^M. I".'''.-;?^ ■#..- ^T^r^: ^^A^^^M^ ii'!n(ÄW ' m (k\ Ml «s* ® ^sr -7-e) Der grosse xUt «) ifiiii-iii: _£) ->» r. €!^ im ^ ^1^ 71^ im Jahre 1892. oi^o^oi^o>^o^ifo^o))^o (D Nach den zuverlässigsten amtlichen Quellen und den persönlichen Aufzeich- nungen der einzelnen Theilnehmer, sowie der über denselben erschienenen Veröffentlichungen E. von Naundorff. ® m ® Mit vielen Illustrationen nach Originalzeichnungen von *^ ^ Georg Koch, M. Ledeli, C. Becker, E. Köberle Vorwort. •Is zu Anfang des Jahres 1892 die Nachricht die Blätter durchlief, dass sich zwischen den Offizieren der deutschen und der österreichischen Armee ein Distanz- ritt vorbereite, der an Grösse und Bedeutung alle ähnlichen Yer- anstaltungen, wie sie die Geschichte der Reitkunst aufwiese, übertreffen werde, da glaubte man überhaupt noch nicht an die Möglichkeit der Durchführung eines so grossartig angelegten Planes. Je mehr aber die gestellten Propositionen durch gegenseitige Berathungen greifbare Gestalt annahmen und das Wagniss als doch durchführbar erscheinen Hessen, desto rascher verschwanden die Bedenken und Befürchtungen, die man gegen das Unternehmen ins Treffen geführt und schliesslich stand man vor der vollendeten Thatsache, an der kein Zweifel mehr sein konnte. Während vorher die Gegner des Unternehmens es abgeleugnet hatten, dass das Unternehmen ein ganz hervorragendes kavalle- ristisches Interesse bieten würde und dass auch das rein militärische Interesse in dasselbe mit hereinspiele, wurden sie nunmehr plötz- lich anderen Sinnes, um so mehr, als die Sportblätter, die mili- tärischen Fachblätter und die bedeutendere Tagespresse für die strikte Durchführung des Geplanten eintraten. Als schliesslich die endgiltigen Propositionen erschienen und die ausserordentlichsten Anforderungen an den Reiter und an das Pferd stellten, da durchzuckte es die Kreise der Offiziere, die ihre Muskeln und Kräfte in hartem Training gestählt, oder sie in kleineren Parforcedauerritten u. dergl. bereits erprobt hatten. Jeder von ihnen hielt es jetzt für eine Ehrenpflicht, den Kampf auf diese Weise aufzunehmen und Alles daran zu setzen, den 600 Kilometer langen Weg in grösster Schnelligkeit mit demselben Pferde ohne Ruhetag zurückzulegen. Mochte auch auf der einen Seite die Aus- sicht auf einen eventuellen materiellen Erfolg nicht ohne Einfluss auf die Entscheidung des Einzelnen bleiben, so überwog doch schliesslich der Ehrenpunkt alle anderen Erwägungen. Und man nahm auf beiden Seiten den Kampf auf. Das waren nicht Neulinge, die in den Sattel stiegen und welche sich erst die Sporen verdienen wollten, sondern das waren ernste Männer, die recht w^ohl wussten, w^elcher Riesenaufgabe sie gegenüber standen und die erst mit sich zu Rathe gehen mussten, ob sie selbst oder ihr Thier den Anforderungen zu genügen ver- möchten, die ihnen der Ritt stellte. Da weiter die Propositionen besagten, das dem eigenen Heere der Vorrang vor dem fremden zu sichern sei, so kam auch dieser Zielpunkt mit in Frage. Die Fahne senkte sich am Start, und der ernste Wettkampf begann. Mit minutiöser Genauigkeit verfolgte man die Wege -^ .'^! L. der einzelnen Reiter, mit gleicher Sorgfalt wurden die Beobacht- ungen der Reiter unterwegs ausgeführt, die Zielrichter thaten ihre Schuldigkeit und bald blitzte der Telegraph die überraschende Nachricht in die Welt, welche staunenswerthen Leistungen die Dauerreiter Deutschland's und Oesterreich's ausgeführt. Das Ergebniss verblüffte; es war fast undenkbar, was ein Graf Starhemberg, was ein Freiherr v. Reitzenstein vollbracht haben sollte! Und doch war Alles die strengste Wahrheit. Wohl mögen die Ahnen und Urahnen dieser Sprösslinge alter Adelsgeschlechter auf Fest- und Ernstturnieren beim Einlegen der Lanzen fest im Sattel gesessen haben — was waren aber diese Leistungen gegen die ihrer Nachkommen? Innerhalb einiger 70 Stunden hatten beide den Dauerritt zwischen den beiden Kaiserstädten an der Donau und an der Spree zurückgelegt. Sowohl innerhalb der betheiligten Kreise, wie auch Derjenigen, welche in dem Unternehmen von vorn herein einen Beweis von Willensstärke, Thatkraft und körperlicher Ausdauer sahen und das Geleistete als eine noch nie dagewesene Leistung von Mensch und Pferd betrachteten, war seit längerer Zeit schon der Wunsch rege, ein Werk zu besitzen, welches die Geschichte des Distanzrittes und seine Einzelheiten in Wort und Bild festhielte. Wohl ist ein Werk über den Distanzritt erschienen, das den Titel führt „Distanzritt Wien-Berlin im Oktober 1892. Wien. Verlag der Buchhandlung für Sport von Friedrich Beck, allein dasselbe hält sich nur an die nackten Thatsachen der Propositionen, die strengen Beobachtungen und die Ergebnisse des Distanzrittes und giebt schliesslich ein für den Fachmann hochbedeutsames statistisches Tabellenmaterial. Das vorliegende Werk konnte, wie das selbstverständlich ist, nur auf Grundlage direkter Aufzeichnung der betheiligten Reiter, der in den Sportzeitungen niedergelegten Ergebnisse und Anschauungen, sowie der betreffenden Artikel in den grösseren und angeseheneren politischen Zeitungen Deutschland's und Oesterreich's gearbeitet werden. Die Schwierigkeit lag nur darin, das überall verstreute Material zusammenzubringen, zu sichten und demselben eine Form zu geben, welche dem Leser die einzelnen Momente des grossen Distanzrittes in anschaulicher Weise vor die Augen führt und Alles bei Seite lässt. Hoffentlich ist dies dem Herausgeber gelungen; das Urtheil muss er dem Leser und der Kritik überlassen. Dresden, im Sommer 1893. Der Herausgeber ^! I. iiifaii«iitle in alter und neuer Zeit ^^^ Reiterleistungen im Alterthum. — Der gefahrvolle Nachtritt des Grafen V. Finckenstein. — Das Interesse für Distanzritte nach dem 70 er Kriege. — Reiterbravouren und Husarenstücklein. — Der Husarenritt Zubovits. — Distanz- ritte in Indien. — Burnaleys Ritt nach Khiwa. — Sultansritte. — Der Parforce- ritt von Agra nach Jodpuc. — Gewaltritt Karls XTI. von Schweden. — Der Zug des Feldmarschallleutnants Hadik im Oktober 17ü7. i tZ®^ Aulaiiift und Enjiiiang deb eibten obterreiehieckeu Ken Ziel auf dem Tempelhotci Morgen des 4. Oktu f owohl in Liedern, Märchen und Sagendichtungen unseres )W germanischen Stammes, wie auch der geschichtlichen Völker des Alterthums werden uns Mittheilungen von Dauerritten und fast unglaublichen Reiter- leistungen gemacht, die von uns Epigonen nur zu oft in das Gebiet der Fabel verwiesen wurden. Vergleicht man aber dieselben mit den Leistungen der deutschen und österreichischen Offiziere, wie solche in dem Distanzritt Berlin -Wien zu Tage traten, so ist man gezwungen, nicht nur an die Wahrheit jener fast unfass- baren Schilderungen zu glauben, sondern man fühlt, dass die Leistungen unserer Reiter getrost neben die Dauerritte und Reiterleistungen des Alterthums gestellt werden können, wenn diese auch ganz andere Ziele verfolgten. In der Neuzeit, besonders im siebenjährigen Kriege, sowie in den Befreiungskriegen sind vielfoch grossartige Reiterleist ungen zu verzeichnen gewesen und auch die neueste Zeit ist nicht arm an derartigen Episoden. Wir erinnern nur an den gefährlichen Nachtritt, den der Flügeladjutant des Königs Wilhelm im Jahre 1866 ausführte, als es galt, in stockfinsterer, regnerischer Nacht dem Kronprinzen von m m^ "^^ Prcusscii die ]?utsc]iiif'r /u übci-liriiiyciK diiss am Morg-on des 3. Juli auf allou Soircu g'cg'cu das (istcrrcicliisclie ]Ieer vorg('gau?iQ>v. ,^(^ ehedem durch tollkühne Wagehälse im Sattel häufig zum Besten gegeben wurden und auch heute noch vereinzelt vorkommen, bei welchen die persönliche Kühnheit, Geschicklichkeit und Todes- verachtung, sowie der im Falle des Gelingens erreichte Eklat das Resultat des ganzen Unternehmens bilden, ohne den geringsten praktischen Nutzen zu bieten, gehören natürlich nicht in die Kategorie der Distanzritte und verhalten sich zu diesen gerade so, wie die muskelstählenden und den Körper entwickelnden Turnübungen zu den unnützen halsbrecherischen Vorstellungen wandernder Akrobaten und Kautschukmänner. Der Ritt des ungarischen Landwehr-Husarenoffiziers Fedor V. Zubovits im Jahre 1874 von Wien nach Paris war einer der ersten, ernsthaft zu nehmenden Durchführungen auf dem Gebiete der praktische Zwecke anstrebenden, gross angelegten Distanzritte. Zubovits verliess, wie Georg v. Marziani im „Wiener Fremdenblatt erzählt, Wien am 25, Oktober 1874 10 Uhr Vor- mittags auf seinem Pferde „Caradoc" und legte die ersten 23 Meilen in Uniform zurück. In Ems ritten ihm die dort garnisonirenden Dragoneroffiziere und zahlreiche Damen entgegen. Hier widerfuhr ihm der erste Unfall, der um ein Haar den ganzen Plan vereitelt hätte. „Caradoc" trat auf der Emsbrücke in einen spitzen Knochen, der ihm durch den Huf bis an das Fleisch drang. Die Offiziere waren der Ansicht, dass Zubovits auf diesem Pferde kaum bis Strassburg gelangen werde. Der Oberthierarzt schnitt den Huf aus, Zubovits reinigte die Wunde, hüllte den Huf in einen Eisenschuh und kam so bis Eferding, wo er, da das Pferd hinkte, den Huf mit einer Leder- umhüllung versah. Doch in Vitch hinkte „Caradoc'* so arg, dass Zubovits die in Eiter übergegangene Wunde operiren lassen musste. Den ledernen Hufschuh behielt das Pferd bis Paris am leidenden Fusse. Nun ging es weiter, dem Schwarzwalde zu, wo ihn ein so dichter Schneefall ereilte, dass er in einem abgelegenen Jägerhause Zuflucht suchen musste, und von dort zwar neu gestärkt, aber 4ia)\, ^&^ verspätet, iiufbriicli. Endlich sah er den Strnsslmrger Münster vor sich, und bald darauf zog er, von den deutschen Offizieren begrüsst, in die Stadt. In Frankreich hatte er viel Ungemach zu bestehen. Man hielt den ungarischen Eeiter überall für einen preussischen Spion und dem „Prussien" wollte Niemand Nachtlager geben. Die Land- bewohner, die in ihrer Meinung noch dadurch bestärkt wurden, dass Zubovits zu seiner Orientirung eine Landkarte bei sich hatte, zeigten meist eine so drohende Haltung, dass Zubovits oft zum Revolver greifen musste, um sich freie Bahn zu schaffen. In Corneux frühstückte er im Wirthshause mit der Pistole in der Hand. Hier wollte ihn der Wirth selbst angreifen. Er näherte sich von rückwärts dem hungrigen Offizier und schrie ihn an, er möge sich zum Teufel scheren, einem Prussien gebe er nichts zu essen, höchstens — Gift! Zubovits antwortete ruhig, er werde den erhaltenen Rath befolgen sobald er gegessen habe, und dabei argumentirte er so lebhaft mit dem Revolver, bis der Wirth klein beigab. In Dieuze hielt man den zu später Nachtzeit mit der Pistole in der Hand in den Ort einziehenden fremden Reitersmann für einen Räuberhauptmann und schloss, als Zubovits sein Pferd in den Stall eingestellt und sich neben dem treuen „Caradoc" auf die Streu gelegt hatte, die Stallthüre zu. Er musste, um sich frei zu machen, die Thüre aufsprengen. Alles wich entsetzt zurück und man liess ihn ohne Entrichtung des Stallgeldes weiter ziehen. Bald darauf traf ihn ein neuer Unfall. Ein grosser bretagnischer Hengst schlug sein Pferd so heftig, dass es von da ab auf zwei Füssen hinkte. Da Zubovits schon von Ems aus infolge des Fehl- tritts seines Pferdes das Programm ändern, nämlich langsamer reiten musste, so kürzte er die vereinbarte Rastzeit von täglich zwölf Stunden auf acht Stunden ab, um das Versäumte einzubringen. Er schlief während acht Tagen bloss ein Mal, und da auch bloss drei Stunden. Er lag stets neben seinem Pferde und wagte u n;^/ aus Besorgniss für „Caradoc" nicht die Augen zu schliessen. Das Thier litt schwer, Zubovits gestattete nicht, dass es sich niederlege, weil er fürchtete, dass es dann nicht mehr werde aufstehen können. In Folge der ausserordentHchen Anstrengungen wollte „Caradoc" keine Nahrung mehr zu sich nehmen, so dass sein Herr ihm Haferkonserven ein- flössen musste. Während des ganzen Rittes hatte er dem Thiere meistens gelbe Rüben als Futter verabreicht. Endhch langte Zubovits in Paris auf der Place du Trone an und wurde enthusiastisch empfangen. Er hatte den Weg in der festgesetzten Zeit, 156 deutsche Meilen in 14 Tagen, zurück- gelegt. Indien war von jeher ein Sportland comme il faut. Es war es schon unter den Grossmogulen und ist es auch unter der eng- lischen Herrschaft geblieben. Die indischen „Rekords" würden in einem Werke über die Geschichte der Parforce- und Distanzritte gewiss nicht die letzten sein. Auch in neuester Zeit war es wiederholt der Schauplatz Welt- aufsehen erregender, gewaltiger Distanzritte. Einer der interessantesten war der Ritt des Obersten Burnaley nach Khiwa. Sultan Babar machte seiner Zeit auch in Friedenszeiten täglich Jagd- oder Spazierritte von 50 bis 60 Kilometer; einst ritt er, trotzdem er leidend war, auf der Reise von Capri nach Agra in zwei Tagen 260 Kilometer, zweimal den Ganges durchschwimmend. Sultan Akbar machte Uebungsritte von Agra nach Ajimir, wobei er 356 Kilometer in zwei Tagen zurücklegte. Die schönste Sportleistung dieses ritterlichen Fürsten war der Parforceritt von Agra nach Jodpuc (530 Kilometer), um die Schwieger- tochter des Raja, die ihrem Gatten auf dem Scheiterhaufen in den Tod folgen sollte, vom Feuertode zu retten. Die Reiterei der Rohillas, der Rindaries und Mahrattas machte auf ihren unansehn- lichen, aber zähen Pferden oft derartige Gewaltritte, die unter r- V- I rr:f -I den ähnlichen Leistungen der Reiterti-uj)iieii dei' euntj):iisrhen Armeen sicherlich nicht ihresgleichen linden dürften. Ein gewaltiger Distjinzritt, wenn auch unter anderen Ver- hältnissen, und anders ausgeführt als unsere modernen Leistungen dieser Art war der historisch berühmte Ritt Karls XIL von Schweden nacli seiner Internirung in Bender, von Demolika in der Türkei in 16 Tagen über Ungarn, Oesterreich, Bayern, die Pfalz, Westfalen, Mecklenbuig, nach Stralsund (Oktober 1716) in Verkleidung nur von seinem Adjutanten Oberst v. Düring begleitet. Der Gewaltritt fand grossentheils auf täglich gewechselten Pferden statt. Der König ritt gewöhnlich sein Pferd zu Schanden, bis es unter ihm zusammenbrach, um sich dann auf ein frisches zu schwingen. Doch sehr oft war dies nicht möglich; er musste rasten und dann Tage lang auf demselben Thiere die flnchtähnliche Reise fortsetzen. Ueber den Ritt durch Südungarn schreibt v. Düring in seinem Tagebuche, dass sie mehrmals sich den auf den Pussten weidenden Pferdeheerden näherten, zwei starke Thiere aussuchten, dem Csikos einige Goldstücke hinwarfen, und dann, oft mit Gewalt, sich auf die requirirten Rosse schwangen und davonjagten, die zu Schanden gerittenen Thiere zurücklassend. Li der Nähe von Szegedin verfolgten den König und seinen Gefährten, vier berittene Wegelagerer, von welchen damals, kurz nach Beendigung der Racocy'schen Kriege, ganz Ungarn wimmelte. Sie waren den zwei Reitern hart am Fusse. „Die Verfolgung liatte schon den ganzen Tag gewährt" — schreibt Düring — „als sich tler König plötzlich im Sattel um- Avendete und einen der Angreifer niederschiessend, seinen Rock öffnete, worauf die Missethäter, den auf der Brust des Königs blinkenden Ordensstern erblickend, unter wilden Fluchen Reissaus nahmen." Der Zug des Feldmarschall-Lieutenants Iladik im Oktober 1757 von Elsterwerda nach Berlin ist in s-ewissem 14 Sinne auch als militärischer Distanzritt zu bezeichnen, obwohl Hadik auch Infanterie bei sich hatte, die das schnelle Vorwärtsdringen sehr hinderte. Trotzdem legte Hadik mit seinen Husaren und den Savoyen-Dragonern diese Strecke in sechs Tagen zurück, und zwar über Dobrilugk, Luckar, Buchholtz und Königswusterhausen. Er war am 11. Oktober von Elsterwerda aufgebrochen und langte am 16. vor Berlin an. Seine Pferde waren in bester Kondition; er verlor im Ganzen — auch den ebenfalls sechs Tage währenden Rückmarsch eingerechnet — sieben Pferde, die der Ueberanstrengung erlegen waren. Heute sind es friedliche Distanzritte, welche vorläufig die österreischisch-ungarischen und deutschen Reiteroffiziere vollführten. Dem gegebenen Beispiel werden bald andere folgen und zwar unter Benutzung all' der Erfahrungen, die man bei dem Distanzritte nach den verschiedensten Richtungen hin machte. Verschiedenfach schon wurden bei anderen Völkern Versuche gemacht, dem öster- reichisch-deutschen Vorbilde zu folgen und Aehnliches ins Werk zu setzen, allein ein ebenbürtiger Distanzritt kam noch nicht zu Stande. 15 ;^ i£^]%-^!^'lt: m 16 I •^^*3 ¥ IL iie fropositionen für den iistanzritt und die iorbereitungen zu demselbeii. Das Auftauchen der ersten Nachriclit von dem beabsichtigten Distanzritt. — Erste Vorschläge. — Konditionspreise. — Betonung der nationalen Seite des Rittes. — Rennen oder Distanzritt? — Der amtliche Wortlaut der Propositionen. — Die Nennungen im Allgemeinen. — Vorbereitungen. — Unterschied zwischen den bisherigen Distanzritten und dem geplanten. — Die Zahl der deutschen und österreichischen Reiter. — Deutsches Kavalleriepferd und Halbblut. — Behörd- liche Anordnungen. — Abritt. — Der Sieger. — Schwierigkeiten des Distanzrittes. t,/^^ 19 r it Blitzesschnelligkeit durchlief im Frühjahr 1892 eine Nachricht die Offizierskorps der deutschen Armee sowohl, wie auch die des Oesterreichisch- Ungarischen Reichsheeres und erregte in den- selben überall das grösste Aufsehen. Von deutscher Seite war den österreichischen Kameraden vorgeschlage'h worden, gemeinsam einen grossen Distanzritt, wie ein solcher in der Geschichte der Reitkunst noch nicht vorgekommen war, aus- zuführen. Nach dem Wortlaut des ersten Schriftstückes bestand die Absicht der deutschen Offiziere darin, einen Ritt von Berlin über Breslau nach Wien und auf derselben Route ^zurück zu unter- nehmen. Diesem Yorschlag lag die Idee zu Grunde, dass auf eine so grosse Entfernung hin der Reiter nur eine Chance des Gewinnes haben könne, sich und sein Pferd auf der Höhe der Leistungs- fähigkeit zu erhalten. In Wien stiess dieser Gedanke zunächst auf Widerspruch und wurde schliesslich mit der Begründung ab- 4 21 J —L. gelehnt, dass die vorgeschlagene Länge dos Weges eine viel zu grosse sei und dass die nationale Seite, die man dem Unter- nehmen ganz mit Recht beizulegen gesonnen sei, in viel höherem Grade zum Ausdruck kommen würde, wenn man von den beiden Zielen abreite und sich gegenseitig in denselben empfange und begriisse. Gleichzeitig wurde die Frage auf das Lebhafteste erörtert, ob man die beste Kondition des Pferdes oder die kürzeste Ueber- windung der Entfernung als das zu erstrebende Ziel des Distanz- rittes bezeichnen solle. Weiter führten die österreichischen Reiter aus, dass man, wenn an den Endpunkten Berlin -Wien festgehalten werden solle, eine allgemeine Konkurrenz auf Kondition für ausgeschlossen erachten müsse, weil man dann alle Pferde, sowohl die deutschen, wie die österreichischen an einem Punkte versammeln müsse. Auch würde man bei dem Festhalten an einem Konditions- reiter auf eine rege Betheiligung in Offizierskreisen nicht gut rechnen können, denn welcher Kavallerist würde sich wohl gern an eine derartige Leistung heranwagen, deren Entscheidung von der Aussicht abhinge, von einer Kommission auf die Kondition seines Pferdes geprüft zu werden, da jeder Reiter aus Erfahrung weiss, mit welchen Schwierigkeiten eine derartige Beurtheilung ver- knüpft ist und er in den meisten Fällen kaum selbst die Kondition seines Thieres beurtheilen kann. Als nach längeren Berathungen die Endpunkte Berlin-Wien als festgelegt zu betrachten waren, kam man auf deutscher Seite auch bald zu der Ueberzeugung, dass von einem Rennen auf 600 Kilometer keine Rede sein könne. Es entstand nunmehr jene Proposition, welche über die Aus- führung des Rittes keinerlei Zweifel Hess, der sich in dem Raiinien bewegte, der eine allgemeine grosse Betheiligung erwarten Hess und der auch der nationalen Seite Rechnung trug. Der amtliche Wortlaut derselben war foluender: 22 '^< % Proposition für den Distanzritt von Wien nach Berlin beziehungsweise von Berlin nach Wien. ffen für aktive Offiziere der deutschen und österreichisch- ungarischen Armeen, zu reiten ohne Gewichtsausgleichung auf Pferden aller Länder im Besitze solcher Offiziere. Ehrenpreis Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich, Königs von Ungarn, für den siegenden Reiter der deutschen Armee. Ehren- preis Sr. Majestät des Kaisers von Deutschland, Königs von Preussen für den siegenden Reiter der österreichisch -ungarischen Armee. Es erhalten ferner: Dasjenige Pferd, welches den Weg in der kürzesten Zeit zurücklegt 20 000 Mark, das 2. Pferd 10 000 Mark, „3. „ ...... 6000 „ „4. „ 4 500 „ „5. „ 3 500 „ „6 2500 „ „7. „ 1500 „ Die Einzahlungen erhalten zu weiteren Preisen Verwendung, so dass mindestens das 10. Pferd noch einen Prei^ erhält. Ausser diesen Preisen erhält je 1 Pferd von den von Berlin, wie von den von Wien startenden Pferden, welches sich nach Be- endigung des Rittes in der besten Kondition befindet, noch einen Geldpreis, welcher sich nach der Höhe der eingegangenen Gelder richtet. Nur Pferde, welche zur Zurücklegung des Weges nicht mehr als 24 Stunden über die Zeit, deren der Sieger dazu bedurfte, gebraucht haben, sind zu dieser Konkurrenz zugelassen; bei todtem 23 ^^'K: Rennen werden die Geldpreise getheilt, über die Zuwendung des Ehrenpreises entscheidet das Loos. Der Ritt geht von Berlin nach Wien, beziehungsweise von Wien nach Berlin; die Wahl des Weges bleibt den Reitern überlassen. Die Reiter haben den Weg, auf dem genannten Pferde reitend oder dasselbe führend, zurück zu legen. Führpferde oder Pferde- wärter zu Pferde sind ausgeschlossen, jedoch ist das Mitnehmen von Pferdewärtern auf andere Art gestattet. Der Ritt beginnt am 1. Oktober 1892. Es wird successive einzeln oder in Gruppen gestartet und die Reihenfolge der Starts durch das Loos entschieden. Wünschen mehrere Theilnehmer in einer Gruppe vereint zu starten, so haben sie dies unter Namensangabe der Einzelnen bis 24. September dem eigenen Komitee anzuzeigen. Dem Reiter oder jeder Gfruppe wird die ausgelooste Startzeit rechtzeitig mitgetheilt. Die Starts erfolgen in der Zeit vor 12 Uhr Mittags, der Zeit- raum zwischen den einzelnen Starts und ob dieselben an einem Tage erfolgen werden, hängt von der Zahl der Theilnehmer ab. Die Dauer des Rittes wird nach mitteleuropäischer Zeit be- rechnet werden. Giebt ein Reiter seinen Ritt unterwegs auf, so hat er hiervon das Komitee in Wien sowohl, als in Berlin telegrapliisch zu benachrichtigen. Jeder Reiter hat, 10 bis 15 Meilen vom Endziele angelangt, das Komitee der betreffenden Endstation von dem ungefähren Zeit- punkt seiner Ankunft telegraphisch zu benachrichtigen. Die betreffenden Adressen werden den Reitern am Start mit- getheilt. Als Startpunkt für die Reiter ab Berlin und gleichzeitig als Zielpunkt für die Reiter von Wien wird die 1. Garde -Dragoner- Kaserne (Südportal) Belle-AUiancestrasse in Berlin bezeichnet. Als Startpunkt für die Reiter von Wien und gleichzeitig als Zielpunkt für die Reiter von Berlin wird der Westausgang von 24 Rittmeister Freiherr v. Reitzenstein reitet in Berlin ab. Nach einer Momentaufnahme von M. Ziesler. L. r ""^^^ Floridsdoif und zwar an jcnfan I'unkte, wo dio Korneul)urg- Wionerstrasse .sich mit der P^iscnbuhn kreuzt, bestimmt. Zu unterschreiben bis zum 1. August 1892 unter Angabe des Namens des Nennenden, der Anzahl der Pferde und gleichzeitiger Zahlung von 100 Mark für jedes Pferd; bis zum 1. September 1892 unter genauer Angal)e und Beschreibung der Pferde und gleich- zeitigei' Zahlung von 50 Mark für jedes Pferd; bis zum 24. Sep- tember 1892 sind die Reiter der betreffenden Pferde zu nennen. Alle Nennungen , Einsendungen und Korrespondenzen des Distanzrittes für das Komitee Berlin sind an das Kommando des Regiments der Uardes du Korps in Potsdam zu richten. Alle Nennungen , Einsendungen und Korrespondenzen des Distanzrittes für das Komitee Wien sind an das Kommando des k. und k. Militär-Reitlehrer-Institutes in Wien zu richten. Unterzeichnet war die Proposition eigenhändig von den beiden Komitees zu licriin und Wien. Das Komitee Berlin: V. Krosigk m. |). fJeiieral - Mputcniint. Freiherr v. Bissing ni. p. Oll.TSt. Graf Szöchöny m. p. Sekretär der k. u. k. Botschaft Freiherr v. Steininger m. k. II. k. ()biM>t. Graf Bismarck m. p. Major ii. I). V. Schmidt-Pauli m. ]>. Major. V. Koller m. ]>. Rittmeii-ter. Freiherr v. Esebek m. ]>. Kittmei.stcr. V. Keszycki m. ji. Hittmeihler. Ernst Günther m. \>. Herzog zu Schlegwig-llolsteiii. Jl Das Komitee Wien: ( V. Kolosvdry m. p. Mftjor. V. Böhm-Ermoli in. ]>. Major. Freiherr v. Baumgarten m. j) Oberst - l,ipul<;niint. Graf Kälnoky m. [>. f)l>erst. Krauchenberg in. p. Ol.erst. Graf Auersperg ni. ]). ohernt. Freiherr v. Krauss m. p. OlxMSt. Ritter v. Bordolo m. ].. Oerieral-Major. Freiherr v. Bothmer m. j). (ieiH-ral-Major. V. Deines m. p. Oberst und Militär- Attache bei der kais deutschen liotschaft. Freiherr v. Gagern m. p. Feldmarschall -Lieutenant. '4 -:^- ^A Auf Grund dieser Proposition erfolf^ton die Nennungen: Am 1. August 1892: Aus dem Deutschen Reiche von . . . 145 Konkurrenten. „ Oesterreich-Ungarn von 133 „ Am 1. September 1892: Von deutscher Seite für 130 Pferde. ^ österr.-ungar. Seite für 121 „ Am 24. September 1892: Von Deutschland 115 Reiter. „ Oesterreich-Ungarn 109 „ Seit Juni waren die Vorbereitungen zur Ausführung dieses Massen-Distanzrittes, wie er bisher noch nicht erlebt worden ist, im Gange. Bei den in neuerer Zeit unternommenen Ritten auf weite Entfernungen handelte es sich gewöhnlich nicht um Konkurrenz- kämpfe, und demzufolge spielte die Schnelligkeit, mit welcher die vorgenommenen Strecken zurückgelegt wurden, nicht die Haupt- rolle, sondern die Gesammtleistung von Reiter und Pferd als solche. Bei dem Distanzritt von Berlin nach Wien und umgekehrt galt es einen etwa 82 bis 84 Meilen langen Weg in grösster Schnelligkeit mit demselben Pferde ohne Ruhetage zurück- zulegen. Der Wettkampf war ausserdem verschärft durch die Be- stimmung, dass nur diejenigen Offiziere Anspruch auf die Geld- preise von 500 bis 20 000 Mark haben könnten, welche den Weg in nicht länger als sechs Tagen zurücklegen, und vor Allem durch die Ehrenpflicht, Alles daran zu setzen, um dem eigenen Heere vor dem fremden den Vorrang zu sichern. Von Berlin aus ritten 91 deutsche Offiziere nach Wien und von Wien 121 österreichisch-ungarische Offiziere nach Berlin. Auf beiden Seiten war selbstverständlich die Kavallerie am stärksten vertreten; doch befanden sich unter den Reitern auch Infanterie- m ® und Schützen-Lieutenants, sogar ein Hauptmann von der Luftschiffe r- Abtheihmg. Nicht nur Berlin und Wien, sondern auch viele andere Kavallerie- Garnisonen beider Staaten waren betheiligt, beiderseits stiegen die berühmtesten militärischen Sportsleute in den Sattel. Das deutsche Kavalleriepferd steht bekanntlich in bestem Rufe, allein die edle Halbblutzucht in Oesterreich -Ungarn i^t älter und hat mindestens so tüchtige Ergebnisse aufzuweisen wie Ostpreussen 5 der Ungar ist überdies ein vorzüglicher Eeiter. Zwar betheiligte sich auch eine stattliche Anzahl von Yollblut- pferden an dem Wettkampf; aber das kavalleristische Literesse war mehr der Entscheidung der Frage zugewandt, ob das österreichisch- ungarische Halbblut vor dem preussischen, oder dieses vor jenem den Vorzug verdiene; d. h. ob innerhalb der Frist von sechs Tagen mehr österreichische oder mehr deutsche Pferde durch's Ziel gehen würden. Begreiflicherweise sahen die Militärbehörden den Ausgang des Wettstreites mit grosser Span- nung entgegen, nicht zum wenigsten auch die beiden Kaiser, welche von Anfang an das Unternehmen billigten und auf alle mögliche Weise förderten. ^ Yon behördlicher Seite war die Bevölkerung der Landstriche, durch welche sich die bunte Kavalkade bewegte, — es durfte nur in Uniform geritten werden — aufgefordert worden, den Offizieren beim Aufsuchen der Quartiere, bei Unterbringung der Pferde und bei anderen Obliegenheiten alle Hilfe angedeihen zu lassen, Zoll- und Cholera - Plackereien unterblieben bei^ Vorzeigung der Startkarte. Der Abgang der Pferde erfolgte von Berlin und Wien am L, 2. und 3. Oktober in der Zeit von Morgens 6 bis 8 Uhr. Jeder Offizier bekam eine Startkarte, in welcher die Zeit des Abrittes und der Ankunft am Endziel genau vermerkt wurde. Abritt und Ankunft wurde an den Startpunkten in Wien und Berlin von einem Richterkollegium überwacht, welches dort in der ^ Mclir/,;ilil MUS (Iciitsclicn und liicf in dci' Mcliiv.ahl iuis (»stoiTcichischcn Offizieren bestand. \on der letzten P^tappe aus nnisste jeder Heiter t(de<:,i'apliiscb die inutliinasslielie Stunde seiner Ankunft anmelden, damit das Ricliterk(ille<;iuni vollzählig zur Stidlo sein konnte. In den näher bei Wien nnd Berlin beleges brauchte, war natürlich Sieger. In Sportkreisen rechnete man vielfach mit der Möglichkeit, dass das Halbblut anf so weite Entfernnng sich als widerstands- fähiger erweisen werde wie das Yollblnt, welches bis jetzt mehr für kui'ze Kraftleistungen, wie bei Pferderennen, ansersehen war. Es fragt sich aber, was in der Zwischenzeit der Trainer zu leisten im Stande war. Die Schwierigkeiten eines solchen Distanzrittes stellt man sich im Publikum viel geringer vor, als sie thatsächlich waren. In der Gangart des Pferdes musste ein ununterbrochener und zwecknn'issigei- Wechsel vorgenommen werden, wenn es befähigt werden sollte, täglich mindestens 14 deutsche Meilen zurückzulegen, bald musste es der Reiter am Zügel führen — wobei er nicht nebetdier fahi-en durfte — , bald musste er dasselbe in g(dindercn odei- stärkeren Trab setzen, gelegentlich Tags über an kurze Ruhe- pausen denken, in der Wahl des Futters vorsichtig sein u. s. w. Hebei'müdete Pferde lehnten oft das Futter ab, andere wehrten sich in fremden Ställen gegen den Nachtschlaf, bis si(> schliesslich umfielen; dazu kam die Belästigung durch den Satteldruck. 30 r Auf dem Wege, welchen die Offiziere einschlugen — eine bestimmte Route war nicht vorgeschrieben — , eilten die Burschen voraus, um an allen Punkten für das Nöthigste zu sorgen, aber mancher Offizier musste gleichwohl noch einen kleinen Futtersack mit sich führen, um Verzögerungen zu vermeiden. Die Reiter selbst mussten auf die grössten Strapazen gefasst sein, die mcässigste und pünktlichste Lebensweise führen. -' Rittmeister Adalbert Stögl, eine kleine gedrungene Gestalt, ist schon ein älterer Offizier, die Anstrengungen des Parforcerittes waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen, man sah es ihm an, dass ihm das Laufen sauer wurde, immerhin machte auch er noch einen guten Eindruck. Sein Pferd, der Schimmelwallach „Schuppa", ist ein verhältniss- miissig kleines, schmächtiges Thier, dem man es kaum ansieht, dass es grössere Anstrengungen hat aushalten können. Der Wallach war stark abgetrieben und sehr beschmutzt, erholte sich aber ver- hältnissmässig bald. Der Abritt von Wien w^'ir am Sonnabend 6 Uhr 35 Minuten erfolgt. Zeit: 81 Stunden 4 Minuten 50 Sekunden. Kurz nach ^\^h Uhr ereignete sich ein kleines Intermezzo. In scharfem Galopp sprengte um 4 Uhr 37 Minuten ein Zivilreiter in das Ziel.- Es war der Brünner Lederwaarenfabrikant Alfred Flesch, der am Freitag früh 61/2 Uhr Wien verlassen hatte. Der Reiter hatte ein vollständig untrainirtes Pferd be- nutzt, das die Tour sehr gut überstanden hatte. Es handelte sich bei dem Ritt um den Austrag einer Wette, die dahin ging, die Differenztour auf untrainirtem Pferd in fünf Tagen zurück- zulegen. Herr Flesch hat die Wette glänzend gewonnen, er hat nur 106 Stunden 7 Minuten, also 13 Stunden 53 Minuten weniger gebraucht. Auf dem Tempelhofer Felde hatte sich inzwischen eine immer gewaltigere Menschenmasse angesammelt. Auch der Land- wirthschaftsminister v. Heyden und General v. Rauch hatten sich vor dem Steuerhause eingefunden. Die Geduld der Neugierigen und der Richter wurde auf eine lange Probe gestellt. Schon nach 5 Uhr sollte der nächste Reiter, der kurz nach 3 Uhr Zossen verlassen, eintreffen, seine Ankunft verzögerte sich ganz erheblich. Um 6 Uhr flammte der auf dem Eiffelthurm angebrachte Scheinwerfer auf. Endlich um 7 Uhr 34 Minuten 36 Sekunden ^:^7'• erschien der siebente Reiter, Oberlieutenant Chaub vom 13. Ulanen- regiment auf der prächtigen Fuchsstute „Lille". Er war am Sonnabend früh 6 Uhr 45 Minuten aus Wien abgeritten, war somit 84 Stunden 49 Minuten 36 Sekunden unter- wegs gewesen. Mit ihm langte der Radfahrer Zeisberg aus Berlin an, der ihm bis Golssen entgegengefahren war und ihn kurz nach 4 Uhr erreicht hatte. Lieutenant Chaub und sein Pferd waren in bester Beschaffenheit. Um 7 Uhr 46 Minuten 21 Sekunden folgte ihm als Achter der Oberlieutenant Buffa von den 6. Dragonern auf dem braunen Wallach „Distanz". Auch hier machten Pferd und Reiter den besten Eindruck. Zeit: 85 Stunden 6 Minuten 27 Sekunden. Um 8 Uhr 6 Minuten 25 Sekunden ging Graf Paar vom 1. Ulanenregiment auf der schwarzbraunen Stute „Ada Duliäh" als Neunter durch's Ziel. Das Pferd lahmte vorn rechts etwas, der Reiter war frisch. Er war 85 Stunden 41 Minuten 25 Sekunden unterwegs. Bis Zossen waren ihm die beiden Berliner Radfahrer Allardt und Koch vom Klub „Wanderer" als Forcemacher entgegengefahren. Für die Nacht wurden noch elf Reiter erwartet. 4 59 U- '^^^ VI. Die Ankunft der ersten Deutschen am Ziel in Wien. Wirkung der telegraphisclien Nachricht über die Aufnahme der österreichischen Offiziere in Berlin. — Schmückung der Zielstrassen. — Prinz Friedrich Leopold von Preussen und Sekondelieutenant Hey!. — Die Wiener Bevölkerung und der Prinz. — Rittmeister v. Tepper-Laski. — Frhr. v. Meyern. — Lieutenant Dietze. — Lieutenant v. Jena. — Die Herren Offiziere, welche den Ritt aufgegeben. — Der Vorsprung des Lieutenants Frhrn. v. Reitzenstein. — Herzog Ernst Günther von Schleswig -Holstein und sein Pferd. — Das Vorführen der Pferde in der Reitschule. — Die Nachricht von der Verunglückung Reitzensteins. — v. Reitzen- stein am Ziel. — Lippspringe's letzte Stunden. 61 r- "fM li-.l*.M)" <^/'j Wim-.. ,ie Kunde von dem Eintreffen und der begeisterten Aufnahme der österreichischen Distanzreiter in Berlin hatte sich mit Blitzesschnelle über ganz Wien ver- breitet und eine grosse Befriedigung hervorgerufen. Die Zielrichter in Floridsdorf erhielten offizielle Bestätigung durch die Mittheilung einer Depesche, welche der Militärkanzlei des Kaisers Franz Josef von den Distanzreitern aus Berlin zu- gegangen vp^ar. Die Stimmung am Ziele in Floridsdorf wurde in Folge dessen freudig gehoben und man beeilte sich dort, die Zurüstungen zum festlichen Empfange der deutschen Distanzreiter zu vollenden. Das Komitee erklärte sich in Permanenz, der Zielpfosten und das Häuschen, in welchem das Komitee sich befand, sowie die Donaubrücke, welche die deutschen Reiter passiren mussten, er- hielten reichen Schmuck von Guirlanden, Reisig 'und Flaggen in den deutschen und österreichischen Farben. In der Nähe des Zieles sammelten sich bereits in der Mittagsstunde grosse Menschenmassen; zahlreiche Offiziere fanden sich zu Fuss und zu Pferde ein. Nicht blos aus Wien, sondern auch aus dessen entfernter Umgebung strömten immer neue Massen nach Floridsdorf. Viele Personen eilten sogar schon in den ersten Nachmittagsstunden westwärts die Strasse entlang (Ion deutschen Offizieren entgegen, aber Stunde auf Stunde ver- rann, oline dass der erste Distanzreiter, wie oft auch sein baldiges Erscheinen durch das Gerücht angekündigt wurde, in Sicht kam. Dafür zirkulirten Nachrichten von bedenklichen Unfällen, die den an der Spitze reitenden Herren zugestossen sein sollten. Das Wetter war prächtig. Bei anbrechender Dunkelheit wurden an den Zielpfosten in Floridsdorf die elektrischen Be- leuchtungsapparate in Thätigkeit gesetzt, die Bogenlampen erhellten den Platz und Lichtwerfer erleuchteten die Strasse auf eine be- trächtliche Strecke. Die Ungeduld der Menge stieg auf's Höchste. Das Erscheinen einiger Hofequipagen wurde als Zeichen des nahen Eintreffens des „Ersten" gedeutet. Man hatte inzwischen die Gewissheit erlangt, dass der „Erste" der Prinz Friedricli Leopold von Preussen sein werde. Um 7 Uhr 45 Minuten verkündeten brausende Hochrufe sein Erscheinen. Im kurzen Trabe passirte er das Ziel und drei Pferdelängen hinter ihm folgte der Sekondelieutenant Heyl. Beide hatten Mühe, ihre etwas erschöpft aussehenden Rosse durch die Menge zu steuern, die das Spalier durchbrochen hatte. Die beiden Reiter wurden von dem Generalinspekteur der Kavallerie, Frhrn. v. Gagern, den deutschen Delegirten, den Mit- gliedern des Koniitee's empfangen und von zahlreichen Offizieren enthusiastisch begrüsst. Der Prinz und sein Begleiter sassen ab unter dem tosenden Jubel der Zuschauer, unter denen sich auch Graf Alexander v. Hartenau, der ehemalige Fürst von Bulgarien, befand, und begaben sich zur Abstattung der Ankunftsmeldung und Beglaubigung ihrer Legitimationskarten in's Komiteelokal. Nach wenigen Minuten rollte Prinz Leopold, den der Ritt nur wenig ermüdet zu haben schien, in einer Hofequipage in die Burg, wo er als Gast des Kaisers sein Absteigequartier nahm. Auf der Fahrt durch die Ringstrasse, sowie bei der Einfahrt in die Hofburg wurde er von dem Publikum lebhaft begrüsst. Der £ M '^•-<>— — '■ : 64 Ein Regentag im Gebirge. Originalzeiohnung von Georg Koch. '^^/i Prinz hatte in Berlin am Sonnabend um 6 Uhr Morg^ens und Sekondelieutenant Heyl dagegen um 7 Uhr 20 Minuten gestartet. Letzterer hat somit den Ritt um 1 Stunde 20 Minuten schneller zurückgelegt als der Prinz, der als der Erste der deutschen Reiter in Wien eintraf. Die Dauer dos Rittes des Prinzen, der als Be- grüssung seines Schwagers, des Kaisers Wilhelm II., die Ernennung zum Oberstlieutenant vorfand, ist eine ausgezeichnete Leistung an und für sich, besonders aber im Hinblick auf das verhältnissmässig hohe Körpergewicht, das der Prinz in den Sattel bringt, und auf das schwere Pferd, das im Vergleich zu kleinen behenden Pferden im Gebirge eine ungemein schwierige Aufgabe zu bewältigen hatte. Als Zweiter folgte, wie oben gesagt, Sekondelieutenant Heyl vom 9. Dragonerregiment, auf der lehmfarbigen englischen Halb- blutstute „Miss Quitting". Brausender Jubel begrüsste ihn, vieltausendstimmige Hoch- und Hurrahrufe erschütterten Minuten lang die Luft. Ein am Ziele befindlich gewesener dritter Hofwagen wurde abbeordert, den Herzog Günther abzuholen, dessen Pferd angeblich unweit Wien zusammengebrochen sein sollte. Rittmeister v. Tepper- Laski vom 3. Husarenregiment, der als Erster erwartet worden war, blieb wegen des schlechten Zustandes seines Pferdes zurück er war Abends noch ungefähr 10 Kilometer von Wien angetroifen worden, wie er sein ermattetes Thier am Zügel führte. Trotz alledem traf der schneidige Reiter Abends 8 Uhr 15 Minuten im Schritt als Dritter am Ziele ein. Yon den weiteren deutschen Distanzreitern traf Lieutenant Frhr. v. Meyern Abends 9 Uhr 7 Minuten, Li'eutenant DJetze 9 Uhr 8 Minuten, Lieutenant v. Jena 10 Uhr 5 Minuten in Wien ein. Einige andere deutsche Offiziere, darunter Rittmeister v. Levetzow, waren bereits signalisirt und wurden von Mitternacht an in Floridsdorf erwartet, Prinz Friedrich Leopold, der mit der ersten Gruppe am Sonn- abend früh 6 Uhr vom Start abgegangen ist, hat in 85 Stunden 35 Minuten den Ritt nach Wien vollendet; Lieutenant Heyl, der =^r ,^y^^M. 67 ^ um 7 Uhr 20 Minuten vom Starter entlassen wurde, liat die Tour innerhalb 84 Stunden 25 Minuten zurückgelegt, also etwa 1 Stunde 10 Minuten weniger gebraucht, als der Prinz. Im Laufe des Montag hatten folgende deutsche Offiziere den Distanzritt aufgegeben: Sekondelieutenant v. Zansen, genannt v. Osten, vom Ulanenregiment 9, Sekondelieutenant Graf Clairon d'Hausonville, vom Dragonerregiment 4, Sekondelieutenant von der Osten, vom Regiment Garde du Corps und Premierlieute- nant V. Unger L, vom Dragonerregiment 18. Die ersten drei Offiziere verliessen zugleich mit dem Prinzen Priedrich Leopold am Sonnabend früh als Erste den Start; in ihrer Begleitung ritt noch Hauptmann Frhr. v. Zandt vom Generalstabe. Das von diesem gerittene Pferd des Hauptmann Frhrn. v. Marschall, „Wander- schwalbe", ist in Altdöbern an Kolik eingegangen, so dass somit von den fünf Reitern der ersten Gruppe nur noch Prinz Friedrich Leopold den Ritt fortgesetzt hat. Yon österreichischen Offizieren hatten am Montag den Ritt aufgegeben: Oberlieutenant Graf Szapary, Oberlieutenant Nagy, Rittmeister Moldauer, Graf Koziebradzki, Lieutenant Baron Decken, Oberlieutenant Bischofshausen, Ober- lieutenant Landgraf Fürstenberg. Am Nachmittag des 5. Oktober trafen weiter ein: um 3 Uhr 40 Minuten Premierlieutenant Müller, abgeritten Sonnabend 9 Uhr 10 Minuten früh; um 3 Uhr 46 Minuten Premierlieutenant Bomsdorf, abgeritten Sonnabend 6 Uhr 20 Minuten früh; um 7 Uhr 35 Minuten der Sonntag früh 6 Uhr 20 Minuten abgerittene Sekondelieutenant Kummer. Reiter und Pferd in bester Verfassung. Das Pferd des Lieutenant Kummer war ein Dienstpferd, welches das Herbst- manöver mitmachte. Ferner gingen durch das Ziel: Lieutenant Graf Holnstein, von den 1. bayer. Ulanen, und die Rittmeister v. Heyden, v. Kramsta und V. Gossler. Der preussische Artillerie -Premierlieutenant Karl Bloch V. Blottnitz musste einige Stunden von Wien wegen Unfähigkeit des Pferdes den Start aufgeben. 68 "x^W^ Mit Spannung sah man bereits um diese Zeit dem Eintreffen des Kürassierlieutenants Frhrn. v. Reitzenstein entgegen, der einen bedeutenden Yorsprung hatte und daher die Möglichkeit vorlag, dass er unter allen Distanzreitern die Strecke Berlin -Wien am schnellsten zurücklegen, demnach auch den Grafen Starhemberg noch übertreffen würde. Frhr. v. Reitzenstein traf, wie die ein- laufenden Meldungen besagten, Nachmittags 1/2^ Uhr in Iglau ein; sein Pferd war ermüdet, aber keineswegs leistungsunfähig. Die Nachrichten, betreffend Starhemberg und Miklös, hatte er bereits erfahren. Nach kurzer Rast brach er wieder auf; er wollte die Nacht durchreiten und pro Stunde 10 Kilometer machen, hoffte somit Morgens 6 Uhr sein Ziel Floridsdorf zu erreichen, womit er Starhemberg im Rekord um zwei Stunden schlagen würde. An demselben Tage, um ^^11 Uhr, langte zu Fuss Sekondelieutenant Hoffmann v. Waldau an; er hatte sein Pferd in Korneuburg zurück- lassen müssen; es wurde ihm aber seitens des Komitees nahegelegt, Nachmittags doch noch den Versuch zu machen, von Korneuburg nach Floridsdorf zu reiten. Mittags 12 Uhr 38 Minuten kam Ritt- meister Poser in flottem Trabe an. Um 1 Uhr 20 Minuten traf Herzog Ernst Günther von Schleswig,- Holstein zu Fusse ein. Der Herzog führte sein Pferd, welches ganz niedergebrochen war, an der Hand. Die Herren von der deutschen Botschaft, welche in Floridsdorf versammelt waren, gingen dem Herzog entgegen ; unter Hochrufen des zahlreicli anwesenden Publi- kums passirte der Herzog das Ziel; er schien nicht sehr ermüdet zu sein. Vormittags fand in der grossen Reitschule, im Beisein der Preisrichter, das Vorführen der gestern Abend und im Laufe der heutigen Nacht eingetroffenen deutschen Pferde mit Rücksicht auf die Prüfung für den Preis, der in Beziehung auf die Ver- fassung der Pferde verliehen wird, statt. Die Pferde machten im Allgemeinen den Eindruck grosser Müdig- keit. Nur das Pferd des Prinzen Friedrich Leopold von Preussen zeigte vorzügliche Haltung und machte einen sehr günstigen Eindruck. J- 4^ Am meisten angegriffen schien das Pferd des Kittmeisters V. Teppcr-Liiski; zwei Pferde waren lahm. Die letzten Stunden des 6. Oktober waren wohl die auf- regendsten des ganzen, grossen Distanzrittes. Die Telegramme der Nacht zum 6. Oktober brachten Stunde um Stunde Nachricht über das Yorwärtsdringen des deutschen Favorit- Reiters, bis plötzlich in der Frühe jede Nachricht ausblieb. ]Mr»tzlich, als die Spannung in Folge der Ungewissheit schon ])einlich wurde, kam ein Berliner Radfahrer, der den Baron Reitzenstein auf dem Ritte begleitet hatte. Er erzählte in höchster Aufregung ziemlich verworren, dass sie zwischen Znaim und Stockerau, bei einer Kreuzung falsch berichtet, den unrechten Weg eingeschlagen hätten, wodurch sie einen grossen Umweg machten. Jetzt müsse Frhr. v. Reitzenstein bis auf 15 Kilometer nahe sein. In wenigen Sekunden flog der Radfahrer auch schon wieder im schärfsten Tempo dem Reiter entgegen. Nun schien es bereits ausgeschlossen, dass Graf Starhemberg noch geschlagen werde, doch sah man noch fortwährend die Uhr in den Händen Aller, bis die Stunde abgelaufen war, in der die Starhemberg'sche Zeit hätte über- boten werden können. Kurze Zeit verging, als plötzlich, wie aus der Luft hergeflogen, die Nachricht laut wurde, Baron Reitzenstein sei verunglückt. Das währte etwa eine halbe Stunde, dann kamen fast gleichzeitig Baron Erlanger zu Pferde und ein Radfahrer und meldeten, dass Baron Reitzenstein Stockerau verlasse und dass er bis auf 4 Kilometer nahe sein müsse, sonn Pferd führend, nachdem er ihm beim Sechs- kilometer-Stein vorübergefahren sei. Ein Dutzend Fiaker fuhren nun dem Reiter entgegen, der plötzlich, doch schneller als man jetzt erwartete, auf der Chaussee trabend, sichtbar wurde, vor ihm der ersterwähnte Radfahrer. Mit stürmischen Hochrufen empfangen, passirte um 9 Uhr 56 Minuten 55 Sekunden Frhr. v. Reitzenstein das Ziel. m^s^ ty^^ Sein erstes Wort zu dem Militärattache, Oberst von Deines, als er den Sattel verlassen, war: „Habe mich leider zuletzt total verritten". Frhr. v. Reitzenstein war am 3. Oktober um 8 Uhr 50 Minuten aus Berlin abgeritten, er brauchte 73 Stunden 6 Minuten 55 Sekunden und blieb damit hinter Starhembergs Rekord um 1 Stunde 34 Minuten zurück, während er die Zeit des Oberst- Lieutenants v. Miklös um 1 Stunde 18 Minuten schlug. Verritten hatte sich der Reiter in der Nähe eines Dorfes Torf. Den hierdurch eingetretenen Zeitverlust gab Baron Reitzenstein auf etwa IY2 Stunden an. Damals war übrigens Hauptmann v. Förster von der Luft- schiifer- Abtheilung noch bei ihm, dessen Pferd jedoch total ver- wundet war. Frhr. v. Reitzenstein zählt zu den besten Rennreitern Deutsch- lands, der oftmals die Pferde des Grafen Stanislaus Eszterhazy bei den Herrenreiten in Deutschland ritt und auch im Jahre 1892 nach Pressburg kam, um des Grafen Eszterhazy „Hermann" in der grossen Pressburger Steeple-Chase zu reiten, die er auch gewann. — Baron Reitzenstein, ein kleiner, sehniger Mann mit scharf- geschnittenem Gesichte, gelblichem Teint, leicht melirtem schwarzen Kopfhaar und schwarzem Schnurrbärtchen, war nach seiner Ankunft in Schweiss gebadet und sehr bleich. Unter den jubelnden Zurufen der Menge begab sich v. Reitzen- stein ins Inspektionszimmer. Das Thier war gleich beim Ziele steif geworden, musste vom Platze geschoben werden und fiel unweit vom 'Ziele kraftlos zu Boden. Seine Flanken waren blutig. Oesterreichische Offiziere labten es mit Cognac — umsonst, das Pferd kam nicht auf die Beine. Als Baron Reitzenstein im Hotel Bristol eintraf, konnten ihm die Kleider, die ganz zerfetzt und mit Blut befleckt waren, welches aus wunden Körperstellen floss, kaum vom Leibe gebracht werden. Einem Besucher machte Baron Reitzenstein interessante Mit- theilungen über seinen Ritt. Seine Stute hat er vor etwa fünf 71 Wochon in Gent in Bclfj^icn nm nur 1500 Franken gekauft; bis zu jener Zeit wurde sie fast nur als Wagenpferd und nur zeitweilig als Reitpferd benützt. Seinem Kennerauge hatte das Thier einmal gefallen und einen Tag vor Nennungsschluss (1. September) kündigte er es für den Distanzritt an. Auf der ganzen Tour Berlin -Wien gab es nirgends ein(! längere Rast als von zwei, höchstens drei Stunden nach je 100 Kilometer. Er ritt durchaus in Trab, in der Nähe von Wien drohte das Pferd umzufallen. Der Reiter, welcher die ganze Tour ohne Sporen und Reitpeitsche, nahm jetzt Sporen und sass. Unter grosser Mühe brachte er die Stute in Trab; so ging's l)is Korneuburg, wo er sie etwa 21/2 Kilometer vor dem Ziele führte. Als das Pferd abermals Miene machte, umzufallen, bestieg er es rasch und brachte es an's Ziel. Im Stalle hatte sich die Stute im Laufe des Nachmittags ziemlich erholt. Sie stand in der Nacht auf und nahm etwas Mohr- rüben und Hafer zu sich. Auch am nächsten Tage frass sie, und es hatte den Anschein, dass sie die Anstrengungen überstehen würde. Am zweiten Tage aber stellte sich Fieber ein, die hinzugezogenen Thierärzte konstatirten Lungenentzündung, an welcher auch die treue Stute, trotz sorgfältigster Pflege, einging. — (Ueber den hochinteressanten Ritt Reitzenstein's bringen wir an einer anderen Stelle des Werkes Ausführlicheres.) y"^ •^^ 72 Zureden hilft. Originalzeichnung von C. Becker. 10 VII. lie näctisten tage am liel in lerlin, Der Andrang des Publikums. — Damenpublikum. — Starhemberg. — Falsche Trainirung unserer Pferde. — Aufgegebene Ritte. — Die einzelnen Reiter. $w^.. 75 ^^^1 ^&^ ^^^^^^.(..J(.^.(.j^y.^,^j^^(W).(.^.^^(w)i.^^j^.^^C^^ '^:f:^:>(:-i(:-:>f.'ifi(.-i(.:fi(.^ ... ... -i. ::fil.:i:(.^i.'ii.:i(::)l.-i(.^. j,.'i(.yi estern, Mittwoch — so erzählt ein Augenzeuge des i? Distanzrittes in einem Briefe — war der An- drang des Publikums auf dem Tempelhofer Felde noch bei weitem grösser, als am Tage vorher, ^N^amentlich die Damenwelt war auf dem vor dem Steuerhäuschen abgesperrten Raum sehr zahlreich vertreten und harrte, trotzdem die Ereignisse in stundenlangen Zwischenräumen ein- traten, mit seltener Ausdauer aus. Hauptsächliches Gesprächsthema bildete der Ritt des Grafen Starhemberg. Der Rekord desselben, 71 Stunden und 20 Minuten, wurde als unübertreffbar bezeichnet. Mit einer nur fünfstündigen Ruhepause durchritt der junge Graf die ganze Distanz, von Iglau ab sogar auf einem halblahmen Pferde. Allerdings haben wir noch einen Kämpen auf dem Wege, auf welchen sich alle unsere Hoffnung stützt und von welchem nach seinem grossartigen Training vielleicht noch eine bessere Leistung zu erwarten ist. Das ist Lieutenant Frhr.^v. Reitzenstein von den 4. Kürassieren. Dass in hiesigen Offizierskreisen über das verhältnissmässig schlechte Abschneiden unserer Reiter grosse Missstimmung herrscht, brauchen wir wohl nicht zu verhehlen. Die Schuld der geringeren Leistungsfähigkeit unserer Thiere wird allgemein dem falschen Training zugeschrieben, der auf verhältnissmässig viel zu langen Ruhepausen basirte. 4 ^l M^ . 77 f Wenn man aber die kleinen Katzen sieht, welche im Aeusseren 7Aim grossen Theil nicht einmal zeigen, wieviel Blut, Knochen und Muskeln sie in sich tragen, so muss man doch sich zu der Ansicht bekehren, dass die Race dort unten im Ungarlande mehr Kraft und Widerstandsfähigkeit besitzt, als die bei uns gezogene und die vom Auslande importirte. Die weiteren Resultate des Nachmittags, welche wiederholt das Eintreffen mehrerer Reiter, ein Mal waren es ihrer sechs, im Zeitraum von wenigen Minuten konstatirten, liefern wohl den deutlichsten Beweis für diese Behauptung. Doch genug von diesen sportlichen Betrachtungen. Im Laufe der nächsten Monate wird das Thema „Distanzritt Berlin -Wien" wohl noch sehr oft diskutirt werden, und es wird wohl mehr als eine Behauptung aufgestellt und vielleicht auch widerlegt werden. In Berlin sind bis jetzt insgesammt 22, in Wien 14 Distanzreiter angekommen. Den Ritt aufgegeben haben w^eiter von österreichischer Seite: Lieutenant v. Jarszyncki, Rittmeister Szegedy, Rittmeister Adzia, Baron Reisky; von deutscher Seite: Lieutenant Bob I (26. Dragoner), Lieutenant v. Sydow II (Garde-Dragoner). Yom Tempelhofer Felde wird der „Sportwelt" berichtet: In kurzer Aufeinanderfolge kamen in den verschiedensten Gangarten, im Trab, Schritt und sogar im schneidigen Galopp am Mittwoch Vormittag gegen 3/^9 Uhr durch 's Ziel: Hauptmann Rohr auf Oberlieutenant Graf Lubienski's Grauschimmel -Wallach „Kapita", Hauptmann Lenz vom Generalstabe auf brauner Stute „Donna V. Furiore", Rittmeister Jovicie vom 15. Ulanenregiment auf Fuchs- Wallach „Juckad V. The Palmer" a. d. Fairy Ring, Lieutenant Höfer auf der Schimmelstute „Minerva", Oberlieutenant v. Reuterzug der 7L Infanterie-Brigade auf Fuchs -Wallach „Amata". Eine sehr gute Leistung, nach derjenigen Graf Starhembergs am meisten hervorzuheben, vollbrachte Lieutenant Franz Ilöfer, der am 2. Oktober um 6 Uhr 5 Minuten in Wien startete. Oberlieutenant Rohr musste seinen Wallach die letzten 50 Kilometer führen. Das 78 Pferd war in sehr schlechtem Zustande, Augen gebrochen, stark abgemagert, anscheinend Kreuzlähme vorhanden. Um 12 Uhr 10 Minuten kamen, von stürmischem Jubel begrüsst, Oberlieutenant Alfred v. Hinke auf der schwarzbraunen Stute „Tücsok" (Start in Wien: 2. Oktober 6 Uhr 35 Minuten) und Oberlieutenant Dominik Muzyka (Start in Wien: 2. Oktober 6 Uhr 45 Minuten) an. Die Zeitdifferenz der beiden Reiter am Ziel betrug etwa IY2 Minuten. Allgemeines Aufsehen erregt die wunderbare Verfassung der österreichischen Pferde. Nach einer mehrstündigen Pause, in welcher das anwesende Publikum wie eine Mauer stand, kam um 2 Uhr 23 Minuten staubbedeckt und auf dem vollständig schweissbedeckten braunen Wallach „Tartar" Oberlieutenant Graf G. Batthyany au. Derselbe war am 2. Oktober um 6 Uhr 15 Minuten in Wien gestartet, sein Rekord ist in Folge dessen 80 Stunden 7 Minuten. Ihm folgte eine Minute später Oberlieutenant Joannovitz vom 14. Husarenregiment, der bereits am 1. Oktober um 3 Uhr 50 Minuten abgeritten war, und zwar auf dem Fuchs -Wallach „Azertis v. Chiftain" aus einer Ostreger Halbblutstute. Er hat also 103 Stunden 28 Minuten gebraucht. Um 2 Uhr 28 Minuten ging Lieutenant Baron Max Kielmannsegg auf der braunen Stute „Miss Queen" durch's Ziel. An dem Reiter war fast kein Stück Zeug mehr ganz. Die Hosen und Rockärmel waren vollständig zerrissen, die Steigbügel mit Hasenfellen umwickelt. Baron Kielmannsegg zeigte einen sehr guten Rekord, da er am 2. Oktober um 6 Uhr 30 Minuten von Wien weggeritten ist. Sein Rekord ist demnach 79 Stunden 58 Minuten. In flottem Trabe langte 3 Uhr 57 Minuten OberUeuteuant Hoffmann vom 14. Husarenregiment auf Fuchs -Wallach „Bucifal V. Lord" a. d. Rokida an. Eine Viertelminute darauf folgte Lieutenant Wilh. v. Schräm auf der braunen Stute „Zanka". 79 Der erste Offizier startete in Wien am 1. Oktober um 6 Uhr 55 Minuten, der zweite am 2. Oktober um 7 Ulir 15 Minuten. Die wunderbare Kondition der Reiter und Pferde erregte immer wieder den Jubel der Bevölkerung, sowie die Anerkennung der versammelten Sportsmen. Im Schritt passirte das Ziel um 4 Uhr 15 Minuten Ober- lieutenant V. Risch (1. Dragonerregiment) auf Fuchs-Hengst „Waska". Risch startete in Wien am 1. Oktober um 6 Uhr 35 Minuten. Um 4 Uhr 15 Minuten galoppirte hier ein Hauptmann Lego (58. Infanterieregiment), der am 1. Oktober um 6 Uhr 15 Minuten in Wien startete, durch's Ziel. Nicht nur der Zustand der hier eingekommenen Pferde, welche zum grossen Theil in hurtigem Trabe das Ziel passirten, ist bew^underungswürdig, sondern ein zweiter Faktor, die enorme Energie der österreichischen Reiter, erregt geradezu Begeisterung. Reiter und Pferd gaben bis zum letzten Moment ihr Bestes her. Einen unbeschreiblichen Jubel erweckte Lieutenant Haller, der im schönsten Kanter durch's Ziel kam. Ihm folgte Lieutenant Redlich in einem sehr scharfen Trabe. Die beiden letzten Reiter hatten ihren Endweg über Zossen genommen. % -i VIII. Am Endziel Floiidsdorf. — Erwartungen. — Die Nacliricht aus HoUabrunn — Der Herzog kommt! — Der Empfang am Ziele. — Die nächsten eintreffenden Keiter — Die Begrüssung derselben. — Der Lichtschimmer in der Ferne. — Lieutenant Kummer. — Die letzten Reiter am zweiten Tage. ^\. 83 ie nächste Umgebung des Endziels bei Florids- dorf war auch Tags darauf das Rendez-vous für viele Tausende, die von Wien gekommen waren, um die ankommenden deutschen Reiter sehen und begrüssen zu können. Schon um die Mittagszeit hatte sich ein ziemlich zahlreiches und sehr distinguirtes Publikum auf dem Platze eingefunden, nachdem es im Laufe des Vormittags bekannt geworden, dass die Ankunft des Herzogs Ernst Günther von Schleswig-Holstein gegen 1 Uhr Mittags erwartet wurde. Man sah die Herren der deutschen Botschaft, zahlreiche Generale, darunter den Korpskommandanten FZM Baron Schönfeld, Offiziere aller Waffen und Mitglieder der Aristokratie und der vornehmen Bürgerschaft. Das Pferd des jungen Herzogs war, wie bekannt, Tags zuvor Nachmittags bei Hollabrunn total niedergebrochen und dem Komitee war bereits die telegraphische Meldung zugekommen, dass der Herzog im letzten Moment doch den Entschluss gefasst, mit seinem Pferde das Endziel zu -erreichen. ^- . 85 Am frühesten Morgen des 6. Oktober brach er aus der Nacht- station auf und führte, zu Fuss gehend, das Thier bis Floridsdorf. Das Pferd, eine in England gezogene Vollblutstute, war total niedergeritten. Das arme Thier konnte nur mühsam die Füsse heben und sie zögernd wieder auf den Boden stellen, weshalb der Herzog das Pferd in der That mit dem Zügel mehr ziehen als führen musste. Die grosse Selbstüberwindung und die moralische Kraft, welche dazu gehörten, um unter solchen Schwierigkeiten das Ziel zu erreichen, erregten die lebhafteste Theilnahme des Publikums, das seinen Empfindungen durch stürmischen Beifall Ausdruck gab. Der Herzog trug die Generalstabsuniform und, offenbar mit Rücksicht auf den gezwungenen Fussmarsch, Schnürschuhe und Ledergamaschen. Mit der rechten Hand führte er sein Pferd, in der linken hielt er einen Reitstock und ein grosses Blumenbouquet. Nachdem er das Ziel durchschritten hatte, übergab er sein Pferd einem Reitknechte, nahm die Begrüssung der offiziellen Persönlichkeiten entgegen und begab sich hierauf in's Komitee- Zimmer, woselbst er nach Ausfertigung seiner Legitimation die Schnürschuhe mit hohen Reiterstiefeln vertauschte. Er nahm noch am Büffet einen Imbiss und fuhr dann in Begleitung eines Generalstabs- Offiziers unserer Armee, der ihm zur Dienstleistung zugetheilt war, nach Wien in die Hofburg. Die nächsten Reiter, welche nach dem Herzog in Floridsdorf eintrafen, waren: Premierlieutenant Müller um 3 Uhr 40 Minuten; derselbe langte im Jagdgalopp am Ziele an. Um 4 Uhr 6 Minuten 20 Sekunden kam Premierlieutenant v. Bomsdorf und um 6 Uhr 20 Minuten 10 Sekunden Sekondelieutenant von Lefort. Alle diese Reiter, welche mit ihren Pferden in ziemlich frischem Zustande "ankamen und von dem mittlerweile massenhaft an- gesammelten Publikum lebhaft und herzlichst begrüsst wurden, ge- hörten zu der ersten, am 1. Oktober von Berlin abgegangenen Gruppe. •x@g^ Gegen 7 Uhr kam die Nachricht, dass der nächste Reiter der Erste sei, welcher von der zweiten, d. i. am 2. Oktober abgelassenen Gruppe, in Floridsdorf eintreffen werde und dass dessen Ankunft in einer halben Stunde zu erwarten sei. Im Publikum hatte diese Mittheilung wieder einige Bewegung hervorgerufen, und mit Spannung wurde die Ankunft des Reiters erwartet. Um 1/28 Uhr sah man in der Ferne den Lichtschimmer, welchen die Laterne eines sich mit grosser Schnelligkeit nähernden Velozi- pedes verbreitete, als Vorboten des ankommenden Reiters, und bald darauf (um 7 Uhr 34 Minuten) ritt ein junger, kaum mehr als zwanzigjähriger Offizier des 15. Husarenregiments im Trab unter stürmischem Beifall der Menge durch's Ziel. Der jugendliche Reiter war der Sekondelieutenant v. Kummer. Er schien frisch und munter, doch sein Pferd lahmte merklich auf einem Fusse, Der Offizier hatte am 2. Oktober um 6 Uhr 20 Minuten den Berliner Start verlassen und war somit nach 85 Stunden 14 Minuten in Floridsdorf eingetroffen. Sein Rekord stand unter den Reitern der ersten Abtheilung nur jenen des Rittmeisters Tepper-Laski (83 Stunden 23 Minuten) und des Premierlieutenants Heyl (84 Stunden 27 Minuten) nach. Weiter trafen im Laufe des Abends in Floridsdorf ein: Um 8 Uhr 28 Minuten Dragonerrittmeister v. Witzleben von der zweiten Gruppe; um 9 Uhr 25 Minuten die Hauptleute V. Lindenau des Füsilierregiments Königin und Frhr. Senft V. Pils ach des 103. Infanterieregiments, Beide von der ersten Gruppe. Graf v. d. Goltz wird um 1 Uhr Nachts hier erwartet. J. 88 .If* ¥ IX. iii iieger mi ik Fmü, Ergebnisse. Die Eeihenfolge der besten Reiter nach ihren Rekords geordnet. — Die Haupt- preise. — Ergebnisse des Rittes, — Ausrüstung der Reiter. — Ausrüstung der Pferde, -r Beschläge. — Füttern. — Tränken, — Zwischenfälle. — Programm für den Ritt. 91 s^ '&"/ m, ielfach glaubte man im Publikum, dass die Preise doppelt vorhanden seien und für jede Partei ge- sondert vertheilt würden. Es war dies keineswegs der Fall. Die Preise waren theilweise durch Nennungen zusammen- gekommen, da jeder Mitreitende 100 Mark setzen musste. Im Ganzen waren, wie wiederholt erwähnt, 42 Preise aus- gesetzt worden, von denen der höchste 20 000 Mark, der niedrigste 5000 Mark betrug. Ausserdem hatten bekanntlich der deutsche Kaiser und der Kaiser von Oesterreich je einen Ehrenpreis gestiftet. Diese wurden über's Kreuz vertheilt, d. h. Kaiser Wilhelm IL beglückte den besten österreichischen Reiter und Kaiser Franz Josef den besten deutschen Reiter. Die 42 anderen Preise aber wurden an die 42 besten Reiter vertheilt, ohne Rücksicht auf die Nationalität. Es wäre also nach den Bestimmungen für den Distanzritt an sich nicht unmöglich gewesen, dass sämmtliche 42 Preise nur an Oester- reicher oder nur an Deutsche gekommen wären. Die Konditionspreise für das Pferd, welches im besten Zu- stande ankommt, waren noch besondere. 93 ^;. _ U --^^ \j Der Uebersicht wegen stellen wir die besten Reiter beider ^ Parteien in der Reihenfolge ihrer Rekords zusammen, wir geben die Namen also in derjenigen Reihenfolge, in welcher die 42 Preise vertheilt wurden. Die deutschen Reiter sind mit einem * bezeichnet. Reihenfolge der besten Reiter. stunden. Minuten Sekunden. 1) Lt. Graf Starhemberg . . . .71 40 — 2) Lt. Frhr. v. Reitzenstein* . . 73 6 55 3) Ob.- Lt. V. Miklos .... 74 24 — 4) Lt. Höfer . . . 74 50 — 5) Hauptm. Förster* 75 14 — 6) Lt. V. Czavossy . 76 7 — 7) Ob.- Lt. Muzyka . 77 26 30 8) Ob.-Lt. V. Hineke 77 35 — 1 9) Lt. Seherber I. . 77 59 — 10) Lt. Schmidt de Földvar . . 78 7 — 11) Lt. Baron M. Kielmannsegg . 79 58 — I 1 12) Ob.-Lt. Graf G. Batthyany . 80 7 — 13) Lt. Scherber II 80 19 — 14) Lt. W. V. Schramm .... 80 42 15 15) Rittmstr. Stögl 81 5 — 16) Ob.-Lt. Baron S. Sardagna . 81 55 — 1 17) Ob.-Lt. Baron v. Wolf . . . 82 8 — 18) Ob.-Lt. Graf G. Yay von Vaja 82 12 — 1 19) Rittmstr. Baron W. Baselli . 82 15 — 20) Lt. Gormass 82 23 — 21) Rittmstr. M. Haller .... 82 45 — 22) Rittmstr. v. Tepper-Laski* . 83 24 20 23) Lt. V. Kummer* 83 50 — 24) Lt. Heyl* . 84 25 27 25) Ob.-Lt. Bufia 85 5 — 1 26) Ob.-Lt. Graf Lubienski . . 85 20 — j 27) Ob.-Lt. Graf Paar .... 85 35 — •1 Ik. ..^1 1 -•- - ^4 ■"""" - stunden. Jlinuten. Sekunden 28) Kittmstr. Pieschel 85 37 — 29) Prinz Friedrich Leopold* .... 85 45 25 30) Ob.-Lt. A. Kreutzer 86 15 — 31) Rittmstr. A. Tarjanyi 86 15 2 32) Rittmstr. Baron E. Unterrichter . . 86 25 — 33) Lt. V. Witzleben* 86 28 2 34) Lt. Dietze* 86 37 50 35) Lt. Frhr. v. Meyern* 86 37 51 36) Rittmstr. Frhr. v. Schuckmann*. .87 9 55 37) Lt. V. Jena II * 87 25 — 38) Lt. Barneltow* 88 5 — 39) Ob.-Lt. Jarmy de Szolnock ... 88 5 — 40) Sek.- Lt. Studenitz* 88 45 — 41) Lt. Zinke* 88 50 — 42) Lt. Graf Clam-Martinitz .... 89 40 — Lieutenant Graf Starhemberg erhielt den Ehrenpreis des Kaisers von Deutschland, die Büste des Kaisers in Silber und 20 000 Mark. Lieutenant Frhr. v. Reitzenstein erhielt den Ehrenpreis des Kaisers von Oesterreich, eine Reiterstatue in Silber und 10 000 Mark. Ausrüstung der Reiter. s machte sieh im Allgemeinen das Bestreben geltend, dem Pferde möglichst wenig todtes Gewicht aufzubürden. Die Adjustirung bestand in Waffenrock (Attila, Uhlanka), grauer Stiefel- hose, Säbel; ein einziger Reiter hatte den Mantel am Pferde. Einige Reiter hatten keine Sporen, Reitstücke waren wenige im Gebrauch, Kartentaschen waren ebenfalls selten zu sehen, Laternen 95 J^T',"-^' •\@^ am Keitor oder an den Steigbügeln befestigt, wurden — als un- praktisch — während des Rittes entfernt. Ein Reiter hatte an Stelle des Vorderzeugringes ein Glühlicht angebracht, welches gute Dienste leistete. Der Akkumulator lag in einer kleinen vorderen Satteltasche, die Brenndauer betrug 6 Stunden, Einem Pferde (kürzlich aus England importirt) hatte der Säbel- ring eine Wunde gescheuert, der Reiter /rüg dann den Säbel ä la Karabinier am Rücken ohne jegliche Beschwerde. Die meisten Reiter benützten den vom militär-geographischen Institute zusammengestellten Kartenstreifen in acht Blättern (Ab- druck der Spezialkarte), einige die von der Berliner „Sportwelt" in Buchform erschienene „Karte für den Distanzritt "•, letztere war analog unseren Marschroutenkarten hergestellt. Ihr Format war sehr handlich (50 Kilometer Weges auf einer Buchseite), beim Verreiten war aber bei dieser Karte eine Orientirung wegen mangelnder Terraineinzeichnung unmöglich. Da in den meisten Fällen die Nächte durchritten wurden, war der Gebrauch der Karten überhaupt (schlechtes Licht, kleiner Druck) sehr eingeschränkt. Als Kuriosum sei erwähnt, dass ein Reiter ohne jede Karte ritt. Derselbe hatte keinen Proberitt gemacht und kannte die Gegend nicht. Dieser Reiter langte im ersten Sechstel der Placirten ein. Ausrüstung der Pferde. auptsächlich wurde der englische Sattel (Pritsche) verwendet, sehr wenige Sättel waren ohne Kniebauschen, vielfach wurden nicht zu dicke Filzunterlagen gebraucht, mehrfach waren auch Sattelunterlagen aus Leder, während Kotzen (Decken) unter dem Sattel nur vereinzelt vorkamen. Yorderzeuge waren sehr spärlich zu sehen. e^^ Oberleutenant Graf Starhemberg (7. österr.-ungar. Husarenregiment). Nach einer Photographie von Karoly Koller. 13 Drücke kamen sehr selten vor. Ein Widerristdruck (sehr schwerer Reiter), einige alte Brandschorfe traten zu Tage, ferner hatten zwei Pferde die Haare an der Sattelstelle abgescheuert. Die Zäumung bestand zur grösseren Hälfte aus Stange mit Trense, ein kleiner Theil hatte Pelhams. Ziemlich viele Pferde wurden auf Wischzauni geritten. Letztere Zäumungsart war für die Reiter recht unangenehm, da die müde werdenden Pferde sich stark in die Hand legten, ferner war beim Stolpern der Pferde das Hin- schlagen schwer zu verhüten. Alle Pferde hatten Halftern unter dem Zaume, und zwar selten Marschhalftern, sondern meist massive Stallhalftern. Bei einzelnen war das Grebiss an der Halfter befestigt. Ein grosser Theil der Pferde war bandagirt oder hatte Streif- leder und dergleichen. Diese Mittel, von Hause aus benützt, brachten zumeist Schaden. Die Bandagen wurden nach einem Regen oder nach Tränken in fliessendem Wasser glashart und schnitten die Haut durch. Häufig wurde durch vorgenannte Hilfsmittel die Blut- zirkulation gestört und manche Sehnenentzündung hervorgerufen. Bei der Länge des Weges und Schnelligkeit der Fortbewegung erwies sich das Gehen der Pferde mit blanken Beinen als das Zweck- entsprechendste. — .-«,•..-. — Beschläge. er weitaus grössere Theil der österreichisch -ungarischen Reiter bediente sich bei diesem Ritte des Stahlbeschlages, sei es, dass die Hufeisen ganz aus Stahl hergestellt waren, sei es, dass nur an dem Zehentheile eine Stahlplatte eingeschweisst war. Die ganz aus Stahl hergestellten Hufeisen erwiesen sich als die zweckdienlichsten, jene aus gewöhnlichem Eisen mit Stahlplatte als weniger gut, zusammengeschweisste Hufeisen aus Stahl- und Eisenstäben als die mindest brauchbaren. Je nach Bau und Gang wurden Pantoffel- oder Stolleneisen aufgeschlagen. Die Abnützung des Stahlbeschlages war eine minimale, die Haltbarkeit eine derart grosse, dass einzelne Reiter Mitte November 99 '\> 1. die Yorstellimg der bayerischen Offiziere durch Grafen Bray, jene der sächsischen durch Grafen Wallwitz. Dies dauerte fast eine Stunde, und Wcährend dieser Zeit sprach der Kaiser zumeist selbst und war unermüdlich in den Anfragen, die er an jeden der Offiziererichtete. Man erkannte, wenn dieselben abtraten, wie erfreut sie über die Worte des Kaisers waren. Nachdem die Vorstellung der deutschen Offiziere beendet war, sprach der Kaiser noch eine Zeit lang mit dem Prinzen Ratibor und wendete sich dann der Gruppe der österreichischen Generale und Offiziere zu und richtete an mehrere derselben Ansprachen. Besonders lange konversirte der Kaiser mit dem erst Tags zuvor aus Budapest in Wien eingetroffenen Reichskriegsminister FZM Baron Bauer. Hierauf wendete sich der Kaiser dem Artillerie-Oberstlieutenant V. Petzer vom Militär -Reitlehrer -Institut zu. Inzwischen hatten sich die Erzherzöge Albrecht, Wilhelm, Karl Ludwig und Friedrich viele der deutschen Offiziere vor- stellen lassen und es entwickelte sich auch bald eine lebhafte Konversation zwischen diesen und den österreichischen Generalen und Offizieren. Um 1/2 10 Uhr verliess der Kaiser mit den Erzherzögen und Prinzen den Zeremoniensaal und auch die militärische Gesellschaft begab sich in die anstossenden Appartements, wo für die Gäste Büffets aufgestellt waren. ■ ^^^^ b) Auf der Holitscher Jagd und im Staatsgestüt zu Kisber. ie Jagd, an welcher die deutschen* Offiziere in Holitsch Theil nahmen, war eine Parforcejagd auf Hirsche mit der Meute, welche dort für die Frequentanten des Militär- Reitlehrer- Instituts gehalten wurde. Dieselbe verlief ungemein anregend und animirt, obgleich die Meute in Folge des trockenen Wetters schwer die Fährte des Hirsches fand. 111 f '4 Die Jagdgenossen, es waren mehr als hundert, fuhren um 6 l'hr von Wien ab und trafen gegen ^o^ Uhr in Holitsch ein, wo zuerst ein ausgiebiges Frühstück eingenommen wurde. Der Galopp dauerte mehr als anderthalb Stunden, und es gab eine grosse Anzahl von Hindernissen, bei denen denn auch mehrere Reiter zu Fall kamen. Herzog Günther von Schleswig- Holstein, der ein vorzügliches Pferd aus den Holitscher Ställen ritt, blieb während der ganzen Jagd unter der Führung des Obersten Grafen Au er sp erg. Nach der Jagd w'urde noch ein Lunch in Holitsch eingenommen, und bei der Rückfahrt waren die Jäger so müde, dass Viele von ihnen die Heimreise schlafend ausführten. Mittelst Separatzuges der Staatsbahn kamen Mittags ungefähr sechzig deutsche Offiziere, geführt vom Wiener Komitee und dem General-Kavallerie-Inspektor FML Frhrn. v. Gagern, in Kisber an. Die Herren besichtigten vorerst das Innere des Staatsgestütes, sodann die einzelnen auf den Puszten zerstreut liegenden Fohlenhöfe. Mit einem Diner im Schlossgebäude schloss die Besichtigung, worauf sich die deutschen Offiziere wieder nach Wien zurück- begaben, wo sie um 12 1/2 Uhr Nachts anlangten. c) Die Stallparade im Hofstallgebäude. in Schauspiel wurde den deutschen Offizieren in Wien geboten, welches nur vor ausgezeichneten Gästen des Hofes veranstaltet wird und als eine ganz besondere Sehenswürdigkeit Wiens doch vielen Wienern selbst unbekannt ist — nämlich eine sogenannte „Stallparade", wie der althergebrachte Ausdruck dafür lautet. Im Ilofstallgebäude vor dem Burgthor wurde eine Auswahl der Reitpferde und der Hofwagen mit Bespannung den deutschen Gästen vorgeführt, für welche als Kavalleristen und Sportsmen dieser in seiner Art einzige Anblick von höchstem Interesse war. Premierlieutenant Frhr. v. Reitzenstein (4. preuss. Kürassierregiment. Nach einer Photographie von H. Schnaebeli in Berlin. 16 Auch Erzherzog Karl Ludwig und Erzherzogin Marie Therese mit dem Erzherzog Ferdinand wohnten dem anziehenden Schauspiele bei, und die Thore des Hofstallgebäudes waren gasthch für Jedermann geöffnet, doch machte das Pubhkum nicht sehr zahlreich davon Gebrauch, da die Abhaltung der „Stallparade" nicht öffentlich bekannt gegeben worden war. Die deutschen Offiziere, die nach 9 Uhr gefahren kamen, wurden im grossen Hofe von dem Oberststallmeister GM Prinzen Rudolph Liechtenstein, dem ersten Stallmeister Oberst v. Berzeviezy und dem Kanzleidirektor des Oberststallmeisteramtes, Hofrath Au er, empfangen und zunächst in die Campagne- Reitschule geleitet. Die Erzherzogin Marie Therese mit dem Erzherzog Karl Ludwig und Erzherzog Ferdinand hatten in der Loge auf der Galerie der Campagne -Reitschule schon lange Platz genommen, ehe die deutschen Offiziere so weit versammelt waren, dass mit dem Vorreiten der Pferde begonnen werden konnte. Die beiden Galerien der Reitschule waren dicht besetzt, die obere sowie auch die Estrade darunter von den deutschen Offizieren. Die vier Eingänge der Reitschule waren je mit zwei schwarzgelben, an vergoldeten, mit Kronen geschmückten Stangen befestigten Fahnen verhängt, welche den einzigen Farbenschmuck des sonst im reinsten Weiss gehaltenen riesigen Raumes bildeten. Es wurden zuerst von Bereitern die Leibpferde des Kaisers vorgeführt, welche von den Kenneraugen der deutschen Reiter- offiziere viel bewundert wurden. In vier Abtheilungen wurden die Leib- und Suitepferde unter der gespannten Aufmerksamkeit der sachverständigen Zuschauer vorgeritten. Die eigenthümliche Stille der Reitschule ward nur unter- brochen durch den Ruf des ersten Vorreiters, der die Befehle ertheilte: „Trab! Kurzer Galopp! Grosse Tour! Wechselt! Zur Reitschule hinaus!" Die prächtig geschulten Pferde, die alle Gang- arten präcis ausführten, boten mit ihren atlasglänzenden Schenkeln und den korrekt ausgestatteten Bereitern einen wunderschönen Anblick. ^X. ,y^ ,^P 4 Den ersten Toast sprach der Korpskommandant FZM Frhr. V. Schönfeld. Er sagte: „In Vertretung des Reichs-Kriegsministers, welcher zu seinem lebhaftesten Bedauern durch dringende Amtsgeschäfte verhindert ist, hier den Vorsitz zu übernehmen, gebe ich mir die Ehre, Sie hiermit herzlichst zu begrüssen. Es ist uns heute hier vergönnt, Ihnen den kameradschaftlichen Willkommgruss zu entbieten. Mit dem gespanntesten Interesse haben wir beim Distanzritte die Leistungen beider Theile, hüben und drüben, zu welchen alle Waffen ihr Wollen und Können beigetragen haben, verfolgt; mit dem gleichen sympathischen Interesse, mit welchem wir die deutschen Reiter begrüssten, sind auch in der deutschen Reichshauptstadt unsere Offiziere gefeiert worden. Wir sind getragen und durch- drungen von dem Bewusstsein, dass diese gegenseitige Begegnung auch jene Bande fester knüpft, welche durch den Willen unserer a. h. Souveräne und Kriegsherren diese beiden Heere bereits verbindet. Unter Gutheissung unserer Kriegsherren hat dieser Wettkampf stattgefunden und einen glänzenden Abschluss gefunden. Wir sind beglückt durch die a. h. Huld, welche unser Streben gefördert hat, und wir folgen da einem alten Soldatenbrauche, wenn wir uns bei jeder festlichen Gelegenheit Derer erinnern, denen wir unverbrüchlichen Gehorsam geschworen und Treue bis in den Tod. Ich glaube, im Namen der anwesenden Vertreter der k. und k. österreichisch -ungarischen Armee unsere verehrten Kameraden des deutschen Heeres nicht besser ehren zu können, als, indem wir das erste Glas widmen Sr. Majestät dem deutschen Kaiser und König von Preussen Wilhelm IL, des Deutschen Reiches obersten Feldherrn, Ihren Königlichen Majestäten und regierenden Hoheiten, des deutschen Reiches Bundesfürsten. Ihnen Allen ein kräftiges und herz- liches dreifaches Hoch!" (Stürmische Hochrufe ertönten nun und die Kapelle stimmte das „Heil Dir im Siegerkranz" an.) Dann sprach Herzog Günther zu Schleswig-Holstein: 127 •^-« "^^^ „Ich erlaube mir im Namen meiner deutschen Kameraden für die überaus ehrenvollen Worte Eurer Excellenz meinen herz- lichsten Dank zu sagen. Jedem von uns, der den Distanzritt mit- gemacht, wird die liebenswürdige Aufnahme, die er gefunden, sobald er österreichischen Boden betreten, für alle Zeiten lebendig in Erinnerung bleiben. Ich bin überzeugt, dass diese herzliche Aufnahme der deutschen Offiziere in allen deutschen Landen den kräftigsten Wiederhall finden und uns Bundes- genossen noch enger zusammenschliessen wird, als dies bisher der Fall war. Wir können unsere Dankbarkeit nicht besser zum Ausdruck bringen, als indem wir das Glas erheben, um es Sr. Majestät dem Kaiser Franz Joseph zu weihen, der als ein leuchtendes Beispiel aller Tugenden, ganz besonders der mili- tärischen, dasteht. Se. Majestät der Kaiser von Oester reich und Ungarn lebe hoch!" (In stürmischer Weise w^urde auch dieser Trinkspruch akklamirt, während die Klänge der Yolks- hymne ertönten.) Der Generalstabschef FZM Frhr. v. Beck nahm nun das Wort. Er begann: „Es ist ein seltenes Fest, welches uns hier vereint und eine grosse Freude und Ehre für uns, die Herren deutschen Kameraden in unserer Mitte begrüssen zu können. Unsere Freude über Ihren Besuch und unsere Gefühle w^armer Kameradschaft für Sie, meine Herren, sind um so lebhafter, als Sie einer Armee angehören, die mit uns durch enge Bande verknüpft ist, einer Armee, die durch ihre glänzende Tapferkeit höchsten Ruhm und un- bestrittenste Anerkennung erworben hat. Auf diese Armee, die in so glänzender Weise hier vertreten ist, erhebe ich mein Glas. Die tapfere, glorreiche deutsche Armee und ihre An- gehörigen, unsere deutschen Kameraden, sie leben hoch!" — (Der Toast fand jubelnde Akklamation und in herzlichster Weise stiessen die deutschen und die österreichisch -ungarischen Offiziere mit einander an.) ,y(s^ 128 T Oberlieutenant v. Miklös (16. österr.-ungar. Husarenregiment.) Nach einer Photographie von Jul. Braatz in Berlin. 17 Auf diesen Toast erwiderte der deutsche Oberst Freiherr V. Schaky: „Ich sage Ihnen unseren tiefgefühlten und verbindlichsten Dank für Ihre uns hoch ehrende Gesinnung. Ich spreche im Namen sämmtlicher deutscher Offiziere, wenn ich Ihnen sage, dass wir fest entschlossen sind, die treue Kameradschaft aufrecht zu er- halten und das Band zwischen unseren Armeen immer enger zu knüpfen, wie jetzt im friedlichen Wettstreite, ebenso dereinst, wenn unsere a. h. Kriegsherrn zu ernster That rufen sollten. Um diese unsere kameradschaftlichen Gesinnungen zum Ausdrucke zu bringen und zu bekräftigen, bitte ich die deutschen Kameraden, mit mir in den Ruf einzustimmen: „Die glorreiche k. und k. österreichisch-ungarische Armee mit ihren herrlichen Tradi- tionen sie lebe hoch!" (Brausender Beifall folgte diesen Worten und vermengte sich mit den Klängen des Radetzkymarsches.) FML Frhr. v. Gagern pries dann in kernigen Worten die Leistungen der deutschen Distanzreiter, die ein glänzendes Beispiel von Tüchtigkeit und Energie gegeben hätten und sagte: „Wir freuen uns, Sie hier Aug' in Aug' zu sehen und Sie durch mehrere Tage kennen gelernt zu haben, der Kitt wahrer Waffenbruder- schaft wird hierdurch nur fester werden. Wir sind berufen, einst Schulter an Schulter zu marschiren, um mit vereinten Kräften, wenn der Himmel uns gnädig ist, den Feind zu schlagen und ihn zu zermalmen". Frhr. v. Gagern erhob sein Glas auf den Prinzen Friedrich Leopold von Preussen, den Herzog Günther zu Schleswig- Holstein, den Premierlieutenant Frhrn. V. Reit zenst ein und die übrigen deutschen Distanzreiter. (Hochrufe.) Der deutsche Oberst v. Rothkirch toastete nun auf den General -Kavallerie -Inspektor FML Frhrn. v. Gagern und den Obersten Grafen Auersperg, den Kommandanten des Militär- Reitlehrer-Instituts, der deutsche Militär- Attache Oberst v. Deines auf das Pferd, den treuen Kameraden des Kavalleristen, Oberst 131 ^g^- Graf Geldern auf die Frauen Wiens. Bis nach Mitternacht blieb die Gesellschaft in heiterer Unterhaltung vereint. Eine hübsche Episode des Abends war ein von Frau Eduard Sa eher ausgedachter Scherz, auf den die deutschen Offiziere bereitwilligst eingingen. Frau Sacher hatte ein Tischtuch auf eine grosse Holztafel spannen lassen und in der Mitte eine auf den Distanzritt bezügliche Inschrift und Skizze, zwei Distanzreiter dar- stellend, angebracht. Frau Sacher lud nun die anwesenden deutschen und österreichischen Offiziere ein, ihre Namen auf die breite Bordüre des Tischtuches zu schreiben, zu welchem Zwecke fein gespitzte Bleistifte bereit lagen. Mit heiterer Bereitwilligkeit kamen die Herren dieser Einladung nach. Ringsumher schmücken nun die sämmtlichen Unterschriften der Distanzreiter und des Komitee's — alle kühn und charakteristisch, wie es sich für Reiter- offiziere ziemt — die Bordüre des Tischtuches. Frau Sacher wird diese Unterschriften in verschiedenen Farben genau nach den Schriftzügen sticken und dürfte voraussichtlich um dieses dauernde Andenken an den Distanzritt vielfach beneidet werden. 132 1. XL leim Impfang des deufscliGn laisers. Am Nordbahnhof. — Auf der Strasse. — Kaiser Franz Josef. — Die deutschen Offiziere am Bahnhof. — Das bunte Bild der Uniformen. — Der Kaiser kommt! — Herzliche Begrüssung der Monarchen. — Reitzensteins Ernennung. — Abfahrt der beiden Kaiser. ,,^^<^^ 13(1 ^27)r<^ci/^c? Oberlieutenant v. Miklos braune Stute Marcsa. Nach Photographie gezeichnet von E. Köberle. 18 *^^^ die Eeiteroffiziere hatten die glänzenden Stulpenstiefel, die Kürassiere \ die knappen weissen Lederhosen angelegt; die Hola wurde durch die Feldbinden und durch die Cartouchen der Ulanen und Husaren vervollständigt. Die Ulanen trugen heute auch die Uniformen mit dem breiten weissen, rothen oder gelben Brustlatz. Der Botschafter Prinz Reuss trug die preussische Greneralsuniform mit dem Bande des Ordens der Eisernen Krone, Prinz R atibor die Dragoner- uniform und Prinz Lichnowsky die rothe Garde-Husarenuniform. Besonders bewundert wurden die Gardes- du -Corps in ihrer romantisch-ritterlichen Erscheinung und die rothen Husaren in ihrer Farbenpracht. Graf Gelder n-Egmond, der Oberst des ersten Leibhusarenregiments, eine echte Reitergestalt, trug die schwarze mit Silber verschnürte Uniform dieses Regiments und am Kaipak den grossen silbernen Todtenkopf; diesen eigenthümlichen historischen Schmuck sah man auch an den Kaipaks noch mehrerer deutscher Husarenoffiziere. Premierlieutenant Frhr. v. Reitz enstein trug die weisse Kürassieruniform. Die deutschen Offiziere stellten sich in einer langen Reihe auf dem Perron auf, zuerst die Preussen, dann gegen den rechten Flügel zu Bayern, Sachsen und Württemberger. Kaiser Franz Josef fuhr wenige Minuten nach Y2I2 Uhr vor dem Bahnhofe vor, begab sich sofort in den Hofwartesalon, begrüsste dort die Herren Erzherzöge und Würdenträger, reichte mit einigen verbindlichen Worten dem Prinzen Reuss die Hand und schritt sodann, gefolgt von den Herren Erzherzögen, auf den Perron. Unter den Klängen der Yolkshymne schritt der Kaiser die Front der Ehrenkompagnie ab und unterhielt sich hierauf mit den zum Empfange erschienenen Herren. Hierbei wurden auch mehrere deutsche Offiziere, darunter Premierlieutenant v. Reitzenstein, durch Ansprachen ausgezeichnet. Fünf Minuten vor 12 Uhr fuhr der deutsche Hofzug in die Halle ein. Die Kapelle intonirte das „Heil Dir im Siegerkranz", die österreichischen und deutschen Generale und Offiziere salutirten. Man sah Kaiser Wilhelm in der Obersten -Uniform seines öster- r r reichischen Hiisarenregiments mit dem grünen Bande des Stephans- ordens am Fenster des Salonwagens stehen, in strammer Haltung und die Hand salutirend am Kaipak. Als der Zug hielt, verliess Kaiser Wilhelm das Coupe und eilte auf Kaiser Franz Josef zu; die beiden Kaiser umarmten und küssten einander zweimal. Hierauf um- armte und küsste der deutsche Kaiser Erzherzog Karl Ludwig, sowie dessen beide Söhne und reichte dann den übrigen Erzherzögen die Hand. Nachdem die Vorstellung der österreichischen Generale und Würdenträger erfolgt war, schritt Kaiser Wilhelm, begleitet vom Botschafter Prinzen Reuss und dem Flügel- Adjutanten Oberst V, Kessel, die Front der deutschen Offiziere ab, die salutirend dastanden. Der Kaiser begrüsste seine Offiziere mit sichtlicher Freude und richtete an mehrere derselben längere An- sprachen. Einer der Ersten, an den er sich wendete, war Premier- lieutenant Frhr. v. Reitzenstein. Kaiser Wilhelm sagte zu ihm: „Ich spreche Ihnen meine vollste Anerkennung aus; es freut mich, Sie bei meiner Ankunft hier zu sehen und Ihnen mittheilen zu können, dass ich Sie zum Ritt- meister ernannt habe". Nachdem er die ganze Front abgeschritten hatte, verfügte sich Kaiser Wilhelm in den Hofsalon, woselbst er die Vorstellung und Begrüssung der ihm zur Dienstleistung zugetheilten Herren, dann des Bürgermeisters, Statthalters und Polizeipräsidenten entgegennahm. Mit dem Bürgermeister Dr. Prix sprach Kaiser Wilhelm über die günstigen Gesundheits Verhältnisse von Wien und Berlin, wobei er sich über die sanitären Einrichtungen in Wien sehr lobend aussprach. Hierauf bestiegen die beiden Kaiser den offenen Wagen und wurden, als sie aus dem Bahnhofe fuhren, vom Publikum alsbald mit stürmischen Hochrufen begrüsst. t^ r= 140 XII. »k Fiilliglkdlii ii IriJi, a) Die Liebesmahle in Potsdam. Eintreffen der österreichischen Distanzreiter. — Vorführung der Remonten. — Die Offizierstafeln. — Der Toast des Oberst v. Bissing und des Oberst Schaff- gotsch. — Beim 1. Garderegiment z. F. — b) Besichtigung der österreichischen Pferde. In der neuen Reitbahn des Berliner Tattersalls. — 30 Distanzreiter. — v. Miklös und Graf Starheniberg. — Yertheilung der Geldpreise. c) Die Parforcejagd im Grunewald. Die Berliner im Grunewald. — Eintreffen der Reiter. — Die Jafi^d selbst. — Halali d) Die Tafel im Neuen Palais. In der Jaspisgallerie. — Der Kaiser. — Das Geschenk Kaiser Wilhelms. — Musik auf der Terrasse. — Auf das Wohl des Kaisers Franz Josef. — Zapfenstreich. e) Das Rennen zu Westend. Abfahrt vom Kaiserhof. — Begrüssung durch den Generalmajor v. Podbielski. — Die einzelnen Rennen. — Starhemberg im Mittelpunkt. f) Die Liebesmahle bei dem Gardekürassier- und 2. Dragonerregiment. Ehrenaäste des Mahles. Begrüssung durch Prinz Reuss Nationalhymne. Die deutsche -^-' ^ wi ^ L 142 w. -Mz- : O ^ O = O = 'tm'M : O = O = O : ^::^^ ,^^^.^ ^V.^' ?^.i OÄ M^^ 71V a) Die Liebesmahle in Potsdam. lie österreichischen Distanzreiter trafen als Graste der Offizierkorps des 1. Garderegiments z. F. und der Gardes-du-Corps am 7. Oktober Nachmittags 31/2 Uhr auf dem Bahnhof in Potsdam ein, empfangen von den Offizieren der genannten Regimenter. Sie wurden direkt vom Bahnhof durch die Stadt Potsdam, von deren Bevölkerung sie sympathisch begrüsst wurden, nach der Kaserne der dritten Eskadron der Gardes-du-Corps vor dem Branden- burger Thor geleitet. Hier empfing sie der Kommandeur des Regiments, Flügel- adjutant und Oberst Frhr. v. Bis sing, umgeben von den Offizieren des Regiments, und lud sie zu einer Besichtigung der jungen und alten Remonten des Regiments ein. Die Besichtigung fand auf dem Reitplatz hinter der Kaserne der dritten Eskadron statt. Die jungen Remonten wurden von Mannschaften in Mützen vorgeführt, die älteren Abtheilungen von Mannschaften im Ordonnanz- anzuge. Zuletzt wurde den Gästen eine Abtheilung der Gardes-du-Corps feldmarschmässig und im Paradeanzug in gelben und schwarzen Kürassen gezeigt. Die österreichischen Herren interessiren sich lebhaft für das Yorgeführte, namentlich erregte das Aussehen der Mannschaften 143 i^' ... ^i ^ und das Pferdematerial ihre Adjustirung, sowie die kavalleristische • Durchbildung Beider allgemeine Bewunderung. Die jüngsten Re- monten wurden ihnen au der Hand ohne Reiter vorgeführt. Die Offizierkorps der betheiligten Regimenter theilten sich in die österreichischen Gäste. Der eine Theil speiste in der Speiseanstalt des 0 f f izier- korps der Gardes-du-Corps, der andere beim 1. Garde- regiment z. F. Veranlasst durch einen Umbau des Regimentshauses in der Mammonstrasse, hat seit diesem Sommer das Offizierkorps dieses Infanterieregimentes seine Speiseanstalt nach dem Zivilkasino in der Waisenstrasse verlegen müssen, und hier in den noch von Schinkel erbauten herrlichen Sälen bewirthete es auch die öster- reichischen Kameraden. Der andere Theil der Gäste bei den Gardes-du-Corps war darin glücklicher. Die alte Speiseanstalt der Offiziere am Keller- thor ist vor mehreren Jahren umgebaut und vollständig neu ein- gerichtet worden, wobei die Kleinodien des Regiments in Bildern, Büsten, in Geschenken der allerhöchsten Chefs zu neuer glänzender Erscheinung kamen. Die Tafel war in dem grossen Speisesaal errichtet, der mit den Wappen sämmtlicher Offiziere, von der Stiftung des Regiments an, geziert ist. Auf der Tafel erhob sich all das Silbergeräth, an dem das Offizierkorps so reich ist — Geschenke aus königlicher Hand, Geschenke auch von früheren Offizieren. Die schönsten Stücke sind die grossen silbernen Bowlen in Form der Kesselpauken des Regiments mit den silbernen Gehängen, welche der hochselige Kaiser Wilhelm in seinen letzten Lebensjahren dem Offizierkorps des Regiments zum Geschenk gemacht hatte. Um die Tafel reihten sich in bunter Reihe die direkten Vor- gesetzten des Regiments, die Herren des Komitees, an ihrer Spitze Generallieutenant v. Krosigk, der Führer der fremden Offiziere, Rittmeister v. Keszycki, und sämmtliche Offiziere des Regiments. 144 Lieutenant nöfer.(ll. österr.-ungar. Dragonerregiment.) Nach einer Photographie von J. C. Hodek in Krems a. D. 19 Die Stimmung-, befördert von den schmetternden Rhythmen des Trorapeterchors, in dessen Programm österreichische Märsche und Lieder vertreten waren, ging während der Tafel hoch und erreichte ihren höchsten Grad, als Oberst Frhr. v. Bissin g sich erhob und den ersten Trinkspruch auf Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef ausbrachte. Es sei eine Gepflogenheit in diesen Räumen des Kasinos des nunmehr länger als 150 Jahre bestehenden Regiments der Gardes- du- Corps, dass allein der jeweilige Kommandeur dem Kaiser und König, zugleich dem erlauchten Chef des Regiments, ein Hoch aus- bringen dürfe; mit diesem Hoch wolle er jenes auf den verbündeten Monarchen des Kaisers und Königs, Se. Majestät den Kaiser von Oester reich und König von Ungarn, vereinen. Beiden Monarchen sei zu verdanken, dass das schneidige kavalleristische Unternehmen des Distanzrittes eine so glänzende Bethätigung gefunden habe. Er freue sich, die österreichisch -ungarischen Herren Kameraden, die eine so ausgezeichnete Tüchtigkeit bewiesen hätten, heute begrüssen zu können. Oberst Frhr. v. Bissing wies weiter auf die Stärkung der Kameradschaft zwischen den beiden Armeen durch den Distanzritt hin und gab in zündenden Worten der festen Zuversicht Ausdruck, dass, wie sich in dieser Friedensübung die Kameradschaft bethätigt habe, dieselbe sich auch im Ernst falle bewähren werde. Für Kaiser und Heer, für Recht und Vaterland, zum Ruhme und zur Ehre gemeinsam zu streiten und, wenn es sein soll, zu sterben. In diesem Sinne bringe er den verbündeten beiden Monarchen, zugleich als den erlauchten Vertretern der Tüchtigkeit und u n a u f- lösbaren Kameradschaft beider Armeen und in diesen Monarchen- den Armeen gleichsam selbst ein dreifaches Hoch! In äusserst sympathischer Weise wurde der Toast von dem unter den anwesenden österreichisch -ungarischen Offizieren im höchsten Range stehenden Offizier, dem Obersten Schaffgotsch be- 147 r •^ antwortet, der auch den Kommandeur und die Offiziere des Regiments Gardes-du-Corps leben Hess. Es lag wohl in dem Anlasse des Mahles, dass in den gegen- seitigen Reden leise politische Anklänge auf gegenseitige Waffen- brüderschaft nicht zu vermeiden waren. Von diesem Geiste war, wie es den Anschein hatte, das ganze Fest beseelt und blieb es auch bis tief in den Abend hinein, wo sich die ganze Gesellschaft mit dem Trompeterchor voran in Bewegung setzte und durch die Strassen der Stadt Potsdam hindurch nach der Speiseanstalt der Offiziere des ersten Garderegiments zu Fuss nach dem Zivilkasino zog, von dessen Dachfirst die schwarz -gelbe Flagge, die öster- reichischen Farben an Seite der preussischen schwarz-weissen wehte. Die grössere Hälfte der österreichischen Distanzroiter — gegen vierzig — war bei dem 1. Garderegiment z. F. zu Gast. Als Stellvertreter des Kommandeurs trank Frhr. v. EgloflFstein auf das Wohl des deutschen Kaisers und seines hohen Verbündeten, des Kaisers Franz Josef von Oesterreich-Ungarn. Nach ihm toastete ein österreichischer Rittmeister auf die deutschen Reiter. Diesem Trinkspruche folgte ein weiterer auf die österreichisch-ungarischen Distanzreiter. In deren Namen antwortete dankend Frhr. v. Steininge r. Diese verschiedenen Trinksprüche hinüber und herüber, besonders zuletzt, als nach der Ankunft der Garde-du-Corps- Gäste neue Büffets errichtet wurden, der Trinkspruch des stellvertretenden Regiments -Kommandeurs Frhrn. v. Egloffstein auf sämmtliche österreichisch - ungarischen Gäste, hatten eine zündende Wirkung und bis tief in den Abend hinein schwang zwischen den An- gehörigen beider verbündeten Armeen Fidelitas ihr Panier. Unendliche Heiterkeit verbreitete ein launiges Gedicht des Hauptmanns v. Helldorf, das nach einer Wiener Melodie bei der Abendtafel gesungen wurde. ^^ 4%'-' 148 b) Besichtigung der österreichischen Pferde. ie Besichtigung der am Distanzritt betheiligt gewesenen österreichisch -ungarischen Pferde hatte ein glänzendes Publikum in der neuen Reitbahn des Berliner Tattersall versammelt. Der Balkon über dem grossen Spiegel war mit einem kost- baren Baldachin überdacht und mit Guirlanden, deutschen und österreichisch-ungarischen Wappenschildern und Flaggen in den Farben der befreundeten Reiche geschmückt. Auch die Büsten der beiden Monarchen, des Kaisers Franz Josef und des Kaisers Wilhelm II. hatten hier auf reichen Postamenten Aufstellung gefunden. Das deutsche Komitee des Distanzrittes Berlin -Wien, an der Spitze die Herren Generale v. K r o s i g k und v. R o s e n b e r g , Oberst v. Bissing und Major Graf Schaf fgots ch, hatte auf der gegenüberliegenden Galerie Platz genommen, die rings umher mit Offizieren aller Waffengattungen und zahlreichen Kavaliers- damen gefüllt war. Punkt 9 Uhr erschienen etwa 30 Reiter auf ihren beim Distanzritt benutzten Pferde in der Bahn, unter ihnen Major Heinrich Edler v. Chitry vom 34. Infanterieregiment, den ihm aus Anlass des gestrigen Hoffestes ver- liehenen Rothen Adler-Orden dritter Klasse auf der Brust, und Herr v. Miklos, während Graf Starhemberg, der eine prächtige braune Stute ritt, sich erst später an der Vor- führung betheiligte. Auch auf seiner Brust prangte eine preussische Dekoration, der Rothe Adler-Orden vierterKlasse, durch den Se. Majestät d erKaiser den kühnen Reiter auszuzeichnen geruhte. Die Herren führten zunächst unter den Klängen der Musik ihre anscheinend wieder vollkommen frischen Thiere in den verschiedenen Gang- arten vor. r m^- • «-Ä V Herr Rittmeister II all er hat denn auch den Konditionspreis von 5000 M. davongetragen. Als hierauf eine Hürde in der Bahn aufgestellt wurde, refusirten die meisten Pferde anfangs, nahmen sie aber schliesslich fast sämmtlich, zum Theil sogar in ausge- zeichneter Weise. Nach Beendigung der Besichtigung, gegen V2IO Uhr, wurden in einem der Yorstandszimmer neben der alten Reitbahn die Geldpreise durch den Vorsitzenden des Komitees, Herrn Oberst v. Bissing, verthcilt und zwar ohne besondere Feierlichkeiten. , . c) Die Parforcejagd im Grunewald. underte von Berlinern hatten sich trotz des trüben Herbst- tages bereits zu früher Morgenstunde um das Jagdschloss Grunewald gelagert. Gegen 1 Uhr klärte sich der Himmel und die ersten Reiter erschienen auf dem abgesperrten Hofe des Jagdschlosses. Auf dem Schlosshofe war unter freiem Himmel die Frühstücks- tafel aufgestellt worden, daneben das Musikchor der Gardeschützen. Die grosse Mehrzahl der theilnehmenden Herren erschien in Uniform, den rothen Frack fand man nur vereinzelt vertreten. Pünktlich um 1 1/4 Uhr erschienen in denselben von Postillonen a la Daumont geführten Mailcoach, die gelegentlich des Rennens auf Westend benutzt worden war, die österreichisch-ungarischen Offiziere, und das Musikchor lieas die St. Hubertusfanfare ertönen. Die Begrüssung der Gäste durch die diesseitigen Offiziere war eine überaus herzliche. Graf Starhemberg hatte den ihm vom Kaiser verliehenen Rothen Adler-Orden angelegt. Während des Frühstücks führte der Oberpiqueur Palm mit den Piqueuren Hermke und Pielemann die aus 25 Koppeln be- stehende Meute unter den Klängen der italienischen Fanfara in den Schlosshof. >(fe^^\. «,/^ Um 2 Uhr schwangen sich 201 Herren und der elfjährige Sohn Otto des Majors v. Mitzlaff in die Sättel. Die ganze malerische Gruppe wurde durch die Photographen Seile undKuntze aus Potsdam aufgenommen und das Feld rückte unter den Klängen der Militär- kapelle „Frisch auf zum fröhlichen Jagen", die Meute voran, im Trabe nach dem Grunewald ab. Es sollte ein vierjähriges Haupt- schwein eingelegt werden. Der Keiler wurde im Jagen 114 angelegt und nahm die Richtung direkt auf die Saubucht zu, schwenkte dann nach rechts ab und durchkreuzte die Jagen 38, 139 und 140. Zehn Minuten nach dem Anlegen des Keilers gab die Meute lang Hals und das Feld folgte in sehr scharfer Gangart. Dicht bei Gadow nahm das Wild die Havel an. Im Wasser wurde der Keiler von dem Ritt- meister V. Klitzing vom Garde-Husarenregiment ausgehoben und der Oberst v. Kotze vom elften österreichischen Husarenregiment gab den Fang. Nach dem Halali vertheilte Graf zu Dohna die Brüche. Fünf Minuten vor vier Uhr war das Feld wieder in den Schlosshof zurückgekehrt. Die Jagd hatte genau vierzig Minuten gedauert. aT d) Die Tafel im Neuen Palais. y^^J^ achdem die Ehrungen für die österreichischen Distanzreiter SbÄJ^'^ von Seiten der Berliner und Potsdamer Regimenter in den 'jS^iSk Tagen, in denen der Kaiser sich in Weimar befand, vor sich gegangen waren, bot sich demselben die einzige Gelegenheit, die österreichischen Herren sehen und begrüssen zu können, bei der Tafel, die den kühnen Reitern zu Ehren im Neuen Palais stattfand. Die österreichischen Offiziere, welche am Mittag schon an der Schleppjagd Theil genommen hatten, fuhren in königlichen Equipagen gegen 6 Uhr im Sandhof vor und traten in die Jaspis- gallerie ein, in der heller Kerzenglanz von den Spiegeln und der Marmor- und Jaspisbekleidung der W^ände strahlend reHektirte. 151 J- Zunächst dem Obersten v. Steininger standen die (ister- reichischen Majors Graf Schaffgotsch und Frhr. v. Baillon, dann weiter im Haken die Oberlieutenants Graf Starhemberg und Miklos, die Lieutenants Höfer, Chavossy und die übrigen Sieger, geordnet nach ihrem Rekord. Um die festgesetzte Stunde erschien vom Muschelsaale her, unter Vortritt des Ober-Hof- und Hausmarschalls Grafen Eulen- burg, Sr. Majestät der Kaiser, mit ihm der Kronprinz und die Prinzen Fritz und Adalbert. Oberst Frhr. v. Steininger übernahm die Vorstellung der österreichischen Herren. Der Kaiser richtete einige Worte an die Herren und reichte jedem der Offiziere die Hand. Ebenso thaten der Kronprinz und die Prinzen Fritz und Adalbert. Lebhaft sprach der Kaiser mit dem Grafen Starhemberg und Herrn v. Miklos, ging die Reihe der Sieger hindurch und wandte sich dann zu den anderen Theilnehmern am Distanzritt. Als der Cercle beendet war, holte der Ober-Hof- und Haus- marschall Graf Eulenburg den Grafen Starhemberg herbei und geleitete ihn zu einem kleinen Tische, der vor dem Kamin stand. Hier war ein Kleinod der Kunst aufgestellt. Auf doppelter Basis von grünlichem und röthlichem Marmor erhob sich auf einem reich in Gold und Silber ornamentirten Postamente die silberne Büste Sr. Majestät des Kaisers in der Uniform des Leib -Garde- Husarenregiments. Am Sockel des im Geschmacke der Renaissance gehaltenen Kunstwerkes war die Widmung eingravirt: „Kaiser Wilhelm dem siegreichen Reiter der österreichisch -ungarischen Armee. Berlin 1892 Wien". Es war der Ehrenpreis, den der Kaiser dem Grafen S t a r h e m b e r g überreichte. Weiter wurde der Graf dadurch geehrt, dass er an der Tafel im Muschelsaale den Platz rechts vom Kaiser erhielt; links vom Kaiser sass sein Kamerad Oberlieutenant v. Miklus. ^ J Lieutenant v. Czavossy's braune Stute Exact. Nach Photographie gezeichnet von E. Köberle. 20 !l I Yon drausson, von der Terrasse, drangen die Töne der Musik, die vom Trompeterchor der Grardes- du -Corps ausgeführt wurde, in den vom funkebiden Gestein und Kerzenpracht blitzenden Muschelsaal. Yon grosser Wirkung auf die Gäste waren die Worte Sr. Maj. des Kaisers. Der hohe Herr begann, sich von seinem Platz er- hebend, damit, seiner Freude über die Anwesenheit der österreichischen Herren Ausdruck zu geben, seiner Freude über die Leistungen, durch die sie sich hervorgethan hätten. Dieser friedliche Wett- bewerb zwischen den beiden Armeen, fuhr Kaiser Wilhelm fort, habe dargethan, was wir von der österreichischen Armee lernen könnten. In dem Grafen Starhemberg werde ein Name gefeiert, der von Alters her mit der Geschichte der österreichischen Monarchie verknüpft sei. Der Sieg des Grafen erfülle ihn mit um so grösserer Genugthuung, als dieser ein Offizier seines österreichischen Regiments sei — ein Husar. Mit besonderer Wärme gedachte der Kaiser seines hohen Verbündeten, des Kaisers Franz Josef von Oesterreich- Ungarn, dem er besonders dafür zu Dank verpflichtet sei, dass er dieses Unternehmen begünstigt habe. In die Aufforderung, mit ihm auf das Wohl des Kaisers Franz Josef das Glas zu leeren, schliesse er auch das Wohl auf die österreichische Armee und deren Offiziere ein. Yoller und brausender haben wohl noch selten Hochs diesen Saal durchtönt, als diejenigen es waren, die der Einladung Kaiser Wilhelm's entsprachen, unter den Klängen der österreichischen Yolkshymne, die voll und kräftig von den Gardes-du-Corps intonirt wurde. Unterdessen waren auf Park und Schloss die Dunkel des Abends niedergesunken. Aus der Tiefe der grossen Allee von Sanssouci heraus blitzte es wie von Sternenlicht. Immer näher und näher kam der glänzende Schein unter den Wirbeln der Trommeln und den rauschenden Marschklängen: der Anmarsch des Zapfenstreiches. •^^^/x-^-^' Der Kaiser hob die Tafel auf und trat mit seinen Gästen durch die offenen Glasthüren hinaus auf die Rampe, um die An- kunft der Musikchors vom Parke her zu beobachten und ihren Produktionen zu lauschen. Lang anhaltender und schwellender Wirbel leitete die Musik- produktion ein. Sämmtliche Musikchors stimmten die öster- reichische Nationalhymne „Gott erhalte Franz den Kaiser" an, und in Begleitung sämmtlicher Tambours ertönte dann, ebenfalls von sämmtlichen Musikchors ausgeführt, der Radetzky-Marsch, darauf der Pappenheimer Marsch und der österreichische Zapfenstreich. Die Musikchors der Kavallerie stimmten den grossen Reiter- marsch des Grossen Kürfürsten an und bliesen auf Signal- trompeten die Stralsunder Fanfaren. Weiter wurden von allen Musikchors in Begleitung sämmtlicher Tambours der Armee- marsch 113 gespielt. Zuletzt erfolgte der grosse Zapfenstreich in Wieprecht'scher Bearbeitung, eingeleitet von sämmtlichen Spielleuten, zuerst mit dem Locken zum Zapfenstreich und dann mit den Wirbeln in acht Schlägen. Sämmtliche Musik- und Tambourchors führten den Zapfenstreich aus. Die Retraite wurde von den Musikchors der Kavallerie ge- blasen, worauf die Spielleute im Chor zum Gebet einschlugen und das Gebet von sämmtlichen Musikchors gespielt wurde. Darauf Abschlagen nach dem Gebet, Ruf nach dem Gebet, lang verhallender, an- und abschnellender Wirbel und Abmarsch nach der Parkseite von Sanssouci. Mit diesem Feste für die österreichischen Distanzreiter hatten die Ehrungen für sie ihren Höhepunkt erhalten. ^^^^ 156 ^ffw^ """^^ e) Das Rennen zu Westend. ine grosse Schaar von Zuschauern umlagerte den Kaiserhof zu Berlin, um der I21/2 Uhr erfolgenden Abfahrt der öster- reichischen Gäste beizuwohnen. Es war ein stattlicher Zug von Wagen; voran eine elfsitzige prächtige Mailcoach, deren Gespanne Sonnenblumen in sehwarzgelben Farben als Eosetten trugen und deren Seiten mit gleichen Blumen geziert, während die Lehnen mit Seidenbänderu von gleichen Farben umwickelt waren. Es folgten sechs offene Yierspänner, die von Postillonen ä la Daumant bei schmetterndem Hörnerklang gefahren wurden, dann eine Menge offener Zweispänner, die Postillone vom Bock führten, und den Schluss bildete eine Anzahl Equipagen und Droschken. Auf die Mailcoach schwang sich als Führer der Rittmeister V. Keszycki, dem sich Oberst v. Kotz von den österreichischen Dragonern zugesellte. Auf der zweiten Bank hatte der Sieger Graf Starhemberg mit dem General v. Krosigk und dem öster- reichischen Militärbevollmächtigten, Obersten Frhrn. v. Steininger, Platz genommen, während die hinteren sechs Plätze von anderen österreichischen Offizieren besetzt waren. Tausende und Abertausende aus allen gesellschaftlichen Schichten waren herbeigeeilt, um sich an der grossartigen Ehrung zu betheiligen, und sie Alle waren von dem gleichen Gedanken beseelt, ihre auf- richtigen Sympathien für die befreundete Nation Oesterreich-Ungarns zum Ausdruck zu bringen. So lag denn der Schwerpunkt des Renn- tages nicht eigentlich in den Rennen selbst, so interessant sich diese auch gestalteten, sondern in der Auffahrt zu denselben, in den Zwischenpausen und in der Rückfahrt, Yon der Abfahrt der sechs Yiererzüge vom Kaiserhof an bis zu ihrer Rückkehr in die Stadt war dieser ganze Nachmittag eine ununterbrochene Kette von Ovationen für die österreichisch- ungarischen Offiziere. Am Wilhelmsplatz, in der Friedrichstrasse, Unter den Linden, in Charlottenburg, auf dem ganzen Wege, den 157 J- s die festlich gcsclimückten Mailcoaches zurücklegten, überall be- gleitete sie das stürmische Hurrahrufen der Menge und auf der Rennbahn selbst ist wohl noch nie ein zahlreicheres und glänzenderes Publikum versammelt gewesen, als gestern. Generalmajor V. Podbielski begrüsste in seiner Eigenschaft als zweiter Vorsitzender des Vereins die Herren mit folgender An- sprache: „Ich habe die Ehre, die Herren Offiziere aus Oesterreich- Ungarn im Namen des Vereins zu begrüssen, die von einem anstrengenden Ritte zu uns gekommen sind, um einem anderen friedlichen Wettkampf beizuwohnen. Die Stätte, auf der Sie sich jetzt befinden, meine Herren, ist von deutschen Reiterleuten aus eigener Initiative und mit eigenen Mitteln geschaffen, um einen frischen, fröhlichen Reitergeist zu pflegen. Nochmals willkommen, meine Herren, die Sie so Schneidiges geleistet haben, herzlich willkommen!" Die Herren nahmen hierauf in der Loge des Vereins Platz, von w^o aus sie mit sichtlich lebhaftem Interesse den einzelnen Rennen folgten, die einen ganz aussergewöhnlich spannenden Verlauf nahmen. Ein unbeschreibhch grossartiges und interessantes Lebens- bild ! Die glänzenden Uniformen, die eleganten Herbsttoiletten der Damen; wessen Auge ist rasch genug gewesen, um alles das zu sehen und zu übersehen? Und als nun gar das Hurrahrufen von der Chaussee her das Herannahen der österreichischen Gäste verkündete, wer beschreibt die ungeheure Bewegung, die da den weiten Platz durchrauschte. In der That, man muss Augenzeuge gewesen sein, um die Grossartigkeit dieser Augenblicke erfassen zu können. So vermochte denn selbst der glänzende Sieg, den Rittmeister v. Sydow im Hasel- horster Jagdrennen auf seiner „Wellgunde" errang, nur kurze Zeit die allgemeine Aufmerksamkeit an das eigentliche Rennen zu fesseln, kaum war das Ziel passirt, so konzentrirte sich das Interesse doch wieder auf die österreichisch-ungarischen Herren, die wohl an hundert Mal photographirt worden sind und deren frisches schneidiges Aus- w^ ä sehen nach der gewaltigen Strapaze allgemeine Bewunderun erregte. Im Mittelpunkte des Interesses stand natürlich Graf Starhem- berg, der in kameradschaftlichem Geplauder am Arme des Generals V. Rosenberg die Reihen durchschritt und sich ebenfalls schon wieder vollkommen erholt hatte. Wie auf der Hinfahrt begleitete das Publikum, das bis nach Berlin hinein die Chaussee in dichten Reihen umstand, auch auf der Rückfahrt die österreichischen Offiziere mit stürmischen Huldigungen und so wird der Tag von Westend in der Erinnerung der Herren an Berlin gewiss einen hervorragenden Platz einnehmen. f) Die Liebesmahle bei dem Gardekürassier- und 2. Dragonerregiment. ni Abend, nachdem die Rennen in Westend vorüber waren, fanden die Liebes mahle in Gemeinschaft mit Offizieren des Gardekürassier- und des 2. Gardedragoner- . Regiments statt, die ebenfalls einen glänzenden, vor Allem aber auch kameradschaftlich anregenden Verlauf nahmen. Dem Liebesmahl im Kasino des 2. Gardedragonerregiments wohnte auch General v. Krosigk bei, der neben dem Major Graf Seh äff - gotsch Platz genommen hatte, während Oberst Steininger an der Seite des Regimentskommandeurs Sr. Durchlaucht Oberst Prinz Heinrich XII. von Reuss plazirt war. Das Kasino, das den Grafen Starhemberg zu seinen Gästen zählte, war festlich ge- schmückt und auf der prächtig arrangirten Tafel prangten überall die österreichisch -ungarischen Farben. Nachdem der von der Regimentskapelle gespielte Radetzkymarsch verklungen war, be- grüsste Se. Durchlaucht Prinz Reuss in einer kernigen Ansprache, in der besonders auf die schneidige Reiterleistung der österreichischen Herren hingewiesen wurde, die Gäste und beschloss seine mit J -®^%^ 159 L. Begeisterung aufgenommene Rede mit einem Hoch auf Se, Majestät den Kaiser von Oesterreicli und König von Ungarn, den erlauchten Verbündeten unseres Kaisers. Stehend hörte man im Ansehluss hieran die österreichische Nationalhymne an. Das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser brachte Oberst v. Steininger aus, nachdem er seinen und seiner Kameraden Dank für die gast- liche Aufnahme in feurigen Worten zum Ausdruck gebracht hatte. Die deutsche Nationalhymne wurde hierauf ebenfalls stehend an- gehört. Später erschienen die Theilnehmer an dem Liebesmahl beim Gardekürassierregiment im Kasino der 2. Gardedragoner, um mit den hier anwesenden Herren r.och lange im kameradschaftlichen Beisammensein vereint zu bleiben. .^N >y(SiE^ 16U XIII. ÜG lestlichkeiten iii iresderi. a) Biß Kalatafel im löDiiliclen EesiflenzscMosse. Die Ankunft der deutschen Distanzreiter in Dresden und ihr Empfang am Balmhofe. — Das Eintreffen der österreichisch- ungarischen Keiter am Berliner Ealmhofe. — Die Theilnehmer an der Gaiatafel. — Versammlung in den Sälen. — König Albert und seine Begleitung. — Die Galatafel und ihre Ausstattung. — .Schätze der Hofsilberkammer und des Grünen Gewölbes. — Menü der königlichen Tafel. — Weinsorteu. — Toast des Königs Albert. — Schluss der Tafel. li) Bas Festiilil Iie Ollersiaslno des CTaräereiterreiiiieils. Im Offizierskasino des Gardereiterregiments. — Schrauckgegenstände des Kasinos. — Kaltes Büffet. — Dreihundert Gäste. — Graf Starhembei-g vor dem Uhde'schen Gemälde. — Das Eintreffen der königlichen Prinzen und des Königs Albert. — Cercle im Kasino. — Oberstlieutenant v. Broizem's Trinkspruch auf die Gäste. — Der Trinkspruch des Herzogs Ernst Günther von Schleswig -Holstein. — Die Sieger im Brennpunkte der Unterhaltung. J- E-4- '^'■■4 ^''% /®e^5 vs-=^"-^>^ m TT ^lA -71^ önig Albert von Sachsen hatte es sich nicht nehmen ^^j lassen, die Herren Distanzreiter zu einem gemeinsamen Ehrenfestmahle zu sich zu befehlen. Die deutschen Distanz reiter kamen mit einstündiger Verspätigung von Wien 9 Uhr 18 Minuten am 13. Oktober vormittags in Dresden an. Auf dem Böhmischen Bahnhofe hatte sich schon 3/^8 Uhr ein zahlreiches Publikum eingefunden, welches bis zur Ankunft des Schnellzuges immer mehr zunahm. Zur Begrüssung der an- kommenden Offiziere waren auf dem Bahnhofe anwesend: Se. Ex- cellenz der k. und k. österreichisch-ungarische Gesandte am königlich sächsischen Hofe, Graf Chotek, der Stadtkommandant Generalmajor V. Zeschau, der Kommandeur der 3. Kavalleriebrigade Nr. 32, Generalmajor Schultze, der Kommandeur des Gardereiterregiments, Oberst v. Broizem, der Major desselben Regiments, v. Oppen- Huldenberg, der Adjutant Sr. Excellenz des Herrn Kriegsminister, Rittmeister v. d. Busche- Streithorst u. s. w. Mit dem Zuge traf auch Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich Leopold von Preussen ein, setzte jedoch, der ursprünglichen Be- stimmung entgegen, die Fahrt ohne Unterbrechung bis Grossbeeren fort, während Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holstein, zu dessen Empfang der Hofmarschall Sr. Hoheit, Kammer- herr Frhr. v. Buddenbrock, der Königl. Preuss. Gesandte, Excellenz Graf V. Dönhoff, geh. Legationsrath Kammerherr Frhr. v. Friesen und der Sr. Hoheit zugetheilte Hauptmann im Generalstabe, Krug 163 ''^m f ■% V. Nidda, komniandirt zur 2. Division Nr. 24, auf dem Bahnhofe erschienen, sich bald darauf nach dem königlichen Residenzschlosse begab. Die Offiziere nahmen grössten Thoils in Sendigs „Euro- päischer Hof" Absteigequartier. In gleicher Weise vollzog sich nach 11 Uhr auf dem Berliner Bahnhof die Bcgrüssung der von Berlin ankommenden öster- reichisch-ungarischen Offiziere, welche sich mittels zahlreich bereit gestellter Equipagen, Theil auf Umwegen, durch die Stadt nach dem Hotel „Bellevue" begaben. An der Galatafel nahmen Theil: Se. Majestät der König, Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg, Prinz Friedrich August, Prinz Johann Georg und Prinz Max, Se. Königl. Hoheit Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, sowie die Herren des königlich grossen und prinzlichen Dienstes. Mit Einladungen waren beehrt worden: die am hiesigen königlichen Hofe beglaubigten Gesandten Preussens, Bayerns und Oesterreichs mit ihren Legationssekretären, der Königl. Sachs. Staatsminister der auswärtigen Angelegenheiten von Metzsch, der Königl. Sachs. Kriegsminister Edler v. d. Planitz, die Mitglieder der Berliner und Wiener Komitees für die Distanzritte mit den Königl. Preuss. Generallieutenants v. Krosigk, v. Rosenberg, dem k. und k. Feldmarschall -Lieutenant Frhrn. v. Gagern, sowie den k. und k. Generalmajors Frhr. v. Bothmer und Ritter v. Bardolo an der Spitze, ferner die an den Distanzritten betheiligt gewesenen österreichischen und deutschen Offiziere mit dem Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein, Hoheit, an der Spitze (Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich Leopold von Preussen war durch Un- wohlsein behindert, am Feste Theil zu nehmen), und endlich von sächsischen Offizieren: die Generallieutenants v. Reyher und v. Kirch- bach, die Generalmajors Ilaberland, v. Minckwitz, v. Treitschke, V. Issendorff und Schnitze und Andere mehr. Die Yersammlung der Herren Komiteemitglieder und Distanz- reiter fand im Ballsaale statt, während sich die übrigen geladenen Gäste im Speisesaale versammelten. Lange Zeit vorher schon hatte *'i 164 sich ein zahlreiches Publikum im Schlosshofe und vor dem könig- lichen Residenzschlosse eingefunden, um dem interessanten Schau- spiele der Auffahrt der fremden Offiziere beizuwohnen. Am Fusse der Haupttreppe hatten zwei Schlossportiers, auf den Treppen Hoflakaien und am Eingange zur Gallerie in der zweiten Etage und in der Gallerie selbst je zwei Haiducken, letztere in der originellen ungarischen Tracht, Aufstellung genommen, um daselbst zu paradiren. Kurz nach 4 Uhr erschienen Se. Majestät der König, in der Uniform des Gardereiterregiments, vom grossen Dienst umgeben, sowie Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg, Prinz Johann Georg und Prinz Max mit dem prinzlichen Dienst im Ballsaale. Es erfolgte zunächst die Vorstellung sämmtlicher Herren Distanzreiter, indem Se. Majestät der König und Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen die vier Reihen abschritten und dabei die Yorstellungen der k. und k. österreichisch-ungarischen Offiziere durch Graf Chotek, der Königl. preussischen Offiziere durch Graf Dönhoff, der Königl. bayerischen Offiziere durch Frhrn. v. Niethammer. Se. Majestät zeichneten namentlich die ersten Sieger durch huldvolle Ansprachen aus und begrüssten auch die vier sächsischen Offiziere, welche sich am Distanzritte betheiligt hatten. Später erschien Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August, Höchst welcher zu Beginn der Yorstellung neben seiner erlauchten Gcmahhn, Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit der Prinzessin Luise, auf der Gallerie Platz genommen hatte, um der erlauchten Frau den Vorgang im Saale zu erläutern. Nach Schluss dieser, eine kleine halbe Stunde in Anspruch nehmenden Vorstellung zogen sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften für kurze Zeit zurück, während welcher die unterdess durch das Thurmzimmer in den Bankett- und in den Eckparadesaal eingeführten sämmt- lichen Gäste plazirt wurden. Nachdem dies vollzogen war, wurde Sr. Majestät dem König durch Se. Excellenz Herrn Oberhofmarschall Grafen Vitzthum v. Eckstädt Meldung erstattet, worauf der Monarch mit den übrigen Fürstlichkeiten, umgeben vom königlich grossen 1 r* . . . ■■'■ V und prinzlichon Dienste, Eintritf" durch den Bankettsaal in den Eckparadesaal nahmen. Im Eckparadesaal war eine Tafel zu 70 Kouverts in Hufeisenform hergerichtet, an welcher Se. Majestät der König mit den übrigen durchlauchtigsten Herrschaften und den vornehmsten Gästen Platz nahmen. Sc. Majestät sassen in der Mitte der äusseren Seite dieser Tafel, rechts vom Monarchen: Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg, Prinz Friedrich August und Prinz Max, Königl. Bayer. Gesandter Baron Niethammer, Königl. Sachs. Staatsminister v. Metzsch, Königl. Sachs. Generallieutenant von Kirchbach etc., links vom Monarchen: Se. Königl. Hoheit Herzog Ernst Günther zu Schleswig- Holstein, Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg, Königl. Preuss. Gesandter Graf Dönhoff, k. und k. österreichisch -ungarischer Ge- sandter Graf Chotek, Königl. Sachs. Generallieutenant v. Reyher etc., gegenüber vom Monarchen an der inneren Seite der Tafel: Königl. Sachs. Kriegs minister Edler v. d. Planitz, k. und k. Peldmarschall- Lieutenant Frhr. v. Gagern, die Königl. Preuss. GeneraUieutenants v. Krosigk und v. Rosenberg, Königl. Sachs. General der Kavallerie V. Carlowitz, die Sieger im Distanzritte: k. und k. Oberlieutenant Graf Starhemberg und Königl. Preuss. Premierlieutenant Frhr. V. Reitzenstein etc. Im Bankettsaale waren zwei lange Paralleltafeln zu je 75 Kou- verts aufgestellt, an welchen die jüngeren Herren Offiziere, öster- reichische, preussische, bayerische und sächsische abwechselnd neben- einander, Platz genommen hatten. Die königliche Tafel zählte somit im Ganzen 220 Gedecke. Das Bild, das die illustre Versammlung bot, war bei der Yerschieden- artigkeit der vielen fremden Uniformen, namentlich der in soKdi' grosser Anzahl hier wohl noch nicht gesehenen österreichischen Uniformen, ein sehr farbenreiches und höchst interessantes. Bei dem Charakter des ganzen Festes war natürlich die Kavallerie- uniform vorherrschend; man sah nur wenige Uniformen anderer Truppentheile. "^ i's Die königliche Hofwirthschafts- Direktion hatte für das Tafel- arrangement die kostbarsten Schätze der königlichen Hofsilberkammer verwendet. Im Eckparadesaale prangte das Goldservice. Sechs grosse goldene Epargnen, viele goldene Schüsseln mit Glocken, Terrinen mit wappenhaltenden Löwen gekrönt, schwere Girandols und sonstige Goldgeschirre, Watteauporzellane und kostbare Blumen- vasen in Rokokostyl zierten die Tafel. In der Mitte derselben stand ein goldener Blumenkorb mit dem entzückendsten, duften- den Blumenarrangement. Der Bankettsaal zeigte sich im Schmucke von silberner Tafel- dekoration. Die Mitte der einen Tafel zierte die grosse silberne, sogenannte „Polnische Epargne" mit einem Adler, das königlich pol- nische, und einem Löwen, das königlich sächsische Wappen haltend, umgeben von Genien, Blumen werk und Kaskadellen; die andere Tafel, ein hoher silberner Tafelaufsatz mit der Saxonia und Emblemen der Forst- und Landwirthschaft, des Handels und Gewerbes etc. Letztgenanntes Meisterstück der Silberschmiedekunst ist ein Hoch- zeitsgeschenk der sächsischen Kreisstände an Ihre Königl. Majestäten. Rechts und links an diese werthvollen Prunkstücke schlössen sich die kostbarsten silbernen Kandelaber und Girandols, sowie Terrinen, Schüsseln mit Glocken, Meissner Porzellangeschirr mit rother Drachenmalerei an. Dazwischen boten die geschmackvollen Blumen- dekorationen dem Auge ein abwechselungsreiches, buntfarbiges Bild. Bei der tausendfachen Kerzenbeleuchtung gewährten die könig- lichen Festräume einen prächtigen Anblick; das Glitzern und Funkeln von Uniformen, Gold- und Silbergeräthen, sowie Krystallglaswerk war herrlich anzusehen. Das reichhaltige Menü, das am Kopfe das in hellgrün geprägte königlich sächsische Majestätswappen zeigte, lautete: Consomme Ollio. ± Salade de homards d'Ostende. Croute de becasses. ^ Poulardes, salade et compote. Filets de soies frits, sauce ä la Suedoise. j Plumpouding Saboyon. Aloyau ä la Portugaise. I Fromage. Conetons ä la d'Albufera. y Glaces de noir et de fraises. Dessert. 7tß ^^^\, fy_^ 167 •^f^ Zu vor Anwesenden dieser Aufforderung, während die Musik mit schmetternden Fanfaren einfiel. Nachdem das Speisen zu Ende war, wurden die Gespräclie bei Champagner, Bier und der Zigarre fortgesetzt. Namentlich bildeten die ersten Sieger die Brennpunkte der Unterhaltung, in welcher dieselben die interessantesten Momente ihres Rittes zum Besten gaben. Die Aller- höchsten Herrschaften beehrten viele Anwesende mit Ansprachen; u. A. wurde Graf Starhemberg von Sr. Majestät dem König in ein sehr langes Gespräch gezogen. Bis nach 10 Uhr schenkten die Allerhöchsten Herrschaften dem prächtigen Fest ihre Gegenwart, ohne dass dasselbe alsdann seinen definitiven Abschluss fand. Ein grosser Theil der Theilnehmer blieb noch bis um Mitternacht ver- einigt. Allen wird dieses Fest mit seinem frischen kameradschaft- lichen Geiste unvergesslich sein! W^,.. ^ S 172 T i t XIV. Unser© Mederlage. Gesichtspunkte. — Die Gründe für die Niederlage. — Der Wertli der Ritte in militärischer Beziehung. >^@^ 173 a u '0^3 erlin stand in der vergangenen Woche im Zeichen des Distanzrittes. Abgesehen aber von der Bedeutung, welche das in seinen Dimensionen grossartig gedachte und an- gelegte Unternehmen für den Sport hatte, sind andere höhere Gesichtspunkte vorhanden, von denen aus der Distanzritt gewürdigt werden muss. Schon das treffliche Heft: „Die Offizier-Patrouille im Hahmen der strategischen Aufgaben der Kavallerie von Georg v. Kleist, Major im Generalstab, Berlin 1891 bei E. S. Mittler & Sohn, ver- weist auf den Werth der Distanzritte für die mihtärische Ausbildung." Es heisst dort: „Man wird also auch in Zukunft auf die eine oder andere Art selbst durch feindliche Yorpostenstellungen hindurch können, in günstigem Falle auch die Flügel umreiten. Wer die Mühe nicht scheut, auch einmal Tag und Nacht zu reiten, wird noch immer erstaunlich viel vom Feinde sehen und melden können. Dazu gehört nur Freude am Leben im Sattel, die zahlreichen Distanzritte in unseren Tagen sind eine vortreffliche Schule auch für Patrouillen- 175 roiter" und weiter: „p]s verdient hei'voi'geiioben zu werden, dass der Offizier auch auf die Schnelligkeit der Beförderung seiner Nachrichten grossen Werth zu legen hat." Die Entfernung zwischen Start und Ziel des Distanzrittes, auf der nächsten, beide Punkte verbindenden Landstrasse gemessen, betrug 571,5 Kilometer. Vom militärischen Standpunkt und mit Rücksicht auf das, was die militärische Praxis im Ernstfall mit sich bringt und bringen k würde das Längenmaass, welches in das durch andere Faktoren für diesmal bestimmt wurde, etwas reichlich erscheinen; es ist nicht zu erwarten, dass die Praxis des Krieges einen Ritt von gleicher Länge mit sich bringt. Anderer- seits würde es das militärische Interesse ungemein steigern, wenn di(! Bedingungen künftiger Distanzritte noch kriegsgemässer gestaltet würden, also z. B.: Reiten nur von Pferden, die längere Zeit von dem Reiter bereits im Dienst geritten sind; ^¥egfall aller Vor- bereitungen des Weges, des Nachtquartiers u. s. w. ; sowie aller Ra^'emacher und anderer auf Patrouillen im Feindesland nicht vor- kommenden Begleitungen zu Stahlross und zu Wagen. Aus der Betonung dieser militärischen Seite würde sich dann von selbst ergeben, dass die Schnelligkeit, welche die kriegsgemässe Beförderung von Nachrichten erfordern würde , auch hier den Massstab für das Tempo einerseits, und für die zulässige Schonung des Pferde- materials andererseits bilden müsste. Lidessen sollen diese Betrachtungen nichts Anderes bezwecken, als Anregung zur Erwägung bei Fortbildung der gewiss zeitgemässen Einrichtung zu bieten, welche vielleicht für Prüfungen im In- teresse der Pferdezucht unentbehrlich sein mag, für diejenige Aus- dauer und Härte des Materials, die die hervorragendsten Eigen- schaften des Kavallerie-Reitpferdes bilden müssen, anscheinend aber keine direkte Gewähr bietet. Das Resultat des Distanzritts Wien -Berlin und umgekehrt, wie er nun einmal proponirt und von den Theilnehmern acceptirt war, ist eine klipp und klare Niederlage auf unserer Seite. 176 r Lieutenant Haller's braune Stute Fatma. Nach Photogi-aphio g-ezeichnet von E. Köberle. 2'6 L ^^7^ Jedenfalls gebührt den Reitern aus Oesterreich- Ungarn für die bewiesene Reitkunst, die im Ganzen wie durch einzelne Leist- ungen zur Geltung gebrachte hervorragende naturwüchsige Kraft- enthaltung und hervorragende Energie die ungeth eilte Anerkennung und sympathische Bewunderung, die wir in gleicher Zeit der un- garischen Pferdezucht und ihren Erfolgen zollen müssen. Ganz unabhängig von diesem rückhaltlosen Bekenntniss des Unterliegens hätten wir aber folgende Bemerkungen zu machen: die Art der Proposition schloss die Möglichkeit einer vollkommen gerechten Prüfung auf gleicher Grundlage aus und zwar aus zwei Gründen : 1. Der Ritt von Berlin nach Wien ist nicht derselbe, wie der von Wien nach Berlin, so lange nicht eine vollkommen vertikale, in ihrer ganzen Länge vollkommen ausgeglichene Bahn von einem Ziel zum andern führt; es ist für das Schlussergebniss ein ge- waltiger Unterschied, ob Terrain -Schwierigkeiten von einem noch frischen oder bis an die Grenze der Kräfte mitgenommenen Pferde zu überwinden sind. 2. Der Ritt am dritten und zweiten Tage ist nicht derselbe, wie der am ersten Tage. Witterungsverhältnisse, die zu verschie- denen Zeiten und an verschiedenen Orten verschieden sind, können die verschiedenen Leistungen in verschiedener Weise beeinflussen; moralische Faktoren, die sich aus der den später Startenden nicht abzuschneidenden Kenntniss der Leistungen der Yorreitenden er- geben, thun es bestimmt. Bedenken gegen einen gleichzeitigen oder fast gleichzeitigen Start dürften um so weniger sich recht- fertigen lassen, als das System des absoluten Alleinreitens der Entziehung jeden Führens durch ein anderes Pferd von vornherein fallen gelassen, jedenfalls nicht durchgeführt ist. Haben aus dem ersterwähnten Punkte vielleicht unsere sieg- reichen Gegner Nutzen gezogen, so bestimmt unsere Reiter des dritten Tages aus dem zweiten. Sie konnten bereits aus der uns am ersten Tage ertheilten Lehre Nutzen ziehen und das Resultat tM^ 179 war ein derartig überraschendes, dass wir dem nächsten Distanzritt getrost mit gutem Muthe entgegen sehen können. Sehr interessant ist, dass von den deutschen Siegern 4 am ersten, nur 2 am zweiten und 11, darunter die ersten 8, am dritten Tage abgeritten sind. Wären also die ersten geritten, wie die letzten, da man im Allgemeinen berechtigt ist, Gleichheit des Materials vorauszusetzen, so wäre das Resultat wahrscheinlich ein anderes gewesen. Auch bei unserm verehrten Gegner bestätigt das Zahlenverhältniss unsere Ansicht. 9 der Preisträger sind am ersten, dagegen 16 am zweiten Tage abgeritten. Unter den österreichisch-ungarischen Pferden, die zum Siege geritten sind, überwiegen die Stuten, unter den deutschen die Wallache erheblich; Yollblutpferde befinden sich anscheinend unter den Siegern gar nicht oder nur vereinzelt, Chargenpferde zählen wir zwei, und zwar die Pferde der Lieutenants v. Kronenfeld und V. Kummer. Wir fügen hier noch ein Urtheil eines höheren Offiziers über den Werth derartiger Ritte bei. Derselbe sagt: So sehr mich dieser Ritt interessirt hat, muss ich doch sagen, dass es nicht die beste Yorbereitung für unsere Kriegszwecke ist, diese liegt noch auf einem anderen Felde. Die höchsten Leistungen werden wir immer bei Ordonnanz- und Patrouillenritten zu suchen haben. Ein Offizier auf Patrouille wird selten in Hauptmomenten viel Gebrauch von den Chausseen machen können; reitet er auf solchen Wegen, so stösst er allerdings sicher auf den Feind, er bekommt vielleicht auf 800 bis 1000 Meter Feuer und weiss dann, dass der Ort besetzt ist, mehr aber auch nicht. Will er nun ausser dieser ersten Meldung noch eine genauere bringen, so muss er sich ins Gelände begeben und dem Feinde in die Flanke zu kommen suchen; denn nur von da aus wird er etwas sehen können. Um den Entschluss dazu zu fassen, ist es nothwendig, auf einem Pferde zu sitzen, welches ihn schnell und sicher auf mehrere Kilometer -fS^^x 180 ^ über das schwierigste Terrain hinwegbringt. Ganz ähnlich wird es dem Führer von Kavallerie-Abtheilungen, mögen sie gross oder klein sein, ergehen. Weiss derselbe, dass sowohl er für seine Person als auch die Truppe selbst in schwierigem Gelände nicht recht vorwärts kommen kann, so wird er sich aus diesem Grunde schon abhalten lassen, gegen den Feind überhaupt vorzugehen. Für diesen Zweck nutzt ihm nun das Distanzpferd leider nicht; denn wir haben gesehen, dass zum Distanzritt sogar Wagenpferde benutzt worden sind, die auf Strassen sehr gut, im Terrain dagegen sehr wenig zu gebrauchen sind; es muss ein Pferd sein, welches in Form von Jagden unter ihm im Frieden schon gewohnt war, schwieriges Gelände zu überwinden. Ich bin also der Ansicht, dass wir, ohne dabei gegen Distanzritte sprechen zu wollen, im Frieden mehr auf Jagden als wie auf oben erwähnte Ritte Werth legen müssen, besonders auf Jagden, wie sie in Hannover unter General v. Krosigk geritten w^orden sind. Was dieser General in dieser Beziehung mit Dienstpferden geleistet hat, war uns bis dahin auch unbekannt, und hat er dadurch für unsere Zwecke einen geradezu grossartigen Nutzen geschaffen. Es mag nun aber sein wie es will, die Leistungen sämmt- licher Herren auf beiden Seiten, welche angekommen sind, sind unerwartet grossartige. Wer in 100 Stunden 85 deutsche Meilen reitet, hat eine Leistung hinter sich, auf die er stolz sein kann. Es mag sich erst ein Jeder ein Urtheil nach dieser Richtung hin erlauben, der in seinem Leben ähnliche Ritte gemacht hat. Laien in dieser Beziehung werden gut thun, das Geschehene als Thatsache hinzunehmen, sich aber jeden Tadels über einen spät eingekommenen Reiter zu enthalten. Wenn sich Herr v. Reitzenstein, wie es jetzt doch unzweifel- haft zu sein scheint, um 7 Meilen verritten hat, mithin 92 Meilen in 73 Stunden und 6 Minuten geritten ist, so ist dies eine Leistung, die wir nur anstaunen, aber kaum beurtheilen können. Im Uebrigen muss man noch hervorheben, dass auf alle am Steuerhaus An- i U^\, isi r wesenden das Einkommen der österreichischen Offiziere einen geradezu überwältigenden und in hohem Grade imponirenden Ein- druck machte. Die Pferde waren durchweg überraschend frisch und sind nur durch die Reiter selbst übertroffen worden; keiner der Herren machte einen ermatteten Eindruck. Einem Jeden musste das Herz aufgehen, als er die leichten, strammen, elas- tischen Figuren mit den schönen jugendlichen Gesichtern, aus denen Freude strahlte, ankommen sah. k 182 XV. Spezielles aus einzelnen Ritten. a) Graf Starhemberg. Biographisches. — Athos. — Näheres über Athos. — Kekognoszirungsritt. Ein zweiter Ritt. — Yor Znaim. — Ankunft am Ziel. b) Freiherr v. Reitzenstein. Lippspringe. — Halt in Stöckerau. — Werth des Distanzrittes. — Für und Wider. — Das Rennen. — Erwägungen und Vorbereitungen. c) Oberlieutenant Höfer. Einzelheiten über Minerva. — Schilderung des Rittes. — Sturz bei Bautzen. — Am Namenstag Hofer's. — Auf dem Tempelhofer Felde. ^^f' 183 -rmf^iip "' Prinz Friedrich Leopold's Fuchswiillach Taurus. Nach Photographie gezeichnet von E Kübcrle. y^^o a) Graf Starhemberg. raf Starhemberg ist ein Sprossling jener Adelsfamilie, deren Ahnherr vor mehr als 200 Jahren dem bedrängten Wien Entsatz gegen die Türken brachte und der daher der „Türkenbefreier" ge- nannt wurde. Sein Name hat als Reiter im Nachbarlande einen guten Klang und unter den im Yerhältniss zu Deutschland wenig zahlreichen Herrenreitern daselbst ist er der Besten einer. Auch eine Berliner Rennbahn, die zu Charlottenburg nämlich, hat ihn bereits im Sattel gesehen, und zwar war es im Jahre 1890, wo er auf den Höhen von Westend am 12. November im Barometer-Jagdrennen Graf R. F. Kinsky's „Alphabet" in einem Felde von 12 Pferden hinter „Androcles" und „Priorig Boad" auf den dritten Platz steuerte. In Oesterreich-Ungarn hat er im Jahre 1892 37 Mal geritten und 6 Siege und 13 zweite Plätze errungen, während sich seine früheren Leistungen auf der Rennbahn wie folgt stellen: 1891 31 Ritte, 4 Siege, 12 zweite Plätze, 1890 30:4:12, 1889 22:5:7, 1888 15:4:2 und 1887 6:1:3. Es war letzteres das erste Jahr seiner Thätigkeit auf dem Turf, wo ihm allerdings ein Erfolg in der Wiener Armee -Steeple- Chase bisher noch nicht zu Theil ge- worden ist, während sein Bruder Graf Ernst die unserem grossen Armee -Jagdrennen zu Hoppegarten entsprechende Konkurrenz 1886 gewann. 187 f s _ , l Graf W. Starhembcrg vollbrachte die glänzende Distanzritt- leistung nicht mit einem eigenen Pferde, sondern hatte den neun- jährigen schwarzbraunen Wallach „Athos von Mars", ein im Gestüt des Grafen Forgay gezogenes Halbblutpferd, unter sich, das Eigen- thum des Rittmeisters v. Baczak von den 10. Husaren ist. Der erfolgreiche Reiter selbst gehört als einer der jüngeren Ober- lieutenants dem 7. Husarenregiment an, das in Kecskemet in Ungarn garnisonirt und dessen Chef bereits seit dem Jahre 1885, als er noch Prinz war, Kaiser Wilhelm II. ist, nachdem es von 1864 bis zu seinem Tode Prinz Friedrich Karl von Preussen gewesen war. lieber das Pferd des Grafen Starhemberg und seinen Ritt schrieb derselbe in dei- „Neuen Freien Presse": „Athos", ein Sohn des Yollbluthengstes „Mars", aus einer edlen Halbblutstute, erblickte das Licht der Welt in dem Graf Forgach'schen Gestüte zu Mandok in Ungarn. Er ging vierjährig in den Besitz des bekannten Sportsmann Baron Dewitz über und wurde von diesem für Hinderniss-Rennen bestimmt. „Athos" ver- weigerte indes hartnäckig die Arbeit sowohl, wie das Nehmen von Hindernissen und setzte es durch, dass er nie am Ziel anlangte. Nachdem vergeblich versucht worden war, ihn durch unglaublich lange und scharfe Galopps quer durch das Terrain soweit zu ermüden, dass er für die von ihm verlangten Leistungen gefügiger würde, kaufte ihn der als Reiter bekannte Rittmeister v. Bacsak von den österreichisch-ungarischen 7. Husaren und machte aus dem widerspenstigen Thiere mit grosser Mühe schliesslich ein verlässliches Frontpferd und ein vorzügliches Gebrauchspferd. Graf Starhemberg, dessen Vorgesetzter damals Rittmeister v. Bacsak war, hatte Ge- legenheit, den „Athos" zu Schleppjagden u. dergl. öfters zu reiten und seine vorzüglichen Eigenschaften als ausdauerndes, hartes Pferd können zu lernen. „Athos" wurde dem Grafen Starhemberg, sobald das Distanzritt-Projekt auftauchte, von seinem Besitzer zur Ver- fügung gestellt und erfüllte, wie bekannt, die in ihn gesetzten Ilotl'nungen glänzend. Als Vorbereitung diente ein Rekognosziruugs- ■^ ritt mit „Athos" nach Berlin, welcher in 7 Tagen zurückgelegt wurde, tcäglich 75 bis 85 Kilometer in je 7 bis 8 Stunden, nur die letzte Strecke von 150 Kilometer in forcirtem Ritt in 11 Stunden. Das Pferd kam ganz frisch in Berlin an, die starken Pantoffel- eisen aus Gussstahl ohne Stollen, welche im k. k. Militär-Reitlehrer- Institut aufgelegt waren, zeigten eine kaum bemerkbare Abnutzung und war nach einem Ritt von 580 Kilometer auf harter steiniger Strasse kein ]S^agel an ihnen gelockert. Nachdem der Reiter auf einem zweiten Ritte mit untergelegten Pferden bis an die deutsche Grenze sich von seiner eigenen Leistungsfähigkeit dadurch überzeugt hatte, dass er 330 Kilometer in 36 Stunden überwand, stellte er für den Konkurrenzritt ein ganz genaues Programm nach Stunden und Minuten auf, das er auch bis auf IY2 Stunden, welche Zeit er abgeirrt vom Wege zul)rachte, genau innehielt. Das Programm lautete: Berlin soll erreicht werden in 3 Tagen weniger 2 Stunden, dazu ist nöthig: Reisetrab wie bei der Truppe von 260 bis 280 Schritt in der Minute; bis Weisswasser bergab absitzen und das Pferd im Schritt und Trab am Zügel führen; auf schlecht gepflasterten Ortsstrassen ebenfalls absitzen; die erste Hälfte des Weges schonend, die zweite schärfer reiten. Rasten und Nachtstationen sollten gehalten werden: in Znaim 1 Stunde Rast, Iglau 4 Stunden Nachtruhe, Kolin 1 Stunde Rast, Weisswasser 3 Stunden Nachtruhe, Georgswalde -^j^ Stunden Rast und. Senftenberg 2 Stunden Mittagsruhe. Graf Starhemberg startete nach dem Loose als letzter aller österreichischen Reiter am 2. Oktober früh 7 Uhr 25 Minuten. Sein erstes Hinderniss bestand kurz vor Znaim in einer Kette schöner Damen, welche ihm den Weg versperrten und ihn mit einem Imbiss labten, was eine Viertelstunde der kostbaren Zeit in Anspruch nahm. Das Futter des „Athos" bestand in angenetztem Heu, Wasser, Wiener Hafer gemengt mit zwei rohen Hühnereiern. Bei der Ankunft wurde er mit lauwarmem Wasser abgewaschen und mit 189 J- K Leinwandtiichcrn abgetrocknet, mit Fluid frottirt, die Hufe ein- ^ gefettet und alle vier Füsse bandagirt, und zwar alles thunliclist schnell, damit das Thief" möglichst lange Ruhe hatte. Der Sattel, ein dem Rücken vollkommen angepasster Jagdsattel, wurde ab- genommen und die als Sattelunterlage dienende vierfach zusammen- gelegte weiche Decke mit einer trockenen vertauscht. Beim Aufbruch wurden die Fesseln mit Fett eingerieben. Bis Kolin verlief Alles normal. Beim Abreiten von dort schonte das Pferd auf dem rechten Hinterfuss, obwohl keine Ver- letzung oder Geschwulst zu finden war; nur eine kleine Verdickung am Sprunggelenk w^ar sichtbar. Obgleich „Athos" in der gewünschten Zeit das Ziel trotz zeitweiligen Lahmens erreichen konnte, so war dieser unaufgeklärte, ihm in Kolin zugestossene Unfall doch die Ursache seines späteren Todes durch Starrkrampf. Das Programm wurde w-eiter genau innegehalten bis Baruth, welches Graf Starhemberg umreiten wollte, um dem Pferde das Laufen über das Steinpflaster zu ersparen. Er verfehlte hinter dem Ort den richtigen Weg und vorritt sich um mindestens 1 Stunde. Diese Zeit ging nicht mehr einzubringen. Das Programm wurde um 1 Stunde 26 Minuten überschritten und langte der Reiter am Morgen- des 5. Oktober um 7 Uhr auf dem Tempelhofer Felde au, das er im Galopp passirte, um am Steuerhause von dem Jubel der Menge und der kameradschaftlichen Begrüssung des Komitees empfangen zu w^erden, ein Moment, welchen der Sieger als den schönsten seines bisherigen Lebens darstellt. b) Frhr. v. Reitzenstein. Wie bekannt, erwarb Frhr. v. Reitzenstein in Gent eine eng- lische Vollblutstute, welche er nach seinem letzten Manöverquartier „Lippspringe" taufte. Er schilderte sie als den Typus eines Voll- blutpferdes: die Beine trocken und klar, die Sprunggelenke wunder- N ^ '^ ^^ 4- bar geschient, Fesseln nnd Hnfe tadellos. Die Stnte fimd sich im englischen Stud-Brook eingetragen unter dem Namen „Rotation", br. St., geb. 1882 von Siderolite a. d. Gyration. Sie war im Besitz eines englischen Offiziers und wurde vor 3 Jahren im Tattersall zu London nach Belgien verkauft. Diese Mittheilung Reitzenstein's ist nicht gleich nach Gebühr gewürdigt worden, obwohl sie eine unerwartete Hilfe für die Ehrenrettung des Yollbluts brachte und aller Erörterungen grauer Theoretiker den Boden entzog, da ihr zufolge nun auch das Pferd des zweiten Siegers — gleich dem vornehm gezogenen „Athos" — dem Vollblut angehört. In höchst lebendiger Darstellung erzählt Reitzenstein den Ver- lauf, die Schwierigkeiten und mancherlei Unfälle seines erfolgreichen Rittes. Bekannt ist, dass er nur durch Verfehlen des geraden Weges des besten Rekords verlustig w^irde und sich mit dem Platz hinter Starhenberg begnügen musste. „Um 7,45 Uhr Vormittags erreichte ich", erzählt R., „Stöckerau. Ich machte Halt, gab der Stute verschlagenes Wasser und das letzte Stück Brod in Cognac getränkt; dann löste ich schweren Herzens die Sporen vom Sattel, schnallte sie an und sass auf. Die Stute war durch die kurze Rast schon steif geworden. Es schien mir unmöglich, in diesem Zustande noch 20 Kilometer zurückzulegen. Schliesslich brachte ich sie in Gang und trabte durch bis Korneuburg. Hier erfuhr ich von dem Rekord des Grafen Starhemberg. Ich stieg ab, um die Stute zu schonen, sie fing an zu schwanken, sie war todmüde; sobald sie zum Stehen und zur Ruhe kam, musste sie umfallen. Ich sprang herauf, brachte sie in Trab, zum ersten Male während des ganzen Rittes die Sporen gebrauchend, um die Stute zusammenzuhalten, und ritt die letzten 11 Kilometer das Pferd ohne Peitsche nach Floridsdorf. Nur das edle Blut und der Nerv des Pferdes entschieden hier. Ein gemeines Pferd würde, seinem Selbsterhaltungstriebe folgend, stehen geblieben sein, es wäre passiv geworden und keine Macht der Erde hätte es vorwärts bewegt. Aber nicht wie ein nasses ,^(S^M>yyi 191 Segel, soiidci'ii mit orhohoiicm Kopfe und festen Ti-itten kam die brave Stute durch's Ziel. Drei Minuten nach Passiren des letzteren legte sich „Lippspringe" erschöpft auf die Strasse," Am Schlüsse seiner sehr frisch geschriebenen lesenswerthen Darstellung äussert sich l"'rhr. V. Reitzenstein über den Werth des Distanzrittes in folgenden be- achtlichen Hauptsätzen: „Ein sportliches Ereigniss sollte der Ritt niclit sein, aber ein militärisches ersten Ranges, und das ist er gewesen. Bislang hatte man über die Leistungsfähigkeit von Pferd und Reiter ganz andere Ansichten; man ahnte nicht, welch' erstaunliches Er- gebniss das harmonische Zusammenwirken von Reiter und Pferd, die Spannung und doch völlige Ausnutzung der Kräfte schaffen würde. Die Waffe des Kavalleristen ist in erster Linie das Pferd. Ein Soldat, der sich über die Leistungsfähigkeit seiner Waffe nicht klar ist, wird sie nie voll ausnutzen. Die Prüfung des Pferdes im Dauerritt war ein militärisches Bedürfniss. War die Prüfung ernst gemeint, so musste man das Aeusserste verlangen. Verluste waren in diesem Falle nicht zu vermeiden. Der Distanzritt hat gezeigt, was Mann und Pferd unter Aufbietung aller Kräfte zu leisten im Stande sind und worüber hinaus man ohne Grefahr nicht gehen kann. Wenn die von sämmtlichen Herren geforderten Be- richte verarbeitet sind, wird es sich zeigen, inwieweit die gemachten Erfahrungen militärisch verwendbar sind. Der Soldat soll seine Waffe in brauchbarem Zustande erhalten; das ist seine vornehm- lichste Pflicht, er darf sich aber auch nicht scheuen, sie rücksichtslos einzusetzen, wenn die Verhältnisse es fordern. Der Offizier auf Patrouille reitet schonend wie der Distanzreiter, solange er mit dem Feinde nicht in Berührung ist, er weiss ja nicht, wie weit ihn der Weg fühlt und welche Leistung er noch zu bestehen hat. Tritt er al)('r in Berührung mit dem Feinde, dann darf er sich nicht scheuen, zur Erreichung seines Zweckes sein Pferd rück- sichtslos einzusetzen; der Verlust desselben gereicht in diesem Falle nicht zur Schande. Wie sich die Verhältnisse in einem Zukunfts- kriege gestalten werden, welche Anforderungen an die Kavallerie 192 T und namentlich an einzelne Offiziere herantreten, lässt sich nicht berechnen. Yon unschätzbarem Werthe aber ist es nunmehr, zu wissen, dass Pferde drei Tage und drei Nächte ohne sonderhche Euhe, und ohne viel Futter zu sich zu nehmen, unterwegs bleiben können. Die Früchte des Distanzrittes wird erst die Wirklichkeit, der Krieg, zeitigen, dann wird man sehen, ob der Nutzen den ge- brachten Opfern entspricht. Ich glaube, dass das Selbstvertrauen jeden Reiters angesichts dieser Leistungen bedeutend gestiegen ist. Jeder wird sich und seinem Pferde im Ernstfalle weit grössere Leistungen zumuthen, als sie die Geschichte aufzuweisen hat. Die Anforderungen in Bezug auf Aufklärung und Verfolgung werden ganz andere sein, als man sie nach den bisherigen Erfahrungen für möglich gehalten hat. Abgesehen von dem allgemeinen militärischen Nutzen dürfte der Distanzritt ganz besonders für jeden einzelnen Reiter in moralischer Beziehung von unschätzbarem Werthe gewesen sein. Die körperlichen Anstrengungen der Friedenszeit sind nament- lich für den berittenen Offizier gewöhnlich nicht derart, dass es einer besonderen Willenskraft bedarf, um seine Pflicht voll und ganz zu thun. Wenigen nur ist es vergönnt, die beste Schule in dieser Beziehung, nämlich die des Steeplechasereitens, durchzumachen. Die meisten Rennen durch den Willen gewonnen. Der Distanzritt aber bot jedem Gelegenheit, seinen Willen zu üben. Fast jeder hat mit Friktionen aller Art zu kämpfen gehabt, und mancher, der mit einem schlechteren Rekord angekommen ist, hat vielleicht grössere An- strengungen zu erdulden gehabt und ist von nicht geringerer Energie und Willenskraft beseelt gewesen als die Sieger. Einen weiteren Beitrag zur gerechten Beurtheilung der Er- gebnisse dieses Wettkampfes findet man in der kürzlich erschienenen Schrift „Mein Distanz ritt Berlin — Wien" vom Rittmeister Frhrn. v. Reitzenstein (Berlin, E. S. Mittler & Sohn), Die Broschüre des genannten siegreichen Theilnehmers an der Kon- kurrenz giebt den von Reitzenstein in der Militärischen Gesellschaft zu Berlin am 7. Dezember 1892 gehaltenen Yortrag wieder. 193 >-.- I &' Der Verfasser bemerkt zunächst über die Auffassung der Distanz- proposition: „Es wird vielfach getadelt, die Proposition habe den militärischen Verhältnissen nicht genügend Rechnung getragen. Er- örterungen über das „Für" und „Wider" von Seiten der Betheiligten nach stattgefundener Entscheidung sind aber zwecklos. Niemand ist gezwungen, den Kampf aufzunehmen, der ihm ungleichmässig erscheint oder welchen mit Erfolg durchzuführen er sich nicht ge- wachsen fühlt. Das Reugeld entbindet ihn von jeder Verpflichtung. Ich leugne nicht, dass auch mich die Frage bewegt hat, soll ich unterschreiben oder nicht. Von dem Standpunkte des Rennreiters aus sagte ich mir: „nein". Ein guter Reiter nimmt nie mehr aus seinem Pferde heraus, als er zum Siege braucht; er kennt die Leistungs- fähigkeit seines Pferdes, seine eigene Kraft, er sieht und beurtheilt seine Gegner während des Rennens, er überschätzt oder unterschätzt sie und ändert blitzschnell im entscheidenden Augenblick seine Taktik zu reiten und siegt, wenn auch nur um einen Kopf. Ein Rennen über eine Entfernung von etwa 600 Kilometern aufzunehmen, eine Entfernung, über welche man die eigenen und des Pferdes Kräfte vorher nicht ausprobiren kann, besonders aber gegen Reiter zu kämpfen, die man nicht sieht, ist sportlich un- möglich. Jeder müsste in solchem Falle sein Pferd auf Tod und Leben ausreiten, er siegt mit ungezählten Längen, wo er nur um einen Kopf zu siegen brauchte, er opfert unter Umständen sein Pferd, obgleich er nicht mehr gewinnen kann. In einem ganz anderen Lichte erscheint die Proposition vom militärischen Standpunkte aus betrachtet. Hier giebt es nicht ein Rennen zu reiten, um zu zeigen, dass das eine Pferd besser ist als das andere, sondern es wird von den Vertretern zweier verbündeter Armeen verlangt, zu beweisen, was Reiter und Pferd mit Auf- bietung aller Kräfte zu leisten im Stande sind. Nur in diesem Sinne wurde die Allerhöchste Genehmigung zu dem grossartigen Wettkampfe gegeben, nur so konnte und musste die Proposition aufgefasst werden. 194 „Das Schwierigste war die Anschaffung eines geeigneten Pferdes. Ich war und bin auch heute noch der Ansicht, dass dieses nur unter dem Vollblut oder hochgezogenen Halbblut zu suchen ist. Nur diese geben alles willig her bis zum letzten Athemzuge und wenn die Kräfte nachlassen, dann ist es nur das edle Blut, welches sie zu den höchsten Anstrengungen befähigt. Dafür haben meine Stute und viele hochgezogene ungarische Pferde den Beweis ge- liefert. Gute Vollblutpferde dienen zum grüssten Theil als Luxus- pferde oder zu Rennzwecken, sie sind an sehr gute Pflege gewöhnt, gehen vorzugsweise auf weichem Boden und sind nicht genügend abgehärtet. Für einen Distanzritt müsste man das Vollblut erst zum Soldaten- oder Arbeitspferde machen und es würde bei Weitem widerstandsfähiger und leistungsfähiger sein als jedes andere Pferd. Besser eignete sich schon ein Vollblut, welches als Jagdpferd dient. Gute Jagdpferde sind aber selten und wer eins hat, verkauft es nicht um einen kleinen Preis". c) Oberlieutenant Höfer. Der Vierte, welcher den Siegespfosten in Berlin passirte, war der Oberlieutenant Höfer vom Dragonerregiment Kaiser Franz Josef Nr. 12. Derselbe erzielte den sehr guten Rekord von 74 St. 42 Min. Höfer, der schon vor dem Distanzritt ausserordentliche Leistungen im Distanzgehen, -Laufen, -Zweiradfahren u. s. w. aufzuweisen hatte, bediente sich für den Ritt der achtjährigen Grauschimmelstute „Minerva" (engl. Halbblut, v. Csibo a. d. Maesi), die er auf dem Lemberger Sommermeeting erstanden und besonders im freiwilligen Nachlaufen derart dressirt hatte, dass sie wie ein Hvmd ihm überall hin nachging. Letzterer Erfolg entsprach seiner Absicht nach jedem längeren Ritt, das Pferd zu Fuss im Schritt und Laufschritt an der Hand zu führen. Da er schon zum Schlüsse der Trainings be- deutende Leistvmgen mit dem Pferde zu Stande brachte, so dass 195 W" <-•<*- er oiiii«:,'«' Tiij^-e 120 Kilometer in 9 Srundeii oliiie riiterhrechuiif^ ritt und das J*ferd keine wesentliche Ei-nuidun«^ zeigte, er selbst aber auf seine Ziiliigkeit baute, ho fasste er den festen Entsehluss, den Ritt kontinuirlich von Wien bis nach IJerlin ohne jede Nacht- ruhe zu absolvii-en. Mit der Absicht, täglich 30 Meilen zurückzulegen, hoffte er der gestellten Aufgabe in 62 Stunden gerecht zu werden. Am 2. Oktober startete Lieutenant Ilfifer. In Gross-Mugl bekam „Minerva" die ersten zwei Liter Bier. Dieses Bier zieht sich, um mit Wi|)])chen zu reden, wie ein rother Faden durch die Distanzritt-Erlebnisse der Stute. Sie war eine „Wenigschläferin", eine starke Fresserin, die trotz aller Straj)azen niemals an Appetitlosigkeit litt, aber ihre bemerkenswertheste Eigenschaft war ihre ausserordentliche Yorliebe für ein gutes Krügel Bier. . . . Die Strecke von Tglau bis ])eutsch- brod passirte Hr)fer in der Nacht zum 3. Okto])(>r. Seine Schil- derung dieses Kitt(^s wird die Leser interessiren. „Es ist stockfinstere Mitternacht. Nicht lange kann ich zu Pferd bleiben. Es ist so finster, dass ich die eigene Faust vor den Augen nicht zu sehen vermag; dann geht ein so starker, mir von einem eisigkalten Wind ins Gesicht gepeitschter Regen nieder, dass ich kaum im Stande bin, die Augen offen zu erhalten. Die Baumreihen längs der Strasse verfinstern dieselbe noch mehr und die Strasse scheint mir wie ein Fusssteig schmal zu sein. Nun reite ich Tritt für Tritt im kurzen Trab, bald komme ich zu viel nach rechts, bald nach links, hier und da stosse ich an einen Baum, oder es wird mir die Mütze von einem herabhängenden Aste vom Kopfe heruntergestreift. Jetzt renne ich an einen Schotterhaufen an, dann pariere ich selber, um vor einem Baume oder Schotter- haufen auszuweichen, welche Gegenstände meine durch die Ueber- anstrengung ermüdeten Augen zu sehen vermeinen. Jch starre so lange in die Finsterniss hinein, bis das Augenflimmern eintritt und die Augen geschwächt ihren Dienst versagen. Endlich komme ich auf eine Orientirungsmethode, die mir hier doch etwas hilft, um vorwärts zu gelangen, indem ich den Kopf gegen den Himmel hebe 196 und so einen durchschimmernden weissen Streifen zwischen den Kronen der beiden Baumreihen sehe , welcher mir die genaue Direktion und die Mitte der Strasse zeigt. So reite ich eine Zeit lang weiter, die Zügel bald in der rechten, bald in der linken Hand haltend, um die freigewordene, von Kälte erstarrte Hand zu wärmen. Aber wie und wo? In der Hosentasche ist es ebenfalls so nass und kalt, wie ausserhalb derselben, und ein anderes Wärme- mittel steht mir nicht zur Yerfügung. Nun wird die flache Hand an der entblössten Brust halbwegs erwärmt und nach einer Weile kommt die andere an die Reihe. Hierdurch wird aber der ganze Körper erkältet, ich beginne zu fieljern, im Genick werde ich vom Emporhalten des Kopfes ganz steif, ich kann es vor Schmerz nicht länger aushalten und es bleibt mir jetzt nichts anderes übrig, als abzusitzen und den Marsch zu Fuss weiter fortzusetzen. Ich be- ginne zu laufen, um Wärme und Leben in meinen Körper zu bringen. Jetzt sehe ich den Weg doch besser, aber wie es mir beim Laufen geht? Grässlich! Die Strasse ist vom Regen auf- geweicht und schlüpfrig, der Fuss rutscht rechts und links, ich habe wenig Halt und stolpere sehr oft. „Minerva" erkennt die Lage um was es sich hier handelt, sie läuft mir ganz anstandslos und willig nach, ohne jemals zu straucheln. Endlich, um ^1^3 Uhr Nachts, erreichte ich Deutschbrod". Yon da ging es weiter nach Czaslau, nach Kolin, wo der Oesterreicher die zwei ersten deutschen Offiziere , den Prinzen Leopold von Preussen und dessen Begleiter traf, sodann über Nienburg, Niemes, Neuhütte nach Bautzen. Nach Höfer's Plan war die zweite Nacht die letzte seines Rittes, am nächsten Tage wollte er Berlin erreichen, aber hier traf ihn ein Unfall, der seine ausserordentliche Chance vernichtete. „Minerva" stürzte und begrub ihren Reiter unter sich. Erst nach langer Bemühung konnte sich der Letztere aus der schlimmen Lage befreien und nach einer weiteren Pause sein Pferd wieder auf die Beine bringen. Die Stute hatte sich am rechten Yorderfuss verletzt. Mit o-rosser Noth 197 m k' k führte er sie zu einer Hütte auf der Strasse und stellte sie bei Tagesanbruch in einen unweit des Gebäudes fliessenden Bach, um die entdeckte Prellung am rechten Huf (das Pferd hatte an einen Stein angeschlagen) zu heilen. In dieser Situation überholte ihn Graf Starhemberg auf „Athos" und nach diesem zogen noch weitere 16 Reiter an ihm vorüber, indess nur 9 vom zweiten, alle übrigen ungefährliche Gegner vom ersten Starttage. So begann der 4. Oktober, der Namenstag Höfer's. Endlich war „Minerva" wieder in Ordnung und nach einem Verlust von 8 Stunden wurde der Ritt fortgesetzt. Nach Passirung der Grenze kam der ideale Reiterboden, der wunderbare, neben der Strasse bis nach Berlin führende Reitweg. Hinter Baruth verritt er sich, und als er dann sah, dass er Starhemberg doch nicht einholen könne, glaubte er, dass ihm der zweite Platz sicher sei und arbeitete nun auf den Konditionspreis hin, indem er unmittelbar vor dem Ziel mit noch ganz marschfahigem Pferde eine dreistündige Rast hielt. In Rennpace ging dann am dritten Tage um 8 Uhr 47 Minuten „Minerva" durch das Spalier der Menschenmenge auf dem Tempel- hofer Felde am Richterhäuschen vorbei. Höfer erhielt den vierten Preis, denn vor ihm war noch Lieutenant Mikl(3s em2:etroften. -.. JS^^gJp ^v^' »a)\. >^'Sfe^ 198 ^ ^>^V^A ^ "^-^ Inhalts - Yerzeichniss. ^2 m Vorwort Distanzritte in alter und neuer Zeit Seite 3 Reiterleistimgen im Altenhum. Der gefahrvolle Xaohtritt des Grafen v. Finckenstein. Das Interesse für Distanzritte nach dem 70er Kriege. Keiterbravouren und Husaren- stücklein. Der Husarenritt Zubovits. Distanzriite in Indien. Burnaleys Ritt nach Khiwa. Sultansritie. Der Parforceritt von Agra nach Jodpuc. Gewaltritt Karls XII. von Schweden. Der Zug des Feldmarschall-Lieutenants Hadik im Oktober 1757. Die Propositionen für den Distanzritt und die Vorbereitungen zu demselben . 19 Das Auftauchen der ersten Nachricht von dem beabsichtigten Distanzritt. Erste Vor- schläge. Konditionspreise. Betonung der nationalen Seite des Rittes. Rennen oder Distanzritt? Der amtliche Wortlaut der Propositionen. Die Nennungen im Allgemeinen. Vorbereitungen. Unterschied zwischen den bisherigen Distanzritten und dem geplanten. Die Zahl der deutschen und österreichischen Reiter. Deutsches Kavalleriepferd und Halbblut. Behördliche Anordnungen. Abritt. Der Sieger. Schwierigkeiten des Distanzrittes. Am Steuerhäuschen auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin 35 Erwartungen , die man an den Distanzritt knüpfte. Mit der Uhr in der Hand. Abritt der ersten Gruppe. Prinz Leojjold von Preussen und seine Begleitung. Die Würfel sind gefallen! l)as kameradschaftliche Verhältniss zwischen den Offizieren der beiden Nationen. Vermuthungen. Bunte Gesellschaft von Thieren. Vollblut und Halbblut. Betheiligung am Ritt. Der Weg zwischen den Kaiserstädten 45 Unsere Karte. Länge des Weges. Die Hauptlinie. Die Orte an der Hauptlinie. Der Naohtheil für die deutschen Reiter. Höhenprofil Berlin -Wien. Der Vortheil für die österreichischen Reiter. Die Ankunft der ersten Oesterreicher am Ziel in Berlin Normaluhr im Richteizimmer. Erwartungsvolle am Steuerhäuschen. Oberlieutenant v.Miklös als Erster. Chavossy de Csavoss und Bobda. Die Namen der Offiziere, welche Probeiitte unternommen. Lieutenant Scherber 1. Lieutenant Karl Schmidt v. Földvar. Lieutenant Scherber 11. Rittmeister Stögl. Ein kleines Intermezzo. Menschenmassen auf dem Tempelhofer Felde. Oberlieutenant Cbaule. Oberlieutenant Buffa. Graf Paar. Reiter, welche den Ritt aufgegeben Jarmy de Szolnok. Die Ankunft der ersten Deutschen am Ziel in "Wien 49 61 Wirkung der telegraphischen Nachricht über die Aufnahme der österreichischen Offi- ziere in Berlin. Schmückung der Zielstrassen. Prinz Friedrich Leopold von Preussen und Sekondelieutenant Heyl. Die Wiener Bevölkerung und der Prinz. Rittmeister V. Tepper-Laski. Frhr. v. Meyern. Lieutenant Dietze. Lieutenant v. Jena. Die Heiren Offiziere, welche den Ritt aufgegeben. Der Vorsprung des Lieutenants Frhrn. v Reitzen- stein. Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein und sein Pferd. Das Vorführen der Pferde in der Reitschule. Die Nachricht von der Verunglückung Reitzensteins. T. Reitzenstein am Ziel. Lippspringe's letzte Stunden. 199 ^^^ Seite Dil' nächsten Tage am Ziel in Berlin 75 Der Andranpr dei Publikums. Uiimenpublikum. Starhemberg. Falsche Trainirung unserer Pferde. Aufgcfrebene lUtte. I>ie einzelnen Reiter. Am uäclisten Tage in Wien Sä Am Kndziel Kloridsdorf. Hrwartungen. Die Nachricht aus Hollabrunn. Der Herzoer kummt! Der Kmpl'ang am Ziele. Die nächsten eintreffenden Heiter. Die Begrüssung derselben. Der Lichtschimmer in der Ferne. Lieutenant Kummer. Die letzten Reiter am zweiten Tage. Die Sieger und die Preise. Ergebnisse 91 Die Reihenfolge der besten Reiter nach ihren Rekords geordnet. Die Hauptpreise. Krgebnisse des Rittes. Ausrüstung der Reiter. Ausrüstung der Pferde. Beschläge. Füttern. Tränken. Zwischenfälle. Programm für den Ritt. Die Festliclikeiten zu Ehren der deutschen Offiziere in Wien 103 Der Kmpfang der deutschen Offiziere in der Hofburg. Auf der Holitscher Jasrd und im stantsgestüt zu Kisber. Die Stallparade im Hofstallgebäude. Iij der Reitschule des Militär-Reitlehrer-Institutes. Im Burgtheater. Diner im Sacher-Cf arten. Beim Empfang des deutschen Kaisers 133 Am Nordbahnhof. Auf der Strasse. Kaiser Franz .losef. Die deutschen Offiziere am Bahnhof. Das bunte Bild der Uniformen. Der Kaiser kommt! Herzliche Begrüssung der Monarchen. Reitzensteins Ernennung. Abfahrt der beiden Kaiser. Die Festlichkeiten in Berlin 141 Die Liebesmahle in Potsdam. Besichtigung der österreichischen I'ferde. Die Parforce- jagd im Grunewald. Die Tafel im Neuen Palais. Das Rennen zu Westend. Die Liebesmahle bei dem Gardekürassier- und 2. Dragonerregiment. Die Festlichkeiten in Dresden 161 Die Galatafel im königlichen Residenzschlosse. Das Festmahl im Offizierskasino des Gardereiterregiments. Unsere Niederlage 173 Gesichtspunkte. Die Griimle für die Niederlage. Der Werth der Ritte in militärischer Beziehung. Spezielles aus den einzelnen Ritten 183 Graf Starhemberg. v. Reitzenstein. Oberlieutenant Höfer. ■kerci „l'nioii", llcizog & S(;,h\viiige, Dresden, Durerstiasse lliJ. 2U0 MM ^i^. V'' ^^J^ ^t^ '*m ■I