſo umgekehrt. Das Futter wird auf verſchiedene Weiſe vorbereitet, und bei der Fütterung ſelbſt muß man daſſelbe in beſtimmten Portionen vertheilen, eine gleichmäßige Futterzeit halten, und überhaupt fo viel als möglich eine Gleichförmigkeit in der Fütterung durch's ganze Jahr einführen. Reinlichkeit bei der Fütterung iſt ein unumgängliches 464 j Vi 0 0 Erforderniß des Gedeihens des Futters ebenſo ſehr, als die Vertheilung des Futters in kleinern Portionen und öftere Verabreichung derſelben. Winterfütterung. Von der zweckmäßigſten Einrichtung und der dar— auf verwandten Aufmerkſamkeit der Winterfütterung hängt vornehmlich der Nutzertrag des Rindviehes ab. Die hauptſächlichſten Futterſtoffe für den Winter ſind folgende: 1) Wieſenheu und Grummet. Der Unter— ſchied dieſes Futtermittels iſt ſo groß, daß kaum eine Mittelnorm anzunehmen iſt, indem manches davon für das Rindvieh gar nicht tauglich erſcheint. Das Heu iſt ein ſehr weſentlicher Beſtandtheil der Win— terfütterung, und wo es nicht zu ſelten, zu theuer iſt, oder durch andere Verwendung beſſer benutzt werden kann, ſollte es nicht fehlen. Bevor man die Norm des andern Futters nach ihm nehmen kann, muß deſſen Werth erſt ſelbſt beſtimmt werden. Sau— res Heu taugt nur dem Jungvieh in mäßiger Gabe verabreicht, oder den Zugochſen, keineswegs aber den Milchkühen. Noch verſchiedener als das Heu iſt das Grummet, obſchon es Fälle giebt, wo daſ— ſelbe dem Rindvieh beſſer als das Heu iſt. Im All— gemeinen wirkt gutes Heu mehr auf Kraft beim Zugvieh, als auf Milchabſonderung und Fettwerden, wenn es für ſich allein gefüttert wird, widrigenfalls befördert es allerdings vornehmlich den Talganſatz; gutes Grummet wirkt hingegen mehr auf Milch. Uebrigens ſind alle Rindviehraſſen, welche aus den Niederungen oder aus höhern Gebirgsgegenden ſtammen, mehr an das Heufutter gewöhnt, und hier iſt der Nutzen von der Heufütterung ſowohl für Maſt- als Melkvieh größer; es wirkt für beide beſſer, die Milchergiebigkeit iſt ſtärker, die Milch fetter, und ſolches Maſtvieh wird von den Fleiſchern ſehr geſchätzt. Schimmlichtes oder verſchlemmtes Futter iſt allem Viehe nachtheilig, und kann nur durch Dreſchen, Schneiden, Anbrühen mit heißem Waſſer, durch Salzbeimiſchung genießbar gemacht werden. 2) Kleeheu u. dgl. Es gehören hierher das vom rothen Klee, von der Eſparſette, Luzerne, Sper— gel- und Wickfutter. Werden Klee und Luzerne vor dem völligen Aufblühen gemäht und gut eingebracht, ſo hat das davon gewonnene Heu den Vorzug vor dem Wieſenheu; nach der Bluͤthe gemäht ſteht es aber unter dem Wieſenheu. Das Wickfutterheu wird dem guten Wieſenheu gleich geſchätzt, den Vorzug vor dieſem aber behauptet das Esparſette- und Spergelheu. Das Rindvieh frißt alle dieſe Heuar— ten gern, und ſäuft ſtärker darnach, als nach dem Wieſenheu; aber auch dem Maſtochſen und dem Zugviehe bekommt dieſes Heu ſehr wohl. Man füt— tert das Kleeheu beſſer bei trockner Kälte, als bei feuchtem Wetter; auch verbraucht man es lieber vor Lichtmeß als ſpäter, indem das Wieſenheu vor— zuziehen iſt. 1 Centner Kleeheu hat im gepreßten Zu— ſtande 16, 1 Centner Wieſenheu nur 13 rheinl. Ku— bikfuß. z zu ch t. 3) Stroh. Daſſelbe iſt als Futtermittel nach feiner Nahrungskraft verſchieden. Es wird häufig angenommen, daß das Stroh nur ſo viel Nahrungs— theile enthalte, daß bei deſſen alleiniger Fütterung das Vieh nur eben die Lebensfriſt hat. Rindvieh von Raſſen, welche an die Heufütterung gewöhnt ſind, kommt bei bloßem Strohfutter nicht durch. Dies mag allerdings von vielen Stroharten gelten; wenn aber das Stroh viele unreife Halme enthält, von vielem Graſe durchmiſcht iſt, auch wohl viele Körner nach dem Druſche zurückbleiben, ſo iſt es dann aller— dings ein ganz anderes Futter. Für das Rindvieh wird das Weizenſtroh dem Roggenſtrohe vorgezogen, beiden aber das Sommerungsſtroh, und zwiſchen beiden ſteht das Dinkelſtroh in der Mitte. Einige ziehen das Gerſtenſtroh dem Haferſtrohe vor, An— dere umgekehrt. Vom Gerſtenſtrohe wird die Milch bitterer, als vom Haferſtrohe; das beſte Stroh iſt Hirſeſtroh. Erbſen-, Wicken-, Linſen-, Boh— nenſtroh hat zwar einen bedeutenden Vorzug vor dem Getreideſtrohe, ſobald es vom Roſte und wi— drigem Geſchmeiſe frei geblieben und gut einge— bracht worden iſt, wo es dem Rindviehe alsdann am beſten als Häckſel vorgelegt wird; indeſſen paſ— ſen doch jene Stroharten beſſer für andere Thiere als für das Rindvieh. Das Raps- und Rübſen— ſtroh wird von dem Rindviehe nicht ungern gefreſ— ſen, indem es die weichen Spitzen abbeißt. Vor— nehmlich geben aber die Schoten von jenen Ol— früchten, in Verbindung mit Wurzelwerk gefüttert, für Rindvieh ein gutes Futter, und man ſchätzt 2 Pfd. Rapsſchoten gleich 1 Pfd. Heu. Wie ſo viele andere Futtermittel, verliert auch das Stroh nach Lichtmeß beträchtlich an Werth. Daſſelbe hält ſich am beſten, wenn es bei der Ernte in dünne, nach dem Abdruſche aber in dicke Büſchel gebunden und an einem trocknen, dem Luftzuge nicht freigege— benen Orte feſt zuſammengepreßt wird. Das Ge— treideſtroh hält ſich länger, als das der Hülſen— früchte, das des Wintergetreides länger, als das des Sommergetreides. Wenn man mit Heu ver— ſehen iſt, deſſen aber nicht genug hat, ſo fängt man mit der Strohfütterung an, und verſpart jenes bis zum Nachwinter auf. Dieſe Anordnung iſt aber um ſo vortheilhafter, als es bei den Wurzelgewächſen, namentlich bei den Kartoffeln, derſelbe Fall wie bei dem Strohe iſt, das Stroh aber gewiß nie vortheil— hafter als in Verbindung mit ſolchem ſaftigen Fut— ter angebracht werden kann. Es gereicht alſo zum größten Vortheile, beide zuſammen und ſo früh als möglich zu verfüttern. Nach einem angenommenen Durchſchnitte ſollen 2 Pfd. Sommerſtroh und 3 Pfd. Winterſtroh 1 Pfd. Heu bei der Winterfütterung er— ſetzen, wobei jedoch noch ein angemeſſenes Verhält— niß von Krautfutter nicht fehlen darf. Um dieſem Verhältniſſe zu entſprechen, ſolle jedoch nicht mehr als die Hälfte der bei einer gewöhnlich guten Ernäh— rung erforderlichen Nahrungskraft in Stroh gegeben werden. Die beim Dreſchen abgeſchlagenen Ah: ren (Kaff oder Spreu) werden an Nahrungskraft gutem Heu gleich gerechnet. Wo viel Stroh gefüt— tert wird und dieſes die Hauptnahrung des Viehes Die Rindvieh zucht. ausmacht, pflegt man einen Theil deſſelben zu ſchnei— den und in Vermengung mit einer feuchten Subſtanz als Häckſel zu verfüttern, wobei das Stroh vom Vieh lieber und in größerer Menge verzehrt, leichter verdaut und ſomit deſſen Futterwerth erhöht wird. Das zum Streuen beſtimmte Stroh ſoll dem Viehe vorher vorgelegt werden, damit es das beſte davon ausfrißt. 4) Wurzel- und Knollengewächſe. Durch dieſelben iſt man im Stande, geringe Futterſtoffe, wie Stroh, Rapsſchoten u. ſ. w. genießbarer und durch deren Beimiſchung die Fütterung wohlfeiler zu machen und beim Milchviehe einen guten Milch— ertrag zu erzielen. Unter den Wurzelgewächſen ſind vorzüglich die Runkelrüben ein ſehr geſundes Fut— ter, welches auf Milchergiebigkeit und Fleiſchanſatz wirkt. Desgleichen find auch die Kohlrüben ein ſehr gedeihliches Futter für das Rindvieh. Die Wurzel: gewächſe überhaupt geben in der Regel die vortheil— hafteſte Fütterung des Rindviehes, beſonders der Kühe, ſowie auch einen vollſtändigen Erſatz eines Theils des Heues; doch müſſen ſie bis zu Lichtmeß verfüttert werden, weil ſie nachher zu ſehr an Fut— terwerth verlieren. In neuern Zeiten ſind die Kar— toffeln ein Hauptgegenſtand der Winterfütterung ge— worden, weil durch ſie die größte Menge Nahrungs— ſtoff von einer beſtimmten Fläche erzielt wird. Bei dieſer Fütterung kommt es jedoch gar ſehr auf die Kartoffelſorte an. Alle unter dem Namen Frank— furter, engliſche und Viehkartoffeln angebauten Sor— ten ſind nicht vortheilhaft zur Fütterung, indem ſie leicht ein heftiges Laxiren und wegen ihrer Schärfe ein Stumpfwerden der Zähne veranlaſſen, wodurch das Vieh bei anhaltender Fütterung mehr herunter— als heraufkommt. Rindvieh, welches nicht ſchon von Jugend auf dieſe Fütterung erhalten, muß mit Vorſicht daran gewöhnt werden. Überhaupt ſoll aber nicht mehr als die Hälfte des Futters in Kar— toffeln, die andere Hälfte aber in Heu und Stroh beſtehen. Ein Centner Kartoffeln iſt nur 2 Kubikfuß gleich, und ſie enthalten 72 bis 78 Proc. Wäſſerig— keit. Die Kartoffeln ſind im gekochten oder gedämpf— ten Zuſtande beſſer als im rohen; da aber die Füt— terung hierdurch vertheuert wird, die Kühe auch von rohen Kartoffeln mehr Milch geben, ſo zieht man in der Regel die Fütterung mit rohen Kartoffeln vor, ausgenommen beim Maſtviehe. Am vortheilhafte— ſten hat man die Kartoffelfütterung gefunden, wo man ſie vorher in Scheiben geſchnitten und gelegent— lich im Backofen, oder wo es ſonſt angeht, getrock— net und dann zerkleinert oder geſchroten verfüttert. Die Kartoffeln werden gehörig gereinigt und auf einer Schneidemaſchine oder mit Stampfen zerklei— nert (ſ. Kartoffeln). Man darf nur höchſtens Vor— rath auf 2 Tage zerkleinern, indem die Kartoffeln ſonſt leicht in Gährung übergehen, wo ſie dem Viehe ſchädlich werden. Die gekochten oder gedämpften Kartoffeln müſſen vor dem Verfüttern gehörig aus: gekühlt ſein, und ſie werden gequetſcht. Erfrorne und verfaulte Kartoffeln ſind dem Viehe höchſt ſchäd— lich, ausgenommen ſie werden im erſtern Zuſtande, noch ehe ſie aufgethaut ſind, durch Dampf gar ge— Kirchhof, Landwirth. 465 kocht. Eine zu ſtarke Kartoffelfütterung ſoll die Ver— dauungsorgane angreifen, Durchfall und bei Kühen öfters das Verkalben, auch ein häufiges Rindern verurſachen. Auf eine Milchkuh rechnet man täglich 20 Pfd. rohe Kartoffeln, nebſt dem nöthigen trocknen Futter; auf ein Stück Rindvieh zur Maſt, nach feiner Größe, 40 bis 60 Pfd. Kartoffeln und 10 Pfd. Heu. 100 Pfd. Kartoffeln geben 3 Pfd. Rindfleiſch. Eine in neueren Zeiten ſehr beliebt gewordene Methode, die Kartoffeln zu verfüttern, iſt die unter dem Namen Brühfutter bekannt gewordene. Es werden hierbei Strohhäckſel, auch Spreu oder Kaff und kleine geſtampfte Kartoffeln (oder auch Erd— früchte, ſowie zu Häckſel geſchnittenes Heu) mit kal— tem Waſſer angefeuchtet, und dieſe Maſſe nach ge— höriger Vermengung und Verpackung in von allen Seiten umſchloſſenen Räumen feſt eingetreten, wo dann nach Verhältniß der äußern Temperatur in einer Zeit von 1 bis 2 Tagen dieſes Futter ſich der— geſtalt erhitzt, daß eine völlige Gare eintritt, in wel— chem Zuſtande alsdann daſſelbe gefüttert wird. Eine Zugabe von Salz erhöht den Werth dieſes Futters. Man richtet zu dem Ende wo möglich in dem Kuh— ſtalle ſelbſt einen Raum von ſo viel Quadratfuß Grundfläche ein, als erforderlich, die für den aufge— ſtellten Viehſtapel benöthigte Menge Futter auf die oben angegebene Zeit zur Selbſterhitzung aufzuneh— men. Die Grundfläche wird am beſten mit Mauer— ſteinen ausgelegt und die Fugen mit Kalk ausgegoſ— ſen. Dieſer Raum kann in dem Grunde ſelbſt auf etwa 3 Fuß Tiefe eingegraben, oder auch nach der Art der Futterkaſten über dem Stallgrunde mit Bre— tern umſchloſſen werden. Alsdann wird dieſer Raum nach Art der Pferdeſtände durch Breterverſchläge in ſo viele Abtheilungen eingetheilt, auf wie viel Tage man das Futter der Selbſterhitzung ausſetzen will. Ein Raum von 42 Kubikfuß faßt 20 Berl. Scheffel Häckſel und 40 Metzen Kartoffeln. Unmitttelbar an dieſem abgeſchloſſenen Raume beſtimmt man gern einen andern für die Bereitung der Futtermaſſe. Bei der Zubereitung des Futters ſelbſt ſchüttet man die Häckſelmaſſe, die täglich verfüttert werden ſoll, 1 Fuß hoch auf, gießt dann ſo viel Waſſer dazu, als zur Sättigung derſelben nöthig und mengt ſofort die Maſſe dergeſtalt mit einer Schüppe durch, daß ſämmtlicher Häckſel gehörig angefeuchtet erſcheint. Hierauf werden die zuvor recht klein geſtampften Kartoffeln dazu gemengt, worauf man die ganze Maſſe in eine der oben erwähnten Abtheilungen ſo feſt als möglich eintritt, wo ſelbige bis zur erlangten Gare liegen bleibt. Die obere Fläche der eingetretenen Futtermaſſe muß aber ganz oder doch zum Theil un— bedeckt bleiben. Auf ſolche Weiſe verſorgt man nun täglich der Reihe nach einen Raum mit Futter, ſo daß alle Tage eine zum Verfüttern reife Maſſe vor— handen iſt. Das Futter wird dem Rindviehe ſo trocken und warm, wie es aus dem Zubereitungs— raume (der auch ein Bottich ſein kann) kommt, vor— gelegt und von ihm in der Regel mit Begierde aufs gefreſſen. Mit 15 Scheffeln Häckſel und 20 Metzen Kartoffeln, wobei man 112 Quart Waſſer zum An- feuchten nöthig hat, nun täglich 20 Kühe fatt 466 Vi e gefüttert werden. Kann man hierbei auf jedes Rind täglich noch 1 Lth. Salz rechnen, ſo iſt dies für die Gedeihlichkeit des Futters um ſo beſſer. Sonſt rech— net man auf eine Kuh 10 Pfd. Roggenſtroh, 6 Pfd. Spreu, 5 Pfd. Kartoffeln und 1 Loth Salz. Die Topinambours werden als Futter für das Rindvieh mehrſeitig empfohlen. Sie leiſten beſon— ders dann gute Dienſte, wenn die Kartoffeln im Frühjahre ſchon alt und nicht ſo gern gefreſſen wer— den. Einige ſtellen den Werth der Topinambours dem der Wurzelgewächſe gleich, was aber offenbar zu hoch iſt. 5) Der Kopfkohl (Kraut) iſt ein gutes Futter für das Rindvieh und wirkt beſonders auf die Milch. Die Strünke gelten für nahrhafter als die Blätter; jene mit den Blättern rechnet man zu fünf, dieſe nur zu ſechs gegen einen Theil Heu. Die Blätter bilden ein gutes Übergangsfutter von der Sommer- zur Winterfütterung. 6) Die Abfälle von Bierbrauereien, Brannt— weinbrennereien u. ſ. w. werden meiſtens als Futter für das Rindvieh benutzt. Die Meinungen über ih— ren Futterwerth ſind getheilt und er wird meiſtens zu hoch angenommen. Die Träbern vertreten einiger— maßen das gute Heu, wenn für letzteres theils Häck— ſel, theils langes gutes Stroh in Verbindung mit den Träbern gefüttert wird. Man kann die Träbern in gut ausgemauerten, vollgefüllten und mit einem Deckel verſchloſſenen Gruben lange aufbewahren. Die Branntweinſchlämpe iſt nach ihrer Nahrhaftig— keit ſehr verſchieden, und vom Getreide bedeutend nahrhafter, als van Kartoffeln; daher nimmt man an, daß einem Pfunde Heu gleich ſei die Schlämpe von 1½ Pfd. Getreide und 4½ Pfd. von Kartoffeln. Die Schlämpe muß ſo friſch und warm als möglich verfüttert werden, weil ſie ſonſt mehr ſchädlich als nützlich wird. Tragenden, ſäugenden und melkenden Kühen, ſowie dem Jungviehe, hält man die Brannt— weinſchlämpe nicht für zuträglich, zumal wenn ſie in größern Quantitäten verabreicht wird. Für Maſt— vieh empfiehlt ſie ſich beſonders in feuchten Jahren oder bei feuchter Weide. Die Abfälle von Stärke— fabriken eignen ſich blos für Maſtvieh. 7) Körner von Getreide und den Hülſenftüch— ten ſind vortreffliche Stoffe, die auf guten Milch— ertrag, auf Fleiſch- und Fettanſatz wirken; doch kann dieſe Fütterung nur für Maſt- und Zugvieh von Vor— theil ſein, für Milchvieh giebt ſie in der Regel keinen gleichen Nutzen, ſowie ſie auch überdies das Ver— kalben häufig verurſacht. Bei niedrigen Getreide— preiſen werden die Körner oft zweckmäßig durch die Maſtung verwerthet; ſonſt wird dieſe Fütterung in der Regel zu koſtſpielig. Alle an das Rindvieh zu fütternden Körner müſſen entweder gequellt, ge: quetſcht, geſchroten oder gekocht werden. Auch ſind ſie in allen Fällen mit Häckſel zu vermiſchen, anzu— feuchten oder in einen Trank zu verwandeln. 2 Pfd. rohe Körner wirken noch nicht ſo viel, wie 1 Pfd. gekochte, geſchrotene u. ſ. w. Den Bohnen wird eine gute Wirkung auf die Milch, ebenſo dem Hafer, beſonders wenn er gekocht worden, zugeſchrieben; Gerſte, Roggen und Weizen wirken mehr auf Fleiſch. h zuuu cht. Auch wird nach Gerſte die Butter ſehr weiß und trocken. Je friſchmilchender, je milchreicher eine Kuh iſt, deſto nutzbringender wird das Korn an ſie ver— wandt. Bei Milchkühen brachte man die Gerſte am höchſten aus, wenn man jeder Kuh nicht mehr als 2 Pfund Schrot täglich reichte. Die Kleie von den Brotfrüchten beſitzt zwar weniger Nahrungstheile, ift aber deſſen ungeachtet ein ſehr gutes Futter, beſon— ders als Trank oder gebrüht verabreicht. 8) Olkuchen find ein ganz beſonders gutes Futter für ganz junges, geſchwächtes, auch kränkeln— des Vieh, und wirken gut auf die Milch. Man be— reitet ſie am beſten als Trank und giebt einer Kuh täglich 1 bis 2 Pfd. Der Leinkuchen enthält vor den übrigen die kräftigſten Oltheile, daher er im Futter— werthe dem Roggen gleich gerechnet und nur zur reichlichen Hälfte gegen jene gefüttert wird. Auch Spergelſamen wird gequetſcht und mit heißem Waſ— fer angebrüht als eine der nahrhafteſten und milch— ergiebigſten Fütterungen gerühmt. 9) Brühfutter nennt man alle zerkleinerten Futtermittel, die mit heißem Waſſer aufgebrüht oder ſelbſt gekocht werden. Dieſe Fütterung iſt ſehr ge— bräuchlich, und es kommt nur darauf an, ob die auf dieſelbe verwendeten Koſten dem zu erwartenden Nu— tzen entſprechen. Wo man ſich ihrer bedient, hält man dafür, daß mit dem gleichen Futter eine weit größere Wirkung erzielt wird, als wenn es unge— brüht bleibt. Auf die Milch wirkt Brühfutter beſon— ders vortheilhaft. Die Brühfütterung wird vornehm— lich da Empfehlung verdienen, wo man ſeinen Vieh— ſtand mit wenig Wurzelwerk und Heu, und haupt— ſächlich nur mit Stroh durchfüttern muß. Sie iſt für Milch- und Maſtvieh am paſſendſten, eignet ſich aber nicht für Zugochſen. Das klein geſchnittene Futter wird nebſt den andern Miſchungstheilen in einen Bottich gethan, das heiße Waſſer darüber ge— goſſen und dann von einer Fütterungszeit bis zur andern ſtehen gelaſſen. Waſſer wird ſo viel darauf gegoſſen, daß alle Theile davon befeuchtet werden. Im heißen Zuſtande darf dieſes Futter nicht gefüttert werden. Die Bottiche oder Fäſſer ſind reinlich zu halten, damit ſich keine Säure anſetzt. Die Wirkung des Futters durch das Aufbrühen ſoll ſich um 20 bis 25 Prozent erhöhen, vorausgeſetzt, daß man nicht mehr als die Hälfte vom Ganzen aufbrüht. Die Sommerſtallfütterung. Dieſe iſt erſt in neuern Zeiten eingeführt worden und hat ſich ſeitdem ziemlich verbreitet, iſt jedoch hauptſächlich nur in denjenigen Gegenden heimiſch geworden, die ſich durch eine hohe Kultur und ſtarke Bevölkerung auszeichnen, und wo Grund und Bo— den theuer bezahlt werden; denn durch ſie wird mehr Dünger erzeugt und das zur Ernährung einer be— ſtimmten Anzahl von Vieh nöthige Grünfutter auf einer weit geringern Fläche gewonnen. Indeſſen iſt doch unter vielen Verhältniſſen die Weide deßhalb vorzuziehen, weil ſie eine wohlfeilere Ernährung iſt. Wo Grund und Boden einen geringern Werth haben, wo die Kultur noch zurück und der Boden noch nicht Die Rindviehzucht. 467 reich und durchgearbeitet iſt, um mit Sicherheit das nöthige Grünfutter zu erzeugen, wird allerdings die Weide angemeſſener ſein, und man wird durch ſie einen größern Gewinn haben, als durch die Stall— fütterung. (Vergleiche oben Stallfütterungs— ſyſtem.) Eine Hauptrückſicht bei der Sommerſtall— fütterung iſt die Sorge für jeder Zeit hinlängliches Grünfutter. Dies wird man nun zwar durch den Anbau verſchiedener grüner Futtermittel in den mei— ſten Fällen erzielen, indeſſen mißräth in manchen Jahren mehr oder weniger das geſammte Grünfut— ter, und für dieſen Fall iſt es ſtets gerathen, einen Antheil von trocknem Futter mit in den Sommer her— über zu nehmen. Die hauptſächlichſten grünen Fut— termittel ſind: 1) Rother Klee, welcher die Hauptgrundlage der Sommerſtallfütterung iſt; indeſſen beſteht bei ihm doch das Unangenehme, daß er im Frühjahre nicht zeitig genug Futter giebt, und daß zwiſchen dem erſten und zweiten Kleeſchnitte ein Ausfall an Grün— futter erfolgt, auch die Kleefütterung überhaupt im Herbſte nicht lange genug dauert. Daher muß man nebenbei auch auf andere Grünfütterungen denken. Zum erſten Grünfutter paßt nichts beſſer als Winter— raps und Rübſen, worauf dann der ebenfalls dazu ausgeſäete Roggen folgt. Übrigens muß man mit dem Kleemähen im Frühjahre ſo zeitig als möglich beginnen, indem man ſo nicht nur das beſte Milch— futter gewinnt, ſondern auch der zweite Schnitt dann um ſo eher heranwächſt und endlich noch ein dritter Schnitt entnommen werden kann. Der beſte Zeit— punkt zur Grünfütterung des Klees, Güte und Menge zuſammen genommen, iſt unſtreitig unmittelbar nach dem Aufblühen der Köpfe; er muß jedoch auch vor— her wie nachher verfüttert werden. Je älter und ſtär— ker er wird, deſto weniger wirkt er auf die Milch. Mit mehr Vortheil wird man daher den Klee, ſtatt ihn zu alt werden zu laſſen, zu Heu machen, und dieſes alsdann mit dem grünen Klee verfüttern, wel— ches überhaupt ein ſehr zu empfehlendes Verfah— ren iſt. 2) Die Luzerne iſt, wo ſie Gedeihen findet, eine wichtige Aushülfe bei der Sommerſtallfütterung, indem ſie 8 bis 14 Tage vor dem rothen Klee ge— reicht werden kann, ſchneller wächſt und in der Zwi— ſchenzeit, wo der Klee zu alt oder zu jung iſt, Futter giebt, und endlich, weil ſie länger im Herbſte ge— ſchnitten werden kann und überhaupt weniger blüht. Sie muß aber durchaus vor der Blüthe gemäht wer— den, weil ſie ſpäter dem Klee als Futter bedeutend nachſteht. 3) Die Eſparſette iſt ein noch beſſeres Futter als der Klee, blähet noch weniger als die Luzerne, wirkt beſonders auf die Milch, giebt aber eigentlich nur einen vollen Schnitt, der noch ſpäter gemäht werden kann als Klee. 4) Das Wieſengras hat als Grünfutter we— niger Nahrungskraft als die vorgenannten Futter— pflanzen; Melkvieh giebt deswegen auch weniger Milch darnach. Es wird daher mit mehr Vortheil zu Heu gemacht. Wo das Gras auf warmen und feuchten Wieſen im Frühjahre ſehr üppig wächſt, kann es mit Nutzen als erſtes Grünfutter verwendet werden. 5) Das Gemengfutter, aus Erbſen, Wicken und Hafer, anftatt des letztern auch aus Bohnen be— ſtehend, iſt mehr ein Aushülfefutter zwiſchen den verſchiedenen Kleeſchnitten, weßhalb man die Aus— ſaat darnach einrichten muß. Es muß aber auch in Jahren, wo der Klee mißräth, dieſen meiſtens er— ſetzen. Es iſt ein gutes Milchfutter, obſchon es beim Zug- und Maſtviehe den Klee nicht erſetzt. Man muß daſſelbe maͤhen, ehe es in die Blüthe zu treiben anfängt und bevor es lagert. In neueſter Zeit baut man hie und da Winterwicken an, welche bei günſti— gem Ueberwintern ungefähr 10bis 14 Tage vor dem Klee gemäht werden. 6) Buchweizen iſt ein beſſeres Milchfutter als das Gemengfutter und paßt in Sandgegenden als Aushülfefutter am beſten neben den Spergel. Zu dieſem Behufe muß er zu verſchiedenen Zeiten geſäet werden, gelangt zwar vor dem Juni nicht zur Füt— terung, dauert aber dann bis in den Herbſt; er kann auch noch als Nachfrucht in die Roggenſtoppel ge— ſäet werden. Am beſten eignet er ſich als Futter, wenn er in die Blüthe tritt. Dieſes Grünfutter darf aber vom Rindviehe, von den Schafen und Schwei— nen bei großer Sonnenhitze, nicht auf dem Felde ver— zehrt werden, indem den Thieren leicht der Kopf an— ſchwillt. 7) Raps, Rübſen und Roggen werden hauptſächlich geſäet, um, wie oben bemerkt, ein zei— tiges Grünfutter im Frühjahre für das Milchvieh zu haben. Dieſe Saaten macht man auf einem Theile desjenigen Feldes, was Wurzelgewächſe oder etwa ſpäter Wicken tragen ſoll. 8) Der Mais wird unter allen grünen Futter— mitteln als das dem Rindviehe angenehmſte, näh— rendſte und milchergiebigſte empfohlen; doch giebt er erſt ſpät Futter und ſein Ertrag kann nur in einem warmen Klima und zuſagenden Boden entſprechend ſein. ) 9) Der Spergel, die wichtigſte Futterpflanze für Sandgegenden, iſt ein ganz vorzügliches Milch— futter. Was ihm übrigens am Ertrage abgeht, er— ſetzt ſeine Schnellwüchſichkeit. Übrigens giebt die lange Sorte des Spergels auf kräftigem und lockerm Boden und unter günſtigen Witterungseinflüſſen auch hinſichtlich der Menge einen Ertrag, der nur von wenigen andern Futterpflanzen übertroffen wird. 10) Die Getreidefchröp fe, beſonders vom Weizen, iſt ein gutes Milchfutter im Frühjahre, muß aber mit Vorſicht mit trocknem Futter vermiſcht ge— füttert werden, weil ſie ſtark laxirt, auch bläht. 11) Topinambourſtengel und Kartoffel: kraut. Erſtere ſind, klein geſchnitten, ein gutes Futter im Herbſte, dürfen jedoch nicht über die Hälfte der Futtermaſſe ausmachen. Sie werden hauptſäch— lich nur den Kühen verfüttert, und man nimmt an, daß 3 bis 4½ Pfund im Futterwerthe 1 Pfd. Heu gleich kommen. Kartoffelkraut ſoll aber, ob es gleich häufig geſchieht, im grünen Zuſtande gar nicht an das Rindvieh verfüttert werden, indem es ohne einen Vortheil zu gewähren, aa ee bringt. 468 Vie h 12) Das Kraut oder die Blätter von Run— keln u. ſ. w. haben zwar keinen ſehr großen Nah— rungsſtoff, indeſſen pflegt doch das Vieh gut darnach zu milchen. Um den Durchfall davon bei dem Rind— viehe zu verhüten, ſoll man dieſelben mit Heu oder Stroh vermengen. Beſſer ſind die Blätter vom Kopf— kohl, wenn fie mit andern Futterſtoffen gemiſcht werden. 13) Die Stoppelrüben verdienen beſonders als ein ſehr gutes Herbſtfutter empfohlen zu werden; ſie bilden zugleich zweckmäßig den Übergang zur Winterfütterung. Bei der Grünfütterung beachte man folgende höchſt wichtige Vorſichtsmaßregeln: Das grüne Fut— ter darf nicht ſehr naß oder in der Mittagshitze ge— mäht und bald darauf eingebracht werden; naß ein— gebrachtes Futter muß man ſogleich dünn ausbreiten und wenn man es verfüttern muß, iſt eine Zulage von trocknem Futter um ſo wichtiger. Das im Thaue gemähte Futter ſchadet nicht, wohl aber muß man ſich hüten, das Futter im Nebel abzuhauen und ein— zubringen. Um das bei der Grünfütterung häufig vorkommende Aufblähen möglichſt zu verhüten, muß man folgende Regeln beobachten: a) Alles junge und vornehmlich alles vorzugsweiſe blähende Futter, beſonders zu Anfange der Grünfütterung, iſt mit trocknen Gegenſtänden zu vermiſchen; b) das Vieh darf von einer Futterzeit bis zur andern nie zu hung— rig werden; 6) man lege nie ſtarke Portionen auf einmal und die Portionen nie zu ſchnell hinter ein— ander vor; d) man darf das Vieh nicht unmittelbar nach dem Freſſen ſaufen laſſen; letzteres geſchieht überhaupt beſſer vor dem Freſſen. Indeſſen kann doch trotz aller Vorſicht bei einzelnen Thieren das Auf— blähen erfolgen. Man muß, ſobald man dies beim Freſſen bemerkt, ſogleich das Futter wegnehmen und einen dicken Zaum von Stroh machen, woran man das Thier kauen läßt. Siehe weiterhin Aufblähen. Obgleich trodnes Futter bei der Sommerſtall— fütterung nicht fehlen ſoll, ſo wird man doch in den meiſten Fällen nichts Anderes mit in den Sommer hinübernehmen können, als Stroh, wenigſtens ver— liert das Heu an Futterwerth mehr als dieſes, und iſt auch zu ſelten in ſo großer Menge vorhanden. Das Vieh frißt aber auch bei einer ſaftigen Grün— fürterung gutes Stroh gern. Es kann aber auch hierbei zugleich an Grünfutter erſpart werden, ohne daß deßhalb der Nutzen vom Viehe geringer iſt. Giebt man z. B. einer Kuh täglich 90 Pfd. grünen Klee und 3 Pfund Futterſtroh, ſo wird ſie ſo viel Nutzen bringen und ſich eher beſſer als ſchlechter be— finden, als wenn man ihr 100 Pfd. Klee und kein Stroh gegeben hätte. Nur bei anhaltend naſſer Wit— terung iſt ein ſtärkerer Zuſatz an trockenem Futter zu empfehlen. Man muß alſo ein beſtimmtes Quantum von trocknem Futter (Stroh wirkt hier ſo viel als Heu), nach der Dauer der Sommerſtallfütterung, aus dem Winter mit herübernehmen. Nur in ſelte— nen Fällen wird man 180 Tage Sommerſtallfütte— rung rechnen können; denn wo ſie durch 150 Tage betrieben werden kann, ſind die Verhältniſſe ſchon günſtig; im Allgemeinen kann man nur auf 4 Mo: zu cht. nate rechnen, und unter vielen Umſtänden noch we— niger. Bei Berechnung des erforderlichen Bedarfs an Grünfutter kommt es darauf an, wie ftarf das Vieh genährt werden ſoll, wie viel eine beſtimmte Fläche der angebauten Futtermittel liefert, und wie ſich die verſchiedenen Futtermittel in Beziehung auf ihre nährende Kraft zu einander verhalten. Die beſ— ſern grünen Futtermittel, als Mais und Spergel, enthalten in 3½ Pfd., die geringern, als Runkel— und Kohlrübenblätter, in 5½ bis 6 Pfund fo viel Nahrungsgehalt, als 1 Pfd. Heu enthält. Von den verſchiedenen Kleearten, Gemenge, Buchweizen, Rog— gen u. ſ. w. kann man 4% bis 5 Pfd. einem Pfund Heu gleich rechnen. Ein Rind von mittlerer Größe bedarf täglich 95 bis 100 Pfd. Grünfutter; denn wenn auch kleinere Kühe mit 80 Pfd. Grünfutter hinreichend gefüttert werden können, ſo dürfen große Kühe mit Vortheil 112 bis 140 Pfd. Grünfutter er- halten. Bei den Milchkühen wirkt altes Grünfutter im Verhältniſſe ſeiner Nahrhaftigkeit mehr auf die Milchergiebigkeit, als trocknes Futter. Auf gutem Gerſtenboden wird man mit einem Morgen Futter— kräuter auf den Kopf ausreichen; indeſſen iſt es im— mer rathſam, feinen Anſchlag auf mindeſtens Y, Fläche mehr zu machen, da man das etwa übrige Grünfutter zu Heu machen kann. Futterordnung und Pflege auf dem talle. Alles den Thieren vorzulegende Futter muß ſich in einem völlig unverdorbenen Zuſtande befinden. Die Krippen und Raufen müſſen jedesmal vor dem Vorlegen des Futters ſorgfältig gereinigt werden. Man darf nicht zu viel Futter auf einmal und über— haupt nicht eher wieder vorlegen, als bis das vor— hergegebene aufgezehrt iſt. Man füttere nie bis zur Ueberſättigung, ſondern bis das Vieh mäßig befrie— digt iſt, und laſſe überhaupt das nächſte Füttern nicht eher wieder beginnen, als bis die Verdauung beendigt ſcheint; man laſſe aber auch das Vieh nicht zu leer und zu hungrig werden. Die einmal ge— wohnte Futterzeit ſoll man pünktlich einhalten. Ob— gleich jedes Futter in kleinern Portionen und öfters gegeben gedeihlicher wird, ſo iſt doch die Füllung des Magens bis zu einem gewiſſen Grade nöthig, wenn ſich das Thier legen und mit Bequemlichkeit das Wiederkäuen vollbringen ſoll. Übrigens kann erwachſenes, kräftiges Vieh ohne Nachtheil eine grö— ßere Maſſe Futter zu ſich nehmen, und bedarf auch einer längern Zeit zur Ruhe und Verdauung, als junges oder ſehr altes, ſchwächliches, welches nur kleinere Portionen verträgt und dieſe um ſo öfterer erhalten muß. Von blähendem, umfangreichem und ſchwer verdaulichem Futter dürfen niemals große Portionen auf einmal gegeben werden und die Füt— terung muß länger dauern; beides iſt der Fall beim Grünfutter, wie bei einer Zuſammenſetzung, wo das Stroh die Hauptmaſſe iſt. Leichtes Futter hingegen, wie Kartoffeln, Rüben u. ſ. w. können in größern Maſſen auf einmal und in längern Zwiſchenräumen gegeben werden. Mit Ausnahme des Maſtviehes und der jungen Thiere wird ein dreimaliges Füttern Die Rindviehzucht. täglich empfohlen. Bei den einzelnen Portionen müſſen die geringern Futtermittel zuerſt, die beſſern zuletzt gegeben werden. In der Zwiſchenzeit zwiſchen dem Füttern und befonders in der Nacht iſt es ge: rathen, das geringſte Langfutter, als Stroh u. ſ. w. vorzulegen. Je trockner das Futter iſt, um ſo reichlicher ſoll das Vieh getränkt werden; bei grünem oder Wurzel— futter jedoch nicht unmittelbar nach dem Genuſſe. Da das Tränken auf die Milchabſonderung von ganz beſonderm Einfluſſe iſt, fo empfiehlt man, es den Kühen im Winter durch einige Zuthaten ange— nehmer zu machen und ſie dazu zu reizen; ſo z. B. durch das Einrühren von Schrot, Olkuchen, Salz u. dergl. in das Saufen. Überhaupt iſt zu empfeh— len, im Winter den Kühen den Trank nicht zu kalt, ſondern wenigſtens lauwarm zu geben. Kann man das Vieh zum Tränken in einen Teich oder Fluß laſſen, wo es Gelegenheit hat, ſich zu baden oder zu ſchwemmen, ſo iſt das, beſonders in der wärmern Jahreszeit, demſelben ſehr zuträglich. Im Winter tränkt man das Milchvieh zweimal, nach dem Mor— genfutter und vor dem Abendfutter; übrigens kann dies auch, wenn es wegen warmem Waſſer bequemer paßt, in einer andern Ordnung geſchehen. Wenn das Zugvieh nicht arbeitet, beobachtet man daſſelbe, ſonſt aber läßt man es beim An- wie beim Aus— ſpannen, wenn es im letztern Falle abgekühlt iſt, ſaufen. Im Sommer bei grüner Fütterung ſäuft das Vieh weniger. Am beſten werden die Kühe nebſt dem Samenrinde zum Tränken aus dem Stalle ge— laſſen, und zwar am beſten in einen ſogenannten Kuhring (Miſthofumfaſſung) auf den Miſt, wo man ſie einige Zeit ſich frei bewegen läßt. Das Salz wird von Vielen für unentbehrlich zum Gedeihen des Rindviehes gehalten, während in andern Gegenden gar keins gegeben wird, und das Vieh nicht weniger geſund und nutzbringend iſt. Indeſſen ſteht außer Zweifel, daß das Salz dem Viehe dienlich iſt, daß es die Freßluſt und Verdau— ung befördert, daß es beſonders bei anhaltend feuch— ter Witterung, bei dem Übergange von einer Füt— terung zur andern und wenn viel rohes Wurzelwerk gefüttert wird, Krankheiten vorbeugt und zu einem beſſern Ertrage verhilft. Im Winter einmal ½ Pfd., im Sommer 1 Pfund auf zweimal die Woche dem Stücke gegeben, iſt hinreichend. Das Futter mit menſchlichem Urin angemacht, vertritt die Stelle des Salzes. Reinliche Haltung des Viehes iſt ein Haupt— erforderniß zu deſſen Gedeihen; daher man für eine ordentliche Streu und reinliches Lager ſorgen muß. Je ſparſamer die Streu iſt, um ſo mehr Sorgfalt er— fordert die Reinhaltung des Lagers, und es muß dann der Miſt täglich ausgebracht werden; je mehr aber Streu vorhanden iſt, um ſo beſſer ift es für den“ Miſt, wenn er länger im Stalle liegen bleibt, was auch dem Viehe nichts ſchadet. Wo aber ein gänz— licher Mangel an Streu ſtattfindet, müſſen die ab— fallenden Erkremente ſtets weggenommen werden, ſo wie auch der Stall öfters durch Waſſer abzuſpülen iſt. Je mehr das verzehrte Futter beträgt und je kräf— 469 tiger und ſaftreicher daſſelbe iſt, um deſto mehr Ein— ſtreu ift erforderlich. Bei dem ſchlecht und nur mit trocknem Futter genährten Viehe reichen 3 bis 4 Pfd. Stroh täglich hin; bei reichlich genährtem hingegen bedarf man 10 bis 12 Pfd. davon. Nimmt man nun die Sommerſtallfütterung auf fünf, und die Winterfütterung auf ſieben Monate an, ſo werden im Durchſchnitte des Jahres für eine Kuh täglich ungefähr 8 bis 9 Pfd. Einſtreuſtroh erforderlich fein. Wo dagegen der Weidegang im Sommer ſtattfindet, reichen täglich auf die Kuh 5 bis 6 Pfd. Streuhſtroh völlig hin. Die Einſtreu mit Erde iſt nur im Noth— falle zu empfehlen, weil ſie, da ſie immer feucht bleibt, dem Viehe nicht geſund iſt. Das dem Viehe ſehr zuträgliche Putzen erfolgt entweder nur durch tägliches Abreiben mit Stroh, oder durch förmliches Striegeln. Auch müſſen den Kühen wöchentlich ein— mal die Schwänze rein ausgewaſchen werden. Zur Pflege und Fütterung der Kühe werden mei: ſtens weibliche Perſonen verwendet, in manchen Ge— genden beſorgen jedoch die ganze Kuh- und Milch— wirthſchaften männliche Dienſtboten. Letztere leiſten mehr als die weiblichen, auch ſoll im Allgemeinen das Vieh beſſer von ihnen verſorgt werden als von jenen. Ein männlicher Dienſtbote bei der Kuhhal— tung melkt, füttert, putzt 18 bis 20 Kühe, beſorgt dabei zugleich das Ausmiſten, mähet noch einen Theil des Grünfutters und hilft es einbringen. Sonſt rechnet man auf 10 bis 12 Kühe eine Magd, welche etwa daſſelbe thut. Beim Jungviehe ift we: niger zu thun, und eine Perſon kann 20 bis 30 Stück beſorgen. Die meiſte Arbeit iſt beim Maſt— viehe, und man wird zu 10 Ochſen mindeſtens eine Perſon nöthig haben. Wo das Grünfutter nicht nebenbei Mittags und Abends nach dem Ausſpannen mit den Ackerpferden eingebracht werden kann, der: wendet man zweckmäßig die Kühe ſelbſt wechſelsweiſe für dieſe Arbeit, oder beſtimmt dazu ein Paar Och— ſen, die man dann im Herbſte fett haben wird. Bei einem Viehſtande zwiſchen 30 und 40 Stücken kann das Mähen und Einholen des Futters recht füglich durch einen Mann beſorgt werden; daher gegen die Weide, wo auch ein Mann den Kühen folgen müßte, kein Mehraufwand an Arbeit entſteht. Die Weide. Wenn die Stallfütterung in den meiſten Fällen der Weidewirthſchaft vorgezogen zu werden verdient, ſo giebt es doch auch Fälle, wo die Ernährung des Rindviehes auf der Weide den Vorzug verdient. Dies iſt beſonders der Fall in Gebirgsgegenden, wo Klima und Boden einen reichlichen und nahrhaften Graswuchs gewähren, oder auf denjenigen Boden— arten, welche den Anbau von Getreide und Futter: kräutern nicht erlauben. Auch bei der Koppel- oder Egartenwirthſchaft bringt die Weidewirthſchaft in den meiſten Fällen mehr reinen Gewinn. Im All— gemeinen hat die Weide vor der Stallfütterung den Vorzug, daß fie weniger Koſten verurſacht und dem Mißrathen weniger unterworfen iſt, als der künſt— liche Futterbau behufs der Stallfütterung. Die Weide 470 Vie h iſt von mancherlei Art und die eine vortheilhafter als die andere, ſ. Weide. Bei dem Weiden: iſt es beſ— ſer, dem Viehe kleinere Abtheilungen einzuhegen und alle drei bis vier Wochen damit zu wechſeln, als demſelben, den im ganzen Sommer bedürftigen Weideraum auf einmal zu überlaſſen. Bei Fett— weiden, wo man das Gras hoch anwachſen läßt, bis man ſie beſetzt, und das Vieh dann fett iſt, wenn die Weide anfängt ſchlecht zu werden, mag eine Aus— nahme von dieſer Regel gelten. Für das Milchvieh hält man junges, ein paar Zoll hohes Gras für vor— theilhafter, worauf man bei Beſetzung und dem Wechſel der Weiden zu achten hat. Wo man in der heißen Jahreszeit noch zwiſchen Tag- und Nacht— weiden wechſelt, da giebt man dem Viehe die ſchlech— tere Weide für den Tag, die beſſere für die Nacht. Wo man das Vieh auf der Weide übernachten läßt, ſchadet dies zwar dem Vieh ſelbſt nicht, fo lange die Witterung mehr trocken iſt; bei naſſer Witterung da— gegen, beſonders aber wenn ſich die Herbſtnebel ein— ſtellen, muß man das Vieh in den Stall bringen und ihm des Morgens vor dem Austreiben ein trock— nes Futter geben. Wo das Klima rauh iſt, oder wenn die Weide ein naſſes, ſumpſiges Erdreich ent— hält, das Vieh auch wohl zum Theil durch Waſſer gehen muß, da iſt das Eintreiben in den Stall ſtets zu empfehlen. Kälber dürfen in den erſten vier bis fünf Monaten ihres Lebens nicht über Nacht auf der Weide bleiben. Das Übernachten iſt überhaupt nur mehr auf entfernten Dreeſchweiden bei der Koppel— wirthſchaft eingeführt; auf nahen Weidetriften aber iſt das Außenbleiben des Viehes nur ſelten anzu— rathen. Die Weide darf mit keiner größern Menge Vieh betrieben werden, als auf derſelben vollſtändige Nahrung findet; dagegen iſt aber auch eine zu ſchwache Beſetzung nicht räthlich, weil dann viele von dem Viehe verſchmähte Gräſer in die Höhe wachſen, alt und hart werden, was den Nachwuchs verhindert und die Weide verſchlechtert. Man darf dem Rindviehe nicht zu magere und ſpärlich beſetzte Weide anweiſen. Eine Weide, von der fünf Morgen auf eine Kuh von einer Größe, die der Weide an— gemeſſen iſt, gerechnet, nicht zureichen, kann nicht mehr als Kuhweide betrachtet und als ſolche benutzt werden; vielmehr gehören ſolche magere Weiden nur für Schafe. Beim Weidegange darf es dem Viehe nicht an gutem Waſſer fehlen, und es muß, wenn jenes auf der Weide ſelbſt fehlt, wenigſtens einmal täglich zur Tränke getrieben werden. Das Vieh muß auf der Weide ſich möglichſt ſelbſt überlaſſen bleiben und darf durchaus nicht mit dem Hunde gehetzt wer— den. Der Weidegang ſelbſt dabei iſt ſo einzurichten, daß das Vieh immer mit dem Winde und nicht ihm entgegen weidend gehe. Am wenigſten darf aber das Weidevieh geſtört werden, wenn es ſich zum Wieder— käuen lagert. Das bei der Sommerſtallfütterung aufgezogene oder doch daran gewöhnte Vieh muß man nur nach und nach an die Weide gewöhnen. Auf der Viehweide ſelbſt müſſen die Kuhfladen täg— lich entweder auseinander geſchlagen oder auf Hau— fen getragen und fort gebracht werden. Auch muß der Hirte ſtets die Maulwurfshügel auseinander — u Ache et ſtreuen und die ſchädlichen Weidepflanzen ausſtechen. Endlich wird empfohlen, die Weide von Zeit zu Zeit einmal zu ſchonen und Heu zu machen. Eine beſondere Art des Hütens iſt das ſogenannte Tüdern oder Töddern, ein Mittelweg zwiſchen Weide und Stallfütterung. Man ſchlägt zu dieſem Behufe einen Pflock in den Boden der Weidefläche, an welchen das Weideſtück mittelſt eines langen Strickes mit Wirbel und Ring angebunden wird. Bei einzelnen Stücken Vieh iſt dieſe Methode faſt allgemein bekannt; allein dies Verfahren iſt auch bei ganzen Herden im Großen anwendbar, und wird vorzüglich da mit Vortheil ausgeübt, wo eine un— zweckmäßige Form des Futterfeldes den freien Weide— gang nicht gut geſtattet. Hierbei muß die Herde ſo viel als möglich zuſammen gehalten werden, damit kein Theil der Fläche unbenutzt bleibe, die Milch nicht zu weit nach dem in der Mitte der Herde hin— geſtellten Gefäße hinzutragen ſei, und damit auch der Miſt der Kühe ſich gleichmäßig verbreite. Man theilt die Kühe gewöhnlich in Abtheilungen von ſo viel Stücken, als eine Magd zur Milchenzeit melken kann. Die Entfernung zwiſchen jeder Kuh richtet ſich nach der Länge der Tüderſtricke, und dieſe wieder nach der Güte der Weide. Die Tüderpfähle werden ſo eingeſchlagen, daß die Thiere eins zum andern un— gefähr mit dem Maule reichen können. Sobald nun die Fläche Land rein abgefreſſen iſt, werden die Tü— derpflöcke fortgeſchlagen und fo weiter gerückt, daß die neuen Flecke an die alten reichen; dies wird ſo oft wiederholt, bis das Thier ſeine völlige Sätti— gung erlangt hat. Sollen die Weidethiere zur Tränke geführt werden, ſo muß man ſie zuſammenkoppeln, wobei man den Strick der erſten Kuh zuſammenlegt und ihn an die Hörner der zweiten, dann den zu— ſammengelegten Strick der zweiten Kuh an die Hör— ner der dritten hängt u. ſ. w.; fo kann man zwanzig und mehr Kühe in einer Reihe aneinanderkoppeln. Beim Zurückkommen von der Tränke werden die Tü— derpfähle fortgeſchlagen. Bei dem Tüdern wird das Futter reiner und gleichmäßiger abgefreſſen als bei der Weide, ſo daß nicht mehr Futter nöthig wird, als bei der Stallfütterung, obſchon gegen letztere be— deutend an Arbeit erſpart wird. Das Tüdern paßt aber nicht wohl für Futterpflanzen, die in demſelben Jahre noch ein- oder mehreremale nachwachſen, da beim zweitenmal Tüdern das grüne Futter des liegen— gebliebenen Miſtes wegen dem Vieh unangenehm ſein würde. Man macht daher den folgenden Wuchs lieber zu Heu. In Anſehung der Düngererzeugung ſteht jedoch das Tüdern der Stallfütterung weit nach. Es kommt daher bei einer Wirthſchaft darauf an, ob mehr an dem Düngergewinn oder mehr an der Arbeitserſparniß gelegen iſt. Wenn man in den höhern Gebirgsgegenden nur auf drei bis vier Monate Weidezeit rechnen kann, ſo kann man im Niederlande auf fünf bis ſechs Mo— nate rechnen. Man muß aber unter allen Umſtänden im Anfange und am Ende der Weidezeit auf einen angemeſſenen Zuſchuß von trocknem Futter rechnen. Eine gute Weide, die nach Beſchaffenheit ihres Bo— dens, ihrer Lage u. ſ. w. ein gutes Wieſenland ab— Die Rindvieh zucht. geben würde, kann eben ſo viel und bei guter Pflege der Weiden noch etwas mehr an Futter geben, als wenn dieſelbe Fläche als Wieſenland zu Heu und Grummet benutzt worden wäre. Wenn eine Kuh bei der Weide gleiche und vollkommene Sättigung wie bei der Stallfütterung erhält, ſo giebt ſie bei jener noch etwas mehr Milch als bei dieſer. Frei— lich iſt aber eine ſo vollkommene Weide als die Stallfütterung fein kann, nur hoͤchſt ſelten in Wirk— lichkeit vorhanden. Im Allgemeinen ſteht übrigens die Weidewirthſchaft der Stallfütterungswirthſchaft ſehr nach. Benutzung des Rindviehes. Die Benutzung des Rindviehes im erwachſenen Zuſtande iſt mannigfaltig. Die Kuh gewährt Nutzen durch Kälber und Milch, der Stier durch die Paa— rung und Fortpflanzung, der Ochſe durch Arbeits— leiſtungen, und alle endlich durch die Maſtung und Düngererzeugung. 1) Die Jungviehzucht iſt unter manchen Verhältniſſen nicht einträglich, unter manchen noth— wendig, nicht ſelten aber auch ein Hauptgegenſtand der Rindviehzucht. In der Nähe großer Städte oder überhaupt, wo die Molkerei durch den Milchverkauf in der Regel einen außerordentlich großen Ertrag ge— währt, kann die Jungviehzucht keinen Vortheil brin— gen, man wird dort vielmehr beſſer thun, gute Milch— kühe zu kaufen. Wo jedoch der Ertrag der Molkerei nicht ſo außerordentlich groß iſt, wird es auch in dem Falle, daß die Molkerei noch mehr einbringen ſollte, als die Jungviehzucht, doch meiſtens gerathen ſein, vornehmlich in größern Wirthſchaften, das be— nöthigte Vieh zur Vervollſtändigung der Herde ſelbſt aufzuziehen. Je weniger dagegen die Molkerei ein— bringt, um ſo mehr wetteifert die Jungviehzucht mit jener, bis ſie endlich der Hauptgegenſtand wird. Wo dies der Fall iſt, hält man entweder Kühe von ausgezeichneter Raſſe und ſtellt alle tauglichen Käl— ber davon auf, um ſie im zweiten oder dritten Jahre zu verkaufen; oder die Kuhhaltung iſt unbedeutend und man kauft junges Vieh verſchiedenen Alters und treibt damit nach Zeit und Gelegenheit Handel. Beim Ankauf von Jungvieh hat man aber vornehm— lich ſolches Vieh zu wählen, welches einen ſchnellen Wuchs verſpricht. Was übrigens den Bedarf an Zugvieh anbetrifft, ſo iſt es auch in großen Wirth— ſchaften unter den gewöhnlichen Verhältniſſen räth— licher, wenn daſelbſt der Bedarf an Zugvieh nicht ſelbſt nachgezogen, ſondern von außen angekauft wird. 2) Die Molkerei, ſ. weiterhin Milchweſen. Die Molkerei iſt als eine Hauptnutzung des Rind— viehes zu betrachten. Deßhalb hat man beſonders darauf Bedacht zu nehmen, einen milchreichen Vieh— ſchlag aufzuſtellen, durch den das Futter am höchſten ſich verwerthet. Auf die Güte und Menge des Milch— ertrags haben mehrere Umſtände Einfluß, vornehm— lich aber die Menge und Beſchaffenheit des Futters, ſowie die Raſſen und die Abſtammung. Auf die Güte und Menge der Milch wirken beſonders: grü— 471 ner Mais, grüne Erbſen, Kopfkohl, Eſparſette und andere gute Grünfutterſtoffe. Auf die Güte der Milch wirkt: gutes Heu, Körner u. ſ. w.; auf die Menge der Milch: Klee, Runkelrüben, Kartoffeln, überhaupt Grünfutter. Beſonders iſt es erwünſcht, wenn eine Kuh zur Zeit kalbt, wo die Grünfütterung eintritt, indem ſie dann weit mehr Milch giebt, als wenn das Kalben in den Herbſt fällt. Außerdem hat aber die Raſſe des Rindviehes einen ſehr weſent— lichen Einfluß auf den Milchertrag. Den größten Milchertrag gewährt die Raſſe des Niederungsviehes, den geringſten dagegen die ungariſchen Kühe. Im Verhältniß zum Futterbedürfniß geben die Allgauer, ſowie die Limburger Kühe viele Milch. Überhaupt giebt es bei jeder Raſſe und jedem Viehſtamme aus— gezeichnete Kühe, die beſonders viel Milch geben und die deßhalb alle Beachtung verdienen. Auf den Milchertrag hat befonders auch das Alter Einfluß. Der volle Milchertrag einer Kuh tritt gewöhnlich mit dem dritten Kalben ein, welcher bis zum achten oder zehnten Jahre anhält, und dann allmälig wieder abzunehmen pflegt. Bei einer heißen, ſowie bei einer kalten Witterung nimmt der Milchertrag ab; deßhalb muß man bei der Stallfütterung der Kühe im Som— mer gegen große Hitze, ſowie im Winter gegen Kälte und gegen ſcharfe und rauhe Winde ſchützen. Neu— melkende Kühe geben anfangs weniger fette Milch; nimmt aber der Milchertrag ab, ſo wird die Milch allmälig beſſer und fetter. Alte Kühe geben fettere Milch als junge. Die des Morgens gemolkene Milch giebt mehr Rahm als die Abendmilch. Ebenſo iſt die zuletzt ausgemolkene Milch weit beſſer als die erſte. Will man ſich eine gute Milchkuh verſchaffen, ſo muß man ſchon von Jugend auf, beſonders aber bei den Erſtlingskühen nach dem erſten Kalben, durch gutes Angewöhnen an das Melken, durch reines Ausmelken, durch Reinlichkeit, Ruhe und Pflege darauf einzuwirken ſuchen. 3) Die Verwendung des Rindviehes zur Arbeit. Zum Zuge werden gewöhnlich die Ochſen angewöhnt, welche im dritten Jahre mäßig in Ge— brauch genommen werden können. Eine zu frühe Benutzung zum Zuge ſtört ſie im Wachsthume. Län— ger als acht bis zehn Jahre ſoll man ſie nicht zum Zuge beibehalten, ſondern ſie dann mäſten. Die Kühe ſind übrigens ebenſo leicht zum Zuge abzurich— ten, als die Ochſen, ſie ſind ſogar noch lenkſamer als dieſe, und da ſie einen ſchnellern Gang haben, ſo arbeiten ſie auch geſchwinder, halten aber nicht ſo gut und lange aus. Eine mäßige Bewegung thut dem Milchertrage der Kühe nur wenig Eintrag, ja ſie befördert denſelben ſogar, wenn die Kühe Anlage zum Fettwerden haben, oder überhaupt ein mehr auf das Fleiſch als auf die Milch wirkendes Futter er— halten; bei größern Anſtrengungen aber geben ſie weniger und auch ſchlechtere Milch. Der Gebrauch der Kühe gewährt in kleinen Wirthſchaften, bei leich— tem Boden und wenig angeſtrengter Feldarbeit be— deutende Vortheile. In großen Wirthſchaften hat man das Anſpannen der Kühe nur von Zeit zu Zeit in dringenden Arbeitsperioden vortheilhaft gefunden. Man lehrt in dieſem Falle alle Kühe ziehen und läßt 472 Vie ſie nicht nur die leichten Fuhren machen, ſondern verwendet ſie auch bei der Ackerarbeit, mit Ausnahme des Eggens, und wechſelt dergeſtalt mit ihnen, daß ſie nur halb ſo lange arbeiten als die Ochſen. Bei vorgerückter Trächtigkeit müſſen aber die Kühe ge— ſchont und an den Wagen gar nicht mehr geſpannt werden. Beim Angewöhnen des Jungviehes zum Zuge muß man ſanft und ſchonend mit ihnen um: gehen und geſchickte und ruhige Leute dazu beſtim— men. Man ſpannt entweder einen jungen Ochſen neben einen ſchon angelernten, oder man ſpannt zwei junge Ochſen zwiſchen vier alte, auf welche Weiſe das Anlernen am beſten erfolgt. Um die Angewöh— nung eines langſamen, faulen Ganges zu verhüten, empfiehlt man die jungen Ochſen neben zum Zie— hen abgerichtete Kühe zu ſpannen. Die Ochſen ſind gegen die Einflüſſe der Witterung empfind— licher als die Pferde. Große Hitze, ſtarker Froſt, beſonders aber ſcharfe und kalte Winde greifen fie ſehr an; fie find daher im Winter weniger brauch: bar, und müſſen auch bei der Hitze im Sommer möglichſt geſchont werden. Je anſtrengender die Arbeit iſt, um ſo kräftiger muß das Futter ſein. Gutes Heu und im Sommer gutes Grünfutter ſind in der Regel für die Zugochſen hinreichend, bei ſtrengerer Arbeit aber muß man ſie mit Schrot unterftügen. Wo es an Heu fehlt, giebt man ihnen im Winter und im Frühjahre Kartoffeln und Stroh. Wenn übrigens die Ochſen im Winter gar nichts arbeiten, ſo können ſie ſich allenfalls mit gutem Futterſtrohe, dem etwas Heu beigemengt iſt, begnügen. Branntweinſchlämpe und ſehr ſaf— tiges Winterfutter dürfen die Ochſen im Nothfalle nur in kleinen Portionen erhalten, weil ſie davon matt werden. Wo man die Ochſen den Sommer über auf der Weide ernährt und ſie ſelbſt des Nachts dort läßt, werden ſie gewöhnlich nur im Wechſel zur Arbeit verwendet (ſiehe Arbeit — der Thiere —). Ein Zugochſe bedarf, je nachdem er groß iſt und arbeiten ſoll, täglich zwiſchen 20 und 30 Pfund auf Heu berechnetes Futter. Drei kräf— tig genährte Ochſen, welche den ganzen Tag im Zuge gehen, leiſten ſo viel als vier Wechſelochſen, von welchen zwei Vormittags und zwei Nachmit— tags in der Arbeit ſind. Vier Wechſelochſen oder drei ohne Wechſel leiſten täglich ſo viel Arbeit als zwei Pferde. Es giebt übrigens einzelne Fälle, wo ein Paar gut genährte Ochſen von lebhaftem Temperamente an einem Tage dieſelbe Arbeit im Pfluge leiſten, als ein Paar Pferde. Reinlichkeit iſt auch bei der Ochſenhaltung beſonders zu em— pfehlen. 4) Die Maſtung. Ob Rindviehmaſtung auch außer großen Brau- und Brennereien dem Land— wirthe Vortheil bringe, hängt von Orts- und Zeit— verhältniſſen ab. Es kann bei der Rindviehhal— tung nur die Frage entſtehen, ob es vortheilhafter ſei, das für jenes beſtimmte Futter durch Milch— kühe und durch Maſtochſen aufzehren und aus— nutzen zu laſſen? Hierbei iſt nun vor allen Din— gen zu ermitteln, in welchem Verhältniſſe das Fut— ter, was eine Milchkuh durch das ganze Jahr ver— ru ch t. zehrt, gegen dasjenige ſtehe, was ein Maſtochſe in ſeiner Maſtungszeit erfordert und ſodann zu be— rechnen, welchen Ertrag ein Maſtochſe nach vol— lendeter Maſtungszeit, und welchen Ertrag eine Milchkuh durch das ganze Jahr gebe. Man wird nicht ſelten finden, daß das Futter mit den Maſt— ochſen ſehr oft höher, als mit den Milchkühen aus— genutzt werde, zumal wenn man dabei noch be— rückſichtigt, daß bei dem Maſtviehe viel Zeit an der Verpflegung gegen eine Milchkuh erſpart wird. Auch kehrt bei der Maſtung das angelegte Kapital in vier bis fünf Monaten wieder zurück, während das in den Milchkühen ſteckende beſtändig darin bleibt. Ein Maſtochſe wird während ſeiner Maſt— zeit, wenn ſolche fünf Monate dauert, im Durch— ſchnitte ſo viel an Futter verbrauchen, als eine Kuh im ganzen Jahre bei verhältnißmäßig gleicher Größe. Der Dünger alſo, welcher mit einem Maſtochſen in der Maſtzeit gewonnen wird, iſt auch an Quan— tität dem gleich, welchen eine Kuh im ganzen Jahre giebt, meiſt aber von vorzüglicherer Güte. Die Ma— ſtung wird daher wenigſtens als Nebenzweig einer Wirthſchaft immer manchen Vortheil gewähren. Man ſollte daher den beſtändigen Viebſtapel nie weiter ausdehnen, als man völlig geſichert ſein kann, auch in ſchlechten Jahrgängen mit dem Fut— ter auszureichen und für den Überfluß, den gute Jahre geben, Maſtvieh ankaufen, wenn nicht ohne— hin ſchon eine hinlängliche Kopfzahl von auszu— märzendem Viehe vorhanden iſt. Mit der Betrei— bung mancher techniſchen Gewerbe, als Brauerei, Brennerei, Runkelrübenzuckerfabrikation u. ſ. w. iſt die Rindviehmaſtung unmittelbar verbunden, ja der hauptſächlichſte Gewinn jener Gewerbe von der Maſtung überhaupt abhängig. In Gegenden, wo viel Futter vorhanden und dieſes durch die Schaf— haltung nicht gut zu verwerthen iſt, ebenſo da, wo der Abſatz des Getreides erſchwert und daſſelbe wohlfeil iſt, auch der Transport deſſelben auf die Abſatzplätze zu hoch kommt, iſt die Maſt des Rind— viehes beſonders wichtig und ſollte hier der Haupt— gegenſtand auf großen Gütern ſein, wobei noch der Vortheil beſteht, daß die im Winter zur Maſt aufzuſtellenden Zugochſen im Sommer zur Acker— arbeit verwendet werden können. Die Weidemaſt des Rindviehes kann nur da ſtattfinden, wo man ausgedehnte Fettweiden hat. Es wird dann ein Schlag im Frühjahre dazu einge— räumt, während auf einem andern gehegt wird, um eine Heuernte zu nehmen; ſobald das Heu herunter iſt, wird auf dieſem gehütet, und jener wird geſchont. um ebenfalls eine Grummeternte zu nehmen. In den Marſchgegenden iſt dieſe Art der Maſtung ge— bräuchlich, und man rechnet auf einen großen Marſch— ochſen, welcher zu 1000 Pfd. ausgeſchlachtet werden ſoll, 3%, Magdeb. Morgen. In den Marſchgegen— den der Niederelbe beſtimmt man für einen kleinen jütländiſchen Ochſen aber nur 2½ Morgen. Die Stallmaſt mit Gras, Klee und anderem grünen Fut— ter wird ſelten betrieben, und man hält ſie auch nicht für vortheilhaft, da Gras und Klee zu Heu gemacht beſſer zur Maſtung benutzt werden können. Ein Ochſe Die Ninpvichzuht. frißt täglich 200 bis 250 Pfd., eine Kuh 170 bis 200 Pfund grünes Futter, wobei aber noch gutes Stroh oder Heu dazwiſchen und am Ende der Maſt ein Trank von Olkuchen oder etwas Schrot daneben verabreicht werden müſſen. Die Maſtung mit Brannt— weinſchlämpe iſt häufig und wird ſowohl im Som— mer als im Winter betrieben. Die Schlämpe von Getreide iſt viel nährender, als die von Kartoffeln, und man nimmt an, daß ein Ochſe von der Schlämpe von 10 preuß. Metzen, eine Kuh von der von 8 Mtz. abgezogenen Getreides, nebſt einer Quantität Heu und Strohhäckſel täglich ausreichendes Futter haben. Stroh und Heu kann man hierbei füglich auf den Miſtgewinn rechnen. Man giebt die Schlämpe auf den Häckſel, und je wärmer ſie iſt, um ſo beſſer wirkt ſie. Die Wintermaſt wird außer der Schlämpe mit Heu, Kartoffeln, Rüben, Schrot betrieben. Die Schlämpe äußert nur dann eine gute Wirkung, wenn fie in mäßigen Gaben gegeben wird, wo fie den Ap— petit und die Freßluſt vermehrt. In heureichen Ge— genden mäſtet man Ochſen nur mit Heu. Ein Ochſe, der zu 700 Pfund Fleiſchergewicht gebracht wird, nimmt bei 40 Pfd. gutem Heu täglich um 2 Pfd. an Fleiſch und Fett zu. Giebt man dem Ochſen nur 10 Pfd. Heu täglich, und ftatt der übrigen 30 Pfund, täglich 60 Pfund Kartoffeln, ſo ſetzt er noch beſſer an, er muß jedoch noch etwas Stroh daneben bekommen. Kohl, Rüben, Runkeln und Möhren werden ſelten als alleiniges Maſtfutter angewendet; als Nebenfutter verbeſſern und beſchleunigen ſie die Maſtung, für ſich allein verwendet geben ſie aber bei andern Nutzviehe mehr Vortheil. Maſtung mit Ge— treide und andern mehligen Samen iſt zwar ſehr wirkſam, doch kommt es auf die beſtehenden Preiſe an, ob ſie mit Nutzen dazu verwendet werden können. Man rechnet auf einen mittelſtarken Ochſen 15 bis 20 Pfund Körner nebſt 15 bis 20 Pfd. Heufutter und Stroh. Jedenfalls iſt am Ende der Maſtung ein Zu— ſatz von Mehltrank oder kräftigem mehligem Futter zu geben, welche Nahrungsmittel man beſonders dann anwendet, wenn die Freßluſt der Thiere ab— nimmt. Als ſchätzbares Maſtungsmittel find noch die Olkuchen zu betrachten; man rechnet auf den Ochſen 12 bis 15 Pfd., und giebt ſie als Mehl mit Häckſel vermiſcht oder als Trank im Waſſer aufgelöſt, wozu noch die erforderliche Menge Heu kommt. Man will bemerkt haben, daß das Vieh um ſo beſſer werde, je ſtärker es zuletzt gearbeitet habe und je mehr es abgetrieben ſei, nur müſſe ſeine Maſtung völlig vollendet werden. Einen verſchnittenen Bullen ſoll man daher nicht eher mäſten, als nachdem er durch Arbeit ſein Bullenfleiſch völlig verloren hat. Ochſen, welche von Jugend auf kümmerlich genährt, zu jung angeſpannt und über ihre Kräfte bei ſchlech— ter Pflege zur Arbeit verwendet worden ſind, mäſten ſich ſchlecht und liefern auch bei der beſten Maſt ſchlechtes Fleiſch. Wenn Maſtkühe einige Wochen bei gutem Futter geſtanden haben, ſo verlangen ſie gewöhnlich nach dem Bullen, zu welchem ſie auch gelaſſen werden müſſen, wenn das Maſtfutter an⸗ ſchlagen ſoll. Nach dem Rindern muß aber nun die Kuh möglichſt ſtark und ſchnell gemäſtet werden, da— Kirchhof, Landwirth. 473 mit die Maftung in ungefähr 3 Monaten vollendet ift, ehe fie in der Tragzeit zu weit vorſchreitet. Maſt— kühe ſollen nicht mehr gemolken werden, daher man dafür ſorgen muß, daß ſie die Milch bald verlieren. Außer der Anwendung von ſolchen Futtermitteln, wodurch ſich die Milch bei den Kühen vermindert, z. B. grünes Kartoffelkraut u. ſ. w., muß man zu dieſem Behufe täglich weniger melken und ſolche Ge— tränke und Futterſtoffe, die auf Milch wirken, ver— meiden. Außerdem wäſcht man das Euter wieder— holt täglich vier- bis ſechsmal mit Branntwein oder Eſſig. Das Fleiſch von einer dergleichen gemäſteten Kuh, welche von Jugend auf ſtets in einem wohlge— nährten Zuftande erhalten worden, iſt keineswegs ſchlechter als das von gemäſteten Ochſen, obſchon ſie an Talg, wenn ſie trächtig geworden, bedeutend weniger Talg giebt, als der Maſtochſe. Vorzüglich maſtfähig ſind die verſchnittenen Kühe, die, nachdem ſie auch gleich den Ochſen gearbeitet haben, das delikateſte Fleiſch unter allen Maſtvieharten geben. Übrigens hält man das Verſchneiden der Kühe in früher Jugend, wenn es von geſchickter Hand ge— ſchieht, faft für eben fo gefahrlos, als das Ver: ſchneiden der jungen Ochſen. Vorzüglich wichtig kann bei der Rindviehzucht auch das Mäſten der Kälber werden. Da dieſe Ma— ſtung gewöhnlich am beſten mit Milch geſchieht, ſo kann man die Milch der Kühe durch die Kälberma— ſtung oft weit höher verwerthen, als es durch den Verkauf der friſchen Milch oder der Butter möglich wird. Drei Wochen lang kann ſich das Kalb aus— ſchließlich von der Milch der Mutter ernähren, wäh— rend welcher Zeit man ihm täglich noch ein friſches Ei ſammt der Schale giebt. Später müſſen die Käl— ber die Milch noch von einer zweiten Kuh dazu er— halten, oder nebenbei Tränke von ſchwarzem Mehl, Kleie, Hafermehl u. ſ. w. bekommen; auch mäſtet man mit Buttermilch und Haferſchrot, zu dem alle drei Tage noch ein Ei kommt, oder mit Milch, in welcher Brot eingeweicht iſt, oder mit gekochtem Weizen und Eiern. Von reiner Milch entſteht übri— gens das weißeſte und wohlſchmeckendſte Fleiſch. Die Kälber werden gewöhnlich bis zu dem Alter von 12 bis 15 Wochen gemäſtet, wo ſie dann bei der Milch— maſtung nicht nur fett ſind und ein Gewicht von 150 bis 200 Pfd. haben, ſondern auch in ihren Fellen ein Leder von ganz vorzüglicher Güte liefern. Will man aber die Kälber außer der Milch noch mit ver— ſchiedenen andern Nahrungsmitteln mäſten, ſo hört man beſſer nach 5 bis 6 Wochen mit der Maſt auf. Wer Rindviehmaſtung überhaupt im Großen be— treiben will, muß durchaus Erfahrung in der Beur— theilung des Viehes und beim Handel beſitzen. Im Allgemeinen nimmt man zwar an, daß bei unge— mäſteten Thieren das Fleiſchgewicht (die vier Viertel ohne Kopf, Füße und Unſchlitt u. ſ. w.) die Hälfte des lebenden Gewichts betrage. Genauer und ſiche— rer zur Beurtheilung des Fleiſchgewichtes wird aber folgende Formel dienen: Bei einem Ochſen, der nicht ganz abgemagert iſt, aber doch noch kein Fett angeſetzt hat, nimmt man die Hälfte des lebenden Gewichts und ſetzt % i hinzu, dividirt 474 Beth dann dieſe Summe mit 2 und erhält ſomit das Fleiſchgewicht. So wie aber der Ochſe fetter wird, vergrößert ſich das Verhältniß der Fleiſchtheile gegen die ſogenannten Abfallstheile und das Fleiſcher— gewicht ſteigt immer höher gegen das lebende Ge— wicht. 5) Die Düngererzeugung iſt ein Haupt— nutzen des Rindviehes, wodurch daſſelbe Bezug zum Ackerbaue hat. Siehe Dünger. rankheiten des Rind— Die gewöhnlichſten viehes. 1) Der Knieſchwamm, eine ſchwammige Ge— ſchwulſt auf den Vorderbeinen an den Knieen. Bei friſchen Geſchwulſten macht man oft Waſchungen mit kaltem Waſſer, dem man 2 Loth Bleieſſig auf das Quart Waſſer zugeſetzt hat. Schon verhärteter Knieſchwamm wird aber ſo lange mit folgender Salbe geſtrichen, bis er durch Eiterung völlig zerſtört iſt. Kanthariden, Euphorbium und Arſenik, von jedem ½ Loth, Schweinefett und Terpentin, von jedem 2 Loth. Während der Heilung muß man das Thier auf einen ungepflaſterten, mit reichlicher Streu ver— ſehenen Boden halten. 2) Die Mauke zeigt ſich vorzüglich bei Stall— ochſen. Einer oder beide Hinterfüße ſchwellen an, beſonders im Feſſelgelenke und oberhalb derſelben; dieſe Stellen zeigen große Hitze und Empfindlichkeit und nach 2 bis 3 Tagen ſchwitzt eine dünne Feuch— tigkeit aus, durch welche die Haare daſelbſt büſchel— förmig verkleben. Die Lahmheit iſt nun ſehr bedeu— tend; es bilden ſich tiefe Riſſe und Schrunden in der Haut, welche einen ſtinkenden, jauchigen Eiter ab— ſondern, welcher ſo freſſend iſt, daß ganze Hautſtücke abfallen. Der ſchorfartige Ausſchlag des Fußgelen— kes greift immer weiter und verbreitet ſich endlich wohl gar über den ganzen Körper, wenn nicht zweck— dienliche Maßregeln dagegen ergriffen werden. Die Branntweinſchlämpe, beſonders als alleiniges Futter gegeben, ſoll dieſes Übel veranlaſſen. In den gelin— dern Graden reicht es oft ſchon zur Heilung hin, wenn die kranken Füße ſorgfältig gereinigt und hier— auf täglich zwei- bis dreimal mit einem in Seifen— waſſer getauchten wollenen Lappen von allem Schorfe und vertrockneter Lymphe gereinigt werden. Alsdann macht man Waſchungen mit Kalkwaſſer oder mit einer Auflöſung von 1 Loth Alaun und 1 Loth Ku— pfervitriol in ein Quart Waſſer. In den höhern Graden wäſcht man aber die Geſchwüre mit einem Waſſer aus: 4 Loth Chlorkalk und 1 Quart Waſſer alle Morgen rein aus, und darauf im Laufe des Ta— ges drei- bis viermal mit folgendem Mittel: 1Quent— chen Sublimat und 1 Quart Kalkwaſſer. Erfolgt auch hier noch nach 8 bis 14 Tagen keine Beſſerung, ſo macht man Einreibungen mit einer Salbe aus 1 Loth Terpentinöl und 6 Loth grauer Merkurial— ſalbe, und Einſtreuungen in die bösartigen Ge— ſchwüre aus 1 Quentchen rothem Präcipitat, 1 Loth Kohlenpulver und eben fo viel Eichenrindenpulver. 3) Das Verbällen der Füße iſt eine Ent⸗ zündung der Klauen, beſonders hinten am Ballen. zu cht. Die Thiere treten nur auf die Zehen, gehen ſehr lahm und äußern viel Schmerz, wenn man ſie am Ballen drückt. So lange noch keine Eiterung einge— treten iſt, gelingt die Zertheilung der Entzündung meiſtens, wenn man das kranke Thier entweder ſtundenlang in kaltes Waſſer treibt, oder die kranke Klaue mit Heede und Leinen umwickelt und dieſe Bandage fortwährend mit Waſſer und Eſſig befeuch— tet. Wenn ſchon Eiter vorhanden, fo muß man die— ſem möglichſt freien Abfluß zu verſchaffen ſuchen, in— dem man das abgeſtorbene Horn wegſchneidet, die Wundöffnung mit trockner Heede ausfüllt und dann mit etwas von 2 Loth Aloe, 2 Loth Myrrheneſſig und 1 Quentchen Perubalſam anfeuchtet. Ein ſol— cher Verband iſt täglich zu erneuern, bis Schließung und Heilung der Wunde erfolgt. 4) Die Maul- und Klauenſeuche, ift eine ſeuchenartige, anſteckende, fieberhafte, mit einem blafigen Ausſchlage, vorzüglich in der Maulhöhle und an den Füßen, verbundene Krankheit, welche das Rindvieh von jedem Alter, ſowie auch die Zie— gen, Schafe und Schweine herdenweiſe befällt. Dieſe Krankheit kommt auch unter den Namen Zungenkrebs, Zungenſeuche, Maulweh, Sabberſeuche, Blaſenkrank— heit, Klauenſeuche, Fußſeuche u. ſ. w. vor. 24 Stunden vor dem eigentlichen Ausbruche der Krankheit zeigen die Thiere eine ungewöhnliche Lebhaftigkeit, vermehr— ten Appetit zum Freſſen und Saufen, und der Appe— tit dauert fort, ſelbſt da, wenn die Blaſen im Maule hervorgebrochen, aber noch nicht geöffnet ſind. Spä— ter werden die Thiere traurig, ſtehen in den Ställen von der Krippe zurück und ſenken den Kopf. Nach— dem die Blaſen überall in dem Maule hervorgebro— chen, und die innere Oberfläche deſſelben mehr oder weniger geröthet erſcheint, wird den Thieren das Stehen mühſamer, und es bilden ſich nun auch Bla— ſen an den Füßen, gewöhnlich zuerſt zwiſchen den Klauen. Nachdem ſich die Blaſen im Maule geöffnet haben, hören ſie auf zu freſſen, aber ſaufen und wie— derkäuen. Harn und Miſt gehen ſparſam ab, und bei vielen Thieren verbreitet ſich aus dem Maule ein aashafter Geruch. Melkkühe geben weniger, oder auch faſt gar keine Milch. Es bilden ſich zuweilen auch Blaſen an den Eutern und an der innern Fläche der Dickbeine. Nicht ſelten erſcheint aber auch bald die Maulſeuche, bald die Klauenſeuche für ſich allein, ſo daß die Thiere entweder nur Blaſen im Maule, oder an den Füßen haben. Die Dauer der Maul— und Klauenſeuche richtet ſich nach der Heftigkeit der allgemeinen Zufälle und dem höhern oder gelindern Grade der örtlichen Leiden. Bei gelindern Graden iſt mit dem fünften, längſtens neunten Tage die Beſ— ſerung ſchon ſo weit wieder eingetreten, daß es kei— ner fernern Behandlung der Thiere weiter bedarf. Im Allgemeinen dauert bei wohlgenährten Thieren die Krankheit kürzere Zeit, wenn auch beim Eintritte derſelben die Zufälle ſich heftiger äußern. Bei höhern Graden der Krankheit iſt das Fieber zuweilen ſehr heftig, die Augen ſind entzündet, triefend, der Blick iſt ſtarr und wild; aus Naſe und Maul fließt eine Menge ſchaumige Flüſſigkeit; der anfangs harte, trockne Miſt wird gegen das Ende der Krankheit, Die Rindviehzucht. wenn fie in Tod übergeht, dünner, ſchwäaͤrzlich; die Thiere verrathen heftigen Schmerz, ſperren das Maul auf und ächzen und ſtöhnen. Betaſtet und drückt man in dieſem Zuſtande die Thiere auf dem Rücken hinter den Schulterblättern, ſo biegen ſie ſich faſt zum Hinfallen ein; das Liegen wird ihnen faft unmöglich, ſie ſtehen beinahe unbeweglich und ziehen den Schwanz ſtark zwiſchen die Beine hinein. Der Ausfluß aus der Naſe und dem Maule wird nun häufiger, mißfarbiger und entwickelt einen übeln Ge— ruch; das Maul bleibt offen und es tritt nun ein Huſten ein; es brechen kalte, übelriechende Schweiße hervor; der Hinterleib fällt ſtark zuſammen, das Thier fällt nieder und ſtirbt, was zuweilen ſchon am dritten, oft aber erſt um den zwölften Tag erfolgt. Tritt Milzbrand zur Maul- und Klauenſeuche, was nicht ſelten geſchieht, ſo folgt der Verlauf raſch und endet jedesmal mit dem Tode. Die Krankheit nimmt häufiger an den Füßen, als im Maule, einen bös— artigen Charakter an, weßhalb leicht Losſchuhen, Abfallen der Klauen und theilweiſe Zerſtörung der Fleiſchſohle erfolgt. Obſchon die Meinungen über die Urſachen dieſes Übels getheilt ſind, ſo iſt doch ſo viel gewiß, daß dieſe Krankheit anſteckend iſt, worauf Viehbeſitzer hauptſächlich zu achten haben. Denn wenn auch die Thiere nicht gerade daran ſterben, ſo magern ſie doch ſehr ab; die Kühe verlieren für längere Zeit zum großen Theile die Milch, und dieſe iſt meiſtens un— genießbar; auch bilden ſich nicht ſelten oft lange Zeit andauernde Nebenkrankheiten. Es muß daher in Zeiten, wenn die Seuche in der Nähe herrſcht, die Aufmerkſamkeit dahin gerichtet ſein, Alles zu ver— meiden, wodurch ſie näher gebracht oder zugeſchleppt werden könnte, weßhalb man auf das eingebrachte oder durchgehende Vieh ein wachſames Auge haben muß. Ebenſo iſt jedes Zuſammenkommen des ge— ſunden Viehes mit krankem ſorgfältig zu vermeiden; daher auch durchaus die Weiden getrennt werden müſſen. Fremde Perſonen darf man zur Zeit der herrſchenden Seuche nicht in ſeinen Stall laſſen und ſeinen eignen, zum Füttern und Melken beſtellten Wärtern den Umgang mit dergleichen Perſonen ſtreng unterſagen, weil der Anſteckungsſtoff auch durch Menſchen übergetragen wird. Auch auf die klei— nern Hausthiere, Hunde, Katzen und Federvieh muß man genau achten, damit ſie nicht in Ställe oder an Orte gelangen, wo krankes Vieh ſteht, und von die— ſen aus die Seuche weiter verbreiten. Ferner darf man durchaus kein friſches Vieh in Ställe ſtellen, in welchen ſeuchekrankes ſtand, bevor die Ställe ge— hörig gereinigt und ausgelüftet ſind. Der aus den Krankenſtällen ſorgfältig ausgekehrte Miſt u. ſ. w. muß an abgelegene Orte gebracht werden, wo kein Vieh hinkommt. Auch müſſen die Thiere, welche an der Seuche gelitten haben, ſorgfältig gereinigt wer— den, bevor man fie aus dem Stalle nimmt. Perſo— nen, welche bei krankem Vieh waren, dürfen nie zu geſunden gehen, ohne ihre Kleider gewechſelt und ihre Hände wohl gereinigt zu haben. Zur Heilung bedarf die Krankheit, wenn ſie gut— artig verläuft, keiner beſondern Behandlung; jedoch 475 ift das Offnen der Blaſen mit einer Schere, wenn ſie ſich auf der Zunge bedeutend erheben, ohne auf— zubrechen, rathſam. Beim Ausbruche des Fiebers müſſen die Thiere am ſorgfältigſten gewartet und vor jeder möglichen Erkältung geſchützt werden, da— mit das Hervorbrechen der Blaſen nicht gehindert werde. Nach dem Offnen der Blaſen kann man das Maul mit lauwarmem Waſſer (1½ Maß, dem ½ Glas voll Weineſſig und eben ſo viel Honig beige— ſetzt wird) oder mit Kleienabſud reinigen. Bei trock— nem und ſchwärzlichem Miſte oder gleich nach dem Eintritte des Fiebers oder bei Neigung zur Verſto— pfung giebt man 1½ Pfd. fein geſtoßenes Glauber— ſalz und 2 Drachmen Brechweinſtein einem erwach— ſenen Thiere täglich drei- bis viermal 3 ſtarke Eß— löffel voll in 1 Maß ſchwacher Gerſtenabkochung ein. Die kranken Füße kann man täglich einigemal mit warmem Kleienabſud fleißig reinigen und baden; auch kann man jenem Abſude, wenn ſich die Blaſen gebildet haben, etwas Goulard'ſches Waſſer beiſetzen. Alle hornigen Theile, die ſich von den fleiſchigen ge— trennt haben, ſind ſorgfältig wegzuſchneiden; als— dann gießt man auf die bloßgelegte Fleiſchſohle Gou— lard'ſches Waſſer mit 1 Maß Branntwein, oder ver: bindet ſie beſſer mit dareingetauchten Wergbauſchen. Zeigt ſich an den Stellen der geweſenen Blaſen das Hervorwachſen eines ſchwammigen Fleiſches, ſo ver— binde man mit Kalkwaſſer (ungelöſchten Kalk in Waſſer aufgelöſt und das geläuterte Waſſer in gut verſchloſſenen Flaſchen aufbewahrt). Sind die Euter ſchmerzhaft, die Zitzen geſpannt, ſo muß man das Euter öfters mit einer Abkochung von Kleien und Hollunder- und Chamillenblumen warm waſchen. Iſt das Euter hart, angeſchwollen, die Milch in demſelben wäſſerig, dickflockig, jo muß mit Vorſicht, aber oft, ausgemolken werden. Bei innern Vereite— rungen im Euter macht man Bähungen von in Milch gekochten Kleien und Hollunderblüthen und ſetzt das Ausmelken der kranken Milch fleißig fort. Setzen die Thiere bei dem örtlichen Euterleiden harten Miſt ab, fo giebt man den größeren „½ Pfd. Glauberſalz mit 4 Loth Salpeter in warmem Kleienabſud auf 4 Gaben in einem Tage, bis weicheres Miſten ein— tritt. Wird das Ausmelken durch an den Zitzen ge: bildete Kruſten verhindert, ſo können dieſe mit jedem beliebigen reinen Fette oder Ole aufgeweicht werden. Gegen die durch die Krankheit erfolgte Abmagerung giebt man einige Zeit ein Pulver aus / Pfd. Schwe— felblumen, 1 Pfd. Koch- und Glauberſalz, 1½ Pfd. Enzianpulver und ½ Pfd. Fenchelpulver. Dreimal im Tage 2 Löffel voll im Gelecke. Außerdem müſſen die Thiere gut und nahrhaft gefüttert und öfters gerieben und gereinigt werden. 5) Druckſchäden vom Joche entſtehen bei den Zugochſen nicht ſelten oben auf dem Halſe, die jedoch bei Entfernung des Joches in der Regel ſehr bald heilen, wenn man ſie täglich mehreremal mit Bleiwaſſer befeuchtet. Nöthigenfalls kann man aber auch folgendes Mittel anwenden: 2 Loth Bleiertrakt, 4 Loth Kampfergeiſt, 1 Quart Waſſer, gehörig um— geſchüttelt, leinene Lappen damit befeuchtet, dieſe auf die Wunde gelegt und alle a bis drei Stunden er: 476 Vie neuert. Oft bildet ſich an gedachtem Orte eine Ge: ſchwulſt, welche man durch Einreiben von Ol oder Butter zu erweichen ſucht; wird ſie weich und ſchwap— pend, ſo ſticht man mit einem Meſſer in dieſelbe ein, drückt den Eiter aus und gießt in die Wunde etwas von einem Gemiſche aus gleichen Theilen Aloe- und Myrrheneſſenz. 6) Viehbeulen, Daſſelbeulen, Enger— linge. Im Frühjahre und Sommer legt die Ochſen— bremſe in die Haut des Rindviehes, vorzüglich jün— gerer Rinder, namentlich ſchlecht genährter, ihre Eier, zumal auf den Rücken, in die Lenden- und Kreuz— gegend, wodurch ſich Geſchwülſte und Beulen bilden, die elaſtiſch ſind, worin ſich Larven entwickeln, die von der daſelbſt abgeſonderten, eiterartigen Flüſſig— keit leben. Aus dieſen Eiterbeulen kriechen die Lar— ven im folgenden Frühjahre hervor. Da die Thiere hierbei durch Schmerz und Eiterung entkräftet wer— den, ſo ſind dieſe Larven ſobald als möglich fortzu— ſchaffen, indem man mit dem Meſſer einen Einſtich in die Geſchwulſt macht, die Larve aus derſelben her— ausdrückt, und alsdann etwas Terpentin- oder Hirſch— hornöl auf die Wunde gießt. Im Falle beim Vor— handenſein ſehr vieler ſolcher Daſſelbeulen die Off— nung jeder einzelnen zn mühſam wäre, macht man eine Lauge aus: ½ Pfd. Tabak, welcher mit 2 Ort. Waſſer ½ Stunde lang gekocht, durchgeſeiht und mit 4, Pfd. Pottaſche und 1 Loth Hirſchhornöl ver— ſetzt wird; mit dieſer Lauge wäſcht man den Rücken des Thieres täglich einigemal, wodurch die Enger— linge getödtet werden. 7) Warzen kommen, beſonders bei jungem Rindviehe, an den verſchiedenſten Körperſtellen von ſehr verſchiedener Größe vor. Sie ſind meiſtens nur dann läſtig, wenn ſie bei der Kuh an den Euter— ſtrichen ſitzen . Die geſtielten (hervorſtehenden) War— zen werden mit einem ſeidenen oder hanfenen Faden abgebunden, worauf ſie alsdann von ſelbſt abfallen; die ungeſtielten aber ſchneidet man mit dem Meſſer oder der Scheere weg, brennt die blutende Stelle nachher etwas mit einem glühenden Eiſen, oder be— tupft ſie mit Vitriol. Auch vertreibt man ſie mit 2 Loth Kobalt mit Waſſer bis auf 2 Quentchen ein— gekocht. 8) Sterzwurm. Anfangs gehen an der Spitze des Schweifes die Haare aus, worauf eine Feuch— tigkeit ausſchwitzt; die Schweifwirbel erweichen, ſo daß bösartige brandige Geſchwüre ſich bilden und einzelne Schwanzwirbel abfallen. Dieſe Krankheit begleitet die Ruhr, den Milzbrand und die Löſer— dürre. Ihr Erſcheinen kündigt faſt immer den nahen tödtlichen Ausgang an. In den gelindern Graden, und ſo lange noch keine Geſchwüre und Erweichung der Wirbel vorhanden ſind, reichen Waſchungen aus Eſſig und Salzwaſſer oft ſchon hin Bei vorhande— nen Geſchwüren und bei großer Anſchwellung haut man den Schweif, ſo weit er erkrankt iſt, ab; die Wunde wird dann mit einem glühenden Eiſen ge— brannt, und die Heilung der Natur überlaſſen. 9) Die Räude (Grind, Krätze, Schäbe) erſcheint gewöhnlich nur bei Melkkühen, und zwar h z u ch t. am häufigſten bei ſchlechtgenährten und übelgehalte— nen. Man findet am Kopfe, den Augenbogen, dem Halſe, Rückgrate, der Flankengegend haarloſe Stel— len, die mit einem trocknen, weißlichen oder bläu— lichen Staube bedeckt ſind, der mit der Haut feſt zu— ſammenhängt; an andern Stellen hingegen findet man Kruſten, unter denen eine jauchige Materie ab— geſondert wird, und die Haut verdickt, hart, ſchwie— lig und wie angefreſſen iſt. Bei längerer Dauer des Übels nimmt die Milchabſonderung ab und die Thiere werden mager und kraftlos. Zur Heilung be— feuchtet und bürſtet man das räudige Thier täglich zweimal recht tüchtig mit der oben bei Pferden ange— gebenen warmen (Walz'ſchen) Lauge, ſorgt für war— men und reinlichen Aufenthaltsort und für gutes, nahrhaftes Futter. f 10) Die Läuſeſucht. Auf ſchlechten und unge— ſunden Weiden und bei kümmerlicher Winterernäh— rung in unreinlichen Ställen erzeugen ſich bei den Thieren Läuſe, die vornehmlich hinter den Hörnern und Ohren, am Nacken und am Widerrüſte vorkom— men. Jenes Ungeziefer vermehrt ſich bisweilen ſo ungeheuer, daß das Rind dabei zu Grunde gehen kann, indem es immer mehr abmagert. Man ent— fernt die Läufe mit folgendem Mittel: /½ Pfd. Tabak wird in 4 Quart Waſſer ½ Stunde lang gekocht und der durchgegoſſenen Abkochung 2 Loth Terpen— tinöl und 3 Loth Hirſchhornöl zugeſetzt. Hiermit werden nicht nur alle kranken Stellen, ſondern die ganze Haut täglich ein- bis zweimal gewaſchen, wo dann die Läuſe bald ſterben, und die Haut wieder völlig rein wird. Auch werden die Rindviehläuſe durch Waſchen mit dem Abſud des Porſt (wilden Rosmarin) vertrieben. 11) Die Euterkrankheiten. Zuweilen, be— ſonders kurz vor und nach dem Kalben zeigen ſich ſchmerzhafte Anſchwellungen des Euters, wobei ſich die Milch in der Regel gänzlich verliert. Milchreiche Kühe, beſonders bei einer auf Milcherzeugung wir— kenden Nahrung, leiden ſehr oft an dieſem Übel, wenn ihnen die Milch, die ſchon 4 bis 6 Wochen vor dem Kalben eintritt, nicht abgemolken wird; daſſelbe erfolgt nach dem Kalben, wenn das Kalb die Milch nicht alle aufzehren kann, und die Kuh ungemolken bleibt. Zu Anfange der Geſchwulſt ſind oft ſchon kühlende Umſchläge von Lehm und Eſſig, oder vielmehr ein öfteres Beſtreichen damit hinrei— chend, das Übel zu beſeitigen. Auch zertheilt ſich die Geſchwulſt, wenn das Euter mit Leinſamenſchleim, dem Salzwaſſer beigemengt worden, gewaſchen wird. Bei gut genährten Kühen läßt man einige Pfund Blut weg, wäſcht das Euter fleißig mit Bier, worin einige Löffel Schießpulver zerlaſſen, und giebt dabei innerlich folgendes Mittel: 2 Loth Salpeter, 16 Loth Glauberſalz mit /½ Quart Waſſer auf einmal. Steht zu befürchten, daß die Milchverhärtungen ſich zu Ge— ſchwüren bilden, die Eiterung erzeugen und nach und nach aufgehen, wobei die Kühe in ihrer Milchergie— bigkeit gewöhnlich für immer verdorben werden, ſo reibt man die harte Stelle am Euter täglich drei- bis viermal mit folgender Salbe ein: 1½ Quentchen Kampfer, 3 Loth Gänſefett, 2 Loth Pappelſalbe und Die Rindviehzucht. 1 Loth Lorbeeröl. Aufgebrochene Geſchwüre muß man forgfältig mit warmer Milch reinigen, den Ei: ter ſanft ausdrücken, und die Offnung locker mit Heede ausſtopfen, letztere aber vorher mit folgender Salbe beſtreichen: Eigelb von 2 Eiern, Aloe- und Myrrheneſſenz, von jedem 1 Quentchen, Terpentin 3 Loth, Johannisöl 2Loth. Dabei iſt das Euter ſtets rein auszumelken. Die Kuhpocken oder Euterausſchläge verlau— fen ſehr regelmäßig und beſtimmt und bilden einen Ausſchlag, der von ſelbſt abheilt. Die falſchen oder Windpocken aber verurſachen tiefere Geſchwüre am Euter, welche öfters mit Alaunwaſſer ausgewaſchen und alle 2 bis 3 Stunden mit folgendem Waſchmit— tel befeuchtet werden müſſen: 2 Loth Terpentin, das Gelbe von 2 Eiern und 1 Quart Kalkwaſſer. Riſſe und Schrunden am Euter, beſonders häufig an den Strichen, ſchmiert man mit Butter, Milchrahm oder Ol und reinigt die kranken Stellen aller 2 Tage einmal mit lauwarmer Milch oder Sei— fenwaſſer von dem angeſetzten Schorfe und Eiter. Wenn zuweilen nach Verhärtungen einige Striche keine Milch geben und verſtopft ſind, ſo ſchiebt man eine ſtumpfe Stricknadel vorſichtig in die Offnung des kranken Striches. Erſcheint die Milch mit Blut gemiſcht, ſo iſt aus einem der Striche Blut gemolken worden. Man läßt das Blut oder den Eiter aus dem kranken Striche auf die Erde fließen, um die Milch nicht zu verder— ben. Die Urſache davon iſt gewöhnlich, daß das Thier zu vollblütig iſt, oder daß die kleinen Blutge— fäße durch zu vieles und ſtarkes Ziehen der Striche beim Melken zerriſſen wurden. Im erſtern Falle läßt man dem Thiere einige Pfund Blut ab; im letztern aber wäſcht man den Strich einigemal mit Eſſig. Kommt das Blut aus mehrern Strichen zugleich, ſo ſind die Milchgefäße entzündet, und ſie muͤſſen hier mit Bier und Schießpulver, wie oben angegeben, gewaſchen werden. 12) Ruhr, eine Art Darmentzündung (nur des Maſtdarmes), die oft nur geringfügig, oft aber auch bösartig erſcheint. Dieſe Krankheit befällt meiſt nur junges Vieh. Es zeigt ſich dabei ein heftiges Drän— gen auf den Miſtabgang, wobei ſpäter Schleim oder Blut abgeht, und der Maſtdarm oft unter dem Schwanze heraustritt und ſehr dunkelroth, geſchwol— len und heiß erſcheint. Urſachen ſind: ſchlechtes ver— dorbenes Futter, oder auch im Frühjahre und Herbſte anhaltend naßkalte Witterung, oder ſchneller Wech— ſel von Wärme und Kälte. Die Kranken müſſen frottirt, zugedeckt und warm geſtellt werden. Inner— lich giebt man anfangs ſchleimige Abkochungen mit Ol vermiſcht, mit ein wenig Salpeter oder Wein— ſtein. Zeigen ſich aber ſchon üble Darmausleerungen (ſehr blutig, grünlich, gallig, braun und höchſt ſtin— kend), ſo kocht man eine Obertaſſe voll Leinſamen mit 2 Loth Bilſenkraut in 4 Kannen Waſſer, und giebt dieſe Miſchung in einem Tage auf vier- bis fünfmal. Iſt die Krankheit noch weiter vorgeſchrit— ten, ſo wird folgendes Mittel empfohlen: 2 Drach— men Mohnſaft, ½ Unze Brechwurz, 1 Drachme ge— pulverte Brechnuß, mit einer Flaſche rothen Wein 477 gemiſcht, und des Morgens und Abends gegeben. Auch Einreibungen in den Bauch von: Terpentinöl, Salmiakgeiſt und Leinöl, von jedem 3 Loth, ſind nützlich. Wenn das Übel langwierig geworden, ſo ſoll Alaunmolken ein vorzügliches Heilmittel ſein. Man nimmt dazu 1 Unze Alaun und 2 Flaſchen kochende Milch, und giebt davon Morgens und Abends den dritten Theil. 13) Rückenblut, Stickblut, iſt eine fieber— hafte, ſchnell verlaufende Krankheit, die ihrem Weſen nach nicht felten zu den milzbrandartigen Krankheiten gehört, und kommt zuweilen mit dem Milzbrande vor. Zu Anfange ſtehen die Thiere traurig, trippeln mit den dicht zuſammengeſtellten Hinterfüßen, freſſen und wiederkäuen nicht. Der Miſt geht gar nicht ab, oder nur mit bedeutendem Zwange; dabei iſt er hart, dunkel oder ſchwarz, mit geronnenem Blute umgeben; ebenſo iſt der Urin von dunkler Farbe und oft mit Blut vemiſcht. Im höchſten Grade der Krankheit haben die Thiere viel Schmerzen, ſie liegen beſtändig und können nicht mehr aufkommen. Das Rückenblut verläuft übri— gens ſchnell und der Tod erfolgt ſehr bald. Man ſieht dieſe Krankheit am häufigſten auf Weiden, beſonders bei fetten Thieren. Im günſtigen Falle tritt nach 7 bis 10 Tagen Geneſung ein, oder es erfolgt im entgegengeſetzten Falle in 3 bis 6 Tagen der Tod. Dieſe Krankheit hat mit dem Blutharnen und dem Milzbrande ähnliche Urſachen. Zur Heilung muß man bei gut genährten Thieren ſogleich einen Ader— laß von 8 bis 12 Pfd. Blut vornehmen und inner— lich 12 Loth Glauberſalz und ½ Pfund Leinöl mit warmem Waſſer täglich zwei- bis dreimal eingeben. Aus derſelben Miſchung ſetzt man alle 2 bis 3 Stun: den lauwarme Klyſtiere, nachdem zuvor der Miſt mit der mit Ol beſtrichenen Hand aus dem Maſtdarme entfernt worden iſt. Um die Fieberhitze zu mildern, gebe man Schwefelſäure unzenweiſe mit ½ bis 1 Quart Waſſer verdünnt einem Rinde täglich drei— bis viermal ein. 14) Blutharnen (Blutſtallen, rothes Waſſer, Maiſeuche, Waldkrankheit, Weidebruch) iſt eine Krankheit, wobei mit dem Harne Blut, oder wenig— ſtens ein blutiger Schleim abgeht; ſie iſt häufig bei Rindvieh und Schafen, leichter bei jungen, als alten Thieren, herrſcht oft ſeuchenartig, kommt aber auch eben ſo oft einzeln vor, iſt anfangs gewöhnlich leicht zu heilen, kann aber bei Vernachläſſigung leicht tödt— lich werden. Die Urſache bei ſeuchenartigem Vor— kommen iſt gewöhnlich eine ſchlechte, mit ſcharfen Pflanzen, beſonders Ranunkelarten oder wilder Ane— mone bewachſene Weide, oder der zu häufige Genuß harziger Knospen, des Laubes, das Verſchlingen mancher Inſekten, vorzüglich aber der Einfluß der Maikäfer und ſpaniſcher Fliegen. Das Thier ſteht traurig, frißt und wiederkäuet wenig oder gar nicht und hat großen Durſt. Ohren, Hörner und Füße ſind meiſt kalt und bei den Kühen verliert ſich die Milch; beim Miſten ſtöhnen die Thiere; der Urin iſt anfangs roth, dann dunkelroth und zuletzt ſchwarz— roth. Anfangs der Krankheit giebt man alle Morgen % Quart Haferſchleim mit % Quart Leinſamen— ſchleim gemiſcht. Sicherer noch iſt folgendes Mittel: 478 Vie 1 Loth Wachholderoͤl, 1 Quentchen Spicköl, 3 Loth Ziegelöl und 1 Quentchen Terpentinöl, von welcher Miſchung man mit ½ Quart Hafer- und Leinſa— menſchleim öfters 20 bis 30 Tropfen eingiebt, und Ochſen und Stieren eine ſtärkere Portion, als Kühen davon reicht. Je ſchlimmer die Krankheit wird, deſto mehr giebt man vom Spick- oder Birfenöle dazu. 15) Kalbefieber (Herzleere, kalter Brand, Schlafkrankheit) iſt eine ſehr ſchnell verlaufende, fie— berhafte Krankheit der Kühe 1 bis 3 Tage nach dem Kalben, die höchſt gefährlich iſt und leicht tödtlich werden kann. Die Krankheit beginnt in der Regel mit einem heftigen Fieberfroſte; die Thränen fließen reichlich und das Maul iſt mit einem ſeifenartigen Schleime überzogen. Die Thiere ſind ſehr matt, trip— peln mit den Hinterfüßen hin und her, oder liegen be— ſtändig und können nicht aufſtehen; bisweilen raſen ſie und knirſchen anhaltend mit den Zähnen. Die Kranke liegt ausgeſtreckt auf der Seite und legt den Kopf gewöhnlich auf die entgegengeſetzte Seite. Bald findet Verſtopfung, bald übelriechender Durchfall ſtatt; das Euter iſt gewöhnlich welk, bisweilen aber auch heiß und geſchwollen. Die Nachgeburt geht in der Regel nicht ab und aus der Scham fließt eine zähe, übelriechende Jauche. Binnen 12 bis 24 Stun— den iſt gewöhnlich der Ausgang entſchieden; boch er— folgt der Tod bisweilen auch erſt in 3 bis 5 Tagen. Die Urſachen ſind meiſtens ſchwere Geburten, Erkäl— tung, Verfüttern, Schreck u. ſ. w. Innerlich giebt man ½ Loth Kampfer mit dem Gelben von einem Ei abgerieben, und 2 Loth Salpeter mit einem Quart warmen Bier, alle 1 bis 2 Stunden eine ſolche Por— tion. Bei ſehr großer Schwäche giebt man ½ Loth Salzſäure, 4 Loth Kampfergeiſt und 4 Loth Hirſch— hornöl mit ½ Quart Waſſer, anfangs alle halbe Stunden, ſpäter alle 2 bis 3 Stunden ein. Wird das Thier ruhiger, fo giebt man ihm / Quart Wein mit Quentchen Kampfer alle 2 Stunden ein. Außer— dem reibt man das kranke Thier recht tüchtig mit Strohwiſchen und bedeckt daſſelbe mit einer wollenen Decke oder einem Schaffelle. Auf dem Rücken und dem Kreuze läßt man Terpentinöl mit ſteifen Bürſten täglich zwei- bis dreimal einreiben. An dem Euter muß immer gut gemolken werden, ſelbſt bis Blut kommt, und iſt es heiß, geſchwollen und hart, ſo muß man es mit warmer Milch waſchen und bähen. Bei Verſtopfung ſetzt man fleißig Klyſtiere aus Seifen— waſſer mit Kochſalz und Leinöl und giebt alle 2 Stun— den 1 Pfund Ol; bei Durchfall giebt man Klyftiere aus einer Stärkeabkochung. 16) Maulſchwäm me der Kälber. Die Käl— ber ſaugen nicht, magern ab, zeigen kleine Bläschen an der Zunge und man bemerkt vielen Geifer und Schaum im Maule. Dieſes Übel hat ſeinen Grund gewöhnlich in einer übeln Beſchaffenheit der Mutter— milch. Zur Heilung übergießt man 3 Loth Salbei oder Flieder mit Y Quart heißem Waſſer und ſeihet nach einer Stunde dieſe Brühe durch, ſetzt derſelben 4 Loth Honig und 1 Loth Alaun zu, und befeuchtet oder bepinſelt das Maul täglich vier- bis fünfmal im Innern damit. Außerdem iſt es gut, dem Kalbe drei Tage hinter einander jeden Morgen folgendes Pulver zu mit Milch zu geben: 1 Quentchen Rhabarber, ½ Loth Kreide und / Quentchen Salmiak. 17) Verſchlagen, Verfangen, erſcheint bei dem Rindviehe mit ähnlichen äußern Kennzeichen, als bei den Pferden (ſ. oben Pferdekrankheiten). Bei heftiger Krankheit mit vielem Fieber liegen die Thiere faſt immer und ſind hinten und vorn gelähmt und ſo ſteif, daß ſie oft mehrere Monate lang auf den Knien rutſchen müſſen, dabei aber doch ziemlich gut freſſen. Die Urſache iſt gewöhnlich Erkältung. Beim Kalben entſteht das Verſchlagen ſehr leicht, ſowie auch zuweilen nach dem Überfreſſen. Iſt Fieber vor— handen, ſo läßt man 6 bis 8 Pfd. Blut weg und behandelt die Krankheit auf folgende Weiſe: 4 Loth Wolverleiblumen und 12 Loth Fliederblumen werden mit 6 Quart Bier Y, Stunde gekocht, dann wird die Brühe durchgeſeiht und alle 4 bis 6 Stunden ½ Dt. davon lauwarm eingegoſſen, nachdem man zuvor I Loth Terpentinöl zugeſetzt hat; dieſe Eingüſſe ſetzt man 3 bis 4 Tage fort und giebt bei ſehr hartnäcki— ger Krankheit jedem Einguſſe noch! Quentchen Kam— pfer und 1 Loth assa loetida, mit dem Gelben von 2 Eiern abgerieben, bei. Die kranken Thiere werden dabei in einem warmen Stalle recht oft mit Stroh— wiſchen oder einer Bürſte gerieben und warm zuge— deckt. Längs dem Rücken macht man täglich zwei- bis dreimal Einreibungen aus 8 Loth Terpentinöl, 2 Loth Kantharidenpulver, nachdem man mit einer Fliete recht viele, ½ Zoll tiefe Löcher in die Haut geſchla— gen hat. 18) Verſtopfung (Kolik) hat meiſt ihren Grund im Überfreſſen der Thiere. Das Thier hört auf zu freſſen, fäuft und liegt aber viel und zeigt Unruhe, indem es hin- und hertrippelt und ſich zum Miſten anſtellt, ohne den Zweck zu erreichen. Iſt nach 6 bis 8 Tagen noch kein Miſten erfolgt, ſo ſtöhnt das Thier heftig, ſieht ſich immer nach der Seite um und unter Zähneknirſchen erfolgt der Tod. Man räume zuerſt den Maſtdarm mit der mit Ol beſtrichenen Hand aus und gebe nun fleißig Klyſtiere von 1, Pfd. Salz, 1 Pfd. Rüböl, ½ Pfd. ſchwarzer Seife und 2 Quart lauwarmem Waſſer; nebſtbei reibe man den Bauch mittelſt Strohwiſchen mit einer Salbe von 3 Loth Lorbeeröl und 4 Loth Terpentinöl ein. Innerlich giebt man aller 3 Stunden 4 Loth Dop— pelſalz mit / Pfd. Leinöl und Y Quart lauwarmes Bier, und ſetzt dies fo lange fort, bis Laxiren erfolgt. Geht noch kein Miſt ab, ſo gebe man ein Dampf— klyſtier auf folgende Weiſe: Man ſteckt eine irdene Pfeife in einen ausgehöhlten Hollunderſtock, ſtopft dieſe mit Tabak und zündet ſie an, indem man das andere freie Ende des Stockes in den Maſtdarm ſteckt und die Pfeife ſo ausrauchen läßt. 19) Durchfall kann zu allen Jahreszeiten ent— ſtehen; er befällt jedoch häufiger altes Vieh und die Saugkälber, als Rindvieh in den mittlern Jahren. Den Kälbern giebt man bis zur Heilung täglich fol— gendes Pulver mit Milch auf einmal ein: 1 Loth Kreide, 5 Gran Rhabarber und 5 Gran Alaun. Bei erwachſenen Rindern hat der Durchfall in der Regel nicht viel zu bedeuten, und er iſt beim Futterwechſel oder bei Witterungsveränderungen mehr wohlthätig Die Rindviehzucht. als ſchädlich. Will derſelbe jedoch nicht wieder auf— hören und kommen die Thiere auffallend herunter, ſo giebt man: 2 Loth Alaun, Eichenrinde, Wer— muth, Angelika, Kalmus, von jedem 6 Loth, alles zu Pulver gemacht und gießt davon täglich bis zur Heilung 4 bis 6 Löffel voll mit Waſſer ein. Bei Klyftieren aus Chamillenthee oder einer Abkochung der Weidenrinde erfolgt die Geneſung um ſo leichter und ſicherer. 20) Huſten. Iſt dieſer durch Erkältung ent— ſtanden, ſo giebt man Morgens und Abends folgen— den Trank: ½ Quart Bier, 2 Eßlöffel voll Honig und eben ſo viel Fliedermuß. Entſtand aber der Hu— ſten von fauligem Futter, ſo giebt man Grünfutter oder friſches Heu. Innerlich giebt man: Schwefel, Enzian, Fenchel und Anis, von jedem 8 Loth, zu Pulver vermiſcht, alle 4 bis 6 Stunden 2 Eßlöffel voll mit ½ Quart lauem Waſſer. In beiden Fällen, wo bei dem Huſten eine auffallende Magerkeit ein— tritt, iſt die Lunge faul, wo man das Rind dann am beſten ſchlachtet; die Eingeweide müſſen jedoch bei ſolchen Thieren weggeworfen werden. Zeigt ſich unter mehrern Stücken einer Rinderherde ein Huſten, ſo muß man ſorgfältig darauf achten, da ein ſolcher Huſten nur oft der Vorbote von der Lungen— ſeuche iſt. 21) Mangel an Freßluſt. Wenn das Thier keine beſondern Krankheitszeichen bemerken läßt, auch der Fehler nicht in ſchlechtem Futter oder im Maule beſteht, ſo giebt man einem ſolchen Thiere täglich zweimal von folgendem Pulver 2 Loth auf das Fut— ter: 6 Loth Kalmus, 6 Loth Wermuth, 1 Loth Ing: wer, 8 Loth Kochſalz. Will das Thier das Pulver nicht fo annehmen, fo giebt man daſſelbe mit /½ Q. Bier ein, und fährt damit 8 bis 14 Tage fort, wo— bei man das Thier gut füttert. 22) Vergehen der Milch. Vergeht einer Kuh die Milch, ohne daß ſie dabei auffallend krank zu ſein ſcheint, ſo fängt ſie entweder an fett zu wer— den, oder die Verdauung iſt nicht gehörig in Ord— nung. Man giebt zuerſt eine Abführung von ½ Pfd. Glauberſalz in 1 Quart Waſſer aufgelöft, und einige Tage darauf täglich ein Pulver aus: Fenchel, Küm— mel, Anis und Wachholderbeeren, von jedem ! Loth, ſo lange fort, bis ſich die Milch wieder findet. 23) Leckſucht, iſt eine Verdauungskrankheit, wobei die Thiere mehr freſſen, als ſonſt, und dennoch ſehr abmagern, dünne wäſſerige Milch geben, in der Streu freſſen, an hölzernen Gegenſtänden, an Leder, alten Lumpen, Erde u. ſ. w. nagen. Oft ſtellt ſich ein Brüllen ein, dann Heißhunger und dann wieder Mangel an Freßluſt. Die Heilung wird leicht durch folgendes Pulver bewirkt, wovon dem kranken Thiere des Morgens nüchtern 2 bis 3 Eßlöffel voll gegeben werden: Kreide, Wermuth, Enzian und Kochſalz, von jedem 6 Loth; das Maul wird zuweilen mit Salz und Eſſig aus gewaſchen. 24) Selbſtausſaugen der Kühe. Man beſtreicht das Euter und die Striche etliche Mal mit zerdrücktem alten Käfe, den man mit Eſſig zu einem 479 Brei macht, der aber vor jedesmaligem Melken ab— gewaſchen werden muß. 25) Stoßen des Rindviehes. Man um— bindet den Schwanz an drei Stellen recht feſt, nimmt aber die Schnüre jeden Abend wieder ab. Außerdem bindet man den Thieren auch ein 1½ Fuß breites und 2 Fuß langes Bret vor den Kopf, ehe ſie aus dem Stalle gelaſſen werden, worauf ſie angebunden zu ſein glauben. 26) Trommel ſuſcht (Auflaufen, Aufblähen, Windſucht), eine hauptſächlich durch den Genuß zu vielen grünen, zur Gährung geneigten Futters ver— urſachte Krankheit, die leicht an der jähen Auftrei— bung des Leibes, verbunden mit ängſtlichem Athmen und Stöhnen, erkannt wird. Dieſe Krankheit iſt ſehr gefährlich und fordert ſchleunige Hülfe, wenn nicht der Tod erfolgen ſoll. Das ſicherſte und bei weit gediehener Trommelſucht einzige Hülfsmittel iſt die Anwendung des Troakars, den man dem kranken Rindviehe in die ausgedehnte linke Hungergrube zwiſchen Hüften und Rippen, in der Richtung von oben nach unten und von hinten nach vorn und von der linken nach der rechten Seite mit Gewalt ein— ſtößt, worauf man das Stilet zurückzieht und die Scheide (oft mehrere Stunden) ſtecken läßt, bis die Luft dadurch entwichen iſt. In Ermangelung eines Troakars kann man ſich auch zur Noth eines ſcharfen langen gut geputzten Meſſers bedienen, das man in der Wunde halb umwendet, damit die Luft neben der Klinge entweichen kann. Das Loch heilt nach Herausnehmen des Inſtruments bald zu, wenn es einigemal des Tages mit friſchem kaltem Waſſer ab— gewaſchen wird. Nach der Operation laſſe man das Thier 12 bis 24 Stunden hungern und gebe ihm viel kaltes Waſſer zu ſaufen. Außerdem giebt man 3 Loth geſchnittenen Enzian, 2 Loth Kalmuswur— zeln, mit 4 Pfd. Waſſer % Stunde lang gekocht, der heiße Abſud auf 4 Loth Chamillenblumen ge— ſchüttet, / Stunde in einem verdeckten Topfe ſtehen gelaſſen, dann durchgeſeiht und nach dem Erkalten 4Loth Kümmel- oder auch gewöhnlicher Branntwein zugefügt. Hiervon gießt man alle 2 Stunden dem Thiere den vierten Theil ein. Indeſſen iſt doch der Gebrauch des Troakars dem Unerfahrnen im Ganzen nicht anzurathen. Einfacher ſoll man nach den neue— ſten Erfahrungen die Luft bei dem aufgeblähten Thiere dadurch herausbringen, daß man eine leere 480 V. i e h Klyſtierſpritze mit gehörig langer Röhre in den After des kranken Thieres einſteckt, den Stempel derſelben zurück und ſomit die Luft in die Klyſtierſpritze zieht, letztere ſodann aus dem After herausnimmt, von der Luft entleert und dieſe Operation ſo lange fort— ſetzt, als nöthig iſt. — Von den innern Mitteln gegen dieſe Krankheit ſind nachfolgende zu nennen: Gebrannter Kalk, den man friſch gebrannt durch Befeuchten mit wenig Waſſer zum Zerfallen bringt, dann zu Pulver zerdrückt und in einer wohl verkorkten Flaſche aufbewahrt; hiervon giebt man 1 großen Eßlöffel voll in / Quart Waſſer auf ein— mal ein und wiederholt dies mit Verſtärkung der Gabe, wenn binnen 12 bis 14 Minuten ſich noch keine Beſſerung zeigt. Salmiakgeiſt, 1½ bis 2 Eßlöffel voll in 1 Quart Waſſer, alle Vietelſtun— den. Selten wird eine dreimalige Gabe nöthig. Ta: bak, Branntwein und Seife. Man ſoll einen Auszug aus dem allerſchlechteſten Tabak mit Brannt— wein zum Gebrauche aufbewahren und hiervon dem kranken Rindvieh 2 bis 3 Eßlöffel zugleich mit un— geſähr 2 Loth Seife eingeben. Ammonia k. Ein Eßlöffel voll mit Waſſer verdünnt eingegeben. Ein ſehr ſchnell wirkendes Mittel iſt folgendes: Man koche / Pfd. Terpentinöl mit 1 bis 2 Löffel voll Schwefelblüthe fo lange, bis letztere ganz geſchmol— zen iſt. Dabei muß fleißig mit einem eiſernen Stäb⸗ chen umgerührt werden. Iſt die Maſſe etwas kalt geworden, dann gieße man / Pfd. kaltgeſchlagenes Leinöl dazu und bewahre dieſe Miſchung nun in einer Glasflaſche auf. Hiervon giebt man 4 bis 6 Eßlöffel voll in / Quart kuhwarmer Milch ein. — In nicht hartnäckigen Fällen hilft oft ſchon die Eingabe einiger Maß friſch gemolkener Milch, wor— auf man das Thier ½ Stunde herumführt. Brannt— wein, noch beſſer Eſſig, von letzterem alle Viertel— ſtunden / Quart eingegeben, hat ſich ebenfalls ſehr hülfreich bewieſen. Neben den eigentlichen Heilmit— teln iſt es noch zweckmäßig, den aufgetriebenen Leib mit Strohwiſchen zu reiben, das Thier, wenn es noch gehen kann, im Schritte herumzuführen, und öftere Klyſtiere mit warmem Seifenwaſſer zu geben. 27) Franzoſenkrankheit (Hirſeſucht, Stier— ſucht, Monatseiterei u. ſ. w.) iſt ſchwer zu erken— nen, und kann daher mehrere Monate vorhanden ſein, ohne daß ſie erkannt wird. Dieſe Krankheit, welche vorzugsweiſe die Kühe befällt, verläuft ſehr langſam und zieht durch herbeigeführte Schwind— ſucht den Tod nach ſich. Die Thiere zeigen anfangs einen ungewöhnlich geſteigerten Begattungstrieb, der auch nach der Begattung nicht verſchwindet, in— dem nur ſelten eine Befruchtung erfolgt; dieſer Zu— ſtand dauert oft Jahre lang. Später geſellt ſich ein mehr ſeltener, feuchter, trockner Huſten hinzu, wobei jedoch die Thiere ſich ſonſt noch wohl befinden (fette Franzoſen). Nach und nach wird der Huſten hefti— ger, trockener, dumpf, die Freßluſt geſtört, es tritt Abmagerung und große Empfindlichkeit der vordern Bruſtgegend gegen den Druck ein (dürre Franzoſen). Die Abmagerung nimmt dann immer mehr zu und es erfolgt bald der Tod. Bei Eröffnung des Kada— vers findet man an den Bauch- und Bruſthäuten, 3 ul ch t. im Gekröſe und Netze unzählige braune Auswüchſe von der Größe einer Erbſe bis zu der einer Haſelnuß, entweder dicht zuſammen, oder traubenförmig oder einzeln ſtehend. Als Gelegenheitsurſachen gelten: Zu reichliche nahrhafte Fütterung, zu zeitige Verwendung zur Zucht, Mangel an Befriedigung des Geſchlechts— triebes und hinlänglicher Bewegung, Aufenthalt in engen, warmen, dunſtigen Ställen. Bei der Heilung muß man vor allen Dingen die veranlaſſenden Ur— ſachen entfernen. Zeigt ſich die Krankheit noch als fette Franzoſen, ſo iſt ein Aderlaß kurz vor der Be— gattung nöthig, den man, wenn das Rindern nicht nachläßt, wiederholen muß. Als Futter erhalten die Thiere weniger nahrhafte Stoffe mit bittern Mit— teln, Pulver von Roßkaſtanien und Eicheln verbun— den. Innerlich giebt man den Thieren zweimal Ka— lomel, 8 bis 10 bis 12 Gran. Bei weiter vorge— ſchrittener Krankheit macht man nur einen ſchwa— chen Aderlaß und giebt das Kalomel in geringerer Menge, mit etwas Schwefel, Spießglanz, glänzen— dem Ofenruß und bittern Mitteln, z. B. Enzian, Bitterklee, Wermuth verbunden, wovon man jedes— mal Morgens und Abends 2 Eßlöffel voll unter das Futter mengen kann. Am beſten werden jedoch die Thiere, wenn ſie durch dieſe Behandlung gebeſ— ſert werden, geſchlachtet, da, wenn die Stierſucht erſt ausgebildet erſcheint, an keine Heilung mehr zu denken iſt. So lange die Abmagerung nicht vorge— ſchritten und kein hektiſches Fieber zugegen iſt, kann das Fleiſch, nachdem die krankhaften Auswüchſe gänzlich und rein entfernt ſind, genoſſen werden; ſind dagegen die Thiere ſehr abgemagert und ſchon vom Zehrfieber befallen, ſo darf das Fleiſch durch— aus nicht mehr genoſſen werden. 28) Lungenfäule (Lungenſeuche) iſt eine ſehr bösartige Krankheit, die, wenn auch vielleicht gar nicht anſteckend, doch in manchen Jahren in den Rindviehherden große Verluſte erzeugt. Anfangs ſtehen die Thiere traurig und matt, mit breit aus— einander geſtellten Vorderfüßen, geſenktem Kopfe und thränenden Augen, wobei ein kurzes und ängſt— liches Athmen und ein dumpfes, unterdrücktes Hu— ſten wahrzunehmen iſt. Die Freßluſt dauert noch fort, aber das Wiederkäuen iſt ſchon merklich ver— ringert. Melkkühe geben wenig Milch und dieſe iſt dünn und gerinnt leicht. Später vermehrt ſich der Huſten; Freßluſt, Wiederkäuen und Milchgeben hört ganz auf, die Kranken ſtehen mit gerade ge— ſtrecktem Kopfe und Halſe und weit aufgeriſſenen Naſenlöchern; aus Augen und Naſe fließt jetzt ein dicker Schleim; das Thier magert immer mehr ab, wird ſehr matt und bekommt endlich Durchfall, worauf es nun liegen bleibt und dann nach acht— bis vierzehntägiger Dauer der Krankheit an Erſtik— kung krepirt. Das Saufen der Thiere im erhitzten Zuftande oder Erkältung im Frühjahre iſt eine der gewöhnlichſten Urſachen; aber auch kalter Wind, das Einathmen von Nebel, anhaltendem Regen aus— geſetzt, kann dieſe Krankheit ebenfalls veranlaſſen. Die Heilung dieſer Krankheit muß ſehr zeitig und umſichtig unternommen werden, wenn nicht der größte Theil der Herde verloren gehen ſoll. Man Die Rindvieh zucht. läßt einem Stück erkrankten Rindviehe 12 bis 16 Pfund Blut weg und zieht an beiden Seiten der Bruſt, etwa 4 bis 6 Zoll hinter dem Ellbogen Ibis 1½ Fuß langes Haarſeil, mit Terpentinöl befeuch— tet. Innerlich giebt man alle 3 bis 4 Stunden 1 Loth Salpeter und 6 Loth Doppelſalz, ſo lange bis ein dünnes Miſten eintritt. Zum Futter reicht man Gras, Kohlblätter u. ſ. w., zum Saufen reines Waſſer, 2 Loth Schwefelſäure auf den Eimer zuge— ſetzt, wobei man das Thier möglichſt warm hält und mit Strohwiſchen reibt. Iſt nach 2 bis 3 Tagen das Athmen noch ſo beſchwerlich wie am erſten, ſo wird nochmals dieſelbe Menge Blut weggelaſſen. Damit die Haarſeile gut eitern, müſſen ſie, wenn dies nach 4 bis 6 Tagen nicht der Fall iſt, mit 4 Loth Terpentinöl und 1 Loth Kantharidenpulver wiederholt begoſſen werden. Bei eingetretener Beſ— ſerung ſetzt man die Salze aus und giebt täglich zweimal einen Einguß von Wermuth, Enzianwurzel und Bitterklee, von jedem 1 Loth, Salmiak 2 Loth und ½ Quart Waſſer, 3 bis 4 Tage hinter einan— der. Wo ſich dieſe Krankheit in einer Herde zeigt, werden allen Thieren, ob geſund oder krank, an beiden Seiten der Bruſt Haarſeile gezogen, die 3 bis 4 Wochen oder ſo lange liegen bleiben, bis ſich einige Wochen lang keine Spur der Seuche mehr in der Herde gezeigt hat, wobei die Thiere zugleich ſorgfältig gepflegt und gut genährt werden müſſen. Die an der Seuche gefallenen Thiere müſſen an ei— nem entfernten Orte tief vergraben werden, ſowie der Stall gehörig geſäubert und ſämmtliches Stall— geräthe mit Lauge oder Kalkmilch gereinigt wer— den muß. 29) Milzbrand (Blutſeuche, fliegendes Feuer u. ſ. w.) iſt eine ſehr ſchnell verlaufende, fieberhafte, meiſtens als Seuche auftretende Krankheit unſerer Hausthiere, die in einer eigens theerartigen Entar— tung des Blutes beſteht, dabei ſehr anſteckend iſt und ſelbſt bei den Menſchen ein gefährliches Leiden, die ſchwarzen Blattern, erzeugt. Bei dem Rindviehe erſcheint dieſe Krankheit oft ſo ſchnell, daß die bisher für geſund gehaltenen Thiere plötzlich wie vom Schlage getroffen zuſammenſtürzen und nach einigen Bewegungen ſterben. Bisweilen halten jene Anfälle aber auch einige oder mehrere Stunden an, wobei die Thiere abwechſelnd wie toll erſcheinen, brüllen, ſchäumen u. ſ. w. Mit oder gleich nach dem Tode pflegt Blut aus dem Maule und After zu fließen. Wenn die Krankheit langſamer verläuft, können die Thiere 18 bis 36 Stunden ausdauern. In den meiſten Fällen finden ſich Beulen an dem kranken Thiere, vornehmlich in der Gegend des Kehlkopfes, von verſchiedener Größe (Milzbrand— beulen). Zur Heilung wird zuerſt 12 bis 18 Pfd. Blut weggelaſſen, was zu wiederholen, wenn die Krankheit nicht nachläßt und die Thiere ſehr fett und ſtark ſind. Steht das Thier nach dem Aderlaß trau— rig, ängſtlich, ſchnell athmend, ſo begieße man daſ— ſelbe recht tüchtig mit kaltem Waſſer aus Brunnen, und zwar am häufigſten den Kopf und Rücken ent— lang. Innerlich giebt man, wenn es die Dauer der Krankheit noch zuläßt, alle 2 Stunden eine Auf— Kirchhof, Landwirth. 481 löſung von 2 Loth Salpeter und 8 Loth Glauber— ſalz in Waſſer ein, bis Lariren erfolgt, worauf man 4 Loth Schwefelſäure in einem Eimer kaltes Waſſer zum Saufen bringt. Die Thiere werden von der Herde getrennt, in einem luftigen kühlen Stalle gehalten und mit ſaftigem Grünfutter oder Kartof— feln u. dgl. gefüttert. Die an den Körper vorhan— denen Beulen werden mit glühendem Eiſen gebrannt. In neuern Zeiten iſt folgendes Mittel empfohlen: man giebt alle halbe Stunden 1 Quentchen Kam— pfer mit 2 Loth Salmiak und 2 Loth Salpeter dem Patienten mit Waſſer ein. Bei Verſtopfung giebt man Klyſtiere von Chamillen, Kochſalz, ſchwarzer Seife und warmem Waſſer. Das Fleiſch von milz— brandigen Thieren iſt dem Menſchen höchſt nach— theilig, ſowie auch die Milch dazu nicht zu gebrau— chen iſt. Die Kadaver müſſen gleich an einem ent— fernten Orte tief vergraben werden. Bei der Be— handlung der kranken Thiere müſſen die Menſchen die Hände ſtets heil und ohne Verletzungen, ſowie mit Ol gut beſtrichen oder mit Handſchuhen ver— ſehen halten. 30) Rinderpeſt (Löſerdürre, Viehſeuche) iſt eine nur dem Hornviehe eigenthümliche nervöſe Anz ſteckungsſeuche, die bei uns nie urſprünglich ent— ſteht, ſondern ſtets eingeſchleppt iſt, die Thiere nur einmal befällt und andern Thiergattungen ſich durch— aus nicht mittheilt. Es iſt übrigens dies eine der verheerendſten Seuchen, die es giebt. Die Krankheit fängt mit Fieberſchauer, Zittern des Körpers und öfterm Schütteln des Kopfes an; manche Kranke ſtehen ruhig und traurig, manche ſtampfen mit den Füßen und knirſchen mit den Zähnen, brüllen und huſten von Zeit zu Zeit ſehr auffallend. Das Maul iſt mit Geifer angefüllt, auf Zunge und Gaumen bilden ſich weiße Bläschen, welche platzen, worauf ſich dann große Stücke von Haut ablöſen. Endlich tritt ein Durchfall ein, wobei die Thiere einen ſtin— kenden Miſt mit Drang und Schmerz abſetzen; das Thier ſteht mit unter den Bauch zuſammengezoge— nen Füßen und gekrümmtem Rücken; der Schwanz wird fortwährend bewegt, unter der Haut bilden ſich Luftgeſchwülſte und der Tod erfolgt gewöhnlich am Aten bis 11ten Tage ſeit dem erſten Fieber, obſchon zumal bei Geneſung die Krankheit bis 28 Tage an— dauern kann. Heilmittel für dieſe Krankheit giebt es nicht, und das erkrankte Vieh muß ſofort getödtet und mit Haut und Haar tief vergraben werden. Dieſe mörderſche Krankheit rafft in größern Vieh— ſtänden / „, ja in manchen Fällen °*/, 9% weg; in kleinern Abtheilungen hingegen iſt die Sterblichkeit geringer. Als Vorbauungsmittel bei der in die Nähe (von etwa 24 Stunden) kommende Rinderpeſt ſind folgende zu nennen. Man muß eine geſunde, kräftige, wenn auch mäßige Fütterung, und zwar Heu und Stroh in Häckſel verwandelt, mit Rü— ben, Kartoffeln u. dgl. vermengt oder nicht, mit ſtark geſalzenem Waſſer angefeuchtet, beſſer noch in Dampf oder mit heißem Waſſer abgebrüht, reichen. Eine Stunde nach dem Abendfutter empfiehlt man, jedem Thiere ein Glas voll Eis, ½ Seidel, zer— ſtoßen und mit Salzwaſſer verdünnt, zum Ver— 61 482 Dee ſchlucken zu geben. Eine Stunde nach dem Mit- tagsfutter ſoll man den ganzen Rückgrat mehrere— male langſam mit hartgefrornem Eiſe beſtreichen und mit einem Strohwiſche darauf tüchtig abreiben. Stallfutter, Unterbrechung aller Gemeinſchaft mit dem Weidevieh, ſelbſt fremder Menſchen Zutritt Schaf Das Schaf iſt nächſt dem Rindviehe jetzt das wichtigſte Nutzthier der deutſchen Landwirthſchaft, ja es kann unter beſondern Verhältniſſen die Rindvieh— haltung übertreffen. Durch Kultur ſind viele Abar— ten entſtanden. Der Nutzen, welchen das Schaf ge— währt, iſt ſehr mannigfaltig; voran ſteht die Wolle, dann folgen Fleiſch, Talg, in manchen Gegenden Milch, Butter, Käſe; ferner die Haut, Knochen, Därme u. ſ. w. Milch, Butter und Käſe werden nur noch ſelten von den Schafen gewonnen, indem durch dieſe Benutzungsart der Hauptnutzen, der Wollertrag, im Verhältniß mehr geſchmälert wird. Hinſichtlich der Schafraſſen nimmt der Landwirth auf die Verſchiedenheit im Baue des Körpers weni— ger Rückſicht, als auf jene der Wolle, und unter— ſcheidet diesfalls im Allgemeinen das Höheſchaf, das Niederungsſchaf und das Merinoſchaf. Die vorzüglichſten Arten des Schafes, die eine beſondere Berückſichtigung erlangt haben, ſind fol— ende: ; 1) Das gemeine Schaf, auch gewöhnlich Landſchaf genannt, 24 Zoll hoch und 3½ Fuß lang, findet ſich in Deutſchland, Polen und einigen an— deren angrenzenden Ländern. Die Füße ſind mehr hoch als niedrig; der Kopf iſt glatt und länglich, die Naſe etwas gebogen. Die Wolle iſt nach Maß— gabe der örtlichen Umſtände und Pflege ſehr ver— ſchieden in Dichtheit, Menge und Güte, theils ſchlecht und ſtichelig, theils zu guten Mitteltüchern brauchbar. Dieſes Schaf wird ziemlich fett und giebt als Schlachtvieh gutes Fleiſch; es iſt ziemlich abgehärtet und wird gewöhnlich zweimal jährlich geſchoren. Mat hat dieſe Schafe mit den Merinos gekreuzt, weßhalb man ſie wohl nur noch ſelten rein in ihrem urſprünglichen Zuſtande trifft. 2) Das Heideſchaf oder Heidſchnucke, eine ganz kleine, gewöhnlich gehörnte Art, in Frankreich und England, aber auch in Deutſchland, vornehmlich in den Heidegegenden des Lüneburgi— ſchen und Bremiſchen; es frißt ſich zwar auf einer fetten Weide geſchwind fett, aber auch krank. Die meiſt grobe und haarige Wolle wird zweimal geſcho— ren und zu Hüten und groben Zeugen, mit Hanf zuſammengewebt, verwendet. Dieſes Schaf lebt hauptſächlich von grünem und getrocknetem Heide— kraut, giebt aber einen geringen Ertrag. Das Fleiſch iſt ſehr wohlſchmeckend, doch wiegt ein gemäſteter Hammel nicht über 30 Pfund. 3) Das frieſiſche Schaf iſt ſehr abgehärtet und bringt größtentheils den Winter im Freien zu; wirft gewöhnlich 2 Junge, liebt beſonders die Fett— h z u cſcch t. in die Ställe bleibt, je näher die Seuche kommt, unerläßlich. Das Baden der Thiere im Sommer in Fluß- oder Teichwaſſer iſt ein höchſt empfehlungs— werthes Mittel, die Thätigkeit der Hautorgane zu beleben. F u weiden in den Niederungen, iſt 32 Zoll hoch, 46 bis 48 Zoll lang und liefert 4 bis 5 Zoll lange, grobe Wolle. 4) Das Eiderſtädter Schaf iſt noch größer als das vorige, von Farbe bisweilen ſchwarz oder röthlich, und hat am Bauche, an den Vorderarmen und Schenkeln ſtatt der Wolle nur kurze Haare, da— gegen lange, ſehr brauchbare Rückenwolle. Dieſes Schaf verlangt ſehr fette Weide und wirft gewöhn— lich 2 Junge. 5) Das Gothländer Schaf hat eine ziem— lich feine, ſchlichte und glänzende Wolle, die bis dreimal in einem Jahre geſchoren werden kann, und recht gute Tücher liefert. 6) Das Dithmarſche Schaf und das Geeſtſchaf werden mit dem Namen Marſch— ſchaf bezeichnet und erhalten ihre Nahrung im Sommer auf den tiefſten Niederungen, werfen 3 bis 4 Junge und geben das Stück 6 bis 7, ja ſogar bis 10 Pfd. mittelmäßig feiner, 4 bis 5 3. langer Wolle, welche ſehr gut als Kammwolle zu gebrau— chen iſt. Sie können bis zu einem Schlächterge— wichte von 130 bis 140 Pfd., einzelne noch un— gleich höher getrieben werden. 7) Die engliſchen Schafe zeichnen ſich vor— züglich durch ihre Maſtfähigkeit und die Länge der Wolle aus, die 6 bis 14 Zoll beträgt, und haupt— ſächlich als Kammwolle benutzt wird. Dieſe Schafe geben bei guter Pflege 6 bis 10 Pfd. Wolle, und die Hammel und Widder ereichen ein Gewicht von 120 Pfd., gemäſtet wohl auch noch mehr. 8) Die Merinoſchafe ſtehen durch ihre feine, mehr kurze als lange, gekräuſelte Wolle allen übri— gen Schafarten voran. Durch Kreuzung mit den einheimiſchen Schafen, ſowie durch Anſchaffung von Die Schafzucht. 483 ganzen Herden von Merinos hat ſich die veredelte und hochfeine Schafzucht gebildet. Man theilt die Merinos in verſchiedene Abtheilungen, von denen jedoch folgende 2 Stämme die hauptſächlichſten ſind: 17 — a) das Negrettiſchaf (Infantadoſchaf), deſſen Vließ ſehr dicht iſt und in der Regel einen feſten, ſtumpfen Stapel und einen ſehr kräftigen Wollfaden mit wellenförmigen Biegungen und wenig Elaſticität hat. Man erhält von einem Mutterſchafe 2 bis 2½, bei einzelnen Thieren wohl auch bis 3½, von einem Widder 4 bis 6 Pfund auf dem Thiere gewaſchene Wolle; b) das Eskurialſchaf mit einem nicht ſehr dicht gewachſenen Vließe; die Wolle hat ein ſanftes, öliges Wollfett, das im Waſſer leicht auf— löslich iſt. Sie iſt eines höhern Grades der Fein— heit, der Geſchmeidigkeit und der Sanftheit, auch an den Hintertheilen, empfänglich und zu einem län— gern Wuchs geneigt; doch liefert der Vließ weniger in's Gewicht. Man rechnet im Durchſchnitte von einem Mutterſchafe 1% bis 2 Pfd., von einem Wid— der 2 bis 3 Pfund rein gewaſchener Wolle, obſchon das Gewicht zuweilen etwas höher ſteigt. Die Ver— breitung der Merinos iſt am weſentlichſten durch Sachſen erfolgt, wo vorzüglich der Eskurialſtamm fortgezüchtet wurde, der hier eine ſo ausgezeichnete Wolle lieferte, daß man fie nicht mehr Eskurial-, ſondern Elektoral- (kurfürſtliche) Wolle nannte. Dem Negrettiſtamme, welcher hauptſächlich in den öſtreichiſchen Kaiſerſtaaten gezüchtet wurde, legte man dagegen den Namen Imperialſch afe Kaiſer— ſchafe) und der Wolle Imperialwolle bei. Man bemerkt bei dem Elektoralſchafe, als dem anerkannt vorzüglichſten Wollthiere, dreierlei Wolle, welche ſich dadurch unterſcheidet, daß die eine gezwirnt oder ſtark gekräuſelt, die zweite ganz glatt ohne Kräuſelung, und die dritte mit ſeinen Biegungen oder Kräuſelungen (gewäſſert) erſcheint; die letztere Wolle iſt die vollkommenſte. Die Schafzucht wird in der Regel, namentlich die feine Schafzucht, da ihr beſtes Gedeihen finden, wo die Verhältniſſe für den Ackerbau nicht ungün— ſtig ſind; denn kräftige Weide auf trocknem Boden, ein mäßig feuchtes Klima, eine mehr hohe Lage ſind Bedingungen der beſſern Schafhaltung. Hier wird nun aber freilich die vermehrte Schafhaltung unbe— dingt dem Feldertrage beträchtlichen Eintrag thun, indem in Betreff derſelben Futterbau dem Feldfrucht— bau voranſtehen muß, ferner hinlängliche Weide— plätze der Schafzucht unentbehrlich ſind, und endlich zu ausgedehnte Schafzucht dem Dünger- und Stroh— verhältniß Eintrag thut; indeſſen wird doch dieſer Ausfall durch den höhern Ertrag der Schafzucht dann überwogen, wenn eine Schäferei einen großen Ruf erlangt hat und von ihr viel Zuchtvieh zu hohen Preiſen zum Verkauf gebracht wird. Außerdem ge— währt die Schafzucht zu einer Zeit eine anſehnliche Einnahme, wo andere landwirthſchaftliche Einnah— men gering ſind, ſowie auch der größte Ertrag der Wirthſchaft durch die geringſten Transportmittel auf weiten Wegen befördert werden kann, indem ein großer Werth in ein geringes Volumen concentrirt iſt. Auch wird da, wo der Abſatz anderer land— wirthſchaftlicher Produkte erſchwert iſt und dieſe im Preiſe niedrig ſtehen, nur der Wollertrag die gün— ſtigſten Ergebniſſe des Reinertrags gewähren. In— deſſen iſt doch auch bei Beſtimmung der Schafhal— tung, wie bei jeder Wirthſchaftseinrichtung in ande— rer Hinſicht, auf den Zuſammenhang der geſammten landwirthſchaftlichen Verhältniſſe die nöthige Ruͤck— ſicht zu nehmen. Die Wolle iſt das Hauptprodukt der Schafzucht, und nach ihrer Beſchaffenheit wird die Vollkommen— heit einer Schäferei und deren Ertrag angenommen und beſtimmt. Die feinſte, den Eigenſchaften, welche die Fabrikanten verlangen, entſprechendſte Wolle zu erzeugen, iſt das Beſtreben jedes Schafzüchters, da— her dieſer im Stande ſein muß, die Wolle ihren Ei— genſchaften und ihrer Güte nach zu beurtheilen. Für den Landwirth als Wollproduzenten kommen hauptſächlich folgende Rückſichten bei Beurtheilung der Wolle in Betracht: i 1) Der Stapel, welcher ſich durch eine Ver— einigung der Wollhaare zu größern oder kleinern Büſcheln bildet, iſt entweder ſtumpf oder ſpitz. Bei ächter Merinowolle ſoll das Haar von unten bis an die Spitze gleichen Wuchs, gleiche Kräuſelung und gleiche Feinheit haben, 61 die Oberfläche des 484 Vie Vließes ſtets glatt und abgerundet bleibt und ein ſtumpfer Stapel vorhanden iſt. Spitz iſt der Sta— pel, wenn die Wollhaare ſelbſt ſpitz zulaufen, was fehlerhaft iſt; oder wenn ſämmtliche Wollhaare die Eigenſchaft haben, daß ſie ſich zu lauter dünnen und einfachen Stapeln vereinigen, die dann an ihren Enden ſpitz erſcheinen, wobei aber die Haare nicht völlig gleiche Kräuſelung haben. Die ſtumpfe Form der Stapel bleibt immer eine wünſchenswerthe Ei— genſchaft. Jeder Stapel muß ſeine regelmäßigen Stränge und dieſe wieder faſt gleichförmige Woll— fäden haben. Ein ſpitziger Stapel iſt immer das Zeichen von ſchütter ſtehender Wolle, und liefert in der Regel weniger Gewicht, als ſtumpfgeſtapelte, ſie müßte denn durch Länge die Dichtheit erſetzen. Spitzgeſtapelte Wolle verunreinigt ſich aber auch leichter und iſt daher ſchwerer zu waſchen, als ſtumpfgeſtapelte und geſchloſſene. 2) Die Länge oder Kürze der Wolle oder die Gedehnt- und Gedrängtwolligkeit. Die Länge der Wolle iſt nach der Verſchiedenheit der Merinos, ſowie auch nach Wartung und Fütterung verſchieden, und beträgt 1 bis 4 auch mehr Zoll. Langwolligkeit hat in der Regel einen ſpitzern, Kurz— wolligkeit einen ſtumpfern Stapel zur Folge. Lang— wollige Schafe geben in der Regel mehr Wolle, als kurzwollige; auch iſt Langwolligkeit zeither eine ge— wünſchtere Eigenſchaft geweſen, als Kurzwolligkeit, und wird es wohl auch zum Theil bleiben. 3) Die Viel-, Voll- und Reichwollig⸗ keit iſt eine ſehr gewünſchte, nie zu überſehende Eigenſchaft. Man verſteht darunter nicht nur den dichten Stand der Wolle auf der Haut, ſondern auch die möglichſte Bewachſenheit aller Theile des Körpers mit Wolle, beſonders der Beine und des Bauches; kahlbäuchige Schafe vermindern den Woll- ertrag gar ſehr. Der Mangel an Reichwolligkeit zeigt ſich auch in dem Falle, wenn die Thiere im März und April die Wolle an den gedachten Theilen leicht abwerfen. 4) Schlicht nennt man eine ſolche Wolle, wo die Kräuſelung ſich nicht zu hoch und ſchroff, ſon— dern vielmehr flach ſtellt, wo ſie alsdann den rech— ten Grad von Geſchmeidigkeit und Sanftheit zeigt. Doch kann auch dieſe Schlichtheit zu weit gehen, indem die Wolle das Anſehen eines vollkommenen Flaumes hat. Thiere mit ſolcher Wolle ſind ge— wöhnlich ſchwächlich und zart, und die Wollmenge von ihnen beträgt nicht viel mehr als die Hälfte der von andern. 5) Gezwirnte Wolle zeigt zu viel Biegſamkeit der Haare, und bei ihr werden die Windungen ſo hoch, daß ſie ſich an einander drängen und in den Stapeln in einander laufen, wodurch ſich dieſelben dann, gleich einem zu ſcharf gedrehten Zwirne, ver— ſchlingen. Die gezwirnte Wolle iſt gewöhnlich ſehr fein und wurde deßhalb früher geſucht; da ſich je— doch eine ſolche Wolle nur mit großer Schwierigkeit kratzen oder kämmen läßt, und dabei ſehr zerreißt, ſo wird ſie für eine fehlerhafte gehalten, geringer bezahlt, und durch ſchlichtwollige Stähre möglichſt hi a ach t. zu vermindern geſucht. Am meiſten zeigt ſich die Wolle gezwirnt auf dem Widerrüſt und einem Theile des Rückens. Wenn die Kräuſelung der Wolle nicht zu ſtark und nicht zu gering ſein darf, ſo muß ſie auch regelmäßige Windungen bilden und ein gewiſſes Maß der Bogen nicht überſchreiten. Wenn 36 ſolcher regelmäßiger Bogen auf 1 Zoll gehen, ſo gehört die Wolle zu den feinſten und hat dann auch Elaſticität genug; doch find auch ſchon 24 Bogen ein Beweis von einer feinen Wolle mit gehöriger Krumpkraft. Es iſt dies, was man den Nerv, auch den Kern nennt, eine Haupttugend der Merinowolle, indem ſie dann viel Dehnbarkeit und zugleich viel Haltbarkeit beſitzt. Dieſe Tugend beruht auf der Geſundheit der Säfte, woraus ſich die Haarröhren bilden. Eine Wolle, welcher dieſer Nerv fehlt, nennt man hohl; dieſe iſt zugleich ſchlaff, was man bei ſehr gedehnter Elektoral— wolle findet. Dieſe Wolle hält bei der Aus dehnung bei weitem nicht ſo aus, wie die mit Nerv verſehene, auch ſogenannte derbe Wolle und hat daher auch einen geringern Werth. Dabei hat ſie aber auch noch ein geringeres Gewicht. Sie kann ihre Urſache in der natürlichen Beſchaffenheit der Schafe, aber auch in ſchlechter Wartung und Fütterung haben. 6) Fettigkeit oder Maſtigkeit der Wolle iſt eine beſondere Eigenſchaft der auf den Merino— ſchafen erzeugten Wolle. In frühern Zeiten legte man, zu Gunſten der Wollproduzenten viel Werth auf dieſe Fettigkeit der Wolle; in neuern Zeiten aber wollen die Fabrikanten von einer zu fetten Wolle nichts mehr wiſſen. 7) Trockne Wolle nennt man ſolche, welche der Fettigkeit in zu hohem Grade entbehrt, daher mehr ſpröde iſt und weniger Haltbarkeit beſitzt. Da nun aber eine zu fette Wolle eben ſo wenig als eine zu trockne Anſprüche auf Preiswüurdigkeit machen darf, ſo muß die Wolle ein gerechtes Maß haben. Durch die Kreuzung ſolcher Stämme, welche das eine in zu hohem, das andere in zu geringem Grade haben, iſt dieſem Übelſtande bald abzuhelfen. 8) Die Feinheit iſt eine der geſuchteſten und gewünſchteſten Eigenſchaften der Wolle, indem ſie den Preis derſelben erhöht. Sie hat ſowohl nach der Beſchaffenheit der Schafe als nach den Körper— theilen, auf denen ſie gewachſen iſt, ſehr verſchiedene Grade, welche durch den Wollmeſſer, als welche ſich vornehmlich die von Grawert und von Köhler empfehlen, genauer beſtimmt werden. Wie ſehr die Feinheit mit der Veredelung vorwärts geſchritten, geht daraus ſattſam hervor, daß bei dem urſprüng— lichen deutſchen Landviehe auf 1 Quadratzoll 5000, bei Originalthieren jetzt bis 48,000 Wollfäden ge— funden worden ſind. Mit der Feinheit der Haare muß aber auch deren Haltbarkeit verbunden ſein, die dadurch geprüft wird, daß man auf Inſtrumenten die Haare ſo lange anſpannt, bis ſie zerreißen, wel— ches durch verſchiedene Grade bezeichnet wird. 9) Weichheit muß jede gute Wolle in einem gewiſſen Grade beſitzen; jene wird gefunden, wenn man dieſe mit der Hand drückt. Weiche Wolle iſt gewöhnlich auch ſanft, was ſich äußert, wenn man Die Schafzucht. mit der Hand oben auf dem Vließe hinſtreicht, und geſchmeidig, was beurtheilt wird, wenn man ein Haar mit einem andern vergleicht, indem man beide, von einander abgeſondert, an ihren Enden zwiſchen dem Daumen und Zeigefinger faßt und ge— linde darauf bläſt, wodurch das geſchmeidigere Haar in ein ſtärkeres Zittern verſetzt wird. Am Grunde iſt die Wolle oft ſanft, auf der Oberfläche aber rauh und hart anzufühlen, und man nennt dann dieſe Wolle rauh- oder hartſpitzig. Im Ganzen ſcheint Weichheit und Sanftheit größtentheils von der Raſſe abzuhängen, doch darf ſie nicht in Schlaff— heit ausarten und ihr der Kern fehlen. 10) Die Dehnbarkeit iſt ebenfalls eine wich— tige Eigenſchaft der Wolle; denn je mehr ſie dieſe beſitzt, deſto feſter wird der herausgeſponnene Fa— den. Man kann ſie einfach dadurch prüfen, daß man 2 einzelne Haare von verſchiedener Art neben einander an den beiden Enden faßt und allmählig ausdehnt, bis das eine oder beide Haare reißen; jenes, welches am längſten hält, hat die größte Dehnbarkeit. 11) Die Farbe der Wolle erleidet durch ſtarken, eindringenden Regen eine Veränderung. Gute, re— gelmäßig gewachſene, feine Wolle erſcheint mehr weiß mit einem ſeidenartigen Glanze, ſcharf ge— kräuſelte und gezwirnte Wolle dagegen meiſtens gelblich. Eigenthümliche Sache bei der Wolle iſt der Glanz, den manche Wolle in einen beſonders hohen Grade zeigt, aber auch durch eine gute Hal— tung der Schafe beſonders in einer gemäßigten Luft— temperatur erhöht werden kann. Von kranken Scha— fen iſt die Wolle matt und ſchlaff, und bei den zu reichlich gefütterten wird der ſeidenartige Glanz durch die Maſtigkeit und eine zu große Schweißig— keit bedeckt. 12) Klargebildete und verworrene Wolle. Man verſteht unter erſterer eine ſolche, welche ſich von oben herein rein in Büſchel und Stränge ab— theilt und nur am Grunde loſe zuſammenhängt. Man betrachtet ſie als ein Zeichen einer gewiſſen Vollendung der Veredlung. Eine verworrene, auch bodenſätzige, gefilzte Wolle iſt eine ſolche, wo das Vließ dicht an der Haut des Schafes ſo in einander verwachſen iſt, daß ſie dem Filze ähnelt. Dieſen Fehlen betrachtet man als einen Beginn der Veredlung. 13) Das Abſetzen der Wolle iſt ein großer Fehler und rührt von einer Krankheit der Thiere oder auch von ungleicher Fütterung her. Bei dem eigent— lichen Abſetzen erſcheint das Wollhaar gleichſam zweiwüchſig, indem der obere Theil gewöhnlich an einem Punkte abſtirbt, wogegen der untere wieder kräftig zu wachſen anfängt. Doch nennt man auch die Erſcheinung Abſetzen der Wolle, vielmehr aber Doppelwüchſigkeit, wenn bei verſchiedener Fütterung eine verſchiedene Farbe des Fettſchweißes hervorge— bracht, oder dadurch der Schweiß auf einer Stelle dichter als auf einer andern abgeſetzt wird. 14) Das Sitzenbleiben der Wolle rührt von einer Krankheit des Thieres her, wobei eine 485 Zeit lang keine Nahrungsſäfte zur Wolle übergehen; die ſitzengebliebene Wolle verfilzt ſich mit der durch— brechenden jungen. 15) Stichelhaare nennt man harte, ſpitzige Haare, die beſonders unter kurzer, feiner Wolle hervorkommen, wodurch dieſe fehlerhaft wird. Da man jedoch in neuern Zeiten Mittel beſitzt, dieſe Stichelhaare leicht aus der Wolle zu entfernen, ſo wird dieſer Fehler weniger berückſichtigt. Dagegen ſind aber durchaus fehlerhaft und nachtheilig die ſogenannten Hundehaare, welche ſo in die Wolle eingemiſcht ſind, daß ſie nur ſchwer oder gar nicht daraus getrennt werden können, aber doch, wenn ſie in der Wolle bleiben, die daraus gefertigte Waare verderben. 16) Die Kreppwolle, welche auf den Scha— fen das Anſehen wie Krepp hat, zeigt ſich auf ge— wiſſen Schafen der beſſern Herden als ein ganz hochfeines, voluminöſes Vließ mit ganz ſchlichten Wollfäden, was ſich als ein zuſammenhängendes Ganze darſtellt. Die Fäden der Kreppwolle ſind ſehr fein, und ein ſolches Vließ wiegt gewöhnlich nach der Schur 1% bis höchſtens 1½ Pfd., oft aber auch nur 1, bisweilen ſogar nur ½% Pfund. Diejenigen Thiere, welche dieſe Kreppwolle tragen, ſind in ihrem Körperbaue ſehr zart und vertragen die Witterung weniger als andere. 17) Die Kammwolle haben ſeither haupt— ſächlich die Engländer von ihren langwolligen Scha— fen erzeugt; indeſſen hat man auch in Deutſchland die Wolle von edeln und veredelten Schafen zu Kammwolle benutzt. Eine gute Kammwolle ſoll eine Länge von 4 bis 6 Zoll nach ihrer Ausdeh— nung, ferner beſondere Kraft und Haltbarkeit und endlich ein von Futter und Staub möglichſt reines Wollvließ haben. Zur Erlangung dieſer Eigen— ſchaften muß man die langwolligen Elektoralſchafe, Stähre und Hammel mit wenig markirter Kräu— ſelung von der Herde getrennt halten; von halb— veredelten Thieren hat man die dicht- und lang— wolligen Schafe hierzu auszuwählen. Dergleichen Schafe müſſen im Sommer auf dem Stalle oder auf der Weide reichliche Nahrung erhalten und vor äußern nachtheiligen Einflüſſen, Staub, Regen, Sonnenhitze u. ſ. w. verwahrt werden. Die Kamm— wollträger müſſen im Winter mit kräftigem und wo möglich ſüßem, ſaftigem Futter, etwas gutem Heue und hinlänglichem Sommerſtroh gut genährt werden. Alle Schafe und Stähre, auf welchen man Kammwolle erzeugen will, dürfen unter 2½ Jahren nicht zur Nachzucht genommen werden. Bei Elektoralſchafen läßt man die Wolle 1 Jahr ſtehen, bei den Negrettis muß ſie aber bei gleicher Hal— tung und Fütterung zwei Jahre wachſen, wenn ſie dieſelbe Länge erhalten ſoll. Indeſſen ſoll die Er— zeugung von Kammwolle auf vorgeſchriebene Weiſe nach dem dermaligen Preiſe dafür keine entſpre— chende Rente gewähren. Vielleicht dürfte eine an— gemeſſene Kreuzung mit den Marſchſchafen zu ge— wünſchten Reſultaten führen. | 486 B Eee Da ſich das äußere Anſehen der Wolle nach der Wäſche und Schur häufig ganz anders dar— ſtellt, als man nach der Beurtheilung auf den Thieren zu erwarten berechtigt war, ſo bleibt eine ganz gründliche Kenntniß der Wolle auch nach der Schur immer wünſchenswerth, ſowie eine genaue Vergleichung derſelben vor und nach dieſer. Auf den Schafen hat die Wolle jederzeit ein günſtige— res Anſehen, und wird leicht überſchätzt, wenn eine Herde gut gehalten worden. Die übliche Klaſ— ſifikation der Wolle nach ihrer Güte iſt in Super— elekte, Elekte, Prima, Sekunda, Tertia, Quarta, auch Kaida genannt u. ſ. w. Nach den Abweichungen der Wolle an den ver— ſchiedenen Körpertheilen eines Schafes in der Fein— heit und Bildung des Baues nimmt man gewöhn— lich funfzehn verſchiedene Wollen an, als: Stein— wolle, Kopfwolle, Nackenwolle, Widerrüſtwolle, Rückenwolle, Schwanzwurzelwolle, Hals oder Ko: derwolle, Hoſenwolle, Wolfsbißwolle, Bauchwolle, untere Bauchwolle, inwendige Schenkelwolle, Bein— wolle, Blattwolle und Seitenwolle. Nur bei we— nig veredelten, eine grobe Wolle tragenden Thie— ren wird man an allen Körpertheilen eine ziemliche Gleichmäßigkeit der Wolle finden, bei den veredel— ten und hoch feinen Thieren iſt dagegen die Aus— geglichenheit um ſo ſeltener und eine um ſo ge— wünſchtere Eigenſchaft, beſonders bei den Stähren. Je feiner, gleichmäßiger und regelmäßiger die Blatt— und Seitenwolle im Baue iſt, deſto mehr Werth hat das Thier, und je mehr ſich die übrige Wolle dieſer nähert, um ſo vollkommner iſt ein ſolches Thier, und die eigentliche Kunſt der Züchtung liegt hauptſächlich darin, zu der möglichſten Ausgeglichen— heit der Wolle an allen Körpertheilen zu gelangen. Blatt- und Seitenwolle beträgt / der geſammten Wolle eines Schafes, die übrige dagegen nur ½. Das Schaf nach Geſchlecht und Alter. Die Hauptſache bei einer Schäferei iſt der Stähr (Widder, Bock). Man unterſcheidet Zeit— ſtähre, d. i. ſolche, welche, nachdem ihnen die Wolle abgefchoren worden, den zweiten Wollwuchs ausbilden, mithin alſo in noch nicht vollendetem erſten, oder im Beginn des zweiten Lebensjahres ſtehen. Sprungthiere oder Sprungſtähre ſind ſolche, die im nahe vollendeten zweiten oder im Beginn des dritten Lebensjahres ſtehen und zum Sprunge tauglich ſind. Unter Mutterſcha— fen verſteht man alle diejenigen weiblichen Thiere, welche zur Begattung zugelaſſen werden. Sie ſte— hen im zweiten Jahre des Lebensalters und ſo wei— ter hinauf, als ſie zur Begattung tauglich ſind. Hammel (Schöpſe) werden hauptſächlich diejeni— gen Thiere männlichen Geſchlechts genannt, die kaſtrirt worden ſind. Man hat aber auch weib— liche Hammel, die, weil ſie nicht zum Zulaſſen taugen, kaſtrirt worden find. Sonſt theilt man eine Herde: in geltes Vieh (Jungvieh), worunter man die Schöpſe und die noch nicht zur Begat— tung tauglichen jungen männlichen und weiblichen ac . Thiere verſteht; in Brad: oder Märzvieh, worunter alle zur Zucht nicht mehr tauglichen Thiere und die im Alter zu weit vorgerückten Schöpſe, oder auch alles zur Haltung nicht taugliche Jungvieh verſtanden werden; endlich in Zuchtvieh, worun— ter man alle begattungsfähigen Mütter und Böcke begreift. Rückſichtlich des Alters werden die Schafe nach dem Zahnwechſel beurtheilt und auch nach dieſem benannt. In der obern Kinnlade hat das Schaf keine Zähne und bringt außer den zwanzig Back— zähnen in der untern Kinnlade acht ſpitzige Milch— zähne (Hundszähne) mit zur Welt. Diejenigen Thiere, welche keine Schaufeln haben, nennt man Jungvieh. Im zweiten Jahre verliert das Thier die beiden mittelſten ſpitzigen Zähne und bekommt dafür zwei breite Zähne (Schaufelzähne), und das Thier heißt dann ein Zweiſchaufler. Im drit— ten Jahre verliert es die beiden nächſten mittelſten Spitzzähne und bekommt abermals zwei neue Schau— felzähne, und wird nun ein Vierſchaufler ge— nannt. So nun fort verliert das Thier im vier— ten Jahre die nächſten und im fünften Jahre die letzten Spitzzahne, und wird ein Sechs-, zuletzt ein Achtſchaufler. Im ſechſten Jahre find die Zähne in der Regel noch ſo weiß und gleich, als im vorhergehenden und erſcheinen nur etwas län— ger. Im ſiebenten Jahre aber werden ſie etwas Ihartig und das Zahnfleiſch weicht merklicher zu— rück. Im achten Jahre haben die Zähne eine gelbe Farbe angenommen und es fallen ſchon ganze Stücke der Zähne aus. Im neunten Jahre fallen gewöhn— lich die vier mittelſten Zähne aus, und das Thier wird ſchwächlich. Im zehnten Jahre verliert das Thier alle Zähne, obſchon Beiſpiele vorhanden ſind, daß das Thier in dieſem Lebensalter noch alle Zähne vollſtändig erhalten hat. Sobald ſich bei den Schafen Zahnlücken zeigen, ſind ſie zur Zucht nicht mehr tauglich. Edles Vieh kann im Allge— meinen bis zum achten Jahre zur Zucht gehalten werden. Die Merinos erlangen ein höheres Alter als die gemeinen Schafe. Paarung und Fortpflanzung der Schafe. Bei dem zur Paarung beſtimmten Viehe, dem Bode und dem Schafe, kommt es auf Geſtalt, Geſundheit und Beſchaffenheit der Wolle an. Alle zur Paarung beſtimmten Thiere müſſen gut gebaut, ſtark von Knochen, munter und fröhlich ſein, ſowie bei den Merinos die Falten auf der Haut und die Wülſte (Koder) am Halſe eine Haupteigenſchaft ſind. Je mehr dieſe ausgebildet erſcheinen, um ſo mehr beweiſen ſie ausgezeichnete Raſſeeigenſchaft. Auch die größere Breite der Schwänze an der Schwanz— wurzel gehört hierher. Der Bock ſoll jung, ſchön und wohlgebaut, die Wolle von regelmäßigem und den beabſichtigten Eigenſchaften entſprechendem Baue ſein, ſowie die Hautfarbe gleichmäßig und von einem röthlichen Anfluge ſein muß. Ferner ver— langt man einen breiten und langen Körper, einen breiten, runden, hervorragenden Vorkopf, große, Die Schafzucht. rothe und muntere Augen, eine gerade und kurze Naſe; über den Schultern muß er breit ſein, ſtarke Beine und einen feſten, ſtolzen Gang und einen dicken Hals haben. Er muß beim Beſpringen be— gierig und geſchwind ſein, ſich eiferſüchtig und da— bei muthig und ſtreitbar zeigen, jedoch im Ganzen ſanft ſein. Mehr jedoch iſt eine ſolche Geſtalt zu berückſichtigen, welche die meiſte Fläche zur Woll— erzeugung darbietet. Das Zuchtſchaf muß mehr einen langen als kurzen und nicht ſchmalen Leib, nicht allzuhohe Füße haben, der Hals muß lang und etwas aufgeſetzt, die Augen friſch, röthlich und funkelnd, das Euter groß, die Lenden voll und rund, das Kreuz breit und ſtark ſein; das Thier muß gelinde, weiße, einfarbige Wolle, beſonders um den Hals, Bauch und Genick haben. Rothe Farbe iſt bei den Schafen immer ein Zeichen der Geſundheit und einer feinen Wolle, ſowie auch die Röthe der Adern in den Augen ein Hauptkenn— zeichen von Geſundheit iſt. Bei geſunden Thieren ſitzt die Wolle feſt, während ſie ſich bei kranken leicht herausziehen läßt. Schon in dem Lamme und ſeiner Wolle muß man den künftigen Werth des Schafes zu erkennen vermögen. Auf den neugebornen Lämmern der Me— rinos erſcheint die Wolle hauptſächlich in zweierlei Form, entweder ganz kurz in kleinen Löckchen, oder in langen, weichen, flaumartigen Haaren, die ſpä— terhin verſchwinden und von einer gekräuſelten Wolle verdrängt werden. Lämmer mit langen Haaren haben in der Regel im erwachſenen Zuſtande nicht die vollkommenſte Wolle. Je regelmäßiger die klei— nen Löckchen ſich auf der feinen Haut des neuge— bornen Lammes zeigen, um ſo mehr verſpricht die— ſes Thier eine edle Wolle; weniger feine Locken zeigen eine gut geſtapelte, geſchloſſene, aber nicht ſehr feine Wolle an. Je mehr Falten auf der Haut die Lämmer bei der Geburt haben, um ſo mehr iſt von ihnen zu hoffen. Kahlköpfige Läm— mer mit einer in der Regel gedrückten Stirne ent— ſprechen ſpäter den Erwartungen nicht, obſchon fie eine ſehr feine Wolle tragen. Vor Weihnachten ge— fallene Lämmer können zu der gewöhnlichen Schur— zeit mit Nutzen geſchoren werden; bei ſpät nach Weihnachten gefallenen muß man aber bis in den Juli und Auguſt mit der Schur warten. Die ſpä— ten Lämmer gar nicht zu ſcheren, iſt nicht räthlich. Um den höchſten Ertrag einer Schafhaltung zu erreichen, muß man möglichſt viel und möglichſt feine Wolle zu erzielen ſuchen. Will man Vieh zum Verkaufe züchten, ſo muß die Veredelung ſo weit vorwärts geſchritten ſein, daß ſich ein Stamm gebildet hat, deſſen Thiere die vollſtändige Ver— erbungsfähigkeit beſitzen, mithin einen erblichen Schlag bilden. Das erſte Streben muß auf Gleich— mäßigkeit der Wolle, verbunden mit der Vererbungs— fähigkeit gerichtet fein, worauf ſiche dann mit um ſo größerm Vortheile nach Feinheit ſtreben läßt, welche ſich durch Vererbung fortpflanzen wird. Um nun aber hiernächſt die größte Menge von feiner Wolle zu erzielen, muß die Wolle gedrängt, tief, d. h. von erforderlicher Länge, aber ohne Über— 487 treibung derſelben ſein, und die Thiere müſſen die möglichſte Körperfläche darbieten. Wenn eine Schä— ferei auf einer ſehr niedrigen Stufe ſteht und ver— edelt werden, d. h. die Veredlung von Landſchafen mit edlen Böcken erfolgen ſoll, ſo muß man ſich gleich anfänglich feſt entſchließen, welche Art Wolle man erzeugen will, damit man gleich anfangs die rechte Art Zuchtthiere treffe, ſodann aber auch nie ohne die größte Vorſicht verſchiedenartige Zucht— thiere wähle. Wenn man zur Veredlung von Land— ſchafen oder Meſtizen (Produkten von Eltern, wo— von nur der eine Theil Raſſethier war) fremder Böcke bedarf, ſo muß man ſie nicht nur von einer Schäferei nehmen, welche den Ruf der Conſtanz (Vererbungsfähigkeit) hat, ſondern auch immer ſo viel als möglich Böcke von demſelben Charakter und denſelben Eigenſchaften wählen. Bei einer Herde von Meſtizen darf man durchaus keine ſelbſt erzogenen Böcke, wenn ſie auch noch ſo ſchön ſind, zur Zucht gebrauchen, weil ſonſt gewiß ein Aus— arten und Zurückſchlagen erfolgt. Je conſtanter (vererbungsfähiger) der eine Theil iſt, deſto mehr fallen in der Regel nach ihm die Lämmer. Der— jenige Bock, deſſen Voreltern dieſelbe vorzügliche Wolle irgend einer Art gaben, die er ſelbſt in vor— züglicher Schönheit trägt, iſt von hohem Werthe und zur Fortpflanzung vorzüglich geeignet. Man zeichnet deßhalb in Schäfereien einige Familien aus, die ſich in ihrer Nachfolge und in ihrer Art nicht allein in der Hauptſache gleich bleiben, ſon— dern bei welchen eine Verbeſſerung der Wolle und deren Ausgeglichenheit in allen jüngern Thieren ſichtbar iſt. Aus dieſen Familien wählt man die Zuchtböcke. Das Begatten in naher Verwandt— ſchaft ſchadet nichts, und eine völlig edle Schaf— raſſe kann in ſich ſelbſt hoch veredelt werden. Ein Schafzüchter muß in ſeiner Herde jedes paarungs— fähige Thier kennen und deſſen Wolle klaſſificirt haben, indem er nur dadurch das Mangelhafte des einen Thieres durch das Vollkommene des andern mittelſt richtiger Wahl zur Zucht und gegenſeitiger Paarung zu verbeſſern vermag; er muß aber auch von der Conſtanz überzeugt ſein, und zu dieſem Ende förmliche Stammregiſter führen, aus welchen Vor— eltern und Nachkommen genau zu erſehen ſind. Wenn einmal die ganze Herde klaſſificirt worden, ſo braucht man jedes Jahr nur die Zeitmütter und die nachgezogenen oder zugekauften Zeitſtähre ge— nau zu unterſuchen, zu beſchreiben und gehörig zu klaſſificiren. Um jedes einzelne Thier zu kennen, müſſen die Schafe numerirt werden, was nach folgenden drei Methoden geſchieht: 1) Es werden den Schafen hölzerne Täfelchen, worauf die fortlaufenden Nummern mit glühend gemachten eiſernen Ziffern eingebrannt find, oder blecherne Täfelchen mit den Nummern mittelſt einer Schnur, eines Riemens oder meſſingenen Drahtes um den Hals gehängt; doch geht dieſes Täfelchen leicht verloren. 2) Das Punktiren in den Ohren (Tätowirung), wozu man eine beſondere Maſchine hat, mittelſt 488 Bee welcher die Ziffern in die innere Seite des Ohres eingedrückt werden. Um das Verwachſen und Ver— löſchen dieſes Eindruckes zu verhüten, wird ſogleich eine Farbe (aus Zinnober, Indigo, Schießpulver oder gebranntem Elfenbein mit Branntwein ange— macht) nachdrücklich eingerieben. Obſchon dieſe Art des Numerirens von Vielen für die beſte gehalten wird, ſo können doch neugeborne Lämmer nicht punktirt werden, und es wird das Aufſuchen einzel— ner Thiere erſchwert, da man jedem einzelnen Stücke ins Ohr ſehen muß. 3) Es werden Kerben in die Ohrränder ein— geſchnitten, die man als Zahlen annimmt. So kann z. B. an dem einen Ohre eine Kerbe auf der untern Seite 1 gelten, wenn ſie an der obern 3 gilt, ſie kann auf der untern Seite des andern Ohres 10 gelten, und an der obern 30, womit dann jede Zahl durch mehrere Kerbe gebildet wer: den kann, wenn die 100 entweder durch Löcher, welche durch die Ohren geſchlagen, oder durch Kerbe an den Spitzen der Ohren dargeſtellt werden. Das Kerben erfolgt mit beſonders dazu gefertigten Zan— gen und wird gleich bei den jungen Lämmern an— gewendet. Oder es werden auch die Nummern durch Einſchnitte in die Ohren bezeichnet, mittelſt eines ſcharfen, einen Winkel bildenden oder eines runden Eiſens. Jedes Ohr wird hierbei in 4 Stel— len eingetheilt, nämlich die vordere und die hintere Kante (Rand), die Spitze und die Mitte. Für die einzelnen Stellen wählt man die Nummern 1, 3, 10, 30 für die vier Kanten an den beiden Oh— ren; 100 und 200 für die beiden Spitzen; 400 und 800 für die Mitte der beiden Ohreu. Dieſe Numerirung mittelſt der eingeſchnittenen Kerben in die Ohren gilt für die gebräuchlichſte und wohl auch zweckmäßigſte. Bei den Widdern geſchieht die Numerirung insgemein durch Einbrennen der Zif— fern in die Hörner. Man numerirt weibliche und männliche Lämmer beſonders in fortlaufenden Zah— len und erſtreckt dieſe nach Maßgabe der Größe der Herde auf zwei oder auch mehr Jahrgänge, wo dann das Alter nach den Zähnen die gleichen Nummern unterſcheiden läßt. Nach dem Numeriren werden die Schafe bo— nitirt und eine beſondere Boniturliſte angelegt, in welche ſämmtliche Nummern der Lämmer, in eine beſondere die weiblichen, und in eine andere die männlichen eingetragen werden. Daneben kom— men Rubriken, worein die Klaſſifikation der Wolle auf den verſchiedenen Körpertheilen eingetragen wird, und hinter dieſen Rubriken bleibt ein Raum zu Bemerkungen. Von den funfzehn Abtheilungen der Wolle bezeichnet man jedoch hier nur gewöhnlich die Nackenwolle, Widerrüſtwolle, Seitenwolle, Schwanzwurzelwolle, Wolfsbißwolle; das Übrige wird mittelſt Abbreviaturen unter dem Raume für Bemerkungen angemerkt, als z. B. mk. S markirte Kräuſelung, bw. — bauchbewachſen, ſw. — ſchlicht— wollig u. ſ. w. In den Rubriken der Boniturliſte wird die Wolle nach ihrer Feinheit mit a, b. e u. ſ. w. bemerkt. Hiernächſt iſt nun noch eine Rubrik enthalten, welche die Klaſſe bezeichnet, und F iz u ch . die Beſtimmung, unter welche Klaſſe das bonitirte Thier zu zählen ſei, erfolgt aus der Summe ſei— ner vorzüglichen Eigenſchaften. Je ausgeglichener die Herde iſt, um ſo weniger ſind die Klaſſen nöthig. Die Laͤmmer werden ſogleich bonitirt, ſobald nur einiger Schluß auf den Charakter der Wolle zu machen iſt; dann aber wird die Bonitur alljähr— lich fortgeſetzt, bis endlich das Wort Märze oder Brake das Thier aus derſelben herausbringt. Das Bonitiren erfolgt im Februar oder März. Nach erfolgter Bonitur wird nun das Stamm— regiſter gefertigt. In dieſes werden die einzel— nen Thiere nach der Klaſſe eingetragen, die ſon— ſtigen Bemerkungen dazu gemacht, nun aber auch der Vater und die Mutter dazu bemerkt. Mit dem Vorwärtsgehen der Fortzucht werden immer die Väter und Mütter der Lämmer, deren Väter und Mütter und ſofort eingetragen, und es iſt um ſo beſſer, je weiter man den Stammbaum fortführen kann. Die Paarung der Schafe ſelbſt erfolgt ent— weder durch das Springen aus der Hand, oder indem man die Böcke unter die Mutterſchafe läßt. Bei erſterem Verfahren beabſichtigt man, die Be— gattung jedes Mutterſchafes durch den ihm be— ſtimmten Stähr erfolgen zu laſſen, und zu verhin— dern, daß die Stähre ſich durch mehrmaliges Be— ſpringen ein und deſſelben Schafes ohne Nutzen ſchwächen. Man verfährt hierbei auf folgende Weiſe: Von den vorhandenen Mutterſchafen wird eine gewiſſe Anzahl, 30 bis 50, auch mehr Stück, früh genug vor der Sprungzeit ausgeſucht und darnach ein Regiſter gefertigt. Zur Sprungzeit werden nun jeden Tag mit Tagesanbruch einige Probirböcke, deren Zeugungsglied (Ruthe) mit ei— ner linnenen Schürze verhangen iſt, unter die Mut— terſchafe gelaſſen; auf dieſe hat man nun Acht, um die von ihnen aufgefundenen brünſtigen (bocki— gen, ſtährenden) Mutterſchafe kennen zu lernen. Der Schäfer nimmt dieſe ſogleich aus der Herde heraus und bringt jedes Thier in ein beſonderes Behältniß, worauf er den nach der Nummer des Schafes ihm zugetheilten Bock mit hineinſteckt. So— bald dieſer einmal ordentlich geſprungen hat, trennt man beide Thiere wieder; läßt das beſprungene Mutterſchaf wieder zu den andern heraus und be— merkt den Tag der Sprungzeit im Regiſter. Unter die beſprungenen Mutterſchafe läßt man aber von Zeit zu Zeit immer noch einen oder mehrere Pro— birböcke mit verbundener Ruthe und bringt dann diejenigen Mutterſchafe, welche acht Tage nach dem Sprunge wieder bocken, noch einmal zu dem ihnen beſtimmten Bock. Finden ſich an einem Morgen mehrere für einen Bock beſtimmte Mutterſchafe, ſo ſchadet es einem kräftigen Springer bei Hafer— futter nicht, wenn er auch zwei Mutterſchafe in einem Tage zur Begattung bekommt, ja man hat ſogar Fälle, wo ein Bock vier Lämmer täglich ge— macht hat. Zwar bleiben allerdings bei dem Paa— ren aus der Hand mehr Thiere gelte, als wenn die Böcke unter die Herde gelaſſen werden; in— deſſen gewährt es doch wieder den großen Vortheil, Die Schafzucht. daß man anerkannt vorzüglichen Böcken möglichft viele Mutterſchafe zur Begattung zutheilen kann; denn man hat ſchon Fälle gehabt, daß ein ausgezeich— neter Bock, bei gutem Futter und von Zeit zu Zeit einiger Ruhe, bedeutend über hundert, ja zwei— hundert Lämmer gemacht hat. Beim Zulaſſen der Böcke unter die Mutterherde thut man gewöhn— lich die geſammten Böcke unter letztere und läßt ſie ſo lange daſelbſt, als die Begattungszeit dauert. Dies iſt jedoch der ſchlechteſte Weg, auf welchem Ausgeglichenheit der Herde niemals erzielt werden kann. Wo man den Sprung aus der Hand nicht ftattfinden laſſen kann, da iſt es doch wenigſtens gerathen, die Mutterſchafe nach Klaſſen einzuthei— len und jeder Klaſſe die geeigneten Stähre zuzu— theilen. Beim Zulaſſen der Stähre unter die Herde rechnet man auf 40 bis 50 Mutterſchafe einen Bock, ſind aber die Böcke jung und kräftig, und werden ſie zu verſchiedenen Zeiten unter die Mut— terſchafe gelaſſen, auch mehr. Gewöhnlich bleiben die Stähre 6 bis 8 Wochen unter den Mutter— ſchafen, einige derſelben werden aber noch ſpäter zugelaſſen, damit die noch nicht Befruchteten be— ſprungen werden. Das Mutterſchaf wird ſchon im zwölften Mo— nate brünſtig, nach Umſtänden aber auch erſt im einundzwanzigſten Monat, welches als das geeig— netſte Alter zum Zulaſſen erſcheint. Auch der Bock kann ſchon im einundzwanzigſten Monat mit Nutzen zur Paarung verwendet werden, doch muß man ihm da nur 10 bis 15 Schafe zur Begattung ge— ben. Werden junge Böcke bei der Paarung nicht zu ſehr angeſtrengt, ſo bilden ſich die Nachkömm— linge deſto vorzüglicher nach dem Vater. Übrigens wird als Regel angenommen, daß der Bock erſt in einem Alter von 2½ bis 3 Jahren zugelaſſen werden ſoll, indem es ſich erſt dann ausweiſe, ob er die vererbliche Drehkrankheit habe oder nicht. Die trächtigen Schafe müſſen gut und reichlich, aber nicht überflüſſig genährt werden. Wo man die Schafe gewöhnlich nur mit Heu füttert, da iſt für die Merinos ſechs Wochen vor der Lammzeit eine Zulage von kräftigerer Nahrung erforderlich, für welchen Zweck man entweder Körner oder Schrot— und Olkuchentrank giebt. Eine Überladung durch voluminöfes Futter, z. B. Wurzelgewächſe, kann bei hoher Trächtigkeit das Verlammen bewirken. Die trächtigen Mütter müſſen ſtets ruhig und ſanft behandelt werden; man darf nie geſtatten, daß die Herde im Stalle oder auf der Weide durch raſches Zuſpringen des Hundes erſchreckt oder zu ſehr zu— ſammengedrückt werde. Das Lammen der Schafe und die Aufzucht der Lämmer. Das Mutterſchaf geht in der Regel 150 bis 152 Tage trächtig. Das Lammen oder die Ab— lämmerung tritt zu verſchiedenen Zeiten ein und nimmt entweder ſeinen Anfang ſchon mit dem De— zember oder auch erſt mit dem März, je nachdem man nun die Mutterſchafe ſich früher oder ſpäter Kirchhof, Landwirth. 489 begatten läßt. In jenem Falle wird die Lämmer— zucht die frühe, in dieſem die ſpäte genannt, und beide haben nach Maßgabe der Ortlichkeit, der Wirthſchaftsverhältniſſe und dem Zwecke der Schäfereien überhaupt ihre weſentlichen Vorzüge. Bei der einzuführenden Frühlämmerzucht muß vor allen Dingen die Futtermenge, die man für den Winter geerntet hat oder mit Sicherheit noch ernten wird, berückſichtigt und überſchlagen werden, ob ſie hinreichend iſt, früh genug hochtragende Müt— ter und frühe Lämmer gut zu ernähren. Bei ei— nem ſolchen Überſchlage muß man aber für die Mutterherde wenigſtens ein halbmal mehr Futter rechnen, wenn fie früh und ſchon im Dezember lammen ſollen, als man rechnet, wenn ſie erſt ſpät im April lammen. Außerdem werden aber auch die Schafe den Bock in den erſten Tagen des Au— guſt's nicht annehmen, was doch Bedingung für die Frühlämmerzucht iſt, wenn ſie nicht recht kräf— tig aus dem Winter kommen, oder in den Mo— naten Juni und Juli Hunger leiden müſſen. Die Frühlämmerzucht kann nur nach und nach einge— führt werden; daher wird man in jedem Jahre höchſtens um einen Monat die Böcke früher zulaſ— ſen können, dabei aber doch noch die Lämmer mög— lichſt frühe abgewöhnen und die Schafe vor und während dem Zulaſſen der Böcke mit ſehr guter Nahrung verſorgen müſſen. Ebenſo wenig kann man aber auch ohne Nachtheil von dem einmal eingeführten Frühlammen in einem einzelnen Jahre abſtehen, ſondern man muß das Lammen nur nach und nach weiter hinausſchieben, und daher immer für einen verhältnißmäßigen Futtervorrath beſorgt ſein. Bei der Spätlämmerzucht gilt im Allgemei— nen der Grundſatz, daß das Erſcheinen des Gras— wuchſes im Frühjahre ſolche beſtimmt. Es wird daher gerathen fein, die Berechnung dieſer Ab— lämmerung lieber etwas ſpäter anzuſetzen, indem häufig die Winter länger anhalten und daher der Graswuchs im Frühjahre gar ſehr verſpätet wer— den kann. Die Wahl für die Früh- oder Spät— lämmerzucht gründet ſich hauptſächlich auf Lokal— verhältniſſe, beſonders aber auf die beſtehenden Futtervorräthe, und es dürfte ſich im Allgemeinen nur ſo viel mit ziemlicher Gewißheit behaupten laſſen, daß überall, wo der Futterbeſtand kein Hin— derniß wird, oder andere ungünſtige Lokalverhält— niſſe entgegenſtehen, in den meiſten Fällen die Früh— lämmerung vor der Spätlämmerung den Vorzug verdient. Für welche von beiden Methoden man ſich aber auch aus Gründen entſcheiden mag, ſo iſt doch die Ablämmerung ſtets mit der größten Vorſicht und Sorgfalt zu leiten, da ſie unſtreitig von den ſämmtlichen Geſchäften in der Lammzeit als der wichtigſte Gegenſtand für den Schafzüch— ter anzuſehen iſt. Die Zeichen der Geburt ſelbſt beſtehen in fol— genden: Das Euter läuft an und füllt ſich nach und nach mit Milch; die Geburtstheile ſchwellen an, erweitern ſich und laſſen ſchleimige Feuchtigkeit ausfließen; der Bauch des Mutterſchafes ſenkt ſich ſichtbar und fällt ſtark eine die Hungergrube ver— 490 Vie größert ſich, das Schaf wird unruhig, legt ſich abwechſelnd nieder, ſteht wieder auf und ſucht ſich endlich an einem entlegenen Orte ein ruhiges La— ger. So wie die Wehen und der Ausfluß jener Feuchtigkeit aus den Geburtslefzen eintreten, erfolgt auch gewöhnlich die Geburt des Lammes. Nach vollbrachter Geburt legt man dem Schafe das Lamm zum Ablecken vor und überläßt es ſo einige Zeit der nöthigen Ruhe. Alsdann wird ihm das Eu— ter gereinigt und die zu ſtark über das Euter ge— wachſene Wolle behutſam abgerupft und aufge— hoben; hierauf kommen Mutter und Lamm in die Kaue (kleinen Nothſtall), worin ſie ſo lange blei— ben, bis die Mutter ihr Lamm lieb gewonnen hat und ſolches willig ſaugen läßt. So lange ein Schaf in der Kaue ſteht, muß es der Schäfer täglich wenigſtens ſechsmal ſaugen laſſen, und dies beſonders ſehr früh des Tages und Abends ſpät thun. Sollte ein Lamm zum Saugen zu ſchwach ſein, ſo muß ihm der Zitz in den Mund gegeben und ihm die Milch eingemolken werden. Die erſte Milch darf dem Mutterſchafe durchaus nicht aus— gemolken, ſondern ſie muß dem Lamme gelaſſen werden. Bei der Ablämmerung tränke man die Schafe ja nicht unmittelbar nach der Geburt, be— ſonders aber nicht mit kaltem Waſſer; man muß vielmehr vor dem Tränken noch den Abgang der Nachgeburt abwarten, was im geſunden Zuſtande der Mutter auch bald erfolgt. Kann ſich das Schaf der Nachgeburt nicht entledigen, ſo giebt man ihm einen lauen mäßigen Trank von Sauerteig. Alte ſchwächliche Schafe, denen es nach der Geburt an Milch fehlt, ſind einige Zeit mit Gerſtenmehltrank und Hafer zu unterſtützen, bis ſich ein hinläng— licher Zufluß der Milch eingeſtellt- hat. Mit etwas Hafer kann man ſie überdies während ihrer gan— zen Säugezeit unterſtützen. Nachdem ſich Mutter und Lamm gehörig aneinander gewöhnt, giebt man jedem Schafe mit ſeinem Lamme ein Zeichen mit Rothſtift, damit man leicht beobachten kann, ob das Schaf freiwillig und gut ſaugen läßt, und ſetzt nun die Lämmer mit ihren Müttern in den Junghaufen über, welches die erſte Abtheilung iſt und worin die Schafe mit ihren Lämmern bis bei— läufig in ein achttägiges Alter der letztern beſtändig bei einander bleiben und ſorgfältig beobachtet wer— den. Sobald man bemerkt, daß ein Lamm von ſeiner Mutter vernachläſſigt wird, müſſen beide wieder fo lange in die Kaue gebracht werden, bis die Mutter das Lamm vollſtändig angenommen hat. Die wegen Euterkrankheiten oder auch dadurch, daß zufällig Mütter ſterben, erzeugten Waiſenläm— mer müſſen mit der größten Aufmerkſamkeit behan— delt werden, wenn ſie nicht zu Grunde gehen ſollen. Sind Säugerinnen oder Ammen vorhanden, ſo werden jene verwaiſten Lämmer verſetzt, d. h. mit ſolchen in eine Kaue ſo lange eingeſperrt, bis ſie ſich zur Annahme des Lammes bequemt haben. Doch muß man hierbei dem Lamme eine Mutter geben, welche im Verhältniß des Alters des Lam— mes keine zu alte, fette Milch hat. In Erman— gelung von Säugerinnen aber müſſen die Lämmer hz ud et. mit Kuh- und Ziegenmilch ernährt werden; letztere iſt ihnen gedeihlicher als erſtere. In einem Alter von 3 bis 4 Wochen, wo ſolche Lämmer ſchon freſſen können, laſſen ſie ſich auch ohne Milch mit Olkuchentrank, feinem Heu und Haferſchrot aufs ziehen. Bei der Frühlämmerzucht geht gewöhnlich die Ablämmerung der trächtigen Schafe im Fe— bruar zu Ende, während dieſelbe bei der Spät— lämmerzucht in den letzten Tagen dieſes Monats erſt beginnt. Drei bis vier Monate nach der Geburt werden die Lämmer abgewöhnt oder von der Mutter ge— trennt. Es iſt gut, wenn dies nach und nach oder ſo geſchieht, daß zuerſt die ältern und ſpäter die jüngern abgewöhnt, und daß die Lämmer ſchon einige Zeit vorher den Tag über von den Müttern getrennt werden und für ſich gefreſſen haben. Zweck— mäßig werden daher die Lämmer in einem Alter von 2 bis 3 Wochen den größten Theil des Ta— ges von den Müttern ſo abgeſondert, daß ſie nicht willkürlich zu dieſen können; ſie werden vielmehr den Tag über nur ein-, höchſtens zweimal auf Ya Stunde zum Saugen unter die Mütter gelaſſen, und zwar vorher, ehe dieſe ihr Futter erhalten, worauf ſie beim Füttern der Schafe wieder von den Müttern getrennt werden. Den Lämmern muß in einer Stallabtheilung zweckmäßiges Futter zum Freſſen vorgelegt werden, an welches ſie ſich ſchon nach einigen Tagen gewöhnen. Bei dieſer erſten Trennung der Lämmer von ihren Müttern kann man 14 Tage bis 3 Wochen verharren; ihre erſte Nahrung beſteht in dieſer Periode nebſt der Mut— termilch wechſelsweiſe aus kleinen Portionen Ha— fer, ſehr gutem, feinem Wieſen-, Klee-, Eſparſette— oder auch Wickheu, beſonders aber aus gutem, feinem Linſenſtroh. Auch können fie anfangs ab— wechſelnd etwas Weizenkleien oder Gerſtenſchrot unter den Hafer erhalten. Die Heuportionen dür— fen den Lämmern nicht zu häufig verabreicht wer— den, ſondern man muß dieſelben womöglich mit feinem Linſenſtroh abwechſeln laſſen. Weder den Lämmern, noch den ſäugenden Müttern darf ſtau— biges oder gar ſchimmliges oder dumpfiges Futter verabreicht werden, weil dies in beiden Fällen augenblicklich auf die Lämmer die nachtheiligſten Folgen äußert. Auch hier werden die Lämmer, wie im ſpätern Alter, vor dem jedesmaligen Füttern der Mütter auf ½ Stunde zu denſelben zum Säu— gen gelaſſen und dann wieder abgeſchieden; über Nacht bleiben ſie jedoch beſtändig bei ihren Müt— tern. Auch iſt den Lämmern in dieſem Alter ſchon einen Tag um den andern Salz zum Lecken zu verabreichen, was ihnen ſehr gedeihlich iſt. Um den Wurmkrankheiten vorzubeugen, miſcht man un: ter dieſe Salzlecke gewöhnlich etwas gequetſchten Knoblauch, geſtoßene Eierſchalen und nach Um— ſtänden auch bittere Ingredienzen. Waſſer wird den Lämmern in dieſem Alter nicht vorgeſetzt; nur bei eintretendem Milchmangel der Mütter giebt man ihnen zweimal des Tages, aber allemal nur nach dem Rauhfutter und niemals auf die Körner, in flachen Gefäßen überſchlagenes Waſſer mit Gerſten— Die Schafzucht. mehl zu ſaufen. Doch muß dieſes Getränk jedes» mal erneuert werden, ſo wie man auch die Ge— ſchirre gut reinigen muß. Wenn die Lämmer ſpä— ter nur zweimal täglich zu den Müttern gelaſſen werden, ſo gewöhnen ſie ſich mehr an die Auf— nahme härterer Nahrung, und man füttert nun zweckmäßig mit Rauhfutter und Körnern auf fol— gende Weiſe: Früh nach dem Abſcheiden von ihren Müttern erhalten ſie ein Futter gutes Heu oder Linſenſtroh; um 10 Uhr Vormittags, nachdem fie zuvor die Muttermilch genoſſen haben, giebt man ihnen ein Haferfutter, mit etwas Weizenkleie oder Gerſtenſchrot vermengt; Nachmittags um 2 Uhr bekommen ſie Klee, Heu oder gutes Krummet, und Abends entweder gutes Heu, Linſen- oder auch zartes Wickenſtroh. Will man jedoch die Lämmer in den erſten Wochen nicht von den Müttern tren— nen und ſomit ein Abgewöhnen nach und nach bewirken, ſo müſſen die Lämmer wenigſtens auf eine zweckmäßige Weiſe an das Freſſen gewöhnt werden, was auf folgende Art zu bewirken ſteht: Von dem abgeſonderten Stalle, worin die Schaf— mütter mit ihren Lämmern gebracht werden, muß der dritte oder vierte Theil des Raumes vermittelſt Horden abgeſchieden ſein, deren Sproſſen ſo weit von einander abſtehen, daß wohl die Lämmer, aber nicht die Mütter durchkommen können, und worin den Lämmern eine ihrem Alter angemeſſene Nah— rung vorgelegt, ſowie nöthigenfalls Waſſer beige— geben wird. Da das Lamm zur ſichern und vollkommenen Entwickelung ſeines Körpers wenigſtens drei Mo— nate lang an der Mutter ſaugen ſoll, ſo müſſen auch die Schafmütter ſtets hinreichende und ent— ſprechende Nahrung erhalten, damit ſie den Läm— mern die erforderliche Milchnahrung wirklich geben können, ohne ſelbſt dabei abzumagern oder ſonſt zu leiden. Zu lange darf man jedoch die Lämmer auch nicht ſaugen laſſen, weil ſonſt die Mütter dadurch zu ſehr abgemattet und ihre Brunſtzeit, beſonders bei der Spätlämmerzucht, zu ſehr ver— ſpätet werden würde. Werden die Lämmer in ei— nem Alter von 3 bis 4 Monaten ganz von den Müttern abgewöhnt, ſo fällt dieſe Zeit bei den im Dezember und Januar gebornen Lämmern in das Frühjahr, wo man die Mütter nun auf die Weide gehen laſſen kann, während man die Lämmer auf dem Stalle behält und ihnen in den oben gedach— ten Futtermaſſen ihre Nahrung in etwas verſtärk— ten Portionen ſo lange gewährt, bis ein hinläng— licher Graswuchs auf der Lämmerweide ihnen ihre Ernährung im Freien vollkommen ſichert, wohin fie dann in Geſellſchaſt einiger Leithammel getrie— ben werden. Beim Entwöhnen der Lämmer, be— ſonders bei trockner Fütterung, darf es ihnen nie an reichlichem Saufen fehlen. Aber auch wenn die Lämmer auf die Weide geführt werden, dürfen ſie nie aus dem Stalle gehen, bevor ihnen nicht etwas Futter vorgelegt worden iſt. Da die Läm— mer erſt nach einigen Tagen ſich an den Weide— genuß gewöhnen und während dieſer Zeit eine große Neigung zum Herumſpringen zeigen, ſo muß man 491 dies, da es ihnen leicht nachtheilig werden kann, möglichſt zu verhindern ſuchen; daher ſollen die Lämmerabtheilungen immer denjenigen Knechten an— vertraut werden), auf die man ſich am meiſten ver— laſſen kann. Werden noch nicht völlig abgeſetzte Lämmer mit ihren Müttern auf geeignete Weiden gebracht, ſo muß man dieſe ſo langſam als mög— lich darauf ziehen laſſen, damit die Lämmer ſich nicht ermüden. Die Lämmer dürfen weder in zu kalter, noch zu windiger oder feuchter Witterung ausgetrieben werden; vor Allem! fchadet ihnen aber der kalte Regen. Zur Lämmerweide muß in möglichfter Nähe des Schafhofes ein Flächenraum beſtimmt und bemerk— bar ausgeſteckt werden, der groß genug iſt, den jämmtlihen Lämmern bis zur Stoppelweide eine genügende und völlig geſunde Nahrung darzubieten. Durch eine frühe ſtrenge Schonung der Lämmer— weide wird ihre Begründung am meiſten und ſchnell— ſten befördert. Wo man aber einer guten Lämmer— weide entbehrt, da füttert man beſſer die Lämmer mit den früher genannten Futtermitteln und wech— ſelsweiſe mit paſſendem Grünfutter, oder auch aus— ſchließlich mit letzterem bis zur Stoppelweide auf dem Stalle. Wo die Mütter ohne die Lämmer auf die Weide gehen, und letztere noch nicht ab— gewöhnt ſind, müſſen erſtere täglich Mittags nach Hauſe getrieben werden, um die jungen Lämmer trinken zu laſſen. Während des Mittags nun iſt den Müttern noch ſo lange eine Vorlage von einem Heu- oder Kleefutter zu verabreichen, als fie ſol— ches aufnehmen, folglich auf der Weide ſich noch nicht vollkommen ſättigen. Bei ſchöner warmer Witterung laſſe man die Lämmer jederzeit bei dem Nachhauſekommen der Mütter zum Säugen in den Hof. Wenn die Lämmer völlig abgejegt worden ſind, müſſen ſie ſowohl beim Weidegange, als auch ganz beſonders in dem Stalle möglichſt weit von einander entfernt werden, weil ſonſt oft Lämmer und Mütter eine lebhafte Sehnſucht nach einander unterhalten und ſich durch gegenſeitiges Blöken be— unruhigen. Die Kaſtration der Lämmer nimmt man am bequemſten ſchon in einem Alter von 3 bis 4 Wo— chen vor, obgleich dieſe Operation auch ohne Ge— fahr erſt in einem fünf- bis ſechsmonatlichen Alter vorgenommen werden kann. Man vermeidet hierbei ſowohl große Kälte, als warme Witterung. Durch die Kaſtration werden die Schafe nicht allein beſſer und ergiebiger im Fleiſche und Fette, ſondern ſie geben auch mehr und feinere Wolle. Eintheilung in Herden. Da das verſchiedene Vieh einer Schäferei je nach Alter und Geſchlecht einen größern oder ge— ringern Grad von Aufmerkſamkeit, ein beſſeres oder geringeres Futter bedarf, ſo theilt man daſſelbe in Herden, die man nicht nur im Stalle getrennt hält, ſondern auch beſonders hütet. In großen Schäfereien unterſcheidet man: 1) Die Mutterherde, 2) die R „ 3) die Bock- oder 492 Stährherde, 4) die Jährlingsbockherde, 5) die Bock— lämmerherde, 6) die Mutterlämmerherde, 7) die Schöps- oder Hammelherde, 8) das März- oder Brackvieh. In kleinen Schäfereien macht man aber gewöhnlich nur drei Herden, und zwar 1) die Mut⸗ ter- und weibliche Jährlingsherde, 2) die Ham— mel⸗, Stähr- und Jährlingsſtährherde, 3) die Lamm: herde. Jede dieſer Herden wird beſonders gezählt und beſonders nach den verſchiedenen Thieren in Bezug auf Alter und Gattung in die Rechnung eingetragen. Alle Monate werden die einzelnen Herden durchgezählt und der Abgang in den Rech— nungen eingetragen. Vor der Schur wird das März: oder Bradvieh ausgezeichnet und bei jeder Klaſſe in Abzug gebracht. Die Schäfereirechnun— gen werden gewöhnlich unter den drei Hauptrubri— ken, Mütter, Böcke, Schöpſe, nebſt einer Rubrik für die Totalſumme geführt. In jeder dieſer Haupt— rubriken hat man nun die erſte Abtheilung für die Lämmer und dann für ein-, zwei- u. ſ. f. bis zehn: jährige Thiere. Manche haben aber auch (objchon minder zweckmäßig) nur Abtheilungen für Lämmer, ein⸗, zwei- und dreijähriges und altes Vieh. In welchem Verhältniſſe übrigens eine Schäferei zu— ſammengeſetzt ſein ſoll, darüber entſcheiden vor— nehmlich die Verhältniſſe. Je größer wegen un— geſunder Weide und weniger zuträglichen Winter— futters u. ſ. w. der Abgang iſt, um ſo größer muß die Mutterherde ſein, damit zum Erſatz des Abganges um ſo mehr Lämmer geboren werden. Wo viel Zuchtvieh verkauft wird, muß die Mut— terherde ebenfalls ſtärker ſein. Die Stärke der Mutterherde beſtimmt ſich aus der Stückzahl der geſammten Schäferei, deren Abgang und nothwen— digen Zuwachs, um immer in gleicher Stückzahl vorhanden zu ſein. Es werden durchſchnittlich eben ſo viel männliche als weibliche Thiere geboren; fol nun die Mutterherde verſtärkt werden, jo kann dies nur durch Ankauf oder ſchwächeres Märzen erfolgen. Je ſtärker nun aber die Mutterherde iſt, um ſo geringer iſt der Wollertrag, und wo man hauptſächlich auf dieſen Rückſicht nehmen muß, da ſucht man die Hammelherde möglichſt zu vergrößern. Dieſelbe Rückſicht findet aber auch in dem Falle ſtatt, wenn das Schlachtvieh gut bezahlt wird und Fettweiden vorhanden ſind, auf denen das Zucht— vieh aus Rückſicht für die Geſundheit nicht gehütet werden kann. Die Hammel nehmen überhaupt mit einem geringern Futter vorlieb, und taugen ganz beſonders zur Beweidung entfernter und weniger gut bewachſener Weiden. B e Die Woll wäſche. Das Waſchen der Wolle erfolgt in manchen Ländern erſt nach der Schur; doch wird die auf den Schafen gut gewaſchene Wolle lieber gekauft und beſſer bezahlt. Reine Wäſche bleibt eine Haupt— fache, wenn man die Wolle um annehmbare Preiſe verkaufen will. Man darf das Waſchen nicht bei zu kühler Witterung vornehmen. Iſt die Nacht vor der Wäſche nicht 10 Grad R. Wärme geweſen, ſo zucht. ſollte man dieſe nicht vornehmen. Regen- und Schneewaſſer iſt das beſte zur Wollwäſche, ebenſo jedes ſtehende Waſſer. Hartes, mineraliſche Theile führendes Waſſer macht die Wolle hart. Der Grund des Waſſers muß fandig oder feſt, nicht aber moo— rig oder ſchlammig ſein. Wo es nun aber an einem Waſſer mit den angedeuteten Eigenſchaften fehlt, muß man dem Mangel durch künſtliche Waſchan— ſtalten abhelfen. Eine der beſten iſt die, an der Seite eines Teiches, Pfuhls oder Fluſſes eine mit Bretern ausgeſchalte Schafſchwemme anzulegen, in welche man willkürlich Waſſer zu- und ablaſſen kann. Eine ſolche Wäſche muß die nöthige Größe haben und ſo breit ſein, daß 2 Reihen Menſchen die zwiſchen ihnen ſich befindenden Schafe gut hand— haben können, und ſo lang, als Menſchen nach der Anzahl zum Waſchen nothwendig ſind. Die Tiefe aber muß der Art ſein, daß auch das größte Schaf mit den Füßen den Boden nicht erreichen kann. Die erforderlichen Schleuſen zum Zu- und Ablaſſen des Waſſers müſſen vorhanden ſein, und ebenſo muß die Schwemme einen allmälig aufſteigenden Auf— gang für die Schafe haben. Die Schafe werden einige Stunden vor der Wäſche eingeweicht; doch iſt das Einweichen den Tag vor dem Waſchen nicht zu empfehlen, weil die Schafe bis zum Waſchen des andern Tages oft trocken werden und die Wolle dann barſch und hart wird. Kann man nach dem Waſchen die Schafe noch in reinem Waſſer ab— ſchwemmen, ſo iſt es um ſo beſſer. Bei der gewöhn— lichen Wäſche ſtellen ſich die Arbeiter in 2 Reihen einander gegenüber ſo tief in's Waſſer, daß die Schafe ſelbſt beim Untertauchen den Boden mit den Füßen nicht berühren. Andere Arbeiter reichen ihnen die Schafe zu, und nun ergreift der Stärkere von den Wäſchern den Kopf des Thieres, legt die Ohren ſo, daß die Offnungen derſelben bedeckt wer— den; der andere Arbeiter ergreift das Schaf am Hintertheile, und nun tauchen beide daſſelbe unter, ſo daß die ganze Wolle durchnäßt wird; der den Kopf des Schafes haltende Arbeiter muß zu verhü— ten ſuchen, daß es nicht Waſſer ſchlucke. Nachdem nun die Wolle gehörig durchnäßt iſt, fängt die eigentliche Wäſche an, indem die Arbeiter die Wolle des Vließes auf allen Theilen deſſelben mit den Händen ſo lange drücken, bis der Schmutz daraus entfernt iſt. Diejenigen Theile, wo der Schmutz verhärtet erſcheint, werden mit beſonderer Sorgfalt behandelt. Zum Schluſſe ſchwenkt man das Schaf mebreremale im Waſſer ſanft hin und her oder läßt daſſelbe eine Strecke weit ſchwimmen, damit die Un— reinigkeit vollends abgeſpült werde und die Woll— ſtapel wieder in die gehörige Lage kommen. In manchen Gegenden läßt man die Schafe, ohne die Wolle zu waſchen, mehreremale durch das Waſſer ſchwimmen, wobei aber freilich ein fließendes Waſ— ſer von erforderlicher Tiefe und geeigneter Länge vorhanden ſein muß. Doch müſſen die Schafe hier— bei ebenfalls vorher eingeweicht werden. In neuern Zeiten hat man auch künſtliche Wäſchen in Vorſchlag gebracht, wozu verſchiedene Mittel in den öffentli— chen Blättern ausgeboten worden ſind. Die reinge— Die Schafzucht. waſchenen Schafe muß man ſorgfältig vor Staub hüten, ihnen hinlängliches und gutes trocknes Fut— ter geben und für eine reinliche Streu ſorgen. Ein zu plötzliches Abtrocknen der gewaſchenen Schafe durch Wind oder Sonne iſt der Wolle nachtheilig, ſowie man auch die abgetrockneten Schafe nicht wie— der beregnen laſſen darf. Die Schafſchur. In frühern Zeiten wurden die Schafe gewöhnlich zweimal im Jahre geſchoren; jetzt findet aber dies nur noch in einigen Gegenden bei Schafen mit gro— ber oder noch nicht genug veredelter Wolle ſtatt, während dagegen alle Merinoherden nur einmal geſchoren werden, indem es naturgemäß und zu— gleich in vielerlei Beziehung vortheilhaft iſt, den Schafen die Wolle ein ganzes Jahr hindurch zu laſ— ſen. Die Merinos kann man gewöhnlich den dritten Tag nach der Wäſche ſcheren, ſobald nicht feuchte Luft und völlige Windſtille vorhanden war. Immer muß aber die völlige Trockenheit der Wolle abge— wartet werden, weil ſonſt letztere leicht verdirbt. Hat die Wolle durch das zu ſchnelle Trocknen nach der Wäſche bei heißem Sonnenſcheine etwas an der Sanftheit verloren, ſo muß man die Schafe einen Tag vor der Schur bei reichlichem Futter im Stalle halten. Das Scheren wird am beſten auf einem trocknen, gehörig mit Raſen bewachſenen Platze vor— genommen; ſonſt belegt man aber auch einen hin— länglich lichten Platz im Schafſtalle mit Bretern oder Tüchern, oder benutzt die Scheunentennen zu die— ſem Behufe, oder man hat beſondere Schurkammern in den Schafſtällen mit Sitzen und Tiſchen. Zum Scheren muß man darin geübte Perſonen wählen, welche die Schafe nicht ſchneiden, die Wolle glatt abſcheren, und die Vließe nicht zerreißen. Im Sche— ren geübte Perſonen können in einem Tage 25 ja bis 50 Stück ſcheren, wenn ihnen die Schafe zuge— tragen werden und die Wolle weggenommen wird. Zweckmäßiger läßt man das Scheren im Tagelohne, als im Verdunge nach den einzelnen Stücken verrich— ten, indem alsdann das Scheren mit mehr Sorgfalt erfolgt. Das Scheren ſelbſt geſchieht gewöhnlich in ſitzender Stellung auf dem Boden, beſſer jedoch auf niedrigen Tiſchen, auf welche die Schafe gelegt und von den dabei auf Bänken ſitzenden Scherern geſcho— ren werden. Das hierbei erforderliche Binden der Schafe bewirkt man beſſer mit Tuchenden oder Lein— wandſtreifen, als mit Bindfaden. Zum Verpacken der Wolle werden die abgeſchor— nen Vließe auf dem 6 bis 7 Fuß langen und 4 bis 5 Fuß breiten Schurtiſche gehörig zuſammengelegt, wobei die Schurſeite der Vließe nach unten kommt. Hierbei muß man dort, wo es üblich iſt oder von den Käufern gefordert wird, die Fuß-, Kopf- urin⸗ gelbe Bauchwolle abſondern, ſondann das Vließ zu— erſt von den Seiten nach der Länge, dann die beiden Enden in die Mitte zuſammenlegen und nun einen runden Ballen daraus formen. Manche legen 5 bis 7 Vließe auf einander, formen den Ballen daraus und ſchnüren ihn dann mit ſtarkem Bindfaden 493 über's Kreuz zuſammen. Im Betreff des Sortirens der Wolle kommen beim Scheren unmittelbar 2 Sor— ten Wolle vor, nämlich die oben erwähnte Abgang— (Locken-, Fockenwolle) und die zuſammenhängende Vließwolle; zu jener gehört die Wolle von den Füßen, den Backen, dem Schwanze und überhaupt von allen Theilen des Körpers, welche mit der Vließwolle in keinem Zuſammenhange ſtehen, ſowie auch endlich aus den an dem Rande des Vließes abgenommenen, nicht ganz reinen Wolltheilen. Da nun aber auch die Vließwolle nach Maßgabe der Veredlung und Ausgeglichenheit der Thiere ſehr verſchiedenfiſt, fo muß auch hier wiederum ein Sor— tiren ftattfinden. Hierbei kann man auf zweierlei Weiſe verfahren; man theilt nämlich entweder die Schafe nach der Bonitur vor der Schur in Klaſſen und bringt die Vließe jeder Klaſſe beſonders, oder man ſortirt die Vließe erſt nach der Schur. Wo man Wollſortirer in der Nähe hat, läßt man, beſon— ders bei einer ausgezeichneten Schäferei, am beſten durch dieſe die Wolle nach Vließen ſortiren. Bei kleinen Schäfereien iſt das Sortiren in der Regel weniger zu empfehlen. Die Lockenwolle mit in die Wollbunde einzupacken, iſt nicht zu empfehlen, in— dem man, wenn dieſe auch für einen geringern Preis für ſich verkauft wird, im Ganzen doch auf einen höhern Preis für die Wolle wird rechnen können. Die Gebinde dürfen nicht zu feſt geſchnürt werden, weil ſonſt die Wolle durchgerieben wird. Die Ernährung der Schafe. Die Ernährung der Schafe zerfällt in die Som— mer⸗- und in die Winter fütterung und muß möge lichſt ſo eingerichtet werden, daß ſie in ihrer Nahrungs: kraft das ganze Jahr mehrentheils gleich bleibe; nur bei den Müttern in der letzten Periode der Trächtig— keit und ſo lange während des Säugens, als die Lämmer noch kein beſonderes Futter erhalten, ſoll ſie etwas verſtärkt werden. Das Futterverhältniß der Winterfütterung gegen die Sommerernährung der Schafe iſt nach der wärmern und kältern Natur und Lage der Weide und nach der Jahreswitterung ver— ſchieden. Man rechnet in unſerm Klima gewöhnlich 2 für den Sommer und ũ für den Winter, und beſtimmt darnach den Winterfütterungsbedarf meh— rentheils auf 150 Tage, obſchon es räthlicher fein dürfte, ihn auf 170 Tage zu beſtimmen. Sommerfütterung. Dieſe findet auf der Weide und im Stalle durch Sommerſtallfütterung ſtatt. Die Weide anlangend, ſo liebt das Schaf mehr trocknes, hochliegendes Land; feuchte Gegenden und naſſe Weiden ſind ſo— wohl ſeiner Geſundheit, als auch der Wolle nach— theilig. Als Weide benutzt man: N 1) Die zufällige Weide, welche darin be— ſteht, daß man zwiſchen den Ackerarbeitungsfurchen das ausgeſchlagene Gras abweidet, welches den Schafen ſehr wohl bekommt, obſchon auf dieſe Be— weidung nicht ſicher zu rechnen iſt. 494 B a 2) Die Kleebehütung, wenn man jungen Klee im Herbſte und alten nach dem letzten Schnitte abweidet. Bei dieſer Weide iſt Vorſicht nöthig, da— mit ein ſolches Behüten weder den Schafen noch dem jungen Klee nachtheilig werde. Daher müſſen die Schafe den Klee nur bei immerwährendem Trei— ben abfreſſen, und dürfen nicht dahin kommen, wenn Klee und Boden vom Regen noch naß ſind. 3) Die Saatbehütung beſteht in dem Auf— triebe von Schafen auf die grüne Saat (meift nur vom Wintergetreide, namentlich im Winter) um dieſe abweiden zu laſſen. Geſchieht dieſe Behütung nur bei trocknem Wetter, im Winter nur auf dem Blachfroſte und im Frühjahre nur auf üppiger Saat und auf Boden, dem man Kraft zutrauen kann, ſo ſchadet ſie in der Regel der Saat nicht. Wenn viel Hedrich auf den Saatfeldern ſteht, ſo darf man die Schafe nicht viel davon freſſen laſſen, da ſonſt die Trommelſucht zu befürchten ſteht. Waſſerſüchtige Schafe, die ſonſt nicht zu retten waren, holen ſich auf der Saatweide im Herbſte, gewöhnlich ſehr bald den ſichern Tod, während halbkranke an dem grü— nen Roggen ſich oft ganz geſund freſſen. Vor dem Austreiben der Schafe auf die Saat müſſen dieſel— ben trocknes Futter im Stalle erhalten. 4) Die Wieſenbehütung erſcheint für die Schafe, beſonders für die ſäugenden Mütter, im Frühjahre ſehr zuträglich und ſchadet auch dem Heu— ertrage nicht, ſobald ſie nur mit der erforderlichen Schonung vorgenommen wird. Die Beweidung kräftiger, bewäſſerter aber gut trocken gelegter Wie— ſen bei warmer Witterung bis Mitte Aprils, bei kalter bis zu Ende dieſes Monats, iſt den Wieſen keineswegs nachtheilig. Im Herbſte muß man die Wieſen nur mit der größten Vorſicht und zwar nur die trocknen Wieſen behüten, da ſich die Schafe ſonſt leicht faul freſſen (verhütet werden). Niedrige Stel— len auf den Wieſen ſind aber zu jeder Zeit zu ver— meiden, ſowie auch die Schafe niemals auf über— ſchwemmte Wieſen getrieben werden dürfen. 5) Die Brachweide giebt in gewöhnlichen Wirthſchaften den Schafen die Hauptnahrung, die ihnen auch in der Regel um ſo beſſer bekommt, wenn die Felder gerade nicht ſehr naß ſind; erzeugt aber die Brache vielen Hedrich oder andere geile Pflan— zen, ſo dürfen ſolche Acker nur mit Vorſicht beweidet werden, ſowie überhaupt alle ſehr fetten Weiden, wenigſtens mit der Mutter- und Lämmerherde zu vermeiden ſind. 6) Die Dreſchweiden, welche vornehmlich bei der Koppel- und Schlagwirthſchaft vorkommen, gewähren in der Regel ein ſehr gutes Futter für die Schafe, ſobald ſie nur nicht zu fette und üppig ge— wachſene Gräſer enthalten. In den beiden erſten Jahren giebt eine ſolche Weide das meiſte Futter, ſpäter geht ſie zurück. Hierher gehört auch die Weide auf Außenfeldern, welche niemals eine wirkliche Düngung erhalten und deßhalb, zumal ſie meiſtens auf Höhen liegen, den Schafen ein ganz vorzüglich gedeihliches Futter geben. 7) Die Stoppelweide iſt, je nachdem die Früchte den Boden rein von Unkraut hinterlaſſen, zucht. mehr oder weniger ergiebig, zumal wenn das Rind— vieh auf den Stoppeln den Vortrieb hat. Indeſſen liefern doch die Stoppelweiden bei jeder Schäferei einen Haupttheil der Weiden für die Schafe. . 8) Künſtlich beſtellte Ackerweiden mit einem guten und kräftigen Futter findet man, be— ſonders bei der Fruchtwechſelwirthſchaft, in neuern Zeiten ſehr häufig, indem ſie vieler Orten die Haupt— grundlage der Sommerernährung der Schafe gewor— den ſind. Dergleichen Weiden müſſen, je nachdem ſie ein oder mehrere Jahre behütet werden ſollen, mit einjährigen oder perennirenden Gräſern beſäet werden. Im letztern Falle verfährt man hierbei nicht ſelten auf folgende Weiſe: Der rothe Klee wird ge— meinſchaftlich mit weißem ausgeſäet, und nachdem jener einen oder zwei Schnitte gegeben hat, wird er bis zur Stoppelweide im nächſten Jahre behütet, wo der weiße Klee dann die Stelle des ausgegange— nen rothen einnimmt. Wo aber rother und weißer Klee nicht gedeihen, da muß man dieſe Weiden mit Steinklee, gelben Bergklee, Timotheusgraſe, Ray— graſe, Kamm-, Honiggraſe, Schafſchwingel, Pim— pinelle, Spergel u. ſ. w. anlegen. Um auf ſolche Weiſe eine ausgiebige reichliche Weide zu erlangen, muß man den Boden ſtets dann zu Graſe nieder— legen, ſo lange er noch zur Erzeugung einer ſtärkern Begraſung Kraft genug hat. 9) Beſtändige Weiden (Angerweiden) ſind jetzt meiſtens zum Feldbaue gezogen, und wo man fie noch findet, find es gewohnlich ſteile Abhänge oder ſolche Stellen, wo der Boden zum Feldbaue ſich nicht eignet. Sie liefern gewöhnlich ein ſehr gutes Futter für die Schafe, enthalten aber in der Regel nur wenig Gras. 10) Die Holzweiden ſind nach der Beſchaf— fenheit des Bodens, des Holzes und des dichtern oder lichtern Standes deſſelben ſehr verſchieden. In jungem Holze, wo ſich das meiſte Gras findet, dür— fen die Schafe nicht gehütet werden, und in dicht— geſchloſſenem Holze würden ſich die Schafe die Wolle ausreißen. In den Hochwaldungen mit trocknem Boden finden die Schafe mitunter im Sommer eine recht gute Nahrung; in naſſen Jahren bleibt aber ſelbſt die trockne Waldhutung gefährlich, ſowie über— haupt im Allgemeinen auf die Waldhutung nicht viel zu rechnen und beſonders bei den Merinos mög— lichſt zu vermeiden iſt. Das Maß an Weidefläche für ein Schaf hängt von der Beſchaffenheit und Fruchtbarkeit des Bo— dens, von ſeiner größern oder geringern Gras— wüchſigkeit, ferner von dem größern oder kleinern Schlage der Schafe ab. Hauptſache iſt eine zweck— mäßige Eintheilung der Weide, damit durch Scho— nung die Gräſer Zeit haben, wieder bis zu einem gewiſſen Grade heranzuwachſen. Auch dürfen die Weideräume nach der Stärke der Herde weder zu klein noch zu groß ſein; denn im erſtern Falle wird viel vertreten, während im letztern viele Gräſer zu alt werden. Trockne Weide bleibt immer die geſündeſte und die beſte für Merinos. Bei verſchiedenartiger Weide nimmt man die geſündeſte für die Mütter und Die Schafzucht. Lammer und die entferntere und ſchlechtere für die Hammel, die mittlere der Güte nach aber für das Jungvieh. Die Sommerſtallfütterung iſt nicht nur ausführbar, ſondern ſie wird auch mit Vortheil be— trieben und bekommt den Schafen ſehr wohl. Man hat ganze Sommerſtallfütterung, obſchon ſie ſelten iſt; ferner Sommerſtallfütterung bis zur Ernte, wo dann die Schafe auf die Stoppeln gehen, und end— lich theilweiſe Sommerſtallfütterung, wo die Schafe neben der Weide auch noch Grünfutter im Stalle erhalten. Bei den beiden erſten Arten der Sommer— ſtallfütterung muß man durchaus einen Vorrath von Futter für Regentage haben, weil naſſes Grünfut— ter den Schafen nachtheilig iſt. Das Grünfutter muß den Schafen möglichſt friſch und nur in kleinen Portionen, wenigſtens fünfmal des Tages vorge— legt werden. Die in den Raufen verbleibenden Rück— ſtände von ſchon etwas alt gewordenem Grünfutter werden getrocknet und als Winterfutter benutzt. In neuern Zeiten hat man beſonders bei den Lämmern die Sommerſtallfütterung höchſt zweckmäßig befun— den und häufig eingeführt. Später treibt man die Lämmer aber auf die Stoppeln und ſorgt überhaupt für freie Luft und Bewegung, weßhalb man ihnen bei heiterem Wetter das Futter in Raufen im Freien verabreicht, was auch bei den andern Schafen vor— theilhaft erſcheint. Klee und Luzerne gelten als Hauptgrünfutter, und grüner Roggen ſowie auch Wickengemenge dienen als Aushülfe. Doch kann man auch noch mehrere andere Gewächſe mit Vor— theil als Grünfutter für die Schafe verwenden. Auf ein erwachſenes Schaf rechnet man 8 bis 10 Pfd. Klee und Luzerne täglich. Die vorzügliche Beſchaf— fenheit des dabei gewonnenen vielen Miſtes, ſowie die Gewinnung einer beſſern Wolle in größerer Menge und die kräftigere Nachzucht empfehlen die Sommerſtallfütterung gar ſehr. Indeſſen dürfte ſie jedoch im Allgemeinen wohl nur da mit Vortheil in Anwendung kommen, wo man entweder nur ſolche Weide hat, die mit Vortheil in Felder umgewandelt werden können und der Boden dem Kleewuchſe gün— ſtig iſt, oder eine kleine hochveredelte Herde vorhan— den iſt, welche für Wolle und Zuchtvieh einen hohen Preis bekommt. Wo es an geſunden Weiden in der Nähe fehlt, da wird die Sommerſtallfütterung ſogar nothwendig. Winterfütterung. Da bei den Schafen der Übergang zur Winter— fütterung nur allmälig geſchehen darf, ſo legt man ihnen im Spätherbſte früh, ehe ſie auf die Weide gehen, etwas Stroh vor, was man ſpäter auch Abends thut. Wird dieſes Stroh ſtark durchfreſſen, ſo legt man allmälig etwas Heu zu, ſowie man überhaupt die Zulage an Winterfutter in dem Maße verſtärkt, als die Schafe weniger Nahrung auf der Weide finden, und ſodann, wenn anhaltendes Re— genwetter eintritt, mit der vollen Winterfütterung beginnt. Man muß hierbei, ohne zwar die Schafe darben zu laſſen, im Herbſte ſo viel als möglich an 495 Futter zu erſparen ſuchen, da man den Eintritt des Frühjahrs nicht wiſſen kann. Als Winterfutter für die Schafe kommt in Betracht: 1) Das Stroh, welches in jeder Schäferei ein Hauptfutter bleibt, indem das Schaf mehr als jedes andere Hausthier ſich aus demſelben Nahrung an— zueignen vermag. Indeſſen iſt doch der Futterwerth des Strohes nach der Getreideart, nach Beſchaffen— heit des Bodens und nach der Art ſeiner Einerntung und nach ſeinem Alter verſchieden. Den geringſten Werth hat das Roggenſtroh, und zwar einen um ſo geringern, je weniger ſich noch Gras darin befin— det. Vom Roggenſtrohe ſelbſt freſſen die Schafe nur die Ahren und die Halmblätter. Indeſſen ſollte doch alles zur Streu beſtimmte Roggenſtroh vorher den Schafen zum Durchfreſſen vorgelegt werden. Wei- zenſtroh iſt beſſer als Roggenſtroh. Ein gutes Schaffutter aber iſt Gerſtenſtroh, und beſonders den Lämmern und den Mutterſchafen dienlich. Auch Haferſtroh iſt ein gutes Schaffutter. Das Stroh von Erbſen, Bohnen, Wicken, Buchweizen, Topi— nambourſtengel u. ſ. w. iſt den Schafen ein eben ſo willkommnes als nährendes Futter, und wird unter allen Umſtänden bei ihnen am beſten verwendet. Dumpfiges Stroh oder ſolches von befallenen Ge— wächſen iſt den Schafen ungeſund und ſchädlich. Je älter das Stroh wird, um ſo nahrungsloſer er— ſcheint es. Je mehr ſaftige Nahrung ein Schaf er— hält, einen um ſo höhern Futterwerth hat das Stroh, und um ſo leichter kann man die Schafe, mit Ausnahme der Lämmer und Jährlinge, ganz ohne Heu durchwintern. In je kräftigerem Zuſtande die Schafe ſich befinden, um ſo begieriger freſſen ſie das Stroh. 2) Das Heu foll man den Schafen, das Grum— met dem Rindviehe geben; letzteres paßt nur für die Schöpſe. Die Lämmer erhalten das beſte Heu und hiernächſt die Mutterſchafe. Das Heu von Höhe— wieſen, welches zeitiger gemäht werden muß, iſt für die Schafe das dienlichſte; das auf ſumpfigen und naſſen Wieſen gewachſene freſſen ſie nicht gern. Klee-, Luzerne-, Wickheu u. ſ. w. iſt den Schafen zuträglicher, als anderm Viehe, ſobald es ſeine Blätter noch hat und in einem noch mehr ſaftreichen Zuſtande gemäht worden iſt. 3) Die Knollen- und Wurzelgewächſe ſind im gehörig zerkleinerten Zuſtande und mit Häck— ſel vermiſcht gegeben ein zweckdienliches Schaffutter. Am gewöhulichſten verwendet man die Kartoffeln zu dieſer Fütterung, und die Schafe ſollen hiernach eine feinere Wolle geben. Nur darf es bei der Kartof— felfütterung nicht an hinreichendem Strohe fehlen, wenn die Schafe geſund bleiben ſollen. Die Schafe gewöhnen ſich übrigens leicht an den Genuß der Kartoffeln und ziehen ſie auch wohl dem ſchlechten Heue vor. Auch Runkel- und Kohlrüben ſind für Schafe, beſonders für die ſäugenden Mütter ein gedeihliches Futter, und man giebt bei hinreichendem Strohe etwa 2 bis 3 Pfd. davon auf das Stück. 4) Branntweinſchlämpe iſt im Allgemei— nen kein den Schafen empfehlenswerthes Futter, und darf, wenn dieſe Fütterung durch die Noth ge— 496 Vie boten wird, in nicht zu großer Menge und nur mit Häckſel gemiſcht gegeben werden. Mutterſchafe ſol— len dieſes Futter aber gar nicht erhalten. 5) Die Laubfütterung, wozu alles Laub, am beſten aber das von Eichen, Rüſtern, Birken, Eſchen, Acacien, Linden, Erlen u. ſ. w., verwendet werden kann, ſagt den Schafen ſehr wohl zu. Schafe, die Anſatz zur Fäule haben, freſſen kein Erlenlaub. 6) Olkuchen giebt man den Schafen nur als Beifutter, und zwar vornehmlich den Müttern vor und nach der Ablämmerung in das Getränk. Dieſer Olkuchentrank muß aber von den Schafen täglich wenigſtens einmal rein ausgeſoffen werden, ſowie auch die Tröge täglich rein auszuwiſchen ſind. Mehr als ½ bis ½ Pfd. täglich auf das Stück ſoll man nicht geben. 7) Die Körner ſind allerdings den Schafen ein ſehr zuträgliches, freilich aber häufig ein koſt— bares Futter, ſowie ſie auch in größerm Maße ge— geben die Wolle maſtig machen. Man wird daher die Körnerfütterung nur als Nothbehelf betrachten müſſen. Den Müttern und den Lämmern giebt man die Körner geſchroten und etwas angefeuchtet mit 3, Häckfel vermiſcht. Die Gerſte iſt den Schafen, beſonders den Lämmern, am zuträglichſten, treibt aber auch bei den Müttern in die Milch. Sehr häu— fig findet aber auch der Hafer als Beifutter eine nützliche Anwendung, beſonders um bei Lämmern und Jährlingen ein kräftiges Wachsthum zu beför— dern und bei ſäugenden Schafen die Milch zu ver— mehren, ſowie endlich um die Widder zur Sprung— zeit zu ſtärken. Erbſen und Wicken dienen vorzüglich zum Mäſten, ſollen aber der Milch der Schafe eine den jungen Lämmern nachtheilige Eigenſchaft mit— theilen. Alles Hartfutter muß, ſelbſt wenn es gut ein— gebracht worden, zur Entfernung des Staubes vor— her gehörig aufgeſchüttelt werden, bevor es den Schafen vorgelegt wird. Eben ſo iſt das Futter in mäßigen Gaben öfters, mit möglichſter Abwechſe— lung zu vertheilen. Man legt daher täglich vier- bis fünfmal vor, und giebt das geringſte Futter zuerſt und auf die Nacht. Nach Andern ſoll jedoch täglich nur dreimal gefüttert werden. Für ein erwachſenes Schaf wird täglich an Heu 2½ bis 3 Pfd. ange— nommen. Anderes Futter hat man nach feiner Nah: rungsfähigkeit auf Heu zu berechnen, wobei aber immer das Sättigungsvolumen 3 Pfd. bleiben muß. Was die Quantität des nöthigen Winterfutters im Allgemeinen anbetrifft, ſo entſcheidet hierüber die Größe der Schafe, das Verhältniß von Schafmüt— tern zu den Hammeln und dem jungen Viehe, die Jahreswitterung, die beſſere oder ſchlechtere Beſchaf— fenheit der verſchiedenen Futtermaterialien und end— lich die frühere oder ſpätere Lammzeit. Unter ſorg— fältiger Berückſichtigung aller dieſer Umſtände muß aber der Schafzüchter gleich nach Einerntung aller Früchte für den bevorſtehenden Winter, d. h. nach Maßgabe des Klima's für 120 bis 180 Tage ſeinen Futterplan entwerfen und dann die Vertheilung nach der Menge ſeiner Futtermaterialien beſtimmen, wo— hu zucht. bei er zugleich für den Fall eines harten und lange anhaltenden Winters auf einen kleinen Vorrath von Futter Rückſicht zu nehmen hat. Sollte man ja mit dem muthmaßlichen Bedarfe nicht gedeckt ſein, ſo muß man die Schafe lieber anfangs etwas knapp halten, als ſie ſpäter ganz darben laſſen. Das Tränken der Schafe betreffend ſo iſt man jetzt der Überzeugung, daß den Schafen auch beim Weidegange klares geſundes Waſſer zum Sau— fen angeboten werden müſſe. Man tränkt, ehe man auf die Weide treibt, und bei Klee und anderm ſaf— tigen Futter unmittelbar vor der Futtergabe. Je mehr die Schafe trocknes Futter erhalten, um ſo öfter muß man ihnen das Saufen anbieten. Brun— nen mit Pumpen leiten das Waſſer weniger kalt, und im Sommer friſcher als offene Brunnen. Bei ſtarken Fröſten iſt eine Beimiſchung von erwärmtem Waſſer ſehr raͤthſam, wenn man ſonſt Gelegenheit hat, das Waſſer unmittelbar in den Schafſtall zu leiten. Nach Verſchiedenheit des Alters, der Körper— größe und der Art des Futters genießt ein Schaf täglich 1 bis 3 Pfd. Waſſer. Das Salzgeben iſt den Schafen zuträglich; doch muß man es mehr als Arznei, und nicht als reguläres Futter betrachten. Man giebt es im Ver— laufe des Sommers monatlich, auch wohl in kür— zern Perioden, wenn die Witterung ſehr trocken iſt und die Weide überhaupt aus mehr trocknen Gräſern beſteht. Man wählt dazu einen Zeitpunkt, wo man auf einige Tage trocknes Wetter vermuthen darf. Im Winter muß man öfters Salz geben, je mehr die Schafe trocknes Futter erhalten. Man rechnet bei einer Schäferei auf 100 Stück jedesmal 3 bis 4 Pfd. Beim Weidengange der Schafe muß man ſtets dafür beſorgt ſein, daß ſie nicht naß werden, wo— durch die Wolle ſehr leidet. Ferner darf es im Stalle nicht zu warm ſein, und die Wärme darin ſoll nicht über 10 Grad R. ſteigen. Endlich muß auch der Stall das erforderliche Licht gewähren, indem dies zur Ausbildung der Wolle beiträgt. Das Ausmuſtervieh, welches gewöhnlich aus den überzähligen mindern Stücken einer Herde be— ſteht, kann in den meiſten Fällen noch von andern Schäfereien, die auf einer niedern Stufe ſtehen, größtentheils zur Zucht verwendet und daher auch beſſer bezahlt werden, als das Brackvieh, welches um niedere Preiſe an die Fleiſcher verkauft oder auch vorher erſt gemäſtet wird. Maſtung der Schafe (vgl. oben Maftung.) Dieſelbe wird in Deutſchland gleichſam nur als Nothbehelf betrieben und nur als Nebenzweig der Schafzucht betrachtet, obſchon ſie auch bei uns kei— neswegs unvortheilhaft erſcheint, ſobald nur ma— ſtungsfähige Thiere aufgeſtellt werden, welche ein gutes Fleiſch geben; ja es wird die Schafmaſtung bei niedrigen Wollpreiſen in vielen Verhältniſſen eis nen höhern Ertrag des Schafviehes gewähren, als n 9 Die Schafzucht. die Wollproduktion zu thun vermag, zumal wenn man bei der Schafzucht mehr Rückſicht auf ſolche Eigenſchaften nehmen wollte, welche den Fleiſch— und Fettanſatz begünſtigen. Die Merinos geben ein ſchlechtes Fleiſch und mäſten ſich überhaupt nicht gut. Wer ſich daher mit Schafmaſtung befaſſen will, muß Landſchafe, und zwar am beſten in ſich ſelbſt veredelte, aufſtellen. Am beſten eignen ſich Hammel zur Maſt, und nur ſehr große Mutter— ſchafe, wenn ſie nicht zu alt geworden, bezahlen das auf ſie verwendete Maſtfutter. Die Maſtung der Hammel empfiehlt ſich hauptſächlich da, wo die Weide auf feuchten, reichen Wieſen und Feldern ſehr nahrhaft, aber nicht geſund iſt. Die Wintermaſt der Hammel betreibt man am vortheilhafteſten mit Kar— toffeln oder Runkelrüben. Auch werden die Schafe mit Branntweinſchlämpe gemäſtet; doch müſſen ſie dabei noch viel Beifutter an Heu und Stroh erhal— ten, wenn man ſie nicht todt mäſten will. Die Hammelmaſtung muß möglichſt ſchnell, auf der Weide in 8, höchſtens 10 Wochen vollendet werden, daher man reichlich füttern und nöthigenfalls neben der Weide Stallfutter geben muß. Die gewöhnlichſten Krankheiten der Schafe. Im Allgemeinen entſtehen die Krankheiten der Schafe von ungeſunder Weide, ſchlechtem Waſſer, dumpfigen, ungeſunden Ställen, von widriger Wit— terung überhaupt und von ſchlechtem Winterfutter. Daher muß man vor allen Dingen durch eine ſorg— fältige Verpflegung den Krankheiten möglichſt vor— zubeugen ſuchen, zumal ſie nicht ſelten bei der Hei— lung nur wenig Hoffnung übrig laſſen, indem bei vielen Krankheiten äußere Mittel gar nicht ange— wendet werden können. 1) Die Fäule, Waſſerſucht, Lungen⸗ fäule, Verhütetſein u. ſ. w. Dieſe Krankheit gilt mit Recht für eine der gefährlichſten, die, wenn ſte einmal einen gewiſſen Grad erreicht hat, nur ſchwer zu heilen iſt, und außerordentlichen Schaden in den Herden anrichten kann. Sie kommt in der Regel nur bei Weideſchafen, oder bei ſolchen vor, die mit ſehr ungeſunder Nahrung auf dem Stalle gefüttert werden. Kennzeichen ſind: Die Adern in den Augen, die Lippen und das Innere des Maules erſcheinen bleich; die Thiere wackeln bei einem trä— gen Gange mit dem Kopfe, laſſen die Ohren hän— gen, bleiben hinter der Herde zurück und biegen bei einem Drucke auf das Kreuz ſogleich ein. Die Haut verliert unter der Wolle ihre rothe Farbe, die Wolle ſelbſt wird mißfarbig und läßt ſich leicht ausrupfen. Das Blöfen iſt heißer; Harn wird ſelten und von dunkler Farbe abgeſetzt. Nach und nach bildet ſich eine Geſchwulſt in der obern Halsgegend (oft Kropf genannt), die teigig und ſchmerzlos iſt und ſich mehr und mehr ausbreitet; dabei thränen die Augen, der Durſt wird immer größer; der Bauch iſt aufgetrie— ben und ſchwappend, während der Körper abma— gert. Das Thier liegt nun beſtändig und iſt äußerſt matt, bis das Leben allmälig verſchwindet. Die ge— wöhnlichſte Veranlaſſung zu dieſer Krankheit giebt Kirchhof, Landwirth. 497 das ſogenannte Verhütetſein, d. h. das Weiden auf ſumpfigem, üppigem Grasboden am gewöhnlichſten im Sommer nach vielem Regenwetter. Auch das Liegen der Schafe auf feuchtem und kaltem Boden und der Genuß von fauligem, ſtockigem Futter wird als Urſache betrachtet. Dieſem verderblichen Übel kann nur dadurch vor— gebeugt werden, daß man die ſchlechten Weideplätze mit hochliegenden vertauſcht und Alles Weiden in Vertiefungen, bei regneriſcher Witterung, während des Thaues u. ſ. w. ganz unterläßt. Als Vorbeu— gungsmittel dienen bittere Kräuter und Wurzeln, als: Wermuth, gelbblühende Schafgarbe, Enzian— wurzel, Wachholderbeeren, Kalmuswurzel u. ſ. w., welche man den Schafen im Herbſte neben gutem Heue und Strohe mit Salz als Lecke giebt. Glaubt man, daß die Schafe auf der Weide etwas gelitten haben, ſo giebt man unter Hafer und Kartoffeln täglich auf 120 Stück Schafe ½ Pfd. China. Auch empfehlen ſich als Heilmittel beſonders das ſchwe— felſaure Eiſen zu 1 bis 2 Loth in einem Eimer voll Waſſer gegeben; ferner eine Lecke aus 1 Loth Eiſen— vitriol, Salmiak, Schwefel und Spießglanz, von jedem 3 Loth, Theer und Terpentinöl, von jedem 2 Loth, Kochſalz / Pfd., den Schafen täglich vorge— ſetzt; ferner von einem Quart Terpentinöl mit 2 Quart reinem Waſſer vermiſcht, wird jedem Schafe 3 Morgen hinter einander ein Eßlöffel voll einge— eben. 8 2) Die Schafpocken, Schafblattern ſind eine fieberhafte, bösartige Ausſchlagskrankheit, die ſehr anſteckend iſt und zu den verheerendſten Seu— chen gehört. Indeſſen kann doch dieſe Krankheit nach Beſchaffenheit der Umſtände gutartig und bös— artig ſein. Geſundes, mäßig genährtes, junges Vieh überſteht bei günſtiger Jahreszeit, trockner, temperirter Witterung auf hohen geſunden Weiden oder in geräumigen luftigen Ställen die Seuche leicht. Unter entgegengeſetzten Umſtänden pflegt dieſe Krankheit einen bösartigen Charakter anzunehmen. Bei einem Verlauf der Krankheit unterzden günſtig— ſten Umſtänden geht oft nur das zehnte oder zwölfte Stück verloren; unter ungünſtigen Verhältniſſen aber kann der dritte Theil, und oft ſogar die Hälfte der Herde ſterben. Dieſe Krankheit haͤlt ihren Ver— lauf in 4 regelmäßig auf einander folgenden Perio— den (Anſteckung, Ausbruch, Reife und Abtrocknung) binnen 18 bis 21 Tagen. Bei den bösartigen Pocken iſt jedoch der Verlauf niemals ſo regelmä— ßig. Von einer ärztlichen Hülfe iſt bei dieſer Krank— heit nichts zu erwarten. Sobald die Pockenſeuche in der Nachbarſchaft herrſcht, muß man alle Kränkler und Schwächlinge von den geſunden Stücken tren— nen; bei ausgebrochener Krankheit aber muß man faſt täglich die Herde ſtückweiſe unterſuchen laſſen, und die Kranken ſogleich von den Geſunden trennen. Müſſen die ſchwerer erkrankten Thiere im Stalle ge— füttert werden, ſo giebt man ihnen gutes Kleeheu, Eſparſette, Luzerneklee, feines Gras, zerſchnittene Kartoffeln, auch Haferſchrot, Mehltränke u. ſ. w. Bei dem gutartigen Verlauf giebt man anfangs Salpeter und Schwefel, = jedem 1 Quentchen, 498 Vie mit Kochſalz und Hafermehl, als Latwerge oder Lecke, ſpäter etwas Kochſalz in's Waſſer, ſowie man noch ſpäter, wenn die Pocken abtrocknen, etwas Schwefelſäure zuſetzt. Bei den bösartig verlaufen— den Pocken müſſen flüchtige und ſtärkende Arzneien, Wachholderbeeren, Angelika, Arnika, Baldrian u. ſ. w. angewendet und Naſe und Maul öfters mit Salz- oder Eſſigwaſſer gereinigt werden u. ſ. w. Sind jedoch die Pocken im hohen Grade brandig, ſo werden die Thiere beſſer getödtet. Da kein Heilmittel gegen die Schafpoden be— ſteht, ſo muß man zur Impfung ſeine Zuflucht neh— men, und namentlich damit eilen, wenn ſchon ein: zelne Thiere in einer Herde von den Pocken angeſteckt ſind. Man nennt dies die Nothimpfung, und nimmt dabei die Lymphe zum Impfen von einem mit natür— lichen Pocken behafteten Schafe, das nur wenige, vollkommene Pocken hat. Man bedient ſich aber auch der Schutzimpfung, welche ohne Anſteckungsgefahr zu jeder beliebigen Zeit unternommen wird. Von allen vorgeſchlagenen Impfſtellen bleibt immer die untere, wollenloſe Fläche des Schweifes, zu einer oder der andern Seite der Wirbelbeine, 2 bis 3 Zoll vom After entfernt, die beſte, und als Impfin— ſtrument eignet ſich am beſten eine mit einer zwei— ſchaligen Hülſe verſehene, ſchmale, pfriemenförmige, halbrunde, fein zugeſpitzte, gegen 4 Z. lange Impf— nadel, auf deren flacher Seite eine ſanfte Rinne oder Furche bis zur Spitze verläuft. Eine gute Impfblat— ter kann ſo viel Lymphe liefern, daß mehrere 100 Stück geimpft werden können. 6 bis 8 Tage nach der Impfung muß man die Herde genau unterſuchen, und jene Stücke, bei denen keine Blatter entſtanden, von Neuem an einer andern Stelle impfen. Von den geimpften Schafen muß man ganz vorzüglich Kälte und Näſſe entfernt zu halten ſuchen. 3) Der Milzbrand (Rothlauf, fliegendes Feuer), kommt oft vor und befällt meiſtens die beſten Stücke der Herde. Das kranke Thier hört auf wie— derzukäuen, athmet ſchwer, zittert, fällt um, bekommt Zuckungen und ſtirbt ſchnell unter Blutentleerung aus dem After. Bisweilen hält dieſe Krankheit aber auch 12 bis 36 Stunden an, ehe ſie tödtet oder in Geneſung übergeht, wo ſie dann gewöhnlich mit Rothlauf (rothen Flecken am Bauche oder an der Bruſt) verbunden iſt; jene rothen Flecken werden zu— letzt ſchwarz und das Thier ſtirbt in 6 bis 12 Stun— den am Brand. Dabei hat das Thier hartnäckige Verſtopfung, trommelartige Auftreibung des Unter— leibes und heftige Koliken. Nur da, wo der Milz— brand langſam und mit Rothlauf der Haut erſcheint, gelingt bisweilen die Heilung. Man bringt die kran— ken Thiere in einen kühlen Stall und giebt ihnen 3 bis 4 Loth Glauberſalz in Waſſer aufgelöft, aller 6 bis 8 Stunden, bis ein dünnes Miſten erfolgt; zeigt das Thier Beſſerung, ſo erhält es eine Lecke aus Kochſalz und Wachholderbeeren, zum Getränk aber Mehlwaſſer mit 2 Loth Schwefelſäure auf den Eimer. Die beſte Wirkung äußern aber immer kalte Begießungen oder dergleichen Bäder; daher treibt man das kranke Thier mehrmals des Tages durch kaltes Waſſer oder begießt es ſo lange damit, bis es hauch et. heftig zu zittern anfängt. Gegen Verſtopfung wendet man Klyſtiere an, oder man ſteckt ein zugeſpitztes und mit Ol beſtrichenes Stück Seife in den After des kranken Thieres. 4) Die Drehe (Drehſucht, Dummheit, Segeln, Umlauf, Tippel, Umgehen u. ſ. w.). Bei dieſer Krankheit bewegen ſich die Thiere, in Folge von Waſſerblaſen am oder im Gehirn, in einem Kreiſe und zeigen mehr oder weniger Stumpfſinn. Dieſe Krankheit befällt faſt nur Lämmer im erſten Lebens— jahre und wird in der erſten Zeit der Entwickelung ſelten oder niemals erkannt. Bei der Drehe bleiben die Lämmer hinter der Herde zurück, gehen traurig und ſchwankend daher, vergeſſen ſich beim Freſſen oder laſſen mitten inne den Kopf hängen, ohne zu kauen. Die Thiere drehen ſich ſpäter mit ſchief ge— haltenem Kopfe im Kreiſe, bleiben einige Augenblicke ſtehen und drehen wieder fort, bis ſie umfallen. Dieſe Anfälle wiederholen ſich ſpäter öfterer, bis endlich der Tod eintritt. Nach dem Tode findet man an irgend einer Stelle des Gehirns eine Waſſerblaſe von der Größe einer Haſelnuß bis zu der eines Hüh— nereies; dieſe ſind mit Waſſer angefüllt und an der innern Fläche mit weißen Körnerchen (16 — 60) be: ſetzt, deren jedes einen Wurm enthält, die ſich in das Gehirn einbeißen und davon ernähren. Man ſucht die Anlage zu dieſer Krankheit in einem zarten, ſchwächlichen, von nährenden Stoffen überfüllten Körper; auch hält man die Krankheit für erblich. Eine Heilung der Drehkrankheit iſt höchſt mißlich und nur durch Entfernung der Waſſerblaſe mittelſt Operation zu bewirken. In neuerer Zeit hat man einige glückliche Verſuche zur Heilung dadurch ge— macht, daß man dem kranken Thiere Aquavit (etwa 0 Berl. Quart) eingegoſſen hat, worauf bald Hei: lung erfolgte, und wo dies nicht der Fall war, die Thiere bald nach dem Einguß ſtarben. Als Vor— bauung gelten folgende Regeln: man wende die Thiere nie zu jung zur Zucht an; füttere die jungen Lämmer nicht mit zu nahrhaftem Futter, und laſſe es den Abſatzlämmern nicht am nöthigen, reinen, fri— ſchen Trinkwaſſer fehlen. 5) Die Kreuzdrehe (Traberkrankheit, Gnub— berkrankheit, Schruckigſein u. ſ. w.), iſt ein befons deres Rückenmarksleiden der Schafe, von Waſſeran— ſammlung und der Gegenwart eines Blaſenwurms herrührend. Dieſe Krankheit entſteht nur allmälig und kündigt ſich an durch Trägheit, Mattigkeit, ſtumpfſinniges Dahinliegen, einen faſt an Wildheit grenzenden Begattungstrieb (bei Sprungwiddern) u. ſ. w. Beim wirklichen Ausbruche der Krankheit gehen die Thiere hochbeinig, wobei ſie leicht ſtolpern (Traber); auch zeigen die Thiere einen wackelnden Gang und drehen das Hintertheil bald nach der einen, bald nach der andern Seite (Kreuzdrehe). Nachdem die Hinterbeine täglich ſteifer geworden, werden auch die Vorderbeine ſteifer; dabei fahren die Thiere beim geringſten Geräuſch ſchreckhaft zuſammen und geben beim Feſthalten einen knurrenden Laut von ſich; bei einem gelinden Druck in die Kreuzgegend fällt das Schaf zur Erde. Bisweilen zeigt ſich ein heftiges Jucken an dem Hintertheile, was die Thiere zum Die Schafzucht. unaufhörlichen Kratzen und Scheuern antreibt, wo— bei ſie ſich die Wolle mit den Zähnen ausrupfen (gnubbern). Später können die Thiere nur mit Mühe und unter Beihülfe aufſtehen und magern, trotz noch fortdauernder Freßluſt, zu Gerippen ab, bis ſie end— lich ganz ermattet ſind und ruhig umſtehen. Im Sommer hat dieſe Krankheit 6 bis 8 Wochen zum Verlauf; im Herbſte und Winter aber 3, 4 bis 5 Monate. Beim männlichen Geſchlechte erſcheint die Krankheit viel häufiger als beim weiblichen. Sie pflegt in dem Alter von 1½ und 2 bis 2½ Jahren einzutreten. Vollſaftige und wohlgenährte Zeitſchafe werden am leichteſten, kränkliche und kraftloſe Thiere aber ſelten davon befallen; gemeine Schafe leiden wenig oder gar nicht daran, indem dieſe Krankheit nur bei Merinos oder veredelten Schafen vorkommt. Dieſe Krankheit iſt ungemein erblich, aber nicht an— ſteckend, gehört aber übrigens zu den faſt unbedingt unheilbaren Übeln. Am beſten iſt es daher immer, ſobald man die Krankheit entdeckt, das Thier zu ſchlachten. 6) Das Rückenblut (Stickblut, Blutſtaupe, Blutſeuche, Sucht u. ſ. w.), iſt eine fo ſchnell ver— laufende Krankheit, daß, wenn ſie an dem davon befallenen Schafe bemerkt wird, kaum noch an Hei— lung zu denken iſt. Die Schafe bleiben wie abge— ſtumpft und ſtarr ſtehen, ſchwanken mit dem Körper beim Gehen, ſtellen ſich zum Harnen, drängen auch wohl Blut durch die Harnröhre oder mit dem har— ten Miſte aus dem After. Sie legen ſich auf die Knie und ſuchen ſich vergebens aufrecht zu erhalten. Sie wiederkäuen nicht, ſind wie ſtarr und ſterben unter Zuckungen und Krämpfen, wobei Blut aus Maul und After tritt. Dieſe Krankheit entſteht am häufigſten in der heißen Sommerzeit, bei und nach anhaltender Dürre, wenn es den Schafen an geſun— dem und reinem Waſſer zum Saufen fehlt, wenn es ſtark gejagt und geängftigt wird und ſich verfängt. Iſt es noch Zeit, ein Heilverfahren anzuwenden, ſo laſſe man dem Patienten 6 bis 12 Unzen Blut aus der Halsader. Bei den noch geſunden Thieren ver— fährt man auf eine gleiche Weiſe und ſetzt dieſe auf magere Weide. Bei hinlänglichem, reinem Getränke giebt man Salz und Glauberſalz und wendet Kly— ſtiere aus einer Leinſamenabkochung an. Das Fleiſch ſolcher Kranken iſt der Geſundheit der Menſchen höchſt gefährlich. 7) Das Blutharnen (Blutpiſſen, Rothhar— nen, rothes Waſſer, Maiſeuche, Waldkrankheit, Weidebruch) iſt eine Krankheit, wobei mit dem Harn Blut abgeht. Sie entſteht leichter bei jungen als alten Thieren, herrſcht oft ſeuchenartig, kommt aber eben ſo oft einzeln vor. Die Urſache iſt gewöhnlich eine ſchlechte, mit ſcharfen Pflanzen bewachſene Weide, oder zu häufiger Genuß harziger Knospen, des Laubes, vorzüglich aber der Einfluß der Mai— käfer und der ſpaniſchen Fliegen. Das Übel zeigt ſich daher vornehmlich in Hungerjahren, wo das Vieh ohne Auswahl verſchlingt, was es findet. Wenn das Blutharnen bei Schafen lange dauert, ſo entſteht Entzündung und Brand der Gedärme und 499 Nieren, woran die Thiere plötzlich ſterben. Dieſe Krankheit beginnt mit Hitze und Durft, mit häufi— gem Drange zum Urinlaſſen, und wird oft allgemein und verheerend. Zur Heilung muß man die ſchäd— lichen Weideplätze mit geſündern vertauſchen und des Morgens vor dem Austreiben der Schafe etwas gutes Heu einfüttern. Ferner giebt man eine Ab— kochung von Hafergrütze, Gerſte oder Kleien und Möhren unter das Trinkwaſſer zu ſaufen. Am ſicher— ſten das Blutharnen zu beſeitigen wirkt das ſchwe— felſaure Eiſen, in Waſſer aufgelöſt und mit einer ſchleimigen Auflöſung in Verbindung gebracht. Man giebt den Schafen davon zu ½ bis 1 Drachme auf einmal, und wiederholt dies nöthigenfalls. 8) Der Durchfall und die Ruhr. Der Durch— fall wird beſonders den Sauglämmern gefährlich, wenn er ſich kurz nach der Lammzeit einfindet, wo er dann Lämmerruhr genannt und oft zur verheeren— den Seuche wird. Bei erwachſenen Schafen entſteht der Durchfall meiſtens durch ſchlechte Fütterung, oder auch im Frühjahre, wenn fie auf die Weide kommen, oder in ſehr naſſen Jahrgängen. In ſolchen Fällen hat man nur für geſundes, trocknes Futter, für trockne, hochgelegene Weiden zu ſorgen. Außer— dem giebt man den Schafen öfters eine Lecke aus Kalmuswurzeln, Eichen- und Weidenrinde, Tauſend— güldenkraut, Kochſalz und Kreide, von jedem 1 Pfd., Terpentinöl / Pfd.; oder man giebt jedem einzel— nen Schafe alle 3 bis 6 Stunden einen Trank aus Tormentillwurzelpulver, Wermuthpulver, von jedem 1 Loth, Kreide ½ Loth, Alaun 1 Quentchen mit Waſſer. Das Saufwaſſer kann man mit einem glü— henden Eiſen abkühlen oder ihnen Löſchwaſſer zu ſaufen geben. Der Durchfall der Lämmer rührt oft von fehlerhafter Beſchaffenheit der Muttermilch her; deßhalb giebt man den Müttern eine Abführung aus 4 Loth Glauberſalz oder auch 3 Loth Weinſtein in Waſſer aufgelöſt auf einmal ein. Die Lämmer ſelbſt aber erhalten ein Pulver aus 30 Gran Opium, 1 L. Rhabarber, 1 Loth Magneſia, 2 Loth Althäwurzel, 2 Loth China und ½ Loth Theriak, wovon man ihnen aller 3 Stunden eine Meſſerſpitze voll mit Waſſer oder Milch eingiebt. 9) Die Trommelſucht (Auflaufen, Wind— ſucht, Pogge u. ſ. w.), ſ. dieſe Krankheit oben beim Rindviehe. 10) Der Huſten. Wenn dieſer für fi), ohne anderweitige Krankheitserſcheinungen beſteht, ſo ſind die Urſachen davon Erkältungen aller Art, beſonders im Frühjahre und Herbfte, bei übler Witterung, durch kaltes Saufen, Ausgeſetztſein der Zugluft u. ſ. w. Werden die Thiere beim Huſten ſorgfältig gepflegt, ſo geneſen ſie bald wieder; ſonſt aber geht der Huſten bei den Schafen leicht in Auszehrung über. Man halte daher die Thiere in einem warmen Stalle bei guter, reichlicher Streu, und gebe ihnen am liebſten Weichfutter, Kleien mit Schrot, Rübskuchenmehl, Schwarzmehl u. ſ. w.; das Trinkwaſſer, mit Lein- ſamenabkochung gemiſcht, muß ſtets überſchlagen ſein. Sollte jedoch der Huſten längere Zeit an— dauern, ſo ſetzt man * eine Lecke aus 500 Schwefel, Wachholderbeeren und Kochſalz, von je: dem gleiche Theile, vor. Sonſt kann man das Schaf auch wie das Pferd (ſ. w. oben) beim Huſten be— handeln, nur daß man hier ſechs bis achtmal weni— ger von der Arznei giebt. 11) Die Klauenſeuche. Man unterſcheidet eine gutartige und eine bösartige Klauenſeuche. Er— ſtere kommt in der Regel mit der Maulſeuche vor, daher wir hier auf die Maul- und Klauenſeuche beim Rindvieh verweiſen. Die bösartige Klauenſeuche der Schafe, auch Klauenkrebs, ſpaniſche Klauenſeuche genannt, weicht von der gutartigen ganz ab und rich— tet ungemein vielen Schaden an. Man bemerkt hier anfangs nur ein ſchwaches Lahmgehen, aber ſchon ein bedeutendes Kopfwackeln beim langſamen Gange; die kranken Füße werden geſchont und die Klauen derſelben ſind von einander getrennt, heiß und im Spalte ſehr ausgetrocknet. Die obere Gegend er— ſcheint geröthet und ſchwitzt eine beſondere Flüſſigkeit aus. Nach und nach entſteht eine immer größere ent— zündliche Anſchwellung, die an verſchiedenen Stellen innerhalb des Hornſchuhes in eine übelartige Eite— rung übergeht. Die Klauenhälften werden immer mehr von einander entfernt, die innerliche Wand— fläche bekommt rauhe Schuppen und die im Spalte abgeſonderte Feuchtigkeit wird immer reichlicher, höchſt übelriechend, ſcharf, ätzend und zerſtörend. Die Kronengeſchwulſt wird weich und bricht auf, wodurch bösartige Geſchwüre mit äußerſt übelriechen— der Jauche entſtehen. Gleiche Geſchwüre entſtehen auch in der Sohle und in den Ballen. Bei unter— laſſener oder falſcher Behandlung dieſer Krankheit ſchuhen die Thiere aus oder verlieren die untern Ge— lenke, in den Geſchwüren entſtehen Maden und die Thiere gehen nach und nach zu Grunde. Bei lang- wierigem Verlauf des Übels geſellt ſich gewöhnlich die Fäule, Egelſucht u. ſ. w. hinzu, wodurch die Thiere um ſo ſicherer zu Grunde gehen. Die Klauen— ſeuche befällt faſt ausſchließlich nur veredelte Schafe, und entſteht bei uns nur durch Anſteckung dadurch, daß die geſunden Schafe in die Fußtritte der kranken treten. Zur Heilung muß man jedes Stück der Herde einzeln genau unterſuchen, und die Geſunden ſogleich von den Kranken trennen. Die für geſund Befunde— nen müſſen aber längere Zeit hindurch von 3 zu 3 Tagen genau unterſucht und die Neuerkrankten von dieſen entfernt werden. Die in beſondern reinlichen Ställen untergebrachten kranken Schafe müſſen, um weitere Anſteckung zu verhüten, ihre eigenen Wärter und Hirten haben, und die geſunden Schafe dürfen weder die Auslaßhöfe noch den Mift der kranken betreten, ſowie ſie auch natürlich beim Weidegange, wenn dieſer noch ſtattfinden muß, in keine Berüh— rung mit ihnen kommen dürfen. Wenn ſich immer wieder einzelne Erkrankungsfälle in der Abtheilung der Geſunden zeigen, ſo badet man am beſten die Klauen der letztern einen Tag um den andern in einer Chlorkalkauflöſung. Bei der Heilung ſelbſt reinigt man den Fuß von Miſt, anklebender Jauche, Blut u. ſ. w., ſucht die oben am Saume losgetrennte Hornſtelle und ſchneidet mittelſt eines kurzen ſcharfen B i zu cht. Meſſers alles loſe und mit der Fleiſchwand und Fleiſchſohle nicht in geſunder Verbindung ſtehende Horn weg. Alsdann wird die Stelle gehörig ge— reinigt und verbunden. Bei vielen Kranken iſt es rathſam, nach dem Grade des Übels beſondere (4) Abtheilungen durch dazwiſchen liegende Horden in einem Stalle zu machen. In die erſte Abtheilung kommen jene Kranken, wo die Schwärungsfläche nicht unter die Hälfte der innern Wand abwärts geht. Hier beſtreicht man die blosgelegte Fläche und die Klauenſpalte mit einem Chlorkalkbrei (Chlorkalk in einem ſteinernen Mörſer klein gerieben und mit Regenwaſſer angerührt) mittelſt eines Pinſels ſo, daß die ganze Fläche bedeckt wird. Auch die übrigen Füße kann man, um der Anſteckung vorzubeugen, jedoch nur ganz dünn, an dem innern Klauenſaume und der Klauenſpalte beſtreichen. Die kranken Füße werden ſo lange täglich von Neuem verbunden, bis die Flächen ganz trocken ſind, wo dann die Schafe unter die Geneſenden gebracht werden. Er— ſcheinen bis zum dritten Tage die Schwärungs— flächen noch nicht trocken, ſo hat man ſicher noch verdeckte Schwärungsflächen aufzuſuchen und bloß— zulegen, wohl auch das Thier in eine andere Ab— theilung zu bringen. In der zweiten Abtheilung befinden ſich die Kranken, bei denen die ganze innere Wand ſammt der Sohle entfernt werden mußte. Man ſchiebt ein 3 Zoll langes und 2 Zoll breites, auf der einen Fläche mit Chlorkalkbrei ziemlich dick beſtrichenes Wergpolſter zwiſchen die Klauen, legt noch ein anderes unbeſtrichenes Wergpolſter auf und befeſtigt das Ganze auf eine bequeme Weiſe. Am andern Tage wird man bei ganz guter Operation nach abgenommenem Verbande die Abtrocknung ſchon eingetreten finden; doch wird der Verband wieder erneuert und 2 bis 3 Tage damit fortgefahren. Zeigt ſich aber am dritten Tage noch keine Beſſerung, ſo iſt das Thier in die dritte Abtheilung zu bringen, wo ſich nämlich ſolche Kranke befinden, bei denen das Hufbein, die Flechſen und das Gelenk mit leiden. Nachdem durch einen oben erwähnten Verband das Anſteckungsgift zeſtört worden, entfernt man die kranken und abgeſtorbenen Theile des Knochens und der Sehnen durch Schneiden oder Abfragen und eine Auflöſung von ſalpeterſaurem Queckſilber (1 Scrupel in 2 Unzen Regenwaſſer aufgelöſt) und er— neuert den Chlorverband täglich bis zur Heilung. Die ſehr gebeſſerten Stücke kommen in die zweite Abtheilung u. ſ. f. Die Kranken dieſer und der vori— gen Abtheilung müſſen aber ſorgfältig gepflegt und genährt werden; auch empfiehlt ſich für ſie eine Lecke aus Enzian und Kalmuswurzel, Fieberklee, Wach— holderbeeren mit Kochſalz und reichlichem Schrot vermengt. Die vierte Abtheilung enthält die Ge— neſenden, welche nicht nur von den Kranken ſondern auch von den Geſunden getrennt und mindeſtens 14 Tage hindurch ſorgfältig beobachtet und unterſucht werden müſſen, ſowie bei einem neuen Erkrankungs— falle das Thier ſogleich in die Krankenabtheilung zu bringen iſt. Sobald nun die letzten Kranken herge— ſtellt ſind, müſſen die Ställe ſorgfältig ausgelüftet und rein ausgemiſtet werden, ſowie man den Boden Die Schafzucht. des Stalles, die untern Wände, Krippen, Raufen u. ſ. w. mit einer Chlorkalkauflöſung (1 bis 2 Pfd. Chlorkalk in 2 Eimern Regenwaſſer) mittelſt einer Gießkanne befeuchten und dann erſt friſch ftreuen muß. Ubrigens darf man eine Herde erſt dann für geſund halten, wenn 6 Wochen nach dem letzten Heilungsfalle keine neue Erkrankung mehr ſtattge— funden. 12) Die Lämmerlähme, eine gefährliche und verderbliche Krankheit, welche vorzugsweiſe die Läm— mer feinwolliger Schafe befällt und oft die Hälfte derſelben eines Jahrganges wegrafft; die jüngſten oder vielmehr die Spätlämmer leiden am meiſten davon, und ſie kommt am häufigſten in den Monaten März und April vor. Das Lamm wird träge, liegt viel und ſteht bald nicht mehr auf, ſondern kriecht nur und rutſcht auf den Knieen weiter; die vordern oder hintern Schenkel werden ſteif, und die Lähmung erſtreckt ſich meiſt über den ganzen Körper; nun bil— den ſich, vornehmlich an den Gelenken, mehr oder weniger große Geſchwülſte, oder es entſteht auch ein räudiger Ausſchlag; endlich tritt Durchfall ein, wor— auf der Tod bald erfolgt. Zur Heilung empfiehlt man vor allen Dingen eine Veränderung in der Fütterung der Mütter und ihnen, außer beſſerem und nahrhafterem Futter, Lecken aus Kochſalz, Wermuth, Kalmuswurzel und Wachholderbeerpulver zu gleichen Theilen, wohl auch mit etwas geröſtetem Hafer gemengt, zu machen. Statt der Olkuchentränke ſoll man ihnen Kleien-, Schrot- oder Mehltränke geben. Den Lämmern mit ſtarkem Durchfall ſoll man löffelweiſe Chamillenthee und Magnefia zu ½ Drachme auf die Gabe ein: flößen, wobei man ihnen möglichſt oft zum Saugen in kleinen Portionen behülflich iſt. Sonſt empfiehlt man noch, die ſteifen Glieder mit heißem Brannt— wein zu waſchen, das Lamm in wollene Decken ein— zuhüllen und ihnen warmen Fliederthee mit einem Zufage von etwas (5 bis 10 Gran) Kampfer einzu: geben. Auch Eintauchen der Patienten in kaltes Waſſer iſt empfohlen. 13) Die Räude (Schafraude, Grind, Krätze, Schäbe), iſt ein langwieriger, anſteckender, ſchuppi— ger oder näſſender Hautausſchlag. a) Die trockne oder dürre Raude (Stall- oder Hungerraude) beſteht in Abſchuppungen, Verdickungen, trocknen Kruſten und ſchorfender Haut, wobei die Wolle aus: fällt. Die Thiere kratzen ſich mit den Füßen bald hier bald dort, reiben und ſcheuern ſich an allen Ge— genſtänden und benagen ſich am Halſe, den Schul— tern, dem Rücken und Schwanze. Gewöhnlich ſind ſchon mehrere Stellen kahl, und die Haut iſt daſelbſt blaß und mit weißlichen Schuppen oder mit harten und aufgetriebenen Verdickungen und röthlichen Knoten bedeckt. Bei ſich mehr ausbreitendem Ubel wird die Haut kahl, ſchuppig, rauh und ſchrundig, und die Thiere magern bei fortdauernder Freßluſt bedeutend ab. b) Naſſe oder fette Raude (Re⸗ genfäule) iſt ein höherer Grad des Übels, wobei das Jucken überaus heftig und quälend iſt, die Thiere ſich unaufhörlich an harten Gegenſtänden ſcheuern, 501 mit den Füßen ſtampfen, mit den Zähnen ſchlagen und ſich mit großer Haſt beißen und kneipen. Die Haut an kahlen oder mit verworrener Wolle beſetzten Stellen iſt aufgedunſen, welk und mißfarbig oder ſehr geröthet, ſtets aber mit Borken oder Grinden bedeckt, die ziemlich tief und feſt ſitzen und einen näſſenden Grund oder tiefer in die Haut gehende Geſchwüre bilden. Die Thiere magern ab, und gehen endlich nach Monaten, ja oft erſt nach Jahren am Huſten und Zehrfieber zu Grunde. Der Verluſt an Wolle bei der Schafräude iſt oft beträchtlich. Die veranlaſſende Urſache zu dieſer Krankheit iſt ein In— ſekt, die Krätzmilbe, wodurch ſie anſteckend wird. Zur Heilung iſt ganz vorzüglich die bei der Krätze der Pferde angegebene Walz'ſche Lauge zu empfeh— len, in welcher man die Schafe badet. Dieſes Baden wird am beſten bei heiterer und mäßig warmer Wit— terung vorgenommen, und vier Männer können an einem Tage 400 bis 500 Stück baden. Häufig reicht eine einzige Waſchung zur Heilung hin, meiſtens jedoch muß am fünften oder ſiebenten Tage eine zweite und bei ungünſtiger Witterung eine dritte am fünf— zehnten bis achtzehnten Tage gemacht werden. Dieſe Behandlung der räudigen Schafe wird am paſſend— ſten nach der Schur vorgenommen. Außerdem kann man ſich auch der Seifenſtederlauge in Verbindung mit einer Abkochung von Tabaksblättern bedienen. Von den Salben verdienen Empfehlung: 1 Pfund Queckſilber, / Pfd. Terpentin, / Pfd. Terpen⸗ tinöl und Y, Pfd. Schweinefett, welches zur Salbe gemacht, für 40 Schafe hinreichend iſt. Bei Anwen— dung wird die Wolle an den räudigen Stellen ge— ſcheitelt, und die Haut damit täglich zweimal einge— rieben. Wegen Anſteckung werden die Kranken von den Geſunden ſowohl im Stalle, als auch auf den Weiden getrennt, ſowie nach erfolgter Heilung die Ställe auszumiſten, Ständer, Raufen u. ſ. w. mit heißer Lauge zu waſchen und die Wände mit Kalk friſch zu überſtreichen ſind. 14) Die Schafläuſe (Schafzecken, Täken, Holz— böcke u. ſ. w.). Dieſe vermehren ſich bei ſchwächlichen Lämmern und Schafen oft ſo ſehr, daß die Thiere dadurch ſehr elend werden und ſelbſt daran ſterben können. Gewöhnlich verlieren ſich die Schafzecken nach der Schur von ſelbſt, und die Mehrzahl davon geht auf die ungeſchornen Lämmer über. Einreibun— gen von Terpentin- oder Anisöl gelten als Haupt— mittel zu ihrer Vertilgung. Außerdem wohl auch noch Waſchungen mit Abkochungen von Lorbeeren, Wermuth u. dgl. Endlich empfiehlt man auch noch, die Schafe mit Kalkwaſſer oder Aſchenlauge, oder einer Abkochung von 2 Pfund Tabak in 8 Quart Waſſer zu waſchen. 15) Euterkrankheiten. Bisweilen entſteht bei den Schafmüttern plötzliche und heftige Geſchwulſt des Euters, wodurch ihnen das Gehen ſehr erſchwert wird. Verliert ſich auch binnen etwa 8 Tagen die Geſchwulſt in etwas wieder, ſo bleiben doch gewöhn— lich noch Knoten zurück, die nicht ſelten in Eiterung übergehen. Die Urſache davon iſt größtentheils das zu plötzliche und zuweilen auch zu frühe Abſetzen der 502 Lämmer von den Müttern, wodurch letztere zu viel Milch behalten, zumal wenn die Schafe auch nach dem Abſetzen der Lämmer noch gleichmäßig gut fort gefüttert werden. Sobald man bei den Schafen eine ſchmerzhafte Geſchwulſt wahrnimmt, müffen ihnen die Euter ausgemolken, mit lauwarmen Brannt— weinſpülicht gewaſchen, mit ſchwarzer Seife einge— rieben und ½ Unze Glauberſalz, in etwa / Quart Waſſer gelöft, mit einemmale eingegeben werden; alsdann macht man ihnen Bewegung, zieht vom Futter ab und giebt ihnen viel geſalzenes Trinkwaſ— ſer. Bei vorhandenen Knoten reibe man täglich ein— mal eine Salbe aus 8 Theilen ſchwarzer Seife und 1 Theil Kampfer auf's Euter ein, nachdem man zuvor den vorhergehenden Aufſtrich von Salbe mit lauem Waſſer recht rein abgewaſchen hat. Bei heftiger Ent— DB ste Shmei Zwar fteht das Schwein in landwirthſchaftlicher Beziehung dem Pferde, Rindviehe und Schafe an Wichtigkeit nach; indeſſen bleibt es doch immer für den Menſchen ein äußerſt nützliches Thier, weil es nicht nur ſchneller als die andern Hausthiere wächſt und ſich ſchnell vermehrt, ſondern auch die genoſſene Nahrung mehr als die übrigen Thiere in Fett ver— wandelt, obgleich keins von den Hausthieren mit geringerer Koſt vorlieb nimmt und durch keins eine ſo große Menge ſonſt wenig oder gar nicht benutz— barer Abfälle verwerthet werden kann. Die Schweine— zucht verdient daher alle Aufmerkſamkeit, und es kann jede kleine Okonomie ſeine Abgänge durch Ver— füttern an die Schweine nutzen. Ob aber auch die Schweinezucht in größerem Umfange betrieben, ſo daß anderes Futter als bloße Abgänge dazu verwen— det werden muß, ſich vortheilhaft im Verhältniß zu andern Zweigen der Viehzucht, denen dies Futter dann entzogen werden muß, erweiſe, hängt haupt— ſächlich von Verhältniſſen ab. Wo z. B. der Abſatz der Milch zu angemeſſenen Preiſen nicht bedeutend iſt, wird man die Abgänge der Molkerei, Buttermilch, ſaure Milch und Molken nicht beſſer als zu Schweine— futter verwenden können. Wollte man dagegen Schweinezucht in größerer Ausdehnung betreiben, und das nöthige Futter dazu ankaufen, ſo würde dies in den meiſten Fällen einen äußerſt geringen Nutzen gewähren. Zunächſt kommt nun in Rückſicht, ob man ſich mit der Aufzucht der Schweine ſelbſt befaſſen, oder ob man junge Schweine zur Maſt kaufen ſoll. Viele Landwirthe ſtimmen für das Letz— tere; doch dürfte dieſes Verfahren in größern Wirth: ſchaften nur unter wenigen Verhältniſſen zu empfeh— len ſein, wenn man berückſichtigt, daß eine gute Zuchtſau, da ſie in zwei Jahren fünfmal Ferkel brin— gen kann, nicht ſelten einen jährlichen Ertrag von 50 Thalern gewähren kann, welcher durch die Ver— werthung des gegebenen Futters in der Regel von keiner andern Viehart gewonnen werden kann. Frei— lich kommt hierbei auch viel darauf an, welche Art von Schweinen man zur Zucht hat. Wer ſich daher haucht. zündung iſt ein Aderlaß zu empfehlen, innerlich zwei— bis dreimal / Loth Salpeter mit ½ bis 1 Unze Glauberſalz in einer Leinſamenabkochung gelöſt, ein— zugeben, auf das Euter aber warme Bähungen aus Eſſig, Bier und Butter zu machen oder behutſam Althäſalbe einzureiben. Bei entſtandener Eiterung milkt man das Euter gut aus, hält die Eiterwunde reinlich und bringt in die ausgedrückten eiternden Stellen Wergwickel. Hat die Entzündung Neigung zum Brande, ſo giebt man innerlich Angelika und Kampfer mit Weidenrinde oder verdünnten Wein, brüht das Euter fleißig mit Aufgüſſen von Feldküm— mel, Pfeffermünze, Thymian u. ſ. w., entfernt die abgeſtorbenen Theile mit dem Meſſer und ſtreicht etwas Terpentinöl oder flüchtiges Liniment auf die wunden Stellen. nezucht. mit der Aufzucht der Schweine befaſſen will, der muß auch ganz beſonders auf eine gute Art Bedacht nehmen; er wird aber auch dann in den meiſten Fällen den höchſten Ertrag gewinnen, wenn er die Jungen als Ferkel verkauft, mehr Mutterſauen hält, aber nicht mehr Schweine aufzieht, als daß die den Schweinen zu Theil werdenden Abgänge zur Fütte— rung hinreichen. Nur in ſolchen Gegenden, wo das Getreide ſchwer abzuſetzen iſt und überhaupt niedrig im Preiſe ſteht, kann es angemeſſen ſein, die Schweine bis zu einer gewiſſen Größe heranwachſen zu laſſen, da ſie nun, in entferntere Gegenden trans— portirt und da verkauft, einen höhern Ertrag gewäh— ren. Ubrigens eignet ſich die Aufzucht der Schweine immer nur mehr für größere Wirthſchaften; denn in kleinen Wirthſchaften iſt die Aufzucht derſelben weit koſtſpieliger. In großen Wirthſchaften kann man übrigens auch die Aufzucht mit der Maſt ſehr gut vereinigen, zumal wenn man Brauerei, Brennerei u. ſ. w. in größerer Ausdehnung beſitzt, wo man ſich dann den Einkauf von zur Maſt beſtimmten Schweinen erſparen kann. Das zahme Schwein ſtammt von dem bei uns vorkommenden wilden Schweine ab. Das männ— liche Schwein wird Eber, Hakſch, Hauer, Bär, Kampe u. ſ. w. genannt; das weibliche dagegen heißt Sau, Mutterſchwein, Range. Die jun— gen Schweine werden, bis ſie die ſechszehnte Woche erreicht haben, Ferkel genannt; nach dieſer Zeit heißen ſie, bis ſie ein Jahr alt ſind, kleine Faſel— ſchweine, und dann bis zum zweiten Jahre große Faſelſchweine. Die nicht zur Zucht beſtimmten Schweine werden kaſtrirt; das verſchnittene männliche Thier heißt Burg, Barg, Läufer u. ſ. w., das kaſtrirte weib— liche Schwein Sauſchwein, Nonne. Die Schweine wachſen bis in's vierte Jahr, und ihr Alter kann man meiſtentheils ſchon der Größe und dem Zuſammentreffen aller Umſtände nach abſchätzen. Obſchon die Schweine ein Alter von 15 bis 20 Jah: ren erreichen können, ſo läßt man ſie doch ſchon in Die Schweinezucht. der Regel nicht einmal ſo alt werden, daß eine Alter— beſtimmung derſelben erforderlich wäre. Raſſen der Schweine. Es ſind aus dem wilden Schweine eine große Menge von Raſſen und Stämme entſtanden, daß keine Viehart in ſo mannigfaltigen Abweichungen vorkommt. Die vorzüglichſten Raſſen ſind folgende: 1) Das moldauiſche, wallachiſche, ruſſi— ſche Schwein, ſchwarzgrau, mit großen, langge— ſtrecktem Körper, langen herabhängenden Ohren, wird mit am größten. Dieſe Thiere beſitzen eine größere Maſtfähigkeit, haben aber gröberes Fleiſch, und die Mutterſchweine werfen häufig nur einmal im Jahre und nur höchſtens 6 Junge. Hierher ge— hört auch das podoliſche Schwein von gelblicher Farbe und mit einem braunen Streifen auf dem Rücken. 2) Das polniſche Schwein, ein Mittelſchlag von verſchiedener Farbe und Größe, mehr oder we— niger langgeſtreckt, mehr hochbeinig, mit einem krum— men Rücken, in die Höhe ſtehenden Ohren, einem dicken Kopfe und einem langen Rüſſel. Dies iſt eine die Abſtammung vom wilden Schweine noch ſehr an ſich tragende Raſſe, die in der Heimath in einem halb wilden Zuſtande lebt und ſich auch ohne Berückſichti— gung der beiderſeitigen Eigenſchaften paart; dieſe Raſſe giebt in der Maſt, mit einzelnen Ausnahmen, keine günſtigen Reſultate und liefert auch kein gutes Fleiſch. 3) Das ungariſche Schwein, mehr kurz und rund, mit ſtämmigen Beinen und wolligen Borſten, wird ſehr ſchnell fett, erreicht ein beträchtliches Schlächtergewicht und nimmt dabei mit einem gerin— gern Futter vorlieb. 4) Das weſtphäliſche Schwein iſt beſon— ders groß und maſtfähig, verlangt aber ein vorzüg— lich gutes Futter, liefert ein gutes Fleiſch, iſt aber ſchwerer aufzuziehen. Dieſes Schwein hat kurze, feine Beine, einen langen, ſich tief herabſenkenden Leib und breite Lappohren. 5) Das thüringiſche Schwein, mit hän- genden Ohren, geſenktem Leibe, wird bei guter Füt— terung ziemlich groß, gedeiht jedoch auch bei gerin— 503 gerem Futter. Das Fleiſch iſt gut und ſchmackhaft und giebt gute Schinken. Dieſer Raſſe iſt in mehre— rer Hinſicht die altenburgiſche ähnlich, die man mit der folgenden zweckmäßig gekreuzt hat. 6) Das engliſche Schwein, weiß, ziemlich geſtreckt, mit einem faſt bis zur Erde herabhängen— den Bauche und kleinen, dünnen Beinen. Es iſt be— ſonders maſtfähig und liefert vielleicht unter allen Arten das beſte und ſchmackhafteſte Fleiſch, weßhalb man es nicht ſelten mit andern Raſſen kreuzt. 7) Das deutſche Schwein (Landſchwein) wird von verſchiedener Größe und Farbe (häufig ſchwarz oder ſchwarz und weißgeſcheckt) getroffen. Es kommt in vieler Hinſicht mit dem polniſchen Schweine überein; iſt ziemlich fruchtbar, nimmt auch mit einem geringen Futter vorlieb, iſt aber meiſtens nicht ſehr maſtfähig und liefert ein grobfaſeriges Fleiſch. Die Schweine mit ſchmalem Rücken mäſten ſich nicht ſo gut als jene mit rundem, dickem Rücken und Kreuz. g 8) Das chineſiſche Schwein hat viel Ahn— lichkeit mit dem engliſchen, iſt aber von Farbe grau und kleiner. Es iſt nur mit wenigen und dünnen Borſten beſetzt, und auf dem Rük— ken und Kreuz faſt kahl; der Kopf iſt kurz und dick, mit kurzem Rüſſel, und die kleinen Ohren ſtehen nach vorwärts. Dieſe Schweine geben ein zartes mit Fett durchwachſenes Fleiſch, liefern aber einen weichen und nicht viel Speck. Auch ſind ſie ſehr fruchtbar und frühe ausgewachſen. Zwar ſcheint das Schwein, in andere Verhältniſſe verſetzt, ſeine Eigenſchaften fortzupflanzen; indeſſen nimmt es doch durch Haltung, beſonders Fütterung, einen andern Charakter an. Je beſſer die Füt— 8 terung iſt, die Haltung aber in einem mehr beſchränkten und warmen Raume bei möglichſter Be— quemlichkeit ftattfindet, deſto mehr bekommen die Thiere in der Nachkommenſchaft diejenigen Eigen— ſchaften, welche ſie zu Maſt- und Schlachtthieren geeignet machen. Werden die Schweine aber knapp gefütttert und haben ſie auf der Weide eine Lebens— weiſe, welche der der wilden Schweine mehr ähnlich iſt, ſo nähern ſie ſich auch mehr dem wilden Schweine. Sie find dann weniger maftfähig, erzeugen nicht fo viel Speck und ſind auch in der Fortpflanzung nicht 504 Vie ſo fruchtbar. Die durch Kreuzung von Schweinen verſchiedener Raſſen erfolgte Nachkommenſchaft iſt nicht ſolchen Rückſchlägen unterworfen, als die bei Kreuzung anderer Thiere, ſobald nur Nahrung und Haltung ſich gleich bleiben. Übrigens kann jede Raſſe durch die richtige Auswahl von Zuchtthieren verbeſ— ſert werden. Für ſchätzenswerthe Eigenſchaften der Schweine, vorzüglich um möglichſt viel Speck und Fleiſch zu erzeugen, gelten folgende: ein geſtreckter Leib, ein hängender Bauch, ein nicht zu ſehr gewölb— ter Rücken, ein ſtarkes Hintertheil, hängende, mehr große Ohren und ein nicht zu großer Kopf. Kurze Schweine mit einem ſehr gewölbten Rücken und ſehr großem Kopfe bezahlen durch Fleiſch und Fett das Futter nur gering und geben außerdem noch ein we— niger ſchmackhaftes Fleiſch. Bei Schweinen, welche auf dem Stalle gefüttert werden ſollen, liebt man keinen langen Ruͤſſel, wohl aber bei den Weide— ſchweinen. Hochbeinige Schweine find gewöhnlich weniger maſtfähig, als kurzbeinige; ſie haben meiſt ein ſchwächeres Hintertheil und liefern daher gerin— gere Schinken. Schweine mit weißen Haaren und einer weißen Haut gelten meiſt für maſtfähiger, ſo— wie ſie auch ein feineres und ſchmackhafteres Fleiſch liefern und beſonders mehr Speck anſetzen, als die mit dunklen Haaren. Harte und ſtarke Borſten ſind gewöhnlich ein Zeichen eines grobfaferigen, wenig ſchmackhaften Fleiſches und einer geringern Maſt— fähigkeit. Schweine mit feinen Knochen ſind maſt— fähiger und geben in der Regel ein beſſeres und ſchmackhafteres Fleiſch. Bei der Auswahl zur Zucht dürfte wohl die größte Aufmerkſamkeit auf die Ver— edlung ſolcher Raſſen zu richten ſein, welche mit einem geringen Futter vorlieb nehmen, und doch da— bei die andern gewünſchten Eigenſchaften beſitzen. Ein ganz beſonders zu berückſichtigender Umſtand iſt endlich die Schnellwüchſigkeit der Raſſe, indem es in dieſer Hinſicht oft unglaubliche Unterſchiede giebt. Paarung und Zucht der Schweine. Da der Landwirth durch eine zweckmäßige Lei— tung der Paarung beſonders dahin wirken kann, daß er Thiere erhält, welche die gewünſchten Eigen— ſchaften beſitzen, ſo muß er genau darauf ſehen, daß die Zuchtthiere von Thieren abſtammen, welche durch ſchnelles Heranwachſen, durch gute Eigenſchaften, beſonders durch ein ruhiges Verhalten im Stalle ſich auszeichnen. Das männliche Schwein oder der Eber muß von einer fruchtbaren Raſſe, geſund, nach den gewünſchten Eigenſchaften fehlerfrei ſein. Man läßt es gewöhnlich vor dem vollendeten erſten Jahre nicht zur Begattung, es kann dann 15 bis 20 Sauen, und wenn es älter geworden, auch mehr begatten. Man kann den Eber, wenn er ein außerordentliches Thier iſt, bis zum achten Jahre und länger zur Be— gattung gebrauchen, benutzt ihn aber gewöhnlich nur bis er das dritte Jahr vollendet hat und kaſtrirt ihn ſodann, weil ſich ſonſt in einem weitern Alter ſein Fleiſch zu ſehr verſchlechtert. Das weibliche Schwein oder die Sau iſt bei der Zucht eine Hauptſache, in— h u c . dem die Eigenſchaften deſſelben bei der Nachzucht vorherrſchend zu bleiben ſcheinen. Das Mutter— ſchwein iſt zwar ſchon mit dem Sten bis Iten Monate begattungsfähig, doch benutzt man es in der Regel erſt in einem Alter von einem Jahre zur Zucht. Die Zuchtſau ſoll hauptſächlich ſanft ſein, einen den be— abſichtigten Zwecken entſprechenden Körperbau und wenigſtens 12 Zitzen oder Späne haben, auch gleich— artige und viele Junge zur Welt bringen. Viele Säue haben die üble Gewohnheit, die Jungen bald nach der Geburt zu freſſen, was, wenn es einmal zur Gewohnheit geworden, ihnen nicht wieder abzu— gewöhnen iſt. Daher man dergleichen Säue am beiten zum Schlachten beſtimmt. Überhaupt ſoll man aber jedes zur Zucht beſtimmte weibliche Schwein, ſobald es den beabſichtigten Forderungen nicht ent— ſpricht, ſogleich zum Schlachten verwenden. Da je— doch die völlige Tauglichkeit der Sau ſich erſt beim zweiten und dritten Wurfe ergiebt, ſo muß man we— nigſtens den zweiten Wurf abwarten. Eine gute Sau ſucht man ſo lang als möglich zur Zucht zu behalten, und ſie kann bei guter Pflege dazu bis zum zehnten, ja wohl gar bis zum fünfzehnten Jahre die— nen. Eine gute Zuchtſau kann, da ſie 16 bis 18 Wochen trächtig geht, in einem Jahre zweimal Junge werfen; wird ſie gut gehalten, auch in zwei Jahren fünfmal. Um die Ferkel nicht der Kälte ſo ſehr aus— zuſetzen, ſucht man die Begattung ſo einzurichten, daß das Werfen der Jungen nicht in der kälteſten Jahreszeit erfolgt, ſondern in die Monate März und September fällt. Sobald die Paarung einmal auf dieſe Weiſe eingerichtet iſt, wird ſich auch der Be— gattungstrieb zu dieſer Zeit regelmäßig zeigen. In der heißen Jahreszeit leiden die Ferkel übrigens eben ſo ſehr, als von der Kälte. Die Zuchtſau muß während der Trächtigkeit gut, doch nicht überflüſſig gefüttert werden, ſowie ihr auch während dieſer Zeit hinlängliche Bewegung zu ge— ſtatten und öftere Gelegenheit zum Baden zu geben iſt. Beſonders muß man ſie kurz vor dem Werfen mit beſſerem mehligen oder körnigen Futter verſor— gen und ſie in dieſer Zeit nicht hungrig werden laſ— ſen. Jede zugekommene Sau muß einen Stall für ſich erhalten und mit reinlicher Streu hinlänglich verſorgt werden. Der Begattungstrieb (das Rau— ſchen, Brauſen) zeigt ſich bei manchen Sauen ſchon während des Saugens der Ferkel; am häufigſten ſtellt ſich jedoch das Rauſchen 7 bis 9 Wochen nach dem Werfen ein, und man muß dann die Sau zur Begattung laſſen. Läßt man aber dieſes wie das vorige Rauſchen vorüber, ſo zeigt es ſich nach Ver— lauf von 7 bis 10 Tagen wieder, und auch nach Ber: lauf einer gleichen Zeit zum drittenmal, wird aber dann ſchwächer und hört endlich ganz auf, bis es wieder in dem Spätherbſte eintritt. Die Begattung ſelbſt muß ganz ungeſtört erfolgen können; daher man die Sau und den Eber in einen geräumigen Stall bei hinlänglichem Futter und Saufen ſperrt, oder ſie in einem beſondern Hofe zuſammen kommen läßt. Bei der nahe herangerückten Ferkelzeit füttert man die Sau am beſten mit gekochten oder gedämpf— ten, mit Waſſer und Milch oder Molken zu einem 0 — Die Schweinezucht. dünnen Breie gerührten Kartoffeln oder Möhren, Krautblättern u. ſ. w., wozu man etwas Getreide— ſchrot oder Kleien mengt. Branntweinſchlämpe iſt für trächtige Sauen das unpaſſendſte Futter, wobei ſelbſt die beſte Raſſe in der Nachkommenſchaft bald ausartet. Dann und wann etwas Branntweinſpü— licht gegeben bringt jedoch keinen Nachtheil. Beim Annähern des Werfens ſchwellen die Zitzen an, und man darf dann die Sau auch des Nachts nicht außer Augen laſſen, um nach dem Ferkeln die Nachgeburt wegzunehmen, damit ſie vom Mutterſchweine nicht verzehrt werde, wodurch dieſes leicht Appetit bekommt auch die Jungen zu freſſen. Alle angewandten Mit— tel, den Sauen das Auffreſſen der Ferkel abzuge— wöhnen, als das Einſtecken von Speck oder Herin— gen in den Schlund, das Füttern mit gekochtem hei— ßen Fleiſche unmittelbar vor dem Werfen u. ſ. w. haben bisher nichts gefruchtet. Man muß beim Fer— keln für eine hinlängliche weiche Streu ſorgen, ob— ſchon dieſe nicht überflüfftg fein darf, damit ſich die Jungen nicht darin verkriechen und dann leicht er— drückt' werden. Gutartige Sauen kann man beim Werfen der Natur und ſich ſelbſt überlaſſen. Etwa Stunde nach der Geburt oder noch während der Nachgeburt ſucht man durch ſanftes Krabbeln am Bauche und an den Zitzen das Thier zum Nieder— legen zu bringen, und legt dann die kleinern und ſchwächern Ferkel an die Vorderzitzen, da in dieſen die meiſte Milch iſt, und jedes Ferkel faſt immer ſeine eigne Zitze hat und nicht leicht an eine andere geht. Wenn mehrere Zuchtſauen zugleich ferkeln und eine von ihnen zu wenig Ferkel bringt, ſo kann man ihr von andern, die zu viel haben, jedoch ehe ſie auf— ſteht, einige beilegen. Bisweilen werden aber auch mehr Ferkel geboren, als Zitzen da ſind; da nun aber die Sau keine Ferkel einzeln ſaugen läßt, ſon— dern die Milch erſt dann von ſich giebt, wenn alle gemeinſchaftlich ſaugen, ſo müſſen diejenigen Ferkel, für welche die Zitzen nicht zulangen, der Mutter ſo— gleich weggenommen werden. Hingegen wird aber auch dadurch nichts gewonnen, wenn man der Sau weniger Ferkel läßt, als ſie Zitzen hat, weil, ſowie eine Zitze unbeſetzt bleibt, die Milch ſchnell in ihr vertrocknet. Während der Saugezeit muß die Sau mit weichem Futter hinlänglich gefüttert werden; vorzüglich eignet ſich ſaure Milch für ſie. Schrot von Hülſenfrüchten dürfen die Säue während der Sauge— zeit nicht erhalten. Gewöhnlich läßt man die Ferkel vier Wochen bei den Müttern, während welcher Zeit man ſie zu ver— kaufen ſucht. In einem Alter von 14 Tagen fangen die Ferkel ſchon an zu freſſen, und man gewöhnt ſie am beſten dadurch nach und nach daran, daß man ſie täglich eine Zeitlang von der Mutter trennt, und ihnen etwas zu freſſen vorſetzt. Das geeignetſte Fut— ter für die Ferkel iſt ſaure Milch und Getreidekörner, beſonders Gerſte (aber geſchroten). Sobald ſie we— niger Muttermilch erhalten, muß man ihnen an Gerſtenfutter zulegen, und dies noch vermehren, wenn ſie ganz entwöhnt werden, was jedoch immer nur nach und nach erfolgen muß. Nach dem Ab— gewöhnen bedürfen die Ferkel ganz beſonders guter Kirchhof, Landwirth. 505 Pflege und gutes Futter, weil ſonſt alles ſpätere Füttern nichts hilft. Trocknes und reinliches Lager iſt ein Haupterforderniß, welches durch das beſte Futter nicht zu erſetzen iſt. Wenn die Ferkel in einem Alter von drei Monaten durch zweckmäßige Fütterung zum Wachſen gebracht ſind, ſo kann man das Kör— nerfutter einfchränfen und ein geringeres an deſſen Stelle ſetzen, ohne jedoch das Mehlfutter ganz zu entziehen. Gekochte oder gedämpfte Kartoffeln, Bier— träbern treten an die Stelle der Körner. Spreu von Leinſamen und Getreide, mit Ausnahme der Gerſte, wird im Winter, Jätegras und grüne Pflanzen man— cherlei Art werden im Sommer zur wohlfeilen Er— nährung der jungen Schweine zu Hülfe genommen. Sind die Schweine ſechs bis acht Monate alt, ſo kann man ſie im Sommer ganz ohne mehlige Sub— ſtanzen erhalten, wenn man ihnen nur Gartenmelde, Salat, grünen Klee u. ſ. w. zur völligen Sättigung reicht. Im Winter giebt man ihnen Kartoffeln, Möhren u. ſ. w., am beſten gekocht und im Noth— fall mit Spreu zuſammengebrüht. In dieſem Alter können die Schweine auch ohne Nachtheil mit Brannt— weinſchlämpe gefüttert werden. Gekochte oder ge— dämpfte Kartoffeln ſind den jungen Ferkeln, ſo gern ſie ſolche auch freſſen, nachtheilig, und ſie dürfen nur wenig und dann ganz zu Brei gerieben mit zur Fütterung der Ferkel angewandt werden. Im Durch— ſchnitt bringt eine Sau nur ſechs, höͤchſtens acht Junge auf die Welt. Die nicht zur Zucht beſtimmten Schweine beider— lei Geſchlechts werden kaſtrirt, was oft in einem Alter von drei Wochen ſtattfindet, bisweilen aber auch erſt in dem Alter von ſechs Monaten vorge— nommen wird. Die beim Saugen verſchnittenen Ferkel ſollen nachher ſchwächlicher, zu hochbeinig und ſchmal bleiben, niemals ganz vollkommne Schinken liefern und ſich überhaupt weniger vollkommen aus— bilden, auch endlich das Kaſtriren im ſpätern Alter beſſer überſtehen, als in der frühen Jugend. Erſte— res ſcheint ſich allerdings zu beſtätigen, Letzteres iſt aber ungegründet. Auch hat man beim ſpäten Ka— ſtriren noch das Unangenehme, daß man die männ— lichen und weiblichen Schweine, ſo lange ſie noch nicht verſchnitten ſind, ſowohl im Stalle als auf der Weide ſtets getrennt halten muß, indem bei den Schweinen der Geſchlechtstrieb ſchon mit dem vierten Monate erwacht. Am zweckmäßigſten wird man das Verſchneiden in einem Alter von 7 bis 10 Wochen vornehmen laſſen. Auch vermeidet man bei dieſer Operation gern ſtrenge Kälte und zu große Hitze. Den jungen Thieren giebt man vor dem Kaſtriren ein mäßiges und kein blähendes Futter, am beſten einen dünnen Trank von ſaurer Milch und Lein— kuchen, und ſo auch einige Zeit nachher. Nach der Operation läßt man ſie bei guter und trockner Streu ſo lange im Stalle, bis ſie ausgeheilt ſind. Altere, ausgediente Zuchtſchweine, welche noch gemäſtet und deßhalb verſchnitten werden ſollen, ſind immer eini— ger Gefahr ausgeſetzt, beſonders die weiblichen; doch ſetzen ſie unverſchnitten bei der Maſt, ſelbſt vom beſten Futter, nur wenig Speck und Fleiſch an, was beides noch überdies von 904 8 Werthe iſt. 506 V. i eh Ob zwar gleich das Schwein für eins der un— reinlichſten Thiere gehalten wird, zumal es, in Er— mangelung von reinem Waſſer, jeden ſchmuzigen, ſchlammigen Ort aufſucht und ſich darein legt, ſo will es doch eben ſo reinlich gehalten fein, als nur irgend ein anderes Thier, und obſchon es mit den Abgängen vorlieb nimmt, ſo müſſen dieſe dennoch ebenſo reinlich gehalten als verabreicht werden. Kein Thier iſt bei Krankheiten ſo weichlich, als das Schwein, bei dem jede Krankheit ſtets gefährlich iſt, und keins kommt bei ſchlechter Haltung von einem guten Zuſtande ſo ſchnell herab. Obſchon das Schwein ſich ſehr gern in feuchtem Erdboden oder Schlamm einwühlt, ſo iſt ihm doch eine feuchte Hal— tung im Stalle durchaus nachtheilig, es verlangt vielmehr dort eine trockne und weiche Streu. Wenn das Schwein in Ermangelung anderer Gelegenheit ſich in faulem und ſtinkendem Schlamme wälzt, ſo iſt ihm dies doch keineswegs dienlich, und nur das äußerſte Bedürfniß treibt es dazu. Kann man eine Schwemme von reinem Waſſer für die Schweine anlegen, ſo iſt ihnen dies um ſo dienlicher; kann man ihnen aber kein Waſſer zum Schwemmen und Baden verſchaffen, fo ſucht man einen fchattigen Platz aus, und erhält bei Trockenheit den Boden auf dieſem durch Begießen feucht. Das Schwein verträgt einen ziemlichen Grad von Kälte, aber keine große Hitze; ebenſo liebt es, wenn auch gerade keinen fin— ſtern, doch einen mehr dunkeln Aufenthalt, obſchon es zweckmäßig erſcheint, ihm bisweilen Sonnenſchein und Bewegung in freier Luft zu geſtatten. Endlich iſt auch Ruhe ein Hauptbedürfniß für das Gedeihen der Schweine; denn hat ſich das Schwein ſatt ge— freſſen, und hat es an einem dunkeln Orte eine weiche Streu, ſo verbleibt es gern in einer durch nichts ge— ſtörten Ruhe. Ein ein-oder zweijähriges Schwein bedarf bei der Stallfütterung täglich 5 Pfd. und beim Weidegange 2% Pfd. Stroh. Jüngere Schweine unter dem einjährigen Alter reichen im Durchſchnitt mit der Hälfte aus. Übrigens kann ver: mittelſt des Einſtreuens durch die Schweine bedeu— tend mehr Stroh in Dünger verwandelt werden, da das Schwein bei ſeiner feuchten Ernährung viel urinirt und feucht miſtet. Fehlt es dem Schweine nicht an Streu, ſo hält es ſeinen Stall auch reinlich und miſtet in einem Winkel der Stallung. Bei An— lage der Schweineſtälle muß man möglichſt darauf Rückſicht nehmen, daß die Schweine warm, jedoch luftig und reinlich erhalten werden können. Ernährung der Schweine. Die Ernährung der Schweine läßt ſich im All— gemeinen in die auf dem Stalle und in die auf der Weide eintheilen, jene zerfällt wieder in die im Win— ter und im Sommer. Fütterung der Schweine auf dem Stalle. Ob zwar gleich das Schwein, wie bereits oben bemerkt, auf die Abgänge hingewieſen iſt, welche andern Hausthieren entweder nicht ſo gedeihlich ſind, oder von ſolchen nicht gefreſſen werden, ſo iſt doch Nen ch die Schweinezucht in vielen Verhältniſſen zu ein— träglich, als daß ſie nur auf die Zahl beſchränkt wer— den dürfte, welche von jenen Abgängen erhalten werden kann, und die Schweine bedürfen dann auch noch anderweitiges Futter, das allerdings auch an— dern Hausthieren dienlich iſt. Es kommt nun haupt— ſächlich darauf an, den Schweinen das nach dem Zwecke der Aufzucht oder Maſtung geeignete Futter zu verabreichen. Zu den gewöhnlichen bei der Stall— fütterung vorkommenden Fütterungsmitteln ſind vor— zugsweiſe folgende zu rechnen: ) Küchenſpülicht, iſt nach feiner Nahrhaf— tigkeit ſehr verſchieden, nährender, z. B. aus der Küche der Wohlhabenden, als aus den Haushal— tungen der Armen. Im Ganzen kann es als ein guter, nährender, beſonders Sauen und jungen Schweinen dienlicher Trank betrachtet werden, ob— ſchon daſſelbe auf Fleiſch und Fett nur eine geringe Wirkung hat. 2) Saure Milch wird in der Regel nicht beſſer als zu Futter für die Schweine verwendet werden können. Am nutzbarſten wird die ſaure Milch an junge Schweine nach dem Abſetzen verwendet, indem ihr Wachsthum dadurch gar ſehr befördert wird. Nächſtdem iſt ſie Zuchtſauen, beſonders eine Zeitlang vor dem Werfen und ſo lange ſie ſäugen, zuträglich. Da ſie in der Regel andern Schweinen nicht in der erforderlichen Menge gegeben werden kann, ſo be— trachtet man ſie für dieſe nur als ſtärkendes Beifut— ter. Die Milch wirkt übrigens mehr auf Fleiſch- als auf Fett- und Speckanſatz; die damit gefütterten Thiere geben aber ein derberes, zarteres und ſchmack— hafteres Fleiſch. 3) Molken ſind zwar noch nährender und geben den Schweinen ein ſehr angenehmes und kühlendes Futter, enthalten aber weniger Nahrungstheile als die Milch, haben jedoch auf die Schmackhaftigkeit des Fleiſches einen bedeutenden Einfluß. 4) Olkuchen, vornehmlich die von Leinſamen, ſind ein gutes Futter für junge Schweine, beſonders aber für die Sauen vor dem Werfen und während des Saugens. Sie wirken hauptſächlich auf Wachs— thum und Fleiſchanſatz, und werden gepulvert dem Getränke und anderm Futter beigemengt. Schlacht— thieren giebt man ſie nur in der erſten Zeit der Maſt. Übrigens wird man fie im Allgemeinen, außer bei jungen Schweinen und Sauen, beſſer zu anderem Viehfutter verwenden. 5) Getreideabgänge, als: abgedroſchene Ahren, Spreu, Unkrautſämereien und geringe, leichte Körner, ſind in dem Verhältniſſe, als ſie mehr näh— rende Mehltheile enthalten, nahrhaft. Durch die Spreu werden die Schweine mehr geſättigt als ge— nährt, ſie wird für anderes Vieh beſſer angewendet, und muß mit anderem nahrhaften Futter zuſammen— gekocht werden. Die abgedroſchenen Ahren werden am beſten gebrüht, die geringen Körner geſchroten, die Unkrautſämereien aber müſſen durchaus gekocht werden. 6) Kartoffeln gelten als das hauptſächlichſte Futter für Schweine, ſowie ſie auch zugleich das empfehlenswertheſte ſind. Die damit gefütterten Die Schweinezucht. Schweine geben ein zartes, ſchmackhaftes Fleiſch, und ſetzen auch verhältnißmäßig Fleiſch und Fett an, obgleich die eigentliche Speckmaſt nicht ganz vollkom— men wird und der Speck nicht den Kern bekommt, wenn nicht die Maſt mit Getreide vollendet wird. Am gedeihlichſten ſind die Kartoffeln gekocht oder noch beſſer gedämpft. Sollen die Kartoffeln roh an die Schweine verfüttert werden, ſo muß dies gleich beim Anfange der Kartoffelfütterung geſchehen, be— vor ſich das Schwein an das gekochte Futter gewöhnt. Da die Schweine die rohen Kartoffeln ſpäter nicht mehr freſſen, ſo müſſen dieſe gekocht oder mit Schrot oder Kleie angemengt werden. Auch füttert man die rohen Kartoffeln am beſten für ſich allein täglich in drei Portionen, und giebt das flüſſige Futter als— dann ebenfalls in drei Portionen. Die gekochten oder gedämpften Kartoffeln, die bekanntlich viel beſſer als rohe füttern, werden in einem Brei verwandelt und auf das innigſte mit dem Kleien- und Milchfut— ter vermiſcht. Je mehr die Kartoffeln Mehl enthalten, ein deſto beſſeres Futter ſind ſie für die Schweine, und ſchlechte, wäſſerige Kartoffeln werden nur eine geringe Wirkung hervorbringen. i 7) Möhren ſtehen in der Ernährung der Schweine den Kartoffeln nicht nach, müſſen ihnen aber ebenfalls in gekochtem Zuſtande und mit feſteren Nahrungsmitteln vermiſcht gegeben werden; doch ſind ſie im Ganzen den Kartoffeln nicht an die Seite zu ſtellen. 8) Runkel- und Waſſerrüben können nur als Beimiſchung zu trocknem Futter und zur magerm Aufzucht der Thiere als dienlich betrachtet werden; für ſich allein ſind ſie zum Fleiſch- und Fettanſatz zu wäſſerig. Kohlrüben haben dagegen einen be— deutend höhern Werth und ſtehen den Kartoffeln am nächſten. 9) Kür biſſe ſind ein gedeihliches Futter für Schweine, und ſie ſollen von demſelben ſchnell fett werden. Man verfüttert ſie entweder roh oder gekocht. 10) Branntweinſchlämpe von Getreide hat einen größern Werth, obſchon auch ſie nicht geeignet iſt, eine ganz vollſtändige Maſt hervorzubringen; die von Kartoffeln hat aber einen ganz untergeordneten Werth, ſie iſt nur als Beifutter zu betrachten, und paßt nur für junge Schweine; doch mäſten auch dieſe alsdann im ſpätern Alter ſich ſchlechter und geben ein weniger ſchmackhaftes Fleiſch und einen ſchmieri— gen Speck. 11) Bierträbern ſind ein weit beſſeres und angenehmeres Futter, und paſſen für alte und junge Thiere, obſchon ſie eine ganz vollſtändige Maſt nicht bewirken können. 12) Eicheln und Bucheln (Buchnüſſe) ſind ein gutes Futter für Schweine, doch geben die letz— tern ein weiches und leicht flüſſig werdendes Fett und einen wenig derben Speck. 13) Abfall der Stärkefabriken mäſtet ſchneller als Branntweinſpülicht und Bierträbern, macht feſtes Fleiſch, derben Speck und viel Fett. Da ſich die Schweine bei dieſem Futter leicht überfteſſen, fo muß man ſehr behutſam füttern und die Tröge be— 507 ſonders rein halten. Beſſer wird übrigens immer mit noch einem andern Futter abgewechſelt. 14) Getreidefrüchte ſind allerdings das nahr— hafteſte Futter für Schweine, aber auch zugleich das koſtbarſte. Weizen, Roggen, Gerſte, Hafer, Mais, Buchweizen u. ſ. w. liefern ein zarteres, ſchmackhaf— teres, kernigeres Fleiſch und beſſern Speck als die Hülſenfrüchte, wogegen letztere einen größern Um— fang in der Maſſe bewirken und daher ein preis— würdigeres Anſehen der Thiere für den Fleiſcher ge— währen. Am gedeihlichſten iſt das Körnerfutter im gekochten oder gequellten Zuſtande; für erwachſene Thiere iſt es zuträglich, die Körner ſchroten zu laſſen und zu Trank einzurühren. 15) Todte Thiere. Man hat neuerdings mit ſehr gutem Erfolge angefangen, das Fleiſch todter Thiere, namentlich der Pferde, zum Mäſten der Schweine zu benutzen, theils roh, theilsßmit Dampf gekocht. Die Thiere werden ſehr ſchnell fett davon und leiden nicht an der Geſundheit. Im magern Zuftande freſſen die Schweine von geringerem Futter mehr, als im Zuſtande des Fett— werdens von dem ihnen zur Maſt gegebenen nahr— haftern Futter. Über die Futtermenge entſcheidet aber auch hauptſächlich das Alter. Im Allgemeinen ſoll jedes Thier des Morgens, Mittags und Abends eine ſolche Menge Futter erhalten, daß es nicht mehr freſſen mag. Bleibt von dem letzten Futter einer Mahlzeit etwas übrig, ſo muß weniger gegeben, auch der Futterreſt ſorgfältig weggeſchafft und das Futtergefäß gereinigt werden. Es iſt beſſer, den Schweinen dreimal, als nur zweimal täglich Futter zu geben, was bei nicht zur Zucht beſtimmten Schwei— nen mit noch mehr Vortheil vier- oder fünfmal wird geſchehen können. Das Futter wird den Schweinen im verdünnten Zuſtande gegeben, und hiervon braucht dann ein Schwein von mittlerer Größe, wenn es ein Jahr alt iſt, täglich 12 bis 16 preuß. Quart. Ein Faſelſchwein von 5 Monateu wird bis zu einem Jahre immer ; dieſer Futtermenge bedürfen. Bei einem Futterquantum täglich im Durchſchnitt für ein Faſelſchwein von 2 Quart ſaurer Milch, ½ Pfund Kleie, 8 Pfd. Kartoffeln und 1 Pfd. Schrot, alles durch Zuſatz von Waſſer, Spülicht u. ſ. w. zu obi— ger flüſſiger Futtermenge verdünnt, wird daſſelbe freudig emporwachſen. Obiges Duantum ift natür— lich nur das Durchſchnittsquantum vom Anfange des ſechsten bis zur Vollendung des zwölften Mo— nats, und das Schwein muß anfangs weniger, ſpä— ter mehr Futter erhalten. Wenn man einem ein Jahr alten Schweine täglich 3 Quart Milch, /½ Pfund Kleie, 12 Pfd. Kartoffeln und 1½ Pfd. Schrot giebt, und dieſes zu 12 bis 16 Quart flüſſigem Futter ver— dünnt, ſo iſt dies ein ſehr reichliches Futter, und das Schwein wird bei einer Zulage von 3, höchſtens 4 Pfund Schrot in kurzer Zeit vollſtändig fett ſein. Kleinere Raſſen bedürfen weniger, größere mehr Futter. Wenn ſchon das kalte Futter den Schweinen das angemeſſenſte iſt, ſo iſt ihnen doch im Winter lau— warmes Futter dienlicher, heißes aber ſehr ſchädlich. Im Betreff der Aube des Futters wechſelt * 508 Bat erh man vortheilhaft bei den Schweinen mit dünnflüſſi— gem und conſiſtenterm oder dickerem. Außerdem ſoll den Schweinen immer friſches Waſſer zum Saufen angeboten werden, weil deſſen Genuß die Verdau— ungswerkzeuge ſtärkt; doch wird es entbehrlich, wenn man nur wenigſtens einen Theil des in flüſſigem Zuſtand verſetzten Futters kalt verabreicht. Je mehr man mit der Streu beſchränkt iſt, um ſo beſſer iſt es, mehr conſiſtentes Futter zu geben, und die Befriedi— gung des Durſtes durch friſches Waſſer zu bewerk— ſtelligen; bei hinlänglicher Streu hingegen giebt man nur ſo viel conſiſtentes Futter, als zur Abwechſelung, um den Appetit zu erhalten, nöthig iſt, und verwan— delt die Nahrung hauptſächlich in eine flüſſige. Jun— gen, noch im Wachsthume begriffenen Schweinen iſt conſiſtentes Futter und Befriedigung des Durſtes durch friſches Waſſer zuträglicher, als zu vieles flüſ— ſiges Futter. Die zur Maſt aufgeſtellten Schweine müſſen in der letzten Periode hauptſächlich conſiſten— tes Futter erhalten. Ferkeln darf es nicht an trock— nem und flüſſigem Futter fehlen; mit dem conſiſten— ten Futter fängt man des Morgens an und läßt dann flüffiges folgen und wechſelt jo mit flüſſigem und conſiſtentem Futter ab. Die minder gern gefreſſenen Futtermittel giebt man den Schweinen zuerſt, und macht mit den beliebteſten den Beſchluß. Wenn man im Sommer grünes Futter verabreicht, ſo giebt man es ganz ſo, wie es iſt. Bei der grünen Fütterung iſt flüſſiges Futter nicht nothwendig, obwohl die Schweine die Abgänge des Gemüſes mit dem Spü— licht aus der Küche um ſo lieber freſſen, vielmehr muß man dabei für etwas conſiſtenteres Futter ſor— gen; indeſſen muß man doch die Gelegenheit zu ſau— fen den Schweinen dabei nicht vorenthalten. Ernährung auf der Weide. Im Allgemeinen werden die Schweine nur unter manchen Verhältniſſen und nur auf manchen Weide— plätzen einen entſprechenden Nutzen geben. In guten Gegenden wird man wohl ſelten die Weide vortheil— haft mit Schweinen benutzen. Wo man dagegen ſauergraſige Niederungen, bruchige und moraſtige Stellen, kühle, buſchige Plätze, viele Waſſerpfuhle und überhaupt für andere Hausthiere nicht geeignete Weideplätze hat; wo ferner noch viele Maden, Schnecken und Würmer ſich im Boden befinden, oder den Schweinen angenehme Wurzeln angetroffen wer— den, da iſt ſolche Weide allerdings nicht beſſer zu benutzen. Den meiſten Vortheil bringt das Weiden den magern, noch nicht zum Fettmachen beſtimmten Schweine, wenn man ihnen Wälder und Brüche dazu hergeben kann, welche zur Ernährung des Rind— viehes und der Schafe nicht taugen, und es kommt hier nur darauf an, ob die Schweine durch das Wühlen nicht Schaden zufügen können. Mit Aus— nahme der Eichel- und Buchelmaſt iſt übrigens dieſe Weide ſelten ſo ergiebig, daß ſich Schweine, ohne eine beſondere Futterzulage im Stalle darauf er— halten könnten. Getreideſtoppeln und abgeerntete Kraut-, Rüben- und Kartoffelfelder find eine den Schweinen gedeihliche Weide, indem ſie hier eine gute Nachleſe finden, außerdem aber auch durch das z uu ch t. Umwühlen zur Vertilgung der Engerlinge und an— dern Ungeziefers beitragen und die dem Acker nach— theiligen Wurzeln aus dem Boden herausſchaffen und vertilgen. Auch geben Waſſerrüben in die Stop— peln geſäet eine gute Weide, wobei man zugleich das Herausſchaffen dieſer Früchte ſich erſparen kann. Uebrigens iſt es ſelbſt bei hinreichender Weide den Schweinen dienlich, wenn ſie im Hauſe etwas mäßi— ges, aber conſiſtentes Futter bekommen. Regenwet— ter iſt den Schweinen nicht dienlich, und ſie laufen dann von ſelbſt nach dem Stalle. Bei der Weide— ernährung iſt es den Schweinen zuträglich, ihnen von Zeit zu Zeit etwas Salz zu geben. Doch be— hauptet man, daß die Därme davon mürbe würden, und nachher die Würſte beim Kochen leicht platzten. Übrigens ſollen Galläpfel wie Kohle gepulvert und dem Futter beigemengt die Maſtſchweine auch bei Appetit und guter Geſundheit erhalten. Als ein vor— zügliches Mittel, die Schweine im Allgemeinen ge— ſund zu erhalten, rühmt man rohes Spießglanz, be— ſonders zu Anfange des Frühlings, wenn die Schweine auf die Weide gehen ſollen, im Sommer, bevor die ganz heißen Tage kommen, und beſonders wenn man die Schweine zur Maſt aufſtellen will. Es wird dem Schweine 4 bis 6 Tage hindurch 1 Stunde vor dem Freſſen eine Meſſerſpitze voll, in Milch eingerührt, gegeben. Damit ſich die Schweine auf der Weide nicht zu weit verlaufen, werden ihnen 2 Fuß lange runde Hölzer mit einem Stricke an den Halz ge— hängt. Am hohen Mittage müſſen ſie zur Sommers— zeit entweder an einen ſchattigen Ort oder nach Hauſe getrieben werden. Maſtung der Schweine. Da bereits ſchon früher bei der Ernährung auf dem Stalle im Allgemeinen auch die Regeln für die Maſtung der Schweine mit aufgeſtellt worden, ſo ſollen hier nur noch einige Bemerkungen darüber gegeben werden. Die Schweine eignen ſich unter den Hausthieren ganz beſonders zur Maſt, weßhalb ſie auch am meiſten gemäſtet werden, zumal das Schweinefett wegen ſeines Wohlgeſchmacks ſehr ge— ſchätzt iſt. Reinlichkeit iſt bei der Maſtung der Schweine ein Haupterforderniß, ſowie ſie auch, da ſie von Natur ſehr gefräßig ſind, auf einmal nicht zu viel Futter erhalten dürfen, weil ſie ſich ſonſt zu leicht überfreſſen und krank werden. Nur ausgewach— ſene Schweine werden mit Vortheil zur eigentlichen Maſt aufgeſtellt, und dies ſind 2 bis 3 Jahre alte Thiere. 1 bis 1½jährige Thiere geben nicht fo viel Fett, aber ein um fo ſchmackhafteres Fleiſch. In manchen Gegenden kann man jedoch die Schweine in einem Alter von / bis 1 Jahr, die nicht eigent— lich gemäſtet, ſondern blos gut gefüttert ſind, ſehr gut an die Fleiſcher zum Schlachten verkaufen. Zu ſolchen Fleiſchſchweinen eignen ſich vornehmlich die mittelgroßen Raſſen, während zu den ſogenannten Speckſchweinen die großen Raſſen mehr paſſend ſind. Zur Maſtung ſollen ſich vorzüglich ſolche Schweine gut eignen, welche kurze, feine Borſten und unten am Halſe Warzen oder Glöckchen wie die Ziegen Die haben. Die Maſtung wird bei uns felten, in Eng— land aber häufig, mit Futterkräutern, Klee, Luzerne, Wicken, Buchweizen, Spergel im Sommer betrieben, indem man entweder die Schweine wechſelnd in ſolche Futterkoppeln eintreibt, oder jenes Grünfutter im Stalle oder in einer feſtſtehenden Horde verab— reicht. Dieſe Futterkräuter, ſowie Kohl und Abfälle anderer Art unter einander werden auch geſchnitten, in ausgemauerten großen Behältern geſalzen einge— ſtampft und darin eingeſäuert, wovon die Schweine im Herbſte gefüttert und ſehr fett werden. Wegen der übrigen zur Maſt geeigneten Futterſtoffe ſ. Nähe— res oben bei der Ernährung der Schweine auf dem Stalle. Was endlich die Eichelmaſt in den Waldungen anlangt, fo iſt dies allerdings die billigſte Maſtungs— methode und in den ſogenannten Maſtjahren bei vorhandener Gelegenheit wohl zu benutzen. Nach Verhältniß des Vorrathes an Eicheln wird ſie volle, dreiviertel, halbe und viertel Maſt (Sprangmaſt) genannt. Die volle Maſt wird angenommen, wenn die maſttragenden Bäume ſo voll von Früchten ſitzen, wie ſie in guten Jahren nur zu tragen pflegen, und man kann bei einer vollen Maſt auf 25 ausgewach— ſene Eichen ein Schwein rechnen. Übrigens wird es von der Beſchaffenheit des Bodens abhängen, ob alle 6 oder alle 9 Jahre auf volle Maſt zu rechnen ſei; die halbe Maſt wird alle 3 Jahre ſtattfinden und die übrigen Jahre nur Sprangmaſt anzurechnen ſein. Die Bäume dürfen nicht zu weit auseinander ſtehen, damit der Umtrieb nicht zu weit ſei, ſowie ſich auch hinreichendes Waſſer an mehrere Stellen im Walde vorfinden muß. Die Maſtzeit dauert für die eigentlichen Maſtſchweine gewöhnlich 10 bis 12 Wochen. Die wichtigſten Krankheiten der Schweine. Bei einer naturgemäßen Ernährung ſind die Schweine nur wenigen Krankheiten unterworfen. Sobald man aber an dem Schweine eine innere Krankheit bemerkt, ohne daß ſolche von verdorbenem Magen herrührt, ſo iſt dieſe meiſtens auch ſchon ge— fahrvoll, zumal die Arzneien zum innerlichen Ge— brauche dem Schweine nur ſchwer beizubringen ſind, wenn man ihm dieſe nicht mit dem Futter gemiſcht geben kann. 1) Der Milzbrand (Rankkorn) kommt ge— wöhnlich in den Sommermonaten nach großer Hitze und anhaltend trockner Witterung, namentlich bei Mangel an Waſſer vor. Er überfällt die Thiere ſchnell und unvermuthet. Die Thiere gehen im Kreiſe herum, fangen öfters zu laufen an, der Athem wird kurz, es ſtellt ſich ein trockner Huſten ein, Maul und Naſe ſind trocken und heiß, der Appetit verliert ſich nach und nach, und dieſe Krankheit endet meiſtens bald mit dem Tode. Man entferne die kranken Thiere ſogleich von den geſunden, entziehe ihnen ihr ge— wöhnliches Futter, und gebe ihnen ſaure Milch, worunter man / Loth Glauberſalz, / Loth Salmiak— ſalz, 2 Quentchen Salperterſalz auf ein Schwein miſcht, welcher Trank denſelben öfters zu reichen iſt. Schweinezucht. 509 Bei Freßluſt gebe man dem Thiere kühlendes Futter, wie grünen Klee, Salat, Obſt u. ſ. w. Außerdem macht man Aderläſſe, indem man an der untern Seite des Ohres 2 bis 3 Zoll in der Richtung der Breite einſchneidet. Dieſe Aderläſſe kann man auch am Schwanze vornehmen, von welchem man ein kleines Stück abſchneidet. Als Vorbeugungsmittel gegen den Milzbrand kann nicht genug das häufige Schwemmen der geſundſcheinenden Thiere im kalten Waſſer oder Übergießen des ganzen Körpers damit empfohlen werden. Auch bringt man wohl Lehm in den Stall, der den Thieren ein kühlendes Lager ge— währt. Die Kadaver der krepirten Schweine ſind mit Haut und Haar gut zu vergraben. 2) Die Bräune (Kehlſucht, Kropf, Sommer— ſeuche, Kribbelkrankheit, brandige Halsbräune u. ſ. w.) iſt eine der gefährlichſten Krankheiten der Schweine, zumal fie häufig mit einem milzbrandartigen Leiden vergeſellſchaftet iſt. Die Bräune kommt in der Regel nur im Sommer während und nach der Ernte vor, befällt gewöhnlich mehrere Schweine in der Herde gleichzeitig oder ganze Herden, häufig die beſten, wohlgenährteſten, vorzugsweiſe aber auch die jüngſten davon. Sie verläuft binnen 24 bis 36 Stunden, zum Tode oder zur Geneſung führend; längſtens dauert ſie einige Tage. Die Thiere werden plötzlich von dieſer Krankheit befallen, ſind ängſtlich, tau— meln, athmen ſchwer, ſperren den Rachen auf und ſtrecken die Zunge hervor, die trocken und braunroth ausſieht; ſie zittern mit dem ganzen übrigens ſehr heißen Körper. Beim Saufen ſtecken ſie den ſehr heißen Rüſſel tief in das Waſſer, ſie würgen und haben Neigung zum Erbrechen. Bis zum andern Tage pflegt ſich häufig eine kropfähnliche Geſchwulſt an der Kehle und an dem Halſe zu bilden, die an— fangs braunroth ausſieht, aber, wenn die Krankheit einen übeln Ausgang nimmt, ſich in eine blaßgraue Farbe umändert, wobei die kranken Thiere ſehr häu— fig erſticken. Dieſe Krankheit entſteht am meiſten bei großer Hitze, wenn die Schweine nicht genug friſches Waſſer zu ſaufen bekommen; ferner bei plötzlicher Abkühlung ſchwülen, heißen Wetters, kaltem Saufen nach Erhitzung; ferner durch Saufen faulen ſchlech— ten Waſſers und ſchnellen Wechſel ſchlechter Weide— mit ſehr nahrhaftem Futter. Als Vorheugungsmittel find anzuführen: Man entferne die kranken Thiere von den geſunden, beſei— tige die vermuthlichen Urſachen der Entſtehung, gebe ſchlechteres Futter, laſſe den ſtärkſten und geſündeſten Thieren zur Ader, gebe Kochſalz oder Glauberſalz, zweimal täglich 2 Loth auf jedes Schwein gerechnet, in Waſſer mit Kleien zu ſaufen, anfangs einige Tage hinter einander, ſpäter nur wöchentlich einmal. Die— ſer Krankheit kann man auch noch durch folgende Mittel vorbeugen: viel ſaure Milch gegeben, oder täglich / bis 2 Loth rohen Spießglanz auf das Fut— ter geſtreut, oder unreifes Obſt klein geſtampft mit Waſſer gegeben, oder täglich 1 Loth Schießpulver angefeuchtet und unter das Futter gemiſcht; Alles für ein ausgewachſenes Mittelſchwein berechnet. Bei der Heilung ſelbſt wird nach Alter und Größe 8 bis 24 Loth Blut weggelaſſen und bei Neigung zum 510 Birch Brechen giebt man 3 bis 5 Gran Brechweinſtein in 4Loth deſtillirtem Waſſer gelöſt, davon erſt die Hälfte, und erfolgt keine Wirkung ½ Stunde darauf die zweite Hälfte. Nach dem Brechmittel, oder wenn dies nicht gleich zu haben, wird dem Schweine 2 bis 3 Quentchen Salpeter in 4 Loth Waſſer aufgelöſt, oder 1 Loth Schießpulver blos angefeuchtet eingegeben. Erfolgt kein Laxiren, ſo erhält das Thier ein Klyſtier von 12 Loth Seifenwaſſer und 2 bis 3 Loth Leinöl. Die Geſchwülſte am Halſe werden täglich zweimal mit flüchtigem kampferhaltigem Liniment eingerieben. Wenn das Schwein gar nicht mehr ſchlucken kann, ſo wird ihm mit einer Miſchung aus Eſſig und Waſ— ſer, in welcher auf 1 Quart 4 Loth Salpeter auf— gelöſt ſind, das Maul ausgeſpritzt. Kann das Thier bei erfolgender Geneſung wieder ſchlucken, ſo wird ihm etwas geſtampftes Grünfutter oder Wurzeln und Möhren gegeben. War die Bräune milzbrandartig, ſo darf das krepirte Thier durchaus nicht in der Wirthſchaft verbraucht werden, ſondern man muß ſolches möglichſt tief verſcharren; wenn dagegen die Bräune nicht milzbrandartig war, ſo kann man das Fett noch zu Seife oder Wagenſchmiere benutzen. 3) Die Räude (Krätze, Grind) erſcheint bei dem Schweine in ähnlicher Geſtalt, wie bei dem Pferde und Rinde, ſowie man ebenfalls zur Heilung die Walz'ſche Lauge anwendet. Auch erfolgt die Heiz lung ſehr leicht bei folgendem Verfahren: 2 Pfund Tabak werden mit 2 Quart Waſſer / Stunde lang gekocht, worauf man die Abkochung durch grobe Lein— wand ſeihet und /½/ Pfd. Pottaſche hinzuſetzt, wo man nun die räudigen Stellen täglich zweimal mit— telſt einer Bürſte mit dieſer lauwarm gemachten Brühe befeuchtet; außerdem wird das Schwein bei gutem Sutter in einem trocknen Stalle, oder im Som— mer im Freien gehalten, und alle 2 bis 3 Tage mit grüner Seife und heißem Waſſer recht rein gewaſchen. Ein Pulver aus 2Loth Schwefel und 3 Loth Spieß— glanz, wovon täglich 2 Theelöffel voll auf das Fut— ter geſtreut werden, beſchleunigt die Heilung ſehr. 4) Der Ferkelausſchlag findet ſich zuweilen bei den Ferkeln um Augen, Maul, Ohren, ſowie auch ſelbſt an andern Körpertheilen. Dieſer Aus— ſchlag zeigt ſich als ein dicker brauner Schorf, unter dem man einen näſſenden Grund findet und bei dem die Augen oft entzündet und durch Schorfe verklebt erſcheinen. Zur Heilung giebt man der Mutter ein Abführmittel von 3 Loth Glauberſalz in Waſſer auf: gelöſt. Die Ferkel befreit man mittelſt eines ſtumpfen Meſſers möglichſt von den Schorfen und reibt als— dann den Grund mit Ol ein; die Augen werden mit warmem Waſſer gereinigt. Sollten ſich dennoch wie— der neue Schorfen zeigen, fo entfernt man dieſelben auf's Neue und wäſcht die näſſenden Stellen täglich vier- bis ſechsmal mit einem Waſſer aus 1 Loth blauem Vitriol und 1 Quart Waſſer.“ zu cht. 5) Die Finnen (Hirſeſucht) werden häufig bei den Maſtſchweinen und bei denen gefunden, welche von finnigen Schweinen geworfen find. Dieſe Krank— heit beſteht in einer Menge Hirſekörner großen, run— den, weißen Blaſen, welche einen Blaſenbandwurm (Finne) enthalten. An dem lebenden Schweine wird übrigens dieſe Krankheit, wenn ſchon fie über den ganzen Körper ausgebreitet ſein kann, ſelten mit Sicherheit entdeckt. Zuweilen jedoch, wenn jene Krankheit ſehr heftig auftritt, finden ſich Mattigkeit, Abmagerung, Geſchwulſt unter dem Hinterkiefer und der Baden, Schwäche und Lähmung des Hinter: theils ein; auch gehen die Borſten aus. Als ein vor— zügliches Merkmal am lebenden Thiere gelten die Finnenknötchen unter der Zunge, obſchon auch dieſe oft fehlen. Nur erſt beim Schlachten wird das Übel ſicher erkannt. Übrigens werden die Schweine ſelten vor dem zweiten Jahre von den Finnen befallen. Die Finnen ſcheinen hauptſächlich von einer zu ſchnellen, übereilten Maſtung herzurühren, und ſich beſonders bei anhaltender Ruhe auszubilden, ſowie überhaupt ſchlechte, verdorbene Nahrung zu den hauptſächlichſten Urſachen zu gehören ſcheint. Dieſe Krankheit iſt ſehr vererblich, und von einer Hei— lung derſelben iſt wenig zu hoffen. Man empfiehlt hierzu das rohe Spießglanzpulver, zu 2 Drachmen für ein jähriges Schwein, auf's Futter geſtreut, und einige Wochen mit dieſer Fütterung fortzufahren. Zur Verhütung dieſer Krankheit empfieht man: nicht Nachzucht von ſolchen Ebern und Sauen zu ziehen, welche in der Regel finnige Schweine erzeugen; fer— ner räth man während der Stallmaſt zuweilen Salz zu füttern und öfters eichene Holzbrände in dem Fut— ter abzulöſchen und abzukühlen. Bei Herden, wo ſich ſchon einige Finnen zeigen, haben ſich die Holz— aſche, zu ein Paar Eßlöffel voll alle Wochen einmal unter das Futter gemengt, die Eiſenvitriol zu / bis 1 Loth, auch der Alaun zu 1 bis 2 Loth für die Woche mit dem Futter gegeben, als nützliche Vor— bauungsmittel bewährt. 6) Der Durchfall (Ruhr) entſteht theils durch Überladung des Magens, theils durch den Genuß ſchädlicher Pflanzen, oder auch endlich durch Erkäl— tung. Wenn mit dem Kothe zugleich eine übel— riechende Jauche oder ſelbſt Blut abgeht, ſo nennt man dieſes Ruhr, an welcher die Schweine leicht krepiren. Einige Tage kann der Durchfall, wenn nicht Blut abgeht, ohne Nachtheil für das Schwein anhalten; bei längerer Dauer muß man ihn aber zu ſtillen ſuchen. Man hält die kranken Thiere in einem warmen, trocknen, mit guter Streu verſehenen Stalle und füttert ſie mit Schrot, Körnern, Eicheln, Kaſta— nien oder mit abgekochten Kartoffeln. Sonſt mengt man noch unter den Futterbrei für einen Tag 1 Loth Alaun, 2 Loth geſtoßene Eichenrinde und 2 Loth Tormentillwurzelpulver, und giebt dies ſo lange fort, bis das Übel beſeitigt iſt. Dre Zikgenzuch ! 511 Zn zu ch . „Die Ziegen, welche mit dem Schafe zu einem und demſelben Thiergeſchlechte gehören und theils ge— hörnt, theils ungebörnt erſcheinen, find verſchiedent— lich gefärbt, auch wohl ganz weiß. Die Ziegen in den Thälern find immer größer, als die, welche den Sommer auf hohen Alpen und den Winter bei kar— ger Nahrung in den Ställen zubringen. Man unter— ſcheidet unter den Ziegen mehrere Arten, von denen folgende die vornehmſten ſind: 1) Die gemeine oder Haus ziege iſt im nördlichen wie im ſüdlichen Deutſchland, obſchon in letzterem häufiger, verbreitet. Hinſichtlich der Nutz— barkeit der Ziege kommt zuerſt ihr Fleiſch in Betracht, und das von jungen Ziegen iſt eine ſehr geſchätzte Speiſe. Auch die weiblichen Ziegen werden, wenn ſie gemäſtet ſind, geſchlachtet, doch ſteht ihr Fleiſch dem von Schafen im Werthe nach. Die kaſtrirten Böcke geben, wenn ſie nicht zu alt ſind, ein beſſeres Fleiſch, obſchon auch dieſes nicht beſonders geſchätzt und meiſtens nur zur eigenen Conſumtion verbraucht wird; das Fleiſch von alten, nicht verſchnittenen Böcken wird aber am wenigſten geachtet, indem es ebenſo eigenthümlich ſchmeckt, als ein alter Ziegen— bock riecht. Ein verſchnittener und gemäſteter Bock giebt nicht ſelten über 30 Pfd. ſehr geſchätzten Talg, und die Häute der Ziegen, beſonders die der Böcke, geben ein ſehr geſchätztes Leder. In manchen Gegen— den werden ſogar die Haare der Ziegen im April oder Mai ſorgfältig abgekämmt und aus dem dadurch ge— wonnenen Flaum ſehr feine Zeuge und Strümpfe verfertigt. Ziegen, im Rindviehſtalle aufgeftellt, ſol— len beſonders bei Seuchen zur Erhaltung der Ge— ſundheit des Rindviehes beitragen; nicht minder zu— träglich ſoll es für die Geſundheit der Pferde ſein, wenn man einen Ziegenbock in dem Pferdeſtalle hält, ſowie auch thatſächlich Ratten und Mäuſe die Aus— dünſtungen deſſelben nicht gut vertragen. Den vor: züglichſten Nutzen gewährt aber die Ziege durch den Milchertrag, und ſie giebt im Verhältniß ihrer Größe und des verabreichten Futters weit mehr Milch als die Kuh: vier preuß. Quart Milch von einer neu— melkenden Ziege täglich ſind nichts Seltenes. Die Milch der Ziegen wird für geſünder gehalten, als die der Kühe und der davon bereitete Käſe wird fett und ſchmackhaft. Die Ziege iſt in gebirgigen Gegenden von grö— ßerm Nutzen als in flachen, indem man ſie dort auf den ſteilen Gebirgen weiden kann, wohin die Schafe nicht zu gelangen vermögen, und weil auch gerade dort vorzüglich die gewürzhaften Pflanzen wachſen, welche die Ziege vorzüglich liebt und die ihrer Milch eine vorzügliche Eigenſchaft geben. Im flachen Lande dagegen müſſen die Ziegen mit gutem Futter auf dem Stalle gefüttert werden, da ſte ihnen nicht zu— ſagendes Futter nur vernichten, indem ſie in dieſer Hinſicht viel wähleriſcher als die Kühe ſind. Auf den Weiden richten die Ziegen aber, wenn ſie nicht genau beauflichtigt werden, mancherlei Schaden an, der ihre Haltung nur nachtheilig macht. Den jungen Schlägen der Laubhölzer ſind die Ziegen namentlich ſehr gefährlich, ſowie ſie auch über niedrige Einzäu— nungen, welche das andere Vieh wohl abhalten, leicht hinüber ſpringen. Wo man die Ziegen in grö— ßerer Anzahl hält, werden ſie entweder auf dem Stalle gefüttert, oder es wird für ſie ein beſonderer Hirte gehalten. Bei der Zucht der Ziegen kommt es vornehmlich auf ein tüchtiges männliches Thier, den Bock, an, und dieſer muß vorzüglich von einer guten Milchziege gefallen fein. Zwar wird derſelbe fchon nach dem erſten Jahre fortpflanzungsfähig, indeſſen verwendet man ihn nicht vor Ablauf des zweiten Jahres zur Zucht und er bleibt dann bis zum ſiebenten Jahre brauchbar. Man kaſtrirt ihn jedoch gewöhnlich früher, weil er ſonſt um ſo ſchlechteres Fleiſch und weniger Fett giebt. Ein Bock reicht zur Begattung für 25 bis 30 Ziegen hin, und läßt man ihn aus der Hand ſpringen, ſo kann er bei guter Fütterung auch 60 und mehr Ziegen mit gutem Erfolg belegen. Eine gute Zuchtziege (Geis) muß ein langes volles Euter, lange Zitzen, ein breites Kreus, breite Lenden, dicke Schenkel, lange und dichte Haare und ein munteres Anſehen haben, dabei auch von einer anſchnlichen Körpergröße ſein. Je zierlicher übrigens dabei das Gebäude ift, um fo mehr Werth hat eine Ziege zur Zucht. Erſt mit dem vollendeten erſten Jahre darf die Ziege zum Bocke zugelaſſen werden, und ſie kann dann 6 bis 7 Jahre zur Zucht benutzt werden. Durch die Art und Weiſe der Züchtung kann der Begat— tungstrieb der Ziegen auf verſchiedene Zeiten ver— ſchoben werden. Sich ſelbſt überlaſſen äußern ſie dieſen Trieb gewöhnlich im Oktober und November, manchmal auch früher; doch läßt man ſie da noch nicht zum Bocke, weil ſie dann in einer Jahreszeit kommen, wo es noch zu kalt iſt und noch an gutem Futter fehlt. Wenn Ziegen jährlich zweimal kom— men, ſo verlangen ſie ſchon 14 Tage nach dem erſten Lammen wieder nach dem Bocke; da aber die Brunſt— zeit nur 24 Stunden dauert, ſo muß man genau auf dieſelbe achten. Eine brünſtige Ziege blökt, läuft im Stalle herum, wedelt beſtändig mit dem Schwanze und zeigt angeſchwollene Geburtstheile. Gewöhnlich zeigt ſich die Brunſt nach dem zehnten bis zwölften Tage wieder, wenn die Ziege nicht empfangen hat oder nicht zun Bocke zugelaſſen worden iſt. Nach vier Wochen zeigt ſich wohl noch eine dritte, ſpäter aber bleibt ſie aus und findet ſich nur im Frühjahre und im Herbſte wieder. Die Ziegen gehen 20 bis 22 Wochen trächtig und werfen dann 1, 2, bisweilen auch 3 und 4 Lämmer. Schwere Geburten kommen häufig vor, und fehlt es der Mutter beim Lammen an Kräften, ſo giebt man ihr ein Paar Glas Wein oder auch nur etwas Bier. Steht das Lammen zu lange inne, ſo ſucht man es zur Zeit, wenn die Mutter Wehen hat, ſanft und nach und nach hervorzuziehen. Etliche Stunden nach dem Lammen giebt man der Mutter 512 Wige einen laulichen Mehl- oder Kleientrank, auch etwas Gerſte und Hafer. Wenn die Ziegen auf einmal mehrere Lämmer zur Welt bringen, ſo darf man ihnen nie mehr als zwei laſſen, da nur in höchſt ſel— tenen Fällen die Mutter für mehr als zwei Lämmer Milch hat; die übrigen Lämmer (Zidelchen) zieht man mit der Milch anderer Ziegen ſo weit auf, bis fie für den Fleiſcher tauglich ſind. Man läßt die Lämmer 4 bis 5 Wochen ſaugen und ſetzt ſie dann ab; wo jedoch die Vegetation ſpäter beginnt, läßt man die früh gefallenen Lämmer auch länger ſaugen. Überhaupt iſt es zweckmäßig, das Abgewöhnen der Lämmer bis zu der Zeit hinzuhalten, wo ſie grünes Futter im Stalle bekommen können. Nach dem Ab— gewöhnen bringt man die Lämmer von den Müttern weg am beſten in einem andern Stall, ohne ſie je— doch anzubinden. Die jungen Thiere werden nach dem Abgewöhnen mit Grünfutter und ſelbſt beim Weidegange mit mancherlei Abgängen von Gemüſen, auch mit etwas gutem Heu gefüttert. Man darf die jungen Thiere weder an ein zu gutes Futter gewöh— nen, noch ihnen daſſelbe in zu reichlichen Portionen auf einmal geben, ſondern ihnen daſſelbe fünf- bis ſechsmal täglich verabreichen, wobei ſie auch öfters reines Waſſer zum Saufen erhalten müſſen. Die Böcke werden, wenn ſie nicht zur Zucht beſtimmt ſind, während des Saugens oder in den erſten ſechs Lebensmonaten wie die männlichen Schafe verſchnit— ten. Berückſichtigt man aber mehr die Benutzung der Haut, fo nimmt man das Kaſtriren erſt dann vor, wenn ſie zwei Jahre alt geworden ſind. Im Sommer werden die Ziegen hauptſächlich auf der Weide ernährt, wo hohe Bergweiden, die keinem andern Viehe zugänglich ſind, als die beſten erſcheinen. Ein Hirte kann die Aufſicht über 40 bis 50 Stück weidende Ziegen führen, doch muß er einen Hund dabei haben. In flachen Gegenden, wo we— niger Ziegen gehalten werden, pflegt man ſie mit den Schafen, mit dem Rindviehe oder auch mit den Schweinen gemeinſchaftlich zu hüten. Übrigens ſind die Ziegen auf der Weide nicht ſo empfindlich wie die Schafe. Bei der Sommerſtallfütterung muß man mit dem Futter möglichſt abwechſeln. Von Luzerne und Klee freſſen die Ziegen nur die Blätter und laſ— ſen die Stengel liegen; Erbſen und Wickengemenge freſſen ſie lieber, noch lieber aber den Spergel und grünen Mais. Dagegen verſchmähen ſie ſchlechteres Gras, was man für anderes Vieh untauglich hält, keineswegs, ſie ſuchen ſich vielmehr das Beſte heraus, und die Abſchnitte von den Hecken beim Beſchneiden derſelben ſind ein gutes Futter für die Ziegen. Ebenſo freſſen ſie verſchiedenartiges Laub und die Abgänge von Gemüſen gern. Auch Roßkaſtanien freſſen ſie gern; nach Eicheln verwerfen die trächtigen Mutter— ziegen leicht. Flöhkraut iſt ihnen ſchädlich, ſogar tödtlich. Bei der Grünfütterung im Stalle darf es den Ziegen nie an friſchem Waſſer zum Saufen feh— len, und man ſoll ſie täglich dreimal dazu laſſen. Ebenſo wenig darf es ihnen bei der Sommerſtall— fütterung an Bewegung fehlen, weßhalb man ſie täglich ein paarmal auf den Viehhof herauslaſſen muß. h. z u ch; t. Die Winterfütterung der Ziegen dauert länger als die der Schafe, und man kann ſie der des Rind— viehes gleich achten, vornehmlich deßhalb, weil ſie die Kälte nicht vertragen. Die Ernährung der Zie— gen im Winter erfolgt mit ſüßem Heu und Grum— met; mit getrocknetem Laube, allerhand Wurzelwerk und deſſen Abgängen, mit gekochten Kartoffeln, mit Hülſen der Hülſenfrüchte, grünen und eingemachten Kohl- und Krautblättern, Krautſtrünken, Überkehr und Spreu. Auch im Winter darf es den Ziegen nicht an hinlänglichem Saufen fehlen, doch muß der Tranküberſchlagen und mit etwas Haferſchrot, Kleien oder Leinkuchen angemengt ſein. Salz iſt den Zie— gen unentbehrlich und man darf mit deſſen Verab— reichung niemals ſparſam ſein. Die Ziegen müſſen eine ſechsmalige Futtergabe erhalten, und verabreicht man verſchiedenes Futter in acht Portionen, ſo iſt es um fo beſſer. Ziegenböcke, welche gemäſtet wer: den ſollen, werden ſehr feiſt und ſetzen viel Talg an, wenn man ihnen die letztere Zeit der Maſt täglich eine Hand voll Gerſten- oder Haferkörner, beſonders getrocknet, verabreicht. Für Milch- und Maſtziegen iſt eine Zwiſchengabe von Brot ein vorzügliches Fut— ter. Hühnerſtälle in der Nähe der Ziegenſtälle oder über denſelben ſind durchaus nachtheilig, indem die Läuſe die Ziegen ungemein plagen. Die Ziegen ſind überhaupt ſehr reinliche Thiere, und ihrer Geſund— heit iſt nichts nachtheiliger als der Mangel an rein— licher Fütterung und Streu. Krankheiten der Ziegen: 1) Die Darr— ſucht, wobei den Ziegen das Euter ganz hart wird und Schmerzen verurſacht. Dieſe Krankheit iſt zu verhüten, wenn man, ſobald ſich das Euter hart anfühlt, daſſelbe mit ſüßem Rahm einreibt. 2) Das Ausfallen der Haare oder Abreiben der— ſelben an mehrern Stellen rührt von Mangel an Reinlichkeit, friſcher Luft, auch wohl von Mangel an geeignetem Futter her. Man giebt dann den Zie— gen Salz, eine reinliche Streu und badet ſie in Waſſer. 3) Der Durchfall entſteht von zu vielem ſaftigen Futter. Man muß dann trocknes Futter ver— abreichen, auch gedörrte Erlenknospen, zu Pulver geſtoßen, mit Salz vermiſcht geben. 4) Kolik ent: ſteht von zu ſaftigem Futter, auch Schrot- und Kleien— futter. Die Thiere ſehen hierbei nach dem Leibe und fangen am Halſe und zwiſchen den Hinterbeinen zu ſchwitzen an. Man giebt ein Klyſtier von Seife, Leinöl und Salz. Um durch das Abſtoßen der Klauen ſchmerzhafte und gefährliche Verwundungen an den Füßen zu verhüten, muß man jene von Zeit zu Zeit verſchneiden. 2) Die Angoraziege (Kämelziege), mit lan— gen herabhängenden Ohren, kurzen, vorwärts nieder— gebogenen (der Bock mit langen, horizontalauslau— fenden und ſchneckenförmig gewundenen) Hörnern und langen, blendend weißen Haaren, die in 8 bis 9 Zoll langen, feinen, ſeidenartigen Locken bis über die Hälfte der Beine herabhängen. Dieſe Ziegen werden jährlich einmal geſchoren, das Haar wird aber zu Kameelgarn verarbeitet. Dieſe in Kleinaſien vorkommende Ziege ſoll mehr Milch geben als die unſtige, nicht fo ekel im Futter fein, und ſelbſt mit Die Kaninchenzucht. der magerften Weide vorlieb nehmen. Verſuche, dieſe Ziege auch bei uns zu halten, ſind größtentheils mißglüdt. 3) Die thibetaniſche, auch Cachemir— Ziege, von deren Flaum die koſtbaren orientaliſchen Shawls gefertigt werden, hat in neuern Zeiten die Aufmerkſamkeit in einem höhern Grade erregt. Dieſe Thiere ſind größer und maſtfähiger als die gemeinen Ziegen und geben ein wohlſchmeckenderes Fleiſch, eine beſſere und fettere Milch, obſchon weniger. Man findet ſie zwar von verſchiedener Farbe, doch werden die von einer ſchönen, glänzenden weißen Farbe am meiſten geſchätzt. Sie freſſen alles, was der gemeinen Ziege zur Ernährung dient, doch be— kommt ihnen zu ſaftiges Futter, ſowie eine feuchte Weide und ein feuchter Standort nicht, vielmehr kommen ſie am beſten auf Bergweiden fort. Im Ganzen bilden ſie ſich etwas früher aus als die ge— meinen Ziegen, und geben daher auch etwas früher Nutzung. Dieſe Thiere kommen jedenfalls überall Kaninch Das zahme Kaninchen oder Kanikel iſt nur eine Abart des wilden Kaninchens. Man unterſcheidet: 1) Gemeines zahmes Kaninchen wird 8 bis 12 Jahre alt, begattet ſich im zeitigen Frühjahre, die Begattung wiederholt ſich aber bei ausgewachſe— nen Weibchen (Zibben) des Jahres 5- bis 7mal; es trägt 28 bis 35, am gewöhnlichſten 31 Tage. Das Weibchen nimmt oft ſchon mit dem vierten bis fünf— ten Monat ſeines Alters das Männchen (Rammler, Bock) an, wird aber gewöhnlich erſt im ſechſten oder ftebenten Monat trächtig. Zu 4 bis 6 Weibchen hat man blos 1 Männchen nöthig. Zum Gebären be— reitet ſich das Weibchen ein Neſt und verrammelt ſich ganz in ſeinem Lager, in welcher Zeit man es vor ſeinen Feinden: Katzen, Hunden u. ſ. w. ſchützen muß. Es wirft 3 bis 8, ja bis 11 nackte Junge, welche 9 bis 10 Tage blind ſind, und erſt nach 14 bis 16 Tagen hervorgehen. Das Weibchen ſäugt die Jungen 16 bis 28 Tage, und läßt ſich ſchon in den erſten Tagen nach dem Gebären wieder belegen. Die nicht zur Fortzucht beſtimmten Männchen kann man zur Mäſtung verſchneiden laſſen. Man ſucht immer die größten und einfarbigen jungen Männ— chen zur Zucht aus und läßt dieſe erſt mit dem fünf— ten bis ſechſten Monat zu den Weibchen, deren man jedem 2 bis 3 zutheilt. Man bringt die Kaninchen gewöhnlich in Ställe bei Rindvieh, Pferde, Schafe, Ziegen, damit ſie ſich von dem Futterabfalle dieſer Thiere ernähren kön— nen; doch muß man ſie hier von Krippen und Rau— fen abzuhalten ſuchen. Auch richten ſie durch Graben an ſolchen Orten oft beträchtlichen Schaden an, in— dem ſie, bei ſtarker Vermehrung vornehmlich, die Stallungen nicht ſelten dergeſtalt unterwühlen, daß man ihren Einſturz befürchten muß; weßhalb es rathſam iſt, ſie aus den Viehſtällen ganz zu verban— nen. Man gebe ihnen lieber gut ausgeſchälte, leere Kirchhof, Landwirth. 513 da gut fort, wo die Umſtände für die Haltung der gemeinen Ziegen günſtig ſind. An Flaum von einer Ziege kann man jährlich auf 8 bis 10 Loth rechnen. Dieſe Ziege hat auch in Deutſchland Eingang ge— funden, und ſie verdient auch hier den Vorzug vor der gemeinen Ziege, ſobald man nur Abſatz für den Flaum findet. Die Gewinnung des Flaums theils durch Kämmen, theils durch Ausrupfen erfolgt im April und Mai; die langen groben Haare müſſen ſorgfältig davon ausgeſchieden werden. 4) Die arabiſche Ziege, mit langen Lapp— ohren und etwas aufwärts gebogenem Rücken, mit dichten, kurzen und glatt anliegenden Haaren, läßt auch Spuren von einem noch feinern Flaum be— merken. 5) Die Zwergziege, mit langen, herabhän— genden Haaren und fingerslangen, halbmondförmig gebogenen Hörnern, ſind kaum ſo groß als eine junge Hausziege. en zucht. Schweinskoben oder andere ausgemauerte oder aus— gepflafterte leere Ställe, banſe 2 Fuß Stroh in die— ſelben, und verfertige ihnen hölzerne, ſchmale, röh— renförmige Behältniſſe mit einzelnen Zwiſchenbretern und Eingängen, die den Löchern der Taubenſchläge ähneln, und beſetze damit alle Wände der Ställe. Auch etwa 16 Zoll lange, 10 Zoll breite und 10 Zoll hohe Käſten mit abzunehmenden Deckeln kann man ihnen hinſetzen. Kann man ihnen in einem Garten oder auf einem Felde einen umpfählten, ummauerten oder mit Waſſer umgebenen Platz, oder am beſten einen ſandigen Berg anweiſen, ſo gedeihen ſie noch beſſer als im Stalle. Den Boden der Ställe, wo man ſte hält, beſtreue man alle 14 Tage mit friſchem Stroh. Gegen Hunde, Katzen, Iltiſſe, Marder, Wieſeln und Ratten muß man die Aufenthaltsorte der Kaninchen möglichſt ſicher ſtellen. Da gewöhn— lich Streit entſteht, wenn man zwei einander fremde Kaninchen zuſammenbringt, ſo muß man jedes zuvor einige Tage einzeln einſperren. Überhaupt aber iſt es gut, alle Männchen und Weibchen, die man zu— ſammengewöhnen will, vorher einige Zeit einzeln einzuſperren und dann anfangs paarweiſe zuſammen zu bringen. i Als Futter eignen ſich alle Abfälle von Gemüſen und Wurzelgewächſen für die Kaninchen, ſowie Un— kraut, Diſteln, Wegerich, Klee. Gekochte Kartoffeln, weiße und gelbe Ruͤben, Krautſtrünke, Kohl, Brot, Getreide ſind ihnen beſonders angenehm. Auf 50 Stück Kaninchen rechnet man monatlich ½ berliner Scheffel Gerſte, Y Scheffel Hafer und 1 Centner Heu. Jede ihnen zu verabreichende grüne Nahrung darf weder bethauet, noch beregnet, noch bereift ſein, ſondern muß in dieſem Falle erſt durch die Luft ab— getrocknet werden. Auch darf man nicht plötzlich von trockner zu grüner Fütterung oder umgekehrt über: gehen. Es iſt ihnen geſun zen Zeit zu Zeit Kaſta— 514 W 41 2 0 nien-, Linden-, Erlen- und Weidenblätter, Wein— blätter und Ranken, zerſtoßene Roßkaſtanien, Wach— holderbeeren, Heidekraut und andere gewürzhafte Pflanzen zu geben. Man legt ihnen am zweckmäßig— ſten das Futter (nicht viel auf einmal) in eine kleine Raufe oder in ganz ſchmale Tröge. Das Tränkgefäß muß flach und breit ſein, und das Waſſer darin darf nicht älter als einen Tag werden. Alte (womöglich kaſtrirte) Kaninchen pflegt man zu mäſten, indem man ſie einſperrt und ihnen anfangs Gemüſe und andere Kräuter, nebſt gekochten Möhren, weißen Rü— ben, Kartoffeln und Gerſtenſchrot oder Brod, etwas Salz und gegen Ende auch Wachholderbeeren, Fen— chel, Thymian oder andere Gewürze giebt. Auf ſolche Weiſe werden ſie bald fett und ihr Fleiſch ſehr wohlſchmeckend. Zum Getränk reicht man den Ka— ninchen reines Waſſer oder Malzaufguß, verdünntes Bier u. dergl. Damit die Männchen theils ſich leich— ter mäſten, theils mehr, längeres und feineres Haar bekommen, werden ſie kaſtrirt, indem man ſie auf den Rücken in den Schooß eines Gehilfen legt, der die beiden Hinterbeine auseinander hält, und auf jedem Hoden den Hodenſack durchſchneidet, den Ho— den aus der gemachten Offnung drückt und denſelben mit einer Scheere abſchneidet. Alsdann läßt man das Kaninchen laufen, welches ſofort wieder zu freſſen anfängt. 2) Angorakaninchen (Seidenhaſe) wird vor— nehmlich ſeines langen, ſeidenartigen Haares wegen gehalten. Dieſe Kaninchen ſind etwas größer als die gewöhnlichen zahmen, und ihre ſeidenartigen Haare find oft 5 Zoll lang. Im Ubrigen werden ſie ganz wie die gewöhnlichen Kaninchen behandelt, nur muß man ganz beſonders auf trockne und reinliche Wohnungen bei ihnen ſehen. Man laſſe ſie zwar nicht frieren, verzärtle ſie aber auch nicht durch Wärme. In mehr in der Höhe als unten eingerich— teten Wohnungen ſollen die Haare feiner und ſtärker werden. Jede Familie muß nothwendig eine beſon— dere Wohnung haben. Die Jungen der erſten Brut kommen ohne beſondere Aufſicht nicht leicht durch, und ſterben auch noch leicht nach den erſten drei Mo— naten, wenn ihnen nicht zu dieſer Zeit die Haare ge— nommen werden. Wenn ſich mehrere Männchen bei der Brut befinden, ſo werden dieſe nach dem zweiten Rupfen kaſtrirt, wo ſie dann mehr und beſſere Haare tragen. Man erhält eine Baſtardart, wenn man an— goriſche Männchen mit Weibchen der gewöhnlichen Federvi Unter gewöhnlichem Federviehe verſteht man die Hühner, Truthühner, Perlhühner, Gänſe, Enten und Tauben. Aber dieſe Vieharten kann der Land— wirth nicht gut entbehren, indem ihr Fleiſch, ihre Eier und ihre Federn ihm nützlich und ſogar noth— wendig ſind. Indeſſen muß doch die Federviehzucht mit Umſicht betrieben und die Menge dieſer Thiere nach der Gutslage und den übrigen Verhältniſſen zuuu ch t. Art paart; dieſe iſt dauerhafter als die angoriſche und hat mehr längeres und feineres Haar als die gemeine Art. Der Nutzen der Kaninchen beſteht im Fleiſche, in den Haaren und in den Fellen. Das Fleiſch der gewöhnlichen zahmen Kaninchen iſt bei ſaftiger Nah— rung ſüßlich und weichlich, bei guter und feſter Nah— rung aber, ſowie wenn die Kaninchen kurz vor dem Schlachten gewürzhaftes Futter erhalten, wird es wohlſchmeckend. Das der angoriſchen Kaninchen wird von Einigen für beſſer gehalten. Am beſten eignen ſich die kaſtrirten Kaninchen zum Schlachten, und ihr Fleiſch iſt von ganz gutem und reinem Ge— ſchmacke. Die Haare der Kaninchen find ſehr fein und von ſeidenartigem Glanze, die der angoriſchen Kaninchen jedoch denen der gemeinen Kaninchen weit vorzuziehen. Die langen Haare werden für ſich oder mit Baumwolle oder Wolle verſponnen und zu Zeugen verarbeitet, die außerordentlich leicht, weich, glänzend und wärmehaltend ſind. Die kurzen Haare liefern ein ſehr gutes Material für Hüte. Man ge— winnt die Haare entweder durch Kämmen, durch Rupfen oder durch Einſammeln. Im erſten Falle werden die Kaninchen im Sommer alle 14 Tage, im Winter alle 4 Wochen, erſt mit einem weiten Friſirkamme vor-, dann mit einem engern nachge— kämmt, wo dann die reifen Haare im Kamme blei— ben. Die Jungen werden in einem Alter von 6 bis 8 Wochen zum erſtenmale gekämmt. Da nun aber das Kämmen eine langweilige und nicht ſehr aus— giebige Methode iſt, ſo ziehen Viele das Rupfen vor, wobei man die Haare ſtellenweiſe faßt und ſie ge— linde anzieht, damit blos die reifen herausgehen. Bei lebendigen Thieren gehen die Haare ſehr leicht heraus, bei todten ſitzen ſie hingegen ſehr feſt. Bei Männchen und Kaſtraten kann man das Rupfen alle 2 bis 3 Monate, bei Weibchen, die Junge haben, aber nur alle 6 bis 12 Monate vornehmen. Endlich gewinnt man die Haare noch durch Einſammeln, d. h. dadurch, daß man die Haare aus den Neſtern der Weibchen nimmt, was im Sommer ſchon am vierten, im Winter am zehnten Tage, nachdem die Jungen zur Welt gekommen ſind, geſchehen kann. Ein Angorakaninchen kann im Durchſchnitte jährlich 8 bis 12 Loth Haare geben; kaſtrirte und gut ge— pflegte geben auch wohl 12 bis 16 Loth. Von den Fellen der zahmen Kaninchen ſind die weißen die häufigſten und geſchätzteſten; buntgefleckte ſind we— niger geſchätzt und daher billiger. . ehzucht. eingerichtet werden, wenn man dabei einen wirk— lichen Vortheil erreichen will, indem der Aufwand gewöhnlich größer zu ſein pflegt als der Ertrag iſt, wenn das Federvieh mit Getreide gefüttert werden muß, und die bloßen Abgänge am Hinterforn u. |. w. hierzu nicht hinreichen. In großen Wirthſchaften wird eine ausgebreitete Federviehzucht, wobei man Produktenverkauf beabſichtigt, ſelten paſſend und ein— Die Federviehzucht. träglich erſcheinen; indeſſen konnen doch beſondere Ortsverhältniſſe, vornehmlich die Nähe einer großen Stadt, ihren ausgedehnten Betrieb immerhin vor— theilhaft machen, was beſonders von der Hühner— zucht gilt. Für den kleinern Landwirth giebt jedoch die Federviehzucht im Ganzen einen zweckmäßigern Erwerbs zweig ab. Übrigens iſt der Ertrag der Feder— viehzucht nicht nur nach der Gattung des Geflügels verſchieden, ſondern es hängt auch der Erfolg und der Ertrag der Zucht von vielen andern Umſtänden ab. Hühner und Tauben werden auf den mehrſten Höfen zum Hausbedarf gehalten; doch ſind Tauben für Gärten und Felder oft läſtig. Gewöhnlich wird die Hühner- und Truthühnerzucht nur auf diejenigen Unterhaltungsmittel berechnet, welche ſich durch den Scheunenabgang ergeben; eine wirkliche Zucht iſt aber nur dann mit Vortheil zu unternehmen, wenn man auf einen gewiſſen Abſatz rechnen und verhält— nißmäßige Preiſe erwarten darf. Daſſelbe gilt von der Zucht der Gänſe und Enten und deren Maſtung, wobei jedoch eine ſchickliche Lage am Waſſer durch— aus Bedingung iſt, indem dieſe Thiere, ohne täglich ſich im Waſſer zu befinden, durchaus nicht vollkom— men gedeihen. Landgüter an Strömen, Seen, klei— nen Flüſſen und vielen Teichen eignen ſich vorzüglich zur Enten- und Gänſezucht im Großen, indem man dort die Brut Tag und Nacht auf dem Waſſer zu laffen pflegt, bis ſie im Herbſte groß genug zum Verkauf und zum Einſtallen für die Maſtung ſind. Womit die Fütterung des Federviehes am vor— theilhafteſten zu bewirken ſteht, hängt theils von den eigentlichen Wirthſchaftsverhältniſſen, theils von der Natur dieſer Thiere ſelbſt ab. Jedoch iſt hierbei zu bemerken, daß die Fütterung mit Scheunenabgängen mit gewiſſer Vorſicht geſchehen muß, indem mehrere Gattungen dieſer Thiere die unvollkommenen Körner nicht annehmen und faſt alle das Unkrautgeſäme gänzlich verſchmähen. Hierdurch erfolgt aber nicht blos eine Futterverſchwendung, ſondern es kommt auch vieles Unkrautgeſäme mit dem Dünger auf die Felder. Daher iſt es weit zweckmäßiger, die mit vie— lem Unkrautgeſäme verſehenen Scheunenabgänge ge— ſchroten oder gekocht lieber an das andere Wirth— ſchaftsvieh zu verfüttern, und dem Federvieh gutes Getreide in dem, ihrem Alter und ihrer Natur an— gemeſſenen Zuſtande zu geben, wenn die Fütterung einmal überhaupt mit Getreide erfolgen und nicht durch zubereitetes Grünfütter, Kartoffeln u. ſ. w. bewirkt werden ſoll. Das Haushuhn. Das eigentliche Vaterland des Haushuhnes iſt Aſien, wo ſie in waldigen Gegenden noch jetzt wild angetroffen werden. Sie verbreiteten ſich von Oſt— indien aus über die ganze Erde, und kommen über— all, ſelbſt in den nördlichſten Ländern fort. Der Hahn iſt allemal größer als die Henne, und der Sporen an ſeinen Füßen entſpricht dem Daumen. Da er nur zu beſtimmten Zeiten des Morgens zu krähen pflegt, ſo deutet er durch ungewöhnliches Krähen an, entweder, daß ſich das Wetter verändert, 515 oder daß irgend etwas Ungewöhnliches im Hauſe oder in ſeiner Nähe vorgeht. Den Hühnern drohende Gefahr deutet der Hahn durch einen beſondern Laut an und er vertheidigt ſich und die Hühner ſogar ge— gen den Raubvogel. Bei einem gemachten Funde an Körnern, Inſekten u. ſ. w. lockt der Hahn ſeine Hühner zuſammen und legt den guten Biſſen ge— wöhnlich ſeinem Lieblingshuhne vor. Die Hähne ſind ſehr eiferſüchtig und kämpfen ſehr hartnäckig mit einander. Jeder Hahn, der ſich einmal auf einem Hofe eingebürgert hat, pflegt auch in der Regel Sie— ger zu bleiben und ſeine Hühner zuſammenzuhalten. Ein guter jähriger Hahn kann 12 bis 20 Hühner befriedigen, und bei vielen Hühnern rechnet man immer zu je 20 Hühnern einen Hahn. Um alte Hähne zu erſetzen, erzieht man die jungen Hähne von der erſten Brut im Frühjahre. Das Huhn oder die Henne hat bekanntlich einen kleinern Kamm als der Hahn; dieſer muß aber doch ſchön roth ſein, wenn er Geſundheit des Huhns andeuten ſoll, da ein bleicher, welker, gelblicher oder ſchmuzig grauer Kamm irgend einen krankhaften Zuſtand des Huhns oder Hahns verräth. Die Hühner ſind gutartige Thiere, leben ſchaarenweiſe und zwar ſehr geſell— ſchaftlich; ſie lieben warme Witterung, ſuchen aber doch den Schatten gern. Sie lieben gern trockne Orte und neſteln (baddeln) ſich gern in Sandboden, Holzſpänen u. ſ. w. Die Arten der Hühner ſind zahlreich, beſonders in Deutſchland. Die wahrſcheinlich vom wilden Huhn abſtammenden ſind: 1) Das gemeine Haus-, Landhuhnz der Hahn kann bis 20 Jahre alt werden, wogegen das Huhn es ſelten über 10 Jahre bringt. 2) Der Hauben- oder Buſchhahn iſt größer als das gemeine Huhn, hat einen dicken Federbart ftatt der Kehllappen und einen Federbuſch auf dem Kopfe, der entweder gerade in die Höhe ſteht oder ganz buſchig iſt und auf dem Kopfe getheilt aus ein— ander liegt. Nach Verſchiedenheit der Farben hat man verſchiedene deutſche Unterraſſen: a) das weiße Huhn mit ſchwarzem Federbuſch, ſchön und ſelten; b) das ſchwarze Huhn mit weißem Federbuſch, in Thüringen gemein; c) das goldfarbige brabantiſche Huhn (Goldlackhuhn), mit goldgelben Federn, auf deren jeder ſich ein ſchwarzes Fleckchen befindet; d) das ſilberfarbige brabantiſche Huhn (Silberlackhuhn), von ſehr bedeutender Größe, mit großem Federbuſche und Federbarte, mit glänzend weißen Federn; beide letztern legen ganz große, zart punktirte Eier; e) das achatfarbige; k) das ſchieferblaue; g) das geſchuppte; h) das feuerfarbige; i) das ſteinfarbige Huhn, auf weißem Grunde gewiſſe Ordnungen farbiger Spren— kel; K) die Witwe mit kleinen weißen Perlen auf bräunlichem Grunde; 1) das weiße Huhn, mit gro— ßem Barte und halbem Kamme und einem dicken, federigen Backenbarte. 3) Das engliſche Huhn, hochbeinig, mit 2 rothen Warzen an den Seiten des Schnabels; der Hahn hat auf dem Kopfe einen Federſtrauß und iſt vorzüglich zum eee beliebt. 516 Wi e 4) Das türkiſche Huhn, mit einem ausge— zeichnet ſchönen Gefieder, von weißer Grundfarbe, in's Schwarze fallendem Bauche und Flügel, ſchwar— zen Schwanzfedern und bläulichen Schenkeln. Sonſt iſt der ganze Leib voll ſilbergrauer und goldfarbiger Striche. Die Henne iſt weiß, mit ſchwarzen Flecken. Dieſes Huhn legt wenig Eier, iſt aber wegen ſeiner Größe und des beſondern zarten Fleiſches zur Zucht und Maſtung von Kapaunen zu empfehlen. 5) Das ungeſchwänzte Huhn (Kluth, Kaularſch), ohne Schwanzfedern; die Henne iſt ſehr gut zum Eierlegen, aber nicht zum Brüten, ſowie ſie auch häufig unfruchtbare Eier legen ſoll. 6) Das Zwerghuhn ODachshuhn, Kriech— huhn, Schotthähne, holländiſches Hähnchen), halb ſo groß als das gewöhnliche Huhn, mit kurzen, bis auf die Zehen mit Federn bedeckten Füßen, und von Grundfarbe meiſt weiß oder gelblichweiß. Sie legen und brüten ſehr gut, ſind hitzig und kühn. Abarten find: das nacktfüßige Huhn (Kruphuhn); ſie find am ſchönſten; das kleinköpfige Huhn, vom Zwerghuhn und der gemeinen Henne, in Thüringen häufig; das Bantamhuhn, dem türkiſchen Huhn ſehr ähn— lich; das ſiamiſche Huhn, ſehr klein und weiß. 7) Das Strupp-, Kraushuhn (Straub-, Krull- oder frieſiſcher Hahn), ſehr verbreitet, kleiner als das gemeine Huhn, kurz gebaut, mit langem Hals und ſehr langen Sporen, hohem und tief ge— ſpaltenem Kamme. Die ſehr weichen und zarten Fe— dern ſind halb bogenförmig nach vorn gekrümmt. Es ſind ſehr gute Legehühner, vertragen aber wenig Kälte und Näſſe. Sie bleiben mehr auf dem Hofe und verlegen daher die Eier weniger. 8) Vielzehige Raſſen. a) Das fünfzehige Huhn, mit 3 Zehen vorn und 2 hinten; erreichen bisweilen eine Schwere von 10 bis 14 Pfd.; b) das ſechszehige Huhn; c) die Spornhenne, hat an den Füßen eben ſolche Sporen wie der Hahn; ſie ſoll nicht ſo fleißig legen, als die ungeſpornten Hühner, und iſt auch als Bruthenne nicht zu gebrauchen. 9) Das paduaniſche, große, welſche Huhn, iſt ſehr groß und 8 bis 10 Pfd. ſchwer, mit doppeltem Kamme und ſtarker, tiefer und rauher Stimme. 10) Das tranquebaniſche Huhn, faſt ſo groß wie ein Puter, mit hohen, ſtarken Beinen; das Gefieder iſt ſchwarz mit Goldfarbe, gelb oder braun, oder auch ſchwarz mit weiß. 11) Das aſtrachaniſche Huhn iſt am größ— ten, oft 2 Fuß hoch; legt wenige, aber große Gier. Durch Vermiſchung mit dem gemeinen Huhn geben ſie nach mehrern Generationen eine ſehr nutzbare Raſſe. Das Haushuhn iſt ein ſehr nützliches Haus— thier, und die Hühnerzucht iſt vornehmlich in der Nähe großer Städte lohnend. Man benutzt von ihnen die Eier, das Fleiſch, welches beſonders von Haubenhühnern ſehr lieblich ſchmeckt, das Fett, die Federn u. ſ. w. Obgleich die Hühner über die ganze Erde verbreitet ſind, ſo gedeihen ſie doch nur am beſten in einem gemäßigten und warmen Klima, und in kalten Gegenden legen ſie zwar noch Eier, gez un ch t. brüten aber nicht; in ſehr kalten aber legen ſie we— nig und erfrieren leicht. Zum Gedeihen der Hühner iſt ein guter Hühnerſtall ein Haupterforderniß, und es muß ein ſolcher den Thieren einen trocknen, war— men, reinlichen und gut verwahrten nächtlichen Auf— enthalt gewähren. Das Hühnerhaus muß inwendig mehr lang als breit ſein, damit man die Sitzſtan— gen bequemer quer durchlegen kann. Der Fußboden ſoll gedielt und mit Waſſerſand verſehen ſein. An der Vorderſeite werden zum Ein- und Ausziehen der Hühner, etwa 3 Fuß hoch von der Diele, oder wo das Hühnerhaus in der obern Hälfte eines größern Stalles angebracht iſt, unmittelbar auf derſelben mehrere Fluglöcher von 1 Fuß i'ns Gevierte ange— bracht, auf deren untern Seite im erſtern Falle ein Bret eingeſchoben wird, welches von außen und in— nen I Fuß vorſpringt. Die Stangen zum Aufſitzen im Hühnerhauſe ſelbſt dürfen nicht über einander gelegt werden, damit die obenſitzenden Hühner die unten— ſitzenden nicht beſchmutzen. Das Innere des Hüh— nerhauſes ſoll mit Kalk beworfen und abgeputzt ſein. An den beiden langen Seiten und in den 4 Ecken des Stalles befeſtigt man Legekörbe, ſowie man un— ten ebenfalls an den Seiten weg und in die Ecken Strohringe legt, und dieſe ſowie die Körbe mit Heu füllt. Am beſten iſt es jedoch, für die Legehühner eine beſondere Abtheilung des Stalles mit den Lege— körben zu haben. Von allen Arten Neſtern gelten die aus Weidenruthen geflochtenen für die beſten; ſie haben die Form einer am Boden plattgedrückten Ku— gel, vorn befindet ſich eine Offnung in Geſtalt eines halben Kreiſes, durch welche die Henne ein- und ausgeht; an der Decke nach hinten iſt eine kleinere Offnung, um die Dünſte abzuleiten, und oben be— findet ſich endlich eine geflochtene Hand, um ſie überall hintragen zu können. In jedes Neſt legt man ein aus Holz gedrechſeltes, weiß angeſtrichenes Ei als Neſtei, und läßt dies bis zur Brut darinnen. Der Stall und die Legekörbe müſſen von Zeit zu Zeit gereinigt werden. Es iſt gut, wenn in der Nähe des Aufenthaltsorts zweigreiche Bäume ſich befin— den, wo die Hühner bei großer Sommerhitze Schat— ten und gegen Regen und Raubvögel Schutz finden können. Nahrung und Fütterung. Die Hühner nehmen in der Regel mit jedem Futter vorlieb, was ihnen vorgeworfen wird. Außer allen Körner- und Hülſenfrüchten ſind Inſekten und ihre Larven, Regenwürmer, Maikäfer, kleine Schnek— ken und Fröſche ihre Lieblingsſpeiſen. Gräſer und Kräuter erzeugen einen ſtarken Eierſtock und große, wohlſchmeckende Eier mit ſchöner gelber Dotter. Für alte und Legehühner eignen ſich am beſten: Gerſte, Hafer, mit Weizen oder andern Getreidearten ge— miſcht; gekochter Hafer, Mais, Hirſe, Hanf und andere Olſamen; auch befördern gedörrte Neſſel— ſpitzen, geſtoßene Eicheln, Weizenkleie mit Bucheln gemiſcht ebenfalls das Eierlegen. Aber auch gekochte und getrocknete Kartoffeln, die meiſten gekochten Spei— ſen, ſüße Früchte, Beeren aller Art verzehren ſie gern. Die Federviehzucht. In heißen Sommertagen iſt ihnen beſonders ſaure Milch, mit Mehl und Kleie gemengt, ſehr zuträg— lich. Gekochtes Sauerkraut gilt für ein Vorbeu— gungsmittel gegen mancherlei Krankheiten, und klein gehackter Wermuth, unter das Futter gemiſcht, iſt den jungen Hühnern ſehr zuträglich. Das beſte un— ter allem Futter iſt jedenfalls für alte Legehühner die Gerſte (auf 16 Stück ! Berl. Metze täglich, bei etwas Nebenfutter die Hälfte); ſie iſt aber in der Regel ein zu theures Nahrungsmittel, weßhalb man den Hühnern, wenn ſie ſich nicht ſelbſt ernäh— ren konnen, die oben genannten Futtermittel giebt. Übrigens richtet ſich der Landwirth beim Futter der Hühner in ſeinen Ausgaben für dieſelben nach dem Nutzen, den ihm die Hühner gewähren, und ſucht zu erſparen, wo es ohne Nachtheil geſchehen kann. Es machen aber auch die verſchiedenen Jahreszeiten einen Unterſchied in der Fütterung der Hühner noth— wendig. Im Frühjahre und Sommer gehen die Hühner auf dem Hofe herum, ſcharren im Miſte und leſen da verſchiedene Körner aus dem Streu— ſtroh, ſowie auch allerhand Gewürme und Inſekten auf. Hier braucht man ſie nur Morgens, wenn ſie aus dem Stalle kommen, und dann, ehe fie wieder zur Ruhe gehen, zu füttern. In der Erntezeit, wo eingefahren und gedroſchen wird, braucht man den Hühnern gar kein Futter zu geben, und nur wieder im Winter, wenn das Dreſchen vorbei iſt, werden ſie früh und Nachmittags gefüttert. Durch gewiſſe Fütterungen wird das Eierlegen ungemein beför— dert, wobei die Hühner noch überaus fett, aber blind werden und dann zu ſchlachten ſind. Man läßt zu dem Ende Gerſte im Backofen, nachdem das Brod herausgenommen worden, gelb röſten, oder man füttert gekochte Gerſte lauwarm. Für denſelben Zweck benutzt man auch den Hanf oder ausgequolle— nen Haideſamen, oder man bäckt Brod aus Eichel— mehl und Leinſamen mit Weizenkleie, das mit dem Waſſer der gekochten Gerſte eingeteigt wird. Von ſolchen das Eierlegen befördernden Futtermitteln giebt man nur abwechſelnd eines oder das andere außer dem Anfange der Legezeit, beſonders gegen den Winter hin. Nützlich iſt es, beſonders im Herbſte und Winter, mitunter etwas Vogel- und Wach— holderbeeren unter das gewöhnliche Futter zu mi— ſchen, wodurch man vielen Hühnerkrankheiten vor— beugt und überdieß dem Fleiſche einen angenehmen Geſchmack giebt. Immer muß man für reines und friſches Trinkwaſſer ſorgen, welches man in kalten Wintern täglich zweimal lau in den Stall ſetzt. Hühner, welche man hinreichend ernährt, wer— den an ſich ſchon fleiſchig und fett, und bedürfen daher keiner eigentlichen Mäſtung, weßhalb dieſe nur bei den abgemagerten nöthig wird. Für dieſen Zweck ſperrt man alte Hühner und Hähne ein, und giebt ihnen einige Zeit hindurch eine ſehr reich— liche, reinliche und nährende Fütterung, z. B. Weiß— brod oder Semmel in Milch oder Bier eingeweicht, Weizen in Milch und Gerſte bis zum Aufſpringen gekocht. Aber auch alle Überbleibſel gekochter Spei— ſen kann man dazu verwenden. Am häufigſten wer— den die Kapaunen oder kaſtrirten Männchen und 517 junge Hühner beiderlei Geſchlechts, ſeltener alte Hühner und Hähne und am ſeltenſten Poularden oder kaſtrirte Weibchen gemäſtet. Das Mäſten ſelbſt bewirkt man entweder durch Stopfen oder durch Vorlegen eines guten und reichlichen Futters. Bei den Kapaunen macht man einen Nudelteig aus Hirſenmehl, Butter und Milch und formt Nudeln oder Kugeln davon, welche dem Thiere eingeſteckt werden. Eine ſolche mit dem verſchnittenen Geflü— gel vorgenommene höchſt ſorgfältige Maftung wird Poularderiemaſt genannt. Statt obiger Nudeln kann man auch in Milch gekochte grobe Graupen oder Reis den Thieren zum beliebigen Freſſen vor— ſetzen. Stets muß man aber für ein reinliches, näh— rendes Getränk (für einen Kapaun täglich etwa ½ Pfd.) ſorgen, wozu ſich ſaure Milch am beſten eig— net. Um das Thier zum Saufen zu reizen, kann man etwas Salz zuſetzen. Junge und alte Hühner bedürfen im Allgemeinen nur die Hälfte des Fut— ters. Auf einen Kapaun rechnet man täglich 6 Loth Hirſenmehl, 3 Quentchen Butter und 12 bis 16 Loth Milch (letztere zum Saufen). Von dieſem aus dem Hirfenmehl, der Butter und etwas Waſſer ge: machten ſteifen Nudelteige erhält der Kapaun Mor— gens, Mittags und Abends jedesmal 8 Kugeln, wobei ihm noch 4 Loth Milch vorgeſetzt werden. Eine ſolche Maſt dauert gewöhnlich 16 Tage. Zucht der Hühner. Wenn man die Hühner blos des Eierlegens we— gen hält und keine Fortpflanzung beabſichtigt, ſo iſt kein Hahn nöthig; denn dieſer macht die Eier nur fruchtbar, und zwar durch eine einzige Begattung (Treten) mehrere (15, 20, 30), wo nicht alle wäh— rend einer Legezeit zugleich. Man wählt zur Zucht Hähne mit einfachen Kämmen, weil dieſe die größ— ten Hoden haben. Die Bruthenne muß eine breite Bruſt, einen ſtarken geſetzten Leib und keine Sporen haben, und ſoll nicht über 5 Jahre alt ſein. Hüh— ner, die krähen, ſind wild, zeigen keine Brütluſt und taugen daher nicht zur Zucht; eben ſo wenig zänki— ſche, ſcheue und widerſpenſtige Hühner. Aſchgraue, ſchwarze und rothgelbe Hühner legen im Allgemei— nen nicht nur gut, ſondern ſind auch den Nachſtel— lungen der Raubvögel weniger ausgeſetzt. Zum Eierlegen paßt am beſten das gemeine Huhn, zur Fleiſchnutzung aber das Haubenhuhn und überhaupt Hühner mit weißen Federn. Um eine beſondere Ge— ſtalt und Gleichheit der Farbe zu erzielen, müſſen Hahn und Henne von einerlei Raſſe und Farbe ſein. Die Legezeit bginnt gewöhnlich im Februar, dauert bis zu der Zeit der Mauſer, die gewöhnlich Ende Septembers anfängt und 6 bis 8 Wochen dauert (in welcher Zeit die Hühner vorzüglich gut gefüttert werden ſollen) und wiederholt ſich nach der— ſelben bis zum Eintritt des Winters. Die Hühner fangen in einem Alter von 5 bis 6 Monaten an zu legen. Bei Kälte und karger Fütterung legen ſie ſpät und wenig, und ſo umgekehrt. Um ſich zeitig im Winter friſche Eier zu verſchaffen, muß man die Hühner warm halten. Legt man daher vor Winters— 518 Vi e h eintritt 1% Fuß hoch friſchen Pferdemiſt in die Ställe, den man mit Bretern bedeckt, und alle 4 Wochen erneuert, ſo kann man ſchon zu Weihnach— ten friſche Eier haben. Gewöhnlich legt die Henne einen Tag um den andern, oder zwei Tage hinter einander und den dritten nicht, ſelten alle Tage, im Ganzen das Jahr hindurch 80, 90, 100 Eier. Junge Hühner legen zeitiger und häufiger. Um das Verlegen der Eier zu verhüten, hat man häufig den Gebrauch, die Hühner des Morgens, ehe ſie aus dem Stalle gelaſſen werden, zu befühlen, ob ſie ein zum Legen reifes Ei haben oder nicht, und in dieſem Falle ſie ſo lange einzuſperren, bis ſie gelegt haben. Allein Hühner, die befühlt werden, ſollen beim Brüten die erforderliche Zeit nicht gern ausſitzen wollen und das Brutneft oft gänzlich verlaſſen, fo: wie ſie auch ohnehin auf ſolche Weiſe einen großen Theil des Tages abgehalten werden, ſich auf dem Hofe oder überhaupt im Freien Nahrung zu ſuchen. Um auszumitteln, wo eine Henne, die ihre Eier weglegt, ihr Neſt hat, darf man ihr nur, wenn ſie beim Befühlen ein Ei hat, den Legedarm mit etwas Kochſalz einreiben, worauf ſie eiligſt unter Drän— gen nach dem verborgenen Neſte eilen und dieſes ſomit verrathen wird. Wenn die Henne 15 bis 20 Eier gelegt und man ihr dieſe nicht weggenommen hat, ſo fängt ſie an zu brüten, indem ſie aufhört zu legen und auf dem Neſte ſitzen bleibt. Manche Hühner legen lange Zeit und viele Eier, ohne brü— tig zu werden, während andere wieder einen großen Trieb dazu äußern, und ſelbſt auf kleinen Steinen u. dergl. ſitzen bleiben. Zum Brüten darf man nur ſolche Eier verwen— den, die nach zu voriger Befruchtung durch das Männchen vom Weibchen gelegt werden, den ſoge— nannten Hahnentritt haben. Hühner brüten 19 bis 24 Tage, in der Regel 21 Tage. Sowohl nach der Jahreszeit, als auch nach der Größe der Eier und der Henne ſelbſt werden ihr 11 bis 15 Eier unter— gelegt. Übrigens kann man auch die Hühnereier einer Pute (25 bis 28 Stück), auch wohl einer Ente, und einer Henne Puten- oder Enteneier unterlegen. Immer ſollen jedoch die Eier in einer ungeraden Zahl untergelegt werden, weil ſich jene dann zirkel— förmig und feſter zuſammenlegen laſſen, wodurch die jungen Hühner leichter auskommen. Die zum Brü— ten beſtimmten Eier ſollen friſch und mit nicht ſehr gelbem Dotter verſehen, alſo nicht zu fett ſein. Aus den länglichen Eiern ſollen in der Regel Hähne, aus den rundlichern Hennen hervorgehen. Solche Eier, bei welchen, gegen das Licht gehalten, die Luftblaſe an der Spitze des Eies erſcheint, ſollen den Keim eines Hahnes, bei denen ſie aber an der Seite erſcheint, den einer Henne enthalten. Die un— tergelegten Eier werden auf irgend eine Weiſe ge— zeichnet, um die etwa ſpäter zugelegten unterſcheiden und wegnehmen zu können. Die Bruthenne ſei we— der zu alt, noch zu jung, auch nicht ſtreitſüchtig, ſondern gelaſſen und ruhig. Beim Brüten verlangt die Henne wenig Licht, Ruhe und Entfernung von allem ſtarken Geräuſch. Ratten, Mäuſe, Läufe u. dergl. im Stalle bewirken, daß die Bruthennen das 1 ch t. Neſt wieder verlaſſen; daher jene abzuhalten und zu entfernen ſind. Nachdem die Henne 8 bis 10 Tage lang die ihr untergelegten Eier bebrütet, prüfe man letztere, ob ſie auskommen werden oder nicht. Man hält zu dem Ende die Eier, während die Henne zum Futter gegangen iſt, im Dunkeln gegen ein hinter das Ei gehaltenes Licht, wobei die nicht auskommenden klar erſcheinen und ſogleich entfernt werden, die auskommenden ſind dagegen dunkel und nur ganz an einem Ende ein wenig durchſcheinend. Nach vollendeter Brütezeit nimmt man die ausge— krochenen Küchlein, ſobald fie trocken (neftreif) ges worden, aus dem Neſte und bringt ſie an einen warmen Ort, wobei man zugleich die leeren Eier— ſchalen aus dem Neſte entfernt. Die beſte Brütezeit iſt im Frühjahre und im Sommer. Viele Hühner brüten zweimal des Jah— res, manche ſogar dreimal, welches letztere aber nicht vortheilhaft iſt. kim frühzeitig junge Hühner zu haben, laſſe man einer oder mehrern alten Hen— nen die von ihr gelegten Eier in ihrem Neſte liegen und hüte ſie vor Störung. Außerdem bedient man ſich noch folgender Mittel, das Brüten der Hühner und des Federviehes überhaupt zu erzwingen. Man ſucht daſſelbe nämlich durch einen Korb oder Kaſten auf den Eiern zu erhalten, oder rupft ihm die Fe— dern unter dem Bauche aus und verurſacht daſelbſt durch Brennneſſeln oder Salz und Pfeffer eine leichte Entzündung, oder gießt ihm etwas Branntwein auf, oder giebt ihm in Branntwein getauchtes Brod, durch welche letztern Mittel man beſonders Kapau— nen zum Brüten bringt. Für ein untrügliches Mit— tel gilt folgendes. Das zum Brüten beſtimmte Thier wird in einem mit Heu ausgefüllten Kaſten ſo über die Eier geſetzt, daß es ſich darin nicht umwenden kann; alsdann überbindet man ſeinen Rücken mit einem ſeiner Größe angemeſſenen Brete, deſſen es ſich nicht leicht entledigen kann, und bringt es hier— auf in eine ganz dunkle Kammer. Haus- und Trut— hühnern, auch Enten kann man ſchon am folgenden Tage das Bret abnehmen. Um dagegen Hühner, welche man nicht brüten laſſen will, zum Fortlegen zu nöthigen, bedient man ſich folgender Mittel: Man nimmt ihnen ſtets ſämmtliche Eier weg, und hilft dies nicht, ſo taucht man die gluckende Henne mehrmals in recht kaltes Waſſer, läßt ſie dann eine Zeitlang im Dunkeln ſitzen, oder ſetzt ſie unter ein Sieb, giebt ihr den erſten Tag nichts zu freſſen, taucht ſie den andern Tag wieder in's Waſſer, zieht ihr eine Feder durch die Naſe und läßt ſie damit laufen. Im Fall auch dieſes nicht helfen ſollte, ſteckt man die Henne in einen durch einen Reifen ausge— ſpannten Sack, den man zubindet und aufhängt, läßt ſie hier 24 Stunden hungern und taucht ſie als— dann nochmals in Waſſer, worauf man ſie laufen läßt. Bruthennen, welche die Eier anpicken, hält man ein in Kohlen hart gebratenes Ei, woran an mehreren Stellen kleine Oeffnungen hineingebracht werden, vor, wo ſie ſogleich hinein picken und ſich den Schnabel verbrennen wird. Bleiben Bruthen— nen, wenn ſie zum Freſſen gehen, zu lange vom Neſte, ſo darf man ihnen nur ſchlechtes Futter geben, ihnen Die Bevervteh;ndt. ſodann aber, wenn fie wieder zu Neſte gegangen ſind, Hanfkörner oder etwas Weizen vorſetzen. Sobald ſämmtliche Küchelchen ausgekrochen find, werden ſie der Mutter zurückgegeben und mit dieſer unter einen engſproſſigen Hühnerkorb gebracht, der bei kalter Witterung warm ausgelegt ſein muß. Nach Verlauf von 8 Tagen bringt man ſie in einen grobſproſſigen Korb, wo die Küchlein zwiſchen den Sproſſen durchkönnen, und ſpäter kann man die Alte ihre Jungen beliebig führen laſſen. Man kann die Küchelchen auch von einer Truthenne, die nicht mehr legt, und zwar 2 Hecken zuſammen, führen laſ— ſen, nachdem man dieſe einen oder zwei Tage hinter einander mit einem Eßlöffel voll Branntwein be— rauſcht und ſammt den Jungen in einen Korb geſetzt hat. Nach 6 bis 8 Wochen verlaſſen die Jungen die Alte, und dieſe fängt nun wieder an zu legen. Man darf junge Hühner der Glucke nicht vor dem zweiten Tage wegnehmen, um ſie zu füttern, indem ſie erſt nach 36 Stunden Nahrung zu verdauen im Stande ſind. In den erſten Wochen erhalten die Jungen als Futter ganze oder beſſer gequetſchte Hirſe, oder Buch— weizengrütze oder Gries, roh oder zu einem Brei ge— kocht, oder hart gekochte und klein geſchnittene Eier und grüne Kräuter mit etwas Weißbrod; ſpäter Brodkrumen (aber nicht von friſchem Brode) und Quark, gekochte Erbſen, gequellten Hafer u. ſ. w. und endlich das gewöhnliche Futter. Das Getränk wird ihnen in einem flachen und feſtſtehenden Ge— fäße vorgeſetzt, und da ſie ſelten gleich allein ſau— fen, ſo taucht man ihnen einigemal den Schnabel in's Waſſer. Man hält ein Huhn nicht über 4 bis 5 Jahre zum Legen tauglich, ſowie ein Hahn nur 3 Jahre ſeinen Obliegenheiten vollſtändig ge— nügen ſoll. Sehr fette und geile Hühner legen Eier mit reichlichem Dotter, die aber gar keine Schale ha— ben, Fließeier, oder auch blos mit einer dünnen Schale verſehen ſind, Windeier. Die beſten Mit— tel dagegen ſind: karges Futter, Aſche, Ofenruß, Cierſchalen. Krankheiten der Hühner. Als Vorbauungsmittel gegen die meiſten Krank— heiten gelten, außer einem warmen, reinlichen und trocknen Halten der Thiere, gutem Futter, Reinlich— haltung und Ausräucherung der Ställe mit Wach— holderbeeren u. dergl., bisweiliger Fütterung mit Sauerkraut, Vogel- und Wachholderbeeren u. ſ. w., beſonders noch folgende Maßregeln: Man laſſe die Hühner, beſonders die jungen, möglichſt frei herumlaufen, damit ſie ſich Inſekten ſuchen können. Ferner ſetze man zuweilen fein geſchnittenen Knob— lauch mit Butter und etwas Ofenruß in den Hüh— nerſtall und werfe von Zeit zu Zeit etwas Ham— merſchlag in das Trinkwaſſer, oder gebe mitunter Löſchwaſſer. Am häufigſten kommen folgende Krank— heiten vor: 1) Der Pips (Pimp, Zipf) beſteht in einer Ver— ftopfung der Naſenlöcher und Verhärtung der Zunge und verläuft meiſtens gefährlich. Die kranken Thiere 519 freſſen nicht, athmen mit aufgeſperrtem Schnabel und laſſen oft einen Ton wie Pips u. ſ. w. hören; ſpäter entſteht auf der Zunge eine verhärtete, horn— artige Haut; der Kamm und die Schleimhaut des Maules färben ſich gelb und es erfolgt bald der Tod. Als Urſachen gelten: Genuß friſcher Getreide— arten, beſonders des Roggens, warmen Brodes, heißen Futterbreies und eines ſaulen Getränkes, oder Mangel an Getränk bei großer Hitze, ſowie Man— gel an Inſekten. Zur Heilung nimmt man an einer Seite des geöffneten Schnabels die Zunge heraus, löſt mit einem ſcharfen Federmeſſer jene hornartige Haut ab, beſtreicht dann die Zungenſpitze mit fri— ſcher Sahne und ſteckt dem Thiere etwas Brod, Pfeffer und Butter ein. Einige Stunden nach der Operation ſetzt man dem Thiere etwas fein geſchnit— tenen Salat, oder grünen Kohl mit Schrot oder Weizenkleie und etwas Löſchwaſſer als Getränk vor. Außerdem ſteckt man am folgenden Tage kleine Stückchen Knoblauch mit Butter ein und reibt den Schnabel mit Ol, in dem Knoblauch gelegen, ab. 2) Die Darre iſt eine Entzündungsgeſchwulſt der am Steiße befindlichen Fettdrüſen. Die Hühner ſitzen traurig herum, freſſen gar nicht; die Fettdrü— ſen geben kein Fett, und wenn dieſer Zuſtand lange anhält, ſterben die Hühner. Zur Heilung ſchmiere man die Umgebung der Fettdrüſen und die Geſchwulſt mit reinem friſchem Fett, z. B. friſcher, ungeſalzener Butter, öffne die Geſchwulſt, wenn ſie erweicht iſt, reinige die Wunde täglich zweimal mit lauwarmem Waſſer von Eiter und befeuchte die eiternde Stelle mit Branntwein. Meiſtens zeigt ſich bei dieſer Krankheit auch Verſtopfung, in welchem Falle man ihren After mit friſchem Leinöl beſtreicht und das geölte Rauhe einer Vogelfeder in den Maſtdarm einführt. Als Futter giebt man klein geſchnittenes, mit Kleien gemengtes Grünfutter und reines Waſſer zum Getränk. 3) Der Durchfall kann nur dann bei den Hühnern als Krankheit angeſehen werden, wenn dieſe fortwährend ſehr dünn miſten, dabei unan— ſehnlich und traurig werden und aufhören zu legen. Urſachen ſind: zu häufiger Genuß von Regenwür— mern und anhaltend naßkalte Witterung. Man laſſe die Hühner einige Tage in einem warmen Stalle, und gebe ihnen gekochte Erbſen mit dem ge— wöhnlichen Futter abwechſelnd, zum Getränk aber Löſchwaſſer. Nöthigenfalls giebt man dem kranken Thiere Morgens und Abends 2 Theelöffel voll von ſtarkem Chamillenthee und rothem Wein zu gleichen Theilen ein. 4) Die Pocken zeigen ſich bei den Hühnern häu— fig unter dem Bauche und unter den Flügeln, wobei die Thiere ſehr krank erſcheinen. Man trennt die kranken Thiere von den geſunden, und badet jene täglich in lauwarmer Milch, wobei man die Pocken mit einer Salbe beſtreicht, die aus gleichen Theilen Harz, Pech und Talg zuſammengeſchmolzen werden. 5) Die Läuſe plagen die Hühner vorzüglich in der Brütezeit, wobei ſie mager und krank werden und endlich ſterben. Einige Tropfen Fiſchthran oder Terpentinöl, ſowie überhaupt fettes Ol, womit man 520 VB Praah das Huhn am Kopfe und Halſe befeuchtet, vertreibt die Läuſe vollkommen. Wenn man in den Hühner— ftall einige Zoll hoch Aſche ſtreut und ſich die Hüh— ner alsdann darin baden, werden ſie ebenfalls von den Läuſen befreit. Auf gleiche Weiſe vertreibt man auch mit einigen Tropfen Fiſchthran die kleinen braunen Würmer, welche ſich nicht ſelten bei den Hühnern am Kopfe einfreſſen. Das Truthuhn (Truthahn und Truthenne). Die Truthühner (kalkut'ſche, indianiſche, welſche Hühner, Puten u. ſ. w.) ſtammen aus Ame— rika, wo man ſie auf Bäumen in großen Wäldern in Herden zu vielen Hunderten und oft zu Tauſen— den antrifft; ſie leben daſelbſt von Eicheln und ſuchen zur Nachtzeit die höchſten Bäume und ſum— pfige Gegenden auf. Die wilden Truthühner unter— ſcheiden ſich von den zahmen nur durch größere Fruchtbarkeit und beträchtlichere Größe. Ihr Fleiſch ſoll nicht fo zart fein, als von den zahmen; dagegen ſind ſie noch einmal ſo groß, als dieſe, und man fin— det Hähne bis zu 66 Pfd. Schwere. Der Truthahn hat auf der Bruſt einen Büſchel ſchwarzer, borſten— artiger, gegen 4 Zoll langer Haare und kann ſeine Schwanzfedern wie einen Fächer ausbreiten; den Truthennen fehlt in der Regel jener Büſchel, ſo— wie ſie auch den Schwanz nicht fächern können; auch iſt das Weibchen kleiner, ſanfter und demü— thiger als das Männchen. Die Farbe der Puten überhaupt iſt ſehr verſchieden. Sie bedürfen in Deutſchland zu ihrem Gedeihen einer ſehr ſorgfältigen Pflege, da ſie zärtlicher und ſchwieriger aufzuziehen find, als das gemeine Huhn. Man rechnet auf einen Hahn 8, 9 höchſtens 12 Hühner, und wählt zur Zucht einen grauen, brau— nen oder ſchwarzen Hahn, der groß, ſtark und mu— thig iſt, mäſtet ihn aber nach dem zweiten Jahre, indem man ſich wieder einen jungen anzieht. Die Hennen ſind 5 Jahre zur Zucht brauchbar, obſchon man ſie auch nicht über 3, höchſtens 4 Jahre alt werden läßt. Die gewöhnliche Legezeit iſt nach Klima und Wärme des Frühjahres, März, April oder Mai; in wärmern Gegenden Deutſchlands legen ſie auch wohl zuweilen zweimal; doch darf man ſie das Zweitemal nicht brüten laſſen, weil die ſpäten Jungen im kalten Herbſte nicht aufkommen würden; daher werden dieſe Eier in der Wirthſchaft verbraucht. Sie legen 15 bis 20 braungeſprenkelte Eier, doch zuweilen mehr ſogar (bis 52), entweder einen Tag um den andern, oder 2 Tage eins, wäh— rend ſie den dritten ruhen, an einen dunkeln Ort, und zwar bald da, bald dorthin; weßhalb man die Thiere zur Legezeit immer unter guter Aufſicht hal— ten muß. Sobald die Henne ausgelegt hat, bleibt ſie auf dem Neſte ſitzen, und man muß ihr nun die weggenommenen Eier zum Brüten unterlegen. Die 2 erſten behält man aber lieber zurück, da ſie meiſt unfruchtbar ſind. Man macht ihr zum Brüten an einem dunkeln, ruhigen Orte ein Neſt zurecht, legt ihr 17 bis 19 von ihren Eiern (einer zum Erften- 3 n ich t. male Brütenden aber ein Paar weniger) unter, und zwar lauter ſolche, die in lauem Waſſer zu Boden ſinken. Sie bleibt ſo feſt auf ihren Eiern ſitzen, daß man ihr das Futter und Getränk neben das Neſt ſetzen muß. Sie ſitzt 26 bis 27, höchſtens 30 Tage über den Eiern. Hält man aber viele Truthühner, jo geſtattet man ihnen das Brüten nicht eher, als bis ihre völlige Anzahl Eier gelegt ſind, und giebt ihnen unterdeß lieber ein Hühnerei zum Brüten. Sobald nun alle Hühner ſich zum Brüten anſchicken, macht man ihnen in einem großen, reinen und be— ſtreuten Stalle die ſtrohenen Brutneſter der Reihe nach der Wand mit dazwiſchen befindlichen Unter— ſchieden zurecht, legt in jedes 15 bis 17 Eier, ſetzt auf jedes Neſt eine Henne, wo möglich über ihre eigenen Eier, die man zu dieſem Zwecke vorher ge— zeichnet hat, verſtopft die Stallfenſter zur Abhaltung des Lichts und entfernt die Hähne. Sollte ja eine Bruthenne noch keine Neigung zum Brüten zeigen, ſo kann man bei ihr die Brut dadurch erzeugen, daß man ſie mit Hanfſamen füttert, oder von dem beim Haushuhn für dieſen Zweck angegebenen Mitteln Gebrauch macht. Der Stall muß täglich einmal ge— öffnet und die Henne vom Neſte genommen wer— den, um ſie vor dem Stalle freſſen und ſaufen zu laſſen. Am achten oder neunten Tage beſehe man wegen des Auskommens die Eier, wie bei den Hüh— nern angegeben worden, bei einem Lichte. Statt nun etwa 2 weggenommenen Truthühnereiern kann man 3 gewöhnliche Hühnereier in das Neſt legen. Er: ſcheinen am 26ſten und 27ſten Tage die Eier bepickt, ſo darf man die Mutter nicht mehr vom Neſte neh— men, bis die Jungen ſämmtlich ausgekrochen ſind. Jetzt werden die Bruthennen wieder zum Futter ge— laffen und, während fie freſſen, allemal die Jungen von 2 Hennen nur einer untergeſetzt. Der andern Hälfte Hennen macht man ſogleich wieder neue rein— liche Neſter und legt jeder ungefähr 20 bis 24 En— ten- oder gewöhnliche Hühnereier unter. Auch hier ſollen die langen, zugeſpitzten Eier Hähne, die run— den aber Hennen geben. Die Jungen müſſen in den erſten Tagen ihres Lebens länger als die gewöhnlichen Hühner warm, trocken und ſchattig gehalten, und mit reinem Waſſer verſehen werden. Man wäſcht ihnen ſogleich, wenn ſie aus dem Eie kommen, zur Abhärtung die Füße mit Branntwein, ſowie man ihnen auch einige Pfeffer— körner, wohl auch etwas weißen Wein eingiebt. In den erſten 24 Stunden bekommen ſie gar nichts zu freſſen. Nach Verlauf dieſer Zeit werden die zum Führen der Jungen beſtimmten Alten mit jenen in einen eigenen warmen Stall gebracht. Das erſte Futter beſteht aus hart gekochten und klar gehackten Eiern, welche man nach etlichen Tagen mit gekoch— ten Erbſen und fein gehackten Zwiebeln vermiſcht; man rechnet auf 5 junge Hühner täglich ein Ei. Nach 8 Tagen kann das Eierfutter wegbleiben, oder man hackt die Eier ſammt der Schale, und bringt nun bei ſchönem Wetter die Jungen mit den Alten auf einen Platz von kurzem Graſe. Nun werden ſie täglich dreimal mit einem Gemiſche von gekochten Erbſen, Milch, klein geſchnittenen Salat oder beſſer Die Federviehzucht. den Blättern der Schafgarbe, fein gehackten Neſ— ſeln, Schnittlauch, auch wohl mit in Milch abge— kochter Weizen-, Gerſte- oder Hafergrütze gefüttert. In einem Alter von 16 bis 18 Tagen giebt man ihnen ein Gemenge von Schafgarbe oder Wermuth, Salat, Neſſeln und Quark, und bröckelt ihnen Krume von altem Brode vor. Im erſten Monate muß man die Jungen fleißig zur Speiſe nöthigen, indem man ihnen mit dem Finger darauf zeigt, da ſie zu dumm ſind, ihr Futter immer ſelbſt zu ſuchen. Ebenſo müſ— fen ſie in den erſten 4 bis 6 Wochen warm gehalten und vor Näſſe und Kälte bewahrt werden. Bei hei— terem Wetter läßt man ſie nach der Frühfütterung von ihren Müttern auf's Feld oder einen neſſelfreien Raſenplatz führen, doch ſelbſt bei ſchönſtem Wetter nie eher, als bis der Thau abgetrocknet iſt. Doch muß man hier ſtets genau auf etwa zu befürch— tenden Regen achten, und ſie vor demſelben ſtets wegbringen. Werden ſie aber dennoch von einem Regen betroffen, fo muß man ſie eiligſt in warme Tücher wickeln, und ihnen etwas warme Luft in den Schnabel blaſen. Überhaupt etwas kränklich oder matt ausſehenden Jungen giebt man etwas Wein und ſteckt ihnen ein Pfefferkorn ein. Wenn erſt die Warzen am Kopfe ihre rothe Farbe erhalten haben, braucht man ſie nur noch vor Hagel und kaltem Re— gen zu ſchützen. Das Früh- und Abendfutter, was ſie auch jetzt noch erhalten müſſen, legt man ihnen lieber in einem Troge vor. Das Waſſer zum Sau— fen pflegt man ihnen in einem Teller vorzuſetzen, und, um das Umfallen zu verhüten, einen Stein hineinzulegen. Zu der Zeit, wo die Warzen der jun— gen Truthuͤhner am Kopfe roth werden (8 bis 10 Wochen alt), muß man ſie beſonders vor Regen— wetter hüten und ihnen nahrhaftes Futter geben, weil ſonſt viele hinſterben. Am beſten eignet ſich hier zum Futter Gerſten- oder noch beſſer Weizen— ſchrot mit geronnener ſaurer Milch zu einem Brei gemiſcht, wovon jedoch jedesmal nur ſo viel einge— rührt werden darf, als zu einer Mahlzeit erforder— lich iſt. Auch kann man zur Stärkung etwas Wein unter die Nahrung gießen. Sobald einmal dieſe Periode überſtanden iſt, hat man wenig mehr für ſie zu beſorgen; ſie werden ſehr gefräßig und blei— ben es auch. In den erſten Wochen bekommen ſie zuweilen 2 oder 3 Federn am Hintern, deren Kiele voll Blut ſind; dieſe muß man behutſam heraus— ziehen, da ſie ſonſt krank werden. Wenn die Truthühner größer werden, kann man ſie mit Kleien, mit zerhackten Neſſeln und Kohl ver— miſcht, füttern und hiermit bis zur Ernte fortfahren. Bei der Zucht im Großen läßt man ſie unter Auf— ſicht auf's Feld treiben, wo ſie Schnecken, Würmer, Gras u. ſ. w. finden, und nach der Ernte führt man ſie auf die Stoppelfelder und auf die abgemäh— ten Wieſen, wo ſie dann zu Hauſe faſt keines Fut— ters weiter bedürfen. Um Michaelis werden die mei— ſten jungen Truthühner verkauft. Bloßes Körner: futter würde im Winter zu theuer werden; deßhalb ſetzt man ihnen zweimal in kleinen Trögen geſtampf— ten Kohl, Möhren, Kohlrüben, Kartoffeln, mit Kirchhof, Landwirth. . 521 Weizenkleie oder Gerſtenſchrot gemifcht vor; fonft laſſen fie ſich auch recht füglich ausſchließlich mit gekochten, oder beſſer gedämpften Kartoffeln erhal— ten. Friſches Waſſer darf ihnen niemals fehlen. So zärtlich die Truthühner in ihrer Jugend ſind, ſo ab— gehärtet gegen jede Witterung zeigen ſie ſich in der Folge; daher ſie ſich bei jedem Wetter am liebſten im Freien aufhalten. Um Truthühner fett zu machen, braucht man ihnen nur 9 bis höchſtens 14 Tage Gerſtenſchrot mit ſaurer Milch zu geben. Die Hähne ſind von Geſchmack beſſer als die Hühner, am allerbeſten aber die gekappten jungen Hähne. Um ſie ganz beſonders delikat zu haben, mäſtet man die Hähne nach der Poularderiemaſt, wie oben unter Huhn beim Kapaun angegeben worden. Für 2 Stück eng eingeſtallte Truthühner braucht man täglich 16 Loth Hirſe und 2 Loth Butter, woraus 60 Kugeln gemacht werden, wovon jedes Truthuhn täglich 30 Stück bekommt. Hiermit fährt man 24 Tage fort und giebt jedem Truthuhne täglich 16 Loth Milch auf drei Mahlzeiten zu ſaufen. Für Truthähne kann man 12 Loth Hirſe und 1½ Loth Butter rechnen und 36 Kugeln auf einen Tag für ihn daraus an— fertigen. Krankheiten der Truthühner. Diejenigen Krankheiten, welche ſie mit den Haushühnern gemein haben, werden auch, wie dort angegeben, behandelt. Wenn die Truthühner kleine Bläschen auf der Zunge und auf dem Bürzel bekommen, ſo pflegt man ihnen Waſſer, worin roſtiges Eiſen liegt, vor— zuſetzen. — Den Pips bekommen ſie wie die ge— meinen Hühner, doch ſeltener. Zur Heilung im An— fange der Krankheit wird die Hornhaut unter der Zunge abgelöſt, wobei man ihnen eine Haſelnuß groß geſalzene Butter eingiebt, worin etliche Pfef— ferkörner und eine große Kreuzſpinne eingedrückt ſind. Geht die Verhärtung aber ſchon durch den Hals und bis in den Magen, ſo iſt nicht mehr zu helfen. — Die Gicht bekommen die Truthühner gewöhnlich durch eine unſchickliche und unordentliche Fütterung. — Von der Ruhr leiden blos die Jun— gen, wobei ſie einen weißen, flüſſigen Miſt von ſich geben. Dieſe Krankheit entſteht durch ſaures, gäh— rendes Futter, und wird mit einer gedeihlichen Nah— rung leicht gehoben. — Eine Art Blattern, wo— von die Truthühner bei völlig erreichtem Wachs— thum befallen werden, iſt ihre gefährlichſte Krank— heit. Dieſe Pocken entſtehen inwendig im Schnabel und Schlunde, und äußerlich an von Federn ent— blößten Stellen. Vor Allem muß man die kranken Hühner an abgelegene Orte bringen, die äußern Pocken mit einem glühenden Eiſen abbrennen, und die andern mit einer Miſchung von Eſſig und etwas Vitriolöl waſchen und dem Huhn blos Wein währ rend der Kur geben. Überhaupt ſind eine gelinde Wärme und Wein die hauptſächlichſten Heilmittel für die Truthühner. 522 Vie N Das Perlhuhn. Dieſes ſtammt aus den heißen Gegenden Afri— kas, hat ſich aber recht gut an unſer Klima gewöhnt, wenn ſchon es ſtrenge Kälte nicht im Freien aus: hält. Man hält es im Ganzen mehr zum Vergnü— gen und zur Zierde, als wegen ſeines Nutzens; denn obwohl es viel Eier legt, die wie das Perlhuhn ſehr wohlſchmeckend ſind, ſo iſt es doch nicht ſo dauerhaft, als unſer Haushuhn und etwas koſtſpieliger zu unter: halten, ſowie auch die Jungen eine außerordentliche gute Pflege verlangen. Auch verträgt es die Eier und brütet ſelbſt nicht oder ſchlecht. Das Perlhuhn iſt an Geſtalt dem Rebhuhn ähnlich, aber weit größer wie ein Haushahn, miteinem herabhängenden Schwanze, kleinem weißen und bunten Kopf und braun- oder ſchwarzweiß punktirten Federn. Die Geſchlechter ſind ſchwer von einander zu unterſcheiden, und das bis— her noch für das richtigſte gehaltene Unterſcheidungs— zeichen beſteht darin, daß die vom obern Schnabel ihren Urſprung nehmenden Bärte bei den Hähnen blaulich und bei den Hühnern roth ſind. Die Perlhühner ſind lebhafte, unter ſich geſel— lige, ſonſt aber zänfifche, herrſchſüchtige Thiere, die ſich meiſtens die Herrſchaft über den ganzen Hüh— nerhof zu verſchaffen wiſſen. Sonſt laſſen ſie ſich ſehr zähmen, und zeigen mehr Vertraulichkeit gegen den Menſchen als alles anderes Hausgeflügel. Ihr Geſchrei iſt höchſt unangenehm. Sie bringen ihr Alter auf 10 bis 12 Jahre. Sie lieben erhabene Orte, und ſetzen ſich am Tage zuweilen auf Mauern, Zäune, Dachfenſter und Bäume, und ſchlafen ſelbſt Abends auf Baumzweigen, wenn man ſie nicht in den Stall treibt. Da ſie weder Näſſe noch große Kälte vertragen, ſo darf man ſie bei ſtrenger Winterkälte nicht aus dem Stalle laſſen, wenn ſie nicht etwa beſonders dazu abgehärtet worden. Im Sommer läßt man ſie am Tage im Hofe und im Garten herumlaufen, an Orten, wo ſie Sand finden, in dem ſie gern ſcharren und ſich darin baden. Sie ſind übrigens nicht ſehr fleißig im Selbſtaufſuchen der Nahrung und muſſen daher täglich zweimal mit Gerſte, Weizen, Hirſe oder Heidekorn gefüttert wer— den. Der Perlhahn iſt im März und April ſehr hitzig (halzt) und tritt, wenn er kein Weibchen hat, deren er 6 bis 12 verſehen kann, die geilen hahn— loſen Haushennen. Die aus dieſer Paarung her— vorgehenden Baſtarde ſind nicht fortpflanzungsfähig. Ende Mai oder Anfangs Juni legt die Henne 16 bis 24 und oft mehr Eier gern unter das Gebüſch an einen verborgenen Ort. Man läßt die Eier beſſer den Trut- oder Haushühnern ausbrüten, welche die Jungen mehr erwärmen und beſſer warten. Die Eier werden 25 Tage beſeſſen, ehe die Jungen auskom— men, welche übrigens eine eben ſo ſorgfältige Pflege erfordern als die jungen Truthühner. Sie müſſen gleich den dritten Tag frei herumlaufen können; damit es ihnen nie an Inſekten mangelt, weil ſie ſonſt leicht ſterben. Zu der Zeit, wo ihnen der Helm auf dem Kopfe ſchwillt, haben ſie ihre ſchwerſte Krankheit auszuſtehen, daher ſie auch dann der ſorgfältigſten Wartung bedürfen. Die jungen Perlhühner erhal— zu dh t ten zur erften Nahrung in Milch eingequellten Falten Hirſe, nach 8 Tagen außer dieſem gehackte Eier, oder in Milch klein geſchnittene Semmel oder friſchen Käſequark. In einem Alter von 14 Tagen kann man ihnen trocknen Hirſe, Weizen- oder Buchweizen— grütze vorſtreuen, welche Fütterung man ſo lange fortſetzt, bis fie überall Federn bekommen. Außer den Krankheiten der gemeinen Hühner bekommen die Perlhühner auch zuweilen einen grin— digen Kopf, den man mit ungeſalzener Butter heilen kann. Wenn ſie viel Maikäfer aufgenommen haben, ſo ſetzen ſie ſich traurig hin; man ſchüttet ihnen dann groben Sand, Hirſe und Rübſamen vor. Haben ſie im Winter von Kälte gelitten, ſo bringt man ſie in eine mäßig warme Stube und füttert ſie mit Buchweizen und Hanfſamen. Die Gans. Die zahme Gans ſtammt von der wilden ab, und iſt jetzt faſt in allen Welttheilen einheimiſch ge— worden. Man hat zwar verſchiedene Arten und Ba— ſtarden von Gänſen; doch hat ſich die Zucht der meiſten nicht vortheilhaft erwieſen, und die gemeine Gans bleibt die vorzüglichſte. Die dunkelfarbigen Gänſe hält man für härter und ausdauernder, als die weißen, welche dagegen größer werden und beſ— ſer ſein ſollen. Auch ſollen die Federn der dunkel— farbigen Gänſe beſſer ſein, als die weißen, ſie ſollen aber im Gewichte weniger geben, während Andere die weißen Flaumen höher ſchätzen, und bei der Zucht vornehmlich weiße Gänſeriche empfehlen. Das Männchen oder der Gänſerich (Ganſert) hat längere Beine, einen längern und dickern Hals und eine kreiſchendere und gröbere Stimme, wäh— rend das Weibchen (die Gans) ein bloßes Gedatter hören läßt; auch unterſcheidet ſich letzteres beſon— ders durch einen herabhängenden Legebauch. Das Alter der Gänſe kann man ungefähr an der Farbe des Schnabels und der Füße erkennen, indem dieſe bei jungen Gänſen bläſſer erſcheint; ferner iſt der Ring um die Pupille im Auge noch weiß (bei alten Gänſen blau oder gelb), die Gurgel bricht und zer— drückt ſich leicht, während ſie bei alten Gänſen ſich kaum beugen läßt. Auch ſind bei jungen Gänſen die Nägel ſpitzer und die Flügel weicher, ſowie der Bauch rund iſt. Ihre Größe iſt auffallend verſchie— den, und die auf trocknem Lande und fern von Tei— chen und Flüſſen gezogenen Gänſe ſollen überall kleiner und von geringerer Güte angetroffen werden, als die in gewäſſerreichen Ortſchaften gezogenen ſo— genannten Waſſergänſe. Auch werden die Federn von Gänſen, welche viel in Waſſer ſind, um ſo mehr geſchätzt. Wenn ſchon die Gans ihrer dichten Federbekleidung wegen im Winter viel Kälte aus— halten kann, ſo liebt ſie doch für die Nacht einen trocknen und warmen Aufenthalt. Man rechnet die Gans wegen Benutzung ihres Fleiſches, Fettes und ihrer Federn mit Recht zu den nützlichſten Hausthieren. An Bettfedern rechnet man, wenn eine im zeitigen Frühjahre ausgebrütete Gans von gehöriger Größe zweimal gerupft und die beim Die Federviehzucht. 23 Schlachten gewonnenen Federn dazu gerechnet wer: den 1%, preuß. Pfd.; bei großen Gänſen mehr, bei kleinen weniger. Deſſenungeachtet geben den— noch die Gänſe in ökonomiſcher Hinſicht, wenn nicht beſondere Ortsverhältniſſe ihre Zucht begünſtigen, in der Regel wenig Gewinn, indem ihre Unterhal— tung unter allem Federvieh am theuerſten zu ſtehen kommt, von ihrem etwa noch anzurichtenden Scha— den ganz abgeſehen. In waſſerreichen Gegenden kommt die Aufzucht der Gänſe billiger zu ſtehen, als in ſolchen, wo Waſſer mangelt, indem ſie ſich von Meerlinſen und andern Waſſerpflanzen nähren. Zwar iſt die Gans ſchon im nächſtfolgenden Winter zur Fortpflanzung tauglich; indeſſen nimmt man doch dergleichen Gänſe in der Regel nicht zum Brüten, und ebenſowenig die von ihnen gelegten Eier. Am beſten eignen ſich hierzu die zweijährigen, die man alsdann bis zum fünften Jahre dazu ver— wendet, obſchon man mit guten Brutgänſen eine Ausnahme macht, indem dieſe bis in ihr fünf— zehntes Jahr, oft noch länger dazu tauglich ſind. Gänſe von guter Art begatten ſich im Januar, bei ſtrengen Wintern aber erſt im Februar, wo die Gans alsdann 12 bis 24 Eier legt. Am beſten legen die Gänſe vom dritten bis zum zehnten Jahre. Man nimmt die gelegten Eier ſo lange weg, bis ſie über Nacht darauf ſitzen bleibt, wodurch ſie ihre Neigung zum Brüten anzeigt. Man legt ihr nun 13 bis 15, und höchſtens den zweijährigen, welche am beſten brüten, 17 Eier unter. Man macht ihnen im Feder— viehſtalle an einem abgeſonderten und nicht zu hel— len Orte, oder ſonſtwo in einem Kaſten oder alten Korbe, aber allemal niedrig an der Erde, ein Neſt von Stroh und Heu, das man noch mit Neſſeln durchmengen kann. Beim Unterlegen werden die Eier mit Kohle oder ſonſt gezeichnet, um wahrzunehmen, ob ſie die Gans auch umwendet, was man, im Fall ſie jenes unterläßt, ſelbſt thun muß, während die Gans das Neſt einmal verläßt. Während der Brut— zeit wird ihr Hafer oder Gerſte eingeweicht und Trinkwaſſer vorgeſetzt. Die Brutzeit dauert 28 bis 30 Tage. Die aus gekommenen jungen Gänſe können 24 Stunden lang ohne Futter im Neſte bleiben, worauf man ſie 8 bis 10 Tage lang im engen Ge— wahrſam an einem warmen Orte hält und ihnen hartgekochte abgeſchälte und kleingehackte Eier mit grünen Neſſeln, Brodkrume und Weizenkleie gemiſcht, und Waſſer auf einem Teller vorſetzt. Später erhal— ten ſie kleingehackte Brenneſſeln und Diſteln mit Weizenkleie, oder Hafer- oder Gerſtenſchrot vermiſcht und mit Waſſer angefeuchtet. Nach Verlauf von 8 bis 10 Tagen läßt man die Jungen mit den Alten bei ſchönem Wetter auf den Raſen, wo ſie ſchon ſelbſt Gras abzurupfen anfangen, und 14 Tage alt kann man ſie mit der Alten ſchon in das Waſſer füh— ren laſſen, wenn dieſes nicht mehr zu kalt iſt. Ein gefährlicher Zeitpunkt für die Gänſe iſt der, wenn ſie ihre Kiele, beſonders die großen bekom— men; man muß ſie daher beim Aus- und Eintrei— ben gut halten und dafür ſorgen, daß ſie ſich die Kiele der Flügel nicht blutig ſtoßen, wodurch die Jungen in ihrem Wachsthume ſehr zurückgehalten werden. Während dieſer Kielzeit bedürfen die Gänſe aber auch ganz beſonders guter und kräftiger Nah— rung, weil ſie ſonſt gleich die Flügel herunterhängen laffen, ermatten und ſterben. Man muß fie vornehm— lich vor übler Witterung bewahren und bei Naß— kälte lieber zu Hauſe behalten und ihnen Hafer füt— tern. Sobald die Jungen einmal befiedert ſind, freſſen ſie mit den Alten alle Arten Körner, und find mit einer guten Grasweide größtentheils zu— frieden. Im Frühjahre treibt man fie auf die Brache, und nach der Ernte auf die Getreideſtoppeln. Im Winter füttert man fie mit Kohlſtrünken, zerſchnitte— nen Kohl- und Rübenarten, gekochten Kartoffeln und Getreidekörnern. Manche Gänſe legen, nach— dem ſie ihre Jungen ſo ziemlich erzogen haben, noch einmal und brüten abermals. Die Federn dürften wohl in den meiſten Fällen der Hauptbeweggrund fein, aus welchem die Gänſe in der Landwirthſchaft gezogen werden. Man rupft die Gänſe im Allgemeinen des Jahres dreimal, näm— lich das Erſtemal im Mai, ſodann wieder nach 8 Wochen und zuletzt um Michaelis; ſpäter aber darf man keiner Gans mehr vor dem Schlachten, oder wenn man ſie den Winter gehen laſſen will, vor dem Frühjahre die Federn nehmen. Junge, frühzei— tig ausgebrütete Gänſe kann man ſchon um Johan— nis rupfen. Das Rupfen der jungen Gänſe aber noch einmal vor oder nach der Ernte vorzuneh— men, iſt nur dann zuläſſig, wenn man die Gänſe zum eigenen Bedarf, alſo nicht zum Verkauf ha— ben will, weil ſie ſonſt unanſehnlich, mager und kleiner und gewöhnlich viel geringer bezahlt wer— den. Beim Rupfen der Gaͤnſe hat man aber durchaus darauf zu ſehen, daß die Federn gehörig reif und die Kiele nicht blutig ſind, da ſie ſonſt leicht verderben. Reife und gehörig getrocknete Federn übertreffen die von Schlachtgänſen gewonnenen um Vieles, und man kann durch dreimaliges Rupfen von einer Gans faſt eben ſo viel Federn gewinnen, als von 3 Schlachtgänſen. Die Hals- oder Trag— federn, die den Flügeln zur Stütze dienen, darf man den Gänſen beim Rupfen durchaus nicht nehmen. Die beſten Federn ſind die unten am Bauche ſitzen— den Flaumenfedern oder Daunen, welche keine Kiele haben; dann folgen der Güte nach die eigentlichen Bettfedern, oder die kurzen Federn, welche um den Körper ſitzen. Die Fettfedern, die oben über dem Hintern ſitzen, ſowie Schwung- und Schwanzfedern ſind untauglich zu Betten; wogegen die Schwung— federn aus den Flügeln bekanntlich zu Schreibſpulen dienen. Wo man Weideanger für die Gänſe hat, erhal— ten ſich dieſe, wenn man ihnen dabei nur etwas ge— ringes Getreide des Abends giebt, durch das Hüten. Im Stalle füttert man geringe Gerſte, Hafer, Kar— toffeln, Möhren, Rüben und klein gehackten Kohl. Sollen fie nur gutes Fleiſch ohne viele Ausbeute an Fett geben, ſo ſteckt man ſie in ein enges Behält— niß, welches zum Abgehen des Schmutzes hinten offen iſt, hält ſie trocken und giebt ihnen Hafer, auch Schrot mit Kartoffeln zuſammengeſtampft und hinlängliches . Die vorzüglichſte Jah— 38 * 2 524 Bi e 9 reszeit zum Mäſten der Gänſe iſt vom Herbſte bis Weihnachten; die Gänſe liefern ein fettteres, zarteres und wohlſchmeckenderes Fleiſch als die Gänſeriche. Man mäſtet die Gänſe entweder gemeinſchaftlich beiſammen in einem großen Stalle, oder in den vor— erwähnten kleinen Behältern, worin jedesmal nur eine Gans ganz eng eingeſchloſſen ſitzt. Bei den Gänſen hat das Futter einen beſonders merkbaren Einfluß auf den Geſchmack des Fleiſches. So erhält eine 3 Wochen lang mit Möhren gemäſtete Gans oft fingerdickes Fett und ein mürbes, aber gelbes, ſüßes und nicht wohlſchmeckendes Fleiſch. Setzt man aber dem Möhrenfutter noch etwas Gerſten— ſchrot hinzu, ſo erhält man ein ſehr zweckmäßiges Maſtfutter. Im Allgemeinen mäſtet man die Gänſe mit Wurzelgewächſen und Körnern, oder ſtopft ſie mit Nudeln aus Mehl und Kartoffeln oder mit gro— ßen Fruchtkörnern. Mais, Hafer und Buchweizen, Erbſen, Gerſtenmehl und Waſſer, auch gekochte Möhren und Getreide, ſowie gekochte Kartoffeln geben ein vortreffliches Fleiſch; letztere giebt man am beſten mit Hafer oder Hafermehl. Getreide ſchüttet man der Gans ſo viel ins Waſſer, als ſie nur immer verzehren will, giebt jedoch nicht zu viel Futter auf einmal, ſondern ſchüttet immer nach Ver— lauf von einigen Stunden etwas nach; vornehm— lich verſorgt man ſie reichlich über Nacht und ver— ſieht das Saufgeſchirr täglich früh und Abends mit friſchem Waſſer. Eine beſondere Art Mäſtung wird auf folgende Weiſe bewirkt: Man bohrt in die Mitte der Oberrinde eines großen Roggen- oder Gerſtenbrodes ein kleines Loch von der Größe, daß die Gans mit dem Schnabel hinein kann, thut in das Loch etwas Hafer und Bier und ſetzt es der Gans vor. Bei dem Herausſchnattern des Hafers und Bieres faßt die Gans auch Brodkrumen und gewöhnt ſich bald daran. In das aufgefreſſene Loch wird immer wieder Bier gegoſſen, bis endlich das ganze Brod ausgehöhlt und bis auf die Rinde ver— zehrt iſt. Eine der ſicherſten Arten, die Gänſe recht fett zu machen, iſt das Stopfen derſelben mit Nudeln (Wel— gern), welche man aus Mehl jeder Art oder aus Gerſtenmalz- oder Gerſtenſchrot und Waſſer oder Milch machen kann. Man erhält auf dieſe Art viel Fett, obſchon weniger Fleiſch. Man knetet Mehl oder Schrot, mit Waſſer und etwas Salz gemiſcht, zu einem feſten Teige, macht fingersſtarke und 2 Zoll lange Nudeln davon und bäckt ſie auf einem Stu— benofen, in einer Röhre oder im Backofen, nachdem die Brode herausgenommen worden, ziemlich hart. Im Anfange der Maſt giebt man alle 2 bis 4 Stun— den nur 4 bis 6 Nudeln, vermehrt die Gabe aber ſpäter. Je ſchneller die Gänſe verdauen, um ſo mehr verſtärkt man nach und nach die Gaben, ſo daß ſie endlich 15 bis 20 Stück erhalten. Man muß die Gänſe niemals mit einer neuen Rudelportion ſto— pfen, wenn ſie noch unverdautes Futter von der vor— hergehenden im Kropfe haben. Die zu einem ein— maligen Stopfen beſtimmten Nudeln werden zuvor im Waſſer oder Milch eingeweicht. In der letzten Zeit der Maſtung erhält die Gans wieder weniger zu cheat. Nudeln, und man darf ihr überhaupt niemals mehr Nudeln auf einmal beibringen, als ſie davon auf— zunehmen im Stande iſt. Zum Stopfen der Gänſe mit ganzen Körnern bedient man ſich am beſten der großen Erbſen und des Buchweizens, die vorher eingequellt oder noch beſſer gekocht werden. Damit die Gans nach dem Stopfen die Früchte nicht wieder aus dem Halſe ſchleudere, ſteckt man ihr zuletzt eine etwas ſtarke Stopfnudel von Brod in den Hals auf die Körner. Um vorzüglich große Lebern zu bekommen, giebt man den Gänſen in der erſten Zeit der Mäſtung etwa alle 2 Tage eine Meſſerſpitze voll gepulvertes Spießglas in einer Nudel, ſowie man auch für die— ſen Zweck während der Maſtzeit überhaupt Holz— kohlen im Sauftroge halten, oder auch etwas Koh— lenpulver unter den Nudelteig kneten kann. Das Gewicht einer ausgemäſteten Gans beträgt 12 bis 18 Pfd.; doch laſſen ſich große Waſſergänſe auch bis 30, ja bis 40 Pfd. ſchwer mäſten. Beim Einkauf wird gewöhnlich ſo gerechnet: was eine Gans über 10 bis 11 preuß. Pfd. hat, hat fie an Fett. Krankheiten. Die Gänſe genießen im Ganzen einer dauerhaf— ten Geſundheit, obſchon ſie auch zuweilen zu leiden haben und von ſeuchenartigen Krankheiten befal— len werden. Sie werden von Gänſeläuſen, kleinen Mücken und Fliegen, welche ſich ihnen um die Na— ſenlöcher und um die Ohren ſetzen, und von Milben heimgeſucht. Gegen die erſtern ſoll man ſie auf dem Kopfe und unter den Flügeln mit Thran oder Theer einreiben. Die Mücken und Fliegen verlieren ſich, wenn man ihnen Körner auf den Boden eines mit Waſſer gefüllten Gefäßes legt und ſie dadurch zum Eintauchen des Kopfes veranlaßt. Gegen die Mil— ben, ſowie gegen die Läuſe ſoll das Einſtreuen von Farrenkraut in ihren Ställen dienlich ſein; das beſte Mittel bleibt jedoch immer, auf reinliche und trockne Streu zu halten, und wenn Milben und Läuſe zu ſehr überhand nehmen, ſie einigemal davon zu rei— nigen und alsdann im Waſſer zu baden. Im Juni ſtellt ſich eine Seuche ein (das Gänſeſterben), wo man in den Naſenlöchern eine Menge feiner Wür— mer findet; oft hilft es, wenn man dieſe mit einem ſtumpfen Hölzchen davon reinigt. Man muß in die— ſer Zeit den Gänſen gutes und möglichſt wenig grü— nes Futter geben. Anhaltend feuchte und kalte Wit— terung verurſacht den Gänſen den Durchfall; man empfiehlt dagegen Fichten weige, ins Saufwaſſer gethan; beſſer dient hierzu klarer Hammerſchlag, den man vor dem Saufen umrührt. Bei übermäßi— gem Genuß von Körnern zur Erntezeit ſchwellen den Gänſen die Köpfe auf; man darf daher zur Verhü— tung dieſes Übels die Gänſe nicht zu lange freſſen laſſen, ſondern muß ihnen den Genuß von Körnern nur von Zeit zu Zeit geſtatten. Auf den Stoppeln, wo viele Körner liegen, muß man ſie in ſteter Be— wegung erhalten und nicht zu lange hüten. Gegen das Aufſchwellen des leeren Kropfes empfiehlt man 5 Die Federviehzucht. etwas Brod mit Branntwein betröpfelt, oder Kohl— blätter zu geben. Wenn ſich der Pips oder die Ver— härtung auf der Zunge zeigt, ſo wird dieſe geriſſen, worauf man die Wunde einigemale mit ungeſalze— ner Butter einſchmiert und etwas zerhackte große Pimpinelle in das Saufwaſſer thut. Die Ente. Die zahme Ente ſtammt von der wilden ab. Ihre Farbe iſt verſchieden; doch findet man ſie am häu— figſten den großen wilden Enten ähnlich grau. Bei manchen Enten erheben ſich auf dem Kopfe meh— rere Federn (Tolle, Holle); doch zieht man dieſen Schlichtkoöpfe zur gewöhnlichen Zucht vor. Das Männchen (Enterich, Erpel) unterſcheidet ſich durch ſeine beträchtlichere Größe, grüne und glänzende Fe— dern am Kopfe und an den Flügeln, durch einige am Steiße hinter einander ſtehende, nach auf- und vorwärts gebogene Federn und tiefere Stimme von dem Weibchen (Ente). Die zahme Ente nimmt gern den Enterich der wilden Enten auf, wodurch dann verſchiedene Abarten entſtehen; die wilde Ente da— gegen läßt den zahmen Enterich gar nicht zu. Die Enten legen viele, große, fette, in der Hauswirth— ſchaft ſehr geſchätzte Eier, liefern Bettfedern, ob— ſchon dieſe den Gänſefedern nachſtehen; geben einen guten, wohlſchmeckenden Braten und vertilgen die Schnecken und Heuſchrecken am beſten. Sie lieben waſſerreiche Gegenden, wo ſie auch am beſten gedei— hen und am beſten zu erhalten ſind, da ſie ſich hier faſt das ganze Jahr ſelbſt ernähren; daher kann En— tenzucht im Großen nur in ſolchen Gegenden mit Vortheil betrieben werden. Des Nachts läßt man die Enten nicht gern im Freien, weil ſie ſonſt leicht verwildern, ſondern man ſperrt ſie in trockne für ſie beſtimmte Ställe. Die Enten ſind im Allgemeinen dauerhafter, und billiger und leichter zu erhalten, als die Gänſe; weßhalb auch die Entenzucht in geeigneten Gegen— den weit einträglicher als die Gänſezucht erſcheint. Sie freſſen unaufhörlich und verſchlingen alles, was nur irgend genießbar iſt. Ihre Nahrung beſteht in allen möglichen Körnergattungen, Meerlinſen, Froſch- und Fiſchlaich, jungen Fröſchen und Fiſchen, Regenwürmern, Schnecken, Maikäfern, Fleiſch, Kar— toffeln, Rüben, Brod u. ſ. w. Außer der Winter— zeit brauchen fie in waſſerreichen Gegenden kaum gefüttert zu werden, ſobald ſie nur frei ausgehen können; wo ſie aber nicht genug Nahrung finden, giebt man ihnen des Morgens vor dem Ausgehen etwas Körner oder gekochte Kartoffeln mit Kleien oder Schwarzmehl gemengt. Immer aber kann man ihnen die geringſte Futterſorte geben; doch muß man ſtets für reines friſches Trinkwaſſer ſorgen. Von Fiſchteichen und Saatſeldern muß man ſie durch Umzäunungen oder ſonſt abzuhalten ſuchen. Obgleich zwar die Enten 6 bis 8 Jahre zur Zucht tauglich ſind, ſo wird man ſie doch beſſer nach 3 bis 4 Jahren durch junge erſetzen, indem dann ihr Fleiſch weicher und zarter bleibt. Sie paaren ſich im Februar, März und April und man rechnet 525 auf 8 bis 10 Enten einen Enterich. Die Begattung ſelbſt (Treten) üben ſie am liebſten auf dem Waſſer aus. Im März gewöhnlich bereiten ſich die Weib— chen ein Neſt von zerbiſſenem Stroh und fangen an Eier zu legen; gute Enten legen 8 bis 15 Nächte hinter einander täglich ein Ei, und zwar bisweilen 60 und mehr, wenn man ihnen nicht mehr als 2 Eier im Neſte liegen läßt. Bei manchen Enten ſehen die Eier gelblichweiß, bei andern hellgrün und find bedeutend größer, als Hühnereier. Die Enten ver— legen ihre Eier gern in Schilf, in Sträucher u. ſ. w., weßhalb man genau auf ſie Acht haben muß, und ſie an dem Tage, wo ſie legen wollen, ſo lange im Stalle zurückbehält, bis ſie gelegt haben. Freilich aber legen die Enten weit mehr Eier, wenn man ſie zum Eierlegen nicht einſperrt. Da die Ente ihr Neſt gern zu verſtecken ſucht, ſo muß man ihr daſſelbe möglichſt angenehm machen, wenn ſie zum Cierlegen nach dem Stalle zurückkehren ſoll. Während der kalten Jah— reszeit nimmt man die gelegten Eier hinweg, ſpäter aber läßt man ihr 10 bis 12 Stück davon im Neſte, weil ſie ſonſt nicht leicht brütet; doch legt man beim Brüten ſelbſt friſche unter, die man bezeichnet. Wenn die Ente zu legen aufhört, verläßt ſie nicht mehr das warm und weich zubereitete Neſt, und giebt hierdurch, ſowie durch Ziſchen und Federſträu— ben zu erkennen, daß ſie brüten will. Die Brütezeit der Enten dauert 28 bis 32 Tage; Hühner und Puten brüten die Enteneier aber in 26 bis 28 Tagen aus. Der Haushenne legt man 13 bis 15, der Ente 15 bis 17 und der Pute 21 En— teneier zum Brüten unter. Die Ente ſelbſt eignet ſich am beſten zum Brüten, weil ſie ihre Jungen am beſten führt; doch iſt ſie beim Brüten ſehr ungedul— dig und hält die Brütezeit oft ungern aus. Im All— gemeinen wird man daher vortheilhafter den Hüh— nern und Puten ausbrüten laſſen, als den Enten ſelbſt, zumal letztere die Jungen gewöhnlich zu bald in's Waſſer führen, wo dann bei kaltem Wetter viele zu Grunde gehen. Von den Hofhühnern entwöh— nen ſich die jungen Enten überdies zeitig, und nö— thigen ſo die alten Hühner wieder zum Eierlegen. Während des Brütens ſetzt man der Ente von Zeit zu Zeit Gerſte und friſches Waſſer vor, damit ſie nicht des Futterſuchens wegen vom Neſte zu gehen veranlaßt wird, ſowie man auch während der erſten Zeit für dieſen Zweck einen Spreukorb über das Neſt der brütenden Ente ſtürzen kann. Sobald die ausgekrochenen jungen Enten gehö— rig trocken oder neſtreif ſind, nimmt man ſie aus dem Neſte, ſtreut ihnen fein geriebenes Brod mit Quark oder ganz zerkleinerten gekochten Eiern ge— mengt vor und ſorgt für ein Gefäß mit friſchem Trinkwaſſer. Wo man mehrere Enten zu gleicher Zeit brüten läßt, werden alle Jungen nur einer Leit⸗ ente (auch Leithenne oder Pute) gegeben, während man die andern Mütter im Stalle eingeſperrt hält. Bei kalter und feuchter Witterung muß man die Alte mit den Jungen im Stalle behalten; iſt die Witte— rung aber günſtig, ſo läßt man die Alte die Jungen ausführen, aber nicht auf Flüſſe, am liebſten auf einen von Gebüſchen umzäumten Teich oder Bach. 526 Vi e h Beſſer iſt es aber immer, die Alte mit den Jungen 14 Tage lang vom Waſſer ganz abzuhalten und gut zu füttern, damit ſie erſt erftarfen, ſowie man jeden: falls die jungen Enten die erſten 3 Wochen reich— lich mit obengenanntem Futter ernähren muß, wenn ſie ſich vollkommen ausbilden ſollen. Schon nach einigen Tagen giebt man den jungen Enten Hafer— ſchrot, auch Kleie mit Waſſer und jungen kleinge— hackten Brenneſſeln. Auch Waſſerlinſen, Gerſten— ſchrot, Träbern und angefeuchtete Kleie giebt man ſpäter zum Futter. In einem Alter von 4 bis 6 Wochen ſorgen die Enten ſchon ſelbſt für ihren Un: terhalt, und man giebt ihnen den Sommer hindurch nur des Abends etwas zu freſſen, um ſie leichter nach Hauſe zu locken. Im Winter jedoch, wenn die Gewäſſer ſämmtlich zugefroren ſind, müſſen ſie täg— lich zweimal gefüttert werden. Körnerfutter giebt man ihnen in ein niedriges, mit Waſſer angefülltes Ge— fäß. Roggenkleie ſoll den Enten ſchädlich und Zucker für ſie ein tödtliches Gift ſein. Die Enten erſcheinen ſchon im Verlaufe eines Vierteljahres ganz ausge— wachſen, wenn man ihnen oben erwähntes Futter gleich anfangs, ſtatt mit Waſſer, mit ſaurer Milch anfeuchtet. Manche Enten legen nach der erſten Brut zum zweitenmal Eier, die ſie auch ausbrüten, was jedoch zugeftatten nicht vortheilhaft tft. Zu den zahmen Enten gehört auch noch die Bi— ſamente (die türkiſche, indianiſche Ente), welche aus Braſilien ſtammt und jetzt auch ziemlich ſtark in Deutſchland gehalten wird; ſie iſt um ½ größer, als unſere Hausente und unterſcheidet ſich von die— ſer vornehmlich durch eine warzenartige, rothe Ein— faſſung über dem Schnabel. Ihr Fleiſch iſt ſchmack— haft; nur gehen ſie nicht viel auf's Waſſer, daher ſie ſich ſelbſt weniger Nahrung ſuchen und ſomit in der Unterhaltung koſtſpieliger, als die gemeinen En— ten ſind. Sie fangen erſt Mitte Mai's zu legen an; ſämmtliche Eier, 10 bis 14 Stück, folgen binnen 14 Tagen und mit dem letzten Ei beginnt das Brü— ten. Das Einſperren iſt dieſer Ente beſonders zu— wider; ſie legt ihre Eier in Pferde- und Kuhſtälle. Dieſe Entenart brütet auffallender Weiſe 5 Wo— chen. Die Ernährung iſt der der gewöhnlichen Ente gleich. Die ausgerupften Federn gleichen denen der Gänſe. Zur Mäſtung wählt man am liebſten die ein— jährigen Enten, indem ſie das ſchmackhafteſte Fleiſch geben. Übrigens ſind Enten leicht und ohne beſon— dere Sorgfalt fett zu machen, wenn ſie nur Futter im Überfluß erhalten, und giebt man den Enten außer den ſelbſt geſuchten Nahrungsmitteln noch etwas klein gehackten Salat oder Krautblätter mit Schrot oder grobem Mehle vermengt, ſo bringt man ſie bald in einen ſolchen Zuſtand, in welchem ſie recht gut zum Braten taugen. Um ſie jedoch eigentlich fett zu ha— ben, ſperrt man die Enten in einen gut geſtreuten und reinlichen, jedoch engen Stall, füttert ſie reich— lich mit gekochten Kartoffeln, Schwarzmehlteig, Gerſte, Hafer, ſo viel als ſie freſſen wollen, und ſetzt ihnen öfters friſches Trinkwaſſer in einem Troge vor, der nur ſo durchlöchert iſt, daß die Thiere be— quem mit dem Schnabel hinein können. Nach 3 bis z u ch k. 4 Wochen ſind die Enten fett. Mit gelben oder weißen, ſehr klein geſtoßenen Rüben, im Überfluß gegeben, kann man ſie in 3 Wochen ſo mäſten, daß ſie fingerdickes Fett und gutes, ſüßes Fleiſch haben. Auch durch Weizen- oder Gerſtenſchrot, in Milch geweicht, werden ſie binnen 24 Tagen ſehr weiß und fett. Krankheiten. Bei naßkalter Witterung erkranken die jungen Enten leicht; ſie werden traurig, hören auf Futter zu ſuchen und können nicht mehr ſtehen, worauf ſie bald ſterben, wenn fie den übeln Witterungseinfluͤſ— ſen nicht ſchleunigſt entzogen werden; man muß ſie daher in dieſem Falle warm halten und mit gewaͤrm— ten Federn u. dergl. zudecken. Die alten Enten er— kranken dagegen ſehr ſelten und nur das Eiver— halten wird noch am häufigſten bemerkt. Kann eine Ente ihr Ei nicht legen, ſo führe man einen geölten Zeigefinger in den Maſt- und Legedarm und beſtreiche dieſe und die Eierſchale. Alsdann ſtreiche man unten am Steiße von vorn nach hin— ten, jedoch ſanft, um das Ei nach außen zu be— fördern. Die Sub Die von den Menſchen gezähmten Taubenarten ſtammen ſämmtlich mit vieler Wahrſcheinlichkeit von der wilden Holz- oder Blautaube ab. Außer der gemeinen (theils wilden, theils zahmen) Haustaube, welche auch Feldtaube, Feldflüchter genannt wird, und die man in den verſchiedenartigſten Farbenab— wechſelungen allenthalben findet, werden auch noch eine Menge mehr oder weniger davon abweichende Spielarten gehalten, welche Manche unter dem Na— men Hoftauben zuſammenfaſſen, Manche auch, vorzugsweiſe vor den Feldtauben, Haustauben oder zahme Taube nennen. 1) Eigentliche oder gemeine Haustaube (Feldtaube, Feldflüchter). Die eigentliche Stamm— mutter hat einen ſchwarzen Schnabel, feuergelben Augenſtern, blaurothen Fuß, graublauen Kopf, mohnblauen Mantel, mit 2 oft 3 ſchwärzlichen Bin— den auf den zuſammengelegten Flügeln. Von dieſer Haustaube giebt es eine große Menge Farbenver— ſchiedenheiten. Die Feldtauben ſind dauerhafter und fruchtbarer, als die meiſten der folgenden und fliegen auf den Dörfern alle in's Feld. 2) Karmelitertaube, die niedrigſte und kleinſte von allen unſern Taubenarten hat kurze, mit langen Federn bewachſene Füße, und am Hinter— kopfe einen kleinen ſpitzigen Federbuſch; Unterleib und Flügel find ſtets weiß; der Oberkörper iſt aſch— blau, rothgelb oder grau. 3) Hinkeltaube (Piemonteſer Taube), faſt ſo groß wie ein kleines engliſches Huhn, mit ſehr kur— zem, gerade in die Höhe ſtehendem Schwanze; iſt meiſt weiß, mit blauen Schilden und blauem Kopf. 4) Höckertaube (Pagadette), faſt von der Größe einer Zwerghenne, nur langgeſtreckt, mit einem Die Federvieh zucht. weißgepuderten, warzigen Höcker auf den Naſen— löchern, und breiten, weißwarzigen Kreis um die Augen. Man hat ſie ſchwarz, weiß, erbsgelb und braunroth, gewöhnlich ſchwarz und weißgefleckt. Weiß mit ſchwarzen Schnüren wird ſie Mohameds— taube genannt und iſt von großem Werthe. Da die Höckertaube ſelten mehr als ein Junges aufbringt, auch die andern, ſchwächern Tauben gern aus dem Schlage vertreibt, ſo wird ſie nicht ſehr geachtet. 5) Holländiſche Muſcheltaube hat hinter dem Kopfe aufrechtſtehende Federn, die gleichſam eine Art Muſchel bilden; meiſt weiß, mit langen Schwingen. 6) Klatſch- oder Schlagtaube (Plätſcher), von der Größe einer Feldtaube, meiſtens grau und auf den Flügeln ſchwarz gefleckt. Sie dreht ſich im Fluge beſtändig in der Runde herum, wobei ſie mit ihren Flügeln oft ſo heftig zuſammenſchlägt, daß man eine ſtarke Klapper zu hören glaubt. 7) Kropftaube (Kröpfer) iſt groß und vor— nehmlich dadurch ausgezeichnet, daß ſie den Kropf ungeheuer aufbläſt. Sie bringt des Jahres höchſtens drei Bruten und von dieſen ſelten beide Jungen auf. Farbe und Zeichnung ſind ſehr veränderlich; doch ſind bei den meiſten die vordern Schwanzfedern weiß. 8) Maskentaube (Brillentaube, Schnippe), von der Größe der Feldflüchter, mit einem ſchwarzen blauen oder rothen Pinſelſtrich über dem Schnabel bis zur Mitte des Kopfes, gleich einer Maske, von welcher Farbe auch der Schwanz iſt; ſonſt ſchnee— weiß und gewöhnlich behaubt. Eine ſchätzbare Art, welche ſich ſtark vermehrt und viel in's Feld geht. 9) Mönchstaube, ſo groß wie eine Trom— meltaube, mit einem Federkragen und einer bis auf die Augen reichenden Platte auf dem Kopfe. Sind verſchieden gefärbt. 10) Mövchentaube (Kreuztaube), mit ſehr hoher Stirn und faſt eckigem, entweder glattem oder behaubtem Kopfe. Sie hat am Vorderhalſe eine Krauſe und iſt gewöhnlich ganz weiß, nur mit einem braunen, gelben, blauen oder ſchwarzen Schilde auf den Flügeln. Eine dauerhafte, ſehr flüchtige, als Brieftaube, brauchbare Taube, die mit den Feldtau— ben weit auf's Feld fliegt. Durch Paarung eines Pfauenſchwanzes mit einem Mövchen erhält man nach etlichen Generationen eine große, überaus ſchöne Taube, das Pfauenmövchen, mit dem Pfauentauben— ſchwanz und der Mövchenkrauſe. 11) Mondtaube (Monatstaube), mit ſehr großen Augen und darum befindlichen rothen Ringen und langem Schnabel; mit kleinen Flügeln und hohen Füßen. 12) Perltaube, von Größe, Geſtalt und Zeich— nung der Feldflüchter. Alle kleinen Deckfedern des Oberflügels ſind aufwärts gerichtet, als wäre der Flügel mit Perlen beſetzt. 13) Perückentaube (Hauben, Drichter-, Schleier-, Zopftaube, Venus-, Nonnentaube), viel größer als die Feldflüchter, mit gewöhnlich ganz be— fiederten Füßen und einem Kragen verlängerter ge— ſträubter Federn am ganzen Hinterhalſe. Die Zeich— 527 nung iſt ſehr verſchieden. Sie ſind zärtlich, legen nicht nur wenig, ſondern bringen auch die Jungen nicht immer auf, daher man die Eier gern andern Tauben zum Ausbrüten giebt. 14) Pfautaube (Breit-Hühnerſchwanz, Schüt— telkopf) von verſchiedener Farbe, mit einem vielfede— rigen (aus mehr als 16 Federn beſtehenden) Hüh— nerſchwanze, den ſie aufgerichtet trägt und pfau— ſchweifartig ausbreiten kann. Man unterſcheidet die pfauenartige und die hühnerartige Taube; jene breitet den Schwanz ſehr aus und hat mehr Federn darin, als dieſe, welche ihn mehr zuſammen— zieht. Die weißen ſind die gewöhnlichſten, aber die mit ſchwarzem Kopf und Schwanz und weißem Leibe die ſchönſten, beſonders wenn ſie die Flügel unter dem Schwanze tragen. Es ſind wahre Hoftauben, die ſich wegen des breiten Schwanzes bei Wind mit Mühe kaum auf den Dächern erhalten können; ſie ſind überdies auch zärtlich und pflanzen ſich nicht leicht fort 15) Polniſche Taube (indianifche Taube, Indianer), mit ſehr dicken und überaus kurzem Schnabel und einem die Augen umgebenden breiten rothen Rande und ſehr niedrigen Beinen. Die Farbe iſt ſehr verſchieden. Sie vermehrt ſich ſtark und wird leicht fett. 16) Die Purzeltaube (Tummler), etwas klei— ner als die Feldtaube, von ſehr verſchiedener Farbe und Zeichnung. Sie hat einen außerordentlich hohen und ſchnellen Flug und ſtürzt ſich blitzſchnell in gera— der Linie herab, und überpurzelt ſich aus Spielerei im Fluge. Sie fliegt übrigens gern in's Feld und brütet fleißig. 17) Schwalbentaube (Feetaube), gehaubt oder ungehaubt, am Unterleibe weiß, hat wegen der langen Schwingen einen raſchen, den Schwalben ähnlichen Flug. 18) Schwalbenſchwanz, mit gabelförmigem Schwanze, roſenrothen Füßen und dergleichem Schna— bel; verſchieden gefärbt, die meiſten geſprenkelt. Sie pflanzt ſich ſparſam fort und wird nur der Seltenheit wegen geſchätzt. 19) Schweizer Taube, ſo groß und eben ſo raſch im Fluge, als der Feldflüchter; verſchieden ge— zeichnet, auf weißem atlasartigem Grunde roth, blau, gelbgefleckt; um den Hals befindet ſich ein rother Ring, der auf der Bruſt gleichſam einen gefärbten Harniſch bildet. Mat hat auch ſolche mit grün- und rothgeſprengten gelben Hals bändern, ingleichen ganz einfarbige, als ſchiefergrau oder blauſchwarz, wohin die ſogenannte Pleureuſe gehört, mit weißer Binde um den Vorderhals. 20) Spaniſche Taube, Baſtard der türkiſchen Taube und der Pagadette, bald ſo groß als eine Henne, bald nur wie eine türkiſche Taube; mit breiter Warzenhaut und weißem Augenringe. Iſt ſehr fruchtbar und bei ſchöner Zeichnung ſehr geſchätzt. 21) Trommeltaube (Federfuß, Straußtaube, Rodler), iſt etwas größer und dicker als die Feld— taube, mit etwas längerem und ſtärkerem Schnabel, einem Buſch von vorwärts ſtehenden Federn auf der Stirn und befiederten Füßen Latſchfüßen). Sie gilt 528 Vieh für beſonders ſchön, wenn der Federbuſch recht groß iſt. Sie iſt ſchwerfällig und wird leicht fett; ſie kann nicht ſchnell und leicht fliegen, und geht daher auch ſelten in's Feld. Iſt übrigens unter allen Hoftauben die dauerhafteſte und fruchtbarſte, indem ſie ſehr oft Eier und Junge zu einer und derſelben Zeit hat; doch vernachläſſigt ſie oft aus lauter Trägheit ihre Jungen. Sie iſt verſchieden gefärbt, gewöhnlich ſchwarz und weißbunt, oder ganz weiß oder ganz ſchwarz. Durch Paarung mit andern Hoftauben giebt fie außer andern Baſtarden zuweilen eine glattköpfige Taube (die Trompetentaube), welche keine Nak— kenhaube hat, aber dafür die gekrümmten Stirn— federn und fedrigen Füße. Wenn ſie dabei trommelt, ſteht ſie in großem Werthe. 22) Türfifhe Taube (arabiſche, perſiſche Taube), von derſelben Größe und Zeichnung wie die Perücken- und Kropftaube, mit ungewöhnlich wulſtig erhöhter Naſenhaut, breitem, warzigem, rothem Au— genkreiſe. Sie iſt gewöhnlich ſchwarz, wird jedoch auch in andern Farben getroffen; die rothbraunen gelten für die ſchönſten. Iſt eine ſchwere Taube und wegen ihrer Größe und Fruchtbarbeit beliebt, zumal ſie mit den Feldtauben auf die Acker fliegt. Von ihr und der Kropftaube hat man eine ſehr ſchöne und geſchätzte Spielart, die Rittertaube, welche größer als die türkirſche wird und ſehr fruchtbar iſt. 23) Zopftaube (Löwentaube, Mähnentaube), von der Größe der Feldflüchter, mit einem Feder— buſche auf dem Kopfe, welcher mähnenartig rings herabhängt. Hinſichtlich der Farbe, worauf die Taubenlieb— haber einen ſo verſchiedenen Werth ſetzen, unterſchei— det man bei den Tauben folgende Klaſſen: 1) Mit weißer Grundfarbe. a) Ganz oder größtentheils weiße, ſind zart von Fleiſch, daher für die Küche allen andern vorzuzie— hen; doch erſcheinen ſie von Natur ſchwächlich, ver— laſſen gern bei magerm Futter ihre Eier und Jungen, ſcheuen ſich, ihre Nahrung auf dem Felde zu ſuchen und werden leicht von dem Habicht gefangen. b) Weiße mit farbigen Köpfen, Schwänzen und Brüſten. Sie werden nach der Farbe des Kopfes oder der Bruſt benannt, wenn ſchon der Schwanz in der Regel von derſelben Farbe iſt. Da— her Mohren-, Blau- oder Rothköpfe; Schwarz-, Blau- oder Rothbrüſte. Die Blaubrüſte ſind ge— wöhnlich ſehr hochgeſchätzt. e) Schnallen, ſind die ganz weißen Tauben mit farbigem Fleck und Schwanz von derſelben Farbe; daher Schwarz-, Blau-, Noth- oder Gelbſchnallen. d) Silberfarbene ſind ge— meiniglich weißgelbe Tauben und werden, wenn ſie eine weiße Stirn haben, Elbblaſſen genannt. e) Rai— ger nennt man Tauben mit farbigen Flecken auf weißem Grunde. Sie werden mit unter die frucht— barſten und dauerhafteſten Farben gezählt. 2) Tauben mit rother Grundfarbe, bei denen die rothe Farbe in jeder Abſtufung vorkommt. Man hat einfach rothe und rothe mit weißen Schwän— zen; Weißſchnallen ſind ſolche mit weißen Flek— ken am Kopfe gegen den Schnabel; Rothgelben, wo das Hellrothe mit Blau vermiſcht iſt und die z uu ch t. Bruſt ſich in's Grüne ſpiegelt, ſind vorzüglich wegen ihrer Fruchtbarkeit geſchätzt; Kupferbläſſen, die bei ſchöner Kupferfarbe eine weiße Stirn haben, auch Rothbläſſen genannt; wenn aber der ganze Kopf weiß iſt, ſo nennt man ſie den rothen Weißkopf. 3) Tauben mit blauer oder blaugrauer Grundfarbe. Außer den einfach dunkel- oder hell: blauen (Feldflüchtern) ſind noch zu bemerken: die lichtblaſſen, welche bei hellblauer Farbe eine weiße Stirn, wohl auch weiße, rothe oder braune Striche über die Flügel, oder auch einen weißen Schwanz haben; ferner die genagelten, mit ſchwarzen Flecken auf blauem Grunde. Die blauen Tauben ſind zur Zucht unſtreitig die beſten. 4) Tauben mit ſchwarzer Grundfarbe. Man hat ganz ſchwarze, und je ſchwarzglänzender dieſe ſind, je höher ſchätzt man ſie. Mohren, ſind ſchwarze mit weißen Köpfen und Schwänzen; ſchwarze mit weißen Flügeln. Weißſtriche ſind ſchwarze mit weißen Strichen über die Flügel; Schwarz— blaſſe, ſchwarze mit weißer Stirn; geſtaarte Weißſtriche, ſchwarze mit weißgeſprengtem Schild auf der Bruſt; ganz Geſtaarte, die über den ganzen Leib weiß geſprengt ſind. Die ſchwarzen Tau— ben ſind ihrer Fruchtbarkeit wegen ſehr zu ſchätzen, indem ſie acht- bis neunmal des Jahres brüten. 5) Tauben von gemiſchter Farbe oder buntfarbige, ſind ſolche, welche mit zwei, drei und mehr Farben gezeichnet ſind, entweder regelmä— ßig, wo die Flecken in gleicher Entfernung ſtehen (geſchuppte Tauben), oder unregelmäßig (geſprenkelte, getüpfte und getiegerte). Die Schildtaube, iſt größtentheils weiß, mit einer andern Farbe auf dem Rücken, als an den übrigen Theilen des Körpers. Die Strichtaube, weiß mit ſchwarz gezeichneten Flügeln und Schwanze. Wohnungen der Taube. Die Tauben lieben im Allgemeinen ruhige Orter, eine weite freie Ausſicht und eine hohe Lage gegen Morgen. Um daher die Tauben ſtark zu vermehren, muß man ihre Wohnungen, beſonders für die Feld— flüchter, von bewohnten Gebäuden entfernt und ſo hoch als möglich anbringen, und man wird dann in einem fo angelegten Taubenſchlage 5 und ſelbſt / Junge mehr erhalten, als in andern Schlägen. Haustauben dagegen wohnen eben nicht ungern in der Nähe ihrer Verſorger, ſowie es dieſen auch einerlei iſt, ob ihre Wohnungen in der Höhe oder niedrig angebracht ſind. Niedrige Wohnungen gewähren ihnen mehr Schutz gegen die Kälte, und ſie brüten hier auch in den Wintermonaten, wenn es nicht zu kalt iſt. Zwar weiſen Landleute öfters den Tauben die Hausflur als Wohnung an, indem ſie dort in der Höhe Stan— gen und Neſter für ſie anbringen; doch iſt es hier mit viel Unreinlichkeit verbundeu, weßhalb man häufig für fie Höhlen unter dem Dache des Wohnhauſes anlegt. In einer ſolchen Taubenhöhle haben ein Paar Tauben hinlänglich Raum zum Wohnen und Brüten, ſowie ſie auch bequem zum Nachſehen und Ausnehmen der jungen Tauben ſind; indeſſen ge— wöhnen ſich doch die Tauben häufig daraus weg, Die Federvichzudt. auch entwiſchen die Jungen oft beim Ausnehmen und man verliert den Miſt der Tauben, ſowie ſie auch in der Regel etwas zu kalt für die Tauben find und dem Eindringen des Schnees nicht ganz gewehrt werden kann. Solche Taubenhöhlen muß man, wenn nur irgend möglich, gegen Morgen, nie gegen Abend anlegen. Die Taubenköten ſind nicht weſentlich von den Taubenhöhlen verſchieden, indem ſie ebenfalls wie dieſe aus breternen Höhlen oder Kaſten beſtehen, nur daß davon mehrere mit einander verbunden und an der Seite eines Hauſes reihenweiſe übereinander befeſtigt ſind. Jeder Kaſten oder jedes Fach iſt un— gefähr 2 F. lang, 1 F. tief und 1 F. hoch. Dieſe verſchiedenen Fächer ſtehen übrigens durch inwendig an den Seitenwänden angebrachte Löcher mit ein— ander in Verbindung und jedes hat ein mit einem Tritt verſehenes Flugloch; doch läuft ftatt der Tritte wohl auch eine Stange an den Fluglöchern hin. An der Rückſeite, wo die Köten an die Wand ſtoßen, müſſen die Fugen ſorgfältig mit Kalkmörtel verſtri— chen werden, damit keine, den jungen Tauben ſehr ſchädliche Zugluft durchſtreichen kann. Endlich wird über die oberſte Reihe ein vorſtehendes Wetterdach angebracht. Die Feldflüchter bewohnen zwar gern dieſe Köten und vermehren ſich ſtark darin, ſowie auch ihre Herſtellung nicht koſtſpielig iſt; doch ſind ſie äußerſt unbequem und zu kalt. Die Tauben häuſer ſind eigentlich nichts an— ders, als ins Gevierte oder auf andere beliebige Art zuſammen- und übereinandergeſetzte Reihen von Käſten oder Köten, gewöhnlich auf ein, zwei bis vier ſteinernen oder hölzernen etwa 12 Fuß hohen Säulen befeſtigt und oben mit einem Dache überlegt. Solche Taubenhäuſer ſetzt man jedenfalls an einen möglichſt freien Ort auf den Hofraum. Gewöhnlich wählt man hierzu die Mitte des Miſthofes, wobei zwar der Unrath ſogleich an einen paſſenden Ort fällt, da— gegen aber auch hierdurch eine große Unbequemlich— keit für das Düngerausfahren entſteht, ſowie auch gerade dieſe Stelle im Winter, wenn ſich viel Jauche dort ſammelt, der kälteſte Ort iſt. Die Säulen müſ— ſen in allen Fällen, wenn ſie nicht von Stein ſind, etwa 2 Ellen von oben herab, mit Blech beſchlagen werden, damit ſie nicht von Raubthieren erklimmt werden können. Will man außer den Tauben noch anderes Federvieh halten, ſo kann man zweckmäßig auch ein Taubenhaus auf folgende Weiſe anlegen. Man läßt ein rundes oder viereckiges Gebäude von beliebiger Höhe und Weite an einer paſſenden Stelle im Hofraume aufführen, die Felder mit Steinen aus— ſetzen und mit Kalk gut bewerfen. Das Gebäude ſelbſt theilt man in zwei Hälften; die obere und grö— ßere legt man nach Art eines Taubenſchlages, aber rundum mit Kaſten für die Tauben an, führt eine Treppe hinauf, macht oben, um bequem zu den Ka— ſten und Neſtern zu kommen, eine Gallerie und läßt Alles von außen mit Fluglöchern oder beſſer fallen— den Fenſtergittern zur nächtlichen Verwahrung ge— hörig ausſetzen. Die untere kleinere Hälfte beſtimmt man in beſondern Abtheilungen für anderes Federvieh. Die Taubenſchläge ſind im Allgemeinen am Kirchhof, Landwirth. 529 zweckmäßigſten. Dies ſind nämlich die kammerartigen Behältniſſe, welche in den Giebeln der Häuſer oder über einem Stalle oder ſonſt an einem paſſenden Orte angelegt werden. Die Größe derſelben richtet ſich nach der zu haltenden Anzahl Tauben; jedes Paar muß zwei Neſter haben und der Bodenraum ſo groß ſein, daß, wenn die Tauben gefüttert werden und zuſammenſitzen, ſie nur den vierten Theil deſſel— ben einnehmen. Zu einem ſolchen Taubenſchlage wählt man am liebſten einen freiſtehenden Dachgie— bel, läßt dieſen in beliebiger Länge und Höhe mit Bretern beſchlagen und deſſen Fußboden dielen, über die Fugen der Dielen aber Leiſten ſchlagen. Am zweckmäßigſten wird jedoch der Boden mit einem Lehmguß überzogen, woran die Tauben ſehr gern picken. Die Thüre im Schlage muß nicht allein ge— nau paſſen, ſondern auch mit einem Riegel oder beſſer mit einem Schloſſe verſehen werden. Man läßt gern in ſie ein kleines Loch einſchneiden, über welches ſich eine um einen Nagel ſich bewegende Klappe ſchiebt, um bisweilen die Tauben beobachten zu kön— nen. Zum Ausfluge iſt gegen Morgen oder Mittag eine mit einem Wetterdache überdeckte Oeffnung, am beſten im Giebel, angebracht; doch entſcheidet hier— über mehr die Himmelsgegend, und ſie muß auch nöthigenfalls zum Dache herausgeführt werden. Das Flugloch darf aber nicht unmittelbar auf dem Boden des Schlages, ſondern muß einige Fuß über demſelben ſich befinden, damit die jungen Tauben nicht hinauskriechen und herabfallen können. In je: dem der untern Winkel der Offnung iſt eine horizon— tale Stange und in der Mitte zwiſchen beiden eine dritte dergleichen, welche nach außen 3 bis 4 Fuß, nach innen 1 Fuß hervorragen, befeſtigt, und auf dieſe Stangen auswendig ein 4 bis 5 Fuß langes Bret aufgenagelt. Zweckmäßig werden neben dem Flugloche noch einige lange Stangen angebracht, auf welchen ſich die Tauben ſonnen können. Außerdem iſt das Flugloch noch mit einem Fallgitter zu ver— ſehen, welches in zwei Ruthen läuft und mittelſt einer, über Rollen geführten, Schnur bequem auf— und niedergelaſſen werden kann, wozu man die Schnur am Hauſe herab an einen bequemen Ort hinleitet. Statt eines einzigen Flugloches kann man auch ein Paar kleinere anbringen, die jedoch immer die Größe haben müſſen, daß allenfalls zwei Tauben auf einmal durch ein Loch gehen können. Im Tau— benſchlage ſelbſt ſind nun die Neſter und Ruheſtan— gen anzubringen. Wo das ſchräge Dach die Wände bildet, nagelt man die Stangen an die Dachſparren in 2 Fuß weiter Entfernung von einander und bringt auf dieſen die Neſter an; bei lothrechten Wänden hingegen werden an denſelben ringsherum fußbreite Breter in lothrechter Richtung von der Decke bis zum Boden herab 3 Fuß weit von einander befeſtigt. Dieſe lothrechten Breter bringt man hinten und vorn durch aufgenagelte Querlatten, welche von unten nach oben 2 Fuß weit von einander abſtehen müſſen, in Verbindung. Auf die Querlatten werden nun die Neſter befeſtigt, ſo daß in jedem Fache zwei derglei— chen zu ſtehen kommen. Die Neſter werden theils aus Gyps gegoſſen, theils vom Töpfer aus Thon 67 530 ee gemacht; beide beſitzen wenig Haltbarkeit und ſind auch im Frühjahre und Herbſte zu kalt für die Tau— ben. Dauerhafter ſind die aus Weidenruthen ge: flochtenen, in Form runder Handkörbchen; am wohl— feilſten aber die aus Strohrollen mit Weiden oder Haſelzähnen zuſammengenähten; ſie dürfen nur nicht zu tief gemacht werden, ſondern müſſen die Form einer Mütze oder eines flachen Hutdeckels haben. Zur Befeſtigung derſelben werden an zwei einander entgegengeſetzten Seiten derſelben runde, ½ Zoll ſtarke Stäbe mit ſchwachen Weidenruthen angebun— den, wodurch ſie das Anſehen einer Hopfenſeihe er— halten. Mit dieſen Stäben werden ſie in den oben erwähnten Fächern auf die Querlatten gelegt und vorn mit Weidenruthen feſtgebunden. Wo aber die Querlatten an die Geſparre genagelt ſind, läßt man die Stäbe hinten auf den Ziegeln ruhen. Anlegung einer Tau benzucht. Da die Taubenzucht wegen des Schadens, den die Tauben auf den Feldern anrichten, in den meiſten Staaten Deutſchlands durch Geſetze ziemlich einge— ſchränkt iſt, ſo muß man ſich vor Anlegung einer Taubenzucht nach den desfalls giltigen Verhältniſſen erkundigen. Ein Taubenflug läßt ſich überhaupt nur mit Vortheil in ſolchen Gegenden anlegen, wo ſich nicht zu viele Raubthiere, als Katzen, Marder, Wieſel, Eulen, Habichte u. dgl. aufhalten, von welchen na— mentlich in engen, gebirgigen und waldigen Gegen— den die Tauben viel zu leiden haben. Die Gegend muß ferner möglichſt frei gelegen ſein, damit die Tauben freien Ausflug haben. Nun kommt es dar— auf an, ob man Feldflüchter oder Hoftauben züchten will; von letztern muß man ſich wenigſtens drei Paar, von erſtern aber nicht unter acht Paar anſchaffen, wenn fie bleiben ſollen. Hof- und Feldtauben zu— ſammenzuhalten, iſt nicht räthlich, weil ſie ſich nicht zuſammen vertragen, ſie müßten denn zuſammen er— zogen und an einander gewöhnt ſein. Am leichteſten laſſen ſich die Tauben im Spätherbſte und im Win— ter eingewöhnen. Denn ſperrt man die Feldtauben zu der Zeit, wo ſie ins Freie zu fliegen gewohnt ſind, ein, ſo werden ſie dadurch nur ſcheu gemacht und ziehen dann um ſo ſicherer fort, ſobald man ihnen die Freiheit geſtattet. Im Winter dagegen laſſen ſie ſich das Einſperren eher gefallen, und läßt man ſie zur Zeit, wo Alles mit Schnee bedeckt iſt, frei, ſo fliegen ſie nicht weit und kehren gern dahin zurück, wo man ihnen Futter reicht. Die großen ſchweren Hoftauben, welche nie auf's Feld gehen, bleiben aller— dings nach kurzer Einſperrung gern da, wo ſie gutes Futter finden. Um aber Futter zu ſparen, muß man mit dem Ankaufe der Tauben bis Anfang Februar warten, wo ſich der Trieb zur Begattung regt und ſie dann ihren alten Wohnort leichter verlaſſen. Am beſten ſchafft man ſich lauter junge Tauben an, die noch gar nicht ausgeflogen ſind, und von denen man dann im kommenden Frühjahre Tauber und Täubin— nen gehörig ſortirt und nach Gefallen verpaart. Als ſichere Kennzeichen für das zu hohe Alter der Tauben ſind zu betrachten: Mangel an Munter— keit, blaſſe und ſchuppige Farbe der Haut und Beine, verhärtete Naſenhaut, verſchoſſene Farbe der Federn, tiefere, mehr brummende Stimme. Auch gewahrt man am Kopfe und Halſe der Alten keine gelben Fa— ſern mehr, wie bei den Jungen. Beim Ankaufe von alten Tauben muß man durchaus darauf ſehen, eben ſo viel Tauber als Täubinnen zu erhalten. Der Tauber hat eine gröbere Stimme, größern und ſtär— kern Kopf, kürzern und ſtärkern Hals und Schnabel, indem am letztern die Naſenhaut aufgetriebener, hö— her und breiter iſt, längere und ſtärkere Füße und Sporen; ein viel lebhafteres und feuerigeres Ans ſehen, aber minder zarten Bau als die Täubin. Nimmt man den Tauber in die Hände und ſchwenkt ihn mit angedrückten Flügeln ſanft auf und nieder ſo ſenkt er den Schwanz unterwärts, während die Täubin ihn aufwärts hebt. Es iſt nicht rathſam, Tauben aus der Nähe zu kaufen, weil ſie gern wieder an ihren vorigen Wohn— ort zurückkehren. Man kaufe ſie lieber einige Meilen entfernt, nehme ſie beim Transporte gut in Acht, füttere ſie gut und wende dann auf ihre Eingewöh— nung die möglichſte Sorgfalt. Man kauft die Tau— ben am beſten an einem ſolchen Orte, welcher durch Gebirge und Waldungen von ihren neuen Wohn— plätzen getrennt iſt. Auch ſucht man die Tauben gern aus ſolchen Schlägen zu bekommen, welche mit de— nen, wo ſie in der Folge wohnen ſollen, hinſichtlich der Höhe ziemlich gleich kommen. Damit die gekauf— ten Tauben in der ihnen angewieſenen Wohnung bleiben, muß man ſie, bevor man ſie fliegen läßt, einige Zeit einſperren und gut füttern; wie lange, kommt darauf an, ob man viel oder wenig Paare, Hof- oder Feldtauben eingewöhnen will, ob man ſchon Tauben beſitzt, oder einen Schlag zuerſt be— völkern und dazu lauter fremde Tauben anwenden will. Sind die Tauben von mehrern Beſitzern zu— ſammengekauft, ſo muß man ſie einige Wochen lang einſperren, damit ſie ſich recht kennen und vertragen lernen. Hierbei hat man vornehmlich darauf Rück— ſicht zu nehmen, daß man ſchon gepaarte Tauben zuſammenbringe, weil ſie dann viel eher an dem neuen Wohnorte bleiben. Hat man die Tauben aus einem und demſelbem Schlage gekauft, ſo braucht man ſie nur einige Tage einzuſperren, ſobald ſie nur nicht aus einem nahe gelegenen Orte geholt werden. Feldtauben dürfen überhaupt nicht ſo lange einge— ſperrt werden, als Hoftauben, da ſie, wenn ſie län— ger als drei Tage eingeſperrt ſind, leicht an der Ge— ſundheit leiden. Wenige Tauben ſind ſchwerer ein— zugewöhnen, als viele, beſonders wenn ſie an einen großen Flug gewöhnt waren und ihnen etwa die neue Wohnung zu groß iſt. Neue Paare zu ſchon vorhandenen Tauben zu gewöhnen, iſt nicht ganz leicht; man muß ſie alle zuſammen drei Tage ein— ſperren, damit ſie ſich vertragen lernen. Die einge— ſperrten Tauben müſſen reichlich gutes Futter, täg— lich reines Waſſer zum Baden und trocknen Flußſand auf den Boden ihrer Wohnung erhalten. j Außerdem bedient man ſich zum Eingewöhnen der Tauben auch noch ſogenannter Taubenbei— zen, mittelſt welcher man ſie mehr an ihre Woh— nung feſſeln kann. Man beſprenge die Tauben den Die Federvieh zucht. Tag, wo man ſie ausläßt, mit Anisöl und beſtreiche auch die Fluglöcher damit. Außerdem nimmt man auch noch Backofenlehm, groben Sand, Anis, Wik— ken, Honig, Menſchenharn und Heringslacke, miſcht Alles wohl unter einander, läßt dieſe Maſſe ſieden, erkalten und ſetzt ſie den Tauben etliche Tage vorher, ehe ſie ausgelaſſen werden ſollen, in einem hölzernen Kaſten in ihr Behältniß. Auch wird folgendes Mit— tel gerühmt: Für einige Groſchen Spicköl und eben jo viel Nelkenöl zuſammengemiſcht und hiermit die Latten, an denen die Neſter befeſtigt ſind, oder über— haupt die inwendigen Seitenwände des Schlages beſpritzt. Das erſte Auslaſſen muß man nicht früh, ſondern Nachmittags oder noch beſſer Abends, und nicht bei heiterem, ſondern bei trübem, regnerigem oder ſtürmiſchem Wetter vornehmen. Nahrung und Fütterung. Die Tauben nähren ſich hauptſächlich von Sä— mereien und einigen Beeren, aber ſelten etwas Grü— nem, nie von Inſekten und Würmern. Die Feld— tauben insbeſondere ſowie jene Hoftauben, die ihnen im Fluge gleich ſind, fliegen vom Frühjahre bis zum Herbſte auf's Feld, und nähren ſich von dem ausge— ſtreuten und reifenden Getreide und andern Säme— reien. In Walddörfern fliegen ſie im Juli und Au— guſt in die Wälder und freſſen Heidelbeeren. Wäh— rend dieſer Zeit braucht man ſie nicht zu füttern; wohl aber im Winter, weil ſie ſich ſonſt leicht wo anders hingewöhnen würden. Übrigens wird es räthlich, auch im Juni und Juli, wo nichts auf den Feldern zu finden iſt, den Tauben täglich etwas Fut— ter zu verabreichen, zumal wenn ſie brüten. Die größern Hoftauben muß man das ganze Jahr hin— durch füttern, Die Tauben lieben vor Allem Hülſenfrüchte, am meiſten Wicken, nach denen ſie auch fleißig brüten. Erbſen, Linſen und Weizen ſind, obgleich ſie auch gern gefreſſen werden, in der Regel ein zu theures Futter. In Ermangelung von Wicken dient Gerſte oder ein Gemenge von Wicken und Gerſte, oder Buchweizen, der ein ganz vorzügliches Taubenfutter iſt, zur zweckmäßigen Ernährung. Hafer freſſen ſie nur, wenn ſie nichts beſſeres finden; doch kann er im Winter und ſelbſt im zeitigen Frühjahre gegeben werden, damit ſie nicht, durch nahrhaftes Futter ge— reizt, zu zeitig legen und brüten, weil ſonſt die jun⸗ gen Tauben leicht erfrieren. Gegen das Frühjahr wärmt man ihn etwas und vermiſcht ihn mit Wicken. Den zarteſten Geſchmack ſollen die jungen Tauben von Schoten oder jungen Erbſen als Futter bekom— men. Hanf, Leinſamen, Rübſen und Hirſe werden mit großer Begierde von ihnen gefreffen, find aber als gewöhnliches Futter zu hitzig, auch theilen die öligen Sämereien dem Fleiſche der Jungen einen widrigen Geſchmack mit. Bei gekochten oder noch beſſer gedämpften Kartoffeln befinden ſich die Tauben wohl, brüten früher und die Jungen werden davon fett. Dieſe Fütterung iſt jedenfalls die wohlfeilſte. Die Tauben freſſen die Kartoffeln noch lieber, wenn ſolche, ſtatt zerdrückt, in kleine Würfel geſchnitten und auf dem Ofen getrocknet, dann ihnen aber wie 531 Getreidekörner vorgeworfen werden. Roggen iſt nicht nur den Alten, in Menge genoſſen, ſchädlich, ſondern tödtet auch allezeit die Jungen, wenn er von jenen dieſen noch unreif gefüttert wird; und wenigſtens erhalten ſie davon die Pocken. Die Tauben lieben außerdem Salz, Salpeter und alle Schärfen, Lehm, Sandkörner und zur Zeit der Fortpflanzung Kalk. Sehr zweckmäßig ſchüttet man daher im Hofe einen Haufen mit Sand vermifchten Lehm für fie hin, den man zuweilen mit Harn begießt. Einige füttern die Tauben täglid nur einmal und zwar des Morgens, was auch, jo lange in den auf dem Wirthſchaftshofe befindlichen Scheunen ge— droſchen wird, hinreichend iſt. Sonſt aber werden ſie beſſer des Morgens und Abends gefüttert, zumal wenn ſie Eier oder Junge haben. Insgemein rechnet man täglich auf ein Paar Feldtauben eine gute Hand voll Wicken; von Gerſte etwas mehr und vom Hafer wenigſtens das Doppelte. Große Hoftauben ver— langen etwa ½ mehr als Feldtauben. Bei gelinder Witterung kann man etwas vom Futter abbrechen, bei ſtrenger Kälte und beſonders, wenn die Tauben Junge zu füttern haben, muß man zulegen. Wenn man vom November bis in die Mitte oder Ende des März füttert, wird man im Ganzen unter 4 Berl. Scheffel Gerſte für 25 Paar Tauben nicht aus— reichen. Man füttert die Tauben entweder auf dem Hofe, oder auf einem vor dem Fenſter angebrachten Brete oder im Schlage. Im Winter füttere man die Tauben nicht zu reichlich, indem ſie ſich ſonſt zu früh begatten, dadurch erſchöpft werden, und dann im Sommer nicht ſo oft und anhaltend brüten; auch die zu zeitig ausgekommenen Jungen leicht erfrieren. Am reichlichſten muß man die Tauben zu der Zeit füttern, wenn ſie Junge haben. Um die Tauben zum Füttern verſammeln zu können, ge— wöhnt man ſie gewöhnlich an ein Pfeifen mit dem Munde oder an das Läuten mit einem Glöckchen. Die Behältniſſe der Tauben muß man ſo oft räumen, als es ohne Nachtheil der Brut geſchehen kann, und es ſollte wenigſtens alle Monate einmal geſchehen. Beſonders müſſen die Neſter von den eingetragenen Ruthen, Stroh, Miſt und Ungezie— fer gereinigt werden, ſo oft man Junge ausnimmt, indem ſie ohnehin allemal von Neuem wieder bauen. Auch darf man zur Heckzeit die Ausbeſſerung des Behältniſſes nicht vornehmen und muß ſich vor allem Pochen, beſonders auf Eiſen, hüten. Weil die Tauben in einem Alter von vier Jahren einen großen Theil ihrer Fruchtbarkeit verlieren, ſo ſtellt man alle Jahre im Herbſte deßhalb eine Muſte— rung an, ſchafft die fehlerhaften und unfruchtbaren ab und zieht an deren ſtatt Junge nach. Zur Er— kennung des Alters empfiehlt man, allen Tauben, welche ein Jahr alt ſind, eine Klaue, faſt bis zum Ende zu beſchneiden, damit bis zum vierten Jahre fortzufahren und die Tauben nach Verluſt aller vier Klauen abzuſchaffen. Fortpflanzung. Die Tauben leben paarweis und die Verbin— dung zwiſchen Tauber und Täubin dauert die ganze 67 * 532 Vie h Lebenszeit hindurch. Man kann zwar ein Paar Tauben verſchiedenen Geſchlechts zur Paarung mit einander nöthigen, wenn man ſie eine Zeitlang zu— ſammenſperrt, doch ſollen die Tauben weit frucht— barer ſein, wenn ſie ſich nach freier Willkür mit einander paaren. Jenes Einſperren für eine beab— ſichtigte Paarung zweier Tauben muß ſo lange dauern, bis man ſieht, daß ſie ſich einander ſchnä— beln, worauf man ſie ihrer Haft entlaſſen kann. Die beſte Zeit, Tauben zuſammen zu paaren iſt Anfang Frühlings, obſchon es auch, nach Maßgabe der Umſtände, im Sommer geſchehen kann. Wenn ein Tauber ſeine Gattin verloren hat, ſo legt er ſich bei guter Fütterung bald wieder eine andere zu und lockt ſie ſogar aus einem fremden Schlage zu ſich; hat dagegen die Täubin den Tauber ver— loren, ſo muß man ſie wieder mit einem andern Tauber zu paaren ſuchen, wenn ſie nicht verloren gehen ſoll; doch muß dies erſt nach etlichen Tagen geſchehen, indem ſie aus Traurigkeit über den ver— lornen Gatten nicht gleich wieder einen andern an— nimmt; auch ſoll der anzupaarende Tauber dem verlornen an Farbe und Zeichnung möglichſt gleich ſein. Im erſten und zweiten Lebensjahre paaren ſich die Tauben am leichteſten; ſpäter werden ſie ſchon eigenfinniger. Wo die Tauben nicht im Winter über recht warm ſitzen, findet die Begattung erſt Ende Fe— bruars und Anfang März ſtatt. Nachdem ſie ſich begattet, treibt der Tauber die Täubin zur Erbau— ung eines Neſtes, indem er zugleich ſelbſt mit hilft. Die mit Holz bauenden Tauben hält man für dauer— hafter, als die mit Stroh bauenden. Um den Tau— ben das Neſtbauen zu erleichtern, kann man ihnen vom Frühlinge bis zum Herbſte 1 Fuß langes Stroh in das Taubenhaus ſtreuen und dies erneuern, ſo oft es von den Tauben zum Neſtbauen verwendet worden iſt. Die Tauben brüten gern im Dunkeln. In der Regel legt die Täubin zwei, ſelten drei Eier, und zwar innerhalb drei Tagen, Morgens vor 10 Uhr. Finden ſich vier Eier in einem Neſte, ſo haben zwei Täubinnen hineingelegt und man muß zwei davon wegnehmen. Beim Brüten wird die Täubin von 9 oder 10 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags vom Tauber abgelöſt. Die Brütezeit dauert gewöhnlch 16 bis 17 Tage, bei Wärme auch wohl ein Tag weniger, bei Kälte ein Tag mehr. Bisweilen kommt blos ein Junges aus, zuweilen ſogar keins, woran Fehler der Bruttau— ben, Schüſſe, ftarfe Donnerfchläge, gewaltiges Po— chen und andere Zufälligkeiten ſchuld ſein können. Sonſt verlaſſen ſie, wenn ſie gut gefüttert und nicht geſtört werden, ihre Eier nicht leicht während des Brütens; was dagegen der Fall iſt, wenn ſie ihre Nahrung kümmerlich ſuchen müſſen. Das zuerſt gelegte, etwas ſtärkere und kolbige Ei liefert auch das erſte Junge, in der Regel einen Tauber, und 24 Stunden nachher kommt aus dem zweiten, et— was ſpitzigern eine Täubin. Die Jungen bleiben neun Tage blind und werden während dieſer Zeit noch von der Mutter bedeckt. Bis ſie ganz flügge ſind, was gemeiniglich in der fünften bis ſechsten z u ch t. Woche ihres Alters der Fall iſt, werden ſie von den Alten gefüttert. Wenn die Alten verloren ge— gangen ſind, während die Jungen noch nicht mit Federn bedeckt erſcheinen, ſo muß man dieſe an— dern Tauben unterſchieben, welche Junge von gleichem Alter und gleicher Größe haben, was um ſo leichter geht, wenn in einem andern Neſte nur Ein Junges erbrütet worden iſt. Sind ſie ſchon mit Federn bedeckt, ſo werden ſie von dem über— lebenden Theile der Alten noch groß gefüttert; ſind aber beide Alten verloren gegangen, ſo muß man ihnen täglich dreimal, Morgens, Mittags und Abends den Kropf mit gequellten Erbſen und Wicken vollfüllen, hernach aber ſie mit dem Schnabel in ein mit reinem Waſſer gefülltes Gefäß ſtecken, um ſie trinken zu lehren. Bei der Auswahl der Tauben zur Nachzucht kommt in Rückſicht, daß ſich die Eigenſchaften der Eltern gern auf die Kinder fortpflanzen; daher man hiernach die zu paarenden Tauben wählt. Die Tau— ben von der erſten Brut ſowohl, als auch von der letztern im Herbſte ſind immer etwas ſchwächlich. Für Tauben, welche man ordentlich füttert, ſind die Monate April und Mai die beſten zur Erzie— hung der Nachkommenſchaft. Bei Feldtauben hin— gegen wählt man am beſten eine Zeit zum Aus— fluge der Nachkommenſchaft, wo auf dem Felde reiche Nahrung zu finden iſt, am beſten den An— fang der Ernte. Wie viel Paar man jährlich aus— fliegen laſſen will, hängt von dem durch die Raub— vögel, Alter u. dgl. erlittenen Abgange ab. Die für die Küche beſtimmten jungen Tauben werden am beſten dann ausgenommen, wenn die Federn unter den Flügeln noch nicht ganz ausgewachſen oder noch ſtoppelig ſind, weil ſie um dieſe Zeit am fetteſten und ſchmackhafteſten erſcheinen. Wie viel Junge man in einem Jahre von ein Paar Tauben erwarten darf, läßt ſich nicht ſo allge— mein angeben; am fruchtbarſten ſind die Monats— tauben, welche in einem Jahre neun- bis zehnmal brüten, obſchon bei vielen nicht alle Bruten zur Vollkommenheit gelangen. Im Durchſchnitte kann man von den fruchtbarſten Hoftauben nicht mehr als 6, höchſtens 7 Paar Junge in einem Jahre rechnen, vorausgeſetzt, daß es ihnen niemals an Nahrung fehlt. Feldtauben bringen weniger, und man kann zufrieden ſein, wenn ſie jährlich 3 bis 4 Paar aufziehen. Die Tauben treiben das Fort— pflanzungsgeſchäft bis zur Mauſerzeit, welche ge— wöhnlich in der Mitte Auguſts eintritt; doch pflegen auch einige nach dem Mauſern noch ein- oder zwei— mal zu brüten. In einem Alter von 9 Monaten ſind die Jungen ſelbſt ſchon zur Fortpflanzung ge— ſchickt, daher man oft von den im Februar und März erzeugten noch im Herbſte deſſelben Jahres eine Brut erhält. Krankheiten, Die Tauben haben einige Krankheiten mit an— dern Federviehe gemein, wie das Mauſern, den Durchfall, die Darre u. ſ. w.; andere dagegen ſind ihnen beſonders eigen, wie die Pocken, Krätze, Die Kropfkrankheit, Schwermuth. Man kann bei den Tauben auf einen krankhaften Zuſtand ſchließen, wenn ſie ihre Munterkeit verlieren, ſich von andern abſondern, den Kopf einziehen und unter die Fe— dern ſtecken, ſich aufblaſen, langſam und verdroſſen umherſchleichen, nicht freſſen und ſich nicht mehr baden und reinigen. Die Mauſer tritt jedes Jahr zu Anfang des Herbſtes ein und dauert faſt einen Monat. Man hat hierbei weiter nichts zu thun, als die Tauben gut zu füttern. Der Durchfall giebt ſich durch den dünnen weißen Auswurf und die beſudelten und gleichſam zuſammengeleimten Federn am After zu erkennen; die Tauben ſterben gewohnlich daran, wenn man fie ohne Hülfe läßt. Man flößt den kranken Tau— ben von Zeit zu Zeit etwas rothen Wein ein und giebt ihnen daneben eine erbſengroße Pille, aus gepulverter Kalmus- und Tormentillwurzel mit Butter gemacht. In das Trinkwaſſer legt man ei— nige eiſerne Nägel, die Federn am After ſchneidet man weg und beſtreicht ihn mit Leinöl. Die Darre beſteht in einer Verſtopfung der Steißdrüßen, woraus Abmagerung und Auszehrung folgt. Die Taube ſitzt dabei traurig, frißt wenig und hackt beſtändig mit dem Schnabel nach der Drüſe. Man ſchneidet die Drüſe auf, drückt das vertrocknete Fett heraus und beſtreicht die Offnung mit ungeſalzener friſcher Butter des Tages einige— mal. Bei ſchon vorgerückter Krankheit hilft dies je— doch nicht mehr. Die Pocken, welche in eiternden Puſteln und Geſchwüren beſtehen, befallen blos die Jungen in heißen Sommertagen. Die Urſache davon ſucht man in unreinem Getränke, oder in unmäßigem Genuß von Lein- und Rübſamen, oder endlich im Genuſſe unreifen Getreides. Zum Genuſſe taugen ſolche Tauben nicht; ſie erholen ſich jedoch meiſt alle, wenn man den Alten immer friſches Waſſer vor— ſetzt, auch wohl etwas Spießglanz darein thut. Die Krätze beſteht in einem Ausſchlage um die Augen und den Schnabel herum, wodurch dieſe e Die Fiſcherei überhaupt beſchäftigt ſich mit dem Fange und der Zucht der Fiſche, und wird in die wilde und die zahme Fiſcherei getheilt. Während man jene in Bächen, Flüſſen, Strömen, Seen be— treibt, findet dieſe in eigends künſtlich angelegten Teichen und Behältern ſtatt, weßhalb man ſie auch die Teichfiſcherei nennt, welche zugleich für den Landwirth ein bei weitem größeres Intereſſe hat, als die Flußfiſcherei, daher auch vorzugsweiſe von dieſer hier die Rede ſein wird. Da in neuern Zei— ten in vielen Gegenden Deutſchlands der Preis aller Fiſche aus ſüßen Wäſſern ſehr geſtiegen iſt, ſo hat die Teichfiſcherei gegenwärtig eine um ſo größere Wichtigkeit erlangt. Daher ſind in neuern Zeiten nicht nur Teiche angelegt worden, ſondern man hat Fiſchzucht. 533 Stellen ganz kahl und grindig erſcheinen. Dieſes Übel ſoll ſeinen Grund in dem Genuſſe ſcharfer Saͤmereien, namentlich der Wolfsmilch, und im Saufen von unreinem und faulem Waſſer haben. Man ſetzt den Tauben öfters friſches Waſſer mit etwas Spießglanz hin. Die Kropfkrankheit beſteht in einem auf— getriebenen harten Kropfe, wobei das darin befind— liche Futter nicht in den Magen herabgeht. Da andere Tauben leicht davon angeſteckt werden, wenn ſie die von den kranken Tauben erbrochenen Koͤr— ner aufnehmen, ſo muß man die Kranken ſogleich von den Geſunden abſondern. Wenn nicht die Ent— leerung des Kropfes von ſelbſt erfolgt, ſo befördert man dieſelbe durch Einflößen eines Theelöffels voll etwas erwärmten Leinöls und ſteckt nach erfolgter Entleerung des Kropfes ein in Butter und Spinn— gewebe gehülltes Pfefferkorn ein, worauf man ihr eine Hand voll in weißen Wein eingequellte Wicken oder Weizenkörner vorſetzt, auch von Zeit zu Zeit etwas Wein einflößt und ein wenig Spießglanz und Salz ins Waſſer wirft. Bei der Schwermuth ſitzen die Tauben trau— rig auf einer Stelle, legen den Kopf rückwärts auf die Flügel, freſſen wenig oder gar nicht und ma— gern ab, ohne daß man weiter ein Zeichen von Krankheit an ihnen entdeckt. Als Urſachen gelten: Verluſt des Gatten, Chelofigfeit und häufiger Ge— nuß zu nahrhaften Futters; daher man bei den kranken Tauben eine Paarung veranlaſſen oder ih— nen magereres Futter verabreichen muß. Endlich werden die Tauben auch von Flöhen und Läuſen geplagt, welche ſich theils im Gefie— der, theils in den Neſtern derſelben aufhalten, da— her man letztere oft reinigen muß. Das wirkſamſte Mittel gegen Läuſe iſt pulveriſirter Kalk, zu wie— derholten Malen in das Taubenhaus geſtreut, wo— bei man es jedoch nicht an friſchem reinem Waſſer zum Baden fehlen laſſen darf. Als das ſicherſte Mittel gegen alles Ungeziefer der Tauben wird em— pfohlen, einige Loth Schnupftabak in das Tauben— haus zu ſtreuen. re. auch der Teichfiſcherei in den vorhandenen Teichen eine größere Aufmerkſamkeit gewidmet. Bei dieſem landwirthſchaftlichen Nutzungszweige kommt nun in Betracht: 1) die Teiche, 2) die Teichfiſcherei ſelbſt. ei ch. e; Man verſteht hierunter größere Waſſerbehälter zur Fiſchzucht, in denen das Waſſer durch einen Damm bis zu einer beſtimmten Höhe angeſpannt, aber auch, ohne daß deßhalb Fiſche mit fortgehen, ganz abgelaſſen werden kann. Die kleinern Waſſer— behälter zur Fiſchzucht nennt man Hälter, auch Heller. Waſſermaſſen, welche nicht abgelaſſen werden können, ſind nicht zu den Teichen zu rech— 934 Vie nen, in ihnen kann nur wilde Fiſcherei ſtattfinden. Man nennt ſie, wenn ſolche groß ſind, Seen, wenn ſie aber klein ſind, Tümpel, Lachen u. ſ. w. Hinſichtlich der Fiſchhaltung kommen bei Teichen folgende Umſtände in Betracht. 1) Das Klima. Licht und Wärme ſind ſehr weſentlich zur Ausbildung der Fiſche. Hohe Lage im Gebirge, wo das Klima kälter iſt, giebt daher den Teichen eine geringere Beſchaffenheit. Der Fiſch hat dort eine weit kürzere Periode zu ſeiner Aus— bildung, weil die Winter lang und die Sommer nur kurz ſind, ſowie auch überdies in kältern Tei— chen den Fiſchen nur wenig Nahrung durch die Vegetation dargeboten wird. In eigentlichen Ge— birgsgegenden iſt daher die Teichfiſcherei gewöhn— lich nur dann von Nutzen, wenn die Teiche auch zu anderm Behufe dienen und die Fiſcherei blos als Nebengewinn betrachtet wird. Man hat dem— nach im Allgemeinen in Gebirgsgegenden wohl zu überlegen, ob die Teiche nicht beſſer zu Wieſen oder Ackerländereien, als zur Fiſchzucht benutzt werden können. 2) Der Boden. Die Fiſcherei iſt um ſo ein— träglicher, je mehr der Boden des Teiches eine für den Getreide- und Grasbau gewünſchte Eigenſchaft hat. Der Untergrund des Teichbodens muß durch— aus waſſerhaltend genug ſein, damit im Sommer, wo der Waſſerzufluß vermindert iſt, die Waſſermaſſe nicht zu ſehr herabfällt, wodurch die Fiſche in ihrer Ernährung ſehr beeinträchtigt werden würden. Bei vorhandenen Quellen im Untergrunde, oder immer— währendem Zufluß von Waſſer ſind zwar die Nach— theile eines nicht genug Waſſer haltenden Unter— grundes minder bemerklich; indeſſen iſt doch der immerwährende und ſtarke Zufluß der Fiſchzucht nicht günſtig. Ein lehmiger Boden, auch ein hu— moſer Thonboden ſind der Fiſchzucht beſonders gün— ſtig. Ein zäher magerer Thonboden iſt zu kalt und gewährt den Fiſchen kein gutes Lager, und ein ſan— diger und torfiger Boden ſind am wenigſten zur Fiſcherei geeignet; die Fiſche bleiben klein und ma— ger und behalten in torfigem Boden überdies noch einen ſchlammigen Geſchmack. Ein zäher kalter Thonboden, ſowie ein Sand- und Moorboden tra: gen nur geringe Feldfrüchte, wenn der Teich ab— wechſelnd beſäet wird, ſowie auch eine Verbeſſerung der Teiche dadurch nicht erfolgt, auf die jedoch mit um ſo größerer Sicherheit gerechnet werden kann, je beſſer die Feldfrüchte im Teichboden gerathen. Indeſſen kann dennoch die Fiſchzucht in einem Bo— den, der nicht zu den beſſern gehört, noch einen größern Ertrag abwerfen, als wenn derſelbe auf eine andere Weiſe benutzt würde, wenn nur andere Umſtände günſtig ſind. 3) Die Waſſerpflanzen. Ein angemeſſenes Verhältniß von Waſſerpflanzen iſt in einem Teiche wünſchenswerth, eine zu große Menge derſelben da— gegen nicht vortheilhaft. Teiche mit Waſſerpflanzen haben aber ſtets einen höhern Werth als ſolche, wo jene nicht vorhanden ſind. Die Waſſerpflanzen Kr u ch t. ſind den Teichen vortheilhaft oder ſchädlich, je nach— dem die Stengel oder Halme ſtärker oder ſchwächer, länger oder kürzer ſind, dichter oder dünner ſtehen, und ihre Ausrottung oder Verminderung mehr oder weniger ſchwer iſt. Perennirende Waſſerpflanzen ſind nur dadurch zu vertilgen, daß man den Teich— grund ganz abtrocknet, die Pflanzen mit der Wur— zel bei ſtarkem Sonnenſchein ganz ausrottet und alsdann den Boden noch einige Zeit trocken liegen läßt, damit die im Boden zurückbleibenden Wur— zeln ganz verdorren. Am beſten werden die peren— nirenden Waſſerpflanzen durch mehrjährige Be— nutzung der Teiche zu Ackerland vertilgt. Ein- und zweijährige Waſſerpflanzen laſſen ſich nach und nach vertilgen, wenn man ſie kurz vor oder in der Blüthe— zeit dicht am Boden abſchneidet. Im Allgemeinen ſind alle ſich mehr in der Mitte der Teiche finden— den Pflanzen der Fiſchzucht ſchädlicher, als die nur gegen das Ufer hinwachſenden. 4) Die Umgebungen der Teiche. Die Teiche müſſen eine freie Lage haben, damit die Sonne hinlänglich einwirken kann- Teiche zwiſchen ſteilen Bergen oder in Waldungen haben daher einen geringern Werth, als die der Wirkung der Sonne recht ausgeſetzten. Stürme ſind beſonders dem Laich und der Brut nachtheilig, und zwar um ſo mehr, je kleiner die Teiche ſind. Daher iſt eine geſchützte Lage der Teiche höchſt wünſchenswerth, und nöthigenfalls eine Anpflanzung von Bäumen oder Hecken nach der Seite hin, wo die ſtärkſten Winde herkommen, zweckmäßig. In einem ſehr gro— ßen Bergkeſſel oder überhaupt da, wo von vielen Seiten ein ſtarker Waſſerzufluß ſtattfindet, liegt ein Teich eben ſo wenig günſtig, als dort, wo nur ein geringer Waſſerzufluß ſtattfindet. Waſſer aus Waldungen mit vielen Eichen und Buchen iſt der Fiſchzucht nicht zuträglich; weniger nachtheilig iſt der Zufluß von Waſſer aus Nadelwaldungen. Über— haupt ſind Waldungen keine günſtigen Umgebungen für Teiche, ſowie auch die dichte Umgebung der Teiche mit Waldbäumen, ſelbſt von Unterholz un— günſtig erſcheint. Wieſen dagegen ſind eine beſſere Umgebung der Teiche, beſonders, wenn ſie behütet werden. Noch günſtiger iſt die Umgebung mit Hu— tungen; für die beſten Umgebungen werden aber Felder gehalten, und zwar für um ſo beſſer, je fruchtbarer ſie an und für ſich ſind, und je häufi— ger und ſtärker ſie gedüngt werden. Das von frucht— baren Feldern abfließende Thau- und Regenwaſſer, führt den Fiſchen die meiſten Nahrungstheile zu, oder trägt zur Erzeugung von Inſekten und Wür— mern bei, welche den Fiſchen Nahrung gewähren. Wenn Dörfer oder Städte den Teichen Waſſer zu— führen, ſo iſt dies in manchen Verhältniſſen außer— ordentlich günſtig, indem Jauchen- und Dünger— theile und eine Menge anderer den Fiſchen zur Nahrung dienenden Stoffe mit fortgeführt und in den Teich abgelagert werden; doch kann der Zu— fluß daher auch nachtheilig werden, wenn zu viel Jauchentheile, oder manche den Fiſchen ſchädliche Abgänge von Fabriken u. dergl. dem Teiche zuge— führt werden. Beſonders nachtheilig ſind trockne, Die Fiſchzucht. aus Sand oder leichtem Steingerölle, aus Kalk— oder Kreidebergen beſtehende Umgebungen, wodurch die Teiche leicht verſchlämmt werden, und ſomit der Boden derſelben nicht nur verſchlechtert wird, ſondern auch den Fiſchen nachtheilige Beimiſchun— gen bekommt. 5) Das Waſſer. Hierbei ſind zwei Haupt— rückſichten zu nehmen, nämlich einmal, daß es keine den Fiſchen nachtheiligen, vielmehr ihnen zur Nah— rung dienende Beſtandtheile und Eigenſchaften ent— halte, und ſodann, daß es in hinlänglicher Menge vorhanden ſei. Vom Quell-, Thau- oder Regen— waſſer ſind weniger Nachtheile für die Fiſche zu fürchten, als bei Zufluß aus Bächen und Flüſſen. Daher muß man letztere, wenn die Teiche den Waſſerzufluß aus ihnen erhalten, genau unter— ſuchen, um den Zufluß des mit ſchädlichen Beſtand— theilen geſchwängerten Waſſers zu vermeiden. Zu den ſchädlichen Beſtandtheilen gehören viele mine— raliſche Abgänge bei Bergwerken und Fabriken, die Gerberlohe, Seifenwaſſer, Flachsröſtwaſſer u. ſ. w. Wenn ſich dergleichen ſchädliches Waſſer von einem Teiche nicht abweiſen läßt, muß man daſſelbe vor— her in einem beſondern vor dem Teiche angebrach— ten Behälter ablagern laſſen, wo ſich dann die nachtheiligen Stoffe, freilich aber auch viele näh— rende mit abſetzen. Es gilt immer für ein günſti— ges Zeichen, wenn ſich in den Bächen und Flüſſen, aus welchen die Teiche das Waſſer erhalten, viele und gut genährte Fiſche befinden; ſolches Waſſer iſt das beſte. Das nach den Teichen abfließende Waſſer von Feldern und Wieſen kann nur dann nachtheilig werden, wenn dieſe ſtark mit Kalk oder Seifenſiederäſcher gedüngt worden und durch einen ſtarken Regen viele dieſer Theile, ehe ſie noch mit dem Boden gehörig gemengt erſcheinen, abgeſpült und den Teichen zugeführt werden. Quellen geben allerdings das reinſte Waſſer; doch enthält dieſes gewöhnlich nur wenige oder gar keine Nahrungs— theile für die Fiſche. Wenn ſich mehrere Teiche hintereinander befinden und einer dem andern das Waſſer abgiebt, werden die in dem Waſſer ent— haltenen Nahrungstheile da, wo das Waſſer zuerſt hinkommt, von den Fiſchen aufgenommen, und das Waſſer trägt nun bei den folgenden Teichen nur mehr zur Erhaltung des Waſſerſtandes bei. Wenn auch ein immerwährender Zufluß des Waſſers, be— ſonders wofern er ſtark iſt, der Fiſchzucht nicht wün— ſchenswerth ſein kann, ſo iſt doch auch gar kein Zufluß und ſelbſt der Mangel deſſelben durch Quel— len wiederum in mancher Hinſicht nachtheilig. Da— her bleibt es immer ſehr vortheilhaft, wenn meh— rere zu einer Fiſcherei gehörige Teiche, außer dem unſichern Regen- oder Thauwaſſer, aus einem Fluſſe oder Bache nach Umſtänden ganz oder zum Theil angefüllt werden können. Außer der Beſchaffenheit des Waſſers hat aber auch die Temperatur deſſel— ben einen weſentlichen Einfluß auf die Geſundheit, das Gedeihen und die Fruchtbarkeit der Fiſche. Man hat bekanntlich wärmere und kältere Quellen, und für die Fiſchzucht ſind erſtere immer vortheil— hafter. Die mehr oder weniger geſchützte Lage 535 eines Teiches, ſeine Umgebungen, ſowie die grö— ßere oder geringere Maſſe und der Grad der Be— weglichkeit des Waſſers darin, haben auch Einfluß auf die Temperatur des Waſſers. Wenn eine ge— ringe Waſſermaſſe zu ſehr erwärmt wird, ſo iſt dies für viele Fiſche ebenſo nachtheilig, als wenn die Waſſermaſſe zu ſchnell und zu ſehr ausfriert und das Eis zu laͤngſam abthaut. Die zweite Hauptrückſicht beim Waſſer betrifft die erforderliche Menge deſſelben. Es bleibt immer ſehr wünſchenswerth für einen Teich, wenn der Waſ— ſerſtand deſſelben in einem gleichmäßigen Zuſtande erhalten werden kann, indem die Teiche nicht nur nach der Größe ihrer Fläche, ſondern auch nach der auf derſelben vorhandenen Waſſermenge beſetzt wer— den müſſen. Daher können Teiche, in denen der Waſſerſtand nur von der Jahreswitterung abhängt, niemals ſo regelmäßig beſetzt werden als ſolche, wo man auf hinlängliches Waſſer rechnen kann, man muß vielmehr immer den Beſatz nur auf einen mög— lichſt geringen Waſſerſtand berechnen. Doch kann auch ein Überfluß an Waſſer nachtheilig werden, weil alsdann das Waſſer in eine den Fiſchen ſehr nachtheilige, ſtarke Bewegung kommt, und dieſe um ſo nachtheiliger wird, je länger ſie dauert. Es gilt daher mit Recht für einen großen Vorzug der Teiche, wenn das überflüſſige Waſſer ohne Nachtheil in Ne: benkanälen abgeleitet werden kann. 6) Die Lage der Teiche in Rückſicht auf den Abſatz der Fiſche. Wo die Fiſche unmittel— bar bei dem Ausfiſchen an Fiſchhändler abgeſetzt werden können, gewährt die Fiſcherei einen weit grö— ßern Ertrag, als wo die Fiſche in Hältern aufbe— wahrt und dann erſt zum Abſatz weit verfahren wer— den müſſen. Die Nähe von großen Städten, die Wohlhabenheit und (mit Rückſicht auf die Faſten) ſelbſt die Religion der umliegenden Bevölkerung ha— ben auf den Werth der Teiche einen großen Einfluß. 7) Die Größe und Tiefe der Teiche. Die Ermittelung der Größe eines Teiches iſt für den Be— ſatz mit Fiſchen nothwendig, indem ſich nur dadurch ein richtiges Verhältniß der einzubringenden Fiſche ermitteln läßt. Große Teiche erfordern verhältniß— mäßig weniger Unterhaltungskoſten, weniger Auf— ſicht; in ihnen wird überhaupt die Fiſchzucht mit we— niger Unkoſten betrieben. Indeſſen kommt hierbei auch die Menge des Abſatzes der Fiſche in Rückſicht, weil, wenn die Teiche im Verhältniß zum Begehr eine ſehr große Menge Fiſche liefern, ihr Preis ſo ſinkt, daß dadurch der Vortheil vermindert wird. Zu tiefe Teiche ſind in der Regel zu kalt und können nicht nach Verhältniß ihrer großen Waſſerfläche Fi— ſche enthalten, da ſich die Fiſchzucht wegen der zu großen Kälte in der Tiefe hauptſächlich nur auf die ſeichtern Stellen des Teiches erſtrecken kann. Eine tiefe Stelle im Teiche, die aber den Waſſerabfluß nicht hindern darf, iſt jedoch deßhalb zweckmäßig, weil bei einer zu großen Erwärmung des Waſſers die Fiſche dort einen kühlen Zufluchtsort finden. Die Anhäufung des Schlammes in einem Teiche kann eine größere Tiefe deſſelben wünſchenswerth machen. 536 B= Eintheilung und verſchiedene Beſchaffen— heit der Teiche. Die Teiche werden theils nach ihrer Beſchaffen— heit in Beziehung auf die Fiſchzucht, theils nach den Eigenſchaften, welche die verſchiedenen Arten von Fiſchen verlangen, eingetheilt. In Rückſicht auf die Fiſchzucht theilt man die Teiche in Samen- oder Brutteiche, Streckteiche, Beſatzteiche und in ſogenannte Hälterteiche oder Durchwinte— rungsteiche. 1) Die Streich-, Samen-, Brut: oder La ich— teiche haben die Beſtimmung, daß die Fiſche ihren Laich darin abſetzen, woraus dann im erſten Jahre die junge Brut heraus wächſt. Kleine Teiche, in denen das Waſſer keinen hohen Stand bekommt und die der Wirkung der Sonne recht ausgeſetzt ſind, eig— nen ſich dazu am beſten. Sie dürfen nur wenig Waſſerpflanzen enthalten und müſſen gegen Raub— thiere (Waſſervögel und Raubfiſche) gehörig geſchützt ſein; daher ſie am beſten von Bäumen und Dörfern entfernt liegen, aber auch außer Verbindung des Waſſerzufluſſes aus andern Teichen ſich befinden. Ein Haupterforderniß iſt ein gleichmäßiger Waſſer— ſtand; doch braucht das Waſſer nicht ſehr viele nahr— hafte Beſtandtheile zu enthalten, oder der Teichboden beſonders günſtig zu ſein. Denn die Fiſche ſollen in den Streichteichen nicht ſowohl genährt, als vielmehr erſt erzeugt werden. Da die Fiſche das Laichen ſich dadurch erleichtern ſollen, daß ſie an die Stengel ſtarker Waſſerpflanzen oder an hervorragende, nicht zu ſcharfe Steine anſtreichen, fo bringt man in die— ſen Teichen einen oder mehrere ſolcher Steine an und ſorgt für ſtarkhalmige Waſſerpflanzen an den Teich— rändern. 2) Die Streckteiche (Schulteiche) ſind ſolche, wo die im erſten Jahre in den Samenteichen erzeug— ten jungen Fiſche zum fernern Wachsthume gehalten werden, bis ſie groß genug ſind, in die Beſatzteiche gethan werden zu können. Die Streckteiche müſſen größer und auch tiefer ſein als die vorigen, eine warme Lage, einen guten Boden und Zufluß von nahrhaftem Waſſer haben, ſowie auch vor Raub: fiſchen und andern Raubthieren gehörig geſchützt ſein. Sie brauchen zwar nicht ſtets einen gleichmäßigen Waſſerſtand zu haben, obſchon es an erforderlichem Waſſerzufluſſe nicht fehlen darf, da altes, zu ſehr ab— geſtandenes Waſſer dem Wachsthume junger Fiſche ſehr nachtheilig iſt. Erhalten mehrere Teiche Zufluß des Waſſers auseinander, ſo darf man Streckteiche nicht hinter Beſatzteichen anlegen, weil ſonſt Raub— fiſche mit in dem Waſſer kommen, auch das Waſſer weniger Nahrungstheile enthält. Man wählt viel— mehr, wo mehrere Teiche hinter einander ſind, die— jenigen zu Streckteichen, welche den Waſſerzufluß zuerſt erhalten. Außerdem kommt es aber auch bei dieſen Teichen weſentlich auf die Beſchaffenheit des Bodens an, und ein fetter Lehm- und Thonboden iſt daher einem Kiesboden weit vorzuziehen. Hat man mehr zu Samenteichen geeignete Teiche als man braucht, ſo kann man auch ſolche zu Streckteichen benutzen. z eu ch t. 3) Die Beſatzteiche oder Hauptteiche ſind ſolche, in welche die bis zu einem gewiſſen Grade er— wachſenen Fiſche kommen, um ſich darin ſo weit auszubilden, daß ſie zum Verſpeiſen tauglich ſind. Man wählt gewöhnlich die größten und tiefſten Teiche dazu, obſchon Umſtände auch andere, eigentlich unter die beiden erſten Abtheilungen gehörige Teiche dazu geeignet machen können. Werden in den Samen— und Streckteichen mehr Fiſche erzeugt, als zum Be— ſatz der Beſatzteiche erforderlich ſind, ſo müſſen jene mit zu dieſer Klaſſe gerechnet werden. Auf die Be— ſatzteiche paßt vorzugsweiſe alles das, was von der Beſchaffenheit der Teiche angeführt worden iſt, und ſie müſſen den an ſie zu machenden Forderungen mög— lichſt vollſtändig entſprechen, wenn ſie den höchſten Werth haben ſollen. 4) Hälterteiche (Winterhaltungen) ſind dazu beſtimmt, die Fiſche den Winter hindurch geſund zu erhalten, wo ſie weit gedrängter zuſammen ſein kön— nen als in andern Teichen, weßhalb auch die Hälter nur einen geringen Umfang zu haben brauchen. Haupterforderniß iſt, daß in den Hälterteichen ſich Quellen befinden, oder daß doch wenigſtens den Winter über Waſſer durchgeführt werden kann. Fer— ner müſſen dergleichen Teiche an den Ufern nicht flach, ſondern ſteil ſein und eine gehörige Tiefe ha— ben. Schneewaſſer iſt von den Hältern abzuweiſen, da es hier den Fiſchen nachtheilig wird. In Erman— gelung erforderlicher Teiche zur Winterhaltung der Fiſche legt man auch beſondere Hälter an. Man gräbt zu dem Ende an einem Bache einen erforder— lichen Platz gehörig tief aus, umgiebt die Seiten— wände entweder mit einer Mauer oder mit einer Ein— faſſung von Holz und macht in dieſem Raume ſo viel Abtheilungen mittelſt enger oder weiter an ein— ander kommender Latten, als man verſchiedene Sor— ten oder Arten von Fiſchen durchwintern will, wobei jede ihre beſondere Abtheilung hat. Dieſe Hälter müſſen mit einem Zu- und Abflußkanale verſehen ſein, um das Waſſer ſo oft zu erneuern als nöthig, wobei eine Abtheilung das Waſſer von der andern erhält. Nach der Beſchaffenheit der verſchiedenen Arten von Fiſchen theilt man die Teiche auf folgende Weiſe ein: 1) Karpfenteiche. Zu einer vollſtändigen Karpfenzucht, als dem Haupttheile der Teichfiſch— zucht, gehören die ſämmtlichen in vorher angegebener Eintheilung genannten Teiche. Die Hauptſache bei der Karpfenzucht ſind die Beſatzteiche, indem die Menge der Beſatzfiſche, aber auch zugleich deren Er— trag ſich ſehr auffallend nach dem Grade der Güte der Hauptteiche richtet. Man theilt ſie in mehr oder weniger Klaſſen; doch reichen fünf derſelben hin, um ſeine Teiche darnach beurtheilen und den Beſatz mit einiger Sachgemäßheit einrichten zu können. Erſte Klaſſe. Ein guter Karpfenhauptteich muß einen Boden von Lehm oder auch wenig Kalk— theile enthaltendem Mergel, einen an und für ſich fruchtbaren Thonboden mit einem guten, etwa ½ F. hohen Schlamm haben. Die Lage muß warm und nach Morgen, Mittag und Abend hin frei ſein, ge— Die Fiſchzucht. gen Norden Schutz durch Anhöhen oder nicht zu nahe liegende Waldungen haben; auch dürfen am Rande nicht viele, dichte Schatten gebende Bäume ſtehen. Der Waſſerzufluß ſoll hauptſächlich aus Flüſſen und Bächen von gutem Waſſer, aus warmen Quellen und aus Regen- und Thauwaſſer von guten Feldern, „Hutungen, Wieſen kommen. Die Höhe des Waſſers ſoll im Fiſchkeſſel oder Teichſpiegel 7 bis 9 Fuß und am Teichrande 3 bis 4 F. betragen. Zweite Klaſſe enthält faſt gute Karpfenhaupt— teiche. Den Boden bildet hier ſehr bindender Lehm, Thon, Klai, aber mit gutem humoſen Schlamme. Die Lage iſt mittelmäßig warm, indem der Teich auch rauhen Winden ausgeſetzt iſt. Waſſerzufluß und Waſſerhoͤhe find wie bei voriger Klaſſe. Dritte Klaſſe begreift mittelmäßig gute Kar— pfenhauptteiche. Den Boden bildet hier ſandiger Lehm mit wenig humoſem Schlamme. Die Lage iſt frei und mittelmäßig warm. Der Waſſerzufluß er— folgt aus Bächen und von Regenwaſſer von weniger guten Feldern und Wieſen. Der Waſſerſtand wie oben. Vierte Klaſſe enthält faſt ſchlechte Karpfen— hauptteiche, mit ſandigem, von wenig humoſem, mehr ſandigem Schlamm bedecktem Boden, mehr kalter als warmer Lage, einem zum Theil aus Bächen, größtentheils aber aus Quellen, auch aus dem von ſchlechten Feldern und Wieſen kommenden Waſſer herrührendem Waſſerzufluß und mit einem tiefern oder flachern Waſſerſtande. Fünfte Klaſſe umfaßt ſchlechte Karpfenhaupt— teiche. Hier iſt der Boden ſandig, felſig, uneben, mit wenigem oder moorigem Schlamme bedeckt; die Lage erſcheint kalt und nicht frei, zwiſchen Waldun— gen oder ſteilen Felſen oder Hügeln. Der Waſſer— zufluß kommt größtentheils aus Quellen, aber nur wenig und unzuverläſſig, aus Bächen, und das Re— genwaſſer ſammelt ſich nur von ſchlechten Feldern, Wieſen oder aus Wäldern. Der ſehr ungleiche Waſ— ſerſtand iſt bald zu tief, bald an den Rändern zu flach, nach der Jahreszeit ungleichmäßig. Bei allen dieſen Klaſſen wird die Güte durch das Tränken und Schwemmen des Viehes vermehrt, durch zu viele Waſſerpflanzen aber vermindert. Die Größe endlich hat auch Einfluß auf die Güte. Zu kleine Teiche vermehren nicht nur die Verwaltungs— koſten, ſondern haben auch gewöhnlich nicht Tiefe genug; Waſſerpflanzen nehmen zu ſehr überhand und die Fiſche ſind Raubvögeln und dem Diebſtahl mehr ausgeſetzt. Bei ſehr großen Teichen ſteht hingegen der Waſſerzufluß nicht im Verhältniß zu ihrer Waſ⸗ ſermenge, daher hier den Fiſchen zu wenig Nahrungs⸗ theile zugeführt werden, während wieder bei kleinen Teichen und einem ſtarken Waſſerzufluſſe das Waſſer ſich nicht lange genug darin aufhalten kann, um die darin enthaltenen Nahrungsmittel gehörig niederzu— lagen. Ip ) Gemeine Schleihen, Goldſchleihen, Karauſchen- und Goldkarpfenteiche. Man widmet dieſen Fiſchen nur ſolche Teiche, welche für die Karpfenzucht nicht ganz gut beſchaffen ſind. Kleine, mit einem 4 bis 5 Fuß hohen Waſſerſtande Kirchhof, Landwirth. 537 verſehene Teiche, mit ſehr ſchlammigem und ſogar ſumpfigem, moorigem Grunde und ſehr weichem Waſſer bei nur wenig Zufluß, ſind brauchbar für dieſe Fiſchzucht. Da jedoch dergleichen Teiche haͤufig auch zur Blutegelzucht geeignet ſind, ſo hat man hierbei zu berückſichtigen, ob nicht dieſe einen größern Nutzen gewaͤhre. 3) Hechtteiche. Zur Hechtzucht braucht man keine Streckteiche, ſowie überhaupt ſelten Teiche aus— ſchließlich mit Hechten beſetzt werden, indem dieſe ge— wöhnlich als Beiſatz mit in die Karpfenteiche kom— men. Bei den Hechtteichen kommt es vornehmlich darauf an, daß ſie einen hinlänglichen Vorrath an Waſſerthieren und andern nicht ſehr geſchätzten klei— nen Fiſchen für die Hechte als Raubfiſche enthalten. Um den Zugang ſolcher kleinen Fiſche in den Hecht— teich zu befördern, bringt man in den Einflußrechen deſſelben eine ſogenannte Einkehle an, durch welche ſie hinein, aber nicht heraus können. 4) Aalteiche. Da der Aal auch zum Theil Raubfiſch iſt, fo verlangt er auch zu feiner Unterhal— tung junge Fiſche. Um das Auswandern der Aale zu verhüten, müſſen die Teiche für ſie mit ſteilen, hoch umgebenen Ufern verſehen, tief und ſchlammig ſein, ſowie ſich auch viele Waſſerthiere und kleine Fiſche in ihnen erzeugen müſſen. Der Teich muß eine warme Lage, keinen zu großen Umfang haben und weiches Waſſer enthalten. 5) Forellenteiche. Bei der Forellenzucht kom— men Streich-, Streck- und Beſatzteiche vor, die je— doch im Weſentlichſten mit den Hauptforellenteichen übereinkommen. Das Haupterforderniß eines ſolchen aber iſt reines Quellwaſſer, ein ſteiniger, grandiger, kieſiger Grund und mit Buſch- und Wurzelwerk ver— ſehenes Ufer. Obſchon die Forelle als ein ſtarker Raubfiſch betrachtet wird, ſo bedarf ſie doch weniger Waſſerthiere und kleinere Fiſche als andere Raub— fiſche, indem ſie auch über dem Waſſer fliegende In— ſekten erſchnappt. Ruhiges, ſtehendes Waſſer iſt den Forellen nicht günſtig. Einrichtung, Erhaltung und Benutzung der Teiche. Bei Anlegung und Einrichtung der Teiche wird es in der Regel immer vortheilhaft ſein, einen ſach— verſtändigen Baumeiſter deßhalb zu Rathe zu ziehen. Im Weſentlichſten kommen hauptſächlich folgende Gegenſtände dabei in Betracht. Der Teichgrund muß eine ſolche Fläche bilden, welche von allen Sei— ten nach dem Damme hin eine verhältnißmäßige Nei— gung hat. Letztere beſtimmt ſich nach dem tiefſten Theile des Dammes, wo das Waſſer zuletzt abfließt und der ſogenannte Spiegel oder Fiſchkeſſel (Fiſch— lager) angebracht iſt. Dieſer beſteht aus einer regel— mäßig ausgeſtochenen, nicht zu tiefen Vertiefung, in welcher ſich beim Ablaſſen des Teiches die Fiſche ſammeln, und deſſen Größe ſich nach der Menge der Fiſche im Teiche richtet. Die Neigung des Teich— grundes dagegen richtet ſich nach der Größe des Tei— ches ſelbſt; iſt dieſer ſehr groß, ſo iſt ſie geringer, iſt er kleiner, ſo iſt ſie ſtärker. Bei ſehr großen Teichen wird dieſe Neigung nach W hin wohl auch 538 Vie in verſchiedenen Richtungen gegeben, indem man zu— gleich am Damme verſchiedene Fiſchkeſſel und zwar ſo anbringt, daß immer einer tiefer als der andere liegt, wo dann das Ausfiſchen nach der Reihe geht. Um das Waſſer gehörig ablaſſen zu können, iſt der Grund des Teiches mit den erforderlichen Haupt— und Seitengräben durchzogen und ſomit in Felder abgetheilt, welche in der Mitte hoch genug ſein und nach den Gräben hinlängliches Gefälle haben müſſen. Nach jedem Fiſchkeſſel muß ein Hauptgraben mit den erforderlichen Seitengräben durch den niedrigſten Theil des Teiches hinführen. Dieſe Gräben müffen das Waſſer überall gehörig ableiten und möglichſt nach der Länge und Breite des Teiches in gerader Linie gezogen werden. Den Waſſereinlaß hat man gern dem Damme gegenüber, was jedoch bei großen Teichen ſich nicht immer bewirken läßt. Wird das Waſſer aus einem Fluſſe eingeleitet, ſo geſchieht dies entweder durch willkürlich zu öffnende oder zu ſchlie— ßende Schleuſen, oder durch einen Holzrechen, wo— gegen der Abfluß des Waſſers durch den Damm er— folgt, wozu in demſelben ein, bei großen Teichen auch mehrere Zapfenhäuſer mit den erforderlichen Ständern oder Mönchen, und unter dieſen mit den Ablaßrinnen, die mittelſt eines Zapfens geſchloſſen und beim Ablaſſen des Waſſers gezogen werden, an— gebracht ſind. Außerdem müſſen noch an den Seiten des Dammes Rechen angebracht werden, durch welche das Waſſer, wenn es ſehr hoch zu ſtehen kommt, ab— fließen kaun. Bei großen Teichen find in den Damm noch Fluthbetten mit Rechen angebracht, d. h. große, gut ausgepflaſterte Kanäle, durch welche das Waſſer abfließen kann, ſobald es eine gewiſſe Höhe über— ſteigt. Zur Erhaltung der Teiche iſt eine immerwährende Aufmerkſamkeit erforderlich. Beſonders muß ſtets der Grund des Teiches in der erforderlichen Eben— heit erhalten und das Holzwerk und die Dämme ge— nau beaufſichtigt werden, ſowie auch die Räumung der Gräben nicht zu verabſäumen iſt. Wenn der Teich durch das Bewäſſerungswaſſer ſehr verſchlämmt wird, fo muß der Schlamm von Zeit zu Zeit heraus— geſchafft werden, obſchon der Schlamm nie ganz und gar herauszunehmen iſt. Bei den Dämmen kommt es vornehmlich darauf an, daß ſie die beſtimmte Höhe und Böſchung gleichmäßig erhalten und alles nach— theilige, namentlich ſtarke Wurzeln treibende Un— kraut vertilgt wird, damit ſich eine dichte Raſennarbe bilden kann. Entſteht eine das Waſſer durchlaſſende Offnung am Damme, ſo muß man dieſelbe zuerſt auf der inwendigen Seite zu verſtopfen ſuchen. Man kann zu dem Ende ein Bret mit einem auf deſſen unteren Seite befeſtigten ſchweren Steine an der Bö— ſchung des Dammes hinabſchieben und verſuchen, ob man damit die Offnung trifft, was ſich ſogleich an dem Verſiegen des Waſſers auf der Rückſeite be— merken läßt. Auch kann man für dieſen Zweck grobe Leinwand, welche an ihrem untern Rande mit Stei— nen befeſtigt iſt, an der inwendigen Seite des Dam— mes mit Stangen über die ſchadhafte Stelle unter das Waſſer ſchieben. Läßt ſich auf gedachte Weiſe h 3 ach t. die Offnung nicht finden, ſo muß man ſie an der auswendigen Seite des Dammes mit einem Stück Bret bedecken und dieſes entweder mit Steinen be— ſchweren oder Stangen darüber legen, welche man ſeitwärts mit Hakenpfählen befeſtigt. Eine ſchon ziemlich große Offnung ſucht man mit Miſt oder fet— ter Erde zu verſtopfen; man legt Faſchinen darüber und treibt biegſame Stangen unterhalb der Offnung in die Böſchung, biegt ſie aufwärts über die Faſchi— nen nieder und befeſtigt ſie oben mit eingetriebenen Pflöcken. Die Hauptbenutzung der Teiche beſteht in der Fiſchzucht; die Gewinnung von Futter, Streu und die zu bewerkſtelligende Wäſſerung der unter den Tei— chen liegenden Wieſen ſind dann nur als Neben— nutzung zu betrachten. Wenn der Teich ſo viel Waſ— ſerzufluß hat, daß der Waſſerſtand deſſelben bei dem Ablaffen des Waſſers zur Wieſenbewäſſerung ſich nicht vermindert, ſo wird allerdings die Fiſchzucht hierdurch nicht beeinträchtigt; im entgegengeſetzten Fall aber bringt die Wieſenbewäſſerung der Fiſch— zucht Nachtheil. Daher kommt es nun hierbei dar— auf an, ob der höhere Ertrag der gewäſſerten Wie— ſen den Minderertrag der Fiſchzucht aufwiegt. Die Teiche werden ferner abwechſelnd zur Fiſchzucht und zum Ackerbaue benutzt; doch erheiſcht dieſe doppelte Benutzung eine beſondere Beſchaffenheit der Teiche, beſonders ſetzt ſie einen guten Boden im Untergrunde voraus, ferner eine vollſtändige Abwäſſerung und kein Borhandenfein von ſtarken Quellen, wenn man Feldfrüchte mit Vortheil einſäen will. Sie kommt gewöhnlich nur da vor, wo eine vereinigte Fiſchzucht in mehrern Teichen ſtattfindet, fo daß die Fiſchzucht abwechſelnd in dieſem oder jenem betrieben wird. Sollen Teiche mit ſtarkem Waſſerzufluſſe beſäet wer— den, ſo darf der ganze Waſſerzufluß nicht blos durch den Teich hindurchgehen, es muß vielmehr der— ſelbe, wenigſtens dem größten Theile nach, außer— halb des Teiches durch einen da angelegten Abzugs— graben erfolgen. Inſofern übrigens das abwechſelnde Beſäen der Teiche als das vorzüglichſte Verbeſſerungs— mittel derſelben zur Fiſchzucht betrachtet wird, ſollte man das Beſäen der Teiche, wo es nur immer mög— lich, nicht unterlaſſen, und es kommt nur darauf an, wie oft es geſchehen ſoll. Manche Teiche können nur alle 6 Jahre, manche alle 3 oder 4 Jahre einmal be— ſäet werden; ſie werden auch 2 Jahre hinter einan— der beſäet, dann mehrere Jahre mit Fiſchen beſetzt, auch wohl regelmäßig 3 Jahre hintereinander beſäet und dann 3 Jahre hintereinander mit Fiſchen beſetzt. Je ſchlechter im Allgemeinen der Boden des Teiches iſt, und je weniger demſelben fruchtbarer Schlamm zugeführt wird, um ſo ſeltener iſt er zu beſäen. Bei vorhandenen vielen nachtheiligen Waſſerpflanzen wird das Beſäen öfter hintereinander nöthig. Wenn ein ſehr fruchtbarer Boden im erſten Jahre der Entwäſ— ſerung nicht genug abtrocknet, ſo daß nur Hafer, in den folgenden Jahren aber auch beſſere Feldgewächſe geſäet werden können, ſo kann ein dreimaliges Be— ſäen hintereinander, dem ein dreimaliges Bewäſſern hintereinander folgt, beſonders angemeſſen ſein. Die Fiſchzucht. Teichfiſcherei oder Fiſchzucht. Dieſe erſtreckt ſich hauptſächlich auf die Karpfen: zucht, mit welcher die Erzeugung anderer Fiſche aller— dings in Verbindung ſteht. Wenn man die Karpfen— zucht mit dem größten Vortheile betreiben will, ſo muß man auch die erforderlichen Streich-, Streck— und Beſatzteiche oder Hauptteiche haben, ſowie hier— nächſt auch die erforderlichen Winterhaltungen oder Hälter nicht fehlen dürfen. Es giebt bei uns mehrere Arten von Karpfen, welche hinſichtlich der Güte und des Nutzens bei der Fiſchzucht ſehr verſchieden ſind Der gemeine Kar— pfen wird am höchſten geſchätzt und bringt auch bei der Fiſchzucht den größten Nutzen. Die Karauſche iſt eine bei weitem weniger ſchätzenswerthe Art als der gemeine Karpfen, obſchon dieſelbe, beſonders in der Jugend, häufig mit dieſem verwechſelt wird. Als die auffallendſten Unterſcheidungszeichen dieſer beiden Fiſcharten in der Jugend ſind folgende zu be— trachten: 1) Der Karpfen hat einen geſtreckten Kör— per, wenig gebogenen Rücken und kegelförmigen Kopf, während die Karauſche einen ſehr breiten Körper, ſehr gebogenen Rücken und ſtumpfen Kopf hat. 2) Bei den Karpfen ſind die Augen groß und ſchwarz, bis auf eine gelbe Einfaſſung des Sterns; bei den Karauſchen ſind die Augen klein und nur der Stern ſchwarz, der Ring aber filberfarbig mit einer gold— gelben Linie umgeben. 3) Beim Karpfen ſind die Schuppen weit größer als bei der Karauſche. 4) So— bald die Fiſche nur einigermaßen erwachſen ſind, be— merkt man ſchon am Karpfen die Bartfaſern, welche bei der Karauſche ganz fehlen. Die innern Theile ſind übrigens dem Karpfen ähnlich. Der Karauſch— karpfen iſt ein Baſtard des gemeinen Karpfen mit der Karauſche, dem gemeinen Karpfen aber ſehr nachzuſetzen. Dieſe Baſtarde haben im Ganzen mehr die Geſtalt des gemeinen Karpfen, aber mehr die Farbe des Karauſchen. Wenn der Karpfen in ſeiner Fortpflanzung ſich ſelbſt überlaſſen iſt, fo artet er an und für ſich ſchon aus und verkrüppelt, indem die ſchlechteſten von ſei— ner Nachkommenſchaft immer zuerſt ſchlagen und ihre Brut ſelten die Größe der Eltern erreicht. Jene Ver— krüppelung theilt ſich aber in mehrere Grade, und die Karpfen vom niedrigſten Grade ſetzen nach Ver⸗ lauf des erſten Jahres ſchon Samentheile an und ſchlagen oft im zweiten. Dieſe erreichen im höch— ſten Alter nur ein Gewicht von ½ bis 1 Pfund. Die Karpfen vom zweiten, etwas beſſern Grade, ſetzen im zweiten Sommer Samentheile an und ſchlagen im dritten. Ihre Samenkarpfen erlangen kaum 4 bis 5 Pfund Gewicht. Die Karpfen von dem beſten, der edlen Art am nächſten ſtehenden Grade, ſetzen im dritten Sommer Samentheile an und ſchlagen im vierten. Sie erreichen in den erſten vier Sommern 2 bis 3 Pfd., wohl auch bis 4 Pf. und ihre Samenkarpfen 10 bis 18 Pfund Gewicht. Die reinen edeln Karpfen dagegen erlangen in den erſten vier Sommern als Karpfen 10 bis 12 Pfund und ihre Samenkarpfen mit der Zeit über 20 Pfd. an Gewicht. Sie ſetzen nur ſpaͤrlich Samentheile an 539 und ſchlagen oft im fünften Jahre noch nicht. Es kommt daher bei einer verbeſſerten Karpfenzucht gar ſehr darauf an, eine richtige Auswahl bei den Zucht— fiſchen zu treffen. Man theilt die hauptſächlichſten Teichfiſche im Allgemeinen in Beſatz-, Futter- und Wechſel— fiſche, und unterſcheidet zwiſchen dieſen wieder Friedliche und Raubfiſche. 1) Unter Beſatzfiſchen verſteht man diejeni— gen, welche ihres beſondern Nutzens wegen zur Auf— zucht in Teichen gewählt werden; und diejenigen, welche den größten Nutzen gewähren, nennt man Hauptbeſatzfiſche, während man jene, die einen geringern Nutzen geben, Beiſatzfiſche nennt. Zu den friedlichen Beſatzfiſchen gehört nächſt dem Kar— pfen die Schleihe; zu den Raubfiſchen der Hecht, die Forelle, der Barich, der Sander, der Aal. 2) Futterfiſche ſind diejenigen, welche man abſichtlich in die Teiche ſetzt, um den Raubfiſchen durch ihre zahlreiche Brut oder ihren eignen Kör— per zur Nahrung zu dienen. Sie ſind friedliche Fiſche und es gehören hierher: der Giebel, der Blei, der Weißfiſch, das Rothauge, die Plötze, der Güſter, Döbel, Gründel, die Elritze und Schmerle. 3) Wechſelfiſche nennt man ſolche, welche nicht abſichtlich in die Teiche gebracht werden, ſon— dern nur zufällig in dieſelben kommen. Dieſe ver— urſachen den Beſatzfiſchen einen größern oder ge— ringern Schaden und haben als Speiſefiſche einen größern oder geringern Werth. Zu den friedlichen Fiſchen gehören: die Barbe, der Aland, Rappe, die Schlammſchmerle; zu den Raubfiſchen: die Wald— forelle, Aſche, Aalraupe, der Kaulbarſch, Kaulkopf. Für die Fiſchzucht iſt es am beſten, wenn die wegen des Ausfiſchens abgelaſſenen Teiche den Win— ter hindurch trocken liegen bleiben und erſt vor dem Beſatze im nächſten Frühjahre mit Waſſer ange— füllt werden. Indeſſen richtet ſich dies doch haupt— ſächlich nach dem Vorhandenſein des Waſſerzufluſ— ſes, damit nämlich zur Beſatzzeit die erforderliche Menge Waſſer vorhanden iſt. Bei geringem Zu— fluſſe aus Quellen, Bächen und Flüſſen muß man auch zur Anfüllung der Teiche das Thauwaſſer be— nutzen; da jedoch das zuerſt ablaufende Thauwaſ— ſer nicht ganz zuträglich iſt, ſo läßt man daſſelbe lieber ablaufen, und benutzt das ſpätere, durch Re— gengüſſe abgeſpülte Waſſer zur Anfüllung der Teiche. Einen Teich, welcher mehrere Jahre hintereinander mit Fiſchen beſetzt wird, ſoll man im erſten Jahre nicht ganz voll ſpannen, und die Ränder deſſelben ſodann theils zur Hutung, theils auch zu Gras— wuchs benutzen; die abfallenden Exkremente des Viehes, ſowie auch die Verweſung der Graspflan— zen, geben, wenn nun im nächſten Jahre das Waſ— ſer weiter geſpannt wird, den Fiſchen viel Nahrung. Die Fiſchzucht ſelbſt wird nach zweierlei Me— thoden betrieben. Nach der erſten werden die Fiſche in Streich- und Streckteichen bis zu einem gewiſ— ſen Alter gezogen, bevor man ſie in die Haupt— teiche verſetzt, und hier kann dann ein Beſatz von verſchiedenen Fiſchen ſtattfinden, da ſie nun von den Raubfiſchen keinen m mehr leiden, es 282 * 540 Vi e kann vielmehr ein Mitbeſatz an Futterfiſchen bei— gegeben werden, damit ſie den Raubfiſchen, die denn doch immer ſehr geſchätzte und gut bezahlte Fiſche ſind, zur Nahrung dienen. Nach dem zwei— ten Verfahren, wo Streich- und Streckteiche ganz fehlen, muß der erforderliche Beſatz im Teiche ſich von ſelbſt erzeugen. Daher werden bei der Aus— fiſchung nur immer die zum Verſpeiſen tauglichen Fiſche herausgenommen, während die andern wie— der in den Teich zurückkommen, wobei jedoch zu berückſichtigen, daß auch in genugſamen Verhält— niſſe ausgewachſene und zur Fortzucht geeignete Thiere in hinreichender Menge wieder in den Teich gebracht werden. Bei dieſer Betriebsmethode der Fiſchzucht dürfen aber nur friedliche Fiſche erzeugt werden. Die erſtere Betriebsmethode iſt unſtreitig die zweckmäßigere, denn bei der letztern arten die Fiſche ſehr leicht aus und Baſtardirung iſt unver— meidlich Da man jedoch in dergleichen Teichen alljährlich Speiſefiſche gewinnt, ſo können ſie unter manchen Verhältniſſen, beſonders wenn die Speiſe— fiſche einen ſtarken Abſatz haben, ſehr einträglich ſein. Beſetzen der Teiche. Auf das richtige Verhältniß des Beſatzes mit Fiſchen kommt ſehr viel an; denn bei zu viel Fi— ſchen in einem Teiche fehlt es ihnen an Nahrung und ſie erſcheinen als eine minder preiswürdige Waare; bei zu geringem Beſatz wird aber der Nutzertrag des Teiches bedeutend vermindert. Hin— ſichtlich der Zeit richtet ſich das Beſetzen nach dem Ausfiſchen und nach dem Anfüllen des Teiches mit Waſſer. Zwar ziehen Einige die Beſetzung der Teiche im Herbſte vor; indeſſen ſind doch die Mei— ſten der Anſicht, das Beſetzen im Frühjahre er— folgen zu laſſen, und zwar möglichſt zeitig, ſobald ſich das Schneewaſſer verlaufen hat. Die Fiſche werden alsdann in Hältern überwintert. 1) Beſetzung der Streichteiche mit Karpfen. Da es hier auf die Erzeugung der Brut ankommt, ſo muß man taugliche Zuchtfiſche von der beſten Raſſe wählen. Ein guter Laich— karpfen ſoll nur 5 bis 7 Jahre alt und mittel— mäßig fett ſein; er muß einen geſtreckten Körper, eine geſunde, nicht matte Farbe und einen harten Bauch haben. Wenn man 8 bis 9 Jahre alte Rogener zum Beſatz zu nehmen genöthigt iſt, ſo muß man ihnen fünf- bis ſechsjährige Milchner beigeben. Man nimmt den Ausſatz am liebſten im Anfange oder in der Mitte April vor, je nach— dem die Witterung wärmer und das Schneewaſſer abgeſtanden iſt. Auf zwei Rogener rechnet man einen Milchner und nennt dies einen Strich. Nach der oben angegebenen Klaſſifikation der Teiche rechnet man auf einen Strich an Teichfläche: von der erſten Klaſſe 90, von der zweiten Klaſſe 100, von der dritten Klaſſe 110, von der vierten Klaſſe 120 und von der fünften Klaſſe 130 rheiniſche Quadratruthen. Wenn der Teich kleiner als hier für einen Strich angegeben iſt, ſo wird doch im— mer ein ganzer Strich eingeſetzt; wenn er aber für 8 u Acht; einen Strich zu groß und für zwei zu klein iſt, ſo beſetzt man ihn mit zwei Rogenern und zwei Milch— nern oder mit drei Rogenern und zwei Milchnern. Man nimmt an, daß man an 3 bis 5 Zoll lan— ger, kraftvoller, zum Weiterverſetzen vollkommen ge— eigneter Brut von einem Strich in einem Teiche erſter Klaſſe nur auf 400 Stück zu 1 Loth und in einem Teiche fünfter Klaſſe nur auf 300 Stück zu % Loth rechnen dürfe. Die Raſſe ſoll ſich weſent— lich verbeſſern, wenn man die Zuchtkarpfen nicht aus guten, ſondern aus den ſchlechteſten oder ſol— chen Teichen wählt, welche überſetzt waren. 2) Beſetzung der Streckteiche mit Kar: pfen. Die jungen Karpfen, im erſten Jahre Brut, auch Samen genannt, fiſcht man entweder ſchon im Herbſte oder Frühjahre aus und ſetzt ſie ſo— dann in die Streckteiche über. Man hält es für am beſten, die Brut im Herbſte auszufiſchen, den Winter über hindurch in guten Behältern aufzu— bewahren und ſodann im Frühjahre auszuſetzen. Die übergeſetzte Brut heißt nun Strich, auch Satz. Bei einer geregelten Fiſchzucht, wo man die erforderlichen Streich- und Streckteiche beſitzt, werden die Hauptteiche nur mit dreijährigen Kar— pfen beſetzt. Demnach werden in den Streckteichen Fiſche von zwei- und dreijährigem Alter gezogen, jedoch auch von vierjährigem Alter, wenn die jun— gen Fiſche durch nachtheilige Umſtände zurückgeblie— ben ſind. Man wählt beſtimmte Streichteiche für die zweijährigen und andere für die dreijährigen Fiſche. Die im zweiten Jahre des Alters ſtehen— den Karpfen nennt man einjährigen oder einſöm— merigen Strich oder Satz, die im dritten Jahre des Alters ſtehenden aber zweijährigen oder zwei— ſömmerigen Satz oder Strich. Da es nun darauf ankommt, in den Streckteichen die vollkommenſten Fiſche zum Beſatz für die Hauptteiche in größter Menge zu erzeugen, ſo muß man nur die voll— kommenſten von der Brut zum Beſatz in die Streck— teiche wählen. Ferner muß man den Beſatz in den Streckteich (jedoch ohne Überſetzung) ſo ſtark machen, daß immer die erforderliche Anzahl von Fiſchen zum Beſatz für die Hauptteiche vorhanden iſt. Bei günſtiger Lage der Streckteiche kann man die Fiſche in ihnen überwintern, wiewohl man auch hier das Ausfiſchen im Herbſte und Überwintern in Hältern meiſtens für zweckmäßiger hält. Nach Maßgabe der oben genannten Teichklaſſen iſt der Beſatz der Streckteiche bei einſömmerigem Satz fol: gender: auf den Magdeb. Morgen (a 180 rhein. Quadratruthen), wobei auf 20 Prozent Abgang gerechnet iſt. Erſte Klaſſe 360 Stück geben am Schluſſe des zweiten Lebensjahres 288 Stück à 8 Loth; zweite Klaſſe 328 Stück geben 263 Stück à 7 Loth; dritte Klaſſe 300 Stück geben 240 Stück à 6 Loth; vierte Klaſſe 277 Stück geben 222 Stück à 5 Loth; fünfte Klaſſe 257 Stück geben 206 Stück à 4 Loth. Bei zweiſömmerigen Satz, 15 Prozent Abgang gerechnet, iſt der Beſatz folgender: erſte Klaſſe 180 Stück geben am Schluſſe des dritten Jahres 153 Stück à 32 Loth; zweite Klaſſe 164 Stück geben 140 Stück à 28 Loth; dritte Klaſſe Die 150 Stück geben 128 Stück à 24 Loth; vierte Kl. 138 St. geben 118 St. à 20 Loth; fünfte Klaſſe 128 St. geben 109 Stück à 16 Loth. Bei Be— ſetzung der Streckteiche mit Brut giebt man ihr zweckmäßig ungefähr 5 Proz. zweiſömmrigen Satz bei. Will man aber ältere Fiſche beiſetzen, ſo dür— fen ſie nur 1 bis 2 Proz. vom Beſatze ausmachen, und es müſſen entweder lauter Rogener oder lau: ter Milchener ſein. 3) Beſetzung der Hauptteiche. In den Hauptteichen ſollen die Fiſche ſo weit groß wach— ſen, daß fie die gehörige Reife zum Verſpeiſen er— langen, was bei dem Karpfen unter günſtigen Ver— hältniſſen nach vollendetem vierten Jahre der Fall iſt. Andere Fiſche, z. B. Hechte, erlangen ihre Reife früher, wachſen auch ſchneller. Da nun aber je nach der Gegend reife Fiſche von verſchiedener Größe verlangt werden, ſo muß man ſich beim Be— ſatze eines Hauptteiches darnach richten, ſo daß man den Beſatz nach denjenigen Sorten des Al— ters wählt, welche die am meiſten geſuchten Fiſche in Bezug auf Größe geben. Hierbei iſt die Zu— nahme der Fiſche in ihren Altersperioden nach Be— ſchaffenheit der Hauptteiche zu berückſichtigen. Bei vorhandenen guten Streich- und Streckteichen er— langt man bei den Karpfen nach dem vollendeten vierten und fünften Jahre ſchon Thiere von einer anſehnlichen Größe; wo aber jene mangeln und Brut und Strich in dem Hauptteiche angezogen werden muß, erlangen die Fiſche vor dem ſechſten oder ſiebenten Jahre noch nicht die Größe, als jene in Strich- und Streckteichen erzeugten nach dem vierten und fünften Jahre. Doch richtet ſich dies Alles wieder nach der beſſern oder geringern Beſchaffenheit der Hauptteiche. Es kommt beim Beſatze auf die Länge der Zeit an, in welcher der Hauptteich gefiſcht wird. Teiche, die alljährlich gefiſcht werden, verlangen ein anderes Verhältniß des Beſatzes nach dem Alter der Fiſche, als ſolche, welche nur alle zwei oder drei Jahre einmal ge— fiſcht werden. Bei Mangel an Streichteichen müſ— ſen ein- und zweiſömmrige Karpfen mit eingeſetzt werden, und das Verhältniß der Stärke dieſes Be— ſatzes muß ſich darnach richten, wie viel nach Ab— zug des für ſie erforderlichen Raumes an Raum im Teiche für ältere Fiſche übrig bleibt, ſo daß weder ein zu ſtarker, noch zu geringer Beſatz er— folgt. Es iſt hie und da vorhertſchende Anſicht, den Hauptteich zur Gewinnung eines höhern Er— trags mit verſchiedenen Fiſcharten zu beſetzen; doch kommt dies auf Umſtände an. Bei vorzüglich zur Karpfenzucht geeigneten Teichen, die nicht eine über— mäßige Menge Fröſche enthalten, iſt ein Beiſatz von andern Fiſchen nicht anzurathen; ebenſo iſt in Teichen, wo auch die Brut erzeugt werden muß, ein Beiſatz von andern Fiſchen als Karpfen durch— aus zu vermeiden. In ſolchen Teichen, wo die Karpfen mehrere Jahre bis zum Ausfiſchen ver— bleiben, muß man ſich namentlich vor einem ſtar— ken Beiſatz von Hechten in Acht nehmen, wenn das Eis lange auf den Teichen bleibt, indem die Hechte im Februar und März wegen ihrer Laich— Fiſchzucht. 541 zeit ſehr unruhig werden und die Karpfen aus ihrem Winterlager aufſtehen machen. Teiche hin— gegen, welche nicht ganz rein ausgefiſcht werden können, oder einen unvermeidlichen ſtarken Zufluß von Wechſelfiſchen haben, oder in denen Fröſche und mancherlei andere Thiere ſehr häufig ſind, er— halten zweckmäßig einen Beiſatz von Raubfiſchen, vornehmlich Hechten, die aber immer ein paar Jahre jünger ſein ſollen als der jüngſte Karpfen— beſatz, ſo wie ihre Anzahl nie mehr als etwa 3 er Prozent des Hauptkarpfenbeſatzes betragen darf. 4) Beſetzen der Hälter. Für das Winter— halbjahr können in den Hältern bei hinlänglichem Waſſer und erforderlicher Tiefe auf eine rheiniſche Ruthe geſetzt werden: Brut 180, einſömmerige Fiſche 60, zweiſömmerige 30, dreiſömmerige 20, fünfſömmerige 15, ſechs- bis ſiebenjährige Laich— karpfen 10 Stück. Bei Mangel an erforderlicher Tiefe vermindert man den Beſatz, ſo wie auch, wenn das Waſſer den Winter hindurch ſehr warm bleibt, ſo daß die Karpfen keinen Winterſchlaf hal— ten. Sollen die Karpfen den Sommer über, oder einen Theil deſſelben hindurch in Hältern ſtehen, ſo dürfen dieſe nicht zu ſtark beſetzt werden, ſowie man ihnen auch Nahrung zukommen laſſen muß, indem man nach und nach etwas friſchen Schaf— oder Kuhmiſt, gequellte Erbſen oder Bohnen, zer— kleinerte Wurzelgewächſe oder Kartoffeln in friſchem Zuftande in den Hälter wirft. Bei Karpfen von verſchiedenem Alter oder überhaupt verſchiedenarti— gen Fiſchen bringt man am beſten jede Klaſſe be— ſonders in den Hälter. Behandlung der Fiſche in den Teichen und Hältern. Da die Fiſche ebenfalls einen gewiſſen Grad von Ruhe zu ihrem Gedeihen verlangen, ſo muß man ſehr ſtarkes Geräuſch um die Teiche oder Hälter vermeiden, und die Waſſervögel verſcheuchen. Ein zu ftarfer Zufluß vom Waſſer bei Erneuerung deſſelben iſt ſorgfältig zu vermeiden, namentlich im Herbſte, wenn die Fiſche ihr Winterlager ſuchen, und im Winter, wo ſie aus dieſem geſtört werden. Ein ſehr wachſames Auge muß man auch fort— während auf die Fiſchdiebe haben. Bei aufmerk— ſamen Beobachten der Fiſche wird man finden, daß die ältern derſelben viele ihnen drohende Ge— fahren, beſonders des Nachts, durch Springen über die Waſſerfläche anzeigen, obſchon ſie dies auch am Tage aus Wohlbehagen oder um Inſek— ten zu haſchen thun. Die Waſſerpflanzen dürfen nicht während oder kurz nach der Laichzeit der Fiſche weggenommen werden, und es darf dies in Laichteichen für Hechte nicht vor der Mitte Juli, in Laichteichen für Karpfen nicht vor dem Auguſt geſchehen. Bei Überwinterung der Fiſche in Tei— chen müſſen alle Zu- und Abflüſſe des Waſſers vom Eiſe rein erhalten und in die Eisdecke die erforderlichen Löcher oder Wuhnen eingehauen wer— den. Dieſe Wuhnen werden 4 bis 6 Fuß im Quadrat, und zwar nur an ſolchen Orten gemacht, 542 Vie wo man mit Beſtimmtheit annehmen kann, daß darunter im Grunde keine Fiſche ihr Winterlager aufgeſchlagen haben, was in allen tiefern Stellen und im Fiſchkeſſel geſchieht. So lange der Teich Waſſerzufluß hat, ſind weniger Wuhnen nöthig; hört jener aber auf, ſo müſſen wenigſtens zwei auf die Fläche eines Magdeb. Morgens kommen. Sie müſſen alle Morgen um 10 Uhr, bei ſtarker Kälte auch noch Nachmittags um 2 Uhr aufgeeiſt werden. Zeigen ſich an den Wuhnen einzelne Fiſche, verſchwinden aber bald wieder, ſo ſind ſie nur im Winterſchlaf geſtört und ſuchen dann ihr Lager bald wieder; kommen jedoch eine Menge Fiſche an die— ſelben, verbleiben ſie daſelbſt und zeigen ſich matte darunter, ſo iſt irgend eine nachtheilige Urſache da— von im Teiche vorhanden. Man fängt die matten Fiſche und verſetzt ſie und erweitert die Wuhnen ſo viel als möglich, am beſten iſt es aber, wo— möglich das alte Waſſer ab- und friſches zuzulaſ— ſen. Bei den Hältern muß man noch ſorgfältiger auf einen angemeſſenen Waſſerzufluß und auf er— forderliches Aufeiſen Bedacht nehmen. Thauwaſſer iſt ſowohl von den Teichen als von den Hältern möglichſt abzuweiſen. Vornehmlich muß man auf gute Verwahrung der Waſſerabflüſſe aus den Tei— chen Bedacht nehmen, was ganz beſonders bei den Streichteichen nothwendig iſt. Bei letztern iſt auch beſonders darauf zu ſehen, daß der Waſ— ſerſtand gleich bleibt, was beſonders nöthig er— ſcheint, bevor die Brut aus dem Laich hervorge— gangen iſt. Ablaſſen und Ausfiſchen der Teiche. Wenn beim Ablaſſen mehrere Teiche hinterein— ander folgen, ſo muß man das Waſſer nur in ge— ringer Maſſe ablaufen laſſen, beſonders wenn die nachfolgenden Teiche klein ſind. Hat das Waſſer freien Ablauf, ſo kann der Abfluß im Anfange ſtär— ker und zwar bei tiefen Teichen ſtärker, als bei flachen ſein; bei dem letzten Drittel oder Viertel des Waſ— ſers aber muß man deſſen Abfluß vermindern, damit ſämmtliche Fiſche ſich allmälig durch die Gräben in den Fiſchkeſſel zurückziehen können. Man empfiehlt, wenn das Waſſer mehr abnimmt, des Nachts in der Richtung der Hauptgräben mehrere Feuer auf dem Damme anzuzünden und brennend zu erhalten, weil ſich die Fiſche ſehr gern darnach wenden. Beſonders vorſichtig muß man ſein, wenn ſich das Waſſer end— lich bis in den Fiſchkeſſel zurückzieht, wo es dann nur langfam und mit dem Zutritt einigen friſchen Waſſers erfolgen muß. Den letzten Theil des Waſ— ſers aus dem Fiſchkeſſel läßt man nur an dem Tage ab, an welchem gefiſcht werden ſoll. Man hat hier— bei vornehmlich darauf zu ſehen, daß keine Fiſche durchgehen und die auf dem Teichgrunde zurückblei— benden geſammelt werden. Das Ausfiſchen der Hauptteiche erfolgt am beſten im Herbſte, aber auch bei Streichteichen iſt die Aus— fiſchung zu dieſer Zeit und das Aufbewahren der Brut in Hältern zu empfehlen. Im Winter und im Frühjahre bis zur Laichzeit findet der meifte Abſatz F A ch t. an Fiſchen ſtatt, ſowie dies auch die geeignetſte Pe— riode zum Verfahren der Fiſche iſt. Streichteiche können im Frühjahre zur Beſatzzeit gefiſcht werden; doch zieht man auch hier, wie oben bemerkt, die Herbſtfiſchung und Aufbewahrung in Hältern vor. Man muß zum Ausfiſchen einen kuͤhlen Tag wählen, mäßiger Froſt ſchadet nichts, und es müſſen alle Ein— richtungen ſo getroffen werden, daß der Transport der Fiſche, ihre Sortirung u. ſ. w. ſchnell hinter einander erfolgt, damit die Fiſche wohlbehalten in die Winterhaltung kommen. An friſchem Waſſer darf es durchaus nicht fehlen, und um ſo weniger, je ſchlammiger der Fiſchkeſſel iſt Bei großen Teichen, wo die Ausfiſchung mehrere Tage hindurch dauert, muß man in der Nacht etwas friſches Waſſer zu— laſſen. Diejenigen Fiſche, wie z. B. Hechte, welche ein ſchlammiges Waſſer nicht vertragen, muß man früher ausfiſchen, was um ſo leichter zu bewirken ſteht, da, ſie ſich in ſchlammigen Waſſer nach oben halten. Übrigens iſt beim Ausfiſchen, beim Trans— porte, beim Abſetzen in die Winterhaltung die größte Vorſicht nöthig, damit die Fiſche nicht beſchädigt werden. Sortiren der Fiſche. Bei Brut, ein- und zweiſömmerigem Satze fin— det kein Sortiren ſtatt; das Sortiment dieſer Fiſche beſteht vielmehr nur in dem Alter derſelben. Weil nun aber das Verwerthen der Teiche von der Zu— nahme der Fiſche nach ihrem Alter abhängig iſt, ſo theilt man auch dieſe Fiſche in Klaſſen und wiegt die verſchiedenen Klaſſen einzeln beim Herausnehmen und Beſetzen, um einen Durchſchnitt der Gewichts— zunahme zu erlangen, Nur dadurch kann man den Ertrag eines Streich- und Streckteiches mit einiger Sicherheit ermitteln. Beim Beſetzen der Hauptteiche iſt dieſes Sortiren aber um ſo nöthiger, und ebenſo beim Ausfiſchen, weil man nur hierdurch erfährt, wie ſich die Nutzung der Teiche durch die Fiſchzucht im Vergleich gegen anderweitige Nutzung verhält. Beim Beſatze derſelben werden alle Klaſſen der Fiſche nach ihrem Durchſchnittsgewichte und ihrer Stück— zahl genau in die Rechnung eingetragen; beim Aus— fiſchen werden die Fiſche ebenfalls gezählt und das Durchſchnittsgewicht jeder Klaſſe geprüft, worauf die Abgänge in den Hältern abgeſchrieben werden. Beim Ausfiſchen ſelbſt ſortirt man zur Zeiterſparniß nur im Allgemeinen und macht folgende Sorten: Hauptfiſche, Groß-, Mittel- und Kleinbrack, Aus— ſchuß. Jede dieſer Sorte wird nun nach dem Ge— wichte beſonders verkauft. Über den Ertragswerth einer Teichfiſcherei iſt man ſehr abweichender Meinung; indeſſen gilt doch ſo viel als Regel, daß nur bei großem Umfange der Teiche und wenn dieſe vorzüglich zur Karpfenzucht geeignet find, ein anſehnlicher reiner Überſchuß von dieſen Grundſtücken zu erlangen iſt. Nach den ver— ſchiedenen Grundlagen bei der Berechnung und Ab— ſchätzung einer Teichfiſcherei erhält man auf den preuß. Morgen einen Reinertrag von 2/ bis 4½ Thaler und mehr. Die Biene zucht, 543 ien u od Die Bienenzucht iſt ein Zweig der Landwirth— ſchaft, welcher in den für Bienenzucht geeigneten Gegenden alle Aufmerkſamkeit verdient. Wenn ſchon es bei der Bienenzucht ſowohl auf die Gegend und den Jahrgang, als auch auf die Kenntniß des Wär— ters ankommt, ſo werden doch die Bienen jedenfalls das auf ihren Ankauf verwandte Kapital überall reichlich verzinſen und dem Bienenwirthe wenigſtens eine ſehr einträgliche Nebeneinnahme gewähren. Nicht alle Gegenden ſind der Bienenzucht gleich gün— ſtig. Die Nähe von Waldungen, beſonders Tannen— waldungen mit Heidekraut bewachſen, begünſtigen die Bienenzucht ſehr. Findet man in einer Gegend Raps, Rübſen, Weiden, Stachelbeere, gelben und weißen Klee, Eſparſette, Wicken, Buchweizen, Linden, Aka— zien, Obſtbäume (beſonders Pflaumen), Heidekraut, Wau, Fenchel, Flachs, Hopfen u. |. w. angepflanzt, und ſind gute Wieſen in der Nähe, ſo iſt für fort— währende Nahrung der Bienen geſorgt. In den Thälern gedeiht die Bienenzucht beſſer als auf den Bergen; beſonders ungünſtig ſind ſolche Gegenden, welche ſtarken und rauhen Winden ausgeſetzt, und kalt und waſſerreich ſind. In jedem geſunden Bienenſtocke zählt man wäh— rend der Sommermonate drei verſchiedene Arten von Bienen, nämlich die Königin, die Arbeits— bienen und die Drohnen. 1) Die Königin (Weiſel, Weiſer), iſt die einzige Mutterbiene von allen Bienen im Stocke; ſie unterſcheidet ſich durch die Länge ihres Körpers und durch die Kürze ihrer Fliegel von den übrigen Bie— nen. Sie iſt weniger dick, aber länger als die Droh— nen, und übertrifft an Länge und Dicke die Arbeits— bienen. Ihre Farbe iſt am ganzen Leibe mehr bräun— lich als ſchwarz, und die Füße haben eine gelbbraune Farbe, während dieſe bei den Drohnen und Arbeits— bienen ſchwarz ſind. Sie legt in einem Jahre öfters 40 bis 70,000 Eier, womit ſie häufig ſchon im Früh— jahre anfängt und bis zum Herbſte damit fortfährt. Aus jedem Eie entwickelt ſich nach Verlauf von 19 bis 21 Tagen eine vollkommene Biene. Stirbt die Königin, während junge Brut im Stocke vorhanden iſt, ſo erweitern ſie eine Zelle, legen eines der vor— handenen Eier hinein und erbrüten ſich wieder eine neue Königin. Die Königin kann mehrere Jahre leben, ſie wird aber in einem großen Stocke früher durch das viele Eierlegen entkräftet, als in einem kleinen. Außer der Schwarmzeit befindet ſich nur ein einziger Weiſel im Stocke; zur Schwarmzeit aber werden mehrere erbrütet, wodurch eben das Schwär— men veranlaßt wird. Erfolgt kein Schwärmen, ſo werden die vorhandenen Königinnen bis auf Eine von den Bienen getödtet. 2) Die Arbeitsbienen, die Bienen, die man gewöhnlich herumfliegen ſieht, ſonſt fälſchlich ge: ſchlechtslos genannt, da ſie doch Weibchen ſind, aber unausgebildete und unfruchtbare, bilden die Mehr— zahl des Schwarms; ſie leben höchſtens ein Jahr, etwa von einem Sommer bis zur Schwarmzeit des nächſten Sommers. Sie ſind die einzigen Arbeiter im Bienenſtaate. Sie beſchäftigen ſich mit Einſamm— lung und Bereitung der Nahrung und mit der Ein— richtung ihrer Wohnung. Außerdem pflegen ſie die Brut, ſorgen für Reinlichkeit im Stocke und ſtellen am Flugloche die gehörigen Sicherheitswachen auf. Honig und Wachs wird in dem Magen der Thiere gemacht; erſtern geben ſie durch den Mund von ſich, letztern ſchwitzen ſie durch die Bauchringe aus. Sie ſind zu ihrem Schutze mit einem Stachel bewaffnet, deſſen Verluſt ihnen aber das Leben koſtet. Ein volk— reicher Bienenſtock zählt 15 bis 20,000 Arbeitsbie— nen und noch mehr. 3) Die Drohnen, ſind unzweifelhaft die Männ— chen, rauchhaarig, ſtachellos und größer als die Ar— beitsbienen; ſie fliegen nur an den wärmſten Tagen gegen Mittag aus und leben blos vom Mai bis in den Auguſt, wo ſie von den Arbeitsbienen in der ſo— genannten Drohnenſchlacht getödtet werden. Je frü— her die Drohnen erſcheinen, deſto mehr Hoffnung hat man auf ein gutes Bienenjahr. Sie zeigen ſich immer vor der Schwarmzeit, und wenn ſie erſchei— nen, ſo laſſen ſich bei günſtiger Witterung Schwärme erwarten. Tritt im Monat Mai und Juni rauhe Witterung ein, jo wird die Drohnenbrut ſchon da ausgebiſſen und ausgetragen, was ein ſchlechtes Bienenjahr ankündigt. Sie nähren ſich von dem gemeinſchaftlichen Honigvorrath des Stocks, freſſen viel und arbeiten nichts. Man nennt ſie auch Brut— bienen, weil ſie das Brutgeſchäft beſorgen ſollen, was aber noch nicht erwieſen iſt. Außer der Befruch— tung der Königin ſollen ſie zur nöthigen Wärme des Stockes beitragen. Man zählt in einem volkreichen Stocke 1000 bis 1500 und mehr Drohnen. Bienenſtand und Bienenwohnungen. Die Bienen lieben Wärme, Windſtille und Ruhe, was bei dem Aufbaue eines Bienenſtandes berück— ſichtigt werden muß. Man errichte daher die Bie— nenhäuſer nicht an zu hohen Orten, wo den Bienen Zugwind oder Stürme ſchaden, noch an ſumpfigen, feuchten, wo in den Stöcken leicht Schimmel erzeugt wird, noch an Orten, wo der gerade Ausflug der Bienen und freier Zutritt warmer, trocknender Luft durch vorgebaute Mauern, zu nahe hohe Bäume oder dergleichen verhindert wird; ferner nicht ganz nahe an Fahrſtraßen, beſonders gepflaſterten, wo den Bienen die Erſchütterung durch das Fuhrwerk und der Staub ſchadet, nicht in der Nähe von Back,, Brauhäuſern u. ſ. w., die viel Rauch geben, oder Schmieden, Mühlen, Scheunen, wo die Bienen immer geſtört ſind; nicht bei großen Flüſſen, Teichen, Moräſten, weil oft viele Bienen beim Darüberflie— gen umkommen; nicht zu nahe am Viehhofe, oder bei Abtritten oder Miſtſtätten, da die Bienen ſchlech— ten Geruch nicht wohl vertragen. Man dulde vor 544 DL dem Bienenhaufe kein Gras, ſondern halte einen 3 bis 4 F. breiten Fußweg mit klarem Kies davor. Niedrige Bäume und Sträucher in der Nähe ſind, theils etwas Schatten zu geben, theils zu Einfaſſung der Schwärme, nützlich, und nahe gelegene Wieſen, Gärten (beſonders mit Thymian und Meliſſe), Rüb— ſenfelder, Lindenalleen u. ſ. w. ungemein günſtig; gut auch ein kleiner Bach in der Nähe. In Erman— gelung des letztern empfiehlt man, nahe bei den Bie— nenſtand einige flache große Schüſſeln, oder auch hölzerne Tröge mit Waſſer, das immer friſch ſein muß, zu ſtellen, und die Oberfläche dieſer Gefäße mit Rohr oder Moss zu bedecken. Über die zweckmäßigſte Himmelsgegend, nach welcher der Bienenſtand an— zulegen oder das Flugloch zu richten iſt, ſind die Meinungen der Bienenzüchter getheilt. Jedenfalls verwerflich iſt der Weſtſtand; dagegen haben die Lagen gegen Oſt, Süd, Südoſt und gegen Nord faſt gleich dringende Empfehlung erhalten. Die Rich— tung gegen Südoſt erſcheint als die gewöhnlichſte, und nach der Erfahrung vieler Bienenzüchter wird der Nordſtand neuerdings für den beſten gehalten. Will man zu einem Bienenſtande ein ordentliches Bienenhaus in einem Hofe anlegen, ſo muß daſſelbe vorn mit einem niedrigen Stacket verſehen werden, damit weder die Bienen geſtört, noch durch ihre Stiche ſo leicht ſchädlich werden können. Auch hat man bei Anlegung eines Bienenſtandes den Raum dahin zu berückſichtigen, daß man den Bienenſtand erforderlichen Falls vergrößern kann. Die Errich— tung eines Bienenſtandes ſelbſt kann übrigens nöthi— genfalls ſehr einfach und billig bewirkt werden, in— dem 4 ftarfe Pfähle oder Pfoſten mit den ſie verbin— denden Seitenriegeln nebſt einem Obdache alles ſind, was man dazu nöthig hat, ſobald nur ein ſolcher Stand hinlängliche Feſtigkeit erhält. Bei vorhande— ner Wahl bleibt es immer vortheilhafter, den Bie— nenſtand mehr niedrig, als hoch anzulegen; indeſſen dürfen doch die Bienenſtöcke niemals niedriger als 1½ bis 2 Fuß hoch von der Erde geſtellt werden. Am beſten wird man im Allgemeinen den Bienen— ſtand jo anlegen, daß die Stöcke in zwei oder hoͤch— ſtens drei Reihen über einander geſtellt werden kön— nen, in welchem Falle ein ſolcher Stand 10 bis 12 Fuß Höhe und wenigſtens 4 Fuß Tiefe haben muß, ſobald man nämlich auch Lagerſtöcke hineinſtellen will. Das untere Geſchoß beträgt, 2 Fuß über dem Erd— boden erhöhet und der Feſtigkeit halber gemauert, 3½ Fuß in der Höhe. Das zweite Geſchoß wird etwas höher gemacht, und kann zu Körben, Lager— ſtöcken, Ständern und Magazinen gebraucht werden. Über dieſe Stellage wird ein leichtes, ſich nach hin— ten zu neigendes Dach, aus Bretern, Schindeln oder Ziegeln beſtehend, angebracht. Unterhalb jeder Schwelle, worauf die Bienenſtöcke ſtehen, bringt man zweckmäßig ein nach vorn zu ſchief liegendes Bret an, worauf die von der Tracht zurückkehrenden Bienen ſogleich einen Ruheplatz finden. Hinter dem Stande muß zur Verrichtung der nöthigen Bienen— geſchäfte ein freier Stand ſein. Die Bienenſtöcke ſelbſt werden nun in einem ſolchen Stande ſo auf— geſtellt, daß ſie eine etwas nach vorn gerichtete Nei— z uu ch . gung haben, weßhalb man die hintern Riegel und Schwellen, worauf die Stöcke ruhen ſollen, 1 bis 2 Zoll höher, als die vordern einſetzen läßt, oder eine Latte unter die Standbreter legt. Am beſten giebt man jedem Stocke ſein eigenes Standbret; die Ent— fernung, in welcher die Stöcke von einander zu ſtehen kommen, darf nicht unter 1 Fuß betragen. Ein ſol— cher Bienenſtand braucht, wenn er in einem gut ver— wahrten Garten oder Hofe aufgeſtellt iſt, nur nach der Abendſeite mit Bretern verwahrt zu werden, ob— ſchon es natürlich immer räthlicher bleibt, ein or— dentliches Bienenhaus aufzubauen. Bei einem ſol— chen muß das Dach rückwärts oder gegen beide Sei— ten, nicht aber gegen die Seite der Fluglöcher ab— laufen. Ferner ſollen in der Rückwand des Bienen— hauſes ein Paar mit Laden zu verſchließende Fenſter angebracht ſein, ſowie auch ein Zugloch zur Abküh— lung in heißen Sommertagen ebenfalls nothwendig iſt. Zum bequemen Hinein- und Herausſchaffen der großen Bienenſtöcke bringt man an der einen Seite eine Doppelthüre an. Das Dach kann vorn 1 bis 2 Fuß überſtehen. Die Bienenwohnungen ſind theils von Holz, theils von Stroh gefertigt. Letztere ſind wärmer als erſtere. Wenn das Bienenbehältniß aus einem aus— gehöhlten Baumſtamme beſteht, jo nennt man es Beute, Klotzbeute; wenn es aus Bretern zu— ſammengeſetzt iſt, einen Bienenkaſten, und aus Stroh, Binſen, Wurzeln oder Ruthen geflochten einen Korb. Den aus Stroh geflochtenen Körben giebt man vor allen den Vorzug. Klotzbeuten ſind zu ſchwer und unbeweglich und kommen daher wenig in Gebrauch. Die Breterkaſten haben außer ihrer Schwere den Nachtheil, daß ſie ſich werfen, im Som— mer die Hitze und im Winter die Kälte durchlaſſen. Die aus einem Ganzen gefertigten Stöcke heißen, wenn ſie ſtehen, Ständer, wenn ſie aber liegen, Lagerſtöcke. Obſchon die Form der Wohnungen für die Bienen ziemlich gleichgiltig zu ſein ſcheint, ſo kann doch die Behandlung der Bienen durch die Form der Körbe erleichtert oder erſchwert werden. Ein Haupterforderniß derſelben iſt, daß ſich das Innere des Wabenbaues leicht überſehen laſſe, und daß Honig und Wachs ſich bequem herausnehmen laſſen. Um von den Stöcken bequem zu ernten, kommt es darauf an, auf welche Weiſe dies geſche— hen ſoll; ob man nämlich den ganzen Bau auszu— ſtoßen oder nur den Überfluß der Vorräthe wegzu— nehmen Gu zeideln) beabſichtigt. Für erſtern Zweck ſind die Stückkörbe am bequemſten, für letztern die— nen die Magazinkörbe, die Lagerſtöcke und Beuten. Die Stülpkörbe, von Stroh oder Weiden— ruthen geflochten und mit Lehm (beſſer mit einem Kitte aus 2 Theilen Kuhfladen, 1 Theil Laugenaſche und etwas Kalkwaſſer) überzogen, haben eine glocken— förmige Geſtalt, find oben zugeſpitzt oder gewölbt und unten, wo ſie auf einem Brete aufſtehen, offen. Sie haben alle zur Schwarmbienenzucht erforder— lichen Eigenſchaften, da die Waben ohne Mühe her— ausgebrochen werden können, indem man nämlich die nach außen durch den Korb etwas vorſtehenden Kreuzhölzer mit der Zange herausziehen und den Die Bienenzucht. Korb mit der Krone auf den Boden ſtoßen kann, damit die Honigtafeln von dem Korbe losgehen. Zum Beſchneiden ſind dagegen die Stülpſtöcke nicht geeignet, vielmehr verdienen zu dieſem Zwecke alle liegenden Stöcke den Vorzug, ſo die liegenden Klotz— beuten mit ihren Seitenöffnungen, die von Stroh und Weidenruthen gemachten Lagerſtöcke, die hinten und vorn einen Deckel haben und zum Beſchneiden ſehr bequem ſind, ſowie auch die Magazine oder die theilbaren Wohnungen, von denen ſich ein Theil mit den, den Bienen entbehrlichen Honigſcheiben, mittelſt einer Drahtſaite abſchneiden läßt, ohne die Bienen zu beunruhigen und zu erzürnen. Die Magazins oder Kolonieſtöcke werden theils von einzelnen Strohkränzen, theils von einzel— nen viereckigen Käften von gleicher Größe aus leich— tem Holze angefertigt. Man hat Ständermagazine, wo die Strohkränze oder Käſten leicht auf einander geſetzt und mit einander verbunden werden können, und Lagermagazine, bei denen die Kränze nicht nach der Höhe, ſondern nach der Länge aneinander gefügt und ſo verbunden werden, daß ſie auch leicht wieder von einander genommen werden können. Die Kränze dürfen weder zu eng, noch zu weit ſein. Man hält diejenigen Kränze für die zweckmäßigſten, welche bei 10 bis 12 Zoll Tiefe, 12 bis 14 Zoll in der Breite haben; ja nach Andern ſoll die Tiefe nicht über 4 3. betragen. Faßt man in einen ſolchen Korb einen Schwarm, ſo heftet man nach beiſtehender Figur mit ze Drahtklammern zwei Ringe zu: ee ſammen; bei fehr großen Schwär— — men nimmt man deren drei. Die Körbe oder Stülpſtöcke, ſowie auch die Deckel von den Ringen müſ⸗ fen oben eine Offnung von 2 bis 3 Zoll im Durchmeſſer haben, ſo daß man von oben füttern kann. b In der Mitte werden Kreuzhölzer angebracht, damit die Bienen den Wabenbau daran befeſtigen können. Bei den Magazinwohnungen er— hält jeder Ring ſeine Kreuzhölzer. Von Wichtigkeit iſt die richtige Größe der Körbe, bei deren Beſtimmung es darauf ankommt, wie die Bienen behandelt werden ſollen. Für die Schwarm— bienenzucht ſind kleinere, für die Zeidelzucht größere Wohnungen nöthig. Im Allgemeinen kann man den nöthigen Raum für einen zur Schwarmzucht ge— eigneten Korb etwa auf 8 preuß. Metzen zu 192 Ru: bikzoll annehmen. Ein ſolcher Korb hat, wenn er ganz ausgebaut iſt, etwa 45,000 Bienenzellen, von denen, wenn im Herbſte 40 Pfd. Honigwaben darin ſind, ungefähr 32,000 Zellen damit angefüllt ſind, ſo daß noch Raum genug zur Unterbringung der Brut und der täglichen Tracht übrig bleibt. Uebri— gens läßt man wohl nur ſelten 40 Pfund ſchwere Stöcke über Winters ſtehen. Ein Korb der kleiner als 7 Metzen iſt, eignet ſich nicht für einen Zucht: ſtock, ſondern kann nur für einen kleinen Schwarm im erſten Sommer brauchbar ſein; und ein mehr als 9 Metzen haltender Korb wird in der Regel von einem einfachen Schwarme nicht voll gebaut. Da Kirchhof, Landwirth. 545 man von der Zeidelbienenzucht keine Schwärme ver— langt, ſondern vielmehr das Volk beiſammenhalten und recht viel Honig in einem Korbe ſammeln laſſen will, ſo muß dieſer größer ſein. Wenn ein ſtehender Stock 12, ein liegender 13 Metzen enthält, ſo iſt er vollkommen ausreichend und kann bis 70 Pfd. an innerm Gewichte faſſen. Größere Körbe werden ſel— ten mit Honig angefüllt, vielmehr mit Wachstafeln angebaut, was immer nur auf Koſten des Honigs erfolgt. Man wählt daher am beſten ſolche Woh— nungen für die Bienen, welche nicht zu viel Raum haben, und nach dem Bedürfniß von Zeit zu Zeit vergrößert werden können, wozu die Magazine haupt— ſächlich geeignet ſind. Zur Anlage eines neuen Bie— nenſtandes iſt die Anſchaffung von Stülpkörben und die Betreibung der Schwarmbienenzucht als die leichteſte und einträglichſte anzurathen, wenn man nicht vorziehen ſollte, die Bienenzucht nach der neuen Nutt'ſchen Lüftungsmethode, wovon weiterhin, zu betreiben. Nebſt den Stülpkörben muß man dann auch für einige Unterſätze ſorgen, im Fall der Stock nicht ſchwärmt und vergrößert werden muß. Die paſſendſte Zeit zum Ankauf der Bienen iſt das Früh— jahr oder auch die Schwarmzeit. Man kaufe aber nur frühe Schwärme an, welche im Monat Mai und in der erſten Hälfte vom Juni ſchwärmen, und welche ſich ihren nöthigen Honigvorrath noch ſam— meln können. Am beſten kauft man ein- und zwei— jährige Bienenſtöcke; ein Stock der älter als 4 Jahre iſt, taugt nicht mehr zur Nachzucht. Behandlung und Füttern der Bienen. Wenn im Monat Februar oder März warme Tage eintreten, ſo muß man den Bienenſtand und die Körbe öffnen, damit die Bienen ſich reinigen können. Dieſes Geſchäft beſteht nicht ſowohl in dem Entfernen ihres eigenen Unraths, als in dem Rei⸗ nigen der innern Tafeln von allen todten Bienen und der Zellen von allem Gemülle. Das zu lange Einſperren der Bienen verurſacht leicht Ruhrkrank— heiten. Man beſtreut nun an einem warmen Tage bei Sonnenſchein den Platz vor dem Stande mit Stroh, damit die Bienen, die etwa niederfallen, auf dem kalten Boden nicht erſtarren. Nach dem erſten Ausfluge wechſelt man alsdann die Breter, wobei man genau nachſieht, ob ſich unter den todten Bie— nen keine Königin befindet. Überhaupt muß man aber in den erſtern Flugtagen genau darauf achten, ob man nicht Weiſelloſigkeit (ſ. weiterhin) an den Stöcken bemerke. Findet ſich der Wabenbau ange— laufen oder mit Schimmel bedeckt, ſo muß man dieſe angelaufenen Waben herausſchneiden. Im Früh⸗ jahre macht man die Fluglöcher bis zur Baum: oder Rapsblüthe kleiner, damit keine Räuberei entſtehen kann. Schwache Stöcke bedeckt man zweckmäßig im Frühjahre mit Tüchern, damit der Brutanſatz nicht erkalte. Spinnengewebe, fowief onſtige Unreinigkeiten im Bienenſtande müſſen immer entfernt werden, ſo— bald man ſie bemerkt. a Schwache und leichte Stöcke ſowie diejenigen, welche verzuckerten Honig 2“ müſſen im Früh⸗ 546 Vai e h jahre gefüttert werden. Reicht man auch den ſchwe— ren Bienenſtöcken im Frühjahre von Zeit zu Zeit et— was Honig, ſo vermehrt dies ihren Fleiß und ihren Brutenſatz ſehr, und man befördert dadurch ein frü— heres Schwärmen. Übrigens ſucht ein kluger Bie— nenwirth dem eigentlichen Füttern ſoviel als möglich dadurch vorzubeugen, daß er nur Stöcke mit dem nöthigen Vorrath über Winter aufſtellt. Er ſucht deßhalb alle leichte Stöcke, wie z. B. die Nach— ſchwärme im Spätjahr zu vereinigen, und giebt den etwas zu leichten Stöcken im September und Okto— ber das Bedürfniß, welches ſie für den Winter nöthig haben, auf einmal. Indeſſen können doch immer Fälle eintreten, wo das Füttern nothwendig wird. Im Allgemeinen gilt über die Bienenfütterung Fol— gendes: Im Frühlinge füttere ſpärlich, im Herbſte reichlich, im Winter ganz und gar nicht; die Schwärme füttere, ſobald ungünſtiges Wetter dem Schwärmen unmittelbar folgt. Die einfachſte Fütterungsart be— ſteht darin, daß man dem Mangel leidenden Stocke einen abgenommenen Ring oder eine Aufſatzkappe mit Honigwaben von einem andern reichen Stocke aufſetzt, und dadurch das Fehlende auf einmal giebt. Mit vollen Honigwaben können die Bienen eben— falls gefüttert werden, indem man dieſe dem Bienen— lager nahe bringt, in die Reihe ihrer Scheiben ein— ſchiebt und daſelbſt womöglich anſpießt. Muß man dagegen die Bienen im Frühjahre weniger zur Stil— lung des Hungers, als vielmehr, um die Bruterzeu— gung zu befördern, füttern, fo iſt ein geſeimter Honig hierzu beſſer. Damit keine Räuberei entſtehen kann, füttere man nur von oben durch die am Korbe be— findliche Offnung, indem man hier Gläſer, kleine Teller mit Honig oder Honigwaben ſelbſt aufſtellt, und dieſe mit einer Kappe oder mit einem Stroh— ringe bedeckt. Dieſe Fütterung von oben iſt die be— quemſte und zweckmäßigſte. Dergleichen Offnungen zur Fütterung laſſen ſich in Strohkörbe leicht ein— ſchneiden. Füttert man in Tellern, ſo muß man Strohhalme auf den Honig bringen, damit die Bie— nen im Honig nicht ertrinken. Füttert man von un— ten, was jedoch weniger zu empfehlen, ſo ſtelle man den Honig in einen Teller mit Strohhalmen unter. Erlaubt der Wabenbau das Unterſtellen des Tellers nicht, ſo giebt man einen Unterſatzring. Das Füttern muß man nicht bei Tage, ſondern nur des Abends vornehmen, wo die Bienen nicht mehr fliegen, worauf man die Futtergeſchirre beim Füttern von unten des Morgens wieder wegnimmt, was aber beim Füttern von oben nicht nöthig wird, indem man hier die vorhandenen Offnungen oben mit Leinwand zu be— decken ſucht. Beim Füttern muß man ſich durchaus in Acht nehmen, keinen Honig in die Nähe von den Fluglöchern zu verſchütten, da dies leicht Räubereien veranlaſſen könnte. Alten unreinen Honig darf man nicht zum Füttern ankaufen, weil dieſer Krankheiten verurſacht; am beſten iſt, einen Vorrath von eige— nem Honig zum Füttern aufzubewahren. Die Fütte— rung im Frühjahre muß ſo lange fortgeſetzt werden, bis die Bienen hinreichende Nahrung im Felde fin— den, was gewöhnlich zur Zeit der Ruͤbſen-, Raps— und Kirſchblüthe der Fall iſt. F cf. Das Vereinigen, Unterfeßen und Verſtellen der Bienenſtöcke. Da bekanntlich nur ftarfe und volkreiche Stöcke, beſonders in den der Bienenzucht nicht ganz günſti— gen Gegenden, großen Nutzen bringen, ſo muß man, um Stöcke volkreich zu machen, dieſelben vereinigen, was am leichteſten zur Schwarmzeit geſchehen kann. Man ſetzt nämlich zwei zu vereinigende Stöcke fo auf einander, daß die untern Offnungen genau aufeinander paſſen, wobei man den Bienenſtock, den man aus ſeiner Wohnung treiben will, unterhalb aber verkehrt und den andern oberhalb ſetzt. Dieſes Aufeinanderſtellen nimmt man des Abends vor, und das Austreiben des Volks vom untern Stock in den obern am fol— genden Morgen, indem man mit einigen Hölzern unterhalb des Korbes ſachte klopft und dieſes nach oben fortſetzt. Die Bienen ziehen ſich hierbei vom untern Korbe in den obern, und vereinigen ſich mit dieſem Volke. Nach einem andern Verfahren bringt man dieſe zwei zuſammengeſtellten Körbe in einen Zuber, und gießt allmälig ſo viel Waſſer ein, bis der untere Korb, deſſen Volk ausgetrieben werden ſoll, hinreichend mit Waſſer bedeckt iſt. Dieſe Verei— nigungsart führt ſicher zum Zwecke und dürfte jener noch vorzuziehen ſein. Bei Magazinringen oder Halb— körben geht die Vereinigung noch leichter von ſtatten, indem man dem Stocke mit den Magazinringen den Deckel oben abnimmt, und ihn demjenigen unterſetzt, mit dem er vereinigt werden ſoll. Auch Stülpſtöcke laſſen ſich auf dieſe Art vereinigen, wenn man dem einen oberhalb eine Offnung ausſchneidet, und den andern Stülpſtock darauf ſetzt. Um einen Nach— ſchwarm mit einem andern Schwarme zu vereinigen, nimmt man den Nachſchwarm des Abends, und läßt das Volk durch einen Schlag auf den Deckel des Korbes auf ein ausgebreitetes Tuch fallen, worauf man ſchnell den Stock, den man den Nachſchwarm zuführen will, auf einige Hölzer an der Stelle, wo die meiſten Bienen ſich befinden, ſetzt. Nachdem ſich die Bienen in den Korb gezogen haben, bringt man den Stock wieder an ſeine Stelle. Erfolgt, wenn man volkarme Stöcke auf dem Stande hat, ein Nach— ſchwarm von einem andern Stocke, der wieder in den Mutterſtock zurückziehen will, ſo entferne man ſchnell den letztern, und ſetze den volkarmen an deſſen Stelle. Auf dieſe Weiſe wird ſich dieſer an Volk be— reichern und der Mutterſtock wird von einem weitern Schwärmen abgehalten. Nachdem die Bienen einge— zogen, ſtellt man die Stöcke wieder an ihre alten Plätze. Hat man vier bis fünf Jahre alte Stöcke mit altem Bau, ſo ſuche man dieſelben mit einem andern leichtern und jüngern zu vereinigen, was ſich ebenfalls am beſten zur Schwarmzeit ausführen läßt. Zu dem Ende trägt man den alten Stock von ſeinem Platze in geringe Entfernung weg, und ſtellt denje— nigen an deſſen Platz, zu dem er einziehen ſoll. Als— dann ſtürzt man den alten Stock um, klopft etwas von unten, worauf die Bienen abfliegen und ihren gewohnten Platz aufſuchen und dort einziehen. Auf ſolche Weiſe gewinnt man zugleich den Honigvor— „ Die rath von dem alten Stode, ohne daß man denfelben zu tödten braucht. Wenn man einem Bienenſtocke einen Magazin— ring unterſetzt, ſo giebt man hierdurch dem Bienen— volke Gelegenheit, ſeinen Bau zu vergrößern und den Honigvorrath zu vermehren. In einer günftigen Lage und in guten Jahcgängen iſt dieſes Unterſetzen unumgänglich nothwendig. Durch dieſes Unterſetzen vermag man aber auch, dem Volke immer einen guten neuen Bau zu geben, indem man den obern alten Ring wegnimmt, und ſo den Bau durch Unter— ſätze erneuert. In einer der Bienenzucht ungünſtigen Lage kann jedoch dieſes Unterſetzen nachtheilig wer— den, weil dann die Bienen zu viel Zeit auf den Bau der Waben verwenden müſſen. Außerdem läßt ſich auch noch durch das Unterſetzen das Schwärmen verhüten. Wenn ein Bienenſtock von 30 bis 40 Pfd. Schwere ſtark vorliegt, ſo gebe man ihm einen Unter— ſatz, der jedoch nicht zu groß ſein darf, weil ſonſt die Bienen nicht ſo gern bauen; es ſollen daher dieſe Unterſätze nur eine Höhe von 3 bis 4 Zoll haben. Das Unterſetzen wird bei denjenigen Stöcken in An— wendung gebracht, welche einmal geſchwärmt haben oder die man gar nicht ſchwärmen laſſen will, z. B. bei Magazinſtöcken; ferner nimmt man daſſelbe vor, ſobald die Honigtracht gut iſt, und beſonders dann, wenn Honigthau fällt. Man giebt einen neuen Un— terſatz, wenn der letzte bei Zunahme des Gewichts beinahe ausgebaut iſt, und die Bienen vorliegen. Hat ein Stock geſchwärmt, ſo kann er bei guter Wit— terung noch einen leeren Unterſatz ausbauen; hat aber ein Stock gar nicht geſchwärmt, ſo kann der— ſelbe in guten Sommern recht fuͤglich zwei Ringe ausbauen. Volkarme, ſchwache Bienenſtöcke auf einem Stande kann man dadurch verſtärken, daß man den ſchwachen Stock auf den Platz eines volkreichen und dieſen auf den Platz eines volkarmen Bienenſtocks ſtellt. Dieſes Verſtellen muß man jedoch zu einer Zeit vornehmen, wo eine gute Honigernte ſtattfindet. Man ſucht ſolche Stöcke mit einander zu verſtellen, welche die meiſte Ahnlichkeit in der Größe, Form und Farbe mit einander haben, und die nicht zu nahe bei einander ſtehen. Das Verſtellen ſelbſt findet Nach— mittags ftatt, wo die meiſten Bienen auf dem Felde ſind. Um einen Stock vom zweitenmal Schwärmen (Nachſchwärmen) abzuhalten, darf man ihn nur mit einem ſchwächern Stocke verſtellen. Das Schwärmen der Bienen. Das Schwärmen erfolgt bei der paſſenden Größe der Körbe, wenn der Bienenſtock mit ausreichendem Vorrathe das Frühjahr erreicht hatte, und die Witte⸗ rung nicht beſonders ungünſtig war, von ſelbſt, ſo— bald man nur den Wabenbau nicht beſchneidet, und die Wohnung vor der Schwarmzeit nicht vergrößert. Das frühere oder ſpätere Schwärmen der ver— ſchiedenen Stöcke hängt von der Stärke des über— winterten Volks, von der Größe des Korbes, der Wärme im Stocke, der Zulänglichkeit des Honigvor— raths und vorzüglich von der Fruchtbarkeit der Bienen— Bienenzucht. 547 mutter ab. Der Zeitraum, in welchem die Bienen überhaupt ſchwärmen, richtet ſich nach dem fruͤhern oder ſpätern Jahrgange, und die Schwarmzeit tritt gewöhnlich Mitte Mai's ein und dauert bis Ende Juni. Nach 21 Tagen kommen, wie ſchon früher bemerkt, die jungen Bienen aus, und 3 bis 4 Tage ſpäter ſieht man ſie ſchon in den Nachmittagsſtunden in größerer Anzahl vorſpielen. Die Drohneneier werden ſpäter gelegt; daher ſieht man auch die Drohnen, deren Larvenzuſtand überhaupt drei Tage länger dauert, erſt ſpater; wenn fie ſich aber zeigen, naht die Schwarmzeit heran, und es kommt ſelten ein Schwarm, bevor es Drohnen giebt. Er erfolgt, wenn eine große Anzahl junger Bienen ausgelaufen iſt, und ſie nicht mehr Raum in dem Gebäude finden, dabei die Brutwaben mit Eiern, Larven und Pup— pen angefüllt, auch einige königliche Zellen mit Ma— den beſetzt find. Dann zieht der Vorſchwarm mit der alten Mutter ab. Man unterſcheidet aber noch die Noth- und die Spätſchwärme. Erſtere (auch Sängerſchwärme genannt) entſtehen, wenn die alte Mutter bei einem gut bevölkerten Stocke mit Tode abgeht, und nun mehrere junge Mütter erzogen wer— den, von denen eine oder auch mehrere zugleich mit einem Theile des Volkes abziehen. Sie kommen oft ſehr früh, Anfangs Mai, oft ſehr ſpät, bis Ende Auguſt vor, und ſind gewöhnlich kleiner als regel— mäßige Vorſchwärme. Die Spätſchwärme kommen aus denjenigen großen Körben und Beuten, die zum Zeideln beſtimmt ſind, und worin die Bienen bis ſpät in den Sommer arbeiten müſſen, bevor ſie die— ſelben vollbauen. Solche Schwärme, die wohl erſt Ende Juli kommen, ſind gewöhnlich überaus ſtark. Nach den Vorſchwärmen folgen in der Regel noch Nachſchwärme, die mit den jungen Königinnen ausziehen; je früher dieſe dem Vorſchwarm folgen, deſto volkreicher pflegt der Mutterſtock zu bleiben. Die meiſten Nachſchwärme kommen 7 bis 13 Tage, ſelten erſt 17 Tage nach dem Vorſchwarme; ſpäter aber nie. Zwei Vorſchwärme zuſammen in einen Korb zu vereinigen, iſt eben nicht räthlich; von Nach— ſchwärmen dagegen iſt es ſehr zweckmäßig, zwei oder drei zu vereinigen. In günſtigen Jahrgängen kann ein Vorſchwarm in denſelben Sommer ebenfalls einen Schwarm ausſtoßen, den man dann Jung: fernſchwarm nennt. Solche Jungfernſchwärme haben in der Regel eine ſehr fruchtbare Mutter und ein fleißiges Volk; indeſſen kommen ſie doch leicht zu ſpät im Jahre, um noch gute Stöcke zu werden. Da das Schwärmen öfters ſchnell und ohne Vor— zeichen erfolgt, ſo muß man zur Schwarmzeit von Morgens 9 bis Nachmittags 3 Uhr ein wachſames Auge auf ſeine Bienen haben. Gewöhnlich ſchwär— men ſie in den Mittagsſtunden von 10 bis 2 Uhr. Als Kennzeichen des bevorſtehenden Schwärmens nimmt man an: ftarfes Vorliegen der Bienen vor dem Flugloch; das Erſcheinen der Drohnen, zumal wenn dieſe ſchon Vormittags fliegen; das Verblei— ben der vom Felde kommenden Bienen vor dem Körbe; die unruhige, ſchnelle Bewegung der Bienen vor dem Flugloche und im Korbe. Sind die Stöcke ſchwarmgerecht, ſo ewe ſie gern nach einem * 548 Dot se Regen, wenn ſchwüle Hitze ohne Wind darauf folgt; die Nachſchwärme ſcheuen jedoch auch ſelbſt unfreund— liches Wetter nicht. Bei bevorſtehender Schwarmzeit muß man ver— ſchiedene Bienenwohnungen in Bereitſchaft halten, damit man einen ſehr ftarfen Schwarm in eine große und den ſchwachen Schwarm in eine kleine Woh— nung faſſen kann. Die Körbe, welche rein erhalten werden müſſen, reibt man vor dem Einfaſſen des Schwarms mit der weißen Taubneſſel aus; ältere, ſchon benutzte Körbe ſtelle man zur Schwarmzeit einige Stunden an die Sonne. Sind Körbe mit einem jungen Wabenbaue von einem eingegangenen Stocke vorhanden, ſo faßt man den Schwarm in einen ſolchen Korb, nachdem derſelbe ebenfalls vor— her einige Zeit an die Sonne geftellt worden. Sämmt— liche Geräthſchaften, welche man beim Faſſen eines Bienenſchwarmes nöthig hat, als Bienenkappe, wol— lene oder lederne Handſchuhe, eine Waſſerſpritze, Flederwiſch, weichen Lehm u. ſ. w. müſſen gleich— falls in Bereitſchaft gehalten werden. In Ermange— lung niedriger Bäume in der Nähe zum Anſetzen der Schwärme ſteckt man auf eingeſchlagene Pfähle kleine Büſchel von Weißdorn, Pappeln, Weiden u. ſ. w., an welche ſich die Schwärme gern anſetzen. Wenn ſich nun ein Schwarm an irgend einen Gegenſtand angehaͤngt hat, ſo faßt man denſelben und ſtellt den Korb auf einige Hölzer, ſo daß die Bienen einziehen können. Sind die Bienen ruhig im Stocke, erheben ſie ein freudiges Geſumme und präſentiren ſie (d. h. machen ſie mit emporgehobenen Hinterleibe, mit dem Kopfe nach dem Flugloche gerichtet, ein freudiges Ge— ſumme), ſo iſt die Königin im Stocke; zeigt ſich aber große Unruhe, oder will das Volk nicht einziehen, ſo iſt die Königin verloren. In dieſem Falle muß man in der Nähe nachſuchen, ob ſich nicht ein Häuf— chen Bienen vorfindet. Will ein Schwarm durch— gehen, ſo ſpritzt man mit einer Waſſerſpritze unter das fliegende Volk, oder ſchießt ein blindgeladenes Gewehr los, worauf ſich das Volk ſogleich nieder— ſetzen wird. Das Verengen des Flugloches, ſo daß der Schwarm nur langſam ausfliegen kann, macht ebenfalls, daß ſich die Bienen in der Nähe anſetzen. Wenn ſich ein Schwarm an einen ſehr hohen Baum— aſt ſetzt, wo er nicht gut zu faſſen iſt, ſo bindet man den Korb an eine Stange und ſchüttelt den Baumaſt, an dem der Schwarm hängt, mit einem Haken, ſo daß die Bienen in den in die Höhe gehaltenen Korb hineinfallen. Setzt ſich ein Schwarm auf den Bo— den, ſo legt man zwei Hölzchen darauf und auf dieſe den Korb, in den ſich nun das Volk ziehen wird. Wenn ſich ein Schwarm irgendwo ſo angeſetzt hat, daß er gar nicht zu faſſen iſt, ſo treibt man ihn durch Rauch an eine andere, zum Faſſen geeignetere Stelle. Haben ſich zwei ſtarke Vorſchwärme zuſammengeſetzt, jo faßt man fie in einen großen Korb, ſchüttelt die Bienen dann auf ein ausgebreitetes Tuch, beſprengt fie mittelſt eines Strohwiſches mit Waſſer, damit fie nicht durchgehen, und ſtellt einige Körbe mit Hölz— chen auf das Volk, damit ſich daſſelbe in die Körbe zieht. Gelingt dies nicht, ſo vergrößert man den Korb durch Unterſätze. Um zu verhüten, daß nicht K n ch. ein zweiter Schwarm mit einem eben angelegten zu— ſammenfalle, bedeckt man dieſen mit einem Tuche. Nachdem ein Schwarm eingefaßt worden, behängt man den Korb gegen die Sonnenſtrahlen mit einem Tuche. Sobald nun die Bienen in ihre neue Woh— nung eingezogen ſind, ſtellt man den Stock auf den für ihn beſtimmten Platz, und zwar etwas entfernt vom Mutterſtocke. Bei gleich nach dem Schwärmen eines Stockes eingetretenem Regenwetter muß man den jungen Schwarm ſo lange mit Honig füttern, bis flugbare Tage kommen. Zieht ein Schwarm wieder in den Mutterſtock zurück, ſo kommt er am zweiten oder dritten Tage wieder; wenn aber die Königin verloren gegangen, kommt der Schwarm erſt am achten oder neunten Tage nach Erbrütung einer Königin wieder. Wenn ein Bienenſtock lange vor— liegt, ohne zu ſchwärmen, ſo giebt man ihm einen Unterſatz. Da nicht viele, ſondern nur volkreiche Stöcke den größten Nutzen bringen, ſo muß man da, wo die Gegend der Bienenzucht nicht beſonders gün— ſtig iſt, die Nachſchwärme möglichſt zu verhindern ſuchen; ferner alle ſpäten Schwärme, ſowie Jung— fernſchwärme nicht annehmen, und, wenn man doch ſchwache Stöcke erhalten, dieſelben vereinigen. Aus Stöcken mit altem Baue ſuche man zur Schwarmzeit das Volk auszutrommeln und in einen leeren Stock zu treiben, wo alsdann das ausgetriebene Volk einen neuen Bau und ſeinen gehörigen Weiterausſtand erhält. Wenn die Bienen nicht ſchwärmen wollen, fo kann man die Zahl ſeiner Stöcke dennoch dadurch vermehren, daß man Ableger (von Mitte Mai bis Ende Juni) macht. Dieſe werden bequem aus den Magazinſtöcken mit 4 bis 5 Ringen oder Käſtchen erhalten. Wenn man überzeugt iſt, daß ſich die Brut in dem untern Theile des Stockes befindet, ſo wählt man einen guten flugbaren Tag und zwar Nachmittags von 3 bis 5 Uhr. Einen Stock von fünf Ringen theilt man ſo, daß der eine Theil die zwei untern Ringe, und der andere Theil die drei obern Ringe erhält. Man löſt zu dem Ende an dieſer Stelle den Lehm ab und ſchneidet mit einer Drahtſaite langſam den Bau durch, bringt den obern Theil auf ein Flugbret und ver— ſieht den untern Theil mit einem Deckel. Der obere Theil, welcher gewöhnlich die Königin enthält, wird an eine andere Stelle des Bienenſtandes gebracht, während der untere Theil auf dem vorigen Platze ſtehen bleibt. Iſt dieſer Korb mit junger Brut ver— ſehen, ſo erziehen ſich die Bienen ſelbſt eine Königin. Bei Vermehrung des Volks giebt man jedem Korbe einen Unterſatz. Hierbei iſt zu bemerken, daß dieſe Art, die Bienenſtöcke künſtlich zu vermehren, nicht immer gelingt, ſowie überhaupt viele Künſteleien mit den Bienen in ſolchen Gegenden, welche der Bienen— zucht nicht beſonders günſtig ſind, nicht viel taugen. Magazinbienenzucht. Dieſelbe gewährt viele Vortheile, indem man dadurch einen großen Ertrag an Honig und Wachs erhält, und die Bienen nicht brauchen getödtet zu werden, wenn man Honig und Wachs ernten will. Die Bienenzucht. 549 Außerdem erhalten die Magazinſtöcke immer fo viel Vorrath, als fienöthig haben, während die Schwarm: ſtöcke in ungünſtigen Jahren ihren Weiterausſtand nicht erhalten. Man kann aus jedem Korbe einen Magazinſtock anlegen, wenn er keinen zu alten Bau hat. Man beſtimmt zu Magazinſtöcken ſolche, welche gar nicht oder erſt ſpät ſchwärmen würden. Iſt ein ſolcher Bienenſtock fo bevölkert, daß die Bienen we— gen Mangel an Raum vorliegen, ſo giebt man dem— ſelben einen Unterſatz, und iſt dieſer (etwa nach 14 Tagen) voll gebaut, einen zweiten. Das Unterſetzen kann bis in den Monat Auguſt fortdauern, wo die Honigtracht zu Ende geht. Bei guten Jahren nimmt man den Magazin— ſtöcken den entbehrlichen Honigvorrath oben weg, was gewöhnlich im Monate September geſchieht. Beim Abnehmen des obern Ringes muß man ſorg— fältig darauf achten, ob ſich die Königin in dem ab— genommenen Theile befindet, und ſie in dieſem Falle wieder in das Flugloch hineinlaufen laſſen. Überwintern der Bienen. Sobald die Schwarmzeit vorüber iſt, muß man beſonders nachſehen, ob keiner von den Stöcken wei— ſellos ſei. Sowie die Honigtracht abnimmt, müſſen die Fluglöcher verengt werden, damit keine Raubhie— nen eindringen können; auch ſind alle ſonſtigen Off— nungen am Stocke zu verſtreichen. Bein Eintreten der erſten Fröſte muß man die Bienen am fernern Ausfliegen ganz verhindern, weßhalb man die Ein— gänge an den Bienenſtöcken bis auf einen kleinen Zugang für die nöthige friſche Luft (am beſten mit einem durchlöcherten Bretchen oder einem eiſernen Gitter oder mit Bürſten von der wildwachſenden Weberkarde), vermacht. Um der freien ſtrengen Win: terkälte mehr ausgeſetzte Stöcke gegen dieſe zu ſchützen, überzieht man ſie mit Stroh. Um die Bienenſtöcke im Frühjahre gut und kräftig zu haben, muß man ſie während des Winters dem Einfluſſe der Sonnen— ſtrahlen entziehen, und ſie an einen kühlen, ruhigen und trocknen Ort bringen, wo alsdann ein ſtarker Schwarm mit einem Korbſtocke mit 5 bis 6 Pfund Honig ausreichen wird, während die Bienen, wenn man den Stock nach Süden gerichtet ſtehen läßt, vor— züglich während eines milden Winters, ob ſie gleich zwei- bis dreimal mehr Honig aufzehren, dennoch im Frühjahre erſchöpft fein werden, oder wohl gar abſterben. Schon nachdem die Honigtracht zu Ende iſt, fol man die Bienenſtöcke auf das gehörige Ge— wicht unterſuchen, um zu erfahren, ob die Bienen mit ihrem Vorrath bis zur vollen Tracht des Früh— jahrs ausreichen. Ein gewöhnlicher Bienenſtock muß als guter Ständer 26 bis 32 Pfd. mit Korb und Bret im Spätjahre wiegen, wobei 10 bis 12 Pfd. dieſes Gewichts auf Honig zu rechnen ſind. Stellen ſich im Spät- und Frühjahre viele flugbare Tage ein, ſo zehren die Bienen mehr; wird der Flug durch kalte Witterung in gedachten Jahreszeiten gehindert, ſo brauchen ſie weniger. Ein Magazinſtock von 60 bis 80 und mehr Pfund Gewicht ſoll über Winter wenigſtens 40 Pfd. Honig haben. Die Stöcke, de— nen nur einige Pfund Honig fehlen, füttert man im September und Oktober, bis ſie ihren gehörigen Winterausſtand haben. Alle Stöcke hingegen, melde auffallend zu leicht ſind, vereinige man im Monat September mit andern Stöcken. Jenen Stöcken, welche leere Unterſätze haben, nehme man dieſe im Spätjahre hinweg. Endlich hat man noch beſonders darauf zu ſehen, daß die Bienen den Winter über nicht durch Geräuſch und Erſchütterungen beunruhigt werden. Honig-und Wachsernte. Die Gewinnung des Honigs und Wachſes rich— tet ſich nach den verſchiedenen Methoden der Bienen— zucht (ſ. weiterhin). Beim Beſchneiden (Zeideln) der Bienen wird ihnen entweder blos der Ueberfluß an Honig und Wachs ausgeſchnitten, oder im Herbſte ſämmtlicher Vorrath an Wachs oder Honig auf ein— mal genommen, oder endlich zu beliebiger Zeit die mit reinem Honig gefüllten Käſten (bei der Lüftungs— bienenzucht) ausgeleert. Wer ſich mit dem eigentlichen Beſchneiden der Bienenſtöcke abgeben will, muß die Wachskuchen, welche Honig enthalten, von denen zu unterſcheiden wiſſen, worin ſich Bienenbrut befindet, weil er ſonſt leicht die ſich gewöhnlich im vorderſten Theile des Stockes befindliche Brut vernichten kann. Die Wachs— tafeln mit Würmern und Puppen unterſcheiden ſich durch die erhabenen und bräunlichen Deckel von den Honigzellen, welche mit weißen und platten Deckeln verſchloſſen ſind. Bei Stöcken mit Unterſätzen wird man die Brut nicht leicht beſchädigen, da dieſe ge— wöhnlich in der Mitte des Stockes ſich befindet und dort unberührt bleiben kann. Das Geſchäft des Bienenſchneidens iſt überhaupt für den Wohlſtand der Bienen äußerſt wichtig und muß deßhalb mit der größten Vorſicht vollführt werden. Nicht minder be— dingt iſt der glückliche Erfolg deſſelben durch die darauf folgende Zeit. Da ſich nun aber günſtige Umſtände nicht vorausſehen laſſen, ſo wird es ge— rathener ſein, den Bienen lieber zu viel, als zu we— nig Honig zu laſſen. Rückſichtlich des frühern oder ſpätern Beſchneidens kann das Eine gleich nützlich und ſchädlich ſein, wie das Andere, je nachdem die darauf folgende Witterung verſchieden iſt. Wenn auf den frühen Schnitt ſehr kalte Witterung folgt, ſo leiden die Bienen ungemein und kommen in ihrer Brutung zurück; bei darauf folgender günſtiger Wit— terung hingegen kann das frühe Beſchneiden im März ſehr nützlich ſein, ſowie überhaupt dieſe Arbeit leichter von ſtatten geht. Bei einem zu ſpäten Be— ſchneiden wird das Geſchäft ungemein mühſam, in— dem der friſch eingetragene Honig wie Waſſer um— herfließt und außerdem noch Raubbienen herbei ge— lockt werden. Die verſchiedenen Arten der Bienenſtöcke machen auch eine verſchiedene Art der Behandlung beim Be— ſchneiden nöthig. Lagerſtöcke mit einem unzertrenn— lichen Ganzen, welche vorn am Ausfluge enger zu— gehen, müſſen von vorn zuerſt geöffnet werden; denn die äußerſten Tafeln erſcheinen hier gewöhnlich grau 550 Vi e und ſchimmlicht und enthalten eingetrocknete Brut. Dieſe Tafeln ſind, da ſie von den Bienen ſelbſt ver— mieden werden, ſorgfältig wegzunehmen. Der vor— dere Theil eines ſolchen Stockes gewährt nicht leicht einen Honigertrag, indem die Bienen dieſen immer bei ihrem Brutſetzen einnehmen und den Honig dort ſelbſt verbrauchen; daher erhält man den eigentli— chen Honigertrag nur aus dem hintern Theile eines ganzen unzertrennlichen Lagerſtocks. Die Tafeln müſſen ſtets fein, gleich und gerade weggenommen werden, ſowie man auch gehörige Vorſicht anwen— den muß, daß weder viele Bienen noch gar die Köͤ— nigin zu Schaden kommen könne. Bei den Bienen— ſtöcken älterer Bauart muß man mit der Bienenkappe und Handſchuhen zum Beſchneiden verſehen ſein, ſowie man außerdem dabei auch noch eines Gehül— fen bedarf, der die Bienen mit Rauch aus dem Ge— wirke treibt. Anders verhält es ſich mit dem Be— ſchneiden der Bienenſtöcke mit Unterſätzen oder der ſogenannten Ständer = oder Lagermagazine. Hier iſt dieſe Arbeit nicht nur viel leichter und einfacher, ſondern kann auch in jeder Jahreszeit und zu jeder Stunde vorgenommen werden. Im Frühjahre bringt man zu dieſem Behufe des Morgens zeitig einen leeren Unterſatz am Stocke an, und im Herbſte iſt dies nicht einmal nöthig; man nimmt den Oberſatz weg und läßt ein wenig Rauch in den Stock, um den Andrang der Bienen zu verhüten, wozu man ſich des Boviſt's, Tabakrauches oder eines Büſchels Wer— muth bedient; obſchon etzterer Rauch den Bienen äußerſt zuwider iſt, 9 wird er ihnen doch nicht ſchädlich. Bei einem ſolchen Beſchneiden der Stän— der- und Lagermagazine wird der Bau und die Ar: beit der Bienen im Stocke gar nicht geſtört, indem, wenn die Wegnahme des obern oder hintern Theils mit Vorſicht am Abend oder Morgen geſchieht, dies die Bienen faſt gar nicht bemerken. Statt der Korb- oder Schwarmbienenzucht beim Beſchneiden der Stöcke, wie gewöhnlich, die Bienen ſämmtlich durch Schwefeldampf zu tödten, empfiehlt man viel— mehr ſie mit Überſtändern oder Standſtöcken zu reini— gen, oder die Bienen durch Ventilation (Lüftung), welches Verfahren beſonders Aufmerkſamkeit verdie— nen dürfte, auszutreiben. Um einen Bienenſtock zum Beſchneiden oder auch zu andern Zwecken von Bienen zu befreien, bedient man ſich, wie ſchon oben erwähnt, des Rauchs von Boviſt, den man im Herbſte und Frühjahre auf Weiden, Wieſen, Ackern ſammelt und in einem bei— nahe erkalteten Backofen trocknet, oder von leinenen Lumpen, Tabak, Wermuth, wodurch die Bienen blos betäubt werden. Bei einer ſogenannten Räu— chermaſchine, wo ein Blaſebalg auf eine Kohlpfanne aufgeſetzt iſt, kann man ſich des Rauchs ohne alle Beſchwerde bemächtigen und ihn nach Belieben überall hinleiten. Als vorzüglich zweckmäßig em— pfiehlt ſich zu dieſer Abſicht nachſtehender Apparat. Ein hoher, jo ftarf gefertigter Dreifuß, daß er einen Bienenſtock tragen kann, hat in der Mitte ein run— des Loch, an deſſen Rande ein Sack von baumwol— lenem Zeuge, der nach innen zu hängen kommt, befeſtigt wird. An dem untern Ende dieſes Sackes haucht. wird dann eine Art Trichter von Blech in Form ei— nes abgeſtutzten Kegels befeſtigt, deſſen Boden durch— löchert iſt. An dem Hen— kel dieſes Korbes, welcher beim Gebrauche mit einem dicken Tuche umgeben wer— den muß, wird ein Ge— häuſe von Blech kegelför— mig, nach oben ſpitz zulau— fend befeſtigt, welches 5 3. im Durchmeſſer hat und einer Kutſchlaterne ähnlich iſt; in dieſes Gehäuſe wird nun das Räucherungsma— terial (Boviſt) gebracht, und, nachdem der auszu— räuchernde oder um zu lee— rende Bienenſtock oben auf N den Dreifuß geſetzt wor: den, angezündet. Nach eis "nigen Minuten ſchon fal— len die Bienen zu Tauſenden auf den Boden des Trichters herab; ſobald man nun bemerkt, daß der größte Theil der Bienen betäubt unten liegt, ſchlägt man ganz ſachte oben mit der Hand an den Bie— nenſtock, worauf man letztern wegnimmt und ihn, um noch die letzten Bienen wegzuſchaffen, auf einem ausgebreiteten Tuche ausſchüttelt. Unter dieſen letz— tern wird ſich gewöhnlich die Königin finden, widri— genfalls man ſie unter der Hauptſchaar im Trichter ſuchen muß. Am beſten erfolgt das Beſchneiden auf dem Bie— nenlager ſelbſt, zuerſt vorn, dann hinten, wobei das Bienenhaus Klappen haben ſoll. Um dem Stocke hierbei die nöthige feſte Lage zu geben, bedient man ſich der ſogenannten Zwingerſchrauben, die man an den Bienenſtock anlegt. Ein ſtiller nicht kalter Morgen iſt am geſchickteſten zum Beſchneiden. Bei Ständerſtöcken kann es jedoch auch an einem ſtillen Abend vorgenommen werden, wenn ſich vermuthen läßt, daß der abzunehmende Aufſatz wenig oder gar keine Bienen enthält. Sonſt iſt aber jeder Tag, der dem Ausfluge der Bienen günſtig iſt, auch zum Be— ſchneiden des Stockes geeignet. Nach vollbrachtem Beſchneiden ſollen die Bienenſtöcke zur Erhaltung der Wärme verengert werden, zu welchem Behufe man bei den Magazinſtöcken nur die ausgeſchnitte— nen Kaſten oder Kränze wegzunehmen braucht; bei Klotzbeuten und ganzen Lagerſtöcken iſt dies durch eingeſetzte Blenden und Zwiſchenböden zu bewirken. Um reinen Honig zu erhalten, muß man die Waben ausſchmelzen (ſeimen), wozu man ſich ver— ſchiedener Methoden bedient, bei denen allen jedoch weſentlich iſt, den Honig durch die geringſt mögliche Hitze zum Ausfließen zu bringen. Man thut zu dem Ende in einen, nach der Menge des Honigs größern oder kleinern, unten mit einem, durch einen Zapfen verſchloſſenen, Loche verſehenen Topf zuerſt die rein— ſten und ſchönſten, mit einem Meſſer durchſchnitte— nen Honigſcheiben, ſetzt ihn über ein ziemliches Feuer in einem Keſſel mit Waſſer, rührt einigemale um, nimmt ihn, nachdem der Honig zergangen, her— Die Bienenzucht. aus, zieht den Zapfen und läßt den Honig durch ein zuvor mit warmem Waſſer genetztes Tuch in ein un— tergehaltenes reines Geſchirr abfließen. Will nichts mehr durchlaufen, ſo wird der Rückſtand wieder in dem Keſſel zerlaſſen und abermals durchgeſchlagen. Alsdann legt man auch die geringern Scheiben in den Topf und verfährt wie mit den vorigen, läßt aber dieſen minder guten Honig in ein beſonderes Gefäß laufen. Will nichts mehr zum Zapfenloche heraustreten, ſo erwärmt man das zurückgebliebene Dicke wieder im Keſſel, ſchüttet es in einen mit hei— ßem Waſſer warm gemachten Sack und preßt es auf irgend eine Weiſe aus. Den Rückſtand preßt man alsdann noch in demſelben Stocke unter einer, zu— vor in warmem Waſſer erwärmten ordentlichen Ho— nigpreſſe möglichſt ſtark aus. Dieſen durch Preſſen gewonnenen Honig ſammelt man wieder in ein be— ſonderes Geſchirr. Nach einem andern Verfahren werden 30 bis 40 Pfd. Honigfcheiben in einem reinen kupfernen Keſ— ſel über ſchwaches Kohlenfeuer geſetzt, während ein Arbeiter den Honig mittelſt eines ſtarken hölzernen Spatels ſo lange bewegt, bis die dem Honig mitge— theilte Wärme für die Hand kaum fühlbar (30 bis 35 Grad R.) iſt. Der geſchmolzene Honig wird nun in einen großen, aus Weidenruthen dichtge— flochtenen, Korb gegoſſen, der über einem offenen Faſſe ſteht. Andere folgende Partien werden eben ſo behandelt, bis der Korb voll iſt. Binnen 24 Stunden hat ſich faſt aller Honig im Faſſe geſam— melt, während das Wachs im Korbe bleibt. Der Honig kommt nun ſogleich in feine Aufbewahrungs— gefäße, wo ſich noch eine ſchwache Wachsdecke oben ſammelt, die man mittelſt eines Löffels abnimmt. Der honighaltende Rückſtand im Korbe wird mit lauem Waſſer angerührt, dann wieder in den Korb gethan, und, nachdem das Meiſte abgelaufen iſt, ſtark ausgepreßt. Der Rückſtand wird auf Wachs, der durch Waſſer verdünnte Honig auf Eſſig be— nutzt, oder noch auf Honig eingedickt. Des Back— ofens darf man ſich durchaus nicht zum Honigſei— men bedienen, weil man dann nur ſchlechten Ho— nig erhält. Zur Bereitung des Wachſes entfernt man, nach— dem die Honigwaben vom Honig befreit ſind, die dem Wachſe noch anhängende Süßigkeit und andere fremde Theile durch öfteres Waſchen mit warmem Waſſer und ſchmilzt das Wachs alsdann unter be— ſtändigem Umrühren in einem bis zu %, mit Waſſer gefüllten Keſſel, worauf das Geſchmolzene in einem leinenen Sack gethan und in einer erwärmten Preſſe ausgepreßt wird. Da jedoch bei den gewöhnlichen Wachspreſſen vieles Wachs in dem Rückſtande ver— bleibt, ſo verfährt man zweckmäßiger auf folgende Weiſe. Das Wachs wird mit dem nöthigen Waſſer in einen metallenen oder irdenen cylinderförmi- gen d. h. allenthalben gleich weitem Topfe gekocht. Nachdem die Maſſe nun einige Zeit gekocht hat, drückt man ſie mit einer durchlöcherten, an allen Seiten an den Wänden des Topfes anſchließenden blechernen oder hölzernen Scheibe, in deren Mitte ein aufrechtſtehender Stiel befindlich, zu Boden, 551 wodurch die Flüſſigkeit ausgeſondert wird. Das Wachs ſchwimmt oben auf, und wird durch zuge— goſſenes heißes Waſſer ſo lange gehoben, bis es durch den am obern Rande befindlichen Ausguß in ein daneben ſtehendes Gefäß abgefloſſen iſt, in welchem es erkaltet. Zur Erleichterung der Arbeit wird der Stiel der Scheibe durch einen oberhalb eingeſchobenen Riegel in der gehörigen Stellung er— halten. Methoden der Bienenzucht. Als Hauptmethoden bei der Bienenzucht, wie ſolche bisher betrieben worden, und ſolches auch ſchon aus dem oben darüber Geſagten hervorgeht, kann man unterſcheiden: 1) Die Zeidelbienenzucht, wo den Bie— nen durch, das ſogenannte Zeideln oder Beſchneiden blos der Überfluß an Honig und Wachs ausge— ſchnitten und ihnen von beiden ſo viel gelaſſen wird, als zu ihrem Fortbeſtehen erforderlich iſt. Man betreibt ſie entweder in Klotzbeuten, oder ſo— genannten Lagerſtöcken, oder großen, aufrechtſtehen— den Körben, oder endlich in ſogenannten Magazin— ſtöcken. Jedenfalls giebt man bei dieſer Methode jedem Schwarm entweder unmittelbar eine hinläng— lich geräumige Wohnung für den ganzen Sommer, oder vergrößert dieſelbe im Verlauf des Sommers immer mehr durch Anſatz neuer Abtheilungen. Es geſtattet alſo dieſe Methode das Schwärmen nur ſoweit, als es zum Erſatz zufälligen Abgangs an Stöcken oder zur Vermehrung der Bienenzucht erfor— derlich iſt. 2) Die Korbbienenzucht, Schwarmbie— nenzucht, bei welcher man den Körben im Herbſte ſämmtlichen Vorrath an Wachs und Honig auf ein— mal nimmt (Ausſtoßen, Abſtoßen, Einſtoßen der Körbe genannt), nach der gewöhnlichen Methode unter Ertödtung der Bienen durch Abſchwefeln der Körbe, womit dann die Dauer eines ſolchen Stockes beendigt iſt. Bei dieſer Methode giebt man den Bienen kleinere Wohnungen, in denen ſie für die Dauer eines Sommers nicht Raum haben und ſich deßhalb durch das Schwärmen in mehrere Völker vertheilen und mehrere Körbe bebauen, von denen man eine Anzahl, vornehmlich die, welche zu leicht, zu alt oder ſchwer ſind, ausſtößt, um Honig und 552 Vie 9 Wachs zu ernten, während die übrigen zur Fort— ſetzung der Bienenzucht als Überſtänder bleiben. In neuerer Zeit wird meiſtens die Methode der Zei— delbienenzucht empfohlen, und die Korbbienenzucht als mehr oder weniger verwerflich dargeſtellt, wozu namentlich die Abneigung gegen das hierbei ge— wöhnliche Tödten der Bienen den Grund abgeben mag, ob man gleich daſſelbe umgehen kann, und behauptet, daß die Schwarmbienenzucht einen höhern Ertrag gewähre, als die Zeidelbienenzucht. 3) Die Lüftungsbienenzucht, in neuern Zeiten von dem Engländer Nutt empfohlen und von andern ſchon mehr vervollkommt, iſt jedenfalls die einträglichſte und den Bienen ſelbſt gedeihlichſte Methode, und ſie wird über die verſchiedenen An— ſichten und Meinungen hinſichtlich des Ertrags der beiden vorgedachten Methoden entſcheiden, ſobald dieſelbe mehr allgemeiner geworden ſein wird. Dieſe Bienenzuchtmethode gründet ihr neues Verfahren ein: zig auf Umgeſtaltung der Bienenwohnungen und die dadurch bedingte Behandlungsweiſe, indem hierbei die Ventilation oder Lüftung der Bienenſtöcke ange— bracht werden kann, wodurch im Allgemeinen gegen die übrigen Methoden der Bienenzucht folgende Vor— theile erreicht werden: a) Die Bienen können hier bequemer und ungeſtörter arbeiten, als in allen übri— gen Bienenwohnungen. b) Mittelſt bei dieſer Bie— nenwohnung angebrachten Lüftung kann man auch in ſehr heißen Tagen die Bienen in den Stand ſetzen, daß ſie in den Flügeln des Stockes zu ihren Arbeiten hinlänglich kühlen Raum finden. c) Die Bienen ſind in ein eigenes Quartier für die Brut, und in ein anderes zur Aufhäufung ihres Honigs ab— geſondert. d) Durch das Lüften der Vorraths— räume wird die Königin behindert, über den Mutterſtock hinaus auch in den Neben— gemächern ihr Brutgeſchäft zu betreiben, weßhalb in dieſen Honig und Wachs ſtets rein und ſchön bleibt. e) Die trennbaren Ho— nigkammern können, ohne Bienen zu tödten und das Brutgeſchäft zu ſtören, zu jeder Zeit weggenommen und leere an ihre Stelle ge— ſetzt werden. k) Wegen der anzubringenden gehörigen Lüftung der Stöcke zur Schwarm: zeit unterbleibt das Schwärmen gänzlich. Deßhalb muß man zur Zuzucht und etwai— gen Verſtärkung der Lüfterſtöcke noch neben— bei 1 bis 2 Korbſtöcke zum Schwärmen un— terhalten. Ein ſolcher Lüfter- oder Flügelſtock be— ſteht aus 3 vierſeitigen breternen Käſten, die von der Größe eines mäßigen Korbſtockes ſind, neben einanderſtehen, und deren in— nere Räume durch Ausſchnitte aus den zu— ſammenſtoßenden Seiten mit einander in Ver— bindung geſetzt werden können, ſobald ein aus einer Weißblechtafel beſtehender zwiſchen dem mittlern und jedem der äußern Käſten eingeſcho— bener Schieber ausgezogen wird. In den Mittelka— ſten wird ein ſtarker Schwarm gebracht, der ſich dar— in, während der Kaſten durch die Schieber verſchloſ— ſen iſt, wie in jedem Korbſtocke anbaut und brütet. z u ch, t. Dieſer Mittelkaſten bleibt immer unberührter Brut— ftod. Wenn derſelbe beinahe vollgebaut iſt, wird der eine der beiden Schieber ausgezogen, die Bienen gehen in den einem Seitenkaſten oder Flügel, wo ſie ihren Bau fortſetzen. Die beiden Seitenflügel ſind ausſchließlich zur Aufnahme von Honig beſtimmt und werden, um das Brüten darin zu verhüten, ge: lüftet, d. h. durch einen Lüftungsapparat abgekühlt, indem man die innere Hitze aus dem Kaſten entwei— chen und kühlere Luft von außen ſich hineinziehen läßt. Iſt der eine Seitenflügel beinahe vollgebaut, ſo zieht man den zweiten Schieber aus, worauf die Bienen in dem andern Nebenkaſten weiter bauen. Sobald nun auch dieſer Kaften über die Hälfte ge: füllt iſt, ſchiebt man jenen Schieber zwiſchen dem Mittelkaſten und dem erſten Seitenkaſten zu, wo— durch die im letzten Kaſten ſich aufhaltenden Arbei— ter von der im Mittelkaſten ſich befindlichen Bienen— mutter getrennt werden; ſie gerathen bald in die ängſtlichſte Unruhe und fliegen, wenn ihnen ein an der Hinterſeite des vollen Seitenkaſtens befindlicher Ausgang geöffnet wird, in den Brutſtock zur Köni— gin zurück, worauf der durchſchnittlich mit 30 Pfd. des herrlichſten Honigs gefüllte Seitenkaſten aus— geleert und wieder an ſeine Stelle geſetzt wird, um den Bienen zum erneuerten Ausbaue geöffnet zu werden, ſobald nicht mehr alle in dem zweiten Sei— tenflügel Arbeit finden. Auf dieſe Weiſe erntet man den Honig aus dem zweiten Seitenkaſten. Ein über— winterter Stock liefert nach Umſtänden 4 Käſten und darüber. Ein ſolcher ganzer Bienenſtock, wie ihn beiſte— hende Zeichnung angiebt, beſteht aus 6 beweglichen und von einander unabhängigen Haupttheilen, näm— lich: 1) aus dem Fußgeſtelle, 2) aus dem mittlern Pavillon, 3) und A) aus den beiden Seiten- oder Endkaſten, 5) aus dem achteckigen Deckkaſten und 6) aus der gläſernen Glocke, welche oben ein Loch * Die Bienenzucht. haben muß, um eine Thermometerröhre in das In— nere bringen zu können. Das Fußgeſtell beſteht aus 10 Theilen und trägt den ganzen Apparat. Zwei Breter bilden den Deckel und den Boden und haben 15 Zoll Breite, 3 Fuß 5 Zoll Länge und 9 Linien Dicke. Drei Breter von 3 3. Höhe bilden die beiden Seitenwände und die hintere Wand; eine in jedem derſelben eingeſchnit— tene Spalte von 3 Zoll Länge und 9 Linien Höhe dient zur Unterhaltung der Verbindung. Durch dieſe Spalten können die Bienen aus den falſchen Schub— laden in die Schublade des mittlern Stockes kom— men, in welche man in einem kleinen, mit grobem Mouſſelin oder mit Filet bedeckten Schüſſelchen Nah— rung bringt. Die beiden Hölzer 8 und 9 bewegen ſich in Charniergelenken, wodurch ſie geöffnet und geſchloſſen werden können. Die mittlere Schublade, deren Seiten, gleich den beiden Scheidewänden, mit ähnlichen Spalten verſehen ſind, welche den oben erwähnten entſprechen, bildet den Eingang. Der Deckel des Fußgeſtells hat an drei Stellen und 2½ Zoll von dem vordern Rande entfernt, drei halb— kreisförmige Offnungen, von denen jede 3 Zoll lang iſt. Durch die Löcher gelangen die Bienen aus dem Stocke in die falſche Schublade, aus der ſie ab— fliegen. Der mittlere Pavillon iſt ein Kaſten ohne Bo— den, hält 1 Fuß in Quadrat und eine Höhe von 10 Zoll. Die vordere Seite von 1½ Zoll Dicke, hat ein kleines Fenſter, von 5 Zoll Höhe und 3 Zoll Breite, welches von außen mittelſt eines Ladens verſchloſſen werden kann. In den beiden Seiten, welche 7 Linien Dicke haben, ſind in Entfernungen von 1 Zolle von einander horizontale und parallele Offnungen von 7 Linien Höhe angebracht. Die erſte dieſer Offnungen oder Spalten iſt 8 bis 9 Zoll lang, die obern werden allmälig immer kürzer und kürzer, ſo daß die oberſte nur noch einen Zoll lang iſt. Der 1 Zoll dicke Deckel hat in der Mitte ein Loch von 1 Zoll im Durchmeſſer, und um dieſes Loch herum befinden ſich in Entfernungen von 1 Zoll von dem mittlern Loche mehrere andere kleinere Lö— cher von 7 bis 8 Linien im Durchmeſſer. Der flache Rücken dieſes Pavillons iſt 1½ Zoll dick. An der vordern und hintern Seite des mittlern Pavillons find zwei Bretchen oder Leiſten 4, A, welche die Fu— gen der Seitenkaſten verdecken und die Verbindung letzterer mit dem mittlern Pavillon erleichtern. Auf dieſen Kaſten wird eine Glasglocke aufgeſetzt, welche 9 bis 10 Zoll im Durchmeſſer, 12 bis 15 Zoll Höhe und eine gehörige Dicke haben kann, und darüber wird dann die achteckige Kiſte geſtürzt, die 10% Zoll im Durchmeſſer und 1 Fuß Höhe hat und überdies mit einem 6 bis 9 Zoll hohen, beweglichen und mit einem kleinen Fenſter ausgeſtatteten Hute verſehen iſt. Die Glocke muß auf einem Brete ruhen, wel— ches dem Deckel des mittlern Kaſtens genau ent— ſpricht und gleich dieſem durchlöchert iſt, damit ſol⸗ chermaßen zwiſchen dem Innern des mittlern Pavil— lons und der Glocke eine Verbindung vermittelt iſt. Will man die Glocke mit der achteckigen Kiſte ab— nehmen, fo läßt ſich die Blechplatte leichter zwiſchen Kirchhof, Landwirth. - 553 den beiden Bretern, als zwiſchen der Glocke und dem Deckel des Pavillons durchſchieben. Zu leichte— rem Gebrauche ſind an den Seiten dieſer Kiſte drei Fenſter angebracht, welche verglaſt oder nicht ver— glaft und mit einem kleinen Laden verſehen find; verglaſt müffen die Fenſter fein, wenn man die Bie— nen in der achteckigen Kiſte ſelbſt arbeiten laſſen wollte, was hingegen nicht nöthig iſt, wenn ſie blos zum Bedecken der Glocke dienen ſoll. Der Seitenkaſten hat 1 Fuß im Durchmeſſer und 9 Zoll Höhe. Die 1½ dicken Seiten ſind mit einem kleinen, mit Glas und Laden verſchloſſenen Fenſter von 4½%d Zoll Höhe und 3 Zoll Breite verſehen. Der Boden ohne Fenſter iſt eben fo dick als die Seiten, wahrend die Seitenwand nur 7 Linien Dicke und eben ſolche parallele und horizontale Spalten, wie die beiden Seiten des Mittelpavillons hat; dieſe Spalten müſſen auch, wenn der Seitenkaſten an den mittlern geſtellt, genau auf die Spalten des letztern paſſen. Der Deckel des Seitenkaſtens hat ein Loch von 4 bis 5 Zoll im Quadrat, welches rings— um mit einem Rande oder Rahmen von 2½ Zoll Höhe verſchieden iſt und mit einem paſſenden beweg— lichen Deckel verſchloſſen wird. In dieſes Loch wird eine durchlöcherte Röhre aus Eiſenblech von 9 Zoll Länge und 1 Zoll Durchmeſſer eingeſetzt, welche zur Aufnahme des Thermometers dient. Der zweite Seitenkaſten iſt dem vorgeſchriebenen vollkommen ähnlich. | Bienenfeinde. Die gefährlichſten Feinde des Bienenſtandes ſind die Raub- oder Heerbienen, die, wenn nicht Vorſichtsmaßregeln getroffen werden, das ſchönſte Bienenlager zu Grunde richten können. Das Rau— ben der Bienen findet gewöhnlich des Jahres zwei— mal ſtatt, nämlich im Frühlinge und Herbſte, wo die Nahrung im Felde etwas ſparſam wird. Die Raubbienen ſind übrigens keine beſondere Gattung von Bienen, ſondern jeder volkreiche Stock kann zum Räuber werden, wenn ihm Gelegenheit dazu gegeben wird. Wenn ein Stock weiſellos, volkarm iſt, oder große Fluglöcher hat, die er nicht gehörig beſetzen kann, oder ein ſolcher Stock an flugbaren Tagen mit Honig gefüttert wird, ſo giebt dies alles Veranlaſſung genug zu Räubereien, und es wird ein ſolcher Stock, ſobald ihn die Bienen entdecken, leicht überfallen und ausgeraubt. Der Räuber ſetzt nun ſeine Verſuche auch an andern Stöcken fort, ſo daß mehrere Stöcke dadurch zu Grunde gerichtet werden können. Wenn ein Stock des Morgens früh und des Abends ſpät zahlreich fliegt, während die andern Stöcke ſchon ruhen, ſo wird er entweder be— raubt, oder iſt ſelbſt ein Räuber. Wird ein Stock beraubt, ſo fliegen vor dem Flugloche und an den Seiten des Stockes ſchwärzlich glänzende Bienen mit hängenden Füßen umher, welche einzudringen ſuchen; man beobachtet ein Würgen und Niederfal— len der Bienen auf den Boden; auch iſt der Flug der Raubbienen unſtät und flüchtig und mit einem Geſumſe begleitet, welches a dem der andern 7 594 Bienen unterſcheidet. Um nun dergleichen Räube— reien vorzubeugen, füttere man einen Bienenſtock niemals an einem flugbaren Tage, ſondern nur des Abends, und lieber von oben als von unten. Fer— ner halte man die Fluglöcher im Frühjahre und Herbſte, beſonders bei ſchwachbevölkerten Stöcken klein; niedere und etwas breite Fluglöcher, ſo daß blos 2 bis 3 Bienen neben einander eingehen kön— nen, find beſonders zu empfehlen. Eben ſo ſuche man alle Offnungen am Korbe außer dem Flugloche zu verſtreichen, und dulde durchaus keinen weiſello— ſen Stock auf dem Stande. Gegen Raubanfälle von Bienen ſchützt beſonders auch, wenn man ein Kar— tenblatt krumm gebogen an dem Flugloche ſo befe— ſtigt, daß unten nur einzelne Bienen ein- und aus— gehen können. Wird nun aber ein Stock dennoch angefallen, ſo ſuche man den Räuber ausfindig zu machen, was dadurch geſchehen kann, daß man die ein- und ausfliegenden Bienen des verdächtigen Stockes mit geſtoßenem Kalk oder feingeriebener Kreide beſtreut, und dann in der Nachbarſchaft oder auf dem eige— nen Stande nachſieht, wo dieſe beſtreuten Bienen einziehen. Der entdeckte Räuber muß dann auf ei— nen andern Stand geſtellt, oder auf einige Tage an einem kühlen Orte verſchloſſen aufgeſtellt werden. Man hat auch ſchon den Räuber mit dem Beraub— ten mit Erfolg verſtellt, wenn die Räuberei auf ei: nem und demſelben Stande vorfiel. Wird der Räu— ber nicht entdeckt, ſo muß man den beraubten Stock von ſeinem Platze entfernen und einige Tage von den Raubanfällen entfernt halten. Stellt man nun an deſſen Platz einen leeren Korb, bringt man an das Flugloch eine krumm gebogene innen aufwärts gehende hohle Röhre, ſo werden die Räuber in den leeren Stock gelangen, ohne den Rückweg wieder finden zu können. Die eingefangenen Raubbienen werden gewöhnlich getödtet; doch hält man ſie beſ— ſer mehrere Tage verſchloſſen und ſucht ſich durch Einſetzen einer Honig- und Brutſcheibe einen künſt— lichen Ableger aus den Raubbienen zu machen. Das Tödten des Räubers durch Gift kann ſehr gefähr— liche Folgen haben, ebenſo iſt auch das Tödten durch Bierhefen nicht zu empfehlen, indem auch andere Stöcke Schaden davon leiden können. Horniſſen und Weſpen können den Bienen ebenfalls ſehr gefährlich werden, weßhalb man ihre Neſter in der Nähe des Bienenſtandes zerſtören muß. Indeſſen erſcheinen ſie doch ſelten in hinreichender Menge, um einen Stock ſehr in Bewegung zu ſetzen. Motten (Rankmaden) richten oft die ſchreck— lichſten Verheerungen in den Bienenſtöcken an. Motten und Schmetterlinge, vornehmlich Nacht— ſchmetterlinge, belauſchen die Bienenkörbe und legen ihre Eier in das auf das Standbret fallende Ge— mülle oder auf Honigtafeln. Durch die Wärme des Stocks werden ſie entwickelt und finden auch dort ihre Nahrung. Sie vergrößern ſich, ſpinnen ſich ein, halten durch das Geſpinnſt die Bienen von ſich ab, vertreiben dieſe, nehmen zuletzt in ungeheurer Anzahl den ganzen Stock ein, der nach und nach zu fliegen aufhört und eine Beute der Raubbienen ie hz uch wird. Man muß daher ſtets darauf achten, daß die Bienenſtöcke genau ſchließen und außer dem Flug— loch keine Offnung haben. Sonſt aber müſſen die angeſteckten Theile der Wachskuchen ſorgfältig weg— geſchnitten, und, wenn ganze Tafeln mit Motten— brut verunreinigt ſind, die Bienen in einen andern Stock verſetzt werden. Die Spinnen fangen in ihrem Geſpinnſte außerhalb des Stockes die Bienen auf und verzehren ſie alsdann. Außerdem ſchleichen ſie ſich aber auch im Winter in die Bienenwohnungen ein und gehen ſelbſt den Bienen zu Leibe. Deßhalb ſind die Bie— nenſtöcke ſtets von den Spinnengeweben ſorgfältig rein zu halten. Die Ameiſen ſuchen den Honig in Kammern und Bienenlagern auf, doch wiſſen ſich die Bienen im geſunden Zuſtande ihrer ſelbſt recht gut zu er— wehren, ſowie auch die Ameiſen ſich nicht leicht den Stacheln der Bienen blosſtellen. Schlangen ſind in den Gegenden, wo es viele giebt, ſehr gefährliche Bienenfeinde; wenn ſich eine Schlange am Bienenlager einfindet, ſteckt ſie den Kopf in die Höhe und ſchnappt die vom Felde an— fliegenden Bienen weg. Unter den Vögeln ſind-Sperlinge, Roth— ſchwänze, Bachſtelzen und beſonders Schwal— ben, wenn ſie Junge haben, den Bienen gefähr— lich, weßhalb man ihre Neſter in dem Bienenlager oder in deſſen Nähe nicht dulden darf. Meiſen und Spechte ſind beſonders in waldigen Gegen— den den Bienen ſehr ſchädlich. Auch der Storch, ſelbſt die Hühner und noch manche andere Vögel fangen manche Bienen weg. Die Mäuſe fügen zwar im Sommer den Bie— nen keinen Schaden zu, wo dieſe das Flugloch ſtets beſetzt halten und den Eingang verwehren; aber im Winter werden ſie ihnen ſehr gefährlich, da ſie ſowohl den Honig als die Bienen ſelbſt angehen. Auch Rat— ten ſuchen ſich einzudrängen. Mäuſe- und Ratten— fallen thun hierbei gute Dienſte, doch bleibt der Zu— gang der Katzen das beſte. Wieſel, Marder, Ratz u. ſ. w. ſind den Bienen ſehr ſchädliche Thiere; vozüglich ſchaden die Wieſel, indem ſie einen den Bienen unausſteh— lichen Geruch haben, ſo daß dieſe den Korb augen— blicklich verlaſſen, wenn er von den Wieſeln verun— reinigt worden iſt. Sie können recht füglich durch den Eingang des Fluglochs eindringen, wenn die— ſes nicht gar enge verwahrt iſt. Gute Katzen ſchützen am beſten gegen dieſe Thiere. Krankheiten der Bienen. Den Krankheiten der Bienen iſt am beſten da— durch vorzubeugen, daß man Reinlichkeit beobachtet, nicht zur Unzeit füttert und beſonders nicht mit un— reinem Honig, und keine ſchwachen Stöcke auf dem Stande duldet. Einzelne Erkrankte ſtoßen die Bie— nen von ſelbſt aus und ab, vornehmlich im Früh— jahre und Herbſte, welche Jahreszeiten den alten, ſchwachen und kranken Bienen gefährlich ſind. 4 Die Bienenzucht. 1) Weiſelloſigkeit (Weiſerloſigkeit) wird für einen der größten Unglücksfälle gehalten, und zeigt ſich dann, wenn die Königin eines Bienen— ſtocks zu einer Zeit verloren ging, wo keine taugliche Brut zur Erzeugung einer neuen Königin mehr vor— handen war. Überhaupt hängt von dem Wohlſein des Weiſels das Gedeihen des ganzen Stocks ab, daher auf ihn unſere vorzüglichſte Aufmerkſamkeit gerichtet ſein muß. Durch die Weiſelloſigkeit geht nicht nur eine große Anzahl Stöcke verloren, ſon— dern es werden auch Naubbienen herbeigelodt, wenn der weiſelloſe Stock ſo lange auf dem Stande bleibt, bis die Bienen ſich auf eine geringe Zahl vermindert haben. Die Weiſelloſigkeit wird erkannt: a) wenn einem Stocke im Winter oder Frühjahre die Mut— ter abging, ſo iſt dies nicht leicht zu erkennen, man müßte denn etwa dieſelbe todt unter dem Stocke gefunden haben. Der mutterloſe Stock iſt im Früh— jahre noch eben ſo munter und fleißig als jeder an— dere; nur erſt wenn die Zeit kommt, wo ſich in den andern Stöcken Brut und Volkszunahme zeigt, bei dieſen aber nicht, iſt man von der Weiſelloſigkeit überzeugt. b) Wichtiger iſt es, zu wiſſen, wenn die junge Mutter in der Schwarmzeit verloren gegan— gen ſein ſollte. Das erſte Kennzeichen der Weiſel— loſigkeit iſt die Unruhe der Bienen am Abende des Tages, an welchem die Mutter verloren wurde. Dieſe Unruhe, welche ſich namentlich am Flugloche und durch Suchen am Korbe zeigt, iſt bei den Schwärmen größer als bei den Mutterſtöcken, und haben jene noch gar nicht oder nur wenig gebaut, ſo läuft das ganze Volk aus einander und geht zum nächſten Nachbar über. Hat man dieſes erſte Kenn— zeichen überſehen, ſo muß man ſich ſpäter vom Zu— ſtande des Stockes überzeugen, und namentlich nach folgenden beiden Kennzeichen ſehen: erſtlich find nach 28 Tagen, vom Vorſchwarm angerechnet, beim Mutterſtocke die Drohnen auf einem Haufen zuſam— mengetrieben, ſo iſt die Mutter bereits fruchtbar; zweitens überzeugt man ſich ſogleich, ob Eier in den Bienenzellen ſind oder 10 Tage ſpäter, ob bedeckelte leichter zu findende Brut in den Waben ſteht. Findet ſich Drohnenbrut, ſo iſt dies in der Regel ein Zei— chen des Verluſts der Mutter. Bei den Nachſchwär— men wird man 3 Wochen nach dem Einfangen, in den Nachmittagsſtunden bei gutem Wetter, die Brut beim Aufheben des Stockes leicht erblicken. Bemerkt man dagegen in der Mitte eine vorgebaute Droh— nenſcheide, ſo iſt der Schwarm gewiß ohne Mutter. Wenn endlich im Herbſte einige Stöcke noch Droh— nen haben, ſo iſt dies ein ſicheres Zeichen der Wei— ſelloſigkeit. Wenn eine alte Mutter im Frühjahre oder Win— ter abgegangen iſt, ſo bricht man den Stock bei nur geringem Volke ein; iſt das Volk dagegen noch ſtark und will man den Stock gern erhalten, ſo muß man ihm zu einer Mutter verhelfen; zwar erbrüteten ſie ſich ſchon eine ſolche im Winter, aber dieſe iſt unfrucht— bar. Um einen weiſelloſen Stocke im Frühjahre zu helfen, betäube man die Bienen mit Boviſt, ſuche die Mutter aus und ſchaffe ſie weg. Will man nun dem Stocke Brutwaben einſetzen, ſo darf es doch 555 nicht früher geſchehen, als bis man in andern Stocken bereits bedeckelte Drohnenbrut ſieht. Iſt ein Mutterſtock oder Nachſchwarm in der Schwarm: zeit weiſellos geworden, ſo iſt dem Stocke ſofort zu helfen, wenn die verirrte Mutter vor oder unter ei— nem benachbarten Stocke umgeben mit einem dichten Knauel Bienen gefunden, von dieſen befreit und, wenn fie noch völlig geſund war, dem Stocke zu— rückgegeben wird. Wird die Mutter nicht gefunden und verlaſſen die Bienen eines Nachſchwarms den Korb, ſo trage man dieſen zum Mutterſtocke und laſſe die Bienen dort einlaufen. Bleiben die Bie— nen aber in ihrem Korbe, ſo wird am folgenden Tage aus einem Mutterſtocke, in welchem ſich junge Mütter durch ein eigenthümliches Tüten hören laſ— ſen, eine bedeckelte Weiſerzelle, worin ſich die Köni— gin lebhaft bewegt, geſchnitten und dem mutterlofen Volke gegeben. In Ermangelung einer ſolchen Zelle wird ein zum weiſelloſen Volke gebrachter Nach— ſchwarm noch beſſere Dienſte leiſten. 2) Die Faulbrut (Bienenpeft) iſt eine ſehr gefährliche und anſteckende Krankheit der Bienen. Die Krankheit iſt vorhanden, wenn die Brut fau— lend wird, den Stock mit einem faulenden Geruch erfüllt, zuerſt die Bienen des eignen Stocks und nach und nach um ſich greifend auch die andern Stöcke erkranken und verderben macht. Die Faul— brut entſteht gewöhnlich im Frühjahr durch Ver— kältung. Bei günſtiger Witterung im Frühjahre ſetzen nämlich die Bienen viel Brut an; fällt nun darauf wieder Kälte ein, ſo ziehen ſich die Bienen näher zuſammen und verlaffen die Brut, welche dann erkaltet und in Fäulniß übergeht. Gegen die Faul— brut ſchützt einigermaßen das Bedecken der Stöcke mit Tüchern oder Säcken. Wenn aber die Faulbrut wirklich eingetreten iſt und einige von den zugedeck— ten jungen Bienen braun, oder gar ſchon halb oder ganz verfault erſcheinen, ſo muß man einen ſolchen Stock ſogleich entfernen. Das Ausſchneiden der mit Faulbrut verſehenen Waben hilft in der Regel nicht viel, weil nur äußerſt ſelten ein Stock hierdurch ge— reinigt wird. Durch das Austreiben in einen leeren Korb kann ein faulbrütiger Stock aber ganz gerettet werden, den man, wenn er am Volke ſchwach iſt, mit einem volkreichen Stocke verſtellen muß. 3) Die Ruhr entſteht durch das zu lange Ein— ſperren, durch Verkälten, ſowie durch verdorbenen Honig. Sie iſt ein gefährlicher Durchlauf, bei wel— chem die Bienen ihren Unrath von röthlicher Farbe an die Waben abſetzen, was einen ſehr übeln Ge— ruch verurſacht. Iſt ein Stock von dieſer Krankheit befallen, ſo öffne man an einem ſchönen Tage das Flugloch, damit ſich die Bienen außerhalb des Stockes reinigen können. Den ruhrkranken Bienen ſoll man reinen Honig mit etwas gutem alten Wein füttern. Auch empfiehlt man in der Umgegend des Bienenftandes kleine mit Urin gefüllte Gefäße zu ſtellen, oder gemeines Küchenſalz um den Stock herum zu ſtreuen. 4) Bienenläuſe entſtehen durch innerliche Krankheiten der Bienen, ſind röthlich gefärbt und figen deren gewöhnlich 2 auf dem Rücken der Bie— 70* 556 nen. Am meiſten hat die Königin von ihnen zu lei— den, wogegen die Drohnen von ihnen ganz verſchont bleiben. Beſonders nachtheilige Einwirkungen von dieſen Bienenläuſen ſind übrigens bis jetzt noch nicht bekannt, ſowie man auch keine wirkſamen Mittel da— gegen kennt. Über den Ertrag der Bienenzucht läßt ſich nichts Beſtimmtes angeben, ſowie es auch deßhalb nicht räthlich iſt, dieſelbe als einen ausführlichen Nah— rungszweig zu betrachten, weil man, da viele Bie— nen wegen der Nahrung auf einen Punkt nicht zu vereinigen ſind, kein großes Kapital dafür anlegen kann, auch die Bienenzucht ihre Beſitzer nur kurze Zeit im Jahre beſchäftigt und endlich, je nach der Witterung, in manchen Jahren gar keinen, in an— dern einen guten, bisweilen einen ſehr hohen Rein— ertrag gewährt. In einem fruchtbaren, honigreichen Jahre ſteigt der Ertrag bei der Schwarmbienenzucht Der Seiden bau. von einem Überſtänder auf 40 bis 50 Pfd. und mehr reinen Honigs; dagegen fällt er in andern Jahren auf 20 Pfd. und in Mißjahren auf Nichts herab. Bei der Nutt'ſchen Lüftungsmethode nimmt man den jährlichen Durchſchnittsertrag eines Flügelſtocks ſo— gar auf 100 Pfd. an. Das Wachs verhält ſich zum Honig wie 1 zu 12, oder in guten Jahren wie 1 zu 10. Wenn man nun vom Rohertrage an Honig und- Wachs und den gewonnenen entweder verkauften oder zur Vermehrung der Bienenzucht behaltenen Schwärmen die Zinſen des Anlagekapitals mit 6 Procent und die Koften für Wartung und Pflege auf das ganze Jahr in Abzug ſtellt, und dabei das Pfund Honig mit etwa 5 Sgr., das Wachs mit 10 Sgr. verrechnet, ſo erhält man dadurch den Reiner— trag einer Bienenwirthſchaft. Es wird ſich hierbei immer, auch mit Einrechnung der Mißjahre, eine ſehr hohe Kapitalsverzinſung herausſtellen. Seiden bau. Unter Seidenbau verſteht man die Zucht und Pflege der Seidenwürmer, die Benutzung ihres Ge— ſpinnſtes und endlich die Zucht des Maulbeerbau— mes, deſſen Blätter den Seidenwürmern bekanntlich zur Nahrung dienen, und bisher noch durch kein Surrogat völlig und befriedigend erſetzt worden ſind. Der Seidenbau iſt einer von den landwirthſchaft— lichen Gewerbszweigen, welcher die größte Aufmerk— ſamkeit von allen Klaſſen der Landeseinwohner ver: dient und überall mit großem Vortheil betrieben werden kann, wo der weiße Maulbeerbaum im Freien gedeiht. Deutſchland iſt vermöge feiner Lage und ſeines Klimas zum Seidenbau geeignet, und man hat ihm auch deßhalb in neuern Zeiten in vie— len Staaten Deutſchlands mit glücklichem Erfolge eine beſondere Aufmerkſamkeit gewidmet. Vor Allem iſt nur darauf zu ſehen, daß man den Seidenbau nicht eher beginne, als bis eine hinlängliche Anzahl Maulbeerbäume, oder was für viele Verhältniſſe noch nützlicher fein dürfte, Maulbeerhecken ange: pflanzt und dieſe im Stande ſind, hinlängliche Nah— rung für die Seidenraupen zu gewähren. An vielen Orten würden Maulbeerpflanzungen für den Sei— denbau gewiß einen höhern Ertrag geben, als der Obſt⸗ oder Weinbau auf demſelben Flächenraume. Überdies können Maulbeerhecken ſehr gut als Feld— und Gartengrenzen dienen, zumal da fie außer den Seidenwürmern kein anderes Inſekt ernähren, alſo nicht durch Hegung von Ungeziefer ſchaden. Abge— legene, wüſte, ſonſt wenig Ertrag gebende Orte mit ſchlechtem, trocknem, ſandigem, ſteinigem Boden eignen ſich recht wohl zu Maulbeerpflanzungen, in— dem man durch dieſelben Maulbeerhecken zieht, wo— durch zugleich das Treiben des Sandes verhütet wird. Zur Anlegung ſolcher Hecken braucht man nur Gräben zu ziehen, Lehmerde oder Straßenmo— der und dergl. in dieſelben zu bringen, die Stämm— chen anzupflanzen und in den erſten Jahren zu be— gießen. Siehe weiterhin den Maulbeerbaum. Der Seidenbau dürfte vornehmlich als Nebener— werbszweig für den Landmann ſehr zu empfehlen ſein. Denn er kann dazu eine Zeit, wo ihn andere Landarbeiten nicht hinlänglich beſchäftigen, verwen— den, und wird um ſo mehr ſeine Rechnung dabei finden, da die Arbeit keine koſtſpieligen Vorrichtun— gen erfordert, ergiebig, nicht ſchwer iſt, vielmehr vom weiblichen Perſonale und den Kindern ſpielend verrichtet werden kann. Beim Seidenbaue überhaupt iſt aber vornehm— lich auf Folgendes Rückſicht zu nehmen: Vor allen Dingen hat man für eine der bezweckten Ausdeh— nung des Seidenbaues angemeſſene Pflanzung von Maulbeerbäumen und Maulbeerhecken Bedacht zu nehmen und den Seidenbau nicht eher zu beginnen, als bis dieſe hinlänglich erwachſen ſind. Hiernächſt iſt auf ein geeignetes Lokal für die Seidenwürmer Be— dacht zu nehmen, wozu ſich gewöhnliche Stuben, die hinlänglich gelüftet werden können, eignen, worin man Hürden von Weidenruthen oder Rohr auf ge: eigneten Geſtellen in der Mitte oder an den Waͤn— den anbringt. Wenn die Maulbeerbäume austreiben (im Mai) beginnt die Seidenzucht mit Auslegen der vorher kühl gehaltenen Eier, in einer Tempera— tur, welche man ſtufenweiſe von 14 bis 20 Grad R. jteigert, worauf die nach 10 bis 12 Tagen ausge: krochenen Räupchen auf den Hürden gepflegt wer— den. Man unterſcheidet 5 Lebensperioden derſelben, welche durch die Zeitpunkte ihre 4 Häutungen von einander abgegrenzt werden, und ſich zwar nach Art der Fütterung, Temperatur u. ſ. w. etwas verlängern oder verkürzen können, indeſſen bei gehöriger War— tung ſich ſo feſtſtellen laſſen: Erſte Periode, 5 Tage vom Auskriechen bis zur erſten Häutung. Zweite Periode, 4 bis 5 Tage, von der erſten bis zur zwei— ten Häutung. Dritte Periode, 6 bis 7 Tage, von der zweiten bis zur dritten Häutung. Vierte Pe— riode, 7 bis 8 Tage, von der dritten bis zur vierten Häutung. Fünfte Periode, 10 bis 12 Tage, von Der Seiden bau. 557 der vierten Häutung bis zur Einſpinnung. Die Pflege während dieſer 5 Perioden beſteht darin: 1) Daß man es den Seidenwürmern nicht an ge— deihlichem Futter unter den dabei zu nehmenden Rück— ſichten fehlen laſſe. In den beiden erſten Perioden wird das Futter klein geſchnitten verabreicht, wenn man nicht mit ganz jungen Blättern füttern kann; vom zweiten oder dritten Tage der dritten Periode an können die Blätter aber ſämmtlich ganz gefüttert werden. 2) Daß man es nicht an hinlänglichem und reinlichem Raume für die Raupen fehlen laſſe, weß— halb ſie, in dem Maße als ſie wachſen und ihre Hür— den verunreinigen, auf größere gereinigte Hürden, anfangs blos nach jeder Häutung, ſpäter (von der dritten Periode an) noch öfter verſetzt werden müſſen. 3) Daß man gehörig lüfte und zwar ſo viel als mög— lich, ohne jedoch wirklichen Zug zu erregen und ohne die Temperatur zu ſehr zu erniedrigen. In den ſpä— tern Perioden muß ftärfer gelüftet werden Als in den frühern. 4) Daß man eine geeignete Temperatur er— hält, die man von der erſten zur letzten Periode ſtu— fenweiſe von 18, höchſtens 19 Grad R. auf 15 bis 16 Grad R. mindert; im Ganzen werden jedoch die Raupen beſſer etwas kälter als zu warm gehalten. Sobald ſich die Raupen einſpinnen wollen, verſieht man ſie zu Anhaltepunkten für ihre Geſpinnſte (Co— cons) mit Geſträuch un dgl. Bei den abgenommenen Cocons ſondert man die zur Fortzucht beſtimmten von den zum Verkauf beſtimmten, tödtet letztere durch trockne Hitze oder Waſſerdampf, oder Terpentinöl und kann ſie ſofort verkaufen oder allenfalls auch ſelbſt abhaſpeln, wozu jedoch einiges Geſchick gehört. Aus den zur Fortzucht beſtimmten Cocons läßt man bei 15 bis 18 Grad R. die Schmetterlinge aus: kriechen, was etwa 20 bis 22 Tage nach der Ver— puppung erfolgt, bringt die Männchen mit den Weib— chen zur Begattung zuſammen, ſetzt alsdann die Weib— chen auf Leinwand oder Papier und läßt ſie ihre Eier darauf legen, die man entweder auf der Unterlage läßt oder abkratzt und in Schachteln oder Büchſen aufbewahrt. Man rechnet von 1 Loth Eiern (grains) bis 20,000 Würmer, obſchon man beſſer für dieſe Summe Würmer ſtatt ! Loth 5 Quentchen Eier auslegt. Die 20,000 Würmer bedürfen in den 32 Tagen ihres Lebens 700 bis höchſtens 800 Pfund gute Blätter, wobei Zweige und überreife Beeren nicht einzurech— nen ſind. Die aus 1 Pfund Cocons kommenden Schmetterlinge (im Durchſchnitt 250 Stück) legen ungefähr 2 Loth Eier. Man rechnet aus 2500 bis 3000 Cocons 1 Pfund gute Fadenſeide und etwa 4 Unzen Floretſeide; daher aus 20,000 Cocons etwa 6 bis 8 Pfund Seide geſponnen werden. Von im Backofen getrockneten Cocons braucht man 8 bis 10 Pfund, von gedämpften aber 12 bis 16 Pfund auf 1 Pfd. Seide. Ferner nimmt man an, daß 20,000 Seidenwürmer durch 10 bis 12 große ausgewach— ſene, geſunde Maulbeerbäume ernährt werden. Bei einer Pflanzung von 280 Maulbeerbäumen (auf un— gefähr 4½ Magdeb. Morgen) wurden jährlich 29 Pfund Seide, a6 Thlr., gewonnen, und gaben einen Reinertrag von 125 Thalern, wobei noch 20 Thaler für das Haſpeln verdient wurden. f Futter der Seidenwürmer. Man zieht allgemein den weißen Maulbeerbaum wegen ſeiner zarten Blätter dem ſchwarzen vor; doch ſind auch die Blätter des letztern brauchbar, und da er früher als der weiße treibt, ſo kann auch der Seidenbau früher im Jahre beginnen. Die Blät— ter der Wildlinge gelten als das geſundeſte und zweckmäßigſte Futter für Seidenraupen und werden deßhalb den von gepfropften (veredelten) Maulbeer— bäumen vorgezogen. Blätter von auf ſchlechtem und ſandigem Boden wachſenden Bäumen liefern ein beſſeres und geſunderes Futter als die von auf ſehr guten Boden wachſenden Bäumen. Die Blät— ter dürfen weder naß, noch ſandig oder ſtark be— ſtaubt den Raupen vorgelegt werden; ſie dürfen in den Säcken, worein man ſie beim Abpflücken ſam— melt, nicht warm geworden ſein und müſſen da— her bald auseinander gelegt werden. Auch muß man ſich hüten, Ameiſen mit ihnen auf die Hür— den zu bringen, ſowie man bei ſehr warmer Wit— terung die Blätter nicht zu lange vorräthig pflücken laſſen darf. Man bewahrt ſie, auf Hürden oder leinene Tücher gelegt, in Kellern auf, wobei ſie jedoch von Mäuſen oder Katzen nicht verunreinigt werden dürfen. Wenn man genöthigt iſt, bei an— haltend naſſem Wetter Blätter zu pflücken, muß man ſie, anſtatt in große Säcke zum Transport zuſammen zu packen, lieber in kleinen Quantitäten in Körben herantragen laſſen, dann auf einer rei— nen, luftigen Flur ausbreiten und erſt, wenn ſie abgetrocknet ſind, füttern. Jungen Raupen muß man junge zarte Blätter geben, wozu man die Blät— ter von den jungen Trieben der Bäumchen in den Baumſchulen nimmt. Um immer gute Blätter zu haben, müſſen die großen Maulbeerbäume etwa alle fünf Jahre tüchtig geſtutzt oder ausgeſchnitten wer— den, damit ſie friſche Triebe erzeugen; dann dür— fen ſie aber in demſelben Jahre nicht abgelaubt werden. Die Blätter ſind den Würmern locker aufzuſtreuen. Anpflanzung der Maulbeerbäume. Der Maulbeerbaum bedarf bei der Kultur nicht vieler Sorge und iſt, wie ſchon früher bemerkt, mit geringem Boden zufrieden. Von den verſchie— denen Arten des Maulbeerbaumes wird vorzüglich der weiße, ſchwarze und rothe gezogen. 1) Der weiße Maulbeerbaum wird haupt— ſächlich wegen ſeiner Blätter für die Seidenraupen kultivirt, zumal ſeine Anzucht am leichteſten iſt und er auch ziemliche Kälte verträgt, obſchon der rothe ihn in dieſer Hinſicht übertrifft. Seine Früchte ſind glatt, gewöhnlich weiß und widrig ſüß vom Geſchmacke. Wenn dieſer Baum nicht allzu oft ſeiner Blätter beraubt wird, bildet er eine ſchöne Krone und wird ein ſchöner hochſtämmiger Baum, obſchon man ihn zur Benutzung ſeiner Blätter lie: 558 ber niedrig zieht. Er wächſt faſt in jedem Boden, wenn dieſer nur nicht allzu ſteinig und trocken iſt, oder zu vielen Lehm enthält, gedeiht aber am be— ſten in einem guten, fruchtbaren, etwas feuchten, nur nicht allzu naſſen Boden. Sein Wachsthum wird ſehr befördert durch Aufgraben und etwas Dün— gung. Er treibt ſeine Blätter faſt unter allen Bäu— men am ſpäteſten aus, entfaltet aber dann Blätter und Blüthen ungemein ſchnell. Die Fortpflanzung kann zuvörderſt durch den Samen erfolgen, die man von vollkommen geſun— den Bäumen, welche aber in dieſem Jahre nicht abgelaubt werden dürfen, nimmt. Die geſammel— ten Maulbeeren läßt man 3 bis 4 Tage an einem mehr warmen als kühlen Orte ſtehen, drückt ſie dann mit den Händen entzwei, preßt den Samen durch ein Stück Leinwand und wäſcht das in der Leinwand Zurückgebliebene in einem in eine Schüſ— ſel mit Waſſer gehaltenen Durchſchlage aus, wo— bei der Samen durch die Löcher des Durchſchlags fallen muß. Nachdem man hierauf das Waſſer hat behutſam abfließen laſſen, nimmt man die Kör— ner heraus und trocknet ſie an einem luftigen Orte im Schatten. Bei einem Klima, wo in der Re— gel im Oktober noch kein ſtarker Froſt eintritt, kann man die Saat im Sommer vornehmen. Man wählt hierzu ein gut bereitetes Gartenbeet, das vollkom— mene Sonne und einigen Schutz gegen Norden hat. Zu jedem Lothe Maulbeerſamen beſtimmt man ein Beet von 4 Fuß Breite und 12 F. Länge, macht darauf gleich weit von einander 6 einen Zoll tiefe Furchen, vermengt das Loth Samen mit trock— nem Sande oder trockner Erde, theilt ihn nach den 6 Furchen in 6 Theile, ſäet und bedeckt den Samen ½ Zoll hoch mit Erde. Hierauf beſprengt man das Beet mit Fluß- oder anderen an der Sonne erwärmten Waſſer und fährt, wenn es nicht regnet, um den andern oder dritten Tag damit fort. Der Same pflegt den 10ten bis 14ten Tag oder wohl noch ſpäter aufzugehen, und es muß dann das Begießen, wenn es nicht regnet, wöchent— lich geſchehen und das Samenbeet fleißig gejätet werden. Mit Ende Auguſt hört man auf zu gie— ßen. Da dieſe jungen Bäumchen im künftigen Winter gewöhnlich an den obern Theilen erfrieren, ſo wird empfohlen, ſie im Herbſte bis etwa 2 Zoll hoch über der Erde ganz abzuſchneiden, wodurch ſie in den Wurzeln mehr Kraft erhalten und im künftigen Sommer deſto kräftiger und höher wach— ſen. Im folgenden Sommer hat man blos die Beete vom Unkraut rein zu halten und ſpäterhin die Seitenäſte abzuſchneiden. Die im Frühjahre zum Verpflanzen geeigneten Pflanzen bringt man in die Baumſchule, während man die kleinern bis zum folgenden Frühjahre ſtehen läßt. Zur Baum: ſchule wählt man ein Stück Land von leichtem, ſelbſt ſandigem Boden in guter Sonnenlage und läßt daſſelbe 2½ Fuß tief rajolen und die Erde oder den Sand mit guter Gartenerde oder verrot— teten Dünger vermiſchen Zu Anfang April bis in den Mai gräbt man nun ſo viel auf einmal um, als man in den nächſten Tagen mit Bäum— Der Seidenba u. chen beſetzen will und theilt es in 6 Fuß breite Beete zu drei Reihen, indem man zwiſchen je zwei Beeten einen 2 Fuß breiten Weg läßt. Beim Ver— ſetzen ftugt man die Wurzeln der Pflänzlinge nur etwas an der Spitze, ſonſt bleibt Alles unbeſchnit— ten. In den Reihen kommt jeder Baum 2½ F. von dem andern entfernt zu ſtehen, wobei man im Verbande pflanzt. Die verſetzten Bäumchen wer— den tüchtig eingeſchlämmt und angetreten, ſowie ſie auch, wenn es nicht regnet, im erſten Sommer wöchentlich einmal begoſſen werden müſſen, was im zweiten ſeltener und im dritten und den übri— gen Sommern nur bei anhaltender Dürre zu ge— ſchehen braucht. Wollen einige Bäumchen nicht gut oder gar nicht ausſchlagen, ſo muß man die Erde mit der Hand gut andrücken und etwas ſtär— ker begießen. Man bildet die Krone nicht eher, bis der Stamm ſtark genug iſt, dieſelbe allein zu halten; daher muß man ihm die Seitenäſte ſo lange laſſen, bis eine Krone gebildet werden kann, die den Baum gehörig zu ernähren vermag. Doch kann man alljährlich einige der ſtärkſten Seiten— äſte wegſchneiden, damit ſpäter der Wunden nicht zu viele werden. Die Krone wird alle Jahre auf ein paar Augen des vorjährigen Wuchſes an je— dem Aſte eingeſtutzt. Wenn die Bäume auf gutem Lande vier Jahre in der Baumſchule gehörig ge— wartet worden, fo werden die meiſten pflanzrecht, namlich unten am Stamme 3 bis 4 Zoll in der Rundung ſtark fein. Die Maulbeerbaumwildlinge kann man, wie die Obſtbäume, pfropfen und oku— liren. Die dazu beſtimmten Zweige der veredelten Maulbeerbäume werden im Februar geſchnitten und im feuchten Sande im Keller aufbewahrt. Das Pfropfen ſelbſt geſchieht im April oder Mai an dem jungen Stamme 3 bis 4 Zoll über der Erde. Nach 14 Tagen oder 4 Wochen, je nach der Wit— terung, müſſen die Bänder der Pfropfreiſer gelöſt werden. Im erſten Jahre läßt man dem Pfropf— reiſe die Nebenzweige, im zweiten werden ſie aber etwas eingeſtutzt, im dritten oder vierten Jahre aber ganz weggenommen, worauf nun eine Krone gebildet wird. Zum Verpflanzen der Maulbeerbäume an ihren Beſtimmungsort eignet ſich der Frühling am beſten. Bei hochſtämmigen Bäumen ſtutzt man die Kronen kurz ab und läßt jedem Aſte nur zwei bis drei Augen. Im magern und ſchlechten Boden erhält das Baumloch eine Tiefe von 3 Fuß und einen Durchmeſſer von 6 F.; im beſſern Boden dagegen reicht ein Durchmeſſer von 4 bis 5 F. hin. Nach— dem die Stämme nun hier wieder ein Jahr ge— ſtanden, kann man anfangen, die Blätter zu be— nutzen, welche aber mit Vorſicht und nicht alle abgebrochen werden dürfen. Die Fortpflanzung der Maulbeerbäume gelingt ſchneller, wenn man Nebenſchoſſe mit Wurzeln von ältern Bäumen ſo gut und unbeſchädigt als mög— lich abnimmt, ſie in die Baumſchule verſetzt, an Pfähle bindet und die an den Seiten heraustrei— benden Zweige nach und nach abſchneidet. Am gewöhnlichſten erfolgt jedoch die Vermehrung durch Der Seidenbau. Ableger und Senker, wozu man die der Erde am nächſten ſtehenden niedrigen Zweige im Frühlinge vor dem Austreiben wie die Nelken einſchneidet, ſie in dazu gemachte Gruben ſo einlegt, daß nur zwei Augen über der Erde hervorſtehen, einen Stab daneben ſteckt und ſie feucht hält. Viele junge Maulbeerbäume laſſen ſich auch dadurch gewinnen, daß man einen jungen, noch biegſamen Maulbeer— baum, nachdem er zwei bis drei Jahre ſeine Krone gebildet hat, ganz mit dieſer in die Erde legt, die Zweige deſſelben auseinander breitet und die Zwi— ſchenräume 1 Fuß hoch mit Erde anfüllt. Von dieſen Zweigen müſſen die Spitzen mit zwei bis drei Augen herausſtehen und dürfen nie abgeſchnit— ten werden. Im zweiten Frühjahre gräbt man die ganze Krone mit ihren bewurzelten Schößlingen heraus, ſchneidet dieſe ab und macht ſie zu ihrer weitern Verpflanzung zurecht. Auch dadurch läßt ſich die Vermehrung bewirken, daß man einen alten Stamm 1 F. hoch über der Erde abhauet, wo er dann im nächſten Jahre viele junge Schoſſen treibt, welche ſich bewurzeln. Endlich laſſen ſich auch die Maulbeerbäume durch Stecklinge fortpflanzen. Zu dem Ende werden junge, gerade erwachſene, 1 F. lange Schoßreißer, von welchen man die äußere Schale ohne Verletzung der innern grünen von der Schnittſtelle an ungefähr 3 Zoll lang abſchält, an einem etwas ſchattigen Ort 3 Zoll tief in die Erde geſteckt, feſt angedrückt und feucht gehalten. Die Maulbeerbäume wachſen übrigens ſehr lang— ſam zu großen Bäumen; indeſſen braucht man fte nicht zu ſolchen zu erziehen, man kommt vielmehr viel ſchneller zu einer großen Maſſe von Blättern, wenn man ſie in ungebundenen Hecken, d. h. ſtrauchartig in Büſchen, die unbeſchnitten in län— gern Reihen ſtehen, zieht. Bei dieſen kann man in nördlichen Ländern die jüngern, noch biegſamen Bäumchen wie Weinſtöcke niederbeugen und gegen das Erfrieren bedecken. An die ſtärkern Stämm— chen läßt ſich ein Damm von Erde, Laub, Stroh von ½ bis 1 Elle hoch aufwerfen. Den etwa erfrornen obern Wuchs ſchneidet man im Frühjahre bis auf das geſunde Holz ab. Die weißen Maul— beerbäume laſſen ſich auch zum Behufe der Sei— denzucht an Mauern, Planken und Gebäuden zie— hen; im letztern Falle würde man ſelbſt bei Re— genwetter mehr trockne Blätter zur Hand haben können. Will man Feld- oder Gartengewächſe zwiſchen den Maulbeerbäumen ziehen, ſo giebt man den Reihen in der Richtung von Oſten nach We— ſten eine Entfernung von wenigſtens 48 bis 60 F., in der Richtung von Norden nach Süden 24 bis 30 Fuß. Bei Anpflanzung der Bäume an einer Chauſſee, an einem Wege u. ſ. w. iſt eine Ent— fernung von 24 F. hinreichend. 2) Der ſchwarze Maulbeerbaum iſt mehr ein vorzüglicher Beerenobſtbaum, als zum Seiden— bau geeignet. 3) Der rothe Maulbeerbaum iſt darum in kältern Gegenden zu empfehlen, weil der Baum nicht nur der dauerhafteſte, ſondern zugleich gegen die ſtrengſte Kälte unempfindlichſte im Vergleich 559 der übrigen iſt. Obſchon ſeine Blätter gröber und härter als die des weißen Maulbeerbaumes ſind, ſo freſſen ſie doch die Seidenwürmer gern, und da ſie ſtärker ſind, werden ſie nicht ſo leicht welk. Er treibt früher als der ſchwarze und blüht mit dieſem. Seine Fortpflanzung kann nur durch Samen ge⸗ ſchehen; daher iſt ſein Anbau, obgleich für den Sei— denbau ſehr nützlich, doch weit ſeltener als der des weißen. Surrogate oder Erſatzmittel der Maulbeer— blätter. Obſchon die Maulbeerblätter als Futter der Sei— denraupen durch kein Surrogat erſetzt werden können, ſo hat man ſich doch durch dergleichen zu helfen ge⸗ ſucht, wenn es einmal an Maulbeerblättern fehlte. Indeſſen wird ein ſolcher Mangel bei gehöriger Um— ſicht und hinlänglicher Kenntniß im Seidenbaue nicht leicht eintreten. So hat man mehrere Verſuche mit Kopfſalat gemacht und ſelbſt im Großen, die Seiden— raupen damit bis zu ihrer zweiten Häutung gefüt— tert, gute Ernten erhalten, doch bekamen die Wür— mer den Durchfall darnach und wurden krank. Manche halten den Leindotter für das beſte Erſatz— mittel. Außerdem ſind auch die Blätter des tartari— ſchen Ahornbaumes, des Glaskrautes, des Wieſen— bodbartes, des Löwenzahns, der Scorzonere u. ſ. w. als Erſatzmittel vorgeſchlagen worden. Übrigens kommen faſt alle die Surrogate in der Fütterung höher zu ſtehen als das Laub einer Maulbeerbaum— pflanzung ſelbſt, abgeſehen davon, daß man noch Verluſt an der Menge und Güte der Seide erleidet. Lokal zum Seidenbau. Zur Seidenzucht im Großen wird ein eigenes Lokal erforderlich, deſſen Größe ſich nach der Anzahl der Raupen richtet, und dieſe beſtimmt wiederum die Anzahl der Bäume, welche zum Entlauben zu Ge— bote ſtehen. Die Geſtalt eines ſolchen Gebäudes iſt am zweckmäßigſten ein längliches Viereck. Daſſelbe muß mit einem Erdgeſchoß oder Keller zur Aufnahme der trocken eingebrachten Blätter und mit einem luf— tigen Boden zum Trocknen der etwa naß eingebrach— ten Blätter verſehen ſein. Fenſter ſind ſo viel als möglich anzubringen, und es müſſen dieſe eine ſolche Einrichtung erhalten, daß die einzelnen Fenſterſchei— ben geöffnet werden können. Von außen ſind ſie mit Läden zu verſehen, um dadurch die zu große Sonnen— hitze zu mäßigen und die Seidenraupen vor der Ein— wirkung der Sonnenſtrahlen zu ſchützen, oder endlich das Zimmer in der Nacht vor Kälte zu bewahren. Jedem Fenſter gegenüber müflen unfern des Bodens in der Wand ungefähr 1 Quadratfuß große Offnun- gen angebracht und mit einer Klappe verſehen wer— den, um die Luft im Zimmer erneuern zu können. In der Mitte der Zimmerdecke ſind ebenfalls ſolche Offnungen, in dem Zimmer ſelbſt aber ein oder nach Erforderniß zwei (aber nicht eiſerne) Ofen und ein Kamin in den entſprechenden Ecken anzubringen. Außer dem Seidenraupenzuchtzimmer muß man noch 560 ein kleineres beſonders warm gelegenes Zimmer zum Ausbrüten der Raupeneier haben, das zugleich den Seidenraupen in den erſten 14 Tagen zum Aufent— halte dient. Um die Seidenraupen in dieſen Sälen zu erziehen, werden breterne Gerüſte ſo aufgeführt, daß ſie an der Wand und in der Mitte in gerader Richtung und in einiger Entfernung (von 3 bis 4 F.) verlaufen. Auf dieſen Gerüſten erhalten die Horden in einer 15 Zoll weiten Entfernung über einander als Lagerſtätten der Raupen ihren Platz. Zur Betreibung der Seidenzucht im Kleinen kann jedes Zimmer dienen. Daſſelbe muß aber immer trocken, weder zu kalt noch zu heiß, womöglich hoch, reinlich, luftig, nicht dunſtig oder ſtockig, dem Un— geziefer und den Ausdünſtungen von Kloaken nicht ausgeſetzt ſein. Etwas Tabaksrauch und Rauch ſcha— det wenig oder nichts. Die Morgenſeite empfiehlt ſich als die beſte Lage der Zimmer. Wegen der ſtar— ken Ausdünſtung der Würmer muß man ſtets für Luftwechſel ſorgen können, zu welchem Zwecke man Luftlöcher oder Windroſen anbringt. Lichtzutritt iſt nicht unbedingt nöthig, außer beim Geſchäft der Rei— nigung der Würmer, wobei man indeß ſich auch des künſtlichen Lichts bedienen kann. Um der Tempera— tur nöthigenfalls durch Heizung nachzuhelfen, kann man ſich auch ftatt des Ofens eines Kamins bedie— nen; doch darf man zur Feuerung weder Eichenholz, noch Torf, noch Steinkohlen verwenden. Bei der Heizung richtet man ſich am beſten nach einem Ther— mometer. Sehr nützlich iſt auch ein Hygrometer oder Feuchtigkeitsmeſſer, in deſſen Ermangelung man blos etwas grobes Kochſalz auf einen Teller zu ſtreuen braucht, den man auf einen Tiſch ſtellt. Wird das Salz feucht, ſo iſt die Luft ſehr feucht und muß er— neuert und verbeſſert werden. Bei ſchlechtem, kaltem, naßkaltem und ſtürmiſchem Wetter iſt alle ſtarke Zug— luft in den Zimmern zu vermeiden, wenn ſchon auch dann immer noch gehöriger Luftwechſel ſtattfinden muß. Im Zimmer werden Geſtelle zum Aufſtapeln der Hürden für die Seidenraupen angebracht und zwar in weiten Zimmern in der Mitte, in engen an den Wänden. Bei den Geſtellen in der Mitte müſſen die Hürden von zwei Seiten auf hervorſtehende, hori— zontal liegende Stangen geſchoben werden können, während man ſie bei den Geſtellen an der Wand nur von einer Seite hinaufſchieben und abnehmen kann. Die Stangen werden nun entweder in einem etwa 5 Zoll ſtarken Kreuzholze, welches vom Boden bis zur Decke reicht, oder in die Wand ſelbſt befeſtigt, und zwar die erſte Stange 1½ Fuß von dem Fuß— boden und je 1 Fuß höher wieder eine ſolche; doch muß die oberſte einige Fuß von der Decke entfernt bleiben. In einem 10 Fuß hohen Raume würden demnach höchſtens ſechs Etagen Hürden angebracht werden dürfen. Dieſelben werden entweder aus Wei— denruthen oder aus Rohr geflochten und mit einem an den Seiten 1 bis 2 Zoll emporſtehenden Rahmen verſehen; das Geflechte ſelbſt wird mit ſtarkem Pa— pier belegt oder beklebt. Etwa 4 bis 6 Fuß lange und 3 bis 4 Fuß breite Hürden erſcheinen am be— quemſten und ſind am beſten zu handhaben. Der Seiden bau. Der Raum, welchen man zur Aufnahme von ſo viel Raupen als aus 1 Loth Eier zu kommen pflegen, gebraucht, wird auf folgende Weiſe berechnet: In ihrem erſten Alter, 4 bis 5 Tage, brauchen die Rau— pen eine Hürde von 3 Fuß Länge und 2 F. Breite. Im zweiten Alter bedürfen ſie ſchon zwei Hürden zu 6 Quadratfuß. Im dritten Alter muß der Raum wie: derum um das Doppelte, alſo 24 bis höchſtens 30 Quadratfuß erweitert werden. Im vierten Alter muß der Raum bis auf 60 bis 70 Quadratfuß, und im fünften bis auf 130 bis 140 Quadratfuß vergrößert werden; mithin würde man im letztern Alter zwölf Hürden, jede 4 Fuß lang und 3 Fuß breit, alſo zu 12 Quadratfuß gebrauchen. In einem Zimmer, das im Innern etwa 10 Fuß Höhe, 12 Fuß Breite und 16 F. Länge hat, und wo ſich an der Thüre ein Kachelofen und an der Seite nach Außen zu in der Mitte der Wand ein Fenſter befindet, können an den beiden leeren Wänden ſehr bequem fünf Stapelun— gen der Hürden, nämlich an jeder Wand drei Hür— den, à 4 Fuß lang und 3 F. breit, neben und vier bis fünf über einander angebracht werden, ſo daß zu beiden Seiten mindeſtens vierundzwanzig ſolcher Hürden Platz finden, welche für ausgewachſene Rau— pen aus 2 Loth Eier Raum haben. Die Rahmen der Hürden ſind mit Löchern zu verſehen, worein ein zum Einſpinnen der Würmer einzuſetzendes Geſtell paßt. Ein ſolches Geſtell beſteht nur aus einem ſchwachen Rahmen, welcher aufrecht eingeſtellt und an den trocknes, geruchloſes, reines Geſträuch (dünne birkene Reiſer, am beſten getrocknetes 8 bis 12 Zoll langes Heidekraut) befeſtigt werden kann. Für Die: jenigen Würmer, welche nicht aufſteigen mögen, ſind flache Schachteln oder Pappkaſten mit Hobelſpänen von Elſen- oder Birkenholz gefüllt auf die Hürden zu ſtellen. Da ſich der Raum jetzt ſehr verengt, ſo muß auf Reinheit der Luft im Zimmer beſonders ge— ſehen werden, obſchon eine Temperatur von 16 bis 18 Grad R. darin zu erhalten iſt. Auslegen und Ausbrüten der Eier. Die Eier (grains) darf man nicht eher zum Aus— brüten auslegen, als Nahrung für die ausgekroche— nen Räupchen vorhanden iſt, daher die Maulbeer— bäume ſchon ausgetrieben haben müſſen. Nach Ver— ſchiedenheit des Klimas und der Witterung wird man die Eier daher etwa zu Anfange bis Mitte Mais auszulegen haben, was dadurch geſchieht, daß man jte einer Temperatur von 14 bis 16 Grad ausſetzt, welche durch Sonnenwärme oder durch Heizung her— vorgebracht werden und allmälig mit dem vierten, fünften Tage bis zu 17 Grad und vom achten bis zehnten Tage bis höchitens 18 bis 20 Grad vermehrt werden kann. Eine höhere Temperatur iſt weder rathſam noch zuläſſig. Das Auskriechen erfolgt ge— wöhnlich am zehnten bis zwölften Tage. Man kann die Eier auf einen in der Mitte des Zimmers befind— lichen Tiſch auf Papierbogen oder ein leinenes Tuch ausgebreitet legen. Beſſer noch iſt ein hölzernes Git— ter auf einem Tiſchgeſtelle, worauf man die Bogen Papier mit den Eiern legt. Man kann auch die Eier Der Seidenba u. in flachen Papp- oder Schachteldecken auf ſchwarzes Tuch ausgebreitet hinter Glasfenſtern der Sonne ausſetzen, ſobald dieſe dort eine Temperatur von 15 bis 16 Grad hervorzubringen vermag; iſt die Sonne weg, ſo bedeckt man ſie und bewahrt ſie in einem ebenfo warmen Zimmer die Nacht über. Während der Zeit des Auslegens müſſen die Eier täglich zwei— mal mit einem Federkiel umgerührt werden. Die Eier müſſen zum Ausbrüten ſehr gleichmäßig aus— gebreitet und in einer überall gleichmäßigen Tempe— ratur erhalten werden, damit die Räupchen zu glei— cher Zeit auskriechen. Die meiſten Seidenbauer pfle— gen blos die in zwei auf einander folgenden Tagen ausgekrochenen Räupchen zu berückſichtigen und in zwei beſondern Abtheilungen zu behandeln, die ſpä— ter in geringerer Anzahl noch auskriechenden aber wegzuwerfen. Sobald die Räupchen anfangen aus— zukriechen, muß man ſie von den noch gefüllten Eiern trennen und auf ihre Horden bringen, was am zweck— mäßigſten dadurch geſchieht, daß man einen mit run— den, 1 Linie weiten Löchern, ſiebförmig durchbohrten Bogen weißen geleimten Papiers über die Eier brei— tet, damit die Räupchen durchkriechen können. Um ſie beſonders hierzu zu veranlaſſen, legt man hier und da auf das duͤrchſtochene Papier zarte junge Maulbeerblätter oder kleine Maulbeerzweige. Sie bekriechen ſogleich die Blätter, mit denen man ſie alsdann auf die Hürde bringt und ſie hier mit den jüngſten, allenfalls auch verkleinerten Blättern füt— tert. Man muß eine Portion Eier an einem kalten Orte zurückbehalten, um, wenn die ausgelegten Eier Schaden leiden oder ein Froſt die Blätter des Maul— beerbaumes verdirbt, eine neue Brut erziehen zu können. Pflege und Fütterung der Raupen während ihrer fünf Lebensperioden. Aus 1 Loth (oder des Abgangs wegen ſicher aus 5 Quentchen) Eier erhält man 20,000 Würmer. In den Schlafperioden muß man die Würmer vor allem unnöthigen Luftzuge ſchützen, ſie auch nicht durch unnöthiges Bewegen im Zimmer, Anfaſſen mit den Händen u. dgl. beunruhigen. Erſte Periode, vom Auskriechen bis zur er— ſten Häutung, bei einer Temperatur von 18 bis 19 Grad R. Hier wird blos durch die dazu beſtimmten Offnungen, aber nicht durch die Fenſter gelüftet. Die Fütterung erfolgt blos mit jungen zarten Blät— tern, oder allenfalls vorher zerſchnittenen ausgewach— ſenen und zwar täglich in vier Hauptmahlzeiten, nämlich Morgens um 4 oder 5 Uhr, 10 Uhr, Nach— mittags um 4 Uhr und Abends um 9 oder 10 Uhr; doch ſind kleine Zwiſchenportionen (alle 2 Stunden) dabei anzubringen. Am erſten Tage gebraucht man hierzu etwa 12 bis 14 Loth Blätter und zwar ſo ver— ſtärkt gegeben, daß jede ſpätere Hauptmahlzeit reich— licher als die frühere iſt. Am zweiten Tage 18 bis 19 Loth, am dritten Tage 36 bis 42 Loth, am vier: ten Tage 18 bis 21 Loth, wo das erſte Futter das ſtärkſte iſt, die übrigen aber abnehmen. Am fünften Tage tritt die erſte Häutung ein; doch erhalten ſie Kirchhof, Landwirth. 561 noch 7 bis 8 Loth Blätter. Während die Seiden— würmer nun in ihrem Schlafe begriffen ſind, werden die Hürden zur Aufnahme derſelben für die zweite Periode hergerichtet. Bei guter Pflege und Behand— lung dauert die Häutung in der Regel nur 1 Tag; im Gegentheil wohl bis 3 Tage. Zweite Periode, von der erſten bis zur zwei— ten Häutung. Wenn zu Ende des fünften oder am ſechſten Tage die Seidenwürmer von ihrer Erſtarrung erwachen, ſo kriechen ſie umher und ſuchen Futter, was man ihnen aber nicht eher giebt, als bis ſie all— gemein erwacht ſind, worauf man junge, friſch aus— getriebene Zweige über die Würmer legt und ſie mit— telſt derſelben, wenn ſie ſich darauf befinden, auf das reine Lager trägt. Den nicht ausgekrochenen hält man einzelne Blätter und kleine Schößlinge hin, um fie zum Daraufkriechen zu veranlaſſen. Die noch im Schlafe begriffenen ſtöre man aber nicht, wenn ihre Zahl noch beträchtlich iſt, ſondern trage ſie nach beendigtem Schlafe auf obige Weiſe in flache Pappkaſten über, worin fie einer um 1 bis 1½ Grad höhern Temperatur ausgeſetzt, beſonders gepflegt werden, ſo daß ſie die andern beim zweiten oder drit— ten Schlafe wieder einholen und dann mit ihnen ver— einigt werden können. Nur einzelne Schlafende wirft man aber am beſten mit den Unreinigkeiten weg. Die erſten Hürden werden gereinigt, mit Wermuth— kraut abgewiſcht und zum fernern Gebrauche ausge— lüftet. Die Temperatur iſt während dieſer Periode höchſtens auf 18 Grad zu halten. Am erſten Tage der zweiten Periode (in der Regel der ſechſte) erhal— ten die Raupen außer den ſchon gegebenen Zweigen, mit welchen fie übertragen wurden, etwa 1% Pfund geſchnittene oder auch ganz junge Blätter in vier Mahlzeiten, wie oben; am zweiten Tage 3%, Pfund Blätter; ebenſo am dritten Tage, an welchem die ſtärkſte Quantität Blätter zu den beiden erſten Mahl— zeiten zu verabreichen iſt. Da jedoch die größere Anzahl erſt den vierten Tag den zweiten Schlaf be— ginnt, ſo bedürfen ſie an dieſem ebenfalls noch bis zu 2½ Pfd. Blätter. Dritte Periode, von der zweiten bis zur drit— ten Häutung, welche in der Regel mit dem zehnten Tag beginnt. Man verfährt hinſichtlich der Ueber— tragung mit den wachgewordenen Raupen wie bei der vorigen Periode. Die Temperatur ſoll 17 bis 18 Grad betragen. Sie erhalten am erſten Tage 2 Pfd. Blätter; am zweiten Tage etwa 9 Pfd., die aber nur, falls ſie ſehr groß wären, geſchnitten, ſonſt aber jetzt ganz gegeben werden; beſonders müſſen die Portionen dieſen Tag Nachmittags und zur Nacht ſtark ſein. Wegen vielen Miſtens werden die Seiden— raupen am dritten Tage Morgens früh mittelſt Zwei— gen und Blättern auf reine Hürden übertragen, die vorigen aber zu fernerem Gebrauche gereinigt. An dieſem dritten Tage erhalten die Raupen etwa 10 Pfund Blätter. Durch Offnen der Fenſter und Thü— ren bei guter warmer Witterung werden die Zimmer ausgelüftet. Am vierten Tage werden wiederum etwa 10 Pfd. Blätter nöthig ſein; am fünften aber nimmt die Freßluſt ab, ſo daß ſie nur etwa 5 bis 6 Pfund Blätter bedürfen; an ſechſten Tage find faft 7 562 alle im Schlaf begriffen und man braucht nur noch etwa 3 Pfund Blätter. Vierte Periode, von der dritten bis zur vier— ten Haͤutung, am fünfzehnten, auch wohl ſechszehn— ten, ſiebzehnten, ſelbſt achtzehnten Tage beginnend. Es werden wiederum die Hürden zu 60 Quadratfuß Raum vorgerichtet, und die Würmer wie früher dar— auf getragen. Am erſten Tage dieſer Periode bedür— fen ſie etwa 10 bis 12 Pfund Blätter; am zweiten Tage etwa 14 bis 18 Pfd.; am dritten Tage 18 bis 20 Pfd., an welchem Tage ſie zugleich zu reinigen, d. h. auf andere Hürden überzutragen ſind. Am vierten Tage rechnet man 20 bis 24 Pfd. Blätter. Die Temperatur iſt während dieſer ganzen Zeit auf 16 Grad zu erhalten. Am fünften Tage werden ebenfalls 20 bis 24 Pfd. Blätter nöthig ſein, welche Menge am ſechſten wohl noch vermehrt werden muß; doch beginnt jetzt ſchon zuweilen der vierte Schlaf. Die Würmer freſſen dann weniger und bedürfen, wenn ſie in großer Anzahl in denſelben fallen, nur ganz wenig Futter. In dieſem Tage verhält es ſich mit dem ſiebenten ebenſo und gilt alles das, was oben über den Übergang zur vierten Periode geſagt worden. Fünfte Periode, von der vierten Häutung bis zum Einſpinnen, welche am dreiundzwanzigſten, auch wohl einen oder einige Tage ſpäter eintritt. Die Seidenwürmer ſind wieder auf friſche Hürden zu übertragen; doch läßt man einige derſelben zum ſpätern Reinigen der Seidenwürmer leer. Dieſe Pe— riode, in welcher die Seidenwürmer faſt zuſehends wachſen, aber auch ſehr viel Futter bedürfen, pflegt zehn bis dreizehn Tage zu dauern. Da ihre Aus— dünſtungen und Ausleerungen ſich vermehren, ſo muß man die Luft öfters erneuern und ihr Lager ei— nen Tag um den andern reinigen oder wechſeln. Meiſtens iſt um dieſe Zeit, welche gewöhnlich Mitte oder Ende des Monats Juni ſtatt hat, ſehr warme und gute Witterung, weßhalb dann in der Regel nicht geheizt zu werden braucht; jedoch iſt nur eine Temperatur von 15 bis 16 Grad nöthig. Iſt die innere und äußere Temperatur höher als 16 Grad, ſo laſſe man Fenſter oder Thüren auf, da bei friſcher Luft immer eine höhere Temperatur vorkommen kann. An dem erſten (23ſten) Tage der fünften Periode bedürfen die Seidenwürmer außer den Zweigen, wo— mit ſie übertragen wurden, etwa 24 Pfd. Blätter. Am zweiten Tage erhalten fie etwa 8 bis 10 Pfd. mehr in vier Portionen, davon die ſtärkſte Abends. Am dritten Tage erhalten ſie etwa 16 Pfund mehr, als am vorigen, alſo 48 Pfd. Am vierten Tage etwa 60 Pfd. Blätter. Am fünften Tage etwa 80 Pfund Blätter, welche ihnen wie am vorigen und in den folgenden Tagen in fünf Portionen gereicht werden. Die Seidenwürmer haben nun in der Regel ihre angemeſſene Größe erreicht und ſind ſehr gefräßig, weßhalb ſie nun ſo viel bekommen müſſen, als ſie freſſen wollen; dabei müſſen jedoch die vorigen Blät— ter immer erſt gänzlich aufgezehrt ſein, bevor ſie an— dere erhalten; ſie freſſen daher am ſechſten und ſie— benten Tage ſogar über 100 Pfd. Blätter täglich. Laſſen ſie am ſiebenten Tage aber etwas nach mit Der Seiden bau. dem Freſſen und werden mehrere von ihnen unruhi— ger und auf dem Hintertheile und Rücken heller und gelber, ſo muß man nun die Vorrichtungen zum Ein— ſpinnen machen und die Würmer auf die ſo vorge— richteten Hürden übertragen. Am achten Tage wird aber in der Regel das Nachlaſſen mit dem Freſſen merklich, zumal wenn die Würmer in den vorigen Tagen viel freſſen; jedoch bedürfen ſie noch 60 bis 80 Pfd. Blätter. So vermindert ſich die Menge der Blätter zum neunten Tage bis auf 50 bis 60 Pfd.; am zehnten Tage bis auf 30 bis 40 Pfd., und ſel— ten wird man nöthig haben, am elften und zwölften Tage noch Futter zu geben, obſchon man ſolches für die noch nicht zum Einſpinnen aufgeſtiegenen Wür— mer bereit halten muß. Einſpinnen der Raupen und Bildung der Cocons. Nachdem die Spinnhütten (Spinngeſtelle) auf— geſtellt ſind, ſteigen die reifen Raupen daran empor, und zwar immer ſo hoch als ſie kommen können, um ihre Cocons anzulegen, wobei ſie auf keine Weiſe geſtört, auch die Spinngeſtelle nicht mehr verrückt werden dürfen. Die Cocons ſind gelb oder weiß, je nachdem die Würmer von weißer oder gelber Seide ſpinnenden Würmern abſtammen. Wenn ſich meh— rere Würmer gegenſeitig ſtören, indem ſie ſich auf derſelben Stelle einſpinnen wollen, was ſchlecht ab— zuhaſpelnde ſogenannte Doppelcocons giebt, ſo muß möglichſt darauf geſehen werden, daß der, welcher zuerſt angefangen hat, ſeine Stelle behaupte; die andern werden an leere Reisbündel geſetzt. Wollen beim Beginnen des Einſpinnens einzelne Würmer noch freſſen, ſo lege man ihnen die beſten und aus— geſuchteſten Blätter vor, räume ſie aber immer mehr zuſammen, damit man die Hürden reinigen kann. Zweckmäßig legt man die Nachzügler auf kleine Hür— den und bringt ſie in ein anderes Zimmer, weil ſie, wo ſich die Raupen eingeſponnen haben, fleißig ge— lüftet werden müſſen; die Temperatur kann auch im— merhin auf 14 bis 15 Grad herabgehen. Die Rau— pen brauchen eigentlich nur 3 bis 4 Tage, um den Cocon zu ſpinnen; da ſie aber nicht gleichzeitig be— ginnen, ſo nimmt man das Ablöſen und Einſammeln der Cocons erſt am ſiebenten und achten Tage oder nach Umſtänden noch ſpäter vor. Ein ſolcher Cocon (Geſpinnſt) iſt mit lockerer weicher Seide (Flockſeide, Floretſeide) umgeben, welche ihm die Anhaltspunkte gewährt; der Cocon ſelbſt beſteht aus einem einzigen Faden von 800 bis 1200 Fuß Länge. Beim Sammeln der Cocons for- tirt man die gelben, weißen (die beſten) und grünen und ſondert diejenigen, die man zur Fortzucht be— ſtimmt, von den zum Verkaufe oder Abhaſpeln be— ſtimmten ab. Zur Fortzucht ſuche man diejenigen aus, welche von jenen Raupen kommen, die ſich zu— erſt eingeſponnen haben und die ſich durch Schönheit und Feſtigkeit des Geſpinnſtes auszeichnen. Auch müſſen es entweder rein gelbe oder rein weiße ſein, und endlich hat man ſich noch zu verſichern, ob die Puppen darin noch am Leben ſind, zu welchem Ende Der Seidenbau. man die Cocons an das Ohr hält und ein wenig ſchüttelt, wobei die todten Puppen ſich gar nicht be— wegen. Die Cocons können zwar ohne Weiteres ab— gehaſpelt werden; will man ſie indeſſen unabgehaſ— pelt verkaufen, ſo muß man die Puppen in den Co— cons tödten, weil man ſonſt eine Durchbohrung durch den inzwiſchen auskriechenden Schmetterling zu beſorgen hat. Tödtung und Verſendung der Cocons. Man kann die Puppen entweder durch die Wärme eines Backofens oder durch die Hitze der Waſſer— dämpfe tödten. Im erſten Falle wartet man 2 Stun: den nach der Zeit, woͤ das Brot aus dem Backofen gebracht iſt, ſchiebt dann die Körbe oder Säcke, in welche man die vorher von der Floretſeide gereinigten Cocons ungefähr 8 Zoll hoch gelegt hat, hinein, macht das Schürloch zu und läßt die Cocons unge— fähr eine Stunde darin. Die Hitze darf aber 60 Grad R. im Ofen nicht überſteigen. Man horcht nun von 5 zu 5 Minuten hin, ob man das durch die Bewegung der Puppen hervorgebrachte Geräuſch noch hört, und nimmt ſie heraus, wenn man es nicht mehr hört. Doch zieht man jetzt im Allgemeinen das Tödten durch Waſſerdämpfe vor. Man ſetzt hierzu einen Korb von geſchälten Weidenruthen auf die Mündung eines Keſſels, ſo daß deſſen Mündung durch den Boden des Korbes geſchloſſen wird, füllt den Keſſel ungefähr zu % mit Waſſer und bringt dies zum Sieden. Zuvor iſt der Korb mit den Co— cons gefüllt, und um das Entweichen der Dämpfe zu hindern, mit ſtarken, leinenen, mehrfach zuſam— mengelegten Tüchern vorher bedeckt. In 5 bis 6 Mi— nuten ſind die Puppen getödtet, was man ebenfalls an dem Aufhören des Raſchelns erkennt; doch wird empfohlen, zur ſichern Tödtung aller, ſie 15 Minuten über dem Keſſel zu laſſen. Die Cocons müſſen als— dann auf reinen Tüchern dünn ausgebreitet und ent— weder an der Sonne, oder an einem Orte, wo Luft— zug herrſcht, ſorgfältig getrocknet werden. Da ſich jedoch die ſo behandelten Cocons nicht ſo gut aufbe— wahren laſſen ſollen, ſo ziehen doch Manche das Tödten mittelſt trockner Wärme vor, nur ſoll man den Ofen blos auf 30 Grad R. erwärmen. Die ge— tödteten Cocons können nun ſofort verkauft oder auch vom Seidenzüchter ſelbſt abgehaſpelt werden. Zum Verſenden der Cocons bedient man ſich einer Salz— tonne oder Kiſte, bringt eine Lage von einigen Bo— gen gut am Ofen getrockneten Makulaturpapiers auf den Boden derſelben, hierauf eine 3 bis 5 Zoll hohe Lage von Cocons, ſchüttelt nun das Faß oder die Kiſte, damit die Cocons feſter zu liegen kommen; alsdann kommt wieder eine Lage getrocknetes Papier, dann wieder eine Lage Cocons, die man wieder feſt— ſchüttelt u. ſ. f., bis Faß oder Kiſte angefüllt iſt, worauf die oberſte Lage feſt gedrückt und mit einer ſtarken Lage von Papier geſchloſſen wird. Will man die Cocons aber aufbewahren, ſo thut man ſie nach der Tödtung in Netze, die frei in der Luft hängen müſſen und mit Papier umhüllt werden; letzteres 563 beträufelt man mit Terpentinöl zur Abhaltung der Motten. Die zur Fortzucht beſtimmten Cocons. Der Seidenſchmetterling ſcheut als Nachtſchmet— terling das Licht; deßhalb muß man in dem Zimmer, wo die Schmetterlinge auskriechen und ſich begatten ſollen, nur ſo viel Tageslicht laſſen, als eben hin— reicht, um Gegenſtände zu unterſcheiden. Zum Aus— kriechen der Schmetterlinge iſt eine Wärme von 15 bis 18 Grad R. erforderlich; daher muß man das Zimmer heizen, wenn die Wärme der Luft unter 15 Grad herabſinken, und die Cocons in ein kühleres Zimmer bringen, wenn ſie über 18 Grad ſteigen ſollte. Die zur Fortpflanzung beſtimmten Cocons müſſen von allen nicht zum Cocon gehörigen Fäden gut gereinigt, und die gelben in ein anderes Zimmer, als die weißen, zum Auskriechen gebracht werden. Man legt ſie alsdann entweder auf beſondere Hür— den in drei Finger breiten Lagen, oder man fädelt ſie mit Hülfe einer Nähnadel in einen ſtarken Zwirn— faden hundertweiſe ein, und hängt ſie dann gleich Blumengewinden an mehrere an der Wand einge— ſchlagene Nägel auf. Das Ausſchlüpfen der Schmet— terlinge erfolgt größtentheils von Sonnenaufgang bis 9 oder 10 Uhr Vormittags. Sowie ein ſolcher ausſchlüpft, faßt man ihn mit der Hand und ſetzt ihn auf einen mit Papier oder dünner wohlgewaſche— ner Leinwand bedeckten Tiſch. Zu jedem Weibchen ſetzt man ein Männchen, wobei man ſie behutſam an den Flügeln anfaßt. Das Männchen erkennt man leicht an dem raſchen Umherlaufen auf dem Tiſche und an dem unaufhörlichen Bewegen der Flügel; wogegen die Weibchen kürzer ſind, einen breiten und dicken Bauch haben, in ihren Bewegungen etwas Schwerfälliges zeigen und die Flügel ohne alle Be— wegung herunterhängen laſſen. Die männlichen Schmetterlinge ſchlüpfen gewöhnlich etwas früher aus, als die weiblichen, weßhalb man die überzäh— ligen Männchen für die folgenden Tage in niedrigen, mit einem durchlöcherten Deckel verſehenen Schachteln aufbewahren muß. Die Schmetterlinge dürfen nicht länger als 6 bis 8 Stunden vereinigt bleiben; wor— auf man jeden Schmetterling behutſam bei ſeinen vier Flügeln faßt und ſie auseinander zieht. Die Männ— chen wirft man gleich weg, wenn man ſie nicht etwa den andern Tag noch einmal brauchen will; die be— fruchteten Weibchen dagegen werden nun ſogleich zum Eierlegen auf Leinwand oder Papier geſetzt, welches der Reinlichkeit halber entweder ganz ſenkrecht an der Wand oder auf einem eigens dazu verfertigten, ſchiefſtehenden Rahmen ausgeſpannt wird. Der un— tere Theil des Papiers wird dabei umgeſchlagen und befeſtigt, damit die etwa herunterfallenden Eier nicht auf den Boden kommen. Nach 24 bis 36 Stunden, von der Trennung vom Männchen an, wirft man auch die Weibchen weg. Die zum eignen Gebrauche aufzubewahrenden oder nur im Kleinen zu verſenden— den Eier läßt man zweckmäßig auf dem Stoffe, auf welchem ſie gelegt worden ſind. Sonſt kann man ſie 247 564 auch, wenn ſie grau geworden, nach vorgängigem Befeuchten mit leichtem rothem Weine mittelſt eines ſtumpfen Meſſers abſtreifen und, nachdem ſie aber— mals mit rothem Weine gereinigt ſind, in ſteinernen oder blechernen Büchſen an einem kühlen, trocknen Orte, von höchſtens 12 bis 14 Grad Wärme, auf— bewahren. Krankheiten der Seidenwürmer. Die befannteften Krankheiten der Seidenwürmer ſind folgende: 1) Die Gelbſucht, durch Gelbwerden und An— ſchwellen des Körpers der Raupen erkennbar, pflegt gewöhnlich erſt in der fünften Lebensperiode zu ent— ſtehen. Die Thiere ſterben gewöhnlich ſchon mit dem dritten Tage ihrer Krankheit, ohne einen Cocon zu machen, und gehen dann ſehr leicht in Fäulniß über. Fütterung mit zu naſſen, wäſſerigen oder zu ſaftrei— chen Blättern ſcheint ein Hauptgrund dieſer Krank— heit zu fein. Die Geſtorbenen muͤſſen möglichſt bald von den Geſunden abgeſondert werden. 2) Die Fettſucht, das Fettwerden, hat mit der Gelbſucht viel Ahnlichkeit, nur daß ſie ſich ſchon während der Häutungen einſtellt, und nur der Kör— per, nicht aber der eigentliche Kopf anſchwillt. Die Würmer ſpinnen ebenfalls nicht, und ſterben, ob— gleich ſie erſt noch freſſen, dennoch. Die Krankheit entſteht aus ähnlichen Urſachen als die vorige. 3) Die Starrſucht, das Steifwerden kann mit jedem Alter eintreten. Die daran leidenden Raupen werden anfangs röthlich, gleichzeitig lang— ſamer, ſogar ganz ſtarr, und ſterben. Die Krankheit iſt anſteckend, aber nicht erblich. Die kranken Rau— Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. a pen werfe man fogleich weg. Haupturſachen ſcheinen zu große Hitze, verdorbene Luft, welkes, ſchlechtes Futter zu ſein. 4) Der Durchfall, durch ein ſehr weiches Mi— ſten erkennbar, entſteht beſonders durch zu wäſſeriges Futter und durch feuchtkalte Luft, und läßt ſich durch zweckmäßige Diät leicht heben. 5) Unter trägen Würmern verſteht man die im Wachsthume zurückgebliebenen kraftloſen. Ge— wöhnlich ſind es die zuletzt aus den Eiern gekomme— nen, welche gegen die zuerſt ausgekommenen zurück— bleiben, weßhalb man ſie allein mit zartern Blättern füttern, und einer höhern Temperatur ausſetzen muß. 6) Unter kurzen Würmern verſteht man ſol— che, die zwar zur Reife gediehen ſind, nun aber fort— während herumkriechen, um ihren Cocon zu machen und keinen ſchicklichen Platz dazu finden. Sie laſſen allenthalben von ihrer Seide, werden ſchmuzig gelb, immer kürzer, indem ſie zuſammenſchrumpfen, und verpuppen ſich ohne Cocon. Dieſen Würmern fehlt es nur an einem ſchicklichen Platze, den man ihnen verſchaffen muß, wenn ſie nicht für den Seidenertrag verloren gehen ſollen. Man lege ſie deßhalb in Ho— belſpäne oder Papierdüten, wo ſie einen ſchicklichen Ort, ihren Cocon zu machen, finden. Schon zuſam— mengeſchrumpfte aber ſind für verloren zu achten. 7) Weichfaule oder weiche Würmer kom— men in jedem Alter vor und werden in der Regel erſt dann bemerkt, wenn ſie ſchon todt ſind. Meiſt ſind es ſolche, die in ihren Häutungen geſtört oder auf irgend eine Art gequetſcht wurden. Sie ſind ſo— gleich ſammt dem, was ſie beſchmutzt haben, wegzu— werfen. III. Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. Bi e Bier. Das Bier als eins der geſundeſten und nährend— ſten Getränke, iſt ſchon länger als 2000 Jahre be— kannt, und ſoll von den Agyptiern erfunden und bereitet worden ſein. Man unterſcheidet im Allge— meinen: 1) Weißbiere, die aus weißem Luft- oder Welkmalz von Gerſte oder Weizen, oder auch aus leichtgedarrtem Malze dieſer Getreidearten mit Zuſatz von jungem Hopfen bereitet werden. Sie enthalten mehr Stärkemehl, Schleim und Zuckertheile, dagegen weniger bittere Theile als Braunbier. r aun n 2) Die gelben, lichten Biere entſtehen aus einer Mengung von weißem, gelbem und etwas brau— nem Malze. 3) Die Braunbiere werden aus braunem Darrmalze allein oder mit Zuſatz von etwas gelbem und weißem Malze gefertigt. 4) Lagerbiere (Märzbiere) ſind ſolche, die mittelſt langſamer Gährung im Frühjahre oder Herbſte aus Darrmalz mit ſtarkem Hopfen erzeugt ſind. Sie halten ſich über Jahr und Tag und werden bis zu gewiſſen Grenzen durch die langſame Nachgährung immer ſtärker und beſſer. 5) Sommerbiere nennt man diejenigen, wel— u Das Bierbrauen. che durch raſche Gährung im Sommer erzeugt und nicht haltbar ſind. 6) Leichte, mittelſtarke Biere und Dop— pelbiere werden nach der verhältnißmäßigen Menge Malz, welche zu ihrer Bereitung genommen wird, unterſchieden. 7) Nach bier (Kofent, Covent, Dünnbier, Klap— pit), iſt ein ſehr ſchwaches Bier, welches aus dem Malzſchrot noch ausgezogen wird, nachdem dies ſchon für die Bereitung des ſtärkeren Bieres ziemlich er— ſchöpft iſt. 8) Lokalbiere nennt man Biere mit irgend einer Eigenthümlichkeit, die nur an einem gewiſſen Orte gebraut werden, und oft unter ganz ſonderbaren Namen bekannt ſind. Die Stärke eines Bieres wird durch den Gehalt deſſelben an reinem Alkohol (Weingeiſt) und Bier— ertraft bedingt. Der Gehalt an reinem Alkohol be: trägt dem Maße nach in den allerſtärkſten Bieren 6 bis 8% Proc., in ſtarken Bieren 3 bis 6, in Mittel— bieren 1% bis 3 Proc., in Dünnbier noch weniger. Der Gehalt an Bierertraft beträgt in den ſtärkſten Bie— ren dem Gewichte nach 6 bis 13 Procent, in ſtarken Bieren 4 bis 6, in Mittelbieren 2 bis 4, in Dünn— bier 1 bis 2 Procent. Ein Bier heißt daher um ſo ſtärker, je mehr es Alkohol und Extrakt enthält. Die berauſchende Kraft des Bieres hängt blos von ſeinem Gehalt an reinem Alkohol ab, während die nähren— den Eigenſchaften des Bieres auf ſeinem Gehalte an Bierertrakt beruhen. Das Schäumen und der friſche Geſchmack des Bieres hängen von ſeinem Gehalte an Kohlenſäure ab, wogegen die Bitterkeit und ma— genſtärkende Eigenſchaft des Bieres auf der Menge des Bitterſtoffs im Dierertrafte, den in ächtem gutem Biere blos der Hopfen hergegeben hat, beruht. Die dunklere oder hellere Farbe des Bieres hängt von der größern oder geringern Bräuung, die Haltbarkeit und Fähigkeit des Lagerbieres, durch Liegen geiſt— reicher zu werden, von der Darrung des angewand— ten Malzes und von dem Gehalte an noch unzer— ſetztem Zuckerſtoffe und die Säuerung endlich von dem Übergange des Alkohols in Eſſigſäure ab. Jedes gute Bier muß klar und durchſichtig ſein, einen angenehm bittern und geiſtigen Geſchmack, ſo— wie auch einen lieblichen geiſtigen Geruch haben und beim Ausgießen in ein Glas einen mäßig ſtarken, feinen, nicht gelben Schaum erzeugen. Das Braun— bier beſitzt nährende, ſtärkende, berauſchende und er— friſchende Eigenſchaften; das Weißbier beſitzt im Allgemeinen dieſelben Eigenſchaften, iſt aber mehr erſchlaffend, als ſtärkend, dafür jedoch mehr kühlend. Alle Biere, welche gelagert und längere Zeit auf— bewahrt werden ſollen, müſſen ſtärker ſein, als die— jenigen, welche gleich nach dem Brauen getrunken werden. Sowohl die mit Lagerbier gefüllten Fäſſer, als das Bier in Flaſchen ſoll in hinlänglich kühlen, doch auch vor Froſt geſchützten, Kellern von der be— ſtändigen Temperatur von 6 bis 8 Grad R. aufbe— wahrt werden. Die Kellerlöcher verwahre man von innen gut mit wollenen Lappen, und bringe nichts in den Keller, was durch ſeine Ausdünſtungen das Bier verderben könnte, nicht einmal gährendes Bier. 565 Die Bierfäſſer müſſen inwendig gut ausgepicht und die Spunde feſt zugeſchlagen, auch wohl noch mit Pech, Kitt, Mörtel verklebt werden. Gewöhnlich macht man um und auf den Spund einen Aufguß von warmem Pech. Soll Bier lange aufbewahrt werden, ſo kann man es, vier Wochen nachdem es auf die Fäſſer gebracht iſt, und ſpäter alle drei bis vier Monate auf neue Fäſſer abziehen und jedesmal et— was gute friſche Hefe zu demſelben ſetzen. Von Vor— theil für die Haltbarkeit des Bieres iſt ſeine Aufbe— wahrung in ſehr großen Maſſen. Beim Abziehen auf Flaſchen muß das Bier vollkommen klar, die Flaſche rein und die Verſtöpſelung ganz luftdicht ſein. Krankheiten der Biere und Mittel dagegen. 1) Trübſein des Bieres beruht entweder auf fehlerhafter Beſchaffenheit des Malzes oder feh— lerhaftem Maiſchen oder unvollkommner Gährung. Die Klärung kann auf verſchiedene Weiſe bewirkt werden, geſchieht aber gewöhnlich durch Eiweiß oder durch Gallerte aus thieriſchen Stoffen, z. B. eine Abkochung von Kälberfüßen, oder eine Abkochung von Hirſchhorn in Bier, oder am beſten durch Hau— ſenblaſe. Letztere wird hierzu mit einem Hammer ſtark geſchlagen, dann in Waſſer aufgeweicht, hierauf mit dem zehnfachen Gewicht Bier gekocht, wodurch eine durchſichtige Gallerte entſteht, die man auf Lein— wand gießt, worauf man ihr %s ihres Umfangs Branntwein zuſetzt. Dieſe Zubereitungen bewahrt man in Flaſchen im Keller auf. Beim Klären ver— miſcht man dieſelbe mit einem gleichen Umfange Bier, ſchlägt dieſes ſtark durch einander, gießt die Miſchung in das Faß und rührt Alles gut um, wor— auf man nach zwei bis drei Tagen Ruhe das Bier auf Flaſchen zieht. Sonſt wird auch Milch zum Klä— ren empfohlen, wovon man 1 bis 1½ Theile dem Umfange nach zu 144 Theilen Bier im Faſſe ſetzt und gut durch einander ſchüttelt, wo die Klärung binnen 24 Stunden erfolgen ſoll. Übrigens bleibt das geklärte Bier gewöhnlich nicht lange hell und muß von neuem geklärt werden. 2) Schalheit des Bieres, beruht auf Man— gel oder Verluſt hinlänglicher Kohlenſäure und Al— kohols im Biere, in Folge zu ſtürmiſcher Gährung, oder zu ſpäten Faſſens oder ſchlechter Aufbewahrung des Bieres. Das einzige, oft freilich nicht zuläng— liche, Verbeſſerungsmittel eines ſolchen Bieres iſt, es mit einem noch in Gährung begriffenen jungen Biere zu verſetzen. 3) Sauerwerden des Bieres. Starke Biere, welche weit verſandt werden ſollen, ſucht man dadurch vor dem Sauerwerden zu ſchützen, daß man friſch gelegte Eier (in jedem Eimer eins) in das Bier wirft, oder eine, an einem Zwirnband befeſtigte, Marmorkugel durch das Spundloch bis auf den Bo— den des Faſſes ſenkt. Bloße Eierſchalen oder Kreide können übrigens daſſelbe leiſten. Andere Mittel, welche das Bier vor Sauerwerden ſchützen helfen, ſind gerbeſtoffhaltige Pflanzentheile. Als ſolche (in das angezapfte Faß. zu thun) find empfohlen: die Nelkenwurz, der wilde Bertram, Pfirſich-, Linden-, 566 Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. Nußblätter, Salbei, die Rinde alter Birken, Brom— beerblätter. Auch das geglühte Kochſalz (eine Hand voll auf einen Eimer Bier) wird gegen Säuerung angewendet. Schon ſauergewordenes Bier iſt ſchwer wieder herzuſtellen; denn wenn ſich auch die Säure leicht ſättigen und ſomit entfernen läßt, ſo wird doch das Bier meiſtens nachher immer noch ſchal bleiben. Gewöhnlich wendet man für dieſen Zweck ſäureſät— tigende Mittel, als Kreide, Pottaſche, kohlenſaures Natron an, welche jedoch nur bei anfangender Säue— rung von'einigem Nutzen für die Geſchmacksverbeſſe— rung ſein können. 4) Kanigwerden des Bieres findet nicht leicht bei Gerſten-, ſondern nur bei Weizenbier ſtatt. Sol— ches Bier läßt ſich wieder herſtellen, wenn man gleich anfangs der Erſcheinung denſelben Hauſenblaſe und etwas Citronenſaft zuſetzt, es damit tüchtig ſchüttelt, und, nachdem es ſich geſetzt hat, auf ein friſches Faß abzieht. Ein reines ächtes Bier ſoll blos aus Getreide, Hopfen und Waſſer mittelſt gehörigen Hefenzuſatzes erzeugt ſein. Was ſonſt noch, theils von Brauern, theils von Schenkwirthen zugeſetzt wird, gehört ei— gentlich unter die Verfälſchungen, die zum Theil un— ſchuldiger, zum Theil verbrecheriſcher Natur ſind. Von den Brauern geſchehen die Verfälſchungen meiſt, um Malz und Hopfen zu ſparen, von den Schenk— wirthen, um die Menge des Bieres zu vergrößern, und der Schalheit, welche die Verdünnung durch Waſ— ſer hervorbringt, künſtlich abzuhelfen. Außerdem kön— nen unabſichtlich, durch ſchlechte Braumaterialien oder Gefäße, manche Verunreinigungen in's Bier kommen. Die ſogenannten Bierwaagen können zwar wohl zur Gehaltsbeſtimmung der Würze gute Dienſte lei— ſten, zur Prüfung fertiger Biere aber ſind ſie ganz unzuverläſſig. Bier brauen. Die weſentlichen Materialien, welche zur Berei— tung des Bieres genommen werden, ſind Getreide (Gerſte oder Weizen, einzeln oder beides gemengt), Waſſer und Hopfen. In dieſen Subſtanzen iſt aber der Alkohol oder Weingeiſt und die Kohlenſäure, welche beides Bier als weſentliche Beſtandtheile ent— hält, noch nicht gebildet, und man muß daher die— ſelben durch eine Umwandlung der Beſtandtheile des Getreides erſt erzeugen. Von den verſchiedenen Be— ſtandtheilen des Getreides iſt der Zucker allein fähig, durch Gährung Alkohol und Kohlenſäure zu liefern; da er jedoch in der friſchen Gerſte in viel zu kleiner Menge enthalten iſt, ſo läßt man dieſelbe, nach zu— vorigem Einweichen in Waſſer, keimen und dann darren, welche unter dem Namen des Malzens zu— ſammengefaßten Operationen den Erfolg haben, daß ſich das Stärkemehl zum größten Theile in Gummi (Schleim) und Zucker verwandelt, welche Verwand— lung durch die nachfolgenden Operationen noch ver— vollſtändigt wird. Letztere beſtehen aber darin, daß man die vorhandenen Zuckertheile nebſt den andern auflöslichen Subſtanzen aus dem durch das Keimen und Darren veränderten Getreide (Malze) mit Waſ— ſer (mittelſt des Maiſchens und Kochens) auszieht, den Hopfen zufügt und endlich die ſo erhaltene Flüſ— ſigkeit (Bierwürze) durch Hefenzuſatz in Gäh— rung verſetzt, bei der ſich nun der Zucker zum Theil in Alkohol und Kohlenſäure zerſetzt. Von letzterer entweicht der größere Theil als Schaum, ein kleine— rer wird vom Biere ſelbſt zurückgehalten und macht es dann ſchäumen. Dieſe Operationen werden nun an verſchiedenen Orten und je nach Beſchaffenheit des darzuſtellenden Bieres mit ſehr vielen verſchiede— nen Abänderungen ausgeführt. Das Malzen. Dieſes zerfällt in drei Operationen, nämlich: das Einweichen oder Einquellen des Getreides, das Keimen oder Wachſen deſſelben und das Trocknen (Darren) des gebildeten Malzes. Bevor man zum Malzen ſelbſt ſchreitet, muß die dazu zu verwendende Gerſte, von der hier vorzugsweiſe die Rede ſein ſoll, gehörig gereinigt werden, zu welchem Behufe man fte über eine Windfege läßt, wodurch zugleich die leichten Körner abgeſondert werden, die, wenn man ſie auch zur Bierbereitung verwenden will, beſonders gemalzt werden müſſen. 1) Das Einweichen oder Einquellen der ganzen Gerſtenkörner in reinem Waſſer von 10 bis 15 Grad R. geſchieht im ſogenannten Weich- oder Quellbottich, welcher ſich auf der Malztenne, und zwar unmittelbar unter dem Boden, auf welchem die Gerſte aufgeſchüttet iſt, befinden ſoll. Dieſes (hölzerne oder gemauerte) Gefäß von 2½ bis 3 Fuß Tiefe, am beſten von quadratiſcher Form, hat an der einen Ecke des Bodens ein Loch zum Ablaſſen des Waſſers; und damit hierbei keine Samen mit abfließen können, iſt in dieſem Winkel ein mit feinen Löchern verſehenes Bret angebracht, ſo daß durch dieſes und die beiden Seitenwände des Bottichs eine dreieckige Röhre entſteht. Beim Einquellen wird vor dieſes durchlöcherte Bret zur Zurückhaltung des Waſ— ſers ein anderes geſchoben, wozu ein Falz angebracht iſt. Man rechnet auf 1 Berl. Scheffel 3 Kubikfuß Raum im Quellbottich. Zum Einquellen der Gerſte wird dieſer bis zu 2, der Höhe mit Waſſer gefüllt, ein Theil der Gerſte hierauf in daſſelbe geſchüttet, dieſe mit hölzernen Krücken im Waſſer umgerührt, die oben aufſchwimmenden Hülſen, tauben Körner und Unreinigkeiten mit einem Siebe entfernt, aber— mals Gerſte eingeſchüttet, wiederum ſo verfahren, nach Einbringung der ganzen Menge Gerſte noch Waſſer bis zu 5 bis 6 Zoll Höhe über der Gerſte zugegoſſen, die Gerſte zu einer gleich dicken ebenen Fläche ausgezogen und ſo lange (etwa 40 bis 48 Stunden, Weizen kürzere Zeit) darin gelaſſen, bis die Körner gehörig aufgeſchwollen ſind, ſich leicht mit einer Nadel durchſtechen, leicht zwiſchen den Fin— gern zerdrücken laſſen, die Hülſe nachgiebt, auf— ſpringt, ſich gehörig ablöſt und das Korn an Holz geſtrichen einen weißen kreideartigen Fleck hinterläßt. Gewöhnlich läßt man das Waſſer einigemal unter Wiedererſatz durch neues ab, (bei kalter Witterung alle 10 bis 12, und bei warmer alle 6 bis 8 Stun— Das Bierbrauen. den). Läßt man die Körner zu lange quellen, ſo daß das Korn beim Drücken eine milchartige Flüſſigkeit giebt, ſo geht das nachherige Keimen ſchlecht von ſtatten und man erhält ein unkräftiges Malz; iſt da— gegen das Getreide zu wenig gequellt, ſo kommt es dann zu langſam und ungleichartig. 2) Das Keimen. Nach Ablaufen des Einweich— waſſers bringt man die ſo gequellte Gerſte auf die Malztenne, welche ſich entweder über der Erde, oder, was für die Gleichförmigkeit der Operationen beſon— ders vortheilhaft iſt, in einem kellerartigen Raume befindet, und deren zum Ablaufen der Flüſſigkeit et— was abhängiger Boden (Wachsplatz) mit ſteinernen Platten belegt iſt. Die Größe der Malztenne muß in einem gerechten Verhältniſſe zum Quellſtänder ſtehen; man rechnet auf 1 Berl. Scheffel 3 Quadrat: fuß Raum auf der Malztenne. Man ſchüttet die ge— quellte Gerſte auf der Malztenne zu einem viereckigen Haufen (Scheibe, Beet), im Sommer von 8 bis 15 Zoll Höhe, im Winter noch höher, bei kühlem Wet— ter überhaupt höher, bei warmem niedriger (auch Weizen niedriger als Gerſte), auf, wo dann das Keimen unter freiwilliger Erwärmung und angeneh— mem obſtähnlichem Geruche der Haufen etwa binnen 24 Stunden beginnt. Von dieſem Zeitpunkte an ſucht man das Wachsthum der Wurzeln zu beſchrän— ken, indem man den Haufen zur Verminderung der Erwärmung auseinander wirft, ihn in kleinere nie— drigere Haufen von etwa 5 bis 6 Z. Höhe in folder Art ausbreitet, daß die Körner aus der Mitte des größern Haufens ſo viel als möglich nach unten und oben, die übrigen aber in die Mitte kommen, und des Tages einigemal umſchaufelt, mit Vorſicht, nichts von den Keimen zu zertreten oder zu zerquetſchen, was unreinliche Klumpen und nachher ſchlecht ſchmek— kendes Bier erzeugt. Die Temperatur der Haufen iſt durch das Umſchaufeln ſo zu reguliren, daß ſie immer zwiſchen 10 und 20 Grad R. (am beſten ungefähr 15 Grad) bleibt; daher die heißen Sommermonate dem Malzen eben ſo wenig günſtig ſind, als die kal— ten Wintermonate. Bei warmer Witterung wird öfteres Umſchaufeln und geringere Höhe der Haufen nöthig, als bei kalter. Manchmal müſſen ſogar die Haufen zur Zuſammenhaltung der Wärme mit Haar— tüchern bedeckt werden. In der Regel iſt das lang— ſamſte Malzen das beſte, d. h. man hat im Allge— meinen ſeine Sorgfalt darauf zu richten, daß der Wurzelkeim ſeine rechte Länge in der längſten Zeit erreiche, indem hierdurch die Gleichförmigkeit des Malzens am beſten erreicht wird. Haben nun die Wurzeln etwa 1 ½ mal die Länge (bei Weizen die gleiche Länge) des Korns erreicht, wo ſie ſich ſtark kräuſeln und in einander ſchlingen, ſo iſt das Keimen zu unterbrechen, damit nicht etwa auch der Blattkeim hervortritt, was ein unkräftiges Malz giebt. Kurz gewachſenes Malz giebt zwar ein um ſo kräftigeres Bier, es klärt ſich aber ſchwerer, daher es bei der oberjährigen Brauerei vermieden wird, wogegen man es mit dem beſten Erfolge bei der unterjährigen an- wendet. Bier von langgewachſenem Malze klärt ſich ebenfalls nicht gut, iſt dünn und kraftlos und wird bald ſauer. Ein mittelgewachſenes Malz (von obiger 567 Länge) hält man für das beſte zur oberjährigen Brauerei. Im Durchſchnitte kann man von der Zeit an, wo die Gerſte aus dem Weichbottiche genommen wird, bis zu dem Punkte, wo ſie für die Darre taug— lich iſt, 14 Tage rechnen. Die Haufen werden nun auseinander geſchaufelt und 1 bis 2 Zoll hoch aus— gebreitet, damit die Körner unter wiederholtem Um— ſchaufeln abtrocknen. Manche laſſen auch das Malz, bevor ſie es abtrocknen, noch ungefähr 12 Stunden ohne Umwenden liegen und trocknen es erſt dann, indem ſie es viermal in 24 Stunden umwenden. 3) Das Darren erfolgt, nachdem man die ge— keimte Gerſte vorläufig ſo weit hat abtrocknen laſſen, daß ſie ſich trocken in der Hand anfühlt, entweder auf dem ſogenannten Welkboden durch bloßen Luft— zug bei gewöhnlicher Temperatur (Luftmalz), oder durch künſtliche Wärme (unzweckmäßig durch Rauch) auf der ſogenannten Malzdarre (Darrmalz), auf welcher das Malz 3 bis 4 Zoll hoch gleichförmig ausgebreitet und die Erwärmung ſo regulirt wird, daß die Temperatur des Malzes ſich längere Zeit bis 25 Grad höchſtens 30 Grad R. erhält, wobei das Malz öfter, ſpäter alle 3 bis 4 Stunden umgewendet wird. Je nachdem man nun dieſelbe Temperatur fortwährend erhält oder allmälig ſteigert, und die höhere Temperatur kürzere oder längere Zeit einwir— ken läßt, erhält man helleres oder dunkleres Malz. Welkmalz nennt man das mit dem Luftmalz über— einkommende, weißbleibende Malz, welches nach völliger Abtrocknung bei 25 bis 30 Grad R. von der Darre genommen wird; gelbes iſt noch weiter bei etwa 10 Grad R. getrocknet, und braunes bei 50 bis 60 Grad R. Im Allgemeinen iſt es beſſer das Bräunen des Malzes durch eine länger anhal— tende niedrigere Temperatur, als eine kürzer dauernde ſtärkere Hitze hervorzubringen. In der Regel dauert das vollſtändige Darren zwei Tage. Die Wurzeln und Keime verdorren beim Darren und werden durch ein Drahtſieb abgeſondert. Wo nicht mit Rauch ge— darrt wird, iſt die Oberfläche des Darrofens, wor— auf das Malz geſchüttet wird, mit Platten von Ku— pfer, Eiſenblech oder Gußeiſen, oder mit Töpfer— kacheln belegt. Wo man aber noch mit Rauch darrt, wird der Darrofen mit Horden von Weidenruthen, Spänen, durchlöcherten Bretern, durchlöcherten Plat— ten von Kupfer oder Eiſenblech, oder mit Horden, welche mit Eiſendraht durchflochten find, belegt. Der Rauch dringt nun durch dieſe Offnungen und das Malz wird dadurch geräuchert. Bei den Rauch— darren wird allerdings Holz und Zeit erſpart, aber das Bier bekommt einen räucherigen Geſchmack, ſo— wie es ſich auch ſchwerer klären und leichter ſein ſoll. Wenigſtens muß Rauchmalz mindeſtens ein Jahr alt ſein, bevor es zum Brauen verwendet wird. Die ge— ſchloſſenen Darren ſind den Rauchdarren ſtets vor— zuziehen, zumal man bei jenen auch mit Torf oder Steinkohlen feuern kann. Für zweckmäßig hält man auch eine Drahtdarre, die als verſchloſſene Darre durch einen in der Mitte derſelben ſtehenden Ofen geheizt wird. Man verwendet hierzu einen langen Ofen, bei dem man von außen hinein ein Mauer— werk mit einem Ofenloche bis zu dem in der Mitte 568 ſtehenden Ofen führt, um fo die Heizung von außen zu bewirken. Zweckmäßig ſind ferner diejenigen Malz— darren, bei denen die Heizung durch Feuerkanäle rings um die Darre, die mit zwei horizontalen Sei— ten in der Mitte zuſammenſtößt, herumgeht. Bequem und zugleich ſehr billig ſind diejenigen Darren, die mittelſt des dahin geleiteten heißen Rauches von an— derweitigen Feuerungen z. B. der Braukeſſel, durch eiſerne oder auch thönerne Röhren geheizt werden können. So kann da, wo mit der Brauerei eine Brennerei verbunden iſt, das Malz auf gedachte Weiſe mit demſelben Feuer getrocknet werden, mit welchem die Branntweinblaſe abgebrannt wird. Darrmalz giebt im Allgemeinen eine geſättigtere Würze und haltbareres Bier, als Luftmalz, ſowie überhaupt das Bier um ſo haltbarer wird, je ſtärker das Malz geröſtet war; nur ſoll daſſelbe nicht ver— brannt werden. Zu Weißbieren wird Luftmalz oder ſehr helles Darrmalz, zu braunen dagegen braun— geröſtetes Darrmalz angewandt. Meiſt aber miſcht man, je nachdem das Bier heller oder dunkler aus— fallen ſoll, verſchiedene Malzſorten unter einander und ſetzt denſelben noch ungemalztes Getreide, haupt— ſächlich Weizen für Weißbier u. |. w. zu. Bei gutem Malze iſt das Korn rund und voll, bricht leicht zwi— ſchen den Zähnen, hat einen ſüßlichen milden Ge— ſchmack, angenehmen würzigen Geruch, iſt von einem Ende bis zum andern voll weichen Mehls, giebt im Brauen keinen unangenehmen Geruch; es iſt ferner nicht hart, ſo daß es über ein Eichenbret, nach der Quere der Faſern bewegt, einen weißen Strich, wie Kreide zurückläßt; ſchwimmt auf Waſſer. Das fer: tige Malz wird auf einem trocknen, luftigen Boden zum Aufbewahren in großen Haufen aufgeſchüttet; doch muß es zweimal im Jahre, im Frühjahre und im Herbſte einmal umgearbeitet werden. Maiſchen (Meiſchen) und Kochen. Das zum Maiſchen anzuwendende Malz ſoll mindeſtens Y, Jahr alt fein, zu junges giebt ein trübes Bier. Es wird geſchroten oder gemahlen, aber blos zu grobem Mehl, um Verkleiſterung durch das heiße Waſſer, womit es beim Maiſchen behan— delt wird, zu verhüten; zu welchem Zwecke auch wohl noch dem Mehle Spreu oder Haferſchrot zugemengt wird. Das fertige Schrot läßt man einige Tage an einem kühlen Orte (3. B. auf der Malztenne) ſtehen. Das Maiſchen ſelbſt beſteht nun darin, daß man das ſo vorbereitete Malz mit heißem Waſſer unter Rühren und Durcharbeiten in Berührung ſetzt, wo— bei zu beobachten, daß die Ausziehung mit Waſſer von geringerer Temperatur (etwa 26 Grad R.) be— gonnen und vorbereitet, dann mit Waſſer, nicht un— ter 50 Grad und nicht über 60 Grad fortgeſetzt und beendigt werde; ferner daß die Ausziehung nicht auf einmal mit der ganzen Waſſermenge, welche zur Ausziehung dienen ſoll, bewirkt werde, ſondern nach und nach in getheilten Portionen. Luftmalz und Welkmalz oder Darrmalz, das mit ungemalztem Ge— treide gemengt iſt, muß minder heiß, aber länger be— handelt werden, als Darrmalz. Die zum Maiſchen Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. zu verwendende Waſſermenge hängt von der Stärke, welche das Bier erhalten ſoll, ab. Übrigens finden in der nähern Ausführung des Maiſchens an ver— ſchiedenen Orten viele Abänderungen ſtatt, die jedoch, wenn nur die angegebenen Hauptbedingniſſe befrie— digt werden, von wenig weſentlichem Einfluſſe ſind. Am gewöhnlichſten iſt wohl das dreimalige Maiſchen, d. h. das Ausziehen des Malzes mit drei getrennten Portionen Waſſer, worauf man noch eine Auszie— hung zur Gewinnung eines ſchwachen Nachbieres (Kovents) oder einer ſchwachen Würze (blaue Würze), die bei nachfolgendem Brauen als erſtes Maiſch— waſſer verwendet wird, folgen laſſen kann. Um aus dieſer ſchwachen Würze wirklich Kovent zu machen, wird ſie mit dem Hopfen gekocht, der bereits für das Starkbier gedient hat. Beim Maiſchen ſind haupt— ſächlich zwei Punkte wohl zu beachten, nämlich: ver— meintliche Erſparniß an Zeit durch abgekürztes oder erleichtertes Maiſchen, wobei das Stärkemehl nicht gehörig und vollſtändig in Zucker umgewandelt wer— den kann; und das Beſtreben, das Malz bis auf die bloße Hülſe zu erſchöpfen, wobei die Würze zu viel noch unverändertes Stärkemehl aufnimmt, was ein trübes und unhaltbares Bier giebt. Dasjenige, was nach 3 bis 4 regelmäßigen Maiſchen im Malze bleibt (Träbern), iſt nicht mehr für die Würze tauglich und wird am beſten als Viehfutter verwendet. Das Maiſchen erfolgt in einem großen Bottiche (Maiſchbottiche) mit zwei Böden, von welchen der obere mit vielen Löchern durchbohrt und von dem untern über 3 Zoll weit entfernt iſt. Zwiſchen dieſen beiden Böden, wovon der oberſte ſich herausnehmen läßt, befindet ſich der Hahn zum Ablaſſen der Würze, nachdem ſie den gehörigen Sättigungsgrad erlangt hat, was man durch die Bierwaage finden kann. Außerdem wird der Maiſchbottich, nachdem das Maiſchen ſelbſt vollendet, mit einem Deckel bedeckt, um ſo die Maiſche in einer Temperatur von 55 bis 60 Grad zu erhalten, worauf man nun Alles ruhig ſtehen läßt, bis die Flüſſigkeit oder der Malzextrakt ſich von ſelbſt klärt und von den Träbern abgelaſſen werden kann. Alsdann wird die Würze in ein zwei— tes und tiefer ſtehendes Gefäß (Unterſtock, Unterge— fäß) abgezogen, welches ebenfalls bedeckt und mit einer Pumpe verſehen iſt, um aus demſelben die Würze in den gleich daneben befindlichen höher ſte— henden kupfernen Braukeſſel oder Braupfanne zu pumpen, wo ſie mehrere Stunden lang gekocht und nach Beginn des Kochens der Hopfen zugeſetzt wird. Dies kochen, bei welchem manche Brauer den Keſſel zur Verhütung des Verluſtes von flüchtigen Theilen mit einem, mit Sicherheitsventilen verſehenen, Deckel bedecken, oder einen Deckel mit einem Rohre zum Austritt der Dämpfe anwenden, hat zum Zwecke, theils die Würze durch Ausſcheidung des gerinnenden Eiweißſtoffes zu klären, theils auch die Zuckerbildung aus dem Stärkemehle möglichſt zu vervollſtändigen. Für Bier, das ſich lange halten ſoll, wird das Kochen längere, für bald wegzutrinkendes, kürzere Zeit fort— geſetzt, für Braunbiere längere Zeit als für Weiß— biere. Im Allgemeinen kann man das Kochen als hinlänglich betrachten, wenn die Abſcheidung der Das Bierbrauen. eiweißartigen Flocken genügend erfolgt iſt, und ſich dieſe in einer mit einem Glaſe ausgeſchöpften Probe ſchnell auf den Boden niederſetzen, während die Würze völlig klar iſt. Zwei bis drei Stunden find für Gerſtenmalz in der Regel hinlänglich. Der Zuſatz des Hopfens, welcher theils die Klä— rung und Haltbarmachung des Bieres, theils den bittern und gewürzhaften Geſchmack deſſelben be— zweckt, geſchieht gewöhnlich gleich beim Eintritte des Siedens der Würze. Man kann den Hopfen (am beſten unzerkleinert) entweder vorher in einem beſon— dern Gefäße mit heißer Würze einige Stunden wei— chen laſſen und dann in den Keſſel ſchütten, oder auch ohne Vorbereitung auf die Oberfläche der kochenden Würze ſchütten, hier erſt einige Zeit ſchwimmen laffen und dann erſt unter die Flüffigfeit tauchen. Manche Brauer ziehen aber auch den Hopfen für ſich in Waſſer oder in ſchwacher Würze bei einer Temperatur von 70 Grad in einem bedeckten Keſſel aus und vermiſchen dieſen Extrakt nachher vor dem Abkühlen der Würze mit derſelben. Indeß lehrt die Erfahrung, daß es von keinem Nachtheile iſt, wenn der Hopfen ſelbſt 5 bis 6 Stunden lang mit der Würze gekocht wird, vielmehr das Unangenehme ſei— ner Bitterkeit ſich hierdurch mildert. Zur Erbauung gehörig geiſtreichen und gewürzhaften Starkbieres gehört auf 1 Berl. Scheffel Malz 1 Pfd., für ge— wöhnliche gemeine Biere blos ½ Pfd. Hopfen, für die ſtärkeren Sorten des Ale und Porter werden in England in der Regel 1½, ja bisweilen 2 Pfund Hopfen auf 1 Berl. Scheffel Malz genommen. Der gekochte Hopfen ſaugt eine nicht unbedeutende Menge Würze ein, die jedoch nicht verloren geht, wenn man Nachbier damit kocht, ſonſt aber auch durch Auspreſ— ſen wieder zu gewinnen iſt Wenn die gehopfte Würze hinreichend gekocht iſt, ſo wird ſie mittelſt Durchlaufens durch ein Sieb oder Leinwand oder durch einen mit Stroh ausgefütterten Korb (Hopfenſeige) vom Hopfen befreit, und in ein großes, flaches, hölzernes Gefäß (Kühlſchiff, Kühl— ſtock) abgelaſſen und hier durch möglichſt ftarfen und trocknen Luftzug und möglichſt niedrig gehaltene Tem— peratur (am beſten 8 bis 10 Grad R.), in manchen Brauhäuſern mittelſt beſonderer Vorrichtungen, z. B. bewegender Flügel u. dergl., möglichſt ſchnell, unter Vermeidung von Umrühren ſo weit abgekühlt, daß ſie die zur nachfolgenden Gährung ſchicklichſte Tem— peratur erhält, was nach Beſchaffenheit 6 bis 15 Stunden dauern kann. Während des Abkühlens ſetzt die Würze noch einen geringen Bodenſatz ab und muß dann vollkommen klar ſein, indem eine trübe Würze nie ein klares Bier giebt. In Brauereien, welche an fließendem oder auch nur Röhrenwaſſer gelegen ſind, kann man die Würze ſehr vortheilhaft dadurch abkühlen, daß man dieſelbe in kupfernen Pfannen in das in's Brauhaus geleitete Waſſer ſetzt. Die Kühlgefäße (Kühlſchiffe) dürfen nicht über 6 bis 8 Zoll hoch und müſſen auch in hinreichender Größe und Anzahl vorhanden ſein, damit die Würze in ihnen nicht höher, als höchſtens 4 bis 5 Zoll hoch zu ſtehen kommt; bei hinlänglichem Raume iſt es Kirchhof, Landwirth. 569 aber noch beſſer, wenn die Kühlſchiffe nur 4 bis 5 3. hoch zu ſein brauchen und die Würze alsdann, be— ſonders im Sommer, nur 1 bis 2 Zoll hoch darin zu ſtehen kommt. Da die abzukühlende Würze auf den Kühlſchiffen dem Einwirken der Luft eine ſehr große Oberfläche darbietet, wodurch der Grund zur Säuerung gegeben werden kann, jo bedient man ſich in mehreren Brauereien ſtatt des Kühlſchiffs eines ſogenannten Würzkühlers, der ſich in ſeiner Form nach dem vorhandenen Raume einer jeden Brauerei richtet. Läßt ſich z. B. ein hölzernes Gefäß von 10 Fuß Durchmeſſer aufſtellen, ſo wird die Kühlmaſchine darin angebracht; geſtattet hingegen der Raum nur 7 F. Durchmeſſer, ſo wird dem Gefäß das im Durch— meſſer Fehlende an der Höhe zugegeben. Wenn da— her das erſtere von 10 Fuß Durchmeſſer 3 F. Höhe hat, ſo wird das letztere bei 7 F. Durchmeſſer unge— fähr eine Höhe von 5 Fuß erhalten müſſen. Der Kühler ſelbſt beſteht aus ganz dünnem Kupfer, wel— ches zu 4 Zoll weiten Röhren mit Zinn zuſammen— gelöthet iſt, ſo daß dieſe vollkommen denen der Schlangen beim Kühlapparate in Brennereien glei— chen. Von ſolchen Röhren werden nun ſo viel ange— fertigt, als genug iſt, “ Fuß von dem Rande des hölzernen Gefäßes nach innen, rund herum ein Zick— zack zu bilden. Jede einzelne Röhre wird ſo lang an— gefertigt, als das Gefäß hoch iſt, und wenn dieſelbe an die zweite ſchief angelöthet wird, müſſen beide Rohre noch unter dem Rande des Faſſes ſtehen. Das auf ſolche Weiſe mit Röhren hinlänglich beſetzte Gefäß wird nun mit Waſſer gefüllt. Der Eingang in die Röhren, auf welche beim Einlaſſen der Würze ein zweckmäßig angemeſſener Trichter geſetzt wird, muß aber ſo eingerichtet ſein, daß das durch Pum— pen heraufgebrachte Bier durch eine Rinne in den— ſelben gerade in der Richtung und Stärke einlaufen kann, welche geeignet iſt, die heiße Würze zu dem erforderlichen Grade abzukühlen. Durch einen ange— brachten Krahn (Ausgangsrohr) hat man es in ſei— ner Gewalt, den Abfluß der Würze nach Bedarf ſchneller oder langſamer zu bewirken. Mittelſt dieſes Apparats kann ein Gebräude von 20 Tonnen binnen zwei Stunden gehörig abgekühlt und die Würze zu— gleich in den Stellbottich zum Hefengeben geleitet werden. Im Winter, wo der Gährungsraum kalt iſt, darf man die Würze nicht unter 12 bis 14 Grad R. abkühlen, während ſie im Sommer möglichſt we— nigſtens auf 10 Grad R. abgekühlt werden ſoll; am vortheilhafteſten iſt eine Temperatur der Würze von 10 bis 12 Grad R., bei einer Temperatur der Atmoſphäre von etwa 10 Grad R. Da es bei der gewöhnlichen Methode des Abkühlens ſchwierig iſt, die Würze auf die gehörig niedrige Temperatur her— abzubringen, ſo liegt hierin der Grund der Schwie— rigkeit, im Sommer daſſelbe Bier zu brauen, als im Winter. Gährung. Die Gährung kann nach zwei verſchiedenen Me— thoden, der Untergahre (wo ſich ein beträchtlicher Theil der Hefe auf den Boden abſetzt) oder der der 72 570 Dbergahre (wo die Hefe meift nach oben ausge: ftoßen wird) vorgenommen werden. Die erſte wird bei Herſtellung des ſogenannten Lagerbiers be— folgt, welches ſich auf Fäſſern hält und an Güte mit der Zeit noch gewinnt. Solches Bier läßt ſich am leichteſten im Herbſte oder Frühjahre brauen, da— her es auch Märzbier genannt wird. Die zweite Methode wird bei Bieren, welche in der warmen Jahreszeit hergeſtellt werden, wo die Abkühlung nicht gehörig ſtattfinden kann und die Gährung in großen Bottichen zu ſtürmiſch vor ſich gehen würde, desgleichen bei leichten und mittlern, bald wegzu— trinkenden Bieren angewendet. 1) Untergahre. Die gehörig abgekühlte Würze wird in den Gährungsbottich, der mehr weit als tief ſein ſoll, abgelaſſen. Dieſer kann ſo groß ſein, daß er das ganze Gebräude zu faſſen vermag; oder man kann auch die Würze auf klei— nere Gefäße vertheilen. Die Gährung ſelbſt muß an einem Orte von möglichſt gleichförmiger Tem— peratur erfolgen. Es iſt weſentlich, den Gährungs— raum kleberartig anzulegen, wo man dann im Win— ter durch gelindes Heizen, am beſten mittelſt einer durch denſelben laufenden Röhre, durch welche Waſ— ſerdampf ſtreicht, im Sommer durch Regulirung im Verſchließen und Offnen der Fenſteröffnungen die gleichmäßige Temperatur, 10 Grad R., erhalten kann. Mit der in den Bottich abgelaſſenen Würze wird die zuvor mit etwas Würze angerührte und an einem warmen Orte in Gährung gekommene Hefe (am beſten Oberhefe, und zwar von ähnlichem Biere erhalten), durch Rühren ganz gleichförmig vermiſcht. Im Allgemeinen reicht 1 Maß Hefen hin, um 100 Maß Würze bei mittlerer Temperatur voll— ſtändig in Gährung zu verſetzen. Im Winter iſt mehr davon nöthig als im Sommer, bei einer Temperatur der Würze von 8 Grad R. wohl dop— pelt ſo viel, als bei 16 Grad R. Ein Übermaß der Hefe iſt zu vermeiden, weil ſonſt die Gährung zu ſtürmiſch wird. Bei Zubereitung ſtarker Biere, beſonders im Sommer, ſetzt man auch der Würze eine gewiſſe Menge Kochſalz zu. Nach dem Hefen— geben bedeckt man den Bottich und läßt ihn auch, obſchon öfters nachſehend, während der Gährung bedeckt, ſobald dieſe auf die rechte Weiſe vor ſich geht, wogegen man bei zu heftiger Gährung den Deckel abnimmt; bei ſtarker Kälte belegt man ihn aber mit Strohdecken. Die Gährung beginnt ge— wöhnlich 6 bis 8 Stunden nach dem Hefengeben, wobei eine weiße Haut am Rande des Gährbot— tichs erſcheint (die Hefe ſetzt an); alsdann breiten ſich Luftbläschen und eine rahmähnliche Haut über die Würze aus (die Würze rahmt); dann treibt die Haut vom Rande des Bottichs ab (die Würze fällt ab); endlich bildet ſich ein ſchaumartiger, anfangs weißer, allmälig hellbraun werdender Berg von Hefen auf der Oberfläche (die Würze erhöht ſich). Während dieſer Zeit ſteigt die Temperatur der Flüſ— ſigkeit um mehrere Grade. Hauptſache iſt, daß die Gährung recht gleichförmig, ſonach bei recht gleich— förmiger Temperatur vor ſich gehe. Geht ſie, bei nicht genügendem Hefenzufatze, zu langſam vor ſich, Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. ſo muß mehr davon noch während der Gährung zugeſetzt werden; kann man andererſeits im Som— mer die zur Gährung zu ſtellende Würze nicht hin— reichend abkühlen, ſo iſt es von Vortheil, die zu— zuſetzende Hefe mit Weingeiſt oder mit ſtarkgebrann— tem Zucker zu vermiſchen, wodurch die Gährung gemindert wird. Aus dieſem Grunde gährt auch Würze mit ſtark gedarrtem Malze minder heftig. Auch wird die Gährung dadurch gemäßigt, daß man die in dem Gährungsbottiche angeſammelte Oberhefe wegnimmt, wodurch ſich die Temperatur der Würze bedeutend vermindert. Die Vollendung der Gährung, welche binnen 6 bis 8 Tagen er— folgt, erkennt man an mehreren Erſcheinungen, an dem Aufhören der Bewegung in der Würze, dem Zuſammenfallen des Schaums u. ſ. w. Man muß genau hierauf achten; denn ein zu ſtark gegohrnes Bier wird leicht ſcharf, ſauer, löſt wieder etwas von der ausgeſchiedenen Hefe auf und erhält da— durch den hefenbittern Geſchmack, während ein nicht genug gegohrenes Bier zuckerig und fade wird. Doch läßt man das Luftmalzbier, welches milder bleiben darf, nicht ganz ausgähren, damit es gasreicher werde, ſondern ſchöpft es, wenn der Schaum auf's Höchſte geſtiegen, auf Flaſchen. Die auf der Ober— fläche angeſammelte (größtentheils neugebildete) Hefe (Oberhefe) wird nun mit einem Siebe abgenom— men und das klare Bier von der auf dem Boden angeſammelten Unterhefe in Fäſſer abgezogen, welche ſich im Bierkeller befinden. In der Regel entſteht deſto mehr Oberhefe, je heftiger die Gährung war. Im Allgemeinen aber bildet ſich um ſo mehr Hefe, je mehr Kleber und mehlartige Theile die Würze noch unverändert enthielt. Das auf Fäſſer abge— zogene Bier ſetzt nun noch einige Tage eine lang— ſame Gährung (Nachgährung) fort, weßhalb das Spundloch der gänzlich angefüllten Fäſſer offen ge— laffen wird, damit die Hefe aus demſelben vollends ausgeſtoßen werde. Da jedoch dies Ausſtoßen nur bei vollem Faſſe erfolgen kann, ſo müſſen die Fäſſer während der Dauer dieſer Gährung ſtets durch Nachguß von reinem Waſſer oder von Bier deſſel— ben Gebräudes voll erhalten werden. Sobald das Ausſtoßen der Hefe aufhört, oder daſſelbe weniger merklich wird, ſpundet man das Faß zu, da die bei der Nachgährung ſich bildende Unterhefe von keinem Nachtheil für das Bier iſt, wenn dies ruhig darüber liegen bleibt, vielmehr vortheilhaft wirkt, indem ſie eine ſehr langſame aber unmerkliche Gäh— rung unterhält, welche jedem auf dem Lager liegen— den Biere nöthig iſt und wodurch es mit der Zeit immer geiſtreicher wird. 2) Die Obergahre iſt von der vorigen darin verſchieden, daß man die Gährung, mit Zuſatz ei— ner größern Menge Hefen, als im vorigen Falle, in dem Gährbottiche blos beginnen läßt und dann, oder auch gleich vom Kühlſchiffe weg das Bier auf Fäſſer mit weitem Spundloche füllt, wo die Gäh— rung nun vollends verläuft, aber ſchneller, und in 24 Stunden beendigt iſt. Es ſchlägt ſich hierbei viel weniger Hefe nieder, als bei der Untergahre im Gährbottich, vielmehr fließt der größte Theil Das Bierbrauen. derſelben durch das etwas auf die Seite gelegte Spundloch aus. Das auf dieſe Art vergohrne Bier iſt nicht haltbar und der Säuerung leicht unter— worfen. Bisher iſt blos die Bereitung des Bieres aus Gerſte beſchrieben worden, häufig aber wird der Gerſte auch eine andere Getreideart, Weizen, Spelt, Hafer zugeſetzt, die beiden letztern ſtets ungemalzt, Weizen gemalzt oder ungemalzt. Beträgt die Gerſte den größten Theil des Materials, ſo brauchen die ihr zugeſetzten Getreidearten nicht gemalzt zu wer— den, indem der Kleber der gemalzten Gerſte hin: reicht, die Zuckerbildung darin mit zu bewirken, und ſelbſt aus ganz ungemalztem Getreide kann, beſon— ders bei Zuſatz von Haferſchrot, eine brauchbare Würze bei niedrig gehaltener Temperatur des Maiſch— waſſers erlangt werden. Der ungemalzte Weizen giebt dem Biere einen eigenthümlichen, angenehmen Nebengeſchmack. Der Hafer giebt zwar viel Zucker, veranlaßt aber eine zu ſchnelle Säuerung. Die Verhältniſſe der Mengungen von weißem, gelbem und braunem Malze aus Gerſte oder Weizen, mit Zuſatz von ungemalztem Weizen, Spelt, Hafer u. ſ. w. können in's Unendliche verſchieden ſein. Biere ſchlagen oft um, wenn ſie während eines Ge— witters gebraut werden, wo ſich die Würze ſchon zur Gährung neigt, ehe ſie von den Träbern abgelaſſen worden. Einige Brauer werfen beim Gewitter bren— nendes Holz in die Würze, welches das Sauerwer— den verhindern ſoll. In England gebraucht man zu ſchneller Berei— tung des Bieres Malzextrakt, bei deſſen Bereitung man aber viele Vorſicht anwenden muß, indem ſchon bei der Temperatur des kochenden Waſſers ſich die Beſtandtheile deſſelben leicht zerſetzen und der Zucker— ſtoff faſt gänzlich verſchwindet, während bei niedri— ger Temperatur die Verdünſtung des Malzauszugs zu langſam von Statten geht und die lange Ein— wirkung der Luft ebenfalls zerſetzend wirkt. Dies Schnellbrauen mit Malzextrakt geſchieht nun da— durch, daß man eine gewiſſe Quantität deſſelben in Waſſer auflöſt, mit dem nöthigen Hopfenzu— ſatze 2 bis 3 Stunden lang auf 45 Grad R., dann 5 Minuten lang zum Kochen erhitzt, die Flüſ— ſigkeit abpreßt, nach Erkalten bis 20 Grad R. mit Hafer vermiſcht, dann die Gährung auf einem Faſſe vollenden läßt und das Bier auf Flaſchen zieht. Zum Bierbrauen anzuwendende Subſtanzen. 1) Von den Getreidearten wird die Gerſte am meiſten und zweckmäßigſten zugleich zum Bier— brauen in Anwendung gebtacht; nach ihr folgt der Weizen, der zwar ein wohlſchmeckendes, aber nicht ſo helles Bier als die Gerſte giebt. Im Nothfalle wird auch der Hafer, der für ſich allein nur ein leichtes Bier liefert, zur Gewinnung des Bieres in Anwendung gebracht; mit andern Getreidearten ge— miſcht, befördert jedoch derſelbe die Gährung und giebt bei richtiger Behandlung dem Biere ein klares, ſchönes Außere. Das auf einem leichten, ſandigen oder noch beſſer falfigen Boden gewachſene Getreide 571 iſt zuckerhaltiger und daher zum Biere tauglicher, als das, welches auf einem fetten und thonigen Bo— den gewachſen und mehr ſtärkemehl- und kleberhal— tiger iſt; am wenigſten taugt dergleichen von einem friſch, beſonders mit Schafmiſt, gedüngten Acker, wovon das Bier einen ſehr widrigen Geſchmack an— nimmt. Das Braugetreide muß vollkommen reif, dünnhülſig, möglichſt groß- und ſchwerkörnig, we— der ausgewachſen noch ſonſt verdorben und nicht gern über 1 Jahr alt ſein. Um ein immer gleich ſtarkes und kräftiges Bier zu erhalten, iſt weit ſiche— rer, das Getreide nach dem Körnergewichte, als nach dem Maßgehalte zu nehmen. Zum gleichför— migen Malzen muß es nicht nur von einerlei Jahr: gang und Boden ſein, ſondern es müſſen auch mit— telſt geeigneter Vorrichtungen die größern Körner von den kleinern abgefondert werden. 2) Alles zum Malzen und Brauen beſtimmte Waſſer muß entweder an ſich rein genug, oder durch ruhiges Stehenlaſſen und Abſeihen, oder durch Quarzſand, ausgeglühte Kohlen u. |. w. ge: reinigt werden. Im Allgemeinen iſt ein weicheres Flußwaſſer beſſer, wenigſtens zu Nichtlagerbieren, als zu hartes Quell- oder Brunnenwaſſer, welches ſich indeß durch ruhiges Hinſtellen in einem offenen Bottich an die Luft und vorſichtiges Abſchöpfen von dem erdigen Bodenſatze, oder dadurch verbeſſern läßt, daß man es zuvor abkocht oder eine Partie heißgemachter Kieſelſteine in daſſelbe wirft. Wenn ſchon hartes Waſſer die Gährung verzögert, ſo be— günſtigt es doch weniger die Fäulniß als weiches und eignet ſich deßhalb mehr für Lagerbier. 3) Der Hopfen muß gehörig reif, doch nicht überreif, gut getrocknet und vor der Luft bewahrt, von Blättern, Ranken und Stielen rein, ſtaub— frei, angenehm und ſtark riechend ſein. Surrogate der Bierfabrikation. Statt Malz können alle ſtärkemehl- und zucker— haltigen Stoffe mit mehr oder weniger Erfolg zur Bereitung bierähnlicher Getränke verwendet werden. So braut man z. B. dergleichen aus Buchweizen, Hirſe, Mais, Reis, ſowie auch Kartoffeln, Runkel— rüben, Bohnen, Möhren, Quecken, Obſt, Zucker— oder Stärkeſyrup u. ſ. w. theils für ſich, theils als Zuſatz zu gewöhnlichem Malz und um einen Theil deſſelben zu ſparen, bei übrigens ähnlicher Behand— lung, angewandt werden können. Soll jedoch die Eigenthümlichkeit des Bieres, namentlich Braun— bieres nicht verloren gehen, ſo dürfen ſie nur als Zuſätze bei vorwaltendem gewöhnlichem Malze an— gewandt werden. Für den Hopfen giebt es zwar viele Surrogate, die ſeine Bitterkeit, aber keins, das ſeine übrigen Eigenſchaften erſetzen kann. Der— gleichen Hopfenſurrogate find: Aloé, Quaſia, En— zian, Kalmus, Wermuth, weißer Andorn, Pome— ranzen, Bitterklee, Buchsbaumholz. Von dieſen Zu— ſätzen iſt Aloe der ſchädlichſte; die übrigen dürften zwar nicht nachtheilig ſein, da ſie meiſt als magen— ſtärkende Mittel bekannt ſind; ertheilen aber dem Biere nicht eigentliche Hopfenbitterkeit, die es be— 72 572 ſitzen ſoll. Buchsbaumholz ſoll, zur Erſetzung eines Theils Hopfens genommen, das Bier wohlſchmek— kend und geſund machen. Bereitung des Bieres im Kleinen. Das Bier ſich ſelbſt im Kleinen zu bereiten, wird man in der Regel eben nicht vortheilhaft fin— den, indem das leichte Mißlingen der Arbeit, wenn ſie nicht von Sachverſtändigen und mit Anwendung der dazu günſtigſten Einwirkungen ausgeführt wird, die Vortheile mehr als aufwiegen dürfte, welche man durch etwaige größere Wohlfeilheit deſſelben zu erzielen glaubt. Wollte man jedoch dieſe Berei— tung wirklich unternehmen, ſo müßte man dabei im Ganzen die oben näher angegebenen Maßregeln be— folgen und die im Großen gebräuchlichen Gefäße und Maßregeln durch etwa zu Gebote ſtehende ſo gut wie möglich zu erſetzen ſuchen. So kann das Darren des Malzes im Backofen nach herausge— nommenem Brode, oder noch mehr im Kleinen in einer Ofenröhre vorgenommen werden, man kann es aber auch gleich fertig kaufen; als Braukeſſel kann man allenfalls einen gewöhnlichen kupfernen Keſſel anwenden u. ſ. w., immer aber wird der Er— folg unſicher bleiben, wenn man ſich der oben für Bierbrauen aufgeſtellten Bedingungen nicht gehörig zu verſichern weiß. Doch ſoll man ſich auf folgende Weiſe ein ftarfes und wohlſchmeckendes Hausbier ohne eigentliches Malz bereiten können: Man läßt 8 Pfd. Gerſte oder Hafer in einem Backofen nach Herausnahme des Brodes oder in einem Bratofen trocknen, wobei man umrührt, bis alle Feuchtigkeit verdampft iſt, ohne daß aber die Körner geröſtet oder verbrannt werden, ſodann zerſtößt man die Körner ſorgſam, gießt 15 preuß. Quart Waſſer von 64 Grad R. darüber, läßt es 3 Stunden darauf ſtehen, gießt es ab, bringt dann über das Getreide 12 Quart Waſſer von 72 Grad R., gießt es nach 2 Stunden abermals ab, bringt endlich 12 Quart Waſſer über das Getreide, rührt, ſo wie bei den frühern Malen, um, und gießt es nach 1½ Stunde ab. Nun vereinigt man dieſe 3 abgegoſſenen Flüſ— ſigkeiten, fügt etwa 13 Pfd. Meliſſe, in 30 Pfd. laues Waſſer eingerührt, hinzu, bringt das Ganze zum Kochen über das Feuer, wirft etwa 6 Lth. guten Hopfen hinzu und rührt die Flüſſigkeit ſo lange um, als der Hopfen aufſchwimmt. Zwei Stunden darauf, wenn die Flüſſigkeit nur noch lau iſt, bringt man 2 Trinkgläſer voll Bierhefen hinzu, rührt alles gut durch einander und läßt dann die Flüſſigkeit an einem Orte von etwa 14 Grad R. Temperatur gähren. Alsdann wird das Ganze in ein damit anzufüllendes Faß gebracht, welches 3 Tage offen bleibt, worauf man es zuſpundet. Nach 2 Wochen iſt das Bier trinkbar. Ein für Familienbrauereien ſehr geeigneter Brau— apparat, mittelſt deſſen Malz und Hopfen zu glei— cher Zeit und durch denſelben Waſſeraufguß ausge- zogen werden kann, iſt folgender. Dieſer Apparat beſteht aus verzinntem Eiſenblech aus 3 in einander ſteckenden hohlen Cylindern, wovon die beiden in— Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. nern aus dem äußern herausgehoben werden kön— nen. Der äußere wird mittelſt ſeiner Handhaben auf ein Feuerbecken ge— ſetzt, welches mit ſei— nen Füßen den unter— ſten Theil des Apparats ausmacht, ſo daß der äußere Cylinder als Keſſel dient. Zwiſchen ſeiner innern Wand und der äußern des größern innern Cylinders ſam— melt ſich die Würze, die unten zu einem Hahne herausgelaſſen werden kann; in den Raum zwiſchen dem größern und kleinern innern Cy— linder wird das Malz— ſchrot und in den Raum des kleinern innern Cylinders der Hopfen gebracht. Die Seiten— wände der beiden in— nern Cylinder ſind mit lauter kleinen Löchern verſehen, welche nur Waſſer, keineswegs aber Schrot oder Hopfen durchlaſſen. Die beiden zwiſchen den Cylindern befindlichen Räume müſſen zu der erfor— derlichen Menge Malzſchrot und Hopfen eine ver— hältnißmäßige Größe haben. Außer dem Boden des äußern Cylinders befindet ſich unten in dem Raume zwiſchen dem größten und kleinſten innern Cylinder noch ein fein durchlöcherter Boden zur Aufnahme des Schrotes, welcher an einem beweglichen Handgriffe herausgenommen werden kann, und ſonſt ſich auf einen feſten Kranz ſtützt. Mit einem eigenen Deckel kann man alle innern Räume des ganzen Apparats verſchließen. Beim Brauen ſelbſt gießt man nun ſo viel Waſſer in den Apparat, daß der erwähnte durch— löcherte Boden davon bedeckt iſt, und zündet das Feuer auf dem Kohlenbecken an. Alsdann bringt man Schrot und Hopfen in die Cylinder, bis zu Y, ihrer Höhe, worauf man ſo viel kaltes Waſſer in die Cylinder gießt, als nöthig iſt, Malz und Hopfen damit zu bedecken, und endlich alsdann die Cylinder mit dem äußern Deckel verſchließt. Nachdem das Feuer etwa 1 Stunde gebrannt hat, rührt man das Schrot mit einem Rührſtabe etwa 10 Minuten lang um, damit es gehörig gemaiſcht wird. Man erhöht die Hitze nach und nach auf 63% Grad R. und rührt die Miſchung wieder um. Wenn aber die Hitze bis auf 66 Grad geſtiegen iſt, muß man das Feuer mit naſſer Aſche dämpfen. Nun läßt man die Maiſche 2½ Stunden lang ruhig ſtehen und zapft die Würze dann recht langſam in das Kühlgefäß ab. Man kann alsdann zu dünnerem Bier noch ei— nen zweiten, zuletzt auch wohl noch einen dritten Aufguß machen. Mehreres über Bierbrauen, ſowie über die Be— reitung der verſchiedenen Bierſorten ſelbſt findet man unter andern in folgenden Schriften: F. Kirch— Das Branntweinbrennen. hof, das Ganze der Landwirthſchaft. Leipzig, 1836. Derſelbe, Converſations-Lexicon der geſamm— ten Land- und Hauswirthſchaft. Glogau, 1838. Poppe, die Bierbrauerei auf der höchſten Stufe der jetzigen Vervollkommnung. Tübingen, 1834. Muntz, das Hauptſächlichſte der Bierbrauerei. Neuſtadt, 1836. Mayer, die baierſche Bierbrauerei 573 u. ſ. w. Ansbach, 1830. Gütle, neue, wich— tige und nützliche Mittheilungen für Bierbrauer. Nürnberg, 1827. Dorn, praktiſche Anleitung zum Bierbrauen und Branntweinbrennen und zur An— fertigung der künſtlichen Hefe. 3te Aufl. Berlin, 1833. Der praktiſche Bierbrauer u. ſ. w. Heidel— berg, 1839. Branntwein brennen. Branntwein iſt ein Produkt der innigſten Ver— bindung aus Alkohol (Weingeiſt) und Waſſer, welche die weſentlichſten Beſtandtheile in jedem Branntweine ausmachen, aus welchem Material derſelbe auch übrigens bereitet ſein mag. Bei dem Branntwein muß aber der Alkohol, wenn jener zum Genuſſe tauglich ſein ſoll, wenigſtens mit ſo viel Waſſer gemiſcht ſein, daß er nicht viel über die Hälfte ſeines Raumumfanges Alkohol enthalten oder höchſtens ein ſpezifiſches Gewicht zeigen darf, was nach Tralles 55 Grad (d. i. 55 Maßprozen— ten), nach Richter 47 Grad (d. i. 47 Gewichts— prozenten) entſpricht. Stärkere ſpirituöſe Flüſſigkeiten werden zu den Weingeiſten oder Spirituſſen gerech— net. Der gewöhnliche Schanfbranntwein enthält bei mittlerer Temperatur im ſchwächſten Zuſtande 35 Prozent ſeines Umfanges abſoluten Alkohol (16 Grad Baume), im mittlern 39 Prozent (18 Grad B.), im ſtärkſten 45 Prozent (19 Grad B.). Die ſtärkern Sorten bis zu 55 Grad T. kommen unter dem Namen Aquavit vor. Die Erfindung des Branntweins fällt in das IIte Jahrhundert und gehört den Arabern an, welche den Branntwein zufällig entdeckten, als ſie es verſuchten, Wein einer Deſtillation zu unterwer— fen; daher der Name gebrannter oder Brannt— wein. In Europa wurde das Branntweinbren— nen, und namentlich in Frankreich, erſt in der Mitte des I3ten Jahrhunderts bekannt, wo man anfangs ebenfalls ſchlechte Weine, auch Weinhefe deſtillirte. Im löten Jahrhundert wurde der Branntwein in Deutſchland als Genußmittel beliebt, und man er— fand nun, ihn aus Fruchtſäften herzuſtellen; im Anfange des 16ten Jahrhunderts entdeckte man die Methode, ihn aus Getreidemaiſche zu bereiten und am Ende dieſes Jahrhunderts ward ſein Gebrauch allgemein. Mit der Ausbreitung des Kartoffelbaues fand man auch in den Kartoffeln einen ſehr brauch— baren Stellvertreter für das Getreide in der Brannt— weinbrennerei. Die aus Zucker und zuckerigen Säften darge— ſtellten Branntweine zeichnen ſich durch einen reinen Geſchmack, auch größtentheils ein angenehmes, dem Rum eignes, Arom aus. Das ſicherſte Unterſchei— dungsmerkmal für alle Arten von Spiritus, als Korn, Kartoffelbranntwein, Rum, Arak u. ſ. w. iſt folgendes: man verdunſte 2 bis 4 Loth davon mit 4 bis 8 Gran Atzkali (in der Apotheke käuflich) durch raſches Sieden bis auf ungefähr ½ Loth Rückſtand und übergieße dieſen Rückſtand mit ver— dünnter Schwefelſäure, wobei ſogleich ein, für jede Spiritusartcharakteriſtiſcher, Geruch erſcheinen wird. Branntwein auf ſeine Stärke zu prüfen, bedient man ſich eines Aräometers (Branntweinwaage). Der Branntwein enthält nicht ſelten fremde Bei— miſchungen, die ihm entweder unabſichtlich oder abſichtlich (zur Hervorbringung einer künſtlichen Stärke) beigegeben ſind; letztere, wie Pfeffer, ſpani— ſcher Pfeffer, Bertramwurzel, Paradieskörner, Senf, Kellerhals u. ſ. w. ſind eigentlich Verfälſchungen. Unabſichtliche fremdartige Beimiſchungen ſind Fu— ſelöl; ein wenig Eſſigſäure, die man in allem Kartoffelbranntweine, aber nicht im Kornbrannt— wein gefunden hat; Kupfer, kommt beſonders im Kartoffelbranntwein vor, und rührt daher, daß deſſen Eſſigſäure auflöſend auf das Kupfer der Deſtillirge— räthſchaften wirkt; es iſt dadurch zu verhüten, daß man dem Lutter, wenn er auf die Blaſe kommt, et— was Pottaſche oder gute Holzaſche oder noch beſſer auf das Orhoft ½ Maß Seifenſiederlauge zuſetzt, wodurch auch zugleich der Fuſel beſſer im Rückſtande zurückgehalten wird. Branſtiges Ol rührt vom Anbrennen der Maiſche beim Deſtilliren und gelb— färbende Subſtanz von dem Holze der Aufbe— wahrungsgefäße her. Die Verbeſſerung eines Branntweins beruht hauptſächlich in der möglichſten Entfernung ſeines Fuſelgehaltes. Geruch und Geſchmack nicht ganz fuſelfreien Branntweins verbeſſert ſich ſehr, wenn man ihn einige Monate, beſonders im Winter, auf Fäſſern liegen läßt, und darauf ohne ſtarke Bewe— gung vom Bodenſatze abzapft. Auch ſetzt man ihm hierbei mit großem Vortheil auf das Orhoft noch ungefähr 4 bis 5 Pfd. durch Waſſer von Aſche be— freites Holzkohlenpulver zu, in welchem Falle man öfters umſchüttelt und nach einigen Wochen abzapft. Auch kleine Portionen Branntwein kann man auf gedachte Weiſe mit Kohlenpulver behandeln, ſtehen laffen und nachher durch ein Tuch abſeihen, wobei zugleich die gelbliche Farbe verloren geht. Honig zugleich mit der Kohle hineingethan, giebt einen ſehr angenehmen Liqueur; und fügt man noch etwas zer— ſtoßenen Reis hinzu, ſo erhält der Branntwein etwas Arakähnliches. Auch Schütteln des Branntweins mit reinem Olivenöl oder Mandelöl entfernt das Fuſe— lige, indem ſich dieſes mit dem Ole verbindet und oben aufſchwimmt. Angebrannten Branntwein wie— der gut zu machen, wird folgendes Verfahren em— pfohlen: zu 400 Berl. Quart Branntwein wird '% Berl. Scheffel geſtoßene Kohle und ½2 Quart Schwefelſäure geſetzt, wohl damit gerührt oder ge— 574 ſchüttelt, nach 4 Tagen die Hälfte überdeſtillirt, zu dem Übergezogenen / Scheffel Kohle, 50 Quart Waſſer und 25 Quart Eſſig geſetzt, und wieder 200 Quart abgezogen. Dieſe mit eben ſo viel reinem Branntwein vermiſcht, 230 Quart übergezogen und hierzu die nöthige Menge Waſſer geſetzt. Das Branntweinbrennen ſelbſt iſt meiſtens in den deutſchen Staaten einer ſtrengen polizeilichen Aufſicht unterworfen, indem dieſes berauſchende Ge— tränf der Geſundheit höchſt nachtheilig und die Fa: brikation oft feuergefährlich iſt. Die Materialien zur Branntweinfabrikation betreffend, ſo vermögen alle Stoffe, welche Zucker entweder von Natur ent— halten, oder aus denen durch vorgängige Operation ſolcher gebildet worden iſt (aus Getreide oder Kar— toffeln durch das Maiſchen, aus Stärke durch Schwe— felſäure), durch Gährung und nachherige Deſtil— lation branntweinartige Getränke zu liefern, als: Getreide, Kartoffeln, Zucker- und Stärkeſyrup, Melaſſe, Rohrzucker, Traubenzucker, Honig, Ahorn— und Birkenſaft, Obſt, Beeren, Runkelrüben, Möh— ren, Weinträbern u. ſ. w. Im Allgemeinen iſt es nur der Vortheil der wohlfeilern Fabrikation, wel— cher das Getreide (beſonders Roggen und Gerſte) und die Kartoffeln in die allgemeinſte Anwendung in dieſem Bezuge gebracht hat; aus demſelben Grunde giebt man gegenwärtig den Kartoffeln faſt überall noch den Vorzug vor dem Getreide, denn obwohl das Getreide ausgiebiger an Branntwein iſt, als Kartoffeln, ſo kann man doch durchſchnittlich an— nehmen, daß wenn 1 Morg. Landes S Scheffel Rog— gen liefert, derſelbe mit ziemlich gleichen Kulturkoſten 100 Scheffel Kartoffeln erzeugt, woraus weit mehr Branntwein gewonnen werden kann. Auch läßt ſich durch Deſtillation ſchon gegohrner Getränke, wie Wien, Bier, Cider u. ſ. w. Branntwein gewinnen. Das weiche Waſſer iſt zum Branntweinbrennen das geeignetſte. Übrigens muß man bei Benutzung des Flußwaſſers für die Brennerei auch noch einen Brunnen haben, indem das Waſſer oft durch Regen und Thauwetter verunreinigt wird, auch im Som: mer eine zu hohe Temperatur beſitzt, um die Maiſche gehörig zum Stellen abzukühlen, und endlich auch überdies noch ſehr geneigt iſt, leicht Säure zu erzeu— gen. Wenn man gutes weiches Brunnenwaſſer hat, ſo wird man wohl thun, ſich ſtets deſſelben zum Stellen der Maiſche zu bedienen. Doch kann man auch hartes Waſſer durch ein viertelſtündiges Kochen mit einem Zuſatze von 3 Loth Pottaſche von 100 Quart zum Einmaiſchen ſehr tauglich machen. Verfahrungsarten zur Darſtellung des Branntweins. Bei denjenigen Stoffen, die ſchon Alkohol gebil— det enthalten, wie Wein, Cider u. ſ. w. reicht ein einfaches Abbeſtilliren des Branntweins hin. Dieje— nigen, in welchen ſchon Zucker, aber noch kein Alko— hol gebildet iſt, wie Honig, Syrup, die verſchiede— nen ſaftigen Früchte u. ſ. w. werden zerrieben, mit gehörigem Waſſerzuſatze und muß auch etwas Hefen zur Gährung geſtellt, und nach Beendigung der gei— Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. ſtigen Gährung, bevor ſie in Eſſiggährung übergeht, wird der Branntwein abdeſtillirt. Bei den Subſtan— zen endlich, die auch den Zucker noch nicht oder doch nicht in hinreichender Menge gebildet enthalten, wie Getreide und Kartoffeln, muß deſſen Erzeugung erſt durch vorgängige Operationen bewerkſtelligt und dann Gährung und Deſtillation wie vorhin betrie— ben werden. In jedem Falle wird bei der Deſtilla— tion blos ein gewiſſer, nämlich der geiftigere zuerſt übergehende, Theil der Flüſſigkeit abgetrieben, und, wenn dies zuerſt erhaltene Deſtillat noch nicht die gehörige Stärke (d. h. den erforderlichen Alkohol— gehalt) haben ſollte, daſſelbe nochmals, wieder mit Zurücklaſſung der wäſſerigen Antheile, deſtillirt (recti— fizirt). Indeſſen kann man durch die wiederholteſten Rectifikationen des Branntweins, wenn nicht dabei waſſeranziehende Körper, z. B. Pottaſche, in's Spiel gezogen werden, die Stärke deſſelben nicht bis über einen gewiſſen Grad vermehren, welcher 37 bis 40 Grad Baume bei 11 Grad R. entſpricht. Beim gewöhnlichen Branntweinbrennen aus Getreide und Kartoffeln verfährt man auf folgende Weiſe: Man maiſcht zuförderſt das geſchrotene Korn oder die mit Dampf gekochten und zerfleiner: ten Kartoffeln mit einem Zuſatze von Malz ein (d. h. macht ſie mit einer hinlänglichen Quantität warmen Waſſers zur Zuckerbildung an), und läßt ſie damit an einem warmen Orte eine Zeit lang ſtehen. Von dieſer eingemaiſchten Maſſe (Maiſche) ſtellt man nun entweder blos den flüſſigen Auszug mit Hefen ver— ſetzt zur geiſtigen Gährung und zieht nach der Gäh— rung den Branntwein durch Deſtillation daraus ab; oder man bringt die ganze Maiſche in einen bedeck— ten Bottich zur Gährung und deſtillirt, nachdem dieſe beendigt iſt, den Branntwein ab. Man kann hierbei ein doppeltes Verfahren beobachten. Ent— weder gewinnt man nach einer neuen, beſonders in großen Brennereien üblichen, Methode (Methode mit vereinigter Operation) mittelſt eines zuſammengeſetz— ten Deſtillirapparats (von Adam, Piſtorius, Dorn u. ſ. w.) durch eine einmalige Deſtillation gleich eine ſpirituöſe Flüſſigkeit von 60 bis 85 Proz. nach Tral— les, die man dann zur Herſtellung von Branntwein wieder mit Waſſer verdünnt, oder man gewinnt nach der ältern, beſonders in kleinern Brennereien noch üblichen, Methode (Methode mit getrennter Operation) bei Anwendung des einfachen Deſtillir— apparats durch eine erſte Deſtillation erſt eine ſehr ſchwache geiſtige Flüſſigkeit (Lutter, Lauer) von nur 10 bis 25 Prozent Tralles, welche dann noch ein— oder ſelbſt zweimal deſtillitt (rectifizirt) wird, um fie in gewöhnlichen Branntwein zu verwandeln. Die Rectifikation des Lutters, welche man in einer zwei— ten kleinern Deſtillirblaſe (Weinblaſe) vornimmt, wird auch das Weinen, Klären, und das Produkt dieſer Operation, wenn blos einmal rectifizirt wird, Wein, oder bei zweimaligem Rectifiziren, das Pro— dukt der erſten Rectifikation Halbwein, das der zwei— ten Wein genannt. Das beim Weinen zuerſt über— gehende ſtärkere Deſtillat heißt Vorlauf, das letzte Nachlauf, welchen man dem Lutter zugiebt. Was bei Gewinnung des Lutters in der Blaſe zurück— Das Branntweinbrennen. bleibt, heißt Branntweinſpülicht oder Schlämpe. Soll übrigens der Branntwein fuſelfrei ausfallen, ſo müſſen bei der einen, wie bei der andern Methode entweder ſchon bei der Maiſche, oder am fertigen Branntweine (wie bereits oben angegeben) geeig— nete Verfahrungsarten hierzu angewendet werden. Durch einen Zuſatz von ätzend gemachter Pottaſche zur Maiſche vor der Deſtillation verliert das Fuſelöl an Flüchtigkeit. Dieſer Zuſatz wird noch wirkſamer, wenn man eben jo viel Eifen= oder Zinfvitriol als Pottaſche zufügt, und zwar zuerſt die Pottaſchenauf— löfung und nachher die Vitriolauflöſung. Auch ein Zuſatz von Kochſalz (% Pfd. auf den wien. Eimer) wird empfohlen. Außerdem muß man, um ein mög— lichſt fuſelfreies Deſtillat zu erhalten, eine zu ſtarke Hitze ſowohl bei der erſten Deſtillation, als bei der Rectifikation vermeiden. Dieſelben Hülfsmittel ſind zwar auch bei der Rectifikation des Lutters anwend— bar, doch iſt hier, wie beim fertigen Branntwein, Kohle dienlicher. Für dieſen Zweck werden ſoge— nannnte Bäckerkohlen nochmals ausgeglüht, zerſto— ßen, und zur Entfernung der Aſche, geſiebt. Für den Lutter rechnet man 56 bis ½ feines Umfanges Laubholzkohle oder Yss feines Gewichts Knochen: kohle bei der Abdeſtillation darüber. Nach Andern ſind zu einem Faß gewöhnlichen Branntwein von 3 preuß. Ohm Inhalt zu / angefüllt, 25 preuß. Pfd. Fichtenkohle in friſchgeglühtem Zuſtande, fein gemahlen, erforderlich, wenn man das Ganze unter mehrmaligen Aufſchütteln ein paar Tage liegen läßt, dann den Branntwein klar abläßt und deſtillirt. Am wirkſamſten ſcheint zum Entfuſeln des Branntweins, denſelben in Dämpfen durch die, nicht zu feinem Pulver, ſondern in kleine, möglichſt gleich große, Stückchen zerbrochenen Kohlen durchſtreichen zu laſ— ſen. Bei dem Branntweinbrennen mit vereinigter Operation wird mit dieſem Kohlenklein ein kupfer— nes cylinderiſches Gefäß, welches unten und oben einen eingelegten durchlöcherten Boden hat, ange— füllt und dieſes zwiſchen dem Beckenapparate und der Schlange aufgeſtellt, ſo daß die rectifizirten Wein— geiſtdämpfe von unten nach oben durch die Kohlen hindurchſtreichen müſſen. Man braucht hierbei auf 100 Berl. Quart Branntwein 6 bis 10 Pfd. Koh: len, durch welche man dieſe Quantität Weingeiſt zweimal durchſtreichen laſſen kann, und man einen abſolut reinen Weingeiſt erhält. Das Verfahren mit getrennter Operation ſteht dem mit vereinigter Operation nicht nur im Bezug auf Zeit: und Arbeitserſparniß, ſondern auch in Betreff folgender Punkte nach: es erfordert größern Aufwand zur Feuerung, weil der Lutter völlig erkal— tet ſein muß, ehe er rectifizirt wird; beim Ablaufen des Lutters und Halbweins und beim Füllen der Blaſe zum Weinen wird Weingeiſt verdampft; end— lich erfordert dieſe Methode eine bedeutende Menge von Kühlwaſſer, welche das drei- bis vierfache Ge— wicht der angewendeten Maiſche beträgt. Indeſſen werden die Nachtheile des ältern Verfahrens bei zweckmäßigen Einrichtungen zum Theil auch ganz wieder aufgehoben durch größere Wohlfeilheit, Ein— fachheit und leichtere Reinigung des Apparats, leich— 575 teres Anpaſſen an kleinern Betrieb und größern Wohlgeſchmack des erzielten Getränks. 1) Die einfachſte, noch hier und da übliche Aus— führung der alten Methode mit getrennter Operation beſteht darin, daß man die kalte Mai— ſche in die kupferne, mehr weite als hohe, mit Helm verſehene Blaſe (Keſſel) bringt, und an das Helm— rohr einen Kühlapparat fügt, in dem ſie die Lutter— dämpfe, welche durch freie Feuerung erzeugt worden, verdichten. Man hat dieſe Methode dadurch verbeſ— ſert, daß die Maiſche, ſtatt mittelſt freien Feuers, durch hineingeleiteten heißen Dampf erwärmt wird (Siemens, Kölle, Gall und Schickhauſen); eine an— dere Verbeſſerung beſteht darin, daß man die Maiſche, ftatt kalt, vielmehr zuvor auf 60 bis 70 Grad R. erwärmt, in die Blaſe bringt; eine dritte darin, daß man dem Helm eine Einrichtung gegeben, vermöge deren er ſchon eine gewiſſe Abkühlung der Dämpfe bewirkt. Übrigens können dieſe Vortheile eben ſo gut bei der Methode der vereinigten Operation nutz— bar kin Anwendung gebracht werden. Durch die An— wendung des Läuterkeſſels endlich kann die Methode mit getrennter Operation eine vortheilhafte Annähe— rung an die mit vereinigter Operation erhalten. Die Deſtillation mittelſt Waſſerdämpfen hat ver— ſchiedene Vorzüge vor der über freiem Feuer. Bei jener iſt kein Anbrennen der Maiſche möglich, weß— halb der Branntwein einen reinern Geſchmack er— hält. Ferner können mit einem und demſelben Dampfkeſſel, wofern er die gehörige Größe hat, zwei und mehrere Deſtillirgefäße zugleich betrieben werden. Endlich bleibt der Dampfkeſſel in immer derſelben Temperatur, wodurch Brennſtoff erſpart wird. Die Erwärmung der Maiſche auf 60 bis 70 Grad R. vor Einbringen in das Deſtillirgefäß in dem ſogenannten Vorwärmer hat Erſparniß an Brennmaterial zur Folge, indem man hierzu einen Antheil der Deſtillationswärme benutzt, welcher ſonſt ungenutzt verloren gehen würde. Ferner hat der Betrieb einen gleichförmigern Fortgang, indem man nach Entleerung der Blaſe von Spülicht ſofort die während der vorigen Deſtillation ſchon erwärmte Maiſche in den Keſſel zulaſſen kann. Das Sprin— gen der Blaſe wird hierbei gänzlich verhütet, wel— ches hingegen beim Einfüllen kalter Flüſſigkeit in die noch erhitzte leicht ſtattfinden kann. Endlich wird hierbei concentrirterer Lutter erzielt. Die Hauptfehler der Methode mit getrennter Operation, daß die Rectifikation des dadurch erhal— tenen völlig erkalteten Lutters erſt in einer zweiten Operation vor ſich gehen muß, läßt ſich mit Erſpa— rung etwa der Hälfte des hierdurch erzeugten Wär— meverluſtes dadurch beſeitigen, daß man die Rectifi— kation des gebildeten Lutters gleich mittelſt der Wärme bewirkt, welche die Dämpfe der Maiſche bei ihrer eigenen Verdichtung zu Lutter abgeben, indem man nämlich den gebildeten Lutter in einen beſon— dern Keſſel (Läuterkeſſel) bringt, der von einem, um denſelben angelötheten, Gefaͤße umgeben wird, in welches die Dämpfe aus der Blaſe oder dem Dampf— kübel zuſtrömen, und durch eine andere Röhre in den Kühlapparat abſtrömen, deſſen Anfang eigent— 576 lich dieſes Gefäß nur bildet. Während ſich nun der wäſſerigere Theil der Dämpfe der Maiſche in dieſem Gefäße verdichtet, erwärmt er hierbei zugleich den in den Läuterkeſſel gegebenen Lutter, deſſen Dämpfe, welche hierdurch rectificirt worden, durch ein Helm— rohr in einen abgeſonderten Kühlapparat geführt und dort verdichtet werden. Dieſe Einrichtung gewährt noch mehr Vortheil, wenn man ſie dahin abändert, daß die unter dem Läuterkeſſel im Gefäße verdichtete Flüſſigkeit, welche einen ſchwachen Lutter darſtellt, durch Oeffnung eines Hahnes beliebig abgelaſſen und noch warm in die Läuterblaſe gebracht werden kann. Da übrigens diejenigen Dämpfe, welche ſich zuerſt, alſo im Gefäße, verdichten, die wäſſerigſten ſind, ſo wird durch Abſonderung derſelben vom übrigen Theile des Deſtillats dieſes ſelbſt rectificirt, und es giebt mithin nicht blos der Kühlapparat des Läuterkeſſels, ſondern auch der zur Branntweinblaſe gehörige Kühl— apparat eine rectificirte Flüſſigkeit. Man kann ſich daher auch in allen den Fällen, wo man die in den Läuterkeſſel umſchließenden Gefäße verdichtete Flüſ— ſigkeit nicht in letztern Kühlapparat abfließen, ſon— dern für ſich ablaufen oder unmittelbar in den Läu— terkeſſel ſteigen läßt, den letztern Kühlapparat ganz erſparen, indem man das aus dem Gefäße führende Rohr mit jenem, welches den Läuterkeſſel mit ſeinem Kühlapparate verbindet, zuſammentreten läßt. 2) Das Verfahren mit vereinigter Ope— ration, wobei man durch eine und dieſelbe Opera— tion ſogleich und unmittelbar einen zu beliebiger Stärke rectificirten Weingeiſt gewinnt, kann auf zwei Wegen ausgeführt werden. a) Die eine Methode kommt in einfachſter Aus— führung (nach Adam) darauf zurück, mehrere mit Maiſche gefüllte Gefäße hintereinander zu ſtellen, deren erſtes mit dem, ebenfalls mit Maiſche gefüllten, Deſtillirkeſſel, das letzte mit der Kühlvorrichtung in Verbindung ſteht und die auch untereinander durch Röhren verbunden ſind. Während nun die Lutter— dämpfe aus dem Keſſel in das erſte Gefäß gelangen, wärmen ſie die Maiſche darin und machen ſie alko— holreicher, ſo daß ſie bei einer niedrigern Temperatur ſiedet und alkoholreichere Dämpfe entwickelt als die Maiſche im Keſſel; da dieſe Dämpfe nun in das zweite Gefäß übergehen, ſo wird deſſen Maiſche noch alkoholreicher, ſiedet bei noch tieferer Temperatur als in den erſten Gefäßen, und entwickelt ſomit auch noch alkoholreichere Dämpfe. Auf dieſe Weiſe kann durch die Vermehrung der Gefäße die Concentration der Dämpfe immer weiter getrieben werden, obwohl ſie durch die ſpätern Gefäße in immer kleinerm Ver— hältniſſe zunimmt. Demgemäß müſſen bei derſelben Anzahl von Gefäßen die ſich daraus entwickelnden Dämpfe um ſo concentrirter ausfallen, je kälter die Maiſche darin iſt, indem ſich dann um ſo mehr Weingeiſt mit derſelben verbindet, bevor das Sieden eintritt, während die Concentrirung langſamer vor ſich geht, wenn die Maiſche ſchon vorgewärmt in die Gefäße gebracht wird. Ferner muß die Concentri— rung ſchneller erfolgen, wenn der Inhalt der folgen— den Gefäße immer geringer wird; daher es beſſer ſcheint, die Maiſche lieber gleich in dem Keſſel zu— Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. ſammen zu halten, als ſie in kleinen Mengen in ſo vielen Gefäßen vertheilt einer nachtheiligen Abküh— lung auszuſetzen. Die Wirkſamkeit des Apparats ſteht alſo nicht mit ſeiner Ausdehnung und ſeiner Koſtſpieligkeit im Verhältniß. Dieſer, ſowie auch anderweitige Nachtheile, ſind jedoch dadurch zu ver— meiden, daß man die einzelnen Gefäße nicht hinter— einander, ſondern unmittelbar über dem Brennkeſſel und übereinander anbringt und die Dämpfe nicht durch hineingebrachte Maiſche, ſondern durch Flüſſig— keit, welche ſich zuvor durch theilweiſe Verdichtung des wäſſerigen Theils der Dämpfe darin geſammelt hat, ſtreichen läßt, auch überdies eine ſolche Einrich— tung trifft, daß, wenn durch fortgehende Verdichtung die Flüſſigkeit in einem obern Gefäße eine gewiſſe Höhe erreicht, ſie dann in die untern Gefäße herab— fließe, um ſich der fernern Deſtillation (Rectifikation) darzubieten. 5 b) Das Verfahren der zweiten Methode der ver— einigten Operation kommt darauf zurück, daß man die aus dem Keſſel entwickelten Lutterdämpfe durch einen Raum (Rectifikator) ſteigen läßt, der ſo weit abgekühlt iſt, daß ſich die Dämpfe zwar nicht voll— ſtändig darin verdichten, aber doch ihre wäſſerigern Theile als tropfbare Flüſſigkeit ausſcheiden, die man auf möglichſt kurzem Wege in den Keſſel zurückleitet, während die concentrirten Dämpfe in den Kühlappa— rat übergehen. Die Ausführung gedachten Verfah— rens kann ſehr verſchiedentlich in größerer oder ge— ringerer Ausdehnung und mit mannigfachen Ab— änderungen erfolgen. Vorzügliche Apparate. 1) Apparat von Piſtorius. Dieſer zeichnet ſich durch Zweckmäßigkeit, Erſparniß an Brennmate— rial, Zeit und Raum aus und findet jetzt eine weit verbreitete Anwendung. Ein ſolcher vollſtändiger Apparat, deſſen Maiſchwärmer 700 bis 750 Berl. Quart Maiſche faßt und mittelſt deſſen binnen vier— zehn Stunden bei zehnmaliger Füllung 7000 Quart oder die Maiſche von 3 Wispeln Kartoffeln oder 28 preuß. Scheffeln Schrot verarbeitet werden kann, koſtet in Berlin 1580 Thaler, einer zu 3000 Quart Maiſche 1000 Thlr. Der erhaltene Weingeiſt hat eine Stärke von 75 bis 85 Prozent Tralles, je nach— dem ſchneller oder langſamer deſtillirt, mehr oder weniger kaltes Waſſer auf den Refrigerator (Becken— apparat) geleitet wird. Dieſer Apparat beſteht we— ſentlich aus zwei mit einander durch ein Rohr ver— bundenen Blaſen, einen Maiſchwärmer, einen Recti— fikator (Beckenapparat) und einem Kühlapparat (Schlange). Die erſte Blaſe ſteht unmittelbar über der Feuerung und die zweite etwas höher dahinter. Die Dämpfe der kochenden Maiſche der erſten Blaſe werden in die Maiſche der zweiten Blaſe geleitet; von dieſer aus treten die Dämpfe in ein Behältniß, welches den Maiſchwärmer umſchließt, wodurch deſ— ſen Maiſche erwärmt wird. Der wäſſerigſte Antheil der Dämpfe verdichtet ſich ſchon hier und wird durch ein Rohr mit Hahn in die zweite Blaſe abgeführt; die hierdurch concentrirten Dämpfe treten nun in den Das Branntmweindrennem Refrigerator, welcher aus engen Behältniffen von großer Oberfläche beſteht, die mit kaltem Waſſer be— deckt ſind, wo ſie ihre letzte Concentration erlangen und von da endlich in die Kühlſchlange übergehen, an deren Ende eine ſehr zweckmäßige Vorrichtung angebracht iſt, um ſowohl die atmoſphäriſche Luft abzuhalten, als auch jedem Verluſt an Alkoholdäm— pfen vorzubeugen; auch kann man hier das Gewicht des abfließenden Weingeiſtes controlliren und den Abfluß ſelbſt beobachten. Sobald die erſte Blaſe ab— getrieben und die Schlämpe aus ihr abgelaſſen iſt, wird die Maiſche aus der zweiten Blaſe, die eigent— lich ſelbſt mit als Vorwärmblaſe dient, in fie gelaſſen und die Maiſche aus dem eigentlichen Vorwärmer ftatt ihrer in die zweite Blaſe gebracht. 2) Apparat von Dorn. Dieſer liefert Wein— geiſt von 60 bis 70 Prozent Tralles. Ein ſolcher, deſſen Maiſchwärmer 400 preuß. Quart faßt, ſo daß man binnen 14 Stunden 4000 Quart Maiſche ab— brennen kann, koſtet in Berlin 740 Thaler, ein klei— nerer zu 2000 Quart 500 Thaler. Derſelbe beſteht weſentlich aus einer Blaſe, einem auf dieſer aufge— ſtellten Vorwärmer, einem Rectifikator und einer Kühlvorrichtung. Der obere Boden der Blaſe iſt abgeſchrägt, um die im Maiſchwärmer befindliche Maiſche am niedrigſten Punkte durch ein angebrach— tes Knierohr mit Hahn leicht in die Blaſe ablaſſen zu können. Die Lutterdämpfe ſteigen durch ein in der Mitte des Maiſchwärmers aufſteigendes kegel— förmiges Rohr, werden durch eine über dieſem an— gebrachte Kappe in die umgebende Maiſche nieder— gedrückt und gehen alsdann nach einer Röhre, welche ſie in der Maiſche herab nach dem Raume zwiſchen der Außenfläche des Maiſchwärmers und eines ein— geſetzten innern Cylinders leitet, in welchem ſie auf— ſteigen und nach einem Apparat aus zwei länglich runden Becken gelangen, unter deren horizontaler Scheidewand die Dämpfe hin- und über derſelben, aber unter einem flachen Waſſergefäße, herſtrömen u. ſ. w. 3) Klärmaſchine von Storch, iſt ein ein— facherer Apparat als vorige, dabei aber doch zweck— Kirchhof, Landwirth. 577 entſprechend. Bei dieſem Apparat befindet ſich zwi— ſchen Brennblaſe und Kühlfaß eine mit einem Helm verſehene, aus ſchwachem Kupferblech gefertigte Blaſe mit einem zweiten Boden in der Mitte, in dem ein Hut eingelöthet iſt, welcher durch die Offnung der Decke hindurch reicht und mit ſeinem Schnabel in dem Schlangenrohre des Kühlfaſſes endet. Die obere Hälfte dieſer zweiten Blaſe, welche mit Maiſche ge— füllt iſt, dient als Vorwärmer; das Heberohr der Brennblaſe aber greift in die untere Abtheilung der zweiten Blaſe, in welcher ſich ein Schlangenrohr be— findet, deſſen Offnung in Lutter oder Waſſer reicht. Bei der Deſtillation aus der Brennblaſe treten die Dämpfe zuerſt in den Lutter und bringen ihn zum Sieden; die aufſteigenden Dämpfe ſuchen ſich dann durch den Helm einen Ausweg nach dem Schlangen- rohre; ihr wäſſeriger Antheil wird aber durch die kalte, den Helm umgebende Maiſche niedergeſchlagen und fällt daher in die Klärmaſchine zurück, während die geiſtigen Dämpfe in das Schlangenrohr treten, von wo aus ſie in die Vorlage gelangen. So lange die Maiſche im Wärmer kalt iſt, geht bei der erſten Deſtillation Spiritus von 70 bis 75 Proc. Tralles über; wird aber die kühlende Maiſche warm, ſo geht noch ein Branntwein von 45 bis 55 Grad Tralles, und iſt ſie zuletzt heiß geworden, nur Lutter in die Vorlage über. 4) Apparat von Gutsmuths, ein dem vorigen ähnlicher, aber verbeſſerter, wohlfeiler Ap— parat, welchen folgende Zeichnung darſtellt. 4 ift die Blaſe mit der Wölbung bei , die viel Feuer: material erſparen läßt und wobei doch die Mai— ſche in der kürzeſten Zeit zum Sieden kommt. d ift ein Hahn zum Ablaſſen der Schlämpe, der Hals der Blaſe, auf welcher der mit einem aus Meſſing— draht geflochtenem Siebe zur Aufnahme der Klärkoh— len verſehene Helm ſteht, der bei g mit dem Ein— gangsrohre des Wärmefaſſes A verbunden iſt und in die Klärflaſche geht. C ift das hölzerne Wärmefaß, das außer dem Steigraume der Blaſe noch ſo viel größer ſein muß als die Klärflaſche Raum einnimmt. 1171 find vier eiſerne Reifen zur Befeſtigung des 73 578 Faſſes; / ift das Rohr, wodurch die erhitzte Maiſche vermittelſt des Hahnes e in die Blaſe geleitet wird; iſt der Boden des Faſſes, welcher zum Abfließen der Maiſche etwas ſchief nach vorn hängt; „ be— zeichnet den ſtarken eichenen Deckel, welcher hier aus zwei Theilen beſteht und deſſen Fugen mit einem Teige von Roggenmehl und Lehm verfleiftert ſind; a in eine eiſerne Kurbel, woran zum Umrühren der Maiſche beim Ablaſſen unten ein Beſen angebracht iſt. In dieſem Wärmfaſſe nun befindet ſich die Klär— flaſche D welche nach dem angenommenen Verhält— niß des Blaſeninhalts von 500 Quart 100 berliner Quart Rauminhalt hat und von ſtarkem Kupferblech gefertigt, auf dem hölzernen Fuße o ruhet. E ift das bei p auf die Klärflaſche feſt aufgeſchrobene Leitungs— rohr, welches die aufſteigenden Dämpfe zu dem Klär— knopfe F führt, von welchem fie durch das Schwan— rohr @ zu dem Kühlfaſſe geleitet werden, in welchem das Z-förmige Kühlrohr liegt, ſich dort verdichten und als Flüſſigkeit kalt in die Vorlage übergehen. Das Schwanrohr @ ift bei r mit dem Klärknopfe, in dem ſich ebenfalls ein auf Stiften ruhendes etwas feiner geflochtenes Sieb befindet, verbunden und geht unter 3 Zoll in's Kühlrohr. Beide Theile kön— nen abgenommen und genau gereinigt werden; 4 ift das Eingangsrohr, durch welches die Dämpfe der Blaſe durch den Helm in die Klärflaſche geleitet wer— den; / iſt ein Rohr, durch welches das niedergeſchla— gene Phlegma in der Flaſche mittelſt des Hahnes abgelaſſen wird Der Klärknopf muß nach dieſem Blaſenverhältniß 1 Metze Kohlen faſſen können. Bei der Deſtillation ſteigen nun die Dämpfe durch die in den Helm gebrachten Kohlen und treten durch das Leitrohr in die Klärflaſche, wodurch dieſelbe, ſowie das Ausgangsrohr umſchließende kalte Maiſche ver— urſacht wird, daß die Waſſerdünſte niederſchlagen und ſich im Klärbecken ſammeln, während die gei— ſtigen Theile durch den Klärknopf ſteigen und ſo vom Kühlapparat aufgenommen und verdichtet werden. Der Vorlauf des Deſtillats beginnt mit 50 Grad R., je nachdem die Maiſche reich an Alkohol iſt oder die— ſelbe kälter oder wärmer den Klärapparat umgiebt. Bei dieſem Apparat erhält man durch die erſte De— ſtillation Verkaufsbranntwein, und muß, wenn man ſtärkere Waare erhalten will, eine zweite Deſtillation veranſtalten. Will man jedoch auf Spiritus damit arbeiten, ſo muß man das Wärmefaß mit kaltem Waſſer füllen. Dieſer Apparat wird vorzüglich für Kartoffelbrennereien empfohlen, indem der hierbei gewonnene Branntwein einer fernerweiten Reini— gung nicht bedarf. 5) Apparat von Gall und Schickhauſen. Dieſer iſt ein Dampfdeſtillirapparat, bei welchem der Feuerplatz inmitten des zu erhitzenden Waſſers an— gebracht iſt. Die Deſtillirgeräthſchaft ſelbſt iſt von Holz und der ganze Apparat bei zweckmäßiger Ein— richtung durch Wohlfeilheit ausgezeichnet. Wichtige Operationen beim Brennen. 1) Wahl und Vorbereitung des Getrei— des und der Kartoffeln zum Brennen. Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. a) Getreide. Unter den Getreidearten werden Roggen und Gerſte am häufigſten angewendet. Die Gerſte wird gemalzt, während die andern Getreide— arten gewöhnlich ungemalzt, obſchon immer mit Zu: ſatz von Gerſtenmalz, in Anwendung kommen. Es gilt als Regel, nie aus einer Getreideart allein Branntwein zu brennen; denn die Ausbeute an Branntwein iſt erfahrungsmäßig größer, wenn man gleichzeitig verſchiedene Getreidearten einmaiſcht, als Roggen und Gerſte, Roggen und Weizen, Weizen und Gerſte u. ſ. w. Das Zuſatzgetreide ſoll min— deſtens /½ betragen, obſchon man meiſt / nimmt. Haferzuſatz iſt, zumal bei Weizen und Roggen zur beſſern Zertheilung des Schrots im Waſſer und in der Deſtillirblaſe, nützlich. Das Malzen geſchieht auf dieſelbe Weiſe als beim Bierbrauen, nur ſoll das Quellwaſſer beim Einweichen öfterer erneuert werden. Das Malz darf nur bis zur lichtgelben Farbe (Welkmalz) gedarrt werden, und es geſchieht dies am beſten auf einer durch Waſſerdämpfe geheiz— ten Darre. Das Schroten des Malzes geſchieht auf, dieſelbe Art und das Maiſchen nach denſelben Grund— ſätzen als beim Bierbrauen. Das Einmaiſchen wird in den, zuvor ſorgfältigſt mit Kalkmilch oder Lauge gereinigten Maiſchtienen, Maiſchbottichen, die beſſer groß als klein ſind, vorgenommen, entweder nach älterer Art in drei, oder nach neuerer in zwei Zeiten. Die Maiſchbottiche dürfen nie völlig mit Maiſche angefüllt werden, ſondern es muß mindeſtens "/o (nach dem preuß. Steuergeſetz Yo) als Steigraum für die ſich bei der Gährung ausdehnende Maiſche leer gelaſſen werden. Man nimmt im Mittel das dreifache Gewicht des Kornſchrots an Waſſer zum Maiſchen. Die erſte Portion (ungefähr 4 des Gan— zen), in welche das Schrot geſchüttet (eingeteigt) wird, erhält eine Temperatur von 45 bis 50 Grad R., je nachdem Sommer oder Winter iſt, und nach— dem dies gut durchgearbeitet worden, fügt man die zweite Portion (3/7) von der Temperatur 70 bis 75 Grad R. unter Umrühren hinzu, was man das An— brühen nennt. Einige pflegen beim Einmaiſchen et— was weniges Kreide, Pottaſche oder Kalkmilch zur Abſtumpfung der im Schrote vorhandenen Eſſigſäure hinzuzuſetzen. Nachdem die Maiſche zwei bis drei Stunden lang nach dem Anbrühen ruhig ſtehen ge— blieben, wird ſie geſtellt, d. h. ſo viel kaltes Waſſer unter beſtändigem Umrühren zugegeben, daß deſſen Gewicht zuſammen mit dem zum Einmaiſchen ver— wendeten im Mittel das Achtfache (im Sommer das Neunfache, im Winter das Siebenfache) des Schrots beträgt, um die Maiſche auf die erforderliche Gäh— rungstemperatur 18 bis 22 Grad R. zu bringen. In großen Brennereien beſchleunigt man dieſe Ab— kühlung auch öfters durch ſogenannte Kühlſchiffe oder Kühlröhren, welche man durch die Maiſche gehen läßt, was beſonders im Sommer nöthig wird, und wenn man etwas dicker, als oben bemerkt, einmaiſcht. Durch zu dickes Einmaiſchen wird die Zuckerbildung jedoch nur unvollſtändig bewirkt, und es entſteht dann Branntweinverluſt, wenn ſchon die Träbern nahrhafter für das Vieh werden. Nach gehöriger Abkühlung wird die Maiſche ſogleich entweder mit Das Branntweinbrennen Oberhefe oder (am gewöhnlichſten) Unterhefe aus Bierbrauereien verſetzt, oder auch ein künſtliches Gäh— rungsmittel dazu angewendet. Man rechnet auf 100 Pfund Getreide 4 Pfd. guter friſcher Oberhefe oder wenigſtens 8 Pfd. Unterhefe. Der Bottich wird hierauf bedeckt und die Gährung abgewartet, wobei man daſſelbe als beim Bierbrauen zu beobachten und hauptſächlich auf gleichförmige Erhaltung der Tem— peratur von 18 bis 20 Grad R. zu ſehen hat. Et— waiges Überſteigen der Maiſche iſt durch Aufgießen von fetter Milch oder Ol zu verhüten. Nach beendig— ter Gährung der Maiſche läßt man dieſelbe noch eine Zeitlang ſtehen, bis ſich an der Oberfläche ein ſchwa— cher Anfang von Eſſiggährung einſtellt und hier die Flüſſigkeit einen ſchwach ſäuerlichen Geſchmack an— nimmt, wo man dann (gewöhnlich 60 bis 72 Stun— den nach dem Hefengeben) die Maiſche auf die Blaſe bringt. Auf eine etwas andere und ſcheinbar zweck— mäßigere Weiſe verfährt man in England, wo man auf eine ähnliche Weiſe, als beim Bierbrauen, eine Würze aus dem Malze zieht und dieſe ohne einge: mengte Träbern zur Gährung ſtellt und deſtillirt. b) Kartoffeln. Die Kartoffeln werden in einem verſchloſſenen Gefäße mit Waſſerdämpfen ge— kocht, dann möglichſt ſchnell und möglichſt fein durch mechaniſche Vorrichtungen (am meiſten durch Kar— toffelguetſchmaſchinen, Kartoffelmühle ſ. früher) zer: malmt, zweckmäßiger Weiſe zugleich mit Atzlauge aufgeſchloſſen, dann mit Zuſatz von wenigſtens /, beſſer Ye oder Ys, oder beliebig noch mehr Gerſten— oder Weizenſchrot, weit beſſer gemalztem als unge— malztem, eingemaiſcht und geſtellt. Die Abkühlung iſt möglichſt zu beſchleunigen, weil ſonſt leicht Eſſig— gährung erfolgt. Auf 24 berl. Scheffel Kartoffeln rechnet man 1200 berl. Quart Waſſer, wovon ein Theil zum Einmaiſchen, der andere zum Stellen ge— nommen wird. Die Maiſche von 100 Pfund Kar— toffeln wird mit 3 bis 4 Pfund Hefen verſetzt; ſie iſt gewöhnlich am dritten, im Winter am vierten Tage reif, worauf ſie auf die Blaſe gebracht wird. Da von dem möglichſt feinen Zermalmen der ge— dämpften Kartoffeln die Ausbeute an Branntwein ganz beſonders abhängt, ſo ſei hier noch für dieſen Zweck einer Maſchine gedacht, welche die Kartoffeln ı UN ö | 2 N N L | | U un 579 ganz zart und viel beſſer zerkleinert als jene gewöhn— liche Kartoffelmühle mit zwei Walzen, welche die Kartoffeln nur mehr zu einem Kleiſter zerquetſcht. A ift ein ſtarker Kaſten von Eichenholz, welcher auf den Füßen “ruht, deſſen Größe ſich nach der darin befeſtigten Trommel C richtet, welche auf beiden Seiten mit eiſernen Reifen beſeſtigt iſt und in wel— cher das mit eiſernen Reibeblechen beſchlagene Rad D an der Kurbelwelle E vermittelſt der Kurbel g ge— dreht wird. Die Trommel € ift vorn und unten mit ſtarken Reibeblechen belegt. Das Rad, welches an den Armen /// hängt und etwas kleiner als die Trommel iſt, wird etwas tiefer als der Mittelpunkt des Durchmeſſers der hölzernen Trommel geſtellt, wodurch oben ein weiterer Raum entſteht, in welchen die Kartoffeln aus dem darüber ſtehenden Rumpfe @ in die Offnung A der Trommel fallen und durch das Drehen des Rades zerrieben in den Kaſten + und in den untern Kaſten / fallen und fo gemaifcht wer: den können. Die Löcher an dem Reibeiſen können noch einmal ſo ſtark ſein als bei einem gewöhnlichen Reibeiſen. Mit dieſer wohlfeilen Maſchine können zwei Menſchen in einer Stunde mehr als 6 Scheffel Kartoffeln zu einem krauſen Schrot zerreiben, das ſich leicht beim Einmaiſchen verarbeiten läßt und beim Gährungsproceſſe ſich gänzlich auflöft. Zur Darſtellung eines reinen Kartoffelbrannt- weins empfiehlt man die Kartoffeln ſtatt zu dämpfen, zu backen, was recht füglich in einem gewöhnlichen Backofen geſchehen kann, und ein Backofen, worin man von 3 Scheffeln Mehl Brot backen kann, reicht hin, 6 Scheffel Kartoffeln aufzunehmen. Man heizt den Ofen ebenſo wie zum Brotbacken und wirft dann, nachdem derſelbe mittelſt des Löſchwiſches gereinigt worden, die zuvor gewaſchenen und wieder getrock— neten Kartoffeln mit einer Schaufel hinein und ver— ſchließt nun den Ofen. In Zeit von einer / Stunde ſind dieſe gar und man kann alsdann ohne Heizung zum zweitenmale den Ofen füllen und backen. Von 100 Pfund rohen Kartoffeln behält man nach dem Backen noch 70 Pfund, mithin ſind 30 Pfund Waſ— ſertheile verloren gegangen. 2) Das Deſtillirgeräth. Die Deſtillation der Maiſche wird entweder mittelft freien Feuers aus einer mehr weiten als hohen kupfernen Blaſe oder Keſſel, oder mittelſt Dampfes aus einem mehr hohen als weiten kupfernen, eiſernen oder hölzernen Kübel bewirkt. Bei der Deſtillation über freiem Feuer muß zur Beſchleunigung des Verdampfens die verdam— pfende Oberfläche der Blaſe recht groß im Verhält— niß zu ihrem Inhalte eingerichtet ſein; daher man ihr einen großen Boden bei kleiner Höhe giebt. In der Regel macht man den Durchmeſſer des Blaſen— bodens fünf- bis achtmal ſo groß als die Höhe der Blaſe; Andere hingegen rathen, zur Verhütung des Anbrennens, ihn nur 2½ Mal fo groß zu machen. Scharfe Bodenkanten am Keſſel find zur Verhütung der Anlegung und des Anbrennens feſter Theile zu vermeiden, weßhalb der Keſſelboden am beſten etwas nach auswärts gewölbt wird. Doch kann das An— legen auch mittelſt eines durch eine Kurbel in Be— wegung geſetzten at verhindert werden. Die 3 * 580 Blaſe muß einen weiten Hals haben, deſſen Durch— meſſer "4 bis ½ des Durchmeſſers des Keſſels be— trägt. Am Boden der Blaſe iſt ein Abflußrohr mit Hahn zum Ablaſſen des Spülich8 angebracht. Der Helm mit Helmrohr kann verſchieden eingerichtet ſein; und zwar giebt man ihm mit Vortheil eine ſolche Einrichtung, vermöge deren er ſchon zur Abkühlung der Dämpfe wirkt, wozu die Weite des Helms bei— trägt, ſowie auch auf die Wölbung deſſelben ein Ring angelöthet werden kann, der dann ein mit Kühlwaſſer anzufüllendes Gefäß bildet. Durch das Helmrohr gehen dann die Dämpfe in die übrigen Theile des Apparats über, und zwar bei dem Verfah— ren mit getrennter Operation ſofort in die Kühlvor— richtung, um ſich dort zu Lutter zu verdichten, beim Verfahren mit vereinigter Operation für eine größere Concentration derſelben erſt in zwiſchen befindliche Theile. Bei der Dampfdeſtillation bedient man ſich anſtatt der Blaſe zur Aufnahme der Maiſche des ſoge— nannten Dampfkübels oder Maiſchkübels, welches ein doppelt ſo hoher als weiter Kübel iſt, in welchen heißer Waſſerdampf aus einem Dampfkeſſel durch eine Röhre eingelaſſen wird, die oben in die Seitenwand des Kübels eingeht und bis an ſeinen Boden, ſich nach unten zu erweiternd, herabgeführt iſt. Die Deſtilla— tion erfolgt nun durch die von dieſem Dampfe mit— getheilte Wärme, und durch den den Kübel bedecken— den Hut oder Helm; mit Helmrohr gehen die Dämpfe in die concentrirenden Theile des Apparats oder den Kühlapparat über. Bei der Dampfdeſtillation kann die Maiſche mit weniger Waffer verdünnt angewen— det werden, als bei der Deſtillation mittelſt freien Feuers. Deſſen ungeachtet wird der Lutter bei der Dampfdeſtillation wäſſeriger; doch kann man dieſem durch eine ſtark abkühlende Einrichtung des Huts abhelfen. Es iſt ſowohl für die Schnelligkeit des Betriebes als für die Erſparniß an Brennmaterial von Vortheil, wenn der Dampfkeſſel mit zwei Kü— beln in Verbindung geſetzt wird, welche abwechſelnd arbeiten. Das in den Dampfkübel tretende Draht— rohr iſt ſo zu ordnen, daß es bis nahe an ſeine Ein— mündungsſtelle in der Kübelwand eine gegen den Dampfkeſſel geneigte Lage hat, damit die darin ver— dichteten Waſſerdämpfe in dieſen Keſſel zurückfließen. Alle neuen Brenngefäße, kupferne wie hölzerne, er— theilen dem Branntwein einen übeln Beigeſchmack, der erſt nach vierwöchentlichem ununterbrochenem Brennen in den Gefäßen verſchwindet und ſich blos durch halbjähriges Liegen im Keller beſeitigen läßt. 3) Vorwärmen der Maiſche hat zum Zweck, die noch kalte Maiſche, ehe ſie in die Blaſe kommt, bis auf einen gewiſſen Grad (60 bis 65 ja 70 Gr. R.) zu erhitzen; ferner um weniger Kühlwaſſer zu ge— brauchen (wenn das Deſtillationsrohr durch den Maiſchwärmer hindurch geführt wird), und um end— lich das Anbrennen der Maiſche in der Blaſe zu ver— hüten. Dieſes Vorwärmen der Maiſche geſchieht ge— wöhnlich in einem beſondern kupfernen cylindriſchen Gefäße (Maiſchwärmer, Vorwärmer) und zwar ent— weder durch den von der freien Feuerung abziehenden Rauch, indem man den Maiſchwärmer unmittelbar hinter dem Feuerherde des Keſſels, da, wo der Rauch Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. in den Schornſtein tritt, einmauert, ſo daß der Rauch am Maiſchwärmer hingehen muß, um abzuziehen oder durch Dämpfe des Lutters, indem man aus dem Maiſchwärmer den Anfang des Kühlapparats dar— ſtellt, alſo den Anfang des Schlangenrohrs hindurch gehen läßt. Der durch dieſe anfangende Abkühlung verdichtete wäſſerige Antheil des Dampfes kann übri— gens durch ein Rohr mit Hahn wieder in den Keſſel zurück geleitet werden, um die Rectifikation hier durch Abkühlung in Anwendung zu bringen, weil dann ein alkoholreicherer Dampf in die Kühlvorrichtung über— geht. Außerdem wird im Maiſchwärmer ein Rühr— apparat angebracht, um die Maiſche von Zeit zu Zeit und während ihres Ablaſſens umzurühren. Durch ein unten am Maiſchwärmer angebrachtes Rohr mit Hahn kann die gehörig vorgewärmte Maiſche in die Helmöffnung des Keſſels geleitet werden, ohne Aus— ſchöpfen nöthig zu haben. Sehr einfach und dennoch vollkommen zweckentſprechend kann die Vorwärmung auch in einem aus ſtarkem Eichenholz gefertigten und mit eiſernen Reifen umlegten Faſſe erfolgen, durch welches man ein kupfernes 8 bis 10 Zoll weites Rohr gehen läßt. Dieſes Faß muß bei einer 500 Quart haltenden Blaſe wenigſtens 550 Quart ent— halten, damit die ſich erhitzende Maiſche Raum zur Ausdehnung hat. Am untern Ende iſt es ebenfalls mit einem Hahne verſehen, welcher durch ein Rohr mit der Blaſe verbunden ift. Ein in Falze liegender Deckel verſchließt die obere Offnung, und in dieſem Deckel befindet ſich ein Loch, in welchem ein Trichter befindlich, durch welchen die Maiſche in das Wärme— faß gelaſſen wird, oder man ſchneidet ein 10 Zoll im Quadrat haltendes Loch da in den Deckel, wo die Maiſche einfließt, und verſchließt dies mit einer paſ— ſenden Klappe. Zum Umrühren der Maiſche beim Ablaſſen bedient man ſich blos eines runden Beſens. Ausbeute an Branntwein. Die Ausbeute an Branntwein von 50 Procent Tralles beträgt in gut geleiteten Anſtalten im Mittel gegenwärtig wie folgt: 1 berl. Schff. Weizen von 85 Pfd. lief. 19—20 Ort. Branntw. 1 9 = = Roggen = 8 = 173—19 = = l = „ Gerſte =» 69 = = 14-153 > > Ze = Gerftenm. = 61 = 172 5 2 1 = „Kartoffeln 100 = = 8 E a Die Kartoffeln geben übrigens wegen ihres ver- änderlichen Stärkemehlgehaltes im September bis November weniger Branntwein als von da bis im März, worauf die Aus beute wieder abnimmt. Mehl— reiche, nicht wäſſerige, auf magern Boden gewachſene Kartoffeln ſind die beſten; gefrorne, vor dem Auf— thauen angewendet, ſind ebenſo brauchbar als nicht gefrorne. Man nimmt an, daß 2½ preuß. Pfund Stärkemehl 1 preuß. Quart Branntwein von 50 Proc. Tralles geben. 8 Mehreres über Branntweinbrennen findet ſich in folgenden Schriften: Kirchhof, das Ganze der Landwirthſchaft. Leipzig 1836. Derſelbe. Con⸗ verſationslexicon u. ſ. w. Glogau 1838. Piſto— rius, praktiſche Anleitung zum Branntweinbrennen, m Eſſigfabrikation. nebſt Beſchreibung eines Brennapparats. Berlin 1821. Hermſtädt, chemiſche Grundſätze der Kunſt, Branntwein zu brennen. 3. Auflage. Berlin 1823. Siemens, Beſchreibung eines neuen Betriebs des Kartoffelbrennens und einer neuen Dampfdeſtillation. 3. Aufl. Hamburg 1829. Kölle, die Branntwein— brennerei mittelſt Waſſerdämpfen. Berlin 1830. Leuchs, Sammlung der ſeit 30 Jahren in der Brauntweinbrennerei und Liqueurfabrikation gemach— ten Beobachtungen und Verbeſſerungen. Nürnberg 1830. Förſter, der Gewerbbetrieb der Brannt— 581 weinbrennerei und Bierbrauerei. 2. Aufl. Berlin 1830. Guts muths, praktiſches Handbuch der Branntweinbrennerei u. ſ. w. Quedlinburg 1833. Gall, der Gall'ſche oder Rheinländiſche Dampf— brennapparat in feiner höchften Vereinfachung. Trier 1834. Schneefuß, praktiſche Anweiſung zu ſei— nem Verfahren beim Betrieb des Branntweinbren— nens. Königsberg 1836. Kasperowsky, die Branntweinbrennerei mit Waſſerdämpfen in Holz: gefäßen. Leipzig 1835. Eſſigfabrikation. Man unterſcheidet bekanntlich bei dem gewöhn— lichen Eſſige nach Abſtammung und Eigenſchaften verſchiedener Arten deſſelben, als Bier-, Malz- oder Getreideeſſig, Obſt- oder Cidereſſig, eigentlichen Weineſſig, künſtlichen Weineſſig, der aus Brannt— wein, Honig, Roſinen, Zucker u. ſ. w. gefertigt wird. Ihr weſentlicher Unterſchied liegt nicht in einer ver— ſchiedenen Beſchaffenheit der in ihnen enthaltenen Säure (Eſſigſäure), welche vielmehr bei allen die— ſelbe iſt, ſondern in einem verſchiedenen Verdün— nungszuſtande derſelben und verſchiedenen, von ihrer Herkunft abhängigen, Beimengungen; denn ſie ent— halten alle diejenigen Stoffe noch beigemengt, welche in der Flüſſigkeit, von der ſie herrühren, vorhanden waren, ſo weit dieſe Beſtandtheile nicht etwa durch die Gährung verändert ſind. Der beſte Eſſig iſt der eigentliche Weineſſig, theils wegen in der Regel größten Säuregehaltes, theils wegen geringſter Bei— miſchung ſchleimiger und ertractiver Theile; der Ro— ſineneſſig kommt ihm am nächſten. Ein guter Wein- eſſig muß hell und klar ſein, eine ſchöne wenig gelbe Farbe, angenehm ſauern Geruch, ſtark und ange: nehm ſauern Geſchmack haben, ſich gut halten und nicht kahnen und ſchimmeln. Kocht man ihn bis zur Hälfte ein, ſo muß er noch ſaurer als zuvor ſchmecken, während Biereſſig durch Kochen ſchwächer wird. Schüttelt man ihn in einem Probegläschen, ſo muß er bald wieder klar werden und keinen Schaum oben aufliegen laſſen wie der Biereſſig. Ein guter Malz— eſſig muß eine blaßbraune oder gelbliche Farbe, voll— kommene Durchſichtigkeit, angenehmen, etwas ſte— chend ſauern, aber nicht ſehr ſcharfen Geſchmack ha: ben. Der Luft längere Zeit ausgeſetzt wird er wegen ſeiner ſchleimigen Beimengungen leicht trübe, klebrig und ſchal. Die Menge der im reinen Eſſige enthaltenen Eſ— ſigſäure giebt demſelben den beſtimmten Stärkegrad. Um die Stärke eines Eſſigs zu prüfen, bedient man ſich am zuverläſſigſten einer Sättigung deſſelben mit kohlenſaurem Kali, zu welchem Behufe man 4 Loth des zu prüfenden Eſſig in ein etwas großes Wein— glas füllt und nach und nach in kleinen Portionen kohlenſaures Kali ſo lange zuträgt, bis zuletzt kein Aufbrauſen mehr erfolgt und ein in die Flüſſigkeit getauchtes Stückchen blaues Lackmuspapier nicht mehr geröthet wird, woran die vollkommne Sätti— gung des Eſſigs zu erkennen iſt. War der zu prüfende Eſſig von guter Beſchaffenheit, ſo wird wenigſtens 1 Quentchen vom Kali zur vollkommnen Sättigung von 4 Loth Eſſig erforderlich ſein. Nicht ſelten kommen aus Gewinnſucht Verfäl— ſchungen des Eſſigs mit verſchiedenen mineraliſchen Stoffen, z. B. Schwefelſäure, Salpeterſäure, Salz— ſäure u. ſ. w., ſondern auch ſolche mit ſcharfen Pflanzenſtoffen vor. So ſetzt man öfters ſpaniſchen Pfeffer, Senfkörner, Paradieskörner, Bertramwur— zel, Kellerhals, Seidelbaſtrinde, gemeinen Pfeffer ꝛc. zu, um einem ſchwachen Eſſige einen ſcharfen Ge— ſchmack zu ertheilen. Dieſe werden auf folgende Weiſe entdeckt: Man verſetze den Eſſig mit Pott— aſche bis zu aufhörendem Brauſen; hierdurch ver— ſchwindet der ſaure Geſchmack, aber der ſcharfe bleibt zurück; oder man befeuchte die Oberlippe mit reinem, die Unterlippe mit dem verdächtigen Eſſige; der ſcharfe Geſchmack wird auf dieſer noch zurückbleiben, wenn jene ſchon keinen Geſchmack mehr ſpürt. Um einen Eſſig zu verſtärken, bedient man ſich am beſten des Branntweins, indem dieſer ſelbſt in Eſſig übergeht. Auch durch Kochen wird der Eſſig ſtärker, obſchon dies nicht ohne Verluſt an Eſſigſäure erfolgt. Ein ſehr wirkſames Verſtärkungsmittel be: ſteht auch darin, den Eſſig gefrieren zu laſſen. Der hierbei zurückbleibende Eſſig iſt ſtark gefärbt, kann aber durch Behandlung mit Kohle entfärbt werden. Die Aufbewahrung des Eſſigs erfolgt im Kleinen in gut verſchloſſenen, nur nicht metalliſchen Gefäßen an einem trocknen Orte, im Großen in gut zugeſpun⸗ deten, immer voll zu haltenden Fäſſern, die, wenn ſie noch neu ſind, zuvor mit heißem Waſſer und Alaun ausgebrüht werden. Jedes geleerte, nicht ſo— gleich wieder zu füllende Faß ſchwenke man rein aus und brenne es mit ein wenig Schwefel aus oder gieße (noch beſſer) ein wenig Branntwein hinein, ſchwenke ſolchen darin herum und verſpunde daſſelbe. Bei jeder Abfüllung eines Lagerfaſſes bringe man die Eſſigmutter in ein beſonderes Faß, woraus man den ſich noch abgeſonderten Eſſig von Zeit zu Zeit, aber nur durch Hähne von Horn oder Holz, ablaſſen kann. Der Eſſig hält ſich um ſo beſſer, je ſtärker und reiner er iſt, am beſten daher im Allgemeinen der Wein- und Branntweineſſig, dagegen Malz- und Biereſſig leicht verderben. Jeder Eſſig wird viel halt— 582 barer, wenn man ihn bis zum Sieden erhitzt oder (noch beſſer) ihn Y% Stunde im Sieden erhält und noch heiß auf Fäſſer zieht. Auch ein öfterer Zuſatz von ein wenig Weingeiſt trägt viel zur Haltbarkeit bei. Gleich nach der Gährung iſt jeder Eſſig trübe, er wird aber hell, wenn man ihn ruhig an einem kühlen Orte liegen läßt. Reicht dies aber nicht hin, ſo erhitzt man ihn zum Sieden und ſeiht ihn durch, oder man klärt ihn mit abgeſchlagenem Eiweiß oder Milch, die man unter ihn rührt und ihn bis zum Gerinnen dieſer Körper erwärmt, oder auch mit Hauſenblaſe. Beſſer bleibt aber immer, die künſt— liche Klärung durch eine geregelte Fabrikation zu umgehen. N Ein Eſſig, in dem alle Säure ſchon zerſtört iſt, kann nicht wieder hergeſtellt werden; iſt er zwar um— geſchlagen, aber doch noch ſäurehaltig, ſo läßt ſich dadurch nachhelfen, daß man ihn mit der Eſſiggäh— rung fähigen Subſtanzen verſetzt, z. B. Branntwein, Zucker, Malzabſud, und unter Zuſatz eines Gähr— mittels auf's neue in Gährung ſetzt. Einen fremd— artigen oder fauligen Geſchmack kann man durch Schütteln des Eſſigs mit Pflanzen- oder Knochen— kohle entfernen. Um den aus Branntwein oder dergleichen erhal: tenen farbenloſen Eſſig wenig gelb zu färben, dient Farinzucker, der in einer flachen eiſernen Pfanne hell— braun geröftet iſt; auch wohl Syrup, jedoch nicht zu viel. Um ihn ſchön roth zu färben, kocht man etwas Eſſig mit getrockneten und dann zerſtoßenen Heidel— beeren, oder läßt ihn mit getrockneten Johannisbee— ren oder Klatfchrofen eine Zeitlang ſtehen. Die fo erhaltene rothe Flüſſigkeit färbt dann durch Zu— miſchung andern Eſſig. Das Färben des Eſſigs nimmt man erſt vor, wenn derſelbe von den Lager— fäſſern abgezogen iſt. Medieiniſche, aromatiſche Kräuter: eſſige werden durch Aufgießen mediciniſcher, ge— würzhafter, wohlriechender Subftanzen mit Eſſig dargeftellt und können beliebig abgeändert und zu— ſammengeſetzt werden. Man bedient ſich zur Anfer— tigung derſelben im Allgemeinen recht ftarfen Wein— eſſigs, den man zur beſſern Haltbarkeit vorher auf— kochen und nach dem Erkalten durchſeihen kann. Auch wird ſeine Haltbarkeit durch Zuſatz von etwas Weingeiſt vermehrt. Außer den Himbeeren, Zeit— loſen und Meerzwiebeln nimmt man in der Regel trockne Pflanzentheile zur Bereitung der Eſſige, wo— durch ſie auch haltbarer werden. Dieſe Subſtanzen werden zuvor von allen unnützen Stielen und holzi— gen Theilen möglichſt befreit und zerkleinert, dann mit ihrem ſechs- bis achtfachen Gewicht Weineſſig übergoſſen und ſo lange (acht Tage oder länger) in gelinder Wärme ſtehen gelaſſen, bis der Eſſig klar über dem Bodenſatze ſtehen bleibt, worauf man ihn durchſeiht oder abgießt, den Rückſtand auspreßt und in ſehr gut verſtopften Flaſchen an einem kühlen Orte aufbewahrt. So kann man z. B. den Dragun-, Hollunderblüthen-, Lavendel-, Rauten-, Roſen⸗, Rosmarin -, Salbeieſſig u. ſ. w. anfertigen. Zu Kamphereſſig wird mit Weingeiſt fein zerriebe— Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. ner Kampher in Eſſig aufgelöſt. Den bekannten Peſt⸗ oder Vierräubereſſig. Zu 4 Quart gu⸗ ten Weineſſig oder deſtillirten Eſſig werden in ſehr verkleinertem Zuftande gegeben: Wermuth, Ros ma— rin, Salbei, Krauſemünze, Weinraute, von jedem 3 Loth, Lavendelblumen 4 Loth, Knoblauch, Kal— muswurzeln, Zimmt, Nelken und Muskatnüſſe, von jedem ½ Loth, das Ganze wird in einer, mit naſſer Blaſe verbundenen gläſernen Flaſche acht Tage oder länger an der Sonne ſtehen gelaſſen, dann das Flüſ— ſige ausgepreßt, filtrirt und der Flüſſigkeit noch! Loth in Weingeiſt aufgelöſten Kamphers zugeſetzt. Eſtra— gon- oder Draguneſſig, ein aromatiſcher, zu Speiſen dienender Eſſig. Dragunkraut, Pfefferkraut, Chalottenzwiebeln und Knoblauch, von jedem 6 Loth, Krauſemünze und Citronenſchalen, von jedem ! Loth; Alles gut zerkleinert, mit 5 Quart guten Weineſſig übergoſſen, in einer leicht bedeckten Flaſche mehrere Tage in mäßiger Ofenwärme oder 14 Tage lang in der Sonne ſtehen gelaſſen, dann wie gewöhnlich un— ter Auspreſſen filtrirt. Aus allen Flüſſigkeiten, welche Weingeiſt ent— halten, läßt ſich durch die ſogenannte ſaure oder Eſſiggährung Eſſig bereiten, und alle Subſtanzen, welche man zur Darſtellung von Bier und von Branntwein verwenden kann, ſind daher mittelbar auch zur Darſtellung von Eſſig geeignet. Man kann demnach hauptſächlich zwei Arten der Eſſig— fabrikation unterſcheiden, nämlich die, wo Eſſig aus einer ſchon weinigen Flüſſigkeit dargeſtellt und wo er aus einer, erſt in weinige Gährung zu brin— genden bereitet wird. Bei beiden iſt das Haupt— verfahren daſſelbe, nur hat man bei letzterer einige Vorarbeiten mehr, nämlich, wenn die Fabrikation aus Zucker und zuckerhaltigen Früchten erfolgt, das Bewirken der geiſtigen Gährung; erfolgt ſie aber aus ſtärkemehlhaltigen Körpern, die Umwandlung dieſer in Zucker, durch die Einmaiſchung und die nachherige Bewirkung der geiſtigen Gährung. Die Eſſiggährung beruht darauf, daß der Sauerſtoff der Luft ſich mit dem Alkohol der weingeiſtigen Flüſſig— keit verbindet und ihn dadurch in Waſſer und Eſſig— ſäure verwandelt. Bei gehöriger Verdünnung mit Waſſer, hinlänglichem Luftzutritt, gehöriger Wärme gehen die meiſten weingeiſthaltenden Flüſſigkeiten ſchon von ſelbſt, die andern doch auf Zuſatz eines Ferments (Gährmittel) in Eſſiggährung über, die ſich durch folgende Erſcheinungen zu erkennen giebt: Die Flüſſigkeit fängt an, ſich zu trüben, erwärmt ſich, entwickelt einen ſauern Geruch, im Innern und an den Seitenwänden des Gefäßes bemerkt man eine ſanfte Bewegung fadenförmiger und ſchleimiger Theilchen, die, allmälig auf die Ober— fläche fteigend, eine kahnige Haut oder Decke bil— den, welche nach längerer Zeit zu Boden fällt und die ſogenannte Eſſighefe darſtellt. In dem Verhält— niß, als die Verwandlung des Weingeiſts zu Ende geht, tritt wieder Ruhe ein und die Flüſſigkeit wird nach und nach wieder klar. Weſentliche Erforderniſſe und Regeln zu einem guten Gange und Erfolge der Eſſiggährung find: Die Eſſigfabrikation. 1) möglichſt freie und erleichterte Berührung der atmoſphäriſchen Luft mit der zu ſäuernden Flüſ— ſigkeit, welche man durch alle zu Gebote ſtehenden Mittel zu befördern ſuchen kann; doch darf die Ver— dampfung der geiſtigen Theile dabei nicht gar zu viel Spielraum erhalten. 2) Die ſtete Einwirkung einer mäßigen Wärme, die man, wo die Verdampfung des Geiſtigen ge— hoͤrig zu beſchränken ſteht, auf einige 30 Grad R. treiben kann, wie bei der Schnelleſſigfabrikation zu geſchehen pflegt, weil mit der Wärme bis zu ge— wiſſen Grenzen die Schnelligkeit der Eſſigbildung zunimmt. Bei der gewöhnlichen Eſſigbereitung je— doch hält man ſie eben jener Verdampfung wegen, anfangs blos auf 18 bis 20 Grad, und vermin— dert ſie ſpäter zweckmäßig auf 15 bis 16 Grad R. 3) Die Gegenwart eines ſäuernden Ferments (Gährmittels), welches entweder der Flüſſigkeit ab— ſichtlich zugeſetzt werden muß, oder in derſelben ſchon enthalten ſein kann. 4) Ein angemeſſener Verdünnungsgrad der wein— geiſtigen Flüſſigkeit, indem geiſtreiche Weine, ſtarke Branntweine nicht leicht ſauer werden. 5) Eine finſtere oder wenigſtens halbdunkle Eſſigſtube, weil die Eſſiggährung ſchneller im Fin— ſtern als im Hellen vor ſich geht. 6) Bei Anwendung von gegohrner Flüſſigkeit zur Eſſigdarſtellung iſt es nützlich, dieſe vorher einige Zeit liegen zu laſſen, indem ſie dann ganz ausgähren, mehr, beſſern und weniger ſchleimigen Eſſig liefern. 7) Im Allgemeinen ſoll man nur weiches Waſ— ſer, alſo Regen- oder Flußwaſſer zur Eſſigfabrika— tion anwenden. Brunnenwaſſer muß zuvor gekocht und nach dem Abkühlen vom Bodenſatze abgelaſſen werden. Erſcheint es auch dann noch trübe, ſo muß es durch Ziegelmehl, Sand oder Kohlenpulver fil— trirt werden. Kalkhaltiges Waſſer iſt gänzlich zu vermeiden. 8) Als Säuerungsgefäße können beliebige, nur nicht metallene oder glaſurte töpferne, Gefäße die— nen; doch ſind ſolche von Eichenholz die geeignet— ſten, die, wenn ſie neu ſind, vor ihrem Gebrauche erſt wiederholt mit kaltem, dann heißem Waſſer Guletzt mit heißem Eſſig) ausgelaugt werden müſ— ſen; ſpäter jedoch werden ſie nicht wieder ausge— rüht. 9) Der fertige Eſſig wird theils ſchon von ſelbſt durch das Ablagern und wiederholtes Abziehen klar, kann aber auch durch Hauſenblaſe, die man unter öfterem Umrühren in ſtarkem Eſſige kocht, oder durch Buchenholzſpäne (ſ. weiterhin) geklärt werden. Um ihn von Schleimtheilen zu befreien, ſoll man glühenden Stahl oder glühende Steine in ihn wer— fen; Aufkochen iſt jedoch vorzuziehen, um ihn halt— barer zu machen. Dieſe Bedingungen laſſen ſich ſämmtlich ſchon in jeder Haushaltung erfüllen. Man kann die Gäh— rung im Kleinen in der Nähe eines Stubenofens, eines Herdes vor ſich gehen laſſen, ſich eines ge— brauchten Weinfaſſes, deſſen oberer Boden wegge— nommen iſt, eines ſteinernen Kruges oder dergl. 583 als Gährungsgefäß bedienen u. ſ. w. Bei der Eſſigfabrikation im Großen aber richtet man be— ſondere Eſſigſtuben ein, die lieber niedrig als hoch ſein müſſen, unreiner Luft nicht zugänglich, womög— lich trocken und warm gelegen, mit verſchließbaren Luftlöchern verſehen und heizbar durch einen Ofen ſein ſollen, der entweder mit einem Schirme um— geben iſt oder als Urſprung für Feuerkanäle dient, welche durch die ganze Eſſigſtube am Boden hin— geleitet werden und auf welche die Säuerungsge— fäße ſelbſt zu ſtehen kommen können. Man unterſcheidet unter den Methoden, welche zur Fabrikation des Eſſigs in Anwendung kommen, weſentlich zwei, nämlich die gewöhnliche ältere Me— thode der langſamen Eſſiggährung, welche ſtets mehrere Wochen fordert, um fertigen Eſſig zu bilden, und die neuere Methode der Schnell— eſſigfabrikation, wo die ganze Gährung in zwei bis drei Tagen vollendet iſt. Letztere Methode verdient unbedingt den Vorzug vor erſterer, indem ſie nicht nur eine ſchnellere, ſondern auch eine reich— lichere Ausbeute liefert, als jene. Allerdings macht dieſe neuere Methode einige Vorbereitungen nöthig, die etwas umſtändlicher, als bei der ältern ſind, jedoch auch bei dem Hausgebrauch ſich nach Be— dürfniß vereinfachen laſſen. Altere Methode der langſamen Eſſigbildung. Dieſe Methode iſt höchſt einfach und erfordert nur geringe Aufmerkſamkeit. Die zu ſäuernde Flüſ— ſigkeit wird nebſt dem gut eingerührten Ferment in offenen oder nur leicht bedeckten Kufen, Fäſſern oder auch ſteinernen Krügen, beſſer jedenfalls in kleinen, flachen, nicht ganz gefüllten, als in großen und tiefen, bis an die Bedeckung vollen Gefäßen einer Temperatur anfangs von 18 bis 20 Grad R., die man ſpäter auf 15 bis 16 Grad R. vermin— dert, ausgeſetzt, bis bei öfterem Abnehmen der ſich auf der Oberfläche bildenden Haut fertiger Eſſig entſtanden iſt, den man dann von dem Bodenſatze (Eſſighefe) abſondert, und nach erfolgter Klärung aufbewahrt. Die Eſſigbildung kann man hierbei durch öfteres Umfüllen der Flüſſigkeit aus einem Gefäße in ein anderes, ſowie überhaupt durch je— des Mittel, welches eine vermehrte Berührung der Flüſſigkeit mit der Luft zuwege bringt, beſchleu— nigen. Obgleich die meiſten weingeiſthaltigen Flüſſig— keiten bei gehöriger Verdünnung ſchon ohne wei— tern Zuſatz durch Luftzutritt zu Eſſig werden, ſo kann doch die Eſſigbildung durch abſichtlichen Zu— ſatz eines Ferments (Gährungsmittels, Eſſigmutter) früher eingeleitet und beſchleunigt werden. 1) Eins der beſten Fermente iſt ein ſchon fer— tiger ſtarker Eſſig, der aber zu dieſem Zwecke nicht geſotten ſein darf. Wenn man nicht das bei der Schnelleſſigfabrikation zu erwähnende Verfahren mit Buchenholzſpänen anwenden will, ſo läßt man am beſten die zum Gähren beſtimmten hölzernen Ge— fäße öfters mit Eſſig ausbrühen und dieſen gut in's Holz einziehen. Man kann auch Brod, Weinſtein, 584 geröftetes Gerften= oder Erbſenmehl und dgl. drei— bis ſechsmal, jedesmal nach zuvorigem Trocknen, mit ftarfem Eſſig befeuchten und nachher als Fer— ment verwenden. Auch iſt es vortheilhaft, mit Eſſig und Branntwein befeuchtete Lappen in der Eſſig— ſtube aufzuhängen. 2) Eſſighefe d. i. die ſchleimige Haut, welche ſich gegen Ende der Eſſiggährung zu Boden ſetzt; ſowie auch Weinhefe. Bei einer fortwährenden Eſ— ſigfabrikation kann man die Eſſighefe jeder frühern Bereitung immer als Ferment für die neue be— nutzen. 3) Weinranken, die, etwas zuſammenge— drückt, in einer Temperatur von 18 bis 20 Grad R. einige Tage ſich ſelbſt überlaſſen wurden. 4) Der Saft von ſauern Weintrauben, Johannisbeeren, unreifen Brombeeren u. dergl. 5) Sauerteig, in Kugeln geformt und in Ofen getrocknet, Roggenbrod, Laab von Käl— bermägen, gekochten Kartoffeln. 6) Roſinenſtengel. Bei der gewöhnlichen Eſſigfabrikation aus ver— ſchiedenen Subſtanzen find folgende beſondere Maß— regeln zu beobachten. 1) Biereſſig. Hierzu benutzt man die Neigen des Weiß- und Braunbieres, ſowie Bier, das zu verderben anfängt, und ſtellt es mit einem Ferment, z. B. grobem Brod mit Eſſig befeuchtet, oder Sauer— teig mit etwas Kochſalz oder dergl. zur Gährung. Um Braunbier zuvor zu entbittern, löſcht man glü— hende Kohlen oder glühendes Eiſen darin ab. War das Bier zu ſchwach, ſo ſetzt man zweckmäßig etwas Malz und Weinſtein oder Branntwein, oder Zucker u. dergl. zu. 2) Branntweineſſig. Wenn der aus Branntwein bereitete Eſſig keinen unangenehmen Beigeſchmack erhalten ſoll, ſo muß jener zuvor ent— fuſelt ſein. Dies gilt auch vom Lutter und Nach— lauf, die ſich ebenfalls zur Eſſigfabrikation benutzen laſſen, ſobald ſie nur ſtark genug ſind, daß 10 Maß davon 1 Maß guten Branntwein geben, widrigen— falls fie durch Branntweinzuſatz verſtärkt werden müſſen. Zur Darſtellung des Branntweineſſigs be— obachtet man verſchiedene Berfahrungsarten. a) Man verdünnt den Branntwein ſo weit mit Waſſer, daß er nur noch etwa 6 Procent enthält, verſetzt dann je 30 Quart davon mit 10 Quart warmen, ſtarken Eſſig und 2 bis 3 Pfd. Syrup und ſtellt ihn zur Gährung, die 5 bis 6 Wochen erfordert. b) Man verdünnt 1 Quart Branntwein mit 10 bis 12 Q. Regen- oder Flußwaſſer, oder abgeſottenem Waſſer, rührt ihn dann mit 10 Loth Weinſtein, / Pfd. Zucker und ½ Pfd. Sauerteig gut ab, und ſtellt zur Gährung. c) Zuvor wird eine gute Eſſigmutter angefertigt, indem man 1 Pfd. gute Hefen mit 10 Pfund Honig, 6 Pfd. Weinſteinpulver, 6 Quart beiten Eſſig, ½ Pfd. Kartoffelſtärke, welche mit der Hälfte des anzuwendenden Eſſigs zu Kleiſter gekocht worden, vermengt, und das Gemeng einer mäßigen Stubenwärme ausſetzt, worauf nach 3 bis 4 Tagen ein kräftiges Ferment ſich gebildet hat. Mit dieſer Eſſigmutter ſtellt man 100 Berl. Quart Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. Branntwein, welcher mit 700 bis 800 Quart lau— warmem Waſſer und 15 bis 20 Quart gutem Eſſig vermiſcht worden, zur Gährung, welche in 2 bis 3 Wochen vollendet iſt, worauf man den Eſſig mit einem Heber von der Eſſighefe abzieht und zu der— ſelben eine neue Menge Branntwein, Waſſer und auf 100 Quart Flüſſigkeit 1 Pfd. Honig und ½ Pfd. Weinſtein zufügt. d) Man ſtellt 300 Pfd. Lutter mit 4 Pfd. Hefe, 8 Pfd. Rohrzucker oder Honig und 5 bis 10 Pfund Weinſtein zur Gäh— rung. 3) Malzeſſig. Luft- oder Welkmalz von Gerſte wird für ſich allein oder dergleichen Malz von Wei— zen mit ½ Gerſtenmalz gemengt, wie beim Bier— brauen, eingemaiſcht, die erhaltene Würze, (die man zweckmäßig vorher kocht) mit Zuſatz der nöthi— gen Hefe zur geiſtigen Gährung geſtellt, dann der erhaltene Malzwein von der Hefe abgezogen, bis zur völligen Klärung in Fäſſern aufbewahrt, dann auf 100 Maß deſſelben 10 bis 15 Maß ſiedender Eſſig zugeſetzt, und die Flüſſigkeit in die Säue— rungsgefäße vertheilt. Der Eſſig wird alsdann durch's Lagern abgeklärt oder auch mit Hauſenblaſe geſchönt. Solcher Eſſig hält ſich auf Fäſſern in kühlen Kellern, wenn man ihm von Zeit zu Zeit etwas Branntwein hinzufügt, oder den Eſſig vor dem Aufbewahren gut aufgekocht hat, ziemlich lange, wogegen er ſonſt leicht umſchlägt. Man rechnet auf 200 bis 250 Quart Eſſig 100 preuß. Pfd. Ger: ſtenmalz. 4) Kartoffeleſſig. Man kocht die Kartof- feln zu einem Brei, ſetzt / Zucker und / Wein— ſtein zu, läßt die Miſchung einige Stunden in mäßiger Wärme ſtehen, ſo daß ſie beinahe heiß iſt, dann abkühlen, ſetzt / Weißbierhefe zu, läßt fie damit gähren und macht die erhaltene wenige Flüſ— ſigkeit zu Eſſig. Gefrorne, in kaltem Waſſer wieder aufgethaute Kartoffeln geben mehr Eſſig als unge— frorne. 5) Runkelrübeneſſig. Die vorher gewa— ſchenen Rüben werden durch Reiben zerkleinert, wor— auf man den Rübenbrei zwiſchen härenen oder lei— nen Tüchern ſtark auspreßt, den Rückſtand mit dem vierten Theile ſeines Umfanges reines Flußwaſſer übergießt, untereinander rührt und nochmals preßt. Der gewonnene Saft wird nun in einem Keſſel er— hitzt, fleißig abgeſchäumt und ſodann mit gebrann— tem und an der Luft zerfallenem Kalk gereinigt. Zu dem Ende wiegt man zu 100 Pfd. Saft 3 Loth Kalk ab, vertheilt ihn in etwas Saft, und gießt die dadurch entſtandene Kalkmilch allmälig unter beſtändigem Umrühren in den Keſſel; alsdann wird der Saft auf ein mehr hohes als weites Faß ge— füllt, wo er nach 12 bis 24 Stunden klar erſcheint, und nun in Weingährung geſetzt werden kann, zu welchem Behufe er auf 25 Grad erhitzt wird, wor— auf man auf 60 Quart 2 Quart Bierhefen zuſetzt. Nach vollendeter Weingährung, welche 4 bis 6 Tage dauert, wird die Flüſſigkeit zur Eſſiggährung geſtellt. Man kann aber auch ſchon aus dem aus— gepreßten Rückſtande der Runkelrüben und Möhren, Die Eſſigfabrikation. wenn ſolche auf Syrup verarbeitet worden, einen Eſſig darſtellen, wenn man denſelben eine Zeit lang mit heiß aufgegoſſenem Waſſer ſtehen läßt, ihn dann nochmals auspreßt, und zwei Theile der ſo erhaltenen Flüſſigkeit mit einem Theile des ausge— preßten Saftes verſetzt, das Ganze mit Hefen erſt zur weinigen und dann zur Eſſiggährung ſtellt. 6) Molkeneſſig. 100 Berl. Quart Molken werden mit 2½ Pfd. Rohzucker oder Honig oder Stärkeſyrup gemiſcht und 14 Quart Branntwein nebſt Bierhefe hinzugeſetzt, worauf man das Ge— miſch in bedeckten Gefäßen bei 20 Grad R. in gei— ſtige Gährung bringt, welche bald in die ſaure übergeht, wo man dann die Flüſſigkeit in die Säuerungsgefäße füllt. Der fertige Eſſig läßt ſich ſchwer klären und behält noch eine Zeit lang den Molkengeruch und Geſchmack, der ſich aber mit der Zeit verliert, oder auch durch Behandlung mit Kohle ziemlich beſeitigt wird. 7) Obſteſſig (aus Apfeln, Apfelſchalen, Bir— nen u. ſ. w.). Faules Obſt iſt dazu noch paſſender als geſundes, ſowie man dazu auch allen Abgang aus der Obſtkammer und den des geſchälten, zum Welken beſtimmten Obſtes nimmt. Zu dieſem Eſſig eignen ſich auch ganz beſonders Holzäpfel und Holz— birnen, doch Birnen überhaupt beſſer nur in Ver— wendung mit Apfeln. Was vom Obſt noch ganz iſt, wird zermalmt und ausgepreßt, oder man läßt auch die zermalmten Früchte mit etwas darüber— gegoſſenem Waſſer in einem offenen Faſſe gähren, bis der Saft klar iſt, wonach man ihn auf ein Eſſigfaß füllt. Iſt das Obſt ausgepreßt worden, was bei faulem den Vorzug verdient, ſo faßt man den hellabfließenden Saft in einen Bottich, läßt ihn einige Tage ſtehen, indem man den ſich oben aufſetzenden Schaum abnimmt, und füllt den Moſt, der weit eher ſauer wird, als von friſchen Apfeln, in das zuvor mit heißem Eſſig ausgebrühte Eſſig— faß, wo er von ſelbſt, oder ſchneller bei Zuſatz eines Ferments, ſauer wird. Als Ferment wird vornehmlich ein Zuſatz von Weinbeeren empfohlen, die man in ganz ſtarkem Eſſig weichen läßt, und von ſtarkem Eſſig ſelbſt (½ bis ½ der Flüſſig— keit). Um den Eſſig von beſonderer Güte zu erhal— ten, darf man nur ausgepreßte Honigſcheiben mit Eſſig oder Obſtwein auswaſchen, dieſen durch ein Tuch ſeihen und in das Faß gießen. Die Träbern geben, mit Kleien vermiſcht, ein gutes Schweine— futter. Obſtweinträbern kann man ſelbſt zu Eſſig ver— wenden, indem man Waſſer darauf ſchüttet, ſie einige Tage ſtehen läßt, noch einmal keltert, den Saft in ein Eſſigfaß füllt und 1 Maß Cidermoſt mit einer zerſchnittenen Zwiebel warm dazu gießt. 8) Kleieneſſig. Zu 200 Quart Kleieneſſig werden 2½ Berl. Scheffel Kleien (beſſer Weizen-, als Roggenkleie) mit 50 Quart heißem Waſſer angerührt und alsdann noch 40 Quart zugeſetzt, worauf man die Maſſe in einem Keſſel eine Zeit lang ſieden läßt, bis etwa der vierte Theil der Flüffigfeit eingekocht iſt. Hierauf bringt man die ſämmtliche Maſſe in ein trichterförmiges Faß, das Kirchhof, Landwirth. 585 8 Zoll von dem unterſten Boden einen zweiten mit vielen kleinen Löchern durchbohrten hat, welcher 2 Zoll hoch mit reinem Stroh und über dieſes mit einem Flanelllappen belegt iſt; zwiſchen beiden Bö— den befindet ſich ein Hahn zum Ablaſſen der Flüſ— ſigkeit. Die in das Faß gebrachte teigartige Maſſe übergießt man mit ſiedend heißem Waſſer, läßt nach ein paar Stunden die durchgelaufene klare Flüſſig— keit ab, bringt dieſe vorläufig in ein anderes Ge— fäß und fährt nun mit Übergießen neuer Mengen kochenden Waſſers fort, bis die abgezogene Flüſſig— keit keinen ſüßen Geſchmack mehr bemerken läßt. Alsdann bringt man die ſämmtlich vereinigten Aus— züge auf die Säuerungsgefäße, oder verwandelt ſie nach der Schnelleſſigfabrikation in Eſſig. Auf ſolche Weiſe kann man ſehr billig einen recht brauchbaren Eſſig für Haushaltungen herſtellen. 9) Weineſſig. Aus Wein entſteht, wenn er ſchwach iſt, Eſſig bei längerm Stehen an der Luft in der Wärme von ſelbſt; ſtarke Weine muß man aber hierzu durch weiches Waſſer gehörig verdün— nen oder durch Ferment (am beſten Eſſig, Wein— ranken oder den Saft ſaurer Früchte) zur ſauern Gährung geneigt machen. 10) Eſſig aus Rohzucker, Melaſſe, Sy— rup, Honig, Stärkeſyrup. Bei der allgemei— nen Bereitungsmethode des Eſſigs aus dieſen und andern zuckerhaltigen Stoffen iſt Folgendes zu be— obachten. Man löſt dieſelben in ſiedend heißem Fluß- oder Regenwaſſer auf, verdünnt dann dieſe Löſung mit ſo viel kaltem Waſſer, daß die Tem— peratur der Flüſſigkeit auf etwa 16 Grad R. her— abkömmt und eine hinlängliche Verdünnung entſtan— den iſt, läßt ſie dann, mit Oberhefe verſetzt, an einem mäßig warmen Orte die Weingährung be— ſtehen, zieht, wenn dieſe nach mehrern Tagen zu Ende iſt, die weinige Flüſſigkeit klar ab, füllt ſie mit Ferment verſetzt auf die Säuerungsgefäße und verfährt weiter nach den allgemeinen Regeln. So— bald der Eſſig klar geworden, zieht man ihn ab, und ſetzt ein wenig reinen Spiritus hinzu, wodurch ſein Geruch und Geſchmack feiner und dem Wein— eſſig ähnlicher wird. Schnelleſſigfabrikation. Das Verfahren der Schnelleſſigfabrikation be— ſteht im Weſentlichen darin, die untere Hälfte eines Gefäßes mit feinen ausgebrühten, mit Eſſig getränk— ten Buchenholzſpänen anzufüllen, und durch dieſe zur Eſſigbildung beſtimmte Flüſſigkeit (das Eſſiggut) durchſickern zu laſſen, während zugleich der Luft durch gehörig angebrachte Zuglöcher Zutritt verſtat— tet iſt. Bei dieſer Methode iſt der in nachſtehender Zeichnung angegebene eigenthümliche Apparat nö— thig, womit man das Verfahren ſelbſt auf folgende Weiſe in Ausführung bringt. Der Haupttheil dieſes Apparats iſt das auf einem 1½ bis 2 Fuß hohen Geſtelle & ruhende Gradirfaß (Eſſigbilder) 4, welches von Eichen— holz gefertigt, 9 Fuß hoch, unten 3, oben 3½ Fuß im Durchmeſſer weit und mit 7 bis 9 eiſernen Rei: 74 586 Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. fen verſehen iſt, die, um das Roſten zu verhüten, mit einem Firniß von Leinöl, Pech und Ruß über— und oben gleich weit und in der Mitte ein wenig ausbauchend ſein. Da ein ſo hohes Faß beim Ver— fahren im Kleinen etwas koſtſpielig iſt, jo kann man auch ein gewöhnliches Faß (z. B. ein ge— brauchtes Wein- oder Branntweinfaß) von etwa 4 Fuß Höhe, das man aufrecht ſtellt und deſſen Spund man zuſchlägt, anwenden, in welchem Falle man aber durch einen Aufſatz, welcher nach heraus— genommenen obern Boden in die obere Offnung ein— geſetzt wird und ſich nach unten zu ein wenig ver— jüngt, die Höhe des Faſſes noch bis mindeſtens zu 6 Fuß vermehren muß. Iſt das Faß neu, ſo muß es, ſowie alle andere hierbei in Gebrauch kom— menden Geräthſchaften, vor der erſten Anwendung erſt mit kaltem, dann mit kochendem Waſſer voll— kommen ausgelaugt werden. Oben iſt das Faß mit einem leicht wegzunehmenden, aber gut ſchließenden eichenen Deckel zu verſehen. Etwa 3 bis 4 Zoll über den Boden werden rings im Umkreiſe in den Dau— ben des Faſſes 8 Luftlöcher e, ce von ½ bis % Zoll im Durchmeſſer in gleichen Abſtänden von einander gebohrt und zwar mit ſchräg von oben nach unten gehender Richtung des Bohrers. Sie werden mit Drahtgitter oder Siebboden bedeckt. Einen Zoll über dem Boden iſt das Zapfloch, welches einen Kork— ſtöpſel aufnimmt, durch den der längere Schenkel einer im Innern des Faſſes befindlichen, heberför— mig nach auf- und wieder nach abwärts geboge- nen Glas- oder Porzellanröhre 8 von 1 Linie in— nerm Durchmeſſer zum Abfluß für die geſäuerte Flüſſigkeit heraustritt. Die oberſte Biegung dieſer Röhre muß ſich etwa 1 Zoll unter der Höhe der Zuglöcher, und die im Faſſe frei ausgehende Mün— dung ihres fürzern Schenkels etwa 3 Zoll unter den Zuglöchern befinden. Dieſe Abflußroͤhre ſteht mit dem Vorlegefaſſe “, welches den fertigen Eſſig auf: nimmt, in Verbindung. 6 Zoll vom obern Boden des Gradirfaſſes werden 2 ungefähr ½ 3. dicke und 1 bis 2 Zoll hohe Latten auf ihrer hohen Kante und im Abſtande von 1 Zoll mit Holz— nägeln horizontal befeſtigt, auf welche eine höl— zerne 4 bis 5 Z. hohe Bütte Siebbütte) geſtellt wird, die zum freierem Luftdurchzuge ringsum 1 Zoll von der innern Wand des Gradirfaſſes abſtehen muß, und deren ganz ebener Boden mit vielen kleinen Löchern von 1½ Linien Durch— meſſer, die 1 Zoll von einander abſtehen, ſieb— artig durchbohrt iſt. Um nun das zu ſchnelle Durchlaufen der zu ſäuernden Flüſſigkeit durch dieſe Löcher zu verhüten, wird in jedes derſelben ein hölzerner Stift eingepaßt, der nur an einer Seite etwas abgeplattet iſt, ſo daß die in der Butte befindliche Flüſſigkeit nur tropfenweiſe durchſickern kann. Die Stifte müſſen oben über den Boden ½ Zoll hervorragen, um fie bequem herausziehen zu können, unter dem Boden aber 13. lang hervorſtehen. Andere bedienen ſich ſtatt der Stifte auch kleiner Bindfaden oder Roggen— ähren, die aber, wenn ſie aufgequollen find, das Durchlaufen verhindern. Endlich kann man auch ganz einfach eine einige Z. hohe Schicht zerdrückte Johannis- und Stachelbeer- oder Weinranken anwen— den, die man über den Löchern macht, welche noch überdies beiträgt, dem Eſſig einen angenehmen Ge— ſchmack zu geben. Dicht über den Löchern cc wird auf Latten oder einem Reifen ein ſiebartig durchbohrter Boden eingeſetzt, welchen man mit ausgewaſchenen Birkenreiſern oder Kämmen von gekelterten Wein— trauben oder Weinranken belegt und darauf die Hobel— ſpäne bis unter die Siebbütte aufſchüttet. Um die Temperatur im Innern des Gradirfaſſes beobachten zu können, kann man, wie bei 4, die Kugel eines im Winkel gebogenen Thermometers durch ein in der Mitte des Faſſes angebrachtes Loch, welches dann rings um die Rohre verſtopft wird, oder in wel— ches man einen durchbohrten Korkſtöpſel eingeſetzt hat, einbringen, die Scala aber außen am Faſſe befeftigen. Zur Schließung des Gradirfaſſes nach oben iſt folgende Einrichtung die beſte: Man laſſe um den obern Rand eine Rinne von verzinntem Eiſenblech legen, die das Hirnholz der Dauben mit umgebogenem Rande bedeckt, 1 Zoll breit und tief iſt und mit kleinen Nägeln befeſtigt wird. Der Deckel paßt genau auf die Dauben; an ſeinem Rande wird ein Streifen verzinntes Blech, mit untergelegtem naſſen Lederſtreifen, ringsum derge— ſtalt aufgenagelt, daß er beim Auflegen des Deckels in die Rinne zu ſtehen kommt, ohne jedoch ihren Boden zu berühren. Man legt nun auf den Rand des Faſſes einen naſſen Streifen grober Leinwand, ſetzt den Deckel auf, füllt die Rinne mit Waſſer und hat ſo die Luft vollſtändig abgeſperrt. Um nun einen ſteten Luftzug durch das Gra— dirfaß erhalten zu können, doch aber nichts von den Eſſig- und Weingeiſtdämpfen zu verlieren, iſt mit dem obern Theile von 4 der zweite Haupttheil des Apparats, der Verdichtungs apparat, in Ver: Die Eſſigfabrikation. bindung geſetzt. Er beſteht aus den drei hölzernen Röhren Ark, deren Weite im Lichten die Summe der Löcher ce c erreichen muß. A iſt 1 Fuß lang, in das Loch des Deckels eingelaſſen, deſſen Fuge mit Leinwand und Werg ſorgfältig verſtopft wird; i geht etwas aufſteigend durch die Wand der Eſſig— ſtube 4 hindurch und verbindet ſich draußen mit dem durch das Kühlfaß m abſteigenden, unten über dem Gefäße 2, deſſen Inhalt von Zeit zu Zeit in das Gradirfaß zurückgebracht wird, frei ſich öffnen— den Theile /. Alle Fugen find wohl zu verſtopfen, ſowie im Kühlfaſſe ſtets friſches Waſſer ſich befin— den muß. Doch kann auch dieſer Verdichtungsap— parat ganz wegbleiben, und man bringt dann ein 2% Zoll weites Loch in dem oberſten Deckel des Gradirfaſſes an, um der unbrauchbar gewordenen Luft Ausgang zu verſtatten, und zugleich um einen Trichter zum Nachguß neuer Flüſſigkeit einſetzen zu können, wenn man hierfür nicht die in der Zeich— nung angegebene Vorkehrung anbringen will. Der dritte Haupttheil des Apparats iſt der Fül— lungs apparat. Man bohrt in den Deckel des Gradirfaſſes 3 Zoll vom Rande ein zweites Loch, welches durch einen kleinen ledernen Schlauch, der an beiden Enden mit zinnernen Röhren verſehen iſt, mit dem gut ſchließenden hölzernen Hahne 7 des auf einem Geſtelle oder ſonſt paſſenderweiſe angebrachten Fäßchens p in luftdichte Verbindung gebracht wird. Um die Eſſigfabrikation im Großen mit mög— lichſten Vortheil zu betreiben, ſtellt man am beſten vier ſolcher Gradirfäſſer in einem 12 bis 14 Fuß hohen, gedielten, mit vollkommen gut ſchließenden Thüren und Fenſtern verſehenen, durch einen von außen zu heizenden Ofen oder noch beſſer durch Luftheizung erwärmten Zimmer auf. Die Fugen bei den Durchgängen der Röhren? durch die Wand der Stube ſind gut zu verſchließen; außen kann man die ſämmtlichen Röhren in eine vereinigen, fo daß dann / m und „ allen vier Gradirfäſſern gemeinſchaftlich iſt. Zur Darſtellung der Hobelſpäne, womit das Gradirfaß anzufüllen iſt, wird rothbuchenes (allen— falls auch weißbuchenes) möglichſt friſch geſchlage— nes Holz (altes muß längere Zeit in Waſſer liegen) in Stücken von 1 bis 2 Fuß Länge geſägt, in Btet— chen von 1 bis 1½ Zoll Breite geſpalten und dieſe im feuchten Zuſtande zu möglichſt krauſen Spänen gehobelt. Die Späne werden erſt kalt ausgewäſſert, dann tüchtig ausgekocht, in Körben abtröpfeln ge: laſſen, an einem luftigen Orte ausgebreitet, und, nachdem ſie lufttrocken geworden ſind, mit reinem ſtarken Eſſig befeuchtet in das Gradirfaß gebracht. Man kann auch eine Lage trocken einbringen und fie dann aus einer Gießkanne mit Eſſig übergießen; alsdann bringt man eine zweite Lage ein, übergießt wieder u. ſ. f. bis das Faß voll iſt. Die Späne ſetzen ſich in kurzer Zeit ſo viel, daß die Siebbütte an ihren Ort geſtellt werden kann. Sie müſſen nicht zu feſt zuſammengedrückt werden; an den Sei— ten des Faſſes jedoch feſter, als in der Mitte. Da fie ſehr viel Säure verſchlucken, muß man fo lange 587 guten Eſſig aufſchütten, bis derſelbe eben ſo ſauer wieder abläuft, als er eingegoſſen wurde. Nach Einſetzen der Siebbütte wird der Deckel aufgelegt, die Reife angetrieben und das Eſſiggut eingefüllt, nachdem man die Eſſigſtube zuvor auf 30 bis 35 Grade R. geheizt hat. Man kann die ſo geſäuer— ten Späne, wenn man nur Branntwein und Waſ— ſer verarbeitet, jahrelang gebrauchen. Durch ande— res, Schleim enthaltendes Eſſiggut werden die Späne aber verunreinigt, weßhalb ſie bisweilen herausge— nommen, gereinigt und abermals geſäuert werden müſſen. Noch vortheilhafter als Buchenholzſpäne ſollen Weinkrabben, d. h. die von Hülſen und Sa— menkernen gereinigten Kämme der gekelterten Trau— ben ſein. Sobald die Späne hinlänglich geſäuert ſind, füllt man die Füllfäſſer y mit dem Eſſiggute und ſtellt die Hähne 7 fo, daß nicht mehr in das Gradirfaß einläuft, als gleichzeitig durch die Sieb— löcher ablaufen kann. Die ſaure Flüſſigkeit läuft durch g. nach db ab. Sie iſt nun keineswegs ſchon fertiger Eſſig, ſondern muß die Reiſe noch ein- bis zweimal machen. Arbeitete man nur mit einem Gradirfaſſe, ſo würde dies ſehr aufhalten, und man könnte nur wenig erzielen; man richtet ſich daher weit vortheilhafter ein, wenn man mit vier Fäſſern ſo arbeitet, daß man in das erſte nur friſches Eſ— ſiggut mit / des für das Ganze als Zuſatz be— ſtimmten Branntweins, in das zweite den Ablauf des erſten mit dem zweiten Drittel des Zuſatzbrannt— weins, in das dritte den Ablauf des zweiten mit dem letzten Drittel des Branntweins bringt, das vierte endlich als Klärfaß benutzt, wodurch man den vom dritten Gradirfaß hervorgehenden, ſchon völlig fertigen, aber oft noch etwas trüben Eſſig ohne allen Zuſatz laufen läßt. Nur bei der erſten Auf— ſtellung der Gradirfäſſer hat man eine Verſtärkung des Eſſigguts mit fertigem Eſſig nöthig. Wird eine Reinigung der Späne des erſten Faſſes nöthig, ſo braucht man den Prozeß nicht zu unterbrechen, man rückt vielmehr die Fäſſer nur der Nummer nach her— auf, und macht das erſte nach vollbrachter Reini— gung zum vierten oder Klärfaſſe. Verlangt man den Eſſig noch ſaurer, als er nach den drei erſten Reiſen iſt, ſo füllt man nicht den ganzen Ablauf von Nr. 2 in Nr. 3, ſondern behält ſo viel davon zurück, als der Branntweinzuſatz beträgt; eben ſo macht man es mit dem Ablauf von Nr. 1; dieſe zurückbehaltenen Theile gießt man in Nr. 1 wieder als friſches Eſſiggut auf. Wo es auf Beſchleunigung der Operation nicht ankommt, kann man das Verfahren der Schnell— eſſigfabrikation bei gewöhnlicher Temperatur, z. B. im Keller, ausführen. Soll aber die Eſſigbildung ſchnell von ſtatten gehen, ſo iſt ſowohl das Lokal, als das Eſſiggut vor dem Einfüllen auf angemeſ— ſene Weiſe zu erwärmen, wobei man jedoch von dem Eſſiggut blos das Waſſer oder das Waſſer und den Eſſig erwärmt, während man die geiſtige Flüſſigkeit kalt zumiſcht. Wenn das Gradirfaß das erſtemal gebraucht werden ſoll, thut man wohl, die Eſſigſtube auf 30 bis 35 Grad R. zu heizen, ſo lange, bis das R im Faſſe wenigſtens 588 20 Grad R. zeigt, dann gießt man das bis auf 50 Grad R. erwärmte Eſſiggut ein und mäßigt die Hitze der Eſſigſtube, ſo daß die Temperatur im Gradirfaſſe ſich auf 30 bis 35 Grad erhält. Beim Fortgebrauche hat man nicht mehr ſo ſtarke Erwär— mung nöthig. Man kann ſich mit Vorerwärmung der Flüſſigkeit zwiſchen 22 bis 30 Grad R. und mit der Wärme der Eſſigſtube zwiſchen 20 bis 26 Grad R. halten, immer mit Rückſicht, daß man die höhere Temperatur zu wählen hat, wenn man den Gang der Operation recht beſchleunigen will. Eine jede weingelſthaltige Flüſſigkeit kann als Eſſiggut bei der Schnelleſſigfabrikation dienen, und ſowohl bei fabrikmäßiger Darſtellung als im Haus— halte werden daher Lokalverhältniſſe entſcheiden, welche von den oben bei der ältern Fabrikations— methode angeführten Flüſſigkeiten man am liebſten dazu verwenden will. Verdünnter, reiner Brannt— wein oder Branntweinnachlauf ſcheint indeß vor allen andern Flüſſigkeiten den Vorzug als Eſſiggut zu verdienen. Er giebt den reinſten, beſten Eſſig, der nicht erſt des Lagerns bedarf, um ganz klar zu ſein; er ſäuert ſich ſchneller als andere Flüſſig— keiten; die Hobelſpäne bleiben bei ſeiner Anwen— dung am längſten (drei Jahr) brauchbar, während ſie bei Anwendung eines Eſſigguts mit viel Schleim, Kleber u. ſ. w. ſchon nach 6 bis 8 Monaten un— Trauben-, Obſt⸗ und Traubenwein. Die Bereitung des Weines kommt im Allge— meinen darauf zurück, daß der Saft der Trauben (Moſt) ausgepreßt und in Fäſſer hingeſtellt wird, wo der darin enthaltene Zucker durch eine freiwillig darin erfolgende Zerſetzung (die Gährung, Wein— gährung) in Weingeiſt und Kohlenſäure zerfällt, von welchen erſterer im Weine zurückbleibt, letztere entweicht. Während der Gährung, welche bei ro— them Weine über den Traubenhülſen ſtattfinden muß, wenn er eine erforderliche dunkle Farbe an— nehmen ſoll, ſchlagen ſich allerhand abgeſonderte Beſtandtheile als Hefen nieder. Nach Beendigung der Hauptgährung folgt eine Fortſetzung derſelben, die ſtille Gährung, bei welcher noch vorhandener Zucker langſam fortfährt, ſich zu zerſetzen, und He— fen ſich niederſchlagen. Von letztern wird der Wein nach einiger Zeit abgezogen, und dieſes Abziehen kann noch mehrmals wiederholt werden. Während der Wein in Fäſſern liegt, ſind letztere durch Auf— füllen ſtets voll zu erhalten. Wo die Weinbereitung im Großen ſtattfindet, ſind an Gebäuden erforder— lich ein Preßhaus mit darin befindlicher Preſſe und Zubehör, und geeignete Keller mit mancherlei Geräthſchaften, hinſichtlich deren am beſten auf eigne Anſchauung verwieſen wird. Ein Weinkeller darf weder zu warm, noch zu kalt ſein und muß im Winter und Sommer möglichſt gleiche Tempe— Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. brauchbar werden. Außer verdünntem Branntwein wird zu fabrikmäßigem Betriebe am häufigſten Malz— wein (gegohrne Würze von Gerſten- oder Weizen: luftmalz) mit 8 Theilen Waſſer gegen 1 Theil Ge— treide bereitet, allein oder mit Branntwein vermitſcht, angewendet. Außer den beiden oben beim Bierbrauen und Branntweinbrennen genannten Schriften des Ver— faſſers ſind hier unter andern noch zu nennen: Leuchs, vollſtändige Eſſigfabrikation u. ſ. w. Nürn— berg 1830. Muntz, praktiſche Anleitung zur Berei— tung des Eſſigs u. ſ. w., nebſt einem Anhange für Haus- und Landwirthinnen, ſich ſelbſt auf eine leichte und wenig mühſame Weiſe ihren Hauseſſig zu bereiten. Neuſtadt 1831. Döbereiner, An— leitung zur kunſtmäßigen Bereitung verſchiedener Arten Eſſige. Ste Auflage 1832. Aldefeld, das Geheimniß der Schnelleſſigfabrikation u. ſ. w. Aachen 1852 und 33. Schneefuß, die Geſchwindeſſigfa— brifation u. ſ. w. te Aufl. Leipz. 1833. Clauer, prakt. Anleitung, auf eine neue Manier einfachen, concentrirten und Doppeleſſig nach der Schnellbe— reitungsmethode zu bereiten u. ſ. w. Heidelb. 1834. Praktiſche Weineſſigfabrikation, nach franzöſiſcher Methode u. ſ. w. Döbeln 1839. Ste— chardt, das Ganze der Schnelleſſigfabrikation. Ber— lin 1843. Beerenweinbereitung. ratur behalten; er ſoll nicht naß, aber auch nicht zu trocken, von jeder böſen Nachbarſchaft entfernt, mit dem erforderlichen Luftwechſel verſehen, hinrei— chend geräumig und bequem ſein. Der Unterſchied der Temperatur im Sommer und Winter darf in einem guten Weinkeller nicht über 1 bis 2 Grad R. ſteigen. Keller, in welchen der Moſt durch die Hauptgährung zu Wein werden ſoll, müſſen 8 bis 10 Grad R. haben. Für das höhere Alter der fer— tigen Weine iſt aber eine niedere Temperatur zu— träglich, und es iſt für ſolche um ſo beſſer, je küh— ler die Keller ſind, wenn ihre Temperatur nur dem Gefrierpunkte nicht zu nahe kommt. Eine Anhöhe, die ſich von Norden nach Süden erhebt, und einen feſten, trocknen Grund enthält, eignet ſich am beſten zu einer Kelleranlage. Als üble Nachbarſchaft des Kellers ſind außer Waſſer: ſtark befahrne Straßen, Stampfen, Schmiede, Wagner und andere häm— mernde oder ſchlagende Gewerbsleute, wenn durch ihre Handthierung eine Erſchütterung im Keller ent: ſteht; ferner Miſt- und Jauchegruben, Abtritte, Kloafen u. ſ. w.; in der Nähe oder im Keller ſelbſt Eſſig, Sauerkraut oder anderes Saure, Brod, Käſe, Kartoffeln, alles Faule und jede Unreinigkeit. In jedem Keller muß man Bedacht auf gehörigen Luft— zug nehmen. Dem Lichte wird in den Kellern kein anderer Eingang geftattet, als durch die geöffnete Thür und die Dunſtlöcher. Der innere Raum eines Kellers hängt von dem Bedarfe ab; immer aber iſt es beſſer, etwas geräumiger, als zu eng zu Die Trauben-, Obſt- und Beerenweinbereitung. bauen. Im Allgemeinen dürfte ein Keller, deſſen Gewölbdecke 3 bis 4 wiener Klafter (A 6 Fuß) unter der Erde oder einem Gebäude liegt, die erforder— liche Temperatur gewähren. Der eigentliche Ein— gang in den Keller ſoll mit der Atmoſphäre nicht unmittelbar verkehren, ſondern es muß ein ange— meſſenes Gebäude (4. B. das Preßhaus) als Vor: keller vorhanden ſein. Um guten Wein zu erzielen, ſind nach den beim Bau des Weines erforderlichen Maßregeln insbe— ſondere ſchon verſchiedene Rückſichten bei der Leſe des Weins zu nehmen, wie oben beim Weinbau bemerkt worden. Noch vor Beginn der Weinleſe muß alles Leſe-, Preß- und Kellergeräth genau unterſucht, ausgebeſſert und gut gereinigt werden. Die zweckmäßigſte Reinigungsart der Geräthſchaften iſt folgende: Man brüht Alles mit heißem Waſſer, wozu man etwas ungelöſchten Kalk oder Salz ge— ſetzt, gut aus, ſchwenkt dann öfters mit kaltem Waſſer gut nach und läßt dann die Gefäße in freier Luft gut austrocknen. Alle hölzernen Geſchirre und Geraͤthe, welche Moſt oder Wein halten ſollen, müſſen ferner waſſerhaltend gemacht werden, indem man ſie entweder in reines Waſſer thut (einweicht) oder ſie ſtürzt und auf den auswendigen Boden reines Waſſer gießt, ſo daß es immer den Boden bedeckt (techtelt). Auf gleiche Weiſe wird dann der andere Boden des Faſſes behandelt. Bereitung weißer Weine. Um den Traubenſaft aus den Trauben zu er— halten, werden dieſelben erſt zerquetſcht (gemoſtelt), worauf man das Gemiſch aus Saft und Treſtern (Maiſch), nach Abſonderung des freiwillig abflie— ßenden Moſtes, der Wirkung einer Preſſe (Kelter), unterwirft. Ein noch ſehr übliches Verfahren, die Trauben zu zerquetſchen, beſteht darin, dieſelben in einen Tretzuber zu werfen und mit bloßen Füßen oder Schuhen austreten zu laſſen; doch erfolgt hier— bei das Zerquetſchen nicht vollſtändig. An andern Orten bedient man ſich zum Zerquetſchen hölzerner Stempel oder Keulen (Moſtler). Anderer Orten be— dient man ſich hierzu der ſogenannten Trauben— mühle, die man jedoch hie und da wieder verlaſſen hat, indem man wieder zum Treten zurückgekehrt iſt. Da, wo man die Trauben abbeert, ſcheint je— denfalls das Traubenraſpelſieb, beſtehend aus dem Abbeerſiebe und dem darunter liegenden Raſpel— fiebe, den Vorzug zu verdienen. Die gebräuchlichen Traubenpreſſen oder Keltern haben verſchiedene Ein— richtung; ſie ſind nämlich entweder Baumkeltern, welche durch einen Hebel wirken, oder Preßkeltern, mit einer beweglichen, auf den Preßdeckel drücken— den, hölzernen Schraube, oder Schraubenkeltern, mit zwei feſtſtehenden eiſernen Schrauben und be— weglicher Schraubenmutter, oder Schraubenpreß— keltern, wie die zweite Art, nur mit eiſerner Schraube. Dieſe vier Arten von Traubenpreſſen lei— den mehr oder weniger an Unvollkommenheiten, daher man neuerdings eine Schraubenkelter mit einer feſt— 589 ſtehenden Schraube als zweckmäßig empfohlen hat, deren Gewalt jo groß iſt, daß man fie etwas mäßi— gen muß, wenn nicht aus den Stielen ein bitterer Saft mit ausgepreßt werden ſoll. Bei einer jeden 5 bis 6 Stunden dauernden Kelterung kann man bei ſaftreichen Trauben mit dieſer Preſſe ein gan— zes Stückfaß keltern. Bei einer guten Kelter kommt es übrigens weniger auf ein ſtarkes Druckvermögen, als vielmehr darauf an, daß der Moſt ſo ſchnell als möglich ablaufe, welches Abziehen man an jeder Kelter befördern kann, wenn man die Treſtern nicht auf den flachen Boden der Kelter, ſondern auf einen Senkboden der von Latten gemacht wer— den kann, auflegt, die Seitenbreter mit vielen Lö— chern verſieht und auf die zu kelternde Maſſe, ehe man die ſogenannten Braken auflegt, noch einen Deckel von ſtarken Korbflechtewerk bringt. Bei Weinen von edler Sorte und in guter Weinbergs— lage, die bei hohem Grad der Reife geiſtig genug ſind, um alle fremdartigen Beſtandtheile von ſelbſt, ohne Hülfe des in den Kämmen enthaltenen Gerbe— ſtoffs niederzuſchlagen, iſt es rathſam, die Kämme ſobald als möglich beim Preſſen zu entfernen; bei den weichen Traubenſorten hingegen, vorzüglich den Sylvanern, iſt es rathſam, die Kämme, wenigſtens zum Theil, bei dem Moſte zu laſſen, weil hier— durch der Wein mehr gegen das Zähewerden ge— ſchützt wird. Wenn in ganz vorzüglichen Jahren die Kämme vertrocknet ſind, ſo brauchen ſie nicht abgeſondert zu werden. Übrigens hat man während des erſten und zweiten Preſſens, wofern die Trau— ben gut ausgezeitigt ſind, nicht leicht zu beſorgen, daß die Kämme etwas von ihrem Safte hergeben; daher man auch an vielen Orten das Abbeeren erſt vor dem dritten ſtärkſten Preſſen vornimmt, wo es ſehr leicht von ſtatten geht. Das Abbeeren ſelbſt kann durch Abſtreifen mit den Händen oder einer hinreichend weiten mehrzinkigen Gabel geſchehen, aber auch ſonſt durch verſchiedene Vorrichtungen erleichtert werden. Als beſonders zweckmäßig hier— für hat ſich das Traubenraſpelſieb erwieſen, mittelſt deſſen nicht nur das Abbeeren, ſondern auch das Zerquetſchen der Beeren beſorgt wird, und zwar letzteres ſo vollſtändig, daß nicht nur aller Saft der Beeren, ſondern auch die Beſtandtheile der Häute durch die Gewalt der Preſſe, oder, wenn man den Moſt an den Häuten vergähren laſſen will, durch die Auflöſung während der Gährung für den Moſt gewonnen werden. Bei edlen Trau— benſorten iſt es immer gut, den Moſt ſo ſchnell als möglich in das Faß zu bringen, alſo die Trauben gleich nach der Leſe zu moſteln, zu keltern und ein— zukellern; ſind dagegen die Trauben markig, haben ſie viel Schleim und Kleber, ſo iſt ein Stehenlaſſen der gemoftelten Trauben von einigen Tagen, aber an einem kühlen Orte, wohl bedeckt unter guter Abhal— tung der Luft der Haltbarkeit des künftigen Weins zuträglich. Wo man nicht aus erwähnten Gründen abſichtlich den Moſt mit den Treſtern gähren laſſen will, bevor man ihn preßt, muß das Preſſen nach dem Moſteln möglichſt beſchleunigt werden, zumal je unreifer die Trauben waren. Jedenfalls iſt bis 590 zum Preſſen der Maiſch möglichſt vor Luftzutritt zu bewahren. Vor dem Preſſen ſelbſt wird der freiwillig aus dem Maiſch ablaufende Moſt (Vorlauf, Vorlaß) mittelſt einer Seihvorrichtung abgeſondert; dann der Maiſch zu einer möglichſt gleichförmigen Lage (Stock, Troß) auf der Preſſe angeordnet und feſt eingeſtoßen. Der ſämmtliche Moſt wird jedoch erſt durch ein zwei- bis dreimaliges Preſſen gewonnen, wovon das erſte ſehr gelind, das letzte am ſtärkſten erfolgt. Zwiſchen jedem Preſſen wird der ausge— preßte Stock auseinander geriſſen, zerkleinert und abermals aufgeſtoßen. Der bei dem erſten Preſſen ablaufende Moſt heißt in Oſtreich Ubertaucher, der bei dem zweiten ablaufende Preßmoſt, und der bei dem dritten ablaufende Nöther, Nach— lauf, Nachdruck, Druckmoſt. An manchen andern Orten hat man wieder andere Benennun— gen. Die Wirkung der Preſſe wird zweckmäßig be— ſchleunigt, wenn man die zu preſſende Maſſe in Säcke aus Bindfaden giebt, deren jeder zwiſchen ein beſonderes Weidengeflecht gelegt wird. Unmit— telbar nach Beendigung des Auspreſſens der Trau— ben müſſen die Preſſen, die Bottiche und alle übri— gen Geräthſchaften gereinigt, ausgewaſchen, gut abgeſeiht, an der Luft ausgetrocknet und an einem Orte aufbewahrt werden, welcher weder naß, noch zu luftig iſt. Manche, die den Maiſch nicht vor dem dritten Preſſen abgekämmt haben, pflegen es noch nachher zu thun, dann die von den Kämmen befreiten Treſtern mit Waſſer zu befeuchten und nochmals auf die Kelter zu bringen, wodurch man jedoch nur noch einen geringen Nachwein (Lauer, Lurke) erhält. Manche Landwirthe andererſeits, welche ihre Trauben noch vor dem erſten Preſſen abkämmen, ſtoßen die von dem Maiſche naſſen Kämme mit auf, wenn ſie die Treſtern zum letzten— male auf die Preſſe bringen. Den davon abgehen— den Moſt füllen ſie in beſondere Fäſſer, und er— halten dadurch ebenfalls einen Nachwein, der beſſer und haltbarer iſt als der vorige, und zum Haus— bedarf verwendet werden kann. — Der durch die verſchiedenen Preſſungen erhal— tene Moſt wird entweder vermiſcht, oder abgeſon— dert behandelt. Der Vorlauf (Abſchöpfmoſt) enthält mehr wäſſerige Theile und die meiſten Unreinig— keiten. Der zuallererſt, während der gelindeſten Preſſung ablaufende Moſt kann noch zu ihm ge— rechnet werden. Der darauf folgende Moſt der erſten Preſſung und der erſte Moſt der zweiten Preſſung geben im Allgemeinen den beſten und reinſten Wein. Der Nachlauf oder Nöthermoſt, welchem der zuletzt abfließende Wein der zweiten Preſſung verwandt iſt und welcher 1 bis 2 Prozent des Maiſches beträgt, bringt aus den Stielen, Kämmen, Hülſen und Ker— nen der Trauben eine herbe Säure mit. In guten Weinjahren und bei edlen Traubenſorten wird die Trennung immer anzurathen ſein. Bei weichen, ſchleimigen Traubenſorten ſind die erſten Produkte mit dem Nachlauf zu vermiſchen. Der gepreßte Moſt wird nun in die vorher zuge— richteten Fäſſer gefüllt, wobei man ihn ſo wenig als Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. möglich mit der Luft in Berührung kommen laſſen darf. Sehr zweckmäßig iſt daher die Einrichtung, wo von der Kelter aus mit den im Keller liegenden Fäſſern eine unmittelbare Verbindung durch Schläu— che oder hölzerne Röhren beſteht. Vor dem Einfüllen muß das Faß mit etwas Schwefel eingebrannt wer— den. Bei entſchleimtem Moſte wird jedoch das Schwefeln der Fäſſer nicht nothwendig. Ein durch Anſetzen von Schimmel verdorbenes Faß läßt ſich nur ſchwer wieder reinigen, und es geſchieht ſolches am beſten noch dadurch, daß man ein ſolches Faß im Herbſte mit Treſtern oder mit Branntweinmaiſche füllt, welche zur Branntweinbrennerei verwendet werden. Größere Fäſſer ſind im Allgemeinen vor— theilhafter zur Gährung als kleinere, und man hat fie bis zu 150 und mehr wiener Eimern; doch ſoll, wo man den Wein zu verkaufen beabſichtigt, ein Faß nicht größer ſein, als man hoffen kann, deſſen In— halt auf einmal in Geld umzuſetzen. Die Fäſſer dür— fen nicht ganz ſpundvoll gemacht werden und müſſen wenigſtens Yo ihres Gehaltes leeren Raum behal— ten. Gewöhnlich läßt man ſo viel Raum, daß der Moſt kaum noch mit dem Daumen oder großen mitt— lern Finger vom Spundloche aus erreicht werden kann. So lange ſie noch im Preßhauſe ſtehen, wer— den ſie mit dem verkehrt auf die Spundöffnung ge— legten Spunde zugedeckt, müſſen aber ſobald als möglich in den Keller geſchafft werden. Nachdem der Moſt eingefüllt und eingekellert worden, wird ge— wöhnlich der Spund am Faſſe offen gelaſſen oder nur etwa mit einem Schieferblättchen, Traubenblatt oder einem etwas gebogenen Bretchen bedeckt. Die Gäh- rung muß, wenn der Wein gut ausfallen ſoll, zwar nicht zu ſchnell und ſtürmiſch, aber in gehöriger Kraft und Schnelligkeit vorübergehen, wobei vor— züglich viel auf die Temperatur ankommt. Bei früh— zeitigem Herbſte und warmen Tagen während der Leſe wird der Moſt gewöhnlich mit einer hinreichen— den Temperatur eingekellert werden; unter entgegen— geſetzten Umſtänden hingegen tritt der Moſt leicht zu kalt in die Gährung, welche nun nicht gehörig erfolgt und wo der Wein ſpäter umſchlägt. In ſolchen Herbſten muß der Moſt ſowohl durch Aufwärmen eines Theils deſſelben auf eine höhere Temperatur gebracht werden, als auch der Keller durch Schließen der Luftlöcher, ſowie durch Feuer machen in demſel— ben erwärmt werden. In der Regel iſt eine Tempe— ratur des Moſtes von 12 bis 14 Grad R. für eine regelmäßige Gährung hinreichend; der Keller da— gegen muß kühler fein und etwa 8 bis 10 Grad R. halten. Größere Fäſſer ſind während der Gährung im Allgemeinen kühler zu halten, als kleinere. Die Gährung beginnt nach verſchiedenen Umſtänden zu ſehr verſchiedener Zeit; daher iſt der friſch von der Preſſe weg in Fäſſer gefüllte Moſt manchmal ſchon nach wenig Stunden in heftiger Gährung, während letztere anderemal erſt nach mehrern Tagen eintritt. Die Gährung dauert 2 bis 12 und mehrere Tage, und iſt in der Regel um ſo eher vollendet, je eher und raſcher der Moſt gährt, und je weniger ſüß er iſt. In ganz geſchloſſenen Gefäßen dauert die Gährung länger, als in offenen. Die Beendigung derſelben Die Trauben-, Obſt- und Beerenweinbereitung. erkennt man daran, daß die Flüſſigkeit ruhig und kühler wird, zuſammenſinkt und ſich abklärt. Nach Beendigung der raſchen oder Hauptgäh— rung tritt die langſam fortgehende ſtille oder Nach: gährung ein, die gewöhnlich ſogar im nächſten Som— mer bei eintretender Hitze wieder lebhafter wird. Durch dieſe Nachgährung veredelt ſich der Wein bis zu gewiſſen Grenzen immer mehr; ſobald er jedoch den Zeitpunkt der höchſten Güte erreicht hat und völlig entwickelt iſt, nimmt ſeine Güte wieder ab, er verdirbt allmälig, und zwar um ſo ſchneller, je mehr eine warme Atmoſphäre einwirken kann, und je ſorg— loſer im Allgemeinen die Behandlung iſt. Kraftloſe, matte, fehlerhaft behandelte und ſorglos gewartete Weine erreichen ihr letztes Ziel oft ſchon im erſten Jahre, oder doch ſicher viel eher, als geiſtreiche, gut beſorgte Weine, die ſich 100 und mehrere Jahre gut halten. Übrigens kommt hierbei viel auf die Sorte an. Wenn aller Zucker im Weine zerſetzt, ſo daß ſich kein Weingeiſt mehr in ihm bilden kann, ſo fängt letzterer an, in Eſſig überzugehen. Liegt der Moſt in den Lagerfäſſern, ſo ſoll man ihn ruhig der Gährung überlaffen. Wenn die erſte heftigſte Gährung vorüber iſt, ſo ſetzt ſich der Moſt in dem Faſſe, und man muß nun neuen Moſt nach— füllen (die rauhe Fülle geben). Dabei muß jedoch immer noch im Faſſe vom Spunde an etwa 2 bis 3 Zoll leerer Raum bleiben, weil die Gährung ſich nicht ſelten erneuert und noch immer Oberhefen und Unreinigkeiten ausgeſtoßen werden. Nach der rauhen Fülle wird das Faß auch noch nicht verſpundet, ſon— dern der Spund nur umgekehrt auf die Offnung ge— legt. Erſt nachdem der Inhalt der Fäſſer ruhig ge— worden iſt, werden die Fäſſer ganz voll gefüllt, und, obſchon nicht ganz feſt, doch etwas verſpundet, wo— bei mit großem Nutzen die weiterhin zu erwähnenden Gährſpunde in Anwendung kommen. Kann ein vor— räthiges Faß nicht ganz gefüllt werden, ſo ſoll man um jeden Preis ein kleineres zu bekommen ſuchen; geht dies aber nicht, ſo werfe man gutgewaſchene Kieſelſteine oder Granitſtücke oder rein gewaſchenen Sand in das Faß, bis es voll iſt. Die weitere Be— handlung und Wartung des Weines beſteht nun in einem äußern Reinhalten der Fäſſer, regelmäßigen Auffüllen und zeitgemäßen Abziehen des Weines. Die Fäſſer müſſen von Zeit zu Zeit mit reinen Lap— pen auf allen Seiten, auch an den Lagerdauben, abgewiſcht werden. Da der Wein beſtändig durch das Holz des Faſſes hindurch verdunſtet, ſo muß ein regelmäßiges Nachfüllen ſtattfinden. Bei ganz jun— gen Weinen muß man alle 4 bis 5 Tage nachfüllen; allmälig geſchieht es ſeltener, und Manche füllen alle 8 Tage, Andere 14 Tage und Manche alle 4 Wochen auf. Junge Weine zehren ſtärker als alte, und Fäſ— ſer, welche mit vielen Reifen gebunden ſind, ſowie gefirnißte Fäſſer zehren weniger, als andere; im Juni, Juli und Auguſt wird überhaupt weniger verzehrt, als in andern Monaten. Alter Wein wird am beſten mit jüngerem von guten Jahrgängen auf— gefüllt; doch muß dieſer gut vergohren haben und durchaus hell und ruhig fein, ſowie er auch der Gat— 591 tung und dem Weſen nach dem aufzufüllenden Weine gleich ſein muß. Es iſt übrigens vortheilhafter, beſ— ſern Wein zum Auffüllen zu nehmen, als geringern, und bei Mangel an gutem Auffüllweine mache man lieber das Faß mit Kieſelſteinen voll. Bei jedesma— ligem Auffüllen muß man das Faß am Spundloche und den Spund ſelbſt gehörig reinigen. Das Abziehen, Ablaſſen des Weines hat zum Zweck, ihn von der abgeſetzten Hefe zu befreien. Fette, aus zu ſüßen, überreifen Trauben erzeugte Weine, welche ihre raſche Gährung übereilt haben, können das baldige Abziehen fordern, während an— dere Weine Jahre lang ohne Abziehen auf ihrem Lager liegen bleiben und ſich veredeln. So lange der Wein klar und hell erſcheint, ſoll man ihn auf ſeinen Lager laſſen; erſcheint er dagegen in reinem Glaſe wie benebelt, ſo wird das Abziehen rathſam, und um ſo nothwendiger, wenn ſich der Wein mehr trübt. Weiche und ſchleimige Weine ſind mehrmals und bald abzuziehen. Zum Weinabziehen eignen ſich am beſten die Wintermonate bei windſtillem, trocknem, kaltem Wetter. Es ſollen jedoch die Weine in der Regel nicht eher abgezogen werden, bis ſie ſich geklärt haben, und es darf jetzt kein Faß mehr genommen werden, welches nicht durchaus weingrün iſt, ſowie überhaupt die Fäſſer auf das beſte mit kaltem Waſſer ausgeſchwenkt ſein müſſen. Ferner müſſen die Fäſſer recht feſt liegen und dürfen nicht mit den Lagern ſelbſt ſchwanken. Gewöhnlich wird der Wein übergeſtützt; bei weitem ſicherer iſt es jedoch, denſelben durch Schläuche mit dem Blaſebalge überzufüllen; ſchlei— mige Weine werden jedoch beſſer übergeſtützt. Vor dem Einfüllen muß das zu füllende Faß mit Schwe— fel eingebrannt werden. Der Trübwein darf beim Ablaß dem hellen Weine nicht zugegeben werden, ſondern wenn das übergefüllte Faß noch etwas leer iſt, brennt man daſſelbe auf einige Tage mit Schwe— fel auf, und bringt den Trübwein in ein beſonderes, ſtark geſchwefeltes Faß, wo er ſich bald abſetzt und dann hell zum Auffüllen des abgelaſſenen Weines dienen kann. Nach dem erſten Abziehen (im Februar) bleibt der Wein ruhig liegen bis in den Mai, wäh— rend man ihn alle 14 Tage mit reinem Weine auf— füllt; gegen die Mitte des Mai wird noch einmal abgezogen. Wer zum erſtenmale im December und Januar abzieht, nimmt den zweiten Ablaß am beſten im März vor. Tritt der Wein zur Zeit der Trauben— blüthe in die zweite Gährung, ſo kann man ihn noch einmal in ein ftarf geſchwefeltes Faß abfüllen, um die Gährung zu unterdrücken. Im Frühjahre darauf wird er noch einmal abgelaſſen, und bleibt nun ruhig liegen. Bereitung und Behandlung der rothen Weine. Bei dieſen kommt es hauptſächlich darauf an, daß der Farbeſtoff der Hülſen ſich dem Weine gehö— rig mittheile, weßhalb der Moſt mit den Hülſen gäh— ren muß. Bei der Leſe iſt noch mehr, als bei den weißen Sorten, darauf zu ſehen, daß ſie bei ganz trocknem Wetter vor ſich gehe. In manchen Gegen— den werden die Kämme ſogleich von den Beeren ge— 592 trennt, in andern läßt man fie dabei. In nicht vor- züglichen Herbſten, wo ſchon die Hülſen Gerbeſtoff zum Niederſchlagen des Schleims enthalten, wird es immer beſſer ſein, die Kämme zu entfernen; bei ei— nem guten Jahrgange hingegen iſt es rathſam, die Kämme bei dem Moſte zu laſſen. Sehr gut iſt es, die Hülſen der Trauben ſoviel als möglich zu zer— reiben und zu zerquetſchen. Sowohl dieſes, als das Abſondern der Kämme wird am beſten durch die Traubenraſpel bewerfftelligt. Will man die Kämme mitgähren laſſen, ſo kann man ſie nach dem Reiben wieder dazu thun. Der auf dieſe Weiſe vorbereitete Moſt kommt nun mit den Hülſen (auch Kämmen) in aufgeſtellte Gährfäſſer, aus denen der eine Boden herausgenommen wird, wenn ſie keine Faßthürchen haben, um vor dem Keltern die geiſtige Gährung zu beſtehen. Die Hülſen müſſen bei der Gährung alle Tage einmal in den Moſt geſtoßen und tüchtig um— gerührt werden. Mittelſt eines durchlöcherten Deckels oder eines engen Lattengitters, welches mit Sprießen unterhalb des Moſtes gehalten wird, können die Tre— ſtern immer unter der Brühe gehalten werden. Auch vom Korbmacher geflochtene Deckel, wie Korbböden, ſind recht gut hierzu dienlich. Bei Fäſſern mit Thür— chen hat man zerlegbare Senkböden, die Stückweiſe in dieſelben gebracht und angeſprießt werden, um das Ausnehmen des Bodens zu erſparen. Das Aus— ziehen des Farbeſtoffs geſchieht übrigens am meiſten erſt gegen Ende der Gährung; daher die Träbern nicht während der Gährung oder nach derſelben zu ſchnell von dem Moſte getrennt werden dürfen, wenn man den Wein von ſtarker Farbe haben will, jo daß das Ganze 8 bis 14 Tage ſtehen bleibt. Die Gähr— fäſſer müſſen ſo gut geſchloſſen ſein, daß ſie nur der ſich entwickelnden firen Luft den Ausgang geſtatten, welche Wirkung man durch genaues Auflegen der Faßböden nach ihrer Senkung und durch Zudeckung mit dicken Tüchern genugſam erreicht. Nach vollen— deter Gährungsperiode wird Alles gekeltert und die Hülſen werden gut ausgepreßt. Sehr zweckmäßig iſt es, ſolche vor dem Keltern noch einmal recht durch— zuarbeiten. Es iſt gut, wenn man dem Brühwaſſer beim Ausbrühen des Faſſes etwas geriebene Mus— katnuß zugiebt, dieſe aber nur ziehen, nicht kochen läßt, und dies Brühwaſſer dann höchſtens / Stunde im Faſſe ſtehen bleibt, worauf das Faß ſogleich mit kaltem Waſſer ausgeſchwenkt wird. Vor dem Ein— füllen brennt man etwas mit Schwefel auf. Man kann den rothen Wein zur nämlichen Zeit wie den weißen und unter den nämlichen Vorſichten ablaſſen, nachdem das Faß, in welches er eingefüllt iſt, vorher etwas geſchwefelt, oder, wenn der Wein ſchon ganz rein iſt, mit Muskatnuß aufgebrannt wird. Beim Auffüllen muß man den rothen Wein noch mehr in Acht nehmen, als den weißen, weil er leichter ſäuert; und daher öfter auffüllen. Verſchiedene Abänderungen in der Bereitung der Weine. 1) Die Gährung im verſchloſſenen Raume, über deren Vortheile alle praktiſchen Wein— Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. bauer einig ſind, indem hierdurch der Wein einen größern Geiſtgehalt bekommt, die Temperatur gleich: förmiger erhalten und der Sauerſtoff der Luft, wel— cher zur Säuerung geneigt macht, abgehalten wird. Übrigens geht die Gährung im Verſchloſſenen lang— ſamer von ſtatten, als bei offenem Spunde; auch erlangt der in offenen oder nur halbverſchloſſenen Gefäßen gegohrne Wein zeitiger eine angenehme Milde und Fülle, als der im Verſchluß gegohrne. Im Gebrauch ſind folgende Mittel: — a) Die Gährröhre, welche eine Offnung von 2 bis 2½ Linien hat, bildet einen Halbbogen, hält im Durchmeſſer 8 bis 12 Zoll und iſt an dem einen Ende um 2 bis 3 Z. geradlinig länger. Mit ihrem untern, geradlinigen Ende wird ſie in den forgfältig durchbohrten Spund des Faſſes eingelaſſen und mit erweichtem Wachs oder geſchmolzenem Pech oder mit Inſelt und Aſche verkittet. Das obere Ende der Röhre wird 3 bis 4 Zoll tief (beſſer 6 Zoll) in ein mit Waſſer angefülltes Gefäß geleitet. Viele er— neuern das Waſſer gar nicht, Andere erneuern es täglich. b) Gährſpunde find zweckmäßig von folgen— der Einrichtung. Sie beſtehen aus einem untern Stück a a, welches wie ein gewöhnlicher Spund auf das Faß aufgeſchlagen wird. Die— ſes iſt aber von oben herein auf ungefähr 1½ Zoll Tiefe hohl ausgedreht und von da an durch und durch gebohrt. Da wo das gebohrte Loch anfängt, bildet ſich eine Fläche, welche ſehr gleich gedreht ſein muß und mit einem in Schweine— fett eingetauchten Leder bedeckt wird, um den Schluß, der durch die Auflage des Obertheils ge— bildet wird, ſo luftdicht als möglich zu machen. Durch ein— gedrücktes geſchabtes Unſchlitt, in welches das Obertheil einge— drückt wird, erreicht man die nämliche Wirkung. Der Obertheil bift fo gedreht, daß der breitere Theil (Kopf) nicht ganz die Höhlung des Spundes ausfüllt, von dieſem aber ein dünnerer Zapfen ausgeht, der in das Die Trauben-, Obſt- und Beerenweinbereitung. Loch des Untertheils paſſen muß. Es wird auf den Un— tertheil aufgeſetzt, wie die Figur zeigt, daſelbſt moͤglichſt feſt angedrückt, und ſo verſchließt daſſelbe mit ſeinem Kopfe das im Untertheile durchgebohrte Loch. Der Kopf deſſelben iſt oben ausgehöhlt und mit Blei oder einem 1 bis 2 Pfd. ſchweren Gewichte ausgefüllt, um den nöthigen Gegendruck gegen die gährende Maſſe zu bewirken. Iſt das Ganze luftdicht auf einem Faſſe aufgeſchlagen, ſo hebt ſich durch den Druck der ſich entwickelnden Kohlenſäure das Ober— theil nicht eher, als bis ſie ſich hinreichend verdichtet hat, das Gewicht aufzuheben. Der Gährſpund darf natürlich nicht in das Faß hineinreichen und noch weniger den Wein erreichen, weil ſich das Rohr ſonſt verſtopfen und das Faß zerſpringen könnte. e) Sandſäckchen geben einen zweckmäßigen Verſchluß des Spundlochs. Man legt zunächſt auf das Spundloch ein glattes Traubenblatt, auf dieſes aber ein mit feinem Sande gefülltes Säckchen, das überall über das Spundloch reicht. Je ſchwerer es iſt, einen um ſo feſtern Schluß bewirkt es. 2) Die Methode, den Moſt vor dem Preſ— ſen mit den abgekämmten Hülſen gänzlich vergähren zu laſſen, iſt beſonders deßhalb em— pfohlen worden, weil ſich der Wein dabei mehr Bou— quet aneignet. Bei weißen Weinen werden hierfür die Trauben ſogleich bei der Leſe abgekämmt und der Moſt wird ſammt den Huͤlſen in ein Faß gebracht, an welchem man das Spundloch etwas weiter bohrt, um ſolche leichter einbringen zu können. Das Faß muß, zur Verhütung des Springens, wenigſtens 1 Fuß hoch leer bleiben, ſowie auch beſonders beim Anfange der Gährung öfters nachgeſehen werden muß, ob der Deckel des gährenden Moſtes nicht bis an das Spundloch reiche. Wenn ein Faß nicht voll wird und um ½ oder Y, leer bleibt, fo hat dies nichts zu ſagen. Der Moſt gährt gehörig und wirft die Hülſen als Decke oben auf, welche auch nicht ſinken, bis der helle Wein abgelaſſen wird. Wenn man das Faß nach beendigter Gährung ſchließt (nicht feſt, am beſten mit einem Gährſpunde), ſo wird dieſe Decke nicht ſchimmeln und der Wein geiſtig und gut bleiben. Gegen Weihnachten oder auch im Januar wird der helle Wein abgelaſſen, die Treſter gepreßt und das Ausgepreßte dem Abgelaſſenen zugeſetzt. Neuerdings empfiehlt man auch die, jetzt für die Rothweine anzuführende Methode des Gährens mit den Hülſen in verſchloſſener Bütte oder Kufe als ſehr geeignet zur Bereitung weißer Weine. Bei rothen Weinen iſt ſie folgende: Will man ſich nicht eine neue eichene, in Eiſen gebundene Gährkufe anſchaf— fen, welche oben etwas enger als unten fein ſoll, ſo kann man jede ſonſt noch gute Herbſtkufe hierzu be— nutzen. Am geeignetſten iſt eine ſolche, welche etwa 3 bis 6 würtemb. Eimer faßt. Dieſe Kufe wird in einem bedeckten kühlen Lokal zur ebenen Erde aufge— ſtellt und mit einem gewöhnlichen Büttendeckel von tannenen Dielen bedeckt. In dieſem Deckel muß eine Offnung von wenigſtens 1 Zoll Weite zum Entwei— chen der kohlenſauren Luft während der ſtürmiſchen Gährung angebracht, jedoch zweckmäßig (am beſten Kirchhof, Landwirth. 593 durch ein Sandſäckchen) verſchloſſen ſein. Wenn die Kufe mit dem Moſte und den zerriebenen Beerhäuten bis etwa zu / angefüllt iſt, ſo wird der Deckel auf: geſetzt (in die Kufe eingelaſſen), an den Fugen ſorg— fältig mit gewöhnlichem Hafner-Leim verſtrichen, und dieſes, wenn ſich ſpäter Offnungen zeigen ſoll— ten, wiederholt. Die Kufe darf durchaus nicht ge— öffnet werden, bis die ſtürmiſche Gährung vollendet iſt, was man daran erkennt, daß ein über die Off— nung im Deckel gehaltenes brennendes Licht nicht mehr auslöfcht. 3) Die Entſchleimung des Moſtes. Bei weißen Weinen hat ſich dieſe Methode vornehmlich darin bewährt, daß der auf dieſe Art bereitete Wein ſich viel haltbarer und weniger den Krankheiten, na— mentlich dem Zähewerden, unterworfen zeigt. Sie beruht darauf, die ſchleimigen, markigen, fremden Theile von dem Moſte noch vor der Gährung zu trennen. Der Moſt wird ſogleich nach der Leſe ab— gekeltert und noch ganz ſüß in ein vorher ſtark ein— geſchwefeltes Faß gebracht. Man kann bei einer Weinleſe alle Abende abkeltern und den ſüßen Moſt zu dem abgeſchwefelten vom vorigen Tage bringen, wenn das Faß groß genug iſt, jedoch muß dies im— mer vorher noch einmal mit Schwefel ſtark aufge— brannt ſein und der Spund feſt geſchloſſen werden. Wenn das Faß gefüllt oder die Leſe beendigt iſt, wird der Moſt zwei bis drei Tage ruhig liegen ge— lafjen und daſſelbe dann am Zapfloche erſt ange— ſtochen. Nachdem etwas weniges trübe, bei Seite zu ſtellende, Brühe gekommen, folgt der Moſt ganz klar, waſſerhell und rein, und wird nun in einem reinen Faſſe der Gährung überlaſſen. Sollte dieſe längere Zeit nicht eintreten wollen, ſo ſetzt man et— was gährenden Moſt bei. Bei heißer Witterung tritt der geſchwefelte Moſt gleich den andern viel ſchneller in Gährung, als bei kühler. Er muß dann ſchon nach 24 Stunden in ein anderes, wieder ſtark ge— ſchwefeltes Faß abgelaſſen werden. Bei rothen Wei— nen hat dieſe Methode ebenfalls den Vortheil, die— ſelben viel haltbarer und zum Verderben weniger geneigt zu machen. Das Verfahren dazu iſt folgen— des: Sind die Trauben geleſen und nach Belieben ganz oder theilweiſe abgekämmt, ſo werden die Hül— ſen ganz ſüß abgekeltert, der Moſt aber wird ſo ſchnell als möglich in ein Faß gefüllt, welches ſehr ſtark eingeſchwefelt iſt. Die Hülſen werden an einen ſehr kühlen Ort gebracht und möglichſt vor dem Zutritt der äußern Luft bewahrt. Es iſt dienlich, auf die Hülſen von je ungefähr einen rhein. Ohm Moſt ein Maß reinen franzöſiſchen Weingeiſt zu ſchütten und mit demſelben möglichſt zu vermengen, wo ſie dann 5 bis 6 Tage bis zum weitern Gebrauche ſtehen bleiben können. Iſt nach 1 bis 2 Tagen Ruhe der geſchwefelte Moſt hell und waſſerklar, ſo wird er abgelaſſen, mit den Hülſen wieder vermengt und durcheinander geſchlagen in das Gährungsgefäß ge— bracht. Nach Beendigung der Gährung wird der Moſt gekeltert und in ein leicht ausgeſchwefeltes Faß gefüllt. Der Ablaß wird übrigens im Frühlinge wie bei den andern Weinen behandelt. Ein ſolcher ent— ſchleimter rother Wein hei ſich ſehr ſchnell auf, 5 594 wird nachher nicht mehr trübe, ſondern bleibt feſt und geſund ſtehen. 4) Die Obergährung des Moſtes. An manchen Orten iſt es üblich, den Moſt ſtatt der Un— tergährung die Obergährung erfahren zu laſſen, wo— bei die Hefe meiſt nach oben ausgeſtoßen wird. Bei ſchleimigen und vielen Gährungsſtoff enthaltenden Moſtarten, ſo wie dann, wenn der Wein bald ge— trunken werden ſoll, mag ſie Vortheil haben, weil der Wein hierdurch ſo zeitig als möglich von dem größern Theile der hefigen Theile getrennt wird. Bei dieſem Verfahren füllt man die Fäſſer nicht nur völ— lig mit dem ſüß gekelterten Moſte an, ſondern ſetzt auch noch auf die Spundöffnung Cylinder von Holz, Glas oder Blech auf, welche gleichfalls ganz ange: füllt ſind. Die ſich oben ſammelnde Hefe wird weg— genommen und alle Tage der Cylinder wieder auf— gefüllt, bis nach einigen Tagen das Ausſtoßen der Hefe aufhört. Nach beendigter Gährung zapft man den Wein vom Bodenſatze ab auf kleine Fäßchen, welche vollgefüllt und gut verſchloſſen werden müſſen. 5) Die Verbeſſerung des Moſtes durch Zuſatz von Zucker oder Franzbranntwein iſt, in rechter Maße unter geeigneten Umſtänden vor— genommen, keineswegs als Verfälſchung zu betrach— ten, da Zucker und Weingeiſt ohnehin zu den natür— lichen Beſtandtheilen des Moſtes und des Weines gehören. Iſt zu wenig Zucker vorhanden, ſo wird der Wein nicht geiſtreich genug, und je weniger Weingeiſt im Weine entſteht, um ſo ſchneller entſetzt ſich die ohnehin geringe Zuckermenge, ſo daß ſolcher Wein nicht nur gar nicht ſüß wird, ſondern auch um ſo leichter in ſaure und faulige Gährung übergeht. Was man durch den Zuckerzuſatz erreicht, kann man auch dadurch bewirken, daß man ſtatt Zuckers gleich Weingeiſt oder vielmehr Franzbranntwein zuſetzt;. nur muß dies vor, nicht nach der Gährung geſche— hen. Hierbei wird jedoch hauptſächlich der Koſten— punkt entſcheiden, ob man das eine oder das andere Verfahren vorziehen will, oder ob überhaupt eins von beiden mit Vortheil anzuwenden iſt. Die Menge des Zuſatzes richtet ſich nach Umſtänden und wird am beſten nach der Moſtwaage ſo bemeſſen, daß der Moſt ein ſolches ſpecifiſches Gewicht dadurch erlangt, wie es dem Moſte dieſer Art in den beſten Jahrgän— gen eigen iſt. Zucker ſowohl, als Weingeiſt müſſen ganz rein und ohne allen Beigeſchmack ſein. 6) Schwefeln, Einſchlag geben, Ein— brennen der Fäſſer und des Weines. Ge— wöhnlich wendet man hierzu die ſogenannten Schwe— felſchnitte (Einſchlag) an. Sie beſtehen aus 7 bis 8 Zoll langen und 1 3. bis 20 Linien breiten Strei— fen von grober Leinwand oder Papier, welche durch geſchmolzenen Schwefel gezogen ſind. Beim Schwe— feln wird der angezündete Schwefelſchnitt an einem hakenförmig umgebogenen Draht befeſtigt, durch das Spundloch in das Faß eingebracht und jenes feſt verſchloſſen. Damit kein Schwefel in das Faß fällt, beſonders wenn Wein darin iſt, muß der Einſchlag erſt etwas abtropfen, bevor man ihn einhält. Iſt ein mit Wein zu füllendes Faß geſchwefelt worden, ſo muß die Füllung ſogleich erfolgen, nachdem der Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. Schwefelhaken heraus iſt. Iſt ein geſchwefeltes Faß ganz angefüllt, ſo muß man das Spundloch unge— fähr eine Stunde lang offen laſſen. Manche haben ein Vorurtheil gegen das Schwefeln des Weins, in— dem ſie dadurch Nachtheile für die Geſundheit beſor— gen. Indeſſen kann das Schwefeln in dieſem Be— zuge blos bei ſolchen Weinen Bedenklichkeit erregen, welche zum Behuf des Zapfens geſchwefelt werden, wo die ſchwefelige Säure zum Entweichen keine Zeit mehr hat. Weine auf dem Lager dagegen ſind nach einigen Wochen wieder ganz frei davon. Jungen Weinen iſt das Schwefeln zuträglich; alte dagegen dürfen nur mit Vorſicht geſchwefelt werden. Bei ro— then Weinen dient als Einbrand auch mit vielem Nutzen die Muskatnuß, welche, in zwei Hälften zer— ſchnitten, auf den Einbrandhaken geſteckt und ange— zündet wird. Die Kohle muß aber, ehe ſie anfängt zu rauchen, aus dem Faſſe genommen werden. 7) Schönen, Klären des Weins. Faſt alle unſere gebräuchlichen Klärmittel ſind gallertartiger oder eiweißartiger Natur; zu jenen gehören die Hau— ſenblaſe, Knochengallert, Kälberfüße, Hirſchhorn, Leim; zu dieſen Eiweiß, Ochſenblut, Milch. In man— chen Gegenden ſchönt man allen Wein, auch ohne be— ſondere Urſache. Indeſſen nimmt man doch beſſer zu künſtlichen Klärmitteln nur dann ſeine Zuflucht, wenn die Flüſſigkeiten ſich nicht von ſelbſt durch Liegenlaſſen klären, oder wenn der freiwillige Klärungsproceß zu langſam von ſtatten geht. Das Klärmittel muß un— ter gutem Umrühren zugeſetzt, dann die Flüſſigkeit zum Abſetzen ruhig liegen gelaſſen und nach erfolgter Klärung auf ein anderes Faß abgezogen werden. Am beſten geſchieht das Klären bei ruhiger, kühler Witterung. Im Allgemeinen hat man beim Schönen auf folgende Punkte zu achten: a) Iſt ein Wein trübe und des Schönens bedürftig, ſo muß man zu erforſchen ſuchen, ob die Trübung durch noch ſchwe— bende Gährungstheilchen oder dadurch entſtanden iſt, daß der Schleim aus Mangel an Gerbeſtoff nicht niedergeſchlagen wurde und in dem Weine aufgelöſt blieb. Im erſten Falle iſt Hauſenblaſe anzuwenden, im zweiten muß dem Wein erſt ein Zuſatz von Gerbe— ſtoff gegeben werden, worauf Hauſenblaſe, Leim oder Gallerte vorzugsweiſe anzuwenden ſind. b) Liegt der zu ſchönende Wein noch auf der Hefe, ſo muß er vor der Schönung abgelaſſen werden; man kann bei dem Überfüllen die Schönung ſogleich beifegen. c) Man ſucht das Schönungsmittel ſo innig als immer mög— lich mit dem Weine zu vermifchen. d) Nachdem der Wein ſich geklärt hat, muß der Niederſchlag mög— lichſt bald davon getrennt werden. Am häufigſten iſt die Hauſenblaſe als Schönungsmittel beim Weine im Gebrauch, beſonders bei weißen Weinen. Zur Auflöſung ſchlägt man ſie mit einem Hammer, zer— reißt fie in ganz kleine Stücke, legt fie in etwas Wein, gießt dieſen nach acht Stunden ab und neuen Wein auf. Nach 24 Stunden iſt eine Gallerte entſtanden; man gießt dann warmes Waſſer hinzu, knetet die Hauſenblaſe mit den Händen, ſeiht die flüſſige Gal— lerte durch, ſchlägt fie / Stunde, wobei man noch etwas Wein zuſetzt, und bewahrt ſie in gut verſchloſ— jenen Flaſchen im Keller auf, wo fie ſich einige Mo: Die Trauben-, Obſt- und Beerenweinbereitung. nate hält. Man hält ½ Loth Hauſenblaſe, in zwei Bouteillen Flüſſigkeit zerlaſſen, für 1 Oxhoft Wein hinlänglich. Die Schonung mit Gelatine (wird durch Übergießen mit etwas kaltem Waſſer und Ste— henlaſſen über Nacht aufgelöft) ift mit Nutzen nur bei weißen Weinen, welche viel Gerbeſtoff enthalten, anzuwenden, da ſich ſonſt der Wein mehr dadurch trübt als erhellt. Daſſelbe gilt von andern Leim— arten, von denen man aber nur ganz reinen weißen (cölniſchen) Leim wählen darf, weil man ſonſt den ganzen Wein verderben würde. Man nimmt auf das rhein. Ohm ungefähr 1 Loth Leim, in ungefähr 4 Loth Regenwaſſer gelöſt und mit 2 Maß Wein vermiſcht. Eins der beſten Schönungsmittel ſollen gut mit Waſſer ausgekochte Kälberfüße ſein, und zwei Stück hinreichen, ein Fuder Wein zu klären. Die Schönung mit Eiweiß dient vorzüglich für rothen Wein, der lang und trübe geworden iſt. Das Weiße von 5 bis 6 Eiern, welches für ſich oder mit etwas Waſſer gut abgeſchlagen wird, reicht auf 140 bis 160 Flaſchen Wein hin. Milch dient nur für weiße Weine, und ſoll jeden Beigeſchmack entfernen. Man nimmt auf 1 rhein. Ohm ½ Schoppen bis / Maß friſche kuhwarme Milch, ſchlägt ſie zu Schaum und ſetzt ſie ſo zum Wein. Rinder- und Hammels— blut kann wie die Milch zum Schönen weißer Weine dienen. Man wendet es friſch, wie es von den ge— ſchlachteten Thieren kommt, an (auf 2 rhein. Ohm ungefähr 3 Schoppen zu Schaum geſchlagen und mit ½% Maß Waſſer vermengt). Fließ papier. Durch das Spundloch werden Bogen von gewöhnlichem grauem Fließpapier, einer nach dem andern einge— bracht, nachdem einige Stützen Wein aus dem Faſſe abgefüllt worden ſind, um eine Oberfläche darin zu bilden. Die Bogen werden möglichſt gleich über dieſe Fläche ausgebreitet und das Faß verſpundet. Nach einigen Tagen ſind die Papierbogen zu Boden geſunken und haben den im Weine befindlichen Schleim mit hinab gezogen. Dieſe Papierſchöne kann man ſehr zweckmäßig anwenden, wenn man beim Abfüllen von Weinfäſſern einige Butten voll Trübwein erhält. Sand, geſtoßener Alaba— ſter und ähnliche Stoffe werden durch Schläm— men und Waſchen von allen fremden Stoffen gerei— nigt und in den Wein eingerührt. Thonerde klärt nicht nur in dem Zuſtande, wie ſie von Töpfern ver— arbeitet wird, ſondern auch gebrannt als Ziegelmehl den Wein auf das vollkommenſte. Man zerſtößt Dachziegel oder, noch beſſer, Scherben von Blumen— töpfen, in einem Mörſer zu Pulver, übergießt dies mit reinem Waſſer, läßt es etwa 1 Stunde damit in Berührung, gießt dann das überſtehende Waſſer mit den feinen Thontheilchen ab und erſetzt es durch fri— ſches. Nach derſelben Zeit wird auch dieſes abgelaſ— ſen und das Ziegelmehl getrocknet, wornach es zum Gebrauche vollkommen geeignet iſt. Von dieſem Zie— gelmehle nun ſchüttet man nach und nach auf 1 Or- hoft Wein etwa 2 bis 3 Pfund, arbeitet dieſen tüch— tig damit durch und läßt ihn nun in Ruhe. Erſcheint der Wein nach 24 Stunden noch ſehr trübe, ſo wird er abermals mit dem größtentheils niedergefallenen Ziegelmehle durchgearbeitet und darauf die, in eini— 595 gen Tagen erfolgende, vollkommene Klärung abge— wartet. Arabiſches Gummi, 2 Loth auf das Ohm, wird zu Pulver geſtoßen und durch ein Haar— ſieb getrieben. Es werden bei einem vollen Faß ei— nige Stützen abgelaſſen, um dem Wein Oberfläche zu geben; alsdann kommt das Pulver darauf und wird durch ſanftes Rühren gleichmäßig auf dieſer Oberfläche ausgebreitet. Nun wird der Spund leicht aufgeſetzt und der Wein während drei Wochen ſich ſelbſt überlaſſen, in welcher Zeit er ſich klärt. Als— dann aufgefüllt braucht er nicht abgezogen zu wer— den, wie dies bei andern Schönungen geſchehen muß. 8) Das Miſchen (Verſchneiden) des Weins. Es giebt Weine, welche einander durch— aus nicht annehmen, ſondern, wenn ſie gemiſcht werden, ſich gleichmäßig verderben. So muß man ſich ja hüten, rothe Weine, die noch längere Zeit auf dem Lager bleiben ſollen, mit ſtarken franzoͤſiſchen Weinen verbeſſern zu wollen. Es iſt ein grober Be— trug, Wein von geringern Jahrgängen in Wein von beſſern einzuſchmuggeln und dieſe dadurch zu ver— derben, wodurch auch höchſtens einige Nichtkenner getäuſcht werden können. Dagegen kann es oft vor— theilhaft ſein, geringere Weine durch Zuſatz von et— was beſſerem zu veredeln, wenn man nachher ſolche nicht für Weine von beſſern Jahrgängen ausgeben will. Oft kann man den Wein dadurch ſehr verbeſ— ſern, daß man ihn in Fäſſer wirft, aus denen ein vorzüglich guter Wein erſt kurz vorher abgefüllt wurde. 9) Die Färbung rother Weine findet ſtatt, wenn man rothe Weine zu erzeugen beabſich— tigt, ohne den Moſt über den Hülſen gähren zu laſ— ſen. Um ſich jedoch hierfür keiner fremdartigen Far— beſtoffe zu bedienen, kann man folgendes Verfahren beobachten. Die Trauben werden zermoſtelt, in die Kufe übergeworfen, Yıo davon aber ſammt den da— rin ſchwimmenden Hülſen abgeſchöpft, in irdenen Töpfen oder einem reinen Keſſel geſotten, dann ab— gekühlt, unter den ganzen Moſtvorrath geſchüttet, gut durch einander gerührt und nur zwei oder drei Tage gut bedeckt ſtehen gelaſſen Bevor die Gährung ſehr lebhaft wird, ſchöpft man den rothen Moſt ab, preßt die Träbern und keltert den ganzen Moſt in den Fäſſern ein, um ihn darin erſt wie die weißen Weine abgähren zu laſſen. Krankheiten des Weins. Dieſe können entſtehen durch vernachläſſigte Pflege, ſchlechte Beſchaffenheit der Fäſſer oder Kel— ler, üble Nachbarſchaft oder andere äußere Anläſſe. Im Allgemeinen ſagt man von einem Weine, wel- cher eine von ſeiner natürlichen abweichende Beſchaf— fenheit angenommen hat, er ſei umgeſchlagen. Die Krankheiten der Weine ſind immer um ſo ſchwe— rer zu heben, je länger fie ſchon gedauert und einen je höhern Grad ſie mithin erreicht haben. Abſtehen nennt man eine freiwillige Zer— ſetzung, Entmiſchung des Weins, welche durch ver⸗ ſchiedene Urſachen erfolgen kann. So kann Wein durch Alter ſeinen Geiſt nach und nach verlieren und, 75 a 596 wenn er nicht ſehr ſtark war, ſich zerfegen und ver: derben. Man kann dieſem Übel dadurch begegnen, daß man ihn nach Verhältniß ſeiner Gute mit jun⸗ gem, raſchem Weine vermengt. Verhüten kann man aber dieſe Art des Abſtehens, wenn man ältern Wein immer mit jungem, ausgegohrnem Weine auffüllt. Eine andere Art des Abſtehens findet ſtatt, wenn der Wein durch eine beſondere Zerſetzung ſei— nen hinlänglichen Gehalt an Weinſteinſäure verliert. Das beſte Mittel hiergegen iſt, dem Weine eine hin— längliche Menge fein gepulverte Weinſteinſäure durch ſtarkes und längeres Rühren beizumengen, dann, wenn ſich der Wein geklärt hat, ihn auf ein einge— branntes, gutes Faß zu ziehen. Bitterkeit des Weins ſoll ſich dadurch beſei— tigen laſſen, daß man den Wein entweder auf ein neues Lager giebt oder mit jüngerm Weine von nütz— lichem Gewächs auffriſcht. Auf Flaſchen bitter ge— wordener Wein dürfte durch öfteres Umgießen eben— falls wieder herzuſtellen ſein. Farben veränderung, Brechen der Farbe. Alle rothen Weine werden durch das Alter blaſſer, ſowie auch manche weiße Weine gelb, ohne Nachtheil für ihre Güte und Klarheit. Doch können auch Farbenveränderungen zugleich mit Trübung eintreten, welche von Krankheit des Weines zeugen; der rothe Wein nimmt hierbei eine ſchwarze, der weiße eine fahlgelbliche Farbe an. Hierzu können ſowohl große Hitze als große Kälte Anlaß geben. Bei erſterer geräth manchmal der Wein in die hef— tigſte Gährung und wird dann gewohnlich ſchwarz und trübe. Man muß dann den Wein auf ein an— deres ſtark geſchwefeltes Faß abziehen und in einen fühlen Keller bringen; hilft dies noch nicht, jo muß man ihn überſchwefeln und ſtumm machen. Einige Tage ſpäter zieht man ihn vom Lager ab und klärt ihn. Sonſt ſucht man rothen Wein, der ſeine Kraft und Farbe verloren hat, beide durch Vermiſchung mit einem jungen dunkelgefärbten wieder zu geben. Wenn neuer blanker Wein weiße Flecke bekommt, während er noch auf ſeiner Hefe liegt, ſo kehrt man das Faß mit dem Spunde nach unten, wiederholt dies einige Tage, läßt ihn dann bis zum Wiederauf— hellen ruhen, und zieht ihn nun in ein anderes gut geſchwefeltes Faß ab. Nur ſchwach gefleckten blanken Wein klärt man mit Milch und Eiweiß und zieht ihn nach einigen Tagen auf Flaſchen ab. Froſt des Weines. Wird der Wein einer ſtarken Kälte ausgeſetzt, ſo gefriert das Waſſer mit wenig Geiſtigem heraus, während ein ſtarker Wein zurückbleibt. Dies iſt ein Mittel, Wein geiſtreicher zu machen, obſchon mit Verluſt an der Menge. Man muß aber das Eis von dem Weine abſondern, ehe es wieder aufthauet; denn läßt man das Waſſer mit dem Wein ſich wieder durch das Aufthauen mi— ſchen, ſo erhält man ein ſchlechteres Getränk als vor— her; es iſt matt, nicht mehr haltbar; rother Wein wird dabei trübe und entfärbt ſich. Man muß ihn in dieſem Falle in ein ſtark geſchwefeltes Faß ab— ziehen, 1 Maß Weingeiſt auf 240 Maß dazu ſchüt— ten und das Faß gut zuſpunden. Nach einigen Ta— gen klärt man ihn und füllt ihn auf Flaſchen. Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. Unangenehmer Geſchmack, insbeſon— dere Faßgeſchmack, welcher von dumpfigen, ſchimmeligen oder ſonſt unreinen Fäſſern herrührt. Iſt er nur gering, ſo braucht man den Wein nur auf ein neues Faß abzuziehen und gut zu ſchwefeln, oder ihn auf neuen Wein, auf gute Weinhefe abzu— ziehen. Feine Weine klärt man am beſten mit Ei— weiß oder mit Gallerte und zieht ſie nach einem Mo— nat ab. Ein ſtarker Faßgeſchmack iſt übrigens ſelten ganz mehr zu vertreiben. Als ein untrügliches Mit⸗ tel gegen den Faßgeſchmack empfiehlt man: 2 Pfund Caſſonade oder Zucker in 12 bis 15 Maß des kran— ken Weins über Feuer zerlaſſen, ganz ſiedend in den auf ein neues Faß abgezogenen Wein (210 bis 230 Maß) zu fchütten und das Faß nicht zuzuſpunden. Der Wein wird nun in eine ſtarke Gährung ge— rathen, nach der man ihn abzieht und mit einer ſtar— ken Portion Eiweiß oder Hauſenblaſe klärt. Ferner empfiehlt man auf 1 Pfd. Wein 1 Unze Kalkwaſſer anzuwenden, indem man den Wein vorher auf ein anderes Faß zieht und dieſes während zwei Wochen täglich einmal umwälzt. Das Kalkwaſſer ſoll dem Weine gar nichts ſchaden, vielmehr ſeine Säure dämpfen und ihn ſchneller trinkbar machen. Kahn, eine Art Schimmel, iſt der Vorbote des Sauerwerdens und entſteht hauptſächlich durch nicht gehörige Abhaltung der Luft bei ſchlecht ſchließendem Spunde der Fäſſer oder vernachläſſigtem Auffüllen. Man ſagt von einem Weine, auf dem ſich Kahn zeigt, er ſei angelaufen oder beſchlagen. Die— ſer Kahn wird durch regelmäßiges Auffüllen, ſorg— fältiges Reinhalten und Reinigen der Spunde, der Spundloͤcher und ihrer nächſten innern Umgebung, und bei Fäſſern, aus denen Wein geſchenkt wird, durch tägliches Schwefeln verhindert. Bei nicht re— gelmäßig aufgefüllten Fäſſern iſt der Kahn auf fol— gende Weiſe zu verhüten: Man hängt einen 2 bis 3 Zoll breiten Streifen reiner Leinwand durch die Spundöffnung bis unter die Oberfläche des Weins ein, ſchlägt ihn über der Offnung zurück und befeſtigt ihn mit dem ebenfalls mit reiner Leinwand umwickel— ten Spunde. Ein ſicheres Mittel, ihn bei angezapf— ten Fäſſern zu verhüten, ſoll auch ſein, ein Paar Löf— fel voll Baumöl in das Faß zu ſchütten; man muß aber freilich alsdann auf den letzten Wein im Faſſe verzichten. Drei oder vier Pfirſichblätter, durch das Spundloch in das Faß gethan, oder ein friſch geleg— tes noch warmes Ei durch das Spundloch in den Wein gegeben, ſollen ebenfalls den Kahn verhüten. Hat ſich der Kahn am Spunde, am Spundloche und an den nahen innern Wänden der Spunddauben gebildet, ſo wird er mit der Beilbürſte und durch reine Abwiſchlappen vertilgt. Schwimmt er ſchon auf der Oberfläche des Weins, ſo wird der Nachfüll— wein mittelſt einer Röhre unterhalb deſſelben in das Faß eingelaſſen und ſo angefüllt, daß der Schimmel zum Spundloche herausſteigt, hier abgeblaſen und abgeſondert werden kann. Iſt der Kahn bei einem nicht mehr vollen Faſſe bereits mit den obern Wein— ſchichten gemiſcht, ſo ſoll der Wein vorſichtig am Zapfenloche abgezogen werden, wobei der Hahn mit Gaze umbunden wird, damit der Kahn nicht mit Die Trauben-, Obſt- und Beerenweinbereitung. durchgehe. Im Übrigen verfährt man mit dem Weine wie bei Sauerwerden. Säure des Weins. Wenn ein ſchlechter Jahrgang Schuld an der ſauren Beſchaffenheit des Weines iſt, ſo läßt ſich an ihm noch als Moſt durch Zuſatz von Zucker oder Weingeiſt eine große Ver— beſſerung bewirken, wobei jedoch zu berückſichtigen, ob ſie die Koſten lohnt. Eine Entſäurung mit Kreide oder kohlenſaurem Kali kann nur in dem Falle räth— lich ſein, wenn junger Wein bei vielem Geiſte eine vorherrſchende Säure enthält, welche man vermin— dert wünſcht, um ihn ſchneller zum Gebrauche taug— lich zu machen. Schon älterer Wein von geringen Jahrgängen mit vieler Säure zur Conſumtion ge— ſchickt zu machen, verfährt man auf folgende Weiſe: Man nimmt eine Stütze dieſes Weins und miſcht in ganz kleinen Portionen in vier Theilen Waſſer auf— gelöſtes kohlenſaures Kali ſo lange hinzu, bis man den Wein für nicht mehr zu ſauer zu ſeinem Zweck hält; während dem Zugießen muß der Wein tüchtig umgerührt werden. Bei dem Zuſetzen des Kali hat man ſich ſchon bei der erſten Stütze die Menge ge— merkt, welche in dieſelbe nöthig iſt. Der ſo ent— fäuerte Wein wird in das dazu beſtimmte Faß ge: than, die Stütze von Neuem mit ſauerm Wein ge— füllt, das Kali zugeſetzt und ſo fortgefahren, bis die ganze Weinmenge ſo behandelt iſt. Doch muß ſol— cher Wein ſchnell verbraucht werden, weil er ſonſt leicht verdirbt. Außerdem kann ſich aber auch Säure im Weine (Eſſigſäure) aus verſchiedenen Urſachen bilden. Eine anfangende Säure des Weins nennt man Stich. Rother Wein iſt zum Sauerwerden viel mehr geneigt als weißer, ferner ſchwacher, geiſtloſer, ſchleimiger Wein vielmehr als geſunder, geiſtiger. Die Haupturſachen des Sauerwerdens ſind: a) Jene Unvorſichtigkeit und Nachläſſigkeit, wenn man Fäſ— ſer nimmt, welche durch irgend eine Urſache Säure angezogen haben und welche nicht gehörig ausgeſüßt wurden. b) Langes Stehenlaſſen des Moſtes in of— fenen Gefäßen bei warmem Wetter mit der Träber— decke und ſpäteres Keltern deſſelben mit ſolchen Trä— bern, welche meiſtens bereits in Säure übergingen und dieſe alsdann dem Moſte mittheilen. c) Länge: res Liegenlaſſen des Weins in angebrochenen Faͤſ— ſern, wenn nicht ſogleich mit Schwefel aufgebrannt wird. d) Längerer Transport bei heißem Wetter. Man kann, wenn man das Sauerwerden des Weins bald bemerkt, demſelben, im Falle es nicht zu weit vorgeſchritten iſt, Einhalt thun, aber unmöglich iſt es, den Weingeiſt, welcher ſich einmal in Eſſigſäure umgebildet hatte, wieder herzuſtellen. Daher iſt ſauer gewordener Wein, wenn es auch gelungen, die gebildete Eſſigſäure niederzuſchlagen oder abzu— ſtumpfen, immer ſchwächer und zu neuer Säuerung geneigt, und am beſten iſt es, ihn ſo ſchnell wie möglich wegzubrauchen. Unter den zahlreichen Mit— teln, ſauern Wein wieder herzuſtellen, hat man fol— gende angerathen: a) Wenn, namentlich größere Fäſſer, eine Zeit— lang auf dem Anlauf gelegen ſind und einen Stich zeigen, ſo iſt es, je nachdem man die Sache ſchnell entdeckt, manchmal der Fall, daß der Wein nur erſt 597 auf feiner Oberfläche, vielleicht 5 bis 6 Zoll tief, ſtichig geworden iſt. In dieſem Falle ſondire man ſogleich (am beſten mit einem Glasheber) die un— gefähre Tiefe des Stiches. Etwas unterhalb deſſel— ben bohre man den Faßboden an und laſſe den ſtichi— gen Wein zur weitern Behandlung ab, wobei er ſich aber durchaus nicht mit dem untern vermiſchen darf, den man wahrſcheinlich nur in ein geſchwefeltes Faß überzufüllen braucht. Traut man nicht, ſo kann man ihn ſchönen und alsdann noch einmal auf ein ge— ſchwefeltes Faß abziehen. b) Wenn man ein Faß nicht voll gemacht hat und dieſes an der Oberfläche verſäuert, fo wird auch folgendes Mittel angerathen: Man jagt mit einem Blaſebalge die verdorbene Luft aus dem Faſſe und hält einen brennenden Schwefelſpan hinein. Verlöſcht dieſer nicht, ſo iſt die Luft wieder rein. Alsdann legt man die Krume von einem einpfündigen Brode, warm, wie es aus dem Backofen kommt, auf das Spundloch, ſo daß es gut verſtopft iſt, nimmt ſie, wenn ſie ausgekühlt iſt, wieder hinweg und wieder— holt dies bis zur gänzlichen Entſäurung des Weines, worauf man ihn in ein gut geſchwefeltes, weingrü— nes Faß füllt. c) Bei rothen und weißen Weinen ſoll ſich der Stich verlieren, wenn ſie mit recht friſchen Waſſer aufgefüllt werden. d) Wenn Wein ſehr weit in der Säure vorge— ſchritten iſt, ſo hilft oft nichts wie wirkliches Schwe— feln in demſelben. Es wird ein Theil des Weins, nach dem Grade der Säure mehr oder weniger, in ein Faß gethan und dieſes darüber ſtark geſchwefelt. Nach jedem Einbrennen wird der Wein gerüttelt, bis er den Schwefel eingeſogen hat, und ſo lange mit der Operation fortgefahren, bis man denkt, daß der Wein Schwefel genug habe. Dieſer geſchwefelte Wein wird nun zu dem übrigen gethan und recht tüchtig durcheinander gepeitſcht. Dieſer Wein kann aber längere Zeit, ſo lange er den Schwefelgeſchmack behält, nicht gebraucht werden. Das Verfahren iſt übrigens zu wiederholen, ſo lange man im Wein einen Stich verſpürt. Indeſſen bleibt ein ſolcher Wein immer matt und muß unter ftarfen Wein ver— ſetzt werden. e) Man nehme auf ein Faß von 1/ Ohm 40 Nüſſe, ſchneide die Kerne in vier Stücke, brenne ſie wie Kaffe und werfe ſie ganz heiß in's Faß, wovon man 3 Maß abgezapft hat. Als dann giebt man eine Schönung (von Gelatine), rührt den Wein ſtark um, füllt das Faß wieder an und ſpundet es gut zu. Sechs Stunden darauf zieht man den Wein ab, mit Vorſicht, daß man, wenn derſelbe langſam zu rinnen anfängt, das Faß beim Tieferſenken nicht heftig be— wege, worauf man den Wein ruhig läßt, bis er klar geworden iſt. Bei ſehr ſtarker Säure muß dies wie— derholt werden. f) Man nimmt auf ein Fuder Wein 1 Pfund Senfkörner, Y% Pfd. Lauchſamen und / Pfd. Bei: fußſamen, alles wohl zerſtoßen. Das Faß, wo hin— ein der ſaure Wein foll, wird mit einem Maß guten reinen Branntwein ausgebrannt, zugeſpundet und 24 Stunden liegen gelaſſen. Alsdann kommt der 598 5 Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. Wein hinein, den obigen Samen, wozu noch drei zerſchnittene röthlich gelbe Rüben gethan werden, hängt man in einem langen Säckchen in den Wein. Hiervon ſoll er bald wieder gut werden. 5) Bei ſauer gewordenem rothen Wein wird fol— gendes Mittel als erprobt empfohlen. Man ſchmilzt reinen weißen Maſtir, taucht einen Streifen von fei— nem Schreibpapier hinein und macht dadurch eine Einbrandſchnitte. Hiermit wird ein reines Faß aus— gebrannt und der Wein eingefüllt. Schalwerden, Mattwerden, Luftge— ſchmackdes Weins. Bei ſchlechtee Verſpundung des Faſſes wird der Wein entweder ſauer oder im— mer matter, verliert ſein Bouquet und bekommt den ſogenannten Luftgeſchmack. So lange das Übel noch im Beginn iſt, läßt ſich bei einem Weine mit Körper und Kraft noch Rettung hoffen, wenn man ihn in ein friſch geleertes, ſtark geſchwefeltes Faß füllt, in das man nach dem Grade des Übels mehr oder we— niger guten Weingeiſt geſchüttet hat. Daſſelbe muß aber ganz voll gefüllt und gut verwahrt werden. Jungen und ſtarken Wein kann man klären und 14 Tage ſpäter abziehen. Hat der Wein ſchon einen ſtarken Luftgeſchmack angenommen, ſo bleibt blos übrig, ihn mit wenigſtens dem doppelten ſehr feuri— gen jungen Weine zu vermiſchen. Schmeer, Fettwerden, Lang-, Schwer, Dickwerden, Ziehen. Dieſe, vornehmlich bei milden, ſowohl rothen als weißen Weinen vorkom— mende Krankheit äußert ſich dadurch, daß dieſelben nie ganz hell werden, ſondern daß eine Materie da— rin herum ſchwimmt, die wie ein Nebel ausſieht und beſonders dem rothen Wein ſcheinbar die Farbe nimmt. Herbe Weine ſind dieſer Krankheit nie unter— worfen, daher dieſelbe von einem Mangel an Gerbe— ſtoff herrührt. Mit der Zeit, doch oft erſt nach Jah— ren, vergeht dieſe Krankheit von ſelbſt, inzwiſchen kann auch der Wein dadurch ganz zum Abſtehen ge— bracht werden. Das wirkſamſte Mittel gegen den Schmeer des Weins beſteht in der Anwendung von Gerbeſtoff. Man bereitet ſich dieſen, indem man rein gewaſchene und zerſtoßene Traubenkerne oder Gall— äpfel gut auskocht, das Waſſer ſo rein als möglich abfiltrirt, dieſem Waſſer unter Umrühren ſo lange gereinigte Pottaſche zuſetzt, bis keine Trübung mehr erfolgt und die erhaltene weißliche Flüſſigkeit auf ein, über einem Kübel ausgeſpanntes, wollenes Seihetuch oder in einen Filztrichter ſchüttet. So lange das durchlaufende Waſſer milchig iſt, muß es auf das Tuch zurückgeſchüttet werden, bis es helle kommt. Nach mehrern Stunden iſt das Waſſer ab— gelaufen und man hat nun den Gerbeſtoff als eine graulich weiße Maſſe auf dem Tuche, die man ſofort anwenden oder, in Waſſer aufgelöſt, in gut ver— ſchloſſenen oder ganz damit gefüllten Flaſchen auf— bewahren kann. Um einen ſchmeerigen Wein im Faſſe damit herzuſtellen, wird der friſch bereitete Gerbeſtoff vom Tuche abgenommen und in mehrere Stützen voll des ſchmeerigen Weins in kleinen Por— tionen eingeſchlagen, welche alsdann ſogleich wieder in das Faß zurückgeworfen werden, während man den Wein tüchtig darin umrührt. Sechs oder acht Tage darauf kann man die Schönung, am beſten von reinem Leim, zuſetzen, wodurch die trübende Materie ſchnell niedergeſchlagen wird. Sobald nun der Wein hell geworden, muß er abgezogen werden. Einfach kann man dieſe Krankheit auch auf folgende Weiſe heben: Man nehme auf den würtemb. Eimer ſchweren Wein einige Pfund rein gehaltene Trauben— kerne, übergieße ſie mit einigen Maß dieſes Weins, laſſe dieſe Maſſe unter täglichem Umrühren oder Schütteln in einem verſchloſſenen Gefäße ſtehen und gieße dann den Aufguß mit der Weinſchöne in den Wein. Nach einigen Tagen iſt er hergeſtellt. Obſtwein, Eider. Der Obſtwein oder Cider iſt ein durch Gährung des Apfelſaftes oder Birnſaftes, gewöhnlicher jedoch des erſtern entſtandenes Getränk. Hier vornehmlich von dem Apfelwein, indem Birnwein ebenſo wie die— fer bereitet wird. Übrigens können auch Pflaumen und andere Obitfrüchte auf Cider benutzt werden. Wiewohl alle Apfelſorten (ſelbſt Holzäpfel) bei übri— gens zweckmäßigem Verfahren einen guten, trink— baren Cider zu liefern vermögen, ſo eignen ſich doch nicht alle gleich gut dazu, und ſelbſt mehrere feinere Apfelſorten liefern nur ein ſehr fades und mattes Getränk. Der beſte Ciderapfel unter allen iſt der Borsdorfer und nächſt dieſem der Hochzeitapfel und dann die Reinetten. Außerdem eignen ſich auch gut dazu die beiden Maataäpfel, der Kaiſer-, Pfund-, Schmand-, Käs-, Glas- und Stettiner: apfel. Die meiſten Kernäpfel, d. h. ſolche Apfel, die aus Kernen guter Obſtſorten ohne weitere Ver— edelung gezogen wurden, ſind zur Ciderbereitung tauglich und geben in der Regel den beſten, feurig— ſten und haltbarſten Wein. Die Sommeräpfel, meift ſüße Sorten, geben im Allgemeinen einen ſchwachen, nicht unangenehm, herblich und pikant ſchmeckenden Cider, der ſich aber nicht lange auf dem Lager hält; die Reinetten und ihnen ähnliche Apfel liefern einen wohlſchmeckenden, geiſtigen, gut haltbaren, aber doch ein wenig zu ſüßen Cider, der ſich indeß durch paſſende Zuſätze und Behandlung ſehr verbeſſern läßt; einen vortrefflichen Cider geben aber die ſehr herben und ſtrengen Winteräpfel, ſobald man ihn nur lange genug auf dem Lager läßt. Die Güte des zu erzielenden Ciders ändert ſich auch nach dem Standort der Bäume und nach der Beſchaffenheit des Jahres. Auf tiefem, feuchtem Boden erbaute Apfel geben einen dicken, wenig geiſtigen Cider, der einen Erdgeſchmack behält und nicht lange haltbar iſt; die in hohen, ſonnigen Lagen gebauten liefern dagegen einen wohlſchmeckernden, geiſtreichern, halt: barern Wein. Die Bereitung des Ciders kommt kurz darauf zu— rück, die Apfel zu zermalmen, den Brei auszupreſſen und den Saft zur Gährung zu ſtellen. Die Apfel ſind nicht nur nach ihrer Art, ſondern auch nach ih— rer verſchiedenen Reife zu ſortiren und im Allgemei— nen jede Sorte für ſich zu behandeln. Doch em— pfiehlt man auch wohl zwei Viertheile Süßäpfel mit ein Viertel ſaurer Apfel und ein Viertel bitterer Apfel Die Trauben-, Obſt- und Beerenweinbereitung. zu miſchen. Beſſer thut man aber dann, den Moſt dieſer verſchiedenen Sorten, als die Sorten ſelbſt vor dem Preſſen zu miſchen. Alle unreifen, wurmſtichi— gen und angefaulten Apfel ſind jedenfalls zu verwer— fen; am wohlſchmeckendſten ſoll der Cider von ge— frornen Apfeln werden, die aber nur ſehr wenig Saft liefern. Am beſten iſt, die Apfel zur Ciderbereitung von ſelbſt fallen zu laſſen, oder fie doch möglichſt ſpät zu ernten, wobei ſie nur nicht naß eingebracht werden dürfen. Zwar geben die Apfel, friſch vom Baume gekeltert, wohl Y mehr Moſt als nach län— germ Liegen; man erhält aber ein weit beſſeres Pro— dukt, wenn man die Apfel noch längere Zeit hin— durch auf einem Lager von ganz reinem, friſchem Stroh liegen läßt, was um fo nöthiger wird, je här— ter, unreifer und ſaurer die Apfel ſind. Bei trocknem Wetter iſt es rathſam, ſie in Haufen unter freiem Himmel aufgeſchüttet zu laſſen; in feuchter Witte— rung oder feuchtem Klima dagegen iſt es beſſer, ſie einzubringen. Das Zermalmen kann im Kleinen beliebig auf Handreiben oder durch Stampfen mit hölzernen Keu— len geſchehen. Bei Bereitung im Großen hat man eigne Mühlen oder Quetſchmaſchinen dazu, wobei gut iſt, alles Metall zu vermeiden. Doch empfiehlt man neuerdings die ganz aus Eiſen gefertigten Reibemaſchinen, welche für das Zerreiben der Run— kelrüben bei der Zuckerfabrikation beſtimmt ſind, weil dieſe Maſchinen, wenn fie immer gebraucht werden, rein bleiben und dem Safte keine Färbung mitthei— len ſollen. Auf gleiche Weiſe würde auch die oben näher beſchriebene Kartoffelreibe in Anwendung ge— bracht werden können. Auch dient folgende Quetſch— maſchine zum Zermalmen des Obſtes. Ein kreis— förmiger Trog “ wird entweder aus ausgehauenen Steinen, oder beſſer aus ausgehöhltem harten Holze ſo zuſammengefügt, daß der größte Durchmeſſer deſ— ſelben 4 bis 6 Fuß, die ausgehauene Tiefe 1 Fuß 3 Zoll, die Breite derſelben am obern Theile 1 Fuß 8 Zoll, und die Breite am untern Theile 11 bis 12 Zoll beträgt. In der Mitte dieſes kreisförmigen Tro— ges, ſowie an der obern Decke ruht eine Vertikal ſtehende Welle 4 in Zapfenlagern. In dieſer Welle ift ein Hebel e befeftigt, welcher durch die Mitte ei: nes Muͤhlſteins a vom Durchmeſſer 4 Fuß 4 Zoll geht. An dem Ende dieſes Hebels wird ein Pferd 599 angeſpannt, welches den Mühlſtein 4 mit der Welle din Umlauf ſetzt. Dieſer Mühlſtein läuft in der ausgehöhlten Rinne des Troges herum und zerquetſcht auf dieſe Weiſe das in ſelbigen gebrachte Obſt. End— lich iſt noch am Hebel des Mühlſteins eine hölzerne Krücke befeſtigt, welche dem Laufe des letztern folgt, und die gequetſchte Maſſe in dem Maße auf den Grund des Bodens bringt, als ſie ſich auf die Sei— ten verbreitet. Es iſt von großem Vortheil, den zer— riebenen Brei vor dem Preſſen 20 bis 72 Stunden lang, je nach der Wärme der Luft, hinzuſtellen und ihn erſt dann zu preſſen, wenn er eine kirſchrothe Farbe erlangt hat. Von weſentlichſter Wichtigkeit iſt, die Preſſe, wozu die gewöhnliche Weinkelter oder die kleinere Baumkelter oder die Ciderpreſſe dient, vor Anwendung auf das ſorgfältigſte mit Waſſer zu reinigen, indem der Cider auf's leichteſte einen fremd— artigen Geſchmack annimmt. Sehr vortheilhaft kann man den Saft aus dem Obſtbrei durch folgende trag- bare Preßmaſchine auspreſſen. Sie wird ganz von Holz verfertigt, au— ßer den dazu ge— brauchten Mutter— ſchrauben und dem Preßgefäße, welche 2 von Metall ſind. In ne de Fußſtück a find — die beiden Querſtücke — bb unten eingezapft, auf welchen die bei- den Seitenſtänder cc ) ſenkrecht aufgerichtet | werden. Die beiden I) Ständer ce tragen das Hauptſtück d. — welches durch die ei- —ſernen Bolzen 77 mit — 115 Mutterſchrauben ,x .. feſtgeſchroben iſt. In 6 ſ⸗ 0 N der Mitte des Haupt: : fſtücks d ift don unten hinauf eine ſtarke Metallmutterſchraube e eingefegt und mit den beiden Bolzen gg feſtgeſchroben. Durch dieſe Mutterſchraube geht die ſtarke Schraube /, mit: telſt welcher der Deckel des Preßgefäßes 7 ſtark nie— dergedrückt werden kann. Dieſes Gefäß A ift von Eiſen und unten oder im Boden mit einer Ausguß— rinne verſehen. Am obern Ende der Schraube / iſt ein Getriebe mit vier bis ſechs Stöcken befeſtigt, durch welches ein Hebebaum geſteckt und damit die Schraube umgedreht werden kann. Um aber größere Maſſen in möglichſt kurzer Zeit auszupreſſen, kann man ſich folgender Preßmaſchine, die auch zur Bereitung des Weinmoſtes brauchbar iſt, bedienen. Die beiden feſten Hauptſäulen des Gerüſtes 4 ſind auf einen hinreichend ſtarken Bo— den befeſtigt und oben mit einem Querbalken “ ver: bunden, durch deſſen Mitte eine ſtarke Schraube e geht. Durch den Kopf der Schraube ſind zwei Löcher gebohrt, durch welche Hebel geſteckt werden, um die Schraube recht feſt zur Auspreſſung des Saftes nie— derſchrauben zu können. Auf die Fußſtöcke des Ge— 600 ſtelles werden Breter gelegt und auf dieſe kommt ein viereckiger Kaſten zu ſtehen, welcher im Innern mit F Bi l an 8 6 — | Et N N ZA einem ftarfen Abtropfroſte verſehen iſt, auf welchen der Obſtbrei gebracht wird. Zu dieſem Ende paßt innerhalb dieſes Kaſtens ein viereckiger Boden, wel— cher mit einem ſtarken Querriegel verſehen iſt, auf den der Kopf der Schraube den gehörigen Druck ausübt. Der Boden dieſes Kaſtens iſt übrigens zum Abfluſſe des Saftes mit einem Ausguſſe verſehen. Nachdem man nun die Preſſe zuerſt ſorgfältigſt mit heißem Waſſer abgewaſchen, dann mit vielem kalten Waſſer abgeſpült und ſodann noch mit einer Flaſche Branntwein benetzt hat, legt man eine Schicht reinſtes, geruchfreies Roggen- oder Weizenſtroh in die Kelter, eine Schicht Apfelbrei darauf, alsdann wieder Stroh u. ſ. f., bis die Kelter voll iſt. Der beim Preſſen zuerſt abfließende Saft iſt der beſte, und muß, wenn man mit ſolchen Mengen arbeitet, daß es ſich der Mühe lohnt, auf ein beſonderes Faß gefüllt werden. Der durch das letzte Preſſen gewon— nene wird ſehr ſchwach; doch ſelbſt die ausgepreßten Träbern kann man noch benutzen; man nimmt ſie auf, bringt ſie abermals unter die Stampfe oder in die Mühle, läßt ſie mit einem Zuſatze von Waſſer 24 Stunden lang ausziehen und bringt ſie dann mit erneutem Stroh unter die Kelter. Der ſo erhaltene Moſt giebt durch Gährung ein leichteres, doch an— genehmes Getränk; ja oft ſchreitet man noch zu einer dritten Kelterung, wenn die Frucht reich war. Der abgepreßte Saft (Apfelmoſt) wird nun, wenn er zu viel Trübes enthalten ſollte, erſt ein bis zwei Tage zum Abklären in einem Gefäße, aus welchem er durch ein Zapfloch abgelaſſen werden kann, zum Ab— klären hingeſtellt, ſonſt aber ſofort auf feſt verſchloſ— ſene Fäſſer zum Abgähren gefüllt, wobei gut iſt, ihn zur Zurückhaltung des Trüben durch ein Körbchen von Weiden, nach der Form des Faßtrichters geformt und in dieſen geſtellt laufen zu laſſen. Um den Cider immer hell und klar zu erhalten, wird neuerdings folgendes Verfahren empfohlen. Der gewonnene Saft wird, ſowie er von der Preſſe kommt, in ein Faß gegoſſen, welches mit ganz feinen Hobelſpänen von friſch gefälltem Buchenholz, die man, ohne ſie zuſammenzudrücken, hineingeworfen hat, angefüllt Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. iſt. Nach 10 bis 12, auch wohl 14 Tagen zieht man von der Flüſſigkeit vermittelſt eines im Boden angebrachten Zwickers etwas ab, um zu ſehen, ob ſie völlig klar und durchſichtig geworden, wo man alsdann den Cider auf ein anderes Faß zieht, mit Vorſicht, das Letzte deſſelben durch ein feines Sieb zu laſſen, ſowie man auch gleich das Abziehen unter— bricht, ſobald die Flüſſigkeit nicht mehr völlig hell iſt. Nach drei bis vier Wochen klärt ſich das Zurückblei— bende auch noch ab; doch giebt ſolches nie ein ſo gutes Getränk wie das zuerſt Abgezogene. Der ſo gewonnene Cider iſt gleich nach dem Abziehen trink— bar, hat eine ſchöne Farbe und einen angenehm prickelnden Geſchmack, ſchäumt auch ſchon ein wenig, wenn man ihn in ein Fläſchchen füllt. Um ihm die— ſen angenehmen Geſchmack zu erhalten und die Fähig— keit zu mouſſiren zu verſchaffen, muß man ihn etwa nach vier Wochen auf Flaſchen ziehen. Die Mün— dungen der Flaſchen werden mit reiner Leinwand zu— gedeckt und dieſelben erſt nach 24 Stunden geſtöpſelt, aber nicht gleich gelegt. Um den Cider mehrere Jahre aufzubewahren, iſt weiter nichts nöthig als alljähr— lich eine Partie davon abzuziehen und ſo viel friſchen Cider hinzuzufüllen. Bei der Ciderbereitung muß man in der Wahl der Fäſſer äußerſt vorſichtig ſein, und am beſten iſt, ſie zu ſchwefeln. Man hält ſelbſt das Schwefeln für ein Mittel den Cider zu verſtärken, und eilt, den— ſelben in das Faß zu bringen, bevor ſich der Rauch davon noch verzogen hat. Sehr zweckmäßig ſind Fäſſer, auf welchen vorher ein guter milder Wein oder auch Branntwein gelegen hat, nur müſſen ſie von etwaigem Weinſtein gereinigt und mit heißem Waſſer wohl ausgeſpült ſein. Fäſſer, auf welchen Bier gelegen hat, ſind durchaus unbrauchbar. Übri— gens iſt ſelbſt für Fäſſer, auf denen Wein gelegen, das Schwefeln noch räthlich. Je größer die Gährfäſſer ſind, deſto beſſer geht die Gährung von ftatten. Bei der Gährung ſelbſt kann man entweder das Verfahren der Untergahre oder das der Obergahre befolgen, wovon erſteres insbeſondere bei ſolchen Apfelſorten räthlicher iſt, welche einen ohnehin nicht ſehr ftarfen Cider liefern, letzteres dagegen geeigneter für Kernäpfel erſcheint. Bei der Untergahre hält man das Gährfaß nicht ganz voll, ſetzt den mit Leinwand umwickelten Spund nur ganz loſe auf das Loch und füllt, ſo lange die Gährung dauert, nicht auf. Bei der Ober— gahre dagegen füllt man das Faß gleich anfangs voll, und hält das Spundloch ganz offen; doch macht man zweckmäßig hierbei um das Spundloch herum einen hohlen Kranz von Thon, ungefähr von der Größe eines Hutkopfs; noch beſſer aber iſt, eine gebogene Glasröhre in den Spund zu kitten oder mittelſt durchbohrten Korkpfropfes einzuſtecken, die man in einem Krug voll Kalkwaſſer oder bloßem Waſſer leitet. Die Dauer der, Gährung iſt im Durch— ſchnitt eher beendigt, als beim Traubenwein. Cider, welcher aus Kernäpfeln, ſowie aus andern Apfeln, welche beſonders ftarfen Cider liefern, z. B. aus harten Winteräpfeln gewonnen worden, wird zweck— mäßig öfterer abgezogen; letzteres aber unterlaſſen Die Trauben-, Obſt- und Beerenweinbereitung. bei Cider aus den beſſern Apfelſorten, welche an ſich einen mindern ſtarken Cider liefern. Will man dem— nach den Cider auf demſelben Faſſe, auf dem er gegoh— ren, liegen laſſen, ſo fülle man daſſelbe mit einer andern Portion beſonders gegohrnen Safts an, verſpunde es feſt und laſſe es ſtill im Keller liegen, fülle jedoch beſonders den erſten Monat öfter auf. Manche zie— hen den Cider dann, nachdem er ſo 5 bis 6 Monate ſtill gelegen, noch auf ein anderes Faß ab. Indeß kann es nützlich und ſelbſt nothwendig erſcheinen, auch vorher den Cider abzuziehen, ſo namentlich, wenn man ihn von minder guten Fäſſern auf Wein— fäſſer, von denen eben der Wein abgezogen, umzie— hen kann, ſowie jedesmal, wenn der Cider eine üble Beſchaffenheit anzunehmen anfängt. Nach dem Ver— fahren der Engländer zieht man den Cider, nachdem die Hauptgährung vorüber iſt, ſogleich auf ein ganz reines, völlig damit anzufüllendes Faß, ſchlägt den Spund zu, bohrt aber zum Entweichen der Kohlen: ſäure daneben ein Loch, in welches man 3 bis 4 Stroh— halme bringen kann, welches Loch erſt nach beendig— ter Nachgährung verſtopft wird, worauf man ihn nach 14 Tagen abermals abzieht, ja dies felbit bis zum vier— tenmale wiederholt. Nach dem Verfahren der Nord— amerikaner und Franzoſen ſucht man zweckmäßig die Gährung abſichtlich aufzuhalten und ſie in mehrere Zeitabſchnitte zu vertheilen. Man paßt zu dieſem Zweck den Augenblick ab, in welchem die Flüſſigkeit anfängt, zu arbeiten, und eilt, den Reſt in eine zu dieſem Zwecke bereitete Tonne umzufüllen, wobei man die Hefe und den Schaum abſondert und bei Seite bringt, und es durch den Filtrirſack ſeiht. So— wie die hierdurch gewonnene vollkommen klare und ſehr berauſchende Flüſſigkeit neue Zeichen der Gäh— rung giebt, wiederholt man ſogleich die eben ange— gebene Behandlung. In der Regel iſt die ganze Verrichtung mit dreimaligem Umfüllen vollendet und man bringt nun die durch den Filtrirſack gelaufene klare und berauſchende Flüſſigkeit in dem Verhält— niß von 1½ Maß zu 100 in die Tonne und ver- ſchließt dann das Spundloch feſt. Der ſo gewon— nene Cider iſt vollkommen klar, köſtlich von Ge— ſchmack und hält ſich an 10 Jahre. In welcher Zeit der Cider trinkbar wird, iſt nicht genau zu beſtimmen. Der von Sommeräpfeln er— langt in der Regel ſeine völlige Reife, wenn er 6 Monate gelagert hat, auch wohl früher; der von harten Winteräpfeln wird erſt nach Jahr und Tag trinkbar. Je härter das Obſt war, deſto längere Zeit erfordert der Cider zur Reife; doch kann dieſe durch verſchiedene Klärmittel beſchleunigt werden. Auch die Dauer ſeiner Haltbarkeit iſt ſehr verſchieden. Mancher Cider muß mit einem Jahre getrunken wer— den, anderer wird erſt im zweiten und dritten Jahre am ſchönſten und hält ſich 4 bis 10 und mehrere Jahre. Man trinkt den Cider lieber vom Faſſe, als daß man ihn auf Flaſchen zöge, und letzteres ge— ſchieht nur dann, wenn er langſam vertrunken wird. Beſondere Vortheile bei der Ciderbereitung. Der hier angegebene einfache Gang der Cider— bereitung liefert zwar immer ein gutes Getränk; in— Kirchhof, Landwirth. 601 deß kann er noch durch manche Kunſtgriffe und Zu— ſätze abgeändert werden, deren manche überhaupt, und andere namentlich dann von Vortheil ſind, wenn keine gehörig reifen oder ſonſt recht geeigneten Apfel zu Gebote ſtehen. I) Zuſätze verſchiedenen andern Obſtes zu den Apfeln beim Preſſen ihres Saftes zum Apfelmoſte. Dem Moſte aus Apfeln von zartem und lockerm Flei— ſche empfiehlt man / oder Y, Birnenmoſt aus den großen wilden Birnen, welche hart, herbe und zum Genuſſe untauglich ſind, beizumiſchen, wodurch der Cider weit lieblicher, zarter und weit ſchneller trink— bar werden ſoll. Ferner ſoll man durch Zuſammen— preſſen von 3 Theilen Apfel, 1 Theil Spierlingen ei— nen ſehr guten und ſtarken, an Farbe und Klarheit dem Rheinweine gleichenden Cider erhalten. Noch vortheilhafter wirkt der Zuſatz von Schlehen, die man friſch mit den Kernen zerknirſcht und die Maſſe dann entweder ohne Weiteres in den in Gährung befindlichen Cider bringt, wodurch der Cider zugleich eine ſchöne rothe Farbe erhält; oder man trocknet die zerquetſchte Maſſe auf einer Obſtdarre oder im Backofen und thut die Maſſe zerbröckelt in den gäh— renden Cider, wodurch der Wein feuriger und beſſer wird, und ſelbſt Weinkenner irre macht. 2) Beſeitigung zu großer Säure des Moſtes kann dadurch geſchehen, daß man demſel— ben gleich unter der Kelter ein paar Hände voll Kalk oder Kreide oder etwas geſiebte Aſche zuſetzt. 3) Zuſätze und Vortheile bei der Gäh— rung. Um dem Cider ſeinen Obſtgeſchmack zu be— nehmen, ſoll es kein beſſeres Mittel, als getrocknete Hollunderblüthen geben, wovon man einige Hände voll in's Gährfaß wirft. Auch wird als ein herr— liches Mittel für den Geſchmack des Ciders und zur Erhöhung des angenehmen Weingeruchs empfohlen, im Schatten getrocknete und gepulverte Weinblü— then in einem Beutelchen in das Faß zu hängen, nachdem die erſten Tage der ſtürmiſchen Gährung vorüber ſind. Bei ſchlecht erfolgender Gährung ſetzt man Weinſtein, in ſiedendem Waſſer aufgelöſt, hinzu. Zur Ertheilung einer ſchönen gelben Farbe und zu— gleich Erhöhung des Geſchmacks läßt man den Ci— der über zerſtoßener oder zu Pulver zerriebener An— gelikawurzel gähren. Auch Gähren über geröſtetem Weizen bewirkt eine hohe Farbe und zugleich Stärke des Ciders. 4) Vortheile bei dem fertigen Cider. Sehr nützlich iſt zur Verſtärkung und Geſchmacks— verbeſſerung des Ciders, demſelben auf 1 rhein. Ohm 1 bis 2 Dresd. Kannen Franzbranntwein zu— zuſetzen, was aber nicht eher geſchehen darf, als bis er ganz hell geworden iſt. Auch durch Froſt kann man den Cider auf zweckmäßige Weiſe verſtärken. Ihn zu verfeinern und ihm eine Bernſteinfarbe zu geben, empfiehlt man folgendes Mittel: das Weiße von 6 Eiern wird mit einer Hand voll feinem gut gewaſchenem Sande gut abgeflopft, dann etwa 7/5 Berl. Quart Melaſſe bis zur Kandiszuckerkonſiſtenz eingekocht, und zur Abkühlung nach dem Einſteden Cider zugefügt; dieſe Maſſe 76 8 man unter das 602 Eiweiß und den Sand und bringt die ganze Mi— ſchung unter Umrühren in ein Faß Cider. Klärmittel für den Cider werden beſonders dann angewandt, wenn derſelbe zeitig vom Faſſe wegge— trunken oder auf Flaſchen gezogen werden ſoll. Au— ßer der Hauſenblaſe findet man insbeſondere noch folgende Mittel empfohlen: 2 Pfd. Senfmehl in ein Ohmfaß Cider eingerührt, ſoll jungen Cider oft ſchon in 14 Tagen trinkbar machen, doch gelingt dies nicht immer; dagegen folgendes Mittel ſtets möglich machen ſoll, den Cider nach I bis 2 Mona- ten auf Flaſchen zu ziehen. 30 Pfd. Cider werden 5 Minuten lang mit ½ Pfd. Klatſchroſenblumen ge— kocht und in ein zuvor geſchwefeltes Ohmfaß ge— bracht, worauf man daſſelbe vollends mit vorher nicht gekochtem Cider füllt, das Gemiſch umrührt und ſich ſelbſt überläßt. Wenn der Obſtwein ſchal zu werden anfängt, ſo iſt das Abziehen auf Weinhefen das bewährteſte Mittel, ihm wieder Kraft zu geben. Fängt der Ci— der an, ſauer zu werden, fo nehme man auf 1 Ohm Cider 2 Pfd. Weizen, koche ihn ſo lange in klarem Waſſer, bis er ſich zwiſchen den Fingern zerdrücken läßt, und hänge ihn nach dem Abkühlen in einem leinenen Säckchen in das Faß; oder man füge auf ein Stückfaß etwa 1 Pfd. Honig und eben ſo viel Branntwein nebſt etwas kohlenſaurem Kali zu. In— deß helfen dieſe und ähnliche Mittel nicht auf lange Zeit, daher man eilen mag nach Anwendung derſel— ben den Cider zu verbrauchen. Die Träbern (Treſtern) von der Ciderbereitung geben mit Häckſel oder Spreu gemengt und mit Waſſer benetzt, ein Futter für Rindvieh, mit Kartof— feln oder geringem Getreide gemengt, für Schweine. Auch zu gemeinem Eſſig können ſie benutzt werden, ſelbſt die faulen. 1 bis 1½ Jahr auf einem Hau: fen liegend oder mit Kalk geſchichtet, noch früher, liefern ſie einen guten Dünger. Auch die Hefe dient zu Futter für Schweine oder zur Branntweinbe— reitung. Birnwein. Dieſer wird auf gleiche Weiſe aus Birnen be— reitet, als der Cider aus Apfeln. Nur die veredelten Birnſorten ſind dazu anwendbar, und es zeichnen ſich namentlich zu dieſem Behufe aus: die deutſche Weißbarts- oder Träubelbirne, die Winterwein— birne, die franzöſiſche Weinbirne, die graue Herbſt— birne, die weiße Butterbirne, die Winterzuckerbirne, die große Winterbergamotte, die Champagnerwein— birne u. ſ. w. Unter allen dieſen ſcheinen die bei— den letztern den Vorzug zu verdienen, indem ſie einen vortrefflichen Wein geben, und ſogar in Frankreich zu Bereitung eines künſtlichen, oft als ächt verführ— ten Champagners benutzt werden. Zur Champagner— bereitung eignen ſich überhaupt am beſten die herb— ſten Winterbirnen, die lange liegen müſſen, bevor ſie eßbar werden; je röther ihr Saft iſt, deſto beſ— ſer wird der Wein. Der Wein von geeigneten Birn— ſorten iſt viel ſüßer und berauſchender, als der von Apfeln; dagegen von ungeeigneten Birnen fader, Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. ſchwächer und minder haltbar; daher man auch oft ſchlechthin den Birnwein dem Apfelwein nach— geſetzt findet. Übrigens läßt ſich der Wein aus manchen ungeeigneten Birnſorten ſehr dadurch ver— beſſern, daß man den Birnmoſt mit Apfelmoſt (be— ſonders von Kernäpfeln) vermiſcht zur Gährung. ſtellt. Unter dieſer Bedingung ſind die Weißbarts— birnen ganz vorzüglich zur Weinbereitung geeignet. Beerenwein. Unter den mancherlei Beerenfrüchten, welche ſich mehr oder minder für die Weinbereitung eignen, ſind als die vorzüglichern zu nennen; die Brom— beere, Erdbeere, Heidelbeere, Himbeere, Hollunder— beere, Maulbeere, Wachholderbeere, Johannisbeere und Stachelbeere. Am meiſten und gewöhnlichſten kommen die letztern hierfür in Anwendung; daher auch hier von dieſen vorzugsweiſe gehandelt werden ſoll. Johannisbeerwein. Sowohl rothe als weiße Johannisbeeren (auch beide vermiſcht) ſind zur Bereitung dieſes Weins tauglich; ja ſelbſt ſchwarze Johannisbeeren (Ahlbee— ren) kann man hierzu verwenden; vornehmlich aber geben die rothen bei richtiger Behandlung einen haltbaren und ganz vortrefflichen Wein, der mit dem Alter an Güte zunimmt, und an Stärke und Wohl— geſchmack mittelmäßigen Rheinwein noch übertrifft. Die anzuwendenden Beeren müſſen jedenfalls voll— kommen, faſt zum Abfallen, reif ſein, und nur zum Johannischampagner darf man ſie nicht reif werden laſſen. Die an niedrigen, dicht an der Erde hän— genden Zweigen gewachſenen Johannisbeeren ſind nicht ſo gut, als die auf einſtämmigen, hohen Sträu— chen gewonnenen. Soll der Wein eine dunkle Farbe erhalten, ſo gießt man entweder dunkelrothen Wein zu, oder ſetzt zu dem gährenden Safte den ausge— preßten Saft von Heidelbeeren oder von ſchwarzen Johannisbeeren, welche letztere zugleich einen Mus— katellergeſchmack hervorbringen. Beſonders beliebt iſt ein Wein aus ſchwarzen und rothen Johannis— beeren zu gleichen Theilen. Um Johannisbeerwein zu bereiten, werden die Beeren möglichſt ohne Stiele nach dem Thaue abgezupft, einige Stunden, oder nach Andern einige Tage an der Sonne ausgebrei— tet ſtehen gelaſſen, von allen Kämmen, Blättern, grünen und weißen Beeren befreit, aber nicht gewa— ſchen, alsdann in einer ſogenannten Tretbütte, de— ren Boden viele kleine Löcher hat, und unter welche ein anderes hinlänglich großes Gefäß geſtellt wird, worein der Saft laufen kann, mittelſt eines hoͤlzer— nen Stöſſels zerdrückt. Sämmtlicher Saft wird durch ein Haarſieb in ein großes Gefäß zuſammengegoſſen, mit einer gleich großen Menge weichem Waſſer, wozu auch das zum Auspreſſen der Treſtern ges brauchte mit verwendet werden kann, verdünnt, und mit gehöriger Zuckermenge verſetzt. Auf 2 Pfd. Saft und 2 Pfd. Waſſer (alſo 4 Pfd. Flüſſigkeit) iſt 1 Pfd. Zucker genügend, ſoll aber der Wein ſüß, geiſt— reich und haltbar werden, ſo nehme man 1½ Pfd., ſoll er hingegen leicht ſein, und bald weggetrunken * Die Trauben-, Obſt- und Beerenweinbereitung. werden, fo reicht man ſchon mit ½ Pfd. aus. Bei Anwendung ſchwarzer Johannisbeeren bedarf man überhaupt etwas weniger Zucker, als bei rothen; ferner iſt es zweckmäßig, Saft dieſer Art Johannis— beeren ftatt mit gleichen Theilen, bloß mit der Hälfte Waſſer zu vermiſchen. Die Gährung kann nach der Methode der Ober— gahre oder der Untergahre erfolgen. Einige Monate nach beendigter Gährung, etwa um Lichtmeß oder Petri des folgenden Jahres, wird der Wein entwe— der auf ein anderes, wohlausgebranntes Faß, oder auch auf ſtarke, zuvor mit Waſſer und dann mit Branntwein geſpülte, Bouteillen gezogen, wobei man aber das Faß anfangs nicht zu tief anbohren darf, vielmehr am beſten in der Mitte anfängt, und nach und nach weiter herabgeht. Auch bedient man ſich beſſer einer Federſpule, als eines gewöhnlichen Weinhahns zu dieſem Abziehen. Zweckmäßig läßt man den Wein hierbei durch einen Filtrirſack laufen. Man darf die Flaſchen nur bis an den Hals füllen, auch ſie anfangs nicht ganz feſt zupfropfen, und muß auch dem Weine, wenn die Johannisbeerſträu— cher in der Blüthe ſtehen, etwas Luft geben; doch iſt dies bei ſolchem Weine nicht der Fall, der mehr— mals auf andere Fäſſer abgezogen worden iſt. Ofters ſucht man auch noch den Johannisbeerwein durch Zuſatz von zerſtoßenen großen Roſinen, oder gepul— verten Weinblüthen, oder allerhand Gewürzen, oder Franzbranntwein oder andern ftarfen Branntwein zu verſtärken, oder gewürzhafter zu machen. Bei An— wendung ſchwarzer Johannisbeeren iſt ein Brannt— weinzuſatz jedenfalls nützlich. Aus den Treſtern oder ausgepreßten Hülſen der Beeren läßt ſich noch ein leichter Wein gewinnen, wenn man dieſelben mit Waſſer aufſchwemmt, 24 Stunden damit ſtehen läßt, dann abermals aus— preßt und den Ablauf in ein angemeſſenes Fäßchen mit Zucker, ohne weitere Waſſerbeimiſchung ſchüttet, öfters umrührt und dann gähren läßt. Schicklicher aber laſſen ſich die Treſtern und Hülſen zu Eſſig verwenden. Zur Bereitung von Johannisbeerchampagner werden 45 Pfd. nicht ganz reife Johannisbeeren ganz rein abgebeeret, alsdann wird der Saft ausge— preßt, mit etwa 13 Quart Waſſer verdünnt, 10 bis 12 Stunden ruhen gelaſſen, das Ganze durch einen Sack geſeiht; alsdann bringt man auf die ausge— preßten Träbern abermals 3 Quart Waſſer, läßt dieſe Miſchung 12 Stunden ſtehen, preßt wieder, fügt das ausgepreßte zu dem ſchon vorher ausge— preßten Safte, bringt das Ganze in eine Butte und miſcht 30 bis 36 Pfd. Zucker nebſt 14 Unzen rothem, gepulvertem Weinſtein zu; nun wird dieſe Miſchung recht durch einander gerührt, ſo viel Waſſer zugeſetzt, daß das ganze Gemeng 35 Quart beträgt, und die Butte mit Säcken bedeckt an einen warmen Ort ge— ſtellt. Bei der binnen 1 oder höchſtens 2 Tagen eintretenden Gährung wird öfters abgeſchaumt, bis ſich kein Schaum mehr zeigt, dann die Flüſſigkeit vom Trub abgeſtochen, auf ein recht ſtark geſchwe— feltes Faß gebracht, die in Kalkwaſſer tauchende Glasröhre auf das Spundloch geſetzt (ſiehe Cider), 603 nach Stägiger Gährung wieder abgeſtochen, auf ein nicht geſchwefeltes Faß gebracht, wenn er nicht recht hell iſt, geſchoͤnt, dann auf ftarfe Champagnerfla— ſchen gezogen, und wie dieſe vermacht. Stachelbeerwein. Die Stachelbeeren geben einen vortrefflichen Wein, der beſonders eine anmuthige liebliche Farbe bekommt und mit dem Markebrunnerwein viel Ahn— lichkeit hat. Zwar iſt dieſer Wein weniger geiſtreich, als der von Johannisbeeren, aber doch eben ſo ge— ſund und kühlend. Zu ſchäumenden Weinen eignen ſich die Stachelbeeren ganz vortrefflich, man muß ſie aber dann ſo unreif als möglich anwenden und viel Zucker zuſetzen. Der Stachelbeerwein erfordert übri— gens eine gleiche Bereitung und Behandlung wie der Johannisbeerwein; nur muß das Auspreſſen mit mehr Behutſamkeit geſchehen, damit weder die Schalen noch die Kerne gedrückt werden; eben ſo wenig dürfen die Fruchtſtiele mit in die Gährung kommen. Bei der Bereitung des Stachelbeerweins im Großen bedient man ſich am beſten einer eigenen Maſchine mit Walzen, der Traubenmühle gleich, mittelſt welcher die Beeren leicht zerdrückt werden können. In Ermangelung einer ſolchen Maſchine muß man die Beeren an einem gemäßigt warmen Orte erſt ſo lange ſtehen laſſen, bis ſich die Auf— löſung derſelben durch die eintretende Gährung er— leichtert. Dann wird weiter verfahren wie bei dem Johannisbeerwein, wobei jedoch nicht die Hälfte Waſſerzuſatz nöthig iſt, ſondern man kann auf 2 Maß Saft nur 1 Maß Waſſer oder noch weniger nehmen. Desgleichen iſt auch weniger Zuſatz an Zucker erforderlich; auf 2 Pfd. Saft ſind 4 bis 6 Lth. Zucker hinreichend, beſonders wenn die Bee— ren reif ſind. Dem Stachelbeermoſte ſetzt man, wenn er geiſtreicher werden ſoll, außer dem Zucker und etwas wenigem Weinſtein, gern noch eine kleine Menge Weingeiſt zu. Endlich laſſen ſich auch die ausgepreßten Träbern, nachdem ſie mit etwas Waſ— ſer verſetzt worden, nach einigen Tagen ebenfalls wieder auspreſſen und dieſer zweite Saft giebt nach gehöriger Behandlung entweder einen leichten Wein oder einen guten Eſſig. Auch verfertigt man, vornehmlich in England, aus den Stachelbeeren einen köſtlichen Champagner— wein auf folgende Weiſe: Man zerquetſcht 40 Pfd. Stachelbeeren, ſetzt 32 Pfd. Waſſer zu und preßt die Miſchung nach 6 bis 24 Stunden ſtark durch einen Sack; der Rückſtand wird nochmals mit etwas Waſſer übergoſſen und wieder ausgepreßt. In dem erhaltenen Safte löſt man 30 Pfd. Zucker auf und ſetzt noch ſo viel Waſſer zu, daß das Ganze den Raum von 24 Pfd. Waſſer einnimmt. Alsdann deckt man den Bottich zu, läßt ihn bei 10 bis 12 Grad R. ſtehen, füllt ihn, wenn nach 48 Stunden die Gährung beginnt, in Fäſſer, die zum Abfließen des Schaumes immer ſpundvoll zu erhalten ſind. Wird die Gähiung ſchwächer, fo verſchließt man den Spund, bringt das Faß in einen kühlen Kel— ler, wo der Wein nachgährt und im Dezember von den Hefen abgezogen 7 kann. Iſt er zu dieſer 6 * 604 Zeit noch ſüß, fo läßt man ihn im Faſſe und ſchüt— telt es, damit die Gährung wieder beginnt. Er wird dann dem beſten Champagner gleichen. Schriften über Weinbereitung: Heinſtl, Oſt— reichs Weinbau. r Thl. Leuchs, vollſtändige Weinkunde. Nürnberg, 1829. Hellenthal, Hülfsbuch für Weinbeſitzer und Weinhändler. 4e Aufl. Peſth, 1822. von Babo, kurze Belehrung über die zweckmäßige Behandlungsart der eingekel— terten Weine. Heidelberg, 1837. Bamberger, Anleitung zu einer verbeſſ. Weinbereitung. Prag, Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. 1833. Der erfahrne Weinkellermeiſter, von Noß— nagel. Quedlinburg, 1836. Die Weinbereitung aus Weintrauben, Obſt und Beeren, nach Chap— tal, Cadet de Baur u. ſ. w. Weimar, 1836. Haak, gründliche praktiſche Anleitung zur Schnell: fabrikation des Champagners u. ſ. w. Berlin, 1835. Häusler, die ächte Obſtweinfabrikation. Hirſch— berg, 1830. Muntz, Bereitung des Obſtweins. Neuſtadt, 1825. Der untrügliche Obſtweinfabri— kant. Quedlinburg, 1824. Thon, die Kunſt, aus Obſt u. ſ. w. Wein zu bereiten. Ilmenau, 1828. Stärkefabrikation. Die Stärke oder das Stärkemehl (Amylum) kommt in ſehr vielen Pflanzen, beſonders häufig in Wurzeln und Samen vor, unter andern in den Sa— men aller Getreidearten und Hülſenfrüchte; in den Wurzeln der Kartoffeln, des Saleps, der Bataten, der Rohrkolben, Zeitlofe ꝛc. Selbſt derſelbe Pflanzen— theil enthält es aber nicht immer in gleich reichlichem Verhältniſſe, ſondern es kommt hierbei auf die Ab— art, den Standort, den Boden u. dgl. mit an. In den Getreidearten wird der Stärkemehlgehalt durch jede Art Düngung vermindert, indem dafür der Klebergehalt zunimmt. So kann der Stärkemehlge— halt von Weizen in verſchiedenen Ländern ſchwan— ken zwiſchen 39 (polniſcher Weizen) und 76 Prozent (Weizen aus Mitteleſſex). Die Kartoffeln enthalten zu verſchiedenen Zeiten verſchiedene Mengen Stärke— mehl, indem ſelbſt bei der Aufbewahrung der Stärke— mehlgehalt anfangs bis zu gewiſſen Grenzen zus, dann wieder abnimmt. Der größte Stärkemehlge— halt findet von November bis März ſtatt und beträgt hier 18%, Prozent, doch wird dieſe Zahl nach Ver— ſchiedenheit der Kartoffeln ſich abändern. Das Weizenſtärkemehl bleibt vermöge der grö— ßern Feinheit ſeiner Körnchen auch leichter im Waſ— ſer ſchwebend, als das Kartoffelſtärkemehl. In hei— ßem Waſſer aber erfolgt Auflöſung zum Kleiſter; bei Getreideſtärkemehl überhaupt erfordert dieſe Auflö— ſung eine Temperatur von 68 bis 72 Grad R., wäh— rend das Kartoffelſtärkemehl ſchon bei niedrigerer Temperatur Kleiſter bildet. Das Stärkemehl iſt fähig, durch verſchiedene Mittel in Zucker (Stärke— mehlzucker) umgewandelt zu werden. Das Kartof— felſtärkemehl unterſcheidet ſich vom Weizenſtärkemehl blos dadurch, daß es weit zerreiblicher iſt, ſich bei einer etwas mindern Temperatur in Kleiſter ver— wandeln läßt, in heißem Waſſer aufgelöſt, minder ſchnell die freiwillige Zerſetzung erleidet u. ſ. w. Bereitung der Stärke aus Kartoffeln. Bemerkung verdient, daß gefrorne Kartoffeln eben ſo gute Stärke liefern, als ungefrorne. Bei der Be— reitung im Kleinen zerreibt man die zuvor gewaſche— nen Kartoffeln auf Reibeiſen oder Reibmühlen mög— lichſt fein, und wäſcht und rührt den dadurch erhal— tenen Brei in einem feinen Haarſiebe, welches in einem großen Bottiche ſo befeſtigt iſt, daß das Waſ— ſer in das Sieb eindringt, ſo lange mit Waſſer, als dieſes milchig abläuft. Es beſchleunigt die Opera— tion, wenn man zugleich einen Strahl Waſſer auf den Brei fließen läßt. Die Stärke geht mit dem Waſſer durch das Sieb durch und ſetzt ſich allmälig daraus ab. Man gießt das oben ſtehende Waſſer ab und noch einigemale friſches mit jedesmaligem Umrühren auf, um die Stärke gut auszuwaſchen; worauf man es, wie die Stärke aus Weizen zweck— mäßig nach zuvorigem Auspreſſen trocknet. Die im Siebe zurückbleibenden Kartoffelfaſern können zu Viehfutter dienen. Nach einem andern Verfahren zerreibt man die gut gewaſchenen Kartoffeln, rührt das Geriebene mit viel friſchem Waſſer unter einan— der, preßt dann das Ganze durch ein dünnes leine— nes Tuch; das im Tuche Zurückbleibende giebt man dem Vieh, gießt in das Durchgedrückte mehr Waſ— ſer, rührt es mit einem Holzlöffel oder mit den Hän— den gut unter einander, läßt es / Stunde ruhig ſtehen, wo ſich die Stärke auf den Boden des Ge— ſchirres feſt aufſetzt; alsdann gießt man ſtündlich anderes Waſſer unter Umrühren auf, wiederholt dies fünf- bis ſechsmal, und trocknet es dann wie das Stärkemehl aus Weizen. Bei der Bereitung der Stärke im Großen wer— den die Kartoffeln ebenfalls zuerſt gewaſchen. Am einfachſten geſchieht dieſes wohl mittelſt der ſich ſelbſt ausladenden franzöſiſchen Kartoffelwaſchma— ſchine, von welcher Modelle (zu 3 Gulden 40 Kreu— zer rhein.) in den landwirthſchaftlichen Inſtitut zu Hohenheim zu haben ſind (f. auch Kartoffel). Dann werden fie auf eigene Reibmaſchinen zerrieben (f. Kartoffel). Der Brei wird nun auf Sieben mit Waſſer ausgewaſchen. Man bedient ſich hierzu ent— weder der Handarbeit, eines feinen Haar- oder Metallſiebes, welches in einem Faſſe mit Waſſer be— feftigt iſt, fo daß das Waſſer in das Sieb eindringt. Man knetet in demſelben den Brei ſo lange aus, bis von demſelben nur die Faſer übrig iſt, welche aber noch gegen 5 Prozent Stärke enthält; zur Beförde⸗ rung der Arbeit läßt man auch einen Strahl Waſſer auf den Brei fließen, wodurch das Abſcheiden des Stärkemehls bewirkt wird. Statt dieſer Handarbeit hat man eigne Waſch- und Siebmaſchinen, welche das Auswaſchen des Breies verrichten, wie vor— Die Stärkefabrikation. nehmlich St. Etienne einen Apparat ausgeführt hat. Das Ausgewaſchene, der ſtärkemehlhaltige Faſerſtoff, wird ſodann auf eine eigne Reibmaſchine gebracht und daſelbſt auf das feinſte zerrieben, worauf von Neuem ausgewaſchen wird. Das trübe mit Stärke— mehl beladene Waſſer wird dann in ein Faß geleitet, welches mittelſt einer Röhre mit einem zweiten, die— ſes mit einem dritten verbunden iſt, ſo daß das Stärkemehl Zeit hat, ſich in derſelben niederzuſchla— gen; das aus dem dritten abfließende Waſſer muß kein Stärkemehl mehr enthalten. Natürlich wird das feinſte im letzten, das ſchwerere im erſten Faſſe angetroffen werden. Die in den Setzfäſſern abge— ſchiedene Stärke wird nun entweder noch feucht zu anderweitigen Zwecken verwendet, oder unter einer dünnen Schicht Waſſer aufbewahrt, oder nochmals durch Schlaͤmmen gereinigt und getrocknet. Da der Faſerſtoff, wo er nicht wie bei Etienne's Ma— ſchine behandelt wird, noch gegen 5 Prozent Stärke— mehl enthält, ſo kann derſelbe ſtatt zu Futter, auch recht füglich zum Branntweinbrennen benutzt wer— den. 32 Pfd. davon im getrockneten Zuſtande lie— fern noch eben ſo viel Branntwein, als 400 Pfd. friſche Kartoffeln. Bereitung der Stärke aus Weizen. Bei dieſer Fabrikation im Kleinen bringt man den ſorgfältig von allen Unreinigkeiten ausgeleſenen Weizen in ein großes Gefäß und übergießt ihn mit friſchem Brunnenwaſſer. Hiermit läßt man ihn bis zum Abend ſtehen, gießt dann das Waſſer ab und wieder friſches darauf, nachdem der Weizen zuvor ſtark unter einander gerührt worden iſt. Dies thut man 14 Tage lang, bis der Weizen genug geweicht hat und ſich wie eine dicke Milch ausdrücken läßt. Hiernächſt drückt man ihn mit einem mäßigen Druck durch einen reinen Sack oder einen feinen leinenen Beutel in ein anderes Geſchirr. Dieſes zuerſt Durch— gedrückte giebt die ſchoͤnſte Stärke. Den Rückſtand preßt man unter Zuguß von reinem Waſſer zum Zweitenmale durch ein anderes Geſchirr, wodurch man eine geringe Stärke erhält; endlich läßt man noch ein drittes Preſſen mit möglichſt verſtärktem Drucke folgen, was aber die ſchlechteſte Stärke giebt. Man läßt nun alles Durchgedrückte einen Tag lang ruhig ſtehen, gießt dann das Waſſer ab und friſches auf. Dies wiederholt man den folgenden Tag. Endlich ſpannt man ein ſauberes Tuch in einen Rahmen, ſcharrt mit einem Löffel die Maſſe, jedes beſonders, darauf oder bricht die Maſſe in Stücken und läßt ſie unter öfterem Wenden an der Sonne, oder beſſer in luftigen Kammern oder auf Böden, oder durch Ofenwärme trocknen. Zum Gebrauche reibt man es fein, ſchlägt es durch ein Haarſieb und hebt es in Schachteln oder Büchſen auf. Von 2 Berl. Metzen Weizen erhält man ungefähr 20 preuß. Pfd. Stärke. Zur Bereitung der Stärke aus Weizen im Gro— ßen verwendet man nicht allein guten, ſondern auch durch längeres Liegen in Magazinen verdorbenen Weizen, welcher zu dieſem Behufe noch recht gut ver— 605 arbeitet werden kann. Hierzu wird der Weizen ent- weder ganz oder vorher erſt geſchroten angewendet. Im erſtern Falle ſchüttet man den geſiebten Weizen in Fäſſer, bringt Waſſer darauf und läßt ihn ſo lange ſtehen, bis er ſo aufgequollen und weich ge— worden iſt, daß man die Körner zwiſchen den Fin— gern zerdrücken kann. Man pflegt ihn beim Quellen, wobei eine Temperaturerhöhung ſtattfindet, einige: mal zu wenden. Hierauf wird derſelbe entweder in Säcken ausgetreten, die man in flache Fäſſer legt, welche mit Waſſer zum Theil angefüllt find, wobei ein milchiges Waſſer abgepreßt wird, welchem die Stärke beigemengt iſt; oder man zerreibt den aufge— quollenen Weizen mittelſt vertikaler Mühlſteine unter Waſſer, oder zerquetſcht ihn durch ein Paar Quetſch— walzen und ſchlämmt die Stärke mittelſt Waſſer ab. Das milchige Waſſer wird in Setzfäſſer gezapft, fri— ſches auf die zerquetſchten Körner geſchüttet und dies Verfahren ſo lange fortgeſetzt, als ſich noch Stärke abſondert. Der aus den Hülſen und dem Kleber be— ſtehende Ruͤckſtand enthält immer noch einen Antheil Stärke beigemengt, die ſich aber ohne Gährung nicht vom Kleber ſcheiden läßt; ſie iſt jedoch von geringe— rer Güte, als die übrige. Sobald ſich nun die Stärke in den Setzfäſſern abgeſetzt hat, nach zwei Tagen, zapft man das darüberſtehende Waſſer ab und gießt friſches auf, rührt die Stärke auf und läßt wieder abſetzen, zapft dann das Waſſer ab und erſetzt es durch friſches u. ſ. w., welches einigemal wiederholt wird. Nach dem letzten Abſetzen und Ablaſſen des Waſſers findet man obenauf eine ſchmutzige Schicht Kleber, Schleim mit ſehr wenig Stärke; man ge— braucht dieſe Subſtanz als Viehfutter; ſodann die reine Stärke von oben nach unten von zunehmender Güte. Man zerrührt nun dieſelbe, die obere und untere Schicht für ſich, in Waſſer, ſchlägt ſie durch ein feines Haarſieb und trägt ſie, nachdem ſie ſich weiter abgeſetzt, auf in flachen Körben ausgebreitete Leinwand; iſt ſie etwas ſteif geworden, ſo zertheilt man dieſelbe durch Spaten in würfelförmige Stücke, welche auf Leinwand an warmer Luft, im Sommer auf Böden im Schatten, im Winter in Trockenſtuben langſam getrocknet werden. Nach einiger Zeit ſchabt man die mißfarbige Oberfläche ab, zerreibt die gro— ßen Stücken in kleinere und ſetzt das Trocknen fort. Man erhält im Durchſchnitt 30 bis 35 Proz. Stärke. Das Abgeſchabte wird ſtark getrocknet als Puder verkauft. Bei dem andern Verfahren läßt man dünnhülſi— gen, großkörnigen Weizen auf der Mühle ſchroten, ſchüttet das Schrot in große, zur Hälfte mit Waſſer angefüllte Fäſſer und ſchlägt /s bis Yıo vom Ge— wicht des Waſſers Sauerwaſſer zu, welches bei einer vorhergehenden Operation gewonnen worden. Man rührt das Schrot mit dem Waſſer wohl durch, um Alles in einen gleichförmigen Brei zu verwandeln. Nach 24 Stunden probt man, ob die Maſſe nicht zu dick geworden, widrigenfalls man noch etwas Waſ— ſer zuſetzen muß. Nach und nach entwickelt ſich der Gährungsproceß, wozu im Sommer 8 bis 12, im Winter 14 bis 28 Tage nöthig ſind. Zuerſt wird die Maſſe klebrig und ſäuert, dann bedeckt ſie ſich mit 606 einer ziemlich ftarfen Dede von Schaum. Man er: kennt, daß die Gährung weit genug vorgeſchritten, wenn ſich ein Bodenſatz bildet und die darüber ſte— hende Flüſſigkeit klar, blos gelblich wird; man zapft dieſelbe bis auf den Bodenſatz ab, nachdem man den Schaum oder Hut vorher abgenommen. Alsdann läßt man auf den Bodenſatz Waſſer, ſeiht ihn ſorg— fältig aus, was mehrmals wiederholt wird, und bringt ihn dann auf ein Haarſieb über ein Abſetz— faß und läßt ihn durchlaufen, um die Hülſen, Kleie völlig abzuſchneiden. Neuerdings bedient man ſich mit Nutzen eines Cylinders aus feinem Metallgewebe für Siebe, ſchräg gelagert; im Innern bewegt ſich eine Welle mit ſchraubenförmig abſteigenden Win— dungen um ihre Achſe, führt die breiartige Maſſe von oben nach unten, während ein Waſſerſtrahl von außen auf das Siebgewebe fällt und die hindurch— dringende Stärke abſpült; die völlig von Stärke be— freite Kleie kommt am untern Ende des Siebecylin— ders heraus. Das ſich über dem Niederſchlage ſam— melnde Waſſer heißt Sauerwaſſer und dient zur Ein— leitung des Gährungsproceſſes. Der Niederſchlag ſelbſt beſteht aus zwei Schichten, unten liegt die Stärke, oben die feine Kleie; man ſticht daher dieſe Lage völlig rein ab, ſchlämmt die Stärke, ſchlägt ſie nochmal durch feine Haarſiebe oder einen ähnlichen Cylinder aus dem feinſten Siebgewebe und wieder— holt das Schlämmen und Abnehmen der ſchmuzigen Schicht bis die Stärke bedeutend weiß ausſieht. Im Fall man es nöthig finden ſollte, eine nicht weiß erhaltene Stärke chemiſch zu bleichen, kann man ſich dazu einer Chlorkalkauflöſung nach folgen— der Methode bedienen. Man zieht guten Chlorkalk mit 20 bis 24 Theilen Waſſer in vier Portionen an— gewendet, nach und nach aus, rührt die Stärke in ihrem drei- oder mehrfachen Gewichte Waſſer ein und gießt in die Miſchung 5 bis 6 Hunderttheile ihres Gewichts von der Chlorkalklöſung, rührt einige Minuten lang um und läßt dann ſich abſetzen. Man wiederholt dies Umrühren zwei- bis dreimal in Zwi— ſchenräumen von 20 bis 30 Minuten, läßt wieder ſich ſetzen und gießt hierauf die obenſtehende Flüſſig— keit ab. Dieſe kann bei Seite geſetzt werden, um damit das Bleichen einer neuen Menge Stärke zu beginnen. Man wäſcht darauf die Stärke wiederholt mit Waſſer aus. Neuerdings hat auch die geröſtete oder gebrannte Stärke, namentlich in Kattunfabriken, Anwendung gefunden. Das Brennen der trocknen Stärke ge— ſchieht im Großen in einem Cylinder von ſtarkem Eiſenblech (1 F. Durchmeſſer, 4 F. Länge, 200 Pfd. faſſend), welcher über dem Feuer langſam gedreht wird. Die Farbe der gebrannten Stärke iſt hell— braun; ſie wiegt reichlich Y weniger als die trockne Stärke, wird aber mehr als doppelt ſo theuer bezahlt. Ertragsberechnung der Stärkefabrikation. Man erhält bei dieſem Fabrikationszweige fünf Produkte, die in mehrern Gegenden in den größern Handel gelangen: J) grüne (feuchte) Stärke, 100 Pfd. etwa zu 2 Thaler; 2) trockne Stärke, 100 Pfd. Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. zu 3½ bis A Thlr.; 3) Stärkeſyrup (f. weiterhin), 100 Pfd. etwa zu 3½ Thlr.; 4) geröſtete Stärke, 100 Pfd. zu 8 Thlr.; 5) Stärkezucker, 1 Ctur. im trocknen Zuſtande etwa 13 bis 14 Thlr. Ein Wiſpel Kartoffeln liefert etwa 500 Pfd. grünes Stärkemehl; 250 Pfd. dieſes Stärkemehls geben 1 Ctnr. trocknen Zucker. Der Werth der als Viehfutter zu benutzen— den Abgänge ſoll alle Fabrikationskoſten an Zutha— ten, Feuerung und Arbeitslohn decken; denn mit den Abfällen von 1 Wiſpel Kartoffeln, welche mit Dampf gekocht werden, kann man 50 Stück Rindvieh, oder eine verhältnißmäßige Zahl von Pferden, Schwei— nen, Schafen, beſſer füttern, als ſolches mit der Schlämpe einer gleichen, zum Branntweinbrennen verarbeiteten Quantität Kartoffeln zu beſchaffen ſein würde. Die Fabrikationskoſten des Stärkezuckers be: tragen für 100 Pfd. Kartoffeln etwa 5½ Sgr. Der Abfall in den Stärkefabriken gewährt ein nicht zu verachtendes Futter- und Maſtmittel, beſon— ders für Rindvieh und Schafe, und iſt im Betreff ſeiner nährenden Eigenſchaft der Branntweinſchlämpe, gleich zu ſetzen, wo nicht vorzuziehen. Nur darf der Stärkebrei wegen ſeiner Neigung zum Sauerwerden nicht zu alt werden. Man giebt ihn dem Rindvieh anfangs mit feinem Häckſel gemiſcht, ſpäter für ſich allein, wobei jedoch das Rauhfutter nicht geſpart werden darf. Die Kühe geben bei dieſem Futter viel Milch und bleiben geſund, wenn ſie nur nicht zu viel davon erhalten; Maſtochſen und Maſtſchweine müſ— ſen aber am Ende der Maſt feſteres Futter erhalten. Die bei der Bereitung der Kartoffelſtärke gewonne— nen Waſchwäſſer, desgleichen die bei Bereitung der Getreideſtärke erhaltenen Sauerwäſſer können zur Düngung verwendet werden, letztere aber auch zu Schweinefutter. Den friſchen Kleber, der durch Aus— waſchen der Stärke auf Sieben gewonnen wird, kann man dem, mit Weizenmehl bereiteten Teige zu % und ſelbſt zu 75 des angewendeten Mehles zuſetzen. Bei Anwendung von Miſchkornmehl, worin ungefähr Weizenmehl enthalten iſt, kann man den Kleber— zuſatz auf /, und bei Anwendung von Roggen— und Gerſtenmehl, ſowie auch bei Benutzung von Hafer-, Mais- und Heidekornmehl ſelbſt auf "z ſteigern. Der Kleber giebt auch friſch ein vortreff— liches Viehfutter für Schweine, Schafe, Rinder, Pferde, Geflügel, zu welchem Zweck man ihn mit Kleie abtrocknet und Kuchen daraus bäckt, die man einige Stunden vor dem Verfüttern in Waſſer weicht. Der aus 500 Pfd. Mehl gewonnene Kleber giebt 200 Pfd. ſolcher Kuchen, worin gegen 75 Pfd. Kleien enthalten ſind. Schriften: Leuchs, der Stärkemehlfabrikant. Nürnb. 1835. Murrhard, die neueſte franzöſ. Methode, zur vortheilhaften Fabrikation der Stärke u. ſ. w. Quedlinb. 1835. Bergmann, das Ganze der Stärke- und Puderfabrikation. Ilmenau 1829. Schwarze, die Stärke- und Syrupfabrikat. u. ſ. w. Quedlinburg 1832. Weinrich, Beſchreibung der Stärkezuckerbereitung. 1826. Leuchs, Vorſchrift, Stärke und Kartoffeln ohne Schwefelſäure und ohne Sieden binnen 3 Stunden in den wohlſchmeckendſten Syrup zu verwandeln. Nürnb. 1834. Die Hefenfabrikation. 607 Hefenfabrikation. Die Hefe (Hefen), iſt ihrer Natur nach ein mehr oder minder feſter Teig oder ein in ſteter Gährung ſich befindender zuckriger Schleim, vermittelſt deſſen man jede noch nicht in Gährung verſetzte zuckerhal— tige Maſſe, welche noch tropfbare Flüſſigkeit iſt, in den Zuftand der Gährung bringen kann. Am meiſten in Anwendung kommt die Bierhefe (auch Bärme, Geſt, Giſcht genannt), und immer wird ſie verſtan— den, wenn von Hefen ſchlechthin die Rede iſt. Nächſt dieſer verdienen noch die verſchiedenen Arten der kuͤnſtlichen Hefe und Weinhefe Beachtung. Bierhefe. Man unterſcheidet Oberhefe (Spund- oder Backhefe), d. i. die nach oben ausgeſtoßene Hefe, und Unterhefe (Boden- oder Faßhefe), welche auf den Boden der Gährfäſſer fällt. Erſtere iſt die reinſte und kräftigſte, letztere iſt ſchwärzer, unrein und wohl nur ½ oder ½ jo kräftig. Beide Hefenarten unter— ſcheidet man wieder, je nach ihrer Herkunft, in Weißbierhefe und Braunbierhefe, von wel— chen letztere bittere Theile beigemengt enthält. End— lich unterſcheidet man noch Faßhefe, d. h. Hefe die ſich erſt auf dem Lagerfaſſe ausgeſchieden hat, und Bottichhefe (kräftiger als Faßhefe wirkend), d. i. ſolche, die ſich ſchon im Gährbottiche getrennt hat. Eine gute Bierhefe ſtellt friſch eine gelblich— weiße, klebrige, mehlartige, geſchmackloſe Maſſe dar, welche >; bis ¼ Waſſer mit Beſtandtheil der gäh— renden Flüſſigkeit eingemengt enthält. Durch Aus— waſchen mit Waſſer und Filtriren kann man die He— fenſubſtanz rein daraus erhalten. Im feuchten Zu— ſtande fault die Hefe bald; ausgewaſchen, ausge— preßt und getrocknet aber läßt ſie ſich ohne Gefahr der Verderbniß aufbewahren. Indeß wird durch das Auswaſchen und Auspreſſen die gährungerregende Eigenſchaft geſchwächt. Reibt man 1 Loth ausge— waſchene und ſtark ausgepreßte Hefe mit 2 Loth ge— pulvertem Zucker zuſammen, ſo zerfließt der Zucker plötzlich und verbindet ſich mit der Hefe zu einer gleichförmigen, ſyrupartigen Flüſſigkeit (Hefenſy— rup), welche ohne Verdünnung mit Waſſer nicht in Gährung übergeht. Gute, feuchte Bierhefe muß friſch, rein, leicht, dick— lich genug, mild, nicht im mindeſten ſauer ſchmeckend und von kräftigem Geruche ſein. Getrocknete Hefe muß ſich, ohne zu zerbröckeln, brechen laſſen, eine gelbe, etwas in's Bräunliche fallende Farbe haben. Beide müſſen in ſiedendes Waſſer getropft (wozu man die trockne erſt in heißem Waſſer einweicht), nach der Oberfläche aufſteigen und daſelbſt verblei— ben; ſinken ſie unter, ſo taugen ſie nichts; auch ſoll die friſche Hefe wie Fett in kaltem Waſſer gerinnen. Um die Hefe friſch aufzubewahren, ift das Ein— fachſte, ſie in einem wohl zugedeckten oder beſſer ver— pfropften, in den Keller zu ſtellenden, Gefäße mög— lichſt vor Luftzutritt zu ſichern, wo ſie ſich drei bis vier Tage hält. Mit Waſſer durch Umrühren vermiſcht, ſchriften: dies alle Tage abgegoſſen und (ohne neues Umrüh— ren) durch friſches erſetzt, hält ſie ſich im Sommer an 8 Tage, im Winter 14 Tage, auch wohl noch länger. Eine nützliche Methode iſt auch, ſie in Form von Hefenſyrup an einem kühlen Orte in verſchloſſe— nen irdenen Gefäßen aufzubewahren, wozu man die zuvor ausgewaſchenen und ausgepreßten Hefen mit dem gleichen Gewicht zerſtoßenen Zucker vermiſcht. Um ſie in's Unbeſtimmte haltbar zu machen, muß man fie nach einer der folgenden Verfahrungsarten trocknen. Getrocknete Bierhefe, die jetzt auch bei uns käuflich zu haben iſt, wirkt, gut zubereitet, wenn auch ſchwächer, als friſche Hefe, doch ſehr ſicher und hält ſich auf die längſte Zeit. Zum Gebrauche rührt man die erforderliche Menge davon in heißes Waſ— ſer, heiße Milch, Würze, Bier ein. Die Bereitungs— methoden der trocknen Hefe kommen in der Regel auf Folgendes zurück: man wäſcht die friſche Hefe mit Waſſer aus, preßt alles Waſſer in Säcken ab und bereitet dann die ſchon ziemlich trockne Hefe an der Luft, in einer geheizten Kammer oder auf einem nicht ſehr heißen Ofen auf Leinwand oder Tafeln von leicht gebranntem Gyps, oder Tüchern über Aſche, oder Beſenreiſig oder Strohmatten aus und läßt ſie hier vollkommen trocken werden. Gut iſt, ſie dabei von Zeit zu Zeit umzuwenden, oder, wenn man ſie in größern Stücken trocknet, dieſe zu zerbrök— keln. In Nordamerika bereitet man folgendergeſtalt Hefenkuchen, die als eine Art getrocknete Hefe ange— ſehen werden können. 8 Loth zerriebener Hopfen werden mit eben fo viel Waſſer „ Stunde lang ge— kocht, in den durchgeſeihten, noch heißen Abſud werden 3% Pfd. Roggenmehl, dann nach Abkühlen bis zur Temperatur der Atmoſphäre ungefähr 1 Pfd. gute Hefen eingerührt. Am folgenden Tage iſt die Maſſe in voller Gährung; nun ſetzt man 7 Pfund Maismehl oder, in deſſen Ermangelung, Erbſen— oder Gerſtenmehl zu, knetet den daraus entſtandenen Teig gut durch einander und formt daraus / Zoll dicke Scheiben, die man unter öfterem Umwenden an der Sonne möglichſt ſchnell trocken läßt. Künſtliche Hefe. Hierunter verſteht man in der Regel ſolche, wel— che nicht als Nebenprodukt beim Bierbrauen oder Branntweinbrennen gewonnen, ſondern durch eigens zu dieſem Zwecke eingeleitete Gährungsproceſſe er— zeugt wird. Die meiſten der vielen hierzu vorhande— nen Vorſchriften beruhen darauf, eine Würze aus Malz und Mehl zu bereiten, dieſe in Gährung zu verſetzen und die Ausſcheidung der Hefe durch Zu— ſätze zu befördern. Vortheilhaft iſt, der gährenden Maſſe Mehlarten, die an Kleber und Pflanzeneiweiß reich ſind, zuzuſetzen, z. B. Erbſen-, Bohnen- oder Gerſtenmehl. Eiſerne Geräthſchaften muß man bei der Hefenbereitung vermeiden, weil die Hefe dadurch blau wird. Hier folgen einige brauchbare Vor— 608 1) Preßhefe oder auch ſchlechthin trockne Hefe genannt. Die Fabrikation dieſer Hefe, welche die Bierhefe in faſt allen Fällen, auch zum Backen, vollkommen zu erſetzen vermag, macht an manchen Orten einen bedeutenden Nebenzweig des Brannt— weinbrennereibetriebes aus. Man maiſcht Roggen— ſchrot mit Gerſtenmalzſchrot wie gewöhnlich ein und ſetzt nach der Abkühlung auf 20 bis 22 Grad R., die hier mit dünner kalter Schlämpe bewirkt wird, auf 100 Pfd. Schrot ½ Pfd. kohlenſaures Natron, in Waſſer gelöſt, oder erſetzt dies durch Pottaſche. Hierauf gießt man % Pfd. concentrirte Schwefel: ſäure, mit Waſſer verdünnt, in die Maiſche, und fügt dann 5 Pfd. Oberhefe oder 27 Loth ſchon fer— tige Preßhefe, jedenfalls mit Waſſer verdünnt, hinzu. Auch kann man zugleich mit der Pottaſche, zur Ver— mehrung der Menge und Weiße der Hefen, 1½ Pfd. Kartoffelſtärkemehl einbringen. Die Gährung beginnt bald und die gährende Maiſche ſteigt ſtärker als ſonſt. Nach 16 bis 20 Stunden hat ſich ſchon eine ſchaum— artige Hefe gebildet, die man mit einem wie ein Fiſchhamen geſtalteten Hgarſiebe oder Beutel oder Schaumlöffel bis auf den Flüſſigkeitsſpiegel abnimmt, welches noch einmal wiederholt wird. Die abgenom— mene Hefe wird nun entweder durch ein Haarſieb geſchlagen oder durch einen groben tuchenen oder dünnen leinenen Beutel durchgepreßt, worin die Spelzen zurückbleiben. Die durch den Beutel gegan— gene Hefe wird mit kaltem Waſſer übergoſſen, gut umgerührt, das überſtehende gelbliche Waſſer am andern Morgen abgelaſſen und der Schlämpe zuge— fügt, die Hefe mit friſchem Waſſer ausgewaſchen, und wenn ſie ſich geſetzt hat und dieſes abgelaſſen worden iſt, nochmals durch einen feinen Beutel ge— preßt, abermals mit kaltem Waſſer ausgewaſchen, in welchem ſie ſich bald zu Boden ſetzt, und dann durch einen Beutel von doppelter dicker Leinwand gepreßt. Hierdurch wird ſie ſo trocken, daß ſie in Stücke bricht und in Papier gepackt werden kann; dieſe verpackten Stücke dürfen jedoch nur 2 Pfund ſchwer ſein. Im Sommer wird überdies die Ver— ſendung zweckmäßig in Kiſten vorgenommen, die in— wendig doppelt mit Leinwand ausgeſchlagen ſind, welche mit Salpeterauflöſung getränkt iſt. Man kann die Preßhefe auch ganz austrocknen, was jedoch im Allgemeinen nicht nöthig iſt, da ſie ſich ſchon im halbtrocknen Zuſtande an einem kühlen Orte 2 bis 3 Wochen unverändert hält. 100 Pfd. Schrot geben im Durchſchnitt 6 bis 8 Pfd. Preßhefe. 2) Hermſtädt's künſtliche Hefe. 18 Pfd. Weizenluftmalz und 4 Pfd. Gerſtenluftmalz werden zuſammen gröblich zerſtoßen oder zerſtampft und das Ganze mit 18 Quart Waſſer von 40 Grad R. in einem hölzernen Gefäße angerührt, hierauf aber noch 30 Quart Waſſer von 80 Grad R. zugegeben, Alles wohl unter einander gearbeitet und zwei Stunden lang bedeckt ſtehen gelaſſen, worauf die gebildete Maiſche durch ein Seigerfaß oder Sieb abgezogen und der Rückſtand mit noch einigen Quart Waſſer übergoſſen wird. Die ſo erhaltene Würze wird nun in einen kupfernen Keſſel gebracht, derſelben 10 Pfd. geſchälte Kartoffeln im zerkleinerten Zuſtande zuge— Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. geben und dann unter ſtetem Umrühren Alles ſo lange gekocht, bis die Kartoffeln völlig aufgelöſt ſind, wor— auf der Flüſſigkeit 1 Pfd. guter Syrup und 2 Loth ganz fein zerſchnittener Hopfen zugeſetzt und Alles ſo lange über dem Feuer abgedunſtet wird, bis die rück— ſtändige Flüſſigkeit noch 12 Berl. Quart beträgt, worauf nun Alles durch ein Sieb gegoſſen wird. Wenn nun die Flüſſigkeit bis auf 18 Grad R. ab— gekühlt iſt, ſo wird derſelben 2 Pfd. Weizenmehl, 1 Quart gute Weißbierhefe und das Weiße von 4 Eiern zugegeben, Alles recht wohl unter einander gearbeitet und die Maſſe an einem kühlen Orte ſich ſelbſt der Gährung überlaſſen. Sie iſt binnen 48 Stunden beendigt und die Hefe zum Gebrauch fertig. Dieſe künſtliche Hefe erſetzt jede andere und leiſtet Alles, was von guten Hefen für die Weißbrodbäckerei verlangt werden kann. Man nimmt von ihr daſſelbe Quantum als von guter Weißbierhefe und ſtellt ſie vor dem Gebrauche mit etwas Milch und Weizenmehl an, wenn ſie einige Tage alt geworden iſt. Sind ſie einmal angefertigt, jo braucht man zu fernerer Dar: ſtellung derſelben keine Bierhefe mehr, ſondern ſie vertreten dann die Stelle der letztern. Doch kommt 1 Berl. Quart derſelben über zwei Groſchen Cour. zu ſtehen. Dieſe Hefen halten ſich in kühlen Kellern im Sommer gegen 4 Wochen, im Winter 8 Wochen. 3) Gutsmuths künſtliche Hefe. Man nehme 12 Pfd. Weizenluftmalz und 6 Pfd. Gerſten— luftmalz, laſſe beides in einer Mühle zu einem gröb— lichen Mehle mahlen, menge dieſes mit 12 Berl. Quart Waſſer zu 4 Grad R. zu einem Teige und vermiſche nach ½ Stunde denſelben noch mit 18 Q. ſiedendem Waſſer. Nachdem Alles wohl durchgear— beitet worden, laſſe man die Maſſe zwei Stunden verdeckt ausziehen und ziehe dann die Schleimwürze von den etwaigen Hülſen ab, den Rückſtand über— gieße man noch mit 10 Quart ſiedendem Waſſer und ziehe dieſes nach / Stunde wieder ab. Die ſämmt— liche Würze, welche nun an 30 Quart beträgt, wird in einem Keſſel bis zu 20 Quart eingeſotten und während dem 4 Loth zerſchnittener Hopfen zugethan und noch bis auf 16 Quart eingeſotten, worauf man die Flüſſigkeit durch ein Sieb gießt. Nun werden 10 Pfd. geſchälte und im Backofen gebackene Kar⸗ toffeln in einem Gefäß mit 2 Quart Waſſer vermiſcht, zu einem Brei gerieben und ſo lange Hopfenwürze hinzugethan, bis das Gemiſch die Conſiſtenz eines ganz dünnen Mehlbreies hat, dem nun noch 2 Pfd. Weizenmehl, 1 Pfd. Farinzucker und ½ Pfd. Honig zugeſetzt werden. Alles wird nun unter einander ge— rührt, die Maſſe mit 2 Quart Weißbierhefe, in wel— che man vorher /s Quart Rum gemiſcht, angeſtellt und ſo einer 48ſtündigen Gährung überlaſſen. Dieſe Hefe leiſtet Alles, was man von einer künſtlichen Hefe verlangen kann, iſt weiß, von aromatiſchem Geruch und ſchnell wirkend. Sie hält ſich ebenfalls mehrere Wochen, obſchon es zweckmäßiger iſt, jede Woche ſich wieder neue zu machen. Von dieſer Hefe kommt 1 Quart nicht viel über 1 Groſchen Cour. zu ſtehen. 4) Gutsmuths Hefe, welche in 12 Stunden zum Gebrauch fertig und vorzüglich für Landwirthe Die Hefenfabrikation. geeignet empfohlen wird. Wenn in vorkommenden Fällen, z. B. bei ländlichen Feſten, die Hefen ſehr angenehm und theuer ſind, und man oft noch für vieles Geld betrogen wird, ſo kann ſich jeder Haus— wirth folgende Hefe leicht ſelbſt anfertigen, von der jedoch zu bemerken, daß ſie nur auf einen, höchſtens zwei Tage anwendbar iſt. 12 Pfund geſchälte Kar— toffeln werden zu einem ganz dünnen Brei gekocht. Währenddem kocht man 2 Berl. Metzen Roggenkleie mit 2 Loth Hopfen in 12 Quart Waſſer bis zu 8 Quart Flüſſigkeit ein, mengt den Kartoffelteig, wel— chem 2 Pfd. Weizenmehl vorher zugeſetzt waren, in die durch ein Sieb gelaſſene Hopfenbrühe, rührt Alles wohl unter einander und läßt das Gemiſch bis 32 Grad abkühlen. Jetzt wird demſelben / Pfd. Ho— nig, ½ Pfund Zucker, das zu Schaum geſchlagene Weiße von 6 Eiern und 4 Loth gereinigte Pottaſche zugeſetzt, der Maſſe ein Gährmittel von /½ Quart Hefe gegeben und nach 12 Stunden iſt die Hefe zur Kuchenbäckerei anwendbar. Hat man keine Hefen zum Anſtellen, fo nehme man 4 Loth friſchen Sauer— teig, zerknete denſelben mit 1 Quart warmem Bier, gieße 2 Eßlöffel voll Rum, in Ermangelung deſſelben % Nößel guten Kornbranntwein dazu und miſche ſo viel Weizenmehl darunter, daß dieſes Gemenge die Conſiſtenz einer dickflüſſigen Hefe hat. Wenn dieſes an einem recht warmen Orte in zweiſtündiger Gäh— rung geweſen iſt, ſo kann man die Maſſe ſtatt der Hefe zuſetzen, doch muß dieſelbe dann einige Stun— den länger gähren. Die Bierhefen, wie auch die künſtlichen Hefen kommen in Anwendung: 1) Zum Backen. Man bedient ſich hierzu vor: zugsweiſe der Oberhefe, und nur zu ſehr ſchlechter Waare iſt Unterhefe von manchen Bieren tauglich. Im Allgemeinen ſind Weißbierhefen den Braunbier— hefen vorzuziehen, und zu feiner Waare allein an— wendbar; doch werden Weißbierhefen eher ſauer als Braunbierhefen und müſſen daher zeitiger verbraucht werden. Man kann übrigens auch die Braunbier— hefen von dem größern Theile ihrer Bitterkeit durch Auswäſſern befreien, doch darf man das Aus waſchen nicht zu weit treiben. Ein gutes Hausmitiel, den Braunbierhefen ihre Bitterkeit zu benehmen, beſteht darin, daß man einige glühende Kohlen (am beſten von Buchenholz) in die Hefen wirft und, wofern es nöthig, dies nach einer guten Stunde noch einmal wiederholt. Man bedient ſich gewöhnlicher Hefen entweder friſch in flüſſiger Form oder getrocknet. In erſterem Zuſtande find fie verhältnißmäßig kräftiger, wirken jedoch auch in letzterem ſicher, wenn ſie ſonſt gut ſind. Aus dem Brauhauſe erhaltene, oder ſelbſt von dem in Fäſſern aufſtoßenden Biere abgenommene Hefen übergieße man in einem Topfe mit kaltem Waſſer, rühre ſie damit recht durch, gieße ſie dann durch ein Haarſteb in ein anderes Gefaͤß, bringe noch etwas Waſſer zu und laſſe ſie ſo eine Nacht durch ſetzen. Zum Gebrauch gieße man nun das Waſſer langſam ab, nehme ſo viel Hefe, als man benöthigt iſt, davon, und das Übrige übergieße man zur Aufbewahrung für ferneren Gebrauch von Neuem Kirchhof, Landwirth. 609 mit friſchem Waſſer, doch ohne umzurühren. So kann man ſie, wenn man das Waſſer alle Tage er— neuert, im Keller einige Wochen aufheben. Schwache Hefen kann man noch dadurch verbeſſern, daß man noch etwas Zucker und Mehl oder Malzmehl nebſt lauem Waſſer unter ſie einrührt, ſie damit aufgehen läßt und die Maſſe anwendet, wenn ſie in voller Gährung iſt. Dieſelbe Behandlung vermehrt auch die Wirkſamkeit der guten Hefe. Bei ſolcher, die Säure gebildet hat, iſt räthlich, zugleich etwas Mag— nefia zuzuſetzen. Auch halten Viele einen Zuſatz von Branntwein für vortheilhaft. Um mit wenig Hefen viel Teig in Gährung zu bringen (die Hefen zu vermehren), hat man viele Vorſchriften, die in der Hauptſache alle darauf be— ruhen, a) bloßes Mehl oder b) mit Zucker verſetztes Mehl oder c) rohe oder gekochte zerriebene Kartoffeln mit warmem Waſſer und wenig Hefen zu verſetzen, und die gährende Maſſe dann ſtatt Hefen zu benutzen. Die Bäcker verfahren gewöhnlich ſo, daß ſie Mehl mit heißem Waſſer anmachen, etwas Hefen darunter rühren oder kneten und die Maſſe gähren laſſen. Auch kann man mit der Hefe auf dieſelbe Weiſe verfahren, wie mit dem Sauerteige, nämlich zuerſt einen Theil des zum Backen beſtimmten Mehles mit ihm in Gäh— rung ſetzen, dann neues Mehl einkneten, das nun wieder in Gährung kommt und dieſelbe Arbeit noch— mals wiederholen. Solchergeſtalt reicht ein Thee— löffel Hefen für 1 Scheffel Brod hin. Man zerrührt dieſe kleine Portion Hefen in 3 Pfd. warmem Waſ— ſer, rührt Mehl damit an, läßt eine Stunde gähren, rührt dann mehr Mehl mit Zuſatz von 1 Pfd. Waſ— ſer darunter, läßt zwei Stunden gähren, knetet dann alles Mehl mit 3 Pfd. Waſſer an, läßt drei bis vier Stunden gähren und dann backen. Eine ſüße, gleich— förmig wirkende Backhefe darzuſtellen, reibt man durch kaltes Einweichen mit rectificirten Weingeiſt zuvor entbitterte, trockne Bierhefe mit weißem Hut— zucker zum Syrup ab, legt dann von dieſem 2 Loth in fo viel Fluß- oder Regenwaſſer, dem man zuvor „ Quentchen Salmiak und ebenſo viel gute Pott— aſche beigemiſcht hatte, als erforderlich, um damit 1½ Pfd. Weizenmehl zum gleichförmigen dünnen Brei anrühren zu können und ſetzt dann das bis zur Hälfte gefüllte Gefäß einige Stunden hindurch einer Wärme von 18 bis 20 Grad R. aus. 2) Zum Branntweinbrennen und Bier⸗ brauen. Um die Maiſche beim Branntweinbrennen in Gährung zu verſetzen, kann ſowohl Oberhefe als Unterhefe dienen; gewöhnlich wird letztere genom— men, von der aber wenigſtens die doppelte Quan— tität als von Oberhefe nöthig iſt. Beim Bierbrauen, wo es ſich um eine klare Würze handelt, ſollte eigent— lich für einen ſichern Betrieb nur Oberhefe ange— wendet werden. Beim Branntweinbrennen dienen auch oft künſtliche Hefen als Gährmittel. 3) Anderweitige Anwendungen. In Schweden wird die Bierhefe geradezu auf Brannt— wein benutzt, in England zum Düngen der Wieſen. Der Rückſtand von Abdeſtillation des Branntweins aus den Hefen iſt eine vorzügliche Schweinemaſt. 77 610 Man pflegt auch kupfernes und meſſingenes Geräth eine Zeitlang in Hefen zu legen, dann abzuputzen, wodurch es einen ſehr guten Glanz erhält. Weinhefe, Geläger, Trub. Die Weinhefe enthält neben Weinſtein als Hauptbeſtandtheil einen eigenthümlichen ſtickſtoff— haltigen (ſogenannten thieriſchen) Stoff. Um möglichſten Vortheil aus einem bedeutenden Vor— rath von Weinhefe zu ziehen, verfährt man am beſten wie folgt: man läßt die Hefen in einem mehr hohen als weiten Gefäße ſtehen, bis ſich ein bedeutender Theil der trüben, zähen Materie zu Boden geſetzt hat, zapft die helle Flüſſigkeit davon ab, bringt den Satz in Säcke von ftarfer Leinwand, um die Flüſſigkeit vollends ablaufen zu laſſen, preßt dann die Säcke auf einer gewöhnlichen Moſt- oder Kelterpreſſe zwiſchen Weidengeflecht aus, benutzt ſämmtliche helle Flüſſigkeit auf Eſſig oder Weingeiſt, und verbrennt andererſeits die zähe Materie, nach— dem ſie aus den Säcken genommen, in Stücke ge— ſchnitten und gut ausgetrocknet iſt. Sie giebt ein Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. kräftigeres Brennmaterial als Holzkohle und hinter— läßt eine Aſche, welche die Hälfte ihres Gewichts faſt chemiſch reines, kohlenſaures Kali liefert. Schriften: Leuchs, die Verfertigung der Hefen oder Bärme für Bäcker, Bierbrauer, Braͤnnt— weinbrenner u. |. w. Nürnb. 1831. V. Heimthal, Anweiſung zur Verfertigung mehrerer Arten künſt— licher Hefen für Branntweinbrenner, Bierbrauer. Brünn 1827. Neueſte und gründlichſte An- weiſung für Guts- und Brauereibeſitzer, nach wel— cher ſie in Brennereien jede Hefe gänzlich entbehren können u. ſ. w. Berl. 1835. Neue und untrüg⸗ liche Anweiſung für Bäcker und Hefenfabrikanten zur Bereitung einer neuerfundenen künſtlichen Pfund— bärme (trocknen Hefe), die alle bisherigen Fabrikate übertrifft u. ſ. w., als Manuſcript in verſchloſſenem Couvert. Berl. Schumann. 1835. Gutsmuths, der praktiſche Hefenfabrikant. Quedlinburg 1837. Gründliche Anweiſung, durch rohe Kartoffeln eine die Bierhefe weit übertreffende, ſowohl durch Gahre als auch durch ſchönes und wohlſchmeckendes Backwerk ſich auszeichnende Hefe zu bereiten u. ſ. w. Sangerhauſen 1838. Ziegelbrennerei. Die Bereitung der Ziegel erſtreckt ſich entweder blos auf den eigenen Bedarf, oder iſt ein nutzbrin— gender Zweig der Landwirthſchaft. Wo die Berei— tung der Ziegel zum Verkauf ſtattfindet, muß das Beſtreben um ſo mehr auf möglichſt gute Ziegel ge— richtet ſein, weil nur ſolche die Concurrenz aushalten und Gewinn bringen können. Dann iſt aber auch erforderlich, alles zur Bereitung guter Ziegel Nöthige in möglichſter Vollſtändigkeit anzuſchaffen. Sehr weſentlich iſt dann aber auch auf den Abſatz Rück— ſicht zu nehmen, indem bei einem größern geſicherten Abſatze die Anlage einer größern Ziegelei nicht viel koſtſpieliger iſt, als die einer kleinen, durch erſtere aber ein verhältnißmäßig größerer Gewinn zu er— langen iſt. Bei Anlage einer Ziegelei kommt vor allen Din— gen das Material, welches zur Fertigung der Ziegel nöthig, in Betracht. Es gehören hierzu: Thon (Lehm), Sand, Waſſer, Feuerungsmittel. Häufig finden ſich die drei erſten Gegenſtände in beſter Qua— lität und erforderlicher Menge, wogegen das letzte, das weſentlichſte, das Brennmaterial entweder gar nicht vorhanden oder ſo theuer und ſo weit zu trans— portiren iſt, daß aus der Anlage der Ziegelei kein Gewinn hervorgehen kann. Hat man brauchbares Material, ſo kommt es nun zuvörderſt auf den Ab— ſatz an, weil ſich hiernach die Größe und Nutzbarkeit einer Ziegelei beſtimmt. Hierbei muß man ſich nun zuerſt un nach dem Bedarf der umliegenden Ge— gend erkundigen, ſodann aber auch beruͤckſichtigen, ob und wie viel gutes Material in der Umgegend vorhanden iſt. Die Nähe von Städten, in welchen die Bedachung mit Ziegel eingeführt iſt, kommt vor— nehmlich in Betracht. Nach ermitteltem Bedarf an Ziegeln kommt es nun auf die Unterſuchung der Menge des vorhandenen Materials zur Bereitung der Ziegel an, wobei der Thon immer der Haupt— gegenſtand bleibt. Derſelbe iſt aber von verſchiede— ner Beſchaffenheit, er braucht eine größere oder ge— ringere Zumiſchung von Sand, um tauglicher Lehm zu Ziegel zu werden, er iſt reiner oder weniger rein. Man nimmt gewöhnlich an, daß von dem ausgegra— benem Thon, bis er ſo zubereitet iſt, daß er zum Streichen der Ziegel tauglich mird, der vierte Theil abgeht, worauf bei jener Berechnung, auf wie viel Jahre das vorhandene Thonlager ausreichen wird, Rückſicht zu nehmen iſt. Hierbei iſt nun aber aller— dings auch noch der erforderliche zuzumiſchende Sand in Anſchlag zu bringen, welcher die Thonmaſſe be— trächtlich vermehrt. Bei Unterſuchung des Thonla— gers muß man aber ſehr vorſichtig zu Werke gehen, und es iſt vornehmlich zu berückſichtigen, die flache Verbreitung oder die Tiefe des Lagers, ferner die durch Förderung aus einer zu großen Tiefe, wozu Maſchinen nöthig find, jo wie die durch Herbeiſchaf— fung aus einer zu großen Entfernung vermehrten Koſten. Die Menge des zuzuſetzenden Sandes iſt nach der Beſchaffenheit des Thones verſchieden, und beträgt hiernach Y,, bis Us und mehr der Thon- maſſe. Übrigens wird man nur ſelten in der Nähe eines Thonlagers um die erforderliche Menge von Sand verlegen ſein; iſt er aber dennoch nicht vor— handen, ſo kann man ſich leichter helfen, indem man denſelben entweder aus einer größern Tiefe fördert, oder in Bächen und Flüſſen ſammelt und ſchlämmt. Selbſt die weitere Herbeiſchaffung des Sandes iſt kein ſo großes Hinderniß bei der Anlage einer Zie— gelei, als der Mangel an Thon. Nachdem nun die Die Siegelbvienneres vorhandene Quantität von vorhandenem Thon und Sand ermittelt worden, kommt bei der Anlage der Ziegelei in Betracht, daß das jährliche Quantum der abzuſetzenden Ziegel groß genug ſei, um einen er— forderlichen Gewinn abzuwerfen, und daß der Thon und der Sand jo viele Jahre auslangen, als die zu einer Ziegelei nöthigen Gebäude, mit Einſchluß der erforderlichen Reparaturen, dauern. Im Betreff des benöthigten Waſſers werden die Verhältniſſe wohl nur ſelten ſein, wo man nicht durch die Grabung eines Brunnens oder durch Sammeln des Thau— und Regenwaſſers daſſelbe ſollte in erforderlicher Menge herbeiſchaffen können. Die wichtigſte Rück— ſicht nächſt dem zu den Ziegeln ſelbſt erforderlichem Material bleibt das Brennmaterial, wozu man ſich in neuern Zeiten außer des Holzes auch der Stein— und Braunkohlen und des Torfes bedient. Eine Hauptſache iſt der erforderliche Uberſchlag an Feuer: material und ob dieſes, ohne eine zu große Ver— theuerung deſſelben zu veranlaſſen, zu erlangen iſt. Es kommt nun hierbei allerdings, um einen erfor— derlichen Überſchlag von Brennmaterial zu bekom— men, auf die Größe und Art der Ziegel an, ſowie auch die mehr oder weniger vollkommene Vorrich— tung beim Brennen hierauf Einfluß hat; indeß hat man doch gewiſſe Normalſätze angenommen, welche einigen Anhalt geben können. So rechnet man auf 1200 Mauer- und Dachziegel eine rheiniſche Klaf— ter / langes, weiches Holz. Beim harten Holze nehmen Einige den achten, Andere den ſechſten oder wohl gar den fünften Theil weniger an. Der Torf iſt bekanntlich von ſehr verſchiedener Beſchaffenheit, und man nimmt als einen Mittelſatz an, daß zu 1000 Ziegel 1800 bis 1900 Stück Torf, à 12 3. lang, 53. breit und 4 bis 5 Z. dick, erforderlich werden, um die Ziegel gehörig zu brennen. Über die verſchiedenen Kohlenarten hat man noch keine genügenden Angaben, indem dieſe in ihrem Werthe als Brennmaterial zu ſehr von einander abweichen. Nach mehrſeitig gemachten Erfahrungen bedient man ſich mit Vortheil, wenn die Preiſe des Hol— zes nicht zu theuer ſind, der Kohlen nicht allein zur Feuerung, ſondern ſetzt dieſe dem Holze als Brenn— material zu, ſo daß man, nach Beſchaffenheit der Umſtände ein bis zwei Drittheil des Holzes durch Kohlen erſetzt. Bei der Wahl des Platzes zu einer Ziegelei entſcheidet vor Allem die Nähe des Thonlagers, und zwar wählt man den Platz dazu möglichſt in der Mitte deſſelben, oder, wenn das Thonlager nicht ſehr groß iſt, auch ſo, daß durch die Gebäude nicht eine zu bedeutende Fläche des Thonlagers be: deckt und dann ungenutzt gelaſſen wird. Hiernächſt iſt allerdings zu berückſichtigen, daß eine Ziegelei die möglich bequemſte Abfuhr nach allen Seiten hin geſtatte. Wegen der Feuergefährlichkeit muß eine Ziegelei auch in der erforderlichen Entfernung von den Gehöften ſich befinden. Außerdem iſt aber auch noch bei Anlegung einer Ziegelei zu berückſichtigen, ob auch die Koſten derſelben in einem Verhältniſſe zu dem zu erwartenden Gewinne ſtehen. 611 Die zu einer vollſtändigen Ziegelei gehörigen Gebäude und Geräthſchaften. Hierbei kommen in Betracht: 1) Die Ziegel- oder Trockenſcheune. Es iſt dieſe dasjenige Gebäude, in welchem der Thon zu Ziegeln vorbereitet wird, die Ziegel geformt und getrocknet werden. Das Gebäude muß das erfor— derliche Licht, hinlänglichen, aber nicht überflüſſigen Raum und Luftzug haben. Man wählt gewöhn— lich die länglich-viereckige Form, vornehmlich um erforderliche Luft und Luftzug zu haben. In einer vollſtändigen Ziegelſcheune ſind erforderlich: a) Mehrere wagerechte freie Plätze, auf welchen der aus den Sümpfen gebrachte Thon ge— treten werden kann. Wird das Treten durch Men— ſchen verrichtet, ſo darf der Thon nicht zu dicht auf— einander kommen und der Raum nicht zu klein ſein, in welchem ſich die Perſon darauf herumdreht. Man nimmt zu einem ſolchen Platze als erforder— liche Größe 64 Quadratfuß und eine vollkommen viereckige Geſtalt deſſelben an. Der kleinſte Raum ſind 36 Quadratfuß. Erfolgt das Treten durch Thiere, ſo muß der Platz größer ſein und der Thon mindeſtens in einem Durchmeſſer von 20 Fuß lie— gen. Der Tretplatz wird um 1 bis 1½ Fuß niedri— ger gemacht, als der übrige Boden des Gebäudes liegt, und entweder ausgepflaſtert oder mit Bretern ausgelegt. b) Hau- und Schneidebänke. Erſtere iſt ein viereckiger Tiſch, auf welchem der durchgetretene Thon in erforderlichen Portionen aufgelegt und durchgehauen oder durchgedroſchen wird. Ein ſol— cher Tiſch iſt 3 bis 3% Fuß hoch, 3 Fuß breit und 5 F. lang und muß einen vollſtändig freien Stand haben. Die Dicke der Tafel muß 2 bis 2½ Zoll betragen. Solcher Hautafeln müſſen zwei in jeder Ziegelſcheune ſein, bei einem großen Betriebe auch mehr. Die Schneidebänke ſind ähnliche Tiſche und dienen dazu, den aufgetragenen Thon in die er— forderlich großen Stücke zu ſchneiden; ſie bedürfen jedoch weniger Raum, indem der dabei betheiligte Arbeiter nur auf einer Seite zu ſtehen braucht. Auch hiervon müſſen zwei oder mehr vorhanden ſein. c) Die Werkſtatt, d. i. der Raum, in wel— chem Ziegel geſtrichen werden, muß ſich in einem beſondern Behältniſſe befinden. In demſelben muß zuvörderſt eine Thongrube vorhanden fein, in wel— che der geſchlagene und geſchnittene Thon geſchafft wird; ſie muß eine Auspflaſterung oder eine Ver— ſchalung von Bretern haben, die Waſſer hält. Eine ſolche Grube hat gewöhnlich 4 Fuß Tiefe, 5 Fuß Breite und doppelt ſo viel Länge. Nächſtdem müſ— ſen die Formtiſche, auf welchen die Ziegel geſtri— chen werden, vorhanden ſein. Dieſe ſind gewöhn— lich 3½ F. hoch, 3 F. breit und 6 F. lang. Sie werden mit der einen langen Seite an die Wand geſtellt, und find deren mehrere, fo läßt man zwi: ſchen jedem 3 F. Raum. Man bringt fie in dieſem Falle nicht in einer i nebeneinander, ſondern 612 vertheilt fie an die gegenüberliegenden Wände. Man rechnet für jeden Formtiſch ohne den Arbeiter 45 Quadratfuß Raum. d) Die Gerüſte ſind Holzverbindungen von Latten und Säulen, auf welche die geſtrichenen Ziegeln hingelegt werden können, damit ſie austrock— nen. Sie müſſen der Luft gehörigen Durchzug ge— ſtatten, die benöthigte Anzahl Ziegel faſſen, ſtark genug und ſo weit von einander entfernt ſein, daß man bequem zwiſchen ihnen durchgehen und die Zie— gel hinlegen und wegnehmen kann. Man berechnet den nöthigen Raum nach Dachziegeln, da ſolche den größten Raum auf ihnen einnehmen. Wo Fließe, größere viereckige Tafeln gefertigt werden, iſt bei den Gerüſten auf ſie Rückſicht zu nehmen. Bei dieſer Berechnung iſt aber mit in Rückſicht zu bringen, daß die Bretchen, auf welche die geſtrichenen Ziegeln gethan werden und auf den Gerüften liegen bleiben, größer fein müſſen, als die geſtrichenen Ziegeln ſelbſt. Überhaupt iſt bei Berechnung der Größe der erforderlichen Gerüſte immer der Grund— ſatz feſtzuhalten, daß es beſſer iſt, wenn mehr ge— trocknete Ziegeln vorhanden ſind, als man zu einem Brande braucht. Man macht, um an Arbeit zu er— ſparen, die Gerüſte nicht zu hoch. Die gewöhnliche Höhe iſt 12 Fuß, man hat dann auch zwei Etagen übereinander und benutzt auch den Bodenraum zu Trockengerüſten, wo dann eine bequeme Treppe hinaufführen muß. Zum hinlänglichen Trocknen der Ziegel auf den Gerüften muß für einen gehörigen Luftwechſel geſorgt werden, damit dieſer nicht auf einmal zu ſtark (was den Ziegeln beſonders nach— theilig), dann aber wieder zu ſchwach ſei. Man bringt deßhalb ſogenannte Lucken an, welche ge— öffnet oder mehr oder weniger geſchloſſen werden können. Man kann dieſe auf mancherlei Art an— legen, gewöhnlich macht man ſie auf der Längen— ſeite des Trockenſchuppens und auch auf dem Dache; oft werden ſie aber auch an der Giebelſeite erfor— derlich, je nachdem dieſe dem ſtarken Luftzuge mehr oder weniger ausgeſetzt iſt. Auf je längere Dauer man eine Ziegelei anlegt, um ſo feſter muß der Trockenſchuppen gebaut werden; daher man auch wohl die Ecken der Wände maſſiv aufführt. Die Werkſtatt wird mit gehörigen Mauern umgeben und das Gebäude mit den erforderlichen Thüren verſehen. Wird jedoch eine Ziegelei nur auf kurze Dauer gebaut, ſo macht man das Gebäude ſo leicht als möglich und bringt gar keine Wände an. Auch legt man in dieſem Falle gar keinen Trocken— ſchuppen an ‚man führt vielmehr nur ein ganz leich— tes, offenes, mit einem Dache verſehenes und nicht größeres Gebäude, als gerade nothwendig iſt, auf, und erbaut zum Trocknen der Ziegel leichte, lange, nicht hohe Gerüſte, die ganz offen und nur mit einem breiteren Dache verſehen ſind, als der Raum beträgt, welche die zum Trocknen aufgelegten Ziegel einnehmen. Verſchiedene andere, zur Bereitung der Ziegel dienende Werkzeuge, als Schubkarren, Lei— tern, Waſſerkannen, Hacken, Schaufeln, Formen zum Streichen der Ziegel u. ſ. w. haben gewöhn— lich ihren Platz in dem Trockenſchuppen. Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. 2) Die Brennhütte und der Brennofen. Erſtere wird bei den ſogenannten Meilern oder Feldöfen entbehrt. Die Brennhütten ſind Umgebun— gen des Brennofens und haben zum Zweck, dem Ofen ſelbſt, den beim Brennen betheiligten Arbei— tern und dem dazu erforderlichen Feuermaterial Schutz vor dem Einfluſſe der äußern Witterung zu verſchaffen. Die Brennhütten ſind hauptſächlich auf zweierlei Art eingerichtet. Nach der minder koſtſpie— ligern, daher gewöhnlichern iſt der Ofen dergeſtalt in die Brennhütte eingebaut, daß drei ſeiner Sei— ten auch die drei Mauern der Brennhütte bilden, ſo daß nur von der vierten Seite des Ofens die Brennhütte beſondere Mauern hat, um den Brenn— platz zu bilden. Nach der zweiten, zweckmäßigern Art iſt der Ofen völlig abgeſondert von den Mauern der Brennhütte und ſteht mitten in dieſer nach allen Seiten ganz frei, ſo daß ihn die Brennhütte von allen Seiten umgiebt. In dieſem Falle kann die Brennhütte ein leichtes aus Holz aufgeführtes Ge— bäude bilden, welches in erforderlicher Höhe über dem Ofen emporragen und oben auf dem Firſten des Daches mit einem ſogenannten Sattel zur Ab— leitung des Rauches verſehen ſein muß. Iſt der Ofen in die Mauern der Brennhütte mit eingebaut, fo hat dieſe die länglich viereckige, ſteht der Ofen aber in der Mitte, die vollkommen viereckige Form. Häufig findet man die Brennhütte von dem Trocken— ſchuppen und den andern Gebäuden der Ziegelei ge— trennt, oft aber auch mit dem Trockenſchuppen u. ſ. w. ein Gebäude bildend, wobei ſich der nur höher em— porhebende Brennſchuppen durch einen maſſiven Brandgiebel von den Trockenſchuppen getrennt iſt, durch welchen die erforderlichen Thüren gehen. Ob— ſchon hierdurch die Feuergefährlichkeit vergrößert wird, ſo erſpart man doch auf der andern Seite beträcht— lich an Arbeit. Die Brennhütte darf nicht zu tief liegen; man legt ſie gern an einem ſanften Abhange an, theils um die Näſſe gehörig abzuleiten, theils um die Schürlöcher bequem anlegen zu können. Die Brennhütte muß wenigſtens auf den beiden Haupt— ſeiten von einem erforderlich großen freien Platze umgeben ſein, ſowie ſie im Innern hinreichend Licht und Raum und nöthigen Zug haben muß, weßhalb es nicht an den erforderlichen Offnungen fehlen darf. Die Ofen ſind von verſchiedener Beſchaffenheit; man findet ſie oben gewölbt und geſchloſſen, oder offen. Die gewölbten Ofen beſtehen aus vier, oben durch ein Gewölbe mit einander verbundenen, Wän— den. An der Vordermauer ſind die Schürlöcher, an den übrigen die Zuglöcher angebracht. Bei den nicht gewölbten wird der obere Theil blos mit Ziegeln zu— gelegt; ſie erfordern mehr Feuerung. Man hat Ofen von ein bis vier Feuerlöchern, wovon ſie ihre beſon— dere Benennung erhalten. Viele Ofen haben inner— halb aufgemauerte Unterlagen oder Bänke, auf welche man die Ziegel ſtellt, wo ſie dann auch bei der ſtärk— ſten Feuerung nicht zerſtört werden. Die Größe der Ofen richtet ſich nach der Größe des Brandes oder der Zahl der Ziegel, welche darin gebrannt werden ſollen. Zu große Ofen hält man für die Arbeiter unbequem, ſowie ſie auch verhältnißmäßig mehr Die Jie gelbrennerei. Feuerung koſten. Die Feldöfen oder Meiler haben keine Mauern; die getrockneten Ziegeln werden in Ge— ſtalt eines Ofens aufgeſetzt und die nöthigen Schür— und Luftlöcher gelaſſen. Auf einen zweckmäßigen Ofen kommt es beim Brennen der Ziegel hauptſäch— lich an, und man findet hierin die verſchiedenſten Me— thoden, aber auch Mißgriffe. Die Ofen müſſen nach Verſchiedenheit des Brennmaterials auch verſchieden eingerichtet ſein. Im Allgemeinen läßt ſich über die zweckmäßigſte Bauart der Ofen Folgendes anführen: Es konnen in den gewölbten wie in den offenen Ofen gute Ziegel gebrannt werden. Die gewölbten Ofen laſſen jedoch / des Brennmaterials erſparen, ſowie auch die obern Schichten der Ziegel beſſer werden; auch kann durch die in der Wölbung des Ofens an— gebrachten vielen ſchornſteinfoͤrmigen Luftlöcher die Hitze leicht und zweckmäßig geleitet werden. Aller— dings muß in gewölbten Ofen anders als in unge— wölbten, nämlich nicht wie in dieſen, blos aufwärts, ſondern von hinten nach vorn, eingeſetzt und ſo ge— ſchloſſen werden. Indeß kann doch auch ein geübter Brenner durch kunſtmäßiges Einſchichten und An— fertigen der Decke von bereits gebrannten oder guten Luftziegeln ſeinen ungewölbten Ofen faſt ſo gut ein— richten als wenn er gewölbt wäre. Zur Feuerung mit Stein- oder Braunkohlen und Torf eignen ſich die” gewölbten Ofen beſſer als die ungewölbten. Weit wichtiger als die Wölbung oder Nichtwölbung eines Ofens ſind ſeine Größe und die Einrichtung der Bänke und Schürkanäle (Feuerungskanäle). Die innere Länge eines zur Holzfeuerung beſtimmten Ofens kann, wenn er von beiden Seiten Schür— löcher hat, 10 Ellen betragen. Torf- und Stein— fohlenöfen macht man gern um ½ weniger lang. Die Breite des Ofens richtet ſich nach der Anzahl der nebeneinander liegenden Schürkanäle und Bänke; die Bänke dürfen aber nicht zu breit und nicht zu ſchmal gemacht werden. Die beſte Breite der Mittel— bänke, d. h. der zwiſchen zwei Schürkanälen liegen— den, iſt 3 bis 3½ Mauerziegellängen, die der Wand— bänke aber 1½ bis 2 dergleichen Längen. Auch die Schürkanäle dürfen nicht zu breit und nicht zu tief fein, und man hält eine Breite von 18 Zoll und eine Tiefe von 9 Zoll für die angemeſſenſte. Bei Torf— und Steinkohlenfeuerungen müſſen die Schürkanäle mit Roſten (am beſten mit ſogenannten hohlen Ro— ſten) und hinreichend tiefen Aſchenkanälen verſehen ſein. Die Entfernung der Roſtſtäbe von einander und die Höhe der Aſchenfälle muß ſich daher nach Beſchaffenheit der Steinkohlen und des Torfs rich— ten. Übrigens ſind auch für Ofen, welche zur Holz— feuerung beſtimmt ſind, Roſte dienlich, welche am beſten von gut gebrannten Ziegeln gebaut werden. Die Höhe des Ofens hängt vom Brennmaterial ab. Bei der Holzfeuerung iſt es unwirthſchaftlich, wenn man den Ofen nicht hoch genug macht und bei einem zur Feuerung mit weichem, leicht flammendem Holze beſtimmten Ofen kann der zum Einſetzen der Ziegel beſtimmte Raum füglich 10 Ellen hoch aufgeführt werden. Die zu Torf- und Steinkohlenfeuerung be— ſtimmten Ofen macht man um ein Paar Ellen, wohl auch noch niedriger. Wird ein zur Holzfeuerung be— 613 beſtimmter Ofen höher als 10 Ellen, von den Bänken an gerechnet, gebaut, ſo werden die obern Schichten der Dachziegel gewöhnlich nicht durchgebrannt oder die untern zu ſtark von der Hitze angegriffen; hierin liegt aber eine weſentliche Urſache der jetzigen Klagen über ſchlechte Ziegel. Zum Bau der Ofen verwendet man Bruch- oder Brandſteine, die mit einem Mörtel verbunden wer— den, oder man baut die Ofen von Thon oder Erde. Die erſtern ſind die dauerhafteſten, die letztern am billigſten herzuſtellen. Von den Steinen taugen da— zu nur Granit, Hornſtein, Jaspis, Porphyr und manche Arten der Wacke. Wenn dieſe Steine nicht gerade häufig vorhanden und nicht ohne große Ko— ſten anzuſchaffen ſind, ſo braucht man nicht die gan— zen Ofenmauern von ihnen aufzuführen, man macht vielmehr nur eine ſogenannte Futtermauer im Innern deſſelben von ihnen, oder an den dem Feuer am mei— ſten ausgeſetzten Stellen und macht die äußere Mauer von andern Steinen, auch von Ziegeln. Dieſe Futter— mauer bringt man nun entweder mit der äußern oder Umfaſſungsmauer in unmittelbare Verbindung, oder man führt jede für ſich allein von hinreichender Stärke auf; das Letztere iſt das gewöhnlichere, weil ſich dann vorkommende Reparaturen bei der Futter— mauer leichter bewerkſtelligen laſſen. Als Mörtel be— dient man ſich nicht des Kalks, ſondern eines ge— hörig ſteif gemachten Thons oder Lehms, dem man etwas feinen Hammerſchlag oder Ziegelmehl, zu: mengt. Die von Thon oder Erde aufgeführten Ofen werden nach der Methode des Piſè- oder Stampf— baues angefertigt. Die Mauern eines Ofens müſſen eine erforderliche Dicke haben, die ſich allerdings nach der Größe des Ofens richtet. Bei großen Ofen nimmt man an, daß oben die Mauer 7 Fuß, unten noch dicker ſein müſſe, wenn ein Gewölbe darauf kommt, und daß dieſes eine Stärke von 3 Fuß haben ſoll. Bei mittlern Ofen nimmt man die Mauerſtärke zu 5 Fuß, die Stärke des Gewölbes zu 2 Fuß an. Je höher die Ofen ſind, um ſo dicker muß die Mauer nach unten zu ſein, und man ſetzt an der Dicke auf der auswendigen Seite zu. Die von Thon aufge— führten Ofenwände macht man gewöhnlich etwas ſtärker als die von Stein. Futtermauern empfiehlt man 15 bis 18 Zoll ſtark zu machen und den Zwi— ſchenraum zwiſchen dieſer und der äußern Mauer mit Aſche auszufüllen. Doch leidet die äußere Mauer dabei nicht, wenn auch keine Ausfüllung mit Aſche ſtattfindet. 3) Vorrathsſchuppen. Dieſer dient, theils das erforderliche Brennmaterial darin aufzubewah— ren, theils darin die fertige Ziegelwaare aufzuſchich— ten. Die Schuppen oder Magazine zum Aufbewah— ren der Ziegelwaare legt man entweder beſonders an oder vereinigt ſie mit dem zur Aufbewahrung des Feuermaterials nöthigen Schuppen in ein Gebäude. Immer muß man für einen ſolchen Schuppen eine trockne Lage wählen, in der Nähe des Brennſchup— pens, und ihn ſo einrichten, daß man bequem mit dem Wagen aus- und einfahren kann. Den Dad): raum über dem Schuppen kann man entweder zum Aufſtellen von Trockengerüſten, oder auch auf andere 614 Weiſe benutzen. Wo die Ziegelwaare ſtets raſchen Abſatz findet, man übrigens mit Holz brennt, hat man gar keine Vorrathsſchuppen, man bewahrt viel— mehr die fertige Ziegelwaare unter ſogenannten Schauern, die aus einem auf beiden Seiten abge— dachten, nicht zu breiten, aber erforderlich langen Dache, welches auf nicht zu hohen Säulen ruht, beſtehen. Dieſe Schauer müſſen in der Nähe des Ofens und für die Abfuhr bequem gelegen ſein. 4) Wohnung für den Ziegelmeiſter. Eine ſolche iſt bei jeder größern oder ſchwunghaft betriebenen Ziegelei durchaus nothwendig, indem der Ziegelmeiſter theils wegen der Arbeit ſtets anweſend ſein muß, theils aber auch die Aufſicht über Brenn— material, Ziegelwaare u. ſ. w. führen muß. Man verbindet zweckmäßig mit der Wohnung des Ziegel— meiſters die einiger Arbeiter. Dieſe Wohnung muß eine ſolche Lage haben, daß aus derſelben die ganze Ziegelei überſehen werden kann. 5) Thonmühlen. Dieſe haben zur Abſicht, den Thon zur Ziegelwaare gehörig zuzubereiten und dabei die Arbeit wohlfeiler zu machen. Sie ſcheinen in Holland erfunden zu ſein, von wo aus ſie ſich weiter verbreitet haben. Man hat durch die Thon: mühlen vorzüglich die Reinigung des Thons von Steinen und anderm Unrathe, ſowie die Vermiſchung der Thonmaſſe ſelbſt zu verrichten geſucht. Daher find denn auch nur hauptſächlich die Thonſchlämm— mühlen, oder, wie man fie auch nennt, die Thon— ſchlämmen, durch die man vornehmlich das Erſte, jedoch auch das Zweite beabſichtigt, und außer die— ſen ſolche Thonmühlen bekannt, die eigentlich nur das Letztere bewirken ſollen; dieſe letztern heißen auch Knetemühlen. Eine ſolche ſtellt nachſtehende Zeich— nung dar. An einem ſtarken, oben und unten im eiſernen Zapfen ſich bewegenden Ständer ſoll ein ſtarker doppelter Rahmen befeſtigt werden, in deſſen jeder Seite ſich ein Rad von 6 Fuß Höhe, mit 2½ Fuß breiten Kränzen um ſeine äußere Achſe bewegt. Das eine Rad ſoll mit Kämmen, welche Ochſen— klauen ähnlich ſind, beſetzt, das andere aber entweder glatt oder in die Quere mit ſtarken Meſſern verſehen ſein. Durch einen vom Ständer ausgehenden Göpel ſoll die Maſchine in Bewegung geſetzt werden. Fig. 144 find Pfoſten, worauf die zwei Balken bb bb ruhen, die bei e durch eine ſtarke eiſerne Platte mit vier Lappen verbunden ſind, welche zugleich den Zapfen des Ständers aufnimmt. d ift der Ständer, welcher, wie erwähnt, fein oberes Lager bei c, fein unteres im Fußboden hat. Der Rahmen eeee ift in ſeiner Mitte am Ständer befeſtigt und nimmt die zwei Räder oder Cylinder auf. Von den Kopfſtücken und Riegeln gehen die Hölzer /f ſenkrecht herunter, welche längliche Ausſchnitte haben, in denen ſich die Achſen der Räder auf- und nieder bewegen können. g iſt ein Rad oder Cylinder von ſtarkem Holze, 6 F. hoch und 2½ F. breit, auf der Oberfläche durchaus mit Ochſenklauen im Verband beſetzt. Dieſe Ochſen— klauen ſind entweder von hartem Holze geſchnitten oder von Gußeiſen und werden mit Keilen in den Kranz befeſtigt. Das andere Rad A ift von gleicher Größe; es bleibt entweder glatt oder wird in die Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. Quere mit eiſernen Meſſern beſetzt. 7 iſt der Göpel oder Schwenkbaum, woran das Zugvieh geſpannt er Laa m — N a — Fee _ > I Nr — fü | an — | | j 9 | 1! IN | IN ö | \ ı . u E d 1 N | 10 7 | 1 TH ill f II I LE | 10 BED N a N — II | 1 = ) 5 N N N = IN NET Mn (| — > 55 e emen 8 gg ID un A S 0 | 90 5 iv Be 1 J W e ) 2 5 IN =—Fz wird. Fig. 2 ftellt den Rahmen eee von oben ge: ſehen dar. Fig. 3 iſt eines der Kopfftüde / von vorn geſehen, mit dem länglichen Ausſchnitte = für die Achſe des Rades an dem ſenkrechten Stücke. Fig. 4 iſt endlich ein Meſſer mit eingehakten Spitzen, womit das Rad 7 nach Belieben beſchlagen werden kann. Die Thon- oder Kleimühle bildet einen hohlen Körper, in deſſen Mittelpunkte ſich eine ſenkrechte ſtarke eiſerne Achſe bewegt, woran mehrere in Schrau— benlinie in gewiſſen Entfernungen übereinander be— findliche meſſerſcharfe, mit Harkenzähnen und Meſ— ſern beſetzte Arme befeſtigt ſind, welche den von oben hineingeworfenen und ſich durch ſeine eigene Schwere nach unten ſenkenden Thon in allen Punkten zer— ſchneiden und wohl verarbeitet durch eine Offnung am Boden herauspreſſen. Man hat dieſer Mühle verſchiedene Formen gegeben; eine der beſſern iſt in folgender Zeichnung dargeſtellt. Dieſelbe beſteht in einem kegelförmigen, aus zweizölligem Eichenholze gefertigten Faſſe aded, 5% Fuß hoch, oben 2 Fuß 9 Z., am Boden 2 F. 3 3. im Lichten weit. Sechs ſtarke eiſerne Bänder, welche durch Schrauben ver— einigt werden können, halten daſſelbe zuſammen. Die Ziegelbrennerei. Das unterſte Band ſitzt unmittelbar unter der Mün— dung des Faſſes an der Stelle y. Der Boden hat in ſeiner Mitte ein Loch von der Dicke der Achſe. Vom Boden abwärts verlängern ſich die Faßſtäbe noch um 10 Zoll und bilden dort einen leeren Raum z, von wo aus man zur Stellſchraube gelangen kann. In der Mitte des Faſſes ſteht die eiſerne Achſe e, welche 1 Fuß hoch über dem Faſſe einen Knopf hat und über dieſem vierkantig ausgeſchmiedet iſt,“ um den Göpel aufzunehmen. Der untere Theil der Achſe iſt 2½ Zoll ſtark, mit gebrochenen Kanten. Der Göpel. /, mittelſt deſſen die Achſe in Bewegung ge: ſetzt wird, iſt 24 bis 30 Fuß lang und von hin— reichender Stärke. In ſeiner Mitte iſt er mit zwei dicken eiſernen Platten Ah belegt, welche durch Nägel und Zugbänder befeſtigt ſind. Durch dieſe Platten und den Baum hindurch geht die Achſe bis an den Knopf und wird dort feſt gekeilt. Auf die beiden Enden des Baums ſind breite eiſerne Ringe gezogen. iſt eine eiſerne Stange, welche durch eins der eiſer— nen Bänder geht und mit einer Mutter befeſtigt wird. Sie hat bei g eine eiſerne Büchſe, welche an einer Seite einen eiſernen Haken hat, zum Einhängen des Ortsſcheits und durch eine Stellſchraube in derjeni— gen Höhe erhalten wird, welche dem vorgeſpannten Zugvieh am vortheilhafteſten iſt. Fig. 2 zeigt die Thonmühle im Durchſchnitt. 20 iſt das Faß; fift das unmittelbar über dem Boden des Faſſes an der Achſe befindliche horizontal liegende Meſſer, an deſſen äußeres Ende ein aufrecht ſtehendes, mit dem Winkel der Faßſtäbe gleichlaufendes angenietet iſt, wodurch der Thon vom Boden losgeſchnitten und deſſen Ausweichen durch die Mündung erleichtert wird. In gleichen Ent— fernungen von 6 Zoll über dieſem Meſſer trägt die Achſe ſechs ftarfe Arme 7, die 2 Zoll breit, % bis I Zoll dick und nach vorn zu ſcharf find. Die Länge der Arme ſteigt mit der Weite des Faſſes. An jedem Arme iſt ein Winkelmeſſer von 7 Zoll Länge und 2 Zoll Breite, parallel mit den Wänden des Faſſes angenietet. Die Arme ſind auf den vier Hauptflächen der Achſe fo vertheilt, daß ſie von unten nach oben eine Schraubenlinie bilden, welche ſich von der Rechten zur Linken windet. eeee find vier Harkenzähne oder vierfantige Eiſen, von 7 Zoll Länge und ½ bis % Zoll Stärke, welche ſo durch die Arme gehen, daß ſie mit deren oberer Fläche einen Winkel von 60 Grad Steigung nach vorn bilden. gggg bezeichnen einen Bügel von 23. breitem, ½ Zoll dickem Eiſen, welcher unmittelbar unter dem Boden des Faſſes wegläuft und denſelben unterſtützt. In der Mitte iſt er um 1 3. tief herunter gekröpft und hat dort ein Schraubengewinde mit der Stellſchraube A. Dieſe Mühle wird durch ein Pferd oder einen Ochſen in Bewegung geſetzt und iſt ſo leicht, daß das Zugvieh, obgleich der Raum nur 24 F. im Lichten hat, mithin die Länge des Hebels nur höchſtens zu 11 Fuß angenommen werden kann, in drei Stunden für 3000 Dachziegel den Thon zu mahlen im Stande iſt. Die Lage bei der angeführten Thonmühle hängt von örtlichen Verhältniſſen ab; jedoch iſt es ſtets ein großer Vortheil, die Thonmühle nahe bei der Ziegelei und den Sümpfen zu haben, wodurch viel an Zeit und Arbeit erſpart wird. Doch iſt hierbei auf den Betrieb der Thonmühle durch Waſſerkraft Rückſicht zu nehmen, in welchem Falle auch ein wei— 616 teres Hin- und Herfchaffen doch noch Vortheil ge- währen kann. Außerdem läßt ſich aber auch die Thonmühle durch ein Windmühlengetriebe in Be— wegung ſetzen; weniger vortheilhaft iſt freilich der Betrieb durch thieriſche Kräfte. 6) Haumaſchine. Wie oben erwähnt, dienen die Haubänke dazu, den Thon gehörig durchzuſchla— gen, gleichſam zu dreſchen. Auch dazu hat man Maſchinen, um die Arbeit vollſtändiger zu leiſten und Koſtenerſparniß zu bewirken. Können derglei— chen Maſchinen durch Waſſergetriebe in Bewegung geſetzt werden, ſo iſt die Anbringung einer Hau— maſchine an demſelben nicht ſchwierig. Auch ein Windmühlengetriebe in dem Bereiche der Ziegelei anzubringen, kann angemeſſen ſein. 7) Polir- und Preßvorrichtung. Die Polirmühlen ſind in Holland zu Hauſe und haben zum Zwecke, die gefertigten Ziegel mittelſt Mar— mor- oder eifernen Platten auf ihrer Oberfläche glatt zu ſtreichen. Es iſt dieſes Verfahren beſonders bei der Dachziegelei in Anwendung, wodurch die— ſelben der Feuchtigkeit beſſer widerſtehen. Die Preß— ziegel ſind eine Erfindung neuerer Zeit, haupt— ſächlich werden Dachziegel gepreßt. Man hat bei dieſem Preſſen zum Zweck, Dachziegel von einer ge— ringern Dicke und Schwere, bei möglichſter Gleich— förmigkeit zu liefern, als dies durch die Handarbeit möglich wird. 8) Die Sümpfe ſind Löcher oder Höhlungen, welche in die Erde eingegraben und ſo verwahrt ſind, daß in ihnen der Thon eingeſumpft, oder wenn er geſchlämmt iſt, abgeſetzt werden kann. Sie wer— den entweder blos zum Einſumpfen des Thons bei den Ziegeleien, oder ausſchließlich bei den Thon— mühlen oder Thonſchlämmen gebraucht. Im erſtern Falle muß ſich die Menge dieſer Sümpfe theils nach dem Betriebe der Ziegelei, theils nach der Größe derſelben richten. Bei einer mäßig großen Ziegelei ſind wenigſtens 8 Sümpfe, bei einer größern verhält— nißmäßig mehr nöthig. Ihre Geſtalt iſt gewöhnlich parallelepipediſch, ihre gewöhnliche Größe im Lich— ten 12 F. Länge, 6 F. Breite, 4 F. Tiefe. Man kann ſie auch länger, aber nicht breiter und tiefer machen. Um die Transportkoſten zu vermindern, iſt es dien— lich, die Sümpfe ſo nahe an die Ziegelſchuppen zu legen, als es ohne Nachtheil der letztern und mit Rückſicht auf andere Umſtände geſchehen kann. Sei— tenwände und Boden der Sümpfe verlangen eine hinlängliche Sicherung gegen den ſchnellen Ablauf des Waſſers, und dieſe können ſie durch Ausmaue— rung oder Ausbohlung mit Dielen u. ſ. w. erhal— ten. Da ſie aber auch der ſtarken Sonnenhitze, dem allzu heftigen Luftzuge und überhaupt der Witte— rung nicht zu ſehr ausgeſetzt ſein dürfen, ſo muß man ſie mit einem Dache verſehen. Gewöhnlich lie— gen die Sümpfe in einer oder mehrern Reihen neben einander hinaus. Bei Letzterem erſpart man an Be— dachung; bei Erſterem gewinnt man neben und um den Sümpfen mehr Raum zur ungeſtörten Be— arbeitung des Thons. Wenn das Waſſer zu haben iſt, ſo legt man die Sümpfe lieber höher als an nie— drigen Stellen an. Zum Ausmauern der Sümpfe Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. dienen Ziegel ſehr gut. Mit dieſen muß, wenn das Loch ausgegraben iſt, zuerſt der Boden des Sumpfes gepflaſtert werden, wobei ein Waſſermör— tel unentbehrlich iſt. Man nimmt dazu 1 Theil Kalk, Yo Ziegelmehl in ölhaltiger Lauge gemengt. Alle Ziegel werden ſowohl bei dem Boden, als auch bei den Seitenwänden auf die breite Seite gelegt. Hat man Bruchſteine in der Nähe, ſo mauert man die Sümpfe mit dieſen aus. Noch wohlfeiler und eben ſo gut kommt man bei der Anlage der Sümpfe weg, wenn man die Gruben auf dem Boden und an den Seiten mit Raſenſtücken, 16 Zoll lang und 8 bis 10 Zoll breit, auch 2½ bis 4 Zoll dick ausſetzen läßt. Dieſe kommen wie Ziegel, mit einem Ver— bande über und neben einander zu liegen und wer— den bei der Aus fütterung gut geſtampft. Beim Legen der Raſen wird die grüne Seite nach unten, die Wurzel nach oben gebracht. Auch muß da, wo 2 Raſen zuſammenſtoßen, etwas Lehm oder Thon da— zwiſchen geſtampft werden, ſowie es überhaupt rath— ſam iſt, hinter das Raſenfutter erſt eine dünne Wand von Thon vorzuſetzen und vor dieſe die Raſen auf— zuſchichten. Zum Ausbohlen nimmt man der Dauer wegen am beſten eichene geſchnittene Bohlen von etwa 6 Zoll Dicke. In den Fußboden eines jeden Sumpfes muß ein Loch kommen, durch welches, wenn der Thon aus dem Sumpfe ausgeſchlagen iſt, das Waſſer aus dem letztern herauslaufen und durch eingelaſſenes friſches Waſſer abgeſpült und geſäubert werden kann. Von dieſen Löchern hinweg laſſen ſich kleine Abzüge anlegen, die insgeſammt in eine gemauerte Goſſe gehen, welche längs den Süm— pfen nebenher geführt werden. Wo es die Lage zu— läßt, iſt es ſehr zweckmäßig, neben den Sümpfen eine Rinne mit laufendem Waſſer anzulegen. 9) Das nöthige Waſſer iſt ein Haupterfor— derniß bei der Ziegelei, und man muß dem etwaigen Mangel deſſelben ſo gut als möglich abzuhelfen ſuchen. Dies geſchieht nun entweder durch das Graben von Brunnen oder die Anlegung von Waſ— ſerfängen, in welche man Schnee- und Regenwaſſer leitet. Mag man nun das Waſſer aus einem Brun— nen, Waſſerfange oder von ſonſt wo entnehmen, ſo iſt jedenfalls die Anbringung einer Pumpe angemeſſen, von welcher es mittelſt Rinnen an den Ort ſeiner Beſtimmung hingeleitet wird. Der Brunnen oder Waſſerfang muß eine ſolche Lage haben, daß die Waſſerleitung nach allen Seiten hin bequem erfol— gen kann, und daß ſie nicht zu lang wird. 10) Die Geräthſchaften bei einer Ziegelei find folgende: a) mehrere Hacken, jede 2½ Zoll breit, 13. hinten dick, von oben zugeſchärft und ohne die Klappe 9 bis 10 3. lang. b) Mehrere eiſerne Schaufeln, deren jede ohne die Klappe 10 Z. lang, 8 3. breit und 1½ Linie dick iſt. e) Eiſerne Spa— ten, welche ohne Klappe 123. lang, 103. oben am Stielende, 9 Z. unten breit und 2 bis 2½ Linien dick, unten aber etwas ſchwächer find. d) Kratzen von Eiſen, ohne die Klappe 9 3. lang, 7 Z. hoch und 2% bis 3 Linien dick, unten etwas zugeſchärft. e) Mehrere Schubkarren, gewöhnlich 8 Zoll tief, 22 Z. lang und 20 Z. weit im Lichten des Kaſtens. Die Ziegelbrennerei. 617 k) Einige Haudegen zum Durchhauen des Thons, bis an den Griff 3 F. lang, der Griff ſelbſt etwa 15 3. ) Schneidemeſſer, 14 bis 15 3. lang, 1½ Z. breit und 1½ bis 2 Linien dick, unten zu geſchärft oder wie ein Meſſer geſchliffen. h) Mehrere Waſſer— eimer und Kannen. i) Verſchiedene kleine Waſſer— tröge zum Annetzen der Formen u. ſ. w. beim Strei— chen der Ziegel. k) Mehrere Streichhölzer, 16 3. lang, 2½ 3. hoch und ½ Z. dick. J) Ziegelbreter von verſchiedener Laͤnge und Breite, jedes wenig— ſtens /½ bis %, 3. dick, und von ſolcher Anzahl, als Ziegel auf einmal getrocknet werden können. in) Eiſerne Feuerſchaufeln für die Schürherde u. ſ. w., von der Länge, Dicke und Breite, wie die unter b an— gegebenen Schaufeln. n) Furken oder Gabeln, be: liebig groß, zum Regieren des Feuers. Zu 3 Schür— löchern gehört 1, wenn von einer Seite gefeuert wird. o) Roſt- und Schürhacken von verſchiedener Größe und Stärke; für 3 Schürherde iſt einer er— forderlich, wenn von einer Seite gefeuert wird. p) Mehrere Beile, Arte, Sägen, eiſerne Harken, Mulden, Beſen, eiſerne Brechſtangen ıc. Das Ziegelmaterial. Das hauptſächlichſte Material zu Ziegel iſt der Thon oder Lehm, wovon allerdings nicht jeder zu Ziegelwaaren paßt, obſchon ſich vieler, nicht da— zu geeignete, durch eine erforderliche Zubereitung brauchbar machen läßt. Thon, welcher von Natur die geeignete Miſchung zum Ziegelgute hat, iſt, ohne Rückſicht auf ſeine Farbe, durch folgende Zeichen zu erkennen. In ſeinem natürlichen Lager läßt er ſich mit der Haue etwas ſchwer abhauen, ohne zu bröckeln, zeigt ſich auf dem Hiebe glatt und glän— zend, iſt, etwas angefeuchtet, zähe und hat viel Zu— ſammenhang, läßt ſich nach allen Richtungen kne— ten, ohne zu berſten, ſtark biegen, ehe er bricht, und zieht ſich, bevor er reißt, erſt etwas in die Länge, färbt auch bei der Bearbeitung die Hände ſtark. Solcher Lehm hat gewöhnlich eine roͤthliche oder graugelbliche Farbe. Indeſſen findet man ſolchen Ziegelthon nur ſelten, gewöhnlich iſt er entweder zu fett oder zu mager, oder zu ſehr mit fremdartigen Theilen durchmengt. Der zu fette Thon enthält zu viele Thontheile, ſieht gewöhnlich dunkelgrau, iſt im naſſen Zuſtande ſchmierig, ſeifenartig und äußerſt zähe, im trocknen ſehr hart, riſſig und ſcharfkantig. Zwar giebt dergleichen Thon auch eine gute Ziegel— waare, allein ſie ſchwindet, reißt und wirft ſich ſehr leicht, bedarf auch eines ſchärfern Feuers. Der zu magere Lehm dagegen iſt mit zu viel Sand gemengt, gewöhnlich von gelblicher Farbe, läßt ſich zwiſchen den Fingern leicht zerreiben und hat wenig Bindung. Beide für ſich zur Fertigung von Ziegel mehr oder weniger unbrauchbare Lehmarten geben durch ange— meſſene Vermengung mit feinem ſcharfem Sand oder gutem reinem Thon, ein ſehr gutes Material. Mit grobkörnigem Kies vermengter Lehm iſt ohne Schläm— mung zur Ziegelwaare gar nicht brauchbar; iſt der Kies dagegen feinkörnig und der Thon ſonſt noch gehörig zähe, ſo kann er zur Bereitung von Mauer— Kirchhof, Landwirth. wi ziegel immer noch gebraucht werden, obfchon er zu Dachziegel durchaus unbrauchbar iſt. Wenn der Thon mit kleinern oder größern Kieſeln vermengt iſt, ſo muß er durchaus davon gereinigt werden. Ein Kalk- oder Mergeltheile enthaltender Thon taugt wohl zu Mauer-, weniger aber zu Dachzie— gel, indem er ſich leicht zieht und wirft. Iſt jedoch der Kalk oder Mergel in kleinern oder größern Stük— ken (Nieren) mit der Lehmmaſſe vermengt, ſo iſt er jedenfalls nachtheilig. Man hat zur Prüfung des Thons verſchie— dene Verfahrungsarten. Nach dem einen Verfah— ren nimmt man ein Stück Thonmaſſe von beliebiger Größe und wiegt es; ſodann thut man das Stück in ein Glas und gießt Waſſer darauf, ſo daß der Thon erweicht und aufgelöſt wird, welches letztere man durch die Zerkleinerung des Thonſtücks im Ger fäße befördert. Nachdem der Thon aufgelöft ift, rührt man das Ganze um, läßt ſich das Schwere ſelbſt niederſchlagen und gießt dann das darüber ſtehende Flüſſige in ein anderes Gefäß. Die zu— rückbleibende Maſſe behandelt man abermals auf dieſelbe Weiſe, und gießt ſtets das aufgegoſſene Waſſer zu dem andern in dem beſondern Gefäße. Dieſes Verfahren wird ſo lange wiederholt, bis das auf den Niederſchlag gegoſſene Waſſer nicht mehr gefärbt wird, ſondern rein bleibt. Dies iſt das Zei— chen, daß ſich die geſammte Thonmaſſe abgeſchieden hat. In dem andern Gefäße, in welches das trübe Waſſer gegoſſen worden, entſteht ebenfalls ein Nie— derſchlag, welcher gleichfalls auf eine ähnliche Weiſe geſchlämmt wird, wobei man zuletzt wieder einen feinen Niederſchlag erhält. Um hier zu erfahren, ob unter dieſem Thon auch Kalk iſt, oder nicht, muß ſo viel Scheidewaſſer aufgegoſſen werden, daß man das Aufbrauſen wahrnehmen kann. Man rührt die mit Scheidewaſſer genetzte Maſſe ein wenig um, wobei, wenn Kalk vorhanden iſt, ein Aufbrau— ſen entſteht. Iſt letzteres vorüber, ſo ſchüttet man das helle Scheidewaſſer von dem Niederſchlage ab und gießt anderes darauf, welches ſo lange wie— derholt wird, bis alles Aufbrauſen vorüber iſt. Dann muß beides, der erſte, wie der Thonnieder— ſchlag mit warmen Waſſer abgewaſchen werden. Wenn man nun zu dem Scheidewaſſer Stinkgeiſt (Salmiakgeiſt, Ammoniakflüſſigkeit) zugießt, und dies ſo lange wiederholt, als das Aufgegoſſene trübe wird, ſo erhält man den Kalk von dem Scheidewaſ— ſer zurück. Iſt Alles völlig niedergeſchlagen, ſo darf man nur das Helle über dem Niederſchlage abgie— ßen und das Zurückgebliebene auch mit warmem Waſſer waſchen. Hierauf läßt man Alles trocken werden, und wiegt nun jeden Niederſchlag, näm— lich Sand und Steine den erſten, den Thon den zweiten und den Kalk den dritten für ſich beſonders, woraus ſich ihr gegenſeitiges Verhältniß ergiebt, wornach die Geeignetheit zu den verſchiedenen Zie— gelwaaren beurtheilt werden kann. Zur Prüfung des Thons vor dem Brennen, um ſein Verhalten bei der Bearbeitung und beim Bren— nen kennen zu lernen, wird auf folgende Weiſe ver— fahren. Man nimmt von der g enen Thonmaſſe 7 618 fo viel, als nach Maßgabe der Größe der Probe er- forderlich ſein möchte, und ſtürzt den Thon auf ei— nen, beſſer in mehrere kleinen Haufen hin, wo er einige Zeit, und wenn es ein Jahr und darüber ſein kann, unter freiem Himmel liegen bleiben muß. Nach Verlauf dieſer Zeit unterſucht man ihn, ob er ſich etwas aufgelöſt hat, und keine ſehr feſten Stücken ſich mehr in ihm befinden. Wenn dies der Fall, ſo begießt man ihn mäßig mit Waſſer, und hackt jeden Haufen gut durch einander. Einige Tage nachher wird jeder Haufen getreten, fleißig umge— wendet und etwaige kleine Steine oder ſonſtiger Un— rath herausgenommen. Nach einigen Tagen wird er alsdann auf der Haubank durchgehauen, einige Tage liegen gelaſſen und dann auf die Schneide— bank gebracht. Nun wird der Thon geſchnitten, in Ziegel geſtrichen und an einem Orte, der keiner ſcharfen Zugluft ausgeſetzt iſt, getrocknet. Nach ge— hörig erfolgter Austrocknung werden einige Ziegel zur Probe zerbrochen, wobei es ſich zeigt, ob ſie im Bruche grob- oder feinkörnig ſind, ob ſie leicht oder ziemlich ſchwer zerbrechen u. ſ. w. Alsdann werden die Ziegel gebrannt und nochmals unterſucht, ob ſie die gehörige Eigenſchaft haben. Bei Anlegung einer Thongrube nimmt man die obere Schicht weg, und benutzt nur den reinern Thon, welcher ſich in einiger Tiefe befindet. Jenen Abraum benutzt man zur Ausfüllung der durch das Ausgraben entſtandenen Vertiefungen. Man ſchlägt gewöhnlich in der Mitte des Thonlagers ein, und gräbt von da aus in der geeigneten Richtung den Thon in nicht zu breiten Streifen aus. An den Bergen liegt der Thon oft ſehr tief, und es kann hier ſehr dienlich ſein, den Thon von der Seite des Berges durch Stollenbau zu gewinnen. Ein Übel, mit welchem man häufig zu kämpfen hat, iſt das Erſaufen von Thongruben, theils durch Thau- und Regenwaſſer, nicht ſelten aber auch durch aufgeſto— chene Quellen. Läßt ſich das Waſſer nicht durch Bohrlöcher verſenken, ſo ſind Schnecken oder Pump— werke zu Herausſchaffung deſſelben nöthig, und hierzu dienen beſonders die in Holland gebräuch— lichen Pumpwerke, welche durch eine Windmühlen— vorrichtung, die ſich im Kopfe von ſelbſt nach dem Winde dreht, getrieben werden. Beim Graben und Herausſchaffen des Thons pflegt man auch denſel— ben zu ſortiren, und macht gewöhnlich 3 Hauptſor— ten, gute, mittlere und ſchlechte. Nach dieſen Ein— theilungen ſtürzt man ihn, ſo wie er gewonnen wird, in mehrere Haufen, und vermiſcht ihn, wie es nö— thig zu ſein ſcheint. Die beſte Maſſe muß ſtets für die Dachziegel verwendet werden, weßhalb man ſie ſorgfältig ausſuchen und auf beſondere Haufen thun muß. Der zweite Hauptbeſtandtheil der Ziegel, der Sand, muß von Unrath rein ſein. Wird derſelbe aus einer Grube entnommen, ſo muß man deſſen Verunreinigung verhüten. Der Flußſand iſt ge— wöhnlich unreiner als der Grubenſand, und man muß ihn, ſowie auch die zu Sand zu pochenden Kie— ſel vorher gehörig reinigen. Bei genugſam vorhan— denem Waſſer läßt ſich die Reinigung ohne viele Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. Mühe bewerkſtelligen. Man darf den unreinen Sand nur in einem engern oder weitern Drahtſiebe waſchen, indem dieſes beſonders hin- und her be- wegt wird. Läßt ſich die Reinigung nicht durch Waſſer bewerkſtelligen, ſo wurft man den gehörig trocken gewordenen Sand auf einem reinen Platze, gleich dem Getreide, bei einem ſtarken Luftzuge. Wird der Sand durch das Pochen der Kieſel gewon— nen, ſo iſt darauf zu achten, daß die Zerkleinerung in hinlänglicher Maße erfolgt, da überhaupt feiner Sand beſſer iſt, als grobkörniger. Die Zubereitung des Ziegelmaterials. Das Ausgraben des Thons wird am beſten im Sommer und Herbſt bei guter Witterung beforgt. Der ausgegrabene Thon wird in einer nicht zu ho— hen Schicht ausgebreitet und bleibt ſo den Winter über liegen; im Frühjahre oder einige Wochen vor dem Beginnen des Streichens der Ziegek wird er wieder umgeſtochen und umgelegt, und noch einige Zeit liegen gelaſſen. War der Thon ſortirt, ſo wird hierbei die Miſchung der Sorten vorgenommen. Bei nicht ſortirtem Thone muß das Umlegen und Umſtechen um ſo ſorgfältiger vorgenommen wer— den. Zwar verwenden Manche den friſch ausgewor— fenen Thon, nachdem er durchgearbeitet worden, ſofort zur Bereitung der Ziegel; doch iſt dies nicht zweckmäßig. Der Thon muß wenigſtens den Win— ter hindurch in einer nicht zu hohen Schicht liegen; je länger er aber liegt, um ſo beſſer iſt er zur Berei— tung der Ziegel. Wer übrigens gute Ziegel liefern will, der wird den herausgeſchafften Thon nicht ein-, ſondern mehrmals durcharbeiten laſſen. Der gehö— rig ausgewitterte und mehrmals durchgearbeitete Thon muß, wenn er zur Bereitung der Ziegel ver— wendet werden ſoll, wieder aufgegraben, etwas an— gefeuchtet und mit der Haue mehrmals in verſchie— denen Richtungen überhackt werden. Alsdann wird er in die Sümpfe gebracht, nach und nach gehörig mit Waſſer geſättigt und durchgearbeitet, nachher durchgetreten oder auf die Thonmühle gebracht. Es muß dieß bei wiederholter Anfeuchtung wiederholt geſchehen, und ſtets muß die Maſſe wieder mit der Hacke aufgelockert werden. Während dieſer Arbeit müſſen alle fremdartigen im Thone befindlichen Kör— per ſorgfältig ausgeleſen werden. Das Durchhacken und Durchtreten muß aber ſo lange geſchehen, bis der Thon völlig gleichartig geworden, die gehörige Zähigkeit und Geſchmeidigkeit erlangt hat und voll— kommen rein iſt. Obſchon Manche erſt beim Treten die verſchiedenen Thonarten durch einander mengen, ſo geſchieht dies doch beſſer ſchon früher. Während dieſer Arbeit des Tretens wird auch nach und nach der Sand zugeſetzt. Beabſichtigt man, auch bei ei— nem mäßigen Feuer härtere und feſtere Ziegel, beſon— ders Dachziegel, zu brennen, ſo wird eine geringe Menge Kalkmehl, etwa ½o des Ganzen, beige: mengt. Wenn ſich der Lehm wegen Mangel an Ei— ſentheilen nicht roth brennt und ein ſchärferes Feuer verlangt, ſo kann dies durch einen Zuſatz von gepul— vertem ockrigen oder rothen Eiſenſtein, oder von Vi: Nie triolroth erſetzt werden. Bei allen dieſen Zuſchlä— gen iſt aber die innigſte Vermengung der verſchie— denen Zuſätze mit der Thonmaſſe durchaus nöthig. Zu Dachziegel müſſen alle dieſe Arbeiten mit mehr Fleiß und Sorgfalt verrichtet werden. Iſt ein Thon wegen zu großen Sandantheils zu mager, ſo vermengt man ihn entweder auf die oben erwähnte Weiſe mit fettem Thon, oder man befreit ihn mittelſt Schlämmens von einem Theile des Sandes. Letzteres kann auf verſchiedene Art vorge— nommen werden. Man macht den Thon mit Waſ— ſer in der Sumpfgrube zu einem recht dünnen Brei an, läßt dieſen in der Grube ruhig ſtehen, wobei der Sand ſich zu Boden ſetzt, bringt ſodann den obi— gern thonigern Theil in eine andere Sumpfgrube und wirft den ſandigen Bodenſatz aus der erſten Sumpf— grube heraus. Oder man bringt den magern Thon nach und nach in einen hölzernen Kaſten, welcher an der vordern Seite mit Zapfenlöchern in verſchie— dener Höhe verſehen iſt, löſt hier den Thon mit Waſſer durch Umrühren recht dünn auf, und läßt ihn ſodann eine kürzere oder längere Zeit (jedoch nur einige Minuten) in Ruhe. Nun läßt man durch die nach und nach aufgezogenen Zapfen das Thon: waſſer ganz langſam in die Grube ablaufen, ſo daß man die auf dem Boden des Kaſtens befindliche Sandſchicht in beliebiger Höhe zurückhalten kann. Das in die Grube abgelaufene Waſſer wird nach ſeiner Verdunſtung einen gehörig von Sand gerei— nigten, brauchbaren Thon zurücklaſſen. Dieſer ge— ſchlämmte Thon iſt nun aber zum Streichen der Ziegel zu weich, weßhalb man ihn erſt zur nöthigen Derbheit wieder ausdünſten laſſen muß, zu welchem Behufe man ihn in kleine Haufen zuſammenwirft und austrocknen läßt, worauf er aber noch mehr— mals zu durchtreten iſt. Nachdem die Thonmaſſe fo vorbereitet worden, kommt ſie auf den Hautiſch, obſchon Manche das Hauen unterlaſſen. Ein gut gehauener Thon iſt viel zäher und ſteifer, erhält auch mehr Zuſammen— hang und reißt und zerſpringt beim Trocknen und Brennen weniger, als ſolcher, bei dem das Hauen unterlaffen worden iſt. Man breitet den Thon 6 Zoll hoch auf dem Hautiſche aus, das Hauen ſelbſt erfolgt in der Art, daß ein Hieb einen oder zwei Finger breit von dem andern kommt, und die Hiebe etwas ſchräge über die Tafel kommen, beim zweiten Hauen ſchräg über die erſten Hiebe, ſo daß der Thon auf jeder Seite zweimal überdroſchen wird. Der Thon wird hierbei etwas angefeuchtet. Das Schnei— den des Thons iſt zwar auch nicht allgemein ge— bräuchlich, trägt aber zur Verbeſſerung der Ziegel— maſſe weſentlich bei. Bei ſorgfältig geſchlämmtem Thone ift das Schneiden nicht nöthig. Das Ber: fahren iſt folgendes: Der durchgehauene Thon wird auf einen Haufen 1 bis 1½ F. hoch, und nach Be— finden breit und lang, von einem ſchmalen Ende des Schneidetiſches oder der Schneidebank nach dem an— dern zu hingelegt, oder auch nur in runden, großen Kugeln ähnlichen Haufen oder Klumpen auf den Tiſch gebracht. Hierauf ſetzt ſich ein Menſch vor das eine ſchmale Ende der Schneidebank, nimmt ein Ziegelbrennerei. 619 Thonmeſſer und ſchneidet wie mit einem Schnitt— meſſer, deſſen ſich die Reifenſchneider bedienen, den Thon von dem vor ihm liegenden Klumpen in ganz dünnen Streifen ab und nach ſich zu auf einen Hau— fen. Die abgeſchnittenen Streifen dürfen höchſtens einen kleinen Finger oder ½ Zoll ſtark ſein, damit er alle Steinchen ſogleich gewahr wird, und dieſe ſorgfältig herausſuchen kann. Sobald ein Haufen rein durchgeſchnitten iſt, wird er in die Werkſtatt abgegeben. Man hat zu dem Schneiden auch Ma— ſchinen. Was für Methoden man übrigens auch zur Bereitung des Thons anwenden mag, fo muß der— ſelbe jedenfalls die zum Streichen erforderliche Zä— higkeit und Geſchmeidigkeit erlangt haben. Der Thon muß ſo weich und bildſam geworden ſein, daß die feinen Linien der Oberfläche der Hand ſich leicht darauf abdrücken, darf aber dabei doch nicht an den Händen kleben bleiben. Die verſchiedenen Arten der Ziegelwaare. Das Bedürfniß an Ziegeln iſt in jeder Gegend verſchieden, ſowie auch die verſchiedene Ziegelwaare ganz verſchiedene Benennungen hat. Der Zweck, zu welchem die verſchiedenen Ziegelwaaren gebraucht werden, giebt übrigens jedem Ziegelmeiſter die Be— handlungsart derſelben an. Im Allgemeinen laſſen ſich die verſchiedenen Ziegelwaaren in 2 Hauptab— theilungen theilen, nämlich in die Dach- und Mauer— ziegel, und beide Abtheilungen kommen unter den verſchiedenartigſten Formen vor. 1) Dachziegel. Hierhin gehören zuerſt die Biberſchwänze, Ochſenmäuler, flache, platte Dach— ziegel. Dies ſind die platten, auf der einen platten Seite mit einer Naſe verſehenen Dachziegel, die neben einander mittelſt der Naſe auf die Latten bei Bedachung aufgehangen werden und fo die platte Fläche des Daches bilden. Man theilt ſie in ganze oder halbe, je nachdem ſie die volle gewöhnliche Breite oder die Hälfte derſelben haben. Die ganzen Biberſchwänze haben gewöhnlich nur eine Breite von 6 Zoll, und eine Länge von 14 bis 16 Zoll, find gegen / Zoll dick und entweder auf der untern Seite etwas abgerundet (daher der Name Ochſen— mäuler) oder gleich. Obſchon übrigens die abgerun— deten am häufigſten gefunden werden, ſo ſind ſie doch weniger zweckmäßig als die gleichen. Die hal— ben Biberſchwänze ſind nur halb ſo breit. Nächſt— dem muß man aber auch dreieckige Biberſchwänze an die Ecken bei gebrochenen Dächern haben, wenn man nicht von den ganzen das Überflüſſige abhauen will. Zu den Biberſchwänzen gehören auch die Kapp oder Klaffziegel, welche die Stelle der ſo— genannten Kappfenſter vertreten und auf dem Bo— denraume Licht und Luft bringen follen. Sie unter: ſcheiden ſich dadurch von gewöhnlichen Biberſchwän— zen, daß ſie dreimal breiter ſind und mitten in der untern Hälfte ihrer Länge eine Ausbauchung be— kommen, in der ſich ein Loch zum Einfall des Lich— tes befindet. Außer den Biberſchwänzen hat man zu gleichem Behufe auch die ſogenannten Blend— ſteine, welche ſich ge dadurch unterſcheiden, * 620 daß fie keine Nafe zum Aufhängen haben, fondern mit Löchern verſehen find, durch welche Nägel zur Befeſtigung derſelben durchgeſchlagen werden. Doch haben dergleichen Ziegel ſich keines beſondern Bei— falls zu erfreuen gehabt. Man hat auch Dachziegel mit gekrümmter Fläche, in der Form eines lateini— ſchen Coder &, und nennt jene einfache, dieſe dop— pelte Schlußziegel. Die einfachen, welche auch Hohlziegel genannt werden, bilden die ſogenannten Hohldächer, die man hauptſächlich nur auf alten Gebäuden findet; um dieſe nun im Stande zu er— halten, müſſen noch dergleichen Ziegel gefertigt wer— den, während man dagegen neue Dächer nicht da— mit deckt. Zu den einfachen Schlußziegeln gehören ferner auch die Forſten-, Firſten-, auch Walmzie— gel. Sie find faſt völlig fo geſtaltet wie die vorher: gehenden, nur haben ſie keine Naſe, dagegen aber ein Loch, durch welches ſie angenagelt werden können. Sie kommen ſowohl zum Eindecken des Firſten des Daches, als auch bei gebrochenen Dächern zum Ein— decken der Seiten derſelben in Anwendung. Dieſe Ziegel ſind an beiden Enden von egaler Weite der Krümmung, aber auch an der einen Seite enger ge— krümmt als an der andern, ſo daß die weitere Seite auf die enge gedeckt werden kann. Dieſen Ziegeln giebt man den Vorzug vor den gleichen. Endlich können auch noch zu den einfachen Schlußziegeln die ſogenannten Kehlziegel, welche zum Ausdachen der Hohlfehlen dienen, gerechnet werden; fie find den vorigen ähnlich, werden aber, je nachdem die Kehlen enger oder weiter ſind, kleiner oder größer erforderlich. Zu den doppelten Schlußziegeln gehö— ren die ſogenannten Fittigſteine, Dachpfannen, Paß— ziegel. Sie haben nach der Form eines liegenden lateiniſchen 2 2 hohle Seiten, von denen die eine von der Mitte angerechnet oberwärts gekrümmt, die andere dagegen krumm unterwärts gebogen iſt. Dieſe Ziegel findet man noch häufig auf alten Ge— bäuden; doch werden ſie ſeltener. Viel Ahnliches mit denſelben haben die ſogenannten Kramp- oder Breitziegel, die in der Mitte ihrer breiten Fläche glatt ſind, völlig wie Biberſchwänze, anſtatt, daß die vorigen ſich ſchon in der Mitte krümmen. An den beiden langen Seiten haben ſie 2 kleine, nach entgegengeſetzten Seiten gekrümmte, Ränder, von denen der niedere die Schlußkrampe, der aufwärts gebogene die Waſſerkrampe heißt; vermöge dieſer Krampen liegen dieſe Ziegel ſehr feſt. Sie haben in der Mitte eine Naſe zum Einhängen, ſind 14 3. lang, 105. breit und ½ bis ¼ Zoll dick. Ihre bei— den längern Seiten laufen, ſowie ihre ſchmälern, gleich, und jede Krampe iſt um ½ bis ½ 3. erha— ben oder niedergebogen. 2) Mauerziegel. Von dieſen giebt es eben— falls verſchiedene Arten, die ſich im Allgemeinen in die eigentlichen Mauerziegel und in ſolche theilen laſſen, welche zum Pflaſtern, Belegen der Fußböden dienen, Pflaſterziegel. Die gewöhnlichen Mauerzie— gel von länglich viereckiger Geſtalt ſind von verſchie— dener Größe nach der landesüblichen Gewohnheit. Hierher gehören auch die Wölbe- oder Keilziegel, von keilförmiger Geſtalt, die zum Wölben gebraucht Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. werden. Die ſogenannten Brunnenziegel werden zum Ausmauern der Brunnen, die Keſſelziegel zum Einmauern der Keſſel gebraucht. Sie haben dem— gemäß eine mehr oder weniger gekrümmte Form, und man macht fie des Durchbreunens halber lieber klei— ner als größer. Ferner gehören zu den Mauerzie— geln auch die Simsziegel, deren man ſich bedient, theils den Gebäuden Feſtigkeit zu geben, theils um die Schönheit derſelben zu befördern. Wo ſie fehlen, werden die gewöhnlichen Mauerziegel nach Erfor— derniß des Zwecks ausgehauen, wodurch die Simſe aber weniger haltbar werden und eine ungleiche Form bekommen. Endlich ſind unter den Mauer— ziegeln noch die ſogenannten Klinker zu erwähnen, d. h. Ziegel, welche durch ein ſtarkes Feuer eine Art Glaſur erhalten haben und zum Waſſerbaue be: nutzt werden. Die Pflaſterziegel (Fließe, Plattzie— gel) ſind von verſchiedener Form und werden auf mancherlei Weiſe benutzt. Man hat ſie vier-, ſechs— eckig, auch rund, wo man aber andere Ziegel, welche in die Zwiſchenräume von 4 runden paſſen, und Zwickelziegel genannt werden, nöthig ſind. Außer den hier genannten Ziegelwaaren giebt es noch eine Menge verſchiedenartiger, wie ſie durch das Bedürfniß erheiſcht werden. Bei allen Ziegeln muß man ſich nach dem landesüblichen Größenmaße richten, und dieſes ſtets genau inne halten. Es iſt daher eine ſehr üble Gewohnheit, wenn jede Ziegelei ein anderes Maß der Größe der verſchiedenen Zie— gelwaaren hat, indem dadurch bei der beiten Ziegel: waare der Abſatz verhindert werden kann, wenn nicht dieſelbe gerade von der vorhandenen Größe verlangt wird. Das Streichen der Ziegel. Hierzu müſſen die erforderlichen Formen vorhan— den ſein, die man von Holz, bei den Dachziegeln auch von Eiſen hat. Nachſtehende Zeichnung ſtellt eine hölzerne Zie— gelform dar. Sie wird m aus ½zölligen eichenen Bretchen verfertigt, wobei die Kopfſtücke durch die Seitenſtücke durchgeſtemmt ſind; letztere bleiben an 8 beiden Enden um 2½ 3. länger, und werden dort abgerundet. Die Ränder werden durchaus mit dünnen eiſernen Schienen be— legt, jedoch ſo, daß ſämmtliche Stifte verſenkt ſind und die Oberfläche glatt iſt. Das Innere der Form iſt in allen Richtungen vollkommen rechtwinkelig. Nachſtehende Zeichnung ſtellt verſchiedene Arten Die Ziegelbrennerei. von Rahmen zu Flachziegeln dar; fte find nach vor: geſchriebenem Maße von Eiſen verfertigt und haben bei x eine Handhabe. Ein Ziegelbretchen von Tan— nenholz, etwas länger und brei— ter als der geformte Ziegel. Bei x ift ein Ausſchnitt für die Naſe des Ziegels. Das Streichen geſchieht mit Waſſer oder Sand; letzteres iſt in der Regel beſſer, doch muß der Sand rein und ſcharf ſein. Das Ziegelgut muß ſtark in die Form geworfen und gut in die Ecken eingedrückt werden, ſowie auch die Form bei den Mauerziegeln ſtark aufzuſtoßen iſt. Die Dachziegel werden auf den Bretchen geſtrichen, auf welchen ſie zum Trock— nen gebracht werden, die Mauerziegel dagegen in Formen, die einen Boden haben, obſchon zu empfeh— len, auch ſie gleich auf den Trockenbretchen zu ſtrei— chen, wodurch die Arbeit um ein Drittel ſchneller von Statten geht und weniger gebraucht wird. Die verſchiedenartigen Manipulationen beim Streichen der verſchiedenen Ziegel ſelbſt laſſen ſich weniger be— ſchreiben, als man ſolche vielmehr ſehen muß. Das Streichen muß übrigens zu einer Jahreszeit vorge— nommen werden, wo kein Froſt ftattfindet. Man hat auch mehrfache Verſuche gemacht, die Ziegel mittelſt Maſchinen zu ſtreichen, iſt jedoch dabei nicht eben zu einem günſtigen und ſichern Ergebniß ge— langt. Durch die früher angegebene und näher be— ſchriebene Kleinmühle dürfte ſich dieſe Arbeit noch am erſten verrichten laſſen, wenn man die Offnung am Boden des Faſſes in eine verhältnißmäßige Anzahl kleinere theilt, welche der Länge und Breite eines Ziegels entſprechen. Die Offnungen müſſen durch Rahmen, welche allenfalls auf ihren Flächen mit Eiſen beſchlagen ſind, geebnet werden. Dieſe Off— nungen müſſen aufwärts, d. h. mit ihren langen Seiten ſenkrecht gerichtet ſein. Ein ſtarker eiſerner Bügel in der halben Höhe der Form gebracht, und durch deſſen Mitte eine ſtarke eiſerne Stellſchraube mit Schlüſſel geht, dient dazu, die Form ſammt ihrem Bodenbrete gegen die Offnung zu klemmen. Beim Einſetzen der Form wird ein ſtarker Meſſing— draht, welcher an der obern Ecke der linken Seite des Rahmens an einem Häckchen hängt, mit der Form herunter gedrückt, während man ſein anderes Ende mit ſeinem Knebel über dem Bügel oder auch über einem Haken wirft, damit man es gleich begrei— fen kann. Sowie nun das Bodenmeſſer der Achſe bei dieſen Formen vorübergeht, füllen ſich dieſelben mit Thon dichter an, als ein Ziegler ſie mit den Händen füllen kann. Der Arbeiter läßt nun die Stellſchraube los, der Thon wird mit dem Drahte abgeſchnitten, die Form herausgehoben und durch eine neue erſetzt. Inzwiſchen ſtreicht ein anderer Arbeiter die Form nochmals ab und giebt ſie dem Abtrager. Wenn dem Faſſe 6 ſolche Offnungen ge— geben würden, ſo dürften 2, höchſtens 3 Arbeiter zum Anſetzen und Wegnehmen der Formen nöthig ſein, und es könnten dann täglich bei 8 Arbeitsſtun— den an 10,000 Ziegel geſtrichen werden. Nöthigen— falls könnten auch ſtatt 6 einfacher Formen, 3 dop— 621 pelte angewendet werden, wodurch es den Arbeitern leichter werden würde, die Formen zu wechſeln. Das Trocknen der geſtrichenen Ziegel. Hiervon hängt die Güte der Ziegelwaare ab, und es wird hierbei häufig der Fehler begangen, daß man den Ziegeln nicht gehörige Zeit zum Austrock— nen läßt, oder das Trocknen durch Zutritt eines zu ſcharfen Luftzuges zu ſehr beſchleunigt. Bei dem Trocknen im Trockenſchuppen hat man es durch die Luftluken in feiner Gewalt, einen ſtärkern oder ſchwächern Luftzug zu bewerkſtelligen. Je feuchter die Maſſe war, aus welcher die Ziegel geſtrichen worden, um ſo mehr muß man im Anfange den ſtarken Luftzug abzuhalten ſuchen. Je ſtärker die Ziegel ſind, eine um ſo längere und ſtärkere Trock— nung durch die Luft muß ihnen zu Theil werden. Man hemmt die Stärke des Luftzugs, ſobald man an friſch geſtrichenen Ziegeln bemerkt, daß ſie ſehr ſchnell trocknen, oben anfangen plötzlich eine Kruſte zu bekommen, und ſobald ſich auf den getrockneten Stellen Spuren kleiner Riſſe zeigen. Wenn man auch den im Anfange nur mäßig ſtattfindenden Luft: zug nach und nach verſtärken kann, ſo muß man doch einen zu heftigen Luftzug ſtets vermeiden, beſonders bei wechſelnden Winden. Trocknet man die Ziegel im Freien, ſo werden ſie, nachdem ſie ſoweit über— trocknet ſind, daß ſie eine gewiſſe Derbheit erlangt haben, in Schichten dergeſtalt aufgeſtellt, daß die Luft durch ſie durchziehen kann, oben aber mit Stroh überdeckt. Ja man trocknet die Ziegel auch, indem man ſie ohne alle Bedeckung neben einander ausbreitet; doch erfolgt das Trocknen hier ſehr un— vollſtändig, wenn nicht die Witterung beſonders günſtig iſt; daher ſelten eine gute Ziegelwaare, und allenfalls nur taugliche Mauerziegel gewonnen werden. Das Einſetzen und Brennen der Ziegel. Die Mauerziegel werden auf die Mittel- und Wandbänke auf die lange ſchmale Seite ſo dicht an einander geſetzt, daß die Zwiſchenräume %/, bis 13. betragen, und Schicht um Schicht dabei mit der Stellung gleichlaufend mit den Seitenwänden des Ofens und auch ſchief und quer über gewechſelt und ſo bis zu der Höhe fortgefahren, wo die Schür— löcher geſchloſſen werden. Drei Fuß im Lichten gilt hierbei für das beſte Maß der Höhe. Um nun die Schürkanäle oben zu ſchließen, wird bei fortgeſetztem Einſetzen jede Ziegelſchicht von beiden Seiten gegen die Schürkanäle etwas ausgerückt, bis die Offnung mit einem geſtürzten Mauerziegel, der auf beiden Seiten noch hinreichend aufliegt, geſchloſſen werden kann. Doch muß dieſes Ausrücken der Ziegel nur ſehr allmälig geſchehen, damit die Kappen der Schür— gaſſen mehr hoch werden. Um nun den Zwiſchen— raum, der an den Wänden der Seitenbänke und in der Mitte der Mittelbänke durch dieſes Ausrücken gegen die Feuerungskanäle entſteht, auszufüllen, ſetzt man erſt Ziegel nach der Länge und höher in 622 Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. einer etwas ſchiefen Richtung ein. Nachdem die Schürlöcher geſchloſſen ſind, werden die Ziegel in der ganzen Ausdehnung des Ofens in gefügten Schichten, abwechſelnd der Länge und der Breite nach, auch wohl über Eck, mit -bis Izolliger Entfernung eines jeden Ziegels von dem andern eingeſetzt, und damit bei einem gewölbten Ofen bis zum Gewölbe, bei einem ungewölbten bis an die Mantelmauer fortgefahren, worauf man bei letzteren den Mantel oder die Decke darüber macht. Man be— legt nämlich die oberſte geſtürzte Schicht Ziegel mit 2 bis 3 Schichten flach und dicht an einander geleg— ten gebrannten Ziegel, wovon die obere Schicht die Fugen der untern bedeckt, legt aber dabei, auf der ganzen Decke gleichmäßig vertheilt, 6 3. in's Qua— drat große Luftlöcher reihenweiſe an. Dieſe Reihen, welche in gerader Linie nach der Breite des Ofens laufen, müſſen von einander, ſowie die in den Rei— hen einander ſchräg gegenüber ſtehenden Löcher unter ſich etwa 3 Fuß von einander entfernt ſein. Dieſe Löcher werden mit einer darauf gelegten Ziegelplatte bedeckt, um während des Brandes zu gehöriger Lei— tung des Feuers geöffnet und geſchloſſen werden zu können. Alle übrigen Fugen dieſer Decke werden gut mit Lehm verſtrichen, aber erſt nach beendigtem Schmauchfeuer. Will man Mauer -oder Dachziegel zugleich brennen, ſo dürfen die letztern nicht zu nahe an das Feuer kommen. Deßhalb müſſen in dem Ofen noch einige Schichten Ziegel hoch über den Schürlochſchlöſſern Mauerziegel eingeſetzt und dar— über erſt die Dachziegel geſchichtet werden. Letztere werden immer paarweiſe mit der platten Seite dicht an einander auf die Seitenkante geſtellt, ſo daß nur immer zwiſchen 2 Paaren der oben erwähnte kleine Zwiſchenraum bleibt. 18 bis 20 Schichten gut ge— trocknete Dachziegel können über einander geſetzt wer— den; höher darf man ſie aber nicht über einander ſetzen. Uber die oberſte Schicht Dachziegel wird der Mantel, wie oben angegeben, gefertigt. Bei Stein— kohlen- und Torffeuerung werden die Zwiſchen— räume zwiſchen den Ziegeln etwas weiter gemacht. Wird Kalk mit gebrannt, ſo kommt derſelbe unten hin und die Schürlöchergaſſen werden damit gewöl— beförmig überſetzt. Um dem Feuer durch die Kalf: ſteine gehörigen Zug zu verſchaffen, ſetzt man 3 bis 4 3. dicke Holzſtücke etwa in 3 F. Entfernung mit ein, wodurch nach dem Verbrennen derſelben Zug— röhren entſtehen. Die Operation des Brennens theilt man in 3 Perioden; das Abſchmauchen, das Garbrennen und das Auskühlen. Die noch im Innern der getrockne— ten Ziegel zurückgebliebene Feuchtigkeit darf nur durch geringe Feuerhitze herausgebracht werden, in— dem ſonſt die Ziegel verglaſen, Riſſe bekommen oder verderben. Deßhalb muß man bei unverſchmierter Decke und mit Offnung der Luftlöcher, zwar in allen Schürlöchern zugleich, aber nur ganz vorn ein Feuer von klein gemachtem, gut ausgetrocknetem Holze, oder auch von Steinkohlen oder Torf, anmachen und gleichmäßig unterhalten. Hierbei fangen die Ziegel an zu ſchwitzen, ſie geben ihre Feuchtigkeit von ſich, und es geht ein ſtarker, dicker, ſchwarzer, feuchter Rauch ab. So lange man in dieſem Rauche, wenn man ihn mit der Hand auffängt, noch die geringſte Feuchtigkeit wahrnimmt, muß man das Feuer an derſelben Stelle unterhalten, ohne es je— doch zu verſtärken, nur mit 2 bis 3 Scheiten Holz in jedem Feuerungskanale, wobei man die Kohlen gehörig ausbrennen laſſen muß. Sobald man aber keine Feuchtigkeit mehr an dem Rauche der äußern Reihen der Zuglöcher verſpürt, bedeckt man dieſe mit Ziegelplatten und ſchiebt nun das Feuer weiter in die Schürkanäle hinein, und fährt ſo fort nach der Mitte zu die Ziegel abzuſchmauchen, und nach und nach, Reihe an Reihe die Zuglöcher zu ſchlie— ßen. Ein ſicheres Zeichen iſt es, daß die Ziegel ge— nug geſchmaucht ſind, wenn der aufſteigende Rauch an den Ziegeln der Luftlöcher Ruß anzuſetzen an— fängt. Das Geſchäft des Schmauchens wird häufig aus falſcher Anſicht übereilt; nichts hindert aber das gute Ausbrennen der Ziegel mehr, nichts ver— dirbt ſie mehr und bringt größeren Verluſt hervor, als wenn die Feuchtigkeit aus denſelben nicht gehö— rig und vorſichtig ausgetrieben wird. Ein neuer, aber auch jeder alte Ofen muß im Frühjahre, um die den Winter über geſammelte Feuchtigkeit daraus verdunſten zu laſſen, mit einem leicht flammenden Feuer zuerſt ausgewärmt werden. Nachdem das Ab— ſchmauchen fertig iſt, werden die Fugen der Decke mit Lehm verſtrichen, obſchon dennoch die Decke beim Brennen Riſſe bekommen wird. Daher wird es nothwendig, über die Deckziegel noch eine dünne Lage Sand zu ſchütten, welcher in die entſtehenden Riſſe fällt und ſie verſchließt. Beſonders entſtehen durch das Zuſammenziehen der Decke an den Ofen— ſeiten Spalten, welche ſorgfältig mit Lehm und Sand verwahrt werden müſſen. Dieſes Bedecken muß auch in dem Falle erfolgen, wenn ſich bei ge— wölbten Ofen während des Brandes Riſſe im Ge— wölbe zeigen. Wenn nun durch gehöriges Abſchmauchen der Ziegel und Bedecken des Ofens die Ziegelwaare zum ſtärkſten Feuer gehörig vorbereitet iſt, ſo erfolgt die zweite Periode beim Brennen der Ziegel, das Garbrennen. Sowie man beim Abſchmauchen mit dem Feuer von Außen nach der Mitte der Feuerungs— kanäle zu rückte, ſo fängt man auch bei dem Garbren— nen wieder von vorn an. Man zieht das Feuer her— vor, verſchließt alle Zuglöcher mit Ausnahme der äußerſten Reihe und verſtärkt allmälig das Feuer bis zu 5 bis 6 großen Scheiten Holz in jeder Schür— gaſſe; immer müſſen aber die Kohlen gut ausbren— nen. Sobald man aber durch die Zuglöcher an der Decke das Feuer ſehen kann, und ein Paar Schich— ten der Ziegel über den Schlöſſern der Feuerungs— kanäle ſchon rothglühend erſcheinen, wird das Feuer in jedem Kanale auf 9 bis 10 Scheite verſtärkt und nicht eher, als bis die übrigen Schichten nebſt der Bedeckung rothglühend find, legt man fo zu, daß die Feuerungskanäle vorn fait ganz mit Scheiten bis oben voll ſind, wobei man jedoch immer wieder den Kohlen Zeit laſſen muß, ihre Hitze von ſich zu ge— ben, bevor man auf's Neue zulegt. An dem Schloß der Feuerungskanäle erkennt man am beſten, wenn — ˙ — —ꝝ— — Er Die auf's Neue nachgelegt werden muß; daſſelbe darf nämlich von einem Einlegen des Feuerungsmate— rials zum andern nicht von ſeiner Hitze verlieren und nicht dunkler werden. Dieſes ſtarke Brennen muß ununterbrochen fortgeſetzt werden, bis man durch die erſte Reihe der Zuglöcher bemerkt, daß die Ziegel mehr weiß als hellroth ſind, häufig Funken ſprühen, und die aus den Zuglöchern aufſteigenden Flammen hell und klar erſcheinen. Iſt dies der Fall, ſo rückt man einwärts fort zu einer neuen Reihe Zuglöcher, nimmt die dieſelben bedeckenden Ziegel weg und verſchließt dagegen die äußerſten Reihen der Zuglöcher über den bereits gar gewordenen Zie- geln mit den Deckziegeln und überſchüttet dieſe noch mit etwas Sand. Wenn eine Reihe Zuglöcher bald fertig iſt, jo fängt man an, die nächſte, die ſodann geöffnet werden ſoll, dadurch vorzubereiten, daß man einige Holzbrände etwas tiefer in die Feue— rungskanäle hineinſtößt; auch öffnet man ſchon hie und da zum voraus in der Reihe, an welche man nun kommt, ein Zugloch. Wenn man ſo von beiden Seiten mit den 2 äußern Reihen der Zuglöcher fer— tig geworden iſt, ſo geht es dann eben ſo raſch nach der Mitte des Ofens zu. Die Hitze muß nun im— mer in demſelben Grade fortgeſetzt werden. Am Ende ſind alle äußern Reihen der Zuglöcher geſchloſ— ſen, mit Sand überdeckt und nur die mittelſten offen. Während dieſes reihenweiſen Garbrennens muß man ſtets die ſorgfältigſte Aufſicht führen, und mitten un— ter den aus den offnen Zuglöchern heraus fahrenden Flammenzungen unabläſſig den Ofen oben begehen, um den Grad des Brandes zu beobachten, damit man das Feuer gehörig regieren und leiten kann. Wenn die Mitte auch durch iſt, ſo erſcheint der ganze Brand beendigt. Das Anſehen der Zuglöcher, des Rauches und der Flamme ſind die ſicherſten Kennzeichen zur Beurtheilung des Grades der Hitze und des Zuges. Bei einem ordentlich fortgeſetzten Brande iſt der Dampf zuerſt, während des Schmauchens, ſcharf, feucht, dunkel und ſtinkend; dann trocken; immer noch dunkel und ohne Feuerſchein. Später wird der Rauch beim Brennen ſchwarz, mit rothem Feuer— ſchein, wenn das Holz flammt; mit dunkelrothem, wenn die Kohlen glühen. Endlich wird der Schein ſpitzer, hochroth und ſchlägt ein gutes Stück über die Ziegellöcher auf, und zuletzt ganz hell, beinahe weiß, und kleine ſpitzige Funken dienen als Zeichen, daß die Ziegel gehörig durchgebrannt ſind. Erſcheint der Brand an der einen Seite des Ofens weiter vorge— rückt, als an der andern, ſo braucht man deßhalb nicht die Hitze an dieſer Seite ängſtlich zu dämpfen, oder an der entgegengeſetzten zu vermehren; man läßt vielmehr mit Sicherheit die Hitze von den bei— den Seiten nach der Mitte zu fortſchreiten, und ſieht dabei nur darauf, daß ſie immer in den Zuglöchern einer Reihe gleichmäßig bleibe, und ſo von beiden Seiten zuſammentreffe, wenn dies auch nicht gerade in der Mitte des Ofens iſt. Außert ſich aber dage— gen ein ungleicher Grad der Hitze in den Zuglöchern in einer und derſelben Reihe, ſo muß man da, wo die Hitze am ſtärkſten iſt, dieſe etwas dämpfen, vor⸗ nehmlich mittelſt Verſchließung der heißeſten Zug— Ziegelbrennerei. 623 löcher, während nur die offen gelaffen werden, wo ſtarke Hitze Noth thut. Die Ziegel ziehen ſich wäh— rend des Brennens etwas zuſammen, und müſſen alſo auch im Ofen etwas zuſammenſinken. Aus dieſem Zuſammenſinken nun abnehmen zu wollen, wie dieß häufig geſchieht, daß die Ziegel gar ge— brannt ſind, iſt ſehr trüglich, und man wird nie ſicher ſein können, daß der Brand nicht ganz verdor— ben werde, wenn man das gehörige Durchbrennen der Ziegel auf keine andere Art erkennen kann, in— dem durch ein Verſehen beim Einſetzen u. ſ. f. die Ziegel leicht an einer Seite einſinken können. Nach dem Brennen erfolgt nun das Abkühlen, was ebenfalls mit der gehörigen Vorſicht geſchehen muß, weil fonft großer Nachtheil erfolgen kann. Nach vollendetem Brande muß der Ofen verſchloſ— ſen werden, weil ſonſt die Ziegel zu ſchnell abkühlen und die meiſten ſpringen. Man muß daher des Ab— kühlens halber noch einmal in allen Schürlöchern mäßig zulegen, und gleich darauf die Schürlöcher vermauern. Zugleich müſſen alle Zuglöcher oben auf dem Ofen gut verſchloſſen und alle Ritze gut vermacht ſein, worauf man den Ofen langſam ab— kühlen läßt. Wann ein Brand abgekühlt erſcheint, dies hängt von der Größe des Ofens, der Witte— rung u. ſ. w. ab. Beim Herausnehmen des Ziegel— gutes muß man vorſichtig verfahren und Alles Be— ſchädigte und Ungerathene ausſchießen. Aus dem bisher Angeführten ergiebt ſich nun, daß die Ziegel beim Brennen hauptſächlich auf folgende Arten ver— dorben werden können. 1) Wenn ſie nicht trocken genug in den Ofen kommen. 2) Wenn die Feuerung gleich anfangs zu ſtark betrieben wird, wodurch ein Theil der Ziegel ver— glaſt, von den übrigen viele riſſig, die meiſten ſchlecht werden. 3) Wenn die Ziegel zu dicht und die Schichten nicht in abwechſelnden Richtungen eingeſetzt werden, wodurch das Feuer einen ungleichen und ſchlechten Zug durch den Ofen erhält, und alsdann viele un— vollkommen gebrannte Ziegel zum Ausſchuß kom— men müſſen. 4) Wenn die Feuerung nicht gleichmäßig betrie— ben wird, wodurch man nicht nur mehr Brennma— terial verbraucht, ſondern auch viele ſchlechte Ziegel erhält. 5) Wenn die Ziegel nicht hoch genug aufge— ſchichtet werden, wobei viel Hitze ganz unbenutzt verloren geht und die den Schuͤrlöchern zunächſt lie— genden Ziegel verglaft werden oder gar ſchmelzen. 6) Wenn die Wölbung der Feuerungskanäle oder Schürgaſſen (das Schloß) nicht gut geſetzt iſt, in Folge deſſen der ganze Satz einſinken, und wobei die Flamme durchbrechen und die ganze Ziegelei ein Raub derſelben werden kann. 7) Wenn der Ofen zu jählings abgekühlt wird, wobei die meiſten Ziegel entzwei gehen, oder doch Sprünge erhalten. 624 Kennzeichen guter Ziegel. Sie müſſen ſcharfe Kanten und Ecken haben, welche nicht leicht mit der Hand ſich abbröckeln laſ— ſen; ſie müſſen ferner einen ſchönen hellen Klang beim Anſchlagen geben; ein feines, gleichförmiges, dichtes Anſehen auf dem Bruch haben; wenig ab— färben; die Eigenſchaft beſitzen, ſich mit dem Mauer— hammer gut behauen zu laſſen, ohne zu zerſtückeln; ein verhältnißmäßig geringes Gewicht zeigen, und ganz beſonders eine geringe Zunahme an Gewicht, wenn man die Ziegel einige Tage in Waſſer lie— gen läßt; auch darf beim Hineinthun der Ziegel in das Waſſer nicht vieles Blaſentreiben und ein ſingender Ton wahrgenommen werden. Gute Zie— gel dürfen in 24 Stunden und bis zu ihrer Sätti— gung nicht mehr als 4 bis 5 Prozent ihres Ge— wichts Waſſer an ſich ziehen. Je weniger unter glei— chen Verhältniſſen und je langſamer die Ziegel Waſſer einſaugen, und je ſchneller ſie es wieder von ſich geben, deſto beſſer ſind ſie. Auch müſſen gute Dachziegel, zu einem hohen Grade erhitzt, ſogleich Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. im kalten Waſſer abgekühlt werden können, ohne daß ſie davon beſchädigt werden. Dagegen iſt die bläſſere oder ſchönere rothe Farbe ein trügliches Kennzeichen, indem die Farbe von einer größern oder geringern Zumiſchung von Eifenoryd herrührt, und der Thon, welcher daſſelbe weniger enthält, nur ein ſtärkeres Feuer bedarf, um gleich gutes Ziegel— gut zu geben. Zwar darf die Oberfläche der Mauer— ziegel nicht uneben und höckerig, doch aber auch nicht glatt und glaſig fein, indem ſonſt der Mörtel nicht gut haftet. Schriften. Gyllin, Handbuch der Land— baukunſt. 2e Aufl. Berlin und Halle, 1822. Voit, die Landbaukunſt in ihren Haupttheilen. Augsburg, 1825 —29. Jöndl, landwirthſchaftliche Baukunſt. Prag, 1828. Schaller, der wohl unterrichtete Ziegler. Ilmenau, 1828. Über Bereitung guter Ziegel überhaupt und der Dachziegel insbeſondere. Dresden, 1833. Kirchhof, das Ganze der Land— wirthſchaft. Ar Bd. 208 Hft. Leipzig, 1836. Geb: hardt, über das Ganze der Ziegelfabrikation. Quedlinburg, 1837. Kalkbrennerei. Das Kalkbrennen wird auf verſchiedene Weiſe, und zwar theils als Haupt-, theils als Nebengeſchäft beſorgt. Erſtern Falls geſchieht das Brennen regel— mäßig in der Nähe großer Kalkbrüche in beſonders dazu erbauten Kalköfen; letztern Falls fährt man den benöthigten Kalkſtein an und brennt ihn in Gruben, oder Meilern oder nebenbei in Ziegelöfen. Die Kalk— öfen kommen in Vielen mit den Ziegelöfen überein, und ſind mit dicken Mauern verſehen. Sie haben mancherlei Form und ſind hauptſächlich in ihrer innern Einrichtung ſehr verſchieden; bei allen aber bleibt immer Haupterforderniß, daß ſie der Natur des zu brennenden Kalkſteins und der Feuerungs— mittel, welcher man ſich zum Brennen bedient, ge— mäß eingerichtet ſein müſſen. Nach den gewöhnli— chen Annahmen unterſcheidet man fünferlei Arten der Kalköfen im Weſentlichſten, und es wird bald dieſer, bald jener Art der Vorzug gegeben, obſchon man im Ganzen darüber noch nicht ganz einig iſt, welche Art die beſte ſei. Die erſte hat die Geſtalt eines Würfels; die zweite gleicht einer vierſeitigen Säule; die dritte iſt cylinderförmig; die vierte hat die Geſtalt eines umgekehrten Kegels, und die fünfte endlich gleicht einer umgekehrten Pyramide. Einige der Kalköfen ſind mit einem beſondern Aſchenherde, und über dieſem mit einem eiſernen Roſte verſehen; bei andern fehlt der Roſt und die Steine werden im Bogen aufgeſetzt. Ferner unterſcheidet man Stich— öfen, wohin beſonders die beiden letzten der oben angeführten Arten gehören, und gewölbte Ofen. Jene ſind oben offen, und haben den Vorzug, daß man unten die gebrannten Kalkſteine herausnehmen und ſie durch die obere Offnung von Neuem wieder mit rohen Steinen anfüllen kann; die gewölbten, im obern Theile durch ein Gewölbe verſchloſſenen Ofen halten dagegen die Hitze beſſer zuſammen, weßhalb ſie eine nicht unbeträchtliche Erſparung an Brennmaterial gewähren, die aber auf der andern Seite durch die vermehrten Koſten der Heraus- und Hereinſchaffung des Kalkes aufgewogen wird. Ge— wöhnlich beſteht der Kalkofen in einem oben offenen Cylinder von 10 bis 12 F. Höhe und 5 bie 8 F. Weite, welcher an ſeinem untern Grunde mit einer Offnung für das einzubringende Brennmaterial und den nöthigen Luftzug verſehen iſt. Will man den Kalk mit Torf oder Braun- und Steinkohlen bren— nen, ſo erhält der Ofen die Geſtalt eines umge— kehrten Kegels, mit einer Thüre an ſeinem engern Theile, zum Herausnehmen des Kalks. Das Brennen des Kalks in den Kalköfen wird nach der gewöhnlichen Weiſe folgendermaßen be— werkſtelligt. Der Ofen wird in der Art mit Kalk— ſteinen angefüllt, daß Zwiſchenräume genug blei— ben, um der Flamme einen freien Durchzug zu ge— ſtatten, worauf man, bis zum völligen Austrock— nen der Steine, anfänglich ein ſehr gelindes Feuer giebt, und daſſelbe nur nach und nach bis zur Vollendung des Brandes verſtärkt. Die Feuerung wird aber ſo lange fortgeſetzt, bis feurige Funken ſich aus dem Ofen erheben und kein dicker Rauch mehr bemerkbar iſt; ſie wird mit Holz oder mit Steinkohlen bewirkt. Soll das Brennen des Kalks in Gruben ſtattfinden, ſo füllt man dieſe ſo weit mit Kalkſteinen aus, daß nur ein leerer Raum für die Feuerung übrig bleibt, und ihre Offnungen werden mit Thon oder auch mit Kalkſteinen zuge— deckt. Die ſogenannten Kalkmeiler oder Feldöfen werden eben ſo wie die Ziegelmeiler aus bloßen Kalkſteinen in der Geſtalt eines Ofens errichtet, und in jene mit dem Feuerungsſtoff untermengt. Die Kalkbrennerei. Soll der Kalk nebenbei in Ziegelöfen gebrannt werden, ſo giebt man, nach Verſchiedenheit des Verfahrens beim Ziegelbrennen, dem Kalkſtein einen ſolchen Platz, daß er keiner gar zu großen Feuer— hitze ausgeſetzt iſt. Nur da, wo das Kalkbrennen als Nebenbeſchäftigung betrieben werden ſoll, kann es rathſam fein, daſſelbe in Ziegelöfen zu bewir— ken, oder wo das Feuerungsmaterial ſehr wohlfeil und im Überfluß vorhanden iſt, angemeſſen fein, wenn man minder günſtige Ergebniſſe erhält, zu einer andern Art des Kalkbrennens überzugehen. Zum Brennen des Kalkes mit Holz iſt ein be— ſonderer Ofen nöthig, deſſen Haupteinrichtung im Weſentlichſten dahin geht, daß der Kalkſtein mit möglichſt geringſter Feueranwendung gar gebrannt, und die möglichſt geringſte Maſſe von ungebranntem Kalkſtein zurückbleibt. Zwar gewährt in dieſer Be— ziehung, wie ſchon früher erwähnt, ein durch ein Gewölbe geſchloſſener Ofen den Vortheil, mit der geringſten Menge Holz den Kalk vollkommen zu brennen; hingegen ſchmälert die dadurch verur— ſachte Mehrarbeit, indem der Ofen nach jedem Brande geräumt werden muß, dieſen Gewinn, zu— mal das Brennen ſo viel langſamer erfolgt, daß man um ſo mehr Ofen haben muß. Deßhalb ſind die offenen Ofen bei zweckmäßiger Einrichtung vor— zuziehen. Ein ſolcher offener Ofen bildet nach der äußern Geſtalt eine oben abgeſtutzte ſechseckige Py— ramide. Das ganze, maſſiv gebaute Gebäude muß auf einem feſten Grunde ſtehen. Mitten in dieſem Gebäude befindet ſich eine runde, umgekehrt trich— terförmige, nämlich oben ſchmälere und unten brei— tere Offnung, Schacht genannt, welche bis etwa 1% Elle über den Grund geht, wo fie einen ganz feſt gemauerten Boden hat. Die jenen Schacht umſchließenden Mauern ſind an 4 Ellen dick, und unten an der Sohle des Schaftes befinden ſich an drei Seiten, ſo daß immer eine Seite des Sechs— eckes dazwiſchen bleibt, viereckige, oben gewölbte Offnungen von 1 Elle Breite und etwa 1½ Elle Höhe, welche mit eiſernen, gut ſchließenden Thüren verſehen ſind. Der Boden dieſer Offnungen, wel— cher zwar mit dem Boden des Schachtes gleich iſt, geht doch vom Schachtboden nach auswärts etwas ſchräg abfallend zu. Auch der Schachtboden iſt, einem Flaſchenboden gleich, etwas gewölbt, und daher in der Mitte etwa um %, Ellen höher, als am Rande. Der Schacht ſelbſt hält unten 7 bis 8 Fuß, oben 6 Fuß im Durchmeſſer. Unmittelbar über dem Grunde iſt der Schacht von einem ſechseckigen Gewölbe umgeben, ſo daß man rundherum um den— ſelben gehen kann, und dieſes Gewölbe dient zu— gleich zur Aufbewahrung des Kalkes und iſt mit der Decke etwa 4 bis 4% Ellen hoch. Über die— ſem Gewölbe befindet ſich ein zweites, welches ſo wie jenes im Sechseck rund um den Schacht her— um geht, und von beliebiger Höhe ſpitz gewölbt iſt; die Wölbung deſſelben läuft unmittelbar in das Mauerwerk aus, welches über demſelben zu— gleich die äußere und die Schachtmauer bildet, die jedoch da, wo ſie zu dick ſein würde, mit Schutt ausgefüllt iſt. In dieſem zweiten Gewölbe nun, Kirchhof, Landwirth. 625 in welches von dem untern eine Treppe hin— aufführt, befinden ſich an drei Seiten des Sechs— eckes, welches die äußere Mauer des Schachtes bildet, drei Feuerungen, 1 Elle im Quadrat hal— tend und 1 Elle über dem Boden erhaben, die bis in den Schacht hineingehen. Dieſe Feuerungen haben für Scheitholz einen engern, für Stockholz oder Torf einen weitern Roſt. Das Aſchenloch geht durch das Gewölbe in das untere durch, bis— weilen befindet ſich daſſelbe aber auch nur unmit— telbar unter dem Roſte. Im erſtern Falle gewährt der Roſt mehr Zug. An den andern drei Seiten des Sechseckes befinden ſich abermals etwa 1 Elle im Quadrat haltende Offnungen mit gut ſchließen— den eiſernen Thüren, die 2 bis 3 Ellen, auch noch etwas höher als die Feuerungen, alle drei aber in ungleicher Höhe angebracht ſind. Dieſe Offnun— gen, welche ebenfalls bis in den Schacht hinein— gehen, ſind dazu beſtimmt, den nach dem Brennen zu ſehr hängenden Kalk durchzuſtoßen. Die Höhe des ganzen Schachts beträgt bis zu ſeiner oberſten Mündung 20 bis 24 Ellen; das Gebäude iſt dort mit einer 1 Elle hohen Barriere rundherum ver— ſehen, welche die Plattform überragt. Die Platt— form iſt von der Schachtöffnung nach der Barriere zu abhängig, und es führen durch dieſe einige Rinnen zur Ableitung des Regenwaſſers. Über den Feuerungs- und Ziehlöchern befindet ſich zwi— ſchen der Schacht- und äußern Mauer ein rund um den Schacht herumgehender Kanal, von etwa ½% Elle im Durchmeſſer, welcher mit Steinkohlen— aſche, oder in Ermangelung dieſer mit Holzaſche oder loſem Schutt ausgefüllt iſt, um das Springen der Schachtmauer zu verhindern. Das Brennen in einem ſolchen Ofen geſchieht nun auf folgende Weiſe. Die Kalkſteine werden von der Größe, wie ſie gebrochen worden, zuerſt auf dem Boden des Schachtes ſo aufgeſetzt, daß ſie ein über die Schachtſohle ziemlich vorragendes Gewölbe bilden, worauf alsdann durch die obere Offnung des Schachts die Kalkſteine darauf ge— ſchüttet werden, bis dieſer ganz voll iſt. Zum Her— aufſchaffen der Steine führt auf den obern Theil des Ofens eine hölzerne Brücke. Nachdem die Schacht ganz vollgefüllt iſt, werden, bis auf die Offnungen im unterſten Gewölbe, alle andern Off— nungen gut verſchloſſen und die Ritze bei den Thü— ren mit Lehm verſchmiert; in den untern aber wird zu feuern angefangen. Das erſte Brennen geht langſamer vor ſich, indem die untern Löcher kei— nen Roſt haben, auch das Gemäuer, bis es durch— wärmt iſt, einen großen Theil der Feuerhitze an ſich zieht. Daher muß man im Anfange ein Paar Tage ununterbrochen Tag und Nacht brennen, be— vor man Kalk herausnimmt. Das Herausnehmen des Kalkes nennt man das Ziehen; die gebrann— ten Kalkſteine bleiben in den Schacht hängen, und es muß daher das von Kalkſteinen gebildete Ge— wölbe über der Schachtſohle mit eiſernen Stangen durchgeſtoßen werden. Ein Theil des gebrannten Kalkes fällt durch die unterſten Offnungen, wo ge— feuert worden war, von ſelbſt heraus, es wird 79 626 aber noch fo viel, als man nöthig hält, mit eiſer— nen, mehrzinkigen Kratzen herausgezogen. Beim erſten Mal zieht man nicht zu ſtark. Nach dem Ziehen wird oben im Schacht wieder nachgefüllt, bis er voll iſt. Wenn zum erſtenmal gezogen iſt, werden die untern Offnungen geſchloſſen, und man feuert nun in den eigentlichen Feuerungen im obern Gewölbe. Gewöhnlich feuert man im Anfange 18 Stunden hinter einander, verdeckt ſodann die obere Offnung des Schachtes mit zwei eiſernen Deckeln 6 Stunden lang und zieht ſodann den Kalk. Es werden die untern Offnungen geöffnet und der Kalk herausgezogen, der nun nicht mehr hängt; ober— halb der Feuerung dagegen hängt er nun gewöhn— lich, und muß dort mit den eiſernen Stangen durch— geſtoßen werden. Hängt der Kalk nicht, ſo iſt dies gewöhnlich ein Zeichen, daß er nicht gehörig in der Mitte durchgebrannt iſt. Der gezogene Kalk bleibt nun im untern Gewölbe bis zum Verbrauch. Die nicht durchgebrannten Steine ſind auszuſuchen und wieder oben in den Schacht hineinzubringen. Nach 4 Stunden erſcheint der Kalk gewöhnlich ſo weit abgekühlt, daß er verladen werden kann. Nach je— desmaligem Ziehen füllt man den Schacht wieder mit friſchen Steinen nach. Wenn man einige Tage gebrannt hat und dann das Mauerwerk gehörig durchwärmt iſt, ſo kann nun in 24 Stunden zwei— mal (Früh und Abends) gezogen werden; auch braucht man dann weniger Feuerungsmaterial. Überhaupt aber bleibt der Ofen fo im Gange, fo lange man Kalk zu brennen beabſichtigt. Wie viel Kalk auf einmal gezogen werden kann, darüber kann nur die Erfahrung, wie der Ofen wirkt, und die Beſchaffenheit des Steines iſt, entſcheiden. Ein Ofen unten von 8, oben von 6 Fuß im Durchmeſſer des Schachtes und von 20 Ellen Höhe faßt 1½ Kubikruthe, oder 9 Haufen Steine, von denen jeder 3Y, Ellen lang und breit und 2 Ellen 2 Zoll hoch iſt. Ein jeder ſolcher Haufen liefert 60, und bei hartem Kalkſtein auch 64 preuß. Scheffel gebrann— ten Kalk. Bei hartem Steine können in einem einmal durchwärmten Ofen in 24 Stunden auf 180 preuß. Scheffel Kalk gezogen werden. Dazu braucht man an % weichem Scheitholze in 24 Stunden 4 bis 5 Klaftern. Um das Feuer zu ver— ſtärken, macht man das Holz um ſo kleiner. Am beſten wird beim Kalkbrennen fichtenes Holz ver— wendet. Bei Stockholz und bei Torf kann man in 24 Stunden nur einmal ziehen. Beim Brennen in einem ſolchen Ofen ſind vier Perſonen beſchäf— tigt, nämlich zwei beim Nachlegen des Holzes und beim Ziehen, die Tag und Nacht mit einander ab— wechſeln, ferner eine Perſon zum Nachfüllen des Schachtes, und eine vierte endlich zum Herauf— ſchaffen des nicht durchgebrannten Kalkes in den Schacht. Man kann auch, um das Feuer mehr zu concentriren, auf dem Schacht eiſerne Deckel mit Klappen, welche letztere ſo lange offen bleiben, als nur Rauch entquillt, dann aber, ſobald Funken auftreiben, geſchloſſen werden. Zum Brennen des Kalkes in dergleichen Ofen werden die Steine be— ſonders beim Brechen ausgeſucht; man nimmt hier— Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. zu die größten und größern Stücke von der härte— ſten Art, indem dieſe am beſten in einem ſolchen Ofen durchbrennen und auch den beſten Kalk lie— fern. Die zweite Art Kalköfen ſind die ſogenannten Schneller, in denen man den Kalk zwar auch mit Holz oder Torf, gemeiniglich aber mit Stein— kohlen brennt. Dieſe Schneller ſind zwar bei wei— tem minder koſtſpielig in der Herſtellung, der Kalk wird aber auch weniger gleichmäßig durchgebrannt, es wird derſelbe mit der Aſche des Brennmaterials vermiſcht, und es iſt von letzterem eine größere Menge zum Brennen ſelbſt erforderlich. Ein ſolcher Schneller iſt ebenfalls von Mauerwerk gebaut und hat einen Schacht, der aber förmlich trichterförmig, . d. h. oben beträchtlich weiter als unten iſt. Die etwa 3 Ellen über dem Fußboden erhabene Sohle dieſes Schachtes bildet zuerſt einen auf einem ge— mauerten Boden ruhenden Sattel, welcher in der Mitte des Schachtbodens querüber geht und nach oben zu eine ſpitze Kante bildet. An jeder der beiden Seiten dieſes Sattels befindet ſich, ſo weit als der Schachtboden geht, ein eiſernes Gitter, zum An- und Abflappen eingerichtet, jo daß dieſe Theile des Schachtbodens nach Belieben geöffnet und geſchloſſen werden können. Die Holzfeuerung iſt bei den Schnellern ziemlich koſtſpielig und kei— neswegs zu empfehlen; man wird vielmehr beſſer thun, bei Holzfeuer, wenn man keinen ordentlichen Ofen hat, die Kalkſteine wie beim Ziegelbrennen in ſogenannte Feldöfen zu ſetzen. Wenn man nun anfängt zu brennen, ſo wird auf den Sattel und die angeflappten Eiſengitter eine Schicht trocknes Reiſig ausgebreitet, und bei der Feuerung mit Torf, kommt auf dieſe eine Schicht Torf, ſodann Kalkſteine nicht zu dicht, und fo fort, bis der ganze Schacht vollgefüllt iſt; obenauf bringt man aber noch eine ftarfe Schicht Feuerungsmate— rial. Bei Feuerung mit Steinkohlen breitet man auf jene Schicht Reiſig etwas Stroh und bringt nun eine Schicht kleine geklopfter Steinkohlen, eine Schicht Kalkſteine darauf u. ſ. f. Sobald der ganze Schacht angefüllt iſt, wird von unten angezündet. Das Brennen dauert gewöhnlich 24 Stunden, wor— auf man zieht, und zwar, wenn fortgebrannt wer— den ſoll, nur die Hälfte der ganzen Schachtfüllung. Alsdann wird auf die oben noch glimmende ge— ſenkte Aſche Brennmaterial nachgefüllt, auf dieſe Kalkſtein u. ſ. f. Zur Abhaltung des Regens muß über dem Schnellerofen ein Dach angebracht wer— den, ſowie auch zum Hinauffahren der Kalkſteine und des Feuerungsmateriald an den obern Theil des Schachtes eine Holzbrücke nöthig iſt. Die Kalk— ſteine müſſen möglichſt klein geklopft ſein, und man nimmt hierzu die von ſchlechterer Qualität; der im Schnellerofen gebrannte Kalk kann bald nach dem Ziehen verladen werden. Bei einem Schacht, wel— cher neben dem erforderlichen Feuermateriale eine halbe Kubikruthe Kalkſteine faßt, kann man in 24 Stunden 120 bis 140 preuß. Scheffel gebrannten Kalk ziehen. An Steinkohlen rechnet man auf ½ Die Gypsbrennerei. Kubikruthe Kalk 24 preuß. Scheffel. Der zum Ver— kauf beſtimmte Kalk muß nach dem Ziehen von den Steinkohlenſchlacken gereinigt werden, wobei man zugleich alle ungebrannten Kalkſteine ausſucht. Der im Schnellerofen gebrannte Kalk hat einen geringern Werth und wird meiſtens nur zum Dün— gen benutzt. Bei einem ſolchen Ofen ſind, wenn fortwährend gebrannt wird und man täglich 70 pr. Scheffel Kalk zieht, ebenfalls vier Perſonen nöthig, nämlich eine, die Kohlen, zwei, die Kalkſteine klopfen, welche drei Perſonen auch den Kalkſtein und das Brennmaterial anfahren; die vierte Perſon endlich beſorgt das Füllen, Brennen, Ziehen und Ausſuchen der Steinkohlenſchlacken. Bei dem Baue eines Ofens oder Schnellers iſt es immer angemeſſen, in das Bauwerk ſelbſt mög— lichſt große gewölbte Räume zum Aufbewahren des gebrannten Kalks anzubringen, weil ſich dieſer hier um fo beſſer hält. Überhaupt muß man, wenn man Kalk auf längere Zeit brennt, bei deſſen Auf— bewahrung darauf ſehen, daß die Luft davon mög: lichſt abgeſperrt bleibe, weil ſich ſonſt der Kalk löſcht und in Staub zerfällt, wo er dann als Mau— rer- und Düngekalk einen geringern Werth hat. Auch muß der zur längern Aufbewahrung beſtimmte Kalk in großen Haufen, welche die möglich ge— ringſte Fläche auf der äußern Seite darbieten, auf— bewahrt werden. Durch das Brennen verliert der Kalkſtein die Hälfte ſeines Gewichts. Gut ge— brannter Kalk hat eine gelblich-weiße Farbe, einen ſcharfen alkaliſchen Geſchmack, zerfällt an der feuch— Gyps ber Das Brennen des Gypſes geſchieht nicht, wie das Kalkbrennen, bei offenem Feuer, ſondern man bedient ſich dazu eines gewölbten, dem Backofen ähnlichen Ofens, oder man verrichtet das Brennen des Gypſes auch in Meilern. Der Gypsbrenner heizt den Ofen, wie der Bäcker, mit dürrem Scheit— oder Reisholz, zieht, wenn der Ofen den gehöri— gen Grad von Hitze hat, die Kohlen heraus und breitet den in Stüden zerſchlagenen aus dem Bruche kommenden Gypsſtein auf dem Herde des Ofens aus, worauf, ſobald der Ofen damit angefüllt iſt, das Mundloch vermauert wird. Die Gypsſteine bleiben 30 bis 40 Stunden in dem Ofen liegen und man beurtheilt aus der abnehmenden Hitze des Ofens, ob die Steine gar ſind. Weit beſſer ver— anſtaltet man jedoch das Brennen des Gypſes in einem trichterförmigen oder in Geſtalt eines abge— kürzten Kegels von Ziegelſteinen in einem Berge oder Abhange fo, errichteten Ofen, daß die Mün- dung oder obere Offnung des Ofens mit dem Berge oder Abhange gleich, auf der andern Seite des Bo⸗ dens aber das Schürloch frei iſt. Ein ſolcher Ofen kann entweder 12 bis 14 F. tief, oben im Durch⸗ meſſer 10 bis 12 F., unten aber 8 bis 10 F. breit; oder 16 bis 18 F. tief und oben im Durchmeſſer 14 bis 16 F. breit ſein. Das Schürloch wird nach der 627 ten Luft gänzlich zu Pulver und erhitzt ſich im Waſſer bis zur Siedewärme. Es wird beim Kalk— brennen die Vorſicht nöthig, den Kalk nicht todt zu brennen, was bei übermäßiger Hitze erfolgt, indem er alsdann ſeine Eigenſchaften als gebrann— ter Kalk gänzlich verliert. Reiner kohlenſaurer Kalk wird jedoch ſelbſt durch die ſtärkſte Hitze nicht todt gebrannt. Das Brechen des Kalkſteins erfolgt beim Floͤtz— kalk mittelſt des Sprengens durch Pulver, beim Plänterkalk durch das Losbrechen mittelſt eiſerner Stangen. In einem Kalkbruche unterſcheidet man Abraum, Oberſchicht, Mittelſchicht und Unterſchicht oder Sohle. Da der Abraum die Kalkſteine der obern Schicht nicht ſo feſt zuſammendrücken kann, als die in der Mittelſchicht und in der Sohle ge— drückt werden, ſo können dieſe auch nicht von der Dichtigkeit und Feſtigkeit, als die in der Sohle ſein; letztere werden daher auch ein ſtärkeres Feuer zum Garbrennen nöthig haben, als erſtere. Die Förderungskoſten find nach Beſchaffenheit der Umſtände bald größer, bald geringer, und dieſe, ſowie die Preiſe des Brennmaterials und des ge— brannten Kalks ſelbſt, beſtimmen den höhern oder geringern Gewinn von der Kalfbrennerei. Schriften: Schubarth, Elem. der techniſchen Chemie Th. 1. Wölfer, die Kalk- und Gyps— brennerei in ihrem ganzen Umfang. Ilmenau 1827, Kirchhof, Das Ganze der Landwirthſchaft. IV. Band. 20ſtes Heft, Ziegel-, Kalk- und Gyps— brennerei. ennerei. Größe des Ofens 1½ bis 1 F. breit und 2% bis 3½ F. hoch und gewölbt angelegt. Zum Schutz gegen Regen wird über den Ofen ein hohes Dach geſetzt. Auf der freien Stelle vor dem Ofen wird eine wohlverwahrte, geräumige Tenne angelegt, deren Boden aus dicht zuſammengeſtoßenen Thon oder Lehm beſteht, worauf man die gebrannten Steine aus dem Ofen bringt. Beim Einſchichten der Gypsſteine in den Ofen müſſen die härtern Steine, und zwar die größten von ihnen, unten im Ofen, dem Schürloche gegenüber, auf beiden Sei— ten in ein Gewölbe übereinander, in welchem man alsdann das Feuer anmacht und unterhält, geſetzt werden. Über dieſes mit aller Vorſicht geſetzte Feuergewölbe werden nun neben und über daſſelbe immer mehr Steine in den Ofen geſchichtet und zwiſchen jede Lage Steine hinlängliche Stücken Holz gelegt. Doch ſollen die Steine hierbei einander ſo wenig als möglich von allen Seiten berühren, damit die Flamme wenigſtens anfänglich ungehin— dert durchſchlagen, und das dazwiſchen gelegte Holz anzünden kann. Je höher man die Gyps— ſteine in dem Ofen ſchichtet, deſto mehr nimmt man ſolche Steine, welche nicht ſo viel Glut vertragen können. Übrigens kann man die Steine und das Holz auch ſo ſchichten, 75 von unten bis oben, 628 beſonders an den Seiten, einige leere Feuerzüge bleiben. Auf dieſe Weiſe wird nicht nur der Ofen bis oben angefüllt, ſondern auch noch oben mit einem runden Haufen von den kleinſten Gypsſtei— nen belegt, und ſodann von unten auf in's Feuer geſetzt. Das Brennen wird nun ununterbrochen fortgeſetzt, die Flamme aber nach allen Seiten des Ofens gleichmäßig vertheilt und das Feuer ſo ver— mehrt, daß alle im Ofen befindliche Gypsſteine gerade das nöthige Feuer erhalten. Wie lange zu feuern nothwendig wird, läßt ſich mit Gewißheit nicht angeben, und es kann dies, nach Maßgabe der Umſtände 12 bis 20 Stunden andauern müſſen. Jenes Merkmal, daß die Gypsſteine alsdann gut gebrannt erſcheinen, wenn ſie / von ihrer Schwere nach dem Brande verloren haben, iſt bei den we— nigſten als zuverläſſig anzunehmen, indem die mehrſten nach vollſtändigem Brennen kaum die Hälfte ihres Gewichts behalten; man muß viel— mehr die Zeit, wann mit Feuern aufzuhören iſt, aus andern Merkmalen erſehen, als z. B. wenn die glühenden Steine zu funkeln anfangen, wenn der brennende Ofen einen ſtarken Geruch (faulen Eiergeruch) von ſich zu geben anfängt u. ſ. w. Alsdann muß der Ofen von unten hinauf aus— brennen, alles dazwiſchen gelegte Holz gänzlich verbrennen, und die Glut und Hitze in den auf dem Ofen aufgehäuften Steinen aufhören. Die geſchickteſten Gypsbrenner verſichern, daß der Brand alsdann gerathen ſei, wenn man ſagen könne: alle Steine ſind durch und durch ein Paar Minuten glühend geweſen; länger wäre es bei den meiſten Steinen nicht nöthig, und bei einigen werde es nicht einmal ſo lange erfordert. Durch eine zu ſtarke Hitze wird der Kalk todt gebrannt, wo er ſich dann, mit Waſſer angemengt, nicht mehr löſcht und erhärtet. Umgekehrt kann aber auch der Gyps zu wenig gebrannt ſein; dann enthält er noch Waſſer und ſaugt daher, mit Waſſer befeuchtet, nur wenig ein und erhärtet nicht gleichmäßig. Nachdem nun der Ofen abgekühlt iſt, wird der Gyps herausgenommen und mit hölzernen Schlä— geln oder Stampfen auf einer Tenne zerſtoßen (geſchlagen). Es werden für dieſen Zweck 2 Zoll ſtarke, 1 Fuß lange und etwas ſchmälere Blätter Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. von hartem Holze genommen und in ſelbigen 3 Fuß lange und etwas gebogene Stiele oder Handhaben unter einem ſpitzigen Winkel daran feſtgemacht. Wenn nun der Gyps im Großen mit einer Keule zerſchlagen iſt, wird er mit Schaufeln auseinander und in eine 3 Zoll hohe Lage gebracht, wo als— dann die Arbeiter mit vorgedachten Stampfen ſo dagegen ſchlagen, daß das Zerſtoßene mit den Schlägen von dem andern abgeſondert, und vor: wärts in eine neue Lage gebracht wird. Sobald ein Haufen Gyps auf ſolche Art klein geſchlagen iſt, wird er mit Schaufeln auf ein aufgeſtelltes, den Garten- oder Erdſieben ähnliches Drahtſieb ge— worfen, das nicht fächerweiſe geflochten, ſondern wobei der Draht nur in die Quere ½ bis u 3. weit auseinander gezogen ſein darf. Vermittelſt dieſes Siebes werden die noch übrig gebliebenen Stücken abgeſondert und alsdann noch einmal ge— ſchlagen. Um den beſchwerlichen und der Geſundheit nach— theiligen Gypsſtaub beim Schlagen zu vermeiden, pflegen die Brenner den Gyps mit etwas Waſſer anzufeuchten, was aber demſelben nachtheilig iſt. Beſſer wird daher derſelbe ganz trocken auf einer Gypsmühle zu Mehl gemahlen. Eine ſolche Mühle kommt in den Haupttheilen mit jeder andern Mühle überein, nur daß die Mühlſteine größer ſein müſſen, und mit einer hölzernen Einfaſſung verſehen ſind, welche unten einen ſchiefen und an der niedrigen Seite geöffneten Boden hat, aus welcher Offnung der gemahlene Gyps in einen Kaſten fällt. Durch einen Rumpf werden die vorher etwas kleingeſchla— genen Steine aufgeſchüttet. Sehr einfach wird aber auch der gebrannte Gyps unter einem ſenkrechten, ſich um ſeine Achſe bewegenden Mühlſteine, deſſen Bewegung durch ein Pferd betrieben wird, gemahlen, ſowie derſelbe endlich mittelſt eines Pochwerks zerkleinert werden kann. Ein gut gebrannter Gyps muß völlig weiß ſein und mit Waſſer zu einem Teiche gerührt, bald er— härten. Sieht der Gyps wie Staubmehl aus, ſo iſt dies ein ſicheres Zeichen, daß entweder untüch— tige Steine zum Brennen genommen ſind, oder der Gyps verbrannt iſt und er dadurch ſeine Bindekraft verloren hat. Pottaſchenſiederei. Pottaſche iſt der in Waſſer auflösliche Theil der gewöhnlichen Aſche und wird daher durch Aus— laugen derſelben, Abdampfen der Lauge und Cal— einiren des Rückſtandes erhalten. Der Hauptbe— ſtandtheil der Pottaſche iſt kohlenſaures Kali, und ſie wird um ſo mehr geſchätzt, je reicher ſie dar— an iſt. Die meiſte Pottaſche wird aus Ungarn, Mäh— ren, Böhmen, Polen, Rußland zum Handel ge— bracht; aber auch auf dem Harze, im Heſſiſchen u. ſ. w. find viele Pottaſchenſiedereien. Die böh— miſche, eine gute Mittelſorte, geht häufig nach Sachſen und Böhmen. Danziger Pottaſche heißt faſt alle Pottaſche des nördlichen Europa, welche von Danzig ausgeführt wird. Die ungariſche Pott— aſche hat den Vorzug vor den meiſten übrigen Ar— ten und wird beſonders zum Garn- und Leinwand— bleichen und zum Verfertigen des reinen Glaſes angewandt. Nordamerika treibt einen ſehr beträcht— lichen Handel mit Pottaſche. Perlaſche heißt eine durch mehrmaliges Auflöſen, Durchſeihen und Calciniren gereinigte Pottaſche; doch nennt man auch die aus der Aſche der Weinreben und Wein— hefen bereitete Pottaſche Perlaſche. Aus ſtark an— Die Pottaſchenſiederei. gefaulten Bäumen iſt die Zunder- oder Sinter— aſche bereitet. Die Pottaſchenſiedereien verarbeiten gewohnlich diejenigen Aſchen, welche bei den mit Holz betrie— benen Feuerungen in Fabrikanſtalten (3. B. Braue— reien, Brennereien und Haushaltungen abfallen, und man zieht die Aſche von ſolchen Hölzern vor, die reich an alkaliſchen Salzen ſind, und eine gute reine Pottaſche liefern. Außerdem werden aber auch noch ſehr viele andere Pflanzen mit weit be— deutenderem Pottaſchengehalte zur Pottaſchenfabri— kation mit großem Vortheil benutzt. Je dichter, ſchwerer und härter die Holzarten ſind, deſto mehr Aſche geben ſie; daher liefern Buchen und Eichen mehr davon, als Weiden, Birken, Tannen, Fich— ten. Im Allgemeinen geben frautartige Gewächſe mehr Pottaſche als holzartige. Die Pflanzen der Hülſenfrüchte oder im Allgemeinen fette Pflanzen geben am meiſten Pottaſche, und Pflanzen mit vie— len harzigen Theilen ſind am wenigſten reichhal— tig. Die Blätter eines Baumes enthalten mehr Pottaſche, als die Zweige, die Rinde mehr als das Holz und überhaupt die krautartigen Theile mehr als die holzigen; das Stammholz iſt am wenigſten reichhaltig. Vornehmlich verdienen die wildwachſenden kraut— artigen Gewächſe, welche nicht als Viehfutter zu gebrauchen ſind, Berückſichtigung. Denn wenn 100 Theile Holz nur 1 Theil Pottaſche geben, liefern ſolche Pflanzen, z. B. Wermuth, Felddiſtel, Erd— rauch, Sonnenblumen, Tabaksſtengel u. ſ. w. von einer gleichen Menge 14 bis 16 ſolcher Theile. Unter mehrern andern dürften vornehmlich fol— gende Pflanzen wegen ihrer Reichhaltigkeit an Pott— aſchentheilen zur Gewinnung der Pottaſche ſich eig— nen: Erdrauch, Heidekraut, die Farrenkrautarten, Epheu, Wolfsmilch, Mutterkraut, Brennneſſel, rothe Heidelbeere, alle Diſtelarten (vorzüglich), Weinreben (ganz vorzüglich), Roßkaſtanie, Buchweizen (ganz vorzüglich), Rapsſtroh (ſehr reichhaltig), gelbes und weißes Katzenpfötchen, Kartoffelkraut, welches äu— ßerſt vortheilhaft auf Pottaſche benutzt wird, indem 1000 Pfd. Aſche 170 bis 180 Pfd. calcinirte Pott— aſche geben. Die für Pottaſchebereitung beſtimmten Pflan— zen müſſen vor dem Verbrennen oder Einäſchern von der Erde geſäubert und getrocknet werden, wo— bei es jedoch nicht darauf regnen darf. Kurz vor dem Blühen enthalten die Gewächſe die meiſte Pott— aſche; werden ſie zu dieſer Zeit gemäht, ſo können die meiſten mehreremal im Jahre hierzu benutzt werden. Der Pottaſchengehalt der Pflanzen iſt um ſo größer, je ſalzreicher der Boden war. Im Som— mer enthalten die Pflanzen mehr Pottaſche als im Herbſte und Frühlinge. Das Holz alter Baͤume giebt mehr Pottaſche, als das der jüngern, und die grünen krautartigen Pflanzen liefern mehr da— von als die, welche ſchon reifen oder anfangen, gelb zu werden. In warmen und trocknen Som⸗ mern enthalten die Pflanzen mehr Pottaſche, als in kalten und naſſen. Die auf einem kalkigen Bo— 629 den gewachſenen Pflanzen geben mehr Pottaſche, als die in einem ſandigen erzeugten, und letztere wieder mehr, als die in einem feuchten thonigen Boden gewachſenen. Je friſcher die Pflanzen ein: geäſchert werden, deſto mehr Pottaſche geben ſie; doch muß das Holz einen gewiſſen Grad der Fäul— niß erlangen; daher geben kranke, ausgehöhlte, vom Wurme angefreſſene Bäume mehr Pottaſche, als geſunde Stämme. Ganz faules Holz aber iſt un— brauchbar, eben ſo das durch Raupenfraß verdor— bene. Sowohl beim Holze als bei den Kräutern iſt eine Auslaugung durch Waſſer (etwa durch Regen oder Flößen) zu vermeiden, weil hierdurch der Pott— aſchengehalt außerordentlich vermindert wird. Das Einäſchern. Das Einäſchern oder Verbrennen der Materia— lien muß in einem verſchloſſenen Raume vorge— nommen werden. Die eingeſammelten oder beſon— ders dazu angebauten Gewächſe kann man gleich auf dem Felde in Gruben verbrennen, wozu man windſtille Witterung wählt. Indeſſen geſchieht die— ſes Verbrennen doch vortheilhafter im Ofen. Wird in holzreichen Gegenden das Holz nur zur Ge— winnung der Aſche verbrannt, ſo geſchieht dies ge— wöhnlich in Ofen. Die Einäſcherung muß lang— ſam, bei glimmendem Feuer erfolgen; denn durch ein zu ſchnelles Verbrennen verflüchtigt ſich ein Theil der Pottaſche, auch verbindet heftige Hitze einen Theil der Pottaſche mit der in den Pflanzen enthaltenen Kieſelerde, und macht ſie unauflöslich. Man hat, um dies zu verhindern, vorgeſchlagen, einen Zuſatz von Kalk zu machen, oder auch die Pflanzen mit Kalkmilch zu beſprengen. Ebenſo erſcheint es ſehr zweckmäßig, die einzuäfchernden Pflanzen mit der ſchon gewonnenen Aſche zu be— decken, ſo daß dieſe mehrmals gebrannt wird. Stei— nerne Gruben oder Keller, auch Kammern dienen am beſten zur Aufbewahrung; nur müſſen ſie jeden: falls gegen Feuchtigkeit geſichert ſein. Das Auslaugen der Aſche. Vor dem Auslaugen wird die Aſche zur Abſonde— rung der größern Kohlen, Steine und andern fremd— artigen Theile, durch ein hinreichend enges Sieb oder Gitter geworfen. Der im Siebe bleibende Rückſtand wird dann in ein Gefaͤß mit Waſſer ge— bracht, wo die Steine und ſchweren Körper unter— ſinken, die oben ſchwimmenden Kohlen abgenom— men, getrocknet und von Neuem eingeäſchert oder ſonſt zur Feuerung benutzt werden können. Für die Fabrikation im Großen braucht man folgende einfache Gefäße und Geräthſchaften: 1) Einen aus ſtarken Doppeldielen zuſammen— gefügten Kaſten, welchen man den Netz- oder Aſchen— kaſten nennt, der waſſerdicht ſein muß und 5 bis 6 Fuß breit und etwa 2 F. hoch iſt. Er muß nahe bei den Auslaugekufen ſtehen. Allenfalls kann man ſich auch ſtatt deſſen einer nicht hohen Kufe be— dienen. 630 2) Die Schlämmfäſſer, Schlämmbütten (Aus- laugegefäße, Aſcher), aus gutem Kiefer- oder Fich— tenholze gefertigt, werden mit eiſernen Reifen be— ſchlagen. Sie haben eine Höhe von 3 Fuß, und ſind, je nach dem Umfange des Geſchäftsbetriebes, oben 3 bis 5 F., unten aber nur 2% bis 4½ F. weit. Es wird dicht über dem Boden ein Zapfen— loch mit einem Zapfen angebracht, wodurch die Lauge abgelaſſen werden kann. Auf dem Boden ſelbſt wird ein unten ausgehöhltes 4 Zoll hohes hölzernes Kreuz befeſtigt, auf welches man einen zweiten durchlöcherten Boden einlegt, der aber nöthigenfalls herausgenommen werden kann. Die Löcher deſſelben müſſen unten / Zoll und oben ½ Zoll Weite haben, weßhalb ſie von der untern Seite eingebohrt und alsdann zur Ausglättung der Unebenheiten gewöhnlich noch mit einem glühen— den, kegelförmig geſtalteten Eiſen nachgebrannt wer— den können. Durch dieſen Boden ſickert die Lauge, ſo daß ſie durch das Zapfenloch abgelaſſen wer— den kann. Die Fäſſer müſſen aber noch ein zwei— tes Zapfenloch, und zwar auf der entgegengeſetzten Seite haben, um die ſchwache oder arme Lauge be— ſonders ablaſſen zu können. Statt der Zapfen kann man auch hölzerne Hähne anbringen, und den Bo— den, ſtatt auf ein Kreuz, auf vier Pflöckchen ſtützen. Die Anzahl ſolcher Gefäße richtet ſich nach der Größe der Pottaſchenſiederei. 3) Laugebehälter oder Laugeſümpfe ſind ſtarke mit eiſernen Reifen beſchlagene Fäſſer, welche in einer Vertiefung oder Grube unterhalb der vorigen auf ſtarken Balken ſtehen. Sie dienen zum Aufbe— wahren der Lauge, und haben hölzerne Hähne, die man gegen das Zerreißen mit eiſernen Bändern verſieht. Dieſe Hähne werden mit Werg umwunden und in ein 1 Fuß über dem Boden des Faſſes be— findliches Loch geſteckt, um die Lauge von dem Bodenſatze ablaſſen zu können. Der Grund der Grube, worin ſie ſtehen, muß mit Lehm ausge— ſchlagen und darüber mit einem Dielboden ausge— legt ſein, deſſen Fugen mit gepichtem Bindfaden belegt und mit Leiſten übernagelt werden. Auch ein Theil der Höhe der Gruben, etwa 6 Zoll, muß auf die eben beſchriebene Weiſe waſſerdicht gemacht werden, ſowie die Fäſſer ſelbſt. 4) Außerdem ſind noch kleine Kübel zum Her— beitragen des Waſſers und der Lauge, Rinnen zum Auffangen der aus den Auslaugefäſſern fließenden Lauge, ferner eiſerne Schaufeln zum Umſchaufeln der Aſche und eine hölzerne Stampfe zum Feſt— ſtampfen derſelben erforderlich. Zuerſt wird nun die Aſche in den Aſchenkaſten gebracht und darin unter gehörigem Durcharbeiten mittelſt Rührſcheiten ſo lange mit Hülfe einer Gieß— kanne mit Waſſer beſprengt, bis ſie von der Feuch— tigkeit in ſo weit durchdrungen iſt, daß ſie ſich ballt und dann in den Auslaugegefäßen gehörig einge— drückt werden kann. Nach einer neuern Bemerkung kann die Ausbeute an Pottaſche ſehr beträchtlich vermehrt (beinahe verdoppelt) werden, durch einen Zuſatz von gebranntem Kalk beim Auslaugen. Von den Auslaugegefäßen gebraucht man, wenn die Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. Pottaſchenſiederei etwas bedeutend iſt, eine ganze Menge, und man ſtellt ſie ſo auf, daß ſie drei Seiten der Siederei einnehmen, wo ſie auf Unter— lagen von ſtarken Balken ruhen. Unter den Spund— löchern läuft eine Rinne entlang, welche die Lauge aller Fäſſer in die Laugebehälter leitet, um ſie von da ſpäter zum Sieden auszuſchöpfen oder auszu— pumpen. Eine gleiche hölzerne Rinne befindet ſich über den Fäſſern, und dieſe dient dazu, den Aus— laugefäſſern aus einer in der Nähe befindlichen Pumpe das erforderliche Waſſer zuzuführen. Zu dieſem Zwecke iſt in der Rinne über jedem Faſſe ein Loch, das, mit einem Zapfen verſchloſſen, beliebig geöffnet werden kann. Die zuvor in dem Aſchenkaſten benutzte Aſche wird nun aus dieſem in die Auslaugefäſſer ge— bracht und ſo eingeſtampft, daß etwa 6 bis 8 Zoll vom Rande oben frei bleiben, welcher leere Raum mit Waſſer angefüllt wird. Vor dem Einſtampfen der Aſche aber legt man über dem auf dem Kreuze liegenden durchlöcherten Boden eine runde, dem Faſſe genau anpaſſende, etwa 1 Z. dicke Matte von geflochtenem Stroh, und in Ermangelung ſolcher Matten kann man auch bloßes Stroh dazu ver— wenden. Das zum Auslaugen beſtimmte Waſſer wird beſſer heiß als kalt aufgegoſſen; oft nimmt man jedoch zu der erſten Auslaugung kaltes und zu den folgenden heißes Waſſer. Das Waſſer dringt nach und nach durch die Aſche hindurch, löſt die ſalzigen Theile darin auf und ſammelt ſich in dem zwiſchen den beiden Böden der Laugengefäße be— findlichen leeren Räume. Es wird nun ſo lange von oben Waſſer nachgefüllt, bis das Auslauge— gefäß damit angefüllt iſt. Die erſte Lauge hat ge— wöhnlich 2 bis 3 Grad und iſt zum Einſieden be— ſtimmt; die ſpätere ſchwächere Lauge dagegen, die durch mehrmaliges Nachgießen von Waſſer gewon— nen wird, läßt man durch den an der andern Seite des Faſſes befindlichen Hahn ab, pumpt ſie dann in den Wärmekeſſel und gießt ſie wieder auf. Je geringhaltiger eine Aſche an alkaliſchen Theilen iſt, deſto öfterer muß die Lauge über friſche Aſche ge— bracht werden; daher bisweilen auch ſogar die erſte Lauge wieder zum Aufgießen mit verwendet werden muß. Bei großer Kälte muß das Auslaugen un— terbleiben. Vorerwähnter Wärmekeſſel iſt ein kupferner Keſ— ſel von 3 Fuß Tiefe und etwa 4 Fuß Weite, der gewöhnlich durch die aus dem Verdunſtungskeſſel entweichende Hitze erwärmt wird und dazu dient, das zum Auslaugen erforderliche Waſſer zu erwär— men; Fluß-, Regen- und Schneewaſſer, ſelbſt fau— les Waſſer löſt beſſer auf, als hartes Brunnen— waſſer. Wird die Aſche erſt mit Waſſer ſo weit angefeuchtet, daß ſie ſich ſchwach ballt, und ſodann haufenweiſe hineingelegt, ſo giebt ſie nach einiger Zeit mehr Pottaſche, als friſche. Es iſt übrigens ein weſentliches Erforderniß, daß zum Auslaugen der Aſche ein reines, nicht mit fremdartigen Salzen geſchwängertes Waſſer angewendet werde. Die Siedewürdigkeit der Lauge wird erprobt, entweder mit der Laugenwaage oder Salzſpindel, oder man Die Pottaſchenſiederei. wirft ein Ei (oder auch eine Kugel von Bernſtein) hinein; wenn dieſes darin ſchwimmt, ſo hält man die Lauge zum Verſieden ſtark genug. Die, wenn auch mehrmals, mit friſchem Waſ— ſer ausgelaugte Aſche enthält immer noch eine be— deutende Menge Kali. Um daher eine vollſtändi— gere Ausziehung des Kalis aus der Aſche zu er— reichen, hat man ſich folgender Mittel bedient: Die ausgelaugte Aſche wird mit etwas gebranntem, an der Luft zerfallenem Kalk gleichförmig gemiſcht und nochmals geglüht oder calcinirt; oder die aus— gelaugte Aſche wird blos mit gebranntem Kalk und einer angemeſſenen Menge Waſſer verſetzt, eine Zeitlang ſo in Berührung gelaſſen, oder in einem Gefäße heißes Waſſer über die Miſchung gegoſſen. Ferner wenn man die ausgelaugte Aſche in Hau— fen von 1 bis 2 Fuß Höhe 6 bis 8 Monate an der Luft ſtehen läßt, und dann die äußere Oberfläche derſelben 4 bis 6 Zoll tief abkratzt, und dieſe abge— kratzte Aſche auslaugt, erhält man aus derſelben noch viel Pottaſche. Die vollſtändig ausgelaugte Aſche kann noch zum Düngen der Acker, zum Rei— nigen und Poliren metallener Geräthe, zur Berei— tung des grünen und ſchwarzen Glaſes u. ſ. w. benutzt werden. Das Eindunſten der Lauge. Um bei dem Eindunſten der Lauge nicht zu viel Brennmaterial aufzuwenden, muß dieſelbe ſtark ge— nug concentrirt ſein, ſo daß ſie wenigſtens 15 bis 20 Prozent Salz nach der Laugenwaage hält. Das Abdampfen geſchieht bei kleinen Anſtalten in einem eiſernen großen Topfe, bei größern in eiſernen Keſ— ſeln oder Pfannen, die einen beträchtlichen Durch— meſſer, aber nur eine Tiefe von 1 bis 1½ Fuß ha— ben. Die in den Siedekeſſel gebrachte Lauge wird nun durch die Feuerung in dem Maße erhitzt, daß fie in ein fortdauerndes Kochen geräth. Anfangs, wenn die Lauge noch ſchwach iſt, darf dies bei ſtärkerer Feuerung mit mehr Aufwallen geſchehen; ſobald dagegen die Lauge anfängt dicker zu werden, wobei ſie die Geſtalt eines braunen Schaumes an— nimmt, muß man mit der Feuerung nachlaſſen, Sowie nach und nach die Lauge einkocht, muß wie— der friſche Lauge nachgefüllt werden, ſo daß der Keſſel immer bis auf einen gewiſſen Punkt ange— füllt bleibt. Dieſes Nachfüllen erfolgt entweder aus einem unfern der Pfanne ſtehenden Faſſe mit kal— ter Lauge, das unten einen Stellhahn hat, aus welchem immer ſo viel Lauge abtropft, als Waſſer in der Pfanne verdampft, oder noch vortheilhafter bedient man ſich dazu einer mit kalter Lauge ge— füllten Anwärmepfanne, welche durch die vom Sie— dekeſſel wegſtreichende Rauchhitze von unten her er— wärmt wird. So wird die Lauge vorläufig bis auf einen gewiſſen Grad angewärmt und tropft ebenfalls aus einem Stellhahn in den Siedekeſſel. Iſt nun die Abdampfung der Lauge im Siedekeſſel ſo weit vorgeſchritten, daß dieſelbe anfängt dicklich zu werden, ſo hemmt man den weitern Zufluß von Lauge und ſetzt die Abdampfung unter fortdauernden 631 Umrühren fort. Erſcheint nun endlich die Lauge ſo weit concentrirt, daß ſie zu einer graulich- oder bräunlichſchwarzen Maſſe zufammenbädt, fo nimmt man das Feuer unter dem Keſſel weg, läßt die Pottaſchenmaſſen in letzterem bis auf einen gewiſſen Grad erkalten und ſchlägt ſie dann mit Meißel und Schlägel heraus. Sollte wider Vermuthen die rohe Pottaſche noch zu feucht ſein, ſo muß man den Keſſel nochmals etwas erhitzen, bis die losgebro— chenen Stücken der Pottaſche ganz trocken ſind, worauf man ſie, falls die rohe Pottaſche verſendet werden ſoll, ſogleich in dichte Fäſſer verpackt. Übri— gens muß die rohe Pottaſche durchaus durch Ab— dunſten vollſtändig genug von wäſſerigen Theilen befreit werden, weil ſie ſonſt im Calcinirofen in wäſſerigen Fluß geräth und wohl gar aus dem Ofen fließt. Das Caleiniren der Pottaſche. Das Calciniren der rohen Pottaſche, wodurch ſie porös, klingend und leicht wird, geſchieht im Kleinen in einem eiſernen Topfe, worin ſie unter Umrühren bis zum Glühen erhitzt wird. Im Gro— ßen wendet man dazu einen Calcinirofen an, und zwar entweder den gemeinen oder den Franken— (Bamberger) Calcinirofen. Der in Deutſchland ge— bräuchliche, gemeine einfache Calcinirofen iſt 12 F. lang, 10 F. breit und 6 F. hoch, von guten ge— brannten Steinen erbaut. Er faßt in ſich den etwa 6 F. langen, in der Mitte 4 bis 5 F. breiten und an beiden Enden gerundeten Calcinirherd, neben welchem der Länge nach der 1½ F. breite Feuer— herd hinläuft. Beide ſind oben mit einem 2 Fuß hohen Gewölbe überwölbt, an welchem ſich, an der dem Feuerherde entgegengeſetzten Seite, zwei kurze, 9 Zoll im Lichten haltende Schornfteine befinden, die mit Schiebern verſehen ſind, um den Zug des Feuers, welches vom Feuerherde her über den Cal— einirherd nach jenen Schornſteinzügen hinſtreicht, reguliren zu können. An der einen breiten Seite des Ofens befindet ſich das Feuerungsloch und dar— unter der Aſchenfall, ſowie ſeitwärts das Calcinir— loch, wodurch die Pottaſche in den Ofen hinein— und herausgeſchafft wird; beide ſind mit eiſernen Thüren verſehen. Um das Hineinfallen der Pott— aſche in's Feuer zu verhüten, iſt im Ofen ein Ge— mäuer von gewöhnlichen, gut verbundenen Mauer— ſteinen aufgeführt, welches / Fuß dick und eben ſo hoch iſt. Der Roſt wird übrigens eben ſo ge— legt, wie bei einem gewöhnlichen Keſſelofen. Die vor dem 2 Fuß breiten und in der Mitte 15 Zoll hohen Calcinirloche befindliche eiſerne Thüre iſt da, wo die Wölbung der Offnung anfängt, abgetheilt und eine kleine Thüre angebracht; die untere grö— ßere Abtheilung, welche etwa 13 Zoll Höhe hat, erhält 1 Zoll Anſchlag an die obere kleine Thüre, die für ſich allein in Angel- und Einhängehaken beſteht. Die größere Thüre erhält noch unterhalb eine kleinere, um durch dieſe die Pottaſche beobach— ten zu können. Außerdem dient dieſe untere klei— nere Thüre noch dazu, die ſich oft anhäufenden 632 Ol- und Waſſerdämpfe mittelft des Luftzugs, der bei deren Offnung entſteht, durch die Schornſtein— öffnung abzuführen, ſowie auch das Feuer durch den Strom der Luft zu vermehren. Vor dem Ofen be— findet ſich ein kleiner mit einer Thüre und einem Fenſter verſehener Anbau, der einen geplatteten Bo— den hat und als Kühlherd dient. Der fränkiſche Ofen unterſcheidet ſich von dem vorhergehenden namentlich dadurch, daß der Feue— rungsraum unterhalb der gegen 5 Zoll dicken Sohle des Calcinirherdes angebracht iſt, und von letzterem aus die Flamme durch ein oder zwei Füchſe hinauf in das Gewölbe und alsdann über den Galcinirherd nach dem Galcinirloche zu ſtreicht, unter welchem ſich das Heizloch befindet. Nach einer verbeſſerten Ein— richtung bringt man das Heijloch an einer der lan— gen Seitenwände des Ofens an; der Feuerkanal läuft von der letztern nach der entgegengeſetzten Sei— tenwand hin und endigt ſich an derſelben in zwei Füchſen, durch welche die Flamme ſodann in der Richtung ſeiner Breite hin nach zwei Schornſtein— röhren zieht, die mit Schiebern verſehen ſind. Das Calciniren der rohen Pottaſche geſchieht nun auf folgende Weiſe: Zuerſt wird der Ofen durch eine fünf- bis ſechsſtündige gemäßigte Feue— rung gehörig ausgewärmt, bis man im Gewölbe des Ofens keine dunkeln Flecken mehr erblickt; als— dann trägt man die bis zur Größe eines Hühnereies zerkleinerte Pottaſche nach und nach durch das Cal— cinirloch auf den Calcinirherd (bei gewöhnlichen Ofen etwa 3 Centner Pottaſche). Bei einem 3 Ctr. faſſenden Ofen theilt man einen Centner in drei gleiche Theile und trägt das eine Dritttheil mit einer hohlgeformten eiſernen Schaufel vorn in den Ofen ein, wobei die Pottaſche in eine Lage kommen muß, die quer über den Herd läuft, damit erſt der vorderſte Theil der Herdfläche bedeckt iſt, wenn die beiden an— dern Dritttheile eingetragen werden. Einige Minu— ten ſpäter verfährt man ebenſo mit dem zweiten, und in einem gleichen Zeitraume mit dem letzten Dritt— theile des Centners, ſo daß der ganze Centner das vorderſte Dritttheil der Herdfläche einnimmt. Auf dieſelbe Weiſe wird nun auch der zweite und dritte Centner auf die übrige Herdfläche eingetragen. Bei einem größern Ofen theilt man die einzutragende Pottaſche in eben ſo viele aber größere Theile. Nach Füllung des Ofens mit Pottaſche wird die Thüre des Calcinirherdes verſchloſſen und nur das kleine in ihr befindliche Loch zur Beobachtung der Pottaſche offen gelaſſen, worauf man nun dem Ofen das ei— gentliche Calcinirfeuer giebt. Das Calciniren muß anfangs ſchwach, aber gleichmäßig geſchehen. So— bald die Pottaſche durch zweckmäßig regulirtes Feuer gehörig erhitzt iſt, entwickeln ſich die wäſſerigen Theile aus derſelben (Schäumen der Pottaſche genannt), wobei ein bläulicher Dunſt in die Höhe ſteigt, was etwa 1½ bis 2 Stunden dauert. Bei einem ſtarken Schäumen darf das Feuer nur ſchwach unterhalten werden; wenn dagegen nur ein ſchwaches Schäu— men bemerkbar iſt, ſo muß man ſtärker feuern. Be— merkt man, daß die größern Stücke der Pottaſche Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. gegen das Feuer zu ein glänzendes Anſehen bekom— men und laſſen fie ſich, wenn man mit dem Kratz— eiſen darauf ſtößt, weich anfühlen, ſo muß die Pott— aſche ſogleich mit dem Kratzeiſen aufgeſtoßen und durch Vor- und Rückwärtsſchieben durcheinander ge— rührt werden, weil ſie ſonſt ſchmilzt. Nach beendig— tem Schäumen kann man das Feuer verſtärken, wo— bei aber die Hitze durchaus gleichmäßig unterhalten werden muß. Auch muß ſie von dieſem Augenblick an mit dem Kratzeiſen aufgerüttelt und mit eiſernen Schaufeln oder Krücken überall gleichmäßig umge— wendet werden, ſowie die hierbei vorgefundenen gro— ßen Klumpen mit der Krücke zu zerſchlagen ſind. Jenes Aufrühren und Durcheinanderwerfen der Pott— aſche muß aber überhaupt jedesmal dann geſchehen, wenn ſie zuſammenbäckt und auf dem Herde ſich an— legen und zuſammenſchmelzen will; nöthigenfalls muß man das Feuer etwas mäßigen. Nachdem das Calciniren eine Zeitlang fortgeſetzt worden iſt, geht die bisher roth glühende Pottaſche in's Weißglühen über. Zeigt ſich endlich die aufgekratzte Pottaſche wie weißglühender trockner Sand und laſſen die aus dem Ofen gezogenen größern Stücken im Innern keine ſchwarzen Flecken mehr bemerken, ſo iſt die Pottaſche gehörig calcinirt und man kann das Feuer ausgehen laſſen. Die Pottaſche wird alsdann mit einer Krücke aus dem Ofen auf einen davor befind— lichen, mit Steinplatten belegten Platz oder nach dem oben erwähnten Kühlherde zum Erkalten ge— zogen. Nachdem letzteres erfolgt iſt, wird ſie als— bald in dichte Fäſſer verpackt, zuvor aber ſucht man die etwa noch vorkommenden unvollkommen calcinir— ten Stücke aus. Zur Feuerung vor dem Einbringen der Pottaſche kann jede Holzart in Anwendung kom— men; ſo wie aber die Pottaſche in den Ofen iſt, muß man ſolche wählen, die wenig Rauch und Ruß geben und nicht platzen. Am beſten eignet ſich dazu Birken, und bei Pottaſche, die viele Hitze vertragen kann, Buchenholz; doch kann man auch anderes Laubholz dazu verwenden; alles Holz muß aber recht trocken ſein. Durch das Calciniren erleidet die Pott: aſche einen Gewichtsverluſt von 8 bis 20 Prozent und mehr. Wenn die Pottaſche nicht viel Kochſalz und erdige Theile enthält, ſo iſt zum Calciniren von 3 Centnern eine Zeit von 3 bis 6 Stunden, und zu acht ſolchen Aſchenfüllungen, alſo zu 24 Centner, etwa zwei Klafter geſundes trocknes Fichtenholz er— forderlich; doch muß man bei dem gemeinen Cal— cinirofen Nadelholz vermeiden. Der Gebrauch der Pottaſche in den Gewerben iſt ſehr ausgebreitet, namentlich zum Seifenſieden, Bleichen, Färben, Glasmachen, Berliner Blaufabri— kation, zur Darſtellung von verſchiedenen Lack- und andern Farben, in der Töpferei, Medicin und zu andern Zwecken. Schriften: Leuchs, der Pottaſchenfabrikant. Nürnberg 1834. Hermann, praktiſche Anweiſung zur Bereitung der rohen und calcinirten Pottaſche. 2. Aufl. Quedlinb. 1835. Bösling, ausführlicher praktiſcher Unterticht in der Pottaſchenbereitung. Augsburg 1835. Sni h end. Sen Die Steinkohle (Schwarzkohle) iſt ein bekanntes wichtiges Mineral, deſſen nähere Beſtandtheile Erd— harz, Kohle, etwas Eiſenoryd, Thon: und Kieſelerde ſind, und die wahrſcheinlich aus zuſammen ge— ſchwemmten Holzhaufen gebildet worden. In ver— ſchloſſenen Gefäßen erhitzt, liefert die Steinkohle ein brennbares Gasgemenge, ferner den Steinkohlen— theer, und hinterläßt eine ſchwarze, bisweilen me— talliſch glänzende Schlacke, Koken (Coaks) genannt. Wegen des unendlich wechſelnden Verhältniſſes ihrer Beſtand- und Gemengtheile giebt es auch zahlreiche Abarten von Steinkohlen, unter denen namentlich folgende zu bemerken ſind: = 1) Die Pechkohle, ſammtſchwarz, ſtark fett— glänzend, von muſchligem Bruch, behält im Striche den Glanz, iſt weich und etwas zähe. 2) Die Kännelkohle, graulich ſchwarz, ſehr ſchwach fettglängend, von ebenem Bruch, behält ebenfalls ihren Glanz im Striche und iſt zäher als die vorige. 3) Die Grobkohle, graulich ſchwarz, ſehr ſchwach fettglänzend oder ſchimmernd, von unebenem und kleinkörnigem Bruch, mit glänzendem Strich. 4) Die Faſer- oder mineraliſche Holz— kohle, graulich ſchwarz, ſeidenglänzend, mit faſeri— gem Gefüge, iſt mild, zerreiblich und färbt ab. 5) Die Schieferkohle, ein ſchieferiges Ge— menge von Pechkohle, Grobkohle und Faſerkohle; ſie heißt Blätterkohle, wenn die Pechkohle ſehr vorherrſchend und das ſchieferige Gefüge ſehr aus— gezeichnet iſt. 6) Die Rußkohle (Löſch-, Staubkohle), eiſen— oder graulich ſchwarz, matt, durch den Strich Glanz erhaltend, zerreiblich, abfärbend, von erdigem Bruch. Sie brennt leicht und geht bisweilen in Schiefer— kohle über, mit der ſie auch gewöhnlich vorkommt. In techniſcher Hinſicht unterſcheidet man: 1) Backkohlen, welche beim Erhitzen ſich erweichen, aufblähen und zuſammenbacken. Die Backkohlen zeichnen ſich durch eine dunkelſchwarze Farbe und leichte Entzündlichfeit aus; ſie ſind für Schmelzöfen nicht geeignet, weil ſie wegen ihrer backenden Eigen— ſchaft der Luft den Zutritt wehren; dagegen für Schmiedefeuerungen ganz beſonders brauchbar, weß— halb ſie auch wohl Schmiedekohlen heißen. Auch eignen ſie ſich gut zur Gasbereitung und zum Ver— koken. 2) Sinterkohlen, ſchwellen nicht auf, ſchwinden aber auch nicht und geben Koks, welche die Geſtalt der Steinkohlen ſelbſt beibehalten. Ihr Pulver ſintert jedoch in der Hitze zu einer Maſſe zu— fammen. 3) Sandkohlen, geben beim Glühen Koks, welche die Form der Steinkohlen beibehalten, aber dabei ſchwinden, ſo daß ihr Volumen ſehr ab— nimmt. Das Pulver derſelben bleibt beim Erhitzen ſtaubig. Die Sinter- und Sandkohlen haben eine weniger dunkelſchwarze, mehr in's Eiſengraue ſich hinneigende Farbe als die Backkohlen, entzünden ſich viel ſchwerer, geben einen ſtinkenden, ſchwefeligen Geruch und entzünden ſich nicht ſelten von ſelbſt in Kirchhof, Landwirth. 633 ED feuchten Magazinen, ſelbſt in den Gruben. Man bedient ſich derſelben zum Betriebe der Schmelzöfen, Roſtfeuerungen und gebraucht ſie auch zum Betriebe der Kalk-, Ziegel-, Gypsöfen, zum Heizen der Back— und Stubenöfen, zu welchem Ende man das Gru— benklein, die Staubkohlen mit Thonſchlämpe mengt und in Ballen formt, welche getrocknet verbrannt werden. Je größer der Kohlengehalt der Steinkoh— len iſt, deſto dickere Conſiſtenz hat der Steinkohlen— theer. Die Menge ſich erzeugender Gaſe ſteht mit dem Kohlenſtoffgehalt der Steinkohle im umgekehr— ten Verhältniß. Die wahre Steinkohle findet ſich nur im ältern Flötzgebirge mit Schichten von Schieferthon dem Kohlenſandſtein eingelagert, mit welchen fie das ſo— genannte Kohlengebirge ausmacht. Deutſchland iſt beſonders reich an Steinkohle, und die hauptſächlich— ſten Fundorte daſelbſt ſind die Ruhrgegenden, Dort: mund, Eſſen, Bochum; Osnabrück und Ibbenbüh— ren in Weſtphalen, Löbejün bei Halle, Waldenburg, Beuthen, Rybnik in Schleſien, Heyningen, Pot— ſchappel, Zwickau in Sachſen, in Elſaß bei Erlen— bach. Beſonders reich an Steinkohlen iſt die Ge— gend zwiſchen dem Hundsrück und der Hardt, dem Rheine und der Saar, in der Nähe von Saarlouis, Saarbrück, Wellesweiler. Auch in mehrern andern europäiſchen Ländern, ſowie in Nordamerika, finden ſich die Steinkohlen häufig. Die am meiſten ver— breitete Kohle iſt die Blätterkohle; Kännelkohle fin— det ſich nur in England und Schottland; Grobkohle im Plauenſchen Grunde bei Dresden, bei Neuſtadt am Harze, Ambeg, Musbach in Baiern, Hameln in Hannover, Saberze in Schleſien. Die Rußkohle findet ſich bald in Blätterkohle eingeſchloſſen, wie im Saarbrück'ſchen, bald macht fie beträchtliche Lager aus, ſo bei Stockheim im Bamberg'ſchen, bei Kam— merberg und Manebach im Thüringiſchen. Die Mächtigkeit der Steinkohlenſchichten iſt übrigens ſehr verſchieden und wechſelt von ½ Zoll bis 45 Fuß, am gewöhnlichſten beträgt ſie 1 bis 3 Fuß. Die Zahl der Flötze iſt ebenfalls ſehr verſchieden; manch— mal finden ſich deren nur wenige, bisweilen aber mehr als 100 über einander. Je mehr ſolcher Flötze über einander liegen, deſto geringer iſt in der Regel die Mächtigkeit der einzelnen. Die Zwiſchenlager der einzelnen Flötze beſtehen bald aus Schieferthon allein, bald hat ſich eine Kohlenſandſchicht von größerer oder geringerer Mächtigkeit dazwiſchen gelagert, was beim Abbau der Kohlenflötze und bei Verſuchsbauen ſehr zu beachten iſt, indem unter jeder Sandſteinlage ſo lange neue Kohlenflötze ſich finden können, als man auf klein älteres Geſtein geſtoßen iſt. An den meiſten der oben angeführten Orte finden ſich die Steinkohlenlager in muldenförmigen Ver— tiefungen ſanfter Hochebenen oder am Abhange der Gebirgszüge, während ſie im eigentlichen Hochgebirge fehlen. Die Kohlenformation nähert ſich in Beziehung auf ihr Außeres am meiſten dem Schiefergebirge, indem ſie meiſt Ebenen oder ſanft gerundete Höhen— 80 634 züge bildet. Den Hauptanhaltspunkt bei Aufſuchung von Kohlenlagern geben jedoch die Lagerungsver— hältniſſe der Gebirgsſchichten ab. Die Kohlenforma— tion liegt unter dem rothen alten Sandſteine oder ſogenannten Todtliegenden und über dem ſogenann— ten Ur- und Übergangsgebirge; daher man bei Auf— ſuchung von Steinkohlen vor allen Dingen die Nähe des letztern aufzuſuchen hat. Das beſte Zeichen von Kohlen iſt ein ſchwärzlicher oder aſchgrauer Schiefer— thon mit Abdrücken von Farrnkräutern und andern Pflanzenüberreſten; desgeichen ein ſchwärzlichgrauer, zerreiblicher, mehr oder weniger grobkörniger Sand— ſtein. Die Verſuche macht man entweder mit dem Bohrapparate oder mittelſt Verſuchsſchachten und Schürfungen (Schurfſtollen). Das Bohren iſt vor— zuziehen, wenn beträchtliche Schichten vom Flötz— gebirge zu durchſenken ſind; im entgegengeſetzten Falle bedient man ſich des Schürfens oder legt Schachte an. Derſelben Mittel bedient man ſich auch, um über die Verbreitung und Mächtigkeit der Kohlenflöge ſich Gewißheit zu verſchaffen. Nicht ſel— ten folgen ſich mehrere Flötze über einander, welche oft nur durch Thonſchieferſchichten von einander ge— trennt werden. Daher darf man ſich durch die ge— ringe Mächtigkeit einer Kohlenſchicht von weitern Verſuchen nicht abhalten laſſen, weil ſich bei be— trächtlicherer Tiefe dieſelbe wiederholen kann, indem man Beiſpiele hat, daß 50 bis 60 ſolcher Kohlen: ſchichten über einander lagernd getroffen worden ſind. Die Steinkohlen geben beim Verbrennen um ſo mehr Hitze, je kohlenreicher ſie ſind; in dem Ver— hältniſſe aber, als die Kohle kohlenſtoffreicher iſt, nimmt auch ihre Entzündlichkeit ab, und ſie bedürfen eines um ſo ſtärkern Luftſtromes, um fortbrennen zu können. Ferner brennen ſehr kohlenſtoffreiche Kohlen nur mit wenig Flamme, weßhalb dieſelben nur da gut anwendbar ſind, wo der zu erhitzende Gegen— ſtand mit dem Brennmaterial in unmittelbare Be— rührung kommt, wie bei Schmiedefeuern, Kalköfen u. dergl., während die mit Flamme brennenden, kohlenſtoffärmern überall den Vorzug verdienen, wo die Flamme erhitzend wirken ſoll, wie bei Keſſelfeue— rungen u. ſ. w. Es iſt ſehr ſchwer, eine Steinkohle aus dem äußern Anſehen zu beurtheilen; indeſſen darf man annehmen, daß eine Kohle um ſo kohlen— ſtoffreicher fein wird, je ſtärker und glasartiger ihr Glanz und je ſpröder die Subſtanz derſelben erſcheint. Braunere und zähere Kohlen ſind in der Regel ärmer an Kohlenſtoff. 100 Pfund Steinkohlen erzeugen ungefähr fo viel Wärme, als 230 Pfund luft— trocknes Holz. Das Abſchwefeln der Steinkohlen, wodurch die ſogenannten Kokes erhalten werden, wird theils im Ofen, theils im Meiler vorgenommen und hat zum Zweck, den Kohlen den erſtickenden Schwefelgeruch zu benehmen und zugleich zu bewirken, daß ſie beſſer und ebenmäßiger brennen. Man bedient ſich zu die— ſem Abſchwefeln eines Ofens, ungefähr von Geſtalt eines Pechofens, den man mit Steinkohlen anfüllt Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. und dieſe ſo lange brennen und gleichſam verkohlen läßt, bis ſie ihre Schwefelſäure verloren haben, wor— auf man alle Zugänge des Ofens verſperrt, damit die Kohlen erſticken und verlöſchen müſſen. Beim Abſchwefeln der Steinkohlen im Meiler findet an— fangs daſſelbe Verfahren ſtatt, wie bei dem Holze, das verfohlt werden full. Sobald ſich aber der auf— ſteigende Rauch zu vermindern anfängt, müſſen alle Zugänge und Luftlöcher verſtopft werden. Das Ab— ſchwefeln läßt ſich aber auch gleich in freier Luft ver— richten, indem man einen Theil guter Steinkohlen in Brand bringt und nachher mittelſt eines eiſernen Harkens diejenigen, bei welchen ſich das Feuer und der Rauch vermindern, aus dem angezündeten Hau— fen zieht und ſolche zerſtreut liegen läßt, worauf ſie verlöſchen. Auf den noch brennenden Haufen wer— den von Zeit zu Zeit friſche Steinkohlen geworfen, womit man ſo lange fortfährt, als Steinkohlen vor— handen find. Dem Raume nach rechnet man durch- ſchnittlich ſo viel Kokes, als Steinkohlen; Backkohlen geben aber wohl 5 bis 20 Proz. mehr, Sinter- und Sandkohlen zuweilen bis 10 Prozent weniger. Die Kokes find leichter als die Steinkohlen ſelbſt, grau— ſchwarz, von ſchwachem Seidenglanze und ausge— zeichnet porös. Sie erfordern zum Brennen einen größern Luftzug als Steinkohlen. Alle Backkohlen find zum Verkoken geeignet; die kleinern Kohlenſtücke ſchmelzen beim Verkoken zuſammen, daher fie Kofes in großen Stücken liefern. Alle Sinterkohlen hin— gegen, wenn ſie nicht etwa bedeutend zu den Back— kohlen hinneigen, noch mehr alle Sandkohlen eignen ſich zum Verkoken durchaus nicht. Sandkohlen bei einem Kohlenſtoffgehalt von 90 Prozent ſind übri— gens als natürliche Kokes zu betrachten und laſſen ſich unter Umſtänden als ſolche anwenden, wenn ſie eine gleichartige Maſſe bilden und nicht zerſpringen. Dagegen ſind die Sinter- und Sandkohlen von ge— ringem Kohlenſtoffgehalt, die wenigſtens in 4 bis 5 Zoll ſtarken Lagen gleichartig bleiben, nicht zerklüftet ſind, ſehr gut zur Verkokung anwendbar; doch er— fordern die aus ihnen erzeugten Kokes zum Brennen eine große Windmenge. f Der Steinkohlentheer iſt vielfach als Holzanſtrich empfohlen worden; indeſſen will man neuerdings die Erfahrung gemacht haben, daß derſelbe dem Faulwerden des Holzes um ſo weniger entgegen— wirke, als ihm das Fettige des gewöhnlichen Theers mangelt und er völlig ſpurlos auswittert. Deſto ge— eigneter iſt er hingegen zur Erhaltung von Lehm— wänden, und ſichert dieſe weit vollkommner gegen die Einwirkungen des Regens und des Froſtes, als der Kalkanwurf. Zwei preuß. Tonnen deſſelben reichen hin für eine Mauer oder Wand von 10 Fuß Höhe und 450 Fuß Länge. Auch hat man denſelben zur Zerſtörung der Raupen und anderer Inſekten empfohlen; doch ſoll er ſehr nachtheilig auf die damit beſtrichenen Bäume wirken. Schriften: Karſten, Unterſuchung über die kohligen Subſtanzen des Mineralreichs. Berl. 1826. Braunkohlen. 635 Du ga k oeh le y, Die Braunkohle iſt ein eigenes Geſchlecht von Erdharzen, welches mit der Steinkohle gleichen Ur— ſprung und viel Ahnlichkeit hat, und als ein mehr oder weniger von Erdharz durchdrungenes oder ver— kohltes Holz erſcheint. In der Regel zeigt die Braun— kohle deutliche Holzſtruktur; bisweilen kann man ſo— gar Stämme und Aſte ſammt der Rinde unterſchei— den. Sie brennt mit ziemlich heller Flamme, ohne bedeutende Rauchentwickelung, und verbreitet dabei einen widrigen Geruch. Nach den verſchiedenen Braunkohlenſorten wechſelt die zurückbleibende Aſche von 1 bis 18 Proz.; im verſchloſſenen Raume er: hitzt, liefert ſie Theer, gekohltes Waſſerſtoffgas und wäſſerige Stoffe. Die hierbei zurückbleibenden Kokes ſind leichter als die der Steinkohle und laſſen ſich leicht einäſchern. Von den Braunkohlen unterſcheidet man folgende Abänderungen: 1) Die gemeine Braunkohle, bräunlich ſchwarz, von ſchieferiger Abſonderung und mehr oder weniger deutlicher Holzſtruktur; äußerlich matt oder ſchimmernd, im Bruche ſtark fettglänzend; brennt mit ziemlich heller Flamme, meiſt unter widerlichem Geruch und ſchließt nicht ſelten Pflanzenüberreſte ein. 2) Die Pechkohle, graulich, pechſchwarz bis ſammtſchwarz, dicht und ftarf fettglänzend; hinter— läßt beim Verbrennen wenig Aſche. Sie ſteht in Beziehung auf Farbe, Härte und Gewicht der Stein— kohle ſehr nahe, unterſcheidet ſich jedoch durch ihren geringern Gehalt an Erdharz und durch ſtärkern Glanz von derſelben. 3) Die Faſer- oder Baſtkohle (bituminöſes Holz), rothbraun, holzbraun in's Grauliche und Schwärzliche, mit deutlich faſerigem Holzgefüge und Holzgeſtalt, und zwar meiſt Stamm- oder Wurzel: ſtücken mit deutlichen Jahresringen, oder Rinden— ſtücken von baſtartigem Gewebe. 4) Die Moorkohle, ſchwärzlichbraun bis pech— ſchwarz, derb und plattenförmig. 5) Die Nadelkohle, graulich bis bräunlich— ſchwarz, aus nadelähnlichen Faſern zuſammengeſetzt und elaſtiſch biegſam. 5 6) Die Papierkohle, ſchwärzlichbraun, aus papierdicken Blättern beſtehend; ſehr weich und meiſt reich an Blätterabdrücken. 7) Die Stückkohle, eine von einem beſondern Erdharz durchdrungene Papierkohle, leberbraun, grünlich- bis gelblichgrau, weich; brennt mit leb— hafter Flamme unter knoblauchartigem Geruch und mit Hinterlaſſung einer weißen, blätterigen Thonerde. 8) Die Erdkohle, lichtbraun bis ſammt— ſchwarz, derb, abfärbend; iſt nichts anders, als eine zerſetzte Braunkohle. Die Braunkohle iſt ſowohl im mittlern als im jüngern Flötzgebirge ſehr verbreitet und findet ſich am haͤufigſten in dem jüngern Gebilde, in dem ſo— genannten Braunkohlenſandſtein. In Deutſchland ſind die Umgebungen von Caſſel, Artern und Merſe— burg in Thüringen, Mannsfeld, Colditz und Borna in Sachſen, Zittau und Muskau in der Lauſitz, das Rheinthal zwiſchen Cöln und Bonn, der Weſterwald u. ſ. w. ſehr reich an Braunkohlen. Die Pechkohle findet ſich namentlich haufig in Neſtern, theils mit andern Braunkohlen, theils einzeln für ſich. Die Faſerkohle iſt namentlich im jüngften Schwemmlande ſehr verbreitet, wo ſie theils Lager von beträchtlicher Ausdehnung, theils kleine Neſter bildet, oder auch in einzelnen Baumftämmen ſich findet. Die Moor: kohle findet ſich am Weſterwald, in Oſtreich, Böh— men u. ſ. w. in ziemlicher Verbreitung; die Nadel— kohle im Elſaß mit gemeiner Kohle; die Papierkohle bei Colditz in Sachſen; die Erdkohle am Meisner in Kurheſſen, bei Halle, Merſeburg, Leipzig, Ar» tern u. ſ. w. Der Gebrauch der Braunkohle beſchränkt ſich vor— zugsweiſe auf Feuerung und Heizung, obſchon fie auch hierin der Steinkohle und dem Holze im Gan— zen nachſteht. Je harzreicher eine Braunkohle iſt und je weniger Aſche fie hinterläßt, deſto beſſer eignet fie ſich zur Feuerung; die gemeine Braunkohle und die Faſerkohle verdienen daher den Vorzug. Man gräbt ſie zur Feuerung theils in Stücken, theils zerkrümelt, mengt ſie mit Waſſer ein, knetet ſie in Formen, trock— net ſie im Freien oder unter Schuppen und gebraucht ſie dann zur Feuerung in Branntwein- und Ziegel— brennereien und zur Heizung der Stubenöfen. Außer— dem wird ſie auch zerkleinert, mit Jauche übergoſſen und in Gährung geſetzt, noch als ein ſehr gutes Düngmittel in Anwendung gebracht; doch dient fie auch trocken, eine Zeitlang der Atmoſphäre ausge— ſetzt, zum Bedüngen der Acker und Saaten, ſowie die Aſche beſonders ſehr zuträglich auf den Klee wirkt. Da, wie oben bemerkt, die bedeutendſten Braun— kohlenlager in dem ſogenannten Braunkohlenſand— ſtein ſich vorfinden, ſo kann man auch nur dort mit Vortheil nach Braunkohlen ſuchen. Das beſte Zei— chen iſt ein ſchwärzlichgrauer Sandſtein und ein ſchwärzlicher Letten. Die Verſuche werden theils durch Schärfungen, theils durch Bohrungen vorge— nommen, je nachdem man oberflächlicher oder tiefer Kohle zu finden hofft. Bisweilen findet ſich die Braunkohle aber auch in ſehr beträchtlichen Neſtern, oder ſie füllt kleine Mulden aus. In manchen Ge— genden Deutſchlands finden ſich auch beträchtliche Braunkohlenlager in den untern Schichten der Kreide— formation, wo ebenfalls der ſie begleitende mehr oder minder ſchwärzlich gefärbte Sandſtein Merk— male für die Aufſuchung abgiebt. 80 * 636 00 Der Torf beſteht aus einer mit von Erdharz durchdrungenen erdigen Theilen vermengten Maſſe von abgeftorbenen Sumpfpflanzen und Wurzeln. Er kommt hauptſächlich in zwei Abänderungen vor; die eine iſt leicht und ſchwammig, enthält die Pflan— zentheile noch wenig verändert und findet ſich meiſt an der Oberfläche der Erde oder doch nahe an der— ſelben; die andere iſt ſchwärzer von Farbe, enthält die Pflanzentheile mehr, zum Theil ſteinkohlenartig verändert, iſt feſter und ſchwerer als erſtere und fin— det ſich meiſtens in den tiefern Schichten der Torf— moore. Der leichte Torf entzündet ſich leicht und brennt leicht fort, während der ſchwere einen ſtärkern Luftzug zum Brennen braucht, eine ſtärkere Hitze, aber einen mehr unangenehmen Geruch giebt. Der Torf findet ſich im aufgeſchwemmten Lande beinahe aller Länder, welche bedeutendere Ebenen beſitzen. Die Unterlagen bilden gewöhnlich beträcht— liche Sand- oder Thonlagen. Wo der Boden feucht, ſchlammig, elaſtiſch, von dunkler, brauner oder ſchwarzer Farbe und mit Riedgräſern, Binſen, Woll— gras, Torfmoos u. ſ. w. bekleidet iſt, wird man ſelten ohne Erfolg nach Torf ſuchen. Das einfache Wegräumen der Dammerde mit einer Haue reicht hin, ſich von ſeinem Vorhandenſein zu überzeugen. Die Mächtigkeit und Ausdehnung eines Torfgrun— des erforſcht man hierauf ſehr leicht mittelſt eines einfachen Erdbohrers. Die Torfbrüche in den Ber— gen und längs den Flüſſen werden in Süddeutſch— land Mooſe genannt, z. B. das berühmte Donau— moos in Baiern. Auf allen dieſen Lagerſtätten fin: det man zwar Torf von verſchiedener Güte, doch liegt der beſſere immer deſto tiefer, je ſtärker die Ve— getation von Gewächſen iſt, die ihn erzeugen oder ſich mit ihm vermiſchen. Es liegt deßhalb auch der beſſere Torf in der Regel flacher an entwäſſerten Flußufern, auf ſchon vor längerer Zeit eingedeichtem oder eingedämmtem Moorboden. Da gelinde Wärme die Zerſetzung der Pflanzenreſte, durch welche die Torfbildung bedingt wird, ganz beſonders begün— ſtigt, ſo trifft man auch in der gemäßigten Zone am meiſten Torf an. Hitze und Froſt ſind aber der Torf— bildung ungünſtig. Will man ein ausgeſtochenes Torfmoor wieder anwachſen laſſen, fo muß man ſtets etwas moorigen Untergrund ſtehen laſſen, und die obere, zur Feuerung undienliche, zu lockere Maſſe über den abgeſtochenen Boden verbreiten, wobei man annehnen darf, daß etwa in 50 Jahren ſich 5 Fuß dicke Torflager von Neuem bilden. Die Brennkraft des Torfes iſt nach ſeiner Qua— lität und beſonders auch nach dem Grade ſeiner Trockenheit verſchieden. Die Qualität hängt haupt— ſächlich von der größern oder geringern Beimengung erdiger Theile ab, deren Menge bei manchen Torf— arten bis zu /½ bei andern kaum 3 Proz. beträgt. Je mehr ungeſtörte Pflanzenfaſer dem Torfe beige— miſcht iſt, deſto lockerer, leichter und von geringerer Güte iſt derſelbe; daher ſind die obern Schichten, in denen die Pflanzenfaſer noch wenig zerſtört iſt, ſtets Gebirge. Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. f. ſchlechter als die tiefer liegenden, und die tiefſten enthalten ſtets den beſten Torf. Im Allgemeinen giebt man demjenigen Torfe den Vorzug, der ſchwarz oder dunkelbraun ausſieht, recht trocken und doch ſchwer iſt und beim Verbrennen weiße Aſche giebt. Die Namen, mit welchen man die verſchiedenen, in Güte abweichenden Torfarten bezeichnet, ſind pro— vinziell und ſehr verſchieden, ſo daß ſich der Brenn— werth derſelben nicht darnach bezeichnen läßt. Dies läßt ſich vielmehr nur einigermaßen nach dem Ge— wichte der verſchiedenen Torfarten beſtimmen, wobei hier ein trockner preuß. Kubikfuß angenommen wird. 1) Der weiße leichte Moostorf, Papier— torf beſteht aus dem noch wenig zerſtörten Gewebe von Mooſen und dazwiſchen liegenden weißen Strei— fen von Schilf oder Blättern und findet ſich vorzüg— lich auf der Oberfläche der mit Sumpfmooſen be— deckten Sümpfe und verſumpfter Gegenden der höhern Der Kubikfuß wiegt 19 bis 20 Pfund; 180 bis 200 Kubikfuß find an Brennwerth gleich 1 preuß. Klafter gewöhnlichen Kiefernklobenholzes. Er brennt ziemlich ſchnell mit verhältnißmäßig ſtarker Flamme; er trocknet zwar ſchnell aus, iſt aber nicht gut zu transportiren und gilt überhaupt für die ſchlechteſte Torfgattung. 2) Der leichte braune Moostorf, welcher gewöhnlich unter dem vorigen liegt, wiegt 26 bis 27 Pfund, und 140 bis 150 Kubikfuß haben den Brennwerth einer Klafter Kieferholz. Er theilt die Eigenſchaften mit dem vorigen, verbrennt aber im Verhältniß ſeiner größern Güte etwas langſamer. 3) Der Raſentorf (gelber unreifer Sumpftorf) bildet die obere Decke der Wieſenmoore, wiegt 20 bis 27 Pfd., übertrifft den Moostorf wenig an Güte und iſt hinſichtlich der Art des Brennens von gleicher Beſchaffenheit mit dem vorigen. 4) Der lockere ſchwarze Sumpftorf iſt gewöhnlich die unter der 1 bis 3 Zoll aufgeführten obern Decke liegende Torfſchicht. Zwar beſteht der— ſelbe größtentheils aus ſchon ſo weit zerſtörten Pflan— zenfaſern, daß der ausgeſchiedene Kohlenſtoff vor— herrſchend iſt, enthält jedoch noch vielfach unzerſtörte Pflanzenreſte. Sein Gewicht beträgt 27 bis 40 Pfd., und 140 bis 150 Kubikfuß können einer Klafter Kie— fernholz gleich gerechnet werden. Er verbrennt mit langſamen Glimmfeuer. 5) Der Holztorf enthält noch Überreſte von aufgeweichtem, nicht ganz zerſtörtem Holze. Je mehr deſſelben darin noch bemerkbar iſt, deſto geringer iſt ſeine Güte. Er wiegt zwiſchen 33 und 46 Pfund, und 87 bis 120 Kubikfuß ſind gleich einer Klafter Kiefernholz. 6) Der ſchwere braunſchwarze Moostorf aus Hochmooren, bei dem keine unzerſtörte Pflanzen— faſer mehr zu bemerken; er wiegt zwiſchen 46 und 53 Pfd., verbrennt mit langſam glimmendem Feuer und 75 bis 87 Kubikfuß ſind einer Klafter Kiefern— holz gleich. ef. 7) Der ſchwere ſchwarze Sumpftorf (Strichtorf, Preßtorf, Baggertorf, Pechtorf) findet ſich als ſchlammige Maſſe in der Tiefe der Torf— brüche, wird in Formen geſtrichen und bäckt getrock— net jebr zuſammen. Dies iſt die beſte Torfgattung, die ſich vorzüglich zur Verkohlung eignet und ein lang anhaltendes, dabei aber doch ziemlich ſtark brennendes Feuer giebt; wiegt 53 bis 60 Pfd. und 65 bis 75 Kubikfuß find an Brennwerth einer Klaf— ter Kiefernholz gleich. Die Bereitung des Strich— torfes kommt e theurer zu ſtehen als das Stechen der feſten Torfmaſſe. Das Ausbringen des Torfſchlam— mes, welches in einigen Gegenden durch Ausfiſchen mittelft ftarfer und enger Netze bewirkt wird, iſt ſchwieriger, und das Einwerfen in große durch— löcherte Kaſten zum Ablaufen des zu vielen Waſſers vor dem Streichen erſcheint ebenfalls mühſam und zeitraubend. Ein aufgefundenes Torflager (Torfſtich), das mächtig genug iſt, um mit Vortheil nachhaltig ab— geſtochen werden zu können, muß vorerſt vermeſſen und nivellirt, die Charte auch nach einem etwas großen Maßſtabe und nöthigenfalls in Abtheilungen getheilt werden. Nach unterſuchter Tiefe des benutz— baren Torflagers muß die Zahl der jährlich zu ſtechenden Torfſtücke feſtgeſetzt werden, um demgemäß den Torfbruch in ſo viel Quartiere oder Striche ein— zutheilen, daß jedes den Jahresbedarf enthält. Nach dem preuß. Torfmaße ſoll ein trocknes Stück Torf 240 Kubikzoll enthalten; 25 Stück machen einen Korb und 240 Körbe oder 6000 Stück einen Hau— fen. Bei 20 Zoll Tiefe des Torflagers giebt ein preuß. Morgen Fläche 226,800 Stück, bei 25 Zoll Tiefe 283,500 Stück oder 48 Haufen und bei jeder 5 Zoll größerer Tiefe 11 Haufen mehr. Hierbei iſt jedoch die obere ſchlechtere Torfdecke, welche abge— räumt werden muß, in Abzug zu bringen, ſowie man auch noch ½ auf Abgang an Brocken oder Mull rechnen muß. Alsdann werden zuerſt die Entwäſſe— rungsgräben gezogen, womit man da beginnt, wo der Ausfluß des Waſſers iſt. Bei den abzutheilen— den Torfſtichen hat man jedoch nicht etwa blos den jährlichen Stich abzuſtecken und zu entwäſſern, ſon— dern es muß auch der nöthige Raum zum Auslegen und Trocknen des Torfes dabei berückſichtigt werden, und es ſoll der Trockenplatz in der Regel dreimal die Fläche enthalten, welche der Torfſtich ſelbſt hat. Der Stich wird in Gräben angelegt, welche die ganze für den jährlichen Torfſtich abgeſteckte Fläche durchſchnei— den, die am vortheilhafteſten 6 bis 7 Fuß breit an— gelegt werden und mit denen man ſo vorrückt, daß man ſtets den Abraum und die Brocken hineinwirft. Die beſte Form, in welcher die Torfſtücke geſtochen oder geformt werden, iſt, daß ſie bei einer Länge von 8 bis 10 Zoll trocken, 5 bis 6 Zoll hoch und breit ſind. Man kann, ſobald der gefallene Waſſer— ſtand im Frühjahre es erlaubt, mit dem Stechen be— ginnen und damit fo lange fortfahren, als die Wit⸗ terung das Trocknen deſſelben erwarten läßt. Kann man den Torf wegen zu hohem Waſſerſtande nicht gleich im Anfange des Stiches rein ausſtechen, ſo geht man zwar weiter vor, trifft jedoch die Einrich— 637 tung, daß man durch einen Nachſtich allen übrigen wegnehmen und den Graben rein ausſtechen kann, ſobald das Waſſer beſeitigt erſcheint. Sollte zu be— fürchten ſein, daß die Gräben bei plötzlich eintreten— dem hohen Waſſerſtande überſchwemmt werden könn— ten, ſo müſſen von Zeit zu Zeit natürliche Dämme an der Grenze der alten Stiche ſtehen bleiben, die das Waſſer aufhalten und welche fpäter nachgeſtochen werden, wenn man ſie nicht etwa zu Wagen- und Karrenbahnen benutzen will. Das Abräumen der obern ſchlechtern Erde (Bun— kererde) und das Ausſtechen des Torfes wird ge— wöhnlich ein und denſelben Arbeitern übertragen. Zum Trocknen, d. h. Auslegen, Umwenden und in kleine Haufen Setzen, ſind am vortheilhafteſten Frauen und Kinder anzunehmen; zu dem Aus- und Zuſam— menkarren ſind aber ſtarke Männer erforderlich, welche ſich ebenfalls ausſchließlich damit beſchäftigen und denſelben Lohn wie die Torfſtecher erhalten müſſen. Bei Bereitung des Strichtorfes wird, nachdem das Waſſer hinreichend abgelaſſen iſt, der Torf— ſchlamm gewöhnlich mit tiefen hölzernen Schaufeln an den Rand geworfen. Der ſo gewonnene Torf muß alsdann in gewöhnlichen Breterkarren auf trock— nen Grund ausgefahren, und, wie oben bemerkt, in große mit Löchern verſehene Breterkaſten gebracht oder in Haufen geſetzt werden, damit das zu viele Waſſer abläuft und er nur noch denjenigen Grad von Feuchtigkeit behält, daß er teigartig feſt in die Formen getreten werden kann. Die Formen hierzu ſind ganz wie diejenigen zum Ziegelſtreichen, nur mit der Abänderung, daß gleich 12 bis 20 gitterartig zuſammengefügt ſind. In dieſe wird nun der Torf geworfen und feſt in dieſelben eingetreten oder ge— drückt, dann eben geſtrichen, ſo daß die Form auf— gehoben werden kann und die Torfſtücke zum Trock— nen auf der Erde liegen bleiben, bis ſie gewendet und in Haufen geſetzt werden können. Hierbei iſt jedoch zu beachten, daß der Strichtorf, vorzüglich wenn er ſehr gut iſt, bei einem zu ſchnellen Trocknen leicht Sprünge bekommt und dann in Brocken zer— fällt, da er ſonſt viel beſſer als der Stichtorf iſt. Daher muß er bei ſolchem Wetter, wobei er ſehr ſcharf trocknet, ſowie er oben eine feſte Rinde be— kommt, womöglich gleich in Haufen geſetzt werden, ohne ihn vorher zu wenden. Auch den Stichtorf läßt man einzeln liegend nicht länger trocknen, als daß er die nöthige Feſtigkeit zum Zuſammenſetzen er— hält und bringt ihn dann in Haufen, welche die Luft durchziehen kann, oder auch in luftige Schuppen un— ter Dach. In Ermangelung von Schuppen ſetzt man die trocknen Torfſtücke (Soden, Torfſteine) in große kegelförmige Haufen von beſtimmter Anzahl Soden, bindet langes Stroh, Rohr oder Schilf am Abſchnitt feſt zuſammen, breitet es radförmig auseinander und ſtürzt es über die Torfhaufen. In Norddeutſchland bereitet man den Strichtorf auch aus trockner Moorerde, welche ſich zum Torf— ſtich nicht eignet. Man fährt ſolche nämlich auf einen feſten Grund oder untergelegte Breter zu Hau— fen von 10 oder 20 Fudern zoſammen, begießt ſie mit Waſſer und läßt ſie alsdann von Ochſen oder 638 Pferden fo lange durchtreten, bis fie fo zähe wie Lehm iſt, worauf man ihn ſtreicht und trocknet. Je mehr Arten von Moorerde durch einander kommen, deſto beſſer wird der Torf. Man fabricirt dieſen ſo— genannten Back-, Trettorf auch in den ausgegrabe— nen Moorgruben ſelbſt, wo dann die Arbeiter das Durchkneten ſelbſt verrichten. Bei einem ſehr naſſen Torfmoore muß derje— nige Theil, welcher im nächſten Frühjahre geſtochen werden ſoll, im Herbſte zuvor mit einem tiefen Graben umzogen und ſo viel wie nöthig entwäſſert werden. Läßt man beim Torfſtechen von demſelben ungefähr 3 bis 4 3. ſtehen, wirft den Abraum von der obern Grasſchicht darauf, ebnet und pflügt dann Alles tief um, ſo kann man zuweilen alsdann eine ſolche Fläche als Wieſe oder, wenn ſie trocken genug iſt, als Acker benutzen. Wäre aber eine ſolche Be— nutzung der abgetorften Fläche wegen zu vieler Näſſe nicht möglich, ſo wird das Waſſer ange— ſpannt, um zu verſuchen, ob das Nachwachſen des Torfes erfolgen werde. Der Torf iſt bekanntlich ein vortreffliches Brenn— material, das nicht allein zur Zimmerheizung, ſon— dern auch zur Feuerung in Fabriken, zum Kalk- und Ziegelbrennen, ſowie auch in Back- und Töpferöfen angewendet wird. Er verbrennt bei gewöhnlichem Luftzuge langſam und giebt daher eine allmälige, gleichförmige Hitze, die ſich gut zur Heizung von Stubenöfen eignet. Unter einem verſtärkten Luft— zuge eignet er ſich jedoch in völlig trocknem Zuſtande auch gut für Flammenfeuer, ſowie auch für Keſſel— feuerung. Bei der Stubenfeuerung muß der Ofen, in dem Torf gebrannt wird, einen guten Zug und einen zweckmäßigen Roſt haben; letzterer muß beim Torfbrennen etwas weiter als beim Holzbrennen ſein. Die eiſernen Röhren leiden übrigens mehr beim Brennen von Torf als von Holz. Bei techniſcher Anwendung beſteht oft darin ein Übelſtand, daß der Torf zu leicht iſt, daher nur ſchwierig eine hohe Temperatur hervorbringt, in Folge des großen Rau— mes, den er im Ofen einnimmt. Um dieſem Übel— ſtande zu begegnen hat man unter andern die Torf— ſtücke künſtlich auszutrocknen geſucht, indem man ſie in eine Art von Backſteinofen wirft und dieſen auf einer Temperatur nur wenig über der des ſiedenden Waſſers erhält. Man erhitzt denſelben mit Torf— ſtücken der ſchlechteſten Art. Die ſo getrockneten Stücke erhalten eine ungemeine Dichte und Härte; zugleich vermindert ſich auch ihr Volumen bis faſt auf die Hälfte. Auch iſt in neuerer Zeit eine Torfpreſſe von Pohlenz erfunden und patentirt worden. (Poh— lenz, Erfindung einer neuen patentirten Torfpreſſe. Cottbus, 1837. 2 Thlr.) Mittelſt dieſer Preſſe ſoll friſch gegrabener Torf in dem Preßkaſten geſchüttet, um die Hälfte, ſowie der eingetretene /. bis 4 an der Höhe ſeines Volumens durch das Preſſen ver— lieren, wobei eine reichliche Menge helles Waſſer und braune Humusſäure abfließt. Die durch die Verkohlung des Torfes erhaltene Kohle kommt mit der Holzkohle überein und hat auch dieſelbe Hitzkraft, wenn man die erdigen Theile in Abſchlag bringt, die der Torf erhalten hat. Gute Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. Kohlen können zu allen jenen Zwecken verwendet werden, zu welchen man die Holzkohlen gebraucht. Sie verbreiten beim Verbrennen keinen unangeneh— men Geruch und ſind leichter als roher Torf, daher beſſer zum Verfahren. Zum Verkohlen eignet ſich vorzüglich der ſchwarze Torf, welcher weniger un— verfaulte Pflanzenreſte enthält. In Holland verkoh— len viele den Torf, den ſie für das Hausweſen brau— chen, ſelbſt. Man bedient ſich hierzu eines großen Topfes oder eines kleinen, kegelförmigen, unten durchlöcherten Ofens von Ziegelſteinen, in welchen man den Torf bringt, um ihn mit Hülfe von klein gehauenem Holze zu entzünden. Sobald dieſe Ent— zündung vollkommen im Gange iſt, verſchließt man beide Offnungen des Ofens. Das Verkohlen im Großen geſchieht in Meilern, Gruben oder Ofen, wobei das Feuer fo gelinde und laͤngſam als mög— lich unterhalten wird. Dieſe Torfmeiler werden von verſchiedener Größe und bis zu 30,000 Stück aufge— führt; doch ſollen ſie unten im Durchſchnitte nur 10, 12 bis 15 F. haben. Die Torfſtücken werden hierbei dergeſtalt auf die lange Seite gelegt, daß dieſelben in einer Schicht ganz dicht zuſammen, in der näch— ſten darauf folgenden aber / Z. von einander ent: fernt zu liegen kommen, womit man bis in die Haube des Meilers fortfährt. Der Meiler ſelbſt wird mit guter Erde gedeckt, vornehmlich unten recht dicht gehalten und alsdann angezündet. Außerdem macht man zur Abhaltung des ſtarken Luftzuges ent— weder eine dichte Windſcheuer um den Meiler, oder man baut einen runden Schuppen um denſelben. Beim Verkohlen des Torfes in Ofen gewinnt man jedoch weit beſſere Kohlen, zumal wenn man jenes in beſondern Kohlenhäuſern vornimmt, in welchen ſich mehrere runde eiſerne Ofen von ungefähr 9 F. Höhe befinden, worin man die Verkohlung des Tor— fes veranſtaltet. Was die Anwendung des Torfes und der Torf— aſche als Dünger betrifft, ſo hat man gefunden, daß ein Gemeng von Torfabfall, Kalk, Aſche und Zie— gelmehl einen guten Dünger für Roggen, Kartof— feln, Kohlrüben, Bohnen und allerlei anderes Ge— müſe gewährt. Zur Darſtellung eines ſolchen Dün— gers wurden gemengt: 90 Berl. Scheffel durchge— ſiebter Torfabfall, 5 Scheffel Kalkmehl, eben ſo viel Holzaſche und eine gleiche Menge Ziegelmehl. Die— ſes Gemenge wurde gegen 3 F. hoch aufgeſchichtet, ſogleich mit Waſſer ſtark angefeuchtet und, ſobald es abzutrocknen anfing, die Anfeuchtung (bei Froſtkälte mit ſiedendem Waſſer) ſtets ſorgfältig wiederholt. So blieb der Haufen vom Herbſte bis zum Früh— jahre liegen, während welcher Zeit er zweimal um— geſchaufelt wurde. Zur Anwendung dieſes Torf— düngers auf Ackerland pflügt und eggt man daſ— ſelbe ſorgfältig, und bearbeitet es hierauf noch mit der Dornegge. Alsdann wird der aufgeſtreute Torf— dünger flach untergepflügt und gut eingeeggt. Auch auf trocknen Wieſen wirkt der Torf außerordentlich düngend, wofern man ihn den Sommer über in Haufen, unter öfterem Umſtechen und mäßiger Be— feuchtung, hat verwittern laſſen und dann im Herbſte aufſtreut (50 Ctr. auf 1 Magdeb. Morgen). Fri: Hauswirthſchaft. ſcher Torf wirkt im erſten Jahre wenig. Durch Ver— mengung des Torfes mit zerfallenem Kalk nimmt die Düngkraft noch zu. Auf 20 Ctr. Torf find 1½ bis 2, Ctr. Kalkpulver vollkommen hinreichend zur Zer— ſetzung. Das Gemenge wird gut durch einander gear— beitet und unter Feuchthalten und Umarbeiten einige Monate der Zerſetzung überlaſſen. Am beſten wird hiermit im Herbſte gedüngt. Sehr vortheilhaft wird auch der Torf mit Miſtjauche übergoſſen, wobei je— doch weder Kalk noch Aſche zugeſetzt werden darf. Die Torfaſche wird als Dünger von Manchen der Holzaſche noch vorgezogen. In England macht man bei Torfmooren große Haufen Torf und brennt ſie langſam (möglichſt ohne Flamme) zu Aſche. Ein ſolcher Haufen brennt wenigſtens 6 bis 8 Wochen. Am beſten wirkt trocken aufbewahrte Torfaſche in Verbindung mit Kalk. Für Sommergetreide taugt ſie aber deswegen nicht, weil ſie zu ſchnell treibt und hier nur auf das Stroh wirkt. Auch hat man die Torfaſche ſowohl in Obſt-, als Küchengärten höchſt vortheilhaft befunden, nur darf ſie nie friſch und nie in großer Menge angewendet werden. Wenn nicht bald nach der Anwendung Regen oder Thau fällt, muß die Erde mit der Brauſe leicht begoſſen werden. Alte Aſche kann man in größerer Menge anwenden. Wenn alte Gartengründe mit reicher Gartenerde überladen oder durch Reihen von Jahren zu ſtark 639 gedüngt worden ſind, ſo kann man durch alte Aſche den Boden am beſten auffriſchen und ihm neue Thätigkeit verſchaffen. Neuerdings wird Torfaſche auch als ein vorzüglicher Dünger für Weinberge ge— rühmt. Auf Kleeäckern, im Februar ausgeſtreut, iſt Torfaſche bekanntlich ſehr brauchbar; beſonders wirkſam aber bei den zum Grünfutter beſtimmten Erbſen, welche vorzüglich viel von dieſer Aſche ver— tragen können. Gewöhnlich äußert ſie aber jedoch erſt im zweiten oder dritten Jahre ihre volle Wir— kung. Zu Wieſen mengt man fie mit ½ oder ½5 ungelöſchten Kalk, und ſtreut ſie am beſten erſt im Frühjahre auf dieſelben. Beſonders gut wirkt ſie auf niedrigen feuchten Wieſen. In den Niederlan— den mengt man die Torfaſche auch mit Menſchen— koth; den meiſten Nachtſtühlen wird daher ein Korb mit Torfaſche untergeſetzt, dann das Ganze der Gäh— rung überlaſſen. Schriften: Zanthier, Unterricht vom Torf- weſen, beſonders der am Harze eingeführten Verkoh— lung. Ulm, 1796. Breitenbach, Unterricht in der Gewinnung des Torfes und der Steinkohlen. Leipzig, 1801. Eiſelen, über den Torf als Brenn— material. Berlin, 1816. Dau, neues Handbuch über den Torf. Leipzig, 1823. Moſer, die Torf— wiſſenſchaft im Fichtelgebirge. Nürnberg, 1825. IV. Hauswirthſchaft. Das Milchweſen (Butter- und Käſebereitung). Die meiſten Eigenſchaften der Kuhmilch, von welcher hier ausſchließlich die Rede ſein wird, ſind allgemein bekannt. In offener Luft abgedampft, be— deckt ſie ſich mit einer Haut, die hauptſächlich aus Käſeſtoff beſteht, und, wenn ſie weggenommen wird, ſich bald von Neuem bildet. Bei einer gewiſſen grö— ßern Eindickung gerinnt ſie ſchon ohne fremden Zuſatz. Bei einer Temperatur über 12 Grad R. ſäuert ſie ſich von ſelbſt, bei 16 bis 20 Grad R., öfters innerhalb weniger Stunden und gerinnt nachher beim Ko— chen. Die Kuhmilch enthält durchſchnittlich 10 bis 12 Prozent feite Beſtandtheile, welche durch, Aus— trocknen bei 80 Grad R. zurückbleiben; das Übrige iſt Waſſer. Dieſe feſten Beſtandtheile beſtehen aus Butter, Käſeſtoff, Milchzucker, ertraftartiger Mate- rie, Salzen und freier Milchſäure. Der Butterge— halt der Milch nimmt vom erſten Monate nach dem Kalben allmälig bis zu einer gewiſſen Grenze immer mehr zu; er iſt in der beim Melken zuletzt ausflie— ßenden Milch größer, als in der zuerſt ausfließen— den und hängt noch ſehr bedeutend von der Nah— rung ab. Die abſolute Menge des Buttergehalts in der ganzen unabgerahmten Milch wurde bald von 3% bis 4%, Prozent, bald 4%½ bis 10 Prozent, bald 3½ bis 6 Prozent gefunden. Aus 100 Thei— len Rahm wurden von ſchwediſchen Kühen blos 4½ Theile, bei andern in der Schweiz auf dem Stalle gefütterten Kühen aber 24 Theile Butter gewonnen. Je zeitiger der Rahm abgenommen wird, deſto but— terreicher iſt er. Der Käſeſtoff, welcher ſich größten— theils aufgelöſt in der Milch findet, kann durch Laab aus derſelben gefällt werden, ebenſo durch einen Überſchuß von irgend einer Säure; dagegen wird durch wenige Säure feine Auflöslichkeit noch mehr befördert. Aus 1000 Theilen ganzer Milch wurden erhalten 110 Theile friſcher Käſeſtoff und 50 Theile friſcher Zieger (aus den Molken geſchiedener Käſe— ſtoff). Abgerahmte Milch enthielt in 1000 Theilen 43½ Theile trocknen Käſeſtoff und 8 Theile trocknen Zieger; 1000 Theile Rahm enthielten 33 Theile trocknen Käſeſtoff und 6 Theile trocknen Zieger. Im Allgemeinen ſcheinen dieſelben Einflüſſe, welche die 640 Buttermenge vermehren, aud die Menge des Käfe- ſtoffs zu vergrößern, wohin namentlich gute Weide zu rechnen iſt. Bei friſchmelkenden Kühen iſt die Menge des Käſeſtoffs eben ſo wie die der Butter ge— ringer als bei altmelkenden. Der Milchzucker iſt in den Molken enthalten, aus denen er durch Abdam— pfen gewonnen wird, und beträgt 7 bis 8 Prozent. Von der Milchſäure hängt die Eigenſchaft der Milch, Lackmuspapier zu röthen, ab. Wenn die Milch durch Stehen ſauer wird, ſo bildet ſich die Milchſäure in ihr in vermehrter Menge. Der Milch— ſäure hängt ſehr eine extraktartige Subſtanz an. Die Salze der Milch beſtehen in Verbindungen der Milch— ſäure hauptſächlich mit Kali. Läßt man die Milch längere Zeit ſtehen, ſo ſchei— det ſie ſich freiwillig in 2 Theile, nämlich in einen obern, Rahm, Sahne (bei Fütterung mit jungem Gras 10 bis 13 Prozent, mit Luzerne zuweilen 18 bis 20 Prozent der ganzen Milch betragend), und einen untern, der nach Entfernung des Rahms die abgerahmte Milch (ſaure Milch u. ſ. w.) giebt. Der Rahm enthält ein überwiegendes Verhältniß Butter gegen die übrigen Beftandtheile, während die untere Milch nur ſehr wenig Butter im Verhältniß zu den übrigen Beſtandtheilen enthält; bei längerm Stehen kann die Butter faſt ganz in den obern An— theil übergehen. Wird die abgerahmte Milch mit Laab behandelt, oder nach vorhergehendem Säuern erhitzt, ſo ſcheidet ſich der Käſeſtoff mit dem noch vorhandenen Butterrückhalt als Käſe daraus ab, und die übrigen Beſtandtheile der Milch bleiben als Molken oder Schotten zurück. Wird der Rahm gebuttert, ſo ſcheidet er ſich ebenfalls in 2 Theile, nämlich in Butter und Buttermilch. Durch Laab kann der Käſeſtoff mit dem Butterrückhalt aus der Buttermilch größtentheils abgeſchieden werden, wo dann ebenfalls Molken zurückbleiben. Der in den Molken zurückbleibende Käſeſtoff, Zieger, kann noch durch Eſſig in der Hitze abgeſchieden werden, und wenn man die ſo gereinigten Molken dann ab— dampft, ſo bleibt der rohe Milchzucker zurück. Das ſpezifiſche Gewicht der Milch iſt nach Ver— hältniß der darin enthaltenen Beſtandtheile verän— derlich, und je größer die Menge der in der Milch enthaltenen feſten Subſtanzen, deſto größer iſt das ſpezifiſche Gewicht derſelben. Ein geringes ſpezifi— ſches Gewicht der Milch, mindeſtens bei grüner Fütterung im Sommer, iſt im Allgemeinen Zeichen eines großen Rahmgehalts und mithin Butterge— halts. Rahm iſt immer weniger ſchwer, als die unverfälſchte ganze Milch, von der er genommen iſt, und ganze Milch wieder weniger ſchwer, als die ab— gerahmte Milch. Durch künſtliche Verſetzung der Milch mit Waſſer nimmt das ſpezifiſche Gewicht ebenfalls ab; der Gehalt an Käſeſtoff und Milch— zucker vergrößert das ſpezifiſche Gewicht der Milch. Mit dem Alter der Kühe nimmt das ſpezifiſche Ge— wicht der Milch ein wenig zu, iſt etwas kleiner bei der Abend- als bei der Mittagsmilch, und etwas kleiner bei der Mittags- als bei der Morgenmilch, wird auch um ſo kleiner, je fetter und ſaftiger die Hauswirthſchaßft. Nahrung iſt. Die zuerſt ausgemolkene Milchportion iſt beträchtlich ſchwerer, als die zuletzt gemolkene. Die Milch der Kühe kurz vor und nach dem Kalben weicht im Gehalt und Beſchaffenheit ſehr von einander ab. 41 Tage vor der Geburt des Kal— bes iſt die Milch gelblich, dichter, von mehr fadem, ſchleimigem, ſalzigem Geſchmack, enthält Eiweiß, daher ſie in der Hitze gerinnt; dagegen fehlen darin Milchzucker, freie Säure und Käſeſtoff; auch ent— hält ſie weniger Waſſer, und ſetzt beträchtlich mehr Rahm ab, als gewöhnliche Milch. Dieſe Beſchaffen— heit findet noch 21 Tage vor der Geburt ftatt, 11 Tage nach der Geburt aber ſind jene fehlenden Subſtanzen ſchon merklich, ſowie die Menge des Eiweißes ſchon vermindert iſt. Unmittelbar nach ber Geburt hat die Milch immer noch Ahnlichkeit mit der vor der Geburt abgefonderten Milch; ſie ſetzt mehr und gel— bern Rahm ab und enthält noch Eiweiß. Dieſe Er— ſcheinungen zeigen ſich am auffallendſten in den er— ſten 12 bis 24 Stunden nach der Geburt, verlieren ſich dann aber immer mehr und nach 3 bis 6 Tagen iſt die Milch gewöhnlicher Milch wieder ähnlich. Verſchiedene Umſtände äußern ſowohl auf die Beſchaffenheit als auf die Menge der Milch einen weſentlichen Einfluß, und es kommt hierbei dar— auf an: 1) Ob die Kuh friſch- oder altmelkend iſt. In der Milch altmelkender Kühe finden ſich Butter, Käſeſtoff und Milchzucker reichlicher, als in der friſchmelkender Kühe. Ferner iſt die Milch der altmelkenden Kuh, gegen das Licht gehalten, weniger durchſcheinend, und röthet das Lackmuspapier weniger als die der friſchmelkenden; auch gerinnt erſtere zu einer feſtern und dickern Maſſe. Man fand in dem erſten Mo— nat nach dem Kalben in 1 Pfd. Milch 3 Drachmen Butter, im zweiten und dritten 4 Drachmen, dann bis zum achten Monat, von wo an die Butter am reichlichſten abgeſondert wird, 5 bis 6 Drachmen. 2) Zu welcher Tageszeit gemolken wird. Die Morgenmilch ſetzt ſtets einige Prozente Milch mehr ab, als die Abendmilch; die Mittagsmilch am we— nigſten. 3) Wann beim Melken die Milch ausgefloſſen iſt. Die zuerſt ausfließende Milch iſt ſowohl an Butter als Käſeſtoff ärmer, mithin ſchlechter, als die zuletzt erhaltene, und zwar nimmt die Güte der vom Anfang des Melkens ſtufenweiſe zu, bis zum letzten Tropfen, der ausfließt, ſo daß die zuletzt ausgemol— kene Milch gegen die zuerſt gemolkene mehr als dop— pelten Rahmgehalt zeigt. 4) Welches Futter die Milchkuh erhält. Das Futter äußert einen ſehr beträchtlichen Einfluß, ſo— wohl auf die Menge, als auch auf die Beſchaffenheit der Milch. Merkwürdig iſt die Beobachtung, daß ſich die Milch von Kühen bei jeder Veränderung des Futters, ſelbſt wenn es ein Übergang zum beſ— ſern Futter iſt, anfangs merklich verringert, und erft nach mehrern Tagen die Milchvermehrung eintritt. Alles Futter, was mehr Milch giebt, giebt im All— gemeinen zugleich beſſere Milch. Die beſte Butter und den beſten Käſe erhält man von der Milch ſol— cher Kühe, die auf den Wieſen mit vielen zarten und Das Milchweſen. aromatiſchen Pflanzen weiden. Von ſehr wäſſerigen Weideplätzen entſteht eine Milch, von der man eine weiße, ſehr weiche Butter erhält. Bei angeſtellten Verſuchen betrug das durchſchnittliche tägliche Milch— quantum bei Fütterung: a) mit Gerſtenſtroh und Kleie 17 ¼ preuß. Pfd.; b) mit friſchem Klee 2471 2 preuß. Pfd.; e) grünen Maisſtengeln 33% preuß. Pfd.; mit der Menge der Milch wuchs auch der verhältnißmäßige Reichthum an Butter, Käfe und Milchzucker. Bei der Fütterung mit Gerſtenſtroh und Kleie gab nämlich die Milch durchſchnittlich 5 Pro— zent Butter, 15 Prozent Käſeſtoff und 3 Prozent Milchzucker; bei der Fütterung mit grünen Mais— ſtengeln dagegen über 9 Prozent Butter, über 19 Prozent Käſeſtoff und 6 Prozent Milchzucker. Von mehrern Pflanzen mit vorſtechenden Beſtandtheilen nimmt die Milch eine beſondere Beſchaffenheit, d. h. einen eigenthümlichen Geruch, Geſchmack oder Farbe an, aber keineswegs von allen. Zur Beſeitigung des unangenehmen Geſchmacks, den die Milch vom Rübenfutter erhält, ſoll es hinreichend ſein, eine kleine Portion Salpeter mit der friſch gemolkenen Milch in die Milchäſche zu ſchütten. Nach dem reichlichen Genuſſe gewiſſer Kräuter, die zum Theil einen indigoähnlichen Farbeſtoff ent— halten, wird die Milch blau. Zu ſolchen Pflanzen ſcheinen beſonders zu gehören: die Esparſette, die gemeine Ochſenzunge, der Ackerſchachtelhalm, das Biegelkraut, der Vogelknöterich, Stengel und Blät— ter des gemeinen Buchweizens. Vornehmlich erzeugt ſich die blaue Milch da, wo die Kühe auf der Stop— pel weiden. Friſch gemolken hat die Milch ihre na— türliche Farbe, bekommt aber, wenn ſie einige Zeit geſtanden und Rahm anſetzt, auf ihrer Oberfläche dunkelblaue Flecken, oder ſie wird durch und durch blau. Dergleichen Milch iſt übrigens im Geruch und Geſchmack von der nicht gefärbten keineswegs unterſchieden, und giebt auch gewöhnliche gelbe, wohlſchmeckende Butter, indem die blaue Farbe in der Buttermilch bleibt, wo ſie ſich nach einigen Tagen nach oben abſcheidet. Zur Beſeitigung dieſes Ubel— ſtandes muß man eine Anderung des Futters vor— nehmen; gingen die Kühe auf die Weide, ſo füttert man ſie eine Zeitlang mit trocknem Futter auf dem Stalle, und ſo umgekehrt. Ein ſehr wirkſames Mittel gegen die blaue Milch ſoll folgendes ſein: Man giebt jedem Stück Vieh des Morgens nüchtern 2 Quentchen gepulverte Belladonnawurzel ein; nach 2: bis Zmaligem Gebrauche ſoll ſich die blaue Milch verlieren. Oder man giebt täglich zweimal, jedes— mal 2 Loth, Alaun in / Quart Chamillenthee auf— gelöſt und ſo lange, bis ſich die blaue Milch verliert. Läßt man die Milch an der Luft ſtehen, fo fon: dert ſich, wie oben bemerkt, zuerſt der Rahm auf der Oberfläche ab, dann ſäubert ſich die darunter— ſtehende Milch und der Käſeſtoff wird geneigter zu gerinnen. Hieran hat man nun das, was man ei⸗ gentlich ſaure Milch nennt. Auf dieſe Säuerung haben verſchiedene Umſtände Einfluß; ſie wird be— ſchleunigt durch Wärme, erfolgt ſehr leicht bei Ge— wittern, außerdem hat aber auch die Beſchaffenheit der zum Aufbewahren der Milch verwendeten Gefäße Kirchhof, Landwirth. 641 einen bemerfenswerthen Einfluß darauf. Manchmal erfolgt die Säuerung der Milch, bevor ſich noch der Rahm daraus abgeſondert hat, wodurch man die ſogenannte Schlickermilch erhält. Dies kann theils von den in den Milchkammern angehäuften ſauern Dünſten, theils, bei Aufbewahrung in hölzernen Gefäßen, von der Säure herrühren, die ſich in den Poren des Holzes verhalten hat. Ein Mittel dage— gen iſt das Ausbrühen der Rahmgefäße mit Holz— aſchenlauge und Hinſtellen von gebranntem Kalk oder friſchgeglühter Holzkohle. Beſonders lange hält ſich die Milch ohne Säuerung in Zinkgefäßen, Ku— pfer- und Eiſengeſchirren; indeſſen machen theils die ſchädliche Natur dieſer Metalle, theils der Beige— ſchmack, den die Milch vornehmlich von Eiſenge— fäßen annimmt, dieſe Aufbewahrungsarten nicht räthlich. Durch Abſieden wird die Neigung der Milch zur Säuerung vermindert, abgeſottene Milch hält ſich daher länger, als nicht abgeſottene. Fri— ſcher, fetter Rahm, mit der Hälfte ſeines Gewichts Zucker verſetzt, etwas eingekocht, gut umgerührt und in gläſerne Flaſchen gefüllt, die man wohl verſtopft, ſoll ſich mehrere Monate lang halten. Durch Zuſatz von ein wenig Pottaſche zur Milch kann man auch das Säuern derſelben verhüten und zugleich bewir— ken, daß ſie beim Sieden nicht zuſammenlaufe. Die— ſelbe Wirkung leiſtet auch der Saft des Rettigs oder Meerrettigs, wenn man dieſen zur Milch fügt oder ein Paar Scheibchen dieſer Wurzeln hineinlegt. Um zu erfahren, ob die von den Mägden friſch— gemolkene und abgelieferte Milch rein oder mit Waſſer vermiſcht ſei, hat man ein einfaches Werk— zeug, Milchmeſſer (Galactometer). Dieſes Inſtru— ment iſt von den gewöhnlichen Bier- und Brannt— weinwaagen nur darin unterſchieden, daß es auf der leichten Glasröhre, an welcher unten eine Glasku— gel befindlich iſt, eine Gradabtheilung von 0 bis 4 hat. Sinkt dieſes Inſtrument bis zu Null in die Flüſſigkeit, ſo zeigt dies die reine unverfälſchte Milch an; der zweite Grad zeigt einen Zuſatz von dem vierten Theile Waſſer; der dritte von Ys und der vierte eine Zumiſchung von der Hälfte Waſſer. Beſ— ſere und ſichere Angaben erhält man jedoch nach ei— nem andern, neuerdings in England erfundenen Milchmeſſer. Derſelbe beſteht ganz einfach in ei— nem ſchmalen, etwa 1 Fuß langen, 1 Zoll im Durch— meſſer haltenden, cylindriſchen Fußglaſe, welches nahe am obern Ende in Grade eingetheilt wird. Füllt man das Gefäß bis zum oberſten Theilſtriche mit Milch an, ſo wird die Sahne allmälig aufſteigen und man nach den Graden der Theilung die Menge derſelben und hiermit die Güte der Milch beſtim— men können. Als ein höchſt einfacher Rahmmeſſer iſt noch nachfolgender zu erwähnen. In ein etwa 2 Ellen langes und ½ Elle breites Bret bohrt man an jedem Ende einen 15 Zoll langen Stab ganz loth— recht und feſt ein, zieht ſodann von einem Stabe zum andern mehrere Zwirnsfäden feſt an, und zwar in genau abzupaſſenden Zwiſchenräumen von Vs Zoll. An dieſe Zwirnsfäden werden glatte Biergläſer von gleicher Höhe und gleicher Weite geſtellt. Jedes Glas iſt nun mit der . u einer und derſelben Kuh anzufüllen und fo zu bezeichnen, daß man ge: wiß weiß, von welcher Kuh daſſelbe angefüllt wurde, Haus wirthſchaft. oder Fenſtern und unter dieſen mit eiſernem Gitter— werk verſehen ſein. Die beſte Temperatur einer MN Milchkammer iſt Stubenwärme, alſo zwiſchen 12 bis 15 Grad R., und zwar 12 Grad für den Sommer 110 u“ I und 15 Grad für den Winter. Rein— lichkeit iſt auch hier, wie bei allen Milchgeräthen, eine unerläßlicheBe— dingung. Um ſtets die oben ange— gebene Temperatur in der frei liegen— den Milchkammer zu erlangen, müſ— — 20 ſen die ſie umſchließenden Einfaſ— z. B. mit Nummern nach der Ordnung im Stalle. Sämmtliche Gläſer werden neben einander an die aufgezogenen Fäden geſchoben. Wenn nun die Milch im Keller oder im Milchgewölbe ſich in jedem Glaſe völlig ausgerahmt hat, ſo ſieht man genau, welche Kuh die beſte Milch hat, und ſo mit den mei— ſten Rahm liefert. Zu Milchäſchen (Milchſatten, Milchtubben ꝛc.), d. h. Gefäßen, in welche die friſchgemolkene Milch geſeiht wird, um darin ihren Rahm abzuſetzen, be— —— ſungsmauern wenigſtens 5Fuß ſtark ſein. Man kann hierzu zwei gleichlaufende 1 Fuß dicke Mauern aufführen, welche 3 Fuß von einander ent— fernt ſind, und den Zwiſchenraum ſodann mit ein— geſtampfter Erde ausfüllen. Bei großen Milchwirth— ſchaften ſind in der Milchkammer durch eigene Mauern noch beſondere Räume für das Milchgefäße, zur Ver— fertigung der Käſe u. ſ. w. beſtimmt. Nachſtehende Zeichnung giebt den Grundriß zu einem derartigen Milchhauſe. Der Raum a, welcher ſich nach dem dient man ſich irdener, hölzerner, gläſerner, re pferner, verzinnter u. ſ. w. Gefäße. In der ff Schweiz iſt hölzernes Milchgeräthe faſt allge— mein, ſowie daſſelbe auch in Holſtein ſehr be=| liebt iſt; die Milch kühlt ſich in ſolchen viel beſſer, als in gläſernen Gefäßen ab. Flache große Form U der Milchäſche iſt Hauptſache; die Milch ſoll darin nur 3 bis 4 Zoll hoch ſtehen. In metalle— m nen Gefäßen und beſonders in denen von Zink, rahmt die Milch am beſten aus, und man erhielt! in ſolchen 11 Prozent Butter mehr als ſonſt; fiel find aber zu koſtſpielig. Metallene und irdene Milchäſche geſtatten leichter die nöthige große Reinlichkeit als die hölzernen, welche, um das IL E Verſäuern zu verhüten, öfters mit heißer Aſchen— lauge geſcheuert oder in einem Keſſel ausgekocht werden müſſen; irdene Milchäſche werden zur Entfernung der Säure ſehr zweckmäßig mit grünen Brennneſſeln ausgepeitſcht. Bei metallenen Gefäßen hat man große Vorſicht darauf zu verwenden, daß die Milch— ſäure ſie nicht orydirt und Gift erzeugt. In England hat man Milchäſche von verzinntem Gußeiſen, wel— che vielleicht am zweckentſprechendſten alle Vorzüge guter Milchäſche vereinigen, zumal fie / mehr Sahne liefern ſollen. Zur Milchkammer (Molkenſtube, Milchgewölbe), worin die Milch zum Gerinnen oder Rahmen auf— geſtellt wird, wählt man gewöhnlich einen unterir— diſchen Raum, oder ein gegen Mitternacht gelegenes gewölbtes Zimmer, in welchem ſich die erforderliche Temperatur zu allen Jahreszeiten gleich erhalten laſſen muß. Der Fußboden ſoll mit Steinplatten, Fließen oder Klinkern ausgelegt ſein und gegen eine ſchickliche Stelle hin eine Neigung haben, wo man dem zum Reinigen gebrauchten Waſſer Abzug ver— ſchaffen kann, und von wo es dann rein ausge— ſchöpft wird, wenn es nicht ſonſt etwa in's Freie ge— leitet werden kann. Ferner müſſen Luftzüge unten, oben und in der Mitte angebracht und mit Laden Umfange der Milchwirthſchaft richten muß, iſt die eigentliche, von 5 Fuß dicken Wänden umſchloſſene Milchkammer; der Raum 5 ift zur Aufnahme der Milchgeräthſchaften und zum Buttermachen, und der Raum ce zur Verfertigung der Käſe u. ſ. w. be— ſtimmt. Die äußern Umfaſſungsmauern brauchen hier nur 1 Fuß ſtark zu ſein, falls nicht das Milch— haus aus zwei Stockwerken erbaut werden ſoll. Die Höhe deſſelben braucht nicht über 8 Fuß zu betra— gen. In dem Raume “, wo an den Wänden tiefe Regale angebracht werden können, befindet ſich bei d ein Keſſel, um das zum Reinigen der Gefäße nöthige Waſſer warm zu machen. Mit demſelben iſt zugleich ein Ofen verbunden, durch welchen der Rauch in einen beſondern Schornſtein geleitet wird; dieſer Ofen dient auch noch dazu, im Winter dem Zimmer die nöthige Wärme zu verſchaffen. Die Räume e und f find blos in der Dicke der Mauer angebrachte und mit Thüren verſehene Vertiefungen, welche zu jedem willkürlichen Gebrauche benutzt wer— den können. In dem obern Stocke des Milchhauſes können Schlafkammern für das weibliche Geſinde eingerichtet oder auch Käſekammern angebracht werden. Das Milchweſen. Sehr zweckmäßig werden außerdem noch die Milchkammern da, wo es die Ortlichkeit geftattet, mit ſogenannten Milchſchwemmen verſehen, mittelſt welcher die Milch bei der größten Som— merhitze kühl erhalten werden kann. Es ſind dies große ſteinerne oder hölzerne Tröge, die mitten in der Milchkammer aufgeſtellt und durch Pumpen oder Röhren immerwährend oder doch zum öftern mit friſchem Waſſer verſehen werden, auf welchem dann die Milchäſche herumſchwimmen. Da die Milch hier auch bei der größten Hitze nur lang— ſam gerinnt, ſo ſetzt ſie den Rahm vollkommen ab, und die Butter erhält einen vortrefflichen Geſchmack. Wo man Röhrwaſſer haben kann, find ſolche Milch: ſchwemmen vorzüglich zu empfehlen. In kleinern Wirthſchaften kann man bei Ermangelung eines beſondern Milchgewölbes im Freien vor den Woh— nungen, im Hofe u. ſ. w. dergleichen hölzerne oder ſteinerne Tröge anbringen und dieſe mit einem Ver— ſchlage von Bretern verſehen und verſchließen. Das Melken ſelbſt iſt ein Hauptgeſchäft der Molkerei, die wichtigſte Arbeit und diejenige, auf deren gute Vollführung ein großer Theil nachhal— tiger Einträglichkeit einer Milchwirthſchaft beruht. Ein unumgängliches Erforderniß hierbei iſt Rein— lichkeit, weil ſonſt die Milch ſehr leicht einen unan— genehmen Beigeſchmack bekommt, der ſich ſelbſt der Butter und dem Käſe mittheilt. Beſonders muß im Sommer bei der Stallfütterung auf ein reines Abwaſchen des Euters geſehen werden, ehe ge: molken wird. Die Melkerin muß ſich vor dem Melken die Hände tüchtig gewaſchen, eine reine Schürze vorgebunden und die Haare feſtgemacht haben. Im Allgemeinen ſind Männer, da ſie im— mer mehr Kraft haben, den Frauenzimmern als Melker vorzuziehen. Müſſen letztere aber, wie in der Mehrzahl der Fälle, gewählt werden, ſo ſoll man nur erwachſene, beſonnene, ſanftmüthige, übri— gens kräftige Perſonen nehmen und beſonders dar— auf halten, daß jede Kuh immer nur von einer und derſelben Perſon gemolken wird. Es iſt hin— länglich bekannt, daß eine Kuh im Stande iſt, ihre Milch nach Willkür zurückzuhalten; daher be— weiſen ſie gegen Mägde, welche ſie hart und un— barmherzig behandeln, nur zu oft Halsſtarrigkeit und Abneigung, und halten, von ihnen gemolken, die Milch zurück, während ſie ſolche von einer an— dern bis auf's reinſte ausmelken laſſen, wenn dieſe ſanft und liebreich mit ihnen umgeht. Dem Mel— ker oder der Melkerin muß man die zur untadel: haften Beſorgung ihrer Arbeit erforderliche Zeit laſſen, damit auf rechte Weiſe rein ausgemolken werden kann, weil ſonſt nicht ſelten, namentlich bei einem größern Viehſtapel, nicht nur die mehr— ſten Kühe unvollkommen, ſondern auch mehrere wohl gar nicht gemolken werden, beſonders wenn der beſtellte Aufſeher nicht genaue Aufſicht führt. Dies kann aber begreiflich nicht anders als höchſt nachtheilig für den fernern Milchertrag der Kühe ſein, zumal die letzte Milch wenigſtens dreimal beſſer iſt, als die zuerſt aus dem Euter kommende. Ein fernerer, nicht minder großer Nachtheil eines 643 nachläſſigen Melkens beſteht darin, daß die bei nicht rein ausgemolkenen Kühen im Euter zurück— bleibende Milch ſich nicht ſelten buttert und beim folgenden Melken Stücken mit aus dem Euter her— auskommen, welche ſäuerlich und übelriechend ſind und die ganze Milch verderben, daher dergleichen Milch nicht unter die übrige gegoſſen werden darf, ſondern ſogleich entfernt werden muß. Auch muß die Kuh, welche Stücke in der Milch gegeben hat, die folgenden Male mit größter Sorgfalt und mit aller möglichen Kraft rein ausgemolken werden, weil ſich ſonſt die zurückbleibenden Butterſtücke im Euter erhärten, ſo daß die Kuh ſpäter mit einer oder mehrern Zitzen keine Milch mehr giebt, mit— hin entweder drei- oder zweizitzig wird, was na— türlich immer mit großem Verluſte am Milchertrage verbunden iſt. Bei Weidevieh, welches im Freien gemolken wird, iſt zu empfehlen, daß alle Kühe einer Kuh— melkerei auf der Weide beſtändig haltbare Stricke um die Hörner haben, womit ſie zu jedesmaliger Melkzeit ſchnell und bequem an ein ſtarkes Pfahl— oder Lattenwerk in zwei Reihen gegen und neben einander angebunden werden können. An Geräth— ſchaften beim Melken find erforderlich: ein ſtarker, auf drei weitgeſperrten Beinen feſtſtehender, hölzer— ner Melkſtuhl (Melkhitſche); ferner ein eigentlicher Melkeimer (Melkgelte), welcher unten ein wenig enger als oben iſt, und etwa 6 bis 8 Quart Milch faſſen kann, auch inwendig mit einer Reihe blan— ker Nägel verſehen iſt, welche den jedesmaligen Inhalt nach Quarten oder ſonſt einem Maße an— zeigen. Außerdem ſind auch noch zwei größere Milcheimer nebſt einer Trage mit zur Melfſtelle (Regel) zu bringen, um jedesmal, wenn eine Kuh ausgemolken iſt, den Melkeimer darin auszuleeren und nachmals die Milch nach der Milchkammer tragen zu können. Mit dem Melkeimer in der rechten und dem Melkſtuhle in der linken Hand geht die Melkerin nun zur Kuh, welche fie melken. will; während ſie ſich niederſetzt, ſtellt ſie den Ei— mer zur rechten Hand neben ſich, und reibt oder ſtreichelt zuerſt die beiden vorderſten, und darnach auch die beiden hinterſten Zitzen mit der hohlen Hand ſo lange, bis ſie den freiwilligen Milcherguß in die Zitzen bewirkt hat und ſolche nun von der losgelaſſenen und hineingedrungenen Milch ſtrotzen. Dieſe Arbeit, das Zuregen (Zurichten) genannt, iſt beim Melken ſehr nöthig und nützlich. Hierauf ſtrippt ſie ſich mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten Hand nach und nach aus allen vier Zitzen etwas Milch in die hohle Hand, womit ſie ſowohl ihre beiden Hände als auch die Zitzen an— feuchtet; alsdann faßt ſie ihren Melkeimer und klemmt ihn zwiſchen die Knie, womit ſie ihn feſt— hält. Unruhige und beim Melken ſchlagende Kühe müſſen durch Zureden beſänftigt oder nöthigenfalls beim Melken mit einem Stricke geſpannt werden. Man ergreift beim Melken mit der rechten Hand zuerſt die linke und mit der linken Hand die rechte Vorderzitze, und drückt nun abwechſelnd aus dieſen beiden Zitzen die Milch 8 indem man jedes— 644 mal die Zitze oben mit dem Daumen und Zeige: finger verſchließt, damit keine Milch zurück in's Eu— tet treten kann, und alsdann die folgenden Finger nach einander ſo kraftvoll anzieht, daß die in die Zitze gedrungene Milch in einem ſtarken Strahle heraus in dem Eimer fließt; hierauf wird die Hand wieder ein wenig geöffnet, damit wieder Milch aus dem Euter in die Zitzen fließen und ſolche von Neuem herausgedrückt werden kann. Nachdem nun auf ſolche Weiſe die beiden erſten Zitzen ſo weit ausgemolken, daß wenig Milch durch Drücken mehr herauszubringen iſt, ſo wird auf dieſelbe Weiſe mit den beiden hinterſten Zitzen verfahren, und geben auch dieſe keinen ordentlichen Strahl mehr, ſo bringt man endlich durch das bekannte Strippen mit dem Zeigefinger und dem Daumen, welches wechſelsweiſe bei allen vier Zitzen angewendet wird, die übrige Milch bis auf den letzten Tropfen aus dem Euter heraus, wobei durch geſchickte Stöße gegen das Euter (wie ſie auch das ſaugende Kalb ausübt), die Ausleerung beſchleunigt wird. Wenn die Melkerinnen klagen, daß eine Kuh nicht ſo viel Milch mehr gebe, daß es ſich des Melkens verlohne, ſo unterſuche man, ob dieſe Milch bei mäßiger Erwärmung ſchon gerinne; thut ſie dies nicht, ſo muß man die Kuh fortmelken, damit ſie ſich nicht an zu langes Trockenſtehen gewöhne. Vier Wochen vor dem Kalben iſt es jedoch jeder— zeit rathſam, mit dem Melken aufzuhören, wenn die Kuh auch noch 1 Quart Milch gebe. Bei genau angeſtellten Verſuchen hat ſich ergeben, daß man eben ſo viel Milch erhalten, wenn man täg— lich zweimal, als wenn man drei- oder viermal gemolken hat. Man hat zwar im letztern Falle bisweilen etwas mehr Milch erhalten, aber aus dieſer Milch nicht mehr Butter gewonnen. Ein dreimaliges Melken des Tages dürfte übrigens bei friſchmilchenden Kühen, ſowie bei reichlicher Fütte— rung vortheilhaft ſein. In England hat man eine Maſchine erfunden, welche das Melken erleichtern und die Milch beſſer erhalten ſoll. Dieſe Maſchine beſteht im Weſentlichen aus kleinen dünnen Röhr— chen von Silber oder anderm Metalle, welche in die Offnung der Zitzen geſteckt werden, wo dann die Milch von ſelbſt ausläuft. Zur größern Rein— lichkeit iſt das allgemeine gebräuchliche Verfahren der Schweizer, vor dem Melken die Euter der Kühe mit lauwarmen Waſſer abzuwaſchen, gar ſehr zu empfehlen. Man hat für dieſen Zweck Kübel, mit einem Deckel verſehen, worin ſich Waſſer und ein Schwamm oder Lappen befindet, und welche die Mägde ſtatt des Melkſtuhls gebrauchen und mit ſich forttragen. Bei dem Milchweſen iſt natürlich beſonders die Milchergiebigkeit der Kühe in Betracht zu ziehen, worüber jedoch eben ſo verſchiedene Angaben als Meinungen beſtehen. Beſonders kommt es auf die Beſchaffenheit der Viehart und die Verhältniſſe an, unter welchen die Kuhhaltung erfolgt. Zwiſchen einer großen Niederungskuh und einer kleinen Land— kuh iſt ein großer Unterſchied im Ertrage der Milch, der nicht ſelten mehr als um das Fünffache ab— Hauswirthſchaft. weicht. Man hat großes Vieh, welches ſehr milch— reich iſt, aber auch großes Vieh, welches nur we— nig Milch giebt; man findet ferner kleines Vieh, welches im Vergleich gegen das verabreichte Futter mehr Milch giebt, als das größte und milchreichſte. Zwiſchen einer fetten Niederungsweide und einer magern Brachweide oder einer Communhutung iſt allerdings ein großer Unterſchied. Die Stallfuͤtte— rung giebt andere Ergebniſſe, als das Hüten auf beſtändigen Weiden oder auf Ackerweiden. Die Weiden ſind nun aber wieder nach den Gräſern, die ſie enthalten, ſehr verſchieden, ſowie natürlich auch ein großer Unterſchied zwiſchen einer reich— lichen Weide und einer knappen iſt. So giebt aber auch die Stallfütterung ſehr verſchiedene Reſultate, je nach den verwendeten Futtermitteln. Beſonders aber wird der Ertrag der Molkerei durch die Be— ſchaffenheit des Winterfutters beſtimmt; denn alles mehr ſaftige Futter giebt mehr Milch, während das trockne mehr in's Fleiſch treibt. Hiernächſt wird nun noch endlich der Ertrag der Molkerei durch beſſern oder ſchlechtern Abſatz der Milchprodukte und durch ihre mehr oder weniger vollkommene Berei— tung bedingt. In der Nähe großer Städte, wo die Milch von der Kuh und der Rahm theuer verkauft werden, bringt allerdings eine Kuh einen weit höhern Ertrag als da, wo man ſich nur auf die Erzeugung von Butter und Käſe beſchränken muß. Es giebt daher Beiſpiele, daß eine Kuh bei einem ſehr induftriöfen Betriebe jährlich an 200 Thlr. in der Nähe großer und volkreicher Städte benutzt worden iſt, ſowie aber auch andere, wo vielleicht der ganze Molkenertrag einer Kuh kaum 5 Thlr. beträgt. Es kann ſich im Allgemeinen bei Angabe des Ertrags der Molkerei nur um einen Mittel— ertrag handeln, beſonders aber auch darum, wie ſich das verwendete Futter bezahlt. Es giebt aller— dings Fälle, wo die Nutzung einer Kuh ſchon den Werth des angekauften Futters beträchtlich über— wiegt; die Rechnung kommt jedoch noch viel gün— ſtiger zu ſtehen, wenn man das Futter nicht zu ſeinem Markt-, ſondern zu ſeinem Produktionspreiſe berechnet, wie dies in den meiſten Verhältniſſen geſchehen muß. Nach Maßgabe vorerwähnter Um— ſtände ſind daher die Angaben über den Molkerei— ertrag ſehr verſchieden und beträchtlich von einan— der abweichend, daher es jedem Landwirth ſelbſt überlaſſen bleiben muß, ſich einen ſolchen Ertrags— anſchlag nach ſeinen Lokal- und Wirthſchaftsver— hältniſſen zu machen. Nach einer Angabe, welche im Preußiſchen häufig zum Grunde der Ertrags— anſchläge genommen wird, ſind die Angaben fol— gende: 10 preuß. Quart Milch geben 1 Quart Rahm: 12 Ort. oder 29 bis 30 Pfd. Milch geben 1 Pfd. Butter; 10 Dit. abgerahmte Milch geben 2 Pfd. friſchen oder 1½ Pfd. trocknen Käſe. Kalb, Käſe und Molfennuguug machen Y (oft mehr, oft weniger) von dem Werthe der Butter aus. 1) Eine ſchlechte Kuh auf magerer, hoher Weide und bei ſchlechtem Winterfutter giebt im Durch— ſchnitt von 264 Tagen nur etwa 330 Qrt. Milch und dieſe 27% Pfund Butter und 6% Mandeln Die Butterbereitung. Käſe. 1 Pfund Butter zu 5 Sgr. und 1 Mandel Käſe zu 7½ Sgr. gerechnet, giebt die Summe von 6 Thlr. 5%, Sgr. 2) Eine gewöhnliche Landkuh giebt 300 Tage hindurch täglich im Durchſchnitt 2½ Ort. Milch, alſo zuſammen 750 Ort., woraus 62% Pfd. But: ter und 14 Mandeln Käſe gemacht werden. Werth 10 Thlr. 27%, Sgr. 3) Eine gute Kuh bei guter Weide und gutem Winterfutter giebt im Durchſchnitt täglich 3½ Ort. oder in 292 Melktagen 1022 Ort. Milch, woraus 857% Pfd. Butter und 20% Mandeln Käſe gemacht werden. Werth 19 Thlr. 10 Sgr. 4) Eine vorzügliche Milchkuh bei vorzüglicher Weide und vorzüglichem Winterfutter giebt in 302 Melktagen 200 Ort. Milch, daraus werden 166%, Pfund Butter und 40 Mandeln Käſe gemacht. Dazu noch das Kalb mit 3 Thalern gerechnet, giebt 40 Thlr. 23%, Sgr. 5) Eine ganz große Kuh der beſten Art, welche 645 täglich auf der Weide 175 Pfd. Gras verzehrt und das reichlichſte Winterfutter erhält, giebt täglich im Durchſchnitt auf 304 Tage 12 Qrt. Milch, woraus 304 Pfd. Butter und 70 Mandeln Käfe gewonnen werden; das Kalb zu 3 Thlr. gerechnet, giebt einen jährlichen Geldwerth von 71 Thlr. 5 Sgr. In der Nähe großer Städte, wohin man die Milch friſch abſetzen kann, iſt aus der Molkerei der höchſte Gewinn zu ziehen, indem der Verkauf der Milch nicht ſelten doppelt ſo viel einbringt, als wenn man dieſelbe zu Butter und Käſe verwenden wollte. Um den Reinertrag einer Milchkuh zu berech— nen, hat man zu dem gewonnenen Milchprodukt noch den von ihr gewonnenen Dünger nach ſeinem Werthe zu veranſchlagen; ſodann aber Weide, Win— terfutter (überhaupt Futter), Hutlohn, Streuſtroh, Wartung, Geräthe, Salz zu Butter und Käſe u. ſ. w. nebſt Zinſen des Ankaufskapitals in Abzug zu bringen. Butterbereitung. In der Butterbereitung haben es jetzt unter den deutſchen Landwirthen die Holſteiner am weiteſten gebracht; ihnen dürften die Oſtfrieſen rückſichtlich der Bedeutſamkeit derſelben am nächſten kommen, ob— ſchon die frieſiſche Butter an Güte der holſteiniſchen entſchieden nachſteht. Die vorzüglichſten auswärti— gen Nebenbuhler des Holſteiner ſind: der Schweizer, der Irländer und der Holländer. Um aus einer Molkerei vermittelſt der Butterbereitung den möglich höchſten Gewinn zu ziehen, kommt es darauf an, ſie zugleich in vorzüglichſter Güte und dabei größter Menge zu verfertigen. Ausgezeichnet ſchöne Butter muß eine durchaus feſte, von allen käſigen Theilen, Molken und Milch freie Maſſe bilden, die beim Durchſchneiden eine durchaus gleiche ſchöne, hellgelbe Farbe hat, friſch und angenehm riecht, ſüß und lieb— lich ſchmeckt, wobei zwar das ihr zugeſetzte Salz mäßig zu koſten iſt, aber doch durchaus zergangen ſein und nicht zwiſchen den Zähnen knirſchen muß. Butter von dieſer Güte zugleich in größter Menge zu verfertigen, iſt übrigens ſehr ſchwer. Nur der Milch ſüß entnommener Rahm liefert gute Butter. Bei dem allgemeinen Verfahren der Butterbe— reitung wird die Milch gleich nach dem Melken, oder nachdem fie eine Stunde im Keller geftanden, durch ein Draht- oder Haarſieb geſeiht, in die kühlgehal— tenen Milchäſche gefüllt, dann abgerahmt, wofern man es nicht vorzieht, den Rahm mit der Milch zu— ſammen zu buttern; der Rahm wird in beſondern Gefäßen (Rahmtöpfen) längere oder kürzere Zeit an einem kühlen Orte aufbewahrt, und dann im But— terfaſſe geſchlagen. Die von der Buttermilch abge— ſchiedene Butter wird herausgenommen, mit den Händen durchknetet und dann geſalzen. Die beim Melken zuletzt ausfließende Portion Milch liefert nicht nur mehr, ſondern auch beträchtlich beſſere But— ter, als die zuerſt ausfließende. Eben ſo giebt auch der zuerſt ſich abſcheidende Rahm beſſere Butter, als der zuletzt ſich ausſcheidende. Bis vier Monate nach dem Kalben iſt die Milch minder gut zur Butterbe— reitung als ſpäter, und fettere Milch liefert jedenfalls beſſere Butter als dünne, ſo daß alſo, um Butter von der höchſt möglichen Güte zu erziehen, dazu fette Milch von den beſten Kühen, hinreichende Zeit nach dem Kalben, hiervon jedesmal nur die zuletzt gemol— kene Portion und hiervon nur der ſich zuerſt abſchei— dende Rahm zu nehmen ſein wird. In Folge dieſer Umſtände wird daher die beſte Butter auf ökonomiſche Weiſe eigentlich nur in den Molkereien erzeugt wer— den können, welche die Fabrikation des Käſes zu ihrem Hauptzwecke machen. Die Kühe ſollen ſo nahe als möglich an der Milchkammer gemolken werden, damit nicht die Milch durch weiten Transport er— ſchüttert und erkaltet werde, ehe ſie in die Milchnäpfe kommt, wodurch nicht nur die Menge, ſondern auch die Güte des Rahmes beträchtlich vermindert wird. Sowie die Milchgefäße mit Milch angefüllt ſind, ſetze man ſie ſanft auf ihre Stelle, und vermeide bei etwa nöthigem weitern Transport ſorgfältigſt jede Erſchütterung. Je zeitiger man abrahmt, deſto beſſer iſt der Rahm, ſo daß dies zur Bereitung einer fein— ſten Butter ſchon nach 2 bis 4 Stunden geſchehen kann; deſto weniger Rahm erhält man aber auch dagegen, indem er ſich dann noch nicht vollſtändig abgeſchieden hat. Für gewöhnliche Butter läßt man daher die Milch im Sommer 12 bis 20 Stunden, im Winter 24 bis 36 Stunden und länger nach dem Melken ſtehen, bevor man ſie abrahmt. Der rechte Zeitpunkt zum Abrahmen der Milch wird jener ſein, wenn ſich aller Rahm aufgeworfen, die Milch aber noch nicht geronnen iſt. Es wird gerathen, mit der Fingerſpitze über die Oberfläche des Rahme zu fah— 646 Hauswirthſchaft. ren, und ſie, wenn nichts am Finger hängen bleibt, abzurahmen. Andere halten es für ein Zeichen der Reife des Rahms, wenn beim Hineinſtechen mit dem Meſſer keine Milch hervorkommt. Die Säuerung der Milch trägt nichts zur Abſonderung des Rahms bei, ſondern es ſcheint vielmehr nach derſelben keine Ab— ſonderung mehr zu erfolgen, und der Rahm verzehrt ſich nun in ſich ſelbſt. Bei der geringſten Säuerung zieht der Rahm käſige Theile an, wodurch die Rahm— haut dicker wird, und man ſo irriger Weiſe mehr Rahm zu erhalten glaubt. Solcher Rahm läßt ſich beim Buttern auch nicht gut bearbeiten und die But— ter wird gemeiniglich bitter und unhaltbar. Da man jedenfalls ein ſtarkes Säuern der Milch vor dem Ab— rahmen vermeiden ſoll, ſo muß man bei ſchwüler Witterung zeitiger wie gewöhnlich, und bei drohen- dem Gewitter ſogleich abrahmen. Die beſte Tages: zeit zum Abrahmen der Milch find im Sommer die Frühſtunden vor Aufgang der Sonne; doch muß ſich dies nach Umſtänden abändern. Beim Abrahmen ſelbſt fuͤhrt man ein dünnes elfenbeinernes Meſſer (gewöhnlicher freilich den Finger), rund um das Gefäß herum, ſchiebt dann den Rahm mittelſt eines an den Kanten möglichſt dünnen Rahmlöffels von hartem Holze, Elfenbein, Blech oder Eiſen (der in ſeinem Boden fein durchlöchert ſein kann), nach der einen Seite hin und nimmt ihn ſorgfältig ab, ſo daß er möglichſt frei von Milch bleibe. Nach einem an— dern Verfahren neigt man den Milchnapf ſacht über dem Gefäße, in welches die Milch abfließen ſoll, verhindert aber mit beiden Daumen, daß auch der Rahm hineinfalle, und ſomit im Napfe zurückbleibt; oder endlich läßt man die Milch durch ein unten am Boden angebrachtes Zapfloch ab. Für Butter, die bald verſpeiſt werden ſoll, kann man den Rahm gleich nach dem Abrahmen buttern; die Butter wird dadurch angenehmer und ſüßer von Geſchmack. Für die Haltbarkeit der Butter iſt es aber beſſer, dem Rahme etwas molkige Theile abſcheiden zu laſſen, wozu im Sommer 3 bis 4 Tage, im Winter 5 bis 7 Tage vollkommen hinreichen. Die Aufbewahrung ſelbſt geſchieht in irdenen wohlglaſirten Töpfen mit Deckel (Rahmſtänder, Rahmtopf), oder in einem ſorgfältig gearbeiteten hölzernen Fäßchen mit einem 1) Das gewöhnliche aufrecht ſtehende Butterfaß, Butterſtanne, iſt allgemein bekannt und beſonders für kleine Wirthſchaften ſehr genügend; die etwas ſchwierige Arbeit des Stoßens kann durch leichte Vorrichtungen ohne Koſten ſehr erleichtert werden. Wenn Nadelholz zu den Dauben dieſer Fäſſer ver— wendet wird, ſo ſollen jene vorher ausgekocht wer— den; beſſer nimmt man dazu Buchenholz, und für das beſte Holz hierzu hält man das von Linden. Dieſes Butterfaß gewährt den Vortheil, daß es ſich nach dem Gebrauch bequem reinigen läßt und der Luft ausgeſetzt werden kann. Das Niederſtoßen des Stempels beim Buttern iſt leichter als das Empor— ziehen; man kann aber jene ſaure Arbeit durch An— bringung eines Hebels oder Schwengels ſehr erleich— tern, indem man an dem zum Buttern beſtimmten Orte eine Säule anbringt und in dieſe oben einen Schwengel, wie bei den Waſſerplumpen, und an dem Ende deſſelben den Stiel des Stempels befeſtigt. Doch muß das Butterfaß hierbei feſt und unbeweg— lich ſtehen. Ferner kann man ſich das Butterſchlagen durch einen Schnellbalken erleichtern, welchen man oben in dem Lokale, wo gebuttert wird, in einer Säule befeſtigt und ihm etwa an einem Balken durch eine eiſerne Krampe einen Ruhe- und Schnellpunkt giebt. Am dünnen Ende dieſer Stange wird ein Strick und an dieſem der Butterſtiel befeſtigt. 2) Das holländiſche Butterfaß, welches auch auf— recht ſteht, iſt häufig mit einem Triebwerk verſehen, welches durch einen in einem Rade gehenden Hund in Bewegung geſetzt wird. Es hat zwei oder mehrere Stampfen, die ſich wechſelsweiſe heben und ſenken. 3) Das brabantiſche Butterfaß. In dieſem wird die Milch nicht geſtoßen, ſondern mittelſt eines We— dels hin- und hergeſchwungen. Daſſelbe hat die Form eines abgekürzten geraden Kegels, deſſen größere genau darauf paſſenden Deckel, welches am untern EZ — Theile mit einer, durch ein feines Drahtgitter oder ein Stück Gaze inwendig vermachten, außen durch Kork oder einen Hahn verſchließbaren, Ablasoffnung \ verſehen iſt, um von Zeit zu Zeit alle abgeſetzten wäſſerigen Theile abzulaſſen. Zum Buttern ſelbſt hat man verſchiedene Ein— richtungen von Butterfäſſern. Auch hat man man— cherlei Maſchinen erfunden, welche das Butterſchla— gen theils befördern, theils erleichtern ſollen, unter welchen indeß die wenigſten dem gehofften Zweck ent— ſprechen. In Mühlen kann man das Buttern durch die Mühle verrichten laſſen, indem man den Sterl des Faſſes oder ſonſt das Faß auf zweckmäßige Weiſe damit in Verbindung ſetzt. Unter den verſchiedenen Butterfäſſern find folgende als die zweckmäßigſten zu erwähnen: Grundfläche unten ſich befindet. Der Durchmeſſer g h hält im Innern oben 21 3. rheinl., der Durch— meſſer © A unten 27 Zoll, und die Länge g oder hk beträgt 16 Zoll. Der innere Raum ift oben und unten mit Deckeln gänzlich verfchloffen, nur der obere Boden (Fig. 2) hat eine Offnung, durch welche ſo— wohl der Wedel 5 hineingebracht, als auch die Sahne mit der Milch hineingeſchüttet wird, und welche dann durch ein genau einpaſſendes Bret ver— ſchloſſen werden kann. In der Achſe des Wedels iſt von unten ein Loch bei 4 ſenkrecht in die Höhe ein— Die Butterbereitung. gebohrt, in welches ein auf dem untern Boden des Gefäßes feſtſitzender Stift zum Umdrehen des We— dels paßt. Dei ſteht der Stängel, an welchem der Wedel befeſtigt iſt, durch den obern Boden a, wo er rundum mit Eiſenblech belegt iſt. Der größere und kleinere Theil des Wedels oder Fächers iſt hier und da mit kleinen Löchern verſehen und an den Stab 5 befeitigt. Die obere Länge /m beträgt 11 rheinl. Zoll, die untere Länge zo 13 Zoll, und die Länge von a bis o mißt ebenfalls 11 Zoll; an dem kleinern Theile aber beträgt die Länge 6 Zoll und die Höhe 5 Zoll. Der Stab des Wedels hält von de bis p 13 Zoll, von p bis 9 25 Zoll; die Dicke des Stabes dp iſt 3 Zoll und die Länge ff der Hand— habe beträgt 32 Zoll. 4) Häufig findet man in größern Wirthſchaften die allgemein bekannten Buttertonnen oder Butter— rollen (Serenen). Ein ſolches Faß gleicht einer et— was bauchigen Tonne, iſt 3 Fuß lang und hat 18 Zoll im Durchmeſſer; es hat an beiden Enden Kur— beln zum Drehen und inwendig zwei Fächerbreter (oder auch aufgenagelte Leiſten) durch deren Schla— gen und Reiben die Butter gemacht wird. In einem ſolchen Faſſe laſſen ſich auf einmal an 100 Pfund Butter bereiten. Nach Bedürfniß hat man dieſe Butterrollen aber auch kleiner. Dieſe Fäſſer haben aber alle den Fehler, daß, da die Offnung nur 6 Zoll im Quadrat ſein darf, man ſie nicht vollkommen reinigen und an der Luft austrocknen laſſen kann. Auch vermag die Luft, deren Sauerſtoffgas auf das Butterwerden viel Einfluß hat, nicht gut in dieſe verſchloſſenen Tonnen einzudringen. 5) Das cleviſche Butterfaß hat nicht dieſen Nach— theil; die Form deſſelben iſt nicht kreisrund, ſondern ovalrund, ſowie daſſelbe auch aufrecht ſteht und oben offen iſt, aber mit einem Deckel verſchloſſen werden kann. Figur 1 beiſtehender Zeichnung ſtellt daſſelbe im Durchſchnitt dar. Der Fächer oder Wedel iſt doppelt, d. h. zwei Rahmen ſind über's Kreuz mit einander verbunden. In der Zeichnung ſieht man nur den einen Rahmen, da der andere “ nur feinen äußern halben Umfang zeigt. In den Rahmen ſind einige Löcher durchbohrt. Der Fächer iſt nach der Länge des ovalen Butterfaſſes, und zwar etwas unter der Mitte deſſelben, aufgehängt, und beſitzt bei e einen eiſernen Stift, welcher ſich in der eiſer— nen in dem Faſſe befeſtigten Höhlung umdreht. Bei 647 e befindet ſich eine eiſerne Mutterſchraube, in welche ſich die Achſe einer Handhabe einſchrauben läßt. Figur 2 zeigt die Achſe mit der Kurbel etwas ver— groͤßert; / zeigt nämlich den dünnern Theil der Achſe, welcher im Holze der Faßdaube zu laufen hat, und ſich bei g in eine Schraube endigt, welche zum Einſchrauben in die bei e (Fig. 1) befeſtigte Mutter: ſchraube beſtimmt iſt. Bei 4 (Fig. 2) wird die Achſe dicker, und dieſer dickere Theil wird in die Röhre © eingeſchoben und bewegt ſich darin; dieſe Röhre 7 wird von außen auf das Butterfaß feſtgenagelt oder angeſchraubt. Z ift eine fupferne Büchſe, welche um die Achſe A geht, und in m daran feſt ſitzt. Am Ende der Achſe iſt die Kurbel mit der beweglichen Hand— habe z gehörig befeſtigt. An letzterer greift eine Per— ſon an und bringt den Fächer in die zum Buttern nöthige umlaufende Bewegung. Wenn gebuttert worden iſt, wird ſogleich die Achſe mit der Kurbel abgeſchraubt, der Fächer herausgenommen, das But— terfaß mit dem Fächer gereinigt und alles der Luft zum Trocknen ausgeſetzt. In dergleichen Butterfäſſern erhält man binnen einer Stunde und in noch kürze— rer Zeit Butter, und zwar, wenn es ſein muß, zur Zeit 40 Pfund; man muß aber dann abwechſelnd lieber zwei Perſonen buttern laſſen. 6) Nachſtehende Zeichnung giebt ein ſtehendes Butterfaß an, wo der Butterſtängel umgedreht wird. * Lum Der Butterſtempel » ift an jedem Ende mit einem Zapfen verſehen, wovon der untere in einer im Boden des Butterfaſ— ſes bei “angebrachten Pfanne ſteht, der obere aber bei * durch den Deckel des Faſſes geht, wo derſelbe oberhalb mit einem Vierecke verſehen iſt, worüber ein Gehäuſe mit einer Schraube „ geſetzt und an das Viereck feſtgeſchroben wird. Dieſes Gehäuſe kann an der Achſe o hinaufgeſchoben werden, wodurch der Rührſtempel frei wird und aus dem But— terfaſſe herausgenommen werden kann. An der Achſe „ läßt ſich ſehr leicht eine Maſchinerie anbringen, um den Rührſtempel in eine drehende 648 Bewegung zu bringen. Zu dem Endzwecke läßt man auf die einfachſte Art an der Achſe o oben ein Ge: triebe g anbringen, in deſſen Triebſtecken das kleine Kammrad r eingreift, welches an der Achſe s be— feſtigt iſt. An den Enden dtieſer Achſe befinden ſich Kurbeln 2, durch welche die ganze Maſchine von Menſchen in Bewegung geſetzt werden kann. Durch den Rührſtempel 2 gehen die beiden Arme 17, an welche ungefähr 1 Zoll breite und dicke Leiſten feſt— genagelt ſind, die 1 Zoll von einander abſtehen und jo lang find, daß fie bis auf ½ Z. auf den Boden reichen. An die innere Seite des Butterfaſſes wer— den 10 oder 12 Stäbe feſt angenagelt, welche 1 Zoll Breite haben, nach unten aber um ſo viel breiter werden, als das Faß unten breiter wie oben iſt. Zwiſchen dieſen Leiſten und jenen am Butterſtempel bleibt ein Raum von 1 Zoll. Das für ein ſolches Butterfaß erforderliche Gerüſte zeigt die Figur. 7) Ein in Holland erfundenes Butterfaß. In nachſtehender Zeichnung giebt Figur 1 dieſe Ma— | \ = = N D Hauswirthſchaft. ſchine von außen anzuſehen an, während Fig. 2 im vertikalen Durchſchnitt das Innere zeigt. In dem runden, oben etwas weitern Zuber haben die beiden gegen einander überſtehenden durchlöcherten Flügel oder Blätter a (Fig. 2) eine vollkommnere Wirkung, als die Scheibe in den gewöhnlichen Butterfäſſern. Die beiden Flügel ſind an einer Welle befeſtigt, die oben wie ein Zapfen durch ein Spillrad geht; die— ſer Zapfen hat ein mit zwei Ringen des Spillrades entſprechendes Loch, wodurch ein Bolzen geſteckt wird, um ſo zum Umdrehen den Zapfen mit dem Rade zu vereinigen. Auf dieſes Spillrad e wirkt das halbe Kammrad d. Es iſt an einen kleinen eiſernen Zapfen befeſtigt, der durch den Hebel oder Handſchlenker um ſeine Achſe bewegt wird, /. Inwendig im Zuber find zwei nicht durchbohrte Breter g (Fig. 2) gegen einander über befeſtigt. Das noch keinen völligen halben Zirkel beſchreibende Kammrad d verurfacht, daß jeder der beiden beweglichen durchlöcherten Flü— gel a auch nicht mehr als einen halben Zirkel be— ſchreiben kann. Den Deckel des Butterzubers kann man zum dritten Theil aufſchlagen, um den Rahm einzugießen, und die Butter herauszunehmen. Auch können zum gehörigen Reinigen der Deckel mit dem Obergeſtelle und die durchlöcherten Flügel ſehr leicht ganz auseinander genommen werden. Die ganze Arbeit bei dieſer Maſchine beſteht blos im Hin- und Herſchleudern des Hebels, welches eine Perſon ſehr lange, ohne zu ermüden, aushalten kann. Iſt eins der vorzüglichſten Butterfäſſer. 8) Ein in Deutſchland neu erfundenes Butterfaß, in welchem in / Stunden 30 Kannen (60 Pfund) Butter gefertigt worden; doch können auch nur 4 bis 5 Kannen auf einmal darin geſchlagen werden. 16 bis 20 Kannen auf einmal darin zu fertigen, hält man für das beſte. Dieſes Butterfaß kann ſehr rein— lich gehalten werden, verunreinigt das Zimmer wäh— rend des Butterns nicht, iſt ohne große Anſtrengung leicht zu handhaben, liefert ſchöne Butter und but— tert den Rahm rein aus. Das ganze Faß iſt 1 Elle hoch, 1 Elle 6½ 3. weit, aus 1½ 3. ſtarken Dau- ben gefertigt und mit den eifernen Reifen % feſt— gebunden. Zwiſchen jedem Paar Dauben iſt noch Die Butter bereitung. eine ſogenannte Zunge mittelſt einer in den Dauben eingeſtoßenen Nuth eingezogen, damit wenn es zu— ſammengetrocknet wäre, doch nichts durchlaufe. An beiden Seiten dieſes Faſſes befinden ſich zwei in den Dauben eingelaſſene und mittelſt eines von innen herausgeſteckten Nagels, deſſen Kopf verzinnt iſt, mit einer Mutter angeſchraubte eiſerne Haken , die Zoll ſtark und 1½ 3. breit find. In dieſen find zwei Schraubenlöcher angebracht, durch welche zwei 12 Zoll lange und Zoll ftarfe eiſerne Schrauben gehen, und die dazu dienen, den obern Deckel (Fig. 2) aufzuſchrauben. Man legt dieſen Deckel nämlich ſo auf die Offnung des Faſſes, daß die Löcher = der Leiſte 7 genau über die Schraubenlöcher der Hafen ce e zu liegen kommen. Die Leiſte 7 auf dem Deckel (Fig. 2) iſt von hartem Holze, 1½ Zoll dick und 3½ Zoll breit und quer über das Herrenholz des Deckels mittelſt eines Pfalzes eingeſchoben. Die bei— den Enden der Leiſte ſind mit eiſernen Kappen be— ſchlagen, durch welche die Schraubenlöcher = durch— gehen. Bevor dieſer Deckel aufgeſetzt wird, bringt man den Quirl. / (Fig. 3) in das Faß. Dieſer be— ſteht aus einer / Zoll ſtarken, 1 Elle 2 Zoll langen eiſernen Welle 4 5, welche durch die 20 Zoll lange, 2 3. ſtarke hölzerne Welle d getrieben worden iſt. In dieſer hölzernen Welle find vier 1 Zoll ftarfe und 1 Elle 5% Zoll lange Arme eg, g A, V und mn eingefeſtigt. An den Enden dieſer Arme ſind die vier Schaufeln ke, 19%, mr und n eingelaſſen, wel: che beim Umdrehen der Kurbel die Butter durch das beſtändige Schlagen und Rühren hervorbringen. Dieſe Schaufeln find 1½ Zoll breit und 7% 3 ſtark. Der Kopf dieſes Quirles à paßt genau in ein La— ger (aus Zinn und Zink gegoſſen), welches ſich in dem Boden des Faſſes befindet, während das obere Ende p durch das Loch e in den Deckel geſteckt wird. Nun ſtehen alle vier Schaufeln auch beim Umdrehen des Quirls genau auf allen Seiten von dem Faß— boden ½ Zoll ab. Damit ſich dieſe Welle leicht be: wege, liegt eine gleichfalls aus Zinn und Zink ge— goſſene Scheibe zwiſchen dem Deckel (Fig. 2) und der Leiſte 7 fo eingeſchoben, daß die Welle mit dem Theile p willig durch dieſes Loch geſteckt werden kann. Der Deckel kann nun mittelſt der beiden eiſer— nen Schrauben ce ce fo feſt angezogen werden, daß kein Tropfen Rahm heraus zulaufen im Stande iſt. Beim Buttern legt man das Faß auf einen Bock mit vier Beinen, ſchraubt die 12 Zoll lange und ½ 3. ſtarke Kurbel an, welche ſich beim Drehen des Quirls immer feſter aufzieht, und kann nun mittelſt des 5% Zoll langen Griffs (mit einer beweglichen hölzernen Büchſe) den Quirl ſehr gut in dem Faſſe herumdre— hen. Durch die in dem Faſſe angebrachte Offnung wird der Rahm angefüllt. Dieſe Offnung, äußerlich 8 Zoll lang und 5 Zoll breit, welche aber innerlich ſich von allen Seiten verengt, wird mit einem paſſen— den hölzernen Deckel, der oben mit einem Knopfe verſehen iſt, verſchloſſen. 9) Die Butterwiege iſt ebenfalls eine Erfindung neueſter Zeit. Man denke ſich eine gewöhnliche ein— fache Kinderwiege von hölzernen Bretern. Die bei— den Enden (Wände derſelben) werden zu drei Räu— Kirchhof, Landwirth. 649 men von gleicher Breite dadurch abgemeſſen, daß zwei Paar kleine Leiſten von oben nach unten mit hölzernen Nägeln an die inwendige Seite eines je— den Endenſtückes angenagelt werden. Jedes Paar ei: ſten ſteht ſo weit auseinander, daß ein hölzernes Gitter, deſſen Sproſſen 1 bis 2 Zoll weit auseinan— der ſtehen, zwiſchen dieſe Leiſten, von oben nach un— ten hineingeſetzt werden kann. Beide hölzerne Gitter reichen alſo von einem Ende der Wiege bis zum an— dern und werden in Falzen feſtgehalten, welche durch die angenagelten Leiſten gebildet ſind. Durch dieſe beiden Gitter alſo iſt der ganze innere Raum der Wiege der Länge nach in drei gleich breite Theile ge— theilt. Die obere Offnung dieſes Wiegenkaſtens wird mit einem Deckel verſchloſſen, in welchem aber eine Klappe von einer ſolchen Breite ſein muß, daß die beiden Gitter zum Reinigen herausgenommen wer— den können. Nachdem die beiden Gitter eingeſetzt ſind, wird der Rahm durch die Klappenöffnung in den waſſerdichten Kaſten eingegoſſen, die möglichſt dicht ſchließende Klappe aufgelegt und die Wiege nun wie gewöhnlich in Bewegung geſetzt. Man ſoll in dieſer Butterwiege bei richtiger Temperatur des Rahms höchſtens ½ Stunde zum Buttern brauchen. In einer Ecke iſt dicht über dem Boden ein Loch zum Ablaſſen der Buttermilch gebohrt. Zur Ausführung des Butterſchlagens ſelbſt lege man zuvörderſt ein grobes, ſtarkes und ſehr reines Tuch oben über das zuvor ausgebrühte, dann an die Luft geſetzte und wieder erkaltete Butterfaß, ſchütte den Rahm darauf, preſſe ihn durch, decke das But— terfaß dann ſorgfältig zu und beginne die Arbeit, wobei große Genauigkeit erfordert wird, indem bei zu ſchwachem, langſamen Schlagen der Rahm immer wieder zuſammengeht und die Butter nicht kommt, bei zu heftigem, haſtigem dagegen den Rahm ſich zu ſtark erhitzt und die Güte der Butter weſentlich dar— unter leidet. Man halte daher auf einen regelmäßi— gen, abgemeſſenen Takt und eine regelmäßige Be— wegung der Spindel oder des Quirls u. ſ. w. Es wird deßhalb in dieſer Hinſicht empfohlen, eine Per— ſon von kaltem Temperament und ſtillem Charakter zum Buttern zu nehmen. Bei liegenden Butterton— nen ſoll man mit dem Drehen bisweilen etwas an— halten und dieſelben zum Hinzutritt der Luft öffnen. Der Fortgang der Arbeit iſt am Schalle der Stöße erkennbar, was am beſten die Übung lehrt. Wenn die Butter gekommen iſt, ſo muß ſie noch zuſammen— gebracht werden, zu welchem Zwecke der Deckel und die innere Seite des Faſſes abgekratzt, auch wohl mit Milch oder friſchem Waſſer niedergeſpült, das Abgekratzte zu der übrigen Maſſe im Faſſe geworfen, dies wieder zugedeckt, und die Arbeit nun nicht mehr mit geraden Stößen, ſondern mit einer Art von Her- umfahren fortgeſetzt und beendigt wird. Die Butter bildet ſich im Allgemeinen in höherer Temperatur ſchneller, als in niedriger; jedoch auf Koſten der Güte. Die günſtigſte Temperatur für den Rahm beim Buttern iſt zwiſchen 8 und 15 Grad R. Die größte Menge Butter erhält man, wenn die Tempe— ratur der Flüffigfeit zu der Zeit, wo ſich die Butter eben bilden will, 12% 9 R. beträgt, die beſte 650 Sauswirthbidaft. Butter aber bei 10½ Grad R. Da ſich nun aber die Temperatur der Flüſſigkeit durch das Schlagen ſelbſt ungefähr um 4 Grad R. erhöht, ſo muß man das Buttern bei um ſo viel niedrigerer Temperatur, be— ginnen und rückſichtlich dieſer Temperaturen wird daher im Sommer am zweckmäßigſten ſehr früh Morgens oder ſehr ſpät Abends, im Winter Mit— tags gebuttert werden müſſen. Im Sommer kann man auch das Butterfaß ein Fuß tief in ein Ge— fäß mit kaltem Waſſer ſetzen und daſelbſt während des ganzen Butterns laſſen, wodurch man weit här— tere Butter erhält. Im Winter hat man dagegen manchmal nöthig , künſtliche Erwärmungen zum Kommen der Butter zu Hülfe zu nehmen, indem man das Butterfaß mit einem warmen Tuche umwickelt, oder es in einen Zuber mit heißem Waſſer ſetzt oder auch es in die Nähe des Feuers ſtellt. Die Zeit, wann die Butter kommt, iſt unbe— ſtimmt und hängt von mancherlei Umſtänden ab, wonach ſich auch die Mittel, nöthigenfalls das Aus— buttern zu befördern, abändern müſſen. Kommt die Butter nicht bei nahem Donnerwetter oder ſtarker Hitze, ſo muß man den Rührſtab mit friſchem Waſ— ſer abkuͤhlen, oder das Butterfaß in einen Zuber mit friſchem Waſſer ſetzen; kommt ſie wegen zu kalter Luft nicht, ſo muß man durch äußere künſtlich er— wärmende Mittel, wie vorher angegeben, nachzuhelfen ſuchen, kann auch wohl etwas warmgemachte ſüße Milch nach und nach in das Butterfaß gießen. Wenn das Alter des Rahms das Kommen erſchwert, fo ſetze man von der des Abends vorher erhaltenen ſüßen Milch ſo viel in das Butterfaß, als der zu butternde Rahm beträgt. Wird während des Butterns der Rahm zu Schaum, ohne daß die Butter kommt, ſo gieße man etwas Rahm von einer Kuh aus einem andern Stalle in das Butterfaß, oder gieße die Schaummilch in ein anderes Butterfaß, worin kurz vorher gebuttert wurde und welches nachher nicht mit Waſſer ausgeſpült worden iſt. Die Milch man— cher Kuh läßt ſich nur ſchwer ausbuttern, und die Milch von altmelkenden Kühen immer ſchwerer als von ſriſchmelkenden. In dieſen Fällen kann Gewöh— nung des Viehes an mehreres Saufen von Nutzen ſein. Oft liegt die Urſache des Nichtkommens der Butter auch an der Weide des Viehes, die man alſo verändern oder mit ihr eine Zeitlang abwechſeln, oder die Kühe einige Tage oder Wochen im Stalle füttern und ihnen ebenfalls viel zu ſaufen geben muß; anderemal an einer dumpfigen oder zu warmen Milchkammer, auch wohl am Butterfaſſe, zumal wenn daſſelbe inwendig auf dem Boden morſch zu werden anfängt; welche Umſtände dann zu beſeiti— gen ſind. Außerdem können auch noch mancherlei Zuſätze, in das Butterfaß zum Rahm gegeben, das Kommen der Butter befördern, als: ein Stück be— reits fertige Butter, oder eine gute Handvoll Kochſalz, oder ein wenig guter Branntwein, oder etwas Eſſig, oder etwas Käſelab, oder der Saft einer halben Citro— ne, oder die äußern Schalen der Zwiebeln, oder endlich ein Stückchen Alaun (1 Loth auf etwa 30 Ort.) Bei folgendem Verfahren ſoll man nach 6 Minuten (für 12 Minuten ſtimmt die Erfahrung) die reinſte But— ter und bedeutend mehr als nach bisheriger Weiſe erhalten: Man nimmt von der Milch, nachdem ſie 12 Stunden im Keller oder in der Milchkammer ge— ſtanden, den fünften Theil als Sahne ab; hat man nicht fo viel Kühe, um vom einmaligen Melken But— ter machen zu können, ſo ſammelt man den Rahm, bis er zureichend iſt. Dann nimmt man auf 12 Ort. Rahm 1 Loth feingeſtoßenen Alaun und 2 Quart ſaure Milch, mengt alles gut durch einander, läßt es bei gelindem Feuer lau werden und nach der Abküh— lung in's Butterfaß gießen, worauf man nun nach gewöhnlicher Weiſe buttert. Mittel anderſeits, welche das Kommen der But— ter verhindern, wie lange auch gebuttert werden mag, ſind geſtoßener Zucker, Aſche oder Seife. Wenn die Butter gleich friſch genoſſen werden ſoll und dieſelbe aus friſchem Rahm bereitet iſt, ſo braucht man ſie nur ſchwach mit den Händen aus— zudrücken, indem die darin bleibende Buttermilch ihr einen angenehmen und friſchen Geſchmack ertheilt, wobei man ſte eine Zeitlang unmittelbar aus dem Faſſe weg in friſchem Waſſer ruhig liegen läßt; ſoll ſich die Butter aber halten, ſo muß die Milch auf das ſorgſamſte durch das Auskneten entfernt werden. Letzteres erfolgt entweder mit weichem Waſſer (am beſten friſchem Regenwaſſer oder abgekochtem Waſſer) in einem Gefäße, wo man die Butter ſo lange mit beiden Händen knetet und auswäſcht, bis ſie rein und feſt geworden, und bei Erneuerung des Waſſers dieſes klar abläuft; oder, was für den Geſchmack der Butter vorzüglicher iſt, daß man ſie ohne Waſſer mit einem flachen hölzernen Löffel oder einer kurzſtieligen Kelle in einem reinen Gefäße durchknetet, welches zuvor mit Kochſalz ausgeriebef ift. Die gewaſchene Butter wird nun zum Salzen dünn ausgebreitet, das Salz (ungefähr 1 Pfd. auf 20 Pfd. Butter) forgfältig und möglichſt gleich dar— auf geſtreut und dann wieder durchgeknetet, worauf man ſie formt. Gröberes, ſich ſchwer auflöſendes Salz muß vor der Anwendung möglichſt zerkleinert werden, weil ſonſt die Butter ſtreifig wird und einen ſchlechten Geſchmack bekommt. Sollte die Butter bei warmer Witterung zum Formen zu weich ſein, ſo wird ſie zuvor in Gefäße gefüllt, die man zum Ab— kühlen der Butter in einen Waſſerbehälter ſetzt. Die Reinlichkeit iſt beim Buttern viel nöthiger, als man gemeinhin glaubt, indem Milch und Butter ſehr geneigt ſind, fremdartigen Geſchmack und Ge— ruch anzunehmen. Man darf daher die Milch nicht in Keller oder Kammern ſtellen, welche dumpfig ſind, oder zur Aufbewahrung anderer Nahrungsmittel die— nen, noch weniger in Stuben, worin geraucht wird. Eine nicht minder große Sorgfalt muß man aber auch ſtets auf die Beſchaffenheit der Gefäße verwen— den. Um zu verhindern, daß ſich die Butter nicht an die Geräthſchaften, oder beim Formen nicht an die Hände anhänge, kann man ſie mit Lauge aus feiner Aſche, oder mit Waſſer, worin man Brennnefjeln fo lange weichen läßt, bis ſie nicht mehr ſtechen, oder endlich auch mit Kleien reinigen. . — mon Die Die Buttermenge betreffend, fo müſſen die An- gaben hierüber ſehr verſchieden ſein. Die Milch einer guten Kuh hält gewöhnlich im erſten Monate nach dem Kalben nicht mehr als "4, ihres Gewichts But— ter, deren Menge jedoch allmälig zunimmt, ſo daß ſie vier Monate nach dem Kalben ½ enthält, in welchem Durchſchnitt alſo 28 Pfund Milch 1 Pfund Butter geben. Doch ändert ſich dies nach der großen Verſchiedenheit ſo mancherlei Verhältniſſe ſehr ab und 1 Pfd. Butter kann bald in 5, bald in 17 Quart Milch enthalten ſein. In manchen Gegenden buttert man die Milch, ohne den Rahm davon abgeſondert zu haben, wobei man mehr Butter erhalten ſoll, als beim Buttern des abgeſonderten Rahms. Man läßt hierbei die Milch vor dem Buttern im Butterfaſſe oder in großen Gefäßen oder in Tonnen zwei bis drei Tage ſtehen, bis ſie anfängt, ſauer zu werden, was man indeß beſchleunigen kann, wenn man ihr etwas ſchon ſauer gewordene Milch zuſetzt. Das Aus buttern iſt hier ungleich beſchwerlicher und langwieriger, als beim Buttern des abgeſonderten Rahms (erfordert unge— fähr die doppelte Zeit), und ſchwerlich möchte die Butter auf dieſe Weiſe frei von käſigen Beſtandthei— len und gut haltbar erhalten werden; doch läßt ſich bei gehöriger Sorgfalt auf dieſes Geſchäft überhaupt mittelſt ſolchen Verfahrens ebenfalls eine Butter von vortrefflichem Geſchmack erhalten. Selbſt auch friſche Milch, ſo wie ſie von der Kuh kommt, kann ſofort gebuttert werden und giebt eine Butter von ausnehmend gutem Geſchmacke, aber nur ſo viel als der am zweiten Tage davon abgenom— mene Rahm. Um im Winter eine der Maibutter an gelber Farbe und Geſchmack gleiche Butter zu erhalten, wird auf folgende Weiſe verfahren: Man erhitze friſchen Rahm in einem Keſſel über dem Feuer, ohne ihn kochen zu laſſen, und mit der Vorſicht, daß kein Rauch hinzu ſchlage, rühre ihn fleißig um, ſchöpfe den Schaum von der Oberfläche ab, bis ſich keiner mehr zeigt, ſetze ihn dann an einen froſtfreien Ort und mache ihn vor dem Buttern wieder mäßig warm. Den Rübengeſchmack in der Butter zu verhüten, wird empfohlen, je 32 Maß Milch, wie ſie von der Kuh kommt, mit einer kleinen Taſſe voll Salpeter— auflöſung zu verſetzen. Will man der Butter eine ſchöne blaßgelbe Farbe geben, ſo bedient man ſich hierzu der Blumenblätter der Ringelblume, die man entweder friſch mit einem Antheile des Rahms zerreibt, den man alsdann durchſeiht und zum übrigen Rahme in's Butterfaß ſchüttet; oder die man zu demſelben Zwecke für den Winter durch Trocknen oder Einlegen in Salzwaſſer aufbewahrt und dann eben wie vorher mit ihnen verfährt; oder auch, die man friſch gepflückt in einen ſteinernen Topf einpreßt, den man zugemacht in ei— nen Keller ſetzt und dann etwas von der dicken gel— ben Flüſſigkeit, worein ſie ſich nach einigen Monaten verwandelt haben, nach zuvorigem Durchſeihen zum Rahme ſetzt. Auch der ausgepreßte Saft klein ge— ſchabter Möhren oder etwas Safran kann dem Rahme Butter bereitung. 651 beigemifcht werden. Endlich wird auch Orlean hierzu verwendet. In ungefahr 10 bis 12 Quart Rahm legt man einer guten Erbſe groß in ein reines Läpp- chen gebundenen Orlean des Abends vorher, ehe man buttern will, nimmt ihn des Morgens heraus, drückt das Läppchen in den Rahm aus, wo einige röthliche Tröpfchen hineinfallen werden, und buttert dann wie gewöhnlich. Der Geſchmack ſoll hierdurch nur gewinnen. Um ranzig gewordene Butter wieder herzuſtellen, dient als einfachſtes Mittel ſie mit der doppelten Menge Waſſer unter Abſchäumen zu ſchmelzen, nach dem Erkalten das Waſſer wegzuſchütten, ſie dann nochmals ohne Waſſer zu ſchmelzen und noch weich gut durchzuarbeiten. Um ſie recht friſch erſcheinen zu laſſen, kann man fie nachher noch mit friſchem Rahm durchkneten. Ebenſo einfach iſt folgendes Mittel: Man bringt die ranzig gewordene Butter in Stücken in die Buttermilch, aus welcher ſo eben friſche But— ter gewonnen wurde, buttert ſie mit dieſer einige Zeitlang durch und behandelt ſie nachher wie andere friſch gewonnene Butter. Neuerdings wird empfoh— len, die verdorbene Butter bei gelindem Feuer zu ſchmelzen, auf jede 10 Pfund derſelben 10 Loth grob gepulverte, friſch gebrannte Holzkohle, 1 Loth gepul— verte Kreide, 1 Löffel voll Honig und einige in Schei— ben geſchnittene gelbe Möhren zuzuſetzen; das Ganze Y Stunde lang unter öfterem Abſchäumen durch einander zu ſchmelzen und dann durch einen feinen Durchſchlag oder ein Sieb zu ſeihen. Will man die zum Kochen und Backen beſtimmte Butter längere Zeit aufbewahren, ſo wird ſie aus— gelaſſen, d. h. durch Hülfe des Feuers von dem vor— handenen Waſſer und allen Unreinigkeiten befreit. Solche Schmelzbutter (Schmalz) verliert aber um fo mehr von ihrer natürlichen Friſche, in je höherer Wärme das Schmelzen geſchieht. Um Butter na— mentlich im Sommer mehr oder minder lange mit Erhaltung ihres eigenthümlichen friſchen Geſchmacks aufzubewahren, ſind folgende Methoden empfohlen. 1) Man ſetzt ſie in einen Eiskeller, wo ſich Mai— butter das ganze Jahr hindurch hält. 2) Man hängt ſie in Ballen von 1 bis 1½ Pfd. in einem Korbe in einen Brunnen, 2 Fuß hoch über dem Waſſer. 3) Man ſchlägt ſie in leinene Tücher, die mit bloßem Waſſer, oder beſſer mit Eſſig immer feucht erhalten werden. 4) Man thut ſie in einen gewöhnlichen irdenen Topf, ſetzt auf dieſen einen zweiten aus hinlänglich poröſer Materie und füllt dieſen Topf mit Waſſer, welches allmälig durchdringend und an den Wänden des untern Topfes herabrieſelnd dieſen ſtets kühl erhält. 5) Man formt die Butter zu 3 bis 4 Zoll dicken Kugeln und legt dieſe in irgend einen Syrup, wo ſie ſich an einem kühlen Orte ſehr lange hält, ohne daß auch der Syrup dabei leidet. 6) Man macht in die Mitte der in Ballen lie— genden Butter ein Loch, und erhält dieſes immer mit oft zu erneuerndem friſchem Brunnenwaſſer angefüllt. 82 * 652 373 Hauswirthſchaft. Käſe bereitung. Man verarbeitet den käſigen Beſtandtheil der Milch entweder mit der Butter zuſammen, wie zu dem Schweizer- und Holländiſchen Käſe u. ſ. w., oder man trennt ihn von der Butter, wie beim ge— meinen Landkäſe und den verſchiedenen Arten der: ſelben. Die Käſebereitung iſt weit mühſamer und koſtſpieliger, erfordert auch überdies mehr Anlage— kapital als die Butterbereitung. Es hängt daher von den Verhältniſſen ab, ob ein Milchbeſtand aus der Käſebereitung edlerer Art höheren Reinertrag hof: fen läßt. Im Allgemeinen iſt die Käſebereitung in Deutſchland noch ſehr zurück. Die Verſchiedenheit und Güte der Käſe hängt ebenfalls von der Fütte— rung und Behandlung des Viehes, von einer nahr— haften Bergweide, vom Klima und vom Verfahren bei Bereitung derſelben, hauptſächlich aber von dem rechten Alter der hierzu verwendeten Milch ab. Man hat zwar behauptet, daß jede Art Milch ebenſo gut zu jeder Käſebereitung geeignet ſei, wie die es iſt, die von den kräuterreichſten, fetteſten Weiden auf den Schweizer- und Italieniſchen Alpen gewonnen wird. Indeſſen iſt die Schweizermilch jo kräuterreich ſtrenge, fo aromatiſch ſchmeckend und jo fett, daß ſie als friſche ſüße Milch gewöhnlich nicht gut zu genießen iſt. Unſere gewöhnlichen Weiden und Futtergewächſe werden die wildwachſenden Alpenkräuter nie erſetzen. Indeſſen haben doch einige Deutſche mit dem beſten Erfolge die Nachahmung der meiſten fremden Käſe— arten verſucht und hinlänglichen Abſatz gefunden. Die Käſebereitung ſelbſt kommt kurz darauf zu— rück, die Milch zum Gerinnen zu bringen, vom Ge— ronnenen (Käſemaſſe, Käſematten, Quark) die Flüſ— ſigkeit (Molken, Schotten, Wadicke) ablaufen zu laſſen, was gewöhnlich mit Hülfe von Druck ge: ſchieht, die Käſemaſſe zu ſalzen, zu trocknen und noch eine Zeit lang einer freiwilligen Gährung zu über— laſſen. Am häufigſten dient Kuhmilch, ſeltener Zie— genmilch, bisweilen auch Schafmilch zur Käſeberei— tung, daher man Kuh-, Ziegen- und Schafkäſe un— terſcheidet. Zu Kuhkäſen wendet man entweder die unabgerahmte Milch an und bereitet jo Sahn-, Rahmkäſe, fette Käſe; oder man macht die Käſe aus abgerahmter, ſauer gewordener Milch und nennt dieſe Quarkkäſe, Pottkäſe, magere Käſe oder Sauer— milchkäſe Von erſterer Beſchaffenheit ſind die mei— ſten ausländiſchen, nach uns zum Verkauf gebrach— ten Käſeſorten, wie die engliſchen Käſearten, der Schweizerkäſe, der holländiſche Käſe; von letzterer Art ſind unſere gewöhnlichen kleinen, mit der Hand geformten Käſe (Landkäſe, Bauerkäſe, Handkäſe). Außerdem werden auch noch Käſe verfertigt: aus reinem Rahm, wie der Vaſchrein in der Schweiz; aus unabgerahmter Milch, wobei man gewöhnlich die unabgerahmte Morgenmilch mit dem Rahm der Abendmilch vermiſcht (doppelt fette Käſe), z. B. der engliſche Ziegelſteinkäſe; ferner aus einer Ver— miſchung von unabgerahmter Milch mit abgerahm— ter Milch, gewöhnlich indem man die abgerahmte Abendmilch mit der unabgerahmten Morgenmilch vermiſcht (halbfette Käſe), dahin gehören die meiſten Limburger Käſe und der Parmaſankäſe; endlich aus Molken (Molkenkäſe), z. B. der Schabzieger. Die reinen Rahmkäſe, die doppelt fetten, fetten und halb— fetten Käſe begreift man auch unter dem gemein— ſchaftlichenNamen Süßmilchkäſe. Bei der Bereitung aller Süßmilchkäſe und ſolcher, zu welchen abge— rahmte, aber noch nicht fauer gewordene Milch ge— nommen wird, bedient man ſich immer des Labs zum Gerinnen der Milch, daher man ſie auch Lab— käſe nennt; wogegen die Gerinnung der abgerahm— ten ſauer gewordenen Milch durch bloße Erhitzung und die Gerinnung der Molken zu Molkenkäſen durch Erhitzung mit noch einer Säure zu geſchehen pflegt. Das Lab wird aus dem Magen, eigentlich nur der innern Magenhaut junger ſäugender Kälber be— reitet, und es wirkt daſſelbe ſchon friſch zur Gerin— nung der Milch, obſchon ſeine Wirkſamkeit bei guter Aufbewahrung durch das Alter vermehrt wird. Der Zurichtungs- und Aufbewahrungsweiſen des Labs, zu dem man entweder blos den Magen oder auch die darin enthaltene geronnene Milch anwendet, giebt es ſehr viele. Indeſſen ſcheint doch das Weſentlichſte darauf zurückzukommen, dieſe Subſtanzen zu reini— gen, naß recht gut einzuſalzen, dann zu trocknen und an der Luft oder in verſchloſſenen Gefäßen aufzube— wahren. Zum Gebrauche wird alsdann eine Quan— tität in erkaltetem Salzwaſſer oder in Milch oder auch gewöhnlichem Waſſer eingeweicht, und von die— ſer Flüſſigkeit, die man auch in gut verſchloſſenen, völlig damit angefüllten Flaſchen zum Gebrauche auf: bewahren kann, die erforderliche Menge in die zu labende Milch gegoſſen. Nach einem ganz einfachen und doch genügenden Verfahren werden die Lab— magen, ſowie ſie vom Schlächter kommen, zuerſt wohl ausgewaſchen, dann eingeſalzen, gut ausge— trocknet, nachher je zwei Stück in 114 berl. Quart Molken und eben ſo viel Waſſer nebſt zwei Eßlöffel voll Salz in einem ſteinernen Gefäße einige Tage weichen gelaſſen. Auf 80 Quart Milch rechnet man ungefähr 1 Quart Labwaſſer. Nach einem andern, vorzüglich empfohlenen Verfahren werden der Ma— gen und die Milch daraus ſauber ausgewaſchen, der Magen eingeſalzen, drei Tage lang im Salze liegen gelaſſen, dann fünf bis ſechs hart gekochte und klein gehackte Eier mit den Milchklößen gemengt, wieder zuſammen in den eingeſalzenen Magen gefüllt, un— gefähr drei Wochen in den Rauch, dann an die Luft gehangen. Zum Gebrauch ſchneidet man ein wenig davon in einen Löffel voll Milch und gießt dies un— ter die zu labende Milch. Als Erſatzmittel des Labs kann man ſich auch der Säuren, z. B. einer kleinen Menge Salzſäure bedienen. Auch mit Weinſteinſäure will man ſehr ſchönen Käſe bereitet haben. - In Deutfchland werden von der Kuhmilch nur an wenig Orten Süßmilchkäſe verfertigt, indem man es für vortheilhafter hält, den Rahm für die Butter: gewinnung zu verwenden, obſchon es auch bei uns Die Käſebereitung. oft von ökonomiſchen Vortheil ſein dürfte, denſelben lieber mit zur Käſefabrikation zu verwenden. Letzte— res dürfte namentlich in denjenigen größern Wirth— ſchaften der Fall ſein, die bei vortheilhaften Wirth— ſchaftsverhältniſſen einen bedeutenden Viehſtapel hal: ten und von großen volkreichen Städten zu entfernt liegen, um die Butter zu annehmbaren Preiſen be— quem abſetzen zu koͤnnen. Unabgerahmte Milch lie— fert im Durchſchnitt 10 Prozent Käſe dem Gewicht nach, oder es find zu 1 berl. Pfund Käfe 37/0 berl. Quart Milch nöthig. Um dies im Verhältniß zur Buttergewinnung zu ſetzen, kann man hier blos auf eine Ausbeute von 3½ Proz. oder 1 Pfd. Butter auf 11½ Quart Milch rechnen. Hiernach hat man nun nach den örtlichen Preiſen zu berechnen, ob man ſich bei der Käſe- oder Butterbereitung vortheilhafter ſteht, und wie theuer im letztern Falle das Quart Milch beim unmittelbaren Milchverkauf ſich ver— werthen laſſen müßte. Die Sauermilchkäſe werden immer nur von ge— ringer, die Süßmilchkäſe aber zum Theil von außer— ordentlicher Größe, bis zu 100 und mehr Pfd. Ge— wicht verfertigt, obſchon man letztere eben ſo gut in kleiner Form anfertigen kann. Jeder Käſe, der ſehr lange haltbar ſein und auch eine größere Wärme, ohne zu verderben, ertragen ſoll, muß durch Preſſen von allen molkigen Theilen möglichſt befreit werden, wodurch er zugleich conſiſtenter und bewirkt wird, daß er erſt nach Jahren zur vollſtändigen Reife, zum höchſten Wohlgeſchmack gelangt, weil die allmälige innere Gährung hier nur ſehr langſam von ſtatten geht. Bei kleinen Maſſen ſolcher gepreßten Käſe er— folgt aber dieſe innere Gährung nicht in gehörigen Grade, weßhalb man die Käſemaſſen recht groß macht. Bei Bereitung ſo großer und länger aufzu— bewahrender Käſe iſt aber auch eine größere Milch— wirthſchaft, ein größeres Betriebskapital und über— haupt mehr Umſtändlichkeit erforderlich, als für klei— nere Käſe. Wo es hingegen auf ſo lange oe nicht ankommt, kann man auch kleinere Süßmilch⸗ käſe von vortrefflichem Geſchmack verfertigen, die aber dann nicht ſo ſtark gepreßt werden dürfen. Dieſe Art Käſe läßt ſich mit den in jeder Milchwirth— ſchaft zu Gebote ſtehenden Mitteln recht gut verfer— tigen und dürfte deßhalb die Aufmerkſamkeit der Landwirthe am meiſten verdienen. Bei der ganzen Käſefabrikation iſt die höchſte Reinlichkeit unerläßlich. Wiewohl es ſehr gewöhnlich iſt, bei der Käſebe— reitung Milch zuſammenzuſchütten, die an verſchiede— nen Tagen oder an einem und demſelben Tage in entfernten Zwiſchenräumen gemolken wurde, ſo ſoll doch auf dieſe Weiſe bereiteter Käſe ſolchen weit nach— ſtehen, der aus Milch von demſelben Melken bereitet wird. Auch ſollen die Kühe im Sommer ſehr früh Morgens und ſehr ſpät Nachmittags gemolken wer— den, um die Einwirkung der Sonnenhitze zu ver— meiden. Auch dürfen ſie nicht weit her zum Melken getrieben werden. Für den Wohlgeſchmack muß der fertige Käſe noch eine Zeitlang liegen und die Käſe— gährung beſtehen; dieſe geht aber um ſo raſcher vor ſich, je mehr Molkentheile der Käſe zurückhält, je weniger Erhitzung bei der Bereitung ſtattfand und 653 je wärmer die Temperatur iſt. Man darf ſich nicht übereilen, wenn der Käſe gut ausfallen ſoll. Der beſte Käſe wird im Sommer, vom Anfang bis Mi— chaelis, oder in günſtigem Herbſte bis Mitte Okto— ber gemacht. Bereitung der Sauermilchkäſe. Hat die Milch zum Abrahmen ſo lange geſtan— den, daß ſie ſauer geworden iſt, ſo bedarf es bei der Käſebereitung dann des Labes nicht, da bloße Er- hitzung das Gerinnen ſchon zuwege bringt; hat man die Milch aber z. B. nur eine Nacht bis zum Abrah— men ſtehen gelaſſen, fo reicht die Erwärmung zum Gerinnen nicht hin, und man bedient ſich des Labes dazu oder vermiſcht ſolche Milch mit länger geſtan— dener. Unſere gewöhnlichen Landkäſe werden aus ſaurer Milch (ſogenannter Schlicker- oder Schlotter— milch) ohne Anwendung des Labes bereitet. Bei allen folgenden Bereitungsmethoden der Sauer— milchkäſe ſind folgende Maßregeln zu beachten. Man laſſe die ſaure Milch nicht erſt lange ſtehen, ſondern nehme die Käſebereitung damit möglichſt bald vor. Das Aufbewahren der Milch bis zum Verkäſen, wenn es ja nothwendig wird, muß in ſteingutnen Gefäßen geſchehen. Gewöhnlich geſchieht das Ver— käſen der Milch durch Hitze in ganz blanken kupfer— nen Keſſeln. Höchſt weſentlich iſt, die Milch nicht durch eine zu ſtarke Hitze zum Gerinnen zu bringen. Ein ſtarkes Preſſen verträgt die Käſemaſſe nicht ſo, wie bei den Süßmilchkäſen, da ſie wegen mangeln— der Fettigkeit hierzu zu ſpröde iſt. Bei Bereitung unſerer gewöhnlichen Landkäſe ſchüttet man die ſaure Milch in einen Keſſel, ſetzt dieſen ſogleich auf ein gelindes Feuer und rührt die Milch anfangs mit einer langgeitielten hölzernen Kelle um. Die Molken werden ſich nun von dem Käſe ſcheiden. Soll der Käſe gut werden, ſo muß er in ein oder mehrere Stücke zuſammenfahren, ein weißes glattes Anſehen haben, beim Herausnehmen nicht kurz und bräunlich ſein und, mit einem Meſſer getrennt, fpiegelglatt erſcheinen. An manchen Orten, namentlich in kleinern Wirthſchaften, läßt man die ſaure Milch in einem beſondern Faſſe (Quarkſtänder) blos in der Stubenofenwärme oder in der Sonnen— hitze gerinnen. Alsdann nimmt man die geronnene Käſemaſſe heraus und bringt ſie zum Ablaufen der Molken entweder in den wohl gereinigten Käſeſack (Quarkſack) oder in eigene, von Weiden geflochtene Körbe, oder auch in einen mittelſt Breter in Fache getheilten länglich-viereckigen Kaſten, an deſſen vor— derer Seite auf dem Boden ein Loch zum Abfließen der Molken ſich befindet. Der Käſeſack, ein in eine ſcharfe Spitze ſich endigender Leinwandbeutel, wird da, wo er ſeine größte Weite hat, zuſammen gebun— den und an der Wand oder ſonſt irgendwo aufge— hängt, indem man unter ſeine Spitze ein Gefäß zum Aufnehmen der durchgehenden Molken ſtellt. Wenn der größte Theil der Molken herausgelaufen iſt, preßt man ſie noch vollends aus, indem man den gefüllten Käſeſack auf ein mit Leiſten an den Seiten und mit einem Abzuge verſehenes Bret, oder auf 654 aun wirt hſ cha ft. eine Art kleiner Leiter legt und ihn mit Steinen be— ſchwert. Bedient man ſich der Weidenkörbe, ſo wer— den dieſe, während die Käſemaſſe eingefüllt wird, in irgend ein Gefäß geſetzt, welches die zuerſt durch— laufenden Molken aufnimmt, und dann, wenn ſie voll ſind, etwas geſchüttelt. Darauf ſetzt man ſie in einen mit Deckel verſehenen Kaſten (Käſekaſten), in deſſen Boden ein Zapfloch zum Ablaufen der Molken iſt. Nachdem die Molken während ein paar Tagen gehörig im Beutel oder in den Körben abgelaufen ſind, wird die Käſemaſſe heraus genommen, in eine hölzerne Mulde oder dergleichen geſchüttet, mit den Händen durchgeknetet, geſalzen, Kümmel, auch wohl bisweilen etwas Gewürz untermengt; dann mit den Händen längliche oder runde Käſe daraus gebildet; endlich zum Trocknen an die Luft (aber nicht in die Sonne), oder des Winters in der warmen Stube auf mit reinem Stroh überdeckten Flechtwerken oder Horden, oder mit Leinwand überfpannten Rahmen, oder in den ſogenannten Käſekörben getrocknet. Ein ſolcher Käſekorb, welcher die Fliegen abhält, beſteht aus einem viereckigen Geſtelle mit mehrern Horden über einander, auf welchen die Käſe liegen und deſ— ſen vier Seitenwände aus Beuteltuch, hier und da durch ein Stäbchen feſtgehalten, beſtehen. Man wendet die Käſe nun fleißig, legt ſie auch zuletzt, wenn ſie Halt genug haben, auf die Kante. Den richtigen Grad der Trockenheit für die Käſe muß man durch Erfahrung ermitteln. Durch zu ſtarkes Trocknen werden die Käſe oft nachher nicht wieder weich und recht genießbar. Wenn die Käſe den ge— hörigen Trockenheitsgrad erlangt haben, werden ſie eingelegt, damit ſie zeitig ſchliffig werden. Dieſes Einlegen geſchieht in Fäſſern oder gewöhnlicher in großen Töpfen, worin man ſie über einander legt und das Gefäß dann zudeckt. Letzteres muß weder zu warm noch zu kalt geſtellt werden. Sind die Käſe zu hart getrocknet, ſo ſtellt man das Gefäß zweck— mäßig an einen etwas feuchten Ort, was dagegen zu vermeiden, wenn die Käſe weniger hart geworden ſind. Findet man beim zuweiligen Nachſehen, daß die Käſe zu weich werden und zerfließen wollen, ſo müſſen ſie umgepackt, auch wohl dünn aus einander gelegt werden. Wenn man nach Beſchaffenheit des Orts und der Jahreszeit vor Maden nicht ſicher iſt, jo muß man auch zuweilen die Käfe abputzen, je— doch, namentlich im Anfange oder in der Mitte ihrer Zeitigung, nicht alles Feuchte abſchaben. Die Süß— milchkäſe werden weniger von den Käſemaden (den Larven der Käſefliege) angegangen, als unſere ge— wöhnlichen Sauermilchkäſe. Je dunkler die Orte ſind, wo die Käſe getrocknet werden, deſto weniger ſoll von jenen Fliegen zu beſorgen ſein. Außer dem Abſchaben trägt auch fleißiges Wenden des Käſes bei, die Maden weniger aufkommen zu laſſen. Bir— kenlaub oder Hopfen neben oder auf die Käſe gelegt, ſoll gegen die Maden ſchützen. Andere empfehlen, den Käſe mit ſcharfem Eſſig zu überziehen. Wenn aber ſchon Maden vorhanden find, fo hat man em— pfohlen, dergleichen Käſe mit kochendem Waſſer oder auch Branntwein oder endlich ſelbſt mit einer Salz— löfung zu übergießen. Von der oben angegebenen Verfahrungsweiſe zur Bereitung unſerer gewöhnlichen Landkäſe finden mehrfache Abänderungen ſtatt. Um die Milch zum Gerinnen zu bringen, ſetzt man ſie in den Gefäßen, worin fie abgerahmt worden, auf dem Feuerherde rings um das Feuer, wobei jedoch die Milch, wenig— ſtens an der dem Feuer zugekehrten Seite leicht zu viel Hitze annimmt. Man pflegt auch bei dieſem Verfahren die Milch noch mit heißem Waſſer zu ver— miſchen, um das Käſemachen zu beſchleunigen. In kleinen Wirthſchaften kann man in der nicht mehr warmen Jahreszeit die Milch ſehr zweckmäßig da— durch gerinnen laſſen, daß man ſie in ihren Gefäßen um und auf den geheizten Kachelofen ſetzt. Ebenſo gut läßt ſich daſſelbe bewirken, wenn man die Milch— gefäße in den Backofen, wenn dieſer nach Abbacken des Brodes nur noch mäßige Hitze enthält, ſetzt. Ziemlich gebräuchlich iſt auch folgendes Verfahren: Man erhitzt Waſſer in einem großen Keſſel und ſchüt— tet die ſaure Milch in ein Gefäß, worin ſchon etwas heißes Waſſer ſich befindet. Dann gießt man all- mälig immer mehr heißes Waſſer nach, ſo daß die ganze Maſſe durchhitzt wird, wobei man jedoch im— mer noch die eingeſteckte Hand muß darin leiden können. Die in die Höhe ſtehende Käſemaſſe wird zugleich mit einem ſehr langen dünnen Meſſer in die Höhe und in die Quere durchſchnitten. Dieſes Ver— fahren liefert in der Regel ſehr gute Käſe. Statt Käſeſäcke, Körbe oder Kaſten mit Käſerinnen zum Ablaufen der Molken anzuwenden, bedient man ſich auch wohl der Käſenäpfe oder Käſeformen, von Thon wie ein Napf, oder von Holz wie ein Käſtchen, oder von Reiſern wie ein Korb, worein die geronnene Käſemaſſe geſchlagen wird, ſo daß ſie gleich ihre ge— hörige Geſtalt bekommt und feſt wird, wie dies auch der Fall bei den Käſerinnen iſt, indem man dort die Käfemaſſe, wenn ſie feſt iſt, mit einem Meſſer in viereckige Stücke (Rinnenkäſe) theilt und ſie umge⸗ wendet auf Breter zum Trocknen legt. Sobald die Käſe in den Formen hinlängliche Feſtigkeit erlangt haben, werden ſie ebenfalls behutſam aus denſelben heraus genommen und vollends getrocknet. Das Salzen und Kümmeln des Käſes wird bei Anwen— dung von Körben oder Rinnen gewöhnlich auf fol- gende Weiſe vorgenommen. Wenn man eine Schicht der Käſemaſſe in den Korb gethan hat, ſo ſtreut man Kümmel darauf, bringt wieder eine Schicht Käſe— maſſe hinein, und ſo abwechſelnd fort, bis der Korb voll iſt. Hat man nachmals die Körbe in den Käſe— kaſten geſetzt, ſo ſtreut man dann auf jeden Käſe Salz und reibt es ein wenig ein. Andere ſtreuen auch ſchon Salz mit dem Kümmel ein. Ganz ähn⸗ lich verfährt man gewöhnlich auch bei den Käſe— rinnen und den Käſeformen. Um die Zeitigung der eingelegten Käſe zu be⸗ ſchleunigen, iſt das Einfachſte, ſie mit Eſſig, Bier oder ſchlechtem Wein zu beſprengen, oder in damit befeuchtete Leinwand einzuſchlagen. Oder man taucht ſie nach dem Trocknen in Salzwaſſer, wickelt ſie dann in Neſſelblätter und legt ſie in den Gefäßen auf ein— ander, ſtellt dieſe dann aber nicht an einen feuchten Ort. Oder man taucht fie öfters in Molken oder — 4 | Die Käſebereitung. Buttermilch oder warmen Kofent, oder legt fie in warmen Hopfen, ſo wie er aus dem Brauhauſe kommt, oder man bedeckt ſie mit angefeuchtetem Ha— ferſtroh. Die Landleute ſtellen die Gefäße mit den eingelegten Käſen in einen Haufen Spreu. Selbſt die härteſten Käſe kann man übrigens dadurch er— weichen, daß man in Pottaſchenauflöſung getauchte Leinwand über die Käſe ſchlägt, oder Aſche oder Pottaſche aufſtreut und naſſe Tücher überſchlägt, wobei man die Käſe wendet. Die Käſe find vor Froſt zu ſchützen, indem ſie dadurch krümlich, unſchmack— haft und auf immer verdorben werden. Bereitung kleiner Süßmilchkäſe. Das Laben der Milch geſchieht hier ebenſo, wie weiterhin bei den großen Süßmilchkäſen angegeben werden wird. Für einen Anhalt ſoll hier die Be— reitungsweiſe der vorzüglichen Käſe von Limburg und von Neufchatel angegeben werden. 1) Der Limburger Käſe. Die Bereitung dieſes Käſes iſt ſehr einfach und gelingt mit jeder guten Milch; auch giebt die gleiche Quantität Milch ein größeres Gewicht von Limburger, als von jeder andern Art Käſe. Indeſſen iſt dieſer Käſe nicht ſo lange haltbar als Schweizerkäſe und zerläuft leicht bei warmer Witterung, wenn er ein gewiſſes Alter überſchritten hat. Das Gerinnen der Milch wird ohne Erwärmung bewirkt und der Käſe nicht ge— preßt; vielmehr ſucht man ſeine Weichheit möglichſt zu erhalten und ihm ſeinen eigenthümlichen herben Geſchmack und ſtarken Geruch durch ſtarkes Salzen zu geben. In der Regel wird der Limburger Käſe blos halbfett gemacht, d. h. abgerahmte Milch mit unabgerahmter Milch vermiſcht dazu verwendet. (Doch macht man auch einfach fette und magere Limburger Käſe.) Man vermiſcht die des Morgens abgerahmte Milch, welche am vorhergehenden Abend gemolken worden, mit der friſch gemolkenen Morgen— milch, nachdem man jene zuvor auf ungefähr den— ſelben Grad erwärmt hat, den dieſe gleich nach dem Melken hat. Die fernere Bearbeitung derſelben kann in hölzernen Geſchirren erfolgen. Von dem zuberei— teten Lab ſetzt man 1 Maß auf 80 Maß Milch zu, läßt letztere im Gefäße bis zum Gerinnen ſtehen, welches in 1 bis 1½ Stunden erfolgt, zerkleinert die geronnene Maſſe mit einem blechernen Schöpflöffel, nimmt nach ½ Stunde die Molken oben ab und füllt die Käſemaſſe nach und nach ganz leicht und behutſam in die dazu beſtimmten Formen. Dieſe find viereckig aus tannenen Bretern, 9 Zoll hoch und 4 Zoll breit mit einem Boden, der wie die vier Um— faſſungswände derſelben mit vielen kleinen Löchern zum Abzug der Molken verſehen iſt. Für fette Käſe hat man Formen von 6 Zoll Quadratfläche und 12 Zoll Höhe. Jede Form der erſtern Größe kann in der Regel 4½ Badenſche Maß geronnene Milch auf: nehmen, welche einen Käſe von 1½ Badenſchen Pfund liefern. Vom Einfüllen an bleiben die For— men ungefähr ½ Stunde lang ſtehen, worauf die Maſſe mit einem Rührlöffel durchbrochen und auf— gerührt wird, welches Verfahren man nach / Stunde 655 wiederholt. Nachdem man das Ablaufen der Molken etwa während / Stunde abgewartet hat, ſtürzt man die Formen um, läßt ſie in dieſer Lage wiederum 2 Stunden ſtehen, nimmt die Käſe, die noch ſehr weich ſind, dann heraus und bringt ſie in ein rinnen— artiges Geſtell von Holz, indem ſie auf eine, ihrer Form genau entſprechende Weiſe entweder eingelegt oder geſtellt werden. Ein ſolches Geſtell iſt aus leichten Bretern gefertigt und gewöhnlich 6 3. hoch und 16 3. weit. In dem innern Raume deſſelben laſſen ſich für die Käſe beliebige Abtheilungen zum Stellen oder Legen derſelben dadurch anbringen, daß kleine Plättchen von Holz zwiſchen zwei Käſe einge— ſetzt werden. Auf den mit einem Abzugsloche ver— ſehenen Boden des Geſtelles wird gutes Roggen— ſtroh gelegt. Auf dieſe Weiſe bleiben die Käſe un— gefähr 30 Stunden lang eingeſpannt, wobei ſie von zwei zu zwei Stunden abwechſelnd bald auf die ſchmale, bald auf die breite Seite gelegt werden. Nach 24 Stunden erſcheint der Käſe ziemlich trocken, behält ſeine viereckige Form und wird nun auf ſeiner Oberfläche mit Salz eingerieben, was man alsbald wiederholt, ſobald das erſte ſich in den Käſe gezogen hat. Alsdann bleiben die Käſe in einem Zimmer mittlerer Temperatur bis zum völligen Trocknen lie— gen, während welcher Zeit ſie immer auf die ſchmale Seite geſtellt und fleißig gewendet werden. Nach ungefähr acht Tagen bringt man ſie endlich in das Käſegewölbe oder in den Keller auf gewöhnliche Bretergeſtelle, wo fie oft ſchon nach zwei Monaten wohlſchmeckend, nach drei Monaten aber völlig reif ſind. Während des Auflegens muß die Kruſte der— ſelben durchaus unverſehrt bleiben, ſowie man ſie auch dabei mit dem, beim erſten Einſalzen der Käſe abfließenden, Salzwaſſer anfeuchtet, ſobald ſie wie— der abgetrocknet erſcheinen. Erſt bei der Reife wird der Käſe inwendig gelb und außen röthlich. Eine den Limburgern durchaus ähnliche Art Käſe wird auch in Würzburg bereitet. 2) Der Käſe von Neufchatel. Man gießt nach jedem Melken die Milch noch ganz warm durch einen Durchſchlag in hölzerne Fäſſer oder irdene Krüge, ſetzt verhältnißmäßig wenig Lab hinzu, weil dieſe Käſeart weich bleiben ſoll, ſtellt die Krüge in Kaſten, die mit einem wollenen Tuche zugedeckt wer— den, leert die Krüge den dritten Tag Morgens in auf die Käſebank geſtellte Körbe von Holzſpänen, welche inwendig mit dünner Leinwand bekleidet find, läßt die Käſemaſſe bis zum Abend deſſelben Tages abtropfen, nimmt ſie dann aus dem Korbe und bringt ſie ſammt der umhüllenden Leinwand, die man noch einmal umſchlägt, unter die über einer der Käſebänke angebrachte Preſſe (ein mehr oder weniger mit Steinen beſchwerter hölzerner Kaſten, den man mit einem Schwengel erhebt, reicht hin), wo ſie bis den Morgen des Tages darauf bleibt. Nun ſchüttet man ſie in ein anderes reines Leinentuch und knetet ſie darin tüchtig durch, bis die ganze Maſſe gleich— förmig und butterweich iſt, worauf der Käſe geformt - wird. Die Formen hierzu beſtehen aus kleinen, an beiden Enden offenen Cylindern von Weißblech von 2 Zoll Durchmeſſer und 2¼ Zoll Höhe. Beim For— 656 men macht man kleine Klumpen, die etwas größer als die Formen ſind und drückt jene ſo in dieſe, daß ſie an beiden Enden daraus hervorragen. Hierauf ſtellt man die Form auf den Tiſch und legt die flache linke Hand darauf, um oben und unten herauszu— preſſen, was dieſelbe nicht faſſen kann, wobei man zugleich mittelſt eines Meſſers das, was oben und unten über die Form herausragt, abſtreicht. Nun nimmt man die Form in die rechte Hand, ſchlägt den Käſe daraus in die linke Hand hinüber und falzt ihn nun mit ſehr feinem und wohl ausgetrocknetem Salze, wobei man auf 100 Stück Käſe ungefähr 1 Pfund Salz braucht. Alsdann ſetzt man ſie auf ein Bret und ſtellt dieſes auf die Käſebank, wo man ſie 24 Stunden lang abtropfen läßt und dann reihen— weiſe auf ein Gerüſte von Eichenholz, welches mit einer einzigen Lage friſchem Stroh belegt iſt, auf— ſtellt, doch ſo, daß ſie nicht an einander ſtoßen. Hier bleiben ſie zwei bis drei Wochen und werden von Zeit zu Zeit umgewendet. Wenn ſie einen bläu— lichen Überzug erlangt haben, trägt man ſie in das Käſemagazin, welches durch gehörig angebrachte ver— ſchließbare Luftlöcher eine Regulirung der Luftlöcher geſtattet, ſtellt ſie hier auf die ebenfalls mit friſchem Stroh belegten Gerüſte und wendet ſie von Zeit zu Zeit um. Nach ungefähr drei Wochen erſcheinen auf der blauen Rinde rothe Erhöhungen, in welchem Zuſtande fie verkäuflich find; doch werden ſie erſt nach etwa 14 Tagen im Innern vollkommen gut und halten ſich dann noch gegen zwei Monate. Nach dem Formen wiegt ein Käſe 11 bis 12 Loth, und 1 Quart Milch giebt ungefähr 1% Käſe von delikatem Ge— ſchmack. Bereitung großer Süßmilchkäſe. Das Verfahren bei der Bereitung der großen Süßmilchkäſe iſt im Allgemeinen folgendes. Die unabgerahmte, möglichſt friſch anzuwendende Milch wird, nachdem ſie durch ein Seihetuch gegoſſen wor— den, zuvörderſt in einer angemeſſenen Wärme mit Lab verſetzt, dann bedeckt hingeſtellt, bis das Ge— rinnen erfolgt. Man empfiehlt eine ſolche Wärme allgemein als die angemeſſenſte, wie ſie die Milch unmittelbar von der Kuh weg hat (zwiſchen etwa 24 und 26 Grad R.) Jedoch finden hierbei man— cherlei Abänderungen ſtatt; fo bedarf z. B. die Milch von Kühen auf einer magern Weide zum Gerinnen weit mehr Wärme als die von Kühen auf fetter Weide. Kann die Milch gleich von der Kuh weg gelabt werden, ſo bedarf man im Allgemeinen keiner künſtlichen Erwärmung, die dagegen ſtattfinden muß, wenn die Milch ſchon erkaltet iſt. In einigen Mel— kereien, pflegt man die Milch über dem Feuer zur er— forderlichen Temperatur zu bringen. In der Schweiz verfährt man ſo: Die zu labende Milch befindet ſich in einem über dem Feuer ſchwebenden Keſſel, der mittelſt eines Flaſchenzuges leicht auf- und nieder— gelaſſen werden kann. Man verſetzt hier die Milch mit dem Lab (auf 80 bis 90 Badenſche Maß etwa 2 Eßlöffel voll Labſäure), rührt Alles wohl unter einander und erhöht dann die Temperatur auf 35 Hauswirthſchaft. oder höchſtens 40 Grad R., wornach man den Keſ— ſel emporzieht. Nicht ungewöhnlich iſt auch, die er— forderliche Temperatur durch Zuguß einer gewiſſen Menge kochenden Waſſers hervorzubringen; doch ſoll dieſes Verfahren keine Empfehlung verdienen. Soll das Gerinnen der Milch beſchleunigt werden, ſo ſchüttet man vor dem Zuſetzen des Labs etwas Salz hinein: indeſſen darf man das Gerinnen keineswegs übereilen. Fette Milch erfordert mehr Lab als ma— gere; friſche mehr als geſtandne, und im Sommer iſt mehr davon nöthig als im Winter. Die anzu— wendende Quantität von Lab richtig zu treffen, ſo— wie die gute Beſchaffenheit des Labes ſelbſt ſind durchaus weſentlich zur Güte des Käſes erforderlich, ſowie auch durchaus nicht die geringſte Menge un— aufgelöſtes Lab in die Milch fallen darf. Soll der Käſe gefärbt werden, ſo rührt man die dazu dienen— den Subſtanzen beim Laben mit in die Milch. Das Gerinnen der Milch erfolgt in 1 bis 2 Stunden, während welcher Zeit man die Milch bedeckt hält. Bildet ſich dabei Rahm auf der Oberfläche, ſo wird dieſer gut uutergerührt. Sollte das Gerinnen zu lange Zeit nicht eintreten, ſo ſchlägt man mit einem Stocke ſtark auf verſchiedene Seiten der Bütte. Glaubt man das Gerinnen wegen zu kalt in das Gefäß gebrachter Milch gehindert, fo gießt man warmes Waſſer oder warme Milch zu, oder taucht einen mit heißem Waſſer gefüllten Keſſel zum Theil in die Milch unter. Alles dies muß jedoch vor dem Beginnen des Gerinnens geſchehen, ſowie auch noch vor demſelben neues Lab zugeſetzt werden muß, wenn deſſen Menge nicht hinreichen ſollte. Bei zu warm in das Gefäß gebrachter Milch muß man mit der— ſelben Vorſicht zu den entgegengeſetzten Mitteln ſchrei— ten. Gewöhnlich läßt man hier die Operation ſo gut als möglich gehen, bis die erſte Portion Molken abgenommen worden, welche man dann abkühlen läßt und ſie wieder in das Gefäß zurückgießt. Er— ſcheint wegen zu wenig Lab die Käſemaſſe zu weich, ſo erwärmt man einen Theil der gebildeten Molken und gießt ſie wieder in das Gefäß zurück. Man be— ſtimmt den gehörigen Punkt des Gerinnens, indem man mit dem Rücken der Hand ſanft auf die Ober— fläche der Milch drückt. Wenn das Gerinnen der Milch gehörig erfolgt iſt, zerſtückt man die geronnene Maſſe, je mehr je beſſer, zweckmäßig auf folgende Weiſe: Man zer— ſchneidet die geronnene Maſſe nach verſchiedenen Richtungen mit dem Käſemeſſer, welches in einem großen hölzernen Spatel beſteht, der an den Kanten möglichſt dünn ſein muß. Die Molken dringen aus dieſen Einſchnitten heraus und der käſige Beſtand— theil ſenkt ſich leichter. Einige Augenblicke nachher erneuert man die Einſchnitte und macht ſie in größe— rer Anzahl als das erſtemal. Dies wiederholt man ſo noch öfter, bis die geronnene Maſſe in ſehr kleine, faſt gleiche Stücke zertheilt iſt. Hierauf bedeckt man die Käſewanne mit einem leinenen Tuche und läßt fie etwa . Stunde ruhig ſtehen. Nachdem die ge— ronnene Maſſe ſich endlich auf den Boden des Ge: fäßes geſenkt hat, läßt man die Molken abfließen oder ſchöpft und ſeiht ſie ab und läßt abermals die Eu Die Käſebereitung. 657 geronnene Maſſe ½ Stunde ruhig ſtehen, worauf man ſie nochmals gröblich zertheilt, um ſie in die Form zu bringen. An manchen Orten wird das Ge— ronnene, nachdem man die Molken ziemlich davon hat ablaufen laſſen, blos mit den Händen zerkleinert und bei Anwendung des Käſemeſſers doch faſt immer die Hand zu Hülfe genommen. Weſentlich iſt hier: bei, die Stücke ſo klein und gleichförmig als möglich zu machen. Wird die Käſemaſſe gleich anfangs recht ſehr zerkleinert, ſo fließen die Molken beſonders ſchnell und recht reichlich ab, wodurch man die Ope— ration vortheilhaft beſchleunigt; indeß nehmen ſie dann auch etwas mehr Rahmtheile mit, als wenn man ſie anfangs nur durch etwas weitläufige Schnitte zerkleinert. Erſteres Verfahren ſcheint dann den Vor— zug zu verdienen, wenn die Milch in der rechten Tem— peratur zum Gerinnen gebracht ward, letzteres, wenn ſie beim Gerinnen entweder zu kalt oder zu warm war. Es iſt ferner gut, wenn die Käſemaſſe zu heiß iſt, kaltes Waſſer oder kalte Molken, wenn ſie aber zu kalt und zu weich iſt, heißes Waſſer oder heiße Molken darauf zu gießen. Haben die ablaufenden Molken eine grünliche Farbe, ſo iſt dies ein Zeichen vom Gelingen des Gerinnens; erſcheinen ſie dage— gen weiß, ſo iſt das Gerinnen nur unvollſtändig er— folgt, in welchem Falle der Käſe fade wird nnd we— nig Werth erhält. In dieſem Falle bedient man ſich nicht des Meſſers zum Zerkleinern, ſondern man taucht ein mit warmem Waſſer gefülltes Gefäß fo lange einige Zoll tief in das Gerinſel unter, bis ſämmtliche Theile mit dem Gefäße in Berührung kommen, worauf die Maſſe mit den Händen zerdrückt wird. Je früher im Allgemeinen die Molken nach dem Gerinnen der Milch abgeſchieden werden, um ſo beſſer iſt es. Nachdem man nun der Käſemaſſe die Molken möglichſt entzogen hat, oder auch beim letzten Zer— ſtückeln, knetet man ſie mit Salz durch, wobei Manche einen Theil Salz auf hundert Theile Käſemaſſe an— wenden. An den meiſten Orten wird jedoch dieſes Salzen ganz übergangen, indem man das Salz nach— her auf andere Weiſe in den Käſe bringt, und ſelbſt jene Käſe, wo Salz eingeknetet wurde, noch vollends auf die weiterhin anzugebende Weiſe ſalzt. Die Käſemaſſe wird nun in die Käſeformen ge— bracht und gepreßt. Hierzu find erforderlich: 1) Käſetücher, d. i. Stücken Leinwand, worein man die Käſe beim Preſſen einwickelt; ſie werden während des Preſſens öfters gewechſelt und man vertauſcht dabei allmälig gröbere mit feinerer Leinwand. 2) Käſeformen, welche in der Regel in einer Art ſtarker hölzerner Kaſten mit einem Boden, der ſo wie die Seitenwände durchlöchert iſt, beſteht. In kleinen Melkereien kann man dieſe Formen durch große runde hölzerne Formen erſetzen, welche Sieben ohne Boden gleichen, die an den Seiten durchlöchert ſind und auf ebenfalls durchlöcherte, runde hölzerne Scheiben ge— ſetzt werden. Dieſe Formen müſſen höchſt reinlich gehalten und geſprungene oder geriſſene entfernt werden. 3) Die Käſepreſſe muß einen allent— halben gleichförmigen Druck äußern. Die Kraft kann entweder von einer Schraube, von einem Hebel oder Kirchhof, Landwirth. auch blos von einem aufgelegten Gewicht herrühren; die jetzt üblichſte iſt die Schraubenpreſſe. An vielen Orten wendet man anfangs Gewichte, dann erſt die Preſſe an. Jedenfalls muß die Wirkung der Preſſe mit der Dicke der Käſe im Verhältniß ſtehen. Beim Preſſen ſelbſt breitet man das Käſetuch über die Form aus, bringt die Käſemaſſe hinein, preßt ſie mit der Hand möglichſt ſtark zuſammen, wickelt ſie ein, ſo daß ſie oben vom Tuche bedeckt wird und legt eine glatte hölzerne Scheibe darauf. Gewöhnlich füllt man die Form ſo an, daß die Maſſe in einer ge— wiſſen Hoͤhe über dem oberſten Rande derſelben ſteht, indem man die Form anfangs durch einen aufgeſetz— ten Ring, welcher das Höherſtehende umfaßt, erhöht. Man bringt darauf den Käſe unter die Preſſe, mit der man ihn ſo lange unter ſtufenweiſe zunehmendem Druck einpreßt, bis er hinlängliche Feſtigkeit hat. Während dieſer Zeit (im Allgemeinen zwiſchen 1½ bis 3 Tagen) nimmt man ihn einigemal heraus, und zwar zu Anfange des Preſſens öfter als ſpäter, wendet ihn und vertauſcht dabei das Käſetuch mit einem andern trocknen, oder wäſcht das vorige und wendet es von Neuem an. Sollte der Käſe hierbei ſchwer aus der Form gehen, ſo braucht man nur in die Seitenlöcher derſelben zu blaſen. Füllt der Käſe die Form nicht mehr aus, ſo vertauſcht man ſie mit einer kleinern. Hat der Käſe einen ſehr großen Um— fang, wie der Cheſterkäſe, von 60 bis 100 Pfund, ſo muß man ihn während der erſten Zeit des Preſſens durch die Seitenlöcher öfters mit eiſernen Nadeln zum leichtern Abfluß der Molken durchſtechen. An mehreren Orten nimmt man beim Wenden und Wechſeln der Leinwand auch das Salzen des Käſes vor, indem man mit der Hand fo viel Salz auf allen Theilen ſeiner Oberfläche einreibt, als daran haften bleiben will, und zwar ſelbſt dann, wenn die Käſemaſſe ſchon vorher mit einem Antheile Salz durchknetet worden war. Dieſes Salzen wird wäh— rend des Preſſens nach Maßgabe ſo oft wiederholt, als es ſich in den Käſe einzieht; und ſelbſt nachdem der Käſe aus der Form entfernt iſt, reibt man man— cher Orten ſeine Oberfläche nach 8 bis 10 Tage lang täglich mit Salz ein, wobei man ihn jedesmal auf die andere Seite legt. An manchen Orten wird auch das Salzen nach vollendetem Preſſen vorgenommen, indem man z. B. den Käſe mehrere Tage unter täg— lichem Wenden in einer ſtarken Salzlauge liegen läßt, dann herausnimmt und trocknet. Oder man läßt den Käſe nach vollendetem Preſſen blos einige Tage in Leinwand eingeſchlagen in der Salzlauge liegen und ſalzt ihn nachher noch vollends durch wie— derholtes Einreiben von Salz. Das Einreiben der bei jedem Wenden unten zu liegen kommenden Fläche kann man ſich dadurch erſparen, daß man den Käſe auf eine Schicht Salz legt. Iſt endlich genug Salz in den Käſe eingedrungen, ſo iſt es zweckmäßig, den— ſelben (nach holländiſcher Methode) noch einmal in eine ſehr ſchwache Salzlauge zu bringen, nach 6 bis 7 Stunden herauszunehmen, mit Molken abzuwa— ſchen, abzuſchaben und zu trocknen. In Cheif,. wäſcht man den hinreichend geſalzenen Käſen äfe mit lauem Waſſer, wiſcht ihn dann mit einge in der 83 658 ab, trocknet ihn 7 Tage lang, wäſcht ihn wieder mit lauem Waſſer, reibt ihn mit einer Bürſte und trock— net ihn mit einem Tuche ab, befettet ihn zwei Stun— den nachher an allen Seiten mit Butter und bringt ihn dann an die wärmſte Stelle der Käſekammer. In Lodi wird der Parmaſankäſe blos durch Ein— reiben von Salz nach vollendetem Preſſen geſalzen und man ſetzt dies hier ungefähr 40 Tage lang alle 2 bis 3 Tage fort. In Cheſhire beträgt die größte Menge Salz zu einem Käfe von 60 Pfd. ungefähr 3 Pfd. Zu viel Salz macht den Käſe bröcklich; bei zu wenig Salz wird er leicht riſſig, berſtet und hält ſich nicht ſo gut. Der hinlänglich gepreßte, geſalzene, abgewaſchene und abgewiſchte Käſe wird nun an mehrern Orten auf die ſogenannte Käſeſcheibe oder den Käſeteller gelegt, welche eine runde, hoͤlzerne, glatte Scheibe von einem der Größe des Käſes angemeſſenen Durch— meſſer iſt. Bei mildem und feuchtem Wetter lüftet man die Melkerei ſo viel man kann, bei trocknem und kaltem hält man die Thüren und Fenſter ſorg— fältig verſchloſſen. Hier wendet man ihn täglich oder je nach der Beſchaffenheit des Wetters alle zwei bis drei Tage, bis er trocken iſt, worauf man ihn in die Niederlage bringt, wo er durch eine allmälige innere Veränderung die endliche Reife erlangt. Eine ſolche Niederlage muß trocken, weder zu kalt noch zu warm, vor zu lebhaftem Lichte, vor übelm Geruch geſchützt und ſo angelegt ſein, daß die Luft darin nicht ſtockt, aber ſich doch auch nicht zu raſch erneuert. Trockne und weiche Käſe darf man nicht an denſelben Ort bringen. Man ſtellt die Käſe auf den gut gereinig— ten Fußboden, den man, wenn die Käſe vor dem Verkauf lange aufbewahrt werden ſollen, mit Flie— derblättern reibt, um die Käſe vor Milben zu ſchützen. In Cheſhire breitet man eine Schicht Stroh oder noch beſſer Grummet unter. Wenn man die Käſe in das Käſemagazin bringt, reibt man ſie an mehrern Orten mit friſcher Butter oder mit Ol, das erſte Mal nach zuvorigem Abkratzen der Oberfläche, ein. Ofters hat man ſie umzuwenden und anfangs täglich, ſpäter im Sommer wöchentlich dreimal, im Winter wöchent— lich zweimal abzutrocknen. Sollte der Käſe ſich heben und aufſchwellen, wo er dann leicht zuſammenfließt, ſo bringe man ihn an einen beſonders kühlen und trocknen Ort und wende ihn regelmäßig jeden Tag. Bei beträchtlichem Aufſchwellen muß man den Käſe mit einem kleinen eiſernen Spieße von zwei Seiten, vorzüglich an den Stellen durchſtechen, wo das Auf— treiben am ſtärkſten iſt. Riſſe an den Käſen beſchmiert man mit Butter und überfährt ſie mit einem glühen— den Eiſen. Je größer und fetter der Käſe iſt, deſto länger muß er liegen. Große und fette Käſe müſſen 1 Jahr alt werden, kleinere find ſchon nach 3 bis 6 Monaten eßbar. Die natürliche Farbe eines aus fetter Milch ge— ſchickt gemachten Käſes neigt ſich in's Hellgelbe, welche Farbe man dem Käſe häufig künſtlich zu er— theilen ſucht. Man bedient ſich gegenwärtig hierzu des Orleans, wovon, wenn er recht rein iſt, 1 Unze zur Färbung von 100 bis 120 Pfd. Käſe hinreicht. Hauswirthſchaft. Zur Anwendung weicht man die nöthige Menge da— von in einer Schale warmer Milch auf und reibt dies auf einem ſanften Steine, bis die Milch dun— kelroth wird. Dieſen gefärbten Antheil Milch ſetzt man der Milch vor dem Laben zu. Einfacher ver— fährt man ſo, daß man den Orlean den Abend vor dem Tage der Käſebereitung in etwas Milch thut, die man dann zu der Milch, welche den Käſe geben ſoll, fügt. * Bereitung einiger beſondern Arten Käſe. Kartoffelkäſe. Die Landleute geben bei der Käſebereitung nicht ſelten einen Zuſatz von Kartof— feln, um die Käſemaſſe zu vermehren. Dieſe Käſe ſind im Allgemeinen nicht ſchmackhaft, was jedoch von dem zu großen Kartoffelzuſatz abhängen mag, indem ein mäßiger Zuſatz von Kartoffeln dem Wohl— geſchmaͤck des Käſes nicht ſchadet, und, wenn der Käſe eine Zeitlang gelegen hat, kaum oder gar nicht mehr im Geſchmack zu bemerken iſt, zumal wenn der Zuſatz bei Süßmilchkäſen erfolgt. Man verwandelt die entweder blos halb gar oder doch nicht bis zum Aufſpringen gekochten, geſchälten Kartoffeln durch Zerreiben oder auf andere Weiſe in einen mußar— tigen Brei, und knetet hiervon eine angemeſſene Menge unter die friſch geronnene, gut ausgepreßte Käſemaſſe mit dem nöthigen Salz wohl ein, läßt dann die Maſſe gut zugedeckt, im Winter 3 bis 4, im Sommer nur 2 bis 3 Tage ſtehen, knetet nochmals gut durch, füllt dann die Käſekörbe oder Formen damit an, ſchüttet nach einigen Tagen die Käſe auf ein Bret und trocknet ſie in gelinder Wärme, aber nicht an der Sonne oder auf einem heißen Ofen vol— lends ab. Sollten ſie ja berſten, ſo braucht man ſie nur mit etwas Bier zu beſprengen, oder mit etwas dicker Milch, worunter ein wenig Rahm gemengt worden, zu beſtreichen und ſo ferner abzutrocknen. Alsdann legt man ſie in an trockne Orte zu ſtellende Töpfe oder Fäßchen in abwechſelnden Schichten mit grünem Vogelkraut (Miere) ein. Sie halten ſich Jahr und Tag, und je älter ſie werden, um ſo mür— ber und beſſer werden ſie. Fünf Theile Kartoffel— maſſe gegen 1 Theil Käſemaſſe giebt einen Käfe für Arme; 2 Theile Kartoffelmaſſe gegen 1 Theil Käſe— maſſe einen Käſe, der ſich von Jedermann genießen läßt, und 1 Theil Kartoffelmaſſe gegen 2 Theile Käſemaſſe einen ſehr wohlſchmeckenden Käſe. Kräuterkäſe nennt man ſolche, welche mit ei— nem Zuſatz von ſchmackhaften und heilſamen Kräutern, Blumen oder Blättern verfertigt werden. Dieſer Zuſatz muß in getrocknetem Zuſtande geſchehen, und man miſcht ihn der Käſemaſſe bei, nachdem man die Molken recht gut daraus ausgepreßt hat, und trock— net dann die Käſe in etwas erhöhter Temperatur. Der Limburger Kräuterkäſe wird auf folgende Weiſe bereitet. Man vermengt die aus unabgerahm— ter Milch erhaltene Räfemafe mit einer hinreichen— den Menge Kochſalz und mit Peterſilien, Cipollen und Bertramblättern, von denen man auf je 2 Pfd. Käſe eine ſtarke Priſe nimmt. Alsdann bringt man die zu einem gleichförmigen Teige gemiſchte Maſſe Die Käſebereitung. in Portionen von 2 Pfd. in viereckige oder runde, hölzerne Formen mit durchlöchertem Boden, aus welchen die Käſe nach 36 Stunden genommen und ſorgfältig auf ein mit Stroh belegtes Weidengeflecht an einen warmen Ort geſetzt, wo die Käſe binnen 8 bis 10 Tagen trocken werden. Nun werden ſie im Keller auf friſches Stroh gelegt und mit einer dün— nen Schicht Kochſalz beſtreut. Eine etwaige Schim— melſchicht auf den Käſerinden entfernt man mit einer Bürſte in Waſſer getaucht, in welchem etwas rother Bolus angerührt worden. Die Käfe können gewöhn— lich erſt nach dreimonatlichem Aufenthalte im Keller verbraucht werden; ſie haben einen angenehmen Ge— ſchmack und ziemliche Conſiſtenz. Der Schabzie— ger Kräuterkäſe (grüner Schweizerkäſe). Man verſetzt die Molken, welche bei der Bereitung des Käſes aus abgerahmter (nach Andern aus unabge— rahmter) Milch entſtehen, in der Wärme mit fauren Molken oder einer anderen Säure (Eſſig, Citronen— ſaft, wo dann der Zieger gerinnt, den man in Hau— fen über einander ſchüttet, um die Molken vollſtän— dig ablaufen zu laſſen. Sodann mengt man das Pulver der blauen Melilote mit dem geronnenen Käſe und Salz gewöhnlich dadurch, daß man Quark und Melilotenpulver auf einer beſondern Mühle (Zie— gerreibe) gehörig durch einander arbeitet, worauf das zähe Gemenge mittelſt Stößel in die Käſeformen ſtark eingedrückt, geebnet und an luftige Orte hinge— ſtellt wird. Die durchlöcherten Käſeformen ſind 7 bis 8 Zoll hoch, von der Weite eines Hutkopfes, und laufen nach oben kegelförmig zu. Nach 8 bis 10 Ta— gen werden die Käſe aus den Formen genommen und ſorgfältig unter täglichem Umwenden getrocknet. Die Käſekammer muß trocken ſein, damit der Schab— zieger ſeine Härte behält. Jeder Käſe wiegt 9 bis 11 Pfd. Man ißt ihn gepulvert auf Butterbrod oder auf Bouillonſuppen geſtreut. Petersburger Pottkäſe kann recht gut auf folgende Weiſe nachgemacht werden. Man bringt abgerahmte Milch in etwas ſtarker Hitze zum Ge— rinnen, läßt die Molken ablaufen, das Geronnene ganz trocken werden, krümelt es dann recht klein und ſetzt es zwei Tage lang in einem ſteinernen, mit einer Serviette verbundenen Gefäße an einen warmen Ort, wobei man die Maſſe täglich zwei- bis dreimal durch einander rührt. Nach zwei Tagen nimmt man ſie heraus, fügt das gehörige Salz und Gewürz dar— unter, als: Cardamomen, engliſch Gewürz, Küm— mel und Muskatblumen. Man bildet die Maſſe zur Form eines holländiſchen Käſes, dem ſie auch in Geſchmack ſehr nahe kommt. Schafkäſe. Die unabgerahmte Milch wird eben ſo gelabt und auch ferner ſo behandelt, wie man bei Bereitung der Süßmilchkäſe aus Kuhmilch ver— fährt. Gewöhnlich ſetzt man Kümmel zu. Man trocknet ſie aber nicht ſo ſcharf und legt ſie nicht ſo lange ein, da ſie meiſt friſch weggegeſſen werden. Weſtphäliſcher Käfe gehört zu den trefflich— ſten Arten des Käſes. Abgerahmte halbſaure Milch wird zum Gerinnen gebracht, die Käſemaſſe dann in einem Leinwandſacke durch Beſchwerung mit einem 659 Steine recht rein ausgepreßt, dann mit der Hand klein gerieben und in ein leeres Milchgefäß oder in eine Käſeform gebracht und zugedeckt, worin er, je nachdem er ſchärfer werden oder milder bleiben ſoll, drei bis acht Tage lang ſtehen bleibt. Alsdann wird der Käſe mit Kümmel, Salz, Butter, gepulvertem Pfeffer und Gewürznelken gut durchknetet und dann in cylinderfoͤrmige Stücke von 8 bis 10 Loth geformt. Dieſe Käſe läßt man wie gewöhnlich an der Luft trocknen, oder man raͤuchert ſie auch wohl in Netzen, die man in den Schornſtein aufhängt; indeß darf dies Räuchern nur mit Laubholzegeſchehen. Ziegenkäſe wird ſtets aus unabgerahmter Milch bereitet, die man mit Lab zum Gerinnen bringt, ſowie auch im Übrigen wie beim Süßmilchkäſe ver— fährt. Die eee e e Sorten Käſe. Der holländiſche Käſe, meiſt von Geſtalt einer auf zwei Seiten plattgedrückten Kugel, aber auch in großen runden und platten Broden vorkom— mend. Der Edamer Käſe, beinahe kugelrund, iſt hiervon der beſte; die rothrindigen (gewöhnlich 6 bis 9 Pfd. ſchwer), verdienen vor den weißrindigen (die gewöhnlich 16 bis 20 Pfund wiegen), den Vorzug. Außerdem hat man noch platte Suͤßmilchkäſe, Terel— ſche grüne Schafkäſe, Leidner Sauermilchkäſe u. ſ. w. Die Niederlande liefern den trefflichen, back— ſteinförmigen, halbfetten Limburger Käſe, wovon oben die Rede geweſen. Der engliſche Käſe. Die beſten Sorten hier: von ſind; der Glouceſter-, Cheſter- und Stiltonkäſe, wovon der letztere am meiſten geſchätzt iſt. Der erſtere, ein fetter oder halbfetter Käſe, iſt hart und röthlich; der Cheſter Käſe, ein fetter Käſe, gelblich und weich, in Broden von 60 bis 100 und mehr Pfd. Gewicht; der Stilton Käſe, ein doppelt fetter Käſe, weich, grünlich und von ſehr feinem Geſchmack (meiſt von 6 bis 12 Pfd. Gewicht). Außerdem hat man noch mehr beliebte Käſeſorten von eigenen Geſtalten. Der franzoſiſche Käſe. Von dieſen wird hauptſächlich der Roqueforter Käſe, ein fetter Schaf— oder Ziegenkäſe, und der delikate Straßburger Schach— telkäſe in's Ausland verſandt. Die Schweizer Käſe kommen größtentheils aus dem Emmenthale; am beiten find die von Gruyeres, mit wenigen aber großen Augen, der in der dortigen Nachbarſchaft aus dem reinſten Rahm gefertigte Vaſchrein, der nur im Winter gut zu ver— ſenden iſt, und der grüne Schabzieger Käſe, von dem oben die Rede geweſen. Die Salzburger Alpenthäler liefern meh— rere Sorten: Sperr- oder Trockenkäſe von faurer Milch; Schnitting von ſüßer Milch; Halbgutkäſe von der Abendmilch; Süß- oder Ganzgutkäſe von guter Milch und Rahm. Aus Italien find vornehmlich die Parmaſankäſe (eine halbfette Käſeſorte) zu beachten, welche in der 83 * 660 Gegend von Lodi im Mailändiſchen in großer Menge bei einem Gewicht von 50, 60, 80 bis 100 Pfund verfertigt werden. Aus Böhmen kommt von Abertam der Aber— tamer Käſe, eine Art guter Ziegenkäſe, welcher ſeine grünliche Farbe vom ſchimmligen Brode oder gepul— verten Kräutern erhalten ſoll. Haus wirthſchaft. Schriften: Theoretiſch-praktiſche Anweiſung zu der Kunſt, die Butter und die beiten und bekannte— ſten Arten Käſe zu fabriciren. Nach dem Franzöſiſch. von Hermſtädt. Berlin 1830. Ausführlicher Un— terricht, alle Sorten Engliſcher Käſe, ſowie auch Schweizer, Holländiſcher u. ſ. w. Käſe zu verfertigen. Quedlinburg 1824. Br o d backen. Das Brod wird bekanntlich aus Getreidemehl, Waſſer und einem zugeſetzten ſchicklichen Gährungs— ſtoffe zu einem Teige ausgeknetet und dann in einem dazu eingerichteten Ofen gebacken. Um die Gährung zu erzeugen bedient man ſich bei dem gewöhnlichen Brode des Sauerteiges und bei dem Weißbrode der Hefe. Je kleiner und gleichförmiger die Augen im Brode ſind, deſto beſſer wurde der Teig geknetet; beim Gegentheile iſt derſelbe ſchlecht geknetet worden; ſind ſie klein und in geringer Menge vorhanden, ſo wurde zu wenig Sauerteig oder Hefe angewendet. Das Brod muß im Sommer an einem fühlen und trocknen, im Winter aber an einem froſtfreiem Orte aufbewahrt werden. Altes Brod wird für kurze Zeit friſchem wieder gleich, wenn man es wieder erwaͤrmt, und noch beſſer, wenn man es nachher an einen feuch— ten Ort bringt oder in feuchte Tücher einſchlägt. Ganz altes kann übrigens nach Zerweichen in Waſſer wie— per unter Teig gefnetet werden. Eine blaſige Rinde ommt meiſt von zu ftarfer Gährung, zu vielem Sauer: teig oder zu viel Hefen. Eine ungleiche, aufgeriſſene oder gekerbte Rinde rührt von zu ftarf gegangener Einſäure, Einkneten zu warmen Waſſers, Aneinan— derſtoßen der Brode beim Einſchieben; eine zu weiche von ſchlechtem Ausbacken, zu ſchnellem Abkühlen durch Legen auf feuchte Erde (wodurch auch leicht der Waſſerſtriemen unter der Rinde entſteht); eine abrindige von zu ſtarker Gährung, Unterbrechung der Gähre durch Kälte, zu ſtarker Hitze beim Backen, und eine zu dicke Rinde endlich vom unterlaſſenen Beſtreichen mit Waſſer nach dem Auswirken, zu langem Backen her. Dagegen erhält das Brod ſchöne Farbe und Glanz, wenn man den Herd des Back— ofens vor dem Einſetzen des Brodes mit einem naſſen Strohwiſch abkehrt, nach dem Einſetzen aber die Offnung oder das Ofenloch mit naſſem Stroh ver— ſtopft. Eine zu wenig gegangene Krume, wodurch das Brod ſchwer, feſt, flach wird, rührt von zu ge— ringer Zurichtung des Teiges, ſchlechter Beſchaffen— heit des Sauerteiges oder der Hefe, des Mehles, Waſſers, Unterbrechung der Gährung durch Kälte, Übergährung oder zu ſpäten Einſetzen in den Bad: ofen her. Schimmel erzeugt ſich leicht durch Anwen— dung von feuchtem, mulſtrigem, unreifem, zu neuem Korn oder Mehl zum Backen, Übergährung des Tei— ges, Anwendung zu vielen oder ſchlechten Waſſers, nicht gehöriges Ausbacken, zu ſchnelles Verſchließen des Brodes nach dem Backen, feuchte Aufbewah— rungsart. Wo ſich jene Urſachen nicht ganz verhüten laſſen, ſind als Mittel dagegen empfohlen: den Teig ſtärker als gewöhnlich zu ſalzen; ein wenig Franz— branntwein, Anis oder Kümmel in den Teig einzu: kneten; ein ſtärkeres Ausbacken als gewöhnlich. Von beigemengtem Brandkorn wird das Brod bläulich, ſchwer, zähe, ſchlecht ſchmeckend; vom Klaf— fer (Klapper) ſchwarzblau, feucht, ſchwer, klebrig, ſchliffig, ekelſüßlich, ſchwer verdaulich; von Raden bläulich, bitter und ſcharfſchmeckend; von Täſchel— krautſamen bläulichſchwarz, ſchwer, fadſüßlich, ſchwer verdaulich; vom Wachtelweizen röthlichſchwarz und bitter, fadſchmeckend; vom Haſenpfötchenſamen blut: roth (aber unſchädlich); von Trespe ſchwarz, ſtreng, ſchwer, unverdaulich; vom Sommerlolch ſchwarz— blau, und zumal noch warm genoſſen, geradezu gif— tig; vom Mutterkorn violetfleckig, widrig beißend ſchmeckend, ekelhaft riechend (gilt ebenfalls für giftig). Bohnen: oder Erbſenmehl zugemengt giebt ſchlecht gehenden Teig, ſchnell austrocknendes Brod, welches leicht Riſſe bekommt. Kartoffelmehl bei mäßigem Zufag macht das Brod nicht ſchlechter, zu viel aber feucht, ſchimmelnd und weich. Eine geringe Menge Pottaſche dem Brodteige beigemiſcht begünſtigt das Gehen und das gewonnene Brod trocknet nicht ſo leicht aus; auch iſt ein geringer Zuſatz wohl als un— ſchädlich zu betrachten. Kohlenſaures Ammoniak iſt als ein kräftiges und (da es beim Backen verfliegt) zugleich unſchädliches Mittel, das Brod gehen zu machen und ſeine Weiße zu vermehren, empfohlen worden. Man ſoll J bis 2 Theile davon, auf 70 Theile Mehl gerechnet, in dem zum Einteigen be— ſtimmten Waſſer auflöſen, wo man dann gar nicht nöthig haben ſoll, den Teig gehen zu laſſen. Trocknes (altes) Brod nährt und ſättigt weit mehr als friſches oder neubackenes, und friſches Brod iſt jedenfalls minder zuträglich, als altbackenes; wirklich ſchädlich aber iſt noch warmes Brod, um ſo mehr, wenn es mit Butter genoſſen wird. Mit Milch verſetztes Brod iſt zuträglich, muß aber bald gegeſſen werden. Das Weizenbrod iſt leichter von guter Be— ſchaffenheit darzuſtellen, auch am leichteſten verdau— lich und am nährendſten. Roggenbrod iſt für ſchwache Magen minder leicht verdaulich und erregt leichter Säure; dadurch aber für einen geſunden Magen zuträglich, erhält auch in der Regel den Leib beſſer offen, als Weizenbrod, ſowie es auch feuchter und ſchleimiger als dieſes iſt und ſich länger friſch hält. Gerſtenbrod iſt Schlecht gegohren und ſelbſt bei beſter Bereitung immer ſchwer, trocken, hart, riſſig und nur auf kurze Zeit nach dem Backen ſaftig; doch ſättigt es ſtark und iſt für Handarbeiter verdaulich Das Brodbaden genug, wogegen es Andern leicht Blähungen macht. Uebrigens giebt / Gerſtenmehl und %, Roggenmehl ein wohlſchmeckendes und allgemein zuſagendes Brod. Haferbrod iſt ſchwärzlich, ſpröde, grobkrumig, trocken, auch leicht bitterlich. Da das Mehl wenig Waſſer bindet, jo nimmt es beim Backen an Gewicht wenig zu. Auch als Zuſatz zu Roggen wird bisweilen der Hafer beim Brodbacken benutzt. Beim Brodbacken ſelbſt wird im Allgemeinen auf folgende Weiſe verfahren. Ein gewiſſer Theil des zum Brodbacken zu nehmenden Mehles (im Sommer wenigſtens /6, im Winter die Hälfte), wird zuerſt mit der Menge des erforderlichen lauwarmen Waſ— ſers und entweder Bierhefe oder gefriſchtem Sauer— teige (erſtere für feines, letztere für gröberes Gebäck) zum dünnen Teige angeknetet, was man bei Anwen— dung von Sauerteig das Einſäuern nennt. Das ſo erhaltene Gemeng (Einſäure) wird mit Mehl be— ſtreut und zugedeckt an einem mäßig warmen Orte über Nacht oder nur 3 bis 6 Stunden ſtehen gelaſ— ſen, wo der Teig ſich nun durch eine erſte Gährung hebt, dann der übrige Theil des zum Backen be— ſtimmten Mehles mit dem zur Bildung eines guten Brodteigs erforderlichen Zufage von Waſſer, worin etwas Kochſalz gelöſt iſt, eingeknetet, was man das Einmachen nennt. (Bei leichterm und feinem Weiß— brod geſchieht das Einkneten auf zweimal, indem man dazwiſchen den Teig erſt gehen läßt. Alsdann wird der Teig auf einen Haufen gelegt, an einem warmen Orte zum zweitenmal gähren gelaſſen, wo— zu etwa ½ Stunde, jedenfalls kaum halb ſo viel Zeit als beim erſten Gähren nöthig iſt, hierauf in die gehörige Geſtalt geformt (zu Brodlaiben ausge— wirkt) und neuerdings an einem warmen Orte kurze Zeit der dritten Gährung überlaſſen, wobei er meiſt den 1½ fachen bis doppelten Umfang annimmt, und einen eigenthümlichen geiſtigen Geruch aushaucht, wo es dann Zeit iſt, die Brode in den gehörig ge— heizten Backofen zu bringen, worin man ſie aus— backen läßt. Beim Roggenbrod beſtreicht man die Laibe, während ſie ſich heben, öfters mit lauem Waſſer, damit die Oberfläche keine Riſſe bekommt, wiederholt auch dies Beſtreichen unmittelbar vor dem Einſchieben in den Ofen, wodurch das Brod Glanz erhält. 5 Als Waſſer bedient man ſich beim Brodbacken am beſten des Regenwaſſers; das Brunnenwaſſer iſt hierzu um ſo beſſer, je weniger erdige und ſalzige Theile es enthält (je weniger hart es iſt), und Fluß— waſſer iſt an Orten, wo es rein iſt, dem Brunnen— waſſer vorzuziehen. Das harte Waſſer durch Kochen zu verbeſſern, iſt nicht gut, indem das Brod ſodann leicht klitſchig (ſchlifig) wird. Man räth, hartes Waſſer zum Brodbacken dadurch zu verbeſſern, daß man Kleie (2 Pfd. auf 100 Pfd. Waſſer) oder auch Milch (2 Maß auf 100 Pfd. Waſſer) darin abrührt, oder vorſichtig ſo viel Pottaſche zuſetzt, als noch ein Niederſchlag erfolgt, der dann abzuſondern iſt. Das Waſſer iſt lauwarm (zwiſchen 17 bis 30 Grad R.) zu nehmen. Bei Weizenmehl iſt das Waſſer kühler anzuwenden, als bei Roggenmehl; im Winter nimmt man das Waſſer wärmer, als im Sommer; ebenſo 661 wärmer bei grobem Mehl, als bei feinem, desglei— chen, wenn man weniger kneten und wenn man trockneres Brod erlangen will. Heiſeres Waſſer giebt eine dickere Rinde, macht dieſelbe aber auch leichter abſpringend, und zerſtört den feinen Geſchmack des Mehles. Man nimmt um ſo mehr Waſſer, je trock— ner oder älter das Mehl iſt, je länger man knetet, je mehr man Salz zuſetzt, je kleiner die Brode werden ſollen; mehr im Winter, als im Sommer, mehr bei trockner Witterung, als bei feuchter. Je mehr Waſ— ſer man nimmt, um ſo ſchwammiger, großaugiger, feuchter oder weniger weiß wird das Brod, und um ſo mehr verliert es im Liegen an Gewicht; je weni— ger Waſſer man nimmt, um ſo ſchwerer iſt der Teig zu kneten, um ſo weniger geht er, um ſo weniger bindet er, und um ſo ſchwer verdaulicher und ſätti— gender wird das Brod. Im Allgemeinen rechnet man auf 100 Pfd. Mehl 50 bis 75 Pfd. Waſſer. Getreide von Sandboden und bergigen Gegen— den giebt wohlſchmeckenderes Brod, als von ſchwerem fettem Boden, und ſolches von ſtark (beſonders mit Schweine- und Schafmiſt) gedüngten Feldern ſchlech— ter ſchmeckendes, meiſt klitſchiges Brod; unreifes, ſchimmliges oder ſonſt verdorbenes Getreide ſchlecht gährendes, ſchweres, teigiges, leicht ſchimmelndes Brod; ſehr altes Getreide ſchwer gährendes, zu jun— ges leicht feuchtes, klitſchiges Brod; am beſten iſt ein- bis zweijähriges, nächſtdem dreijähriges zum Backen. Das Mehl muß man nicht gleich, wenn es von der Mühle kommt, ſondern erſt einige Tage oder Wochen nachher zum Backen anwenden. Die in Anwendung zu bringende Menge Sauer— teig oder Hefe ändert ſich ab nach Art des zu erhal— tenden Brodes, nach Beſchaffenheit von Sauerteig oder Heſe, Trockenheit des Mehles, Jahreszeit und Witterung. Bei trocknem Mehl iſt weniger davon nöthig, als bei feuchtem, bei warmer Witterung oder im Sommer weniger, als bei kalter oder im Winter. Im Durchſchnitt rechnet man 8 Loth Hefe auf 20 Pfund Teig, oder 1½ Pfd. Grundſauerteig auf Teig für 40 Pfd. Brod. f Kochſalz ſetzt man in der Regel auf 200 Theile Brod 1 Theil zu, und zwar erſt, nachdem die erſte Gährung vorüber iſt. Salz macht den Teig und das erhaltene Brod trockner, daher auch weißer und beſſer gegangen, erlaubt die Anwendung von mehr Waſſer, macht, daß das Brod länger friſch bleibt, eine ſchöne Rinde erhält und macht das Brod haltbarer. Das Kneten muß an einem warmen Orte ge— ſchehen. Je mehr man knetet, deſto mehr Waſſer kaun man in den Teig bringen, deſto weniger Sauer— teig oder Hefe hat man nöthig, und deſto weißer wird das Brod. Zu großen Broden iſt der Teig dich— ter zu machen, als zu kleinen. Bei zu ſchneller Gährung wird das Brod zwar locker, aber nicht eigentlich wohlſchmeckend und ge— wöhnlich zu braun. Hat beſonders der Teig zu grö— berem Brode zu ſchnell gegohren, ſo wird daſſelbe gewöhnlich hohl und abgebacken, zumal wenn der Teig etwas zu weich gemacht war. Bei zu langſamer Gährung dagegen wird das Brod nicht locker genug. s 662 Zur Heizung des Ofens wird während der Zeit, daß der Teig geknetet wird, trocknes, feingeſpaltenes, in dem Hintertheile des Ofens kreuzweiſe über ein— ander geſchichtetes Holz angezündet, und nach dem Abbrennen des erſtern, dünne Stücke von demſelben Holze nachgetragen. Iſt auch dieſes niedergebrannt, ſo werden die Kohlen mittelſt der Krücke nach der Mitte hingezogen, auch hier dünne Stücke Holz nach— geworfen, und nachdem die Flamme verlöſcht und der Herd heiß genug geworden iſt, werden nun die Kohlen nach vorn hingezogen, auch hier einige dünne Stücke nachgeworfen, die man ausbrennen läßt, bis außer dem Herde auch die Wölbung hinreichend er— hitzt iſt, und die letztere ein weißliches Anſehen be— kommen hat. Alsdann nimmt man die Kohlen mit— telſt einer Krücke aus dem Ofen und reinigt den Herd mittelſt einer Löſche von der Aſche. Die zum Heizen des Backofens nöthige Zeit beträgt ungefähr /, Stunden. Die gewöhnliche Probe für Landleute, daß der Ofen die rechte Hitze (ungefähr 130 bis 140 Grad R.) habe, iſt, daß man ſo viel Mehl, als man mit drei Fingern faſſen kann, in die Ofenöffnung legt und auf deſſen Veränderung achtet. Wird es gleich braun, ſo iſt der Ofen hinlänglich geheizt, wird es ſchwarz, ſo iſt er zu heiß, bleibt es aber weiß, ſo iſt er noch nicht genug geheizt. Sonſt er— kennt man die erforderliche Ofentemperatur auch daran, daß kleine Funken ſich zeigen, wenn man mit einem Stocke gegen den Herd oder das Gewölbe reibt. Um den Glanz des Brodes zu befördern, ſpritzt man nach dem Einſetzen etwas Waſſer in den durch— hitzten Ofen; im Fall dies unterblieben, werden die Brode nach dem Herausnehmen mittelſt eines Borſt— wiſches mit Waſſer beſtrichen. Wenn man das Brod vor dem Einſetzen in den Ofen mit Milch beſtreicht, ſo erhält daſſelbe eine gelbliche Farbe. Waſſerbrod bäckt leichter aus, als Milchbrod, und Brod von trock— nem Teige ſchneller als von klitſchigem; Weizenbrod ſchneller als Roggenbrod, flaches Brod ſchneller als rundes, dünnes ſchneller als dickes, kleines ſchneller als großes. Im Durchſchnitt kann man ungefähr annehmen, daß ein weißes Brod von 5 bis 6 Pfund in 1 Stunde, ein eben fo großes ſchwarzes in 1½ Stunde ausbäckt; während ein Weißbrod von 8 bis 12 Pfd. 2 Stunden und darüber bedarf. Das Brod gilt für ausgebacken, wenn die Unterrinde beim Daraufſchlagen mit dem Finger einen hellen Klang giebt, und die beim Aufſchlage leicht hineingedrückte Krume ſich von ſelbſt wieder in die Höhe hebt. Nach dem Herausnehmen darf man die Brode nicht ſofort verſchließen, ſondern man muß ſie erſt, in den Back— ſchüſſeln das Unterſte zu Oberſt gekehrt, an einen freien Ort legen, bis ſie völlig abgekühlt ſind. Bei kaltem Wetter ſtellt man die Brode zum Erkalten nahe an einander, bei heißem aber etwas entfernter. Wenn die Rinde zu braun oder gar verbrannt iſt, ſo bedeckt man die heißen Brode mit Tüchern. Das Gewicht des aus einer gewiſſen Menge Mehl oder Teig zu erhaltenden Brodes richtet ſich natür— lich nach der Art und Trockenheit des Mehles und Brodes. Im Allgemeinen nimmt man an, daß für gewöhnliches hausbackenes Roggenbrod 3 Pfd. Mehl Hauswirthſchaft. 4½ Pfd. Teig und 4 Pfd. Brod geben; während von feinem Roggenmehl 3 Pfd. Mehl nur etwa 3%; Pfund Brod liefern, ſowie auch für Semmel aus feinem Weizenmehl nur ungefähr 3½ Pfd. Semmel auf 3 Pfd. Mehl zu rechnen ſind. Als beſondere Vortheile beim Brodbacken ſind noch folgende zu erwähnen. Zur Beförderung der Gährung (des Gehens) ſind nützliche Hausmittel, Zuſätze von Franzbranntwein oder Zucker, oder zur Syrupsdicke eingekochter Moſt oder Bierwürze zum Teige. Ferner iſt es ſehr nützlich, ſtatt bloßen Waſ— ſers zum Anmachen des Mehles Kleienwaſſer anzu— wenden, welches man entweder durch Abkochung der Kleie mit Auspreſſen und Durchſeihen oder dadurch erhält, daß man Waſſer eine Nacht über der Kleie ſtehen läßt, dieſe dann gut ausdrückt und das Mehl aus ihr reibt, welches dann auch mit angewandt werden kann. Von 5 Pfd. Kleie ſoll man auf dieſe Weiſe eine Gewichtsvermehrung des Brodes um 1% bis 2 Pfund erhalten. So vorbereitetes Brod trocknet beim Backen weniger ein, hält ſich länger friſch und hat einen kräftigern Geſchmack, als das mit bloßem Waſſer bereitete, Salz und Sauerteig wird dabei wie gewöhnlich genommen. Um noch wohlſchmeckendes Brod aus dumpfigem oder mulſtri— gem Mehle zu erhalten, iſt nebſt gutem Austrocknen des Mehles auf einer erwärmten Platte theils ſtär— keres Ausbacken, theils vorherige Beförderung der Gährung durch die obengenannten Mittel nützlich. Vornehmlich empfiehlt man, wenn der auf gewöhn— liche Weiſe eingeſäuerte Teig ſo ſtark aufgegangen iſt, daß man ihn verbacken kann, dann eine gewiſſe Menge zur Syrupsdicke eingefochte ſüße Bierwürze darunter zu kneten. Der Teig fängt hierbei an, hef— tig nachzugähren, weßhalb man noch ſo viel Mehl darunter kneten muß; als zur Conſiſtenz des Brodes nöthig ift. Man läßt nun den Teig noch Y, bis ½ Stunde ſtehen, knetet ihn dann völlig aus und ver— arbeitet ihn zum Verbacken. Auch ein Zuſatz von Gerſtenmehl ſoll tauglich ſein, den Geſchmack eines dumpfigen und verdorbenen Roggenmehls zu ver— beſſern. Um aus Mehl von ausgewachſenem Ge— treide noch gutes Brod zu erhalten, verfährt man auf folgende Weiſe. Iſt das Getreide zugleich ſchimmlig, ſo wird es mit der zweifachen Menge heißen Waſ— ſers gewaſchen, wohl ausgetrocknet, was, wenn jenes nicht geſchah, jedenfalls ehe es zur Mühle ge— bracht wird, geſchehen muß. Das Mehl darf nur mittelfein gemacht und das Mahlen muß möglichft ſchnell verrichtet werden; das von der Mühle ge— brachte Mehl läßt man aber einige Tage zum Aus— kühlen ſtehen, bevor man bäckt. Beim Einſäuern nimmt man mehr Sauerteig als gewöhnlich, mengt denſelben ſehr innig ein, macht auch die Einſäure dünnflüſſiger als gewöhnlich, ſetzt beim Einkneten ſo viel Mehl zu, daß derſelbe feſt wird, arbeitet den— ſelben recht gut und anhaltend durch; daſſelbe muß auch beim Auswirken geſchehen, wobei man noch ſo viel Mehl einwirkt, daß ein feſter Teig entſteht, und macht endlich die Laibe nur ſo groß, daß ſie als aus— gebackenes Brod nicht viel über 4 Pfd. ſchwer ſind. Neuerdings wird folgendes Verfahren hierfür em— Das Brodbaden. pfohlen. Man bringt Quart Waſſer in einem Topfe zum kochen, ſetzt demſelben alsdann / Loth gröblich geſtoßenen Pfeffer, ½ Loth klein geſchnit— tenen Ingwer und ½ Loth in einem Mörſer zer— quetſchten Kümmel zu. Das zugedeckte Gemiſch wird / Stunde lang gekocht und nach dem Ab— kühlen durch ein reines Tuch geſeiht und verdeckt aufbewahrt. Um ½ preuß. Scheffel Mehl einzu— fäuren,, ſetzt man 5%, Qrt. Waſſer an's Feuer und gießt reichlich /. Ort. Würzwaſſer darunter. Hier— auf wird eine handvoll Holzaſche durch einen Durch— ſchlag gereinigt in ein Stück reine Leinwand locker gehüllt und eingebunden, in den Aufguß gethan und ſo lange darin gelaſſen, bis es die nöthige Wärme erhalten hat. Bevor man nun den Aufguß in den Backtrog gießt, ſetzt man noch einen kleinen Eßlöffel reinen und ftarfen Branntwein zu und rührt Alles wohl durch einander. Der ſo eingeſäuerte Teig wird, zumal bei kalter Witterung, gut zuge— deckt, den andern Morgen ſteif ausgewirkt und wie gewöhnlich gebacken. Wird bei theuern Kornpreiſen Gerſte oder Hei— dekorn zum Brodbacken verwendet, ſo muß man die Einſäure ſehr feſt machen, den Teig fleißig durch— arbeiten und ſchlagen, zum Backen den Ofen ſchwä— cher heizen und das Brod längere Zeit darin ſtehen laſſen, als bei Roggen und Weizen. Wendet man aber Hafer an, ſo darf der Teig bei weitem nicht ſo derb geknetet werden, als bei Roggen, ſowie auch der Teig ſchon 6 bis 8 Minuten nach dem Kneten leicht und geſchwind ausgewirkt und ſchnell in den Ofen gebracht werden muß. Die Brode, welche man zwiſchen 4 bis 6 Pfund ſchwer macht, müſſen in 1 Stunde ausbacken, weßhalb der Ofen eine jählinge Hitze erhalten muß. Jedes Mehl (namentlich aber das ſogenannte Kernmehl), welches ohne Waſſerzuſatz gemahlen wird (ſogenanntes Kunſtmehl), erfordert mehr Sauerteig zum Vorteig, als anderes Mehl; der Vorteig ſei nicht zu feſt, und nach gehörigem Aufgehen gieße man etwa / mehr Waſſer darauf, als zum Vorteige genommen wurde, verknete es dünn, und füge nur ſo viel Mehl darunter, als zum Brodteige erforder— lich iſt, jedoch ſo, daß die Maſſe nur etwas feſter als der Vorteig wird. Es giebt verſchiedene Brodſurrogate oder Brod— erſatzmittel, welche ſtatt des Getreides zu Mehl und Brod benutzt werden können; indeſſen kommen ſie faſt nie allein, ſondern immer nur als Zuſatz zu den Getreidearten und zur Erſparung eines Theils derſelben in armen Gegenden oder theuern Zeiten in Anwendung. Keines dieſer Surrogate kann den Weizen oder Roggen vollſtändig erſetzen, am mei— ſten bis zu gewiſſem Grade noch die Kartoffeln, obſchon auch ſie nur als Zuſatz zu Getreidemehl zu benutzen ſind. Durch zu viel Kartoffeln wird der Teig ſehr kurz, das Brod ſelbſt zu feucht, leicht ſchimmelnd, feſt, unverdaulich und von unange— nehmen Geſchmack; bei gehörigem Verhältniſſe da— gegen bleibt das Brod wohlſchmeckend und gutge— gangen. Weizenmehl vertraͤgt einen größern Zuſatz 663 von Kartoffeln, als Roggen- oder Gerſtenmehl. Sauerteig muß man bei Kartoffelbrod immer mehr anwenden, als beim gewöhnlichen Brodbacken. Die Kartoffeln koͤnnen ſowohl roh, als gekocht, ſowie auch als getrocknetes Kartoffelmehl in Anwendung kommen. Bei den rohen Kartoffeln iſt verhältniß— mäßig weniger Zuſatz von Mehl erforderlich, als bei gekochten Kartoffeln, auch hält ſich das Brod nicht ſo lange friſch, als von gekochten Kartoffeln. Zur Darſtellung des Brodes aus rohen Kar— toffeln werden 500 Gewichtstheile derſelben ſorg— fältig gewaſchen und zerrieben, worauf man den Brei ſofort in kaltes Waſſer bringt und ſo lange, bis dies farblos abläuft, damit auswäſcht; als— dann bringt man den Brei nebſt dem abgeſetzten Satzmehl in kleinen Quantitäten auf ein Seihe— tuch, preßt gut aus, ſchlägt dann nach Zumengung desjenigen Satzmehls, welches ſich noch aus dem durch das Seihetuch gegangenen Waſſer abgeſetzt hat, mit 15 Theilen friſcher Hefe, welche mit et— was wenigem ſiedendem Waſſer zu verdünnen iſt, ſtark ab, läßt nun 6 Stunden fang gähren, fügt dann 250 Theile Weizenmehl und 3½ Theile Koch— ſalz zu, macht einen gleichmäßigen Teig daraus, den man portionenweiſe abknetet. Nach dem Kne— ten läßt man den Teig 2 bis 3 Stunden gähren und bringt ihn dann in den Ofen, wo 3 Stunden zum Backen hinreichen, wenn die Brode höchſtens 15 bis 16 Pfund wiegen. Man erhält aus den ge— nannten Mengen 760 bis 770 Theile gut gegan— genes, ziemlich weißes Brod von angenehmem Ge— ſchmack. Statt des Weizenmehls kann man hierbei auch Roggenmehl und ſtatt Hefen Sauerteig an— wenden. Beſſer noch wird das Brod, wenn man die zerriebenen Kartoffeln auspreßt, bevor man ſie auswäſcht, und nach dem Auswaſchen das Waſſer wieder durch das Preſſen entfernt. Die Gährung muß jedenfalls etwas länger wie gewöhnlich dauern, auch das Brod etwas ſtärker als gewöhnlich aus— backen. Zu Brod mit gekochten Kartoffeln werden die gewöhnlich von gedämpften geſchält und dann durch Stoßen und Rühren in einem Troge oder ſonſt zerkleinert. Den fo erhaltenen Teig uͤbergießt man in einem Gefäße mit kaltem Waſſer, läßt die Kar— toffelſubſtanz ſich ſetzen und wiederholt dies Aus— waſchen noch einmal, worauf die Maſſe nach der gewohnten Weiſe mit Sauerteig und Roggen: oder Weizenmehl zuſammengeknetet wird. Gleiche Theile gekochte Kartoffeln und Roggenmehl geben ein ſehr gutes Brod, das nur / Stunde länger zum Backen erfordert, als gewöhnliches Roggenbrod. Auch ſol— len 2 Theile Roggenmehl und Theil gekochte zer— riebene Kartoffeln zuſammen eingeknetet, und am andern Morgen 1 Theil Gerſtenmehl nachgeknetet, wobei etwas Salz und Kümmel zugethan wird, ein ſehr gutes Brod geben. Nach einer andern An— gabe ſoll man die gekochten und geſchälten Kar— toffeln, wenn ſie noch heiß ſind, zerdrücken und dieſe Maſſe auf einer erwärmten Platte unter fort— währendem Umrühren in ein Pulver verwandeln, welches man noch feiner zerreibt und mit Getreide— 664 mehl verbäckt. Das Mehl von getrockneten Kar: toffeln fol am beſten im Verhältniß von ½ bis % Getreidemehl zur Brodbereitung in Anwendung kom— men. Statt Weizenmehl kann hierbei auch Rog— gen- oder Gerſtenmehl angewendet werden; doch verträgt dieſes keinen ſo ſtarken Kartoffelzuſatz als jenes. Sehr zweckmäßig können die getrockneten Kartoffeln hierzu auf der Mühle gemahlen werden. Man erhält ein gutes Kartoffelbrod, wenn man 40 Pfund Weizenmehl mit 17 Pfund Kartoffelmehl von getrockneten gekochten Kartoffeln verſetzt, den Sauerteig wie gewöhnlich bereitet und daraus eine Maſſe von ungefähr 15 Pfund feſten Teig macht, welchen man vom Abend bis zum andern Morgen gähren läßt. Hierauf macht man den Teig fertig und verwendet hierbei nicht zu viel Waſſer, das nach Verhältniß der Jahreszeit mehr oder minder heiß iſt, damit der Teig etwas feſter werde, als der aus bloßem Weizenmehl bereitete gewöhnlich iſt. Die aus dieſem Teige gefertigten Brode dürfen nicht über 6 Pfund wiegen. Der Ofen wird nach dem Einſetzen der Brode % Stunde lang verſchloſ— ſen, und ſobald das Brod Farbe erhält, die Thüre einen Fingerbreit geöffnet, und wenn jenes gebacken, herausgenommen und umgekehrt, noch 7 Stunde lang auf's neue in den Ofen gebracht und bei offener Thüre 1 Stunde darin gelaſſen; das Brod darf aber dann erſt wieder in den Ofen geſchoben werden, wenn es ziemlich erkaltet iſt. Von obiger Menge an Weizen- und Kartoffelmehl erhält man etwa 100 Pfund gebackenes Brod. Außer den Kartoffeln ſind als Broderſatzmittel noch vorgeſchlagen und mit mehr oder weniger Vor— theil unter andern folgende in Anwendung gebracht worden. 1) Bohnen. Ein Theil Feldbohnenmehl mit drei Theilen Speltmehl giebt ein ganz gutes weißes Brod. 2) Erbſenmehl mit / Roggenmehl vermengt liefert ein ſehr ſättigendes, nahrhaftes Brod. In vielen Gegenden auf dem Lande hält man eine Beimiſchung von Erbſenmehl zum Brode für vor— züglicher als Gerſte und Hafer. Durch Entfernung der Samenhülle gewinnt das Brod an Geſchmack, ſo wie es noch beſſer werden ſoll, wenn man das Erbſenmehl oder auch die entſchälten Erbſen mit Waſſer oder mit verdünnter Aſchenlauge auslaugt. 3) Linſen und Wicken werden auch zuweilen mit zu dem Brode genommen; erſtere geben noch ein wohlſchmeckenderes und beſſeres Brod als letz— O b ſt muß b Aus dem Fleiſche vieler Früchte, beſonders der Pflaumen, Apfel, Birnen, Kirſchen, Hollunder—, Wachholderbeeren u. ſ. w. werden durch Abko— chung der überflüſſigen wäſſerigen Theile ſogenannte Muße bereitet. Je reifer die Früchte zum Muße ge— nommen werden, deſto ſüßer und beſſer wird daſ— Hauswirthſchaft. tere, zumal wenn man ſie in einem Gemenge von Gerſte anwendet. 4) Buchweizen giebt zwar ein ſehr nahrhaftes Mehl, doch iſt dieſes zum Brodbacken nicht taug— lich, weil, wenn es dem Getreidemehl beigemiſcht wird, der Teig nicht aufgeht. 5) Maismehl giebt bei beſonders ſorgfältigem Verfahren für ſich allein mit Sauerteig ein gut gegangenes Brod, welches trocken, weiß und ſchmack— haft, aber doch mehr trocken und ſchwer, als kräf— tig und nahrhaft iſt. Übrigens vertritt der Mais in vielen Ländern die Stelle des Getreides, obgleich jedenfalls das Maismehl nur als Zuſatz zu anderem Mehle beim Brodbacken geeigneter iſt. Brod aus 2 Theilen Maismehl und 1 Theil Weizenmehl iſt trefflich; 2 Theile Mais, 2 Theile Gerſte und 1 Theil Weizen geben ein eben ſo ſchönes Brod, als das aus dem beſten Gemeng von Weizen und Roggen; und gleiche Theile Mais und Weizen ſollen das angenehmſte und ſaftigſte Brod liefern. Man em— pfiehlt auch Mais, Weizen und Roggen zu glei— chen Theilen oder ſtatt des Roggens Kartoffelmehl. Beſſer miſcht man die Getreidearten, als die Mehl— arten unter einander. Ein langſames Backen iſt dem Maisbrode am zuträglichſten, weßhalb der Ofen nicht zu heiß ſein darf. 6) Kürbiſſe vermehren nicht nur das Brod an Maſſe, ſondern daſſelbe ſoll auch einen angeneh— men Geſchmack und gutes Anſehen davon erhalten und lange locker bleiben. Man ſetzt den Kürbiß ſelbſt zu Weizenbackwerk. Manche mengen ihn zu Muß gekocht dem Teige bei, Andere legen den zerſchnittenen Kürbiß in Waſſer, preſſen den Saft aus, treiben den Rückſtand durch ein Sieb und kneten ihn mit Mehl an. Auf 20 Pfund Mehl ſoll man 10 Pfd. Kürbißmus nehmen können. 7) Auch aus Roßkaſtanien und Eicheln, die beide eine nicht geringe Menge Stärkemehl ent— halten, und aus Holzmehl (das reine Holz beſteht aus einem dem Stärkemehl des Getreides ähn— lichen Stoffe), hat man unter Mitanwendung von Getreidemehl, aus letzterem auch ohne dieſes, ein genießbares Brod gebacken. Ebenſo wird auch in den nördlichen Theilen von Schweden, welche dem Mißwachs des Getreides ſehr ausgeſetzt ſind, ſo— wie auch in Norwegen Baumrinde zur Brodver— mehrung benutzt. Schriften: Der vollkommene Hausbäder. Leip— zig 1803. Wahl, die Kunſt, Brod und anderes Gebäcke zu backen. Leipzig 1829. Leuchs, voll— ſtändige Brodbackkunde. Nürnberg 1832. e reitung. ſelbe, und deſto weniger lange braucht man bei den Früchten, wo kein Waſſer zugefügt wird, zu kochen. Daher nimmt man z. B. Pflaumen am liebſten ſchon etwas welk oder überreif. Die Früchte werden entſtielt, Pflaumen gewöhnlich durch Herausſchnei— den der Kerne oder Zermalmen oder Zertreten ent— Die Obſtmußbereitung. kernt, was man jedoch bei Kirſchen und andern kleinen Früchten unterläßt; ja es iſt am bequemſten, es auch bei den Pflaumen zu unterlaſſen und dieſe ganz wie ſie ſind, in den Keſſel zu ſchütten, und die Kerne nachher wie beim Durchſchlagen mit abzu— ſondern. Größere harte Früchte, wie Apfel und Bir— nen, werden mittelſt eines Stampfeiſens oder ſonſt zerkleinert. Alsdann bringt man die Früchte in einen Keſſel oder (bei kleinern Quantitäten) in einen Topf, bei härtern Früchten (Apfel und Birnen) wird et— was Waſſer oder, wenn man das Muß recht ſüß haben will, etwas Weingeiſt zugefügt; bei den Pflaumen und andern ſaftigen Früchten unterläßt man dies aber, um das Einkochen nicht zu verzö— gern. Der Keſſel wird über raſches Feuer geſetzt und nun unausgeſetzt mit einem Rührholze oder Rührlöffel, insbeſondere am Boden gerührt, um das Anbrennen zu verhüten. Sind die Früchte zerkocht, ſo werden ſie vom Feuer genommen und durch ein Sieb oder einen Durchſchlag zerrieben, wobei Kerne, Schalen u. dergl. zurückbleiben. Das Durchgerie— bene wird dann wieder in den Keſſel geſchüttet und bei gemäßigtem Feuer unter fortgeſetztem Umrühren ſo lange geſotten, bis es dick und ſteif geworden iſt. Je mehr ſich die Bereitung ihrem Ende nähert, um ſo weniger darf man mit dem Umrühren eine Stelle des Keſſels verfehlen und die Feuerung muß nur ſehr gelinde unterhalten werden; auch nehme man dabei die Seitenränder des Mußes öfters ab. Man muß das Muß um ſo ſteifer einkochen, je länger es ſich halten ſoll, durch zu ſtarkes Einkochen verliert jedoch ſein Geſchmack. Jedenfalls ſoll es nicht mehr am ſilbernen Löffel hängen bleiben, wenn man die— ſen hineintaucht. Man pflegt das Muß etwas zu würzen, und Citronenſchale und Gewürznelken eig— nen ſich für alle Mußarten; doch darf man ſie erſt gegen Ende des Kochens zuſetzen. In Pflaumenmuß thut man zu dieſer Zeit auch gern einige grüne Wallnüſſe mit der Schale, wodurch das Muß eine dunklere Farbe erhält und die Nüſſe ſelbſt wohl— ſchmeckend werden, und zwar um ſo mehr, wenn man in jede Nuß 1 oder 2 ganze Gewürznelken ſteckt. Gern ſetzt man auch zum Pflaumenmuß et— was Hollunderbeerſaft, für welchen Zweck man z. B. auf 6 Körbe oder Scheffel Pflaumen 4 Metzen reife Fliederbeeren in einem Keſſel aufkocht, ſie zer— drückt und die Flüſſigkeit derſelben durch ein leinenes Tuch zu dem Muße ſeiht. Die Muße ſollen unge— mein an Süßigkeit gewinnen, wenn man ſie nicht auf einmal einkocht, ſondern ſie nach dem Durch— ſchlagen erſt völlig an der Luft erkalten läßt, ehe man ſie wieder in den ausgeſcheuerten Keſſel bringt, ja das Herausnehmen und völlige Erkaltenlaſſen noch einmal wiederholt. Wendet man einen kupfer— nen Keſſel zum Einſieden an, ſo darf man das nicht, was am Keſſel hängen bleibt, abkratzen und eſſen, auch das Muß im Keſſel nicht erkalten laſſen; man ſchütte es vielmehr gleich, wenn es die rechte Con— ſiſtenz erhalten hat, zur Abkühlung in ein hölzernes Gefäß oder gute Steintöpfe, die zuvor am Feuer er- wärmt worden. In Steintöpfen hält ſich das Muß bei der Aufbewahrung am beſten. In Ermangelung Kirchhof, Landwirth. 665 von ſolchen kann man jedoch auch irdene Töpfe an: wenden, die vorher ausgekocht ſein müſſen. Wenn das Muß aus dem Keſſel, genommen wird, fo muß man während dieſer Zeit das Feuer zurückziehen und das Muß ſehr geſchwind in die Töpfe füllen, auch während dieſer Zeit das noch Rückſtändige im— mer fortrühren. Die Töpfe muß man gehaͤuft voll machen, auch etwas rütteln und dies einige Stun— den nach dem Anfüllen wiederholen. Den leeren Raum, der ſich bald nach dem Rütteln zeigt, füllt man mit friſchem Muße wieder voll. Es iſt ſehr zweck— mäßig, das Muß nach 2 Tagen mit dem Gefäße in einem warmen Backofen zu ſchieben, oder einen ei— ſernen Deckel mit glühenden Kohlen auf das Gefäß zu legen, damit das Muß zu ſeiner beſſern Haltbar— keit durch die Hitze eine Rinde erhält. Die Ober— fläche des Mußes überſchüttet man zur Abhaltung der Luft mit zerlaſſenem Pech oder Talg oder braun gebrannter Butter. Soll jedoch der Muß bald ver— braucht werden, ſo überbindet man gewöhnlich die Töpfe nur mit Blaſe oder Papier. Die mit Muß gefüllten Gefäße werden am beſten in trocknen und luftigen Kammern aufbewahrt. Findet man Schim— mel, jo muß dieſer behurſam abgenommen werden; ſollte indeß der Schimmel zu ſehr überhand nehmen, ſo kocht man das Muß nochmals mit Waſſer ein. In Pflaumenmuß kann man, wenn es erkaltet iſt, ſchöne, ſauber abgewiſchte Pflaumen mit einlegen, die, wenn ſie eine Weile mit dem Muße geſtanden haben, vortrefflich ſchmecken; doch muß ein ſolcher Topf bald verbraucht werden. Gefrorne Pflaumen, ebenſo gefrorne Apfel geben, nach zu vorigem Auf— thauen in kaltem Waſſer, ein ebenſo gutes Muß, als nicht gefrorne. i Hollundermuß wird am beſten nach folgender Methode bereitet: Die friſch gepflückten, recht reifen Beeren werden in einem großen, blank geſcheuerten fupfernen Keſſel auf das Feuer gebracht, mit einer hölzernen Keule gerührt, die Hitze bis zum Kochen erhöht, die hierbei zerplatzenden Beeren durch die Keule vollends zerdrückt, nach vollkommener Zer— arbeitung derſelben der Keſſel vom Feuer genommen, die Maſſe in einer hölzernen Preſſe ausgepreßt (oder durchgeſchlagen), der erhaltene Saft eine Zeitlang abſetzen gelaffen, dann durch ein Tuch geſeiht und wieder in einem Keſſel unter ſehr ſtarkem Kochen bis zur dünnen Syrupsconſiſtenz eingedrückt. Die Aufbewahrung geſchieht am beſten in trocknen ſtei— nernen Gefäßen. ; Wachholderbeermuß (Wachholderbeerſaft) wird auf folgende Weiſe bereitet: Reife, friſchge— ſammelte und zerſtoßene Wachholderbeeren werden mit ſo viel Waſſer, daß es über den Beeren ſteht, in etwa ½ Stunde weich gekocht, mit mäßigem Druck ausgepreßt, die ausgepreßte Flüſſigkeit durch Ab— ſetzenlaſſen und Durchſeihen gereinigt und bei gelin— dem Feuer bis zur Conſiſtenz eines etwas dicken Syrups eingekocht. Die Aufbewahrung geſchieht in gut verſtopften Gefäßen an einem kühlen Orte. Von 10 Pfd. Beeren erhält man 3 bis 3 ½ Pfd. Wachholderbeermuß. ki 666 Nüben⸗ und Kartoffelſyrup. Aus Runkelrüben, Möhren und Kartoffeln läßt ſich einfach ein Syrup darſtellen, welcher für länd— liche Haushaltungen ſehr zweckmäßige Anwendung findet und ſehr weſentliche Erſparniſſe an dem ſoge— nannten Zubrode für das Geſinde, für die Kühe u. ſ. w. gewährt. Runkelrübenſyrup. Man wäſcht die Rüben ſauber mit einer Bürſte oder mit einem ſtumpfen Beſen oder auf andere ge— eignete Weiſe, ſchält ſie, reibt ſie zu Brei, läßt die— ſen einige Stunden ſtehen, und preßt ihn dann in einer Preſſe möglichſt ſtark aus. Der ausgepreßte Rückſtand kann mit etwas lauwarmem Waſſer ver— miſcht und noch einmal nachgepreßt werden. Der ſo erhaltene Saft wird nun ſogleich in einen Keſſel ge— bracht und erhitzt, wobei ſich eine eiweißartige Ma— terie ausſcheidet, welche fleißig abgeſchäumt und mit den ausgepreßten Träbern als Viehfutter verwendet wird. Nach vollendetem Abſchäumen reinigt man den Saft mit gebranntem, an der Luft zerfallenem Kalk, der aber nach dem Zerfallen ſogleich in Flaſchen auf— bewahrt ſein muß. Zu 100 Pfd. Saft wiegt man 3 Lth. Kalk ab, vertheilt ihn in etwas Saft und gießt die dadurch erhaltene Kalkmilch allmälig unter beſtändigem Umrühren und in ſolchen Abſätzen, daß die Maſſe nicht überkocht, in den Keſſel. So lange Lackmuspapier noch durch den Saft geröthet wird, muß man noch mehr Kalk zuſetzen. Der ſo geklärte Saft kann noch um Y, einkochen, worauf er auf ein mehr hohes als weites Faß gefüllt wird, wo ſich nach 12 bis 24 Stunden alle unreinen Theile abge: ſetzt haben und der Saft klar erſcheint. Nun wird derſelbe in einem Keſſel oder in einer flachen Pfanne nach und nach, ohne daß er zum Kochen kommt, eingedrückt, und kann dann die bekannten Anwen— dungen in der Haushaltung erfahren. Möhrenſyrup, Möhrenſaft. Derſelbe wird ebenfalls häufig in Haushaltun— gen wegen ſeiner Anwendbarkeit ſtatt andern Sy— rups an Speiſen, als Zukoſt auf's Brod, zum Fär— ben der Butter u. ſ. w. bereitet. Man erhält von 1 Berl. Scheffel Möhren 2 Quart eingedickten Saft. Die dunkelrothen langen Möhren verdienen vor allen andern Arten den Vorzug, und die größten ſind ver— hältnißmäßig ſaftreicher als die kleinen. Die Berei— tung des Möhrenſaftes wird am beſten im Herbſte von friſchen Möhren vorgenommen. Nachdem das Kraut, jedoch ohne Beſchädigung der Wurzeln ab— geſchnitten worden, werden die Möhren durch Wa— ſchen mit öfters neu aufgegoſſenem Waſſer mittelſt eines ſtumpfen Beſens von Erde völlig gereinigt. Von den gereinigten Möhren werden nun die etwa auslaufenden dünnen Aſte (Schwänze), ſowie die grüne Schale am obern Ende völlig weggeſchnitten, Haus wirthſchaft. ſowie alles Schadhafte weggenommen, und dann die Möhren entweder zuvor gekocht oder ungekocht ausgepreßt. Sollen die Möhren vor dem Auspreſſen gekocht werden, ſo zerſtößt man ſie in einem reinen, hölzernen Troge mit einem Stoßeiſen ziemlich klein (in etwa haſelnußgroße Stücke) und kocht ſie dann zur Verhütung des Anbrennens mit hinlänglichem Waſſer in einem Keſſel unter fleißigem Umrühren, bis ſich die Stücke mit dem Finger zerdrücken laſſen, wo ſie dann zum Auspreſſen fertig ſind. Will man die Möhren ungekocht auspreſſen, ſo müſſen ſie vor— her auf einem Reibeiſen ganz in Brei verwandelt werden. Unſtreitig ſchneller und leichter würde man mit ähnlichen Vorrichtungen zum Zwecke kommen, als hier und da zum Zerquetſchen der Apfel bei der Bereitung des Ciders in Gebrauch ſind. Von den gekochten Möhrenſtücken oder dem zerriebenen Möh— renbrei füllt man nun etwas in einen kleinen leine— nen Beutel und preßt es aus, womit man bis zur Erſchöpfung des ganzen Vorraths fortfährt. Auf die in der Preſſe zurückgebliebenen Träbern gießt man Waſſer und bewahrt ſie zum Futter für die Schweine auf. Wenn man die Möhren kocht, ſo wird ein Theil der ausgepreßten Flüſſigkeit dazu verwendet, die übrigen Möhren ſtatt in Waſſer darin zu kochen. Der übrige Saft muß aber möglichſt bald eingedampft werden, weßhalb man nicht zu große Mengen Möhrenſaft auf einmal bereiten darf. Doch kann man den Saft allenfalls 12 Stunden ſtehen laſſen, ſobald man ihn in reinlichen hölzer— nen Gefäßen an kühlen und rauchfreien Orten auf— bewahrt. Den ausgepreßten Saft, in den man zur Würzung noch kleingeſchnittene Citronenſchale wer— fen kann, bringt man nun in einen Topf oder Keſſel und kocht denſelben bei ſtarkem, doch nicht jagen— dem Feuer ein, indem man letzteres immer auf ei— ner ſolchen Stärke zu erhalten ſucht, daß die Flüſ— ſigkeit gelinde fortkochen kann. Zur Erſparung der Feuerung kann man, ſobald ein Beutel voll ausge— preßt iſt, in einem kleinen Keſſel zu kochen anfangen und den Saft, ſowie man ihn auspreßt, hinzugie— ßen. Während des Kochens ſchäumt man den Saft ab, und wenn er aufſteigt, hindert man ſolches mit der Schaumkelle; auch muß man den ſchon etwas verdickten Saft fleißig umrühren; auch empfiehlt man gegen das Anbrennen einige große reine Glas— ſcherben auf den Boden des Keſſels zu werfen. Den zuerſt abgenommenen Schaum verfüttert man an die Schweine; den ſpäter abgenommenen mengt man mit Mehl ein und macht Kuchen daraus, die faft wie Pfefferkuchen ſchmecken. Je mehr der Saſt ſich ſeiner Vollendung nähert, deſto mehr fängt er an zu ſteigen, weßhalb man nun das Feuer mindern muß. Von Zeit zu Zeit thut man von dem Saft eine Probe auf einen zinnernen Teller und läßt, nachdem er erkaltet iſt, etwas davon aus einem Löf— fel aus einiger Höhe herunterfallen, um zu ſehen, ob er ſich zu ziehen anfängt, in welchem Falle er ug Rüben: als fertig gelten und der Keſſel vom Feuer genom- men werden kann. Werden die Möhren ungekocht ausgepreßt, ſo iſt weit weniger Zeit zum Eindicken erforderlich, als wenn ſie gekocht ausgepreßt wer— den. Im Ganzen wird etwa >, der Fluſſigkeit ein— geſotten. Den fertig gekochten Saft läßt man in hölzernen oder irdenen Gefäßen erkalten und bewahrt ihn in Flaſchen oder in neuen Steintöpfen, welche mit Blaſe oder Papier wohl verbunden werden müſ— ſen, im Großen auch wohl in ganz reinen Fäſſern an einem kühlen Orte auf. Gut zubereiteter Möh— renſyrup hält ſich wohl 10 Jahre mit zunehmender Güte. Sollte er aber durch entſtehenden Schaum oder Luftbläschen die geringſten Zeichen von Gäh— rung geben „jo muß man ihn ſogleich von Neuem etwas dicker einkochen. Der ſolchergeſtalt bereitete gewöhnliche Möhrenſyrup behält freilich noch immer einen Möhrengeſchmack. Um ihn nun davon zu be— freien, ſetzt man dem Safte, wenn man ihn zum Feuer bringt, auf 12 Quart 1½ Quart Milch zu, und rührt, wenn ſich kein Schaum mehr abſondert, während gelinden Fortkochens nach und nach ſo viel pulveriſirte Kreide zu, bis kein Aufbrauſen mehr dadurch entſteht, und blaues Lackmuspapier nicht mehr dadurch geröthet wird. Alsdann gießt man den Saft durch einen Filtrirbeutel in ein aufrecht— ſtehendes Faß, welches 2 oder 3 Z. hoch über dem Boden ein Zapfloch hat und läßt ihn hierin 20 bis 24 Stunden ſtehen; die Kreidetheile ſetzen ſich zu Boden, der Saft aber wird abgeſchöpft und zur Sy— rupsconſiſtenz eingeſotten, wobei man erſt die ganze Quantität Saft bis zur Hälfte einkocht, dann aber denſelben portionsweiſe in flachen Kaſſerolen über gelindem Kohlfeuer zur gehörigen Syrupsdicke ein— kocht. Noch einfacher verfährt man für denſelben Zweck auf folgende Weiſe: Man ſchneidet die Mob: ren in würfelige Stücke, wie man ſie als Kaffeeſur— rogat vorzurichten pflegt, trocknet ſie an der Luft oder in der Ofenwärme, übergießt ſie dann in einem Gefäße mit lauem Waſſer, und läßt dies 6 bis 8 Stunben darüberſtehen. Die Waſſermenge läßt ſich etwa fo beſtimmen, daß man fo viel zugießt, daß gleich viel Waſſer, als die Möhren zu ihrer Sätti— gung einſchlucken, noch übrig bleibt. Nach der an⸗ gegebenen Zeit gießt man das Waſſer von den Möh— ren ab, drückt dieſe überdies ein wenig aus, bringt jenes Zuckerwaſſer im Großen in einen Keſſel, im Kleinen in ein kleines, womöglich flaches Gefäß und ſtellt dies über Kohlen, in den Bratofen u. dgl., um die Flüſſigkeit blos zur gehörigen Syrupsdicke abzudampfen. Die entzuckerten Möhrenwürfel wen— det man als Kaffeeſurrogat an, wozu ſie jetzt viel geeigneter find, als vorher. Durch Vermiſchung mit Hainbuttermuß wird der Möhrenſyrup ſehr wohl— ſchmeckend. Man kocht zu dieſem Zwecke eine belie— bige Menge Hainbutten unter fleißigem Abſchäumen und Umrühren aus, ſondert durch Siebe die Kerne ab, fügt eine gleiche Menge ausgepreßten Möhren— ſaft hinzu und kocht dies auf's Neue zu ſtarker Sy— rupsdicke ein. Außer Syrup kann man aus den Möhren auch ſehr zweckmäßig ein Muß zum Aufbewahren berei— und Kartoffelſyrup. 667 ten, wobei man auf folgende Weiſe verfährt: Von den ausgeſuchten und gewaſchenen Möhren wird ein Theil ganz rein geſchabt und auf einem Reib— eiſen gerieben. Unterdeſſen kocht man fünf- bis ſechsmal ſo viel vorher geſtoßene Möhren, als man gerieben hatte, mit ſo viel Waſſer, als zur Verhü— tung des Anbrennens nöthig, weich, bis ſich die Stücke zerdrücken laſſen, und preßt ſie dann aus. Die daraus erhaltene Flüſſigkeit wird auf's Neue eingeſotten, bis ſie anfängt, klebrig zu werden; worauf die zerriebenen Möhren hineingethan und unter beftändigem Umrühren fo lange gekocht wer— den, bis das Muß ganz ſteif wird und ſich nicht mehr rühren läßt. Daſſelbe erſcheint genug gekocht, wenn es an einzelnen Stellen anfängt ſich aufzu— blähen und Dämpfe auszuſtoßen. Kurz vor dem Fertigkochen kann man etwas Gewürze, befonderg auch etwas Citronenſchale zufügen. Zur Minde— rung der großen Süßigkeit dieſes Mußes kann man 1 oder 2 Schock grüne Wallnüſſe hinzuthun und mitkochen laſſen, welche ſodann in dem Muße blei— ben können. Den Rückſtand von den ausgepreßten Möhren kocht man noch einmal mit Waſſer, preßt die Flüſſigkeit aus, und ſtellt ſie mit einer hinläng— lichen Menge Hefen zur Gährung. Auf ſolche Weiſe erhält man ein angenehmes Getränk für das Geſinde und kann die noch übrigen Träbern zum Futter für Rindvieh und Schweine verwenden. Ein ſehr ver— edeltes Möhrenmuß ſoll dadurch erhalten werden können, daß man die zerriebenen Möhren zugleich mit ausgepreßten Birnſaft in einem Keſſel zur Muß— dicke einkocht. Statt den Saft zur Bereitung des Mußes aus Möhren zu gewinnen, kann man den— ſelben auch aus Runkelrüben, die geſchält, zerklei— nert, mit etwas Waſſer weichgekocht und ausgepreßt werden, darſtellen; worauf man die Möhren wie oben, oder auch grob zerkleinert in den Saft ſelbſt weich gekocht, zufügt, völlig zerrührt und ſo das Muß herſtellt. Kartoffelſyrup. Der Kartoffel- oder Stärkemehlſyrup wird ent— weder durch das Kochen des Stärkemehls mit ver— dünnter Schwefelſäure, oder durch mäßige Erhitzung mit Waſſer und Malz gewonnen. Letzteres Verfah— ren, welches neuen Urſprungs iſt, ſcheint jenen durch Sch wefelſäure in vielen Hinſichten noch vorzuziehen zu ſein. Merkwürdig iſt es, daß man bei ſehr ſorg— fältigem Verfahren mit Schwefelſäure mehr Syrup (oder Zucker) erhält, als man Stärkemehl ange— wandt hatte, nämlich von 100 Theilen Stärkemehl über 110 Theile Syrup oder Zucker. Eine beſondere Rückſicht hierbei erfordert die Wahl der Geräthſchaf— ten, in welchen das Kochen des Stärkemehls mit Schwefelſäure vorgenommen werden ſoll. Blanke kupferne Gefäße werden zwar auch einigermaßen von der Schwefelſäure angegriffen; indeſſen doch häufig angewandt, da durch den Kreide- oder Kalk- zuſatz zum Syrup das etwa aufgelöſte Kupfer wie— der ausgeſchieden wird. Gewöhnliche irdene Koch: gefäße mit Glaſur nn nicht anwendbar; dagegen 8 * 668 kann man ſich des Berliner Geſundheitsporzellans, ſowie grauen, nicht glaſurten Steinguts bedienen, die aber, da ſie freies Feuer nicht vertragen, mit Sand in einem eiſernen Keſſel umſchüttet erhitzt werden müſſen. Die Tiefe des eiſernen Keſſels darf nicht über / von der Tiefe des Topfes betragen, damit ein Theil des Topfes aus dem Keſſel her— vorrage. Man kann ſich aber auch hölzerner Ge— räthſchaften bedienen, in welchem Falle man die Dampfkochung anwenden muß. Statt des Kartof— felſtärkemehls hat man auch den Brei von gekoch— ten Kartoffeln zur Syrupbereitung angewendet; doch beſitzt ſolcher Syrup einen unangenehmen Ge— ſchmack. Man ſoll hier etwas mehr Säure anwen— den, länger kochen und, um den unangenehmen Ge— ſchmack zu beſeitigen, durchaus Kohle zur Reinigung anwenden. Durch zu viel Waſſer im Verhältniß zum Stärkemehl wird die Zuckerbildung ſehr verzö— gert. Wenn man das Eintragen des Stärkemehls in die Flüſſigkeit ſehr allmälig vornimmt, fo kann man mit Vortheil für Erſparung an Feuerung und zan Gefäßen mit dem Waſſer noch unter das gleiche Gewicht des Stärkemehls herabgehen. Was das Verhältniß der Säure zum Waſſer anlangt, ſo hält man es für beſſer, nur wenig Säure anzuwenden und die Einwirkung lieber zu verlängern. Dies Ver— fahren wird namentlich da Anwendung finden kön— nen, wo die Schwefelſäure theuer, das Feuerungs— material aber wohlfeil iſt. Ferner ſoll die gekochte Flüſſigkeit ſüßer werden, wenn man fie vor der Sättigung mit Kreide 2 bis 3 Wochen ſtehen läßt; auch ſoll durch Zuſatz von % des Gewichts des Stärkemehls an Kohlenſtaub die Auflöſung des Stärkemehls beſchleunigt, die Süßigkeit vermehrt und der Syrup Gucker) weißer werden. Bei dem Verfahren in nicht hölzernen Geräth— ſchaften bedient man ſich gewöhnlich zweier Methoden, wovon die zweite, bei welcher das Stärkemehl nur im— mer in ganz kleinen Portionen in dem Maße, als die frühern ſchon umgewandelt ſind, in die Flüſſigkeit eingetragen wird, den Vorzug vor der erſtern ver— dient, wo das Stärkemehl kurz nach einander zuge— ſetzt wird. Indeß bedarf jene Methode keine ſo un— unterbrochene Aufſicht als letztere. Als das beſte Verhältniß der Materialien empfiehlt man: auf 1 Pfund Stärkemehl, 1 Loth concentrirte Schwefel— ſäure, 3 Pfd. Waſſer und 1½ Loth gepulverte Krei— de; bei welchen Verhältniſſen das Kochen in 8 bis 10 Stunden beendigt iſt. Das Stärkemehl wird mit ſeinem gleichen Gewichte Waſſer in einem Ge— fäße zur milchähnlichen Flüſſigkeit angerührt und durch ein Haarſieb gegeben; mittlerweile das übrige Waſſer in das Kochgefäß gethan, die beſtimmte Menge Schwefelſäure vorzüglich in kleinen Quan— titäten zugeſetzt und nun das Ganze zum Sieden er— hitzt. Sobald letzteres erfolgt iſt, wird das mit Waſſer angerührte Stärkemehl unter ſtetem Umrüh— ren mit einem hölzernen Spatel in kleinen Portio— nen nach und nach in die ſiedende Flüſſigkeit einge— tragen und mit dem Umrühren der Maſſe nicht eher nachgelaſſen, als bis das Sieden auf's Neue ein— tritt und die Flüſſigkeit wieder eine waſſerdünne Hauswirthſchaft. Beſchaffenheit angenommen hat. Nun wird das Gefäß ganz locker bedeckt und das Sieden anhaltend fortgeſetzt. Während des Siedens muß man von Zeit zu Zeit den Deckel abnehmen und die etwa ver— dampfte Flüſſigkeit durch neues vorher erwärmtes Waſſer wieder erſetzen, ſo daß der Stand derſelben im Gefäße möglichſt unverändert bleibt. Wird das Kochen auf ſolche Weiſe 6 Stunden fortgeſetzt, ſo erhält man Syrup; ſoll aber der gewonnene Sy— rup auf Stärkemehlzucker verarbeitet werden, ſo muß man 8 bis 12 Stunden kochen. Nach vollen— detem Sieden erſcheint die Flüſſigkeit durchſichtig, farbenlos und ſäuerlichſüß und wird nun, wie wei— terhin anzugeben, behandelt. Nach einem andern Verfahren bringt man 100 Theile Waſſer zum Sie— den und ſetzt dann 15 Theile concentrirte, zuvor mit 30 Theilen Waſſer verdünnte Schwefelſäure zu. Iſt Alles mit einem hölzernen Rührſcheite wohl durch— rührt, fo deckt man den Keſſel zu und ſchüuͤttet 450 bis 500 Theile trocknes Kartoffelſtärkemehl, oder ſtatt deſſen wohlfeiler 650 bis 750 Theile feuchtes von ſteifer Conſiſtenz, welches 33 Prozent Waſſer enthält (man nimmt dann aber ſo viel weniger Waſſer in den Keſſel als das Waſſer des feuchten Stärkemehls beträgt), in kleinen Portionen u ½ Theil) durch eine Offnung im Deckel des Keſſels allmälig hinzu, jedoch jo langſam, daß die Flüſſig— keit durchaus nicht aus dem Sieden kommt und nicht dick wird. Sowie nun der Zuſatz des Stärke— mehls in ſo getheilten Mengen erfolgt iſt, hat man nur noch kurze Zeit nöthig (etwa 10 Minuten), zu kochen. Man löſcht alsdann das Feuer aus, und ſchreitet zur Entſäuerung des Syrups. Bei dem Verfahren in hölzernen Gefäßen mit— telſt der Dampfkochung bedient man ſich eines mehr tiefen als weiten Faſſes (am beſten von Linden- oder Ahornholze), das die Form eines um den vierten Theil, von ſeiner Spitze angerechnet, abgeſchnittenen Kegels beſitzt. Der ſpitzere Theil iſt mit einem höl— zernen Deckel verſchloſſen, der obere weitere bleibt dagegen offen und kann mit einem hölzernen Weckel bedeckt werden. Ein ſolches Faß von ungefähr 4 Fuß Tiefe und 21 Zoll Durchmeſſer des weiteſten Endes iſt hinreichend, 60 Pfd. Stärkemehl mit ei— nem Male darin zum Syrup kochen zu können. Dieſes Faß muß nun mit einem Dampfapparate in Verbindung geſetzt werden, wozu man eine ver— hältnißmäßig große Deſtillirblaſe verwenden kann. Man braucht hierbei den Schnabel des Deſtillir— helms mit ſeiner Offnung nur in ein Rohr von Holz oder von Blei dergeſtalt dampfdicht zu befeſtigen, daß jenes Rohr ſenkrecht in der Mitte des Koch— faſſes fo herabſteigt, daß feine untere Offnung 1 3. weit von dem Boden des Faſſes entfernt bleibt. Da— mit aber nöthigenfalls neues Waſſer in die Blaſe gefüllt werden kann, wird auf der einen Seite ihrer Wölbung ein mit einem Hahn verſehener Trichter angebracht, deſſen Rohr bis nahe auf den Boden des Faſſes reicht. An ſeinem obern Ende iſt das Rohr mit einem darin angebrachten Hahne zu öff— nen und zu verſchließen. . Sobald nun die Kochung des Syrups beendigt Rüben⸗ und Kartoffelſyrup. iſt, muß man denſelben entſäuern, d. h. die darin vorhandene Schwefelſäure wegſchaffen. Man ſetzt deßhalb zu dem Syrup, entweder im Kochfaſſe ſelbſt oder nachdem man ihn in ein anderes Gefäß ab— gelaſſen hat, portionsweiſe fo lange zartgepulverte Kreide oder Marmor unter Umrühren zu, bis kein Aufbrauſen mehr ſtattfindet und eine abfiltrirte Probe Lackmuspapier und Lackmustinktur nicht mehr röthet. Die Maſſe ſchäumt hierbei ſtark auf; deß— halb muß das Gefäß ziemlich geräumig ſein, um das Überſchießen der Maſſe zu verhindern. Nun läßt man Alles in dem Gefäße ½ Stunde lang in Ruhe, während dem der durch die Kreide und die Schwefelfäure gebildete Gyps ſich größtentheils ab— ſetzt, bis auf die Portion, welche im Syrup aufge— löjt bleibt. Alsdann ſeiht man den Syrup durch einen Spitzbeutel von Molton oder bringt ihn in ei— nen Filtrirkaſten, wie ſie in Zuckerſiedereien gewöhn— lich ſind. Den Gyps rührt man mit friſchem Waſ— ſer auf, wirft ihn gleichfalls auf das Filter und laugt ihn vollends mit Waſſer aus, bis dies ge— ſchmacklos abläuft, worauf man ihn wegwirft. Manche gießen auch den Syrup blos ab und brin— gen dann nur das Unterſte mit dem Gyps auf das Filter, wodurch allerdings die Arbeit ſehr abgekürzt wird. Da der Syrup jetzt noch vielen Gyps aufge— löſt enthält, und deßhalb einen etwas herben, erdi— gen Geſchmack zeigt, ſo dampft man ihn zu Entfer— nung jenes Gypſes in Keſſeln oder beſſer recht flachen Gefäßen von blankem Kupfer ab, wobei man ihn dem Sieden zwar nahe erhält, ohne daſſelbe aber ſelbſt eintreten zu laſſen. Während des Ver— dunſtens der Flüſſigkeit muß immer wieder ſo viel Syrup nachgegoſſen werden, daß das Verdunſtungs— gefäß ziemlich davon angefüllt bleibt; das Abdun— ſten wird aber nun ſo lange fortgeſetzt, bis eine Probe der aus dem Gefäße herausgenommenen Flüſſigkeit nach dem Erkalten die Conſiſtenz eines ganz dünnflüſſigen Syrups angenommen hat. Nun wird ſie, noch ſiedend heiß, durch einen Spitzbeutel von Flanell oder Molton, oder ein anderes geeig— netes Filter geſeiht, wobei noch eine ziemliche Menge Gyps zurückbleibt, der durch zugegoſſenes heißes Waſſer noch ausgeſüßt wird. Den durchgelaufenen Syrup aber dickt man nun endlich in einen blankge— ſcheuerten Kupferkeſſel möglichſt vorſichtig und lang— ſam ſo weit ein, bis eine Probe deſſelben, nachdem ſie völlig erkaltet, die Conſiſtenz und Zähigkeit des dickflüſſigen gemeinen indiſchen Zuckerſyrups ange— nommen hat, in welchem Zuſtande er nun ſo ſchnell als möglich aus dem Keſſel genommen und in höl— zernen Gefäßen erkalten gelaſſen wird. Der Geſchmack des Syrups wird viel reiner, wenn man bei der Bereitung deſſelben Klärmittel angewendet. Zu dieſem Zwecke nimmt man die Entſäuerung des Syrups noch auf dem Feuer ſelbſt vor, ſetzt, ſobald keine Röthung des Lackmuspapiers mehr bemerkt wird, etwa die Hälfte vom Gewicht des angewandten Stärkemehls ſüße abgerahmte Milch zu und beendigt dann die Feuerung. Noch vorzüglicher wird der Syrup, wenn man hiermit die Anwendung der recht feingepulverten Knochenkohle 669 verbindet, von welcher man etwa 0 des ange— wandten Stärkemehls zur ſiedenden Fluſſigkeit ſetzt, und dann erſt die Milch zufügt. Aus dem ſo gewonnenen Kartoffelſyrup kann man nun ſehr leicht einen feſten Zucker darſtellen, wenn man jenen dichter abdampft und alsdann in hölzer— nen Gefäßen ſtehen läßt, bis er anfängt, ſich zu kör— pern, was man durch Umrühren befördern kann, wor— auf man ihn in Formen bringt, wozu ſich flache un— glafirte Thongefäße noch beſſer eignen, als die ge: wöhnlichen kegelförmigen Zuckerhüte. Man bringt ungefähr 1 Zoll dick von der geronnenen Zuckermaſſe hinein, wo ſich nach einigen Tagen die Schleim— feuchtigkeit in den Thon gezogen hat. Alsdann wird die feſte Maſſe bei 14 bis 18 Grad R. allmälig aus— getrocknet. Anſtatt den Zucker in Formen zu bringen, kann man ihn auch in Maſſen von ½ Centner zu— ſammenpreſſen. Der von nicht gehörig durch Kno— chenkohle geklärten Syrup gewonnene Zucker behält eine gelbliche Farbe und einen ſchwach bittern Bei⸗ geſchmack. Um ihn davon zu befreien, preßt man ihn, in leinene oder noch beſſer in härene Tücher eingeſchlagen, aus und trocknet den Zucker nun an der Luft völlig ab. Der hierbei abgefloſſene Syrup liefert, wenn er eine Zeitlang ſteht, noch mehr Zucker, der abermals ausgepreßt wird. Will man nun den Zucker noch kryſtalliſirt haben, fo löſt man ihn in der Hälfte ſeines Gewichts ſiedendem Waſſer auf, ver— mengt die Auflöſung, nachdem ſie bis zur Milch— wärme abgekühlt iſt, für jedes Pfund der gelöſten trocknen Subſtanz mit der Hälfte vom Weißen eines Eies, erhält das Ganze 10 Minuten lang im Sie— den, gießt es dann durch Flanell und zuletzt in For⸗ men. Der auf vorſtehende Weiſen erhaltene Särke— zucker erſcheint nur ſelten in ausgebildeten Kryſtallen und iſt minder ſüß (um die Hälfte weniger) als Rohrzucker; daher iſt es meiſtens zweckmäßig, ihn gleich als Syrup zu verwenden. Um einen Kartoffelſyrup (Malzſyrup) durch Er— hitzung des Kartoffelſtärkemehls mit Waſſer und Ger— ſtenmalz zu gewinnen, verfährt man auf folgende Weiſe: 50 Pfund trockne oder 100 Pfd. naſſe Kar— toffelſtärke werden mit kaltem Waſſer zu einem dün- nen Brei eingerührt und dieſer zu 200 Maß zum Sieden gebrachten Waſſer gegoſſen, nachdem zuvor das Feuer unter dem Keſſel entfernt worden iſt. Man rührt tüchtig unter einander und fährt damit ununterbrochen ſo lange fort, bis der ſich bildende Kleiſter durchaus gleichförmig iſt. Iſt die gleich— förmige Maſſe auf 40 bis 45 Grad R. abgekühlt, fd ſetzt man auf erwähnte 50 Pfd. trockne oder 100 Pfund naſſe Stärke 3½ bis A Metzen (12½ bis 14 Pfd.) trocknes, in einem großen Mörſer vorher geſtoßenes Malz hinzu, wonach die Maſſe ſehr bald eine dünnere Conſiſtenz annimmt, und ſchon nach 5 bis 10 Minuten die Conſiſtenz des Waſſers zeigt. Mit der Verdünnung der Maſſe ſteigt die Tempera— tur um 10 bis 15 Grad, weßhalb man viel Auf— merkſamkeit anwenden muß, damit dieſe nicht zu hoch ſteige. Man läßt die Flüſſigkeit bei einer Tem» peratur von 45 bis 55 Grad 8 bis 10 Stunden lang ſtehen und ſeiht die Flüſſigkeit alsdann durch ein 670 Sieb in ein hohes Cylinderfaß zum Abſetzen. Nach: dem die Flüſſigkeit ſich nun geklärt hat, wird fie möglichſt hell abgezogen, zur Syrupconſiſtenz ver— dunſtet und in Fäſſern aufbewahrt. Noch beſſer wird die Flüſſigkeit ſtatt durch ein Sieb durch einen Spitz— beutel von Filz, Wolle oder Leinenzeug filtrirt und während des Siedens mit Eiweiß von einigen Eiern, welches man mit etwas Waſſer zu Schaum geſchla— gen hat, geklärt. 50 Pfd. Stärke geben 72 Pfund Syrup von bedeutender Conſiſtenz und großer Klar— heit. Zum Verſüßen von Speiſen bedarf man von dieſem Syrup die doppelte Menge gegen den hollän— diſchen Zuckerſyrup. Nach neuern Beobachtungen hat man als das beſte Verhältniß zur Zuckerbildung gefunden: 8 Theile Stärkemehl und 1 Theil Schrot unter Mitwirkung von 45 bis 50 Theilen Waſſer, was für jedes Pfund Stärkemehl 4 Loth Schrot und ungefähr 2% preuß. Quart Waſſer beträgt. Das Malz wird am beſten bei 50 Grad R. zugeſetzt und die Temperatur dann fortgehends zwiſchen 40 und 50 Grad R. erhalten. Eine mit dem Syrup vor— zunehmende Klärung wird am beſten durch Ziegel— mehl bewirkt, welches, wie früher beim Klären des Weins angegeben worden, bereitet wird. Man rührt die Flüſſigkeit tüchtig mit demſelben durch und läßt ſie am beſten damit aufkochen, worauf dann binnen 12 Stunden alles Ziegelmehl mit dem Schleim zu Boden gefallen iſt und die Flüſſigkeit ſich jetzt filtri— ren läßt. Reiner, nicht zu feinkörniger Flußſand dürfte dieſelben Dienſte leiſten. Anſtatt des Malz— ſchrotes wird ſelbſt ein wäſſeriger Auszug deſſelben vielleicht mit Nutzen anzuwenden fein. Der Kartoffelſtärkeſyrup erleidet gegenwärtig wohl noch am meiſten Anwendung als Verſüßungsmittel von Backwerk, Küchenzwecken überhaupt, Liqueur ꝛc. und als Verfälſchungsmittel des Rohrzuckerſyrups. Sonſt kann derſelbe aber auch zur Weinbereitung, zur Darſtellung von Branntwein und Bier benutzt werden. Beim Bierbrauen bedient man ſich deſſel— ben, um das Bier leichter, feiner von Geſchmack und zum Schäumen geneigter zu machen. Nimmt man davon im Verhältniß von 75 Pfund von 33 Grad Dichtigkeit nach Beaumé ſtatt 100 Pfund gefeimter Gerſte, fo gewährt er, wenn dieſe hoch im Preiſe ſteht, einen bedeutenden Vortheil für den Brauer. Der Stärkeſyrup wird jedenfalls in den Braukeſſel gethan, entweder vorher oder gleich nachdem die Würze hineingethan worden. Kommt er allein ſtatt des Malzes in Anwendung, ſo verdünnt man ihn im Keſſel mit Waſſer, bis die Auflöſung auf die Dich— tigkeit von 5 Grad Beaumé herabgekommen iſt, bringt dieſe Auflöſung zum Sieden, um den Hopfen wie Seife Die gewöhnlichen Seifen beſtehen aus einer Ver: bindung von Ol oder Fett mit Kali oder Natron. Kali bildet mit Ol oder Fett keine feſte, ſondern nur weiche oder ſogenannte Schmierſeife. Um daher feſte Seife zu erhalten, muß man entweder Soda zur Be— Saus wirthſchaft. gewöhnlich darin abzukochen. Um den Geſchmack dieſes Bieres dem des Malzbieres völlig gleich zu machen, darf man nur zu dieſem Syrup eine kleine Menge Malzſchrot nach folgendem Verhältniſſe ſetzen: 60 Pfund gedörrtes und grob geſchrotenes Malz, 100 Pfund Syrup, 2 bis 3 Pfund Hopfen, 2 Loth Kochſalz, 6 Loth calabriſches Süßholz, 2 Pfd. aus— gepreßte Bierhefen und Waſſer nach Erforderniß. Hopfen und Salz werden gemeinſchaftlich ausgezo— gen und der Malzauszug mit dem Syrup und Süß— holz gekocht, ehe man den Hopfenauszug zuſetzt. Im Uebrigen verfährt man nach den allgemeinen Regeln des Bierbrauens. Eben ſo hat man nach folgendem Verfahren aus Kartoffelſtärkeſyrup (mit Malz berei— tet) ein ſehr kräftiges, den ſtärkern bairiſchen Bieren ähnliches Bier dargeſtellts Man löſt 30 Pfd. Syrup in einem oben offenen ſtehenden Gährungsfaſſe mit 48 Dresdn. Meßkannen kaltem Waſſer durch fleißi— ges Umrühren auf. Während der Zeit werden %ı Pfund des beſten Hopfens mit 24 Kannen ſiedendem Waſſer übergoſſen, und zwei Stunden lang, bis nahe zum Sieden erhitzt, ausgezogen. Der Hopfenaufguß wird mit Auspreſſen des Hopfenrückſtandes durch ein Haarſieb gegoſſen und jener Syruplöſung in dem Faſſe zugegeben. Die Flüſſigkeit (Würze) wird als— dann ſo lange gerührt, bis ſie auf die Temperatur von 35 Grad R. herabgekommen iſt. Alsdann wird 1½ Kanne gute Bierhefe, in welcher das Eiweiß von zwei Eiern eingerührt iſt, zugeſetzt. Die Tem— peratur des Gährungslokals wechſelt zwiſchen 16 und 18 Grad R. Das Gährungsfaß wird mit einem Deckel leicht verſchloſſen. Nach etwa 36 bis 40 Stun: den, vom Stellen der Würze angerechnet, ſteht die Oberhefe ruhig im geronnenen Zuftande über dem Jungbier, wo ſie nun mit einer Schaumkelle rein abgenommen werden kann. 48 Stunden nach dem Stellen kann man das Bier Schon auf Flaſchen ab— ziehen. Das von obigen Mengen erhaltene Jung— bier beträgt 1 Eimer. Es iſt von weingelber Farbe, völlig klar, ſchmeckt aber neben dem bittern Ge— ſchmack des Hopfens noch etwas ſüßlich. Nachdem daſſelbe etwa drei Wochen lang im Keller auf Fla— ſchen gelegen hat, mouſſirt es ſehr ſtark, hat den ſüßlichen Geſchmack ganz verloren und iſt nun ſehr kräftig und wohlſchmeckend. Schriften. Gall, Anleitung zur Syrup- und Zuderbereitung aus Kartoffeln. Trier 1825. Leuchs, verbeſſerte Stärkezuckerbereitung. Nürnberg 1829. Leuchs, Vorſchrift, Stärke und Kartoffeln ohne Schwefelſäure und ohne Sieden binnen drei Stun— den in den wohlſchmeckendſten Zuckerſyrup zu ver— wandeln. Nürnberg 1834. ke chen; reitung anwenden, oder, wenn man Aſche oder Pott— aſche dazu benutzt (welche Kali enthalten), die ge— bildete Kaliſeife durch nachherigen Zuſatz von Koch— ſalz in eine Natronſeife umwandeln.. Je nachdem zur Bereitung einer Seife Talg oder Ol angewandt „6 j Das Seifekochen. wird, heißt ſie Talgſeife oder Olſeife, und je nachdem Kali oder Natron die Grundlage derſelben bildet, Kaliſeife oder Natronſeife. In Deutſch— land wird zur Bereitung der gewöhnlichen feſten Haus- oder Waſchſeife meiſt Talg und ätzend ge— machte Aſchen- oder Pottaſchenlauge mit Kochſalz— zuſatz angewandt; wo aber der Olbaum gedeiht, be— dient man ſich größtentheils des Olivenöls und der Sodalauge. Übrigens kommen mehr dergleichen Ol— ſodaſeifen, welche ſich durch Reinheit von unſerer Hausſeife vortheilhaft unterſcheiden, in den Handel, z. B. venetianiſche Seife, marſeiller Seife. Zu den Schmierſeifen, die vornehmlich techniſche Anwendung finden, doch auch zuweilen in Haushaltungen zum Einreiben ſchmuziger Wäſche gebraucht werden, wird ätzende Aſchen- oder Pottaſchenlauge, meiſt mit den ſchlechteſten Ol- oder Fettarten angewendet. Die Schmierſeifen kommen daher mit verſchiedenen Far— ben im Handel vor, namentlich grüngelb (grüne Seife) oder ſchwarzbraun (ſchwarze Seife). Das Hanföl eignet ſich beſonders zur Hervorbringung der grünen Seife; doch wendet man gemeiniglich Hanf— öl, Leinöl und Rüböl gemengt zu ihrer Bereitung an. Die beſten Fabriken von weichen Seifen wenden übrigens ein Gemiſch von Ol und Talg an; ſie neh— men gegen 23 reines Leinöl oder ein Gemenge von Leinöl und Hanföl mit ½ reinem Talg, den fie vor dem Kochen mit der Lauge in dem Ol zergehen laſſen. Eine mit weißen Punkten verſehene feine Schmier— ſeife heißt Kornſeife. Die feinen Seifen zum Waſchen des Geſichts u. ſ. w. (Toilettenſeifen) wer— den aus beſonders reinen Matexialien dargeſtellt und durch Zuſatz von ätheriſchem Ole oder wohlriechen— dem Waſſer wohlriechend gemacht. Aber auch alle diejenigen Subſtanzen, welche mit den Fettigkeiten Ahnlichkeit haben, z. B. das Wachs, die thieriſche Wolle, der käſige Beſtandtheil der Milch, die fleiſchi— gen Abgänge beim Gerben der Thierhäute, das Fleiſch der Fiſche, die Harze u. ſ. w. gehen mit den Laugenſalzen ſeifenartige Verbindungen ein. Doch ſtehen dieſe Seifen, mit Ausnahme der Wachslichte, in der Anwendung den eigentlichen Fett- und Ol— ſeifen weit nach. Mehrere natürliche Subſtanzen end: lich beſitzen, gleich der alkaliſchen Seife, die Eigen— ſchaft, die Fettigkeiten mit dem Waſſer zu vereinigen und aus den Zeugen abzuführen; daher nennt man ſie natürliche Seifen. Hierher gehören vor⸗ züglich der weiße Bolus, die Walkererde, das Seifen— kraut, die Weizenkleie und die Mandelkleie, die zer— riebenen Kartoffeln, das Mehl der Roßkaſtanie und der Saubohne, die Malzträbern, die thieriſche Galle, der in Fäulniß übergegangene Urin von Menſchen, der Koth von Schweinen, Rindvieh u. ſ. w. Die gute feſte Seife iſt zwar etwas, aber nicht bedeutend, ſpecifiſch ſchwerer als Waſſer und löſt ſich in Waſſer und Alkohol, ſowie ſie auch durch alle Säuren zerlegt wird. Die gewöhnlichſte Verfälſchung der Seife beſteht darin, daß man dieſelbe mit einer großen Menge Waſſer ſättigt, f wodurch ſie weißer und ſchwerer wird. Solche Seife bewahrt man in einer concentrirten Kochſalzlöſung auf, wodurch ſie noch mehr an Gewicht zunimmt. Durch den großen 671 Gewichtsverluſt, den eine Probe ſolcher Seife beim Austrocknen erfährt, kann man dieſe Verfälſchung entdecken. Eine Verfälſchung mit weißem Thon läßt ſich durch Auflöſen der Seife in Weingeiſt erkennen, wobei der Thon ungelöſt bleibt. Die Bereitung der Seife wird nicht allein von den eigentlichen Seifenſiedern, ſondern auch von vie— len Landwirthen und Hausfrauen betrieben. Die gewöhnliche harte Hausſeife wird aus Rinder- oder Hammeltalg und Atzlauge bereitet. Die Atzlauge oder Seifenſtederlauge gewinnt man aber entweder aus Holzaſche oder man nimmt Pottaſche oder auch Soda dazu. Um Seifenſiederlauge aus Holzaſche zu er— halten, wird die durchgeſiebte Aſche auf einem reinen Fußboden einige Zoll hoch aufgeſchüttet, gelind mit Waſſer beſprengt, durch einander geſchaufelt und unterſucht, ob ſie ſich ballen läßt; wo nicht, ſo be— ſprengt man fie mit mehr Waffer, bis fie fih ballt. Auf 100 Pfund Aſche reichen 20 bis 25 Pfd. Waſ— ſer hin. Alsdann theilt man ſie in zwei Theile, macht in den einen eine Grube und bringt (womög— lich friſch-) gebrannten, in kleine Stücke zerſchlage— nen Kalk hinein. Die Menge deſſelben muß um ſo größer ſein, je kalireicher die Aſche und je weniger friſch der Kalk ſelbſt gebrannt iſt. In der Regel reichen 7 bis 10 Theile friſch gebrannten Kalks auf 100 Theile guter trockner Aſche hin. Den Kalk be— ſprengt man nun mit ſo viel Waſſer als nöthig iſt, ihn zu löſchen (etwa ½ ſeines Gewichts), deckt den andern Theil der Aſche darauf, drückt ſie feſt an und deckt alle in Haufen entſtehenden Riſſe mit Aſche zu, bis das Dampfen aufhört und der Kalk ganz zer— fallen iſt, ſchaufelt dann Alles gut durch einander, bringt es in das am Boden dick mit Stroh belegte und mit einem Abzugshahne verſehene Laugenfaß (Aſcher), ſtampft es feſt und gleichmäßig darin ein, übergießt es nach zuvoriger Bedeckung mit einer Strohmatte oder einem Beſen mit ſo viel weichem Waſſer, daß dieſes noch gegen 3 Zoll hoch über der Aſche ſteht, deckt nun das Laugenfaß zu und läßt Alles 24 bis 30 Stunden lang ſtehen, worauf man die Lauge durch Offnung des Hahnes abzieht. Diefe erſte Lauge wird Feuerlauge oder Meiſterlauge genannt. Durch nochmaliges Auslaugen auf die— ſelbe Weiſe erhält man eine zweite ſchwächere Lauge, Abrichtelauge, und durch ein drittes Auslaugen eine noch ſchwächere, ſchwache Lauge. Auf ganz ähnliche Weiſe kann man auch Seifenſiederlauge aus Pottaſche oder einem Gemenge von Pottaſche und Holzaſche darſtellen, indem man die Pottaſche zer— klopft, mit Aſche mengt, in dem angefeuchteten Ge— menge den Kalk löſcht und ſodann auslaugt; nur erfordert die Pottaſche vielmehr Kalk, um ätzend zu werden, als bloße Holzaſche; man rechnet daher im Durchſchnitt auf den preuß. Centner guter Pottaſche 112 Pfund guten gebrannten Kalk. Sollte man bei Bereitung der Seifenſiederlauge zu viel Kalk ange— wendet haben, ſo ſetzt man etwas von der nicht ätzenden Lauge zu. Zur Bereitung der Atzlauge nimmt man womöglich Buchenaſche. Die Aſche von Eichenholz giebt eine röthliche Lauge und keine weiße Seife; die Aſche von Fichten-und Tannenholz aber 672 giebt zu wenig Lauge. Wenn man die Aſche im eis genen Haushalte ſammelt, ſo iſt diejenige die beſte, welche nicht lange im Ofen gelegen hat und nicht oft durchglüht iſt, oder die Aſche von mit einem Roſte verſehenen Feuerherden. Die Aſche iſt durchaus an einem trocknen Orte aufzubewahren und vor aller Näſſe zu ſchützen. Die zum Seifekochen anzuwen— dende Lauge muß ſo ſtark ſein, daß ein Ei auf ihr ſchwimmt. Wenn dies nicht der Fall, ſo muß man ſie auf's Neue durch das Laugenfaß gehen laſſen oder Pottaſche in ihr auflöſen und gebrannten Kalk ein— rühren. Die Abrichtelauge kann man während des Seifeſiedens zum Erſatz des verdunſtenden Waſſers zuſetzen. Beim Seifekochen ſelbſt bringt man nun die Lauge (Feuerlauge) in einen kupfernen Keſſel, der nur bis zu ½ damit angefüllt fein darf, und ſetzt den Talg zu. Doch bringt man anfangs nicht alle Lauge in den Keſſel, ſondern nur /½ vom Gewicht des Talgs; das Übrige wird ſpäter zugeſetzt. Auf eine gute Lauge, die aus 6 berl. Scheffel guter Aſche und 6 Metzen ungelöſchten Kalk bereitet iſt, rechnet man 10 bis 11 Pfund guten reinen Talg, wie er iſt oder blos zerquetſcht in die Lauge gegeben; An— dere ſchmelzen ihn zuvor, obſchon letzteres keinen beſ— ſern Erfolg zu haben ſcheint. In Ermangelung gu— ten friſchen Talges kann man auch alle Abgänge von Fett, ſelbſt verdorbenes Fett, nebſt dem an den Leuch— tern herabgelaufenen Talge, übrig gebliebenen Licht— ſtümpfchen u. ſ. w. benutzen; doch braucht man dann ſtatt 1 Pfund guten Talges 1½ Pfund ſchlechten; auch darf man nicht allzuviel Schweinefett dazu neh— men. Nun erhitzt man die Lauge mit dem Talge im Keſſel allmälig bis zum Kochen, anfangs bei mäßi— gem Feuer, um ſo mehr, wenn man den Keſſel etwa zu hoch angefüllt hat; das Überlaufen verhütet man durch Abkühlung mittelſt Zuguß von etwas Abrichte— lauge. Alsdann kann man das Feuer allmälig ver— ſtärken. Das Kochen ſelbſt wird ſo lange (mehrere Stunden) fortgeſetzt, bis ſich das Fett mit der Lauge gehörig vereinigt hat, d. h. bis die Maſſe durchſich— tig und gallertartig geworden iſt und ſich wie ge— meine Schmierſeife in lange Fäden ziehen läßt. Während des Kochens wird beftändig umgerührt und die verdunſtete Flüſſigkeit von Zeit zu Zeit er— gänzt. Um die Güte der Seifenmaſſe (Seifenleims) genauer zu prüfen, miſcht man eine kleine Quantität davon mit weichem Waſſer; löſt ſie ſich nicht gut darin auf, ſo war zu viel Fett zugeſetzt, und man muß dann die Seife unter Zuguß von Abrichtelauge noch länger kochen. Will aber ein ſtarker Brannt— wein den Seifenleim nicht auflöſen, ſondern ſetzt ſich hierbei ein Bodenſatz von Salz ab, ſo war zu viel Lauge genommen, und man muß noch Fett zuſetzen. Läßt ſich aber ein wenig Seifenleim unter ſtarkem Schäumen mit Waſſer miſchen; iſt die Maſſe gleich— förmig zäh, klebrig, durchſichtig, wirft ſie beim Sie— den große, langſam zerplatzende Blaſen, löſt fie ſich leicht vom Rührſcheite ab, macht ſie den Finger nicht fettig, ſo iſt ſie hinlänglich gekocht und im richtigen Berhältniffe bereitet und man kann nun das Koch— ſalz zuſetzen (ausſalzen). Hauswirthſchaft. Zu dem Ende mäßigt man das Feuer und ſetzt unter Umrühren fo lange handvollweiſe feingeſtoße— nes Kochſalz (etwa 4 Pfd. au 11 Pfd. Talg) zu, bis die Seife griesartig wird und die Lauge, jetzt Unterlauge genannt, ſich allenthalben von ihr ab— ſcheidet. Das Kochſalz kann auch in heißem Waſſer gelöſt ihr zugeſetzt werden. Man läßt nun die Seife noch eine oder einige Stunden gelind fortkochen und rührt zuletzt nicht mehr um. Nun gießt man einen kleinen Theil in ein Geſchirr, um zu ſehen, ob er beim Erkalten die Beſchaffenheit guter Seife an— nimmt; erſcheint ſie noch zu weich, ſo muß man noch etwas Kochſalz zuſetzen; wäre ſie aber gries— ähnlich, hart, ſchwer in Waſſer auflöslich, ſo iſt zu viel Kochſalz zugelegt. In dieſem Falle müßte man die Lauge zum Theil abſchöpfen, etwas friſches Waſ— ſer zugießen und die Seife mit demſelben mehrere Stunden kochen, oder man müßte Seifenleim, zu dem noch kein Kochſalz kam, hinzuſetzen und mit kochen laſſen, beidenfalls unter Umrühren. Sobald nun endlich die Seife die Probe hält, läßt oder pumpt man die Lauge ab und gießt oder ſchöpft die Seife in die Form oder den Kaſten, wo— rin man ſie völlig erkalten läßt. Dieſer Kaſten hat einen durchlöcherten, mit Leinwand belegten Boden; der Rand deſſelben wird mit ungelöſchtem Kalk be— ſtrichen. Nach dem Erkalten nimmt man ſie heraus, zerſchneidet ſie mittelſt eines Drahtes oder einer Schnur in beliebige Stücke und läßt ſie an der Luft trocknen. ½ Centner Fett giebt ungefähr 1 Centner friſche Seife, wovon nach gehörigem Austrocknen etwa / Centner übrig bleiben. Die von der Seife behaltene Lauge kann man aufheben und bei Wä— ſchen, zum Scheuern von Zinn- und Kupfergeſchir— ren verwenden. Die im Ganzen zum Seifenſieden erforderliche Zeit läßt ſich nicht im Voraus beſtimmen; fie ändert ſich vielmehr nach der Güte der Lauge, der Beſchaf— fenheit des Talgs, der Stärke des Feuers, dem ge— hörigen Umrühren, der Menge, die man auf einmal fiedet, und den angewandten Verhältniſſen, welche letztere beſonders in Betreff des Kochſalzzuſatzes von Einfluß ſind. Beim Sieden einer nicht unbedeuten— den Menge Seife mit einander wird gewöhnlich acht bis zehn Stunden gekocht, ehe man das Kochſalz zu— ſetzt, und beinahe eben ſo lange nachher. Doch kann man, wenn Alles gut geht, auch in 12 bis 15 Stun— den und früher fertig ſein. Ein dienliches Mittel, die Seifenbildung zu beſchleunigen, iſt, daß man etwas fchon fertige Seife (½ des Fettes) in der Lauge auflöſt. Anſtatt das Ausſalzen gleich hinter einander vorzunehmen, iſt es von Vortheil für die Weiße und Güte der Seife, erſt blos mit ungefähr % des anzuwendenden Salzes auszuſalzen, dann, nachdem ſich die Seife gehörig gebildet und abge— ſondert hat, ſie durchzuſeihen und mit Zufügung von neuer Abrichtelauge noch vollends auszuſalzen. Nimmt man ſtatt einer Aſchen- oder Pottaſchenlauge eine Lauge von Soda, ſo unterläßt man das Ausſalzen ganz und ſetzt nur zuletzt etwas Kochſalz hinzu, um die Ausſcheidung der Lauge zu befördern. Die Lichterbereitung. Die Bereitung der gemeinen weichen oder Schmier— ſeife (wohin grüne, ſchwarze Seife u. dergl. gehört) kommt mit der Bereitung der feſten Seife darin überein, daß man Ol oder Talg mit einer ätzenden Aſchen- oder Pottaſchenlauge ſo lange kocht, bis es ſich ganz verſeift hat (man kocht anfangs mit ſchwä— cherer Lauge und erſetzt das Verdunſtende durch ſtär— kere); aber das Ausſalzen unterbleibt hier und die gebildete Seife wird von der Flüſſigkeit nicht abge: ſondert, ſondern bleibt immer darin aufgelöſt. So— bald daher die Vereinigung gehörig erfolgt iſt, wird die Flüſſigkeit durch Leinwand oder ein Sieb geſeiht, dann das Kochen ſo lange fortgeſetzt, bis die Seife die gehörige Conſiſtenz gewonnen hat, worauf ſie in andere Gefäße ausgeſchoͤpft wird und fo für die An— wendung fertig iſt. Obſchon dieſe Seife meiſt nur zu techniſchen Zwecken benutzt wird, ſo gebraucht man ſie zuweilen jedoch auch in Haushaltungen zum Einreiben ſchmuziger Wäſche. Zur Darſtellung feiner Toilettenſeife läßt man die beſte weiße Seife mit etwas Waſſer in gelinder Wärme zergehen, miſcht etwas Kümmelöl oder ir— gend andere wohlriechende Ole darunter und gießt die Maſſe dann in Formen. Sogenannte Schwammſeife wird auf folgende Weiſe bereitet: Man zerſchneidet 3%, Pfund gute Seife, löſt ſie bei gelindem Feuer in 2½ Pfund Re— genwaſſer auf und fügt 2 Loth gemeines Kochſalz hinzu. Nach erfolgter Auflöſung wird die Seife ſo lange geſchlagen, bis ſie faſt ganz in Schaum ver— wandelt iſt, und während des Schlagens abgerührt, bis ſie beim Erkalten ſteif wird und nicht mehr an die Hände und das Gefäß ſich anhängt. Alsdann wird die Maſſe vom Feuer genommen, Bergamott-, Lavendel- und Citronenöl, von jedem 1 Quentchen, zugefügt, und langſam trocknen gelaſſen. Die Wollſeife iſt eine mehr oder weniger dick— liche, graugrünliche Maſſe, die im Waſſer ſehr auf— löslich erſcheint und einen thieriſchen, unangenehmen Geruch beſitzt. Zur Darſtellung derſelben füllt man in einen Keſſel eine verhältnißmäßige Menge ätzender Kalilauge, bringt ſelbige zum Sieden und trägt nun nach und nach ungefärbte und wohl gereinigte Ab— gänge von Wolle, alte wollene Strümpfe und andere alte wollene ungefärbte Zeuge hinein, wobei man die Maſſe unaufhörlich umrührt. Die Wolle löſt ſich leicht in der Lauge auf, und man ſetzt immer einen Theil Wolle nach dem andern hinzu, bis zuletzt keine Auflöſung mehr ftattfindet, wo dann das Kochen 673 eingeſtellt wird. Nun ſeiht man die Auflöſung durch und bringt ſie in den Keſſel zurück, wo ſie dann ſo weit eingedickt wird, bis ſie die Conſiſtenz einer dick— flüſſig-zähen Maſſe angenommen hat, in welchem Zuſtande ſie alsdann zum Gebrauche in Faͤſſern auf— bewahrt wird. Dieſe Seife kann die Stelle der weichen Olſeife, namentlich beim Walken der wolle— nen Zeuge, vertreten. Der thieriſche Geruch, den jene davon annehmen, verliert ſich durch die Ein— wirkung der Luft und des Waſſers. Zur Bereitung einer Fleckſeife vereinigt man in einem Mörſer die Hälfte von einer Rindergalle und ein Eiweiß mit ½ Pfund calcinirten und gepulver— ten Borar, ſetzt ſodann 2 Pfd. gute weiße Talgſeife hinzu, reibt Alles auf's vollkommenſte unter einander und läßt dann das Gemenge 24 Stunden lang an einem feuchten Orte ſtehen, worauf man Kugeln daraus formt. Beim Gebrauch wird der Fleck mit wenigem Waſſer befeuchtet und mit der Seifenkugel überrieben. a In den neuern Zeiten hat man auch Seife von Pferde-, Eſel- und anderm Fleiſche, und früher ſchon von Harz bereitet. Der Belgier Sheridan hat ſich in Großbritannien ein Patent auf die Bereitung von Seife aus Kieſel-, Horn- und Feuerſteinen geben laſſen. Der Seifenſpiritus, welcher nicht allein mit Waſ— ſer gemengt, zum Waſchen der Hände dient, ſondern auch bei Quetſchungen, Verſtauchungen u. ſ. w. zum Einreiben, täglich zwei- bis dreimal wiederholt, in Gebrauch kommt, wird gewöhnlich aus ein Theil Seife und ſechs Theilen Kornbranntwein bereitet. Ein weit beſſeres Produkt erhält man aber, wenn man 1 Pfd. weiße trockne marſeiller Seife, 3 Pfd. Weingeiſt (60 Proz. nach Richter) und 1 Pfd. Ro— ſenwaſſer in einem gläſernen Kolben fo lange gelinde digerirt (auflöſt), bis alle Seife aufgelöft iſt und dann die Auflöſung filtrirt. Setzt man dieſem Sei— fenſpiritus für 1 Pfund deſſelben noch 2 Loth Kam— pher und eben ſo viel ätzenden Salmiakgeiſt zu, ſo wird ſeine zertheilende Kraft beim Einreiben noch befördert. Schriften: Greve's Anleitung zur Fabrikation der braunen, ſchwarzen und grünen Seife. Ham— burg 1832. Kögel, gründliche Anweiſung, alle Arten Seife zu ſieden, nebſt einer Anweiſung zur Verfertigung der Talglichter und Reinigung des Rüb— öls. 4. Auflage. Quedlinburg 1834. Leuchs, der europäiſche Seifenfabrikant. Nürnberg 1835. Lichterbereitung (Lichtgießen und Lichtziehen). Bekanntlich werden die gewöhnlichſten Lichter von Talg verfertigt, wozu man am häufigſten Rinde» und Schoͤpstalg nimmt. Wird aus dem Talge zuvor der ölige Beſtandtheil (durch Preſſen) entfernt und blos der eigentliche talgartige, feſte Beſtandtheil deſſelben, das Stearin, angewandt, ſo erhält man die ſoge— nannten Stearinlichter. Außerdem weden noch Lich⸗ ter von Wallrath und Wachs verfertigt. Gewöhn— Kirchhof, Landwirth. liche Talglichter müſſen oft geputzt werden, laufen leicht und rauchen gern, aber ſie ſind wohlfeiler als die übrigen Arten Lichter, was ihnen wohl immer einen Vorzug ſichern wird. Die Talglichter werden mit dem Alter weißer, obſchon ſie mit der Zeit einen übeln Geruch annehmen und leichter laufen. Ge— goſſene Talglichter ſind im Allgemeinen beſſer als gezogene. Die ET DE zwar für gleiche 674 Lichtentwickelung weniger fparfam brennen follen, als gemeine Talglichter, laufen weniger, find trock— ner und weißer, brauchen nicht ſo oft geputzt zu wer— den und haben keinen ſo übeln Geruch. Die Lichter von Stearinſäure, welche mit Hülfe von Schwefel— ſäure oder Salpeterſäure oder beiden zugleich — auf 100 Pfd. Talg 1 bis 2 Pfd. Säure — hergeſtellt wird, ſind ſchön hart, glänzend, flecken nicht, brau— chen nicht geputzt zu werden und verbreiten ein noch helleres und glänzenderes Licht als Wachskerzen. Wachs- und Wallrathskerzen geben bei gleichem Ver— brauch faſt gleiche Lichtmengen; doch letztere noch et— was mehr. Die meiſten Wachskerzen darf man nicht über ein Jahr liegen laſſen, weil ſonſt ihre Weiße vergeht und ſie gelb und mehlig werden. Gute Lichter müſſen hell und dabei doch ſparſam brennen, welche Umſtände von guter Beſchaffenheit des Talgs oder andern Materials und des Dochts, ſowie der verhältnißmäßigen Dicke des letztern ab— hängen; ſie dürfen nicht kniſtern und flackern, wie dies der Fall, wenn Salze oder Waſſer im Dochte enthalten ſind, oder wenn das Dochtgarn nicht rein und gleichförmig genug iſt. Sie dürfen ferner nicht ablaufen, was von ſchlechtem und altem Talge her— kommt, oder daß die Dochte zu dünn und ſtraff ge— dreht find. Von den vorhandenen loſen Faſern am Dochte entſtehen die ſogenannten Räuber. Der Docht muß gerade in der Achſe des Lichts hineingehen. Lichter mit dppeltem Dochte, bei denen ſich ſtatt eines einzigen Dochts deren zwei in ſolchem Abſtande (etwa ½ engl. Zoll) von einander befinden, daß ihre Flammen noch zu einer einzigen verſchmelzen, geben ein beſonders ſtarkes Licht. Die Dochte müſſen jedoch hinlängliche Stärke haben. Giebt man ſolchen Lich— tern eine Neigung von 10 Grad in der Ebene ihrer Dochte, ſo brauchen ſie nicht geputzt zu werden. Lichter mit hohlem Dochte gewähren eine große Helligkeit, laufen nicht, dampfen nicht, laſſen nach dem Auslöſchen keine Schnuppe und keinen übeln Geruch zurück und laſſen ſich ſehr ſchnell anzünden. Indeß ſind ſie theurer als gewöhnliche Lichter und brennen ſchneller weg. Unten im Leuchter muß ein Luftloch angebracht ſein, damit der innere Luftſtrom bei dieſen Lichtern zu Stande kommen kann. Bei der Verfertigung ſteckt man gewöhnlich durch die Röhre des Dochts einen Draht oder hölzernen run— den Stab von gehöriger Dicke, den man während des Gießens oder Ziehens darin läßt und nachher herauszieht. Man kann aber auch, mit Erſparniß von ½ der Baumwolle, Röhren von gemeinen Schilf nehmen und mit Baumwollengarn umwickeln. Wenn man eine Wachs-, Stearinſäure- oder Wallrathskerze mit ſehr kurzem Dochte anzündet, ſo nimmt die Helligkeit ihres Lichtes zu, bis der Docht ſo lang geworden iſt, daß er aus dem weißen Theile der Flamme herausragt und dann die Lichtſtärke ihr Höchſtes erreicht. Ein Talglicht dagegen zeigt die höchſte Lichtſtärke, wenn man es friſch geputzt hat, und die Helligkeit nimmt von da ſchnell ab, in dem Maß als ſich der Docht verlängert. aus Stearin bereiteten Lichtern erfolgt die Vermin— derung der Lichthelligkeit mit Verlängerung des Doch— Auch bei den Hauswirthſchaft. tes, obſchon in weit geringerm Grade. Übrigens verzehrt ein ungeputztes Talglicht in gleicher Zeit nicht mehr und nicht weniger Talg, als ein geputz— tes. Um des läſtigen Putzens bei Talglichtern über— hoben zu ſein, ſiedet man die Dochte in Auflöſungen von Salpeter, eſſigſaurem Blei, chromſaurem Kali oder macht ſie ſo fein, daß ſie ſich aus dem Flam— menkegel von ſelbſt herausbiegen und dann an der Atmoſphäre von ſelbſt verbrennen; oder endlich, man webt fie hohl, um der Luft von innen Zutritt zu laſſen. Auch empfiehlt man für dieſe Abſicht, das Licht unter einem Winkel von 45 Grad gegen die Horizontalebene zu ſtellen, wozu gleich die Leuchter— röhre die angemeſſene Neigung haben muß. Die Dochte zu ſolchen Lichtern müſſen aber gut gemacht ſein und die Lichter kein rinnendes Fett enthalten. Auch ſchon wenn man den Docht eines gewöhnlichen Lichts nur aus der beſten Baumwolle macht, wird man faſt gar kein Putzen nöthig haben. Durch fol— gende neuerdings gemachte Erfindung ſollen die Dochte während des Brennens vollkommen aufge: zehrt werden. Salpeterſaurer Wismuth wird in ein ganz feines Pulver verwandelt und mit Ol zu einem gleichartigen Teige eingerührt, womit man nun die zu den Dochten beſtimmten Baumwollfäden beſtreicht. Zu den anzufertigenden Dochten nimmt man als— dann zum zehnten Theile ſolche mit Wismuth berei— tete Fäden und legt die andern neun Zehntheile an jene ſo an, daß ſie dieſelben gleichſam umhüllen. Nun ſchneidet man ſie in der doppelten Länge des Lichtes ab und windet jede Hälfte in umgekehrter Richtung um einen ſtarken Eiſendraht herum, der an ſeinem Ende ſo eingeſchnitten iſt, daß er die Baumwolle feſthält. Dieſer ſo umwickelte Eiſendraht wird nun in die Lichtform gebracht und, nachdem der geſchmolzene Talg hineingegoſſen worden und darin erkaltet iſt, wieder herausgezogen, wobei der Docht in der Form einer doppelten Spirale (Schnek— fenlinie) in der Kerze zurückbleibt. Wachslicht fol am ſparſamſten, Wallrathlicht am verſchwenderiſchſten brennen. Auf das mehr oder minder ſparſame und helle Brennen des Lichtes hat aber außer dem Material der Lichter und der Dicke derſelben auch die Beſchaffenheit der Dochte großen Einfluß. Je dicker der Docht, deſto ſchneller verbrennen die Kerzen, deſto größer, aber verhältniß— mäßig deſto weniger leuchtend iſt auch die Flamme. Schlechte Dochte (3. B. von Werg in Ol getränkt) oder auch gewöhnliche Dochte, die man mit Salz— waſſer oder Eſſig getränkt und nachher wieder ge— trocknet hat, ſowie ſolche, die mit Wachs oder Fett getränkt ſind, unter dem feingeſtoßenes Federweiß iſt, brennen ſparſamer als ohne dieſe Zurichtung, ob— ſchon wahrſcheinlich weniger helle. Auch leinene Dochte brennen ſparſamer, baumwollene aber heller. Dünne Lichter brennen ſparſamer als dicke, d. h. ein Pfund Talg zu dünnen Lichtern verarbeitet, brennt länger, als ein Pfund des zu dicken Lichtern ver— arbeiteten. Bei der Fabrikation der Lichter im Großen ver— wendet man Min gewöhnlich ruſſiſchen Blättertalg mit inländiſchem Rindstalg vermiſcht, und ſetzt im Die Lichterbereitung Sommer gepreßten Talg hinzu, wodurch es möglich wird, zu jeder Jahreszeit gute, feſte, nicht laufende Lichter zu verfertigen. Bei Anwendung inländiſchen Talgs, z. B. in Haushaltungen, iſt es in der Regel am beſten, Rindstalg, der für ſich meiſt zu weich iſt, mit Schöpſentalg, der für ſich zu fpröde iſt, zu mi— ſchen, z. B. 6 Rindstalg mit / Schöpſentalg, oder gleiche Theile beider, oder für beſſere Lichter % Rindstalg und 4 Schöpfentalg, die vorher jeder für ſich ausgeſchmolzen, und, wenn man fchöne Lich— ter haben will, noch ferner gereinigt, auch wohl ge— bleicht werden. Übrigens kommt es hierbei im Be— treff eines paſſenden Miſchungsverhältniſſes gar ſehr auf die Conſiſtenz beider Talgarten und die Beſchaf— fenheit der Lichter an, die man verlangt. Lichter von bloßem Schöpſentalg find bröcklicher, fließen mehr ab und brennen nicht ſo lange als Lichter von Rinds— talg; letztere dampfen aber mehr und verbreiten einen ſtärkern Geruch. Beim Zuſammenſchmelzen beider Talgarten darf man nicht die zerſtückelten Talgbrode von beiden zugleich in den Keſſel bringen, weil der Rindstalg eher ſchmilzt als der Schöpſentalg, daher erſterer leicht etwas bräunlich werden könnte. Man thut daher beſſer jede Art Talg in einen beſondern Keſſel, ſeiht dann jede durch ein Haarſieb in den Talgtrog und rührt ſie gut durch einander. Indeſſen ziehen Andere beim Lichtziehen vor, die Lichter zuerſt in unvermiſchten Rindstalg zu tauchen und dann erſt in Hammeltalg. Indeß bröckelt von ſo verfertigten Lichtern bei kaltem Wetter leicht die Oberfläche ab. Kaldaunentalg zum Lichtziehen mit zu nehmen, iſt nicht gerathen. Das Schmelzen des vorher zerſtückel— ten Talges geſchieht gewöhnlich in einem kupfernen Keſſel. Man nimmt daher in Haushaltungen, ſo— bald das Vieh geſchlachtet und aufgebrochen iſt, den Talg heraus, läßt ihn abkühlen und an einem ſchat— tigen, luftigen Orte abtrocknen. Alsdann wird der— ſelbe in haſel-oder wallnußgroße Stücke geſchnitten oder mit dem Hackemeſſer zerhackt (es befördert die Reinigung des Talgs, wenn man die Stücke deſſel— ben vor dem Ausſchmelzen längere Zeit in Waſſer einweicht und wiederholt darin durcharbeitet), nun ein Keſſel zu einem gewiſſen Theile (bei weitem nicht voll) angefüllt und ungefähr, ½% vom Gewicht des Talgs (zur Verhütung des Überlaufens oder An— brennens) Waſſer zugefügt; doch muß derjenige Talg zu gezogenen Lichtern, in welchen die Dochte zuerſt eingetaucht werden, ohne Waſſer geſchmolzen werden. Nun ſetzt man den Keſſel über gelindes Feuer, und wenn der Talg anfängt niederzuſinken, ſchüttet man mehr rohen Talg nach, bis man die ganze Maſſe auf dem Feuer hat. Dennoch aber muß der Keſſel bei weitem nicht voll von geſchmolzenem Talge werden und das Feuer nicht zu ſtark ſein. Den Talg läßt man aber bei häufigem Umrühren ſo lange unter Abſchäumen langſam kochen, bis man nach Verkochen des zugegoſſenen Waſſers ſieht, daß er, wenn man eine Kelle voll davon herausnimmt, noch in derſelben kocht und Blaſen wirft; worauf man ihn aber abnehmen muß. Nach dem Abnehmen vom Feuer rührt man noch ſo lange, als der Talg fort kocht. Jetzt kann man, wenn man dies will, 675 den beſſern Talg von dem ſchlechtern ſcheiden, indem man den vom Feuer abgenommenen Keſſel ſo lange ſtehen läßt, bis er aufgehört hat zu ſieden und ſich die Unreinigkeiten zu Boden geſetzt haben, worauf man den obern Talg durch einen feinen Durchſchlag oder ein Drahtſieb oder Leinwand oder einen Korb von Weidenruthen in die Gefäße gießt, worin er kalt werden ſoll, ſowie auch den übrigen in eigene Gefäße durch denſelben Durchſchlag zum Erkalten bringt. Will man aber keinen Unterſchied im Talge machen, ſo wird Alles zuſammen durch den Durch— ſchlag gegoſſen. Nach dem Erkalten ſchneidet man die Unreinigkeiten unten vom Boden ab. Die Ge— fäße zum Erkalten müſſen mäßig warm geſtellt und mit einem Deckel bedeckt werden; es können metal— lene oder irdene Gefäße ſein. Vor dem Hineingießen des Talgs müſſen ſie inwendig mit Waſſer befeuch— tet werden. Die beim Durchſeihen des Talgs im Seiher zurückbleibenden häutigen Theile (Grieben, Ranken) werden in den Haushaltungen gewöhnlich nicht weiter ausgepreßt, ſondern nach ihrer Abküh— lung in das Gefäß geworfen, worin das Fett zum Seifekochen geſammelt wird. Den ſo ausgelaſſenen Talg hebt man nun, wenn er zum Lichtziehen dienen ſoll, ſo lange auf, bis kalte Tage eintreten. Sollte der Talg beim Schmelzen ja Feuer fangen, ſo nehme man ihn ſo ſchnell als möglich vom Feuer und löſche ja nicht durch Waſſer, ſondern decke einen Sack mit Aſche darüber, wodurch das Feuer gleich gedämpft wird. Es iſt neuerdings empfohlen, den Talg mit Säuren auszuſchmelzen, wodurch letzteres vollkomm— ner geſchehen und der üble Geruch vermieden werden ſoll. Man miſcht zu dem Ende 1 Pfund Salpeter— ſäure von 36 bis 40 Grad Beaumé mit 30 Pfund Waſſer, das 2 bis 3 Grad B. zeigt; gießt ſie auf 100 Pfd. Talg und läßt denſelben 3 bis 4 Tage darin ſtehen. Alsdann gießt man das Waſſer ab und bringt den Talg mit 25 bis 30 Pfund reinem Waſſer in den Keſſel, läßt ihn unter Umrühren 20 bis 25 Minuten lang ſieden und ſchöpft dann den— ſelben aus. Die auf den Boden des Keſſels liegen— den Häute können noch zur Seife dienen; die auf dem Waſſer ſchwimmenden aber ſetzt man bei einer neuen Schmelzung wieder zu. 8 Zwar kann nun der auf vorige Weiſe ausge— ſchmolzene Talg unmittelbar zu gewöhnlichen Lich— tern dienen; indeſſen kann man ihn doch noch mehr reinigen und dadurch ſchönere Lichter gewinnen. Zu dieſem Zwecke iſt am gewöhnlichſten, ihn mit Waſ— ſer und gewiſſen Salzen nochmals unter Abſchäu— men zu ſchmelzen und durchzuſeihen. Alaun ſcheint ſich hierzu ganz beſonders zu empfehlen, von dem %, ½ Pfd. auf 100 Pfd. Talg genügt; desglei— chen ein Zuſatz von I Pfd. Weinſtein und ½ Pfd. kryſtalliſirter Borarſäure, die man in Waſſer löſt und bei mäßigem Feuer unter 100 Pfd. geſchmolze— nen (aber ja nicht heißen) Talg einrührt, den ent— ſtehenden Schaum abnimmt, nach ½ Stunde das Feuer löſcht und den Talg langſam erkalten läßt oder ihn auch zu dieſem Zwecke in ein anderes Ge— fäß ſchöpft. Auch Wee geſchmolzenen Talgs 676 mit gemahlenem gebranntem Kalk foll ihn reinigen, ebenſo Beſtreuen mit geſchmolzenem Alaun. Eine noch größere Verfeinerung kann der Talg zur Lichterfabrikation durch ſeine Verwandlung in Stearin oder in Stearinſäure erfahren. Das Stea— rin kann durch bloßes Auspreſſen des Talgs bereitet werden, indem man den Talg in ½ bis / Zoll dicke Scheiben gießt, dieſe auf Filz legt, und ihn dann bei einer Wärme, wo er noch feſt, aber ſchon dem Schmelzen nahe iſt, zwiſchen dem Filz (oder ftatt deſſen zwiſchen Tüchern) auspreßt. Der ölige Theil zieht ſich in die Tücher und der Talg wird dadurch feſter. Zur Bereitung der Stearinſäure kocht man 100 Pfd. Talg mit 25 bis 30 Pfd. Waſſer und 2 Pfd. Schwefelſäure 1 Stunde lang und gießt dann das Ganze in einen Zuber von dickem Holz, den man gut bedeckt. Nach 2 bis 3 Tagen wird der Talg geronnen ſein. Man ſchlägt ihn in Lagen von 2 bis 3 Finger Dicke zwiſchen feſten Tüchern, ſchichtet ſie über einander und bringt fie dann unter eine ftarfe Preſſe. Zwiſchen je 2 Bogen legt man, um den Abfluß der ölartigen Talgſtoffſäure zu erleichtern, ein Weidengeflecht. Man preßt nun allmälig bis die Talgſtoff- oder Oleinſäure vollkommen ausge— preßt iſt, und erhält ſo 26 bis 30 Prozent derſelben. Dieſe Oleinſäure iſt ſehr gut zu gebrauchen, um ge— zogenen Lichtern die erſten Lagen zu geben. Der in den Tüchern zurückbleibende talgartige Theil (Stea— rinſäure) iſt trocken, brüchiger als Wachs, deſſen Weiße und Unveränderlichkeit er beſitzt. Wie ge— wöhnlicher Talg gereinigt, wird er ſehr ſchön und giebt Lichter, die niemals rinnen. Nach einem an— dern Verfahren bringt man 100 Theile Talg und 100 Theile Waſſer, welches 25 Theile ätzend ge— machte Pottaſche (2 Theile Pottaſche und 3 Theile Atzkalk) enthält, zuſammen in einen Keſſel zum Ko— chen, rührt es fleißig um, und erſetzt das verdam— pfende Waſſer durch Zuſatz von anderem. Wenn ſich hierbei die Seife vollkommen gebildet hat, wozu gewöhnlich ein ein- bis dreiſtündiges Kochen erfor— dert wird (wenn die Maſſe vollkommen gleichförmig und durchſcheinend geworden), ſo wird ſie mit ſo viel heißem Waſſer verdünnt, daß ſie, bis auf 40 Grad R. abgekühlt, beim Ausgießen keine Fäden zieht, und dann vorſichtig ſo lange Salzſäure oder Schwefelſäure zugeſetzt, bis bei fernerem Zuſatze kein Aufbrauſen mehr erfolgt. Die Stearinſäure erhebt ſich zuſammen mit der Oleinſäure auf die Oberfläche der Flüſſigkeit; man läßt Alles erkalten, und wenn alsdann die Maſſe das Anſehen eines ſteifen Mör— tels hat, nimmt man ſie ab, bringt ſie in ein ſtar— kes leinenes Tuch und preßt ſie mit einer Preſſe tüch— tig aus, damit die Oleinſäure abläuft. Die zurück— bleibende Stearinſäure wird alsdann nochmals mit Waſſer, in welches man gereinigten Weinſtein und Alaun gethan, gekocht und geſchäumt, und hierauf in ein Gefäß ausgegoſſen, worauf ſie nach dem Erkal— ten zur Verfertigung von Lichtern tauglich iſt. Nach einem engliſchen Verfahren verfährt man zur Darftel: lung der Stearinſäure einfach auf folgende Weiſe: Man ſchmilzt 100 Pfd. Talg mit ½ Pfd. Salpeter: ſäure von 52 Grad B. und erhält ihn ſo lange bei ge— Hauswirthſchaft. linder Hitze, bis er eine pomeranzengelbe Farbe zeigt, wornach er ausgepreßt wird, um ein ölartiges Fett abzuſcheiden. Die gelbe Farbe des Talgs und Ols verliert ſich durch Bleichen an Licht und Luft. Bei weichen Fetten muß man mehr Salpeterſäure nehmen. > Zu den Dochten iſt das gewöhnlichſte Material Baumwollengarn, zuweilen, namentlich bei ſchlech— tern Lichtern, macht man ſie jedoch auch aus Leinen— garn. Dieſe biegen ſich jedoch leicht um, und brin— gen dann die Lichter zum Laufen. Am beſten dürfte eine Verbindung von Baumwollen- und Leinengarn ſein. Verbindet man das Garn von der langfaſeri— gen ſüdamerikaniſchen Baumwolle mit ½ ſeines Ge— wichts reinſtem kölniſchen Zwirn, ſo erhält man vortreffliche Dochte, die faſt nicht einmal geputzt zu werden brauchen. Das Garn zu den Dochten muß möglichſt gleichförmig aus recht reinem Material, weder zu locker noch zu dicht geſponnen werden. Es verträgt beim Bleichen keine Lauge. Wie viele Fä— den zu einem Dochte genommen werden ſollen, be— ſtimmt ſich nach der Feinheit des Garns, ſowie auch nach der Dicke der Lichter. Mit zu dünnen Dochten brennen die Lichter zu dunkel, und mit zu dicken lodern ſie ſchnell hinweg und müſſen zu oft geputzt werden. Gedrehte Dochte brennen nicht ſo gut, als die aus gleichlaufenden Fäden, welche aber leicht flackern, wenn ſie nicht ganz gleich gemacht und mit Wachs getränkt ſind. Bei Verfertigung der Dochte wird das Garn in Seifenwaſſer gewaſchen, in war— mem reinem Waſſer nachgeſpült und an der Sonne getrocknet. Alsdann ſticht man in einen Tiſch ein Meſſer, und in ſolcher Entfernung von demſelben, als der Docht lang werden ſoll, eine Gabel; um— windet nun beide gemeinſchaftlich mit Garn mehr oder weniger oft, je nach Anzahl der Fäden, aus denen der Docht beſtehen ſoll, und durchſchneidet ſie endlich mit dem Meſſer; worauf man den Docht mit den Fingern etwas zuſammendreht und ihn mit dem unterſten Ende abwärts legt, während das oberſte auf der Gabel hängen bleibt. So fährt man fort, bis man genug Dochte hat. Da bei gegoſſe— nen Lichtern der Docht an beiden Enden befeſtigt werden muß, ſo wird das Ende des Dochts, wo er abgeſchnitten wurde, mit einem kleinen zuſammenzu— knüpfenden Faden verſehen, um den Docht mittelſt deſſelben an dem kleinen Haken der Lichtform befeſti— gen zu können. Bei Lichtern, die gezogen werden, verkürzen ſich die Dochte etwas, wenn ſie in den flüſ— ſigen Talg kommen, und zwar um ſo mehr, je mehr das Garn, aus dem ſie verfertigt ſind, gedreht iſt. Bei Lichtern von denen 8 auf 1 Pfd. gehen, beträgt dieſe Verkürzung etwa 1 Finger Breite, und um fo viel muß man die Dochte zu dergleichen Lichtern länger machen. Werden die Dochte vor dem Gießen oder Ziehen in Wachs getränkt oder mit Wachs beſtrichen, ſo brennen ſie länger. Weicht man die Dochte eine Zeitlang in Weineſſig ein, und läßt ſie dann wieder trocken werden, fo beugt man dem Gerüche vor, der etwa von dem Alter des Talges herrührt. Man empfiehlt auch Talg, Wachs und reines Baumöl zuſammenzumiſchen und den Docht damit zu beſtrei— Die Lichterbereitung. chen, wodurch man zugleich eine ſparſamer bren- nende und hellere Flamme erhält. Weicht man den Docht in Branntwein (zumal wenn dieſer Kampher gelöſt enthält) und beſtreicht ihn nach dem Trocknen mit einer Miſchung von Talg und Wachs, ſo er— hält man ebenfalls hellbrennende Dochte. Das Ziehen der Talglichter wird in Haushal— tungen haͤufig auf folgende Weiſe vorgenommen: Die Dochte werden mit ihren Ohſen oder Henkeln auf dünne, runde, platte, zugeſpitzte Stäbe (Licht— ſpieße) geſteckt, in geſchmolzenen Talg getaucht und zwiſchen den Fingern gerade, glatt und ſteif gezo— gen und geſtrichen. Alsdann taucht man die ſo zu— bereiteten, noch am Lichtſpieß befeſtigten Dochte in ein tiefes Behältniß von Holz, Thon oder Metall, worin der geſchmolzene Talg befindlich iſt, den man durch Zugießen von heißem Talge und, wenn dieſer zu Ende geht, durch Zuguß von heißem Waſſer flüſ— ſig erhält, und wiederholt dies in gehörigen Zwi— ſchenzeiten ſo oft, bis die Lichter die erforderliche Dicke haben. Zum Abkühlen der Lichter während des Ziehens werden in der Küche einige Latten oder Stangen in ſolcher Entfernung von einander ange— bracht, daß die Lichtſpieße von der einen zur andern reichen und auf ihnen ruhen können. Bei dieſem Verfahren fallen freilich die Lichter oft knotig und krumm aus, ſowie ſie auch öfters kniſtern, indem die Lichter oft unten in's Waſſer reichen. In andern Haushaltungen bedient man ſich zum Lichterziehen eines Inſtruments, das einem großen, horizontal liegenden Haſpel gleicht, an welchem unten 12, 16 oder mehrere hölzerne Teller hängen. An jedem die— ſer Teller ſind auf der untern Seite 8 bis 10 eiſerne Haken, an welchen die Dochte mit den Henkeln hängen, angebracht. Dieſes haſpelähnliche Geſtelle läßt ſich drehen, ſo daß eine Perſon, welche die Lichter zieht, gar nicht aufſtehen und auch Niemand zur Hülfe zu haben braucht, ſondern immer einen Teller nach dem andern nehmen, und ſo der Reihe nach an alle kommen kann. Während einer Umdre— hung des Inſtruments konnen die Lichter hinläng— lich abkühlen, weßhalb man nicht auf das Kaltwer- den zu warten braucht. Das Gefäß, worin der Talg ſich befindet, hat hier eine cylinderiſche Form, etwas weiter als der Teller iſt. Der Talg beim Ziehen der Lichter darf weder zu heiß noch zu kühl ſein. Hat ſich beim Ziehen am untern Ende der Lichter eine Maſſe Talg über den Docht hinausgeſetzt, ſo taucht man das Licht ſo weit, als man ſie wieder verkürzen muß, in den flüſſigen Talg und läßt ſie abſchmelzen. Sollen die Lichter oben nicht zu ſpitzig ausfallen, ſo zieht man ſie auf das unterſte Dritttheil ihrer Länge aus dem Talge und ſetzt den obern Theil allein eine Zeitlang der Luft aus, wo er dann erkaltet beim Wiedereintauchen mehr Talg annimmt. Damit die Lichter aber am untern Ende nicht zu dick werden, giebt man ihnen eine kreisförmige Bewegung im Talge. Um den Köpfen eine runde Geſtalt zu ge— ben, drückt man in dem Augenblicke, wo die Lich— ter ganz untergetaucht ſind, mit den Armen auf die Enden der Lichtſpieße; dann kommen die Köpfe der. Lichter aus dem Talge heraus, erkalten, und da ſie 677 nach Aufhören des Drucks wieder untertauchen, ſo nehmen ſie auch eine neue Lage Talg an. Sind nicht alle Lichter gleich dick gerathen, ſo ſortirt man ſie und taucht die dünnern noch einmal oder öfter ein. Haben ſie ftatt einer weißen eine gelbliche Farbe, ſo läßt man ſie einige Wochen auf einem luftigen Boden hängen, wo ſie aber vor Wind, Re— gen, Staub und Sonnenſchein geſichert ſind; von gutem Talg werden ſie auch weiß, wenn man ſie in mit Papier ausgeklebten oder mit Stroh ausge— legten Kiſten einige Zeit aufbewahrt. In der fabrikmäßigen Bereitung kommen beim Lichtziehen noch folgende Umſtände in Betracht, de— ren viele auch beim häuslichen Lichtziehen beobachtet werden können. Das Schmelzen des Talgs wird in einem runden, flachen, inwendig gut verzinnten, kupfernen Keſſel von ungefähr 36 Zoll Weite und 18 Zoll Tiefe vorgenommen. Derſelbe erhält darin eine Wärme von 40 bis 45 Grad R. und wird als— dann in die ſogenannte Talgform, d. h. einen aus Nußbaum oder Buchenholz verfertigten, 24 Zoll langen, 6 Zoll breiten und 30 Zoll tiefen Kaſten ge— füllt. Über dieſem Kaſten ſind Krücken oder Stan— gen durch Verbindung mit dem Rande des Kaſtens angebracht, auf welche die Lichtſpieße mit den durch die Talgmaſſe gezogenen Dochten zum Abtröpfeln des Talgs gehängt werden. Die Lichtſpieße ſind etwa 36 Zoll lange, dünne, glatte, hölzerne oder eiſerne Stäbe. Auf jeden Spieß kommt dieſelbe An: zahl Dochte in je 15 bis 18 Linien Abſtand von einander. Nachdem auf dieſe Weiſe 60 bis 100 Lichtſpieße vorgerichtet ſind, ergreift man mit beiden Händen 3 derſelben und hebt ſie zwiſchen dem Zeige— und Mittelfinger jeder Hand. Nun legt man die Dochte derſelben auf die Oberfläche des Talgs, hebt ſie empor und legt ſie dann auf die andere Seite. Während ſie den Talg einſaugen, ſenken ſie ſich ganz in die Form hinunter, wo ſie ſich völlig mit Talg ſättigen. Nun zieht man ſie heraus und hängt alle 3 Spieße auf die Krücken, um den überflüſſigen Talg in den Kaſten abtröpfeln zu laſſen. Auf die— ſelbe Weiſe verfährt man ſogleich mit 3 andern Spießen u. ſ. f. Man nennt dies erſte Eintauchen das Gründen des Dochts. Alsdann rollt man die Dochte, wenn man recht gleichförmige gerade Lich— ter haben will. Hierzu dienen 2 ganz ebene, gut polirte Rollbreter von 12 Zoll Länge, 10 Zoll Breite und 4 Linien Dicke, welche auf ihrer Oberfläche mit ſtarken aufgenagelten Riemen als Handgriffen ver— ſehen ſind, und beim Rollen gewöhnlich noch mit Gewichten beſchwert werden. Man rollt mehrere Dochte zugleich, und es gehört eine beſondere Übung dazu. Vor dem neuen Eintauchen läßt man den Talg etwas ſtark erkalten, ſo daß es ausſieht, als wenn er auf der Oberfläche ſtehen wollte. Alsdann taucht man wieder 3 Spieße auf einmal ein, läßt fie / Minute lang im Talge, zieht fie dann etwas aufwärts, ſo daß ſie nur noch auf dem unterſten Dritttheil ihrer Länge im Talge ſtehen, taucht ſie dann von Neuem ihrer ganzen Länge nach hinein, zieht ſie ganz heraus, läßt ſie über dem Kaſten ein wenig abtröpfeln und dann von den Stangen her— 678 Haus wirthſchaft. unterhängen. Während ſie vollends abtropfen, füllt man die Form wieder mit Talg, arbeitet dieſen gut durch einander und fährt mit Ziehen fort. Sind alle Dochte eingetaucht worden, ſo fängt man wie— der von vorn an und wiederholt dieſe Arbeit, bis die Lichter beinahe das Gewicht haben, was ſie erhal— ten ſollen. Haben die Lichter etwas über / ihres künftigen Gewichts erlangt, ſo muß der Talg durch vermehrtes Feuer wieder flüſſiger gemacht werden, indem von nun an bis an die letzte Lage die Lichter immer in recht heißen Talg eingetaucht werden müſ— ſen. Ehe man ſie jedoch zum letztenmale eintaucht, ſchneidet man an jedem Lichte das untere ſpitzige Ende mit einem breiten Meſſer ab, was man Stutzen nennt. Man gießt nun den bisherigen Talg aus dem Keſſel und aus der Form (oder dem Kaſten) und vertauſcht ihn, um den Lichtern ein recht ſchö— nes Anſehen zu geben, mit dem ſchönſten Talge, den man hat, erwärmt denſelben auf 40 bis 50 Grad R., taucht die Lichter ſchnell zweimal hinter einander ganz hinein und zieht ſie wieder heraus. Man nennt dies, den Lichtern einen Firniß geben. Nun läßt man endlich die Lichter bei verſchloſſener Werkſtatt langſam erkalten, und bewahrt ſie dann in einer mit Papier ausgeſchälten Kiſte auf. Das Gießen der Talglichter erfordert beſondere Formen, welche aus Holz, Glas, Eiſenblech, Ku— pfer, Zinn oder einer Kompoſition von Zinn mit einigen andern Metallen beſtehen. Letztere werden für die beſten gehalten; demnächſt dürften die aus bloßem gemeinen Zinn den Vorzug verdienen. Die blechernen ſind zwar wohlfeiler, als die zinnernen und auch ganz gut zu gebrauchen, nur behält das Licht wegen ſchlechterer Verlöthung derſelben einen Streif. Auch verbiegen ſich die blechernen leichter und bekommen durch leichte Stöße Beulen, die dann das Herausziehen der Lichter erſchweren. Die höl— zernen Formen ſind ſelten recht glatt, auch ſetzt ſich das Licht gewöhnlich zu feſt darin an. Man muß ſie, ſo oft man Lichter gegoſſen hat, rein ausreiben, und vor dem Gebrauche mit ein wenig Baumöl aus— ſtreichen. Man hat übrigens hölzerne Formen, wor— in man 24 Lichter auf einmal gießen kann. Sie werden aus 2 Bretern zuſammengeſchraubt, in deren jedes halbcylindriſche Höhlungen eingeſchnitten find, die mit denen des andern Bretes zuſammenpaſſen. Am beſten eignet ſich Nußbaumholz dazu. Die glä— ſernen Formen geben den Lichtern einen vorzüglichen Glanz und würden daher unſtreitig am beſten ſein; doch ſind ſie gewöhnlich etwas ungleich, auch nicht immer ganz gerade, wodurch das Herausziehen ſehr erſchwert wird; überdies ſpringen ſie leicht, wenn man den Talg zu heiß eingießt. Um dem Zerſprin— gen vorzubeugen, iſt gut, ſie vorher in Waſſer zu kochen und langſam darin erkalten zu laſſen. Die Lichtformenröhren ſind genau von dem Durchmeſſer, den die Lichter erhalten ſollen, zu unterſcheiden. Ganz unten verjüngen ſie ſich zu einer offenen Spitze, durch welche der Docht zum Ende der Form heraus— geht. Dieſes verjüngte, inwendig mit einigen Rinn— leiſten verſehene Ende (daher die gereifte Geſtalt an dem entſprechenden Ende der Lichter) heißt der Kra— gen. Am andern Ende iſt die Röhre etwas erwei— tert, um einen Trichter zum Eingießen des Talgs aufzunehmen. Das zwiſchen beiden Enden befind— liche Stück der Röhre heißt der Schaft. Als Trich— ter empfiehlt ſich am bequemſten ein ſolcher, deſſen ziemlich weite Dille in die obere Erweiterung gerade hineinpaßt. Im weiten Theile des Trichters befin— det ſich ein Haken, um den Docht daran zu hängen. Die Formen, deren man ſich zum häuslichen Gebrauche bedient, ſind jedoch einfacher eingerichtet und beſtehen öfters nur aus einer, oben allmälig ſich etwas erweiternden Röhre mit einem Rande, um ſie deſto beſſer in den Löchern eines Tiſches oder durchbohrten Bretes befeſtigen zu können. Haben dieſe Formen einen Haken, ſo muß dieſer, damit er das Herausziehen der Lichter nicht hindert, mit ei— nem Gelenke verſehen ſein, ſo daß man ihn, nachdem man den Docht losgemacht, zurückbiegen kann. Iſt kein Haken angebracht, ſo muß der Docht auf eine andere, nachher anzugebende Weiſe befeſtigt werden. Beim Gebrauche muüſſen die Formen eine ganz ſenkrechte Lage erhalten; deßhalb ſteckt man dieſel— ben in Löcher eines Tiſches oder Bretes, worin ſie durch die oben befindliche Erweiterung zurückgehal— ten werden. Unter dem Tiſche oder Brete ſteht ein Trog, um den beim Gießen etwa verſchütteten Talg aufzufangen. Der Docht wird nun genau in der Mitte der Form ausgeſpannt, ſo daß das eine Ende im Loche des Kragens, das andere im Trichter be— feſtigt iſt. Man zieht zu dem Ende den Docht mit— telſt einer Nadel in die Formen, keilt ihn, wenn das Loch des Kragens etwas zu weit ſein ſollte, noch durch einen kleinen Pfropfen von Kork oder Holz feſt und hängt oben die Schleife des Dochts in den Ha- ken des Trichters ein. Iſt aber der Trichter mit kei— nem Haken verſehen, ſo macht man an dem in die Höhe gezogenen Ende des Dochts, welches nachher im Lichte das untere wird, zuvörderſt einen einfachen Knoten, und bindet die noch über dieſem Knoten bleibenden Enden der zwei Hauptſtränge des Dochts um ein Querhölzchen zuſammen, welches dann oben auf die Form zu liegen kommt. Mittelſt dieſes Hölz— chens kann man dann den Docht ſo richten, daß er genau in der Mitte der Form fteht. Zum Gießen ſelbſt wird der nun flüſſig gemachte Talg beim Verfahren im Großen zuvor durch ein Haarſieb in ein hölzernes Gefäß geſeiht, in welchem er erſt mehrere Stunden ſtehen muß, ehe man ihn zum Gießen verwendet. Im ganz Kleinen kann man jedoch den Talg ftatt in einem Keſſel auch in einem Topfe ſchmelzen, und aus dieſem unmittelbar in die Formen gießen. Sobald man nun bemerkt, daß die Oberfläche des ausgeſeihten Talgs an den Rändern des Gefäßes zu gerinnen anfängt, ſo nimmt man zum Gießen einen kleinen Talgtopf oder eine blecherne Kanne, ſchoͤpft mit dieſer den Talg aus, oder, was viel beſſer iſt, läßt ihn mit— telſt eines Hahns, der 3 bis 4 Zoll hoch über dem Boden der Talgbutte angebracht iſt, in den Talg— topf laufen und füllt die Formen an. So oft die Kanne leer iſt, geht man an alle vollgegoſſenen For— men und zieht etwas an dem zum Kragen heraus— / Raffinirung und Reinigung des Ols. ſtehenden Ende des Dochts, weil einige Dochte durch den eingegoſſenen Talg verrückt fein koͤnnten; auch ſchüttelt man ganz gelinde an den Formen. Wenn der Talg zum Theil kalt geworden iſt, wird zweck— mäßig noch ein wenig Talg in den Trichter nachge— goſſen. Die gefüllten Formen ſtellt man nun an ei— nen kühlen Ort, wartet das Erhärten des Talgs in den Formen ab und zieht dann die Lichter heraus. Sollten einige Formen die Lichter nicht fahren laſ— ſen, ſo müſſen ſie mit einem in heißes Waſſer ge— tauchten Schwamme ſo lange umwiſcht werden, bis die Lichter herausgehen. Oft ſteckt man ſogar die gefüllte Form in nicht zu heißes Waſſer, damit die Lichter ſich löſen; ſollte ſie aber auch dann noch nicht herausgehen, ſo muß man die Formen in ſie— dendes Waſſer tauchen und die Lichter ausſchmelzen. Nach Herausnahme der Lichter müſſen die Formen jedesmal ſorgfältig gereinigt werden. In der kalten Jahreszeit kann man des Tages fünf- bis achtmal in dieſelben Formen Lichter gießen, weil letztere dann ſchnell erkalten. Im Allgemeinen laſſen ſich die Lich— ter am beſten bei mäßiger Kälte gießen, während ſie bei großer Kälte leicht ſpringen, im Sommer aber zu langſam erkalten und ſchwer aus den Formen ge: hen. Die fertigen Lichter werden am dicken Ende, wo ſich vom Einguſſe überflüſſige Talgtheile ange: ſetzt haben, geputzt und dann aufbewahrt. Sowohl die gezogenen als gegoſſenen Lichter haben friſch ein mehr oder weniger gelbes Anſehen, mit dem Alter werden ſie jedoch von ſelbſt immer weißer, wofern man ſie nur dabei vor Staub und Rauch ſchützt; auch kann man das Bleichen dadurch befördern, daß man ſie dem Thau und der nicht zu heißen Sonne ausſetzt. Lichter aus Talg und Harz ſollen in Schweden im Gebrauch ſein. Man kocht hierzu Fichtenharz mit Waſſer, bis es gut ausgeſchmolzen iſt, ſeiht es durch Leinwand, läßt es im Waſſer mäßig kalt wer— den, knetet es in kleinen Kugeln, ſchmilzt es mit Talg (4 Pfd. Harz auf 7 Pfd. Talg) unter beſtän— digem Umrühren, und gießt dann auf gewöhnliche Art Lichter damit. Der Talg muß beim Zuſammen— ſchmelzen nach und nach zu dem Harz geſetzt werden und die Miſchung während des Gießens erwärmt bleiben. Der Docht wird mit reinem Talg getränkt 679 und kann vorher auch in ſtarken Branntwein ge— taucht und wieder getrocknet werden. Dergleichen Lichter ähneln, wenn das Harz rein und hell war, den weißen Wachslichtern, und brennen fparfamer als Talglichter. Um überzogene Lichter zu erhalten, taucht man dieſelben, nachdem ſie ſchon zu einiger Dicke gezogen oder gegoſſen ſind, in flüſſig, aber nicht zu warm gemachtes Fett, das feſter und beſſer ift als das, aus welchem ſie beſtehen, ſo daß ein Überzug von dieſem entſteht, z. B. in Schöpſentalg, wenn die Lichter aus Rindstalg ſind, in Wallrath oder Wachs oder Miſchungen von beiden, wenn fie aus Schöp— ſentalg ſind. Oder man gießt in die Formen etwas Wachs oder Wallrath, rollt ſie dann ſo lange auf einem Tiſche herum, bis das Fett beftanden iſt und ſich an die innern Wände angehängt hat, ſteckt den Docht in die Mitte dieſer in der Form entſtandenen hohlen Röhren und gießt ſie dann wie gewöhnlich mit gewöhnlichem Talge aus. Solche Lichter laufen nicht ſo leicht, als wenn ſie ganz aus ſchlechtem Talge beſtänden, und haben ein feſteres, ſchöneres Anſehen. Zur Darſtellung der Wachslichter kann das Wachs im rohen Zuſtande als gelbes Wachs, oder im gebleichten Zuſtande als weißes Wachs in An— wendung gebracht werden. Der Unterſchied beſteht blos in der Farbe; in der Güte des Brennens wird zwiſchen beiden Arten von Lichtern kein weſentlicher Unterſchied bemerkt. Die gewöhnlichen Wachslich— ter werden meiſt durch Angießen von geſchmolzenem Wachs an die an einem Kranz aufghängten Dochte dargeſtellt; doch können ſie auch in gläſernen oder zinnernen Formen auf dieſelbe Art und Weiſe, wie die Talglichter gegoſſen werden, welches Verfahren für diejenigen, welche ſich ihre Wachslichter zum häuslichen Bedarf ſelbſt anfertigen wollen, am mei— ſten zu empfehlen iſt. Lichter von Wallrath, Stearin und Stearinſäure werden auf ähnliche Weiſe als Talglichter gegoſſen. Schriften: Leuchs, vollſtändige Ol- und Fett— kunde ꝛc. Nürnberg, 1832. Lenormand, gründ— liche Anweiſung zur Wachslichterfabrikation nach den neueften Verbeſſerungen. Aus dem Franzöſiſchen überſetzt von Kerſtein. Quedlinburg, 1833. Naffinirung und Reinigung des Ols. Die Reinigung des Ols wird nothwendig, um die ſchleimigen, eiweißartigen, faͤrbenden Beimi— ſchungen deſſelben zu entfernen, welche das Ol ge— neigt machen, ranzig zu werden, einen unangeneh— men Beigeſchmack beim Speiſen, das Rauchen beim Brennen und eine Unfähigkeit, gute trocknende Fir— niſſe zu geben, bedingen. Dieſe Reinigung kann zum Theil durch Ruhe und wiederholtes Ablaſſen vom Bodenſatz erfolgen; doch iſt dies Verfahren oft nicht ausreichend, beſonders für Brennöl. Am wohlfeilſten und wirkſamſten wird das Brennöl mit— telſt Schwefelſäure gereinigt, wodurch die Ole eine hellere Farbe erhalten, wenn ſie zuvor gefärbt wa— ren, auch leichter werden; ſie erſcheinen ferner etwas dünnfluͤſſiger, ihre Brennbarkeit vermehrt ſich, fie brennen reiner, rauchloſer, mit weniger Rußabſatz. Bei dieſer Reinigungsmethode ſetzt man dem Ole in einer angemeſſenen Temperatur ½ bis höchſtens 2 Prozent concentrirte Schwefelſäure zu, arbeitet es möglichſt gut durch, entfernt dann die Schwefelſäure durch Waſſer oder Kalk und filtrirt zuletzt das Ol noch durch geeignete Subſtanzen. Das zum Raffi— niren beſtimmte Lokal muß ſtets eine mittlere Tem— peratur von 13 bis 15 Grad R. haben. Auch iſt es 680 vortheilhaft, heiße Waſſerdämpfe zum Anwärmen des Ols und zum Auswaſchen deſſelben nach dem Gebrauch der Säure anwenden zu können. Man bedient ſich zur Olraffination Fäſſer, welche auf Ge— rüſten aufgeſtellt werden, zweckmäßig 1 Rührfaß über 2 Setzfäſſern; erſteres hat am Boden einen Pfropf, letztere 2 Hähne, wovon einer am Boden, der andere einige Zoll darüber iſt. Zuerſt bringt man eine be— ſtimmte Menge Ol (2 bis 4 preuß. Oxhoft) in das Rührfaß, und ſetzt, bei ſtetem Durcharbeiten mit ei— nem Rührſcheit oder andern Vorrichtungen 1 bis 1½ Prozent dem Gewicht oder ½ bis ½ Prozent dem Volumen nach concentrirte Schwefelſäure zu. Man kann ſchon mit ½ Gewichtsprozent Säure ausreichen, wenn man das Ol vorher auf 48 bis 56 Grad R. durch Dampf erwärmt. Manche ſetzen die ganze Schwefelſäure auf einmal, Andere nach und nach in Antheilen zu. Nach einer beſſern Me— thode iſt das Rührfaß mit einem Deckel verſehen, durch welchen 3 Glastrichter mit engen, und durch hineingebrachte Glasſplitter noch mehr verengerten Mündungen hindurchgehen, in welche die Schwefel— ſäure gefüllt wird, die unten tropfenweiſe in das Ol fällt, während dieſes (1 Stunde) in Bewegung geſetzt wird. Das Ol wird durch die Behandlung mit Schwefelſäure grün, dann ſchwarz. Das Durch— arbeiten wird / bis 1 Stunde anhaltend fortgeſetzt, bis der Niederſchlag vom Ole ſich gehörig ſcheidet und daſſelbe durchſichtig und klar wird, worauf man, um die Säure wieder auszuwaſchen zu dem Gemiſch warmes Waſſer von, 28 bis 30 Grad R. zufließen läßt (auf 100 Quart Ol 25 bis 30 Quart). Das Entfernen der Säure wird hierbei ſehr erleich— tert, wenn man einige Minuten lang ſiedenden Dampf einſtrömen läßt. Nachdem nun das Ge— miſch 10 bis 15 Minuten lang durchgerührt wor— den, läßt man es in das Setzfaß ablaufen. Nach 3 Tagen hat ſich das Ol von dem die Säure in ſich aufgenommenen Waſſer abgeſondert, und ſteht nun oben auf; unten aber befindet ſich das ſaure Waſſer, und die mittlere Schicht bilden die braunſchwarzen Flocken. Durch den unterſten Hahn läßt man nun das ſaure Waſſer ab, dann durch den obern das Ol, zuletzt durch den untern die flockige Maſſe, welche, da fie immer noch etwas DI enthält, in befondern Setzfäſſern mit Hähnen oder Zapfen geſammelt wird; man läßt durch Ruhe das Ol ſich von den Flocken ſcheiden und zieht es ab. Statt durch Aus— ſüßen mit Waſſer kann man die Säure auch durch gebrannten Kalk oder Kreide beſeitigen, wobei kein fo großer Olverluſt ftattfindet, das Ol völlig ſäure— frei ausfällt und wodurch überhaupt der ganze Pro— zeß ſchneller beendigt wird. Die Reinigung mit Kreide läßt ſich auf folgende Weiſe mit Vortheil ausführen: Nachdem die Säure auf das Ol im Rührfaſſe hinlänglich gewirkt hat, wird ein ſteifer, aus Waſſer und Kreide bereiteter Brei in kleinen Portionen zugegeben und mit dem Umrühren fort— gefahren. Wenn etwa Y mehr Kreide, als die Schwefelſäure zu Gyps umzuwandeln vermag (auf 61½ Theil concentrirte nicht rauchende Säure ſind 63 Theile Kreide zur Umwandlung in Gyps erfor— Hauswirthſchaft. derlich) zugeſetzt iſt und Lackmuspapier durchaus nicht mehr geröthet wird, zieht man das Ol auf Setzfäſſer ab; nach wenigen Stunden kann das Ol auf das Filtrum gebracht werden. Im Allgemeinen muß das von ſeiner Säure befreite Ol entweder durch langes Lagern oder (wie gewöhnlicher) durch ein beſonderes Verfahren noch geklärt werden. Man hat ſich hierzu der Schaf— wolle, der Roßhaare, der Kohlen u. ſ. w., am häufigſten und ſehr zweckmäßig aber der, Baum: wolle oder noch beſſer der feingemahlnen Olkuchen bedient, indem man aus beiden letztern das zurück— gehaltene Ol durch Preſſen wieder gewinnen kann. Man bringt zu dem Ende das mit Schwefelſäure gereinigte Ol in ein Faß, giebt auf 3 preuß. Ox— hoft 1 Centner gepulverte Olkuchen zu, arbeitet die Maſſe einige Minuten lang wohl durch einander und läßt ſie klar abſetzen. Nach zwei Tagen iſt in einem gehörig warmen Lokal das Ol vollkommen klar. Indeß läßt man doch nur die Hälfte ab, bringt eben ſo viel wieder hinzu, rührt um und verfährt wie oben. Auf ſolche Weiſe kann man die in Anwendung gebrachten Olkuchen einige Zeit gebrauchen, nimmt ſie aber dann heraus, wenn ſie endlich ihre Dienſte verſagen und erſetzt ſie durch friſche. Dieſe Olkuchen ſetzen noch etwas Ol ab und können mit den Olkuchen mit den Olmühlen zuſammengeſchlagen, oder auch als Viehfutter ge— braucht werden. Bringt man die Baumwolle in Anwendung, ſo bedient man ſich eines Bottichs mit koniſchen Löchern im Boden, in welche die Baumwolle vorſichtig eingelegt wird; oder man macht eine 1 Fuß dicke Schicht Baumwolle zwiſchen zwei durchlöcherten hölzernen Böden. Die Baum— wolle wird nach dem Gebrauche mit heißem Waſſer übergoſſen, ausgedrückt und das aus ihr gepreßte Ol nochmals geklärt. Der Olverluſt beim Raffiniren beträgt 1½ bis 2 Prozent. Nach folgender Methode ſoll man ebenfalls ein Ol erhalten, was durchaus nicht raucht. Man läßt 100 Pfund Ol mit hinzugefügten acht ganzen Zwie— beln bei ſchwachem Feuer 3 Stunden lang ohne Abſchäumen ſieden, nimmt es dann vom Feuer und läßt es eine Stunde lang ruhig ſtehen. Auf je 1 Pfund des jetzt hell erſcheinenden Ols gießt man nun nach und nach ½ Glas kaltes Waſſer, rührt es tüchtig um und läßt es wieder ruhig ſtehen, damit ſich die Unreinigkeit völlig ablagere. Als— dann wird der Schaum abgenommen, das Ol vom Bodenſatze abgegoſſen, dann wieder durch ein Haar— ſieb oder feine Leinwand filtrirt und das obenauf— ſchwimmende Ol abgegoſſen. =, Zu Salaten und andern Speiſen können außer Baumöl auch einige einheimiſche Ole in Anwen— dung kommen, ſobald ſie nur mit beſonderer Sorg— falt, d. h. durch kaltes und nicht zu ftarfes Preſ— ſen ſehr reinlich bereitet, gehörig abgelagert, aber doch nicht alt, und dabei gut aufbewahrt worden ſind; ſo namentlich Bucheckeröl, Mohnöl, Nußöl, Pflaumenkernöl, Madiaöl, auch ſelbſt vom Som: merrübſen und Leinöl. Zwar beſitzen dieſe Ole mehr oder weniger einen eigenthümlichen Beige— “ t Pr * 7 * * v * % > * 4 { * a & 4 — > * * 2 „ a a * 5 * - * 9 4 > Maſchinen- und Wagenſchmieren. ſchmack; indeß hat man mehrere Mittel, ihre Eigenſchaften in dieſem Bezuge zu verbeſſern, wohin namentlich folgende gehören. Bucheckeroͤl, Mohnöl, Sommerrübſenöl kann man, wenn ſie nicht heiß gepreßt waren, durch folgende Mittel zum Verſpei— * ſen tauglich machen: 1) Man erhitzt 15 Pfd. Ol mit 1 Pfd. Koch- ſalz und 6 Pfd. Waſſer bis zum Sieden, ſchäumt ab, gießt nach einer Stunde 6 Pfd. kaltes Waſſer hinzu, rührt gut um und läßt Alles 24 Stunden ruhig ſtehen. Das Ol wird hell, und der ſich un— ten abgeſetzte Schleim kann als Wagenſchmiere be— nutzt werden. Das ſo gereinigte Ol kann dann Jahre lang in mit Papier und Leinwand verbun— denen (nicht verſtopften) Gefäßen aufbewahrt wer— den. Nach einer andern Angabe ſchüttelt man das Ol mit heißer Kochſalzauflöſung, und Sand oder gewöhnlich zerſtoßenen Kohlen. Übrigens läßt ſich das Ol auch ſchon durch bloßes Stehenlaſſen mit heißem Waſſer oder noch beſſer Eſſig in einer war— men Temperatur während 6 bis 8 Tagen und öfteres Umrühren ſehr bedeutend verbeſſern. Maſchinen- und Wo Metall auf Metall reibt, bedient man ſich gewöhnlich des Theers, mit dem man jedoch zu— weilen noch durch's Schmelzen Talg oder andere Fette und Ole vereinigt; denn der Theer für ſich allein angewendet, läuft in der Wärme und beim friſchen Schmieren der Räder leicht ab, trocknet hernach ſehr bald ein und wird im Winter durch den Froſt erhärtet, und alsdann das Fuhrwerk mehr erſchwert, als erleichtert. Bei Kutſchwagen bedient man ſich zum Schmieren gewöhnlich blos des Talgs oder Fettes, da dieſe weniger Unrein— lichkeit abſetzen. Eine wohlfeile und dem Zweck vorzüglich entſprechende Maſchinen- und Wagen— ſchmiere wird folgendergeſtalt bereitet: Man ſchmilzt 4 Pfd. Pech und 3 Pfd. Leinöl zuſammen, und gießt dann unter fleißigem Umrühren nach und nach eine ſiedendheiße Auflöſung von 3 Pfd. Seife in 14 Pfd. Waſſer, desgleichen noch 5 Pfd. Sei— fenſiedermutterlauge hinzu. Das Umrühren wird ſo lange fortgeſetzt, bis die Maſſe nur noch lau— warm iſt. Eine andere Schmiere dieſer Art beſteht aus Rind-, Schaf- und Schweinefett, Kalk und Graphit. Der fein geſtoßene ungebrannte Kalk wird in das heißgemachte Fett im Verhältniß von Yso gegeben und zuletzt die Hälfte der Quantität des Fettes feingepulverter Graphit (Waſſerblei) beige— ſetzt. Sehr einfach erhält man auch ſchon dadurch ein billige Schmiere, wenn man pulveriſirten Gra— — * a 9 1 » r 9 irchhof, Landwirth. 681 2) Will man ſich zum Reinigen der Epeifeöle der Schwefelfäure bedienen, fo darf man fie nicht jo lange und fo ftarf einwirken laſſen, als bei Brennöl. Man nimmt z. B. auf 450 Quart etwa % Quart concentrirte Schwefelſäure, rührt dieſe Miſchung 30 Minuten lang um, fügt 8 Quart kochendes Waſſer zu, worin 2 Loth geſtoßener Zimmt gekocht worden, nebſt drei weißen geſchäl— ten Zwiebeln, welche mit einigen Gewürznelken beſteckt ſind; alsdann rührt man dieſe Maſſe 12 bis 15 Minuten um und filtrirt nach zehntägiger Ruhe über Kohlen. 3) Man ſoll Speiſeöl auch dadurch ſehr ver— beſſern können, daß man es mit dem Safte von Himbeeren, Apfeln, Pflaumen, Erdbeeren gähren läßt. Auf 10 Theile Ol nimmt man 1 Theil des ausgepreßten Saftes, ſchüttelt ihn gut mit dem Ole, ſtellt das Ganze an einen warmen Ort und befördert den baldigen Eintritt der Gährung durch öfteres Umrühren. Bildet ſich oben eine Haut, ſo wird ſie zur Verhütung des Schimmels abge- nommen. Wagenſchmieren. phit ſo lange mit Fett (gleichviel was für eine Art) vermengt, bis eine ſteife Maſſe daraus entſteht. Zur patentirten Wagenſchmiere von Both wird ½ Pfund Soda in 4 Ort Waſſer gelöſt, mit 3 Pfd. Talg und 6 Pfd. Palmöl, oder blos mit 8 Pfd. Talg bis nahe zum Kochen gebracht, und dann unter Umrühren erkalten gelaſſen. Sehr empfohlen wird auch eine Schmiere von 2 bis 5 Theilen Schmeer oder Fett mit 1 Theil Graphit oder einer Miſchung von gewöhnlicher Wagenſchmiere mit ge— ſtoßenem und feingeſiebtem Graphit bis zur Dicke einer Pomade. Dieſelbe ſoll die Reibung weit mehr mindern, und zwei- bis dreimal ſo lange als ge— wöhnliche Wagenſchmiere halten. Am beſten iſt ſie auf Achſen von Eiſen und Büchſen von Meſſing. Überhaupt iſt der Graphit zur Verminderung der Reibung bei ſich berührenden Holzflächen mit Vor— theil anzuwenden. Man kocht zu dieſem Zwecke 10 Theile geſchlämmten Graphit mit 1 Theil Leim und Waſſer zu einer dicken Leimfarbe, beſtreicht damit die Fläche des Holzes und wiederholt dies mehrmals, bis eine hinreichend dicke Lage auf der Oberfläche des Holzes aufgetragen iſt, die dann noch mit Graphitpulver beſtreut wird. Nach dem Trocknen wird die Oberfläche durch Reibung ſpie— gelglatt. Dieſes Mittel iſt zur Verminderung der Reibung bei Holzwerk viel beſſer, als Seife. 86 Shubmid Man beabſichtigt durch dieſelbe dem Leder Glanz und Schwärze ohne Verluſt ſeiner Geſchmeidigkeit zu ertheilen und es undurchdringlich für Waſſer zu machen; was ſich freilich nicht alles gleich gut mittelſt derſelben Wichſe erreichen läßt. Will man blos das Leder geſchmeidig und undurchdringlich für die Näſſe machen, ſo iſt reines Fett, zu dem man Kienruß oder eine andere Schwärze ſetzen kann, jeder andern Wichſe vorzuziehen, und Schuh— werk, bei welchem dieſe Schmiere in Anwendung kommt, hält länger, als bei Anwendung irgend einer andern Wichſe, obſchon daſſelbe keinen gehörigen Glanz erhält. Fette Wichſen, deren Hauptbeſtand— theile Fett, Wachs, Ol oder Harz ſind, halten das Waſſer gut ab, und haben um ſo mehr Glanz, je mehr ſie Wachs und Harz enthalten, haften aber auch dann um ſo weniger an dem Leder, bekom— men Riſſe und ſpringen ab; auch erzeigt ſich hier— bei leicht eine dicke Kruſte auf dem Leder, wodurch letzteres brüchig wird; daher jene mit Kienöl ſanft eingeweicht und mit einem ſtumpfen Meſſer abge— nommen werden muß. Wäſſerige Wichſen, worin Gummi, Eiweiß, Zucker den Hauptbeſtandtheil aus— machen, dienen am wenigſten zur Erhaltung des Leders, halten das Waſſer nicht ab und machen das Leder bald ſpröde. Sie geben aber viel Glanz und eignen ſich beſonders für den Sommer und für trockne Witterung. Seifenhafte Wichſen ſtehen zwiſchen den fetten und wäſſerigen in der Mitte, haben einen matten Glanz, erhalten das Leder etwas geſchmeidig und widerſtehen dem Waſſer einiger— maßen. In den ſogenannten engliſchen Glanz— wichſen iſt meiſt Schwefelſäure, in manchen Wichſen auch Salzſäure enthalten; daher ſolche Wichſen der Haltbarkeit des Leders nachtheilig ſind. Zur Schwärzung der Wichſe wendet man Beinſchwarz oder Kienruß an. 1) Fette Wichſen. 4 Theile Knochenfett werden mit 1 Theil Wachs zuſammengeſchmolzen, worauf man die nöthige Menge feinſten Kienruß zumiſcht. Oder man ſchmilzt 16 Loth Talg (am beſten Rinds— talg), 8 Loth Schweinefett, 4 Loth gemeinen Ter— pentin, 4 Loth gelbes Wachs und 4 Loth Baumöl zuſammen, ſo daß man das Wachs zuerſt, dann Talg und Fett, zuletzt Terpentin und Baumöl in den Tiegel bringt. Dieſe Maſſe wird mit Kienruß geſchwärzt. Dieſe Wichſe, wenn ſchon weniger glän— zend, erhält doch das Leder ſehr gut in der Näſſe; in naßgewordenes und hart ausgetrocknetes Leder reibt man ſie warm ein. Oder 2 Theile Wachs, 1 Theil Talg, 1 Theil Schweinefett, 1 Theil Thran, % Theil Terpentinöl, / Seife werden in der Wärme vereinigt, worauf man den nöthigen Kien— ruß zuſetzt. Dieſe Wichſe erhält das Leder und giebt auch einigen Glanz. Oder Wachs in feine Späne geſchnitten, mit ſo viel Terpentinöl übergoſſen, daß es davon bedeckt wird, bis zu bewirkter Auflöſung in gelinder Wärme ſtehen gelaſſen, und mit Ruß Hauswirthſchaft. fe (Lederwichſe). oder Beinſchwarz geſchwärzt. Dieſe Wichſe giebt, dünn aufgetragen, viel Glanz; wird aber, längere Zeit gebraucht, dem Leder nachtheilig, wenn man nicht das Schuh- oder Lederwerk alle 2 bis 3 Monate inwendig mit Baumöl oder beſſer mit Schweinefett einreibt. 2) Seifenhafte Wichſen. 2 Loth Seife und 1 Loth Wachs, beides fein geſchnitten, werden mit % Quart Waſſer gekocht, bis es fo dick wie Oel wird, und mit in Branntwein eingerührtem Kienruß geſchwärzt. Dieſe Wichſe, welche dünn aufgetragen Glanz giebt, iſt nur bei trockner Wit— terung zu empfehlen. Oder 2 Lth. gute weiße Haus: ſeife werden zerſchnitten und bei gelinder Wärme in 6 Loth Regenwaſſer aufgelöſt; ferner 1 Loth guter Tiſchlerleim und 4 Loth arabiſches Gummi, ebenfalls in 6 Loth Waſſer aufgelöſt, beide Löſun— gen mit einander und dann mit ! Loth gut aus— geglühtem Kienruß vermiſcht, ſo weit abgedampft, bis eine herausgenommene Probe in der Luft eritarrt, worauf man die Maſſe in zuvor mit DI ausgeſtrichene Blechformen gießt, nach dem Erſtar— ren die Täfelchen aus den Formen herausnimmt, zum Gebrauche etwas davon in Waſſer löſt, und die Löſung mit einer Bürſte auf das Leder auf— trägt. Bei Verſetzung mit Branntwein kann man dieſe Wichſe, welche ſehr guten Glanz giebt, auch gleich in flüſſiger Form aufbewahren. Zu ſoge— nanntem ſchwarzem Lederlack nimmt man "/, Pfd. weißes Wachs, 3 Loth gewöhnliche Hausſeife, 4 th. Candiszucker, 4 Loth reines arabiſches Gummi, 2 Loth hellen, reinen Lederleim und 5 Loth ſtärkſten Weingeiſt. Wachs und Seife werden zart zerſchnitten, die übrigen trocknen Materialien gröblich geſtoßen. Man bringt in einem 5 Pfd. Flüſſigkeit haltenden Topfe 1½ Pfd. Fluß- oder Regenwaſſer zum Auf: wallen, ſetzt dann den Topf vom Feuer, ſchüttet zuerſt das Wachs in das ſiedende Waſſer, ſetzt den Topf wieder über das Feuer und läßt unter beſtän— digem Umrühren ein wenig aufkochen. Auf dieſe Weiſe verfährt man mit den übrigen Ingredienzien, gießt zuletzt unter fernerem Umrühren den Weingeiſt zu und läßt die Maſſe endlich erkalten. Alsdann wird noch 6 Loth feingeriebenes frankfurter Schwarz hinzugerührt und der Topf an einem kühlen Orte verwahrt. Wird die Maſſe zu hart, ſo verdünnt man ſie mit kochendem Waſſer. 4 3) Zucker-, Eiweiß-, Gummiwichſen. Eine der empfehlenswertheſten deutſchen Glanzwichſen, wo— bei ſich das Leder gut hält, wird auf folgende Art bereitet: Ein Loth Baumöl wird unter beſtändigem Umrühren auf 4 Loth Beinſchwarz geträufelt, bei— des auf's innigſte verrieben, bis vom Baumöl nichts Fettiges mehr zu ſpüren iſt; alsdann wird das zu Schaum geſchlagene Weiße von einem Ei durch an— haltendes Umrühren auf das Genaueſte damit ver— miſcht; nächſtdem ſetzt man noch 2 Loth Weingeiſt unter beſtändigem Umrühren zu, giebt alsdann Einſalzen, Einpökeln des Fleiſches und der Fiſche. noch 6 Loth Zuckerſyrup und ¼ Flaſche guten Bier— eſſig bei und bewahrt die Wichſe in einer Flaſche auf. Sehr einfach macht man eine Wichſe aus 1 Eßlöffel voll geronnener Milch, der man 2 Thee— loͤffel voll Beinſchwarz oder ausgeglühten Kienruß zuſetzt. Eine andere, indem man 1 Theil Gummi in 4 bis 6 Theilen Waſſer auflöſt und 1 Theil feinen Kienruß einrührt. Dieſe Schwärze giebt viel Glanz, verträgt aber keine Näſſe. Eine nicht ab— färbende und ſich lange (an einem feuchten Orte) haltende Wichſe macht man auf folgende Weiſe: 5 Taſſenköpfe Brunnenwaſſer werden mit 6 Loth gelbem zerſchnittenem Wachs ſo lange gekocht, bis das Wachs zergangen iſt; alsdann nimmt man die Maſſe vom Feuer, und ſetzt ſofort unter beſtändi— gem Umrühren 1½ Loth kohlenſaures Kali, 1 Loth arabiſches Gummi, 1 Loth Candiszucker, 1 Loth Schweinefett, 1 Theelöffel voll Baumöl und ge— brannten Kienruß nach Erforderniß zu. 4) Schwefelſäurehaltige Wichſen. 4 Loth fein: gepulvertes Beinſchwarz werden allmälig mit ½ Loth Vitriolöl übergoſſen und gut durch einander gerührt; ſodann wird 8 Loth gewöhnlicher Honig in ¼ bis 1 preuß. Quart gutem Braunbiere über mäßigem Feuer aufgelöſt, einmal aufwallen gelaſ— ſen und die Unreinigkeit mit einer Kelle abge— ſchäumt. Alsdann gießt man dieſe Löſung unter beſtändigem Umrühren über das Beinſchwarz, rührt gut durch einander, und füllt in Flaſchen. Dieſe Wichſe ſoll dem Leder nicht nachtheilig werden, ſo— bald man alle 4 bis 6 Wochen daſſelbe mit lau— warmem Waſſer abwäſcht, dann in den Schatten ſtellt und wenn es halbtrocken geworden, alſo noch etwas feucht iſt, mit Fett oder beſſer mit Thran beſtreicht. 5) Waſſerdichte Caoutchoucwichſe. Man ſchmilzt 2 Loth fein zerſchnittenes Caoutchouc in einem gla— ſurten Gefäße über Kohlenfeuer, ſetzt einen kleinen Eßlöffel voll Leinölfirniß hinzu, bis eine gleich— 683 mäßige flüſſige Maſſe entſtanden iſt, jedoch im Ganzen nicht über 6 Loth. Hierauf wird die Maſſe vom Feuer genommen und noch 1 Loth Fiſchthran und eben ſo viel Terpentinöl zugerührt. Dieſe Wichſe macht das Leder nicht nur waſſerdicht, ſon— dern erhält es auch ſehr geſchmeidig. So kann man auch das Leder auf folgende Weiſe waſſerdicht ma— chen. Man ſchmilzt ½ preuß. Quart Leinöl, 2 Un: zen Terpentinöl und ½ Unze burgundiſches Pech bei gelinder Wärme zuſammen und reibt hiermit Leder (Schuhwerk) ein, indem man es der Sonne oder der Wärme eines nahen Feuers ausſetzt, bis es ganz von der Miſchung durchdrungen iſt. Endlich ſoll hier noch ein Mittel angegeben werden, Schuhwerk überhaupt dauerhaft zu machen. Man ſetzt zu 3 Eßloöffeln voll ſtarkem Olfirniß Y, Eßlöffel voll Terpentinöl, überſtreicht damit die Sohle und läßt es über gelindem Kohlenfeuer in das Leder einziehen. Dieſes Überſtreichen ſetzt man nach jedesmaligem Trocknen ſo lange fort, bis der Firniß ſtehen bleibt und nichts mehr einziehen will, worauf man es an einem warmen Orte ganz ein— trocknen läßt. Eine ſolche Sohle hält beim täg— lichen Gebrauche und bei der ſchlechteſten Witte— rung länger als ſonſt drei der beſten Sohlen, läßt auch zugleich keine Feuchtigkeit hindurchdringen. Ja man kann die Sohle faſt ganz unzerſtörbar machen, wenn man zuletzt noch trocknen, nicht zu feinen Sand auf den Olfirniß ſtreut, wenn dieſer noch nicht ganz trocken iſt, und ihn ſo viel wie möglich mit einem Hammer in die Sohle hineinſchlägt, die Sohle abermals mit Firniß überſtreicht, noch— mals nach etwas Abtrocknen Sand einſchlägt, und hiermit etlichemal fortfährt, bis man eine feſte Sandkruſte von der Dicke eines Federmeſſerrückens erhält. Dieſe überſtreicht man zuletzt etlichemal mit dem Firniſſe, und läßt das Ganze bei mäßiger Wärme austrocknen. Ob die Sohle von ſchlechten Leder war, iſt gleichgültig. Einſalzen, Einpoökeln des Fleiſches und der Fiſche. Das gewöhnliche Einſalzen des Fleiſches ge— ſchieht mittelſt einer Miſchung von Kochſalz und Salpeter, das der Fiſche meiſt blos mit Kochſalz. Durch letztern erhält das Fleiſch eine rothe Farbe und wird feſter; nimmt man aber zu viel davon, ſo verhärtet das Fleiſch von außen, ſo daß das Salz alsdann nicht eindringen kann und das Fleiſch bald übelriechend wird. Man wendet um ſo mehr davon an, je ſchneller das Fleiſch zum Genuß taug— lich werden ſoll. Das gewöhnliche Verhältniß iſt 2 bis 4 Theile Salpeter auf 100 Theile Kochſalz. Auch Zucker wird der beſſern Haltbarkeil des Flei— ſches wegen bisweilen zur Salzmiſchung gefügt, und von Gewürzen am häufigſten Wachholderbee— ren, Lorbeerblätter, Rosmarin, Kümmel, Salbei, Ingwer, Gewürznelken, Coriander, Zimmt, ſeltener Pfeffer. Im Allgemeinen iſt jedoch die Anwendung von Gewürzen gerade nicht zu empfehlen. Oft ſetzt man auch rothe Rübe zu, um dem Fleifche Farbe zu ertheilen, oder weiße, die den Geſchmack per— beſſern ſollen. Unter den verſchiedenen Arten 125 Salzes iſt Quellſalz dem Steinſalze vorzuziehen; gereinigtes Seeſalz iſt für weiches Fleiſch oft zu angreifend, für hartes aber ſtets beſſer als jedes andere Salz. Zum trocknen Einſalzen iſt ſtarkes Austrocknen oder Glühen des Salzes empfehlens— werth, ſowie es auch ſehr nützlich iſt, das Salz von den ihm beigemengten zerfließlichen Salzen zu reinigen. Ein einfaches, in Deutſchland ſchon lange gebräuchliches Mittel hierzu beſteht darin, daß man das Salz mit wenig kaltem Waſſer (Y, oder ½ ſeines Gewichts) übergießt, welches vorzugsweiſe die zerfließlichen Salze, aber verhältnißmäßig nur wenig vom Kochſalz auflöſen wird. Das zurück— bleibende Salz wird getrocknet, die abfließende ſal— zige Miſchung aber e Viehfutter gemiſcht. 684 Haus wirthſchaft. Verſchiedene Pökelbrühen und Salzmiſchungen zum Einſalzen des Fleiſches. 5 1) 4 Pfd. Kochſalz, 1½ Pfd. reiner Zucker, % Pfd. Salpeter und 20 Pfd. (17 Flaſchen) Waf- ſer werden zuſammen bei gelindem Feuer gekocht und abgeſchäumt. Dieſe Pökelbrühe, kalt über Fleiſch gegoſſen, macht das härteſte Fleiſch mürbe und auf Monate haltbar. Bei warmer Jahreszeit muß man das Blut ſorgfältig aus dem Fleiſche drücken und es mit geſtoßenem Salze wohl ein— reiben, bevor man es in die Pökelbrühe legt. Jun— ges Schweinefleiſch wird darin ſchon binnen 4 bis 5 Tagen ſo weich, daß es im Kochen beinahe zer— fällt; älteres hingegen, das zum Schinken beſtimmt iſt, muß man 14 Tage darin liegen laſſen, wor— auf der Schinken herausgenommen und, wenn er gehörig getrocknet iſt, mit Kleie abgerieben wird. Dieſe Pökelbrühe kann immer wieder gebraucht wer— den, wenn man etwas Salz zuſetzt, ſie wieder auf— kochen läßt und abſchäumt. 2) 2 Pfd. See- oder Kochſalz, Y Pfd. Sal— peter, 4 bis 8 Pfund Zuckerſyrup und 4% Maß Waſſer werden zuſammen gekocht. Dieſe Pökelbrühe dient beſonders für Fiſche; liegen dieſe 1 bis 2 Monate darin, ſo wird ihr Geſchmack ſehr gut. 3) 4 Loth Salpeter und 14 Maß Waſſer wer— den zuſammen gekocht und abgeſchäumt. Dieſe Pö— kelbrühe wird kalt auf das vorher mit Salz ein— geriebene und vom Blut gereinigte Fleiſch gegoſſen. Sie macht das härteſte Fleiſch mürbe. Rindfleiſch hält ſich Monate lang in ihr; Schinken, welche geräuchert werden ſollen, bleiben 14 Tage darin. Mittelſt Zuſatz von etwas Salpeter, durch Auf— kochen und Abſchäumen kann dieſe Pökelbrühe, wie andere, immer wieder auf's Neue brauchbar gemacht werden. 4) 32 Theile Kochſalz, ½ bis 2 Theile Sal— peter. Dieſe Salzmiſchung iſt zu Fleiſch, beſonders aber zu Fiſchen, ſehr empfehlenswerth. Die mit 2 Theilen Salpeter macht es ſehr roth. 5) 32 Theile calcinirtes (durch Feuer in Pul— ver verwandeltes) Kochſalz, 1½ Theil Salpeter, 1 Theil Zucker, iſt gut zum trocknen Einfalzen. Der Zucker kann auch wegbleiben. Einſalzen des Fleiſches. Die Güte des Eingeſalzenen hängt nicht allein von der Methode, ſondern auch von der Art des Fleiſches ab. Gewandertes und dann auf fetten Weiden ſchnell gemäſtetes Rindvieh, oder Schwei— ne, die ſich in Kaſtanien- oder Eichelwäldern ge— ſättigt haben, können durch keine Art künſtlich ge— mäſteten Viehes erſetzt werden. Thiere, welche mit Wicken, Bohnen, Erbſen, Mais, Hafer, trocknem Mehl u. dergl. gefüttert worden ſind, geben halt— bareres Salzfleiſch, als ſolche, die mit Brannt— weinſpulicht, Kartoffeln, und vorzüglich mit thie— riſchen Nahrungsmitteln ernährt ſind. Am beſten überhaupt zum Einſalzen eignet ſich dichtes, derb— ſaftiges, mit Fett gut durchwachſenes Fleiſch; viel weniger mageres und trockenes; doch iſt auch zu fettes nicht gut. Von größern Thieren nimmt man vorzugsweiſe das Fleiſch der Oberſchenkel und der Hinterſchenkel (die Keulen) zum Einſalzen, welches ſich am längſten hält. Je größer die Stücke des Fleiſches ſind, deſto größer iſt ihre Haltbarkeit, deſto ſorgfältigeres Einſalzen erfordern ſie aber auch und deſto ſpäter werden ſie genießbar. Rindfleiſch ſchneidet man in Stücke von 4 bis 24 Pfd., wenn man im Großen einſalzt. Man achte beim Ein— ſalzen großer Stücke beſonders darauf, daß keine Knochen und nicht mit Salz ausgefüllte Höhlungen darin bleiben. Beim Einſalzen des Fleiſches jun— ger Thiere darf man nicht ſo viel Salz anwenden, als zu dem alter Thiere. Das Fleiſch junger Thiere wird eher genießbar, als das alter, hält ſich aber nicht ſo lange. Vor dem Schlachten muß man ſorgfältig jede Erhitzung oder Beängſtigung des Thieres vermei— den, weil fonft das Fleiſch ſelbſt bei dem beiten Einſalzen leicht verdirbt. Auch darf man das Fleiſch nicht gleich nach dem Schlachten einſalzen, ſondern muß es erſt erkalten und etwas an der Luft liegen laſſen. Man laſſe es aber auch nicht zu lange lie: gen, am wenigſten bei ſchwüler Luft, verhüte wäh— rend dieſer Zeit jede Verunreinigung des Fleiſches und alles, was eine anfangende Fäulniß verur— ſachen kann. Je länger man es vor dem Einſalzen liegen läßt, um ſo ſchneller wird es zwar genieß— bar, aber auch um ſo weniger haltbar. Man waſche es gar nicht, wenn man kein reines Waſſer hat, ſondern reinige es mit trocknen Tüchern; bedecke es beim Liegenlaſſen oder beſtreue es mit etwas Salz und Gewürz, lege es nicht auf Metall und laffe kein metallenes Geräth damit in Berührung. Am vortheilhafteſten für die Haltbarkeit iſt, in den Wintermonaten einzuſalzen. Vor dem Einſalzen ſelbſt muß man ſorgfältig alle Knochen entfernen, außer, wenn das Fleiſch ſich nur kurze Zeit halten ſoll; oder wenn man (wie in Irland) die Knochen darin laſſen will, iſt doch das Mark herauszuneh— men. Ebenſo ſind alle mit Blut befleckten Theile zu entfernen oder zu reinigen. Um Fleiſch ſchnell genießbar zu machen, kann man es in einem Ge— fäß mit kochendem Waſſer übergießen, 1 Stunde darin liegen laſſen, dann herausnehmen und gut abgetrocknet einſalzen; oder es auch, auf gewöhn— liche Weiſe halb oder ½ gar gekocht, einſalzen. In beiden Fällen iſt mehr Salz als gewöhnlich nöthig. Auch mäßiges Klopfen des Fleiſches ſcheint die ſchnellere Reife zu befördern, ſowie ſich auch Gefrieren deſſelben für dieſen Zweck in Anwendung bringen laſſen dürfte. Um dagegen recht haltbares Fleiſch und zwar mittelſt geringern Salzaufwandes zu erhalten, laſſe man etwas an der Luft oder auf einem Ofen trocknen, wobei es zugleich mit Salz oder etwas Gewürzen beſtreut werden kann. Die Menge des anzuwendenden Salzes muß mit davon abhängen, ob das Fleiſch mehr oder weniger lange haltbar ſein ſoll. Durch viel Salz nämlich wird es länger haltbar, aber auch nicht ſo leicht weich. Bei dem gewöhnlichen Einſalzen Einſalzen des Fleiſches und der Fiſche. in Haushaltungen genügen 4 bis 6 Theile Salz auf 100 Theile Fleiſch oder etwa 2 Loth auf's Pfd. Beim Einreiben des Salzes nehme man jedenfalls Bedacht, daß es in die Höhlungen und Spalten möglichſt eindringe. Bei dem gewöhnlichen Einſalzen nun wird das Fleiſch mit Salz oder einer Salzmiſchung mit der Hand oder auch mit Hülfe eines Streichholzes moͤglichſt gut eingerieben, zuletzt damit beſtreut und in eine Kufe gelegt, auf deren Boden ebenfalls Salz befindlich iſt, und in dieſelbe durch Gewichte gepreßt. So hält es ſich ſchon geraume Zeit, und es ſcheidet ſich, wenn gut gepreßt wird, ſo viel Lake ab, als zur Bedeckung nöthig iſt. Sollte dies nicht der Fall ſein, oder will man das Fleiſch bald mürbe haben, ſo übergießt man es mit einer Pö— kelbrühe. f Bei dem Einſalzen für lange Dauer (nad) ir: ländiſcher Weiſe), wird das Fleiſch mit Salz, ſo viel es immer annehmen will, eingerieben, dann im offenen Faſſe geſchichtet und darin nicht unter acht und nicht über zehn Tage gelaſſen, worauf man es in eine Wanne bringt. Letztere wird unten Fingersdick mit Salz beſtreut, das Fleiſch ſo dicht als möglich eingelegt, zwiſchen jede Lage Salz ge— ſtreut, mit einem Gewichte von 50 Pfd. (etliche Minuten) eingepreßt, die Wanne zugeſchlagen und dann durch den Spund mit Lake voll gegoſſen. Dies wird nach 14 Tagen wiederholt. Solches Fleiſch muß 18 Monate lang gut bleiben. Fängt es an zu verderben, ſo legt man es 5 bis 6 Tage an die Luft, auch bei Regenwetter, wendet es alle Tage und übergießt es mit ſehr ſtarker Lake. Beim Hamburger Poökelfleiſch reibt man das Fleiſch mit Zucker ein, läßt es einige Stunden da— mit beizen, reibt es dann mit einer Salzmiſchung aus 32 Theilen Kochſalz, 8 Theilen Seeſalz, 2 Theilen Salpeter und etwas geſtoßenen Wachhol— derbeeren ein, läßt daſſelbe einige Wochen an der Luft liegen, während man es täglich umwendet und einreibt, trocknet es mit einem Tuche ab, preßt endlich 24 Stunden und räuchert oder verpackt es mit ftarfer Pökelbrühe. Nach einem andern Ver— fahren daſelbſt nimmt man auf 30 Pfd. Rindfleiſch vier Hände voll Salz und 1 Loth gereinigten Sal— peter, reibt damit die Fleiſchſtücken ſo lange ein, bis das Salz am Fleiſche trocken bleibt. Fängt daſſelbe beim Einreiben an naß zu werden, ſo wird das Fleiſch ſo feſt als möglich zuſammen und an den Rand des Faſſes gedrückt, auf deſſen Boden 25 bis 30 Gewürznägelein, etwas Lorbeerblätter und Rosmarin geſtreut ſind, welche Gewürzarten man auch bei jeder Fleiſchlage ſchichtweiſe mit ein— ſtreut. Zwiſchen dem Fleiſche darf durchaus kein leerer Raum bleiben; daher man das Faß ſo feſt und voll packen muß, daß man es nur mit Mühe zumachen kann; worauf man es an einen kühlen Ort ſtellt und das Fleiſch täglich wendet. Eine andere kürzere Art Hamburger geräuchertes Rind— fleiſch zuzubereiten, iſt folgende: Man zerläßt ſo viel Salpeter in Waſſer, als erforderlich, das 685 Fleiſch gehörig zu ſalzen; kocht hierauf das Fleiſch ganz langſam in dieſer Flüſſigkeit, bis alles Waſ— ſer verdampft iſt, und hängt daſſelbe hierauf 24 Stunden lang in ftarfen Rauch, worauf es eben ſo feſt, roth und wohlſchmeckend wie Hamburger geräuchertes Rindfleiſch ſein wird. Eine ebenfalls ſchnelle Einſalzmethode iſt noch folgende: Das Fleiſch wird mit Salz eingerieben, ſechs Tage in einem Faſſe liegen gelaſſen, ausgedrückt, / Stunde lang geſotten und nun in eine ganz ſtarke, ein Ei tragende Pökelbrühe gelegt, die etwas gewürzt werden kann. Beim trocknen Einſalzen wird das Fleiſch mit Salz eingerieben, dicht aufeinandergelegt und dies viermal von acht Tagen zu acht Tagen wiederholt (auf 14 Pfd. Fleiſch rechnet man 1 Pfd. Salz). Hierauf läßt man das Fleiſch abkühlen, beſtreut es mit Kleie und hängt es in die Küche oder eine warme Stube zum Trocknen. In einem Monat ift es trocken genug und kann dann wie Schinken aufbewahrt werden. Es hält ſich gut, und wenn es auch bisweilen ſchimmelt, fo ſchadet dies doch ſeiner Güte nichts. Bei dieſem Verfahren wird viel Salz erſpart, und das Fleiſch ſchmeckt nicht fo ſalzig, als eingepökeltes. Daſſelbe iſt bei jedem Fleiſche, beſonders aber bei Ochſen- und Schweine— fleiſch anwendbar. Das Eingeſalzene wird in Fäſſern aufbewahrt, die man an einen kühlen Ort, am beſten im All— gemeinen in den Keller ſtellt. Dieſe Fäſſer müſſen überall gleich weit und mit einem Deckel verſehen ſein, der, wenn er (am beſten durch eine Schrau— benpreſſe) hineingedrückt wird, ſtets luftdicht an den Umfang des Faſſes ſchließt. Oben kann das Faß noch mit einem zweiten beſchwerten Deckel, der auf dem Rande des Faſſes liegt, bedeckt werden. Die Salzlake muß ſtets das Eingeſalzene bedecken; man ergänze ſie daher von Zeit zu Zeit, erneuere ſie auch wohl, wenn ſie Neigung zur Verderbniß zeigt. Zweckmäßig wird Kohle mit in die Salzfäſſer ge— legt, welche die Fäulniß im Entſtehen verhindert. Die Fäſſer zum Einſalzen werden am zweckmäßig— ſten von Eichenholz gefertigt; große Fäſſer werden mit eiſernen Reifen gebunden. Neue Fäſſer müſſen vorher ausgewäſſert oder ausgelaugt werden, bis ſich kein Holzgeſchmack mehr zeigt. Alsdann kann man das Faß mit guten Weineſſig ausreiben oder, nachdem es gut ausgetrocknet iſt, mit Wachholder— beeren ausräuchern. Auch iſt es gut, die Seiten mit Salz oder Salpeter einzureiben. Man ſehe ſorgfältig darauf, daß die Fäſſer die Lake nicht aus— laufen laſſen. Je dichter das Faß, deſto haltbarer die Fleiſchwaare darin. Gut iſt daher auch, Deckel und Boden mit Harz oder mit einem Kitt zu ver— kleben. Das Einſalzen der verſchiedenen Fleiſchſorten betreffend, ſo ſind beim Rindfleiſch alle oben an— gegebenen Einſalzmethoden anwendbar. Doch legt man es zuweilen auch, gleich andern Fleifcharten, blos in eine Auflöſung von 1 Theil Salpeter und 4 Theilen Waſſer, worin es ſich mehrere Monate hält und ſehr mürbe wird. Rindszungen ſind et— 686 Sauswirthfhaft was ſchwieriger einzuſalzen als anderes Fleiſch, indem ſie ſich nicht ſo vollſtändig mit Salz durch— dringen laſſen. Am beſten ſetzt man dem Salz et— was Salpeter zu und ſorgt ſtets für Bedeckung mit guter Lake. Schöpſenfleiſch wird in der Regel wie Rindfleiſch behandelt; doch nimmt man zu dem— ſelben nur wenig oder gar keinen Salpeter. Soll ſich dieſes Fleiſch lange halten, ſo muß man vor dem Einſalzen deſſelben die Knochen herausnehmen. Auch Schweinefleiſch wird im Allgemeinen wie Rindfleiſch behandelt. Werden die Knochen nicht herausgenommen, ſo reibt man ſie doch ſehr gut mit Salz und Gewürzen (Pfeffer) ein. Schinken— ſtücke kann man acht Tage in Salz legen, dann herausnehmen, den Schleim abſchaben und etliche— mal in ſiedendes Waſſer tauchen, wo ſie ſich dann ungeräuchert einige Monate halten. Speckſeiten müſſen mit viel Salz und ftarf eingerieben werden. Das Fleiſch von nicht zu fetten Enten und Gän— ſen wird in beliebige Stücke geſchnitten, die man mit ganz trocknem Salze, zu dem etwas Salpeter gefügt werden kann, einreibt, oder blos damit be— ſtreut; alsdann drückt man die Stücke feſt in ein Gefäß von Holz oder einen Topf von Steingut, glaſurtem Thon oder dergl. Dieſen füllt man bis auf 3 Zoll an, gießt, wenn das Fleiſch lange auf— bewahrt werden ſoll, 3 Zoll dickes, feſtes, ausge— laſſenes Schweinefett oder ausgelaſſene Butter dar: über, und ſtellt die Töpfe in den Keller, wo ſich das Fleiſch bis zwei Jahre gut halten wird. Zu ſehr langer Haltbarkeit iſt es überhaupt dienlich, alles Fett und die Häute vom einzuſalzenden Fleiſche zu entfernen. Einſalzen der Fiſche. Dieſes kommt im größten Umfange bei den Heringen, doch auch bei vielen andern Fiſchen, als N ä ch Dieſes kommt bekanntlich in Haushaltungen zur beſſern Haltung von Fleiſch, Zungen, Würſten und dergleichen in Anwendung, und beſteht darin, daß man Fleiſch u. ſ. w. nach zuvorigem Einſalzen der Wirkung des Rauches ausſetzt. Da der zum Räu— chern erforderliche Beſtandtheil des Rauches (das fäulnißwidrige Kreoſot) auch im Ruße und im Holzeſſige enthalten iſt, ſo kann man das Fleiſch zu deſſen Haltbarmachung auch mit Holzeſſig ſtatt mit Rauch behandeln; wovon weiterhin. Räuchern mit Rauch. Im Allgemeinen wird zuerſt das Fleiſch mehr oder weniger ſtark und lange eingeſalzen, dann in den Rauch gehangen, entweder unmittelbar in die Feuereſſe, oder in eigene Räucherkammern, die mit der Eſſe in Verbindung ſtehen. Letzteres hat in vieler Hinſicht Vorzüge. Eine ſolche Räucherkam— 4 Aal, Anjovis, Hauſen, Hecht, Kabeljau, Lachs, Makrelen, Sardellen, Sprotten, Thunfiſch, Weiß— fiſch vor. Man ſchneidet zuvor die Fiſche auf und nimmt alles Ungenießbare heraus, läßt aber Ro— gen und Milch darin, wenn ſie nicht, wie bei größern Fiſchen empfehlenswerth, beſonders einge— ſalzen werden ſollen. Auch iſt räthlich, den Kopf abzuſchneiden, wodurch die Haltbarkeit befördert wird. Größere Fiſche kann man auch in zwei Hälf— ten ſchneiden, was beſonders zu empfehlen, wenn ſie geräuchert werden ſollen. Das Einſalzen ſelbſt kann nun nach einer der folgenden Methoden ge— ſchehen. 1) Man beſtreut die Fiſche mit Salz und wirft ſie in eine Kufe, wo das Salz Blut und viel Waſ— ſer ausſcheidet und eine Lake bildet. Wenn ſich das Salz etwas eingezogen und die Fiſche durchweicht hat (nach ein bis zwei Tagen), ſo arbeitet man ſie etwas durch einander, nimmt ſie heraus, beſtreut ſie auf's Neue mit Salz und wirft ſie in die Tonne, in welcher ſie bleiben, oder ſchichtet ſie in dieſelbe ſo ein, daß jeder Fiſch ſtets auf den Rücken und die Köpfe einer Lage auf die Schwänze der andern zu liegen kommen. Nach 24 Stunden haben ſie ſich geſenkt, worauf man noch mehr einlegt, bis die Tonne ganz voll iſt, ſie dann zuſchlägt und durch das Spundloch ſo viel ſtarkes Salzwaſſer gießt, als hineingehen will. 2) Man legt die gehörig geſäuberten Fiſche in eine geſättigte Kochſalzauflöſung, läßt ſie 12 bis 24 Stunden liegen, nimmt ſie dann heraus und packt fie, nachdem fie möglichſt gut abgetropft und ab— getrocknet ſind, mit Salz lagenweiſe in Fäſſer, die nun ſorgfältig verſchloſſen werden. Gut iſt, die Fiſche vor dem Verpacken nochmals in neuer Salz— lauge zu waſchen, beſonders wenn ſie noch viel Blut und ſchleimige Theile an ſich haben. e r nm. mer beſteht gewöhnlich in einem im Dachboden eines Hauſes angelegten Behältniſſe, welches ſo eingerichtet iſt, daß der Rauch aus der Eſſe hin— eingehen kann. Eine Rauchkammer darf weder zu warm noch zu kalt liegen, muß feuerfeſt ſein, einen guten Luftzug haben, und man muß nach Beſchaf— fenheit der Umſtände viel oder wenig Rauch hin— einlaſſen können. Sie ſoll daher nicht zu nahe über dem Feuer, ſondern etwas entfernt von demſelben, wenigſtens 18 bis 20 Fuß über dem Feuer liegen, weßhalb man ſie am beſten in dem Dachboden gleich neben dem Küchenſchornſteine anzubringen ſucht, wo man einen Raum von 8, 12 bis 16 Fuß in's Gevierte, ſo hoch, daß ein Menſch bequem darin ſtehen kann, mit einer dicken Wand oder Mauer umſchließt. Der Feuerfeſtigkeit halber muß man entweder die Kammer mit einer Mauer von Backſteinen, auf's Viertheil gemauert, umgeben, oder (zur Vermeidung der Laſt) mit Säulen und * Das Räuchern. Riegeln; in dieſem Falle jedoch alles Holzwerk der Wände und Decken mit Strohlehm dicht und feſt bedecken und ausgleichen, oder auch mit Dachzie— geln überblenden und hierüber noch einen Lehm— ſchlag machen, der mit Haaren oder Spreu oder Stroh oder Flachsſchäben vermiſcht wird. Die Fä— cher der Wände können mit Ziegeln oder mit Lehm— ſteinen ausgeſetzt oder auch ausgewellert, und die Decke muß gewellert und mit Strohlehm ausge— glichen oder ſtark mit Gyps beworfen ſein. Der Eingang in die Rauchkammer iſt am beſten mit einer eiſernen oder, wenn dies zu koſtſpielig wäre, mit einer hölzernen, an der innern Seite nach der Wand zu mit Lehm belegten und mit ſtarkem Blech beſchlagenen Thüre zu verwahren. Die Stangen (Fleiſchbäume), an welche das Fleiſch gehängt wird, werden mit etlichen Kettengliedern an Haken ge— hängt, die in die Wände eingebracht ſind. Um einen gehörigen Zug zu unterhalten, muß man in zwei verſchiedenen Seiten oben in den gegen das Dach zu ſtehenden Wänden Offnungen anbringen. Eine ſolche Offnung kann 10 bis 12 Zoll im Lich— ten erhalten, und es wird eine von Bretern zu— ſammengenagelte, gut mit Strohlehm ausgeſtrichene Röhre daraufgeſetzt und zum Dache oder der Gie— belwand hinausgeführt. Jede Röhre muß an der inwendigen, in der Räucherkammer befindlichen Offnung eine Klappe oder einen Schieber von Blech haben, womit man die Röhre verſchließen und den Zug nach Erforderniß mäßigen oder hindern kann. An der auswendigen, zum Dache hinausgehenden Offnung dieſer Röhre muß ein Drahtgitter ange— bracht ſein, ſowie auch auf dieſe Röhre, ſo weit ſie zum Dache hinausgeht (welches nur ein wenig ſein darf), ein kleines Dach von ein Paar Zie— geln geſetzt werden muß. Um den Rauch aus der Eſſe, die entweder in der Mitte der Räucher— kammer ſtehen oder nur mit einer Seite daran ſtoßen kann, in die Kammer hineinzulaſſen, muß unten, faft auf dem Boden der Räucherkammer, in der einen Seite der Eſſe eine Offnung ſich befin— den, ungefähr 1 Fuß breit und 1%, Fuß hoch, die zum beliebigen, Verſchließen mit einer Blechthüre verſehen iſt. Über dieſer Thüre muß man in der Eſſe einen Schieber oder beſſer eine Klappe von ſtarkem Eiſenblech, gleich einer Fallthüre anbringen, womit man den innern Theil des Schornſteins ganz oder zum Theil zumachen kann. Oben, faſt der Decke der Kammer gleich, muß in der Eſſe eine andere Offnung mit einer Thüre von Eiſenblech befindlich ſein, damit der von der Kammer abge— hende Rauch wieder heraustreten kann. Wo viel geräuchert wird, läßt man die Eſſe mitten in die Rauchkammer durch den Fußboden gehen. Zum Wegziehen des Rauches ſind dann in den vier Ecken vier kleine Schornfteine angelegt, welche ſich in der Mitte über jener in einer Eſſe zuſammen ſchleifen. Das vor dem Räuchern erforderliche Einſalzen geſchieht nach den unter Einſalzen gegebenen Re— geln. Gewöhnlich wird das in Stücke zerhauene Fleiſch mit, im gehörigen Verhältniſſe mit Salpe— 687 ter gemengtem Salz beſtreut, und dann in eine Wanne übereinander gelegt. Mit der hierbei ent— ſtehenden Salzlake wird das Fleiſch ſehr oft be— goſſen, weßhalb man die Wanne auf der einen Seite mittelſt eines untergelegten Steines erhöht, damit die Salzlake zuſammenlaufen und das Fleiſch damit begoſſen werden kann. Gewöhnlich läßt man das Fleiſch zu lange im Pökel liegen, wohl meh— rere Wochen lang, was aber dem Wohlgeſchmack des Rauchfleiſches nicht zuträglich iſt. Eine drei— tägige Behandlung mit Salz möchte in allen Fäl— len hinreichend ſein, indem bei einem zu langen Pökeln die kräftigſten Theile mehr oder weniger entzogen werden. Man hat ſogar empfohlen, das Pökeln gänzlich zu unterlaſſen, und dafür folgen— des Verfahren anzuwenden: Kochſalz zuvor auf dem Ofen möglichſt getrocknet, mit Zuſatz von ein wenig Salpeter, auch wohl etwas Zucker wird mit der Hand in das Fleiſch eingerieben und vornehm— lich da, wo ein Knochen im Fleiſche iſt, viel Salz an denſelben eingedrückt, auch wohl für ſolche Stellen dem Salze etwas geftoßener Pfeffer beige: mengt. Das ſo eingeriebene Stück Fleiſch wird dann ohne Weiteres in den Rauch gehangen. Vor Froſt iſt das Fleiſch beim Einſalzen jedenfalls zu ſchützen. Je länger man das Fleiſch im Rauche hängen läßt, deſto trockner, härter, ſchwer verdau— licher, aber auch haltbarer wird es; je weniger lange es dagegen im Rauche hängt, deſto ſaftiger, mürber bleibt es. Übrigens iſt Erfahrung dazu nöthig, nach dem Anſehen und Anfühlen des Flei— ſches die richtige Dauer zu treffen, indem hierbei auf die Witterung und Menge des Rauches, Größe und Beſchaffenheit des Fleiſches u. ſ. w. Alles an— kommt. Man muß bei fleißigem Nachſehen das Fleiſch keineswegs ſo lange hängen laſſen, daß es ſich wie Holz anfühlt, indem es dann keine kräf— tigen Nahrungstheile mehr enthält. Es ſchadet im Allgemeinen nichts, das Fleiſch auch dann ſchon aus dem Rauche zu nehmen, wenn es noch etwas feucht iſt, da das fernere Trocknen deſſelben auch in einer luftigen Kammer vollendet werden kann. Im Allgemeinen wird auf eine Auswahl des Holzes zum Räuchern keine Rückſicht genommen, weil man den Rauch des zum Kochen und Heizen gebrauchten Holzes zugleich dazu verwendet. In— deß beſitzt doch eine Holzart den Vorzug vor der andern für den Zweck des Räucherns. Am meiſten gerühmt wird Wachholderreiſig, welches dem Rauch— fleiſche einen gewürzhaften Geſchmack ertheilt, dem— nächſt Eichenholz oder Lohe, oder nicht ganz trock— nes Eichenlaub. Kann man mit dieſen Materia- lien nicht das ganze Räuchern verrichten, ſo wird es doch zweckmäßig ſein, ſolche wenigſtens öfters mit zuzuziehen, und ſo z. B Wachholderreiſig, Wachholderbeeren, Eichenlaub in das Feuer zu werfen, welches dann übrigens von anderm Holze ſein mag. Diejenigen Holzarten aber, welche zu den Nadelhölzern gehören, ſind billig zu vermeiden, indem dieſe wenig Säure aber viel Ol liefern, das während des Verbrennens zu Kienruß erftarrt, wenig in die zu räuchernden Gegenſtaͤnde eindringt 688 Hauswirthſchaft. und ihnen überdies einen widrigen Pechgeruch und Pechgeſchmack mittheilt. Zuweilen wird auch der Rauch, deſſen man ſich zu beſondern Gegenſtänden bedienen will, auf eine künſtliche Weiſe erzeugt, indem man ſich dabei als Hauptmaterial des vorher ausgelaugten Holzes (3. B. der Eichenlohe) unter Verſetzung mit aromatiſchen Pflanzenſtoffen (J. B. Kalmuswurzeln, Lorbeerblättern, Gewürznelken, Zimmtkaſſie u. ſ. w.) bedient, wodurch der Wohlge— ſchmack und Geruch der geräucherten Gegenſtände erhöht, freilich aber auch hierdurch das Räuchern koſtbarer gemacht wird. Zur Ausführung des Räucherns wird das ein— geſalzene Fleiſch mittelſt Bindfaden oder kleinen Stricken oder kleinen eiſernen Ketten an (gewöhn— lich) hölzernen oder (beſſer) eiſernen Querſtangen (Fleiſchbäumen), welche auf geeignete Weiſe be— feſtigt ſind, in den Schornftein oder beſſer in die Rauchkammer gehangen. Man bedient ſich zum Aufhängen und Herunternehmen des Fleiſches einer Art Gabel (Fleiſchgabel). Es darf weder zu nahe noch zu ferne vom Feuer hängen, ſowie es auch nicht zu nahe an der Mauer oder ſo dicht bei— ſammen hängen darf, daß ein Gegenſtand den andern berührt; je freier der Rauch den zu räu— chernden Gegenſtand umſpielen kann, deſto beſſer iſt es. Fleiſch, wie junge Gänſe und andere Klei— nigkeiten, welches man vom Rauche nicht gern ſchwarz werden laſſen will, wickelt man in Papier oder näht ſie in dünne Leinwand, oder beſtreut ſie ſtark mit Weizenkleie. Auch ſoll durch Räuchern mit Erlenholz das Schwarzwerden zu vermeiden ſein. In Rauchkammern, denen man mehr Höhe als Breite giebt, werden die kleinern Gegenſtände mehr in die Höhe, die größern mehr nach unten zu aufgehangen. Blutwürſte müſſen dem ſtärkſten Rauche ausgeſetzt werden; auch empfiehlt man, ſie vorher mit dünnen Nadeln an verſchiedenen Stel— len zu durchſtechen. Die andern Sorten Würſte können am höchſten in der Rauchkammer aufge— hangen werden, auch erhalten dieſe ihre Reife am früheſten. Iſt gepökeltes Fleiſch einmal aufgehangen worden, ſo muß ſogleich der Rauch darüber ge— bracht werden; beſonders iſt dies bei großer Kälte nöthig. Es muß ferner dann ein ununterbrochener gemäßigter Rauch ftattfinden, mithin der Schorn— ſtein oder die Rauchkammer nie lange ohne Rauch ſein, ſo lange das Räuchern dauert; denn bleibt das Fleiſch eine Zeitlang ohne Rauch, ſo kann es leicht verderben und in Fäulniß übergehen. Ein zu heftiger Rauch aber, von zu ſtarker Feuerung er— zeugt, iſt ebenfalls ſchädlich. Wo ein im Gange befindlicher Kochherd unter dem Rauchfange iſt oder der Rauch von einem täglich geheizten Ofen in denſelben geht, da bedarf man zum Räuchern keine beſondere Feuerung, außer Nachts; im Übri— gen kann man den Rauch mit ein wenig Reiſig, Spänen und dergl. beſtändig unterhalten. Es iſt gut, das Fleiſch anfangs ganz ſchwachem, dann ſtärkerem und immer ſtärkerem Rauche auszuſetzen. ‚ Die fertig geräucherten Gegenſtände können nun in der Rauchkammer ſelbſt aufbewahrt werden, in— dem man nach vollendeten Räuchern den Schieber ſchließt, ſo daß kein Rauch weiter in die Rauch— kammer dringen kann. Man öffnet nur dann und wann, beſonders in warmen Frühlingsmonaten den Schieber, um etwas Rauch in die Kammer zu laſſen, um ſomit die Milben von dem Fleiſche ab— zuhalten. Hat man keine Rauchkammer, ſo hängt man das Geräucherte den Winter über in einer luftigen Kammer auf, wo man es, beſonders die Schinken, alle paar Wochen umhängt, das Oberſte zu unterſt und umgekehrt. Alsdann reibt man jedes Stück mit Strohwiſchen gut ab, beſtreut es dick mit geſiebter Aſche und legt es, ein Stück über das andere, in einen hölzernen Kaſten oder ein Faß, das man gut verſchließt und in eine weder zu warme noch zu feuchte Kammer ſtellt. Das mit Aſche dick belegte Geräucherte bleibt nicht nur ganz haltbar, ſondern es behalten auch bei dieſem Ver— fahren Schinken und Speck die ſchöne Weiße des Fettes, die beim Hängen in freier Luft leicht ver— ſchießt und in's Gelbe zieht. Beim Wiederheraus— nehmen aus dem Aſchenlager wird die anſitzende Aſche mit einem Fleder- oder Borſtwiſche abgekehrt, und das Fleiſch dann mit Waſſer abgewaſchen. Gleichen Nutzen als das Beſtreuen mit Aſche ſoll das Einlegen in Heu oder in Getreidehaufen haben. Nach Andern indeß wird das Geräucherte in letz— tern ſchmierig. In Weſtphalen ſpundet man das Geräucherte zu Ende Aprils (ohne Aſche oder Heu) in Tonnen ein, und läßt es ſo den ganzen Mai, welchen man für den gefährlichſten rückſichtlich der Erzeugung der Milben hält, ruhen. Zu Ende Mai aber hängt man es in die Vorrathshäuſer auf, die dort ſehr luftig ſind. An mehrern Orten bewahren die Landleute das Geräucherte ſo auf, daß ſie das— ſelbe in ihre Kachelöfen, welche des Sommers nicht geheizt werden, packen, und ſodann das Ofenloch mit Lehm und Steinen verſchließen. Das von Zeit zu Zeit für das Herausnehmen des erforderlichen Bedarfs geöffnete Ofenloch wird ſorgfältig wieder zugelehmt. Um Schmeißfliegen von Schinken ab— zuhalten, empfiehlt man, alle Spalten und Ritzen derſelben mit einem Teige aus geſtoßenem und ge— ſiebtem ſchwarzem Pfeffer und Waſſer zu beſtreichen und ſie dann an einem Orte aufzuhängen, wo es weder zu warm noch zu feucht iſt. Um ſich ſchnell gutes Rauchfleiſch zu verſchaffen, bedient man ſich vornehmlich der Räucherungsme— thode mit Holzeſſig, aber auch mit Rauch kann man ſchnell zum Zwecke gelangen nach folgenden Methoden, wobei indeß das Fleiſch keine große Dauerhaftigkeit erhält. 1) Man zerläßt ſo viel Salpeter in Waſſer, als man ſonſt Salz zum Einſalzen eines Stücks Rindfleiſch gebraucht, kocht in dieſem Waſſer das Fleiſch unter Umwenden ſo lange, bis nach meh— rern Stunden das meiſte Waſſer verdampft iſt, und hängt es dann in den Rauch. So erhält es ſchon in weniger als 48 Stunden eine ihm dienliche Härte, ſieht inwendig vortrefflich roth aus und ſchmeckt ſo gut wie Hamburger Geräuchertes. Das Räuchern. 2) Man reibt das Stück Fleiſch um und um mit Salz, unter das ein wenig Salpeter genommen iſt, gut ein, läßt es ſo lange liegen, bis das Salz ge— hörig zerfloſſen iſt, indem man es während dieſer Zeit einigemal umwendet (24 Stunden reichen hin), und hängt es nun in den Rauch. Nach acht bis vierzehn Tagen kann man es kochen, und es iſt ſehr delifat. 3) Man bringt Waſſer zum Kochen, legt das Fleiſch in das kochende Waſſer, nimmt es, ſobald das Waſſer wieder in's Kochen kommt, heraus, reibt es mit Salz und Salpeter ein, ſetzt es im Winter an den Ofen, läßt es 24 Stunden fo ſtehen und haͤngt es dann in den Rauch; ſo wird es wie Ham— burger Rauchfleiſch. — Um Fiſche zu räuchern, reißt man ſie am Rücken auf, zerſpaltet den Kopf (zerſchneidet größere Fiſche), reibt ſie mit Salz und Salpeter ein, ſpannt ſie nach einigen Tagen mit breiten ſpitzigen Spänen aus und hängt ſie in den Rauch. Sind ſie etwas durchzogen, ſo werden ſie abgenommen, mit Papier umbunden und weiter gelinde abgeräuchert. Die meiſten dürfen nur einige Tage geräuchert werden, indem man ſie dann zum Nachtrocknen an einem luftigen Orte auf— hängt. Man kann Lachſe, Aale, Hechte, Barſche, Forellen, Karpfen u. ſ. w. ſo behandeln. Vom Rindfleiſch räuchert man für das Geſinde gern das derbſte Fleiſch, d. i. von den Vorder- und Hintervierteln. Wo indeß Wohlgeſchmack beabſich— tigt wird, nimmt man die Rippenſtücke und die Bruſt— kerne von einem jungen, fetten Ochſen. Von alten abgetriebenen Ochſen ſollte man gar kein Rauchfleiſch machen, ſondern ihr Fleiſch nur zum Einpökeln ver— wenden. Man läßt die zu räuchernden Stücke lieber groß als klein hauen. Das Räuchern des Rind— fleiſches geſchieht nach den allgemeinen, oben ange— gebenen Regeln. Auf hamburger Art zu räuchern, verfährt man nach zweierlei Methoden. Nach der erſten taucht man die großen Stücke einigemal in ſie— dendes Waſſer ein, läßt ſie ablaufen, reibt ſie dann einigemal recht derb und ſorgfältig mit Salz und Salpeter ein und beſtreut ſie vor dem Aufhängen in Rauch mit Kleie. Nach der andern räuchert man immerwährend, nach Maßgabe des Verbrauchs, von dem eingeſalzenen Fleiſche. Man nimmt es aus dem Salze, wäſſert es 24 Stunden und läßt es, voll— kommen betrocknet, acht Tage räuchern. Es bleibt auf dieſe Weiſe ungemein mürbe und ſaftig und ſchmeckt im Sommer beſſer als das auf einmal mit einander geräucherte und in Aſche aufbewahrte Rauchfleiſch. Rindszungen muͤſſen etwas länger als Fleiſch im Pökel liegen, auch fleißig mit Salzlake begoſſen werden; ebenſo müſſen ſie auch etwas länger als Fleiſch im Rauche hängen bleiben. In Weſtphalen verfährt man damit auf folgende Weiſe: Man legt die friſchen Zungen in eine Mulde, ſo daß der obere ſcharfe Theil unten zu liegen kommt, giebt auf jede Zunge zwei Hände voll Salz, läßt ſie über Nacht in einer Stube ſtehen, beſprengt ſie dann mit Eſſig, läßt ſie wieder drei bis vier Tage an einem kühlen Orte ſtehen, legt ſie dann auf die vorige Weiſe in Kirchhof, Landwirth. 689 ein Gefäß und auf jede Zunge drei bis vier dünne Scheibchen von rothen Rüben, ſtreut wieder Salz darauf, vermiſcht auf jede Zunge / Nößel Wein, 1 Nößel Waſſer und 1 Nößel Eſſig mit der geſalze— nen Lake von den Zungen, gießt es ſo darauf, daß es etwas darübergeht, beſchwert ſie mit einem Steine und hängt ſie endlich, nachdem ſie drei Wochen ſo gelegen haben, in den Rauch, aber nicht zu nahe über das Feuer. Schinken behandelt man in Weſtphalen, von wo die wohlſchmeckendſten kommen, auf folgende Weiſe: Man läßt Speck und Schinken nach dem Schlachten acht bis zehn Tage lang an der Luft hängen, dann ebenſo lange oder noch ein paar Tage länger im Pökel liegen, und taucht ſie dann in ſtarken Brannt— wein, worin gequetſchte Wachholderbeeren einge— weicht worden. Nach einiger Weile nimmt man ſie heraus und hängt ſie in die Rauchkammer, wo vor— nehmlich mit Wachholdergeſträuch Rauch gemacht wird. Nach einem andern Verfahren dort werden die Schinken von anklebendem Blute gereinigt, dann mit einem Gemenge aus vier Theilen ſtark getrock— netem Kochſalz, ein Theil Salpeter und ½ Theil Zucker ſtark eingerieben und in einem hölzernen Ge— fäße, in welchem man vorläufig ½ Zoll hoch das eben genannte Gemenge geſtreut, mit der dicken Fleiſchſeite nach unten feſt neben einander gelegt. Nachdem man eine ſolche Lage zu Stande gebracht, werden die nach oben befindlichen Wirbelknochen mit fein geſtoßenem Salpeter, das Fleiſch ſelbſt aber mit dem obigen Gemenge beſtreut. Iſt auf dieſe Art das Gefäß bis oben angefüllt, ſo wird es mit einem paſ— ſenden Deckel bedeckt und mit Steinen gut beſchwert, worauf es drei bis vier Wochen ſtehen bleibt. Dann nimmt man die Schinken heraus, trocknet ſie gut ab und hängt ſie ſechs Wochen in die Rauchkammer, wo man jedoch einen mehr kalten als warmen Rauch anwendet. Hier und da werden auch wohl die Schin— ken gar nicht eingepökelt, ſondern noch warm gut mit Salz und Pfeffer eingerieben und in den Rauch ge— hangen. Auf ſolche Weiſe bleibt das Fleiſch ſehr wohlſchmeckend und ſaftig, bekommt aber freilich nicht viel Haltbarkeit. Speck wird wie Schinken behandelt. Um das Tropfen von zu weichem Speck (von Buchecker- oder Spülichtmaſt) zu verhüten, legt man ihn vorher vier— zehn Tage in kaltes, alle Tage zu erneuerndes Waſ— ſer, wonach man ihn dann einſalzt und wie Schin— ken behandelt. In Betreff des Räucherns der Würſte, ſiehe weiterhin Schlachten. Schöpſenfleiſch iſt nicht ſonderlich zum Räuchern geeignet, obſchon man zuweilen Hammelskeulen für den Sommer dadurch aufhebt. Man behandelt ſie dann wie Rauchfleiſch, läßt ſie jedoch nicht ſo lange im Rauche. Hartes Fleiſch wird erſt geklopft. Gänſe werden auf verſchiedene Weiſe geräuchert. 1) Gewöhnlich werden die geſchlachteten und ge— reinigten Gänſe in zwei Hälften geſchnitten, einige Tage lang in den Pökel gelegt, öfterer gewendet, oder mit der unten zuſammengelaufenen Salzlake begoſ— ſen und nach drei bis vier rn in den Rauch ges 690 hangen, wovon fie ſchwarz und, läßt man fie etwas zu lange hängen, zwar dauerhafter aber hart werden. 2) Recht fette Gänſe werden geſchlachtet, gerei— nigt, am Rücken herunter aufgeſchnitten und dann mit einem Gemeng von Salz und Salpeter (auf 1 Quart Salz 1 Loth Salpeter) in einem unten zum Abzuge der Lake mit einer Offnung verſehenen Ge— fäße geſalzen, wobei das Salz ziemlich eingerieben wird, worauf man Scheibchen von einer geſchälten rothen Rübe auf die Gans legt und mit einem Ge— wichte beſchwert. Die unten abgezapfte Brühe gießt man alle Tage wieder darüber, wodurch das Fleiſch ganz roth wird. Nach mindeſtens drei Tagen wird die Gans herausgenommen, an Wurſtſtangen ge— bunden, erſt eine Weile in der Luft hängen gelaſſen, dann, nachdem man den hohlen Leib durch Hölzer aus einander geſperrt hat, in eine Rauchkammer oder, in Ermangelung dieſer, in einen Schornſtein gehan— gen, doch ſo, daß keine zu ſtarke Hitze zukommen kann. Sobald nun die Gänſe im Rauche ein wenig angelaufen ſind, werden ſie über und über mit Pa— pier verbunden und vollends geräuchert. 3) Nach pommerſcher Art, wodurch man die be— kannten Spickgänſe erhält, räuchert man die Gänſe auf folgende Weiſe: Wenn die dazu beſtimmten Gänſe in einem gut mit Stroh geſtreuten Stalle drei Wochen lang vollauf gefüttert, auch mit Sand und hinlänglichem Waſſer verſehen worden ſind, wer— den ſie nach Martini geſchlachtet und höchſt vorſichtig gerupft; alsdann geſengt und mit warmem Waſſer abgewaſchen, worauf man Hals und Flügel am Leibe kurz abſchneidet. Hierauf ſpaltet man eine Gans nach der andern recht genau in der Mitte, nimmt Herz, Lunge, Magen, Leber, Kaldaunen und Fett heraus, reibt die geſpaltenen Gänſe ſtark mit Salz ein und ſchichtet ſie in ein reines Faß ſehr dick auf einander, deckt ſie zu und läßt ſie drei Tage lie— gen. Nun werden ſämmtliche Gänſe heraus genom— men, ſodann, nachdem an das Knie einer jeden eine Schleife von Bindfaden angebunden worden, noch naß und voll Salz hängend über und über mit trock— ner Weizenkleie beſtreut und in der Kleie ſo herum— gewälzt, daß man von ihrem Fleiſche nichts mehr ſehen kann; dann mittelſt der Schleifen auf hölzerne Spieſe angereiht, ohne daß ſie ſich jedoch berühren und dann nicht länger als acht Tage in kaltem Rauche an einem Orte gelaſſen, wohin keine Feuer— hitze dringen kann. Hierauf hängt man ſie acht Tage lang auf einem Boden hoch an Balken in die Luft, nimmt ſie dann ab und reibt ihnen mit einem zu— Hauswirthſchaft. ſammengewickelten Lappen die Kleie ſauber ab. Will man aber blos die Brüſte räuchern, wie ſolche unter dem Namen pommerſche Gänſebrüſte wirklich in den Handel kommen, ſo werden dieſe mit einem ſcharfen Meſſer abgeſchnitten und fo die übrigen Körpertheile davon getrennt. Die Spickgänſe werden entweder in einer, der Mittagsſonne nicht zugänglichen, küh— len, der durchſtreichenden Luft offenen Vorrathskam— mer, oder am beſten im Mai, wie anderes Rauch— fleiſch, in Aſche eingepackt an einem kühlen Orte aufbewahrt. Näuchern mit Holzeſſig. Dieſe Methode zu räuchern, verdient Empfeh— lung, wobei jedoch zu bemerken, daß man durchaus hierzu nicht rohen, ſondern gereinigten Holzeſſig (Holzſäure) anwenden muß. Die Vorbereitung zum Räuchern durch Einſalzen iſt die gewöhnliche. Doch ziehen Manche auch hier das bloße Einreiben mit Salz und etwas Salpeter nach oben bemerkter Weiſe vor. Nur muß man in dieſem Falle das mit Salz Eingeriebene ſo lange liegen laſſen, bis das Salz überall gut zerfloſſen oder eingedrungen iſt, wozu etwa ½ Tag hinreichend, jedoch auch ein bis drei Tage nicht nachtheilig iſt. Sobald das eingeriebene Salz geſchmolzen iſt und das Fleiſch dann ſich naß zeigt, iſt es Zeit, es mit Holzeſſig zu behandeln, wo— bei man am zweckmäßigſten auf folgende Weiſe ver— fährt: Eingepökeltes, ſowie Knack- und Schlack— würſte müſſen zuvor mit einem Tuche abgerieben werden; dann beſtreicht man ſie mittelſt eines Bor— ſtenpinſels oder eines Flederwiſches mit verdünntem Holzeſſig, wobei man ja keine Stelle übergehen darf. Bei hinreichender Menge Holzeſſig kann man auch das Fleiſch eintauchen. Die beſtrichenen Gegenſtände werden in luftigen Kammern aufgehangen; je mehr Luftzug, um ſo beſſer. Größere Würſte beſtreicht man, nachdem ſie etwa vier Tage gehangen haben, noch einmal, und Schinken, Speckſeiten, ſehr dicke Würſte auch wohl noch ein drittesmal nach aberma— liger Zwiſchenzeit von vier Tagen. Hat das mit Holzeſſig behandelte Fleiſch eine harte Rinde erhal— ten, ſo iſt nicht der Holzeſſig, ſondern das vorgän— gige zu lange Pökeln, oder ein zu langes Eintauchen in Holzeſſig daran Schuld. Denn ſonſt wird das mit Holzeſſig Geräucherte ſehr ſchmackhaft und ſaftig und gut haltbar. 8 Schriften. Marſchall, das Einpökeln, Ein— ſäuern, Räuchern und ſonſtige Aufbewahrung des Fleiſches. Schlachten der Hausthiere. 1) Vierfüßige Hausthiere. Wenn es für größere Haushaltungen ſehr vortheilhaft ſein kann, ein Rind zu ſchlachten, ſo wird es doch meiſtens für kleine Familien nicht räthlich ſein. Die vortheilhaf— teſte Zeit zum Schlachten iſt der Spätherbſt. Muß man gemäſtete Schweine zum Schlachten kaufen, ſo kauft man dieſe beſſer von Bäckern und Müllern, als von Branntweinbrennern, wo das Fleiſch wegen der Maſt mit Spülicht nicht viel taugt. Ein gebrachtes erkauftes Schwein laſſe man einen Tag im Stalle ruhen und ſchlachte es erſt am andern Tage, gebe ihm aber fleißig Waſſer und Kleie zu ſaufen. Am Das Schlachten der Hausthiere. Morgen, wenn es geſtochen wird, fängt man befannt- lich das Blut zur Verfertigung der Blutwürſte unter beſtändigem Umrühren oder Quirlen in einem Ge— fäße auf. Alsdann wird das Schwein gebrüht, auf— gehangen und aufgeſchnitten. Manche Theile, wie die Schinken und Speckſeiten, werden faſt immer eingeſalzen und geräuchert, andere, wie die Leber und das Blut, immer zu Würſten genommen. Zu den Würſten nimmt man außer dem Schweine— fleiſch zuweilen auch Rindfleiſch mit zu Hülfe und wendet in Ermangelung der Schweinsdärme Rinds— därme an. Sollten trotz des Umrührens im Blute dennoch Klümpchen in demſelben entſtanden ſein, ſo müſſen dieſe herausgenommen und weggeworfen wer— den, ſowie das Blut überdies noch durch einen Durchſchlag gegoſſen wird. Die Därme müſſen vor der Anwendung zur Wurſt ſorgfältig gereinigt und von allem übeln Geruche befreit werden. Deßhalb bereitet man ſie gewöhnlich erſt mit lauwarmem Waſſer zu, ſchneidet ſie dann in ſo lange Stücke, als die Würſte lang werden ſollen, kehrt ihre inwendige Seite nach außen, wirft dieſelben alsdann einige Stunden in lauwarmes Waſſer, wäſcht ſie aus und legt ſie wieder in friſches Waſſer. Das Auf- und Abgießen des Waſſers iſt aber oft zu wiederholen, wenn die Därme hinlänglich rein werden ſollen, da— her man beſſer erſt den Tag nach dem Schlachten die Würſte fertigt. Inzwiſchen ſuchen Manche da— durch ſchneller zum Zwecke zu kommen, daß ſie die Därme mit einem neuen Beſen und Salz recht rei— nigen und oft und viel mit friſchem Waſſer behandeln. Zu Blutwurſt nimmt man vom Schweine: den an den Seiten des Rückgrats ſitzenden Speck bis faſt an den Schwanz; ein paar Streifen Fett vom Bauche (Wammen); ein Stück Fleiſch in der Gegend des Halſes (Kehlbraten), wenn man es nicht zum Bra— ten brauchen will; ferner das ſogenannte Pflückfett oder die Stückchen Fett oder Speck, welche hier und da von den Schweinen ausgeſchnitten werden; et— was Fett oder mageres Fleiſch vom Rückgrate, und je nachdem man viel oder wenig Wurſt machen will, das an den Gedärmen ſitzende Fett, außerdem Herz, Zunge, Nieren und etwas von Lunge und Leber (welches man indeß größtentheils zur Leberwurſt ver: wendet). Die Milz iſt aber wegzuwerfen. Das zum Wurſtmachen beſtimmte Fleiſch (Wellfleiſch) muß, nachdem es etwas eingewäſſert und rein abgewaſchen worden, im Keſſel etwas abgekocht werden. Lunge und Leber müſſen zerſchnitten und etwaige mit Ma— terie angefüllte Blaſen daraus entfernt werden. Das genug gekochte Fleiſch wird alsdann aus dem Keſſel genommen, zum Abkühlen in ein Gefäß gelegt und recht abgeputzt oder ausgeſchnitten. Vom Herzen iſt alles Sehnige und Knorpelige, und überhaupt alles Zähe und Harte von den Eingeweiden zu entfernen und wegzuwerfen. Alsdann wird alles fette und magere Fleiſch, Niere und Zunge (die man indeß auch ganz in die größte Blutwurſt ſtecken kann) in mäßige Würfel geſchnitten, die Lunge klar gehackt, etwas von geriebener Leber dazu genommen, in das zur Wurſtfülle beſtimmte Gefäß gethan und von dem Blute ſo viel als nöthig, und ſo, daß die Würſte 691 ſchön roth werden, darauf gegoſſen, worauf man die Gewürze dazu mengt. Als ſolche kommen gewöhn— lich in Anwendung: Salz, Pfeffer, Majoran, eng— liſches Gewürz und Thymian. Majoran und Thy— mian müſſen zuvor gehörig getrocknet und von Stie— len und Stengeln gereinigt werden. Die mit dieſer Fülle gefüllten Därme thut man einſtweilen in ein ſchickliches Gefäß und bringt ſie dann zuſammen in den Keſſel zum Kochen mit dem Waſſer, worin das Wellfleiſch gekocht worden. Hier müſſen ſie nun ge— hörig durchkochen und gar werden, aber nicht auf— ſpringen; letzteres verhindert man durch Einſtechen mit einem ſpitzigen Inſtrumente. Sobald hierbei kein Blut oder rothe Brühe, ſondern klares Fett heraus— kommt, ſind ſie gar. Die Würſte werden nun auf ein Strohlager gebracht und neben einander gelegt. Zum Räuchern werden ſie gleich, ſobald ſie erkaltet ſind, in den Rauch gehangen. Bei Froſtwetter müſ— ſen ſie durchaus ſowohl Tag als Nacht Rauch haben, weil ſie, wenn ſie gefrieren, verdorben ſind. Binnen acht bis vierzehn Tagen können ſie gut geräuchert ſein; und wären ſie es noch nicht, ſo laſſe man ſie noch vollends in einer luftigen Kammer abtrocknen. Zu Bratwürſten nimmt man das Fleiſch roh von Schinken, Seiten, Rückgrat u. ſ. w., doch mehr mager als fett. Auch kann man etwas Rindfleiſch dazu nehmen, das aber von einem jungen Ochſen ſein muß. Alles Fleiſch wird erſt klar geſchnitten, dann auf einem Fleiſchbrete (auch wohl in einem ſchicklichen Gefäß mit einem Stampfeiſen) recht klein gehackt, um die nöthigen Gewürze, namentlich Salz, etwas Salpeter, gröblich geſtoßener Pfeffer, etwas ganze Pfefferkörner, Kümmel und recht fein geſchnit— tene Citronenſchalen damit vermiſcht und in dünne Därme nicht zu feſt geſtopft. Cervelatwurſt unterſcheidet ſich dadurch von der Bratwurſt, daß man die Maſſe beſonders fein hackt, in dickere Därme füllt, feſter ſtopft und räuchert. Knackwürſte ſind weſentlich nichts anderes, als geräucherte Bratwürſte. Man hackt die Fülle dazu gewöhnlich nur grob, nimmt beſonders Kümmel dazu und läßt die Citronenſchale ganz weg. Zu Leberwurſt wird das Geſchlinge vom Schweine, außer der Leber, größtentheils weich gekocht, wogegen die Leber nur drei bis vier Minuten kochen, oder nur eine Weile in kochendes Waſſer gehalten und nach— her in kaltem Waſſer abgekühlt werden muß. Bei— des wird nun mit dem Meſſer in kleine Stücke ge— ſchnitten und zu einem klaren Brei gehackt, wobei Manche etwas Kümmel und Zwiebeln zuſetzen. Auch fügt man das abgekochte und in Würfel geſchnittene Kranzfett, das ſich an den Gedärmen befindet, und die Gewürze zu. Von letztern wendet man an: Salz, Pfeffer, engliſch Gewürz, Nelken, Majoran, Thy— mian, auch beliebig etwas Baſilikum, wovon Ma— joran und Thymian den hervorſtechenden Geſchmack geben müſſen. Die Leberwürſte werden in Wurſt— brühe gar gekocht. Man verſpeiſt ſie zwar gewöhn— lich friſch, kann ſie aber auch, damit ſie ſich etwas länger halten, etwas, aber nur wenig, in den Rauch hängen. : 87 * 692 Zu Gehirnwurſt wird mageres und fettes gar gekochtes Schweinefleiſch, in Butter und Kräutern abgeſchwitzte fein geſchnittene Zwiebeln und das rein gewaſchene Gehirn des Schweines mit etwas gerie— benem Brode, Eiern, Gewürz, Salz und ein wenig von der Brühe, worin das Fleiſch gekocht iſt, durch— gehackt; dieſe Maſſe dann locker in Schweinsdärme geſtopft und in Milch gekocht. Beim Gebrauche wird die Wurſt mit Butter geſtrichen und auf dem Roſte gebraten. Manche räuchern ſie einige Tage. Zu Grützwurſt kocht man gute Grütze in Waſſer weich, fügt geſchnittene Citronenſchale, Gewürz und etwas Wurſtkraut dazu, füllt die Därme ganz damit an und kocht ſie dann in Wurſtbrühe gar. Schlackwürſte find Blut- oder Leberwürſte, bei welchen die Maſſe in den Magen oder dicke Därme gefüllt wird, worauf man ſie trocknet oder räuchert. Das Fleiſch zu den Blutſchlackwürſten ſchneidet man von dem magern Fleiſche und nimmt als Gewürz grob geſtoßenen Pfeffer, Salz und Salpeter dazu. Man kann die Schlackwurſt bei günſtiger Witterung durch bloße Zugluft trocknen; ſicherer aber iſt, ſie halb durch Luft zu trocknen, halb zu räuchern. Man hängt ſie daher, wenn es nicht kalt iſt und trockner Wind weht, erſt einige Tage auf einem luftigen Bo— den, bringt ſie dann einige Tage in die Rauchkam— mer und wechſelt damit ab, bis ſie trocken geworden ſind oder härtlich zu werden anfangen. Nachdem ſie einige Tage der Luft und dem Rauche unterworfen geweſen, preßt man ſie mit einem angemeſſenen Ge— wichte. Die Schlackwürſte halten ſich beſonders gut, wenn man ſie, nachdem ſie aus dem Rauche genom— men worden, rein abwäſcht, mit friſchem zerlaſſenem. Schweinefett allenthalben beſtreicht, oder dieſes in flüſſigem Zuſtande an ihnen herablaufen und ſie dann erkalten läßt, wonach man ſie in große, wohl bedeckte Steintöpfe ſtellt. So halten ſie ſich mehrere Jahre. Zu Nürnberger Würſtchen ſchneidet man die Hälfte fettes Schweinefleiſch und die andere Hälfte derbes Kalbfleiſch möglichſt fein durch einander. Während dem ſchneidet man einige Semmeln in dünne Scheiben, gießt etwas Milch daran und rührt, wenn fie völlig erweicht find, einen nicht ſehr feſten Brei davon ab, welchen man nach dem Erkalten un— ter die Fleiſchmaſſe miſcht, mit Salz, Pfeffer, Car— damomen und Nelken würzt, in feine Schweinsdärme füllt, jede Wurſt etwa 4 Zoll lang macht und ſie ebenſo wie Bratwurſt abbratet. Zu Roſinenwurſt behält man etwas Blut und Fett von den Blutwürſten zurück, fügt hierzu ge— ſchnittene Citronenſchale, Wurſtkraut, große Roſinen, die mit Fett und etwas geſchnittenen Zwiebeln und kleinen Roſinen gekocht ſind, das Gehirn oder etwas Semmel. Dieſe Fülle bringt man in dünne Därme und kocht wie gewöhnlich. Zu Saucischen wird 1 Pfd. derbes, rohes jun— ges Schweinefleiſch ausgeſchabt und fein gehackt, mit ½ Pfund friſchem ungeräuchertem Speck durch einander gemengt, mit 3 Nelken, 4Neuewürzkörnern, 1 Citronenſchale, 1 Loth Salz, / Loth Karbe, Yır dresdn. Kanne dicken Rahm (oder ſtatt deſſen Wein) Haus wirthſchaft. recht durch einander geſtoßen, dann die Maſſe in eine Spritze mit einer Dille gebracht, in Därme ge— füllt, ſo lang unterbunden, als man ſie braucht und auf dem Roſt oder in der Pfanne raſch abgebraten und zum Gemüſe gelegt. Hat man ein ganzes Kalb im Hauſe, ſo zertheilt man es den Tag nach dem Schlachten in folgender Weiſe: Zuerſt wird es von den Keulen an bis zum Halſe mittelſt eines Hackmeſſers oder auch mit einem Beile getrennt, worauf man die Blätter oder Büge ablöſt, die Hinterviertel nebſt den darin befindlichen Nierenbraten ſo lang als man ſie haben will, ab— hackt, wo dann jedes Viertel bei einem mäßigen Kalbe zwei Braten, nämlich eine Keule und einen Nierenbraten giebt. Alsdann hackt man die Rippen vom Nierenbraten an bis zum Halſe, ungefähr 2 3. in der Breite, wo dann noch die zwei Brüſte bleiben. 2) Federvieh. Eine alte Henne, Kapaun oder junges Huhn nimmt man beim Schlachten mit bei— den Flügeln in die linke Hand, bringt den Kopf dazu, ſchneidet dann mit einem ſcharfen Meſſer dicht an dem rothen Läppchen des Halſes ein Loch, dreht das Meſſer ſo um, daß die Gurgel oder der Schlund ganz durchſchnitten wird, und läßt das Thier, ſo in der Hand haltend, völlig ausbluten. Völlig todt wird es nun, im Fall es ein Kapaun iſt, gerupft; alte und junge Hühner aber, auch Tauben, werden gebrüht und ausgenommen. Beim Brühen taucht man das rein ausgeblutete Thier zuerſt in kaltes Waſſer, preßt ſolches ſogleich wieder aus und hält unterdeſſen kochend heißes Waſſer bereit. Um alte Hühner zu brühen, gießt man etwas friſches Waſſer darunter, jedoch nicht zu viel, und taucht alsdann dieſelben, ſie mit der Hand haltend, ſo lange hinein, bis man bemerkt, daß ſich die Federn leicht löſen. Hierauf werden ſie gehörig geſäubert, mit kaltem Waſſer mehrere Male ausgeſpült und ausgenommen. Zum Brühen der Tauben muß man faſt gleich heißes Waſſer als bei alten Hühnern anwenden, indem ſonſt oft die Haut mit abgeht. Truthähne oder Truthühner werden geköpft, in— dem Jemand das Thier recht feſt hält und eine an— dere Perſon den Kopf in die Hand nimmt, ihn über einen Hackeklotz legt und denſelben mittelſt eines Hackemeſſers oder Beiles auf einen Hieb ſchnell ab— haut. Alsdann läßt man das Thier rein ausbluten, hängt es an einen Nagel und rupft es ſogleich noch warm. Bei Gänſen und Enten macht man zuerſt am Genicke des Kopfes mittelſt eines ſcharfen und ſpitzi— gen Küchenmeſſers, nachdem man die Federn zuvor an dieſem Platze ausgerupft hat, einen tiefen Stich, läßt das Blut in ein Töpfchen, worin man Eſſig hat, unter Abquirlen laufen und rein ausbluten, worauf das Thier gerupft, geſengt, ausgenommen und ſogleich einige Stunden in friſches Waſſer ge— legt wird. Enten und Gaͤnſe ſind am beſten dadurch zu reinigen, daß man ſie mit ein wenig geſtoßenem Pech überſtreut, ſogleich mit kochendem Waſſer über— gießt und ſie dann mit einem wollenen Lappen und Kleien abreibt. / Aufbewahrungsmethoden verſchiedener Lebensmittel. Weit beſſer und mürber ſind Gänſe, Enten und überhaupt alles nicht ſehr junge Federvieh, wenn man es einige Tage vor dem Gebrauche ſchlachtet; junge Hühner und Tauben dagegen brauchen nicht lange zu liegen. Das Ausnehmen dieſer Thiere muß, 693 beſonders in warmen Tagen, ſogleich nach dem Ab— ſchlachten vorgenommen werden, namentlich bei Gän— ſen und Enten. Truthühner und Kapaune kann man, beſonders im Winter, wohl einige Tage hängen laſ— ſen, bevor man fie ausnimmt, Einſäuern des Fleiſches. Um Fleiſch längere Zeit aufzubewahren, wird daſ— ſelbe in ſaure Flüſſigkeit, faſt ſtets Eſſig, ſelten ſaure Milch, Citronenſaft oder ſauren Wein gelegt. Der zum Einſäuern angewendete Eſſig muß aber ſtark ſein und moͤglichſt wenige, ſchleimige Theile nh halten. Die Haltbarkeit wird noch befördert, wer man ihn unmittelbar vor dem Gebrauche zum Sie— den erhitzt; oft wendet man ihn auch heiß an. Das Fleiſch wird vor dem Einſäuern gewaſchen und dann in ſtarken Eſſig in vollzufüllende, gut verſchloſſene Gefäße gelegt. Man kann aber auch das Fleiſch in Waſſer kochen, nach dem Herausnehmen mit Ge— würzen und etwas Salz einreiben und mit Eſſig übergießen; oder das Fleiſch wird endlich in Eſſig geſotten, dann darin erkalten gelaſſen und damit in den Keller geſtellt. Es hält ſich ſo, wenn es nicht knochig iſt, ſechs Monate. Hühner, beſonders junge, kann man auch ſo behandeln: Man ſiedet ſie und legt ſie dann mit in Butter geröſteten Zwiebeln in Eſſig. Bei Gänſen kann man auch auf folgende Weiſe verfahren: Man legt die in Stücke gehauenen und ein wenig ausgewäſſerten Gänſe auf ganz kurze Zeit in kochendes Waſſer, drückt dann das Waſſer aus dem Fleiſche, legt es in Weineſſig und kocht es unter Abſchäumen damit, obſchon nicht zu weich; alsdann legt man es in Zuckergläſer, welche ſich im Waſſerbad (ſiedendem Waſſer) befinden, gießt die Brühe ſiedendheiß darüber, ſchöpft das Fett ab und gießt eine Decke Wachs auf die Brühe. So hält es ſich ſechs Monate. Aufbewahrungsmethoden verſchiedener Lebensmittel. Die verſchiedenen Aufbewahrungsmethoden ſind meiſtens ſchon bei den bisher behandelten einzelnen aufzubewahrenden Gegenſtänden, wie ſie ſolche gerade nöthig machen, näher erörtert worden; daher hier vornehmlich nur Allgemeines angeführt und nur ei— nige ſpecielle Aufbewahrungsmethoden angegeben werden ſollen. Um die Nahrungsmittel aufzubewah— ren und ſie gegen Verderbniß zu ſchützen, kann man ſich im Allgemeinen folgender Mittel bedienen: Ab— haltung von Luft, ſtarke Erkältung, Austrocknung derſelben; gewöhnlich reicht es ſchon hin, nur eins jener Mittel für gedachten Zweck in Anwendung zu bringen. Anderweite Methoden beruhen darauf, daß man die Körper auf eine unſchädliche Weiſe chemiſch verändert, die ſie nachher unfähig macht, anderweite verderbliche Veränderungen zu erfahren. Hierauf beruhen die Methoden Einſalzen, Einſäuern, Räu— chern u. ſ. w. Folgende Arten der Aufbewahrung find namentlich zu häufiger Anwendung zu empfehlen: 1) Aufbewahrung mit Abhaltung der Luft. Dies kann geſchehen durch Zuſammenpreſſen der Körper. So halten ſich Roſinen, Feigen, Datteln, Pflaumen, Heu lange, wenn man ſie in zuſammengepreßtem Zuftande aufhebt; ebenſo wird auch die Haltbarkeit von geräuchertem Fleiſch, Würſten, Heringen u. dgl. durch Aufbewahren in gepreßtem Zuſtand ſehr er— höht. Ferner kann man die aufzubewahrenden Ge— genſtände mit luftabhaltenden Körpern umgeben. Dahin gehört Überziehen mit Wachs, Fett, Harz, Gallert, Gyps, verſchiedenen Anſtrichen, Übergießen mit Ol, Salzlauge, Umgeben mit Sand, Aſche, Getreide, Häckſel, Spreu, Sägeſpänen oder dergl., oder, was am wirkſamſten ſcheint, mit Kohlenpulver, welches außer der luftabhaltenden auch noch eine fäulnißwidrige Eigenſchaft beſitzt. Endlich kann man auch die Gegenſtände zu längerer Aufbewahrung in luftdicht verſchloſſene Gefäße bringen, oder Flüſſig— keiten für dieſen Zweck öfters erhitzen, wodurch man die eingeſchluckte Luft aus derſelben treibt. 2) Aufbewahrung durch Erkältung. Bei oder unter 0 Grad erfolgt auch in der längſten Zeit keine Fäulniß und ſomit kein Verderben; daher können Körper, die durch den Froſt nicht leiden, durch Um— geben mit Eis oder Schnee, in Eiskellern u. dergl. aufbewahrt werden; nur muß man ſo aufbewahrte Gegenſtände, wie Fleiſch, Fiſche, Eier u. ſ. w., vor dem Gebrauche ganz allmaͤlig in kaltem Waſſer auf: thauen laſſen. Merkwürdig iſt der Umſtand, daß ſich Fiſche in Schnee lebendig einpacken und ſo verſenden lafien, wo ſie zwar erſtarren, aber nicht ſterben und ſich durch Aufthauen mit kaltem Waſſer wieder be— leben laſſen. 3) Aufbewahrung mittelſt Austrocknung. In ver— ſchiedenen Ländern werden Fiſche durch bloßes Aus— trocknen an der Sonne haltbar gemacht. In Tibet ſtellt man ſogar ganze geſchlachtete Schafe, denen blos die Eingeweide ausgenommen ſind, an die Luft und läßt ſie zu längerer Aufbewahrung trocknen. So erhielt man Fleiſch mehrere Monate lang friſch, in— dem man es in eine Glocke, worin ſich Chlorcalcium (welches die Luftfeuchtigkeit wegnimmt) befand, aufhing. ö Was die Aufbewahrungsarten für Gemüſe an— langt, ſo beſtehen dieſe entweder im Trocknen oder 694 Hauswirthſchaft. im Überwintern im friſchen Zuſtande deſſelben, oder man bedient ſich endlich dazu der weiterhin näher anzugebenden Appert'ſchen Aufbewahrungsmethode. 1) Aufbewahrung durch Trocknen. Man kann alle und jede Art Gemüſe wie Obſt trocknen, ohne daß ihr Geſchmack darunter leidet, wenn man wie folgt verfährt: Man reinigt das Kraut oder Wur— zelwerk, ſchneidet es zurecht wie zum Kochen, wäſcht es rein mit Waſſer ab, breitet es dann auf Siebe oder ausgeſpannte Leinwand oder Breter aus, wendet es fleißig, und ſetzt es dann in Sie— ben oder auf Bretern dünn ausgebreitet auf den warmen Backofen, oder ſchüttet es auch in den Ofen ſelbſt, nachdem das Brod herausgenommen und der Ofen nur noch mäßig warm iſt, wo man es ſo lange läßt, bis die Stengel leicht zerbrechen. Die Blätter oder geſchnittenen Wurzeln müſſen dabei durchaus fleißig umgewendet werden. Nach dem Trocknen ſtampft man ſie mit einem hölzernen Stö— ßel feſt in runde Papierdüten (nach Art der Tabaks— packete) ein, und bewahrt ſie an einem trocknen Orte auf, wo fie ſich Jahre lang gut erhalten. Zum Ko— chen brüht man es dann mit kochendem Waſſer an und läßt es ein paarmal damit aufkochen, gießt es dann ab und verfährt nun damit, wie mit friſchem Gemüſe. So laſſen ſich alle Arten von Kohl, ſelbſt Sauerkraut und ſaure Gurken trocknen, letztere beide müſſen aber in der ſtärkſten Säure ſein. Möhren, Rüben, Sellerie und andere Wurzeln werden dazu in dünne Scheiben geſchnitten, und dieſe kann man auch auf Fäden ſchnüren und hinter dem Ofen in der Stube dörren. Erbſen und Bohnen müſſen noch jung ſein; wenn man ſie in Düten preßt, kann man zugleich gedörrte Peterſilie dazwiſchen packen. 2) Aufbewahrung durch Überwinterung im fri— ſchen Zuſtande. Dies kann entweder in Gruben oder in Gewölben und Reſervoirs geſchehen. Bei der Auf: bewahrung in Gruben wird alles Wurzelwerk, auch Kartoffeln, gut abgetrocknet im Herbſte in eine im Garten gemachte, 3 bis 4 Fuß tiefe, Grube einge— legt, deren Boden mit trocknem Sande verſehen iſt. Oben darüber befeſtigt man Querſtangen, bedeckt ſie mit Stroh und häuft dann die ausgeworfene Erde wieder darauf. Bei der Aufbewahrung in Gewöl— ben oder Reſervoirs legt man in der Mitte derſelben ein 6 Fuß breites Bret von willkürlicher Länge an, und ſchüttet hierauf 4 bis 6 Zoll hoch Erde, die mehr trocken als ſeucht fein muß und zweckmäßiger Weiſe zur Hälfte oder nur zu 5 mit Sand gemiſcht wird. Nun werden die Wurzeln auf das geebnete Erdlager in Reihen dicht neben einander gelegt, wo— bei Diejenigen mit ſpindelförmigen Wurzeln (Möh— ren, Paſtinaken u. ſ. w.) ſo auf die Erde zu liegen kommen müſſen, daß die Blätterbüſchel auswendig frei, und die Spitzen nach der Mitte des Lagers in eine ebene Fläche zu liegen kommen. Iſt auf ſolche Weiſe die erſte Schicht vollendet, ſo wird auf ſie 1 bis 2 Zoll hoch von der obigen Sanderde gebracht, und dann eine neue zweite Schicht, ſowie die erſte aufgelegt. Man ſetzt die Arbeit ſo lange fort, bis die Wurzeln ſämmtlich eingelegt ſind. Ein ſolches Lager kann man, ohne einen Einſturz befürchten zu müſſen, 6 bis 8 Fuß hoch machen. Der in der Mitte dieſes Lagers gewöhnlich verbleibende leere Raum kann mit Kartoffeln, Kohlrabi u. dgl., ohne weitere Erdbedeckung ausgefüllt werden. Beim Ein— legen der langen, ſpindelförmigen Wurzeln, welche die Wände dieſes Lagers bilden, muß man darauf ſehen, daß die Arten in den Reihen mit einander abwechſeln, indem man nämlich einige Fuß lang Möhren, dann eben ſo viel Paſtinaken oder Meerettig an einander legt, ſo daß beim Herausnehmen der Wurzeln zum Gebrauch das Lager nicht an mehrern Orten angebrochen werden darf. Auch kann man die Wurzeln, ohne dem Baue des Lagers zu ſchaden von Außen einzeln herausziehen. In einem ſolchen ger halten ſich die Wurzeln weit länger, als wenn dieſelben in Kellern oder ſonſt in Unordnung auf einander gehäuft aufbewahrt werden, beſonders wenn die Gewölbe mit einigen Zuglöchern verſehen ſind, welche bei milder Witterung zum Einlaſſen der friſchen Luft geöffnet werden können. Die mitunter übliche Bedeckung dieſer Zuglöcher von Außen mit friſchem Pferdedünger hält zwar den Froſt ab; die Ausdünſtung des friſchen Pferdedüngers zieht ſich aber nicht ſelten in das Gewölbe und verurſacht an den Gewächſen Fäulniß. Beſſer werden die Zug— löcher inwendig mit Stroh oder Moss verſtopft und auswendig mit Baumlaub belegt. Wo übrigens das Gewölbe oder der Keller im Hauſe wegen Gebrauch zu andern Dingen nicht zur Aufbewahrung des Gemüſes dienen kann, da kann man ſich für dieſes im Garten oder ſonſt in der Nähe auch ein beſonderes Reſervoir mit wenig Ko— ſten auf folgende Weiſe anlegen: Es wird auf ei— nem dazu ſchicklichen Platze die Erde 8 bis 10 Fuß breit und 6 bis 8 Fuß tief ausgegraben, worauf man auf beiden Seiten eine eben ſo hohe Mauer aufführt; auch kann der Bequemlichkeit wegen an der vordern Fronte ein Eingang gemacht werden. Nun werden die Wurzelgewächſe bei trocknem Wet— ter in dieſes Reſervoir gebracht und gehörig auf ein— ander gelegt; ſobald es zu frieren anfängt, wird daſſelbe mit Laden bedeckt. Bei ſtarkem Froſte müſ— ſen auch die Laden entweder mit Pferdedünger oder mit Baumlaub bedeckt werden, bis die Witterung wieder gelinde wird, wo man dann die Wurzeln auch herausnehmen kann; denn in ſehr kalter Witterung iſt es nicht rathſam, den Behälter zu öffnen. Appert's Aufbewahrungsmethode. Ap— pert, erſt Koch, dann Conditor, lieferte aus einer bei Paris beſonders errichteten Aufbewahrungsanſtalt viele nach ſeiner Art aufbewahrte Nahrungsmittel in den Handel, was nun auch von andern Orten her geſchieht; namentlich bewahrt man ſeit mehrern Jahren in London Fleiſch im Großen nach dieſem Verfahren auf. Daſſelbe eignet ſich überhaupt, alle Arten Fleiſch, Gemüſe, Früchte, Säfte u. ſ. w. Jahre lang gegen Fäulniß zu ſchützen und genieß— bar zu erhalten. Es kommt einfach darauf zu— rück, daß man den aufzubewahrenden Körper in eine Flaſche bringt, dieſe luftdicht verſtopft, dann eine beſtimmte Zeit der Siedehitze des Waſſers ausſetzt und nachher verſchloſſen hinſtellt. Man füllt daher Aufbewahrungsmethoden verſchiedener Lebensmittel. gläferne Flaſchen, die zur Aufnahme größerer Kör— per mit hinreichend weiten Mündungen verſehen ſein müſſen, bei Flüſſigkeiten bis auf 3 Zoll, bei Früch— ten, Gemüſen u. ſ. w. bis auf 2 Zoll vom Ende des Korks mit dem aufzubewahrenden, möͤglichſt fri— ſchen, noch nicht lange an der Luft gelegenen Kör— per an, ſtellt ſie dann auf eine dicke Strohmatte oder andere weiche Unterlage, ſteckt den durch Einlegen in Waſſer zuvor erweichten Kork in ſie, und ſchlägt ihn mit einem Pritſchholz ganz feſt hinein, wobei er jedoch nie über 56 feiner Länge in die Flaſche gehen darf; endlich befeſtigt man ihn noch mit kreuzwei— ſem Eiſendraht. Alsdann wird jede Flaſche in ein Säckchen von grober Leinwand geſteckt, das man um den Hals derſelben zuzieht, ſo daß nur die Mün— dung derſelben herausſteht, und in's Waſſerbad ge— ſtellt, doch ſo, daß der Kork und der oberſte Theil nicht unter dem Waſſer iſt. Nun wird Feuer unter dem Waſſerbade angemacht und das Waſſer zum Kochen gebracht, worin man die Flaſchen die erfor— derliche Zeit (im Allgemeinen / bis 2 Stunden) läßt. Im Betreff der einzelnen aufzubewahrenden Gegenſtände ſind hierbei folgende beſondere Regeln zu beobachten. 1) Früchte nimmt man nicht zu reif und legt ſie ganz oder zerſchnitten möͤglichſt dicht in die Flaſche ein. Bei Aprikoſen, Pfirſichen, Kirſchen, Pflau— men, Himbeeren, Johannisbeeren löſcht man das Feuer aus, wenn das Waſſerbad zum Sieden kommt und nimmt nach Y%, Stunde die Flaſchen her: aus. Pflaumen werden am beſten in 2 Hälften ge— ſchnitten und die Kerne herausgenommen, ſowie man auch Birnen zertheilt. Abgefallene Birnen läßt man ½ Stunde im kochenden Waſſer. Bei Erd— beeren muß man mit Zucker ein Gelee oder einen Saft daraus bereiten, den man blos bis zum Ko— chen des Waſſers im Waſſerbade läßt. 2) Gemüſe werden genommen, wenn ſie die be— ſten Säfte haben, und vor dem Einbringen in die Flaſchen entweder gleich auf die in der Küche übliche Weiſe zugerichtet oder (gewöhnlicher) friſch aufbe— wahrt, nachdem man ſie zuvor blos mit etwas Waſ— ſer abgebrüht hat. Zartes oder in naſſen Jahren gewachſenes Gemüſe darf man nur kürzere Zeit, als anderes im Waſſerbade laſſen. Blumenkohl, Spar— gel, Artiſchocken werden mit kochendem Waſſer ge— brüht, dann in kaltes gelegt und nach dem Abtro— pfen in die Flaſchen gebracht. Zerſchnittene Arti— ſchocken bleiben / Stunde, ganze 1 Stunde, Blu: menkohl ½ Stunde, Spargel blos einige Augen— blicke im kochenden Waſſer. Junge Erbſen und Bohnen läßt man, wenn ſie bei feuchtem Wetter geerntet find, 1½ Stunde, wenn ſie bei heißem, trocknem Wetter geerntet ſind, 2 Stunden im kochen— den Waſſer. Wurzelgewächſe, Rüben, Kohl u. ſ. w. werden zuvor abgebrüht oder gekocht und bleiben im erſten Falle 1, im letzten Y Stunde im ſieden— den Waſſer. Champignons und Trüffeln bleiben 1 Stunde im ſiedenden Waſſer, oder man bratet erſtere in Butter und läßt ſie dann blos ſo lange im Bade, bis das Waſſer ſiedet. Rohe ganze Kartoffeln läßt man Y Stunde, in Dampf gekochte zerſchnittene 695 blos bis zum Sieden des Waſſers, auf einem Reib— eiſen zerriebenen Rettig Y Stunde, Zwiebeln, ge— hackt und abgebrüht, oder wie gewöhnlich (aber nicht gar) gekocht, bleiben im erſten Falle / Stunde, im letzten „ St. im Waſſerbade. Sowie Zwiebeln behandelt man auch den Sellerie. Gewürzhafte Kräuter jeder Art, als Dragun, Kreſſe, Löffelkraut, Pfeffermünze, Hollunderbluͤthen u. ſ. w. füllt man möglichſt friſch, ganz oder zerſchnitten, in die Fla— ſchen, drückt ſie etwas hinein, verſchließt dieſe und läßt ſie blos bis zum Kochen des Waſſers im Waſ— ſerbade, worauf man ſie erkalten läßt. Kerbel, Lauch, Cichorien, Sauerampfer, Spinat u. ſ. w. bleiben / Stunde im kochenden Waſſer; ſie halten ſich dann 10 Jahre. 3) Säfte, Auszüge, Abſüde, Extrakte von Rü— ben, Wurzelgewächſen, verſchiedenen Früchten blei— ben ½ Stunde, eingekochter Moſt, unreifer Trau— benſaft, dicker Johannisbeerſaft blos bis zum ein— tretenden Sieden des Waſſers. Neuerdings ſind folgende Abänderungen der Ap— pert'ſchen Methode, mittelſt deren ſich Früchte von allerlei Art, als Stachelbeeren, Kirſchen, Pflau— men u. ſ. w. bis in's Unbeſtimmte ganz friſch erhal— ten ſollen, mitgetheilt worden. Man füllt gut gerei— nigte Flaſchen mit friſchgepflückten und nicht allzu reifen Früchten ſo weit, daß der Kork eben noch in die Flaſche paßt, unter öfterem Schütteln der Flaſche, treibt dann den Kork ein, jedoch nur ſoweit, daß er nach erfolgter Erhitzung der Flaſche wieder heraus— genommen werden kann; ſtellt die Flaſchen in einen großen Keſſel, auf deſſen Boden ein Stück grobes Zeug gedeckt iſt, füllt ihn ſo weit mit kaltem Waſſer, daß dieſes bis an das obere Ende des Flaſchenhal— ſes reicht, erhitzt ihn allmälig auf 71 bis 78 Grad R. (wozu gewöhnlich 4 Stunden erforderlich), er— hält ihn in dieſer Hitze Y, Stunde lang, nimmt darauf die Flaſchen eine nach der andern aus dem Waſſer, füllt ſie nach herausgezogenem Korke mit in einem andern Keſſel ſiedend gemachtem Waſſer bis auf ungefähr 1 Zoll vom Kork, verſtopft ſie ſo— gleich ſehr feſt durch ſtarkes Eindrücken und Eindre— hen des Korks, legt fie dann auf die Seite und be— wahrt fie auch fo auf. Im erſten und zweiten Mo— nat muß man die Flaſchen alle Wochen, und auch ſpäter von Zeit zu Zeit umdrehen. Was die Aufbewahrung der verſchiedenen Fleiſch— arten im Allgemeinen anlangt, ſo unterſcheidet ſie ſich hinſichtlich ihrer Haltbarkeit. Denn wenn ſich ein Auerhahn in mäßiger Kälte 14 Tage ohne Ver— derbniß hält, ſo dauern Schwarzwildpret, Faſan und Birkhuhn nur etwa 10 Tage, Hirſch und Reh 8 Tage, Rebhuhn 6 bis 8 Tage, Rind- und Schweinefleiſch, Haſe, Kapaun, altes Huhn 6 Tage, Schöpſenfleiſch, Kalb- und Lammfleiſch, junge Hühner und Tauben halten ſich 3 bis 4Tage. Junge und fette Thiere halten ſich weniger lange, als alte und magere. Ferner fault jedes Fleiſch um ſo ſchneller, je wärmer und zugleich feuchter die Witterung iſt. In der Froſtkälte kann man es be— liebig lange ohne Verderbniß aufbewahren, muß es aber nachher erſt in eiskaltem Waſſer aufthauen laſ— 696 Hauswirthſchaft. ſen, bevor man es zubereitet. Für die Haltbarkeit des friſchen Fleiſches trägt es ungemein viel bei, daß es ganz frei hängt, und weder an anderes Fleiſchnoch irgend an die Wand treffe oder auf ei— ner Unterlage aufliege. Will man es ja legen, ſo lege man es auf Zinn, Steingut oder Porzellan, aber nicht auf Holz, wechſele oder reinige die Unter— lage täglich und lege das Fleiſch öfters auf eine an— dere Seite. Geſchlachtete Thiere, aus welchen man die Eingeweide herausgenommen, ſowie Fleiſch, aus dem alle Knochen entfernt ſind, hält ſich länger als ſolches, wo jene Umſtände nicht beobachtet worden. Die verſchiedenen vorgeſchlagenen Aufbewahrungs— methoden, das Fleiſch längere oder kürzere Zeit friſch zu erhalten, ſind folgende: 1) Das Fleiſch läßt ſich ein paar Tage im Som— mer dadurch friſch erhalten, daß man es in ein mit Molken oder Eſſig angefeuchtetes Tuch ſchlägt. 2) Wenn man das Fleiſch in abgerahmte ſaure Milch legt, dieſe den erſten Tag zweimal, dann aber täglich einmal erneuert, ſo hält es ſich ſelbſt im hei— ßen Sommer 8 bis 14 Tage gut und wird dabei zu— gleich mürber und zarter; ſelbſt ſchon einigermaßen angegangenes Fleiſch wird durch Liegenlaſſen in ſol— cher Milch über Nacht wieder gut. 3) Friſch geſchlachtetes Fleiſch, 1 bis 2 Zoll hoch mit Weinhefe übergoſſen, hält ſich an einem kühlen Orte ſehr lange und nimmt einen guten Ge— ſchmack an. 4) Reiben des Fleiſches mit Dragunkel oder mit in Eſſig zerſtoßenem Coriander, oder Umwickeln mit Lachenknobloch ſoll im Sommer beitragen, das Fleiſch friſch zu erhalten, und die Schweißfliegen ab— wehren. 5) Wenn man im Januar oder Februar geſchoſ— ſene Haſen, Kaninchen, Rebhühner, ohne ſie vor— her auszunehmen oder zu ſtreifen, etwa 18 bis 20 Zoll tief in einen Getreidehaufen irgend einer Art ſo einſcharrt, daß ſie den Boden nicht berühren, er— ſcheinen im Mai noch vollkommen friſch und wohl erhalten. Aber auch anderes Fleiſch, in ein leinenes Tuch geſchlagen, hält ſich im Getreide wenigſtens einige Wochen gut und wird dann beim Zurich— ten recht mürbe. Manche wenden auch für dieſen Zweck einen an einen luftigen, trocknen, fühlen Ort geſtellten Kaſten voll Sand oder geſiebter Buchen— aſche oder Kleie an. 6) Wildpret wird mit Gewürzen und Salz gut durchſpickt, in einen Topf gelegt, in den man einen guten Theil Salz geſtreut hat, über dieſen Topf eine Schüſſel geklebt und derſelbe 6 bis 7 Stunden lang in einem heißen Backofen ſtehen gelaſſen. Als— dann nimmt man den Deckel ab, drückt das Fleiſch (mittelſt eines Steines) auf den Boden des Topfes, und gießt dann den Topf voll Butter oder Schmalz. So hält es ſich 10 Monate. Um das Fleiſch nach ſolcher Aufbewahrung zu genießen, läßt man die Butter oder das Fett an einem warmen Orte aus— ſchmelzen. 7) Gebratenes Fleiſch oder Geflügel übergießt man in einem irdenen Gefäße mit der Sauce vom Braten ſo, daß es damit bedeckt iſt, ſchließt dann das Gefäß mit einem gut paſſenden Deckel und verklebt dieſen noch überdies mit Papier. So erhält ſich der Braten lange gut. 8) Man reibt das Fleiſch mit etwas Salz und Gewürzen ein (mit fo viel, als ohnehin fpäter zu— geſetzt würde), umgiebt es dann mit getrocknetem Stärkemehl oder gedörrten Sägeſpänen, dann ganz dünn mit feinem Kohlenpulver, legt es ſo in ein Gefäß, füllt dieſes mit kleinen gluͤhenden Kohlen und verſchließt es ſogleich luftdicht. So hält ſich das Fleiſch ſehr gut. . 9) Das Fleiſch durch Trocknen haltbar zu ma— chen, wird als die beſte Methode folgende empfoh- len: Daſſelbe wird in Stücke von 4 bis 12 Lth. geſchnitten, 5 bis 6 Minuten lang in ſiedendes oder faft ſiedendes Waſſer getaucht und dann auf ein Flechtwerk in eine Trockenſtube gebracht, deren Tem— peratur auf etwa 40 Grad R. erhalten wird, übri— gens aber mit einem Luftzuge verſehen ſein muß. Man nimmt hierbei nur ſo viel Waſſer, als hinrei— chend iſt, das Fleiſch portionsweiſe nach und nach in daſſelbe einzutauchen, ſo daß es von dem Fleiſch— auszuge allmälig zu einer Gallerte wird, während man von Zeit zu Zeit das verdünſtete Waſſer durch friſches erſetzt. Dieſem Waſſer wird zweckmäßig Kochſalz, auch etwas Gewürz, beſonders Corian— der, zugeſetzt. Nach beendigtem Abbrühen des Flei— ſches in demſelben, dampft man es bis zur Gallert— conſiſtenz ab, um es nach dem Austrocknen des Flei— ſches ſogleich zum Übergießen zu gebrauchen. In 2 Tagen iſt das Austrocknen des Fleiſches in der Trok— kenſtube vollendet, wobei es etwa , feines Ge— wichtes verloren hat. Hierauf taucht man es Stück für Stück in das zum Abbrühen verwendete fett— und gallerthaltige Waſſer, nachdem dies neuerdings erwärmt worden und bringt es abermals in die Trockenſtube, welches Verfahren man zwei- bis dreimal wiederholt. Das auf dieſe Weiſe getrock— nete Fleiſch hält ſich Jahre lang, giebt bei dem Ko— chen ein dem friſchen Fleiſche ſehr nahe kommendes Gericht, und iſt in diefer Hinſicht dem eingeſalzenen Fleiſche weit vorzuziehen. Auch ohne Gallertüber— zug ſoll ſich in der Wärme getrocknetes Fleiſch ſehr gut halten und gekocht eine ſchöne Brühe geben, wenn man es vor dem Trocknen in eine Auflöſung von 4 Theilen Kochſalz, 1 Theil Salpeter und % Theil kohlenſaures Natron taucht. Das Einmachen von Früchten. 697 Einmachen von Früchten. Hierunter verſteht man die Aufbewahrung der Früchte in ſolchen Flüſſigkeiten, welche dieſelben vor Veränderung zu ſchützen vermögen, insbeſondere in dicker Zuckerauflöſung, Honig, Eſſig, Branntwein, Salzauflöſung. Hier ſoll vornehmlich vom Einma— chen in Zucker die Rede ſein. Die gewöhnliche Me— thode hierzu beruht im Weſentlichen darauf, daß man den Zucker mit Waſſer bis zur gehörigen Con— ſiſtenz einkocht, und über die in einem Zuckerglaſe oder ſteingutnen Gefäße befindlichen Früchte, die in der Regel wenigſtens eine Zeitlang ſelbſt mitge— kocht und dann in die Aufbewahrungsgefäße her— ausgelegt werden, kalt oder heiß gießt. Es iſt im Allgemeinen zweckmäßig, den Zucker nicht gleich auf das erſtemal zur erforderlichen Conſiſtenz einzuko— chen, ſondern erſt dünn gekocht über die Früchte zu gießen, etwa 24 Stunden darüber ſtehen zu laſſen, dann abzugießen, dicker einzukochen, wieder über die Früchte zu gießen (die man in der Regel jedesmal gegen Ende des Kochens einigemal mit aufwallen läßt), wieder darüber ſtehen zu laſſen, abermals dicker einzukochen und dies Verfahren wohl ſelbſt noch einigemale zu wiederholen, ehe man ihn zur letzten Conſiſtenz bringt, bei der er über den Früch— ten ſtehen bleibt. Sehr ſaftige Früchte, z. B. Kir— ſchen, Melonen und verſchiedene Beerenarten kann man auch unmittelbar in das Einmachegefäß in ab— wechſelnden Schichten mit fein geſtoßenem Zucker bringen, der ſich nun mit dem Safte der Früchte zu Syrup auflöſt. Iſt letzteres binnen einigen Ta— gen erfolgt, ſo erſcheint es zweckmäßig, dann noch das Ganze über gelindem Feuer bis zur gehörigen Dicke einzuſteden. Ofters werden dem Eingemachten auch Gewürze (am liebſten Zimmt) zugeſetzt, die aber keine zu ſtarke Erhitzung erleiden dürfen. Viele Früchte, welche im reifen Zuſtande ſo weich ſind, daß ſie das nachherige Kochen nicht vertragen würden, ohne zu zergehen, müſſen unreif zum Einmachen verwendet werden. Manche Früchte muß man vor dem Einmachen in Stücken zerſchnei— den und ſie von Schalen, Kernen und Kerngehäu— ſen befreien, ſo Apfel, Aprikoſen, Birnen, Quit— ten; alle harten und unreifen müſſen vorher in kochend heißes Waſſer getaucht (3. B. Apfel) oder gar etwas gekocht werden (z. B. Quitten). Einige gar zu ſaftige Früchte läßt man vorher auf Horden in gelinder Hitze etwas abwelken, z. B. Aprikoſen, Pfirſichen, andere röften, wie Kaſtanien. Manche muß man vorher in Waſſer einweichen, um ſie von ihrem herben Geſchmacke zu befreien, z. B. unreife Wallnüſſe. 5 Es gilt als Regel, zu jeder Art des Eingemach— ten wo möglich gereinigten Zucker zu verwenden. Zur Anwendung löſt man den gut raffinirten Zucker mit der Hälfte ſeines Gewichts Waſſer über dem Feuer auf und kocht ihn einigemal unter Abſchäu— mung auf; will man Melis- oder gar Farinzucker anwenden, ſo muß dieſer länger gekocht und abge— Kirchhof, Landwirth. ſchaͤumt werden, auch iſt zweckmäßig, die Läuterung durch Eiweiß oder Kohle zu befördern. Bei An— wendung zu vielen Zuckers candirt ſich derſelbe, und bei zu wenigem Zucker halten ſich die Früchte nicht. Übrigens verlangt jede Fruchtart je nach ihrer Saft— und Säuremenge ihr beſonderes Verhältniß Zucker, worauf man bei den einzelnen Früchten zu achten hat. Auch der Honig iſt zum Einmachen der Früchte zu gebrauchen. Weißen und reinen Honig braucht man nur mit etwas Waſſer bei gelinder Wärme zu ſchmelzen und abzuſchäumen; wenn ſich aber im— mer noch mehr Schaum bildet, ſo muß man, wie beim Zucker, Waſſer und Eiweiß dazu nehmen. Je länger man aber den Honig kocht, um fo mehr ver— liert er von ſeiner Süßigkeit, und wird endlich ſchwarz, bitter und ſcharf. Um den Zucker mit Ei— weiß zu reinigen, bringt man 12 Pfund Melis mit 2 Dresdner Kannen Waſſer, worin ein Einweiß zer— quirlt iſt, in einen Keſſel, rührt die Maſſe mit einem Schaumlöffel gut durch einander und ſetzt ſie auf ein ſtarkes Kohlenfeuer. Der Zucker darf hierbei den Keſſel nur zur Hälfte anfüllen, damit er Platz zum Steigen behält. Nun rührt man mit einem Löffel fo lange um, bis der Zucker völlig zergangen iſt, läßt hierauf einigemale aufwallen, gießt „ Kanne kaltes Waſſer hinzu, läßt ihn dann wieder einige Minuten kochen, gießt, wenn er noch einige Zoll vom Rande des Keſſels entfernt iſt, noch Y, Kanne Waſſer hinzu, läßt ihn noch einmal aufſteigen, bringt dann den Keſſel vom Feuer, läßt ihn noch einige Minuten ſtehen, nimmt nun den aufgeſtiegenen Schaum behutſam mit dem Schaumlöffel ab und thut ihn in einen Topf, worauf man den Keſſel wie— der an's Feuer bringt und den noch aufſteigenden Schaum während des Kochens abnimmt. Endlich gießt man den Zucker durch ein Haarſieb in ein an— deres Gefäß, worin man ihn zum Verbrauche ſtehen läßt. Will man die Läuterung mit Kohle vorneh— men, ſo bringt man 12 Pfund Meliszucker mit 4 Dresdner Kannen Waſſer in einen Keſſel, den man auf ein Kohlenfeuer ſetzt und wobei man mit einem Schaumlöffel gut umrührt. Sobald nun der Zucker anfängt zu kochen, werden 6 Loth Knochenkohle und 2 Loth geſtoßene Holzkohle gut darunter gerührt; alsdann läßt man den Zucker ſechs- bis achtmal aufwallen, nimmt ihn vom Feuer und gießt ihn, nachdem er einige Minuten geſtanden, durch einen wollenen Filtrirſack. Der in den erſten Minuten durchlaufende Zucker wird nochmals durch den Fil— trirſack gegoſſen. Durch Reinigen mit Kohle wird der Zucker weißer und heller als durch Eiweiß. Zu eingemachten Sachen, bei denen irgend eine Säure in's Spiel kommt, eignen ſich als Kochge— ſchirre am beſten feſte irdene, wohl glaſurte Gefäße, oder ſolche von gutem engliſchem Zinn oder ächt und gut verzinnte Kupfergefäße. Indeſſen kann man auch unverzinnte Kupfergeſchirre bei gehöriger Vorſicht dazu verwenden. Solche müſſen nämlich 88 698 HSauswirthfhaft. ganz blanf fein, nicht den geringften Anſatz von Grünſpan zeigen; auch darf man die in derglei— chen Geſchirren gekochten ſauren Sachen durchaus nicht darin erkalten oder längere Zeit darin ſtehen laſſen, ſowie endlich die ſauern Flüſſigkeiten nicht langſam bis zum Sieden in Kupfergeſchirren er⸗ hitzt werden dürfen. Eiſerne Gefäße geben dem Ein— gemachten eine ſchwärzliche Färbung und einen her— ben Geſchmack, weßhalb ſie hierzu untauglich er— ſcheinen. Zweckmäßig iſt außerdem ein mehr flaches als hohes Kochgefäß. Zum Kochen gehört ein helles Feuer, um nicht zu lange ſieden zu müſſen; auch darf das Gefäß weder zu voll, noch der Boden deſſelben zu wenig bedeckt ſein. Übrigens kann man ſowohl dem Über— laufen als Anbrennen durch Rühren mit einem höl— zernen Spatel oder Löffel begegnen; der auf der Oberfläche ſich zeigende Schaum iſt abzunehmen. Das Eingemachte wird für hinreichend geſotten ge— halten, wenn man einen Löffel voll auf einen kalten Teller thut, und es ſogleich darauf gerinnt. Zur Aufbewahrung eignen ſich am beſten glä— ferne, porzellanene oder fteingutne Gefäße. Ob zwar gleich Gefäße mit enger Mündung den Vorzug verdienen dürften, ſo wendet man doch der Bequem— lichkeit halber gewöhnlich ſolche mit weiter Mün— dung an. Für größere Früchte namentlich ſind mehr weite als hohe Gefäße paſſend. Gläſerne Gefäße muß man, damit ſie nicht ſpringen, vor dem Ein— bringen des Eingemachten in ſiedendes Waſſer ſtecken, oder anfangs nur einen Löffel voll des Ein— gemachten hineinbringen und dieſes über den gan— zen Boden ausbreiten. Gewöhnlich werden die Ge— fäße erſt nach völligem Erkalten zugebunden. Hier— zu ſchneidet man ein Stück Papier genau nach der Größe des Topfes zu, taucht es in Franzbranntwein und legt es über das Obſt; darauf bindet man ein zweites recht ſtarkes (zweckmäßig mit Wachs ge— tränktes) Papier oder Blaſe mit Bindfaden feſt über die Mündung. Die Gefäße müſſen an einem küh— len, trocknen, ja nicht dumpfigen Ort geſtellt werden. Außerdem muß man von Zeit zu Zeit nachſehen, ob ſich das Eingemachte noch in gutem Zuſtande befinde. Erſcheint der Saft zu dünn, ſo muß man ihn abgießen, nachdem man den etwa darauf befind— lichen Schaum mit einem Kartenblättchen abge— nommen hat, und erſt wieder über die Früchte gie— ßen, wenn er mit Zuſatz von mehr Zucker eingedickt worden iſt. Findet man ihn aber körnig oder kry— ſtalliſirt, ſo kocht man ihn mit Zuſatz von ein wenig Waſſer wieder auf. Um aber den candirten Zucker im fluͤſſigen Zuſtande abgießen zu können, ſetzt man das Gefäß in heißes Waſſer, bis er wieder zergan— gen iſt. Sauerkraut, Sauerkohl, Zettelkraut. Beim Einlegen des Sauerkrautes hat man vor allen Dingen auf ein dazu geeignetes Faß Rückſicht zu nehmen. Am beſten ſchicken ſich hierzu Weinfäſ— ſer, auf welchen weißer Wein gelegen; iſt man aber genöthigt ſich neuer Fäſſer zu bedienen, fo müſſen dieſe vorher nicht blos gehörig ausgewäſſert, ſon— dern auch mit Eſſig eingerieben oder mit Sauerteig eingeſchmiert werden. Sie dürfen durchaus keinen faulen, dumpfigen oder ſonſt unangenehmen Ge— ruch haben. Schon zu Sauerkraut gebrauchte Fäſ— ſer müſſen, wenn ſie wieder dazu benutzt werden ſollen, gleich, nachdem das letzte Sauerkraut her— ausgenommen worden, vollkommen ausgewäſſert, dann im Schatten getrocknet und dann unter Ob— dach bis zum künftigen Gebrauche ſo hingeſtellt wer— den, daß die offene Seite oben ſteht; vor dem Ge— brauche im Herbſte werden ſie dann mit heißem Waſſer ausgebrüht. Beſſer noch iſt, eine kleine Par— tie ungelöſchten Kalk in das geleerte Gefäß gebracht, dieſen mit Waſſer darin abgelöſcht, und mit der da— durch erhaltenen Kalkmilch die Wände des Gefäßes überdeckt; letzteres an einem der Sonne und dem Luftzuge ausgefetzten Ort gebracht, und dieſe Kalk— milch dem Gefäße bis zu deſſen Wiedergebrauche anhängen gelaſſen. Wo der Verbrauch von Sauer— kraut nicht groß iſt, erſcheint es zweckmäßiger, daſſelbe in mehrern kleinen Fäſſern, als in einem einzigen großen einzulegen. „Die zum Sauerkraut beſtimmten Krautköpfe müſſen ſehr feft und dicht, möglichſt friſch, nicht durch langes Liegen ſehr gelb geworden, auch nicht im Freien im Froſte gelaſſen worden ſein. Man ſäu— bert ſie von faulen und andern ſchmutzigen Blättern, ſchneidet ſie in 2 Theile und hobelt ſie auf dem be— kannten dazu eingerichteten Krauthobel klein. Man muß entweder vor dem Hobeln die Strünke heraus— genommen haben, oder nur bis an die Strünke ho— beln. Sodann wird das gehobelte Kraut entweder in abwechſelnden Schichten mit trocknem unzerſtoße— nem Dillſamen und Salz, oder mit dieſen Subſtan— zen gemengt in das Faß gethan und möglichſt feſt eingeſtampft, wobei man den aufſteigenden Schaum abnimmt. Über das mit Kraut vollgefüllte Faß legt man friſche Krautblätter, bringt einen paſſenden Deckel darauf und beſchwert dieſen mit Steinen. Um die Säuerung zu beſchleunigen, kann man das Faß auch die erften, Tage offen ſtehen laſſen und erſt nachher den beſchwerten Deckel auflegen. Salz— waſſer darf blos dann zugegoſſen werden, wenn der eigene Saft des Krautes nicht hinreichte, über das Sauerkraut zu treten; in welchem Falle dies aber auch nicht zu verſäumen iſt. Sollte das Faß wegen Mangel an Säure die Gährung nicht gehörig för— dern, ſo muß man auch etwas Weineſſig, oder mit Salz und Sauerteig verſetzten, verdünnten Land— wein oder Brühe von andern gutem Sauerkraut auf das Kraut gießen. Das Faß wird zuerſt an einen temperirten Ort (8 bis 13 Grad R.) gebracht, und ſo lange daſelbſt gelaſſen, bis der Geruch und Ge— ſchmack der Brühe anzeigt, daß die Gährung gehö— Spinnen des Flachſes und Hanfes. rig vor ſich gegangen iſt, worauf man es in den Keller oder an einen andern kühlen, aber doch froſt— freien Ort bringt. Hat man Sauerkraut zum Kochen aus dem Faſſe genommen, ſo muß man die Ober— fläche des Krautes darin wieder eben machen und den Deckel wieder auflegen und mit Steinen gehörig beſchweren; auch hat man ſtets forgfältig darauf zu achten, daß hinlänglicher Saft über dem Sauer— kraut ſtehe. Je vollſtändiger der Luftzutritt vom Sauerkraut abgehalten wird, deſto beſſer hält es ſich. Wenn aber in der Folge der Deckel nach der Mitte des Bauches des Faſſes zu immer weniger paſſen will, muß man leinene Tücher in eine Wulft zuſammendrehen und ſolche zwiſchen den Rand des Deckels und die Seiten des Gefäßes feſt einpreſſen, um keine Luft durchzulaſſen. Sollte das Kraut an— fangen weich zu werden, ſo muß man das, was nichts taugt, ſogleich wegräumen; auch iſt in die— ſem Falle ein Zuſatz von Weineſſig gut. Wie viel man beim Einlegen des Sauerktautes Salz anwen— den ſoll, darüber hat man keine übereinſtimmenden Vorſchriften. Um gutes Sauerkraut zu erhalten, darf man jedenfalls nicht zu ſtark ſalzen. Es iſt ſo— gar gewiß, daß Sauerkraut ohne alles Salz einge— legt nicht nur ſehr gut ſäuert, ſondern auch noch milder und zarter ſchmeckt, als das mit Salz ein— gelegte; überdies wird behauptet, daß das Salz 699 nicht einmal zur Haltbarkeit etwas beitrage. Hätte man das Sauerkraut aus Verſehen zu ſehr geſalzen, jo müßte man jedenfalls friſches Waſſer zufchütten. Nach Manchen ſoll das Waſſer, was ſich beim Ein— ſtampfen zeigt, zwar geſalzen, aber doch nicht wie Salzlake ſchmecken; nach Andern ſoll man auf ein Spanſieb voll gehobeltes Kraut eine Hand voll Salz, noch nach Andern auf ein Schock Krauthäup— ter etwa 3 Pfund Salz und einige Hände voll Dill— ſamen nehmen. Außer letzterem werden häufig auch noch andere Gewürze mit eingelegt, namentlich Kümmel und Wachholderbeeren (beide ungeſtoßen), Senfmehl, Weinreben, in fingerlange Stücke ge: ſchnitten und in der Mitte von einander geſpalten. Auch wird empfohlen, beim Feſtſtampfen des Krau— tes nach und nach etwas Wein (etwa / Maß auf 1 Schock Köpfe) auf das Kraut zu ſpritzen. Man— cher Orten ſtreut man beim Einmachen des Sauer— krautes Erbſen mit ein, während man in andern in Scheiben geſchnittene Apfel ſchichtweiſe mit ein— ſtampft. R In manchen Gegenden (3. B. in Thüringen) legt man auch ſogenanntes Komſt- oder Kumſtkraut ein, indem man vornehmlich die kleinen Kohlhäup— ter ganz aufſiedet und dann wie gewöhnlich ſauer einlegt. Spinnen des Flachſes und Hanfes. Flachs und Hanf werden entweder auf der Spin— del oder auf dem Tretſpinnrade, oder auf der Spinn— maſchine geſponnen oder in Garn verwandelt. Die Spindel, das einfachſte und älteſte Werk— zeug zum Spinnen, wird in manchen Ländern noch immer zum Spinnen des Flachſes und Hanfes ge— braucht, z. B. in Schwaben, Schleſien, Böhmen, in der Lauſitz u. ſ. w. Ein rundes, glattes, nach dem einen Ende ſpitzig zugehendes Stäbchen be ent: 0 42 bm— 7 hält nach dem andern Ende a zu eine kleine Scheibe e, welche die Stelle eines Schwungrades vertritt, ſobald die Spindel um ihre Achſe geſchnellt wird. Der Flachs oder Hanf iſt an einer auf 3 Füßen ſtehenden Stange, dem Spinnrocken, befeſtigt. Die Spinnerin zieht beim Spinnen mit ihren Fingern den Faden, deſſen Anfang mit der Spitze der Spin— del verbunden ift, dreht letztere um ihre Achſe und läßt den Faden um ſich herumlaufen. Das Tretſpinnrad, wie ein ſolches in folgender Zeichnung dargeſtellt, iſt freilich bequemer. Ein Rad (Schwungrad) a a läuft in ſeiner Welle zwi— ſchen einem einfachen Geſtelle; das eine Ende der Welle enthält eine Kurbel d, von deren Griffe eine Stange b herab- und zu dem vordern Ende ce ei: nes Fußtritts (Tretbrets) ce hingeht, welche ihren Bewegungspunkt am andern Ende 4 hat. Um das Rad a u und eine Rolle / iſt eine Schnur ohne Ende gezogen und ſtraff geſpannt. Wenn nun das Rad einmal in Umdrehung iſt und das Tretbret cd, e etwa bei „, mit dem Fuße getreten wird, fe bleiben Rad und Rolle ſo lange im Umſchwunge, als das Treten dauert. Die Rolle ſitzt an einer glatten Spin— del (einem glatten Draht) 5 % feſt; und mit dieſer Spindel iſt zugleich eine mit Flügeln 17 verſehene kurze Röhre 4 fo verbunden, daß beide, Röhre und Flügel, zugleich umlaufen, ſobald die Rolle gedreht wird. Die Röhre und der Zapfen 7 der Spindel laufen aber in Lagern des Geſtelles. Zwiſchen der Rolle und der Röhre ſteckt die Spule, auf welche das geſponnene Garn ſich wickelt. Damit nun das ge— ſponnene Garn beim Aufwickeln gleichmäßig auf die Spule ſich vertheilt, ſo 8 die Flügel vr, von 700 Hauswirthſchaft. vorn bis nach der Röhre x zu, eine Menge Häkchen, ſo daß der Faden immer über ein Häkchen nach der Spule hingeht und aus einem gehoben und durch das nächſtfolgende geleitet werden kann. Der Flachs oder Hanf iſt über eine Stange (den Spinnrocken) geſchlagen, der auf dem Geſtelle des Spinnrades ſteckt. Wegen einer eigenthümlichen Sprödigkeit wird der Flachs und Hanf beim Spinnen von Zeit zu Zeit mit Speigel benetzt, was aber bei anhaltendem Spinnen entkräftend auf die Geſundheit der Spin— nerin wirkt. Deßhalb haben manche Spinnerinnen ein kleines Gefäß mit Waſſer vor ſich an dem Ge— ſtelle des Rades ſtecken. Indeſſen giebt bloßes Waſ— ſer dem Faden nicht die erforderliche Geſchmeidigkeit. Beſſer gießt man daher etwas Bier zum Benetzen des Fadens in das Gefäß, oder wirft ein Stückchen Gummi arabicum hinein und ſchüttet lauwarmes Waſſer darauf. Beim Spinnen ganz feinen Garnes bedient man ſich des Gummiwaſſers. Ein gutes Netzmittel kann auch durch Abkochung von Schwarz— wurzel, oder von Salepwurzel, oder von Leinſamen, oder von ſogenannten Flohſamen u. dgl. gewonnen werden. Da das öftere Anhalten des gewöhnlichen Spinn— rades, um den Faden von Haken zu Haken der Flü— gel weiter zu hängen, immer mit Zeitverluſt verbun— den iſt, auch hierbei nicht ſelten der Faden reißt, ſo hat man ein Spinnrad erfunden, deſſen Spule ſich mittelſt folgender mechaniſchen Vorrichtung immer gleichmäßig unter dem Faden weiter ſchiebt. Die Spindel iſt etwa doppelt ſo lang als bei dem ge— wöhnlichen Spinnrade, und die Spule, welche ſich auf ihr hin- und herſchieben ſoll, wird an ihrem Ende von einem Ringe oder von einer Hülſe a auf: genommen, welche das obere Ende einer herunter— wärts gehenden eifernen elaſtiſchen Stange a b aus- macht, die mit ihrem untern Ende Nan das Geſtelle des Spinnrades befeſtigt iſt. Wird ſie nun hin- und hergeſchoben, ſo muß auch die auf ihrem obern Ende angebrachte Spule hin- und hergehen. Die Welle des Rades c enthält nämlich nach dem ei— nen Ende zu mehrere Schraubengänge, welche in ein beſonderes, mit ziemlich vielen Zähnen verſehenes Stirnrad d eingreifen, daher ſich letzteres allmälig herumbewegen muß, wenn das Tretrad umläuft. Wenn demnach das Stirnrad z. B. hundert Zähne hätte, ſo würde es bei einem Umlaufe des Tret— rades nur Yıoo Umdrehung machen, alſo nur ein— mal herumkommen, wenn das Tretrad 100 Um— läufe gemacht. Auf der Achſe dieſes Stirnrades ſitzt eine herzförmige Scheibe e feſt, die ſich mit dem Stirnrade zugleich dreht. An der Stange a be— findet ſich ein kleiner Arm /, welcher vorn mit einem leicht um ſeine Achſe laufenden Röllchen, das ſich an den Umfang der herzförmigen Scheibe lehnt, verſehen iſt. Dieſe muß nun durch ihre Umdrehung den Arm /, und ſomit auch die Stange a und die Spule bald von ſich hinweg, bald zu ſich hinſchie— ben. Der Arm wird nach der einen Seite zu von einer Feder, welche die Stange a db drückt, auf dem Umfang der Herzſcheibe gehalten. Der Flügel g hat ſtatt der gewöhnlichen Häkchen hier nur einen kleinen Ring, durch welchen der von der Röhre her geleitete Faden gezogen wird, um ihn mit der Spule zu verbinden. Auf ſolche Weiſe geht die Spule im— mer unter dem Ringe hin und her und das Garn wickelt ſich auf der Spule gleichmäßig neben einan— der. Das Tretrad erhält übrigens ſeine Bewegung ebenſo, wie bei dem gewöhnlichen Spinnrade durch Kurbel, Leititange und Tretbret.| Die zweiſpuligen Spinnräder oder Doppelſpinn— räder, worauf eine Perſon zwei Fäden auf einmal ſpinnen kann, ſind zweckmäßig, obſchon ſie, wegen des Ungewohnten, in vielen Gegenden keinen Ein— gang gefunden. Man hat mehrere Arten derſelben, z. B. das thüringiſche, das hannöverſche, das wür— tembergiſche, von denen das letztere für das ein— fachſte und zweckmäßigſte gehalten wird. Mit dem Tretrade 4 ift vermöge der Kurbel “ und der Leit: ſtange das Tretbret auf die gewöhnliche Weiſe ver— bunden; das Tretrad ſelbſt läuft zwiſchen 2 Säu— len um ſeine Achſe, während die obern dünnern En— den jener Säulen durch eine horizontale Säule gehen, welche die beiden Spulen e ce (nach jedem Ende eine) trägt. Die Schnur ohne Ende iſt über Doppelrinnen in dem Umfange des Tretrades und über die Rollen, an den Spindeln neben den Spu— len geſpannt. Über jener horizontalen Säule befin— det ſich noch eine andere ähnliche mit der untern ſo verbunden, daß ſie von dieſer mehr entfernt oder ihr genähert werden kann, um hierdurch oder auch durch Wirbel / die Schnur mehr anzuziehen oder. Spinnen des Flachſes und Hanfes. nachzulaſſen. An der Seite iſt der Spinnrocken an— gebracht. Sowie nun das Tretrad durch das Tret— bret in Umlauf geſetzt wird, ſo laufen auch Spin— del, Flügel und Spulen um, und es kommt dann nur darauf an, daß die Spinnerin geübt genug iſt, beide Hände zugleich gehörig zum Ausdehnen und Zuſammendrehen des Fadens zu n Unter den Spinnwerkzeugen zu Flachs iſt auch noch der Spinntiſch zu erwähnen. Dies iſt nämlich ein Tiſch mit einer darunter angebrachten gemein— ſchaftlichen horizontalen Spinnſcheibe, woran zu gleicher Zeit 4 bis 10 Perſonen ſpinnen können. Jene Scheibe erhält ihre Bewegung durch Treten und Umdrehen eines gewöhnlichen Tretrades. Der Tiſch ſelbſt ſtellt ein reguläres Vieleck von ſo vielen Seiten vor, als daran Spulen angebracht werden ſollen. Die Spulen werden hier aber nicht mittelſt Schnüren, ſondern durch unmittelbare Berührung der Scheibe ſelbſt vermöge kleiner am Ende der Spindeln befeſtigten Scheibchen in Bewegung ge— ſetzt. Dieſe Scheibchen liegen mit gehörigem Drucke ſo auf der großen Scheibe, daß ſie durch die bloße Reibung von der Scheibe umgedreht werden, wenn dieſe umläuft: der ſtählerne Zapfen der letztern be— wegt ſich in einer meſſingenen Pfanne. Zur Ver— minderung ihres Gewichts kann die Scheibe ſelbſt durchbrochen fein. Das Tiſchblatt erhält nun zur Bewegung der Spulen ſo viele Einſchnitte, als von jenen vorhanden ſind, während die Spulengeſtelle um den Tiſch herum in einem Kranze ihre Befeſti— gung haben. Die Spinnrocken ſtecken aber zu belie— biger Stellung auf beweglichen Armen. 1 Außerdem find die Spinnwerkzeuge durch die Erfindung neuerer Zeit ſehr vermehrt worden. So kommen z. B. für Putzzimmer ſogar Spinnräder von der Form eleganter Tiſche, welche das Rad un— ter den Tiſchen verbergen, und für Damen ſo kleine und zierliche Spinnräder zum Vorſchein, daß ſie 701 in Taſchen fortgetragen werden können, um ſie beim Gebrauch nur an einen Tiſch zu ſchrauben. Bei den Flachs- und Hanfſpinnmaſchinen, wor— auf eben ſo wie bei den Baumwollen- und Wollen— ſpinnmaſchinen ſehr viele Fäden auf einmal geſpon— nen werden, beſtehen die Haupttheile gleichfalls wie bei den Baumwollen- und Wollenſpinnmaſchinen in kleinen geriffelten oder kannelirten hölzernen, eiſer— nen oder ſtählernen Streckwalzen, wovon immer eine obere Reihe zu einer untern gehört, und in dieſen Reihen eine obere Walze immer auf einer untern liegt. Das geſponnene Garn wird gehaſpelt, d. h. ver— mittelſt des Haſpels oder der Weife auf bekannte Weiſe zu Fäden von beſtimmter Länge und in be— ſtimmter Anzahl vertheilt, damit man dem Weber die nöthige Quantität Garn zu dieſer oder jener Art Geweben übergeben könne. a Spinnmaſchinen arbeiten freilich, wenn ſie gut eingerichtet ſind, gleichförmiger, als Menſchenhände auf Spindeln und Spinnrädern durch das bloße Gefühl dies zu thun vermögen. Denn Feinheit und Gleichförmigkeit des von Menſchenhänden bearbei— teten Geſpinnſtes hängt immer von der Geſchicklich— keit und Aufmerkſamkeit der Spinnerin ab, freilich aber auch von der Zartheit der Finger und der Fein— heit des Gefühls; daher weibliche Perſonen in der Regel einen zartern Faden ſpinnen, als männliche, und jüngere Perſonen wieder einen zartern als ältere. In Weſtphalen wird ein einziges Pfund Flachs oft zu einem Faden ausgeſponnen, der 23 deutſche Mei— len lang iſt. In Schleſien ſpinnt man oft aus einer Menge Flachs, die oft etwa 1 Sgr. werth iſt, für 2 Thlr. Garn, woraus man für 24 Thlr. Zwirn bearbeitet und aus dieſem für 200 Thlr. Spitzen fer— tigt. Ja in Holland koſtet die Ellenzahl Spitzen aus einem in Garn und dann in Zwirn verwandelten Pfunde Flachs nicht ſelten 4000 bis 5000 Gulden. Um das geſponnene Garn nach der Feinheit zu ſortiren, bedient man ſich an einigen Orten metalle— ner Ringe von verſchiedenen Durchmeſſern. Geht eine gleiche Anzahl von Fäden zuſammengelegt durch einen ſolchen Ring hindurch, ſo ſchließt man, daß auch die Dicke jedes einzelnen Fadens derjenigen des andern gleich ſei, obſchon dieſer Schluß begreiflich unrichtig iſt. Ein Vergrößerungsglas zeigt die Gleichförmigkeit oder Ungleichförmigkeit der Fäden an. Neuerer Zeit hat man zur genauern Prüfung der Fadenſtärke in Italien eine beſondere eigenthüm— liche Vorrichtung erfunden und dieſelbe Mitoſtheno— meter genannt. Das Spindelgarn erfordert zwar mehr Zeit und Mühe, aber der Faden iſt, wenngleich loſer, doch im Allgemeinen feſter, ſchöner, gleichartiger, und in der Leinwand dichter und ſtärker, als der des Räder— garns, deßhalb auch ſehr gut zur Lauge und Bleiche tauglich. Bei dem Rädergarne geht das Spinnen allerdings ſchneller, indeß erhält man nur bei großer Geſchicklichkeit der Spinnerin ein mit dem Spindel— garn gleich gutes Garn. Außer der Geſchicklichkeit der Spinnerin hängt aber auch die Feinheit des Garns von der Feinheit des Flachſes ab. Der zum E 702 Hauswirthſchaft. feinſten Garn beſtimmte Flachs muß, außer der all— gemeinen zum Spinnen erforderlichen Zurichtung insbeſondere noch gepocht, fein gehechelt, geſchabt und gebürſtet werden, ſo daß man nach Verſchieden— heit der urſprünglichen Güte des Flachſes von 1 Pfd. nicht mehr als 4 bis 5 Loth erhält. Webergarn nennt man das zum Weben taugliche Garn, und unterſcheidet hierbei wieder Werftgarn (das ſchwe— rere zur Kette) und Schußgarn (das leichtere zum Einſchlag). Lothgarn wird überhaupt das feinere, weniger gedrehte, daher auch ſchwächere Garn ge— nannt, von welchem oft 1 Stück (ſ. Maß, Münzen und Gewichte) nur 1 Loth wiegt. Klöppelgarn iſt das feinſte Geſpinnſt, zu Spitzen und Kanten dien— lich. Gutes Leinengarn darf nicht zu drall, aber auch nicht zu locker geſponnen ſein, indem es in bei— den Fällen kein gutes Gewebe giebt; es iſt zu ver— werfen, wenn der Faden nicht überall gleich und einerlei, ſondern bald ſtark, bald fein, bald holprig iſt. Beim Verkauf beſtimmt man die Feinheit des Garns gewöhnlich nach der Anzahl der Stücke, wel— che man mit der Hand umfaſſen kann (nach dem Griffe). Eingriffiges Garn nennt man ſolches, wo— von ein Stück, zweigriffiges, wovon zwei Stück die Hand ausfüllen u. ſ. f. Sehr häufig beſtimmen die Weber auch die Feinheit des Garns nach der Anzahl der Gänge, welche zu Leinwand von gegebener Breite davon erforderlich ſind. Die Feinheit des Maſchi— nengarns wird gewöhnlich mit Nummern bezeichnet, welche angeben, wie viel 1000 Ellen 1 Pfd. wiegen. -Das Bleichen des Leinengarns wird im Hauſe gewöhnlich zugleich mit der Leinwandbleiche ſehr einfach auf folgende Weiſe vorgenommen: Auf den Die Leinwand wird von flächſenem oder hanfe— nem Garn gewebt, wobei Kette und Einſchlag ein— fach in rechten Winkeln ſich durchkreuzen. Geköperte Leinwand nennt man nach der Stärke des Körpers Drillich oder Zwillich, und ſolche mit eingewebten künſtlichen Muſtern Damaſt. Hanfleinwand iſt feſter, läßt ſich aber nur ſchwieriger und nicht ſo hochweiß bleichen als Flachsleinwand. Die feinſte Leinwand nennt man Battiſt. Diejenige Leinwand heißt roh, welche noch ungebleicht, wie ſie von We— berſtuhle kommt, iſt. Sie iſt noch grau, wenn fte aus Flachs, gelblich oder bräunlich, wenn ſie aus Hanf gemacht iſt, ſo wie ſie auch noch mit der We— berſchlichte behaftet erſcheint. Dahin gehört die aus Werggarn gewebte Wergleinwand, im Handel unter dem Namen Sack- oder Packleinwand bekannt. Die ſtärkſte Sorte Leinwand iſt das Segeltuch, welches von gutem flächſenen oder hanfenen Garn gewebt wird. Weißgarnige Leinwand wird diejenige ge— nannt, welche aus ſchon zuvor gebleichtem Garne gewebt iſt; ſie beſitzt mehr Haltbarkeit als die im Stück gebleichte Waare. Unter Halbleinwand be— greift man eine ſolche, bei welcher die Werft von Leinengarn und der Schuß von Baumwollengarn Boden eines großen Keſſels wird gerades Roggen— ſtroh gelegt, darauf eine Lage Garn, dann eine Lage gut geſiebte Aſche, wieder Garn und Aſche, bis der Keſſel voll iſt, worauf man Alles mit geradem Stroh bedeckt und die Maſſe mit Feldſteinen beſchwert; als— dann gießt man den Keſſel voll Waſſer, und kocht nun das Garn unter Erſatz des verdunſteten Waſſers drei Stunden lang. Nachdem es im Keſſel erkaltet, wird es herausgenommen, rein ausgeſpült und auf Seilen oder Stangen getrocknet. Sowie es nun völlig trocken iſt, wird das Kochen auf dieſelbe Weiſe wiederholt, worauf man zum Beuchen übergeht, welches zugleich mit dem Beuchen der Leinwand vor— genommen wird. Man legt hierbei nämlich das Garn in dem Beuchfaſſe oben auf die Leinwand, hierüber das Aſcherlacken u. ſ. f. Sobald nun die Lauge abgezapft worden, wird das Garn auf den Bleichplatz gebracht, jedes Stück beſonders durch Waſſer gezogen und naß auf zwei Stangen gehängt, welche auf vier Gabelſtützen ruhen, wovon zwei un— ter der einen Stange niedriger ſind, als die beiden andern. Man pflückt nun das Garn ſehr gut aus— einander, was auch in der Folge oft geſchehen muß, begießt, ſobald daſſelbe trocken wird, und fährt ſo bis den zweiten Tag Abends fort, worauf es in reines Waſſer geweicht, die Nacht über darin ge— laſſen, den nächſten Morgen in reinem Waſſer ge: ſchwenkt, geklopft und geſpült, dann wieder bis zum dritten Tage Abends gebleicht, nun wieder einge— weicht, am, nächſten Morgen geklopft, völlig trocknen gelaſſen und dann wieder gebeucht wird. Dieſes et wiederholt man 5 bis 6 Wochen hin— durch. wan d. iſt. Gemengte Leinwand nennt man ſolche, bei wel— cher der Schuß von Hanf- und die Werft von Flachs— garn, oder umgekehrt genommen wird. Unter Haus— leinwand verſteht man alles Leinenzeug, welches man aus ſelbſtgeſponnenem Garne zum eigenen Ge— brauche um Lohn weben läßt. Die Werft oder der Aufzug der Leinwand wird in Gänge eingetheilt, deren jeder gewöhnlich 40 Fa— den enthält. Je mehr Gänge nun auf eine beſtimmte Breite der Leinwand kommen, deſto feiner iſt fie, Enthält Flachsleinwand auf 2 dresdner Ellen Breite 70 bis 80 Gänge, ſo iſt ſie als fein zu betrachten; ſehr grobe Leinwand enthält auf dieſelbe Breite etwa 24 Gänge. Um die Fäden eines Ganges bequemer auszählen zu können, bedient man ſich eines hierzu beſtimmten Vergrößerungsglaſes, mißt alsdann die Geſammtbreite des abgezählten Ganges mit dem Zirkel und vergleicht dieſe mit der Breite des ganzen Stückes, um die auf das Stück kommende Anzahl der Gänge zu finden. Kennt man daher nach der Anzahl der dem Leinweber übergebenen Stücken oder Strähnen die Geſammtlänge des Fadens, ſo iſt es leicht, denſelben zu controliren, ob er auch nichts vom Garne unterſchlagen hat. Man kann nämlich nach Lein w vorerwähntem Verfahren die Anzahl der zur Werft und zum Einſchlag gebrauchten Fäden leicht finden, und indem man dieſe Zahlen mit der Länge der Werft und des Einſchlags multiplicirt, und beide Produkte addirt, finden, ob dieſe Summe der Ge— ſammtlänge des dem Weber übergebenen Garns gleich iſt. Da jedoch der hierbei in die Werft kom— mende Faden beim Weben nicht ganz ſeine vorherige Länge behält, ſondern, wie man ſagt, etwas einge— webt wird, ſo muß man bei der Leinwand deßhalb etwas in Abzug bringen. Feine Leinwand verliert daher, je nachdem der Einſchlag eben fo fein oder gröber als die Werft iſt, auf 100 Ellen 5 bis 9 Ellen; mittelfeine Leinwand ungefähr 12 Ellen; grobe blos reichlich 4 Ellen. Ferner iſt noch zu berückſichtigen, daß auf jeder Seite oder Leiſte der Leinwand die äußerſten zwei Aufzugs- oder Werftfaden doppelt ſind. Nach dem Gewichte des Garns arbeiten zu laſſen, wie dies an mehrern Orten üblich, iſt unſicher, indem die Leinwand durch die beim Weben ange— wandte Schlichte jedenfalls einen Gewichtsüberſchuß über das angewandte Garn zeigen muß. Hanfene Leinwand iſt, wie ſchon früher erwähnt, feſter als flächſene, aber theurer und nicht ſo weich und fein. Bei einer guten Leinwand ſoll der Faden am Anfange, in der Mitte und am Ende des Stücks von gleicher Güte und Feinheit und ohne Knoten ſein, ſowie auch die neben einander liegenden Faden egal ſein müſſen; letzteres iſt am leichteſten daran zu erkennen, ob die Sahlleiſte ganz gerade oder mehr zackig iſt. Leinwand mit einem runden Faden hat in der Regel mehr Werth als mit einem breiten. Häu— fig wird die Leinwand jetzt dadurch verfälſcht, daß man zur Kette oder zum Einſchlag baumwollenes Garn nimmt, wodurch ſie feiner und wohlfeiler, aber faſt noch weniger haltbar wird, als ganz baum— wollenes Zeug. Dieſe Verfälſchung iſt bei einigem Reiben des Gewebes leicht daran zu erkennen, daß die dadurch entſtehenden Faſern beim Leinengarn niedrig und ſteif ſtehen, dagegen die Faſern vom Baumwollengarn gekräuſelt und lockig zum Vor— ſchein kommen. Endlich muß die Leinwand gut ge— webt, d. h. auf dem Weberſtuhle gleich- und feſtge— ſchlagen und weder nach der Länge noch nach der Breite ausgezogen oder gedehnt ſein, was ſich an der ſchiefen Richtung der Fäden bemerken läßt. Da durch die Appretur, beſonders durch das Stärken und Glätten, mancher Fehler des Garns und des Webers verſteckt wird, ſo kauft man die Leinwand beſſer ohne Appretur oder muß doch dieſe durch Waſchen ent— fernen. Über das Bleichen der Leinwand f. weiterhin Bleichen. Die gebleichte Leinwand wird aufgerollt und am beſten in Koffer oder Kiſten gelegt, die man an einen trocknen, luftigen Ort ſtellt. Hat man Leinwand ge— kauft, die etwas gebläut und geſtärkt wäre, ſo müßte man ſie vor dem Einpacken erſt auswaſchen und rollen. Durch langes Liegen verliert die Leinwand endlich an Haltbarkeit. Indeſſen ſoll ſie ſich doch 12 Jahre hindurch in einem völlig unverdorbenen Zu— ſtande erhalten, dann aber nach und nach an Güte and. 703 abnehmen, ſchwach und mürbe werden, ſo daß die auf 20 Jahre gelegene Leinwand kaum 6 bis 8 Wäſchen ausgehalten hat. Bei Leinwand, die man ſehr lange liegen laſſen will, wird empfohlen, ſie jährlich ein— mal zu waſchen und auf die Bleiche zu bringen. Über— haupt ſoll aber durch ein ſechsſtündiges Kochen oder 8 bis 10 Tage langes Liegenlaſſen der Leinwand in einer gerbſtoffhaltigen Flüſſigkeit, z. B. einer Abkochung von Eichenrinde, dieſelbe ſehr an Halt— barkeit gewinnen. Sie darf beim Kochen nicht die Wände des Keſſels berühren und muß beim Trocknen vor Regen, beſonders aber vor Froſt, geſchützt werden. Auf 2 Pfd. Leinwand rechnet man 1 Pfd. Lohe. Dieſes Verfahren kann jedoch nur bei ſolchem Leinen— zeuge in Anwendung kommen, wo die Weiße eben nicht beſonders erforderlich iſt. Um grobe Leinwand, wie ſie z. B. zu Segeltuch, zu Zelten, zu Wagenüberzügen, Kleidungsſtücken u. ſ. w. beſtimmt iſt, waſſerdicht zu machen, d. h in den Zuſtand zu verſetzen, daß Waſſer, z. B. Regen, nicht durchdringen kann, bedient man ſich einer Zu— ſammenſetzung aus Olfirniß und Pfeifenthon. Den Olfirniß bereitet man aus Leinöl, indem man zu 100 Pfund dieſes Ols 6½ Pfd. Bleizucker, 1¼& Pfd. gebrannten Umber, eben ſo viel Bleiweiß und 1 Pfd. feines Bimsſteinmehl ſetzt. Nachdem alle dieſe Ingre— dienzien gehörig gepulvert und abgerieben worden, ſiedet man ſie 10 Stunden lang über einem ſchwa— chen Feuer, indem man während der beiden letzten Stunden die Hitze nach und nach vermehrt, wobei jedoch immer zu verhüten, daß das Ol nicht dick werde. Überhaupt muß der fettige Olfirniß ſo flüſſig ſein, daß er, wenn man ihn mit einem Dritttheile ſeines Gewichts Pfeifenthon vermengt, nur die Con— ſiſtenz eines Syrups erhält. Nachdem er nun acht Tage hindurch geſtanden und ſich geſetzt hat, filtrirt man ihn durch Mouſſelin in ein reines Gefäß. Nun bringt man den dritten Theil des Gewichts vom an— zuwendenden Firniß gepulverten und geſiebten Pfei— fenthon in ein Gefäß und ſetzt demſelben nach und nach ſo viel Leim zu, bis er die Conſiſtenz einer Salbe bekommt; worauf man den Firniß darunter gießt und mit einem hölzernen Spatel gehörig dar— unter rührt. Das Ganze läßt man nun auf einem Reibſteine oder einer Farbenmühle ſo lange abreiben, bis es abläuft. In dieſem Zuſtande kann man dem— ſelben auch irgend eine beliebige Farbe ertheilen, indem man damit (Y, Farbe auf %, jenes Gemen— ges) die verlangte Olfarbe abreibt. Die waſſerdicht zu machende Leinwand (auch andere Zeuge) wird nun in einem hölzernen Rahmen ausgeſpannt, und das Gemenge mit großen breiten Meſſern auf der Oberfläche des Zeugs ausgebreitet, auf welchem es eine glatte Oberfläche bildet. Alsdann kehrt man den Rahmen um und verfährt mit der Rückſeite des Gewebes eben ſo, worauf man den Rahmen in eine Lage bringt, worin das Gewebe ungefähr binnen einer Woche vollkommen trocken werden kann. Als— dann nimmt man es aus dem Rahmen heraus und hebt es zum Gebrauche auf. 704 Hauswirthſchaft. DB De Das Bleichen wird in der Regel durch eines der folgenden drei Mittel vorgenommen: 1) Durch Einwirkung der Luft in Verbindung mit Sonnenlicht und Feuchtigkeit (natürliche oder gemeine Bleiche, Raſen-, Sonnenbleiche), bei An— wendung blos von Thau und Regen nennt man ſie trockne, beim Begießen naſſe Bleiche. 2) Durch Chlorpräparate (Chlorbleiche, Kunſt-, Schnellbleiche). 3) Durch ſchwefelige Säure. Bisweilen verbindet man mehrere dieſer Metho— den, fügt auch den genannten Mitteln noch andere Hülfsmittel hinzu, unter denen die Anwendung nicht ätzender oder ätzender Aſchen-oder Pottaſchenlaugen die wichtigſte iſt. Bei dem Bleichen durch die bei— den erſten Mittel beabſichtigt man im Allgemeinen, die den Stoffen anhängenden färbenden Subſtanzen ſo zu verändern, daß ſie dann in Laugen auflöslich werden und durch dieſelben weggeſchafft werden kön— nen. Bei dem Bleichen mit ſchwefeliger Säure er— halten die Stoffe nach einiger Zeit ihre urſprüngliche Farbe mehr oder weniger wieder. Die Chlorpräpa— rate ſind die wirkſamſten und unter gehöriger Vor— ſicht im weiteſten Umfange (mit Ausnahme der Wolle) anwendbaren Bleichmittel. Am zweckmäßig— ſten wendet man das eine oder das andere der Chlor— alkalien in wäſſeriger Auflöſung an. Zur Anwen— dung der ſchwefeligen Säure in Gasform (Schwe— feln) erzeugt man dieſelbe durch Verbrennen von Schwefel in kammerähnlichen Behältniſſen, wohin man die zu bleichenden Stoffe bringt. Im Allge— meinen erſcheint das Bleichen der Stoffe durch bloße Luft, Licht und Waſſer, obſchon daſſelbe am lang— ſamſten erfolgt, doch für die Stoffe am unſchädlich— ſten, während man alles Beſchleunigen des Blei— chens durch andere chemiſche Mittel, vornehmlich Chlorpräparate und angreifende Laugen, mit mehr bal weniger Nachtheil für das Gewebe verbunden alt. 1) Bleichen der Leinwand (der leinenen Garne und Gewebe überhaupt) wird auf ſehr ver— ſchiedene Weiſe ausgeführt. In kleinen Haushal— tungen verfährt man hierbei häufig auf folgende Weiſe: Zuerſt näht man an die Leinwand, wie ſie vom Weber kommt, Schleifen von Bindfaden oder der— gleichen an, um die Leinwand auf dem Bleichplane an eingeſchlagenen Pflöcken ausſpannen zu können. Der Bleichplatz muß wo möglich nahe am Hauſe und in der Nähe des zum Bleichen benöthigten Waſ— ſers liegen. Zum Bleichplatz wählt man einen der Luft und Sonne frei zugänglichen, reinlichen Platz, entweder eine dürre Sandfläche, oder einen graſigen Platz, den man öfters abmäht. Das zum Bleichen anzuwendende Waſſer muß durchaus frei von Eiſen— theilen ſein, und durch Eingießen der Auflöſungen von Sauerkleeſalz, kohlenſaurem Kali, Schwefel— ſäure ſich möglichſt wenig trüben. Obſchon man in ch enn. der Regel helles, weiches Fluß- oder Bachwaſſer dem harten oder Brunnenwaſſer vorzieht, ſo iſt doch letzteres, wofern es nur klar iſt und nicht zu viel Kochſalze aufgelöſt enthält, ebenfalls zu gebrauchen. Die Frühlingsluft eignet ſich am beſten zum Blei— chen; daher richtet man ſich häufig mit der Zeit des Bleichens nach der Baumblüthe. Die Perſonen, welche das Bleichen beſorgen, müſſen dabei mit blo— ßen Füßen gehen. Die Bleiche ſelbſt fängt man, um die Schlichte zu entfernen, am beſten damit an, daß man die Lein— wand 12 Stunden in kaltes Waſſer einweicht, dieſes dann ablaufen läßt, friſches darauf bringt und dies etwa alle zwei Tage oder auch öfters erneuert, ſo daß dieſes Einweichen acht Tage lang fortgeſetzt wird. In manchen Haushaltungen jedoch fängt man die Bleiche ſogleich mit dem ſogenannten Beuchen (Bücken) an, indem man die einzelnen Stücken Lein— wand der Quere nach in lauter Falten legt und ſo nach und nach ſämmtliche Leinwandſtücken in das Beuchfaß, ein mit einem Zapfen am Boden verſehe— nes Faß oder Bottich ſtaucht, alsdann auf der Ober— fläche der Leinwandſtücken ein Stück grobe Leinwand ausbreitet und endlich gute Holzaſche darauf bringt. Nun gießt man zuerſt kaltes, dann laues, oder auch gleich anfangs laues, dann heißes und zuletzt vier— bis fünfmal kochendes Waſſer auf, wobei man zu _ jedenmaligem Aufgießen die vorher abgezapfte Lauge erwärmt. Sobald das Beuchfaß unten am Boden warm geworden, hört man mit Beuchen auf, ver— deckt das Faß gut und läßt es ſo 12 Stunden ſtehen; alsdann wird die Lauge abgezapft, die Leinwand auf den Bleichplatz gebracht, durch's Waſſer gezogen und aufgeſpannt. Die abgezapfte Lauge iſt ein kräf— tiges Düngungsmittel für ſauergründige Wieſen. Zum Beuchen bedient man ſich gern der Buchen— aſche; indeſſen kann man auch andere Aſche dazu verwenden, nur keine Torf- oder Kohlenaſche. An manchen Orten beucht man auch blos mit kalter Lauge, indem man erſt durch Kochen eine ſtarke Aſchenlauge bereitet, dieſe erkalten läßt, auf die Lein— wand gießt und damit jedesmal etwa zwei Tage ſte— hen läßt. Dann braucht man aber zum Bleichen 14 und mehr Tage längere Zeit. An noch andern Or— ten wird ganz ohne Aſche, blos mit der ſchwarzen oder grünen Seife gebeucht, womit man die Lein— wand einſchmiert und dann, wie oben angegeben, Waſſer darauf gießt. Wenn die Leinwand eine be— ſondere Weiße erhalten ſoll, ſo behandelt man ſie zuletzt noch mit Molken, indem man ſie in ein Faß ſchichtet, zwiſchen jede Schicht Weizenkleie mit Salz ſtreut, ſie mit Molken übergießt, dann, mit Gewich— ten beſchwert, 14 Tage lang in dem zugemachten Faſſe gähren läßt, ſie dann wohl ausſpült, zuletzt noch mit bloßem Waſſer und Seife beucht, und ſie dann noch einmal auswäſcht. An andern Orten läßt man ſie mit Buttermilch oder einem Sauerwaſſer aus Roggenmehl, Kleie und Waſſer gähren. — a Das Bleichen. Nach beendigtem Einweichen, oder auch (wenn anfangs gebeucht wird) nach dem Beuchen ſpannt man die Leinwand auf dem Bleichplane aus und laͤßt ſie die Woche hindurch, indem man fleißig mit der Gießkanne begießt und in der Mitte dieſer Zeit wendet, liegen. Hierauf wird ſie wieder gebeucht, abermals eine Woche auf dem Bleichplane ausge— ſpannt, von Neuem gebeucht und ſo abwechſelnd fortgefahren, bis die Leinwand weiß iſt. Wie oft übrigens gebeucht werden muß, läßt ſich im Allge— meinen nicht beſtimmen. Bei feiner Leinwand braucht man weniger Beuchen als bei grober, und wenn bei jener drei Beuchen genügen, werden bei dieſer vier bis fünf, auch wohl noch mehr erfordert. Man be— ſchließt das Bleichen mit Waſchen, Ausringen in reinem Waſſer oder in Seifenlauge und läßt die Leinwand dann auf der Bleiche trocknen. Auf gleiche Weiſe wie die Leinwand, kann man auch die leine— nen Garne bleichen. Dieſe Methode des häuslichen Bleichens empfiehlt ſich zwar durch ihre Einfachheit, giebt aber keineswegs der Leinwand denjenigen Grad der Weiße, den man durch ein kunſtgerechtes Ver— fahren, wie es im Großen ausgeübt wird, erlangt; übrigens können die bei der Kunſtbleiche genomme— nen Maßregeln auch größtentheils recht füglich im Kleinen nachgeahmt werden. Die vorzüglichern Me— thoden dazu ſind: a) Die Raſenbleiche, welche in Schleſien und Böhmen auf folgende Weiſe ausgeführt wird: Die Leinwand wird eingeweicht und zu dem Ende locker zuſammengelegt und in einem Bottiche mit Bretern und Steinen beſchwert ſo aufgeſtellt, daß ſie von dem darübergebrachten nur bis 20 Grad er— wärmten Waſſer gleichförmig durchdrungen werden kann. Nach Verlauf von 24 Stunden läßt man das Waſſer mittelſt eines Zapfens am Faſſe ab, gießt neues auf, läßt dieſes nach 24 Stunden wieder ab, und tritt nun die Leinwand in dem Faſſe unter be— ſtändigem Zufluſſe von kaltem Waſſer mit den bloßen Füßen aus, worauf man ſie dann in eine andere Kufe wieder auf beſchriebene Art mit Erneuerung des Waſſers 48 Stunden einweicht. Nach dieſem Einweichen wird ſie abermals ausgetreten, im Bache ausgeſpült und dann auf dem Bleichplane oder im Trockenhauſe getrocknet. Alsdann wird ſie wieder kunſtgemäß in die Kufe eingelegt, mit einigen Stücken Leinwand vier-bis ſechsfach bedeckt und mit einer auf 20 bis 30 Grad erwärmten, ſchwachen (1 bis 1% Pfd. kohlenſaures Kali in 1000 Pfd. Waſſer enthaltend), Aſchenlauge ganz bedeckt, dieſe nach 12 Stunden abgelaſſen, die Leinwand auf dem Bleich— plane getrocknet, noch einige Stunden der Sonne und Luft ausgeſetzt gelaſſen, und dieſe Behandlung mit jedesmal etwas wärmerer, zuletzt ungefaͤhr 50 Grad R. genommener Lauge, nachdem jedesmal vor— her getrocknet worden, fünf- bis ſechsmal wieder— holt, bis die Lauge ein fett- oder ſeifenartiges Ge— fühl zwiſchen den Fingern hervorbringt. Zu dieſem Einweichen (Vorbeuchen) ſind 14 Tage erforderlich. Gleich nach dem letzten Vorbeuchen, bei welchem man der Lauge zweckmäßig ½ Pfd. Seife auf 1000 Ellen Leinwand zuſetzt, wird die Leinwand in einer Walk— Kirchhof, Landwirth. * 70⁵ mühle ſo lange gewalkt, bis das immer zufließende Waſſer ganz farbenlos abläuft, dann durch Schwei— fen oder Schwenken im Bache gereinigt, auf dem Bleichplane getrocknet, abermals in die Kufe einge— ſetzt, und das Vorbeuchen (Einlaugen) noch ſo oft wiederholt, bis die Lauge beim Ablaſſen ſich fettig anfühlt, worauf nun die Leinwand zum Beuchen ſelbſt vorbereitet iſt. Letzteres unterſcheidet ſich von dem Vorbeuchen blos dadurch, daß man die Lauge ſtärker macht, ſie heißer anwendet, von ihr nur ſo viel gebraucht, als hinreichend iſt, um ½ oder % der Leinwandhöhe in der Kufe anzufüllen, und ſie nicht, wie beim Vorbeuchen, weglaufen läßt, ſon— dern öfters zurückgießt. Die erſten Waſſeraufgüſſe werden blos warm (30 Grad R.), die fpätern wär: mer und immer wärmer, der letzte endlich faſt ſiedend (70 Grad R.) aufgegoſſen. Nach dem Aufgießen des letzten Keſſels läßt man die Lauge ſogleich ab, er— hitzt jeden Keſſel voll abgelaſſener Flüſſigkeit zum Sieden, und gießt ihn wieder auf, bis die Lauge faſt ſiedend heiß abfließt und ſich nicht mehr fett an— fühlt, wie dies nach ungefähr 18 Stunden der Fall zu ſein pflegt. Alsdann bringt man die Leinwand auf den Bleichplan und läßt ſie dort bis zur völligen Trocknung ausgebreitet liegen. Von nun an wechſelt man mit dem Beuchen und Trocknen ab, bringt nach der achten oder zehnten Beuche die Leinwand wieder von der Kufe in die Walke, ſchweift ſie nach dem Walken und trocknet ſie auf dem Plane, worauf nun die Leinwand halbgebleicht heißt. Zu weiterer Fort— ſetzung des Bleichens wird fie wieder zwei-bis drei— mal eingelaugt, wozu man ſich von jetzt an der Pott— aſche bedient, dann wieder abwechſelnd das Beuchen und Ausſetzen auf dem Plane, wie oben, vorgenom— men, nur daß jetzt zum Beuchen eine ſchwächere Lauge, und zwar eine um ſo ſchwächere angewandt wird, je mehr ſich die Leinwand der völligen Weiße nähert. Nachdem zwei- oder dreimal gebeucht wor— den, bringt man die Leinwand auf den Gießplan, wo man ſie zwei bis drei Tage hindurch mittelſt Schöpfeimern möglichſt gleichförmig mit Waſſer be— gießt, ſo oft ſie ganz trocken geworden, bringt ſie dann getrocknet abermals in die Kufen, wo man ſie zwei- bis dreimal einlaugt, beucht ſie wieder zwei— bis dreimal, begießt ſie alsdann zwei bis drei Tage lang, und ſetzt dies abwechſelnd ſo lange fort, bis die Leinwand denjenigen Grad der Weiße erlangt hat, welchen man die Dreiviertelbleiche nennt, was gewöhnlich nach 12 bis 15 Beuchen der Fall zu ſein pflegt, worauf ſie, wenn ſie keine höhere Weiße er— halten ſoll, zum drittenmale gewalkt, geſchweift und auf dem Plane oder im Hängehauſe getrocknet wird. Soll die Leinwand aber die vollkommenſte Weiße oder ganze Bleiche erhalten, ſo wird ſie nach dem letzten Begießen nicht ſogleich gewalkt, ſondern, nachdem ſie auf dem Plane abgetrocknet, geſäuert, d. h. in verdünnte Schwefelfäure (1 Pfd. concen- trirte, nicht rauchende Säure auf 1000 Pfd. Waſſer) eingeweicht. Man gießt dieſes Sauerwaſſer warm auf, zapft es aber ſogleich wieder ab, gießt es ohne vorher zu erwärmen von Neuem auf, fährt ſo ein paar Stunden lang a dieſe Behand: 706 Hauswirthſchaft. lung innerhalb 24 Stunden einigemal, leitet zuletzt reines Waſſer in die Kufe, mit dem man die Lein— wand gut austritt, nimmt ſie dann heraus, windet ſie aus, ſpült oder ſchweift ſorgfältig, breitet ſie auf dem Plane aus und bringt ſie nur halbgetrocknet wieder in die Kufe, wo man ſie zuerſt mit ſchwacher Lauge (1 Pfd Pottaſche auf 1000 Pfd. Waſſer) ein- laugt, worauf man mit eben ſolcher Lauge zwei- bis dreimal beucht, zwei bis drei Tage lang auf dem Plane begießt und ſie ſofort bis zur Vollendung der Bleiche mit abwechſelndem Einlaugen, Beuchen und Begießen behandelt. Endlich wird ſie abermals im Bache ausgeſchweift, getrocknet, nochmals geſäuert, durch Austreten, Auswinden und Schweifen gerei— nigt, zum drittenmale gewalkt, abermals geſchweift und im Hängehauſe getrocknet. Dieſes ganze Bleich— verfahren iſt in 80 bis 90 Tagen beendigt. Zum Bleichen von 18000 wien. Ellen Leinwand werden im Durchſchnitt 900 wiener Pfd. Pottaſche oder ſtatt derſelben ungefähr 200 wien. Metzen Holzaſche, etwa 20 Pfd. Seife und 10 Pfd. Schwefelſäure erfordert. Nach dem Bleichen erhält die Leinwand, wo man namentlich den Verkauf derſelben im Großen betreibt, noch eine Appretur durch Stärken mit einem Kleiſter aus 130 Theilen Stärke, 4 Theilen weißen Wachs, 4 Theilen Unſchlitt und 25 Theilen Smalte. Gedachte Theile nach Pfunden berechnet, kann man damit 10 bis 12,000 Ellen Leinwand appretiren. Zuerſt rührt man die Stärke mit einer hinreichenden Menge kalten Wafjers zu einem dünnen Brei, gießt dieſen mit 8 bis 10 Waſſereimern voll kochenden Waſſers langſam in einen Keſſel, und rührt dabei die Maſſe beſtändig um. Hierauf ſetzt man das weiße Wachs und den Talg zu, und bringt, wenn dies einige Minuten lang gekocht hat, die Smalte hinzu. Von dem auf dieſe Art enthaltenen Stärke— brei preßt man ein paar Maaß durch lockere Leinwand in ein reines hölzernes Gefäß und verdünnt den— ſelben durch Zuſatz von eben ſo viel warmen Waſ— ſers. In dieſe Maſſe wird nun die Leinwand einge— taucht oder durch dieſelbe hindurch gezogen, worauf man ſie an ein Paar glatten runden Stöcken, um die ſie geſchlungen wird, auswindet und zum Trock— nen aufhängt, nachdem ſie durch Ausſchütteln von allen Falten befreit worden iſt. Endlich wird ſie noch gemangelt, auch wohl gepreßt und geglättet. Durch das Stärken, Mangeln u. ſ. w. wird die Leinwand zugleich in den Zuſtand verſetzt, nicht ſo leicht ſchmutzig zuwerden. Obige Methode des Blei— chens wird nun aber an verſchiedenen Orten vielfach abgeändert; die wichtigſte Abänderung beſteht jedoch darin, anſtatt nicht ätzender Aſchen- oder Pott— aſchenlauge ätzende anzuwenden, welche zwar ſtärker und ſchneller wirkt, aber der Feſtigkeit der Leinwand leicht ſchadet. Denn ſchon beim Gebrauche der nicht ätzenden Lauge zieht man mit vollem Rechte die An— wendung ſchwächerer Beuchlaugen vor, und läßt beſ— ſer, das Bleichen länger dauern, oder wiederholt das Beuchen öfterer. In jedem Falle bleibt es aber weſentlich, anfangs ſchwächere Laugen und bei ge— ringerer Temperatur anzuwenden und erſt ſpater zu ſtärkern Laugen und größerer Hitze überzugehen, bei den letztern Beuchen die Laugen aber wieder ſchwächer anzuwenden. b) Die Dampfbleiche. Der Zweck und das Unterſcheidende dieſes Verfahrens beſteht in Be— ſchleunigung des Beuchens durch Wirkung des Waſ— ſerdampfes. Zu dem Ende wird die zu beuchende, mit ſtarker Atzlauge getränkte Leinwand in einem verſchloſſenen Raume auf einen hölzernen Roſt ge— legt, unter welchen ſich ein nur 16 Z. tiefer kupfer— ner Keſſel befindet, der zum Theil mit Waſſer ge— füllt und geheizt wird. Der Waſſerdampf durchdringt auf ſolche Weiſe die Leinwand und bewirkt gemein— ſchaftlich mit dem vorhandenen Alkali die Auflöſung des in der Leinwand vorhandenen Farbeſtoffes. Die Behandlung im Dampfapparate ſoll übrigens nicht länger währen, als bis dadurch das Alkali aus der Leinwand ganz ausgepaſchen iſt, wozu zwei bis drei Stunden hinreichen. Übrigens muß auch die Dampf— beuche mit dem Ausbreiten auf dem Bleichplane ab— wechſeln, und fo oft wiederholt werden, bis die Lein— wand völlig weiß geworden iſt. c) Die Chlorbleiche. Wenn die Art Bleiche ohne Bedenken für die Haltbarkeit der Leinwand angewandt werden ſoll, ſo muß letztere nach dem oben angegebenen Verfahren ſchon halbgebleicht ſein, zumal Chlor rohe Leinwand nur wenig bleicht. Am zweckmäßigſten wendet man dazu eine Auflöſung von Chlorkalk oder Chlorkali oder Chlornatron von erforderlicher Stärke an. Aus Chlorkalk wird aber eine Bleichflüſſigkeit dadurch erhalten, daß man den— ſelben, je nachdem er ärmer oder reicher an Chlor iſt, mit 20 bis 40 Theilen Waſſer auszieht, und die Auflöſung von dem Bodenſatze trennt. Man rührt hierzu z. B. 12 Pfund guten Chlorkalk mit 10 Pfd. Waſſer zu einem Brei, gießt unter fortwährendem Umrühren 200 Pfd. Waſſer darauf, peitſcht die Flüſ— ſigkeit einige Minuten lang wohl durch einander, läßt ſie zwei Stunden lang ſtehen und zieht dann die Flüſſigkeit durch einen am Boden des Faſſes an— gebrachten Hahn ab. Den Bodenſatz laugt man nun aber auf dieſelbe Weiſe noch zum zweiten-, dritten-— und viertenmale, jedesmal mit 200 Pfd. Waſſer, aus. Die beiden erſten Auszüge geben miteinander vermiſcht die Bleichflüſſigkeit; die beiden letzten ver— wendet man aber an der Stelle des reinen Waſſers zum Ausziehen neuer Mengen von Chlorkalk, wovon man jetzt nur 10 Pfd. nimmt. Im Kleinen nimmt man dieſes Auslaugen in gläſernen Flaſchen, im Großen in mit Blei ausgefütterten hölzernen Ge— fäßen vor. Von Chlorkali oder Chlornatron erhält man eine Bleichflüſſigkeit, wenn man aus 21 wien. Pfund Kochſalz, 9 Pfd. Braunſtein und 14 Pfd. Schwefelſäure entwickelte Chlor durch eine Auflöſung von 28 Pfd. möglichſt reiner Pottaſche oder Soda in 200 wien. Pfd. Waſſer ſich ſättigen läßt, und dieſe Flüſſigkeit zum Gebrauche für leinwandne und wollene Stoffe mit 350 wien. Maß reinem Waſſer vermiſcht. Das Chlor ſelbſt kann man ſich dadurch bereiten, daß man das Kochſalz und den Braunſtein in ein Gefäß (eine Retorte) von Glas, oder von Steingut oder von Blei bringt, und dieſes Gefäß mit einer gläſernen oder bleiernen Röhre verſieht, Das Bleichen. 707 um mittelft dieſer das entwickelte Chlorgas an einen beſtimmten Ort zu leiten. Auf jene Materialien wird nun zuerſt die Säure gegoſſen, alsdann ein paſſen— der Deckel auf das Gefäß gelegt, und dieſes in einen Ofen geſetzt und von außen mäßig erwarmt, welche Erwärmung jedoch die Temperatur des ſiedenden Waſſers nicht zu überfteigen braucht. Im Kleinen bedient man ſich hierzu der Glasretorten, welche man nach den Einfüllen der Miſchung in einem Sand: bade erwärmt. Die mit Chlorkali bereitete Bleich— flüſſigkeit äußert jedenfalls eine ſtärker bleichende Wirkung, wenn man fie in lauwarmem Zuſtande anwendet, und noch mehr, wenn man etwas Schwe— felſäure zumiſcht. Zum Bleichen bringt man nun die trockne Waare in eine dergleichen Bleichflüſſigkeiten und läßt ſie 12 bis 24 Stunden lang weichen, worauf man ſie her— ausnimmt, ſorgfältig ſpült, 24 Stunden lang in ein Bad von verdünnter Schwefelſäure (1 Theil Säure gegen 500 bis 1000 Theile Waſſer) bringt, wieder gut auswäſcht, alsdann in der Pottaſchen- oder Atzlauge beucht, und ſodann mit der anhängenden Lauge einige Tage auf dem Bleichplane auslegt und begießt. Auf ſolche Weiſe fährt man mit dem Ein— weichen in Bleichflüſſigkeiten, Säuren, Beuchen und Begießen immer abwechſelnd fort, bis die höchſte Weiße erlangt iſt. Wenn man die Leinwand aus der Bleichflüſſigkeit unmittelbar, ohne ſie auszuwaſchen, in das ſaure Bad bringt, ſo wird ſie zwar ſchneller weiß, bleibt aber weniger feſt. Nach dem letzten Beuchen und Begießen wird die Leinwand nicht wie— der in Bleichflüſſigkeit gelegt, vielmehr blos das ſaure Bad angewandt, worauf man die Leinwand ſehr gut auswäſcht, walkt, wieder auswäſcht und trocknet. Wendet man zur letzten Beuche eine mit Seife ver— ſetzte Lauge oder blos eine Seifenauflöſung an, ſo erhält die Leinwand eine größere Weichheit im Ans fühlen. 2) Bleichen der baumwollenen Garne und Gewebe. Hier beginnt die Bleiche damit, daß man die baumwollenen Geſpinnſte und Gewebe in ſiedend heißes Waſſer einweicht, oder (beſſer) fie mit ſolchem in einem kupfernen Keſſel oder auch in einem hölzernen Gefäße mittelſt Dampf 3 bis 4 Stunden auskocht. Alsdann werden ſie gut geſpült und gebeucht, zu welchem letztern Zweck man ſie in einem kupfernen Keſſel, oder beſſer in einem hölzer— nen Faſſe mittelſt Dämpfe mit einer Pottaſchenlauge (für jedes Pfund der Zeuge 1½ Loth Pottaſche in Waſſer gelöſt) 4 Stunden lang auskocht und hier— auf ſpült. Soll allein die Raſenbleiche in An— wendung kommen, ſo werden die Zeuge blos auf dem Bleichplane unter täglich einmaligem Umwenden und öfterem Begießen jo lange behandelt, bis fie vollkommen gebleicht ſind. Will man dagegen mit Chlorkalk bleichen, ſo iſt genau das oben bei der Leinwandbleiche hierfür angegebene Verfahren zu beobachten. Das Weißwerden erfolgt bei den baum— wollenen Gegenſtänden viel leichter und ſchneller, als bei den leinenen. Zum Bleichen der leinenen und baumwollenen Zeuge kann man ſich auch des Kothes und des Har— nes der Thiere auf folgende Weiſe bedienen. Der Koth von Rindvieh, Pferden und dergl. wird mit Waſſer vermiſcht, und die davon abgehende helle Lauge zum Bleichen angewendet, nachdem der noch darin befindliche Schleim durch Kalk niedergeſchla— gen worden iſt. 2 Maß Kuhkoth, 1 Maß an der Luft zerfallener Kalk und 3 Maß Waſſer werden umge: rührt, worauf man die Miſchung 24 Stunden lang ſtehen läßt. Zum Bleichen von Leinen miſcht man 6 Maß jener Auflöſung mit 12 Maß Waſſer, gießt nach einiger Zeit das Helle ab und weicht die Zeuge 6 bis 7 Tage darin ein, und wiederholt dies mit friſcher Auflöſung 3 bis 4 Tage. Alsdann ſpült man ſie aus und bringt ſie eben ſo lange, als das Beuchen in Lauge dauerte, auf den Bleichplan; durch wiederholtes kaltes Einweichen in Lauge und einmaliges Anwenden von Milch ſoll man in 5 bis 6 Wochen die weißeſte Leinwand erhalten. Zum ſchnellen Bleichen kocht man die Leinwand in obiger Lauge 24 Stunden, breitet ſie einige Tage auf dem Bleichplane aus, giebt dann eine aus Aſche oder Pottaſche bereitete Lauge, und bringt ſie wieder ei— nige Tage auf den Bleichplan. Harn von Kühen und Pferden kann ſtatt des Kothes ebenfalls anges wendet werden; 4 Maß erſetzen 1 Maß Koth, und man braucht dann kein Waſſer. 3) Bleichen der wollenen Garne und Gewebe. Wollene Gewebe nehmen mit der Zeit immer mehr eine gelbliche, oft bräunliche Farbe an, welche durch kein Waſchen zerſtört und weder von der Sonne noch vom Chlor weggenommen werden kann. Das Schwefeln iſt das einzige Mittel, jene entftandene gelbe Farbe bei der Wolle zu zerſtören und dieſe wieder vollkommen weiß zu machen. Zu dem Ende müſſen zuerſt dergleichen Gegenſtände mit Waſſer und reiner Seife auf folgende Weiſe gewa— ſchen werden: Man loͤſt die Seife mit ihrem zehn: fachen Gewicht reinem, klarem Flußwaſſer (beffer Regenwaſſer) in der Wärme auf, gießt die Löſung durch Leinwand und bringt die zu reinigenden Ge— genſtände auf 3 bis 4 Stunden hinein, worauf ſie mit der Seifenlöſung wohl durchknetet, alsdann aber wirklich damit gewaſchen werden, worauf man fie in reinem, klaren Waſſer nachwäſcht. Zum Schwefeln ſelbſt läßt man ſich einen vorn mit einer Thüre verſehenen hölzernen Kaſten von Bretern an— fertigen, etwa im Lichten 3 Fuß im Quadrat und 5 Fuß hoch, der im Innern mit hölzernen glattge— hobelten Stäben ausgelegt ſein muß, worauf die Gegenſtände im noch feuchten Zuſtande ausgelegt oder aufgehängt werden. Alsdann zündet man auf einer irdenen Schüſſel eine Portion in kleine Stücke zerſchlagenen und möglichſt locker über einanderge— legten Schwefel an; noch beſſer bringt man ſolchen auf einen mit Füßen verſehenen irdenen Durchſchlag. Sobald der Schwefel im Brennen iſt, ſchiebt man das Gefäß durch die Thüre in den Kaſten ein, ver— ſchließt letztern und läßt den Schwefel nun einige Zeit lang brennen. Die ſo gebildeten Dämpfe zer— ſtören die gelbe Farbe der wollenen Zeuge und ma— chen ſie blendendweiß. Nach den Schwefeln werden ſie nun erſt in reinem * nachher aber in mit * 708 Sau p i r achsſſchſa ft. etwas Schwefelſäure verſetztem Waſſer gewaſchen, ſodann nochmals mit reinem Waſſer gewaſchen, hier— auf im Schatten getrocknet und gebürſtet, wenn es Gewebe ſind; glatte Gewebe werden endlich, um ihnen den verlornen Glanz wieder zu geben, mäßig warm geplattet. 4) Bleichen der Seide. Dies kann begreif— lich nur bei ſeidenen Geweben in ungefärbtem Zus ftande ſtattfinden, wenn ſolche durch den Gebrauch gelblich geworden ſind und deren reine Weiße wie— der hergeſtellt werden ſoll. Für dieſen Zweck iſt auch bei der Seide, wie bei der Wolle, das Schwefeln das einzige Mittel, auch verfährt man hierbei genau ſo wie bei der Wolle. Seidene Gewebe werden nach dem letzten Nachwaſchen mit reinem Waſſer und Trocknen an einem ſchattigen Orte, wenig befeuch— tet, in Rahmen ausgeſpannt, mit einer Bürſte glatt geſtrichen und ſo getrocknet. Sollen dieſelben ge— wäſſert erſcheinen, ſo werden ſie mit reinem Waſſer beſprengt und unter einer dünnen Decke von Papier heiß geplattet. 5) Bleichen des Strohes. Aus Stroh ge— flochtene Gegenſtände nehmen mit der Zeit ebenfalls eine gelbliche Farbe an. Zum Waſchen werden die— ſelben, ohne ſie in der Form zu ſtören, in lauwar— Wa ſ Beim Waſchen der Zeuge beabſichtigt man im Allgemeinen, die beim Gebrauche darin feſtgeſetzten Unreinigkeiten durch Anwendung von Waſſer, in der Regel mit Zuziehung von Seife und Lauge, weg— zuſchaffen. 1) Waſchen der gewöhnlichen Wäſche. Am beſten verwendet man hierzu Regenwaſſer, dem— nächſt Flußwaſſer, jedenfalls ein weiches Waſſer, in— dem hartes die Seife zerſetzt, die ſich dann in den Zeugen feſtſetzt. Auch kommt das Waſſer mehr oder weniger warm in Anwendung. Zur häuslichen Wäſche wendet man in der Regel blos Aſchenlauge an, welche bei grober Wäſche unentbehrlich iſt, be— ſonders wenn ſolche ſtark beſchmuzt erſcheint; bei feiner Wäſche aber, ſowie bei wollenen und farbigen Sachen iſt eine ſolche Lauge nicht anwendbar, man behandelt dieſe vielmehr blos mit Seife und Waſſer. Daher muß die Wäſche vor dem Waſchen ſorgfältig geſondert werden, um nach Maßgabe der Umſtände und Beſchaffenheit derſelben blos Seife oder auch außerdem noch Lauge anwenden zu können. Zwar kann die Aſchenlauge durch Kalk noch angreifender gemacht werden; indeß iſt dies ſelbſt bei den gröb— ſten Zeugen nicht zu empfehlen, indem das Zeug da— durch zu ſtark angegriffen wird. Auch Pottaſchen— lauge iſt, wenn ihre Einwirkung nicht ſehr gemäßigt wird, zu ſtark angreifend; doch kann man ſie ſo ver— dünnen, daß ſie nicht ſtärker als gewöhnliche Aſchen— lauge wirkt. Aſche von Torf oder Steinkohlen, oder mit dergleichen Aſche gemengte Holzaſche iſt untaug— lich. Um gute Aſchenlauge zu erhalten, ſoll man auch nicht Apfel- und Zwiebelſchalen, Abgang von men Waſſer eingeweicht, alsdann in demſelben mit— telſt eines feuchten Waſchſchwammes ſo lange ge— waſchen, bis das Waſſer keinen Schmuz mehr dar— aus wegnimmt. Damit ſie nun aber die verlorne weiße Farbe wieder erhalten, werden ſie dadurch geſchwefelt, daß man ſie in noch mäßig feuchtem Zu— ſtande in dem Schwefelkaſten den Schwefeldämpfen ſo lange ausſetzt, bis ſie vollkommen weiß geworden, worauf ſie mit reinem, klarem Waſſer nachgewaſchen und alsdann an einem ſchattigen Orte getrocknet werden. Um ihnen die verlorne Steifigkeit wieder zu geben, löſt man 1 Gewichtstheil ganz weißes Tragantgummi in 12 Gewichtstheilen reinem, kla— rem Waſſer in gelinder Wärme auf, drückt die ſchlüpfrige Löſung durch Leinwand und beſtreicht nun mittelſt eines Schwammes mit dieſer Flüſſigkeit die Hüte gleichförmig auf der innern Fläche, worauf man ſie auf eine Form ſchlägt und trocknet. Dieſes Überſtreichen wird aber ſo oft wiederholt, bis die Gegenſtände die erforderliche Steifheit wieder er— langt haben. Den verlornen Glanz erhalten ſie da— durch wieder, daß man fie mäßig warm plattet; und neuen Glanz giebt man ihnen dadurch, daß man ſie mit einer mit Waſſer gemachten und durchgeſeihten Löſung von feiner Hauſenblaſe überzieht. ch e n. Gemüſen und verfaulte Kräuter in's Feuer werfen. Desgleichen kann auch mit Ruß verunreinigte Aſche durchaus nicht zum Waſchen gebraucht werden. Zur Lauge gute taugliche Aſche ſoll leicht und von gleich— mäßiger weißlichgrauer Farbe ſein. Iſt man wegen Mangel an einem beſondern Waſchhauſe genöthigt, das Waſchen in der Küche vorzunehmen, ſo muß dieſe für ſolchen Zweck geräumig genug ſein und außer dem zum Kochen beſtimmten Platze auf dem Herde noch einen eingemauerten Keſſel haben. Je— denfalls iſt aber ein beſonderes Waſchhaus, nament— lich bei größern ländlichen Haushaltungen, etwas ſehr bequemes. Ein ſolches Waſchhaus muß mit einem Herde und einem darin eingemauerten, von unten zu er— hitzenden Keſſel verſehen ſein. Man bringt daſſelbe im untern Geſchoß, womöglich nahe am Brunnen und am Holzſtalle an. Es muß mit Backſteinen ge— pflaftert, hinreichend geräumig und hell ſein; allen— falls kann ſich auch der Backofen mit in demſelben befinden, ſo daß ſolches zugleich dann mit als Back— haus dient. Außer dem Einweichkübel, Waſch- und Brühfaſſe muß man noch mit einigen andern Kübeln verſehen ſein, um immer Waſſer vorräthig zu haben. Der Brunnen müßte ſich dann im Waſchhauſe ſelbſt befinden und weiches Waſſer haben; ſonſt iſt es beſſer, Flußwaſſer herbeitragen zu laſſen, wenn man ſolches in der Nähe haben kann. Das Waſchfaß iſt von länglich runder Form und flach, mit einem Za— pfen im Boden zum Ablaſſen des Waſſers. Während des Waſchens ruht daſſelbe auf einem ſtarken hölzer— nen Kreuze oder dreibeinigem Bocke; die Größe des— Das Waſchen. ſelben richtet ſich nach der Anzahl der Perſonen, welche zugleich daran waſchen ſollen. Bas Brühfaß iſt rund, hoch, auf beiden gegenüberſtehenden Sei— ten mit einer längern Daube verſehen, die als Hand— haber dienen, ſowie auch ein Deckel dazu gehört. Die Waſchgefäße müſſen alle von weißem, am beſten Tannenholze, gefertigt ſein. In ſehr großen Haus— haltungen, wo dieſe Gefäße viel gebraucht werden, iſt es zwedmäßig, eiſerne (noch beſſer meſſingene) Reifen, darum legen zu laſſen, wodurch ihre Dauer ſehr begünſtigt wird. In gewöhnlichen Haushal— tungen jedoch, beſonders wenn man die Gefäße nach dem Gebrauche wieder in recht kühle Keller ſchaffen kann, genügen auch die wohlfeilern hölzernen Rei— fen. Nach beendigter Wäſche müſſen die Gefäße alle wieder rein geſcheuert und, ſobald ſie trocken gewor— den, in den Keller geſchafft werden, das Waſchhaus müßte denn ſelbſt kühl genug dazu ſein. Desgleichen iſt auch der Fußboden rein zu waſchen, worauf man die Fäſſer noch einen Tag zum völligen Austrocknen aufläßt, alsdann aber das Waſchhaus bis zum näch— ſten Gebrauche wieder verſchließt. Es trägt viel zur guten Erhaltung der Wäſche bei, wenn man ſie nicht allzu ſchmuzig werden und beſonders ſie nicht lange mit dem Schmuze liegen läßt. In manchen Häuſern bleibt die ſchmuzige Wäſche in einem Winkel liegen; welches Verfahren aber keineswegs zu billigen iſt, beſonders wenn nur alle Viertel- oder gar nur alle Halbjahre eine große Wäſche angeſtellt wird, indem die Wäſche hier— bei leicht verſtockt oder doch viel leichter mürbe wird, als wenn man ſie ſorgfältiger hält. Am beſten bleibt es immer, die Wäſche in dem Maße, wie ſie abge— legt wird, in kaltem oder lauem Flußwaſſer (jedoch ohne vieles Reiben) einmal auszuwaſchen und ſie dann wieder gehörig zu trocknen; wonach man ſie dann bis zur großen Wäſche in einem Koffer aufbe— wahrt und dieſen an einen trocknen Ort ſtellt. Kann oder will man ſich indeß auf dieſes vorläufige Aus— waſchen nicht einlaſſen, ſo muß man wenigſtens die ſchmuzige Wäſche auf einer luftigen Bodenkammer an aufgezogenen Seilen aufhängen, und zwar nicht allzuviel auf einen Haufen. Es iſt ſogar zweckmäßig, wenn das Waſchen gar zu lange hinausgeſchoben wird, ſie alle Monate einmal umzuhängen. Je trock— ner die Wäſche hängt, deſto beſſer iſt es. Bei Re— genwetter muß man die Fenſter einer ſolchen Kam— mer ſchließen, da der Schmuz der Wäſche die Feuch— tigkeit ſtark anzieht. Die feine Wäſche, welche dem Verderben mehr ausgeſetzt ift, muß, von der gröbern abgeſondert, in einem Kaſten oder Korbe vor dem Staube geſchützt aufbewahrt werden. Dieſe darf man durchaus nicht lange mit dem Schmuze liegen laſſen, indem ſie gar zu leicht davon mürbe wird und überdies ſo ſehr vergilbt, daß man ſie nur durch Bleichen wieder weiß erhält. Es iſt zu empfehlen, die ſchmuzige Wäſche gleich beim Hinhängen auf die Seile nach den verſchiedenen Stücken zu ſondern, um ſich nachher beim Anſtellen der Wäſche das Ein— tragen in das Waſchbuch zu erleichtern. Finden ſich beim Ausſondern der Wäſche beſonders ſtark be— ſchmuzte Stücke, ſo muß man dieſe bei Seite legen, 709 um fie entweder recht einzuſeifen oder in ftärfere Lauge zu bringen, als die weniger beſchmuzten Stücke dieſer Art. Auch Wein-, Tinten-, Obſtflecke u. ſ. w. müſſen vor der Wäſche ausgetilgt werden (ſ. weiterhin den Abſchnitt Fleckeausmachen), obſchon dieſe viel leichter herauszubringen ſind, wenn man deren Vertilgung auf friſcher That vornimmt. Wenn die ganze Wäſche vorüber und alles wieder im ge— hörigen Stande iſt, ſo hat man ferner darauf zu ſehen, daß die Wäſche nicht feucht in die Schränke oder Kiſten gelegt werde; vielmehr muß die blos ge— rollte, welche nicht ganz trocken iſt, noch mit einem heißen Eiſen geplattet oder doch wenigſtens in einem trocknen, im Sommer luftigen, im Winter erwärm— ten Zimmer einen Tag liegen gelaſſen werden, weil ſonſt die Wäſche leicht einen moderigen Geruch an— nimmt und auch weit eher mürbe wird. Die ganz trockne Wäſche aber kann man unbeſorgt dicht zu— ſammengepackt in die Schranke oder Kiſten, die man am beſten in das zweite Stock auf die Mittagsſeite ſtellt, legen; es iſt ſogar gut, ſie ſo zu verwahren, daß Luft und Staub keinen Zutritt zu ihr haben. Das zuletzt Gewaſchene iſt zu unterſt, das im Schranke noch Vorräthige oben darauf zu legen. Das Ver— fahren beim Waſchen ſelbſt iſt an manchen Orten ziemlich verſchieden, indeß fallen die Ergebniſſe doch merklich gleich aus, ſobald nur die weſentlichen Punkte überall gehörig in Obacht genommen werden. a) Gewöhnliche Waſchmethoden. Vor dem Anſtellen einer großen Wäſche iſt in jedem Falle das Waſchhaus gehörig in Stand zu ſetzen. Die Wäſche muß forgfältig ausgeſucht, gezählt, und die einzelnen Stücke in das Waſchbuch eingeſchrieben werden; worauf man ſie in einem großen Kübel ein— weicht. Die Strümpfe, als die am ſchwierigſten zu reinigenden Stücke, legt man ganz unten hin, dann die Küchenhandtücher, über dieſe die Hemden und ſonſtige gewöhnliche Leibwäſche, dann die Hand— tücher, das Bettzeug und endlich das Tiſchzeug. Über dies Alles gießt man nun eine ganz ſchwache Lauge, entweder kalt oder ein wenig lauwarm, und läßt das Ganze bis zum Anfange der Wäſche ſtehen. Gewöhnlich fängt man ſehr früh am Tage zu wa— ſchen an und weicht den Nachmittag vorher ein. Die feine Wäſche weicht man in einem andern Gefäße mit bloßem Waſſer ein. Beim Waſchen ſelbſt wird nun zuerſt das Feine, dann die farbigen und wolle— nen Gegenſtände vorgenommen, weil dieſe alle nicht mit Lauge behandelt werden dürfen. Nachdem man die feine Wäſche zuerſt in dem Einweichwaſſer ge— waſchen, bringt man ſie in das Waſchfaß und wäſcht ſie einmal mit lauwarmem Waſſer und Seife, dann mit heißem Waſſer und Seife rein, wobei jedoch, Spitzen, Stickereien und feiner Mull nicht gerieben, ſondern nur angeſeift und durch die Hand gepreßt werden dürfen. Während dieſes Waſchens kocht man in einem Topfe oder andern Keſſel etwas Seifen— lauge, d. h. abgeſchabte Seife in Waſſer gekocht und aufgelöſt, wozu man die Ecken der zum Trock— nen geſchnittenen viereckigen Stücken Seife aufheben und verwenden kann. Nachdem die feine Waͤſche zum zweitenmal aus dem heißen Waſſer heraus gewaſchen 710 sauswirtyfhaft. worden, bringt man fie in das Brühfaß, gießt die heiße Seifenlauge darüber, deckt daß Faß mit dem Deckel zu und läßt es einſtweilen ſtehen, um unter— deß die farbigen oder wollenen Sachen vorzunehmen, mit denen man auf gleiche Weiſe verfährt, und auch die farbigen Sachen, wenn man nicht vollkommen von der Achtheit der Farben überzeugt iſt, nur mit lauwarmem Waſſer, nicht mit heißem behandelt und ſich ſelbſt nur weniger Seife dabei bedient, wenn ſie nicht gar zu ſchmuzig ſind. Alsdann nimmt man die gebrühte feine Wäſche wieder heraus, die nun bis zum Ausſpülen fertig iſt. Hat man Waſſer und den Trockenplatz in der Nähe, ſo kann man das Aus— ſpülen und Aufhängen gleich vornehmen, wenn an— ders außer den Wäſcherinnen noch eine Perſon zu dieſer Verrichtung vorhanden iſt; ſonſt läßt man ſie beſſer ſtehen, bis Alles fertig iſt, weil ſonſt das Feuer unter dem Waſchkeſſel unnöthiger Weiſe brennt; doch muß man dieſe Wäſche in einem mit einem Tuche ausgelegten Korbe bei Seite ſetzen und mit einem naſſen Tuche zudecken. Von der in Lauge ein— geweichten Wäſche nimmt man nun zuerſt das oben liegende Tiſchzeug vor, das man, nachdem es aus der kalten Lauge herausgewaſchen, zuerſt mit lau— warmem Waſſer und Seife, dann mit ſchwacher heißer Lauge und Seife wäſcht und endlich mit ſtär— kerer heißer Lauge in dem Brühfaſſe brüht, wie bei der feinen Wäſche angegeben, nur daß man bei je— ner blos Seifenlauge, hier aber Aſchenlauge nimmt. Während nun das Tiſchzeug in dem zugedeckten Bruh— faſſe ſtehen bleibt, verfährt man mit dem gleich dar— unter liegenden Bettzeuge auf gleiche Weiſe, und iſt dies zum Brühen fertig, ſo wäſcht man das Tiſch— zeug aus dem Brühfaſſe heraus, um es dann gleich— falls bis zum Ausſpülen bei Seite zu legen; jenes fertig gewaſchene Bettzeug kommt aber nun in das Brühfaß, worin es ſtehen bleibt, bis wieder ein Stoß Wäſche fertig iſt. Auf gleiche Weiſe fährt man fort, bis der ganze Kübel leer iſt. Noch vortheilhafter als das hier eben angegebene Verfahren iſt es, die Wäſche den Nachmittag vorher Stück für Stück mit lau— warmer, ganz dünner Lauge, die feine mit Waſſer anzufeuchten, einzuſeifen und ſo mit der Seife bis zum Waſchen liegen zu laſſen, wo dann die Wäſche in äußerſt kurzer Zeit und ohne Anſtrengung rein und weiß wird. Beim Waſchen verfährt man weiter wie oben angegeben, nur daß man gleich zuerſt heißes Waſſer darauf gießt, ſie dann noch einmal mit hei— gem Waſſer und Seife durchwäſcht und dann in's Brühfaß bringt. Bei weitem weniger zu empfehlen iſt das an einigen Orten übliche Verfahren, die Wä— ſche nicht einzuweichen und nach dem erſten Durch— waſchen mit lauem Waſſer und Seife ſie wieder ein— zuſeifen und in dem Keſſel zu kochen, aus dem man ſie nach einiger Zeit herausnimmt, auswäſcht und dann abermals kocht. Es wird empfohlen, anſtatt der Lauge aus Holz— aſche beim Waſchen ſich der Pottaſche zu bedienen, womit man zugleich, vornämlich in holzarmen Ge— genden, das Waſchen auf eine wohlfeilere Art ſoll verrichten können. Man wiegt die Wäſche und rech— net für jedes Pfund derſelben 2 Loth Pottaſche. Hat man nun z. B. 120 Pfund Wäſche aller Art, fo werden hierzu 240 Loth oder 7% Pfd. Pottaſche, wofür man 8 volle Pfund nehmen kann, in Anwen— dung geſetzt. Dieſe 8 Pfund Pottaſche werden in 6 Quart (15 Pfd.) heißem Waſſer aufgelöſt und die Flüſſigkeit durch Leinwand geſeihet. Nun macht man 96 Quart (240 Pfd.) Waſſer ſiedend, gießt ſolches in eine hölzerne Wanne oder ein Waſchfaß, ſetzt die Auflöſung von Pottaſche hinzu, trägt nun die Wä— ſche hinein und läßt ſie mit den Händen oder mit einem ſtumpfen Holze recht gut durchkneten, bedeckt dann die Wanne und läßt das Ganze die Nacht durch weichen. Am andern Morgen wird nun das Zeug in der Lauge ausgewaſchen und ausgerungen. Hierauf wird ſolches mit weniger Seife nachgewa— ſchen, gut geſpült, ausgewunden und getrocknet. Nach dieſem Verfahren gewinnt man gegen die ge— wöhnliche Methode beim Waſchen einen Tag an Arbeit. Wird beim Waſchen Alles in einem Tage fertig und man erwartet gutes Wetter am andern Tage, ſo läßt man die ganze Wäſche während der Nacht in den Körben ſtehen, das zuletzt Gewaſchene auch wohl im Brühfaſſe. Dauert aber die Wäſche meh— rere Tage hindurch, ſo iſt es beſſer, das Ausſpülen und Trocknen gleich vorzunehmen, ſo wie etwas fer— tig iſt, weil die Wäſche ſonſt, wenn ſie mehrere Tage mit der Seife ſtehen bleiben ſoll, vergelbt. Das Ausſpülen ſelbſt wird am beſten in einem recht hellen Bache vorgenommen; wo man jedoch dieſen nicht in der Nähe hat und es im Hauſe vornehmen muß, da nehme man wenigſtens wieder friſches Waſſer, ſo— bald erſt viel Seife darauf herumſchwimmt. Bei dem Ausſpülen muß jedes Stück Wäſche ganz aus— einander genommen und wiederholt eingetaucht, auch wohl in dem Waſſer hin und her geſchwenkt werden. Die rein gewaſchene und gehörig ausgeſpülte Wäſche wird nun in der Sonne, womöglich auf einem Ra— fen, zum Trocknen ausgebreitet oder wenigftens, wenn man dies nicht haben kann, auf ausgeſpannten Seilen aufgehangen. In manchen Gegenden pflegt man die Wäſche noch zu blauen, wodurch ſie zwar nicht weißer wird, aber doch ein gefälliges Anſehen erhält und auf keine Weiſe Schaden leidet, wenn man nur Lackmus oder Indigo dazu nimmt, und auch von dieſem nicht mehr, als daß das Waſſer nur ein wenig gefärbt er— ſcheint. Von dem Berlinerblau hingegen verliert die Wäſche nach und nach ihre natürliche Weiße und bekommt endlich einen grauen Grund, der nur durch wiederholtes Bleichen zu vertilgen iſt. Lackmus oder Indigo wickelt man in Leinwand, bindet dieſe feſt zu und bewegt nun dieſes Bündelchen in einem Kü— bel Waſſer hin und her, bis daſſelbe ſich bläulich färbt, worauf man es noch ein wenig bewegen muß, alsdann wirft man die ſchon im Voraus ausgeſpülte Wäſche nochmals in dieſes Waſſer und ringt ſie wie— der aus. Sobald die Wäſche geſpült und geblaut iſt, muß man ſie ſo ſchnell als möglich trocknen, weil ſie dadurch um fo weißer wird. Hat man nebft ei— nem Raſenplatze zum Trocknen (was im Sommer am beſten) auch zugleich reines fließendes Waſſer in Das Waſchen. der Nähe, ſo iſt die allerbeſte Weiſe, die Stücken, ſo wie ſie trocken geworden, nochmals naß zu machen und in der Sonne zu trocknen. Bei geblauter Wäſche muß jedoch natürlich das Waſſer, mit welchem man ſie zum zweitenmale naß macht, ebenfalls ein wenig gefärbt fein. Indeß iſt das Blauen bei vorgedachter Behandlungsart vollends nicht nöthig. Muß bei Mangel an einem freien Platze oder bei Regenwetter die Wäſche im Hauſe getrocknet werden, fo geſchehe dies wenigſtens auf einem reinlichen und recht luf— tigen Boden, damit das Trocknen möglichit ſchnell von ſtatten gehe; denn je länger die Wäſche naß bleibt, deſto leichter wird ſie gelb. Bei dem Auf— hängen der Wäſche müſſen die Stücke durchaus völ— lig glatt und fadengrade zu hängen kommen, und bei Tiſch- und Betttüchern muß die Naht ſich gerade auf der Leine befinden; die Zipfel ziehe man aber jo, daß fie in gerader Linie herunterhängen, ohne ſich zu dehnen. Auch muß jedes einzelne Stück Wäſche entweder zwiſchen den Händen oder noch beſſer auf einem reinlichen Tiſche vor dem Aufhängen einige— mal geklopft werden, was man das Aufſchlagen nennt. Wenn die Wäſche bei großer Sonnenhitze fo trocken geworden, daß ſie ſich nicht gut rollen läßt, ſo muß man ſie beim Zuſammenlegen ein wenig mit reinem Waſſer beſprengen und nach dem Legen einige Stunden an einen kühlen Ort hinſtellen; im Herbſte und Winter aber darf man dies nicht wagen, ohne ſich der Gefahr auszuſetzen, die Wäſche verſtocken zu ſehen, man müßte ſie denn nach dem Rollen noch platten. Da es im Winter ſelten möglich iſt, die Wäſche im Freien zu trocknen, weil dies in einem Tage nicht leicht gelingt, ſo iſt es meiſtens gerathe— ner, wenn das Wetter im Winter nicht ungewöhn— lich trocken und heiter iſt, die Wäſche gleich auf einen luftigen Boden zu bringen, wo ſie ungehindert eine oder nöthigenfalls auch mehrere Nächte hängen blei— ben kann. Dies gilt jedoch nur im November, De— zember und Januar; denn im Februar, beſonders in der zweiten Hälfte; trocknet die Luft ſchon ſo ſcharf, daß man in der Regel im Freien mit dem Geſchäſt fertig werden wird. Beim Zuſammenlegen der getrockneten Wäſche muß man darauf ſehen, daß bei größern Stücken die mittlere Naht und die Salenden genau auf einander paſſen und in der Mitte beim Zuſammenlegen ſich keine Falten bilden. Sollten die Salenden ſich ein wenig zuſammengerollt haben (wie oft vorkommt), ſo muß man dieſe ſchon vor dem Zuſammenlegen mit den Händen auseinander ziehen. Tiſch- und Betttücher werden vierfach, Bettüberzüge aber nur dreifach, Servietten, leinene Schnupftücher und Kopf— kiſſenzügen nur einmal zuſammengelegt, nachdem ſie vorher gehörig ausgezogen worden. Von den Schnupf— tüchern kann man ſechs, höchſtens acht und zwar ſo übereinander legen, daß die zuſammengelegte Mitte des einen auf den Salenden des andern liegt, wor— auf man ſie ebenſo wie die großen Tücher für das Rollen zuſammenwickelt. Von den Servietten dürfen nur vier und ſechs übereinander liegen, von den Kopfkiſſenüberzügen zwei, höchſtens drei. Die Hem— den kann man auf verſchiedene Weiſe, gleich zweck— 71¹ mäßig, zuſammenlegen; nur muß man ſie vorher ge— hörig ausziehen. Die Strümpfe zieht man gleich— falls erſt mit den Händen gerade und bringt beim Legen die Ferſe in die Mitte und umgebogen. Beim Trocknen läßt man ſie zuweilen links; beim Rollen jedoch müſſen ſie rechts gemacht werden. Die auf das Rollholz gebrachten Bündel Wäſche werden noch mit beſondern Tüchern (Rolltüchern) von grober Lein— wand, die nicht einmal weiß gebleicht zu Fein braucht, umwickelt. Man muß die Wäſche recht feſt auf die Rollhölzer wickeln, weil ſie ſonſt nicht glatt wird. Daher muß man ſchon beim Legen der Servietten, Schnupftücher u. ſ. w. nicht ſchmale und breite auf einander legen, ſondern ſo viel als möglich ganz gleiche. Zum Rollen der Waͤſche bedient man ſich verſchiedener Vorrichtungen, von denen die ſoge— nannten Zieh- und Drehrollen die bekannteſten ſind. Hauptſache hierbei bleibt ein möglichſt gleichmäßiges Hin- und Herrollen des obern beweglichen und hin— reichend beſchwerten Bretes. Für eine große Land— wirthſchaft verdient folgende in nachſtehender Zeich— nung näher angegebene und weiterhin beſchriebene Rolle Empfehlung. In Fig. 1 it dieſe Maſchine von der langen Seite und in Fig. 2 von der ſchmalen Seite oder von vorn betrachtet dargeſtellt, wobei zugleich der bewegliche Kaſten g, deſſen Boden auf die beweg— lichen hölzernen Walzen drückt, in der Mitte ſeines Laufs ſich befindet. 4 / d iſt das hölzerne Geſtelle mit Bolzen und verlornen Schrauben, und e ift das untere Bret, welches aus eichenen oder buchenen Bohlen gehörig zuſammengefügt und recht glatt ges hobelt iſt. Daſſelbe wird von den obern Querbalken und zwei andern mittlern Stützbalken getragen. Das obere Bret, ift ebenſo beſchaffen, wie das untere e und bildet zugleich den Boden des beweglichen Ka— ſtens 8, welcher groß genug ſein muß, eine hin— reichende Menge Steine zu faſſen, um dadurch einen angemeſſenen Druck auf die Walzen auszuüben. Zwiſchen dieſem Kaften und dem untern Brete liegen die beiden Walzen A A, um welche die zu glättende Wäſche auf oben erwähnte Weiſe gewickelt wird. In den obern Seitenbalken des Geſtelles befinden ſich auf jeder Seite zwei eingemeiſelte Löcher, welche zwei hölzerne hervorſtehende Rollen (Fig. 2) 7 enthalten, welche um ihre Bolzen ſich bewegen und zum Zweck haben, den beweglichen Kaſten beſtändig in feiner Lage zu erhalten. Mitten auf dem einen oberſten Seitenpfoſten des Geſtelles iſt ein gegoſſener Träger „mittelſt zweier Schraubenbolzen gehörig befeſtigt; dieſem gerade gegenüber iſt auf dem andern Seiten— pfoſten ein anderer Träger (Fig. Y k ebenfalls be— feſtigt, welcher aber die Geſtalt eines Winkelhakens hat, deſſen beide horizontale Arme 1 ſich mit dem Träger mittelſt zweier Schrauben verbinden. Zwi— ſchen dieſen beiden Armen liegt eine Achſe Z aus ge— ſchmiedetem Eiſen horizontal, welche in kupfernen Pfannen, womit die Träger z und 7 verſehen find, umläuft. An dem einen Ende dieſer Achſe iſt ein Schwungrad m angebracht und an dem andern Ende eine Kurbel, durch welche die Maſchine in Bewegung geſetzt wird. Über die Mitte des Kaſtens hängt ein Haus wi r teh fich aft. gegoſſenes Zahnrad o oder ein kreisförmiger Stell— haken auf einer Trommel, um welche zwei an die— ſelbe mit einem ihrer Enden befeſtigte Ketten in ent— gegengeſetzter Richtung laufen. Auf der Achſe / ne: ben dem Träger z befindet fi ein zwölfzähniges Rad /, welches in das Rad 9 (Fig. 1) mit 24 Zäh— nen eingreift. Das Rad / dreht ſich frei um eine von dem Träger „ getragene Spindel 2, und bringt zugleich die gabelförmige Achſe „(Fig. 2) mit in Umlauf, an deren andern Ende ein Triebſtock s (Fig. 4) von acht Zähnen angebracht iſt, welcher bald innen, bald außen an dem Rade der Trommel eingreift. Deßhalb dreht ſich das Rad in einer läng— lichten, mit Kupfer ausgefütterten Offnung, welche Fig. 5 im Grundriſſe dargeſtellt iſt. An den beiden Enden des Kaſtens g find in der Mitte zwei gegoſ— ſene Stücke 22 durch Bolzen befeſtigt, an welche die beiden Ketten angebracht ſind, welche man durch Hülfe zweier Stellſchrauben drei nach Belieben mehr oder weniger anſpannen kann. Von dieſen beiden gegoſſenen Stücken trägt ein jedes einen kleinen Cy— linder, welcher ſich frei um ſeine Achſe dreht. Mit dieſen kleinen Cylindern ſind in derſelben ſenkrechten Ebene zwei andere gegofiene Stücke * (Fig. 1) durch ein Gewinde rechts und links an den Armen 1 befeſtigt. In der hier dargeſtellten Lage bilden ſie ſchiefe Flächen, welche das Ende des ſich ihnen nä— hernden Kaſtens g heben, indem fie unter den klei— nen Cylinder 4 treten, wo man dann die eine oder die andere der beiden Walzen A unter dem Kaſten hervornehmen kann. Während der Bewegung der Rolle müſſen aber die beiden Stücke P in ſenkrech— ter Lage erhalten werden. Beim Umdrehen der Kur⸗ bel greifen die Zähne des Triebrades ) in die Zähne des Rades 9 und bringen dadurch daſſelbe nebſtzder damit verbundenen gabelförmigen Achſe » in Be— wegung, wovon nachher ſofort durch die übrigen Theile der Maſchine der Kaſten in Bewegung ge— ſetzt wird. Sobald das Geſchäft des Rollens vorüber iſt, ſortirt man die Wäſche wieder, wickelt die mehr als ein Stück enthaltenden Pakete auseinander und legt jedes Stück zuſammen, wie es im Wäſchſchranke bleiben ſoll; dasjenige, was etwa beim Rollen ſich verſchoben oder ſonſt Falten bekommen hat, wird zum Ausplatten in einen beſondern Korb gelegt. Daſſelbe geſchieht überhaupt mit aller, ſogenannten Plattwäſche, d. h. ſolcher, welche nach dem Rollen noch ausgeplattet werden ſoll. Vor dem Weglegen der Wäſche in die Schränke laſſe man jedoch dieſelbe wenigſtens noch eine Stunde in einem warmen und trocknen Zimmer einzeln auseinander gelegt liegen, damit nicht die geringſte Feuchtigkeit zurückbleibe. Bei der feinen, zum Platten beſtimmten Wäſche hat man nun zuvörderſt das herauszuwählen, was ge— ſtärkt werden muß. Manche löſen die Stärke, ohne ſie zu kochen, blos in kaltem Waſſer auf; doch erhält die Wäſche auf dieſe Weiſe nur geringe Steife, ſowie auch das auf dieſe Weiſe geſtärkte Zeug bei weitem ſchneller zerreißen ſoll, wie dies überhaupt von allem geſtärkten Zeuge gilt. Nachdem die Stärke in Waſ— ſer gekocht worden, drückt man ſie durch ein dünnes leinenes Läppchen und taucht alsdann zuerſt diejeni— gen Gegenſtände ein, welche vorzüglich ſteif werden ſollen; zu ſolchen Sachen hingegen, welche weniger ſteif ſein ſollen, verdünnt man erſt die Stärke mit etwas Waſſer. Mit der geſtärkten und wieder aus⸗ gedrückten Wäſche wird nun verſchieden verfahren. Dans Waſchen. Manche hängen ſie, nachdem ſie die einzelnen Stücke ein Paarmal zwiſchen den Händen geklopft, zum Trocknen wieder auf und ſprengen fie, wenn fte trof: ken geworden, eine oder ein Paar Stunden vor dem Platten wieder ein; Andere hingegen klopfen feine Wäſche ſo lange zwiſchen den Händen, bis ſie, auf die Lippen gehalten, nicht mehr anklebt, und platten ſie alsdann ſogleich. Bei letzterem Verfahren wird ſie allerdings ſehr schön, nur gehört viel Zeit dazu. Beim Platten ſelbſt muß das zu plattende Stück durchaus gerade und ganz glatt und faltenlos auf dem Tiſch-oder Plattbret ausgebreitet werden, ſowie man das Platteiſen ſtets in fadengerader Richtung führen muß. Wenn man das heiße Platteiſen, nach— dem man ſolches während des Weiterſchiebens der Plattwäſche auf einen eifernen Bock geſetzt, wieder zur Hand nimmt, muß man erſt einmal über die Unterlage damit hinſtreichen, ehe man es auf das Zeug bringt, weil man ſonſt durch das heißgewor— dene Platteiſen die Wäſche leicht verſengen kann. Daſſelbe hat man zu beobachten, wenn ein friſch glühendes Eiſen in die Platte gekommen. Beim Platten bedient man ſich einer Unterlage aus einer wenigſtens zweifach zuſammengelegten wollenen Decke mit leinenem Tuche darüber. Schon etwas, halb oder ganz Schmuziges als Unterlage zu benutzen, iſt ganz fehlerhaft, da dieſe Dinge ſehr dadurch leiden und der Schmuz und die etwa darin befindlichen Flecken beim Waſchen viel ſchwerer wieder herausgehen, als es ſonſt der Fall geweſen wäre. Wenn die auch noch ſo aufmerkſam behandelte Wäſche einige Jahre hin— durch gebraucht iſt, hält man es für nöthig, ſie wie— der einmal bei der Frühlingswäſche bei vollem Son— nenſchein ſechs bis acht Tage auf einen Grasplatz zu bringen, ſie oft mit Waſſer zu beſprengen, umzuwen— den und ſo zu bleichen, wodurch die Wäſche, ohne angegriffen zu werden, die vollkommenſte Weiße er— hält. Sie wird nachher mit Seife aus gewaſchen und geſpült. In Ermangelung eines Grasplatzes bedient man ſich zu dieſem Bleichen hölzerner Gerüſte oder der Zugleinen, worauf man die Wäſche hängt. Iſt die Wäſche durch mehrjähriges Liegen gelb gewor— den, ſo weicht man ſie in kupfernen Gefäßen 10 bis 14 Tage in Buttermilch ein, welche durch mehrtägi— ges Stehenlaſſen völlig ſauer geworden, ſpült ſie dann aus und wäſcht ſie mit Seife wie gewöhnlich. Gröbere Wäſche muß man länger einweichen als feine; bei ſehr feiner Wäſche braucht man die Milch nicht ſo lange ſäuern zu laſſen. Dieſes und die Bleiche von einigen Tagen macht die Wäſche wieder blendend weiß. b) Holländiſche Waſchmethode. Man beſtreicht Stück für Stück der Wäſche an verſchiede— nen Stellen mit grüner Seife, thut ſie dann in ein Waſchfaß ohne Zapfloch und deckt ein grobes Tuch (Aſchetuch) darüber. Währenddem wird Waſſer, worin gute Aſche gethan worden, gekocht und durch das Aſchetuch in das Waſchfaß gegoſſen. Wenn das Waſſer abgegoſſen iſt, wird das Faß zugedeckt und fünf bis ſechs Stunden ſtill ſtehen gelaſſen, worauf man das Zeug herauszieht und ebenſo einſeift, wie bei uns die feinſte Wäſche und Spitzen; alsdann Kirchhof, Landwirth. 713 ſpült man es, breitet es auf einem Grasplatze längs Gräben oder Kanälen aus und begießt zwei bis drei Tage lang, ſo oft es trocken wird. Dieſe Art zu wa— ſchen iſt minder mühſam als die unſrige und ſehr vortheilhaft für die Haltbarkeit der Wäſche. c) Dampfwäſche. Das Waſchen mit Dampf beſteht darin, daß man die in einer angemeſſenen Lauge geweichte Wäſche von heißen Waſſerdämpfen durchſtreichen läßt, wobei die Waſſerdämpfe in der Wäſche ſelbſt ſich verdichten müſſen. Dieſe Waſch— methode ſcheint ſehr vortheilhaft zu ſein, und iſt in neuerer Zeit an verſchiedenen Orten vornehmlich in großen offentlichen Waſchanſtalten in Anwendung gebracht. Gegen die gewöhnliche Waſchart erſpart man bei der Dampfwäſche wenigſtens / an Holz oder Feuerung; ferner erſpart man an Zeit (ftatt 24 Stunden hat man in 6 bis 8 Stunden gewaſchen) und ½ an Arbeitslohn; man braucht ½ weniger Seife und die Wäſche wird dabei weißer und leidet weniger an ihrer Haltbarkeit. Das Verfahren ſelbſt iſt folgendes: Man breitet die Wäſche erſt ſchicht— weiſe in einen Kübel und ſprengt mit einer Gieß— kanne eine gewiſſe Menge heißer Lauge aus Seife und Aſche (auch aus Pottaſche oder Soda) über jede Schicht, damit die Wäſche überall gleich durchweicht werde. 1 Pfund Seife in warmem Waſſer aufgelöſt und mit ½ Pfund Pottaſche vermiſcht, fo daß die Miſchung etwa einen halben gewöhnlichen Waſſer— eimer füllt, iſt für 300 Pfund Wäſche hinreichend. Die ſämmtlich ſo eingebrachte und angefeuchtete Wä— ſche läßt man nun einige Stunden ſtehen, nimmt ſie dann heraus und ſchichtet ſie noch angefeuchtet in die Kiſte oder den Korb, worin ſie der Wirkung des Dampfes ausgeſetzt werden ſoll. Die grobe Wäſche wird hierbei unten, die feine oben aufgelegt. Iſt die Wäſche dicht oder liegt ſie ſehr hoch, ſo kann man Weidenruthen oder Holzſtäbe zwiſchen die Lagen le— gen, um den Dämpfen leichtern Durchgang zu ver— ſchaffen. Die Seitenwände des Kaſtens oder Korbes aber kann man mit Leinwand ausſchlagen, die außer dem Korbe heraushängt und mit der zuletzt die Wä— ſche oben zugedeckt werden kann. Ebenſo kann man unten auf den Boden des Korbes ein Tuch ausbrei— ten, um die Dämpfe langſamer und mehr vertheilt durchgehen zu laſſen. Man macht nun (oder beſſer etwas vorher) Feuer unter den Keſſel, auf den man den Korb oder Kaſten aufſetzt, an, und läßt die Dämpfe auf eine der weiterhin angegebenen Arten auf die Wäſche wirken. Sobald die Wäſche 80 Grad R. (Siedehitze) erreicht hat, kann man das Feuer mäßigen. Während die Dampfe die Wäſche durch— dringen und ſich in derſelben zu Waſſer verdichten, träufelt aus der Wäſche ein Theil der Lauge und eine ſchmuzige Brühe ab. Nach zwei bis drei Stunden oder (bei ſehr ſchmuziger Wäſche) ſpäter, nimmt man. ſie heraus, wäſcht ſie in warmem und kaltem Waſſer aus, wobei die befleckten Stellen mit etwas Seife eingerieben werden, und ſpült fie zuletzt wie gewohn— lich aus. Oft reicht auch bloßes Ausſpülen hin und die Seife wird dann ganz erſpart. Man kann die Wäſche dem Dampfe auf verſchie— dene Weſe ausſetzen. Man 00 entweder auf einem 4 714 Hauswirthſchaßft. gewöhnlichen Waſſerkeſſel einen Korb von geflochte— nen Weiden, der gerade ſo groß im Umfange iſt als der Keſſel. In dieſen Korb kommt die Wäſche, wo dann der vom Keſſel aufſteigende Dampf durch ſie hindurch zieht. Bei kleinen Keſſeln muß der Korb 4, bei größern bis gegen 8 Zoll von der Oberfläche des Waſſers im Keſſel abſtehen, damit die Dämpfe zu ihrer Entwickelung Raum genug haben. Oder man läßt (beſſer) auf dem Keſſel einen Kaſten oder ein Faß anbringen, welcher mit dem Keſſel von glei— chem Umfange und mit einem Gitterboden verſehen iſt, auf welchen die Wäſche kommt. Oben kann er mit einem Deckel verſchloſſen werden, der nur einige Offnungen zum Entweichen des Dampfes läßt. Übrigens kann man auch erſt in einem ſolchen Kaſten einen Weidenkorb ſetzen, ſo daß der Kaſten dann blos als Einfaſſung oder Hülle deſſelben dient. Fer— ner kann man die Wäſche auch ſehr zweckmäßig gleich in den Keſſel ſelbſt bringen, indem man ſie in einem locker geflochtenen Korb legt, der etwas niedriger als der Keſſel ſein muß und auf einen niedrigen Roſt in den Keſſel geſetzt wird, jedoch ſo, daß unter ihm Raum für kochendes Waſſer bleibt. Ein Dampf— boden, wie ſolcher bei der Dampfkochung gebräuch— lich, dürfte vielleicht noch bequemer fein. Der Rand des Keſſels muß jedenfalls mit einer ſtarken Rinne verſehen ſein, in welche ein ſtarker Keſſel ſo feſt ein— geſetzt werden kann, daß die Waſſerdämpfe nicht heraus dringen können. Für etwa 300 Pfund Wä— ſche iſt ein eiſerner Keſſel von etwa 3 Fuß Weite und 1½ Fuß Höhe hinreichend. Endlich kann man auch Dämpfe aus einer Deſtillirblaſe in das mit Wäſche gefüllte Gefäß leiten, oder ſich ſogleich eines Kartoffeldämpffaſſes, welches, wie früher angegeben, bei einem Stubenofen oder ſonſt angebracht fein kann, hierzu bedienen. In der Regel bedarf der Waſſerkeſſel keines Zufluſſes von Waſſer, wenn die Wäſche befeuchtet iſt und die Dämpfe in ihr ſich ge— hörig verdichten. Bei Anwendung von fiyftallifirter Soda, wobei man die Seife gänzlich erſpart, werden zu 100 Pfd. Wäſche 100 Pfd. Regen- oder Flußwaſſer und 3 Pfd. (iſt die Wäſche ſehr ſchmuzig 4 Pfd.) Soda genom— men; letztere löſt man in dem Regenwaſſer auf oder bewirkt auch deren Auflöſung vorher in etwas war— mem Waſſer und ſchüttet dann die ſo aufgelöſte Soda unter das Regenwaſſer, in welche Flüſſigkeit man nun Stück für Stück legt. Iſt die Wäſche von jener Sodalauge gehörig durchdrungen, ſo wird ſie wieder Stück vor Stück heraus genommen, leicht ausgedrückt und in das Dampffaß gebracht. Bei einem zur Dampfwäſche in Anwendung gebrachten 4 Fuß brei— ten und 5 Fuß hohen mit Wäſche gefüllten Korbe reicht in der Regel eine vier-bis fünfſtündige Däm— pfung hin. ) Waſchen mit Waſchmaſchinen. Der: gleichen Maſchinen ſind nach einander ſehr viele vor— geſchlagen worden, indeß hat für den häuslichen Ge— brauch bis jetzt noch keine das Waſchen mit der Hand verdrängen können. Neuerdings iſt jedoch eine Waſch— maſchine angegeben worden (nämlich mit reibenden Zapfen), wovon weiter unten, deren Anwendung wirklich weſentliche Vortheile vor dem Waſchen mit der Hand darzubieten ſcheint. Von den übrigen Waſchmaſchinen empfehlen ſich mehrere zur Anwen— dung im Großen oder für öffentliche Waſchanſtalten und Fabriken. Die bis jetzt erfundenen Waſchmaſchi— nen laſſen ſich unter folgenden fünf Arten betrachten. Waſchräder, d. h. radförmige Vorrichtungen (Kaſten mit Löchern oder Räder mit Gittern), welche um ihre Achſe gedreht werden, zu / oder halb oder ganz in Waſſer tauchen, und in denen die Wäſche dadurch gewafchen wird, daß ſich das Waſſer mit ihr in ihnen herumſtürzt. Dergleichen Waſchräder ſind vornehmlich in Fabriken gebräuchlich und eignen ſich für ſolche Stoffe, die blos kalt gewaſchen zu werden brauchen, und paſſen vornehmlich an ſolche Ortlichkeiten, wo ein fließendes Waſſer vorhanden iſt, welches das Rad treibt. Waſchtonnen, Kaſten oder Fäſſer, welche, nachdem man ſie mit der Wäſche und der Waſch— flüſſigkeit gefüllt hat, um ihre Achſe gedreht werden. Auch dieſe Vorrichtungen werden vorzüglich in den Kattunfabriken gebraucht. Sie eignen ſich jedoch auch ſehr gut zur warmen Wäſche, und man kann durch mit der Wäſche eingefüllte Kugeln die Reibung vermehren. Indeß macht das Umdrehen Arbeit, auch nimmt die Vorrichtung, da ein Schwungrad damit verbunden werden muß, viel Raum weg, ſowie end— lich das nothwendige waſſerdichte Schließen mitun— ter ſchwierig iſt, wenn die Waſchtonnen nicht in ei— nem beſondern Gefäße ſtehen, wie dies zu empfehlen. Eine Abbildung hiervon findet ſich in Leuchs poly— techniſcher Zeitung 1834. Nr. 19. Waſchmaſchine mit Walzen. Bei dieſen geht die Wäſche durch glatte oder gerippte oder auch mit Bürften beſetzte Walzen, welche durch Reiben der Wäſche den Schmuz ablöſen. Sie eignen ſich vornehmlich für Fabriken zum Waſchen ganzer Stoffe; für Haushaltungen dagegen ſind ſie wenig geeignet. Waſchmaſchinen mit reibenden Klö— tzen oder Bretern ſind in der Hauptſache den nachfolgenden ähnlich, aber weniger als dieſe für verſchiedenartige Wäſche geeignet. ' Waſchmaſchine mit reibenden Zapfen. Dieſe find für den Hausgebrauch die zweckmäßigſten, indem ſie einfach und leicht zu gebrauchen find, man auch mit ganz ſiedendem Waſſer in ihnen waſchen kann, deſſen Wärme vollkommen zuſammengehalten wird, und man dennoch ſchnell und mit Aufwand von wenig Seife, Feuerung und Arbeit zu Waſchen im Stande iſt. Solche Maſchinen nebſt dem dazu gehörigen Beutel werden jetzt für den Handel gelie— fert von dem Böttchermeiſter Phil. Wild in Nürn— berg, und zwar für 7rhein. Gulden (4 Thlr. preuß.) ohne, und Schein. Gulden mit dem leinenen Beutel, ſo daß ſie bei ihrem geringen Gewicht (40 Pfund) fracht- und zollfrei Berlin, Leipzig u. ſ. w. nicht über 4½ Thlr. zu ſtehen kommen. Übrigens werden auch in Leipzig dergleichen Maſchinen von dem Böttcher— meiſter Stumme gut und billig auf Beſtellung ge— fertigt. Eine Abbildung derſelben findet ſich in Leuchs polytechniſcher Zeitung 1837. Nr. 35. Die Einrich— tung dieſer Maſchine iſt folgende: In einem mit — Das Waſchen. einem Deckel geſchloſſenen ſtehenden Bottich oder Kufe befindet ſich eine ſenkrechte Welle, die durch eine Kurbel gedreht wird. Dieſe durch den Deckel gehende Welle hat an ihrem untern Ende eine Scheibe, in welcher mehrere daubenfoͤrmige Zapfen angebracht ſind. Die Wäſche kommt in einen Beutel, der von jenen Zapfen gelind gerieben wird, während die ſie— dend heiß aufgegoſſene Waſchflüſſigkeit die Auflöſung der Unreinigkeiten bewirkt. Alle Theile der Maſchine find übrigens von-Holz, weßhalb ſie ſehr leicht her: zuſtellen iſt. Bei Anwendung dieſer Maſchine ſoll die Wäſche weniger abgenutzt werden als bei der gewöhnlichen Waſchart, da ſelbſt der aus lockerer Leinwand verfertigte Beutel, welcher allein die Rei— bung auszuhalten hat, viele Jahre lang hält. Fer— ner erſpart man dabei beträchtlich an Zeit, Seife und Feuerung. Denn eine große Wäſche, welche auf die gewöhnliche Art vier Tage Zeit und drei bis vier Wäſcherinnen erfordert, iſt mit Hülfe der Maſchine in 1½ Tagen fertig, ohne Lauge, wobei blos der dritte Theil der früher gebrauchten Seife und der fünfte Theil Brennmaterial nöthig iſt, und wobei zugleich die Wäſche ſchöner ausfällt. Auch iſt das Waſchen ungleich bequemer, da man ſogleich nach vollendetem Waſchen das unreine. Waſſer ablaſſen und kaltes zum Ausſpülen aufgießen kann, folglich die Hände nicht in dem heißen Waſſer zu haben braucht. Die Wirkſamkeit dieſer Maſchine gegen das Waſchen mit der Hand erklärt ſich vornehmlich aus der großen Hitze, welche in der Maſchine iſt; daher es Hauptzweck dieſer Waſchart ſein muß, dieſe zu er— halten, weßhalb man das Waſſer oder die Lauge heiß eingießen und im Winter den Bottich vorher durch heißes Waſſer erwärmen muß. Ferner erklärt ſich jene Wirkung aus der überaus gelinden, aber beſtändig fortdauernden und alle Theile der Wäſche gleichmäßig betreffenden Reibung. Das Waſchen ſelbſt mit dieſer Maſchine geſchieht auf folgende Weiſe: Die Wäſche wird Tags vorher oder bei kal— tem Wetter auch zwei oder mehrere Tage vorher in kaltem Waſſer eingeweicht; verſetzt man dies Waſſer mit etwas Lauge, ſo iſt es um ſo beſſer. Dann läßt man das Waſſer ab, reibt die beſonders ſchmuzigen Stellen mit Seife (oder auch Kartoffeln, ſ. weiter— hin) ein und ſortirt die Wäſche nach ihrer Beſchaffen— heit, indem die reinere und feinere zuerſt gewaſchen wird. Nun bringt man den oben mit einer Schnur zum Ziehen verſehenen Beutel in die Kufe, indem man ihn mit zwei in ihr geſchnittenen Offnungen an die Zapfen der Kufe hängt, um ihn ausgeſpannt zu erhalten, und legt die Wäſche, je nach der Größe 12 bis 50 Stück locker und egal in ihn hinein, bis die Kufe halbvoll iſt. Alsdann gießt man kochendes Seifenwaſſer oder verdünnte Lauge auf die Wäſche, bis ſie damit bedeckt iſt, zieht den vom Zapfen los— gemachten Beutel zu und ſetzt ſogleich das in dem Deckel ſtehende Rührwerk darauf, um das Entweichen des Dampfes zu verhüten. Das Rührwerk aber wird mit dem eiſernen Stift ſo geſtellt, daß es den Beutel mit der Wäſche gut faſſen kann. Iſt daher weniger Wäſche darin, ſo ſtellt man es tiefer, wozu mehrere Löcher angebracht ſind; nie aber ſo tief, daß 715 es den Boden der Maſchine berührt. Sobald der Deckel feſt iſt, wird das Rührwerk ſchnell mit der Handhabe in Bewegung gelegt, indem man daſſelbe in einem Halbkreiſe hin und her bewegt. Iſt dies ½ Stunde geſchehen (bei mancher Wäſche ift 44 Stunde hinreichend), ſo hebt man den Deckel ab, bringt das Zeug mit der Seifenlauge in eine Waſch— wanne, gießt dieſe ab und macht ſie zu einem zwei— ten Waſchen wieder kochend. So kann daſſelbe Sei— fenwaſſer immer wieder gebraucht werden, wenn man nur immer zuerſt die feinere und ſpäter die ſchmuzi— gere Wäſche in die Maſchine bringt. Bei der aus der Maſchine genommenen Wäſche wird ſogleich nachgeſehen, ob ſie noch ſchmuzige, nicht abgeſpülte Streifen hat, welche in dieſem Falle etwas gerieben werden müſſen. Alsdann ringt man die Wäſche aus und bringt ſie in kaltes Waſſer. Kann man ſie eine Nacht in dieſem liegen laſſen, ſo iſt es um ſo beſſer. Will man gefärbtes und wollenes Zeug in der Ma— ſchine waſchen, ſo nimmt man bloßes Waſſer und macht dies nicht heißer, als es das Zeug vertragen kann. d) Waſchen (und Bleichen) mit Kartof— feln. Man wäſcht die rohen Kartoffeln, die erfror— nen ſollen noch wirkſamer ſein, zerreibt ſie auf einem Reibeiſen, macht das Zerriebene mit Waſſer zu einem Brei an und bedient ſich deſſelben ſtatt der Seife, in— dem man die Wäſche damit ein- und abreibt und ſpäter wieder auswäſcht. Auf gleiche Weiſe kann man ſich der gekochten Kartoffeln bedienen, die man auch zum Bleichen gebrauchen kann. Zu letzterem Zwecke wird die Leinwand vorher gewaſchen, in eine Kufe mit viel kaltem Waſſer gelegt, nach 24 Stun— den wieder herausgenommen, durchgerieben und wie— der ausgewunden. Alsdann kommt fie Y Stunde in einen Keſſel mit ſiedendem Waſſer, worauf ſie leicht ausgewunden und mit Kartoffeln belegt wird, die wie gewöhnlich, doch nicht zu weich (blos über halbgar) gekocht und gereinigt worden. Die Kar— toffeln kommen vorzüglich auf die fetteſten Theile. Die Leinwand wird zuſammengelegt, mit etwas hei— ßem Waſſer benetzt und dann mit kaltem Waſſer ausgewaſchen. Sollte ſie noch ſchmuzig erſcheinen, ſo belegt man ſie noch einmal mit Kartoffeln und taucht ſie vorher in den Keſſel. Die mit Kartoffeln gebleichte Leinwand behält immer einige Steife, wie die geſtärkte. Auch das Kartoffelwaſſer, welches man dadurch erhält, daß man den durch Zerreiben der rohen Kartoffeln erhaltenen Brei mit Waſſer über— goſſen und eingerührt 8 bis 12 Stunden ſtehen läßt, kann als Seifenwaſſer zum Waſchen benutzt werden. Auch ſoll man die Kartoffeln auf folgende Art vor— theilhaft zum Waſchen und Bleichen benutzen können. Die Kartoffeln werden mit Waſſer zu einem dünnen Brei gekocht, den man, ſobald er abgekühlt iſt, et— was Hefe zuſetzt und ihn an einem mäßig warmen Orte gähren läßt, worauf er nach drei bis vier Ta— gen brauchbar iſt. Er wird mit Waſſer verdünnt, Garn, Leinwand oder Hanf in ihm eingeweicht, gut gerieben, dann nach ein oder zwei Tagen heraus— genommen und in Waſſer ausgewaſchen. Zum Blei— chen können die Wegzüge ſechs Tage darin blei— 716 Hauswirthſchaft. ben, worauf ſie nach dem Waſchen durch die Sonne oder durch Chlor gebleicht werden. In dieſem Falle nimmt man auf 100 Pfund Zeug 50 Pfd. Kartof— feln. Statt Kartoffeln hat man auch wohl Roß— faftanien zum Waſchen empfohlen. 1 Pfund trockne, klein geſtoßene Kaſtanien ſollen in 4 Maß Waſſer acht Tage lang ausgezogen werden, wodurch man ein zum Waſchen von Zeugen taugliches Seifenwaſſer erhalten will. Nach Andern gab jedoch dieſe Reini— gungsmethode ſchlechte Ergebniſſe; die Wäſche ſoll gelblich und übelriechend geworden ſein. 2) Waſchen der ſeidenen Zeuge. a) Weißſeidenes Zeug wird am beſten mit franzöſiſcher oder venetianiſcher Seife gewaſchen, von welcher man höchſtens 2 Loth auf ein Nößel Waſſer auflöſt. Bevor man das Zeug eintaucht, muß jedoch das Seifenwaſſer ſo weit abgekühlt ſein, daß ſich die Hand darin leiden läßt. Das ſeidene Zeug darf nicht gerieben, ſondern muß nur wiederholt einge— taucht und ausgedrückt werden; blos ſehr beſchmuzte Stellen reibt man leiſe mit den Händen und nimmt zuvor friſches Seifenwaſſer und ein wenig Honig; weicht auch da der Schmuz noch nicht, ſo gießt man ein wenig Branntwein in das Seifenwaſſer und reibt abermals mit gleicher Vorſicht. Alsdann ſpült man zuerſt in lauwarmem, dann in kaltem Waſſer aus. Damit das weißſeidene Zeug aber ſeine vorige Weiße wieder erhält, muß man daſſelbe ſchwefeln. Zu dem Ende ſtellt man in die Mitte eines möglichſt dicht verſchloſſenen Käſtchens ein flaches Kohlenbecken mit glühenden Kohlen, worauf man ein Stück Ziegel legt, das man oben mit grobgeſtoßenem Schwefel— pulver beſtreut. Das zu ſchwefelnde Zeug iſt zuvor über reinliche Stäbchen von weißem Holze oder ſehr reinliche, ſchon lange gebrauchte Stricke ſo im feuch— ten Zuſtande aufzuhängen, daß der Schwefeldampf möglichſt überall hindringen kann. Die Stäbchen oder Stricke müſſen hierbei einige Fuß höher als das Kohlenbeden angebracht fein. In einem Käſtchen von 6 Fuß in's Gevierte und von mäßiger Höhe darf man auf einmal nicht über 4 Loth Schwefel ver— brennen. Am ſicherſten ſieht man von Zeit zu Zeit nach und öffnet das Käſtchen wieder, ſobald das Zeug weiß geworden. b) Schwarzſeidene Zeuge zureinigen, kann man, außer dem Theewaſſer (welches hierbei ſehr brauchbar) Rindsgalle in ſiedendem Waſſer auflöſen und mit Hülfe eines weichen Schwammes das Zeug auf beiden Seiten damit waſchen, worauf man es dann mit den Händen, ohne zu reiben, auspreßt. Hierauf ſpült man es in Flußwaſſer und drückt es immer wieder aus, bis das herausgepreßte Waſſer klar ausſieht, worauf man nöthigenfalls das Ver— fahren noch einmal wiederholen muß. Iſt das Zeug getrocknet, ſo reibt man es auf der linken Seite mit einem in einer leichten Auflöſung von Hauſenblaſe getauchten Schwamm, aber ſo, daß die Feuchtigkeit nicht ganz auf der rechten Seite durchdringt, worauf man dann mit einer weichen Bürſte immer nach einer Richtung hinſtreicht, worauf das Zeug wieder Glanz erhält. Auch kann man dem ſchwarzſeidenen Zeuge dadurch den Glanz wieder geben, daß man auf 8 Pfd. Zeug Y Pfund Flohſamen ½ Stunde lang kochen läßt, dann durch ein Tuch gießt und 3 Loth Gummi arabicum zumiſcht, das man 24 Stunden in Waſſer hat weichen laſſen. Hierein taucht man nun das Zeug, drückt es darin, hängt es ſodann, ohne aus— zudrücken, im Schatten auf und preßt oder bürſtet es, wenn es faſt trocken geworden. Fuchſig gewor— denem ſchwarzſeidenem Zeuge kann man ſeine Schwärze theils durch Theewaſſer, theils auch da— durch wieder geben, daß man es nach dem Waſchen (aber vor der Appretur mit Hauſenblaſe) in Fluß— waſſer taucht, worein einige Tropfen Schwefelſäure gethan werden; in dieſem Waſſer läßt man es einige Minuten und ſpült es alsdann ſo lange in Flußwaſ— ſer, bis man, daſſelbe auf die Zeuge gehalten, gar keine Säure mehr verſpürt. Sollte hierdurch das Zeug Schwärze und Glanz noch nicht wieder erhal— ten, ſo müßte man einige Späne Campecheholz in Waſſer ſieden, das Zeug hineinthun, zehn Minuten darin kochen, dann herausnehmen, ungefähr den vierten Theil ſo viel als man Campecheholz ange— wendet, grünen Vitriol hinein thun, es ſchmelzen laſſen, den Keſſel wieder mit Waſſer füllen und das Zeug abermals drei Minuten lang darin ſieden laſ— ſen, worauf man es dann mehrmals ausſpült, im Schatten trocknet, mit Hauſenblaſe appretirt und durch leiſes Bürſten oder Preſſen ihm wieder An— ſehen giebt. a c) Bei farbigen ſeidenen Zeugen, welche durch das Waſchen die Farbe leicht verlieren, muß man mit doppelter Vorſicht und großer Schnelligkeit dabei verfahren. Die durch das Waſchen ausgebliche— nen Farben laſſen ſich mit einigen Tropfen Schwefel— ſäure wieder auffriſchen, doch muß dieſe nachher ſorgfältig wieder ausgeſpült werden. Da hierbei der Schnelligkeit halber das Seidenzeug ausgerungen werden muß, ſo breitet man es, nachdem es erſt mit der Hand ausgedrückt worden, über ein auf dem Tiſche ausgebreitetes leinenes Tuch, rollt dieſes mit dem darauf liegenden Zeuge zuſammen und ringt es aus. Bei ſchönen gelben Farben, Carmoiſinroth, Kaſtanienbraun iſt die Schwefelſäure anwendbar; bei hell- und dunkelroſafarbenen und fleiſchfarbenen nimmt man Citronenſaft ſtatt der Schwefelſäure, oder in Ermangelung deſſen ein wenig aufgelöſten Cremor Tartari, oder auch guten deſtillirten Wein— eſſig; bei Scharlach ſetzt man zweckmäßig dem Citro— nenſaft ein wenig Zinnſalz zu, und zu den oliven— grünen Farben nimmt man einige Tropfen aufgelö— ſten blauen Vitriol. Am ſchwierigſten ſind die blauen Farben zu waſchen, indem die meiſten durch das Waſchen mit Seife und warmem Waſſer faft ganz verſchwinden, oder wenigſtens ſich in eine ſchmuzige Farbe umändern. Manche waſchen ſich zwar gut und die Farbe wird ſogar ſchöner, ſo lange ſie naß ſind; wenn ſie aber trocken geworden, bekommen ſie ein röthliches Anſehen, wie dies auch beim Violet der Fall iſt. Letzterem Übel kann man dadurch be— gegnen, daß man ein klein wenig heiße Pottaſche in das Seifenwaſſer thut. d) Seidene Bänder wäſcht man auf gleiche Weiſe wie das ſeidene Zeug, doch ſpannt man ſie Das VW ıalidemn zum Trocknen nicht in einen Rahmen, wie das Zeug, ſondern, nachdem ſie auf der linken Seite mittelſt eines Schwammes mit einer leichten Auflöfung von Hauſenblaſe beſtrichen, legt man ſie auf ein Blatt reines Papier auf einem Plattbrete, legt ein anderes Papier darüber und plattet ſie trocken. 3) Waſchen der Spitzen, Zwirn- oder Baumwollentülle. Dieſe wäſcht und behandelt man auf gleiche Weiſe, wie das weißſeidene Zeug. 4) Waſchen der farbigen Baumwollen— zeuge. Hierbei iſt immer einige Vorſicht anzuwen— den, da die meiſten Farben nicht ſo ächt ſind, daß ſie nicht auf die eine oder andere Weiſe bei dem Wa— ſchen verlieren ſollten. Man darf, wie bereits ſchon oben erwähnt, weder Aſchenlauge noch heiße Seifen— lauge dazu nehmen, ſowie ſie auch nicht gekocht wer— den dürfen; aber auch ſchon bei mäßig heißem Waſ— ſer und Seife gehen viele Farben aus, nament— lich verſchwindet das Grün faſt immer darin, ſowie auch das Roth, beſonders das in's Lila ſpielende, ſehr leidet; weit dauerhafter dagegen iſt das in's Gelbe oder Scharlach ſpielende Roth. Unter den hier anzuwendenden Vorſichtsmaßregeln iſt außer der Rindsgalle, welche jedoch nicht immer als ſicheres Mittel erſcheint, noch die Schwefelſäure, von der je— doch nur einige Tropfen unter das Waſſer gemiſcht werden dürfen, Weinſteinſäure oder ſogar auch ſtar— ker Weineſſig anzuführen. Auch wird behauptet, daß, wenn man den Kattun vor dem Waſchen in Seifenwaſſer 24 Stunden in Heuwaſſer einweicht, dieſes ſehr zur Dauer der Farbe beitrüge. Auch da— durch wird die Einwirkung der Seife vermindert, wenn man etwas Stärke unter das Seifenwaſſer miſcht. Für noch ſicherer hält man das Reißwaſſer, welches alle Seife entbehrlich macht und wodurch wenigſtens die Farben, die nicht durch bloßes Waſ— ſer ſchon ausgezogen werden, unverſehrt bleiben. Zur Darſtellung dieſes Reißwaſſers, das in Indien und China überhaupt die Stelle der Seife vertritt, läßt man etwa 2 Pfund Reiß in 10 Nößel Waſſer ſieden, bis der Reiß ganz weich iſt und das Waſſer gallertartig erſcheint; wenn es ſich nun ſo weit ab— gekühlt, daß man die Hände darin leiden kann, wird der Kattun darin gewaſchen, ſowie es in Seifen: waſſer geſchehen wäre. Hierauf ſiedet man abermals Reiß, den man aber filtrirt, und wäſcht das Zeug in dieſem Reißwaſſer, worauf man es abermals in noch ſchwächerm Reißwaſſer ausſpült und dann, ſtatt des Plattens, das den Farben abermals ſchadet, rollt oder mit einem Glättſteine glättet. Unſtreitig kann hier auch das Waſchen mit Kartoffeln ſehr gut in Anwendung kommen. Um ſolchen Gegenſtänden, die man mit Seife zu waſchen genöthigt iſt, die un— gebleichte Farbe, die ſie nun haben, zu erhalten, braucht man ſie nur, nachdem ſie rein gewaſchen worden, in einem Abſud von Heu oder Thee aus— zuſpülen. Auf dieſelbe Weiſe kann man auch mit dem Nanquin verfahren, wenn dieſer nicht ſeine Farbe verlieren ſoll. 5) Waſchen der Wollenzeuge. Ganzſtarke Laugen löſen die Wolle auf und ſchwächere entziehen ihr wenigſtens die fetten Theile und ziehen ſie zu— 217 ſammen. Ebenſo wirft Seife, obſchon nur in ge: ringem Grade. Daher gebraucht man ſelbe nur mit Vorſicht und ſehr verdünnt. Häufig wäſcht man Fla— nell auch mit einem Brei von Weizenmehl (2 Eßlöffel voll Mehl auf 2 Kannen Waſſer eingequirlt und un— ter beſtändigem Umrühren aufgekocht), mit Kartof— feln, Roßkaſtanien, ſeltener mit Heu und mit Ochſen— galle. Man hat Flanelle auch dadurch ſehr weiß ge— waſchen, daß man ſie mit einem mit Waſſer gemach— ten Brei von ganz weißer Kreide rieb, einen Tag oder länger darin ließ und dann gut mit Waſſer ausſpülte. Er wird dadurch faſt noch weißer als durch Schwefeln und ſoll auch nicht ſobald wieder gelb werden. Merino, Shawls u. a. feine wollene Zeuge müſſen nach der Verſchiedenheit ihrer Farbe auch verſchieden behandelt werden. Mit den weißen Shawls verfährt man ungefähr wie bei dem weiß— ſeidenen Zeuge. Nach dem Waſchen läßt man ſie am beſten wieder preſſen; will man dies jedoch lie— ber ſelbſt verrichten, ſo muß man den Shawl, wenn er noch feucht iſt, recht gleich und gerade über einen Rahmen oder ein mit einer Friesdecke überzogenes Bret ſpannen und trocken platten. Alle nicht durch Seifenwaſſer zu vertilgenden Flecke muß man zuvor durch andere hierfür gebräuchliche Mittel herauszu— bringen ſuchen, ſowie auch die vorzüglich ſchmuzigen und fettigen Stellen mit Seife einzureiben ſind. So wie man Flanell und andere gröbere Zeuge, nebſt Strümpfen nicht ausſpült, ſondern mit dem Seifen— waſſer zum Trocknen hinhängt, kann man auch weiße Shawls und Merinos, nachdem fie rein gewaſchen worden, nochmals in eine Lauge von Seife und ein wenig reinem Schöpſentalg tauchen, welche man vor— her durch einige Tropfen von flüſſigem Blau leiſe gefärbt hat. Bei farbigen Shawls und Merinos muß man übrigens mit derſelben Vorſicht als bei farbigen Seidenzeugen verfahren, obſchon man ganz wie bei den meiſten Wollenzeugen verfährt. Zur Reinigung wollener Zeuge überhaupt ſoll auch das Seifenkraut ſehr anwendbar ſein, und dieſe zugleich weich und geſchmeidig machen. Man macht zu dem Ende einen ſtarken Abſud von Blättern und Blumen dieſes Krautes, worin ſodann gewaſchen wird. b) Waſchen der Handſchuhe. Waſch— lederne Handſchuhe wäſcht man mit Waſſer und Seife, läßt ſie, ohne die Seife abzuſpülen, ein wenig trocknen und zieht ſie, noch feucht, über die Hand. Das Waſchwaſſer darf aber nicht zu heiß ſein. Gla— cehandſchuhe werden auf einem Tiſche über ein rei— nes Tuch gebreitet und mit gequirlten Eidotter be— ſtrichen, worauf man nad) ½ Stunde mit einem in lauwarme Milch oder Buttermilch getauchten Schwamme oder Läppchen immer nach einer Seite darüber hinfährt, und das Läppchen, ſo oft es auch ſchmuzig wird, wieder auswäſcht. Zum Trocknen zieht man ſie auf die Hand oder eine Handform. Däniſche Handſchuhe weicht man einige Stunden in kaltem Flußwaſſer ein, wäſcht fie alsdann gewöhn— lich in lauwarmer Kochſeife völlig aus, ohne ſie jedoch auszuringen, weicht ſie 24 Stunden in recht ſcharfen Weingeiſt ein und trocknet ſie durch Auf— hängen gelinde. Engliſche Handſchuhe ſoll man 718 naß mit Eidotter einreiben, alsdann mit lauwar— mer Buttermilch rein waſchen und ſpülen, und nach— her auf einer Handform oder der Hand trocknen laſ— ſen. Deutſche Handſchuhe werden mit Seife und Waſſer gewaſchen, dann in kaltem, klarem Waſſer nachgeſpült, trocknen gelaſſen, mit Citronenſaft ge— tränkt (wozu ſich auch faule Citronen recht füglich eignen), alsdann mit Puder dick beſtreut, in ein Tuch geſchlagen allmälig trocknen gelaſſen und zu— letzt mit der Hand weich gerieben. Hauptſache bleibt immer beim Handſchuhwaſchen, das Trocknen nicht zu ſchnell vor ſich gehen zu laſſen. 7) Waſchen der Strohhüte. Dieſe wer— den, wenn ſie noch nicht ganz vergilbt ſind, mit ganz feingeſtoßenem Schwefel, und hinterher mit Flecke a u Jeder Fleck iſt im Allgemeinen um ſo leichter zu vertilgen, je weniger veraltet er iſt. Da viele Fleck— mittel in Folge ihrer ſcharfen Natur die Farbe und ſelbſt das Gewebe der Zeuge anzugreifen vermögen, ſo muß man bei ihrer Anwendung Vorſicht beobach— ten. Daher wendet man dergleichen am beſten verdünnt und ſo oft wiederholt an, bis der Fleck verſchwunden iſt. Zweckmäßig wird eine Probe von einem Stückchen deſſelben Zeugs damit angeſtellt. Im Allgemeinen werden die fleckvertilgenden Flüſ— ſigkeiten ſo gebraucht, daß man entweder den befleck— ten Stoff längere Zeit darin liegen läßt, oder daß man den Fleck mit der Flüſſigkeit wiederholt befeuch— tet und ausreibt, oder daß man es mit einem mit der Flüſſigkeit befeuchteten Zeuge wiederholt über— fährt, oder daß man es mit öfters erneuertem und mit der Flüſſigkeit befeuchtetem Löſchpapier einpreßt und längere Zeit liegen läßt. Nach Anwendung der mei— ſten Fleckmittel muß man die Stellen noch mit rei: nem Waſſer, oder Seifenwaſſer, wenn dies das Zeug verträgt, auswaſchen. Iſt nach Entfernung des Fleckes etwa der Glanz wieder herzuſtellen, ſo beſtreiche man die glanzloſe Stelle mit Gummiauf— löſung. Als die hauptſächlichſten, fleckvertilgenden Sub— ftanzen find zu nennen: a) Ather, wirkt ſtark auf Harze, Fett und Ol und iſt für die Farbe der Zeuge unſchädlich. Doch kann man denſelben auch durch ſtarken Weingeiſt oder eine Miſchung von Weingeiſt und Terpentinöl erſetzen. b) Atheriſche Ole, vornehmlich Bergamott-, Lavendel-, Rosmarin: und Terpentinöl ſind zur Wegſchaffung von Harz- und Fettflecken zu gebrauchen, greifen die Farben nicht an, und hinterlaſſen ſelbſt keinen Fleck. Um das Zurück— bleiben einer dunklern Farbe zu verhüten, ſoll man nachher Thonpulver oder geſiebte Aſche aufſtreuen. Zur Anwendung gießt man dieſe Ole auf ein Stück— chen Flanell oder graues Löſchpapier und reibt den Fleck ſo lange damit, bis er ganz verſchwunden iſt. Fett- und Harzflecken laſſen ſich auch durch Eau de Cologne beſeitigen. c) Alkalien (Laugenſalz) find die wirkſamſten Mittel zum Vertilgen von Flecken, Hauswirthſchaft. einem in reinem Branntwein befeuchteten Tuche abgerieben, nach dem Trocknen ausgebürſtet und allenfalls auf der linken Seite noch mit Gummiwaſ— ſer beſtrichen. Zu ſehr gelben oder ſchmuzigen Hü— ten reibt man feine franzöſiſche Seife mit lauwar— mem Waſſer auf einem Flanelllappen zu Schaum, ſeift den Strohhut damit ein und reibt ihn ſo lange, bis aller Schmuz daraus entfernt iſt. Hierauf wird derſelbe in reinem Waſſer nachgeſpült, mit einem trocknen Tuche abgerieben und geſchwefelt, wozu ſchon gewöhnlich ½ Stunde hinreicht. Nach dem Schwefeln wird geplattet, wobei man ein feines Blatt Papier unterlegt. Das Gummiwaſſer kann man hier ebenfalls in Anwendung bringen. s machen. welche durch faure Flüſſigkeiten, Eſſig, Wein, Punſch u. ſ. w. auf farbigen Zeugen entſtanden; das ge— lindeſte unter ihnen iſt eine gewöhnliche Aſchenlauge, das zweckmäßigſte im Allgemeinen aber der ätzende Salmiakgeiſt. Man trägt die alkaliſche Flüſſigkeit in verdünntem Zuſtande wiederholt fo [lange auf den Fleck auf, bis dieſer verſchwunden iſt. Iſt bei unvorſichtiger Anwendung des Alkali ein dauernder Fleck nachgeblieben, ſo läßt ſich dieſer durch vorſich— tige Anwendung von Citronenſaft, Eſſig oder Sauer— kleeſalz wieder beſeitigen. Ganz wie Salmiafgeift wirkt auch Urin, beſonders wenn er ſchon etwas geſtanden hat. d) Baumöl, oder beliebige andere fette Ole können zur Wegſchaffung von Harz, Talg— und Wachsflecken u. dgl. dienen, indem man dieſel— ben damit einreibt. Zwar erhält man allerdings hierdurch einen Olfleck, der ſich aber, wie weiterhin untet Fettflecken anzugeben, immer leichter wegſchaf— fen läßt. e) Bitterkleeſalz, ſ. weiterhin unter Säuren. ) Bolus. Der reine weiße Bolus läßt ſich zur Vertilgung von Ol- und Fettflecken aus allen Arten Zeugen (ſelbſt gefärbten ſeidenen), ſowie auch aus Papier, Holz u. ſ. w. verwenden. Man knetet denſelben in feingeriebenem Zuſtande in Waſſer zu einem dünnen Brei, den man auf das befleckte Zeug einreibt, darauf trocknen läßt, dann eine doppelte Lage graues Löſchpapier darauf bringt und dieſes mit mäßigem Drucke einigemale mit einem heißen Platteiſen oder einem Löffel voll glühender Kohlen überfährt; worauf das Zeug blos noch gut ausge— bürſtet wird. Meiſt wird aber die Anwendung des Plattſtahls nicht nöthig. Ebenſo braucht man auch den Bolus blos feingepulvert trocken aufzuſtreuen, und dann mit heißem Metall zu überfahren, und aus Papier verſchwinden Ol- und Fettflecken ſchon dann, wenn das Papier mit Bolus einen guten Meſſerrücken dick beſtreut und dann zwiſchen 2 Bre— tern 24 Stunden gepreßt wird. g) Branntwein wirkt wie Weingeiſt, aber ſchwächer. h) Brod, welches weder ganz trocken, noch zu trocken iſt, dient zur Vertilgung vielerlei noch ganz friſcher Flecken, indem man dieſe damit abreibt. i) Chlorkalk— Sledausmadhen auflöfung-entfernt Tinten-, Obſt-, Rothwein— flecke, ſowie überhaupt alle Arten farbiger Flecke. Etwas Eſſig oder ganz wenig Salzſäure oder Schwefelſäure hinzugefügt, befördert die bleichende Wirkung. Die Auflöfung muß jedenfalls nur ver: dünnt angewendet und das Zeug nachher mit Waſſer gut ausgewaſchen werden. Bei farbigen Zeugen iſt dieſes Mittel nicht zu gebrauchen. k) Cincolit, ein weißer Toͤpferthon, gilt für das vorzüglichſte Mittel, Fettflecke von Kleidern aller Art zu entfer— nen. Daſſelbe wird ganz wie Bolus angewendet. J) Citronenſaft ift wie eine ſchwache Säure an— zuwenden, und gegen Eiſen- und Tintenflecken den meiſten Säuren vorzuziehen. m) Eidotter dient, da es Zeuge und Farben nicht angreift, ſehr gut zum Ausmachen von Fett- und andern Flecken aus Seidenzeugen. Man reibt das Eidotter mit ſeinem gleichen Umfange Waſſer ab, tränkt den Fleck da— mit, reibt die Stelle ſanft mit den Händen, und wäſcht ſie dann mit reinem Waſſer nach. Sehr wirkſam für gleiche Zwecke iſt auch das Einrühren von 1 Eidotter in 2 Loth Branntwein, womit man den Fleck beſtreicht und ihn nach 5 Minuten in lau— warmen Waſſer auswäſcht. n) Gebrannte Kno— chen geben ein ſehr dienliches Mittel, Fettflecken aus Kupferſtichen oder ſeidenen Zeugen zu bringen. Nachdem man ſie feingepulvert über den Fleck ge— ſtreut hat, fährt man mit einem heißen Bügeleiſen darüber hin. o) Säuren ſind gegen alle Flecken von alkaliſchen Laugen, Kalk, Urin, Tinte, Roſt, Kupfer und andern metalliſchen Flecken anzuwenden. Man kann faſt alle Säuren gebrauchen, das Schei— dewaſſer oder die Salpeterſäure bei Wollenzeug und andern thieriſchen Geweben ausgenommen, welche dadurch eine gelbe Farbe erhalten. Am häufigſten wendet man Citronenſaft, den Saft von weißen Johannisbeeren, Eſſig, Sauerkleeſäure, Bitterkleeſalz und die Schwefelſäure (dieſe aber nur mit ſehr viel Waſſer verdünnt) an. Die Säuren müſſen übrigens mit derſelben Vorſicht wie die Alkalien angewendet werden. Durch die Säure entſtandene Flecke find durch die nachherige Anwendung eines Alkali, z. B. Salmiakgeiſt, zu beſeitigen. p) Schwefel bleicht brennend farbige Obſtflecke und die durch Alkalien entſtandenen Flecke. Die zu entfärbende Stelle wird naß gemacht und ſodann ein brennender Schwefel— faden unter ſie gehalten. Indeſſen iſt auf die mei— ſten gefärbten Zeuge dieſes Mittel nicht anzuwen— den, weil die Farben dadurch leiden; blau- oder rothgefärbte Seidenzeuge, gelbgefärbte Baumwol— lenzeuge und alle mit Gerbeſtoff und Gallusſäure erhaltene Farben werden aber durch den Schwefel nicht verändert. g) Seife verwendet man vor: nehmlich zur Beſeitigung von Fett- und Schmuz— flecken. r) Seifenſpiritus beſeitigt namentlich Harz- und Fettflecken. 8) Weingeiſt benutzt man gegen Harz- und Theerflecken, und zwar mit um ſo größerem Erfolg, je ſtärker er iſt. Was nun die Behandlungsweiſe der am ge— wöhnlichſten vorkommenden Arten von Flecken be— trifft, ſo braucht dieſe hier nur kurz angegeben zu werden, indem das Nöthige über die Art der An— 719 wendung der fleckvertilgenden Subſtanzen ſchon oben angeführt worden. 1) Alkaliſche Flecke. Durch Kali, Natron oder Ammoniak entſtehen auf den verſchieden gefärb— ten Zeugen verſchiedene Flecke, zu deren Beſeitigung Eſſig, Citronenſaft oder andere Säuren dienen. Urinflecke werden ebenſo behandelt. 2) Blutflecke behandelt man, wenn ſie der Seife widerſtehen, wie Roſtflecke. 3) Brandflecke auf Leinwand ſoll man, wenn die Faſern der Leinwand nicht zerſtört ſind, dadurch beſeitigen können, daß man 2 Loth Thon mit 1 Loth Hühnerkoth, ½ Loth Seife, dem Saft einer Zwie— bel und etwas Weineſſig zu einem dicken Brei kocht, auf dem gebräunten Fleck ſtreicht, trocknen läßt und wieder mit Waſſer auswäſcht. Nöthigenfalls iſt das Mittel zu wiederholen. 4) Butter- und Fettflecke, wohin But— ter, Talg, Ol, Milch, Schweiß zu rechnen ſind. Wenn ſich ſolche auf farbenloſen, glanzlofen Zeu— gen oder ſolchen, die mit dauerhaften Farben gefärbt ſind, befinden, ſo werden dieſe Stoffe am beſten und einfachſten mit reiner guter Seife und Waſſer, oder Lauge, oder mit Seifenſpiritus aus— gewaſchen. Finden fie ſich dagegen auf Zeugen, deren Farben oder Glanz durch dieſe Mittel leiden würden, wohin beſonders die ſeidenen gehören, ſo wird eins folgender Mittel angewendet: Eidotter, Rindsgalle, ätheriſche Ole (Terpentin, Lavendelöl, u. ſ. w.), Bolus, Cincolit, Eau de Cologne, ge— brannte Knochen. Auch empfiehlt man, den Fleck mit heißem, in einem neuen Tiegel geröſtetem, Koch— ſalze zu beſtreuen, Löſchpapier darauf zu legen und dann mit einem heißen Eiſen behutſam darüber weg— zufahren. Friſche Fettflecke kann man auch durch bloßes Reiben mit Brod oder heißer Krume von alter Semmel oder erwärmter Baumwolle aus Sei— denzeugen wegfchaffen. Aus Papier ſchafft man die Fettflecke am beſten durch weißen Bolus oder Cin— colit, aus Holz durch gewöhnlichen Thon, oder auch durch Aſchen- oder Pottaſchenlauge weg. Iſt ein Fettfleck auf irgend einem Stoffe ſehr veraltet, ſo weicht man ihn zuvor mit Terpertinöl oder friſcher Butter auf, bevor man andere Mittel anwendet. 5) Harnflecke behandelt man wie Alkaliflecke. 6) Harzflecke, wohin Firniß-, Pech- und Theerflecke gehören. Hier iſt Seifenſpiritus eines der nützlichſten Mittel, wo Seife der Farbe nicht ſchadet. Sonſt (namentlich bei ſeidenen Zeugen). waſche man den Fleck mit Weingeiſt oder Terpen— tinöl, oder Rosmarinöl oder einem andern ätheri— ſchen Ole; oder man gebrauche eine Miſchung aus Weingeiſt mit Terpentinöl oder Eau de Cologne. Sehr feſt ſitzende Harzflecken erweicht man vor— her durch ein warmes Eiſen, und wäſcht in der Wärme aus. 7) Kaffeeflecke werden am beſten mit lau— warmen Salzwaſſer oder Seifenwaſſer und zuletzt durch Schwefel entfernt; doch muß man dieſe Be— handlung oft dreimal wiederholen. 720 Haus wirthſchaft. 8) Kalkflecke auf Zeugen behandelt man, nachdem ſie gehörig ausgeſtäubt worden, mit Eſſig, Citronenſaft oder verdünnter Salzſäure. 9) Kothflecke find gewöhnlich durch einfaches Reiben und Auswaſchen wegzubringen, manchmal aber, wenn der Straßenkoth Eiſentheile enthielt, wie Roſtflecke zu behandeln. Bei kleinen Kothflecken reicht es oft ſchon hin, angefeuchtete Leinwand dar: auf zu legen, was beſonders bei ſeidenen Zeugen nützlich iſt. Flecke von Vogelkoth ſind wie Flecke von Alkali zu beſeitigen. 10) Lederflecke ſind am beſten durch Chlor— auflöſung zu vertilgen. 11) Milchflecke werden wie Butter- und Fett— flecke behandelt. 12) Obſtflecke, als von Kirſchen, Heidelbee— ren, Flieder und gefärbtem Obſte überhaupt werden wie Rothweinflecke behandelt; ſolche von ungefärb— tem Obſt auf farbigen Zeugen wie Flecke von ſauren Flüſſigkeiten. 13) Olfarbe, wie Butter- und Fettflecke. 14) Punſchflecke, wie Flecke von Säuren. 15) Regenflecke, wie Waſſerflecke. 16) Roſtflecke, von Eiſen und eiſenhaltigen Subſtanzen herrührend, ſind leicht durch Sauerklee— ſäure, Citronenſaft oder verdünnte Salzſäure oder Schwefelſäure zu vertilgen, vornehmlich wenn man den mit der Säure befeuchteten Fleck dann auf einem zinnernen Teller reibt. Auch wird das Verſchwinden der Roſtflecke dadurch befördert, daß man den mit der Säure befeuchteten Fleck den Dämpfen des ſie— denden Waſſers ausſetzt. Man kann den mit Waſſer befeuchteten Fleck mit Sauerkleeſalz beſtreuen, dieſes über einer Schale mit heißem Waſſer einreiben und zuletzt auswaſchen. Sollten indeß die Roſtflecke durch dieſe Mittel ſich nicht ganz beſeitigen laſſen, ſo behandle man ſie zuerſt mit einer Auflöſung von Schwefelleber, dann nach Auswaſchen mit Waſſer mit einer der obengenannten Säuren. 17) Rothweinflecke ſind um ſo leichter zu befeitigen, je mehr man fte auf friſcher That behan— delt; am hartnäckigſten ſollen ſie von künſtlich ge— färbten Rothwein ſein. Es wird mehrfach behaup— tet, daß die Rothweinflecke zur Zeit der Weinblüthe am leichteſten zu beseitigen find. Am ſicherſten und ohne Nachtheil für das Zeug weichen ſie der Be— handlung auf der Bleiche; doch kann man ſchneller wirkende Mittel wünſchen. Manche Rothweinflecke werden durch Anwendung heißer oder lauwarmer Milch vertilgt, wenn man das Zeug damit wäſcht oder ein Paar Tage darin liegen läßt; auch Wa— ſchen der Flecke mit Urin iſt oft ſehr wirkſam, des— gleichen Schwefeln. Sehr gut ſoll auch ſein, das Zeug, nachdem man den Fleck mit einem Talglicht eingerieben, in die gewöhnliche Wäſche zu geben. Auswaſchen mit ftarfem Branntwein oder Spiritus iſt ebenfalls nützlich, zumal wenn es auf friſcher That geſchieht. Am allerwirkſamſten jedoch iſt je— denfalls die Anwendung von Chlorkalkauflöſung, und bei gehöriger Vorſicht auch gefahrlos für die farbenloſen Zeuge. Weinflecke auf farbigen Zeugen, wo die Farbe durch die Säure des Weins gelitten hat, werden am beſten bei vorſichtiger Anwendung durch Salmiakgeiſt vertilgt. 18) Rußflecke ſind durch Waſſer und Seife zu entfernen; waren ſie aber harzig, ſo muß man noch Terpentinöl, und bleibt nachher noch ein Eiſen— fleck zurück, Sauerkleeſäure zu Hülfe nehmen. 19) Flecke von ſauren Flüſſigkeiten. Durch ſaure Flüſſigkeiten werden mehrere der nicht haltbaren Farben verändert, am wenigſten äußern dieſelben Einfluß auf Farben, welche mit Indig, Krapp oder Berliner Blau erhalten ſind. Zu den von Säuren bewirkten Flecken gehören auch die von Wein und Punſch. Sie werden ſämmtlich durch Anwendung von Alkalien vertilgt. Der hierbei auf manchen Farben nach Anwendung der Alkalien zu— rückbleibende gelbe Fleck wird leicht durch nachträg— liche Anwendung von Zinnauflöſung beſeitigt. 20) Staubflecke, welche gewöhnlich auf Tuch dadurch entſtehen, daß eine fettige oder harzige Subſtanz auf das Tuch gekommen iſt, in welche ſich Staub feſtgeſetzt hat, reibt man Eidotter, daß mit etwas Branntwein vermiſcht iſt, aus. 21) Stockflecke. Man löſt ½ Loth Salmiak nebſt 2 Händen voll Kochſalz durch Kochen in Waſ— ſer auf, benetzt die auf Grasboden ausgebreitete Wäſche mit dieſem Waſſer und läßt ſie an der Sonne wieder trocknen. Nach einigen Wiederho— lungen ſind die Stockflecke verſchwunden. 22) Talgflecke. Iſt der Talg nicht ſehr heiß auf das Zeug gekommen, ſo daß er nicht eingedrun— gen iſt, ſo läßt er ſich durch aufgelegtes Löſchpapier wegſaugen, wenn man über das letztere mit einem heißen Eiſen oder einem Löffel voll glühender Kohlen fährt. Eingedrungene Fettflecke behandelt man aber wie Butter- und Fettflecke. Ebenſo werden die Wachsflecke behandelt. 23) Theerflecke behandelt man am beſten, nach zu vorigem Einreiben mit Butter oder Ol, mit Seife oder, wenn dieſe nicht wirkſam genug iſt, mit Bolus oder ähnlichen Mitteln. Auch können ſie gleich anfangs wie Harzflecke behandelt werden. 24) Tintenflecke ſchafft man ſowohl aus Papier, als ungefärbten Zeugen, Holz u. ſ. w. am ſchnellſten und ſicherſten mit Chlorkalkauflöſung weg. Außerdem dient zur Beſeitigung derſelben auf Die— len und Holz überhaupt am beſten verdünnte Schwe— felſäure; auf Zeugen Citronenſaft, oder ebenfalls verdünnte Schwefelſäure. Selbſt Dielen müſſen noch Anwendung der Schwefelſäure noch gut mit Waſſer nachgewaſchen werden, widrigenfalls die Stelle leicht bräunlich wird. Sonſt empfiehlt man noch zur Entfernung der Tintenflecke aus Wollen— zeugen, unter die Hälfte von einem friſchen Ei einige Tropfen Schwefelſäure zu miſchen, den Fleck damit zu waſchen, nachher mit reinem Waſſer auszuſpü— len, dann mit einem weißen Tuche nach dem Striche bis faſt zur Trockniß zu reiben. Auf Seidenzeugen ſoll man den Tintenfleck mit ſtarkem Weingeiſt und warmer Aſche tüchtig reiben und dann mit Seifen— waſſer auswaſchen; doch möchte dies freilich nicht jedes Seidenzeug gut vertragen. Färben, Färbekunſt. 9 Wagenſchmierflecken werden wie Fett— flecke behandelt, und bleibt noch ein Roſtfleck zu— rück, ſo wird dieſer wie angegeben weggeſchafft. 26) Waſſerflecke. Das Waſſer macht Flecke auf Zeugen, welche eine Appretur mit Gummi, Stär— kemehl oder dgl. erhalten haben. Man ſucht ſie durch Aufſtreichen einer Gummiauflöſung zu befeitigen. 27) Weinflecke von weißem Weine auf far— bigen Zeugen werden wie Flecke von ſauren Flüſſig— keiten behandelt. a 721 Es jiſt ſehr räthlich, in Haushaltungen die er— wähnten fleckzerſtörenden Mittel ſtets vorräthig zu halten, um nöthigenfalls ſogleich davon Gebrauch machen zu können, da, je länger der Fleck im Zeuge verbleibt, ſeine Vertilgung um ſo ſchwerer erfolgt, ja durch Säuren erzeugte Flecke ſich dann gar nicht vollkommen vertilgen laſſen, ſo leicht deren Vertil— gung auch erfolgt, wenn die Mittel ſchnell genug angewendet werden. Färben, Färbekunſt. Obgleich dieſe Kunſt eigentlich manufakturmäßig betrieben wird, ſo ſind doch die einfachern Färbeme— thoden auch in den Haushaltungen anzuwenden. Nicht alle bekannte Farbeſtoffe können beim Färben in Anwendung kommen, weil mehrere durch Luft und Licht oder die beim Färben nothwendigen Operationen zu leicht verändert werden, oder doch andern Farbe— ſtoffen in Schönheit, Achtheit und Wohlfeilheit zu ſehr nachſtehen. Soll eine Farbe feſt auf einem Stoffe haften bleiben, ſo muß ſie eine innige chemi— ſche Verbindung mit ihm eingehen. Seide und noch mehr Wolle haben große Neigung, ſich mit Farben zu verbinden, und bei mehrern Farben hat man weiter nichts nöthig, als das Zeug in der Auflöſung des Farbeſtoffs eine Zeitlang eingelegt ſtehen zu laſſen, wobei es ſich auf die Wolle oder Seide befeſtigt. So verbindet ſich auf dieſe Weiſe Indigo, Eiſenoxyd, Orleans, Orſeille, Krapp, das Roth der Purpurſchnecke, Perſio mit Wolle, ohne be— ſondere Vorbereitung. Baumwolle hat aber weniger häufig dieſes Vermögen, und noch weniger Leinen. Doch kann man Zeugen, die für ſich keine Anziehungs— kraft zu gewiſſen Farben haben, ſolche dadurch ver— ſchaffen, daß man ſie zuvor mit gewiſſen Subſtanzen behandelt. Dergl. Subſtanzen, wie z. B. Alaun, Zinnſalz u. ſ. w. nennt man Beizen, Beizmittel, ſowie die Behandlung eines Zeugs mit einer Beize das Beizen ſelbſt, auch Anbeizen, oder wenn ſie in der Siedehitze geſchieht, das Anſteden genannt wird. Ofters kann man das Beizmittel der Farbeflüſſigkeit ſelbſt ſogleich beimiſchen, ohne es zuvor mit dem Zeuge zu verbinden. Die gewöhnlichſten der beim Färben tauglichen Beizmittel ſind: Alaun, häufig mit Weinſtein, verſchiedene Zinnauflöſungen, ver— ſchiedene Eiſenſalze, Kupfervitriol, Galläpfelaus— zug, oder ſtatt deſſen andere gerbeſtoffhaltige Flüſ— ſigkeiten. Soll ein Farbeſtoff in ſeiner natürlichen Grundfarbe auf dem Zeuge befeſtigt werden, ſo kön— nen zur Beize nur Salze dienen. Beim Anbeizen der Wolle kann man Siedehitze anwenden; beim An— beizen von Leinen, Seide und Baumwolle darf aber in der Regel 28 bis 32 Grad R. nicht überſchrit— ten werden; Seide wird auch öfters kalt ge— beißt. Iſt ein Zeug mit der Beize geſchwängert wor— den, ſo muß der nur oberflächlich anhängende Theil derſelben nachher durch Austropfen oder Auswin— den und nachheriges Auswaſchen in reinem Waſ— Kirchhof, Landwirth. ſer wieder entfernt werden; Seidenſträhne bringt man jedoch gewöhnlich, ohne auszuwaſchen, nach dem Auswinden ſogleich in das Farbebad. Baum— wolle und Leinen müſſen vor dem Auswaſchen erſt gehörig getrocknet werden. Wenn man Zeuge mit unauflöslichen Farben färben will, ſo wendet man dieſe nicht gleich fertig auf das Zeug an, ſondern ſetzt ſie auf demſelben aus ihren auflöslichen Be— ſtandtheilen zufammen. So färbt man mit Berli— ner Blau, indem man das Zeug erſt durch die Auf— löfung eines Eiſenſalzes, ſodann durch die Auflö— fung von Blutlaugenfalz durchnimmt, wo ſich durch Wechſelzerſetzung beider Salze das Berliner Blau bildet und auf das Zeug niederſchlägt. Gemiſchte Farben (Braun, Orange, Purpur u. ſ. w.) kann man theils durch einfache Färbung mittelſt ſolcher Farbeſtoffe erhalten, die ſich ohne weitere Beihülfe nur durch ihre eigene Verwandtſchaft zum Zeuge auf denſelben befeſtigen, theils durch vereinigte An— wendung mehrerer einfacher Farbeſtoffe auf dieſelbe Beize, theils auch durch Aufſetzen eines einfachen Farbeſtoffs auf eine zuſammengeſetzte Beize, deren Beſtandtheile mit dem Farbeſtoff, jeder für ſich, ver— ſchiedene Farben liefern, theils endlich, indem man in zwei Färbeverrichtungen eine Farbe auf die an— dere ſetzt, in welchem Falle die erſte Farbe der Grund genannt wird. Beim Färben ſelbſt müſſen die zu färbenden Stoffe zuvörderſt von allen Unreinigkeiten befreit und für klare Farben möglichſt gebleicht werden. Sodann müſſen ſie vor dem Anbeizen oder Färben, beſonders Wolle, mit Waſſer durchweicht und be— netzt werden, wobei man wollene Zeuge zweckmäßig mit einem Bläuel ſchlägt, worauf das Anbeizen folgt, wozu Alaun und Zinnſalz, beide häufig mit Weinſtein, von der allgemeinſten Anwendbarkeit ſind. Nach dem Auswaſchen werden nun die Zeuge in die Auflöſung des Farbeſtoffs (Farbebad) ge— bracht, die nach Beſchaffenheit des Zeuges oder der Farbe entweder kalt oder warm ſein kann. Man wendet ſie im Farbebade gehörig um, zieht ſie auf und nieder. Für gemiſchte Farben wendet man öfters verſchiedene Farbebäder an. Ofters wird das Zeug, nachdem es gefärbt und ausgewaſchen iſt, nachgeſchönt, indem man es, je nach Umſtän— den, mit einer Säure, einem Alkali oder einem Salze, die in einer Rn Menge Waſſer auf- 723 Souswirthfähaft. gelöft find, behandelt, um fo der Farbe noch eine andere Nüance zu geben. Hierauf folgt das Aus— waſchen und Trocknen des Zeuges. Wollene Zeuge läßt man nach dem Waſchen abträufeln; baumwol— lene dagegen werden ausgerungen oder ausgepreßt; Seide wird ebenfalls ausgerungen, und zwar noch ſtärker als Baumwolle. Bei Seide muß das Trock— nen, möglichſt ſchnell ſofort nach dem Ausringen er— folgen. Doch läßt man die Zeuge nicht vollſtändig trocknen, ſondern rollt ſie, wenn ſie noch ein wenig feucht ſind, zwiſchen zwei Rolltüchern vollends trock— nen. Wollene Zeuge werden nach dem Trocknen ge— preßt, und baumwollene Zeuge gehen durch die Ka— lander. Vorbereitung der wollenen Stoffe zum Färben. Man färbt die Wolle in Flocken, oder als Scheerwolle, oder als Garn, oder endlich als Zeug (Tuch). Unbearbeitete Wolle nimmt etwa um ½, das Wollengarn um ½ mehr Farbeſtoff auf als Tuch. Die rohe Wolle iſt mit Schweiß, Wol— lenfett überzogen, und zwar um ſo reichlicher, je fei— ner die Wolle iſt. Dieſer Überzug muß vor dem Färben (am beſten unmittelbar vorher) entfernt wer— den (Entſchweißen der Wolle). Die Wolle nimmt aber die Farbe um ſo leichter an, je vollſtändiger ſie entſchweißt iſt. Im Kleinen kann zum Entſchweißen ſchon blos gewöhnliches Auswaſchen mit Seife die— nen; doch wird daſſelbe durch etwas Pottaſchenzu— ſatz befördert. Man löſt z. B. für jede 10 Pfd. zu waſchender Wolle / Pfd. Seife und 3 Lth. Pott— aſche in 150 Pfd. Waſſer auf und wäſcht hierin das Zeug bei 40 bis 50 Grad R. Noch vorzügli— cher iſt das im Großen übliche Entſchweißen mit gefaultem Urin, indem man die Wolle mit Waſſer, welches mit /½ bis ½ feines Gewichts gefaultem Urin vermiſcht iſt, in einem Keſſel unter gutem Um— rühren mit einem Stocke auf 32 bis höchſtens 40 Grad R. erhitzt, fie nach Y, Sunde aus dem Keſ— ſel nimmt, abtropfen läßt, und ſo lange in Fluß— waſſer wäſcht, bis dieſes klar abläuft, worauf man ſie an einem ſchattigen Orte auf Horden trocknet. Das in dem Keſſel gebliebene Waſſer wird neuer— dings auf dieſelbe Weiſe gebraucht, indem man von Zeit zu Zeit neuen gefaulten Urin zuſetzt. Wollen— garne wäſcht man warm mit gefaultem Harne, wie die rohe Wolle, oder auch mit grüner Seife, der man ½% vom Gewicht des Garns an Pottaſche zu— ſetzen kann. Auf dieſelbe Weiſe reinigt man auch leichte Wollenzeuge, wie Merinos, Thibets u. ſ. w., wickelt dieſelben aber nachher auf hölzerne Walzen auf und behandelt ſie mit heißem Waſſer oder mit Waſſerdämpfen (Quellen). Nach dem Reinigen iſt die Wolle noch zu bleichen, wenn ſie klare Farben erhalten ſoll, was am gewöhnlichſten dadurch ge— ſchieht, daß man ſie in der Schwefelkammer noch feucht ſchwefelt. Vorbereitung der ſeidenen Stoffe. Die rohe Seide iſt theils weiß, theils und vornehm— lich gelb (weißer und gelber Baſt). Beide ſind mit einem gummiartigen Firniſſe überzogen, welcher durch das ſogenannte Entſchälen (Kochen) entfernt werden kann, wodurch die Seide zugleich weich und glänzend wird. Man kann die Seide entweder roh oder entſchält (abgekocht) zum Färben anwenden; zu klaren und ſchönen Farben kann man jedoch nur weißen Baſt anwenden, deſſen Vorbereitung aus— ſchließlich in einem hinlänglichen Annetzen mit Waſ— ſer beſteht. Bei roher Seide darf man ſelten mehr als die Hälfte des Gewichts der Farbeſtoffe anwen— den, als für entſchälte gebraucht wird. Auch dürfen die Farbebäder bei roher Seide nie 20 Grad R. überſteigen. Das Entſchälen kann im Kleinen, wenn es ſtattfinden ſoll, auf folgende Weiſe vorge— nommen werden: Man bindet ſie in einen Sack von feiner Leinwand und kocht ſie 2 Stunden lang mit klein geſchabter weißer Seife (% Pfd. auf 2 Pfd. rohe Seide), ſpült ſie dann, herausgenommen, im Flußwaſſer, und läßt ſie trocknen. Vorbereitung der baumwollenen, lei- nenen und hanfenen Stoffe. Dieſe Stoffe müſſen, mag man ſie als Garn oder als Zeug fär— ben, vorher gereinigt und gebleicht werden, wobei der Grad der zu bewirkenden Bleiche von der zu er— theilenden Farbe abhängt. Zu den dunkeln Farben kann man ſogar auch ungebleichtes Leinengarn ver— wenden, wenn es nur einmal mit pottaſchhaltigem Waſſer abgekocht worden. Als die vornehmlichſten Beizmittel ſind zu nennen: a) Alaun iſt die Grundlage, zumal für Wolle, aller Beizen, welche zur Befeſtigung der orydirten (mit Sauerſtoff verbundenen) Farbeſtoffe dienen. Gewöhnlich wird er hierzu mit / feines Gewichts Weinſtein angewandt. Für Baumwolle und Leinen verſetzt man zweckmäßig die Alaunauflöſung mit ei— ner Bleizuckerauflöſung. Beim Alaunen legt man die wollenen und leinenen Stoffe in eine halb oder ganz geſättigte Alaunauflöſung, die bei Leinwand mäßig heiß, bei Baumwolle ſelbſt kochend ſein kann; Leinenzeug kann 24 Stunden und länger darin blei— ben, während bei Baumwolle ſchon 7 bis 8 Minu— ten hinreichen; man fpült fie dann ſogleich nach dem vorherigen Trocknen aus. Auf 4 Theile Zeug nimmt man 1 Theil Alaun und ſo viel Waſſer, als nöthig iſt, die Stoffe zu bedecken. Die Baumwol— lenftoffe kocht man 1 bis 2 Stunden in einer Alaun— auflöſung (¼ bis ½ der Wolle Alaun). Seidene Stoffe werden in eine kalte oder höchſtens 32 Grad R. warme Alaunauflöſung gelegt, nach 24 Stunden herausgenommen, ausgewunden und gewaſchen. Man rechnet auf 1 Pfd. Seide 6 bis 8 Lth. Alaun. b) Zinnauflöſung. Dies iſt eine Auflöſung des gewöhnlichen verkäuflichen Zinnſalzes, welches gewonnen wird, wenn man Zinn in concentrirter Salzſäure in maͤßiger Wärme auflöſt, die Auflöſung abdampft und kryſtalliſiren läßt. Für Wolle und Seide bedient man ſich jedoch gewöhnlicher einer Miſchung von ſalzſauerm und ſalpeterſauerm Zinn— orydul. Man gewinnt dieſelbe entweder durch Auf— löſen von Zinn in Salpeterſäure mit Zinnſalz von Salmiak (2 Unzen Salmiak auf 1 Pfund Salpe— terſäure von 25 Grad Beaumé für 2 Unzen Zinn) oder durch Miſchung von Salpeterſäure und Salz— ſäure in verſchiedenen Verhältniſſen. Färben, c) Eiſenſalze. Am häufigſten wendet man Eiſenvitriol für Wolle und eſſigſaures Eiſenoryd für Baumwolle an. Das beim Färben nöthige Waſſer muß ſtets hin— reichend und in erforderlich reinem Zuſtande vor: handen ſein. Zum Auswaſchen nach dem Färben dient am beſten ein hinreichend ſchnell fließendes Waſſer; wogegen das Auswaſchen des angebeizten Zeuges auch recht füglich in ſtehendem oder lang— ſam fließendem Waſſer erfolgen kann. Im Allge— meinen iſt Regen- oder Schneewaſſer am beſten zum Faͤrben, und in Ermangelung deſſelben ſoll man doch weiches Waſſer, Flußwaſſer, anwenden. Har— tes Waſſer iſt ſowohl zur Bereitung des Farbenaus— zuges als zum Auswaſchen der Zeuge, vor und nach dem Färben untauglich, wenn das Färben mit leich— ten und feinen Farben geſchieht; unſchädlich dage— gen für dunklere und zuſammengeſetzte Farben. Hartes Waſſer iſt übrigens dadurch zum Färben brauchbar zu machen, daß man demſelben auf 180 Pfd. Waſſer eine Auflöſung von 1% Unze Pott: aſche mit / Pfd. Seife zuſetzt, und die auf der Oberflache geronnene Kalkſeife mit einem Schaum: löffel abnimmt. Derſelbe Zweck wird erreicht, wenn man das in einer Kufe ſtehende harte Waſſer mit Kalkwaſſer (etwa / des Waſſers) verlegt. In der Regel wendet man zum Färben kupferne oder meſſingene Keſſel an; bei Scharlach und ei— nigen andern zarten Farben müſſen jedoch zinnerne Keſſel in Anwendung kommen. Meſſing iſt dem Kupfer vorzuziehen, zumal für kleine Gefäße, in welchen mehr kalt gearbeitet wird. Zur Schwarz— färberei kann man ſich auch eiſerner Keſſel be— dienen. Um den ſeidenen Zeugen nach dem Färben Glanz und Steife zu ertheilen, tränkt man ſie mit der Auflöfung klebriger Materialien, wie arabiſches Gummi, Traganth, Flöhſamen (zu Schleim abge— kocht), Zucker, Ochſengalle u. ſ. w. Je ſtärker das Seidenzeug iſt, um ſo dünner, je ſchwächer und lockerer es iſt, um ſo dicker und ſteifer muß die Auflöſung gemacht werden. Zur Anwendung im Kleinen ſpannt man das Zeug ganz glatt in einen Rahmen und überſtreicht daſſelbe behutſam und gleichförmig mit einem zarten in die klebrige Auf— löfung getauchten Schwamme, während eine andere Perſon mit einem Kohlenfeuer unter dem Zeuge auf und niederfährt. Man kann auch wohl das Zeug, ohne es in Rahmen zu ſpannen, in der klebrigen Auflöſung ſelbſt durchnehmen. Man kocht hierzu z. B. auf 1 Pfd. Seide 2 Loth Flöhſamen und ½ Loth fein geſtoßenen Zucker in / Nößel Waſſer, ringt es durch einen leinenen Lappen, drückt das Zeug in dieſem Waſſer wohl durch und läßt es dann im Schatten trocknen. Um gefärbten leinenen Zeugen Glanz und Steife zu geben, kocht man gewöhnliche Stärke, doch nicht zu dick, in derſelben Brühe auf, worin das Zeug gefärbt wor— den, und taucht dieſes hinein. Zu braunen und andern dunklen Farben kann man auch Tiſchler— leim in der Farbenbrühe zergehen laſſen oder der Färbekunſt. 723 Stärke zumiſchen. Übrigens erhalten Seiden- und Leinenzeuge auch ſchon dadurch einen guten Glanz, daß man ſie nach dem letzten Spülen noch eine kurze Zeit im Waſſer liegen läßt, dann im Schat— ten trocknet und, wenn ſie noch ein wenig feucht ſind, vollends trocken rollt. 6 I) Färben der Wolle und wollener Zeuge. a) Blaufärben. Man unterſcheidet bei den blauen Farben auf wollenen Geſpinnſten und Ge— weben ächte und unächte. Farben, die der Luft, dem Waſſer, der Seife, den Laugen und ſelbſt den Säuren widerſtehen, heißen ganz ächt; diejenigen, welche nur allein von den Laugen zerſtört werden, ſind halbächt, und jene welche von den Laugen und Säuren angegriffen werden, nennt man un— ächt. Das ächteſte und haltbarſte Dunkelblau auf Wolle, ſowie auf Zeuge jeder Art überhaupt, iſt das ſogenannte Küpenblau, welches in eigentlichen Färbereien mittelſt der Blau- und Waidindigküpe erzeugt wird. Im Kleinen bereitet man ſich für die— ſen Zweck folgende Küpe. Um z. B. 5 Pfd. Garne oder Gewebe ächt dunkelblau zu färben bereitet man ſich eine Küpe aus 4 Loth gutem Indig, 12 Loth grünem Eiſenvitriol, 2 Loth Operment, 32 Loth friſch gebranntem Kalk, 7 Loth Pottaſche, 75 Pfund (30 Berl. Ort.) reinem, klarem Flußwaſſer. Zur Anſtellung dieſer Küpe braucht man einen ein— gemauerten Keſſel, der 40 Quart Flüſſigkeit faßt. Der Indig wird in einem Mörſer zum feinſten Pul— ver zerrieben, und hierauf mit Waſſer geſchlämmt, bis alles in eine blaue Flüſſigkeit übergeführt worden iſt. Alsdann verſetzt man den Kalk mit der Hälfte ſeines Gewichts Waſſer, womit er ſich löſcht und in ein zartes feines Pulver zerfällt, das mit dem in dem Waſſer zertheilten Indig gemengt und dann in den Keſſel gebracht wird, worauf man 5 Qrt. Waſſer zugiebt und alles wohl untereinander rührt. Nun wird das Operment im höchſt zart zerriebe— nen und geſchlämmten Zuſtande, dann das vorher für ſich im Waſſer gelöſte Eiſenvitriol und endlich die gleichfalls vorher im Waſſer gelöſte Pottaſche hinzugegeben. Dieſes Gemenge erhitzt man nun unter ſtetem Umrühren bis zum Sieden, worin man es ſo lange erhält, bis ein ſehr dünner Brei von faſt rehbrauner Farbe entſtanden iſt, worauf man das übrige Waſſer zugiebt, alles umrührt, nochmals zum Sieden erhitzt, dann den Keſſel zu- deckt und ſo lange ruhig ſtehen läßt, bis die Flüſ— ſigkeit auf 60 Grad R. abgekühlt iſt, und dieſelbe ſich geklärt hat. Damit während des Färbens in dieſer Küpe der Bodenſatz nicht zu ſehr aufgerührt werde, hängt man einen aus Weiden geflochtenen, in den Keſſel paſſenden Korb ſo tief hinein, daß der Boden deſſelben um 3 bis 4 Zoll, vom Boden— ſatz im Keſſel entfernt bleibt. Um Garne in dieſer Küpe zu färben, reiht man dieſe auf hölzerne Stäbe und läßt ſie mit dieſen ſo tief in die Küpe ein, daß ſie völlig mit der Flüſſigkeit bedeckt ſind; alsdann nimmt man ſie mit den Händen oft her— um, zieht ſie nach 20 Minuten heraus und windet ſie über der Küpe rn worauf fie auseinan= * 724 der gerüttelt und 10 bis 12 Minuten lang der Luft ausgeſetzt werden. So wie ſie aus der Küpe kom⸗ men, haben ſie eine gelblichbraune Farbe, die bald darauf grün und endlich blau mit heller Nüance wird. Man bringt ſie nun zum zweitenmal in die Küpe und behandelt ſie darin wieder ebenſo, wo ſie nun nach dem Vergrünen ſchon dunkler erſchei— nen. Dieſes Verfahren wird nun ſo oft hinterein— ander wiederholt, bis die verlangte dunkle Nüance von blau hervorgekommen iſt. Nach jedesmaligem Färben muß die Küpe aufgerührt und das Aus— färben erſt dann fortgeſetzt werden, wenn ſie wie⸗ der klar geworden iſt. Ebenſo iſt die Flüſſigkeit von Zeit zu Zeit durch neues vorher abgekochtes Waſſer zu erſetzen und die Küpe während des Fär— bens ſtets auf der Temperatur von 60 Grad. R. zu erhalten. Die wollenen Gewebe werden auf die— ſelbe Weiſe in dieſer Küpe gefärbt. Um die ge— färbten Gegenſtände alsdann noch zu ſchönen, taucht man ſie in ein Sauerbad von 100 Theilen Waſ— ſer und 2 Theilen Schwefelſäure ein, arbeitet ſie gut darin herum, ſpült ſie nach 2 Stunden und trocknet ſie dann. Um halbächtes Blau mittelſt Berlinerblau darzuſtellen, bedient man ſich am beſten eines email— lirten eiſernen Keſſels, oder auch ſtatt deſſen eines großen Topfes von grauem Steingut. Man bringt in das Gefäß 5 Pfd. grünen Eiſenvitriol, 4 Pfd. Flußwaſſer und 20 Loth Schwefelſäure, unterhält das Gemenge unter ſtetem Umrühren und Erhitzen ſo lange, bis es zum Sieden kommt, worauf dem— ſelben 22½ Loth Salpeterſäure (Scheidewaſſer) zu— gegeben werden. Es entwickeln ſich nun ſehr bald rothe Dünſte und die Maſſe fängt an zu ſchäumen. Sobald ſich keine jener Dünſte mehr entwickeln, wird die Maſſe in ein Gefäß von Steingut aus— gefüllt und ſtellt nun ein ſchwefelſaures Eiſenoxyd dar. Nun erhitzt man in einem kupfernen Keſſel 5 Pfund Waſſer zum Sieden und bringt 2 Pfund gepulverten rohen Weinſtein hinein; alsdann %; Pfund vorher mit dem doppelten Gewicht Waſſer verdünnte Schwefelſäure, und erhält Alles bis zur Auflöſung in der Hitze, worauf die Flüſſigkeit zur erſten Maſſe gegoſſen und alles wohl umgerührt wird. Mit dieſer Flüſſigkeit wird nun den zu fär⸗ benden Gegenſtänden der Sud gegeben. Zur Be— reitung des Bades zum Anſud damit füllt man einen hinreichend großen Keſſel von Kupfer oder Blei mit Waſſer an, und ſetzt für jede 100 Pfd. deſſelben 1 Pfund Schwefelſäure hinzu, die man vorher mit dem doppelten Gewicht Waſſer verdünnt hat, und rührt alles wohl untereinander. Sobald die ſaure Flüſſigkeit, wenn man etwa 1 Pfd. der— ſelben in ein Glas geſchöpft und ½ Eßlöffel voll der Eiſenauflöſung hinzugeſetzt hat, klar wird, fo iſtſie brauchbar; wird ſie hingegen getrübt, ſo muß man noch den achten Theil Schwefelſäure hinzugeben. Mit dieſem Eiſenbade werden nun die Zeuge ge— ſotten, nachdem vorher für jede 100 Pfd. des ſauern Bades eine angemeſſene Portion der vorerwähnten Flüſſigkeit zugeſetzt und alles wohl unter einander gemiſcht worden iſt; und zwar für Hellblau 5 Pfd., Hauswirthſchaft. für Mittelblau 8 Pfd., für Dunkelblau 12 Pfd., und für Schwarzblau 16 Pfd. Zum Sieden der Zeuge wird das Bad auf 18 bis 20 Grad R. er— hitzt, und dann die vorbereiteten Gegenſtände da— rin bearbeitet. Zu hellen Nüancen wird die Flüſ— ſigkeit höchſtens auf 30 bis 35 Grad, zu Mittel— blau auf 40 bis 45, zu Dunkelblau auf 55 und zu Schwarzblau auf 65 Grad erwärmt. Zu Hell— blau geſchieht die Bearbeitung im Sud nur 1, zu Mittelblau 1½, zu Dunkelblau bis 2 und zu Schwarzblau bis 2½ Stunden; nie darf man aber die Flüſſigkeit bis zum Sieden erhitzen. Nach dem Anfteden werden die Gegenſtände gewaſchen. Hier— auf nimmt man das Ausfärben vor, wozu blau— ſaures Kali angewendet wird, und zwar für jedes Pfund des zu färbenden Zeuges: zu Hellblau 1 Lth., zu Mittelblau 1½ Loth, zu Dunkelblau 3 Loth, zu Schwarzblau 4 Loth. Für den Gebrauch wird das blauſaure Kali in ſeinem achtfachen Gewicht heißen Waſſers gelöſt, ein hölzernes Gefäß mit Waſſer angefüllt, ſolches durch zugelaſſenes heißes Waſſer bis auf 25 Grad R. erwärmt, dann die Auflöſung des blauſauren Kali zugeſetzt und alles wohl unter einander gerührt, worauf man die angeſottenen Gegenſtände hineinbringt, ſie 15 Minuten lang recht gut darin herumarbeitet und ſie dann herausnimmt, wo ſie grün erſcheinen. Dem rückſtändigen Farben— bade wird nun der dritte Theil eines Gemenges von ſo viel, vorher mit dem doppelten Gewichte Waſſers verdünnter Schwefelſäure zugegeben, als man blauſaures Kali dazu angewendet hatte, und alles wohl unter einander gerührt, worauf man die Zeuge 15 Minuten lang darin herumnimmt, und dann wieder herausbringt. Hierauf wird dem Bade das zweite Dritttheil der verdünnten Schwefelſäure zugegeben, worauf man die Zeuge 15 Minuten lang darin herumnimmt, und dann wieder heraus— bringt, nun den Reſt der Schwefelſäure zugiebt und das Zeug 30 Minuten lang darin bearbeitet. Alsdann nimmt man das Zeug heraus, erwärmt das Bad bis auf 30 Grad R., bringt das Zeug wieder hinein und läßt es noch ½ Stunde darin. Dann werden die Zeuge am Fluſſe gereinigt, hier— auf in einem ſchwachen Bade von im Waſſer klar aufgelöſtem Chlorkalke geſchönt, dann wieder ge— waſchen und endlich getrocknet. Das ſächſiſche Blau, dieſes ſchöne, aber nicht vollkommen ächte Blau, wird mittelſt in rau— chender Schwefelſäure aufgelöſten Indig erzeugt. Für 1 Pfd. wollene Zeuge find erforderlich: 1 Loth Indig, 5 Loth rauchende Schwefelſäure, 5 Loth Alaun. Der Indig wird zum zarteften Pulver zer: rieben und nach und nach in die in einem nicht glaſurten irdenen Gefäße befindliche Schwefelſäure eingetragen, und zwar unter ſtetem Umrühren mit einem gläſernen Stabe, dann gut bedeckt an einem mäßig warmen Orte 48 Stunden lang ruhig ſte— hen gelaſſen, worauf die Maſſe eine faſt ſchwarz— blaue Flüſſigkeit darſtellt, die nun mit fo viel Waſ— ſer verdünnt wird, daß das Ganze 48 Loth wiegt. Das Zeug wird zum Färben dadurch vorbereitet, daß man für 1 Pfd. Zeug 6 Loth Alaun in 8 Pfd. Färben, Färbekunſt. Waſſer in der Hitze auflöft, worin man das Zeug 30 Minuten lang ſiedet und zuletzt bis zum Er— kalten der Flüſſigkeit darin liegen läßt, ſodann aber herausnimmt und im Waſſer ſpült. Zum Ausfär— ben werden 8 Berl. Qrt. Flußwaſſer in einem ku— pfernen Keſſel gebracht, die Indigauflöſung hinzu— gegeben, noch 2 Loth Pottaſche hinzugeſetzt, und dann das angeſottene Zeug 1 Stunde lang, ohne jedoch die Flüſſigkeit zum Sieden kommen zu laſſen, darin herumgenommen und zuletzt 10 Minuten lang gekocht. Alsdann wird das Zeug herausgenommen, und nach dem Erkalten geſpült und getrocknet. Zu unächtem Blau GHolzblau) verwendet man Blauholz oder Campecheholz. Zur Darſtellung dieſes Holzblau werden erfordert für 1 Pfd. des zu färbenden Zeuges 1% Pfd. Campeche- oder Blau: holz, 1½ Loth Kupfervitriol und 5 Loth Alaun. Das Campecheholz wird zweimal hinter einander mit Waſſer ausgekocht, bis letzteres nicht mehr davon gefärbt wird, und nun die Brühe durchge— goſſen. Kupfervitriol und Alaun werden vorher in 8 Ort. Waſſer aufgelöft, worauf man das Zeug 1 Stunde in dieſer Brühe kocht. Alsdann wird die Brühe vom Blauholze hinzugegeben und die Zeuge darin ſo lange gekocht, bis die Flüſſigkeit die Farbe verloren hat, worauf man jene heraus— nimmt, 1 Loth Pottaſche in der Flüſſigkeit auflöft und, ohne daß die Flüſſigkeit kocht, das Zeug ſo lange darin herumnimmt, bis die blaue Farbe her— angekommen iſt. Das Zeug wird nun herausge— nommen, bis zum Erkalten der Luft ausgeſetzt, ſo— dann geſpült und getrocknet. b) Braunfärben. Die braunen Farben auf Zeugen werden entweder durch Miſchungen von Schwarz oder dunkeln Farben mit Roth, oder durch unmittelbar braunfärbende Farbeſtoffe hervorge— bracht. Braun durch Miſchung. Zu ganz Dunkel- oder Kaſtanienbraun kocht man auf 1 Pfd. Wolle 2 Loth Galläpfel und 2 Loth rothen Weinſtein, beides ganz fein geſtoßen mit ſo viel Waſſer als nöthig, thut, wenn es kocht und einige— mal durchgerührt worden, die zu färbende Wolle, nachdem dieſe zuvor eine kurze Zeit in reines lau— warmes Waſſer geweicht und wieder ausgerungen iſt, darein und läßt ſie unter Umrühren / Stunden kochen, worauf man ſie herausnimmt und abkühlen läßt. Währendem bringt man 1 Loth fein geſtoße— nen Eiſenvitriol in die Brühe, ſteckt die Wolle wie— derum hinein, läßt fie noch ½ Stunde kochen, nimmt ſie wieder heraus, ſpült, wenn ſie abgekühlt iſt, und hängt ſie im Schatten zum Trocknen auf, worauf das Zeug zwiſchen zwei Tüchern gerollt wird. Zu Kaffeebraun bringt man auf 1 Pfund Wolle 8 Loth Alaun und 4 Loth Weinſtein mit hin— reichendem Waſſer in einem Keſſel zum Kochen, thut hierauf das Zeug hinein, läßt es zwei Stunden unter gutem Umrühren kochen, nimmt es dann heraus, und ſpült es nach dem Abkühlen. Alsdann bringt man 4 Loth rothes Braſilienholz, 4 Loth Blauholz nebſt einem Stein in einem Beutel in reines Waſſer und läßt es eine gute halbe Stunde kochen, legt als— 725 dann das Zeug hinein, läßt unter Umrühren noch eine kleine halbe Stunde kochen, zieht dann heraus und ſpült nach dem Kaltwerden. Bei Bronze: farben läßt man auf 25 Pfd. Tuch 4 Pfd. Gelb— holzſpäne 2 Stunden lang auskochen, bringt das Tuch eine Stunde lang hinein, nimmt es wieder heraus, ſetzt dem Bade 4 bis 6 Unzen Eiſenvitriol und 1 Pfd. ordinären Krapp oder 2 Pfd. Sandel— holz zu, bringt das Tuch wieder hinein und läßt es fo lange in der Brühe, bis es die gehörige Schatti— rung erlangt hat, worauf man es abkühlt, auswäſcht und trocknet. Braun von unmittelbar braun färbenden Stoffen. Hierzu dienen vornehmlich gerbeſtoffhaltige Pflanzentheile; die anwendbarſten davon ſind: Eichenrinde, gemeiner Doſten, Wurzel der weißen Seeroſe, Wolfsrauch u. ſ. w. Eichenrin— denabjud färbt Wolle dauerhaft braun, und zwar nach der Stärke des Bades in verſchiedenen Nüancen, um jo lebhafter, wenn die Stoffe vorher mit Alaun behandelt waren. Die völlig reifen Wallnußſchalen färben die Wolle ſehr dauerhaft braun, und zwar um ſo ſchöner, wenn dieſe Schalen zuvor längere Zeit mit Waſſer übergoſſen geſtanden haben. Man kocht ſie dann aus und färbt die Wolle in dem lau— warmen Abſude, entweder ungebeizt, oder nach zu— voriger Behandlung mit Alaun, wodurch man eine lebhaftere Farbe erhält. Roßkaſtanienſchalen geben durch Verſetzung des Bades mit Kupfervitriol ver— ſchiedene brauchbare Schattirungen von Braun auf Wolle (auch Seide); mit Zinnſalz Bronzefarbe, mit Bleizucker Rothbraun. Der Sonnenſtaub des Wolfs— rauchs giebt eine haltbare braune Farbe auf Wolle (auch Seide und Baumwolle), indem man ihn im mit etwas Pottaſche verſetzten Waſſer durch Kochen auflöſt und dann in der abgekühlten Auflöſung aus— färbt, nachdem man mit Alaun, Zinnſalz oder eſſig— ſaurem Eiſen angebeizt hat. c) Gelbfärben. Schöne dauerhfate gelbe Far— ben auf Wolle erhält man mit Wau, Quercitronrinde, Gelbholz, Scharte. Mit Wau. Hiervon braucht man auf 1 Pfd. Wolle 5 bis 6 Pfd. friſchen oder 6 Loth trocknen Wau. Derſelbe wird in kleingehacktem Zuſtande mit 20 Quart Waſſer in einem kupfernen Keſſel bis auf 10 Dirt. Flüſſigkeit eingekocht, welche dann durchgegoſſen und in Anwendung gebracht wird. Zum vorhergehenden Anſieden der wollenen Zeuge werden auf 1 Pfd. Wolle 8 Loth Alaun und 4 Loth Weinſtein in 8 Ort. Waſſer aufgelöſt und dann das Zeug während gelinden Siedens 40 Mi— nuten lang im Bade herumgenommen, ausgewun— den und gelüftet. Alsdann wird daſſelbe in jener Waubrühe ſo lange ausgefärbt, bis die gewünſchte Nüance hervorgekommen iſt, alsdann ausgewunden, geſpült und getrocknet: hierdurch erhält man ein ſchönes Schwefelgelb. Zu Zeiſiggelb wird dem Ba— de, wenn die Farbe herangekommen iſt, etwas Pott— aſche zugegeben. Um mit Quercitronrinde die dauerhafteſte goldgelbe Farbe zu erhalten, bereitet man zum Anſieden auf 1 Pfund wollenes Zeug ein Bad aus 5 Lth. Alaun, 2th. Weinſtein und 4 th. Zinnauflöſung, in 10 Ort. Waſſer aufgelöſt, worin man das Zeug 40 Minuten lang in einem zinnernen 726 Keſſel anſiedet, nach dem Erkalten aus dem Bade nimmt, ſpült und auswindet. Zum Ausfärben aber werden 12 Loth Quercitronrinde in einen lockern Beutel von Leinwand gebunden und in einen kupfer— nen Keſſel mit 10 Ort. Flußwaſſer eingetaucht; dem Waſſer ſetzt man ½ Ort. Milch zu, rührt alles gut durch einander und bringt nun das zu färbende Zeug in die Flüſſigkeit, die man nach und nach bis auf 60 Grad R. erhitzt und alsdann unter ſtetem Her— umnehmen des Zeugs die Flüſſigkeit nach und nach zum Sieden bringt. Das Zeug läßt man in der Farbe erkalten, nimmt dieſes ſodann heraus, ſpült und trocknet. Mit Gelbholz. Geraſpeltes Gelb— holz wird zu wiederholtenmalen mit Waſſer ausge— kocht, die durchgegoſſene Brühe, für jedes Pfund Gelbholz berechnet, mit ½ Quart Milch vermengt, das Ganze zum Sieden erhitzt und dann wieder durch Leinwand geſeiht. Um 1 Pfund Zeug zu fär— ben, braucht man die Brühe von 16 bis 20 Loth Gelbholz. Zum Anſieden des Zeuges löſt man 8Loth Alaun und 2 Loth Weinſtein in 10 Qrt. Waſſer auf, und nimmt das Zeug in dieſer Beize 40 Minuten lang herum; nach dem Erkalten aber wird geſpült und ausgewunden. Alsdann wird das Zeug in der Gelbholzbrühe, bei der man auch die Milch weglaſſen und ½s Zinnſalz zuſetzen kann, ausgefärbt, bis die verlangte Nüance hervorgekommen iſt. Mit Scharte wird das Anſieden und Ausfärben des Zeugs ganz ſo wie beim Färben mit Wau ausgeführt. Zu Schwe— felgelb rechnet man auf das Pfund Wolle 1 Pfund Scharte. Um Orangegelb zu erhalten, taucht man die vorher mit 10 Loth Alaun und 2 Loth Weinſtein in 10 Quart Waſſer 40 Minuten lang angeſottene Wolle in einen Abſud von 1 Pfd. Gelbholz und ½ Pfund Krapp, wozu man ½8 Zinnſalz ſetzt; auch kann man ſtatt des Krapps ſich hierzu einer andern rothen Farbe bedienen. Die Nüancen dieſer Farbe laffen ſich aber dadurch beſtimmen, daß man bald 5 gelben, bald die rothen Farbenſtoffe vorwalten äßt. d) Graufärben. Die grauen Farben werden meiſt aus Schwarz und Gelb hervorgebracht, indem man Dabei in Allgemeinen wie beim Schwarzfärben verfährt, nur daß man ſehr verdünnte Bäder an— wendet und die Schattirungen durch verſchiedene gelb-, blau-, roth-, braunfärbende Stoffe beliebig abändert; je nachdem man hellere oder dunklere Nüancen wünſcht. Um ein gewöhnliches Grau dar— zuſtellen, wird das Zeug, für 1 Pfd. berechnet, in einem mit 10 Qrt. Waſſer gemachten Bade von 5 Loth Alaun, 2 Loth Weinſtein und 1 ½ Loth Eiſen— vitriol angeſotten; das Ausfärben veranftaltet man jodann in einer Abkochung von Wau und Galläpfeln. Soll das Grau in's Röthliche nüanciren, ſo giebt man dem Farbebade etwas Campecheholz zu, oder taucht den Stoff zuletzt in pottaſchenhaltiges Waſſer, ftatt in Alaunauflöſung. Zur Darſtellung von A ſchi— oder Silbergrau ſetzt man auf 1 Pfd. Zeug 1 L. Alaun und I Loth rothen Weinſtein, beides fein ge— ſtoßen, mit hinreichendem Waſſer auf's Feuer und rührt gehörig um; iſt dies dem Kochen nahe, ſo legt man das in lauwarmem Waſſer zuvor eingeweichte Saus wirthſchaft. und gut wieder ausgerungene Zeug hinein und läßt es unter fleißigem Umrühren ½ Stunde darin ko— chen, worauf es herausgenommen, abgekühlt, ge— ſpült, im Schatten getrocknet und, wenn das Zeug faſt trocken iſt, zwiſchen zwei Rolltüchern gerollt wird. e) Grünfärben. Hierbei wird das Garn, Zeug u. dergl. in der Regel erſt fertig blau, dann gelb gefärbt, was der umgekehrten Ordnung im AL: gemeinen vorzuziehen iſt. Die verſchiedenen Nüan— cen erhält man aber dadurch, daß man bald die blaue, bald die gelbe Farbe vorwalten läßt. Zu Kü— pengrün wird das Zeug vorher in der Indigoküpe hell- oder dunkelblau gefärbt und hierauf in dem Sauerbade gereinigt. Alsdann wird das Zeug, für 1 Pfd. berechnet, mit 8 Loth Alaun und 2Loth Wein— ſtein in 10 Ort. Waſſer gelöſt, angeſotten, hierauf in einem Bade von Wau ausgefärbt, ſodann geſpült und getrocknet. Zu Sächſiſchgrün (einer ſehr ſchönen, aber weniger dauerhaften Farbe auf Wolle) werden die Zeuge erſt, für 1 Pfund berechnet, mit 8 Loth Alaun und 1 Loth Weinſtein angeſotten, dann in dem Waubade erſt gelb, hierauf aber in der mit vielem Waſſer verdünnten ſchwefelſauern Indigo— auflöſung zur Darſtellung der grünen Farbe aus— gefärbt. ) Roth färben. Die vorzüglichſten hierzu an: wendbaren Farbematerialien ſind: Die Cochenille, welche die ſchönſte und glänzendſte Farbe liefert, der Gummilack und der daraus gewonnene Färberlack, der eine ihr faſt gleiche und dauerhaftere, und dabei ungleich wohlfeilere Farbe giebt; der Krapp; das Fernambuk- oder Braſilienholz, deſſen Farbe aber weniger dauerhaft iſt, als die des Krapps oder der Cochenille; auch die andern Sorten Rothholz, als Japanholz, St. Marthensholz, Braſilatholz u. ſ. w., welche aber minder ſchön, als Fernambuk färben, weil ſie einen falben Farbeſtoff enthalten. Dieſen kann man ihnen jedoch auf folgende Weiſe entziehen und ſie dann ebenſo wie Fernambuk gebrauchen. Man kocht ſie mit Waſſer oder Waſſerdampf aus, bis ihnen alle Farbe entzogen iſt. Die ſämmtlichen Abſude werden nun verdunſtet, bis von 4 Pfd. aus— gezogenem Holze nur 12 bis 15 Pfund Flüſſigkeit übrig bleiben. Dieſe läßt man völlig erkalten, ſetzt 2 Pfd. abgerahmte Milch hinzu, rührt um, läßt ſie aufkochen und ſeiht fie dann. Zu ächtem Schar— lachroth mit Cochenille braucht man einen Keſ— ſel von Zinn oder ein nicht glaſurtes irdenes Ge— räthe. Für 1 Pfd. Zeug find zum Anſieden nöthig: 2 Loth Weinſtein, 2 Loth Fiſetholz, 8½ Loth Zinn— auflöſung, ½ Loth Cochenille; zum Ausfärben aber 1% Loth Cochenille und ebenfalls 8 ½ Loth Zinn: auflöſung. Zur Darſtellung der Zinnauflöſung über— gießt man 2 Loth gedrehtes oder geraſpeltes eng— liſches Zinn in einem gläſernen Gefäße mit 6 Loth Salzſäure und 1 Loth Salpeterſäure und läßt dies kalt ſo lange ſtehen, bis das Zinn aufgelöſt iſt, wor— auf man die Flüſſigkeit mit Flußwaſſer verdünnt, bis ſie 18 Loth wiegt. Für das Anſieden bringt man den Weinſtein, die Cochenille und das Fiſetholz mit 8 Quart Flußwaſſer in einen zinnernen Keſſel und Färben, Färbekunſt. erhält alles 15 Minuten lang im Sieden, worauf man die 8½ Loth Zinnauflöfung zugiebt; worauf die Flüſſigkeit durchgeſeiht wird. Alsdann bringt man ſie wieder in den Keſſel, trägt das vorher mit Waſſer wohl durchnetzte Zeug ein und ſiedet es unter ſtetem Herumnehmen ſo lange in der Flüſſigkeit, bis ſolche alle Farben verloren und das Zeug eine oran— gegelbe Farbe angenommen hat, worauf man das— ſelbe herausnimmt, lüftet, ſpült und auswindet. Hierauf wird der Keſſel leer gemacht, auf's Neue mit Waſſer gefüllt, die zweite Portion der vorher mit Waſſer zum zarten Brei abgeriebenen Cochenille hin— zugegeben, die Flüſſigkeit zum Sieden erhitzt, 30 Mi— nuten lang darin erhalten, dann noch 4 Loth der Zinnauflöſung zugegeben, das angeſottene Zeug in die rothe Brühe gebracht, und unter ſtetem Herum— nehmen in derſelben ſo lange darin gekocht, bis ſie alle Farbe verloren hat und die ſcharlachrothe Farbe des Zeugs herangekommen iſt. Das herausgenom— mene Zeug wird alsdann ausgewunden, an die Luft gehängt, nach dem Erkalten geſpült und dann ge— trocknet. Zum ächten Scharlach mit Färber— lack wird letzterer zum zarteſten Pulver gerieben, mit dem vierfachen Gewicht ſtarker, eiſenfreier Salz— ſäure in einem ſteinernen Gefäße zuſammengerieben, und an einem mäßig warmen Orte 8 Tage lang ſtehen gelaſſen. Mit dieſem Brei wird nun gefärbt, das wollene Zeug vorher aber (für 1 Pfund) mit 10% Ort. Flußwaſſer in einem zinnernen Keſſel an— geſotten; das herausgenommene gelbe Zeug wird gut geſpült. Zum Färben bringt man 10 Qrt. Fluß: waſſer und 8 Loth des Breies aus Färberlack in den Keſſel, rührt wohl unter einander, thut das angeſot— tene Zeug hinein, läßt die Wärme langſam heran— kommen und zuletzt das Ganze 1 Stunde lang ſieden. Hierauf wird das Zeug gelüftet, zuletzt recht ſtark ausgewaſchen und dann getrocknet. Zum Carmoi— ſin werden für 1 Pfd. Zeug zum Anſieden 8 Loth Alaun mit 6 Ort. Waſſer in einem kupfernen Keſſel aufgelöſt, worauf man das Zeug hineinbringt, die Flüſſigkeit zum Sieden erhitzt, das Sieden unter ſtetem Herumnehmen des Zeugs ½ Stunden lang unterhält, letzteres dann in der Brühe kalt werden läßt und auswindet. Zum Ausfärben werden nun der übrigen Brühe im Keſſel 2 Loth vorher mit etwas Waſſer zum zarten Brei zerriebene Cochenille zuge— ſetzt, worauf man das angeſottene Zeug in die Flüſ— ſigkeit bringt, ſolche erhitzt und das Sieden bei ſtetem Herumnehmen des Zeugs ſo lange unterhält, bis die Farbe herangekommen iſt. Zuletzt ſetzt man der Flüſſigkeit 1 Loth Pottaſche zu. Zu Kirſchroth (Krapproth) werden zum Anſieden 1 Loth Alaun und 1 Loth Weinkryſtall in einem kupfernen Keſſel in 10 Ort. Flußwaſſer aufgelöſt, worauf man die Auf— löſung zum Sieden erhitzt, das vorher durchnetzte Zeug hineinbringt und . Stunden lang unter ſte— tem Sieden darin herumarbeitet, dann herausnimmt, auswindet und an der Luft aufhängt. Zum Aus— färben bringt man auf's Neue 10 Quart Waſſer in den Keſſel, ſetzt 3 Loth gepulverte Kreide und / Pfd. des beſten Krapps hinzu, rührt Alles wohl durch einander, macht nun ein gelindes Feuer unter den 72% Keſſel, ſo daß die Hitze der Flüſſigkeit nicht über 50 Grad R. ſteigt, und bringt gleich, ſo lange die Flüſ— ſigkeit noch kalt war, das Zeug hinein, welches ſtets darin herumgenommen wird (% Stunden lang), wobei die Farbe herankommt. Hierauf erhitzt man die Flüſſigkeit zum Sieden und ſetzt dieſes noch % Stunde fort; alsdann wird das Zeug gut gefpült und getrocknet. Statt / Pfd. Krapp kann man auch 1½% Pfund Färberröthe anwenden. Soll ſich das Rothe in's Gelb ziehen, ſo giebt man beim Ausfär— ben etwas Gelbholz oder Curcumäwurzel zu. Da Krapp ein dauerhaftes Roth giebt, und die Art und Weiſe, damit zu färben, ſehr einfach iſt, ſo kann ſie vorzugsweiſe in jeder Haushaltung mit Erfolg in Anwendung kommen. Zu rothen Holzfarben (die freilich, wenngleich ſchön, nicht dauerhaft find), werden die Hölzer im geraſpelten Zuſtande in einem kupfernen Keſſel zu wiederholtenmalen mit Flußwaſ— ſer ausgekocht; die dadurch erhaltenen Farbebrühen laſſen ſich, ohne zu verderben, Jahr und Tag auf: bewahren. Zum Anſieden bringt man für 1 Pfund wollenes Zeug 8 Loth Alaun, 2 Loth Weinſtein und 2 Loth Zinnauflöſung nebſt 10 Qrt. Waſſer in einen kupfernen oder zinnernen Keſſel, thut das vorher wohl durchnäßte Zeug hinein, bringt die Flüſſigkeit allmälig zum Sieden und ſetzt dieſes bei ſtetem Her— umnehmen des Zeuges 30 bis 40 Minuten lang fort, worauf man das Zeug herausnimmt und fpült. Zum Ausfärben wird der Keſſel mit der Farbenbrühe gefüllt und das Zeug unter gelindem Ausſieden ſo lange darin ausgefärbt, bis die gewünſchte Nüance herangekommen iſt, worauf die gefärbten Zeuge noch geſchönt werden. Sollen fie in's Carmoiſin ſchaͤtti— ren, ſo bearbeitet man ſie nämlich noch in einer ſchwachen Auflöſung von Pottaſche; ſollen ſie ſich hingegen in's Hellrothe hinabziehen, ſo werden ſie in einem mit ein wenig Zinnauflöſung verſetzten Waſſerbade herumgenommen. g) Violetfärben. Hierzu find die beiden Far— ben, Blau und Roth, erforderlich, und letzteres wird meiſt auf erſteres geſetzt. Je dunkler der blaue Grund war, deſto dunkler wird auch das Violet. Mit einem Abſud aus blau- und rothfärbenden Stoffen kann man auch gleich auf einmal Violet färben. Auch Blauholz färbt mit Alaun gebeizte Stoffe an ſich violet und, nimmt man viel Alaun, oder taucht man den gefärbten Stoff in ein ſaures Waſſer, oder ſetzt man Fernambukholz zu, lila. Zu ächtem Violet wird das Zeug erſt ächt blau ausgefärbt, dann mit 5 Loth Alaun (auf 1 Pfd. Zeug) in 10 Ort. Waſſer aufgelöſt angeſotten, und ſodann in einem Bade von Cochenille ausgefärbt. Ein halbächtes Violet erhält man, wenn das in der ſchwefelſauern Indigo— auflöſung blaugefärbte Zeug in einem Bade von Cochenille ausgefärbt wird. Zu unächten Vio— let wird das Zeug (1 Pfd.) mit 8 Loth Alaun und 2 Loth Weinſtein, in 10 Ort. Waſſer gelöſt, ange— ſotten, hierauf in einer Auflöſung von Campecheholz ausgefärbt und zuletzt mit wenig dem Bade zugeſetz— ter Pottaſche geſchönt. h) Schwarzfärben. Hierzu wendet man im Allgemeinen gerbeſtoffhaltige Körper mit einer Eiſen— 728 auflöfung an. Am häufigſten benutzt man hierzu Galläpfel, Sumach (Schmack), Knoppern, Eichen— rinde. Das tiefſte Schwarz gewinnt man, wenn man das Zeug vorher blau oder braun färbt. Hat man den blauen Grund gegeben, ſo wird das Zeug in einer Auflöſung von 6 Loth Eiſenvitriol, 2 Loth Ku— pfervitriol und 3 Loth Weinſtein, in 10 Qrt. Waſſer gelöſt, angeſotten, alsdann gelüftet und in einem Bade aus 10 Loth Schmack und 6 Loth Campeche— holz ausgefärbt. Aus dem Farbebade bringt man das Zeug wieder in den Sud, und ſo wechſelsweiſe fort, bis die Farbe herangekommen iſt, worauf man das Zeug ſpült und trocknet. Zu Schwarz ohne blauen Grund wird das Zeug auf gleiche Weiſe an— geſotten, ſodann in einem Farbebade aus 12 Loth Schmack oder Knoppern und 12 Loth Campecheholz ausgefärbt. 2) Färben der Seide und ſeidenen Ge— webe. a) Blaufärben. Zu ächtem Küpenblau verfährt man für ſeidene Zeuge ganz auf dieſelbe Weiſe, wie bei ächtem Wollblau. Zu Berliner— blau, welches nicht weniger ächt, löſt man Eiſen in Königswaſſer (2 Theile Salz- und 1 Theil Sal— peterſäure), welches mit 4 Theilen Waſſer verdünnt iſt, ſo lange auf, bis nichts mehr vom Eiſen aufge— nommen wird. In dieſe Flüſſigkeit nun wird das zu färbende Zeug eingelegt, gut darin durchgeknetet und einige Stunden darin liegen gelaſſen, alsdann aber herausgenommen und gut ausgedrückt. Endlich bringt man das Zeug in eine mit Waſſer gemachte Löſung von blauſaurem Kali, wo ſich nach und nach das ſchönſte Blau darſtellt; dann wird das Zeug im Waſſer geſpült und getrocknet. Wenn man das noch farbloſe Zeug wechſelsweiſe in die Eiſenauflöſung und in die des blauſauren Kalis bringt, fo kann man die blaue Farbe von der hellſten bis zur dun— kelſten Nüance darſtellen. Zu Sächſiſchblau wird das Zeug in einer mit Waſſer gemachten Löſung von 10 Loth Alaun für 1 Pfd. milchwarm eingeweicht, 8 Stunden lang darin liegen gelaffen, dann ausge— wunden und in der durch Schwefelſäure gemachten Auflöſung des Indigo, wie bei der Wollfärberei, bei 60 Grad R. ausgefärbt, dann geſpült und getrocknet. Zu unächtem Blau beizt man das Zeug in einer mit Waſſer gemachten Aufloͤſung von 10 Loth Alaun und 10 Loth Kupfervitriol in 10 Ort. Waſſer (für 1 Pfd.) bei 60 Grad R. an, läßt daſſelbe 24 Stun— den darin liegen, und bringt es es dann in eine ſehr verdünnte, mit Waſſer gemachte Löſung von Pott— aſche, worauf das Zeug geſpült und getrocknet wird. Sollen ſchon gefärbt geweſene Zeuge blos aufge— färbt werden, ſo verfährt man ganz auf dieſelbe Weiſe. b) Braunfärben. Hierzu hält man drei Far— bebäder, eins aus Blauholz, eins aus Braſilienholz und eins aus Gelbholz vorräthig, behandelt die zu— vor mit Seife ausgekochte Seide mit Alaun und färbt dann in einer Flüſſigkeit aus, die man nach der verlangten Nüance aus jenen drei Farbebädern in verſchiedenen Verhältniſſen zuſammengemiſcht hat. Sau swr th ſich a fit. Wenn man Nußſchalen, Kupfervitriol und etwas Eiſenvitriol zuſetzt, oder das Zeug durch ein Bad von Orlean durchzieht, ſo können die Farben noch mehr vervielfältigt werden. Nach einem andern Ver— fahren löſt man auf 10 Pfd. Seide 12 Pfd. Orlean mit 36 Loth Pottaſche in ſiedendem Waſſer auf, be— arbeitet dann die Seide zwei Stunden lang in dem Bade, ſpült, ringt ſie aus, trocknet und alaunt ſie dann, nimmt ſie in einem Abſude von Fernambuk herum und bearbeitet ſie endlich noch in einem Ab— ſude von Fernambuk, ſpült, ringt aus und trocknet das Zeug. Für Bronzefarben wird das Zeug vorher in einer Auflöſung von Alaun und Eifenvi- triol vorbereitet und alsdann in einer geſättigten Abkochung von Wau ausgefärbt. Wenn man die ſo gefärbten Zeuge durch eine mit Waſſer verdünnte Auflöſung von Indig in Schwefelſäure zieht, ſo er— hält man ein ſchönes Olivengrün. c) Gelbfärben. Zu Schwefelgelb wird das möglichſt rein gewaſchene Zeug mit einer Auf— löſung von 10 Loth Alaun für 1 Pfd. des Zeuges alaunt, dann in einer ſtarken Abkochung von Wau (2 Theile Wau auf 1 Theil Seide) in der Wärme ausgefärbt, geſpült und getrocknet. Verſchiedene Nüancen erhält man, wenn in dem Bade zuletzt Weinhefenaſche oder Pottaſche aufgelöſt und die Seide bis zur verlangten Schattirung durchgezogen wird. Mit viel Pottaſche erhält man Goldgelb; wird das Gold ganz dunkel verlangt, ſo muß man etwas Orlean zuſetzen. Überhaupt wird die röthliche Schattirung beſſer durch Krapp oder einen andern rothen Farbeſtoff, als durch Pottaſche bewirkt. Bei Citrongelb wird die wie zum Aus färben im Wau vorher alaunte Seide heiß in einer Abkochung von Curcumäwurzel ausgefärbt. Wird der Brühe nach dem Ausfärben eine geringe Menge Pottaſche zuge— ſetzt, ſo geht die Farbe in das Goldgelbe über. Zu Orangegelb kocht man Orlean und etwa eben ſo viel Pottaſche im Waſſer, bringt die Seide in die lauliche Flüſſigkeit und läßt ſie bis zur Erlangung der gewünſchten Farbe darin, und ſpült dann gut aus. Man kann auch ganz kalt färben und die Seide vorher alaunen. Wird nun die ſo gefärbte Seide in ein Orleanbaud gelegt, das mit Weineſſig, Citronenſaft oder Alaun geſäuert iſt, und bis zur verlangten Schattirung das Gelb darin herumge— nommen, ſo erhält man das gewöhnliche Orange— gelb. Goldgelb kann auch durch Salpeterſäure dargeſtellt werden. Man läßt die genäßte Seide in einer Miſchung von 8 Theilen Waſſer und 1 Theil rauchender Salpeterſäure bis zur Annahme einer ſchwachen gelben Farbe (etwa 1½ Stunde) liegen und taucht ſie ſodann gleich in eine Auflöſung von 1 Theil Pottaſche mit 8 Theilen Waſſer, worauf ſie nach etwa 8 Minuten herausgenommen und geſpült wird. d) Graugrün. Man weicht das Zeug in einer Abkochung von Schmack 24 Stunden lang milch— warm ein, und nimmt es alsdann in einer verdünn— ten Auflöfung von Eiſenvitriol fo lange herum, bis die Farbe herangekommen iſt. Aſch- oder Sil— — Farben, bergrau wird auf dieſelbe Weiſe wie bei der Wolle erhalten. e) Grünfärben. Auch für die Seide werden die grünen Farben, wie für die Wolle, aus Blau und Gelb zuſammengeſetzt. Die ſeidenen Zeuge wer— den zuvor mit Alaun behandelt und dann in einem ſtarken Bade von Wau gelb gefärbt Alsdann bringt man das ſo gefärbte Zeug in eine verdünnte Auf— löſung von Indigo in Schwefelſäure (ſ. oben Säch— ſiſchblau), worin ſolches bei 60 Grad R. ſo lange herumgenommen wird, bis die grüne Farbe erſcheint; dann wird geſpült und getrocknet. ) Rothfärben. Hierzu benutzt man den Saf— flor, die Cochenille, das Fernambuk- und Braſilien— holz. Bei Roſaroth mit Safflor müſſen ſchon früher roſagefärbte, aber verſchoſſene Zeuge vorher durch Einweichen in einer Löſung von Pottaſche in Waſſer, worin man ſie einige Stunden liegen läßt und hierauf wäſcht, entfärbt werden. Man knetet Safflor in Leinwand gebunden ſo lange im Waſſer, als dies noch gelb dadurch gefärbt wird, übergießt ihn dann mit Waſſer, welches etwas Pottaſche ent— hält, bringt die zu färbenden Stoffe hinein und ſetzt Citronenſaft oder Eſſig hinzu. Das Safflorbad muß bald angewendet und das Trocknen im Schatten vor— genommen werden. Wenn man die Zeuge gelind ausgerungen in einer ſchwachen erwärmten Wein— ſteinauflöſung ½ Stunde liegen läßt, jo werden die Farben ſchöner. Auf 1 Pfd. des zu färbenden Stof— fes rechnet man ½ Pfd. Safflor, 3 Loth Pottaſche, 2 Maß Eſſig, 1 Loth kryſtalliſirten Weinſtein, oder doppelt ſo viel, wenn man dunkler färben will. Die ſo gefärbten Stoffe dürfen nicht mit Lauge gewaſchen werden; von Zeit zu Zeit in eſſighaltiges Waſſer gelegt, wird die Farbe wieder belebt. Auch mit Roſen kann man Seide roſaroth färben, indem man weißes Seidenzeug mit Roſentinktur tränkt, und es, wenn es faſt trocken geworden, durch ſtark verdünnte Sal— peterſäure (1 Tropfen auf ½ Unze Waſſer) zieht. Zu Ponceau oder Hochroth wird das Zeug ebenſo wie vorher mit Safflor gefärbt; doch wendet man die Hälfte mehr von demſelben an. (Baum— wollen- und Leinenzeuge können ebenſo gefärbt wer— den). Um Zeuge feuerroth zu färben, giebt man ſolchen erſt mit dem Orleanbade einen hellgelben Grund, und färbt ſie dann wie vorher im Safflor— bade aus. Zu Carmoiſinroth wirft man in über dem Feuer kochend erhaltendes Waſſer 8 bis 12 Gewichtstheile gröblich zerſtoßene Galläpfel, nach einigem Aufwallen 12 bis 20 Theilen zart zerriebene Cochenille, und 6 Theile Compoſition, d. i. eine Auflöſung von 12 Loth gekörntem feinem Zinn in einer Miſchung von 1 Pfd. Scheidewaſſer und 8 Loth Salmiak. Hierauf wird die Farbebrühe nach Erfor— derniß verdünnt, die Seide hineingebracht, fünf- bis ſechsmal gut darin umgewendet, 2 Stunden darin kochen gelaſſen, wobei man von Zeit zu Zeit wendet, und dann das Feuer ausgelöſcht, worauf man ſie noch 5 bis 6 Stunden im Bade liegen läßt, dann ſpült und trocknet. Durch Zuſatz von Eiſenauflöſung erhält man eine dunklere, durch Zuſatz von Gelbholz eine hellere Farbe. Für unächtes Carmoiſin— Kirchhof, Landwirth. B Färbekunſt. 729 roth wird das Zeug (auf 1 Pfd.) mit 12 Loth Alaun in zehnfachem Gewicht Waſſer behandelt und als— dann in einer Abkochung von Braſilienholz ausge— färbt. Nachdem die Farbe herangekommen, ſetzt man dem Bade eine ſehr geringe Menge Pottaſche zu und nimmt das Zeug nochmals darin herum, worauf man ſpült. Für Scharlachroth giebt man dem Zeuge vorher mit Orlean einen gelben Grund, und weicht das Zeug nachher ein paar Stunden lang in eine mit Waſſer verdünnte ſalzſaure Zinnauflöſung (für 1 Pfund Zeug 6 Loth Zinn gelöft); alsdann färbt man das Zeug in einem Bade aus, welches den vierten Theil ſo viel Cochenille und den ſechs— zehnten Theil ſo viel Weinſtein enthält als das Ge— wicht der Seide beträgt. Zum Ausfärben wird das Zeug bei mäßiger Hitze ſo lange im Bade herumge— nommen, bis jenes gleichförmig gefärbt erſcheint, worauf man das Bad zum Sieden erhitzt und das Zeug noch 2 volle Stunden darin herumnimmt. Nun wird das Zeug im Bade völlig untergetaucht, darin erkalten gelaſſen und geſpült. Für Purpurroth kocht man den achten Theil des Gewichts vom Zeuge gröblich zerſtoßene Galläpfel mit dem zwölffachen Gewicht Flußwaſſer aus, ſetzt nach drei- bis vier— maligem Aufwallen Y Cochenille und s Wein— ſtein der Gewichtsmenge des Zeuges zu und verdünnt das Bad noch mit ſo viel reinem Waſſer, daß die Flüſſigkeit für 1 Pfd. Zeug 10 Ort beträgt. Als— dann wird das Zeug wie unächtes Carmoiſin alaunt und ausgefärbt. g) Violetfärben. Zu ächtem Violet wird der Stoff vorher ächt carmoiſin gefärbt, dann fo lange in der verdünnten ſchwefelſauern Indigoauf— löſung herumgenommen, bis die violete Farbe er— ſcheint. Um ein halbächtes (aber ſehr ſchönes) Violet zu erhalten, weicht man das Zeug 12 bis 15 Stunden lang in eine mit vielem Waſſer ver— dünnte Zinnauflöſung, färbt alsdann in einer Ab— kochung von Campecheholz aus und ſchönt zuletzt mit wenig Pottaſche. Zu unächtem Violet zer— läßt man Orſeille in reinem Flußwaſſer und zieht das Zeug kalt ſo oft hindurch, bis die Farbe her— angekommen iſt. h) Schwarzfärben. Hierzu werden für 1 Pfund Zeug 12 Loth bis zur Röthe calcinirter Eiſenvitriol, 2 Loth Kupfervitriol, 2 Loth Grünſpan und 4 Loth Weinſtein in 10 Quart Waſſer gelöſt, alsdann die ſiedend heiße Brühe durch Leinwand gegoſſen und damit gebeizt. Zum Ausfärben aber macht man ein Bad von 16 Loth Schmack, 8 Loth Campecheholz und 8 Loth Knoppern mit Waſſer, ſo daß zuletzt die durchgegoſſene Brühe 10 Quart beträgt. Nachdem beide Bäder, jedes für ſich, bis auf 60 Grad erwärmt worden, nimmt man das zu färbende Zeug erſt 30 Minuten lang in der Beize herum, hierauf eben ſo lange im Farbebade, und wiederholt dieſes wechſelsweiſe ſo lange, bis die Farbe erſcheint. Die ſchwarze Farbe wird noch ächter, wenn das Zeug vor dieſer Behandlung in der Indigoküpe einen blauen Grund erhalten hat, Um die durch das 9 rauh gewordene 730 Seide wieder weich zu machen, kocht man fie in einem ſchwachen Seifenwaſſer oder in Wauabſud. Nach einem andern Verfahren bereitet man einen Abſud von grünen Wallnußſchalen durch „ ſtündi— ges Kochen, und läßt die Seide ſo lange darin liegen, bis fie hinlänglich Farbe angenommen hat, dann ringt man ſie aus, ſpült, trocknet und legt fie in eine Auflöſung von Grünſpan (Y,, auf 1 Theil Seide) und zuletzt in einen ſtarken Abſud von Blauholz und Erlenrinde, wozu man nach einiger Zeit Eiſenvitriolauflöſung oder Eiſenbeize ſetzt. 3) Färben der Baumwolle und Leinen— zeuge. a) Blaufärben. Bei ächtem Küpenblau verfährt man hier ganz ſo wie bei der Wolle. Man gewinnt hellere oder dunklere Schattirungen von Blau, wenn die Zeuge wenigere- oder öfteremale in der Küpe abgeblauet und vergrünet werden. Nach dem Färben netzt man ſie in einem ſchwachen Bade von Schwefelſäure oder Salzſäure, ſpült und trocknet. Halbächtes Blau wird mit blauſau— rem Eiſenkali erzeugt. Garne oder Gewebe werden vorher in einer Eiſenbeize eingeweicht und, nach— dem ſie gehörig durchdrungen, an der Luft getrock— net. Jenes Einweichen iſt ſo oft zu wiederholen, bis die Gegenſtände eine hellere oder dunklere roſt— gelbe Farbe zeigen, je nachdem das Blau heller oder dunkler ausfallen ſoll; zuletzt werden ſie gut geſpült und ausgewunden. Alsdann macht man eine Auflöſung von blaufaurem Eiſenkali (für 1 Pfund Zeug 8 bis 10 Loth) in 10 Quart Waſſer, ſetzt den vierten Theil Schwefelfäure zur Flüſſig— keit, rührt alles wohl unter einander, und arbeitet nun das mit dem Eiſen vorbereitete Zeug darin herum, bis ſolches die verlangte Nüance von Blau angenommen hat, worauf man daſſelbe ausringt, trocknet und ſpült. Dieſes Blau iſt ſehr ächt ge— gen Luft, Sonne, Waſſer und Säuren, nur nicht gegen Laugen und Seife. Es hält ſich in der Wäſche ſehr gut, wenn man nicht mit Seife, ſon— dern mit Weizenkleie wäſcht. b) Braunfärben. Zu Dunkelbraun wird 1 Pfund Zeug in einer Auflöſung von 12 Loth Alaun, 12 Loth Bleizucker und 6 Loth eſſigſaurem Eiſen (Eiſenbeize) mit der gehörigen Maſſe Waſſer gekocht, eingelegt, darin gut durchgearbeitet, dann ausgerungen und ſcharf getrocknet. Dieſe Arbeit wird mit derſelben Flüſſigkeit dreimal wiederholt, nach dem letzten Trocknen das Zeug aber geſpült. Alsdann kocht man / Pfd. Krapp und ½ Pfd. Quercitronrinde in einem Beutel von lockerer Lein— wand, übergießt daſſelbe in einem Keſſel mit 12 Quart Waſſer, bringt das angebeizte Zeug in die Flüſſigkeit und giebt nun gelindes Feuer, ſo daß die Flüſſigkeit bis auf 40 Grad R. erhitzt wird, worauf man das Zeug in der Flüſſigkeit ſtets her: umnimmt, bis die Farbe herangekommen iſt; nach dem Erkalten wird das Zeug gut geſpült und ge— trocknet. Für Leberbraun werden 2 Loth Gall⸗ äpfel im zerkleinerten Zuſtande mit Waſſer ausge— Hauswirthſchaft. kocht; alsdann gießt man die Brühe durch, nimmt das Zeug gut darin herum, läßt es einige Stun— den darin liegen und ringt hierauf aus. Dann werden 4 Loth Eiſenvitriol in 10 Quart Waſſer ge— löſt, worin das Zeug eine Stunde lang herumge— arbeitet, darauf herausgenommen, ausgerungen und eine Stunde lang in Schwacher Lauge von Pottaſche eingeweicht wird. Sodann reibt man ½ Quent— chen Orlean mit 8 Loth Pottaſche und der erfor— derlichen Menge Waſſer ab, mengt dies in einem Keſſel mit 10 Quart Waſſer, ſetzt / Pfd. Wau hinzu, kocht das Ganze eine Stunde lang, ſeiht alsdann die Flüſſigkeit durch, färbt das Zeug dar— in aus, ringt aus, ſpült und trocknet. Zu Reh— braun kocht man auf 1 Pfund Zeug 3 Loth gröb— lich geſtoßene Galläpfel mit Waſſer aus, gießt die Abkochung durch und ringt es dann aus; hierauf löſt man 5 Loth Eiſenvitriol in 8 Quart Waſſer und arbeitet das gehellte Zeug 15 Minuten lang in dieſer Auflöſung gut durch. Endlich wird ½ Quentchen Alaun mit 4 Loth Pottaſche und der nöthigen Maſſe Waſſer abgerieben, das Ganze mit mehr Waſſer verdünnt, das Zeug 1 Stunde lang darin durchgearbeitet und dann ausgerungen. Durch Schönen mit einer Auflöſung von Alaun erhält das Zeug mehr Glanz. Für Chokolatenbraun kocht man auf 1 Pfund Zeug 2% Loth Galläpfel mit Waſſer ab, gießt die Brühe durch und nimmt das Zeug darin herum. Hierauf löſt man 5 Loth Ei— ſenvitriol in 10 Qrt Waſſer und nimmt das Zeug mäßig heiß ſo lange in der Flüſſigkeit herum, bis die Farbe erſcheint. Auch kann man mit unmittel— bar färbenden Farbeſtoffen auf der Baumwolle dauerhaft braun färben. So erhält man von Bab— lach eine ſchöne braune Farbe (je nach Concentri— rung des Abſuds von Lichtrehbraun bis in's Cho— kolatenbraun), wenn man das Zeug in dem bei ganz gelindem Sieden gemachten Auszuge der Bab— lachſchoten herumnimmt, wäſcht, trocknet und dann in einer Auflöſung von eſſigſaurem Kupfer ſchönt. Auch färbt der Doſtenabſud Baumwolle und Leinen, nach zuvoriger Beizung mit eſſigſaurer Thonerde, rothbraun. e) Gelbfärben. Auf Baumwolle und Leinen erhält man ſchöne dauerhafte gelbe Farben, wenn man fie in eſſigſaurer Thonerde anbeizt und ale dann in den dazu geeigneten gelbfärbenden Mate— rialien ausfärbt. Zu Schwefelgelb bereitet man das Zeug (auf 1 Pfund) mit einer aus 10 Loth Alaun und 10 Loth Bleizucker nebſt der. erforder: lichen Menge Waſſer bereiteten Beize vor, trocknet und ſpült in einer ſtarken Abkochung von Wau, der etwas Curcumäwurzel zugeſetzt iſt, worauf man ausfärbt, ſpült und trocknet. Das Ausfärben kann man kochend vornehmen. Für Goldgelb wird das Zeug gebeizt wie vorher, und dann mit Quer— citronrinde (% Pfd. für 1 Pfd. Zeug) ausgefärbt. Man ſetzt zu 10 bis 15 Quart Waſſer in einem ku— pfernen Keſſel /½ Quart abgerahmte Milch und rührt Alles wohl unter einander; alsdann legt man die Quercitronrinde, in einen ſehr lockern Beutel von Leinwand gebunden, auf den Boden des Keſſels, Färben, Färbekunſt. bringt das Zeug in die Flüſſigkeit und erhitzt dieſe bis auf 35 bis 40 Grad R., während das Zeug ununterbrochen darin herumgenommen wird. Iſt die Farbe herangekommen, ſo läßt man das Zeug bis zum Erkalten in der Brühe liegen, worauf man ſpült und trocknet. Für Citronengelb braucht man auf 1 Pfund Zeug 16 Loth Wau, 1 Quentchen Drlean, 1% Loth Pottaſche, ½ Quentchen Grün: ſpan. Der Orlean wird mit Waſſer gut abgerie— ben, 1 Loth Pottaſche zugelegt, und die Fluͤſſigkeit bis zur Auflöfung des Orlean mit 1 Ort. Waſſer gekocht. Alsdann kocht man den Wau in zerhack— tem Zuſtande mit ½ Loth Pottaſche in 12 Ort. Waſſer 1 Stunde lang gut aus, gießt durch und giebt die Brühe dem zartzerriebenen Grünſpan nebſt der Abkochung des Orlean zu. Nun nimmt man das Zeug in dieſer Brühe ſo lange ſiedend heiß herum, bis die Farbe erſcheint, worauf man ſpült und trocknet. Ein recht ſchönes Citronengelb erhält man auch, namentlich für Leinenzeuge, wenn man auf 1 Pfd. Zeug oder Garn 3 Loth Curcumä fein ſtößt, eine Nacht in ein wenig verdünntem Eſſig oder Sauerwaſſer einweicht und wohl bedeckt, dann einen Keſſel mit ſaurem Waſſer mit 2 Loth Sal— miak, 2 Loth grünem Vitriol und einer kleinen Handvoll Salz zum Kochen bringt, alsdann den Keſſel vom Feuer nimmt, die Curcumä dazu ſchüt— tet, nach gutem Umrühren die zuvor in lauwarmes Waſſer geweichte Leinwand hineinbringt und unter öfterem Umwenden fo lange darin läßt, bis die ver— langte Farbe erſcheint. u Orangegelb löſt man 6 Loth Alaun in 10 Ort. Waſſer auf, erhitzt die Löſung zum Sieden, nimmt das Zeug eine volle Stunde in der Siedehitze herum und ſpült dann. Hierauf werden 2 Loth Orlean zerrieben, mit Waſſer geſchlämmt, dann 4 Loth Pottaſche zugeſetzt und die Flüſſigkeit bis zum Auflöſen des Orlean gekocht. In dieſer mit dem nöthigen Waſſer verdünnten Brühe wird nun das Zeug ſo lange herumgenom— men, bis die Flüſſigkeit ganz entfärbt iſt, dann ge— ſpült und getrocknet. Für Strohgelb weicht man 6 Loth Alaun in 16 Pfd. lauwarmem Waſſer ein, ſetzt nach dem Erkalten 2 Loth Bleizucker und 1 Loth Kreide hinzu, gießt das Klare ab und beizt 1 Pfd. Zeug darin, welches man dann in einem Abſude von 1 Pfd. Wau kocht. Zu einem dauerhaften Nankingelb werden 8 Loth gröblich zerſtoßene Galläpfel mit 10 Ort. Waſſer 1 Stunde lang ge: kocht, worauf man 2 Loth für ſich in Waſſer gelöſte Seife der durchgeſeihten Abkochung der Galläpfel zuſetzt. In dieſer Brühe wird nun das Zeug 1 Stunde lang heiß recht gut herumgearbeitet und dann ausgerungen. Alsdann wird 1 Quentchen zart zerriebener Orlean mit 2 ¼ Loth Pottaſche ver: ſetzt und mit 1 Ort. Waſſer bis zur Auflöfung des Orlean gekocht. Nun löſt man 4 Loth Alaun für ſich im Waſſer, giebt dann 1 Loth Quercitronrinde zu, hierauf die Auflöſung des Orlean und verſetzt das Ganze mit der erforderlichen Maſſe Waſſer, worauf man bis 40 Grad R. erhitzt, das gegelbte Zeug eine Stunde warm in der Brühe herumar— beitet, endlich ausringt und trocknet; nach dem 731 Trocknen aber wird geſpült und wieder getrocknet. Auch mit Weidenblättern läßt ſich ein Nankingelb darftellen, indem man einen Abſud von Weiden— blättern macht, eine Auflöſung von Tiſchlerleim bis zu aufhörendem Niederſchlage zuſetzt, das Zeug in die warme Auflöſung bis zur Erlangung der ge— hörigen Farbe legt, es zuletzt in mit etwas Sal— peterſäure verſetztes Waſſer taucht und ſpäter aus— ſpült. Für Eiſengelb (Roſtgelb), dieſer eben ſo wohlfeilen als dauerhaften Farbe, wird auf 1 Pfd. des zu färbenden Zeuges ½ Pfd. grüner Eiſen— vitriol in 8 Quart Flußwaſſer aufgelöſt, in dieſe Brühe das Zeug eingetaucht und recht gut darin durchgearbeitet, ſodann ausgerungen. Hierauf löſt man ½ Pfd. Pottaſche in 8 Quart Waſſer und taucht das mit Eiſenvitriol durchdrungene Zeug in dieſe Auflöſung, worin man es 2 bis 3 Stunden ruhig liegen läßt, dann herausnimmt und in der freien Luft aufhängt. Aus der Pottaſche weg zeigt das Zeug eine ſchmuzig grünliche Farbe, die an der Luft nach und nach in eine gelbe übergeht. Nach 3 bis 4 Stunden wird das Zeug gut geſpült und dann getrocknet. Ein einfaches, obſchon min— der gutes Verfahren beſteht auch darin, daß man Eiſenfeile oder alte Nägel 14 Tage oder auch län— ger in Eſſig legt und alsdann den zu färbenden Stoff mit dieſer Flüſſigkeit bürſtet. Im Allgemei— nen iſt es überhaupt zweckmäßig, das Leinen un— mittelbar nach dem Alaunen, wenn ſolches ſtatt— findet, in Kalkwaſſer zu tauchen und dann erſt zu färben. d) Graufärben. Zu! Pfd. Zeug kocht man 16 Loth Wau und 1½ Loth Galläpfel mit 12 Quart Waſſer 1 Stunde lang, giebt dann 1½ Loth Pottaſche zu und ſeiht die Flüſſigkeit durch, in wel— cher nun das Zeug heiß 1 Stunde lang recht gut durchgearbeitet und dann ausgerungen wird. Als— dann löſt man 18 Loth Eiſenvitriol und 1 Loth Kupfervitriol in 10 Ort. Waſſer auf, arbeitet das Zeug darin herum, ringt aus, ſpült und trocknet, wodurch ein Gelbgrau erhalten wird. Zu den ſogenannten Mauſegrau verfährt man wie vor— her, läßt aber den Kupfervitriol weg. Für Dun— kelaſchgrau legt man die Stoffe (1 Pfund) 1, Stunde lang in einen Abſud von 2 Loth Gall— äpfeln, windet ſie dann aus, beizt fie alsdann eben ſo lange in einer Auflöſung von 6 Loth grünem Vitriol, windet ſie abermals aus und legt ſie 4 Minuten lang in eine Auflöſung von 2 Loth Alaun. Zu Mittelaſchgrau nimmt man ſtatt der eben angegebenen Verhältniſſe, 1 Loth Galläpfel, 1 Loth Eiſenvitriol, 2 Loth Alaun; und für Hellaſch— grau: ½ th. Galläpfel, 4 Lth. Eiſenvitriol, 2 Lth. Alaun. Wenn man den Stoff zuletzt in pottaſchen— haltiges Waſſer ftatt in Alaunauflöfung taucht, fo fällt die Farbe in's Röthliche. e) Grünfäͤrben (vergl. dies oben bei Wolle). Um reines Grün darzuſtellen, färbt man das Zeug erſt in der Indigoküpe blau, dann färbt man auf 1 Pfund Wolle in der Abkochung von 1 Pfund Wau mit 10 Quart ann Zuſatz von 8 Loth 2 * 732 Hauswirthſchaft. Alaun warm aus, bis die grüne Farbe erſcheint. Die Schattirungen von Grün fallen heller oder dunk— ler aus, je nachdem man den Zeugen auf der Küpe eine hellere oder dunklere Schattirung von Blau ge— geben hat. Nach dem Färben wird das Zeug ge— ſpült und getrocknet. Für unächtes Grün wird 1 Pfund Zeug in einer Brühe von 1 Pfund Wau mit 10 Quart Waſſer bei Zuſatz von 10 Loth Alaun gelb gefärbt und zuletzt ſo viel von der ſchwefelſauern Judigoauflöſung zugegeben, bis die gewünſchte Nü— ance von Grün erſcheint. Für ächtes Olivengrün löſt man 8 Loth Alaun in 8 Quart und 4 Loth Blei— zucker in 3 Quart Waſſer, gießt beide Flüſſigkeiten zuſammen und zieht nach dem Abkühlen die Flüſſig— keit vom Bodenſatze ab, arbeitet das Zeug aber in dieſer Flüſſigkeit eine Stunde lang durch, worauf man ausringt und trocknet. Alsdann bringt man das Zeug zum zweiten Mal in die Beize, zieht es wie— der aus, trocknet ſtark und wiederholt dies Verfahren zum dritten Mal. Nach dem dritten Trocknen wird das Zeug geſpült und dann ausgefärbt; hierzu kocht man 10 Loth Knoppern und 16 Loth Quercitronrinde mit 10 Quart Waſſer eine Stunde lang aus, ſeiht die Abkochung durch und nimmt alsdann das Zeug in der bis auf 40 Grad erkalteten Flüſſigkeit ſo lange herum, bis die Farbe erſcheint. ) Rothfärben. Mit Safflor erhält man ein ſchönes Roſaroth, wenn man hierbei verfährt wie bei dem Färben der Seide. Ein nicht minder ſchönes und ziemlich dauerhaftes Roſaroth wird durch Fer— nambuk auf folgende Weiſe gewonnen: Man löſt gleiche Gewichtstheile Alaun und Bleizucker, jedes für ſich in der nöthigen Menge Waſſer auf (auf 1 Pfund Zeug ½ Pfund Alaun in 2½ Quart, und ½ Pfd. Bleizucker in 1½ Quart ſiedendem Waſſer). Alsdann miſcht man beide Löſungen unter einander, zieht nach dem Klären die Flüſſigkeit ab und filtrirt das Ganze. Dieſe Beize verdünnt man mit mehr Waſſer und knetet nun die Zeuge gut damit durch; fo daß die ganze Flüffigfeit eingeſaugt wird. Setzt man der Flüſſigkeit vorher 4 Loth der ſalzſauren Zinnauflöſung zu, ſo erhält man um ſo lebhaftere Farben. Nach jedesmaligem Beizen wird das Zeug ausgerungen und getrocknet, dann wieder in die rück— ſtändige Beize gebracht und dieſes ſo oft wiederholt, bis ſämmtliche Beize eingeſaugt iſt, wo man dann nach dem letzten Tränken die Zeuge gut ſpült. Das Ausfärben erfolgt in einer Abkochung von Fernam— buk mit Flußwaſſer (für 1 Pfd. Zeug / Pfd. Holz), indem man das Zeug in die Brühe bei 70 bis 75 Grad R. bringt, und nach dem Färben ſpült und im Schatten trocknet. Für Ponceauroth mit Orlean kocht man auf 32 Theile Zeug 1 Theil Orlean mit 6 Theilen Pottaſche und 500 Theilen Waſſer ½ Stunde, ſeiht die Flüͤſſigkeit ab, legt die Stoffe hin: ein, nimmt ſie nach einiger Zeit wieder heraus, legt ſie 8 Stunden in eine Auflöſung von 8 Theilen Alaun in 400 Theilen Waſſer, ringt ſie aus und kocht fie „ Stunde in einem Abſude von 16 Theilen Fernambuk und 2 Theilen Galläpfel. Zu Kirſch— toih mit Krapp, welcher die ächteſten Farben giebt, werden für 1 Pfund Zeug 6 Loth Galläpfel (oder 12 Loth Schmack) geſtoßen und wiederholt mit Waſſer ausgekocht, bis fie allen Geſchmack verloren haben, worauf man die Flüſſigkeit durch Leinwand ſeiht. Nun wird das Zeug zwei bis drei Stunden lang mäßig warm in dieſer Abkochung herumgenom— men, eine Nacht darin liegen gelaſſen, dann aus— gerungen und getrocknet. Hierauf löſt man 10 Loth Alaun und 10 Loth Bleizucker, jedes für ſich, in Waſſer auf, gießt beide Löſungen unter einander, filtrirt nach dem Klären die Flüſſigkeit und verdünnt dieſelbe mit ſo viel Waſſer, daß das Zeug bequem darin eingetaucht werden kann, worauf nun ſolches ſo lange darin durchgeknetet wird, bis alle Flüſſigkeit vollkommen eingeſaugt iſt; alsdann wird getrocknet und gut geſpült. Zum Ausfärben kocht man / Pfd. Krapp in einem kupfernen Keſſel mit 10 Quart Waſ— ſer, giebt 3 Loth gepulverte Auſterſchale (oder Kreide) zu, bringt das Zeug in die Flüſſigleit und macht dieſe nur ſo warm, daß man die Hand darin erleiden kann, und nimmt bei dieſer Wärme das Zeug eine volle Stunde herum. Nach dem Erſcheinen der Farbe wird die Flüſſigkeit zuletzt bis auf 70 Grad erhitzt, worauf man das Zeug heraus nimmt und nach dem Erkalten gut ſpült. Zum Schönen wird daſſelbe in lauwarmem mit ein wenig Pottaſche verſetztem Waſ— ſer herumgezogen. Wenn man beim Ausfärben 2Loth gepulverte Curcumäwurzel zuſetzt, ſo entſteht Krebs— roth, und bei einem Zuſatz von 4 Loth Braſilien— holz zieht ſich die Farbe in's Carmoiſin. Zu Tür— kiſchroth weicht man 1 Pfund zuvor mit ſtarker Lauge ausgekochtes Baumwollengarn 14 Tage lang in Fiſchthran, drückt es dann gut aus, kocht es ½ Stunde in einer Lauge von 1 Pfd. Soda und wäſcht es dann in Waſſer aus. Nun nimmt man es in einem kochenden Abſude von 8 Loth Alaun, 4 Loth Sumach und 4 Loth Galläpfeln eine Stunde herum, läßt die Flüſſigkeit erkalten, nimmt das Garn nach 12. Stunden heraus, trocknet es im Schatten und ſpült am folgenden Tage. Alsdann läßt man es noch feucht in einem Abſude von 8 Loth Krapp. 10 Minuten kochen, die Flüſſigkeit wieder erkalten, nimmt es ſpäter heraus und trocknet. g) Violetfärben (vergl. dies bei Wolle). Zu einem fchönen ächten dunklen Violet bereitet man eine Beize aus 6 Loth Galläpfeln, 16 Loth Alaun und 6 Loth Bleizucker, indem man die gröblich zer— ſtoßenen Galläpfel mit der erforderlichen Menge Waſ— ſer auskocht, dann die Brühe durchſeiht und das Zeug heiß eine Stunde lang gut darin durcharbeitet. Alsdann werden 16 Loth Campecheholz und 4 Loth Fernambuk mit dem nöthigen Waſſer ausgekocht, fo daß 10 Quart Brühe übrig bleiben, die man durch— ſeiht. In dieſer mit 3 Loth Alaun verſetzten und bis auf 60 Grad R, erhitzten Brühe wird nun das Zeug ſo lange herumgenommen, bis die Farbe erſchienen iſt, worauf man ſpült und trocknet. Zu Hellviolet verfegt man 4 Loth Zinnauflöſuug mit 4 Quart Waſſer, worin man das vorher wohl durchnäßte Zeug gut durchknetet, dann ein paar Stunden lang darin liegen läßt und nun ausringt. Darauf werden 12 Loth Campecheholz und 2 Loth Braſilienholz mit 12 Quart Waſſer ausgekocht, ſo daß 10 Quart Färben, Färbekunſt. Flüſſigkeit nach dem Durchſeihen übrig bleiben. Nachdem man nun hierin 4 Loth Alaun aufgelöft, wird das Zeug ſo lange darin herumgenommen, bis die Farbe erſchienen, worauf man ſpült und trocknet. h) Schwarzfärben. Zu Schwarz mit blauem Grunde bläuet man das Zeug vorher in der Indigoküpe, kocht ſodann für 1 Pfund Zeug 16 Loth Knoppern, 18 Loth Campecheholz und 12 Loth Weizenkleie mit 12 Quart Waſſer eine Stunde lang gut aus und gießt die Brühe durch; endlich löſt man 12 Loth Eiſenvitriol und 3 Loth Kupfer— vitriol in 10 Quart Waſſer. Nun wird das ange— blaute Zeug erſt 30 Minuten lang in der Vitriol— aufloſung heiß herum gearbeitet und dann ausge: rungen; alsdann wird daſſelbe in der ſiedendheißen erſtern Abkochung ebenfalls 30 Minuten lang herum— genommen, dann ausgerungen und nun 30 Minuten lang der Luft ausgeſetzt. Dieſes wechſelſeitige Be— arbeiten in beiden Bädern wird nun ſo oft wieder— holt, bis die verlangte Nüance von Schwarz heran— gekommen iſt; zuletzt wird geſpült und getrocknet. Bei Schwarz ohne blauen Grund wird das Zeug in einer mit Waſſer gemachten Auflöſung von Eiſen und Eſſig durchknetet, ſodann aus gerungen, getrocknet und dieſes Verfahren noch dreimal wieder— holt, worauf man ſpült. Alsdann kocht man auf 1 Pfund Zeug 16 Loth Knoppern und 8Loth Krapp mit 15 Quart Waſſer 2 Stunden lang, gießt die Brühe durch und färbt in dieſer bei Siedehitze das Zeug aus, worauf man ſpült und trocknet. Umfärben. Wenn man ſchon gefärbt geweſene Stoffe oder Zeuge umfärben will, jo hat man zuvörderſt darauf zu ſehen, ob die Farbe, die ſie beſitzen, nicht als Grund für eine neue darauf zu ſetzende Farbe taug— lich iſt, da man in dieſem Falle die frühere Farbe nicht zu entfernen, ſondern blos das Zeug durch Auswaſchen mit Seife und Spülen vor dem neuen Färben gehörig zu reinigen braucht, wenn man dann beim Färben eine aus beiden zuſammengeſetzte Farbe erhalten wird. Soll aber das Zeug eine neue einfache Farbe erhalten, ſo muß die frühere vorher entfernt (abgezogen) werden. Da dies nun auf Wolle nur bei ſehr flüchtigen Farben angeht, ſo iſt hier das Aufſetzen einer neuen paſſenden Farbe im Allgemeinen vorzuziehen. Meiſt findet daher das Ab— ziehen der Farben nur bei Seide und Baumwolle ſtatt. Gelbe, rothe, braune Farbe, Kaffeefarben werden gewöhnlich durch Auskochen mit Seife (auf 1 Pfund Zeug ½¼ Pfd. grüne Seife), der man auch wohl etwas Pottaſche zuſetzt, und dem nöthigen Waſſer abgezogen; alsdann ſpült man das Zeug in kaltem Waſſer rein und färbt. Dunkelblaue, dunkel— grüne, ſchwarze Farben werden dadurch abgezogen, daß man das zuvor in lauwarmes Waſſer gelegte und wieder ausgedrückte Seidenzeug mit dem nöthi— gen Waſſer, worin auf jedes Pfund Zeug 16 Loth (bei hellblauen und hellgrünen nur halb ſo viel) gu— tes Scheidewaſſer gethan, bei gutem Kehren und Wenden ſo lange kocht, bis es braun ausſieht, dann 733 herausnimmt, eine Zeitlang in kaltes Waſſer ſteckt, hernach ſpült und auf's Neue alaunt. Das fo be: handelte Zeug kann braun in allen Schattirungen, nur nicht ganz hell gefärbt werden. Bei ſeidenen und wollenen Stoffen werden die meiſten blauen, violeten, grauen, grünen und Carmoſin-Nüancen in Chamoisgelb verwandelt, welches dann leicht durch Schwefeln in Weiß übergeführt werden kann. Man darf das Waſſer zum Einweichen der Zeuge nicht zu ſauer nehmen, vielmehr bringt man ſie lieber, wenn das erſte ſaure Bad noch nicht wirkſam genug war, in ein zweites. Das mit Kupfervitriol und Blauholz dargeſtellte Blau läßt ſich auch durch Behandeln mit verdünnter' Schwefelſäure und nachheriges Schwe— feln entfernen. Durch Chlorbleiche bringt man auf Baumwolle alle pflanzlichen Farben, die auf ſie an— gewendet werden, zum Verſchwinden; am meiſten widerſteht das ächte Krapproth. Zur Wegnahme der im Zeuge rückſtändigen Beize muß daſſelbe mit vers dünnter Schwefelſäure behandelt werden. Zur Weg— ſchaffung eines eiſenhaltigen Grundes müſſen die Zeuge in einem mit Weinſtein und der Hälfte ſeines Gewichts Schwefelſäure verſetzten Bade gereinigt und dann gut ausgewaſchen werden. Färben mit Waſchfarben. Die Waſchfarben, welche ihren Namen daher er: halten haben, daß fie ſchon durch eine einfache Wäſche wieder ausgetilgt werden, ſind geeignet, Kattun und Leinwand leicht, ſchön und lebhaft zu färben. Sie beſtehen ſämmtlich aus weißer Stärke in Verbindung mit einem Farbeſtoffe und eignen ſich nur zu ſolchen Stoffen, wo es auf Haltbarkeit der Farben gar nicht ankommt, die nicht gewaſchen werden und der Näſſe überhaupt nicht ausgeſetzt ſind. Man hat bei An— wendung dieſer Farben weiter nichts zu thun, als die gefärbte Stärke in kaltem Waſſer aufzuweichen und in heißem Waſſer aufzulöſen, dann die zu fär— benden Zeuge darin einzutauchen und durchzuarbei— ten, ſo daß ſie gleichmäßig durchdrungen werden. Zu Blau gebraucht man gewöhnlich Neublau, zu Roth Neuroth, zu Gelb Stärkemehl, welches mit einem Abſud von Wau oder Gelbholz oder Curcumä oder dergl. mit Zuſatz von Alaun gelb gefärbt wor— den iſt. Die wichtigſten Waſchfarben ſelbſt werden auf folgende Weiſe bereitet: a) Blau. Man reibt Berlinerblau und ſchlämmt es zu wiederholtenmalen mit Waſſer ganz zart. Von dieſem noch feuchten Blau ſetzt man nun zu der mit hinreichendem kaltem Waſſer zum dicken Brei zerlaſ— ſenen Stärke unter ſtetem Umrühren ſo viel hinzu, bis die verlangte Nüance hervorgekommen iſt, bringt das Ganze auf ein Leinwandfilter und läßt es an der warmen Luft austrocknen. Dieſe Farbe iſt an der Luft und ſelbſt im Regen dauernd und verbleicht auch nicht leicht an der Sonne. b) Braun. Man rührt 2 Pfund Stärke mit einer Auflöſung von I Loth Eiſenvitriol und 1 Loth Alaun an und gießt dann den Abſud von 1½ Pfd. Campecheholz zu. 73% e) Gelb. Zu Citronengelb kocht man 2 Pfund kleingeſchnittenen Wau in einem kupfernen Keſſel mit Fluß: oder Regenwaſſer einige Stunden recht gut aus, gießt ſodann die Flüſſigkeit durch Lein⸗ wand, dunſtet jene bis auf 1½ Pfund ein und löſt 1% Loth Alaun darin; dieſe Auflöſung wird mit 1Pfd. Stärke zuſammengerührt und an der Luft ge— trocknet. Bedient man ſich hierzu ſtatt des Waus der Curcumä, ſo reicht / Pfund derſelben für 1 Pfd. Stärke hin. Mit Curcumä erhält man zwar ein ſchönes und feuriges Waſchgelb, doch iſt dieſes we— niger haltbar als das mit Wau. Zu Orangegelb übergießt man 2 Loth fein gepulverten Orlean und 1 Loth reine Pottaſche mit 1 Pfund reinem Fluß— waſſer und erhält dies vier Stunden in einem be— deckten Topfe bei einer Temperatur von ungefähr 70 Grad R., wobei man bisweilen umrührt; als— dann gießt man die Flüſſigkeit durch Leinwand, rührt das Durchgelaſſene nach dem Erkalten mit 2 Pfund Stärke zuſammen und läßt alsdann das Ganze an der Luft trocknen. Beim Färben mit dieſer Farbe wird ihr beim Auflöſen im Waſſer auf jedes Pfund 1½ Loth Alaun zugeſetzt, wodurch das Gelbe ſehr hervorgehoben wird. d) Grün. Dies gewinnt man aus einer Mi— ſchung von Blau und Gelb; zum Blau nimmt man eine verdünnte Indigoauflöſung, und zum Gelb eine ſtarke Abkochung von Wau (von 2 Pfd. Wau 1 Pfd. Flüſſigkeit '). Wenn man dieſe Flüſſigkeiten in ver— ſchiedenen Verhältniſſen mit einander vermiſcht, ſo kann man verſchiedene Nüancen des Grün darſtellen. In 1 Pfunde der gemiſchten Flüſſigkeit werden ſo— z Unter Heizung verſteht man die Erwärmung häuslicher Räume, welche überall durch das Ver— brennen der gangbaren Brennmaterialien bewirkt wird. Die wichtigſten und allgemeinſten jener Brenn— materialien ſind Steinkohlen, Holz, Torf und Braun— kohle. Hierzu kommen noch allenfalls Lohkuchen, ſo— wie man auch neuerdings für dieſen Zweck die Säge— ſpäne empfohlen hat. Man begießt dieſe nämlich mit Waſſer, tritt ſie wie Gerberlohe in Formen von Torfziegel, nachdem man ſie vorher mit Lehm oder Thon gemiſcht, und läßt ſie an einem luftigen Orte austrocknen. Sie ſollen beſſer brennen als Lohkuchen und ihre Verbindung geht eben ſo ſchnell als bei Verbindung von Lohe. Ein Arbeiter kann in einem Tage 400 Stück (10 Zoll breit und 4 Zoll hoch) ver: fertigen. Steinkohlen geben beim Verbrennen die heftigſte und nachhaltigſte Hitze, Holz die ſchnellſte, Torf und gute Braunkohle ſtehen zwiſchen inne. Über Steinkohle, Torf und Braunkohle iſt das Wich— tigſte in dieſer Beziehung bereits ſchon früher näher erörtert; daher hier zunächſt nur noch das Nöthige vom Holze (Brennholze) näher angegeben iſt. Als Brennholz kann man alles Holz benutzen, wenn ſchon die Güte und Beſchaffenheit deſſelben Hauswirthſchaft. dann 2 Loth Alaun aufgelöſt und 1 bis 2 Pfund Stärke (je nachdem man dunkler oder heller färben will) damit gemiſcht. e) Roth. Zu Carmoiſinroth reibt man 1 Loth Cochenille zum feinſten Pulver, rührt dies mit einem Regenwaſſer an und erhält es mit noch 2 Pfund Regenwaſſer in einem zinnernen Keſſel ſo lange in gelindem Wallen, bis noch 1 Pfund Flüſ— ſigkeit übrig bleibt, die man nun durchgießt und er— kalten läßt. Alsdann löſt man 1 Loth Alaun in 4 Loth Regenwaſſer in der Hitze auf, gießt dieſe Auf— löſung zur vorigen Flüſſigkeit, rührt 1 Pfd. Stärke darunter und läßt den Brei an der Luft trocknen. Für Ponceau wird zu jenem Cochenillenabſude, nach der verlangten Nüance, eine hinreichende Menge Indigoaufloöſung geſetzt, in 1 Pfunde der gemengten Flüſſigkeit 1½ Loth Alaun aufgelöſt und dieſe Auf— löſung mit 1 Pfund Stärke zuſammengerieben. Zu Roſenroth wird 1 Pfd. Fernambuk oder Braſilien— holz in einem verzinnten Keſſel mit 12 Pfd. Regen— waſſer fo lange gekocht, bis noch 1 Pfd. Flüſſigkeit übrig bleibt, welche man durch Leinwand gießt. Hierin löſt man 2Loth reinen Alaun auf, läßt Alles erkalten, rührt 2 Pfd. Stärke damit an und läßt es an der warmen Luft trocknen. Zu Violet kocht man ½ Pfd. geraſpeltes Campecheholz mit 8 Pfd. Regenwaſſer fo lange, bis noch 1½ Pfd. Flüſſigkeit übrig bleibt, die man nun filtrirt. Nach dem Erfal- ten werden 2 Loth in Königswaſſer gelöſtes Zinn zu— geſetzt und 2 Pfd. Stärke darunter gerührt, worauf man den Brei in der Luft trocknet. un ſehr verſchieden iſt. Man theilt das Brennholz ab: in Klobenholz (Klafterholz), in Knüppel- oder Prü— gelholz, in Stock- oder Stuckenholz und in Reiſer— holz. Sonſt unterſcheidet man noch zwiſchen hartem und weichem Brennholze, und rechnet zu dem erſtern unter den einheimiſchen Hölzern: Eiche, Roth- und Weißbuche, Erle, Eſche, Birke, Rüſter (Ulme); zu letzterem die Nadelhölzer (Kiefer, Fichte, Tanne, Lerche), Linde, Weide, Pappel. Das beſte Brenn— holz liefern diejenigen Bäume, welche das höchſte Wachsthum erreicht und noch keine Rückſchritte ge— macht haben. Zu junges Holz, oder ſolches, welches ſich ſchon zu verändern (zu verderben) anfängt, hat bedeutend geringern Werth. Außerdem hat auf die Güte des Brennholzes bedeutenden Einfluß die Art, der Feuchtigkeitszuſtand und ſelbſt der Zertheilungs— zuſtand deſſelben. Eine meſſende Vergleichung der Hitzkraft der verſchiedenen Hölzer oder deſſelben Hol— zes unter verſchiedenen Umſtänden geſchieht am ge— naueſten ſo, daß man vermittelſt des Waſſercalori— meters (Brennkraftmeſſers) prüft, wie viel Waſſer unter gleichen Umſtänden durch Verbrennen einer ge— gebenen Menge Holzes bis zu einer gegebenen Tem— peratur erhitzt zu werden vermag. Hierbei iſt aber Dede zuvörderſt zu beſtimmen, ob ſich die Vergleichung derſelben auf gleiche Gewichte oder gleichen Umfang derſelben beziehen ſoll, da natürlich bei Vergleichung nach dem Umfangsmaß die Dichtigkeit des Holzes ſehr weſentlich in Betracht kommt, während beim Gewicht hierauf nichts ankommt. Für den Verkauf des Brennholzes iſt das Umſangsmaß zweckmäßiger als das Gewicht. Dagegen ſind beim Umfangsmaße auch die leeren Räume in Betracht zu ziehen, welche beim Klaftern des Holzes bleiben und ſich, je nach der Art der Schichtung, Größe und Geſtalt der Stücke abändern. Bei gut geſchichtetem Scheitholze beträgt der leere Zwiſchenraum mindeſtens / des ganzen Umfangs, demnach bei einer Klafter Scheitholz von 108 Cubikfuß 213%, Cubikfuß, fo daß eine ſolche Klafter blos 86 Cubikfuß wirkliche Holzmaſſe ent: hält. Im Allgemeinen klaftern ſich diejenigen Holz: arten am beſten, welche die geradeſten Scheite geben, wie Fichten-, Tannen- und Buchenholz. Knüppel— holz hat bei gleichem Umfange nur / bis %, des Inhaltes deſſelben Scheitholzes. Durch das Schwem— men verliert das Holz an ſeinen brennſtoffhaltigen Theilen, und zwar um ſo mehr, je längere Zeit es im Waſſer gelegen hat; daher enthält geſchwemmtes Holz bei gleichem Umfange ungefähr 20 Prozent weniger Brennſtoff als ungeſchwemmtes. Weiches Holz brennt bei gleicher Trockenheit und Dicke lebhafter als hartes Holz, hinterläßt weniger Kohle als letzteres und verhält ſich in dieſem Bezuge dagegen wie dünngeſpaltene Stücke gegen dicke der— ſelben Holzart, daher auch die Verſchiedenheit beider Holzarten in dieſer Hinſicht um ſo mehr abnimmt, in je dünnern Stücken ſie verbrannt werden. Das weiche Holz eignet ſich für lebhaftes und heftiges Flammenfeuer (zum Backen, Ziegelbrennen, Kalk— brennen u. ſ. w.), das harte Holz hingegen für mehr gemäßigte und länger anhaltende Hitze (für Keſſel— feuerungen, Heizung der Wohnungen u. ſ. w.). Da— her ändert auch der Gebrauch, welchen man von manchen Holzarten macht, den dem Holze mit Recht nach ſeiner Brennkraft beigelegten Werth. Die Rei— henfolge der Hitzkraft für gleichen Umfang der Höl— zer im trocknen Zuſtande dürfte, von beſtheizenden Holze angefangen, folgende ſein: Rothbuche, Weiß— buche, Kirſchbaum, Ahorn, Ebereſche, Eſche, Linde, Eiche, Ulme, Tanne, Pappel; für gleiches Gewicht aber: Linde, Pappel, Rothbuche, Ahorn, Ebereſche, Kirſchbaum, Weißbuche, Eſche, Ulme, Tanne, Eiche. Feuchtes Holz giebt bei gleichem Umfang oder Ge— wicht viel weniger Hitze als trocknes; daher iſt es höchſt weſentlich, daß das Holz vor dem Verbrennen möglichſt ausgetrocknet ſei, welches zweckmäßig (vor— nehmlich bei jungem Holze) möglichſt bald nach dem Fällen des Holzes geſchehen ſoll. Beim Aufklaftern des gefällten Holzes muß man jedenfalls demſelben eine Stelle zu verſchaffen ſuchen, wo es der kräftig— ſten Einwirkung der Sonnenwärme und des Luft— zugs ausgeſetzt werden kann. Daher iſt es ſehr zweckmäßig, das gefällte Holz aus dem Walde her— auszuſchaffen und an eine Stelle von den bezeichne— ten Eigenſchaften zu bringen. Heizung. 735 Nicht nur durch Austrocknung, ſondern auch durch Verkleinerung des Holzes wird eine vollſtändige Ver— brennung deſſelben begünſtigt; daher brennen Späne mit lebhafterer Flamme und laſſen weniger Kohle zurück als dicke Stücke, und größere Stücke laſſen um ſo mehr Kohle, je dicker ſie ſind. Um daher ein leb— haftes Flammenfeuer zu erhalten, iſt das Holz ge— hörig zu verkleinern, und zwar um ſo mehr, je kleiner der Herd und die Flamme iſt, die darin erzielt wer— den ſoll. Für ein Feuer, das nicht ſowohl lebhaft und heftig als gemäßigt und anhaltend unterhalten werden ſoll, eignen ſich dagegen größere Stücke trock— nen Holzes beſſer. Da ſehr zu befürchten ſteht, daß bei der fort— geſetzten Ausrodung der Wälder in vielen Gegenden Deutſchlands endlich wirkliche Holznoth eintreten wird, wie dies auch durch die in neuern Zeiten ſo ſehr geſteigerten Holzpreiſe beſtätigt wird, ſo iſt jede Familie, beſonders aber auf dem Lande gewiſſer— maßen verpflichtet, alle mögliche Erſparniſſe bei dem Verbrauch dieſes wichtigen Materials eintreten zu laſſen. Dieſe Erſparniſſe müſſen aber nicht nur bei dem Bau- und Bewahrungsholze, ſondern ganz vor— züglich beim Brennholze gemacht werden, weßhalb einige Winke hierzu hier ihren Platz finden werden. Waldeigenthümer ſollen vorzugsweiſe darauf achten, daß ſie ſtets trocknes Holz zum Verbrauch vorräthig haben, indem vier Klaftern dürres oder vor dem Verbrennen vollkommen ausgetrocknetes Holz min— deſtens fo viel Hitze geben, als fünf Klaftern friſches oder grünes Holz. Ferner ſoll man alles Brennholz außer der Saftzeit fällen, weil dann ſieben Klaftern eben ſo viel Hitze geben, wie acht, wenn das Holz im Safte gefällt worden iſt. Hiernächſt ſind alle Feuerungen einer genauen Reviſion zu unterwerfen, da in deren beſſern Conſtruktion ein wirkſames Mit— tel liegt, den Verbrauch an Holz zu vermindern. Daher iſt das Verbrennen des Holzes auf dem Feuer— herde oder im Freien ſo viel als möglich zu vermei— den, indem drei Cubikfuß Holz, in einem meiſt ver— ſchloſſenen Raume (im Ofen, Kochherde oder unter einem eingemauerten Gefäße) verbrannt, eben ſo viel Hitze geben, wie fünf Cubikfuß, die man auf einem flachen Herde, unter und neben den Kochgeſchirren verbrennt. Das zum Verbrennen beſtimmte Holz laſſe man ſehr kurz ſägen und ſehr klein ſpalten, weil es alsdann die meiſte Flamme giebt, die kräftiger und ſchneller wirkt als das Kohlenfeuer. Bei Be— arbeitung des Klafterholzes ſoll man ſich der Säge bedienen, indem durch das Entzweihauen mit der Art oft ½ bis ½ in den Spänen verloren geht. Man ſuche ferner auf dem Lande in jeder Gemeinde gemeinſchaftliche Backöfen einzuführen, wodurch eine unglaubliche Menge Holz erſpart werden kann; denn zur Heizung eines Backofens, der vom Morgen bis Abend im Gebrauch iſt, hat man nicht halb ſo viel Holz nöthig, als zu einem der kalt iſt. Man laſſe kein Brennholz im Walde verfaulen, und daher alle Stücke, die nicht wieder ausſchlagen ſollen, friſch roden und zu Brenn- oder Kohlenholz benutzen. Außerdem iſt es aber dem Aufſuchen der Torf- und Braunkohlenlager und deren Benutzung als Feue— “ 736 rungsmaterial wohl hauptſächlich zuzuſchreiben, daß die Holznoth ſich bis jetzt nicht noch merklicher ge— zeigt hat, und es ließen ſich jene beiden Feuerungs— materiale wohl auf eine noch vielfachere Weiſe bei ländlichen Gewerben benutzen, wenn die Feuerungen dazu eingerichtet würden, vornehmlich zu Ziegeleien, Branntweinbrennereien u. dergl. Endlich würde ſtrenge Wirthſchaftlichkeit, welche beſonders das Ge— ſinde zum ſparſamen Verbrauch des Holzes gewöhnt, einen ſehr vortheilhaften Einfluß äußern, indem in holzreichen Gegenden eine unglaubliche Menge Holz verſchwendet wird. Die Heizung im Allgemeinen betreffend, ſind noch nachſtehende Vorbemerkungen anzuführen. Hohe Räume erfordern mehr Heizung als niedrige von gleichem cubiſchen Inhalte, indem die erwärmte Luft durch ihre größere Leichtigkeit in die Höhe ſteigt. Ferner kommt ſehr viel auf die Beſchaffenheit der Mauern an, welche den zu heizenden Raum ein— ſchließen. Backſteine ſind unter den gebräuchlichſten Bauſteinen die ſchlechteſten Wärmeleiter, und die daraus erbauten Mauern daher der Zimmerheizung günſtiger als die aus natürlichen Steinen, beſonders aus Sandſtein erbauten. Tapezirte Wände halten die Wärme etwas beſſer zuſammen als blos mit Kalkmörtel abgeputzte und angeſtrichene; am meiſten wärmehaltend ſind aber von den Wandbekleidungen die Vertäfelungen mit Holz, beſonders wenn fie et: was hohl liegen, ſo daß zwiſchen denſelben und den Mauern ein Luftraum bleibt. Einen nicht geringen Unterſchied macht es endlich, ob einzelne zwiſchen andern ungeheizten Räumen gelegene Zimmer zu heizen ſind, oder ſolche, welche von regelmäßig ge— heizten umgeben liegen. Die verſchiedenen Heizungsarten zerfallen in drei Hauptgattungen. 1) Heizung durch offenes Feuer im Ka— min. Hier iſt weſentlich nur die ſtrahlende Wärme zu benutzen, die einigermaßen, obſchon in ſehr ge— ringem Grade, auch die Wände des Zimmers er— wärmt. Die Kaminheizung iſt die koſtſpieligſte und ungleichmäßigſte von allen Heizungen; ſie iſt im Grunde nur zu vorübergehender Erwärmung zu ge— brauchen und in ſüdlichen Ländern wohl angenehm, in Deutſchland aber durchaus nicht ausreichend. 2) Heizung durch Übertragung der Wärme an einen feſten Körper, alſo a) Kanalheizung, b) Ofenheizung, e) Dampfheizung, d) Heißwaſſerheizung. Bei den beiden letzt— genannten Arten erfolgt die Übertragung der Wärme an den feſten Körper durch Vermittelung des vorher erhitzten Waſſers. 3) Durch Zuleitung anderwärts erwärmter Luft (Luftheizung). Rückſichtlich der Wahl einer der genannten Heizungsarten iſt vornehmlich folgendes zu bemerken: Die Kaminheizung reicht, wie ſchon oben bemerkt, für unſere gewöhnlichen Bedürfniſſe in der Regel nicht aus. Ebenſo ungeeignet dazu iſt die Kanalheizung, die auch jetzt meiſtens nur noch für Gewächshäuſer in Anwendung gebracht wird. Hauswirthſchaft. Die Dampf- und Heißwaſſerheizung würden aller— dings im Wohnhauſe in Anwendung kommen kön— nen, wenn ſich die nöthigen Apparate der wohnlichen Einrichtung beſſer anpaſſen ließen; daher man auch ſie nur in Gewächshäuſern, Fabrikgebäuden u. ſ. w. in Anwendung findet. Demnach hat man für das Wohnhaus meiſt nur zwiſchen Ofen- und Luftheizung zu wählen. Erſtere iſt jetzt noch die allgemein ge— bräuchlichſte und auch namentlich da beizubehalten, wo uns nicht die freie Verfügung über das ganze Haus zuſteht; ferner in ſolchen Wohnungen, wo nur einzelne Zimmer regelmäßig, andere aber nur gelegentlich geheizt werden ſollen, endlich in Woh— nungen, deren Beſitzer die größere Trockenheit der Luft, welche die Luftheizung mit ſich bringt, nicht vertragen. Auch Gewächshauspflanzen vertragen die trocknere Luft nicht gut. Dagegen empfiehlt ſich die Luftheizung beſonders für Heizung ganzer Häuſer oder Etagen; ferner zur Raumerſparniß in den Zim— mern, indem dadurch die Ofen vermieden werden, und zur Reinlichkeit im Hauſe, weil die Heizung eines ganzen Hauſes mit erwärmter Luft ſich mei— ſtens auf einen Schornftein zurückführen läßt, der vom Keller aus gereinigt wird. Endlich empfiehlt ſie ſich durch ihre Feuerſicherheit. Ofen heizung. Die Heizung mit einzelnen Ofen iſt, wie ſchon oben erwähnt, noch immer die bei weitem gebräuch— lichſte, indem fie den mannichfaltigen Einzelbedürf— niſſen des bürgerlichen Lebens am meiſten entſpricht. Erſt mit der zunehmenden Theuerung des Brenn— materials wandte man auf den früher außerordentlich vernachläſſigten Ofenbau mehr Aufmerkſamkeit. In— deſſen iſt wohl auch jetzt noch der größere Theil aller gangbaren Ofen, wenigſtens im Verhältniß zu den Orten, wo dieſe ſtehen, unvortheilhaft eingerichtet. Man hat in neuerer Zeit eine ſehr große Menge Vorſchläge zur Verbeſſerung der Stubenöfen gemacht. (Leuchs Feuerungskunde S. 262 bis 285). Die Frage, welches der zweckmäßigſte Ofen ſei, läßt ſich nicht allgemein beantworten, indem für verſchiedene Zwecke ſehr verſchiedene Conſtructionen erforderlich ſind. An einem guten Stubenofen können folgende Anforderungen geſtellt werden: 1) Er ſoll das Zim— mer ſchnell erwärmen; 2) die hervorgebrachte Er- wärmung bequem, dauernd und gleichmäßig unter— halten; 3) der Geſundheit zuträglich ſein; 4) den geringſten Raum einnehmen und unbenutzbar machen, und 5) endlich ſoll die größtmögliche Erſparniß von Brennmaterial ftattfinden. Indeſſen lehrt die Er— fahrung, daß namentlich den beiden zuerſt genannten Anforderungen nicht zugleich vollſtändig entſprochen werden kann. Es kommt daher zuerſt überall darauf an, ob der fragliche Ofen mehr zur dauernden und gleichmäßigen, oder mehr zur ſchnellen und vorüber— gehenden Erwärmung des Lokals, für welches er be— ſtimmt iſt, dienen ſoll. Denn dieſe beiden Zwecke verlangen die Anwendung entgegengeſetzter Mittel zu ihrer vollſtändigen Erreichung; indeſſen laſſen ſich doch Vorkehrungen treffen, um beiden in ſo weit zu Die Ofen heizung. genügen, als das gewöhnliche häusliche Bedürfniß es erfordert. Um einen gegebenen Raum ſchnell zu heizen, dient ein Ofen, welcher durch das in dem— ſelben angezündete Feuer ſchnell erwärmt wird und die empfangene Wärme eben ſo ſchnell an die Zim— merluft abgiebt. Ein ſolcher Ofen muß daher aus guten Wärmeleitern gefertigt werden; dergleichen ſind für dieſen Zweck die Metalle, namentlich Eiſen, als das wohlfeilſte und brauchbarſte. Je dünner man dieſes wählt, deſto ſchneller erfolgt die Er— wärmung, alſo bei Eiſenblech ſchneller als bei Guß— eiſen; aber in demſelben Verhältniß tritt auch die Abkühlung ſchneller ein. Eiſerne Ofen ſind daher vorzüglich für ſolche Gemächer geeignet, welche nur bisweilen auf Stunden erwärmt werden ſollen; fer— ner für die mildern Klimate, wo meiſtens nur Früh und Abends eine kleine Heizung verlangt wird. Ein Ofen zu gleichmäßig dauernder Erwaͤrmung muß hingegen aus einem Material beſtehen, welches die empfangene Wärme lange an ſich hält; ein ſolches erhitzt ſich aber auch ſelbſt verhältnißmäßig langſam. Für den Ofenbau dienen in dieſer Hinſicht gebrann— ter Thon und Lehm. Je ausdauernder und gleich— mäßiger die Heizung verlangt wird, deſto dicker, maſſiger müſſen die Wände des Ofens angefertigt werden. Thönerne Ofen ſind hiernach (in Deutſch— land und noch kältern Ländern) für eigentliche Wohn— zimmer im Allgemeinen die geeignetſten. In An— ſehung der Geſundheit iſt hauptſächlich darauf zu ſehen, daß der Ofen den Luftwechſel im Zimmer be— fördere, was freilich am vollſtändigſten nur durch die Luftheizung erlangt wird. In dieſer Hinſicht ver— dienen die Ofen, welche im Zimmer geheizt werden, bei weitem den Vorzug vor denjenigen, deren Hei— zung von außen durch einen Hals erfolgt. Wo nicht beſondere Verhältniſſe die letztere Methode erheiſchen, ſollte man daher ſtets die erſtere wählen, welche ſich übrigens mit jeder Gattung von Ofen verträgt. Fer— ner find in Hinſicht der Geſundheit unſtreitig die gleichmäßig heizenden thönernen Ofen den eine un— gleiche Flughitze verbreitenden eiſernen vorzuziehen. Was den Raum betrifft, welchen der Ofen im Zim— mer einnimmt und unbrauchbar macht, ſo muß der Ofen doch immer die geeignete Größe erhalten, weil er ſonſt, kleiner gewählt, dem beabſichtigten Zweck nicht entſprechen würde. Zur größtmöglichen Erſparung des Brennmate— rials ſind folgende allgemeine Rückſichten zu neh— men: 1) Derjenige Theil des Ofens, in welchem das Feuer brennt, iſt auf den kleinſten Raum zu beſchränken, welcher zur lebhaften Verbrennung des zur betreffenden Heizung erforderlichen Materials hinreicht; denn jede Erweiterung deſſelben vermin— dert die Wirkung der Heizung. Je weniger Flamme das anzuwendende Brennmaterial macht, deſto grö— ßere Beſchränkung der Feuerſtelle, beſonders ihrer Höhe nach, nöthig iſt, alſo bei Torf und Stein— kohlen mehr als bei Holz. Wird jedoch der Feuer— raum allzuſehr beſchränkt, ſo zieht ſich die Flamme an den umgebenden Wänden hin, ſtatt mit ihrer Spitze gegen ſie zu ſchlagen, welches letztere die ſtärſte Erhitzung hervorbringl. 2) Die Züge und Kirchhof, Landwirth. 737 Rohre des Ofens ſollen nicht weiter gemacht wer— den, als dies zum lebhaften Durchzug des heißen Rauches nöthig iſt. Bei dem erſten Zuge iſt dies um ſo wichtiger, als hier noch eine Verbrennung des Rauches eintreten kann, welche in doppelter Hinſicht wünſchenswerth iſt (ſ. weiter unten). Übri— gens ſollen die Züge vom Feuerherde bis zum Ein— tritt in den Schornſtein ſo viel als möglich gleich weit ſein, und jedenfalls ſich nicht verengen; für gewöhnliche Stubenöfen iſt in der Regel ein Durch— ſchnitt von 25 bis 50 Quadratzoll anzunehmen; all— zuweite Züge ſchwächen den Luftzug. Die Züge und Rohre ſollen ferner lang genug ſein, weil ſonſt der Rauch allzu heiß in den Schornſtein gelangt, und ſo Wärme ungenutzt verloren geht. Indeß hat dies auch ſeine Grenzen, indem der Rauch mit einer Temperatur von 60 bis 80 Grad R. in den Schornſtein treten muß, weil ſonſt der Ofen leicht raucht, auch Glanzruß ſich anſetzt. Es iſt gleich— gültig, ob die Züge ſenkrecht oder wagerecht geführt werden, und die Wahl der einen oder der andern Führung hängt blos von der Conſtruction des Ofens ab. 3) An Brennmaterial wird um ſo mehr erſpart, je weniger Luft während der Verbrennung des eingelegten Materials hinreicht. Deßhalb iſt dies der günſtigſte Fall, wenn der Herd mit Brenn— material möglichſt angefüllt wird, die Verbrennung bei offenem Regiſter (oder, wenn der Ofen einen Roſt hat, bei offener Aſchenfallthüre) ſo lebhaft und ſchnell von ſtatten geht, bei abnehmendem Brande aber die Thüre allmälig und endlich ganz geſchloſ— ſen und dadurch der Luftzug durch den Ofen ge— hindert wird, welches Letztere man am vollſtändig— ſten erreicht, wenn zugleich die Klappe des in den Schornſtein tretenden Rauchrohres geſchloſſen wird. Doch muß man hierbei, beſonders bei Steinkohlen— feuerung, die Kohlen völlig ausglühen laſſen. Es müſſen daher, wenn die Klappe geſchloſſen werden ſoll, die Thüren und Regiſter (kleinen Thürchen) der Einfeuerung und des Aſchenfalls möglichſt dicht gemacht, und deren Regiſter bei Schließung der Klappe mit geſchloſſen werden. Wird aber nur we— nig Feuermaterial in den Ofen gelegt und dieſes langſam darin verbrannt, ſo zieht während der Verbrennung eine verhältnißmäßig größere Menge Luft durch den Ofen, und die hierbei fortwährend ſtattfindende Abkühlung verringert die Wirkung des Feuers auf die Erwärmung des Ofens. Dieſe Ab— kühlung iſt aber natürlich bei denjenigen Ofen am größten, welche von außen geheizt werden; daher ſich die Heizung von innen auch in ökonomiſcher Hinſicht empfiehlt. 4) Der beim Brande entſtehende Rauch muß ſo viel als möglich im Ofen wieder verbrannt werden, wodurch nicht nur eine Verſtär— kung der Gluth nnd Flamme bewirkt wird, ſondern auch die Züge und Rohre von Ruß rein gehalten werden, und die Ofen ſodann nur höchſt ſelten zu reinigen ſind. Im Allgemeinen wird die Verbren— nung des Rauchs im Ofen dadurch befördert, daß der Eintritt deſſelben aus der Feuerſtätte in den erſten Zug ziemlich eng gehalten wird, ſo daß er ſich hier ene e Sehr zweckmaͤßig 738 hat fich auch folgende Vorrichtung gezeigt. In den hintern Theil der Feuerſtelle, wo dieſe in den erſten Zug übergeht, wo alſo der Rauch anſteigt, leitet man ein kleines Zugrohr durch den Boden der Feuerſtätte, wodurch die zum Verbrennen des Rauchs erforderliche Luft zugeführt wird. 5) Der Ofen ſoll endlich ſo eingerichtet ſein, daß die mit der Zimmerluft in Berührung ſtehende äußere Ober— fläche deſſelben keine zu hohe Temperatur anzuneh— men braucht, um die für den gegebenen Zweck er— forderliche Erwärmung zu wege zu bringen. Dieſe Oberfläche muß alſo groß genug ſein, weil ſonſt die an derſelben ſich erwärmende Zimmerluft zu ſchnell in die Höhe tritt und ihre Wärme an der Decke abſetzt, ſtatt ſie vorher theilweiſe an die neben— liegende Luft der untern Hälfte des Zimmerraumes abzugeben. Die größte Wirkung mit einer gegebenen Menge Brennmaterial wird in dieſer Beziehung dann erreicht, wenn die äußere Hälfte des Ofens nur auf 60 bis 80 Grad R. erhitzt zu werden braucht. Auch in dieſer Beziehung ſind daher im Allgemeinen, beſonders für hohe Zimmer, größere thönerne Ofen kleinen eiſernen vorzuziehen. 1) Schnellheizende Ofen. Dieſe ſind aus Eiſen anzunehmen. Soll blos ein gegebener Raum auf die ſchnellſte Weiſe ohne weitere Rückſicht er— wärmt werden, ſo iſt ein einfacher cylindriſcher oder prismatiſcher Hohlkörper von Eiſenblech, in der Mitte mit einem bis auf 4 oder 5 Zoll in die Decke reichenden Unterſchied (Zunge) und einem, nicht zu kurzen Rauchrohr vollkommen ausreichend. Einen ſolchen Ofen ſtellt beiſtehende Zeichnung dar. Die gewöhnlichen blechernen Windöfen ſind mehr oder weniger demſelben ähnlich. Doch ſollten ſie billigerweiſe wenigſtens aus den Wohnzimmern ver— drängt werden, da ſie die verſchwenderiſchſten und ungeſundeſten von allen Ofen ſind. Etwas lang— ſamer und ausdauernder heizt derſelbe Ofen, wenn er aus Gußeiſen gefertigt wird, in welchem Falle die cylindriſche Form den Vorzug verdient. Einen ſchnell heizenden Ofen, welcher zur Zim— merheizung ſchon geeigneter iſt, zeigen beide nach— ſtehende Figuren, erſtere im ſenkrechten Längen— durchſchnitt, letztere in der Seitenanſicht. Hier iſt der Unterkaſten 4 B I H aus Gußeiſen und der Aufſatz K L. M aus Eiſenblech gefertigt. Der Un— SHauswirthſchaft. terkaſten iſt etwa 3 bis 3½¼ Fuß lang, 2 bis 2% Fuß hoch und 1 Fuß breit; wonach ſich die übri— gen Verhältniſſe ergeben. In der einen Stirnplatte iſt die Heizthüre, und darunter die Aſchenthüre an⸗ gebracht; beide ſind mit Regiſtern verſehen, um den Luftzug zu reguliren. Unmittelbar hinter dem erhöhten Roſte iſt eine 3 Zoll ſtarke Zunge oder Mauer fa von Backſteinen aufgeſetzt, während eine zweite Zunge 4 von der Oberplatte 7 I bis auf 8 Zoll von der Unterplatte herabgeht, und auf ei— ner über zwei Backſteine gelegten eiſernen Schiene ruht. Beide Zungen ſchließen ſich an die Seiten— platten des Ofens ohne Zwiſchenraͤume an. Der Aufſatz beſteht aus drei ſenkrechten, etwa 7 Zoll weiten Rohren, welche auf dem Kaſten UHH LI ruhen und den obern Aufſatz M tragen. Dieſer ganze Aufſatz iſt von Eiſenblech. Bei 4 hat das Rauchrohr eine Drehklappe. Die Räume in die Käſten A, „ und A find ausgeſpart, wodurch die Heizung ſehr befördert wird, indem ſich theils die durchziehende Luft erwärmt, theils durch die Form dem Feuer ein geeigneter Zug angewieſen und durch den Unterſchied *die unnöthige Erwär— mung des bei g durchziehenden Rauches durch das unterhalb A brennende Feuer vermieden wird. Die Drehklappe f endlich iſt beſtimmt, den Weg des Rauches, welcher, wenn dieſelbe verſchloſſen iſt, etwa 20 F. beträgt, für den Fall abzukürzen, daß der Luftzug des Schornſteins bei ungünſtigem Wet— ter ſich vermindert. Einen einfachern mit kleinen Verſchiedenheiten oft vorkommenden Ofen, aus Eiſenblech oder Guß— eiſen herzuſtellen, zeigen nachſtehende beide Figuren. Dieſer Ofen beſteht aus lauter wagerechten Circu— lirgangen. Ferner gehören auch hierher die an vie— len Orten gebräuchlichen ähnlichen Ofen, welche über einen eiſernen Heizkaſten einen Aufſatz von dünnen, thönernen Kacheln haben, der aus wage— rechten Zügen mit Durchſichten gebildet wird, und PT A ²˙ A m ˙mö! Die Dfenbheizung. Pr die man auch wohl Hernhuter Ofen (Etagenöfen) nennt. ———— N — * Ss N Sau Ss | SIR — N RN N . S AAT ,. 7 U — 7 H E „ E 4 6 ö N N 2) Ofen zu dauernder gleichmäßiger Heizung. Hierher gehört zunächſt der ruſſiſche Ofen, welcher in beiſtehenden Figuren dargeſtellt iſt und aus einem von Backſteinen aufgeführten Kaſten beſteht, welcher durch eingeſetzte Scheide— wände von demſelben Material in mehrere ſenk— rechte Circulirgänge abgetheilt wird. Fig. 4, 8, 10, 11 und 12 zeigen den Grundriß dieſes Ofens, je nach Verhältniß der beabſichtigten Größe und des Lokals. Der Grundriß Fig. 10 iſt in einer Ecke angepaßt, in welcher nicht Raum genug vor— handen iſt, einen freiſtehenden Ofen anzubringen. Einen freiſtehenden derartigen Ofen mit 6 Zügen ſtellen die Figuren 1 und 2 im Aufriſſe, Fig. 3 im ſenkrechten Durchſchnitt und Fig. 4 im wagrechten \ 739 Querſchnitte dar. In Fig. 3 und 4 bezeichnet 1 die Feuerſtätte, welche zur Hälfte überwölbt ift; hinter dem Gewölbe ſchlägt die etwas zuſammen— gedrängte Flamme in den erſten Zug, ſteigt nach der punktirten Linie in Fig. 3 in die Höhe und tritt oben in den Zug 2 und ſo weiter nach der Folge der in Fig. 4 angegebenen Ziffern abwech— ſelnd abwärts und aufwärts, bis endlich wieder herab in den letzten Zug, durch welchen der heiße Rauch in die unten beſchriebene ſogenannte Guſche bei „in Fig. 3 und 4, und durch dieſe in den Schornſtein geht. Sämmtliche Züge find von glei: cher Weite, nur die Übergänge aus einem in den andern werden etwas enger gehalten. Die Ziegel zu den Wänden eines ſolchen Ofens werden durch Draht und kleine Eiſenklammern verbunden, wie in Fig. 3 angegeben. Auf den Verband der ein— zelnen Beſtandtheile iſt aber überhaupt die größte Aufmerkſamkeit zu richten. Beim Gebrauch des ruſ— ſiſchen Ofens füllt man die Feuerſtätte deſſelben ſo voll als möglich mit Brennmaterial (am beſten mit gutem, trocknem Birken- oder Buchenholz), und läßt dieſes bei offenem N in lebhaften Brand ge: 740 rathen. Da die möglich lebhafteſte Verbrennung hier beſonders wichtig iſt, jo muß man den Luft zug mit Aufmerkſamkeit reguliren. Übrigens hat ein gut gebauter ruſſiſcher Ofen, beſonders wenn er mit einem ruſſiſchen (engen) Schornſtein in Ver— bindung ſteht, ſehr ſtarken Zug; daher ſein Inne— res durch das lebhafte Feuer außerordentlich erhitzt wird. Sobald das Feuer abgebrannt iſt, vermin— dert man den Luftzug dadurch, daß man das an der Heizthüre angebrachte Regiſter ſchließt; ſind aber die Kohlen hinlänglich ausgeglüht, ſo ſchließt man den Ofen von dem Schornſtein vollkommen durch die Guſche ab, welche zu dieſem Zweck fol— gende Einrichtung erhält. Eine viereckige eiſerne Platte (Fig. 5) iſt an dem oben angegebenen Orte im letzten Circulirgange unmittelbar vor dem Aus— tritt des Rauchs in den Schonſtein horizontal ein— gemauert, und hat in der Mitte eine für den Durch— gang des Rauchs hinreichende runde Offnung, ſo wie um dieſe einen nach oben etwa ½ Zoll her— vorſtehenden Rand (Fig. 6). Das Verſchließen der Guſche ſelbſt erfolgt durch zwei eingelegte Deckel Haus wirthſchaft. oder Stürzen, indem man zuerſt den Deckel a (Fig. 7) auf obige Offnung legt, und dann den Deckel d über den erwähnten Rand ſtürzt. Beides geſchieht durch eine zu dieſem Zweck an der betreffen— den Stelle des Circulirganges angebrachte Thüre. Bei dem in Fig. 3 dargeſtellten muß man unter dem zu dieſem Behuf durch die Scheidewand s ab— geſchloſſenen Zug 5 (Fig. 3) durchgreifen; in Fig. 10 iſt der Zugang zur Guſche unmittelbar gegeben. Sowohl die Deckel der Guſche, ſowie auch die zu ihr führende Thüre und die Heizthüre und ihre Regiſter müſſen ſo luftdicht als möglich ſchließen; dieſe Thüren werden zweckmäßig doppelt gemacht. Wenn ein Aſchenfall nöthig iſt, ſo muß auch die— ſer ganz luftdicht verſchloſſen werden können. Bei Holzfeuerung bedarf es jedoch keines Roſtes, mit— hin auch keines Aſchenfalls. In dem zwölfzügigen großen Ofen Fig. 8 und 9 ift der Feuerherd für ein ſtärkeres Feuer auf geeignete Weiſe erweitert. Die Guſche iſt hier bei o (Fig. 9) angebracht, und der Zugang zu derſelben befindet ſich in der Hinter— wand. Der ruſſiſche Ofen wird durch das verbrannte Feuermaterial innerlich ſehr ſtark erhitzt, theilt je— doch wegen der Stärke ſeiner Wände die empfan— gene Wärme ſeiner äußern Oberfläche nur langſam mit, und muß daher 2, 3 und mehr Stunden zu: vor geheizt werden, bevor man die Erwärmung des Zimmers erlangt. Dafür hält er aber auch ſeine Wärme außerordentlich lange, und bei einem etwa aus 3 Zoll ftarfen Backſteinen gut gebauten und in ſeiner Größe dem Zimmer entſprechenden Ofen reicht in der Regel eine einmalige Heizung täglich hin, wo dann ein ſolcher Ofen für ein ei— gentliches Wohnzimmer jedenfalls der holzerſpa— rendſte iſt. Eben ſo dauernd wie der ruſſiſche Ofen heizt der ſchwediſche. Fig. 2 zeigt bei D die Feuer: ſtätte, von welcher das Feuer in dem dahinter lie— Die genden erften Zug a in die Höhe fteigt, von da in den zweiten Zug db übergeht, in dieſem nieder: ſteigt, wieder nach e übergeht, aus dieſem oben nach dem Zuge 4, von da unten nach e und aus dieſen oben in den Schornftein tritt. Der von dieſen Zü— gen nicht eingenommene Raum des Ofens iſt mit Backſteinen ausgefüllt, aus welchen auch die Wände erbaut ſind. Die Heizung erfolgt hier ebenfalls durch einmaliges Einlegen, und nach dem Abbren— nen des Feuers werden die Heizthüre und die Klappe des Rauchrohrs möglichſt dicht geſchloſſen. Die Wirkung iſt der des ruſſiſchen Ofens ähnlich, obſchon letzterer im Ganzen noch vorzuziehen ſein dürfte. Eine in den Figuren 2 und 3 dargeſtellte Nebeneinrichtung des ſchwed. Ofens iſt weiterhin beſchrieben. Die erſten Heizungen bei dem ruſſiſchen und ſchwediſchen Ofen müſſen ſehr vorſichtig ge— macht werden, bis der Ofen nach und nach aus— getrocknet iſt. 3) Ofen mittler Art. Obſchon, wie oben erwähnt, ein Ofen, welcher im höchſten Grade zu— gleich ſchnell und dauernd heizt, nicht möglich iſt, ſo laſſen ſich doch beide Vorzüge einigermaßen ver— binden. Die einfachſte und zugleich billigſte Vor— richtung zu dieſem Zwecke iſt folgende: Man nimmt aus einem gewöhnlichen kleinen cylindriſchen Blech- ofen, deſſen Rauchrohr jedoch vom oberſten Theile ausgehen muß, die Zunge heraus, bringt über der Heizthüre einen ftarfen eiſernen Roſt an, welcher den ganzen Ofen waagrecht theilt, und füllt den ganzen Raum über dieſem Roſte mit unregelmäßi— gen Bruchſteinen oder Backſteinbrocken an, wie in beiſtehender Zeichnung zu erſehen. Die unterhalb 22323 928 . 75 2 6 E des Roſtes angezündete Flamme dringt durch die Zwiſchenräume der Steine in die Höhe, erwärmt ſchnell die dünnen Außenwände des Ofens und durch dieſe das Zimmer, erhitzt aber zugleich die Füllung des Ofens, welche nach dem Schließen der Klappe ihre empfangene Wärme langfam an die Blechwände und durch dieſe an die Zimmerluft ab— giebt. Statt jenes Roſtes und der darüber liegen— den Bruchſteine kann man auch einen geeigneten Einbau von Backſteinen anwenden, wodurch das Ganze noch wohlfeiler wird. Ein anſtändigerer Ofen gemiſchter Conſtruction iſt in beiſtehenden Figuren 1 und 2 dargeſtellt. Hier Ofen heizung. 741 find die äußern Wände von Backſteinen oder doch von ſehr ſtarken Kacheln aufgeführt, während die horizontalen Wände der Züge theils ſchwächer, theils ſtärker find. Die ſchwächern (Fig. 1) find von Blech, und dienen zu vorläufiger ſchneller Erwärmung des Zimmers; die ſtärkern ſind aber von Kacheln, wel— che über eiſerne Schienen gelegt werden, und die— nen nebſt den äußern Wänden zu nachdauernder Heizung. Die Offnung bei » ſoll der Flamme hin— reichende Luft zu möglichſt vollſtändiger Verbren— nung des Rauchs zuleiten. Bei den ſogenannten Straßburger Ofen iſt der Unterkaſten von ftarfen Kacheln oder dünnen Backſteinen, der Aufſatz aber ein langes Rauchrohr von Blech. 5 742 Sehr bekannt geworden ift ferner der Ofen des Hauptmann's Buſch (Buſchofen genannt), wel— cher in nachſtehender Zeichnung von Fig. 1 bis 8 dargeſtellt iſt. Fig.! zeigt die äußere Anſicht, Fig. 2 den ſenkrechten Durchſchnitt, Fig. 3 bis 8 die ein— zelnen innern Theile deſſelben. Dieſer Ofen hat nach Verhältniß feiner Größe 4 oder 5 ſenkrechte Circulirgänge, und ſeine weſentliche Eigenthümlich— keit beſteht in der Art, wie dieſe um einen eigens dazu geformten Kern aufgebaut ſind. Das äußere Gebäude iſt ein aus 3 bis 5 Stücken zuſammen— geſetzter Cylinder von Gußeiſen. Das unterſte Stück bildet den Feuerkaſten, welcher (Fig. 1 und 3) Haus wirthſchaft. in ſeiner Bodenplatte einen Roſt über einem Aſchen— kaſten und an der einen Seite die Heizthüre hat. Auf dieſen Cylinder wird die Platte (Fig. 4 und 5) gelegt; dieſelbe hat an der, der Ofenthüre gegen— uͤberſtehenden Seite eine Offnung 4, durch welche das Feuer in den erſten Zug tritt. Zweckmäßiger Weiſe erhält fie auch noch die Offnungen 5. e, d und e Fig. 4, um durch dieſelben die darüberſtehen— den Zuͤge reinigen zu können. Dieſe letzten Off— nungen ſind während dem Gebrauch des Ofens durch die Stürzen f und g Fig. 5 bedeckt, welche man leicht von unten wegnehmen und einſetzen kann. Auf der Mitte obiger Platte wird der aus 3 Stücken (Fig. 8 a, b und c) beſtehende gußeiſerne Hohlkern aufgerichtet, deſſen Einrichtung in dieſen Figuren und dem Grundriß Fig. 7 deutlich zu er— ſehen. Dieſer Hohlkern iſt bei einem fünfzügigen Ofen fünfeckig, bei einem vierzügigen viereckig. Zwiſchen dem Cylinder und dem Hohlkern werden von Dachziegeln mit feinem Lehm Wände aufge— führt, durch welche, je nach der Zahl der Seiten — Fig.8 ce des Kerns, 4 oder 5 ſenkrechte Züge (Circulirgänge) entſtehen, deren Durchſchnitt Fig. 4 zeigt. Die Ziegel werden an die verbrochenen Ecken des Kerns angeſetzt. Die Seiten des Kerns ſind nicht ganz gleich, und diejenige, welche den erſten Zug be— grenzt, iſt die kleinſte, während die andern, wie ſie auf einander folgen, je um etwa ½ Zoll länger find, wodurch in derſelben Aufeinanderfolge die Züge et— was weiter werden. Der Übergang aus dem erſten Zuge in den zweiten befindet ſich unmittelbar unter der Decke des Ofens, der aus dem zweiten in den Die dritten unmittelbar über der Platte (Fig. 5) u. |. w. abwechſelnd, ſo daß bei einem fünfzügigen Ofen das Rauchrohr am oberſten Theil des Ofens mün— det. Die Übergänge aus einem Zuge in den an— dern müſſen bei Aufführung der Ziegelwände aus— geſpart werden. Zu bequemer Herſtellung der un— tern Übergänge dienen die an dem unterſten Stück des Hohlkerns (Fig. 8) angebrachten Lappen, auf welche die Dachziegel aufgelegt werden. Sonſt werden die einzelnen Stücken des Hohlkerns mit Lehm verbunden und jedes mit Sand ausgefüllt, ehe man das folgende aufſetzt. Auf gleiche Weiſe werden die Stücke des äußern Cylinders wie ge— wöhnlich in Lehm über einander geſetzt. Endlich wird die Deckplatte ebenfalls mit Lehm aufgelegt, worauf der Ofen fertig iſt. Bei dieſem Ofen dient der eiſerne Cylinder zur ſchnellen Erwärmung des Zimmers, während der irdene Einbau eine dauernde Nachheizung bewirken ſoll. Dergleichen Ofen heizen zwar ſchnell und ſind ſehr rauchverzehrend, erwär— men aber keineswegs ſehr nachhaltend. Übrigens werden Buſchöfen auch ganz von Thon gefertigt, und iſt hier der Cylinder nicht allzuſtark gehalten, ſo erwärmt ein ſolcher Ofen auch ziemlich ſchnell, und hält die Hitze weit länger; daher dieſe über— dies weit wohlfeilere Art in den meiſten Fällen vor— zuziehen iſt. Einer der vorzüglichſten Ofen für das deutſche Klima, und zwar für Wohnzimmer iſt der Ber— liner Ofen, welcher in beiſtehender Zeichnung von Fig. 1 bis 8 dargeſtellt iſt. Fig. 1 zeigt die äußere Anſicht, Fig. 2 den ſenkrechten Durchſchnitt EE nach der Linie 4 4 des Querſchnitts in Fig. 6. Fig. 3 giebt den ſenkrechten Durchſchnitt nach BB Fig. 6 an; der Querſchnitt in Fig. 4 iſt nach der Linie E E in Fig. 2 gemacht; Fig. 8 giebt den ſenkrechten Durchſchnitt nach der punktirten Linie ce in Fig. 5 an, und der Querſchnitt Fig. 7 ift Ofen heizung. 743 von S nach D in Big. 8 genommen. Dieſer Ofen iſt viereckig, und ſeine äußern Wände beſtehen aus Fiy UN MN un) BEA ftarfen Thonkacheln, während der Feuerherd e in Fig. 2 ein eingeſetzter gußeiſerner Kaſten iſt, wel— cher von den umgebenden Wänden abſteht. Der Boden des Ofens iſt wenigſtens 3 Zoll dick aus Ziegeln und Lehm angefertigt; die Grundplatte des D , . u,, / . eee 2 N M N ® STTSTTTTEI ä Feuerkaſtens liegt aber hohl auf den Pfeilern ce, und iſt mit Falzen verſehen, in welchen die Sei— tenwände ſtehen; die Deckplatte iſt an ihrem hin— tern Ende, der Heizthüre gegenüber, durchbrochen. Über der Offnung derſelben ſteht ein gußeiſerner Cylinder, durch welchen die Flamme in den erſten Zug tritt, wobei ſie etwas zuſammengepreßt wird. Hierüber kommt der aus einer mit Dachziegeln überlegten Blechtafel beſtehende Boden Ah zu lie— 744 gen, und auf dieſen die Stütze für den Boden A. Die aus ſchwachen Mauerziegeln beſtehende Wand Il in Fig. 8 theilt den Ofen der Länge nach in zwei gleiche Theile; dieſe Ziegel ſtehen auf den Wänden und reichen nur je bis 6 oder 7 Zoll von der entgegenſtehenden Stirnwand, wodurch die Off— nungen „n in Fig. 2 entſtehen. In den Decken mm bleiben ferner die Offnungen „% von 6 Zoll im Quadrat, abwechſelnd an den beiden Seiten, wie die Querſchnitte Fig. 4 und 7 zeigen. Das Rauchrohr » erhält eine zur Abſchließung des Ofens wohl eingerichtete Klappe. Bei der Heizung ſteigt das Feuer aus dem Kaſten durch den Cylinder g, ſtößt an die Decke A und tritt nach der Wendung um die Zunge? durch die Offnung dieſer Dede in den erſten Zug unter der erſten Decke , von da durch die erſte Offnung „und die Offnung o in den zweiten Zug u. ſ. w., ſpiralförmig aufwärts, bis der Rauch endlich durch das Rohr / in den Schornſtein abgeht. Dieſer Ofen braucht, je nach der Dicke ſeiner Wände, 1½ bis 3 Stunden zur hinreichenden Wirkung, erhält aber dann die Wärme ſehr lang, ſo daß man bei mäßiger Kälte mit einer Heizung, und bei ſehr kaltem Wetter mit zwei Hei— zungen täglich auskommt. Er wird in der Regel mit glaſirten Kacheln bekleidet. In den Figuren obiger Zeichnung iſt die Heizung von außen ange— geben; indeſſen iſt die Heizung von innen aus den früher angegebenen Gründen auch bei dieſem Ofen vorzuziehen, wo dann die Heizthüre bei 4 in Fig. 2 eingeſetzt wird. Nach erfolgter vollſtändiger Ver— brennung des eingelegten Feuermaterials wird die Klappe geſchloſſen. Hier iſt noch eine vortheilhafte Einrichtung zu erwähnen, welche nach Verſchiedenheit des Ofens auf verſchiedene Weiſe angebracht werden kann. Sie iſt eine Luftheizung (ſ. d. weiterhin) im Kleinen, in— dem man dadurch die Zimmerluft vom Boden des Ofens an einem erhitzten Theile deſſelben in die Höhe treten, ſich hier erwärmen und oberhalb wie— der austreten läßt. Für dieſen Zweck braucht man nur z. B. durch die Unterplatte irgend eines gußei— ſernen Ofenkaſtens ein nach unten vorſtehendes offe— nes Rohr zu führen, welches durch den Kaſten hin— durchgeht, hier von dem Feuer erhitzt wird. und ober— halb in der Deckplatte des Kaſtens oder in einem Theile des Aufſatzes mündet. Die ſogenannten Mantelöfen ſind einzig und allein nach den Grundſätzen der Luftheizung ge— baut. Um einen einfachen Ofen, welcher in der Re— gel von Gußeiſen iſt, wird ein nur wenige Zolle ab— ſtehender, oben offener Mantel von gebranntem Thon angebracht, welcher am Boden Offnungen hat, durch welche die Zimmerluft in den Zwiſchenraum eintritt, in welchem ſie ſich an den erhitzten Ofenwänden er— wärmt, und dann oberhalb wieder austritt. Indeſſen leiſten dieſe Ofen nicht die erwarteten Dienſte. Über die Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit der in neuerer Zeit empfohlenen ſogenannten Stich— flammenöfen hat man ſich bereits noch nicht ent— ſchieden, und ſie ſcheinen im Allgemeinen mehr ge— Hauswirthſchaft. gen, als für ſich zu haben. Dieſe Ofen haben einen möglichſt kleinen Feuerherd mit beſonderm Aſchenfall und die eigenthümliche Einrichtung, daß die Flamme auf dem Herde ſich theilt und zugleich auf beiden Seiten des Ofens, rechts und links, in beginnenden Zügen emporſchlägt, mit ihren Spitzen in der Mitte des erſten Zugs zuſammentrifft (ſich ſticht, daher der Name dieſer Ofen), von da in dem erſten Zuge nach beiden Seiten ſich abermals theilt, bis an's Ende fort und da durch eine eigne Offnung in den zweiten Zug tritt u. ſ. w. Die Züge ſind ſehr eng und für die Ableitung des Rauchs eine beſondere Vorrich— tung noch an den Ofen angebracht. Wegen der en— gen Zuge erfordern dieſe Ofen zum guten Brennen viel Luftzug. Sie werden aus Thonziegeln aufge— führt, oder aus Töpferthon geformt, jetzt aber auch von Gußeiſen angefertigt. Dergleichen Vorrichtun— gen ſind beſonders für ſolche Ofen zu empfehlen, bei welchen man zum Kartoffeldämpfen oder zur Erwär— mung des Waſſers ein aus einem neben dem Ofen aufgeſtellten hölzernen Faſſe in den Ofen gehendes Metallrohr über den Feuerherd angebracht hat; in— deſſen reicht dann hier die Theilung der Feuerflamme in dem Ofenkaſten ſelbſt ſchon hin, und kann ſodann nach den übrigen Zügen beliebig geleitet werden. Eben ſo wenig hat man noch über die Zweck— mäßigkeit der in neueſter Zeit erfundenen ſogenann— ten Füllöfen entſchieden. Dieſe gewähren die Be— quemlichkeit, daß man ſie mit einemmale für einen Tag voll Brennmaterial füllen kann, indem von die— ſem in Folge beſonderer Einrichtung nur immer ſo viel von dem Ofen ſelbſt an die Flamme auf den Herd abgegeben wird, als zur fortwährenden Unter— haltung des Feuers nöthig iſt. Außerdem bieten ſie den weſentlichen Vortheil einer ſehr billigen Heizung dar, indem man bei ihnen die ſonſt eigentlichen Ab— gänge vom Feuermaterial, als Torfbrock, klare Braunkohle u. ſ. w. verwenden kann. Doch müſſen dieſe Materialien ſtets in einem trocknen Zuſtande in Anwendung kommen, damit ſie, weil jene Ofen von oben gefüllt werden, das Durchfallen nach dem Feuerherde in Folge einer Verſtopfung nicht verhin— dern. Ob ſich zu dem neuerdings angekündigten Brug— man n'ſchen Spar-, Koch- und Wärmeofen, wie verlangt, 1000 Theilnehmer mit 1 Thlr. Prä— numeration gefunden, und dieſer dann wie verſpro— chen, beſchrieben und ausgeführt worden, iſt uns nicht bekannt. Wenn der Rauch nicht vollſtändig im Ofen ver— brannt wird, ſo ſetzt ſich in den Circulirgängen Ruß ab, wodurch der Luftzug und die Heizkraft des Ofens verringert wird und endlich bei Glanzruß Gefahr des Anbrennens dieſes letztern entſteht, wobei der Ofen ſpringen kann. Obgleich nun wohlgebaute Ofen den Rauch ziemlich vollſtändig verzehren, ſo iſt doch auch bei ſolchen wenigſtens eine paſſende Vorrichtung zu treffen, um die Züge reinigen zu können, ohne den Ofen abzubrechen. Deßhalb ſind hier und da Kehrlöcher an den Enden der Züge nö— thig, welche natürlich einen ſehr dichten Verſchluß während der Heizung haben müſſen. Übrigens darf Die man ſich durch die Behauptung, daß z. B. die Buſch— öfen der Reinigung gar nicht bedurften, nicht abhal— ten laſſen, eine ſolche vorzunehmen, ſobald man be— merkt, daß die Heizung langſamer von ſtatten geht; denn wenn ſich auch in dieſen und andern ſehr leb— haft ziehenden Ofen wenig Ruß anſetzt, ſo wird doch oft, ja faſt immer durch den lebhaften Zug, wenigſtens bei Holzfeuerung, leicht Aſche mit in die Höhe geführt und in den Zügen abgeſetzt, welche die Erhitzung der Ofentheile noch mehr als Ruß verhindert. Der Ofen ſoll jedenfalls im Zimmer frei ſtehen, d. h. keine Wände berühren; iſt letzteres jedoch bei beſchraͤnktem Platze unvermeidlich, fo muß er wenig— ſtens an eine maſſive Wand gelehnt werden. Wo möglich ſoll er aber auch nicht allzunah an einer Wand ſtehen, weil ſonſt dieſe Wand einen Theil der Wärme unnütz verſchlingt. Eben ſo wenig darf man den Ofen mit Gegenſtänden umgeben, welche die Wärme aufſaugen und der freien Circulation der Luft im Zimmer entgegentreten. Ferner muß der Ofen durchaus ſo tief geſtellt werden, als ſeine Ein— richtung es zuläßt, da die erwärmte Luft von ſelbſt in die Höhe ſteigt, und daher die beſte Wirkung er— reicht wird, wenn die unterſten Luftſchichten erwärmt werden. Endlich ſoll, wenn die Heizung von innen erfolgt, die Heizthüre womöglich einem Fenſter oder einer Thüre gegenüberſtehen, wodurch der lebhafteſte Zug bewirkt wird; niemals aber darf ſie gegen eine Wand gekehrt ſein. Luftheizung. Die Eigenthümlichkeit dieſer Heizung beſteht darin, daß der zu heizende Raum nicht unmittelbar durch einen in denſelben aufgeſtellten Heizapparat, ſondern durch Zuleitung warmer Luft erwärmt wird. (Engel, richtige Anweiſung zur Heizung der Ge— bäude mit erwärmter Luft. Berlin 1830.) Bei der Luftheizung ſteigt die in einem nach unten und oben geöffneten Behältniſſe erhitzte Luft durch ihre Leich— tigkeit in die Höhe und veranlaßt hierdurch die käl— tere, ihr nachzudringen. In einem Gemache, welches womöglich unter dem zu heizenden liegt, wird daher ein Ofen angebracht und mit einem nur wenig da— von abſtehenden Mantel umgeben. In die dadurch entſtehende enge Kammer (Heizkammer) wird am Boden derſelben kalte Luft geleitet, welche ſich an und über dem Ofen erwärmt und durch die in eine oder mehrere Röhren ausgehende Decke des Man— tels nach den zu heizenden Gemächern ſtrömt und dieſe erwärmt. Im Betreff der dabei erforderlichen Röhrenleitungen ſind zwei verſchiedene Methoden aufgeſtellt worden. Nach der einen wird die zu er— hitzende Luft ſtets friſch und kalt zugeleitet; Andere empfehlen dagegen, außer jenen Röhren, welche die erwärmte Luft nach den zu heizenden Räumen leiten, aus dieſen Räumen andere Röhren zurück bis an den Boden der Heizkammer zu führen, um ſtatt kalter Luft die bereits etwas erwärmte der Zimmer zur Heizung zu benutzen. Die gehofften Vortheile letzte— rer Methode haben ſich jedoch nicht bewährt, und Kirchhof, Landwirth. Luftheizung. 745 man iſt in neuerer Zeit deßhalb wieder davon zurück— gekommen. Für die meiſten Fälle dürfte ſich folgende Ein— richtung als die zweckmäßigſte empfehlen. Man wählt zur Aufſtellung des Ofens einen feuerſichern, möglichſt unter den zu heizenden Gemächern liegen— den Ort; denn die Heizung geht um ſo beſſer vor ſich, je ſenkrechter die erwärmte Luft aufſteigen kann. Beabſichtigt man, nur die obern Etagen eines Hau— ſes mit erwärmter Luft zu heizen, ſo kann die Heiz— kammer im Parterre angelegt werden; iſt aber auch dieſes für die Luftheizung beſtimmt, ſo muß der Ofen in das Souterrain (den Keller) verlegt werden, wo er überhaupt in der Regel den beſten Platz findet. Nur im Nothfalle läßt ſich der Ofen auch neben dem zu heizenden Raume aufſtellen, wo man dann die Zuleitungsröhren der warmen Luft in dem obern Theile der Wände deſſelben münden läßt. Legt man die Luftheizung gleich bei Erbauung eines neuen Hauſes an, ſo wird ſich aus dem Grundriſſe ſehr leicht eine paſſende Abtheilung des Kellers zur Auf— ſtellung des Ofens auffinden laſſen. Man läßt dann zugleich womöglich ganz in der Nähe und von Grund aus einen Schornſtein aufführen, welcher den Rauch des Luftheizungsofens aufnimmt. Der Keller muß durchaus trocken ſein; weßhalb man bei feuchtem Baugrunde einen andern Ort wählen muß. Der einfachſte und zweckmäßigſte Ofen beſteht in einem würfelartigen Kaſten von 1% Zoll ſtarkem gewalztem Eiſenblech. Dieſer Kaſten mit einer etwas gewölbten oder giebelartigen Decke und unten einem nach außen rechtwinkelig umgebogenen Rande, der aber unten offen iſt, wird über eine gemauerte, mit Roſt und Aſchenfall verſehene Feuerſtätte geſtülpt und hier mit ſenem Rande auf eingemauerte gußeiſerne Platten aufgeſchraubt. Er wird nach Art der Dampfkeſſel feſt zuſammengenietet, und die Vorderſeite deſſelben erhält einen Hals von 10 bis 12 Zoll Weite zur Ein- feuerung. Die Feuerſtätte wird aus den beſten Back— ſteinen 4 Stein ſtark dergeſtalt eingemauert, daß die Wände des Einbaues von den Ofenwänden nur 3 Zoll entfernt ſtehen und 5 bis 6 Zoll unter die Decke des Ofens reichen. Am Fuße des Kaſtens werden die Wände nach außen etwas abgeböſcht, ſo daß jener 3zöllige Zwiſchenraum ſich hier zu einer Spalte von 1 bis 1½ Zoll verenget. Das auf dem Roſte angemachte Feuer ſchlägt nun zuerſt an die Decke des Kaſtens, und der heiße Rauch ſteigt in jenem Zwiſchenraume zwiſchen Kaſten und Einbau nieder, erhitzt die Wände des Kaſtens und geht durch jene Spalte in einen unter derſelben aufge— mauerten (mit Kehrlöchern verſehenen) Kanal ab, aus welchen er auf beliebigem, nach den Ortsver— hältniſſen zu beſtimmendem Wege in den Schorn— ſtein geleitet wird. Um den Ofen führt man in einer Entfernung von 3 bis 4 Zollen die Heizkammer aus Backſteinen, ½ Stein ſtark, auf. Dieſelbe umgiebt den Ofen nach allen Seiten und bildet über der Decke deſſelben einen Schurz, von welchem die Röh— renleitung ausgeht. Die Heizkammer muß durchaus ſo eng, wie angegeben, erbauet, der Raum über der Decke kann jedoch mit 8 höher gehalten wer— 746 den, ſobald dies anders der Ort der Aufſtellung ges ſtattet. Wird der Ofen im Keller angebracht, oder ſoll überhaupt das Behältniß, in welchem er ſteht, nicht erwärmt werden, ſo umgiebt man die Heizkam— mer in der Entfernung von einigen Zollen mit noch einer Mauer von ½ Stein Stärke. Entgegengeſetz— tenfalls aber iſt der ganze Heizapparat, wenn die Mauern der Heizkammer nur ſchwach und einfach aufgeführt werden, zu einiger ee Ge⸗ machs, in welchem er ſteht, zu benutzen. Der Hals des Ofens wird widrigenfalls durch die Heizkamme durchgeführt. l Die Größe des Ofens ſowie der Heizkammer, die ſich nach jenem richtet, beſtimmt ſich natürlich nach dem Inhalt der zu heizenden Raume. Man hat für je 1000 Kubikfuß zu heizenden Raum 1 Qua— dratfuß Oberfläche des Ofens als erforderlich an— gegeben, ſo daß demnach z. B. ein würfelförmiger Ofen, deſſen Seite 4 Fuß; deſſen (fünfſeitige) Fläche alſo etwa 75 Quadratfuß betrüge 75,000 Kubikfuß zu heizen vermöchte. Indeſſen iſt ein derartiger Ofen doch nicht wohl unter 3 Fuß Seite auszuführen, ſowie derſelbe durch die Ausführung in zu großem Maßſtabe unzweckmäßig werden würde; weßhalb man nicht wohlthut, über 5 Fuß Höhe und Breite und allenfalls 6 Fuß Länge zu gehen. Ein ſolcher Ofen dürfte dann wohl zur Heizung von 120,000 Kubikfuß Raum dienen. Zur Erwärmung noch aus— gedehnterer Räume legt man zweckmäßig mehrere Oefen an. Für die Zuleitung der kalten Luft zu dem Ofen wird an dem Fuße des Ofens in den Kammer— wänden eine Reihe dicht an einanderſtoßender Löcher oder ſpaltenförmiger Offnungen angebracht, welche die Luft an den untern Theil des Ofens ſtrömen laſſen. Dieſe Löcher müſſen in ihrem Quadratin— halte der Quadratfläche des Zwiſchenraumes zwi— ſchen Ofen und Kammerwänden wenigſtens gleich, beſſer aber / weiter fein. Um die kalte Luft aus dem Freien zuzuleiten, werden bei Neubauten Ka— näle, deren Durchſchnitt mit jenen Löchern gleiche Größe hat, in den Grundmauern ausgeſpart; außer— dem hilft man ſich durch ſteinerne oder hölzerne Schlote. Zweckmäßig legt man, wo es die Umſtände geſtatten, zwei Kanäle nach verſchiedenen Himmels— gegenden an, um nicht einen nachtheiligen Einfluß vom widrigen Winde auf den Zug der Luftheizung erfahren zu müſſen. Übrigens ſind die Ausmündun— gen der Zuleitungskanäle an dunſtfreien Orten an— zulegen und nach dem Freien mit Drahtgittern zu verſehen. Vor ihrem Auslauf am Ofen erhalten ſie Schieber, um nach beendigter Heizung das Einſtrö— men der kalten Luft zu verhindern. Für denſelben Zweck kann man auch das Rauchrohr des Ofens mit einer Klappe verſehen, um, nachdem die Kohlen völlig ausgeglüht ſind, die Wärme des Ofens zu— ſammenzuhalten. Die Leitungsröhren der warmen Luft gehen von dem Gewölbe der Heizkammer aus und verbreiten ſich von hier nach den verſchiedenen zu heizenden Gemächern. Wird ein Haus beim Neubau gleich für Luftheizung eingerichtet, und er— hält daſſelbe maſſive, wenigſtens 1½ Fuß ſtarke Scheidewände, ſo können die Luftleitungsröhren in Hauswirthſchaft. den Mauern ausgeſpart und ganz darin verſteckt werden. Bei Bleichwänden und in ſchon beſtehen— den Gebäuden muß man aber dieſe Kanäle an die Mauern anblenden. Oft laſſen ſich auch Schorn— ſteine dazu benutzen, welche paſſend auszubauen find. Die Führung der Kanäle iſt natürlich in jedem einzelnen Falle nach den Ortsverhältniſſen zu be— ſtimmen; indeſſen ſind doch jedenfalls folgende Re— geln zu beobachten. Man laſſe womöglich die warme Luft zuerſt, wenn auch nur einige Fuß, ſo ſenkrecht als möglich aufſteigen; ſpäter kann man ſie in ſchrä— gen Richtungen, doch immer möglichſt aufſteigend, führen; horizontale und gar abſteigende Richtungen ſind durchaus zu vermeiden. Man läßt daher, je nach der gegebenen Lokalität, entweder einen Kanal von der Heizkammer ausgehen, den man dann in mehrere Aſte theilt, oder man führt gleich mehrere Kanäle ſtrahlenförmig aus derſelben in die Höhe. Beabſichtigt man, mehrere Etagen mit einem Ofen zu heizen, ſo muß für jede Etage gleich aus der Heizkammer ein beſonderer Kanal abgeleitet werden. Die Weite der Kanäle richtet ſich nach der Größe der Gemächer, welchen ſie die warme Luft zuführen ſoll. Die Geſammtweite derſelben muß, wie die der Zuleitungsröhren für die kalte Luft, etwas größer als der Durchſchnitt der Heizkammer ſein, und bei ihrer Verzweigung mögen ſich die Kanäle ihrem Ge— ſammtinhalte nach immer noch etwas erweitern. Zimmer von mittlerer Größe erhalten hiernach Zu— leitungsröhren von 40, 50 bis 60 Quadratzoll Durchſchnitt; für ſehr große Zimmer kann man den— ſelben aber auf %, oder 1 Quadratfuß ausdehnen. In großen, beſonders in langen Sälen, läßt man mehrere Kanäle ausmünden. Spart man die Ka— näle nur in den Mauern aus, ſo iſt eine viereckige Form die bequemſte; werden aber Röhren eingeſetzt, ſo empfiehlt ſich mehr die runde Form. Die Kanäle müſſen für den Durchzug des Luftſtroms inwendig glatt ſein; daher muß man bei ausgemauerten glatte Mauerſteine wählen und deren Fugen ſorgfältig ver— ſtreichen. Blecherne und thönerne Röhren werden, wenn man ſie durch Gemächer führt, die nicht er— wärmt werden follen, mit einem Schlot oder mit weitern Röhren umgeben, und der Zwiſchenraum zwiſchen beiden Röhren mit Holzaſche oder ſonſt einem ſchlechten Wärmeleiter ausgefüllt. Für eine möglichſt ſchnell wirkende Heizung umgiebt man die Kanäle, ſowohl im Freien als in den Mauern, auf gedachte Weiſe mit einem ſchlechten Wärmeleiter. Beabſichtigt man hingegen eine regelmäßige und gleichwirkende, täglich ſich wiederholende Heizung, ſo leiſten die blos in den Kanälen ausgeſparten Kanäle die beſten Dienſte. Alle Kanäle, auch die Zuleitungskanäle der kalten Luft, müſſen, wo ſie nicht gerade gehen können, doch möglichſt in ſanften Biegungen geführt werden. Die Ausmündungen der Kanäle in den Zimmern werden gewöhnlich am beſten dicht über dem Fußboden angebracht; wo dies aber nicht möglich, läßt man ſie etwas über Manns— höhe münden. Die einſtrömende warme Luft darf durchaus kein Hinderniß im Zimmer finden. Wenn die Luftheizung gut angelegt iſt, ſo muß während Die Dampf- und Heißwaſſerheizung. der Heizung der in das Zimmer eindringende warme Luftſtrom noch in einer Entfernung von 5 bis 6 Fuß von der Mündung des Kanals bemerkbar ſein. Dieſe Mündungen werden mit feinen Drahtgittern ge— ſchützt und außerdem mit Klappen oder Schiebern verſehen, um der warmen Luft den Eingang beliebig zu geſtatten oder zu verwehren. Außerdem ſind auch an paſſenden Stellen der Kanäle, auch wohl gleich unmittelbar bei dem Ausgange aus der Heizkammer Klappen anzubringen, durch welche man eine Seite einer Etage unter mehrern u. f. w. von der Heizung ausſchließen kann. Die Luftheizung hat mit der Dampf- und Heiß— waſſerheizung den Vorzug vor der gewöhnlichen Ofenheizung gemein, daß vermittelſt derſelben meh— rere Gemächer mit Einem Apparate erwärmt werden können, und daß die Feuerſtätte außerhalb der zu heizenden Gemächer zu liegen kommt, wodurch ſie, gleich den beiden andern genannten Heizungen, vor der Ofenheizung den Vorzug der Bequemlichkeit, Reinlichkeit und Feuerſicherheit darbietet; vor allen andern Heizungen aber gewährt ſie den Vortheil der größten Raumerſparniß. Ein fernerweiter, ihr allein eigenthümlicher Vorzug iſt der einer immerwähren— den Lufterneuerung, wodurch ſie ſich im Allgemeinen als der Geſundheit ſehr zuträglich und für ſolche Ortlichkeiten, welche an friſcher Luft Mangel leiden, vorzüglich paſſend zeigt. Endlich unterſcheidet ſich die Luftheizung von allen andern Heizungsarten durch größere Trockenheit der Luft. Man hat ſie zwar um dieſer Eigenſchaft willen für ſchädlich er— klärt, und namentlich ſollen bruſtkranke Perſonen ſie nicht vertragen können; auch ſollen bei ihr in vielen Häuſern Meubles, Fußböden u. ſ. w. von der zu großen Trockniß gelitten haben. Iſt freilich der Ofen im Verhältniß der zu heizenden Gemächer zu klein, ſo muß er zu ſtark erhitzt werden, wodurch die durch— ziehende Luft unmäßig ausgetrocknet wird; hat da— gegen der Ofen ein richtiges Verhältniß zu den zu heizenden Zimmern, ſo wird die durch denſelben er— wärmte Luft weder der Geſundheit, noch dem Haus— rathe ſchaden. Übrigens läßt ſich einer übermäßigen Trockniß der Luft auch dadurch begegnen, daß man Waſſergefäße an den Ausmündungen der Kanäle aufſtellt. Gerade um jener Eigenthümlichkeit willen eignet ſich aber die Luftheizung für gewiſſe Zwecke, z. B. für Trockenböden u. ſ. w. ganz beſonders, und Parterrewohnungen, welche an naſſen Wänden litten, und zu deren Austrocknung kein anderes Mit— tel helfen wollte, hat man durch dieſelbe in kurzer Zeit wieder wohnlich gemacht. Die Koſten der Luftheizung betreffend, ſo kommt es dabei, wie bei jeder andern Heizungsart, vor— nehmlich auf die Umſtände an. Die Luſtheizung eignet ſich, wie in mancher andern, ſo auch in öko⸗ nomiſcher Hinſicht beſonders zur regelmäßigen Er— wärmung großer oder mehrerer kleinern Gemächer. Durch die Anlage eines vollſtändigen Luftheizungs— apparats für ein oder zwei Zimmer von mittler Größe würde man allerdings die Koſten der ge— wöhnlichen Heizung vermehren; dagegen gewährt 747 die Luftheizung für die regelmäßige Heizung von vier, ſechs und mehrern Zimmern eines Hauſes, oder noch größern oder zahlreichern Lokalen ſehr bedeutende Vortheile, und das Anlagekapital iſt dann in der Regel auch nicht oder doch nicht viel größer, als bei der Ofenheizung, und kleiner als bei der Dampf- und Waſſerheizung, welche letz— tere beide übrigens hinſichtlich des Bedarfs an Feuermaterial meiſtens ähnliche Ergebniſſe liefern. Der Luftheizungsofen kann mit Holz, Torf oder Steinkohlen geheizt werden, wenn ſchon letztere den Vorzug verdienen. Die Dampf- Wund Heißwaſſerheizung. Beide haben das Ahnliche, daß die Verbreitung der Wärme durch lange (metallene) Röhren erfolgt, welche durch die darin fortgeleiteten heißen Dämpfe oder heißes Waſſer erwärmt werden und als Ofen dienen. Daher können ſie auch nur da in Anwen— dung kommen, wo ſolche Röhrenleitungen ſich an— bringen laſſen. Bei der Dampfheizung entwickelt man die heißen Dämpfe in einem dampfdichten Keſſel und leitet ſie in eben ſolchen Röhren durch die zu heizenden Räu— me. Während ſich die Dämpfe hierbei in dieſen Röhren verdichten, geben ſie ihre Wärme an die— ſelben ab, welche als Ofen dienen. Um das Aus— ſtrahlen der Wärme zu befördern, müſſen die Dampf— röhren an den Stellen, wo ſie heizen ſollen, äußer— lich rauh und dunkel ſein. Dagegen ſind ſie an jenen Stellen, wo ſie durch nicht zu heizende Räume nur durchgeführt werden ſollen, zur Vermeidung un— nöthiger Wärmeabgabe hell und glatt herzuſtellen. Da die Dämpfe auch weit, bei langer Fortleitung vom Keſſel eine Temperatur von ziemlich 80 Grad R. beibehalten, ſo eignen ſie ſich beſonders zur Heizung langer Räume, und ganz vornehmlich großen Ge⸗ wächshausanlagen. Auch iſt die Wärme durch Dampfheizung ſehr gleichmäßig und durchaus nicht trocken, ſowie Feuersgefahr, ſobald nur die Feuer— ſtelle tüchtig angelegt iſt, im hohen Grade vermieden wird. Endlich iſt die Dampfheizung durch das mög— liche Auslaſſen des Dampfes für Bäder und Ge— wächshäuſer vorzüglich geeignet. Eine Anwendung auf Zimmerheizung (die jedoch ſchwerlich allgemein werden möchte) findet man dargeſtellt in Föllners Dampfheizung. Quedlinburg 1833. Die neueſte Art der Heizung iſt die Heißwaſſer— heizung, wobei das heiße Waſſer gleich dem Dampf oder Rauch durch Röhren fortgeleitet wird, indem das am Boden eines Gefäßes erhitzte Waſſer ſtets als das wärmere in die Höhe ſteigt. Der Apparat kann folgendermaßen ſehr einfach hergeſtellt werden. Von einem Heizkeſſel aus Eiſenblech, welcher zur Erwärmung des Waſſers dient, gehen in horizon— taler Richtung zwei gußeiſerne Röhren aus, die eine dicht am Boden, die andere am Deckel deſſelben, und verbreiten ſich durch die zu heizenden Räume. Dieſe Röhren münden in einem cylindriſchen oben offenen oder doch nur an verſchloſſenen Gefäße * 748 Hauswirthſchaft. am Ende des Heizapparates in gleicher Höhe mit den Punkten, von welchen fie auslaufen. Das am Boden des Keſſels erhitzte Waſſer ſteigt nun in die— ſem in die Höhe, nimmt ſeinen Weg durch die obere Röhre und wird durch die untere in den Keſſel zu— rückgeführt, um feinen Kreislauf von Neuem zu be: ginnen. Dieſe Heizungsart leiſtet ähnliche Dienſte als die Dampfheizung, und iſt dabei weit weniger umſtändlich, koſtſpielig und gefährlich, als dieſe. Sie iſt namentlich auch für kleinere Räume anwend— bar, und ſcheint ſich ganz beſonders für Gewächs— häuſer zu empfehlen. Kochofen- und Küchenfeuerungen überhaupt. Außer der eigentlichen Beſtimmung der Stuben— öfen zur Heizung der Zimmer, können dieſelben auch zugleich mit einem Kochkaſten (Kochmaſchine) ver: ſehen werden, in welchem entweder in der Stube ſelbſt, oder auch außerhalb derſelben gekocht werden kann. Bei jenen Ofen, in welchen zugleich im Zim— mer mit gekocht wird, kann nach vollendetem Kochen die Thüre des Kochkaſtens zum Ausſtrömen der Hitze in das Zimmer geöffnet werden, was auch geſchehen kann, wenn nicht in dem Ofen gekocht wird. Der in beiſtehender Zeichnung dargeſtellte Ofen kann ſowohl als Koch-, als auch als bloßer Heiz— Firm. 6. J IN ofen benutzt werden. Derſelbe ift aus Eiſen und Thon zuſammengeſetzt und alſo ein Ofen mittler Art. Der untere Kaſten beſteht aus dünnen Eiſen— platten, ſowie auch die Deck- und Kochplatten aus dergleichen beſtehen, während der Aufſatz aus thö— nernen Kacheln hergeſtellt iſt, welche blos auf der innern Seite eine Glaſur, auf der äußern aber keine haben. Durch letzteres wird bewirkt, daß der Ofen nicht ſo oft gekehrt zu werden braucht, indem ſich der Ruß nicht ſo leicht an die Glaſur anhängt; auch ſoll durch die Glaſur die Hitzfähigkeit vermehrt wer— den. Von Außen kann man aber von unglaſurtem Zuſtande den Kacheln eine jede beliebige Verzierung durch Abputz oder Anwurf oder durch Farbe geben. Der Ofen kann übrigens eine ſolche Einrichtung er— halten, daß man in demſelben entweder in der Stube, oder außerhalb derſelben in der Küche zu kochen im Stande iſt, wobei im letztern Falle der Kochkaſten durch die Brandmauer in die Küche geht. Fig. 1 ſtellt den horizontalen Grundriß des Ofens nach dem Durchſchnitte (Fig. 10) ab vor; e bezeich— net den Feuerherd mit einem Roſte, und / die Stelle, über welcher eine ſenkrechte blecherne Trommel ſteht, durch welche der Rauch in die Höhe ſteigt; g zeigt den Boden von einem kleinen Wärme- oder Welk— kaſten. Die Thüre vor demſelben iſt bei g in Fig. 4 und gleich daneben die Thüre e zum Feuerkaſten zu bemerken. Die Trommel, / ſteht hinten vor der Mitte des Kochkaſtens und geht durch deſſen Decke. Hier wird der Rauch durch die Unterlage, auf welcher das Saugrohr / ruht, in zwei Hälften getheilt und ſtreicht nun in zwei Kanälen neben einander in glei— cher Richtung über die Deckplatte des Kochkaſtens nach der Stirn des Ofens, wo die Einheizthüre (Fig. 3 / ſich befindet. Auch kann man, wie Fig. 5 zeigt, oben über dem Saugrohre mit Ochſenzungen zuſetzen, wodurch ſich förmlich zwei Kanäle neben einander bilden; den Aufſatz über dem Saugrohre und die Unterlage unter demſelben läßt man aber nur ſo weit nach der Stirnſeite des Ofens hingehen, daß dies Saugrohr nach der Stirn zu noch 1 Fuß Kochofen- und Küchenfeuerung überhaupt. vollkommen frei liegt, und der Rauch in folcher Länge vor der ganzen Wand der erſten Durchſicht in die Hoͤhe ſteigen und in den einem Kanal zur rechten Hand ziehen kann. Aus dem Kanal der langen Seite fällt nun der Rauch an der hintern Wand des Ofens bei der Brandmauer nach der erſten Durch— ſicht herab, geht in den Kanal an der hintern Wand fort und ſteigt nun bei 7 (Fig. 3) in den zweiten Kanal /% an der langen Seite, wo die Kochofen: thüre ſich befindet. In dieſem Kanale gelangt er an die Stirnſeite des Ofens, und ſteigt nach der gan— zen Ofenbreite an der Wand der zweiten Durchſicht bei „in die Höhe. Alsdann tritt der Rauch (Fig. 3 von der Decke der zweiten Durchſicht dargeſtellt) an der linken Seite in der Ecke bei o durch die Decke, geht nach / in die hintere Ecke der rechten Seite, alsdann in dieſem Zuge / hinunter, um eine Zunge herum, und in den benachbarten Zug 7 (Fig. 6), und nun endlich zum Rauchrohre hinaus (Fig. 2 bei /). Um Feuchtigkeiten aus dem Zimmer gänzlich wegzuſchaffen und ſomit die Stubenluft rein und ge— ſund zu erhalten, dient vornehmlich das Saugrohr (Fig. 3% 4), welches aus einem ſenkrechten und einigen horizontalen Stücken zuſammengeſetzt iſt. Das ſenkrechte Stück (der Stiefel) iſt röhrenförmig, ſteht von der Erde nur um 3 Zoll ab und läuft un— ten waldhornförmig mit 9 Zoll Durchmeſſer aus, während dagegen der Durchmeſſer oben in der Off— nung nur 3 Zoll beträgt, wodurch demnach von unten nach oben hin ein ftarfer Druck bewirkt wird. Dieſer Druck wird aber noch dadurch bedeutend ver— größert, daß das Saugrohr mit feinem dünnern ho— rizontalen Theile mitten durch den erſten, alſo heiße— ſten, Ofenzug geht, indem hierdurch die in dem Saugrohre befindliche Luft im höchften Grade ver: dünnt und unten zu der Offnung (Fig. 4 und 7 bei z und ) heraus in das Zimmer gepreßt wird. Zweckmäßig wird dieſes Saugrohr bei A noch mit einem durch die Brandmauer in's Freie führenden Aufſatze verſehen, welcher mit einer übergreifenden Kapſel verſchloſſen werden kann. Durch dieſen Auf— ſatz kann man nach Belieben friſche Luft in das Rohr laſſen, worin ſie ſich erhitzt und aus den Offnungen / und s als heiße Luft in das Zimmer ausſtrömt. Bei der Einrichtung einer Küche iſt das Weſent— lichſte der Herd, deſſen Höhe ungefähr zu 2½ Fuß rheiniſch, und deſſen Breite zu 3 bis 4 Fuß anzu— nehmen iſt. Seine Länge richtet ſich nach der Größe der Küche und dem Wirthſchaftsbedürfniß; in ſehr großen Küchen kann man ſtatt eines allzulangen Herdes lieber mehrere kleine anlegen. Der gewöhn— liche Herd wird von Backſteinen mit Lehm aufge— mauert und muß zum wenigſten reinlich (womöglich mit eiſernen Platten) abgedeckt, mit einigen Vertie— fungen (Kaſſerollöchern), einer von oben und unten zu erhitzenden Blechröhre (Bratröhre) und einem Roſte über dem offenen Feuer verſehen werden. Der Schurz (Rauchmantel) muß 6 Fuß hoch über dem Fußboden angebracht werden, auf den freiſtehenden Seiten des Herdes 1 Fuß breit über deſſen Grund— riß hinausragen und oben allmälig in den Schorn— 749 ſtein eingeſchleift werden. Wo das offene Herdfeuer Rauch in der Küche veranlaßt und dieſer nicht durch einfachere Mittel zu beſeitigen iſt, da kann man ſtatt des offenen Schurzes einen weiten Kamin mit hin— länglich großer Thüröffnung über dem Herde er— bauen. Durchgängig bringt man mit Vortheil an der Mündung des Schurzes in dem eigentlichen Schornſteine eine Klappe von Eiſenblech an, welche in der kalten Jahreszeit, ſo oft man kein offenes Feuer auf dem Herde unterhält, geſchloſſen werden kann. Die Rauchrohre, welche etwa von einzelnen Theilen des Herdes in den Schornſtein führen, ſind dann neben dieſer Klappe ſo in denſelben zu führen, daß das Verſchließen und Offnen der Klappe mittelſt eines Drahtes, ſowie der Luftzug bei offener Klappe ungehindert bleibt. Jene oben angegebene einfachſte Einrichtung des Herdes reicht aber nur für das gewöhnlichſte Be: dürfniß und nur da aus, wo Überfluß an Feuerma— terial vorhanden iſt. Man hat daher theils zur Be— quemlichkeit, theils zur Erſparniß den Herd durch mancherlei Einrichtungen verbeſſert. Das Kochen und Braten bei offenem Feuer iſt ſtets das koſtſpie— ligſte; daher ſoll dies in einer wohl eingerichteten Küche nur bei Kleinigkeiten oder dann ſtattfinden, wenn die Art der Zubereitung dies durchaus er— fordert. Einigen Vortheil gegen offenes Herdfeuer gewährt beim Kochen ſchon die ſehr gewöhnliche Einrichtung einer hohlliegenden Eifenplatte, unter welcher die Feuerſtätte ſich befindet und auf welche die Töpfe u. ſ. w. zu ſtehen kommen, oder eine nach Art der Backöfen angelegte Kochröhre. Weit vorzüg— licher ſind jedoch die Einrichtungen, durch welche das Feuer auf eine geordnete Weiſe unter und um die einzelnen Kochgefäße geleitet wird. Von der großen Menge der zu dieſem Zweck angegebenen Ap— parate empfiehlt ſich durch feine Einfachheit und Zweckmäßigkeit vornehmlich folgender. Ein geeig— neter Theil des Herdes wird nämlich um etwa 12 Zoll zur Feuerſtätte vertieft und mit Backſteinmauernzum— geben, wobei dem Rauche nach hinten ein paſſender Ausgang in den Schornſtein verbleiben muß. Die Seitenmauern mögen ſchräg gegen einanderlaufen, ſo daß der Feuerraum ſich nach hinten und nach un— ten verengert und allmälig in das Rauchrohr über— geht. Hierauf wird der ganze Raum mit einem Roſte 750 Haus wirthſchaft. verſehen und mit einer etwa % Zoll ſtarken guß— eiſernen Platte, in welcher ſich runde Löcher zum Einſenken der Kochtöpfe befinden in beſtimmter Ordnung überdeckt. Hier kann nun das Feuer nicht nur unter den Böden, ſondern auch zwiſchen den eingeſenkten Theilen der Seitenflächen der Kochtöpfe hinſtreichen. Die Töpfe müſſen womög— lich von (innerlich emaillirtem) Gußeiſen und in die Löcher genau eingepaßt ſein, ſo daß ſie ſich etwa 4 bis 5 Zoll in die Feuerſtätte einſenken. Die nicht benutzten Löcher der Platte werden durch beſonders dazu angefertigte eiſerne Stürzen verdeckt. Fig. 1 zeigt den Längendurchſchnitt, Fig. 2 die Vorderan— ſicht, Fig. 3 den Grundriß. Man bemerkt hier bei Fig. 1 a die Einfeuerung, d den Roſt,« das Aſchen— loch, d das Rauchrohr. In Fig. 3 bezeichnet @ das Rauchrohr. Fig. 4 und 5 ſind Einſätze in die Koch— löcher, deren man ſich bedient, wenn man kleinerer Gefäße benöthigt iſt. a Für das Braten im verſchloſſenen Raume ge— nügen in der Regel die herkömmlichen Bratöfen oder Bratröhren; nur müſſen dieſelben von allen Seiten jo vollſtändig als möglich erwärmt werden. Deß— halb muß das Feuer und der heiße Rauch nicht nur unter der Bodenplatte der Röhre, ſondern auch an den Seitenwänden und über der Deckplatte derſelben hingeleitet werden, wozu in der Regel Kanäle von 2 bis 2½ Zoll Weite am paſſendſten erſcheinen. Mit Vortheil bringt man auch je 2, je 3 Bratröhren übereinander an, von welchen die untern unmittel— bar von der Flamme, die obern aber nur durch den heißen Rauch erwärmt werden. Nach Befinden läßt ſich dann eine beim Braten ungebrauchte Röhre zum Kochen, Wärmen u. ſ. w. gebrauchen. Man hat aber auch beſondere Küchenkoch-, Brat— und Backöfen. Ein ſolcher iſt mit einem Küchenfeuer— herde in beiſtehender Zeichnung dargeſtellt, welcher bei möglichſter Bequemlichkeit auch noch mit großer Holzerſparniß zu andern wirthſchaftlichen Zwecken vortheilhaft benutzt werden kann. Fig. ! zeigt den Aufriß vom Küchenherde für's offene Feuer, und Fig. 3 den Grundriß von beiden. Zum offenen Feuer dient ein 6 Zoll tiefer, an den Seiten abgelöſchter Kanal J von 1 Fuß 6 Zoll Weite und mit eifernen Stäben von 1 Zoll Breite und / Zoll Dicke, welche nach Willkür enger und weiter von einandergelegt werden können, und an jeder Seite auf einem 1 3. breiten Abſatze ruhen. Der Feuerkanal (Fig. 1), wo das Feuer zum eigentlichen kleinen Kochen auf dem Roſte brennt, iſt 8 Zoll breit, 8 Zoll hoch und 2 F. 8 bis 9 Zoll lang, da er bis an die Küchenwand reicht. Die Aſche fällt aus dieſem Kanal in den Ka— nal B herab, deſſen Boden von dem Küchenboden wenigſtens um eine Backſteinsdicke höher liegen muß. Dieſer Küchenkochofen iſt für eine jede Haushaltung, und beſonders für eine nicht ganz unbedeutende Wirthſchaft zu empfehlen, indem er nicht allein mit großer Holzerſparniß zum Kochen und Braten, ſon— dern auch zum Backen, zum Wärmen und Welken mit großem Vortheile gebraucht werden kann. Der Kochkaſten C wird zweckmäßig ganz von Eiſenblech gefertigt und auf die eiſerne Kochplatte aufgenietet; doch können auch alle Wände deſſelben von dünnen Ziegeln hergeſtellt werden, wenn nur die Deckplatte aus Eiſenblech beſteht, damit die Braten und andere Koch- und Backwerke von da herab die nöthige Bräune erhalten. In, dieſer untern Kochröhre kocht man diejenigen Speiſen, welche die meiſte Hitze ver— langen. Daher wird dieſelbe auch ſo geordnet, daß ſie von der Hitze des Feuers an fünf Seitenflächen umſpielt wird, und nur einen Zug in der Hinter— wand beſitzt, welcher bei den übrigen Röhren nicht nöthig. Deßhalb ſind auch die Breiten in den Bö— — Kochofen- und Küchenfeuerung überhaupt. den der obern Röhren D, E, F, @ um 3 Zoll länger, als der Boden der untern Röhre C. Die 3 Röhren C, D, E werden meiſtens zu den gewöhnlichen Koch— verrichtungen hinreichen, und es können deßhalb die übrigen beiden Fund @ theils zum Warmhalten, theils und ganz beſonders zum Welken des Obſtes, u. dgl. gebraucht werden. Daher ſind auch die Züge bei dieſen Röhren nicht mit dem Herabfallen der Hitze und des Rauches um eine Zunge an der einen Seite, ſondern ununterbrochen ſteigend angeordnet. Die Umfaſſungswände eines ſolchen Küchenofens werden am beſten aus zweizölligen Backſteinen auf— geführt, während man zu den Koch- und Welkröh— ren Ziegeln von ½ Zoll Dicke verwendet. Außerdem kann man auch mit dieſen Küchenkochofen noch eine Waſſerblaſe verbinden, wie dies Fig. 3 bei A ange— geben. Bei dieſem Küchenofen ſieht man die Feuerſtelle mit dem Roſte Fig. 2 a; die Breite dieſes Feuerkanals beträgt etwa 7 Zoll, welches Maß auch die Höhe hat z. die Länge dagegen beträgt jo viel, als die Breite der unterſten Röhre C, mithin hier 2 Fuß 4 Zoll im Lichten. Aus dieſem Feuerkanale 4 geht nun die Hitze mit dem Rauche in einem niedrigen nur 3 Zoll hohen Kanal unter der ganzen Kochplatte der unter— ſten Röhre Cc) fort; alsdann ſteigt fie in einen Kanal von 4 Zoll Breite, wobei ſie zugleich die frei— ſtehende Waſſerblaſe „ umſpielt, nach 4 hinauf, von wo fie in dem horizontalen Zuge * F über der Deck— platte der unterſten Röhre C und unter dem Boden der zweiten Röhre D fortgeht. Hierauf fällt nun die Hitze mit dem Rauche bei fan der Seite der unter: ſten Röhre nach g herab und zieht ſich von da um eine Zunge nach der Breite der Röhre C in der ſenk— rechten Richtung 17 wieder herauf; in dieſem 4 Zoll weiten Kanale geht ſie alsdann durch den hintern Kanal (Fig. 3) 1. 2. der untern Röhre C und an der Rückwand derſelben in die Höhe und zieht bei (Fig. 2) R durch eine Offnung von 8 Zoll Länge und 4 Zoll Breite, in den ſenkrechten Seitenkanal Y an der Seitenwand der zweiten Röhre D hinauf, und geht über die Deckplatte derſelben und zugleich unter dem Boden der dritten Röhre Z in horizontaler Richtung m n fort; von n zieht ſie ſich alsdann herab, geht bei y um eine Zunge und in einem Kanale nach der Breite der obern Roͤhren in der ſenkrechten Richtung gr hinauf, hiernaͤchſt in der horizontalen Richtung r f, von da wieder herab, bei A um eine Zunge in ſenkrechter Richtung 4% hinauf, und geht dann (Fig. in den Kanälen 17, / und x 4 fort, und von da durch einen 8 Zoll weiten Schornftein in den Rauch— fang hinaus. Vor einem jeden dieſer Züge muß man eine hinlänglich große Offnung zum Reinigen der— ſelben anbringen. Außer den Koch- und Bratapparaten ſoll ein wohl eingerichteter Herd womöglich eine Vorrich— tung zu Unterhaltung einer Menge heißen Waſſers enthalten. Hierzu dienen eingemauerte kupferne Pfan— nen, welche mit einem Dritttheil oder Viertheil aus dem Herde hervorragen und hier oben mit einem Klappdeckel, ſo wie unten mit einem Hahne verſehen 751 ſind. Eine ſolche Pfanne erhält eine beſondere Un— terfeuerung; doch legt man ſie womöglich ſo an, daß ſie auch von dem Koch- oder Bratfeuer gelegent— lich erwärmt wird, in welchem Falle ſie aber ſtets mit Waſſer gefüllt ſein muß. Um größere Maſſen Waſſer leicht und mit wenig Feuerung zu erhitzen, bedient man ſich folgenden ein— fachen Apparates. Über einer kleinen Feuerſtätte wird eine von allen Seiten verſchloſſene ſtarke kupferne Pfanne von länglicher Geſtalt (etwa 20 Zoll lang, 8 Zoll breit und 4 Zoll hoch) völlig eingemauert, doch ſo, daß am untern Theile der ſchmalen Vorder— ſeite ein Hahn angebracht werden kann. Aus dem Deckel dieſer Pfanne führt ein kupfernes Rohr in ein großes neben dem Herde ſtehendes kupfernes (auch wohl hölzernes) Gefaͤß von kubiſcher oder cylindriſcher Form, in deſſen Boden ſie mündet. Dieſes, je nach Bedarf, 50, 100 und mehr Quart haltende Gefäß wird mit einem Klappdeckel leicht verſchloſſen und unter mit einem weiten Hahn zum Ablaſſen des Waſſers verſehen. Man füllt daſſelbe und dadurch zugleich Rohr und Pfanne mit Waſſer, welches am Boden und bei zweckmäßig angelegter Feuerung zu— gleich an den Seitenwänden der Pfanne erhitzt wird, worauf nach und nach die ganze Waſſermaſſe mit wenig Aufwand an Brennmaterial und in kurzer Zeit in's Kochen kommt. Noch vortheilhafter wird letztgedachte Einrich— tung, wenn man das Waſſer unmittelbar durch das zum Kochen der Speiſen dienende Herdfeuer mit heiß zu machen ſucht, und ſomit gar kein beſonderes Feuer— material dazu nöthig hat. Zu dem Ende giebt man dem Waſſerfaſſe einen geeigneten Stand neben oder auch auf dem Herde und leitet aus jenem von dem Boden aus ein kupfernes Rohr mit der einen ver— ſchloſſenen Seite unmittelbar in das Herdfeuer, wo es unmittelbar über das Feuer und dicht unter die Herddecke zu liegen kommt, ſo daß es von der Flam— me, bevor dieſe an die Kochvorrichtung ſchlägt, un— mittelbar umſpielt wird. Bringt man hierbei 4 bis 6 Zoll über dem unterſten Boden eines ſolchen Faſſes einen Siebboden an, der übrigens beim Heißmachen des Waſſers ſtets liegen bleiben kann, und verſchließt alsdann das Faß oben mit einem gut eingefalzten Deckel, ſo läßt ſich ein ſolches Gefäß nebenbei ſehr gut zum Kartoffeldämpfen benutzen. Ein ſolches Faß kann man auch ſehr vortheilhaft mit einem Kochofen unmittelbar in Verbindung ſetzen, oder jenes Rohr aus dem Feuerherde eines Stubenofens durch die Zimmerwand gehen und in ein in der Küche an die— ſer Wand angebrachtes derartiges Faß einmünden laſſen. Eine ſolche Vorrichtung läßt ſich dann ſelbſt ſehr vortheilhaft zur Dampfwäſche benutzen, wobei Faß und Rohr vorher gehörig gereinigt werden muß. Hierbei wird nun durchaus nicht mehr Holz verwen— det, als ſonſt zum Kochen der Speiſen und Erwär— men der Stube bei kalter Witterung erforderlich iſt. Eine gute und zweckmäßige Keſſelfeuerung, die in den meiſten Fällen ebenfalls in der Küche ange— bracht wird, iſt für jede Landwirthſchaft eine Sache von Wichtigkeit. Bei Anlegung einer ſolchen muß 752 Jauswirtbfähaft. erft der Durchmeſſer beſtimmt werden, welcher aus der Größe des Keſſels ſelbſt und dem 4 Zoll rund herumlaufenden Zuge abzunehmen iſt. Wenn z. B. der Keſſel im Durchmeſſer 4 Fuß 4 Zoll hält, ſo würde hierzu 2 mal 4 oder S Zoll für die Backſteins— dicke der ringförmigen Umfaſſungsmauer gerechnet werden müſſen, wo dann der Durchmeſſer des Keſ— ſelbaues 68 Zoll betragen würde. Man ziehe da— her mit 34 Zoll Halbmeſſer (Fig. 1) den äußern Umfang, nehme von dem Längendurchmeſſer o 0 auf beiden Seiten a und “die Länge von 6 Zollen ab, lege in dieſer Breite von 12 Zoll den Aſchen— kanal nach e dvon 3 Fuß und etwa 8 Zoll an und führe die ganze Mauer rund um denſelben auf, wor— auf die % Zoll dicken eiſernen Roſtſtäbe befeſtigt wer: den. Um nun dem Keſſel zunächſt eine gute Unter— lage zu verſchaffen und die nöthigen Züge um den— ſelben zweckmäßig anzulegen, mauert man zuerſt in einer Höhe von 8 Zoll von „nach / (Fig. 2) über dem Roſte das ganze Kreisſtück 4% Fig. 1) voll auf, worauf man das andere Kreisſtück db fg deyb, 4 Zoll über dem Roſte oder von g nach h (Fig. 2) voll ausmauert. Auf ſolche Weiſe bleibt auf dieſer Seite ein Raum von 4 Zoll Breite zum Zuge zwiſchen dem Keſſel und der Mauer übrig. Alsdann wird noch auf dieſer Seite der maſſive Ring 5% 19, (Fig. 1) 4 Zoll hoch aufgeführt, wodurch ſchon der Anfang zum Zuge, nämlich der Raum, /g, Vi, I, zwiſchen dem Keſſel und der Mauer entſteht. Nur wird der Keſſel ſenkrecht ſo aufgeſtellt, daß er auf der Linie der Wauer zc de, bei / (Fig. 2) aufſteht; endlich wird etwa 2 Zoll hoch das Stück,“ „(Fig. 2) durch das ganze Kreis— ſtück aced!keox a um den Keſſel voll gemauert. Bei der oben angegebenen Höhe des Keſſels von 4 Fuß 8 Zoll laſſen ſich 4 Züge über einander anbrin— gen, ſo daß von den 3 oberſten ein jeder 1 Fuß im Lichten erhalten kann. Die Zungen zwiſchen den Zügen werden von gewöhnlichen platten Dachzie— geln (Biberſchwänzen) verfertigt und vor jedem Zuge müſſen 4 hinlänglich weite Reinigungsöffnungen, wie aa, hh, cc, dd (Fig. 2) und , y und (Fig. 1) angelegt und in ſolche gut paſſende Back— ſteinſtücke behauen werden, welche man blos von außen mit Lehm beſtreicht. Zur zweckmäßigen Ausführung des übrigen Baues werden die Zungenabtheilungen mit Kreide— ſtrichen am Keſſel bemerkt. Alsdann wird der Ka— nal, welcher um den Boden des Keſſels ſich von ſelbſt ergiebt, bis an die erſte Zunge a (Fig. 2) mit Anlegung der erforderlichen Reinigungsöffnungen aufgemauert. Ein jeder der 3 obern Züge läuft nicht rund um den Keſſel herum, ſondern wird an der Seite bei = und y (Fig. 1) in 2 gleiche Theile getheilt. Die Einrichtung der Züge iſt deutlich in Fig. 3 zu erſehen; auf gleiche Weiſe ſind auch die auf der entgegengeſetzten oder rechten Seite angeord— net. Der Rauch kommt aus dem unterſten unge— theilten Zuge I (Fig. 3) heraus, theilt fi) vor der Mitte der Zunge in 2 gleiche Theile und tritt durch zwei 4 Zoll weite Offnungen in den zweiten Zug zur Linken nach 4 und zur Rechten nach g durch den Boden deſſelben ein. Von a geht der Zug wagrecht in den Kanal “halb um den Keſſel herum, bis auf die rechte Seite a gerade gegenüber; alsdann ſteigt er daſelbſt ebenſo wie bei @ ſenkrecht in einer der dortigen zwei Offnungen in den dritten Zug und geht von da wieder in den Kanal ce und nach d; von kommt er wieder in die Offnung nach e des vierten Zugs; von e zur linken nach / um den Keſ— fel herum bis vor die Mitte bei 6, wo der Rauch in einen 6 Zoll weiten Schornftein nach g in die Küche ſteigt. Auf dieſelbe Weiſe geht der Umlauf des Zu— ges auf der rechten Seite. Dieſe Vorrichtung läßt ſich auch leicht bei kleinern Keſſeln in Anwendung bringen. Bei Anlage der verſchiedenen Küchenfeuerungen hat man darauf zu ſehen, daß nicht ein Rauchzug den andern ſtöre, und es muß womöglich der Rauch aus jeder Feuerung auf einem beſondern Wege bis in den Schornſtein geführt werden. Läßt ſich jedoch dies nicht bewirken, ſo ſind diejenigen Rauchkanäle, welche durchaus vorher zuſammengeſchleift werden müſſen, wenigſtens unter ſehr ſpitzigen Winkeln zu vereinigen, und ſo- daß der vereinigte Kanal der Geſammtweite der einzelnen entſpricht. Werden mehrere Feuerungen verſchiedener Art zugleich ge— braucht, ſo kann man dieſe, wie bereits oben ange— geben, mit Vortheil ſo einrichten, daß eine die an— dere unterſtützt. Die Einfeuerungen ſollen alle nur — ——— — Dampfkochung. mäßig groß ſein; denn mit einer beſtimmten Menge Brennmaterial erreicht man in einem kleinen Raume nach Befinden eben ſo viel als mit dem doppelten in einem größern. Endlich find auch alle Rauchkanäle oft und ſorgfältig zu reinigen. Für die Küche ſelbſt können nachfolgende Re— geln mit Vortheil in Anwendung gebracht werden: 1) Die gewöoͤhnlichſte Kochmethode, welche man mit offenen oder leicht bedeckten, an oder über das Feuer geſetzten Töpfen ausführt, iſt zwar die be— quemſte, aber im Betreff der Holzerſparniß, wie ſchon oben bemerkt, nicht die zweckmäßigſte. Vielmehr ver: dient hier die Methode der Dampfkochung (f. weiter: hin) den Vorzug. 2) Alles Küchenholz muß nicht nur ganz trocken, ſondern auch recht klein geſägt und gehackt ſein. 3) Beim Zuſetzen der Kochgeſchirre muß man ein raſches und ſtarkes Feuer machen; iſt aber das Sieden der Flüſſigkeit einmal eingetreten, ſo kann man das Mürbekochen der Speiſen durch Zulegung von nur wenig Brennmaterial befördern. 4) Das Garkochen der Speiſen wird weſentlich durch Bedeckung der Kochgeſchirre befördert, wobei man ſich ſtatt der gewöhnlichen Stürzen mit Vor— theil doppelter Deckel bedient, die von Eiſenblech ge— macht und nicht platt find, ſondern die Geſtalt eines abgeſtumpften Kegels haben. Der Boden eines ab— geſtumpften Deckels muß genau in das Kochgeſchirr paſſen, ja ſelbſt hineintreten und mit einem breiten Rande zum beſſern Verſchluſſe über dem Rand des Kochgeſchirres hinübergreifen. Um aber den Däm— pfen Ausgang zu verſchaffen, geht vom Boden bis über die Spitze des Deckels eine „ Zoll weite, auf's genaueſte eingelöthete Röhre in die Höhe. 5) Man ſetzt die Kochgeſchirre zweckmäßiger über, als neben das Feuer. Da jedoch die Kochge— ſchirre in jenem Falle mehr als in dieſem auszuhal— ten haben, ſo werden irdene Gefäße zweckmäßig mit Draht umflochten. Kupferne Geſchirre eignen ſich zwar recht gut zum Kochen bei freiem Feuer, nur müſſen ſie, um das Anbrennen der Speiſen zu ver— hüten, einen doppelten Boden haben; der innere, falſche muß ſehr dünn ſein und kann dem untern ſehr nahe liegen. 6) Für den Herd iſt folgender Roſt zu empfeh— len: Derſelbe iſt wie eine längliche Schüſſel oder Pfanne geſtaltet und für den Luftzug mit vielen Löchern an den Seitenwänden durchbohrt. Dieſer Roſt wird freilich am beſten von Eiſen gefertigt, doch kann es auch ein töpferner ſein. Man ſtellt denſelben zwiſchen die Töpfe und legt das paſſend zerkleinerte Holz hinein. 7) Um in Ermangelung eines Kochofens das Feuer doch gut zuſammenzuhalten und gegen den 753 Boden der Töpfe zu leiten, ſetzt man auf dem Herde 2 Reihen Ziegel einander gegenüber, etwa auf jeder Seite 2 bis 3, ſo daß in der Mitte ein freier Platz zum Einlegen von Holz, Kohlen u. ſ. w. bleibt, und ſtellt an beiden Reihen einen Ziegel in der Quere, um das Holz daran zu lehnen; worauf man dann zu beiden Seiten die Kochgeſchirre auf die Zie— gel ſetzt. Man kann aber auch oben an den Ziegeln von einer Reihe zur andern quer über den Feuerungs— platz eiſerne Schienen befeſtigen laſſen, und ſodann die Töpfe zum Kochen darauf ſetzen. 8) Bei großen Wirthſchaften bedient man ſich ſtatt der Töpfe der Kaſſerole, wozu man im Herde eigene Kaſſerollöcher hat. Hierdurch wird nicht nur viel Holz erſpart, ſondern die Speiſen werden auch in ſolchen gut bedeckten Gefäßen weit ſchmackhafter. In Ermangelung einer ſolchen Einrichtung, kann man dieſelbe doch wenigſtens auf folgende Weiſe nachahmen: Man läßt ſich nach der Beſchaffenheit der Töpfe in dem Küchenherde Löcher von verſchie— dener Größe machen, bringt die Speiſen durch das gewöhnliche Küchenfeuer zum Sieden, füllt dann jene Löcher mit den vom Feuer übrig bleibenden Kohlen und glühender Aſche zur Hälfte voll, ſetzt die gut zugedeckten Töpfe darauf und läßt die Speiſen in ihnen vollends gar werden.— 9) Die Dreifüße, auf welchen man Keſſel und Pfannen erhitzt, werden zweckmäßig mit Ziegeln umſetzt. 10) Die meiſten und gewöhnlichſten Kochge— ſchirre find bekanntlich von glafurter irdener Waare. Sie ſind allerdings wohlfeil, aber auch leicht zer— brechlich, und können bei ſchlecht eingebrannter blei— haltiger Glaſur nachtheilig für die Geſundheit wer— den. Man bedient ſich daher auch häufig kupferner, zinnerner oder eiſerner Kochgeſchirre. Erſtere find, wenn ſie nicht inwendig mit reinem Zinn verzinnt werden, wegen zu befürchtender Vergiftung nur mit beſonderer Vorſicht zu gebrauchen. Meſſingene Ge— ſchirre, die zuweilen ftatt der kupfernen in Anwen— dung kommen, erfordern gleiche Vorſicht als ku— pferne. Zinnerne Gefäße werden zwar nicht zum Kochen, aber zum Auftragen oder zur Aufbewahrung der Speiſen gebraucht. Auch ihre Anwendung er— fordert einige Vorſicht. Eiſerne Geſchirre müſſen, damit ſich nicht manche Speiſe darin ſchwärzen oder einen Eiſengeſchmack annehmen, mit zweckmäßigen Überzügen von Zinn oder Email verſehen fein. Un— ter den verzinnten Eiſengeſchirren empfiehlt ſich be— ſonders das ſogenannte Geſundheits- oder Sani— tätsgeſchirr, welches auch dann, wenn die Verzin- nung mit der Zeit abgeht, rein und weiß bleibt und keiner weitern Verzinnung bedarf. Vortrefflich ſind auch jetzt die emaillirten eiſernen Kochgeſchirre. Dampfkochung. ſo einlegt, daß er durch die Verengerung des Topfes nach unten in einer gewiſſen Höhe, über den Boden deſſelben erhalten, den in des Topfes in 2 Ab- Das Kochen in Dampf für Küchenzwecke ge— ſchieht ſo, daß man in einen gewöhnlichen Kochtopf einen mit vielen Löchern durchbohrten Blechboden Kirchhof, Landwirth. 754 Hau s, wir h.ſ ch gf t. theilungen ſcheidet. In die untere Abtheilung gießt man Waſſer, in die obere legt man auf dem Dampf— boden den zu kochenden Gegenſtand, ſetzt nun den gut zugedeckten Topf über das Feuer und bringt das Waſſer zum Kochen, wobei die Dämpfe deſſelben den auf dem Dampfboden liegenden Gegenſtand in einen vollkommnern Zuſtand der Gare verſetzen, als durch Kochen deſſelben innerhalb flüſſigen Waſſers geſchehen würde. . Ahnlich als das Kochen geſchieht das Braten in Dampf ſo, daß man eine hohe, mit gewölbtem töpfernem Deckel verſehene Bratpfanne mittelſt ei— nes durchlöcherten Dampfbodens in 2 Abtheilungen theilt, in die unterſte Abtheilung Waſſer gießt, und das Fleiſch in die obere auf den Dampfboden legt. Da ein Anbrennen bei dieſer Bratmethode nicht vor— kommen kann, ſo braucht man den Braten weder zu wenden, noch zu begießen. Die unter dem Dampf— boden befindliche Flüſſigkeit giebt eine ſehr ſchmack— hafte Bratenbrühe. Alle durch Kochen und Braten in Dampf zube— reiteten Speiſen ſind weit ſchmackhafter, kräftiger, garer, weicher und haben ein beſſeres Anſehen. Das Kochen in Dampf erfordert kürzere Zeit, weßhalb man zugleich beträchtlich an Holz erſpart. Endlich bedarf man beim Kochen in Dampf des Umrührens und beim Braten des Wendens und Begießens nicht, ſowie man auch bei jedem Feuermaterial ko— chen und braten kann, indem bei dem guten Ver— ſchluß kein übler Geruch zu den Speiſen ſchlägt. Die hierzu in Anwendung kommenden Kochtö— pfe können gewöhnliche irdene oder eiſerne inwendig emaillirte ſein. Haben ſie ſtatt der bauchigen Ge— ſtalt eine nach oben ſich erweiternde, ſo läßt ſich der Dampfboden bequemer einlegen. Dieſer kann recht füglich durch ein gut ausgekochtes hoͤlzernes Kreuz vertreten werden. Überhaupt ſoll aber der Boden dem Dampfe ſo viel als möglich freien Zu— tritt geſtatten; daher es um ſo beſſer iſt, je durch— löcherter derſelbe erſcheint. Thönerne Boden ſind weniger brauchbar, als ſolche von Kupfer oder Zinn oder blos gut verzinntem Eiſenblech. Für verſchie— dene Töpfe hat man zwar im Allgemeinen verſchiedene Böden nöthig, doch kann man auch einen zu kleinen Boden für einen größern Topf dadurch anwendbar machen, daß man ihm ein hölzernes Kreuz als Un— terlage giebt, damit er im erforderlichen Abſtande vom Boden des Topfes bleibe. Auf die Höhe des Dampfbodens über dem Topf— boden (fie mag % bis % der ganzen Topfhöhe betragen) kommt es nicht weſentlich an, wenn nur genug Waſſer in den untern Raum geht, aber ſeine Oberfläche entfernt genug vom Dampfboden iſt, damit das Waſſer nicht durch das Aufwallen bis zu ihm hinangetrieben werde, jedoch auch nicht gar zuweit davon abſtehe; auch müſſen endlich die Spei— ſen den erforderlichen Raum in der obern Abthei— lung finden. Damit der im Topfe erzeugte Dampf nicht unnütz verſchwendet und zugleich durch erhöhte Spannkraft ſeine Wirkung auf die Speiſe vermehrt werde, muß der Topf fo gut (nicht luftdicht, weil er ſonſt platzen würde), als es mittelſt der beſchlie— ßenden thönernen oder blechernen Stürze geſchehen kann, bedeckt werden, weßhalb die Töpfe an ihrer Mündung möglichſt rund ſein müſſen. Die Koch- und Bratgefäße werden jedenfalls nur von unten, nicht von der Seite, erhitzt, wobei die Feuerung immer anhaltend gleich ſtark ſein muß, um das Kochen des Waſſers nie zu unterbrechen. Das erforderliche Salz und Gewürze muß nicht dem Waſſer, ſondern der Speiſe über dem Dampfboden beigegeben werden. Schriften: Leuchs, vollſtändige Feuerungs— kunde. Nürnberg, 1827. Heigelin, allgemeines Handbuch der Heizung. Stuttgart, 1827. Hof- mann, Holzſparkunſt. Leipzig, 1800. Gehler, phyſikaliſches Wörterbuch. Artikel Heizung. Anſtriche. Man bedient ſich vorzugsweiſe derſelben, um En und Holz eine größere Dauer zu ver: leihen. 1) Haltbarer Anſtrich auf Mauern. Derſelbe beſteht aus 100 Theilen gebranntem Kalk, 5 Theilen weißem Thon und 2 Theilen gelbem Ocker. Zur Darſtellung dieſes Anſtrichs löſcht man den Kalk im Waſſer, macht ſodann mit mehr Waſ— ſer einen dünnen Brei daraus, fügt nun den Thon hinzu und rührt gut um, was binnen 24 Stunden von Zeit zu Zeit wiederholt wird; ſodann ſetzt man den Ocker als Farbe zu und trägt die Maſſe auf die Mauern auf. Dieſer Anſtrich iſt ſo feſt, daß er ſich nicht mit der Hand abreiben läßt und auch vom Re— gen nicht abgewaſchen wird. Auch eine Miſchung aus 1 Theil Kalk und 4 bis 5 Prozent Alaun haf— tet gut auf Mauern und widerſteht dem Wetter. 2) Eiſenfarbige Anſtriche auf Holz, wo— durch man dieſen und andern Gegenſtänden das Anſehen des Eiſens ertheilen kann, werden mit ge— pulvertem Graphit (Reißblei), Spießglanz oder Bleiglanz hervorgebracht, welche durch Firniſſe oder andere Bindemittel auf der Oberfläche der Gegen— ſtände befeſtigt werden können. 3) Anſtriche von Theer, beſonders Stein— kohlentheer, eignen ſich beſonders für ſolche Gegen— ſtände, die dem Wetter ausgeſetzt ſind, und die man vor dem Einfluſſe der Luft und der Näſſe zu ſchützen beabſichtigt. Wegen des ſtarken Geruchs, welchen Theeranſtriche verbreiten, ſind ſie jedoch nur im Freien in Anwendung zu bringen. Man verwendet den Theer auf folgende Weiſe zu Farbenanſtreichen: Auf 100 Pfd. deſſelben nimmt man 50 Pfd. Blei— weiß oder Mennig, 25 Pfd. Kreide und 25 Pfd. Kohle. Wenn das durch Beimiſchung dieſer In— gredienzen entſtehende Aufbrauſen vorbei iſt, wird Aıtıyıth e die Maſſe nöthigenfalls noch weiter zerrieben und dann aufgetragen. Will man zwei oder mehrere An— ſtriche auf das Holz machen, ſo darf man den erſten nur dünn auftragen, damit möglichſt viel Theeröl von dem Holze eingeſogen wird; der dann dar— auf folgende dickere Überzug hindert nur die Ber: dunſtung des vom Holze eingeſogenen Ols. Das anzuſtreichende Holz muß gehörig ausgetrocknet ſein, wo es alsdann durch den Theeranſtrich grö— ßere Härte und Dauer in der Witterung erhält. Wenn man dem Theer noch etwas Eiſenvitriol (auf 5 Pfd. 2 Loth.) zuſetzt, ſo wird das damit angeſtri— chene Holz noch beſſer gegen Trockenmoder oder Schwamm geſchützt. Auch Eiſen und andere Me— talle werden durch den oben angegebenen Theerüber— zug gegen Roſt geſchützt. Auf Segeltuche und an— dere Zeuge iſt er ebenfalls anwendbar. Werden die mit Theer gemachten Anſtriche noch mit feinem Sande beſtreut, ſo erreicht man eine noch größere Haltbar— keit in der Witterung und verſchafft den Gegenſtän— den ein ſteinartiges Anſehen. 4) Anſtriche von Thran. Dieſe kommen zu— weilen auch im Freien in Anwendung, und es wird hinſichtlich der Wohlfeilheit und Dauerhaftigkeit vornehmlich folgender derartiger Anſtrich empfohlen. 252 Pfd. Thran, 32 Pfd. Eſſig, 2 Pfd. Bleiglätte, 2 Pfd. weißen Vitriol, 12 Pfd. Leinöl und 2 Pfd. Terpentinöl werden wohl mit einander vermiſcht. Verlangt man einen dunkelgrünen Anſtrich als Tün— che, ſo ſetzt man hinzu: 6 Stübchen friſches Kalk— waſſer, 112 Pfd. feingeſiebten Straßenkoth, eben ſo viel Kreide, 30 Pfd. Reiskohle, 3 Stäbchen Thran— rückſtände und 24 Pfd. gelben Ocker. 5) Ruſſiſcher Anſtrich für Holz und Dä— cher. 6 ½ Pfd. grüner Vitriol, 20 Pfd. Roggen— mehl, 5 Pfd. Harz werden in 100 Maß kochendem Waſſer aufgelöſt, und zuletzt noch 30 Pfd. engliſch Braunroth und 2½ Pfd. Hanföl zugeſetzt. Dieſe Farbe ſtreicht man warm auf. 6) Anſtriche mit Milch oder Quark. Dieſe ſind wohlfeil, trocknen leicht und verbreiten keinen unangenehmen Geruch. Man vermiſcht hier— zu 5 Theile Milch mit 1 Theil an der Luft zerfalle— nem Kalk, während man noch unter fleißigem Um— rühren 1 Theil Leinöl hinzufügt; alsdann werden noch 5 Theile Milch zur Verdünnung und 12 Theile geſchlämmte Kreide oder andere Farben hinzugeſetzt. 7) Anſtriche mit Blut- oder Blutwaſ⸗ ſer. Friſches Blut ſondert ſich in der Ruhe in 2 verſchiedene Theile, nämlich den geronnenen rothen Blutkuchen und das hellbraunlichgelbe Blutwaſſer ab. Letzteres beſitzt die Eigenſchaften des Eiweißes und kann daher bei Farbenanftrichen als Bindungs— mittel die Stelle deſſelben vertreten. Man erhält in der Witterung dauerhaft und feſter haltende Farben, wenn dem Blute mit Waſſer gelöſchter oder an der Luft zerfallener Kalk zugeſetzt wird; letzterer kann, in Menge angewendet, zugleich die Farbe erſetzen, in— dem man dadurch einen bräunlichen Anſtrich erhält, welcher, wenn gleich nicht ſchöͤn von Anſehen, doch in der Witterung dauerhaft iſt. 755 8) Wetterſtändiger Anſtrich. Dieſer ift wohlfeil und ſoll eben ſo gut halten als Olfarbe. Man nimmt dazu: 8½ Kanne Flußwaſſer, / Pfd. grünen Vitriol, 12 Lth. Harz (beides gut gepul— vert), 1 Pfd. feingeſiebtes Roggenmehl, 4 Pfd. Farbe (grüne, graue, ſchwarze u. ſ. w.), Y Nö— ßel Leinöl, 12 Lth. Küchenſalz. Statt des Sal— zes kann auch 1 Kanne Heringslake dienen. Man bringt das Waſſer in einem Keſſel zum Kochen, erhält es darin und rührt zuerſt den Vitriol und das Harz ein, bis es völlig aufgelöft erſcheint; alsdann ſchüttet man das Mehl und hierauf die Farbe nach und nach hinzu, während man die Maſſe umrührt, und zuletzt fügt man das Salz und Ol hinzu. Die Maſſe muß, wenn ſie erkaltet, die Dicke der Wagenſchmiere haben, iſt aber übrigens möglichſt warm aufzutragen. 9) Anſtriche, um Holzwerk und andere verbrennliche Gegenſtän de gegen Feuer zu ſchützen. Das Holz wird zuerſt mit einer Auf— löſung von Pottaſche oder Eiſenvitriol oder noch beſſer mit einer Auflöſung von 1 Theil Alaun in 8 Theilen Waſſer, welche man noch mit / Schwefel— ſäure vermiſcht, beſtrichen. Nachdem man nun die— ſen Anſtrich zwei- oder mehrmal wiederholt hat, wird das Holzwerk mit folgender feuerſichernden Zuſammenſetzung überzogen: man rührt 10 Maß Käſemaſſe und eben ſo viel zu Pulver gelöſchten Kalk mit einem hölzernen Spatel tüchtig durch ein— ander, fügt ſodann noch 10 Maß Sand und ſo viel Waſſer hinzu, als nöthig, um die Maſſe bequem auf das Holz auftragen zu können. Zweckmäßig wird die breiige Maſſe vorher durch ein mittelfeines Drahtſieb getrieben. Weniger wirkſam iſt ein An⸗ ſtrich von Lehm und Aſche mit Mehlkleiſter ange— macht, oder von Thon, Alaun und Ochſenblut. 10) Anſtriche mit Leimfarben ſind nur im Innern der Gebäude zu gebrauchen. Man benutzt dazu in der Regel den braunen Tiſchlerleim, vor— züglicher jedoch iſt der Pergamentleim, vornehmlich zu hellen, zarten Farben. Der Leim muß friſch ſein und die damit angemachten Farben dürfen nicht lange ſtehen; deßhalb reibt man beſſer die Farben mit bloßem Waſſer ab, und ſetzt den Leim erſt beim Gebrauche zu. Iſt der Anſtrich auf Kalkputz be— ſtimmt, ſo wird dieſer vorher mit einem Grunde verſehen, wozu man gewöhnlich Kreide und Leim— waſſer nimmt, worüber noch dünne Milch geſtrichen wird. Bei glatten Gypswänden iſt ſtatt deſſen ein dünner Grund von Quark und Weißkalk zu empfeh— len. Bretwände müſſen vorher mit Leinwand oder Papier tapezirt werden. Um mit Leimfarben einen ſchönen, gleichen Anſtrich zu erhalten, muß man die Farbe bei warmer Luft ziemlich dick, raſch und nur einmal auftragen. Je ſchneller der Anſtrich trocknet, deſto beſſer geräth er. Je weniger Leim man der Farbe zuſetzt, deſto leichter wird der An— ſtrich ſchön und gleich, freilich aber um ſo weniger dauerhaft. 8 11) Anſtriche mit Olfarben ſind die dauer⸗ hafteſten. Das Ol wird zu dieſem Behufe zu Firniß (ſ. weiterhin) nn, und dieſer mit der vorher 5 * 756 Haus wirthſchaft. in Waſſer abgeriebenen und wieder getrockneten Farbe zuſammengerieben. Allgemein bedient man ſich hier— zu des Leinölfirniſſes. Soll der Anſtrich wenig oder keinen Glanz haben, ſo miſcht man Terpentinöl bei; ſoll er aber geſchliffen (polirt) werden, fo iſt Lackfir⸗ niß nöthig. Der Olfarbenanſtrich iſt auf Mauer— werk und auf Holz gleich anwendbar, und für letzte— res der einzige völlig geeignete. Der Mauerputz wird vor dem Anſtriche mit bloßem Firniß getränkt. Zu einem guten Olfarbenanſtrich muß man zweimal tränken und dreimal ſtreichen, und es läßt ſich ein ſolcher z. B. beim Abputz eines Hauſes mit gewöhn— lichen Erdfarben, mit 2 ½ bis 3 Sgr. für die Qua⸗ dratelle herſtellen. Holzwerk, Fenſter, Meubles, grundirt man mit dünner Olfarbe, über welche dann einige dickere Anſtriche gemacht werden. Zu den ge— wöhnlichen Anſtrichen wird Bleiweiß angewendet. Zur Erſparung kann man der Grundfarbe Kreide beimiſchen. Zur Herſtellung eines feinen weißen Anſtrichs auf neuem (noch nicht geſtrichenem) Holze iſt ein fünf- bis ſechsmaliges Streichen nöthig, wobei die letzten Anſtriche nur dünn aufgetragen werden dürfen. Eine angenehme und wohlfeile Bronzefarbe, welche der widrigen rothbraunen für Küchenthüren u. dergl. vorzuziehen iſt, erhält man durch eine Miſchung von Franzocker und Frankfurter Schwarz. Jeder Anſtrich muß vor dem Auftragen des folgenden völlig trocken ſein, und um einen gu— ten Anſtrich zu erhalten, ſind regelmäßig, lange aus— gezogene Striche nöthig. Wenn man im Innern der Gebäude weiß ſtreicht, ſo müſſen die Zimmer luftig und ungeheizt gehalten werden. 12) Anſtriche mit verſchiedenen Salz— auflöſungen Derartige Salze ſind namentlich Alaun, Borax, phosphorſaures und boraxſaures Ammoniak, faurer, phosphorſaurer Kalk, auch ätzen— des Kali oder Natron. Eine ſolche Salzauflöſung muß aber, wenn ſie gehörig wirken ſoll, auf einige Tiefe eindringen, weßhalb es räthlich wird, das Holz vorläufig einige Linien tief zu verkohlen, und dann gut mit der Salzauflöſung zu tränken. Man kann den Alaun (oder andere der genannten Salze) auch als Firniß anwenden, indem man Auflöſungen von gleich viel Alaun und Leim mit Zuſatz von etwas Eſſig zuſammenmiſcht. In ſo angeſtrichenen hölzernen Gefäßen ſoll man kochen können; mitten im Flammenfeuer widerſtehen ſie aber der Entzün— dung nicht. 13) Anſtriche der Metalle gegen Ro— ſten. Im Allgemeinen kann man für dieſen Zweck bei Silber, Kupfer, Eiſen u. ſ. w. Anſtriche mit Gummiauflöſung, Leim oder noch beſſer mit Ol und Lackfirniſſen in Anwendung bringen. Einen fehr. haltbaren gegen Roſt ſchützenden Farbenanſtrich auf Eiſen, welcher zugleich auch eine Eiſenfarbe beſitzt, erhält man, wenn Leinölfirniß oder Leinöl mit ½ Reißblei verſetzt und damit angeſtrichen wird. Ein ſchwarzer glänzender, gegen Roſt ſchützender Über— zug kann auch dadurch hergeſtellt werden, daß man auf ſtark erhitztes Eiſen einen Anſtrich von Talg oder Schweinefett, Wachs, Leinöl und Pech auf— trägt und ſodann das Eiſen ſo lange über Kohlen— feuer hält, bis der Anſtrich trocken iſt. Auch das Blauanlaufen ſchützt Stahl und Eiſen gegen Roſt. Man bringt zu dem Ende Lohkuchen auf ein eiſernes Blech, ſtreut glühenden Kohlenſtaub darüber, und legt, wenn ſie brennen, die zum Blauanlaufen be— ſtimmten Eifen- und Stahlſachen darauf, welche man wieder abnimmt, wenn ſie die verlangte blaue Färbung angenommen haben. Folgender neue Fir— niß ſchuͤtzt das Eiſen ebenfalls gut gegen Roſt. Man vermengt gleiche Theile ganz feingeſiebtes Zie— gelmehl und Silberglätte und reibt ſie auf dem Rei— beſteine mit ſo viel Leinöl ab, daß daraus eine dicke Farbe entſteht, welche man zum Auftragen mit Ter— pentinöl verdünnt. Als Schutzmittel für Eiſen ge— gen Roſt in der Erde iſt neuerdings ein Anſtrich aus einer Miſchung von 2 Theilen Steinkohlentheer und 1 Theil gepulverten Kalk, den man auf das zuvor erwärmte Eiſen anbringt, empfohlen. Auch ſchützt eine Lage reiner oder mit Kalk gemengter Schwefel auf das heiße Eiſen getragen gegen das Roſten. Unter Waſſer kann man Eiſen dadurch ge— gen das Roſten ſchützen, daß man ein kleines Zinn— ſtück irgendwo mit dem Eiſen in feſte Verbindung bringt (am beſten anlöthet). Grobe Eiſenwaaren, wie Nägel, Schrauben, Bänder, braucht man blos in Lein— ölfirniß abzulöſchen. Wenn man Ruß oder geſto— ßene Holzkohle mit heißem Theer vermiſcht und mit ſtarken Bürſten auf das der Luft ausgeſetzte Eiſen aufträgt, ſo erhält dieſer Anſtrich, wenn er gehörig getrocknet, das Anſehen eines ſchönen ſchwarzen Glanzfirniſſes. 2 Theile Steinkohlentheer mit 2 Theilen Kalk ſoll einen guten Anſtrich für eiſerne Röhren geben. Auch empfiehlt man, auf derglei— chen Röhren im erhitzten Zuſtande reinen, mit U; Kalk gemiſchten Schwefel zu tragen. Schriften: Leuchs, Haus- und Hülfsbuch. J. 745. Stöckel, praktiſches Handbuch für Künſt— ler u. ſ. w. 1817 — 1829. SırutiTe Dies find Flüſſigkeiten, gewöhnlich Auflöſungen von Harzen, welche in dünnen Schichten aufgetra— gen an der Luft zu glänzenden, harten, dauerhaf— ten, gegen Feuchtigkeit ſchützenden Überzügen aus— trocknen. Als Flüſſigkeiten dienen zur Auflöſung jener Harze (Bernſtein, Kopal, Dammar, Schellack, Terpentin, Kolophon, Maſtix, Sandarak, Asphalt) theils trocknende, fette Ole, am häufigſten Leinöl oder Leinölfirniß, Terpentinöl, Weingeiſt, wornach der Firniß verſchiedene Namen erhält. 1) Weingeiſtfirniſſe. Dieſe gewähren eine ſehr helle, glasartig glänzende, ſchnell trocknende Lackirung, welche durch Abreiben hohen Glanz er— langt, aber doch nicht ſo dauerhaft, als die von MEERE dicken Lackfirniſſen (welche nach dem Auftragen ei- nen rindenartigen Überzug bilden, der durch Schlei— fen oder Glätten einen hohen Glanz erhält) iſt, und daher nicht zu Anſtrichen im Freien dienen kann. Der zu dieſen Firniſſen zu verwendende Spiritus muß möglichſt waſſer- und fuſelfrei ſein. Zur Bereitung werden die ganz trocknen Harze grob gepulvert, mit 14 bis ½ ihres Gewichts zerſtoßenem Glaſe oder Kreide in eine etwa zu ½ damit zu füllende gläſerne Flaſche gebracht, die man mit naſſer Blaſe, worein eine Stecknadel geſteckt, zubindet, und auf einen warmen Ofen oder in das heiße Waſſer- oder Sand— bad bei möglichft gleichförmig unterhaltener Tem— peratur bis zu erfolgter Auflöfung ſtellt, indem man dabei öfters umſchüttelt und die Nadel öfters heraus— zieht. Nach erfolgter Auflöſung läßt man den Firniß einige Tage ruhig ſtehen, gießt dann das darüber ſtehende Helle in mit eingetriebenen Stöpſeln und darüber gebundener Blaſe luftdicht verwahrte Glas— flaſchen, welche man an einem mäßig warmen Orte aufbewahrt. Zweckmäßig kann man dieſem Firniß zur Verhütung des Abſpringens etwas verdicktes, in Alkohol aufgelöſtes Leinöl zuſetzen. Auch ein wenig Kampher zugeſetzt dient für dieſen Zweck. Wein— geiſtfirniſſe dürfen nur kurz vor dem Gebrauche an— gefertigt werden; ſie ſind übrigens auf Gegenſtände der verſchiedenſten Art anwendbar. 2) Terpentinölfirniſſe. Dieſe kommen den vorigen am nächſten, und liefern geſchmeidige, da— bei aber doch feſte und dauerhafte Lackirungen. Bei Bereitung dieſer Firniſſe ſind dieſelben Regeln wie bei den vorigen zu beobachten; ſie dürfen ebenfalls nur kurz vor dem Gebrauche angefertigt werden. 3) Fette Firniſſe. (Auflöſungen von Bern— ſtein, Kopal oder Dammar in Leinölfirniß). Zur Bereitung derſelben bedient man ſich faſt ausſchließ— lich des Bernſteins und Kopals, neuerdings wohl auch des Dammars, obſchon bisweilen mit Zuſatz anderer Harze. Sie ſind nach gehörigem Trocknen die dauerhafteſten und feſteſten, wenn ſchon nicht ſo farbenlos und glänzend, als die Weingeiſtfirniſſe. Sie trocknen aber weit langſamer, als die beiden vorigen Gattungen. Man gebraucht ſie vornehm— lich zu Gegenſtänden, welche der Reibung ausgeſetzt ſind, und überzieht damit Holz, Metall, Lederzeug, namentlich Gegenſtände des täglichen häuslichen Gebrauchs. Der bei der Bereitung der fetten Firniſſe erfor— derliche Olfirniß (Leinfirniß) wird durch Kochen von Leinöl mit Bleiglätte dargeſtellt. Das hierzu verwen— dete Leinöl muß von allen Schleimtheilen vollkommen befreit ſein, weßhalb man daſſelbe ſchon vor dem Ko— chen möglichſt ſorgfältig gereinigt haben muß. Kalt— gepreßtes Ol verdient hierzu den Vorzug vor warm— epreßtem Ol, und altes vor friſchem. Als das vor— theilhafteſte Mittel, das Ol zu reinigen, wird em— pfohlen, daſſelbe anhaltend (1 bis 2 Stunden) mit Waſſer, dem etwas gedörrtes Kochſalz zugeſetzt iſt (etwa 5 Kannen Leinöl, 10 Kannen Waſſer, 1 Hand voll Salz) durchzuarbeiten, dann 4 bis 5 Stunden oder länger ruhig ſtehen zu laſſen und alsdann das 757 oben auſſchwimmende Ol abzuſondern. Zweckmäßig wird das Ol hernach noch in einem gläſernen Ge— ſchirre einige Tage in die Sonnenwärme geſtellt, und dann in reine, wohl zu verſtopfende Glasfla— ſchen abgegoſſen, die man im Sommer in die Son— nenwärme, im Winter in gelinde Ofenwärme ſtellt. Die Mengenverhältniſſe der gebräuchlichen Mate— rialien werden verſchieden angegeben, nämlich: 1 Dresdner Kanne Leinöl und 4 Loth Glätte; oder: 1 Pfd. Ol, 2 Loth Glätte; oder: 1 Pfd. Ol, 2 Loth Bleiweiß, 1 Loth Glätte; oder: 1 Pfd. Ol, 2 Loth Zinkoryd. Alle zu dem Leinöl zuzuſetzenden Materialien müſſen vollkommen trocken angewandt werden, und als Gefäß zum Kochen des Firniſſes ſcheint ein hart gebrannter, gut glaſurter, dick wan— diger, flacher Topf am zweckmäßigſten zu ſein. Es iſt nöthig, bei dem Kochen den rechten Punkt zu ken— nen, bei welchem man ſtehen bleiben muß. Dieſer iſt aber dann eingetreten, wenn ein mit einem Rühr— ſpatel herausgenommener und nach der Abkühlung zwiſchen 2 Fingern geriebener Tropfen zu weißem Schaum wird. Gar zu dick gewordener Firniß muß entweder mit gekochtem Leinöl oder mit Terpentinöl verdünnt werden. Zuerſt wird das Ol für ſich etwa % Stunden lang ſo gelind erhitzt, daß feine Ober: fläche nur dampft, ohne in kochender Bewegung zu ſein. Dann erſt rührt man die Glätte und etwaige andere Ingredienzen nach und nach unter das Oel und rührt nun bei gemäßigtem Feuer mit einem höl— zernen oder eiſernen Spatel unter Entfernung des Schaumes mit einem Löffel fleißig noch ſo lange, bis der Firniß der angegebenen Probe genügt. Als dann hebt man das Gefäß vom Feuer, läßt es eine Nacht durch zugedeckt ruhig ſtehen und erkalten und gießt dann den Firniß hell ab, worauf man ihn noch— mals einige Tage in der Wärme ſtehen läßt. Der fertige Leinölfirniß wird zweckmäßig in mit Blei ausgefütterten Behältniſſen vor dem Zutritt der Luft und der Sonne aufbewahrt 1 4) Gefärbte Firniſſe. Weingeiſtige und Terpentinölfirniſſe können dadurch gefärbt werden, daß man Farbeſtoffe darin auflöſt und in der Wärme damit auszieht, wozu man beſonders unter den gel— ben Farbenſtoffen, aus denen man den Goldfirniß zum Erſatz der Vergoldung bereitet, eine große Aus— wahl hat. Die weingeiſtigen Farbenauflöſungen werden zugeſetzt, wenn der Firniß ſo weit abgekühlt iſt, daß man den Finger hinein ſtecken kann. Als rother Farbeſtoff eignet ſich beſonders Drachenblut, nächſtdem Sandelholz, Safflor, Cochenille, Alkan— nawurzel, als grüner, eſſigſaures Kupferoryd. Zu beliebig gefärbten, undurchſichtigen Weingeiſtfirniſ— ſen löſt man Siegellack von der betreffenden Farbe in recht ſtarkem Weingeiſt in der Wärme auf. Es können aber auch gepulverte Farbenſtoffe mit Fir— niſſen zuſammengerieben werden, indem man die Farben erſt fein mit Waſſer abreibt, in kleinen Häufchen wieder trocknet, zum zweitenmale mit Ter— pentinöl oder einen Antheil der Firniſſe ſelbſt ab— reibt und dann mit dem Firniſſe zuſammenrührt, der nöthigenfalls noch mit Leinölfirniß oder mit Terpentinöl zu verdünnen iſt. 758 Haus wirthſchaßft. Von den verſchiedenen beſondern Arten Firniſſen ſind vornehmlich folgende hier zu nennen: 1) Glänzender Firniß, welchen man nicht zu ſchleifen braucht. Man nimmt dazu 8 Theile Körnerlack, 6 Theile Maſtix in Körnern, 4 Theile gereinigten Sandarak, 4 Theile reinen Kopal, 2 Theile Bernſtein, 3 Theile gereinigten Terpentin und 64 Theile Alkohol. 2) Firniß, welcher durch heißes Waſſer nicht leidet. Dazu ſind erforderlich: 3 Theile Körnerlack, 2 Theile Kopal, 2 Theile Bernſtein, 1 Theil gereinigter Sandarak, 2 Theile reines Fich— tenharz, 32 Theile Alkohol. Kopal und Bernſtein werden erſt jeder für ſich geſchmolzen, dann heiß zu— ſammengegoſſen, die andern gepulverten Harze über Kohlenfeuer unter Umrühren durchgeſchmolzen, nach dem Erkalten zu Pulver geſtoßen und durch Dige— ſtion mit dem Weingeiſt aufgelöſt. 3) Harzfirniß, wodurch man gewöhnlichen Olfarbenanſtrich an Gebäuden Glanz verleihen kann. 3 Pfd. zerſtoßenes reines Harz werden in 10 Pfd. gereinigtem Nußöl in der Wärme aufgelöſt und dann 12 Lth. Terpentin zugefügt. Dieſe Löſung wird einige Tage ruhig ſtehen gelaſſen, dann vom Bodenſatze abgegoſſen und bald verbraucht. Dieſer Firniß wird als zweiter oder dritter Anſtrich benutzt und, wenn er beim Gebrauch zu zähe geworden, im Freien mit Mohn = oder Nußöl, im Zimmer und im Schatten mit Terpentinöl verdünnt. 4) Firniß zu Holzſachen, welche dem Reiben ſehr ausgeſetzt ſind. Man nimmt hierzu 6 Theile geſchmolzenen, in kaltes Waſſer getropften und wieder getrockneten Kopal, 12 Theile gereinig— ten Sandarak, 6 Theile Maſtir in Körnern, 8 Theile gepulvertes weißes Glas, 5 Theile venetia— niſchen Terpentin und 32 Theile Weingeiſt. Die— ſer feſte glänzende Firniß dient den mit dicken Waſ— ſerfarben angeſtrichenen Flächen eine ſchützende Fir— nißdecke zu geben. 5) Firniß zu Sachen von Eichenholz, Eiſengittern. Dieſer wird dargeſtellt aus 12 Theilen gereinigtem Sandarak, 4 Theilen Schellack, 8 Theilen weißem Geigenharz oder weißem Fichten— harz, 8 Theilen gereinigtem Terpentin, 8 Theilen geſtoßenem Glaſe und 64 Theilen Weingeiſte. Die— ſer Firniß kommt wegen ſeines ſchönen Glanzes häufig in Anwendung, und 2 Anſtriche damit ſind vollkommen hinreichend. 6) Firniß, für jedes Metall brauch— bar. 3 Theile Kopal und 1 Theil Kopaivbalſam (harziger Saft von gelblicher Farbe) werden unter Umrühren zuſammen geſchmolzen und zur heißen Auflöſung 1% Theile heißer Leinölfirniß allmälig unter Umrühren zugeſetzt; nach dem Erkalten gießt man die Maſſe in eine Flaſche und verdünnt fie beim Gebrauche mit Terpentinöl. 7) Firniß für Eiſenwerk an freier Luft. Dazu nimmt man 9 Theile Sandarak, 3 Theile Schellack, 6 Theile Kolophon, 6 Theile Terpentinöl, 9 Theile höchſt rectificirten Weingeiſt. e Beim Auftragen der Firniſſe oder Lacke muß die zu lackirende Fläche vorher gehörig geebnet, glatt, fein abgerieben und völlig trocken ſein. Will man dem zu lackirenden Gegenſtande eine Farbe geben, ſo kann dies durch einen farbigen Leinöl- oder Fir— nißanſtrich geſchehen, über den man dann mit noch einen farbenloſen Firniß zieht. Das Auftragen des Firniſſes erfolgt mit einem Pinſel in langen, neben einander geführten Zügen, ohne auf eine Stelle wieder zurückzukommen. Der Firniß muß möglichſt eben und glatt und in der Regel nicht dicker als ein Blatt Papier aufgetragen werden. Weingeiſtfirniſſe dürfen zum Trocknen nicht den brennenden Sonnen— ſtrahlen ausgeſetzt werden, wogegen Olfirniſſe das Trocknen an der Sonne und Ofenwärme vertragen, und vornehmlich bei Metallwaaren die Wärme ſehr verſtärkt werden kann. Staub iſt beim Trocknen möglichſt zu vermeiden. Weingeiſtfirniſſe trägt man, wenn ſie vorher geſchliffen und polirt werden, acht-, zehn- und mehrmals, fette Firniſſe drei-, vier- und mehrmals auf; wo aber Schleifen und Poliren un— terbleibt, werden jene drei- bis viermal, dieſe zwei— mal aufgetragen. Den folgenden Anſtrich darf man nie eher auftragen, bevor nicht der vorhergehende ſo trocken geworden, daß die Hand nicht im mindeſten anklebt. Wenn der Firnißüberzug nicht ſchon an ſich glatt und glänzend genug erſcheint, ſo wird er nach völligem Trocknen abgeſchliffen und geglättet. Man bedient ſich hierzu hauptſächlich des gut durch— glühten, dann feingepulverten und mit Waſſer auf einem Reibeſteine zu einer ganz feinen Maſſe ge— riebenen Bimsſteins und feingeſchlämmten Tripels, indem man mit Hutfilze reibt. Das Abgeſchliffene wird mit einem feuchten Schwamme rein wegge— bracht und mit einem weichen Tuche wohl abge— trocknet. Beim Lackiren hölzerner Gegenſtände reibt man die glattgehobelte Fläche, nachdem etwaige kleine Riſſe und Löcher zugekittet worden, quer über die Holzfaſern weg mit einem glatten Stücke angefeuch— teten Bimsſtein oder mit angefeuchteten Schachtel— halm völlig glatt, und giebt ihr dann durch kreis— förmiges Reiben mit trocknem, fein durchgeſiebtem Pulver von Bimsſtein die höchſte Glätte, wobei die Oberfläche von Zeit zu Zeit mit einem naſſen Schwamme abgewiſcht und mit einem weichen Tuche abgetrocknet wird. Hierauf erhält das Holz erſt den ſogenannten Grund, welcher bei guten Arbeiten aus Leinölfirniß, bei gröberm Holze aber aus einer ſchwachen Auflöſung von gewöhnlichem Tiſchlerleim beſteht; dieſe Ingredienzen werden ſo lange und nur ſo ſtark aufgetragen, bis ſich nichts mehr in's Holz einzieht, worauf nach völligem Trocknen mit naſſem Schachtelhalm geglättet und mit einem rei— nen Tuche abgerieben wird. Sehr gewöhnlich wird aber auch als Grund mit Leim abgeriebenes Blei— weiß oder Kreide gebraucht, wobei man das Holz erſt mit dünnem Leim tränkt und alsdann ſehr dünn und gleichförmig den Kreide- oder Bleiweißgrund aufträgt. Nach einem ſechs- bis zehnmal wieder— holten Auftragen wird mit Bimsſtein geglättet und ſodann gefirnißt. Beim Lackiren von Metall müſſen die Metall— waaren, bevor der Firniß aufgetragen wird, durch trocknes Abreiben mittelſt eines wollenen Lappens mit Bimsſtein, Kalk, Tripel oder dergleichen von allem Fett gereinigt werden, wonach ſogleich der Lack aufgetragen werden kann. Das Lackiren des Leders geſchieht auf der obern, ja nicht auf der untern narbigen Seite. Man ſpannt daſſelbe durch Aufnageln auf ein glattes Bret ſtraff aus, feuchtet die Außenſeite mittelſt eines Schwam— mes mit reinem Waſſer an und reibt dann mit einem Stück feinkörnigen Sandſteine auf einer glatten Fläche, nachher mit gepulverter Kreide und einem ebenſo zubereiteten Stück Bimsſtein ſo lange, bis eine glatte Fläche entſtanden iſt. Alsdann wird das Leder mit ausgeglühtem und fein pulveriſirtem Bims— it Dieſe müſſen nach Beſchaffenheit der Gegenſtände, welche man durch ſie verbinden will, und nach dem davon zu machenden Gebrauche von verſchiedenen Zuſammenſetzungen angewendet werden. Sie kom— men entweder feucht oder trocken, im letztern Falle aber geſchmolzen, in Anwendung. Zerbrochene Ge— fäße werden im Allgemeinen zweckmäßig möglichſt bald nach dem Bruche gekittet. Die durch den Kitt vereinigten Sachen müſſen gut aneinander befeſtigt und ruhig liegen gelaſſen werden, bis derſelbe voll— kommen erhärtet iſt. 1) Kitte fürßugen von Deſtillirgeräth— ſchaften. Wenn eine Retorte (Kolbenglas) mit einer Vorlage ſo verbunden werden ſoll, daß nichts durch die Fuge verloren geht, ſo wird dieſe gewöhn— lich mit einem Kitt überſtrichen. Iſt der Retorten— hals zu ſchmal, um in die Offnung des Kolbens ge— rade zu paſſen, ſo umwindet man ihn mit Werg oder Papier, welches man etwas anfeuchtet und ſehr dicht anlegt. Die am Halſe nach Innen ſich erweiternden Kolben ſind ſehr ſchwer ſo anzukitten, daß die Ver— einigung dicht hält. Die Art des zum Verkleben der Fuge erforderlichen Kittes richtet ſich hier hauptſäch— lich nach der Natur des Deſtillats. Beim Deſtilliren von Waſſer, Eſſig oder Spiritus braucht man bei Glasgefäßen die Fugen nur mit einer feuchten Blaſe zu umbinden, ſowie bei kupfernen Gefäßen nur mit Mehlkleiſter zu verkleben. Für andere Fälle kann man ſich eines folgender Kitte bedienen: a) Lein— ſamenmehl wird mit Waſſer zu einem dicken Teige vermiſcht, dieſer gut durchgearbeitet und dann etwas dick aufgeſtrichen. Dieſer Kitt macht ſogleich dicht, erhärtet bald und widerſteht Säuren, verträgt aber freilich keine Hitze, die ſo ſtark iſt, daß er ſich ver— kohlen würde. b) Dickes Gummiwaſſer, Thon und Eiſenfeilſpäne verarbeitet man zuſammen zu ei— ner Maſſe und wendet dieſe beſonders in ſolchen Fällen an, wo der Kitt ſehr lange ſitzen bleiben ſoll.— e) Ein Bogen graues Löſchpapier wird in Waſſer aufgeweicht, zerrührt und alsdann mit einer Hand voll Roggenmehl und darauf mit einer Hand voll Töpferthon bis zur gehörigen Conſiſtenz zuſammen— geknetet. — d) Starkes Leimwaſſer und friſch ge— 759 ſtein mittelſt eines Stücks glatten Bimsſteins völlig geglättet, dann abgebürſtet und nun der Lack auf— getragen. Jeden Lackanſtrich ſchleift man nach völli— gem Trocknen mittelſt Bimsſteins mit reinem Waſ— ſer und fein durchſiebtem Bimsſteinpulver ab, nimmt die Unreinigkeit mit einem naſſen Schwamme weg, trocknet das Leder mit einem weichen leinenen Tuche, und läßt es im Sonnenſchein oder an einem war— men Orte völlig trocknen. Den nun aufgetragenen Glanzlack ſchleift man mit fein abgeriebener Kreide, Waſſer und Filz ab, entfernt die Unreinigkeit mit einem naſſen Schwamme, trocknet das Leder mit weicher Leinwand ab und überwiſcht daſſelbe ſanft mit einem ſeidenen Tuche. 2... löſchter zerfallener Kalk werden zu einer fteifen Maſſe zuſammengearbeitet. Durch ein Gemenge von ſtar— kem Leimwaſſer, Eiweiß und friſch gelöfchten Kalk erhält man einen jo zuſammenhängenden Kitt, daß man damit zerbrochene Porzellan- und Steingut— gefäße zuſammenkitten kann. — e) Magerer, zuvor mit Waſſer ausgekochter Käſe wird mit Waſſer und friſch gelöſchtem Kalke gerieben, bis das Ganze einen dicken, zähen Teig bildet; dieſer Kitt erhärtet bald und hält ſehr dicht. — k) Leinölkitt, welchen man aus Leinöl, worin im Kochen geſchmolzenes Kaut— ſchuk aufgelöſt worden und Pfeifenthon darſtellt, in— dem man beide zuſammenſtößt, bis die Maſſe gleich— förmig, zuſammenhängend und zwiſchen den Fingern formbar wird, ohne zu kleben. Dieſer Kitt erfordert zwar zu einer recht guten Herſtellung viel Arbeit, in— deſſen kann man ſich große Mengen auf einmal an— fertigen und denſelben in einem bedeckten Gefäße im Keller aufbewahren. Findet man einen Theil davon zu hart, ſo läßt er ſich durch abermaliges Stoßen, beſonders durch Zuſatz von etwas Terpentinöl weich erhalten. Dieſer Kitt eignet ſich vorzüglich gut für die Deſtillation von Säuren. Da derſelbe vollkom— men dicht hält, ohne zu erhärten, ſo kann man die Verbindung damit während der Deſtillation weg— nehmen und auflegen und damit eingekittete Glas— röhren erhöhen und drehen. Derſelbe Kitt läßt ſich ſogar mehreremale von Neuem gebrauchen, wenn man die etwa von der Säure angegriffenen Theile wegnimmt und das Übrige wieder umarbeitet. g) Kautſchuk, in einem Gießlöffel geſchmolzen, iſt oft mit Vortheil zum Dichtmachen undichter Verbin— dungen anwendbar, wo anderer Kitt durch Hitze oder ſaure Dämpfe zerſtört wird. — h) Retorten und an- dere Gegenſtände, welche heftiges Feuer auszuhalten haben, werden mit einer Miſchung aus feuerfeſtem Thon, viermal ſo viel Sand und der Hälfte des Vo— lumens Pferdemiſt zuſammengeſetzt überzogen. 2) Kitte für Fugen und Riſſe an eifer- nen Gefäßen, Keſſeln, Pfannen, Platten, Röh— ren u. ſ. w. a) 20 Theile von Gußeiſen geſtoßene und durch ein grobes Sieb geſiebte Drehſpäne wer— den mit einem Gemenge von 2 Theilen gepulverteu 760 Salmiak und 1 Theil Schwefelblumen durch Waſſer zu einem Brei gemacht, und dieſer ſogleich aufgetra— gen. Derſelbe erhitzt ſich nach einigen Augenblicken und erhärtet. — b) Eiweiß oder geronnene Milch, Blut, Eiſenfeile, geſtoßenes Glas und ungelöſchter Kalk, zu gleichen Theilen genommen, empfiehlt man zunächſt für geſprungene eiſerne Platten. — c) Ei— weiß, Roggenmehl und feiner Hammerſchlag zu ei— nem Brei gemacht, dient für eiſerne Ofenröhren. 3) Kitte zum Einkitten des Eiſens in Stein. Man füllt hier den noch verbleibenden Zwiſchenraum mit einem andern Körper aus, wozu ſich eingegoſſenes Blei am beſten eignet. Außerdem ſind aber auch noch folgende Kitte empfohlen: a) Man rührt 2 Theile gebrannten und recht fein geſtoßenen Gyps und 1 Theil Eiſenfeilſpäne zu einem Brei an, und reibt nach dem Eingießen, bevor der Gyps noch bindet, zwei bis drei hölzerne oder auch eiſerne Keile mit ein. — b) Man gießt auf Kohlen geſchmolzenen Schwefel völlig heiß neben das Eiſen in die in den Stein gemachten Löcher, ſtreut, wenn es zu erkalten anfängt, ein wenig groben Sand darauf und klopft dieſen mit einem hölzernen Hammer feſt. — e) In ſchmelzendes Harz wird ſo viel fein gepulvertes und geſiebtes Ziegelmehl eingerührt, daß das Gemenge, ſo lange es heiß iſt, noch leicht fließt. Nach dem Eingießen dieſer Maſſe preßt man noch in die Zwi— ſchenräume kleine, vorher erwärmte Ziegelſtücke. — d) Folgendes Verfahren iſt vorzüglich empfohlen: Die Kammern u. dergl. werden mit Lumpen einge— ſtopft, welche in einen Abſud von Eſſig mit Eiſenroſt eingetaucht worden ſind, und alsdann Nägel und anderes ſpitziges Eiſen eingeſchlagen. Die Säure bringt das Eiſen zum Roſten, wodurch eine große Feſtigkeit bewirkt wird. 4) Fenſterkitt, deſſen man ſich zum Verkitten der Fenſterſcheiben bedient, damit zwiſchen ihnen und dem Fenſterrahmen kein Waſſer durchdringen kann, wird aus gleichen Theilen Kreide und Bleiweiß, mit Leinöl zum Teige angeknetet, hergeſtellt. Dieſer Kitt kann auch für Porzellan gebraucht werden. 5) Kitte zum Befeſtigen der Hähne bei Brunnenvorrichtungen. Man rührt 4 Theile zerſtoßenes und ſehr fein geſiebtes Ziegelmehl unter 1 Theil Harz, ½ Theil gelbes Wachs, 1 Thl. Erd— pech, welche zuſammen in Fluß gebracht ſind. Dieſe Maſſe iſt warm auf die zuvor erwärmten Theile an— zuwenden. 6) Harzkitte. Man miſcht ein Theil Harz, 1 Theil Kreide, % Theil Ol oder Fett, 1 Theil Koh— lenſtaub, 1 Theil Sand mit einander, und trägt dies mit Leinöl auf. 7) Holzkitte. Als waſſerdichte Kitte für Fu— gen und Spalten in hölzernen Gefäßen, die vorher, wo es angeht, mit Werg verſtopft werden, ſind be— ſonders empfohlen: a) Käſekitt, ſ. weiterhin. — b) Molken mit ungelöſchtem Kalk und etwas Sand. — c) Rothe Mennige mit Oel dick eingekocht. — d) Fein durchgeſiebte Aſche mit Rinds- oder Schöpſentalg zu— Saus wirthſchaft. ſammengeſchmolzen und warm angewendet. — e) 2 Thl. Talg, 1 Thl. Harz, 3 Theile geſtoßenes Glas, 3 Theile Schwefel, 5 Theile Ziegelmehl und 1 bis 2 Theile Leinöl zuſammengeſchmolzen, giebt guten Kitt für Brunnenröhren; ebenſo Aſche, Pech und Ziegelmehl, oder auch 1 Theil Pech mit 2 Theilen Ziegelſteinpulver. Einen waſſerdichten, für Holz und Stein geeigneten Kitt erhält man, wenn 1 Theil Bleikalk und 10 Theilen Ziegelmehl mit 2 Theilen Leinöl angemiſcht werden. — k) Dorn's waſſer— dichter Holzkitt. Hierzu kocht man 8 Loth Leim in / Maß Waſſer zu einem ſtarken Leim, miſcht dieſem 4½ Loth Leinölfirniß bei und kocht das Ganze etwa noch 2 bis 3 Stunden unter beſtändigem Um— rühren. Mit dieſem noch heißem Kitte werden die Fugen der Dauben eines Waſſerfaſſes beſtrichen, und es widerſteht ein ſolches dann ſelbſt dem kochenden Waſſer und läßt auch nach langer Zeit kein Waſſer durch. Dieſer Kitt verbeſſert ſich mit dem Alter. Zu den damit waſſerdicht zu machenden Gefäßen muß aber ganz ausgetrocknetes Holz genommen, daſ— ſelbe wenigſtens noch 8 Tage in einem geheizten Zim— mer gehalten und vor dem Beſtreichen mit Kitt warm gemacht werden. — Ferner werden gepulverte Lein— kuchen mit Zuſatz von Waſſer und Kreide oder fei— nem Sande oder Holzſpänen zum Verſtreichen von Fugen angewendet. Ebenſo dienen auch hierzu feine Sägeſpäne und Kreide mit Tiſchlerleimauflöſung und etwas Bleiweiß angemiſcht. 8) Käſekitt für Porzellan, Steingut, Glas, Marmor, Steine, Holz u. ſ. w. Dieſer Kitt ver— trägt auch kochendes Waſſer und die Einwirkung des Feuers. a) Man zerſchneidet reinen, friſchen Süß— milchkäſe, von dem vorher die äußere Rinde abge— nommen worden, rührt ihn in öfters erneuertem, ſiedend heißem Waſſer ſo lange mit einem Kochlöffel um, bis er zu einem zähen Schleim geworden, der ſich nicht mit dem Waſſer vermiſcht und ſchöpft ihn dann mit einem Löffel auf einen warm gemachten Reibſtein oder in einen erwärmten Mörſer, wo er mit ungelöſchtem Kalk zu einem Kitt zuſammenge— arbeitet wird. Seine Anwendung erfolgt am beſten in erwärmtem Zuſtande. Die damit zuſammengekit— teten Stücke müſſen nach Verhältniß ihrer Größe 2 bis 3 Tage lang trocknen. Es wird ſelbſt durch Scheidewaſſer nicht aufgelöſt. b) Friſcher ungeſal— zener Quark oder Molken, fein geriebener Sandſtein und fein geriebener ungelöſchter Kalk werden mit Eiweiß zuſammengeknetet. Dieſer Kitt, welcher auch zu eiſernen Sachen gebraucht werden kann, wird in ½ Stunde eiſenfeſt und weder vom Waſſer aufgelöſt, noch vom Feuer verzehrt. c) Abgerahmte Milch wird durch ſtarken Eſſig zum Gerinnen gebracht, das Ge— ronnene ſogleich abgeſeiht, die abgelaufenen Molken mit gleich viel Eiweiß durch einander geſchlagen und das Ganze nun mit der nöthigen Menge ungelöſch— tem Kalk zum Kitt verarbeitet. d) Man trocknet un⸗ geſalzenen Quark von abgerahmter Milch nach und nach auf Leinwand, bröckelt ihn möglichſt fein und zerſtößt ihn, nachdem er hart geworden, zu einem möglichſt feinen Pulver. Zu 90 Theilen deſſelben ſetzt man 10 Theile fein geſiebten, ungelöſchten Kalk Ki tit e. und 1 Theil Campher, und verwahrt dies wohl ge— rieben und wohl gemiſcht in einer gläſernen Flaſche ſorgfältig gegen jeden Luftzutritt. Für den Gebrauch nimmt man ein Weniges aus der Flaſche und macht es mit gewöhnlichem Waſſer zu Kitt an, welcher ſehr haltbar ift. e) Man wäſcht ½ Pfund friſchen Quark von abgerahmter Milch ſo lange, bis das Waſſer ganz klar abläuft, preßt dann alles Waſſer aus und mengt den Rückſtand mit dem Weißen von 6 Eiern; andrerſeits preßt man den Saft von 15 Knoblauchzehen aus, fügt ihn zu den beiden erſten Subſtanzen und ſetzt dann allmälig von gepulver— tem und geſiebtem lebendigem Kalk ſo viel hinzu, daß ein trockner Teig entſteht, der ſo lange bear— beitet wird, bis er ein gleichartiges Gemiſch bil— det, das man zum Gebrauche mit ein wenig Waſ— ſer anreibt. Die gekittete Stelle läßt man im Schatten trocknen. f 9) Kitt, um Meſſerklingen einzukitten. Man vermiſcht gutes rothes Siegellack mit etwas gepulvertem Alaun, Colophonium und Ziegelmehl, füllt mit dieſer Maſſe die Höhlung des Meſſer— ſtiels oder der Schale an und drückt die Meſſer— klinge, heiß gemacht, in die Höhlung hinein. 10) Kitt zur Befeſtigung von Meſſing— einfaſſungen auf Glasglocken und dergl. Vier Theile Wachs und ein Theil Harz werden zuſammengeſchmolzen und dann innig mit 1 Theil Ziegelmehl vermiſcht. Dieſer auch zur Befeſtigung anderer Gegenſtände dienliche Kitt wird heiß auf— geſetzt und hält ſehr dicht. 11) Ofenkitt. Für thönerne Ofen iſt zum Verſtreichen der Fugen mit Sand verſetzter Thon ſehr brauchbar; aber auch folgender Kitt iſt für dieſelben ſehr dienlich: Man feuchtet Lehm mit Waſſer und etwas Blut an und vermiſcht dieſen Teig mit ungelöſchtem Kalk. Dieſer Kitt bleibt, an einem kühlen Orte aufbewahrt, lange brauch— bar, bindet aber, in die Fugen eines heißen Ofens geſtrichen, ſogleich und hält ſehr feſt. Auch aus Aſche mit Salzwaſſer oder Lehm, mit Eſſig oder Bier oder faulen Apfeln, mit Zuſatz von etwas Eiſenfeilen zu einem Teige gemacht, bereitet man einen Kitt, der in die Fugen und Ritzen geſtrichen wird. Sowohl für thönerne als eiſerne Ofen kön— nen noch folgende Kitte dienen: Gleiche Theile fetter Thon, Hammerſchlag und Aſche werden mit Waſſer angeknetet. Ferner 20 Theile Thon wer— den mit 1 Theil Pech und etwas Werg zuſammen— geknetet. Auch gekochtes Leinöl mit Ocker oder Bo- lus, ſowie Leimwaſſer mit Ruß und Mehl, ſelbſt Syrup mit feinem Sande geben gute Kitte. Um in einem heißen eiſernen Ofen einen Riß in der Eile zu verſchmieren, nimmt man Brot und knetet dies mit Aſche zu einem Teige. Auch weiche Apfel ſollen in dieſem Falle Anwendung finden können. Zu dauerhafter Verkittung können für eiſerne Ofen noch folgende Kitte in Anwendung kommen: a) 4 Theile getrockneter und gepulverter Lehm wird mit Waſſer angefeuchtet und mit 1 Theil Borax zuſammengeknetet. b) 1 Theil Schwefel, 2 Theile Kirchhof, Landwirth. \ 761 Salmiak und 8 Theile Eiſenfeilſpäne knetet man mit Waſſer oder Eſſig zuſammen. e) 6 Theile gelbe Töpfererde, 1 Theil Eiſenfeile werden mit Leinöl zu einem Teige angeknetet. 12) Kitte für Porzellan, Steingut, Glas und dergleichen. Hierzu iſt beſonders gewöhnlich und dienlich die Anwendung des Kaͤſe— kittes, oder man gebraucht auch blos eine Miſchung aus Eiweiß und Kalk. Außerdem ſind noch fol— gende Kitte empfohlen: a) Man löſt 2 Loth Maſtix in der dazu erforderlichen Menge rectificirten Wein— geiſt auf, weicht ferner 2 Loth Hauſenblaſe in Waſſer auf, die man dann in ſtarkem Brannt— wein zu einer dicken Gallert auflöſt, und fügt hier— zu noch 1 Loth gut gepulvertes Galbanum oder Ammoniakgummi. Letzteres Gemeng wird nun mit der vorigen Auflöſung in einem irdenen Topfe durch gelinde Hitze gut vereinigt, und dann in einer verſtöpſelten Flaſche aufbewahrt. Die Maſſe wird erwärmt auf die gewärmten Stücke angewen— det. Damit Gekittetes ſoll nach 12ſtündigem Trock— nen ſo feſt als Nichtzerbrochenes halten; doch ver— trägt dieſer Kitt die Hitze nicht gut. — b) Por— zellankitt. Alter Olfirniß wird mit ſehr fein ge— ſchabter gepuderter Kreide zu einer dicklichen Maſſe (etwa von Terpentinconſiſtenz) gerührt. Nachdem das damit gekittete Gefäß 3 bis 4 Wochen in der Sonne oder beſſer an einem warmen Ofen geſtan— den hat, bricht es eher an einer andern als an der gekitteten Stelle und hält nachher ſelbſt heißes Waſſer. — c) Kleber, welcher bei Bereitung der Stärke aus Weizen als Rückſtand gewonnen wird, an einem feuchten Orte ſauer werden gelaſſen, dann in Weingeiſt gelöſt und die Auflöſung bei gelinder Wärme zur Syrupsdicke eingedunſtet und mit un— gelöſchtem Kalk vermiſcht, ſoll einen ſehr feſthal— tenden Kitt geben. 13) Kitt für die Fugenthönerner Röh— ren. Man rührt fein geſiebtes Ziegelmehl in flie— ßendes gutes Pech zum dicken Brei, gießt dann ein wenig Leinöl zu und trägt die Maſſe warm auf die Fugen auf. 14) Steinkitt zum Kitten von Marmor, Ala— baſter, Porphyr, Serpentin und andern Steinen. a) Man rührt 1½ Theile der gepulverten Materie, aus welcher der zu kittende Körper beſteht, in 2 Theile Wachs und 1 Theil Harz, welche zuſammen ſchmelzen, wohl ein und knetet dann die Maſſe in Waſſer. Die Menge der gepulverten Materie läßt ſich nach Erforderniß verändern, um den Kitt dem Körper, für den er gebraucht werden ſoll, an Farbe ähnlicher zu machen. Sowohl der Kitt, als auch die Theile, auf die man ihn verwenden will, ſind zum Gebrauch zu erwärmen. — b) Leinölfirniß wird mit ungelöſchtem Kalk und fein zerriebenen Ziegel— mehl oder Mennige auf einem Reibſteine zu einem zähen Brei gerieben. Dieſer Kitt wird von keiner Säure aufgelöft, ſobald man nur das Gekittete lange genug in der Sonne hat trocknen laſſen. — e) Man mengt Bolus, Hammerſchlag, Waſſerſand und Zie— gelmehl zu gleichen Theilen um mit geſchmolzenem 762 Pech an, indem man Alles über Feuer unter Um: rühren flüſſig erhält, bis der Kitt Faden zieht und er auf einem kalten Gegenſtande ſogleich erhärtet. Die— ſer Kitt iſt heiß aufzutragen. — d) Folgenden Kitt empfiehlt man beſonders für die Riſſe und Löcher, welche in den blaugrauen, häufig zu Treppen, Bän— ken, Fenſtereinfaſſungen u. dergl. in Gebrauch kom— menden Kalkſteinart entſtehen. 1 Pfund gelbes oder braunes Harz, 2 Loth Terpentin, / Pfd. gemahlne Kreide und ½ Pfd. ſchwarz gebrannte Knochen wer— den in einem Topfe geſchmolzen, wohl umgerührt und heiß in die zuvor mit gepulvertem Azkalk aus— geſtreuten Fugen, Löcher des Steins u. ſ. w. gegoſſen und mit einem heißen Eiſen die Oberfläche nach dem Erkalten glatt geſtrichen. Um dieſen Kitt für eine Steinart von einer andern Farbe gebrauchen zu kön— nen, darf man ihm nur etwas gelben Ocker, Tripel oder Umbra, ſtatt der Kreide, zuſetzen. — e) 93 Theile gepulverte Ziegelſteine und7 Theile Bleiglätte mit etwas Leinöl zu einem dicken Brei angemengt, geben einen Kitt, der ſehr hart wird und zum Ver— kitten von Steinen, zu waſſerdichtem Mauerwerk und Hauswirthſchaft. auch zur Bekleidung von irdenen, dem Feuer ausge— ſetzten Gefäßen, ſich ſehr gut eignet. 15) Kitt zum Verpichen von Flaſchen. Die beſte Miſchung dazu beſteht aus zwei Theilen gelbem Wachs, 4 Theile Colophonium und 4 Theile Schuſterpech. Man läßt vorerſt das Wachs ſchmel— zen, ſetzt dann die Harze hinzu, taucht dann, wenn Alles ganz flüſſig iſt, den Hals der Flaſche hinein und dreht letztere wagerecht um ſich herum. 2 Theile Gummilack zugeſetzt machen die Verpichung durch— ſcheinender und geben ihr eine angenehmere Farbe und noch mehr Haltbarkeit. 16) Kitt für metallene Wafferleitun- gen. Zur Beſeitigung der an eiſernen und bleier— nen Waſſerröhren entſtandenen Beſchädigungen reicht in den meiſten Fällen folgendes einfache Mittel hin. Man ſetzt am Feuer zergehen gelaſſenen Talg, ge— pulverten ungelöſchten Kalk zu und rührt dieſe Mi— ſchung mit einem hölzernen Spatel ſo lange um, bis ſie mehr flüſſig als dick erſcheint. Alsdann bringt man Werg hinein und befeſtigt ſolches mittelſt eines Bandes auf der Röhre, welche das Waſſer durchläßt. Putz en (einigen). Die Verunreinigung, das Roſten und Anlaufen der Oberflächen der Körper rührt entweder von er— littenen chemiſchen Veränderungen, oder von fremd— artigen, mechaniſch anhaftenden beſchmuzten Theilen her. Nach Beſchaffenheit der verunreinigenden Stoffe und der eigenthümlichen Natur des zu reinigenden Gegenſtandes müſſen nun die paſſenden Reinigungs— mittel gewählt werden. Dieſe beſtehen im Allgemei— nen entweder in Flüſſigkeiten, welche die verunrei— nigenden Subſtanzen aufzulöſen und wegzunehmen vermögen, oder in feſten Körpern, die vermöge ihrer mehr oder weniger rauhen Oberflächen geeignet ſind, als Schleif- und Polirmittel die anhaftenden Un— reinigkeiten von der Oberfläche des zu reinigenden Gegenſtandes wegzunehmen. Daher hat man bei der Wahl des Reinigungsmittels jedenfalls darauf zu ſehen, inwiefern der verunreinigende Stoff durch das eine oder das andere Reinigungsmittel aufgelöſt wird, oder auf mechaniſchem Wege wegzuſchaffen iſt. Auch darf das anzuwendende Reinigungsmittel nicht auf die Subſtanz des zu reinigenden Gegen— ſtandes zerſtörend einwirken, ſondern nur den Schmuz, Roſt oder andere Verunreinigung wegneh— men; deßhalb müſſen z. B. ſcharfe Säuren, deren man fid) zur Wegnahme von Roſt bedient, mit Vorſicht angewendet werden, ſowie auch Polir- und Scheuer— mittel in der Regel nicht härter als der zu reinigende Gegenſtand ſein dürfen oder doch, wenn dies der Fall wäre, fein genug zertheilt ſein müſſen. In vie— len Fällen iſt es zweckmäßig, wenn das Reinigungs— mittel eine ähnliche Farbe, wie der zu reinigende Ge— genſtand hat; weßhalb man gelbe oder rothe Metalle gern mit gelbem oder rothem Eiſenocker, Engliſch— oder Polirroth putzt. 1) Alabaſter. Man wäſcht denſelben erſt mit Seifenwaſſer, dann mit reinem Waſſer nach, und wenn er Fettflecke hat, noch beſſer mit Terpentinöl. Auch kann man den Alabaſter mit einem Brei von weißer Thonerde und Seife überſtreichen, den man einige Tage darauf läßt, ihn reiben und dann ab— waſchen. Oder man überfährt endlich den Alabaſter ſchnell mit einem Lappen, den man in eine Miſchung von 1 Theil Schwefelſäure und 12 Theile Waſſer getaucht hat, und wäſcht ihn nach Ablöſung des Schmuzes mit kaltem Waſſer. Um die durch das Waſchen verloren gegangene Politur des Alabaſters wieder herzuſtellen, reibt man ihn erſt mit Schachtel— halm, ſchleift ihn dann mit gebranntem, in Waſ— ſer gelöſchtem Kalk ab, und vollendet die Politur durch Seifenwaſſer und Kalk, dem man zuletzt noch etwas gepulvertes und geſchlämmtes Federweiß zu— ſetzen kann. 2) Brillen. Man wiſcht die beſchmuzten Bril— len erſt mit einem mit Weingeiſt benetzten, alten, weichen Stück Leinwand, dann mit einem ſolchen, welches man vorher in geſchlämmtes Kreidewaſſer getaucht und wieder abgetrocknet hat, ab und ent— fernt endlich den zurückbleibenden Staub mittelſt eines feinen Haarpinſels. Bei orydirten Brillen— gläſern hilft dies aber nichts; das Glas muß dann umgeſchliffen werden. 2 3) Bronzirte Waaren von angeſetztem DI, Fett, Unſchlitt u. dergl. zu reinigen, werden ſie in Aſchenlauge gekocht und mit einer ſanften Bürſte Putzen (Reinigen). gereinigt, worauf man ſie durch eine Flüſſigkeit aus gleichen Gewichtstheilen Waſſer, Salpeterſäure und Alaun zieht, jedes Stück mit einem Lappen abtrocknet und ſchwach erhitzt. 4) Edelſteine. Dieſe putzt man trocken oder mit Waſſer mittelſt eines feinhaarigen Burſtchens; wenn aber die Verunreinigungen ſtärker ſind und feſter haften, ſo wendet man gepulverten Schwefel oder weißgebrannte Knochen oder Tripel an. 5) Eiſen- und Stahlwaaren mit Roſt— flecken werden einige Tage mit Baumöl erweicht, alsdann mit Baumöl, Smirgel und Tripel mittelft eines harten Holzes abgerieben. Hierauf wiſcht man das Ol und alle Unreinigkeiten ab, reibt die Flecken noch einmal mit Smirgel und Weineſſig, und zuletzt mit feinem Blutſteine und Leder. Siehe weiterhin Metalle. a 6) Fenſter werden gewöhnlich durch Abſpülen mit reinem Waſſer und Abwiſchen mit einem feuchten Tuche geputzt. Dunkle und namentlich von Rauch angelaufene Scheiben laſſen ſich mit trockner Aſche (beſonders Birkenholzaſche) am beſten putzen. Kalk— ſpritzen an Fenſtern werden durch Waſchen mit Eſſig beſeitigt. 7) Flaſchen, ſowohl ſteinerne als gläſerne, reinigt man mit Bleiſchrot oder kleinen Kieſelſteinen, welche man mit Waſſer darin herum ſchüttelt. Fla— ſchen, welche mit Fettigkeiten verunreinigt worden, füllt man mit Seifenſiederlauge, welche auch die darin befindlichen weinſtein- und hefenartigen Ab— ſätze vom Weine auflöſt. Kalkige Anſätze ſind durch etwas eingegoſſene Salpeter- oder Salzſäure aufzu— löſen. Auch Sägeſpäne und zerzupftes Löſchpapier mit Sand in den Flaſchen geſchüttelt beſeitigen die Fettigkeiten. 8) Gefäße kann man von Fett durch Auskochen mit Seifenwaſſer, noch beſſer mit Aſchenlauge und am beſten mit Seifenſiederlauge reinigen, worauf noch mit Waſſer nachgeſpült wird. In den Gefäßen gebildete erdige Anſätze laſſen ſich meiſt durch ver— dünnte Salzſäure auflöſen und entfernen, nur darf das Gefäß durch die Säure nicht angegriffen werden. 9) Gemälde. Zum Reinigen alter Olgemälde ſoll / Unze Mennige mit 2 Unzen Salzſäure über- goſſen, dies Gemenge ¼ Stunde ſtehen gelaſſen, dann ein Schwamm in die Flüſſigkeit getaucht und das Gemälde damit gerieben werden; worauf man es noch 15 bis 20 Minuten mit Seife wäſcht und trocknet. 10) Gold und vergoldete Waaren von fettigen Theilen zu reinigen und ſie überhaupt in ſchö— nem Anſehen zu erhalten, reibt man ſie mit einem Brei aus geſtoßenem Salmiak und etwas gebrann— tem Kalk, oder kocht ſie mit Salmiakauflöſung. Aber auch bloßer Weingeiſt oder Seifenauflöſung iſt oft hinreichend. 11) Küchengeſchirre. Beikupfernen, meſſin— genen, eiſernen und zinnernen Gefäßen ſcheuert zur lange aus. 763 Reinigung ein Metall feines Gleichen am beften. Man befeuchtet zu dem Ende ein Leder mit Lehm— waſſer, ſtreut hierauf Feilſpäne von Kupfer, Meſſing oder Eiſen oder Zinnaſche und läßt dies hart wer— den; mit dieſem Leder werden ſodann die Gefäße abgerieben. Wenn bei dieſem Abreiben Roſtflecken im Zinn nicht verſchwinden, ſo kann man ſie mit verdünntem Scheidewaſſer beſtreichen und dann, wie eben angegeben, abputzen. Eiſen reinigt man durch Baumöl vom Roſt, und Kupfer wird vom Grün— ſpan durch Abreiben mit gebranntem Lehm befreit. Meſſing und Kupfer kann man auch wohl durch Eſſig oder ſaure Molken ſchnell reinigen, man muß aber dann ſofort mit reinem Waſſer gut nachſpülen. Von Ruß ſchwarz gewordene kupferne Keſſel legt man eine Weile in Molken, und Zinn, das rein und weiß werden ſoll, läßt man eine Weile in kochendem Waſſer liegen. Fettigkeiten, welche ſich in Riſſen der Geſchirre feſtgeſetzt haben, werden am beſten durch Lauge weggeſchafft. 12) Kupfer wird wie Meſſing behandelt, ſiehe weiterhin. 13) Mit Ladftrniffen überzogene Ge— genſtände werden mit Waſſer und allenfalls mit Seifenwaſſer gereinigt. Oft kann man auch Schmuz— theile von der Oberfläche lackirter Gegenſtände durch Reiben mit Stärkemehl und andern nicht zu ſcharfen Pulvern entfernen. 14) Mit Leimfarben überzogene Gegen— ſtände dürfen nicht mit Waſſer oder Seife gerei— nigt werden. Vorzüglich gute Dienſte leiſtet hier das Abreiben mit Federharz, Stärke oder mit altem Brode und iſt vornehmlich zur Reinigung der be— ſchmuzten Papiertapeten zu empfehlen. In manchen Fällen kann man ſich auch des Weingeiſtes zum Rei— nigen bedienen. 15) Meſſer und Gabeln werden gewöhnlich mit Sand, Hammerſchlag oder dergl. gefcheuert. Doch werden hierdurch die Klingen zu ſehr ange— griffen, und riefig und ſchartig gemacht. Mehr Em— pfehlung verdienen daher folgende Maßregeln. Man reinige die Meſſer gleich nach dem Tiſchgebrauche durch Eintauchen in warmes (nicht zu heißes) Waſſer und Abwiſchen mit einem wollenen Lappen oder Löſchpapier. Zum Blankwerden bedürfen ſie indeß nachher immer noch des Putzens, wozu ſich folgende Methoden empfehlen: a) Man legt das Meſſer bis an's Heft auf einen Bogen Pappe und hält es mit der linken Hand feſt, während man mit der rechten daſſelbe mittelſt eines Stückchens Kork mit Tripel oder noch beſſer und wohlfeiler mit feinem, durchge— ſiebtem Kalk abreibt. Die auf beiden Seiten ſo be— handelte Klinge wird alsdann mit einem wollenen Läppchen rein abgewiſcht. Wenn der Kork einmal den trocknen Tripel oder Kalk gefaßt hat, ſo hält er Zu größerer Bequemlichkeit kann man auch auf ein Bretchen ein Streifchen Korkſohle gut befeſtigen und das Putzpulver darauf auftragen; man fährt alsdann mit dem Meſſer oder der Gabel darauf hin und her. — b) Man bringt mitteltſt eines Stückes Flanell auf ein 93 Leder überzogenes Bret * 764 geſchmolzenen Hammeltalg, reibt hierauf 2 weiche feine Ziegelſteine ſo aneinander ab, daß das Mehl davon auf das Leder fällt, und reibt nun dies Zie— gelmehl ſo lange in das Leder hinein, bis kein Fett mehr durchſchlägt, wenn man mit dem Meſſer dar— überfährt. Letzteres iſt leicht daran zu erkennen, wenn das Meſſer ſeine Politur behält. Nun ſtellt man ſich, in jeder Hand ein Meſſer (beide mit dem Rücken gegen einander) vor die Mitte des Bretes, legt die Meſſer flach darauf, und drückt ſie nicht zu jtarf bei der Fortbewegung. — c) Am zweckmäßig— ſten werden die Gabeln ſo geputzt, daß man ein Fäßchen mit feinem Ziegelmehl oder Sand mit et— was Heu oder Moos vermengt füllt, dieſe Mi— ſchung immer etwas feucht erhält und die Gabel— zinken ein Paarmal hineinſtößt. Außerdem muß man ein kleines Holz in Geſtalt eines Meſſers mit Leder überzogen haben, um damit die Gabeln zwiſchen den Zinken zu poliren, wobei man jedoch vorher ſo— gleich nach dem Herausziehen aus dem Fäßchen den Staub ſorgfältig abbürſten muß. — d) Zum Putzen roſtiger Meſſer reibt man dieſelben gut mit einem Wachsſtocke ab und ſetzt ſie dann ſo lange dem Feuer aus, bis ſie rothglühend geworden ſind. Als— dann läßt man ſie 10 Minuten lang in einer Mi— ſchung aus gleichen Theilen Eſſig und Waſſer, die überdies mit Kochſalz, oder beſſer mit Salpeter ge— ſättigt iſt. Bei dieſem Verfahren muß jedoch der Griff des Meſſers ebenfalls aus Eiſen beſtehen. Im Übrigen richtet ſich das Putzen des Meſſergriffes nach der Subſtanz, aus welcher derſelbe beſteht. 16) Meſſing. a) Man reibt daſſelbe mit fei— nem Ziegelmehl und Baumöl oder auch mit birke— nen Kohlen und Waſſer. Die letzte Politur giebt man mit feingeſchabten Tripel und Baumöl, wobei man mit einem feinen Leder reibt. — b) Man reibt Schwefel und Kreide mit Eſſig auf einem Steine zu einem feinen Brei und putzt hiermit das Meſſing, wodurch daſſelbe eine ſchöne hohe Farbe erhält. — c) Salmiak zu einem zarten Pulver geſtoßen, mit weichem Waſſer angefeuchtet und damit die vorher mit Kohlen erwärmte und mit Kleie und Gyps trocken geriebene Meſſingwaare beſtrichen, giebt eine ſchöne Farbe. — d) Eines der nützlichſten Mittel, Meſſing und Kupfer blank zu machen, iſt eine Auflöſung von 1 Theil weißem Weinſtein, 2 Theilen Alaun und 2 Theilen Kochſalz. — e) 4 Unzen Waſſer wird mit 1 Unze Schwefelſäure und 2 Quentchen Alaun ver— miſcht, und mit dieſer Flüſſigkeit das Meſſing mit— telſt eines Lappens gerieben. Bei ſehr roſtigen Ge— genſtänden ſetzt man das Ziegelmehl zu. 17) Metalle aller Art kann man mit Kalk— pulver oder folgenden als Polirmittel dienenden Subſtanzen putzen. a) Bimsſtein wird ganz oder zu feinem Pulver gerieben und auf Wollentuch, Filz oder Leder geſtreut angewendet. Er dient ſehr gut zum Abſchleifen der Metalle, zum Abnehmen des Roſtes u. ſ. w., iſt jedoch zum gewöhnlichen Ab— putzen angreifend. — b) Blutftein (Glaskopf) wird als Pulver geſchlämmt wie Bimsſtein gebraucht. — e) Eiſenroth dient vornehmlich, dem Stahl und har— ten Steinen die letzte Politur zu geben. — d) Kno— Hauswirthſchaft. chen, weiß gebrannt, beſonders von Schafen, wer— den gewöhnlich fein geſtoßen und geſchlämmt zum Poliren von Meſſing, Kupfer und Silber gebraucht; ſie geben guten Glanz. — e) Kohle, ganz oder ge— ſtoßen (beſonders von Lindenholz) dient zum Poli— ren von Gold, Silber, Kupfer. — f) Kreide wird mit Kalk gebraucht, vornehmlich für Zinn und Sil— ber. Sie greift trocken mehr an, als naß. — g) Schachtelhalm greift die meiſten Metalle an und dient zur erſten rauhen Politur, ſowie auch zum Putzen von Geſchirren, die nicht zum Kochen dienen ſollen. Man macht ihn gewöhnlich vorher naß. — h) Smirgel wird wie Bimsſtein gebraucht und greift ſehr an. — i) Tripel wie Bimsſtein, wirkt aber ge— linder als dieſer. — ) Zinnaſche dient, dem Golde, Silber, Kupfer, Eiſen und Stahl die letzte Politur zu geben. Sehr rein und glänzend kann man metallene Oberflächen darſtellen, wenn man ſie mit zarten Feilſpänen deſſelben Metalls abreibt, die man auf mit ſtarkem Leimwaſſer beſtrichenes Leder oder Filz ſtreut und trocknen läßt. 18) Möbeln müſſen zur guten Erhaltung fleißig von Schmuz und Staub befreit werden, und zwar das Holzwerk durch zarte, ſaubre Putz— lappen, das Polſterwerk durch gute Bürſten. Sol— len alte, ehemals gebohnte oder mit Wachs polirte Möbeln wieder aufgeputzt werden, ſo iſt die Boh— nung zu wiederholen. Zu dem Ende ſchmelzt man 3 Loth Wachs in 3 bis 4 Taſſen heißem Waſſer, ſetzt ! Loth Weinſteinſalz zu und macht ſich durch beſtändiges Umrühren ein Bohnwachs, wovon man etwas auf ein wollenes Stück Zeug wiſcht, und wo— mit man die Möbeln ſo lange reibt, bis der Glanz auf denſelben erſcheint. Alte Möbeln von feinen Holzarten kann man auch ſehr gut mittelſt eines Schwammes oder leinenen Lappens mit friſcher reiner Milch reinigen, wobei man ſo lange reibt, bis die Feuchtigkeit wieder verſchwunden iſt. 19) Mit Olfarbe angeſtrichene Gegen— ſtänd e, wie Thüren, Fenſterrahmen u. ſ. w. Zur Entfernung des Schmuzes von ſolchen Gegenſtän— den ſoll das beſte Mittel ſein, ihn mit einem Glaſe Waſſer, worein man einen Löffel voll Chlorkalk oder Chlornatron gethan, mittelſt Schwamm oder Lein— wand abzuwaſchen; der ſchwäkzeſte, veralteſte, feſt— ſitzendſte Schmuz weicht dieſem Mittel ſehr ſchnell. Man muß aber nachher mit trockner reiner Leinwand abtrocknen, indem ſich ſonſt wolkige Stellen auf der Olfarbe bilden, die indeſſen durch Waſchen mit rei— nem Waſſer auch ſofort wieder verſchwinden. 20) Perlen. Gelbgewordene Perlen wieder weiß zu machen, ſind verſchiedene Mittel vorhan— den, aber freilich hat man keines, was ihnen den Glanz friſcher Perlen wieder giebt. Als das beſte iſt empfohlen, ſie mit Waizenkleie in einen Beutel zu thun und darin über Kohlenfeuer unter beſtändiger Bewegung ganz gelind zu erwärmen. Nach einem andern Verfahren kocht man ſie ungefähr Y, Stunde in Kuhmilch, in welche man etwas Käſe oder etwas Seife geſchabt hat, nimmt ſie dann heraus, ſchwenkt ſie in friſchem Waſſer ab, und trocknet ſie mit einem Putzen (Reinigen). reinen weißen Tuche. Reicht keines dieſer beiden Mittel hin, ſo hänge man die Perlen ein Paar Mi— nuten lang in eine Theetaſſe voll guten erwärmten Weineſſig oder ſehr verdünnter Schwefelſäure, ziehe ſie dann heraus und ſpüle ſie in Waſſer ab. 21) Porzellan wird mit Salzwaſſer gewa— ſchen, oder mit angefeuchtetem Kochſalze ausgerie— ben; Streifen darin reibt man mit pulveriſirter Kreide aus. 22) Silber wird, um es von Fett zu reinigen in kochendem Waſſer geſpült, und, wenn es rau Stellen hat, ſtark gebürſtet; mit Seife wird es noch ſchöner. Als einfache Putzpulver für Silber ſind zu nennen: gepulverte, am beſten geſchlämmte Kreide, auf Kohlenfeuer gebrannter und dann zu Mehl zerdrückter Alabaſter oder feiner Talk, ge— branntes Fraueneis und Weinſtein zu gleichen Thei— len, Kohlenpulver. Man wendet dieſes Putzpulver trocken oder mit Waſſer oder Ol, mit der Hand oder mittelſt eines Bürſtchens, Lappens oder dicken weißen Leders an; auch Ruß mit Eſſig kann dienen. Nach dem Putzen muß das noch anhängende Pulver ſorg— fältig aus allen Vertiefungen herausgebürſtet wer— den, worauf man dem Silber mit einem Leder den letzten Glanz giebt und es vor dem Aufſtellen mit einer Leinwand abſtäubt. Nach dem Reinigen des Silbers wäſcht man die Bürſten ſchnell in warmen Seifenwaſſer und läßt ſie trocknen. Man putzt auch wohl das Silber mit Leinwandlappen, die man in einem Gemiſch von 1 Loth pulveriſirtem calcinirtem Hirſchhorn mit 1½ Noößel Waſſer eine Weile ge— kocht und wieder getrocknet hat. Ein noch empfoh— lenes Mittel iſt folgendes: Man miſcht ſehr ver— dünnte Gitronenfäure, eine geringe Menge Soda und gepulverten Kalk gut zuſammen und ſetzt es der Sonnenhitze aus. Die verdunſtete Flüſſigkeit läßt ein feines Pulver zurück, welches ſchon den folgen— den Tag zum Putzen brauchbar iſt. Nach einem an— dern Verfahren beſtreicht man das Silber mit ei— nem aus Pottaſche und Waſſer verfertigten Teige, läßt dieſen am Feuer trocknen, taucht dann in kal— tes oder warmes Waſſer, reibt mit einer Bürſte und wäſcht endlich mit reinem Waſſer vollends ab. Um das Putzen ganz oder doch größtentheils zu erſpa— ren, kann man auch verſchiedene Waſchflüſſigkeiten anwenden. Hierzu kann man ſich ſchon des bloßen Seifenwaſſers bedienen. Indeſſen erhält man doch eine wirkſamere Waſchflüſſigkeit aus 2 Pfund Bu— chenaſche, 2 Loth venetianiſcher Seife, 2 Pfund ge— meinem Salz mit 6 Maß Regenwaſſer gekocht. Das Silber wird mit dieſer Lauge mittelſt einer et— was harten Bürſte abgebürſtet. Ein durch Schweiß angenommener grauvioleter Überzug bei Silberwaa— ren läßt ſich ſehr gut durch Salmiakgeiſt entfernen. Um insbeſondere Flecken von dem Silber wegzu— ſchaffen, legt man es 4 Stunden lang in Seifen— ſiederlauge, ſchüttet feingepulverten Gyps darauf, benetzt dieſen mit Eſſig, läßt ihn am Feuer trocknen und wiſcht ab, worauf man den Flecken mit trockner Kleie reibt. Von Eiern oder Schwefel bräunlich angelaufenes Silber putzt man mit rectificirtem 765 Weingeiſt. Im Feuer ſchwarz gewordenes Silber ſoll man glühen, es in eine Auflöſung von rohem Weingeiſt tauchen, es ſo lange darin kochen laſſen, bis es weiß geworden, es dann poliren, in kaltes Waſſer werfen und in gelinder Wärme trocknen laſ— ſen. Um ſilberne Treſſen zu putzen, ſchlägt man ſie auf ein mit Leinwand überzogenes Rollholz, wäſcht ſie mit Seifenwaſſer, ſpült ſie dann ab, zieht ſie durch Zuckerwaſſer und plättert ſie halb trocken. 23) Spiegel. a) Man taucht einen gut aus— gewaſchenen weichen Schwamm in Waſſer, drückt ihn wieder aus, taucht ihn dann in Weingeiſt, reibt das Glas damit, ſtäubt durch Mouſſelin Sondel oder Gyps auf daſſelbe, reibt es mit einem Tuche leicht und raſch wieder ab, und reibt den Spiegel nochmals mit einem ſeidenen Tuche. Nicht A nißte Rahmen müſſen hierbei ganz trocken bleiben und nicht mit dem Schwamme berührt werden. Die Rahmen kann man aber von Staub und Schmuz reinigen, ohne der Vergoldung zu ſchaden, wenn man ſie mit roher Baumwolle abreibt. Sind ſie gut gefirnißt, ſo reibt man ſie mit Weingeiſt ab. — b) Man reibt mit reinem Kornbranntwein auf ei— nem gläſernen Mörſer Linden- oder Weidenaſche, welche durch Leinwand geſtäubt worden, ſo lange, bis alles Sandige verſchwunden iſt, verdünnt dann die Aſche durch noch mehr Weingeiſt und gießt nach einer Stunde denſelben ab. Mit dieſem Abguſſe werden nun die Spiegel polirt und abgerieben. — c) Blaue Stärke, oder Zinnaſche und Waſſer können ebenfalls zum Poliren der Spiegel dienen. 24) Tapeten. Alte, noch dauerhafte Tapeten werden dadurch von Staub und Rauch befreit, daß man ſie mit Brodkrumen abreibt. Indeſſen iſt dieſes Mittel faſt nur bei denjenigen Tapeten in Anwendung zu bringen, welche ſatinirt (mit Talk überzogen) ſind; daher man beim Einkauf ſchon eine ſolche ſatinirte Tapete wählen ſoll, wenn ſchon ſie in der Regel etwa um den dritten oder vierten Theil theurer ſind. Für die Verunreinigung beſon— ders ausgeſetzte Zimmer hat man neuerdings Ol— farbentapeten (Wachs papiertapeten) in Anwendung gebracht, welche ſich abwaſchen laſſen. 25) Zinngeſchirre. Dieſe werden mit hei— ßer Aſchenlauge und feinem Sande gereinigt, indem man die heiße Lauge in das Geſchirr gießt, Sand hineinſtreut und mit einem harten wollenen Tuche, Hutfilz oder Strohwiſch ſo lange allenthalben um— herreibt, bis ſich alle Schmuztheile abgelöſt haben. Zum Scheuern zinnerner Teller läßt man ſich zweck— mäßig vom Drechsler ähnliche hölzerne Formen drehen, in welche die Teller paſſen, und ſcheuert ſie damit rein. Hierauf ſpült man ſie mit reinem Waſ— ſer ab und ſtellt ſie auf einen mit einem leinenen Tuche bedeckten Tiſch, wo man ſie trocken werden läßt, ohne ſie weiter anzugreifen. Das Scheuern wird übrigens viel ſeltener und viel weniger nöthig, wenn man das Zinn, welches täglich im Gebrauche iſt, alle Tage mit Weizenkleie abreibt und vollfom« men reinigt, beſonders wenn ſie zu ſäuerlichen Spei— ſen gedient haben. 766 Haus wirthſchaft. Bohnen des Holzes. Hierunter verſteht man eine Politur des Holzes mit Wachs, welches das gebräuchlichſte und beſte Mittel iſt, hölzernen Fußböden Glätte und Glanz zu geben. Folgende Methode dürfte unter mehrern an: dern beſondere Empfehlung verdienen: Man bringt in 4 Dresdner Kannen kochendes Waſſer 1 Pfund Wachs, 2 Loth Pottaſche und ½ Loth Seife, und kocht dies ſo lange, bis ſie ſich völlig vereinigen und zu einem dünnen Brei werden. Mit dieſem überſtreicht man mittelſt eines Pinſels den vorher gehörig glatt gemachten und geſäuberten Fußbo— den gleichmäßig. Nach 24 bis 36 Stunden iſt der Anſtrich trocken, und er wird nun mit Kork und Bürſten ſo lange gerieben, bis ein gleichmäßiger Glanz hervor kommt. Die letzte Glättung wird am beſten mit einem wollenen Lappen vorgenommen. Um gebohnte Fußböden gut zu erhalten, muß man ihnen jährlich eine neue Sättigung von Wachs ge— ben. Zur Blankerhaltung reibt man ſie wöchentlich einmal mit der Bürſte ab. An h Ne 1 Wer ein Pferd mit Annehmlichkeit und ohne Ge— fahr reiten will, muß, wenn daſſelbe auch noch ſo vollkommen zugeritten ſein ſollte, dennoch wenig— ſtens die wichtigſten Regeln der Reitkunſt kennen und auszuüben verſtehen. Zur Erlernung, ſowie zur Ausübung der Reitkunſt gehören Körperkraft, Muth und Entſchloſſenheit, verbunden mit Ruhe, Ausdauer und Geduld; außerdem aber auch ein gewiſſer Grad von Pferdekenntniß, ſowie Verſtand und Beurtheilung. Es laſſen ſich nicht alle Pferde auf dieſelbe Weiſe reiten, vielmehr müſſen Alter, Temperament, Kräfte und Gebäude jederzeit ſorg— fältig berückſichtigt und hiernach die Anforderungen eingerichtet werden. Der Reiter muß wiſſen, was er von ſeinem Pferde vernünftiger Weiſe verlangen kann; er muß ſeine Hülfen jedem beſondern Falle anzupaſſen verſtehen, von den Fehlern, welche das Pferd macht, den Grund erkennen, und hiernach die Mittel zu deren Verbeſſerung wählen. Vom Satteln und Zäumen muß jeder Rei— ter wenigſtens die nothwendigſten Kenntniffe be— ſitzen; vornehmlich iſt die Zäumung ein äußerſt wichtiger Gegenſtand, indem ſie auf die meiſten Pferde einen ſehr bedeutenden Einfluß äußert. Bei einer zweckmäßigen Zäumung iſt das Pferd in aller Hinſicht angenehmer für den Reiter, als in dem ent- gegengeſetzten Falle. Das wichtigſte hierbei bleibt jedoch der richtige Gebrauch der Kanthare, und ein gut zugerittenes Pferd geht bei geſchickter Behand— lung von Seiten des Reiters faſt auf jeder Kan⸗ thare, wenn dieſelbe nur rückſichtlich des Maßes für das Maul paßt. Durch die Zäumung kann nicht nur der fehlenden Geſchicklichkeit des Reiters, ſon— dern auch der Ungeſchicklichkeit des Pferdes nachge— holfen werden. Bei einer guten Zaͤumung müſſen alle Theile derſelben eine den Regeln und Verhält— niſſen entſprechende Form und Lage haben, damit dieſelbe die beabfichtigte Wirkung auf das Pferd hervorbringt, ſo daß daſſelbe den Fauſthülfen des Reiters willig Folge leiſtet, das Mundſtück gern an⸗ nimmt und weder hinter den Zügeln bleibt, noch ſich in die Hand legt. ang. kenn. Die Zäumung ſelbſt zerfällt in 3 Haupttheile, nämlich die Kanthare, das Hauptgeſtell und die Unterlegtrenſe, wovon die Kanthare der wichtigſte Theil der Zäumung iſt, indem fie durch die Fauſt— hülfen des Reiters dem Pferde fühlbar gemacht werden. Jede Kanthare beſteht aus den Bäumen, dem Mundſtück und der Kinnkette. Das Mundſtück iſt auf jeder Seite durch einen Zapfen, die Kinnkette auf der rechten Seite durch das Langglied, auf der linken durch den Einlegehaken mit den Bäumen ver— bunden. Der Theil des Baumes oberhalb des Za— pfens heißt der Stuhl oder Oberarm; jener Theil unterhalb des Zapfens der Unterarm. Am Stuhle befindet ſich das zum Einſchnallen des Hauptgeſtel— les dienliche Auge von runder oder länglich vier— eckiger Form. Bei runden Augen liegt die Kanthare beweglicher im Maule des Pferdes und die Hülfen der Zügelfauſt wirken ſchneller, beſtimmter und kräf— tiger. Am Ende des Unterarms iſt ein beweglicher Wirbel mit dem Zügeltinge angebracht, in welchen letztern der Kantharenzügel eingeſchnallt wird. Die Bäume ſollen in der Regel auf die Linie gerichtet, d. h. ſo geſtellt ſein, daß die Mitte des Auges, die Mitte des Zapfens und das Ende des Unterarmes in eine gerade Linie fallen. Bisweilen weicht man jedoch etwas von dieſer Regel ab, und nennt dann die Bäume, an welchen das Ende des Unterarmes vor jener Linie liegt, vor die Linie gerichtet; ſolche aber, wo es hinter derſelben liegt, hinter die Linie gerichtet. Erſtere bringen eine kräfti⸗ gere Wirkung hervor und zäumen das Pferd mehr bei, während dieſe es mehr aufrichten. Die Höhe des Stuhls ſoll in der Regel etwas mehr als halb ſo viel betragen, als die Länge des Unterarms; doch kann auch der Unterarm im Verhältniß zum Stuhle verlängert oder verkürzt werden. Im erſtern Falle wirken die Anzüge der Zügel kräftiger, aber langſamer; im letztern dagegen ſchwächer, aber ſchneller. Das Mundſtück beſteht in der Regel aus zwei durch ein Gewebe verbundenen Hälften, und nur bisweilen aus 3 Theilen oder aus einem Stücke. 768 Diejenigen Theile des Mundſtücks, welche auf den Kinnladen des Pferdes aufliegen, heißen die Bal— len; der zwiſchen dieſen, über der Zunge liegende Theil wird der Galgen und der hohle Raum unter demſelben die Zungenfreiheit genannt. Die Wir— kung des Mundſtücks äußert ſich durch den Druck, welchen daſſelbe theils auf die Kinnladen des Pfer— des, theils auf deſſen Zunge ausübt. Dieſelbe iſt um ſo ſtärker, je heftiger und ſchmerzhafter jener Druck iſt, und um ſo ſchwächer, je gelinder er er— folgt. Daher unterſcheidet man ſcharfe und leichte Mundſtücke. Das Mundſtück wird um ſo ſchärfer, je mehr es auf die Kinnladen wirkt, und um ſo leichter, je mehr von ſeiner Wirkung auf die Zunge übergeht. Einen weſentlichen Einfluß auf die Wir— kung haben übrigens die Form und die Lage des Mundſtücks im Maule des Pferdes. Je höher und breiter der Galgen oder je größer die Zungenfrei— heit eines Mundſtücks iſt, um ſo ſchärfer wirkt es; Mundſtücke ohne Galgen ſind die aller leichteſten. Schwache Ballen drücken empfindlicher als ſtarke, und ſchmale, ſtark gerundete Ballen wirken ungleich ſchärfer als breite, abgeſchliffene. Bewegliche Ringe oder Walzen an den Ballen verſchärfen die Wirkung, beſonders bei geriefter Oberfläche; noch ſchärfer wirkt eine Walze (Olive) an jedem Ballen. Je tie— fer das Mundſtück im Maule des Pferdes liegt, deſto ſchärfer wirkt es, und deſto mehr zäumt es das Pferd bei. In der Regel ſoll das Mundſtück 1 Zoll über den untern Hakenzähnen (oder der Stelle, wo ſich dieſe befinden würden) liegen. Die Mundſtücke mit Galgen befördern in der Regel das Beizäumen, ſolche ohne Galgen das Aufrichten des Halſes und Kopfes. Die Kinnkette ſoll durch ihre Schwere die Kan— thare im Gleichgewicht halten und bei den hebelarti— gen Bewegungen derſelben als Stützpunkt dienen. Sie muß daher eine verhältnißmäßige Schwere haben, und darf weder zu leicht noch zu ſchwer ſein. Die Kinnkette muß, eingehängt, gleichmäßig flach anlie— gen, und ihre Ränder dürfen nicht drücken. Gegen die Mitte nehmen die Glieder an Größe und Stärke zu, das mittelſte iſt das größte. Man bedient ſich jetzt in der Regel nur noch der einfachen und dop— pelten Panzerketten. Die Kinnkette ſoll eingehangen, dergeſtalt in der Kinnkettengrube liegen, daß das mittelſte Glied auf der Mitte des Kinnes ruht. Auch darf ſie nicht feſter anſchließen, als daß man, bei locker anſtehenden Zügeln bequem mit einem Fin— ger zwiſchen ihr und dem Kinne durchgreifen kann. Eine zu kurze Kinnkette kneipt und verurſacht dem Pferde dadurch Schmerz im Maule; eine zu lange dagegen bewirkt das Durchfallen der Kanthare. Bei der Zäumung eines Pferdes muß man nicht nur die Beſchaffenheit des Maules und den Körper— bau deſſelben, ſondern auch deſſen Kräfte, Tempera— ment, mehr oder minder vollkommene Dreſſur, ſo— wie den beabſichtigten Gebrauch und die Geſchick— lichkeit des Reiters berückſichtigen. Pferden mit dünner Zunge und magern, ſcharfen Kinnladen giebt man ein ſogenanntes geſchloſſenes oder Trenſen— mundſtück, welches ohne Galgen und das leichteſte — Allgemeine Regeln zum Reiten. von allen iſt, und zwar nach der Empfindlichkeit des Maules mit oder ohne Zungenfreiheit, glatt oder mit Walzen. Bei Pferden mit dicker Zunge, ſtarken Lefzen, flachen, fleiſchigen Kinnladen bedient man ſich des Poſthornmundſtücks, welches aus dem Ganzen oder aus 2 Theilen, mit abgeſchliffenen oder mit ſcharfen Ballen, ohne Walzen, mit Wazlen oder Oliven heſteht, und, da es einen Galgen hat, ſchär— fer wirkt als das vorige. Derartige Mundſtücke mit Walzen oder Oliven eignen ſich vornehmlich für ſo— genannte Froſchmäuler. Das ſogenannte ganze oder halbe Deſſauer Mundſtück, an welchem der Galgen dem Ganzen und auf beiden Seiten durch ein Ge— lenke mit den Ballen verbunden iſt, wendet man nur dann an, wenn die ſchärfſten Arten des Poſt— hornmundſtücks nicht ausreichen. Pferde mit kur— zem, dickem, tief angeſetztem Halſe, welche man möglichſt aufzurichten ſucht, erhalten eine Kanthare mit kurzen, hinter die Linien gerichteten Bäumen und hohem Stuhle. Dagegen giebt man Pferden, die den Hals zu hoch tragen, oder ſtarr im Genicke ſind, und die Naſe ſtrecken, ſowie überhaupt denen, die man bezäumen will, eine Kanthare mit niedri— gem Stuhle und langen vor der Linie gerichteten Bäumen. Bei erſteren legt man die Kanthare etwas höher, bei letztern etwas tiefer als gewöhnlich. Für Pferde mit magerem Kinne muß man eine möglichſt flach anliegende Kinnkette auswählen, auch wohl dieſelbe mit Leder füttern laſſen. Pferde mit ſchwa— chem Hintertheile darf man durch die Zäumung nicht zu ſehr aufrichten, ſondern muß ſie mehr bei— zäumen und ihnen eine ſtärkere Anlehnung auf dem Mundſtücke geben. Haben ſie jedoch zugleich eine ſchwere Vorhand, ſo wird man ſie ſcharf zäumen müſſen. Wenn es dem Pferde noch an der nöthigen Dreſſur fehlt, ſo muß man durch die Zäumung mög— lichſt nachzuhelfen ſuchen. Ein ungeſchickter Reiter, der ſich an den Zügeln anhält, muß ſein Pferd ſö leicht als möglich zäumen. Überhaupt giebt man jetzt im Allgemeinen einer leichten Zäumung den. Vorzug vor einer ſcharfen, und es ſcheint räthlich, eine ſchärfere Zäumung erſt dann anzuwenden, wenn eine leichte nicht ausreicht. Die Kanthare erhält eine fehlerhafte Lage, wenn ſie durchfällt, d. h. wenn bei den Anzügen der Zü— gel der Stuhl ſich ſo viel nach vorn neigt, daß die Bäume eine faſt wagerechte Lage annehmen, wo— durch die Anzüge an Kraft verlieren und das Mund— ſtück eine falſche Wirkung erhält. Dieſes Durchfallen entſteht, wenn das Mundſtück nicht für das Maul des Pferdes paßt, oder der Stuhl nicht hoch genug oder die Kinnkette zu lang iſt, oder endlich die Kan— thare zu hoch liegt. Auf- und Abſitzen. Sobald man ſich dem Pferde im Stalle nähert, rede man daſſelbe durch ein Paar ernſt und feſt geſprochene Worte an, und nähere ſich in dem Augenblicke, wo es die Hinter— ſchenkel in Bewegung fortſetzt. Man muß nur lang: ſam hinzutreten und ſeine Stellung immer ſeit— wärts hinter dem Schulterblatte nehmen, worauf man den Kopf des Pferdes mittelſt der Halfter nach ſich zu zieht. Auf dieſelbe Weiſe, wie man ſich dem Allgemeine Regeln zum Reiten. Pferde genähert, muß man ſich auch wieder von ihm entfernen, wenn man nämlich daſſelbe aus dem Stalle mit ſich hinwegnimmt. Dieſe Vorſichtsmaß— regeln ſind bei ſchüchternen, furchtſamen, blinden oder uns noch unbekannten Pferden um ſo mehr zu beobachten, und das Herantreten geſchieht überall am beſten auf der linken Seite des Pferdes. Beim wirklichen Beſteigen eines Pferdes nähert man ſich - demfelben von vorn, unterſucht, ob es richtig geſat— telt und gezäumt iſt und ſtellt daſſelbe ſo, daß es ge— rade und gleichmäßig auf ſeinen 4 Beinen ſteht. Der Reiter ergreift ſodann, auf der linken Seite zum Aufſitzen herangetreten, mit der linken Hand die Zügel und einen ſtarken Büſchel Mähnen, deſſen Ende er um den Daumen wickelt, ſetzt hierauf den linken Fuß in den Bügel, drückt das linke Knie feſt gegen das Sattelblatt und zieht den Unterſchenkel etwas zurück; mit der rechten Hand ergreift er, den Daumen nach innen, die übrigen Finger nach au— ßen, den After des Sattels, hebt ſich mit Hülfe der linken Hand auf dem linken Fuße mit geradem Oberleibe in die Höhe, zieht den rechten Fuß an den linken heran, ſo daß ſich die Abſätze hörbar berüh— ren, ſchwingt ſich mit geſtrecktem rechten Beine und auswärts gekehrtem Sporen über das Kreuz des Pferdes weg und läßt ſich, indem er die rechte Hand über den Sattelknopf aufſtemmt, langſam in dem Sattel nieder; hierauf ſucht er mit dem rechten Fuße den Steigbügel, läßt mit der linken Hand die Mähne los und ordnet die Zügel. Zum Abſitzen er: greift man mit der linken Hand wieder ein Büſchel Mähnen, ſtemmt ſich mit der rechten Hand neben dem Sattelknopfe auf, verläßt mit dem rechten Fuße den Bügel, erhebt ſich im Sattel, ſchwingt das rechte Bein auf dieſelbe Weiſe wie beim Aufſitzen zurück, erfaßt während deſſen mit der rechten Hand den After des Sattels, berührt mit dem rechten Ab— ſatze den linken, tritt mit dem rechten Fuße langſam gerade nieder, zieht den linken Fuß nach, verläßt mit der rechten Hand den Sattel und läßt mit der linken Mähnen und Zügel los. In der Regel wird auf der linken Seite des Pferdes und mit Gebrauch bei— der Hände auf- und abgeſeſſen; indeſſen iſt es ſehr gut, wenn der Reiter auch geübt iſt, beides auf der rechten Seite mit einer Hand und bei locker gegur— tetem Sattel auszuführen. | Ein feſter, richtiger und ruhiger Sitz iſt die Grundlage der Reitkunſt, giebt auch dem Körper des Reiters eine anſtändige Haltung. Der Reiter muß auf dem Spalte und dem Geſäßknochen ſitzen, den Oberkörper gerade und ſenkrecht halten; ferner muß er den Rücken etwas hohl machen, die Schul— tern herunterdrücken und zurücknehmen, den Kopf aufrichten und das Kinn anziehen. Der rechte Arm hängt, ſo lange die Hand nichts mit den Zügeln zu thun hat, natürlich herab, während man den linken Oberarm an den Oberkörper anlegt und den Ellbo— gen ſo viel krümmt, daß die Fauſt vor dem Unter— leib, um eine Hand breit davon entfernt, zu ſtehen kommt, der Unterarm aber am Leibe locker anliegt. Die Oberſchenkel müſſen möglichſt ausgeſtreckt und dergeſtalt in der Kugel umgedreht werden, daß ſie Kirchhof, Landwirth. 769 mit der innern Fläche am Sattel anliegen; die Knie aber werden etwas gekrümmt, die Unterſchenkel zu— rückgenommen, die Abſätze ſo viel durchgedrückt, daß ſie 2 Zoll tiefer ſtehen, als die Fußſpitzen, und die Füße endlich weder einwärts noch auswärts gewen— det, ſondern parallel mit dem Leibe des Pferdes ge— halten und bis an den Ballen in die Steigbügel ge— ſtellt. Dabei ſollen Auge, Hüfte und Abſatz des Reiters in eine ſenkrechte Linie fallen. Die Ober— ſchenkel müſſen in der Kugel locker auseinander ge— nommen werden, damit der Spalt des Reiters ſich erweitert und letzterer ſich gehörig in den Sattel hineinſchieben kann. Die Unterſchenkel müſſen nicht vom Pferde weggeſtreckt, ſondern demſelben genähert, und die Knie- und Knochelgelenke nicht ſteif gemacht, ſondern locker und beweglich gehalten werden. Der Sitz überhaupt muß natürlich, frei und ungezwun— gen ſein. Die Länge der Bügel richtet ſich natürlich nach der Größe des Reiters, und es muß letzterer weder die Knie in die Höhe ziehen, noch die Fuß— ſpitzen ſenken dürfen, indem die Füße locker in den Bügeln ſtehen und nicht in dieſelben eingeſtemmt werden ſollen. Der Reiter muß im Sattel ſeinen Körper im Gleichgewicht halten und nicht von einer Seite auf die andere wanken, wodurch er dem Pferde läſtig werden würde. Zu einem feſten Sitze müſſen eigentlich Gleichgewicht und Schluß mit einander verbunden ſein. Letztern erlangt man durch das Zu— ſammendrücken der Oberſchenkel und der Knie. Übri— gens braucht der Reiter nicht immer feſt zu ſchließen; vielmehr thue er es nur dann, wenn er fühlt, daß es zu ſeiner Sicherheit nothwendig wird. Nicht minder wichtig, als die Feſtigkeit, iſt die Ruhe des Sitzes; daher muß der richtige Sitz in allen Gang— arten beibehalten werden. Hülfen und Strafen. Erſtere zerfallen in Fauft: oder Zügelhülfen, Schenkelhülfen und Hül— fen mit den Sporen. Außerdem hat man noch Hül— fen mit der Zunge (ein hörbares Schnalzen mit der— ſelben) und Hülfen mit der Gerte, indem man dieſe vernehmbar hin- und herſchwingt, oder das Pferd leiſe damit berührt. Bei den Fauſthülfen, welche auf das Maul des Pferdes wirken, werden entwe— der beide Zügel oder nur einer derſelben angezogen oder nachgelaſſen. Die Schenkelhülfen beſtehen in Drücken mit der flachen Wade gegen den Leib des Pferdes. Sie werden in den meiſten Fällen hinter dem Sattelgurte, zuweilen aber auch an und vor demſelben und theils mit beiden Schenkeln zugleich, theils nur mit dem einen derſelben gegeben. Der Sporen bedient man ſich als Hülfe, wenn ein Pferd unempfindlich gegen die Schenkelhülfen iſt, in wel— chem Falle man ſie, mit auswärts gedrehtem Fuße, an der Stelle gegen den Leib des Pferdes drückt, wo man den Schenkel ohne Erfolg anlegte. Die Fauſt— hülfen wirken vorzugsweiſe, aber keineswegs aus— ſchließlich auf das Vordertheil des Pferdes; die Schenkelhülfen mehr auf das Hintertheil. Durch jene giebt man dem Halſe und Kopfe des Pferdes die richtige Stellung, führt es und regelt deſſen Gänge; dieſer bedient man ſich, um das Pferd vor— wärts zu treiben, zu berge und das Hinter⸗ 770 Allgemeine Regeln zum Reiten. theil entweder auf gerader Linie zu erhalten oder ſeitwärts zu ſchieben. Der Reiter muß mit ſeinen Hülfen ſtets auf Vorder- und Hintertheil des Pfer— des zugleich einwirken und deßhalb Fauſt- und Schenkelhülfen jederzeit vereinigt und ſo gebrau— chen, daß ſie einander gegenſeitig unterſtützen, wenn ſchon zuweilen die einen oder andern Hülfen vor— waltend ſein müſſen. Alle Hülfen müſſen durchaus beſtimmt und unzweideutig gegeben werden, damit das Pferd verſtehen kann, was von ihm verlangt wird. Die Stärke der Hülfen richtet ſich nach dem Temperamente und der mehr oder minder großen Empfindlichkeit des Pferdes. Man fängt ſtets mit gelinden Hülfen an und wiederholt dieſe in allmälig verſtärktem Grade ſo lange, bis ſie den gewünſchten Erfolg haben. Strafeu ertheilt man den Pferden, wenn ſie aus Faulheit oder aus böſem Willen die Hülfen des Rei— ters nicht beachten, oder ſich ihnen gar widerſetzen. Man bedient ſich hierzu der Sporen, mit denen man dem Pferde nachdrückliche Stöße gegen den Leib ver: ſetzt, oder der Gerte, mit welcher man ihm, nach Maßgabe der Umſtände, Streiche auf die Blätter, in die Flanke oder auf die Croupe giebt. Alle Stra— fen müſſen zur rechten Zeit, am richtigen Orte und in angemeſſener Stärke vollzogen werden, indem man ſonſt durch ſie mehr ſchadet als nützt. Führung. Man verſteht darunter die Stellun— gen und Bewegungen der Hand, wodurch der Reiter die Wirkung des Mundſtücks beſtimmt und die Zü— gel- oder Fauſthülfen hervorbringt. Ein zugerittenes Pferd wird mit einer Hand und blos auf der Kan— thare geführt, indem die Trenſe nur zur Unter— ſtützung oder Aushülfe für beſondere Fälle dient. Die linke Hand iſt zur Führung der Zügel beſtimmt und heißt deßhalb die Zügelfauſt. Man ergreift mit derſelben die Zügel ſo, daß die Kantharenzügel mit dem kleinen oder auch mit dem vierten Finger getheilt werden, durch die volle Hand durchlaufen und mit ihrem Ende auf der rechten Seite herab— hängen. Da, wo ſie auf dem zweiten Gliede des Zeigefingers aufliegen, wird der Daumen feſt auf— gedrückt. Der Trenſenzügel liegt in der vollen Hand über den Kantharenzügeln; die Fauſt iſt feſt zu ſchließen. Die Zügelfauſt ſoll, im Gelenke ſanft ge— rundet, vom Unterleibe des Reiters ungefähr 4 Zoll entfernt, mit dem Daumen nach oben, mit den Nä— geln der übrigen Finger dem Leibe des Reiters zu— gekehrt, in der Regel eine Hand breit über dem Sat— telknopfe ſtehen. Die Kantharenzügel müſſen, von der Fauſt bis zum Zügelringe, einer genau ſo lang ſein wie der andere und, wenn das Pferd gehörig verſammelt iſt, leicht anſtehen. Die Trenſenzügel läßt man in der Regel gar nicht anſtehen, und auf beiden Seiten gleich lang herabhängen. Wenn man ihrer bedarf, ſo wird der linke ſo weit durch die Zü— gelfauſt durchgezogen, daß er anſteht; der rechte aber mit der rechten Hand dergeſtalt ergriffen, daß er zwiſchen dem vierten und, fünften Finger durch— läuft, von da an in der vollen Hand liegt, und zwi— ſchen dem Daumen und Zeigefinger hervorkommt. Die Hand wird 2 Zoll neben der linken und übri- gens ganz ſo wie dieſe geführt. Das Pferd ſoll fort— während eine gelinde Anlehnung an das Munpftüd nehmen und der Reiter dieſelben in der Hand füh— len, welches man an den Zügeln ſtehen nennt. Nimmt das Pferd jene Anlehnung nicht an, ſo ſagt man, daß es hinter den Zügeln (hinter der Hand) ſtehe, und wenn es dieſelbe endlich in zu hohem Grade annimmt, daß es ſich in die Zügel (in die Hand) einlege. Die wichtigſten von der Hand zu gebenden Hül— fen ſind folgende: 5 1) Zum Anhalten oder Annehmen, wobei das Fauſtgelenke dergeſtalt gerundet wird, daß die Hand ſich mit dem kleinen Finger dem Unterleibe des Rei— ters nähert und hierdurch beide Kantharenzügel gleichmäßig anzieht. Soll dieſer Anzug auch zu— gleich aufrichtend, oder beizäumend auf das Pferd wirken, ſo wird er im erſtern Falle etwas aufwärts, im letztern etwas niederwärts vollzogen. 2) Zum Nachlaſſen oder Nachgeben wird die Rundung des Fauſtgeſtelles aufgegeben, wodurch ſich die Hand vom Unterleibe entfernt und beide Kantharenzügel gleichmäßig nachgelaſſen werden. 3) Zur Stellung rechts macht die Hand im Fauſtgelenke eine annehmende Bewegung, aber ſo, daß dabei der kleine Finger, in der Richtung nach der linken Hüfte zu, etwas erhoben und dem Unter— leibe genähert wird. g 4) Zur Stellung links macht die Hand die eben erwähnte Veränderung, wobei jedoch der kleine Fin— ger die Richtung nach der rechten Hüfte des Reiters annimmt. Bei der Hülfe zur Stellung rechts ſoll der rechte, bei der zur Stellung links der linke Kan— tharenzügel allein angezogen werden. In der Regel ſoll der Arm des Reiters an der Bewegung der Hand keinen Theil nehmen; doch giebt es hiervon Ausnahmen, wenn in manchen Fällen die Hand et— was erhoben oder geſenkt, oder vorwärts oder ſeit— wärts geſchoben werden muß. Alle Bewegungen der Hand müſſen ſanft, niemals ruckweiſe ausge— führt werden, und das Annehmen und Nachlaffen der Zügel muß allmälig, nicht auf einmal geſchehen, ſowie auch einer der Zügel nie ganz außer Wirkſam— keit geſetzt werden darf. f 08 Man unterſcheidet im Allgemeinen folgende Gang— arten der Pferde: 1) Schritt, iſt der langſamſte, Reiter und Pferd am wenigſten anſtrengende Gang. Man un— terſcheidet den gewöhnlichen oder Bahnenſchritt, bei welchem das Pferd, völlig verſammelt gehalten, nicht zu weit ausſchreiten darf, und den Landſchritt, wobei das Pferd, weniger verſammelt, größere Schritte macht. Der genannte Poſt- oder Drei- ſchlag iſt ein unregelmäßiger übereilter Schritt, der das Pferd ruinirt. 2) Trab, wobei das Pferd die kreuzweiſe ein- ander gegenüberſtehenden Füße zugleich hebt. Man unterſcheidet den kurzen, den gewöhnlichen oder Mitteltrab und den geſtreckten Trab. In dem kur⸗ zen Trabe nimmt das Pferd den wenigſten Boden und iſt am meiſten verſammelt; er kommt blos bei der Dreſſur und auf der Reitbahn in Anwen— Allgemeine Regeln zum Reiten. dung. Der Mitteltrab iſt der gebräuchlichſte und angenehmſte für den Reiter, und kann am anhal— tendſten geritten werden. Der geſtreckte Trab, wo— bei das Pferd den meiſten Boden einnimmt, iſt an— ſtrengend, und das Pferd kann ihn nicht ſo lange gehen, als den Mitteltrab. 3) Der Gallopp beſteht aus einer Reihe von regelmäßigen Sprüngen, und man unterſcheidet hier wiederum kurzen und geſtreckten Gallopp. Je kürzer der Gallopp iſt, um ſo mehr wird das Pferd dadurch angegriffen. Wenn das Pferd bei dem Galloppſprün— gen mit ſeinen beiden rechten Füßen den linken vor— greift, fo nennt man den Gallopp rechts; im ent— gegengeſetzten Falle links. Es iſt fehlerhaft, wenn das Pferd über's Kreuz, d. h. vorn rechts und hin— ten links, oder umgekehrt galloppirt, was man nie— mals zulaſſen darf. 4) Carriere iſt der ſchnellſte Lauf des Pferdes. Die Schenkelbewegung erfolgt hierbei wie im Gal— lopp, nur ungleich ſchneller, und das Pferd kann, wie in dieſem, die einzelnen Sprünge rechts, oder links oder über's Kreuz vollziehen. Die Ausdauer in den verſchiedenen Gangarten betreffend, ſo kommt hierbei ſehr viel auf die Be— ſchaffenheit des Pferdes an. Gewöhnlich wird an— genommen, daß man mit der Mehrzahl der Pferde ½ Stunde unausgeſetzt mittlern Trab reiten, 5 Mi: nuten galloppiren und nicht über 1½ bis 2 Minu- ten Carrierereiten kann. Indeſſen vermögen einzelne, beſonders kräftige und darauf eingeübte Pferde un— gleich mehr zu leiſten. Verſammeln des Pferdes und halbe Paraden. Wenn ſich das Pferd vollſtändig in der Gewalt des Reiters befinden ſoll, ſo muß es verſammelt fein, d. h. es muß die Laſt ſeines Kör— pers mindeſtens auf allen 4 Schenkeln gleichmäßig, nach Maßgabe der Umſtände aber auch vorzugsweiſe auf den Hinterbeinen tragen, den Hals aufrichten und im Widerrüſt zurücknehmen, das Genick biegen und den Kopf ſo viel beigeben, daß die Stirn ziem— lich ſenkrecht ſteht, das Hintertheil herannehmen und alle Bewegungen deſſelben mit gebogenen Sprunggelenken vollziehen. Man kann das Pferd eben ſowohl auf der Stelle, als während des Gan— ges verſammeln. Pferde, die ſehr lang oder über— baut ſind, eine ſchwache Vorhand oder ſchwache Hinterbeine haben, darf man nur in das Gleichge— wicht und nicht ſo viel auf das Hintertheil ſetzen, als ſolche, welche regelmäßig gebaut ſind, eine leichte Vorhand und kräftige Hinterbeine haben. Hat der Reiter ſein Pferd vor dem Anreiten zuſam— mengenommen, indem er beide Zügel durch einen annehmenden Zug der Hand gleichmäßig anzieht und dazu die Schenkel hinter dem Gurte andrückt, ſo wird daſſelbe während dem Gange eine Zeit lang ohne erneute Hülfen verſammelt bleiben, und dies um ſo länger, je vollkommener es zugeritten iſt und Hinderniſſe ihm dabei entgegen treten. Nach und nach wird es aber ſeinen natürlichen Gang anzuneh— men und ſeine Schwere dem Vordertheile zuzuwenden ſtreben. Sowie dies erfolgt und das Pferd anfängt, wie man zu ſagen pflegt, lang zu werden, muß man 771 es ſofort durch halbe Paraden wieder verſammeln, wozu der Reiter die Hand annimmt, die Schwere ſeines Oberkörpers etwas zurückbringt und zu glei- cher Zeit einen Druck mit beiden Schenkeln hinter dem Gurte giebt. Sollte das Pferd die Naſe ſtrecken oder mit dem Kopfe herunterbohren, ſo wird die Hand während des Anzugs im erſten Falle etwas geſenkt, im letztern etwas gehoben. Die Schenkel— und Fauſthülfen müſſen bei der halben Parade ein— ander gehörig unterſtützen und nach Befinden der Umſtände bald dieſe, bald jene die ftärfern fein. Je mehr das Pferd auf das Hintertheil geſetzt werden ſoll, deſto mehr muß man ſich in der Regel der Schenkelhülfen bedienen; um daſſelbe aber blos in's Gleichgewicht zu bringen, werden in den meiſten Fällen Fauſt und Schenkel gleich ſtark wirken kön— nen, und bei ſehr feurigen, immer nach vorwärts drängenden Pferden wird man vorzugsweiſe mit der Hand arbeiten dürfen. Hinter den Zügeln ſtehen— den Pferden giebt man weniger Hülfen mit der Hand und läßt ihnen die Schenkel ſtärker fühlen. Je mehr das Pferd ſich in die Zügel zu legen ſtrebt, um ſo häufiger müſſen die halben Paraden wieder— holt werden. Die Stellung. So lange das Pferd gerade— aus geht, wird es auch gerade ausgeſtellt, d. h. weder im Halſe, noch in den Ganaſchen, nach der einen oder der andern Seite gebogen. Wird aber Stellung ver— langt, ſo ſoll das Pferd den Kopf ſo viel ſeitwärts wenden, daß der Reiter auf der inwendigen Seite Auge und Naſenloch ſehen kann. Ein richtig geſtell— tes Pferd muß aufgerichtet im Halſe und überhaupt verſammelt ſein, ſich in den oberſten Halswirbeln und in den Ganaſchen biegen, die Naſe beigeben, weder Hals noch Genick verwenden und mit dem Hintertheile auf gerader Linie bleiben. Zur Erlan— gung dieſer Stellung zieht der Reiter den inwendi— gen Zügel ſo viel an, daß das Pferd den Kopf her— ein biegen muß; mit dem aus wendigen Zügel aber beſtimmt er den Grad der Stellung, und verhindert (durch Drucke an den Hals des Pferdes) das Auf— legen auf die auswendige Schulter. Der inwendige Schenkel treibt das Pferd vorwärts; der auswen— dige, hinter dem Gurte gebraucht, erhält das Hin— tertheil auf gerader Linie. Wenn das Pferd die Stellung wieder aufgeben ſoll, ſo wird dez inwen— dige Zuͤgel ſo viel nachgelaſſen, daß beide Zügel wieder gleiche Wirkung erhalten. Um das Pferd in Schritt zu ſetzen, giebt man mit der Hand etwas nach und treibt daſſelbe mit den Schenkeln vorwärts, und ſobald es in dem rich— tigen Gange iſt, bleiben Fauſt und Schenkel ſo lange ruhig, bis eine erneute Hülfe nöthig iſt. Auf der Reitbahn muß das Pferd vollſtändig verſammelt werden; bei Ritten über Land geſchieht dies aber im mindern Grade. Es ganz aus einander zu laſ— ſen (ohne Zügel reiten), iſt unter allen Umſtänden fehlerhaft. Sehr feurige Pferde wollen häufig kei— nen regelmäßigen Schritt gehen, machen vielmehr immer kurze trabartige Tritte. Ein ſolcher Gang, welcher nicht nur angreifend für das Pferd, ſondern auch unbequem für den 9 775 iſt, kann nur allein * 772 Allgemeine Regeln zum Reiten. durch die größte Ruhe im Sitze und in der Hand verhindert werden. Man muß die Zügel ſehr leiſe und gleichmäßig anſtehen laſſen, das Pferd zwiſchen den Schenkeln halten, ohne es damit zu drücken, und Hülfen mit großer Vorſicht anwenden. Jeder ange— hende Reiter ſoll ſich vorerſt im Schritte üben. In Trab kann man das Pferd von der Stelle oder aus dem Schritte darein ſetzen. Man bedient ſich hierbei derſelben Hülfen wie zum Schritte, nur daß die Schenkel ſtärker gebraucht werden müſſen. Je kürzer das Pferd traben ſoll, je mehr muß man es verhalten und durch halbe Paraden verſammeln, und je mehr daſſelbe austraben ſoll, um ſo mehr Freiheit muß ihm in der Hand gegeben werden. Bei jeder Art des Trabes muß man auf gleichmä— ßiges Tempo halten. Feurige Pferde, die ſich gern übereilen und dann ungleich treten und in Gallopp fallen, müſſen mit wenig Schenkelhülfen und leiſe verhaltener Hand, träge dagegen mit ſtarken, oft wiederholten Schenkelhülfen geritten und durch häu— fige halbe Paraden im Gleichgewicht erhalten wer— den. Der Trab wirkt am ſtörendſten auf den Sitz des Reiters ein und bringt den Körper des letztern leicht aus der Haltung; indeſſen iſt er doch am för— derndſten und giebt auch zugleich dem Reiter die meiſte Feſtigkeit. Der Reiter muß, um den Körper nicht aus der Haltung kommen zu laſſen, den Be— wegungen des Pferdes nicht widerſtreben, vielmehr ſich derſelben hingeben, ſich durch ſie in den Sat— tel heben laſſen und wieder gerade in denſelben nie— der kommen, vorzüglich ſich aber hüten, den Ober— körper vorzulegen. Um dem Übelſtande, daß manche Pferde in die Eiſen hauen, zu begegnen, muß man das Pferd gehörig verſammeln und es zu einem recht gleichmäßigen, nicht übereilten Gange an— halten. Das Pferd kann von der Stelle, aus dem Schritte und aus dem Trabe in Gallopp geſetzt wer— den, ſobald es hierzu hinlänglich verſammelt iſt. Je kürzer und erhabener der Gallopp iſt, d. h. je ver— ſammelter ſich das Pferd dabei hält, um ſo voll— kommner und ſchöner iſt er. Übrigens vermögen nur kräftige, gut gebaute Pferde, mit leichter Vor— hand und ſtarkem Hintertheil den Gallopp ſchön zu leiſten. Um das Pferd in den Gallopp zu ſetzen (an— zuſprengen) ſtellt man ihm auf der inwendigen Seite den Kopf herein, giebt einen annehmenden, heben— den Anzug, nimmt den Oberkörper etwas zurück und drückt beide Schenkel, dem auswendigen hinter dem Gurte, den inwendigen an dem Gurte an. Während des Gallopps erhält der inwendige Zügel die Stellung des Kopfes, der auswendige aber führt das Pferd und verhindert es, ſich auf die auswen— dige Schulter zu legen. Die Schenkel nöthigen daſ— ſelbe, im Gallopp zu bleiben, und Hand und Schen— kel des Reiters beſtimmen das Tempo des Gallopps; je mehr Freiheit erſtere giebt und je mehr letztere nachdrücken, um ſo geſtreckter wird das Pferd gal loppiren, und jemehr die Hand, beſonders mit dem auswendigen Zügel, verhält, und die Schenkelhül— fen das Pferd nur verſammeln, um ſo kürzer wird der Gallopp. Während des Gallopps kann man das Pferd wechſeln, d. h. aus dem Gallopp rechts in den links, oder umgekehrt, übergehen, indem man hierzu eine halbe Parade und in demſelben Augen— blicke die Hülfen zu dem Gallopp giebt, in den das Pferd übergehen ſoll. Der Anfänger im Reiten ſoll den Gallopp am wenigſten reiten, indem er weder Feſtigkeit noch Haltung verſchafft, übrigens auch für das Pferd ermüdend und in der Dauer bei weitem nicht ſo fördernd iſt, als der Trab. Bei der Carriere bedient man ſich derſelben Hül— fen, wie zum Gallopp, nur muß man den Druck mit den Schenkeln verſtärken und dem Pferde mehr Frei— heit in der Hand geben, wozu der linke Arm etwas vorgeſchoben wird, was jedoch nie ſo viel geſchieht, daß man fo zu ſagen, mit verhängten Zügeln reitet, da der Reiter auch während der ſchnellſten Carriere das Pferd in ſeiner Gewalt behalten ſoll. Der Ober— körper wird etwas vorgelegt, der Sitz aber nicht ge— lüftet. Wird das Pferd während des Laufes mit ſeinem Vordertheile tief, ſo erhebt man die Fauſt etwas und drückt die Schenkel dazu heran. Nur faule Pferde ſind durch Sporenſtöße anzutreiben. Der angehende Reiter ſoll ſich übrigens der Carriere nur in der Folge bedienen, wenn er ſich ſchon durch den Trab einige Fertigkeit zu Pferde verſchafft hat; denn es macht nichts ſo beherzt und muthig, als die Carriere; nur muß man dabei die nöthige Vorſicht anwenden. Der Übergang aus einer höhern in eine niedere Gangart muß allmälig und fließend erfolgen, und im Gange kein Stocken veranlaſſen. Man verſam— melt das Pferd hierzu wie bei einer halben Parade, verhält es aber ſo viel, daß es den langſamern Gang annehmen muß. Je geſtreckter der Gang iſt, aus welchem man in einen niedern übergeht, deſto ſtärker muß man zum Verſammeln des Pferdes die Schenkel gebrauchen, und um fo allmäliger muß der Übergang ſelbſt erfolgen. Bei dergleichen Übergän— gen muß der Reiter zur feſtern Haltung den Ober— körper etwas zurücknehmen. Bei den Paraden giebt man, um das Pferd zu pariren (anzuhalten), dieſelben Hülfen wie zur halben Parade, indem man jedoch dabei den Anzug mit der Fauſt dergeſtalt verſtärkt, daß das Pferd ſtehen bleiben muß. Aus kurzen Gängen kann man das Pferd augenblicklich (auf der Stelle) pariren; je geſtreckter der Gang aber iſt, deſto ſchwieriger wird dies, und um ſo ſtrengere Hülfen bedarf man dazu; in der Carriere wird es unmöglich. Je mehr das Pferd bei der Parade ſeine Schwere auf das Hintertheil nimmt, und je mehr letzteres dabei ge— bogen und untergeſchoben wird, um ſo ſchöner, voll— kommner und bequemer für den Reiter iſt ſie. Ganz fehlerhaft ſind dagegen die Paraden auf den Blät— tern, bei welchen das Pferd ſeine ganze Schwere dem Vordertheil zuſchiebt. Sie entſtehen, wenn man die Zügel allein, die Schenkel aber gar nicht, oder doch nicht hinlänglich gebraucht. Das Pferd muß auf gerader Linie pariren, weßhalb man beide Zügel und Schenkel gleichmäßig und nicht einen ſtärker als den andern wirken laſſen muß. Nach Allgemeine Regeln zum Reiten. vollführter Parade muß man mit der Hand ſogleich nachlaſſen, damit das Pferd nicht zurücktritt; die Schenkel nimmt man aber erſt weg, nachdem die Hand nachgegeben hat. Das Pferd wird übrigens nie auf einem kleinen Zirkel oder während einer Wendung parirt. | Soll ein Zirfel (Volte) geritten werden, fo wendet man das Pferd durch einen Druck des in- wendigen Zügels an den Hals in ſchräger Richtung von der geraden Linie ab, und führt es ſodann mit dieſem Zügel ſo, daß es einen Kreis beſchreibt. Mit dem inwendigen Zügel wird ihm der Kopf in den Zirkel hineingeſtellt, und daſſelbe durch den inwen— digen Schenkel belebt; der auswendige Schenkel dagegen, hinter dem Gurte angelegt, erhält das Hintertheil auf dem Zirkel und verhütet das Ausfal— len deſſelben. Je kleiner der Zirkel iſt, um ſo mehr muß das Pferd verſammelt ſein. Der Reiter muß bei dem Zirkel die Schwere ſeines Körpers auf die inwendige Seite nehmen, ohne jedoch dabei den Sitz zu verändern oder den Oberleib auf die Seite zu hängen; die auswendige Schulter und Hüfte wird etwas vorgenommen. Einen Zirkel nennt man rechts, wenn die rechte Seite des Reiters inwendig iſt, und links, wenn es die linke iſt. Im Gallopp rechts reitet man nur Zirkel rechts, und im Gallopp links nur dergleichen links. Zirkel unter 8 Ellen im Durchmeſſer ſoll man nicht reiten; eben ſo wenig darf man kleine Zirkel, da ſie für das Pferd ſehr anſtrengend ſind, anhaltend und öfter zwei- bis dreimal herum fortſetzen. Übrigens ſind kleine Zirkel nur in kurzen Gängen (im Schritte, kurzen Trabe und kurzen Gallopp) ausführbar. Die Wendungen können ſowohl auf der Stelle, als im Gange ausgeführt werden. Im er— ſtern Falle vollbringt man ſie in der Regel auf dem Hintertheile, wobei der inwendige Hinterfuß der Drehpunkt iſt, waͤhrend das Vordertheil um dieſen herum ein Stück eines Kreiſes beſchreibt. Dieſelben erfolgen entweder langſam, wenn das Pferd mit dem Vordertheile Schritt vor Schritt herumtritt, oder kurz, wenn dieſes das Vordertheil in einem oder mehrern, ſchnell auf einander folgenden Sprüngen ſeitwärts bewegt. Das Pferd muß zu jeder Wen— dung verſammelt ſein, ganz beſonders aber zu der kurzen. Wenn man das Pferd auf die gewöhnliche Weiſe (langſam) auf der Stelle wenden will, ver— ſammelt man es, ſtellt ihm den Kopf auf der inwen— digen Seite etwas herein und bewegt die Hand der— geſtalt nach der Seite hin, nach welcher man wen— den will, daß, während der inwendige Zügel die Stellung erhält, der auswendige durch wiederholte Drucke an den Hals des Pferdes das Vordertheil herumſchiebt und hierbei durch die Stärke dieſer Drucke Maß und Tempo der Wendung beſtimmt. Jedem Drucke mit dem auswendigen Zügel folgt ein Druck mit dem auswendigen Schenkel hinter dem Gurte. Der inwendige Schenkel, am Gurte ange— legt, erhält das Pferd während der Wendung im Gleichgewicht, damit ſich daſſelbe nicht ſchneller her— umwendet, als es der Reiter verlangt. Die Hand darf nur ſeitwärts und nicht rückwärts nach dem 773 Reiter zu bewegt werden. In den kurzen Wendun— gen auf der Stelle bedient man ſich derſelben Hül— fen, nur in verſtärktem Grade. Die Wendung kann weitläufig oder eng gemacht werden; je enger ſie ausgeführt werden ſoll, deſto mehr muß das Pferd dazu verſammelt werden. Sehr enge Wendungen ſind daher nur in kurzen Gängen möglich, in ge— ſtreckten Gängen muß weitläuftig gewendet werden. Im Gallopp wendet man das Pferd ſtets nach der inwendigen, nie nach der entgegengeſetzten Seite, und giebt die Hülfen zu dieſen Wendungen, als wenn man einen Zirkel anfangen wollte. Der in— wendige Zügel ſtellt das Pferd, der auswendige führt es und beſtimmt die Wendung; der auswen— dige Schenkel hinter dem Gurte unterſtützt den aus— wendigen Zügel, während der inwendige am Gurte das Pferd vorwärts treibt und es abhält, im Gange zu ſtocken. . Bei dem UÜbertreten (Seitwärtstreten) be— wegt ſich das Pferd, ohne die Front zu verändern, auf zwei Hufſchlägen, entweder blos ſeitwaͤrts, oder in ſchräger Richtung vorwärts und ſeitwärts zugleich. Der Kopf ſoll hierbei nach der Seite ge— ſtellt ſein, wohin es übertritt, das Vordertheil die Bewegung anfangen, und der auswendige Vor— der- und Hinterfuß über den inwendigen weg— ſchreiten, ohne ihn zu berühren. Das Pferd wird zu dem Ende vorerſt gehörig verſammelt, worauf ihn die Fauſt mit dem inwendigen Zügel die Stellung giebt und mit dem aus wendigen das Vordertheil auf dieſelbe Weiſe wie zu einer Wendung ſeitwärts führt; der auswendige Schenkel folgt der Zügel— hülfe, und ſchiebt durch Drucke hinter dem Gurte das Hintertheil ebenfalls ſeitwärts; der inwendige Schenkel erhält, an den Gurt gedrückt, das Pferd im Gleichgewicht und belebt die inwendige Schul— ter. Der auswendige Schenkel muß hierbei ſtärker wirken, als der inwendige, ſowie dieſe Hülfen, fo lange das Pferd übertreten ſoll, fortwährend wie— derholt werden müſſen. Das Pferd kann im Schritt, im kurzen Trabe, im Gallopp, nie aber in geſtreckten Gängen übertreten. Das Zurücktreten iſt eine widernatürliche, dem Pferde ſchwerfallende Bewegung; muß aber doch bisweilen geſchehen und iſt auch außerdem eine äußerſt wirkſame Strafe für Pferde, welche das Hintertheil nicht biegen wollen, ungeſtüm vorwärts drängen, oder ſich ſehr auf das Munpftüd legen. Bei einem regelmäßigen Zurücktreten muß das Pferd die Füße auf gerader Linie, langſam und gleichmä— ßig zurüͤckſetzen, dabei die Naſe beigeben, den Hals im Widerrüſt zurücknehmen, ſeine Schwere auf dem Hintertheile tragen und dieſes in den Sprungge— lenken biegen. Der Reiter nimmt dabei die Schwere ſeines Oberkörpers etwas zurück, ſetzt ſich mit dem Geſäß feſt im Sattel und zieht durch einen allmälig wachſenden Anzug beide Zügel ſo lange an, bis das Pferd denſelben nachgiebt und einen Schritt zurück— thut. Darauf drückt man beide Schenkel an und wiederholt nun zu jedem folgenden Schritte die Hül— fen in derſelben Art. Mehr als höchſtens 6 bis 8 Schritte läßt man ohne Noth nicht zurücktreten. — 774 Das Springen oder Setzen über Gräben, Hecken u. ſ. w. muß man möglichſt zu vermeiden ſuchen; indeſſen können doch auch im Privatleben Fälle vorkommen, wo jenes nicht zu vermeiden ſteht. Ein gewöhnliches Pferd ſpringt 2 — 3 Ellen in die Breite und 1½ —2 Ellen in die Höhe. Leichte, kräf— tige und beſonders Raſſepferde leiſten ungleich mehr, und ſpringen ſo hoch, als ſie ſelbſt find, und fo breit, als ſie lang ſind. Man läßt wo möglich das Pferd erſt den Gegenſtand, über welchen es ſetzen ſoll, be— ſehen, damit es ihn kennen lernt. Das Pferd wird zum Sprunge gehörig verſammelt und im Schritt, Trab oder Gallopp an den Gegenſtand herangerit— ten, den es überſpringen ſoll. Vor demſelben ange— kommen, giebt man mit der Hand die nöthige Frei— heit und mit beiden Schenkeln einen Druck oder Stoß, je nachdem das Temperament des Pferdes es verlangt. Der Reiter ſetzt ſich dabei gut im Sattel nieder, ſchließt mit den Oberſchenkeln feſt an, nimmt den Oberkörper etwas zurück und giebt ſich möglichſte Haltung im Kreuze. Nach vollbrachtem Sprunge wird das Pferd wieder verſammelt und in dem vori— gen Gange weiter geritten. Auch im Privatleben kann der Reiter bisweilen in die Nothwendigkeit verſetzt werden, mit ſeinem Pferde zu ſchwimmen. In der Regel ſchwimmt jedes Pferd, vornehmlich die polniſchen, ungariſchen und andern Pferde aus wilden und halbwilden Ge— ſtüten. Schwerer ſind ſie aber in's Waſſer zu brin— gen, daher man ſie gewöhnlich mit nachdrücklich an— regenden Hülfen dazu antreiben oder ſie rückwärts in das Waſſer treten laſſen muß. Sobald das Pferd ſo tief im Waſſer iſt, daß es nun nicht mehr gehen kann, ſondern ſich auf das Schwimmen verlaſſen muß, hat ſich der Reiter dem Pferde ganz allein zu überlaſſen, und mit beiden Händen in die Mähnen einzugreifen; nur dann, wenn er das gegenſeitige Ufer aus den Augen verliert, oder vom Strome fortgeriſſen wird, oder endlich, wenn das Pferd zu ermatten anfängt, hat er mit hebenden Anzügen der Zügel, die jedoch gleich wieder nachgelaſſen werden müſſen, und durch Gebrauch der Schenkel und Spo— ren ſeine Richtung mehr zu beſtimmen und ſeine Kraft anzuregen. Bei dem freiwilligen Schwimmen durch einen Strom ſucht man dieſen nicht gerade zu durchſchneiden, ſondern ſchwimmt erſt ſchräg dem Strome abwärts, und erſt nach Zurücklegung der größten Strömung ſucht man wieder die Richtung geradeüber zu leiten. j Beim Voltigiren (Auf- oder Abſteigen ohne Bügel oder auch ohne Sattel) ſtellt ſich der Reiter, wie beim Aufſteigen mit Bügeln binter das Schul— terblatt ſo nahe als möglich an die linke Seite des Pferdes, ergreift mit der linken Hand die Mähnen und Zügel, ſtemmt die rechte Hand auf den Hinter— theil des Sattels, oder der Decke oder den Rücken des Pferdes auf, giebt ſich mit den Händen und den Ballen der Füße einen lebhaften Schwung und hebt ſich ſo an dem Pferde empor; alsdann wird das linke Knie feſt an daſſelbe angelehnt, während der rechte Schenkel raſch, aber ausgeſtreckt und er— haben über die Croupe des Pferdes hinweggeht, Allgemeine Regeln zum Reiten. nachdem ihm die rechte Hand zuvorgegangen, die, indem ſie ſich auf dem Vordertheile des Sattels oder auf dem Widerrüſte des Pferdes aufſtemmte, den Kör— per langſam auf das Pferd niederſinken läßt. Hierauf ordnet die rechte Hand die Zügel, während die linke Hand die Mähnen losläßt und die Führung über— nimmt. Beim Abſpringen giebt erſt die rechte Hand einen Zopf Mähnen in die linke, ordnet und ver— kürzt die Zügel, ſtemmt ſich auf dem Vordertheil des Sattels oder dem Widerrüſt auf; der Arm wird— ausgeſtreckt, der rechte Schenkel paſſirt wieder erha— ben und ausgeſtreckt die Croupe des Pferdes, indem ihm faſt zu gleicher Zeit der rechte Arm wieder folgt und ſich mit der Hand auf den Hintertheil des Sat— tels oder auf den Rücken des Pferdes wieder auf— ſtützt, wobei ſich das linke Knie an das Pferd an— lehnt und der Körper ſodann zur Erde ſpringt und zwar wieder auf den Ballen auftritt, wie beim Vol— tigiren in die Höhe. Auf ähnliche Weiſe wird das Voltigiren über das Pferd ausgeführt. Reiten ungezogener Pferde. Ein Pferd kann von Natur boshaft und widerſpenſtig ſein, oder es (was weit häufiger) durch die Schuld des Reiters werden. In der Regel wird ein vollſtändig zugerittenes Pferd den Gehorſam nicht verſagen; indeſſen werden unter einem ungeſchickten Reiter nicht ſelten auch gut zugerittene und von Natur fromme Pferde ungezogen und widerſetzlich, ſowie überhaupt feurige und empfindliche Pferde die ver— kehrte Behandlung eines ungeſchickten Reiters ſehr leicht übel nehmen. Das Pferd merkt es übrigens ſehr bald, wenn ihm der Reiter nicht gewachſen iſt, und hat es einigemal ſeinen Willen durchgeſetzt, ſo wird es mit jedem Tage unfolgſamer werden. Das Reiten eines boshaften, widerſpenſtigen Pferdes iſt mit Gefahr für den Reiter verbunden, und erfordert außer einem feſten Sitze und körperlicher Kraft und Gewandtheit viel Übung, Sachkenntniß und richtige Beurtheilung, ferner einen hohen Grad Ruhe, Ge— duld und Ausdauer, indem man in den meiſten Fäl— len mit Güte viel weiter als mit Strenge kommt. Doch kann letztere zuweilen nothwendig werden, und ſie muß dann mit allem Nachdruck eintreten. Der Reiter muß nie fein Pferd zu Ungezogenheiten reizen, vielmehr ſtets jeder Widerſetzlichkeit deſſelben vorzubeugen ſuchen. Bevor man die Correction ei— nes böſen Pferdes beginnt, muß man die Urſache der Widerſetzlichkeit zu ergründen ſuchen. Viele Pferde widerſetzen ſich lediglich aus Furcht, oder noch häufiger aus Schmerz, den ſie bei irgend einer Leiſtung empfinden. Die Correction eines wider— ſpenſtigen Pferdes kann übrigens nur allein von ei— nem guten Reiter unternommen werden „ und allge— mein gültige Regeln laſſen ſich dafür nicht aufſtel— len; denn der Reiter muß ſelbſt beobachten, beur— theilen und verſuchen, welche Mittel den gewünſch— ten Erfolg gewähren. Manche Pferde wollen den Reiter nicht aufſitzen laſſen, und ſchlagen nach ihm, drehen ſich herum, ſteigen, ſpringen u. |. w., wenn er ſich ihnen nähert. Dieſe Unart läßt ſich dem Pferde am beſten dadurch abgewöhnen, daß dem— ſelben ein Kappzaum aufgelegt und es während des Allgemeine Regeln zum Reiten. 775 Aufſitzens an demſelben gehalten wird, wobei ſich der Haltende vor das Pferd ſtellt, daſſelbe ſcharf anſieht und es mit der einen Hand auf der Stirne ſtreicht. Sobald es ruhig ſteht, nähert ſich der Reiter lang— ſam und mit Vorſicht, und beginnt das Aufſitzen. Wird das Pferd dabei unruhig, fo ſtraft es der Hal— tende mit dem Kappzaume, redet es ſcharf an und droht ihm mit der Hand, läßt es auch wohl einige Schritte zurücktreten. Wenn das Pferd mehr Furcht als Bosheit zeigt, ſo erfolgt anfangs keine Strafe, ſondern es wird ihm freundlich zugeredet. Der Rei— ter verſucht nun nicht eher wieder aufzuſitzen, als bis das Pferd wieder völlig ruhig ſteht. Sonſt wird die angegebene Behandlung ſo lange fortgeſetzt, bis das Pferd das Auffigen duldet. Hat es dies gethan, fo belohnt man es durch Liebkoſungen, oder noch beſſer durch einige Stücke Zucker, den die meiſten Pferde außerordentlich lieben, und wiederholt das Auf- und Abſitzen nun gleich noch einigemal unter freundlichem Zureden. Bei dieſer Behandlung wird das Pferd binnen 6 bis 8 Tagen völlig corrigirt werden. Gegen den Sattel ſehr empfindliche Pferde ma— chen nach dem Aufſitzen und wenn ſie angeritten werden, gewöhnlich einen krummen Rücken, auch wohl einige Sprünge. Dieſe muß man ½ Stunde früher, als man ſie reiten will, ſatteln; bevor man ſie befeſtigt, 6 bis 8 Schritte zurücktreten und nach dem Aufſitzen einige Minuten ſtehen laſſen. Das Anreiten muß mit Ruhe und Vorſicht erfolgen, die Schenkel muß man dabei nicht zu ſtark und die Hand etwas höher als gewöhnlich gebrauchen. Bei einem ſteigenden Pferde muß der Reiter, wenn daſſelbe ſich zu heben anfängt, ſogleich mit der Hand nachgeben und ihm ein paar tüchtige Stöße mit den Sporen verſetzen. Fühlt ſich jedoch der Rei— ter hierzu nicht feſt genug im Sattel, ſo muß er aller— dings das Pferd ſteigen laſſen, dabei aber den Ober— körper vornehmen und ſich hüten, die Zügel anzu— ziehen, weil ſonſt das Pferd leicht überſchlägt. Ein mit den Hinterfüßen gern ausſchlagendes Pferd muß der Reiter gehörig verſammelt halten, die Hand hoch halten und ihm den Kopf nicht tief nehmen laſſen. Verſucht es dennoch, denſelben her— unter zu nehmen und mit den Hinterfüßen auszu— ſchlagen, ſo muß man es durch kräftige Spornſtöße und einige ſtrenge aufwärts gerichtete Anzüge der Zügel ſtrafen. Beim Durchgehen des Pferdes kann der Reiter blos ſeinen Sitz ſtandhaft behaupten, ſich vorberei— ten, mit Gewandtheit abzuſpringen, wenn daſſelbe ſtürzen oder einem gefährlichen Orte zulaufen ſollte, und es durch wiederholtes Annehmen und Nachge— ben der Hand wieder in ſeine Gewalt zu bekommen ſuchen. Wenn es die örtlichen Verhältniſſe geſtatten, ſo laſſe man das Pferd, wenn das Durchgehen wirk— lich von einer Widerſpenſtigkeit herrührt, bis zur Ermüdung fortlaufen, und zwinge es dann, wenn es von ſelbſt damit aufhören will, den Lauf nun ge— gen ſeinen Willen noch ſo lange fortzuſetzen, bis eine Hülfe zum Aufhören erfolgt. Übrigens iſt das Durchgehen nicht ſelten die ausſchließliche Folge ei— ner ungeſchickten, ſtarren Hand, welche immerwäh— rend die Zügel feſthält, ohne wieder nachzugeben, oder auch einer fehlerhaften, zu ſcharfen Zaͤumung. Bei ſcheuen Pferden hat der Reiter ſich etwa auf folgende Weiſe zu verhalten. Sobald man bemerkt, daß ſich das Pferd vor irgend einem Gegenſtande ſcheut, muß man es verſammeln und mit den Schen— keln vorwärts treiben, zugleich aber auf der Seite, nach welcher es weichen oder umkehren will, den Schenkel ſtark anlegen und dabei mit dem Zügel an den Hals drücken. Alsdann bleibt man in der Nähe des gefürchteten Gegenſtandes halten, läßt das Pferd denſelben betrachten, und ſucht durch Liebkoſungen und Zureden daſſelbe daran vorüber zu bringen. Will es aber durchaus nicht an den Gegenſtand her— antreten, ſo läßt man es am beſten nach demſelben rückwärts treten, um ſo es an den Gegenſtand heran und auf dieſe Weiſe vorbei zu bringen. Höchft feh— lerhaft iſt es aber, das Pferd, wenn es ſich nun end— lich dem Gegenſtande, vor welchem es ſich ſcheute, genähert hat, durch die Sporen oder Reitpeitſche zu ſtrafen, wodurch es ſich nur noch mehr fürchten und ſcheuen lernt. Der Reiter ſoll ſtets auf den Weg aufmerkſam ſein, und ſein Pferd da gehen laſſen, wo derſelbe am beſten iſt, ſo wie er auch Gegenſtänden, an wel— chen ſich das Pferd verletzen könnte, ausweichen muß. In ſchlechten Wegen giebt man dem Pferde hinlängliche Freiheit, hält daſſelbe jedoch ſo viel in den Zügeln, daß es bei einem vorkommenden Fehl— tritt unterſtützt und am Fallen verhindert werden kann. Daſſelbe hat man beim Reiten auf ſchlüpfri— gem Boden oder auf Glatteis zu beobachten. Auf glattem und ſchlüpfrigem Boden müſſen alle Wen— dungen und Paraden mit Vorſicht und nicht zu ſchnell, erſtere auch nicht zu enge ausgeführt wer— den. Beim Reiten bergauf muß man dem Pferde mehr Freiheit laſſen, als auf ebenen Wegen, mit dem Oberkörper ſich etwas vorlegen und, iſt der Berg ſehr ſteil, mit der rechten Hand in die Mähne grei— fen. Wenn man dagegen bergab reitet, ſo muß man das Pferd verhalten, und zwar um ſo mehr, je ſtei— ler der Berg iſt, den Oberkörper mehr als gewöhn— lich zurücknehmen und die Schenkel anlegen. Ubri- gens wird man das Pferd, um es zu ſchonen, beſſer ſteile Berge herauf und herunterführen, und nie ſoll man bergauf oder bergab ohne Noth einen andern Gang als Schritt reiten. Über ſchmale, zerbrechliche Stege zu reiten, iſt jederzeit mit Gefahr verbunden; weßhalb man einen kleinen Umweg nicht ſcheuen muß. Iſt man aber den Steg zu paſſiren genöthigt, ſo ſitze man wenigſtens ab und führe das Pferd dar— über. Bei Ritten über Land darf man das Pferd nicht ſo verſammeln wie auf der Reitbahn oder bei kurzen Spazierritten; indeſſen darf man es auch nicht ganz auseinander laſſen (ohne Zügel reiten), weil es ſonſt ſeine ganze Schwere dem Vordertheile zuſchiebt und dieſes unverhältnißmäßig ermüdet, auch der Reiter es dann bei etwaigen Fehltritten nicht unterſtützen und vor dem Fallen bewahren kann. Alle Gangar— ten müſſen rein und gleichmäßig geritten werden. Um ſchnell fortzukommen, iſt auf größere Entfernun— 776 gen, wie ſchon früher erwähnt, ein mäßiger Trab der geeignetſte Gang, und ſchnellere Gangarten ſind nur auf kurze Dauer anwendbar. Man muß bei auch noch ſo großer Eile das Pferd nie ganz außer Athem reiten, vielmehr es mit einer verſtändigen Eintheilung ſeiner Kräfte gebrauchen. Bei größern Touren darf man nicht gleich vom Hauſe aus ſcharf reiten, ſondern man muß das Pferd erſt in Gang F a h Es ſoll hier namentlich von Kutſchfuhren, oder überhaupt von einem ſolchen Fahren gehandelt wer— den, wo der Gegenſtand des Transports Perſonen ſind. Hierbei kommt vorerſt der Kutſcher in Betracht, von welchem größtentheils die Sicherheit des uhr: weſens und mit dieſer die Geſundheit und das Leben der in demſelben befindlichen Menſchen, die Scho— nung und Erhaltung der Pferde und des Fuhrwerks ſelbſt abhängt; daher man bei der Auswahl eines Kutſchers nicht vorfichtig genug zu Werke gehen kann. Ein ſolcher muß einen geſunden und womöglich ſtar— ken und kräftigen Körper beſitzen, und ganz beſonders geſunde und ſcharfſehende Augen haben. Außerdem muß er beſonnen, umſichtig, ſchnell in der Beurthei— lung und Benutzung des beim Fahren gegebenen Terrains ſein, und Geiſtesgegenwart, Unerſchrocken— heit, Vorſichtigkeit, Gelaſſenheit, Ordnungsliebe, Reinlichkeit, vornehmlich Nüchternheit und endlich Anhänglichkeit an ſeine Herrſchaft und große Liebe zu ſeinen Pferden beſitzen. Menſchen, denen alle dieſe Eigenſchaften abgehen, eignen ſich daher höchſtens zu einem gewöhnlichen Fuhrmann, bei einem lang— ſamen Fortkommen, aber nicht zu einem Kutſcher, der, wenn auch nicht immer, doch bisweilen bei be— ſchränktem Terrain ſchnell und ſicher fahren ſoll. Ein guter Kutſcher muß gleiche Liebe zu ſeinen Pferden haben und ihre Kräfte zu beurtheilen verſtehen, da— mit das eine nicht mehr geſchont wird, als das an— dere. Ebenſo iſt das Fuhrwerk ſelbſt zu berückſichti— gen, das in mancher Hinſicht ebenſo geſchont und gehalten ſein will, als die Pferde. Geſchirre und Wagen, ſo wie die Pferde ſelbſt, ihr Hufbeſchlag u. ſ. w. ſind ebenfalls vom Kutſcher fleißig nachzu— ſehen, und Abänderung und Ergänzung des ſchad— haft gewordenen zeitig genug zu treffen. Daß der Kutſcher ein guter Pferdewärter ſein muß, verſteht ſich von ſelbſt, indem dieſe Eigenſchaft gleichſam als Grundlage eines guten Fuhrweſens zu betrachten iſt. Wenn der Kutſcher außerdem auch noch ein unter— richteter Reiter iſt, ſo wird ſeine ganze Behandlung der Pferde um ſo zweckmäßiger ſein; denn eigentlich ſetzt die Kunſt des Fahrens die Kunſt des Reitens voraus, iſt auf der letztern begründet und geht von denſelben Grundſätzen und Regeln aus. Ties gilt aber vorzugsweiſe von allen denen, welche ſich mit der Abrichtung junger und widerſpenſtiger Pferde zum Zuge beſchäftigen. Die Wagenpferde ſollen gleiche Stärke, Allgemeine Regeln zum Fahren. kommen laſſen; ebenſo verfährt man kurz auch dem Füttern. Iſt man mit einem erhitzten Pferde durch's Waſſer zu reiten genöthigt, ſo laſſe man es ſogleich nachher wieder ſcharf gehen, damit es nicht ver— ſchlägt. Sobald der Reiter merkt, daß ſein Pferd ſtallen will, ſo muß er durchaus halten bleiben und ſolches geſchehen laſſen. b enn gleiche Form, gleiche Raſſe und gleiches Tempera— ment beſitzen, und dieſe Eigenſchaften ſind weit nö— thiger, als gleiche Farbe und Abzeichnung. Pferde von ungleicher Stärke und ungleichem Temperament ruiniren ſich vor der Zeit ſelbſt, und geben ſchon an ſich ein ſehr ſchlechtes Fuhrwerk. Weniger groß iſt der Nachtheil bei einer Spannung mit ungleichen Raſſen und ungleichen Formen, obſchon beides nicht ohne Einfluß auf die Kräfte, Ausdauer und Figur iſt. Einerlei Farbe und Abzeichnung iſt mehr Lieb— haberei, Mode und Sitte und Gewohnheit des Lan— des; denn in einigen Ländern wird gerade das Ge— gentheil von einem Geſpann Pferde verlangt. Wo man eine gleichförmige Tragung des Halſes und des Kopfes ſehr berückſichtigt, muß die Hälſung ſo viel wie möglich gleichförmig ſein. Ein Wagenpferd muß vorzüglich ein ſtarkes und kräftiges Hintertheil beſitzen; daher bei demſelben eher eine Schwäche oder zu vieler Gebrauch der Vorderſchenkel, als wie eine mangelnde Kraft der Hinterſchenkel zu überſehen iſt, indem von letzterer die Fortbringung der Laſt des Fuhrwerks vornehmlich abhängt. Nur muß man hierbei die Kraft nicht mit der Materie und Form verwechſeln; denn ſo kann z. B. ein Wagenpferd kuhletſch geſtellt ſein und dennoch ein ſehr kräftiges Hintertheil beſitzen. Ferner können die Hinterſchen— kel durch den Gebrauch ſchon etwas gelitten haben, und ſich mehrere Floßgallen, ja ſelbſt der Spath zei— gen; ſobald die Pferde nur nicht daran lahm gehen und dieſe Fehler durch ein kräftiges Hintertheil im Allgemeinen erſetzt werden, iſt auf jene kleinen Män— gel eben nicht ſehr zu achten. Dagegen kann man aber bei Wagenpferden, beſonders wenn ſie viel auf dem Pflaſter oder auf harten Chauſſeen gehen ſollen, nicht genug auf gute und geſunde Hufe ſehen. Es iſt bei einem Wagenpferde ein ſehr bedeutender Man— gel, wenn es mehr oder weniger ſchlecht frißt, nach— dem es bei einem anhaltenden und ſchnellen Marſche eine Tour gemacht hat, weil dies auf die Kraft, Ausdauer und Leibesbeſchaffenheit die nachtheiligſten Folgen äußert. Dergleichen Pferde ſind gewöhnlich ſehr hitzig, aufgeſchürzt in Flanken und von einer ſchmalen Bruſt, welcher Bau meiſtens eine kranke Lunge und Leber zur Folge hat. Daher ſoll man bei der Auswahl der Wagenpferde vornehmlich darauf ſehen, daß dieſe von mehr ruhigerem, ja lieber fau— lem, als hitzigem Temperament und von einer breiten Bruſt und gerundeten und vollen Flanken ſind. Ein blindes Auge iſt dem Dienſt im Fuhrweſen eben Allgemeine Regeln zum Fahren. = nicht fo ſehr nachtheilig, wogegen ganz blinde Pferde nur im langjamen Zuge noch brauchbar find. Wi: derwillige, tückiſche, boshafte und widerſpenſtige Pferde find unter der Führung eines geſchickten Kut— ſchers weit eher noch zu gebrauchen, als zu dem Dienſte eines Reitpferdes. Starke und gedrungene Pferde mit einer breiten Bruſt, gerundetem Leibe, gut unterſetzten Schenkeln und einem ſtarken und kräftigen Hintertheile ſind, wenn auch nicht ſo groß, doch weit beſſere Wagenpferde, als jene hochbeini— gen, langſeitigen, aufgeſchürzten Pferde mit Rams— köpfen und gebogenen Hälſen, mit ſchmaler Bruſt, feinen Schenkeln und ſchwachem Hintertheile. Zäumung und Beſchirrung der Wagen— pferde. Die beſte Zäumung für Wagenpferde (ſelbſt hartmäulige) ſind ſtarke Trenſenmundſtücke, welche nach der Fühlbarfeit des Maules entweder nur ge— rundet, mit oder ohne Walze, oder gedreht ſind, wo fie dann empfindlicher werden. Die Zäumung mit Stangen iſt für nicht ſehr geübte und geſchickte Kut— ſcher durchaus nicht paſſend. Daher ſchnallt man auch ſelbſt bei der Zäumung der Wagenpferde mit Stangen die Zügel in die Ringe, welche nicht ſowohl am Ende der Stange, als vielmehr nur an dem Mundſtücke ſelbſt angebracht ſind, wodurch die Wir— kung des Stangenzaumes ſich mehr der Wirkung der Trenſe nähert und nur durch das kürzere oder län— zere Einſchnallen der Reſerveſtrüppe der Kreuzzügel in das Ende der Stange mehr oder weniger von der Wirkung derſelben annimmt. Die Zäumung mit Stangen hat daher mehr ein gefälliges Außere zum Zweck, und ihr Nutzen beſteht faſt ausſchließlich in der Mitwirkung des Stangenzügels, wenn die Re— ſerveſtrüppe kurz eingeſchnallt wird, und in dem Fall, als der Zügel reißt, nun jene Strüppe in Wirkſam— keit tritt. Deßhalb darf dieſe bei Zäumung der Wa— genpferde mit Stangen nicht fehlen. Das Trenſen— mundſtück muß ſo in den Lefzen liegen, daß es bei der Wirkung der Zügel halb auf dieſe, halb auf die Laden wirkt; die Stange liegt einen Zoll über den unterſten Haken bei Hengſten und Wallachen und bei Stuten eben ſo weit über der Stelle, wo jener Zahn bei den männlichen Thieren hervorkommt. Man hält im All— gemeinen die Zäumung am beſten, je leichter ſie iſt; denn nicht die ſcharfe Zäumung, ſondern die geſchickte Führung der Fauſt und die zweckmäßige Anwendung aller Hülfen macht das Maul der Pferde empfindlich und gut; daher iſt unter den Trenſenmundſtücken das einfache, aber ſtarke und gerundete, ſogenannte Waſſertrenſenmundſtück allen andern vorzuziehen. Bei reizloſen und ſchon etwas unempfindlicheren Mäulern gebraucht man ein ſtarkes Trenſenmund— ſtück mit abgerundeten Walzen, und noch unempfind⸗ licheren Mäulern legt man ein ſtarkes, ſcharfgedreh— tes Trenſenmundſtück auf. Unter den Stangen iſt das ftarfe Poſthornmundſtück, mit oder ohne Walzen und mehr oder weniger Walzen (Zungenfreiheit) das beſte und zweckmäßigſte. Nur Pferden mit ganz reizloſem und unempfindlichem (todtem) Maule giebt man ſo⸗ genannte Seitentheilmundſtücke mit Walzen, nämlich dünne Poſthornmundſtücke mit Zungenfreiheit und gerippten Walzen, deren Wirkung noch durch ver— Kirchhof, Landwirth. 777 mehrte Zungenfreiheit oder Verlängerung der Bäume erhöht werden kann. Denn je weniger das Mund— ſtück die Zunge berührt, und deſto mehr es auf den Laden liegt, deſto weniger erfordert die beabſichtigte Wirkung Kraft und um deſto ſchärfer wird die Zäu— mung. Jedes Wagenpferd muß nach ſeiner beſondern Empfindlichkeit und ſelbſt auch nach dem beſondern Bau ſeines Maules verſchieden gezäumt werden. Die Mundſtücke der Trenſengebiſſe ſowohl, wie der Kanthare dürfen weder zu enge noch zu weit ſein. Im Allgemeinen hält man diejenige Zäumung für Wagenpferde für die beſte, wo man mit der Kan— thare zugleich ſtarke Trenſengebiſſe auflegt und die Kreuzzügel in dieſelben, die Reſerveſtrüppe aber in den unterſten Ring der Kantharen einſchnallt, und nun ſo eigentlich immer auf Trenſen fährt, im Noth— fall aber die Kanthare in Wirkſamkeit ſetzen kann. Alle Kantharen der Wagenpferde müſſen mehr vor, als auf der Linie, hinter der Linie niemals gerichtet fein. Übrigens ſollen alle Trenſen und Kantharen für die Wagenpferde ſtärker ſein, als wie für die Reitpferde, ſo wie die letztern auch länger im Baum ſein müſſen. Das Lederzeug der Zäumung, das ſogenannte Hauptgeſtell des Zaumes muß bei Wagenpferden um ein Bedeutendes ſtärker und alle Riemen deſſel— ben breiter, als bei einem Reitzaume fein. Ferner müſſen die Fahrzäume mit Scheuledern verſehen ſein, damit den Pferden der Anblick fremder, ihnen unbe— kannter Gegenſtände in etwas verborgen bleibe, in— dem man die Hülfen, die beim Fahren nur in Peit— ſche und Zügeln beſtehen, nicht ſo ſchnell und zweck— mäßig wie beim Reiten geben kann. Es erleichtert das Aufzäumen und iſt überhaupt bei Wagenpferden vortheilhafter, wenn die Unterlegetrenſe gleich mit an das Hauptgeſtelle des Zaumes befeſtigt iſt. Auch darf bei der Zäumung der Wagenpferde weder der Naſenriemen, noch der Kehlriemen fehlen; denn jener trägt zur richtigen Lage der Kantharen auf den Laden viel bei, und dieſer verhütet das Abziehen des Zaumes vom Kopfe. Die Aufſetzzügel dienen vor— nehmlich dazu, den Kopf der Pferde in die Höhe zu richten und ihnen eine erhabene Stellung zu geben. Ihr Gebrauch muß ſich daher nach dem Bau der Hälſung, Tragung und zugleich auch nach dem Tem— perament, der Empfindlichkeit u. dergl. der Pferde richten. Man trachte vorzüglich dabei dahin, durch die Aufſetzzügel eine gleiche Tragung und Stellung der Pferde zu bewirken, und ſetze ſie daher nach der verſchiedenen Form und Tragung des Kopfes und Halſes bald leichter, bald ſtärker in Wirkſamkeit. Auf gleiche Weiſe verfahre man zur möglichen Gleich— förmigkeit des Ganges und des Dienſtes bei faulen und feurigen Pferden, und ſetze letztere mehr auf, als erſtere. Außerdem ſollen die Aufſetzzügel auch zu der Stellung des Kopfes und Halſes dienen, indem man die Pferde etwas mit dem Kopfe nach auswärts (von der Deichſel ab) damit ſtellt; bei noch jungen Pferden oder ſolchen, die weite Märſche machen müſſen (wo die Aufſetzzügel am beſten ganz wegblei— ben) ſoll dieſe Stellung 998 nicht ſtattfinden. Die 778 Wirkung der Aufſetzzügel auf den Gang des Pferdes kann man noch dadurch vermehren, daß man den äußern Aufſetzzügel zugleich auch als einen Ausbinde— zügel benutzt, und den Kopf des Pferdes, indem er durch den innern Zügel mehr emporgehoben wird, durch den äußern nach auswärts ſtellt. Hierzu kann man ſich aber auch eines beſondern Bei- oder Aus— bindezügels bedienen, der jedoch niemals an das Kummt ausgebunden werden darf, ſondern vermit— telſt einer leicht zu löſenden Schleife an das Schlüſ— ſelkiſſen, den Rückgurt oder da, wo ſich das Seiten— blatt an das Kummt heftet, befeſtigt werden muß. Die Aufſetzzügel werden in das Trenſenmundſtück oder in den obern Ring der Kanthare eingeſchnallt. Die Kreuzzügel endlich gewähren die leichteſte und zweckmäßigſte Leitung der Wagenpferde. Man unterſcheidet einfache und doppelte Kreuzzügel, wel— cher Unterſchied blos datin liegt, daß die einfachen Kreuzzügel aus einem verlängerten Riemen, dem ei— gentlichen Leitſeil beſtehen, welches von der Fauſt des Kutſchers bis an die innere Seite des einen oder des andern Pferdes geht und an welchen nur ein Zügel (der auswendige Kreuzzügel) geſchnallt iſt; die Doppelten beſtehen hingegen aus beſondern Leit— riemen oder Leitſeilen, an deren Enden die beiden Kreuzzügel durch beſondere Schnallen eingeſchnallt ſind, weßhalb man jeden Zügel für ſich verlängern und verkürzen kann. Die Enden der Zügel ſind ent— weder nur mit einer oder mit doppelten Strüppen zum Einſchnallen in das Mundſtück verſehen. Es iſt zweckmäßig, wenn die Strüppen doppelt, und zwar die eine in das Trenſenmundſtück, und die an— dere (Reſerveſtrüppe) in den untern Ring der Kan— thare eingeſchnallt werden, wodurch man dem Durch— gehen der Pferde beſſer vorbeugt. Bei den doppelten Kreuzzügeln hat man das Länger: oder Kürzerſchnal— len derſelben nach dem Temperament und der Tra— gung des Halſes und Kopfes der Pferde mehr in ſeiner Gewalt, wogegen wieder die einfachen ſich leichter in der Hand führen laſſen und nicht ſo un— ausgeſetzt ſolche ſchwere Eindrücke auf das Pferd machen. Die Lenkſeile der Kreuzzügel ſollen nicht länger ſein, als es nöthig iſt, daß der Kutſcher in ihr äußerſtes Ende eingreifen kann. Eine nöthige Verlängerung derſelben kann durch Einſchnallen ei— nes andern Riemens in dieſelben geſchehen. Die Kinnkette muß bei den Wagenpferden, wie die Kan— thare ſelbſt, ſtärker und breiter, wie bei den Reit— pferden ſein, übrigens wie dort eingelegt werden. Zur Beſchirrung ſelbſt bedient man ſich vor— nehmlich des ſogenannten Sielenzeugs und des deut— ſchen und engliſchen Kummts. Das Sielenzeug iſt zu dem Zuge ſchwerer Laſten nicht geeignet; für leich— ten Zug iſt es dagegen die beliebteſte und leichteſte Beſchirrung, ſo wie es auch da anzuwenden iſt, wenn das Kummt gedrückt hat, oder der Widerrüſt der Pferde zu erhaben und daher dem Kummtdrucke zu leicht ausgeſetzt iſt. Es muß von breitem Leder und das Bruſtſtück mit Rehhaut gefüttert werden. Zum Zuge ſchwerer Laſten iſt das deutſche Kummt das geſchickteſte, und daher zu anhaltenden Reiſen und Märſchen das paſſendſte. Das engliſche Kummt Allgemeine Regeln zum Fahren. iſt, ſeiner gefälligen Bauart, geringen Laſt und ſeiner Leichtigkeit im Ganzen ungeachtet, unter allen Be— ſchirrungsarten am fehlerhafteſten, drückt am leichte— ſten und iſt zu dem Zuge ſchwerer Laſten, oder auch nur zu anhaltenden Märſchen am wenigſten geeig— net, indem es keine Kammer hat, auf der Höhe des Widerrüſt's aufliegt und hier einen ſteten Druck ver— urſacht. Sowohl zu dem Sielenzeuge, als dem engliſchen Kummte gehört, ſo wie bei deutſchen Kummten, wenn man die Aufſetzzügel anwenden will, ein Rück— oder Schlüſſelgurt, auf welchem die Ringe oder Schlüſſel, durch welche die Kreuzzügel gehen, ſo wie der Haken für die Aufſetzzügel befeſtigt ſind. Dieſer Gurt, ſowie überhaupt alles Lederwerk zu der Be— ſchirrung der Wagenpferde, muß vorzüglich ſtark und breit ſein. Von ganz vorzüglichem Leder und dop— pelter Stärke müſſen aber die Widerhalter ſein, in— dem von dieſen auf Wegen bergab häufig die Ge— ſundheit und das Leben der Menſchen und Pferde abhängt. Beim Fahren mit vier Pferden ſpannt man die vordern oder Riemenpferde ſehr lang, da— her das Geſchirr von dieſen mit langen Strängen verſehen ſein muß. Der Kraftaufwand wird aber um ſo geringer, je weiter die Riemenpferde von den hintern oder Stangenpferden entfernt ziehen, je län— ger alſo die Spannung iſt; nur müſſen die Stränge der Riemenpferde mit Strangträgern (Schwebrie— men) verſehen ſein, damit dieſe nicht ſo leicht über— treten (auslatſchen) können. 2 Aus- und Anſchirren, Auf- und Abzäu⸗ men. Bei dem Beſchirren mit Kummten nimmt der Kutſcher das Kummt, worauf das übrige Geſchirr durch Aufbinderiemen befeſtigt iſt, auf den Kopf, hält es mit der linken Hand, während er das Pferd mit der rechten zu dem Herumtreten auf die rechte Seite antreibt, und nähert ſich nun ſo, indem er das Pferd dabei anredet, auf der linken Seite demſelben be— hutſam und ruhig. Alsdann wird entweder mit der rechten Hand die Schnalle der Halfter gelöſt und dieſe abgenommen oder auch, indem man die Halfter auf dem Pferde läßt, das Kummt mit beiden Hän— den an dem vorderſten Rande oder an den Kummt— leiſten, mehr nach der Mitte zu, angefaßt und, in— dem man es etwas dabei emporhebt, mit Kraft über den Kopf des Pferdes geſchoben. Pferde, die ſich nicht gern beſchirren laſſen, wendet man vor der Be— ſchirrung in ihrem Stande herum und ſtellt ſie mit dem Hintertheile an die Krippe, damit ſie nicht herumtreten und dem Kummte weniger ausweichen können. Auch muß man bei einigen Pferden, die nicht gern durch das Kummt kriechen, daſſelbe ver— kehrt aufſtecken und dann erſt an dem Halſe herum— wenden. Ja bei einigen ganz widerſpenſtigen Pfer— den muß man einen Strick um das Untermaul ſchlei— fen, dieſen mit einer Hand durch das Kummt ziehen, und nur ſo ihnen das Kummt, und zwar verkehrt, an den Hals ſtecken. Doch iſt dieſes Mittel nur im äußerſten Nothfall und nur ſo lange anzuwenden, bis das Pferd zu der freien Anwendung gewöhnt worden iſt. Für ganz widerſpenſtige Pferde läßt man ein Schlußkummt anfertigen, das man über den Allgemeine Regeln zum Fahren. Hals des Pferdes legt und dann an der Bruſt ſchließt. Blos ſcheue, furchtſame und mit dem Kummt noch nicht bekannte Pferde gewöhnt man am beſten dadurch an daſſelbe, daß man ihnen erſt das Kummt hinweiſt, es von ihnen beriechen und be— ſchnopern, auch etwas Heu oder Brod vor demſelben freſſen läßt, und ſelbſt beim Anſchirren einen Biſſen Brod in den Mund nimmt, durch deſſen Geruch ſie angelockt, unter freundlichem Zureden am beſten mit dem Kummte bekannt und willig zu dem Einſchirren werden. Iſt das Kummt angeſteckt, ſo wird der Binderiemen aufgeknüpft, das Geſchirr herabge— nommen und über den Rücken des Pferdes verbrei— tet. Zuerſt wird der Schweifriemen eingemacht, und das Hintergeſchirr, wenn ſolches vorhanden, über das Kreuz des Pferdes herabgezogen. Hierauf wird der Bauchgurt, und iſt ein Schlüffelgurt vorhanden, auch dieſer zugeſchnallt und die ganze Lage des Geſchirres in Ordnung gebracht. Bei der Be— ſchirrung mit Sielenzeuge faßt man dieſes beim An— ſchirren ebenfalls mit beiden Händen, hält es vor ſich und ſteckt es ſo dem Pferde über den Kopf. Der Regel nach ſtehen die Wagenpferde ſo im Stalle, daß das Handpferd zur linken Seite des Sattelpfer— des ſteht; ſind nun beide beſchirrt und in dem Stande umgewandt, ſo ſteht das Sattelpferd an der rechten Stelle ſeiner Beſpannung; daher fängt man auch die Beſchirrung bei dem Handpferde zuerſt an. Wird vom Sattel oder mit einem Vorreiter gefahren, ſo wird der Sattel noch vor der Beſchirrung aufgelegt. Derſelbe muß in der Regel jedesmal mit Vorder— und Hinterzeug, d. hu mit Bruſt- und Schweifrie— men zum Feſtliegen verſehen ſein, ſowie er auch einen Obergurt haben ſoll. Die Steigbügel müſſen hier kürzer als bei dem gewöhnlichen Reiten und zwar ſo geſchnallt ſein, daß, wenn ſich der Mann in denſel— ben ſtehend emporhebt, noch eine Hand breit Raum zwiſchen dem Spalte des Reiters und dem Sattel bleibt. Zum Aufzäumen wendet man die Wagenpferde, bei den Zopfhaaren gefaßt, in dem Stande herum, legt alsdann den Zaum auf den linken Arm, faßt mit der rechten das Kopfſtück, mit der linken Hand das Mundſtück und bringt, indem man ſich ſeitwärts der linken Seite des Pferdes ſtellt, den Zaum erſt über das linke, dann über das rechte Ohr, wäh— rend zugleich die linke Hand das Mundſtück in das Maul des Pferdes führt. Alsdann macht man die Zopfhaare heraus, ſchnallt den Kehlriemen und dann den Naſenriemen zu und legt, bei einer Zäumung mit Kantharen, die Kinnkette ein. Der Zaum darf weder zu lang, noch zu kurz geſchnallt ſein; der Stirnriemen muß gut anliegen, der Kehlriemen nicht zu feſt, aber auch nicht zu locker, und der Naſenrie— men mehr feſt als locker geſchnallt ſein. Das Kummt darf weder zu weit noch zu enge, weder zu kurz noch zu lang ſein. Als das rechte Maß der Weite und Länge nimmt man an, daß daſſelbe 2 bis 3 Zoll über dem Bruſtbeine, 1 bis 2 Zoll über dem Bug— gelenke liege und nur ſo weit vom Halſe abſtehe, daß man vorn nur mit Mühe mit der flachen Hand, von dem hintern Rande aber gar nicht in daſſelbe 779 eingreifen kann. Das Abzäumen und Ausſchirren wird in der umgekehrten Ordnung verrichtet, als man das Aufzäumen und Anſchirren bewirkt, wobei man die Pferde nach abgenommenen Zaume erſt an— halftert und dann ausſchirrt; doch kann man die Pferde auch, wenn ſie ruhig ſtehen und der Stall zu iſt, erſt ausſchirren und dann anhalftern. Zaum und Geſchirr müſſen ſtets ſo aufbewahrt ſein, daß man jedes Stück im Finſtern und zu jeder Zeit fin— den kann. Spannung der Pferde. Bei dem Fahren mit vier Pferden kommen die ſtärkſten und größten an die Stange oder Deichſel, und die kleinſten und ſchwächſten an die Spitze oder auf den Riemen; bei ſechs Pferden werden die kleinſten zu den Mittel— pferden genommen. Bei Vieren mit dem Vorreiter muß aber das Pferd des letztern, wenn auch nicht groß, doch ſtark und vorzüglich gut unterſetzt ſein. Bei dem Fahren mit zwei Pferden pflegt man das kleinere Pferd unter den Sattel zu ſpannen. Im All— gemeinen ſpannt man die feurigen Pferde an die Hand, die faulen unter den Sattel; auch ſpannt man letztere kürzer, erſtere dagegen länger. Bei der Spannung mit Strängen muß die Schleife des einen Stranges mit dem Knoten nach unterwärts, bei dem andern nach oberwärts an das Ortſcheit der Wage angeſchleift ſein, wodurch dieſes gerader ſtehen bleibt. Die in einigen Ländern ſehr gebräuchliche Span— nung auf der ſogenannten Wildbahn, wo man näm— lich die Pferde alle vier, auch nur drei neben einan— der ſpannt, iſt in mancher Hinſicht fehlerhaft, indem hierbei das Fuhrwerk mehr nach der einen oder der andern Seite geleitet, ſtets aus dem Gleiſe gebracht und hierdurch die Reibung und der Aufenthalt des Wagens nur noch mehr vermehrt wird. Dieſer Nach— theil wird bei einer Wildbahn von nur zu drei Pfer— den noch beträchtlicher. Außerdem ſetzt dieſe Span— nung einen ebenen Terrain, breite Straßen, keine Hohlwege u. ſ. w. voraus. Von drei Pferden das dritte auf den Riemen oder die Spitze geſpannt, wird mehr leiſten, als zwei auf die Wildbahn geſpannte Pferde im vierſpännigen Zuge. f An- und Aus ſpannen. Beim Anſpannen wird, wenn es noch nicht geſchehen, der auswendige Kreuzzügel bei jedem Pferde in den Zaum einge— ſchnallt, worauf der Kutſcher mit der rechten Hand den Zaum des Sattelpferdes ergreift, daſſelbe ein Stück vorwärts führt, den inwendigen Kreuzzügel deſſelben an die innere Seite des Mundſtücks von dem Handpferde ſchnallt, und nun das erſtere, die Peitſche vor ſich in der linken Hand haltend, lang— ſam und unter ſtetem Umſehen zur Stallthüre hin— ausführt, wobei das Handpferd dem Sattelpferde folgt. Wenn die Stangenpferde vom Sattel und nicht mit Kreuzzügeln gefahren werden, ſo befeſtigt man das Handpferd mit dem Handzügel an den Sattel. Beim Vorführen an den Wagen ſtellt man nun beide Pferde eine Pferdelänge vor die Deichſel des Fuhrwerks, ergreift nun auch mit der linken Hand den Zaum des rn und ftößt beide * 780 Allgemeine Regeln zum Fahren. durch das Mundſtück ſanft und behutſam an die Deichſel zurück, wobei die Peitſche, um das eine oder das andere mehr an die Deichſel heranzutreiben, als Hülfe gelaſſen gebraucht werden kann. Sobald nun die Pferde in gehöriger Richtung ſtehen, werden zu— erſt die Widerhalter, die des Handpferdes zuerſt, be— feſtigt. Alsdann wird der eine Kreuzzügel des Hand— pferdes auf die innere Seite des Mundſtücks von dem Sattelpferde eingeſchnallt, worauf man, mit der rechten Hand den Zaum des Handpferdes ergrei— fend, zu dem letztern übergeht und, daſſelbe immer am Zügel haltend, auf deſſen rechte Seite tritt, wo man nun das Lenkſeil losbindet und ſich ſolches über den linken Arm hängt. Alsdann nähert man ſich dem Hintertheile des Handpferdes, wobei man un— ruhigen und empfindlichen Pferden ſanft über den Rücken und das Kreuz ſtreicht, bindet die aufgebun— denen Stränge oder Seitenblätter los und ſpannt nun an dem innern Ende des Ortſcheits den linken Strang zuerſt an und dann den auswendigen oder rechten Strang. Hierauf geht man wieder mehr an der rechten Seite des Handpferdes nach deſſen Kopfe vor und wirft, mit der rechten Hand die Zügel dieſes Pferdes ergreifend, mit der linken das Lenkſeil über beide Pferde hinweg auf die linke Seite des Sattel— pferdes. Nun geht man vorn vor den Pferden vor— über, während man immer mit der einen oder der andern Hand in die Zügel derſelben greift, und wen— det ſich auf die linke Seite des Sattelpferdes, wo man zuerſt das Lenkſeil aufbindet und über den lin— ken Arm legt, ſodann das von der Handſeite her— übergeworfene Lenkſeil mit der rechten Hand eben— falls auf den linken Arm legt und bei dem weitern Anſpannen wie bei dem Handpferde verfährt. Dann ſchnallt man die Lenkſeile an ihren beiden Enden zu— ſammen, hebt ſie über die Croupe des Sattelpferdes hinweg, ordnet dieſelben, verkürzt ſie inſoweit, daß man durch die Zügel die Anlehnung des Mundſtücks fühlt, theilt die Lenkſeile mit einem oder zwei Fin— gern der linken Hand, ergreift mit der rechten Hand einen Theil des Vorderwagens und macht ſich zum Aufſitzen auf den Kutſchbock bereit. Während des Anſpannens wird die Peitſche unter den linken Arm geſteckt geführt, ſodann aber, mit der Spitze nach auswärts gekehrt, in die volle linke Hand genom— men; doch kann ſie auch, wenn die Pferde einmal an die Deichſel geſtellt ſind, während des Anſpan— nens auf den Kutſchbock gelegt werden. Bei dem Ausſpannen verfährt man ganz auf dieſelbe Weiſe, nur im umgekehrten Gange. Das Weſentlichſte beim An- wie beim Abſpannen iſt, daß der Kutſcher die Pferde zu jeder Zeit im Zügel habe, und ſich immer ſo ſtelle, wo er am meiſten vor Gefahren geſchützt iſt. Auf⸗ und Abſteigen des Kutſchers und die Führung der Zügel. Nachdem der Kutſcher ſich ſoweit zum Aufſteigen fertig gemacht, als oben bemerkt, greift er mit der rechten Hand nach dem Kutſchbock und ſteigt mit dem rechten Fuße, das Ge— ſicht immer nach den Pferden gekehrt, auf den erſten Tritt deſſelben oder in Ermangelung deſſen auf die Decklehne des Rades auf, ſteigt mit dem linken Fuße auf den folgenden Tritt und ſchwingt ſich ſo auf den Bock, nimmt ſodann die Peitſche, mit der Spitze nach dem Sattelpferde gekehrt, mit der rechten aus der linken Hand in die Höhe und ordnet die Zügel vollends. Das Abſteigen erfolgt in umgekehrter Ord— nung auf dieſelbe Weiſe. Der Kutſcher hält beim Fahren die Kreuzzügel jedesmal in der linken Hand, durch einen oder zwei Finger getheilt, und zwar nicht zu feſt und nicht zu locker angezogen. Die Führung der linken Fauſt iſt dabei kurz vor dem Leibe des Kutſchers, während die rechte Hand mit drei Fin: gern in das Lenkſeil des Handpferdes eingreift; die Knöchel beider Hände ſind aufwärts geſtellt, die Hände geſchloſſen und die Unterarme an den Leib angelegt, von wo ſie auch nicht abweichen dürfen. Das Fauſtgelenk muß dabei ganz frei und nach allen Seiten und Richtungen beweglich ſein, ſo daß die Hülfen mit der Hand vor-, rück- und ſeitwärts ſein können. Bei dem Fahren mit Vieren vom Sattel wird Unterlegtrenſe und Stangenzügel des Sattel: pferdes wie bei den bloßen Reiten geführt, wobei auch der mit ſeinem äußerſten Ende an den Sattel befeſtigte Handzügel des Handpferdes ebenfalls in die volle linke Hand gelegt wird. Die Lenkſeile oder Kreuzzügel von den Spitzpferden werden in die volle linke Hand genommen, wo ſie von dem Zeigefinger und den darauf folgenden getheilt werden; der Dau— men wird auf das Ganze feſt aufgedrückt. Die rechte Hand, in welcher die Peitſche geführt wird, greift mit einigen Fingern in das Lenkſeil des Handpfer— des ein. Hülfen und Strafen beim Fahren. Die Hülfen mit der Zunge und dem Munde ſind entwe— der antreibend oder verhaltend. So regt ein Zun— genſchlag, ein pfeifender Ton mit dem Munde die Pferde zu vermehrter Aufmerkſamkeit, zu dem An— gehen, einem ſchnellen Gange oder auch nur zu ver— mehrtem Fleiße im Zuge an. Dieſe Hülfe wird bei Wagenpferden faſt nur allein beim Losfahren, oder bei gleicher Nachläſſigkeit und Faulheit der Pferde gebraucht. Zweckmäßiger erſcheint die verhaltende Hülfe mit dem Munde, nämlich das Brr! bei dem Anhalten des Fuhrwerks. Gebraucht man beim Fah— ren die Zunge als antreibende Hülfe, fo muß in demſelben Augenblicke, als man dieſe hören läßt, wodurch das feurige und lebhafte Pferd ſchon hin— länglich angeregt wird, das faule auch zugleich mehr oder weniger mit der Peitſche berührt werden, um eine Gleichförmigkeit der Pferde im Gange hervor- zubringen. Die Hülfen mit der Peitſche find theils als bloße Hülfen, theils als Strafen zu betrachten, und ſind beim Fahren wie die Hülfen und Strafen der Schen— kel beim Reiten anzuwenden. Das Klatſchen mit der Peitſche iſt eine antreibende, alle Pferde zugleich an— gehende Hülfe. Als aufmunternde und antreibende Hülfe wird die Peitſche den Pferden nur als eine mehr oder weniger leiſe Berührung gegeben, und dies zwar auf der einen oder andern Seite, je nach— dem eine anregende Hülfe hier oder dort, oder bei dem einen oder dem andern Pferde nöthig wird. Außerdem dient bei dem Fahren die Peitſche noch zu dem Schenkel- oder Croupeweichen; ſo muß z. B. Allgemeine Regeln zum Fahren. bei der Wendung rechts die Peitſche an der äußern, alſo linken Seite des Pferdes gegeben werden; wäh— rend bei der Wendung links die Peitſche auf der äußern oder rechten Seite des Handpferdes gegeben wird. Wenn die Peitſche als Strafe in Anwendung kommt, ſo muß ſie nur ſelten, aber, wo eine Strafe nöthig wird, auch nachdrücklich gebraucht werden, weil ſonſt die Pferde in ihrer Faulheit und in ihren Unarten nur noch mehr beſtärkt werden. Eine Strafe mit der Peitſche muß nothwendig und zweckmäßig erſcheinen und allemal zur rechten Zeit angebracht, nicht aber erſt einige Zeit nach dem begangenen Feh— ler gegeben werden. Alle Strafen müſſen aber dann nicht mit Brutalität und ohne Sinn und Zweck ge— geben werden, indem fie dann mehr ſchaden, als nützen. Die Pferde ſind nicht zu ſtrafen, wenn nicht ſowohl ſie, als das Ungeſchick des Kutſchers die Schuld des Vorfalls trifft, und ebenſo wenig darf man fie ftrafen, wenn fie die Fehler mehr aus Miß— trauen, aus Schüchternheit und aus Unbekanntſchaft mit dem, was von ihnen verlangt wird, als aus Widerſpenſtigkeit und Widerſetzlichkeit begingen; fer— ner nicht ſtrafen, wo nicht erſt eine ihnen bekannte Hülfe voranging, und überhaupt nicht die Strafen mit der Hülfe verwechſeln. Nach jeder angewandten Strafe muß man das beſtrafte Thier durch liebko— ſende Worte, Streicheln mit der Hand u. ſ. w. wie— der zu begütigen und ihm neue Liebe, Zutrauen und Folgſamkeit gegen ſich beizubringen ſuchen. Die Hülfen und Strafen mit der Fauſt vermit— telſt der Zügel zerfallen in die anregenden, wenden— den und verhaltenden Hülfen. Erſtere beſtehen in einem Nachlaſſen der Fauſt, wodurch das Pferd mehr Freiheit bekommt und nun, von der Zunge oder Peitſche angetrieben, vorwärts ſchreiten kann. Die Fauſt wird hierbei in etwas nach vorwärts geſtreckt, nöthigenfalls läßt man auch die Lenkſeile etwas vor— wärts durch die Fauſt durchgleiten. Bei den wen— denden Hülfen der Fauſt wird das Lenkſeil derjeni— gen Seite verkürzt, auf welche man wenden will. Obgleich die Wagenpferde in Kreuzzügeln nur mit dem innern, d. h. mit denjenigen Zügeln gewandt werden, nach welcher Seite die Wendung erfolgen ſoll, ſo muß doch auch dabei der Zügel der auswen— digen Seite nach Maßgabe der Wendung mit ge— braucht werden und in einem größern oder geringern Grade mit anſtehen, wodurch die Wendung ſchneller und gleichförmiger erfolgt und das Fuhrwerk ſelbſt mit mehr Sicherheit wendet. Alle Wendungen ſind übrigens jedesmal verhaltende Hülfen und müſſen durch antreibende unterſtützt werden, wenn ſie nicht ein Stocken in dem angenommenen Pferdegange be— wirken ſollen. Selbſt ſchon vor der Wendung müſſen die Pferde mehr an die Hand, an das Mundſtück und die Zügel herangetrieben werden. Ganz vor— züglich müſſen die Pferde aber bei der Wendung ſelbſt mit der Zunge und Peitſche angetrieben wer— den. Während aller Bewegungen der Fauſt, wäh— rend des Drehens, Wendens und Verkürzens der Zügel müſſen die Arme des Kutſchers durchaus im— mer am Leibe bleiben. Die verhaltenden Hülfen mit der Fauſt haben den Zweck, die Pferde zu vereini— [7 781 gen, inſofern fie mit den antreibenden Hülfen zu— gleich angewendet werden, ſie in einen langſamen und verhaltenden Gang überzuführen, fie zu dem Stillſtehen und zu dem Zurücktreten zu veranlaſſen. Werden die verhaltenden Hülfen mit den antreiben— den angewandt, ſo entſteht daraus eine vereinigende Wirkung, wobei die Pferde mehr auf's Hintertheil geſetzt, ihre Kraft mehr zuſammengehalten, Kopf und Hals mehr emporgerichtet wird, und ſie mehr Anlehnung an das Mundſtück erhalten, leichter in der Hand werden und ſo mehr in unſerer Gewalt ſtehen. Die vereinigenden Hulfen müſſen nicht unter— laſſen und vorzüglich vor den Wendungen, Paraden und bei andern vorfallenden Gelegenheiten ange: wandt werden. Wenn man die verhaltenden Hülfen, das Verkürzen der Zügel, für ſich allein anwendet, jo beabſichtigt man, die Pferde in langſamern Gang, und wenn ſie noch vermehrter angewandt werden, zu der Parade überzuführen. Die Strafen mit der Fauſt oder den Zügeln beſtehen in mehr oder weni— ger prelligem Anziehen, und dienen bald dazu, blos die träge Aufmerkſamkeit zu wecken, bald die Unfolg— ſamkeit, Widerſpenſtigkeit und Ungeſchicklichkeit zu beſtrafen, oder die zu große Rohheit der Pferde zu der Annahme feinerer und paſſender Hülfen vorzu— bereiten. . Anfahren, Vereinigen, Übergebenin andere Gänge, Wenden, Verhalten, Pa— riren und Zurücknehmen. Beim An- oder Los— fahren giebt man mit den Zügeln die anregende Hülfe, welche in einem Nachlaſſen der Zügel und in einer an— regenden Hülfe mit der Zunge und dem leiſen Hören— laſſen der Peitſche beſteht. Selten wird hier eine Strafe mit der Peitſche und dann wenigſtens nicht ohne vorhergegangene Hülfe und höchſtens nur bei faulen Pferden das leiſe Anſchlagen mit derſelben nöthig. Bei dem Anfahren nimmt man ſogleich das Tempo an, das während des Ganges beobachtet werden ſoll, gewöhnlich einen verkürzten Trab, wenn nicht nach den vorliegenden Umſtänden das Anfahren im Schritt erfolgen muß. Nach dem Anfahren hat man auf das Vereini— gen, Zuſammennehmen, Zuſammentretenlaſſen der Pferde zu achten, ſie durch anregende Hülfe an das Mundſtück zu treiben und durch eine verhaltende Führung der Fauſt davon abſtoßen zu laſſen, wo— durch jedoch das Tempo des angenommenen Gan— ges nicht im mindeſten geſtört werden darf. Man darf nie mit zu langen und loſen Zügeln und alſo ganz unvereinigt fahren, am meiſten aber iſt das Zuſammennehmen der Pferde vor den Wendungen, dem Verhalten bergab, dem Halt, dem Ausweichen, oder bei Gegenſtänden nöthig, welche die Pferde noch nicht kennen, ſich davor ſcheuen u. ſ. w. Wo man die Stellung und Haltung der Pferde verbeſ— ſern, ihre Kraft verſammeln, ihren Muth aufregen oder zähmen will, iſt eine Vereinigung der Pferde ganz vorzüglich nöthig. Um einen Übergang in andere Gänge zu bewir— ken, muß man ebenfalls die Pferde vorher vereini— gen; alsdann folgen, je nachdem der Gang beſchleu— nigt oder verkürzt werden ſoll, die antreibenden oder 782 verhaltenden Hülfen, nach deren Erfolge man die Pferde von Neuem wieder vereinigt. Wenn dieſe antreibenden Hülfen bei dem Übergange in geſchwin— dere Gänge nicht hinreichen, ſo werden ſie mit den Strafen der Peitſche verwechſelt, ſodann aber gleich wieder mit bloßen Hülfen vertauſcht. Bei der Unzu— länglichkeit der verhaltenden Hülfen iſt ein kurzes Prellen mit den Zügeln, ein nachdrückliches Ringeln (ein abwechſelndes Anziehen der Leitſeile, mit kurzer Unterbrechung und geringerm Nachlaſſen der Zügel) die Strafe, welche den nicht nachgekommenen ver— haltenden Hülfen folgt, die jedoch ebenfalls nicht lange fortgeſetzt und wieder mit Hülfen verwechſelt werden müſſen. Vor den Wendungen müſſen, wie ſchon früher erwähnt, die Pferde abermals vereinigt werden, worauf die Hülfen zu den Wendungen ſelbſt folgen, indem man das Leitſeil der zu wendenden Seite ver— kürzt und die Peitſche als antreibende Hülfe auf der äußern Seite des der Wendung entgegengeſetzten Pferdes gebraucht. Alle Wendungen beſtehen daher aus einem Verhalten oder Pariren und Seitwärts— tretenlaſſen des Pferdes von der entgegengeſetzten Seite, wobei das erſtere, das ſich entweder auf der Stelle oder im verhaltenden Gange dreht, einen engen und kleinen Cirkel, und das letztere in dem— ſelben Maße einen mehr oder weniger großen Cirkel beſchreibt. Das der wendenden Seite entgegenge— ſetzte Pferd, das ſich nach der wendenden Seite zu an die Deichſel anlehnt, muß eigentlich letztere dre— hen und ſonach das Fuhrwerk wenden. Die antrei— benden und ſchenkelweichenden Hülfen müffen daher bei dieſem von der auswendigen Seite in demſelben Maße gebraucht werden, als man bei dem Pferde von der wendenden Seite die verhaltenden Hülfen anwendet; jenes muß alſo vorwärts und ſeitwärts treten und ſich dabei mit dem Hintertheile und der Croupe an die Deichſel anlehnen, und dieſes in ei— nem verhaltenern Gange, kleinern Cirkel, oder ganz auf der Stelle herumgedreht werden. Die Wendun— gen find entweder Achtels-, Viertels-, Halbe oder ganze Wendungen, die entweder in einem größern oder kleinern Cirkel, oder bei untergehenden Rädern des Fuhrwerks, ganz auf der Stelle gemacht werden, wonach die Hülfen nun abzumeſſen ſind. Außerdem hängt aber auch noch die Sicherheit der Wendungen von der Kenntniß, Beurtheilung und Benutzung des Terrains ſelbſt mit ab, auf welchem die Wendung geſchehen ſoll, ſowie auch die eigene Art und der be— ſondere Bau des Fuhrwerks den weſentlichſten Ein— fluß darauf hat. Das Verhalten aus einem geſchwindern Gange in einen langſamern, oder das Verhalten der Pferde bergab zum Aufhalten des Wagens wird durch Vers kürzung beider Lenkſeile bewirkt, wobei immer eins um das andere und Druckweiſe angezogen wird, und ein ſtetes ſchraubenmäßiges Anziehen und Nachlaſſen dabei ſtattfindet. Hierzu ſind aber nicht blos die ver— haltenden Hülfen, ſondern auch die antreibenden nöthig und zwar um ſo mehr, je mehr ſich dabei die Pferde in die Fauſt legen und hartmäulig ſind. Es iſt auch hier gut, wenn vor den verhaltenden Hülfen Allgemeine Regeln zum Fahren. die vereinigenden und das dadurch entſtehende Zu— ſammennehmen der Pferde vorausgeht. Als Strafe bedient man ſich hierbei nöthigenfalls des ſcharfen Ringelns, und im äußerſten Fall des Prellens mit den Lenkſeilen. Das Pariren, der Halt, das Stillſtehen der Pferde wird ebenfalls durch die verhaltenden Hülfen hervorgebracht; doch müſſen auch dieſen in vielen Fällen die vereinigenden und zuſammennehmenden Hülfen vorangehen, indem alsdann die verhaltenden Hülfen, nämlich das Verkürzen der Zügel, um ſo nachdrücklicher eingreifen und den Halt veranlaſſen, der ſchnell und beſtimmt ſein muß. Sowie die Pferde ſtill ſtehen, werden die Zügel ſogleich in etwas wie— der nachgelaſſen, damit ſie nicht zurücktreten. Will man mit den Pferden das Fuhrwerk zurück— ſtoßen, ſo müſſen die verhaltenden Hülfen noch nach— drücklicher eingreifen und abwechſelnd angewandt und hierbei die rückwärtsgehende Bewegung des Fuhrwerks berückſichtigt werden. Während der An— wendung der verhaltenden und zurückhufenden Hül— fen muß man die zu einer Achtelswendung erforder— lichen mit anwenden, wodurch das Fuhrwerk nicht allein zurückgeſtoßen, ſondern auch in ſeinem Hinter— theil gewandt wird. Nach Maßgabe der Wendung und der gerade zurückſtoßenden Bewegung werden die verhaltenden Hülfen für ſich allein, oder mit den wendenden vereinigt angewandt. Fahren mit zwei, vier und ſechs Pfer— den. Mit zwei Pferden fährt man entweder vom Sattel oder mit Kreuzzügeln vom Bocke. Letzteres iſt am gebräuchlichſten, und erſteres nur eine engliſche Sitte oder geſchieht aus zu großer Angſtlichkeit des Fahrenden und iſt nur bei einer großen Ungeſchick— lichkeit des Kutſchers oder bei noch ganz rohen und widerſpenſtigen Pferden nöthig. Ein ſolches Fahren beſteht eigentlich nur in einem Reiten mit einem Handpferde, und iſt, wenn der Kuütſcher nicht gehö— rig reiten gelernt hat, ebenſo unſicher und gefahr: voll, als bei einem ungeſchickten, vom Bocke fahren— den Kutſcher. Auf das Fahren mit zwei Pferden vom Bocke iſt das bisher über das Fahren überhaupt Geſagte größtentheils zu beziehen. Mit vier Pferden wird vom Bode, vom Sattel und mit dem Vorreiter gefahren. Im Ganzen grün— det ſich das Fahren mit vier Pferden vom Bocke auf die Regeln des Fahrens mit zwei Pferden vom Bocke, nur daß es noch mehr Geſchick, Umſicht, Entſchloſ— ſenheit und Beſonnenheit vorausſetzt. Die Leitſeile von den Riemenpferden gehen durch die Ringe, welche an den innern Backenſtücken von den Zäumen der Stangenpferde angebracht ſind, und ſind kurz vor der Fauſt des Kutſchers (etwa ½ Elle) durch beſon— dere Schnallen und Strüppen in die Kreuzzügel der Stangenpferde eingeſchnallt. Das Fahren, Wenden, Vereinigen, Verhalten u. ſ. w. aller vier Pferde ge— ſchieht nur durch die Hülfen mit den Leitſeilen von den Kreuzzügeln der Stangenpferde. Auch müſſen die Vorderpferde außer den Zügeln ganz vorzüglich noch auf die Hülfen mit der Peitſche abgerichtet ſein; daher vornehmlich das Wenden mehr durch die Hülfe der Peitſche, als durch Hülfe mit den Zügeln bewirkt Allgemeine Regeln zum Fahren. wird. Bei dem Fahren vom Bocke mit Vieren müſſen die Vorderpferde ſtets vereinigt und beiſammen er— halten werden. Die Stangenpferde haben eigentlich das Fuhrwerk zu leiten, zu lenken und zu halten, und während ſie den Wagen mittelſt der Stange allein wenden, machen die Vorderpferde die Wendung ohne zu ziehen, wozu ſie die erforderlichen Hülfen eher als die Stangenpferde erhalten. Auch dürfen die Vorder— pferde natürlich nicht da ziehen, wo es bergab geht, oder überhaupt der Wagen mehr oder weniger ge— halten werden muß. Da das Verhalten des Wagens bergab oft viel Kraftaufwand und Anſtrengung ko— ſtet, ſo läßt man zur Ausgleichung des Dienſtes bergauf die Vorderpferde wieder mehr ziehen, als die Stangenpferde. Ein ſehr wichtiges Erforderniß bei dem Fahren mit Vieren vom Bode iſt ein richti- ger Überblick des Terrains, eine ſchnelle Eintheilung und eine zweckmäßige Benutzung deſſelben, indem hier das Gelenke mit doppelter Aufmerkſamkeit be— nutzt und das Terrain genau dazu abgemeſſen und eingetheilt werden muß. Um ſowohl ſich, als auch die Pferde im Fahren einzuüben, dient vorzüglich eine Uebung des Fahrens von großen und kleinen Volten (Wendungen), Achten und Schlangen, die bei allen Arten Fahren als die beſte Lection im Fah— ren nicht genug empfohlen werden kann. Das Fahren mit vier Pferden vom Sattel (à la Postillion) beſteht in der Kunſt des Fahrens und Rei— tens zugleich. Dieſes Fahren iſt aus dem Fahren mit zwei Pferden vom Sattel und aus dem Fahren mit zwei Pferden mit Kreuzzugeln zuſammengeſetzt. Die wendenden Hülfen geſchehen hier durch einen Druck der linken Fauſt, welche den Stangenzügel des Reitpferdes führt, nach der zu wendenden Seite, und bei dem Handpferde durch ein Verhalten oder Her— vorziehen des Zügels mit der rechten Hand, je nach— dem die Wendung auf die eine oder die andere Seite geſchieht. Bei einer Wendung rechts muß das Hand— pferd mit der rechten Hand verhalten, oder geſchieht die Wendung auf der Stelle, auf einem Punkte gleichſam herumgeſchraubt werden. In demſelben Maße muß das Sattelpferd, welches den größern Cirkel zu beſchreiben hat, vorwärts treten, ſowie es auch zugleich zu wenden iſt, was theils durch den Gebrauch der Peitſche auf der äußern Seite, theils durch die Schenkel geſchieht, wobei ſich der Oberleib etwas auf die rechte Seite neigt und der rechte Schen— kel feſter in den Steigbügel tritt. Bei der Wendung auf die linke Seite geſchieht von Allem das Gegen— theil. Das regelmäßige Fahren mit Vieren vom Sattel iſt in manchem Betracht ſchwieriger, als das Fahren mit demſelben Zuge vom Bocke, und ſetzt ſtets einen eben ſo guten Reiter als geſchickten Fuhr— mann voraus. Auch ermüdet das Reiten weit mehr als das Fahren vom Bocke, und greift beſonders die Bruſt ſehr an, ſowie auch der rechte Schenkel ſteten Reibungen und Schlägen der Deichſel ausgeſetzt iſt. Es iſt das ſchwerſte und ſchwierigſte unter allen Fah— ren und erfordert die meiſte praktiſche Ubung. Uebri— ens gewährt es im Bezug auf das Durchgehen der Pferde nicht mehr Sicherheit, als das Fahren mit einem vierſpännigen Zuge vom Bocke, und rückſicht— 783 lich des Umwerfens hat es vor dem letztern Fuhr— werk nichts voraus, ja fteht ihm ſogar gewiſſermaßen noch nach. Bei dem Fahren mit Vieren mittelſt des Vorrei— ters fährt der Kutſcher auf dem Bocke wie gewöhnlich mit zwei Pferden in Kreuzzügeln; während das Fah— ren des Vorreiters mehr als ein bloßes Reiten mit einem Handpferde zu betrachten iſt. Doch müſſen Vorreiter und Kutſcher hier in ſteter Verbindung mit einander bleiben und durch ein beſonderes ihnen ver— ſtändliches Mienenſpiel ſich ihren Willen einander mittheilen. Deßhalb muß ſich der Vorreiter faſt alle Augenblicke von der rechten Seite nach dem Kutſcher umſehen, und ſich zu mehrerer Bequemlichkeit hier zu den linken Steigbügel um mehrere Löcher länger ſchnallen, ſo daß er immer mehr auf dem linken als auf dem rechten Dickbein ſitzt. Dies iſt aber haupt— ſächlich vor eintretenden Wendungen, bei ſchlechten Wegen, bergauf und bergab nöthig. Beim Fahren mit ſechs Pferden fährt der Kut— ſcher bei zwei Vorreitpferden entweder mit Vieren vom Bocke, oder vom Sattel. In beiden Fällen ſind die Stränge der Vorreitpferde vermittelſt Knebel und Laufringe an die Stränge der Mittelpferde befeſtigt. Im Übrigen ſind die Regeln des Fahrens ganz die— ſelben, wie ſolche ſchon über die andern Arten des Fahrens bisher gegeben worden find. Das Verän— derte iſt blos die größere Kahre, die richtige Beur— theilung, Abmeſſung und Benutzung des Terrains, welches bei der Wendung mit ſechs Pferden noth- wendig wird. Allgemeine Regeln des Fahrens. Eine der wichtigſten Regeln des Fahrens im Allgemeinen iſt, daß der Kutſcher und Vorreiter ein ſtetes Augen⸗ merk auf ihre Pferde, auf den Weg und auf das Fuhrwerk ſelbſt richten. Muß ſich der Kutſcher in Folge dringender Umſtände von ſeinem Fuhrwerk ent— fernen, ſo ſollen wenigſtens die Zügel der Pferde kurz angebunden, die Vorlegewage abgenommen oder die Pferde, wenigſtens das feurigſte von ihnen ab— geſträngt werden. Alles Fahren geſchieht im Schritt oder einem verkürzten oder ausgedehnten Trab, nie im Gallopp; und Bewegungen zu letzterer Gangart müſſen ſogleich durch verhaltende Hülfen verhindert werden. Man muß täglich nach den Hufeiſen der Pferde, nach dem Zaumzeug, Geſchirr und Wagen ſehen; vorzüglich iſt dieſe Durchſicht bei den Widerhalten, den Schnallen und Strüppen der Zügel und der Mundſtücke ſelbſt nöthig. Alles Ausweichen eines andern Fuhrwerks er— folgt in der Regel auf die rechte Seite. Doch machen öfters Weg, Gräben und andere Hinderniſſe und Umſtände von dieſer Regel eine Ausnahme. Allen Aus weichungen müſſen die vereinigten Hülfen vor- aus gehen, denen die wendenden mit Beſonnenheit und Geſchick ſchnell folgen müſſen. Man hat hierbei die Hervorragung des Ortſcheites gleichſam als Maß— ſtab anzunehmen, ob die Achſe des Weges bei dem andern Fuhrwerk, ohne anzuſtreichen, vorbei kommen wird; denn berührt dieſes den Wagen nicht, ſo ge— ſchieht dies noch viel weniger mit der Achſe; doch 784 machen beladene und vorzüglich mit Bäuchen ver- ſehene Wagen natürlich davon eine Ausnahme. Um jede Straßenecke muß man etwas langſamer fahren und die Pferde vereinigen, ſowie man überhaupt in engen Straßen oder ſonſt verſperrten Paſſagen die Pferde ſtets vereinigt halten muß. Man ſoll nie ohne ein Meſſer bei ſich und einen oder mehrere Stränge und ein kleines Beil im Wa— gen zu haben, ausfahren, um wenigſtens für den Nothfall bei feinem Fuhrwerk ſogleich helfen zu können. Wenn es auch bei dem Bergabfahren mit einem leichten Fuhrwerk nicht allemal nöthig iſt, den Wa— gen einzuhemmen, ſo iſt doch hierbei die größte Vor— ſicht nöthig, und es muß ſich ſämmtliches Geſchirr in gutem Zuſtande befinden. Auch fährt man hierbei vortheilhaft mit dem Fuhrwerk ſchlänglich, wodurch die Richtung des Wagens immer verändert und da— durch das Aufhalten des Wagens den Pferden er— leichtert wird. Soll bergauf gehalten werden, ſo kann dies nur über einem ſogenannten Abſchlag (klei: nen Graben), oder nach Unterlegung eines Steines oder nach dem Anſtemmen der Bergſtützen geſchehen. Durch enge Thore wird jedesmal langſam ge— fahren, ſo auch bei dem nahen Vorbeipaſſiren von Schildwachen. Ein Kutſcher darf nie die Beſonnenheit und Ge— genwart des Geiſtes verlieren, am wenigſten die Zügel wegwerfen, vom Wagen ſpringen, und die Pferde und das Fuhrwerk ſich ſelbſt überlaſſen; er muß im Gegentheil in der Haltung der Zügel und in den durch dieſelben angewandten Hülfen noch die einzige Rettung ſuchen. Es iſt aber ſehr fehlerhaft, wenn der Kutſcher Pferde, die durchgehen wollen, oder auch nur hartmäulig ſind, mit aller Kraft feſt— hält, da ihm ein ſtetes Anziehen und Nachlaſſen, ein immer wiederholtes Ringeln, und im Nothfall Prellen mit den Zügeln weit beſſere Dienſte leiſten würde. Das beſte Vorbauungsmittel für durchgehende Pferde iſt, daß man ſie alle Tage im Wagen einge— ſpannt Dienſte thun läßt, wobei zugleich der Kut— ſcher die Pferde mehr abrichten und ſich ſelbſt in der Fahrkunſt vervollkommnen kann. Die Schonung der Pferde beim Fahren liegt nicht nur in einem mäßigen Dienſte, ſondern ſie be— ruht vorzüglich auch mit in ihrer Abwartung, in ihrer Stallpflege und in der Geſchicklichkeit des Fah— rens, der zweckmäßigen Spannung und Anwendung von Hülfen und Strafen und in der Behandlung Allgemeine Regeln zum Fahren. und Umgang mit ihnen im Allgemeinen. Wenn die Herrſchaft ausgeſtiegen iſt, fährt der Kutſcher lang— ſam; muß er mit warm gewordenen Pferden lange halten, ſo muß er ſie im Schritt auf- und abſpazie— ren laſſen. Nach dem Ausſpannen ſind die Pferde nicht herumzuführen, ſondern in einen warmen Stall zu ziehen und mit trocknen Strohwiſchen recht nach— drücklich abzureiben. Durch alle Gaſſenrinnen, Schläge, Löcher, Chauſ— ſeegräben, Vertiefungen u. dergl. muß man in einem verhaltenen Gange und in gerader, uicht ſchiefer oder ſchräger Richtung fahren. Bei Reiſen und Paſ— ſirung ſchlechter Wege muß man das Schröteln d. h. das Ausbrechen und Bilden eines neuen Gleiſes zu beobachten ſuchen. Ein geſchickter Kutſcher muß bei dem Fahren je— dem Stein, jedem Hinderniß, jedem Stoß des Wa— gens auszuweichen ſuchen, und daher ſeine Aufmerk— ſamkeit ſtets auf den Weg, auf die Pferde und das Fuhrwerk gerichtet haben. Bei der Paſſirung von Hohlwegen kann der Kut— ſcher nicht vorſichtig genug ſein und durch das Klat— ſchen mit der Peitſche, Rufen u. ſ w. die Gegenwart ſeines Fuhrwerks nicht genug ankündigen. Übrigens gilt hier die Regel, daß im Fall eines Zuſammen— treffens von zwei Fuhrwerken dasjenige wieder zurück muß, das den Berg aufwärts fährt. Jene Gewohnheit, den Pferden während des Fahrens Winter- oder Stalldecken aufzulegen, iſt ganz fehlerhaft, weil ſie hierbei in Folge des ſtarken Schwitzens am leichteſten verſchlagen; weit zweck— mäßiger wird daher die Decke den Pferden nur wäh— rend des Stillſtehens aufgelegt. Alles Ausfahren, Überfahren oder ſogenanntes Ausſtechen eines andern vorfahrenden Fuhrwerks muß nicht aus Brutalität und da, wo es nöthig wird, mit Beſonnenheit und Umſicht geſchehen. Von einem ſchweren Fuhrwerk ſoll der Kutſcher das Wei— chen des halben Gleiſes nicht verlangen, ſondern dieſem vielmehr ſelbſt ganz ausweichen. Auf Reiſen ſoll der Kutſcher immer nur in einem verkürzten, ſogenannten Hundetrab fahren und dabei die Pferde ganz auseinander gehen laſſen, ſowie bergauf ſehr langſam fahren und bei einem ſchweren Zuge von Zeit zu Zeit in den zurückgelegten Abſchlä— gen halten bleiben. Bei Bergabfahren ſteiler Berge iſt es allemal rathſam einzuhemmen, oder wenigſtens ein oder auch zwei Räder durch die Hemmkette zu ſperren. Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. Dahin gehört vor allen andern die belgiſche und die engliſche Landwirthſchaft. Sie ſtehen beide auf einer ſehr hohen Kulturſtufe und ſind ganz vorzüglich geeignet, der deutſchen Landwirthſchaft zum Muſter zu dienen, wie dies auch vornehmlich die letztere bereits vielfach gethan hat. Nächſt dieſen folgen die mecklenburgiſche, holſteiniſche, altenburgiſche, elſaſſiſche Landwirthſchaft u. ſ. w. Belgiſche oder niederländiſche Landwirthſchaft. Die Bewirthſchaftung der an Umfang ſonſt be— ſchränkten Ackerhöfe in den Niederlanden übertrifft in mehrern weſentlichen Vorzügen die andern Bewirth— ſchaftungsmethoden. Da nun aber Klima und Boden dort keineswegs ſo günſtig ſind, daß nicht der größte Theil von Deutſchland hierin günſtiger geſtellt wäre, ſo iſt die belgiſche Wirthſchaft ganz vorzugsweiſe dazu ge— eignet, namentlich den deutſchen Ackerhöfen geringern Umfangs als bewährtes Muſter vorgeſtellt zu werden. Der Name „Niederlande“ giebt ſchon ihre natürliche Beſchaffenheit an, und der Rhein, die Maas und die Schelde ergießen ſich nach einer Ge— gend, die ſie wahrſcheinlich ſelbſt durch den mit ſich führenden Schlamm auf den ſandigen Ufern der See gebildet haben. Übrigens iſt der Boden der beſtkultivirten belgiſchen Provinzen keineswegs von Natur für fruchtbar zu halten, vielmehr hat derſelbe nur durch eine lange Reihe beſchwerlicher und koſt— ſpieliger Operationen fruchtbar gemacht werden kön— nen. Daher wird der Landwirth in einem andern Lande, ſobald er dieſelbe Mühe und Koſten aufzu— wenden ſich entſchließt, eben ſo gute und reichliche Früchte ernten können. In den verſchiedenen Boden— arten der Niederlande findet man den Sand in ſeinen verſchiedenen Abſtufungen am meiſten verbreitet. In einigen Gegenden (der berühmten Campine u. a.), wo die Ackerkultur auf einer ſehr hohen Stufe ſteht, iſt der Boden ſo gleich und eben, daß man weder Berge noch Hügel, ja nicht einmal Kieſel oder andere Steine darin findet. Dieſen Boden kann man in drei Klaſſen theilen: 1) Der ſandige Boden oder der bloße Sand macht bei weitem den größten Theil dieſer Ge— gend aus. Er iſt am wenigſten zur Kultur geeignet, und mit Heidekraut, Mooſen u. dergl. bedeckt. An einigen Orten reicht der Sand bis zu einer großen Kirchhof, Landwirth. Tiefe, während er an andern mit horizontallaufenden Torf- oder Lehmſchichten durchſchoſſen iſt, welche, da fie oft Eifenoryde mit ſich führen, den Boden nur noch unfruchtbarer machen. Auch findet man in eini— gen Theilen dieſer Gegend eine Menge kleiner Seen, Pfützen und moraftiger Gründe, ohne dem Waſſer Abzug verſchaffen zu können. 2) An den niedern Ufern der Schelde findet ſich eine Bodengattung, welche aus dem Schlamme dieſes Fluſſes entſtanden iſt, und aus einem mergelartigen, überaus fruchtbaren Klai beſteht, der im Anfange keines Düngers bedarf; indeſſen ſchließt ſich derſelbe durch die Länge der Zeit, ſo daß er zuletzt zu feſt und thonig wird, wodurch ſich ſeine Fruchtbarkeit um Vieles vermindert. Auch ent— hält dieſer Boden, ſowie der Schlamm der Schelde überhaupt, eine ziemliche Menge Eifenoryd, wodurch er eine bläuliche Farbe annimmt. 3) Die dritte Boden- gattung iſt eine Miſchung von beiden, obſchon ihr Hauptbeſtandtheil Sand iſt. — Der Urſtoff des Bodens jenſeits der Schelde oder gegen Norden (im Lande von Waes iſt ebenfalls Sand. Die der Schelde zunächſt liegenden Diſtrikte ſind an einigen Orten ziemlich hoch mit fruchtbarem Schlamme dieſes Fluſſes bedeckt, während ſie an andern nur damit vermiſcht, und wieder an andern gänzlich davon entblößt ſind. Dieſer Boden iſt mehr ein erkünſtelter zu nennen, indem er alle 6 bis 7 Jahre mit dem Spaten 1½ F. tief umgegraben und alle Jahre gedüngt wird. Wenn bei dem Rajolen der Spaten etwas zu tief eindringt, ſo kommt oft ein gelbröthlicher Sand herauf, während die obere künſtliche Krume ſchwarz oder dun— kelgrau ausſieht. Unter den Ackergeräthen wird der in Deutſchland berühmt gewordene ſogenannte niederländiſche oder brabantiſche Pflug, von 122 ſchon früher die Rede 786 geweſen, gebraucht. Man rühmt von ihm feinen leichten Gang; bei ihm bedürfe ein Pferd oder ein Ochſe im lehmigen Sandboden, ja bei nicht ſehr großer Tiefe im ſandigen Lehmboden, keiner größern Anſtrengung, als ein doppeltes Geſpann mit dem Räderpfluge. Übrigens ſpannt man zu keiner ge: wöhnlichen Pflugart, auch ſelbſt im ſchwerſten Bo— den, mehr als zwei Pferde vor. Doch findet man dieſe Pflüge auch in Belgien nach den verſchiedenen Gegenden verſchieden eingerichtet und geſtellt. Die Walzen beſtehen in achteckigen ſteinernen Cylindern. Die Schleife dient zum leichtern Abharken der Stop— peln, Wurzeln u. ſ. w., um den an ihnen klebenden Grund zu zerreißen. Der Streichhaken, eine eben ſo einfache als nützliche Erfindung der Belgier, iſt wei— ter nichts als eine Verlängerung des Streichbretes, wodurch die abgeſchnittenen Pflugſtreifen hinlänglich in die Höhe gehoben und vollkommen umgelegt werden. In Belgien pflügt man mit einem und mit zwei Pferden, mit einem und mit zwei Ochſen, auch mit einem Pferde und einem Ochſen zugleich, in welchem Falle das Pferd in der Furche geht. Zwar halten die Pferde hier zu Lande einen ſtarken Schritt bei der Arbeit; indeſſen geht der Ochſe nicht minder ge— ſchwind, da der Belgier ſein Vieh gut pflegt und gewöhnt. Der Ochſen bedient man ſich vornehmlich in der Campine zum Pflügen, wo man ſie auch er— zieht; daher die Gegend zwiſchen Antwerpen und Mecheln ihren Bedarf an Ochſen von hier bezieht. Man rechnet auf 3 Bunder (15% preuß. Morgen) Land für die Pflugarbeiten und das Miftfahren einen Pflugochſen. Die Pferde läßt man gewöhnlich drei Stunden nach einander im Pfluge gehen, in welcher Zeit ſie ein Journal oder 100 dortige Ruthen (bei— nahe 1½ Morgen) umpflügen müſſen. Der Belgier legt überall für ſein Wintergetreide Beete an; nur das Land von Waes macht hiervon eine Ausnahme. Wenn ſchon die Höhe der Beete verſchieden iſt, ſo beſteht doch eine vermehrte Er— höhung weniger in der Wölbung der Ackerbeete, als in der vergrößerten Tiefe der zwiſchen den Beeten liegenden Furchen. Die Richtung der Beete beſtimmt man weniger nach dem Stande der Sonne, als nach der Lage des Bodens; bei ebener Lage erhalten aber die Beete die Richtung von Süden nach Norden. Indeſſen hängt auch hier die Anlage der Beete häu— fig von einer tiefern Hauptfurche ab, worein ſich die Beetfurchen ihres Waſſers entledigen können. Bei ganz flachem, durchaus wagerecht liegendem Boden zieht der Belgier für die Waſſerableitung einen Gra— ben um das Land, und bringt die herausgenommene Erde auf die Mitte des Feldes, um damit die ge— ringſten Ungleichheiten zu ebnen. Um die Richtung zu erhalten, nach welcher die Beete gezogen werden ſollen, ſetzt der Pflüger den Pflug an der linken Seite des Ackers, 2 bis 3 Fuß von dem bepflanzten Raine, oder dem Graben, oder der Hecke an, wobei er ſein Geſpann ſo einhängt, daß die Spitze des Pfluges dem Pferde rechter Hand in gerader Richtung folgt. Beim Düngen fieht man vor Allem darauf, daß kein Miſt in einer Breite von 2 bis 3 Fuß dahin f Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. kommt, wo die Mitte der neu zu machenden Beete hintrifft. Daher breitet man kurzen Miſt ſtreifen— weiſe aus, und läßt jedesmal zwiſchen zwei Streifen einen Gang frei, der gewöhnlich die alte Beetfurche iſt. Strohiger Miſt dagegen wird nicht gebreitet, ſondern in geraden Reihen und in kleinen Haufen von den Karren abgezogen, mit der Gabel jedesmal in die offene Pflugfurche gelegt und durch die folgende Pflugfurche bedeckt. Es ſind hierbei für einen Pflug drei Miſteinleger erforderlich. Zwar rechnet man auf einen Bunder 160 einſpännige Fuder Miſt; doch fährt man nur 100 Karren dazu auf, und verwendet die übrigen 60 zum Düngen der Kanten, oder der Ränder der Beete an den Zwiſchenfurchen. Nicht ſelten düngt man dieſe Kanten auch nur allein, z. B. nach Klee oder Kartoffeln; aber nie oder doch nur äußerſt ſelten wird letzteres Bedüngen unterlaſſen. Zu dieſem Kantendüngen fährt man mit dem Dünger— wagen ſo auf dem Beete hinab, daß das eine Rad in der Beetfurche geht, während ein Gehülfe den Miſt in kleinen Haufen abzieht und zwei andere ihn mit Gabeln in die Furche legen, wobei der Miſt in einer Furche für zwei benachbarte Beetkanten zugleich dient. Unmittelbar hinter dem Ausſtreuen werden die gemiſte— ten Furchen von einem Pfluge durch das Spalten der Rücken gedeckt. Beim Anbau der Wintergerſte bedient man ſich vorzugsweiſe des Miſtüberſtreichens, indem man die Erde über den ausgebreiteten und noch nicht unterzuackernden Miſt ausſtreut. Man pflügtmämlich hierzu von allen Beeten des Ackers 4 Furchen um, und läßt den übrigen, aus zwei Furchen beſtehenden Theil von jedem ſtehen. Hierauf fährt man den Miſt und ſtreut ihn auf die 4 umgepflügten Furchen aus, während die ſtehen gebliebenen Rücken der Beete und die neben ihnen liegenden Furchen keinen Miſterhalten; worauf man den ausgebreiteten Miſt mit einer ſtei— nernen Walze dicht an den Boden drückt. Alsdann ſpaltet man hier mit einem dreiſpännig beſpanntel Pfluge den ſtehen gebliebenen Streifen und wirft ihr vermittelſt des Streichhakens über den Miſt. — Nachdem das Beet gepflügt worden, überzieht man es mit den rückwärts gehenden Eggen, welches das Vorſchlichten genannt wird, wobei man auf wider— ſpenſtigem Boden die Eggen noch beſchwert. Nun wird geſäet und das Land auf dieſelbe Weiſe über— zogen, welches man das Einſchlichten der Saat nennt. Zu allen Früchten, mit Ausnahme des Buchweizens, wird gewalzt, und zwar nach jeder Pflugart, wenn mehr als eine erfolgt. Nach Beſtellung der Saat werden die Furchen mittelſt eines alten Pfluges, an dem Kolter (Seh) und Streichbret fehlen, ausge: ſtrichen und von Erde gereinigt. Die durch das Aus— ſtreichen der Furchen entſtandenen Erhöhungen der Ränder der Beete werden dann noch vermitttelſt eines Spatens abgeſtoßen. Zum Reinigen des Ackers und zur Vertilgung des Unkrautes bringt man folgende Vorkehrungen in Anwendung: 1) das Schuffeln, wobei der höchſtens ein Paar Zoll tief zum Eingreifen geſtellte Pflug in einer Entfernung von 2 Fuß von der Mitte der alten Beetfurche zu ihrer linken angeſetzt wird, damit die Erde nach ihr zu, doch aber nicht hinein— Belgiſche oder niederländiſche Landwirthſchaft. falle; auf gleiche Weiſe kommt der Pflug auf der andern Seite der Furche wieder zurück, und ſo fährt man von einer Seite zur andern damit fort, bis auf dem Beete nur noch ein Streifen von ein Paar Fin— ger breit ungeackert ſtehen bleibt. Alsdann überzieht man jedes Beet der Länge nach mit der ſcharfen Egge einmal auf und ab, und wiederholt endlich das Eg— gen auf dem ganzen Felde noch ein- oder ein paar— mal. 2) Ein Land auf ſich ſelbſtreiten. Die: ſes beſteht in einem Hin- und Herſchuffeln des Lan— des, wobei man vorzüglich die Mitte der Beete von Unkraut zu reinigen ſucht und deßhalb die Beete in der Mitte durch zwei flache Furchen ſpaltet, dann auf- und abeggt, und auf ſprödem Boden noch die Walze folgen laßt; das Unkraut wird ſodann abge— harkt und weggebracht. Alsdann ſchuffelt man das Abgeſchuffelte mit dem Pfluge wieder zurück, und eggt und walzt von Neuem, bis der Acker rein genug iſt. Außer der Egge und Walze nimmt der Belgier häufig 3) das Schleifen und Abharken zu Hülfe. Man bringt mit der Egge die Stoppeln und das Unkraut mit den Wurzeln aus der Erde, und läßt dann zur Entfernung der Erde die Schleife folgen. Die Harker ziehen darauf mit den Harken Stoppeln und Unkraut in kleine Haufen, die man als Streu— material auf den Hof bringt. Aufeggen, Schleifen und Abharken wird ſo lange wiederholt, bis der Acker völlig gereinigt erſcheint, wozu man gewöhnlich auf einen Bunder vier Tage Zeit braucht. In dem Lande von Waes und in der Gegend von Aloſt wird, wie ſchon früher erwähnt, das ganze Land alle 7 Jahre einmal mit dem Spaten von 13 Zoll Länge und 8 Zoll Breite umgegraben; in Flandern geſchieht dies alle 6 bis 8 Jahre einmal. Daher kom— men auch bei einer ſo ſorgfältigen Düngung die großen Ernten. Die Arbeiter ſtehen bei dieſer Verrichtung in der Furche und werfen die Erde nach der Seite, wo— bei ſie auf beiden Händen ſo geübt ſind, daß ſie am Ende des Stücks umkehren und doch die Erde in der— ſelben Richtung abwerfen können. Im Sandboden gräbt man das Land 15 bis 16 Zoll tief um und wirft daſſelbe fo um, daß das Obere durchaus in die Tiefe kommt, was auch um ſo vollkommener geſchieht, da die Erdſchollen nicht hineingelegt, ſondern aufrecht gegen einander geſtellt und nicht mit dem Spaten oben über gleich geſtoßen werden. In Belgien liegen die Felder ſämmtlich zur un— umſchränkten Benutzung ihrer Beſitzer eingekoppelt, und zwar liegt ein kleiner Theil davon in umpflanz— ten, der größte Theil aber in offenen Koppeln. Nur in der Provinz Limburg liegt wegen der dortigen ausgedehnten Molkenwirthſchaft alles Feld in um— zäunten, geſchloſſenen Koppeln. Die meiſten um: pflanzten Koppeln findet man im Lande von Waes und Terremonde; in letzterem werden ſie durch einen kleinen Waſſergraben gebildet, auf deſſen innerer Kante eine Reihe Erlenbüſche, welche alle 5 bis 6 Jahre an der Erde abgehauen werden, gepflanzt iſt. In einiger Entfernung von der Schelde, gegen Nor— den hin, find die Koppeln mit Bäumen eingefaßt. In dem Waeslande ſelbſt verſchwinden alle offenen Koppeln faſt ganz, und die umpflanzten werden ſo 787 klein, daß man kaum einige von 6 Berl. Morgen, deſto mehr aber von 2 bis 3 Morgen findet. Auf ſolchen Feldern wird das Pflügen in Beete nicht nöthig, indem der Boden hier regelmäßig gewölbt iſt, und das Waſſer daher nach allen Seiten hin ab— fließen kann. Die um eine ſolche Koppel ſtehenden Geſträuche ſind größtentheils Erlen, die Bäume aber Eichen, Buchen, Weiden, Platanen, weiße und ſchwarze Pappeln. Das Erdholz wird alle 5 Jahre gehauen, wo auch zugleich die Waſſergräben mit ge— räumt werden. Die 15 bis 16 Schritt von einander entfernt ſtehenden Bäume läßt man nicht leicht über 25 Jahre alt werden, und pflanzt ſogleich junge in die Stelle der abgehauenen. Dieſe Koppelpflanzun— gen und die Alleen an den Straßen geben eine un— geheure Menge Holz. In der Campine ſind die Kop— peln anſehnlich größer, und die Einfaſſungen daher ſeltener. Bei Neuaufbrüchen der Heide macht man die Einfaſſung aus einer Tannenſaat, bisweilen auch aus einer Tannenpflanzung mit untermiſchten Eichen, und kappt jene weg, ſobald ſich die Eichen gehörig beſtaudet haben. Auch die Wieſen ſind hier allemal mit Eichen, Erlen, Weiden dicht eingefrie— digt und mit einem Graben verſehen. Der Boden der bepflanzten Raine wird von Zeit zu Zeit abge— plaggt und der Raſen zu Miſt benutzt; oder man beſtreut die Raine mit Kleeſamen und benutzt ſie zu Futter, indem man vorzüglich das auf ihnen im Frühjahre gewonnene grüne Gras dem Vieh in die Siede giebt. Längs dem Gehölze, wo dies dem Ge— treide am meiſten Schatten macht, läßt man oft ein Beet liegen und beſtellt es allein mit Raps, welcher früher blüht, als der Schatten der Hecken ſchadet. Die Fruchtfolgen der Niederländer betreffend, ſo ſäet hier bei dieſer hohen Bodenkultur Jeder, was ſeine Umſtände erfordern, weßhalb in dieſer Bezie— hung auch nur die Hauptverſchiedenheiten in Berück— ſichtigung kommen können. a) Auf ſchlechtem und verbeſſertem Sandboden. Dürrer, ſchlechter, ſcharfer Sand iſt die Bodenart, welche ſich am häufigſten in der Campine vorfindet, obſchon ſie mehr oder weniger verbeſſert iſt. Auf ſchlechtem, entferntem und dürrem Boden beobachtet man folgende Fruchtfolge: 1) Sper— gel zu Heu und Samen, 2) bis 9) Roggen, wobei zwiſchen dieſen hinter einander folgenden Roggen— ſaaten oft Spergel als zweite oder Nebenernte ein— geſchoben und dieſer ſtets auf dem Felde abgeweidet wird. Auf verbeſſerten, näher gelegenen Ackern bauet man: 1) Kartoffeln, Flachs oder Raps; 2) Roggen mit untergeſäeten Möhren; 3) Hafer; 4) Klee; 5) Winterung und darauf Spergel; 6) Roggen und darauf Rüben. Auf geringerm Boden: 1) Spergel; 2) Roggen und darauf Spergel zum Abweiden; 3) Roggen und darauf Rüben; 4) Roggen und darauf Spergel; 5) Roggen und darauf Rüben; 6) Buch— weizen. Auf dicht am Haufe gelegenen umpflanzten Koppeln: 1) Kartoffeln; 2) Hafer; 3) Klee; 4) Wei⸗ zen und darauf Rüben; letztere bleiben meiſt über Winter im Lande und werden erſt im Frühjahre für die friſchmilchenden Kühe herausgenommen. Auf etwas feuchtern ee Koppeln: 1) Hafer; 788 2) Klee; 3) bis 8) Gras. Zu Hafer und zu Klee wird gedüngt, der Grasſame aber nach dem erſten Kleeſchnitt mit Aſche über das Feld geſtreut. Die Vormaht des Graſes macht man zu Heu, während man die Nachmaht mit Kühen abweidet. Doch kommt auf ähnlichem Boden auch folgende Frucht— folge vor: 1) Hafer oder Raps, oder auch Flachs oder Weizen; 2) Roggen mit oder ohne Rüben; 3) Kartoffeln oder auch Flachs oder Hafer; im erſtern Falle Hafer, im letztern Klee; 5) bis 8) Gras. b) Auf äußerſt verbeſſertem Sandbo— den, welcher eigentlich nur dem Lande von Waes eigen iſt: 1) Klee; 2) Roggen und dann Rüben; 3) Hafer oder Buchweizen; 40 Kartoffeln, zu welchen rajolt worden; 5) Roggen mit Möhren; 6) Flachs mit Klee. Oder: 1) Klee; 2) Roggen; 3) Roggen und darauf Rüben; 4) Hafer, wozu rajolt worden; 5) Flachs; 6) Roggen. c) Auf trocknem lehmigem Sandboden: 1) Weizen; 2) Roggen und darauf Rüben; 3) Hafer; 4) Klee; 5) Wintergerſte; 6) Roggen mit Möhren; 7) Buchweizen. Oder: 1) Kartoffeln; 2) Weizen; 3) Flachs; 4) Roggen und darnach Rüben; 5) Hafer; 6) Klee; 7) Roggen und darnach Rüben. Bei Ant: werpen auf überaus fettem und fruchtbarem Sand— boden: 1) Klee; 2) Weizen; 3) Roggen und darauf Spergel; 4) Roggen und darauf Rüben oder mit Möhren; 5) Hafer; 6) Flachs; oder 5) Buchweizen oder Kartoffeln und 6) Roggen oder Weizen. d) Auftiefgelegenem, feuchtem, ſandi— gem Lehmboden in umpflanzten Koppeln: 1) Klee; 2) Wintergerſte oder Hafer; 3) Buchwei— zen oder Pferdebohnen; 4) Weizen und dann Rüben; 5) Hafer. Oder: 1) Klee; 2) Weizen oder Winter— gerſte; 3) Hafer oder Buchweizen; 4) Weizen und darauf Rüben; 5) Hafer. e) Aufleichtem, mildem Klai- oder gutem ſandigem Lehmboden: 1) Klee mit Aſche 32) Wei— zen; 3) Hafer rajolt und halbe Düngung; 4) Flachs, darauf Möhren gedüngt; 5) Roggen; 6) Raps mit voller Düngung; 7) Wintergerſte oder Weizen; 8) Roggen. Oder ohne Stallfütterung und ohne fremden Dünger: 1) Klee mit Kalk oder Torfaſche gedüngt; 2) Hafer; 3) Raps gedüngt; 4) Winter— gerſte oder Mengkorn; 5) Roggen und darauf Rüben mit halbem Dünger; 6) Kartoffeln gedüngt; 7) Rog— gen. Indeſſen nimmt man auch noch Flachs und Bohnen in dieſen 7jährigen Umlauf auf, indem man erſtern nach Klee, letztern nach Bohnen bringt. ) Aufſchwerem kaltem Lehm oder feſtem Klai: 1) Brache gedüngt; 2) Roggen; 3) Hafer; 4) Klee überdüngt; 5) Weizen; 6) Hafer; 7) Kar— toffeln, Rüben, Möhren (zu erſtern wird gedüngt); 8) Roggen, und nach Möhren Flachs; 9) Wicken gedüngt; 10) Roggen; 11) Roggen; 12) Hafer. Das Land wird alle 3 Jahre mit meiſt magerem Miſt gedüngt. Die Stallfütterung iſt hier ſelbſt dem Na— men nach unbekannt, ſowie man Jäten und Behacken für unnütz hält. Der Grund von dieſem allen iſt, weil die Pachthöfe fo groß find. Oder: 1) Brache; 2) Wintergerſte; 3) Bohnen; 4) Weizen; 5) Boh— Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. nen und Erbſen; 6) Weizen. Hier müſſen für die erforderliche Düngung viel Wieſen zu Hülfe kommen. g) Auf humusreichem Klai, der viel Re— gen aufnimmt, an der Luft aber leicht wieder ab— trocknet und alsdann zu Pulver zerfällt: 1) Wicken gedüngt; 2) Weizen; 3) Roggen; 4 Klee mit Aſche; 5) Weizen oder Hafer; 6) Hafer oder Weizen mit Düngung. Oder: 1) Wicken ſtark gedüngt; 2) Wei— zen; 3) Roggen; 4) Roggen; 5) Raps verpflanzt; 6) Wintergerſte gedüngt; 7) Roggen; 8) Klee mit Aſche; 9) Weizen und darauf Rüben; 10) Hafer. h) Auf Polder- oder Marſchboden bei— nahe ohne alle Düngung. 1) Klee; 2) Wintergerſte; 3) Hafer; 4) Weizen. Oder: 1) Klee; 2) Weizen; 3) Brache; 4) Wintergerſte; 5) Weizen; 6) Hafer. Oder endlich: 1) Klee; 2) Weizen; 3) Brache; 4) Raps; 5) Wintergerſte; 6) Wintergerſte; 7) Boh— nen; 8) Weizen; 9) Hafer. Bei den Fruchtfolgen verfährt man in Belgien nach folgenden Grundſätzen: 1) Weizen folgt am liebſten nach Bohnen, Buchweizen, Kartoffeln und Flachs; weniger gern nach Klee, Wintergerſte, Ha— fer, Wicken, Raps, und am ſchlechteſten nach ſich ſelbſt, nach Roggen und Sommergerſte. 2) Roggen folgt beſſer nach Buchweizen, Klee, Wicken, Erbſen, Mengkorn, Weizen, Wintergerſte, Hanf, Flachs, Spergel, Raps und Roggen; ſchlechter nach Kar— toffeln, und am wenigſten nach Sommergerſte, Ha— fer und Bohnen. 3) Wintergerſte folgt nach Bohnen, Klee und Raps. 4) Hafer folgt nach Klee, Weizen, Roggen, Mengkorn, Wintergerſte, Kartoffeln und Gras. 5) Flachs folgt nach Klee, Hafer, Hanf und Roggen und darf höchſtens alle 6 Jahre wiederkeh— ren. 6) Klee wird unter Flachs, Roggen, Weizen, Hafer und Sommergerſte geſäet und darf in 4 bis 12 Jahren wiederkehren. 7) Verpflanzter Raps folgt nach Weizen, Roggen und Hafer; man zieht die Rapspflanzen in Brache, auch wohl als zweite Frucht nach Roggen, Flachs und Klee. 8) Bohnen, Wicken, Kartoffeln, Erbſen folgen nach allen Halmfrüchten, und Buchweizen folgt auf Winterkorn. 9) Als zweite Frucht in demſelben Jahre ſäet man Möhren unter den Roggen und den verpflanzten Raps; Rüben nach Weizen, Roggen und Mengkorn, und Spergel nach Roggen. J Zu Hafer pflügt man in einigen Gegenden 3 bis 4 Zoll tief, zu Weizen 4 bis 5 Zoll; zu Buchweizen und Rüben noch tiefer, und je tiefer der Boden zu Roggen aufgebrochen wird, für deſto beſſer hält man es. Wenn man Korn nach Korn ſäet, ſo wird die Erde dreimal umgeworfen; nach einer Brachfrucht giebt man dem Korne aber nur eine oder zwei Pflug— arten. In der Campine werden Klee: und Spergel— felder einführig mit Roggen beſtellt. Zu Weizen, Hafer, Raps, Wintergerſte und Kartoffeln wird das Land ganz gedüngt, während man zu Roggen blos die Kanten miſtet; Buchweizen allein erhält keinen oder doch nur ſelten Dünger. In der Campine muß zu allen Früchten, den Spergel als zweite Frucht ausgenommen, gedüngt werden. Daher erhält das Feld alle Jahre friſchen Dünger, ſogar oft zweimal in einem Jahre. Überhaupt hält . nee Belgiſche oder niederländiſche Landwirthſchaft. es aber der Belgier für beſſer, oft und wenig, als ſelten und ſtark zu düngen. Die Koͤrnerausſaat wird durchgehends breitwür— fig bewirkt, und je früher man ſäet, deſto weniger Samen nimmt man, je ſpäter, deſto mehr; je ſchwä— cher das Land iſt, deſto ſchwächer wird geſäet und ſo umgekehrt. Das Vor- und Einſchlichten der Saat geſchieht ſtets mit rückwärts gekehrten Zinken der Egge, doch eggt man auf ſtetem Klai und kaltem Lehm die Erde nach dem Pflügen nicht allzu klein, damit fie bei einem Regen nicht in eine dichte Maſſe zuſammengeſchmiert wird. Das Walzen wird bei trocknem Wetter gewöhn— lich gleich nach der Einſaat vorgenommen, wogegen man es bei naſſem Wetter verſchiebt, bis das Ge— treide einen Finger lang iſt und die Witterung das Walzen zuläßt. Der Belgier hält das Walzen des Ge— treides beim Schneckenfraß für eben ſo nützlich, als es ihm beim Wurmſtiche nothwendig erſcheint. Über— haupt ſind Walze und Egge dem Niederländer eben ſo nothwendig als der Pflug. Der Belgier beſucht ſeine Saatfelder oft und un— terſucht fie dabei ſorgfältig; er räumt die etwa zuge: fallenen Beetfurchen auf, gräbt die verlornen Ecken um, pflanzt oder ſäet noch etwas hinein, reinigt die Ränder der Felder u. ſ. w. Die Hauptarbeiten be— ginnen aber im Frühjahre, wenn das herangewach— ſene Unkraut in dem Getreide ausgejätet wird, und wobei die Beetfurchen einen unſchädlichen Zutritt gewähren. Der Roggen, welcher den Anfang macht, erfordert die wenigſte Arbeit, da er nur durchgegan— gen wird, während man bei dem Jäten des übrigen Getreides auf den Knieen liegt. Nach dem Roggen nimmt man die Wintergerſte vor, darauf den Wei— zen, endlich die Sommergerſte und Hafer, und zuletzt den Flachs. Zum Abbringen des Winter- und Sommerge— treides, wie auch der Erbſen, Bohnen und des Buch— weizens bedient ſich der Niederländer am gewöhn— lichſten der Hauſenſe. In den Marſchgegenden ſchnei— det man Bohnen und Wintergerſte mit der Sichel ab, letztere ziemlich hoch über der Erde, indem man mit den zurückbleibenden langen Stoppeln dieſe Acker zu verbeſſern beabſichtigt. Zum Raps bedient man ſich uberall der Sichel, wogegen der Rübſen gemäht wird. Auch der Hafer wird an einigen Orten mit der Hauſenſe gemäht, wobei ein rüſtiger Arbeiter täglich 5 Morgen fertigt. Zum Abhauen des Ge— treides (Picken) hält der Arbeiter die Hauſenſe in ſeiner Rechten und einen mit einem eiſernen Haken verſehenen Stab in ſeiner Linken, während ſeine Schienbeine durch einen aufgebundenen Schirm von Leder geſchützt ſind. Sobald er einem Gelege genug abgehauen hat, harkt er die ſinkenden Halme mit dem Haken gegen ſich an und hilft, indem er dabei rück— wärts tritt, mit der Hauſenſe nach. Das Stroh rollt ſich hierbei zu einem Büſchel zuſammen, welchen der Arbeiter (Picker) mit dem Haken an dem obern, mit der Senſe an dem untern Theile anfaßt und ihn, ſich mit dem Beine dagegen ſtemmend, ſo aufhebt, ſich damit rechts ſchwenkt, und ihn zur Erde legt. 789 Da wegen Mangel an Scheunenraum viel Getreide in Feimen geſetzt werden muß, ſo ſchlägt man den Roggen vor dem Aufſetzen über ein tonnenförmiges Geſtelle, wodurch die beſten Körner ausfallen, die man vornehmlich zur Ausſaat verwendet. Auch den Weizen ſchlägt man vor dem Dreſchen über die Tonne. Der Durchſchnittsertrag an Körnern in den Nie— derlanden iſt auf den Morgen: vom Weizen 12 Schffl.; vom Roggen 13 Schffl.; von der Winter: gerſte 18 Schffl.; vom Hafer 25 Schffl.; von den Bohnen 13 Schffl. An Stroh rechnet man auf den Morgen vom Wintergetreide 2400 Pfd. Was die Futtergewächſe der Niederländer an— langt, ſo glaubt man dort, mit Ausnahme der Cam— pine, ohne Klee könne eine Wirthſchaft nicht be— ſtehen. Der Klee wird hier, mit Ausnahme der Win— tergerſte und des Buchweizens, mit allen Getreide— arten ausgeſäet; ganz vorzüglich gedeiht er aber im Flachſe. Auf waſſerhaltendem und der Überſchwem— mung ausgeſetztem Boden bringt man den Klee auf Beete, während man auf trocknem Boden das Ge— gentheil beobachtet. Der Kleeſame wird im Früh— jahre, gewöhnlich im Februar, über das Winterge— treide hergeſäet und, wenn der Boden trocken iſt, die Egge rückwärts darüber hingezogen. Unter das Som: mergetreide ſäet man ihn, wenn der Same einge— walzt iſt. Der Kleeſame wird dann vorwärts oder ſcharf geeggt, das Walzen aber erſt dann vorgenom— men, wenn das junge Getreide ein Paar Zoll über der Erde iſt. Der in Flachs geſäete Klee giebt ſchon einen ergiebigen Herbſtſchnitt, und dann noch zwei Schnitte im folgenden Jahre, wovon der erſte 8 bis 14 Tage früher da iſt, als der Roggen- oder Hafer— klee. Steht zu befürchten, daß der Klee den Flachs überwachſe und unterdrücke, jo ſäet man ihn erſt vor dem Jäten des Flachſes in denſelben hinein. Ent— weder im Frühjahre oder zu Ende des Winters über— düngt man den Klee mit kurzem Stallmiſte oder Jauche, Kalk, Steinkohlen- oder Torfaſche und Taubenmiſt. Als die vorzüglichſten Düngmittel für ihn gelten der Taubenmiſt und die holländiſche Aſche; daher auch letztere das allgemeinſte Düngungsmittel für den Klee iſt. Man ſtreut dieſelbe bei feuchtem, trübem Wetter über den Klee, ſobald dieſer anfängt, ſich über der Erde auszubreiten, auch wohl noch frü— her. Der geaſchte Klee iſt gewöhnlich um einen ganzen Fuß höher, als der nicht geaſchte, und der Niederländer ſagt: „Wer Aſche für ſeinen Klee kauft, dem koſtet ſie nichts; wer es aber unterläßt, der bezahlt ſie doppelt.“ Zwar giebt der Klee in den Niederlanden, ſowie anderswo, ebenfalls nur zwei volle Schnitte; bei der Stallfütterung aber, wo man ihn jung mäht, wird er drei- bis viermal ge— nutzt; den dritten Schnitt pflügt man gern unter. Den Samen nimmt man vom zweiten Schnitte und pflückt die reifen Samenföpfe mit der Hand ab. Für die Campine oder die Sandländer Brabants iſt der Spergel dasjenige, was der Klee für die mehr fruchtbaren belgiſchen Provinzen iſt. Man ſäet den Spergel ſogleich nach Aberntung des Wintergetrei— des, wozu das Land leicht umgepflügt wird. Auch wird der Spergel, grün untergepflügt, zur Boden— 790 verbeſſerung benutzt, ſo daß man ihn nachher mit Weizen beſtellen kann. Bei Stallfütterung iſt der Spergel von Zeit zu Zeit auszuſäen und im März der Anfang damit zu machen. Man iſt allgemein der Meinung, daß der Brachſpergel, ſelbſt wenn er zur Samenreife gelaſſen und zu Heu gemacht wor— den, die beſte Vorbereitung des Landes zu Roggen ſei. Weißer Klee iſt in den belgiſchen Provinzen eben ſo wenig im Gebrauch, als etwas von Eſpar— ſette in den Niederlanden vorkommt. Auch Luzerne wird dort nicht gebaut, und derſelbe kommt nur in einigen Diſtrikten Flanderns vor. Unter den Wurzelfrüchten nehmen die Rüben in der belgiſchen Landwirthſchaft den erſten Platz ein, obſchon ſie nur als zweite oder Nebenfrucht gebaut werden. Die Stoppelrüben nehmen im Spätjahre den ſechſten Theil aller unter dem Pfluge ſtehenden Acker ein. Bei den Belgen beruht aber auch der Herbſt- und zum Theil der Winterunterhalt des Viehſtapels auf den Rüben; daher wird das Feld unmittelbar nach Entfernung des Getreides mit dem Pfluge umgeſchuffelt, ſcharf geeggt, gewalzt, dann von Neuem geeggt, Wurzeln und Kraut weggeſchafft, nochmals gepfluͤgt, vorgeſchlichtet, geſäet, die Saat flach eingeeggt und gewalzt. Man ſäet die Rüben ſtets nur in die Stoppeln des Wintergetreides in ebenſo ſchmale Beete, und rechnet den hundertſten Theil eines Scheffels Samen auf den Morgen. In der Campine werden die erſten 6 Furchen von jedem Beete angeſchoſſen, darauf wird Miſt gefahren, die: ſer über das Gepflügte ausgebreitet, und der Rü— benſamen unmittelbar über den Miſt geſäet. Als— dann ſticht man die ſtehen gebliebenen Zwiſchen— ſtreifen oder die ehemaligen Rücken der Beete mit dem Spaten aus und breitet die Erde oder vielmehr den Sand über das Geſäete aus. Sobald die Rü— ben ſechs Blätter haben oder das Kraut eine Hand lang iſt, werden ſie ein-oder auch mehreremale ſcharf— geeggt, wodurch das Gedeihen der Rüben ganz be— ſonders befördert wird. Von dieſen Stoppelrüben gewinnt man oft einzelne von 8 bis 9 Pfd. Schwere, und man rechnet von der Ruthe einen einſpännigen Karren voll, auf den Morgen kann man aber im Durchſchnitt etwa 80 Ctr. Rüben annehmen. Zum Unterhalt von 10 Kühen für den Herbſt und Winter rechnet man 4 Bunder. Rüben und Möhren werden unter alle Arten Korn ohne Unterſchied ausgeſäet. Die Möhren werden hier ebenfalls nur als zweite oder Nebenfrucht gebaut. Wenn auch ihr Ertrag dem der Rüben nicht beikömmt, fo verdienen ſie doch, da ſie weder beſondere Pflugarbeit noch Dünger verlangen, mit Recht ihren Platz in der belgiſchen Landwirthſchaft. Man ſäet ſie über Wintergetreide, Raps und Flachs, niemals aber über Sommerge— treide. Auf trocknem, leichtem Boden ſäet man über Wintergetreide die Möhren vor Winters, auf feuch— tem und ſchwerem dagegen erſt nach dem Winter. Die Frühjahrsſaat überhaupt nimmt man im Fe— bruar oder März vor. An manchen Orten ſäet man die Möhren über den gepflanzten Raps, wenn dieſer im Frühjahre behadt worden iſt, und nimmt auf den Morgen 1 Pfd. Samen. Nach Aberntung des Rog— Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaſten. gens wird das Land ſogleich ſcharf kreuz und quer geeggt, Stoppeln und Unkraut zuſammengebracht und weggeſchafft, hierauf nochmals ſcharf geeggt und auch wohl gejätet. Auf Rapslande zieht man nach der Ernte die Strünke aus, jätet das Land und eggt es darauf ſcharf, und behackt es einige Zeit darauf noch einmal, wobei man oft Möhren von der Dicke eines Armes erhält. Man ſchichtet die Möhren für den Winterbedarf in Haufen mit zwiſcheneingelegtem Stroh auf. Runkelrüben werden in den Niederlanden vor— nehmlich deßhalb nicht gebaut, weil man ſie nicht als zweite Frucht anbauen kann, und ſie deßhalb das Land zu lange einnehmen. Kartoffeln bringt man gern nach den Stoppel— rüben, damit man letztere im Nothfall bis in's Früh— jahr im Lande laſſen kann. Das zu Kartoffeln be— ſtimmte Land wird dreimal, zuweilen auch viermal gepflugt. Beim Unterpflügen des Miſtes zu Kartof— feln wird derſelbe von den vorher reihenweiſe abge— zogenen kleinen Haufen mit der Gabel in jede Furche gelegt. Zu Kartoffeln pflügt man, ob es gleich nur Sandland iſt, 15 bis 16 Zoll tief, welches tiefe Pflügen aber nicht beim Miſtunterbringen (der vier— ten Pflugart), ſondern vorher geſchieht. Auf ſchwe— rem Boden legt man die Kartoffeln mit dem Spaten, auf leichtem mit dem Pflanzſtocke, wo die Arbeit mehr fördert als dort. Die Löcher kommen 15 Zoll in's Quadrat zu ſtehen. Man pflanzt die Kartoffeln im Mai, und, ſobald ſie ausgelaufen ſind, eggt und behackt man ſie ein paarmal, behäufelt aber nicht. Vor der Ernte wird das Kartoffelkraut 1 Fuß hoch über der Erde abgeſchnitten, und meiſtens unter an— derem Futter an die Kühe verfüttert, wenn gleich man von dem geringen Werthe dieſes Futters über— zeugt iſt. Bei der Ernte hebt man die Kartoffeln mit der gewöhnlichen Miſtgabel aus der Erde, und brei— tet ſie auf ein Paar Stunden zum Abtrocknen über die Erde, wodurch ſie an Haltbarkeit gewinnen. Zum Überwintern ſetzt man die Kartoffeln auf freiem Felde in Haufen, bedeckt dieſe von allen Seiten mit Stroh und ſchlägt eine Lage Sand oder Erde von 1½ Fuß Dicke darüber. Der Erntertrag an Kartoffeln ift auf dem Morgen 150 bis 170 Scheffel. Indeſſen iſt auch die Einſaat ſehr groß, indem man nur gute Mittelkartoffeln ganz legt. Von den Handelsgewächſen kommen bei den Niederländern beſonders in Betracht: Der Flachsbau iſt ein ſehr bedeutender Zweig der Kultur, und es wird ſolcher, vornehmlich in ei— nigen Diſtrikten, in ungeheurer Menge und von der feinſten Art gezogen. Es iſt aber auch hinlänglich bekannt, daß Flandern einen guten Theil von Europa mit Zwirn und Linnen verſieht, und der Zwirn, woraus die ſchönen brüſſeler Spitzen oder Kanten gemacht werden, ſehr theuer bezahlt wird. Um das Land nach einer Flachsernte wieder in gehörige Kraft zu ſetzen, ſäet man Klee und Spergel zum Grünun— terpflügen darauf. Im Lande von Waes düngt man mit 6 Fuder Miſt auf den Morgen zu Flachs; an an andern Orten düngt man vor Winters dazu und pflügt den Miſt unter. Nach der Einſaat wird zuerſt Belgiſche und niederländische Landwirthſchaft. ſcharf, dann flach geeggt und zuletzt geſchleift. An manchen Orten ſäet man den Flachs vorzugsweiſe nach dem Klee, wozu die Kleeſtoppel vor Winters 3 Zoll tief umgebrochen wird. Alsdann vereggt man das Land im Frühjahre wohl acht-, ja zehnmal nach allen Seiten hin, ſäet, eggt den Samen flach ein, und ſchleift zuletzt oder walzt wohl auch. Rückſicht— lich der Ausſaugung des Bodens durch den Flachs iſt man in den Niederlanden getheilter Meinung, indem ihm Einige, wie auch anderwärts, eine ſehr ſtarke Ausſaugung zuſchreiben, während Andere be— haupten, daß der Flachs unter allen Brachfrüchten am wenigſten zehre und jede Wintergetreideart un— gedüngt auf ihn folgen könne. In Flandern, wel— ches mit. Recht wegen feines Flachsbaues berühmt iſt, ſäet man ihn in fo großer Menge, daß er den Hauptgewinn der Landwirthe und zum Theil den Reichthum des Landes ausmacht. Man kultivirt ihn dort auf eine beſondere Art, das Ländern genannt. Man bricht das Land dazu vor Winters auf, düngt, pflügt im März oder auch wohl noch eher ſehr tief und ſtreut einige Tage vor der Einſaat Taubenmiſt über den Acker, worauf die Leinſaat eingeeggt und gewalzt wird. Sobald der Flachs 4 bis 5 Zoll lang iſt, ſchreitet man zum Jäten und errichtet alsdann die Geländer auf folgende Weiſe darüber. Längs dem Rande der Beete werden ziemlich ſtarke Holz— gabeln in die Erde geſteckt, jo daß fie 1% Fuß dar— über hervorragen; hierauf werden in dieſe Gabeln quer über die Beete Staugen gelegt und dieſe in's Kreuz mitkleinen Stecken bedeckt, wodurch das Ganze das Anſehen eines Geländers oder Gitters erhält. Der Flachs ſticht nun zwiſchen dem Gehölze hervor und wird gegen das Umlegen vom Winde und Re— gen geſchützt. Man hält dies für die beſte Methode, den Flachs auf gutem Boden zu bauen, indem man ſo gegen das gewöhnliche Verfahren das Fünffache am Ertrage gewinnt. Freilich iſt aber auch dieſe Kulturmethode wegen des großen Holzaufwandes ſehr koſtſpielig. Der Hanfbau wird vorzüglich ſtark im Lande von Terremonde und um die Stadt Tirlemont be— trieben. Letztern Orts düngt man das Land vor Winters, pflügt aber dann im Frühjahre noch drei— bis viermal. Vor der Saatfurche ſtreut man Aſche und allerhand kurzen Dünger aus, ackert dieſen ganz flach unter und beſäet nun das Land. Der Hanf wird hier ſtehend anf dem Felde für ungefähr 50 rheinſche Gulden im Durchſchnitt auf den Morgen verkauft. In einer andern Gegend der Niederlande liefert ein Scheffel Hanfausſaat 10 Schffl. Samen, 96 Pfund feinen Hanf, 80 Pfd. zweiter Sorte, 144 Pfund dritter Sorte und 40 Pfd. Werg; die Holz— büſchel aber betragen 272 Pfd. Der Rapsbau iſt gewiſſermaßen das für Brabant und die Ufer der Dender, was der Flachsbau für Flandern iſt. Der Raps wird dort entweder breit— würfig ausgeſäet oder verpflanzt, und letzteres iſt die eigentliche belgiſche Methode. Der Niederländer hat die Überzeugung, daß ein Land, auf welchem ge: pflanzter Raps geſtanden, einer reinen Brache wenig oder gar nichts nachgebe, ſelbſt wenn zum Raps gar 791 nicht gedüngt worden. Jenes Verpflanzen wird ent— weder mit dem Pfluge, oder mit dem Spaten, wohl auch mit dem Pflanzſtocke vorgenommen. Zur Ge— winnung guter ftarfer Pflanzen muß man ein von Natur gutes, mit kurzem Miſte reichlich gedüngtes Land nehmen, dieſes durch Beackerung möglichft mürbe machen und nicht zu dicht beſäen. Das Ver— pflanzen ſelbſt erfolgt Anfang Oktobers, und die Zubereitung des Landes hierzu beſteht in weiter nichts, als in dem Schälen und Vereggen der Stop— peln. Soll zum Rapſe gedüngt werden, ſo wird der Miſt nach dem Vereggen aufgebracht und ſogleich über das Land gebreitet, aber nicht untergepflügt. Nachdem die gezogenen Pflanzen etwas abgewelkt ſind, werden ſie an dem, dem Verpflanzen vorher— gehenden, Tage mit Stroh in Büſchel gebunden, nach dem Felde gebracht und dort im Vorbeifahren nach und nach abgeworfen. Beim Einſetzen mit dem Pfluge werden die Pflanzen, ſobald zwei Pflugfur— chen umgepflügt ſind, in die hohle Furche mit den Wurzeln ſo gelegt, daß die Krone auf der umgeleg— ten Furche ruht, und die folgende Furche die Wurzel bis an die Krone bedeckt. Nach der Stärke der Pflanzen kann die Entfernung derſelben von einander 6 bis 18 Zoll betragen. Da die Furchen alle beſetzt werden, ſo kommen die Reihen 1 F. weit von ein— ander zu ſtehen. Beim Verpflanzen mit dem Spa— ten und dem Pflanzſtocke können die Pflanzen kleiner ſein, weßhalb man ſpäter ſäet und ein früh geräum— tes Roggenſtoppelfeld dazu benutzt. Daher zieht auch der Belgier dieſe Art, Pflanzen zu ziehen, vor. Hierzu bereitet man das Land durch Voreggen, Ab— harken der Stoppeln, Schleifen und 6 Zoll tiefes Pflügen, wobei der Miſt gewöhnlich in die Furche gelegt wird, vor, und legt den Acker in neue, mit den alten wechſelnde Beete, eggt aber nicht. Als— dann nimmt jeder Stecher ein Beet vor und ftößt den Spaten vier- bis fünfmal neben einander über die Breite des Beetes ein, während er bei jedem Stich mit dem Spaten eine Bewegung von ſich weg und eine auf ſich zu macht, wodurch ſich die Offnung des Stiches erweitert und oben offen bleibt. Hierauf ſtößt er, rückwärtstretend, wieder vier- bis fünfmal ein, und fährt ſo bis zu Ende des Beetes fort. Hier— zu werden drei Pflanzer nöthig, welche auf den Knieen fortrutſchen und zwei Pflanzen in jedes Loch (eine in den einen und die zweite in den andern Winkel) des Stiches legen, welche ſie durch einen Druck mit der Hand oder dem Knie zwiſchen beide Pflanzen befeſtigen. Die Pflanzen kommen hierbei ungefähr 6, die Reihen 12 Zoll von einander, und jene vier Menſchen beſchaffen in einem Tage etwa 230 Berl. Ruthen. Zum Verpflanzen mit dem Pflanzſtocke gebraucht man einen doppelten, mit Ei— ſen beſchlagenen Pflanzſtock, mit welchem man zwei Löcher auf einmal in den Boden machen kann. Hat ſich der verpflanzte Raps erholt, ſo werden die Zwi— ſchenräume der Reihen mit dem mittelſt des Spatens aus den Beetfurchen gehobenen Erdreiche durchge: ſchoſſen. Einige bringen zu großem Vortheil im Winter Jauche auf den Raps; alle aber behacken im Frühjahre die Zwiſchenräume der Rapslinien. 792 Bei der Ernte läßt man den gemähten Raps 10 bis 12 Tage auf dem Felde ſtehen, und driſcht ihn da— ſelbſt auf großen Tüchern aus. Scommerraps ſäet man in Brabant vornehmlich dann in ziemlicher Menge, wenn der Winterrraps zu Grunde gegangen iſt. Winterrübſen iſt aber in Bel— gien wenig bekannt. Mohn baut man im Lande von Waes auf leich— tem, nur wenig gedüngtem Lande, welches im vor— hergehenden Jahre Wintergetreide und darauf Stop— pelrüben getragen hat. Der Same wird im März oder April, mit feiner Erde und Holzaſche vermengt, ſehr dünn ausgeſäet. Beim Jäten werden alle zu dicht ſtehenden Pflanzen bis auf eine Entfernung von wenigſtens 23. ausgezogen. Man bauet dreier: lei Gattungen von Mohn, eine mit grauem, die an— dere mit ſchwarzem Samen beide mit offenen Köpfen, und die dritte, geſchloſſene Gattung wird nur an die Apotheker in Bündeln verkauft. Der Same wird zum Theil im Lande geſchlagen, und das Ol von den gemeinen Leuten und den Bäckern als Butter benutzt. Hopfen baut man ſehr viel in den Niederlanden; man pflanzt ihn 4 Fuß im Quadrat von einander und giebt jeder Pflanze nur eine Stange. Man iſt mit dem Ertrage zufrieden, wenn jede Stange 1 Pfd. Hopfen trägt. Das Rindvieh der Niederländer iſt ein Mittel— ſchlag zwiſchen der größern frieſiſchen und der mehr kleinen, dem nördlichen Brabant eigenen Raſſe. Die Sommerftallfütterung iſt nicht überall in Belgien allgemein und üblich; wo ſie aber vorkommt, da be— ſteht auch die höchſte Kultur und Ergiebigkeit des Bodens. Wieſen werden ſelten in den Niederlanden angetroffen, welcher Umſtand weſentlich zur Verbrei— tung der Sommerſtallfütterung beigetragen haben mag. Die Stallfütterung wird angetroffen : auf ei— nem mageren, dürren Sandboden, wie in der Cam— pine; ferner in einer volkreichen, thätigen und leb— haften Gegend, wie zwiſchen Antwerpen und Mecheln; alsdann in dem Lande der höchſten Induſtrie, wie in dem von Waes, und endlich in einer gewerb— reichen, dem Hopfen-, Flachs- und Rapsbau ange— meſſenen Gegend, wie die um Aloſt. In allen dieſen Diſtrikten ſind nur kleine Pachthöfe vorhanden. Die Stallfütterung findet dagegen nicht ſtatt: in den wei— denreichen Gegenden, und wo die Ackerländereien äußerſt wenig Dünger verlangen, wie in den Pol— dern oder Marſchen in dem Bezirke von Terremonde; ferner da, wo der Boden etwas ſchwer iſt, und die Pachthöfe größer ſind, wie zu Werdt und in der Gegend zwiſchen Löwen und Tirlemont; endlich da, wo der Boden äußerſt ſchwer iſt, die Höfe ſehr groß ſind, und allgemein die eigentliche mit Brache ver— bundene Dreifelderwirthſchaft eingeführt iſt, wie in dem walloniſchen Brabant. | In der Art und Weiſe, das Vieh im Sommer auf dem Stalle zu halten, weicht man hier mehrfach ab. In den Sandländern Brabants läßt man das Vieh erſt gegen die Mitte Auguſt, ſobald die Nach— maht des Graſes herangewachſen iſt, auf die Weide. Später kommt das Vieh auf die Spergelfelder, wo Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. jedes Stück beſonders an einen Pfahl gebunden wird. Indeſſen erhält neben dieſer Weide das Vieh immer auf dem Stalle Morgens und Abends ſeine Portion warme Suppe. Sobald der Spergel zu Ende iſt (Ende Oktober), bezieht das Vieh ſeinen bleibenden Stand wieder, wo es nun eine Ration Suppe mehr, nämlich am Mittage, erhält. Dieſe Suppe beſteht im Winter aus Spreu, über welche das zu habende wenige Grüne geworfen, mit Waſſer übergoſſen und Alles zuſammen gekocht wird. Iſt der Keſſel vom Feuer, ſo werden für jede Kuh ein paar Hände voll Kleie, der ſechste Theil von einem geweichten Ol— kuchen und zuletzt eine Gabe von Buttermilch hin— zugeſetzt. Die Buttermilch gewinnt man aber deßhalb hier in großer Menge, weil der Rahm zum Butter— machen nicht von der Milch abgenommen, ſondern mit dieſer zuſammengebuttert wird. Von jener Suppe erhält die Kuh auf jede Mahlzeit 2 bis 3 kleine Ei— mer voll. Iſt das Grüne zu Ende, ſo bedient man ſich des Spergelheues, d. h. ſolches, von dem der Same gedroſchen iſt, ſtatt deſſen. Am ſorgfältigſten werden die Kühe in den Monaten März und April abgewartet, da man von dieſer Behandlung den Vortheil des ganzen Vorſommers abhängig hält. Man giebt ihnen daher zu jeder Zeit wohl ſtatt der Kleie Buchweizen oder Roggenmehl, aus welchem jedoch das feine Mehl ausgeſiebt worden, oder Sper— gelſamen. Sobald Spergel da iſt, läßt man bei Be— reitung dieſer Suppe die Spreu weg, kocht die grüne Suppe nicht mehr, ſondern brüht ſie blos. Auf die Suppe folgt im Winter jedesmal eine Vorlage Stroh, von dem man das Übriggelaſſene zur Streu verwendet; im Sommer aber giebt man nach ihr einen Arm voll Klee oder Spergel oder allerhand Gras oder Unkraut. Rüben erhalten die Kühe im Spätherbſte, jedoch auch nicht reichlich. Nicht ſelten läßt man dieſe über Winter im Lande und wirft ſie dem Vieh mit Blumen und Stengeln vor. Um Aloſt wird das Vieh meiſtens bis zum Nach— ſommer oder Herbſt auf dem Stalle gehalten und mit Klee gefüttert. Bevor dieſer ankommt, erhält es grünen, mit Stroh kurz zuſammengeſchnittenen Rog— gen und aus dem Felde gejätetes Unkraut. Im Win— ter erhalten die Kühe ſehr warme Fütterung. Als Hauptwinternahrung für das Vieh betrachtet man die hier ganz vorzüglich gedeihenden Stoppelrüben. Man iſt hier der Anſicht, daß die Weidekühe mehr und beſſere Milch geben als die Stallkühe. Im Lande von Waes laſſen einige Wirthe ihr Vieh früher, andere ſpäter und noch andere gar nicht ausgehen. Da hier wenig Spergel geſäet wird, ſo hat man im Herbſte weiter nichts zur Weide als den letzten Auswuchs des Klees. Im Frühjahre und Sommer werden die Kühe im Stalle mit Gras und mit dem aus dem Getreide ausgejäteten Unkraute, hauptſächlich aber mit Klee gefüttert; im Winter aber erhalten fie Haferſtroh, Roggen- und Haferſchrot, Spreu, Rüben, Kartoffeln und Leinkuchenmehl. Sie bekommen ein warmes Getränk, und die Spreu wird mit kaltem Waſſer aufgeweicht, oder mit ge— hackten rohen Kartoffeln vermengt. In der Gegend von Contigh bringt man die * 1 Belgiſche oder niederländiſche Landwirthſchaften. 793 Kühe das ganze Jahr nicht aus dem Stalle. Das erſte Futter im Frühjahre liefern, außer dem an den Rainen der Koppeln gewachſenen Graſe, im Felde überwinterte Rüben; darauf folgt der Klee nebſt andern Raingräſern, und nur höchſt ſelten wird das Vieh auf den dritten Klee- oder Graswuchs gelaſſen. Im Winter erhält das Vieh nebſt dem Stroh täg— lich zweimal warme Suppe und einen Trank. Jene Suppe wird aus Buttermilch, Rüben, Kartoffeln, Möhren, Spreu und aus den Städten oft weit her— beigeholten Bierträbern bereitet. Zu Voorde an der Dender, wo keine Sommer— ſtallfütterung beſteht, treibt man bei ftarfer Sommer: hitze die Kühe des Morgens um 9 Uhr wieder in den Stall, und bringt ſie erſt um 4 Uhr des Nach— mittags wieder auf die Weide. Vor dem Austreiben reicht man den Thieren auf dem Stalle gutes Hafer— ſtroh, um auf der Kleeweide das Auflaufen zu ver— hüten. Wenn das Grüne im Winter aufgefüttert iſt, ſo erhalten die Kühe außer dem Stroh zweimal täglich kalte Suppe aus Spreu, Mehl und Waſſer, wobei das Mehlwaſſer über die vorher trocken in die Krippe gebrachte Spreu gegoſſen wird. Man rechnet in guten Wirtbichaften 6 Pfund Mehl auf jedes Stück. In den Niederlanden wird von Stallfütterungs— kühen ein jährlicher Durchſchnittsertrag von 200 Pfd. und von Kühen auf den Niederungsweiden 280 Pfd. Butter auf das Stück gerechnet. Die Rinder wer— den durchgehends im zweiten Lebensjahre begangen, und die Stallfütterungswirthe laſſen den Stier in jeder Jahreszeit zu; doch geſchieht es größtentheils gegen den Auguſt. Den Kälbern giebt man nach der Geburt einigemal von der Vormilch (faulem Beeſte), von da an aber keine ſüße Milch mehr, ſondern nur Buttermilch, der man nach einigen Monaten etwas Roggenbrot zuſetzt, bis die Kälber im Oktober zur allgemeinen Suppe übergehen. Mit der Maſtung des Rindviehes geben ſich die Ackerwirthſchaften in Brabant wenig ab, mäſten vielmehr nur das Märzvieh. Dagegen ſind die Pol— der unterhalb Antwerpen zum Mäſten beſtimmt und geeignet; die Wieſen werden hier ein Jahr abge— hütet und das andere gemähet. Man nimmt an, daß vom Frühjahre an bis zum Herbſte drei Ochſen auf einem Bunder fett werden können. Das Märzvieh in den Ackerwirthſchaften mäſtet man auf dem Stalle mit Leinkuchenmehl, welches mit Spreu, Buchweizen und etwas warmem Waſſer angemengt wird. Pferde hält man ſo wenig als möglich, und er— zieht ihrer nicht mehr, als man zur Nothdurft haben muß; am wenigſten veredelt man ſie als Lurus— pferde. In Flandern kommen vornehmlich zwei Raſ— ſen derſelben vor, nämlich die urſprüngliche Landes— raſſe, und eine ausländiſche. Das urſprünglich flammländiſche Pferd iſt groß und ſtark, mit breitem Vordertheile, dickem Kopfe und Halſe, voller Bruſt, dickem Bauche, rundem Kreuze, kurzen dicken Beinen und ungeheurem Hufe. Die ausländiſche Raſſe ſtammt von frieſiſchen, däniſchen und neapolitani— ſchen Beſchälern, woraus wieder zwei Arten von Pferden entſtanden ſind, nämlich Kutſchpferde und gemeine Zugpferde, welche beide gut und brauchbar Kirchhof, Landwirth. in ihrer Art ſind. Wegen Mangel an Weiden ver— kauft man die Füllen gewöhnlich ſchon nach dem erſten Jahre an die Roßhändler aus der Normandie, welche ſie zu Hauſe auf ihren großen Weiden 2 bis 3 Jahre graſen laſſen und dann wieder zurückbrin— gen. In der Campine giebt man den Pferden ge— wöhnlich einen Antheil an der allgemeinen Suppe; überall aber werden ſie im Sommer blos mit Klee gefüttert, und wenn dieſer im Herbſte aufhört, ſo erhalten ſie trocknes Futter, wozu man hauptſächlich Möhren mit verwendet. Auf 5 Bunder Acker (26 Magdeb. Morgen) leichten Bodens rechnet man ein Pferd; indeſſen pflügt man doch nur ſelten mit einem Pferde, ſpannt vielmehr, vornehmlich des tiefen Pflügens wegen, gewöhnlich zwei Pferde an. In der Gegend von Contigh arbeitet das Geſpann im Sommer Morgens von 3 bis 6 Uhr, dann von 8 bis 11, Nachmittags von halb 3 bis halb 5, und dann von halb 6 bis 8 Uhr. Bei großer Hitze ruhen die Pferde länger unter Mittage, und arbeiten dafür oft bis 10 Uhr Abends. Auch bedient man ſich hier, mehr aber noch in der Campine, der Ochſen zur Ackerbeſtellung. Man ſpannt die Ochſen in hölzerne Kummete, die ihnen im Nacken angelegt werden, und lenkt ſie mittelſt eines, ihnen über die Naſe an— gelegten Zaumes. Die Schafzucht wird in den Niederlanden, ob— ſchon die Lokalität für ſie nicht günſtig iſt, eben nicht vernachläſſigt. In der Campine legt man ſich ſtark genug darauf, und ſelbſt in dem ſo hoch benutzten Lande von Waes findet man Schafe, ſowie man ſie in der Gegend von Antwerpen durch ſpaniſche Böcke veredelt. Die beſte und feinſte Wolle kommt von den Schafherden in der Gegend von Brüſſel, Tournay und Lille. Die Ardennenſchafe haben feine und kurze Wolle; doch liefern drei dieſer Schafe nicht mehr davon, als eins der Raſſe um Brüſſel. Das luxen— burgiſche Schaf, welches für die größte Art in Eu— ropa gehalten wird, liefert ebenfalls eine feine Wolle. In der Campine ſind die Schafe klein; ſie erhalten im Winter ebenfalls Suppe, daneben Stroh und etwas Spergelheu. Sie gehen den ganzen Winter, ſelbſt bei noch ſo viel Schnee, aus, da ſie an dem hervorragenden Heidekraute immer etwas zu freſſen finden. Ein ſolches Schaf giebt bei der Schur nicht mehr als 1½ Pfd. gewaſchene Wolle. Um Aloſt dagegen geben die Schafe 12 Pfund ungewaſchene Wolle; Hammel und Fettſchafe rechnet man ſogar zu 16 Pfd. Man mäftet dort die Märzſchafe im Winter mit Heu, Leinſaatmehl und hauptſächlich mit Bohnen, die man ihnen im Stroh vorwirft. Da man hier weder Brache noch Schaftriften hat, ſo müſſen die Schafe ihre Hauptnahrung auf den Wie— ſen finden, und wo dieſe nicht ausreichen, ſich auf den Kleefeldern ſättigen. Im Lande von Waes hat man ebenfalls eine große Raſſe von Schafen, welche 12 Pfd. ungewaſchener Wolle tragen. Ihr ganzer Weidegang beſteht blos in einer langen Promenade durch alle Wege und Straßen; doch läßt man ſie auch auf den ſpäten Klee. Liegt der Schnee nicht zu hoch, ſo gehen ſie den ganzen Winter aus und ſuchen ſich durch Scharren mit ee einige Nahrung } 794 unter dem Schnee hervor. Im Stalle ift die Haupt: fütterung Stroh, Heu, ungedroſchener Roggen und Bohnen im Stroh. Mit der Schweinezucht befaßt man ſich in den Niederlanden wenig. Maſtſchweine füttert man in der Gegend von Voorde des Tages viermal mit einem Brei aus zermalmten Kartoffeln, Bohnen und Ha— fermehl; des Mittags erhalten ſie Buttermilch. Was die Gewinnung des Düngers anlangt, jo haben die Niederländer ihre Rindviehſtälle ſo einge— richtet, daß der von dem Vieh abgehende Dünger und Urin im Stalle ſelbſt in einer geräumigen Ver— tiefung hinter dem Stande des Viehes angeſammelt wird, zu welcher die Fuhrwerke durch im Giebel an— gebrachte Thüren gelangen können, und den Miſt von da gleich auf den Acker bringen; der angehäufte Urin zieht ſich aber in eine Vertiefung, aus welcher man ihn als Jauche dem Felde zuführt. Das Rind— vieh ſteht dabei auf einem erhöhten Stande, der alle Tage ein paarmal friſch geſtreut wird, und von wel— chem man alle Morgen den Miſt weg und gleich hinten in die längshin vertiefte Miſtſtellen zieht. In der Campine bleiben die Kühe länger auf dem Miſte ſtehen, daher der Stand derſelben vertieft iſt. In den von Miſt leeren Stall bringt man zuerſt eine / Fuß hohe Lage Sand, worüber man ſtreut und den Miſt nach und nach unter dem Vieh weg— bringt. Sobald ſich aber der Miſt in der Mitte des Stalles angehäuft hat, fo daß die Flüſſigkeit nach dem Stande der Kühe zurücktritt, ſo wird dieſer er— höht, weßhalb nun härtere Streumaterialien, wie Plaggen, Heidekraut u. |. w. untergeworfen werden. Außerdem befindet ſich am tiefſten Theile des Stalles eine Art von offener Miſtpfütze, in welcher ſich die Flüſſigkeit ſammelt; dieſe gießt man entweder un— mittelbar vor dem Ausfahren über den Miſt her, oder verwendet ſie für ſich allein zu verſchiedenen Zwecken. Muß man aber den Dünger dennoch zu einer Zeit ausfahren, in welcher man im Felde keinen Gebrauch davon machen kann, ſo wird er womög— lich bei dem Felde ſelbſt in Haufen gefahren, die mit großer Genauigkeit angelegt werden, und vorn eine Aufs, hinten aber eine Abfahrt haben. Sollen dieſe Haufen lange liegen bleiben, ſo werden ſie ſchicht— weiſe mit einer Lage Erde, Raſen u. ſ. w. oder Heide— häckſel, d. h. an der Erde abgeſchornen Heidekrauts durchſchoſſen, 8 oder 14 Tage vor dem Wegfahren aber umgeſtochen und mit Jauche getränkt. In Flan— dern weicht die Miſtbehandlung von der in Brabant gebräuchlichen etwas ab. Da der Miſt wegen Man— gel an Platz dort nicht ſo lange in den Ställen liegen bleiben kann, ſo wird er in viele flache Gruben ge— bracht, darin zu einem Haufen aufgeſetzt und der Urin aus den Ställen dahin geleitet. Man hat aber auch häufig mit Backſteinen und gewöhnlichem Mör— tel ausgemauerte bedeckte Urinbehälter. Das allgemeine Einſtreuungsmittel in den Nie— derlanden iſt das Stroh und die von dem Felde aus— geeggten Getreideſtoppeln; doch wird in der Cam— pine auch häufig Heidekraut eingeſtreut. Viele Wirthe betrachten daſſelbe jedoch nur als ein ſchlechtes Streu— Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. material, und benutzen es hauptſächlich nur der Trok— kenſtellung des Viehes wegen. Außer dem Stallmiſte von Rindvieh und Pfer— den ſchätzen die Belgier auch die andern Gattungen von Dünger, und ſchaffen ihn oft mit großen Koften herbei. Tauben- und Hühnermiſt, verſchiedene Arten Aſche, Straßenkoth, menſchliche Exkremente und Kalk werden zu Hülfe genommen. Vorzüglich hoch ſchätzt man in den ganzen Niederlanden die Aſche, beſon— ders die holländiſche, weßhalb man ſie ſorgfältig vor Regen ſchützt, und zu welchem Ende ſich jeder Bauer eine kleine Hütte in einer gewiſſen Entfernung von ſeiner Wohnung dazu errichtet, während man bei den Pachthöfen gewöhnlich ausgemauerte Aſchenhäuſer hat. Hier und da düngt man ſelbſt mit Olkuchen, zu welchem Zweck man die Rapskuchen in eine aus— gemauerte Grube oder eine eingegrabene Tonne wirft, fte da in Waſſer oder Jauche aufweichen läßt, und die Flüſſigkeit auf's Feld bringt. Ein Kuchen auf die Ruthe ſoll hinreichen, aber auch nur ein Jahr dün— gen. Zu Tirlemont verwendet man die Hanfkuchen, die überhaupt nicht als Viehfutter geſchätzt werden, zur Düngung ſandiger Acker. Die großen Pachthöfe in den Niederlanden wer: den zu 50 bis 60 Bunder, die mittlern zu 30, und die kleinen, welche man am häufigſten, beſonders in der Nachbarſchaft großer Städte antrifft, zwiſchen 5 und 10 Bunder Land angegeben. Im Lande von Waes, welches einen anſehnlichen Theil von Flan— dern in ſich begreift, beſtehen die meiſten Höfe nur aus 6 bis 7 Bunder und manche haben deren nur 3 bis 4. In dem übrigen Flandern hat der größte Hof wenig mehr als 40 Bunder Land. In Brabant kann man die Höfe im Ganzen zu 10 bis 50 Bunder annehmen. In der Campine halten die Höfe, ohne den Holz- und Graswuchs, 4 bis 10 Bunder. Um Tirlemont findet man Wirthſchaften von 10 bis 100 und 150 Bunder Land. Der Pachtzins eines Bunders beträgt im Durch— ſchnitt: auf ſchlechtem Boden, wie in der Campine, 16 brabantiſche Gulden; auf Mittelboden, wie in der Gegend von Contigh, 45 Gulden; im Lande von Waes 50 Gulden; auf gutem Boden, wie um die Stadt Aloſt, 90 Gulden, und auf Marſchboden 100 und auf Wieſen daſelbſt 120 Gulden. Gute und wohlgelegene Acker verpachten ſich zu 50 Gulden im Durchſchnitt. Übrigens hat die Lage großen Ein— fluß auf die Verſchiedenheit der Pachtpreiſe der guten Acker ſelbſt. Die reine Nutzung eines Bunders Ackerland verhält ſich zu der der Gebüſche wie 3 zu 2, und zu der der Wieſen zweiter Klaſſe wie 4 zu 5. Was die Viehhaltung betrifft, ſo findet man bei Brügge auf einem Pachthofe (Farm) von 34 Bundern, und bei einem Pachtzinſe von 24 Gul— den für den Bunder, 10 Kühe, 180 Stück Schafe, 12 Maſtſchweine und 5 Arbeitspferde. Hier be— ſtehen aber / vom Areal in Wieſen. Bei Tour: nay hat ein Hof von 50 Bundern, bei einem Zinſe von 50 Gulden für den Bunder, 30 Kühe, 180 Stück Schafe, 10 Arbeitspferde, einen Haufen Schweine und Federvieh. In der Nachbarſchaft von Gent, wo die Höfe etwa 30 Bunder enthal— Belgiſche oder niederländische Landwirthſchaft. 795 ten, findet man ſelten mehr als 3 bis 4 Pferde und 10 oder 12 Kühe. Ein Pachthof in der Cam— pine von 10 Bunder Ackerland, 5 Bunder mage— rer Wieſe, 1 Bunder Gehölze, und 8 bis 10 Bun— der abgelegener dürrer Heide, hält 2 Pferde, 7 Kühe und 2 Schweine. Zu ſeinem Betriebe ge— hören Mann und Frau, 2 Knechte, 1 Junge und 2 Mägde. Er trägt 240 Gulden Pacht. Das Klima in den Niederlanden iſt überhaupt feucht und kalt. Die Winter dauern beinahe 6 Mo— nate, und ſind mehr feucht, regneriſch und trübe, als hell und trocken. Gewitter ſind hier nicht häu— fig, und die Winde wehen am meiſten aus Weſten, Nordweſten und Südweſten. Die Nordoſtwinde ſind auch hier zehrend, jedoch nur von kurzer Dauer. Der Feldbau der Belgier, welcher den Boden ſo vollſtändig und mit ſo reichen Ernten ausnutzt, und denſelben überdem noch aus einem magern, dürftigen Zuſtande in einen zarten ähnlichen Zu— ſtand verſetzt hat, der an Ergiebigkeit überhaupt den von Natur reichſten Ackern nicht nachſteht, ver— dient wohl als Muſter und Vorbild angeſehen und benutzt zu werden. Der belgiſche Feldbau verdient dieſes aber um ſo mehr, indem dieſe hohe Kultur mit ihren ausgezeichneten Erfolgen ſchon ſeit Jahr: hunderten beſteht, und daher ihre Nachhaltigkeit und Sicherheit völlig entſchieden iſt. Außer der regen Induſtrie der Einwohner jener Gegend wirkt auf den Flor des Feldbaues der hier ſtattfindende lebhafte Handelsverkehr, die Fabriken und Manu— fakturen, wodurch die ländlichen Produkte leicht und zu guten Preiſen abzuſetzen ſind. Die dadurch vermehrte Arbeit war die Veranlaſſung zu vermehr— ter Bevölkerung, und durch dieſe wurde der trag: bare Boden zerſtückelt und in mehr Hände ver— theilt, weßhalb der Feldbau einen gartenähnlichen Betrieb erhielt. Aber auch das herrſchende Klima hat einen ſehr weſentlichen Einfluß auf den nie— derländiſchen Feldbau. Denn vorherrſchende Feuch— tigkeit in der Luft erzeugt eine reiche Vegetation, und durch das feuchte Klima wird es daher vor— nehmlich in den Niederlanden möglich, doppelte Ernten in einem Jahre von einem und demſelben Acker zu entnehmen, und reiche Ernten von rothem Klee auf früher unfruchtbaren Sandboden zu ge— winnen. Dieſe Futterernten haben aber eine loh— nende Viehhaltung und reichen Dünger zur Folge, wodurch wieder reiche Fruchternten gewonnen wer— den. Wenn man daher anderwärts für Futter- und Düngergewinnung entweder gute natürliche Wie— ſen hinreichend haben, oder einen großen Theil des Ackerlandes dazu verwenden muß, ſo gewinnt der Niederländer den größten Theil ſeines Futterbedarfs als Nachfrucht von einem und demſelben Acker in einem und demſelben Jahre. Wenn ferner ander— wärts zum Nachtheil einer ergiebigen Kultur wegen Mangel an thätigen Menſchenhänden die Acker Brache liegen bleiben müſſen, dann kann der Nie— derländer ſeine kleinern Flächen ſofort nach der Ernte in die vollkommenſte Kultur ſetzen und von Neuem beſäen. Es wird daher für den deutſchen Feldbau im Allgemeinen die niederländiſche Feld— wirthſchaft weniger als ein Ganzes, ſondern viel— mehr nur vieles Einzelne in der Behandlung des tragbaren Bodens zu benutzen fein. Dahin find zu rechnen: 1) Die Ackerwerkzeuge. Der brabantiſche Pflug empfiehlt ſich ſehr durch ſeine Zweckmäßigkeit für krafterſparende und vervollkommte Bearbeitung des Ackers, weßhalb derſelbe auch ſchon in meh— reren Gegenden Deutſchlands in Anwendung ge: kommen iſt. Nicht minder empfiehlt ſich die nieder— ländiſche Egge durch die nach vorn gerichteten Spi— zen ihrer Zinken, indem hierdurch die Wirkſam— keit derſelben auf den Acker nach deſſen Zuſtande ſich abändern läßt, zumal da dieſelbe bei umge— kehrtem Gange ſehr zweckmäßig zum Einbringen der Saat benutzt werden kann. Die Schleife der Niederländer wird überall da mit Nutzen in An— wendung gebracht werden können, wo man bei raſch aufeinander folgender Beſtellung der Acker mit Kulturgewächſen die Getreideſtoppel für Streuma— terial vorher wegſchaffen will. Die Walze iſt den Niederländern vornehmlich wegen Zuſammenhaltung der Feuchtigkeit in der lockern Ackerkrume wichtig; da— her denn ihr Gebrauch überall auf dürrem und loſem Sandboden unbedingte Nachahmung verdient. 2) Die Behandlung des Ackers durch vie— les und meiſt tiefes Pflügen, ſowie auch durch das Anlegen der Beete verdient überall eine ungetheilte Empfehlung. 3) Die Anwendungsart des Düngers bei den Niederländern wird an vielen Orten deß— halb nicht in Anwendung kommen können, weil ſie in der Regel zu viel Menſchenhände erfordert. So zweckmäßig jene Methode auch iſt, ſo läßt ſich dieſelbe doch durch ein weniger Hände erfordern— des Verfahren erſetzen (ſ. oben Dünger). Wenn man in den Niederlanden faſt durchweg zu jeder neuen Beſtellung des Ackers düngt, ſo iſt dies wohl als die höchſte Stufe der Bodenkultur und des Fruchtbaues anzuſehen, und es kann dieſe Stufe des Feldbaues mit Recht als Endziel alles Beſtre— bens im rationellen Feldbau aufgeſtellt werden, ſo wie ſie überall beim Ackerbau verfolgt zu werden verdient. Indeſſen wird ſich doch auch durch andere Mittel und Wege obiges Ziel da verfolgen laſſen, wo begünſtigende Umſtände dafür wie in Holland nicht beſtehen. Das Material zu den Feldfrüchten iſt nämlich bekanntlich der Dünger, und das Mit— tel zur Beſchaffung deſſelben iſt Futter für nutzbare Hausthiere. Wo ſich dieſes aber nicht durch reichen Wieſenbeſtand und Fabrikationsanſtalten u. ſ. w. beſchaffen läßt, da muß ſolches nothwendig durch Anbau von Futtergewächſen geſchehen; und wenn ſich ſolches in Folge ungeeigneten Klimas nicht als zweite Ernte nach den Getreidefrüchten erzielen läßt, muß man daſſelbe auf beſondern anderweitigen Theilen des Feldes bauen. Denn bei alljährlicher Düngung und ſonſt zweckmäßiger Kultur wird ſelbſt der magerſte und unfruchtbarſte Boden dahin ge— bracht, daß er für dieſelbe Arbeit drei- und vier— fach ſo viel Ertrag giebt, als es ohne Dünger ſonſt geſchieht, wobei 100 55 noch im erſtern Falle 796 ſehr weſentlich an Arbeit erſpart wird. Der Futter⸗ bau beſchränkt demnach keineswegs den Getreide— bau in ſeinen Erfolgen für die Ernährung, iſt viel— mehr das ſicherſte Mittel, ſolchen im Ertrage zu erhöhen. Jener Grundſatz der Niederländer aber: „öfter und weniger ſtark, als ſtärker und ſeltener zu düngen“ wird nur bei einem ſchon völlig in Kraft geſetzten Boden, wie ſich ſolcher in Belgien findet, mit Vortheil in Anwendung zu bringen ſein; ſo lange dies aber noch nicht der Fall iſt, wird man die Wirkung des Düngers durch eine ſtarke, wenn auch ſeltenere, Düngung beſſer con— centriren, und dadurch einen noch mehr magern Acker beſſer in Kraft zu verſetzen vermögen. 4) Das Rajolen des Ackers durch Men— ſchenhände, wie dies bei den Niederländern im Gange iſt, kann natürlich nur mit ſehr großem Erfolge für die Tragbarkeit des Bodens verbunden ſein, iſt aber doch in größerer Ausdehnung nur bei einer ſtarken Bevölkerung, wie ſie Belgien hat, aus— führbar. Übrigens ſind dieſelben Zwecke auch ander— wärts durch tiefes und doppeltes Pflügen, mit den nöthigen Rückſichten auf die Natur des Untergrun— des, zu erreichen. 5) Das Feldſyſtem der Niederländer (die umpflanzten oder mit Graben umgebenen Koppeln) hat ſeinen Grund in ihrer Lokalität, indem es ſich hier weſentlich mit um den nicht anderwärts zu beziehenden Holzbedarf handelt; wogegen unter andern Umſtänden eine Einhegung der Felder mit bepflanzten Wällen und Gräben nur ſelten in ſol— cher Ausdehnung zu empfehlen ſein dürfte. 6) Die Fruchtfolge der Niederländer dürfte ſcheinbar Tadel verdienen, da ſie Halmgetreidear— ten ununterbrochen und raſch auf einander folgen laſſen; indeſſen darf man dabei jene Zwiſchenern— ten von Rüben, Möhren und Spergel und vor— nehmlich die alljährlich wiederkehrende Düngung nicht überſehen, und man wird dann ſicher nichts daran auszuſetzen haben. Man findet überall bei vielen Getreideernten zugleich viele und reichliche Futterernten, ſowie auch beide nach Maßgabe der natürlichen Güte und Beſchaffenheit des Bodens gewählt erſcheinen; oder man trifft ein großes Wieſenverhältniß bei dem Feldareal, oder der Belgier kauft endlich auch Futter von auswärts und füttert zur Gewinnung von kräftigem Dünger nöthigen— falls Körner. Wollen wir hingegen jene Frucht— folgen der Niederländer, bei welchen der Stroher— trag das Weſentlichſte für die Düngerproduktion leiſtet, und nur eine oder höchſtens zwei Futter— ernten auf zwei- bis dreimal fo viel Fruchternten kommen, nachahmen, ohne, wie die Niederländer, jene Erſatzmittel von zugekauftem Futter u. ſ. w., oder von einem reichlichen Verhältniß von Wieſen— heu in Anwendung zu bringen, ſo würden wir ſicher den Boden bald erſchöpfen und endlich ganz verarmen laſſen. Daher werden in den meiſten Fällen nur diejenigen der oben angeführten Frucht— folgen nachgeahmt zu werden verdienen, welche jährlich eben ſo viel tragbares Land mit Futter— mitteln beſtellen, als die Fruchternten einnehmen, Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. wenn anders nicht Zwiſchenfutterernten zu gewin— nen ſind; dann wird ſich auch unſer Feldbau ſelbſt— ſtändig und ohne alle Hülfe von außen in ſteigen- dem Flor erhalten. Wegen des feuchten Klimas in den Niederlanden gedeihen die Möhren und Rüben ſehr gut, weßhalb ſich dieſe Gewächſe als Futtermittel dort ſehr empfehlen. Indeſſen findet man in dem größten Theile Deutſchlands eine der— gleichen Begünſtigung jener Futtergewächſe nicht; daher werden dieſelben nur ſelten in der Getreide— ſtoppel mit einem leidlichen Ertrage gebaut. Auf Gewinnung jener Futtermittel als Nebenfrucht be: ruht aber der ausgedehnte Getreidebau der Nieder— länder, während man in Deutſchland in den mei— ſten Fällen zur ſichern und höchſten Ausnutzung des Bodens eben ſo viel Fläche dem Futterbaue, als dem Getreide angewieſen wird, geben muß. Bei der zu wählenden Fruchtfolge darf aber auch die Reinhaltung des Bodens vom Unkraute durchaus nicht überſehen werden. Doch dürfte ſich das Jä— ten der Getreidefelder, wie es in den Niederlanden ftattfindet, wegen Unzulänglichkeit der Menſchen— hände, wohl ſchwerlich in Deutichland in der no: thigen Ausdehnung bewirken laſſen. Daher kann der deutſche Landwirth nur bei ſolchen Fruchtfolgen beſtehen, welche das Unkraut, ohne Jäten der Ge— treidegewächſe, niederhalten. Ob man zwar gleich im Allgemeinen in Deutſchland für die erforder— liche Düngerproduktion beſondere Acker und aus— ſchließlich für den Futterbau beſtimmen muß, ſo wird man doch auch in mehreren Gegenden Deutſch— lands recht gut im Stande ſein, nach belgiſcher Me— thode hinter früh geernteten Getreidefrüchten, vor— nehmlich aber Winterölfaaten, noch Spergel und Rü— ben als Futterbeihülfe zu gewinnen, und ſomit eini— germaßen Ackerfläche für den Fruchtbau zu erſparen. 7) Die Behandlung der Einſaat, als Eineggen, Walzen und Wartung der Saaten über— haupt, verdienen alle Beachtung und Nachahmung, nur daß man den Zweck des Jätens in Deutſchland meiſt auf andere Weiſe zu erreichen ſuchen muß. 8) Der Anbau des rothen Klees, wie dieſen die Niederländer betreiben, verdient ebenfalls Nachahmung. Was bei jenen die Aſche für den Klee iſt, iſt in vielen Gegenden Deutſchlands der Gyps; indeſſen wirkt freilich jene als Reiz- und Nahrungsmittel zugleich für die Pflanzen, während der Gyps nur als Reizmittel betrachtet werden kann. Während in Deutfchland die Luzerne, welche in den Niederlanden wegen des naſſen Untergrun— des nicht fortkommt, häufig mit glücklichem Erfolg angebaut wird, gedeiht bei der hohen Kultur der Niederländer der rothe Klee dort ſehr gut auf Sand— boden, wogegen Deutſchland zur Zeit wohl nur we— nige taugliche Sandäcker dazu hat. 9) Der niederländiſche Flachsbau auf friſch und ſtark gedüngtem Boden gewährt nur durch's Jäten die dortigen großen Vortheile. Wo dieſes aber nicht ausgeführt werden kann, darf der Lein bei uns nur auf gut gereinigtem Lande ohne friſchen Dünger gebaut werden, wozu ſich vorjäh— Engliſche Yandwirthichaft. 797 riges Kartoffel- oder Kleeland im deutſchen Feld— bau am beſten eignen wird. 10) Der Hanf- und Rapsbau, ſo auch die Som merſtallfütterung des Viehes, wie ſolche an vielen Orten Deutſchlands vorkommen, ſtehen hinſichtlich ihrer Anwendung und Ausübung der in den Niederlanden nicht nach. 11) Die niederländiſche Düngergewin— nung kann wohl überall als Muſter aufgeſtellt werden. Der Niederländer widmet mit Recht ſeinem Dünger ebenſo Gebäuderaum und Obdach, als ſeinen geernteten Früchten und dem Vieh. Alles, was düngende Kraft enthält, wird dort geſammelt, aufbewahrt, gekauft und gut bezahlt. Man wird allerdings für größere Ackerwirthſchaften in Deutſch— land den Gebäuderaum zu bedeutend finden, wel— cher zur Behandlung des Düngers nach niederlän— diſcher Art nöthig iſt, ſowie auch den Streubedarf dazu in vielen Fällen kaum zu beſchaffen ſein möchte. Allein es kommt hierbei weniger auf das dazu in Anwendung gebrachte Mittel, als vielmehr nur auf Verfolgung des Zweckes an, nämlich je— den Verluſt an den erzeugten Miſt und Urin zu vermeiden, was auch durch andere Mittel geſchehen kann, wie dies bei andern eigenthümlichen Feld— wirthſchaften zu erſehen iſt. So ſetzt man z. B. in Holſtein den Dünger auf der Dungſtätte des Hofes oder auch wohl neben dem zu bedüngenden Felde in Haufen, und verwendet ihn, in Heide— und Moorgegenden mit Heideplaggen und Moder oder an der See auch mit Seegras gemengt, zu den Winterſaaten. 12) Mergel und Kalk wird bei den Nie— derländern, beſonders wegen der Feuchtigkeit des dortigen Bodens und Klimas, hauptſächlich aber durch die häufige Anwendung des thieriſchen Dün— gers, heilſam und nützlich, während hingegen unter entgegengeſetzten Umſtänden beide Mittel, in dem— ſelben Verhältniß in Anwendung gebracht, nur be— deutende Nachtheile zur Folge haben würden. 13) In der Schafzucht ſteht wohl der Deut— ſche dem Niederländer nicht nach; nur giebt Letz— terer den Beweis, wie ſehr reiche und kräftige Füt— terung auch auf dieſes Thier wirkt, indem das niederländiſche Polderſchaf hierdurch gleichſam ein Mittelding von Rindvieh und Schaf geworden iſt, indem es, fett gemacht, kleinem und verkrüppeltem Rindvieh im Fleiſch- und Fettertrage wenig nachgiebt. Engliſche Landwirthſchaft. Dieſe Wirthſchaft iſt für den deutſchen Land— wirth um ſo wichtiger, je mehr der Ackerbau Eng— lands der verbeſſerten deutſchen Feldwirthſchaft zum Modelle gedient hat. Obſchon Großbritannien in beträchtlich nördlicher Breite gelegen iſt, ſo iſt die Witterung dort doch über Erwartung mild, ſo daß im Durchſchnitt ein üppiges Pflanzenleben herrſcht. Selbſt Schottland ſteht hinſichtlich ſeines Klimas wenig der Beſchaf— fenheit des mittlern Theils vom Feſtlande nach, und Irland zeigt einen noch mildern Charakter als das Hauptland von Großbritannien. Übrigens ſpielen die in England wehenden Winde eine wich— tige Rolle in dem Klima deſſelben. Denn während der Weſtwind von der über dem atlantiſchen Ocean befindlichen wärmern Luftmaſſe erzeugt wird, iſt der trockne Oſt- und Nordoſtwind, welcher von den kalten Strichen des nördlichen Feſtlandes her— kommt, deſto erſtarrender und nachtheiliger für das Leben und Wachsthum; und ſelbſt die Südwinde verlieren deſto mehr ihre warme Beſchaffenheit, je längere Zeit ſie über ein benachbartes Feſtland hin— gezogen waren. Glücklicher Weiſe ſind jedoch die Weſtwinde in Großbritannien weit häufiger, als die Oſtwinde. Die Heftigkeit der herrſchenden Winde iſt im Durchſchnitt groß, zum Theil wüthend, be— ſonders im Winter und zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche. Überhaupt findet beinahe überall in Großbritannien faſt das ganze Jahr hindurch eine bemerkbare Luftbewegung ſtatt; daher auch hier höchſt ſelten im Sommer eine drückende Hitze em— pfunden wird; dieſe iſt vielmehr im Durchſchnitt kühl, und man hat nur hier und da einige ſehr warme Tage. Den hauptſächlichſten Antheil daran hat, außer der Nähe des Meeres, vorzüglich die Häufigkeit der Regen, indem Großbritannien, im Ganzen genommen, das Land der Regen und Ne— bel iſt. Im Ganzen genommen iſt das Frühjahr in Großbritannien regneriſch, mit warmen Tagen ab— wechſelnd; im Norden von Schottland freilich fro— ſtiger und trauriger; der Sommer iſt kühl, ver— änderlich, mit gelegenheitlichem Regen, hie und da einigen ſehr heißen Tagen; der Herbſt im Anfange ziemlich warm, ſpäterhin windig, regneriſch und rauh, und der Winter zwar nicht bedeutend kalt, da der Schnee ſelten lange liegen bleibt, aber da— für deſto unangenehmer und ungeſunder durch ſeine Regenkälte und ſchnell aufeinander folgende Tem— peraturveränderung. Der ganze nördliche und weſtliche Theil von Großbritannien iſt gebirgiger, als die öſtlichen Pro— vinzen dieſes Reichs; nur Irland allein macht hiervon eine Ausnahme, wo die Gebirge im Durch— ſchnitt weit niedriger ſind, als in dem gegenüber liegenden Schottland oder Wales. Der ganze Oſten und Südoſten von Großbritannien zeigt dagegen mehr gerundete, wellenförmige Hügelreihen von geringerer Höhe, welche hie und da ſelbſt bedeu— tende Ebenen in ſich ſchließen. Daher kommt es denn auch, daß der ganze Weſten von England und Schottland faſt beſtändig von Regengüſſen überſchwemmt wird, indem die wolkenreichen Weſt— 798 winde ſich großentheils an den dortigen Felſen— mauern brechen und ihres Inhalts dabei entledi— gen, während der dem trocknen Oſtwinde mehr ausgeſetzte Oſten weniger naß, aber auch um ſo rauher und kälter iſt, vornehmlich in den nördlichen Bezirken. Der Oſten von Schottland wird verhält— nißmäßig weniger bewäſſert, als der Norden und Weſten; der mittlere Theil von Schottland iſt aber reicher an Quellen, und die verhältnißmäßig we— nigſten Quellen finden ſich in Südweſten von Eng— land. Der Oſten von England hat im Durch— ſchnitt hartes Waſſer, der Norden und Weſten da— gegen weicheres. Der Norden und nördliche Weſten von Schott— land iſt für den Anbau weniger geeignet und meiſt von hochgelegenen Heiden durchzogen; doch zeigt ſich die nördliche Seite der Berge dieſes Landes wegen ihrer durchſchnittlich ſanftern Abdachung fruchtbarer, als die ſüdlichere, obſchon auch hier mehrere Thäler eine große Fruchtbarkeit zeigen. In mancher Gegend dieſes Landes ſtehen die ausge— dehnten Torflager dem Anbau entgegen, ſo vor— nehmlich im Oſten von Mittelſchottland. Aber auch in dem ſonſt ſo ergiebigen Irland erſcheinen 100,000 Morgen Landes dadurch verdorben. Weiter gegen Süden herab nimmt in Schottland die Fruchtbar— keit des Bodens zu, der jedoch die Gebirge in der Nähe des engliſchen Gebiets ihr bald wieder eine verhältnißmäßige Grenze ſetzen. Daſſelbe gilt von den nördlichen Theilen Englands ſelbſt, die, ſowie auch die ganze Kohlengegend, im Durchſchnitt mehr zur Weide und Wieſe geeignet und größtentheils auch dazu benutzt wird. Erſt wo die Mergel- und Kalkbildung anfängt, vorzüglich im Südweſten, beginnt der Garten von England; im eigentlichen Weſten dagegen erſcheinen blos die Thäler und niedriger gelegenen Gegenden fruchtbar. Den ſchön— ſten Theil aber bilden die warmen Thäler des Sü— dens. Im Ganzen genommen findet man in Groß— britannien wegen des feuchten und verhältnißmäßig milden Klimas eine auffallende Uppigkeit des Pflanzenlebens, vorzüglich des Graswuchſes. Die Ackerkrume iſt hier, wie faſt überall, von ſehr verſchiedener Beſchaffenheit, und man findet den ſtärkſten Klai, milden Lehm, ſandigen Lehm, lehmigen Sand und Flugſand; nirgends aber ge— wahrt man große Steine in der Ackerkrume. UÜbri— gens findet man wohl ſchwerlich in England noch irgendwo die Urmiſchung des Bodens, indem der Engländer dieſe durch ſeinen Compoſt völlig um— geändert hat; daher ſieht der Sandboden grau aus und iſt bindend geworden, ſowie der Thonboden eine unglaubliche Anlage zum Zerfallen und Krü— meligwerden hat. In der ſchlechteſten Sandgegend findet man Kunſtſtraßen von Granitſteinen, beraſte, die Koppeln umgebende Erdwälle, und den Sand auf den Koppeln durch Compoſt zum Weizen- und Gerſtenbau geſchickt gemacht. Im Betreff der Wege kann man nichts Schö— neres, aber auch zugleich nichts Kunſtloſeres ſehen, als die Kunſtſtraßen der Engländer. Faſt überall, wo nicht Kreide oder Kalk den Untergrund in Eng— Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. land bilden, ſtehen kleine, wallnußgroße Granit— ſteine mit Feuerſteinen untermiſcht, welche mit einer gelben klebrigen Ackererde überzogen ſind. Dieſe Steine werden nun da, wo eine Kunſtſtraße ange— legt werden ſoll, ſo hoch aufgefahren, bis eine Wölbung gebildet iſt. Man findet hier an den Seiten keine Gräben, auch keinen Sommer- und Winterweg, nur ſelten geradlinige Wege, meiſtens auch nur ſo breit, daß ſich eben zwei Wagen aus— weichen können, und doch bemerkt man nirgends ein Geleiſe im Wege, da jene kleinen Granitſteine ſich vermittelſt ihres Kittes feſt aneinander binden, und durch die breiten Felgen der Frachtkarren zu einer einzigen feſten Maſſe zuſammengepreßt wer— den, die nicht verwittert und der die ſtärkſte Rei— bung nichts ſchadet. Außerdem hat nächſt Amerika kein Land ſo viel für die Anlage und Benutzung der Eiſenbahnen gethan, als England, welches frei— lich aber auch durch ſeinen großen Reichthum an Steinkohlen und Eiſen ganz dazu geeignet iſt. Das Kapital, welches die Landwirthſchaft in Großbritannien beſchäftigt, ſowie der Ertrag, wel— chen dieſelbe dem Lande gewährt, ſind ſehr beträcht— lich; jenes hat man neuerlich nahe an 1902 Mil— lionen Pfd. Sterling, dieſen aber zu 246% Mil— lionen Pfd. angegeben. Außerdem rechnet man noch den Ertrag der techniſchen Produktion Groß— britanniens nahe an 159 Millionen Pfd. Sterling. Zur Ausfuhr gelangen in England allerhand Fabrikate und Manufakturerzeugniſſe, beſonders Wolle-, Seiden-, Linnenwaaren, Gewebe aller Art und Garne. Dagegen werden in beträchtlichen Quantitäten eingeführt: Getreide, Wolle, Weine, Butter (aus Oſtfriesland, Oldenburg und beſon— ders Holſtein), Eier (aus Frankreich jährlich 60 Millionen Stück). Die Grundbeſitzer Englands ſind entweder Lords oder reiche Bürgerliche; letztere ſind entweder unum— ſchränkte Beſitzer, Frenholders, oder Coppholders, d. i. zwar erbliche Eigenthümer, aber doch von der Krone, der Geiſtlichkeit oder einem Land belehnt. Klei— nere Landeigenthümer letzterer Klaſſe, die ſelbſt mit Hand anlegen, werden Meomen, die größern, wel— che auf einem guten Fuß leben, den feinern Ton an— nehmen und die gute Geſellſchaft mithalten können, Gentlemen genannt. Außerdem giebt es noch viele Häuslinge (Cottagers), welche nur ein Haus und einen Garten gemiethet haben, oder auch ei— genthümlich beſitzen, und im Tagelohn oder Ver— ding arbeiten, und jetzt wohl die zahlreichſte Klaſſe des Volkes ausmachen. Wenn ſie verarmen, müſſen ſie von ihrer Gemeinde verſorgt werden. Haupt— ſächlich wird jedoch die Landwirthſchaft von Päch— tern (Farmers) betrieben, die ſich wieder in kleine, in ſimple und in Gentlemen-Farmers un— terſcheiden. Beide letztere unterſcheiden ſich bloß durch ihre Art zu leben von einander. Übrigens werden Prunkloſigkeit und Einfachheit unter allen Klaſſen vorwaltend angetroffen, und vielleicht nur in der Kleidung dagegen geſündigt. Die engliſchen Dörferinnen kommen mit langen Kattunkleidern, darüber einen ſcharlachrothen Mantel von feinem Engliſche Landwirthſchaft. Tuche und einem modernen ſeidenen oder auch fei— nem Strohhute geſchmückt, nach dem Markte, wäh— rend die verkäuflichen Produkte ſelbſt auf Wagen dahingebracht werden. Die Männer tragen einen Frack von feinem Tuche und elegantem Schnitt, und darüber einen ſaubern leinenen Überwurf. Bei der Feldarbeit ſind Männer und Frauen mit ſtar— ken ledernen Handſchuhen verſehen. Die Farmer erſcheinen in der Kleidung und mit dem Anſtande der höhern Klaſſen in Deutſchland auf den Märk— ten, indem ſie zu Pferde oder zu Wagen kommen und nach den mitgebrachten Proben ihrer ländli— chen Ereigniſſe mit den Käufern Verträge ab— ſchließen. Muſik und Blumenzucht dienen ihnen vorzüglich zur Verſchönerung des Landlebens, wo— zu man beſonders die jungen Leute anleitet. Der engliſche Landmann iſt von geradem bie— dern Charakter und zurückhaltend. Er zeigt das größte Intereſſe für alles, was ſein Fach betrifft, nur muß dieſes aus England ſelbſt kommen. Da— her kennt er bald jene Erfindung ſeines Faches und lernt ſie ebenſo bald würdigen. Außerdem legt er ſich vorzüglich auf Handel, mithin auf Waaren— kenntniß, ſo weit ſie ſein Fach angeht. Er iſt gaſt— frei, aber nicht ſchwelgeriſch; reiſt gern auf alle Märkte und liebt öffentliche Zuſammenkünfte recht ſehr, indem er belehrt nach Hauſe zurückkommt. Wenngleich Stolz und Steifheit vom engliſchen Pächter nicht wegzudisputiren iſt, ſo iſt doch jener Stolz edlerer Art und ſeine Steifheit behaglich, da ein gerader, unverſteckter Sinn dabei iſt. Sonſt liebt er einen gut nährenden, immer gleichen Le— bensgenuß; daher das beſte Brot, guter Porter oder Ale und friſches Fleiſch beſtändig vorräthig ſind. Doch hat ſich jetzt leider die Lage der dor— tigen Grundeigenthümer und Ackerbauer bedeutend verſchlechtert. Die Pächter werden durch zu hohe Pachtpreiſe und allerhand Beſchränkungen zu Grunde gerichtet, die kleinen Landeigenthümer ver: ſchwinden und ihre Güter werden von den großen Eigenthümern verſchlungen; der Boden verſchlech— tert ſich durch erzwungene Produktion, und durch die Armuth der Pächter vermindert ſich das Horn— und Schafvieh. In vielen Theilen Englands ſind einzelne, ſeit undenklicher Zeit bebaute Striche ver— laſſen worden, und die Armentaxe und die übrigen Laſten wachſen in einem furchtbaren Verhältniſſe. In manchen Gegenden hat der Werth der Lände— reien um die Hälfte abgenommen, und ob man gleich die Pachtſchillinge um 40 Procent vermin— dert hat, ſo bleiben ſie doch nicht ſelten unbezahlt, ſowie die Eigenthümer häufig nicht einmal Pächter finden können. N Trotz eines auch nur langſamen Ganges im Ackerbaue haben doch die Engländer viel ſchnellere Fortſchritte gemacht, als ihre Nachbarn. Der ge— meine Kohl wurde zuerſt in der erſten Hälfte des 16. Jahrhunderts von den Niederlanden aus ein— geführt; auch Rüben, Möhren, Paſtinaken, zeitige Erbſen, Rübſamen u. ſ. w. erhielten die Englän— der von dort. Überhaupt aber waren die Nieder— länder im Allgemeinen den Britten Vorgänger, ſo— 799 wohl im Handel als im Ackerbau. In den frühe— ſten Zeiten war das Land an große Eigenthümer vertheilt und wurde für deren Vortheil von Ab— hängigen verſchiedener Gattung bebaut. Wegen geringer Bevölkerung der Städte fehlte es an Ab— nehmern für die Ackerprodukte, während der Adel im Überfluß ſchwelgt. Erſt mit dem wachſenden Handel und Reichthum vermehrte ſich die Zahl der kleinen Landeigenthümer, die nach und nach von dem Adel Grundſtücke an ſich brachten. Die wich— tigſten praktifchen Fortſchritte des engliſchen Acker— baues bewirkte aber jene merkwürdige Akte unter Karls I. Regierung, welche alle Korneinfuhr ver— bot, die Ausfuhr aber nicht nur geſtattete, ſondern noch durch anſehnliche Prämien begünſtigte. Nun war Spekulation, Kraft und Vermögen der Nation auf den inländiſchen Ackerbau gerichtet, ſo daß die— ſer jetzt das Reich nicht nur hinreichend mit Korn und mit einem Überfluſſe landwirthſchaftlicher Pro— dukte verſorgte, und dadurch den Handel und die Manufakturen hob, ſondern auch jährlich für 2 Mil— lionen Pfd. Sterling Überſchuß zur Ausfuhr lie— ferte. Nun wurden ſelbſt in den unfruchtbarſten Provinzen die Gemeinheiten getheilt und die Län— dereien durch Koppeln eingehegt. Je thätiger man den Ackerbau betrieb, deſto höher ſtieg der Werth der Ländereien, weßhalb man nun darauf denken mußte, ſie vortheilhafter zu benutzen. Da nun die Landwirthſchaft von vielen Gelehrten wiſſenſchaft— lich betrieben und gelehrt wurde, ſo gewann ſie einen bedeutenden Aufſchwung, ſo vornehmlich durch Tull und ganz beſonders durch Young. Außer— dem bildeten ſich auch noch in England nach und nach viele Geſellſchaften, welche die Landwirth— ſchaft zu ihrem Hauptgegenſtande machten. Die wichtigſte und einflußreichſte Anſtalt dieſer Art für die Landwirthſchaft iſt aber der von Sinclair ge⸗ gründete Board of agrieulture (Ackerbaubehoͤrde), wo Alles, was die geſetzgebende und ausübende Macht zur Beförderung des Ackerbaues thun und anordnen kann, in Vorſchlag gebracht, berechnet, geprüft und vorbereitet wird. Sowohl über die Größe der Bodenfläche Groß— britanniens überhaupt, als auch im Betreff des kultivirten Theils deſſelben ſind die Angaben ſehr ſchwankend. Die Bodenfläche giebt man nahe auf 77,400,000 Acres an, und rechnet davon 19,136,000 auf Acker- und Gartenbau; 27,387,000 auf Wie— ſen und Weiden; 15,000,000 unkultivirtes aber kulturfähiges Land, und 15,872,000 Acres keiner Kultur fähiges Land. In dem brittiſchen Reiche kommt es im Betreff der Beſteuerung des Grund— eigenthums und des landwirthichaftlichen Gewer— bes eben nicht ſo weſentlich auf eine genaue Kennt— niß der Flaͤchengröße des Grund und Bodens, wie in ſolchen Staaten, an, in welchen die Grund— ſteuer einen der vorzüglichſten Zweige des öffent— lichen Einkommens bildet. Die unter Wilhelm III. zu 4 Schilling von jedem Pfd. Sterling Pacht oder Rente regulirte Grundſteuer iſt unverändert geblieben, obſchon man dieſelbe, welche damals zu 10 Millionen Pfd. Sterling veranſchlagt worden, 800 Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. jetzt auf 50 Millionen Pfd. Sterling ſchätzt. Der Zehnt beläuft ſich für den Acre auf 3 Schilling; der Armenbeitrag zu 1½ Schilling für den Acre feſtgeſetzt, erreicht von dem Ackerlande die Summe von 153,000 Pfd., indeſſen muß dieſelbe ein Jahr in's andere zu 7 Millionen Pfund angenommen werden. Alle großen Beſitzungen ſind in mehrere kleine Farms getheilt, welche nach ihrer Größe mit den nöthigen Gebäuden verſehen ſind. Man findet die— ſelben zu 20 bis zu mehrern Tauſend Acres; doch trifft man letztere nur in minder kultivirten Gegen— den mit noch großen uneingehegten Weidegängen, und überhaupt ſelten. Die meiſten Farms enthal- ten 200 bis 800 Acres. Dieſe Farms werden ent— weder auf eine Pachtzeit von 14 bis 50 Jahren oder auf Lebenszeit ausgethan, oder es ſteht end— lich in der Willkür beider Theile, ſich zu kündigen, wenn ſie wollen, obſchon der Eigenthümer, ohne ganz beſondere Urſachen, nicht leicht Gebrauch von letzterer Einrichtung macht. In verſchiedenen Ge— genden betrachtet der Pachter ſeinen Hof als erb— und eigenthümlich; er vererbt ihn auf ſeine Kin— der, vermacht ihn, ja verkauft ihn ſogar, natür— lich mit Einwilligung des Gutsherrn, welcher dieſe aber ſelten verſagt. Oft hat der Farmer Verbeſſe— rungen der Ländereien oder der Gebäude mit Ge— nehmigung ſeines Gutsherrn vorgenommen, welche dieſer bei ſeinem Abgange bezahlen müßte; wenn dieſes aber auch nicht der Fall wäre, ſo würde ſich doch in einigen Gegenden ein Gutsbeſitzer die ganze Gegend zum Feinde und alle ſeine Farmers auf— ſäſſig machen, wenn er einem ohne erhebliche Ur— ſache aufkündigen wolle, und es würden ſich nicht leicht andere bei ihm als Pächter einfinden. Läßt er dagegen die alten Farmer und ihre Familien in ungeſtörtem Beſitze, ſo lange ſie ihren Pacht ordentlich abtragen, ſich gut aufführen und ihren Hof in Ordnung halten, ſo ſind ſie ihm auch herz— lich ergeben und betrachten ihn wie ihren Vater. Wo die kleinen Landeigenthümer wahrnehmen, daß der Pachter eines größern Hofes ſich ungleich beſſer ſtand, als ſte, verkauften ſie häufig ihr kleines Eigenthum an benachbarte Gutsherren oder andere reiche Leute, und legten ſich mit dem dafür erhal— tenen Kapitale auf's Pachten. Mehrere ſolcher klei— nern zuſammengekauften Höfe wurden nun in einen größern Farm zuſammengezogen; daher iſt in eini— gen Gegenden die Klaſſe der Yeomen oder eigent— lichen Bauern faſt ganz verſchwunden und man findet daſelbſt nur Farmers und Cottagers. In England findet man neben und unmittelbar an den Kunſtſtraßen kleine Häuſer, oft mit Rohr gedeckt, aber mit ſchön angemachten Thüren und Fenſtern, die, wie die Fenſter in London, beim Aufmachen in die Höhe geſchoben werden, und mit einem an der einen Seite des Hauſes aus— wärts in die Höhe gehenden Schornſteine. Vor dieſen Häuſern ſind jedesmal kleine niedliche Blu— mengärten durch ein Stacket befriedigt. Die Be— wohner ſind Tagelöhner oder Fabrikarbeiter. Die Landgüter ſelbſt liegen einige hundert Schritte hin— ter dieſen kleinen Häuſern und neben denſelben. Faſt jedes Gut iſt ftatt eines Grenzgrabens mit einem 20 Schritte breiten Saume Waldung von Lerchenbäumen, Eichen, Weimuthskiefern u. ſ. w. umgeben, welcher noch mit einem ziemlich ſchlech— ten Stackete, oft auch mit einem bloßen Graben oder Aufwurfe eingefaßt ift. Unmittelbar auf dieſes Gebüſch folgt ein großer Raſenplatz mit einem Teiche oder von einem Bache durchſchnitten, dann folgt das Landhaus des Eigenthümers, was zwar nicht eben groß, ſelten jedoch unter zwei Stock— werken und allemal maſſiv, von Backſteinen iſt, und bei dem auswärts an den beiden Giebelſeiten ge— rade in die Höhe gehenden Schornſteine angebracht ſind. Bon außen herrſcht in dieſen Gebäuden die größte Nettheit und in denſelben eine ausgezeich— nete Reinlichkeit. Alle Zimmer und ſelbſt die Trep— pen ſind mit wollenen Fußteppichen belegt, und die Möbeln ſämmtlich von Mahagoniholz. Hinter die— ſem Herrenhauſe liegt, völlig von denſelben ge— trennt, die Meierei (Pachthof, Farm), an deren Gebäude der Engländer eigentlich faſt gar nichts wendet. Ein kleines maſſives Haus für den Päch— ter; ein Pferdeſtall mit durch Lattenwände getrenn— ten einzelnen Pferdeſtänden und meiſtens perpen— dikular ſtehenden aufen, und eine in dieſem Ge— bäude angebrachte, quer durch daſſelbe gehende Dreſchdiele, dann ein Schweinekoben und endlich ein kleines, an der Seite offenes Gebäude, in welchem beim Regen das Vieh Schutz findet, und worin die Ackerwerkzeuge untergebracht werden, iſt alles, was ein Pächter hat. Alles Korn, Heu, Kleeheu und Stroh kommt in Feimen, welche ſtets nur ſehr klein ſind und meiſtens ein längliches Vier— eck bilden. Die meiſten derartigen Miethen beſtehen aus 15 bis 20 Karren Weizen, Gerſte, Heu u. ſ. w.; oder überhaupt aus ſo viel Fudern, als ein Pächter in einem Tage mit ſeinem zweirädrigen Karren nach Hauſe holen kann. Eigentliche Dörfer findet man in England nicht. Durch ſeine Pflüge, welche man von großer Verſchiedenheit findet, hat es der Engländer in der gartenmäßigen Lockerung des Erdreichs zu einer Vollkommenheit gebracht, welche die Arbeit mit dem Spaten weit hinter ſich läßt. Alle Pflüge, ſowie alles Ackergeräthe überhaupt, ſind mit Olfarbe an— geſtrichen. Auch die Eggen findet man in großer Mannig— faltigkeit bei den Engländern; ſie haben einfache, doppelte und dreifache Eggen, ſowie auch Eggen mit und ohne Räder, mit und ohne Sterzen; Eg— gen mit kurzen oder langen perpendikulär ſtehenden, und bis mit 2 Fuß hohen vorwärts ſtehenden ge— bogenen Zinken, endlich ganz eiſerne Eggen, an welchen die Zinken mit Schraubenmuttern befeſtigt ſind; hölzerne Zinken trifft man aber nirgends an. Unter den Drill- und Säemaſchinen iſt die des Predigers Cook am allgemeinſten im Gebrauche; ſie koſtet 20 Pfd. Sterling, und von Smith ver— beſſert doppelt ſo viel. Auch giebt es mehrere Arten von Drillpflügen, welche aus einem Saatkaſten eine Reihe Frucht auswerfen, die dann ſofort vom Streichbrete mit Erde bedeckt wird. Zum Säen von Engliſche Landwirtbichaft. Gras- und Kleeſamen u. ſ. w. bedient man ſich der Bannet'ſchen Maſchine, wie ein Schubkarren ge— formt, auf welchem man eine lange, leichte Krippe führt, in welcher eine eiſerne mit Bürſten verſehene Stange hingeht, welche durch das Karrenrad in Be— wegung geſetzt wird und vermittelſt welcher die in der Krippe befindlichen Samenkörner durch mit durchlöcherten Blechplatten verſehene Löcher an der Vorderſeite der im Boden ſpitzen Krippe herausge— bürſtet werden. Auch hat man in England verſchiedene Arten Pferdehaken, welche theils mit einem kleinen eiſernen Rade verſehen ſind, und zum Beſchaufeln dienen. Unter Schröpfer, Schaufler verſteht man in England alle größern Inſtrumente, welche beſtimmt ſind, auf einmal 4, 5 und mehr Fuß breite Acker— flächen kraͤftig und vielfach zu durchreißen und ſie auf ſolche Art zu kultiviren. In Suſſer kommt das uns unter dem Namen Gritirpator bekannte Inſtru— ment ſehr häufig in Anwendung. Die Karren, ſowie die wenigen Wagen, haben insgeſammt ſehr kurze, aber dicke, höchſtens 1 Fuß lange Naben und eiſerne Achſen, mit vorn an der Nabe bedeckten kleinen Lünzen. Dieſe kurzen Naben verlangen nur wenig Wagenſchmiere, laſſen allen Koth von den Felgen vor ſich herunterfallen und ver: hüten das Anfahren zweier Karren an einander. Der Bau dieſer Karren ſelbſt iſt übrigens ſehr verſchie— den, und es koſtet denn doch eine ſolche 18 bis 20 Pfd. Sterling. Von den Dreſchmaſchinen gab es früher in Eng— land eine große Verſchiedenheit, ſie ſind aber alle wieder zerſchlagen, bis auf die bekannte ſchottiſch— ſchwediſche, welche jetzt jeder Farmer hat und daher ein Dreſchflegel eine Seltenheit iſt. Von Reinigungsmaſchinen hat man jetzt nur eine Art Sichtmühlen von vortrefflicher Einrichtung. Wenn ſchon die Bauart dieſer Maſchine ſehr ver— ſchieden iſt, ſo kommen doch faſt alle auf die Dou— gall'ſche Maſchine zurück; die kleinern koſten 3 bis 6, die größern 10 bis 12 Pfd. Sterling. Walzen hat man von ſehr verſchiedener Einrich— tung in England. Zu den glatten Walzen gehören die gerade, die convere und concave Walze. Alle dieſe Walzen haben zu beiden Seiten an der Angel eine ſolche Vorrichtung, daß über derſelben zwei Bäume angebracht werden können, an welchen man eine oder zwei Scherendeichſeln befeſtigen kann. Mit der concaven Walze wird das Land vorzüglich da ge— walzt, wo der hohe Mittelrücken der Beete iſt; mit der converen Walze werden die Vertiefungen ge— walzt, welche zwiſchen den Beeten entſtehen, und auch die Waſſerfurchen damit feſtgemacht; vorzüg— lich bedient man ſich ihrer aber in Norfolk zum Dril— len, indem die breitwürfig geſäete Frucht in die Ril— len fällt, welche die Walze gemacht hat. Zu den beſchlagenen Walzen gehören die Stachelwalze, die Keilwalze, die einfache und die doppelte Scheiben— walze, die alle meiſtens 2 Scherendeichſeln neben einander haben. Die Scheibenwalzen ſind gedrech— ſelt, und die auf dieſe Art entſtandenen Scheiben ſind Kirchhof, Landwirth. b 801 mit dickem Eiſenblech beſchlagen. Dieſer Walze legt man unter allen die größte Wirkung bei. Um dem Heu die grüne Farbe zu erhalten, und um es ſchnell zu trocknen, hat man in mehrern Pro— vinzen eine zackige Skeletwalze, Heutrockner, durch deren Umlauf das Gras beſtändig in die Höhe ge— worfen wird, indem man darüber hinfährt, weßhalb es im eigentlichen Sinne des Worts bald lufttrocken erſcheint. Außer zwei Arten ſolcher Heutrockner hat man noch eine große mit Rädern verſehene Heuharke zum Zuſammenbringen des Heues. Was die Viehzucht in England betrifft, ſo greift dieſe auf das entſchiedenſte in den dortigen Feldbau ein. Nach den neueſten Berichten ſollen auf die geographiſche Quadratmeile 1890 Stück Rindvieh, 340 Stück Pferde und 7000 Stück Schafe kommen, doch iſt der Viehſtand jetzt noch beträchtlicher und beſonders giebt es der Schafe ungleich mehr. Bei der in England merkwürdigen Rindvieh— zucht hat man bisher die beiden Hauptzwecke, Ma— ſtung und Milchnutz, vergeblich in einer und derſel— ben Raſſe zu vereinigen geſucht. Backewells oder die neue Leiceſter Raſſe, wovon früher Kühe zu 250 bis 300 Pfd. und Bullen zu 400 Pfd. Sterling verkauft wurden, hat ihren Ruhm verloren, ob dies gleich eine ganz auf Maſtung berechnete Raſſe iſt. Die neue kurz- und mittelhörnige Raſſe von Devon— ſhire hat aber noch ein ſchöneres Knochengebäude und eine noch größere Anlage zum ſchnellen Fett— werden, ſetzt auch noch weniger Talg, aber mehr Fett im Fleiſche ab, als die Backewell'ſche Raſſe. Man findet übrigens in mehrern Grafſchaften, vor— züglich in Eſſer und Suffolk, vorzugsweiſe nur Rind— vieh ohne Hörner, indem man mit dieſem als Milch— vieh vorzüglich zufrieden iſt, und daſſelbe auch ganz gut fett wird. Die Maſtung des Rindviehes wird entweder blos mit Heu und Gras, oder mit andern Futter— materialien betrieben. Die Viehmäſter in den eigent— lichen Grasländern ſehen bei dem Maſtvieh außer dem Gebäude deſſelben auf ein lebhaftes Auge, auf ein dreiſtes Weſen, auf reine Haut und das weiche Anfühlen unter derſelben. Man iſt dort allgemein der Meinung, daß ſich eine Kuh beſſer mäſten laſſe, wenn ſie ein Kalb im Leibe hat. In einer Koppel, wo Kühe fett gemacht werden, hat man allemal ei— nen Sprungochſen dabei. Überhaupt mäſtet man in den Grasländereien mehr Kühe als Ochſen. Will man die Maſtung ganz auf der Grasweide vollfüh— ren, ſo rechnet man auf 1 Stück Rindvieh und 20 Schafe 2 Acres; in dem beſten Graslande nimmt man auf 20 Acres 15 Kühe und 20 Schafe. Mit dem erſten Mai treibt man das Vieh auf die Weide, und hält ſehr darauf, auf jeder Koppel, wenn keine Bäume darauf ſtehen, eine rauhe Pfoſte zu haben, woran ſich das Vieh reiben kann. Eine beſonders in feuchten Sommern ſich ſehr nützlich zeigende Me— thode iſt folgende: Man läßt das lange ſtehen ge— bliebene Gras, was ſonſt umkommen würde, abmä— hen und ſo liegen. Den erſten Tag rührt dies zwar das Vieh nicht an, den zweiten oder dritten Tag fällt es aber begierig ee und frißt es jo 802 Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. gern als das junge Gras. An andern Orten bringt man das Maſtvieh auf die Wieſen, wenn der erſte Grasſchnitt vorbei iſt, und giebt ihm, wenn der Gras— wuchs ſpäter abnimmt, Heu dazu. Iſt das Gras zu Ende und wird die Witterung rauh, ſo erhalten ſie Heu, entweder in den Koppeln, wo das Heu ge— macht und in Haufen geſetzt iſt, oder auf dem Hofe. In jenem Falle giebt man ihnen das Heu täglich dreimal in Krippen von grober Korbarbeit; auf dem Hofe erhält es das Heu ebenfalls in Raufen. Bei dieſer Maſtung wird das Vieh zwar ſelten voll— kommen fett, findet aber doch für die Schiffe und Fabrikſtädte immer Abſatz. Bei einer andern, beſon— ders im Winter vorkommenden Maſtung erhält das Vieh neben etwas Heu zuweilen, Körner» und Hül— ſenfrüchte, hauptſächlich aber Olkuchen und Lein— ſaat. Dieſe Maſtung wird in viehreichen Gegenden ſehr im Großen betrieben, und manche Farmer ma— chen jährlich 100 bis 150 Stück auf dieſe Weiſe fett. Der Leinſamen wird 48 Stunden lang in Waſſer geweicht und dann zu einer Gallerte gekocht, die man nun über Häckſel und Kaff giebt. Dieſe Maſtung hält man für vortheilhaft, ſo lange das Quarter Leinſaat nicht über 2 Pfd. Sterling koſtet; deßhalb wird der Leinſamen auch zollfrei eingeführt. Bei dieſer Maſtung hält man auf 20 Stück Vieh einen Wärter, und giebt jenem täglich Morgens, Mittags und Abends eine Portion Heu, und Vor— und Nachmittags jenes Futter. Die Rübenmaſtung auf dem Felde ſelbſt, wo die Rüben gewachſen ſind, findet vorzüglich auf lockeren Boden in der Graf— ſchaft Norfolk ſtatt; man überläßt es hierbei dem Rindvieh, ſich die Rüben ſelbſt zu ſuchen. Die Engländer legen dieſem Verfahren eine größere Be— fruchtung des Landes bei, als wenn die Rüben im Stalle verfüttert und der davon fallende Miſt dem Land zurückgegeben würde. Man theilt hierbei das zu mäſtende Vieh in 3 Klaſſen, nämlich dasjenige, was im vollen Triebe ſteht; ferner das, wobei die Maſtung anfängt, und endlich das Zuchtvieh. So— bald die erſte Klaſſe eine Rübenkoppel verläßt, folgt die zweite, und dieſer die dritte Klaſſe nach. Ge— wöhnlich rechnet man auf einen Maſtochſen einen Acre Rüben, welcher jedoch ſeinem Nachfolger noch einen Theil zurückläßt. In einzelnen Wirthſchaften mäſtet man mit Kohl, Kartoffeln u. ſ. w. dasjenige Vieh auf dem Hofe, was auf den Koppeln im Herbſte noch nicht fett genug geworden iſt. Die engliſche Milchwirthſchaft hat wenig Vor— zügliches, außer das Käſemachen (ſ. Käſe), was in einigen Grafſchaften zur größten Vollkommenheit gebracht worden iſt. Der Verkauf der friſchen Milch iſt in der Nähe von großen Städten, beſonders aber um London, ein Artikel von großer Wichtigkeit, und es ſoll eine Kuh um London, wenn man die Milch an die Verkäufer, welche ſie abholen und auch aus— milchen, verkauft, jährlich über 41 Pfd. Sterling einbringen. Bierträbern aus der Stadt ſind das beſtändige Beifutter der Milchkühe, auch auf der Weide. Stallfütterung iſt in England ganz unbekannt. Auf Großbritannien werden 60 und einige Mil— lionen Schafe anzunehmen ſein, wovon auf Eng— land und Wales allein 36 Millionen mit einem Wollertrag von 144 Million Pfd. Wolle kom— men, welche hier durch Verarbeitung der Wolle zu Tuch einen Gewinn von etwa 20 Million Pfd. Sterling abwerfen. Zu dem engliſchen Landſchafe gehören, außer dem gemeinen weißen, die an den Köpfen und Beinen braunen, wovon ein Theil (ſo— wohl weibliche als männliche) gehörnt ſind. Es lebt das ganze Jahr, auch den aller größten Theil des Winters, im Freien, und, die Lammzeit aus— genommen, ohne alle Abſonderung der Geſchlechter. Man läßt die Lammzeit viel ſpäter als bei uns fal— len, und faſt immer werden Zwillinge geworfen. Die braunen gehörnten Schafe ſind in allen kältern Ge— birgsgegenden, auch in Schottland, verbreitet; ſie bedürfen keiner weitern Pflege, ſind aber ſehr grobwollig. Die braunen ungehörnten mit feine— rer Wolle verlangen ſchon beſſere Weiden und werden gewöhnlich auf den Pachtgütern angetrof— fen. Aus der Miſchung jener Stämme ſind eine Menge Spielarten entſtanden. Einen köſtlichen Schlag hat man in den neuen Leiceſterſchafen gebil— det, welche feinere, etwas krauſere und mehr Wolle als die obigen Arten haben, ein vortreffliches Fleiſch geben und außerordentlich viel Fett anſetzen. Man findet dieſelben bei den vornehmſten Pächtern. Ein anderer künſtlicher Schlag ſind die langwolligen, welche man theils durch Paarung recht langwolli— ger, theils durch den Wollwuchs zuſagende Weiden erhalten hat. Ihre Wolle wird bis 12 Zoll lang und das Schaf liefert bis 8 Pfd. davon. Dieſe Schafe kommen beſonders auf naſſen Fettweiden gut fort, auf die man ſie jedoch erſt ſehr ſpät im Früh— jahre hinbringt und bald wieder weg auf Stoppel— und Rübenfelder treibt. Die Lämmer werden erſt das zweite Jahr geſchoren und dann (beſonders die Schöpſe) bald an die Metzger verkauft. Die Mutter behält man zwar länger, läßt ſie aber doch ſelten mehr als 2 Junge ſäugen, weil ſonſt die Wolle an der Länge verliert. Ihre Wolle (Kammwolle) ift wegen des häufigen Verbrauchs ſehr geſucht und wird theuer bezahlt. Man will in dem auf jenen feuchten Weiden angebauten Timotheusgraſe einen bedeutenden Einfluß auf die Länge dieſer Wolle fin— den. Die auf die ſpaniſche Schafraſſe verwendete Sorgfalt hat in England keinen ganz günſtigen Er— folg gegeben. Indeſſen ſoll auch die Hauptnutzung der engliſchen Schafzucht nicht ſowohl auf die Feinheit der Wolle, als auf die Menge und auch zugleich auf das Fleiſch und die Maſtung gerichtet ſein. Daher iſt auch das engliſche Nationalſchaf coloſſal im Ver— gleiche mit dem ſpaniſchen; ſein Vließ wiegt im Durchſchnitt 4 bis 5 Pfd., häufig aber 6 bis 7 Pfd.; und ſein Fleiſch iſt von ſo vorzüglicher Be— ſchaffenheit, daß es meiſtens dem beſten Ochſen— fleiſche vorgezogen wird und ein Hauptnahrungs— mittel bildet. In ganz England ſchlachtet man jähr— lich zwiſchen 4 und I Millionen gemäſteter Hammel, und auf dem Viehmarkte in London werden jährlich über 1 Million verkauft. Die Anzahl der in England und Wales zu land— wirthſchaftlichen Zwecken verwendeten Pferde giebt Englische Landwirthſchaft. man auf 1,200,000 an, wozu noch 600,000 andere Nutz⸗ und Luruspferde gerechnet werden konnen. Man findet in England ſehr abweichende Pferde— raſſen; zuerſt eine ganz kleine (bei uns unter dem Namen der Schweden bekannt), welche vornehmlich in kleinen Karren und Kariolen gebraucht wird; in— deſſen bedient man ſich ſtatt ihrer auch häufig der Eſel. Eine zweite Raſſe bilden die großen Karren— pferde, mit unförmlich dicken, ſtark behaarten Bei: nen, einem ungeheuren Kopfe, ſtarken, krauſen, weit herabhaͤngenden Mähnen, breiter Bruſt und runder fleiſchiger Crupe. Als Arbeitspferd benutzt man meiſt die gewöhnlichen, kleinen und gedrungenen, durch Vollblut verbeſſerten Landpferde. Die Voll— blutspferde, urſprünglich arabiſcher Abkunft, aber durch Züchtung, Erziehung und Benutzung zum Wettrennen ſehr verändert, namentlich größer, ſchmal, unbiegſam in den Bewegungen, hart im Trabe, übrigens ſchön und ſchnell, findet man hie und da in ganz England. Die Wartung und Pflege der Pferde iſt in England im Ganzen vortrefflich. Wenn ſich das Thier als Fohlen mit Klee- und Grasweide erhalten mußte, ſo bekommt es als Ar— beitspferd ſehr oft, aber als Reit-, Kutſch- und Cavalleriepferd ſtets ſeinen weißen Hafer ohne Häck— ſel und ſein gewürztes Heu, wozu es täglich geputzt wird. Nach jeder anſtrengenden Arbeit begießt man es mit Waſſer und reibt es dann ſo lange mit einem Strohwiſche, bis es wieder trocken iſt, worauf dann die Stalldecke aufgelegt wird. Alle Grundbeſitzer und Pächter in England ſind zugleich auch Pferde— züchter, und, da ſie mehr produciren, als ſie ſelbſt brauchen, auch zugleich Pferdehändler. Was die Schweinezucht in England anlangt, ſo findet man dort eine mehr kleine als große Art Schweine; ſie ſind faſt alle ſchwarz oder ſchwarz— bunt und von gedrungenem Bau mit ſpitzen Ohren, und beſitzen große Anlage zum Fettwerden. Klee und Wurzelgewächſe thun auch hier ihre Wirkung. Um das Wühlen zu verhüten, bekommen die Schweine einen Draht durch die Naſe. Die meiſten Gänſe trifft man in Lincolnſhire und Weſtmoreland. Das Gewicht einer guten engliſchen Gans iſt 12 bis 16 Pfd. Die Federn werden fünf— mal im Jahre gerupft. Oft treibt man Herden von 2 bis 3000 Stück nach London. Beim Dünger unterſcheiden die Engländer Stall— miſt und Hofmiſt; letzterer iſt deßhalb weit häufiger, weil das Hornvieh bei ihnen, ſelbſt im Winter ge— wöhnlich, auf einem geſtreuten Viehhofe ſich auf— hält und da gefüttert wird. Da die Viehhöfe eng ſind, ſo wird der Miſt von Zeit zu Zeit in Haufen zuſammengebracht und nun wieder friſch eingeſtreut. Bei dieſem Verfahren wird eine ſtarke Einſtreuung nöthig. Indeſſen geben dennoch die Engländer dem Stallmiſt den Vorzug. Zur Vermehrung der Streu— mittel benutzt man vorzüglich das Farrenkraut, auch nimmt man in Städten Seeſand zu Hülfe, was einen Dünger giebt, der von den Landwirthen ſehr ge— ſchätzt und gegen anſehnliche Bezahlung aus den Städten weggeholt wird. Die Engländer verwen— den viel Miſt zur Verfertigung ihrer Compoſte. 803 Man verwendet hierzu eine doppelte Menge Erde und etwa den zwanzigſten Theil ungelöſchten Kalk, ſetzt alles ſchichtenweiſe in Haufen und arbeitet ſol— ches von Zeit zu Zeit durch. Dieſer Compoſt wird entweder auf das gepflügte Land gebracht und ein— geeggt oder über die junge Saat geſtreut. In eini— gen Gegenden verwendet man einen großen Theil des Düngers erſt nach dem Säen, indem man ihn im Frühlinge über die junge Saat giebt, und dieſe Verwendung des Düngers dort zugleich für die vor— theilhafteſte hält. Viele der praktiſchen Landwirthe in England bringen ihren Dünger vor Winters auf das zu Brachfrüchten oder Sommerkorn beſtimmte Land, und pflügen ihn flach unter. Andere wollen den Dünger vor Winters auf's Land geſtreut, oben auf liegen gelaffen, dann aber mit eintretendem Frühjahre gleich untergepflügt wiſſen. Der aufge: klärte engl. Landwirth düngt ſo viel als möglich nur zu Brachfrüchten, die entweder gehackt oder grün gemäht werden. Hierdurch wird das Unkraut im Dünger zerſtört, und es geben überdem ſolche Ge— wächſe für dieſelbe Beſtellungskoſten doppelte und dreifache Ernten gegen ungedüngtes Land, und laſ— ſen den Acker in der vortrefflichſten Kultur zurück. Außer dem Miſt kommen noch mancherlei andere Düngermittel als Hülfe in Anwendung. Hornſpäne werden in Haufen durch Feuchtigkeit in Gährung geſetzt und achtmal ſo viel davon über den Acker ausgeſtreut, als die Getreideausſaat beträgt. Thran und verfaulte Fiſche find ebenfalls mit dem beiten Erfolge zur Düngung angewendet worden. Ferner ſind ſehr zerſtoßene Knochen ſehr beliebt und man hält ſie jetzt für das kräftigſte und nachhaltigſte aller Düngmittel. Sie werden mehrentheils nicht zum Unterpflügen, jondern zum Überſtreuen auf die Saa— ten gebraucht. Auch Olkuchen verwendet man zu Pul— ver geſtoßen als Überdüngungsmittel, und vermengt ſie auf Klaiboden vorher mit etwas gebranntem Kalk, 10 Ctr. auf 1 Acre werden für hinreichend gehal— ten. Indeſſen bedient man ſich doch dieſes Düngers nur da, wo großer Mangel an anderem Dünger vor— handen iſt. Der Malzſtaub, welcher in England in großer Menge zu haben iſt, wird ebenfalls als Dün— ger geſchätzt; man rechnet davon 48 bis 60 Buſ— hel auf 1 Acre. Die Seepflanzen werden an den Küſten mit großem Nutzen geſammelt, und ſie lei— ſten beſonders auf ſolchem Boden große Wirkung, der eine Unterlage von Kalkſtein hat. Die Kraut— und Wurzeldüngung findet in England hauptſäch— lich durch die im Lande zurückbleibenden Rübentheile ihre Anwendung. Auch Aſche und Ruß werden in England zur Düngung benutzt, und man verbrennt hierzu in manchen Gegenden große Maſſen von Torf zu Aſche. Durch daſſelbe Mittel, nämlich die Aſche, wirkt aber auch das dort übliche Raſenbren— nen. Zur Düngung mit Kalk gebraucht man auf thonigem Boden in England 400 bis 500 Buſhels auf den Acre. Man iſt überall der Meinung, daß er dem ſcharfen Sande am meiſten nütze, ſchwe— rer Thonboden ohne ihn nie nachhaltig werde und überhaupt nichts die Vegetation ſo gewaltig hebe, als die eee iſt dann aber 1 804 auch die Meinung allgemein, daß man nicht mehr als eine Kornernte davon nehmen dürfe. Mergel (größtentheils Thonmergel) wendet man vorzüglich in Norfolk auf den daſigen milden Bodengattungen an. Mit Anlage der in England ſehr gewöhnlichen Einhegungen fängt man gegen den Monat Novem— ber an und wählt dazu gemeiniglich zweijährige lebendige Weißdornſchößlinge, welche an den beiden Seiten zweckmäßig tiefer oder flacher, dem Boden und der Waſſermenge angemeſſener Gräben 4 Zoll weit in einer doppelten Reihe von einander in jedes Erdreich, nur nicht auf ganz trocknen Sand, einge— ſetzt werden. Nach Verlauf eines Jahres werden dieſe Pflanzungen im Monat Februar einige Zoll hoch über den Boden und fo jährlich wieder be— ſchnitten, wodurch der Zaun mehr Schößlinge von unten treibt und einen dichtern Schuß bekommt. Nach Bodenbeſchaffenheit werden ſie 5, 6 bis 7 Jahr durch ein Geländer oder einen todten Zaun, 4 Fuß von jeder Seite des lebendigen Geheges ge— ſetzt, verwahrt. Gegenwärtig iſt die Fruchtfolge in England kei— neswegs mehr fo verſchieden, als ehedem. Bei den kleinen Landſtädten trifft man noch das Dreifelder— ſyſtem, nirgends aber auf Landgütern. Ein Farmer läßt niemals 2 ausſaugende Fruchtarten, z. B. Weizen, Gerſte, Hafer auf einander folgen, und wie viel Koppeln er auch haben mag, er wechſelt beſtän— dig mit Rüben, Gerſte, Klee, Weizen und Boh— nen ab. In Suffolk iſt das gemeinſte und beliebteſte Feld— ſyſtem: 1) Rüben mit Compoſt gedüngt, von Ende Juni bis Mitte Juli meiſtens breitwürfig geſäet, aber emſig behackt; 2) Gerſte oder Hafer mit rothem Klee; 3) Klee; A) Weizen einführig; 5) Weizen, in der Regel gedrillt, im ſechsten Jahre folgen ge— wöhnlich kleine Pferdebohnen, in 18zoͤlligem Ab— ſtande der Reihen gedrillt. In Norfolk findet man drei Arten der Frucht— folgen. Das Vierfelderſyſtem hat: 1) Bebadte Früchte (Turnips); 2) Gerſte mit rothem Klee; 3) Klee; 4) Weizen. Indeſſen ſind die Norfolker ſchon ſeit längerer Zeit größtentheils davon abgegan— gen, indem der alle 4 Jahre wiederkehrende Klee nicht geräth. Deßhalb neigt man ſich faſt durch— gängig zur ſechsfelderigen Fruchtfolge hin und baut: 1) Turnips; 2) Gerſte oder Hafer mit Klee und Grasſamen, vorzüglich mit Raygras; 3) Klee; 4) Weide; 5) Weizen; 6) Gerſte. Außerdem hält man noch gewöhnlich eine Scharwenzelkoppel, welche allemal damit beſtellt wird, was auf einer jener 6 Koppeln einen Rückſchlag vermuthen läßt. Ein ſol— cher Umlauf iſt auf Kies- oder Flugſand, welche Bodenart in Norfolk man faſt durchgängig findet, in der That merkwürdig. In dem thonigern Eſſer findet man bei den Städten meiſtens noch die Dreifelderwirthſchaft, wenn ſchon viel gedrillt wird. Man hat durch Un— terdrains (unterirdiſche, mit Holz, Stroh, Stei— nen u. dgl. ausgefütterte Waſſerabtheilungsgräben) die Waſſerhaltigkeit des Bodens überwunden, und überall 6 bis 9 Fuß breite flache Beete angelegt, Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. welche hinſichtlich ihrer vortrefflichen Bearbeitung und Queckenreinheit weit über unſere Gärten rei— chen. Bei ihrer Feldordnung findet man in einigen Gegenden 7 Koppeln mit einer überzähligen Kop— pel, und folgende Fruchtfolge: 1) Turnips; 2) Gerſte mit rothem Klee; 3) Klee; 4) Weizen; 5) Erbſen oder Pferdebohnen; 6) Weizen. Viele ſäen alsdann in die Weizenſtoppel einführig Winter— wicken, die ſie bis Anfang Juni zur Weide be— nutzen, wo alsdann der Acker bis in die Mitte des Juli zu den Turnips noch dreimal gepflügt wird. Näher nach London hin baut man: 1) Kartoffeln in Compoſt; 2) Gerſte mit rothem Klee; 3) Klee; 4) Weizen; 5) Turnips mit Compoſt; 6) Erbſen; 7) Weizen. Manche haben auch blos 5 Koppeln, und bauen: Kartoffeln, Gerſte, Klee, Weizen, Bohnen; letztere werden in 24zolligen Abftande ge— drillt, und nach dem zweiten Bepferdehacken ſäet man Turnips ein. London ſelbſt ſcheint auf den meiſten Stellen auf Thonboden zu ruhen, ſowie auch die nahen und entfernten Umgebungen von London von ſchwerer Bodenart ſind. Die dortigen Farms gehören meiſt den Kaufleuten und werden mehrentheils nur als Gartenbeſitz benutzt. Deßhalb findet man auch da— ſelbſt viele wüſte, mit Farrenkraut und Dornen über— zogene Plätze. Indeſſen fangen jetzt doch mehrere an, auf dem Ackerbau zu halten, indem ſie folgen— den Fruchtwechſel dabei beobachten: 1) Kartoffeln; 2) Gerſte oder Hafer mit Klee; 3) Klee; 4) Weizen. Kent hat einen Fruchtwechſel, der uns eben auch nicht als Richtſchnur zu empfehlen ſein dürfte. Man trifft dort ſehr viel eigentlichen Marſchboden, überall aber, ſelbſt auf Anhöhen iſt der Boden von ſchwerer und humoſer Beſchaffenheit. Die Beſitzungen ſind dort faſt durchgehends klein, liegen in 4 bis 5, auch 6 Koppeln, von etwa 12 Scheffeln Ausſaat, und werden meiſtens vom Herrn ſelbſt, einer Magd und einem Tagelöhner bearbeitet. Fruchtfolge: 1) Zur: nips in die gebrannte Grasnarbe; 2) Gerſte mit ro— them Klee; 3) Klee; 4) Weizen; 5) Brache. Oder: 1) Brache, gebrannt und gedüngt; 2) Winterraps; 3) Gerſte oder Hafer mit rothem Klee; 4) Klee; 5) Weizen; oft ſäen ſie auch Raygras und jetzt das beliebte Kammgras mit dem Klee aus, laſſen dann aber ſtatt des Weizens Hafer folgen. Der Weizen iſt in England die wichtigſte Kör— nerfrucht und der erſte Zweck des Ackerbaues; am meiſten baut man den weißen, doch kommt auch der Sommerweizen vor. Das früher in großem Anſehen ſtehende Einbeizen des Saatweizens vor dem Säen iſt jetzt als unnütz verworfen, und 2½ Buſhel Aus— ſaat auf den Acre jedes Bodens hält man am vor— theilhafteſten. Die frühe Saatzeit (im September) hat man gegen die ſpätere auch in England vortheil— haft befunden, und bei einer ſpätern Ausſaat ſäet man ſtärker. Der Weizen wird in England, mit ſel— tenen Ausnahmen gejätet und behackt, was man ſo— wohl im Herbſte als auch im Frühjahre vornimmt. Er wird mit der Sichel geſchnitten, gleich eingebun— den und in Hocken von meiſt 20 Garben geſetzt. Sein Erfolg iſt auf den Acre 20 bis 25 Buſhel. Engliſche Landwirthſchaft. Roggen baut man in England ſehr wenig und fäet ihn in manchen Gegenden nur zu frühzeitigem Grünfutter für die Schafe, wo man ihn dann im Frühjahre in Hürden durch jene abweiden läßt und das Land ſodann gleich umbricht, indem man nicht mehr davon zu Reife kommen läßt, als man zur künftigen Saat bedarf. Gerſte iſt nächſt dem Weizen für die Engländer das wichtigſte Korn, und man baut die kleine Azeiz lige und die große Azeilige. Auf ſtark durchdüngtem Boden ſäet man 3 Buſhel, auf armen und magern Boden aber 5 Buſhel auf einen Acre. Die Gerſte, welche ebenfalls gejätet wird, giebt einen Ertrag von 20 bis 30 Buſhel und mehr auf den Acre. Bei trockner Jahreszeit wird das Einweichen (24 bis 36 Stunden in Waſſer) und naſſe Ausſäen der Gerſte als vortheilhaft empfohlen, indem ſie hierdurch ſchneller keimt und dem Unkraute vorauskommt. Die früheſte Saatzeit hat man hinſichtlich des Kör— nergewinns am vortheilhafteſten gefunden. Man ſchneidet die Gerſte oft mit der Sichel, mäht ſie aber auch oft wie den Hafer mit der Geſtellſenſe. Der in England gebaute Hafer iſt ſämmtlich weiß und faſt ſo kurz wie Gerſte. Da man gegen— wärtig den Bedarf an Hafer in England jährlich auf 2,500,000 Laſten (151 Mill. Berl. Scheffel) berechnet, ſo kann das Land nur in höchſt fruchtba— ren Jahren dieſe ungeheure Menge Hafer ſelbſt er— zeugen. Man bringt denſelben am gewöhnlichiten in das umgehrochene Grasland gleich in die erſte Furche, und der Engländer hält es für eine verderb— Liche und ſchlechte Wirthſchaft, ihn nach Weizen oder Gerſte folgen zu laſſen. In ſchweren und feuchten Gründen einiger Provinzen ſäet man in die umge— brochene Grasnarbe wohl dreimal hinter einander Hafer. Bei dieſer einfurchigen Haferbeſtellung legen hinter dem Pfluge hergehende Leute die in die Höhe ſtehenden und nicht ordentlich umgelegten Furchen mit der Hand oder Miſtgabel um und werfen ſie in die Höhlungen. Das umgebrochene Land wird, wenn einigermaßen möglich, noch denſelben Tag beſäet. Nach der Behauptung der Engländer ſoll man bei der Haferſaat nicht ſparen, und ſie rechnen wenigſtens 6 Buſhel auf einen Acre, halten es aber auch für keinen Fehler, wenn man 7 bis 8, zumal beim Dreſch, nimmt. Bei kaltem und naſſem Boden wartet man gern mit der Saat auf warme Witte— rung im April und Mai. In Norfolk geräth auch der im Juni geſäete Hafer ſehr gut. Bei dem Stop— pelhafer findet man nicht anders befriedigenden Vor— theil, als wenn man ihn in ſtarken Dünger ſäet. Der Buchweizen iſt in England nach und nach immer beliebter geworden, und zwar als Nahrung für die Menſchen, als auch als Futter für das Vieh, und man rühmt von ihm, daß ſein raſcher Wuchs alles Unkraut unterdrücke und dem leichten Boden zuträglicher als eine Brache ſei. Man kultivirt das Laud ſorgfältig hierzu, pflügt dreimal und ſäet ihn ſpät im Juni. In Suffolk wird der Buchweizen häufig zum Schutze des ausgeſäeten Klees gebaut und abgefüttert. Häufig wird er auch zum Unter— 805 pflügen als Dünger ausgefäet, indem er hierzu in England die wohlfeilſte Saat iſt. Die Bohnen findet man vornehmlich häufig auf dem bindenden reichen Klaiboden von den Grafſchaf— ten Kent, Eſſer und Suffolk; indeſſen wachſen ſie in England auch auf milden Boden befriedigend. Man hält zu einer guten Bohnenernte das Behacken und Behäufeln derſelben unumgänglich erforderlich, indem der Durchſchnittsertrag den behäufelten Boh— nen über 38 Buſhel, der der breitwürfig geſäeten aber nur 24 auf den Acre beträgt. Die Reihen der Bohnen kommen 1½ Fuß weit von einander zu ſtehen. Wo Bohnen in einem Fruchtwechſel vor— kommen, wird allemal fo ſtark als möglich zu jenen gedüngt; denn Bohnen in friſchem Dünger über— wiegen die ungedüngten ſo weit, daß der Dünger dadurch bezahlt wird, obſchon fie ihn den künftigen Saaten auf keine merkliche Weiſe entziehen; es hat vielmehr die folgende Weizen- oder Gerſtenernte in einem gedüngten Bohnenfelde die in einer gleichge— düngten Brache übertroffen. Auch iſt es in England ſehr gebräuchlich, die Bohnen in 3 bis 4 Fuß ent— fernte Reihen zu pflanzen, die Zwiſchenräume mit einem Pfluge, ſo daß man eine Furche bald von dem Boden ab- und bald wieder anwirft, bis Jo— hannis zu bearbeiten, worauf man entweder Rüben darunter ſäet, oder Kohl dazwiſchen pflanzt, die dann, nach Wegnahme der Bohnen, im Herbſte ihr Wachsthum vollenden. Auf ſolche Weiſe hat man von beiden ſehr reichliche Ernten gehabt und das Land ſehr hoch genutzt. Auch die Erbſen werden in England von allen guten Wirthen behackt, indem der größere Extrag die Arbeit reichlich bezahlt, und eine Erbſenſaat da— durch eine um ſo vollkommnere Vorbereitung für das nachfolgende Getreide wird. Doch zieht man hier, da die Erbſen das vollſtändige Bearbeiten mit dem Pfluge behindern, das Behacken mit der Hand vor und ſäet für dieſes die Reihen nur auf 18 Zoll Ent— fernung. Wicken baut der Engländer faſt allein nur zum Grünfutter oder zum Heumachen, und läßt blos den Bedarf zum Samen reif werden. Für die Pferde läßt man ſie bis zum Anſatze der Schoten ſtehen, ſonſt werden ſie in der vollen Blüthe gemäht. Was den Futterbau der Engländer betrifft, ſo werden, wie ſchon oben bemerkt, die Winterwicken als frühzeitiges Futter im Frühjahre benutzt, indem man nach dem Abmähen das Land gewöhnlich zu Rüben, oft auch zu Gerſte und Hafer benutzt. Dieſe Wicke, welche jetzt hie und da in Deutſchland an— gebaut wird, verträgt auch unſere Winter, giebt aber eben kein zeitiges Grünfutter. — Der rothe Klee iſt in England die beſte Vorfurcht und Vor— bereitung für den Weizen auf trocknem, mildem Bo— den. Auch iſt dort entſchieden ermittelt, daß der Klee in keiner Stelle der Fruchtfolge den Nutzen in jeder Beziehung brächte, als in der der erſten Frucht nach gedüngter Brache oder Brachfrüchten. Auf ungedüngtem Lande ſäet man 17½ Pfd. und auf gedüngtem 15 Pfd. Samen auf den Acre. — Wei— ßen Klee findet man nirgends auf den Koppeln, 806 wohl aber auf den Wieſen, wo er dann jedesmal mit dem gelben Hopfenklee und mit Vogelwicken die eigentlichen Grasarten durchwebt. — Eſparſette trifft man nur in Kent an, und Luzerne findet man nur hin und wieder in Eſſer, Suffolk und Norfolk. Spergel desgleichen nur auf leichtem, ſandigem Boden. Auch für ſeine Wieſen hat der Engländer ſeit langer Zeit Alles gethan, was ſich thun ließ, und daher ſind auch dieſe in einer trefflichen Ordnung. Überall findet man die Wieſen in den nöthigen Trockenheitszuſtand verſetzt, indem man beſtändig einen offenen Abzugsgraben in einer Tiefe von 4 bis 5 Fuß unterhält, worein die unterirdiſchen klei— nen Abzugsgräben (Unterdrains) beſtändig freien Abzug haben. Bei Anlegung der letztern thut man ſich übrigens hinſichtlich der Überrieſelung durch— aus keinen Zwang an, man legt ſie vielmehr ſo an, wie ſie am ſicherſten das Waſſer eines Terrains in ihren Seiten aufnehmen. Findet man aber meh— rere offene Abzugsgräben in einer Wieſe nothwendig, jo wird bei ihrer Anlage gleich auf, die nachherige Überriefelung Rückſicht genommen. Übrigens ſorgt man für das Waſſer zum Überrieſeln nicht eher, bis eine Wieſe völlig trocken gelegt iſt. Vom Über— ſtauen hält man nicht viel, und man bringt daſ— ſelbe nur in Anwendung, wenn man auf die Art Waſſer ſammeln muß, um eine oder mehrere tiefer liegende Wieſen zu überrieſeln. Jeder natürlichen Überſtauung, welche ein vorbeifließender Fluß zu un— beſtimmter Zeit oder zufällig zuwege bringen würde, ſind durch Deiche (Dämme) Schranken geſetzt; deßgleichen auch der Waſſerhöhe, welche zur Zeit der Fluth erfolgt. Die kleinen etwa 2 bis 4 Zoll tiefen Überrieſelungsrillen erhalten im Thon- und Lehmboden auf 100 Fuß % bis 1 Zoll Fall; auf Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. Sand-, Moor- und Torfgrund aber 2 bis 3 Zoll. Man verwendet auf dieſe kleinen Rillen zu jeder Zeit eine beſondere Aufmerkſamkeit; daher werden ſie ſtets von Erde rein gehalten und die Maulwurfslöcher verſtopft, welche ſonſt oft das Waſſer unter der Ra— ſennarbe wegführen; ſelbſt da, wo Waſſer im Über— fluſſe vorhanden iſt, achtet man genau hierauf, in— dem ſonſt der Boden auf ſolchen Stellen in der Tiefe mit Waſſer überſättigt und die ſchnelle gleich— mäßige Trockenlegung deſſelben unmöglich wird. Der thon- und pechartige gelbe Lehmboden gehört bei den Engländern als Wieſen in die letzte Klaſſe. Man iſt im Ganzen gar nicht für den Umbruch oder das Beackern der Wieſen, und fürchtet bei alten Wie— ſen das dichte, filzartige Wurzelgewebe nicht. Bei dem Bewäſſern erhöht ſich nach der Behauptung der Engländer die Wieſe von Jahr zu Jahr, und jenes filzartige Gewebe ſtirbt zuletzt ab, vermodert und dient damit ſeiner eigenen Staude und den obern Wurzeln zur Nahrung. Nur der Thonboden macht hier eine Ausnahme, den man in England, wenn der Pachtkontrakt nicht das Gegentheil beftimmt, gern umbricht, eine Bohnen = und Haferernte davon nimmt, mit ſandigem Compoſt düngt und ihn dann mit guten Gräſern wieder zur Wieſe niederlegt. Reicher Sand hat bei den Engländern als Wieſen— grund den höchſten Werth; dann folgt Sand- und Kiesgrund ſchlechter Art, dann Lehm und endlich der Thon- und Torfgrund. Das Grummet wird in England ſelten gemäht, zumal es bei dortiger neblichter Herbſtwitterung ſchwer zu trocknen iſt; daher wird der zweite Graswuchs in der Regel ab— geweidet. Die Düngung der Wieſen hält man für ſehr wichtig, und Manche ſind der Meinung, daß Dünger auf Grasboden ungleich vortheilhafter, als auf Ackerland verwendet werde. Schleswig ⸗holſteiniſche Landwirthſchaft. Die beiden zu Dänemark gehörigen Herzogthü— mer Schleswig und Holſtein machen mit Jütland eine ſich zwiſchen der Oſt- und Nordſee 60 deutſche Meilen gegen Norden ausdehnende Halbinſel aus, und ſind durch die Eider von einander getrennt. Das dortige Klima iſt ziemlich gemäßigt zu nennen, ſowie ſtarke Winter ſelten ſind, indem dieſe Jahres— zeit und der Herbſt zum größten Theil viel Nebel bringen. Im März und April weht meiſt ein hefti— ger Oſtwind, und fällt bei dieſem Winde viel Re— gen, ſo iſt dieſer meiſt kalt und hält länger an, als die Regen beim Weſtwinde. Gewitter und Hagel— ſchlag ſind hier ſeltenere Erſcheinungen, als in den ſüdlicher gelegenen Ländern. Einen großen Theil des Jahres findet in der Regel ein ſtarker Windzug ſtatt und die Saaten werden nicht ſelten noch ſpät in's Jahr hinein von Nachtfröſten getroffen, wäh— rend faſt immer die Feldgewächſe bis Johanni mit Dürre zu kämpfen haben, wogegen der Nachſommer des Regens meiſt zu viel bringt. Die Ernte fällt gewöhnlich erſt gegen Ende Au guſt. Die Oberfläche des Landes bildet eine Ebene, welche ſich über die öſtliche und weſtliche Meeres— fläche im Ganzen wenig erhebt, und nur gegen die öſtliche Hälfte zu ſanft abſteigt; nur ein das Her— zogthum Schleswig in zwei ungleichen Hälften thei— lender Bergrücken macht hiervon eine Ausnahme. Holſtein iſt im Ganzen hinſichtlich ſeiner phyſiſchen Beſchaffenheit dem Herzogthume Schleswig ziemlich gleich. Die Seeufer des Landes beſtehen aus Sand, daher die Weſtküſte ſtets mannigfaltigen Umwand— lungen unterworfen geweſen iſt, während von dem öſtlichen Ufer ſich im Allgemeinen ſeit Bildung der Geeſt (hohes trocknes Land im Gegenſatz zur Marſch) nur wenig abgeſpült zu haben ſcheint. Seinen Haupt— beſtandtheilen nach beſteht der Boden aus Lehm, Sand, Thon, Marſch und Moor. Indeſſen werden beide Herzogthümer vermöge dreier, beſonders vor— herrſchender Bodenarten in eben ſo viele von Sü— den nach Norden faſt parallel laufende, ſehr weſentlich von einander unterſchiedene Landſtriche getheilt, als: den öſtlichen, mit einem mehr und weniger binden— Schleswig = bolfteiniiche Landwirthſchaft. den Lehmboden, den mittlern, ein ſandiges, von Mooren und Brüchen durchſchnittenes Heideland, und endlich dem weſtlichen, welcher die Marſchen umfaßt, und in ſeiner ununterbrochenen Ebene von unzähligen Waflergräben und mehrern ſchiffbaren Flüſſen durchſchnitten iſt. Gegen die See wird das Land von hohen Daͤmmen und Sanddünen geſchützt, und innerhalb derſelben durchlaufen es noch ſoge— nannte Mitteldeiche, und theilen vornehmlich die Weſtſeite in mehrere ſogenannte Köge (Theile des angeſchlämmten Landes), ſowie ſolche ehedem dem Meere nach und nach abgenommen wurden. Sie beſtehen aus einer fetten und fruchtbaren Erde (Klai), mit Holz und Steinen, Brüchen und Moo— ren untermiſcht. Die Marſchen theilt man in Sand— und Fettmarſchen; erſtere haben einen geringern Zu— ſatz von Sand, letztere aber beſtehen aus lauter Klai. Die überſchlämmten Sandbänke, welche die ganze Küſte umgeben und ſich weit in die See hin— ein erſtrecken, zur Zeit der Ebbe aber gewöhnlich vom Waſſer frei ſind, werden Watten genannt. Die Wälder ſind in frühern Zeiten verhauen; indeſ— ſen geſchieht jetzt viel auf den unabſehbaren Heiden für die Nadelholzkultur, ſowie auch in neuerer Zeit Manches für die Wege gethan worden. Die wichtigſte Produktion des Landes iſt die des Getreides; freilich erlauben aber ſeine Hauptmärkte, England und Holland, nur zur Zeit der Noth die Einfuhr. Nächſt dieſem ſind die beiden Hauptaus— fuhrartikel Rindvieh und Pferde. Ein fernerweiter Hauptartikel iſt die mit Recht berühmt gewordene Butter, welche vornehmlich nach Hamburg und Lü— beck ſtarken Abſatz findet. Im Ganzen beſteht an Handarbeitern, Knechten und Tagelöhnern hier mehr ein Überfluß, als ein Mangel. 8 Die Herzogthümer ſind in Güterdiſtrikte, Amter und Landſchaften eingetheilt. Die meiſten adeligen Güter liegen im öſtlichen Theile; der mittlere Theil iſt weniger daran, und in den Marſchen endlich fin— det man nur ſehr wenige. Die Amter ſind um ſo fruchtbarer, je näher ſie der Oſtſee liegen; der größte Theil befindet ſich aber mitten im Lande. Die Marſchen beſtehen in der Regel aus Landſchaf— ten. Grund und Boden iſt hauptſächlich unter Bauern und Gutsbeſitzern vertheilt, und die Bauern— höfe find entweder Bondehufen (mit vollem Ei— genthumsrecht) oder Feſtehufen (wenn ihre Be— ſitzer bloße Nutznießer ſind). Die Größe dieſer Bauernhöfe beträgt 20 bis 250 Tonnen (a 21% Berl. Scheffel Ausſaat). Die Lage der Ländereien iſt einer vollkommenen Bewirthſchaftung oft ſehr hinderlich, indem die Acker um die Wohnungen zerſtreut und in einzelnen Stücken oft Y Stunde vom Hofe entfernt ſind. Die adeligen Güter enthalten 200 bis 1000 Tonnen Land an Acker und Wieſen. Das gebräuchliche Ackergeräthe iſt das gewöhn— lichſte in Niederſachſen, und die Feldarbeiten und Fuhren werden gewöhnlich mit Pferden beſchafft. Die Pferdezucht betreibt jetzt hauptſächlich nur der Bauer, indeſſen theilt die Regierung alljährlich Prämien für die beſten Hengſte auf mehrern Märk— ten der Herzogthümer aus. 807 Das Rindvieh wird beſonders dem Schleswig— Holſteiner durch die Art, wie er die Kühe benutzt, ſehr einträglich. Man unterſcheidet Marſch- und Landraſſen; erſtere zeichnen ſich durch feinere Haut und Haar, ihren großen körperlichen Umfang, ſtarke Knochen und kürzeres Gehörn aus, obſchon fie an innerer Güte keinen Vorzug haben. Man hält ge— wöhnlich auf 3 bis 4 Tonnen Landes eine Kuh. In Schleswig, beſonders an der weſtlichen Seite, wird viel Rindvieh gegraſet und ſowohl hiermit, als auch mit den jütländiſchen, auf den Marſchen gemäſteten Ochſen ein anſehnlicher Handel betrie— ben. An der öſtlichen Seite zeichnet ſich beſonders Angeln in der Viehzucht aus. Die Raſſe der hol— ſteiniſchen Kühe iſt, die Marfchen ausgenommen, im Allgemeinen ſich gleich. Gemeiniglich wird auf den Gütern nie junges Vieh aufgezogen. Den Er— trag der Kühe gewinnt man entweder durch eigene Benutzung oder Verpachtung. Nach Maßgabe der Umſtände liefert eine Kuh 600 bis 900 Kannen Milch und von 8 bis 9 Kannen Milch rechnet man 1 Pfd. Butter und 1 Pfd. Käſe. Die wichtigſte Gegend für die Milchwirthſchaft im weſtlichen Hol— ſtein iſt die Wilſtermarſch, wegen Bereitung der Marſchkäſe. Das Käſemachen von abgerahmter Milch iſt auf allen Gütern üblich, und der Süß— milchkäſe iſt nur für die Marſch ein Handelsartikel. Die Schweine hält man vornehmlich, um die mancherlei Abfälle aus der Molkerei u. ſ. w. zu be— nutzen, und man nimmt an, daß von 10 Kühen 1 Schwein gemäſtet werden kann, und daß ein ſolches Schwein dann 250 bis 260 Pfd. wiegt. Außer dem Verbrauch in der Haushaltung werden dieſe Schweine theils nach Hamburg oder Lübeck in Na— tur zum Verkauf ausgeführt, oder man ſendet auch den geſalzenen Speck, die geräucherten Schinken und eingemachten Köpfe nach Holland, Frankreich, ja ſelbſt nach Indien. Die Schafzucht wird im Schleswig-Holſteini— ſchen faſt allgemein der Rindviehzucht, und nament— lich den Milchereien nachgeſetzt. Am bemerkenswer— theſten iſt das eiderſtädtiſche Schaf, mehrentheils von ausnehmender Größe und von ſchweren Kno— chen. Die Wolle, welche mit einer ausgezeichneten Länge ausnehmende Feinheit, Weiße und Weich— heit, ſowie einen beſondern Glanz verbindet, wird von den Wollkämmern beſonders geſucht. Ein zwei— ter Hauptſtamm iſt die in den Tonderſchen Mar— ſchen gewöhnliche Raſſe, welche frieſiſchen Stammes, groß und lang geſtreckt ſind, einen dicken Kopf und eine etwas krumm gebogene Naſe haben; auch der Schwanz, die ſtarken Beine und die Schenkel ſind wollig, ſowie der Leib mit dichter, krauſer und fet— ter, 4 bis 5 Zoll langer Wolle bewachſen iſt. Die Fennenſchafe geben 5, die Deichſchafe aber nur 3 Pfd. Wolle. Man milcht aber die Schafe den gan— zen Sommer hindurch und rechnet täglich auf jedes Schaf ½ Kanne Milch oder 1 Pfd. Käſe. Dieſe Schafhaltung wird eigentlich nur auf den Bauer— höfen betrieben, während man auf großen Gütern faſt allgemein nur einige Schafe für die Haushal— tung hält. 808 Der Landmann in den Herzogthümern benutzt feine Acker abwechſelnd zum Kornbau und zur Gra— ſung, ſo daß jährlich das älteſte Kornland aus dem Dreiſche gebrochen wird, und dagegen von dem Lande, welches am längſten Körner getragen, wie— derum zur Weide liegen bleibt. Dieſe Acker werden - nach Maßgabe der Ortlichkeit in möglichſt gleiche Theile getheilt und dieſe Schläge oder Koppeln ge— nannt, da ſie, das ſogenannte Land Oldenburg aus— genommen, durch lebendige Befriedigungen oder durch Zäune eingehegt find. (Näheres |. oben bei Koppelwirthſchaft.) Die Bemergelung des Bodens iſt wegen der auffallend vortheilhaften Wirkung ſo allgemein geworden, daß man jetzt auf den adeligen Gütern wenig unbemergelte Felder mehr antrifft. Denn nur durch Hülfe des Mergels hat man es da— hin gebracht, die Produktion des Bodens zu verdop— peln, Raps, Weizen und Gerſte allenthalben bauen zu können, urbares Land ſchnell in fruchtbare Acker zu verwandeln und den Viehſtand zu erhöhen. Die Hauptdüngung kommt für die Brache in Anwendung, und es erhält ſolche nach Umſtänden 10, 15 bis 20 vierſpännige Fuder auf die Tonne. Wird Buchweizen in Neubruch geſäet, ſo bringt man den Miſt zur Noggenfaat auf. Gewöhnlich wird der Miſt nach beendigter Frühlingsſaat, Mitte Mai, bevor man die Wendefurche giebt, auf die Saat gebracht; indeſſen fährt man ihn manchmal auch erſt vor der Ruhr- oder gar vor der Saat— furche auf. Die Getreidearten, welche man auf der mittlern Landſtrecke im Allgemeinen mit Vortheil bauet, ſind Roggen und Buchweizen, und nur in den niedrigen Gegenden iſt der Hafer ftatt des Buchweizen eine Hauptſaat. Der Ertrag überſteigt nicht das achte Korn vom fetten Roggen, das ſiebente Korn von Gerſte, und das ſechſte Korn vom Hafer. Der zum Mecklenburgiſche Die Großherzogthümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg- Strelitz liegen in einem zuſammen— hängenden Ganzen zwiſchen der norddeutſchen Küſte und der Elbe. Das Klima dieſer Länder gleicht nicht dem, zwar nördlicher gelegenen, dagegen ſehr durch die Feuchtigkeit der Seeluft begünſtigten und ge— mäßigten ſchleswig-holſteiniſchen Klima in Begün— ſtigung des Pflanzenwachsthums; vielmehr treten alle Eigenthümlichkeiten und nachtheiligen Einwir— kungen des Klimas der nördlichen Gegenden Deutſch— lands in Mecklenburg ungeſchwächt auf. Lange und unbeſtändige Winter, welche dem Pflanzenwachs— thum bald durch zu großen Schneefall und Näſſe, bald durch ſchneeloſen und ſtarken Froſt ſchaden oder daſſelbe bis in den Frühling gehende Dauer aufhal— ten, ſind ein Haupthinderniß für den höchſten Flor des Feldbaues. Demnächſt herrſchen im Fruhjahre rauhe und austrocknende Winde, welche dem Pflan— zenwachsthum hinderlich find und in der Regel bis Belgiſche oder niederländiſche Landwirthſchaft. Weizen geeignete Acker giebt unter den günſtigſten Verhältniſſen gewöhnlich vom Weizen das zehnte bis zwölfte, vom Roggen das zwölfte bis vierzehnte, eben ſo von der Gerſte und dem Hafer, d. h. von erſter Saat, 16 bis 20 Tonnen auf die Tonne Land. Die Marſch iſt hinſichtlich der Ergiebigkeit ſehr ver— ſchieden, im Ganzen jedoch ein geſegnetes Korn— land, und die einträglichſte unter allen Marſchen iſt Eiderſtädt, wo man in guten Jahren von einer Tonne Weizen 13 bis 15 Tonnen, von einer Tonne Sommergerſte 44 und von einer Tonne Hafer 30 Tonnen erntet. Nach der Mergelung betreibt man den Rapsbau auch auf den beſſern Geeſtländern in ziemlich großer Ausdehnung; doch nimmt er jetzt da er mißlicher wird, bedeutend ab. Zwar hat auch der Kartoffelbau in der letztern Zeit ſehr an Aus— dehnung gewonnen; indeſſen hält doch derſelbe in dieſer Beziehung keinen Vergleich mit der Wichtig— keit, die man ihm in den benachbarten Mecklenburg angedeihen läßt. Der Futterbau iſt faſt lediglich auf den Kleebau begründet. Samenklee wird auf den Gütern ſelten, häufig in der Probſtei im Lande Oldenburg und in Angeln gebaut; indeſſen deckt ſein Ertrag noch lange nicht den Bedarf des Landes. Für die Wieſenver— beſſerung geſchieht im Ganzen noch wenig, jedoch mehr in Holſtein als in Schleswig. Der Gartenbau könnte in den Herzogthümern bei der günſtigen Beſchaffenheit des Bodens und ihres Klimas vorzüglicher ſein; dagegen verbreitet ſich der Obſtbau mehr und mehr. So allgemein früher auf großen Gütern die Teichfiſcherei war, ſo ſelten trifft man gegenwärtig noch Fiſchteiche dort an, indem man mehr Vortheil dabei gefunden, die Teiche unter den Pflug zu neh— men, daher die meiſten jetzt als Acker- oder Wieſen— land benutzt werden. Landwirthſchaft. zum Sommer fortdauern, wo nicht ſelten eine eben ſo nachtheilige dürre Luft mit großer Hitze folgt, oft aber auch zu viel Regen eintritt. Die nördliche grö— ßere Hälfte des Landes hat ſehr fruchtbare, aber ebenſo hügelige, mit Granitblöcken oft jo zahlreich bedeckte Gegenden, daß die Kultur des Bodens da— durch ungemein erſchwert wird; die ſüdliche ebenere Hälfte des Landes dagegen beſteht zum größten Theil aus Heide- und Sandboden. Bei mehrern vorzüg— lichen Eigenſchaften hat die dem Ackerbau gewid— mete Oberfläche Mecklenburgs dennoch das Unange— nehme, daß im Ganzen die Höhen von der Trocken— heit und die Flächen von der Näſſe leiden. Die Ufer an ſtehenden Gewäſſern ſind gemeiniglich kalt, und die von fruchtbaren Flußufern entfernt liegenden Landebenen ſind dürr und wenig einträglich. Ebene Sandfelder in der Nähe von überſchwemmten Brud)- mooren und Wieſengründen geben wenig Ausbeute, und die Moorgründe liefern, außer dem Torf- und Mecklenburgiſche Landwirthſchaft. der Schafweide weder Graswuchs noch Getreide. Der angrenzende holſteiniſche Boden iſt ſeiner Lage und Natur nach ergiebiger an Gräſern, als der meck— lenburgiſche, ſowie auch die Viehzucht für die Zeit der Weide in Holſtein großen Vorzug hat. Als nach— theiligſter Umſtand hierbei wirkt die Methode der Mecklenburger, den Acker in zu entkräftetem Zuſtande zur Graſung liegen zu laſſen. Der Acker in Mecklen— burg hat zwar eine viel tiefere Krume, als der in Holſtein, aber er iſt ärmer an pflanzennährenden Stoffen. So geſchickt das Land zum Anbau von Ge— treidefrüchten iſt, jo mäßig ſcheffelt doch im Allge— meinen das Getreide. Der Acker wird ſonſt herrlich beſtellt, nur fehlt es an hinreichendem Dünger. Marſchboden findet man nur einigen am Elbufer, und den ſchweren fetten Klaiboden ſchlägt man über— haupt auf ein Dritttheil der ganzen Oberflaͤche an. Mecklenburg hat keine Berge, iſt dagegen reich an Seen, wird auch allenthalben von Flüſſen durch— ſchnitten. Mecklenburg hat, obgleich minder reich als Holſtein, doch eine anſehnliche Wieſenfläche, und man wird ſolche wohl zu ½ der Ackerfläche an: nehmen können. Der Güte nach find jedoch die Wie— ſen ſehr verſchieden, und nur an den Flüſſen und Seen von ſüßer Beſchaffenheit, während die meiſten Feld⸗ und Waldwieſen einen ſumpfbinzigen Grund haben. An der Elbe, Sude, Wornow und Nebel breiten ſich die trefflichſten Wieſenpläne aus. An Waldungen hat Mecklenburg, beſonders Mecklen— burg⸗Strelitz, im Ganzen genommen immer noch Überfluß, wenn ſchon in manchen Gegenden die Wälder ebenfalls auch ſchon ſehr verhauen ſind. In Mecklenburg-Schwerin beſitzen vornehmlich die Do— mainen große und ſchöne Waldungen. Mecklenburg hat faſt durchgehends ſchlechte Landſtraßen, vornehm— lich in den Gegenden, welche einen lehmigen, nied— rigen und moraſtigen Boden haben. In Mecklenburg, welches vorzüglich Ackerbau und Viehzucht treibt, find die Hauptprodukte: Die Erzeugniſſe des Fruchtbaues, der Milchwirthſchaft, der Schäferei u. ſ. w. Wegen der vielen in Mecklen— burg gebauten Kartoffeln iſt die Exiſtenz der geringen Klaſſe ſehr erleichtert. Der Flachsbau reicht zum in— ländiſchen Bedarfe kaum hin. Der Ackerbürger in den Städten pflegt mit vieler Sorgfalt ſeinen Tabak; in einigen Diſtrikten findet man auch Hopfenbau und auf den Gütern Rapskultur. Die Produkte der Viehwirthſchaft ſind nicht unbeträchtlich; die Pro— duktion der Wolle, vornehmlich der feinern Sorten, hat in neuern Zeiten bedeutend zugenommen, und Mecklenburgs Pferde- und Schweinezucht ſteht fort— während in Ruf, ſowie auch die Fiſcherei an einigen Orten nicht unbedeutend iſt. Der vorhandene Kalk und Gyps werden zwar benutzt, indeſſen doch lange nicht in hinreichender Menge zu Tage gefördert; Mergel fehlt nur in einzelnen Gegenden. Torf iſt in genügender Menge vorhanden, auch an Branntwein— brennereien kein Mangel, ſowie die Eſſigbrauereien in Roſtock berühmt ſind. Der Anſtalten zur Verar— beitung der rohen Produkte des Landes ſind immer noch zu wenig, und trotz der glücklichen Lage iſt Meck— lenburgs Handel doch lange nicht lebhaft genug, in— Kirchhof, Landwirth. 809 dem mangelnde Kanäle und die ſchlechten Landſtraßen dem Handelsverkehr ſehr hinderlich find, Die Haupt— ausfuhrartikel Mecklenburgs ſind: Getreide (über 25,000 Laſt zu beinahe 2 Millionen Thaler Werth); Butter und Käſe (etwa für 230,000 Thir.); Wolle (500,000 Thlr.); Pferde, Rindvieh, Schweine (200,000 Thlr.); Obſt, Tabak, Holz, Glas, Eſſig, Wachs und Honig, Leder, Lumpen, Knochen, Brannt— wem, Salz u. |. w. Einfuhrartikel, welche von der Ausfuhrſumme nicht gedeckt zu werden ſcheinen, ſind vornehmlich: Wollen- und andere Manufakturwaa— ren, Lederfabrikate, Wein, Holzarbeiten, Linnen, Hanf, Steinkohlen, engliſches Salz, Kalk, Gyps, Eiſen, kurze Waaren, ſchwediſches Bauholz, Thran, Theer, Material- und Apothekerwaaren u. ſ. w. Die Gutsbeſitzer, als die erſte Klaſſe der Land— bewohner, halten die Landwirthſchaft mit ausge— zeichneter Vorliebe in Ehren, ſowie ſich auch eine ausgezeichnete Kenntniß in ihrem Betriebe bemerken läßt; ſie genießen aber auch nach der Landesverfaſ— ſung viele ihr Gewerbe begünſtigende Vorzüge und Freiheiten, indem fie in der Volksverſammlung oder dem Nationalrathe den Ton angeben und dadurch unmittelbar auf das allgemeine Wohl wirken. Die Pächter, welche die zweite Klaſſe mecklenburgiſcher Landleute bilden, nähern ſich in ihrer geiſtigen Bil— dung und ihrer landwirthſchaftlichen Wirkſamkeit den Gutsherrn immer mehr. Unter der dritten Klaſſe ſind vornehmlich die Holländer zu bemerken, welche in ihrem Fache den ſchleswig holſteiniſchen Melkerei— pächtern weit nachſtehen. Der Bauernſtand in Meck— lenburg ſtrengt ſeine Kräfte auf das höchſte an, be— weiſt Ausdauer bei Arbeiten und Beſchwerden, und beſitzt die Fähigkeit, ſich leicht Handgriffe und Ge— ſchicklichkeiten anzueignen; in geiſtiger Bildung ſteht er jedoch dem holſteiniſchen Bauer nach. Auch der Tagelöhner gleicht dem Bauernſtande. In Mecklenburg kennt man kein Grundeigen— thum, als das des Landesherrn oder der Domainen, und das der Stände; einzelne, in Gemeinſchaft lie— gende Stücke mehrerer Bürger in den Landſtädten ausgenommen. Von dem Ganzen des landesherr— lichen und ſtändiſchen Grundeigenthums wird nun in einzelnen Theilen nur dasjenige benutzt, was der Bauer gegen Naturaldienſte, oder gegen Dienſt- und Pachtgeld inne hat. Bei den ſtändiſchen Beſitzungen beſtehen vornehmlich die Naturaldienſte, während bei den Domainen das Dienſt- und Pachtgeld die Hauptleiſtung des Bauers für die Benutzung ſeines Grundſtückes ausmacht. Das übrige ſehr anſehn— liche Grundeigenthum des Landesherrn wird in Zeit— pachtungen, größtentheils von weitem Umfange, ſo— wie das noch größere der Stände (Ritterſchaft) in theils noch größern Maſſen entweder von dem Guts— herrn ſelbſt oder gleichfalls von Pächtern benutzt, und nach Ablauf der Pachtjahre öffentlich ausge— boten. Ein Landgut, welches in Mecklenburg nicht mehr als 16 bis 20 Laſten d. h. faſt ſo viele hundert Scheffel Ausſaat im Ackerbau beſitzt, wird noch un— ter die kleinen gerechnet, und man findet manche Güter, welche 60 bis 70 Laſten an reinem Ackerlande enthalten. Bei den N rechnet man in der 102 810 Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. Regel auf eine volle Hufe zwiſchen 3 bis 6 Laſt Aus— ſaat, und nach dieſem Maßſtabe findet man Voll— hüfner, Halbhüfner und Viertelhüfner. Die Güter der Privateigenthümer ſind theils Lehn-„ theils Allodialgüter; der Beſitzer eines Lehn— gutes kann nicht frei über daſſelbe verfügen und iſt außerdem noch zu einigen beſondern Laſten ver— pflichtet. Zwiſchen Lehn und Allodium findet im Weſentlichen folgender Unterſchied ſtatt: Zum Ver— kauf eines Lehngutes iſt landes herrliche Zuſtimmung erforderlich, wofür der Käufer 2 Procent Laude— mialgelder und / Procent für den Lehnbrief er— legen muß. Beim Verkauf eines Allodiums bedarf man dagegen keiner landesherrlichen Zuſtimmung, wenn nicht etwa der Lehnsherr das Verkaufsrecht hat. Beim Verkauf zahlt der Käufer ½ Procent des Kaufgeldes. Im Lehne folgen in der Regel nur männliche Erben, und die Lehngüter haften für die Schulden der Beſitzer, ſobald kein anderes Vermögen vorhanden iſt. Steuern und Abgaben ſind in Mecklenburg auf folgende Weiſe regulirt. Der ganze Inhalt eines Guts iſt nach Hufenzahl beſtimmt, und die Hufe zu 600 Scheffeln gerechnet. Indeſſen ſind die Hu— fen von ſehr verſchiedener Größe, indem geſetzlich auf die verſchiedene Beſchaffenheit des Bodens Rück— ſicht genommen worden und dem ſchlechtern Boden auf einen Scheffel Ausſaat Landes eine größere Fläche beigelegt iſt. Man hat ſechs Klaſſen; für den beſten Weizenboden ſind 75 Quadratruthen auf den Scheffel Ausſaat beſtimmt, und ſo in all— mäligen Abſtufungen bis 600 Ruthen auf den Scheffel. So vielmal nun auf dieſe Art 600 Schffl. herausgebracht werden, ſo oft hat man eine Hufe, für welche man an den Staat 9 Thlr. Grundab— gabe zahlt. Anderweitige unbeſtimmte Abgaben wer— den auf den jährlichen Landtagsverſammlungen be— rathen und vertheilt. Die Lage der Wirthſchaftshöfe iſt meiſtens ſehr unbequem, indem dieſelben ſelten gleichmäßig von ihren Ländereien umgeben ſind; weßhalb man mehr Spannvieh zu halten genöthigt wird, und auch die Bergung der Feldfrüchte, namentlich in ungünſtigen Erntejahren äußerſt läſtig und erſchwert erſcheint. Als Ackerwerkzeuge bedient ſich der Mecklenbur— ger, außer dem auch im Holſteiniſchen gebräuchlichen Pfluge, noch des Hakens, vorzüglich zum Quer— pflügen des ſchon in Beete gelegten Ackers, und derſelbe iſt vornehmlich für die Sommerbrache ein kräftig wirkendes Werkzeug. Auch bedient man ſich noch in Mecklenburg, obſchon noch nicht an vielen Orten, der verbeſſerten engliſchen Pflüge, des Er- ſtirpators und auf ſtrengem Boden auch der Sta— chelwalze. Im Ganzen ſtehen jedoch Mecklenburgs Wirthſchaften immer noch auf einer zu niedrigen Stufe der Kultur. Aber in der Kunſt, den Acker von Steinen zu reinigen, bat es der Mecklenburger wirklich zu einer gewiſſen Fertigkeit gebracht. Das mecklenburgiſche Wagengeſchirr iſt durchweg ſtark in Holz und Eiſen. Man hat ſogenannte Fläcken— wagen, in der Regel nur mit Blockrädern, welche im Felde und im Hauſe benutzt werden, und ei— gentliche Reiſewagen, welche geſetzmäßig den Na— men des Eigenthümers und des Guts, woher ſie ſtammen, ſowie des Diſtrikts, worin daſſelbe liegt, tragen. Ein vielfach benutztes Geräthe iſt die Mer— gel- oder Moderkarre. Alle Handgeräthe ſind von beſonderer Stärke und Schwere. Den gewöhnlichen Pflug läßt man von Pferden, den Haken von Ochſen ziehen. Da nun im Allgemeinen der Haken häufiger vorkommt, als der Pflug, ſo beſteht auch das Zuggeſpann meiſt aus Ochſen, als aus Pfer— den; nur das Eggen wird allgemein mit Pferden betrieben, welche man im Sommer auf der Weide nährt, und nur in einigen Fällen in emporſteigen— den Wirthſchaften auf dem Stalle füttert. Obgleich die Landesökonomie Mecklenburgs vor— zugsweiſe aus der Viehwirthſchaft beſteht, ſo mag doch von jeher die natürliche Beſchaffenheit des Landes der höhern ausgebreiteten Kultur der Rind— viehwirthſchaft Hinderniſſe in den Weg gelegt ha— ben; daher verhält ſich die Stückzahl der Kühe zu der des Schafſtandes wie 80 zu 1000. Einen ei— genthümlichen conftanten Rindviehſchlag findet man im Mecklenburgiſchen nicht, das Vieh, welches ſich der Landviehraſſe dieſer Gegend bis an die Oder hinauf am meiſten nähert, wird am häufig— ſten in der Mark und Pommern in Bauerndörfern und Sandgegenden angetroffen. Daſſelbe iſt fein— knochig, hochbeinig und ſpitz, mit feinen langen Hörnern und von blindgelber und rother Farbe, wogegen die Mehrzahl des mecklenburgiſchen Viehes ſchwarz und blaugeſchäckt iſt. Zuzucht findet auf den Höfen faſt gar nicht, vielmehr nur bei den Bauern und zwar hauptſächlich bei ſolchen ſtatt, welche für den Butterverkauf zu entfernt von einem Abſatzorte wohnen. Daher iſt der jährliche Ein— ſchußbedarf an Kühen aus dem Auslande beträcht— lich; die meiſten bezieht man aus Jütland. Die Ernährung des Rindviehes iſt zum größern Theile mäßig, bei den Bauern jedoch beſſer, als auf den Höfen, wo verpachtet iſt. Wenn ſchon der Klee— bau in neuern Zeiten eine beträchtlichere Ausdeh— nung erlangt hat, ſo ſieht man doch ſelten eine recht ſchöne Kleeweide; der weiße Klee wird zu ſehr begünſtigt, der rothe Klee aber in eine zu arme Krume gebracht, auch zu dünn geſäet. Die Menge des aufgetriebenen Viehes hält den jungen Klee gleich nieder, und die mit ausgeſäeten Gräſer ge— währen auch nur eine kurze Zeit Sommernahrung. Ferner der Mangel an Befriedigungen, das lang— wierige Treiben zu den oft entfernten Tränkſtellen, das nächtliche Liegen in ſogenannten Regeln oder Koppeln ſind ebenfalls einer vortheilhaften Kuh— haltung entgegen. Die Winterfütterung der Kühe beſteht zum größten Theile aus Stroh, und da, wo veredelte Schäfereien beſtehen, wird das Heu ihnen auf jede Weiſe beknappt. Körner füttert ei— gentlich nur der Bauer oder der Gutspächter, wel— cher die Nutzung ſeiner Melkerei an einen Hollän— der hoch verpachtet hat. Man behauptet dort (wenn ſchon mit vielem Unrecht), daß die Kuh weder Heu noch Korn durch ihre Nutzung bezahle. Run— kel- und Kohlrüben, Kartoffeln, Turnips u. ſ. w. Mecklenburgiſche Landwirthſchaft. werden in der Regel nur von wenigen Landwirthen benutzt. In verſchiedenen ausgezeichneten Wirth— ſchaften, wo hauptſächlich Schafzucht betrieben wird, iſt die Stallfütterung des Rindviehes ein— geführt. Der allgemeinen Verbreitung derſelben ſteht jedoch der Mangel natürlicher Fruchtbarkeit und feuchter Beſchaffenheit des Bodens in Meck— lenburg vorzüglich entgegen. Die Milch und deren Erzeugniſſe iſt das wichtigſte Produkt der Rind— viehzucht. In den allermeiſten Fällen iſt die Milch— nutzung auf den Höfen nach der Kopfzahl verpach— tet, und die Viehpächter zahlen jetzt 9 bis 15 Thlr. Dabei haben dieſe Leute die zehnte Kuh frei, er— halten Wohnung, Feuerung, Fütterung, auch zwei Pferde und oft noch andere Naturalien und Nutzun— gen. Das Lokal der Melkerei iſt ebenſo beſchränkt, als zweckwidrig, und man bedient ſich durchgehends der hölzernen Geräthe; doch find in mehrern Wirth: ſchaften auch die gläſernen Satten (Milchnäpfe) eingeführt. Die mecklenburgiſche Butterfabrikation dürfte würdig mit der holſteiniſchen wetteifern, wenn man mehr Reinlichkeit und Fleiß auf ſie ver— wendete und die meiſten Holländer nicht noch fort— während durch das Waſchen ihre Butter verdürben. Mit der Käſebereitung im Großen geben ſich nur Wenige ab, und dennoch gehören die hier und da bereiteten Käſe nur zu der ſchlechtern Gattung. In den beſten Meiereien ſchwankt der jährliche Butter: ertrag von einer Kuh zwiſchen 85 bis 95 Pfd. Seit den letztern Jahrzehnten iſt beſonders die Schafzucht, deren Betriebe günſtige Ortlichkeiten und vortheilhafte Ausſicht auf Produktenabſatz zu ſtatten kam, mächtig gehoben worden, daher ſich dieſe ſowohl hinſichtlich ihrer Ausdehnung, als auch ihrer innern Vollkommenheit jetzt in einem blühen— den Zuſtande befindet. Der Schafviehbeſtand in Mecklenburg beträgt nahe an 1,700,000 Stück. Die mecklenburger Wolle zeichnet ſich beſonders durch eine gewiſſe Sanftheit bei Feinheit des Fa— dens und durch einen kraftvollen Wuchs aus, wo— durch fie zu manchen Zeugen beſonders brauchbar wird. Man läßt die Lammzeit gewöhnlich Ende Februar oder Anfangs März eintreten, und läßt die Schafe meiſt im dritten Herbſte zu, wobei man auf 100 Schafe 3 Böcke rechnet. Übrigens werden möglichſt viel Hammel gehalten. Nach mecklenbur— giſchem Grundſatze lohnt der Wollertrag eines Schafes meiſtens bis zum ſechsten Jahre ſeine Un— terhaltung. Vier Wochen vor dem Anfange der Lammzeit wird die Fütterung verſtärkt und nach dem Lammen fortwährend geſteigert, und man giebt ſchon nach Verlauf von vier Wochen den Lämmern gut gewonnenes Klee- oder feines Wieſenheu. Das frühe Abſetzen der Lämmer liebt man nicht, und ſie werden bis zur dritten Einwinterung als Erſtlinge abgeſondert gewartet. Die Schafe wer— den hier hauptſächlich auf künſtlich angebauter Weide gehalten, wozu man am häufigſten den weißen Klee, auf beſſerm Boden auch ein Gemiſch von weißem und rothem Klee, ferner Spergel, Schafſchwingel, vor allem aber das engliſche Ray— gras, ſowie das Timotheusgras als Schafweide 811 anbaut. Brachweide kommt nur als Nebenhülfe vor, und Saatbehütung findet in der Regel nur im Frühjahre ftatt, ſobald man berechnen kann, daß ſie bis zum Eintritt anderer guter Weide aus— hält. Wieſenbehütung hält man, wenn die Wieſen jüßes Futter erzeugen, beſonders nach der Berie— ſelung und Wiedertrockenlegung bis Ende April und Anfang Mai für anwendbar und Außerft ge— deihlich. Im Winter werden die Schafe am ge— wöhnlichſten mit Stroh und Heu ernährt, und wo es an Heu fehlt, giebt man Körner oder Hack— früchte. Schrotfütterung mit Häckſel iſt am ge— bräuchlichſten; Erbſen giebt man am liebſten ge— quellt; Lämmer und Jährlinge erhalten aber all— gemein Getreide. Unter den Wurzelgewächſen wer— den am meiſten Kartoffeln gefüttert, welche man, gewaſchen und zerkleinert, mit Häckſel gemiſcht zum Theil ſo lange in Haufen damit liegen läßt, bis ſie gut durchſchwitzt ſind. Dergleichen Häckſel hält man im Frühjahre als die beſte Fütterung für ſäu— gende Schafe. Zu Salzlecken bedient man ſich faſt allgemein des Steinſalzes. Man hält viel auf reichliche geſunde Tränke der Schafe, und vornehm— lich bei der Winterfütterung auf nahrhaftes Ge— ſöff, daher man vorzüglich Schrotölkuchenwaſſer reicht. Die Fütterung mit Branntweinſpülicht hält man unter allen Umſtänden für angemeſſen und vortheilhaft. Die gewöhnliche Wäſche in ſtehendem Waſſer iſt am gebräuchlichſten. Eine ähnliche Aufmerkſamkeit, wie auf die Schafzucht, verwendete man in den letztern Jahr— zehnten auf die Umgeſtaltung und Ausdehnung der in neueſter Zeit allerdings wieder heruntergekomme— nen Pferdezucht. Die erſten und allgemeinen Fort— ſchritte in dieſem Zweige hat das Land dem Land— geſtüte zu Redevin zu verdanken, von wo aus eine bedeutende Anzahl ſehr guter und zum Theil aus— gezeichnet ſchöner Hengſte zu Anfange der Beſchäl— zeit im Lande vertheilt wurde, und dann jeder Pferdebeſitzer ſeine Stuten gegen ein äußerſt mäßi— ges Sprunggeld bedecken laſſen kann. Auch ließen einige wohlhabende Gutsbeſitzer Vollbluthengſte und Stuten aus England kommen, ſowie man auch zu größerer Aufmunterung für die Pferdezucht Wettrennen und Pferdeſchauen errichtete. Indeſſen iſt man jetzt allgemein der Anſicht, daß Schau die Haupt-, Rennen aber Nebenſache iſt. Trotz alle— dem hat man aber doch bisher noch nicht vermocht, eine Raſſe zu bilden, welche der alten Landesraſſe an Gebrauchswerth und als Handelswaare die Wage hält. Sowohl die Stute als der Beſchäler werden in Mecklenburg ſchon vor dem fünften Jahre zur Fortpflanzung zugelaſſen; das Beſchälen erfolgt meiſtens aus freier Hand. In den landesherrlichen und Privatgeſtüten tritt die Beſchälzeit der Hengſte insgemein mit der Mitte des Februar ein, wobei das gewöhnliche Sprunggeld von /½ und 1 Louis— d'or bis zu 5 und darüber ſteigt. Der Bauer ſchont ſeine trächtigen Stuten weder vor noch nach der Geburt, und ſpannt ſie gewöhnlich bis zum letzten Tage des Trächtigſeins, ſowie die erſten Tage nach ihrer Abfohlung wieder 105 Geſtüten aber 812 Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. arbeiten die Mutterſtuten, wenn ſie Vollblut ſind, gar nicht, ſowie auch andere Mutterſtuten dort ins— gemein nur zu mäßigen Arbeiten gebraucht werden. Das Fohlen ſaugt in der Regel 5 Monate lang, und in manchen Geſtüten läßt man die Fohlen den Sommer über bei den Müttern auf der Weide, während man ſie in andern viel früher von den Müttern trennt. Der Bauer läßt ſeine Fohlen mit den Kühen weiden, und giebt ihnen gewöhnlich im Winter Überkehr, Heu und Stroh. Wo man die Fohlen auf den Höfen mit den Müttern zugleich einnimmt, erhalten erſtere ihren eigenen Stall, worin man fie den erſten Winter loſe gehen läßt und gut pflegt. Außerdem laufen ſie täglich ein paar Stunden frei auf einem eingehegten Hofplatze herum. Sobald im Frühlinge Wetter ünd Gras das Austreiben geſtatten, ſondert man die Hengſte von den Stutenfohlen ab, und läßt erſtere, wenn ſie nicht Hengſte bleiben ſollen, im nächſten Herbſte reißen. Im Winter des zweiten Jahres bekommt das Fohlen eine Metze guten geſunden Hafer mit feingeſchnittenem Häckſel und 4 Pfd. feinem Heu. Dieſe Behandlung bleibt bis zum vierten Jahre dieſelbe; doch werden die jungen Thiere im dritten Winter ſchon ordentlich aufgehalftert, in Räume geſtallt u. ſ. w. Die vormals ſo bedeutende Schweinezucht in Mecklenburg iſt in neuerer Zeit ſehr eingeſchränkt worden; eine anſehnliche Eichel- und Buchelmaſt war früher ihre Stütze. Die urſprüngliche mecklen— burgiſche Raſſe iſt groß und lang geſtreckt, und wird mit Recht den meiſten übrigen Arten vorge— zogen. Im Allgemeinen mäſtet man mit Molken, Körnern (gewöhnlich Erbſen) und am gewöhnlich— ſten mit Kartoffeln. Auf den Gütern beſtimmt man für jeden Mann 120 Pfd. hakenreines Schweinefleiſch. Bei dem eigentlichen Ackerbaubetriebe werden, wie ſchon früher bemerkt, vorzugsweiſe Ochſen zur Geſpannarbeit verwendet. Nach dem Urtheile der bewährteſten denkenden Landwirthe giebt es eine beſtimmte Größe, über welche hinaus alleinige Pferdehaltung in Mecklenburg ſelten vortheilhaft ſein werde, und man nimmt als Grenzlinie in die— ſer Beziehung ein Areal von 30 Laſt an. Dem— nächſt gilt als Grundſatz, daß auf ſchwerem, naſſem u. ſ. w. Acker die Ochſen ein zweckmäßigeres Zugvieh abgeben; endlich begünſtigt auch, unter übrigens zuſagenden Verhältniſſen, die vereinigte Ochſen— und Pferdehaltung eine zeitigere und vollkomme— nere Ackerbeſtellung. Im Laufe des Jahres verhält ſich die beſchaffte Arbeit eines mecklenburgiſchen Wechſelhakens mit vier Ochſen und einem Haker zu der von zwei Pflügen mit vier Pferden und zwei Pflügern wie 2 zu 3. An Eggearbeiten (in die Runde) fertigt ein Viergeſpann täglich im Durchſchnitt 1200 Quadratruthen. In Mecklenburg iſt allgemein das Schieben der Ochſen mit dem Nacken eingeführt Man rechnet das Ankaufskapi— tal eines Ochſengeſpannes zu 80 Thlr., während das eines Pferdegeſpannes auf 300 Thlr. veran— ſchlagt wird. Für die großen, dem Kornbau gewidmeten Flä— chen Mecklenburgs wird im Allgemeinen zu wenig Dünger erzeugt, ſowie auch dieſer nicht immer die erforderlichen Eigenſchaften beſitzt. Zwar wird ſämmtlicher Viehmiſt faſt immer auf die Miſtſtät— ten durch einander geſchichtet; letztere ſind aber an vielen Orten nicht zweckmäßig eingerichtet. Die Rindviehſtälle werden in der Regel wöchentlich zwei— mal ausgemiſtet, und die Schafwirthe wählen bald längere bald kürzere Zwiſchenräume zum Ausmiſten. Wie gewöhnlich in der reinen Koppelwirthſchaft ver— wendet man am allgemeinſten allen Dünger auf die Brache. Im Durchſchnitt wird auf eine Kuh an Winterdünger 4% Fuder (A 3000 Pfd.), und auf ein im Sommer und Winter auf dem Stalle gefüt— tertes Pferd 8 Fuder Miſt gerechnet. Der Miſt wird im Winter und Frühjahre abgefahren, und ausge— ſtreut immer möglichſt bald untergepflügt. Früher hat man in den mecklenburgiſchen Wirthſchaften ſehr fleißig den Moder aus Teichen und Brücken zur Be— düngung der Acker benutzt; ſeitdem man aber zu mergeln anfing, wurde der Moder mehr und mehr vernachläſſigt. Indeſſen iſt man auch von dem Meer: geln häufig wieder abgekommen, ſeitdem man der Mergelung manche ſchädliche Folge Schuld geben zu können glaubte, und ſeitdem man behauptet, daß eine Wiederholung des Mergelns durch ihre Wirkung die großen Koſten nicht deckt, welche ſie in dieſem menſchenarmen Lande erheiſcht. Nur da, wo ſehr dünn gemergelt worden, behauptet man nahmhaften Erfolg von einer zweiten Mergelung gehabt zu ha— ben. Man bedient ſich auch torfiger Wieſenerde, mit Pferdemiſt vermiſcht, auf ſandigem Acker und unfruchtbaren Mergelhügeln zur Düngung. Ge— brannte Erden ſind ebenfalls mit Vortheil in An— wendung gebracht worden, und in den Sandgegen— den iſt auch die Anwendung des Plaggendüngers gebräuchlich. In neuerer Zeit gypſt man auch Klee, Erbſen und Raps, bringt aber den Gyps auch in die unbeſäete Furche auf den Brachader. Die Kalk— düngung findet jetzt im Ganzen die mindeſte Beach— tung, obſchon fie zur Verbeſſerung des unthätigen ſauren Landes von großem Vortheil werden kann. Die Torfaſche kommt allgemeiner in Anwendung, indem ſie an vielen Stellen dem Gypſe. gleich wirkt. Deshalb hat man einen Aufbewahrungsbehälter an— gelegt, wohin die Hof- und Dorfleute alle gewon— nene Torfaſche tragen müſſen. Als Gründüngung kommt der Spergel immer mehr in Aufnahme, ſowie man auch die Rüben zu dieſem Zwecke benutzt. Die Ackerbeſtellung erfolgt in Mecklenburg äußerſt ſorgfältig, das Dreeſchland wird, womöglich, gern vor Eintritt des Winters aufgebrochen, wozu man in der Regel den Haken anwendet, und dann An— fangs Mai querhakt oder pflügt. Nach dem Abeggen und Bedüngen des Ackers folgt die dritte oder ſoge— nannte Wendefurche ebenfalls mit dem Haken, und am Ende Auguſt oder Anfang September wird die vierte Furche zur Saat, und zwar am liebſten mit dem Pfluge, gegeben. Das Sommerfeld erhält in der Regel drei Furchen. Wo der Nachſchlag mit Ha— fer beſtellt wird, bricht man die Stoppeln vor Win— ters um, und pflügt oder hakt im Frühjahre noch— Mecklenburgische Landwirthſchaft. mals zur Saat; Stoppelroggen im Nachſchlage er— hält aber in der Regel nur eine Pflugfurche. Das Eggen der Brache wird, namentlich auf ſchwerem Boden, mit ängſtlicher Sorgfalt wahrgenommen und man läßt gewöhnlich auf den erſten Aufbruch gleich mit leichtern einſpännigen Eggen rund eggen. Als— dann wird gegen Johannis die rauhe Brachfurche abermals mit eiſernen Eggen bearbeitet, kurz vor der Ackerung zur Saat die Wendefurche mit hölzernen Eggen einigemal überzogen, und nach der Saat end: lich mit hölzernen Eggen erſt in die Runde und ſo— dann in die Länge herauf- und heruntergeeggt. Kommt nach der Beſtellung, ehe das Korn aufge— laufen iſt, ein heftiger Regen, ſo wird der Acker mit den Eggen noch einmal überzogen. Zu Weizen und Roggen wird in der Regel vor dem Säen mit lang— zinkigen eiſernen Eggen vorgeeggt, was auch bei Ol— gewächſen allemal geſchieht. Die Walze wird jetzt immer noch nicht in ihrer gehörigen Ausdehnung angewendet. Bei der mecklenburgiſchen Beackerungs— weiſe entſtehen natürlich keine ſogenannten Acker— rücken; denn wenn ſich auch durch das Haken in Wendungen eine Art Beete bildet, ſo bildet doch das Ackerland eine über Thal und Anhöhen fortlaufende Fläche mit blos einigen Entwäſſerungsgräben, ja oft fehlen auch dieſe. Die Entwäſſerung ſucht man anſtatt durch Abrückung und Graben des Ackers mehr durch Anbringung zahlreicher Waſſerfurchen zu be— zwecken. Das Getreide wird in Mecklenburg ge— wöhnlich breitwürfig geſäet, wobei der Säemann mit beiden Händen ſäet. . Sämmtliche tragbare Acker eines Gutes werden in ſogenannte Binnen- und Außenſchläge abgetheilt, die jedoch weder eingefriedigt ſind, noch immer im Zuſammenhange liegen (ſ. oben Koppelwirthſchaft.) Die Binnenſchläge umfaſſen das dem Hofe zunächſt gelegene Land, welches immer am beſten gepflegt und in Kultur gehalten iſt; wogegen die Außen— ſchläge das am entfernteſten liegende Land enthalten. Seitdem man letztere durch die feinwollige Schaf— zucht genutzt hat, iſt der Schafmiſt den Binnenſchlä— gen entzogen und dadurch eine nicht unbeträchtliche Bodenernte von jenen gewonnen worden. Außer dieſen Binnen- und Außenſchlägen haben die mehr— ſten größern Wirthſchaften noch einige kleinere (meiſt drei) Feldabtheilungen, Hof-, Neben- oder Klee: koppeln genannt, welche, ohne mit den übrigen Schlägen in Verbindung zu ſtehen, nach Umſtänden entweder blos zur Weide, oder auch wohl abwech— ſelnd zum Getreide- und Futterbau und zur Weide genutzt werden. Wo dieſe Nebenkoppeln fehlen, frie— digt man einen Theil des Weideſchlages für das Zug— vieh beſonders ein, wo dann eine ſolche Koppel mit den übrigen Schlägen immer in gleicher Ordnung fortläuft. Nachtkoppeln, welche befriedigt ſind, die— nen blos zum nächtlichen Aufenthalte des Viehes. Die Zahl und der Umlauf der Schläge iſt übrigens verſchieden (ſ. oben Koppelwirthſchaft). Mecklenburgs großer Kornbau und die Sicher— heit deſſelben macht dieſes Land zur wichtigſten Korn— kammer des nördlichen Deutſchlands. Der Weizenbau wird in großer Ausdehnung be— 813 trieben, wenn ſchon der dortige Weizen keineswegs zu der beliebteſten Sorte gehört, da derſelbe ein Ge— menge von Abarten iſt; doch hat man neuerlich mit Glück den engliſchen Weizen eingeführt, ſowie ſich auch der polniſche Weizen immer mehr verbreitet. Früher kannte man nur die Brachweizenbeſtellung; doch iſt man letzterer Zeit, ſeit das Mergeln allge— mein geworden, in manchen Okonomien bereits da— von abgewichen. Der Raps gilt für die beſte Vor— frucht des Weizens; Weizen in Kleeſtoppel ſoll hier nur ſehr ſchlechte Reſultate geliefert haben. Weizen— bau nach Kartoffeln findet zum größten Theile auf den Gütern ſtatt, wo man dieſe Frucht in der Brache bauet. Zu Saatweizen wählt man gern die fräftig- ſten, aufrechtſtehenden Halme mit den größten, voll— kommenſten Ahren aus und hält überhaupt viel auf Saatwechſel, in welchem Falle man ſtets darauf ſieht, daß der fremde Weizen auf ſchwerem Boden erzeugt ſei. Gegen den Brand ſucht man ſich durch Beizen von Blauſtein, Torfaſche, Salz und Kalk zu verwahren. Als Sicherungsmittel gegen den Roſt gelten dem Mecklenburger: Vertiefung der Acker— krume, Düngung des zur Weide liegenden Schla— ges und minder ſtarke Miſtung des Brachfeldes, da— bei Vermeidung einer rein animaliſchen Düngung. Auf gleiche Weiſe ſchützt man ſich vor dem Flug— brande. Man rechnet auf 55, 60 bis 70 Quadrat— ruthen Landes 1 Scheffel Einſaat, und liebt es im Allgemeinen, den Samen dicht hinter dem Haken zu ſäen und tüchtig einzueggen. Das Aufeggen der Weizenſaat im Frühlinge mit der eiſernen Egge kommt in Mecklenburg immer mehr in Anwendung. Zur Verhütung des Lagerns bedient man ſich ſo— wohl des Abhütens als Abmähens. Der mit Scha— fen abgeweidete Weizen ſoll ein ungleich ſchwereres Korn liefern, als der abgemähte und der ganz unbe— rührt ſtehen gebliebene. Das zeitigere Mähen des Weizens hält man nicht für ſchädlich, wenn derſelbe bei gutem Wetter in den Hoden nachreifen kann. Der gewöhnliche gute Ertrag des Weizens auf dem für ihn geeigneten Boden iſt von 100 mecklenb. Qua— dratruthen 2½ Sack oder 15 Scheffel, doch ſteigt derſelbe nicht ſelten auch auf 20 Schffl. Man erhält auf einen Scheffel erbauten Weizen, wenn die Frucht ſtehend war, 190 Pfd., und wenn / des Weizens aus Lagerkorn beſteht, 200 Pfd. an Strohertrag. Obſchon ſeit der Mergelung der Weizenbau in Mecklenburg bedeutend zugenommen hat, ſo bleibt im Grunde doch der Roggen vornehmlich wegen der Sicherheit ſeiner Kultur, zumal derſelbe zum innern Verbrauch allgemein geſucht wird, die vorzüglichſte Getreidefrucht. Der größte Theil des ſüdlichen Meck— lenburgs iſt auf den Roggenbau beſchränkt; indeſſen iſt demſelben auch eine nicht unbedeutende Fläche der nördlichen Gegenden gewidmet, wo er auf Grund— feldern und ſelbſt auf geſchloſſenem feſtem Acker, wenn dieſer nicht zu feucht iſt, gut zu gedeihen pflegt. Brachroggen iſt der gemeinſte, obſchon man ihn noch häufig mit Nachtheil in den Kartoffelacker ſäet. Nach— roggen wird in die umgebrochene Roggenſtoppel, Stoppelroggen nach der Sommerfrucht insgemein einfurchig beſtellt. Auch die Roggenſaat wird häufig 814 gewechſelt; indeſſen ſollen neuere Verſuche beftätigt haben, daß das Wechſeln der Saat bei gleicher Be— ſtellung, gleich dicker Ausſaat und auf ganz gleichem Boden keinen erhöhten Ertrag in der Regel erwarten läßt, wenn anders nicht die Kornart an ſich ſchon verſchieden von dem ſelbſtgebauten Saatkorn iſt. Für die paſſendſte Saatzeit gilt auch hier der Zeitraum von 14 Tagen vor bis 14 Tage nach Michaelis, und man ſäet im Durchſchnitt auf 70 Quadratruthen 1 Schffl. Roggen. Der Roggen wird ſeltener auf— geeggt als der Weizen, und das Abhüten des ftarfen Roggens mit Schafen iſt ein in den gewöhnlichen Wirthſchaften Mecklenburgs fortwährend beliebtes Verfahren, ob es gleich längſt von verſtändigen Land— wirthen als nachtheilig erprobt worden. Den Rog— gen mäht man gemeiniglich erſt bei vollkommenſter Reife. Auf Roggenboden erſter Klaſſe (auf 60 bis 70 Quadratruthen 1 Schffl. Ausſaat) gewährt der Roggen mit Sicherheit das achte Korn, während Boden zweiter Klaſſe (Mittelboden) das ſechste Korn giebt und auf beſtem oder einfachem und doppeltem Sandfelde der Ertrag bis auf's dritte Korn und darun— ter herabfällt. Auf beſſerem Boden rechnet man für 100 Scheffel Roggen 19,000 Pfund Strohertrag. Der Anbau der Gerſte iſt von vielen Landwirthen Mecklenburgs vornehmlich deßhalb beſchränkt wor— den, weil ſie einen ſchlechten Strohertrag gewährt, die Ernte derſelben überhaupt mißlicher iſt und ſie auch den Boden ſtärker erſchöpft. Im Großen baut man jetzt nur die große oder zweizeilige und die kleine vierzeilige Gerſte. Erſtere wird gemeiniglich nur auf Boden erſter und zweiter Klaſſe kultivirt; ſonſt ſchätzt man allgemein einen milden, warmen, lockern, nicht magern Boden als den wahren Mut— terboden der Gerſte am höchſten. Man bringt die— ſelbe insgemein in die Stoppel der Winterfrucht, und giebt die erſte Furche zu halber, die zweite und dritte aber zu ganzer Tiefe. In mehrern Wirthſchaf— ten, wo es zum Syſtem paßt, wird auch Gerſte nach Kartoffeln mit großem Erfolge gebauet und ſogleich der Klee ſowohl zur Weide als zum Mähen mit ihr ausgeſäet. Die Gerſtenausſaat pflegt man um Ur— bau vorzunehmen. Von der kleinen Gerſte ſäet man einen großen Scheffel auf 90, von der großen auf 100 Quadratruthen. Vom Wechſeln des Gerſten— ſamens verſpricht man ſich keinen Vortheil. Die Saat wird am gewöhnlichſten mit dem Haken, doch auch mit dem Pfluge untergebracht; doch wird man jetzt immer einverſtandener über die Vortheile des flachen Einbringens der Saat. Man walzt viel lie— ber die ſchon etwas hervorgegangene Saat, als das Gerſtenfeld ſogleich nach dem Säen, und auf leich— tem Felde glaubt man ohne jenes Blattwalzen gar keine Gerſte ſäen zu können. Im Allgemeinen wird die Gerſte vor der höchſten Reife gemäht, weil das Korn alsdann eine beſſere Farbe und das Stroh mehr Schwankhaftigkeit erhält. Man läßt die Gerſte gern acht Tage in Schwaden liegen, eilt aber dann nach dem Aufbinden derſelben mit dem Einfahren. Nach einem beſſern Verfahren bindet man aber die Gerſte höchſtens einen Tag nach dem Mähen, bringt ſie in Hocken und läßt ſie darin hinreichend trocken Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. werden. Strohſeile zum Einbinden der Gerſte kom— men in Mecklenburg noch ſelten in Anwendung. Der Ertrag der Gerſte ſchwankt im Ganzen zwiſchen dem achten bis zwölften Korne, und den Strohgewinn nimmt man im Durchſchnitt für 100 Schffl. zweizei— liger Gerſte zu 9,300 Pfd. an. Auf gutem Boden baut man am häufigſten den gemeinen weißen Hafer, während auf ſchlechterm Boden der Grauhafer, (bunte Hafer) am gewöhn— lichſten kultivirt wird; indeſſen baut man auch häufig auf dem ſchlechteſten Sand- und Heideboden den Sandhafer (Rauh-, Purrhafer). Gemeiniglich er— hält der Hafer ſeinen Stand in der dritten Tracht, daher er nach dem üblichen Wirthſchaftsſyſteme die Folgen der Saaten beſchließt. Auf den beſſern Fel— dern pflegt man ihn in der Regel zweiführig zu be— ſtellen, und der auf die ſorgfältig gegrabene Herbſt— furche im Frühjahre obenauf geſäete Hafer kommt am ſeltenſten vor. Dreeſchhafer findet man nur in ſolchen Wirthſchaften, wo man von dem gewöhn— lichen Syſteme zur Fruchtwechſelwirthſchaft überge— gangen iſt. Mit der Ausſaat des weißen Hafers pflegt man ſelten vor dem erſten Mai zu beginnen. Auf die Auswahl eines vollkommenen Samens pflegt die Mehrzahl nicht viel Sorgfalt zu verwenden, da— her wohl der häufig angetroffene dünne Stand der Haferſaaten. Am liebſten wechſelt man den Hafer mit dem rügenſchen. Im Durchſchnitt nimmt man für 1 Schffl. Einſaat 50 Quadratruthen an, rech— net aber auch bis 90 Ruthen auf 1 Schffl. Hafer. Der Hafer wird jetzt faſt allgemein untergeackert, wobei ſogar Viele eine recht tiefe Lage des Hafer: korns für zuträglich halten. Gleich nach dem Unter— haken des Hafers und Abeggen des Saatfeldes ſäet man den Klee, welcher faſt allgemein unter dieſe Getreideart zu ſtehen kommt, aus und eggt dieſen entweder blos durch ein einmaliges Überziehen in die Länge ein, oder überfährt das Land blos mit der Walze. Sonft iſt es ziemlich allgemein, das Hafer— feld nach beſchaffter Saat zu walzen. Da man jetzt überhaupt mehr Fleiß auf die Haferernte verwendet, ſo findet man auch ſtellenweiſe die Strohbänder ein— geführt. Als gute Mittelernte nimmt man für den Hafer in erſter Tracht einen ſiebenfältigen, und in zweiter Tracht einen fünffältigen Ertrag an, und rechnet auf 1 Scheffel Hafer durchſchnittlich 65 Pfd. Strohertrag. Sommerweizen wird nicht allzuhäufig angetrof— fen, und derſelbe iſt auch hier nur als ein Surrogat zu betrachten. Sommerroggen baut man in guten Gegenden nur, wenn der Winterroggen ausgewintert iſt, aber auch auf Sandboden beſſerer Art als dritte Saat nach dem Hafer, wo dann das Land viel beſſer zu— graſet. Der Sommerroggen erhält oft nur eine Furche im Herbſte, auf welche man dann im zeitigen Früh— jahre ſäet und eineggi. In keinem Falle pflügt man zum Sommerroggen im Frühjahre. Auf Mais iſt man vorzüglich als auf ein ganz vor— treffliches Futter für Rindvieh und Pferde aufmerk— ſam geworden, zumal man davon einen auffallenden Er— trag — auf 100 Quadratruthen 40 Schffl. — gehabt. Mecklenburgiſche Landwirthſchaft. Unter den Hülſenfrüchten nehmen die Erbſen den erſten Platz ein, und am allgemeinſten wird die ge— wöhnliche gelbe Kocherbſe kultivirt. Man unterſchei— det davon eine frühzeitige, eine ſpatreife und eine zwiſchen beiden inne ſtehende. Die holländiſche und preußiſche graue Erbſe kommt nur im Kleinen im Anbau vor. Den Erbſen weiſt man am liebſten ein ſandiges, nicht entkräftetes Lehmfeld an, wenn die— ſes in ſeiner Grundmiſchung einen Theil Kalk ent— hält, und bringt ſie jetzt allgemein in die Stoppel der Winter- oder Sommerfrucht, und zwar am lieb— ſten nach der Gerſte, wenn das Feld vier Saaten trägt. Man bricht die Stoppel im Herbſte zu voller Tiefe um, eggt im Frühjahre tüchtig und pflügt die Erbſen flach unter. Andere laſſen auf dem zu Erbſen beſtimmten Lande im Herbſte blos die Waſſerfurchen aufziehen, ſäen im Frühjahre die Erbſen auf die Stoppel, und haken oder pflügen ſie unter. Allge— mein pflegt man die Erbſen möglichſt früh auszu— ſäen, ſowie der Mecklenburger auch für eine dünne Ausſaat iſt, daher die dickſte auf 70 Quadratruthen 1 Scheffel beträgt. Übrigens iſt das Unterpflügen der Saat nur auf den leichtern Feldern beliebt. Man gypſt die Erbſen mit Vortheil vor Ende April zu 1 Pfd. auf die Quadratruthe gerechnet. Um eine gute Futter- und Körnerernte möglichſt zu vereini— gen, mäht man die oberen noch grünen Erbſen, wenn die untern gelbreif ſind und reife Schoten angeſetzt haben. Beſſer als in Schwaden trocknet man jetzt die Erbſen in kleinen Haufen, wobei man nicht allein mehr Körner und mehr und beſſeres Futter erhält, ſondern auch an Arbeit und Banſenraum erſpart. Auch warben die Merinozüchter zum Theil die Erb: ſen in verſchiedenen Perioden blos zu Heu. Im Durchſchnitt der Jahre iſt der Ertrag der Erbſen nicht leicht über ſechsfältig. Bei 100 Scheffeln Kör— nerertrag nimmt man 21,000 Pfd. Strohertrag an. Von den Wicken kultivirt man nur die gewöhn— liche kleine frühreifende und die größere ſpätreifende Wicke. Sie werden des Kornes und Heues wegen, vornehmlich aber zu Grünfutter kultivirt, zu welchem Behufe man ſie in der Regel mit Hafer oder mit Gerſte und Hafer untermengt ausſäet. Einen mil— den, nicht zu fetten Mittelboden hält man für die Wicken am zuträglichſten. Die um des Heues willen gebauten Wicken gewinnt man im Brachſchlage, und ſäet ſie etwas dicker als Erbſen auf die dritte Furche obenauf. Stoppelwicken werden größtentheils ein— furchig und, inſofern man ſie zum Reifwerden be— ſtimmt hat, ein Drittheil dünner als Erbſen geſäet. Die Wicken werden gewalzt, wenn ſie einen Zoll lang aus der Erde hervorgekommen ſind. Die zum Pferdefutter beſtimmten Wicken mäht man ebenfalls im gelbreifen Zuſtande, und grüngemähte Wicken läßt man 2 bis 3 Tage in Schwaden liegen, worauf man ſie häufelt. Man pflegt den Ertrag der Wicken nur fünffältig anzuſchlagen, und rechnet den Mittel— ertrag an Wickheu von 100 Quadratruthen zu einem Hoffuder von 16 bis 18 Ctr. Den Pferdebohnenbau findet man in Mecklen— burg noch zu ſehr vernachläſſigt; wo ſie aber vor— kommen, werden ſie gewöhnlich in der Brache an— 815 gebaut, mitunter aber auch nach dem Weizen. In jenem Falle beſtellt man fie vierfurchig, mit 2 Herbft- und 2 Frühjahrsfurchen, indem man fie entweder in die offene Furche ſtreut oder breitwürfig ſäet. Spä— ter werden die Bohnen mit der Pferdehacke einmal behackt und dann mit dem einſpännigen Häufelpfluge behäufelt. Als Schutzmittel gegen den Roſt wendet man Salinenabfall und Gyps an. Linſen werden nur im Kleinen angebaut, und der Buchweizen iſt, obſchon mit Unrecht, nur auf die Sandgegenden beſchränkt; indeſſen findet man ihn wohl auch auf beſſerm Boden für die Stallfüt— terung angeſäet, und zwar ſchon mit gutem Erfolge in der Winterungsſtoppel. Der Kartoffelbau gewinnt wegen der Schafzucht und den Branntweinbrennereien immer mehr an Ausdehnung. Als Frühkartoffel behauptet jetzt die graue Kartoffel wegen ihrer zeitigen Brauchbarkeit den erſten Rang; dann folgt die glatte (breite) Kar— toffel, eine ſehr ergiebige Art, und zur Speiſe bedient man ſich faſt allgemein der ſogenannten holländi— ſchen, als einer der wohlſchmeckendſten, ergiebigſten und dauerndſten Eßkartoffel; zur Viehfütterung da— gegen zieht man die länglichrothe Art allen andern vor. Wo man die Kartoffel mit vielem Fleiße an— bauet, da erhalten die Brachkartoffeln meiſtens drei vorbereitende Furchen, wogegen das Land zu Stop— pelkartoffeln wie der Gerſtenacker behandelt wird. In friſchem Dünger bringt man die Kartoffeln meiſt nur in Sandländereien, während man anderwärts die Herbſtdüngung vorzieht. In der Regel pflegt man (auf nicht kräftigem Boden und bei kleinen Saatkartoffeln) die Kartoffeln / Fuß weit in der Reihe von einander zu pflanzen. Auf einem lockern, ſehr humoſen Boden dagegen, bei günſtiger Witte— rung und Saatkartoffeln von der Größe einer Wall- nuß, beträgt die Entfernung der Kartoffeln 1½ Fuß in den Reihen, wenn dieſe 2 Fuß auseinander ge— bracht werden. Überall aber hütet man ſich, die Kartoffeln zu tief zu legen, und nach 14 Tagen wird der in rauher Furche liegen gebliebene Acker mit den Eggen überarbeitet. In ſehr trocknen Sommern hat man das auf das Handhacken folgende Häufeln für unvortheilhaft befunden; weßhalb man dafür lieber mehr hackt. Bei der Ernte werden die Kartoffeln ausgehadt und allgemein zur Aufbewahrung unter Stroh eingemiethet. Auf 60 Quadratruthen Land erntet man nach einer Düngung von zwei Fuder Stallmiſt in dritter Saat nach Gerſte 80 bis 90 Scheffel Viehkartoffeln, wogegen an Sommerkorn höchſtens 7 bis 8 Scheffel gewonnen werden, und auf einem Acker, welcher 10 Berl. Schffl. Roggen auf 100 Quadratruthen zu liefern vermag, rechnet man im Durchſchnitt bei ſorgfältiger Beſtellung 110 Scheffel Viehkartoffeln oder 60 Scheffel feine Eß— kartoffeln. Man hat der Kartoffel den Vorrang vor der Runkelrübe auf dem Felde eingeräumt, und dieſe auf den überflüſſigen Platz im Garten beſchränkt, indem ſie die doppelte Düngung erfordere, die große Kartoffel aber noch auf Boden kultivirt werden könne, welcher der Runkelrübe nicht zuſagt. 816 Topinambours (Erdäpfel) findet man noch viel ſeltener als die Runkelrübe im Anbau, obgleich man durch neuere Erfahrungen gefunden hat, daß dieſe Frucht dem Rindvieh und den Schweinen ein höchſt appetitliches Futter ſei. Den Turnipsbau betreiben bereits verſchiedene tüchtige Landwirthe mit entſchiedenem Erfolge. Man glaubt in der Regel, die Rüben nur in die Brache ſäen zu dürfen, wobei man es zugleich am räthlich— ſten hält, dieſelben dann, wenn die Grasweide gegen den Herbſt hin abnimmt, den Schafen auf dem Felde zu überlaſſen. Indeſſen haben neuere Verſuche im Großen bewieſen; daß das Verfüttern der Rüben im Felde keineswegs eine unerläßliche Bedingung des Rübenbaues ſei, vielmehr das Anfahren und Aufbewahren nur mit geringen Schwierigkeiten ver— bunden ſei. Kohlrüben würden viel verbreiteter ſein, wenn die Kultur nicht durch den Inſektenfraß ſo ſehr zu leiden hätte. Kohlbau im Felde trifft man nur auf ſehr wenigen Gütern an. Von den Handelsgewächſen nimmt der Raps den erſten Platz ein, während die Kultur der Ge— ſpinnſt⸗, Gewürz- und Farbepflanzen noch fortwäh— rend in nur beſchränkter Ausdehnung ſtattfindet. Man bauet den Raps gegenwärtig auch auf den leichtern Bodenarten und auf Moorfeldern an. Ge— wöhnlich kommt derſelbe in das Brachfeld zu ſtehen, wobei zugleich als allgemeine Regel gilt, daß dün— nere Ausſaat kräftigere und reichlicher lohnende Frucht gewähre. Manche pflegen den Raps gleich nach der Ausſaat zu gypſen, und behaupten, ſomit dem Wurmfraße vorzubeugen. Man bringt den Raps in der Gelbreife ab und läßt ihn neuerlich zweck— mäßig in Miethen von 16 Fuß Breite, 30 F. Länge und ſolcher Höhe, daß die Stafer (Langer) ohne Fuß vom Wagen anreichen können, austrocknen. Im Durchſchnitt erntet man von gutem Raps vom Scheffel Ausſaat 10 bis 12 Schffl. Samen, und be— hauptet, vom Raps auf gleichem und gleichgedüng— tem Boden und von gleicher Fläche eben ſo viel Stroh zu ernten, als vom Weizen. Gegenwärtig wird viel Raps im Lande ſelbſt zu Ol geſchlagen. Den Flachsbau über den eigenen Bedarf auszu— dehnen, hält man faſt allgemein den größern Wirth— ſchaften für Nachtheil bringend; indeſſen hat man doch in neuerer Zeit den Tagelöhnerfamilien auf den großen Gütern eine ihren Verhältniſſen entſprechende Erweiterung der Peinfaat unter angemeſſenen Ent: ſchädigungsbedingungen zugeſtanden. Die dem ruſ— ſiſchen Hanfe eingeräumten Vorzüge vor dem inlän— diſchen halten den Hanfbau im eigenen Lande ſehr zurück. Von den Gewürzpflanzen war vornehmlich der Anbau des Kümmels ſehr in Anregung gekommen; indeſſen iſt man auch davon jetzt wieder ziemlich abgegangen. Man kultivirt den Kümmel durch Legen der Körner ſtellenweiſe im Frühjahre in ge: wiſſen Entfernungen, wodurch auf jeder Stelle ein Buſch Pflanzen (Bülten) entſteht. Dieſe Pflanzen tragen erſt im zweiten Jahre gleich nach Johannis ihre Frucht. Mehrere bis dahin unterdrückt geblie— Allgemein berühmt gewordene Landwirthſchaften. bene Kümmelpflanzen kommen aber nach genom— menen erſten Einſchnitt im Spätſommer empor, treiben im Frühlinge darauf Blüthenköpfe und ge— ben um Johannis die zweite Ernte auf einer und derſelben Stelle. Daſſelbe geſchieht nun auch noch mit den bis jetzt unterdrückt geweſenen, noch übrig gebliebenen wenigen Pflanzen u. ſ. w. Der Er: trag ſtellt ſich hierbei im Durchſchnitt auf 100 Quadratruthen bis auf 11 Scheffel. Früher gewann Mecklenburg nicht unbedeutende Summen für Tabak; indeſſen hat man mit dem Sinken der Preiſe den Tabaksbau wieder minder eifrig verfolgt. Der größte Theil des inländiſchen Tabaks wird im Lande ſelbſt verarbeitet, und er liefert das Material zu beliebten Fuſelſorten. In der Umgegend von Roſtock und Parchim findet ein nicht unbedeutender Cichorienbau auf den ſtädtiſchen Ackerfeldern ſtatt, und man rechnet als guten Ertrag auf 1½ Quadratruthen guten Landes 1 Schffl. Wurzeln. i Im Betreff des Futterbaues wird der ausge— breitete Kleebau ſchon vielfältig nach beſſern Grund— ſätzen betrieben, und das Gypſen des Klees iſt faſt Ihon allgemein. Man ſchätzt auf gutem feſtem Gerſtenacker den Ertrag von 60 Quadratruthen zu 1600 Pfd. Kleeheu in zwei Schnitten. Der Be— darf an Kleeſamen wird lange nicht im Lande er— zeugt. Außer dem weißen Klee ſieht man auch den gelben in ziemlichen Flächen kultiviren, und viele Verſuche mit Luzerne haben bewieſen, daß dieſes Futterkraut ſich recht wohl mit dem rauhen Klima an der Oſtſeeküſte vertragen kann. Der natürliche Grasbau in Mecklenburg iſt ſchon längſt durch Trockenlegung der Wieſen, durch zweckentſprechende Erdarbeiten, vornehmlich neuer Raſenbildung durch Erſtickung der alten Narbe, durch Beſandung und Aufbruch gehoben. Außerdem ſind aber auch Dün— gung und Bewäſſerung mit Umſicht auf großen Wieſenflächen in Anwendung gebracht; daher man jetzt auf 60 Quadratruthen ein tüchtiges Fuder Heu von 16 bis 18 Ctr. erntet. Rückſichtlich der Getreideernte iſt in Mecklen— burg im Allgemeinen die im Schleswig-Holſtei— niſchen gebräuchliche Methode die herrſchende, nur daß man das Wintergetreide nicht wie in den Mar— ſchen von Holſtein mit der Sichel ſchneidet. Rog— gen und Weizen bindet man unmittelbar hinter der Senſe auf, ſetzt ſie in Hoden, und fängt mit dem Abfahren des Getreides in die Scheune nicht eher an, als bis das ganze Feld aufgeſetzt iſt. Das Sommergetreide hingegen wird nicht gleich unmit— telbar hinter dem Mäher zuſammengeharkt. Man wendet faſt nie Strohbänder an, ſondern bindet jede Getreideart in kleine Garben mit Bändern, die auf eine ganz eigene Art vom Getreide ſelbſt gemacht worden ſind. Endlich iſt auf die Form, in welcher die Garben aufgeſtellt werden, von der anderwärts gebräuchlichen eben ſo verſchieden als ſie zweckmäßiger iſt. Bei dieſer Methode wird das ganze Geſchäft ſehr beſchleunigt, weßhalb es weni— ger koſtſpielig iſt; auch erſcheint bei ungünſtiger Erntewitterung dieſes Verfahren überhaupt zweck— Mecklenburgiſche mäßiger, ſowie endlich nicht nur die Qualität der Körner dabei gewinnt, ſondern auch der Ausfall derſelben dadurch ſehr vermindert wird. Beim Be— ginn der Ernte werden die geſammten zur Ver— fügung ſtehenden Händekräfte eines Gutes in Thä- tigkeit geſetzt, indem Alt und Jung hierbei eine ſeinen Kräften angemeſſene Anſtellung erhält. Der Hofmeier mähet vor, dieſem folgen die Knechte, und dieſen die Deputanten und Tagelöhner. Je— der Mäher bringt ſeinen Harker bei der Winterung mit, welcher ihm ſtets auf dem Fuße folgt. Auf vier Mäher und vier Harker rechnet man einen Aufſetzer oder Hocker, welches jedoch ſtarke Leute ſein müſſen, indem ein ſchwacher Aufſetzer mit drei Mähern volle Arbeit hat. Da der Harker nicht rein harkt, ſondern nur das Schwad aufnimmt, ſo wird mit der ſogenannten Hungerharke nachge— harkt, welches gleich mit dem Anfange ber Arbeit, und zwar durch alte oder ſchwächliche Leute mit Hülfe der Pferde geſchieht. Das zuſammengeharkte Geriſſe wird in der Regel einen Tag vor dem Ein— fahren an die Hoden gebracht, und wenn es nicht für den Schafſtall beſtimmt iſt, mit den Garben zugleich eingefahren. Im Allgemeinen beginnt die Arbeit 6 Uhr Morgens, und es darf dann Nie— mand vor Sonnenuntergang heimkehren. Daher wird alles Eſſen und Trinken für den ganzen Tag des Morgens ſchon mit auf das Feld genommen, und ſelbſt der Aufſeher der Leute bleibt im Felde, damit nach Verlauf einer Mittagsſtunde Alles ſo— gleich wieder an die Arbeit geht. Sobald das ganze Winterfeld in Hocken aufgeſetzt iſt, was ge— wöhnlich in 3 bis 4 Tagen beſchafft wird, ſo trifft man nun alle Anſtalten zum Einfahren, wobei ſämmtliche Kräfte eines Gutes nur an zwei Stel— len arbeiten, nämlich beim Wagen und in der Scheune. Übrigens werden beim Einfahren eben ſo viel Arbeiter auf dem Felde beim Aufladen, als in der Scheune zum Abladen angeſtellt. Die letz— tern theilen ſich in zwei gleiche Theile, wovon der eine Theil mit dem andern bei jedem Fuder ab— wechſelt, ſo daß, wenn die eine Hälfte abladet, die andere Hälfte das Einfahren ſelbſt befördert, die Wagen von anhängendem Stroh rein macht, ſie aus der Scheune herausſtößt, umkehrt u. ſ. w. Beim Taſſen oder Einbanſen bedient man ſich der kleinen zweizinkigen Schüttelgabeln, wodurch die Arbeit befördert und das Zerreißen der Garben ver— hindert wird. Der Hintermann fängt von ſeinem Vordermanne die Garbe auf, von erſterem wird dieſelbe wieder durch ſeinen Hintermann aufgefan— gen, und ſo wandert die Garbe über die Köpfe der Ablader bis zur Stelle, wo ſie liegen bleiben ſoll, fort. Es können hierbei die Taſſer weiter von einander entfernt ſtehen, wodurch Menſchen er— ſpart werden gegen die Methode, wo man ſich die Garben mit den Händen zuwirft. Bei einer ſol— Kirchhof, Landwirth. Landwirthſchaft. 817 chen Erntemethode müſſen die Garben durchaus klein gebunden werden, da ſie ſich dann leichter handhaben und ſchneller trocknen laſſen; daher wer— den ſie in der Regel nicht über 10 bis 12 Zoll Durchmeſſer unter dem Bande ſtark gemacht. So— bald der Harker eine Lage Getreide zuſammenge— harkt, etwa die Hälfte von dem, was man zuſam— men zu harken pflegt, wenn zwei Lagen in ein Strohland kommen, wird die Harke links gelegt, mit der Rechten eine kleine Hand voll Getreide— halme ergriffen und die Garbe gebunden. Im All— gemeinen ergreift der Hacker nur unter jedem Arme eine Garbe, trägt ſie zu der Stelle, wo die Hocke ſtehen ſoll, was immer ſo nahe als möglich hinter den Mähern iſt, ergreift ſie dann mit der vollen Hand in den Ahren und ſtaucht ſie mit Kraft auf die Erde, ſo daß die beiden Garben unten mit den Stoppelenden beinahe 3 Fuß von einander auf den Acker zu ſtehen kommen, oben mit den Ahren ſich aber feſt zuſammenſchließen. Alle übrigen Gar— ben werden nun paarweiſe ebenſo an das erſte Paar dicht angeſetzt, bis eine Hocke von 15, 20 und mehr Paaren fertig iſt, und zwar in derſelben Richtung, wie die Ackerbeete gehen; daher bilden alle Hocken auf dem Felde unter ſich gerade Rei- hen, an welche der Wagen in gerader Linie fah— rend ankommen kann. Gutgeſetzte Hoden bilden dachförmige kleine Hütten, unter welchen man auch bei dem ſtärkſten Regen nichts von dem äußerlich ablaufenden Waſſer verſpürt. Man zählt ſehr ſel— ten die Garben zu den Hocken, ſetzt vielmehr große und kleine Hocken durch einander, wie es gerade das bequeme Herbeiholen der Garben an die Hand giebt. In ſolche Hoden kann nun ein ſehr anhals tender Regen tief eindringen und die Garben durch— näſſen; vorübergehende Regenſchauer näſſen nur die Oberfläche, welche nachher bald wieder abtrocknet. Außerdem trocknet aber das Getreide in den dün— nen Garben, ſelbſt wenn es viel Gras hat, in zwei bis drei Tagen hinlänglich zum Einfahren ab. Starker Wind wirft indeſſen die Hocken zum Theil um, ſowie auch ein länger anhaltender Re— gen in das Innere der Garben eindringt; daher die Hoden in beiden Fällen umgeſetzt werden müf- ſen, wo dann allerdings auch hier ein Ausfallen der Körner von hochreifem Getreide ſchwer zu ver— meiden iſt. Muß man aber bei tagelang anhalten— dem Regen das Umſetzen unterlaſſen, ſo bleiben die oben in der Spitze der Hoden zuſammenge— drängten Ahren naß, erhitzen ſich und wachſen aus, welcher Nachtheil nur durch öfteres Umſetzen zu verhüten iſt. Indeſſen erfolgt das Auswachſen hier immer nicht ſo bald, als wenn Getreide bei naſſem Wetter auf den Schwaden liegt. Daher die meck— lenburgiſche Erntemethode wohl immer zu den beſ— ſern zu zählen iſt. 103 818 Alten burgiſche Landwirthſchaft. Altenburgiſche Landwirthſchaft. Altenburgs Klima iſt im Ganzen ſchön, und Frühjahr und Sommer zeichnen ſich durch Beſtän— digkeit und Gleichmäßigkeit der Temperatur aus. Der Boden hat eine wellenförmige Oberfläche, wäh— rend Berge fehlen. Außer der Pleiße hat Altenburg keinen Fluß, ſondern nur Bäche. Auch mangelt es ſehr an Wieſen, und noch mehr an Wald, den je— doch für's Auge zahlreiche Obſtbäume erſetzen. Der Acker iſt von Natur weniger fruchtbar, als die Kunſt ihn macht; der fruchtbarſte Boden findet ſich in der Pflege Monſtab. Altenburg hat im Betreff des Pro— duktabſatzes eine treffliche Lage, zumal die Stadt Altenburg ſelbſt und die nahe liegende Schönbur— giſche Stadt Glaucha anſehnliche Getreidemärkte haben. Altenburg zählt auf ungefähr 12 Quadrat— meilen 60 und einige Tauſend Einwohner, hat 4 Städte, 2 Flecken, 287 Dörfer und 60 Rittergüter. Ackerbau und Fabriken ſind in dieſem glücklichen Lande gemeinſam thätig für Nationalreichthum und Volksglückſeligkeit. Die altenburgiſchen Bauern zeichnen ſich durch eigenthümliche Tracht, Sitten und Gebräuche aus. Sie haben übrigens einen un— gewöhnlichen Grad von, Bildung, ſind Freunde der Kunſt und Wiſſenſchaft und bei hoher Gottesfurcht entſchiedene Feinde des Vorurtheils und des Schlen— drians. Der Altenburger iſt zwar eben kein raſcher, aber ein ſtetiger und ſorgfältiger Arbeiter. An Ar— beitern fehlt es durchaus nicht, und doch ſind die gewöhnlichen Lohnſätze niedrig. Die Altenburger ſind mäßig in Genüſſen und erfreuen ſich einer treff— lichen Geſundheit; auch das Geſinde iſt beſſer als anderwärts. In der Landwirthſchaft haben es die Einwohner am weiteſten gebracht, und ſie beſchäftigt den größten Theil ausſchließlich; daher das Ganze der altenburgiſchen Landwirthſchaft für eine Muſter— wirthſchaft gelten kann. Indeſſen beſchäftigen doch auch bedeutende Fabriken, namentlich Tuchwebereien, eine Menge Menſchen. Jeder ſucht in der Regel das, was er ſich einmal als Erwerbsmittel gewählt hat, ſeinen Kräften gemäß möglichſt vorzüglich zu betreiben. Die Größe der Bauergüter wechſelt zwiſchen 80 bis 100 und 10 bis 20 Altenb. Acker (a 2½ Magdeb. Morgen). Die Dörfer find gemeiniglich klein, ſo— wie es auch keine großen Rittergüter giebt, und ein ſolches von 270 Acker an Feld und Wieſen ſchon mit zu denzgrößten gehört. Die Abgaben von den alten— burger Bauergütern find bedeutend, und es muß mancher vierſpännige Bauer 200 Thlr. und mehr jährlich abgeben. Die meiſten Bauerhöfe ſind ſehr zweckmäßig ein— gerichtet; ſie bilden meiſtens ein Viereck und ſind rundum von Häuſern umſchloſſen. Bei vielen Ge— bäuden hat man Lehmmauern in Anwendung ge— bracht, in deren Verfertigung man es jetzt zu einem hohen Grade der Vollkommenheit gebracht hat. Im Wohnhauſe der altenb. Bauern trifft man gewöhn— lich eine recht wohlthuende Reinlichkeit und Ord— nungsliebe an. Als Ackergeräthe bedient man ſich des ſogenann— ten Thüringer Pfluges, der gewöhnlichen ſächſiſchen Egge, des Feldgeiers, des Ruhrhakens, des Häufel— pfluges, der ſehr gebräuchlichen Walze, eines ſehr plumpen, unnütz ſchweren Wagens bei der Ernte, der ſehr zweckmäßig eingerichteten Keppkarren und andere mehr. Viehzucht iſt die Hauptſache der altenb. Wirth— ſchaft, und die dort übliche Rindviehraſſe ſtammt von der voigtländiſchen ab. Man verwendet auf die Pflege und Fütterung derſelben große Sorgfalt; da— her meiſtens die Stallfütterung eingeführt iſt. Vier— ſpännige Bauern halten bis zu 24 Stück Rindvieh, und darunter 14 bis 18 Stück Milchkühe, von denen jede im Sommer täglich 80 bis 100 Pfd. grünen Klee erhält; im Herbſte treibt man das Kuhvieh eine Zeit lang auf die Stoppeln. Im Winter erhält das Rindvieh vornehmlich Brühfütterung. Die altenb. Butter wird auf den umliegenden Märkten ſehr ge— ſucht, und es ſteigt der Ertrag einer gutgenährten ei zu 200 Pfund Butter und 50 Schock kleiner äſe. Die Amtsbauern halten bis zu 80 Stück'Schafe, und obgleich die Veredlung derſelben bei vorzüglicher Pflege ſehr weit vorgeſchritten iſt, ſo hält man doch im Allgemeinen die Rindviehwirthſchaft für vor— theilhafter. Übrigens wird in den Pachtanſchlägen die jährlichezreine Nutzung eines Schafes auf Wolle zu 3% , ja A Thlr. angeſetzt; auch außerdem ein magerer Hammel in wohlfeilen Zeiten bis mit 4'/ Thaler bezahlt. Schweinezucht, vornehmlich Ferkelzucht iſt ein ſehr erheblicher und einträglicher Zweig der altenb. Landwirthſchaft. Die dortige Raſſe iſt lang geſtreckt, leicht ernährbar und ſehr fruchtbar. Die Federvieh— zucht liefert auch eine nicht unbeträchtliche Geldein— nahme, und für die ſehr ausgebreitete Taubenhal— tung findet hier eine eigenthümliche Liebhaberei ſtatt. Pferde, meiſtens von anſehnlicher Größe und Stärke, ſind das hauptſächlichſte Geſpann. Indeſſen zieht man die Pferde nicht ſelbſt, ſondern entnimmt ſeinen Bedarf meiſtens aus Holſtein, Böhmen, auch aus Weſtphalen. Das Pferd erhält hier gewöhnlich 4½ Berl. Metzen Hafer und 8 Pfd. Heu. Übrigens geht man in der Sorgfalt bei der Behandlung und Pflege der Arbeitspferde vielleicht zu weit. Mit Och— ſen wird in der Regel niemals gearbeitet; dagegen bearbeiten kleine Ackerbauer ihr Feld mit Kühen, welche zum Theil wie die Pferde mit Hufeiſen be— ſchlagen werden. Auf Erzeugung und Behandlung des Miſtes wird große Sorgfalt verwendet; daher beſitzen die meiſten altenb. Landwirthe Jauchenbehälter, und düngen mit dem flüſſigen Dünger Wieſen, Kleefel— der, Gärten, auch die Brache. Man fährt den Miſt weder zu ſtrohig noch zu ſpeckig auf und düngt in der Regel alle drei Jahre ſtark. Ein vierſpänniger Bauer gewinnt wohl jährlich 400 Fuder Miſt. Mer: geldüngung kommt ſelten vor, ſowie auch die Kalk— Altenburgiſche Landwirthſchaft. düngung nur in einigen Gegenden gebräuchlich iſt, und das Düngſalz iſt neuerlich faſt ganzlich vom Gypſe verdrängt worden, indem letzterer allgemein und ſtark angewandt wird. Verſchiedene Aſchenarten benutzt man zur Wiefendüngung, außerdem den Ofenruß, die Hornfpäne und den einmal im Jahre, um Faſtnacht geſammelten Federviehmiſt. Alte Lehm— mauern ſind hier eine beliebte und ſehr erfolgreiche Düngung, und nirgends vielleicht benutzt man den Teichſchlamm ſo fleißig als hier. Den mehrſten Fleiß verwendet der Altenburger aber auf das Erdefahren, daher gewöhnlich ein zweiſpänniger Bauer jährlich auf 1000 Karren fährt. Man findet die Ackerbeete von allen Breiten, zieht jedoch im Allgemeinen die mittelbreiten vor. Die Pflugarten erfolgen nach keinen beſtimmten Re— geln; die Waſſerfurchen legt man aber ſehr zweck— mäßig an. Alles Sommergetreide wird, gemeinig— lich nach dem Auflaufen, gewalzt. Die meiſten und 1 Wirthe beſäen ihren gutgedüngten Acker ünn. Das Feldbauſyſtem der Altenburger iſt eine nach den Regeln der Wechſelwirthſchaft abgeänderte Drei— felderwirthſchaft. Rauchbrache hält man nur, wenn der Acker zu viele Quecken hat. Auch baut man den Roggen nach Gerſte. Mehrere Landwirthe haben wirkliche Wechſelwirthſchaft und beobachten dabei z. B. folgende Fruchtfolge: 1) Brache; 2) Raps; 3) Weizen; 4) Klee; 5) Winterkorn; 6) Gerſte und Hafer. Wird in ſieben Jahren nur einmal und zum Raps gedüngt, ſo findet folgende Fruchtfolge ſtatt: 1) Brache oder Wickfutter; 2) Raps; 3) Weizen; 4) Gerſte; 5) Klee; 6) Weizen; 7) Hafer. Bei ein— furchiger Beſtellung des Kleefeldes geräth hier der Weizen vorzüglich, und man baut bei einer Ausſaat von 8 Schffl. nicht ſelten 16 Schffl. Den Roggen fäet man meiſtens nach Schotenfrüchten, Olgewäch— fen und in reine Brache, und erntet bei 7s Scheffel Aus ſaat für den Acker das zwölfte bis ſiebenzehnte Korn. Sommerweizen wird nach Kohl und Rüben gebaut. Auch die Gerſte iſt ſehr ergiebig, und ge— währt häufig das vierzehnte, in einzelnen Fällen ſogar das ſechszehnte Korn; doch nutzt man mit Hafer den Acker nicht ſelten noch höher. Zu Erbſen düngt man in der Regel, und gypſt nur, wenn das Meiſte an dem Stroh gelegen iſt, oder man haupt— ſächlich das beſſere Gelingen der nachfolgenden Saa— ten beabſichtigt. Im Ganzen lohnen die Erbſen gemei— niglich am ſchlechteſten. Mengkorn, Stoppelerbſen, weiße Rüben ſind als Futtergewächſe nicht unge— wöhnlich; indeſſen iſt doch der Klee die Hauptgrund— lage des guten Zuftandes der altenb. Landwirth— ſchaft. Kleeheu macht man im Allgemeinen wenig; dagegen gewinnt man ſtatt deſſen an mehrern Orten 819 den Kleeſamen. Weißen Klee findet man wenig, ſo— wie ſich auch der Luzernebau nicht ſehr ausgebreitet hat. Der Kartoffelbau wird ftarf betrieben, und auf Weißkohl- und Rübenbau großer Fleiß verwendet. Ein Morgen Kopfkohl gewährt ſo viel Viehnahrung, als 6000 Pfd. Wieſenheu gewähren. Weiße Rüben werden ſelten in der Brache, dagegen oft in der Kornſtoppel, mit und ohne Erbſen, gebaut. Von dem Rapsbau haben manche Bauern ſchon wieder nachgelaſſen, indem er bei hoher Extragbarkeit im glücklichen Falle doch des Ungeziefers wegen ſehr mißlich ſei. Dagegen wird in der Gegend von Alten— burg und Monftab der Sommerrübſen ſtark ange— baut, indem man ihn erſt nach Johannis in die Brache ſäet. So hat auch der Leindotterbau in neue— rer Zeit zugenommen. Die Obſtbaumzucht hat hier in Deutſchland viel— leicht die höchſte Stufe erreicht, und beſonders inte— reſſant iſt die Methode Einiger, die verſchiedenartig— ſten Stämme in Kübeln zu kultiviren. Bei dem Obſtbau ſpielt die Jauchedüngung eine wichtige Rolle. Obſchon im Ganzen das Klima dem Obſt— bau ſehr hinderlich iſt, ſo ermüdet doch der Alten— burger nicht in der Ausführung und der Pflege von Obſtpflanzungen auf ertragloſen Bergen. Ein großer Theil des Obſtes (beſonders Pflaumen) geht getrock— net in das Ausland. Die Liebhaberei der Altenbur— ger für Gartengemüſe begünſtigt den Anbau auch der feinern Küchengewächſe. Die Forſtwirthſchaft wird überall mit großer Zweckmäßigkeit und Ordnung betrieben; man nutzt den Waldboden am höchſten durch Buſchholz. Der Weidenbaum ſteht im Altenburgiſchen in einem ho— hen Werthe. Die Torfgräbereien haben ſich in neue— rer Zeit ſehr vermehrt. 1000 Ziegel, welche etwa 2 Thlr. koſten, ſollen bei der Feuerung einer Klafter Holz (à7 Thlr.) gleichkommen. Auf Domainen und Rittergütern findet man in der Regel Brauereien. Branntweinbrennereien find nicht überflüſſig vor— handen; denn der Altenburger trinkt den Brannt— wein nur als Medicin. Ziegelbrennereien giebt es viele, welche ein vorzüglich ſchönes Fabrikat liefern, beſonders die ſogenannten Biberſchwänze, womit faſt alle Dächer im Altenburgiſchen gedeckt ſind. Auch fehlt es nicht an Kalkbrennereien. Die Teich— fiſcherei ift in manchen Gegenden beträchtlich. Die Grundſtücke haben im Altenburgiſchen einen hohen Werth, und man bezahlt nicht ſelten den Acker Landes im Einzelnen mit 5 bis 600 Thlr. Bauergüter ſind ſelten feil, und die Pachtungen ſtehen ungemein hoch. Bauergüter werden übrigens ſelten verpachtet, und einzelne Grundſtücke höchſtens in der Nähe der Städte. Landwirthſchaft im Elſaß. Elſaß iſt in landwirthſchaftlicher Hinſicht un— ſtreitig eines der vorzüglichſt angebauten Länder Eu— ropas, und ſein Ackerbau kann für Gegenden in glei— cher Lage und von gleichem Boden, d. h. in der mittlern Breite und in niedrig liegenden Gegenden des feſten Landes, um Muſter dienen. Die Betrieb: 103 * 820 ſamkeit der Elſaſſer giebt der in Belgien nichts nach, und ſie iſt überdies leichter nachzuahmen, weniger örtlich, und folglich allgemeiner in Anwendung zu bringen, als die der Belgier. Elſaß, zwiſchen dem Rheine und den Vogeſen gelegen, wird von vielen Bächen und kleinen Flüſſen durchſtrömt, und zieht durch ſeine Lage ſchon große Vortheile, die verbun— den mit dem Erwerbfleiße ſeiner Bewohner, daſſelbe zu einer der wichtigſten Provinzen Frankreichs ma— chen., Der Boden der Ebenen iſt größtentheils durch die Überſtrömungen des Rheins und der Ill und durch die lehmigen und kalkhaltigen Erdarten, welche durch Regengüſſe von den vogeſiſchen Gebirgen und den benachbarten Hügeln herabgeſpült wurden, ent— ftanden. Hierdurch wurde aber eine ſo glückliche Mi— ſchung der Erdarten bewirkt, daß man wohl ſelten anderswo einen Boden antreffen wird, der ſich zum Anbau der verſchiedenartigſten Früchte ſo vorzüglich eignet. Derſelbe beſteht hauptſächlich aus mehr oder weniger mit Sand vermiſchtem Thon, und aus Kalk— und Mergeltheilen. Daher der ſtärkſte Regen kaum an dem Bearbeiten hindert, wenn er nur einige Stunden nachher an der Sonne trocknen kann. Die Hügel jedoch zeigen ein etwas zäheres Erdreich, und an den Ufern des Rheins finden ſich mehrere feuchte Stellen, welche öfters überſchwemmt werden, zuwei— len auch Kieslager. Auch einige ſehr ſandige Striche werden gefunden, nirgends jedoch von Natur ſo un— fruchtbare, wie ſie in der Campine Belgiens vor— kommen. Niederelſaß, von dem hier namentlich die Rede, iſt mit Ausnahme von Flandern und der Seine - und Garonnebezirke, die bevölkertſte Provinz Frankreichs. Der Landwirth in der Elſaß, immer wachſam und thätig, verliert keinen Augenblick des Tages; er ſteht vielmehr mit der Sonne auf, und arbeitet, ohne auszuruhen, in ſeinem Felde bis in die Nacht. 4 bis 5 Stunden Schlaf ſind ihm neben nahrhafter Koſt genug zur Stärkung. Der Elſaſſer ift ſtark und kräf— tig gebaut, von ſehr dauerhafter Geſundheit und kann die größten Anſtrengungen ertragen. Im Übri— gen beſitzt er noch die alte Redlichkeit; Zänkereien und Rechtsſtreite ſind ihm unbekannt; er iſt gütig, gaſtfreundlich, höflich, gelehrig. Was das Verhältniß der Wieſen und Weiden zum Ackerlande anbetrifft, jo kommt auf 2½ Hektare Ackerland 1 Hektare Wieſen, was im Allgemeinen nicht das vortheilhafteſte Verhältniß für den Acker— bau giebt. Denn je mehr man gezwungen iſt, ſeine Zuflucht zu den natürlichen Wieſen zu nehmen, um ſeinen Ackerbau zu unterhalten, je geringer iſt der Nutzen des letztern, und deſto ſchlechter iſt die Wirth— ſchaftsart, indem die Erzeugniſſe des bebauten Bo— dens auf eine deſto größere Fläche vertheilt werden müſſen. Das Gegentheil findet bei einer ſolchen Landwirthſchaft ſtatt, die weniger natürlichen Gras— wuchs enthält. Wenn der Belgier nur eine Hektare Wieſen gegen 10 Hektaren Ackerland hat, ſo braucht er von ſeinem Rohertrage nur den Pachtzins und die Grundſteuer von 11 Hektaren abzugeben; der Elſaſſer hingegen, welcher 3 Hektaren Graswuchs auf 7 Hektaren Ackerland rechnet, muß jene Abgabe Landwirthſchaft in Elſaß. von 14% Hektaren von dem Ertrage ſeiner Lände— reien abziehen. Demnach würde er ſchwerlich beſte— hen, wenn er hierbei nicht die freie Weide auf den Gemeinheiten benutzen könnte; freilich iſt aber auch wieder andrerſeits der Unwerth dieſer Gemeinweiden ein ſehr weſentlicher Verluſt für den Ackerbau. In— deſſen erſetzen die künſtlichen Wieſen, d. h. Klee, Luzerne und andere Futterkräuter und Gewaͤchſe, reichlich den Mangel natürlicher Wieſen, ohne übri— gens den Getreidebau zu vermindern. Die Landbauer in Elſaß ſind größtentheils Ei— genthümer ihrer Ländereien. Daraus entſpringt nun aber in mehrern Gegenden eine unendliche Verthei— lung der Beſitzungen, ſowie es auch zugleich unmög— lich wird, durch den Anbau der gewöhnlichen Er— zeugniſſe den ſämmtlichen Bedürfniſſen des Land— mannes abzuhelfen, und man ſich endlich auf den Anbau von Handelsgewächſen, welche viel Hand— arbeit erfordern, zu legen genöthigt iſt. Was dem Ackerwirthe durch die Erzeugniſſe ſeines Bodens zu gewinnen nicht möglich iſt, ſucht er als Fabrikant zu erlangen, indem ſelbſt der gewöhnliche Handarbeiter ſeine müßigen Stunden zu beſondern Handarbeiten auf ſeinem Acker, welche nicht gerade die Bearbeitung deſſelben zum Zwecke haben, verwendet, von welchen er nun mit Beihülfe ſeiner Familie die Mittel zu ſei— nem Unterhalte zieht. Durch den Verkauf der Staats- güter, durch Aufhebung der Erbpachte und Lehnsbe— ſitzungen iſt die Zerſtückelung der Ländereien in den letztern Zeiten noch vermehrt worden; zugleich hat aber auch die Bevölkerung neuerlich ſehr zugenom— men. Hierdurch iſt zwar unſtreitig die Fruchterzeu— gung vermehrt, dennoch aber kein Überfluß an Le— bensbedürfniſſen hervorgebracht worden, wie das ſtufenweiſe Steigen der Preiſe der Lebens bedürfniſſe beweiſt. Obſchon dergleichen Zerſtückelungen im Allgemeinen Gewinn für den Ackerbau bringen, ſo dürften doch wohl die Wirthſchaften nicht weiter ver— kleinert werden, damit ſie noch groß genug bleiben, eine Haushaltung nebſt einem Knechte und einer Magd zu ernähren und zwei gute Pferde zu beſchäf— tigen, indem bei zu weit verkleinerten Wirthſchaften, beſonders bei großen Familien, nicht für ſämmtliche Hände zweckmäßige Arbeit genug bleibt, aber ſo ver— kleinerte Wirthſchaften auch bei ſchwächern Familien meiſt keine Dienſtboten nöthig haben. In den Ebe— nen von Elſaß findet man viele zu weit verkleinerte Wirthſchaften. Es giebt in Elſaß glücklicherweiſe viele Landeigenthümer, deren Familie ſich nicht ſehr vermehrt hat, und bei ihnen trifft man auch eigent— lich nur jenen Wohlſtand an, welcher in dieſem Lande herrſcht. Dahin gehören die Gartenbeſitzer um Straß— burg, welche den Gartenbau im Großen betreiben, und wohl 30 bis 40 Hektaren Land beſitzen. Es iſt ſehr auffällig, in Elſaß, als der ſchönſten aller Gegenden, in dieſem Wohnplatze des Fleißes und der Fruchtbarkeit, ganze Landſtrecken zu finden, welche Wüſten gleichen, und einigen umherirrenden Kühen und Pferden zum Aufenhalte zu dienen ſchei— nen. Obgleich der Werth und der Ertrag dieſer ſehr ausgedehnten Gemeinheiten nur ſchwer genau ſich Landwirthſchaft in Elſaß. beſtimmen läßt, fo kann doch der Ertrag, ſelbſt auf einem fruchtbaren Boden, ſicher nur gering ſein. Zwar eignen ſich mehrere derſelben ganz vorzüglich zum Fruchtbau, ſie bleiben aber dennoch als Anger und Weide liegen, trotzdem alle Theilhaber ſelbſt ge— ſtehen, daß ſie ihnen in ihrem gegenwärtigen Zu— ſtande keinen Gewinn gewähren; daher machen auch ſehr viele Landwirthe gar keinen Gebrauch mehr da— von und halten ihr Vieh lieber im Stalle. Unter einem Ackergute wird in Elſaß eine Haus— haltung verſtanden, in welcher man Spannvieh, Pferde oder Ochſen (letztere jedoch nicht häufig), hält. Dieſe Ackerhöfe find von unendlich verſchiedener Größe, und man findet ſie von 6 bis 300 Arpents oder Hektaren. Man hat im Durchſchnitte zwei Ar— beitsthiere auf 31, und zwei Nutzthiere auf 37% Arpents gefunden, ſo daß alſo 24 Pferde und ein Ochſe auf 21 Kühe kommen, welches faſt unglaub— liche Verhältniß durchaus keinen Beweis von einer guten landwirthſchaftlichen Einrichtung giebt. In den größern Ackerwirthſchaften von 100 Arpents und darüber rechnet man 46 bis 47 Arpents auf zwei Pferde, obſchon auch dieſes noch in vielen Fällen zu wenig iſt. In manchen Gegenden jedoch hält man auf 60 Arpents zwei Pferde, und wo das Feld mehr uneben und ſchwerer erſcheint, hält man auf 300 Ar— pents 12 Pferde. Dieſe fo ſtarke Pferdehaltung fin: det hier aus zwei Urſachen ftatt. 1) Sie find ſehr leicht zu unterhalten, da man ſie ohne Aufſicht auf den Gemeinweiden umherſchweifen läßt, wo ſie ſich Tag und Nacht ihr armſeliges Futter zuſammen ſu— chen müſſen, und von wo aus man ſie zur Arbeit zuſammenholt. Im Winter aber erhalten ſie nur ſo viel ſchlechtes Futter, als nöthig iſt, ſie beim Leben zu erhalten. Doch ſorgen die größern Ackerwirthe beſſer für ihr Zugvieh, und ſie haben meiſtens ſchöne Pferde; die beſten Pferde in Elſaß werden aber da gefunden, wo man ſie das ganze Jahr hindurch im Stalle füttert, und wo man die Gemeinweiden nicht kennt. 2) Der Mangel an Dünger und die Noth— wendigkeit, ſich derſelben aus der Ferne herbei zu ſchaffen, zwingt ſelbſt die größern Ackerwirthe, mehr Pferde zu halten, als ſie eigentlich zur Bearbeitung ihrer Felder nöthig hatten. Die kleinern Wirthe ma— chen jedoch mehr Dünger als die größern, und ver— kaufen gewöhnlich davon an die letztern. Denn zwei Pferde und eine Kuh, ob ſie gleich ſelten zu Hauſe ſind, und ein oder zwei Schweine machen leicht mehr Miſt, als man jährlich zur Bedüngung von 3 oder 4 Arpents gebraucht. Wenn die beträchtlichern Höfe zu wenig Nutzvieh halten, ſo haben oft die kleinern Haushaltungen zu viel davon. In dieſer Beziehung findet zwiſchen der elſaſſer und der belgiſchen Land— wirthſchaft ein großer Unterſchied ſtatt. Denn in einem großen Theile Belgiens haben die Landhaus— haltungen weder Weideplätze, noch Gemeinheiten; das Rindvieh bleibt das ganze Jahr im Stalle. Der Belgier baut Olſaat und Flachs auf einem Boden von mittlerer Güte, während der Elſaſſer Tabak und Hanf auf dem reichſten Boden baut. Letzterer kauft jährlich für 300 bis 400 Franken Miſt, wogegen jener keinen kauft, ausgenommen etwas Aſche für den Klee. Der 821 eine wie der andere beſäet feinen Acker alle Jahre. Indeſſen findet man auch in Elſaß Gegenden, wo man nicht weniger Vieh hält als in Belgien, und wo man das Vieh ebenfalls das ganze Jahr im Stalle füttert; zugleich findet man in ſolchen Gegen: den um den vierten Theil weniger Wieſen und um die Hälfte weniger Gemeinheiten. Bei jenen fetten, wohlgenährten, das ganze Jahr auf dem Stalle gefütterten Kühen, beſteht das Fut— ter im Sommer aus Klee oder aus den aus dem Ackerfelde gejäteten Unkräutern. Das Verfahren ei— niger Landwirthe, dieſes Futter zu zerſchneiden oder zu zerhacken, erſcheint namentlich dann vortheilhaft, wenn die Stengel des Klees zu holzig geworden ſind; bei jungem Klee dagegen iſt jene Arbeit nicht nur unnöthig, ſondern das Vieh frißt ihn auch lieber in einem unzerkleinerten Zuſtande. Übrigens bleibt es immer ſehr räthlich, ſolchen Klee des Aufblähens halber, mit Heu oder Stroh oder deren Häckſel zu vermengen. Im Ganzen iſt das Zerkleinern haupt— ſächlich bei trocknem Futter, z. B. Kleeheu u. ſ. w. zu empfehlen. Als Winterfutter erhalten die Kühe Grummet, Kohlrüben, rothe Rüben, Kartoffeln, Erdäpfel, Pferdebohnen, Olkuchen, Spreu und Raps— ſchoten. An einigen Orten werden dieſe Futtermittel zum Theil gekocht, an andern roh gefüttert; hier er— wärmt man das Getränke, dort giebt man es kalt. Man beginnt die Winterfütterung mit den Steckrü— ben, auf dieſe folgen Kartoffeln und endlich die rothen Rüben. Die beiden letztern hält man allgemein eben nicht für ein milchvermehrendes Futter, ſowie nach der dortigen Anſicht Kartoffeln, ohne Zuſatz erreicht, keine ganz geſunde Nahrung geben; wogegen die Vermiſchung dieſer Erdgewächſe mit Rüben ein vor— theilhaftes Futter für die Kühe liefern. Einige Land— wirthe ziehen die Bohnen allen Wurzelgewächſen vor, und verkaufen letztere, um ſich Bohnen zu kau— fen. Man läßt ſie 8 bis 12 Stunden im Waſſer weichen, mengt ſie mit Spreu oder Häckſel an, und befeuchtet dieſes Gemenge mit Olkuchentrank. 7 Li— tres Pferdebohnen und 1 Olkuchen ſind für eine Kuh auf eine ganze Woche genug, und ſie giebt darnach mehr und beſſere Milch, als nach jedem andern Fut— ter. Elſaß hat im Allgemeinen viel zu wenig Vieh; daher jährlich über 2½ Millionen Franken für Rind— viehmiſt in's Ausland wandern. Dieſes Übel aber vermehrt ſich, ſo wie die Bevölkerung ſteigt, und in dem Grade, wie die Zerſtückelung der Ländereien zunehmen. Da die einzige Stadt Straßburg zu ihrem jähr— lichen Fleiſchbedarf 9000 Ochſen erfordert, wovon zwei Drittheile aus Deutſchland eingeführt werden, und außerdem noch eine weit beträchtlichere Anzahl von Ochſen durch Elſaß nach Paris und andern Städten geht, ſo bleibt es zu verwundern, daß man in einem Lande von ſolcher Fruchtbarkeit, wie Elſaß, ſich nicht mit allem Fleiße auf die Rindviehmaſt legt. Indeſſen haben doch einzelne Landwirthe angefangen, ſich mit dieſem Erwerbszweige zu befaſſen. Hierbei wird nichts von alle dem, was man zur Maſtung der Ochſen beſtimmt, gekocht, ſo wie auch das Ge— 822 tränk derſelben nicht gewärmt. Man benutzt dazu Bohnen, Olkuchen, Steckrüben, Kartoffeln, Spreu und Grummet. Für 6 Ochſen beſtimmt man an Fut— ter 14½ Litres, halb Kartoffeln, halb Steckrüben, welche man mit eben ſo viel Kaff oder Häckſel ver— mengt; das Futter wird zu zweimalen gereicht, näm— lich des Morgens und des Nachmittags, wobei die Thiere nach jeder Mahlzeit etwas Grummet und kaltes Waſſer zum Trank erhalten. Um einen Ochſen fett zu machen, braucht man 6 Monate Zeit. Zur vollkommnen Maſtung von 6 Ochſen rechnet man 232 Hektaliter Kartoffeln, 560 Stück Olkuchen, 176 Dekaliters Bohnen, 100 Ctr. Grummet. Der Ochſe koſtet 17 bis 20 Louisd'or, und wird zu 37 bis 40 verkauft. 6 Ochſen geben in einer Woche eine ftarfe vierſpännige Ladung Miſt, welche in Straßburg zu 24 Franks verkauft werden kann. Daß das elſaſſer Land nicht ſo gut angebaut iſt als Flandern in Belgien, und ſeine Ernten denen im letztern Lande nicht ganz gleichkommen, davon liegt die Urſache darin, daß man daſelbſt nicht die näm— liche Sorgfalt auf den Miſt verwendet. Käme die natürliche Güte des Bodens den Elſaſſern nicht zu ſtatten, und fänden ſie nicht Gelegenheit, Miſt in den großen Städten zu kaufen, ſo würde der größte Theil von ihnen wohl ſchwerlich beſtehen können. Vornehmlich in der Behandlung des Miſtes läßt man ſich faſt alle Fehler zu Schulden kommen; am gewöhnlichſten thürmt man denſelben in große Hau— ſen, wo er verbrennt und vertrocknet. Klee und an einigen Orten Luzerne ſind im Som— mer das gewöhnlichſte Pferdefutter. Wegen des Winterfutters für die Pferde iſt man in Elſaß weni— ger in Verlegenheit als anderswo. Da man nur ſehr wenig Hafer baut, und dieſer nur für Staats und Karrengaule verwendet wird, fo füttern die Yand: wirthe ihre Pferde mit Bohnen, Gerſte und unter— gemengten Wicken; die Bohnen läßt man gröblich ſchroten oder weicht ſie in Waſſer, und zieht ſie allem andern Futter für Arbeitspferde vor. 2 Maß Boh— nen ſchätzt man 3 Maß Hafer gleich. Auch die Gerſte weicht man ein, beides vermengt man aber mit Häck— ſel. Zu Hördt, wo man weder Gerſte noch Bohnen baut, füttert man den Pferden Mais. In mehrern Gegenden des Elſaß wendet man auch Kartoffeln (meiſtens gekocht) und Steckrüben als Pferdefutter an. Rüben ſind noch gewöhnlicher; man hält ſie für ſehr geſund, und giebt in einigen Gegenden den Pferden den ganzen Winter hindurch nichts als Rü— Landwirthſchaft in Elſaß. ben und Stroh, indem man ſie zerſtampft und mit Häckſel vermengt. Man rechnet auf 4 Pferde täglich einen Sack Rüben. Dieſe Fütterung gewährt eine große Erſparniß, zumal in einem Lande, wo man die Rüben als zweite Frucht gleich in die Weizen— ſtoppel ſäet, ſowie auch der Schade hierdurch wieder gut gemacht wird, welchen dieſe Rüben als Nach— ernte der Gerſte im folgenden Jahre verurſachen. In Gegenden, wo ſchlechtes, ungeſundes Heu wächſt, ſind die Rüben ganz vorzüglich zu empfehlen. Auch Erdäpfel füttert man in der Elſaß den Pferden und zieht dieſe ſelbſt den Kartoffeln vor. Sie werden ge— wöhnlich im Frühjahre verfüttert und aus der Erde geholt, ſowie man ſie braucht. Die Fruchtfolge in der Elſaß anlangend, fo un: terſcheidet man eine Zweifelderwirthſchaft, welche unterhalb Straßburg nördlich angetroffen wird, und eine Dreifelderwirthſchaft, welche man in dem mit— täglichen und weſtlichen Theile findet. Der ſandige, wenige tragbare Boden in der Gegend von Hanegau und Biſchweiler könnte vermuthen laſſen, daß die üble Beſchaffenheit des Bodens in Verbindung mit dem daraus entſtehenden Futtermangel, die Land— wirthe zu dieſer Zweifelderwirthſchaft gezwungen habe und ſie paßt auch gewiß nirgends beſſer hin, als hierher; auf den thonreichen, fruchtbaren Höhen und Niederungen des Weißenburger Bezirks fällt dieſe Urſache jedoch weg, und doch wird dieſe Wirthſchaft ebenfalls dort getroffen; man findet ſie aber auch an den weidenreichſten Ufern anderer Gegenden und ſelbſt in einem Theile der fruchtbarſten Gegend des Elſaß, ſehr nahe an der Hauptſtadt, wo der Ackerbau der dortigen Dörfer dem der vorzüglichſt angebauten Län— der nichts nachgiebt. Außer dieſen beiden Feldein— theilungen findet man in Elſaß noch eine dritte, welche das Mittel zwiſchen ihnen hält. Dieſe wird in Kochsberg angetroffen, welches wegen ſeines Ackerbaues und des Wohlſtandes feiner Bewohner im größten Rufe ſteht. Neuerlich iſt in Elſaß mit eben ſo viel Eifer als Erfolg auch die Seidenkultur eingeführt worden, in— dem das Klima für die Anpflanzung' des weißen Maulbeerbaumes durchaus nicht zu rauh iſt, und derſelbe trefflich gedeiht, wenn man nur ſumpfige Gegenden vermeidet. In einigen Gegenden des Elſaß werden bei gu— ten Jahrgängen geſunde und edle, theils weiße, theils rothe Weine erzeugt, die jedoch meiſt in Frank— reich ſelbſt verbraucht und häufig zu den Rheinwei— nen geſetzt werden, um dieſe weicher zu machen. ien Host PEN CRN a ah end AN 8 1 N \ JOSLSWITZ N N N 8 . Eb MiN IST a ne ie Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. Ein ſehr reichhaltiges Verzeichniß folder Schriften findet ſich in der bibliotheca oeconomica von Ens- lin, neu bearbeitet und vermehrt herausgegeben von Wilhelm Engelmann. Leipzig 1840, und in der bibliotheca mechanico-technologica, 1834, nebſt einem Supplementhefte 1839, von demſelben Verfaſſer. Da in dieſem Werke ſelbſt bereits ſchon früher bei den techniſchen Nebengewerben, ſowie auch bei mehrern zur Hauswirthſchaft gehörigen Gegenſtänden mehrere Schriften an ihrem Orte angezeigt worden, ſo ſollen hier nur noch einige die Landwirthſchaft ſelbſt betreffende Schriften genannt werden. Lehrbücher der geſammten Landwirthſchaft. Krünitz, ökonomiſch-technologiſche Encyklopädie in alphabetiſcher Ordnung, fortgeſetzt von Korth. Berlin 1773 — 1839 enthält 171 Theile. Putſche, allgemeine Encyklopädie der geſammten Land- und Hauswirthſchaft. 13 Bde. Leipzig 1831, nebſt 3 Supplementbänden. 1836. Fechner, Hauslericon. 8 Bde. Leipzig 1834 — 38. von Lengerke, landwirthſch. Converſ.-Lexicon f. Praktiker u. Laien. 4 Bde. Prag 1837 — 38. Kreyſſig, die Hinderniſſe und Schädlichkeiten, Mißgriffe und Fehler in den Gegenftänden und in dem Betriebe der Landwirthſchaft. Braunſchweig 1839 Thaer, Grundſätze der rationellen Landwirthſchaft. 4 Bde. 3. Aufl. 1831. Burger, Lehrbuch der Landwirthſchaft. 2 Bde. 4. verbeſſerte und vermehrte Aufl. Wien 1838. Block, Mittheilungen landwirthſch. Erfahrungen, Anſichten und Grundſätze. 3 Bde. Breslau 1830 34. Gericke, praktiſche Anleitung zur Führung der Wirthſchaftsgeſchäfte für angehende Landwirthe. 3 Bde. Neue vermehrte Auflage. Berlin 1815. 5 Trautmann, Verſuch einer Anleitung z. Studium d. Landwirthſchafislehre. 2 Bde. 4. Aufl. Wien 1835. Sturm, Handbuch der Landwirthſchaft. 2 Bde. Jena 1819 — 23. f Kreiſſig, Handbuch zu einem natur- u. zeitgemäßen Betriebe der Landwirthſchaft. 4 Bde. Königsb. 1825. — — ökonomiſche und phyſikaliſche Beleuchtung der wichtigſten Feldbau- und Wirthſchaftsſyſteme Europas u. ſ. w. Leipzig 1833. Koppe, Unterricht im Ackerbau und in der Viehzucht. 3 Bde. 3. Aufl. Berlin 1831. — — Revifton der Ackerbauſyſteme. Berlin 1818. V. Reider, die rationelle Landwirthſchaft nach ihrem ganzen Umfange u. ſ. w. 2 Thle. Würzb. 1820. — Lehrbuch der deutſchen Landwirthſchaft nach ihrem jetzigen Stande dargeſtellt. Stuttgart 1833. Janiſch, die Landwirthſchaft nach allen ihren Verzweigungen. Peſth 1821. Muntz, die Landwirthſchaft in ihrem ganzen Umfange. 2 Bde. Neuſtadt 1831. Pabſt, Lehrbuch der Landwirthſchaft. 2 Bde. Darmſtadt 1834. Nebbien, die Einrichtungskunſt d. Landgüter auf fortwährendes Steigen d. Bodenrente. 3 Bde. Prag 1831. Schweizer, Anleitung z. Betriebe d. Landwirthſchaft, nach den 4 Jahreszeiten geordnet. 2 Bde. Lpzg. 1832. Schubarth, üb. Feldwirthſchaftseinricht. nach Verſchiedenh. d. Bodenarten u. Lokalverhältniſſe. Lpzg. 1824. Leibitzer, Encyklopädie der praktiſchen Landwirthſchaft. 12 Bdchn. Peſth und Leipzig 1834. Avenarius, Lehrbuch der prakt. Landwirthſchaft für kleine Landwirthe und Anfänger. Leipzig 1839. Loudon, Encyklopädie der Landwirthſchaft. 2 Bde. Weimar 1828 — 30. Geier, Lehrbuch der Landwirthſchaft. Sulzbach 1828. David Lo w, der ausübende Landwirth oder die praktiſche Landwirthſchaft auf ihrem jetzigen Standpunkte u. ſ. w. Aus dem Engliſchen überſetzt von Jacobi. Leipzig 1838. 824 Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. Thaer, Einleitung zur Kenntniß der engliſchen Landwirthſchaft. 2 Thle. in 3 Bdn. Hannover 1801. Colman, Englands Landwirthſchaſt. Aus eigenen Beobachtungen dargeſtellt, aus den vereinigten Staa— ten von Nordamerika. Neubrandenburg 1845. Schwarz, Anleitung zur belgiſchen Landwirthſchaft. 3 Bde. Halle 1807 — 11. Löbe, die altenburgiſche Landwirthſchaft in ihrem gegenwärtigen Zuſtande. Leipzig 1843. Beyer, praktiſches Handbuch der Landwirthſchaft zur Beförderung der zweckmäßigſten Einrichtung und Betreibung derſelben. Für Landwirthe aller Klaſſen. Leipzig 1846. Fritſch, kurzgefaßtes Handbuch beim Betriebe der Landwirthſchaft u. ſ. w. Leipzig 1845. Nobis, die Einführung einer beſſern Bewirthſchaftung der bäuerlichen Grundſtücke. Königsberg 1845. Weber, terminologiſches ökonomiſches Lericon und Idioticon. 2 Abtheilgn. 2. Aufl. Leipzig 1844. Kretſchmer, Oeconomia forensis, od. Inbegriff derjenigen Grundſätze u. Beſtimmungen, welche d. Ju⸗ riſten v. d. Landwirthſchaft u. d. Okonomen vom Rechte zu wiſſen nöthig find. 3 Bde. Berl. 1833-35. Kreyſſig, Wegweiſer zum praktiſchen Studium der Landwirthſchaft, ſowie zum Kaufen und Pachten der Landgüter. Braunſchweig 1840. André, Darſtellung der vorzuͤglichſten landwirthſchaftlichen Verhältniſſe. Prag 1840. Veit, Handbuch der Landgüterverwaltung, oder der Einrichtungs- und Betriebskunde des landwirthſchaft— lichen Gewerbes. 3 Bde. Augsburg 1838. Schneider, praftifches Lehrbuch der Landwirthſchaft. Quedlinburg 1834. 1 Vogelſang, ſyſtematiſche Landwirthſchaft im Felde der Erfahrung, geſtützt auf Chemie, Frankfurt 1835. Schlipf, populäres Handbuch der Landwirthſchaft, in beſonderer Beziehung für den würdigen Bauern— ſtand. (Gekrönte Preisſchrift.) Reutlingen 1841. Kleemann, Encyklopädie landwirthſchaftl. Verhältniſſe und Berechnungen. Ein Hand- und Hülfsbuch zu landwirthſchaftl. Werthsermittelungen für Landwirthe, Kameraliſten und Okonomie-Kommiſſäre. William Löbe, der kluge Hausvater, od. der erfahrene Land- und Hauswirth, nebſt einem Kalender über die monatl. landwirthſchaftlichen Verrichtungen. Mit 10 Taf. Abbild. Leipzig 1843. Lindau, der umſichtige Feldwirth. Dresden u. Leipzig 1843. J. v. K., Handb. f. angeh. Landwirthe, od Zuſammenſtellung d wicht. Grundſätze, Anſichten u. Angaben verſchied. Schriftſteller im Betreff d. wichtigſten Gegenſtände der Landwirthſchaft. 2. Aufl. Lpzg. 1843. 1 Vater Oswald's Unterricht im Ackerbau, Viehzucht und andern häuslichen Verhältniſſen des Land— | manns. Grimma 1839 — 41. Rothe, der Landmann, wie er ſein ſollte, oder Franz Nowak, der wohlberathene Bauer. Ein Volksbuch u. ſ. w. 2. Aufl. Glogau 1839. Beyer, Hauptverbefferung in der deutſchen Landwirthſchaft u. ſ. w. Leipzig 1843. Linke, die belgiſche und flanderiſche Landwirthſchaft. Leipzig 1843. von Weckherlin, über engliſche Landwirthſchaft und deren Anwendung auf andere landwirthſchaftliche Verhältniſſe, insbeſondere Deutſchlands. Stuttgart und Tübingen 1842. Kirchhof, das Ganze der Landwirthſchaft. 4 Bde. Leipzig 183436. — — Converſ.⸗Lericon der geſammten Land- u. Hauswirthſchaft u. ſ. w. Gr. Glogau 1838 — 42. Schriften über einzelne Theile des Ackerbaues. Sinclair, Grundſätze des Ackerbaues, überſetzt von Joſeph Ritter von Schreibers. Wien 1823. Kirchhof, die wichtigſten Grundſätze und Grundregeln des Ackerbaues. Leipzig 1836. Hundeshagen, die Bodenkunde in land- und forſtwirthſchaftlicher Hinſicht. Tübingen 1830. Morton, Bodenkunde, oder Belehrungen über die phyſiſchen Eigenſchaften der verſchiedenen Bodenarten u. ſ. w. Aus dem Engliſchen überſetzt und beantwortet von Beyer. Leipzig und Peſth 1844. Schübler, Überſicht der für die Vegetation wichtigften phyſ. Eigenſchaften der Erdarten. Stuttg. 1821. Thaer, Annalen der Landwirthſchaft. I. 363. III. 384. — — Annalen des Ackerbaues. IX. 442. 446. — — Möglinſche Annalen. IV. 110. XXVII. 163. 199. XXIX. 440. . — Verſuch einer Ausmittelung des Reinertrags der Grundſtücke mit Rückſicht auf den Boden. Berl. 1813. — — Werthſchätzung des Bodens u. ſ. w. Berlin 1811. — — über große und kleine Wirthſchaften und über Werthſchätzung des Bodens. Berlin 1812. Flotow, Verſuch einer Anleitung zur Fertigung der Ertragsanſchläge über Landgüter u. ſ. w. Lpz. 1820. Kretz Fruchtwechſel im Feldbau mit ſeinen weſentlichen und unweſentlichen Forderungen. Königs: erg a - Schmidt, Leitfaden zum Bonitiren und zur Taxirung der Grundſtücke, zum Gebrauche für Taratoren, konomen und Förſter. Wien 1822. b Schmalz, Verſuch einer Anleitung zum Bonitiren und Klaſſificiren des Bodens. Leipzig. — Verſuch einer Anleitung und Veranſchlagung ländlicher Grundſtücke und der einzelnen Zweige der Landwirthſchaft. Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. 825 Engel, praktiſche Anleitung zum Bonitiren u. f. w. Anclam 1838. Nebbien, praktiſch-naturgemäße Bodenverbeſſerungskunde. | von Jordan, Grundſätze über die Abſchätzung der Landgüter u. ſ. w. 2. Aufl. bearbeitet von Roth— kögel. Wien 1839. Kreyſſig, Berichtigung und naturgemaͤße Begründung der landwirthſchaftlichen Ertragsberechnungen, Guüterveranſchlagungen und Werthstaxen u. ſ. w. Prag 1835. Eksner, guter Rath beim An- und Verkauf von Landgütern. Stuttgart und Tübingen 1838. Honſtedt, die Verpachtung der Landgüter in ihrem ganzen Umfange. Hannover 1837. Hubert, Grundſätze über die Bedeckung und Fruchtbarmachung des Flugſandes. Berlin 1824. Kraft, die Verpachtung von Landgütern mit Öutsinventarien u. ſ. w. Eine gekrönte Preisſchr. Altenb. 1845. Sprengel, die Lehre von den Urbarmachungen und Grundverbeſſerungen. Leipzig 1838. - Krutſch, Gebirgs- und Bodenkunde. 1828. 1842. Block, Beiträge zur Landgüter-Schätzungskunde. von Hazzi, über den Dünger, zugleich aber auch üb. das Unweſen dabei u. ſ. w. 5. Aufl. Münch. 1828. Leuchs, vollſtändige Düngerlehre. 2. Aufl. Nürnberg 1832. Gazzeri, neue Theorie des Düngers und ſeiner rationellen Anwendung im Landbau. Herausgegeben von Berg. Leipzig 1823. Damance, ſyſtematiſche Zuſammenſtellung aller bis jetzt bekannten und anwendbaren Düngerarten. 2. Aufl. Karlsruhe 1835. Block, über den thieriſchen Dünger, ſeine Vermehrung und vollkommnere Gewinnung mittelſt Einſtreuen mit Erde in die Viehſtallungen. Breslau 1835. Schmalz, die Lehre vom Dünger u. ſ. w. Leipzig 1831. Schönbrod, über Dung, Dungftätte, Düngerbehandlung, Verwendung. Ellwangen 1831. Kreyſſig, das Ganze des landwirthſchaftlichen Düngerweſens u. ſ. w. Königsberg 1834. von Martel, Düngerlehre. Münſter 1835. Lampadius, die Lehre von den mineraliſchen Düngermitteln u. ſ. w. Leipzig 1833. Sprengel, die Lehre vom Dünger. Leipzig 1839. Pinckert, das vollſtändige Düngerbuch u. ſ. w. Leipzig 1844. Victor, die Samendüngung. Frankfurt a. M. 1843. Löbe, populäre Düngerlehre für den Landwirth, Gärtner und Weinbauer.? Leipzig 1842. Neſtler, über Auswahl, Bereitung und Anwendung der Dungſtoffe nach Lage, Boden und Gegenſtän— den der landwirthſchaſtlichen Kultur. Nebbien, neue, höchſt wohlfeile und allen Früchten zuträgliche Düngererzeugungsweiſe, insbeſondere für den Gartenbau. Leipzig 1838. Scharfenberg, die Wunder der chemiſchen Felddüngung od. wohlfeile Düngmethode, um durch Samen— zubereitung vortreffliche Früchte in Ermangelung gehörigen Düngers zu bezwecken. Ulm 1843. von Voght, über manche noch nicht genug gekannte Vortheile der Gründüngung. Hamburg 1834. Kirchhof, die Gründüngung in ihrem ganzen Umfange. Leipzig 1837. Kreyſſig, Erfahrungstheorie der Pflanzen- und Thierproduction nebſt Anwendung derſelben u. ſ. w. 2 Theile. Königsberg 1828. von Chamiſſo, über die nutzbarſten und ſchädlichen Gewächſe, welche wild oder angebaut in Nord— deutſchland vorkommen u. ſ. w. Berlin 1827. Krauſe, theoretiſch-praktiſch-ökonomiſche Botanik u. ſ. w. Leipzig 1831. Reum, ökonomiſche Botanik. Dresden 1832.“ Spenner, Handbuch der angewandten Botanik. 3 Abtheilungen. Freiburg 1834 — 36. Dierbach, Grundſätze der allgemeinen ökonomiſch-techniſchen Botanik. Heidelberg 1836. Schubarth, Anweiſung zum Anbau der Handelsgewächſe. Leipzig 1825. Kreyſſig, der Fruchtwechſel im Feldbau u. ſ. w. Königsberg 1838. Zeller, landwirthſchaftliche Verhältnißkunde. Darmſtadt 1843. Hirſchfeld, die Ernährung und das Wachsthum der Pflanzen, nach den neueſten chemiſchen und phyſi— kaliſchen Beobachtungen erklärt und angewendet auf die Landwirthſchaft. Kiel 1844. Metzger, landwirthſchaftliche Pflanzenkunde oder praktiſche Anleitung zur Kenntniß und zum Anbau der für Okonomie und Handel wichtige Gewächſe. Heidelberg 1841. Hlubek, die Ernährung der Pflanzen und die Statik des Landbaues. Prag 1841. Schriften über Futter- und Wieſenbau. Sinclair, Hortus graminicus woburnensis, oder Verſuch über den Ertrag und die Nahrungskräfte verſchiedener Gräſer und anderer Pflanzen, welche zum Unterhalte der nützlichen Hausthiere dienen, durch Johann Herzog von Bedfort, ſammt Angaben über die beſten Gräſer für dauernde Weiden be— wäſſerte Wieſen u. ſ. w. Stuttgart und Tübingen 1826. Kirchhof, Landwirth. 104 826 Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. Keller, Anleitung zur Verbeſſerung des Wieſen- und Futterbaues u. ſ. w. Frankfurt a. M. 1821. Saatkamp, Futterkräuter und Futtergräſer für Okonomen mit den Originalien. Celle 1804. N Kreyſſig, der Futterbau in ſeinem ganzen Umfange auf Feldern und Wieſen im mittlern und nördlichen Europa. Königsberg 1829. | —— Der Kartoffelbau im Großen. 1833. Beyer, Futternoth- und Hülfsbuch. Leipzig 1842. 9 Hanſen, Anleitung zur Kenntniß der einheimiſchen Gräſer, ſowie zu deren Anbau, Samengewinn und Benutzung als Futterpflanzen. Nach Mertens und Koch beſtimmt und beſchrieben u. ſ. w. 1827. Leibitzer, der Wieſen- u. Futterbau oder prakt. Behandlung der natürlichen Anlage u. Pflege der künſt— lichen Wieſen, Kultur d. Weiden, Ent- u. Bewäſſerung derſelben, Anbau d. Futterkräuter. Lpz. 1832. Spatzier, die nützlichen Futterpflanzen, und Lur, Aufſtellung der Regeln zur Ausmittelung des Vieh: ſtandes und Futterbedarfs zu dem Ackerareal. Zwei gekrönte Preisſchriften. Brünn 1832. Nebbien, das Aufhelfungs-, Futter- und Weidebuch. Mit 150 Abbildungen der brauchbaren Gräſer und Kräuter. Leipzig 1835. — der Schnellfutterbau. Leipzig 1839. Duve, praktiſche Anweiſung zum Anbau der behackten Brachfrüchte u. Futtergewächſe. Hannover 1830. von Babo, kurze Anleitung zur Anlage und Behandlung der Wieſen. Heidelberg 1836. von Lengerke, Anleitung zum praktiſchen Wieſenbau. 1836. Kloth, Katechismus des Kunſtwieſenbaues nach Siegener Art. Nebſt einem Anhange. Arensb. 1838. Meyer, über Anlage der Schwemmwieſen im Lüneburgiſchen und die Wieſenbewäſſerung überhaupt. Eine gekrönte Preisſchrift mit einer Vorrede von Thaer. Zelle 1807. | Schenk, Abhandlung über den Wiefenbau u. ſ. w. Fulda 1826. | Pohl, das Verjüngen der Wieſen, nebſt Reviſton der Wieſenwirthſchaftslehre. Leipzig 1810. Sebaſtian Graf Trautmannsdorf, praktiſcher Nivellirunterricht und deſſen Anwendung auf das Anlegen der Wieſenbewäſſerungsgräben u. ſ. w. 2. Aufl. Prag 1836. Heuſinger, vollſtändiger Unterricht über den Futterbau u. ſ. w. Leipzig 1831. Kalina von Jäthenſtein, die Nachhülfe beim Mangel an Futterſtroh durch eine theilweiſe Fütterung mit Holzmehl u. ſ. w. Prag 1835. 5 Schnädelbach, ausführliche Belehrung über den Anbau des Ackerſpergels, eines der nützlichſten Futter— kräuter. Ilmenau 1831. E Patzig, der praktiſche Rieſelwirth, Anleitung, natürliche Wieſen durch Bewäſſerung in ihrem Ertrage zu erhöhen und unfruchtbare Ländereien durch Waſſer in fruchtbare Wieſen umzuſchaffen. Leipzig 1840. Aufruf an alle Bauern zur Verbeſſerung ihrer Wieſen durch Bewäſſerung. Mit 43 Abbild. 1841. Weimar, der Kunſtwieſenbau, praktiſch dargeſtellt u. ſ. w. Prag 1842. * Schriften über den Gartenbau im Allgemeinen. Dietrich, vollſtändiges Lexicon der Gärtnerei. 24 Bde. 1836. Handbibliothek für Gärtner und Liebhaber der Gärtnerei. Berlin 1837. Kolbe, der thüringiſche Dorfgärtner. Erfurt 1836. Neuer Titel. Eisleben 1838. von Graffen, der praktiſche Gärtner. Hannover 1823. Metzger, Gartenbuch für Gartenliebhaber. Heidelberg 1829. Salzmann, allgemeines deutſches Gartenbuch oder vollſtändiger Unterricht in der Behandlung des Kü— chen⸗, Blumen- und Obſtgartens. 3. Aufl. München 1825. | Mayer, neueſtes allgemeines deutſches Gartenbuch u. ſ. w. Wien 1827. Wredow, Gartenfreund. 4. Aufl. Berlin 1833. Lau don, Encyklopädie des Gartenweſens. Aus dem Engliſchen überſetzt. Weimar 1823 — 26. Noiſette, vollſtändiges Handbuch der Gartenkunſt. Aus dem Franzöſiſchen überſetzt von Siegwart. 5 Bde. Stuttgart 1826 — 30. 8 Leibitzer, der Gartenbau. 3 Bdchn. Peſth 1831. Ritter, allgemeines deutſches Gartenbuch. 3. Auflage in 2 Abtheilungen. Quedlinburg 1835. von Reider, vollſtändige Anweiſung zum zweckmäßigen Anlegen von Blumen-, Obſt-, Gemüſe-, Hopfen ⸗,„ Schul-, Handels: und botanifchen Gärten u. ſ. w. Berlin 1832. Ritter, Schlüſſel zur praktiſchen Gartenkunſt oder Lehre von Anlegung und Umgeſtaltung kleiner Haus— gärten. Stuttgart 1835. | Kleemann, allgemeines Handbuch des Gartenbaues. Glogau 1837. Gruner, vollſtändige Anweiſung zum Gartenbau nach den 12 Monaten. Leipzig 1831. von R eider, das Ganze der Gärtnerei in den monatlichen Verrichtungen. — allgemeines praktiſches Handbuch der geſammten Gärtnerei. Augsburg 1839. Garten buch, neues vollſtändiges, oder die Gärtnerei in allen ihren Verrichtungen. Ulm 1838. Nebbien, der nützliche ſchöne Hausgarten für Stadt und Land. Leipzig 1837. Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. 827 Förſter, die Gärtnerei in ihrem hoͤchſten Ertrage durch größtmögliche Vereinfachung. Ein vollſtändiges Hand und Hülfsbuch für Gärtner und Gartenbeſitzer, ſowie für Landwirthe u. ſ. w. Leipzig 1845. von Wem g vollkommene Handelögärtner in Verbindung mit der vollſtändigen Kunſtgärtnerei. eimar 1843. Schriften über den Küchengartenbau. Chriſt, allgemeines praktiſches Gartenbuch. 2 Theile. Heilbronn 1814. Poſcharsky, der Küchengärtner. Pirna 1811. Leibitzer, die Handelsgaͤrtnerei od. d. Gemüſebau im Großen u. auf dem freien Felde. Peſth u. Lpz. 1831. Reider, der Küchengarten. Frankfurt a. M. 1829. Nietner, die Küchengärtnerei. 1837. : Duncas, die Gurkentreiberei im Großen, als fiheres Mittel zu bedeutendem Gelderwerb. Aus dem Engliſchen übertragen von einem Freunde des Gartenbaues. Weimar 1843. Zigra, oͤkonomiſch prakt. Handbuch über die zweckmäßigſte Erziehung der Gemüſearten, des Hopfens, Tabaks, Anis, Mohnes, Rübſens und den Anbau der wichtigſten Färberkräuter u. ſ. w. Riga 1835. Schriften über Obſtbaumzucht. Diel, ſyſtematiſche Beſchreibung der Kernobſtſorten. 27 Hefte. Frankf. a. M. u. Stuttg. 1799-1833. — ſyſtematiſches Verzeichniß der vorzüglichſten in Deutſchland vorhandenen Obſtſorten mit kurzen Be— merkungen über Auswahl, Güte und Reifzeit. Frankfurt a. M. 1818. ſyſtemat. Beſchreibung der vorzüglichſten in Deutſchland vorhandenen Kernobſtſorten. Stuttg. 1821. Chriſt, Handbuch über die Obſtbaumzucht und Obſtlehre. 4. Aufl. Leipzig 1819. Störig, Lehrbuch des geſammten Obſtbaues. Berlin 1823. i Petrich, Sammlung der beſten Gattungen des Tafelobſtes, nach der Natur gez. u. illum. Wien 1820. Muſchen, Beſchreibung der vorzüglichſten Kern- und Steinobftforten, die ſich im nördlichen Deutſchland anpflanzen laſſen. 2 Sickler, vollkommner Orangeriegärtner, oder vollftändige Beſchreibung der Limonien, Citronen und Pomeranzen. Weimar 1816. Hinkert, ſyſtematiſch geordnetes Handbuch der Pomologie u. ſ. w. 1836. Chriſt, der Baumgärtner auf dem Dorfe. Frankfurt a. M. 1804. Schmidberger, gründlicher Unterricht in der praktiſchen Obſtbaumzucht. 2. Aufl. München 1830. Gruner, kurzer, gründlicher, leicht faßlicher Unterricht in der einfachen Baumzucht. Zwickau 1826. Geisler, das Ganze der Obſtbaumzucht. Weſel. Raſchig, die Obſtbaumzucht im Kleinen und Großen. Berlin 1827. Reider, das Ganze der Obſtbaumzucht. Nürnberg 1830. Meyer, gründliche und getreue Anweiſung zur Obſtbaumzucht. 1829. Röver, über die Obſtbaumzucht im Freien. Halberſtadt 1820. Reichardt, Anweiſung zum Obſtbau. 6. Auflage von Völker. Erfurt 1819. Dittrich, Erziehung der Kernobſtbäume, vorzüglich in gebirgigen Gegenden. Arnsberg 1834. Seyfried, der pomologiſche Knabenfreund. Landshut 1832. Bauer, gründlicher Unterricht in der Obſtbaumzucht für Landwirthe und Landſchullehrer. Heidelb. 1833. Gerber, die Obſtbaumzucht im Großen und Kleinen. Mannheim 1835. Noiſette, der Obſt- und Küchengarten, als Handbuch der Gartenkunſt. Stuttgart 1836. Kurze Anweiſung für Landleute zur Erziehung geſunder, fruchttragender Obſtbäume, von einem Land— prediger. Hannover 1830. Dittrich, ſyſtematiſches Handbuch der Obſtkunde, nebſt Anleitung zur Obſtbaumzucht und zur Benutzung des Obſtes. Jena 1837. Lämmerhirt, tabellariſch ſyſtematiſche Zuſammenſtellung der vorzüglich in Deutſchland vorkommenden Apfel- und Birnſorten u. |. w. 1836. Fintelmann, die Obſtbaumzucht. Nach den neueſten Anſichten und eigener vieljähriger Erfahrung be— arbeitet. Berlin 1839. — die Obſtbaumzucht im freien Lande und in Töpfen. Berlin 1837. Förſter, die Vortheile der Obſtbaumzucht, oder wodurch kann die Obſtbaumzucht eine Quelle des Wohl— ſtandes werden. Bremen 1839. Thon, Anweiſung zum Obſtbau, zur Erhaltung und Benutzung deſſelben. Weimar 1836. Hempel, einträglicher Obſtgarten im Hofe. Leipzig 1822. pomologiſcher Zauberring. Leipzig 1820. Strauß, der Fruchtring an Obſtbäumen und Weinſtöcken. Wien 1822. Sonnenthal, Anwendung des Fruchtringes. Wien 1823. Hempel, Abhülfsbüchlein der Raupennoth. 2. Auflage. 1832. 828 Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. Dittrich, die Obſtbenutzung in ihrem ganzen Umfange. Ein Handbuch für Guts- und Gartenbeſitzer, Gaſtwirthe und jede Haushaltung. Jena. g | Rubens, vollſtändige Anleitung zur Obſtbaumzucht, nebſt einer ſyſtematiſchen Claſſification und Be: ſchreibung der Obſtſorten. Eſſen 1843. ö Härlin, die Naturkunde des Obſtbaues, nebſt der Naturbeſchreibung des Obſtbaumes u. Naturgeſchichte der darauf einwirkenden nützlichen und ſchädlichen Thiere. Stuttgart 1841. | Teichmann, die den Obſtbäumen ſchädlichſten Raupenarten, und die Mittel, ihren Verheerungen vor: zubeugen. Leipzig 1829. R | Roller, von den ſchädlichen Obſtraupen. Dresden 1827. Burdach, ſyſtematiſches Handbuch der Obſtkrankheiten. Berlin 1818. Geiger, die Krankheiten und Feinde der Obſtbäume. München 1821. | Schmiedberger, Beiträge zur Obſtbaumzucht und zur Naturgeſchichte der den Obſtbäumen fhäpdlihen — Inſekten. Leipzig 1836. Schriften über den Hopfenbau. Ackermann, Anweiſung zum Hopfenbau. 2. Auflage. Karlsruhe 1824. Putſche, vollſtändige und deutliche Anweiſung zum Hopfenbau. Weimar 1824. Röber, Anleitung zur einfachſten und vortheilhafteſten Art des Hopfenbaues. Meißen 1826. Reider, der Hopfenbau und die neueſten Entdeckungen darin. Nürnberg 1827. Olbricht, Boͤhmens Hopfenbau und Handel. Prag 1835. Muntz, der Hopfenbau. Neuſtadt 1827. Obermüller, kurzgefaßte praktiſche Anweiſung zur Anlage und Kultur des edlen Hopfens. 1833. Geiſt, Hopfenbüchlein. Anbau, Gewinn und Aufbewahrung. Weimar 1835. Reinhardt, der Hopfenbau im Königreich Würtemberg und insbeſondere in Oberſchwaben. Ulm 1842. Darſtellung des Hopfenbaues, wie derſelbe nach Anordnung des Freiherrn von Speck-Sternburg be— trieben wird u. ſ. w. Leipzig 1840. Schriften über den Weinbau. 0 Bronner, Verbeſſerung des Weinbaues. Heidelberg 1830. Kecht, der verbeſſerte praktiſche Weinbau u. ſ. w. 4. Auflage. Berlin 1827. Kolbe, Anweiſung, dem Weinſtock den höchſten Nutzen abzugewinnen. Erfurt 1826. Bronner, Anweiſung zur nützlichſten Anpflanzung der Tafeltrauben und anderer Traubenſorten an ſonſt unbenutzten Plätzen in Höfen, Gärten, an Mauern und Häuſern. Heidelberg 1835. Ehrenhauß, meine Erfahrungen über den Weinbau, die Behandlung des Weins im Keller u. ſ. w. Leipzig 1827. Seviere, Onologie, oder theoretiſch-praktiſche Lehre von der Kultur, Erzeugung, Kelterung und Gäh— rung der Weine. Ilmenau 1827. Pozzo, auf 30jährige Erfahrung gegründete Anweiſung, den Weinſtock in den Weinbergen aller Gegen— den mit Nutzen zu behandeln. Züllichau 1824. Härter, die beſten Setzreben oder Deutſchlands Weinbau in feinen nöthigen Reformen. von Gock, die Weinrebe mit ihren Arten und Abarten. Heidelberg 1829. von Bako und Metzger, die Wein- u. Tafeltrauben d. deutſchen Weinberge u. Gärten. Mannh. 1836. Neues Syſtem einer naturgemäßen, einfachen und weniger koſtſpieligen Bodenkultur des Weinlandes, nebſt Angabe eines Verſuches Frühlingsreifſchäden abzuhalten u. ſ. w. Würzburg 1834. von Recum, Verſuch über das Spätherbſten. Mannheim 1826. kann mit gutem Erfolg ein ausgerottetes Weinbergsfeld unmittelbar nach der Ausrottung wieder be— pflanzt werden? Coblenz 1828. a Sackl, praktiſche Anleitung, dem Weinſtocke den höchſten Ertrag abzugewinnen durch eine neue, beſon— ders ſchöne und lohnende Erziehungsart, nämlich auf Pyramiden und Kränzeform, für Gärten und Weinberge anwendbar. Grätz 1839. Kühne, Anweiſung zum Weinbau und zur Weinbereitung, nebſt Mittheilung der Kunſt, auch aus halb— reifen Trauben ohne Zuſatz von Zucker einen vorzüglichen, dem in guten Jahren gewonnenen vollkom— men gleichen Wein zu erzielen. Für jeden Freund des Weinbaues, vorzüglich für Landſchullehrer zur Betreibung eines paſſenden Nebengeſchäftes. Berlin 1839. ö von Babo, der Weinbau nach der Reihenfolge der vorkommenden Arbeiten dargeſtellt. Heidelb. 1844. — der Weinſtock und feine Varietäten. Beſchreibung und Synonymif der vorzüglichſten in Deutſchland kultivirten Wein- und Tafeltrauben. Frankfurt a. M. 1844. N Bornemann, Anweiſung z. Weinbau an Gebäuden, Mauern, Lauben u. Bäumen, als eine ſehr leichte, angenehme u. nützliche Beſchäftigung für Erwachſene ſowohl als auch für Kinder. 2. Aufl. Lpz. 1841. Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. 829 Chaptal, neu bearbeitetes Handbuch des Weinbaues, der Kelterung, Weinbereitung, Weinpflege und Kellerwirthſchaft. Nebſt wichtigen Winken für Branntweinbrenner u. Eſſigbrauer. Nach dem Fran— zöſiſchen mit Berückſichtigung deutſcher Kultur und Verfahrens. Weimar 1840. Lehrbücher der geſammten Viehzucht. Die Viehzucht findet ſich ſchon in den oben genannten Lehrbüchern der geſammten Landwirthſchaft abgehandelt; indeſſen ſind darüber noch viele ſpecielle Schriften vorhanden. Leopold, landwirthſchaftliche Viehzucht. Hannover 1805. Walch, Anſichten über das Viehzuchtweſen. Marburg 1830. Franz, praktiſche Anweiſung zur Vervollkommnung der Viehzucht. Dresden 1824. Schmalz, Thierveredelungskunde. Königsberg 1832. Sturm, über Raſſen, Kreuzung und Veredelung der landwirthſchaftlichen Hausthiere. Elberfeld 1825. Meisner, das Ganze der Viehzucht. Neue Ausgabe. Leipzig 1808. Reichart, landwirthſchaftlicher Viehſchatz. 3 Theile. Leipzig 1832. Kreyſſig, die Sommer- und Winterſtallfütterung, ſowie die Weidenpflegung der landwirthſchaftlichen Hausthiere. Prag 1836. Die Hausthiere, ihre Abſtammung, Zähmung, Lebensweiſe im wilden und zahmen Zuſtande, ihr Nutzen und ihre Beziehung auf Künſte, Gewerbe u. Civiliſation u. ſ. w. Nach d. Engl. Lpz. 1834. Eiſele, über die Erkenntniß des Alters der nutzbaren Hausthiere aus den natürlichen Veränderungen der Zähne. Sigmar. 1836. Seibt, Anleitung zum Mäſten des Rindviehes, der Schafe, Schweine, Gänſe, Hühner u. Truthühner. Nebſt Anhang über die Räucherungsart des Hamburger Rindfleiſches, der weſtphäliſchen Schinken und der pommerſchen Gänſebrüſte. Prag 1831. Leuchs, Anleitung z. Mäſten d. Thiere u. z. vortheilhaften Anwendung des Futters. 3. Aufl. Nürnb. 1833. Die neueſten Erfahrungen zur Schnellmäſtung des Rindviehes, der Schweine, Schafe u. ſ. w. Nebſt Anleitung zur wirthſchaftlichen Anwendung aller Futterarten. Nordhauſen 1836. Schwinghammer, Unterricht üb. landwirthſchaftliche Viehzucht, zunächſt für Landwirthe. Lands h. 1838. Bachmann, Grundſätze der Hausthierzucht. Paderborn 1840. Schriften über Pferdezucht. Gotthard, das Ganze der Pferdezucht. Erfurt 1800. Naumann, über die vorzüglichſten Theile der Pferdewiſſenſchaft. Berlin 1810 = von Hochſtetter, Handbuch der Pferdezucht. Bern 1821. von Knobelsdorf, über die Pferdezucht in England. Berlin 1820. Ammon, Handbuch der geſammten Geſtütskunde und Pferdezucht. Königsberg 1833. von Tennecker, Lehrbuch der Geſtütswiſſenſchaft. Prag 1822. Bachmann, Anleitung zur Verbeſſerung der Pferdezucht. 3. Aufl. Berlin 1830. Enslin, Beiträge zur edeln Pferdezucht. 2. Aufl. Würzburg 1831. Weidenkeller, Katechismus von der Pferdekenntniß. Nürnberg 1831. Dieterich, Handbuch der praktiſchen Pferdekenntniß. 3. Aufl. Berlin 1830. die Pferdezucht, oder vollſtändige Anweiſung zur Erziehung und Wartung der Pferde. Nebſt einem Anhange über die Eſel- und Maulthierzucht. Leipzig 183. Das Pferd, aus dem Engliſchen, vom Prof. Hering. Stuttgart 1837. Stewart, Grundſätze der engliſchen Stallwirthſchaft, namentlich der Stallung, Wartung, Fütterung und Benutzung der Pferde. Deutſch bearbeitet von L. v. A. Weimar 1839. Havermann, Anleitung zur Beurtheilung des äußern Pferdes in Bezug auf deſſen Tüchtigkeit zu ver— ſchiedenen Dienſten. 3. Aufl. Hannover 1822. Reska, die Pferdewiſſenſchaft populär dargeſtellt. Prag 1837. Herbſt, praktiſcher Unterricht über Pferdezucht. Sulzbach 1836. Merk, praktiſches Handbuch der Pferdezucht u. ſ. w. München 1835. von Knobels dorf, kurze Anleitung z. Aufzucht u. Verbeſſerung der Pferde f. d. Landmann. Bresl. 1833. Ammon, Nachricht von der Pferdezucht der Araber und den arabiſchen Pferden u. ſ. w. Nürnb. 1834. von Bally, über Pferdezucht, Reitkunſt, Wettrennen und Rennpferde. Stuttgart 1836. Zerenner, Pferdekenntniß für den Bürger und Landmann. Quedlinburg 836. Joſch, Beitrag zur Kenntniß u. Beurtheilung der Pferderaſſen in Aſien, Afrika und Europa. Wien 1837. von Pöllnitz, das fehlerhafte Pferd, oder Darſtellung aller an einem Pferde äußerlichen ſichtbaren Mängel und Gebrechen, nebſt kurzer Beſchreibung und Heilung derſelben. Halberſtadt 1820. Engelhart, kleines Handbuch für Pferdekäufer. Quedlinburg 1834. von Tennecker, Lehrbuch des Pferdehandels und der Roßtäuſcherkünſte. 2. Aufl. Hannover 1829. 830 Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. Enthüllte Geheimniſſe aller Handelsvortheile und Pferdeverſchönerungskünſte. Aus den Papieren Abraham Mortgens. 2. Aufl. Ilmenau 1827. Sind, der ſicher und geſchwind heilende Pferdearzt. 9. Aufl. Frankfurt 1829. Zum Selbſtunterrichte und praktiſchen Gebrauche das beſte Werk, was über dieſen Gegenſtand eriftirt. Rienecker, der Hufſchmied, oder die Pferde auf richtige Art zu beſchlagen. Altenburg 1828. Nüsken, Beſchlagskatechismus, oder faßlicher Unterricht in der beſten Methode die Pferde zu beſchlagen. Minden 1828. Müller, Handbuch der Hufbeſchlagkunſt u. ſ. w. Berlin 1832. Bach, Hufbeſchlag ohne Zwang. 2. Aufl. Dresden 1834. Schwab, Katechismus der Hufbeſchlagkunſt. 6. verbeſſerte Aufl. München 1834. Vir, praktiſche Beſchlagslehre. Gießen 1834. Korſepa, widerſetzliche Pferde abzurichten. Berlin 1836. Schreiner, die Pferdeabrichtungskunſt, nebſt der Beſſerung ſtätiſcher Pferde. München 1837. Zinkeiſen, das Vorbereiten und Thätigmachen der zur Rennbahn beſtimmten jungen Pferde nach der Methode der Englände. Berlin 1834. Balaſſa, die Zähmung der Pferde, aus der Natur des Pferdes praktiſch entwickelt. Wien 1835. Blüthner, das Reitpferd und die Kunſt es abzurichten. Leipzig 1832. Engelhardt, praktiſcher Reitunterricht für Dilettanten. Quedlinburg 1835. Beſtina, Unterricht im Reiten, nebſt Anleitung zum Zureiten. 1836. von Tennecker, die Reitſchule u. ſ. w. Schriften über die Rindviehzucht. Gotthard, das Ganze der Rindviehzucht. Erfurt 1797. Die Rindviehzucht in ihrem ganzen Umfange oder deutlicher Unterricht, dieſen einträglichen Zweig der Landwirthſchaft auf die vortheilhafteſte Art zu betreiben. München 1813. 2 Leopold, über die Erziehung der Kälber. Sondershauſen 1818. 5 Walther, das Rindvieh, ſeine verſchiedenen Raſſen, Zuchten und Spielarten u. ſ. w. Gießen 1817. Martens, die Rindviehzucht u. ſ. w. Berlin 1830. Pabſt, Anleitung zur Rindviehzucht u. ſ. w. Stuttgart 1829. Franz, praktiſche Anleitung zur rationellen Rindviehzucht. Leipzig 1832. von Hazzi, Katechismus uͤber Zucht, Behandlung u. Veredlung der Rindviehgattungen. Münch. 1836. Das Rindvieh, ſeine Zucht u. ſ. w., nach dem Engliſchen von Hering. Stuttgart 1838. Riem, über die dienliche Fütterungsart der Kühe und deren Behandlung, damit ſie mehr und fettere Milch geben. Neue Aufl. Leipzig 1836. Schwinghammer, Unterricht über Rindviehzucht. Landshut 1838. Enénon, die äußern Zeichen der Milchergiebigkeit bei den Kühen. Aus dem Franzöſiſchen von Kurtz. 2. Aufl. Reutlingen 1845. Schriften über Schafzucht. Gotthard, vollſtändiger Unterricht in der Wartung, Pflege und Behandlung der Schafe, Veredlung der Wolle und Heilung ihrer Krankheiten. Erfurt 1799. André, kurzgefaßter Unterricht über die Schafe, deren Zucht, für Schafmeiſter und deren Knechte faßlich eingerichtet. Prag 1818. — Anleitung zur Veredlung des Schafviehs nach Grundſätzen, die ſich auf Natur u. Erfahrung ſtützen. Vermehrte Ausgabe von Elsner. Prag 1826. Wagner, Beiträge zur Kenntniß und Behandlung der Wolle und Schafe. 2. Aufl. Berlin 1821. Merinoſchafzucht u. ſ. w. Königsberg 1828. der Wollhandel von 1838, nebſt den bezüglichen Ereigniſſen bis Ende März 1839 a. ſ. w. Für Gutsbeſitzer und Landwirthe u. ſ. w. Quedlinburg 1839. — über den gegenwärtigen Stand der Merinos-Schafzucht. Berlin 1835. Pabſt, Anleitung zur höhern Schafzucht. Stuttgart 1826. Koppe, Anleitung zur Zucht und Pflege der Merinos. Berlin 1827. Schmalz, Anleitung zur Zucht, Pflege u. Wartung edler u. veredelter Schafe. 2. Aufl. Königsb. 1833. Petri, das Ganze der Schafzucht. 2 Thle. 2. Aufl. Wien 1825. Haumann, die Schafzucht in ihrem ganzen Umfange. Ein Hand- und Hülfsbuch für Beſitzer größerer und kleinerer Schäfereien, ſowie für den Landmann, der ſeine Schafzucht auf eine höhere Stufe der Vervollkommenheit bringen und ſie mit Nutzen und Vortheil betreiben will. Weimar 1839. Ribbe, das Schaf und die Wolle. Prag 1825. Schrader, die Zucht und Pflege der edeln Merinos u. ſ. w. Meißen 1835. Claus, über die Kultur der Schafe und Production der edelſten Wolle. Meißen 1836. Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. 831 Elsner, Erfahren in der hoͤhern Schafzucht. Stuttgart 1827. — Überſicht der europäifchen veredelten Schafzucht. Prag 1828. — Schäferkatechismus u. ſ. w. Prag 1830. — Handbuch der veredelten Schafzucht. Stuttgart 1832. — das goldene Vließ od. d. Erzeugung u. d. Verbrauch d. Merinowolle u. ſ.w. Stuttg. u. Tüb. 1838. — gründlicher Unterricht in der rationellen Schäferei. Stuttgart u. Tübingen 1839. von Ehrenfels, geſchichtliche Darſtellungen meiner Schaffultur. Prag 1831. Petri, Mittheilungen aus dem höhern Gebiete der Schaf- und Wollkunde. Wien 1830. — die Wartung, Pflege und Zucht der Schafe. In 12 Monatsabſchnitten. Leipzig 1831. Näkel, praktiſche Anleitung zur Pflege, Zucht und Veredlung der Schafe, zur Schafſchur und Wäſche der Wolle, ſowie zur Behandlung der Schafe im Krankheitszuſtande. Berlin 1837. Barthels, die naturgemäße Behandlung der Schafwolle durch ſchwanenweiße Wäſche vor der Schur, oder das Bleichen der Wolle u. ſ. w. Leipzig 1838. Löhner, Anleitung zur Schafzucht und Wollkunde. Prag 1833 — 35. 2 Sirowatky, Schafwollkunde und Naturgeſchichte des Schafes. Görlitz 1836. Poſſart, die Wäſche d. Wolle. Eine vergleichende Zuſammenſtellung d. verſchied. Methoden. Berl. 1835. Lüttich, Rathgeber f. Landwirthe, welche nach Ablöſungen d. Triftgerechtigkeiten den Beſtand ihrer Schä- fereien beizubehalten wünſchen. Nebſt Anweiſung, gutes Futterſtroh zu erlangen u. ſ. w. Leipzig 1834. — Stammliſten für Schafherden. Meißen 1833. Claus, einige Bemerkungen über die Art und Weiſe der Productionen einer ſchönen Kammwolle, bei Züchtigung der edelſten und veredelten Schafherden. Meißen 1832. Rittner, welches iſt die günſtige Jahreszeit, die Schafe lammen zu laſſen? Leipzig 1839. Müller, Schmidt und König, Preisſchriften über die Schaſpockenimpfung. 1837. Rohlededer, das Ganze der Schafzucht in gedrängter Kürze. Oppeln 1844. Rothe, der erfahrne Schäfer Franz Nowak. Ein Volksb. f. Schäfer u. die es werden wollen. Brest. 1844. André, die Züchtung des Edelſchafes mit hochedler Wolle. Prag 1842. Beyer, Schaf- und Wollbüchlein, oder Belehrungen über die gewinnbringendſte Erzeugung, Veredlung und Verwerthung der Schafwolle für Landwirthe, Wollproducenten und Fabrikanten. Lpz. 1842. Kreyſſig, die Schafzucht, mit Sicherung ihrer beſten Nutzbarkeit für die verſchiedenen Bodenarten großer und kleiner Güter. Braunſchweig 1840. Schriften über Schweinezucht. Dietrich, 185 25 Zucht der Schweine, dem Mäſten und von der Behandlung der Krankheiten derſelben. Leipzig 1831. Leibitzer, das Borſtenvieh und die Geflügelzucht. Leipzig 1834. von Hazzi, Katechismus über die Zucht, Wartung, Pflege, Maſtung, Fleiſch- oder Schinkenräucherung u. Krankheiten d. Schweine f. große u. kleine Landwirthe, dann laͤndwirthſch. Schulen. Münch. 1839. Haumann, praktiſche Schweinezucht, oder gründlicher und gemeinfaßlicher Unterricht über Zucht, Pflege, Maſt und Benutzung des Schweines u. ſ. w. Weimar 1838. Schriften über Ziegenzucht. Gotthard, vollſtändiger Unterricht in der Wartung und Pflege der Ziegen und Kaninchen, Benutzung derſelben, Kenntniß und Heilung ihrer Krankheiten. Erfurt 1806. Freudberg, über die Ziege von Tibet u. ſ. w. Brünn 1824. Polonceau, Bemerkungen üb. d. aſiat. Flaumziegen von Kaſchmir und einen erſten Verſuch ihren Flaum zu vermehren und ihm neue Eigenſchaften zu verſchaffen. Aus d. Franz. von Buſch. Marb. 1831. Krauſe, die Ziegenzucht, oder ausreichender Unterricht über die Naturgeſchichte und mannigfaltige Be— nutzung dieſer Thiere, ſowie ihre Krankheiten und deren Heilung. Leipzig 1831. Schriften über Federviehzucht. Gotthard, das Ganze der Federviehzucht u. ſ. w. 2. Aufl. Erfurt 1806. Rohlwes, die Federviehzucht u. ſ. w. Berlin 1821. Dietrich, von der Zucht des Federviehes und den Krankheiten deſſelben. Leipzig 1831. Die Hühner- und Pfauenzucht in ihrem ganzen Umfange. Ulm 1827. Piſtor, der Hühnerhof, oder die Kunſt, den höchſt möglichſten Nutzen aus dem Hausfedervieh zu be— ziehen u. ſ. w. Für Land: und Stadtbewohner. Hanau 1831. Putſche, Taubenkatechismus, oder vollſtändiger Unterricht in der Taubenzucht. Leipzig 1330. Weber, der Taubenfreund oder gründlicher Unterricht in der Taubenzucht. Quedlinburg 1835. Neumeiſter, das Ganze der Taubenzucht. Weimar 1837. ‚ Die Trut⸗ und Perlhühnerzucht in ihrem ganzen Umfange u. ſ. w. Ulm 1826, Uber Gänſemäſtung, eine kleine Schrift. Leipzig 1819. 832 Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. Schriften über Fiſcherei und Teichwirthſchaft. Riemann, praktiſcher Abriß des Fiſchereiweſens. Leipzig 1804. Sickler und Günther, die Teich- und Fiſchereiwirthſchaft. Erfurt 1810. Tſcheiner, der wohlerfahrne Fiſchmeiſter. Peſth 1821. von Gudme, Anweiſung zur Anlegung einer Teichfiſcherei und zur Fiſchzucht. Altona 1827. Hartig, Lehrbuch der Teichwirthſchaft und Verwaltung. Kaſſel 1831. Teichmann, über Fiſcherei. Leipzig 1812. von Reider, das Ganze der Fiſcherei. Nürnberg 1824. La Bergerie, Anweiſung Fiſchteiche mit dem geringſten Koſtenaufwande und auf die Dauer anzulegen, dieſelben vortheilhaft zu beſetzen und zu fiſchen u. ſ. w. Nebſt einer Abhandlung über den Nutzen der Fiſchteiche als Bewäſſerungsmittel. Quedlinburg 1839. Pohl, das Neueſte der Fiſcherei. Leipzig 1829. Wölfer, gründliche Anweiſung zur Angelfiſcherei. Gotha 1837. Schilling, die wilde Fiſcherei. Leipzig 1831. Wirth, die Teichfiſcherei in ihrem höchſten Ertrage. Leipzig 1840. Schriften über Bienenzucht. Ku auf, Behandlung der Bienen ihren Naturtrieben gemäß. Jena 1819. — Herbſt-, Winter- und Frühlingsabende u. ſ. w. Jena 1820. Beſchreibung der Korbbienenzucht. Herausgegeben von Pohl. 3. Aufl. 1823. von Ehrenfels, die Bienenzucht nach Grundſätzen der Theorie und Erfahrung. Prag 1829. Riem und Werner, der praktiſche Bienenvater. 5. Aufl. Leipzig 1825. von Reider, rationelle Bienenwirthſchaft. Nürnberg 1825. Ohlendorf, Grundſätze und Handgriffe bei Behandlung der Bienen, nach 50jährigen Erfahrungen. 2. Aufl. Berlin 1826. Unhoch, Anleitung zur wahren Kenntniß und zweckmäßigen Behandlung der Bienen. Ein Auszug aus deſſen größerem Bienenbuche. Landshut 1829. Raſchig, neueſtes vollſtändiges Handbuch der Bienenzucht. Berlin 1829. Dinkel, vollſtändige prakt. Anleitung zur Bienenzucht, auf 50jährige Erfahrung geſtützt. Heilbr. 1830. Vitzthum, Handgriffe und Erfahrungen im Gebiete der praktiſchen Bienenzucht. Landshut 1830. Ritter, die Lehre von den Bienen, nach der Theorie und Praxis. Leipzig 1831. Sicherer Wegweiſer für Bienenwirthe, von einem Vereine rationeller Bienenwirthe. Arnſtadt 1831. Chriſt, praktiſcher Rathgeber zur Bienenzucht. Quedlinburg 1832. Ruffiny, der praktiſche Bienenvater. Leipzig 1832. Ramdohr, die einträglichſte und einfachſte Art der Bienenzucht, durch vergleichende Verſuche ermittelt und mit Beiſpielen belegt. Berlin 1833. Sachſe, der thüringiſche Bienenzüchter, auf 30jährige Erfahrung gegründet. Sondershauſen 1833. Leibitzer, die Bienen- und Seidenwürmerzucht. Leipzig 1834. Nutt, Anweiſung zur Lüftungsbienenzucht u. |. w. Nach dem Engliſchen von Muſhel. Neuſtrelitz und Brandenburg 1834. Abicht, Nutt's Lüftungsbienenzucht u. |. w. Quedlinburg 1836. Goldkörner für Bienenfreunde und Bienenhalter; oder verſchiedene Vortheile und Handgriffe, um aus der Bienenzucht den größtmöglichen Nutzen zu ziehen. 3. Aufl. Ulm 1839. 8 Fuckel, meine Bienenzucht, oder ausführliche Anleitung zur Behandlung der Bienen in jeder Jahreszeit. Mit einem Anhange, die Nutt'ſche Lüftungsbienenzucht betreffend. Darmſtadt 1838. von Marlot, die Bienenzucht, theoretiſch und praktiſch unter Berückſichtigung der verſchiedenen Klimate bearbeitet. Bern 1839. Kirſten, vollſtändiges Wörterbuch d. Bienenkunde u. Bienenzucht; ein Hand- u. Hülfsbuch zur Beleh— rung in allen vorkommenden Fällen für Bienenwirthe und Bienenfreunde u. ſ. w. Weimar 1840. Wurm, Unterricht in der Korbbienenzucht, zunächſt für das Landvolk. Landshut 1838. Schriften über Seidenwürmerzucht. Gotthard, Unterricht in Erziehung und Wartung der Seidenraupen. Erfurt 1804. von Türk, vollſtändige Anweiſung zur zweckmäßigen Behandlung des Seidenbaues und des Haſpelns der Seide, ſowie zur Erziehung und Behandlung der Maulbeerbäume. 3 Thle. Potsdam 1829. — die neueſten Erfahrungen hinſichtlich des deutſchen Seidenbaues und der Erziehung und Behandlung der Maulbeerbäume, nebſt einem Plane zur Errichtung von Seidenbauvereinen. Leipzig 1837. von Hazzi, Lehrbuch des Seidenbaues für Deutſchland. München 1826. Heintl, Unterricht im Seidenbau. Wien 1829. Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. 833 Dietrich, von der Zucht der Seidenwürmer und der Maulbeerbäume, oder vom Seidenbau. Lpz. 1831. Bolzani, Wegweiſer zum Seidenbau für Norddeutſchland und insbeſondere für Preußen. Berlin 1831. von Zieten, Anweiſung zum Seidenbau in Deutſchland. Stuttgart 1831. Sterler, Deutſchlands Seidenbau und die Bedingungen feines Gedeihens. Eine Würdigung der ſpani— ſchen Scorzonere als Nahrung der Seidenraupen. München 1832. Kalina v. Jäthenſtein, der weiße Maulbeerbaum u. die auf ihn begründete Seidenzucht. Prag 1836. Kahle, der Seidenbau. Wien 1837. Müller, über Einführung und Verbreitung des Seidenbaues im Breisgau. Freiburg 1837. Liebach, der Seidenbau in Böhmen. Barth, Anleitung zum Seidenbau. Leipzig 1837. Hoffmann, Handbuch der fränkiſchen Seidenerzeugung als eines privatlichen Nebengewerbes in der Stadt und auf dem Lande u. ſ. w. Würzburg 1839. Kamm, das Gemeinnützigſte u. Nothwendigſte über die Maulbeerbaum- u. Seidenzucht u. ſ. w. Für die Jugend der deutſchen Volksſchulen, ſowie für den Bürger und Landmann verfaßt. Marktbreit 1839. Schriften über Thierheilkunde. Dieterich, Handbuch der ſpeciellen Pathologie und Therapie für Thierärzte und Landwirthe u. ſ. w. 3. Aufl. Berlin 1839. — Vieharzneifunde. Leipzig 1831. Franque, die Lehre von dem Körperbau, den Krankheiten u. der Heilung d. Hausthiere u. ſ. w. 2. Aufl. Wiesbaden 1832. Möller, allgemeines Hausvieh-Arzneibuch. 4. Aufl. 1832. Nüsken, allgemeines Vieharzneibuch für alle Stände. Münſter 1829. Ribbe, Unterricht zur Geſunderhaltung der Haus- und Nutzthiere. Leipzig 1819. Rohlwes, allgemeines Vieharzneibuch. 15. Aufl. Berlin 1838. Störig, gründliche Thierheilkunde für Landwirthe. Berlin 1824. 2 Schneider, die gewöhnlichen Seuchen der Hausthiere; für den Landmann. Fulda 1836. Kreuzer, Lehrbuch der populären Thierheilkunde. Augsburg 1835. Falke, die Erkennung der gewöhnlich herrſchenden, vorzüglichen Seuchenkrankheiten unſerer landwirth— ſchaftlichen Hausſäugethiere u. ſ. w. Weimar 1835 Wagenfeld, allgemeines Vieharzneibuch. 4. Aufl. Königsberg 1839. Lentin, die Hausmittel für kranke Thiere. Weimar 1833. Des alten Schäfers Thomas Kuren an Rindvieh, Schweinen, Schafen, Ziegen und übrigen Haus— thieren. Glogau 1835. N Gemeinnütziges Vieharzneibüchlein für den Landmann u. ſ. w. Deutſch-Krone 1839. Gieſe, Hausapotheke zum Gebrauche in Thierkrankheiten. Magdeburg 1834. Ziller, Univerſal-Thierarzneibuch u. ſ. w., für Okonomen, Bürger und Landleute. 6. Aufl. Schleu— ſingen 1838. Buchmüller, ſyſtemat. Handb. d. Arzneimittellehre, f. Thierärzte u. Okonomen. 2. Aufl. Wien 1839. Wagenfeld, Encyklopädie der geſammten Thierheilkunde zunächſt für gebildete Landwirthe, mit mehr als 300 Abbildungen. Leipzig 1844. Renner, Abhandlungen für Pferdeliebhaber und Thierärzte. Jena 1844. Bartels, Weſen und Heilung der Lungenſeuche des Rindviehes. Helmſtädt 1841. Spinola, die Krankheiten der Schweine. Berlin 1842. Vatel, Handbuch der Thierarzneikunde. Nebſt einem Anhange: die Beſchreibung und Bereitungsart der vorzüglichſten einfachen und zuſammengeſetzten Mittel, die man in der Medicin anwendet u. ſ. w. Aus dem Franzöſiſchen von Peſtel. 2. Aufl. Leipzig 1839. Anker, Maul- und Klauenſeuche des Rindviehes, der Schafe, Ziegen und Schweine. Bern, Chur und Leipzig 1839. Schriften über Naturgeſchichte überhaupt. Hierſche, Wegweiſer durch das Gebiet der Naturgeſchichte und Technologie u. ſ. w. Leipzig 1833. Nietſch, Leitfaden z. Unterricht in d. Naturgeſchichte, durch Tabellen u. deren Erläuterungen. Hanau 1835. Linné, Naturgeſchichte unter d. Titel: Car. Kinnaei systema naturae. Ed. I. 1735. Ed. XII. 1765 — 1768. (Die letzte und beſte Ausg. von Linné ſelbſt.) Später erſchien eine XIII. Leipzig 1783 — 93. Büffon, Naturgeſchichte. 1. bis 44. Bd. Paris 1749 bis 1804. Büffon's ſämmtliche Werke überſetzt und mit den nöthigen Erläuterungen verſehen von Rave. Düſſeldorf 1839. Blumenbach, Handbuch der Naturgeſchichte. 12. Aufl. Göttingen 1830. Oken, Lehrbuch der Naturgeſchichte. 1812 — 16. — allgemeine Naturgeſchichte für alle Stände. Stuttgart 1833 — 39. Kirchhof, Landwirth. N 105 834 Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. Naturgeſchichte der 3 Reiche. Zur allgemeinen Belehrung bearbeitet von Biſchoff, Blum, Bronn, von Leonhard, Leuckardt und Voigt. Stuttgart 1832 — 39. Schubert, Handbuch der Naturgeſchichte. Nürnberg 1816 — 23. Perleb, Lehrbuch der Naturgeſchichte. Frankfurt 1826 31. Burmeiſter, Lehrbuch der Naturgeſchichte. Berlin 1837. Lenz, gemeinnützige Naturgeſchichte. 4 Bde. Gotha 1831— 39. Rebau, Volksnaturgeſchichte. Stuttgart 1838. Schriften über Mineralogie. Walcher, Handbuch der geſammten Mineralogie in techniſcher Beziehung. Karlsruhe 1829 — 32. Hartmann, Grundzüge der Mineralogie und Geologie. Nürnberg 1834. Hochſtetter, populäre Mineralogie oder Foſſilien- und Gebirgskunde für alle Stände. Reutlingen 1836. Schmidt, Lehrbuch der populären Mineralogie. Leipzig 1836. Suckow, Syſtem der Mineralogie. Darmſtadt 1834. Krutſch, Gebirgs- und Bodenkunde für den Forſtmann und Landwirth. Dresden 1827. : von Kobell, Tafeln zu Beſtimmung der Mineralien mittelft einfacher chemiſcher Verſuche auf trocknem und naſſem Wege. 2. Aufl. München 1835. Mohs, leicht faßliche Anfangsgründe der Naturgeſchichte des Mineralreichs. 2. Aufl. 1836. von Leonhard, Charakteriſtik der Felsarten. Heidelberg 1823. — Grundzüge der Geologie und Geognoſie. 2. Aufl. Heidelberg 1831. — Lehrbuch der Geognoſie und Geologie. Stuttgart 1835. Schriften über Pflanzenkunde oder Botanik. Wilden ow, Grundriß der Kräuterkunde u. ſ. w. Herausgegeben von Link. 7. Aufl. Berlin 1831. Zenker, die Pflanzen und ihr wiſſenſchaftliches Studium überhaupt. Eiſenach 1830. Knuth, Handbuch der Botanik. Berlin 1831. Hochſtetter, populäre Botanik oder faßliche Anleitung zur Kenntniß der Gewächſe u. ſ. w. Stuttg. 18314. Schmidt, der angehende Botaniker, oder kurze und leicht faßliche Anleitung, die Pflanzen ohne Beihülfe | eines Lehrers kennen und beſtimmen zu lernen. Ilmenau 1832. Anleitung zum Selbſtſtudium der Botanik. Leipzig 1834. Zuccarini, Unterricht in der Pflanzenkunde für den Bürger und Landmann. München 1834. Hübner, Einleitung in das Studium der Pflanzenkunde u. ſ. w. Mannheim 1834 — 36. Crome, Handbuch der Naturgeſchichte für Landwirthe. Hannover 1810. Krauſe, Abbildungen und Beſchreibung aller bis jetzt bekannten Getreidearten mit Angabe ihrer Kultur und Nutzen. Leipzig 1834 — 38. Dieterich, das Wichtigſte aus dem Pflanzenreiche für Landwirthe, Fabrikanten, Forſt- und Schulmän— ner. In Heften. Jena. Schriften über Thierkunde oder Zoologie. Garthe, zoologiſche Tabellen. Köln 1837. Burmeiſter, zoologifcher Handelsatlas. Berlin 1836 — 38. Roß mäßler, ſyſtematiſche Überſicht des Thierreichs. 2. Aufl. Dresden u. Leipzig 1835. Reichenbach, Bildergallerie der Thierwelt mit 940 Abbildungen. Leipzig 1834 — 36. Wiegmann und Ruthe, Handbuch der Zoologie. Berlin 1832. Schulz, Lehrbuch der Zoologie. Berlin 1836. Emsmann, Grundriß der Zoologie. Landsberg 1837. Kaup, das Thierreich in feinen Hauptformen, ſyſtematiſch beſchrieben, mit in den Text gedruckten Abbil— dungen. Darmſtadt 1836 und 1837. Dengel, Naturgeſchichte des Thierreichs u. ſ. w. Königsberg 1835. Haupolder, Darſtellung der Thierwelt nach Stufen, Klaſſen und Ordnungen. Leipzig 1835. Suckow, Vademecum für Naturalienſammler. Stuttgart 1830. Burmeiſter, Handbuch der Entomologie (Inſektenlehre). Berlin 1835. 5 Brandenſtein, fauna oeconomica, oder Beſchreibung und Abbildung der wichtigſten Inſekten und Wür— mer, deren Kenntniß den Haus- und Landwirthen beſonders nöthig und nützlich. Nürnberg 1811. Gebhardt, die ſchädlichen Feld-, Wald- und Obſtbauminſekten. Hannover 1834. Roller, von den ſchädlichen Obſtraupen. Dresden 1837. Bouch é, Naturgeſchichte der ſchädlichen und nützlichen Garteninſekten. Berlin 1833. Schmidt, Lebens- und Vertilgungsweiſe einiger dem Landwirthe ſchädlicher Inſekten. 1835. Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. 835 Schriften über Naturlehre oder Phyſik. Naumann, Handbuch der Phyſik. 2 Bde. 2. Aufl. Wien 1830 — 35. Götz, Lehrbuch der Phyſik. Berlin 1837. Focke, Lehrbuch der Phyſik einfach und zum Selbſtunterricht abgefaßt. Göttingen 1831. Baumgartner, die Naturlehre, nach ihrem gegenwartigen Zuſtande. 5. Aufl. Wien 1836. Rebau, das Wiſſenswürdigſte aus der Naturlehre. Stuttgart 1835. Fechner, Repertorium der Experimentalphyſik u. ſ. w. Leipzig 1832. Repertorium der Phyſik. Herausgegeben von Dove und Moſer. Berlin 1837. Poppe, die Phyſik, vorzüglich in Anwendung auf Künſte, Manufakturen und andere nützliche Gewerbe. 2. Aufl. Tübingen 1836. Le uchs, polytechniſche Vorleſungen oder faßlicye und praftifche Darſtellung der vorzüglichſten Lehren der Chemie u. ſ. w., Technologie u. ſ. w., ein Lehrbuch für Privatperſonen, für den Selbſtunterricht und die häusliche Unterhaltung. Nürnberg 1830. Schmieder, Grundriß der GewerbsNaturlehre oder techniſche Phyſik. Kaſſel 1829. Auguſt, Auszug aus Fiſchers mechaniſcher Naturlehre. 2. Aufl. Berlin 1839. Poppe, neue und ausführliche Volksnaturlehre, dem jetzigen Standpunkte der Phyſik gemäß bearbeitet. 3. Aufl. Tübingen 1837. Hartmann, enchklopädiſches Wörterbuch der Technologie, der techniſchen Chemie, Phyſik und des Ma— ſchinenweſens u. ſ. w. 3. Bd. Augsburg 1839. Marbach, populäres phyſikaliſches Lericon oder Handwörterbuch der geſammten Naturlehre für die Ge— bildeten. Leipzig 1838. Schriften über Chemie. Dulk, Handbuch der Chemie. Berlin 1833. Erdmann, populäre Darſtellung der neuern Chemie. Leipzig 1834. Juch, die angewandte Chemie für Leſer aus allen Ständen u. ſ. w. 6. Lieferung. Augsburg 1839. Berzelius, Lehrbuch der Chemie, erſcheint ſeit 1833 in 3. Aufl. aus der ſchwediſchen Handſchrift des Verfaſſers überſetzt von Wöhler. 9. Bd. 2. Hft. Dresden und Leipzig 1839. Sprengel, Chemie für Landwirthe, Forſtmänner und Cameraliſten. Göttingen 1831. Schübler, Agrikulturchemie. Leipzig 1831. 2. Aufl. von Krutſch. 1838. Chaptal, Agrikulturchemie, mit Zuſätzen und Bemerkungen von Eiſenlohr. Stuttgart 1824. Davy, Elemente der Agrikulturchemie. Berlin 1814. Bruhe, kurzgefaßtes Lehrbuch der Chemie in Bezug auf die Landwirthſchaft und die in nächſter Beziehung zu derfelben ſtehenden Gewerbe. Zum Unterricht f. angehende junge Landwirthe. Dresd. u. Lpz. 1844. Duflos und Hirſch, ökonomiſche Chemie. Ein Buch für alle Stände. Breslau 1843. von Ba bo, Anleitung zur chemiſchen Unterſuchung des Bodens. Frankfurt a. M. 1843. Liebig, die organiſche Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Phyſtologie. Braunſchweig 1840. Hlubek, Beleuchtung der organiſchen Chemie des Herrn Dr. Liebig, und ihre Anwendung auf Agrikul— tur und Phyſiologie. Grätz 1842. — Beantwortung der wichtigſten Fragen des Ackerbaues als Nachtrag zu meiner Beleuchtung der orga— niſchen Chemie des Herrn Dr. Liebig. Grätz 1842. von Babo, Ackerbau-Chemie oder kurze Darſtellung deſſen, was der Landmann von chemiſchen Kennt— niſſen bedarf, um ſeinen Acker zweckmäßig zu behandeln. Frankfurt a. M. 1845. Schriften über Feldmeß- und Nivellirkunft. Fiſcher, rechnende Geometrie, oder praktiſche Anleitung zur Auflöſung allgemeiner Formeln, die ſich auf Raumgrößen beziehen. Dresden 1826. Weber, Lehrbuch der Elementarmathematik. Schwerin 1837. von Borke, Anweiſung zu Zahlen- und Buchſtabenrechnung. von Schlieben, der ſelbſtlehrende Feldmeſſer. Leipzig 1811. Crelle, Handbuch des Feldmeſſens und Nivellirens in den gewöhnlichen Fällen. Berlin 1826. Wießner, prakt. Anweiſung zur Feldmeßkunſt mit der Kette, dem Meßtiſch u. Winkelſpiegel. Lpz. 1835. von Motz, Meſſung der Linien, Flächen und Winkel ohne Inſtrumente. Schleswig 1833. Fiſcher, prakt. Anleitung zum Feldmeſſen u. Waſſerwägen, vorzüglich für den Landmann. Leipzig 1831. Rommerdt, der feldmeſſende Landwirth und Hausvater, oder kurze Anleitung, die Größe der Grund— ſtücke richtig zu beurtheilen. Leipzig 1827. Pleſſe, Anleitung zur Kettenvermeſſung. Fur Landwirthe, welche ihre Grundſtücke auch ohne mathemas tiſche Vorkenntniſſe ausmeſſen wollen. Leipzig 1838. = 836 Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. Seidler, praftifcher Unterricht im Feldmeſſen für den Bürger und Landmann u. ſ. w. Quedlinb. 1830. Fiſcher, Ausmeſſungstabelle, oder gründliche Anleitung, ohne Beihülfe und Inſtrumente die Größe eines jeden Grundſtücks von / Quadratruthen bis 100 Morgen ſofort richtig berechnet zu finden. Lpz. 1836. Schaup, prakliſche Anleitung zum Nivelliren für Okonomen. München 1836. Rößling, Angabe einer neuen, einfachen Schrotwage, mittelſt welcher nur zwei Perſonen durch eine Schnur und ein Zuggewicht an derſelben die Gefälle großer Strecken leicht und genau abwägen können, mit allen nöthigen Vorlehren zum Nivelliren. Augsburg 1836. Aſchauer, Beſchreibung eines neuen einfachen Nivellirinſtruments nebſt einer kurzen Anleitung zum Ni: _ velliten für Baukunſt, Technik und Okonomie. Grätz 1836. Bachmann, die Theorie und Praxis des Nivellirens u. ſ. w. Weimar 1838. Schriften über landwirthſchaftliche Bau- und Maſchinenkunde. Fiſcher, landwirthſchaftliche Bau- und Maſchinenkunde. Leipzig 1831. Gyllin, Handbuch der Landbaukunſt. 3 Thle. 2. Aufl. Berlin und Halle 1822. Voit, die Landbaukunſt in ihren Haupttheilen. 4 Thle. Augsburg 1826 — 29. — Handbuch der landwirthſchaftlichen Baukunſt. 2 Thle. 3. Aufl. Augsburg 1840. Borheck, Lehrbuch der Landbaukunſt. Göttingen 1823. Jöndl, landwirthſchaftliche Baukunſt. Göttingen 1823. Ideal eines Landwirthſchaftsgehöfts. Sigmaringen 1823. Bandhauer, die beſte und wohlfeilſte Bauart der Scheunen und Magazine u. ſ. w. Wien 1836. Trieſt, Handbuch zur Berechnung der Baukoſten u. ſ. w. 4 Bde. Berlin 1824 — 29. Sachs, der wohlerfahrene Bauherr. Berlin 1832. Teichmann, das Ganze der feuerfichern Lehmſchindelbedachung. Leipzig 1833. Winkelmann, Anweiſung zur Anfertigung der Dächer aus Lehm und Steinkohlentheer. Berlin 1835. Linke, der Bau der Dorn'ſchen Lehmdächer. Braunſchweig 1837. u 3 re verbeſſerte Methode, den Rauch abzuleiten und Schornſteine richtig zu erbauen. Qued— inburg 2. Voit, theoretiſch-praktiſche Anleitung zu Straßen-, Brücken-, Waſſer- u. Hochbauweſen. Augsburg 1837. Hentze, Anweiſung zu Anlegung und Conſtruction geruchlofer Abtritte u. ſ. w. Quedlinburg 1832. Deitter, die forſt- und landwirthſchaftliche Waſſerbaukunſt. Stuttgart 1832. Dorſch, der Uferbau an Flüſſen; für Laien und Waſſerbaukundige. Leipzig 1835. Wölfer, gründliche Anweiſung zur Conſtruction maſſiver und hölzerner Brücken über Flüſſe und Bäche u. ſ. w. Weimar 1837. Graf Modena, populäre Anleitung über die Bohrung der ſogenannten arteſiſchen Brunnen. Wien 1834. Wenzel, Handbuch zur Beurtheilung und Anfertigung von Bauanſchlägen. Ein Hülfsbuch für Baumei— ſter, Kameraliſten, Okonomen, Bauherren und Gewerbsmeiſter. Halle 1839. Voit, Lehrbuch über Baumaterialienkunde und Bauanſchläge in alphabetiſcher Ordnung. Augsb. 1835. Lehmann, der Piſébau und die neuen flachen Lehmdächer. Quedlinburg 1837. Daffner, der Piſébau, eine mit den neueſten Erfahrungen in der Schweiz bereicherte und durch Zeich— nungen erläuterte gründliche Anleitung für Jedermann, aus gewöhnliche Erde ſehr wohlfeile, dauer— hafte, feuerfeſte und warme Häuſer zu erbauen. Schaffhauſen 1843. | Helft, encyklopädiſches Wörterbuch der Landbaukunſt. Berlin 1836. Baulexikon u. |. w. für Baumeiſter, Künſtler, Ingenieure, Bauhandwerker, Mühlenbauer, Bauunter— nehmer, Feldmeſſer, Okonomen, Staats- u. Geſchäftsmänner; von Ehrenberg. Frkf. a. M. 1840. William ſon, Grundſätze des landwirthſchaftlichen Maſchinenweſens von Schilling. Leipzig 1823. Winſtrup, Abbildung und Beſchreibung der neueſten Ackerwerkzeuge. 8 Hefte. Kopenhagen 1824 — 27. Thaer, Beſchreibung der nutzbarſten Ackergeräthe. 3 Hefte. Hannover 1803 bis 1806. Hartmann, enchklopädiſches Handbuch des Maſchinenweſens u. ſ. w. Darmſtadt 1838. Grangé, der neue u. merkwürdige Pflug, der keinen Führer bedarf. Aus d. Franz. von Mayer. Wien 1824. Eine zweite Bearbeitung und Beſchreibung des Valbort'ſchen Doppelpflugs. Quedlinburg 1834. Beſchreibung und Gebrauchsanweiſung des von Alſea conſtruirten Draoshöfer Pfluges, des Aſpännigen Räderpfluges u. von demſelben verbeſſerten Bearſon'ſchen Ackerinſtruments. Elbing 1834. Schriften über landwirthſchaftliche Rechtslehre. Bauer, Handbuch der ſchriftlichen Geſchäftsführung für das gemeine Leben. Quedlinb. u. Leipzig 1827. Juriſtiſches Noth- und Hülfsbüchlein, oder Nathgeber für den Bürger und Landmann. Schmid, Lehrbuch des gemeinen deutſchen Staatsrechts. Zemme, Handbuch des preußiſchen Civilrechts. Leipzig 1832. Berger, der Haus- und Rechtsfreund u. ſ. w. Leipzig 1840. Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. 837 Koch, die Agrargeſetze des preuß. Staats, nebſt Ergänzungen und Erläuterungen. Breslau 1838. von Harthaufen, die ländliche Verfaſſung in den einzelnen Provinzen der preußischen Monarchie. Kö: nigsberg 1839. a Hoffmann, die Lehre von den Servituten nach dem roͤmiſchen Rechte. Darmſtadt 1838, Salza u. Lichtenau, die Lehre von Familien-, Stamm- u. Geſchlechtsfideicomiſſen u. ſ. w. Lpz. 1838. Scholz der Dritte, über Gutsübergaben und Rückgaben bei Pachtungen und andern Geſchäften, für Ju— riſten, Kameraliſten, Kommiſſare, Notare, Aſſiſtenten, Taratoren u. ſ. w. Braunſchweig 1840. Winkler, das Patronatrecht u. ſ. w. Luzern 1839. Schriften über Landhaushaltungskunſt. von Fletow, Verſuch einer Anleitung zur Fertigung der Ertragsanſchläge der Landgüter u. ſ. w. Leip— zig 1820 und 1821. Schmalz, Verſuch einer Anleitung zur Veranſchlagung ländlicher Grundſtücke. Königsberg 1829. Kreiſſig, Berichtigung und naturgemäße Begründung der landwirthſchaftlichen Ertragsberechnungen und Werthtaren. Prag 1835. von Wulfen, die Vorſchule der Statiſtik des Landbaues. Hermbſtädt, gemeinnütziges Handbuch zu wirthfchaftlicher Benutzung für ſtädtiſche und ländliche Haus— haltungen. Berlin 1827. Dieterich, allgemeiner Haus- und Wirthſchaftsplatz u. ſ. w. Meißen 1827. 3. Aufl. 1836. Röver, die Hausfrau auf dem Lande. 3 Bde. Magdeburg 1822. Grande, Noth- und Hülfsbüchlein für alle Frauen, oder vollſtändige Belehrung über die allgemeinen Pflichten der Wirthſchafterin. Nordhauſen 1836. von Sydow, Koch- und Wirthſchaftsbuch. Sondershauſen 1834 — 37. Drausberg, die Aufbewahrungskunſt u. ſ. w. Quedlinburg 1833. Leuchs, Lehre der Aufbewahrung und Erhaltung aller Körper. 2. Aufl. Nürnberg 1829. von Pechmann, über Verbeſſerung und Einrichtung von Feuerungsanſtalten für den häuslichen Ge— brauch. München 1831. Süß, Beſchreib. einer einfachen Ofeneinrichtung z. Feuerung mit ungeformten Braunkohlen. Halle 1838. Fiſcher, Beſchreibung der neuerfundenen Flachöfen, Fächeröfen, Aufſatzöfen, Sand- und Steinöfen, Wärmeröhren, Wärmemagazine, Roſtröhren, Rauchkäſten, Rauchventile u. a., dann die neuen Ver— beſſerungen der Luftheizung und der beſtehenden Zimmeröfen. Wien 1837. Wölfer, Conſtruction eines neuerfundenen Koch-, Brat- und Backofens, nebſt Feuerherde. Wien 1835. — der neuerfundene, holzerſparende, mit Dampfableitung verſehene Circulir-, Heiz-, Koch-, Brat— und Backofen. Quedlinburg 1836. — neue Erfindung holzerſparender Stubenöfen in Verbindung mit dem Feuerherde. Gotha 1836. 8 Lehmann, der Getränkverfertiger. Eine gründliche Anweiſung, alle Arten kalter und warmer Getränke zu e Belehrung über Aufbewahrung der Getränke und Verbeſſerung verdorbener. Qued— linburg 1832. von Prosky, Anleitung zur Führung einer Rechnung über den Privathaushalt; ſyſtematiſch, mit For— mularen nach neuern Anſichten entworfen. Wien 1830. König, Anleitung zu einer häuslichen Buchhaltung. Berlin 1833. Hornſt de 85 ede das Rechnen eines Haushaltes mit wenig Mühe und großem Nutzen zu füh— ren. Linz 1833. Lüneburg, Haushaltsrechner bei Ein- und Verkauf aller Waaren nach Zahl, Maß und Gewicht, von einem Pfennig bis einem Thaler, ſowie Längen-, Flächen- u. Körpermaße verſchiedener Länder, nebſt Zinstabellen von 1 bis 1000 Thaler zu 2½ bis 6 Prozent. Lüneburg 1831. Der preußiſche Haushalter und fertige Kaufmann, oder vollſtändige Preistabellen in Silbergeld u. ſ. w. Quedlinburg 1831. Elze, doppelte ökonomiſche Buchhalterei. Leipzig 1829. Kobatz, Anweiſung zur Führung einer deutſchen doppelten Buchhaltung f. d. Landwirthſchaft. Wien 1830. Offterdinger, Anleitung zur Landwirthſchafts- Buchhaltung nach dem kaufmänniſchen Rechnungs— ſyſteme. Leipzig 1834. Stein, landwirthſchaftliche Buchführung. Leipzig 1835. Landwirthſchaftliche doppelte Buchhaltung, auf Erfahrung gegründet. Bautzen 1837. Munther, die landwirthſchaftl. Buchhaltung in einfacher ſtaatswirthſchaftl. Form u. ſ. w. Berlin 1838. Kleemann, die landwirthſchaftliche doppelte Buchhaltung, nebſt Mittheilung einer einfachen Methode zur Führung einer genauen landwirthſchaftlichen doppelten Buchführung. Sondershauſen 1840. Rümpler, Rathgeber in haus- und landwirthſch. Angelegenheiten. Alphabetiſch geordnet. Lpz. 1835. Converſations-Lexikon, oder öfonom. und populär mediciniſcher Univerſalrathgeber. Stuttg. 1835. Frauenbibliothek, oder alphabetiſches Handbuch aller Kenntniſſe des weiblichen Geſchlechts in Be— ziehung auf die Wirthſchaft. Berlin 1837. 838 Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. Löwenfeld, neueſter Rathgeber für den Bürger und Landmann u. ſ. w. Augsburg 1832. | Celnart, neue engliſche und franzöſiſche Haus- und Landökonomie u. ſ. w. Aus dem Franzöſiſchen. Ulm 1832 — 34. Klarin, die wohlunterrichtete Haushälterin, oder die Kunſt in der kürzeſten Zeit alle weiblichen Ge— ſchäfte zu erlernen u. ſ. w. Hanau 18 5 Kappel, 1 Hausvater und die im Voraus beſorgte Hausfrau u. ſ. w. 2. Aufl. Ham: bur 5 Uuiver al wir thſch aftsbuch für Hausfrauen, Wirthſchafterinnen und Köchinnen. Leipzig 1838. Vollkommenſte Anleitung zur Schnell- und Schönwäſche. Oldenburg 1838. Familien⸗Receptbuch, ökonomiſch-techniſches Londoner, oder ausgewählte Sammlung nützlicher ige und Vorſchriften für Freunde induſtriöſer Thätigkeit. Neu bearbeitet von Wieſe. 3. Aufl. eſth A Hanbbibibllo ther für jede Haushaltung u. ſ. w. Schwäb. Hall 1839. Schäfer, gründliche und durch Erfahrung erprobte Anweiſung, ſich ſeine Seife ſelbſt zu bereiten, ſowie Vorſchriften zu den vorzüglichſten Waſchmethoden und Seifenſurrogaten u. ſ. w. Koburg 1840. Gern, das Hausbuch. Neueſter praktiſcher Rathgeber für Haus, Garten u. Wirthſchaft u. ſ. w. 2 Bde. Sondershauſen 1844. Löbe, der kluge Hausvater, oder der erfahrne Land- und Hauswirth u. ſ. w. Mit 10 Tafeln Abbil⸗ dungen. Leipzig 1843. 2 Cornelia Chavannes, die Hauswirthſchaftskunde. Aus dem Franzöſiſchen überſetzt und für Deutſch— land bearbeitet. Leipzig 1843. Günther, Erfahrungsbuch für alle Stände u. ſ. w. Weimar 1840. : Engelhard, der Rathgeber in der Küchenökonomie und damit verwandten Gegenſtänden. Nützlich für Haushaltungen jeder Art u. ſ. w. Oſterode 1845. Beyer, Landwirthſchaft für Frauen. Der Geflügelhof, die Schweizerei, das Milchweſen und die Zucht und Benutzung der Schweine, Ziegen, Kaninchen. Nach dem Engliſchen für Deuſchland bearbeitet. Leipzig und Peſth 1845. Zeitſchriften für Haus- und Landwirthſchaft überhaupt. Annalen, neue, der Mecklenburgiſchen Landwirthſchafts-Geſellſchaft. Auch unter dem Titel: Land— wirthſchaftliche Annalen. Herausgegeben von Karſten. Roſtock. Archiv der deutſchen Landwirtſchaft u. landwirthſch. Technologie von Pohl, fortgeſetzt von Beyer. Bienenzeitung. Herausgegeben im Vereine mit vielen Bienenfreunden von Barth und Schmid. Nördlingen. i Blätter für Unterhaltung, Häuslichkeit u. ſ. w. von Kubitz. Berlin. Blätter für volksthümliche Rechtskunde, eine Wochenſchrift mit Intelligenzblatt für literariſche, juriſtiſche, landwirthſchaftliche und gewerbliche Geſchäftsanzeigen. Herausg. von Graichen. Leipz. Blumenzeitung, neue, von Häßler. Weißenſee. Dorfzeitung, landwirthſchaftliche. Herausgeg. unter Mitwirkung einer Geſellſchaft praktiſcher Land- und Hauswirthe von v. Pfaffenrath und Löbe. Mit einem Beiblatte: Gemeinnütziges Unterhaltungsblatt für Stadt und Land. Leipzig. — landwirthſchaftliche. Herausgegeben von Block. Leipzig. Gartenzeitung, anhaltiſche, mit Berückſichtigung der Landwirthſchaft. Von Richter und Nau— mann. Deſſau. Gartenbeoachter, der, des Neueſten und Intereſſanteſten im Gebiete der Blumiſtik und Hortifultur. j Von Gerſtenberg. Nürnberg. N Gartenzeitung, eine Zeitſchrift für Gärtnerei und alle damit in Beziehung ſtehenden Wiſſenſchaften. Von Otto und Dietrich. Berlin. — allgemeine deutſche, herausgegeben von der praktiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Frauendorf. Regensburg. — rheinländiſche. Von Petſch. Neuwied. Hausfreund, der, ein Tageblatt für Gewerbsweſen, Gemeinnütziges, Land- und Hauswirthſchaft u. ſ. w. Augsburg. der, eine Wochenſchrift für Belehrung, Unterhaltung in mannigfaltiger Form. Nördlingen. Hephäſtos, eine praktiſch-techniſche Monatsſchrift für Handwerker, Künſtler, Fabrikanten, Kaufleute, Land- und Hauswirthe, Architekten u. ſ. w. Bielefeld. f Jahrbuch für Fabrikanten und Gewerbtreibende, Phyſiker, Chemiker, Techniker und Okonomen u. ſ. w. von Heßler. Prag. Jahrbücher, Mögliniſche, der Landwirthſchaft. Von Körte. Berlin. Die Landwirtbichaft betreffende Schriften. 839 Jahrbuch, landwirthſchaftliches, herausgegeben von der königl. ſächſ. Akademie für Forſt- und Land— wirthe, durch Schweitzer. Journal für ſpraktiſche Chemie, herausgegeben von Erdmann und Marchand. Leipzig. — für Landwirthſchaft und Gartenbau. Herausgegeben von Niemand. Erfurt. Kölges, deutſche landwirthſch. Nationalſchrift für Weinbau, Weinbereitung u. Weinerziehung. Mainz. Der Landmann, Wochenblatt für den verſtändigen Bauer und Landmann, enthaltend nützliche und lehrreiche Erzaͤhlungen. Plauen. Der Landwirth, Zeitſchrift für Landwirthſchaft und Gartenbau, und als Beigabe dazu, ein gemein— nütziges Unterhaltungsblatt für Stadt und Land. Redigirt von Borchers. Hannover. Landwirthſchaftliche Literaturzeitung. Eine Monatsſchrift. Nach dem Beſchluß der fünften Verſammlung der deutſchen Landwirthe zu Doberan am 5. September 1845 begründet u. herausgege— ben von Laurenz Hannibal Fiſcher. Mittheilungen des landwirthſchaftlichen Provinzial-Vereins zu Hannover. — landwirthſchaftliche. Redigirt und verlegt vom landwirthſchaftlichen Verein zu Marienwerder. — aus der landwirthſchaftlichen Rechtskunde, dem Bauernrechte u. ſ. w. Von Graichen. Leipzig. — des Vereins für Land- und Forſtwirthſchaft im Herzogthum Braunſchweig. — aus Oldenburg, zur Beförderung angenehmer Unterhaltung. — aus dem Oſterlande. Altenburg. — gemeinnützige, über Wein⸗, Obſt⸗ und Gemüſebau, Bienenkunde, Feld- und Hauswirth— ſchaft. Von Häßler. Weißenſee. — der kaiſerl. freien ökonomiſchen Geſellſchaft zu St. Petersburg. Leipzig. Monatlicher Anzeiger von allen landwirthſchaftlichen Neuigkeiten. Erſcheint monatlich in einer Sun im Selbſtverlag der landwirthſchaftlichen Agentur in Marienwerder. In Commiſſion bei aumann. Monatsſchrift, ſchleſiſche Bauern-. Herausgegeben von Elsner. Breslau. Monatsblatt der königl. preuß. märkiſchen ökonomiſchen Geſellſchaft zu Potsdam. Potsdam. Nationalzeitung, ſchweizeriſche, für die Landwirthſchaft. St. Gallen. Neuigkeiten und Verhandlungen, ökonomiſche, Zeitſchrift für alle Zweige der Land- und Haus— wirthſchaft, des Forſt⸗ und Jagdweſens im öſtreichiſchen Kaiſerthume und dem ganzen Deutſchland. Von Emil André. Prag. Obſtbaumfreund, der, herausgegeben von der allgemeinen praktiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Baiern zu Frauendorf. Regensburg. Opera. Eine Zeitſchrift zur Beförderung des Obſtbaues in Deutſchland. Zittau. Originalmittheilungen über die geſammte Landwirthſchaft. Herausgegeben von Moritz Beyer. Leipzig. Schriften, neue, der patriotiſch⸗ökonomiſchen Geſellſchaft im Königreich Böhmen. Prag. 5 der königl. ſächſ. Weinbau-Geſellſchaft. Grimma. — und Verhandlungen der ökonomiſchen Geſellſchaft im Königreiche Sachſen. Dresden. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den königl. preuß. Staaten. Berlin. — des Vereins zur Beförderung der Landwirthſchaft zu Königsberg in Preußen. — und Arbeiten der ökonomiſch-patriotiſchen Societät der Fürſtenthümer Schweidnitz und Jauer. Als eine Fortſetzung der neuen Annalen. Breslau. — des Ausſchuſſes des Schafzüchtervereins für Böhmen. Prag. des Vereins zur Beförderung des Garten- und Feldbaues. Eine Zeitſchrift für praktiſche Gärtnerei und die damit verwandten Fächer. Weißenſee. — des Vereins zur Beförderung der Landwirthſchaft zu Sondershauſen. Von Magerſtedt. Sonders— hauſen. Wochenblatt, großherzogl. badiſches landwirthſchaftliches, herausgegeben von der Centralſtelle des großherzogl. bad. landwirthſchaftl. Vereins. Karlsruhe. — für Land⸗ und Hauswirthſchaft, Gewerbe und Handel. Herausgegeben von der Centralſtelle des landwirthſchaftlichen Vereins zu Stuttgart. — praktiſches, des Neueſten und Wiſſenswürdigſten für Landwirthſchaft, Gartenbau, Hauswirthſchaft und Handel in landwirthſch. Produkten. Von Muſhel. Neubrandenburg u. Neuſtrelitz. — für Land u. Hauswirthſchaft, Gewerbe u. Handel. Redacteur: Riecke in Hohenheim. Stuttgart. — landwirthſchaftliches, herausgegeben von Gildemeiſter. Frankfurt a. d. O. Zeitſchrift für gutsherrlich- bäuerliche Verhältniſſe, Landeskultur und Geſetzgebung in den preuß. Staa— ten mit Ausſchluß der Rheinprovinzen. Herausgegeben von Farni, Maſuch und Kuh. Breslau. e öſtreichiſche, für den Landwirth, Forſtmann und Gärtner. Von Hammerſchmidt. ien. — für die landwirthſchaftlichen Vereine des Großherzogthums Heſſen. Von Pabſt. Darmftadt. — für Landwirthſchaftsrecht. Von Scholz dem Dritten. Braunſchweig. — praktiſche, ökonomiſche, für ſächſ. Landwirthe. Grimma. 840 Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. Zeitſchrift für die landwirthſchaftlichen Vereine des Großherzogthums Heſſen. Herausgegeben von dem beſtändigen Sekretär jener Vereine Dr. Zeller. Darmſtadt. — allgemeine, für Landwirthſchaft und verwandte Gegenftände. Herausgegeben von Herberger. Mainz. — landwirthſchaftliche. Herausgegeben von dem landwirthſchaftlichen Hauptverein für das Königreich Sachſen, in Gemeinſchaft mit der ökonomiſchen Geſellſchaft zu Dresden und der Leipziger ökonomi— ſchen Societät. Dresden und Leipzig. — für Landwirthſchaft. Organ mehrerer landwirthſchaftlichen Geſellſchaften und Vereine in Sachſen, herausgegeben von Ludwig v. Breiten bauch. Rudolſtadt. — kritiſche, über Wieſenbau und Landwirthſchaft überhaupt, von Schenk, Landwirth zu Weiden im königl. preuß. Kreiſe Siegen. — des landwirthſchaftlichen Central-Vereins der Provinz Sachſen. Magdeburg. Zeitung, die landwirthſchaftliche, als allgemeines Correſpondenzblatt von und für Deutſchland, für Landwirthe, Blumenfreunde, Gärtner, Okonomiebeamte und Samenhändler. Herausgegeben von v. Reider Augsburg. — landwirthſchaftliche, für Kurheſſen. Kaſſel. — allgemeine, für die deutſchen Land- und Hauswirthe. Unter Begünſtigung und Mitwirkung einer Geſellſchaft ausgezeichneter Gelehrter und Praktiker, herausgegeben von M. Beyer. Leipzig. Zeitſchriften für Thierheilkunde und Viehzucht. Arch iv für die Thierheilkunde. Von der Geſellſchaft ſchweizeriſcher Thierärzte. Zürich. Jahrbuch für Pferdezucht, Pferdekenntniß, Pferdehandel, Pferdedreſſur und Roßarzneikunſt. Angefangen v. Tennecker, fortgeſetzt von mehrern Hippologen und Thierärzten. Weimar. Jahrbücher, medieiniſche, des k. k. öſtreichiſchen Staates. Von Fiſcher. Wien. Magazin für die geſammte Thierheilkunde. Von Gurlt und Hartwig. Berlin. Der Marſtall, eine Zeitſchrift zur Unterhaltung und Belehrung für Pferdebeſitzer und Pferdeliebhaber, herausgegeben von v. CTorvin-Wierswitzki und v. Tennecker. Leipzig. Organ der Pferdewiſſenſchaft, Viehzucht und Thierheilkunde für Pferdeliebhaber, Landwirthe und Thierärzte. Herausgegeben von Bartels. Helmſtedt. ih, für die geſammte Thierheilkunde und Viehzucht. Von Dieterichs, Nebel und Bir. ießen. Zeitſchriften für Technologie. Archiv, polytechniſches, eine Sammlung gemeinnütziger Mittheilungen für Landwirthſchafter, Fabri— ahn ln Kaufleute u. Gewerbtreibende im Allgemeinen. Herausgegeben von Mendels— ſohn. Berlin. Bauzeitung, allgemeine, herausgegeben von Förſter. Wien. Blätter, gemeinnützige, für Gewerbtreibende. Herausgegeben vom Danziger Gewerbeverein. Redigirt von Clebſch. Danzig. f Centralblatt der Gewerbe u. Handelsſtatiſtik für die allgemein induſtriellen und gewerblichen Verhält— niſſe und Unternehmungen u. ſ. w. Berlin. — polytechniſches, von Hilfe und Weinlig. Leipzig. — der a Gewerbe- und Handelsgeſetzgebung und Verwaltung in den königl. preuß. Staa— ten. Berlin. Generalblatt der wichtigſten Verhandlungen der Kunſt-„Induſtrie- und Gewerbvereine Deutſchlands. Redigirt von v. Pfaffenrath. Saalfeld a. d. S. Der Gewerbfreund, Frankfurter, eine Sammlung praktiſcher Erfahrungen, Erfindungen und Beob— achtungen aus dem Gebiete der Technologie u. ſ. w. Redigirt von Böttger. Frankfurt a. M. Gewerbeblatt für Sachſen. Herausgegeben von Binder. Chemnitz. — ſchweizeriſches. Solothurn. Jahrbuch für Fabrikanten und Gewerbtreibende u. ſ. w. Prag. Jahrbücher des k. k. polytechniſchen Inſtituts. Herausgegeben von Prechtl. In duſtrie- und Gewerbeblatt, inneröſtreichiſches, von Frankenſtein. Grätz. Journal, für die Baukunſt. Von Crelle. Berlin. . —— polytehnifches, eine Zeitſchrift von Gottfr. Dingler, unter Mitredaction von Max. Dingler und Schultes. Stuttgart. — allgemeines polytechniſches. Eine wöchentlich erſcheinende Zeitſchrift. Von Romberg. Hamburg. Kunſt⸗ und Gewerbeblatt des polytechniſchen Vereins für das Königreich Baiern. München. Magazin der neueſten Erfindungen, Entdeckungen und Verbeſſerungen in der geſammten Gewerbekun de. Von Thieme. Leipzig. Die Landwirthſchaft betreffende Schriften. 841 Mittheilungen des Gewerbevereins für das Königreih Hannover. Hannover. Monatsſchrift, Berliner polytechniſche, herausgegeben von Kindes. Berlin. Organ, allgemeines, für Handel und Gewerbe. Von Binzer. Köln. Verhandlungen des Gewerbevereins für das Großherzogthum Heſſen. Darmſtadt. Volks- und Jahrbüchlein, gewerbswiſſenſchaftliches, herausgegeben von Poppe. Glogau. Wochenblatt, gemeinnütziges, des Gewerbevereins zu Köln. Von Wohl. Köln. Zeitſchrift für das, geſammte Bauweſen. Herausgegeben von Ehrenberg. Zurich. — für und über Oſtreichs Induſtrie und Handel. Von Wieſe. Wien. Zeitung, allgemeine polytechniſche, und Handelszeitung. Von Leuchs. Nürnberg. Zeitſchriften für Naturwiſſenſchaft und Staatswirthſchaft. Annalen der Phyſik und Chemie. Von Poggendorf. Leipzig. Archiv für Mineralogie, Geognoſie, Bergbau und Hüttenkunde. Von Karſten und v. Dechen. Berlin. Archiv der Naturgeſchichte. Von Wiegmann. Berlin. Flora, allgemeine botaniſche Zeitung. Von Hoppe und Fürnrohr. Regensburg. Flora von Thüringen und den angrenzenden Provinzen. Von Schlechtendal und Schenk. Jena. Jahrbuch, neues, für Mineralogie, Geognoſie, Geologie und Petrefaktenkunde. Von Leonhard und Bronn. Stuttgart. Iſis. Encyklopädiſche Zeitſchrift. Von Oken. Leipzig. Zeitſchrift für Entomologie. Von Germar. Leipzig. Zeitung, kameraliſtiſche, für die königl. preuß. Staaten. Ein Centralblatt für Verwaltungs- und Kommunalbehörden und Beamte aller Art. Von Bauer. Berlin. Kuchhof, Landwirth. 100 A. Abdachung (Lage) des Bodens. S. 44. gegen Norden. 45. — Oſten. 45. — Süden. 44. — Weſten. 45. Abfaͤlle von Handelsgewächſen zur Duͤn— gung. 106. Abfohlung. 443. Abhuͤten der Saat. 144. Abſchaͤlen der Rinde b. Obſtbaͤumen. 319. Abſchlaͤmmen eines Bodens, 40. Abſchwefeln der Steinkohlen, 634. Ackerbauſyſteme. 294. Ackerbeete. 85. Ackerbeſtellungskunde. 52. Ackerfontanellen. 91. Ackerkrume. 42. deren Tiefe. 43. Ackerſchleife. 72. Ackerwerkzeuge und Geraͤthſchaften beim Ackerbaue. 54. Aderlaſſen der Obſtbäume. 319. Aepfelwein. 598. Aeſer. 101. Altenburgiſche Landwirthſchaft. 818. Ammoniak. 130. Anis. 254. Anſchläge. 387. Anſtriche. 754. Apparate, vorzuͤgliche,zum Branntwein— brennen. 576. von Dorn. 577. von Gall und Schickhauſen. 578. von Gutsmuths. 577. von Piſtorius. 576. Klaͤrmaſchine von Storch. 57 Arbeit und deren Berechnung. Arbeiten, mit Ackergeräthen. 385. des Geſpannes. 383. der Menſchen. 381. mit Ochſen. 384. mit Pferden. 383. an Wirthſchaftsfuhren. 385. Artiſchocke. 344. Aſche. 107. Aufbewahrungsmethoden der verſchiede— nen Lebensmittel. 693. Appert's. 694. Aufbinden des Getreides. 147. Auffriſchen des Blutes. 432. Aufzucht der Kälber. 462. der Lämmer. 489. junger Pferde. 441. Augenkrankheiten der Pferde. 451. graue Staar, 451. 5 377. Sachregiſter. Mondblindheit. S. 451. ſchwarze Staar. 451. Ausgedroſchene Fruͤchte aufzubewahren. 156. 7 Auslaugen der Aſche. 629. Ausſaat. 135. Menge. 134. Zeit. 184. Ausſatz bei Bäumen. 320. Austreten des Getreides d. Thiere. 150. Außenſchlaͤge. 300. Ausziehmaſchine fuͤr kleinere Wurzel— ſtöcke. 94. B. Backhaus. 430. Backofenheizen. 662. F Baͤlken. 86. Baſtarde. 431. Baſtardklee. 196. Bauaccord. 420. Bauanſchlag. 419. Bauart. 418. Bauerngut, 9. Baukunſt. 416. Baumfelderwirthſchaft. 95. Baumfroſt. 320. Baumhippe. 356. Baumpflanzenheber. 352. Baumſaͤgen. 357. Baumſcheeren. 357. Baumſchule. 307. Bauplan. 418. Bauſchutt. 129. Bauſtelle. 418. Bauzeit. 419. Beackerung. 52. Beerenobſt. 328. Beerenwein. 602. Begießen. 333. Spritze dazu. 360. Behacken. 86. Behaͤufeln. 86. Belgiſche Landwirthſchaft. 785. Ackerbeete. 786. Ackergeraͤthe. 785. Bodengattungen. 785. Duͤngen. 786. Dünger. 794. Ernte. 789. Fruchtfolgen. 786. Futtergewaͤchſe. 789. Handelsgewächſe. 790. Muſter und Vorbild ꝛc. 795. Pachthofe. 794, Pferde. 793. Reinigen des Ackers. 786. Rindvieh. S. 792. Schafvieh. 793. Schweinezucht. 794. Bienen, Arbeitsbienen. 513, Ableger. 548. Behandlung und Fuͤttern. 549. Drohnen. 543. Königin. 543. Schwaͤrmen. 547. Ueberwintern. 549. Bienenfeinde. 553. Bienenläuſe. 555. Bienenſtand. 543. Bienenſtocke, Beſchneiden. 550. Vereinigen, Unterſetzen und Verſtel— len. 546. f Bienenwohnungen. 544. Bienenzucht. 543. Ertrag. 556. Korbbienen-, Schwarmbienen=, 551. Luftungs-, Ventilations-. 552. Magazin-. 549. Zeidel-. 551. Bier, Arten und Beſchaffenheit. 564. Bierbrauen. 566. Bierbrauſubſtanzen. 571. Bierfabrikation im Kleinen, 572. Surrogate dabei. 575. Binnen- (Haupt-) ſchläge. 300. Birnwein. 602. Biſamente (türkiiche Ente). 526. Bleichen. 704. der baumwollenen Garne. 707. der Leinwand. 704. Chlorbleiche. 706. Dampfbleiche. 706. Raſenbleiche. 705. der Seide. 708. des Strohes. 708. der wollenen Garne. 707. Blendlinge. 431. Blutharnen (Maiſeuche) beim Rindviehe. 477. (Blutpiſſe) b. Schafen. 499. Bocksklee. 196. Boden. 36. eiſenſchuͤſſig. 36. Klai- oder ſchwerer Thon-. 36. Lehm⸗. 36. Sand-. 36. Schluff oder Letten. 36. widerſpenſtiger, ſtrenger. 36. Bodenarten. 36. kennen zu lernen. 40. Bodenbeſtandtheile, unveränderliche. 33. veränderliche. 33. Bodenertrag. 388. Bodenklaſſen. S. 38. Bodenkraft. 37. Bodenkunde. 33. Bodenverbeſſerung. 47. Bohne (Feld- und Buffbohne). 188. (Gartenbohne). 336. Bohnen des Holzes. 766. Boretſch (Gurkenkraut). 348. Brache. 284. Brachfruͤchte. 183. Brachfurche 84. Brachweide. 282. Braͤune, Strengel der Pferde. 448. bei den Schweinen. 509. Brand im Getreide. 142. oder Krebs bei den Baͤumen. 320. Branntweinausbeute. 580. Branntweinbrennen. 573. aus Getreide und Kartoffeln. 578. 2 Verfahrungsarten dabei. 574. mit getrennter Operation. 575. mit vereinigter Operation. 576. Bratöfen 750. Brauapparat f. Familienbrauereien. 572. Braumaterialien. 421. Braunkohl. 225. Braunkohlen. 635. Braunkohlenarten. 635. Bretpflug. 54. Brot. 660. Brotbacken. 660. Vortheile. 662. Brotmenge. 662. Brotſurrogate. 663. Bruͤten, der Enten. 525. bei den Gänfen. 523. der Huͤhner. 518. der Perlhuͤhner. 522. der Tauben. 532. der Truthuͤhner. 520. Buchhaltung, landwirthſchaftl. 392. doppelte. 397. fur minder geuͤbte Landwirthe. 401. gewoͤhnlichſte, Regiſterform. 394. tabellariſche Form. 397. Buchweizen. 190. Buſch- oder Dorneggen. 69. Buſchbohnen. 190. Butte. 355. Buttenkorb. 355. Butterbereitung. 645. Butterfaͤſſer. 646. Buttermenge. 651. Buttern, Butterſchlagen. 649. Butterverbeſſerung. 651. Butterwaſchen. 650. C. Calciniren der Pottaſche. 631. Canon. 31. Chalotte. 338. Cichorie. 264. Cider. 598. Ciderbereitung. 600. beſondere Vortheile. 601. Cocons, Bildung derſelben. 562. zur Fortzucht beſtimmt. 563. Tödtung und Verſendung. 563. Compoſt, Mengeduͤnger. 122. Da Dammerde. 42. Dampf- und Waſſerheizung. 747. Dampfkochung. 753. Darre. 519. Darre bei Tauben. 533. Daſſelbeulen, Engerlinge. 476. Sachre gi ſt e r. Deſtillirgeraͤth. S. 579. Diemen. 149. Dill. 347. Dinkel (Spelz, Zweikorn). 164. Diſtelzange. 140. Dochte. 676. Dotter, Leindotter. 238. Dragun, Eſtragon. 348. Drahtgitter zum Durchwerfen der Erde u. ſ. u 361. Dreeſchweide. 282. een, 282. Drehe, Dummheit, Umlauf. 498. Dreifelderwirthſchaft. 296. Dreſchen. 150. Dreſcherlohn. 151. Dreſchmaſchine. 151. Drillmaſchinen. 75. die Cook'ſche. 78 die Ducket'ſche. 75. einfache Hand-. 76. die Ugazy'ſche. 79. die Williamſon'ſche. 77. Druckpumpe. 115. Druckſchäden vom Joche. 475. Druſe, Kropf. 448. Düngererzeugungsberechnung. 118. Duͤngeſalz. 128. Düngmittel, animaliſche. 100. atmosphäriſche. 100. chemiſche. 130. flüffige. 120. mineraliſche. 123. vegetabiliſche. 103. vegetabiliſch-animaliſche. 108. Duͤngung. 99. Dummkoller. 451. Durchfall, bei Huͤhnern. 519. bei Pferden. 449. bei Rindvieh,. 478. bei Schafen. 499. bei Schweinen. 510. bei Seidenwuͤrmern. 564. bei Tauben. 533. E. Egartenwirthſchaft. 301. Egge, Bogen-. 70. Brabanter. 70. Koppel⸗. 71 verſchiebbare. 71. mit Vorderraͤdern. 71. Eggen. 68. das. 86. Einäſchern der Materialien zur Potta— ſche. 1 Einbanſen. 148. Eindämmung. 49 Eindunſten der Lauge. 631. Einfahren des Getreides. 148. Einfriedigung. 49. Einkorn (Peterskorn). 165. Einmachen von Fruͤchten. 697. Einquellen der Saat in düngende Fluͤſ— ſigkeiten. 132. Einſäuern des Fleiſches. 693. Einſalzen, Einpokeln des Fleiſches und der Fiſche. 683. der Fiſche. 686. des Fleiſches. 684. Einſtreumittel. 111. Emmer (Ammelkorn). 165. Endivie. 344. Engliſche Landwirthſchaft. 797. Bodenfläche. 800. Duͤnger. 804. Farms (Pachtungen). 800. 8⁴³ Fortſchritte. S. 799. Fruchtfolge. 804. Futterbau. 806. Geraͤthſchaften. 801. Grundbeſitzer. 799. Pferdezucht. 803. Rindviehzucht. 801. Schafzucht. 802. Ente. 525. Entwaͤſſerung. 90. Erbgerichte. 9. Erbpacht. 31. Erbpachtzins. 32. Erbſe. 183. als Gartengewaͤchs. 335. Erbſtandsgeld. 32. Erdapfel, Erdbirne. 214. Erdbeere. 330. Erde, Streumittel. 112. Erdefahren. 129. Erden, Conſiſtenz. 34. Einſaugung von Sauerſtoff. 35. Erwaͤrmung durch die Sonne. 35. Fähigkeit an derkuft auszutrocknen. 34. Gewicht. 33. Volumensverminderung. 35. waͤrmehaltende Kraft. 35. waſſerhaltende Kraft. 33. Erdfloͤhe. 227. Erdnuß. 342. Ernährung, der Gaͤnſe. 523. der Huͤhner. 516. der Pferde. 444. Futterportionen. 447. Gruͤnfuͤtterung. 446. Heu- und Strohfuͤtterung. 446. . 445. Putzen. 447. Wurzelftitterung. 446, des Rindviehes. 463. Futterordnung auf dem Stalle. 468. Sommerſtallfuͤtterung. 464. Weiden. 469. Winterfuͤtterung. 464. der Schafe. 493. Sommerſtallfuͤtterung. 493. Winterfütterung. 494. der Schweine. 506. Fütterung auf dem Stalle. 506. Fütterung auf der Weide. 508. Futterquantum. 507. der Tauben. 531. der Thiere. 432. der Truthühner. 520. Ernte. 144. Eſparſette. 198. Eſſigarten. 584. Biereſſig. 584. Branntweineſſig. 584. Kartoffeleſſig. 584. Kleieneſſig. 585. Malzeſſig. 584. Molkeneſſig. 585. Obſteſſig. 585. 8 Runkelruͤbeneſſig. 584. * Weineſſig. 585. Zucker, Honig- und Syrupeſſig. 585. Eſſigfabrikation. 581. ältere Methode der een en bildung. 583. Schnell-. 585. Euterkrankheiten bei Kuͤhen. 476. Kuhpocken. 477. * Riſſe und Schrunden. 477. bei Schafen. 501. 9 Exkremente, menſchli 7 Exſtirpator. 67. ee 106 * 844 F. Färben, Faͤrbekunſt. S. 721. der Baumwolle und Leinenzeuge. 730. der Seide und Seidengewebe. 728, Um⸗. 733. Vorbereitung dazu. 722. mit Waſchfarben. 733. der Wolle und wollenen Zeuge. 723. Kärberröthe. 248. Fahren. 776. allgemeine Regeln. 783. Anfahren, Vereinigen, Uebergehen in andere Gaͤnge, Wenden ꝛc. 781. Hülfen und Strafen. 778. Kutſcher. 776. mit 2, 4 und 6 Pferden. 782. Spannung der Pferde. 779. Wagenpferde. 776. Zäumung und Beſchirrung. 777. Familienfideicommißguͤter. 9. Farbepflanzen. 248. Farrenkraͤuter, Streumittel. 112. Faule, Waſſerſucht, Verhuͤtetſein. 497. Faulbrut (Bienenpeſt). 555. Federn. 523. Federviehſtälle. 428. Federviehzucht. 514. Fegemuͤhle. 154. Feimen. 149. Feldboden, beſter. 37. Felder- oder Körnerwirthſchaft. 295. Feldflaͤchen, ſehr uneben liegende. 98. Feldmäuſe. 740. Fenchel. 254. Ferkelausſchlag. 510. Fettſucht. 564. Finnen, Hirſeſucht. 510. Firniſſe. 756. Fiſche, Behandlung in den Teichen und Haͤltern. 541. Sortiren derſelben. 542. Fiſcherei. 533. Flachs. 242. Flachsdarre. 245. Fleckeausmachen. 718. Franzbaͤume. 318. Franzoſenkrankheit. 480. Freie Wirthſchaft. 303. Freiguͤter. 9. Froͤhner, Raboter. 381. Fruchtband für Obſtbaͤume. 318. Fruchtfolge. 290. Fruchtwechſelwirthſchaft. 297. Fuhrwerke. 79. Furchenegge. 68. Furchenzieher. 228. Futterpflanzen. 192. Futterroggen. 200. G. Gaͤhrung. 569. Ober-. 570. Unter-. 570. Gallen. 452. Gans. 522. Garn, zu bleichen. 702. zu ſortiren. 701. Gartenbau. 305. Gartengeraͤthſchaften. 348. Gartenhippe. 356. Gartenleitern. 359. Gartenmaßſtab zum Ziehen der Fur— chen. 350. Gartenwalze. 349. Gefluͤgelmiſt. 110. Gelber Klee. 196. Sachregiſter. Gelbſucht. S. 564. Gemeindeſteuerzinsguͤter. 9. Gemenge (Wickfutter). 200. Gemuͤſebau. 330. Gemuͤſegarten. 330. Genickbeule oder Nackenfiſtel. 454. Gerberlohe. 107. Gerſte. 170. Gerſtenboden. 38. ſchwacher. 39. Gerſtenwaſſer als Duͤnger. 122. Geſinde. 379. Geſpinnſtpflanzen. 242. Getreidearten. 159. Getreideſchaufeln. 158. Gewürzpflanzen. 253. Gezweige als Streumittel. 112. Gicht bei den Truthuͤhnern. 521. Gniſter als Streumittel. 112. Grabſcheite (Spaten). 361. Grimmer. 67. Gruber. 67. Gruͤndüngung. 104. Guͤlle. 121. Guͤter, dienſtpflichtige. 9. Gurke. 340. Gyps. 127. Gypsbrennerei. 627. H. Hacken. 362. Hackfruͤchte. 201. Häufelpflug. 66. Hafer. 173. Haferboden, guter. 39. kalter. 39. Haferland. 38. Haferwurzel. 339. Haken. 63. Kaſten-. 65. Krüppel- oder Spring-. 63. kurländiſcher. 65. liefländifcher. 65. ſaͤchſiſcher. 64. Wende-. 64. Halbpfluͤgen. 86. Hamburger Pokelfleiſch. 685. Handegge. 349. Handel mit landwirthſchaftlichen Pro— dukten. 404. Handelsgewaͤchſe. 231. Handpflug. 348 u. 350. Handpumpe. 360. Handramme. 352. Hanf. 247. Harzfluß. 320. Haushuhn. 515. Hauswirthſchaft. 639. Hebemaſchine. 94. Heckenſcheere. 358. Hefe, Anwendungen. 609. Bier-. 607. kuͤnſtliche-. 607. Preß⸗. 608. Hefenfabrikation. 607. Heidekorn. 190. Heidekraut, Streumittel. 112. Heilkraut, ſibiriſches. 200. Heißwaſſerbehälter. 751. Heizung. 734. Herd. 749. Herden, ihre Eintheilung. 491. Heubodenabfall. 106. Heuernte. 278. der Nachharken dabei. 279. andere Harken dabei. 279. Himbeere. 329. Hirſe. S. 181. Honig- und Wachsernte. 549. Honigthau. 143. Hopfen. 355. Hopfengeben dem Biere. 569. Hordenſchlag. 102. Hornſpaͤne. 101. Hornſpalte (Hornkluft). 453. Hühnerarten. 515. Huͤhnerzucht. 517. Huͤlſenfruͤchte. 183. Humus. 37. Huſten beim Rindvieh. 479. bei den Schafen. 499. 3. Jaͤteegge. 349. Jaͤteinſtrument. 357. Jaͤten. 139. Jauche. 120. Jauchenpumpe. 115. Inkarnatklee. 196. Inſekten. 141. Inventarium. 375. Inzucht. 431. Johannisbeerchampagner. 603. Johannisbeere. 329. ſchwarze. 329. Johannisbeerwein. 602. K. Kaͤrſte. 363. Kaͤſe, Abertamer. 660. ausländiſche Sorten. 659. beſondre Arten. 658. engliſche. 659. franzoͤſiſche. 659. hollaͤndiſche. 659. Kartoffel-. 658. Kräuter-. 658. Limburger. 655. von Neufchatel. 655. niederländiſche. 659. Parmaſan-. 659. Petersburger Pott-. 659. Salzburger Alpenthäler. 659. Sauermilch-. 653. Schaf-. 659, Schweizer. 659. Suͤßmilch-. große. 656. kleine. 655. Weſtphaͤliſche. 659. Ziegen-, 659. Kaͤſebereitung. 652. Kalbefieber, kalter Brand. 478. Kalk, als Duͤngmittel. 123. Kalkbrennen, mit Holz. 625. mit Steinkohlen (ſchneller). 626. Kalkbrennerei. 624. Kalkerde. 42. Kalkmeiler, Feldofen. 624. Kalkofen, fünferlei Art. 624. Kanigwerden des Bieres. 566. Kaninchen, Angora= (Seidenhafe). 514. gemeines. 513. Kaninchenzucht. 513. Kapital 7. Karauſche. 539. Karauſchkarpfen. 539. Karde (Weber-, Tuchkarde). 262. Karpfen. 539. Kaften. 148. Kartoffel. 201, Kartoffelhacke. 66. hacker. 210. Kartoffelkochen. S. 212. traut als Dünger. 106. ⸗muͤhle. 213. ⸗quetſchmaſchine. 212. reibe. 211. ⸗ſchaufel. 209. ⸗ſchneidemaſchine. 210. ⸗ſchneider mit einem Meſſer. 210. zfieb, 208. ⸗ſyrup. 667. Anwendung. 670. mit Gerſtenmalz. 669. mit Schwefelſaͤure. 667. ⸗waſcher 209. wolf. 211. Keller. 430. Kerbel. 347. Keſſelfeuerung. 751. Kicher (Kichererbfe), 190 Kieſelerde. 42. Kitte. 759. Klaſſifikation von Thaer u. Flotow. 39. Klauenſeuche. 500. Klee. 192. Kleereiter. 194. Kleeſaat, gemiſchte. 197. Klima. 45. geographiſches. 46. phyſikaliſches. 46. Knieſchwamm der Pferde. 451. des Rindviehes. 474. Knoblauch. 338. Knochenmehl. 101. Kochen der Bierwuͤrze. 568. Kochofen. 748. Kohl. 224. Blumen-. 336. Schnitt-. 337. Spargel» (Broccoli). 337. Kohlrabi. 337,. Kohlrübe (Dorfche). 218. Kokes. 634. Kolik, Darmgicht der Pferde. 449. Koppeln. 300. Koppel⸗, Schlagwirthſchaft. 300. Kopuliren. 314. Kopulirmeſſer. 356. Koriander. 254. Kornwurm. 157. Krätze bei den Tauben. 533. Krankheiten der Bienen. 555. der Biere. 565. der Enten. 526. der Gänſe. 524. der Huͤhner. 519. der Pferde. 448. der Pflanzen. 142. des Rindviehes. 474. der Schafe. 497. der Schweine. 509. der Seidenwuͤrmer. 564. der Tauben. 532. der Truthühner. 521. des Weines. 595. der Ziegen. 512. Krapp. 248. Krel. 67. Kreſſe. 344. Kreuzdrehe. 498. Kreuzung. 431. Kronengeſchwuͤr (Kronenfiſtel). 453. Kronentritt. 453. Kropfkrankheit bei den Tauben. 533. Kuͤchenfeuerungen. 748 u. 752. Kuͤchengewächſe (Gemuͤſe). 335. Kuͤchenkoch-, Brat- und Backofen. 750. Kuͤchenregeln. 753. Su reg en Kühe, Traͤchtigkeit und Geburt. S. 461. Kümmel. 252. Kuͤrbiß. 320. Kuhgras, ausdauernder Klee. 197. Kukurutz. 178. & Lab. 652. Lackiren. 758. Lämmerlaͤhme. 501. Läufe bei den Hühnern. 519. Läufe und Flöhe bei den Tauben. 533. Laͤuſeſucht. 476. Lagern des Getreides. 143. Lammen der Schafe. 489. Landbau. 33. Landguͤter, große. 10 kleinere. 10. mittlere. 10. Landgut. 8. Landwirth. 5. Landwirthſchaft in Elſaß. 819. Landwirthſchaften, allgemein beruͤhmt gewordene. 785. Landwirthſchaftliche Nebengewerbe. 564. Laßbauer (Laſſiten). 9. Laub, als Streumittel. 112. Leckſucht. 479. Lehm. 42. Lein. 342. Leinwand. 702. Lichter aus Talg und Harz. uͤberzogene. 679. Lichterbereitung. 673. Lichtergießen. 678. Lichterziehen. 677. Linſe. 188. Luftheizung. 745. Lungenfäule beim Rindvieh. 480. Luzerne. 197. 679. M. Maͤhnengrind. 454. Maͤſten der Enten. 526. der Gaͤnſe. 524. Madia, Oelmad. 240. Maikaͤfer. 323. Mais (tuͤrk. Weizen, Welſchkorn). 178. Maiſchen beim Bierbrauen. 568. Majoran. 347. Malzen, das. 566. Darren. 567. Einweichen oder Einquellen. 566. Keimen. 567. Malz ſyrup. 669. Malzſtaub. 107. Mangel an Freßluſt. 479. Mangold oder Bete. 339. Maſchinen- und Wagenfchmieren. 681. Maſtung. 433. der Schafe. 496. der Schweine. 508. Mauke der Pferde. 452. des Rindviehes. 474. Maul⸗ un Klauenſeuche beim Rindvieh. Maulbeerbäume, Anpflanzung für die Seidenraupen. 557. rother. 559. ſchwarzer. 559. weißer. 557. Maulſchwämme der Kälber, 478. Maulwurfsegge. 70. Mauſer bei den Tauben. 533. Mecklenburgiſche Landwirthſchaft. 808. Meerrettig. 340. Mehlthau. 143. 8⁴⁵ Melde, Gartenmelde. S. 344. Melilotenklee. 196. Meliſſe. 347. Melken. 643. Melone. 341. Mergel. 125. Mergelkarre. 126. Meſſer zum Abmoofen der Bäume. 357. Meſtizen. 431. Milch deren Beſchaffenheit und Menge. 640. Milch der Kühe. 639. Milchaͤſche, Milchſotten. 642. Milchertrag. 644. Milchkammer, Molkenſtube. 642. Milchkuh, Reinertrag. 645. Milchmeſſer (Galactometer). 641. Milchſchwemmen. 643. Milchweſen. 639. Milzbrand (Blutſeuche) beim Rindviehe. 481. (Rothlauf) bei den Schafen. 498. bei den Schweinen. 509. Minirpflug. 93. Miſt, Anwendung. 117. Behandlung deſſelben. 113. Miſtbeete. 334. Miſtdampf. 130. Miftftätte, Miſtgrube. 114. Moder. 107. Möhre, Mohrrübe, Garotte. 221. Moͤhrenſyrup, Möhrenfaft. 666. Mohar (deutſches Hirſegras). 200. Mohn. 239. Molken oder Schotten. 640. Mollbret, Mullbret. 72. Moorboden. 39. Moorhirſe. 182. Mooſe als Streumittel. 112 Münze. 348. Muͤnzen, Maße und Gewichte. 407. N. Nadeln. 112. Nachharken. 148. Negerkorn. 200. O. Obſt, Abnehmen und Aufbewahren. 323. Doͤrren, Welten oder Backen. 324. Obſtbaͤume, Ausputzen. 316. Behandlung der ausgeſetzten. 315. Beſchneiden. 315. Erziehung und Vermehrung. 307. Feinde der. 321. fruchtbar zu machen. . Krankheiten. 320. Verſetzen. 313. Obſtbau. 355. Obſtbrecher. 359. Obſtdarren. 325. Obſtmußbereitung. 664. Obſtſorten, vorzuͤgliche. 322. Obſtwein. 598. Oelgewaͤchſe. 231. Oelkuchen als Dünger. 107. Oelrettig, chineſiſcher. 241. Ofen, Berliner. 739. Brugmann'ſcher Spar-, Waͤrmeofen. 744. Buſch⸗. 742. dauernd . heizende. 739. Fülle, 744. ehe 739. mittlerer Art. 741. ruſſiſcher. 739. Koch- und 846 ſchnellheizende. S. 741. ſchwediſcher. 740. Straßburger. 741. Ofenheizung. 736. Okuliren. 309, Okulirmeſſer. 356. P. Paarung der Pferde. 441. des Rindviehes. 459. der Schafe. 486. der Schweine. 504. der Thiere. 431. Zeit⸗, 22. Pachtbedingungen. 25. Pachtinventar. 28. Pachtkontrakte. 26. Pachtung. 22. Pachtzeit. 22. Pachtzins. 24. Pächter. 22. Paſtinake. 223. Palſche (auzm Feſtſchlagen der Tenne). Perlaſche. 628. Perlhuhn. 522. Peterſilie. 346. Pfeifer. 255. Pferde-, Saubohne. 188. Pferdehacke. 66. Pferdekauf. 439. Pferdemiſt. 109. Pferderaſſe. 436. Pferdeſchaufel. 68. Pferdeſtälle. 426. Pferdezucht. 435. Pflanzbret. 351. Pflanzen, wildwachſende auf den Bo— dengattungen. 41. Pflanzenbau. 131. Pflanzenheber. 352 u. 360. Pflanzenkellen. 351. Pflanzenſtocke. 350. Pflanzſtock. 228. Pfluͤge mit Vordergeſtelle. 55. Pfluͤgen. 81. Pflug. 54. amerikaniſcher. 59. Bailey'ſcher. 59. boͤhmiſcher (Ruchadlo). 63. brabantiſcher. 59. Cook'ſcher. 60. gewohnlicher deutſcher. 57. Grange'ſcher. 61. Leiceſter. 61. neuer Schwing-, Stell- u. Räder-. 63. Small'ſcher. 58. Pfropfen. 310. Pfuhl, Sotte. 120. Phaſeole (Fiſole, Zwergbohne). 190. Piephacke. 441. Pips bei den Hühnern. 519. bei den Truthühnern. 521. Planirpflug. 98. Pocken bei den Huͤhnern. 509. bei den Tauben. 533. bei den Truthühnern. 521. Polir- und Preßvorrichtungen bei den Ziegeleien. 616. Porre. 338. Portulack. 348. Pottaſche als Dünger. 130. Gebrauch derſelben. 632. Pottaſchenſiederei. 628. Poudrette. 111. Sa ch reg i ſt e r Preßmaſchinen. S. 599. Preßmaſchinen, größere, 660. Puff- oder Pochwagen. 86. Puppen. 148. Putzen. 762. . Quetſchmaſchine zum Zermalmen des Obſtes. 599. Quotenlohnarbeiter. 381. R. Radebergen. 354. Radieschen. 340. Raͤderpflug. 54. Rauchern. 686. mit Holzeſſig. 690. mit Rauch. 686. Raͤude (Kraͤtze) der Pferde. 450. der Schafe. 501. der Schweine. 510. Raffinirung (Reinigung des Oels). 679. Rahm, Sahne. 640. Rajolen, Rigolen. 89, Rapontika. 343. Raps. 231. Rapsgabel. 237. Rapünzchen. 344. Raſen als Dünger. 104. Raſenabſchaͤlpflug. 96. Raſenbrennen. 96. Raſenmeſſer. 356. Rauchkammer. 686. Raumſchaufel. 72. Naupen. 321. Raupenſcheren. 357. Raute (Gartenraute). 348. Rebenſpaliere, freiſtehende. 374. Rebſorten, Auswahl der. 367. Setzen. 367. Recept zur Samenbereitung für Sommergetreide. 133. für Wintergetreide. 134. mit Knochenmehl. 134. zur Zubereitung kleiner Samen. 134. Rechen. 349. Reinertrag. 388. Reinertragsberechnung. 388. Reiten. 767. 8 Auf- und Abſitzen. 768. Durchgehen des Pferdes. 775. Führung. 769. Gangarten der Pferde. 769. Huͤlfen und Strafen. 769. Paraden. 772. Schwimmen. 774. Setzen uͤber Graͤben. 774. Ueber- und Zurücktreten. 773. Ungezogene Pferde. 774. Verſammeln des Pferdes. 771. Voltigiren. 774. Zaͤumen. 767. Zirkel (Volte). 773. Reit- und Zugpferde. 437. Rettig. 339. Rinderpeſt (Löferdürre). 481. Rindvieh, deſſen Benutzung. 471. durch Arbeit. 471. durch Jungviehzucht. 471. durch Maſtung 472. durch Molkerei. 471. Rindviehpeſt. 109. Rindviehraſſen. 455. Rindviehſtaͤlle. 424. Rindviehzucht. 454. Rittergüter. 8. Allodial-. 8. Rittergüter, amtsſaͤſſige. S. 9. Lehn⸗-. 8. Mannlehn-. 8. ſchriftſaſſige. 9. Weiberlehn-. 9. Röſten oder Rotten des Flachſes. 244. Roggen. 165. Roggenboden, mittler. 39. Roggenland. 38. Rohertrag. 388. Rollen der Waͤſche. 711. Roſt. 143. Rothe Rübe. 339. Ruͤbenwolf. 211. Ruͤbſen. 237. 2 Rückenblut (Stickblut) bei dem Rind— vieh. 477. bei den Schafen. 499. Rüſtſenſe. 145. Ruhe vom Pfluge. 129. Ruhr bei den Bienen. 555. bei dem Rindvieh. 477. bei den Schafen. 499. bei den Truthühnern. 521. Ruhrfurche. 82. | Runkelrübe. 215. Runkelrübenſyrup. 666. Ruß. 107. 1 S. Saat. 131. ihre Pflege. 137. Saatfurche. 84. Saatkorn. 131. 6 Saatrübe. 219. Säemafdinen. 74. die Erneſti'ſche. 74. die Fellenberg'ſche. 74. | die Keber'ſche. 74. die Nikolai'ſche 74. die Ugazy'ſche. 75. die v. Zenker'ſche. 74. Sägeſpäne. 107. Saure, freie. 44. Salat. 343. Salbei. 347. Salpeter. 130. Sand, Streumittel. 112. Saturei, Pfefferkraut. 347. Sauerampfer. 348. Sauerkraut. 698. Sauerwerden des Bieres. 565. Savoyer Kohl. 225. Scarificater, Schröpfer. 67. Schabeiſen zum Reinigen der Bäume und des Bodens. 352. Schabmaſchine. 353. Schaͤdliche Thiere. Abhaltung und Ver— tilgung. 140. Schaf, nach Geſchlecht und Alter. 486. Schafbocken. 497. Schaflaͤuſe (Schafzecken). 501. Schafmiſt. 109. Schafpferch. 102. Schafraſſen. 482. Schafſchur. 493. Schafſtaͤlle. 423. Schafzucht. 482. Schale. 452. Schalheit des Bieres. 565. Scheunen. 428. Scheunenauswurf. 105, Schippen zum Verpflanzen. 351. Schlachten des Federviehes. 692. der Hausthiere. 690. der vierfüßigen Thiere. 690. Schlaͤge. 300. Schleswig⸗holſteiniſche Landwirthſchaft. S. 806, Schmalz. 238. Schnecken. 141. Schnellgießer. 121. Schnittlauch. 338. Schriften, Landwirthſchaft betreffende. 824. Schroͤpfen. 144. Schubkarren. 353. zum Pflanzenſetzen. 351. Schüttboden. 156. Schuhwichſe (Lederwichſe). Schuppen. 429. Schwefelſaͤure. 130. Schweinemiſt. 110. Schweineraſſen. 503. Schweineſtaͤlle. 427. Schweinezucht. 502. Schwemmwieſen. 271. Schwermuth. 533. Schwingpfluͤge. 58. Schwingpflug. 54. Sechs, Neun :, Zwoͤlffelderwirthſchaf— ten. 296. Seidenbau. 556. Lokal dazu. 559. Seidenwürmer, Eier (grains). 556. Auslegen u. Ausbrüten der Eier. 50. Erſatzmittel der? Maulbeerblätter. 559. Futter der. 557. Pflege und Fütterung waͤhrend ihrer 5 Lebensperioden. 561. Seifekochen. 670. Seifen. 670. Fleck⸗. 673. Schwamm-. 673. Schmier-. 673. Toiletten-. 673. Woll⸗. 673. Seifenſpiritus. 673. Selbſtausſaugen der Kühe. 479. Sellerie. 342. Senf. 251. Senſe, belgiſche. 146. gewohnliche. 146. Hennegau'ſche. 145. Sichel, deutſche. 146. gewohnliche. 146. Schrapp⸗. 146. Silo's (unterirdiſche Getreidemagazine). 158. Skorzonerwurzeln. 339. Soda, als Dünger. 130. Sommerroggen. 169. Sonnenblume. 241. Spalier (Baumgeländer). 316. Hoch-. 316. Tief⸗. 316. Spargel. 345. Spargelmeſſer. 357. Spath. 452. Spelz. 164. Gpergel. 198. Spickgaͤnſe. 690. Spinat. 345. Spindel, Spinnwerkzeug. 699. Spinnen des Flachſes und Hanfes. 699. Spinnmaſchine. 701, Spinnraͤder. 699. Spinntiſch. 701. Stachelbeerchampagner. 603. Stachelbeere. 328. Stachelbeerwein. 603. Stärke, geröftete oder gebrannte. 606. Stärfebereitung aus Kartoffeln. 604. aus Weizen. 605. 682. Sai r' e h i 7 Staͤrkefabrikation. S. 604. Ertragungsberechnung. 606. Stallfütterungsſyſtem. 303. Stallmiſt. 108. Stallungen. 423. Starrſucht oder Steifwerden. 564. Stearinlichter. 676. Steingallen. 453. Steinkohlen. 633. Steinkohlenarten. 633. Steinkohlenlager. 633. Steinkohlentheer. 634. Stelzpflug. 54. Sterzwurm. 476. Stollbeulen, Stollſchwamm. 451. Stoppeln als Dünger. 106. Stoppelrübe. 220. Stoppelweide. 282. Stoßen des Rindviehes. 479. Strichtorf. 637. Stroh als Streumittel. Superinventar. 30. T. Tabak. 259. Tagelöhner. 381. Taſchenhippe. 356. Taube. 526. Fortpflanzung. 531. Taubenarten, gezähmte. 526. Taubenklaſſen nach der Farbe. 528. Taubenwohnungen. 528, =häufer. 529. hohlen. 528. »Eoten. 529. ⸗ſchlaͤge. 529. Taubenzucht, Anlegung einer. 530. Teiche fuͤr Fiſche. 533. Aal⸗. 537. Beſatz⸗. 536. Forellen-. 537. Hälter:. 536. Hecht⸗. 037. Karpfen. 536. Schleihen-, Karauſchen-. 537, Streck⸗. 536. Streich-. 536. Ablaſſen und Ausfiſchen der. 542. Beſaͤen der. 440. Beſetzen der. 542. Einrichtung, Erhaltung und Benuz— zung der. 538. Teichfiſche. 539. Beſatzfiſche. 539. Futterfiſche. 539. Wechſelfiſche. 539. a Fiſchzucht (2 Methoden), 9 . Reinertrag. 542. Teichſchlamm. 107. Teltower Ruͤbe. 220. Thon, gebrannter. 128. Thon und Lehm als Duͤnger. 128. Thonerde. 42. Thonmuͤhle bei Ziegeleien. 614. Thymian. 347. Topinambur. 214. Torf. 636. Torf als Dünger. 106. Torfanwen dungen. 638. Torfarten. 636. Torfboden. 39. Torflager. 637. Torfverkohlung. 638. Traberkrankheit. 498. Tragen. 355. Tragjoch. 355. 117, 847 Tragkuͤbel. S. 355. Traubenwein. 588. Träbern. 568. Treibeiſen. 356. Trippmadam. 348. Trockenlegung ſumpfiger Stellen. 90. Trommelſucht (Aufblähen, Auflaufen) bei dem Rindviehe. 479. bei den Schafen. 499. Trübſein des Bieres. 565. Zruthbuhn. 526. Turnips. 219. U. Uebergabe. 28. der, die Zeit. 30. Uebergang aus der Dreifelderwirthſchaft in die Fruchtwechſelwirthſchaft. 288. Ueberköthen. 452. Unkräuter, zum Duͤngen. 103. Unkrautvertilgung. 138. Untergrund. 42. Untertrains. 91. Urate 111. s 5 Urbarmachung der Felder u. Wieſen. 89. des Heidebodens, Sandbodens. 95. des Moor- und Zorfbodens, 96. des Waldbodens. 93. der Wildanger und Weiden. 95. Urin. 120. V. Verbaͤllen bei den Pferden. 453. bei dem Rindviehe. 474. Vergehen der Milch. 479. Verjuͤngung der Wieſen. 277. Verletzungen durch das Zuggeſchirr. 454. Vernageln. 454. Verpaͤchter. 22. Verpflanzen. 136. Verſchlagen, Verfangen der Pferde. 450. bei dem Rindviehe. 478. Verſtopfung der Pferde. 450. des Rindviehes. 478. Viehbeulen. 476. Viehzucht. 431. Vierfelderwirthſchaft. 297. E Vogel, ſchaͤdliche. 140. Vorwaͤrmer. 580. W. * Wachslichter. 679. Wagen. 79. Waid, deutſcher Indig. 250. Wallrathskerze. 679. Walze. 72. Doppel-. 74. doppelte Scheiben- oder Ringel-. 74. einfache. 73. eiferne, 73. Schollen⸗. 73. Stachel⸗-. 73. zum Pflanzenſetzen. 350. Walzen, das. 88. Warzen. 476. Waſchen. 708. E Baumwollenzeuge. 717. der gewöhnlichen Waͤſche. 708. der Handſchuhe. 717. der ſeidenen Zeuge. 716. der Spitzen und Zülle, 716. der Strohhuͤte. 718. der Wollenzeuge. 717. Waſchmethoden, pa, 713. gewöhnliche. 709, 848 Waſchmethoden, holländifche, S. 2 5 mit Kartoffeln. 715. mit Maſchinen. 714. Waſſerfurchen. 136. Waſſerpflanzen. 106. Waſſerrinnenpflug. 93. Waſſerrübe, weiße Rübe. 219. Wau, Gilbkraut. 251. Weidemiſt. 102. Weiden. 280. beftändige (Angerweiden). 280. Neben-. 282. Vor: und Nach-. 281. Wechſel⸗. 282. Wein, ſaurer, Mittel dagegen. 597. Weinbau. 363. im Kleinen (im Freien). 373. Weinbereitung. 588. Faͤrben. 595. rother. 591. Schwefeln. 594. Schönen, Klären. 594. Verſchiedene Abänderungen dabei. 592. die Gaͤhrung im verſchloſſenen Rau— me ꝛc. 592. den Moſt vor dem Preſſen mit den abgekämmten Huͤlſen gänzlich ver— gähren zu laſſen. 593. die Entſchleimung des Moſtes. 593. Obergährung des Moſtes. 594. Zuſatz von Zucker und Franzbrannt— wein. 594. Verſchneiden. 595. weißer. 589. Weinberg (Weingarten), Rajolen. 366. Abſtecken (Abpfaͤhlen). 367. Terraſſirung. 367. Weinbergsarbeiten. 370. Anbinden. 372. Aufziehen. 370. Ausröſten. 373. Beziehen. 373. Bogenmachen. 371. Felgen. 372. Hacken, Hauen, 371. Heften. 372. S geh gr i ſtge K. Pfaͤhlen. S. 372. Pfahlausziehen. 373. Schneiden. 370. Verbrechen. 372. Verhauen. 372. Verſenken. 373. Weinleſe, Herbſten. 372. Weinbergskuͤbel. 355. Weinhefe, Gelaͤger, Trub. 610. Weinſtock. Erziehungsarten. 368. Bockſchnitt. 368. Laudenbacher oder Stockſchnitt. 369. Rheingauer. 370. zweiſchenkliche Halbbogen. 369. Weinſtoͤcke, Duͤngen der. 365. Weintreſtern zum Duͤngen. 107. Weiſelloſigkeit. 555. Weißklee. 195. Weißkraut. 325. Weizen. 159. Weizenacker. 38. Weizenboden, gewöhnlicher, guter Ha— ferboden. 39. guter, reicher, humoſer Thonboden (Klaiboden). 38. magerer. 39. Wellerwände, als Duͤnger. 129. Welſchkohl, Wirſing. 225. Wendefurche. 84. Wendepflug. 54. Werthsverhältniſſe des Getreides, Fut— ters und Strohes. 389. Wicke. 186. Widerruͤſtſchäden. 454. Wieſen. 264. eigentliche oder natürliche. 265. künſtliche. 270. Wechſel-. 265. Wieſenbau. 272. Wieſenbewaͤſſerung. 272. durch Ueberrieſelung. 273. durch Ueberſtauung. 273. Wieſenduͤngung. 276. Wieſenhobel. 267. Wirthſchaftsertrag. 338. Wohnhaus. 423. Druck von Breukopf und Härtel in Leipzig. Wolle. S. 482. Wollwäſche. 492. Würmer der Pferde. 451. Würmer, kurze. 564. träge. 564. weiche. 564. Wuͤrſte. 691. Wunder-. Hanf,- und Rieſenklee. 196. Wurfmaſchine. 154. Wurzelfaͤule. 320. Wurzelgewaͤchſe (Knollengewächſe). 201. 3. Zangenmaſchine. 94. Zauberring. 319. Zauberringſchere. 358. Zaunhippe. 356. Ziege, Angora-(Kaͤmelziege). 512. arabiſche. 513. gemeine oder Hausziege. 511. thibetaniſche, Cachemir-. 513. Zwerg⸗-. 513. Ziegel, Einſetzen und Brennen der. 621. guter, Kennzeichen. 624. Streichen der. 620. Trocknen der. 621. Ziegelbrennerei. 610. Ziegelei, Anlage. 610. Brennhuͤtte, Brennofen. 612. Gebäude. 611. Suͤmpfe. 616. Vorrathsſchuppen. 613. Wohnung des Ziegelmeiſters. 614. Ziegel- und Trockenſcheune. 611. Ziegelmaterial. 617. Dachziegel. 619. Mauerziegel. 620. Verſchiedene Arten. 619. Zubereitung deſſelben. 618. Ziegenzucht. 511. Zoche, oſtpreußiſche. 65. Zuckerwurzel. 339. Zuſammenlegung der Grundſtücke. 51. Zwiebel. 337. 8 Kirchhof, Friedrich 517 Der deutsche Landwirth G/K56 Neue unveränderte Aufl. PLEASE DO NOT REMOVE CARDS OR SLIPS FROM THIS POCKET UNIVERSITY OF TORONTO LIBRARY