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Hermann Löns Der kleine 3

Volkslieder

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1918

Auf der Lüneburger Haide

Auf der Lüneburger Saide, In dem wunderfchönen Land Ging ich auf und ging ich unter, Allerlei am Weg ich fand; Dalleri, vallera, Und juchheiraſſa, Beſter Schatz, beſter Schatz, Denn du weißt es weißt es ja. Brüder, laßt die Bläfer klingen, Denn der Muskatellerwein Wird vom langen Stehen ſauer, Ausgetrunken muß er ſein; Dalleri, vallera, Und juchheiraſſa, Beſter Schatz, beſter Schatz, Denn du weißt es weißt es ja. Und die Bracken und die bellen, Und die Büchſe und die knallt, Rote Sirſche wolln wir jagen In dem grünen, grünen Wald; Dalleri, vallera, Und juchheiraſſa, Beſter Schotz, beſter Schatz, Denn du weißt es weißt es ja.

Ei du Sübfche, ei du Feine,

Ei du Bild, wie Milch und Blut, Unſre Serzen wolln wir tauſchen, Denn du glaubſt nicht, wie das tut; Valleri, vallera,

Und juchheiraſſa,

Beſter Schatz, beſter Schatz, Denn du weißt es weißt es ja.

Schãferlied

Wenn ich meine Schafe weide Sier auf dieſer braunen Saide, Ganz mutterſeelenallein allein, Mein Schatz, dann denk ich dein. ® Wenn die Lerche luſtig finger, Sich hinauf zum Himmel ſchwinget, Ganz mutterſeelenallein allein, Mein Schatz, dann denk ich dein. Wenn der Tauber ruft ſein Weibchen, Sein geliebtes Turteltäubchen, Ganz mutterſeelenallein allein, Mein Schatz, dann denk ich dein. Wenn die Sonne geht bernieder, Wenn ſie morgens kehret wieder, Ganz mutterſeelenallein allein, Mein Schatz, dann denk ich dein.

Das Senfterlein

Ach ich war den ganzen Tag allein, Denn mein Liebſter konnt nicht bei mir ſein, Aber in der Nacht, aber in der Nacht Da bin ich aufgewacht,

Denn es klopfte an mein Senfterlein.

Und er ſprach: mein allerliebſtes Kind, Draußen geht ein bitterböfer Wind, Bitte laß mich ein, bitte laß mich ein,

Will auch artig ſein, Und das Lieben iſt ja keine Sünd.

Meine Mutter immer zu mir ſpricht: Kind, die Männer taugen alle nicht. Aber wenn fie wüßt, aber wenn fie wüßt, Wie mein Liebſter Füße,

Ach ſo ſagte ſie das ſicher nicht.

Bin ich auch den ganzen Tag allein, Kann mein Liebſter auch nicht bei mir fein, Aber heute Nacht, aber heute Nacht

Weiß ich, wer da wacht, Denn dann klopft es an mein Senfterlein.

©

Rofeim Schnee

Roſe weiß, Roſe rot,

Wie ſüß iſt doch dein Mund, Roſe rot, Rofe weiß, Dein denk ich alle Stund, Alle Stund bei Tag und Nacht Daß dein Mund mir zugelacht, Dein roter Mund.

Ein Vogel fang im Lindenbaum, Ein ſüßes Lied er ſang, Rofe weiß, Roſe rot,

Das Serz im Leib mir ſprang, Sprang vor Freude hin und her, Als ob dein Lachen bei ihm wär, So ſüß es klang.

Roſe weiß, Roſe rot,

Was wird aus mir und dir? Ich glaube gar, es fiel ein Schnee, Dein Herz iſt nicht bei mir, Nicht bei mir, geht andern Gang, Falſches Lied der Vogel ſang Von mir und dir.

Die böſe Sieben

Am Wirtshaus an der Straße Sieben Birkenbäume ſtehn; Die ſieben grünen Bäume, Die will ich gar nicht ſehn. ©)

Die Sieben, ja die Sieben Iſt eine böfe Zahl; Sieben wunderſchöne Mädchen, Die liebte ich einmal.

Sechs Rofen ohne Dornen Die waren mein fürwahr; Die ſiebte, die ich pflückte, Voll Dorn und Diſtel war. Die ſiebte von den Sieben Die Kunſt fie wohl verſtand; Sie führt mich zum Altare Mit ihrer weißen Sand. Die ſieben Birkenbaͤume, Die gehen hin und her; Ade, ihr roten Roſen, Ich pflücke keine mehr.

Auf der Gartenbank

Ei was mag denn das da ſein, Blink und blank, blink und blank, Sieht ja aus wie Sonnenſchein Auf der Gartenbank;

Iſt ja nicht der Sonnenſchein, Blink und blank, blink und blank, Wird noch viel was Schönres fein Auf der Gartenbank.

Was iſt das fürn heller Schall, Kling und klang, kling und klang, Iſt das wohl die Nachtigall, Die da eben ſang? Nachtigall, die kanns nicht ſein, Kling und klang, kling und klang, Singt ja nicht ſo klar und rein Bei der Gartenbank.

Will doch ſchnell mal näher gehn, Blink und blank, kling und klang, Und mir das da mal beſehn Auf der Gartenbank; Nachtigall und Sonnenſchein, Kling und klang, blink und blank, Sitzt die Serzgeliebte mein Auf der Gartenbank.

6

Auf Wiederſehn

Die Schneegans zieht, der Sommer geht, Das Lieben iſt vorbei,

Leb wohl, mein Schatz, vergiß mein nicht, Ich bleib dir ewig treu; Vergißmeinnicht, du Blümlein blau, Blümlein blau im Morgentau,

Du ſchönſtes auf der Au.

Es rauſcht der Wind im Birkenlaub, Rauſcht lauter Traurigkeit,

Leb wohl mein Schatz, die Stunde ſchlägt, Schlãgt nichts als Herzeleid; Vergißmeinnicht, du Blümlein blau, Blümlein blau im Morgentau,

Du ſchönſtes auf der Au.

©

Die Saide ift fo taub und leer; DVerblübht iſt ihre Zier,

Wenn neu der Maibaum ſich begrünt, Kehr ich zurück zu dir; Vergißmeinnicht, du Blümlein blau, Blümlein blau im Morgentau, Du ſchönſtes auf der Au.

S

Das beſte Wilöpret

Nun aber will ich ziehen Hinaus zum grünen Wald, Ein Wildpret zu erjagen Von edeler Geſtalt.

Es hat nicht lange Hörner Und auch kein ſtolz Geweih, Es frißt nicht Gras noch Blätter Und tritt kein Holz entzwei. Es iſt nicht Sirſch, noch Saſe, Und auch kein wildes Schwein, Und iſt mir doch viel lieber, Als eins von dieſen drein. Ich fangs mit keinem Netze, Ich fangs mit keinem Hund, Ich ſchieß es nicht mit Hagel, Noch mit der Kugel rund. Denn was ich geh zu jagen, Das ift ein ſchlankes Reh, Und wenn ich es erlege, Das tut ihm garnicht weh.

©

Tauſendſchönchen

Tauſendſchönchen in dem Garten Weiß wie der Schnee, ja der Schnee, der Schnee, Meinen LZiebften zu erwarten An dem Gartenzaun ich ſteh. Endlich iſt er dann gekommen Rot wie der Klee, ja der Klee, der Klee, Hat mich in den Arm genommen, Niemand war in der Näh.

Als er ging, da mußt ich weinen Weiß wie der Schnee, ja der Schnee, der Schnee, Keine Sterne ſeh ich ſcheinen, Wohin ich immer auch ſeh.

Tauſendſchoͤnchen mich beſchämen Rot wie der Klee, ja der Klee, der Klee, Weinen muß ich und mich grämen, Weiß wie der Schnee, ja der Schnee.

Blut um Blut

Es fang und fang ein Vögelein, Sang von dem Serzgeliebten mein; Ich mußte weinen, als es ſang, Dieweil es alſo traurig klang, So rot wie Blut, ſo rot wie Blut, So rot als wie das Blut.

©

9

Und als ich in den Wald hinein kam, Drei Glockenſchläge ich vernahm; Da weinte ich zum andern Mal Viel bittre Tränen ohne Zahl,

So rot wie Blut, ſo rot wie Blut, So rot als wie das Blut.

Und als ich kam in den kühlen Grund, Mein Liebſter lag auf den Tod verwundt; Da weinte ich wohl ohne End Und rang meine ſchwanenweißen Sänd, So rot wie Blut, ſo rot wie Blut, So rot als wie das Blut.

Das Tüchlein das iſt ſchlehenweiß, Es trank deinen bittren Todesſchweiß, Ich ſchwenk es nach des Mörders Saus Und löſche ihm fein Leben aus, So rot wie Blut, ſo rot wie Blut, So rot als wie das Blut.

® Das Tüchlein ſchwenk ich in der Sand, Davon wird ihm das Herz verbrannt; Das Tüchlein wehet auf und ab, Ich grabe ihm das Totengrab, So rot wie Blut, ſo rot wie Blut, So rot als wie das Blut. S Und wo mein Schatz begraben liegt, Eine weiße Taube zum Simmel fliegt;

Jo

Und wo der Mörder fand fein Grab, Da fliegt ein Rabe auf und ab, So rot wie Blut, ſo rot wie Blut, So rot als wie das Blut.

© Huſarenlied

Heiß iſt die Liebe, Kalt iſt der Schnee, der Schnee; Scheiden und Meiden Und das tut weh. © Rote Suſaren, Die reiten niemals, niemals Schritt;

Herzliebes Mädchen Du kannſt nicht mit.

Weiß iſt die Feder An meinem roten, roten Sut; Schwarz iſt das Pulver, Rot iſt das Blut.

Das grüne Bläslein Zerſprang mir in der, in der Sand; Brüder, ich ſterbe Fürs Vaterland.

Auf meinem Grabe Solln rote Roſen, Rofen ſtehn; Die roten Roſen Und die find ſchön.

11

Das Geheimnis

Als ich geſtern einſam ging Auf der grünen, grünen Said, Kam ein junger Jäger an, Trug ein grünes, grünes Kleid; Ja grün iſt die Haide,

Die Haide iſt grün,

Aber rot ſind die Roſen, Wenn fie da blühn. © Wo die grünen Tannen ſtehn, Iſt ſo weich das grüne Moos, Und da hat er mich geküßt, Und ich ſaß auf ſeinem Schoß; Ja grün iſt die Heide,

Die Saide iſt grün,

Aber rot ſind die Roſen, Wenn ſie da blühn.

Als ich dann nach Sauſe kam, Hat die Mutter mich gefragt, Wo ich war die ganze Zeit, Und ich hab es nicht geſagt; Ja grün iſt die Haide,

Die Saide iſt grün,

Aber rot find die Rofen, Wenn ſie da blühn.

12

Was die grüne Saide weiß, Geht die Mutter gar nichts an, Niemand weiß es außer mir Und dem grünen Jägersmann; Ja grün iſt die Haide,

Die Haide iſt grün, Aber rot ſind die Roſen, Wenn fie da blühn.

Der Tauſch

Du haſt mein Herz gefangen Mit deiner weißen Sand; Du haſt mein Serz beſtricket Mit einem roten Band. Ich komm zu dir gegangen, Mein Herz gib wieder her; Denn da, wo es geſchlagen, Iſt alles taub und leer.

®

Was willft du mit zwei Serzen, Drum gib zurück es mir; Und willſt du es behalten, So gib mir deins dafür.

©

13

Komm mit

Wenn die Eule ruft im Wald, Komm mit, komm mit, Kommt mein Serzgeliebter bald, Komm mit, komm mit. Von dem Walde her es klingt, Komm mit, komm mit, Steht er da nicht ſchon und winkt. Komm mit, komm mit? Was die Mutter immer fpricht, Komm mit, komm mit, Glaub ich ihr noch lange nicht, Komm mit, komm mit. Eulenruf bedeutet Tod, Komm mit, komm mit, Sterb ſchon faſt vor Liebesnot, Komm mit, komm mit.

Die Trappen

Das Lieben das bringt viele Freud, Das Lieben das bringt oftmals Zeid; Es fiel ein Schnee verwichne Nacht,

Der hat mir Schimpf und Schand gebracht.

14

Ich kann nicht über die Straße gehn, Kann niemand ins Geſichte ſehn; Es gehen Trappen aus und ein Bei meinem Kammerfenſterlein. Jedwedem iſt nun offenbar Daß heute Nacht wer bei mir war, Wer bei mir war die ganze Nacht; Der böfe Schnee hats kund gemacht. Ich nahm den Beſen in die Sand Und hab ihn hin und hergewandt; Das Kehren half mir wenig mehr, Die Nachbarn ſahen alle her. Und hab ich meinen Ehrentag, Kein Rränzelein ich tragen mag; Und trage ich ein Kränzelein, So darf es blos ein halbes ſein.

Irrkraut

Scheidewind weht auf der Saide, Meidewind weht in dem Moor; Ich ſuche und ſuche die Stelle, Wo ich mein Herz verlor.

19)

15

Hier war es, wo ich es verloren, Es muß doch hier irgendwo fein, Es liegt hier im Laube und Mooſe So mutterſeelenallein.

Ich ſuche und ſuche und ſuche Und ſuche wohl hin und wohl her; Ich höre und höre es klopfen, Und finde es nimmermehr. Scheidewind flüſtert im Laube, Meidewind flüſtert im Gras; Irrkraut wãchſt auf der Stelle,

Wo ich mein Herz vergaß.

© Auf Feldwache

Ich weiß einen Lindenbaum ſtehen In einem tiefen Tal, Den möchte ich wohl ſehen Nur noch ein einziges Mal; Ich weiß zwei blaue Augen Und einen Mund ſo friſch und rot, O grüner Klee, o weißer Schnee, O ſchöner Soldatentod. Zu Sauſe auf den Feldern Da liegt der Schnee ſo weiß, Zu Sauſe in den Wäldern Da hängt das blanke Eis;

16

Sier fällt nicht Schnee noch Regen,

Zu lindern unfre große Not,

O grüner Klee, o weißer Schnee, G ſchöner Soldatentod. So mancher mußte ſterben Allhier in Afrika, Wir wollen nicht verderben, Der Tag der iſt bald da;

Die Nacht die geht zu Ende, Der Simmel der wird hell und rot, O grüner Klee, o weißer Schnee,

O ſchöner Soldatentod. Wo ſich die Straße wendet Da wohnt die Liebſte mein,

Iſt meine Zeit beendet,

So will ich bei ihr ſein;

Und kann es nicht ſo werden, Und muß ich fort beim Morgenrot, O grüner Klee, o weißer Schnee, O ſchöner Soldatentod.

Die Diſtel Du biſt als wie ein Diſtelkraut, Das ſticht den, der es bricht, Und wer da Blumen pflücken gebt, Die Diſtel nimmt er nicht. ©

17

Was hilft die [hönfte Blume mir, Kann fie nicht werden mein, Was hilft das ſchönſte Mädchen mir, Schlaf ich des nachts allein.

Ein Mãdchen, das nicht lieben will, Rein einer nach ihr ſieht,

Es ſteht da wie ein Diſtelkraut, Das ungepflückt verblübt.

Ein Madchen, das Fein Lieben kennt, Das bleibt die Nacht allein,

Die eine Nacht, die andre Nacht, Im duſtren Kämmerlein.

Das bitterſüße Lied

In dem Grůnebuſch, in dem Gruͤnebuſch Singt die Nachtigall die ganze Nacht; Singt mit lautem Schall, ſingt mit lautem Schall, Daß ich davon bin vom Schlaf erwacht.

Singſt ja viel zu ſüß, ſingſt ja viel zu füß, Nachtigall, vor meinem Kämmerlein; Singſt fo bitter ſüß, fingft fo bitterſůß Für ein Mädchen, das allein muß fein.

18

Wenn die Sonne ſcheint, wenn die Sonneſcheint, Kannſt du fingen immer · immerzu; Aber bei der Nacht, aber bei der Nacht Raubt dein Lied mir alle meine Ruh.

Der eiferſüchtige Jäger

Ein Jager und das bin ich, Mein Kleid und das iſt grün; Eh daß die Sonne ſcheinet, Muß ich zu Holze ziehn. Eh daß die Sonne ſcheinet, Vor Tau und auch vor Tag; Es ſchlafen alle Leute, Mein Schatz und der iſt wach. Mein Schatz der ſteht am Fenſter In feinem Semdelein; Mit feinen weißen Händen Da winkt er mir herein. Hinein kann ich nicht kommen, Ich gehe auf die Pürſch; Zu Holze muß ich ziehen, Da ſteht ein guter Sirſch. Und mußt du ziehn zu Holze Und laſſen mich allein,

19

So ſoll ein andrer ſchlafen Bei mir im Kämmerlein. Uns fchläft bei dir ein andrer, Ich habe Kraut und Lot; Und küßt er dich des abends, So iſt er morgens tot.

Wegewarte

Es ſteht eine Blume, Wo der Wind weht den Staub, Blau iſt ihre Blüte, Aber grau iſt ihr Laub. Ich ſtand an dem Wege, Sielt auf meine Hand, Du haſt deine Augen Von mir abgewandt. Jetzt ſtehſt du am Wege, Da wehet der Wind, Deine Augen, die blauen, Vom Staub ſind ſie blind. Da ſtehſt du und warteſt, Daß ich komme daher, Wegewarte, Wegewarte, Du blühſt ja nicht mehr.

20

Das Bickbeernpflücken

Jetzt wolln wir Bickbeern pflücken gehn In dem grünen, grünen Wald; Wollen in dem grünen Walde gehn, Wo die vielen, vielen Bickbeern ſtehn In dem grünen, grünen Wald. ® Das Bickbeerpflücken darf man nicht In dem grünen, grünen Wald; Denn der Förſter iſt ein böſer Mann, Der zeigt die jungen Mädchen an In dem grünen, grünen Wald; Der Foͤrſter iſt bloß halb fo ſchlimm In dem grünen, grünen Wald; Denn der Foͤrſter iſt ein junges Blut, Der weiß es wohl, wies Lieben tut In dem grünen, grünen Wald. Ein alter Förſter iſt nicht ſchlimm In dem grünen, grünen Wald; Doch wen der junge Sörfter kriegt, Der behält fein grünes Rränzlein nicht In dem grünen, grünen Wald. Mein Rränzlein hab ich längſt nicht mehr In dem grünen, grünen Wald;

21

Denn als ich Bickbeern pflücken tat, Der Sörfter mich gefangen hat In dem grünen, grünen Wald.

Die Funken

Und wenn das Feuer brennt, Dann fliegen Funken, Ich hatte einen Stern, Er iſt verſunken; Er iſt verſunken in der dunklen Nacht, Und ich muß weinen, weil kein Stern mir lacht.

© Das rote Feuer brennt, Die Funken ſtieben, Und dann verlöõſchen fie, So wie mein Lieben; Mein Lieben ift dahin in Nacht und Leid, Als wie ein Funken in der Dunkelheit.

© Das Feuer brennt nicht mehr, Es iſt geſtorben, Ich hatte einen Traum, Er iſt verdorben; Er iſt verdorben und er iſt verblůht, Das Feuer brennt nicht mehr, es iſt verglüht.

Der Tauber

Horch, wie der Tauber ruft, O du, du, du,

22

Und feine Taube hört Ihm freundlich zu; Was wohl der Tauber will, O du, du, du,

Denk mal darüber nach Und hör ihm zu. Horch, wie mein Serze ſchlägt, O du, du, du,

Was ſagt dein Herze denn Dazu, dazu?

Was wohl mein Serze will, O du, du, du,

Denk nicht darüber nach Und gib ihm Ruh.

Der Tauber ruft nicht mehr, G du, du, du,

Und feine Taube hört Ihm nicht mehr zu; Was wohl die Tauben tun, O du, du, du,

Wozu ſind wir im Mai, Wozu, wozu?

Aus und vorbei

O bittere Not Und o Weh und o Weh,

23

Alle Blumen find tot Und begraben im Schnee, Alle Blätter find fort, Sind verwelft und verdorrt, Wohin und wohin ich auch ſeh. ® Mein Sommer der ftarb, Denn o Weh und o Weh, Mein Lieben verdarb, Liegt begraben im Schnee, Iſt verwelkt und verdorrt, Und der Wind trieb es fort, Wohin und wohin ich auch ſeh. Es kommet der Mai, Doch o Weh und o Weh, Meine Zeit iſt vorbei, Iſt begraben im Schnee, Iſt verwelkt und verdorrt, Iſt verſchwunden und fort, Wohin und wohin ich auch ſeh.

Der Traum

Machangel, lieber Machangelbaum, In Trauern komm ich her; Ich träumte einen böfen Traum, Das Serze ift mir ſchwer.

S

24

Mein Myrtenſtock trug Blümelein Als wie das Blut ſo rot,

Iſt krank der Herzgeliebte mein, Oder iſt er am Ende tot? De in Serzgeliebter im fernen Land Iſt krank nicht und nicht tot;

Er hat ſein Lieben zugewandt Einem Mägdlein roſenrot. Einem roſenroten Mägdelein, Das iſt ſein ganzes Glůck;

Für dich muß er geftorben fein, Er kehrt nicht mehr zurück.

Und wenn er mir die Treue brach, So will ich ſchlafen bei dir; Will ſchlafen bis zum jüngften Tag, Deinen Schatten über mir.

Es wird dann blühn auf meinem Grab Die Blume Vergißnichtmein; Daß ich ihn nicht vergeſſen hab, Soll fie ein Zeichen fein.

©

Rüfelwind

Im Schummern, im Schummern Da kam ich einſt zu dir;

25

Im Schummern, im Schummern Da ſtandſt du an der Tür. Drei Liljen, drei Liljen Die blühten hell und klar; Drei Liljen, drei Liljen, Dreimal ich bei dir war. Die Liebe, die Liebe Die hat fo hell geglüht; Die Liebe, die Liebe Die iſt ſchon ausgeblüht. Drei Roſen, drei Roſen Die blühen heute mir; Drei Rofen, drei Roſen, Wer ſchlãft wohl jetzt bei dir?

Der Dragoner

Kling klang und kloria, Das Lieben das iſt aus, Die Roſſe ſind geſattelt, zum Tore gehts hinaus; Dragoner, wenn die reiten Das geht als wie der Wind, Geht über Stock und Stengel, Ade, mein allerliebſtes Kind.

26

Blaugelb ift unſre Farbe, Und blau und das iſt treu, Und gelb das iſt die Falſchheit, Wir denken nichts dabei; Dragoner wenn die lieben Das geht als wie der Wind, Geht über Stock und Stengel, Ade, mein allerliebſtes Kind.

Es blaſen die Trompeten Ein Stück, und das iſt ſchön, Der Feind kommt angeritten,

Wir wollen ihn beſtehn; Dragoner wenn die fechten Das geht als wie der Wind,

Geht über Stock und Stengel, Ade, mein allerliebſtes Kind.

®

Eine Kugel Fam geflogen, Sie traf mich viel zu gut, Die Blumen in dem Rafen Die ſind jetzt rot wie Blut; Dragoner wenn die ſterben Das geht als wie der Wind, Geht über Stock und Stengel, Ade, mein allerliebſtes Kind.

27

Der verwundete Jäger

Auf der Haide bin ich gefahren Manchen Tag ſo frank und frei; Auf der Haide tat ich jagen Mit Pulver und mit Blei. ©)

Die roten roten Sirfche,

Die roten roten Reh,

Die habe ich geſchoſſen, Mein Herz das ſchrie juchhe. Das Jagen iſt zu Ende,

Das Jagen ſo frank und frei; Mein Herz iſt mir zerſchoſſen Mit Pulver und mit Blei. Ein Mägdlein jung von Jahren, So ſchlank als wie ein Reh, Hat mich zu Tod getroffen, Mein Herz ſchreit ach und weh.

Schab ab

Jetzt kommt der Sommer in das Land, Die Birken werden grün, Ich nehm den Stecken in die Hand, Von dannen will ich ziehn; Fahr hin, fahr hin Mit deinem falſchen Sinn.

28

Ich habe dir mein Herz gebracht, Mein Gerz fo treu wie Gold, Du haſt mich dafür ausgelacht Und haſt es nicht gewollt; ſein, laß ſein Und bleib für dich allein. Schoͤns Mädchen an dem Gartenzaun, So ſchön wie Milch und Blut, Dir will ich jetzt mein Herz vertraun, Nimms hin in deine Hut; Nimms hin, nimms hin In deinen treuen Sinn.

Und wenn wir uns der Liebe freun zur ſchönen Sommerszeit, Dann bleibt die Stolze ganz allein, Bis daß es friert und ſchneit; Schab ab, ſchab ab,

Ein andern Schatz ich hab.

Verloren

Ros marienhaide zur Maienzeit blüht, Ros marienhaide erfreut das Gemüt, Rosmarienhaide iſt lieblich und zart,

Rosmarienhaide iſt eigener Art.

29

Anna, Marianna, wo bift du mein Lieb, Anna, Marianna, der Wind dich vertrieb, Anna, Marianna, du zogſt in die Stadt, Anna, Marianna vergeſſen mich hat.

Ros marienhaide blüht wieder im Moor, Rosmarienhaide die Farbe verlor, Rosmarienhaide zum zweiten Mal blüht, Rosmarienhaide erfreut kein Gemüt.

Anna, Marianna, wo biſt du, mein Lieb, Anna, Marianna, der Wind dich vertrieb, Anna, Marianna, dein Gerz das ging tot, Anna, Marianna, in Kummer und Not.

9)

Aurz iſt der Mai

Herzblatt am Lindenbaum, Du grüner Maientraum, Es ſang die Nachtigall Ihren ſüßen Schall; Sang Liebe, ſang Leide, Sang Freud und fang Leid, Lang iſt das Leben, Aber kurz die Maienzeit.

30

Schöne 3eit ift längſt vorbei, Welk ift der grüne Mai, Nachtigall ſingt nicht mehr, Der Lindenbaum ſteht leer; Aus Liebe ward Leide, Aus Liebe ward Leid, Lang iſt das Leben, Aber kurz die Maienzeit. Will in den Garten gehn, Wo die letzten Roſen ſtehn,

Aber o weh, o weh, Da liegt der Schnee; Schnee der tut wehe, Schnee der bringt Leid, Aang iſt das Leben, Aber kurz die Maienzeit.

® Das Irrlicht

Hier und da, hier und da

Geht ein Licht und das iſt blau,

Fern und nah, fern und nah

Abends in dem Tau;

Margarete, Margrete,

Du haft die Liebe verſchmäht,

Deine arme arme Seele

Nach Liebe ſuchen geht.

31

Hin und her, hin und her, Wo die weißen Rofen ſtehn, Kreuz und quer, kreuz und quer Muß die Flamme gehn; Margarete, Margrete, Der Wind und der weht, Deine arme arme Seele Nach Liebe ſuchen geht.

Ohne Raft, ohne Ruh Geht die Flamme auf und ab, Immerzu, immerzu Über ihrem Grab; Margarete, Margrete, Nun iſt es viel zu ſpät, Deine arme arme Seele Nach Liebe ſuchen geht.

Still und ſtumm, ſtill und ſtumm Geht die Flamme kalt und blau Um und um, um und um

Morgens in dem Tau; Margarete, Margrete, Der Hahn und der kräht, Deine arme arme Seele Nach Liebe ſuchen geht.

32

Das Scheiden

Aber dies, aber das, Und das Waſſer iſt naß; Aber das, aber dies, Und das Lieben iſt ſüß. Aber dies, aber das, Und grün iſt das Gras; Und das Gras, das iſt grün, Und die Roſen, die blühn. Und blühn ſie heut rot, Morgen ſind ſie ſchon tot; Und dann heißt es, ade, Und es fällt dann der Schnee. Und der Schnee der iſt weiß, Und das Feuer iſt heiß; Und das Feuer brennt ſehr, Doch das Scheiden noch mehr.

Der Grenadier

Die Trommeln und die Pfeifen Die haben ein laut Berön, Mit Trommeln und mit Pfeifen Da gehts noch mal ſo ſchön;

33

Sind wir nicht die Grenadiere,

Grenadier in Schritt und Tritt,

Wenn die Grenadiere kommen, lingen alle Fenſter mit.

® Du wunderſchönes Mädchen Du ſollſt die meine ſein,

Du wunderſchönes Mädchen Ich denke immer dein; Wenn die blauen Bohnen fliegen, Wenn da fließt das rote Blut, Deiner werde ich gedenken, Denn ich bin dir gar zu gut. Mein ſchönes Turteltäubchen, Noch eine kurze zeit, Mein ſchönes Turteltäubchen, Dann halte dich bereit; Kommt der Mond zum dritten Male Bin ich wiederum bei dir, Einen Orden will ich tragen Als ein tapfrer Grenadier. Die Trommeln und die Pfeifen Die haben ein laut Berön, Mit Trommeln und mit Pfeifen Da gehts noch mal fo ſchön; Denn wir ſind die Grenadiere, Grenadiere wolln wir ſein,

33

Tapfer find wir vor dem Feinde Und bei ſchönen Mägdelein.

Die arme Sünderin Ein Glöckchen hör ich läuten, Sobald die Nacht verwich; Es war das Sünderglöckchen, Es läutete um dich.

Der Richter ſprach das Urteil, Der Richter brach den Stab; Der Mönch in ſchwarzer Kutte Das Abendmahl dir gab.

Der Henker im roten Mantel Der ſchnitt das Saar dir ab; Und ſeine ſieben Knechte Die gruben dir das Grab.

Und alle, die es ſahen, Die haben da geſagt: Sie hat ein Herz ermordet, Und das hat ſie verklagt. Der Koſengarten Ich weiß ein Garten hübſch und fein, Da blüht ein rotes Röfelein;

Und darum iſt ein Heckenzaun, Im Sommer grün, im Winter braun.

35

Und wer das Röslein brechen will, Muß kommen ſtumm, muß kommen ftill; Muß kommen bei der duſtern Nacht, Wenn weder Mond noch Sternlein wacht. Ich wollte meinem Glück vertraun, Stieg heimlich übern Gartenzaun; Das rote Röslein war geknickt,

Ein andrer hatte es gepflückt. Das Bärtchen iſt nun kahl und leer, Das rote Röslein blüht nicht mehr; Betrübt muß ich von weitem ſtehn

Und nach dem Rofengarten fehn.

Heckenkind

Und als mein Vater die Mutter freit, Widdewiddewittbummbummjuchhe, Da kamen lauter feine Leut, Widdewiddewitt bummbumm; Der Kuckuck war der Pfarrer, Der Pupphahn der Kaplan,

Der Wigelwagel Küſter war,

Der orgelt, was er kann.

Und als ich dann geboren ward, Widdewiddewittbummbummjuchhe,

36

Die Taufe war von feinfter Art, Widdewiddewitt bummbumm; Als Pate kam der Igel, Das Wieſel und die Maus, Und als es an zu regnen fing, Da war die Feier aus.

Heut halte ich mein Sochzeitsfeſt, Widdewiddewittbummbummjuchhe, Da kommen lauter feine Gäſt, Widdewiddewitt bummbumm; Der Fink und auch die Meiſe,

Die Eule und der Hähr,

Und wenn die Wurſt nicht langen will, Der Bauer hat noch mehr.

Und wirds mit mir zu Ende ſein, Widdewiddewittbummbummjuchhe, Die Leichenfeier, die wird fein, Widdewiddewitt bummbumm; Der Rabe ſingt die Meſſe,

Der Dachs das Grab mir macht, Die Eichkatz auf dem Baume ſitzt Und hat ſich ſchief gelacht.

Erwartung Unter der Linde Da iſt mein allerliebſter Platz, Da will ich warten Auf meinen Schatz.

37

Ailjen und Roſen Die find fo wunderwunderſchoͤn Am Gartentore Da muß ich ſtehn. Die Nachtigallen Die ſchlagen immerimmerzu, Es klopft mein Herze, Gibt keine Ruh. Warten, ach warten Das kann ich nimmernimmermehr, Nach meinem Schatze Sehn ich mich ſehr.

Warnung

Du haſt geſagt, du willſt nicht lieben, Willſt dich um keinen Mann betrüben; Noch biſt du jung, noch blüht der Mai,

Bald iſt die ſchönſte Zeit vorbei.

Der Birnbaum blüht nicht blos aus Freude, Er blüht nicht nur zur Augenweide; Kommt feine Zeit, kommt feine Zeit,

Dann ift er voller Süßigkeit.

38

Drum, ſchönes Mädchen, laß dich lieben, Sonſt wird ſich einft dein Gerz betrüben; Dann biſt du alt und biſt allein,

Und mußt die ſchönſte Zeit bereun.

Am Brunnen

Was ſehen denn die Leute Mich blos ſo eigen an? Als wüßten ſie es alle,

Was keiner wiſſen kann.

Ich glaube gar, ſie leſens

Mir ab von dem Geſicht, Als ob ſies alle wiſſen,

Und das dürfen fie doch nicht. Das Waller in dem Brunnen, Das ſagt es mir ſogleich; Meine Augen die ſind trübe, Meine Wangen die ſind bleich. Das Waſſer in dem Brunnen, Verſchweigt wohl, was es weiß; So kühl iſt ja das Waſſer, Die Reue, die iſt heiß.

O

39

Die Reue, ja die Reue, Die brennet gar zu ſehr; Das tiefe tiefe Waſſer Das gibt nichts wieder her. G

Der ferne Stern

Am Simmel ſteht ein heller Stern, Hell iſt der Tag, ſchwarz iſt die Nacht, Der iſt mir nah und iſt mir fern, Liebe hält treuliche Wacht;

Du reines Licht, du klarer Stern, Fern biſt du mir, ſo fern, ſo fern, Da hinten über dem Walde.

Ich weiß ein Serz und das iſt mein, gell iſt der Tag, ſchwarz iſt die Nacht, Und kann doch nie mein eigen fein, Liebe hält treuliche Wacht; Mein iſt es und iſt doch nicht mein, So fern iſts wie der helle Schein Da hinten über dem Walde. ® Die Nachtigall voll Schmerzen weint, Sell iſt der Tag, ſchwarz ift die Nacht, Zwei Herzen bleiben unvereint, Liebe hält treuliche Wacht; Zwei Augen weiß ich, rotgeweint, Und einen Stern, der einſam ſcheint Da hinten über dem Walde.

40

Der eine allein Wenn alle nach mir ſehen, Bloss du nicht allein,

So lache ich nach allen hin, Wenn nicht, denn nicht, Wenn nicht, denn nicht, Dann läßt und läßt dus fein. ©

Wenn alle mit mir tanzen, Blass du nicht allein,

So tanz ich, was ich tanzen kann, Wenn nicht, denn nicht, Wenn nicht, denn nicht,

Dann läßt und läßt dus ſein. ©

Und wolln mich alle küſſen, Blss du nicht allein, Trotzdem, daß ich die Schönſte bin, Wenn nicht, denn nicht, Wenn nicht, denn nicht, Dann laß und laß ichs ſein

Ulaneneinmaleins Eins, zwei, drei und vier, Ulanen und die heißen wir; Ulanen die ſind blau und weiß, Ulanen lieben treu und heiß, Ja treu und heiß.

91

Sünf, fechs, ſieben und acht, Ich komme um die Mitternacht; Klopf leiſe an das Fenſter an, So daß es niemand hören kann, Ja hören kann.

Neun, neun, neun und zehn, Nun muß es wieder weiter gehn; Leb wohl, mein Schatz, gedenke mein, Ich kann nicht länger bei dir fein, Ja bei dir ſein.

Wer hat dies ſchöne Lied erdacht? Ein blauer Ulan hat es gemacht; Er diente eins, zwei, drei, vier Jahr, Manch ſchönes Kind fein Liebchen war, Ja Liebchen war.

Liebesſuche

Ich hab mir einen Kranz gepflückt Von Roſen rot und weiß; Ich will mir ſuchen einen Schatz. Will ſehn, wer einen weiß. Ich bin ſchon achtzehn Jahre alt Und brauche einen Mann; Ich will den Kuckuck fragen gehn, Wie fang ich es wohl an.

42

Der Kuckuck ſagt, er weiß es nicht, Hat ſelber keine Frau; So geh ich zu der Nachtigall, Wenn abends fällt der Tau.

Die Nachtigall, die weiß es nicht, Ihr Mann iſt lange tot; Drum ſingt ſie lauter Traurigkeit, Drum ſingt ſie lauter Not.

Der Kuckuck und die Nachtigall, Die ſingen ach und weh; Und ich ſteh da und bin allein Im Gras und grünem Klee.

Verſchütt Es ſtehn drei Birken auf der Haide, Valleri und vallera, An denen hab ich meine Freude, Juppheidi heida; Die Lerche ſang, die Sonne ſchien, Da ſchliefen wir bei Mutter Grün.

® Drei Birken find es und nicht fieben, Valleri und vallera, Ein ſchönes Madchen tat ich lieben, Juppheidi heida; Drei Tage lang auf brauner Said, Dann war ſie aus die ſchöne Zeit.

43

Es kam der Spitzhut angegangen, Valleri und vallera, Er hat uns beide eingefangen, Juppheidi heida; Zu Celle ſteht ein feſtes Saus, Mit unſrer Liebe iſt es aus. O ſchönes Mädchen, meine Freude, Valleri und vallera, Es ſtehn drei Birken auf der Haide, Juppheidi heida; Doch ihr Gezweig iſt kahl und leer, O Schatz, ich ſeh dich niemals mehr.

Männertreu

Es ging einmal ein Wind, Ei, ging einmal ein Wind;

Er ging wohl über Stock und Stein, Und fand ein blaues Blümelein, Das bracht er mir geſchwind. Und das heißt Ehrenpreis,

Ei, das heißt Ehrenpreis;

Es blüht nicht für die Ewigkeit, Es blüht blos eine kurze Zeit, Dann iſt es welk und weiß.

43

Es heißt auch Männertreu,

Ei, heißt auch Männertreu; Mein Schatz, der mich ſo viel geküßt, Ich weiß nicht, wo er blieben iſt, Das Lieben iſt vorbei.

Der Roſenſtock

Mein Roſenſtock, mein Roſenſtock, Der blühte immer rot; Jetzt trägt er eine Roſe

So weiß, als wie der Tod. Was ſoll es wohl bedeuten Das Röslein weiß wie Schnee, Mir iſt, als müßt ich weinen, Wenn ich es blühen ſeh. Die Nachtigall im Garten Sang lauter Seligkeit; Das Lied, das ſie jetzt ſinget, Iſt nichts als Weh und Leid. Was ſoll es wohl bedeuten Das Lied ſo trüb und ſchwer, Mir iſt, als müßt ich weinen, Wenn ich es fingen hör. Die weißen, weißen Rofen Bedeuten Angſt und Not; Die trüben, trüben Lieder Verkünden nichts als Tod.

45

Den Brief in meinen Händen Den dreh ich hin und her, Er hat ein ſchwarzes Siegel, Mein Schatz der lebt nicht mehr.

Die freie Pürſch

Auf der Lüneburger Saide Geht der Wind die kreuz die quer, Auf der Lüneburger Saide Jag ich hin und jag ich her.

An die hundert grüne Jager werden nicht des Lebens froh, Denn Paßupp fo heißt mein Leithund, Und mein Schweißhund heißt Wahrtoo. ©)

Wenn die lauten Hunde jagen, Fahrt der Fuchs zum Baue ein, Und in jedem dritten Dorfe Iſt ein wacker Mädchen mein. Heute die und morgen jene,

Seut ein Rehbock, dann ein Sirſch, Roſen blühn in jedem Garten, Überall iſt frei die Pürſch.

©

46

Abendlied

Rofe Marie, Rofe Marie, Sieben Jahre mein Serz nach dir ſchrie, Rofe Marie, Roſe Marie,

Aber du hörteft es nie. Jedwede Nacht, jedwede Nacht,

Hat mir im Traume dein Bild zugelacht, Kam dann der Tag, kam dann der Tag, Wieder alleine ich lag.

O Jetzt bin ich alt, jetzt bin ich alt, Aber mein Gerz iſt noch immer nicht kalt, Schläft wohl ſchon bald, ſchläft wohl ſchon bald, Doch bis zuletzt es noch hallt:

Roſe Marie, Roſe Marie, Sieben Jahre mein Serz nach dir ſchrie, Rofe Marie, Rofe Marie,

Aber du hörteſt es nie.

Hohn und Spott

Nun wollen wir ſingen das neue Lied, Das Lied von Sott und Hüh; Wir wolln es ſingen die ganze Nacht Bis morgens in der Früh.

47

Und als der Kiebitz fiebzig war, Die Lerche tat er frein;

Und wenn er nicht zu Haufe war, Ließ ſie den Kuckuck ein. Man bindet keinen grünen Baum Mit einem morſchen Strick; Und Alt und Jung als Zzweigeſpann Bat keinen rechten Schick.

Und wer eine neue Flinte hat, Und ſein Pulver das ſchießt krumm, Und wenn der Kiebitz die Lerche freit, Dann iſt er mehr als dumm. © Drum wolln wir fingen das neue Lied, Das Lied und das ift ſchön;

Und wer es nicht gut leiden kann, Muß anderswo hin gehn.

Die Nachtigall Was iſt das für ein ſüßer Schall, Was ſingſt du mir, Frau Nachtigall, Frau Nachtigall? Ich ſing von einer Lilje fein, Die ſtehet in dem Garten dein, Dem Garten dein.

48

Und ſteht fie in dem Garten mein, So ſoll fie bald gebrochen fein, Gebrochen ſein;

Und wenn ſie ſchon ein andrer brach, Und brach er ſie vor Tau und Tag, Vor Tau und Tag?

Und kann es nicht die Lilje ſein, So pflück ich mir ein Röſelein, Ein Röfelein;

Und kann es nicht die Lilje ſein, Was ſoll dir dann das Röfelein, Das Röſelein?

b Frau Nachtigall, Frau Nachtigall, Was ſingſt du mir ſo bittren Schall, So bittren Schall? Ich fing, wie mir der Schnabel ſteht, Ich ſinge, wie der Wind wohl weht, Der Wind wohl weht.

Das Wahrzeichen

Die Sommer vogel fingen Jetzt über Wald und Feld, Nun heißt es Abſchied nehmen, Ich fahre in die Welt.

Die Rofen in dem Garten, Die blühen alle weiß, Mein Schatz hat ſie begoſſen Mit Tränen allzuheiß. Die allzugroße Liebe Bringt allzugroße Pein, Ich wäre gern geblieben, Es ſollte nicht ſo ſein. Ums Jahr, da kehr ich wieder, Dann blühn die Rofen rot, Doch ſind es lauter weiße, Mein Schatz, dann bin ich tot.

So oder ſo

Frei bin ich, ich bin vogelfrei, Vi va und vogelfrei, ja vogelfrei, Und alles iſt mir einerlei I, a und einerlei, ja einerlei;

Ich lache, wenn die Sonne ſcheint Und lache, wenn ſies anders meint, Und denk mir nichts dabei.

Ich liebte einſt ein Mägdelein, Mi, ma und Mägdelein, ja Mägdelein, Sie ſprach, ich ſollte bei ihr ſein, Bi, ba und bei ihr ſein, ja bei ihr ſein;

50

Doch als ich kam beim Sternenlicht, Da hatte ſie ihr Fenſter dicht, Und ließ mich nicht hinein. Und iſts die Bauerntochter nicht,

Ti, ta und Tochter nicht, ja Tochter nicht, Die Magd hat auch ein friſch Beficht, Fri, fra und friſch Geſicht, ja friſch Geſicht; Und ſchlaf ich nicht im Federbett,

Auf Stroh, da liebt ſichs auch ganz nett, Das ſchadt mir weiter nicht.

Die ſchönſte Blume Die Blumen, ja die Blumen, Die ſind ſo wunderſchön, Aber noch ſchöner ſind Mädchen, Schöne Mädchen anzuſehn. Schöne Madchen ſind reizend, Reizend anzuſehn,

Aber von allen iſt keine, Wie die eine ſo ſchön. Schön iſt ſie anzuſehen,

Zu küſſen noch viel mehr, Dürfte ich ſie nicht küſſen, Würde das Herz mir ſchwer.

©

51

Aber mein Herz ift fröhlich, Fröhlich ift es ſehr, Denn ich darf fie küſſen, Küffen und noch viel mehr.

O

Leonore

Als ich, als ich jung an Jahren Bin gewandert weit und breit, Hatte ich ein feines Liebchen, Treu und voller Zärtlichkeit; Leonore, unſer Lieben Tut die Schlechtigkeit betrüben, Leonore, ſchönſtes Kind, Auf der Haide pfeift der Wind. © Als ich, als ich mußte ſcheiden, War ſie voller Traurigkeit, Und mir iſt das Herz gebrochen, Vor der Trennung bittrem Leid; Leonore, unſer Lieben Tut die Schlechtigkeit betrüben, Leonore, ſchönſtes Kind, Auf der Haide pfeift der Wind. Wo ich, wo ich immer walle, Sommertags und wenn es ſchneit, Dein geliebtes Bild ich ſehe, Halb mit Auſt und halb mit Leid;

52

Leonore, unfer Lieben Tut die Schlechtigkeit betrüben, Leonore, ſchönſtes Kind, Auf der Saide pfeift der Wind. Wenn ich, wenn ich einmal ſterbe, Noch zuletzt gedenk ich dein, Deinen Namen will ich flüſtern Und im Tode bei dir ſein; Leonore, unſer Lieben Tut die Schlechtigkeit betrüben, Leonore, ſchönſtes Kind, Auf der Haide pfeift der Wind.

©

Denn nicht

Der rote, der weiße und der blutrote Klee, Die Liebe, die Treue und das Herz tut mir weh; Und mein Serz, das iſt traurig,

Und mein Serz, das iſt ſchwer,

Denn die eine, die ich meine Und die liebt mich nicht mehr. Narziſſen und Nelken und Veilchen find Schön, Ich will in die Fremde, die Fremde jetzt gehn; In der Stadt ſind die Mädchen Noch einmal ſo ſchön,

Ich ſuch mir eine andre Und laſſe dich ſtehn.

53

Füſiliere, Grenadiere, Soldat will ich ſein Zu Köllen am Rheine da trink ich den Wein; Da lieb ich wohl eine,

Da lieb ich wohl zwei,

Soldaten ſind luſtig,

Soldaten ſind frei.

Heimliche Liebe Die ſchönſte Freude, die ich kenne, Rot Röfelein, Vergißnichtmein, Und die ich keinem Menſchen nenne, Rot Röfelein, Vergißnichtmein, Wir beide wiſſens ganz allein, Verſchwiegen ſoll es ſein. Und wenn die Sonne iſt vergangen, Rot Röſelein, Vergißnichtmein, Die Sterne an dem Himmel prangen, Rot Röfelein, Vergißnichtmein, Kein Menſch weiß, wo ich kehre ein, Verſchwiegen ſoll es ſein. Und wenn auch Mond und Sterne ſchwinden, Rot Röfelein, Vergißnichtmein, Die Liebe weiß den Weg zu finden, Rot Röfelein, Vergißnichtmein, Sie braucht nicht Mond noch Sternenſchein, Verſchwiegen ſoll es ſein.

54

Die goldene Wiege

Am Saidberg geht ein leifes Singen, Ein leiſes Singen her und hin, Da fit und wiegt die goldne Wiege Die tote zwergenkönigin.

Frau Rönigin, Euch will ichs klagen Will klagen Euch mein Herzeleid, Mein Schatz hat treulos mich verraten, Mein Herz das weint vor Traurigkeit. So gib es her, ich will es wiegen, Bis daß es ſchläft für immer ein, Soll in der goldnen Wiege ſchlafen Bei meinem toten Kindelein.

Und wiegt Ihr es auch ſieben Jahre Und wiegt Ihr es auch immerzu, Es hört und hört nicht auf zu weinen, Es läßt und läßt mir keine Ruh. Ich weiß ein tiefes Waſſer raufchen, Es rauſcht ein Lied, das keiner kennt, Das foll mein Herz in Schlummer fingen, Erſt dann hat ſeine Not ein End.

O

5

Im Walde

Der Wind auf der Saide, Der weiß allerhand,

Im Wind auf der Saide Ein Jungfräulein ſtand. Guten Tag, ſchöne Jungfer, Du allerliebſtes Kind,

Da draußen auf der Saide Da wehet der Wind.

Und der Wind und der wehet, Und der Wind der iſt kalt, Was willſt du hier frieren, Komm mit in den Wald.

Im Wald iſt es ftille, Da rührt fich Fein Zweig, Da blühen die Blumen, Da ruht es ſich weich. Da läßt es ſich lieben, Kein Menſch weiß darum, Da ſtehn lauter Bäume, Die ſind ſtill und ſtumm

®

56

Der fonderbare Vogel

Ich hörte einen Vogel fingen Und nahm mein Madchen bei der Sand;

Er fang ein wunderſchönes Liedchen

Von Allerlei und Allerhand. Der Vogel der flog immer weiter,

Bis da, wo eine Linde ſtand;

Da ſang er noch einmal das Liedchen Von Allerlei und Allerhand.

Er flog wohl auf und flog wohl nieder, Bis er ſein Neſt im Laube fand; Und da ſang er erſt recht das Liedchen Von Allerlei und Allerhand. Mein Mãdchen hat ihn eingefangen, Gefangen ihn mit ihrer Sand; Doch darum läßt er nicht das Singen Von Allerlei und Allerhand.

O Der Reitersmann Es blühen die Rofen, Die Nachtigall ſingt,

Mein Herz iſt voll Freude, Vor Freude es ſpringt;

57

Ein Reiter zu Pferde, So reit ich durchs Land, Für Raifer und König

Und Vaterland.

Im Wirtshaus am Wege Da kehren wir ein, Und trinken ein Gläslein Vom goldenen Wein; Du Hübſche, du Seine, Komm ſetz dich zu mir, Ein Ringlein von Golde, Das ſchenke ich dir Und iſt fie geſchlagen, Die blutige Schlacht, Und haben wir Frieden Mit Frankreich gemacht, Dann binde den Schimmel Ich wieder hier an, Denn treu iſt, ja treu iſt

Der Reitersmann.

®

Das Grab

Es geht ein Licht im Dunkeln, Anna, Suſanna, wie ſchön biſt dul Das hat einen trüben Schein; Es fliegt eine weiße Taube,

58

Anna, Suſanna, wo findſt du Ruh? Die weiß nicht aus noch ein.

Es blüht eine un im Barten, Anna, Suſanna, wie ſchön bift du! Die iſt ſo blaß und bleich;

Es klingt ein Lied im Winde, Anna, Suſanna, wo findſt du Ruh? Das iſt an Schmerzen reich.

Es liegt ein Grab an der Mauer, Anna, Suſanna, wie ſchön biſt du! Das hat nicht Kreuz noch Stein;

Da hört man ein Kindlein weinen, Anna, Suſanna, wo findſt du Ruh? Des Nachts im Mondenſchein. ©

© Es rauſcht ein tiefes Waſſer, Anna, Suſanna, wie ſchön biſt du! Es rauſcht wohl auf und ab; Es gräbt der Totengräber, Anna, Suſanna, wo findſt du Ruh? An einem neuen Grab.

Abſage Da hinten in der Saide, Wo der Birkenbaum ſteht, Da wartet ein Mädchen, Ihr Saar und das weht 19)

2

Du Sübſche, du Feine, Was ſtehſt du allein,

Und wenn du keinen Schatz haſt, Ich will es wohl ſein. Einen Schatz und den hab ich, Und kommt er nicht her, Einen Jäger, grünen Jäger, Will ich nun und nicht mehr. Ei warum keinen Jäger, Kein jungjunges Blut, Denn ein Jäger kennts Lieben, Und weiß, wie das tut. ® Was ſoll mir ein Jäger, Der ſoll es nicht ſein,

Der geht bei Nacht jagen, Und laßt mich allein.

Der taube Garten

Du lachſt, weil ich dich liebe,

Haſt deinen Spott mit mir;

Schön biſt du von Geſichte, Doch fehlt das Serze dir.

69

Darum find deine Wangen Als wie der Schnee fo weiß; Und deine blauen Augen Die ſind ſo kalt, wie Eis. Wenn andre Madchen lieben, Dann biſt du ganz allein; Es blühen keine Roſen In deinem Bärtelein. Ein Garten ohne Roſen Macht keinem Menſchen Freud; Ein Mädchen ohne Liebe Das tut ſich ſelber leid.

Auf der Straße

Wo der Wind weht, der Wind weht, Da bin ich zu Saus,

Da fahr ich die Straßen

Jahrein und jahraus. Auf der Straße, der Straße

Iſt alles voll Staub, Da tragen die Bäume

Rein grasgrünes Laub.

67

Don den Staube, dem Staube Da werd ich nicht fett, Ich weiß wo der Bauer Die Wurſt hängen hat. In dem Buſche, dem Buſche In Gras und in Kraut Da leben wir luſtig Als Bräutgam und Braut.

© Denn ein Mädchen, ein Mädchen Wie Milch und wie Blut Die fand ich an der Straße, Und die iſt mir gut.

S

Liebesklage

Weidenbaum, dir will ichs ſagen, Weidenbaum, dir will ichs klagen, Lieblich iſt die Maienzeit, Doch ich trage Serzeleid. Weiden baum, du ſollſt es hören, Daß er nie wird wiederkehren, Schön und luſtig iſt der Mai, Doch mein Glück das iſt vorbei.

®

62

Weidenbaum, du ſollſt es willen, Nie wird er mich wieder küſſen, Wieder kehrt die Maienzeit, Doch ſie bringt mir neues Leid.

S Weidenbaum, wenn ſie dich fragen, Weiden baum, dann ſollſt du ſagen, Wen betrogen hat der Mai, Deſſen Frühling iſt vorbei.

Der Kuckuck

Der Kuckuck ſchrie die ganze Nacht, Er hort nicht auf zu ſchrein; Er ſchrie und ſchrie in einem fort, Ließ mich nicht ſchlafen ein. S Du Vogel Kuckuck ſchweig doch ſtill, Du biſt ja wohl nicht klug; Was brauchſt du bei der Nacht zu ſchrein, Am Tag iſt Zeit genug. Wer klopft da mitten in der Nacht An meinem Senfterlein? Der Vogel Kuckuck iſts gewiß, Er will zu mir herein.

(©)

63

Bleib du, wo du zu Haufe bift, Und laffe mich in Ruh; Du kommſt nicht in mein Kämmerlein, Das Fenſter bleibt hübſch zu. © Du haft ja Zeit den ganzen Tag, So lang die Sonne ſcheint; Wer bloß bei Nacht und Nebel kommt, Der hats nicht treu gemeint. Wer bloß bei Nacht und Nebel kommt, Sat keinen treuen Sinn; Drum mach nur, daß du weiter kommſt zu deiner Kuckuckin.

© Beerdigung

Die Maienglöckchen läuten Mit Totenglockenklang; Es iſt ein Serz geſtorben,

Das war ſo lange krank. Die Totengräber fliegen Die ganze Maiennacht; Sie haben dem roten Serzen Ein ſchwarzes Grab gemacht.

64

In dem Zypreſſenbaume Da ſingt ein Dögelein; Nun laſſet uns aber trinken Den roten, roten Wein. Nun laſſet uns aber ſingen, zu Ende ift die Not; Wir haben das Serz begraben, Das rote Serz iſt tot.

Verſpruch

Wir ſind einander zugeſellt Für alle Ewigkeit,

Uns ſcheidet nicht die ganze Welt Mit ihrer Schlechtigkeit. Der weiß ja nicht, was Lieben iſt, Der an ein Scheiden denkt, Wenn zweie ſich ſo recht geküßt, Sich Leib und Seel geſchenkt. So lieben wir uns immerdar, Die ganze Sommerszeit, Und lieben uns das ganze Jahr, Bis daß es friert und ſchneit.

65

Und kommt der Tag, der kein Tag iſt, Und muß ich fort von dir, Dein Herz doch meiner nicht vergißt, Es findet ſich zu mir. e (©) Denn ob der Schnee zur Erde fällt, Und blühn die Rofen rot, Wir ſind einander zugeſellt Im Leben und im Tod.

Liebesweh

Ein Vogel hat geſungen, Er ſang in Eis und Schnee, Das Herz iſt mir zerſprungen

Vor lauter Liebesweh. Das hat mit ſeinem Singen Das Vögelein vollbracht, Es hat das heiße Klingen Das Herz mir krank gemacht. Zur Schmiede will ich eilen Mit meiner Not und Qual, Mein Herz das will ich heilen Mit Eiſen und mit Stahl.

66

Der Schmied und der ſoll ſchlagen Einen Reifen um mein Serz, Damit es kann ertragen Den bittern bittern Schmerz.

©)

Das Herz ift mir zerſprungen Vor lauter Liebeswehn, Ein Vogel hat geſungen

In Eis und auch in Schnee.

Matroſenlied

Zeute wollen wir ein Liedlein fingen, Trinken wollen wir den kühlen Wein, Und die Bläfer ſollen dazu klingen, Denn es muß, es muß geſchieden ſein; Gib mir deine Hand,

Deine weiße Hand,

Leb wohl, mein Schatz, leb wohl, Denn wir fahren gegen Engelland. Unſre Flagge und die wehet auf dem Maſte, Sie verkündet unſres Reiches Macht, Denn wir wollen es nicht länger leiden, Daß der Engliſchmann darüber lacht; Gib mir deine Sand,

Deine weiße Hand,

Aeb wohl, mein Schatz, leb wohl, Denn wir fahren gegen Engelland.

67

Kommt die Runde, daß ich bin gefallen, Daß ich ſchlafe in der Meeresflut, Weine nicht um mich, mein Schatz, und denke, Für das Vaterland da floß ſein Blut; Gib mir deine Sand,

Deine weiße Hand,

Leb wohl, mein Schatz, leb wohl, Denn wir fahren gegen Engelland

Winter

Über die Saide geht mein Gedenken Annemariee, nach dir, nach dir allein, Uber die Haide möchte ich wandern, Annemariee, bei dir zu ſein. Über die Saide flogen die Schwalben, Annemariee, ſie grüßten dich von mir, Uber die Saide riefen die Raben, Annemariee, Antwort von dir. Über die aide pfeifen die Winde, Annemariee, und alles iſt voll Schnee, Über die Saide ging einſt mein Lieben, Annemariee, ade, ade.

68

Der böſe Vogel

Es kommt ein Storch geflogen, Er fliegt wohl hin und her, Er ſucht ſich eine Stelle, Wo gut zu niſten wär.

Er fliegt wohl auf und nieder, Er fliegt wohl ein und aus, Und hebt wohl an zu bauen Auf meines Liebchens Saus.

ö

Ei, du ſchwarzweißer Vogel,

Ei, du ſchwarzweißes Tier, Warum fliegft du nicht weiter, Was bauſt du grade hier? Ade, ihr Junggeſellen Bei Bier und Branntewein, Es kam ein Storch geflogen, Geſchieden muß es ſein.

Totenblumen

Es blühten Tulpen und Tarziſſen,

Sie blühten dir, ſie blühten mir;

Sie ſind verwelkt, ſie ſind verdorret,

Denn heute muß ich fort von dir.

69

Der blaue und der weiße Flieder Der hat verloren ſeine Zier; Er wird uns niemals wieder blühen, Denn heute muß ich fort von dir. Die roten und die weißen Roſen Die blühen weder dir noch mir; Sie müllen ungepflückt verwelken, Denn heute muß ich fort von dir. Die Aſtern und Reſeden blühen, Was hilft es dir, was hilft es mir; Ein andrer wird ſie beide brechen, Denn heute muß ich fort von dir. Die allerletzten gelben Blumen, Die Ringelbiumen, pflüd ich mir; Sie blühen auf dem Grab der Liebe, Denn heute muß ich fort von dir.

0) Liebeszauber Und willſt und willſt du mich nicht lieben, G Maienzeit, o Süßigkeit,

Das ſoll und ſoll mich nicht betrüben, © Maienzeit, o Bitterkeit;

70

Ich weiß das edle Kräutlein blühn, Habmichlieb, das Kräutlein grün, Kräutlein grün, Blümlein rot Hilft bei Liebesnot.

Zur Liebe will ich dich bekehren,

O Maienzeit, o Süßigkeit,

Du kannſt und kannſt es mir nicht wehren, O Maienzeit, o Bitterkeit;

Ich weiß das edle Kräutlein blühn, Habmichlieb, das Kräutlein grün, Rräutlein grün, Blümlein rot Hilft bei Liebesnot.

Und hab und hab ich es gefunden,

O Maienzeit, o Süßigkeit,

So bleibſt und bleibft du mir verbunden. O Maienzeit, o Bitterkeit;

Ich weiß das edle Kräutlein blühn, Sabmichlieb, das Kräutlein grün, Krãutlein grün, Blümlein rot

Sgilft bei Liebesnot.

Das Vogelorakel

Es ſingt der Vogel Wunderlich In der grünen Linde; Ich geh die Straße auf und ab, Ob ich eine finde,

77

Roſenrot ein Mägdelein, Und das ſoll mein Liebchen fein, Das iſt keine Sünde.

Was der kleine Vogel ſingt, Niemand ſoll es wiſſen; Junge Mädchen, die ſind ſchön, Eine will ich küſſen, Roſenrot ein Mägdelein, Und das ſoll mein Liebchen fein, Niemand ſoll es wiſſen.

Es ſingt der Vogel Kunterbunt In einem grünen Hagen; Wo das ſchönſte Mägdlein iſt, Kann er mir wohl ſagen, Roſenrot ein Mägdelein, Und das ſoll mein Liebchen ſein, Das will ich ihn fragen. Wunderlich und Kunterbunt Schwingen ihr Gefieder; Wo das ſchönſte Mädchen iſt, Kaſſen ſie ſich nieder, Roſenrot ein Mägdelein, Und das ſoll mein Liebchen fein, Heut und immer wieder.

72

Der Jungfernkranz

Und daß ich eine Jungfer bin Und habe keinen Mann, Und noch nicht weiß, was Liebe iſt, Das ſteht mir wenig an. Was hilft mir denn mein Jungfernkran: Hab ich ihn ganz allein,

Ich trug ihn zwanzig Jahre lang, Bald wird verwelft er ſein. Verwelken aber ſoll er nicht Vor Sonne und vor Wind,

Ich häng ihn abends in den Tau, Bis daß ihn einer findt.

Und wer ihn finde, das ſag ich frei, Ihn auch behalten kann;

Ich trug ihn zwanzig Jahre lang, Mir liegt nichts mehr daran.

An die Spröde

Gertrude, weiße Blume, Was biſt du ſo ſtolz; Es wächſt kein grünes Blättlein Am trockenen Solz.

73

Die Nachtigall ſingt nicht In Schnee und in Eis; Die Liebe ſchmeckt am ſchönſten, Wenn niemand es weiß. Gertrude, weiße Blume, Der Flieder der blüht; Die Nachtigall im Walde Die ſinget ihr Lied. Sie ſinget von Liebe, Sie ſinget von Glück; Die Zeit, die verpaßt iſt, Die kommt nicht zurück. Gertrude, weiße Blume, Und kurz iſt der Mai; Was willſt du noch warten Bald iſt er vorbei.

Die treue Blume

Vom Simmel iſt ein Stern gefallen, Der dort fo freundlich hat gelacht, Die ſchönſte Blume mußte welken, Es fiel ein Reif um Mitternacht;

Nun heißt es ſcheiden, Ach ja, und meiden, Ich muß allein

Und einſam ſein.

ie.

Ich habe einen Strauß gewunden Von Roſen und Vergißnichtmein, Damit mein Schatz in fernen Landen Gedenken ſoll in Treuen mein; Nun heißt es ſcheiden,

Ach ja, und meiden,

Ich muß allein Und einſam ſein.

Und wenn die Roſen auch verwelken, Es blühet das Vergißmeinnicht, Es blüht die Liebe, es blüht die Treue, Sie blühen bis das Herze bricht; Nun heißt es ſcheiden,

Ach ja, und meiden,

Ich muß allein Und einſam ſein.

Häckerling Diſtel, Diſtel, Wegedorn, Meinen Schatz hab ich verlorn; Such die Straße hin und her, Wo mein Schatz geblieben wär. Efeu, Efeu, Immergrün, In die Fremde will ich ziehn; wo kein Menſch mein Serzleid kennt, Niemand meinen Namen nennt.

©

75

Birke, Birke, Maienbaum, Meine Liebe war ein Traum; Währte einen Sommer lang, Iſt dahin, wie Glockenklang. Myrte, Myrte, Jungfernzier, Was ſoll deine Blüte mir; Denn es hac mir Schlechtigkeit Zäckerling vors Saus geſtreut.

® Hafer, Hafer, Schandenkraut, Unglück iſt mir angetraut; Wo das tiefe Waſſer rinnt, Meine Seele Ruhe findt.

Der Küraſſier

Ich hör ein Döglein fingen,

Das Dögelein ſingt zipp und zapp; Ich laß den Kappen laufen,

Bald Schritt und auch bald Trab. Trompeter und die blaſen,

Mein Schatz, nur laß das Weinen ſein; Vier Jahre gehn vorüber, Dann bin ich wieder dein.

Das Fähnlein tut winken, Wir find des Kaiſers Rüraffier; Iſt meine Zeit vorüber, Kehr ich zurück zu dir.

Das find die ſchweren Reiter, Die fürchten ſich vor keinem Blei; Ihr Kleid, das iſt von Eiſen, Ihr Herz und das iſt treu. Laß traben, laß traben,

Die Welt iſt weit, die Welt iſt breit; Die Roſen blühen wieder, Kommt erſt die rechte Zeit.

Der ſchönſte Platz

Wo die weißen Tauben fliegen, Wohnt mein Schatz und der iſt ſchön; Wo die weißen Tauben fliegen, Muß ich immer wieder gehn. Wo die roten Rofen blühen, Bab ich fie zuerſt geküßt;

Wo die roten Rofen blühen, Meine liebſte Weide iſt.

77

Wo die grünen Büſche fteben, Singt ein Vogel dies und das; Wo die grünen Büſche fteben, Iſt zerdrückt das junge Gras. Wo die klaren Quellen rauſchen, Liegt ein Roſenkränzelein; Wo die klaren Quellen rauſchen, Ward das ſchönſte Mädchen mein.

Edelwild

Ich bin ein freier Wildpretſchůtz Und hab ein weit Revier, So weit die braune Saide geht, Gehört das Jagen mir. So weit der blaue Simmel gebt, Gehört mir alle Pürſch Auf Fuchs und Sas und Saſelhuhn, Auf Rehbock und auf Sirſch. Jedoch mein liebſtes Edelwild Im ganzen Jagdrevier Das iſt nicht Sirſch, das iſt nicht Reh, Das iſt kein Jagdgetier.

78

Es iſt ein friſches Mägdelein, Auf das ich lieber pürſch, Viel lieber als auf Sas und Fuchs, Auf Rehbock und auf Sirſch. Und daß es einem andern hört, Macht keine Sorge mir,

Ich bin ein freier Wildpretſchůtz Und hab ein weit Revier.

Das einſame Mädchen

Ich ſtehe auf der Haide Und bin ſo ganz allein; Ein Schätzchen möcht ich haben, Und mich der Liebe freuen. Jedweder kleine Vogel Der liebt ſo viel er mag; Doch ich muß einſam bleiben Bei Nacht und auch bei Tag. Ein Reitersmann zu Pferde Das ſoll mein Liebſter ſein; Er ſoll den Schlüſſel haben Zu meinem Bärtelein.

Die Roſen ſoll er brechen, So viel und viel er mag; Es wachſen wieder neue In meinem Gartenhag.

Gold und Silber

Ach Sonne, liebe Sonne, Was haſt du in dem Sinn? Ich ſtehe an dem Fenſter Und weine vor mich hin. Ein Ringelein von Silber, Das gab er mir zum Pfand; Einen Ring von rotem Golde Den trag ich an der Sand. Der Myrtenſtock am Senfter Der dauert mich ſo ſehr; Seine Zweige ſind gefallen, Nun iſt er kahl und leer. Der eine kriegt das Silber, Das Gold der andre hat; Wenn alle Leute ſchlafen, Dann komm und küß dich ſatt.

80

Die grünen Myrtenzweige, Die ſind das allerbeſt; Du follft das Kränzlein haben, Der andre kriegt den Keſt.

Der ſchöne Sifch

Ich ſehe ein Waſſer blinken, Das Waſſer das iſt friſch; Ich ſehe etwas [himmern, Das iſt fürwahr kein Sifch. Ein Fiſch hat keine Haare Und nicht zwei Arme rund; Hat keine blauen Augen Und keinen roten Mund. Ich will das Fiſchlein fangen Mit einem Saſelſtock; Was ſeh ich in dem Graſe, Ein Semdlein und ein Rock? Das Semdlein ſollſt du haben, Den Rock behalt ich hier; Und ſoll ich ihn dir geben, Was ſchenkſt du mir dafür?

©

81

Die Verehrung

Ich ging im grünen Walde Und hielt mein Serz in der Hand; Da hab ich es verloren, Bis es ein Jäger fand. ® Er gab es mir nicht wieder, Er ſprach, es wäre ſein; Ich ſollt ihm auch noch geben Mein Jungfernkränzelein. ® Und haft du ſchon das Serze, So nimm dir auch den Kranz; Nimm aber nicht den halben, Nimm ihn gleich lieber ganz. Nun habe ich kein Herze Und auch Fein Kränzlein mehr; Ich ſtehe bei der Wiege, Die gehet hin und her. Und will ſie ſtille ſtehen, Dann ſtoße ich ſie an; Sonſt weint, was mir verehrte Der grüne Jägersmann.

82

Die Raben

Es ſtand ein Stern am Simmel, Der hatte ein böfes Geſicht; Sieben Dögel kamen geflogen, Die flogen zum Sochgericht. Es waren nicht ſieben Tauben, Sieben Raben mußten es ſein; Sie ſind um das Rad geflogen Und huben an zu ſchrein. Der erſte nahm die Augen, Der zweite das Herz ſich nahm; Der dritte aber den Finger Mit dem goldnen Ringe bekam. Und was die andren ſich nahmen, Das weiß blos Gott allein; Mein Schatz, der iſt gegangen Um mich zum Simmel ein.

Der goldene ahn

Ich hatte einen ſchönen Traum Von einem grünen Buchenbaum; Der Traum der war fo lang und breit, Wie eine kleine Ewigkeit.

©)

83

Ich ging allein im grünen Wald, Viel Brommelbeeren fand ich bald; Ich hab mich auf und ab gebückt, Die Brommelbeeren abgepflückt. Mein Herz auf einmal ſtille ſtand, Das Rörblein fiel mir aus der Sand; Ich hörte fingen den goldnen Hahn, Der kündet junges Sterben an. Was fang ich an in meiner Not? Ich höre meinen eignen Tod; wer den goldnen Hahn hört ganz allein, Sein Grab wird bald gegraben ſein. Du junges junges Jägerblut, Nimm mich in deine treue Hut; Die Brommelbeeren im Börbelein Die ſolln dir nicht verwehret ſein. Die Brommelbeeren will ich nicht, Du allerliebſtes Angeſicht;

Will Füffen deinen roten Mund Im grünen Wald eine Viertelſtund. Eine Viertelſtund iſt nicht lang, noch breit, Es iſt ja keine Ewigkeit;

KRüß ihn ein Stündlein oder zwei, Und wenn du willſt, noch lieber drei

84

Da ſtand ein grüner Buchenbaum, Da hatt ich einen ſchönen Traum; Drei Stündlein lang, drei Stündlein breit, Und durch und durch voll Süßigkeit.

Im grünen Wald der goldne Sahn Der ſingt und ſingt, ſo viel er kann; Sing du nur hin, ſing du nur her,

Ich fürchte mich kein bißchen mehr.

Der Stromer

Sier auf der Saide Da fuhr ich auf und auf und ab; Schritt lief ich im Sommer, Wintertags Trab. ® Heiß iſt der Sommer, Kalt iſt der Winterwinterwind; Warm iſt das Lieben Beim ſchönſten Kind. Hinter der Hecke Da iſt ein guter guter Platz; Da will ich träumen Von meinem Schatz.

85

Die, die ich meine Die lebt wohl längft ja längft nicht mehr; Die Roſenbüſche Sind kahl und leer. Hinter der Hecke Da iſt der Schnee der Schnee ſo weich; Bleib ich da liegen, Mir iſt es gleich. Tragen zwei Engel Mich auf zur Himmelshimmelshöh; Mein feines Liebchen Ich wieder ſeh. Ein Liljenſtengel Tragt fie in ihrer ihrer Sand; Ein Liljenſtengel Mit goldnem Band.

10)

Das ftille Waſſer

Solang die liebe Sonne lacht Mit ihrem goldnen Schein, Da muß ich meine Arbeit tun, Muß fromm und fleißig ſein.

©

86

Die Augen ſchlag ich unter mich Und ſehe niemand an, Als ob ich nichts von Liebe weiß Und davon reden kann. Doch davon reden tu ich nicht, Ich ſchweige immer ftill, Und ſehe, ob das Sonnenlicht Nicht bald verſchwinden will. 3 Doch wenn der Mond am Simmel ftebt, Es ſchlafen alle Leut, Dann will ich mich der Liebe freun In aller Heimlichkeit.

Und ſcheint die Sonne wiederum So hell und auch ſo heiß, Stell ich mich vor den Leuten an, Als ob von nichts ich weiß.

Allwundheil

Irgendwo und irgendwo, Sch weig ſtill, ſchweig ftill, Blüht die Blume Lichterloh, Schwei ſtill, ſchweig ftill; Blüht die Blume Feuerrot, Die da hilft bei Liebesnot, Die rote Blume, Blume Serzenstroſt.

87

Irgendwie und irgendwie, Schweig ſtill, ſchweig ſtill, Find ich ſie und find ich ſie, Schweig ſtill, ſchweig ſtill; Silfſt du mir, ſchöns Mägdelein, Soll ſie bald gefunden ſein, Die rote Blume,

Blume Serzenstroſt.

Irgendwann und irgendwann, Schwei ftill, ſchweig ſtill, Man die Blume pflücken kann, Schweig ſtill, ſchweig ſtill; Gehn zu zwein wir in den Wald, Finden wir die Biume bald, Die rote Blume,

Blume Serzenstroſt.

Irgendwas und irgendwas, Schweig ſtill, ſchweig ſtill, gat zerdrückt das grüne Gras, Schweig ſtill, ſchweig ſtill; Wer die rote Blume bricht, Schont des grünen Graſes nicht, Die rote Blume,

Blume Serzenstroſt.

88

Die ſchönſte Jagd

Mein Schatz das iſt ein freier Schütz Wohl auf der braunen Said, Er ſchießt die Sirfche und die Reh, Denn das iſt ſeine Freud;

Ja das Schießen das lernt ſich, Wenn man fleißig es übt,

Auf Sirſche und Haſen Und was es ſonſt wohl noch gibt. Und wenn die Nacht ganz dunkel iſt Der Mond gibt keinen Schein, Dann klopft es dreimal leiſe an Bei meinem Senfterlein;

Ja das Schießen das lernt fich, Wenn man fleißig es übt,

Auf Sirſche und Safen Und was es ſonſt wohl noch gibt. Ich weiß wohl, wer da draußen ſteht Er trägt ein grünes Kleid,

Er ſchießt die Sirſche und die Reh, Denn das iſt ſeine Freud;

Ja das Schießen das lernt ſich, Wenn man fleißig es übt,

Auf Sirſche und Saſen Und was es ſonſt wohl noch gibt.

89

Und geht der Wind wohl hin und her, Und trifft er wenig an, Dann ſucht mein Schatz ein andres Wild, Auf das er jagen kann; Ja das Schießen das lernt ſich, Wenn man fleißig es übt, Auf Sirſche und Hafen Und was es ſonſt wohl noch gibt.

Der treue Kanonier

Zu Hannover an der Leine Stand ich als Kanonier; Du allerſchönſte Roſa, Jetzt muß ich fort von dir. Auf der Lüneburger Saide Da geht der Staub ſo dicht; Du allerſchönſte Rofe, Ich vergeſſe dich nicht.

Zu Munſter in dem Lager Da lebt es ſich ſo frei; Du allerſchönſte Roſa,

Ich bleib dir immer treu.

Zu Celle an der Aller, Da lag ich im Quartier;

Du allerſchönſte Roſa, Mein Herz das iſt bei dir.

90

Zu Hildesheim im Biwak Da war ſo kalt die Nacht; Du allerſchönſte Roſa, Dein hab ich ſtets gedacht. Und morgen da heißt eg, Da heißts geſchieden ſein; Du allerfchönfte Roſa, Mein Serz bleibt ewig dein.

©

Mei

Grün ift der Wald, rot ift der Bock, Drum zieh ich an den grünen Kock, Setz auf den grünen Sut;

Ich weiß einen Bock im Holze ſtehn, Auf den will ich heut pürfchen gehn, Denn fein Gehöͤrn iſt gut. ® Salli, was ift mein Meſſer rot, Hallo, der gute Bock iſt tot,

Ein Bruch am Sut mir ſteckt; Nun klingt mein Horn im grünen Wald, Daß es ſo laut, ſo luſtig ſchallt,

Ich hab den Bock geſtreckt.

Und wenn die Sonne ſchlafen geht, Und wenn der Mond am Simmel ſteht, Kehr ich bei Meiner ein;

91

Sie lauert ſchon die dritte Nacht, Dieweil den Bock ich ausgemacht, Auf wird ihr Senfter fein.

Wilde Rofen

Die Roſen in dem Garten Sind reizend anzuſehn; Die wilden Seckenroſen

Sind noch einmal ſo ſchön.

Am Tage auf der Straße Siehſt du nicht nach mir hin; Es braucht kein Menſch zu wiſſen, Daß ich dein Liebſter bin.

Der Tag der iſt vergangen,

Die Nacht die bricht herein; Im allerletzten Haufe Da iſt ein heller Schein.

Ich laſſe die Eule rufen, Das Licht geht hin und her; Das Fenſter das iſt dunkel, Die Eule ruft nicht mehr. Das Lieben vor allen Leuten Macht nicht fo viele Freud; Als wenn man bricht die Roſen In aller Heimlichkeit. ®

92

Verraten

Zu Lüneburg auf dem Kalkberg Da trug ich das Schandenkleid; Zu Lüneburg ſchob ich den Karren In Kummer und Serzeleid. Ich ſchob ihn ſieben Jahre, Der Karren und der war ſchwer; Die Ketten an meinen Füßen Die drückten mich allzuſehr. Und als ich kam wieder nach Sauſe, Da wandteſt du ab dein Geſicht; Um dich kam ich in Schande, Du aber kennſt mich nicht.

Es wurden meine Hände Um dich von Blute rot;

Um dich ſchob ich den Karren In Kummer und in Not.

So fahre denn hin, du Falſche, Es ſoll mich nicht gereun;

Zu Lüneburg auf dem Kalkberg Da wird mein Ende ſein.

93

Die Strafe

Ich ging einmal zur Maienzeit Durch einen grünen Wald, Begegnet mir ein Jungfräulein Von reizender Geſtalt;

Sie war ſo jung So jung und wunderſchön, Ich mußte ſie Ja mußte ſie anſehn.

Der Kuckuck rief bald hier bald da, Es ſang die Nachtigall,

In jedem grünen Baume war Ein lauter Vogelſchall;

Das Jungfräulein Das ſah mich liebreich an, Sodaß ſie gleich Mein ganzes Herz gewann. Maiblumen banden wir zum Strauß, Die dufteten fo füß,

Wir liebten uns, wir küßten uns, Als wie im Paradies;

Das grüne Gras,

Das lud zum Sitzen ein,

Da ſaß ich bei Dem ſchönen Jungfräulein.

94

Wir liebten uns den ganzen Mai In aller Seimlichkeit, Wir liebten uns die Sommerszeit, Da war es uns gereut; Es flog ein Storch, Doch flog er nicht vorbei, Man liebt ja liebt Nicht ungeſtraft im Mai.

Troſt In der Sagebuchenlaube An des Fluſſes grünem Rand Saß ich bei der Vielgeliebten, Herz an Herz und Hand in Hand. Da gelobten wir uns Treue, Ewge Treue bis ans Grab, Einen Ring von rotem Golde Sie als Unterpfand mir gab.

In der Sagebuchenlaube Sitzt ein andrer jetzt bei ihr, Von der Liebe und der Treue Blieb das rote Ringlein mir.

Und ich werf es in das Waſſer, Und ich ſeh, wie es verſinkt, Meine Liebe mit dem Ringe

In der tiefen Flut ertrinkt.

Und das Waſſer das zieht Kreiſe, Und dann iſt es wieder ftill, Gerne gönn ich einem andern, Was ich ſelber nicht mehr will.

® Das Vergißmeinnicht Es ging eine Jungfrau zart und fein, Eia popeia, ſchlaf ein mein Kind, Die ging am Bache ganz allein, Suſe la ſuſe, es weht der Wind; Wollte pflücken die Vergißmeinnicht, Vergißmeinnicht verwelken nicht, Und wenn man ſie auch bricht. Schönes Mädchen, du gefalleſt mir, Eia popeia, ſchlaf ein mein Kind, Vergißmeinnicht die ſuchen wir, Suſe la ſuſe, es weht der Wind; Wollen pflücken die Vergißmeinnicht, Vergißmeinnicht verwelken nicht, Und wenn man ſie auch bricht. Eh daß vergangen war der Tau, Eia popeia, ſchlaf ein mein Kind, Da war gepflückt das Blümlein blau, Suſe la ſuſe, es weht der Wind; Gepflückt war das Vergißmeinnicht, Vergißmeinnicht verwelken nicht, Und wenn man ſie auch bricht.

96

Nun hab ich mein Vergißnichtmein, Eia popeia, ſchlaf ein mein Kind, Es ſchreit und will nicht ſtille ſein,

Suſe la ſuſe, es weht der Wind;

Ich hab gepflückt Vergißmeinnicht,

Vergißmeinnicht verwelken nicht, Und wenn man ſie auch bricht.

Die Nonne

Viel hundert weiße Liljen Im Rloftergarten ſtehn; Die roten, roten Roſen Sind noch einmal fo ſchön. Die roten, roten Rofen, Die darf ich gar nicht ziehn; Im Rloftergarten dürfen Bloß weiße Liljen blühn. Drei rote Roſen fallen Vor meine Füße hin; Es fließen meine Tränen,

Daß ich eine Nonne bin.

® Ach Reiter, junger Reiter, Behalt die Roſen dein; Mir blühen bloß die Liljen, Doch nicht die Röſelein.

7

Verbotene Liebe

Weißt du wohl, als wie wir find, Wie das Kornfeld und der Wind, Wie der Sturm und das wilde Meer, Das da wallet hin und her;

Aug zu Auge zärtlich ſpricht, Aber uns lieben, das dürfen wir nicht. Wenn die Sonne geht zur Ruh, Denk ich dein und mein denkſt du, Und bei Mond und Sternenſchein Denk ich dein und du denkſt mein; Herz zu Serzen zärtlich ſpricht, Aber uns lieben, das dürfen wir nicht. Beftern um die Mitternacht Bin ich weinend aufgewacht, Denn mein allerſchönſter Traum War dahin, wie Wellenſchaum; Mund zu Mund im Traume ſpricht, Aber uns lieben, das dürfen wir nicht.

(©) Der gefährliche Jägersmann

Der Fuchs der hat die Enten lieb Und holt ſie, wo er kann; Jedoch die jungen Mägdelein, Die liebt der Jägersmann

98

Er liebt fie in dem grünen Wald Und auf der braunen Said; Er liebt ſie um die Mitternacht Und um die Abendzeit.

Er liebt ſie auch am hellen Tag, Er liebt ſie heiß und treu; Er liebt nicht eine ganz allein, Er liebt auch zwei und drei. Die eine liebt er offenbar, Auch wenn er ſie nicht freit; Die andre liebt er bei der Nacht In aller Seimlichkeit.

Und geht ein Mädchen in den Wald, Und iſt es ganz allein,

Und trifft ſie dort den Jäger an, Sein eigen muß ſie ſein.

© Vorſpuk

Es weiden meine Schafe Um den Machangelbaum; Mir hat die Nacht geträumet Ein wunderlicher Traum.

N *

Feinsliebchen kam gegangen, Schlohweiß war ihr Gewand; Sie winkte mir zu kommen Mit ihrer weißen Sand. Sie hat zu mir geſprochen, Ich ſollte bei ihr fein, Wenn alle Leute ſchlafen, Im duſtern Kämmerlein. Was ſoll der Traum bedeuten, Der Traum halb weiß, halb rot; Seingliebchen tat mich rufen, Und iſt ſchon lange tot.

Die Entführung

Auf der Maſch bin ich geboren zu Celle, der wunderſchönen Stadt; Vom Simmel bin ich gefallen, Einen Vater ich niemals hatt. Was gebrauche ich denn einen Vater, Hab ich eine liebe Mutter nur; Wo ſie blieb, das weiß der Simmel, Denn ſie kam auf die Bettelfuhr.

100

Was gebrauche ich denn eine Mutter, Iſt mein lieber Schatz mir hold und treu; Wo er blieb, das weiß der Simmel Und die hohe Polizei.

Und ich ſuche hin und wieder, Such ihn dort und ſuch ihn hier; Und ich werde ihn nicht finden, Denn er ſitzt in Simmelstür.

© Simmelstür hat fefte Mauern Und es hat ein feftes Eiſentor; Und ich ſtehe da und weine, Weil ich meinen Schatz verlor.

Und die Nacht iſt kühl und dunkel Und mein Schatz weiß Sausgelegenheit; Morgen früh, wenn ſie uns ſuchen, Sind wir länaft, wer weiß wie weit.

Tanzlied Der Kuckuck und der Piedewitt Das ſind zwei luſtge Brüder, Die fliegen immer auf und ab, Und laſſen ſich nicht nieder; Piedewiedewittwittwitt, Meinen Schatz den bin ich quitt, Nun muß ich gehn und wandern Und ſuchen einen andern.

101

Die Siedel und der Brummelbaß Die hör ich voller Freude, Zum Tanze will ich morgen gehn In meinem weißen Kleide; Piedewiedewittwittwitt, Meinen Schatz den bin ich quitt, Nun muß ich gehn und wandern, Mir ſuchen einen andern.

Rotröslein und Vergißmeinnicht Das find zwei ſchöne Gaben, Ein Junggeſelle hübſch und fein Der ſoll ſie beide haben; Piedewiedewittwittwitt, Meinen Schatz den bin ich quitt, Nun muß ich gehn und wandern, Mir ſuchen einen andern.

Der Kuckuck und der Piedewitt Das find zwei luſtge Brüder, Und hab ich meinen Schatz verlorn, Ich krieg ſchon einen wieder; Piedewiedewittwittwitt, Meinen Schatz den bin ich quitt, Nun muß ich gehn und wandern, Mir ſuchen einen andern.

102

Der Spuk

Ach Schweſter, liebe Schweſter, Es iſt gewißlich wahr, Es ſpukt in deiner Kammer, Ich hörte es ganz klar.

Ach Schweſter, liebe Schweſter, Das war im Stroh die Maus, Wir wolln den Beſen nehmen

Und jagen ſie hinaus.

Ach Schweſter, liebe Schweſter, Die Maus die war es nicht, Es trug ja einen Schnurrbart In ſeinem Angeſicht.

Ach Schweſter, liebe Schweſter, Der Kater wird es fein, Wir wolln die Tür verriegeln, Dann Fann er nicht herein. Ach Schweſter, liebe Schweſter Es war kein Katertier,

Es kam ja durch das Senfter Und flüſterte mit dir.

103

Ach Schwefter, liebe Schweſter, Laß doch das Fragen fein, Es ſpukt vielleicht auch nächſtens In deinem Kämmerlein.

Verwünſchung

Du haſt mir meinen Schatz genommen, So jung und ſchlank, ſo jung und ſchlank, Da für ſoll Unglück auf dich kommen, So breit wie lang, ſo breit wie lang; Was da lebt in Feuersflamm,

Was da klebt am Birkenſtamm, Was die Krõte trägt im Leib, Wünſch ich dir, du ſchlechtes Weib. Zwei Serzen die haft du geſchieden, So jung und ſchlank, ſo jung und ſchlank, Ich nehme dir dafür den Frieden,

So breit wie lang, ſo breit wie lang; Was am Kreuzweg geht und ſteht, Was am Galgen winkt und weht, Was die Hexe kocht und braut,

Sei dir alles angetraut.

So lange meine Tränen fließen,

So jung und ſchlank, fo jung und ſchlank, Sollſt dus an Leib und Seele büßen, So breit wie lang, ſo breit wie lang;

104

Was ich rief um Mitternacht, Was zum Kirchhof ich gebracht, Was ich grub in Mulm und Moos, Wirſt du nun und nimmer los.

Der Abſchiedsſtrauß Roter Klee, weißer Klee, Mir tut das Herz vor Liebe weh; Schöns Mägdelein,

Feins Liebchen mein, Dieweil ich von dir geh. Vergißmeinnicht, du edle Zier, Ich reiſe fort und du bleibſt hier; Schöns Mägdelein,

Feins Liebchen mein, Reine ſchůnre giebts nach dir. Weiße Liljen die find ſchoͤn, Nun muß ich in die Fremde gehn; Schöns Mägdelein,

Feins Liebchen mein,

Und kann dich nicht mehr ſehn. Die Roſenblüten ſind verweht, Der Morgenſtern am Simmel ſteht; Schöns Mägdelein,

Feins Liebchen mein, Wer weiß, wies uns noch geht.

J05

Das HYederitt

Die Finken und die ſchlagen, Die Bäume werden grün, Herr Meiſter und Frau Meiſterin, Von dannen muß ich ziehn; Denn jetzt fingen wir das Hederitt, Das Sederitt juchhei,

Und wenn der Sommer endet, Dann wird die Liebe neu.

Die Butter vögel fliegen, Die Spatzen tragen ein, Leb wohl du Mädchen voller Zier, Es muß geſchieden fein; Und jetzt fingen wir das Sederitt, Das Hederitt juchhei, Und wenn der Sommer endet, Dann wird die Liebe neu. Die Oſterblumen blühen Und das Vergißmeinnicht, Ich denke deiner immerdar, Du holdes Angeſicht; Doch jetzt fingen wir das Sederitt, Das Sederitt juchhei, Und wenn der Sommer endet, Dann wird die Liebe neu.

1068

Das Buchenblatt

Nun hat es ſich gewendet Das grüne Buchenblatt, Nun hat es ſich geendet, Was mich erfreuet hat. Die Roſe hat verloren Die roten Blüten all,

Was du mir haſt geſchworen,

Es war ein leerer Schall.

Das Blatt am Buchenbaume

Gibt keinen Schatten mehr,

Dem allerſchönſten Traume Blüht keine Wiederkehr.

Das Auckuckslied

Ich werf meine Schuhe hinter mich So weit es eben geht; Kuckuck, Kuckuck ſage mir, Wohin der Wind mich weht? Der Wind der weht wohl her und hin, Der Wind hat keinen Schick; Der Wind der weht wohl kreuz und quer, Weht dich durch dünn und dick.

107

Und weht er mich durch dunn und dick, Das iſt mir einerlei; Die beſte Zeit die iſt dahin, Zum Teufel iſt mein Mai.

Und iſt dein Mai zum Teufel hin, Jedwedes Jahr es mait; Such dir nur einen friſchen Schatz, Es iſt noch immer Zeit.

Was hilft mir denn ein friſcher Schar, Hab ja Fein eigen Neſt; Der Wind der hat es fortgeweht Bis auf den letzten Reſt.

Was brauchſt du denn ein eigen Neſt, Es geht auch ohne das; Lieb du nur wie der Kuckuck liebt, In Laub und grünem Gras.

Die Nachtigall

Ich mag nicht mehr mein Federbett, Geh garnicht gern hinein;

Ich ſchlaf die ganze Nacht nicht mehr, Kannſt du nicht bei mir fein. Nachtigall Nachtigall laß dein Singen fein, Nachtigall Nachtigall, ich bin ja ſo allein; Soͤr auf mit deinem Schall,

Du Nachtigall. ®

108

Die Nacht ift mir noch mal fo lang, Hab ich dich nicht im Arm;

Mein Bett iſt hart, mein Bett iſt kalt, Einſt war es weich und warm Nachtigall Nachtigall laß dein Singen ſein, Nachtigall Nachtigall, ich bin ja ſo allein; Hör auf mit deinem Schall Du Nachtigall.

Die Nacht iſt aus, der Tag beginnt,

Ich bin fo matt und müd;

Du Nachtigall biſt ſchuld daran Mit deinem böſen Lied. Nachtigall Nachtigall laß dein Singen ſein, Nachtigall Nachtigall, ich bin ja ſo allein; Hör auf mit deinem Schall Du Nachtigall.

Junggeſellenlied

Fiſchen, Jagen und Vogelſtellen Das hält jung die Jungeſellen; Aunggeſellen die wollen wir fein Bei Bier und kühligem Wein. Fiſch und Vöglein fangen wir In dem blauen und grünen Revier; Dazu manch Wildpret zart und fein, Junggeſellen wollen wir ſein.

Joꝰ

Das Bläslein geht reihum, reihum, Wer nicht ſingt, der bleibet ſtumm Und ſchweiget fein, ja fein; Junggeſellen wollen wir ſein. Iſt man erſt ein Ehemann, Gibt mans Sifcben und Jagen dran, Läßts Vögleinſtellen fein; Junggeſellen wollen wir ſein.

KAüſſekraut

In den Grünen wald bin ich gegangen, Wo das Rotkehlchen ſang, Ein Stündlein, kleines Stündlein, Auch zwei dreie lang. Unterm Liebholz hab ich gefeflen, Habe Rüſſekraut gepflückt; Hat mein Liebſter, Allerliebſter An das Serz mich gedrückt. Und er hat mich liebkoſet Mit Mund und mit Hand; Sang ein Döglein, kleines Vöglein Und das Lied ich verſtand. Und das Lied hat geheißen, Und das Lied und das hieß:

IIo

Ach die Liebe, ſüße Liebe Und die ſchmeckt ja jo ſüß. Will jetzt Rüſſekraut pflücken Bei Tag und bei Nacht; Denn zum Rüſſen, ach Küſſen Sind wir Mädchen gemacht.

Verſchwiegenheit

Nicht weit von hier, wo ſieben Linden winken Ein Wirtshaus an der Heeresſtraße ſteht; Kein Junggeſelle, der des Weges kommet,

An dieſer Stätte gern vorübergeht. Denn eine Wirtin jung und ſchön von Mienen Steht in der Tür und ſieht ihn freundlich an; Der holden Auglein Blick zu widerſtehen Ver mag fo leicht kein junger Wandersmann. Sie ſetzt ſich zu ihm, drückt ihm feine Sande Und klagt verſtohlen ihm ihr Serzeleid; Sie ward an einen alten Mann verfuppelt Und weiß nichts von der ſchönſten Zärtlichkeit. Das Übrige, davon will ich nichts ſagen, Dieweil ich ſelber dorten kehrte ein;

Die Liebe ſoll man nicht mit Spott belohnen, Drum ſoll mein Lied hier auch zu Ende ſein.

III

Inhalt

Auf der Lüneburger ee 2 85 Schaͤferlied .. 92 Das Fenſterlein

Roſe im Schnee fr SALZ ER HEN ERW Dieböfe Sieben. Auf der Gartenbank Auf Wieder ſengngngd eek Das beſte Wildp re Tau ſend ſchoͤnchen Blut und Burt 8 Huüſarenle ss 8 Das Seheimnis VT Der Tauſ hh 8 Remm mit. ee Die Trapp¶es ndnd 8 Jrrkau t Auf Feldwac gere Die Diſtel . C Das bitter ſuße Bi ELTERN AHRENS en) Der eiferfühtite Nager... u u... en = Wegew arenen N ee ER Das Bickbeernpflücken FVV Die Funken 8 Der Cau be 8 Aus und vorbimi:i:: SEE Der Traaumgnmnmnm Al ſel wind 8 Der Dragoner 88 Der verwundete Jäger Schab obo Ne en Verlennsnss Re Be 2020 Kurz ift der 1 TTTVTTVCCCVVTVT ( Das zweit ttt Nee 03

9 2. 8

Du % O

P/ Lu... Der Grenabdier .. .. .. .

Die arme Sünderin

i Rn

Heckenkind

Fs LEE EÄlke

Warnung... Am Brunnen

Der ferne Steen

Der eine allein .. .. Ulaneneinmaleins

F a3... Kara: N Bra. ©

Verſchütt Männertreu ..

Der eſenſ tek e Die freie Pürſc h

Abendlied ..

Hohn und Spott

Die Nachtigall. Das Wahrzeichen So oder ſo

Die dot Blume 8 5 3 5 5 N

Leonore. Denn nicht.

Heimliche Liebteeee Die goldene Wiege

Im Walde ..

Der ſonderbare Vogel

Der Reitersmann

Grab

Wage

Der taube Garten

Auf der Straße Liebesklage Der Kuckuck

Seite

585

Beerdigung

Ver ſpruch .. Kiebesweb .. .. .. Hlatrofenlied . Winter. Der böfe Dosd. Totenblumen Liebeszauber

Das Vogelora kel.

Der Jungfernkranz

An die Spre de Die treue Blume

Häckerling

Der Aüraſſier .. Der ſchoͤnſte Platz Edel wild

Das ein ſame mädchen

Gold und Silber

Der ſchone in 8 ef, 8 Die abe

Der goldene Zayn

Der Stromer

Des stile waſ er, Allwunds bel 238

Die ſchönſte Jagd

Der treue Ranonier Nai

Wilde Rofen he x a

ten 8 Die Strafe

CTroſt Das Versißmeinnigt . Die Wonne

Verbotene Liebe 5 5 = 2 8 2 8 = : N 5 5 .

114

Der gefährliche SEEN ER

Vorfpuf .. Die Entführung.

f RE ET

c or u Verwuͤͤn ſchung ..

Der Abſchiedsſtrauß . 0 a i

Das Kuckuckslied .. .. 5 ER N 8 8 i R 2 8

e , nn, Das Buchenblatt .

Die Nachtigall Junggeſellenlied 5 C

Ver ſchwiegen heit

115

Druck von Seſſe & Becker in Leipzig Mit Umſchlagzeichnung von Wilhelm Schulz

Eugen Diederichs Verlag in Jena Im 42. bis 49. Taufend er ſchien

Hermann Löns, Der Wehrwolf. Eine Bauern- chronik. br. m 3.50, Cwd. geb. M 5.— Weſer⸗Jeitung: Faſt als eine Ballade in Proſa erſcheint die Bauernchronik „Der Wehrwolf“. Der Stil die ſes Buches iſt von einer rauhen und harten Größe, die nur von dem erſchuͤtternden Inhalt noch in Schatten geſtellt wird. Der Dreißigjährige Krieg ver ſucht feine dämoniſche Unheilsmacht an einer Gemeinde von Haidebauern; er vermag ihre fel ſenfeſte Mannheit nicht zu brechen, aber wie er ſeine Spuren tief und tiefer in ihre Seelen gräbt, bis ſie zu unbarmherziger Energie geſtählt ſind, und wie dann doch die bis ins Innerſte zurückgedrängte Menſchlichkeit ihr Recht fordert das iſt das gewaltige Schauſpiel, das „Der Wehr— wolf“ vor uns aufrollt. Es gibt keinen Roman, der ſo eindring— lich die Fülle des Lebens veranſchaulicht, in der Deut ſchland vor dem großen Kriege bis in feine entlegenen Dörfer hineinblühte; aber auch keinen, der überzeugender die unüberwindliche Wider ſtandskraft zeigte, die im gefunden Mark unſeres Volkes verbor- gen lebte. Wenn einer, fo iſt vielleicht Löns berufen, der Freytag des niederdeutſchen Bauerntums zu werden, das den Dichter ſei— ner Geſchichte noch nicht gefunden hat. Im 34. bis 43. Tauſend erſchien

Hermann Löns, Das zweite Geſicht. Eine

Niebesgeſchichte. br. m 3.50, Cwd. geb. M 5.—. Dresdner Anzeiger: Ein überſinnlich ſinnlicher Freier, dem alle Frauenherzen zufliegen und der an der einen, die ſich ihm ver— ſagt und die er ſich gleich einem trotzigen Kinde erzwingen möchte, zerbricht. Ferner: eine Rünftlernatur von überreicher elementarer Naturkraft, die über die bedrängende Kebensfülle weder in ſich die nötige Herrſchaft erringen kann, noch bei anderen ein Ver— ſtehen fuͤr dieſen übergroßen quälenden Reichtum. Und endlich ein Rünftler, begabt mit allen Gaben, geliebt von allen Frauen und doch unfähig, ſich eine einzige Seele völlig zu eigen zu machen, denn das Leben iſt darauf geſtellt, daß ein jeder allein mit feinen Freuden und Leiden fertig werde; ſeine letzte Wahrheit iſt völlige Ein ſamkeit des Individuums. Dieſe drei Motive verwebt Her— mann Löns zu einem „Künſtler- und Liebesroman“ ich möchte lieber ſagen zu einem großzügigen Menſchenbuch von pſycholo— giſcher Tiefe und hinreißender, eigenwüchſiger Poeſie. Es lebt viel Leiden ſchaft, viel huͤllenloſe Sinnlichkeit in dieſem farben- glühenden Hymnus auf das Leben, aber der ihn geſungen hat, iſt ein Dichter von Gottes Gnaden.

Eugen Diederichs Verlag in Jena

Vertonungen Lönsſcher Dichtungen J. In den Rriegsliederheften Für eine Singſtimme. Jedes Seft 25 Pfg.

Heft 1: Deutſches Matroſenlied. „Seute wollen wir ein Liedlein fingen“ (v. Baußnern).

Seft 5: Der Dragoner. „Kling, klang und Gloria“ (Otto Koch). Auf wiederſehen. „Die Schneegans zieht, der Sommer geht“ (3. Duve Preetz). Der Reitersmann. „Es blühen die Roſen, die Nachtigall ſingt“ Zuſarenlied. „Seiß ift die Liebe, kalt iſt der Schnee (G. Koch)

Seft 6: Der Grenadier. „Die Trommeln und die Pfeifen“ (Otto Roch)

Seft 9: Auf Seldwache. „Ich weiß einen Lindenbaum ſtehen“ (Jöde)

Seft JO: Der treue Ranonier. „Zu Sannover an der Leine“ (Jöde) Ulaneneinmaleins. „Eins, zwei, drei und vier“ (Fritz Jöde)

geft JJ: Abſchiedsſtrauß. „Roter Klee, weißer Klee“ (A. Th. Weigel) Der Küraſſier. „Ich hör ein Vöglein fingen” (Fritz Jöde) Das wahrzeichen. „Die Sommervögel fingen jetzt“ (Weigel)

2. In den Rriegsflugblättern. Für eine Singſtimme

mit Klavier · oder Lautenbegleitung. Jede Nr. 30 Pfg.

Slugbl. 3/4: Der Grenadier. „Die Trommeln und die Pfeifen“ (Th. Meyer ⸗Steineg).

Slugbl. 1/12: Suſarenlied. „Seiß iſt die Liebe, kalt iſt der Schnee“ (Max Battke). Der Dragoner. „Aling, klang und Sloria“ Ulaneneinmaleins. „Eins, zwei, drei und vier“ | (mar Der Küraſſier. „Ich hör ein Vöglein fingen‘ Battke) Der Reitersmann. „Es blühen die Roſen“ | Auf Seldwade. „Ich weiß einen Lindenbaum ſtehen“

Slugbl. 19/20: Denn wir fahren gegen Engeland. „Seute wollen wir ein Liedlein fingen” (S. Meinbard Poppen).

Slugbl. 32/33: Der Dragoner. „Kling, klang und Gloria” (P. Natorp).

3. Auf den Jenaer Kriegsliederkarten. Jede Karte 5 Pfg. Mindeſtabnahme Jo Stück

Deutſches Matrofenlied. „Seute wollen wir ein Liedlein fingen“ (v. Baußnern).

Sufarenlied. „Zeiß iſt die Liebe“ (Otto Koch).

Auf Seldwache. „Ich weiß einen Lindenbaum ſtehen“ (Fr. Jöde).

Auf wiederſeben. „Die Schneegans zieht, der Sommer gebt“ (5. Duve- Preetz).

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Aft ikaniſche Märchen. Hrsg. von Prof. Dr. C. meinhof. (In Madagaskar⸗Matte geb. MI 10.—) In Vorbereitung ſind zunächſt: Isländiſche Märchen (Prof. Andreas Hausler) n Lettiſche und litauiſche märchen (Dr. M. H. Boehm und Dr. A. von (õwis) Türkiſche märchen (Prof. F Gieſe) / Agyptiſche märchen (Dr. G. Roeder) | Altindiſche (buddhiſtiſche) Märchen (Frau Profeſſor Lüders) / Arabi ein (1001 Nacht in ältefter Geftalt, Prof. Dr. K Dyroff) / Märchen Nordamerikas und mexikos (Dr. W. Krickeberg) / Indianer⸗Rärchen aus Süd- amerika (Prof. Dr. Roch⸗Grünberg)

Eugen Diederichs Verlag in Jena

Deuts ches Weſen in Vergangenheit und Zukunft

Die folgenden Bücher erſchienen zunächſt als „Feldpoſtbücher“ (ie 45 gr auf dünnem Papier = KO Pf.) zur Perbreitung im Feld. Sie dienen der Beſinnung über deutſche Eigenart an der Sand der Zeugniffe unſerer größten Vorfahren und Zeit- genoſſen. In Pappband je m 1.20, in Lwd. geb. M 2.—

Germaniſches Seldentum. Altgermanifche Erzählungen von den alten Langobarden, Goten und Wickingern

Deutſches Volkstum. Bekenntniſſe von W.von der Vogelweide, Hutten, Fichte, Arndt, Jahn, Treitſchke, Bismarck, Lagarde, dem Rembrandtdeutſchen

Deutſcher Glaube. Bekenntniſſe von Meifter Eckehart, Luther, Leſſing, fichte, Schleiermacher, Goethe, Lagarde, Maurenbrecher, Jatho, Bonus

Der Deutſche Menſch. Bekenntniſſe und Forderungen unſerer Klaſſiker

Deutſche Politik. Eine Auswahl aus den Vorleſungen Zein- rich von Treitſchkes

Der Heilige Krieg / Der Kampf / Die Heimat / Sieg oder Tod. 4 Sammlungen der beſten Kriegslprik unſerer zeit.

Die deutſchen Volksbücher

Erneuert von Richard Benz Bd. I. Die ſieben weiſen Meiſter. Pappbd. m 2.— Bd. II. Siſtoria von D. Johann Fauſten. Pappbd. m3. Bd. III. Triſtan und Iſalde. Pappbd. m 3.— Bd. IV. Till Eulenſpiegel. Pappbd. m 3.— Bd. V. Fortunati Glückſeckel und Wunſchhütlein. mit

20 Holzſchnitten Pappbd. m 4.— . Die Volksbücher in ihrer bisher unbekannten echten Geſtalt ſind die älteſten deutſchen Proſaromane, ausgezeichnet durch Anſchaulichkeit der Darſtellung, Kraft und Feinbeit der Sprache und Geſchloſſenbeit ihrer Weltbetrachtung. Nicht die von der franzöfifcben Dichtung abbäng igen Ritterromane, ſondern fie find die Söbepunfte mittelalterlicher Erzählungskunſt und zugleich die lebendigſten Bermittler altdeutſchen Selden- und Bürgerſinns.

Als Einführungsband erſchien: Richard Benz, Die deutſchen Volksbücher. Ein Beitrag zur Geſchichte der deutſchen Dichtung. br. M J.—

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