7 NR BUN RR 7 5 8-448 * N 8 * 0 ustHeitung:, 1 Barmer, one, Pferd und Sicher, | * SE von Dr. John Fußnetker und Dr. Wilhelm Ama. Ri Abtheikung: =», 1 45 dach Ergänzung un Worigen. . 9 Kuststientia nur für pränumerando zahlende | N 5 Rn F'g 52 „„ Abonnenten und Freunde des 0 2 9 1 — son „Wilen. 1 neten deore to Act of Gongfena Ik in the year 1878, by W. W. ‚COLEM Fe in the Ofüce of the RE he: ‚ Librarian of Congress at Washington, DB, 4988 1 ES EEE TEEN ° u i OF CONGRESS. $ 19 5 | er 5 age e des Herold Der Thierarzt ie Hanse für Farmer, Gürtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer, Dr. John Fußnecker und Dr. Wilhelm Ama. 2. Abtheilung: Nadirag ! Ergänzung zum Burkaen. Ausſchließlich nur für pränumerando zahlende Abonnenten und Freunde des Kerold“ von Milwanker. A die Ace, er. 50 n ber zahlreichen Leſern des „de erold von Mi i m. aufe Pal vielfach 1 der Wunſch laut geworden ift, gleichſam als Seitenſtück zu dem mit ſo großem Bei⸗ N fall im Publikum aufgenommenen Werke „Der Menſch von der Wi tee bis zum Grabe“, ein praktiſches, leichtverſtändliches Werk über die Kra n k⸗ heiten der Hausthiere und deren Behandlung zu veröffentlichen, legt der Herausgeber des „Herold“ ſeinen Leſern in vorliegendem Buche ein ebenſo gediege— nes als nützliches Werk vor, welchem das ſeit Jahren gewährte „Goldene Hausbuch“ der Doctoren Fußnecker und Ama zu Grunde gelegt iſt, ergänzt durch Abhandlun⸗ gen über die Krankheiten der Ziegen, Katzen und Kaninchen, ferner ſämmtliche Haus b Geflügel: Arten (wie Hühner, Faſanen, Pfauen, Puter, Gänſe, Enten und Tauben), über die Stubenvögel, welchen ſich einige intereſſante Artikel über Amerika's Wan— dervögel und den neueſten deutſchen Einwanderer, den Sperling, anſchließen. Den Schluß bilden Aufſätze über die Feinde, feindlichen Zufälle und Krankheiten der Bie— nen, wie praktiſche Mittheilungen über die Plagen der Menſchen, nämlich Pie ſchäd⸗ lichen Inſekten, das Ungezieſer und deſſen Vertilgung. Der Werth eines ſolchen Werkes iſt ſchon aus dieſen Angaben für 550 u leicht erſichtlich. Daſſelbe iſt ein Buch, das nicht nur von Jedem blos einmal gele— fen, ſondern bei jedem vorkommenden Falle, namentlich bei Krankheiten feiner Hause thiere, vielfach zu Rathe gezogen zu werden verdient, und deshalb auf keiner Farm und in keinem Hauſe fehlen ſollte. hi W. W. Coleman, Herausgeber des „Herold“ von Milwaukee. Milwaukee, 1. Januar 1875. * * ar. E * Eine zweite Auflage. Nachdem am 1. Januar eine erſte Auflage von 2,000 Exemplaren die Preſſe verließ, iſt die Nachfrage nach dem „Thierarzt“ derart groß geworden, daß eine zweite Auflage nöthig wurde, welche hiermit dem geehrten Publikum überge— ben wird. i W. W. Coleman. Mai 1, 1875. g * * * Die dritte Auflage. Keins der früheren Prämienbücher des „Herold“ hat fo allgemein angeſpro— chen, als die vorliegende zweite Extra-Prämie. Die beiden erſten Auflagen von zu— ſammen 4,000 Exemplaren ſind in weniger als 14 Monaten vergriffen worden, ſo daß eine dritte Auflage erforderlich wurde. W. W. Coleman. Februar 20, 1876. Goldenes Hausbuch für Jar mer, Gärtner, Vferde⸗ und Viehbeſitzer. Enthaltend e ine turzgefaßte Beſchreibung der innerlichen und äußerlichen Krankheiten der Pferde, Rinder, Schaafe und Schweine, mit Necepten in deutſcher und engliſcher Sprache, und einer besonderen Anleitung beim Ankaufe der Vferde &ee. Geſammelt nach 30jährigen praktiſchen Erfahrungen in den Vereinigten Aae und herausgegeben von Dr. John Fußnecker und Dr. Wilhelm Ama, praktiſchen, an der k. würtembergiſchen Thierarzneiſchule zu Stuttgart geprüften Thierärzten. Das Verlagsrecht von 8000 Exemplaren obigen Werkes iſt für die 2. Extras Prämie des ag von Milwaukee käuflich erſtanden. 9 thierärztlichen Praxis, mit ſichtlich eee Be. beſchäftigt, wurde ich feit langer Zeit von vielen meiner Kunden angegangen, die von mir geſammelten Erfahrungen, ſowie meine erfolgreich angewandten Recepte und Medizinen in der Form eines amerikaniſch-deutſchen Thierarzneibuches, dem Publikum zu überge⸗ 0 5 ben. Seit Jahren laufen aus allen Theilen des Landes die gün⸗ ſtigſten Zeugniſſe für die Wirkſamkeit der von mir verordneten Mittel ein, ſo daß ich mir mit der Ueberzeugung ſchmeicheln darf, daß durch die Veröffentlichung derſelben einem langgefühlten Bedürfniſſe abgeholfen wird. Die elimatiſchen Verhältniſſe des Landes, ſowie die hierlands ausſchließlich auftretenden Thierkrankheiten, machen die in Deutſchland herausgegebenen Thierarzueibücher für Amerika unpraktiſch, umſomehr als die Recepte in jenen entweder in deutſcher 15 oder lateiniſcher Sprache geſchrieben, in manchen Apotheken auf dem Lande, wo 1 man nur die engliſche Sprache ſpricht, entweder nicht verſtanden, oder was noch ſchlimmer iſt, miß verſtanden werden. Das „goldene Haus buch“ verſpricht in dieſer Hinſicht eine praktiſche Abhülfe. Sämmtliche Recepte ſind ſowoh 5 in engliſcher als deutſcher Sprache verfaßt und zugleich von ſolchen beigefügten Erläuterungen und Beſchreibungen der Symptome der verſchiedenen Thierkrankhei⸗ ten begleitet, daß ſie dem ſchlichten len amerikanischen Viehbeſitzer augenblicklich “ klar werden. Wie nothwendig es iſt, bei e Krankheitsfällen der Thiere eine raſche Erkenntniß der Anzeichen oder Symptome zu haben, wird Jedem Ace ſein. Ein Thierarzneibuch ſollte deshalb, um für den, in den ungeheuren Länder⸗ 0 ſtrichen des amerikaniſchen Weſtens wohnenden Ackerbauer und Viehzüchter nützlich 175 zu werden, in ſolch leicht faßlicher Sprache geſchrieben ſein, daß Jedermann augen- bplicklich, erſtens: bei auftauchenden Krankheitsfällen, dieſe aus den ſie begleitenden Etrſcheinungen wahrzunehmen, zweitens: das Stadium der Entwickelung der Krank- heit zu beobachten im Stande iſt, und drittens: daß er dadurch die praktiſchen VVV e ir | Hülfsmittel anzuwenden lernt, welche ihm ſeinen durch ſauere Schweißtropfen er⸗ 5 wiorbenen Viehſtand erhalten können. g 1 0 Ich habe deßhalb in dem „goldenen Hausbuch“ die Orthoepie den deutſchen Sprache ſehr oft außer Auge gelaſſen und die engliſchen oder deutſchsame⸗ rikaniſchen Ausdrücke angenommen, weil durch den Verkehr mit ſeinen angloameri= kaniſchen Mitbürgern, der deutſche Bauer nicht ſelten die rein deutſchen Worte verlernt und ſtatt deren ein Gemiſch angenommen hat, welches nun einmal hierzu⸗ lande gang und gäbe iſt. Da ſchnelle Hülfe gewöhnlich die wirkſamſte iſt, und in den weiten Länder- ſtrichen des amerikaniſchen Weſtens Apotheken oft meilenweit von den Wohnungen des „Farmers“ entfernt find, mannigmal auch in der regnichten Jahreszeit faſt unmöglich zu erreichen ſind, ſo habe ich mich beſtrebt zugleich in den meiſten Fällen ſolche wirkſame Hausmittel anzugeben, welche die Apotheke hie und da überhaupt unnöthig machen. „ N Ich will nicht die Behauptung aufftellen, daß durch die, Anſchaffung des „goldenen Hausbuches“ der Thierarzt hinfort überflüſſig ſein wird, ſon⸗ dern daß auch dem herbeigerufenen Arzt das Büchlein hie und da von Nutzen ſein 5 kann. Selbſtverſtändlich hat ein praktiſcher Thierarzt größere Erfahrung in der Erkennung und Beurtheilung der Krankheiten als der ſchlichte Landmann, dem Be letztere nur von Zeit zu Zeit aufſtoßen u. der deshalb auch mit dem Buche in der Hand wohl nicht jede Krankheit erkennen mag. Allein da, wo ein Thierarzt entweder gar nicht oder nicht ſchnell genug herbei zu holen iſt, da ſoll das „goldene Hausbuch“ dem Farmer mit Rath und That an die Hand gehen um Hülfe zu bringen, wo ſonſt keine Hülfe möglich iſt. i In dieſer Abſicht habe ich denn auch das Büchlein verfaßt, und widme daſſelbe 8 5 den Vorkämpfern der deutſchen Kultur auf amerikaniſchem Boden, dem regen und fleißigen Ackerbauer, dem emſigen Gärtner, dem unermüdlichen Viehzüchter, ſowie Allen, die in der Benutzung oder Zucht der Hausthiere hier und da in die unanges nehme Nothwendigkeit verſetzt werden möchten, von demſelben einen praktiſchen und nützlichen Gebrauch zu machen. Sollte daſſelbe wohlthätigen Segen irgend einem ſeiner Leſer bereiten, ſo wird dieſes eine hinreichende Genugthuung für den Ver— an faſſer ſein. Die beſondere Aufmerkſamkeit der Leſer des „goldenen Hausbuches“ möchte ich auf den Gegenſtand der „Rechtsfrage“ lenken, welcher, aus der Feder eines der hervorragendſten Rechtsgelehrten des Weſtens gefloſſen, dem Landmann im Ankauf von Pferden und Vieh als Schutzwaffe vor Betrug von höchſtem Intereſſe ſein wird. Schließlich halte ich es für meine Pflicht, meinem langjährigen Collegen und Mitarbeiter, Herrn Dr. Wilhelm Ama, welcher ein großen Theil der Arbeit für das Hausbuch lieferte, die ihm gebührende Anerkennung den Leſern deſſelben gegenüber zu zollen. Der Verfaſſer. Cincinnati, im März 1871. Ginfeitung. e Bemerkungen über Kranſheit und Heilung. 9 Begriffsbeſtimmung. Man hält ein Thier für krank, wenn es lebt 8 und nicht geſund if. Krankheit und Geſundheit ſchließen ſich alf 0 gegenſeitig aus, und 1 Krankheit iſt hiernach jede Abweichung vom geſunden Zuſtande, ſobald He 591 . dauernde Abhängigkeit von einem äußeren Einfluſſe beſtehet; alſo durch innere Ver⸗ hältniſſe bedingt iſt. — Bei jeder Krankheit wird die naturgemäße Beſchaffenheit, A Entwickelung und Erhaltung eines oder mehrere Theile des Organismus geftört un Ei abgeändert, ihre Verrichtung verletzt oder aufgehoben. . Man ſpricht von ſ. g. Mittelzuſtänden, wo ein Thier, wie man ahl nicht krank und nicht geſund iſt. Streng genommen, giebt es dergleichen nicht. Si gehören ſämmtlich ſchon in das Gebiet der Krankheit. Sehr deutlich tritt dieſes be der alımaligen Entwicklung vieler Krankheiten hervor. 5 e Im gewöhnlichen Leben pflegt man häufig nur den Zuſtand Krankheit zu nen» nnen, der das Leben des Thieres bedroht. Es iſt aber jede Abweichung vom normalen Zuſtande als Krankheit anzuſehen, ſei fie auch an ſich noch fo geringfügig; wie z. B. | Warzen, Hornſpalten. Erſtere find nur ſ. g. allgemeine Krankheiten, d. ſolche, die den ganzen Organismus ergreifen; während letztere örtliche Krankh ten find, Viele unter ihnen werden häufig wieder als bloße Fehler (der dor Bildung ꝛc.) angeſehen. Krankheits⸗Urſprung. Alle Krankheiten ſind entweder bereits a 0 geboren; oder entſtehen erſt nach der Geburt, find erworben. Letztere h die größte Mehrzahl aus. 1. Die angeborenen Krankheiten ſind theils von den Eltern ererbt (Er . 6 liche Krankheiten,) theils durch Einflüſſe hervorgerufen, welche auf das Mutter: LER tthier während der Trächtigkeit, vornämlich in der letzten Hälfte, enwfiften a N Entſtehung iſt noch in ein tiefes Dunkel gehüllt. 1 h 2. Die erworbenen Krankheiten ſetzen zu ihrer Entſtehung zwei Bedin⸗ 100 gungen voraus, nämlich: . eine Ar ee eigenthümliche Empfängfiäteit Die Einwirkung dieſer die 1 0 erregenden Einflüſſe ſelbſt. (S ch a tie h Ä a N era eee Die ange b orenen Krankheiten ſind bei bet Geburt ſchon volftandig aus 0 iR gebildet und erkennbar zugegen, oder treten erſt ſpäter nach weiterer Entwickelung 1 1 offenkundig hervor. Als Beiſpiele für angeborene Krankheiten ſind zu nennen: die An Lungenſeuche, Franzoſenkrankheit des Rindes, N Gelentheit, Darrſucht, Wurm krankheiten, Waſſerſucht x. Es kann auch eine Krankheit aus der andern ſch entwickeln; daher die Unter⸗ ſcheidung in urſprüngliche und ab geleitete Krankheiten. Krankheitsanlage. Die Krankheitsanlage bietet mehrfache Verſchieden⸗ heiten dar. Wir haben zu unterſcheiden: 1. nach ihrer Art: a. die gemeinſchaftliche Anlage. Es iſt dies die allen Thieren zukommende Empfänglichkeit für die Krankheiten, die ihnen ſämmtlich gemein ſind, jo z. B. Gehirn-, Lungenentzündung ꝛc. — b. Die beſondere (eigenthümliche) Anlage. Sie iſt an beſtimmte Organiſations- und Lebensverhält⸗ niſſe geknüpft, und die Grundlage für die ſ. g. eigenthümlichen Krankheiten. Sie ie 0 wird bedingt durch Thiergattung, Race, Alter, Geſchlecht, Körperconſtitution; ſelbſt die Haarfarbe kommt in Betracht. 2. nach ihrem Grade: a. die gewöhnliche [allgemeine] Anlage. Es iſt dieſes nichts anderes, als die Möglichkeit überhaupt erkranken zu können. Sie findet ſich bei allen Thieren vor. — b. die vorherrſchende [befondere] Anlage. Sie iſt die einzelnen Thieren inwohnende beſondere Hinneigung zu beſtimmten Krank— heitsarten. 3. nach ihrem Urſprunge. Es giebt a. angeborene und b. erwor⸗ bene Krankheitsanlagen. Erſtere können wiederum ererbt oder durch den Einfluß der Mutter während der Trächtigkeit entſtanden ſein. Die Krankheitsanlagen bedingen es, daß durch ein und denſelben äußeren Ein⸗ fluß verſchiedene Krankheiten entſtehen; wiederum durch verſchiedene Urſachen dieſelbe Krankheit erzeugt wird. — Die Krankheitsanlagen treten entweder offen hervor, 3. B. ein ſchlaffer Faſerbau als Anlage zu Sehnen- und Knochenkrankheiten; andere ſind verborgen, d. h. nicht erkennbar. Eigenthümliche Krankheiten find nach Thiergattung: beim Pferde: Druſe, Rotz, Wurm; beim Rinde: Lungenſeuche, Franzoſenkrankheit, Knochenbrüchigkeit; beim Schafe: Gnubber- und Traberkrankheit, bösartige Klauenſeuche; beim Schweine: Borſtenfäule, Finnen. Nach Race: die Rinderpeſt podoliſchen Viehes lin ihrer Selbſtentwicklung!; manche Krankheiten der Merinos. Nach Alter: Lähme, Drehkrankheit, Lungenwürmer, Traberkrankheit ſind Krankheiten beſtimmten Alters. Nach Geſchlecht: die verſchiedenen Krankheiten der Zeugungsorgane. Nach Körperconſtitution: Blutſchlag bei vollſaftigen Thieren. Nach 0 arfarbe: Sonnenbrand, Buchwaizenkrankheit findet ſich nur bei weißen ieren. Gelegenheitsurſachen. Alles was auf den Organismus einwirkt, ſei es von Innen oder Außen, kann zur Krankheitsurſache werden. Aber es giebt keine abſolut krank machende Schädlichkeit; immer iſt ihre Wirkung erſt noch an beſtimmte 0 Bedingungen geknüpft. Selbſt Gifte und Anſteckungsſtoffe, die ſonſt zu den ſtärkſt⸗ 5 53 en V. EN: 1 1 0 ö 1 * NR h > u” DE = ir BR Wi Laer ER 90 0 N uw “un SER OR c KEN 10 eee l ur KM Re * 110 un 3 Gärtner, Pferde und Piebveſtzer 55 0 len Einflüffen gehören, peranfaffen nicht i immer 8 Sie äußern eben⸗ h 6 5 falls nur, wie alle anderen, eine beziehungsweiſe ſchädliche Wirkung. — Es find ih 5 Ri: vornämlich zwei Bedingungen, welche die ſchädliche Wirkung der Gelegenheitsurſache begründen. 1. Muß ſie auf eine ihr entſprechende Krankheitsanlage treffen und 2. muß ihre Wirkung von einer gewiſſen Stärke und Dauer ſein. — Es beſtehet Hier» bei wieder ein beziehungsweiſes Verhältniß. Je ausgebildeier die Krankheitsanlage 15 deſto geringfügiger kann die äußere Urſache ſein. Jede, ſelbſt die gelindeſte Schädlichkeit, kann ſie in Krankheit umwandeln. Es gewinnt dann oft den Anſchein, als ob dieſe ſich von ſelbſt entwickelt habe. Dagegen erfordern geringe Krankheits- anlagen eine wiederholte, andauernde oder heftige Einwirkung der Gelegenheitsurſache. Verſchiedenheit. 1. Es giebtinnere, welche im Körper ſelbſt liegen, und äußere Gelegenheitsurſachen, dann 2. vorbe reitende, welche den Grund zur Krankheit legen, und veranlaſſende, welche dieſe ſelbſt hervorru⸗ fen; endlich 3. ſolche, die nur auf einzelne Thiere einwirken und die gewöhnlichen einzelnen [ſporadiſchen!] Erkrankungsfälle veranlaſſen, und ſolche die viele Thiere zugleich treffen und die Seuchen [Epizootien und Enzootien] erzeugen. Die inneren Krankheitsurſachen können mehrfacher Art ſein. 1. Krank⸗ heitszuſtände und Bildungsfehler, z. B. Spath veranlaßt Schwund. 2. Krankheits- produkte und andere Erzeugniſſe, z. B. Uebergang von Eiter ins Blut, Würmer. Steine. 3. Körperzuſtände und Verrichtungen z. B. übermäßige Anſtrengung, Trächtigkeit, Geburtsvorgang. Die äußeren Urſachen ſind die überwiegenden. Denn alle auf den Organismus wirkenden Einflüſſe, ſelbſt die gewöhnlichen Lebens⸗ und Nahrungsmittel und andere ſ. g. unſchädlichen Dinge können Krankheitsurſache werden. Verlauf. Jede Krankheit macht einen beſtimmten Verlauf. Sie entwickelt ſich, d. h. tritt erſt mit einzelnen Erſcheinungen hervor; nimmt zu, nach Zahl und Heftigkeit der Zufälle; erreicht ihre Höhe; nimmt [im günſtigen, vollſtändigen Ver⸗ Bw laufe] von hier wieder ab, und gehet in Genefung wieder über. Hiernach laſſen ſich beſtimmte Krankheits-Zeiträume [Stadien] unterſcheiden, die bei manchen Krankhei⸗ ten eine gewiſſe Regelmäßigkeit zeigen, ſelbſt an beſtimmte Tage geknüpft ſind, ſo z. B. bei den Pocken. Dauer. Die Zeit, welche eine Krankheit zu ihrem Verlaufe bedarf, iſt ſehr 8 verſchieden. Einzelne dauern nur Tage, ſelbſt nur Stunden an; andere können Monate und Jahre beſtehen. Hiernach unterſcheidet man akute, ſchnellverlaufende (d. h. die nicht länger als 28 Tage dauern) und chroniſche d. i. langwierige Krankheiten. Ausgang. Eine Krankheit kann ihr Ende nehmen 1. durch den Tod, den 1 ſie ſelbſt (gewöhnlich auf ihrer Höhe] herbeiführt; 2. in eine andere Krankheit, oder 8. in Gefundheit übergehen. Während des Verlaufes einer Krankheit kann, nach erfolgter Beſſerung, Ver⸗ Ichlimmerung ſich wiederholt einſtellen; auch in der Geneſungsperiode ein ee erfolgen. Gemeinhin pflegt dieſer gefährlicher zu fein, als die erfta 3 - 1 1 Goldenes es für Farmer, e — — — — — — Krankheit. Bei vielen Krankheiten ſind die Zufälle nicht ſtätig in gleicher peflgtet vorhanden. Sie mindern ſich, Nachlaß der Krankheit, und treten dann wieder i 09 geſteigerter Heftigkeit hervor, 0 Erſcheinungen. Jede ſinnlich wahrnehmbare Veränderung, die eine Krankheit im Organismus [ſei es in deſſen Verrichtungen oder den organiſchen Stoffen und Gebilden] hervorbringt, nennt man Krankheitserſcheinung oder Symp⸗ tom. Sie ſind der äußere Ausdruck der Krankheit; durch welche wir nicht blos deren Gegenwart erkennen, ſondern auch alle Verhältniſſe und Beziehungen, die uns ſonſt noch zu wiſſen nöthig ſind. Es ſind zu unterſcheiden: 1. Die weſentlichen Erſcheinungen (Symptome der Krankheit.) Sie ſind die unmittelbaren Wirkungen der Krankheit; bekunden deren innere Verhältniſſe, ſo wie ſie auch die Art und Form der Krankheit darſtellen. 2. Die Folge- oder Beiſymptome. (Umnweſentliche Erſcheinungen, Symptome des kranken Organismus.] Sie ſind die mittelbaren Wirkungen der Krankheit, und bedingt durch den Einfluß den dieſe auf andere Organe [die nicht ihr eigentlicher Sitz find] und den Geſammt-Organismus ausübt. Demnach ſind fie abhängig und zwar nach allen Beziehungen hin, theils von der Art und Heftigkeit der Krankheit, theils von der Reizempfänglichkeit des Thieres. Erläuternde Beiſpiele. Beim Aufblähen iſt weſentlicher Zufall die trommel⸗ artige Auftreibung des Hinterleibes; Folgeerſcheinungen find Beängſtigung, er⸗ ſchwertes Athmen, Drängen zur Kothentleerung ꝛc. — Weſentliche Erſcheinung des Durchfalles iſt die Entleerung breiartiger, dünnflüſſiger Excremente in zu häufiger Wiederholung. Alle ſonſt noch am kranken Thiere etwa wahrnehmbaren Zufälle ſind unweſentliche oder Folge-Symptome. Die weſentlichen Erſcheinungen dienen ausſchließlich nur zur Erkennung der Krankheit, d. i. den im Syſtem aufgeſtellten Krankheitsarten und Formen. Sie haben aber unter ſich nicht alle gleichen Werth. Einzelne können vorzugsweiſe be⸗ zeichnend ſein. Es find dann charakteriſtiſche Erſcheinungen. So z. B. der eigenthümliche Huſten bei einzelnen Bruſtleiden; die veränderte Stimme bei der Hundswuth. Mit Beſtimmung der Krankheitsart allein iſt es aber noch nicht gethan. Alle einzelne Krankheitsverhältniſſe müſſen ermittelt und berückſichtigt wer⸗ den, die in dem vorliegenden Falle nur irgend von Gewicht ſind; wie z. B. Grad und Charakter, Dauer und Ausgänge, Form und Combinationen ꝛc. Die Krank- heitsbeſchreibungen weiſen auf dieſe Verhältniſſe hin. Um ſie am kranken Thiere zu erkennen, muß man auf alle Erſcheinungen Rückſicht nehmen, die ſich nur irgend darbieten, um ſie dann weiter, in ihrer Beziehung zum Krankheitszuſtande, zu wür⸗ digen und zu beurtheilen ſuchen. So erhält man ein deutliches Bild von der Franke heit und eine erklärende Einſicht in den Krankheitsvorgang. Darauf ſtützt ſich weiter dann die Anordnung des Heilverfahrens. Zur Durchführung einer vollſtändigen und gründlichen Unterſuchung muß man die verſchiedenen Unterſuchungs-Methoden kennen, und einen beſtimmten Unter⸗ ſuchungs-Gang innehalten, damit Nichts unbeachtet bleibe. Die Krankheitsbe⸗ ſchreibungen geben hiezu die nöthige Anleitung. * SI RE Für den Unterſuchungsgang gilt: daß man ſich immer erſt an die am meiſten hervortretenden Erſcheinungen zu halten hat; ſie pflegen die weſentlichen Erſcheinun⸗ gen zu ſein oder führen ſonſt zur Erkennung der Krankheit. Dann bleibt weiter zu 5 „ eee REN DD NND N REST Re AR LE KR BAUEN ARE IR AL Ve; Many berückſichtigen: der Zuftand der Verdauungsorgane (Appetit, Wiederkauen, Abfak und Beſchaffenheit des Miftes, Verdauungsgeräuſch, Magenbewegung), der Ath- mungsorgane (Schnelligkeit und Art des Athmens, Huſten, Athmungsgeräuſche), des Kreislaufes (Zahl und Beſchaffenheit des Herzſchlages, Pulſes), die Se- und Excre⸗ 1 tionen (Urinabſonderung, Schweiß, Ausflüſſe aus Naſe, Maul ꝛc.) die Körperwärme, Beſchaffenheit der Haut und ſichtbaren Schleimhäute; Benehmen, Gang, ee Legen ꝛc. — Heilung iſt die Beſeitigung einer Krankheit und Wiederherrſtellung der Geſund⸗ heit. Sie kann in zweierlei Weſen erfolgen, nämlich: 1. einzig und allein durch die im Organismus wirkſamen Kräfte, d. i. die Lebenskraft oder hier Heilkraft der Natur genannt. [Naturheilung.] 2. durch Beihülfe von in Heilmitteln. [Runftheilung.] Natu rh eilung. Eine große Zahl von Krankheiten werden, wie hinlänglich bekannt, allein nur durch die Naturheilkraft beſeitigt; ſelbſt ſolche, die zu den bedeu- tenden und gefährlichen gezählt werden. Aber fie iſt noch wirkſamer, als man für ge= wöhnlich glaubt. Keine Heilung kommt zu Stande, außer durch ihre Mitwirkung. Ja ſie vollbringt ſie, ſtreng genommen, einzig und allein; denn durch unſere Behand- lung wird der Heilsvorgang nur eingeleitet. Es gibt jedoch viele Krankheitszuſtände deren Heilung wir nicht ganz und gar der Naturheilkraft überlaſſen dürfen. Sie kann in ihren Wirkungen zu ſchwach, zu heftig oder unregelmäßig ſein; zur vollkommenen Heilung nicht ausreichen, oder dieſe zwar vollbringen, aber zu langſam oder nur unter großen Anſtrengungen und glei“ ſam auf Umwegen oder mit Zurücklaſſung anderer bleibenden Uebelſtände. Gewiſſe Krankheiten kann ſie platterdings nicht heilen, während die Kunſt ſie leicht und ſicher beſeitigt; ſo wie denn auch Abſtellung der Urſachen, e ein ſo nothwendiges Heilgeſchäft, nicht Sache der Naturheilkraft ſein kann. Kunſtheilung. Ihre erſte Aufgabe iſt: Abhaltung oder Minderung der Urſachen, wenn ſolche noch fortwirken, und Abhaltung der Schädlichkeiten, welche den Heilungsvorgang ſtören können. — Lehrt die Erfahrung oder der bisherige Er folg, daß die Naturheilkraft allein ausreicht, um eine Krankheit ſchnell, ſicher und ohne allen übelen Folgen zu beſeitigen: dann überläßt man auch ihr das ganze Heilgeſchäft. Die weitere Aufgabe iſt: die Naturheilkraft in ihrem Wirken zu überwachen, und erforderlichen Falles zu unterſtützen. Es können im weiteren Verlaufe man⸗ cherlei Störungen eintreten, die das Einſchreiten der Kunſt nöthig machen oder es überhaupt erforderlich ſein, die Naturheilkraft in ihrem Wirken zu leiten und zu regeln, anzuregen oder zu mäßigen. Als Beiſpiel diene die Heilung der Wunden. — Stehet es durch die Erfahrung feſt: daß eine Naturheilung überhaupt nicht mög- lich, z. B. die Räude; oder daß ihr Erfolg zu nnſicher iſt, auf Umwegen . Stande kommt ꝛc., dann tritt ſofort die Kunſthülfe ein. Es HE im ehe wei heilige. nämlich: e "RR erhalten, und einzelne Zufälle zu befeitigen oder zu lindern. 2. Wir greifen die Krankheit ſelbſt an. Dieſes kann in mehrfacher Weiſe ge⸗ ſchehen, woraus dann verſchiedene Kur- und Heilmethoden entſpringen. Oft werden mehrere mit einander vereint. Es giebt ſehr verſchiedene Heilwege: 1. Tilgung der Urſache z. B. Tödtung | der Würmer, Reſorbtion von Gaſen. 2. Hervorrufung kräftiger Reaction, z. B. Brechmittel bei Bräune. 3. Reizung und Steigerung der Thätigkeit geſunder Theile zur Ableitung z. B. Hautreize bei inneren Entzündungen, oder zur ſympathiſchen oder antagoniſtiſchen Wirkung, z. B. Urintreibende Mittel bei Waſſerſucht. 4. Stei⸗ gerung und Beſchleunigung des Krankheitsproceſſes, z. B. Brennen beim Spath, ſcharfe Salben bei Eiterbeulen. 5. Herabſtimmung des Krankheitsprozeſſes oder einzelner Zufälle, z. B. Aderlaß bei Entzündung, Narkotiſche Mittel bei Reizungen. 6. Hervorrufung entgegengeſetzter Zuſtände. z. B. Laxirmittel bei Verſtopfung. 7. Anwendung ſ. g. Specifica. 8. Unterdrückung örtlicher Krankheitsproceſſe durch EN: Zerſtörung ter Gewebe, z. B. Anwendung des Glüheiſens. Es können bisweilen mehrere Heilverfahren gleich gut zum Ziele führen. In N Regel pflegt aber eines vor dem anderen den Vorzug zu verdienen, ſei es an und flür ſich oder nach den vorliegenden Verhältniſſen. Beſtimmte Regeln für die beſte Wahl laſſen ſich leider nicht immer geben. Eigene Einſicht und Erfahrung (der ſ. g. praktiſche Blick und Takt) müſſen den Ausſchlag geben. Kurarten. Je nach dem Zwecke, den man zunächſt durch die Behandlung jr eines kranken Thieres zu erreichen ſtrebt, unterſcheidet man verſchiedene Kurarten. BBehandlungsweiſen.) 1. die Radikalkur. Sie bewirkt oder erſtrebt die voll⸗ ſtändige Heilung und iſt gegen die Grundurſachen der Krankheit ſelbſt gerichtet. Es iſt die gewöhnliche Behandlungsweiſe einer Krankheit. 2. die Kur, nach den haupt⸗ a ſächlich hervortretenden Erſcheinungen und richtet man ihnen gemäß die Behandlung ein. Sie kommt in Anwendung wenn die inneren Krankheitsverhältniſſe nicht klar vorliegen, überhaupt eine Krankheit ihrer Natur und Art nach nicht erkannt wird. 3. die Linderung s⸗Kur. Sie will blos einzelne heftige, dringende Zufälle lindern oder beſeitigen, und dient zur Sicherung der Radikalkur. 4. die Nach- und 5. die Vorbauungskur. Ueber die erſteren Kurarten iſt das Nähere bei den einzelnen Krankheiten einzuſehen; über die beiden letzten Kurarten iſt dagegen Einiges im Allgemeinen hier zu ſagen. Es giebt unheilbare Krankheiten und ſolche die nicht gründlich geheilt werden können. Bei letzteren muß es genügen, eine gewiſſe Gebrauchsfähigkeit wie⸗ der herzuſtellen. Iſt das nicht möglich, oder ſtehen die Koſten der Kur nicht im Ver⸗ hältniß zum Werthe des Thieres, oder iſt die Heilung zweifelhaft, dann unterbleibt 1 9 oft jeder Heilverſuch. Die Thiere werden dann getödtet. N 1. Wir laſſen die Krankheit ganz unangetaſtet. Dieſes findet Kalt, wenn en % Wente einen beſtimmten Verlauf durchmachen muß, oder wenn ſichere Heilverfah⸗ ren dagegen nicht gekannt find. Die Behandlung beſchränkt ſich dann darauf: A uoachtheilige Einflüſſe abzuftellen, die Lebenskräfte aufrecht und im Ghee zu, 15 Gärtner, derbe nv viehbeſiter. 65 11 0 N a ch tu r. Mit Heilung einer Krankheit iſt keineswegs zugleich vollkommene | a Wirderherſel⸗ ung der Geſundheit verbunden. Ganz abgeſehen davon, daß überhaupt die Krankheiten ganz unmerklich erlöſchen; ſo hat man es mit dieſen nicht allein, ſondern auch mit dem kranken Organismus zu thun, der Stärkung und Wiedererſatz der verlorenen Säfte und Kräfte bedarf. So macht ſich denn im Geneſungszeitraume, vielfach eine ſogenannte Nachkur nöthig. Es laſſen ſich für fie folgende allgemein Voorſchriften geben: 1. Man ſchütze die Thiere gegen die veranlaſſenden Urſachen det boorausgegangenen Krankheit. Jede Krankheit hinterläßt nämlich eine beſondere Ges neigtheit zu Rückfällen und Wiederkehr. 2. Man verſuche durch gedeihliche Nahrung 7 die verlorenen Säfte und Kräfte zu erſetzen; nicht minder aber auch durch Schonung und Ruhe. 3. Bei großer Lebensſchwäche, insbeſondere bei der gewöhnlich noch längere Zeit darniederliegenden Verdauungsthätigkeit, muß man durch geeignete Ar neien zu Hülfe kommen. 4. Zur früheren Lebensweiſe iſt nur allmählig und mit Vorſicht zurückzukehren; um ſo mehr, je länger ſie ausgeſetzt war. Die Nahrung muß ſtets von ausgewählter Beſchaffenheit und leicht verdaulich ſein; in kleinen Portionen aber öfterer Wiederholung verabreicht werden. Man hat bei ihrer Auswahl den Inſtinkt zu berückſichtigen. Dann muß man auch darauf ſehen, daß ſie vollſtändig verdauet und verarbeitet wird. Die ſo gern verabreichte kräftige Nahrung iſt gemeinhin ſchwer verdaulich. — Zu den Arzeneien verwendet man bittere, erregende, ſ. g. magenſtärkende Mittel (Kalmus, Wermuth ꝛc.), am beiten in Verbindung mit Salzen. — Bei Wiederkäuern verdient eine beſondere Rückſichtnahme das Wiederkauen. Es muß oftmals angeregt werden weil es noch unterdrückt oder zu unergiebig iſt, trotzdem Appetit ſich bereits einſtellte. b Vorbauungskur. Sie bezweckt die Verhütung von Krankheiten, die ihrer Art nach ſchon vorbereitet ſind und deren Ausbruch zu fürchten ſtehet. Es iſt das der Fall, wenn entweder den Thieren eine vorherrſchende Krankheitsanlage inwohnet und bereits die Krankheit im Keime vorbereitet iſt; oder wenn ſie ſolchen Schädlichkeiten ausgeſetzt ſind, die nothgedrungen zur Erzeugung von Krankheiten hinführen müſſen. Hiernach richtet ſich auch das Vorbauungsverfahren. 1. Die vorherrſchende Anlage ſucht man herabzuſtimmen. Das kann durch diätetiſche, wie mediziniſche Mittel geſchehen. Die beſonderen Vorſchriften ſind, wo es nöthig war, bei den einzelnen Krankheiten angegeben. Hier iſt nur auf zwei Punkte hinzuweiſen; nämlich: a. daß der verſchiedene Ernährungszuſtand verſchiedene Krankheitsanlagen in ſich ſchließt, und b, daß Erkräftigung und Stärkung überhaupt und einzelner Organe insbeſondere, ſo wie die allgemeine Gewöhnung an etwaige nachtheilige Einflüſſe eines der beſten Vorbauungsmittel iſt. 2. Bei krankmachenden Einflüſſen bleibt es das beſte: dieſe gänzlich abzuſtellen, oder wenn das nicht angänglich durch anderweitige Vorkehrungen die Thiere ihrem Eiinfluſſe zu entziehen; z. B. Verlegung der Lammzeit wegen Lämmerkrankheiten. 1 Iſt das aber nicht ausführbar, dann ſuche man wenigſtens den ſchädlichen Einfluß in ſeiner Heftigkeit zu mindern. Das kann geſchehen in directer Weiſe, z. B. Ver⸗ Mn abreichung von ſchlechtem Futter in kleiner Quantität oder nach vorheriger Zuberei= In. tung; oder in indirekter Weiſe, indem man den Organismus zu befähigen ſucht, den | 12 8 | tens 9 ir Pa äußeren Einfluß beſſer zu ertragen, jo z. B. Salz bei ſchlechtem Futter, ober bone Futter bei naßkalter Witterung. | 0 Die regelmäßig vorgenommenen Vorbauungskuren, z. B. Aderlaß, eren im Frühjahr, find nur bedingungsweiſe zu billigen. Oft find fie ſchädlich und der Or⸗ ganismus kann ſich an ſie gewöhnen. Dagegen verdienen Beachtung die beſonderen Vorbauungsverfahren, die bei Umänderung gewohnter Lebensweiſe oder bei Ent⸗ wickelungszuſtänden des Organismus in Anwendung gebracht werden; ſo z. B. beim Abſetzen der Säuglinge, vor und nach dem Gebären. — Bei anſteckenden Krankheiten kommen noch in Betracht: Abhaltung und Tilgung des Anſteckungs⸗ ſtoffes, Trennung der Kranken von den Geſunden, Quarantaine neu angekaufter Thiere und die Impfung. Bemerkungen über die Behandlungsweiſe kranker Thiere. Das erſte Geſchäft iſt: eine vollſtändige und gründliche Unterſuchung des kran⸗ ken Thieres vorzunehmen, zur Ermittlung der Krankheitsart und ſonſtiger Krank⸗ heits⸗Verhältniſſe. — Dann folgt: die Ermittlung der Krankheitsurſachen und deren Abſtellung oder Minderung, wenn ſie noch fortwirken. Viele Krankheiten heilen von ſelbſt, wenn ihre Urſache entfernt wurde; oder wenn auch das nicht, bleibt es wenig⸗ ſtens immer ein gewichtiges Heilmittel. — Hieran reihet ſich dann weiter: krankma⸗ chende Schädlichkeiten überhaupt abzuhalten und das Thier unter entſprechende Verhältniſſe zu bringen, z. B. Ruhe, guter Stall, Zudecken, ausgewählte Nahrung zc.. Das fernere Verfahren, d. i. die Anordnung der eigentlichen Kur, iſt davon abhängig; „ob die Krankheit nach ihrer Art erkannt wurde oder nicht.“ 1. St die Krankheit erkannt, dann kommen diejenigen Heilverfahren in An- wendung, die bei der gegebenen Krankheit vorgeſchrieben ſind. 2. Wurde die Krank⸗ heit aber nicht mit Beſtimmtheit erkannt, dann iſt ein zweifaches Verfahren möglich: a. Es geſchieht gar nichts zur Beſeitigung der Krankheit oder einzelner Zufälle; man wartet den weiteren Verlauf ab und beſorgt nur ein eutſprechendes diätetiſches Ver⸗ halten. (Abwartendes Verfahren.) Oder b. Man ſucht einzelne dringende oder ſonſt beachtenswerthe Zufälle zu beſeitigen oder zu mindern; z. B. Verſtopfung oder Hartleibigkeit durch Klyſtiere; heftige Bauchſchmerzen durch Frottiren, ſchleimige, ölige Eingüſſe c. (Linderungs- und ſymptomatiſches Verfahren.) Nachfolgende Regeln ſind beſonders noch zu beachten. 1. Sit nach richtiger Erkennung ein beſtimmtes Heilverfahren oder Hetlmittel an⸗ gewendet worden, jo muß man jedenfalls erſt deſſen vollſtändige Wirkung abwarten, bevor man ein anderes Verfahren in Gebrauch ziehen darf. Nichts iſt verderblicher als der ſchnelle Wechſel und die ſtürmiſche Aufeinanderfolge von verſchiedenen Heil- mitteln. 2. Tritt nach einem beſtimmten Heilverfahren eine ſichtliche Beſſerung des Krank- heitszuſtandes ein, jo verbleibe man bei demſelben jo lange, wie dieſe andauert. Nie- mals muß man einen Wechſel in der Behandlungsweiſe eintreten laſſen, wenn nicht beſondere beſtimmte Gründe vorliegen. TRAIL Nan RNIT eee 1 55 „ Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 13 | 3. Hat man die Wahl unter verſchiedenen Heilmitteln, jo wähle man zuerſt im⸗ mer dasjenige, was am mildeſten wirkt und mit den geringſten Nebenwirkungen ver⸗ bunden iſt. Nur da wo Gefahr im Vorzuge erſcheint, greift man ſogleich zu den kräftigſten und ſchnellen, ſichern Erfolg verſprechenden Mitteln; wenn ſie auch mit manchen ungern geſehenen Folgen und Nebenwirkungen verbunden ſein ſollten. 4. Da wo verſchiedene Heilfahren gleichzeitig benutzt werden, beachte man ja ihre regelrechte, in einander greifende Anwendung. Sie ſollen ſich gegenſeitig in ihre Wirkung unterſtützen, nicht hemmen. ö 5. Uebrigens befleißige man ſich, ſo weit es nur irgend thunlich, ſtets einer mög lichſt einfachen Behandlungsweiſe. Man reicht meiſtens eben ſo weit, vielfach abe Zoch weiter damit, als mit einem zuſammengeſetzten, ſehr geſchäftigen Verfahren. Ez gilt das auch gleichzeitig von den Arzneimiſchungen. 6. Man verabſäume nicht das eigentlich mediziniſche Heilverfahren durch ein zweckmäßiges, diätetiſche Verhalten zu unterſtützen. Die ſchnelle Aufeinanderfolge verſchiedener Heilverfahren iſt deswegen jo ſchäd⸗ lich, weil die Naturheilkraft gar nicht zu ihrer gehörigen Entfaltung kommen kann, und in ihrem Wirken fortwährend geſtört, gehemmt wird, oder eine andere Richtung erhält. Zu beachten iſt noch, daß ſelbſt die Wirkung der angewendeten Mittel nur unvollſtändig oder gar nicht zu Stande kommt, denn auch hierzu iſt die Mitwirkung des Organismus und Zeit erforderlich. Selbſt die ſ. g. unſchädlichen Mittel d. h. die von wenig hervortretender Wirkung, können zuletzt ſchaden; denn eine Wirkung müſſen ſie immer haben und man erwartet ja ſie auch von ihnen. Der Laye liebt gerne die ſofortige Anwendungdurchgreifender Heilverfahren, un bekümmert um die damit verbundenen Folgen. Eben ſo wenig, wie man z. B. bei fremden Körpern im Schlunde ſofort den Schlundſchnitt machen wird oder bei friſch entſtandenen Buglahmheiten ſogleich ſcharfe Salben und Haarſeile anwenden darf, obſchon ſpäterhin vielleicht von ihnen Gebrauch gemacht werden muß: eben ſo wenig darf man auch bei andern Krankheiten ſogleich die durchgreifendſten, letzten Mittel benutzen wollen. Oft iſt durch ſie Oel ins Feuer gegoſſen. Große Geſchäftigkeit und complicirte Heilverfahren ſind leicht übel angebracht. Die Naturheilkraft muß Spielraum haben. Zwingen läßt ſie ſich nicht. Einfache Arzneien verdienen ſtets den Vorzug. Sind viele Medikamente zuſammengemiſcht, ſo müſſen mehrere entweder von gleicher Wirkung ſein oder ſich in ihren Wirkungen gegenſeitig beſchränken und hemmen. 5 } 14 Goldenes Hausbuch für Farmer, N Krankheiten des Pferdes. Innere Krankheiten. 5 Unverdaulichkeit, Mangel an Freßluſt, (Dispepsie), ꝛc. Die Krankheiten der Verdauung find beim Pferde ſchon wegen des ſehr klei⸗ nen Magens und dem Umfanges der großen Gedärme, und je nach der Fütte⸗ rung, Stallung und Gebrauchsweiſe ſehr häufig, aber wenn ſie, für ſich allein auftreten, nicht gefährlich und nur deſſhalb von Intereſſe, weil das Pferd für die Zeit arbeitsuntüchtig iſt. Kenntzeichen: Die Freßluſt iſt geringer und unregelmäßig, das Maul iſt trocken oder ſchmierig und oft zeigt das Pferd eine Luſt uach ſalzigen Stoffen beleckt die Krippe, die Wände ꝛc., der Durſt iſt natürlich auch vermindert. Der Puls iſt bete verändert, aber das Pferd iſt matt und träge, was ſich beim Gebrauche am eſten zeigt. Der Mift iſt entweder trocken, feſt, kleingeballt, dunkel, oft mit einer Art ſchlei⸗ migen Haut überzogen, was eine Reizung anzeigt, oder er iſt ſaftig, breiig, ſchlecht oder faſt gar nicht verdaut, was ſich als eine Schwäche des Magens kund giebt. Urſachen: Sie find ſehr verſchieden: Schlechtes, verunreinigtes, verdorbe⸗ nes, ſaft und kraftloſes, ſchwer verdauliches, zu friſches bereiftes, gefrorenes Futter, Ueberfüttern, plötzlicher Wechſel der Füt⸗ terung, beſonders von Grün- und Naß- zu Trockenfutter, unregelmäßiges Füttern, bald zu viel, bald zu wenig, Unreinlichkeit und Verſauerung des Troges, ſchlechtes, warmes, unreines Waſſer, beſonders im Sommer aus ſtehenden Gewäſſern und kaltes Getränk, zu ſchnelle Bewegung nach gutem Futter, große Anſtrengung und Erkäl— tungen. Ganz beſonders wirkt das Wetter und der Aufenthalt: heiße, ſchwüle oder naßkalte, wechſelnde Witterung, dunſtiger, dumpfer, unreinlicher Stalle 1 langes Stehen im Freien, bejonders bei kaltem, regneriſchen Wetter. Man unterſuche auch das Maul ob nicht durch ſcharfe Zähne die Zunge oder die Backenbaut verletzt iſt. | e ae 0 Bärtner, Pferde- und Biehbefiger. Bi 11 f 5 Beh a ndlung. Dieſelbe beſteht darin, daß die Fehler des Futters beſeitigt werden. Man gebe dem Pferde für einige Tage nur Mehl oder Kleientränke und wenig Heu. Innerlich ſind folgende Mittel am Platze. ö 5 Nimm pulv. Kalmus, 2 Unzen. Poayder Sweet Flag, 2 ounzes. BE ET, “ _ Gentian, Wachholderbeeren, “ Juniper Berries, “ Bockshornſamen, “ Foenu Greek Seed, 5 von jedem 1 Unze. of each 1 ounce. Glauberſalz, 8 Unzen. Glauber or Epsom Salt, 8 ounces. Miſche alles gut untereinander. Statt des Glauberſalzes kann unter Umſtänden auch Kochſalz gegeben wer⸗ | den, es wirkt aber nicht jo kühlend und gelinde abführend wie Glauber- und Bitterſalz. (Espom Salt.) 5 Gebe dem Pferde täglich dreimal einen guten Eßlöffelvoll. Sollte es das Pferd nicht gerne nehmen, ſo nehme man etwas Mehl und Molaſſes und mache eine Lat⸗ werge daraus und ſtreiche ſie drei Mal vor dem Fütter beſonders Morgens nüchtern mit einem Holz auf die Zunge und halte dem Pferde den Kopf bis es geſchluckt hat. Sollte es ſich nicht beſſern, ſo gebe man von obigem Pulver oder auch von Dr. Fußnecker's Pferdepulver zwei Löffel mit heißem Waſſer angebrüht und ſetze zu jeder Gabe noch zwei Unzen Glauberſalz um alle Unreinigkeit im Magen d. h. ein gelindes Lapiren zu erzielen. Kolik, Darmgicht. — Colic. (Bots.) Dieſe Krankheit kommt beim Pferde am hauptſächlichſten vor, iſt von größerer Wichtigkeit, als bei andern Hausthieren, wozu einerſeits der Ma⸗ gen, die großen Dickdärme, anderſeitsſeits die leichte Erkältungsfähigkeit, Fütterungs⸗ und Gebrauchsweiſe weſentlich beitragen. Pferde im Werkhe von Millionen und abermals Millionen ſind durch unrichtige Behaudlung an dieſer Krankheit verendet, und empfehlen wir deßhalb dieſes Kapitel der beſonderen Aufmerkſamkeit und Beachtung. Gewöhnlich jagen die Farmer ein kolik-krankes Pferd habe die “ Bots” was aber unter 100 Fällen vielleicht einigemal richtig iſt. Kennzeichen. Die Kolik tritt plötzlich und ohne Vorboten auf und gibt ſich wie folgt zu erkennen: Das Pferd hört auf zu freſſen und zu ſaufen, iſt unruhig, auf⸗ geregt, tritt hin und her, ſcharrt mit den Vorderfüßen, ſchlägt nach dem Bauche mit den Hinterfüßen, ſieht ſich um und ſchnappt nach dem Leibe, wedelt mit dem Schweife, legt ſich öfters nieder, ſteht wieder auf, wälzt ſich, wirft ſich nieder, macht erfolgloſe Anſtrengungen zur Miſt und Harnentleerung. Nimmt die Krankheit zu, athmet das Pferd viel ſchneller, ſchwitzt in Folge von Angſt und Unruhe, zittert, zeigt eine wech⸗ ſelnde oder ungleich pertheilte Körperwärme, die Füße, Ohren, Naſe ſind kalt, die Zunge iſt belſgt, das Maul trocken oder ſchmierig befeuchtet. Das Verdauungsge— räuſch, welch 5 beim gefunden Pferde durch das Rollen des Futterbreis in den Gedär⸗ men entſteht nd alle 5 bis 10 Sekunden hörbar iſt, iſt verändert oder hört ganz auf. Gefähreeh iſt die Krankheit wenn ſich das Pferd reckt, würgt, Luft aufſtoßt, wie der Hund auf die Hinterbeine ſitzt, vornen kniet, hinten ſteht. Letzteres zeigt eine Lage⸗ veränderung der Gedärme (oder Verwicklung) Einſchiebung derſelben an. Das Drängen zu miſten wird anhaltender, ſchmerzhafter und iſt erfolglos. Langes Aus⸗ ſtrecken der Vorder- und Hinterfüße und Einfallen des Bauches zeigt an, daß in den n Gedärmen viel Futter, Sand oder Steine im Dickdarm ſind. Der Verlauf der Kolik iſt ſchnell und dauert von einigen Stunden, bis zu einigen N Tagen. Biſondere Beachtung ſchenke man dem Verdauungsgeräuſch, welches man. 42 0 „%% RE RT PAR ST RR % Goldenes Hausbuch für Farmer, 1 W beim geſunden Pferde alle 5 bis 10 Minuten hört und zwar an den Bauchwandungen 5 (Flanken.) Beim kolik⸗kranken Pferde iſt es verändert, unterbrochen, jo als wie wenn man in einen kupfernen Keſſel Waſſer tropfenweiſe ſchüttet, oder gar nicht hörbar. Je heller, klangvoller, ſpitzer der Ton iſt, je ſeltener und kürzer er gehört wird, um fo ſtärker iſt der Darmkrampf; gar kein Geräuſch zeigt keine Bewegung des Futterbreis und daher vollſtändige Verſtopfung an. f Urſachen: Die nächſte Urſache der Schmerzen iſt allemal ein Hinderniß in der Bewegung des Futterbreis in den Gedärmen welches durch den Krampf entſteht. Ein Theil der Gedärme iſt heftig zuſammengezogeu, während ein anderer zu ſtark aus- gedehnt iſt. Die veranlaſſenden Urſachen ſind: unregelmäßiges Füttern und Tränken, Ueberfütterung, ungewohntes, reizendes, blähendes Futter, innere und äußere Verkältungen durch kaltes Saufen, Unterdrückung der Hautausdünſtung. feuchtes, kaltes Wetter, plötzlicher Witterungswechſel, beſonders im Frühjahr und Herbſt, Schwäche der Verdauung, Verſchleimung, Säure im Magen, Würmer zc. Behandlung: Dieſelbe ſollte nach den verſchiedenen Arten, Verſtopfungs⸗ Ueberfütterungs-, Wind-, Erkältungs⸗, Harnverhaltungs-Kolik eingerichtet werden, allein es iſt für den Pferdebeſitzern ſchwierig, jede einzelne Art zu erkennen, weßhalb wir hier eine Anleitung geben, welche für alle Fälle gut iſt. Iſt auch im Anfang keine Entzündung oder Fieber da, ſo können beide leicht dazu kommen, deßhalb rathen wir unſerer Ermahnung zu folgen, den Prahlereien und Sprechereien der Quackſalber kein Gehör zu ſchenken. Dieſe rathen gewöhnlich an, dem Pferde warmen Whisky mit Pfeffer oder ſonſtig ſtarken Gewürzen einzuſchütten, wodurch die Krankheit ſtatt ge⸗ heilt verſchlimmert wird. Es kann ſolche unſinnige Mittel einzugeben nicht anders, als Oel ins Feuer ſchütten bezeichnet werden und zwar mit vollem Recht. Pferde im Werthe von Millionen ſind an der Kolik durch dieſe Whisky-Einſchütte verendet und trotz aller Warnung gibt es immer noch Leute, welche es noch thun! Es kommt nicht allein der Geldwerth in Betracht, ſondern welch' Thierquälerei iſt es, ein krankes Pferd ſtatt zu heilen, ſolche Qualen und Schmerzen zuzumuthen; fort mit Whisky und Pfeffer! „ Man ſorge dafür 1. Die Schmerzen zu lindern, 5 2. Den Hinterleib zu eröffnen. | 5 Schnelle Hülfe, ſelbſt durch die einfachſten Hausmittel iſt natürlich die beſte, denn bis Mediein vom nächſtgelegenen Drugſtore ankommt, möchte in ſehr vielen Fallen die Krankheit bereits jo weit vergeſchritten fein, daß eine Heilung ſchwierig iſt. Man nehme zwei Unzen Chamillenthee (german chamomile flowers, 2 ounces) (oder im Nothfalle Leinſamen,) überſchütte dieſelbe mit ſiedendem Waſſer, decke das. Gefäß gut zu. Nach 5 Minuten ſeihe es durch ein Stück Muslin ſorgfältig durch, jo daß keine Körnlein im Thee ſiud. Darin löſe vier Unzen Glauberſalz (Glauber salt 4 ounces) auf und ſchütte dem Pferde eine Flaſche voll ein. Dieſe Einſchütte wer⸗ den je nach Umſtänden alle 4 bis 1 Stunde wiederholt bis Beſſerung eintritt. Zwei bis drei find gewöhnlich genügend. Iſt das Pferd am Bauch zu ſtaxt aufgetrieben, jo fügt man jedem Einſchütte 2 Drachmen Schwefelleber (Liver ick Antimony, 2 drachmas, ) bei. Aeußerlich reibe man das Pferd tüchtig mit Strohwi chen oder wol⸗ lenen Lappen mit Whisky, hauptſächlich am Bauch, Rückgrat und Wien, um die unterdrückte Hautausdünſtung wieder herzuſtellen. Man bedecke das Pferd und ver⸗ meide jede Zugluft. Bewegung im Schritt (oder ſchwachen Trab bedeckt) bei gutem Wetter, iſt ſehr gut, beſonders nach dem Einſchütt. Bewegung befördert das Aus⸗ geben der Winde und das Vorangehen des Futterbreis in den Gedärmen. Von großem Nutzen ſind Klyſtire von Seifenwaſſer und müſſen öfters wiederholt werden, um weiter in die Gedärme hinein zu wirken. In Ermanglung einer Klyſtirſpritze nebme man ein Stück Seife und gebe demſelben die Form eines Hrihnereis und bringe daſſelbe mit der Hand in den Maſtdarm. Sobald das Pferd miſtet oder die KT NIEREN" Sa a a RE RL 9. i hi Seife ſonſt auswirft, iſt dieſelbe abzuwaſchen und wieder hineinzubringen, bis das Pferd gehörig miſtet. Bei der Zuſammenſetzung meines Kolikpulvers habe ich daher auf die ver— ſchiedenen Kolikarten beſondere Rückſicht genommen, und hat ſich daſſelbe in allen Koliken ſeit 30 Jahren als das vorzüglichſte Heilmittel erwieſen. Es wirkt laxirend, treibt die Winde ab und befördert den Harnabgang. Iſt die Krankheit vorüber, ſo ſei man durch mehrere Tage mit Fütterung und Tränken ſehr vorſichtig und gebe dem Pferd leicht verdauliche, ſaftige Nahrung, einige Hand voll Mehl oder Shorts und ein Löffel voll Salz, und ja nicht zu viel auf einmal, lieber öfters. Mein Pferdepulver täglich 2 mal, Morgens und Abends 1 Löffel voll, iſt als Nachkur ſehr empfehlenswerth; es hält ſich Jahre lang an einem trockenen Platze aufbewahrt ohne an der Wirkung im Mindeſten zu verlieren. Würmer, Wurmkokik. — Bots.) In Amerika bezeichnen die Leute faſt jede Kolik mit Bots,“ was ſehr irrthümlich iſt, weßhalb wir die Wurmkolik extra beſchreiben. ö Es kann das Pferd Würmer haben, ohne daß gerade Kolikerſcheinungen ſich zeigen, ſollte dies aber fein, jo iſt die Behandlung erſt wie oben und dann folgen, wenn Würmer abgehen, die betreffenden Mittel, wie unten angegeben. f Kennzeichen: Das Pferd hat ſtruppiges Haar, und die Oberhaut liegt feſt an den Rippen (hide bound, ) frißt, hört eine Zeit lang wieder auf, ſieht ſich um, ſtampft mit den Füßen, reibt die Oberlippe an der Krippe, flehmt öfters, macht einen Katzenbuckel, ſchwitzt an den Flanken und hinter der Schulter. Urſachen: Spulwürmer in großer Anzahl in den dünnen und Nadelwürmer in den großen Gedärmen; ſowie der “Bots” im Magen. Behandlung: Findet man nach den obigen Kennzeichen Würmer im Miſt, jo gebe man erſt dem Pferde nüchtern ſüße Milch, Molaſſes und Holzaſchen⸗ lauge, von jedem eine 2 Pint. Man laſſe das Pferd ruhig im Stalle ſtehen, gebe es a Futter, ſondern nach einer halben Stunde einen Einſchütt, wie folgt: imm: 5 4 Unzen Wermuth. (Herbs Absinthia, or Wormwood, 4 ounces.) Baldrian, 1 Unze. (Powder of Valerian Roots, 1 ounce. Uebergieße denſelben mit drei Quart kochendem Waſſer, laſſe es eine+ Stunde 15 ner, Pferde- und Viehbeſitzer. e 1 in gut zugedecktem Gefäß ſtehen, ſeihe es ſorgfältig durch und löſe 3 Unzen Glauber⸗ fal;, (Glauber Salts,) in einer Flaſche Thee auf. Dieſe Einſchütte wiederhole Morgens, Mittags und Abends vor dem Futter, welches leicht verdaulich ſein muß. Die Würmer gehen theils ab, theils werden ſie verdaut. Man ſehe den Miſt ſorgfältig nach und fahre mit der Kur fort bis ſich keine weitere zeigen. Auf leicht verdauliches Futter und gute öftere Reinigung iſt beſonders Rückſicht zu nehmen. Mein Wurmpulver wird auch ſtark gebraucht, es tödtet die Würmer, befördert die Verdauung, welche durch die Würmer ſchlecht iſt; auch erhält das Pferd glättere Haare und ein beſſeres Ausſehen. f Entzündungs⸗Kolik, Darmentzündung. (Inflamation of the Intestines or Bowels.) Kennzeichen: Neben den bei der Kolik angegebenen, iſt Fieber vorhan⸗ den, und man ſehe die Naſe nach, welche hoch roth iſt und deutlich eine Entzündung der Schleimhaut und natürlich der Gedärme anzeigt. Iſt die Krankheit mehr im Magen, dann reckt, würgt das Pferd; iſt ſie mehr in den Gedärmen, ſo iſt der Miſt, wenn noch welcher abgeht, ſchwärzlich und klein geballt und blutigem Schleim oder Blutſtreifen deutlich zu ſehen. 7 % 2 40 | Goldenes Hausbuch für Farmer, ** 8 * ren BR: Urs ach en: Innere und äußere Erkältungen und kann dieſelbe in den aller meiſten Fällen als Uebergang vou der Entzündungs⸗Kolik betrachtet werden. Scharfe, harzige, reizende Pflanzen und Arzneien, Gifte und zu ſtarke Abführ⸗ mittel. . Die Vorherſagung über Heilung iſt nicht immer ungünſtig, doch meiſtens ſehr zweifelhaft, um jo mehr bei verfäumter und falſcher Behandlung, weßhalb wir bei Beſchreibung der Kolik ſo nachdrücklich jeden Pferdebeſitzer warnten, keinen Whisky, Pfeffer und ſtarke Gewürze zu geben, weil bei der Kolik eine Anlage zur Entzündung vorhanden iſt und wenn auch nicht gefährlich, gerade durch dieſe Mittel mit Gewalt herbei geführt und die Darmentzündung zur Folge hat. Die Behandlung iſt faſt die nämliche, wie bei Kolik, nur kann ſtatt Chamillenthee Leinſamen Einſchütte, mit kühlenden Salzen gegeben werden, iſt der Puls viel kleiner, nn und beſchleunigter, jo ijt ein Aderlaß, je nach der Stärke des Pferdes, am Platze. N Nimm Leinſamen eine Handvoll, mit heißem Waſſer anzubrühen, durchzuſeihen uud vier Unzen Glauberſalz und eine Unze Salpeter (Sal petre, Lounce) aufzulöſen und eine Flaſche voll einzuſchütten. Diefe Einſchütte ſind alle zwei Stunden zu wie⸗ derholen. Ebenſo ſind kühlende Klyſtiere von Leinſamenmehl beſonders zu empfehlen und öfters zu wiederholen. 8 Der Durchfall. Diarrhoe. Diarrhoe.) Kennzeichen: Das Pferd miſtet öfters und der Miſt iſt dünner, wäſſeriger, ſchleimiger, riecht ſauer und wird mit Zwang hinausgeſpritzt. Urſachen: In den Gedärmen wird mehr Schleim abgeſondert, oder die Galle fließt zu ſtark in den Magen; innerliche und äußerliche Erkältungen, Mangel an Streu, unvorſichtiger Uebergang von dürrem zu grünem Futter ꝛc. Wird die Krankheit gleich behandelt, ſo iſt die Heilung eine leichte. Man halte das Pferd warm, reibe es täglich dreimal mit warmen Whisky und Strohwiſchen oder wollenen Lappen, gebe demſelben nur überſchlagenes Waſſer und nicht zu viel auf einmal. Den Hafer, Gerſte oder Malz gebe man geröſtet, Erbſen oder Bohnen geſchroten in einem warmen Trank; mit ohne Fett braun geröſtetes, Gerſten⸗, Hafer- oder gewöhnliches Mehl leiſten als Hausmittel ſehr gute Dienſte und ſind oft allein hinreichend, die Krankheit zu heilen. Iſt dies nicht der Fall, d. h. die Krankheit zeigt ſich ſtärker, jo gebe man und am beſten neben obigen Hausmitteln folgendes: Nimm: Pulv. Tormentillwurzel, “ Bockshornſamen, von jedem 2 Unzen. Powder of Tormentil Root, 10 Fenugreek Seed, of each 2 ounces. Man nehme den dritten Theil dieſes Pulvers und brühe es mit ſiedendem Waſſer an, ſeihe es durch und gebe Morgens, Mittags und Abends einen Einſchütt. Iſt der Au ſehr ſtärk, jo löſe in jedem Einſchütt 4 Drachme Alaun (F drachme um, ) auf. Die obigen Mittel können auch mit kochendem Bier angebrüht werden und ſtatt Bockshornſamen find andere bittere Mittel als Enzian Kalmus, Wachholderbeeren ꝛc. auch am Platze. Mit dieſen Einſchütten und den Tränken von Mehl und öftere kleine Portion guten Heues, fahre man fort bis der Durchfall aufhört. Man ſchone das Pferd etwas und vermeide, je nach der Jahreszeit, zu kaltes Getränk und beobachte ein regelmäßiges Füttern. Pferde erkälten ſich ſehr leicht und die Krankheit ſtellt ſich uft leicht wieder ein. 10 e NN 9915 REN er MR 1 155 F I EHRE FAN 5 nes N Ai BEN, 1 Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. SS IHRER . ͤà . ĩr—˙—o᷑, — — —ͤ—ͥ!. . —— { \ n 1 8 aan { u 855 N 5 * Gelbſucht, (Jaundice or Yellows,) galliger Zuſtand, Leberreizung, N 1 N Leberentzündung (Inflamation of the Liver.) 1 5 Unter dieſem Titel ſind hier verſchiedene ſchnellverlaufende und langwierige Krankheiten der Leber zuſammengefaßt, weil es für den Pferdebeſitzer ſchwierig iſt, die wirkliche Art der Krankheit zu erkennen. Alle ſtimmen aber darin überein, daß ſie Bi gallige oder gelbſüchtige Fälle (und zwar durch den e im Blute) ver⸗ ahnlaſſen. Entweder geht zu viel Galle in den Magen, oder die Galle geht wieder in 0 das Blut über. RN. Kennzeichen, hauptſächliche: Gelbfärbung der Schleim häute, beſonders der Bindehaut der Augen und im Maule, ſchmierige, unreine und elb belegte Zunge, dunkle, gelbliche und bierbraune Färbung des Harns. Iſt es Leberentzündung, ſo hat das Pferd Fieber und die Schleimhäute find gelb=- röthlich und der Harn iſt ſchwarzbraun. Der Appetit iſt gering, ebenjo der Durſt, der Miſt blaſſer, breiiger, ſchleimiger, ſäuerlich und übelriechend. Geht aber zu viel Galle ab, fo iſt derſelbe trocken, dunkel und mit einer Schleimhaut über zogen. Das Pferd iſt matt und träge, frißt nicht mehr, hat ſtruppiges, glanzloſes N Haar, und öfters ſtellt ſich auch Huſten, und je nach dem Grade der Krankheit ſchnel⸗ 1 leres Athmen ein. Bei einem Druck an der rechten Unterrippen-Gegend, wo die Leber liegt, treibt das Pferd den Leib in die Höhe, ſowie es ſich ſelten oder nie legt. Sind die Schmerzen zu groß, ſo geberdet ſich das Pferd wie ein kolikkrankes. 1 Urſachen: Heiße, ſchwüle Witterung, große Dürre, dumpfige, warm Stallungen, öftere Erkältungen, verdorbenes oder ſonſt ſchlechtes Waſſer, heißer, ſaurer Slop, ſchlechtes Futter, Weide, ꝛc., Würmer und Steine in den Gallengängeh der Leber, Stöße in der Lebergegend mit der Peitſche! Behandlung: Man gebe dem Pferde leicht verdauliches, ſaftiges Futter, gutes Heu in kleinen Portionen, Mehlwaſſer, gekochte Kartoffel (geſchält), friſches, reines Waſſer, und bei ſchönem Wetter mäßige Bewegung, beſonders im Paſture Klyſtiere von Zeit zu Zeit ſind auch ſehr nützlich. Nimm: 8 Salmiac, 14 Unzen, Sal amoniac, 14 ounces, e Salpeter, 4 Unzen, Sal petre, 4 ounces, ö ER Epſomſalz, 8 Unzen, Epsom Salt, 8 ounces, 1 Pulv. Kalmus, 4 Unzen, Powder of Sweet Flag, 4 ounces. “ Wachholderbeeren, 4 Unzen. “ Juniper Berries, 4 ounces Miſche alles gut untereinander und mache 6 gleiche Pulver daraus. Man gebe Morgens, Mittags und Abends je eines als Latwerge, und zwar am beſten mit Waſſer zubereitet. An der Lebergegend iſt für 2 bis 3 Tage ein Anſtrich von Senfmehl und Eſſig Morgens und Abends ſehr wirkſam. Man reibe den Brei gegen die Haare gut ein, daß ſo viel als möglich hängen bleibt. ' | Harthäutigkeit, (Tight Skin) Magerkeit, Abzehrun g, Schwind ſucht, | find meiſtens mit Störung der Verdauung, Blutmangel ꝛc., verbunden. ö 170 Kennzeichen: Die Haut iſt ſteif und hart, das Haar trocken, rauh, feſt anliegend und mit einem röthlichen Staub bedeckt, kracht oder knarrt wie Papier; macht man eine Falte z. B. auf den Rippen, fo bleibt fie ſtehen. Die Freßluſt iſt gerade nicht verändert, aber der Leib iſt zuſammengefallen ꝛc. | Urſachen: Unreinlichkeit, alſo Mangel an Reinigung, ſchlechtes, verdor⸗ | benes Futter, Blutmangel, Erkältung der Haut oder der Gedärme durch kaltes Saufen, übermäßige Anſtrengung, Erhitzung ꝛc. EN. Win 5 20 Goldenes Hausbuch für Farmer, | * ee 99 enen 10 N eee N 156 %% TER U ER HG C * N. Behandlung: Man reinige das Pferd jeden Tag gut, reibe den Körper Rund die Füße mit Whisky und Strohwiſchen täglich dreimal und gebe ihm leicht verdauliche Nahrung, Mehltränken ꝛc., und die bei Unverdaulichkeit angegebenen Arzneimittel. Von Verſchlagen, Rehe, Verfangen, (Chest Founder), Verfüttern, kommt beim Pferde ſehr oft vor und zeichnet ſich durch ſteife, geſpannte und erſchwerte Bewegung verſchiedener Körpertheile in Folge einer eigenthümlichen Reizung der Muskeln und Sehnen aus. Man unterſcheidet zwei Arten: Water Founded“ und Feed Founded,“ ’ Urſachen: Erkältung durch anhaltendes Laufen und dann plötzliches Still⸗ ſtehen, beſonders wenn das Pferd von der Zugluft getroffen wird. Ferner durch Regen, wenn das Pferd ſtark geſchwitzt hat, oder das Schwimmen des erhitzten Pfer⸗ des in ſehr kaltem Waſſer, Haarwechſel ꝛc. Das Verfüttern entſteht durch reichlichen Genuß ſchwer verdaulichen Futters, 3. B. Welſchkorn, beſonders wenn das Pferd von einer Krankheit geneſen oder eine Zeit lang nicht recht gefreſſen hat und übermäßig angeſtrengt und erhitzt wird. b Kennzeichen: Die Krankheit tritt ohne Vorboten ein. Das Pferd hat eine ſteife Haltung und die Bewegung iſt überaus mühſam und ängſtlich. Das Stehen iſt, weil faſt immer eine Hufentzündung damit verbunden iſt, ſehr ſchmerz⸗ haft, daher legt ſich das Pferd viel und iſt ſchwer zum Aufſtehen zu bringen. Beim Stehen wechſelt es die Füße, ſtellt die hintere Füße unter den Bauch, die vorderen mehr nach vornen, oder alle vier zuſammen unter den Bauch. Auf das Drücken der Füße mit den Händen äußert das Pferd ſtarken Schmerz und iſt überhaupt ſehr empfindlich, weil die Muskeln und Sehnen ſehr geſpannt, derb und hart find, Der Appetit iſt gewöhnlich nicht vermindert, der Durſt jedoch ſehr groß. Sit die Krank- heit heftiger, ſo ſtellt ſich ſtarkes Schwitzen, beſonders in den Flanken (oberen Bauch⸗ wendungen), beſchwerliches Athemholen, geringe Munterkeit ꝛc. ein. * Die Behandlung bei Erkältung iſt: Man ſtelle das Pferd in einen mäßig warmen Stall, gebe ihm eine hohe, weiche Streu, bedecke es gut und reibe die Füße öfters mit Fußnecker's Liniment, warmen Whisky oder Seifenſpirit. Die Entzündung und das Fieber, welches ſich in höherem Grade ein ſtellt, ſowie das Verfüttern berückſichtigend, ſind kühlende, abführende Mittel am Platze. Die Eiſen ſind wegen der Wärme durch den Blutandrang vorſichtig abzu— nehmen und man laſſe den Schmied den Huf recht dünn ausſchneiden und macht einen Lehmbrei mit Eſſig und Salz zurecht und nimmt einen Lappen und ſo viel Brei das er über die Krone unten und zur Seite den Huf bedeckt und bindet oberhalb des Feſſels am Schienbein. Dieſer Umſchlag iſt mit Eſſig und Waſſer ſehr oft naß zu machen, daß der Umſchlag nicht trocken wird; je öfters es geſchieht, deſto beſſer. Hat man Eis ſo binde man ein gutes Stück ein. Als Futter reiche man nur wenig und leicht verdauliche Mehltränke oder ſetze dem Bucket Waſſer einige Quart Abkochung Leinſamen und ja kein Heu, Korn oder Hafer; iſt das Fieber ſtark, jo iſt ein Aderlaß gut. Nimm: Salpeter, 4 Unzen. Sal petre, 4 ounces. Glauberſalz, 12 Unzen. Epsom salt, 12 ounces. Gut untereinander zu miſchen. Man gebe Morgens, Mittags und Abends je den vierten Theil in die Mehltränke oder auch als Latwerge. Reizende Mittel, Bierſuppen, warmer Wein mit Gewürzen um das Pferd in Schweiß zu bringen, find von keiner Wirkung und bei Fieber ſchäd lich. Einige Klyſtiere des Tages ſind nützlich, da durch das Verfuttern gewöhnlich Verſtopfung vorhanden iſt. N e Sage alk, Harnftuß, (Profuse Stalling), | beſteht! in einer übermäßigen, anhaltenden Harnentleerung. aber doch nicht ſtark. Der Durſt iſt ſo groß, daß er faſt nicht geſtillt werden kann warm und ſchmierig, das Haar glanzlos und ſtruppig. Dauert die Krankheit län— gere Zeit, ſo frißt das Pferd nicht mehr, ſauft irgend welches Waſſer, wenn auch Druck ſehr empfindlich. erdige und ſalzige Beſtandtheile enthaltendes, oder ſonſt ungewohntes Waſſer, zu viele und ſtark auf die Nieren wirkende Arzneien, innere und äußere Verkältungen ꝛc. . Behandlung: Man entferne die Urſache, d. h. gebe dem Pferd geſundes A gutes Futter, reines verſchlagenes Waſſer in mäßigen aber öftern Portionen. Lein⸗ 10 ſamenabgüſſe als Tränke iſt als Hausmittel ſehr zu empfehlen. Den Stall halte . man warm, bedecke das Pferd gut und reibe daſſelbe einige Mal des Tages mit war⸗ 1 meu Whisky am ganzen Leib, beſonders in der Nierengegend tüchtig ein, um die 0 EP Sr zu befördern. Innerlich erprobte ſich folgendes Rerept 0 7 * zeichnet. 0 1 Hl Nimm: Alaun, eine Unze. g f Campher, eine Unze. 5 Bockshornſamen, 8 Unzen. j ' Gut a ien und in 6 gleiche Pulver zu vertheilen. | Powder Alum, 1 ounce. do Camphor, 1 ounce. do of Fenu Greek Seed, 8 ounces. Make 6 powders out of it. Dieſe Pulver gibt man je in einer Flaſche Chamillenthee, Milch oder Bier, drei» mal des Tages. — — — 36 — — : Blutharnen, (Bloody Urine or Hœmatura), gibt fich durch Entleeren von Blut aus den Harnwegen, entweder mit dem Horn mehr oder weniger vermischt oder auch für ſich allein zu erkennen. Kennzeichen: Neben dem roth gefärbten oder mit Blutklümpchen ver» miſchten Harn, bemüht ſich das Pferd unter großen Schmerzeu zu harnen. Es ſtellen ſich neben den bei der Harnruhr angegebenen Erſcheinungen verminderter Appetit, Fieber, verzögerter und trockener Miſtabgang ꝛc. ein. Urſachen: Wie bei Harnruhr; beſonders zu erwähnen fiud mechaniſche Schädlichkeiten, z. B. Stöße, Schläge auf die Nierengegend, zu große körperliche An» firengung ꝛc. Behandlung. Paſſendes Futter, gutes zartes Heu, gute Weide, reines überſchlagenes Waſſer. Abkochungen von Leinſamen gebe man in öftern kleinen Portionen. Das übrige Verfahren iſt bei der Harnruhr angegeben. Nimm: Pulv. Alaun, 1 Unze. do Campher, 1 Unze. do Bockshornſamen, 4 Unzen. do Baldrianwurzel, 4 Unzen. Gut zu miſchen und in 6 Pulver zu vutheilen. 0 Kennzeichen: Das Pferd läßt den Urin ungewöhnlich und ſo oft, daß es ihm große Schweren verurſacht. Der Urin iſt wäſſerig, farblos, riecht unangenehm Durch den übermäßigen Harnabgang wird das Pferd matt und träge, das Maul iſt 70 Jauche, magert ſichtlich ab und zeigt ſich in der Nierengegend bei einem ſchwachen Urſachen: Verdorbenes und zu ſchlecht eingebrachtes Futter, hartes, viele Ar) Goldenes Hausbuch für Farmer, Take Powder of Alum, 1 ounce. do Camphor, 1 ounce. do Fenu Greek Seed, 4 ounces. | do Valerian Root, 4 ounces. 192 Mix it and divide it in 6 equal parts. N Nat er Morgens, Mittags und Abends einen Einſchütt mit Chamillenthee oder Lein⸗ ſamenabguß zu geben. Aeußerlich ſind Einreibungen von warmen Whisky oder Campherſpirit oder Dr. Fußnecker's Liniment am Platze, beſonders an den Lenden (Nierengegend). Eine Einreibung 2 Tag lang von Senfmehl, 4 bis 5 Unzen, (Black Mustard Seed, 4 to 5 ounces,) und Eſſig dreimal des Tages, aber gegen die Haare, daß ſoviel als möglich hängen bleibt, hat ſich in meiner Praxis ſtets bewährt. Schleimharnen, (Thick Urine, ) ꝛc. Kennzeichen: Im Anſang iſt der Urin dick und von rothbrauner Farbe, wird aber nach und nach weißer, welches durch ein übermäßiges Ausſcheiden des Nahrungsſtoffes des Blutes (Eiweißſtoff) veranlaßt wird. Oft enthält der Urin | kalkartige Stoffe und ift dann mehr weiß. Urſachen: Neben den bei den oben angeführten Krankheiten, hauptſächlich Waſſer von ſchlechter kalkartiger Qualität, Verkältungen ꝛc. Behandlung: Dieſelbe iſt faſt die nämliche wie oben. 5 Nimm: Pulv. Alaun, 1 Unze. ' do Campher, 1 Unze. do Wachholderbeeren, 8 Unzen. In 6 Pulver abzutheilen. Take Powder of Alum, 1 ounce- do Camphor, 1 ounce. do Juniper Berries, 8 ounces. Divide it in 6 powders. Dreimal des Tages in ſüßer Milch, Bier ꝛc., oder einer ſchleimigen Abkochung vor dem Futter zu geben und die ſonſtige Anleitung in Betreff Fütterung zu be⸗ folgen. Harnverhaltung, Harnſtrenge, Harnkolik, Nieren und Blaſenſteine, (Gravel or Stone in the Bladder), xc. Wir haben dieſe Krankheiten zum beſſern Verſtändniß des Pferdebeſitzers ab⸗ ſichtlich zuſammengeſtellt, denn je mehr man einzelne Krankheiten daraus macht, deſto weniger weiß der Laie die paſſenden Mittel anzuwenden. Die Krankheit beſteht in einer behinderten oder gänzlich gehemmten Entleerung des Harns aus der Blaſe und kommt bei männlichen weit häufiger als bei weiblichen Thieren vor. Kennzeichen: Faſt wie bei der Kolik; beſonders hervorzuheben ſind: Großer und öfterer Drang zum Uriniren, wobei entweder gar kein Urin, oder nur wenig oder tropfenweiſe abgeht und zwar mit großer Anſtrengung und unter großen Schmerzen. Bei Unterſuchung des Maſtdarms fühlt man die durch Harn gefüllte, mehr oder weniger ſtraff geſpannte Blaſe, und auf einen gelinden Druck äußert das Pferd großen Schmerz. Der Verkauf iſt wie bei der Kolik angegeben, es tritt bei ungünſtigen Verhält⸗ niſſen und unrichtiger Behandlung Fieber, Entzündung zc. ein. Bei Krankheiten der Nieren ſtellt ſich oft auch eine falſche Harnverhaltung, Garn— By | mangel) ein, das ift eine verminderte oder gehemmte Harnabſonderung, und iſt nicht mit der eigentlichen Harnverhaltung zu verwechſeln. In dieſem Falle fehlt aber der öftere ſchmerzhafte Drang zum Harnen und die Anfüllung der Blaſe. 1 : N (luebergehen des Stallens), was junge oder überhaupt unbeſonnene und unvernünf⸗ lige Leute, beſonders wenn ſie wettfahren, nur zu oft thun. Sind die Herren oder N beſſer gejagt, Thierquäler, am Orte der Beſtimmung angelangt, dann wird dem faft todtgejagten Pferde augenblicklich kaltes Waſſer in Hülle und Fülle gereicht, und durch die Erkältung iſt die Krankheit auch gleich da. Oft laſſen Thierquäler die Freude hingeben. Durch innere und äußere Verkältungen entſteht der der Harnröhre. Dieſelbe iſt entzündet (gewöhnlich auch die Ruthe), und wird durch Geſchwülſte im Hinterleib zuſammen gedrückt und verengt. An der Eichel der Ruthe 5 und im Schlauche ſammelt ſich verhartete Hautſchmiere an. 4 * Behandlung: Wir haben bei der Kolik angedeutet, wie ſchwierig es ift 3 die einzelnen Kolikarten zu behandeln und eine für alle Fälle paſſende Anweiſung } gegeben, und warnen wir nochmals von der Anordnung von Whisky, Terpen⸗ 1 Abkochung von Peterſilienſamen oder Wurzel (Parsley Seed or Root) vortreffliche 3 Dienſte. Die Peterſilie (Parsley) iſt bei jedem Farmer oder Gärtner im Haufe, . oder leicht zu bekommen. Man brühe die Peterſilie mit heißem Waſſer, koche dieſelbe circa 5 bis 10 Minuten und ſeihe die Abkochung ſorgfältig durch. N ß a BER AR a DEN REEL A N 1 AN een Wen 7 n BR Pferde ſtundenlang ohne Dede im Freien ſtehen, während fie ſich gemüthlich der tinöls ꝛc. Iſt die Harn⸗ oder Waſſerkolik deutlich ausgeſprochen, ſo leiſtet eine \ 2 EN es He e j * EN? 1 Ba U vH W ) ner, Pferde- und Viehbeſitzer. * 28 nv A 1 1 * * fi I Urſachen: Krämpfe oder mechaniſche Hinderniſſe. Die erfteren entſtehen dadurch, daß man dem Pferde keine Zeit gibt zum Harnen, Krampf im Hinterleib, welcher ſich natürlich auf die Blaſe überträgt. Die mechaniſchen Hinderniſſe beſtehen ſeltener in der Blaſe ſelbſt als in Krankheiten 5 1 das bei der Kolik angegebene Verfahren. Sind die Krämpfe zu ſtark, ſo iſt eine Y A Chamillentheeabguß mit Glauberſalz am Platze. Man verſuche mit geölter Hand in "N den Maſtdarm einzugehen um mit derſelben, aber ja vorſichtig und gelinde 5 zu drücken. Sind die Urſachen mechaniſcher Art, ſo muß der Schlauch ꝛc. gereinigt 5 werden. „ ö N Nierenentzündung. Harnblaſenentzündung. \ 3 (Inflamation of the Kidneys and Bladder.) ähnlichen Erſcheinungen find es folgende: Andauernder Schmerzen der Nieren- gegend, unbewegliche Haltung und Aufwärtskrümmung der Lenden. In weiteren Verlauf ſteht das Pferd mit unter den Leib geſtellten Hinterfüßen (katzenbuckelig), und N trippelt hin und her. Der Gang iſt beſchwerlich, ſchwankend und mit dem Hinter⸗ 5 theil geſpannt. Ferner zeigt ſich ein öfterer Drang zur Harn⸗ 145 entleerung, wobei aber nur wenig Harn und veränderter gang ein. | Be: Urſachen: Heftige Erkältungen, verdorbenes, ſchimmliges Futter, Mißbrauch Fon harntreibenden Mitteln, Stöße, Schläge in die Nierengegend, übermäßiges An— 14 ſtrengen beim Zug oder zu ſtarke Arbeit unter einem ſchweren Reiter, Harnſteine, Ah arngries (Gravel), Entzündung benachbarter Organe, z. B. Darmentzündung. Kennzeichen: Neben den bei der Harnverhaltung mehr oder weniger Beſchaffenheit abgeht. Er iſt anfangs dünn, waſſerhell, wird aber ſpäter ſchleimig bierbraun, dunkelroth, blutig. Oefters geht aber gar kein Harn ab. Es ſtellt ſich ein entzündliches Fieber, Mangel an Freßluſt und verzögerter Miſtab⸗ „u In der Abkochung löſe 4 bis 6 Unzen Glauberſalz und gebe 2 bis 3 Einſchütte ; | alle z bis 1 Stunde einen, Zwei genügen gewöhnlich. Dr. Fußnecker's Kolik⸗ pulver, beſtehend in 2 Gaben, leiſtet vortreffliche Dienſte; im übrigen befolge man 3 u Pl y ' N * N ü renn FR N * 75 10 85 r 4 N Y 2 10 5 24 | Goldenes Hausbuch für Farmer, e Behandlung: Iſt Fieber vorhanden, welches ſich durch ſtarke Röthe der Schleimhäute und vermehrten Puls, 70 bis 80 Schlage per Minute, kund gibt, ſo iſt fofort ein Aderlaß von 8 bis 10 Pfund Blut, je nach der Größe des Pferdes, vorzu⸗ nehmen. f | Nimm Leinfamen oder Eibiſchwurzel 3 Unzen, und koche ſolche daß es circa 2 Quart und 1 Pint gibt. N Take Linseed or Marsh Mallow Root or Flowers, 3 ounces, and cook it to 2 quarts and 1 pint. Dann nimm: | 3 bis 4 Unzen Glauberſalz und löſe daſſelbe in einer Flaſche von obiger Abko⸗ chung auf und gebe alle 1 bis 2 Stunden einen Einſchütt und je nach Dauer der Krankheit gibt man etwas weniger Salz. Beſſert ſich das Pferd ſo iſt folgendes Recept empfehlenswerth: Campher, $ Unze, Camphor, 4 ounce, Weinſtein, 2 Unzen, Cream of Tartar, 2 ounces. Glauberſalz, 12 Unzen. Epsom Salt, 12 ounces. Miſche es gut und theile es in 4 Pulver, in einem Tag in Zwiſchenräumen von 4 Stunden in Leinſamenabguß oder mit Molaſſes und Leinſamenmehl zu Latwerge zu machen und alle 3 Stunden abtheilungsweiſe zu geben bis ſie erſchöpft iſt. Oeftere Klyſtiere von Leinſamenabkochung oder Chamillenthee find ſehr zweck⸗ mäßig, und als Getränke ſetze man Leinſamen- oder Gerſtenabkochung vor. Auf der Lendengegend moche man öfters Senfumſchläge um eine Ableitung zu bewirken. Canthariden oder ſpaniſche Fliegenſalbe (Spanish Flie Salve) oder Terpentinöl dürfen ja nicht angewendet werden. Sind mechaniſche Verletzungen ꝛc. die Urſachen der Krankheit, ſo ſind Umſchläge von Eis, Bleiwaſſer mit 1 Unze Arnica Tinktur anzuempfehlen. Huſten (Cough.) Derſelbe iſt gewöhnlich der Begleiter der meiſten Lungen- und Kehlkopfskrank⸗ heiten, kommt jedoch als alleiniges Leiden oft vor. Kennzeichen; Ein kurzer rauher, trockener, krächzender oder auch lockerer, feuchter Huſten, der gewöhnlich in längeren Anfällen ſeltener nur in einzelnen Stößen gehört wird, hält oft den ganzen Tag an oder zeitweilig hervortritt, z. B. beim Aus⸗ tritt aus dem Stalle, Anfangs oder während der Bewegung, beim Freſſen oder Saufen. Nach dem Tone ſchließt man auf den Zuſtand der Athmungswerkzeuge; ein kräftiger Huſten deutet auf eine gute Bruſt, während ein matter, ſchwacher auf eine krankhafte Veränderung der Lungen anzeigt. Urſachen: Warme dunſtige Ställe, Erkältungen durch rauhe, kalte Luft und kaltes Waſſer, ſtaubiges Futter c. Im Frühjahr, zur Zeit der Abhärung kommt der Huſten häufiger vor, weil zu dieſer Zeit die Pferde zu Erkältungen geneigt ſind. Behandlung: Man halte das Pferd mäßig warm, ſchütze es vor Näſſe und Kälte, und laſſe es ja nicht kalt ſaufen. Als Futter ſind gelbe Rüben, Kleien⸗ ſchlopp, zartes Heu und Weide (Pasture), ſehr dienlich. Innerlich hat ſich Dr. Fußnecker's Pferdepulver ſehr bewährt und hält ſich an einem trockenen Platze Jahre lang, ohne an der Wirkung im Mindeften zu verlieren. Man gibt dem Pferde Morgens, Mittags und Abends auf dem Futter oder macht mit Molaſſes eine BE een enn TEEN Fe N W 10 N Wee Ne * een N 0 N y 3 a a N N ; 2 5 0 1 2 1 Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 1 u 77 Latwerge daraus, wenn es daſſelbe nicht freſſen ſollte. Folgendes Recept wird ſich bewähren: | / Nimm: Take Schwefelblumen, 3 Unzen. Powder of Sulphur, 3 ounces. Anis, do do Anis Seed, do Bockshornſamen, do do Fenu Greek Seed, do Kalmus, do do Sweet Flag Root, do Mix it well. Zu miſchen und täglich 3 Mal auf dem Futter, je 2 Löffel voll, oder als Lat⸗ werge zu geben. a Man unterſuche den Kehlkopf und ift derſelbe ſehr empfindlich, fo iſt eine Ein reibung von flüchtigem Liniment täglich 3 Mal vorzunehmen. e Nimm dazu: Take Salmiageiſt, 1 Unze, Spirit of Sal Amoniac, 1 ounce, * Camphor, 1 Drachme, Camphor, 1 drachme, Mohnöl (Baum⸗ oder Olivenöl), 4 Unz.] Olive Oil, 4 ounces. N 7 Vor dem Einreiben gut aufzuſchütteln. Der Kehlkopf ift mit einem wollenen Lappen Schaaf- oder Haſenfell gut zu bedecken, wodurch die Einreibung bedeutend beſ⸗ ſer wirkt und jede irgend mögliche Verkältung vermieden wird. Das Liniment iſt nach dem Gebrauch gut zu verſchließen, weil der Salmiakgeiſt und Campher flüchtige Be⸗ 4 ſtandtheile haben. Die Pulver ꝛc. müſſen in vielen Fällen längere Zeit gegeben wer⸗ den bis vollſtändige Heilung erfolgt. Dr. Fußnecker's Liniment leiſtet die nämlichen Dienſte und wird beim Gebrauch, wie oben angegeben, verfahren. 3 Der Strengel (Strangles, Distemper.) 0 iſt eine entzündliche Reizung der Naſenhöhlen, Kehlkopfs, und gibt ſich durch gelinden * Fieberanfall, ſchleimigen Ausfluß aus der Naſe, Anſchwellung der Kehlgangsdrüſen 1 und häufigem Huſten zu erkennen. 1 Urſachen: Herbſtwaide, Veränderung des Klimas und der Gegend, ſehr x häufig bei Ueberſiedlung vom Lande nach der Stadt, bereiftes Futter, kalter Regen, Erkältungen jeder Art, daher vorzüglich bei Witterungswechſel im Frühling und Herbſt. Er iſt oft ſehr verbreitet. Behandlung: Man halte das Pferd warm, vermeide Erkältung und Erhitzung, gebe nur Kleienfutter und verſchlagenes Waſſer ein. Anfangs reicht täg⸗ Fi lich zweimal 2 bis 3 Unzen Glauberſalz im Waſſer mit Kleie oder Mehl aus. ® Dr. Fußnecker's Pferdepulver leiſtet vorzügliche Dienſte. 0 Nimm: Take * Pul. Salmiac, 1 Unze, Powder of Salmiac, I ounce, . do Glauberſalz, 6 Unzen, do Epsom Salt, 6 ounces, Ri do Wachholderbeeren, 3 Unzen, do Juniper Berries, 3 ounces. * do Schwefel, 3 Unzen, do Sulphur, 3 ounces. 5 do Leinſamenmehl, 2 Unzen. do Sinseed, 2 ounces. 5 Der Kehlgang, Kehlkopf und die Ohrendrüſen reibe man 3 Mal täglich mit warmen Whisky. In 4 Pint Whisky löſe 2 Unzen Campher auf, und den Hals 5 binde man mit Flanell gut zu, oder verfahre wie beim Huſten näher angegeben iſt. Dr. Fußnecker's Liniment leiſtet den nämlichen Dienſt. 5 4 8 1 eee d 8 wit HU ER TS HHL arena U KT NR .. 10 0 VER M W |’ 4 3 Goldenes Hausbuch für Farmer, 5 a nie Die Drufe (Strangles, Distemper.) 9 2 1 a ' Die Druſe ift eine dem Pferdegeſchlecht eigenthümliche und eine der gewöhnlich? fen Krankheiten, welche hauptſächlich Füllen im Alter von 1 bis 3 Jahren befällt und zwar meiſtens im Früh- oder Spätjahr, während der Härungszeit, nach Erkältuugen und Wechſel der Weide. Obgleich die Druſe die Fohlen erſt ergreift und viele die Krankheit nur ein Mal durchzumachen haben, ſo kommt es doch vor, daß ältere Pferde durch Anſteckung dieſelbe nochmals bekommen. Kennzeichen: Das Pferd iſt matt und ſchwitzt leicht bei der Arbeit, die Au⸗ gen ſind trüb und röther, und die Thränen laufen ſtark; es ſtellt ſich Huſten und Nie⸗ ßen ein, und Appetit und Munterkeit ſind gering, die Schleimhaut der Naſe iſt ſtatt blaß, roth. Der Ausfluß aus den Naſenlöchern iſt Anfangs wäſſerig, verändert ſich aber in einigen Tagen zu einem weißen rahmartigen Schleim. Unter der Kinlade ſchwellen die Drüſen und fühlen fich ſehr heiß an, wodurch das Kauen und Athmen viel Schmerzen verurſacht. x Verläuft die Krankheit regelmäßig, jo bricht innerhalb einer Woche die Ge= ſchwulſt auf und ein milder, guter rahmartiger Eiter fließt ab; die Freßluſt und Munterkeit ſtellen ſich wieder ein, die Augen werden wieder klar und der Naſenaus⸗ fluß verliert ſich nach und nach. Behandlung: Anfangs halte man das Pferd warm, vermeide hartes Futter und zu kaltes Waſſer und gebe ihm nur Kleie oder mäßige Quantitäten Grün⸗ futter und reibe die Drüſengeſchwulſt unter der Kinlade mit warmem Schmalz oder flüchtigem Liniment ein (Recept ſiehe Huſten) und verfahre wie dort angegeben; überſchlagenes Waſſer mit je 4 Unzen Glauberſalz kühlt das Pferd ab und in ein bis drei Wochen tritt vollſtändige Heilung ein. Tritt die Krankheit ſtärker auf, ſo gebe man: Take Salmiak, 1 Unze, Powder Sal Amoniac, 1 ounce, Spießglanz, 1 Unze, Liver of Antimony, 1 ounce, Schwefel, 3 Unzen, do Sulphur, 3 ounces, Kalmus, 4 Unzen, do Sweet Flag Root, 4 ounces, Fenchel, 4 Unzen, do Fennel Seed, 4 ounces. Glauberſalz, 4 Unzen. do Epsom Salt, 4 ounces. Miſche alles gut untereinander. Mix it well. Bi Jeden Tag, gerade wie unten angegeben, dem Pferde zu geben. Dr. Fußnecker's weltberühmtes Pferdepnlver hat ſich in hunderttauſenden von Fällen ausgezeichnet bewährt und jeder Pferdebeſitzer wird es in ſeinem Intereſſe finden, immer ein Packet vorräthig zu halten. Man gibt dreimal des Tages auf weichem Kleienfutter zwei Eßlöffel voll oder als Latwerge. Verſchlagene, herum ziehende, wandernde Druſe. Die Druſe nimmt aber nicht immer einen jo regelmäßigen und gutartigen Ver⸗ lauf, ſondern wird zuweilen durch verſchiedene äußere ſchädliche Einflüſſe, namentlich durch Erkältung, Näffe, fehlerhafte Behandlung in dieſem Verlaufe geſtört und un⸗ terbrochen, in dieſem Falle entſteht eine Verſetzung der Krankheit und an verſchiedenen Theilen des Körpers bilden ſich Anſchwellungen, welche Aehnlichkeit mit der Ge— ſchwulſt im Kehlgang haben, und entweder in Eiterung übergehen oder welche wieder verſchwinden, um an einer andern Stelle wieder hervorzutreten. Dieſen Krankheits- zuſtand nennt man daher verſchlagene, herumziehende oder verſetzte, auch wandernde Druſe. 6 g eee 7 Nee “ - VB ed ee ru een, e Pin N \ 0 y KNennzeichen: Nachdem die gutartige Druſe ſchon einige Zeit beftanden hat, läßt plötzlich der Naſenausfluß nach oder hört ganz auf, die Anſchwellung im Kehlgang vermindert oder verliert ſich, das Fieber wird wieder ſtärker, Appetit und Munterkeit vermindert, und an verſchiedenen Körperſtellen, als Hals, Schulter, Schlauch, Hodenſack, Euter, Schenkeln, Ferſenſpitze oder Ellenbogen entſtehen, An⸗ ſchwellungen, welche mitunter ſich teigig anfühlen, meiſtens aber heiß, geſpannt und ſehr ſchmerzhaft find und bald in Eiterung übergehen. Dieſe Anſchwellungen ſind als Ablagerungen zu betrachten, durch welche die Natur die im Körper befindlichen Krankheitsſtoffe ausſtoßen will. Dieſer Zweck wird aber verfehlt, wenn die Ablage⸗ rung, wie dieß zuweilen geſchieht, auf innere Organe, z. B. die Lungen, erfolgt, wodurch eine heftige, ſchnell verlaufende Lungenentzündung entſteht, welche meiſt tödtlich endet oder Dämpfigkeit, Huſten u. dgl. zurückläßt. % In manchen Fällen tritt aber die Druſe gleich von Anfang an als verfhlagene Druſe auf und ſtatt des Naſenausfluſſes und der Geſchwulſt im Kehlgange erſcheinen die eben genannten Anſchwellungen, der Appetit iſt dabei vermindert, das Haar glanzlos, das Fieber unbedeutend. 25 Die verſchlagene Druſe kann in vielen Fällen, namentlich wenn die Ablagerun⸗ gen nach auf in erfolgen, noch einer glücklichen Heilung zugeführt werden; erfolgt dieſe aber auf innere Theile oder wird die Heilung durch öfteres Wechſeln der G ſchwulſt hin ausgezogen und geſellt ſich zu der lange dauernden Eiterung noch ein fauliges Fieber, ſo iſt ſtets ein ſchlimmer Ausgang zu erwarten. LH Bei der Behandlung iſt zunächſt darnach zu trachten, die erfolgten Abla - gerungen zu fixiren und baldmöglichſt in Eiterung zu verſetzen, wenn dieß die Oert⸗ lichkeit erlaubt; demgemäß zieht man Haarſeile durch dieſe Geſchwülſte und wenn dieß nicht möglich iſt, in ihre Nähe; oder man ſucht die Eiterung durch warme Lein⸗ ſamenumſchläge oder durch Einreibung von Cantharidenſalbe zu befördern. — Haar⸗ ſeile vor der Bruſt ſind beſonders dann zu empfehlen, wenn die Geſchwülſte öfters ihren Sitz wechſeln. Innerlich gebe man Dr. Fußnecker's Pferdepulver auf dem Futter oder als Lat⸗ werge. Weiches Futter, Kleienſchlapp iſt ſehr dienlich. N 5 * * 4 7 * — Nimm: Take 1 Schwefel, 4 Unzen, Powder of Sulphur, 4 ounces, | Spießglanzleber, 1 Unze, do Liver of Antimony, 1 o’ce Wachholderbeeren, 4 Unzen, do Juniper Berries, 4 ounces, Kalmus, 4 Unzen. do _ Sweet Flag, 4 ounces. Die Geſchwülſte des Kopfs, langs der Naſe, und die Drüſen am Kehlgang ꝛc., find mit flüchtigem Liniment, (ſiehe Huſten) einzureiben, oder es kann Dr. Fuß⸗ necker's Liniment gebraucht werden. Das Pferd wird am Beſten von den andern getrennt und im Kuhſtall untergebracht, weil ſich leicht der Rotz daraus entwickelt. Der Pferdebeſitzer thut am Beſten, einer Afahrenen Thierarzt zu Rathe zu ziehen, welcher die nöthigen Anordnungen treffen wird. . ̃ er Ü˙+r——»————— 8. = Es — * ” 2; 5 J ð! ᷣðͤv Fuer an Far a Nr — Pe 3 Bösartige oder bedenkliche Druſe. 1 Wenn die anfangs gutartige Druſe längere Zeit fortbeſteht, (langwierig wird). allen Heilmitteln hartnäckig widerſteht und einen ſchleichenden Verlauf nimmt, ſo H nennt man es hartnäckige oder bösartige Druſe. Die Naſenſchleimhaut wird dann blaß, gelblich oder rothgefleckt, der Naſenausfluß iſt zwar nicht mehr ſehr keiichlich, dauert aber immer fort, wird zähe, klebrig, flockig und mißfarbig, zuweilen in ebe die angeſchwollenen Kehlgangsdrüſen gehen nicht in Eiterung über, ondern bleiben hart, find unſchmerzhaft und oft wie an den Kinnbacken angewach⸗ ſen. — Iſt dieſe Anſchwellung, ſowie der Naſenausfluß einſeitig, bleibt letzterer an * 13) 28 1 Goldenes Hausbuch für Farmer, den Naſenrändern hängen und vertrocknet dort zu Kruſten oder bilden ſich gar kleine gelbe Bläschen auf der Naſenſchleimhaut, ſo nennt man es: bedenkliche oder verdächtige Druſe, weil der Uebergang in den Rotz zu fürchten iſt, was um ſo eher der Fall ſein wird, wenn ſich hiezu noch Geſchwülſte an den Schenkeln oder dem Bauche geſellen. Das Allgemeinbefinden iſt dabei wenig oder gar nicht getrübt, das Pferd iſt meiſt munter, frißt gut und nur die Haare werden glanzlos und ſtruppig. Ebeuſo ſchlimm iſt es, wenn das urſprüngliche, leichte Fieber den Charakter der 3 Schwäche annimmt, d. h. in Faulfieber übergeht; in dieſem Falle wird dann der Naſenausfiuß bräunlich, dünnflüſſig, ſpäter ätzend und übelriechend; auf der Naſen⸗ ſchleimhaut und auf der Bindehaut des Auges bilden ſich ziegelrothe oder ſchmutzig⸗ rothe Flecken und Streifen, der untere Theil des Kopfes, ſowie der Schlauch und die Füße ſchwellen an, der Puls wird ſehr beſchleunigt, der Herzſchlag deutlich fühlbar, der Miſt iſt trocken und ſchwarz und der Patient ſehr traurig. Im weitern Verlauf werden die Flecken auf der Naſenſchleimhaut größer und dunkel-ſchmutzigroth, die Schleimhaut wird brandig, ſtirbt ſtellenweiſe ab und hinterläßt dann verſchieden große, unregelmäßige Geſchwüre und aus den Naſenlöchern findet ein röthlicher oder blutiger Ausfluß ſtatt. Die Anſchwellung am Kopf nimmt an Umfang zu und hin⸗ dert häufig das Pferd am Athmen und Freſſen; auch die teigartige Anſchwellung der Füße wird größer und erſtreckt ſich bis zum Leib herauf, wo ſie mit einer ſcharfen Abgränzung aufhört; zuweilen ſterben einzelne Hautſtücke brandig ab, fallen aus und hinterlaſſen übelriechende Geſchwüre, die eine ſtinkende Jauche abſondern. Einen ſolchen Zuſtand nennt man brandige Druſe, welche die Kräfte des Thieres ſchnell erſchöpft und in den meiſten Fällen mit dem Tode endet. Als Urſache betrachtet man ſchlechtes, verdorbenes Futter, verdorbenes Waſ⸗ ſer, ſchlechte Luft in den Ställen, naſſe Witterung, wiederholte Erkältungen, (wäh⸗ rend der Dauer der gutartigen Druſe), ſowie insbeſondere auch Anſteckung. a Die Behandlung der bösartigen, bedenklichen Druſe iſt für den Pferde⸗ beſitzer ſehr ſchwierig, weshalb es angemeſſen ift, ſofort einen Thierarzt zu rufen, da der Unterſchied zwiſchen dieſer Druſe und Rotz von einander ſchwer unterſchieden werden kann. Eine Trennung von den übrigen Pferden iſt unter allen Umſtänden nöthig, man ſtelle daſſelbe am Beſten in den Kuhſtall und reinige Stall, Krippe zc., wie weiter beim Rotz angegeben iſt, ehe wieder ein anderes Pferd an dieſen Platz geſtellt wird. Neben den bei der Druſe angegebenem Verfahren gebe man innerlich: Salmiac, 1 Unze, Powder of Sal Ammoniac, 1 ounce, Schwefel, 4 Unzen, do Sulphur, 4 ounces, Spießglanzleber, 1 Unze, Bockshornſamen, 3 Unzen, do Fenu Greek Seed, 3 ou' ces Kalmus, 3 Unzen. do Sweet Flag, 3 ounces. Gut zu miſchen und dreimal des Tages zu geben. Der Rotz. (Glanders.) Dieſe Pferdekrankheit iſt mit Recht eine der gefürchteſten und verderblichſten, weil ſie nicht allein für andere Pferde, ſondern für den Menſchen anſteckend und unheilbar iſt. Nach langwierigen Kriegen tritt dieſe verheerende Krankheit ſtets mit großer Heftigkeit auf, und ſo war es auch gegen und nach dem Schluß unſeres Bürgerkrie⸗ ges der Fall. Wir wollen die Krankheit ſo genau als möglich beſchreiben, damit der do Liver of Antimony, I o'ce, Pferdebeſitzer die Krankheit genau erkennen und fi) und ſeine Nachbarn vor großen Schaden und üblen Folgen hüten kann. . r eee nee 5 i Nee u l ‚ap . * 7 { i N * . 1 * 8 ** 2 Gärtner, Pferde» und Viehbefiter 29 Urſachen; Die verſchlagene, bedenkliche oder bösartige Drufe in Verbin⸗ dung mit ſchlechtem Futter, ungeſunden Ställen, Strapazen und hauptſächlich die 7 Anſteckung, welche meiſtenstheils durch den Naſenausfluß entſteht. Die Kranken beſudeln Futtertrog, Raufe, Trinkgeſchirr ꝛc., wodurch ihnen nachfolgende geſunde Pferde in den Lippen oder der Naſe mit dem Anſteckungsſtoffe geimpft wer⸗ den. Es iſt aber der Anſteckungsſtoff nicht allein im Naſenſchleim, ſondern auch im Blute, weshalb man bei Abführung von getödteten Pferden die größte Vorſicht zu gebrauchen hat. i Kennzeichen im Allgemeinen: Der Naſenausfluß ift einſeitig, klebrig und gelblich, mit Eiter und Bluſtrahlen vermiſcht, grünlich und von üblem Geruch. Im Auge der kranken Naſenſeite ſammelt ſich am untern Augenwinkel eine eitrige Schmiere. Die Geſchwulſt der Drüſe unter der Kinnlade iſt gewöhnlich auch nur auf einer Seite und iſt hart, kugelich, hie und da locker, gewöhnlich nicht größer wie ein Wall⸗ nuß; der Druck verurſacht dem Pferde Schmerzen. An den Naſenwandung zeigen ſich Geſchwüre, welche eine eiterige jauchenartigen Stoff ausſcheiden. Sie haben ein ſpeckiges ausgefreſſenes Anſehen, einen aufgewor⸗ fenen, ſehr rothen Rand und ſind nicht gleich groß. Die Naſenwandſchleimhaut iſt fahl oder blaß, oft aber hochroth, bläulich mit Tupfen und Striemen. Von Behandlung kann keine Rede ſein, und iſt die Krankheit in allen Staaten Europas der polizeilichen Maßregeln unterworfen. Ein tüchtiger Thierarzt ſollte zugezogen werden, weil die Gefahr der Anſteckung ſehr groß iſt. Wir wollen beſonders darauf aufmerkſam machen, daß der Rotz nicht nur an⸗ dere Pferde, ſondern auch Menſchen anſteckt und geſchieht dies, wenn Jemand an den Fingern eine kleine Wunde hat und etwas von der Rotzmaterie hineinkommt. Der An⸗ ſteckungsſtoff iſt feſt, d. h. in der Rotzmarerie oder Rotzeiter, nicht in der Luft. Der Stall⸗Trog wo das Pferd ſtand, iſt aufs ſorgfältigſte mit Chlorkalk 3 Tage, je einmal, (gerade wie Weißwaſchen), zu reinigen, ebenſo das Geſchirr, um irgend einer Verbreitung vorzubeugen. Der Rotz gehört in Europa unter die Krankheiten, wofür der Käufer garantiren muß, gewöhnlich 14 Tage. Wird die Krankheit nad)= gewieſen, ſo iſt der Verkauf rückgängig. Sobald in Europa durch den Thierarzt der Rotz als vorhanden erklärt iſt, tre= ten die geſundheitspolizeilichen Geſetze ein und werden mit aller Strenge durchge» führt, um großen Verluſten vorzubeugen. Abdecker, welchen rotzkranke Pferde übergeben werden, haben durch Unachtſamkeit das Leben eingebüßt; es lohnt ſich daher nicht, die Haut abzuziehen, und ſollten todte rotzkranke Pferde ganz und ſehr tief mit einer guten Decke von Chlorkalk ver— ſcharrt werden. i Der Wurm, (Farcy), iſt ein Zwillingsbruder vom Rotz. Er iſt anſteckend, kennzeichnet ſich durch Knoten und Geſchwüre auf der Haut, und entſteht in der Regel aus den nämlichen Urſachen. Kennzeichen: Das Pferd verliert den Appetit, die Haare werden ſtruppig, fallen leicht aus, die Naſenhaut iſt entweder blaſſer oder röther als gewöhnlich. Das Hauptzeichen ſind die kleine knotigen Geſchwülſte von der Größe einer Haſelnuß, auch größer und kleiner, welche am Schenkel, beſonders an der innern Seite, dem Hals und Lippen ſich zeigen. Aufangs zeigt das Pferd Schmerzen, welche ſich verlieren, ſo wie die Knoten kalt werden. In 8 bis 14 Tagen brechen ſie auf und entleeren einen gelbbräunlichen, nußfarbigen, üblen jauchigen Eiter. en 1 | 5 125 i 1 I 9 10055 u 7 e 1 vr a N Ga j 30 | Goldenes Hausbuch „JJV Aus den aufgebrochenen Knoten werden runde Geſchwüre, welche einem Hühner⸗ Be after ähnlich find, mit ſpeckigem braunröthlichen unreinen Grund. f Urſachen: Wenn er ſich ſelbſt entwickelt, jo iſt es Uebelſaftigkeit, welche durch alte Fehler der Lunge, Leber, langwierige Huf- und Wiederriſtſchäden, veralteter Mauke und Räude entſtehen. Der Eiter, Schleim geht ins Blut über. Die Anſteckung erfolgt durch mittelbare oder unmittelbare Uebertragen des Wurmeiters oder Rotzſchleimes. Die unmittelbare entſteht, daß der Wurmeiter oder Rotzſchleim auf die Haut oder Naſenhaut durch Berührung, die mittelbare durch damit beſudelte Gegenſtände, Krippen, Striegel, Bürſte, Waſſerbucket, ꝛc. Der Farmer kann daher ſehen, wie wir im Eingang ſagten, daß die beiden Krankheiten aus einer oder der andern entſtehen kann. f Die Heilung iſt im Anfange noch möglich und bei ſolchen Pferden, welche durch Anſteckung befallen wurden und dieſelben ſonſt geſund ſind. Bei ältere und veraltete Fälle iſt auf keinen Erfolg zu rechnen. Der Wurm gilt als Hauptmangel und die Gewährszeit beträgt 14 Tage. Behandlung: Der Wurm gilt in Deutſchland, wie der Rotz, vom ge⸗ ſundheitspolizeilichen Standpunkte als unheilbar, und wird ein Heilverſuch nur unter Aufſicht der Geſundheitsbeamten erlaubt. Unter allen Umſtänden iſt das kranke oder 10 nur verdächtige Pferd in einen beſondern Stall zu ſtellen, muß eigenes Putz- und Waſſergeſchirr haben. Nach Entfernung vom regelmäßigen Stalle, iſt wie beim Rotze eine gründliche Reinigung des Standes, Geſchirr, Wagendeichſel und jeden Gegenſtandes vorzunehmen, der mit dem Wurmeiter beſchmiert ſein könnte. Es iſt, wie der geneigte Leſer ſieht, eine ſehr ſchwierige Sache, eine Heilung zu unternehmen und dann nur bei ſehr werthvollen Thieren. Unſere Farmer kommen am Samſtag, an den Sonn- und Feſttagen zu Hunderten zuſammen, und wie viele . Pferde ſaufen aus einem Trog, ſtehen an einem Platze, und wie viel Mal des Tages ſtehen oft 30 bis 40 am Platze, wo vielleicht ein wurmiges oder rotzkrankes Pferd ſtand. Wie viel Unheil vermag ein wurm oder rotzkrankes Pferd anſtellen, und wenn die Krankheit dem Eigenthümer bekannt iſt, was nimmt er gegenüber ſei⸗ ner Mitbürger eine Verantwortlichkeit auf ſich! . Gerade deßhalb hat Deutſchland ſo ſtrenge polizeilichen Maßregeln, um die Weiterverbreitung zu verhindern. Es verliert kein Pferdebeſitzer gerne ein Pferd, und hier, wo unſere deutſchen Farmer und überhaupt Jedermann, hart arbeiten muß, bis er eines hat, ſollte Einer auf das Wohl des Andern Rückſicht nehmen. Wenn ein Farmer nicht ſicher über die Krankheit iſt, rufe er einen guten Thierarzt, welcher die nöthige Auskunft und Anleitung gibt, daß keine Weiterverbreitung ſtattfindet, und wenn er eine Kur am Platze hält, beſonders im Anfange, ſo iſt es beſſer ihm die Sache zu übergeben. Leidet ein Pferd lange Zeit an einem einſeitigen Naſenausfluß oder die Wurmgeſchwüre zeigen ſich, jo iſt die größte Vorſicht und ſofortige Trennung anzu- empfehlen. Die Behandlung gleich beim Beginne, aber nur dann, wäre: Man reibe die Knoten mit Kantharidenſalbe (Spanish Fly Salve) dreimas hintereinander in einem Tag mit einer Schindel ein und laſſe ſie donn aufbrechen. Man nehme ein Quart ſchwarzen Ka (1 Quart Black Lime) und löſe denſelben in einem Bucket Waſſer gut auf. Von dieſem Kalkwaſſer wird jeden Tag 1 Quart in einem Bucket friſches Waſſer gethan und dem Pferde vorgeſetzt. Beſſer iſt es unter allen Umſtänden einen tüchtigen Thierarzt zu Rathe zu ziehen. eee nn N A 7 . AU 5 v nz ix 1 1 3 x 15 vr ae NEN SEN une 1 0 f 7 \ 9 5 EEE TB, la r \ an, u - -— Halsentzündung, Halsbräune, (Diphtheria.) kommt beim Pferde ſehr häufig vor. - 1 Kennzeichen: Das Pferd ſteht mit gerade geſtrecktem und etwas gefenften Kopfe und zeigen ſich alle Erſcheinungen des entzündlichen Fiebers. An der Kehlge⸗ vorhanden, Schleimhaut der Naſe und Maul iſt hochroth und am Maul ſammelt ſich l Gartner, Pferde- und Viehbeſitzer. h | 31 gend iſt es bei Berührung ſehr empfindlich, oft iſt ſchon eine bedeutende Geſchwulſt viel zäher Speichel, der bald einen üblen Geruch annimmt und wegen gehinderten 1 Schlucken bei Oeffnung der Lippen ausfließt. Das Pferd athmet beſchwerlich hör- bar und der Huſten verurſacht bedeutende Schmerzen, es frißt noch, aber das Schlucken iſt beſchwerlich und gewöhnlich laſſen ſie das gekaute Futter herausfallen, I nn auch durch die Naſe oft mit Waſſer heraus, während das Saufen noch i eher geht. N Je heftiger die Bräune iſt, deſto mehr drängt das Blut zum Kopfe, und Maul 1 und Zunge werden heißer und die Augen röther und hervorſtehend. Das Pferd legt ſich faſt niemals Urſachen: Erkältungen aller Art, Näſſe, zu kaltes Saufen, Wechſel der Witterung, Erkältung der Haut, rauhes Futter, ſchnelles Laufen gegen den Wind, ſcharfe Pflanzen, zu ſtarkes Anziehen des Aufhaltszügels. ehandlung: Warmes Verhalten im Allgemeinen, alſo guter, warmer Stall, Bedecken des Pferdes mit Blankets und die Kehlgangsgegend mit einem Schaaffell. Als Futter Kleienſchlapp oder Mehlwaſſer, aber alles lauwarm. Das Maul wird ſehr oft ausgeſpritzt mit einer Miſchung von 2 Quarts Waſſer, 1 Pint Eſſig mit einer Handvoll Kochſalz, oder mit Muslin an einem Stecken gebunden, ausgeſpült. Hat man Honig oder Molaſſes ſo kann man einige Löffel voll bis zu + Pint beifügen. Innerlich gebe man auf einen Bucket Trinkwaſſer 1 Unze Salpeter, (Salt Petre; 1 ounce), und 10 Unzen Glauberſalz, (Glauber Salt, 10 ounces). Ein mäßiger Aderlaß iſt, je nach dem Grade der Krankheit, ſehr nothwendig. Die Kehlgangsgegend iſt mit folgendem Liniment dreimal gut einzureiben. Nimm: Take Salmiakgeiſt, 1 Unze. Spirit of Sal Ammoniac, 1 ounce. Terpentinöl, 1 Unze. Oil of Terpentine, 1 ounce. Arnica Tinktur, 4 Unzen. Tincture of Arnicæ, 4 ounces. Gut aufzuſchütteln bevor die Einrei— Shake well before rubbing. bung ſtattfindet. Oeftere warme Umſchläge von Leinſamenbrei oder von Käſepappelkraut (Low Mallow Leaves, ) leiſten auch gute Dienſte. Mit dieſen Mitteln fahre man fort bis Heilung erfolgt. Hie und da iſt der Luftröhrenſchnitt nothwendig, was jedoch einen Thierarzt erfordert. Lungen⸗ und Bruſtentzündung (Inflammation of the Lungs, etc.) 0 Lungen- und Bruſtfellentzündung ſind ſehr ſchwer von einander zu unterſchei⸗ den, weil die Kennzeichen faſt die nämlichen ſind. Kennzeichen: Sie beginnt plötzlich mit einem Fieberanfall oder mit Huſten. Das Pferd einige Tage vorher iſt traurig, frißt aber noch, bis daſſelbe entſchieden kronk iſt. Das Athmen ift kurz, beſchleunigt und angeſtrengt. Die Rippen und e bewegen ſich ſtark, die Naſenlöcher werden bedeutend erweitert und die Na⸗ enftü gel find immerwährend in Bewegung. Während ein geſundes Pferd 10 bis 12 al di: Minute athmet, geſchieht er jetzt 20 bis 40 Mal. t RER N } ni * \ Ne . \ PR . * 32 Goldenes Hausbuch für Farmer, Die ausgeathmete Luft zeigt eine vermehrte Wärme und alle ſichtbaren Schleim häute, hs Zunge, Zahnfleiſch, die Bindehaut der Augen eine erhöhte Röthe. Dabei huſtet das Pferd von Zeit zu Zeit, der Huſten iſt ſchmerzhaft, kurz abgeſtoßen, klanglos, der Puls ſteigt auf 60 bis 100 Schläge per Minute. Das Maul iſt trocken und der Appetit iſt vermindert, dagegen der Durſt ſehr geſteigert, und die Füße ſind in Folge des Fiebers kalt, der Miſt wird ſelten und hart entleert, der Urin iſt dunkel. Urſachen: Schwache Bruſt, Neigung zu Erkältungen, beſonders nach er hitzung, angeſtrengtes Laufen, hauptſächlich bei ſcharfer, kalter Luft und gegen Wind, das Eindringen fremder Körper in die Luftröhre und Lungen, was beſonders beim Einſchütten flüffiger Stoffe „durch die Naſe“ von unwiſſenden Pfuſchern oft geſchieht, ſcharfer Staub, plötzlich zurückgeſchlagene Druſe, ꝛc. 1 Die Ausſicht auf Heilung iſt bei reiner Lungenentzündung und frühzeitiger Be⸗ handlung meiſtens gut; iſt aber die Krankheit mit andern verbunden, ſo iſt die Kur ſchon ſchwierig. 4 \ Behandlung: Iſt die Krankheit eine reine Lungenentzündung, d. h. ohne daß andere Organe mitleiden, ſo iſt ein Aderlaß von 3 Quart vorzunehmen, und kann, je nach Größe des Pferdes verſtärkt werden. Oft iſt, wenn die Krankheit heftig auftritt, nach 12 bis 18 Stunden derſelbe zu wiederholen. An den Bruſt⸗ wandungen ſind Einreibungen von Senfteig (mit Eſſig) zu machen, um eine Ablei⸗ tung zu bezwecken, und ſind ſolche alle 3 bis 4 Stunden zu wiederholen. Das Rei⸗ ben der Vorder- und Hinterfüßen iſt ſehr zweckmäßig. Die Medizin gebe man als Latwerge und ja nicht als Einſchütt. Nimm: Take: Salpeter, 4 Unzen. Sal Petre, 4 ounces. Glauberſalz, 4 Unzen. Epsom Salt, 4 ounces. _ a Altheewurzel, 4 Unzen. Powd. Marsh Mallow Root, 4 ounces. Wachholderbeeren, 4 Unzen. do Juniper Berries, 4 ounces. Mit Waſſer zur Latwerge zu machen und gut untereinander zu miſchen und alle 3 Stunden den 6ten Theil zu geben. Mit dieſen Mitteln fahre man fort und wenn ſich das Pferd beſſert, ſo können dann die beim Huſten vorgeſchriebenen Arzneien gegeben werden, (bruſt-, urin⸗ treibende und ſtärkende Mittel.) Klyſtiere ſind ſehr empfehlenswerth, um den Hinterleib offen zu halten. Den Stall halte man mäßig warm, hüte das Pferd von Erkältungen und ſeie beſonders vorſichtig beim Herausnehmen ins Freie und thue ſolches nur bei ganz gutem Wetter und nur kurze Zeit. Man gebe dem Pferde leicht verdauliche Nahrung, wenn möglich, Grünfutter, Kleienſchlapp und reines Waſſer, worin man in jeden Kübel voll zweckmäßig einige Unzen Glauberſalz auflöst und ſetze dem Pferd ſo viel vor als es nur will und biete ihm ſolches recht oft an. Influenza, Bruft- oder Pferdeſeuche, Leberentzündung, Lungenfieber (Lung Fever.) Dieſe Krankheit iſt ein eigenthümliches, fieberhaftes, entzündliches Bruſtleiden, verbunden mit Krankheiten der Leber-, Nerven- und anderen Nebenkrankheiten. Sie tritt unter ſo viel verſchiedeuen Formen, einmal ſehr gelinde und dann wieder ſehr heftig, gewöhnlich aber ſeuchenartig auf, beſonders in großen, ſtark beſetzten Ställen. Sie ergreift Pferde ohne Unterſchied auf Alter, Fütterung, Geſchlecht, Dienſt, wäh⸗ rend ſie andere, welche unter gleichen Verhältniſſen in einem Stalle leben, verſchont. Die Leber wird gewöhnlich gleich mit krank, und in dieſer Form kommt die Krankheil am häufigſten vor. Eine allgemeine Beſchreibung muß genügen, den jede einzeln Art ꝛc. iſt ſchlechterdings unmöglich. A 1 Wange . N 3 RM N 1 ANA n Ich N * nen, NI 1 5 ar! N Nee \ eil 2 RN Kr un, nat N „ 5 CR 955 156 V ortner, Pferden und Vieh beſiber. g 8 Kennzeich en: Es zeigen ſich durch mehrere Tage Vorboten gewöhnlicher Art. Das Pferd zeigt einen verminderten Appetit, beſonders für Körner, iſt träge, ab⸗ geſpannt, ermüdet bald, ſchwitzt leicht, wackelt oder ſchwankt im Gange. Die Schleim- häute am Auge, Naſe und Maul find gelblich, das Pferd ſtellt wechſelnd einen Hinter- fuß auf und dann wieder den andern (Schildern). Oft tritt aber auch die Krankheit ohne Vorboten und dann aber auch mit großer Heftigkeit auf und dann ſofort mit einem Fieber, doch ſind die Erſcheinungen ſehr verſchieden, weſentlich aber folgende: Die Schleimhäute find geröthet, mit etwas Gelb vermiſcht, trocken, das Maul ift warm, die Zunge welk, beſonders wenn die Leber mit leidet, iſt das Hauptleiden in der Bruſt, ſo ſind die Augenlieder aufgedunſen und geſchwollen, die Haut trocken, die Füße kalt. Der Puls iſt geſpannt oder voll und wenig ſchneller, von 50 bis 60 Schläge, ebenſo athmet es von 20 bis 40 Mal die Minute, und ſowie die Krankheit zunimmt mit Schmerzen und die ausgeathmete Luft iſt vermehrt warm, wird der Huſten kür- er, trockener und ſchmerzhafter. Das Pferd legt ſich nicht oder nur für kurze Zeit. eim Drücken der Bruſt zeigt es Schmerzen. Der Appetit iſt mäßig oder ſehr klein, der Miſt geht unregelmäßig ab und iſt trocken, klein, dunkel und beſteht in einer ſchlecht verdauten, blaſſen, lockeren Maſſe, der Harn (Waſſer) geht ſparſam ab, iſt wäſſerig und gelblich. Das Pferd ſteht abgeſtumpft im Stand, mit geſenktem oder an der Krippe aufgeſtütztem Kopfe. i . f Verlauf: In einigen Tagen mäßigt ſich die Entzündung und Spannung der Schleimhäute, die Naſe wird feucht, der Huſten lockerer und ein wäſſerig, ſchlei— miger, klebriger Naſenausfluß ſtellt ſich ein. Die Krankheit erhält ſich ſo einige Tage auf gleicher Höhe und neigt ſich dann zur Beſſerung, oder nimmt zu. In letzterem Falle ſteigt der Puls auf 60 bis 80 Schläge, iſt ſchwach, leer und klein, das Athmen wird angeſtrengter, mit aufgeriſſenen Naſenlöcher, ſtarker Flankenbewegung und ges ſchieht von 40 bis 60 Mal, der Huſten iſt kurz, halb unterdrückt, rauh und dumpf, wie bei der einfachen Lungenentzündung. Nebenbei ſtellen ſich Abmagerung, Ent— kräftigung, Schwäche ꝛc., ein. f Ausgange. Mit dem bten, 7ten odee Iten Tage erreicht die Krankheit ihre Höhe und es folgt 1. Geneſung, wo ſich dann ein großer Abgang von trübem, markigem Harn oder bei vorherrſchendem Leiden der Lunge ein reichlicher Auswurf von Schleim ein— ſtellt. Auch Schweiß, Durchfall, Anſchwellungen det Schenkel u. ſ. w. kommen 75 . dauert die Krankheit 10 bis 14 Tagen, in heftigen Fällen bis. 3 Wochen. 8 2. Unvollkommene Heilung, d. h. es ſtellen ſich Huſten, Kurzathmigkeit ein, welche durch die verſchiedene Ausgange der Entzündung verurſacht werden. 3. Der Tod auf der Höhe der Krankheit ſchon am 2ten oder Zten Tage, ge- wöhnlich am 7ten oder Iten Tage, auch ſpäter, durch die Entzündungsaus gänge, Waſſerguß in der Bruſthöhle ꝛc., innere Verblutung und Folgekrankheiten. Urſachen: Dieſelben können nicht alle genau beſtimmt, doch find der Luft— einfluß, oder ein Miasma die hauptſächlichen. Sie bricht oft aus in Ställen, Mar⸗ ſtällen, wo gerade die größte Reinlichkeit vorherrſcht, aus. Als nachweisbare, ver- breitende Urſachen ſind zu nennen: Störungen im Haarwechſel, Erkältungen durch Zugluft, ſtarker Witterungswechſel, übelbeſchaffener, dunſtiger, unreiner Stall, ſchlechte Nahrung und Waſſer. Bezüglich der Anſteckung, ſo iſt dieſelbe bis jetzt. N nicht genau nachgewieſen, aber eine Trennung der erkrankten Pferde von den geſun- den ſehr zu empfehlen. f Die Ausſicht auf Heilung iſt je nach dem Grade und dem Sitze der Krankheit verſchieden, und verdient beſondere Aufmerkſamkeit. 3 N 5 e NR | 01 5 BR Ni ! 11 b 7 } Ex h N x 0 ; 1 I \ 0 a 1 bi % LAN NEN Bi 844 SSoldenes Hausbuch für Farmer, „ Behandlung: Es kann nur eine allgemeine anempfohlen werden, welche darin beſteht, daß man kühlende, entzündungswidrige, den Hinterleib eröffnende Mit⸗ tel anwendet, da die Hülfe eines Thierarztes bei dieſer oft in verheerender Weiſe uf tretenden Krankheit unbedingt nöthig iſt. Der Stall darf nicht zugig ſein; dem Pferde reiche man leicht verdauliches Futter, Kleien-, Mehlſlop, Grünfutter, reines oder mit Mehl und einigen Unzen Glauberſalz darin aufgelöstem Waſſer, und ſolches ſehr oft. Man reibe das Pferd oft mit warmen Whisky, Liniment ꝛc., gebe ihm eine gute wollene Decke. Sind die Füße zu kalt, jo hülle man ſolche mit wollenen Lap⸗ pen, Haſen⸗ oder Schaffellen gut ein. Aderlaſſen hat ſich als „gefährlich“ erwieſen, weshalb ſolches vom Pferdebeſitzer von vorneherein und auch vom Thierarzte am Beſten zu unterlaſſen iſt. Neben den entzündungswidrigen ſind die urintreibenden Mittel ſehr nützlich, und wir beſchrän⸗ ken uns deshalb auf ein allgemeines Recept. An der Bruſt ſind Einreibungen von Scharfſalbe (Spanish Fly Salve,) oder von Senfteig täglich 3 Mal ſehr nützlich. Erkranken mehrere Pferde, ſo iſt eine Trennung immerhin nöthig. Tritt Heilung ein, jo iſt die Nachkur wie bei andern Lungenkrankheiten ꝛc. a Nimm: Take Salmiak, 12 Unzen, Powder Sal Ammoniac, 14; ounces, Salpeter, 3 Unzen. Sal Petre, 3 ounces. Glauberſalz, 8 Unzen. Epsom Salt, 8 ounces. Bockshornſamen, 2 Unzen. Powder Fenu Greek Seed, 2 ounces. Wachholderbeeren, 6 Unzen. do Juniper Berries, 6 ounces. Mix it well. Miſche alles gut untereinander und mache es mit Leinſaamen (Linseed) und etwas Honig zur Latwerge. \ Alle 4 Stunden den 6ten Theil zu geben. Dämpfigkeit, Dampf, Herzſchlechtigkeit, (Broken Wind Bellows and Heaves,) pfeifender Dampf, (Roaring,) Hartſchnaufen, Kurzathmigkeit (Thick Wind Wheezing,) ſind etwas verſchiedene Krankheiten, kommen aber darin überein, daß fie eine dauernde fieberloſe Kurz- und Schwerathmigkeit veranlaſſen und meiſtens unheilbar i fich f 1 5 wollen ſpeciell den Dampf beſch ꝛeiben, da fie ſich alle doch ſehr ähn— lich ſind. b Kennzeichen: Steht das Pferd im Stall, ſo iſt oft in vielen Fällen Nichts beſonderes zu bemerken, iſt aber daſſelbe mit der Krankheit in hohem Grade behaftet, ſo kann man ſchon da die Krankheit erkennen. Das Athmen geſchieht mit ſichtbarer Anſtrengung und häufiger als beim geſunden Pfrrde und zwar mit auffallender Be— wegung der Flanken und Rippen, beſonders dann, wenu das Pferd kurze Zeit davor gefreſſen hat. Die Rippen erheben ſich und am untern Bauche bildet ſich beim Aus— athmen eine rinnenartige Vertiefung (Dampfrinne.) In der Regel huſten dämpfige Pferde, beſonders Morgens oder nach einiger Bewegung oder beim freſſen trockenen Futters. Der Huſten iſt anſtrengend, kurz, kraftlos, dumpf, hohl und läßt ſich aber nicht immer durch einen Druck am Kehlkopf hervorbringen. Entſchieden zeigt ſich die Dämpfigkeit erſt, wenn das Pferd ſtark bewegt wird. Es athmet auffallend, häufig und mit beſonderer Anſtrengung, die Naſenlöcher werden ungewöhnlich erweitert, die Dampfrinne zeigt ſich ſtärker, die Flanken ſchlagen ſtärker. Nach einer ſchnellen und anhaltenden Bewegung komm — Wenne Ni e de- und Vieh 3 Pferd fo außer Athen, daß es umzufallen und zu erſticken droht. Bauch und Bruſt bewegen ſich heftig, das Herz pocht (herzſchlächtig). Diaämpfige Pferde haben gewöhnlich glanzloſe, ſtruppige Haare, und legen i I 1 70 oder nie, auch ſetzen ſie beim Saufen ſehr oft ab, um Luft zu ſchöpfen. * 4 Das Pferd ſchwitzt gern und nach der Bewegung dauert es längere Zeit, ehe das Alhmen ruhiger wird und bis es ſich erholt hat. Beim pfeifenden Dampf ſtellt ſich neben obigen Kennzeichen, wie der Name ja ſchon ſagt, bei ſtärkerer Gangart oder ſtärkerer Anſtrengung im Zug und beſonders Bergauf ein hörbares Athmen, d. h. einen röchelnden, ſchnaufenden, pfei⸗ fenden Ton ein, welcher je nach der Bewegung immer lauter wird. 1 N . Bruſt, ſo daß ſich die Lungen nicht gehörig ausdehnen können, Verwachſung 1 oder durch Ziehen ſehr ſchwerer Laſten und Saufen zu kalten Waſſers. Staubiges liche Nahrung ſteigert die Krankheit. 5 Schmale Kieferhöhle, ſtarkes Bezäumen und das Anziehen des Kehlriemens und enges Geſchirr verſtärkt das Athmen noch mehr. Beim pfeifenden Dampf iſt beſonders die Verengerung der Stimmritze am Kehl⸗ kopf die Urſache, Verdickung des Kehlkopfes ꝛc. b 4 Die Behandlung beſteht nur in einer Linderung, da eine Heilung nur ſehr ſelten gelingt. Das Beſte, was der Farmer thun kann, iſt das Leiden durch paſſende Fütterung And Gebrauch zu lindern ſuchen. Grünfutter, Rüben, Kleie, Branntweinſchlempe, auch Haber und Gerſte, geſchroten, letztere in mäßigen Portionen, und die Arbeit ſoll wo möglich auf ebenem Boden geſchehen, darf nicht zu ſchnell und anſtrengend fein. 6 Ein Haarſeil an der Bruſt und einen Sommer-Paſture, ſowie unten angebene Mittel, haben in Fällen wo gleich eine Kur begonnen wurde, noch eheſtens eine Heilung be⸗ wirkt. Sit das Leiden durch ſchmale Bruſt ꝛc. veranlaßt oder ſehr alt, jo läßt ſich lediglich Nichts erzielen als obigen Rath befolgen, damit das Pferd noch annährend gebraucht werden kann. 4 Wochen, wofür der Verkäufer zu garantiren hat. 5 AJ38ßſt das Leiden hauptſächlich im Kehlkopf, jo find Einreibungen von Scharfſalbe I.᷑ Spanish Fly Salve,) dreimal des Tages mit einem dünnen Holz (Schindel), oder mit flüchtigem Liniment, am Platze. Das Einhüllen des Kehlkopfes, befonders Winters und beim Wechſel der Jahreszeiten mit einem Haſen- oder beſſer mit einem 5 Schaffell iſt ſehr anzuempfehlen. Hat die Krankheit ihren Sitz in der Bruſt, ſo ſind Einreibungen von Scharfſalbe oder Senfteig am Platze. Innerlich bei gewöhnlichem Dampf 2 Pint Eſſig mit 2 Eier. Laſſe es 24 Stunden ſtehen, miſche es gut durcheinander und einzuſchütten. Dieſe Kur iſt je 8 bis 10 Tage fortzuſetzen. * Dummheit, Koller, Schieber, (Blind Stagger.) 2 Unter Koller, Dummkoller verſteht man eine langwierige, ſieberloſe Hirnkrank⸗ 5 heit, Bene: der Sinne und Empfindung auszeichnet. N en in ſich ſelbſt verſunken („ſtudiren“) da, läßt den Kopf hängen, oder ſtellt denſelben * . . NER 4 5 4 * oe — FN 4 2 1 4 AN RR a IB > & nen 1 VVV N beſitze „„;öðũ CORVar 10) Urſachen: Frühere Bruft- und Lungenkrankheiten im Allgemeinen, ſchwache, er Lungen mit den Bruſtwandungen, große Anſtrengung bei Wettläufen, (Races), angegangenes, dumpfiges, ſchimmeliches Futter, beſonders Klee, Heu. Schwerverdau⸗ Br Der Dampf gehört in Europa unter die Gewährsmängel nnd ift die Zeit circa i br heit, welche ſich durch Störung des Bewußtſeins, Verkehrtheit in Bewegung, Träg⸗ nzeichen: Ein kolleriges Pferd ſteht ruhig, gleichgültig, ſchläfrig, wie ER Goldenes Hausbuch für Farmer, ! e u m * Wenn 0 e. % ROSE 75 Nene Free deere ! DR 0 0 * auf der Krippe auf. Es ftellt ſich tölpiſch, ungeregelt oder läßt es ſich thun, wens man ihm die Vorderfüße kreuzt, ſo bleibt es für lange Zeit ſo ſtehen. eee Die Empfindlichkeit iſt ſehr gering und das Pferd duldet hartes Treten der Krone, das Krabbeln mit dem Finger in den Ohren, dann iſt es ſehr unaufmerkſaß und beachtet Zurufe oder was in ſeiner Nähe vorgeht, faſt gar nicht. Es frißt 00 ſam, wie halb im Traume und am liebſten von der Erde, daß es den Kopf nicht auf: zuheben braucht, es kaut bei vollem Maule nicht, und umgekehrt, wenn es leer iſt. Es läßt das Futter oft lange Zeit im Maule ohne zu kauen und aus den Maulwinkeln ſtehen ſtundenlaug Heu- oder Strohhalme hervor. Beim Saufen taucht es den Kopf bis über die Naſe ins Waſſer und vergißt ſich oft, indem es den Kopf darin läßt, ohne zu ſchlucken. Bei der Bewegung zeigt ſich das Pferd namentlich, und wenn es warm gewor— den iſt, nachläßig, träge, dumm und unlenkſam, geht mit geſenktem Kopfe, drängt und legi ſich in die Zügel, hebt die Füße täppiſch, beſonders die hintern, hoch auf, ſtolpert leicht und iſt ſchwer von der Stelle zu bringen. Für die Zügel iſt es nur wenig empfindlich und drängt immer nach einer Seite. Zurufen und Schlagen haben kei⸗ nen Erfolg. Wird es ſich ſelbſt überlaſſen ſo geht es bald links, bald rechts, oder im Kreiſe herum. Der Puls iſt der Zahl nach noch richtig, aber ſonſt träge und langſam, der Miſt geht ſelten und meiſtens viel auf einmal ab, hie und da ſind Schleimhaut, Maul, Naſe und Augen gelblich. Der raſende Koller gibt ſich durch zeitweilige Anfälle von unbändigem und tobſüchtigem Benehmen, Zerſprengung der Halfterketten, Steigen und Baumeln zu erkennen. Dieſe Anfälle (Hirnreizung) dauern + bis 4 Stunde, kommen einige Mal hinter einander vor, kehren in unbeſtimmten Zeiten wieder. Der raſende Koller iſt deßhalb der wirkliche Dummkoller, mit zeitweiliger Hirnreizung, oder iſt durch geſchlechtliche Urſachen hervorgerufen. Die Anfälle ſind bald ſtärker, bald ſchwächer, je nach der Gebrauchs- und der Futterungsweiſe. 5 Urſachen: Er entwickelt fi langſam und große, ſchlaffe, ſchnell aufgewach- ſene Pferde mit Ramsköpfen haben eine beſondere Anlage, oder ſolche, die von Dumme kollerigen Pferden abſtammen. Junge Pferde bekommen die Krankheit oft beim Wechſeln der Zähne und der Nahrung und des Aufenthaltsortes. Dann iſt es die Voll- und Dickblütigkeit, Andrang des Blutes nach dem Gehirn, Stockung im Kreislauf des Blutes, übereilte Dreſſur ꝛc., dann ungewohnte, kräftige, reizende Nahrung, heiße, dunſtige Stallungen, unregelmäßiger Gebrauch, bald zu viel Arbeit und dann keine bei gutem Futter, Erhitzung, übermäßige Anſtrengung ze. Die Behandlung beſteht darin, die Krankheit zu lindern, doch kann viel⸗ leicht eine Heilung nur dann, wenn dieſelbe nicht ſchon zu lange gedauert hat, erzielt werden. Erforderlich iſt ein kühler, luftiger Stall, mäßige, nicht zu harte Arbeit, Ruhe, Aufenthalt im Freien, Schutz gegen die brennende Sonnenhitze. Mäßige, nährende, gelinde, eröffnende, kühlende Nahrung und Getränke; in Letzterem Morgens und Abends jedesmal 4 Unzen Glauberſalz; ſaftiges Grünfutter, Rüben, Kartoffeln, Kleie, reines, friſches Waſſer, Sauerteig oder Kleientrank, ſo daß der Hinterleib offen bleibt und die Verdauung befördert wird. . Am Vorderkopf bringe man Muslin an und befeuchte denſelben öfters mit einer Miſchung von Eſſig und Salzwaſſer. Dann leiſten 2 Haarſeile hinter dem Genick ausgezeichnete Dienſte. f Ein dummkolleriges Pferd kann oft Jahre lang gebraucht werden, wenn Eigen⸗ thümer unſern Rath befolgen, dagegen ſind ſolche mit raſendem Koller gefährlich wegen den plötzlich eintretenden Anfällen. Ir 7 * neee ede . eee ernennen 4 N 1 * * HT N * * 1 * e,, NER AN N. N . * 17 Gärtner, Pferde⸗ und Vieh beſitzer. . — —— — — — ü36ꝗ— —æ—ñ—Ulĩ — . — — Schwindel (Dizziness) iſt ein fieberloſes Nervenleiden, mit zeitweiligen Anfällen von Schwanken, Neigung zum Umfallen, Laufen im Kreiſe ꝛc. Kennzeichen: Das Pferd ſteht plötzlich ſtill, ſetzt die Füße weit auseinan⸗ der, ſchüttelt den Kopf, zittert, ſchwankt und taumelt, wie wenn es umfallen wollte, hängt in das Geſchirr, lehnt ſich an die Deichſel, iſt ſehr ängſtlich, ſchwitzt, verdreht die Augen und holt ſehr ſchnell Athem. In 5 bis 10 Minuten iſt der Anfall vor⸗ über und das Pferd iſt nun entweder ganz munter oder träge. Die Anfälle ſtellen ſich zu ganz unbeſtimmten Zeiten ein, manchmal 2 bis 3 Mal an einem Tage in einem Monat oder in einem Jahre. Urſachen: Die nächſte iſt zu ſtarker Blutandrang nach dem Gehirn, große Sonnenhitze; bei heruntergekommenen Pferden, Leberleiden, Koppen, Anlage zur Dämpfigkeit, enge Bruſt. Manche Pferde erhalten regelmäßig im Frühjahr An⸗ fälle und find dann das ganze Jahr davon befreit. Im Stalle kommt der Schwin⸗ del ſeltener vor. i Gelegenheitsurſachen find: Reizende Fütterung, (neues Heu), Erhitzung am Gebrauch, zu enge Kehlriemen oder Kummet (collar), zu ſtark angezogener Aufſatz⸗ zügel, heißer, dumpfiger Stall. Behandlung: Vollblütigen Thieren läßt man zur Ader, thut ſie auf die Waide, (pasture,) und gibt ihnen im Trinkwaſſer oder Kleientrank dreimal je 6 Un⸗ zen Glauberſalz. Bei längerer Dauer kalte oder Eisumſchläge. Bei ſchwachen, leberkranken Pferden verfahre ſo: Nimm: Take: Glauberſalz, 4 Unzen. Epsom Salt, 4 ounces. Pulv. Enzian, 2 Unzen. Powder of Gentian Root, 2 ounces. do Kalmus, 3 Unzen, do Sweet Flag, 3 ounces. Mix it well. Mit Molaſſes zur Latwerge zu machen und in drei Gaben, Morgens, Mittags und Abends zu geben. Iſt die Urſache Zaum, Kummet, ſo iſt ſolches abzuändern, denn durch das feh⸗ lerhafte Geſchirr wird der Abfluß des Blutes vom Gehirn gehindert. 8 Abgetriebenen, ſchwachen Pferden gebe man nahrhaftes, leicht verdauliches Futter. ü Befällt der Schwindel am Wagen, ſo ſpanne man das Pferd ſogleich aus und lege das Geſchirr ꝛc. ab, und wenn der Anfall vorbei iſt, fahre man langſam zu Hauſe und verfahre nach Obigem, Im Sommer, bei großer Hitze, iſt bei allen Pferden ein Schwamm oder vier- bis ſechsfachen ſtarken Lappen am Zügel gut befeſtigt, und von Zeit zu Zeit gut be⸗ feuchtet als Vorbeugungsmittel gegen Schwindel, Sonnenſtich, Gehirnentzündung, ganz beſonders zu empfehlen und zwar bei allen Pferden die ſtark angeſtrengt und im Allgemeinen faſt den ganzen Tag der brennenden Sonnenhitze ausgeſetzt ſind. Der Sonnenſtich (Sun Struck) kommt ſehr häufig vor und beſteht die Behandlung wie beim Schwindel bei vollblu⸗ tigen Pferden. Aderlaß und unausgeſetzt gute Umſchläge mit Eis am Kopfe; ebenſo wird der Leib mit kaltem Waſſer übergoſſen. Da das Pferd liegt, ſo gebe man alle 2 Stunden 4 Unzen Glauberſalz in einer Lein- oder Oeltuchab kochung ein. Mit den Umſchlägen am Kopfe, den Einſchütten alle 2 Stunden und dem Ueber- gießen alle + Stunde fahre man fort, dis das Pferd wieder aufſteht, und ſchone es für einige Tage. | — * — . . 88 SGioldenes Hausbuch für Farmer, N vun feuchtet wird, und leicht verdauliches Futter mit Kleientrank und täglich zweimal circa Sy veAur Msn Keen DIE BEN Band niert eee Ke Menger ** N 6 4 Nen Na: det f BEN N 5 T e ee N 90 * Man bringe, wie oben bemerkt, einen Schwamm oder Lappen 5 der oft en 3 Unzen Glauberſalz darin. 1 Die Epilepſie, Fallſucht. Hier treten die E ſcheinungen bedeutend ſtärker auf, und eine Heilung iſt un⸗ möglich. a Die Behandlung iſt wie beim Schwindel, nur ſind Aderläſſe ſelten vorzu⸗ nehmen, oder nur dann, wenn der Anfall ſehr ſtark iſt. Im Stalle gebe man dem Pferde einen beſonderen Platz, da durch das Fallen leicht ein Menſch oder ein anderes Pferd erheblich verletzt werden könnte. Das Aus⸗ fahren mit ſolchen Pferden iſt gefährlich, während fie auf dem Acker noch ehen verwendbar ſind. Gehirnentzündung. (Inflammation of the Brains.) Die Hirnentzündung iſt eine Krankheit, welche ſich durch Fieber, Störung der Hirnverrichtungen, bald durch große Anfgeregtheit und Raſerei, bald durch Abge— ſtumpftheit und Bewußtloſigkeit äußert, einen raſchen Verlauf nimmt und theils tödt⸗ lich endet, theils aber auch Störungen in der Hirnthätigkeit hinterläßt, die das Pferd mehr oder weniger unbrauchbar machen. ‚ Die Erkennung der Hirnentzündung iſt nicht immer jo leicht, wie es den An⸗ ſchein hat, indem einerſeits ein einfacher Blutandrang oder Blutanhäufung im Ge⸗ hirn und andrerſeits andere Hirnleiden, ſowie Krankheiten mit nervöſem Charakter von ähnlichen Erſcheinungen begleitet ſind, wodurch nicht ſelten Verwechslungen, namentlich mit raſendem und Dummkoller vorkommen, was in gerichtlicher Beziehung zu großem Unrecht Veranlaſſung geben kann. Die Hirnentzündung kommt je nach den Erſcheinungen und dem Verlaufe vor⸗ zugsweiſe in zwei Formen vor, nämlich als: 1) Hirnentzündung mit allgemeiner Aufregung und Raſerei oder wahre Hirnentzündung und 2) als Hirnentzündung mit allgemeiner Abſtumpfung und Betäubung, auch Kopfkrankheit oder halbſchnellver⸗ laufende Hirnentzündung genannt 1) Die wahre Hirnentzündung, irrthümlich auch raſender Koller genannt, tritt meiſt plötzlich auf und nur ſelten gehen ihr Vorboten voraus, als: Trägheit, Aengſtlichkeit und Schreckhaftigkeit, Mangel an Freßluſt und trockener Miſt. Die Krankheit beginnt mit einem Anfall von Raſerei und Tobſucht, welcher bald im Stalle, bald während des Gebrauchs plötzlich eintritt und mehr oder weniger lang andauert, die Pferde hauen mit den Vorderfüßen, ſteigen in die Höhe (im Stall in die Krippe), legen ſich aber nicht nieder wie bei der Kolik, ſie drängen und ſchieben bewußtlos gegen die Wand oder den Trog, oder hängen gewaltſam in die Halfter kette bis ſie bricht, wodurch ſie ſich oft bedeutende Verletzungen zuziehen. Das Athmen wird während eines ſolchen Anfalls ſehr beſchleunigt mit weit aufgeriſſenen Naſenlö— chern, der Puls ſehr vermehrt, die Augen find glänzend, der Blick glotzend, die Naſen⸗ ſchleimhaut und die Bindehaut des Auges erſcheinen hochroth, die Adern am Kopfe aufgetrieben, der obere Theil des Kopfes (Hinterkopf) iſt heiß und die Patienten wer⸗ den durch jede Berührung oder durch Anwendung bon Heilmitteln heftig aufgeregt, ſo daß es oſt gefährlich iſt, mit ihneu umzugehen. | Ein ſolcher Tobanfall dauert von 3—2 Stunden hierauf tritt große Erſchö⸗ pfung ein und die Thiere können ſich kaum mehr aufrecht erhalten, ſind unemfindlich und manche ſogar bewußtlos, ſo baß ſie einem dumm⸗kollerigen Pferde ähnlich ſind Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 39 Gegen jede Berührung aber ſind ſie reizbar und wird durch eine ſolche oder durch Anwendung von Heilmitteln der Anfall auf's Neue hervorgerufen. Dieſe Anfälle wiederholen ſich mehrmals hintereinander, bis entweder durch raſche und zweckmäßige Hülfeleiſtung Nachlaß der Krankheit und nach 24 bis 36 Stunden vollſtändige Ge— neſung erfolgt oder der Tod, welcher in derſelben Zeit ſchon eintreten kann, der Krankheit ein Ende macht. Nicht ſelten erfolgt aber weder das Eine noch das An— dere, ſondern die Geneſung iſt unvollſtändig, es bleiben Störungen des Bewußtſeins und der Sinnesthätigkeit, namentlich Koller (ſiehe dieſen) zurück. Urſachen: Blutandrang nach dem Gehirn, herbeigeführt durch reizendes, ſtark nährendes Futter, heftige Anſtrengung, Einwirkung ſtarker Sonnenhitze, dumpfe Stallluft; ferner verhinderter Abfluß des Bluts vom Gehirn, veranlaßt durch enge Kummeten, zu feſt angelegte Hals- oder Kehlriemen, außerdem mechaniſche 1 naen, als: Sturz oder Schläge auf den Kopf oder Anſtoßen und Anrennen es Kopfes. Junge, im Zahnwechſel befindliche Pferde, ſowie ſolche mit feurigem und erreg— barem Temperament, ſowie auch an Schwindel leidende Pferde ſind vorzugsweiſe zu Gehirnentzünduug geneigt. ö 5 2) Die Kopfkrankheit oder halbſchnellverlaufende Hirn⸗ entzündung gibt ſich durch tiefes Ergriffenſein und Darniederliegen der Ge— hirn⸗ und Nerventhätigkeit, Stumpfheit, Betäubung, Mattigkeit und Neigung zu Lähmungen zu erkennen, befällt Pferde jeden Alters und Geſchlechts, vorzugsweiſe aber junge, noch im Zahnwechſel und in der Entwicklung befindliche Thiere und kommt zu jeder Jahreszeit vor, namentlich aber im Frühjahr und Sommer, ſeltener im Herbſt und Winter. f N Kennzeichen: Der Anfang der Krankheit iſt oft ſchwer zu beſtimmen, da die Entwicklung derſelben ſehr ſchleichend iſt, man bemerkt einige Tage lang nur eine gewiſſe Mattigkeit und Trägheit, verminderte Freßluſt und ein leichtes Zucken der Geſichtsmuskeln, Erſcheinungen, welche entweder ganz überſehen oder für unbedeu— tend gehalten werden, woher es denn auch kommt, daß der Thierarzt erſt gerufen wird, wenn die Krankheit ſchon zum vollen Ausbruch gekommen iſt und die Hülfe zu ſpät kommt. Nachdem die genannten Erſcheinungen mehrere Tage angehalten haben, bemerkt man eine Eingenommenheit des Kopfes, derſelbe wird geſenkt gehalten, oft bis auf den Boden gehängt oder im Troge aufgeſtützt und das Thier läßt ihn nur mit Widerſtreben in die Höhe halten, die Zuckungen an den Lippen oder am Halſe und der Bruſt werden deutlicher und häufiger, der Blick iſt ſtier und gläſern, manch— mal werden die Augen zeitweiſe geſchloſſen gehalten; die Freßluſt iſt gänzlich aufge— hoben oder wechſelnd und das Pferd frißt das Raufenfutter ſehr langſam oder gar nicht mehr aus der Raufe, ſondern lieber vom Boden, wobei es ſich manchmal vergißt und einen Wiſch Futter oft längere Zeit im Maule behält; die Hautwärme iſt un= gleich über den Körper vertheilt, am Kopfe meiſtens geſteigert, die Miſtentleerung, ift verzögert, der Miſt ſchlecht verdaut und blaß. Der Puls iſt nicht oder nur wenig vermehrt, das Athmen langſam und tief, manchmal eigenthümlich ſchnarchend, dabei iſt das Pferd ſehr unaufmerkſam auf feine Umgebung, nimmt unregelmäßige Stellun— gen an, namentlich werden die Vorderfüße weit unter den Leib geſtellt, die Bewegun— gen ſind ſehr träge und die Thiere oft kaum von der Stelle zu bringen; die Empfind⸗ lichkeit iſt bedeutend vermindert und es laſſen ſich die Thiere deßhalb in die Ohren greifen und auf die Krone der Füße treten. 5 Dieſe Erſcheinungen ſind denen des Dummkollers ganz ähnlich und geben daher auch häufig Veranlaſſung zur Verwechslung mit demſelben, was von unangenehmen Folgen ſein kann, wenn ſich das Pferd noch in der Gewährzeit befindet. Aus dieſem ſchläfrigen Zuſtande erwachen die Thiere manchmal noch von ſelbſt oder durch Zuruf, Antreiben u. ſ. w., ſie zeigen ſich dann aufmerkſamer, beweglicher 4 40 Goldenes Hausbuch für Farmer, und freſſen wohl auch einige Wiſche Heu oder Stroh, bald aber tritt wieder der kol— lerähnliche Zuſtand ein. In einzelnen Fällen jedoch bleibt der Kopf ziemlich frei und die Aufmerkſamkeit iſt ungetrübt, dagegen ſchwanken ſolche Kranken heftig und brechen oft plötzlich zuſammen. 5 In der weitern Entwicklung der Krankheit nimmt die Eingenommenheit des Kopfes und die Bewußtloſigkeit zu, der Kopf wird feſt gegen die Wand oder in den Trog hineingedrückt, wodurch nicht ſelten das Athmen gehindert und ſchnarchend wird; die Thiere ſtehen mit halbgeſchloſſenen Augen betäubt, bewußtlos und oft ſtundenlang regungslos da, wobei ſie oft ebenſolang einen Wiſch Futter im Maule behalten, knirſchen mit den Zähnen und ſtecken, wenn man ihnen das Trinkwaſſer vorhält, die Naſe tief in daſſelbe; manche kauen fortwährend, wobei der Speichel in zähen Fäden zum Maule herausfließt. f Im weitern Verlauf, nach 3 bis 6 Tagen, fangen die Kranken an zu ſchieben, d. h. heftig gegen irgend einen feſten Gegenſtand zu drängen oder ſie gehen, wenn ſie freien Lauf haben, auf die eine oder andere Seite beſtändig im Kreiſe, bis ſie irgendwo anſtoßen oder an ein Hinderniß gerathen, in welchem Falle ſie dann ruhig ſtehen bleiben oder gegen dieſes Hinderniß drängen. Dieſes Gehen nach einer Seite geſchieht bald in größern, bald in kleinern Kreiſen, bald ſchnell, bald langſam; manchmal wird ein ſo kleiner Kreis beſchrieben, daß der Patient ſich nur auf den Hinterfüßen herumdreht, ohne dieſe zu bewegen oder die Stelle zu wechſeln, wodurch er ſich bisweilen förmlich in die Streu verwickelt. Sind die Kranken aber angebun— den, ſo ſchieben ſie beſtändig in eine Ecke oder hängen ſo lange in die Halfterkette, bis ſie bricht. g 25 Bei der ferneren Zunahme der Krankheit ſtellen ſich nun die Zeichen einer halb- ſeitigen Lähmung ein, der Kopf und Hals wird auf eine Seite gezogen und das eine oder andere Ohr, auch die Unterlippe, hängen gelähmt herab, das Thier frißt und ſauft nichts mehr, und wenn man ihm Heu in das Maul ſchiebt, ſo ballt es daſſelbe zuſammen, ohne es zu kauen oder zu ſchlucken. Der Puls wird nun allmählig be= ſchleunigt, iſt aber ſehr klein, der Herzſchlag wird fühlbar, das Athmen iſt röchelnd und das Zähneknirſchen oft in hohem Grade vorhanden. Zu dieſem Zuſtande halten ſich die Thiere oft ungewöhnlich lange, ohne beſon— ders abzumagern und ohne umzufallen; erſt wenn der Puls ſchneller und der Herz— ſchlag fühlbarer wird, tritt allgemeine Schwäche und ſchnelle Abmagerung ein, das Thier fällt zu Boden und endlich erfolgt der Tod, nachdem ſich das Thier manchmal noch einige Tage abgemüht hat. 0 Nicht immer nimmt jedoch die Krankheit einen ſo ſchlimmen Ausgang, ſondern neigt ſich zur Beſſerung, noch ehe es zum Kreisgehen oder Drehen kommt, die Pa— tienten werden allmälig munterer und freſſen wieder regelmäßig, wenn auch etwas langſamer, wobei nicht zu verkennen iſt, daß eintretende kältere Witterung oder ſelbſt ſchon Gewitterentladungen einen günſtigen Einfluß ausüben, während große Hitze und ſchwüle Gewitterluft den Zuſtand verſchlimmern. | Wie aus dem eben Geſagten ſich ergibt, geht die Krankheit entweder in Gene— ſung oder in Tod über. Der Letztere erfolgt manchmal ſchon in den erſten 3 bis 4 Tagen der Krankheit durch Ueberfüllung des Gehirns mit Blut oder durch Bluterguß im Gehirn (ſogenannter Blutſchlag); meiſtens aber tritt der Tod erſt nach 8 bis 14 Tagen, auch noch ſpäter, ein in Folge Waſſererguſſes in die Hirnhöhle und dadurch verurſachten Druck auf das Gehirn oder auch in Folge einer Rückenmarkslähmung. Die Geneſung iſt ſelten eine vollkommene, ſondern meiſt nur eine theilweiſe, indem Störungen der Gehirnthätigkeit zurückbleiben; insbeſondere iſt der chroniſche Koller in feinen verſchiedenen Höhengraden eine häufige Folge der Kopfkrankheit; auch Un⸗ a ae Staar, Lähmungen der Ohren und Lippen u.dgl. bleiben manch- mal zurück. 1 — = 2 EEE — 0 — | ” * N IR Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 41¹ Wie ſchon erwähnt, wird die Kopfkrankheit zuweilen verwechſelt mit dem chroni— ſchen Dummkoller, von welchem ſie ſich aber weſentlich unterſcheidet, beſonders durch die Erſcheinungen eines fieberhaften Leidens, durch unterdrückten Appetit, durch die allgemeine Mattigkeit und durch den verhältnißmäßig raſchen Verlauf, — Auch mit gaſtriſchen Fiebern, vorzugsweiſe aber mit Nervenfieber kann eine Verwechslung vorkommen. i Urſachen: Dieſe ſind ſehr verſchiedener Art; in erſter Linie liegen ſie im Thiere ſelbſt, inſofern junge 3 bis Ajährige im Zahnen und in der Geſchlechtsent— wicklung begriffene Pferde eine unbeſtreitbare Anlage zu der Krankheit haben, ja ſelbſt eine vererbte Anlage hat man ſchon beobachtet, wobei es dann nur einer äußern Veranlaſſung, z. B. unbefriedigter Geſchlechtstrieb, ſtärkere Fütterung u. dgl. bedarf, um die Krankheit zum Ausbruch zu bringen. Außerdem aber iſt Alles zu den Urſa— chen zu rechnen, was reizend und erhitzend auf die Thiere einwirkt und einen ver- mehrten Blutzufluß nach dem Gehirn oder Rückenmark herbeiführt. Hieher gehört insbeſondere ungewohnte ſtärkere Fütterung, namentlich mit Körnerfutter bei geringer Bewegung, Umänderung der ganzen Lebensweiſe (daher die Beobachtung, daß die Krankheit häufig bei erſt kürzlich erworbenen Pferden auftritt), Erhitzung beim Ge— brauch, namentlich wenn darauf eine Erkältung folgt, und man ſieht daher anch die Krankheit häufiger im Frühjahre zur Zeit des Haarwechſels auftreten, wo die Pferde ohnehin eine empfindliche Haut haben und zu Erkältungen geneigt ſind, ſowie auch bei Pferden, welche warm und weichlich gehalten werden. Ferner werden beſchuldigt: anhaltende Hitze im Frühjahr oder hohen Sommer, dumpfe niedrige Stallungen, anſtrengender Gebrauch oder umgekehrt zu wenig Bewegung nach vorausgegangenen Anſtrenguugen, ſowie endlich übereilte Dreſſur bei Reitpferden mit ſchwachem Rücken oder wenn hiebei der Kopf und Hals zu ſtart heraufgenommen wird. Nicht überſehen darf werden, daß Pferde, welche einmal an dieſer Krankheit gelitten haben, eine große Neigung zu Rückfällen behalten. Die Behandlung der Gehirnentzündung: Ein Aderlaß von einer Gallone iſt augenblicklich vorzunehmen und je nach dem Zuſtande des Pferdes kann nach 24 Stunden ein weiterer von einer 2 Gallone vorgenommen werden. In⸗ nerlich ſind entzündungswidrige Mittel am Platze, und äußerlich ſind anhaltende Umſchläge mit Eiswaſſer, Begießen des Kopfes (je öfters deſto beſſer) am Platze. Nach einigen Tagen ſind Einreibungen von Scharfſalbe hinter den Ohren und an beiden Seiten des Halſes, oder auch Haarſeile anzuempfehlen. Der Stall muß kühl und dunkel ſein, oder je nach dem Wetter kann man das Pferd im Freien laſſen. Man ſtelle dem Pferde jo viel als möglich friſches klares Waſſer vor, ebenſo Kleien- ſchlappe, Grünfutter. Da Raſereifällen eintreten, ſo iſt es gut das Pferd allein zu ſtellen, nicht zu kurz anzuhalftern, oder beſſer ganz frei umhergehen zu laſſen. Star- kes Reiben der Füße, des Leibes leiſten der Ableitung wegen gute Dienſte. Klyſtiere von kaltem Waſſer ſind gut, um 15 Hinterleib offen zu halten. Nimm: a ake: Sa Pahetn, + Unzen. Emetie Tartar, or tartarized Anti- alpeter, 2 Unzen. mony, 4 ounce. Glauberſalz, 8 Unzen. Sal Petre, 2 ounces. ; Epsom Salt, 8 ounces. Gut unter einander zu miſchen und mit Waffer und Mehl zur Latwerge zu ma⸗ chen und alle 4 Stunden den vierten Theil zu geben. Mit dieſen Mittel fahre fort bis Beſſerung eintritt und dann iſt Folgendes zu geben: Weinſteinrahm, 2 Unzen. Cream of Tartar, 2 ounces. Pulv. Arnica, 2 Unzen. Powder of Arnica, 2 ounces. do Wachholderbeeren, 4 Unzen. do Juniper Berries, 4 ounces. Mit Leinſamen und Waſſer zur Latwerge zu machen und alle 6 Stunden den Aten Theil zu geben. N # 42 Goldenes Hausbuch für Farmer, 0 e Behandlung der Kopfkra'nkheit. Ein Aderlaß iſt nur dann am Ptatze, wenn ſich Toben und Naſerei einſtellen. Die Arzneien, Einreibungen, Haar⸗ ſeile ꝛc., ſind die nämlichen wie bei der Gehirnentzündung angegeben. Im Waſſer löſe man in jedem Bucket 6 Unzen Glauberſalz auf, denn durch ſtarkes Laxiren folgt oft Erleichterung, und man ſuche das Pferd oft zu veranlaſſen zu ſaufen, wodurch der Hinterleib offen gehalten wird, was ſehr nützlich iſt. Man befolge die bei der Hirnentzündung angegebene Rathſchläge. Starrkrampf (Lock Jaw). | Er beſteht in einem anhaltenden Krampfe einzelner Muskelparthieen, beſonders der Gliedmaſſen (Füße), des Rückens und des Kiefers. Er hängt entweder am Kopf oder am Hinterkörper an und verbreitet ſich gewöhnlich über den ganzen Körper. a Kennzeichen: Das Pferd ſteht mit weitauseinander geſtellten, gerade aus⸗ | geſtrrckten Füßen da, gerade wie ein Sägbock. Es ſtreckt den Hals jteif und gerade aus, der Schweif hält es aufgehoben oder er iſt nach einer Seite gebogen und zittert faſt beſtändig. Das Maul iſt ſo feſt geſchloſſen, (daher auch der Name Maulſperre), daß die Kinnbacken eher zerbrechen, ehe es gelingt, die Zähne von einander zu brin- gen und das Maul zu öffnen, weßhalb das Kauen Anfangs beſchwerlich, oft und nach und nach ganz unmöglich wird. Das Saufen geht noch, aber es bringt, weil das Schlucken auch erſchwert iſt, nicht mehr viel hinunter. Die Ohren ſind ſteif geſpitzt, die Augen weit offen und die Blinzhaut tritt theilweiſe vor das Auge, die Naſenlöcher ſind widernatürlich, eckig, trichtermäßig erweitert. Die Muskeln an allen Theilen des Körpers fühlen ſich wie Holz an, der Bauch, beſonders die Flankenge— gend, find aufgezogen und ebenfalls hart anzufühlen. Das Athmen wird beſchwer— licher, der Puls welcher Anfangs ruhig und gefpannt iſt, wird weich, ſchneller, ſtarke Schweiße ſtellen ſich ein, Miſt und Waſſer gehen ſelten ab, erſterer iſt klein geballt, letzteres iſt waſſerhell oder ſehr dunkel, beinahe wie blutig. Wo man das Pferd anrührt iſt die Haut hart und trocken. Urſachen: Lufteinflüſſe, Erkältungen, Verwundungen, Nageltritte. Nach- läſſiges Caſtriren, Engliſiren und ebenſo nachläſſige Nachbehandlung, wodurch Er- kältungen ꝛc. eintreten. In dieſen Fällen nennt man denſelben Wundſtarrkrampf, während der durch unbekannte Urſachen durch die Luft oder allgemeine Erkältungen den rheumatiſchen Starrkrampf nennt. Erſterer iſt das allergefährlichſte, während bei letzterem immer noch eher Hoffnung auf Heilung vorhanden iſt und haben wir viele Fälle mit außerordentlichem Erfolg behandelt. Behandlung: Man ſtelle dem Pferde ein Bucket mit Mehlwaſſer, welchem ein Theil Leinſamenabkochung beigefügt wird, vor, und löſe darin für jeden Tag 4 Unzen Salpeter und rühre die Tränke einige Mal auf. Sobald der Bucket leer iſt wiederhole obiges. Mit dieſen Tränken wird fortgefahren bis Beſſerung eintritt. Aeußerlich iſt auf dem Rücken, mehr gegen die Lenden, dreifinger breit auf jeder Seite eine Einreibung mit einem Holz alle drei Stunde ſechsmal hintereinander am Platze. Nimm: Take Schweinefett, 14 Unzen. Lard, 4 ounce. Lorbeeröl, Unze. f Laurel Oil, 4 ounce. Canthariden, Unze. Powder of Spanish Fly, 4 ounce. Enphorbium, 2 Drachme. (Cantharides.) | Powder of Euphorb, 2 drachme. A Gut untereinander zu miſchen. (4 of an ounce.) 1 a Mix all good together. Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 42 Nach drei Tagen ſind Ueberſchläge von Heublumen und Holzaſche, mit heißem Waſſer angebrüht, am Platze. Man laſſe den Bucket gut zugedeckt ſtehen und lege dann die Heublume und Aſche, gut unter einander gemiſcht, drei bis vier Mal des Tages und Nacht auf. Warme Decken und Wechſeln derſelben, wenn der Schweiß ſich ſtark einſtellt, befördern die Erregung der Hautthätigkeit. Wird das Athmen zu beſchwerlich, iſt ein mäßiger Aderlaß nöthig. Klyſtiere und behende Umſchläge des verletzten Theiles, z. B. des Hufes bei Nageltritt ꝛc. mit Leinſamenabkochung (ſammt Mehl) ſind dringend zu empfehlen. f Mondblindheit. (Moon Eyes.) Dieſelbe eine der Pferdegattung eigene, erbliche, zu unbeſtimmten Zeiträumen wiederkehrende Augenentzündung. Es wird in der Regel nur ein Auge befallen, höchſt ſelten beide und dann abwechſelnd eines oder das andere und endet mit Erblindung. Kennzeichen: Sie tritt plötzlich, meiſtens über Nacht ein, und es ſind alle Erſcheinungen einer gewöhnlichen Augenentzündung da, nur ſind die Schleimhäute nicht ſo roth und die Augenlieder nicht geſchwollen. Oeffnet man nach 24 bis 36 Stunden das Auge, ſo iſt die vordere Fläche trüb und in der vorderen Augenkammer zeigt ſich ein grünlich gelbes, eiterartiges oder fleckige Maſſe und im Thränenwaſſer, je nach der Bewegung des Kopfes auf- und abſchwimmen. 8 2 Die Entzündung, die Lichtſcheue und Schließen der Augenlieder laſſen nach, die Flöckchen werden wieder aufgeſogen, und nach 8 bis 10 Tagen iſt alles vorbei. i Die erſten Anfälle ſtellen ſich in Zwiſchenräumen von 2 bis 6 Monaten ein, nach dem zweiten oder dritten innerhalb 30 bis 40 Tagen. und da man die Krankheit mit dem Mondwechſel in Verbindung gebracht hat, obgleich mit Unrecht, erhielt ſie den Namen Mondblindheit und Hat ſich der Namen beim Volke erhalten. Nach mehreren Anfällen verändert ſich das Auge, es wird kleiner und tiefer in die Augen- Höhle zurückgezogen, das obere Augenlied wulſtig, faltig, eckig, zitternd, die vordere Fläche des Auges (durchſichtige Hornhaut) wird matt und am Rande wo ſie in die Fleiſchtheile übergeht, bläulich, die Pupille mehr zuſammengezogen, die Trauben- körner anſcheinend vergrößert und auf der Kryſtallinſe zeigen ſich dunkle trübe Punkte (Staarpunkte), die nach neueren Anfällen an Umfang zunehmen, bis der graue Staar eintritt. Urſachen: Dieſelbe iſt, wie die Erfahrung lehrt, erblich, daher ſind ſolche Pferde ja nicht zur Zucht zu verwenden. In niederen Gegenden iſt ſie häufiger und man will ſie bei Schimmeln und Rappen eher geſehen haben, als bei andern Farben. Pferde mit ſchlaffen Bau, großen Köpfen, kleinen, tiefliegenden Augen, enger Bruſt, großem Bauche, haben eine beſondere Anlage, am häufigſten ſind junge Pferde von 3 bis 6 Jahren, durch das Wechſeln der Zähne, der Krankheit ausgeſetzt. Blutandrang nach dem Kopfe, Erhitzung, frühe Anſtrengung, Aufenthalt in niederen, nebligen, waldigen Gegenden, naßkaltes Wetter, Waiden bei Nacht, ſchwüle, dumpfe Ställe und unter Umſtänden zu ſtarke Haferfütterung mögen bei jungen Pferde, und beſonders beim Zahnen, die Krankheit zum Ausbruch bringen. Das Fahren durch Creeks, beſonders Nachts wenn Pferde jeglichen Alters geſchwitzt haben; zur Nachtzeit wollen wir nicht unerwähnt laſſen. a Behandlung iſt überflüſſig, da noch kein Mittel da iſt die Krankheit zu heilen oder nur zu lindern. . f 4 | Goldenes Hausbuch für Farmer, Da eine Heilung nicht möglich iſt, möchten wir allen Farmern, welchen der für die Landwirthſchaft ſo wichtige Zweig, „die Pferdezucht,“ obliegt, ans Herz legen, die Urſachen der Entwicklung von vornherein 5 95 „borzu beugen.“ Laßt Ench die Mühe nicht verdrießen gute, luftige Ställe zu erbauen und gebt auf junge Pferde beſonders Acht, wenn ſie Zahnen, ſucht ſie vernünftig und doch gut ich 1 0 ohne denſelben die Anlagen zu verſchiedenen Krankheiten ſelbſt zu ſchaffen. f Die Mondblindheit iſt ein Gewährsmangel und iſt die Zeit in den verſchiedenen Staaten Deutſchlands verſchieden; 40 Tage Garantiezeit wird wohl die richtige ſein. Der ſchwarze Staar, Schönblindheit, (Glass Eyes.) entſteht durch eine Lähmung des Sehnerven, welches ſich durch geſchwächtes Sehver⸗ mögen oder gänzliche Erblindung kennzeichnet, während am Auge keine weſentliche Veränderung zu ſehen ſind. Kennzeichen: Das Auge iſt hell und klar, die Pupille iſt weit und gegen jeden Lichtreiz unempfänglich, bleibt, ob das Thier ins Dunkle oder in das Sonnen- licht geſtellt, gleich groß, was bei ſehenden Augen nicht der Fall iſt. Im Gange ſpitzt das Pferd die Ohren, horcht, hebt die Füße meiſtens ſo hoch auf, als ob es im Waſſer watete. Der Gang iſt jo auffallend, daß man ſchon in der Entfernung die Blindheit: des Pferdes erkennen kann. Unterſuchung: Die Erkennung, wenn beide Augen ſtaarblind, gibt ſich durch Anſtoßen an Gegenſtände, Hochheben der Füße, eigenthümliche Haltung des Kopfes, Ohrenſpiel, Schüchternheit leicht, aber ſchwieriger, wenn nur ein Auge krank iſt. Beim gefunden Auge erweitert ſich die Pupille im Dunkeln und ver- kleinert ſich im helleren Lichte, beim Staare bleibt ſie unbeweglich. Iſt ein Auge geſund, ſo muß daſſelbe gut verbunden oder zugehalten werden. Am Gerathenſten iſt dem Pferd abwechſeln ein oder das andere Auge zu verbinden und dasſelbe an einem langen Zügel führen oder frei gehen zu laſſen, beſonders auf einem Wege mit hingelegten Hinderniſſen. Das ſehr übliche Herumfahren vor dem Auge mit der Hand iſt ſehr trügeriſch, indem durch das Wehen mit der Hand ein Luftzug entſteht, der auch vom blinden Auge mit empfunden wird, ſo daß ſich die Augenlieder zeitweilig ſchließen. . Urſachen: Heftige Augenentzüudungen, Mondblindheit, Schläge, Krank— heitsverſetzungen, z. B. nach Heilung des Strahlkrebſes, Wiederüſtſchäden ꝛc. | Durch die Caſtration iſt die Krankheit ſchon entſtanden, weshalb dabei das Pferd ſehr ſorgfältig gepflegt und vor jeder Erkältung dabei geſchützt werden ſollte; bei jungen Pferden entſteht er manchmal, vielleicht durch das Zahnen, ohne daß eine Hirn- oder andere Krankheit vorausgegangen wäre. Beim ſogenannten grünen Staar iſt das Auge ebenfalls hell und durchſichtig, aber aus der Tiefe des Augapfels leuchtet ein Bouteillen (Flaſche) grüner Schimmer hervor; in der Hauptſache zeigt der grüne Staar ſonſt nichts verſchiedenes vom ſchwarzen Staar. Eine Behandlung iſt überflüſſig, da keine Heilung erzielt werden kann. — — Ar 3 — 8 9 1 Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 45 un 5. Der graue Staar (Gray Cataract) iſt eine ſtellenweiſe oder ganze Verdunklung der Kryſtallinſe und kommt ſehr hänfig vor. Oft iſt nur ein Auge befallen, während das andere völlig verſchont geblie⸗ ben iſt. 6 nzeichen: Die Pupille oder das Sehloch, welche bei gefunden Augen eine bläuliche Farbe haben, erſcheint für mehr oder weniger weiß, gelblich, oder auch matgrau. Die hinter der Pupille gelegene Kryſtallinſe iſt trübe oder undurchſichtig. Vollſtändiger Staar iſt leicht, aber nur einzelne Staarpunkte ſind ſchwer zu erkennen. Urſachen: Der graue Staar entſteht ſelten urſprünglich, ſondern durch heftige Augenentzündungen, Stöße ins Auge, Mondblindheit; oft ſind grauer un ſchwarzer Staar gleichzeitig vorhanden und eine Behandlung, reſp. Operation, ift nutzlos. Der graue Staar gilt als Hauptmangel und iſt die geſetzliche Zeit von 8 bis 28 Tagen. Unterſuchung: Man bringe das Pferd in einem halb dunkeln, nur von einer Seite erhellten Ort, Stall, Scheuer ꝛc., und ſtelle es ſo, daß der Kopf dem ein⸗ fallenden Lichte zugewendet iſt, jedoch nur mäßig beleuchtet wird. In der Tiefe der Augen wird man ſehr bald die Flöcke und Verdunkelungen der Kryſtallinſe gewahr werden, während der andere Theil des Augapfels hell und klar erſcheint. Die auf der äußern Haut des Auges, Hornhaut allenfallſigen weißen Flecken oder Trübungen ſind nicht mit dem grauen Staar zu verwechſeln; erſtere ſind eilbar. 5 Es iſt daher nöthig das kranke Auge von der Seite und im Profil zu betrachten, wobei man ſich leicht überzeugen wird, ob die getrübte Linſe im Hintergrunde des Auges oder an der vordern gewölbten Fläche feinen Sitz hat. — Räu de, Flechten, Hant jucken. (Mange etc.) N Kennzeichen: Die Haare verlieren ihren Glanz und Farbe, ſehen wie abgeſtorben, fallen von ſelbſt aus, oder laſſen ſich leicht auszupfen. Die kahlen Stellen ſind unrein, die Haut iſt aufgeſprungen, riſſig und ſieht aus als ob ſie mit grauem Mehl beſtreut wäre. Wird Nichts angewendet und die Reinigung des Pferdes vernachläſſigt, fo findet man bei gehöriger Unterſuchung ſpäter kleine Geſchwüre, welche beim Aufbre⸗ chen eine klare oder eiterartige Flüſſigkeit enthalten und auserocknen, wodurch die Haut ſchuppenartig, ſchorfig wird. Das Pferd juckt, reibt und ſcheuert ſich oft und wo es nur kann, an Stallbäumen, Krippen, Wänden, es kneipt und beißt ſich an den kranken Stellen. f An beiden Seiten des Halſes, der Schulter, dem Rücken, der Schweifwurzel und Hüften zeigt ſich die Räude am häufigſten. Iſt die Krankheit allein an der Mähne, nennt man ſie Mähnengrind, und mehr an der Schweif, Schweifräude, aus welcher bei nachläſfiger Behandlung der kahle oder Rattenſchweif entſteht. Urſachen: Unreinlichkeit, wodurch die Hautthätigkeit gering wird, dies iſt bei Flechten ꝛc. Haupturſache, während bei der eigentlichen Räude es die Milben, ein Inſekt, ſind. Dieſelben befinden ſich in den Schorfen an den kahlen Stellen in großer Zahl. Bei alten, ſchlecht genährten, beſonders Militärpferden, entſteht ſie am häufigſten. Durch Anſteckung entſteht ſie auch oft, indem geſunde mit räudigen, 5 mit Stellen wo das räudige Pferd eine Zeit lang ſtand, in Berührung ommen. Wenn die Hühnerſtälle über dem der Pferde angebracht ſind, ſo bringen die Hühnerläuſe ähnliche der Krätze entſprechende Erſcheinungen vor. Für den Menſchen und andere Thiere iſt ſie auch anſteckend. 46 Goldenes Hausbuch für Farmer, 3 | Behandlung: Das räudige Pferd wird von den übrigen abgeſondert, erhält ſein eigenen Putz und Futter und Trinkgeräth e, um der Anſteckung vorzubeugen. Dann mache man ein ſtarkes, heißes Seifenwaſſer und waſche die räudigen oder kahlen Stellen ſo rein als möglich und trockne fie ab. Darauf ſchmiere die räudigen Stellen mit grü=- ner Seife gut ein und nach 24 Stunden wird das Pferd wieder mit einem ſtarken Seifenwaſſer oder noch beſſer einer ſtarken Holzaſchenlauge abgewaſchen, und dann kommt die grüne Seife wieder, wie oben angegeben. f Mit dieſem fahre man fort. Innerliche Mittel ſind nur bei Räude in hohem Grade erforderlich und dann leiſtet ein bei Unverdaulichkeit angegebenes oder Dr. Fußnecker's Pferdepulver gute Dienſte. Aderläſſe müſſen unterbleiben, dagegen find gutes, leichtverdauliches Futter, warmer Stall und gute und öftere Reinigung. der nicht räudigen Stellen beſonders in Erinnerung zu bringen. Augenentzündung. (Inflammation of the Eyes.) Kennzeichen: Das Auge wird ganz geſchloſſen oder nur wenig geöffnet und fließen die Thränen ſtark. Das Auge iſt gegen jede Berührung iehr empfind⸗ lich. Legt man die flache Hand auf daſſelbe, ſo zeigt ſich Hitze und Geſchwulſt. Die Augenlieder ſind entzündet und Hochroth. | Urſachen: Gewöhnlich äußere, Reizung der Bindehaut, durch Staub, Fue— tertheichen, Haare, hauptſächtich Verletzung der Augenlieder durch Anſtoßen, Schläge, Biſſe, Peitſchenhiebe, Erkältungen, beſonders bei regneriſch kalten Wetter ꝛc. Behandlung: Aeußerlich kalte Umſchläge. Zu dieſem Zwecke nimmt man Leinwand oder Muslin 4 bis 6 Mal übereinander gelegt, jo daß das Auge ganz bedeckt iſt und wird, je öfter deſto beſſer, mit Folgendem naß gemacht. Nimm: Take: Bleieſſig, 3 Unzen, Goulard Extract, 3 ounces, Arnica Tinctur, 2 Unze, Tincture of Arnica, 4 ounce, 2 Pint Whisky, 1 Pint Whisky. 2 Quart friſches Waſſer. 2 Quart fresh and clear Water. Gut untereinander zu vermiſchen. Mix it well. Mit Dieſem iſt fortzufahren bis das Auge wieder gut iſt. Innerlich gebe man täglich 2 bis 3 Mal 4 Unzen Glauberſalz (Glaubers Salt, 4 ounces) im Trinkwaſſer, ſowie leicht verdauliche Nahrung. Syllte die Urſache kleine Körner ſein, ſo iſt beim Einſtecken des Heus die nöthige Vorſicht zu gebrauchen. Sollte, nach dem die Entzündung vorbei iſt, eine Trübung der Hornhaut zurückblei— ben, ſo nennt man dies Augenflecken. Man verſteht darunter Verdunkelungen an der vorderen Fläche des Auges, (Hornhaut), welche von kleinem oder großen Umfang find und wolkig, bläulich, gelb⸗ lich erſcheinen. Behandlung: Iſt noch eine Entzündung vorhanden, ſo verfahre wie oben angegeben, iſt dieſe vorbei, ſo verſuche man erſt fein geſtoßenen weißen Zucker, welche man durch einen Gänſe-Federkiel täglich zwei Mal ſorgfältig einbläſt. Sollte dies nicht wirken, ſo nehme man Zinkvitriol (White Vitriol), eine halbe Drachme, und eben ſo viel weißen Zucker, vermiſche beides gut und blaſe 2 Mal einen halben Federkiel voll hinein, bis die Flecken vergehen. Sollten ſie ganz hartnäckig ſein, dann iſt Schwarzpfefferöl (Black Oil of Pepper) am Platze, welches täglich einmal mu einer Feder ins Auge geſtrichen wird. i Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 47 | 1 Folgendes Recept leiſtet auch gute Dienſte: Nimm: Take: Fein gepulvertes Präcipität, 12 Gran, Binoxide of Mercury, 12 grains. Opiumpulver, 12 Gran, Opium Powder, 12 grains. Friſchen Butter, 1 Loth. Fresh Butter, 4 ounce. Miſche alles gut untereinander. Mix it to a salve. Täglich eine Erbſe groß ins Auge zu ſtreichen. 5 Dieſe Mittel ſind aber nur am Platze, wenn keine Entzündung mehr vor⸗ handen iſt. Die Füllenlähme. Die Füllen lähme iſt eine der verderblichſten Krankheiten der Fohlen, welche ſich durch ſchmerzhafte Anſchwellungen eines oder mehrerer Gelenke an den Füßen, verbunden mit allgemeiner Abmagerung und Schwinden der Kräfte zu erken— nen gibt und die Fohlen in den erſten Wochen nach der Geburt befällt. Kennzeichen: Oft gleich nach der Geburt, oft erſt nach 8 oder 14 Tagen, oder noch ſpäter, zeigt ſich bei dem Füllen an einem der Schenkel eine Lahmheit, worauf ſich bald an irgend einer Stelle, am häufigſten am Sprunggelenke, eine ſehr umfangreiche Geſchwulſt zeigt; dieſelbe iſt ſehr ſchmerzhaft, entzündet, ſehr warm und beim Betaſten ſchnappend; macht man einen Einſtich in dieſelbe, ſo fließt in Maſſe eine klebrige Flüſſigkeit aus. In der Regel iſt gleichzeitig ein heftiger Durch— fall zugegen; das Füllen ſauft nicht mehr, iſt jo matt, daß es nicht von ſelbſt aufs ſtehen kann, magert bis zum Gerippe ab und krepirt meiſtens kurze Zeit nachher. Zuweilen bleibt es am Leben, aber ſelbſt in dieſem glücklicheren Falle iſt es öfters ſein ganzes Leben hindurch elend und krüppelhaft; daſſelbe bleibt, ſelbſt bei dem beſten Futter, mager, und lohnt nur ſelten die Koſten der Aufzucht. Die Krankheit ſcheint angeboren zu ſein und ausſchließlich von der Mutterſtute herzurühren; dieſe wird beſonders durch ſchlechtes, verdorbenes Futter, welches fie während der Trächtigkeit erhielt, zur Hervorbringung eines kranken Füllens dispo— nirt. Aber auch Erkältungen, Näſſe und Kälte, welche auf das Füllen ſelbſt ein- wirkten, können dieſem die Lähme zuziehen. Vorzugsweiſe kommt die Krankheit bei Füllen von veredelter Race vor, und wird der Zuzucht von größeren Geſtüten des— halb oft ſehr verderblich. Behandlung: Der Mutterſtute gebe weiches, nahrhaftes, geſundes Futter, geröſteten Hafer, Malz ꝛc., halte dieſelbe gut, warm, gebe ihr ja kein kaltes Waſſer ꝛc., den Stall halte man warm ꝛc. Innerlich gebe man derſelben das bei Mangel an Freßluſt angegebenes Pulver oder auch Dr. Fußnecker's Pferdepulver, um die Verdauung zu befördern, und direc« ter Weiſe die Milch zu verbeſſern ꝛc. Folgendes Recept iſt ſehr gut: Nimm: Take: Pulv. Kalmus, 3 Unzen, n Powder of Sweet Flag, 3 ounces, do Wachholderbeeren, 3 Unzen, do Juniper Berries, 3 ounces, do Fenchel, 3 Unzen. do Fennel Seed, 3 ounces, do Kümmel, 3 Unzen. do Caraway Seed, 3 ounces, do Kreide, 1 Unze. do Chalk, 1 ounce. . Mix it well. Miſche alles gut untereinander und täglich 3 Mal zwei Eßlöffel voll auf dem Futter zu geben, oder mit Waſſer und etwas Mehl ꝛc. zur Latwerge zu machen. 48 Goldenes Hausbuch für Farmer, d he Einſchütt 3 Mal mit Lagerbier oder Bier 2 bis 3 Löffel voll empfehlen wir auch. N Das Fohlen muß ſehr warm gehalten und mit reichlicher trockener Streu verſehen werden. Iſt Verſtopfung vorhanden, ſo gibt man ihm zwei bis drei Mal hintereinander 4 Unze Glauberſalz bis ſich dünneres Miſten einſtellt, dann aber höre man ſofort mit auf. Die Anſchwellungen der Füße und der Bauch ſind mit Campher Spiritus (Spirit of Camphor) täglich 1 bis 2 Mal einzureiben; man nehme einige Unzen und verſchließe aber die Flaſche immer gut. Man binde die Füße gut mit Flanell, Hafen= oder Schaffellen ein. Ebenſo ſind Abkochungen von Milch und Leinſamen als Umſchläge ſehr empfehlenswerth, und je öfters angewandt, deſto beſſer. Innerlich leiſten rohe Eier mit der Schaale oder als Einſchütt mit Milch ausgezeichnete Dienſte. Tritt Durchfall ein, fo nehme man 4 Unze Campher (Camphor), reibe denſelben mit Eigelb ab, löſe alles in Baldrian, Enzian oder Camillenthee (Chamomile Tea) auf und gebe dem Fohlen 3 Löffel voll, täglich dreimal. Eine 4 Unze weiße Kreide (Chalk) oder Magneſia und 4 Unze Rhabarber-Pulver kann mit großen Nutzen bei⸗ gefügt werden. Verſchwinden die Anſchwellungen nicht, jo find Scharfſalbe (Salve of Cantharides or Spanish Flies) am Platze. f Das Oeffnen der Anſchwellungen iſt ſehr gefährlich und unterbleibt am Beſten; iſt ſchon Eiterung eingetreten, ſo iſt kein weiterer Heilungsverſuch vorzunehmen; bei werthvollen Fohlen wird natürlich Alles angewandt um möglicher Weiſe nod) eine Heilung zu erzielen. Die Kreuzlähmung. 4 Die Kreuzlähmung oder die Lähmung des Hintertheils iſt häufiger als die Halblähmung und entwickelt ſich bald nur langſam, bald befällt ſie die Pferde plötzlich. Sie iſt aber in der Regel nie vollkommen, d. h. das Hintertheil iſt nicht vollſtändig gelähmt, ſondern die Pferde können noch gehen, ſchwanken aber bedeutend mit dem Hintertheil, überköthen oder brechen auch hie und da zuſammen. Der langſam ſich entwickelnden Kreuzlähmung liegen meiſt Knochenauswüchſe⸗ in der Höhle der Wirbelknochen oder auch Waſſeranſammlungen in der Rückenmarks—⸗ höhle zu Grunde, wodurch die Funktion des Rückenmarks geſtört wird. Mann be— merkt dann bei ſolchen Pferden, daß ſie in der Lendengegend etwas empfindlicher ſind, als gewöhnlich und daß der Gang mit den Hinterfüßen ungleich oder ſchleppend wird; allmälig tritt dann förmliches Schwanken des Hintertheils ein, bis endlich die Pferde umfallen und ohne Hülfe nicht mehr aufſtehen können. Tritt aber die Kreuzlähmung plötzlich ein, ſo ſtürzt das Pferd nieder und ver— mag das Hintertheil nicht mehr zu erheben, während es mit dem Vordertheil noch in, die Höhe kommt, ſo daß es nicht ſelten wie ein Hund auf den Hintertheil ſitzt; wird ein ſolches Pferd aufgehoben, jo kann es ſich nicht lange aufrecht erhalten, ſondern, bricht wieder zuſammen und das Hintertheil fällt kraftlos auf die Seite; an den Schultern und am Halſe erfolgt dann meiſt ein Schweißausbruch. Das Athmen und der Puls iſt beſchlennigt, der Miſtabgang verzögert und in einzelnen Fällen ſtellt ſich auch ein heftiges entzündliches Fieber ein. — Die Lähmung verliert ſich in der Regel nie mehr vollſtändig, ſondern im günſtigſten Falle bleibt eine Schwäche im Krenze zurück. — Die Urſachen dieſer Kreuzlähmung find Reizung, Druck oder Quetſchung. des Rückenmarks durch verſchiedene äußere Einwirkungen, als: ſchnelles Pariren, Bruch eines Rücken- oder Lendenwirbels u. ſ. w., ferner Krankheitsverſetzungen und insbeſondere Erkältungen (rheumatiſche Kreuzlahmheit.) * s Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 49 Die Behandlung iſt ſchwierig, jedoch Heilung möglich. Vor allen Din— gen ſorge man für gute, reichliche, Hohe Streu, daß ſich das Pferd nicht durch liegen oder verletzen kann. 5 Sind die Urſachen mechaniſche, Quetſchungen oder Verletzungen, ſo ſind kalte Umſchläge von Eis, Schnee, kaltem Waſſer, am Beſten Quellwaſſer, je öfter, deſto beſſer, anzuwenden. Zu dieſem Zwecke legt man Leinwand oder Muslin von der Nierengegend bis zum Schweif drei bis ſechsfach übereinander gelegt und fahre mit der Benetzung von Eis-, Schnee- oder Quellwaſſer fort. Tritt etwas Beſſerung ein, oder die Urſachen waren Erkältungen, ſo ſind Einreibungen an der Kreuzge— gend von Scharfſalbe (Salve of Cantharides,) und flüchtiges Liniment dreimal 1 1 vorzunehmen. Dr. Fußnecker's Liniment hat ſich in vielen Fällen ſehr ewährt. ä Nachdem das Liniment eingerieben iſt, reibe man den betreffenden Theil mit einem trockenen wollenen Lappen noch ein 2 bis 2 Stunde tüchtig ein und bedecke das Pferd gut, damit keine weitere Erkältung ſtattfinden kann. Innerlich ſind Ein— ſchütte von Hollunderthee (Elder Flowers), als ſchweißtreibendes Mittel ſehr em- pfehlenswerth. Man nimmt einige Unzen und brüht ſie mit heißem Waſſer an, ſiehe alles gut durch und gibt dem Pferde alle Tage dreimal vor dem Futter eine Flaſche voll. Darin löſe dann von untenſtehendem Recept ein Pulver davon auf. Take: Powder of Valerian Root, 3 ounces. do Arnica, 3 ounces. do Epsom Salt, 12 ounces. do Camphor, 1 ounce. Mix it well. Gut untereinander zu miſchen und in 6 Theile abzutheilen. Oeftere Klyſtire von Leinſamenabkochung ſind ſehr gut, denn je mehr der Hinterleib offen iſt, deſto beſſer, da der Maſtdarm ſehr an Schwäche leidet. Das Pferd halte man warm und ſuche ja jede Verkältung zu vermeiden. In ſehr gefährlichen Fällen bewährt ſich in den Händen eines tüchtigen Thierarztes das en Im Sommer wirkt Waide (Pasture), neben obigem Heilverfahren ehr gut. Nimm: Pulv. Baldrianwurzel, 3 Unzen. do Arnica, 3 Unzen, do Glauberſalz, 12 Unzen. do Campher, 1 Unze. Die Tollwuth. Kennzeichen: Dieſe Krankheit entſteht nie von ſelbſt oder urſprünglich, ſondern lediglich nach dem Biſſe eines tollen Hundes, und zwar in der Regel 4 bis 8 Wochen nach erlittenem Biſſe. Kommt die Krankheit zum Ausbruche, ſo benimmt ſich das Pferd ungewöhnlich unruhig, es iſt ſchreckhaft, ängſtlich, zittert und fährt oft wie erſchrocken zuſammen; das Haar ſträubt ſich, der Appetit iſt in der Regel ver— ſchwunden. Bei vollem Ausbruche der Wuth athmet das Pferd beſchwerlich, geifert und ſchäumt mit dem Maule, hat an verſchiedenen Körpertheilen, zumal an den Lip⸗ pen, krampfhafte Zuckungen, es wiehert mit ganz eigenthümlichem, durchdringendem Tone, beißt mit Wuth und haſtig um fich, und zerfleiſcht nicht ſelten feinen eigenen Körper. Iſt ein ſolcher Wuthanfall vorüber, ſo hat das Pferd eine kürzer oder län— ger dauernde, ruhige Periode, erſcheint jedoch ſehr abgemattet. Der Tod erfolgt meiſtens nach 4 bis 6 Tagen, nachdem das Pferd zuvor, wie kreuzlahm, längere Zeit auf der Erde unter Konvulſionen gelegen hatte. Von einer Heilung kann keine Rede ſein und Tödtung des Pferdes iſt aus ge— ſundheitspolizeilichen Gründen ſofort vorzunehmen. Man nehme ſich aber bei Abführung des todten Pferdes ſehr in Acht, da das Wuthgift ein fixes, d. h. im Schleim, Blute ꝛc. vorhanden iſt und manche leicht— 4 50 Goldenes Hausbuch für Farmer, ſinnige Leute haben unter fürchterlichen, unbeſchreiblichen Leiden den Tod erlitten. 5 En 00 6 ie ale nur eine 0 hat nicht allein bei dieſer, ſondern bei andern anſteckenden Krankheiten große Unglücksfälle zu Folge gehabt. „Vorſicht iſt die Mutter der Weisheit.“ i I Koppen, Stumpfaugen, Windſaugen. (Stump Sucking, Wind Sucking.) g Kennzeichen: Das koppende Pferd übt ſeine Unart auf ſehr verſchiedene Weiſe aus; entweder durch das ſogenannte Krippenſetzen oder durch das ſogenannte Windkoppen. Bei dem Krippenſetzen ſetzt das Pferd die Schneidezähne auf den Rand oder auf den Grund der Krippe, oder auf andere feſtſtehende Gegenſtände feſt an, öffnet die Lippen etwas und läßt dann einen eigenthümlichen Ton, wie beim Aufs ſtoßen oder Rülpſen, hören. Das Windkoppen geſchieht ohne Aufſetzen der Zähne, blos mit einer wackelnden Bewegung des Kopfes oder des Rumpfes. Gewöhnlich wird das Koppen nur im Stalle und in den Zwiſchenzeiten des Freſſens ausgeübt; manche Pferd koppen jedoch während des Freſſens oder auch außerhalb des Stalles, uf ſie dann das Maul auf die Deichſel oder den ſtraff angezogenen Bruſtriemen aufſetzen. Obwohl das Koppen nur ſelten von ſo üblen Folgen iſt, wie im Allgemeinen wohl geglaubt wird, indem darnach nur in ſeltenen Fällen Windkoliken entſtehen, ſo it daſſelbe doch allemal ein ſehr übler Fehler, der nicht nur ſehr widrig, ſondern auch in jo fern von Nachtheil iſt, als das koppende Pferd öfters nur ſchlecht verdauet und. von dem ihm zugetheilten Futter mehr oder weniger auf die Erde zu verſtreuen pflegt. In der Regel iſt das Koppen nur eine üble Angewohnheit, die entweder aus lang- weile oder durch das Beiſpiel anderer Kopper entſtanden iſt. Bauernpferde und überhaupt Pferde, welche dauernd und unausgeſetzt arbeiten müſſen, ſind nur ſelten Krippenſetzer oder Kopper. Tagediebe dagegen, wie z. B. die Militärpferde in Frie⸗ denszeiten, haben oft die Gewohnheit des Koppens oder Krippenſetzens. In der Regel ſind bei den Krippenſetzern die vorderen Ränder der Zähne mehr oder weniger abgeſchliffen. Bei Windkoppern, welche ſeltener find, findet ſich dieſe Veränderung an den Zähnen nicht. Um den Pferden das Koppen abzugewöhnen, find ſchon mancherlei Mittel em» pfohlen worden, aber keines entſpricht dem Zwecke vollſtändig. Das gewöhnlichſte Mittel bei Luftkoppern iſt das Anlegen eines ſogenannten Koppriemens, welcher ent— weder aus einem einfachen Riemen beſteht oder aus einem Riemen, an welchem zwei kugelartige Hervorragungen angebracht ſind, welche auf den Kehlkopf und Schlund— kopf drücken; dieſe Riemen werden dicht hinter den Kopf um den Hals gelegt und jo: feſt zugeſchnallt, daß das Pferd am Schlucken verhindert wird. Es wird zwar hie- durch das Koppen verhindert, aber allmälig bildet ſich an dieſer Stelle ein Riug weißer Haare um den Hals, welcher das Pferd ſofort als Kopper kennzeichnet. — Bei Aufſetzkoppern beſchlägt man die hölzerne Krippe mit Blech oder Nägeln oder beſtreicht ſie mit bittern oder übel riechenden Subſtanzen, z. B. Theer; das einfachſte Mittel iſt, die Pferde ſo anzubinden, daß ſie nirgends aufſetzen können, was dadurch bezweckt wird, wenn man das Pferd auf der einen Seite mit der Kette zurückbindet, indem man in die Latirſtange einen Ring ſchlägt und in dieſen die Kette einhängt. — Auch Maulkörbe, welche innen mit Stacheln verſehen ſind, werden empfohlen. — Zweckmäßig iſt es ferner, die Krippe auf den Boden zu ſtellen und hilft dieß wenig— ſtens bei Anfängern; außerdem wird von vielen Seiten eine bewegliche Krippe em- pfohlen, welche durch Gegengewichte im Gleichgewicht erhalten wird, aber bei jedem, Druck auf dieſelbe ſich ſenkt. Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer 51 Bnoäenaufteeihung am Kopf und e (Big Head, Big Jaw.) Dieſe Krankheit kommt nur in Amerika e vor und erfordert die beſondere Aufmerk- D ſamkeit des Pferdebeſitzers; nicht allein 0 en! die Krankheit ausgebrochen iſt, ſon⸗ dern beim Ankaufe von Pferden, weil fie — —— Anfangs ſchwer zu erkennen iſt. Dieselbe Hat ihren Sitz in den Kieferbeinen, welche ſich auflockern, d. h. vergrößern, was ſich beim Befühlen des Unterkiefers deutlich zeigt. Iſt die Krankheit ſchon weiter, ſo ſind die Kieferbeine ums doppelte größer, wie bei ei— nem geſunden Pferde, und beim leiſeſten Drucke äußert das Pferd große Schmerzen. Dieſes nennt man “Big Jaw.“ Dieſer tritt oft allein auf, geht aber ebenſo oft in den “Big Head” über, oder beide Krankheiten entwickeln ſich mit einander, Ken nzeichen: Ein von dieſer Krankheit befallenes Pferd geht in der Regel Anfangs an einem Fuße lahm, nimmt ſchon vorher einen ſteifen Gang an, und nach und nach werden alle vier Füße ſteif, ebenfo der ganze Rücken. Beim “Big Head” ſchwellen die beiden Seiten des Kopfes unter den Augen auf, ebenſo das Naſenbein; die Zähne haben dadurch keinen rechten Halt mehr, wo— durch hartes Futter nur ſehr ſchwierig genommen werden kann; die übrigen Erſchei— nungen ſind die nämlichen wie weiter unten angegeben. Bewegt ſich das Pferd, ſo geſchieht dies mit großer Mühe und bedeutenden Schmerzen, als wie wenn die Gelenkbeine und Bänder ganz mit einander verwachſen wären. Bis ſich die Krankheit deutlich zeigt, verſtreichen oft 2 bis 3 Monate und zum Erſtaunen des Farmers beginnt das Pferd auf einmal an zu hinken ꝛc. Es wird mager, der Leib iſt aufgezogen (Hide Bound), hat ſtruppige Haare, die Haut iſt trocken, der Miſt ſchwarz und trocken; oft ſtellt ſich auch Fieber ein. Manche Thierärzte verwechſeln die Krankheit mit Rehe (Founded) oder Leber⸗ leiden, weil fie die Krankheit nicht genügend kennen. Urſachen: Zu ſtarke Anſtrengung bei der Arbeit, zu ſtarkes Schwitzen, Durchzug im Stall, kalter Regen, ſtundenlanges Stehenlaffen. auf der Straße, be= ſonders Winters oder im Frühling und Herbſt, alſo Witterungswechſel, (der Eigen— thümer 2c. ſitzt natürlich beim warmen Ofen und amüſirt ſich und leidet nicht an „Erkältung.“) Zu viel Welſchkorn, beſonders nach ſtarker Anſtrengung, iſt eine der Haupturſachen und neben ſtarker Kornfütterung übermäßige Anſtrengung. Behandlung: Wird die Krankheit „gleich“ erkannt, ſo gebe man dem Pferde weiches Futter, Kleienſchlapp, Mehltränke, in welchem man in jedem Bucket ungefähr 4 Unzen Glauberſalz (Epsom Salt) auflöst, gebe demſelben gute reichliche Streue und halte dasſelbe warm und vermeide jede Erkältung. Die Kieferbeine, Big Jaw, oder beim Big Head, wo die Verdickung wahrgenommen wird, dann reibe man die beiden Seiten des Kopfes und Naſenbein mit einem Stück Schwamm oder Lappen zweimal des Tages, aber nur drei Tage lang mit Folgendem ein: Nimm: Take : Aetzender Queckſilberſublimat, 2 Unze. Corrosive Sublimate, or Muriate of Mercury, } ounce. Weingeiſt (high proof Whisky), 4 Unz. Rectified Whisky (high proof) 4 oun. Gut unter einander zu mifchen. | Mix it well. Vom Liniment reibe 1 Löffel voll ein, ſchüttle aber das Glas vorher gut auf und man nehme ſich beim Einreiben ſehr in Acht, da Sublimat eines der gefährlichſten Gifte iſt. Man verſchließe es ſorgfältig und bezeichne die Flaſche mit großen Buch- 52 Goldenes Hausbuch für Farmer, ſtaben „Gift.“ Nach der Einreibung wird durch mehrmaliges Ueberfahren eines warmen Eiſen, die Wirkung des Liniments befördert. Es braucht jedoch nur mäßig warm fein, daß die Haare ꝛc. nicht abbrennen. a Innerlich gebe man dem Pferd Dr. Fußnecker's Pferdepulver, oder die bei Un⸗ verdaulichkeit angegebenen Mittel, um die Verdauung zu befördern ꝛc. Iſt die Krankheit ſchon zu weit, ſo iſt das Glüheiſen die letzte aber beſte ſicherſte Hülfe. Man nehme das Glüheiſen weißglühend und brenne beim Big Jaw am Kiefer 2 Punkte 1 Zoll von einander, ſo groß wie eine Bohne, aber mehr der Seite zu, da am Rande die Kieferarterie (wo der Puls gewöhnlich gefühlt wird) läuft und leicht „verletzt,“ d. h. durchgebrannt werden könnte. Beim Big Head werden noch an den beiden Seiten, wo ſich die Auftreibung zeigt, auch zwei Punkte an jeder Seite gebrannt, aber man darf die Haut nicht ganz durchbrennen. Iſt das Pferd gebrannt (na— türlich muß dabei Bremſe an der Oberlippe angewandt werden), ſo werden drei bis vier Tage lang zwei Mal des Tages die gebrannten Punkte mit einem Holzſpahn gut beſtrichen. N Take: Nimm: Mercurial Ointment, 2 ounce. Merkurialſalbe, $ Unze. Laurel Oil, 4 ounce. Lorbeeröl, + Unze. Jodine of Potassium, 14 drachmes. Jodwaſſerſtoffſaures Kali, 14 Drachmen. (Hydriodate of Potasse.) Jod, 2 Scrupel. Jodine, 2 scrupels. Gut zu miſchen. Mix it well. Nach 4 Tagen werden die Punkte 1 bis 2 Mal mit (Oil of Cedar, 2 ounces,) mit einer Feder gut beſtrichen. i i Defteres Reiben der Füße mit warmen Whisky und im Sommer, aber nur bei gutem Wetter, Waide, find ſehr zweckmäßig. Während der Behandlung und 3 Wochen nach dieſer kann und darf das Pferd nicht gebraucht werden. Nach obigem Verfahren hat Dr. Fußnecker ſehr viele Pferde gerettet und machen wir beſonders auf dieſe Krankheit noch deßhalb aufmerkſam, beim Ankaufe von Pferden ſehr vorſichtig zu ſein und die Kiefer und Backen genau zu unterſuchen, um ſich vor Verluſt zu bewahren. b Vom Fieber im Allgemeinnen. Fieber kommt ſelten als ſelbſtändige Krankheit vor, ſon⸗ dern iſt gewöhnlich mit andern Krankheiten verbunden. Die Hauptkennzeichen find: Abgeſchlagenheit, Wechſel der Körperwärme, erſt Froſt, dann Hitze, Beſchleunigung des Herzſchlages und Pulſes. Zu dieſen Erſcheinungen geſellen ſich A ppe⸗ titsſtörung, Minderung oder Störung des Durſtes, Verän⸗ derungen im Harn oder Miſt, Athmungsbeſchleunigung x. Das Fieber tritt als Entzündungs- oder Schwächefieber auf, iſt aber immer mit andern Krankheiten verbunden, weßhalb bei den betreffenden Krankheiten das Nähere angegeben iſt. Grin, e and Biebhfther 53 Aeußerliche Krankheiten. Ent zündung. (Inflammation.) ep Die Entzündung äußerer Theile iſt ein ſehr häufiger Krankheitszuſtand. Sie erſcheint ſelbſtändig, und als begleitende (nothwendige oder zufällige) Nebener⸗ ſcheinung anderer Krankheiten. Es gibt kaum eine Krankheit, der ſich nicht Entzün— dung zugeſellen könnte. Erſcheinungen. Es ſind vier Zufälle, durch welche die Entzündung ſich ausſpricht, nämlich: Schmerz, vermehrte Wärme, Röthe und Ge- ch wulſt, denen gewöhnlich noch geſtörte Verrichtung des ergriffenen Organes ſich zugeſellt. Dieſe Erſcheinungen können ſich aber, nach Grad und Art, ſehr verſchieden geſtalten; auch einzelne für uns nicht wahrnehmbar ſein. Verlauf. Die meiſten Entzündungen haben einen ſchnellen Verlauf, ſo daß innerhalb 8, ſpäteſtens 14 Tagen ihr Ausgang entſchieden iſt. Doch giebt es auch langſam verlaufende, ſchleichende Entzündungen. Sie ſind ſtets von 9 85 Heftigkeit und neigen vorzugsweiſe zur Ausſchwitzung und Verhär⸗ tung hin. e f Ausgänge. Es gibt vier Ausgänge: Zertheilung, Ausſchwitzung, Eiterung und Brand. Die Zertheilung iſt der wünſchenswertheſte Ausgang. Hierbei laſſen alle Erſcheinungen gleichmäßig nach und verſchwinden allmälig, der Schmerz zuerſt, die Geſchwulſt zuletzt; und der erkrankte Theil kehrt in ſeinen frühe- ren unverſehrten Zuſtand zurück. — Die anderen Ausgänge find eigentlich Folge krankheiten, die von der Entzündung nur eingeleitet und durch einige Zeit begleitet werden. Sie werden nachher beſonders beſprochen. Die Entzündung iſt zwar an ſich ein Krankheitszuſtand, erſcheint aber neben anderen Krankheiten zugleich als ein Heilungsvorgang. Viele Krankheiten fordern zu ihrer Heilung einen gewiſſen Grad von Entzündung. Hierdurch erlangt. dieſe noch eine beſondere Bedeutung. f Erkennung. Schmerz und Wärme ſind die beſtändigen Zeichen der Entzündung, dagegen Röthe und Geſchwulſt häufig fehlen oder vielmehr nicht wahr— nehmbar ſind; erſtere bei dunkeler Haut, letztere bei tiefliegenden und feſten Theilen, z. B. Knochen, Huf, Auch die Schmerzensäußerungen treten nicht überall deutlich hervor; wir erkennen daher eine Entzündung ſchon an, wo vermehrte Wärme zugegen iſt. — Die Schmerzen hängen von Grad und Art der Entzündung ab, ſind aber ſtets am heftigſten in nervenreichen und feſten, unnachgiebigen Theilen, z.B. im Hufe. Die Entzündungs-Röthe iſt mehr hell- oder dunkel- (hoch-) roth. Eine bläuliche, violette ꝛc. Röthe findet ſich bei nicht ganz reinen Entzündungen und dem Uebergange in Brand. Die Entzündungs-Geſchwulſt iſt durch eine gewiſſe elaſtiſche Anſpannung charakteriſirt; fie weicht dem drückenden Finger, ſtellt ſich aber ſofort nach aufgehobenem Drucke wieder ein. Die Abweichungen hiervon ſind durch Nebenumſtände bedingt. — Bei heftigen ſchmerzhaften Entzündungen und reizbaren Thieren kann ſich den örtlichen Erſcheinungen auch noch ein fieberhaftes All— gemeinleiden zugeſellen. Verſchiedenheiten. Nach Grad und Art der Zufälle und des Vers laufes werden verſchiedene Arten der Entzündung unterſchieden. Außer den ſchon N r FR 3 5 ** V Y | 5 Ir 5 fi . 15 \ 1 us EN a 54 Goldenes Hausbuch für Farmerrr, gedachten Verſchiedenheiten nach dem Verlaufe und dem Grade der Heftigkeit, ſind nach Ausprägung der Zufälle noch zu unteeſcheiden: 1. die reine Entzündung, wo alle Erſcheinungen in gleicher Ausprägung zugegen ſind; 2. die Entzündung mit großen Schmerzen; 3. die Entzündung mit großer Geſch wulſt, die ent⸗ weder a. ſchmerzhaft angeſpannt iſt, gern in Eiterung übergehet; oder b, teigartig iſt, d. h. Fingereindrücke erleidet oder e. derb und hart ſich anfühlen läßt. Dieſe Unterſcheidung iſt von großem Gewichte bei der Behandlung. Ausgänge. Bei der Zertheilung laſſen alle Erſcheinungen in einer gewiſſen Gleichmäßigkeit nach; mindern ſich nur einzelne Zufälle, während die ande— ren hartnäckig fortbeſtehen oder ſich wohl gar ſteigern, fo deutet das auf einen an= deren Ausgang. — Manche aus inneren Urſachen hervorgegangene Entzündun— gen können plötzlich verſchwinden (das ſ. g. Zurücktreten), z. B. bei der Druſe, dem Rothlaufe. Es iſt das keine eigentliche. Zertheilung. Andere Entzündungen neigen vorzugsweiſe zur Eiterung hin, z. B. die Druſengeſchwülſte, und noch andere zum Brand. Behandlung. Ihr Zweck iſt: Zertheilung zu bewirken. Nur wenn dieſes nicht gelingt, und ein anderer Ausgang drohet, tritt die dort genannte Behandlung ein. — In allen Fällen iſt zunächſt erforderlich: die Urſachen aufzuſuchen und ab— zuſtellen. Bei geringradigen Entzündungen kann dieſes allein ſchon ausreichen. Die eigentliche (mediziniſche) Behandlung iſt nach Art der Entzündung verſchieden einzurichten; wobei insbeſondere das gegenſeitige Verhältniß von Wärme, Schmerz und Geſchwulſt ins Auge zu faſſen iſt. — 1. Bei heftigen Entzündungen, wo Wärme und Schmerz vorwalten, gebraucht man andauernd kühlende Mittel, als: kaltes Waſſer, Waſſer und Eſſig. Bleiwaſſer, Salzauflöſungen, auch Schnee, Eis ꝛc. Werden hierdurch die Zufälle gemäßigt, dann iſt zu den kühlend-zertheilenden Mit- teln überzugehen. — 2. Bei weniger heftigen Entzündungen, mit geringerer Wärme und Schmerzhaftigkeit, werden die rein kühlenden Mittel gar nicht oder nur vorübergehend, dagegen ſehr früh die kühlend-zertheilenden Mittel angewendet. — 3. Bei Entzündungen mit großen Schmerzen und zugleich erheblicher Wärme werden die kräftig kühlenden Mittel, oder ſchmerzlindernde mit kühlenden Mitteln, mit Zuſatz von Bleieſſig, Salmiak, benutzt. — 4. Bei Entzündungen mit ſchmerz⸗ hafter Spannung und Geſchwulſt, und geringerer Wärme, find feucht— warme, ſchmerzlindernde Umſchläge oder Bähungen angezeigt, neben welcher zugleich eine entſprechende Salbe zu benutzen gehet. — 5. Bei großer, mehr teigiger (Finger- eindrücke erleidender) Geſchwulſt, mit mäßiger Wärme und geringer Schmerz- haftigkeit werden zunächſt die kühlend-zertheilenden Mittel benutzt, hierauf Spiritus— waſchungen oder erregend-zertheilende Bähungen. — 6. Bei allen langſam verlaufenden, ſchleichenden Entzündungen, die nicht zur Entſcheidung kommen und wo vorige Mittel ſich unwirkſam erweiſen, greift man zuletzt zu ſcharfen Salben und Pflaſtern, bisweilen auch zum Brenneiſen. q 8 Nur einige aus inneren Urſachen hervorgegangene Entzündungen dürfen nicht zertheilt werden, ſondern ſind in Eiterung überzuführen, wie z. B. die Entzün⸗ dungsgeſchwülſte bei der Druſe der Pferde. Bei heftigen Entzündungen müſſen die kühlenden Mittel un unterbro⸗ chen, anfangs auch des Nachts, fortgeſetzt werden. Am wirkſamſten ſind ſie als Umſchlag angewendet oder als Lehmanſtrich. Es wird eine Leinwand- oder Werg— bandage angelegt, oder Lehm mit Waſſer, Eſſig ꝛc. zu einem Breie gemacht und dieſer auf den leidenden Theil (gegen die Haare) aufgeſtrichen. Beides muß mit den kühlenden Mitteln gehörig feucht erhalten werden, weil ſonſt die Theile ſich darunter erhitzen und der Zuſtand verſchlimmert wird. Der Lehmanſtrich läßt ſich faſt überall benutzen, und iſt einfacher und bequemer anzuwenden; daher beſonders zu empfehlen. } Dr Gärtner, Pfe Nimm: einen halben Bucket Lehm (Yellow Clay), 1 Quart Kochſalz, mit zwei Theil Eſſig und 1 Theil Waſſer zu einem Brei (wie Molaſſes) zu machen. Je an⸗ haltender daß er fortgeſetzt wird, bei Tag oder bei Nacht, deſto beſſer, und iſt als äußeres Mittel das billigſte und immer zu haben; man laſſe denſelben ja nicht trocken werden. 5 | Bei weniger heftigen Entzündnngen genügen fleißige Waſchungen. Da= gegen verdient die Anwendung von Schnee und Eis alle Beachtung, namentlich bei heftigen Entzündungen aller Art, beſonders aber der Sehnen und Knochen. Manche Entzündungen (einzelne Augen- und Haut⸗Entzündungen) vertragen keine Kälte, die Schmerzen nehmen zu ꝛc. Es läßt ſich das nicht immer vorher beſtim⸗ men, nur durch den Erfolg entſcheiden. Laue Wärme wird hier nöthig. Lauwarme Umſchläge ſind wirkſamer als Bähungen, nur nicht überall anwend— bar. In heftigen Fällen müſſen ſie auch des Nachts fortgeſetzt werden. Setzt man ſie aus, dann wird am Abend eine entſprechende Salbe oder Althee-(Eibiſchſalbe) 4 Unzen, (Salve of Marshmallow, 4 ounces), welche für 4 bis 5 Tage hinreicht, eingerieben, auch der Theil warm eingehüllt, wenn es möglich iſt. Ausſchwitzung und Verhärtung. (Hardening.) Ausſchwitzung wäſſeriger oder bildſamer Stoffe ift ein gewöhnlicher und ſehr frühzeitiger Erfolg der Entzündung. Die Entzündungs-Geſchwulſt iſt weſentlich hierdurch bedingt. Bei der Zertheilung werden aber die ergoſſenen Stoffe wieder aufgeſogen und ſo bleibt die Ausſchwitzung ohne beſonderen Erfolg. Geſchieht das aber nicht, dann folgt Verhärtung; es verdicken und erſtarren hierbei die ausgeſchwitzten Stoffe. Geringgradige, ſchleichende Entzündungen, gleich anfangs mit vorherrſchender und mehr derber Geſchwulſt, und ſolche die ihren Sitz in Druͤ— ſen, Sehnen, Knochen und dem Zellgewebe haben, neigen vorzugsweiſe dazu hin. Erſcheinungen. Andauernde, aber geringe Wärme und Schmerz, neben auffälliger Geſchwulſt, die derb und feſt wird, anfangs auch noch zunimmt, allmälig eine immer größere Härte erlangt, und zuletzt unverändert ſtehen bleibt, wenn Wärme und Schmerz ſich ganz verloren haben. 5 Behandlung. Anfangs bei noch beſtehender Wärme und Nachgiebigkeit der Geſchwulſt beim Fingerdrucke, läßt ſich gemeinhin baldige Zertheilung erzielen; ſpäter aber bei zunehmender Härte wird dieſes immer ſchwieriger. Die ausgeſchwitz⸗ ten erſtarrten Stoffe müſſen dann erſt wieder zur Auflöſung gebracht werden, wozu eiue längere (mehrwöchentliche) ununterbrochene Behandlung erforderlich iſt. Feuchte Wärme iſt das beſte Auflöſungsmittel, daher die nicht genug zu em⸗ pfehlende Anwendung von lauwarmen Bähungen oder Umſchlägen von Leinſa— menmehl, Zwiebeln mit Milch gekocht und lauwarm aufgelegt, je öfters, deſto beſſer. Schreitet die Verhärtung voran, fo leiſten das flüchtige Liniment, Campherli— niment oder Dr. Fußnecker's Liniment dreimal des Tages gut eingerieben noch die beſten Dienſte. \ Recept für flüchtige Liniment: Nimm: Take: Salmiakgeiſt, 1 Unze. ' | Spirit of Sal Ammoniac, 1 ounce. Baum⸗ oder Mohnöl, 3 Unzen. | Linseed Oil, 3 ounces. Campherſpirit, 2 Unzen. Spirit of Camphor, 2 ounces. Das Glas iſt gut zu verſchließen und man ſchüttle das Liniment vor dem Ein«- reiben gut auf. rde⸗ und Viehbeſitzer. | 55 * Jer > 56 Goldenes Hausbuch für Farmer, Gelingt die Kur mit dieſem nicht, fo empfehlen wir die beim Big Head ange- gebene Jodſalbe, während ein Druckverband die Aufſaugung weſentlich fördert. Mit ſcharfen Salben kann man leicht das Uebel verſchlimmern, beſonders bei zu frühzeitiger Anwendung. Es muß durch ſie ſtets eine ergiebige Ausſchwitzung erzielt werden die man nachher, durch lauwarme Bähungen noch mehr befördert. Bei günſtigem Erfolge werden ſie wiederholt angewendet. Eiterung und Verjauchung. (Festering, Mattering, Suppuration.) Sie beſtehen in einer durch Entzündung hervorgerufenen Ausſchwitzung von bildſamen Stoffen, die fich näher in Eiter oder Jauche umwandeln. Die Eiterung in der Subſtanz eines Organes bildet die Eiterbeule, und auf einer freien Oberfläche, nach Subſtanzverluſt, die Eiter- und Gefhwürsfläde, Der Eiter im regelmäßigen Zuſtande iſt eine milde, undurchſichtige gelblich— weiße, rahmähnliche, klebrige Flüſſigkeit, von fadem, ſüßlichen Geruch und Ge— ſchmack, und ſchwerer als Waſſer. (Guter Eiter.) Es ſind aber mehrfache Abänderungen möglich. So erſcheint er dünn, ſchleimig, wäſſerig (Un reifer Eiter); oder ſehr dickflüſſig, klümperig (Ueberreifer Eiter); oder von ſäuerlichem, fauligen Geruch und in Zerſetzung begriffen (Fauliger Eiter); oder auch mit anderen Beſtandtheilen (Blut ꝛc.) vermiſcht. (Unreiner Eiter.) Die Jauche iſt eine dem Eiter vielfach ähnliche Flüſſigkeit, die ſich dieſem ge⸗ genüber vornämlich durch ihre (das Fleiſch angreifende, immer weiter um ſich frej= ſende) Beſchaffenheit auszeichnet, ſonſt ſehr verſchiedenartig ſich zeigt; als dünn, wäſſerig oder trübe, klebrig, flockig; von ſehr verſchiedener, (gelblich, gelbgrünlich, ſchmutziggrau, blutig ꝛc.) niemals weißgelblicher Färbung; dabei ſcharf, ſäuerlich, übelriechend, gemeinhin reichlich abgeſondert wird und mit aufgelöſtem Fleiſch oder andern Theilen gemiſcht iſt. Die Eiterung iſt, nächſt der Zertheilung, der wünſchenswertheſte Ausgang einer Entzündung, und bei allen heftigen, hochgradigen Entzündungen zu erwarten. »Der Eiter iſt eine organiſirte Neubildung, die an ſich nicht zerſtörend auf das thie⸗ riſche Gewebe wirkt, daher der gute Eiter auch als ein „natürlicher Wundbalſam“ bezeichnet iſt. Nur in ſo fern als der Eiter auf die benachbarten Gewebe reizend einwirken kann (beſonders bei behindertem Abfluß) und dieſe in Entzündung verſetzt, kann eine Zerſtörung derſelben (eiterige Schmelzung) ſtattfinden. In dieſer! Falle heißt es: „Eiter macht Eiter.“ Der Eiter iſt nach den Stoffen, in denen er ſich bildet, etwas verſchieden. So z. B. immer mehr dünnflüſſig in Knochen, Bändern, im Hufe 2c.; ebenſo bei ſchwäch⸗ lichen, an inneren Krankheiten leidenden Thieren (wie beim Fontanell erſichtlich.) Unreifer Eiter findet ſich bei zu geringem Entzündungszuſtande oder wenn Eiterbeu⸗ len zu früh geöffnet werden. Ueberreifer und fauliger Eiter entſtehet durch zu langen Aufenthalt in den Eiterhöhlen. Die Jauche gehet entweder aus der Eiterung her⸗ vor, durch örtliche ſchädliche Einwirkungen, z. B. Eiterverſenkung, Gegenwart fremder Körper ꝛc. oder wird durch allgemeine Krankheitszuſtände bedingt. * Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 5 57 Eiterbeulen. Es ſind mit Eiter erfüllte, geſchloſſene, hohle Räume, von der äußeren Haut bedeckt, die durch Entzündung und Eiterung hervorgerufen werden. Erſcheinungen. Verlauf. Die von Wärme und Schmerz begleitete Entzündungs-Geſchwulſt vergrößert ſich, tritt dadurch mehr hervor, wird ſtraffer an= geſpannt und begrenzter. Sie erweicht fich dann in der Mitte, wobei dieſe ſich noch mehr zu wölben pflegt, und von hier aus immer weiter dem Rande zu, und ſtellt zuletzt eine weiche, nachgiebige, beim Drucke ſchwappende Geſchwulſt dar. Reife Eiterbeule. An einer Stelle derſelben, gewöhnlich der hervorragendſten, wird die Haut allmälig dünner, naſſend, Haare und Oberhaut löſen ſich; endlich berſtet die Haut und der Eiter entleert ſich. Die Wandungen der Eiterhöhle ziehen ſich hierauf theilweiſe zuſammen, verkleben und verwachſen; anderen Seits erfolgt die weitere Vertheilung wie bei einer Eiterfläche. a Abänderungen. 1. Die Entwickelung und Reife der Eiterbeulen geht ſehr langſam vor ſich, die Geſchwulſt bleibt lange hart und iſt von kaum merklichen Entzündungserſcheinungen begleitet (Kalte Eiterbeulen.) 2. Es entſteht plötzlich eine Geſchwulſt, die ſchon in ein paar Tageu in Eiterung übergehet. In beiden Fällen pflegt der Eiter unreif, dünn zu ſein. 3. Es findet keine freiwillige Eröffnung nach außen oder zu ſpät ſtatt. Die Eiterung greift weiter um ſich, der Eiter ſenkt ſich nach tieferen Stellen (Eiterverſenkungen), wandelt ſich zur 3 um, worauf dann die benachbarten Theile angefreſſen und geſchwürig zerſtört werden. Das Erweichen der Geſchwulſt und deren Unveränderlichkeit find die bezeichnen den Merkmale eingetretener Eiterung. Bei tief liegenden oder von ſtraff angeſpann— ten Theilen bedeckten Eiterbeulen ſind ſie aber nicht immer wahrnehmbar. Man muß dann behufs Erkennung der geſchehenen Eiterbildung ſich an andere Merkmale hal— ten, z. B. Dauer und Verlauf der Entzündung; Anſchwellung der Umgegend, Schwellung der Hautgefäße ꝛc. Bei der Verheilung waltet bald die Verklebung, bald die Eiterung vor. Immer findet anfangs eine ſchnelle Verkleinerung der Eiter- höhle durch Zuſammenziehung der ausgedehnten Theile ſtatt. Anſcheinend ſchlecht beſchaffene Eiterung bei friſch geöffneten Eiterbeulen pflegt ſich bald zu beſſern. Eiterfläche. Neben der Eiterung auf freier Fläche und geſchehenem Subſtanzverluſte kommt es zugleich zur Erzeugung von ſogenannten Fleiſchwärzchen oder Granula⸗ tionen. Es ſind kleine, röthliche, anfangs zarte Wärzchen, die allmälig feſter werden und durch deren fortgeſetzte Bildung der Stoffverluſt wieder erſetzt wird. (Gute Granulationen.) Iſt dieſes geſchehen und eine Eiterhöhle ganz aus⸗ gefullt, dann überziehen ſich vom Rande her die Granulationen (unter allmäligem Nachlaß, zuletzt gänzlichem Aufhören der Eiterung) mit einer erſt feineren, dann feſteren Haut, und Verheilung und Vernarbung iſt erfolgt. Abänderungen. Eiterung und Fleiſchwärzchenbildung gehen nicht immer in angegebener Weiſe vor ſich. 1. Die Fleiſchwärzchen ſind ſchlaff, ſchmierig, blaß, wenig belebt, der Eiter dünn, ſchleimig (Schlaffe Granulationen.) 2. Oder ſie ſind derb, feſt, ſpeckig, unempfindlich, blaß, gelbröthlich und wachſen gar nicht oder ſehr wenig aus dem Grunde hervor. (Träge Granulatio⸗ nen.) 3. Die Fleiſchwärzchen ſind hochroth, groß, ſchwammig, bluten leicht, wach— ſen ſchnell und üppig (Ueppige Granulationen), zuletzt überſteigen fie die Wund⸗ oder Geſchwürsränder und können verſchieden geſtaltete fleiſchige Wuchernn⸗— gen bilden. (Wildes Fleiſch.) Pä 58 Goldenes Hausbuch für Farmer, Das Charakteriſtiſche einer guten Granulation beſtehet alſo darin, daß die Fleiſchwärzchen klein, blaßroth ſind, gleichmäßig wachſen, die Ränder der Eiterfläche nicht überſteigen und zuletzt vernarben. f Behandlung. Eiterbeulen a. Reifung. 1. Bei gehörigem Ent⸗ zündungsgrade erfolgt die Reife (Eiterung) ohne alles Zuthun der Kunſt. Es genügt ſchon, zur Minderung der Spannung und Erhaltung eines gleichen Wärme⸗ grades (Abhaltung kalter Luft) Eibiſch- oder Altheeſalbe recht dick aufzuſtreichen und wenn angänglich, den Theil warm einzuwickeln. 2. Bei ſchmerzhaft geſpannter, harter Geſchwulſt empfehlen ſich lauwarme Breiumſchläge, oder wenigſtens fleißige Bähungen. Sie werdeu, wenn es darauf ankommt, auch des Nachts fortgeſetzt; wo nicht, muß man den Theil warm einhüllen und eine erweichende Salbe (Fett, Eibiſch— oder Altheeſalbe) recht dick aufſchmieren. 3. Bei harter, kalter, wenig empfindlicher Geſchwulſt, wo es an gehöriger Thätigkeit fehlt, ſind die erregend-reizenden Mittel zu benutzen, wie bei Verhärtung angegeben; ſtatt deſſen, nach Umſtänden, auch eine“ ſpaniſche Fliegen-Salbe. (Salve of Cantharides.) b. Eröffnung. 1. Hat die Beule ihre Reife erlangt, ſo daß am Umkreiſe keine Härte mehr zu fühlen, dann wird er mittelſt Einſtiches geöffnet, und die Oeffnung ſo weit erweitert, daß der Eiter einen freien ungehinderten Abfluß hat. Man wählt zum Einſtich die Stelle, wo die Haut am dünnſten iſt, und erweitert die Oeffnung in der Richtung der Haare nach der abhängigſten Stelle zu, ſo daß fie, je nach der Größe der Beule, 3—2 Zoll lang iſt. 2. Bei freiwilliger Eröffnung der Beule iſt die Oeffnung gewöhnlich zu klein, und deshalb eine entſprechende Erweiterung nöthig. 3. Sind bereits Eiterverſenkungen eingetreten, dann iſt wie bei einem Hohlgeſchwüre zu verfahren. | Lauwarme Umschläge find von ganz vorzüglicher Wirkung. Innerhalb 2—3 Tagen iſt gemeinhin der Zweck erreicht. Sie laſſen ſich weit häufiger anwenden, als gewöhnlich geſchieht, und verdienen es, trotz der damit verbundenen Mühe und Schwierigkeit. Auch bei den kalten, trägen Geſchwülſten ſind ſie am Platze und können die dort genannten Mittel entbehrlich machen. Man überläßt ſelten die Eröffnung der Beule der Natur. Es iſt nur ſtatthaft, wenn ſie klein und nahe unter der Haut liegen. Entgegengeſetzten Falles entſtehen leicht Einverſenkungen. Ueberdem muß die Oeffnung meiſtens doch noch erweitert werden. Bisweilen iſt eine frühzeitige Eröffnung vor völliger Reife ge⸗ boten und zwar: 1. bei ſehr heftigen Schmerzen, 2. wenn Eiterverſenkungen drohen oder ſonſt der Eiter weiter um ſich frißt, 3. wenn die Beule in der Nähe edler Organe oder Gelenke feinen Sitz hat, 4. wenn durch Druck und Spannung bedenkliche Zu- fälle veranlaßt werden; z. B. erſchwertes Schlucken bei Beulen in der Kehlkopfsge— gend. Mußte eine Beule vor der Reife eröffnet werden, dann ſchmilzt gemeinhin die am Rande noch beſtehende Verhärtung durch die nachfolgende Eiterung von ſelbſt: wenn nicht, ſo werden lauwarme Umſchläge oder Bähungen angewendet, oder der Theil warm eingehüllt, oder Eibiſch- oder Altheeſalbe, Fett ꝛc. recht dick aufge— ſchmiert. Die Eröffnung geſchieht mittelſt einer Lanzette oder eines ſpitzen Meſſers. Man ſticht das Inſtrument kurz und kräftig bis zur erforderlichen Tiefe ein (wobei man die Haut mit der andern Hand noch ſtraff anſpannt, wenn die Eiterbeule ſelbſt nicht fpannt genug iſt) und erweitert dann ſogleich beim Herausziehen die Oeffnung. ei tiefen Beulen und in der Nähe wichtiger Theile iſt behutſamer zu verfahren. Man macht hier erſt einen oberflächlichen Einſchnitt und unterſucht dann mit dem Finger, um die beſte Stelle des Einſtiches zu ermitteln. Einen Kreuzſchnitt zu ma⸗ chen, um ein ſchnelles Verwachſen zu verhüten, iſt nicht zu empfehleu. Bei großen Beulen kann aber das Einziehen eines Haarſeiles am Platze ſein. Sehe * * A Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 59 Eiterfläche: a. Zunächſt handelt es ſich bei ihrer Behandlung um Lei⸗ tung der Eiterung und Granulation. 1. Bei guter Eiterung und Granulation erfolgt die Heilung von ſelbſt, und es iſt weiter nichts erforderlich, als tägliche Rei- nigung mit lauem Waſſer. Wachſen die Fleiſchwärzchen dabei zu langſam hervor, dann pinſelt man ein paar Mal des Tages Terpentinöl über, oder man nehme Honig und Eigelb, von jedem gleiche Theile, Leinöl ſo viel als nöthig. Miſche zur Salbe. Man kann dieſelbe durch Beifügung von etwas Terpentinöl (Oil of Terpentine), - - oder Campherſpiritus (Camphor Spirit) verſtärken. Zwei bis drei Mal des Tages, nachdem die Wunde gereinigt iſt, auzuwenden. Wird dagegen durch reizende Ein— wirkungen ein heftiger Entzündungsgrad erregt, und ſo Eiterung und Fleiſchwärz— chenbildung gehemmt (der Eiter iſt dünn, die Granulation trocken, hoch- oder dunkel geröthet), dann benutzt man ſogleich lauwarme Bähungen oder Umſchläge und die obige Salbe ohne Terpentinöl oder Campherſpiritus. 2. Bei ſchlaffer, träger Granulation: Myrrhentinktur, 3 Unzen. Myrrh Tincture, 3 ounces. Terpentinöl, 1 Unze. Spirit of Turpentine, 1 ounce. Vor Anwendung gut aufzuſchütteln. Statt Myrrhen kann ebenſo gut Arnica oder Aloetinktur gebraucht werden. Die Aegyptiaeſalbe, Liniment of Verdigris (Aegyptiacum) leiſte! ebenfalls vortreffliche Dienſte. Nimm: Take: Feingepulverten Grünſpan, 1 Unze. Fine Powder of Verdigris, 1 ounce. Honig, 3 Unzen. f Honey, 3 ounces. Weineſſig, 2 Unzen. Grape Vinegar, 2 ounces. (etwa 4 Eßlöffel voll.) Man kocht in einem kupfernen Gefäße den Grünſpan mit dem Weineſſig bis erſterer aufgelöſt iſt, ſetzt dann den Honig hinzu und fährt mit dem Kochen fort, bis die Maſſe noch etwas dünner wird als Molaſſes. Bei ſchlaffer Granulation ſtreue 3 Mal des Tages gebrannten Alaun (Burnt Alum) ein. Erſt wird die Wunde aber mit Kalkwaſſer mit etwas Whisky vermiſcht, gereinigt, dann ſtreue das Pulver auf und dann kommt die Tinktur oder Salbe, wie oben angegeben. b. Es iſt ferner ſtets für einen freien, ungehinderten Abfluß des Eiters zu ſorgen. Heilt die Oeffnung zu ſchnell zu, dann muß man fie wieder mit dem. Meſſer erweitern, oder die zuſammengeklebten Ränder von einander ziehen. Am beſten iſt es, gleich anfangs ſie gehörig groß zu machen. o, Endlich iſt die Vernarbung zu überwachen und zu leiten. 1. Tritt dieje regelmäßig ein, ſo iſt weiter nichts nöthig. 2. Gehet ſie aber zu langſam von ſtat— ten, nachdem die Eiterhöhle durch Granulation ſchon vollſtändig gefüllt iſt, dann benutzt man gelind austrocknende Mittel, als gebrannter Alaun mit Tormentill— wurzel (Powder of Tormentil Root,) von jedem gleiche Theile, 2 Unzen (2 ounces.) Statt der Tormentillwurzel kann auch feine gepulverte Eichenrinde (Oak Bark) an- gewandt werden. 3. Sind die Ränder trocken, ſchwielig, und will von hier aus die Narbenbildung nicht vorwärts gehen, dann beſtreicht man dieſe einige Mal mit Höl⸗ lenſtein, (Nitrate of Silver, Lunar Caustic.) 4. Iſt die Haut vollſtändig gebildet, aber zu dünn, zart, und platzt ſie deshalb leicht wieder auf, dann kann man ſie öfter mit Whisky waſchen. 5. Iſt ſie zu ſpröde, ſo daß ſie öfter abſchilfert, dann beſtreicht man ſie mit Fett, Leinöl oder Bleiſalbe. Der Eiter iſt als ein wahrer Balſam für die Eiterfläche zu erachten! Des— halb iſt nur die Entfernung des überſchüſſigen, d. h. nicht unmittelbar zur Bedeckung dienenden Eiters und zwar in behutſamer Weiſe zu bewirken; je nach reichlicher Ab— ſonderung täglich 1—2 Mal. Bildet ſich aus dem Eiter durch Zutritt von Luft * * 60 Goldenes Hausbuch für Farmer, ein feſter, trockener Sch orf, fo muß man ihn nie gewaltſam entfernen. Er iſt als Verband anzuſehen; nuter ihm ſchreitet die Heilung immer vorwärts. \ NUR Ein Verband iſt im Allgemeinen nicht nöthig und auch vielfach ſchwer zu befeſtigen. Anfangs bis Eiterung und Granulation wünſchenswerth eingetreten, iſt er bei großen und offenen Eiterflächen allerdings zu empfehlen; ſpäter aber voll⸗ ſtändig zu entbehren. Aber nachtheilige Einflüſſe, wie Kälte, Näſſe, Verunreinigun- gen ꝛc. hat man nach Kräften zu verhüten. Iſt dergleichen ein Thier ausgeſetzt und ein eigentlicher Verband nicht anwendbar, ſo ſtreue man ein mildes Pflanzenpulver, z. B. Kohle und Kalmus, zu gleichen Theilen, recht dick auf. ; Zur Abhaltung von Inſekten ſtreicht man auf die Umgegend der Eiterfläche das ſtinkende Hirſchhornöl (Hartshorns Oil,) Kohlenöl oder Theer. Sind ſchon Maden zugegen, ſo iſt öftere Reinigung erforderlich, und zugleich eine Abkochung bitterer Mittel (Wermuth, Rainfarrn, grüne Wallnußſchalen zc,) mit Zuſatz von Hirſchhornöl zu empfehlen. Bran d. (Mortification.) Brand iſt der Abſterbezuſtand eines Theiles. Man unterſcheidet: 1. heißen Brand, wo die Entzündung zum höchſten Grade geſteigert iſt und bereits Erſchei— nungen des Abſterbens eingetreten, doch das Leben noch nicht ganz erloſchen und Wiederherſtellung möglich iſt; 2. kalten Brand, wo der Theil gänzlich abgeſtor⸗ ben und einer eigenthümlichen Zerſtörung unterworfen iſt, die in zweierlei Weiſe ge— ſchehen kann; entweder wird das Abgeſtorbene erweicht und jauchig aufgelöft (feuchter Brand), oder trocknet ein (trockener Brand.) Erſcheinungen. 1. Der heiße Brand kündigt ſich an durch ſchnelle Zunahme und eigenthümliche Abänderung der Entzündungserſcheinungen. Schmerz und Hitze ſind ausnehmend groß, letztere zugleich prickelnd, brennend; die Röthe dunkel- oder braunroth, die Geſchwulſt feſt, geſpannt und trocken. In Wunden hört die Abſonderung auf, die Wundfläche wird ſehr empfindlich, brennend heiß, trocken und dunkelroth, bläulich oder bräunlich geröthet. — Kann jetzt nicht ſchnell Beſſerung dieſes Zuſtandes oder Eiterung herbeigeführt werden, dann folgt ; 2. der kalte Brand, hinlänglich bezeichnet durch Nachlaß der Schmerzen und Wärme, ſpäter gänzliche Gefühlloſigkeit und Erkalten des Theiles, nebſt eigen⸗ thümticher Zerſetzung. a. Beim feuchten Brande wird die Geſchwulſt weich, teigig (nimmt bisweilen ſchnell noch zu), die Farbe dunkelblau, aſchgrau, ſchwarz, entweder durchgängig oder in einzelnen Flecken (Brandflecken), die beim Einſchneiden entmiſchtes Blut entleeren und gewöhnlich ſchnell um ſich greifen. Zeitweilig erheben ſich auch wohl Bläschen („Brandbläschen“) auf der Haut, die mit einer ſchmutzig gefärbten, ſcharfen Flüſſigkeit („Brandwaſſer“) erfüllt ſind. Die Geſchwulſt nimmt zu, die Haut berſtet und entleert ſich eine ſtinkende, ätzende, jauchige, dunkel gefärbte, bräunliche Flüſſigkeit („Brandjauche“). Die Weichtheile find mißfarbig, ſchwam⸗ mig, erweicht, faulig aufgelöſt und fallen mit Stücken brandiger Haut heraus oder laſſen ſich leicht ablöſen und entfernen. b. Beim trockenen Brande ſchrumpfen die Theile zuſammen die Theile zuſammen und vertrocknen zu einer feſten, zähen, braunrothen Maſſe, oder, wie die äußere Haut, zu einem trockenen, harten, lederarti— gen, braunſchwärzlichen Schorfe („Schorfbrand, Brandſchorf.“) Allgemeinleiden. Zn der Regel geſellt ſich zum Brand Fieber und zwar das Faul-, Brand-, Lähmungs-Fieber (Typhoid Fever), beſonders beim feuchten Brand und iſt mit Erſchöpfung und ſchnellem Sinken der Kräfte verbunden. N f 8 N a ER t Gaärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 61 Verlauf. Der Brand greift immer weiter um ſich und bedingt zuletzt durch Erſchöpfung den Tod; oder er begrenzt ſich, und es entſteht an der Grenze des Ge⸗ ſunden Entzündung und Eiterung, in deſſen Folge das Brandige ſich trennt und abgeſtoßen wird. Der Brand pflegt ſich bald zu begrenzen, der feuchte dagegen ſehr gern weiter um ſich zu greifen. f Urſachen. 1. Heftige Entzündungen und alles was dieſe zu ſteigern ver— mag, z. B. reizende Behandlung, große Hitze oder Kälte, Verunreinigung durch ſcharfe Stoffe ꝛc. f 2. Heftige Quetſchungen und anhaltender Druck, z. B. durch Geſchirr, Ver⸗ band ꝛc. Es kann hierdurch trockener Brand ſofort erzeugt werden, ohne daß Ent- zündung vorausgeht. ; 3. Allgemeine Krankheiten und Säftefehler, z. B. Milzbranddyscraſie, Faul⸗ fieber ꝛc. — Manche Entzündungeu neigen gleich von vorn herein zum Brande hin, in Folge örtlicher oder allgemeiner Schädlichkeiten oder beſonderer Grundverhältniſſe (bösartige, brandige Entzündungen.) Behandlung. 1. Des heißen Brandes. a. Bei heftigen Schmerzen und großer Spannung ſind angezeigt erweichende, ſchmerzlindernde Umſchläge in ununterbrochener Anwendung, Leinſamenmehl 2 Theile, Chamillen 1 Theil, Spaniſche Seife (Castile Soap), 1 Theil. Mit Waſſer oder Milch zu eine Brei 4 Stunde zu kochen. Gebrauchsweiſe. Die Umſchläge werden immer lauwarm und fo ange⸗ wendet, daß man ſie entweder in Leinwand einſchlägt oder in leinene Beutel füllt, die durchnähet werden, damit die Maſſe gleichmäßig (etwa einen Zoll dick) vertheilt bleibt, und dann auf den leidenden Theil durch Bänder zweckdienlich befeſtigt. Wenn ſie erkalten, werden ſie gewechſelt, daher man zwei ſolche Umſchlagsbeutel haben muß. Der einmal angewendete Brei kann mehrfach wieder aufgewärmt werden, indem man ihn mit Waſſer verdünnt an einen warmen Ort hinſtellt, oder eine Zeit lang (im Beutel gelaſſen) in einen Eimer heißes Waſſer taucht. — Wenn es darauf ankommt, werden die Umſchläge Tag und Nacht fortgeſetzt, außerdem für die Nacht abgenommen, der Theil mit einer erweichenden Salbe (Althee- oder Leinſalbe) oder Fett recht dick eingerieben und dann noch warm eingehüllt. Nach Umſtänden auch tiefe Einſchnitte zur Blutentleerung und beſonders zur Minderung der Spannung. b. Bei geringer Schmerzhaftigkeit und erzielter Beſſerung gebraucht man lauwarme Umſchläge von Kamillen, Heuſamen 2C., auch mit Zuſatz von andern belebenden Mitteln; alles um baldige Eiterung herbeizu— führen. 2. Des kalten feuchten Brandes. a. Zunächſt, wo es nur immer thun⸗ lich, ſind Einſtiche oder Einſchnitte zu machen, bis nahe an die Grenze des Geſunden, theils zur Entleerung des entmiſchten Blutes und der Brandjauche, theils zur beſſeren Einwirkung der Arzneimittel. d. Um dem Fortſchreiten des Brandes Einhalt zu thun, ſind, je nach den Umſtänden, verſchiedene (erregende, fäulnißwid⸗ rige, austrocknende) Mittel empfohlen. Zunächſt kann man Umſchlägen oder Bä⸗ hungen von Heuſamen ꝛc. fortgebrauchen und ihnen noch Eſſig, 2 Theil, Weingeiſt oder Campherſpiritus zuſetzen. Greift aber die Verjauchung weiter um ſich, dann benutze man Abkochungen von Eichen- oder Kaſtanienrinde, Gerberlohe ꝛc., 6 Loth auf 2 Quart Waſſer und durch 4 Stunde gekocht, auch noch mit Zuſatz von Eſſig ꝛc., und zum ſonſtigen Verband guten Eſſig, für ſich oder mit Campherſpiritus zu glei⸗ chen Theilen, oder eine Auflöſung von Chlorkalk (Chlorinated Lime, 1 ounce)- = 62 Goldenes Hausbuch für Farmer, 1 Unze auf 1 Quart Waſſer. Bei reichlicher Jaucheabſonderung muß man zugleich für fleißige Reinigung und öfteren Wechſel des Verbandes ſorgen und kann nebenbei ein entſprechendes Einſtreupulver von Alaun, feingepulverter Eichenrinde, Tormentil- oder Kalmuswurzel, von jedem gleiche Theile, anwenden. c. Alles was brandig zerſtört und abgeſtorben iſt, wird baldigſt durch Nachhülfe mit dem Meſſer entfernt. d. Iſt der Brand begrenzt, dann ſorgt man für gutartige Eiterung durch die bei Eiterung angegebenen Salben oder Tinkturen, neben Heuſamen-Bähungen, wobei zugleich alles Brandige noch abgeſtoßen wird. 3. Des trockenen Brandes. a. Im erſten Beginn und fo lange noch Ent- zündungserſcheinungen beſtehen, gebraucht man Umſchläge von Blei- oder Goulard«- ſchem Waſſer oder von Eſſig und Whisky, um dem Fortſchreiten des Brandes Ein- halt zu thun. b. Hat ſich der Brand begrenzt und ein Brandſchorf gebildet, dann empfehlen ſich feuchtwarme Umſchläge oder Bähungen von aromatiſchen Mitteln, um die Ab— grenzung des Vrandigen von dem Geſunden zu erzielen. Bei kleineren Brandſchor⸗ fen genügt das Einſchmieren von Oel und Fett, für ſich oder mit Terpentinöl, oder grüner Seife. f c. Sobald ſich das Brandige durch Eiterung zu löſen beginnt, wird mit dem Meſſer baldigſt nachgeholfen, um recht früh eine reine Eiterfläche zu erhalten. I d. Zur ferneren Heilung und Vernarbung dienen dann die eiterfördernden Mittel. 5 4. Bei hervorſtechenden fieberhaften Allgemeinleiden iſt auch eine allge» meine Behandlung erforderlich. Es empfehlen ſich innerlich ſtärkende, bele⸗ bende Mittel, Bierſuppen, Warmbier zc. Nimm: Take: Pfeffermünzthee, 3 Unzen. Peppermint Tea, 3 ounces. Pulv. Baldrian, 3 Unzen. Powder of Valerian Root, 3 ounces. do Wachholderbeeren, 3 Unzen. do Juniper Berries, 3 ounces. Miſche alles unter einander und mache 6 Theile. Jedes Pulver iſt mit 12 Pint Bier anzubrühen, gut zuzudecken und durchzuſei— hen und 3—4 Einſchütte des Tages zu geben, und daneben eine kräftige, doch leicht verdauliche Nahrung, nährendes Geſöff, guter, mit reiner Luft erfüllter Stall ꝛc. Die Hauptſache iſt: das Fortſchreiten des Brandes und die Ausſaugung der Brandjauche zu verhüten, daher Reinhaltung ꝛc. — Brandwidrige Mittel find einer⸗ ſeits alle belebenden Mittel zur Erregung der ſinkenden Lebensthätigkeit; anderer⸗ ſeits alle fäulnißwidrigen Mittel, wie Säuren, Säure- und Gerbſtoffhaltige Stoffe (Sauerkraut, Eichenrinde zc.) Es giebt daher eine große Zahl anwendbarer Mittel. Beſonders zu empfehlen ‚find die Heuſamen-Umſchläge anhaltend, oder die Abkochungen von Eichenrinde ꝛc. in 1—2ſtündlicher Wiederholung angewendet, dann der Wein-Eſſig oder Chlorkalk und beziehungsweiſe ein Einſtreupulver von Kohlenpulver, gebrannter Alaun ꝛc. Infekten ſt iche. Die Stiche der Bienen, Wespen, Musquitos, ꝛc. erregen heftige Schmerzen und eine ſchnell erſcheinende roſenartige Entzündung mit bedeutender Geſchwulſt. — Einzelne Stiche find ganz gefahrlos; fie können aber gefährliche Zufälle (3. B. hohes Fieber, erſchwertes Athmen, Schlingen ꝛc.), ſelbſt den Tod veranlaſſen, wenn fie in großer Zahl oder in Maul-, Naſenhöhle ꝛc. vorkommen. a NT N 4 Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 63 Y Behand! un g. 1. Die etwa noch aufſitzenden Inſekten entfernt man durch 1 mit kaltem Waſſer, und aus Maul und Naſe durch dergleichen Ein» pritzungen. . 2. Auf die geſchwollenen Theile werden kalte Umfchläge von Waſſer, Bleiwaſſer, Lehmanſtriche ꝛc. und bei anhaltender ſchmerzhafter Reizung ſüßer Rahm, Leinöl und Eiweiß, von jedem gleiche Theile, oder lauwarme Bähungen von ſchleimigen Mitteln angewendet. Maul- und Naſenhöhle werden mit lauem Waſſer, ſchleimigen Mitteln 920 einer Auflöſung von Honig in Waſſer, auch noch mit Zuſatz von Eſſig aus⸗ geſpritzt. a 3. Bei hohem Fieber kann ein Aderlaß und Verabreichung kühlender Mittel nöthig werden. ö Nimm: Take: Salpeter, 3 Unzen. Sal Petre, 3 ounces. Glauberſalz, 12 Unzen. Epsom Salt, 12 ounces. In 5 Gaben zu vertheilen und in Leinſamenabkochung oder als Latwerge zu geben. 0 g Dickbeingeſchwulſt. Einſchuß. Es iſt eine bei Pferden (gern bei Stuten) häufig vorkommende roſige Entzün⸗ dung, die an der innern Seite des Backen- oder Dickbeines eines oder des anderen (beſonders des linken) Hinterſchenkels ihren Sitz aufſchlägt. Erſcheinungen. Sehr ſchnell, gemeinhin über Nacht, erſcheint am Ober— ſchenkel, vornämlich im Verlaufe der ſ. g. Schrankader, eine flache, ausgebreitete Anſchwellung, die geſpannt, warm und beim Drucke ſehr ſchmerzhaft iſt, und ſtets Lahmgehen veranlaßt. Die Geſchwulſt verbreitet ſich ſchnell über die ganze innere Fläche des Dickbeines und nimmt auch an Dicke zu, doch bleibt im Verlaufe der Schrankader das Leiden immer am erheblichſten. Gemeinhin iſt die Geſchwulſt— bedeutend, und dann oben, am Schlauche und Euter, fo wie nach unten mwulftig: begrenzt; ſelten bleibt ſie mäßig und läuft dann flach aus. — Ein Allgemeinleiden iſt in Regel zugegen, ausgeſprochen durch Abgeſchlagenheit, Fieber, verminderte Freßluſt, ſchmieriges, öfters gelbliches Maul, verzögerte Kothentleerung ze. Verlauf. 1. Meiſtens folgt Zertheilung. Es mindert ſich nach einigen Tagen die ſchmerzhafte Spannung, die Geſchwulſt wird nachgiebig, nimmt leichter Fingereindrücke an als zuvor, ſenkt ſich mehr nach unten, Appetit kehrt zurück ꝛc. und zwiſchen 8—14 Tagen iſt die Zertheilung möglichſt geſchehen, kann aber auch lang⸗ ſamer erfolgen. 2. Sehr ſelten folgt Eiterung in mehreren kleinen Beulen längſt der Schrankader, oder eine weiter um ſich greifende brandige Zerſtörung und Verjauchung. ö a Urſachen. Erkältung und Magen- und Leberleiden. Behandlung. 1. Ein Abführmittel wie bei Kolik angegeben. 2. Lau⸗ warme Bähungen von Heuſamen, Chamillen und Lorbeeröl (Laurel Oil) und reibe täglich drei Mal ein. Campherſpirit, 4 Unzen. Spirit of Camphor, 4 ounces. Arnica Tinktur, 2 Unzen. | Tincture of Arnica, 2 ounces. Vor der Einreibung gut aufzuſchütteln. Dr. Fußnecker's oder das flüchtige Liniment ſind ebenfalls ſehr zweckmäßig. 3. Mäßigen ſich hiernach Schmerz und Spannung, oder ſind dieſe gleich an— fangs geringgradig zugegen, dann fahre mit den Umſchlägen fort. intretenbe, * 64 Goldenes Hausbuch für Farmer, 1 Eiterung und Verjauchung werden nach den oben angegebenen allgemeinen Re⸗ geln behandelt. \ Leicht verdauliches Futter, warmer Stall. Anfangs muß das Thier volle 0 haben, ſpäter wird die Zertheilung durch mäßige Bewegung weſentlich gefördert. 6 Entzündungen und Anſchwellungen der Füße werden wie Einſchuß behandelt; das Einwickeln der Füße in wollene Stoffe oder Schaffelle iſt ſehr anzuempfehlen. ö Verbällung, Hufentzündung. (Inflammation of the Hoofs.) Durch verſchiedene Einwirkungen werden die Fleiſchtheile des Hufes, beſonders die Fleiſchſohle, die Fleiſchwand und die Fleiſchballen häufig in einen entzündlichen Zuſtand verſetzt, den man im Allgemeinen mit dem Namen Hufentzün dung bezeichnet. | Urſachen: Selbe entſteht, wie eben erwähnt, durch äußere Verletzungen, namentlich durch langes und ſchnelles Gehen auf harten, unebenen Wegen und friſch eingeworfenen Straßen, durch fehlerhaft gerichtete Eiſen, welche auf der Sohle auf— liegen, ſowie durch Einklemmung von Steinen zwiſchen das Eiſen und die Sohle, wodurch Letztere gequetſcht wird. 5 Erſcheinungen. Die Pferde hinken mit dem betreffenden Fuß, treten mit demſelben nicht feſt auf den Boden, ſtellen denſelben im Stalle vor, treten im Feſſel nicht durch, und ſcharren mit ihm, ohne jedoch den Boden zu berühren; der Huf ſelbſt iſt wärmer als gewöhnlich und beim Drucke mit einer Zange oder beim Klopfen mit einem Hammer auf die Wand oder Sohle äußern die Pferde entweder nur an einer Stelle oder im ganzen Hufe Schmerz. Die Krankheit dauert 8 bis 14 Tage und geht gewöhnlich in Geneſung über; betrifft aber die Entzündung den ganzen Huf, jo tritt nicht ſelten Eiterung ein, und wenn der Eiter nicht rechtzeitig entleert wird, ſo bahnt ſich derſelbe einen Ausweg an der Krone und richtet oft große Zer— ſtörungen im Innern des Hufes an. Behandlung. Die Pferde müſſen auf gute, weiche Streu geſtellt und ma⸗ ger gehalten werden, die Eiſen werden abgenommen, man ſchneidet den Huf gehörig aus und macht fortwährend (wo möglich auch bei Nacht) Umſchläge von kaltem Waller oder macht einen Lehmumſchlag um den Huf, der von Zeit zu Zeit mit kal⸗ tem Waſſer friſch erhalten wird. Dieſe Umſchläge macht man ſo lange, bis die Hitze und der Schmerz im Hufe nachläßt; iſt dieß aber nach 3—4 Tagen nicht der Fall, nehmen vielmehr die Schmerzen zu oder zeigt ſich eine Anſchwellung an der Krone, ſo iſt dieß ein Zeichen der eingetretenen Eiterung und man muß dann den Eiter ſofort entleeren, indem man an der weißen Linie oder der Sohle das Horn dort wegnimmt, wo ſich die ſchmerzhafteſte Stelle befindet; hat man die eiternde Stelle gefunden, fo muß das Horn ſo weit weggeſchnitten werden, als es ſich von den Fleiſchtheilen los⸗ gelöst hat; hierauf bringt man trockenes Werg in die Wunde und macht dann wle— der kalte Umſchläge, bis ſich die Schmerzen verloren haben, worauf man Heublu« menbäder in Anwendung bringt und die Wunde mit Aloe- oder Myrrhentinktur verbindet. Betrifft die Entzündung nur den hintern Theil des Hufes, namentlich die Bal⸗ len, ſo nennt man es Verbällung, welche, wie die Hufentzündung, theils durch zu langes und ſchnelles Gehen auf harten und rauhen Wegen, theils aber auch da⸗ durch entſteht, daß das Pferd während des Ganges mit der Zehe der Hinterhufe die Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 65 5 N Ballen der Vorderhufe trifft (Einhauen) und dieſe quetſcht, oder daß die Ballen der Hinterhufe von dem Vorderhuf des nachfolgenden Pferdes getroffen und meiſtens gleichzeitig verletzt werden, was man „Aufreiten“ nennt, wie dieß nicht ſelten bei der Cavallerie vorkommt. Solche Pferde treten nur mit der Zehe auf und ſuchen jede Berührung des Bal— lens mit dem Boden zu vermeiden, die Ballen find heiß anzufühlen und beim gering- ſten Druck mit der Hand ſchmerzhaft, nicht ſelten iſt auch der Saum etwas von den Ballen getrennt. N Die Behandlung der Verbällung beſteht einfach in der Anwendung von Umſchlägen mit kaltem Waſſer oder mit Waſſer, Eſſig und Kochſalz oder auch mit Bleiwaſſer (1 Loth Bleieſſig auf ungefähr 2 Schoppen Waſſer), am Beſten bewährt. ſich der Lehmbrei, 1 Pint Salz auf eine Schaufel Leim und jo viel Eſſig als noth— wendig, bis die Hitze und Schmerz nachläßt. Nach 3—4 Tagen macht man, wenn der Schmerz nicht nachläßt und die Ballen geſpannt und weich ſind, einen Einſtich in den Ballen, entleert den vorhandenen Eiter und macht hierauf lauwarme Heublu— menbäder oder Kuhmiſt-Umſchläge. Beim Hahnentritt hebt das Pferd einen oder beide Hinterſchenkel zuckend auf, wobei das Sprung⸗ gelenk ſtark und krampfhaft bewegt wird. Derſelbe iſt am Anfang ſtärker und verſchwindet beim Trabe und wird oft mit Spath verwechſelt. Das Pferd leiſtet. indeſſen Dienſte gut und gern. Kur, weil unheilbar, überflüſſig. Von den Kronengeſchwüren. Dieſe entſtehen aus zweierlei Urſachen: nämlich von Beſchädigung der Krone und vom Eiter im Fuße, welcher an der Krone ausbricht. Weil die Heilung dieſes Schadens eine beſondere Kenntniß und Vorſicht erfordert, jo iſt es zwar überall ge= rathen, ſolche dem Thierarzte zu überlaſſen, nichts deſto weniger will ich hier eine kurze Vorſchrift, die Heilung ſelbſt zu verſuchen, folgen laſſen. Iſt das Geſchwür durch eine Beſchädigung der Krone entſtanden, und hat der erzeugte Eiter einen Theil des Horns losgefreſſen, ſo muß ſolcher ſo weit wegge— ſchnitten werden, als er abgelöſt iſt, ſonſt iſt an keine Heilung zu denken; hat ſich, das Geſchwür auf der Krone ſchon ausgebreitet, jo muß man mit einem dünnen: Stock die Oeffnung, aus welcher der Eiter quilt, aufſuchen, und ſo weit der Stock— hineinzubringen iſt, mit einem kleinen, einen Finger dicken, runden, glühend gemach— ten Eiſen ausbrennen. Sind mehrere Oeffnungen da, jo muß dieſes bei jeder der- ſelben geſchehen. Bei den gebrannten Wunden braucht man keine Mittel anzuwen⸗ den, weil ſie von ſelbſt heilen. Weiß man nicht gewiß, ob das Geſchwür von einer Beſchädigung der Krone entſtanden iſt, ſo muß man an derſelben Seite, gerade unter dem Geſchwüre, nahe am Rande, in der Sohle des Fußes eine Oeffnung machen, um die Urſache näher zu erforſchen. Findet ſich hier Eiter, ſo muß die Sohle ſo weit weggenommen werden, als ſie durch den Eiter abgelöſt iſt; man darf aber nie die 9 Sohle aus dem Fuße reißen, ſondern nur das, was fi) von ihr abgelöſt hat.. as Losreißen der ganzen Sohle iſt ein unerlaubter und unbarmherziger Kunſtgriff der Schmiede, den Schaden dadurch zu verſchlimmern, um ſich deſſen Heilung deſto theurer bezahlen zu laſſen. In die Wunde gießt man eine Miſchung von Whiskh 1 Pint, Terpentinöl 2 Unzen, bedeckt die Wunde mit trockenem Hanf, und macht einen Verband um den Fuß. Mit dieſem Mittel kann auch die Stelle an der Krone geheilt werden, wenn man dort die abgelöſte Hornwand hat wegſchneiden müſſen. 5 5 We er Gene 66 . Goldenes Hausbuch für Farmer, Findet man keinen Eiter im Fuße ſo kann man ſicher darauf rechnen, daß der Schaden von einer Beſchädigung der Krone entſtanden ſei.“ Zuweilen treibt das Kronengeſchwür große ſchwammige Auswüchſe hervor; dieſe muß man mit einem glühend gemachten Meſſer wegſchneiden. Weiß man mit ſolchem nicht umzugehen, ſo kann man ſich zwar auch eines anderen Meſſers bedie— nen, man muß aber ſogleich ein glühendes Eiſen bei der Hand haben, um die vielen ſtark blutenden Gefäße damit zuzubrennen. Zuſatz. Am allergefährlichſten ſind die Kronengeſchwüre, welche am Hintertheile des Fußes ihren Sitz haben und gewöhnlich von ſchlecht behandelten, in Eiter überge- gangenen Steingallen entſtehen, wo der Eiter hinter der Hornwand ſo weit herunter gedrungen iſt, daß er ſich hinter den Knorpel des Knochens geſenkt oder wohl gar dieſen angefreſſen hat. Die Kronengeſchwüre bleiben, wenn ſie nicht zweckmäßig oder von einem erfahrenen Thierarzte behandelt werden, gemeinhin unheilbar; ich theile jedoch hier eine Anleitung mit, bei deren Befolgung dieſe Geſchwüre aus dem Grunde geheilt werden können. Man nimmt eine Sonde, oder in deren Ermangelung eine Feder, und ſucht hiermit den Eitergang zu erforſchen, indem man die Sonde bis auf den Grund des Eiterganges drückt. Zuweilen iſt es jedoch nicht möglich, den Grund der Wunde zu erreichen, weil der Gang eine gekrümmte Richtung hat, in welchem Falle man ihn bei der vorzunehmenden Operation nach und nach zu erforſchen ſuchen muß. Die Operation ſelbſt geſchieht folgendermaßen: oben an der Krone, in die Oeffnung, wo der Eiter hervorquillt, macht man einen Einſchnitt, ungefähr einen Finger breit nach unten, der Sohle zu, und nimmt die Hornwand in dieſer Breite bis auf die Sohle weg. Dann ſchneidet man, jo breit dieſe Oeffnung iſt, den hinter der Hornwand befindlichen Knorpel durch, um den Grund des Eiterkanales zu erreichen. Es iſt zwar von großem Nutzen, den Grund dieſer Wunde mit einem glühenden Eiſen zu tupfen, weil man aber die vom Eiter gefreſſenen Nebenkanäle hiermit nicht alle be— rühren kann, ſo beobachte man dabei folgendes Verfahren: man ſuche zuvörderſt das Blut mit Sorgfalt aus der Wunde zu entfernen und gieße ſogleich etwas Scheidewaſſer hinein. Dieſes dringt in alle Nebenhöhlen und ätzt das vom Eiter Angefreſſene los, welches hernach durch die Eiterung aus der Wunde geführt wird. Damit aber das aus den zerſchnittenen Adern andringende Blut die Operation nicht erſchwere, ſo iſt es nöthig, eine Schnur um das Köthengelenk ſo feſt zu legen, daß der Zufluß des Blutes hierdurch gehemmt wird. Derjenige, welcher die Opera- tion unternimmt, hat übrigens vorzüglich darauf zu ſehen, daß der Theil der Horn— wand, welcher die Krone bildet, nicht zu ſehr weggeſchnitten wird, weil dieſes die Hei⸗ lung ſehr verzögert. Die Wunde, welche ſehr langſam heilt, kann nachher mit fol— gender Miſchung alle Tage ein Mal befeuchtet werden: Nimm: weißen Vitriol 13 Unzen. Waſſer, 1 Pint. Von den Steingallen in den Füßen. (Corns.) Die Steingallen haben gewöhnlich ihren Sitz in der inwendigen Ecke, nahe am Ballen, neben dem Strahl in den Vorderfüßen; ſelten nur werden die auswendigen Ecken oder die Hinterfüße davon befallen. Sie entſtehen vom Ausſchneiden der Ecken beim Beſchlagen, daher ſie auch ſelten bei den unbeſchlagenen Pferden angetroffen werden. An folgendem Zeichen erkennt man ihr Daſein: Das Pferd hinkt, tritt mit der Zehe des Fußes eher als mit dem Hintertheil auf, und dennoch bemerkt man ——n Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 67 am Beine nichts, was auf eine Urſache des Hinkens ſchließen läßt. Es muß nun mit einem Wirkmeſſer das Aeußerſte der Hornſohle überall abgenommen werden. Fin⸗ den ſich in den inwendigen oder äußeren Ecken auf der Hornſohle blaue oder auch rothe Punkte, ſo ſind dies Steingallen. Dieſe müſſen bis auf die Fleiſchſohle aus⸗ geſchnitten werden, wo man einen gelben Saft oder wohl gar ſchon Eiter finden wird. Da, wo das Pferd von den Steingallen lahm geht, wird man übrigens mehr Wärme, als auf dem übrigen Theil der Hornſohle bemerken. N Iſt ein Theil der Sohle durch den Eiter ſchon losgelöſt, ſo muß derſelbe wegge⸗ ſchnitten werden. In die Wand ſchüttet man etwas Arnica Tinktur, bedeckt ſie mit trockenem Hanf und macht einen Verband um den Fuß, damit ſich keine Unreinigkeit hineinſetzen kann. Um die Entzündung am Fuße zu dämpfen, beſtreicht man die Hornſohle und die Wand zwei Finger dick mit friſchem Kuhmiſt, welcher alle 12 Stunden erneuert werden muß; dränge aber die Fleiſchſohle in die Oeffnung der Hornſohle hervor, ſo muß man zu Pulver zerſallenen ungelöſchten Kalk darauf ſtreuen. Wenn das Pferd nicht mehr lahm geht, ſo iſt es nöthig, ein Hufeiſen, an welchem die Seite, die über der gemachten Oeffnung in der Hornſohle zu liegen kommt, etwas breit ſein muß, aufzuſchlagen und die Stelle unter dem Eiſen mit Hanf auszuſtopfen, damit ſich keine Unreinigkeit hineinſetzen kann. Auf dieſe Weiſe wird das Pferd im Stande ſein, ſeine Arbeit zu verrichten. Zu ſaßtz. Wenn kein Sachkundiger dieſen Schaden unterſucht, ſo iſt es zuweilen der Fall, daß er nicht eher entdeckt wird, als bis der Eiter an der Krone hervorhricht; dann fit er aber ſchwerer zu heilen. Es muß in dieſem Fall die Oeffnung in der Ecke der Sohle ſo weit gemacht werden, als der Eiter eingedrungen iſt. Auf die Wunde legt man Hanf, die man mit der bei Kronengeſchwüren angegebenen Miſchung von 13 Unzen weißen Vitriol und 1 Pint Waſſer befeuchtet, und legt einen Verband an. Dies Verfahren ſetzt man ſo lange fort, bis ſich in der Wunde die Hornſohle wieder gebildet hat. Die Steingallen pflegen, ungeachtet ſie auch in Eiterung übergegangen und ausgeſchworen ſind, wieder zu kommen, und das Pferd wird öfter davon lahm; ſie laſſen ſich aber folgendermaßen aus dem Grunde heilen. Man ſchneidet ſowohl die Sohle, als auch die Horawand, in der Ecke des Fußes, wo die Steingalle ihren Sitz hat, jo weit weg, bis Blutung eintritt, dann läßt man ein Eiſen auf den Fuß ſchla⸗ gen, welches am Ende der Seite, wo das Horn weggeſchnitten iſt, keinen Stollen hat; anſtatt deſſen wird ein Stollen, ungefähr drei Finger breit vom Ende des Ei— ſens, auf daſſelbe geſchweißt. Hierdurch hört der Druck bei dem Gehen des Pferdes auf der Stelle, wo die Steingalle entſteht, auf, und Sohle und Wand wächſt nun zu ihrer gehörigen Stärke. Man wird hernach keine Steingalle wieder bemerken, wenn der Schmied, welcher das Pferd beſchlägt, nur die Ecken nicht auswirkt. Von dem Eintreten der Nägel oder anderer ſpitzen Sachen in die Füße; ingleichen vom Vernageln. Wenn ſich ein Pferd einen Nagel oder eine andere ſpitze Sache in die Sohle oder den Strahl getreten hat, ſo muß der Gegenſtand behutſam herausgezogen werden, damit er im Fuße nicht abbricht; alsdann muß man das Loch mit einem ſpitzen Meſſer vergrößern, um dem ſich erzeugenden Eiter Abfluß zu verſchaffen, weil ſolcher ſich . das Horn ſetzt, daſſelbe anfrißt und dadurch den Zuſtand verſchlimmert. In die Oeffnung wird 2 Theil Whisky und 1 Theil Waſſer gegoſſen, Hanf darauf 68 Goldenes Hausbuch für Farmer, gelegt, der Fuß in Kuhmiſt eingeſchlagen und ein Verband angelegt. Hat ſich ſchon Eiter im Fuße erzeugt, ſo muß die Sohle oder der Strahl ſo weit weggenommen werden, als der Eiter gedrungen iſt. Wenn die Fleiſchſohle auf der Stelle, wo das Horn wegge— nommen iſt, hervordringt (ſich nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch: wildes Fleiſch erzeugt), ſo muß alle Tage etwas ungelöſchter Kalk darauf geſtreut werden, bis das Horn wieder darüber wächſt. ; N Iſt der Nagel ꝛc., welcher in dem Fuße geſteckt hat, Thon herausgefallen, und kann man die Stelle, wo er geſeſſen, nicht gleich finden, ſo wird die Sohle und der Strahl überall mit dem Wirkmeſſer rein geſchnitten, und ſo wird der Ort, wo der Nagel durchgedrungen, leicht entdeckt werden. Hat man dieſen gefunden, ſo ſchneidet man mit einem ſpitzen Meſſer nach, und wird nun auch den Eiter, welcher durch dej= ſen Druck entſtanden iſt, leicht gewahr werden. „Wenn das Pferd beſchlagen wird, und eine Zeit nachher hinkt, jo muß das Eis ſen heruntergenommen und jeder ausgezogene Nagel genan beſehen werden, wo man alsdann an dem Nagel, mit welchem das Pferd vernagelt worden iſt, einen ſchwärz— lichen Eiter wahrnehmen wird. Das Loch, in welchem dieſer Nagel geſteckt hat, muß ſo weit nachgeſchnitten werden, bis man den Eiter entdeckt; übrigens verfährt man in dieſem Fall eben ſo, wie ich früher vorgeſchrieben habe. N Fände man durch das Herausziehen der Nägel die Stelle nicht, wo das Pferd vernagelt worden, jo muß man mit einer Kneipzange am Rande des Fußes herum— drücken und genau darauf merken, wo das Pferd zuckt; alsdann aber das auf dieſer Stelle befindliche Nägelloch nachſchneiden, bis der Eiter ſich zeigt. Ueberhaupt muß ich hier erinnern, wenn die Befchädigung vor längerer Zeit ſtattgefunden und der Eiter weit um ſich gefreſſen hätte, deer wohl gar in der Köthe, oder an der Krone ausgebrochen ſein ſollte, die Sohle oder den Strahl ſo weit weg— zunehmen, als ſie vom Eiter abgelöſt ſind, weil man ſonſt, indem der noch unter dem Horn befindliche Eiter immer weiter frißt, die Heilung nicht erreicht. In dieſem Fall vermiſche man 2 Unzen Whisky mit 1 Unze Terpentinöl und verbinde die Wunde täglich ein Mal bis zur gänzlichen Heilung. Sehr oft geſchieht es, daß die Schmiede, wenn der Fuß flach und nicht hohl iſt, ein flaches oder ganz gerades Eiſen auf den Fuß ſchlagen, welches, wenn das Pferd geht mit ſeiner inneren Fläche auf die Hornſchale drückt und hierdurch das Pferd lahm macht. Wird dieſes bemerkt, ſo muß das Eiſen von dem Fuße genommen und der innere Rand des Eiſens hohl gerichtet werden, damit dexſelbe die Sohle nicht be⸗ rührt, wodurch die Lähmung gehoben wird. f Bon der Geſchwulſt unter dem Leibe, der Bruſt und an den Füßen. a . | ile, i bei alten Urſachen: Schwäche und Erſchlaffung der Theile, insbeſondere alten, br oder ſchlaffen, vollſäftigen Pferden; örtliche Reizung durch ein Haarſeil oder Abmagerung. Bei Stuten kommt die Bauchgeſchwulſt gleich nach der Geburt eines Fohlens, und vergeht übrigens gewöhnlich von ſelbſt. Behandlung: Geringe Geſchwülſte verſchwinden oft von ſelbſt, ebenſo nach Entfernung des Haarſeils. f f 1 9 Anfangs leiſten Einreibungen von ſtarkem Whisky, 3 Theile, und Terpentinöl oder Campherſpirit (spirit of camphor) und Seifenſpirit (spirit of soap), gleiche Theile, dreimal des Tages, gute Dienſte. F N „ Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 69 Nachdrückliches Reiben des geſchwollenen Theiles iſt ſehr nützlich, ebenſo Be— wegung. Man bedecke das Pferd gut, ſorge für reichliche Streu und gebe dem Pferde die bei Unverdaulichkeit angegebenen Arzneien; oft reichen Kochſalz und Wachholderbeeren aus, um dadurch vermehrte Harnabſonderung zu befördern ꝛc. Neben den Einreibungen ſind Bähungen von Heuſamenabguß oder Holzaſchen— Lauge ſehr gut. Nach deren Anwendung ſind die Theile ſehr gut abzutrockneu und dann kommt die Einreibung; hie und da iſt beſonders an der Bruſt ein Haar— ſeil ſehr wirkſam. Bei Anſchwellungen der Füße iſt neben obiger Behandlung das Einwickeln in Binden von Muslin von vorzüglicher Wirkung. Sehr empfehlenswerth iſt, das Pferd gut zuzudecken, beſonders auf der Straße, und im Stalle Zugluft abzuhalten. a Vom Nabelbruche der Fohlen. Wenn auf der Stelle, wo der Nabel feinen Sitz hat, nach der Geburt eine Ge— ſchwulſt ſich zeigt, ſo nennt man dieſes einen Nabelbruch. Um das Fohlen davon zu befreien, wirft man es, wenn es ein halbes Jahr alt iſt, nieder und faßt die aus⸗ gedehnte Haut, welche den Nabelbruch bildet, zuſammen, legt einen Bindfaden darum und zieht dieſen mit einer Schleife oder einen Knoten ſo feſt zuſammen, als man kann. Die auf ſolche Weiſe abgebundene Haut ſtirbt nun ab, wodurch der Nabelbruch geheilt iſt. Von der Geſchwulſt am Schlauche. Dieſe Geſchwulſt entſteht mehrentheils aus angehäufter Unreinigkeit am Schlauche. Wenn man ſolche darin bemerkt, ſo muß die Unreinigkeit des Tages drei Mal mit warmen Waſſer und Seife ausgewaſchen werden, bis der Schlauch gänzlich rein iſt. Hat ſich ſchon Eiter im Schlauche erzeugt und ſind Schrunden eingefreſſen, jo muß, wenn die Unreinigkeit entfernt ift, der Schlauch täglich einige— mal mit kaltem Waſſer ausgewaſchen werden, bis die Schrunden heil ſind und die Geſchwulſt vergangen ift. * Findet man dagegen den Schlauch rein, und iſt die Geſchwulſt nicht ſtark, ſo kann ſie durch das öftere Baden in kaltem Waſſer vertrieben werden. Oft ſchwillt der Schlauch durch mechaniſche Verletzung, z. B. durch Springen über Fence, Baumſtumpen u. ſ. w., und dann find je nach der Jahreszeit kalte Umſchläge oder Befeuchtung des Schlauches mit Heublumenabgüſſen gut, je öfter deſto beſſer. Das Pferd ſchütze man beſonders vor zu kalter Zugluft ꝛc. Von dem Abſtoßen der Hüfte. Hierzu können folgende Vorfälle Anlaß geben: Wenn mehrere Fohlen durch eine Thür laufen und während der Zeit ſich einander drängen, ſo geſchieht es leicht, daß ſie mit den Hüften gegen die Thürſtänder ſtoßen, wodurch der bei den Fohlen noch weiche Knochen gequetſcht wird; im Winter aber können fte auf glatten Wegen, oder auf dem Eiſe ausgleiten und auf den Hüftknochen fallen, wodurch dieſer eben falls eingedrückt werden kann. Auf der Seite, wo der Hüftknochen eingeſtoßen iſt, gehen ſie lahm und es entſteht eine Geſchwulſt, welche das Eindrücken des Knochens 0 i 70 Goldenes Hausbuch für Farmer, eine Zeit lang verbirgt; ſobald aber die Geſchwulſt vergangen iſt, ſo kann man die Niedrigkeit des eingedrückten Knochens leicht bemerken. Wenn man die Geſchwulſt wahrnimmt, ſo kann fie täglich einigemal mit kaltem Waſſer befeuchtet werden, wo— nach ſie bald verſchwinden und auch die Lähmung ſich verlieren wird. Der zuſam⸗ mengedrückte Knochen hingegen kann auf keine Art wieder in ſeine natürliche Lage gebracht werden, daher iſt alle Sorgfalt, die man zur Erreichung dieſes Zweckes an= wendet, fruchtlos. Vor allen Dingen vermeide man die Gelegenheits-Urſachen zu dieſer Beſchädigung. Von den Lähmungen an den Lenden. Dieſe entſtehen aus dreierlei Urſachen: 1) Die inwendigen Muskeln der Lenden können ſo ſtark ausgedehnt werden, daß ein Pferd davon lahm wird. Dieſe Lähmung gibt ſich durch folgende Merkmale kund: Das Pferd ſteht zwar, wie im natürlichen Zuſtande auf dem Beine, wenn es aber gehen ſoll, ſo ſchleppt es deſſelbe nach, und wenn man die inwendige Seite der Lende unterſucht, ſo findet man ſolche angeſchwollen. Zuweilen bemerkt man auch nur einen angeſchwollenen Strang an der Lende, und wenn man auf die Geſchwulſt mit einem Finger drückt, ſo hebt das Pferd das Bein in die Höhe, weil es einen hef— nigen Schmerz durch den Druck erleidet. Bei dieſem Zufall muß verordnet werden: Goulard Extract, 4 ounces. Bleiextract, 4 Unzen. Spirit of Camphor, 2 ounces. Campherſpiritus, 2 Unzen. Water, one quart. j Waſſer, 1 Quart. (Mix it well.) (Miſche alles zuſammen.) Mit dieſem Mittel müſſen die angeſchwollenen Muskeln täglich drei Mal gewa⸗ ſchen werden. Hat man in der Nähe Gelegenheit, das Pferd ſo tief in das Waſſer zu führen, daß dieſes die Geſchwulſt berührt, ſo muß dies täglich zwei Mal, jedes Mal eine gute Viertelſtunde lang geſchehen; hat man dieſe Gelegenheit aber nicht, ſo muß die Geſchwulſt täglich zwei Mal mit kaltem Waſſer gebadet werden. Das Pferd muß hierbei Ruhe genießen, da jede Anſtrengung den Zuſtand verſchlimmern würde. 2) Durch irgend ein Gewalt kann die Verbindung des Lendengelenkes ausge- dehnt werden, welches man an folgenden Kennzeichen bemerkt. Bei dem Gehen be= wegt das Pferd zwar die unteren Theile des Beines ganz natürlich, es kann aber mit: dem beſchädigten Beine nicht ſo weit ausſchreiten, wie mit dem geſunden, und wenn die Laſt des Körpers darauf zu ruhen kommt, nämlich dann, wenn es das geſunde Bein aufheben will, ſo bemerkt man ein Zucken. Manchmal findet ſich eine Ge⸗ ſchwulſt auf dem Lendengelenke, auch nimmt man auf der Stelle eine erhöhte Wärme wahr. Hat man ſich ſo von der Lähmung überzeugt, ſo muß das Pferd täglich zwei: Mal mit folgendem Mittel gewaſchen werdeu: Spirit of Camphor, 1 ounce. Campherſpiritus, 4 Unzen. Spirit of Soap, 1 ounce, Seifenſpiritus, 4 Unzen. Oil of Turpentine, 1 ounce. Terpentinöl, 1 Unze. (Mix it well.) (Miſche es zuſammen.) Beſſert ſich der Zuſtand hiernach in Zeit von acht bis zehn Tagen nicht, o muß man die Stelle fünf bis ſechs Tage lang, täglich ein Mal mit Dr. Fußnecker's Lini⸗ ment waſchen. Iſt aber der Schaden durch Nachläſſigkeit veraltet, und wollen dieſe Mittel nicht helfen, ſo muß ein Fontanell über das Gelenk gelegt werden, wonach die Lähmung aufhören wird. ah. | nie 3) Durch eine heftige Gewalt kann die kleine Sehne, womit das Gelenk in ſei⸗ ner Mitte verbunden iſt, zerreißen, oder wohl gar der Wirbel aus der Pfanne gedreht werden. Ob dieſe Sehne wirklich zerriſſen ſei, läßt fi) im Anfang der Lähmung eee 55 e ee 7 N e 1 15 x * Ne 4 5 1 7 l . * ‚ 65 N, Fun 5 5 95 Er Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 6711 nicht entdecken; iſt dies aber außer Zweifel, jo gibt es kein Mittel, die Zerreißung der Sehne zu heilen, weil man das Zuſammenwachſen der Sehne nicht bewirken kann. Wenn der Wirbel aus der Pfanne gedreht iſt, ſo nimmt man neben dem Ge— lenk eine Erhabenheit wahr, welche ſich beim Gehen unter der Haut bewegt. In dieſem Falle iſt es am beſten, das Pferd ſogleich dem Abdecker zu übergeben; denn brächte man auch den Wirbel wieder in die Pfanne, ſo würde doch die Lähmung dadurch nicht gehoben werden, weil das Zuſammenheilen der Sehne, welche den Wirbel in der Pfanne befeſtigt, wie geſagt, nicht zu bewirken iſt. Zu ſ a tz. Liegen aber der Lendenlähme Erkältungen oder vorübergehende Krämpfe zu Grunde, ſo verfahre man am beſten innerlich und äußerlich, wie bei der Rehe (founded) genau angegeben iſt. Helfen die Einreibungen ꝛc., wovon die Recepte bei Schulterlähme ꝛc. angegeben find, nicht, dann iſt ein Haarſeil am Platze, durch welches entweder Linderung oder Heilung erzielt wird. Das Haarſeil wird jeden Tag zwei- bis dreimal vom Eiter gereinigt und zur Beförderung des Eiters ꝛc. gießt man etwas von einer Miſchung von Whiskey und Terpentinöl hinein. Tritt Beſſerung ein, ſo wird das Haarſeil nach einer ge— wiſſen Zeit herausgenommen. Schonung des Pferdes iſt unbedingt nöthig und einige Wochen oder Monate Weide (Pasture) tragen neben der mediciniſchen Behandlung außerordentlich zur Heilung bei. Zu leichter Arbeit kann man ſolche Pferde noch lange gebrauchen. Vom Spath. (Bone Spavin.) Dieſe Krankheit kennt der Landmann nur wenig, und er wird daher oft mit Pferden, die davon befallen ſind, betrogen; um ihn indeß vor ſolchen Betrug zu be— wahren, will ich eine deutliche Beſchreibung des Spathes hier folgen laſſen. Der Spath entſteht an den inwendigen Seiten des Sprunggelenkes, welches von dem Landmann gewöhnlich das Knie am Hinterbeine genannt wird. Findet man da, wo ſich an der inneren Seite das Schienbein am Knie endigt, einen merkli— chen Abſatz oder eine Erhabenheit, und zwar nur an einem Beine, jo ift dies der Spath. Bei einigen Pferden iſt dieſer Abſatz oder dieſe Erhabenheit nur gering, fie kann aber auch die Größe eines Hühnereies erhalten; ſelten findet man den Spath an beiden Beinen. Manche Pſerde gehen davon lahm, andere nicht; indeß iſt es immer ein Fehler, den man beim Ankauf eines Pferdes berückſichtigen muß, und es iſt nie rathſam, ein mit dem Spath behaftetes Pferd zu kaufen. Zuweilen bemerkt man ſehr wenig von der oben beſchriebenen Erhabenheit, aber das Pferd zeigt durch Lähmung, daß der Spath im Ausbruche iſt. Es ſteht nämlich öfters im Stalle auf der Zehe des Beines, und wenn es herausgeführt wird, ſo hinkt es eine Zeit lang mit dem Beine, geht aber hernach wieder gerade. Bemerkt man eine ſolche Lähmung, fo kann man dies als ein ſicheres Merkmal des Spathes anſehen. Die Pferdehändler . halten auf den Märkten ein ſolches fehlerhaftes Pferd beftändig in Bewegung, damit der Käufer die Lähmung nicht bemerken ſoll; denn ſobald es eine kurze Zeit ſtille feeht, geht es im Anfang jederzeit einige, auch wohl mehrere Schritte lahm. Der Spath iſt ſchwer zu heilen; das einzige Mittel, wodurch er noch gehoben werden kann, iſt das Brennen. Im Fall ein Thierarzt in der Nähe iſt, und der Beſitzer des kranken Pferdes ſolches gern behalten will, jo muß dieſer den Spath A K zaab kai? 4 1. 9 11 Feen. * I a een * I eee or N Niet ee Au Nen 2 . 1 e Dh 185 Den e RZRR IR ER 72 Goldenes Hausbuch für Farmer, durch denſelben brennen laſſen; iſt aber in der Gegend kein Thierarzt vorhanden, ſo 5 muß zwei Tage hinter einander die Salbe darauf eingerieben werden, wie folgt : Mercurial Ointment, 14 ounces. Mercurial-Salbe, 12 Unzen. Oil of Laurel, 4 ounce. Lorbeer-Oel, + Unze. Jodide ef potassium, 2 drachmes. Kolijodini, 2 Drachmen. Jodine, 3 scruples. Jodinä, 3 Scruples. Wenn die Salbe abgefallen iſt und die Haare wieder gewachſen ſind, ſo muß das Einreiben 4 bis 5 Mal wiederholt werden; jedoch wird man hierdurch nicht die Heilung des Spathes bewirken, wohl aber die Lähmung heben können. Das Hängebleiben im Halfterſtrange kommt ſehr oft vor, die Beſchädigung iſt an der geſchundenen aufgerißenen Haut und der Geſchwulſt und Entzündung im Feſſelgelenke oder der Kniekehle leicht zu er— kennen, gewöhnlich iſt Lahmheit damit verbunden. In dieſem Falle iſt unter Ru- brik Schulterlähme ausführlich angegeben, wie das Leiden zu behandeln iſt. Eutergeſchwülſte kommen bei tragenden Stuten kurz oder nach dem Werfen vor. Die Behandlung beſteht darin die Euter mit warmer Buttermilch oder Goulard'ſches Waſſer ſo oft wie möglich zu befeuchten. Iſt das Leiden zu ſtark, jo macht man öfters Breium⸗ ſchläge von Leinſamenmehl, Chamillenblumen und Roggenmehl. Von der Piephacke. (Thorough-pin.) Dieſe beſteht aus einer mehr oder minder großen und beweglichen Geſchwulſt, welche ſich nach einem Schlage, Stoße oder aus innerlichen Urſachen auf der Spitze ‚oder Hacke des Sprunggelenks einfindet. Wenn ſie gleich nach der Entſtehung wahrgenommen wird, ſo kann man, um dieſelbe bald wegzubringen, ſie täglich drei Mal mit Seife und Whisky waſchen, auch mit kaltem Waſſer öfters anfeuchten. Iſt fie hingegen ſchon veraltet, jo nimmt man:“ 13 Kampherſpiritus, 4 Unzen. Terpentinöl, 1 Unze, und wäſcht die Piephacke alle Tage ein Mal mit dieſer Miſchung. Verringert ſie ſich durch dieſes Mittel nicht, welches ein Zeichen ihrer bereits großen Verhärtung iſt, ſo muß man die Salbe, welche ich beim Spath verordnet habe und zwar mit einem Holz einreiben, und wenn ſie, nachdem dies einmal geſchehen, nicht verſchwindet, das Einreiben wiederholen; jedoch erſt alsdann, wenn die Piephacke von der erſten Ein⸗ reibung wieder gereinigt iſt. f ö en RK 7 Schaale. Leiſt. (Ringbone.) Iſt weniger häufig als der Spath und der Sitz das Kronengelenk, ſowohl der Vorder- als der Hinterfüße. Stehet üherigens in allen Beziehungen dem Spathe weſentlich gleich. Erſcheinungen. Die bezeichnenden Erſcheinungen ſind auch hier Lahmge— hen und Knochenauftreibung. Das Lahmgehen ſpricht ſich aus durch Schonung des Schenkels und nicht gehöriges Durchtreten im Feſſel- und Kronengelenke; beſſert ſich nicht bei fortgeſetzter Bewegung, ſondern bleibt ſich immer gleich; hat überhaupt ſo wenig Charakteriſtiſches, daß oft große Umſicht dazu gehört, Grund und Sitz zu ermitteln, ſo lange der Knochenauswuchs noch nicht hervorgebildet iſt. In Regel pflegt jedoch, vornämlich nach angeſtrengter Bewegung, vermehrte Wärme, auch Schmerz beim Drucke am kranken Gelenke, ſich auszuſprechen und dieſes dann die Erkennung zu erleichtern. Der Knochenauswuchs bildet ſich allmälig aus, nur auf einer oder beiden Seiten des Kronengelenkes oder umgiebt deſſen ganze vordere Fläche (Ringbein), behält einen mäßigen Umfang oder wächſt zu einer ſehr bedeutenden Größe heran. Sobald dieſer ſich bildet, iſt die Erkennung geſichert genng. Ganz ſo wie beim Spathe pflegt auch hier das Hinken ſich allmälig zu verlieren 5 und nur eine gewiſſe Steifheit im Gelenke zu hinterbleiben; oder dauert ununterbro— chen an, oder kehrt plötzlich wieder, wenn es ſich ſchon gänzlich verloren hatte. Der Knochenauswuchs erfährt zuletzt immer eine Beſchränkung ſeines Wachsthums und bleibt dann unverändert ſtehen. Ein Schwinden der Schulter, anfangs bei Schmer— zen und Lahmgehen, ſo wie Schildern mit dem Fuße im Stande der Nuhe, ſind auch hier gewöhnliche Erſcheinungen. 5 Urſachen. Wie beim Spath; doch kann ſich die Schaale ſchon ſehr früh (im 1.—2. Lebensjahre) ausbilden und zwar in Folge von Anſtrengung oder ererb— ter Anlage. Behandlung. Hervorzuheben iſt, daß man mit der Anwendung von ſchar— fen Mitteln und dem Brennen ſich ja nicht übereilen darf, vielmehr ſich hier die küh— lenden Mittel und erregend zertheilenden Salben noch weit mehr am Platze und andauernder (durch Wochen) anzuwenden, als beim Spathe. Sie find unbedingt erfor— derlich im Anfange, bei vorhandener Wärme und bis dieſe gänzlich beſeitigt iſt, ſo wie bei jeder rückkehrenden Verſchlimmerung. Andauernde Ruhe iſt auch hier unerläßliche Bedingung eines günſtigen Erfolges. Alles was beim Spath vor der Erkrankung und Beſchaffenheit der Gelenkflächen und des Knochenauswuchſes und in Betreff der gegenſeitigen Beziehung der Lahmheit zu dem letzteren geſagt iſt, hat auch hier ſeine Gültigkeit. Anzufügen iſt noch, daß die Knochenauswüchſe häufiger als beim Spath, vorgängig und ohne weſentliche Erkran— kung der Gelenkflächen vorkommen, namentlich bei frühzeitiger Entwickelung derſelben bei jungen Thieren und daß bei der Schaale bisweilen auch noch die Hufknorpel verknöchern. Beginnende Schaale ohne Knochenauftreibung gilt gern für Schulterlahmheit, um ſo mehr, wenn bereits Schwund entſtand. Auftreibungen am Kronengelenk, die nicht Knochenauswüchſe ſind, kommen ſelten vor. Eine Ueberfeſſelung, d. i. Vortre— ten des Feſſels über das Kronenbein, im Stande der Ruhe, die jedoch ſelten iſt, läßt beim Nichtkenner gewöhnlich die Vermuthung aufkommen, als ſei Schaale im Anzuge. Das Verſchwinden der vermeintlichen Knochenauftreibung bei Bewegung und beim feſten Auftritt (durch Aufhebung des andern Fußes) ſichert die Erkennung. N Das Brennen in gewöhnlicher Weiſe leiſtet jedenfalls weniger als beim Spath. Dagegen verdient das Durchbrennen in 1 oder 2 Punkten auf jeder Seite in letzter Inſtanz alle Empfehlung. Siehe Recept bei Spath. Wire * Ei 5 een N e,, RE RE er A BEIN UN Ian SE ärtner, Pferdes und Viehbeſitzer. 2 % 1a Goldenes Hausbuch für Farmer, - * 0 x 5. Entzündung der Sehnen und Bänder an den Füßen. Sie kommen faſt ausſchließlich nur bei Pferden vor und zwar vom Knie- oder Sprunggelenke an abwärts. Je nach ihrem Sitze führen ſie verſchiedene Namen. Erſcheinungen. Verlauf. Die Entwickelung geſchieht ſehr ſchnell- Die Thiere fangen an zu hinken und bald nachher zeigt ſich an der leidenden Stelle eine vermehrt warme, ſchmerzhafte Anſchwellung, die entweder mehr derb, ſelbſt hart anzufühlen und verſchiedenen, gemeinhin nur geringen, Umfanges iſt (eigentliche Sehnenentzündung); oder die mehr weich und geſpannt erſcheint und eine größere Ausdehnung erlangt (Entzündung der Sehnenſcheide und Waſſerguß). Oft nehmen Anfangs noch die umgebenden Weichtheile (Haut und Zellgewebe) an dem Entzün⸗ dungszuſtande lebhaften Antheil, und dann iſt das ganze Glied mehr oder weniger entzündlich geſchwollen. Der Verlauf iſt langſam, und vollſtändige Zertheilung ſehr ſelten. Gemeinhin folgt Ausſchwitzung mit Verdickung und Verhärtung, auch Verwachſung. Die Ent- zündungszufälle verlieren ſich und ſo hinterbleibt eine kalte, unſchmerzhafte, derbe Anſchwellung oder Verdickung, die entweder ganz bedeutungslos iſt oder mehrere an⸗ dere Folgezuſtände (ſchonender Gebrauch des Schenkels, Rückfälle, Sehnenverkür— zung ꝛc.) bedingt. ö ' Urſachen. Mithin Zerrung der Sehnen und Bänder durch Fehltritte, Ausgleiten u. ſ. w.; ſonſt auch äußere mechaniſche Einwirkungen, z. B. Ueberhauen über Halfterketten. Behandlung. Anfangs bei Wärme und Schmerz die rein kühlenden Lehm— anſtriche, wie folgt: Nehme 2 Schaufel voll gelben Leim (yellow clay), ein Pint Salz und fo viel Eſſig, daß man es gut aufſtreichen kann. Beim Nachlaß der Ent- zündungszufälle die zertheilenden Salben, wie folgt: a Mercurial Ointment, 13 ounces. [Queckſilberſalbe, 12 Unzen. Oi of Laurel, 3 ounce. Lorbeeröl, 4 Unze. Jodide of Potassium, 2 drachmes. Jod Kali, 2 Drachmen. Jodine, 2 scruples. Jodinä, 2 Scruples. Daneben lauwarme Bähungen von Heuſamenthee ꝛc., und wenn möglich, Ein⸗ wickeln des Gliedes in Binden, beſonders heilſam bei Waſſerguß in den Sehnen— ſcheiden. Sehnen- oder Muskelverkür zung iſt der höchſte Grad von Sehnenklapp, und wird die dort angegebene Jodſalbe die beſten Dienſte leiſten; ebenſo iſt beim Gebrauche des Pferdes Rückſicht zu nehmen; eine beſtimmte Heilung wird ſelten erzielt. Sehnenklapp. Entzündung und Anſchwellung der Beugeſehnen an der hinteren Fläche des Schienbeines, gewöhnlich nur an den Vorderfüßen vorkommend. Kennzeichen. Zunächſt Lahmgehen, und zwar mit nicht gehörigem Durch⸗ treten im Feſſel und unvollſtändiger Streckung des Fußes vom Knie an; daneben eine ſchmerzhafte, warme, deutlich ſicht- und fühlbare Anſchwellung der Beugeſehnen, von geringerer oder größerer Ausbreitung, welche die im vorigen Paragraph genann- ten Verſchiedenheiten darbietet. Oft iſt hiermit eine gleichzeitige Anſchwelluug der 1 0 5 Sal * enen 7 nn in x N 8 4 J N N Bun Re KAM, N ene ‚Be es un Vi . a 16 5 Ted: „ 7 1 85 1 N RR J . eee N benachbarten Weichtheile am Schienbeine verbunden. chen), daher vielfach die großen Schmerzen und heftige Entzündung, ſelbſt bei e bels „ 5 Mr * 370 19 R Der Verlauf iſt ſehr langſaam. Die Entzündungserſcheinungen verlieren ſich nur ganz allmälig, nach mehrwöchenli« cher Dauer. Vollſtändige Zertheilung gelingt ſelten. Gemeinhin hinterbleibt eine Verdickung und Verhärtung der Sehnen; auch Verwachſungen untereinander und mit der Sehnenſcheide ſind ſehr gewöhnlich und als Folge hiervon ein geſpannter Gang, unvollkommenes Durchtreten, und eine beſondere Geneigtheit zu Rückfällen nach Ana ſtrengung ꝛc. In noch weiterer Steigerung kann es auch zur Verkürzung der Sehnen und Ausbildung eines ſ. g. Stelzfußes kommen. i Urſachen. Behandlung. Wie vorige Krankheit. Eine beginnende Verkürzung (Zuſammenſchrumpfen) der Sehnen verliert ſich gewöhnlich allmälig von ſelbſt unter ſchonendem Gebrauche. Bisweilen iſt die Verkürzung nur Iheindar und das unvollſtändige Durchtreten dadurch bedingt, daß in den Sehnen eine gereizte N Empfindlichkeit dauernd fortbeſtehet. f W Sehnenklapp nennt man jede Anſchwellung der Beugeſehnen; im engeren Sinne des Wortes verſteht man aber darunter nur diejenige ſchmerzhafte Anſchwellung, welche am oberen Theile der Sehnen vorkommt, und bei der die heir liegende (am Knie 5 beginnende) Unterſtützungsſehne vornämlich betheiligt iſt. Die Beugeſehnen ſelbſt ſind hierbei bisweilen nur wenig affizirt; was für Erkennung und Heilung von 10 Belang iſt! ' In allen Fällen erfordert der eigentliche Sehnenklapp, wegen der tiefen Lage der Unterſtützungsſehne, eine beſonders ſorgſame und kräftig einwirkende Behand- lung. Rückfälle kommen hier beſonders gern vor. 1 1 Bei den eigentlichen (harten, knotigen) Sehnenentzündungen iſt das Lahmgehen ER viel ſtärker und hartnäckiger, als bei den (weichen, elaſtiſchen) Entzündungen der l Sehnenſcheiden, obſchon letztere eine größere Ausdehnung haben. Me N Auch an den Streckſehnen an der vorderen Fläche des Schienbeines, namentlich am unteren Ende, kommen entzündliche und kalte Anſchwellungen vor, doch ſehr jel= N ten. Nur anfangs, jo lange fie entzündlich und ſchmerzhaft find, bewirken ſie eine etwas ſchonende Bewegung des Schenkels; ſpäter nicht. Die Behandlung geſchieht wie bei Entzündung der Sehne und Bänder. 2 — S 4 — Pa 5 Wunden. 9 5 . 455 1 Die Schnitt⸗ und Hiebwunden ſind die einfachſten Verletzungen. Behufs ihren Heilung iſt die friſche Vereinigung zu verſuchen; wenn dieſe nicht gelingt, geil Me: I durch Eiterung. N Die Stichwunden find, ſobald fie einigermaßen tief eindringen, ſtets gefährlichen als vorige und erfordern zu ihrer Behandlung eine größere Umſicht und Sachkennt-⸗ niß. Schon die genaue Unterſuchung, die hier gerade ſo überaus nöthig iſt, ſowohl zur Ermittelung der Tiefe und Beſchaffenheit der Wunde, als zu der der fremder Kör- per, iſt oft ſchon ſchwierig genug und bisweilen nur bei Vergrößerung der Wunde möglich. Auch Blutſtillung und Entfernung fremder Körper können manche Schwie⸗ — 1 a rigkeiten darbieten und erfordern ebenfalls nicht ſelten ein Erweitern der Wunde. Friſche Vereinigung iſt kaum und nur bei unbedeutenden Wunden möglich. Ge meinhin folgt eine mehr oder weniger heftige Entzündung und ſpäter Eiterung, die I leicht zu Eiterverſenkungen führen kann, da der Eiter wegen der K 1 Wunde oftmals nicht frei abfließen kann. ; I Die Stichwunden kommen bei unſeren Hausthieren häufig vor. Es find mei⸗ ſtens wegen der ſtumpfen Werkzeuge, die ſie veranlaſſen (Miſtgabel, Nägel 200 gequetſchte, auch tief eindringende Wunden (an den Schenkeln oft bis auf die Kno: Fe = N — 2 ä 8 er “2 2 —— 12% En Fe ed * Er El 3 — /// 7 An" Nr %%% VRR n ] ¼ ¼ . UOREN EEL ̃ ĩ˙9iw1eÄ''!!ß,. 76 a x Goldenes Hausbuch für Far er, Kiel. 1 4 e eee \ N RO RE 7 800 e gr 77 FR anſcheinend geringfügigen Wunden und die nachfolgende und länger dauernde Eiterung. f In Regel iſt es nöthig, fie ſogleich von vorn herein zu erweitern, theils der Unterſu— chung, Blutſtilluug und etwaiger Entfernung fremder Körper wegen, die in der Tiefe ſteckenz theils zur Erzielung freien Eiterabfluſſes und leichteren Behandlung und An- wendung der Medizinen. Bei der Unterſuchung laſſe man ſich nicht täuſchen. Die Stichwunden erſchei— nen ſehr oft viel kleiner und unbedeutender, als fie es in der That find. So iſt biswei- len ihre äußere Oeffnung ſehr klein, während ſie in der Tiefe ſehr geräumig ſind; oder die Wunde ſcheint, indem ſich Theile vorſchieben, ein Ende zu haben, während ſie noch tief eindringt. Oft hat fie an verſchiedenen Stellen einen ganz verſchiedenen Durch— meſſer, daher jo leicht Eiterverſenkungen, Fiſtelgeſchwüre ꝛc. ſich ausbilden. Die Un=- terſuchung mit dem Finger, wenn irgend möglich, verdient daher den Vorzug. Man unterſucht dabei genau ihre Wandungen, mit beſonderer Berückſichtigung der einzelnen Fleiſchtheile; läßt auch während der Unterſuchung, eine Bewegung des Gliedes nach verſchiedenen Richtungen vornehmen, indem man öfters nur fo erſt auf den Grund gelangt. Behandlung. Die Wunde wird ſauber ausgewaſchen und dann macht man Umſchläge von Waſſer, Eſſig und Salz, welchem man mit Nutzen Eis beifügt, und je häufiger dieſelben gemacht werden, deſto beſſer. Die ſchnelle Vereinigung iſt möglich, wenn die Wundränder gut zuſammengebracht und gehalten werden können, was aber ſelten iſt. Iſt dies nicht möglich, ſo kann ſie ganz friſch geheftet werden. Tritt eine zu große anhaltende Blutung ein, ſo fülle man die Wunde gut mit Hanf aus, noch etwas höher als die Haut und wird dann eine Bandage oder Gurte feſt darüber angezogen, dann fahre mit obigen Umſchlägen fort. Bei geriſſenen, gequetſchten Wunden ſind oft die Ränder abzuſchneiden; man ſorge auch, daß keine Haare oder ſonſt fremde Körper in denſelben verbleiben. Tritt Eiterung ein, ſo iſt die Behandlung unter dem Titel „Eiterung“ genau beſchrieben und darnach zu handeln. Tritt das Wundfieber ein, ſo gebe man die bei entzündlichen Krankheiten als Lungenentzündung ꝛc. angegebenen Mittel; in hohem Grade iſt ein Aderlaß nöthig. Quetſchungen, Scheuerungen, (Reibungen), entſtehen durch Stöße, Schläge, Reibungen und gebeu ſich durch Anſchwellungen, Reiben der betreffenden Theile und bei Scheuerungen (Reibungen), ꝛc., auch durch Hautverletzung zu erkennen. i Hierher gehören die Verletzungen durch Ueberhauen und Hängenbleiben am Halfter, durch Scheuern (Reiben) des Schwanzriemens, Gurten, Stränge, durch ge⸗ genſeitiges Schnappen, Beißen ꝛc. Die Behandlung richtet ſich nach dem Grade der angeführten Quetſchungen zc. und kann je nach der Beſchaffenheit nach den bei Entzündung, Wunden und Eiterung angegebenen Regeln behandelt werden. f 5 i Die gewöhnlichen Scheuerungen durch Sattel und Geſchirr ereignen ſich vor⸗ nämlich im Sommer bei heißem Wetter und bei weicher, empfindlicher Haut. Wa ſchungen mit Goulard Extract, 4 ounces. Bleieſſig, 4 Unzen, Water, 1 quart. Waſſer, 1 Quart, Whiskey, 4 pint. Whisky, Pint. Find die beſten Gegenmittel. Es verſteht ih von ſelbſt, daß man die Einwirkung der betreffenden Geſchirrtheile zu mindern ſucht, z. B. mit Leinwand umwickelt, mit Rehfell futtert ꝛc. rr Genickbeule, Genickfiſtel. Hier nennen ſie die Farmer gewöhnlich Polype. 5 1 Unter Genickbeule verſteht man eine im Genick, alſo am obern Theile des Halſes zwiſchen und hinter den Ohren vorkommende ſchmerzhafte Geſchwulſt, welche meiſt bald in Eiterung übergeht, aufbricht und ein tiefes Geſchwür bildet, von wel⸗ chem aus ſich Fiſtelgänge nach verſchiedenen Richtungen bilden und wodurch Bänder. Muskeln und ſelbſt Knochen angegriffen werden, jo daß die Krankheit durch Ergrif— fenwerden des Rückenmarkes ſelbſt tödtlich werden kann. N Kennzeichen. Die Geſchwulſt entſteht bald ſehr ſchnell, bald langſam, 15 immer aber geſellt ji) nach einigen Tagen Entzündung hinzu, die Geſchwulſt wird derb, vermehrt warm und ſehr empfindlich, ſo daß die Thiere der Berührung aus⸗ weichen, die Bewegung im Genick wird erſchwert und ſchmerzhaft, die Pferde ſtehen mit geſengtem Kopfe und halten die Ohren ſteif und geſpannt, manchmal wird ſelbſt das Kauen erſchwert, weil die Bewegung des Kiefers Schmerz verurſacht; die Pferde verſagen dann das Futter, ſtehen oft wie dmmkollerig da und zeigen mitunter auch Fieber. Im weitern Verlaufe breitet ſich die Geſchwulſt oft weit aus und erreicht ei= nen großen Umfang; in der erſten Zeit iſt in derſelben etwas Blutwaſſer enthalten, | ſpäter aber — nach 3—4 Wochen — bildet ſich Eiter in derſelben, welcher ſich durch kleine Deffungen in der Haut nach außen entleert, während er gleichzeitig Hohlge⸗ ſchwüre und Fiſtelgänge bildet, welche die benachbarten Theile zerſtören, nach ver⸗ ſchiedenen Richtungen ſich erſtrecken und das Nackenband und ſelbſt die Halswirbel ergreifen; im ſchlimmſten Falle ergießt ſich der Eiter im Rückenmarkskanal und hat dadurch plötzlichen Tod oder auch ein lang dauerndes Zehrfieber zur Folge. Die Genickbeule iſt ſtets ein bedenkliches Uebel und ihre Heilung langwierig und hartnäckig, in einzelnen Fällen ſogar unmöglich. Die Urſach en beſtehen theils aus äußeren Gewaltthätigkeiten und Quetſchun⸗ gen, durch Schläge, Stöße, Anſtoßen des Genicks an die Krippe, wenn die Pferde vom Boden raſch in die Höhe fahren, durch Abſtreifen des Halfters u. ſ. w., theils aber entſteht die Geſchwulſt auch durch Ablagerung von im Körper vorhandenem Krank— heitsſtoffe, Druſeneiter ꝛc. Behandlung. Iſt die Genickbeule noch friſch, ſo gelingt zuweilen noch die Zertheilung durch fortwährende kalte Umſchläge, beſonders mit Eis. Man legt Linen oder Muslin oft zuſammen über die Geſchwulſt; vor⸗ zügliche Dienſte leiſtet ein Schwamm zwiſchen dem Muslin gut angebracht, ſo daß er nicht herausfallen kann. Dieſe Bandage iſt am Halfter zu befeſtigen. Man nehme 1 Quart Eſſig, 2 Quart Waſſer und 1 Pint Kochſalz. Je öfter die Geſchwulſt mit dieſer Miſchung feucht und kühl gehalten wird, deſto eher tritt auch eine Verthei⸗ lung ein. Iſt die Geſchwulſt gefallen oder faſt beſeitigt, ſo iſt die ſchon öfter ange⸗ gebene 1 9 070 (ſiehe Spath) noch immerhin zur gänzlichen und ſichern Heilung anzuwenden. Nach 8 Tagen, wenn die Entzündung noch nicht weicht und ebenſo die Geſchwulſt nicht fällt, ſo kann die folgende Salbe angewandt werden, wodurch entweder Zerthei⸗ lung oder Eiterung eintritt. Take Spanish Flies, 4 ounce. Nimm ſpaniſche Fliegen, Z Unze. f Gum Euphorbium, 2 drach. Euphorbium, 2 Drachmen. Oil of Turpentine, 1 ounce. Terpentinöl, 1 Unze. N Lard, 1 ounce. Schweinefett, 1 Unze. gi; (Mix it well.) | Gut zu miſchen. Mit einem Span Holz gut einzureiben, und zwar an einem Tage dreimal, Zeigt ſich eine ſchwappende Stelle, welche durch Befühlen mit dem Finger, ſich ſinkt, ſo macht einen gehörigen Einſchnitt, damit der Eiter gut abfließen kann, weil ſich 1 9 NE Ba DE Re Ed Pin a 7 SEP TE BTL DPI RE A ET SAN N HAN 2 1 en 2 Denn e IA. De V% T) ĩ ß Rt; N nne * 4 N) W WI na 0 . e 48 a KERN N DEM Kur 1 N Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 77 11 N y \ 4 9 1 5 0 | NG Jauche richtet hier weit größere Zerſtörungen an, das Futter dringt durch die Zahn⸗ 17 FN f N * 78 | Goldenes Hausbuch für Farmer. 4 Kan) — — TR 5 \ 8 — leicht verſinkt und dadurch Fleiſch und Knochen und Nackenband angreifen kann. Die Wunde iſt täglich 3 Mal, erſt mit Seifenwaſſer gut zu reinigen, jo daß fein Eiter zurückbleibt und dann ſpritzt man von folgender Miſchung en 1 W 1 Unze blauen Vitriol in einen 4 Pint kochendem Waſſer aufzulöſen und dieſem ſcttze 4 Unzen Bleieſſig bei. Vor dem Einſchütten gut aufzuſchütteln, Haben ſich ſchon Fiſteln (Eiterkanäle) oder röhrenförmige Geſchwüre gebildet, ſo ſind dieſelben aufzuſchneiden und mit obiger Miſchung auszuſpritzen. Mann kann der Miſchung noch 2 Unzen Arnica Tinktur beifügen, und vor der "Einipeibinn die Wunde mit Kalkwaſſer reinigen bis gute Eiterung eintritt. Es bilden ſich oft wieder nene Fiſtelgänge, weshalb eine genaue Unterſuchung jeden Tag vorzunehmen iſt und ſind ſolche dann ſofort aufzuſchneiden. Zur Beförderung guten Eiters iſt ein Ein⸗ ſtreupulver, wie bei Eiterung angegeben, zweckmäßig. gahnfiſteln. Unter Zahnfiſteln verſteht man eine Vereiterung der Zahnwurzeln oder Zahn⸗ höhlen, von welchen aus ein Fiſtelgang in die Maulhöhle, häufiger aber nach außen an den Kieferknochen führt; ſie kommen meiſtens am zweiten und dritten Backzahn des Unterkiefers, ſeltener am Oberkiefer vor und find in der Regel mit einer Auf— lockerung und Auftreibung der Kieferknochen verbunden. 8 Kennzeichen. Am untern Rand des Unterkiefers, ſeltener an der äußern Fläche des Oberkiefers bemerkt man eine rundliche Oeffnung mit wulſtigen Rändern, aus welcher fortwährend eine dünne ſtinkende Flüſſigkeit ſickert und durch welche man mit einer dünnen Sonde oder einer Stricknadel bis zur Zahnwurzel oder ſelbſt durch die Zahnhöhle hindurch bis in die Maulhöhle gelangen kann; die umgebenden Kie⸗ ferknochen ſind mehr oder weniger aufgetrieben, anfangs warm und empfindlich. Mündet die Fiſtel in die Maulhöhle, ſo wird auch der ſünkende Eiter dorthin ent— leert und es entſteht ein ſehr übler Geruch aus dem Maule. Der kranke Zahn ſteht zuweilen über die übrigen hervor und iſt locker; in dieſem Falle kauen die Thiere ſehr langſam und verſtreuen viel Futter. Die Zahnfiſteln im Oberkiefer ſind ſtets ſchlimmer, als die im Unterkiefer; die höhle bis in die Nasenhöhle und verurſacht einen grünlichen, ſtinkenden Ausfluß aus der Naſe, wodurch zu Rotzverdacht Veranlaſſung gegeben werden kann. „Die Urſachen der Zahnfiſteln find Quetſchungen der Zahnwurzeln und der Kieferknochen durch Schläge, Stöße, ſowie auch durch das Beißen mit den Zähnen “auf harte Körper, z. B. Steine, Nägel u. ſ. w., welche ſich zufällig in dem Futter befinden. Behandlung. Der kranke Zahn muß unbedingt herausgenommen werden, denn iſt er 'mal angefreſſen, wie man ſich gewöhnlich ausdrückt, ſo helfen angewandte Mittel für einige Wochen und ſind dann doch nutzlos. . Die Fiſtel, mag ſie die Oeffnung haben, wo ſie will, (ſelten außen), wird mit einer Auflöſung von + Pfund rohen Alaun aufgelöſt in 3 Pints kochendem Waſſer, (natürlich kalt) eingeſpritzt. Iſt die Oeffnung nach außen, ſo erweitert man die Fiſtel mit dem Meſſer und benützt die obige Einſpritzung; die Jodſalbe, Spaniſche Fliegenſalbe und oft das Brenneiſen ſind nothwendig um der Knochenauftreibung Einhalt zu thun. Man ziehe unter allen Umſtänden einen guten Pferdearzt zu Rathe. rr rn 2 l Zu 4 70 7 Be Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. Die Qhrſpeicheldrüſe iſt dazu beſtimmt, den für die Verdauung nothwendigen Speichel abzuſondern; ſie beſteht aus vielen kleinen Läppchen, welches jedes einen klei— nen Ausführungsgang hat, die ſich dann zum Speichelgang vereinigen, durch welchen der abgeſonderte Speichel in die Maulhöhle gelangt. Dieſer Ausführungsgang nimmt ſeinen Anfang in der Mitte des vordern Randes der Qhrſpeicheldrüſe, geht \ dann in den Kehlgang und tritt von hier aus, gemeinſchaftlich mit der Arterie, au welcher gewöhnlich der Puls gefühlt wird, um den Rand des Hinterkiefers herum auf 171 5 die äußere Fläche und läuft auf der äußern Geſichtsfläche nach oben, bis er in der — Gegend des dritten obern Backzahns den Backenmuskel' durchbohrt und im Maule endet. Dieſer Speichelgang wird nun durch verſchiedene Veranlaſſungen, z. B. bei Qperationen von Zahnfiſteln, beim Oeffnen eines Absceſſes der Qhrſpeicheldrüſe zc. ’ verletzt und aus dieſer Wunde tropft dann ein heller dünnflüſſiger Speichel, die Wundränder werden nach einiger Zeit hart und wulſtig und dieſen Zuſtand nennt 5 man Speichelfiſtel. Kennzeichen. Die Speichelfiſtel iſt leicht erkenntlich an dem fortwährenden Auströpfeln des hellen Speichels, welches beim Kauen jo vermehrt wird, duß ſich in kurzer Zeit eine große Menge Speichels in der Krippe anſammelt; hiedurch werden aber dem Thiere viele Säfte entzogen, die Verdauung leidet Noth, das Pferd wird mehr oder weniger geſchwächt und magert ab. Behandlung. Man gebe vor allem dem Pferde nur flüſſige Nahrung und pt Anfangs ſo wenig als möglich, damit das Kauen möglichſt verhindert wird; dann reibt man die Qhrdrüſe mit Spaniſcher Fliegenſalbe zwei Tage lang 2 Mal des Ta⸗ ges ein, wozu ungefähr 2 Unzen genügend find. Dadurch wird fie mäßig entzün— det und die Speichelabſonderung vermindert. In die Fiſtel ſpritzt man die bei der Zahnfiſtel angegebene Miſchung 3 bis 4 Mal des Tages; tritt keine Beſſerung ein jo kommt das Glüheiſen, welches jedoch nur in den Händen eines Thierarztes gehandhabt werden ſollte. Wird die Oeffnung und Umgebung gebrannt, jo darf das Pferd 48 Stunden kein Futter erhalten und muß ſo angebunden werden, daß es den Schorf nicht abſtoßen kann. Aderfiſtel. Unter Aderfiſtel verſteht man einen geſchwürigen Zuſtand der innern Fläche der Halsblutader, verbunden mit einer harten Geſchwulſt an der Stelle des Aderlaſſes, in deren Mitte ſich eine Oeffnung, die frühere Aderlaßwunde, befindet, aus welcher eine dünne, wäſſrige Flüſſigkeit oder Eiter ſickert. Es beſteht ſomit das Leiden in einer Entzündung der innern Haut der Halsblutader, welche in Ausſchwitzung und Eiterung übergeht und dadurch ſelbſt für das Leben des Thieres gefährlich wer— den kann, die aber durch eine zweckmäßige Behandlung faſt immer geheilt wer- den kann. Kennzeichen. Bald nach einem gemachten Aderlaſſe entſteht an der Seite N 5 des Halſes und zwar an der Aderlaßſtelle, eine entzündliche, heiße und ſchmerzhafte Geſchwulſt und aus der Aderlaßwunde, welche ſich nicht geſchloſſen hat und deren Wundränder auseinander ſtehen, ſickert zerſetztes ſchwarzes, häufig ſchon mit Eiten vermiſchtes Blut. 4 Die Geſchwulſt erſtreckt ſich oft bis zum Kopf und zur Bruſt. Uebrigens iſt die Aderſiſtel nicht zu verwechſeln mit einem Blutaustritt unter die Haut, welcher oft 1 79 N Speichelfiſte l. 0 W e MEISTER EEUN LEER LAIEN RN TLANBANRD Ur SMART Rh ln MAT 0 1556 Bm 115 en, Men aA FUN ö BB 13 5 60 ͤ UN ANA er. ARRORSE N MS AL ln DER SET ET I 1 * 80 Goldenes Hausbuch für Farmer, gleich nach dem Aderlaß entſteht, denn in ſolchen Fällen wird das ausgetretene Blut meiſtens in den nächſtens 12 bis 24 Stunden wieder eingeſogen. | Urſachen. Roſtige, ſchortige, unreine Aderlaßinſtrumente, Reiben des Pfer⸗ des an der Aderlaßſtelle, ꝛc. B eh andlung. Wird die Krankheit gleich beobachtet, fo find anhal⸗ tende kalte Umſchläge von Waſſer, Eſſig und Salz am Platze. Schließt fich die: Wunde nicht, und es hat ſich eine Verdickung der Ader eingeſtellt, fo leiſtet die ſpa⸗ niſche Fliegenſalbe ausgezeichnete Dienſte. Längs der verdickten Halsader reibt man drei Finger breit (mit einem Span) einmal des Tages drei Tage lang, Brennen geſchieht am beſten durch einen Thierarzt. Zugleich ſorge man daß das Pferd ſich u an der Aderlaßſtelle reiben kann und gebe nur ſehr weiches Futter, Kleienſchlapp, „ N Die Hodenſack⸗ oder Samenſtrangfiſtel 5 entſteht hauptſächlich durch ſchlechte oder mit unreinen ſchortigen Inſtrumenten ge⸗ machter Caſtratiou, hie und da auch durch Erkältungen nach derſelben, ſchlech— te Stallungen, verſchlagene Druſe ꝛc. Behandlung, Wird die Verdickung des Samenſtranges gleich entdeckt, ſo macht man Umſchläge von Leinſamen oder Heublumen und ſorgt für gute Eiterung. Dann reibt man auch die Umgegend des Hodenſacks mit Jodſalbe ein, welche ge— wöhnlich die Verdickung entfernt. Geſchieht dies nicht, ſo wendet man die bei anderen Fiſteln angegebe Einſpritzung an, ſpäter muß oft das Meſſer gebraucht werden. Bei den Umſchlägen muß eine gehörige Bandage gemacht werden, welche am Rücken be⸗ feſtigt wird, damit der Hodenſack immer warm und feucht gehalten wird. Wird Nachts, wenn anders nicht möglich, ausgeſetzt, ſo hülle man den Hodenſack mit Hanf oder beſſer in einen Schaffell ein, da eine Verkältung der Kur ſehr hinderlich iſt. Man bedecke das Pferd gut, halte den Stall warm und gebe überſchlagenes Waſſer zc. Entzündung der Qhrdrüſe. Zwiſchen dem Ohre, dem hintern Rande des Hinterkiefers und dem obern Ende des Halſes befindet ſich die QOhrſpeicheldrüſe, welche den zum Kauen nöthigen Spei⸗ chel liefert. Dieſelbe kommt gewöhnlich mit der Druſe, Strengel, Bruſtſeuche ꝛc., aber auch oft für ſich allein vor. Urſachen, wenn allein ſind wenig bekannt, doch möchten Stöße von rohen Pferdewärtern beſonders bei zarten Pferden, als ſolche angeführt werden. Behandlung, Warme Breiumſchläge von Leinſamen, Leinkuchen, Einrei bungen von warmen Fett und Oel und das Umwickeln mit einem Schaffell ſind in erſter Linie anzuwenden. Iſt der Schmerz nur gering, ſo benützt man zweimal täg— lich das flüchtige oder Dr. Fußnecker's Liniment für 2 bis 3 Tagen. Zertheilt ſich die Geſchwulſt nicht, dann kommt die Cantharidenſalbe auf der ganzen Fläche einzu— reiben und zwar zweimal des Tages zwei Tage lang. Bricht die Geſchwulſt auf, oder wird mit einem ſpitzen Meſſer geöffnet, jo reinigt man die Wunde, ſorgt für gute Eiterung nach der in dieſem Kapitel angegebene Regeln. Aderlaß iſt keiner nöthig. (Siehe für Näheres Halsbräune.) 1 alten geſalzenen Speck, ER Gärtner, Pferde» und Viehbeſitzer. Stollbeule, Stollſchwamm. Der Stollſchwamm oder Stollbeule ſitzt auf dem Ellbogen, hinten am oberen Ende des Vorderſchenkels, und er bildet hier eine Geſchwulſt von der Größe eines Hüh⸗ nereies bis zu der zweier Fäuſte und darüber. Die Geſchwulſt iſt entweder durch und durch feſt und ſpeckartig, oder ſie beſteht aus einem hohlen, dickhäutigen Sacke, welcher in ſeiner Höhle eine dünne, wäſſerige Flüſſigkeit einſchließt. 5 Urſachen. In den meiſten Fällen entſteht der Stollſchwamm durch den Druck des Hufeiſens während des Liegens, oder auch wohl bei unbeſchlagenen Pfer⸗ den, wenn ſie, wie Kühe, mit untergeſchlagenen Füßen, zumal auf hartem, gepflaſter— tem Boden lagen. Behandlung. Iſt die Geſchwulſt noch neu, ſo macht man Umſchläge von kaltem Waſſer, Efſig und Salz, oder gebraucht Leimanſtriche, wie ſchon öfters an- gegeben. Vergeht die dena ui fo reibt man noch einige Tage 3 bis 4 Mal mit 3 ſich alles vertheilt hat. Gelingt dies nicht, jo macht man einen kleinen Einſtich, um die in der Stollbeule enthaltene Füſſigkeit zu entleeren. Nach dieſem gebrauche die Jodſalbe, wie öfters angegeben. Widerrüſtfiſtel. Unter Satteldruck, Kummetdruck, Geſchirrdruck, Widerrüſtſchaden verſteht man Quetſchungen, Geſchwülſte, Wunden, Geſchwüre und Brandſchorfe im ganzen Um= fange des Rückens und am Wilderrüſt, welche durch den Druck unpaſſender Sättel, Kummet und Geſchirre entſtehen und bald nur die Haut betreffen d. h. oberflächlich ſind, bald aber tief in das Fleiſch, ſelbſt auf das Nackenband und die Rückenwirbel eindringen. Nach Abnahme des Sattels oder Geſchirrs, oder auch nach 6 bis 8 Stunden zeigt ſich an der betreffenden Stelle, je nach dem Grade des Druckes, eine mehr heiße äußerſt ſchmerzhafte, mehr oder weniger große Geſchwulſt. War der Druck ſehr heftig, ſo vertheilen ſich die Geſchwülſte über die ganze Bruſt, was man bei genauer Unterſuchung leicht ſehen kann. In beiden Fällen ſind die Geſchwülſte mit Blut⸗ waſſer gefüllt, was ſich durch das Gefühl leicht erkennen läßt. Vergeht die Geſchwulſt nicht und es ſtellt ſich nach 6 bis 8 Tagen Eiterung ein und die Geſchwulſt war mehr oberflächlich, ſo iſt leicht Heilung zu erzielen. Bildet ſich aber Eiter in der Tiefe, ſo iſt die Erkennung ſchwieriger, kann aber mit Sicherheit darauf ſchließen, wenn die — 2 u TE DE Satteldruck, Kummetdruck, Geſchirrdruck, Widerrüſtſch abe Geſchwulſt geſpannter wird. Dieſer Eiter oder Jauche zerſtört Fleiſch, Knochen und i das Nackenband und man bezeichnet dann die Krankheit als Widerrüſtfiſtel. War aber der Drück ein anhaltender und ſehr ſtarker, jo ſtocken die Säfte und das Blut in dem betreffenden Theil, es entſteht Brand, die Haut ſtirbt ab, iſt unem= pfindlich, lederartig, die Haare glanzlos. Nach einigen Tagen löst ſich die Haut an dieſer Stelle (Brandfleck genannt) ab und man bemerkt Eiter. Werden nicht die guten Mittel angewendet, ſo löst ſich der Brandfleck nicht ab, ſondern muß dann mit dem Meſſer entfernt werden. Iſt aber das abgeſtorbene, brandige Hautſtück naß und es ſickert ſtinkender Eiter aus und man entfernt denſelben, ſo ſieht das Fleiſch und die darunter liegenden Theile wie gekocht aus und gewöhnlich ſind ſchon Fiſtelgänge vorhanden. Urſachen. Fehlerhaftes, unpaſſendes Geſchirr, ebenſo fehlerhaftes Satteln und Auflegen des Geſchirres. Wird ein Pferd zu lang gebraucht und magert ab, dann entſteht der Druck, da das Sattel oder das Kummet ſelbſtverſtändlich nicht 488 5 8² | Goldenes Hausbuch für Farmer, — * neee rere K u N enen K ! N } 15 * u 1 * 70 47 ! mehr paßt, oder eingebrochener Sattelbäume kann die Veranlaſſung fein, ebenſo ſchlechtes Polſter und beim Geſchirr, wenn das Leder ausgetrocknet und zu hart iſt. Legt man den Tegpich auf, daß er Falten gibt, ſo entſteht ebenfalls ein Druck und wenn der Reiter ſchief oder ſich zu viel auf einer Seite legt. Bei langen Märſchen iſt es daher unbedingt nöthig von Zeit zu Zeit nach dem Sattel zu ſehen. Behandlung. Bemerkt man eine entzündliche Stelle oder Geſchwulſt, ſo 4 lege man Muslin mehrere Mal über einander gelegt auf und hält denſelben durch fleißiges Befeuchten mit Eiswaſſer, Eſſig und Salz, ebenſo iſt ein Lehmbrei, wie ſchon bei Entzündung angegeben, nützlich; erſtere Cur iſt aber vorzuziehen. Ein Stück Grasboden leiſtet auch gute Dienſte und kann auch immer befeuchtet werden. Zertheilt ſich die Geſchwulſt in 3 bis 4 Tagen nicht, bleibt empfindlich und enthält ſchon Blutwaſſer oder Eiter, ſo reibe ſpaniſche Fliegenſalbe zwei Mal ein und warte dann bis zum dritten Tag; wenn die erſte Einreibung nicht gewirkt haben ſollte. Entweder vertheilt ſich die Geſchwulſt noch oder man öffnet ſie, damit der Eiter Abfluß erhält. Sind noch keine Fiſteln da, was ſich durch einen dicken gelben Eiter zu er⸗ nachher miſche 4 Unzen Bleiefſig dazu, bis zur Heilung, welche in 14 Tagen erfolgt. kennen gibt, jo reinigt man die Wunde täglich 3 Mal und beſtreut dieſelbe mit ge= brannten Alaun, bis die Wunde heilt. Sind Fiſteln da, ſo verfahre man wie bei der Genickfiſtel angegeben. Iſt ein Brandfleck zugegen, Jo ſuche man denſelben durch warmes Fett zu erweichen oder los⸗ zulöſen, und nach und nach die locker werdenden Ränder mit der Scheere oder Meſſer wegzumachen. Kommt Eiter oder Jauche, ſo macht man am Beſten ganz mit dem Meſſer weg, reinige die Wunde zweimal und beſtreiche dieſelbe mit Cerat, welches man aus 1 Theil Bleizucker, und 10 Theile heißen Schweineſchmalz untereinander rührt bis es erkaltet. Es kühlt und heilt. Iſt der Grund gräulich, ſo iſt des Beſtreichen von Digeſtivſalbe 2 Mal des Tages anzuempfehlen. Venetian Turpentine, 3 ounces. Venetianiſcher Terpentin, 3 Unzen. Powder of Myrrh, 4 ounce. Pulv. von Myrrhen, 2 Unze. Honey, 2 ounces. Honig, 2 Unzen. 2 Yellows of Eggs. 2 Eigelbe. ' Zuerſt rühre das Gelbe gut auf, dann kommt der Terpentin, dann das Myr⸗ rhenpulver und dann den Honig. Man miſche alles gut untereinander. Man ſehe zu, daß die Pferde ſich nicht an den verletzten Theilen reiben können, natürlich iſt während der Kur das Pferd nicht zu gebrauchen. Nur in dringenden „Fällen kann dies bei vorgefchrigtener Heilung geſchehen und dann muß der Sattler die nöthige Höhlung machen, daß ja kein Druck entſteht. In dieſem Falle iſt das Lundſche Pflaſter, beſtehend aus gleichen Theilen ſchwarzen Pech und gewöhnlichen Terpentin, heiß zuſammengeſchmolzen, zu gebrauchen, Man legt es über die Ränder der Wunde hinaus und läßt es liegen, bis es von ſelbſt abfällt. Die Hautränder werden mit Hanf bedeckt und kommt das Pflaſter auf weichem Leder. Eine Veränderung des fehlerhaften Sattels oder Geſchirres iſt natürlich nöthig. Tiefgehende Fiſtel. Die tiefgehenden Fiſteln entſtehen zwiſchen den Schultern, auf den Widerrüſt, welche meiſtentheils von Ueberhitzung herkommen, auch manchmal von Koller und Satteldruck, welche zuweilen einen halben Fuß tief ſind und das Nackenband in Eite⸗ rung verſetzt, wo der Ausfluß von Eiterung ſtark zum Vorſchein kommt. Das Si— cherſte iſt daher zu thun, man nehme einen. elaſtiſchen, hohlen Catteter und bringe dieſen jo weit-bei bis auf den Grund vom Fiſtelgang; dann nehme man eine kleine Wundſpritze und ſpritze den unten angegebenen Stoff durch dieſen Catteter in die Höhle 2 Mal täglich. 5 ö Nehme 4 Unzen blauen Vitriol, löſe denſelben in 1 Pint kochendem Waſſer auf, an Wird ſolche vernachläffigt, oder werden unrechte Mittel dagegen angewendet, fo greift — fie immer weiter um ſich, nimmt zuletzt das ganze Feſſelgelenk ein, und zieht fi am — wie bei Geſchwulſt angegeben find. l,, ee Gallen ſind die elaſtiſchen, ſchwappenden Geſchwülſte an den verſchiedenen Gelenken und kommen hauptſächlich am Feſſel- und Sprunggelenk, ſeltener am Vorderknie nnd überaus ſelten am eigentlichen Hinterkniegelenk vor. Je nach dem Sitze nennt man fie Feſſelgelenk⸗, Feſſelgallen Sprungelenkgallen ꝛc. Sind die Sehnen ergriffen nennt man fie Sehnengallen. Am Sprunggelenk erſcheint ſie entweder an der außeren oder inneren Seite und bezeichnet ſie eiufache Sprunggelenksgalle; kommt ſſe an beiden Seiten ſo nennt man dieſelbe durchgehende oder Kreuzgalle. Erſcheinungen: An dem Gelenke oder an einer Sehne findet man eine | rundlich erhabene elaſtiſche Geſchwulſt die kalt und unſchmerzhaft iſt. Hie und da in der Entſtehung oder bei Vergrößerung zeigt ſich geringe Wärme und Schmerzen und dann hinkt das Pferd was es ſonſt nicht thut. Sie entſtehen ſehr ſchnell oder bilden ſich langſam aus und bleiben durch die ganze Zeit unverändert. Hie und da nehmen ſie etwas ab, in den meiſten Fällen zu und erreichen oft eine bedeutende Größe. Im Sommer ſind ſie geſpannter und empfindlicher, während ſie ſich bei kühlerem Wetter verkleinern. Die Gallen gefährden gewöhnlich den Gebrauch nicht und ſind mehr oder weniger als Schönheitsfehler zu betrachten. Urſachen: 1. Junge ſchlaffe Pferde mit ſchwachen Gelenken, haben eine An- lage zu nahrhaftes oder zu viel weiches Futter, Gras, Kartoffeln, niedere Gegenden ze. 2. Außere Veranlaſſungen ſind, Anſtrengung der Gelenke, und Sehnen durch harte Arbeit, Ausgleiten, Fehltritte, Sprünge, plötzliches Anhalten, Umwenden ıc, Behandlung. Bei friſchen Gallen, beſonders wenn Entzündung und Schmerz vorhanden ſind, rathen wir an, kühlend zertheilende Mittel an, Bleiwaſſer, Eſſig u. Waſſer, Lehmanſtriche, wie bei Entzündung angegeben, zu gebrauchen. Ein mäßiger Druckverband mit Muslin ift ſehr praktiſch. Bei veralteten Gallen wendet man die ſcharfen Linimente (beſonders Dr. Fußnecker's) und Salben an, und ſchließ— lich beweiſt ſich das Glüheiſen als das letzte Mittel ausgezeichnet, aber nur, wie leicht verſtändlich unter Aufſicht eines Thierarztes. - Von der Mauke. (Scratches.) Den Krankheitszuſtand, der durch eine ſcharfe, wäſſerige Feuchtigkeit, welche in der Köthe ausfließt, wobei zugleich das Bein anſchwillt, entſteht, nennt man Mauke. Schienbein in die Höhe. 5 Bemerkt man den erwähnten Ausfluß (die Mauke), ſo muß man die Haare aus der Köthe rein heraus ſcheeren, und nachdem man 2 Unzen gemeinen Vitriol in einem Quart Waſſer aufgelöſt hat, die Stellen, wo dieſelbe ſich zeigt, täglich einige Mal mit diefer Auflöſung waſchen, wodurch die Mauke bald zuheilen wird. Iſt ſolches aber ſchon veraltet, hat ſich die ganze Köthe, vielleicht ſogar einen Theil vom Feſſel— gelenk eingenommen, und iſt das Bein dabei ſtark angeſchwollen, ſo gebe die Arznei, BR Gärtner, Pferde- und Vieh beſitzer. 83 BL 84 Goldenes Hausbuch für Farmer, n Ferner wird das Haar auf der Mauke rein abgeſchoren, und dieſelbe täglich drei Mal mit folgendem Mittel befeuchtet: Nimm: gemeinen Vitriol, Alaun, von jedem 3 Unzen. (Pulveriſire beides und löſe es in einem Quart Waſſer auß 5 Die Geſchwulſt, welche ſich bei der Mauke im Beine befindet, wird, wenn leztere geheilt iſt, ſich in der Regel von ſelbſt zertheilen; ſollte aber ſolche zu ſtark ſein, und ſich ſchon verhärtet haben, daß ſie von ſelbſt nicht vergeht, fo muß man um das ganze Feſſelgelenk, ſo weit die Geſchwulſt reicht, von oben nach unten einen Zoll von ein⸗ ander oſtehende Striche brennen laſſen. Im Fall die Mauke ſchon ſo ſehr veraltet iſt, daß ſich fleiſchige Auswürfe von einer rothbraunen oder bräunlichen Farbe, die man Feigwarzen nennt, darauf ge— bildet haben, ſo muß man dieſe mit einem glühenden Brennmeſſer wegſchneiden, 100 die Mauke übrigens wie angegeben behandeln. Von den Krankheiten des Schweifes. Dieſer kann an einer oder der anderen Stelle, durch einen Zufall, abgebrochen werden. Verheilt dieſe Stelle, jo iſt ärztlich zu Hülfe kommen nicht nöthig, erzeugt ſich aber Eiter und frißt durch die Haut, ſo muß man den Schweif auf dieſer Stelle abſchneiden, und die blutenden Gefäße mit einem glühenden Eiſen zubrennen. Manchmal zeigt ſich auch unter dem Schweife ein ſpeckartiges Gewächs. Dieſes muß man bis auf das geſunde Fleiſch rein abſchälen und die Wunde einige Tage mit ungelöſchtem Kalk beſtreuen; alsdann reinigt man ſie nur mit Waſſer von dem ausfließenden Eiter, worauf bald Heilung eintritt. Indeß iſt es nöthig, den Schweif etwas in die Höhe zu hängen, weil durch das Scheuern die Wunde wieder aufgerij= ſen wird, wodurch ſich die Heilung verzögert. Zu Zeiten erzeugt'ſich auf der Rübe des Schweifes eine Feuchtigkeit, welche einen Schorf bildet, und die Schwanzräude genannt werden kann, indem ſolche eben ſo anſteckend iſt als die gewöhnliche Räude, weil ſie ſich oft in kurzer Zeit allen Pferden im Stalle mittheilt. Dieſe Rände kann durch die Mittel geheilt werden, welche ich gegen die ge⸗ wöhnliche Räude der Pferde mittheilen werde. Von den Warzen. Es gibt zwei Arten Warzen, nämlich trockene und feuchte. Die trockenen ſind ſehr leicht auf folgende Art zu vertreiben. Man 158 einen ſtarken Faden, und 1 binde die Warze damit, ſo vertrocknet ſie und fällt ab Die feuchten Warzen werden oft wie ein halbes Hühnerei groß, haben ein bluti⸗ ges Anſehen und ſind unter der Haut mit dem Fleiſche verwachſen. Dieſe muß man mit einem Meſſer rein herausſchneiden, die Wunde überall mit einem glühenden Ei— ſen tupfen, und wenn die Rinde von dem Brennen abgefallen, die Wunde täglich ein Mal mit ungelöſchtem Kalk beſtreuen, bis ſie geheilt iſt. Haben die Warzen an einem Gelenke ihren Sitz, jo muß man bei dem Herausſchneiden derſelben die gehörige Vor— ſicht 0 0 Po daß man die Verbindungen des Gelenkes nicht mit dem Meſſer trifft. ee FREE SEHR, TERRA , RL RER TR N. N Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 85 Der Kronentritt kommt ſehr häufig vor und entſteht dadurch, daß ein Pferd bei ſchnellen Wendungen ꝛc. ſich ſelbſt mit den Stollen des einen Hufes auf die Fleiſchkrone des anderen tritt, oder von einem nebengehenden oder nebenſtehenden Pferde getreten wird. In Winter kommen Kronentritte durch die ſcharfen Stollen am häufigſten vor. Bei der Stallreinigung kommen oft Verletzungen der Krone durch die Dung— gabel vor, weßhalb man ſehr vorſichtig verfahren ſollte, da durch die Spitze der — Gabel leicht eine tiefgehende Verletzung veranlaßt wird. Iſt der Kronentritt nur oberflächlich, d. h. die Haut nur verletzt und ſind die untern Theile nicht zu ſtark gequetſcht, To läßt ſich leicht eine Heilung erzielen. Sft die Verletzung aber tiefer, ſo entſtehen leicht Kronengeſchwüre, Eiterverſenkungen, Knorpelfiſteln, Hornſpalten ze. Kennzeichen: Die Krone iſt aufgeſchwollen oder es zeigt ſich eine mehr oder weniger tiefe Wunde, der Saum des Hufes (worunter man die Vereinigung der Fleiſchtheile und Horntheile des Hufes verſteht) iſt zerfetzt oder zerriſſen, oder die Horntheile ſind nach innen eingetreten. Je nach dem Grade der Verletzung geht 99 das Pferd lahm; bei unbedeutenden Verletzungen beobachtet aber dieſes der Pferdes - 1 nicht, und durch Nichtbehandlung geht die Krankheit raſch in ein Geſchwür über. N Behandlung: Die Geſchwulſt oder Wunde wird ſorgfältig von Schmutz und Haaren gereinigt und letztere abgeſchnitten, ebenſo die losgetrennten Horn— theile. Dann bringt man einen Verband an, daß weder Staub noch Koth in die Wunde eindringen können. Darauf hüllt man den Huf in einen Lappen ein und bindet den Verband über dem Feſſelgelenk zuſammen. Nun macht maͤn Umſchläge von kaltem Waſſer oder Waſſer, Eſſig und Salz, und fährt pünktlich und anhal— tend mit denſelben fort, bis die Schmerzen und die Hitze nachgelaſſen haben. In geringen Fällen, beſonders wenn keine Wunde vorhanden iſt, reichen die kalten Um— ſchläge ſchon hin. Tritt aber Eiterung ein, ſo macht man Heublumenabgüſſe, ſeiht dieſelben gut durch, damit keine Körnlein in die Wunde gelangen. In dieſen Ab— güſſen badet man den Huf 2 bis 3 Mal des Tages, reinigt die Wunde und ver— bindet ſie mit Myrrhentinktur oder Aegyptiakſalbe bis vollſtändige Heilung eintritt. Die Recepte findet man unter Rubrik, „Eiterung,“ Seite 59. Sit aber das Kron- oder Hufgelenk oder eine Sehne verletzt, ſo iſt es am rathſamſten einen Pferdearzt zu rufen, weil die Behandlung eine ſchwieri— gere iſt. Strahlfäule. Kennzeichen: Das Horn des Strahles iſt weich, mürbe, ſchwammig, und der Strahl ſelbſt ſieht zernagt und zerriſſen aus. In der Strahlgrube ſammelt ſich eine ſchwarze ſtinkende Flüſſigkeit. Urſachen: Zu ftarfes Beſchneiden und hohe Trachten, Unrein lichkeit ꝛc. Behandlunng: Niederſchneiden der Trachten, ſo daß der Strahl mit dem Boden in Berührung kömmt. Nach der Reinigung gebraucht dreimal des Tages ein Einſtreupulver von 1 Theil blauem Vitriol (blue vitriol) und 4 Theilen Eichenrinde, welches mit Baumwolle auf den Strahl aufgedrückt wird, ſo daß die Flüſſigkeit auf— geſogen wird. Bei hohem Grade der Krankheit entſteht Strahlkrebs, welcher unheilbar iſt. a 1 Aa RE Fr RAT EHRE Wi, en ee * a AED N TE Er * WN eee PT e n ee e 868 Goldenes Haus buch für Farmer, nz er 5 * 55 0 r . 2 re * \ r A EIER INDIE III, Allgemeine Bemerkungen über Krankheiten des Nindviehes. Bei der Rindviehzucht iſt es zunächſt auf Milchertrag, dann Maſtung, Vermeh— rung und Veredlung der Racen abgeſehen.“ Beide, ſowohl Milchertrag als Maſtung, gründen ſich vorzugsweiſe auf die vorherſchende, producktive Seite dieſer Thiergattung, daher deren Werkzeuge und ein verhältuißmäßiger Zuſtand derſelben durch das Futter zunächſt in Anſpruch genommen werden, und das Futter iſt es großentheils, durch deſſen Menge, Eigenſchaften, Art und Weiſe der Zubereitung und Verabreichung, der Menſch durch Kunſt in die Natur 1 Rindviehes eingreift, oder mit andern Worten an demſelben kultivirt (d. h. pfuſcht.) Fütterung wäre ſomit eine, der Aufenthalt die andere Urſache der Umänderung des Naturells des Rindviehes. Es bleibt uns nun zu unterſuchen, inwiefern in der künſtlichen Behandlung des Rindviehes Gelegenheitsurſachen zu Krankheiten liegen. 7 5 Der Hunger, als ein im Nervengeflechte des Magens entwickeltes Gefühl, ift meiſtens der ſicherſte Regulator der Futteraufnahme, ſo lange nämlich derſelbe nicht durch vorhergegangene Wirkung zu reizender, oder aber einhüllender und ſonſt die Nerventhätigkeit abſtumpfender Nahrungsmittel, dann Schmerz, Krankheit ꝛc. und andere Reizungen in ſeiner Entwicklung getrübt wird; denn wenn dieſes nicht der Fall iſt, geſchieht auch die Futteraufnahme mit Luſt. 1 Die Richtung der Wirbelſäule des Rindviehes, die Tragung des Kopfes beſtim⸗ men dieſe Thiere, ihr Futter vom Boden aufzunehmen, wogegen wir ihnen ſolches in oft höchſt unbequeme Raufen aufſtecken, wozu das Thier mit Mühe gelangt, ihm der vom Futter abfallende Staub gerade in die Naſenlöcher fällt, und ſich mit dem darin angefammelten Schleime verbindet. Dieſer Schleim, der nur beim geſenkten Kopfe gehörig entleert wird, tritt bei erwähnten Umſtänden durch die hintern Naſenlöcher zu den Nahrungsmitteln, und der Staub verbindet ſich auf dieſe Weiſe mit denſelben. Die Futterſtoffe des Rindviehes find theils natürliche, theils durch Kunſt zube— reitete, theils iſt es Grünfutter, theils Trockenfutter. Grünfutter an und für ſich iſt ſchwerer verdaulich als trockenes, es, erregt eher Blähungen, beſonders wenn es fettes Gras und Klee iſt, davon ſind die Wurzelar— ten nicht ausgenommen, von denen namentlich die jo häufig zum Viehfutter verwen— 5 en enen . N Wee EHE een , . i Fe 70 % 300 aut N fr J RN, Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. ü 87 1 N 5 ! Na. dete Feldrübe, ſo wie deren Kraut, dann andere Stoffe mehr, welche im gefrorenen Bi Zuſtande die Thiere direkt erfälten, oder durch Erſchlaffung zc. der Verdauungsor⸗ 115 gane Blähungen, Koliken und Durchfälle, wäſſerige, oft bittere Milch bei Kühen verurſachen. Sehr gefährlich ſind die Kleearten. 8 115 Das Trockenfutter wirkt im Ganzen weniger auffallend ſchädlich und nie ſo EN ſchnell; es wirkt zwar wie das grüne nach feiner Beſchaffenheit und Menge. Heu aus ſumpfigen Ländereien, oder Heu aus fetten Wieſen, iſt meiſt kraftlos, es enthält nicht beſonders viele ernährende Beſtandtheile, liefert einen ſchwachen Nahrungsſaft, artet gerne ſäuerlich aus, ſowohl in den Magenabtheilungen als tiefer im Nahrungs⸗ 5 ſchlauche, weil des Eiweißſtoffes zu wenig darin liegt, der ſich mit der Magenſäure ER gehörig vereinigen könnte, und bringt durch Erſchlaffung vermehrte Schleimabſondes rung, die eigentliche Quelle der Würmkrankheiten, jo wie eine zu ärmliche Gallenab⸗ 5 ſonderung oder kraftloſe Galle, endlich ſchlechte Ernährung, z. B. Leckſucht, Magen ſchwäche, Verſchleimung, Harthäutigkeit, Markflüſſigkeit, Egelkrankheit, Knochenbrü ß chigkeit, Abzehrung ꝛc. Noch im höherem Grade wirkt das jo befchaffene Grünfutter. Die durch Kunſt bereiteten oder als Abfälle bei verſchiedenen Fabrik-Verrich?“ tungen erhaltenen Nahrungsmittel, wie Leinkuchen, Träber, Malz u. ſ. w., find def wegen als gewöhnliches Futter widernatürlich, inſofern fie eine der wichtigſten Ber? richtungen, das Wiederkauen, zu wenig anſprechen und unterhalten. Obſchon als mit zuweilen vielem Nahrungsgehalte verſehene Subſtanzen, wirken fie auf die Dauer werkzeuge als vorübergehender Reiz, erſchlaffen ſie bald, ihrer meiſtens ſchon fehe La flüſſigen Beſchaffenheit wegen, hüllen die Nerventhätigkeit ein, woraus verſchieden? artige gaſtriſche Zufälle entſtehen, ſo wie ſich Reizung einzelner Werkzeuge auch beurkundet, z. B. bei der Träberfütterung, der Blaſe durch außerordentlich öfteres jr und faſt unwillkürliches Harnlaſſen. N ö Der Aufenthalt im Stalle beeinträchtigt die natürliche Lebensweiſe des Rind— viehes ſehr, daher auch dieſer Aufenthalt vorzugsweiſe unſere Forſchungen beſchäf— tigen ſoll. Durch Wärme, ſelbſt Hitze wollen wir die Milchabſonderung bei Kühen und die Maſtung bei Ochſen befördern, und ſchaffen die Ställe in wahre Schwitzkaſten um, entweder, daß wir ihnen keine Luft, nicht die erforderliche Höhe, Breite und Tiefe — geben, oder ſolche mit Vieh überfüllen; alles das, ohne zu bedenken, wie die Haut in übermäßige Thätigkeit gebracht, ſpäter in einem Zuſtande von Erſchlaffung, zuletzt Trockenheit (Harthäutigkeit) übergeht, ohne zu bedenken, welchen Einfluß dieſe feuchte itze und der damit verbundene, ſehr verdorbene Stalldunſt auf die Lunge und lutmaſſe ſelbſt, ſo wie auf ſämmtliche reizbare Theile und deren Verrichtung ausübt, letztere in hohem Grade erſchlafft, wozu dann noch Mangel an Bewegung, bei ab— ſichtlich vermehrter Fütterung, die Blutmaſſe in einen eigenthümlichen Zuſtand verſetzen. Kann ſich ein Menſch verwundern, wenn unter ſolchen Umſtänden Krank— heiten von widerſprechendem Weſen und dabei oft entſtellten und verlarvten Formen entſtehen. 5 Wir wollen ferner durch die Stallfütterung Düngervermehrung erzwecken, und laſſen zu dem Ende unſer Rindvieh in feinem eigenen Unflate bis an die Knie, in vie— len Ställen trifft Unrath das Vieh auch von der Decke her; dabei denkt niemand, deſ— ſen Haut zu reinigen, noch viel weniger erbarmt man ſich der Füße. Bleiben etwa die Folgen davon aus? Qder woher Flechten und andere Hautausſchläge? Verletzungen von Scheuren und Kratzen, Läufe, Klauengeſchwüre, Ausſchläge an den Füßen, An— ſchwellungen derſelben, Markflüſſigkeit und ſogar Knochenbrüchigkeit? Von der in vielen Rückſichten oft zweideutigen Bauart der Ställe, wobei die Thiere im Sommer der unerträglichen Hitze, im Winter oft wieder der grimmigſten Kälte ausgeſetzt ſind, einfältigen Vorbauungskuren, erbärmlichen Vorurtheilen der A u ae A, ee enen s A * 5 Men Id . N 17 f LU ne A, * 5 88 Goldenes Hausbuch für Farmer, ſchweren Menge und anderen Dingen mehr, denen das Thier in ſeinen naturge⸗ N mäßen Verhältuiſſen gänzlich entgeht, wollen wir nicht einmal Erwähnung thun. g Aber auch in unſern Forderungen gegen die Arbeitsthiere, wie gegen die Ochſen und an einigen Orten gegen die Kühe, ſind wir nicht blöde, und oft mangelt dabei noch eine den Kraftaufwand wohlunterſtützende Fütterung, oder die Behandlung nach der Arbeit iſt rückſichtslos. ee een eee Krankheiten des Nindviehes. Die Un ver dau lichkeit. Begriff. Dieſes Uebel beſteht zunächſt in einem gereizten Zuſtande des Wanſtes, weßwegen er nicht feiner gewöhnlichen Funktion vorſteht, das genoſſene Futter zu lange in demſelben liegen bleibt, und wohl auch Luftentwickelung veranlaßt. Sie iſt eine öfters vorkommende Krankheit des Rindviehes, und wird häufig auch mit dem Namen Unfräßigkeit bezeichnet. Als wirkliche Unfräßigkeit iſt ſie aber mehr Verſchleimung und dann lang— n wierig, und kann längere Zeit beſtehen, ohne die Folgen der hier zu beſchreibenden Unverdaulichkeit zu haben. vn Die weſentlichſten Kennzeichen dieſes Uebels beſtehen in theilweiſe ve r= lorner Freßluſt und Wiederkauen mit etwas gefüllter Hun⸗ gergrube, die auf Druck wenig zu rückwirkt; meiſtens ſchleimigem Maule; trägem Abgange eines trockenen, unverdauten Ko⸗ thes; zuweilen etwas Aechzen im Bergabgehen; Trägheit und Stumpfheit, zuwei— len durch leicht vorübergehende Kolikzufälle unterbrochen. Ohne Gefahr kann das Uebel oft 8 bis 12 Tage andauern, geht dann entweder in langwierige Unverdaulichkeit, oder bei entzündlicher Anlage in Pſalterentzündung über, wozu leichtes Aufblähen und trockener, ſchwärzlicher Miſt die Vorboten ſind. Kritiſche Erſcheinungen zeigen ſich zuweilen als Durchfall; oft aber folgt dieſem ſehr hartnäckige Verſtopfung. | Die Urſachen find entweder innere oder äußere. Zu den erſteren gehört Ue— berreizung des Wanſtes (erften Magens), hervorgegangen durch frühere Zufälle der Art, wobei eine krankhaft erhöhte Empfindlichkeit zurückbleibt. Aeußere Urſachen aber ſind ſchwerverdauliche Futtergattungen, große Menge Futters auf Eine Mahl— zeit, zu ſchnelles Abfüttern, träge Ruhe und auch längere Zeit gereichtes kraftloſes, endlich gekochtes Futter. In der Behandlungsweiſe dieſer Krankheit find der Grad und die | Dauer vorzüglich zu berückſichtigen, vor Allem jedoch die kritiſchen Erſcheinungen, wenn ſich welche einſtellen. Das erſte Erforderniß einer glücklichen Heilung iſt ganze Diät, ohne welche Alles fruchtlos bleibt. Dauert das Uebel ſchon einige Zeit an, ſo muß vor der Hand die Kur angewendet, und durch Mittel, welche den Darmkanal ſchnell entleeren und zu— gleich zum Wiederkauen anſpornen, ausgeführt werden. Powder of Aloe, 1 ounce. Pulv. Aloe, 1 Unze. Powder Juniperberries, 3 ounces. | Pulv. Wachholderbeeren, 3 Unzen. Salpetre, 13 ounce. Salpeter, 13 Unze. Epsom Salt, 8 ounces. 8 Glauberſalz, 8 Unzen. Linseed Flower, 3 ounces. Leinſamenmehl, 3 Unzen. Alles zu Pulver gemacht und in zwei Theilen getheilt; den einen Theil ſogleich Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 89 in 1 Gallone warmen Waſſer zu geben, den andern Theil in 14 Stunden nachher, bis ſich in Zeit von 12 bis 18 Stunden weiche Kothentleerung einſtellt, womit dann zugleich das Wiederkauen beginnt und die Freßluſt rege wird, mehr Reaktion in der Hungergrube und Lebhaftigkeit überhaupt, alſo Beſſerung eintritt. Sit eine Laxirung vorhanden jo ſchreitet man hierauf zur Radikalkur, und be— wirkt dieſe durch kräftige, magenſtärkende, alſo bittere Mittel, denen man aromatiſche beiſetzt. Zu dieſen eignen ſich Enzian-Pulver, Calmus-Pulver, Wermuth-Mulver mit etwas Kochſalz (um die Darmſekretionen frei zu behalten) während 3 bis 4 Ta⸗ gen gegeben, wobei man kleine Portionen eines kräftigen Heues vorlegen darf. Dieſes Pulver wird Morgens und Abends in Chamillen-Thee gegeben und zwar jedesmal 2 Eßlöffel voll; einem großen, ſtarken Vieh gebe man 3 Eßlöffel voll jedesmal. War aber die Krankheit noch nicht ausgebildet, ſondern nur im Entſtehen, fo hel- fen meiſtens einige gelind aromatiſche Ein güſſe, wie Kamillen- oder Münzenthee, in mehreren Malen verabreicht. Iſt Verfchleimung mit zugegen, ſo iſt es nothwendig Glauberſalz hinzuzuſetzen. N Das Geburts- oder Kalbefieber, W * auch Milchfieber genannt, iſt eine ſehr gefährliche, beſonders bei Kühen, ſehr ſchnell verlaufende Krankheit, welche in den erſten Tagen nach der Geburt, ſelten erſt nach 8 Tagen, ſowohl nach einer regelmäßigen als unregelmäßigen und mit Anſtrengung verbundenen Geburt eintritt und mitunter ſchon nach 24 Stunden mit dem Tod en— digt. Die Krankheit iſt in manchen Jahren ſeuchenartig verbreitet und befällt hauptſächlich milchreiche und zarte Kühe, und ſolche, welche ſchon ein oder mehreremal gekalbt haben. Die Urſachen ſind nicht genau bekannt, doch beſchuldigt man vorzugsweiſe: Erkältung nach der Geburt, zu ſtarke Fütterung bevor und nach der Geburt, Anſtren— gung bei der Geburt, Frühgeburten und Zurückbleiben der Nachgeburt. Vi Kennzeichen: Bald nach der Geburt, meiſt J bis 5 Tage, felten ſpäter, tritt heftiges Fieber ein, die Freßluſt und das Wiederkauen hört auf, die Thiere trip— peln hin und her, ſchwanken mit dem Hintertheil, das Athmen wird beſchwerlich, ſtöhnend aber langſam, die Augen ſind matt, eingefallen; bald legen ſich die Thiere nieder und vermögen nicht mehr aufzuſtehen, der Kopf wird meiſt nach rückwärts in die Seite gebogen, das Euter wird welk und die Milchabſonderung hört auf, der Miſt iſt trocken, ſchwärzlich und wird ſelten entleert. Nun tritt Lähmung des Hintertheils ein, das Thier wird bewußtlos, knirſcht mit den Zähnen und wird empfindungslos, der Bauch wird aufgetrieben, der ganze Körper, beſonders aber Ohren und Füße fühlen ſich kalt an, es ſtellen ſich Zuckungen ein, der Puls wird klein, ſchnell und un— regelmäßig und ſchon nach 24 bis 48 Stunden verendet das Thier entweder ruhig an Lähmung oder unter krampfhaften Zuckungen. | Als günſtiges Zeichen iſt zu betrachten die Wiederkehr der Freßluſt und dee Milchabſonderung, die Entleerung eines etwas lockern Miſtes, Wärme der Haut und größere Aufmerkſamkeit des Thieres. | ' 5 Bei der Behandlung iſt zunächſt auf eine Entleerung des Darmkanals hinzuwirken. Erſtens nehme 4 Unzen Glauberſalz, 1 Unze Salpeter, löſe daſſelbe in einem Quart Chamillenthee auf und gebe es ein; nach 2 Stunden wiederhole das nämliche. 90 Goldenes Hausbuch für Farmer, Sollte keine Beſſerung eingetreten ſein, dann gebrauche folgendes Recept: Powder of Aloe, 1 ounce. Aloe-Pulver, 1 Unze. Salpetre, 14 ounces. Salpeter, 14 Unzen. Glauber or Epsom Salt, 8 ounces, Glauber Salz, 8 Unzen. L.inseed Flower, 4 ounces. Leinſamenmehl, 4 Unzen. Alles zu Pulver gemacht und in zwet Theile zu theilen; gebe den erſten Theil in 2 Quart warmen Waſſer, den zweiten Theil in 2 Stunden nachher, auch in 2 Quart warmen Waſſer. Eine Einreibung auf dem Rückenmark vor dem Kreuzbein, ober— halb den Nieren, ungefähr einen Fuß lang, iſt ſehr gut. Sollte dieſes nicht hinrei— chen, ſa gebrauche Dr. Fußnecker's Milchpulver; dabei wird die Kuh mit Seifenwaſſer klyſtiert, öfters des Tages. Für Einreibungen empfehle ich Spirit of Salamoniac, 1 ounce. Salmiakgeiſt, 1 Unze. Spirit of Camphor, 2 ounces. Kampfergeiſt, 2 Unzen. Oil of Turpentine, 1 ounce. Terpentinöl, 1 Unze. Linseed Oil, 1 ounce Leinſamenöl, 1 Unze. Zweitens: die Cantharidenſalbe. N Bemerkung. Die Kühe haben bereits jedesmal bei Kalb- oder Milchfieber hohle Hörner, welche bis in das Innere gebohrt werden müſſen, wo der Bohrer hin— einfallen wird; nachher nehme Pfeffer, Salz und Eſſig und gieße es in die Höhlung; auch Terpentinöl kann gebraucht werden. Zu gleicher Zeit zeigt ſich der Wolf, wie man zu ſagen pflegt, nächſt am Ende des Schwanzes, welcher wie abgebrochen iſt, da macht man der Länge nach einen Einſchnitt, bis Blut kömmt; wenn es eine halbe Stunde geblutet hat, wird Salz und Pfeffer hinein gedrückt und zugebunden, nachher wird dieſes blos mit Eſſig angefeuchtet. - Die Euterentzündung. Die Euterentzündung kommt kurz vor oder uach der Geburt, nach dem Entwöh— nen des Jungen, ſeltener zu einer andern Zeit und am häufigſten bei Kühen und Schafen (bei dieſen zuweilen ſeuchenartig) vor; ſie ergreift bald nur die Hälfte oder ein Viertheil, bald das ganze Euter. n Kennzeichen: Das Euter iſt angeſchwollen, heiß und ſchmerzſhaft, dunkler geröthet, die Milchabſonderung iſt unterdrückt oder die ausgemolkene Milch iſt röthlich, flockig, hie und da auch mit Blut vermiſcht. Dieſt Erſcheinungen treten oft ſehr raſch, namentlich über Nacht ein und werden daher von manchen Thierbeſitzern irrthümlich dem Biſſe eines giftigen Thieres zugeſchrieben. Die Entzündungserſcheinungen, als: Härte, Röthe und Schmerz nehmen raſch zu, die Thiere ſtehen mit geſpreizten Füßen und ſuchen ſich dem Melken oder dem Saufen der Jungen zu entziehen. Das Allgemeinbefinden iſt getrübt, es zeigt ſich mehr oder weniger ſtarkes Fieber, die Haare ſind geſträubt und glanzlos, Ohren und Füße bald heiß bald kalt und die Freß— luſt vermindert. Schon nach wenigen Tagen tritt Beſſerung und Zertheilung ein, die ſich durch, Abſonderung einer regelmäßigen Milch und durch Abnahme der Geſchwulſt und Röthe zu erkennen gtbt. Iſt dieß aber nicht der Fall, ſo wird der angeſchwollene Theil härter, knotenartig und es geht die Entzündung in bleibende Verhärtung, Eiterung oder ſelbſt Brand (namentlich bei Kühe und Schafe) über, jo daß unter ungünſtigen Umſtänden üble Folgen für die Milchabſonderung, die in ſolchen Fällen bleibend vermindert wird, und ſelbſt für das Leben des Thieres entſtehen können. enen een AB: ee N., er 7 ar F ’ eee x ENTER re N dr WWW 54 \ N X IN 5 RR Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. | 91 Wohl zu unterſcheiden von dieſer eigentlichen Euterentzündung iſt jene An- ſchwellung des Euters, welche zuweilen kurz vor der Geburt ſich einſtellt und ſich oft bis gegen die Mitte des Bauchs erſtreckt, bei welcher aber die Milchabſonderung nicht unterdrückt, ſondern Milch in reichlicher und guter Menge vorhanden iſt. Dieſe Anſchwellung verſchwindet bald, wenn das Euter ausgemolkeu oder das Junge ges ſäugt wird, doch muß das Euter warm gehalten und vor Erkältung geſchützt werden, weil ſich ſonſt gerne eine Euterentzündung einſtellt. Wie ſchon bemerkt kommt die Euterentzündung bei ſäugenden Schafen zuweilen ſeuchenartig vor, nimmt dann einen außerordentlich raſchen Verlauf und geht meiſt in Brand über. Die Entzündung beginnt dann an einer Zize, verbreitet ſich raſch über das ganze Euter und die Anſchwellung iſt ſo ſchmerzhaft, daß ſich beim Säugen der Lämmer die Mutterſchafe vor Schmerz auf den Boden legen und längere Zeit nicht mehr aufſtehen, die Thiere ſtehen und gehen mit gekrümmtem Rücken und geſpreizten Füßen oder ſelbſt hinkend. Anfangs tröpfelt aus der Zize des kranken Euters eine wäſſerige Milch, bald aber eine bräunliche, ſtinkende Flüſſigkeit, welche auf bereits eingetretenen Brand hinweist und nach 4—5 Tagen erfolgt der Tod. a Die Urſachen der Euterentzündung ſind theils Stöße, Schläge, Verletzungen, theils aber Erkältungen durch Zugluft, durch Näſſe des Fußbodens, ſowie auch der Genuß ſcharfer Pflanzenſtoffe oder zu reichliche Fütterung bei mangelhaftem Ausmel— ken des Euters, namentlich nach dem Entwöhnen des Jungen. | ' Die Behandlung richtet ſich nach dem Charakter und Zeitraum der Ente zündung; bei einer reinen, friſchentſtandenen Euterentzündung gibt man innerlich Salpetre, 2 ounces. Salpeter, 2 Unzen. a Epsom Salt, 6 ounces. Glauberſalz, 6 Unzen. . in einem Pint warmen Waſſer. Das Euter wird mit Folgendem gewaſchen: Man nehme 4 Gallone Bier, 1 Pfund ſüßen Butter; koche es unter einander und waſche täglich 3 Mal. ji Sollte dies nicht hinreichend fein, ſo nehme | Marsh Mallow Ointment, 2 ounces. Altheeſalbe, 2 Unzen. 5 Oil of Laurel, 2 ounces. | Lorbeeröl, 2 Unzen. N Täglich 3 Mal einzureiben. Iſi aber der entzündete Theil in Verhärtung übergegangen, was man daran er⸗ kennt, daß das Euter feſter und härter wird, während Hitze, Röthe und Schmerz ver ſchwinden, oder haben ſich einzelne, harte Knoten, ſogenannte Milchknoten, gebildet, ſo reibt man täglich 2 Mal flüchtiges Liniment ein. I Die Ninderpeſt. 1 Viehſeuche, Löſerdürre, Uebergalle x. Dieſe fürchterliche Krankheit hat ſeit Jahrhunderten in Europa große Verhee— rungen angerichtet und bedrohte im Anfange der 60. Jahre England mit der Zerſtö- rung des ganzen Viehſtandes, ebenſo trat ſie ſehr gefährlich in Holland auf. Als Beiſpiel der ſchrecklichen Verheerung führen wir an, daß 1717 Holland 300,000 Stück, und in 1776 nochmals 300,000 Stück verlor, ebenſo wurde Deutſchland im Anfange dieſes Jahrhunderts ſchrecklich heimgeſucht. Die „Viehſeuche“ (Cattle Plague), welche vor einigen Jahren hier herrſchte, wak aber nicht die Rinderpeſt, ſondern die „Lungenſeuche.“ Da aber, wie die Beſchreibung ergibt, die Rinderpeſt durch den großen gegenſeitigen Welt⸗ Verkehr nur zu leicht ausbrechen könnte, ſo empfehlen wir dieſelbe der beſondern Beachtung, 1 EN FM ET 0 1 Wa * 7 1 a 7 « Fa LE BE FE N DENT N a FT a Ey 9 e 100 Nie Re W NN 5 i ee een n N R 1 W N N Fa ) / BEN; . 57 { t 0 0 * N 92 Goldenes Hausbuch für Farmer, e Eine dem Rinde eigenthümliche, fieberhafte anſteckende Krankheit, welche in einem eigenthümlich gearteten Entzündungszuſtande aller Schleimhäute, vornämlich aber des Nahrungsſchlauches, beſtehet, die Thiere nur einmal im Leben befällt, ſich urſprünglich nur in den Steppen von Süd-Rußland bei dem Steppenvieh ent⸗ wickelt, von da aber auch nach anderen Ländern durch Anſteckung verſchleppt werden und das einheimiſche Vieh ergreifen kann. . Erſcheinungen. Die Krankheit beginnt mit einem Fieberanfalle (Froſtſchauer in verſchiedener Heftigkeit, und nachfolgend meiſtens eine wechſelnde Körperwärme) und Störungen im Allgemeinleiden, als: Traurigkeit, Abſtumpfung, (ſelten Unruhe und Aufregung), geringer, oder kein Appetit, gänzlich unterdrücktes oder ein ſeltenes, unregelmäßiges Wiederkauen, aber Durſt; verzögerte Entleerung dunkeler, trockener, oft mit Schleim umhüllter Excremente, dabei ge— meinhin Aufkrümmung und vermehrte Empfindlichkeit der Wirbelſäule, Andoſten des Bauches, auch wohl geringe Bauchſchmerzen, ausgeſprochen durch öfteres Umſehen nach dem Leibe; dann Verſiegen der Milch und geringe Harnentleerung. Außerdem geringe Athmungsbeſchleunigung, kurzer Huſten, mäßiges Fieber; bisweilen rothe Flecke im Maule, beſonders am Zahnfleiſchrande und den Lippen, Geifern aus dem Maule und Thränen der Augen. Nach 2—3 Tagen nimmt die Mattigkeit und Abſtumpfung zu, die Thiere liegen viel, ſchwanken im Gange; es tritt eine weitere Puls- (80—100 Schläge in der Minute) und Athmungsbeſchleunigung ein, und der Huſten wird häufiger, dumpfer, kraftloſer. Freßluſt und Wiederkauen liegt ganz darnieder, die Bauchſchmerzen (Hin- und Hertrippeln, Umſehen nach dem Leibe ꝛc.), treten deutlicher hervor, und eine häufigere Entleerung erſt weichen, breiartigen, dann dünnflüſſiger, übeler, oft blutiger, zuletzt jauchigen Miſtes ſtellt ſich ein, die mit Zwang und Schmerzensäuße— rungen, oder unwillkürlich, ſtoßweiſe (auch im Liegen) entleert werden; wobei der entzündete Maſtdarm hervorgetrieben und umgeſtülpt wird, zuletzt ſelbſt offen ſtehen bleibt. Dazu kommt meiſtentheils ein reichlicher, ſchleimiger, gelblicher Naſenaus— fluß, Geifern und Schleimen (fadenſpinnend) aus dem Maule, wunden, rothen, leicht blutenden Stellen der Schleimhaut, und endlich Thränen und ſchleimige Ab— ſonderung der Augen. 0 Die Hinfälligkeit nimmt ſchnell zu; die Thiere können ſich nicht mehr aufrecht erhalten, ſchwanken im Stehen und Gange, liegen viel oder unausgeſetzt, meiſtens mit zurückgewendetem Kopfe; ſchnelle Abmagerung, Erkalten der Glieder, ſtöhnendes, ächzendes Athmen, weitere Steigerung der übelen Ausflüſſe, Verwerfen ꝛc. ſtellen ſich ein, und unter den Erſcheinungen gänzlicher Erſchöpfung folgt der Tod meiſtens zwiſchen dem 7. bis 10. Tage, doch auch bisweilen im ſchnellen Verlaufe ſchon um einige Tage früher. Die Rinderpeſt iſt eine fremde Seuche, die ſich niemals ſelbſt entwickelt, ſondern ſtets eingeſchleppt wird. Sie hat in früherer Zeit große Verheerungen an— gerichtet, und war die gefürchtetſte Seuche, daher auch ſchlechtweg „Viehſeuche“ ge— nannt. In jüngſter Zeit kam ſie ſelten nach Deutſchland; ſie trat dann erſt in die Nachbarſtaaten ein, näherte ſich Schritt für Schritt Deutſchlands Grenzen, und wenn ſie dort Eingang fand, blieb fie gemeinhin nur auf die Grenzdiſtrikte beſchränkt. In den letzten Jahren dagegen kamen wiederholte Seuchenausbrüche in den öſtlichen Ländern Deutſchlands (Oeſterreich, Preußen) vor und in Folge der Eiſenbahnen, die ſchon nahe an die Steppen heranreichen und immer weiter nach Oſten fortgeführt werden, wächſt die Gefahr der Einſchleppung mit jedem Tage und die Peſt kann jetzt (was früher nie möglich war) in großen Sprüngen ſogleich tief in das Land einge- führt werden. Damit fällt auch ein früher gewichtiges Erkennungs-Merkmal, näm⸗ lich der ſ. g. Seuchenzug (geographiſche Zug), d. i. die eigenthümliche Art und Weiſe ihrer Weiterverbreitung. Dieſer Zug, auf eine Landkarte verzeichnet, glich einer * N ee eh eee . Ni . N 7 4 1 N vor 1 ee: KARA „ Heerſtraße mit Knotenpunkten. Die Seuche ſchritt nämlich in der Richtung von Oſten nach Weſten vor, und bildete auf dieſem Zuge ſ. g. Seuchenheerde, von wo aus ſie ſich ſtrahlenförmig weiter verbreitete. Erkennung. Es gibt kein einziges ſicheres Merkmal. Der Thränenfluß, das Geifern, die aufgebrochenen Stellen im Maule und andere, die als ſolche ge— nannt ſind, können fehlen oder mindeſtens ſehr in den Hintergrund zurücktreten. Ueberhaupt find die vielen, mit großem Fleiße zuſammengeſtellten Erſcheinungen, die in den Schriften über Rinderpeſt aufgezählt find (wozu namentlich auch noch die ſ. g. außergewöhnlichen Erſcheinungen gehören, wie: Hautausſchläge, Windge— ſchwülſte ꝛc.) nicht in jeder Seuche und namentlich nicht bei jedem Thier zu finden. Das Krankheitsbild wechſelt mannigfach ab in den verſchiedenen Seuchen, bei ver- ſchiedenen Racen, verſchiedenem Ernährungszuſtande und Außenverhältniſſen. Die Geſammtheit der Erſcheinungen, die ſich in der Art bei keiner anderen Krankheit findet, ſichert die Erkennung. Uebrigens haben nicht alle Erſcheinungen gleichen Werth. Von beſonderem Gewichte ſind: der krankhafte Zuſtand der Kopfſchleim⸗ | häute, beſonders das Geifern des Maules; die Bruftaffection, beſonders der Huſten und die Kurzathmigkeit, und das Verdauungsleiden, namentlich der Durchfall; dann noch der ganze Habitus der Thiere, die jedoch erfahrungsmäßig gekannt ſein will. Mit Bezug auf jene Erſcheinungen gleicht die Rinderpeſt, in gewiſſen Beziehungen, der Maulſeuche, der Lungenſeuche, dem Durchfalle und der Ruhr (Ruhrſeuche) und dem Sectionsbefunde nach, der Löſerverſtopfung, und kann mit dieſen Krankheiten, insbeſondere mit letzterer, und der Ruhr wohl verwechſelt werden. In nur einem und beim erſten Erkrankungsfalle kann die Erkennung (beſonders bei den Unerfah— renen) ihre großen Schwierigkeiten haben, nicht aber, wenn ſchon mehrere Erkran— kungen geſchehen ſind und der Befund im Leben noch durch die Sektion unterſtützt wird. Außer den Krankheitserſcheinungen verdienen, zur Sicherung der Erkennung, nach Beachtung die Einſchleppung, der Seuchengang und der Anſteckungs- und Seuchengang im Orte und Gehöfte. Section. Die Sectionserſcheinungen wechſeln ebenfalls mannigfach ab, an und für ſich, und nach der Krankheitsdauer. Den gewichtigſten und conſtanteſten Befund bietet die Bauchhöhle dar, und hier wieder der Laabmagen und die Dünndärme. ' Die beiden erſten Magen zeigen keine weſentlichen Erſcheinungen (gewöhnlich ift die innere Haut leicht abſtreifbar und es finden ſich einzelne blaue Flecke); dagegen iſt der dritte oder Blättermagen in Regel (aber keinesweges conſtant) mit feſten, trode= nen, leicht zerreiblichen und wie gedörrt erſcheinenden, zwiſchen die Blätter in Schei— ben zuſammengepreßten Futtermaſſen erfüllt (daher der Name „Löſerdürre“), an dem die innere Haut kleben bleibt, während die Blätter ſelbſt mürbe, von angefüllten Ge— ſäßen durchzogen, bisweilen auch blutig (namentlich an den Wärzchen und nach dem 4. Magen zu) erſcheinen. Doch kommt es auch vor, daß dieſer Magen ganz weiche, breiige Futtermaſſen enthält. Der Laabmagen und die Dünndärme erſcheinen ſchon äußerlich in größerer Ausdehnung und gleichmäßiger Verbreitung oder mehr mar— morartig, fleckig, ſtreifig, und in verſchiedener Stärke (gemeinhin violett oder bläu— lichroth) geröthet. Sie find gewöhnlich leer von Futterſtoffen, die Schleimhaut ſtets geſchwellt, mit einem zähen, röthlichen, blutigen auch mißfarbigen Schleime überdeckt (der zugleich in wechſelnder Menge den ganzen Inhalt bildet) und, wie ſchon äußer— lich ſichtbar war, in verſchiedener Ausbreitung und Intenſität (gemeinhin violett— oder dunkel-, ſchwarzroth, und letzteren Falles oft wie mit Kohlenpulver bepudert oder Aalhaut ähnlich) geröthet, auch mit m. o. w. zahlreichen Blutflecken beſetzt. Dann finden ſich in ſpäterer Zeit auf der Schleimheit des Laabmagens und des Dünndar— mes (beſonders im Zwölffinger- und Krummdarme) zahlreiche 3 bis 1 Linie dicke und bis mehrere Linien im Durchmeſſer haltende, plattenartige, gelblich-graue oder , c,, 1 * 1 * Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. | 98 Br 9 | A RA a 94 Goldenes Hausbuch für Farmer, röthlich gefärbte Gerinnungen vor, welche in der Mitte feſtſitzen, am Rande meiſtens gelöſt ſind und eine oberflächliche, heller geröthete, bisweilen wund erſcheinende Ver⸗ tiefung in der Schleimhaut bedecken. f f In den Dickdärmen iſt der Befund weniger regelmäßig, doch kommen ähnliche, nur geringer ausgeprägte Erſcheinungen, wie im Dünndarme, vor. Die Leber iſt ſtets krank, gewöhnlich mißfarbig, (lehmfarbig, graubraun), matſchig blutarm; ſelten dunkelgefärbt, blutreich, derb. Die Gallenblaſe, in der Regel unge— mein ausgedehnt und mit hellgrüner, wäſſeriger Galle ſtrotzend erfüllt (daher der Name „Uebergalle.“) Die Milz meiſtens zufammengefallen, blutleer; ſelten ge— ſchwellt, blutreich. Die Harn- und Geſchlechtsorgane ſind in ihren Schleimhäuten geröthet, blutreich ꝛc. ö Die Schleimhaut der Athmungsorgane, beſonders des Kehlkopfes und der Luft— röhre, doch auch der Naſe, erſcheint ebenfalls geſchwellt, fleckig und ſtreifig geröthet und in ſpäterer Zeit mit zuſammenhängenden, hautartigen, rahmähnlich zerfließen— den, oder mit vereinzelten plattenartigen Gerinnungen belegt, welche ſich auch in den größeren Verzweigungen der Luftröhre noch vorfinden, während die ferneren Vron— chien mit einem ſchaumigen, blutigen Schleime erfüllt ſind. Die Lunge iſt ſonſt geſund. Das Herz iſt welk, ſchlaff, dunkel- oder braunroth gefärbt, mit Blutflecken beſetzt, enthält ein dunkeles, flüſſiges Blut und die auskleidende Haut und die der Gefäßſtämme iſt gleichmäßig ſchmutzig-blauroth gefärbt. a Das Hauptſächlichſte des Sectionsbefundes iſt demnach: eine entzündliche Af— fection aller Schleimhäute, beſonders des Nahrungsſchlauches und der Athmungs— organe, mit nachfolgenden, eigenthümlich gearteten Exſudaten. ö Urſachen. Es gibt bei uns nur eine Urſache, die Anſteckung. Der An— ſteckungsſtoff iſt fir und flüchtig, gebunden an alle Ab- und Ausſonderungsſtoffe, Naſen⸗, Maulſchleim, ausgeathmete Luft, Dung ꝛc., und an alle einzelne Theile, Blut, Fleiſch, Haut und Haare ꝛc., des kranken Thieres. Er haftet aber auch an anderen Gegenſtänden, Kleidungsſtücken der Menſchen, Rauhfutter ꝛc., und an der Körperoberfläche anderer Thiere, Schafe, Schweine, Hausgeflügel ꝛc., wenn dieſe im Dunſtkreiſe kranker Thiere ſich befanden oder ſonſt mit kranken Thieren und deren Theilen in Berührung gekommen ſind, „Giftfangende Sachen, Zwiſchenträger.“ Die Anſteckung erfolgt theils von Thier zu Thier, theils durch die vorgedachten Zwiſchenträger. Von Einwirkung des Anſteckungsſtoffes an bis zum Krankheitsaus— bruche verläuft durchſchuittlich ein Zeitraum von 7—8 Tagen; höchſt ſelten kommt ein früherer, bisweilen jedoch ein etwas ſpäterer (10. —11. Tag) Ausbruch vor. Es fin— den daher die erſten Erkrankungen in einem Stalle ſtets von 8 zu 8 Tagen ſtatt (der ſ. g. „Anſteckungsgang“); und zwar erkrankt gemeinhin zuerſt ein Thier, dann ein paar (2—3), worauf dann ſpäter weitere Erkrankungen in weniger beſtimmten Zwi— ſchenräumen (weil nun ſchon mehr Gelegenheit zur Anſteckung geboten iſt) erfolgen. Immer ſchreitet daher die Seuche in einem Viehbeſtande anfangs nur allmälig vor. Die Weiterverbreitung im Orte, „der Seuchengang“, erſtreckt ſich gewöhnlich zuerſt auf die nächſtliegenden Farmen. Vorherſagung. Sehr ungünſtig. b Behandlung. Alle Heilverfahren waren bisher ohne Erfolg; und jeder Heil— verſuch iſt bei unſerem Viehe ungerechtfertigt, wegen Anſteckungsgefahr und Verbrei— tung der Krankheit, und verboten. Es handelt ſich überall unr um ſchnelle Tilgung der Seuche, und dieſes geſchiehet durch zwei Maaßregeln: Sperre und Anwendung der Keule, d. h. Tödtung der kranken und verdächtigen Thiere, beziehungsweiſe ſofort des ganzen Viehſtandes. 8 Behandlung. Dieſelbe kann nur unter Aufſicht eines erfahrenen Thierarztes vorgenommen werden und hat die Regierung die Pflicht die ſtrengſten polizeilichen 9 g N ö „ Pl N een eee ee 7 e e eee Ip a Na 0 Nun 1 N A . u Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer, g N engeren e 11 We 0 . % N N: Maßregeln zu ergreifen und die Farmer ſolche gewiſſenhaft durchzuführen. Die ſo⸗ genannte Ausſtampfungsmethode, welche im Todſchlagen der erkrankten und verdäch⸗ tigen Thiere beſteht, hat ſich bei dem letzten Auftreten der Krankheit in England ſehr bewährt. Die Engländer können aber die Idee nicht beanſpruchen, ſondern die Ehre gebührt dem verſtorbenen Ober-Medizinalrath Haußmann, Profeſſor der k. Thier⸗ arzneiſchule zu Stuttgart, welche die Methode in Berlichingen (Ritter Götz's Ge⸗ burtsort) mit Erfolg anwandte. * Impfen mit Naſenſchleim von nicht erkrankten Thieren am Schweif, Ohren, Triolmittel, Meſſerſtichen iſt empfohlen, ſollte aber, wie ſchon bemerkt, nur unter⸗ Anleitung eines Thierarztes geſchehen. Das Fleiſch, der Talg ꝛc., der als verdächtig oder im Beginn der Krankheit getödteten Thiere könnte ohne Nachtheil benützt wers den, wenn nicht die Verſchleppung des Anſteckungsſtoffes zu be⸗ fürchten wäre. Daß die todtgeſchlagenen Thiere tief verſcharrt werden müſſen mit einer guten Decke von Chlorkalk, verſteht ſich von ſelbſt, ebenſo ſind die Stal- lungen und allen darin gebrauchten Gegenſtände ſorgfältig zu reinigen, wie es in ſolchen Fällen die Geſundheitsbehörde vorſchreiben wird. b Die Weiterverbreitung dagegen von Ort zu Ort, von Farm zu Farm, kann in der mannigfachſten Weiſe geſchehen. Am häufigſten erfolgt ſie durch den nachbarli— chen Verkehr, Beſuch von Stallungen, Fleiſchankauf ꝛc., durch Viehmärkte und ge- meinſchaftliche Hutungen, und durch Perſonen, deren Gewerbe in verſchiedene Stal— lungen führt, Viehhändler, Fleiſcher, Kurpfuſcher, ꝛc., daher iſt frühzeitige Erkennung der Seuche und Sperre ein unerläßliches Bedingniß zur Verhütung der Weiter— verbreitung. g Der Anſteckungsſtoff iſt überaus flüchtig, durch Zwiſchenträger, Menſchen, Rauhfutter, Wall- und Schwarzvieh ꝛc., leicht verſchleppbar und von lang andau— ernder Wirkſamkeit. Ich habe die Seuche wieder ausbrechen ſehen nach 4—5 Monaten durch Rauhfutter, welches über Krankenſtällen, mit undichter Dicke, gelagert — hatte; dann durch Wiederaufbauen während des Winters durchgefrorenen Dunges; ferner geſehen, daß die Seuche verſchleppt wurde durch Heu, welches neben trockenen Häuten, wie fie als Handelswaaren ausgeführt werden, gelagert hatte und von Rindern gefreſſen war und durch das Beriechen und Beſchnüffeln ſolcher Häute; dann durch die Kleidung von Perſonen, welche aus 2 bis 4 Stunden entfernt gelegenen Krankenſtällen gekommen waren ꝛc. Gleiche Beobachtungen liegen auch von Anderen ſehr viele vor. Diejenigen Beobachtungen, die von einer vieljährigen Dauer des Contagium ſprechen, ſind wohl mit großer Vorſicht aufzunehmen; aber daß daſſelbe in nicht desinficirten Stallungen durch Jahresfriſt ſich erhalten kann, ſcheint mir ganz unbedenklich. 8 f Die Sterblichkeit iſt beim Ausbruche der Seuche immer am größten, und mindert ſich gegen das Ende. Hierdurch ſind manche Kurverſuche zu unverdientem, Rufe gelangt. Bei Abwehr und Tilgung der Seuche iſt es Pflicht des Publikums, die Maaß⸗ nahmen der Geſundheitsbehörde nach Kräften zu unterſtützen und Jedermann muß fie den Zeiten der Gefahr ſelbſt noch bemühet fein, fein Vieh zu ſchützen. Das geſchieht aber nicht durch ſ. g. Präſervativmittel, denn dieſe giebt es nicht, ſondern allein nur durch Anordnung ſolcher Vorkehrungen, welche die Einſchleppung des Anſteckungs— ſtoffes in die eigene Farm verhüten können. ’ \ e | BR , d ES 717,3" DR MEER 96 Goldenes Hausbuch für Farmer, e Entzündungen der Lunge, Leber, des Magens und der Gedärme, Gehirnes, Halſes, Nieren und Blaſe, ſind die Kennzeichen mehr oder weniger denen beim Pferde ſo ähnlich, daß eine wie⸗ derholte Beſchreibung nicht nöthig iſt. Man behandle die Krankheit wie dort angegeben, der Aderlaß kann jedoch ſtärker ſein und die Gaben Epſomſalz können für jedesmal, je nach der Größe des Thieres, um 2 Unzen verſtärkt werden. Durchfall, Harnruhr und Blutharnen, Gelbſucht, Huſten, Siehe die Krankheiten beim Pferde und behandle ſolche wie dort angegeben. Lungenſeuche des Rindes. Eine nur beim Rinde vorkommende, eigenthümlich geartete, ſtets in Ausſchwitzung wäſſeriger und bildſamer Stoffe übergehende, und anſteckende Entzündung der Lunge und des Bruſtfelles, von eigenthümlichem, vorwaltend ſchleichendem Verlaufe; meiſt euchenartig. ö rs cheinungen. 1. Die erſte bemerkbare Krankheits-Erſcheinung iſt ein eigenthümlicher, kurzer trockener, heller, ſchwacher, gewöhnlich nur einmal angeſtoßener Huſten (Hüſteln), der anfangs nur ſelten iſt (beim Aufſtehen, Tränken, des Morgens beim Austreiben); ſpäther aber häufiger, ſchmerzhafter, angeſtrengter und unter aufs fälliger Krümmung des Rückens, Streckung des Kopfes uud Halſes und erſchütternder Flankenbewegung hervorgeſtoßen, und mehr dumpf und heiſer wird. Daneben geringe Fieberbewegungen, ausgeſprochen durch öfteren Temperaturwechſel an Hör- nern und Ohren, bald trockenes, bald feuchtes Flotzmaul, Sträuben der Haare längſt des Rückens, oft auch größere Empfindlichkeit beim Druck deſſelben, und bisweilen ein etwas gereizter Puls. Schon nach wenigen Tagen treten noch hinzu: wechſelnde und geringere Freßluſt, etwas (um einige Züge) beſchleunigtes Athmen; gering geröthete, feuchte, ſchmierige Augen; kein rechtes Gedeihen, verminderte Milchabſon⸗ derung. i 2. Tritt ſie heftig auf, ſo ſtellen ſich alle Erſcheinungen einer akuten Lungenent⸗ zündung ein und heftiges fieberhaftes Allgemeinleiden; als da ſind: beſchleunigtes, angeſtrengtes (mit aufgeriſſenen Naſenlöchern, ſtarker Flankenbewegung), auch un⸗ gleiches Athmen; kurzer, dumpfer, ſchmerzhafter, unvollkommener, halb unterdrückter Huſten; Schmerzen beim Drucke an die Bruſt hinter der Schulter und dem Wis derrüſte; anhaltendes Stehen mit geſtrecktem Kopfe und Halſe und von der Bruſt abwärts gewendeten Schultern und Ellbogen, oder nur zeitweiliges und ſehr kurzes Niederlegen (gewöhnlich auf die kranke Seite oder mit unter den Leib geſchlagenen Füßen und geſtrecktem Kopfe und Halſe). Dabei ein mehr oder weniger entzündli⸗ ches Fieber (50, 60 Pulſe, meiſt voll und hart oder wenigſtens geſpannt), geröthete Schleimhäute, trockenes Flotzmaul, warme Ohren und Hörner, faſt ganz geſchwunde⸗ ner Appetit; verzögerte, trockene, geballte, tief gefurchte, dunkele, ſchwärzliche Mi⸗ ſtung, gänzliches Verſchwinden der Milch zc. a Verlauf. Ausgänge. 1. Es kann Geneſung erfolgen, die gemeinhin gegen den 5ten Tag unter Zeichen deutlicher Beſſerung (Minderung des Fiebers, Athmens und Huſten, Wiederkehr der Mutterkeit, des Appetites 2c.) anhebt; oder 2. die Krankheit nimmt ſchnell zu; das Athmen wird kürzer, angeſtrengter, ſtöhnend; der Huſten häufiger; Puls ſchneller, kleiner, geſpannt, auch ausſetzend; Hinfälligkeit . 1 eee Bi N PEN RER EN r 1 5 e MS Gärtner, Pferd e⸗ und Vieh N 02 e eee RR vo DENN N 8 N 2 beſitzer. Menn, } — . f́-:— ꝛ)MSqBůjWklinll —— Abſtumpfung größer ꝛc. und es erfolgt der Tod durch Lähmung oder Erſtickung innerhalb 5—8 Tagen; oder 3. die Krankheit ſteigt mehr allmälig und übergeht zu— letzt in einen allgemeinen Schwäche-Zuſtand. Das Athmen wird immer angeſtrengter, hörbar, röchelnd, geſchieht mit offenem Maule, auch wohl vorgeſtreckter Zunge, und die ausgeathmete Luft iſt zuletzt übelriechend; der Puls wird klein, ſchwach, zitternd, Herzſchlag pochend, prellend; häufiges Geifern, Naſenausfluß (der nicht mehr abge— leckt wird), ſchleimig-eitrige Abſonderung der Augen, Durchfall, Aechzen, Stöhnen, Zähneknirſchen, Einfallen der Augen, ſchnelle Abmagerung ꝛc. ſtellen ſich ein; und die Thiere, ein wahres Bild des Jammers, ſterben allmälig dahin, innerhalb 14 Ta- gen, auch 3—4 Wochen. ö Ueber die Urſachen iſt bis jetzt kaum etwas Sicheres ermittelt. Schlechtes Futter und Geſöff, Erkältung, übermäßige Anſtrengung ſcheinen oft als Urſachen verdächtig; außerdem aber auch noch die Anſteckung. In den meiſten Fällen, in denen die Lungenſeuche in einer Heerde ſich zeigt, dürfte ſie durch Anſteckung eines neu hinzugekommenen Stückes entſtanden ſein. Die Anſteckung erfolgt durch die Luft und wahrſcheinlich nicht auf ziemlich weite Entfernungen. Die Behandlung der Lungenſeuche iſt immer mißlich, denn die meiſten Stücke, wenn die Krankheit ſchon einen ziemlich hohen Grad erreicht hat, fallen dem Tode anheim. Zeigt ſich die Krankheit in einer Heerde, ſo muß ohne Zeitverluſt ein angemeſſenes Verfahren eintreten, wenn einem großen Verluſte vorgebeugt werden ſoll. Zunächſt ermittelt man alle Stücke der Heerde, welche ſchon mehr oder weniger Huſten und andere Zeichen der Krankheit an ſich entdecken laſſen. Alle Kranken, gleichviel, ob ſie gelinde oder ſtark leiden, werden von den geſunden Stücken getrennt und von denſelben in möglichſt entfernter Abſonderung gehalten; am beſten iſt es, die Geſunden zu entfernen und die Kranken in dem bisherigen, jetzt doch ſchon ange— ſteckten Lokale zu belaſſen. Jedem gut genährten kranken Stück wird zuerſt ein ſehr reichlicher Aderlaß ge— macht, der aus 8 bis 12 Pfunden Blut beſtehen kann. Iſt nicht etwa ein Durchfall vorhanden, jo giebt mun eine Laxanz aus 2 bis 1 Pfund Glanberſalz, in Waſſer aufgelöſt, auf einmal ein. Dann gibt man den Thieren Theerwaſſer, erwachſene 1 Quart, Kälber 1 Taf- ſenkopfvoll. Zubereitung: Man nehme 1 Theil Theer und übergieße denſelben mit 3 bis 4 Theilen Fluß- oder Regenwaſſer, rührt alles 2 Tage lang tüchtig durch und gießt dann das Waſſer ab, daß am Boden nur der Theer oder Unreinigkeit zu— rückbleibt. Hat man die Leibeseröffnung hergeſtellt, ſo gebe man: Eiſenvitriol, 1 Unze, Salt of Steel, 1 ounce, Salmiac, 4 Unzen, Sal Ammoniac, 4 ounces. Pul. Wachholderbeeren, 4 Unzen. Powder of Juniper Berries, 4 ounces, Gut zu miſchen, in 8 Theile abzutheilen. Man gebe 4 Einſchütte des Tages je in einem Pint Waſſer. Man brüht ein Pnlver mit heißem Waſſer an, deckt das Gefäß gut und ſieht das ganze durch. Beide Vruſtwandungen ſind mit Cantharidenſalbe zwei bis drei Tage auf der ganzen Fläche alle 3 Stunden einzureiben, wozu für ein Stück erwachſenes Rind ca. 6 Unzen erforderlich ſind. Neben dieſem Mittel iſt als Nachkur leicht verdauliches Futter, bittere Mittel, wie bei Unverdaulichkeit angegeben, zu empfehlen. Erkranken mehrere Thiere in einem Stalle, oder auf mehreren Farmen zugleich, ſo iſt die größte Vorſicht zu gebrauchen, und die Staatsbehörden haben ſofort die nöthigen geſundheitspolizeilichen Maßregeln zu ergreifen. Sie iſt ſehr ſchwer von der Lungenentzündung zu unterſcheiden und die Be— ne bei. Impfen, ſollte nur unter Leitung eines erfahrenen Thierarztes ge— ehen. 7 innen Ki Die Teras „Cattle Plague,“ Viehſeuche, ift nach den veröffentlichten Erſchei⸗ nungen die Lungenſeuche; die größte Vorſicht iſt nöthig. Stallungen ꝛc., wo ſolches Vieh ſtand, ſind, wie ſchon bei Rinderpeſt angegeben, ſorgfältig zu reinigen. Sektion. Im Krankheitsbeginn findet man an der gemeinhin blaſſen, ſchlaf— fen Lunge eine oder mehrere, kleine oder größere (haſelnuß- bls taubeneigroße) dun⸗ keler geröthete, derbe und verdickte Stellen; und um ſie herum einen Erguß von gelblichen Stoff in das zwiſchen den Lungenläppchen lagernde Zollgewebe. Dieſer Erguß ins Zollgewebe ſetzt ſich zwiſchen den geſundenn Lungenläppchen allmälig weiter fort, umſchließt dieſe, ruft jo Blutſtockung hervor, dem ſpäter auch Aus- ſchwitzung folgen. ö Bei weiter vorgeſchrittener Krankheit erſcheint die kranke Lunge (theilweiſe oder faſt gänzlich) hart, feſt, vergrößert, ſchwerer, (einen großen Theil der Bruſthälfte ausfüllend, 10—40 Pfund wiegend und mehr) läßt ſich nicht aufblaſen, ſinket im Waſſer und zeigt beim Durchſchneiden ein marmorartiges Anſehen. Es ſind nämlich rothe, bräunliche oder noch dunkelere Stellen (die ehemaligen Lungenläppchen) mit weißen oder weißgelblichen 1—2 Linien breiten Streifen (das mit Lymphe erfüllte Zellgewebe zwiſchen den Lungenläppchen) eingefaßt. Im weiteren Verlaufe tritt ſtets Bruſtfellentzündung dazu. In Folge hiervon ſind das Lungen- und Rippenfell mit faſerſtoffigen Ausſchwitzungen bedeckt, und es lagern ſich ſ. g. falſche Häute auf, von verſchiedener Dicke und verſchiedener (feſter, zäher, oder lockerer, zelliger) Beſchaffen⸗ heit, und gemeinhin ſind Verwachſungen zwiſchen Lunge und Rippen geſchehen. In den Bruchkaſten iſt zugleich m. o. w. reichlich (einige Pfunde bis zu einem Eimer voll) ein gelbliches, trübes, mit Flocken, Gerinnſeln, Fäden ꝛc. untermiſchtes Waſſer ergoj= ſen, was gemeinhin geruchlos, bisweilen auch übelriechend iſt. Der Sektionsbefund iſt im Weſentlichen immer derſelbe. Milzbrand tritt unter ſo viele verſchiedenen Formen auf, daß eine Abgrenzung derſelben für Viehbeſitzer nicht gut angegeben werden kann. Kennzeichen: Sehr oft erſcheint der Milzbrand plötzlich, ohne alle be— merkbaren Vorläufer, ſo daß das Thier, welches bisher ganz geſund ſchien, und im Freſſen oder bei der Arbeit völlig munter war, plötzlich und wie vom Blitze getroffen zuſammenſinkt und unter Zuckungen in wenigen Minuten krepirt. Dieſe ſchnellen Anfälle halten wohl auch einige Stunden an. Das Thier erſcheint dann von großer Angſt ergriffen, es wendet ſich hin und her, taumelt, ſetzt die zitternden Füße weit auseinander, zittert, ſteht auch wohl wie betäubt ſtill, oder geräth in eine Art Wuth, brüllt laut, rennt wild umher und ſtürzt dann zu Boden. Oder daſſelbe ſtürzt gleich Anfangs zu Boden, ſchäumt aus Maul und Naſe, wobei der Schaum nicht ſelten mit Blut gemiſcht erſcheint. Zuweilen ſtellen ſich dabei auch Zuckungen am Körper, Verdrehen des Halſes ꝛc. ein. Mit dem Eintritte des Todes, oder ſogleich nach dem— ſelben, pflegt Blut aus Naſe und After zu fließen, der Bauch treibt in ſehr kurzer Zeit von Luft ungemein auf, und raſch geht der Kadaver in eine ſehr ſtinkende Fäulniß über. Nimmt der Milzbrand nicht den eben beſchriebenen raſchen Verlauf, ſo zeigen ſich weſentlich folgende Symptome: Zittern mit den Hinterſchenkeln, Zuckungen in der Haut, Mattigkeit; das kranke Thier bleibt hinter der Heerde zurück und bleibt mit geſenktem Kopfe ſtill ſtehen. Bei Milchkühen verliert ſich die Milch auffallend raſch, oder ſie vermindert ſich doch bedeutend. In anderen Fällen beginnt die Krankheit, zumal bei fetten und robuſten Thieren, mit Brüllen und Toben, mit öfterem, gewalt— ſamem Niederwerfen, Schlagen mit den Hinterfüßen gegen den Bauch, Stampfen 1 ER 1 mit den Füßen ꝛc. Viele Kranke verlieren die Freßluſt glich ; andere freſſen fort, iR 6 rin “ 1 1 * Reh manchmal ſogar bis kurz vor dem Tode; die Augen find feurich und glänzend, ſpäter = werden fie matt und trübe, und an den Augenlidern wird die Farbe gelb; das Athmen iſt mühſam und ſtöhnend, und im Maule zeigt ſich große Hitze. In diefem Zuſtande kann der Kranke 18—36 Stunden und ſelbſt noch längere Zeit verharren, bis endlich die Beine erkalten, der Athem kühl wird, worauf derſelbe zu Boden fällt und unter Zuckungen krepirt. In vielen Fällen finden ſich während der Krankheit hin und wieder am Körper Beulen und Geſchwülſte von verſchiedener Größe, die bald kalt, bald warm ſind; am meiſten erſcheinen ſie in der Gegend des Kehlkopfes, von wo ſie oft nicht nur den unte- ren Theil des Kopfes, ſondern auch des Halſes einnehmen; doch kommen auch an an— deren Körperſtellen Beulen zum Vorſchein, namentlich an der Schulter, am Bauche, an den Füßen, wo dann oft ein Hinken wahrzunehmen iſt. Dieſe Geſchwülſte heißen Milzbrandbeulen oder Anthrax-Karbunkel und ſie erreichen zuweilen die Größe eines Menſchenkopfes und ſelbſt noch darüber. Die Haut auf dieſen Geſchwülſten ſtirbt manchmal ſehr raſch ab, und ſie erſcheint dann trocken und hart, wie Sohlenleder. Urſachen: Außer der Anſteckung allgemeine Witterungseinflüſſe, be— ſonders ſchwüle Luft, wie ſie dem Ausbruch der Gewitter voranzugehen pflegt, was beim Vieh auf der Waide eine Anlage zum Milzbrand hervorbringt. Eine unge⸗ wöhnlich ſchnell eintretende Wärme im Frühjahr, ſowie heiße Tage im Herbſt mit kühlen Nächten. Gut genährte vollblütige Thiere haben jedenfalls eine größere An⸗ lage als ſchwache. Die örtlichen Urſachen beziehen ſich auf die Beſchaffenheit des Stalles und Fütterungsweiſe. Erſterer iſt eng und dunſtig; zu ſtarkes, nahrhaftes, heißes Futter (was Milchmänner wohl beach⸗ ten wollen), dann aber von Roſt, Brand, Mehlthau, Schimmel verunrein ig tes Futter, weßhalb er gerade dadurch ſogar i im Winter auftritt. Faules, . Waſſer, ſtarke Bewegung tragen viel zur Entwidiung des Milzbrandes b „ Hat man an Milzbrand crepirte Thiere nicht tief genug verſcharrt, ſo kann das an dieſer Stelle gewachſene oder durch Milzabfälle verunreinigte Gras als Urſachen bezeichnet werden. Eine Trennung der kranken, verdächtigen Thiere iſt unbedingt nöthig, damit der Anſteckung nicht Vorſchub geleiſtet wird. Behandlung: Die Ausſicht auf Heilung iſt ſehr gering und wenn folge 1 6 0 werden kann, jo jind ſchnell die nöthigen Mittel anzuwenden. In- nerli Nimm: a Salpeter, 6 Unzen, Salpetre, 6 ounces, Glauberſalz, 16 Unzen, Epsom Salt, 16 ounces, Aloe, 2 Unzen, Aloe, 2 ounces, Leinſamenmehl, 2 Unzen. Lin Seed, 2 ounces. Zu miſchen und in 4 Theilen abzutheilen und alle 4 Stunden in einem Quart lauwarmen Waſſer zu geben. Ein Aderlaß iſt nach der Größe des Thieres und den Umſtänden zu machen und oft nöthigen Falles zu wiederholen. 1 Take: Aeußerlich: Zeigen ſich Geſchwülſte, Rothlauf oder Milzbrandgeſchwülſte, jo werden ſolche ſofort aufgeſchnitten und ausgedrückt und mit Chlorkalkwaſſer be— goſſen oder man ſpritzt am beſten Terpentinöl hinein; wollen ſich dieſelben nicht ge⸗ hörig entwickeln, reibt man Cantharidenſalbe zwei bis drei Mal alle zwei Stunden ein. Selbſt das Glüheiſen ift anzuwenden. In vielen Fällen haben wir alle halbe Stunde ein Eßlöffel vgl Salmiakgeiſt (Spirit of al Ammoniac) mit Erfolg gegeben. Das Begießen mit kaltem Waſſer % TE HTLBeR = 22: 006% er, Pferde⸗ und Viehbeſiter. ER ITS TORE) . i t r MEN ER EE MSNE ERIEN FB 10 Goldenes Hausbuch für Farmer, we an, 16 lu gut und geſchieht 2—3 Mal; find die Beulen offen, jo iſt es che ädlich. f Vorbeugungsmaßregeln heſtehen darin, daß man die Urſachen abbeſtellt und beſonders Sommers und faſt zu jeder Zeit eine vernünftige Fütterungsweiſe beobach— tet; man gebe Kühen beſonders Abfälle aus Bierbrauereien nicht zu warm, und Frühjahr und Herbſt ein gehöriges Abführmittel, wozu bei Unverdaulichkeit das Recept paßt oder Dr. Fußnecker's weltberühmtes Viehpulver, wo zwei Gaben | hinreichen. Von außen iſt der ganze Kadaver meiſtens ſehr aufgetrieben, aus Naſe und Maul fließt blutiger Schaum oder Geifer, auch aus dem After, welcher gewöhnlich wurſtartig | hervorgetrieben, umgeſtülpt und von blaurother Farbe find. Unter der Haut finden | ſich Blutſtriemen und Flecken von ausgetretenem ſchwarzem Blute, auch gallertartige, gelbe Maſten, und da wo die Karbunkel ſitzen, brandige Stellen. Wird der Bauch aufgeſchnitten, jo fährt gewaltſam eine peſtilenzialiſch ſtinkende Luft heraus. Magen und Gedärme ſind von Luft aufgetrieben und eutweder nur hier und dort mit dunkel— rothen Flecken beſetzt, oder durchweg ſchwarz und brandig. Die Leber iſt ziemlich na— türlich, die Milz aufgetrieben und voll von ſchwarzem Blute. Die Lungen erſcheinen zuweilen ganz geſund, oft ſind ſie aber mit Blut über— füllt und faſt ſchwarz. Beſonders auffallend iſt das Blut, ſowohl beim Aderlaſſe, als bei dem Kadaver; daſſelbe iſt faſt ſchwarz, es gerinnt nicht, ſondern bleibt flüſſig, wie dünner Theer. f Es iſt bei der Kur des Milzbrandes die dringendſte Vorſicht zu empfehlen. Ob⸗ gleich die Krankheit den Menſchen nicht durch die Luft anſteckt, ſo iſt doch die Anſteckung durch Blut und alle Flüſſigkeiten des Kranken leicht möglich und leider nur zu oft ſchon erfolgt. Man hat die zahlreichſten Beiſpiele, daß Menſchen, welche dem kranken Vieh zur Ader ließen, die Beulen öffneten, den Miſt aus dem Maſt⸗ darme holten ꝛc., kurze Zeit nachher an den Händen brandige Gefchwülſte bekamen, an denen ſie nach wenigen Tagen, unter Zutritt von Faulfieber, ſtarben. Die An- ſteckung erfolgt um ſo leichter, wenn etwas der Säftemaſſe des Kranken auf eine Wunde oder auch nur im Geringſten verletzte Hautſtelle kommt. Man hat ſogar Beiſpiele, daß dadurch tödtliche Anſteckung erfolgte, daß Fliegen, die von dem Blute eines milzbrandigen Thieres geſogen hatten, ſich kurz darauf auf Hände und Geſicht eines Menſchen ſetzten. Das Aderlaſſen, Brennen der Beulen ꝛc. muß deßhalb ſehr vorſichtig, mit unverletzten Händen, die mit Oel beſtrichen, oder mit Handſchuhen verſehen ſind, geſchehen. \ Milähfehler kommen fo häufig vor und beſtehen in einer fehlerhaften Abſonderung der Milch. | 1. Die Fehlerhaftigkeit ift theils der Qualität, blaue, wäſſerige, gelbe, rothe, ſchlei⸗ | mige, ſaure Milch, und 2. der Menge zuzuſchreiben, d. h. die Kuh liefert weniger oder zu viel wäſſerige Milch. 5 Die Urſachen ſind theils dem ſchlechten Futter jeder Art, theils dem Stalle | und der Jahreszeit zuzuſchreiben. Die Behandlung befteht darin, gutes, nahrhaftes, leicht verdauliches Fut⸗ ter, reines Waſſer zu reichen, eher öfters und wenig auf einmal und in Anwendung von Mitteln, welche die Milchabſonderung befördern und die Qualität verbeſſern. Folgendes Milchpulver hat ſich in unſerer Praxis ſeit Jahren in allen Fällen. von Milchfehlern bewährt, und ſind Beſitzer von Melkereien ausgezeichnet damit zufrieden. * / /// c END MORE Ha . N 56 5 . 1 N 0 T h le ER 2 N * + f f WA 14 I G 0 N Ba N ah, * N UN BEN | Gärtner, Pferde» und Viehbeſitzer. 10¹ e Zuerſt gibt man der Kuh in der Tränke ein paar Handvoll Leinſamen- oder Oelkuchenmehl und löſt 4 Pfund Glauberſalz auf. Dies geſchieht zweimal des Ta— ges zwei Tage lang. \ Dann kommt das Pulver. 1 Nimm: Take: Pulv. Wachholderbeeren, Powder of Juniper Berries, . Bde 4 G 7 ümmel, araway Seed, “ Schwefel, von jedem 4 Unzen. N. Sulphur, 4 ounces of each. Kochſalz, 8 Unzen. Table Salt, 8 ounces. Von dieſem Pulver gibt man zweimal des Tages ein Handvoll auf dem Futter, oder wenn es die Kühe nicht freſſen ſollten, als Einſchütt zweimal, Morgens und Abends vor dem Futter. Dieſes Pulver erzielt, wenn gut angewandt, in jeder Beziehung eine gute Milch f mit gutem Rahm. Veim Futterwechſel, je nach Jahreszeiten gegeben, verhindert es irgend welchen Milchfehler, ſtärkt die Verdauung und verbeſſert auch die Quantität. Die Leckſucht. Dieſe Krankheit iſt mit der Knochenbrüchigkeit faſt ganz gleich, nur mit dem Unterſchiede, daß hier die leichte Zerbrechlichkeit der Knochen mangelt. Die Thiere haben mehr Appetit als ſonſt und magern dennoch ab; ſie geben dünne, wäſſerige Milch, freſſen in der Streu, nagen an hölzernen Gegenſtänden, an Leder, alten Lum- pen, Erde ꝛc. Der Gang der Kranken iſt matt, das Haar ftruppig, auf und unter der Zunge finden ſich kleine Bläschen, die eine gelbliche Flüſſigkeit enthalten; es ſtellt ſich ein öfteres Brüllen ein, dann eine Art Heißhunger, der mit mangelhaften Appetit abwechſelt. Am häufigſten werden Kühe von der Krankheit befallen. Urſachen wie bei Knochenbrüchigkeit. ü 2 Behandlung wie bei Unverdaulichkeit. Das Maul wäſcht man 3—4 Mal mit Eſſig und Salz auf und Heilung erfolgt bald. Tollwuth. Wird ein Stück Vieh von einem tollen Hunde gebiſſen, ſo gebe man genau dar⸗ auf Acht, da die Krankheit oft erſt nach Wochen ausbricht. Die Wunde kann aus— gebrennt und mit Cantharidenſalbe beſtrichen werden. Eine Heilung iſt indeſſen noch nie erzielt worden und iſt es am Beſten das Thier zu tödten und tief zu verſcharren. Knochen brüchigkeit. Oeftere Unverdaulichkeit, Magerkeit und fortſchreitende Abmagerung ſind die Vorläufer dieſer Krankheit. Sie zeigt ſich im Stalle und auf der Waide und kommt auch bei vielen Stücken zugleich vor. Steht das Thier ſchnell und ungeſchickt auf, oder die Thiere ſtoßen einander auf der Waide, ſo entſteht ohne beſondere Veran⸗ laſſung ein Knochenbruch. Vorbeugung iſt die Hauptſache, wenn man beobachtet, daß die Thiere nicht recht freſſen, ſtruppige Haare haben und an Leder, Holzwerk, Erde nagen und Theile davon verſchlucken. Den Thieren gebe man weiche, ſaftige Nahrung, halte dieſelben ſehr reinlich und gebe die bei Unverdaulichkeit angegebenen Arzneien. Behandlung iſt, wenn ein Bruch ſtattgefunden, wohl möglich, aber das Thier ma gert ab und fo iſt Schlachten am Gerathenſten, da das Fleiſch ganz gut ge⸗ noſſen werden kann. e SR 1J⁰² Goldenes Hausbuch für Farmer, A u f b le hee r m meien 1. Aufblähen von grünem, ſaftigen Futter und flüſſiger Nahrung. Kennzeichen. Plötzliche, heftige ſchnell zunehmende Auf⸗ treibung des Bauches, fo daß in kurzer Zeit die linke Hungergrube gefüllt und hochgewölbt hervorſtehet und beim Anklopfen trommelartig tönt. — Folgeerſcheinungen ſind: gänzliches Aufhören des Freſſens und Wiederkauens, Drän— 10 gen und Preſſen zur Entleerung, Unruhe, Angſt, beſchleunigtes Athmen, Störungen im Kreislaufe 2c. Verlauf. Ungemein ſchnell. Wird nicht ſchleunige Hülfe geſchafft, ſo folgt in kurzer Zeit (3, 1 einige Stunden) der Tod durch Schlagfluß, Erſtickung oder Ber- ſtung des Panſens (beim Niederwerfen) und Zwerchfelles.—Eintretendes Rülpſen iſt eine günſtige Erſcheinung, die Geneſung in Ausſicht ſtellt. Urſachen. 1. Alles ſaftige Gtünfutter, beſonders wenn es von Thau und Regen noch naß und feucht, oder bereift iſt; oder auf einen Haufen gelegen ſich erhitzt hat, oder gleich darauf getränkt wird, oder zu gierig und bei noch nüchterem, leerem Magen genoſſen wird; oder die Thiere gegen Wind gerichtet, es abweiden müſſen; oder es nicht gewohnt ſind, wie namentlich: junger, geilwüchſiger Klee (beſonders der rothe), Lucerne, Buchweizen, Wicken ꝛc.; geiles, fettes Gras (alle ſind vor der Blüthe am gefährlichſten); junge Saaten, junger Aufſchlag der Stoppelfelder; Kohl- und Rübenblätter. Bei Gewitterluft und feuchtwarmer Witterung iſt die Gefahr am größten. 2. Ackerſenf, Kartoffelkraut in der Blüthe und mit unreifen Saamen. 3. Schilfgräſer, namentlich wenn ſie mit Staubpilzen beſetzt ſind. 4. Verdorbene, faulige, in Gährung übergegangene Knollen- und Rübenfrüchte. 5. Gieriger Genuß von Schlämpe, Bierträbern ꝛc. Behandlung. Es handelt ſich um ſchnelle Entleerung der Gaſe. Ausgezeichnet bewährt ſich Salmiakgeiſt, Terpentinöl und Branntwein. g Nimm Salmiakgeiſt (Spirit of Sal Ammoniac,) 2 Eßlöffel voll, Halber Pint Whisky, 1 Pint Waſſer, Gut aufzuſchütteln. Tritt keine Beſſerung ein, ſo iſt der Einſchütt zu wiederholen; dann ſind alle erregenden Mittel, Kümmel, Fenchel, Baldrian, Salzwaſſer, Schnupftabak, eine Flaſche Kalkwaſſer (klar) am Platze, aber das erſte Recept hat den Vorzug. Mecha— niſche Mittel ſind Aufzäumen mit einem Strohband, anhaltendes Drücken auf die linke Hungergrube (Flanke) öfteres Herausziehen der Zunge, Umherjagen der Thiere. Schlagen alle Mittel fehl, jo iſt der Tröfar ein für dieſen Zweck extra ange— fertigtes Juſtrument am Platze, um die Luft zu entleeren, es thuts auch im Nothfall ein gewöhnliches Meſſer. Es wird auf der linken Seite in der Mitte der Hunger⸗ grube (Flanke) die jetzt am gewölbteſten hervortritt, hineingeſtoßen. Man benütze den Trokar oder das Meſſer nicht zu früh. | Ferner iſt das Begießen des Thieres mit Waſſer ſehr gut; am Strohſeil mache man einige Knoten und beſchmiere es mit Theer und giehe es vielfach durchs Maul. Der Druck auf die Hungergrube muß anhaltend kräftig und gleichförmig ſein und mit kreuzweiſe über einander gelegten Händen geſchehen. . i Ift das Thier beſſer, oder die Aufblähung ganz vorüber, jo bleibt eine Ver⸗ dauungsſchwäche zurück, welche eine Nachbehandlung mit Chamillen-, Kümmelthee oder die bei Unverdaulichkeit angegebenen Mitteln erzielt wird. Rn ho Miſtjauche, Tauben-, Hühnermift, alten Käfe, Milch, Schießpulver, Eifig, ub beißen der Zungenſpitze, Zuhalten von Maul und Naſe wenden manche Leute an, wirken aber nicht, alſo fort mit! W \ A 8 2 Stilles Aufblähen. N " Aufblähen bei dürrem Futter, Unverdaulichkeit, Verdauungsſchwäche. Ku x Kennzeichen. Verlauf. Allmäliges, mäßiges Aufblähen vornämlich nur auf der linken Seite erſichtlich, wo die Hungergrube flach gewölbt iſt und beim Anklopfen dumpf tönt. Die Folgeerſcheinungen ebenfalls mäßig. Appetit gering, Wiederkauen ſelten, oder ganz unterdrückt; Miſtung ſparſam, unregelmäßig, bisweiͤ⸗ len ſelbſt Durchfall zugegen; kürzeres Athmen ꝛc. Anfangs ſcheinen die Thiere wenig zu leiden, ſehen munter aus: aber nach ein paar Tagen ſind ſie angegriffen, träge, hinfällig. Der Verlauf iſt langſam, auf 1—2 Wochen und darüber ausge- dehnt, nomentlich wenn zwiſchendurch zeitweilige Beſſerung eintritt. Bei gleichen Andauer oder Steigerung der Zufälle folgt der Tod durch Lähmung oder Er- ſchöpfung. | Urſachen und Behandlung wie bei Kolik, durch gehöriges Laxiren. Recept ift bei Kolik angegeben und nöthigenfalls fügt man 1—2 Löffel voll Sal⸗ miakgeiſt dazu. Die Flaſche iſt vor dem Einſchütt gehörig aufzuſchütteln und je nach Umſtänden zu wiederholen. Eine Nachkur iſt jedenfalls nöthig, und bei Auf blähen von Grünfutter angegeben. a * = Schwindel, Epilepſie, Gelbſucht, Huſten. ni Man ſiehe die Beſchreibung beim Pferde und handle darnach, nur können etwas 10 ſtärkere Gaben gereicht werden. Bi | u Das Zurückbleiben der Nachgeburt. 1 NIE 70 Dieſelbe geht im regelmäßigen Zuſtande in 4 bis 6 Stunden oder oft gleich nach re az dem Kalben von ſelbſt ab, manchmal bleibt fie einem bis 2 Tage zurück. Es kommt der Fehler ſehr oft bei alten, ſchwachen, und auch bei ſolchen Kühen vor, welche viel erhitzendes Futter, Whiskey-Slop bekommen. W. K Kennzeichen: Die Fruchthäute hangen theilweiſe heraus und die Kuh 5 drängt öfters, um deren Abgang zu bewirken. Geht fie nicht längſtens in 12 Stun- Ei den ab, jo ift Folgendes einzuſchütten. EN | Nimm: Take: 1 Leinſamenmehl, 4 Unzen. Linseed, 4 ounces. 1 . Pulv. Sadebaum, 1 Unze. Powder of Tops of Savin, 1 ounce. 55 Glauberſalz, 4 Unzen. Epsom Salt, 4 ounces. f Er Mit heißem Waſſer anzubrühen und auf einmal lauwarm zu geben. 5 Diieſe Einſchütte find alle 4 Stunden zu wiederholen bis die Nachgeburt abgeht. Dr. Fußnecker“s Viehpulver ift fo zuſammengeſetzt, daß es auch hier gute e Dienſte leiſtet. Geht ſie durch die Einſchütte nicht ab, ſo iſt ſie mit geölter Hand ſehr ſorgfältig von den Roſen abzulöſen. a entſteht ſehr oft nach öfterer Unverdaulichkeit und beſonders durch Ueberfüttern, ſchlechtem Futter, ſaure Schlempe zc. Kennzeichen: Das Thier hört auf zu freſſen, es geht kein Miſt ab, es iſt traurig und liegt viel, es zeigt einen vermehrten Durſt, Hörner, Ohren und Füße find abwechſelnd kalt und warm. Oft nimmt es zwei bis drei Tage dis ſich die Krankheit vollſtändig zeigt und dann ſteht das Thier mit gekrümmten Rücken da, ſieht ſich öfters nach dem Leibe um und es ſtellen fich die nämlichen bei der Kolik des Pferdes beſchriebenen Erſcheinungen ein beſonders aber eine bedeutende Auftreibung des Bauches. ’ Behandlung: Nimm: Take: Pulv. Aloe, 13 Unzen. Powder of Aloe, 13 ounces. “Schwefel, 4 Unzen. 1 Sulphur, 4 ounces. Glauberſalz, 8 Unzen. Epsom Salt, 8 ounces. Leinſamenmehl, 4 Unzen. Linseed, 4 ounces. Miſche alles und in 2 Theile getheilt. Mix it well and divide it into two parts. N Man gebe einen Einſchütt in Chamillenthee und nach einer Stunde den zweiten. Oeftere Klyſtiere leiſten natürlich vorzügliche Dienſte. ö Viele Farmer und Milchleute halten Dr. Fußnecker's ſehr wirkſames Viehpulver an Hand, weil in ſolchen Fällen ſchnelle Hülfe die beſte iſt. 7 . Rheumatismus iſt wie Rehe (Founded) beim Pferde zu behandeln. Maulſchwämme der Kälber. Dieſe zeigen ſich dadurch, daß das Kalb nicht ſaugt, daher abmagert, daß ſich auf der Zunge kleine Bläschen oder Warzen zeigen, daß das Zahnfleiſch wund und geſchwollen und das Maul voll Geifer und Schaum iſt. Urſachen: Ueble Beſchaffenheit der Muttermilch. Behandlung: Nimm 2 Unzen Chamillenthee, übergieße denſelben mit heißem Waſſer und decke das Gefäß gut zu und ſiehe alles gut durch, dann löst man Unze Alaun auf und fügt noch 1 Pint Eſſig, Honig und etwas Molaſſes dazu. Mit dieſem ſpritzt oder wäſcht man das Maul 4—6 Mal aus. Innerlich gebe man dem Kalb zwei Mal des Tages ein Glas Bier mit 2 Eier und ein Theelöffel voll ge⸗ ſchabener Kreide. Mit dieſem Mittel wird in einigen Tagen Heilung erzielt. Blutmelken beſteht darin, daß veim Melken entweder reines Blut oder durch Blut geröthete Milch abgeht. 5 Urſachen: Rohes Melken, beſonders bei Euterentzündung, Quetſchungen oder 19 00 Zizen, ferner gewiſſe Pflanzen, in dieſem Falle iſt aber das Euter nicht entzündet. Behandlung: Iſt das Euter entzündet, fo verfahre man wie bei Euter⸗ entzündung näher beſchrieben. Sind es giftige Pflanzen, ſo ſind die nämlichen Arzneien wie beim Pferd beim „Blutharnen“ angegeben, am Platze. Ko lit “u 17% N q N ö h . J 8 e N gr ' 4 1 N e — 115 Vom Feſtſtecken fremder Körper in Schlunde. Wenn ein Rind zu große Stücke Kohl, Rüben oder Kartoffeln verſchlingt, ſo bleiben 40 dieſe zuweilen im Schlunde ſtecken, weil ſie zu groß find, um durch den Schlund in 5 Magen hinabgleiten zu können. Der Zufall wird daran erkannt, daß das, den übrigens ganz geſunde, Thier plötzlich anfängt ungemein zu geifern, daß es fortwäh— rend krächzt und würgt, daß es unvermögend iſt zu ſchlucken, und daß ſich am Halſe hinter der Luftröhre eine harte, ſchmerzloſe Geſchwulſt findet. Das einfachſte und beſte Mittel dagegen iſt, daß man einen daumesdicken, recht glatten Weidenſtock oder ein ſpaniſches Rohr nimmt, denſelben am vorderen Ende mit einem feſten, runden, in Oel getauchten Knopf von Hanf und Leinwand verſieht und mit ihm in den Schlund des Kranken fährt und den fremden Körper hinabſtößt, Der Kopf des Thieres wird bei dieſer Prozedur hoch gehoben und mit dem Halſe in möglichſt gerade Richtung gebracht. In Ermangelung eines paſſenden Stockes kann man ſich auch eines aus N Holz geflochtenen Peitſchenſtiels bedienen, und dieſes Inſtrument iſt deshalb beſon— ders zu empfehlen, weil daſſelbe ſehr elaſtiſch und zähe und keine Gefahr vorhanden iſt, daß daſſelbe etwa zerbricht und im Schlunde alsdann ſtecken bleibt. Kurzathmigkeit x. kommt ſelten vor und können die beim Huſten des Pferdes angegebenen Mittel ange wendet werden. Tritt keine Beſſerung ein, ſo iſt Maſtung das Beſte. Steine in der Harnröhre kommt bei Ochſen und Bullen vor und gebärden ſich die Thiere wie das Pferd beim | Harnzwang. Behandlung: Man rufe einen Thierarzt, da die Krankheit nur durch eine umſtändliche Operation gehoben werden kann. b Der Zungenkrebs, welche gleichfalls eine Art Milzbrand iſt, zeigt ſich durch Geifern aus dem Maule, fe durch unruhriges Benehmen, durch große Geſchwulſt der Zunge, welche mit vielem Schleim und Geifer bedeckt iſt. Ehe die Krankheit noch deutlich ausbricht und ſelbſt dann noch, wenn ſie ſchon im Entſtehen iſt, frißt und ſäuft das Thier, anſcheinend ſogar mit ungewöhulicher Begierde. Unterſucht man das Maul, ſo findet man auf dem Grunde der Zunge, oder auf dem Zungenrücken, runde Blattern oder Blaſen, welche Anfangs weißgelb, ſpäter braun oder ſchwärzlich, und oft ſo groß als eine Ha— ſelnuß ſind. Sie enthalten eine dünne Jauche, welche die benachbarten Theile an— frißt; iſt die Blaſe zuſammengefallen, ſo entſteht eine braune Kruſte, unter welcher die Jauche immer tiefer in die Zunge einfrißt. Der Athem erſcheint dann ſtinkend; das ganze Maul, ſo wie Schlund und Magen, können brandig werden, und dieſes oft in ganz kurzer Zeit, worauf dann Zittern, Auftreibung des Bauches, große Angſt und der Tod erfolgen. 1 3 Wird nicht ſehr früh Hülfe geleiſtet, ſo wird die Krankheit meiſtens tödlich woge— gen eine zeitige und paſſende Hülfe die Heilung gewöhnlich bewirkt, obſchon ziemlich langſam. Giftpflanzen. Urſachen: Die nämlichen wie beim Milzbrand angegeben, beſonders aber h RR We kahl N N n $ K * N u IN) KR DAN Ve 5 Behandlung: Das Maul wird täglich 3 bis 4 Mal mit Al bei Maulſeuche, ausgewaſchen und beſonders die Zunge. Man kann auch die Bl ſen auf der Zunge mit einem Löffel bis auf den geſunden Grund abkratzen und dann mit Alaunwaſſer tüchtig befeuchten. Im Allgemeinen erfordert die Behandlung we⸗ gen der Anſteckung die größtmöglichſte Vorſicht, wie beim Milzbrand angegeben. Iſt die Krankheit in einer Heerde, fo unterſuche man ſämmtliche Stücke, damit ſogleich mit der Behandlung begonnen wird, im Falle ſich Blaſen zeigen. Rücken blut iſt ebenfalls eine Art Milzbrand. N i Kennzeichen: Zu Anfange ſtehen die Thiere matt und traurig, trippeln mit den dicht zuſammengeſtellten Hinterfüßen, freſſen und wiederkäuen nicht; der Bauch iſt aufgetrieben; der abgehende Miſt iſt mit geronnenem Blute umgeben, trocken und faſt ſchwarz und wird nur in kleinen Maſſen abgeſetzt. Eben fo iſt der Urin von dunk— ler Farbe und oft vom Blute geröthet. Bei der Zunahme des Uebels ſtöhnt der Kranke und äußert Schmerzen; im höchſten Grade der Krankheit liegt derſelbe beſtändig, er kann nicht mehr aufkommen, erkaltet am ganzen Körper und krepiert. Am häufigſten ſieht man die Krankheit auf Weiden; ſehr ſelten im Stalle, und am leichteſten werden fette Thiere von ihr ergriffen. Im günſtigen Falle tritt nach 7—10 Tagen Geneſung ein, oder, im entgegengeſetzten Falle, bilden ſich, oft ſchon in 1 5 Zeit, Entzündung und Brand der Gedärme, auf die natürlich der Tod bald olgt. Urſachen, wie bei Milzbrand. Behandlung, je nach Umſtänden, wie bei Milzbrand oder Kalbefieber. 1 1 Vorfall und Umftülpung der Gebärmutter Be kommt gewöhnlich bei oder bald nach der Geburt vor. . Kennzeichen: Die Gebärmutter iſt ausgetreten, ſo daß die innere . Seite zur äußern wird und hängt oft bis zum Sprunggelenk herunter. Der vorge- 100 fallene Theil iſt mit Schleim und Blut bedeckt und oft noch mit der Nachgeburt in . Verbindung. Sie wird bald dunkel oder blauroth, iſt mit Blut unterlaufen und Rn ſchwellt ſchnell an. g 1 Behandlung: Man reinige ſie behutſam von Blut und Schmutz und löſe Aaallenfallſige zurückgebliebenen Theile der Nachgeburt ſorgfältig ab und beſtreiche die Gebärmutter mit Schmalz oder Oel. Die Kuh muß hinten hoch liegen oder ſtehen (letzteres iſt jedoch ſelten der Fall) und dann nimmt ein Mann den Grund, d. h. das 5 1 nach unten hängende Ende und ſucht dies wieder in ſich hineinzuſchieben oder ſo zu 10 halten, daß der vorgefallene Theil nicht mehr ſtraff und angeſpannt iſt. Jetzt geht N der Operateur mit dem Grunde der Gebärmutter vorwärts und fo tief in dieſelbe bis N die rechte Lage wieder hergeſtellt und jede Faltung und Ineinanderſchiebung voll— 10 ſtändig ausgeglichen iſt. Wenn zwei Gehülfen von beiden Seiten ſich bemühen dem . Qperateur beizuſtehen bis die Hälfte zurückgebracht iſt, dann geht der Operateur wie Be oben bemerkt vorwärts. h Zurüderhaltung, Defters verbleibt fie in ihrer Lage, namentlich wenn das Drängen nachläßt. Iſt dies nicht der Fall, ſo gebe man der Kuh Chamillenthee alle 2 Stunden eine Flaſche mit 4 Unzen Glauberſalz. Zur Vorſicht mache man von dem Geſäßbein aber ja nicht durch die Scham, 4—5 Hefte mit ſtarker Bind⸗ ſchnürre. Die Schnur wird mit Fett beſtrichen und zu den Heften nimmt man eine 1 Sch gleiche Theile, öfters wiederholt, hebt das Leiden bald. 5 a n eee, 1 7 ö Ur Mr 3 | i h iR RR 7 1055 Nadel. Man ſorge hinten für ſolche Streu, daß die Rug ch lie { 2 eid Scheiden vorfall im trächtigen Zuſtand kommt öfters vor; die e zieht ſich von ſelbſt wieder zurück. Umſchläge mit Chamillenthee und Eſſig, Maul- und Klauenſeuche. Urſachen: Allgemeine noch ungekannte Verhältniſſe, ſchädliche Ausdünſtun⸗ gen, und Anſteckung. Locale Verhältniſſe mögen den Ausbruch der Krankheit be= günſtigen, können ihn aber allein nicht bedingen. Vorherſagung: Günſtig. Die Maul- und Klauenſeuche iſt nie tödtlich, auch nicht bösartig; wird es aber durch eine verkehrte Behandlung und in Verbin⸗ dung mit andern Krankheiten. RUN. Behandlung: So einfach, als möglich; lieber zu wenig oder gar nichts, als zu viel gethan. Die Krankheit muß ihren Verlauf vollbringen; er läßt ſich nicht abkürzen, nur die läſtigen, gefährlichen Zufälle kann man lindern. | 1. Innerlich im Allgemeinen nichts nöthig; außer bei kräftigen Conſtitutionen und Hinneigung zur Hartleibigkeit, wo einige Gaben von Glauberſalz, auch etwas Salpeter, in ſchleimiger Abkochung oder im Getränk angezeigt ſind. Ein Aderlaß iſt ſelten und nur bei ſehr wohlbeleibten Thieren und Heranbildung eines mehr ent⸗ zündlichen Fiebers erforderlich. N N. 2. Die Maulblaſen läßt man ganz gehen und reinigt das Maul dreimal des Tages mit einer Auflöſung von 1 Unze Alaun in einer Gallone Waſſer. Dieſem kann man zweckmäßig 1 Quart Eſſig und etwas Honig oder Molaſſes beifügen. Das Auswaſchen geſchieht mit einem Stock, den man mit Muslin gut umwickelt. {in Ferner iſt zu empfehlen: 1. Wo möglich Innebehalten im mäßig warmen nicht zugigen Stalle; oder nur kurzer Weidebeſuch. 2. Fleißige Verabreichung eines ſchleimigen, verſchlagenen Geſöffes, dem man nach Umſtänden noch etwas Salz, auch ſäuerliche Mittel (Eſſig, Sauerteig, ſaure Milch ꝛc.) hinzuſetzen kann. Es ſoll nicht blos zur Stillung des Durſtes dienen, ſondern auch zur Ausſpülung und Erfriſchung des Maules. 3. Anfangs ein weiches, leicht zu kauendes Futter. Später wird gewöhnlich vom Rinde ein trockenes, rauhes, ſcharfes Heu allen übrigen vorgezogen. 4. Unerläßlich iſt, ſehr geregelt und knapp zu füttern, insbeſondere bei Wieder⸗ geneſung. Es folgen ſonſt leicht Verdauungsſtörungen. Heu iſt das beſte Futter, ſonſt magere Weiden. Aufſtellung iſt immer gerathen, denn die Thiere können auf der Weide ſich doch nicht nähren; ganz abgeſehen von der gleichzeitig vorhandenen Klanenſeuche. Iſt die Krankheit unter der Heerde, dann impfe man ſofort nur alle Thiere, damit ſie bald zu Ende kommt. Dieſes geſchiehet durch Einwiſchen von Geifer in das Maul beim Rinde, oder durch eine Ohr-, auch Schwanzimpfung. Vorbauungskuren können die Krankheit nicht abhalten. Der einzig mögliche Schutz iſt Abhaltung der Anſteckung. Allgemeine Sperrungsmaßregeln ſind aber viel zu läſtig, ſtets von unſicherem, meiſtens ohne Erfolg. Um einen milden Verlauf zu erzielen, iſt es wohlgethan für gelinde Eröffnung des Hiuterleibes durch geeignete Nahrungsmittel, auch wohl durch Verabreichung von Salzen (Glauberſalz) zu ſorgen, vornämlich bei kräftigen, wohlgenährten Thieren. i Sind die Klauen auch von den Krankheiten ergriffen, fo ſchwellen fie an, verur— ſachen den Thieren großen Schmerz, fie gehen lahm und liegen die meiſte Zeit. In DdDie geſchwollenen Theile macht man einige Einſchnitte, umwickelt den Fuß (Klauen) mit einem Lappen, welcher gut zugebunden wird, dann halte man den Lappen an dl ollte Eiterung eintreten, ſo ſchneidet man ſo viel vom Horn lo 8, daß dien kann und macht Umſchläge auf den Lappen von Hagenau bis Be intritt. Ausſchläge am Euter beſtreiche man mit Rahm oder Oel, und 0 eſchwürartig werden, ſo wäſcht man es mit Alaunwaſſer. 1355 Die übrige Behandlung, was Fütterung, Geſöff betrifft, iſt oben 1 Reichliche Stren iſt ſehr nöthig. | 4 Entzündung der Klauen durch zu langen Transport oder Eindringen ken- N der Körper und Nägel, behandle man wie Hufentzündung des Pferdes. D 9 5 Aeußerliche Krankheiten des Nindviehes. y Diefes Kapitel können wir kurz zuſammenfaſſen, da die meiften äußerlichen } Krankheiten wie beim Pferde behandelt werden und dort die nöthige Belehrung an⸗ gegeben iſt, und führen wir daher nur einige auf, welche wir von beſonderer Bedeu⸗ tung erachten. Verwundungen der Zunge oder des Maules | eue durch ſpitziges Futter, Eintreten von ſpitzen Körper, S ꝛc. Behandlung: Man entferne den fremden Gegenſtand, gewöhnlich auf der i Mitte der hintern Zunge, gebe weiches Futter und waſche dieſelbe oder das Maul mit einer Miſchung von Eſſig und Waſſer, Molaſſes und Honig oder auch nur Salz⸗ waſſer einige Mal des Tages. 4 Loſe werden der Zähne. Oft werden die Vorderzähne oder auch Backenzähne fo locker (wackelig), daß fe auszufallen drohen, weßhalb die Thiere am Kauen gehindert find. Man unterſuche das Maul gut und waſche einige Mal des Tages mit einer Auflöſung von 1 Unze Alaun und 1 Pint Eſſig mit etwas Molaſſes oder Honig das Zahnfleiſch an beiden Seiten der Zähne, wodurch die Zähne wieder einen feſten Halt bekommen und ſollte zu hartes Futter die Urſache fein, jo kann ja leicht abgeholfen werden., Druckſchäden vom Joche werden am beſten wie Satteldruck behandelt und iſt das Joch an dem Schaden die Alrſache, jo muß je nach e dasſelbe ausgeholt und etwas weicherer Stoff unterlegt werden. Abbrechen der Hörner. = * 1 hl Das Horn bricht oft nur theilweiſe oder ganz am Zapfen; in dieſem Falle legt man Muslin auf und befeuchtet denſelben öfters mit Eſſig und Whisky, fpäter ſtreut man täglich 3 Mal gebrannten Alaun darauf. Iſt nur das Horn abgeſtoßen und der Knochen unverletzt, jo heilt dasſelbe hie und da wieder an, wenn es ſogleich wieder feſt auf den Hornzapfen aufgedrückt und durch Bänder einige Wochen feſtge⸗ halten wird. Räude, Läuſe e. Die Kennzeichen und Urſachen ſind die nämlichen wie beim Pferde. Läuſe kommen am meiſten bei Kälber und Jungvieh vor. | Behandlung: Zuerſt wird das Thier mit Schmierſeife tüchtig eingerieben, welche man ein Tag darauf mit ſtarker Holzaſchenlauge oder einer Abkochung von Tabak und Potaſche (Pearl Ash), welcher man etwas Whisky beifügt, abwäſcht. Dieſes Verfahren wird 3—4 Mal wiederholt, d. h. den erſten Tag geſchieht das Ein⸗ ſchmieren, den zweiten das Abwaſchen. Reinlichkeit, öfteres Putzen hilft ſehr, die Krankheit zu heilen und obige Mittel reichen in faſt allen Fällen aus; ſollte dies 6 nicht ſein, d. h. daß Jucken hört nicht auf, ſo reibe man von den Hörnern an bis zum Schwanz drei Finger breit einmal 1 Unze Queckſilberſalbe (Mercurial Oint- ment, 1 ounce,) ein. In wenigen Tagen hört das Jucken auf und dann halte man die Thiere reinlich und waſche ſie ſpäter hie und da mit Seifenwaſſer ab. Entzündungen und Geſchwüre im Ohre entſtehen durch das Eindringen von Stroh, Dornen, Staub ꝛe. Kennzeichen: Das Thier zeigt Schmerzen, ſchüttelt den Kopf, hält den⸗ ſelben auf die Seite, reibt ſich an den Wänden oder mit dem Hinterfuß. Man reinigt das Ohr, ſpritzt es mit ſtarkem Seifenwaſſer auf, oder es geſchieht mit einem Stöckchen mit Muslin umwickelt. Das geſchieht 2 Mal den Tag. It ſchon Eiter, Würmer oder Inſekten darin, ſo ſpritze man das Ohr mit Alaunwaſſer Weſſer. reinige es damit wie oben angegeben. Nimm 1 Unze Alaun und 1 Pint. aſſer. Teigmaul der Kälber. An den Ohren, Lippen, Augen und am Kopfe zeigen ſich Blaſen von bläulichem Anſehen, welche ſich zu Schorf ausbilden und abfallen. Urſachen: Schlechte Muttermilch und feuchte Stallung. Behandlung: Die Schorf löst man mit einem Löffel ab und beſtreicht die Stellen mit Schwefelſalbe — 2 Unze Schwefel und 14 Unzen Schweineſchmalz, zweimal des Tages. Innerlich gibt man dem Kalb in Leinſamenabkochung 1 Unze Glauberſalz zwei— mal des Tages und gebe der Kuh gutes Futter. Die Einſchütte gebe man 4—5 Tage lang, bis ſich gehöriges Laxiren einſtellt. Säule oder Bleich ſucht. Mit dieſem Namen bezeichnet man eine fieberloſe, langwierige, zu den Uebel⸗ ſäftigkeiten gehörende Krankheit mit Waſſeranſammlung in der Bruſt- und Bauch- höhle oder im Zellgewebe unter der Haut, welche ſich durch auffallend blaſſe Farbe der Haut und der ſichtbaren Schleimhäute und große Muskelſchwäche zu erkennen gibt, häufig mit der Egelkrankheit verbunden iſt, zuweilen ſeuchenartig auftritt und zu den gefürchtetften Uebeln einer Schäferei gerechnet wird, da fie gewöhnlich bedeu- tende Verluſte veranlaßt. Kennzeichen: Im Beginne der Krankheit bemerkt man an dem Schafe eine verminderte Lebhaftigkeit, eine gewiſſe Mattigkeit und Trägheit und einen mat= ten trägen Gang, wobei daſſelbe auf der Weide hinter der Heerde zurückbleibt, die Ohren hängen läßt und beim Ergreifen nur geringen Widerſtand leiſtet. Unterſucht man ein ſolches Schaf genauer, jo findet man ſowohl die Haut unter der geſcheitel⸗ ten Wolle als die Maulſchleimhaut und das Zahnfleiſch bleich und blaß, die Binde⸗ haut des Auges iſt ebenfalls bleich. aufgedunſen und ohne rothe Aederchen und das Auge hat einen eigenthümlichen, perlmutterartigen Glanz. Im weitern Verlauf nimmt die Bläſſe der genannten Häute zu, die Maulſchleimhaut und das Auge wird aſchgrau, gleichzeitig aber verliert die Wolle ihre Kräuſelung und ihre Geſchmeidig— keit, ſie wird trocken, matt und glanzlos, verwirrt und läßt ſich mit Leichtigkeit ausziehen. Bei längerer Dauer der Krankheit geräth auch die Verdauung in Unordnung, der Appetit und das Wiederkäuen werden vermindert, es tritt allgemeine Abmage— rung und damit große Mattigkeit und Hinfälligkeit ein, das Schaf ſchleppt ſich matt und träge fort und wackelt mit dem Kopfe; die Naſe, das Maul und die Augen wer- den ſchmierig, die Wolle geht in Flocken verloren, wodurch das Vließ ein flockiges Anſehen bekommt und im Kehlgange bildet ſich eine wäſſerige Geſchwulſt, welche die Schäfer Kropf oder Kader nennen. N | | Urſachen: Die Fäule hat zahlreiche Urſachen, doch find manche derſelben noch nicht genau bekannt; am leichteſten entſteht ſie in naſſen Jahren, durch den Genuß verdorbener Futterſtoffe und zumal durch Behüten ſauerer, ſumpfiger Weiden, bereiften Graſes ꝛc. Nach regneriſchen Sommern tritt die Fäule meiſt erſt im Spät⸗ bherbſte ein, herrſcht den Winter hindurch und vernichtet erſt beim Beginn des Som⸗ mers pft die ganze Heerde. Im Frühjahre ſcheinen feuchte Weiden weit weniger ſchädlich zu ſein als im Herbſte. Im Allgemeinen muß man annehmen, daß bei den Entſtehung der Fäule mehrere Schädlichkeiten zuſammenkommen müſſen. Form von Salzleden Pulv. Kalmus, Powder of Sweet Flag, Wachholderbeeren, 3 Juniper Berries, von jedem 3 Pfund. f of each 3 pounds. Kochſalz, 4 Pfund, Common Salt, 4 pounds. Kleie, ſo viel als nöthig. Shorts, as much as necessary. Statt dem Kalmus können 2 Pfund Senfmehl (powder of Mustard) der Lecke beigefügt werden und gibt man dieſe Lecken 2—3 Mal die Woche. Geht die Kur nicht vorwärts, ſo iſt „Schlachten“ beſſer, ſchon wegen der Qualität des Fleiſches. Egelkrankheit. Die Egelkrankheit, Leberegelſeuche, Egelſeuche, Egelſucht iſt ein langwieriges 9 verderbliches Wurmleiden, das auf dem Vorhandenſein einer großen Menge Wür⸗ mer in der Leber, den ſogenannten Leberegehn, beruht, oft großen Schaden in ö einer Heerde verurſacht und häufig mit der Bleichſucht verbunden iſt; zuweilen iſt die Egelkrankheit auch mit der Lungenwürmerſucht und der Drehkrankheit verge— 15 ſellſchaftet. Kennzeichen: Die erſten Krankheitserſcheinungen werden in der Regel 1 ganz überſehen und beſtehen in einer im Verhältniſſe zum Nahrungszuſtande des = — Schafes auffallenden Schwäche; find ſehr viele ſolcher Egelwürmer in die Leber ges langt, ſo tritt Fieber ein und die Thiere äußern auf angebrachtem Druck in die Lebergegend Schmerzen, die ſichtbaren Schleimhäute, namentlich die Häute des Au⸗ ges, fowie die bei geſcheitelter Wolle wahrnehmbare Haut nehmen eine gelbliche Färbung an, die Zunge iſt ſchmutzig belegt und am Grunde und an ihren Rändern höher geröthet, im innern Augenwinkel häuft ſich ein gelblicher Schleim an, der zu bräunlichen Schorfen vertrocknet. Urſachen, Behandlung und Vorbauungskur find wie bei Fäule, und ehe die Kraukheit zu weit vorſchreitet, iſt Schlachten anzurathen. Gnubber⸗ oder Traberkrankheit. . Mit dieſem Namen, ſowie auch mit Schruckigſein, Wetzkrankheit, bezeichnet nan Leine fieberloſe, langwierige Krankheit der Schafe, welche in Störungen der Empfin- diung und Bewegung beſteht, ſich durch Angſt, Schreckhaftigkeit und juckendes Ge= übergeht. 0 Kennzeichen: Die Krankheit entſteht unbemerkt und langſam und unter wenig in die Augen fallenden Erſcheinungen; man bemerkt zuerſt eine ungewöhnliche 0 Schüchternheit und Schreckhaftigkeit, ſowie ein verlegenes, ſcheues Benehmen und ſühl im Kreuz äußert und in Lähmung und allmälige Abmagerung und Erſchöpfung 1 15 Ohren hängen ſchlaff herab und werden von Zittern befallen, wenn ſtarkes grelles Schwäche bei der Bewegung, die Thiere haben einen unſtäten, dummen Blick, nick mit dem Kopfe und biegen denſelben nach hinten über, wenn man ſie fängt, knicken mit den Füßen zuſammen und zittern, wenn man ſie wieder laufen läßt; Re, Sonnenlicht auf den Kopf fällt. Nach 2 bis 3 Wochen werden die Thiere traurig, zeigen eine auffallende Schwäche im Hintertheile, der Gang wird unſicher und . ſchwankend, die Hinterfüße werden ſteif nachgeſchleppt in kurzer, trabartiger Bewe⸗ f gung, das Springen über Thürſchwellen, Gräben ꝛc. aber wird beſchwerlich oder ſelbſt unmöglich und die Schreckhaftigkeit nimmt jo zu, daß die Schafe bei der ge⸗ ringſten Veranlaſſung, z. B. bei der Annäherung eines Hundes oder wenn man ſie in die Höhe hebt und wieder ſpringen läßt, zuſammenſtürzen und längere Zeit liegen bleiben; die Schwäche im Kreuze nimmt ebenfalls zu, das Hintertheil wird nur noch nachgeſchleppt, die Thiere liegen viel, meiſt platt auf der Seite und können nicht mehr aufſtehen. Die Wolle in der Lendengegend wird trocken und ſpröde und die, Schafe reiben, ſcheuern, oder begnubbern ſich ſowohl an dieſer Stelle als auch an den Hinterſchenkeln, ſo daß die Wolle ausgeht und die Haut kahl, wund und ſchorfig oder blutrünſtig wird. Auch die Stimme erleidet eine Veränderung, indem das Blöcken heiſer wird, und zuletzt in ein bloßes Kuurren übergeht. Im weitern Ver⸗ lllaufe geht die Schwäche des Kreuzes oder Hintertheiles in vollſtändige Lähmung über, die Thiere können nicht mehr aufſtehen, magern mehr und mehr ab, aus Maul und Naſe fließt ein übelriechender, mißfarbiger Schleim, die Schleimhäute werden blaß und die Thiere ſterben endlich unter Zähneknirſchen, Zuckungen und Schmer- zensäußerungen an völliger Entkräftung, nachdem die Krankheit 2—4 Monate ge= dauert hat. Eine Geneſung von der Krankheit iſt höchſt ſelten. Die Urſachen ſind faſt ganz unbekannt. Die Krankheit befällt meiſtens geſund ſcheinende und wohlgenährte Stücke, mehr im Herbſte als zu anderen Jah- reszeiten; am meiſten befällt ſie edle oder veredelte Thiere, aber auch gemeine Land» ſchafe bleiben von ihr nicht ganz frei. Der Tod iſt faſt der alleinige Ausgang, ob⸗ ſchon mitunter ein Stück beſſer wird, wenn die Krankheit nur einen mäßigen Grad ererreicht hatte. 0 Die Krankheit ſcheint in einer Veränderung des Rückenmarkes zu beſtehen und mit der Drehkrankheit eine gewiſſe Wechſelwirkung zu haben, und zwar in der Art, daß beim häufigen Vorkommen der Drehe wenig Gnubber, und jo umgekehrt, vor— e Die Gnubberkrankheit ſcheint entſchieden ſich auf die Nachzucht fort— zuerben. Eine Heilung gelingt ſo ungemein ſelten, daß das Schlachtmeſſer ſtets anzura— then iſt. Dagegen gelingt es vielleicht, der Krankheit vorzubeugen, wenn man, nachſtehende Regeln beobachtet. Man vermeide zu ſtarke Winterfütterung, beſonders Körner, und ſuche die Ernährung möglichſt gleichmäßig einzurichten; ebenſo ver— meide man zu üppige Sommerweiden; man laſſe keine Böcke vor 22—3 Jahren in den Heerden, in denen ſich die Krankheit zeigt, zum Sprunge; man kaufe keine Böcke aus Heerden, deren abſolute Geſundheit nicht ganz unzweifelhaft iſt; endlich ver— meide man die Zuzucht allzu zarter Schafracen. Die Drehkrankheit. Die Drehkrankheit iſt eine fieberloſe, langwierige Krankheit der Schafe, welche durch die Anweſenheit eines ſogenannten Blaſenwurms in der Hirnhöhle hervorge— bracht wird, meiſt nur bei Lämmern und Jährlingen vorkommt und ſich durch ver- kehrte Ortsbewegung, z. B. Drehen nach einer Seite, Niederſtürzen u. ſ. w., und durch Störungen des Bewußtſeins zu erkennen gibt. Pferde- und Viehbeſitzer. a 1 5 N. IN KNennzeichen: Dem eigentlichen Ausbruche der Drehkrankheit gehen immer Erſcheinungen voraus, welche auf eine Reizung des Gehirns hindeuten, die aber mitunter jo geringfügig find, daß fie häufig überſehen werden. Die Thiere find matt und ſtumpf, unſicher auf den Füßen, taumeln hin und her oder ſpringen zweck— los umher oder fallen zuweilen auch bewußtlos nieder; fie halten den Kopf tief geſenkt oder auch etwas ſchief; dabei ſind die ſichtbaren Schleimhäute höher gerö=-- ghet, der Kopf vermehrt warm und der Puls beſchleunigt. Dieſe Erſcheinungen, — welche den Schäfern wohl bekannt ſind und von denſelben auch als Vorboten der Krankheit angeſehen werden, verlieren ſich jedoch nach einigen Tagen wieder und erſt — nach mehreren Wochen oder ſelbſt Monaten treten die eigentlichen Erſcheinungen den — Drehkrankheit hervor, die zunächſt in einer unregelmäßigen Bewegung und ſchief ges — haltenem oder verdrehtem Halſe und Störungen des Bewußtfeins beſtehen; die Thiere ſind ſchreckhaft, fahren oft heftig zuſammen und ſehen aus, als ob fie auf irgend ein Geräuſch lauſchten. Je nach dem Sitze und der Größe der Wurmblaſe, die einen Druck auf das Gehirn ausübt, ſind auch die Bewegungen des Schafes in Folge dieſes Druckes verſchieden und werden darnach auch die kranken Schafe mit verſchiedenen Namen benannt. Die Thiere gehen entweder mit geſenkt gehaltenen Kopfe im Kreiſe und werden dann Dreher genannt oder fie laufen bewußtlos und taumelnd gerade aus mit hochgetragenem Kopfe, bis ſie ſchließlich auf die Seite fallen oder ſich rückwärts überſchlagen und dieſe heißen dann Segler oder Schwindlerz; in andern Fällen laufen oder traben fie bei geſenkt gehaltenem Kopfe ſchnell vorwärts und ſtürzen dann zuſammen, wie die ſog. Traber oder Würfler oder ſie ſchreiten bei hochgehaltenem Kopfe mit einem Vorderfuße ſehr weit vorwärts, ſetzen denſelben langſam nieder und ohne daß der Hinterfuß gehörig folgt, ſchwanken und fallen auf die Seite nieder und dieſe nennt man Seitlinge. Dauert die Krankheit ſchon länger und liegt die Wurmblaſe auf der Oberfläche des Gehirns, jo wird die Knochenmaſſe durch den Druck der Blaſe an dieſer Stelle dün— ner, ſo daß an dieſer Stelle die Schädelwand auf einen angebrachten Druck von Außen nachgibt, wobei die Thiere Schmerzen äußern, die Augen verdrehen, Krämpfe bekommen, bis nach und nach durch Abmagerung und Erſchöpfung der Tod erfolgt. — Urſachen: Einige geben an: große Hitze, zu ſtarke Winterfütterung den Mutterſchafe, zu warme Ställe, Sonnenhitze, wodurch eine Entzündung des Gehirns entſtehen, und aus welcher die Bildung des Blaſenwurmes hervorgehen ſolle. An- dere weiſen durch viele angeſtellte Verſuche nach, daß die Drehkraukheit ſich durch die Brut des Hundebandwurms entwickelt. Dieſes geſchieht dadurch, daß die Hunde mit dem Koth die Endglieder des gezahnten Bandwurmes, welche Eier in großer Maſſe enthalten, abſetzen. Dieſe Bandwurmende vertrocknen mit dem Kothe, oder durch die Verweſung der Glieder werden die Eier frei und gelangen durch Regen, Wind ze. an die Pflanzen, welche auf der Weide wachſen. Mit dieſen Pflanzen ge— langen die Eier in den Magen, verlieren dort ihre Hülle, und den Eiern entſchlüpft die lebendige Brut und wandert von dort bis ins Gehirn, wo ſich dann die Krank— heit entwickelt. In manchen Jahren kommt die Krankheit häufiger vor, und es müſſen die Bandwurmbrut oder die Eier noch auf eine andere Weiſe in der Natur verbreitet ſein. Eine Behandlung iſt nicht anzurathen, weil dieſelbe gewöhnlich ohne Erfolg iſt. Durch zeitiges Schlachten rettet der Eigenthümer noch das Fleiſch und 1 das Fell, welche im Anfange der Krankheit ohne Nachtheil gebraucht werden EkEoönnen. Sektion: Nach dem Tode findet man in dem Gehirn entweder mehrere 90 kleine ſtecknadelkuopf- oder erbſengroße Bläschen oder eine oder zwei mit Waſſer ge⸗ füllte Blaſen von der Größe eines Hühnereies, an deren Oberfläche man kleine, * g IP \ AN De N 18 i Hall, J AH 2 Werne 4 Ne N FR * * Evi 7 A % Ur 9255 IRRE Goldenes Hausbuch für Farmer, hirſekornähnliche weiße Erhabenheiten bemerkt, welche die Köpfe des Wurmes ſind. Beim ſogenannten Dreher findet man die Blaſe auf der Seite des großen Gehirns, nach welcher das Schaf im Kreiſe gegangen iſt; bei den Trabern mehr nach hinten dem kleiuen Gehirn zu, beim Seitlinge an der entſprechenden Seite des kleinen Gehirns. | Die NAUDE, 4 Die Räude, Milbenräude oder Krätze des Schafes iſt eine anſteckende, fieberloſe⸗ Hautkrankheit, welche durch ein kleines Thier, die Schafmilbe, hervorgebracht wird, von läſtigem Jucken begleitet iſt und durch ihre Verbreitung in der ganzen Heerde den Wollertrag weſentlich beeinträchtigt, KRNKennzeichen: In Folge des Juckreizes benagen ſich die Schafe an ver— ſchiedenen Stellen des Körpers, kratzen daran mit den Füßen und ſuchen ſich am allen Gegenſtänden zu reiben; an dieſen Stellen iſt die Wolle durch das fortwäh— rende Reiben, Benagen und Kratzen verworren, bleich, löst ſich los und ragt in grö— ßeren oder kleineren Flocken über das übrige Vließ hervor oder hängt an der äußeren Fläche des Vließes herum; reibt oder kratzt man mit der Hand an einer ſolchen Stelle, ſo äußern die Thiere ein gewiſſes Wohlbehagen, indem ſie mit den Lippen bebbern, den Kopf nach der Hand umdrehen mit dem Schwanze wedeln und mit einem Vorderfuße ſtampfen. Unterſucht man eine ſolche Stelle, durch das Scheiteln der Wolle, näher, jo findet man daſelbſt blaſſe oder blaßgelbliche Knötchen oder auch größere Stellen von blaßgelber oder bläulicher Färbung und mit bräunlichen Schor— fen bedeckt. Dieſe Stellen nehmen im fernern Verlauf an Umfang zu, die Haut bedeckt ſich mit Schorfen oder weißlichen Schuppen, verdickt ſich, wird faltig, reiſſig, und wenn man ſie in eine Falte emporhebt, ſo äußern die Thiere Schmerzen, unter dieſen Borken aber finden ſich näſſende Stellen, die ſpäter in tiefgehende Geſchwüre ſich verwandeln. Dauert die Krankheit ſchon länger, fo findet man auf der Haut große kahle und wollenloſe Platten, die Haut ſelbſt wird pergamentartig verfilzt, ſchmutzig und mit Borken bedeckt, das Schaf wird von dem heftigſten Jucken geplagt und wenn die Krankheit eine größere Verbreitung über den Körper erreicht, ſo ent— wickelt ſich ein bleichſüchtiger Zuſtand, Abmagerung, Zehrfieber und dgl., an welchem, die Schafe ſelbſt zu Grunde gehen können, wozu aber viele Monate und ſelbſt ein Jahr erforderlich ſiud. Schreitet man aber rechtzeitig gegen die Krankheit ein, ſo iſt die Heilung leicht und ſicher zu erreichen. Bei trockener, kalter Witterung breitet ſich die Krankheit langſamer aus, als bei warmer und feuchter Witterung. f Das hauptſächlichſte Merkmal der Räudekrankheit aber iſt das Vorhandenſein von Milben, welche allein die Räude hervorrufen; die Räudemilbe des Schafes iſt eein kleines, weißes, ſelbſt mit bloßem Auge zu erkennendes Thierchen, welches ſich unter den Borken der angefreſſenen Hautſtellen oder bei größern Schorfen am Rande derſelben vorfindet, es hat eine ſchildkrötenförmige Geſtalt und bohrt ſich mittelſt ſeines Rüſſels in die Oberhaut, lebt von der ausſchwitzenden Flüſſigkeit und ver— mehrt ſich in kurzer Zeit ſehr ſtark. Man findet die Milben am leichteſten, wenn man an ſolchen Stellen, wo die Wolle verwirrt und blaß iſt, die Wolle ſcheitelt und nach näſſenden Hautſtellen ſucht; hier ſitzen in der Regel einige am Raude und man eekͤmpkennt ſie daran, daß die kleinen Körperchen, welche Aehnlichkeit mit den in der Wolle ſich häufig findenden Kügelchen des Wollſchweißes haben, ſich deutlich bewe— gen, am beſten ſieht man dieſe Bewegung, wenn man ein ſolches Kügelchen mit einem 1 0 ſpitzigen Meſſer vorſichtig wegnimmt und auf den Aermel eines dunkeln Rockes oder auf ſchwarzes Papier legt; mit einer mäßig vergrößernden Loupe ſieht man die Milben ſehr deutlich. Mit Läuſen, Zecken u. ſ. w. können dieſe Milben kaum dere in wechſelt werden, da fie viel kleiner find. N 9775 i fißen 7 Urſachen: Die Räude entſteht gewöhnlich durch Anſteckung und zwar eni- weder direkt von Schaf zu Schaf d. h. durch unmittelbare Berührung der Schafe 1105 oder indirekt durch allerhand Zwiſchenträger z. B. dadurch, daß geſunde Schafe in Ställe und Pförchhurden gebracht werden, wo kurz zuvor räudige Schafe waren oder dadurch, daß ein Schaf ſich an einem Pfahl, Baum, Zaun ꝛc. reibt, an dem ſich nicht lange vorher ein räudiges Schaf gerieben hat und wobei einige oder mehrere Wollflocken mit einigen Milben hängen geblieben ſind. Auch durch Felle der ge— ; ſchtachteten räudigen Schafe kann eine Anſteckung erfolgen, wenn man fie an Orten — aufbewahrt, an welche die Schafe kommen können; ein einziges räudiges Schaf kann daher in kurzer Zeit, ſogar in wenigen Stunden, viele andere Schafe anſtecken. Die — Anſteckung erfolgt jedoch nur dann, wenn befruchtete weibliche Milben übertragen — werden, im andern Falle entſteht nur ein juckender Ausſchlag, der bald wieder heilt. Im erſtern Falle aber legt das Weibchen einige Eier unter die Oberhaut, aus welchen nach 3—4 Tagen die jungen Milben ausſchlüpfen, die ſchon nach 8 Tagen fort— pflanzungsfähig find. Der Ausbruch der Krankheit wird daher auch erſt nach 8 bis 16 Tagen nach erfolgter Anſteckung bemerkbar. Die Lebensfähigkeit dieſer Milben iſt ſehr groß und ſie leben 3—4 Wochen lang fort, wenn ſie auch vom Körper des Schafes entfernt ſind und an den Wänden der Ställe, am Stroh, Futterſtoffen und Wollflocken ſich aufhalten und find dann noch im Stande anzuſtecken. Aber auch von ſelbſt ſoll ſich in ſeltenen Fällen die Räude entwickeln und zwar durch äußerlich und innerlich ſchädlich einwirkende Urſachen z. B. kümmerliche Er nährung mit gehaltloſem, ſchlechtem Futter und anhaltende Näſſe; durch anhalten des Regenwetter wird die Oberhaut aufgelockert und die Haut in eine Art waſſer ſüchtigen Zuſtandes verſetzt; die Oberhaut löst ſich los, hebt ſich in die Höhe und zwiſchen ihr und der eigentlichen Haut ſchwitzt eine ſcharfe Flüſſigkeit von grünlich— gelber Farbe aus. Dieſen Zuſtand nennt man Regenfäule, welche aber nicht anſteckend iſt und von ſelbſt heilt, ſobald die Witterung trocken und warm wird. Dauern aber die äußern Schädlichkeiten fort, ſo finden ſich in der Ausſchwitzung der aufgelockerten Haut aus bis jetzt unbekannten Urſachen auch die Räudemilben ein — und die Krankheit wird dadurch zur Räudekrankheit. 9 Behandlung: Da die Räude nur durch die Milben hervorgerufen wird, ſo kann ſie auch nicht mit innerlichen Mitteln geheilt werden, es iſt vielmehr eine Hauptaufgabe der Behandlung, die Milben in kürzeſter Zeit zu tödten und zwar mit Mitteln, welche weder das Leben der Schafe gefährden, noch der Wolle nachtheilig— ſind. — Sit die Krankheit erſt ausgebrochen und erſt wenige Schafe von der Räude befallen, jo gelingt es zuweilen noch durch ſchleunige Entfernung der Kranken ver ⸗Weiterverbreitung der Krankheit Einhalt zu thun; zeigt ſich aber die Krankheit ſchon bei vielen Stücken, ſo muß die ganze Heerde als angeſteckt betrachtet und daher auch ſämmtliche Schafe einer Behandlung unterworfen werden. Die Behandlung ſelbſt iſt entweder nur eine örtliche oder eine allgemeine; bei beiden aber iſt es eine unerläßliche Bedingung, daß vor der Anwendung der Heil- 7 mittel die räudigen Stellen wund gerieben und aufgekratzt werden. a, 3 Die örtliche Behandlung oder die Schmierkur beſteht darin, daß 55 | man die fich reibenden oder Fragenden Schafe herausfängt, die räudigen Stellen aufſucht, aufkratzt und mit verſchiedenen Mitteln betupft oder einſchmiert z. B. mit 2 bi Qiueckſilberſalbe, mit Tabaksabkochungen, mit Terpentinöl, mit Auflöſungen von 158 SBublimat oder mit einer Miſchung von 1 Theil Kreoſot in 24 Theilen Leinöl. Einzelne dieſer Mittel z. B. die Tabaksabkochungen, denen man noch Seifenfieder- g lange zuſetzt, werden auch auf die Weiſe angewendet, daß man das Schaf auf einem — T.iſch auf die Seite legt, vom Ohr bis zum Hinterbacken einen Scheitel in die Wolle nd dann von der Flüſſigkeit zwiſchen die geſcheitelte Wolle gießt; hierauf macht w 5 Schaf auf die andere Seite gelegt und hier ebenſo verfahren; ſchließlich 48 vr 144 EN PAR ade. EN EIN nnn A Habe \ BRETT a Kal, TEEN EM RD Den EHE eee Menne, ene 20 das Schaf auf die Fuße gestellt die Wolle auf dem Rücken vom BR. zu chwanze geſcheitelt und auch hier die Flüſſigkeit eingegoſſen. Nach dieſer Behan Be h N müſſen die Schafe recht warm gehalten und daher bei rauher Witterung in den N En gebracht werden. Nach 8 Tagen muß die Behandlung wiederholt werden. 0 a ein ſolches Verfahren gelingt es jedoch ſelten, Räude dauernd zu beſeitigen und bleibt daher das mas: Verfahren oder die Bäder das ſicherſte Mit⸗ tel, wobei alſo nicht nur die ganze Oberfläche des Thie⸗ res mit dem Heilmittel in Berührung kommt, ſondern auch alle Schafe einer Heerde, ö ohne Rückficht darauf, ob noch einzelne frei von Räude find, der Behandlung unter— worfen werden. Unter allen empfohlenen Bademitteln iſt die ſogenannte Walz'ſche BR Lauge, unbedingt als das beſte anerkannte Heilmittel. Nimm: Friſch gebrannten Kalk 2 Pfund, (Fresh burnt Lime, 2 Pounds,) 4 verſetze dieſen durch allmäliges Zugießen von Waſſer i in einen breiartigen Zuſtand, verbinde damit Pottaſche 24 Pfund (Pearl Ash, 24 Pounds, ) und Rinderharn (Miſtjauche) (Urine of Cattle, ) jo viel als zu einer N dünnen Breiconſiſtenz erforderlich iſt. Dann miſche hinzu: Hirſchhornöl 3 Pfund, (Oil of Hartshorn, 3 Pounds.) Gewöhnlichen friſchen Theer 14 Pfund, (Fresh Tar 14 Pounds,) und verdünne das Gemenge mit Rinderharn 15 Gallonen. (Urine of Cattle, 15 Galls.) Nachdem dieſes Alles gehörig unter einander gerührt worden, wird noch hinzugethan Waſſer 60 Gallonen, (Water 60 Gallons.) Das Ganze wird nun gut unter einander gemiſcht. Die angegebene Quantität reicht für 200 bis 250 Schafe au einem Bade aus, x Mix it well. The above quantity is provtded for 200 to 250 sheep to take a bath. Veränderung. Waldinger hat noch einen Zuſatz von Schwefel 1 Pfund zu obiger Menge, empfohlen, iſt aber entbehrlich. 5 Gebrauchsweiſe: Die Waſchmittel werden in eine hinlänglich geräu— mige Badewanne e gethan und neben derſelben noch ein oder zwei leere, gleich große Gefäße aufgeſtellt. Zwei Leute ergreifen nun das Schaf unten bei den Füßen, während ein Dritter den Kopf anfaßt und Augen und Ohren mit ſeinen Händen zuhält, damit in dieſe und Maul und Naſe nichts von der Badeflüſſigkeit 71 ändringe. So wird nun das Schaf, den Rücken nach unten gekehrt, ganz und gar, mit Ausnahme des Kopfes, in die gefüllte Badewanne langſam eingetaucht und hier ſo lange gehalten, bis Wolle und Haut überall gehörig durchnäßt ſind. Nun wird das Schaf herausgenommen und in eine der leeren Wannen auf ſeine Füße geſtellt. Zwei Leute find hier beſchäftigt, die Wolle überall an den Körper anzudrücken, da— mit jede Hautſtelle recht gehörig von dem Waſchmittel getroffen werde, und außer- dem die einzelnen bemerkbaren Räudeflecke noch recht nachdrücklich mit einer ſcharfen, in das Waſchmittel getauchten Bürſte einzureiben, und wenn ſchon Borken zugegen ſind, dieſe zuvor mit den Nägeln ꝛc. auf- oder abzukratzen. Die hier von dem Schafe 5 r Badeflüſſigkeit kann anderweitig wieder benutzt werden. Die Maul⸗ und Klauenſeuche. Die Maul- und Klauenſeuche des Schafes iſt bezüglich der Erſcheinungen und des Verlaufs im Weſentlichen nicht verſchieden von der Maul- und Klauenſeuche des Ae nur in das der Krankheit N 1 in der 17185 unbedeutend by . zen und das beſtändige Liegen ſelbſt tödtlich werden. er ird daher meiſt überſehen. ander und die Schafe äußern heftige Schmerzen, liegen meiſt und treten beim Sch mit dem leidenden Fuße gar nicht auf und es ift nicht felten, daß fie nur auf den Knieen fortrutſchen; das Klauenſäckchen iſt mit einer dicken Schmiere angefüllt und ſteht mit ſeiner Mündung deutlich hervor, weßhalb die Schäfer dieſen Zuſtand auch Klauenwurm nennen. In andern Fällen entſteht innerhalb der Klauen Ver— jauchung und die Krankheit wird dann bösartige Klauenſeuche genannt. Auch die Behandlung der gutartigen Klauenſeuche iſt dieſelbe wie beim Rindvieh und empfiehlt ſich insbeſondere die Anwendung des Kalkwaſſers auf die Weiſe, daß man vor den Stallthüren einen breiten und langen Kaſten anbringt, welcher mit Kalkwaſſer gefüllt wird unh durch welchen die Schafe beim Ein- und Austreiben gehen müſſen. Auch das Einſtreuen von Kalkpulver auf die friſche Streu in den Ställen hat man empfohlen. — Die Klauen müſſen fleißig unterſucht und das überflüſſige und ſchon angegriffene Horn entfernt werden. Die bösartige Klauenſeuche. und wird Dagegen artet beim Schafe die Klauenſeuche, welche meiſt für ſich und ohne die Maulſeuche vorkommt, zuweilen aus und die rote laufartige Entzündung der Krone au den Klauen hat langwierige Verſchwärungen zur Folge; die Krone wird bedeutend aufgetrieben, die Klauen ſtehen weit auseine er — Dieſe Krankheit, auch bösartiges oder anſteckendes Klauenweh, ſpaniſche Klauenſeuche, Klauengeſchwür der Schafe genannt, iſt eigentlich nur eine Nachkrankheit der gutartigen Klauenſeuche, iſt aber, wie dieſe, anſteckend und kommt nur bei edlen oder veredelten Schafen vor; fie iſt nicht nur wegen ihrer Anſteckungsfähigkeit, ſondern auch deßhalb gefürchtet, weil die Schafe nicht der Heerde folgen können und auf der Weide hintendrein hinken. Manche ſind jedoch der Anſicht, daß es eine beſondere, von der gewöhnlichen Klauenſeuche we— ſentlich verſchiedene Krankheit ſeie. Kennzeichen: Die Schafe hinken mit dem einen oder anderen Fuße oder auch mit mehreren zugleich und bei näherer Unterſuchung findet man die Klaue an der Krone und den Ballen vermehrt warm, angeſchwollen und ſehr ſchmerzhaft, die Haut im Klauenſpalt iſt höher geröthet und zuweilen mit einer ſchmierigen Feuch⸗ tigkeit bedeckt, das Horn iſt trocken, ſpröde und ſplitterig und die kranken Klauen ſtehen weiter auseinander, als im geſunden Zuſtande. Nach 3 bis 4 Tagen wird jene Flüſſigkeit übelriechend, die Krone weich, die Klaue löst ſich an einer Stelle von der Krone ab und aus dieſer getrennten Stelle ſickert eine übelriechende Jauche; dieſe Jauche ſenkt ſich im weiteren Verlaufe zwiſchen die Horn- und Fleiſchwand hinab, trennt das Horn von dem Weichgebilde, ätzt ſelbſt die Klauenknochen und die Gelenkbänder an und im ſchlimmſten Falle löst ſich die Klaue ganz ab und fällt weg; es bilden ſich zwar in 14 Tagen eine neue Klaue, allein dieſelbe wird bald darauf ö wieder von demſelben Uebel befallen. In dieſem Zuſtande liegen die Schafe viel, Klauenſeuche kann auf dieſe Weiſe viele Monate dauern und kann durch die Zerſtö— rung der Klauen, durch die Anfreſſung der Fußknochen, durch die heftigen Schmer- Die Urſachen der bösartigen Klauenſeuche find noch nicht genau bekannt, ſteckungsſtoff in den Flüſſigkeiten oder der Jauche enthalten iſt, welche von dem Fran= ken Fuße abgeſondert werden. Es erfolgt daher die Anſteckung, wenn geſunde * nur ſo viel iſt ſicher, daß ſie ſich durch Anſteckung raſch verbreitet und daß der An⸗ 1 Schafe in die Fußtapfen der Kranken treten oder auf der mit Jauche beſudelten 9 rutſchen auf den Knieen umher und magern trotz des guten Appetits ab. Die 10 die Krankheit bricht dann 4—6 Tage nach erfolgter Anſteckung aus, es hinken geſunden ſorgfältig getrennt und denſelben eine beſondere Weide zugewieſen werden, ſo daß fie in keiner Weiſe mehr mit den gefunden in Berührung kommen können; obald ſich unter dem gefunden Haufen ein hinkendes Schaf zeigt, muß daſſelbe ſofort zu den Kranken verſetzt werden; von dem Dünger im Stall muß die oberſte Schichte (ungefähr 1 Fuß hoch) weggenommen und dafür friſch eingeſtreut werden; wenn es möglich iſt, ſoll der, Stall täglich mit friſcher Erde oder mit Sand ausge— fſtreut werden. Die geheilten Schafe dürfen erſt nach 4—6 Wochen wieder unter die Geſunden gebracht werden. Was die Behandlung der kranken Schafe ſelbſt betrifft, ſo wird zuerſt mit einem ſcharfen Meſſer alles ſplitterige Horn, ſoweit es von den Fleiſchtheilen getrennt iſt, gründlich weggeſchnitten, damit es keinen Druck mehr aus- übt, die kranke Fläche blosgelegt wird und die Verbandmittel einwirken können. Wird nicht ſorgfältig ausgeſchnitten und bleibt nur wenig Eiter zurück, ſo verbreitet ſich von dieſer Stelle aus die Krankheit weiter. Nach dem Beſchneiden beſtreicht man die ganze Geſchwürfläche mit Salpeterſäure und gleich darauf mit ſtinkendem Thieröl oder ſogenanntem Hirſchhornöl; auch mit einer Auflöſung von 1 Theil Chlorkalk in 8 Theilen Waſſer oder mit Aegyptiakſalbe (Liniment of Verdigris) werden die Stellen beſtrichen, ſowie auch pulveriſirter Kupfervitriol (Blue or Roman Pitriol) auf dieſelben geſtreut werden kann. Nach 3—4 Tagen müſſen die Thiere wieder unterſucht werden und wenn ſich eine neue geſchwürige Stelle zeigt, wird dieſelbe auf die gleiche Weiſe behandelt. Auch das Treiben der Schafe durch eine Chlorkalkauflöſung, wie dieß bei der gutartigen Klauenſeuche angegeben iſt, unterſtützt die Kur weſentlich. Huſten. Beim Huſten, welcher beim Pferde und Rind ausführlich beſchrieben iſt, gebe man eine Lecke von Schwefel, Kochſalz und Wachholderbeeren, von jedem gleiche Theile, täglich einmal, bis Beſſerung eintritt und man vermeide kalte Tränke, be⸗ reifte Waiden, kaltes Wetter, halte Zugluft ab ꝛc. Euter entzündung. 2 Siehe Krankheiten des Rindviehes und verfahre nach der dort angegebenen Auweiſung. Die Lähme der Lämmer. ie Diefe Krankheit, auch Gelenkſeuche und Steife genannt, befällt die Lämmer in den erſten Wochen nach der Geburt und beſteht in einer Gelenkentzün— dung mit Anſchwellungen der Gelenke, welche mit Abmagerung und Schwinden der Kräfte verbunden iſt. Sie gibt ſich im Allgemeinen durch dieſelben Erſcheinungen wie die Füllenlähme zu erkennen, iſt aber dadurch verderblicher, daß ſie in der Regel nicht einzelne Lämmer, ſondern meiſt einen großen Theil derſelben befällt und zu— weilen jo bösartig iſt, daß oft die Hälfte der Lämmer eines Jahrgangs weggerafft Dun 2 Bad wird und daß diejenigen Stücke, w Pr linge bleiben. Krankhei elche der t nicht erliegen, ſtets Schwäch⸗ u VRR Kennzeichen: Noch ehe die Anſchwellungen der Gelenke bemerkbar find, zeigen ſich die Lämmer matt und träge, der Appetit und die Saugluſt iſt vermindert. ö Die Thiere liegen viel und das Aufſtehen iſt beſchwerlich und ſchmerzhaft, der Gang ii ſteif und geſpannt, die Thiere bewegen ſich ungern, bleiben hinter der Heerde zus rück und ſtehen mit gekrümmten Rücken und unter den Leib geſtellten Füßen und niedergehaltenem Kopfe; das Saugen iſt erſchwert, weil ſich die Thiere nicht in der 5 nöthigen Stellung aufrecht erhalten können, vielmehr öfter dabei umfallen. Gleich- N zeitig iſt Verſtopfung bei aufgetriebenem Leibe vorhanden, die Zunge iſt trocken und 5 belegt, das Maul ſchleimig. Nun ſchwellen einzelne Gelenke, namentlich das Vor⸗ dderknie, an, ſind vermehrt warm anzufühlen und werden jo ſchmerzhaft, daß die Thiere nicht mehr aufſtehen und nicht einmal zu dem Euter der Mutter gelangen 5 können. 5 x Urſachen: Die Lämmer bringen gewöhnlich die Anlage mit auf die Welt und dieſelbe wird durch Einflüſſe erzeugt, welche die Mutterſchafe treffen, z. B. zu kräftige Fütterung derſelben und beſonders kurz vor der Geburt. Spätlämmer und ſchwächliche Lämmer werden beſonders von der Krankheit ergriffen und als weitere Urſache gilt Erkältungen. N e Behandlung iſt ſelten von Erfolg, beſonders wenn ſchon Durchfall vor— 7 handen iſt. Dem Mutterſchaf gibt man ein Abführmittel je 1 Unze Glauberſalz. Für die Lämmer bereitet man einen Hollander-Thee (Elder Flowers) von 1 Quart und 1 Pint. Darin löſe auf: 0 Brechweinflein, 4 Unze. Emetic Tartar, 1 Seruple, Salmiak, 1 Unze. Sal Ammoniac, 1 ounce, 4 Glauberſalz, 2 Unzen. Epsom Salt, 2 ounces. X Vor dem Gebrauche gut aufzuſchütteln und jedem Lamme täglich 4 Mal einen + Eßlöffel voll zu geben. Die Gelenke reibt man mit Campherſpirit oder warmen Whisky gut ein, und vermeide jede Erkältung. Eon 5 15 den Mutterſchafen nehme man einen Futterwechſel vor und gebe eine Lecke z. B. für 50. a 1 f Nimm: Take: BR Pulv. Wachholderbeeren, 2 Pfund. Powder of Juniper Berries, 2 pounds. | “ Kalmuswurzel, 1 Pfund. eg Sweet Flag, 1 pound. 11 Kochſalz, 1 Pfund. Common Salt, 1 pound. * Geröſtetes Mehl, 1 Pfund. Roasted Flour, 1 pound. en % Die Hauptſache aber bleibt die Verhütung der Krankheit und das Vorbe u- 5 gungsverfahren; die Lämmer müſſen vor Erkältungen und grellem Wit te⸗ N rungswechſel geſchützt werden, ſoweit dieß thunlich iſt; die Mutterſchafe müſſen N. gleichmäßig ernährt werden und iſt jedenfalls eine kräftige Fütterung kurz vor der 0 Geburt zu unterlaſſen; auch ein Wechſel in der bisherigen Fütterungsweiſe und mit den Futterarten iſt zu empfehlen, ſoferne ſich dieß mit den wirthſchaftlichen Verhält⸗ niſſen verträgt; außerdem trägt oft eine Verlegung der Lammzeit, z. B. die Einfüh⸗ rung der Sommerlammzeit ſtatt der Winter- und Frühjahrslammzeit zur Verhütung der Krankheit bei. IE AO 8 ee nennen a: Ad eee ee KR RE A N ya , a: 4 NR ab. Ka Goldenes Hausbu Die Blutfeuge. Die Blutſeuche, Blutftaupe, Blutſchlag, auch Stidblw genannt, iſt eine ſchnell verlaufende Milzbrandform, welche in manchen Gegenden ſeuchenartig vorkommt und ſehr großen Schaden unter den Schafheerden anrichtet und nicht ſelten 20—25 Procent der Anzahl der Schafe dahinrafft; nur ſelten be— ſchränkt ſich die Krankheit auf einzelne Stücke. ö Kennzeichen: Die Krankheit tritt gewöhnlich plötzlich ein und ohne daß man vorher etwas Krankhaftes an dem Schafe bemerkt hätte; auf der Weide ſtürzen die Thiere plötzlich nieder, verdrehen die Augen, bewegen den Unterkiefer krampfhaft und verenden nach wenigen Minuten unter Zuckungen. Bisweilen geht einem ſol- chen Anfall Zittern am ganzen Körper, Schwanken und Taumeln voraus, das Thier ſtellt die Füße weit auseinander, hängt den Kopf bis auf den Boden, knirſcht mit den Zähnen, ſteht wie bewußtlos da oder ſtolpert hin und her, das Athmen wird ſehr be— ſchleunigt, unregelmäßig, ächzend und ſtöhnend, die Augen werden ſehr geröthet, der Blick ſtier und glotzend, bis endlich das Thier niederfällt und, indem Blut aus Maul, Naſe, After oder Scheide fließt, unter Zähneknirſchen und krampfhaften Bewegun— gen des Kopfes, im Verlaufe von wenigen Stunden verendet. ie In manchen Fällen tritt die Krankheit nicht jo plötzlich und ſo heftig auf, fon» dern nimmt einen langſameren Verlauf oder es ſtellt ſich zuweilen ein Nachlaß der Krankheit oder Zurücktreten der Erſcheinungen ein, ſo daß die Thiere wieder mun— terer erſcheinen; nach einigen Stunden kehren jedoch die Erſcheinungen in höherem Grade wieder und nach 4—6 Stunden ſtürzen die Thiere zuſammen und verenden. Gleich nach dem Tode treibt der Bauch trommelartig auf, aus Naſe, Maul, Alfter und Scheide fließt dünnes, ſchwarzes Blut, die Kadaver gehen ungewöhnlich ſchnell in Fäulniß über und verbreiten einen aashaften Geruch; das Blut ift ſchwarz, j bheerartig und gerinnt nicht. j Urſachen: Die nämlichen wie beim Milzbrand der anderen Hausthieren. Die Krankheit tritt an manchen Orten jährlich im Monat Mai auf und dauert bis zum September, während ſie an andern, nahe gelegenen Orten gar nicht vorkommt; man findet ſie vorzugsweiſe an ſolchen Orten und Plätzen, wo der Boden leicht, warm, ſchwarz und kalkhaltig und der Untergrund durchlaſſend iſt. Nicht ſelten hört die Krankheit auf, wenn die Schafe von der Weide zurückbehalten und im Stalle gefüttert werden. 5 ö Von einer Behandlung kann bei dem ſchnellen Verlauf der Krankheit keine Rede ſein und es iſt eine ſolche auch in der Regel ohne Erfolg. Von Wichtig— fealaiit aber iſt es, ſolche Maßregeln zu treffen, welche geeignet ſind, die Krankheit zu verhüten oder doch deren Weiterverbreitung zu verhindern. Iſt die Krankheit in ceeiner Heerde ſchon ausgebrochen, jo werden ſämmtliche Schafe, namentlich bei heißer — Witterung, täglich einmal mit kaltem Waſſer begoſſen mit einer Gießkanne und in— nerlich wird ſämmtlichen Schafen Chlorkalk gegeben und zwar rechnet man 1 Pfund Chlorkalk auf 120 Schafe. Der Chlorkalk wird in ſoviel Waſſer aufgelöst, als die Heerde wohl ſäuft, wobei man das Waſſer fortwährend umrührt und die Schafe nun ſaufen läßt. Damit dieſelben mehr Durſt bekommen und das Chlorwaſſer lieber faufen, wird ihnen Abends zuvor Salz, und wenn fie nicht ſaufen wollen, un— 10 mittelbar vor dem Saufen nochmals Salz gegeben. Die Lämmer erhalten die Se Hälfte. Sind die Schafe ſehr vollblütig, jo hält man fie knapp im Futter. 5 0 So lange die Seuche herrſcht, dürfen die Schafe Morgens nicht zu früh ausge⸗ Sa trieben und Abends nicht zu Spät eingetrieben werden, und vor dem Austreiben gibt man ihnen Morgens etwas Stroh. Beſonders iſt auch darauf zu achten, daß der Uebergang von der Stallfütterung zum Weidegang nur allmählig geſchehe und ſol— e 1 * . * 2® 4 7 Ka | und Vieh beſige r. 00 5 len daher die Schafe anfangs nur über die Mittagszeit auf die Weide getrieben werden. Weites Treiben der Heerde, ſowie alles Hetzen und Jagen iſt zu vermei⸗ den. Ferner ſorge man dafür, daß die Schafe ihren Durſt täglich mit friſchem gu⸗ ten Waſſer ſtillen können, dagegen laſſe man fie unter keinen Umſtänden von ftehen- dem, fauligem, grüngefärbten oder ſtinkenden Waſſer ſaufen. Fette Weiden find zu vermeiden und namentlich ſeie man vorſichtig bei dem Beweiden der Stoppelfel— 10 Bi der, auf welche man die Schafe nicht hungrig und nicht unmittelbar nach dem 0 Abführen des Getreides treiben ſoll. | 1 A Da die Krankheit anſteckend ift, jo rathen wir ja an, ſehr vorſichtig zu fein und die krepirten Schafe nicht ab⸗ 5 zuziehen, ſondern dieſelbe mit Haut und Haaren tief genug zu begraben. 17 0 ee 8 Die Verbällung. Im Sommer kommt es nach langer Trockenheit zuweilen vor, daß die Schafe, wenn ſie anhaltend auf harten Wegen getrieben werden und weite Märſche machen müſſen, anfangen zu hinken. Unterſucht man die Klauen, ſo findet man dieſelben hart, ſchmerzhaft, heiß und etwas geſchwollen und manchmal trennt ſich der Saum von der Krone. Daſſelbe Uebel tritt bisweilen ein, wenn die Schafe lange auf nafz ſem Boden ſtanden und hierauf auf hartem Boden weit gehen müſſen. el Die Behandlung dieſes Leidens ift ſehr einfach; man ftellt die Schafe, wenn dieß angeht, bis an das Knie in kaltes Waſſer, den entzündeten Saum be- ſtreicht man mit einem fetten Oele und entfernt die etwas losgetrennten Theile mit dem Meſſer. 5 10 Abbrechen der Hörner. | A © 19 Bei Böcken kommt es nicht ſelten vor, daß ſie ſich ein Horn abſtoßen, wodurch oft eine fo heftige Blutung entſteht, daß fie gefährlich wird. In dieſem Falle wer- 35 den leinene Tücher auf die Wunde gelegt, welche durch fortwährendes Begießen mit Eſſig und kaltem Waſſer feucht gehalten werden müſſen; ſtillt ſich hiernach die Blu- tung nicht, fo nimmt man zum Befeuchten 4 Unze Schwefelſäure mit 1 Quart Waſſer. Iſt die Blutung geſtillt, ſo legt man einen mit Theer beſtrichenen Lappen auf die Wunde, damit Luft und Schmut abgehalten werden. Außer einer möglichen ſtarken Blutung iſt ſonſt das Abbrechen des Hornes nicht weiter gefährlich und meiſt heilt es ohne alles weitere Zuthun. N “AR m. » 17 5 Schafläuſe. ’ 5 U Bei gewöhnlichen Lämmern und Schafen vermehren ſich die Schafläufe oft fo ſehr, daß die Thiere dabei herunterkommen, wogegen kräftige und gutgenährte Thiere nie ſo viel vou dieſen Inſekten leiden, daß ſie ſichtbar dabei litten. Obwohl ſich die Läuſe nach der Schur von ſelbſt verlieren, jo kann man fie doch auch zu anderen Zeiten foribringen und zwar dadurch, daß man mittelſt einer thönernen Pfeife Tas baksdampf unter die Wolle leitet, wornach die Sufekten ſterben, oder man wäſcht die Thiere mit einer Abkochung von 2 Pfund Tabak in 8 Quart Waſſer. 146 5 Die Krankheiten bei Schweinen find ſchwieriger zu erkennen, als bei andern Thieren, weil einerſeits die genaue Unterſuchung durch das unfolgſame und ſtörrige 15 chen dieſer Thiere erſchwert iſt und andererſeits manche Krankheitserſcheinun— gen z. B. der Puls nicht gehörig benützt werden können. Aus erſterem Grunde iſt . auch die Behandlung ſchwieriger, weil ſich die Schweine dem Eingeben von Arz— neien, dem Aderlaſſen u. ſ. w. heftig widerſetzen und es iſt daher natürlich, daß auch der Er olg der Behandlung kein ſo ſicherer iſt wie bei den übrigen Hausthieren. Es liegt daher i im Intereſſe des Schweinezüchters oder Schweinehalters, den Krankheiten 5 durch eine richtige Wart und Pflege, wie ſie in Vorſtehendem näher angegeben iſt, 70 vorzubeugen, denn in der irrigen Meinung, daß das Schwein alles vertragen könne, . wird es in noch vielen Richtungen fehlerhaft behandelt‘ und ſchädlichen äußern Ein- flüſſen ausgeſetzt, wodurch es mannigfach erkrankt. Im Allgemeinen erkranken jedoch 0 die Schweine verhältnißmäßig ſeltener als andere Hausthiere, unterliegen dagegen 0 gen Kankheiten ſehr raſch, ſo daß ärztliche Hülfe leicht zu ſpät kommt. Die Appetitloſigkeit. 0 Zuweilen kommt es vor, daß Schweine entweder gar nicht freſſen oder wenig⸗ ſtens nicht mit dem regen Appetit wie ſonſt, ohne daß Erſcheinungen eines andern Leidens vorhanden wären und ohne daß eine Krankheit vorausgegangen iſt. Dieſer IR Mangel an Freßluſt beruht meist auf einer Verſchleimung des Magens und der Gedärme, hervorgerufen durch die Art der Fütterung. Man muß daher in ei— nem ſolchen Falle zunächſt das Futter und die Fütterungsweiſe unterſuchen, denz manche Futterſtoffe ſind dem Schweine zuwider z. B. die Spinat, Meldenarten u. dergl. und andererſeits hat man beobachtet, daß wenn man längere Zeit ein und daſſelbe Futter füttert, die Schweine allmählig eine Abneigung gegen daſſelbe bekommen und eine Appetitverminderung zeigen, namentlich wenn der Trog nicht reinlich gehalten wird und ſtets ein Reſt von dem Futter in dem Troge bleibt. unumgänglich nöthig, ebenfo eine gänzliche Reinigung des Frißt das Schwein dennoch nicht, ſo iſt ein Brechmittel am Ne | | | Futterwechſel i Troges und Stalles. Nimm; Take: Brechweinſtein, 10 Gran, Tartarized Antimony or Emetic Feine, pulv. weiße Nießwurzel, 10 Gran. FTartar, N Zucker oder Leinſamenmehl jo viel als | Fine powder of White Hellebore. 1 nöthig. 10 grains of each. 1 Gut zu miſchen. | Sugar or powder of Linseed as much Von dieſem Pulver gibt man alle 4— Stunde eines, bis Erbrechen ein tritt. Iſt das Erbrechen vorbei, ſo gibt man verdauungsbefördernde Mittel: as necessary. Mix well. 5 Nimm: Take: Pulv. Enzianwurzel, Powder of Gentian, 5 0 “ Kalmuswurzel, von jedem 2 Unz. 1 Sweet Flag, of each 2 o un's N rohes Spießglanz, 1 Unze. “ Black or Crude Antimony, Gut zu mischen. . 1 ounces. Morgens und Abends je ein Löffel voll Mix well. zu geben. Give Mornings and Evenings one spoonfull. f ö Der Durchfall. Der Durchfall oder Durch lauf iſt bald ein ſelbſtſtändiges Leiden. ö bald iſt er nur die begleitende Erſcheinung einer andern Krankheit. vn 05 Kennzeichen: Das Schwein miſtet mehrere Tage hindurch ſehr häufig 19 und der abgeſetzte Miſt iſt dünnflüſſig, weißlich, übelriechend und in höherem Gr blutig; dabei magern die Thiere ab, verlieren die Freßluſt und verfallen bei V 90 nachläſſigung des Uebels in ein Zehrfieber. — Bei Saugferkeln wird der Durchfa Mi inſall rührartig, der Miſt iſt weiß und die Thierchen werden dabei ſehr elend und 5 infällig. sg ZINN Die Urſachen des Durchfalls find verſchieden, als: Erkältung, namentlich beim Austreiben der Schweine auf bereifte Weiden oder bei plötzlichem Witterungs- wechſel; Ueberfütterung, der Geuuß ſaurer oder verdorbener Nahrungsmittel, ſowie der Genuß giftiger Stoffe. Bei Saugferkeln entſteht der Durchfall, wenn die Müt⸗ ter eine ſchlechte, ſcharfe Milch geben oder bei einem plötzlichen Futterwechſel derſe | ben oder wenn dieſelben an Klauenſeuche leiden. 15 1 Behandlung: Zur Beſeitigung des Uebels genügt häufig ſchon ein 1 warmes und trockenes Verhalten der Schweine und die Fütterung warmer Suppen von Roggenmehl, shorts, gekochte Kartoffeln, u. dgl. b Rohe Kartoffeln und ſaure Milch ſind wo möglich zu vermeiden. 0 Sind die Urſachen giftige Pflanzen, ſo gibt man ſofort das bei Unver angegebene Brechmittel und dann das verdauungsbefördernde Mittel. kältungen, durch Durchfall veranlaßt, ſind erwärmende Aufgüſſe von Heublum Enzian oder Abkochungen von Eichenrinde Bark of Oak) oder Weidenri 2 (Willow Bark) zu empfehlen. f Man löſe in jedem Einſchütt 3—5 Gran Bleizucker (3—5 grains Sugar of oder 10 Gran Eiſenvitriol (10 grains Salt of Steel) auf. Ein Eiweiß zu inſchütt iſt . Man gebe von dieſen Einſchütten 1 bis 124 | Goldenes Hausbuch für Farmer, f eie r „ Be Bei Ferkeln entſteht der Durchfall durch ſchlechte Muttermilch, welche durch 01 ara 05 Nahrung und etwas Salz und Kalmus verbeſſert werden kann. Den Ferkeln gibt man die Hälfte von einem Ei (das Weiße und Gelbe) mit Waſſer oder beſſer Lein⸗ ſamenabkochung 3 Mal des Tages und ſetze 1—2 Meſſerſpitzvolle Rhubarb und 8 Kreide hinzu, (2 Mal des Tages.) Gute, öftere Nahrung in kleinen Duantitä= ten, geröſtetes N warme Milch iſt gut, ebenſo das Abſetzen ſobald als möglich. 4 Finnenkrankheit. Mit dem Namen Finnenkrankheit, Finnigſein oder auch kurz Finnen bezeichnet man das Vorkommen von Blaſenwürmern in den Weichgebil— den des Körpers der Schweine, namentlich zwiſchen den Muskelbändern des Flei— . 5 Dieſer Blaſenwurm oder die ſogenannte Finne iſt rundlich, halb durchſichtig, von der Größe eines Hirſekorns bis zu einer Erbſe, ſieht gelblich oder weißlich aus, m ſich ziemlich hart an und wird in der Siedhitze weiß, undurchſichtig, hart und knirſcht unter den Zähnen. 1 Kennzeichen: Die Erkennung dieſer Krankheit iſt während des Lebens ſehr ſchwierig, in den meiſten Fällen ſelbſt unmöglich, denn das Vorhandenſein von DPinnen iſt ſelten von ſtörendem Einfluß auf die Geſundheit der Schweine und nur . wenn die Finnen ſich an Orten oder Theilen befinden, welche der Unterſuchung zu— gänglich find, kann das Vorhandenſein der Krankheit mit Beſtimmtheit nachgewieſen werden. Solche Theile des Körpers ſind die Maulhöhle und namentlich die Zunge, an deren unterer Fläche die Finnen ſich als kleine, rundliche Erhöhungen und Punkte, welche bläulich gelb durch die Schleimheit hindurchſchimmern, ſich darſtellen. Wenn ſich aber dieſe Erhabenheiten nicht vorfinden, ſo kann man gleichwohl nicht behaupten, daß überhaupt keine Finnen vorhanden ſeien, denn dieſe können ſich auch an andern Stellen des Körpers befinden. Man hat zwar auch eine heiſere Stimme, Anſchwellung des Kopfes und der Backen u. dergl. als charakteriſtiſche Kennzeichen aufgeführt, allein dieſelben find trügeriſch und kommen auch bei andern Krankheiten vor. Sind die Finnen in außerordentlicher Menge im Körper verbreitet, ſo zeigen ſſich die Schweine träge, die Augen find trübe, der Rüſſel und die Maulſchleimhaut 1065 1 blaß, das Athmen erſchwert und die ausgeathmete Luft eigenthümlich riechend, die Thiere magern ab und gehen ſchließlich an Waſſerſucht, Borſtenfäule u. ſ. w. zu N Grunde, wenn ſie nicht vorher geſchlachtet werden. Ki Nach dem Tode finden ſich die oben beſchriebenen Finnen im ganzen Fleiſche, der aber in der Zunge, an der innern Fläche der Schulter, am Bug | u und in der Becken- und Flankengegend, feltener im Speck und hier nie in gro— ßer Menge. Der Genuß des Fleiſches von finnigen Schweinen iſt zwar nicht ſchädlich, winn es zuvor gehörig 1 0 oder gebraten wird, allein es hat ein unangenehmes, ſelbſt, lkeregades Ausſehen und einen eigenthümlichen ſüßlichen Geſchmack und iſt daher 7 jedenfalls weniger werth. Sind die Finnen aber allgemein über den ganzen Körper verbreitet und in großer Anzahl vorhanden, ſo daß ſelbſt Abmagerung eintritt, ſo iſt das Fleiſch der Geſundheit nicht zuträglich, es iſt eckelhaft und darf nicht in den Handel gebracht werden. Der Genuß rohen finnigen Fleiſches erzeugt beim Men— ſchen den Bandwurm. In den meiſten Ländern gehört die Finnenkrankheit zu den N05 Hauptmängeln. hs Urſachen: Die neneften Unterſuchungen haben gige daß die Finnen 1 8 nichts anderes ſind als die Larven des menſchlichen Bandwurms und daß die Finnen einzig und allein durch eingewanderte Bandwurmbrut FRIEDENS, die Bandwurmeier | Spin werden von 40355 Sch mit dem Futter 1 entwickeln ſich im Mag 7 und Darmkanal zu Larven und wandern von hier aus nach allen Richtungen des Körpers und bilden ſich dort zum Blaſenwurm, den ſogenannten Finnen, aus. Ges „ langen dieſe Finnen oder Blaſenwürmer wieder in den menſchlichen Körper, ſa wer⸗ den ſie wieder zum Bandwurm. Behandlung: Die Krankheit kann nicht geheilt werden, da man keine ; Mittel hat, die Finnen im Körper des Schweines zu tödten. b 17 Rankkorn. Das Manta. Gerſtenkorn, Peſtblatter, Brandblaſe Anthrarblatter wird diejenige Milzbrandform genannt, welche mit Unru Zittern, ſtierem Blick, Fletſchen mit den Zähnen, vermehrter Speichelabſonderun, beginnt und bei welcher ſich in der Maulhöhle, auf der Zunge oder am Gaumer mehrere erbſen- bis bohnengroße Blaſen bilden, welche lm Anfange weißlich find, bald aber bräunlich und ſchwärzlich werden, aufplatzen, eine ſcharfe dünne Flüſſigkeit entleeren und ſich ſchnell in brandige Geſchwüre verwandeln und die Umgebung brandig zerſtören, fo daß ganze Stücke der Maulſchleimheit, des Gaumens oder der Zunge abſterben und ausfallen. Wenn nicht raſche Hilfe eintritt und die Blaſe ent fernt und der Brandbildung Einhalt gethan wird, jo erfolgt der Tod nach 12—48 Stunden. n Behandlung: Die Heilung hängt von der rechtzeitigen Entfernung den A Blaſe ab; zu dieſem Behufe zieht man die Zunge, nachdem man das Maul mittelſt Einbringung eines Stockes geöffnet hat, mit der mit einem Leinwandlappen umhülle ten Hand aus dem Maule hervor und ſchabt die Blaſen mit einem blechernen Löffel — ab, wobei man zu vermeiden hat, daß die Maulhöhle oder die Hand des Operirenden mit dem Blaſeninhalt beſudelt wird; man ſpritzt daher vorher das Maul mit einer Chlorkalkauflöſung (4 Loth Chlorkalk in 1 Maas Waſſer) aus und taucht auch die mit Leinwand umwickelte Hand in dieſelbe Auflöſung. 9 — Borſtenfäule. Die Borſtenfäule iſt ein langwieriges, mit Zehrfieber verbundenes gel 1 den, das ſich langſam entwickelt und nur in Gegenden und Orten vorkommt, die eine feuchte Lage haben und wo die Schweine in ungeſunden Stallungen gehalten werden und nie eine Bewegung i im Freien erhalten. Kennzeichen: Die Thiere find matt und traurig, die Freßluſt iſt vermin- dert, der Durst vermehrt, das Zahnfleiſch erſcheint aufgedunſen, ſchmerzhaft, 191 1 und blutet leicht beim Kauen harter Stoffe, das Maul iſt heiß und die Thiere geifern viel. Die Borſten werden glanzlos, ſtehen in die Höhe und fallen entweder wi I ſelbſt aus oder laſſen fich leicht herausziehen, wobei die Haarwurzel blutig und ver⸗ dickt iſt; die Haut ſelbſt iſt aufgedunſen und hinterläßt Fingereindrücke. Nach mo⸗ 5 natlanger Dauer der Krankheit werden die Thiere mat und elend, können ſich l 1 mehr bewegen, das Hintertheil wird gelähmt, der Appetit verſchwindet gänzlich, es . tritt Durchfall ein und der Tod erfolgt durch Entmiſchung der Säfte. | * N Die Urſachen ſind ſchlechtes, verdorbenes Futter und Getränke und dee 1 6 . in Ken unreinlichen Stallungen. 79 . Behandlung: Eine Heilung iſt nur im Anfange des Leidens möglich, 1 9 indem man für einen reinlichen, trockenen Stall ſorgt, die Thiere bei guter Witte⸗ 1 rung öfters ins Freie läßt und kräftige Nahrungsmittel, namentlich geröſtetes Malz, N 15 Kar 50 geſchrotene 1 Erbſen und Eicheln, im Sommer auch e Obſt oder Sauerampfer gibt, und dem Futter wöchentlich 12 Mal geo ; i [Kochſ Iſt die Krankheit ſchon vorgeſchritten, fo iſt es rathſam, die Thiere zu f ſtatt einer Kur zu unterwerfen. J | Trichinenkrankheit. Selten hat eine Krankheit der Hausthiere ſolches Aufſehen erregt, wie die Trichinenkrankheit der Schweine und keine hat ſo viel Furcht und Schrecken ver— breitet, als ebendieſelbe, nachdem nachgewieſen wurde, daß die Trichinen des Schwei- nes auf den Menſchen übergehen und bei demſelben eine gefährliche, ſchmerzhafte und nicht ſelten tödtliche Krankheit hervorrufen. Zu alledem kommt noch, daß die Krankheit ſich an dem lebenden Schweine. nie und auch nach dem Schlachten nur mit Hülfe des Mikroskops nachweiſen läßt. Maan hat die Trichinenkrankheit beim Schweine bis jetzt nur dann beobachtet, wenn das Schwein mit trichinenhaltigem Fleiſch gefüttert wurde und die in dieſer Richtung angeſtellten Verſuche haben ergeben, daß durch die Einwanderung der Trichinen beim ältern Schweine entweder gar keine oder nur eine ganz unbedeutende und bald vorübergehende Störung der Geſundheit (Verſagen des Futters, geringe Munterkeit und etwas beſchleunigtes Athmen) eintritt und daß nur bei ganz jungen Schweinen, welche mit trichinenhaltigem Fleiſch gefüttert werden, ſchwerere und ſelbſt tödtliche Erkrankungen vorkommen. Im letztern Falle zeigten die Thiere in den er— ſten Tagen nach dem Genuß ſolchen Fleiſches nur geringen oder gar keinen Appetit, ſie wurden weniger munter, unruhig und verkrochen ſich in die Streu; ſpäter trat ein ſteifer, geſpannter Gang ein, die Thiere lagen viel oder ſtanden katzenbuckelig da, wurden ſchwach und hinfällig, wie gelähmt. Nach 3—4 Wochen verloren ſich dieſe Erſcheinungen wieder allmählig, die Thiere wurden wieder munter und fraßen wie gewöhnlich. In einzelnen Fällen trat gleich in den erſten Tagen reichlicher und ſtinkender Durchfall ein, verbunden mit Leibſchmerzen und in wenigen Tagen er— folgte der Tod. Aober alle dieſe Krankheitserſcheinungen tragen nichts Charakteriſtiſches, der Pl 7 2 157 unmöglich, und man hat demnach auch beim Ankauf von Schlachtſchweinen kein Mittel, um ſich vor dem Ankaufe trichinöſer Schweine zu ſchützen. N Beim Menſchen ſind die Trichinen ſchon ſeit mehr als 30 Jahren bekannt, denn ſchon im Jahre 1835 entdeckte man Trichinen in den Muskeln von menſchlichen Lei- chen, ſowie bei Katzen und Schweinen; allein man hielt ſie für unſchädliche Wür— mer und erſt durch die Forſchungen und Unterſuchungen der neueſten Zeit und durch die Fütterungsverſuche bei Thieren wurde dargethan, daß die Trichinen keine ſo un— ſchädlichen Würmer ſind, wie man bisher glaubte. Die Trichinen ſind kleine ſpiralförmig zuſammengewundene Thierchen, welche einen beſondern Entwicklungsgang durchmachen und die man deßhalb in Muskeltri— chinen und Darmtrichinen unterſcheidet. Die Mus keltrichinen kommen in allen Muskeln (mit Ausnahme des Herzens) vor und zeigen ſich als kleine, rundliche oder ſpindelförmige, weißliche Knötchen in der Größe eines Hirſekornes, in welchen ſich ein ſpiralförmig aufgerolltes, haarförmiges Würmchen, die Trichine, befindet, das aber nur mit dem Mikroscop ſichtbar iſt. Wird nun ſolches trichinenhaltiges Fleiſch vom Menſchen oder einem Thiere genoſſen, ſo wird im Magen oder Darm die das Würmchen umhüllende Kapſel verdaut und alſo die Trichine von ihrer Hülle befreit. Dieſe freien Trichinen, welche jezt Darmtrichinen genannt werden, wachſen ſchnell, erreichen ſchon nach wenigen Tagen ihre vollſtändige Größe und gen lebendige Junge, welche durch die Geburtsöffnung herausſchlüpfen. Während 9 derwelltem Fleiſch bereiteten Würſte. ſtellen nun feine, fadenförmige, circa 1 Linie lange Würmchen dar, von denen Männchen kleiner ſind, als die Weibchen. Die Weibchen gebären nach 5 bis 8 Ta⸗ nun die Darmtrichinen abſterben, treten die jungen Trichinen eine Wanderung an, indem ſie die Darmwände durchbohren, hiedurch in die Bauchhöhle gelangen und von hier aus ihren Weg fortſetzen, bis ſie in die Muskeln (das Fleiſch) des Körpers gelangen. Hier angelangt, wachſen fie noch, bohren ſich in die Muskelfaſern ein, 0 krümmen und winden ſich zuletzt ſpiralförmig auf; nun werden fie mit einer dünnen und durchſichtigen Hülle umgeben, die ſpäter trüb und undurchſichtig wird, endlich verkalkt und nun als ein weißgelbliches Knötchen erſcheint. Dieſe eingekapſelte Tri- chine bleibt nun ruhig an ihrem Platze, bis zum Tode des Wohnthieres; wird ab ſolches trichinenhaltiges Fleiſch von einem andern Thiere wieder genoſſen, ſo beginn der Lebenslauf einer andern Generation auf die eben beſchriebene Weiſe. Die V kalkung der die Trichinen umhüllenden Kapſel beginnt aber erſt nach Jahresfr und daher kommt es, daß beim Schweine höchſt ſelten verkalkte Trichinenkapſe findet, weil die Schweine meiſtens ſchon im 1. bis 3. Lebensjahr geſchlachtet werden, und aus demſelben Grunde fehlen daher auch beim Schweine die eben erwähnten mit bloßem Auge ſichtbaren weiße oder gelbliche Knötchen. Eine einzelne Trichine wäre ganz ungefährlich, und nur durch die große Zahl in der fie vorkommen, werden fie gefährlich; es können ſich nämlich in 1 Loth Fleiſch 10—20,000 Trichinen vorfinden, von denen der größere Theil weiblichen Geſchlechts— ſind und jedes Weibchen kann ein paar Hundert Junge gebären. Durch die Ein⸗ wanderung einer ſolchen großen Menge, die ſich alſo nach Millionen berechnet, w den lebensgefährliche Erſcheinungen hervorgerufen, die zunächſt in Unwohlſein, Mattigkeit, Brechneigung, Schmerzhaftigkeit, Steifheit und Schwerbeweglichkeit des Rückens und der Glieder beſtehen Wie die Trichinen beim Schweine entſtehen, iſt bis jetzt noch nicht genau ermit⸗ telt, nur jo viel ſteht feſt, daß fie von außen wit der Nahrung in den Körper gelan- gen und zwar durch den Genuß trichinenhaltigen Fleiſches. Da man nun auch bei 1 Mäuſen, Ratten, Maulwürfen, Katzen, Füchſen und dergl. Trichinen gefunden hat ſo liegt die Vermuthung nahe, daß durch den Genuß des Fleiſches von ſolchen Th ren eine Anſteckung, d. h. eine Einwanderung von Muskeltrichinen ſtattfindet. Ar durch den Genuß von Menſchenkoth, der Darmtrichinen enthält, kann eine Einwa derung erfolgen. RR, Von einer Heilung der Trichinenkrankheit kann keine Rede fein, da man bis jetzt kein Mittel beſitzt, welches die Trichinen im Magen und Darmkanal oder in den Muskeln zu tödten vermöchte; dagegen kann ſich der Menſch dadurch gegen die Krankheit ſchützen, daß er entweder gar kein Schweinefleiſch iſt, oder daß man we⸗ nigſtens nur Schweinefleiſch ißt, welches einer Zubereitung unterworfen wurde, durch welche die Trichinen getödtet wurden. Zu dieſen Zubereitungen und ſicherſten Schutzmitteln gehört vor Allem das Kochen und Braten, denn die Trichinen werden bei einem Hitzgrad von 60 Grad Reamur ſicher getödtet und ihre Entwicklungsfähig⸗ keit vernichtet. Das Kochen und Braten muß aber vollſtändig geſchehen, die Sie hitze muß längere Zeit auf das Fleiſch eingewirkt haben und das Fleiſch durch u durch geſotten oder gebraten fein und dürfen keine blutigen Stellen mehr in demf ben vorkommen. Das Röften des Fleiſches und der Würſte, das Braten der Brat. würſte, die Zubereitung der Coteletten u. ſ. w. genügt alſo nicht. Durch das, Räuchern, das Einſalzen oder Einpöckeln werden die Trichinen nicht getödtet. E kann alſo unbedenklich alles ſorgfältig gekochte und durchgebratene Fleiſch und d aus gekochtem Fleiſch bereiteten Würſte oder gekochter Schinken, genoſſen werden; dagegen find gefährlich roher Schinken, rohes Fleiſch und alle aus rohem oder un⸗ LANZ RN 2 N Rn we Läuſekrankheit oder Läuſeſucht. Bei Schweinen, namentlich bei den jungen Ferkeln, welche f in n unreinlichen Ställen gehalten werden und faſt nie an die Luft kommen, finden ſich die Läuſe in 110 großer Anzahl ein, daß dadurch das Gedeihen der Thiere geſtört wird. Die Thiere reiben und kratzen ſich fortwährend, die Haut wird dadurch wund, bedeckt fich mit kleinen braunen Schorfen, die Borſten werden theilweiſe abgerieben und ver- filzen ſich, und bei längerer Dauer magern die Thiere trotz des guten Appetits ab und verkümmern. ö Behandlung: Um die Läuſe zu vertilgen, waſcht man die Schweine mit lauem Seifenwaſſer (aus grüner Seife und Waſſer bereitet), indem man mit einer Bürſte die Haut mit denſelben ſorgfältig reinigt; hierauf wird die Haut abgetrocknet und die Schweine in einen andern reinen warmen Stall gebracht. Statt des Sei— fenwaſſers kann man auch Abkochungen von Tabak oder Peterſilienſamen ( Parsley seed, ) benützen, auch kann man nach den Seifenwaſchungen auf die noch feuchte Haut feingepulverten Tabak ſtreuen. Solche Waſchungen werden alle andere Tage | wiederholt, bis die Läuſe gänzlich verſchwunden find. Für große Reinlichkeit, na= mentlich für reichliche und trockene Streu iſt aber auch ſpäter noch zu ſorgen. Verbällen. 0 Wenn Schweine auf hartem, ſteinigem Boden, z. B. auf Straßen, anhaltende Mäörſche machen müſſen, fo bekommen fie leicht an den Klauen, zumal an den Ballen, eine Entzündung, welche ſehr ſchmerzhaft und deshalb mit großer Lahmheit verbun- den iſt. Iſt die Entzündung ſehr heftig und dauern die Urſachen fort, ſo entſteht Eiterung, bei der die Hornſchuhe abfallen können. Es kann das Verbällen dadurch vermieden werden, daß die Schweine auf dem Marſche täglich einige Mal in's Waſſer getrieben werden. Iſt die Krankheit jedoch einmal vorhanden, ſo treibt man das Schwein ſtundenlang in kaltes Waſſer, oder fd 0 fl. es in einen Stall, in welchem 4—6 Zoll hoch che Kuhmiſt be⸗ findlich i Klauenſeuche. Wenn die Maul⸗ und Klauenſeuche beim Rindvieh herrſcht, zeigt ſich gewöhnlich auch bei Schweinen die Klauenſeuche. Das Schwein hinkt auf einem oder auf meh= reren Füßen; die Klaue ift heiß, angeſchwollen, beim Drucke ſehr empfindlich, und im Klauenſpalte, welcher geröthet und entzündet erſcheint, findet ſich eine feuchte Ab- ſonderung. Oft fallen die Hornſchuhe ab, das Thier kann dann für mehrere Tage nicht gehen, es liegt beſtändig und hat große Schmerzen. Oft iſt die Krankheit über n e verbreitet, und dann finden ſich auch Blaſen an den Klauen und Rüſſe 1 Die Heilung erfolgt oft von ſelbſt, wenn die Thiere nur völlige Ruhe haben; 35 in übleren Fällen kann man die kranken Klauen mit einer Auflöſung von 3 Loth 19 Chnlorkalk oder blauem Vitriol, (Blue or Roman Vitriol), oder gebrannten Alaun AJarnt Alum) in 1 Quart Waſſer täglich 2—3 Mal befeuchten. Manchmal reicht 165 on das Beſtreichen mit Theer aus. 9 N Schweine-Cholera. (Hog Cholera.) 1. rer Dieſe verheerende Krankheit trat im Jahre 1856 in Indiana auf und verb tete ſich nach den angrenzenden Staaten. Sie verbreitete ſich durch den Weſten un Süden und nahm zu einer Zeit den Charakter einer ſehr gefährlichen Epidemie (Seuchenkrankheit) an. Die Opfer der Krankheit ſind bei Millionen zu zäh⸗ len. Auch in andern Staaten brach die Krankheit aus und zwar von Schweinen aus weſtlichen Staaten. Nach dem landwirthſchaftlichen Bericht der Vereinig. Staa= ten für 1866 erepirten in einigen Counties von Virginia 4 der Schweine, in de Carolinas und Louiſiana faſt ebenſo viel, in Georgia wurde die Schweinezucht i Folge der Krankheit aufgegeben. In Alabama verlor ein Mann von 174 Stü alle bis auf 18, in Union County, Tenneſſee, war der Verluſt 700 und in Kento' County, Kentucky von 4000 —5000 Stück. Der Verluſt war von 3—45 Prozent im Staate Kentucky; in einigen Counties von Illinois und Miſſouri 50 Prozent und in Indiana wurde der fünfte Theil aller in fünf Jahren produeirten Schweine von dieſer Krankheit dahingerafft. i Schweine⸗Choleka RN ift ein allgemeine Krankheit des ganzen Syſtems, das N Reſultat einer Blutvergiftung. 0 Wi Kennzeichen; Die Schweine freſſen nicht mehr und zeigen einen bedeu⸗ tenden Durſt, athmen ſehr ſchwer, laufen planlos herum und fallen. In den meiſten Fällen tritt Diarrhoe ein und öfterer Abgang von Miſt, welcher flüſſig und ſtinkend iſt. In einzelnen Fällen ſtellt ſich Erbrechen ein, die Füße find angeſchwollen, blau- röthliche Flecken zeigen ſich zuerſt an der Naſe und am Kopfe und ſobald ſie ſich vermehren, bilden ſich Geſchwüre und die Thiere ſterben. * Ein amerikaniſcher Arzt, Dr. Edwin M. Snow, von Rhode Island, leugne daß die Krankheit anſteckend ſei, was Dr. Sutton behauptet. Dr. Snow jagt: So wie ich die Krankheit verſtehe, ſind die Urſachen nicht allein bei dieſer Krankheit unter den Schweinen, als auch bei Krankheiten der Rinder die nämlichen wie beim Menſchen, nämlich: M 1) Ein ſeuchenartiges athmosphäriſches Gift. e 2) Die örtlichen Umſtände, welche behülflich ſind, das in der Luft exiſtirende Gift aufzunehmen und zu verbreiten. 7 Von diefen Urſachen ift ſehr wenig bekannt; wir wiſſen nicht, ob dieſe chemiſchen oder elektriſchen Wechſelfälle in der Luft durch dieſe Gifte erzeugt werden, und ebenſo wenig über die örtlichen Verhältniſſe, welche zur Verbreitung geeignet find. Bezüglich der Verbreitung, jo find Niederungen (low ground), ungeſunde . Luft, welche durch ſehr unreine Ställe entſteht, Ueberzahl von Schweinen, der Gebrauch von ungewöhnlicher, ungeſunder Nahrung und Mangel an friſchemn Wafſ- fbr als beſondere Urſachen zu bezeichnen. Die Krankheit iſt, wie ſchon oben ange- 9 Da 1575 gefährlich und die Vorbeugung das einzige ſicherſte e. N \ Beha ndlun g: Man bringe die Schweine in reine trockene Ställe, geb vi denſelben Abkochungen von Kalmus (Sweet Flag), Enzian (Gentian), ſorge fü ftiſche Luft, reines Waſſer und, gutes paſſendes Futter. Ein Correſpondent de N, 9 N 1 hnte und v W Prairie Farmer“ ſag | Illin d in hatte, welche von der wurden, ohn r ein Stück zu ver Man gebe: 3 Theile Holzaſche (Wood Ashes), \ 2 Theile Salz (Salt), 13 Theile pulverfirten Schwefel (Powder of Sulphur), 1 14 Theile grüner Vitriol (Copperas). N 45 . vum gut mit Kleie (Bran) zu miſchen und ein bis zweimal mit dem Futter geben. j hei r Man vermeide Korn, welches ſehr gern dieſe Krankheit hervorbringt. Der W Weſtern Rural“ ſagt mit Recht, daß die Krankheit erzeugt wird, indem Schweine mehr freſſen, als ſie verdauen können und empfiehlt als Vorbeugungsmittel Salz And geſtoßene Steinkohlen. Ueberhaupt empfehlen wir Reinlichkeit in jeder Beziehung und Schweinekrankheiten kommen ſel⸗ ten oder nie vor. Br Obige Mittel find immerhin bei Witterungswechſel und beſonders bei Anzeichen, daß die Krankheit heftig auftritt, ſehr empfehlenswerth. Einer Krankheit vorzubeu— gen iſt 100 Mal beſſer und leichter, als dieſelbe zu heilen. Würmer in den Ohren. Schweine, beſonders die, welche große uud hängende Ohren haben, bekommen | leicht Riſſe in denſelben, wenn man fie der Einwirkung heißer Sonnenſtrahlen aus⸗ | ſetzt, und in dieſe Hautriſſe legen Fliegen ihre Eier, aus denen Maden entſtehen. Bei dem Zufalle giebt das Schwein, welches öfters mit den Ohren ſchüttelt, durch Scheuern an allen Gegenſtänden und durch das Kratzen der Ohren mit den Hinter⸗ | füßen ein heftiges Jucken zu erkennen. . 0 Die Würmer oder Larven müſſen getödtet werden, welches am leichteſten da⸗ bdiurch bewirkt wird, daß etwas Kien⸗ oder Hirſchhornöl, Hartshorn Oil), oder auch Theer (Tar) auf die kranken Stellen am Ohre geſtrichen wird. A 4 Blutbeulen im Ohre. Bei manchem Schweine ſtellt ſich zuweilen eine ſehr große Geſchwulſt am Ohre ein, welches entweder Folge von dem Biſſe eines anderen Schweines iſt oder von N anderen Verletzungen herrührt. Oeffnet man die Geſchwulſt, ſo fließt in Menge eine blutige Feuchligkeit aus. Die Wunde wird hierauf mit Salzwaſſer gewaſchen und nachher mit Kienöl oder auch mit Theer (Tar) beſtrichen. ji Geſchwülſte, Wunden und Geſchwüre N 3 werden wie beim Pferde und Rindvieh behandelt. Man ſehe die betreffenden An⸗ weelſungen. N. 1 NR | Krankheiten des Hundes. 7 — Wuthkrankheit (Hydrophobia.) Die Wuth, Tollwuth, Hundswuth, Tollheit, irrthümlich auß Waſſerſcheu genannt, iſt eine der wichtigſten Krankheiten des Hundes und zwar nicht nur, weil ſie jedesmal den Tod des davon befallenen Hundes zur Folge hat, ſondern hauptſächlich deßhalb, weil die Krankheit anſteckend iſt und der un⸗ ſteckungsſtoff auf Menſchen und Thiere übertragen werden kann. Obwohl dieſe ges fürchtete Krankheit zu den ſchon am längſten bekannten Thierkrankheiten gehört, ſo beſtehen über dieſelbe gleichwohl im Volke noch mancherlei Vornrtheile und Irrthü— 115 mer (z. B. die Meinung von dem Vorhandenſein der Waſſerſcheu u. dergl.), welche oft ſchon die traurigſten Folgen hatten. Es wird daher in Nachſtehendem eine möglichſt genaue, jedoch gedrängte Beſchreibung der Krankheit gegeben werden. ' 165 Die Wuth des Hundes tritt unter zwei verſchiedenen Formen auf, nämlich als raſende und als ſog. ſtille Wuth, welche abgeſondert betrachtet werden müſſen. a) Die raſende Wuth. Dieſelbe beginnt mit einer Veränderung in dem gewöhnlichen Benehmen der Hunde; zuerſt bemerkt man, daß die Kranken entweder träge, faul und verdrießlich find oder im Gegentheile freundlicher, dienſtwilliger, oder bei ihren Verrichtungen heftiger und zum Zorne geneigt. Die im Zimmer gehaltenen Hunde gehen fortwährend hin und her, legen ſich bald in ihren Korb, bald wieder auf den bloßen Boden, krümmen ſich zufammen, als ob fie ſchlafen wollten, ſtehen aber bald wieder auf und wechſeln fo beſtändig; 5 ſie beriechen ihnen bekannte Gegenſtände, forſchend und ſehen dieſelben, ſowie auch bekannte Perſonen ſtier an, belecken kalte Gegenſtände, nehmen ungenießbare Dinge in das Maul, kauen, zernagen und verſchlucken dieſelben oder laſſen fie auch wieden fallen, manche lecken ihren eigenen Urin auf und freſſen ee = 132 RL, RR e ol N 1. „ n 1 1 8 5 — 1 132 1 N i BAR 97055 ii K 95 heftig ſchütteln. Nach einigen (2—3) Tagen zeigt der Hund eine Neigung zum Entweichen aus dem Haufe ſeines Herrn; Stubenhunde drängen ſich zur Thüre hinaus und laufen zwecklos in den Straßen oder im Freien umher; eingeſperrte oder an der Kette liegende Hunde zerreißen die Anbindſtricke oder Kette, zernagen und zerfreſſen die Thüre, reißen Bretter von den Wänden des Stalles los und ER ſuchen ebenfalls in's Freie zu gelangen. Nach circa 24 Stunden kehren ſie meiſtens wieder zurück, ſchleichen furchtſam in's Haus, thuen aber im Bewußtſein ihres be— 0 Verbrechens freundlich gegen ihre Angehörigen und verkrichen ſich ann. Gleich von Anfang an zeigen ſolche Hunde eine Neigung zum Beißen, die ſie zwar während der ganzen Krankheit beibehalten, die aber nicht immer gleich— mäßig ſtark iſt; bei einzelnen iſt dieſe Beißſucht die erſte deutliche Erſcheinung, bei andern Hunden kommt fie erſt am 2ten oder Zten Tage der Krankheit; manche Hunde ſind gleich von Anfang an ſehr beißſüchtig gegen Menſchen, Hunde und au— dere Thiere, ſpringen beißend auf Alles los, was ſich bewegt und beißen in die ihnen vorgehaltenen Gegenſtände, ſelbſt in Eiſen, ſo heftig, daß die Zähne ausbrechen, das Zahnfleiſch und die Lippen verletzt werden; ſie benagen Thüren und Wände, ſchütteln das Lagerſtroh wüthend untereinander oder beißen ſich ſelbſt heftig in den eigenen Körper, Bei Andern dagegen iſt die Beißſucht milder, indem ſie nur kurz ſchnappend auf einen Gegenſtand losſpringen, gleichſam im Vorübergehen nach dem— ſelben beißen und meiſtens beißen die wüthenden Hunde den Menſchen, weniger hef— tig, als dieß gereizte, aber geſunde Hunde thun. Die Beißſucht wird am meiſten erregt durch andere Hunde, Katzen und Federvieh, weniger durch größere Thiere oder den Menſchen. Ein wichtiges Kennzeichen iſt ferner die Ver äuderung der Stimme und der Art des Bellens. Die Stimme wird nämlich ein wenig niederer im Ton, rauh und zuletzt heiſer; das Bellen iſt ganz eigenthümlich und iſt ein Mit- RR ſelbſt ihren eigenen K o th und gilt dieß für ein ſich al de EN Krankheit, ſowie auch die Erſcheinungen, daß die im Stalle oder an der Kette l 15 41 den Hunde das Stroh zuſammentragen, in daſſelbe beißen und es mit den Zähnen telding zwiſchen Bellen und Heulen, indem die wüthenden Hunde nicht jeden einzel- nen Laut oder Anſchlag abgeſondert von den andern hören laſſen, ſondern ſi 103 ſchlagen mit einem Laut an und ziehen die Stimme faſt heulend einen Moment fort und ein wenig in die Höhe. Manche heulen und bellen ohne Veranlaſſung häufig, andere kur dann, wenn ſie gereizt oder geſchlagen werden. Das äußere Anſehen eines an der raſenden Wuth leidenden Hundes iſt in der erſten Zeit nicht abweichend vom geſunden Zuſtand und ſolche Hunde, welche zu einem Geſchäfte abgerichtet ſind oder Kunſtſtücke gelernt haben, verrichten dieſe Geſchäfte oder Kunſtſtücke auf Verlangen noch wie ſonſt und nur wenn ſie ſich ſelbſt überlaſſen ſind, zeigen ſie obige Veränderungen in ihrem Benehmen. Nach 2 bis 3 Tagen aber werden die Augen matt, glanzlos, wie mit feinem Staub beſtreut und die Augenlieder werden von Zeit zu Zeit geſchloſſen, wie wenn dem Hunde das helle Licht zuwider wäre; das Sehvermögen ſcheint geſtört zu ſein, denn ſie glotzen oft längere Zeit nach einem Punkte und ſchnappen in die Luft, als ob fie Fliegen fan⸗ gen wollten. Die Haut über der Stirne und an den Augen zieht ſich in kleine Fal— ten, wodurch die Thiere ein mürriſches und verdrießliches Anſehen erhalten; die Pupille iſt weit, das Haar iſt ſtruppig und Alle magern in kurzer Zeit auffallend ab. Von Zeit zu Zeit legen fie ſich nieder und ſcheinen zu ſchla⸗ fen, nach einigen Sekunden richten fie ſich jedoch wieder auf und ſehen ſich be fremdet um. = ee ELDANINETRAN ö 92 N 10 N N 1 u! V i e nnn e. I" i * * Die Empfindlichkeit am ganzen Körper iſt auffallend vermindert und man kann die Thiere ſchlagen und ſelbſt ſtechen, ohne daß ſie einen Laut von ſich geben und wie ſchon oben angeführt, zerbeißen manche den eigenen Körper mit Heftigkeit. Ent⸗ ſtand die Krankheit durch den Biß eines anderen Hundes, jo zeigen fie an der gebiſſenen Stelle große Empfindlichkeit und ſuchen ſich daran zu reiben oder zu benagen. trockener als im gefunden Zuſtande, ſo daß die Oberfläche der Lippen und der Zunge ganz trocken, ſpröde und riſfig wird; nur wenn ſie nicht mehr ſchlucken können, fließt ihnen der Speichel in Fäden aus dem Maule. hbeſizer. 133 Das Maul iſt meiſt trocken, ohne Schaum und ohne Geifer, in der Regel Kohn 15 Den Schwanz tragen und bewegen die wüthenden Hunde im Anfange der Be Krankheit ganz wie gefunde Hunde und erſt wenn allgemeine Schwäche eintritt, laf- ſen ſie den Schwanz ſchlaff herabhängen. Es iſt daher ein Irrthum, wenn man glaubt, daß tolle Hunde den Schwanz zwiſchen die Hinterfüße klemmen. | Der Gang der wüthenden Hunde hat anfangs nichts Abweichendes von dem 5 Ai der gefunden Hunde, erſt im Verlaufe der Krankheit tritt eine Schwäche des Hinter theils ein, ſo daß die Hunde beim Gehen mit dem Hintertheile wanken und zuletzt gelähmt erſcheinen. Ein Irrthum iſt es aber, wenn behauptet wird, daß die wü⸗ thenden Hunde beſtändig nur gerade auslaufen, denn ſie gehen bald rechts, bald links, namentlich wenn ſich hiezu Veranlaſſung durch die Nähe von Thieren bietet, und nur wenn ſie verfolgt werden, gehen ſie gerade aus. Ein Irrthum iſt es ferner, wenn man glaubt, daß die wüthenden Hunde waſ— ſerſcheu ſeien, im Gegentheil ſaufen manche ſehr begierig Waſſer und man hat ſchon beobachtet, daß ſie freiwillig in Flüſſe gegangen oder durch dieſelben geſchwom⸗ men ſind und wie ſchon oben erwähnt, lecken auch manche ihren eigenen Urin. Auch das Begießen mit Waſſer ertragen ſie ruhig, ohne das Krämpfe und dergl. entſtehen. a Manche an der raſenden Wuth leidenden Hunde erbrechen ſich öfters ohne be— ſondere Veranlaſſung; das Ausgebrochene iſt eine ſchaumige, graubraune Flüſſig— keit, zuweilen mit ungenießbaren Dingen vermengt. Allmählig werden die Thiere immer ſchwächer, zuletzt im Hintertheile gelähmt 1 und ſterben gewöhnlich um den 6.—8. Tag, einzelne auch plötzlich um den Aten bis sten Tag. b) Die ſtille Wuth. Bei dieſer Form ſind die Hunde weniger aufge⸗ 1750 regt, ſondern mehr ſtill und ſogar traurig, aber auch bei ihnen bemerkt man zuerſt ein verändertes Benehmen, ähnlich wie bei den an der raſenden Wuth leidenden Hunden. Wuth das Maul bald mehr, bald weniger offen ſteht, indem Die auffallendſte und wichtigſte Erſcheinung beſteht darin, daß bei der ſtillen u eine Erſchlaffung oder theilweiſe Lähmung derjenigen Muskeln, welche den Unter kiefer gegen den obern ziehen und ſolche, welche die Zunge bewegen, eingetreten iſt. Dieſe Erſchlaffung ſtellt ſich meift plötzlich ein und iſt in verſchieden hohem Grade vorhanden, denn während einzelne der Patienten den Unterkiefer beſtändig ſchlaf!çß herunterhängen laſſen und weder beißen noch Nahrung aufnehmen können, üben Andere dieſe Verrichtungen noch aus und können, namentlich wenn ſie gereizt wer⸗ N den, das Maul ſchließen und ſelbſt noch in vorgehaltene Gegenſtände beißen. Wegen dieſer geringen Beweglichkeit und theilweiſer Lähmung des Unterkiefers 1 können ſolche Hunde die in das Maul genommene Subſtanzen nur wenig kauen und 1 0 verſchlucken und es fließt oder fällt ihnen daher nach kurzer Zeit wieder Alles aus dem Maule heraus; aus demſelben Grunde fließt auch der Speichel beſtändig aus dem Maule und bei ſtillwüthenden Hunden ſieht man alſo auch das Geifern. N | 00 8 aher q Die Neigung zum Beißen iſt bei dieſen Kranken meiſtens gering und d Allgemeinen wenig von ihnen zu fürchten, doch können fie, wenn fie gereizt werden, wirklich beißen. Auch der Trieb zum Fortlaufen iſt bei ihnen geringer. Die Stimme und die Art des Bellens iſt ganz wie bei den raſendtollen Hunden, nur bellen die | ſtillwüthenden weit ſeltener als die letztern und find oft ſelbſt durch Schlagen nicht zum Bellen zu bringen. b 5 HpHinſichklich des Bewußtſeins, des Appetits zu Futter und Getränk, der ſchnellen Abmagerung, der Beſchaffenheit der Augen, dem Nichtvorhandenſein der Waſſer⸗ ſcheu, der Art des Ganges und der hinzutretenden Lähmung verhält ſich Alles bei der ſtillen Wuth ebenſo wie bei der raſenden Wuth. N In beiden Formen führt die Wuthkrankheit ſtets zum Tode und zwar ſtets in— nerhalb 10 Tagen; die meiſten Hunde ſterben mit 5—6 Tagen, einzelne plötzlich ſchon nach 2—3 Tagen wie durch einen Schlagfluß; bei ſolchen Hunden, wo die Krankheit 5—8 Tage dauert, tritt mehr Mattigkeit und Abmagerung ein, die Thiere liegen viel, find ganz erſchöpft, zeigen aber auch in dieſem elenden Zuſtande noch Beißluſt und iſt ihnen deßhalb nie zu trauen. 5 Die Sektion der an der Wuth verendeten Thiere liefert leider keine Merkmale, welche mit einiger Sicherheit der Wuth allein zugeſchrieben werden können und es iiſt daher ſehr ſchwer, aus der Sektion allein das Vorhandenſein der Wuth zu er— weiſen. Die wichtigſten Abweichungen vom geſunden Zuftande zeigt noch der Ma— gen, welcher gewöhnlich eine ſchleimige, röthliche oder gelbe Flüſſigkeit und nicht ſelten auch fremdartige, ungenießbare Subſtanzen, z. B. Leder, Holz, Haare, Heu, Stroh enthält, ſelten aber wirkliche Nahrung. 5 geſchlecht und zwar auf zweierlei Weiſe, nämlich durch Selbſtentwicklung und durch Aruſteckung. Ueber die Urſachen, welche die Selbſtentwicklung herbeiführen, it noch nichts Sicheres bekannt, obwohl man die verſchiedenſten Einflüſſe ſchon be— ſchuldigt hat. Die Annahme, daß ſich die Wuth nur bei männlichen Hunden in Folge des aufgeregten und nicht befriedigten Geſchlechtstriebes, aber nie bei weibli— chen Hunden urſprünglich entwickle, hat ſich nicht als richtig bewieſen, denn auch bei weiblichen Hunden hat man die Selbſtentwicklung der Wuth beobachtet. Auch große Hitze im Sommer und ſtrenge Kälte im Winter wurde beſchuldigt, allein es fehlen hiefür beſtimmte Beweiſe, da die Krankheit ſchon zu allen Jahreszeiten und Witte— rungsverhältniſſen beobachtet wurde. Ferner wird beſchuldigt der Mangel an gutem Trinkwaſſer und gutem Getränk überhaupt, allein man ſieht ſehr häufig die Krank— heit bei Hunden entſtehen, welche beſtändig Waſſer genug hatten. Die Behauptung, daß die Hunde im Orient nicht wuthkrank werden, iſt ebenfalls nicht ganz richtig, denn auch in dieſen Ländern und namentlich in Conſtantinopel kommt die Krankheit por, nur iſt fie im Verhältniß zu der großen Anzahl herrenloſer Hunde ſelten. Es 5 ſcheint nun, daß die urſprüngliche Entwicklung der With in Folge einer eigenthüm⸗ | lichen Beſchaffenheit der Luft erfolgt und will man namentlich die Beobachtung ge— macht haben, daß die Wuth vorzugsweiſe dann auftrete, wenn längere Zeit kalte, ſcharfe Oſt⸗ oder Nordoſtwinde, ſeie es im Winter oder Sommer, geherrſcht haben; hieraus wäre auch der Umſtand erklärlich, daß die Krankheit in manchen Jahren faſt ſeuchenartig verbreitet iſt und daß fie oft längere Zeit wieder ganz verſchwindet. 8 Die Entſtehung durch Anſteckung iſt die gewöhnliche und der Anſteckungs⸗ ſtoff findet fich im Speichel und Schleime des Mauls, in den Speicheldrüſen und im Blute und wird derſelbe in der Regel durch Biß der wuthkranken Hunde auf andere Hunde, auf andere Thiere und den Menſchen übertragen. Die Haftung des An— N ſteckungsſtoffen ift jedoch von mancherlei Zufällen, z. B. von der Stärke der Blutung And dergl. und von der Empfänglichkeit des Gebiſſenen abhängig; oberflächliche, nicht ſtark blutende Wunden ſind in der Regel gefährlicher, als große Verletzungen 2 ——— ht Urſachen: Die Wuthkrankheit entſteht urſprünglich nur bei dem Hunde- KERN N 45 mit ſtarker Blutung, weil durch letztere der Speichel wieder weggeſpült wird, denn die Anſteckung erfolgt nur dann, wenn von dem Speichel des wuthkranken Thieres in die Wunde gelangt und daher iſt es erklärlich, daß in ſolchen Fällen, wo die Hunde erſt durch Kleidungsſtücke, Haare u. ſ. w. hindurch beißen müſſen, häufig keine Anſteckung erfolgt. Die Bißwunden ſelbſt heilen in der Regel ſchnell, Die Zeit, in welcher ein Hund nach der Anſteckung in die Wuth verfällt oder die Incubationsperiode, iſt in den einzelnen Fällen ſehr verſchieden, fie erſtreckt ſich gewöhnlich auf 3—6 Wochen, doch find auch Fälle bekannt, wo die Wuth ſchon in den erſten 8 Tagen und ſolche wo fie nach 8—12 Wochen, ja ſelbſt nach 5 und 7 Monaten ausbrach. Behandlung bei der ausgebrochenen Wuth war bisher ohne Er⸗ folg und iſt deßhalb, ſchon wegen der Gefahr für Menſchen geſetzlich verboten. Der Anſteckungsſtoff iſt im Speichel am ſtärkſten entwickelt, aber auch an das Blut gebunden, ob an andern Stoffen iſt noch nicht erwieſen. Die Hundswuth hat ſeit 18 Jahren durch Uebertragung des Wuthgiftes d. h. Beißen, ſolche Ausdehnun⸗ gen angenommen, daß es faſt unglaublich iſt, wie viele Staaten es vernachläſſigen, durchgreifende, den Menſchen ſchützende Geſetze zu erlaſſen und ſtreng durchzu⸗ führen. Sollen wir die herzzerreißende Scenen ſchildern, welche ſich beim Ausbruche der Wuth beim Menſchen ereignen? Sind dieſe nicht genügend um alles zu thun, der Krankheit vorzubeugen, da eine Heilung abſolut unheilbar iſt. Welch fühlend Menſchenherz bebt nicht zurück beim Anblicke eines von der Wuth befallenen Men- ſchen? Sobald ein Hund Jemand gebiſſen hat, iſt er als verdächtig zu bezeichnen und ſofort zu erſchießen und ſorgfältig und tief zu verſcharren. Man ſehe ſich gut vor, daß ja keine Weiterverbreitung des Wuthgiftes durch Berührung und be— ſonders kleine Ritze und Wunden an den Händen 2c. flattfindet. Je tiefer das Verſcharren geſchieht mit gehöriger Lage Chlorkalk, deſto beſſer. Der Ausbruch der Wuth iſt nicht wie das Volk allgemein noch glaubt an die heiße Jahreszeit gebunden, ſondern die Wuth tritt zu jeder Zeit auf, und beſon⸗ ders öfters, weil es Wochen, Monate, ja Jahre nimmt, bis dieſelbe nach erfolgtem Biſſe wirklich ausbricht. Wir rathen in ſolchen Fällen an: 1) Sobald ein Hund einen andern gebiſſen hat, denſelben ſofort zu tödten und en ns Hund ebenfalls, beſonders wenn die Wuth anerkannt ausgebro= en iſt. 2) Der Geſundheitspolizei ſofort Anzeige zu machen, damit ſolche durch gehö⸗ rige Verordnungen die Weiterverbreitung verhütet werden kann. Da die Weiterverbreitung die hauptſächliche Urſache iſt, fo find die Vor beu⸗ gungsmaßregeln von der größten Wichtigkeit. Manche behaupten, daß die naturwidrige Haltung (beharrliches Angekettetſein) ſo viel wie möglich vermieden werden ſollte. Die Anſteckung (oder Biß) bleibt immer die hauptſächlichſte Urſache und bedingt ſelbſt den Ausbruch der Krankheit (Wuth). Daher Tödtung der kranken, verdächtigen und gebiſſenen Hunde und das beſtändige Tragen von Maulkörben das wirkſamſte Tilgungs⸗ und Vorbauungs mittel bleibt. ' | Der Ausbruch der Waſſerſcheu beim Menſchen iſt übri⸗ gens auch beobachtet nach dem Biß gereizter wüthender aber nicht wuthkranker Hunde. In den weſtlichen Staaten verlieren die Schaf züchter durch die übermäßige Zahl von Hunde hundert Tauſende von Dollars, (ganz beſonders in Ohio.) Der Wuth vorzubeugen kann nur durch die ſtrengſte Ausführung der Geſetze geſchehen, (hohe Steuer), wodurch die Verminderung der Zahl von ſelbſt eintritt und nothwendig iſt. 5 Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 5 ,, , / ß TE BIS EAN SB Le . N Nr. l Ar Fee eee Win " 0 775 A1 hot: MR N Ein eee 975 9 Er 177 Fee een na N e . 8 N N 2 e e, 7 459 6 \ 136 Goldenes Hausbuch für Farmer, | Farmer, und Jedermann, welche durch große Entfernung von Städten oder | ſelbſt vom nächſten Nachbar wohnen, ſollten den oder die nöthige Hunde ſtets ent« ſprechende Nahrung, Waſſer und Bewegung geben. ö Iſt ein Menſch gebiſſen, ſo empfehlen wir ſofort einen Arzt zu rufen und bis zu ſeiner Ankunft folgende Punkte: N 1) Dem von einem wüthenden Thiere gebiſſenen, oder auch nur beleckten Men⸗ 5 ſchen werden vor Allem die mit Geifer beſudelten Kleidungsſtücke ausgezogen, die — verletzten Theile mit lauwarmem Waller, oder nöthigenfalls mit friſchgelaſſenem 1 Ne N e N Re Ba Mi: Fi Arin, abgewaſchen, und die Wunden fo lange unverbunden gelaſſen, bis die Blutung aus ihnen von ſelbſt aufhört. 2) Hierauf werden zur Zerſtörung des Wuthgiftes in den Wunden dieſe in möglichſter Eile ausgewaſchen und gereinigt, mittelſt einer friſch bereiteten, ſtark ge= ſättigten, warmen Lauge von Holzaſche (Seifenſieder-Aetzlauge), oder, in Ermangelung dieſer, mit einer geſättigten Auflöſung des Kochſalzes, des ge— brannten Alauns, des friſch gebrannten Kalks, oder mittelſt reinen, ſtarken Weineſſigs. ö 3) Ein ſehr wirkſames und paſſendes Mittel iſt, wo es angewendet werden kann, das Ausbrennen der Wunde mit einem glühenden Eiſen, oder mittelſt des Schießpulvers. 4) Eine ſolche Wunde iſt nachher durch Anwendung reizender Salben, Be— tupfen mit Höllenſtein, Beſtreuen mit Pulver der ſpaniſchen Fliege u. dgl., längere Zeit andauernd in ſtarker Eiterung zu erhalten, und deshalb ihre baldige Vernar— bung ſorgfältig zu verhüten. 8 5) Von einem ſolchen Ereigniſſe iſt jedes Mal den betreffenden Behörden uns geſäumt Anzeige zu machen. Der Verwundete hat ſich unterdeſſen ruhig zu verhalten, und die anderweitige Behandlung deſſelben der herbeigerufene Arzt anzu- ordnen und zu leiten. Staupe oder Hundeſeuche. Die Staupe oder die Sucht iſt eine Entwicklungskrankheit, zugleich aber auch eine der gefährlichſten Krankheiten der Hunde, welche ſie meiſt im Laufe des erſten Jahres, gewöhnlich zur Zeit des Zahnwechſels befällt; fie iſt ein catarrhaliſch nervöſes Leiden, das aber in verſchiedenen Graden und Abſtufungen vorkommt und zuweilen ſo gelinde auftritt, daß es faſt unbeachtet vorübergeht, indem wan außer einer geringeren Munterkeit, weniger Appetit, öfterem Nießen und ſchmierigen Aus gen nichts Krankhaftes bemerkt. Man unterſcheidet hauptſächlich drei Formen der Staupe, nämlich die catarrhaliſche, die gaſtriſche und die nervöſe Form. a) Bei der catarrhaliſchen Form ſtellt ſich zuerſt ein mehr oder weni⸗ ger häufiger, kurzer, krächzender Huſten ein, die Hunde nießen oft, ſind matt, traurig, liegen gern an einen dunklen Ort und freſſen ſchlecht. In höherem Grade ſtellt ſich Fieber ein, das ſich durch Zittern und ſchnelleres Athmen, heiße und trockene Naſe zu erkennen gibt, nach einigen Tagen findet ſich ſchleimiger Naſenausfluß, Thränen und Schleimfluß aus den Augen ein, die Augen und die Naſenlöcher wer« den durch dicke Kruſten verklebt, ſo daß der Hund mühſam und ſchnaufend athmet und mit den Pfoten oft über die Augen wegfährt und die Naſe auf dem Boden reibt, um ſich Luft zu verſchaffen. Dieſe Form iſt die gutartigſte und oft ſchon nach 8 Tagen vorüber, zuweilen aber zieht ſie ſich in die Länge, es tritt eine wirkliche Entzündung der Schleimhaut des Kehlkopfs und der Luftröhre hinzu oder auch die Erſcheinungen der gaſtriſchen und nervöſen Form und dann wird das Leiden gefähr⸗ licher. Den Eintritt der Entzündung erkennt man an dem erſchwerten Schlingen DANNY e L DT N enen A U 7 / % LET RT BE IR EBEN ELBE! eee een ne 7.5 1 . 8 7 x [ u u] 1 7 71 > * } 1 Ka Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 137 röchelnden Athmen, der dunklen Röthe der Maul- und Rachenhöhle und Schmerz beim Druck auf die Bruſt. Die Hunde liegen dann beſtändig und der Appetit iſt ganz verſchwunden. b) Die gaſtriſche Form beginnt mit Appetitloſigkeit, Würgen oder Er- f brechen eines gelblichen oder grünlichen, zähen, fadenziehenden Schleimes, gewöhn— lich ift auch Diarrhöe vorhanden und der entleerte Koth iſt hell, mit vielem Schleim vermengt, zuweilen auch blutig, außerdem treten nach einigen Tagen auch die Er— ſcheinungen der catarrhaliſchen Form hinzu. Im weiteren Verlauf aber magern die Thiere ab, es findet ſich große Schwäche und ſelbſt Krämpfe und Lähmun— gen ein. 5 e) Die nervöſe Form kommt in der Regel nicht für ſich allein vor, ſon⸗ dern tritt meiſt zu der catarrhaliſchen oder gaſtriſchen Form hinzu und gibt ſich durch Zuckungen, Lähmungen und epileptiſche Krämpfe zu erkennen. Die Zuckungen bes x ſtehen in dem unwillkürlichen Zuſammenziehen einzelner Muskeln und kommen an allen Theilen, an den Füßen, den Ohren, Lippen, Augenlidern u. |. w. vor und wer- den ſtärker bei Beängſtigung oder Aufregung des Hundes. Dieſe Zuckungen bleiben oft noch lange Zeit fortbeſtehen, wenn auch die Krankheit gehoben iſt. Bei den epi⸗ leptiſchen Krämpfen verliert der Hund die Empfindlichkeit und das Bewußtſein voll— e ſtändig, er fängt an zu kauen, ſchäumt ſtark, beugt Kopf und Hals rückwärts oder ſeitwärts, fällt nieder, zappelt mit den Beinen und gibt halb bellende halb klagende Töne von ih. Die Dauer eines ſolchen Anfalls iſt verſchieden von 1 bis 5 Minu- ten, worauf der Hund wieder aufſteht und ſich matt auf ſein Lager legt, einzelne Hunde aber laufen bewußtlos noch einige Zeit im Kreiſe umher; dieſe Anfälle wie- derholen ſich bald mehr bald weniger oft, bald alle + Stuuden, bald nur 1—2mal 10 täglich. Dieſe epileptiſchen Anfälle ſind ſchon oft mit der Wuthkrankheit verwechſelt worden, fie unterſcheiden ſich von letzterer aber dadurch, daß bei der raſenden Wuth niemals Schäumen und Geifern beſteht und auch nie ſolche Anfälle mit Bewußtloſig⸗ keit, Gefühlloſigkeit und mit dem ängſtlichen Schreien beobachtet werden. In Folge dieſer Krämpfe und Zuckungen entſtehen nicht ſelten Lähmungen einzelner Theile z. B. der Ohren, Lippen, eines Hinterfußes oder des ganzen Hintertheils, welche e mit der Zeit wieder verlieren, häufig aber für die ganze Lebensdauer eiben. Die catarrhaliſche Form verlauft gewöhnlich gutartig, durch neue Erkältungen kann ſie jedoch langwierig und gefährlich werden. Hinzutretende Diarrhböe iſt ſtets bedenklich, da meiſtens auch noch Krämpfe, Zuckungen und Lähmungen hinzukom— men, die nicht beſeitigt werden können. Wenn die epileptiſchen Anfälle raſch auf⸗ einander folgen, ſo erfolgt der Tod gewöhnlich, ebenſo wenn die Hautausdünſtung oder die ausgeathmete Luft einen üblen Geruch annimmt. Manchmal bildet ſich bei der Staupe auch noch ein Ausſchlag an der untern Seite des Bauchs und an der innern Fläche der Schenkel, ſeltener an andern Theis len; er beginnt mit kleinen runden Flecken, welche fich nach 24—26 Stunden zu kleinen Bläschen von trübem weißem Anſehen erheben und eine trübe Fiüſſigkeit enthalten; dieſe Bläschen platzen entweder auf und entleeren ſich oder ſie vertrocknen zu einem dünnen gelbbraunen Scharf, der nach einigen Tagen abfällt und einen röthlichen, glatten Fleck hinterläßt. Man nennt dieſen Ausſchlag auch die Pocken der Hunde, derſelbe ſcheint aber keinen beſondern Einfluß auf den Verlauf der gi Staupe zu haben. Die Urſachen der Staupe find nicht genau bekannt, nur ſoviel iſt ſicher, daß Hunde, welche mit kräftigem Futter gefüttert werden und viel in der freien Luft ſich bewegen konnlen, ſeltener von der Krankheit ergriffen werden und dieſelbe leichter überſtehen, als ſolche, welche ſtets im Zimmer gehalten werden und eine kraftloſe 0 Nahrung erhalten. Erkältungen, beſonders durch Waſchen und Baden der jungen g b N „ \ „ Goldenes Hausbuch für Farmer, Hunde und Aufenthalt derſelben im Regen und Schnee, geben häufig die Veranlaſ⸗ fung zum Ausbruch. Manche Hunde haben eine beſondere Anlage zu der Krankheit und ſo gibt es z. B. Hundefamilien, aus welchen faſt alle jungen Hunde heftig von der Krankheit ergriffen und zum großen Theile vernichtet werden, während die Jun— gen anderer Familien nur leicht von der Staupe ergriffen werden. Jagdhunde, Dachshunde, die Wachtelhunde, Neufundländer, Pintſcher und überhaupt die zarte— ren Hunde werden heftiger ergriffen, als Hofhunde, Hunde der Fuhrleute u. dgl. Das einmalige Ueberſtehen der Krankheit ſichert das Thier nicht vor einem zweiten Anfall innerhalb des erſten Lebensjahres. Beha ndlun g: Gegen die Staupe find eine Menge Mittel empfohlen worden, den, allein keines derſelben iſt ganz ſicher wirkend. Ein nothwendiges Erforderniß einer günſtigen Kur iſt es, daß man dem Hund während der Krankheit einen war— men, trockenen Aufenthaltsort gewährt und ihn vor roher Behandlung, heftigem Geräuſch u. dgl. ſchützt, da dieß erfahrungsgemäß weſentlich zur Verſchlimmerung der Krankheit beiträgt; außerdem muß leicht verdauliches Futter, namentlich täglich etwas Fleiſch oder Fleiſchbrühe gegeben werden. Die Behandlung der Staupe obiger drei verſchiedenen Formen iſt im Allge— meinen die nämliche. Im Anfange der Krankheit leiſtet ein Brechmittel vorzügliche Dienſte. Nimm fein pulv. weiße Nieswurzel, 3 Gran, (Powder of White Hellebore, 3 grains,) mit etwas Butter, Fett oder Zucker auf einmal zu geben. Größeren Hunden kann man 2—3 Gran mehr geben. Iſt nach dem Brechmittel die Naſe noch trocken und der Huſten rauh, ſo gebe man Folgendes: Salpeter, 1 Scrupel, Sal Petre, 1 scruple. Süßholzextrakt, 3 Scrupel. Black Liquorice, 1 seruple. Man löſe dieſes in einem Pint Waſſer auf und gebe dem Hunde alle Stunde einen Löffel voll. Iſt aber reichlicher Schleimausfluß vorhanden, ſo bewähren ſich folgende Mittel: Salmiak, Sal ammoniac, Süßholzſaft, von jedem 1 Scrupel. Black Liquorice, of each 1 scruple. Die Gebrauchsweiſe ift die nämliche wie beim erſten Mittel. Bei großer Schwäche gibt man Folgendes: Chinarinde, 3 Scrupel. | China Bark, 3 Scruples. koche ſolche mit einem Pint Waſſer, füge 10 Tropfen Hoffmann'ſche Tropfen oder Schwefel-Aether, (Sulphuric Ether, 10 drops, ) bei und gebe dem Hunde alle zwei Stunden 1 Eßlöffel voll. Sind Zuckungen vorhanden ſo nimm: Baldrianthee, 2 Pint. Tea oi Valerean Root, 4 Pint, Schwefel-Aether, 1 Scrupel. Sulphuric Ether, 1 scruple. Gut zu miſchen, aufzuſchütteln und Morgens, Mittags und Abends einen Löf— fel voll zu geben. Den Rückgrat reibe man mit Dr. Fußnecker's Liniment 2 Mal des Tages oder es iſt auch das flüchtige Liniment ſehr nützlich. Verhütungsmittel gibt es abſolut keines. Das beſte iſt junge Hunde im erſten Lebensjahre vor Erkältungen zu ſchützen, nicht zu baden oder waſchen, dabei ihnen viel Bewegung in freier Luft zu geben. War „el eee eee EN hm % \ 7 * Gärtner, Pferde- und Wiehbeſitzer. 129 f * Aeber Zubereitung und Anwendung der Arzneien und Anlegung einer Hausapotheke. 1 L Zubereitung der Arzueien. Die Apotheke iſt der Ort, wo die Arzneimittel aufbewahrt und zubereitet wer⸗ den. Viele Arzneien muß aber der Thierarzt oder Farmer ſich ſelbſt bereiten und nur die dazu erforderlichen Arzneimittel aus der Apotheke entnehmen. Es iſt des⸗ halb nöthig, hierzu die nöthige Anleitung zu geben, in fo weit ſolches nicht ſchon früher geſchehen iſt. Pulver. Die Pulver werden für gewöhnlich gleich als ſolche aus der Apotheke ent⸗ nommen. Latwerg e, 0 Sie ſind zum innerlichen Gebrauche beſtimmt, insbeſondere für Pferde und beſtehen aus gepulverten Arzneimitteln, die durch Zuſatz eines ſ. g. Bindemittels zu einem Breie, von weicher oder mehr feſter Conſiſtenz, bereitet werden. Als Binde- mittel benutzt man für gewöhnlich Mehl (Gerſten-, Roggen-, Leinmehl) und Waſſer, oder Altheewurzelpulver mit Waſſer, oder auch einen ſuͤßen Saft, wie Syrup, Ho⸗ nig, Molaſſes. Von erſteren rechnet man 1 Theil auf 6—8 Theile anderer Pflan- zenpulver und dazu die nöthige Menge Waſſer; von letzteren nimmt man ſo viel, als zur Herſtellung der Latwerge überhaupt erforderlich iſt, oder nur eine kleinere beliebige Menge und hilft dann durch Zuſatz von Waſſer nach. + Die Latwergen wird man meiſtens ſelbſt bereiten und nur die erforderlichen (pulveriſirten) Arzneimittel aus der Apotheke entnehmen. Ihre Bereitung iſt ſeyr einfach. Die pulveriſirten Arzneien werden in einen Topf, Napf ze. gethan, hier mit einander und mit dem als Bindemittel erforderlichen Mehle ꝛc. gut zuſammen— gemiſcht, und dann unter fortwährendem Umrühren allmälig jo viel (warmes) Waſſer hinzugeſetzt, bis die gewünſchte Feſtigkeit hergeſtellt iſt. Fällt eine Latwerge u dünn aus oder wird es ſpäter beim längeren Stehen, was namenllich gern der Fall wenn viele Salze ſich darunter befinden, dann ſetzt man noch etwas Mehl hinzu; wird fie zu bröckelig, muß man mit Waſſer nachhelfen. Sollen flüſſige Arz- neimittel zu einer Latwerge kommen, ſo werden dieſe während der Zubereitung oder Vor dem Bindemittel augeſetzt. 9 „% Gotbenes Haazbad It Gerne: Breiumſchläge. Es iſt eine zum äußerlichen Gebrauche beſtimmte Arzneiform von der Conſiſtenz eines Breies. Man unterſcheidet rohe und gekochte Breiumſchläge, die der Farmer, Pferde- oder Viehbeſitzer ſich ſelbſt bereiten müſſen. Die rohen Brei⸗ umſchläge werden durch bloßes Zuſammenrühren verſchiedener gepulverter und flüſ— ſiger Subſtanzen bereitet, z. B. aus Roggenmehl, Senf mit Honig, Terpenthin, aus Lehm mit Eſſig und Waſſer zc. Die gekochten Breiumſchläge werden aus zer⸗ kleirerten Pflanzmitteln, wie: Leinmehl, Grütze, verſchiedenen Kräutern und Blu— men, darch Kochen mit Waſſer oder Milch hergeſtellt. Je nachdem dieſe Mittel m. b. w. quellen, find auf 1 Theil derſelben 2—3 Theile Waſſer und etwa 4 Stunde Zeit zur Kochung erforderlich. | Aufgüſſe. (Einſchütte.) Der Aufguß, gewöhnlich Thee genannt, iſt eine flüſſige Arzneiform, die durch Uebergießen eines Pflanzenmittels mit ſiedendem Waſſer bereitet wird. In In der Mehrzahl der Fälle muß man die Bereitung ſelbſt beſorgen, nur bei kleinen Quantitäten und wenn noch beſondere Zuſätze erforderlich ſind, überläßt man ſie beſſer dem Apotheker. Die Bereitung iſt folgende: Die zum Aufguß be— ſtimmten Arzneien werden, wenn es Blüthen oder Blätter ſind, unzerkleinert, ſonſt. gröblich zerkleinert in einen Topf gethan, hier mit ſiedendem Waſſer keit übergoſſen, dann der Topf gut zugedeckt und nun noch durch einige Zeit (10 bis 15 Minuten) an einen warmen Ort oder in der Nähe des Feuers hingeſtellt, damit die wirkſamen Stoffe gründlich ausgezogen werden, und hierauf die Flüſſigkeit durch Leinwand oder ein Haarſieb abgeſeihet. Man kann gleich warm durchſeihen, die Flüſſigkeit wird dann zwar etwas trübe, doch ſchadet das nicht. Einen ganz klaren Aufguß erhält man, wenn man kalt durchſeihet und ziehet das namentlich für Au⸗ genwaſſer vor. Was das Verhältniß der Aufgußflüſſigkeit zum Arzneimittel anbe— langt, jo richtet ſich dieſes nach der Stärke, die der Aufguß haben ſoll. Für ges wöhnlich rechnet man auf 1 Gewichtstheil des Arzneimittels 12 Gewichtstheile der durchgeſeiheten Flüſſigkeit, alſo zu einem Aufguſſe von 1 Pfund von der Arzneiſub— ſtanz 2 Loth, oder zu 1 Quart Aufguß 6 Loth des Arzneimittels. Zu einem flärke⸗ ren Aufguß nimmt man auf 8 Gewichtstheile deſſelben 1 Theil des Arzneimittels und zu einem ſchwächeren auf 16 Theile Aufguß 1 Theil der letzteren. Da immer ein Theil der aufgegoſſenen Flüffigkeit bei der Zubereitung verloren gehet, jo muß, man etwas mehr aufgießen, als man Aufguß haben will. A beko ch un ge n. Die Abkochung iſt eine flüſſige Arzueiform, die durch längeres Kochen eines Arzneimittels mit einer Flüſſigkeit (gewöhnlich Waſſer, bisweilen auch Bier, oder Eſſig und Waſſer) bereitet wird. Auch die Bereitung der Abkochungen hat man wie die der Aufgüſſe ſelbſt zu bewirken; nur bei kleinen Quantitäten und mit beſon⸗ deren Zuſätzen überläßt man ſie dem Apotheker. Die Bereitung iſt folgende: Die Arzneimittel, zuvor gröblich zerkleinert, werden in einen Topf gethan, mit der ge⸗ nugſamen Menge Flüſſigkeit, die noch nicht erwärmt fein darf, übergoſſen, und dann über Feuer zum Kochen gebracht. Nachdem dieſes lange genug fortgeſetzt, wird die Flüſſigkeit, wie beim Aufguß, abgeſeihet und dabei zugleich die Arzueimit⸗ tel recht ausgepreßt. Was das Verhältniß der Arzneimittel zu der durchgeſeiheten . > Me 9 enn enen * n eee 46555 N N Ai 185 00 r men 4 Ra Drang 4 e a u) ER, 780 e Hl Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 141 5 Flüſſigkeit anbelangt, ſo iſt dieſes wie beim Aufguß zu nehmen, nämlich auf 1 Theil der erſteren, je nach der beabſichtigten Stärke 8—16 Theile der letzteren; aber die Menge der zur Kochung zu verwendenden Flüſſigkeit iſt größer, und im Allge— meinen anzunehmen, daß die Hälfte Flüſſigkeit ſich einkocht, daher das Doppelte aufzugießen iſt. Die Zeit der Kochung, die zum gründlichen Ausziehen der wirkſa— men Beſtandtheile erforderlich iſt, iſt für ſchleimige Mittel, für Blätter, Blumen, etwa ein Viertel Stunde, für Wurzeln und Rinden dagegen auf eine hälbe Stunde zu ſetzen. f Auflöſungen. Es iſt eine flüſſige Arzneiform durch Auflöſung einer feſten Arzneiſubſtanz (Salze ꝛc.) in einer Flüſſigkeit bereitet. Die Bereitung iſt folgende: Die feſte Arz— neimittel wird gröblich verkleinert und dann mit der Flüſſigkeit ſo lange in einer Flaſche zuſammengeſchüttelt, bis die Auflöſung vollſtändig bewirkt iſt. Kann man den feſten Stoff mit einer geringen Menge Flüſſigkeit vorher in einer Reibſchale oder irdenem Gefäße abreiben, ſo gehet die Auflöſung ſchneller vor ſich; eben ſo wenn man die Flüſigkeit zuvor erwärmt. f Linimente, Salben, Pflaſter. In Regel iſt die Bereitung dieſer Arzneien dem Apotheker zu überlaſſen, indem ſie vielfach eine gewiſſe Kunſtfertigkeit und beſondere Geräthe vorausſetzt. Nur Li— nimente und Salben, wenn dieſe dadurch hergeſtellt werden, daß die Arzneimittel ganz einfach unter einander zuſammengerieben werden, kann man dieſe ſelbſt berei— ten, was dann in einem zweckdienlichen Gefäße (Reibſchale oder ſtarkem Gefäße) geſchieht. II. Anwendung der Arzneien. Hier iſt nur die innerliche Anwendung der Arzneien zu beſprechen, indem die äußerliche Anwendung bereits an den geeigneten Orten angegeben iſt. Pulver. Die innerliche Anwendung der Pulver iſt ſehr beſchränkt und nur bei gewiſſen Krankheitszuſtänden und gewiſſen Arzneimitteln zuläſſig. In erſterer Beziehung gilt, daß die Krankheiten nur unbedeutend fein dürfen, keine ftreng mediziniſche Be⸗ handlung erfordern und noch eine gehörige Freßluſt beſtehet; wie z. B, bei gering- fügigen Verdauungsleiden (Freßpulver), katarrhaliſchen Krankheiten (Druſenpul⸗ ver) ꝛc.; dann benutzt man fie auch zur Vorbauung und Nachkur. In Betreff der Arzneimittel gilt, daß es keine heftig wirkenden Mittel ſein dürfen und von den Thieren gern gefreſſen werden müſſen, wie namentlich Salze, Schwefel, Schwefel⸗ ſpießglanz und verſchiedene bittere und aromatiſche Pflanzenmittel, als Kalmus, Wachholderbeeren ꝛc. ö Die Anwendung iſt ſehr einfach. Bei Pferden werden die Pulver in der angemeſſenen Gabe auf das Futter geſtreuet und um das Wegſchnauben zu verhü— ten, etwas angefeuchtet. Bei Wiederkäuern, wenn nur langes und viel Fut⸗ ter auf ein Mal verabreicht, verfährt man am beſten fo, daß man die Pulver mit. FJ RE TORTEN RE OR | 5 e C ee ee e We i e nne 142 Goldenes Hausbuch für Farmer, einem beliebten Nahrungsmittel (Haferſchrot, Gerſtenmalz ꝛc.) miſcht, und ſo zu Selbſtgenuß (als ſ.g. Lecke) hinſtellt. Wird ein Brüh⸗ und e (ie Siede), oder ein nährendes Geſöff (ſ. g. Tränke) verabreicht, dann kann man dieſen die Pulper beimiſchen. Bisweilen verſchmähen anfangs die Thiere ein derartiges Futter, freſſen es aber nachher recht gern, wenn fie erſt daran gewöhnt find. Um ſie zuerſt zum Freſſen zu reizen, kann man über daſſelbe etwas Salz ſtreuen, wenn ſolches nicht ſchon in dem Pulver ſelbſt ſich befindet. Auch dem Geſöff ſetzt man Salz zu. — Bei Schweinen werden öfters Pulver angewendet, indem man ſie mit etwas Milch zum Selbſtgenuß hinſtellt oder auf das Futter ſtreuet. Auch Brech⸗ mittel werden in erſterer Art gegeben. Latwerge. Die Latwerge iſt für Pferde die beliebteſte Arzneiform, weil ſie ſich bequem, ſicher und ohne Gefahr eingeben läßt; demnächſt empfiehlt ſie ſich aus gleichem Grunde ſehr dringend für Schweine. Bei Wiederkäuern iſt ſie nicht im Gebrauch, indem hier die Eingüſſe den Vorzug behaupten. Das Eingeben beim Pferde geſchieht folgender Art: Es wird die Zunge auf der einen Seite aus dem Maule herausgeholt, und dann mit einem Holzſpatel (glatten, vorn breiten Holzſpane) auf dieſe, Jo tief als man in die Maulhöhle gelan- gen kann, die Latwerge aufgeſtrichen. Man läßt nun die Zunge fahren und hält den Kopf vorn noch etwas in die Höhe, bis die gegebene Portion verſchluckt iſt, was insbeſondere bei mehr trockenen Latwergen zu empfehlen, die leicht wieder ausge— kauet werden. Mehr weiche und flüſſige Latwergen laſſen ſich zwar weniger gut in das Maul bringen, geben ſich aber ſonſt ſicherer ein. Beim Schweine verfährt man ganz einfach ſo, daß man das Maul zu öffnen ſucht und die Latwerge daun mit einem Spatel auf die Zunge ſtreicht, ohne dieſe weiter hervorzuziehen. Gemeinhin öffnet das Thier das Maul von ſelbſt, wenn man den Spatel ſeitlich zwiſchen die Lippen hineinſchiebt. Für Schweine müſſen die Latwergen immer recht weich ſein, etwa die Conſiſtenz des Honigs haben. yo s % Ein gu ßĩ. Die Anwendung flüſſiger Arzneien beim Pferde geſchieht ſelten; theils weil ſie ſich beſchwerlich eingeben laſſen, die Thiere öfters nicht recht ſchlucken mögen, viel verloren geht, theils weil ſehr leicht ein |, g. Verſchlucken ſich ereignen, d. h. ein Theil der Arzneien in Kehlkopf, Luftröhre und Lungen dringen kann und dadurch heftige und gefährliche Zufälle (Huſten, Lungenentzündung, Erſtickungszufälle) und in Folge hiervon ſelbſt der Tod ſich einſtellen können. Man befchränkt die flüſſigen Arzneien nur auf die Fälle, wo ſie nicht füglich zu entbehren ſind, wie namentlich bei heftigen Koliken, Magen⸗ und Darmentzündung und Harn⸗ verhaltung, während man in allen übrigen Fällen ſich der Latwergen bedient. Ueberall hat man möglichſt nur ſolche Eingüſſe anzuwenden, bei denen die feſten Arzneiſtoffe vollſtändig aufgelöft ſind, während diejenigen, die unlösliche Pulvergemiſche enthalten (.. g. Schütteltränke) gar nicht oder mit großer Vorſicht und vornämlich nur bei denjenigen Thieren angewendet werden dürfen, die die Arzneien willig ſchlucken. ld 0 Das Eingeben geſchiehet folgendermaßen: Das Pferd wird mit einer Trenſe ge⸗ zäumt und die Zügel über einen höheren feſten Gegenſtand, z. B. eine Raufe, Bal- 8 . en o RESP IE 200 EDER, RN“ 118 ö ec 7 N] "OR 4 4 71 1 IT Gärtner, Vferde- und Viehbeſitzer. | 143 ken ꝛc. gezogen, um fo den Kopf aufzurichten; oder eine Schlinge von einem Strick in das Maul und über die Naſe gelegt, in dieſe eine Miſtgabel ꝛc. eingeſteckt und auf dieſe Weiſe den Kopf in die Höhe gerichtet, was jedoch weniger, als voriges Verfahren, zu empfehlen. Die Medizin, die in einer langhalſigen — gläſernen oder blechernen — Flaſche ſich beſindet, wird nun behutſam eingegoſſen, indem man den Hals der Flaſche zwiſchen Schneide- und Backenzähne in das Maul des Thieres bringt, und nur immer ſo viel aus derſelben entleert, als daſſelbe bequem hinab— ſchlucken kann. Schluckt das Thier nicht, ſo entfernt man wieder die Flaſche aus dem Maule, bis dies geſchehen iſt, und ſucht das Hinabſchlucken durch Streichen am untern Rande des Halſes und der Kehlkopfsgegend zu fördern, eben jo durch wechſel— ſeitiges Hervorziehen und Zurücklaſſen der Zunge. Sobald ſich die Thiere arg ſträu— ben und Huſten während des Eingebens eintritt, muß man ſogleich daſſelbe einſtellen und den Kopf herablaſſen, um das Verſchlucken zu verhüten. N Dr. Fußnecker's ausgezeichnetes bewährtes Verfahren beſteht darin, eine Schlaufe von Seil mittlerer Dicke, am oberen Vorderkiefer anzubringen und dann. den Kopf des Pferdes über eine Raufe oder Balken zu ziehen, wodurch das Einſchüt— ten ſehr leicht geht und nichl viel verloren geht; das übrige Verfahren iſt wie oben angegeben. Bei Wiederkäuern iſt die Anwendung flüſſiger Arzneien ſehr gewöhnlich, und nur unter beſonderen Umſtänden wird von anderen Arzneiformen Gebrauch ge— macht. Das Eingeben jener geht nämlich Fehr leicht und die Wirkung iſt im Allge- meinen ſicherer und ſchneller; dann hat man nicht folche übelen Zufälle, durch das ſ. g. Verſchlucken, wie beim Pferde, zu fürchten und kann deshalb auch unauflösliche Pulvergemiſche in Waſſer geben. Das Eingeben geſchieht beim Rinde folgender Art: Es werden von einem Gehülfen die Hörner gefaßt und im Genicke herabgedrückt, wodurch der Kopf feſtge— halten und zugleich das Maul aufwärts gerichtet wird. Das Maul wird nun geöff— net und dann das Eingeben mit einer Flaſche oder mit einem Topfe beſorgt. Die Thiere ſchlucken faſt ununterbrochen, daher man allmälig immer eingießen kann. — Beim Schafe verfährt man folgender Art: Man ſtellt ſich über das Schaf, den Kopf vor, den Hals zwiſchen die Beine nehmend, öffnet dann mit der einen Hand das Maul, während man mit der anderen das Eingießen der Arznei durch eine kleine Flaſche, Taſſenkopf oder Eßlöffel beſorgt. | Das Eingeben flüffiger Arzueien beim Schweine iſt mit gleicher Schwie= rigkeit und Gefahr verbunden, wie beim Pferde, daher nicht zu empfehlen und nur für die Fälle zu nutzen, wo es unumgänglich iſt. Im Uebrigen gilt Alles, was dort geſagt iſt, namentlich hat man auch hier die ſ. g. Schütteltränke zu vermeiden. g Das Eingeben geſchieht folgender Art: Das Schwein wird an den Ohren gefaßt, der Kopf aufgerichtet, ein entſprechend langer und dicker Knittel quer durchs Maul gebracht, hiermit daſſelbe geöffnet erhalten und nun die Arznei mittelſt eines Löffels oder einer Flaſche vorſichtig eingeflößt. Bei Schweinen, welche liegen und ſich ſonſt ruhig verhalten oder durch Kratzen und Krauen am Halſe und Rücken hierzu zu bringen ſind, kann man auch folgender Art verfahren: Ein Gehülfe krauet fortwährend mit der einen Hand das Thier, um es zu beruhigen und im Liegen zu erhalten, während er mit der anderen den unteren Maulwinkel verſchließt und zugleich den Kopf etwas in die Höhe richtet. Der die Arznei Eingebende öffnet nun mit ein paar Fingern der einen Hand den oberen Maulwpinkel, zieht dieſen von den Kinnladen etwas ab, und flößt nun jo mit einem Eßlöffel die Arznei be⸗ hutſam ein. 144 Goldenes Hausbuch für Farmer, 1 2 1 III. Anlegen einer Hausapotheke. Jeder Thierarzt, der die Arzneien ſelbſt bereiten und abgeben will, muß ſich eine Hausapotheke anlegen. Daſſelbe iſt jedem Farmer ꝛc. zu rathen, der in einiger Entfernung von einer Apotheke wohnt und einen großen Viehſtand hat. Es iſt we⸗ nigſteus zu empfehlen, diejenigen Arzneimittel im Haufe zu haben, die für drin⸗ gende Fälle erforderlich ſind. Dieſen können dann, wenn es ſo beliebt, noch diejenigen Mittel hinzugefügt werden, die überhaupt eine vielfache und häufige An⸗ wendung finden. Für alle Fälle bleibt es aber gerathen, ſich auf möglichſt wenige und ſolche Mittel zu beſchränken, die eine häufige und mehrſeitige Benutzung finden. Ganz abgeſehen davon, daß mit der Zahl der Mitlel die Einrichtungs- und Anſchaffungs-⸗ koſten ſich ſteigern, die Gefahr des Verderbens größer wird ꝛc., ſo ſteht auch feſt: daß man mit wenigen Mitteln viel erreichen kann, ſobald man nur deren Wirkungsweiſe an ſich überhaupt und insbeſondere nach Verſchiedenheit der Verbindungen und Größengaben recht gründlich kennen zu lernen ſucht. s Mit Rückſicht auf dieſes Alles bleibt hier noch zu, bemerken, daß die im Nachfol⸗ genden bezeichneten Mittel ſolche ſind, die überhaupt eine viel verbreitete und häufige Anwendung finden, dann für die gewöhnlichen Vorkommenheiten ausreichen werden: und endlich für dringende Fälle genügen. Salpeter, (Sal petre), innerlich und äußerlich als das kräftigſte entzün⸗ dungswidrige Mittel. Glauberſalz (Epsom Salt) wird als Laxir- und Digeſtivmittel bei einer großen Zahl von Krankheiten zur Eröffnung des Hinterleibes und Regelung der Verdauungsthätigkeit angewendet, bald als Haupt-, bald als Nebenmittel. Es iſt ſtets in größeren Mengen vorräthig zu halten. Das Glauberſalz iſt von milder Wirkung und wird für gewöhnlich als das eigentliche laxirende Salz beuutzt. Das Kochſalz iſt das eigentliche Verdauungsſalz. Terpentinöl (Oil of Terpentine) ift wegen feiner vielſeitigen Anwendung ganz unentbehrlich, Es wird innerlich verwendet als erregend-belebendes, vornäm⸗ lich aber als urintreibendes Mittel bei Schwächekrankheiten, Entzündungsausgängen, rheumatiſchen, katharrhaliſchen Krankheiten; dann als Winde (Rülpſe, Blähungen) förderndes und Wurmmittel. Aeußerlich dient es als Digeſtiv- und erregendreizen⸗ des Mittel zu ſehr verſchiedenen Zwecken findet dann Anwendung bei Hautausſchlä⸗ gen und außerdem noch zum Tränken der Haarſeile und Fontanelle und zu beleben— den Einreibungen. N Das Terpentinöl macht andere Oele entbehrlich, jo das Steinöl, Lor⸗ beer-, Wachholderöl, das Thieröl, die entweder gar keinen oder nur für einzelne beſtimmte Fälle einen gewiſſen Vorzug haben. Ja es kann bisweilen auch den Kampher (Camphor) erſetzen. Kupfervitriol (blauer Vitriol, Blauſtein) (Blue or Roman Vitriol) kann nahezu wie voriges Mittel als unentbehrlich bezeichnet werden, obſchon er für gewöhnlich nur äußerlich angewendet wird. Er dient als Aetz- und wundreinigendes, dann als austrocknendes Mittel und wird auch als Augenmiktel und gegen Hautaus⸗ ſchläge verwendet. Bleizucker kann ganz entbehrt werden. Er iſt äußerlich vielfach zu erſetzen durch Eſſig und Waſſer, oder Salze, (Salpeter, Salmiak). Oft wird die beliebte Arni⸗ katinktur (Tineture of Arnica) an feine Stelle treten, die aber ebenſo ent⸗ behrlich iſt. e ANA age ra A 1 EN ES EE e NN 4; 1 BR Kr ne 1 kr \ 7 1 Nen ae { RG 10 f 1 55 r Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 145 1 2 Ab \ 155 1 12 0 0 Kamillenblumen (Chamomile Flowers) dürfen in keiner Hausapo- theke fehlen, wenigſtens nicht in der eines Farmers. Ihre vielſeitige Benutzung iſt bekannt. N i | Kalmuswurzel (Sweet Flag) ift ein magenſtärkendes und zugleich Auswurf förderndes Mittel. Er vertritt viele andere Mittel, aber umgekehrt können auch andere an ſeine Stelle treten. N Dem Kalmus verwandte Mittel find: die Alant-, Angelika-, Eber-, Lieb⸗ ſtöckel⸗, Nelken⸗, Meiſterwurzel ꝛc. Den erſteren wird eine größere Wirkung als Bruſtmittel beigelegt. 5 Für den Farmer iſt der Kalmus entbehrlich und vielfach durch Küchen ge— würze (Ingber, Kümmel) zu erſetzen. Nur da, wo oft Krankheiten einkehren, insbeſondere die ſ. g. Verhütungskrankheiten (aus feuchter, naßkalter Witterung und kei niedrigen, feuchten Weiden) kann auch der Kalmus Beachtung finden. Enzian wurzel (Gentian Root) iſt ein rein bitteres, d. h. Verdau⸗ ungſtärkendes und wurmwidriges Mittel, und ſtehet als ſolches vor dem Kalmus. Verwandte Mittel ſind: das Kraut und Saamen von Rainfarrn, Wermuth, Fieberklee ꝛe. Im Uebrigen gilt das vom Kalmus Geſagte. Wachholderbeeren (Juniper berries) ſind wegen ihrer urintreibenden Wirkung als Heil-, wie als Vorbauungsmittel für den Thierarzt, aber auch für den Farmer bei einem größeren Viehſtande und häufiger Einkehr von den ſ. g. Verhü— tungskrankheiten ganz unentbehrlich. Ein Erfatzmittel giebt es nicht. Nur unter Umſtänden können als Erſatzmittel verwendet werden: Fich— tenſproſſen, dann Theer, z. B. bei Salzlecken der Schafe, und Theerwaſſer enchel⸗ oder Anispulver (Fennel or Anise Powder) werden als Bruſtmittel ſehr oft benutzt. ü b Die Eichen- oder Weidenrinde. Verwandte Mittel find: Eicheln, grüne Wallnußſchaalen, Roßkaſtanien, Nel— kenwurzel ꝛc. . N ‘ Myrrhentinktur oder Arnicatinktur (Tincture of Myırh or Tincture of Arnica) bei Wunden und Geſchwüren. 0 a Aderlaffen. Mit dieſem wird ein großer Mißbrauch getrieben und in hunderten Fällen iſt der von Pfuſchern und Quackſalbern vorgenommenen Aderlaß faſt immer 90 Mal außer Ordnung und hat bei vielen Krankheiten ſtatt Linderung der Krankheit den Tod des Thieres zur Folge. ö ö Iſt die Krankheit richtig erkannt und der Aderlaß geboten, ſo wählt man die Halsblutader und bedient ſich dazu der ſogenannten Flieſe. Man ſchwellt 4 bis einen ganzen Fuß vom Kopf die Halsblutader oder Lungenblutader, und während ein Gehülfe das Pferd gut hält, legt man die Flieſe an die Ader an, ſchlägt dieſelbe mittelſt eines Holzes durch einen kurzen derben Schlages an, worauf augenblicklich ein dicker Blutſtrahl hervorſtrömt und dieſes unausgeſetzt ſo lange Zeit, als die Schnur in ihrer Lage bleibt; natürlich nicht zu ſtramm. Nach der Größe des Pfer— des laßt durchſchnittlich 2 Quart bis 1 Gallone ꝛc. Die Ader ſchließt man mit einer Stecknadel und macht eine gute Verbindung mit etwas Schweine- oder Mähnehaar. An allen andern Theilen des Körpers Ader zu laſſen iſt für den Farmer nicht anzu— rathen und ſelbſt das Aderlaſſen am Halſe geſchieht am Beſten durch den Thierarzt. 10 Nee ere. Or 1 5 1 u FN eee nr N N. uf Y 5 „ N. a 15 W n 5 1 5 1 e f | 4 N 7 * 146 Goldenes Hausbuch für Farmer, | Vom Ziehen der Haarſeile. Dieſelben werden gewöhnlich an der Schulter und hintern Oberkörper gezogen. Das Pferd wird durch eine Bremſe feſtgehalten, und wo das Haarſeil angebracht werden ſoll, macht man einen ſenkrechten Schnitt, fährt dann mit der Haarſeilnadel im Oehr mit einem ſchmalen Streifen Leinwand oder vielfach zuſammengelegtem Baumwollengarn (Cotton Tarn), gut verſehen und fährt unten ca. 8 Zoll heraus, wo dann die Leinwand oder Cotton mit einander verbunden wird. Man befeuchtet das Haarſeil gut mit Terpentinöl und zieht es einige Mal auf und ab. Tritt Eiterung ein, fo fängt man nach 2—4 Tagen an die Wunde abzuwaſchen, andernfalls wird mit Terpentinöl 2 Mal des Tages fortgefahren, und nach Verfluß von 2—4 Wochen tritt Heilung ein. Pferde mit Haarſeilen übergibt man am Bes ſten der Weide (Pasture), da durch die Bewegung und gehörige Aufmerkſamkeit bälder Heilung der Krankheit, gewöhnlich Fußleiden, erzielt wird. gt, Erkenntniß des Alters an den Zähnen. Das Alter eines Pferdes ift nicht nur von großem Einfluß auf die Brauchbar⸗ keit und Dienſtdauer, ſondern auch namentlich auf den Werth deſſelben; es iſt daher von Wichtigkeit das Alter richtig zu erkennen und hiezu eignen ſich die Zähne und zwar vorzugsweiſe die Schneidezähne, deren Ausbruch, Wechſel und Formverände— rung zu ziemlich beſtimmten Friſten erfolgt, und daher ein Mittel an die Hand gibt, das Alter wenigſtens bis zum neunten Jahre mit Sicherheit zu erkennen; aus die— ſem Grunde bildet die Zahnlehre auch einen wichtigen Theil der Pferdekenntniß. Es gibt zwar auch noch andere Kennzeichen, aus welchen ſich eine gewiſſe Altersperiode — erkennen läßt, z. B. im höheren Alter das Hervortreten von weißen Haaren an den Augenbogen und der Stirne, das Einfallen der Augengruben, ſtark ausgehöhlter Kehlgang, ſteifer Gang u. ſ. w., allein dieſe Veränderungen find fo mancherlei Um- ſtänden unterworfen, daß es unmöglich iſt, das Alter hieraus genau zu beſtimmen, und verdienen dieſelben daher auch keine nähere Erörterung. Das männliche Pferd hat 40 Zähne, nämlich 24 Backzähne, 12 Schneidezähne und 4 Hackenzähne; dieſe letzteren fehlen in der Regel der Stute und hat dieſe daher nur 36 Zähne. Die Schneidezähne ſtehen in halbkreisförmigen Bogen zu je 6 in einer Reihe im Ober- und Unterkiefer, ſie find eng anſchließend, bilden eine Reihen⸗ fläche und paſſen genau aufeinander; ſie dienen zum Ergreifen und Abbeißen der Nahrungsmittel. Die Hacken z äh pe ſtehen vereinzelt in den Laden, alſo in dem Raume zwiſchen den Schneide- und Backzähnen, jedoch näher gegen die Schneide— zähne; ſie paſſen aber nicht aufeinander und berühren ſich auch nicht, weil die Hackenzähue des Unterkiefers weiter vorne ſtehen, als die des Oberkiefers. Sie die— nen als Waffen, haben eine kegelförmige Geſtalt und find bogenförmig nach außen gekrümmt; ihre äußere Fläche ift gewölbt und hat zwei ſcharfe Ränder. Die Bade t , VE ER ARE DE e AAN Er A RN ER A, 1 1 Y E 950 RI . . RAT # ii, , und Brehbeiiser,. zähne ſtehen zu ſechs in jeder Seite der Kiefer dicht aneinander, bilden eine Rei⸗ hr hefläche und paſſen genau aufeinander; fie find viereckig, nur der vorderſte und hin⸗ terſte in jeder Reihe hat eine dreieckige Geſtalt; fie ſtecken mit 3—4 Wurzeln in den Zahnhöhlen, und dienen zum Zermalmen und Kauen des Futters, weßhalb ihre Reibefläche rauh und uneben iſt. Die Schneidezähne werden außerdem noch eingetheilt in die Zangen, die beiden innerſten Zähne in jeder Reihe; die Mittelzähne, welche rechts und links neben den vorigen ſtehen und die Eckzähne, die äußerſten in jeder Reihe. Man unterſcheidet ferner: Fohlen- oder Milchzähne, welche zur Zeit der Geburt oder bald darnach zum Ausbruch kommen und ausfallen, um den E r— ſatzzähnen oder Pferdszähnen Platz zu machen und bleibende Zähne, welche nie gewechſelt werden; zu dieſen gehören die 3 letzten Backzähne in jeder Reihe und die 4 Hackenzähne. Zahnwechſel. Mit 22 Jahren werden nämlich die Zangen ſowie der erſte Backzahn in jeder Reihe gewechſelt, d. h. die Fohleuzähne fallen aus und an ihre Stelle tritt der grö— ßere Erſatz- und Pferdszahn. Nach einem halben Jahre, alſo mit drei Jahren ſind dann die Zangen ſo weit hervorgewachſen, daß ſie mit denen des gegenüberſtehenden Kiefers in Reibung treten und zu derſelben Zeit wird auch der zweite Backzahn in jeder Reihe gewechſelt. N Mit 34 Jahren wechſeln die Mittelzähne und der dritte Backzahn jeder Reihe; aber erſt mit vollendetem vierten Jahre treten die Mittelzähne in gegenſeitige Reibung. Mit 44 Jahren werden dann vollends die Eckzähne gewechſelt, welche mit fünf Jahren, in gegenſeitige Reibung treten. Es ſind nun ſämmtliche Schneide— zähne gewechſelt und in Reibung und man ſagt dann von einem ſolchen Pferde: „Es hat abgezahnt.“ Mit zurückgelegten fünften Jahre iſt der Ausbruch und Wechſel der Zähne vol— lendet und in der Regel auch der Wachsthum des Körpers. Beim Zahnwechſel, beſonders von edler Race, iſt die größte Vorſicht nöthig, da durch zu viel oder reizendes Futter leicht Hirnentzündung, Koller (Blind Stag- ger) entſtehen. Es iſt ſehr zweckmäßig während dieſer Zeit das Hafer-Futter mit Kleie (Shorts) zu vermiſchen. Auf der Oberfläche der Schneidezähne ſind in der Mitte ſchwarze Vertiefungen welche Kunden, Marken oder Bohnen genannt werden, und bis zum achten Jahre weſentlich zur Erkenntniß des Alters des Pferdes beitragen. Vom fünften Jahre fangen die ſchwarzen Vertiefungen, Kunden, durch das anhaltende Abreiben der Zähne zu verſchwinden und zwar in der Reihenfolge, als die Zähne ſelbſt hervorgekommen ſind. Mit 6 Jahren ſind die Kunden auf den 2 innerſten Zahnen, (Zangen), mit 7 g e auf den Mittelzähnen verſchwunden und nur noch auf den Eckzähnen wahr— zunehmen. Eine eigenthümliche Veränderung tritt ferner im neunten Jahre an den Eckzäh— nen des Oberkiefers dadurch ein, daß ſie durch die Eckzähne des Unterkiefers nicht vollſtändig abgerieben werden in Folge einer im ſiebenten Jahre beginnenden Streckung des Unterkiefers und es entſteht dadurch ein ſcharfes Eck in den obern Eckzähnen, Einbiß genannt; er beginnt mit dem achten (oft auch ſchon ſiebenten) Jahre. iſt im neunten Jahre am deutlichſten und verliert ſich allmälig mit dem zehn— ten oder eilften Jahre wieder. Die nämliche Veränderung, der ſogenannte zweite 1 Einbiß tritt zwiſchen dem 14. und 15. Jahre ein und ae bis zum 18. Falte Peer länger; dieſer zweite Einbiß iſt von dem erſten an der Form der Reibefläche der Zaähne zu unterſcheiden. Eu Beim achtjährigen Pferde find nun auch die Kunden der Eckzähne abgerieben und von da an läßt ſich das Alter nicht mehr genau beſtimmen. Nun beginnen die x ſogenannten Perioden, da ſich die fortwährende Abreibung ſich die Oberfläche der Schneidezähne alle 6 Jahre verändern und natürlich nach der Qualität des Futters ſchneller oder langſamer. A Bei einem achtjährigen Pferde iſt die Reibefläche der Schneidezähne des Unter- kiefers in der Art oval, daß der Durchmeſſer von links nach rechts doppelt ſo groß it, als der Querdurchmeſſer und in der Mitte der Reibefläche bemerkt man noch die Spuren der früher vorhandenen Kunden, d. h. es iſt noch eine ſeichte, ovale aber nicht ſchwarz gefärbte Vertiefung vorhanden, welche mit einem erhabenen, glänzend weißen Ring umgeben iſt; man heißt dieß die ovale Periode, welche bei jedem Zahn nach dem Verſchwinden der Kunden ſechs Jahre dauert. Nach Ablauf dieſes Zeitraums bekommt die Reibefläche eine rundliche Form, die beiden Durchmeſſer find faſt gleich und die bisher noch vorhandenen Kundenſpuren ſind nun völlig ver⸗ ſchwunden; es iſt dieß die rundliche Periode. Nach weiteren ſechs Jahren nimmt die Reibefläche eine dreieckige Geſtalt an, die dreieckige Periode, an * Stelle der Kundenſpur bemerkt man einen bräunlichen Fleck, der aber nicht mehr mit jenem erhabenen weißen Ring umgeben iſt und zwiſchen den einzelnen, früher dicht i aneinander gereihten Zähnen entſtehen mehr oder weniger große Zwiſchenräume; die Hackenzähne find kurz und ſtumpf. Diele Periode dauert gleichfalls ſechs Jahre, nach deren Ablauf die verkehrt ovale Periode eintritt, welche bis ins höchſte Alter bleibt; die Reibefläche iſt wieder oval, aber in der Art, daß der Durch— meſſer von links nach rechts nur die Hälfte des Querdurchmeſſers beträgt. 5 Aus dem Vorhehenden ergibt ſich nun, daß die ovale Periode auf den Zangen vom 6.—12 Jahre, auf den Mittelzähnen vom 7.—13. und auf den Eck- zähnen vom 8.—14. Jahre dauert. Die rundliche Peridde trilt auf den Zangen mit dem 12. Jahre ein und dauert bis zum 18. Jahre, auf den Mittelzähnen vom 13.—19. und auf den haben vom 14.—20. Jahre. Die dreieckige Periode beginnt auf den Zangen mit dem 18. Jahre und dauert bis zum 24. Jahre, auf den Mittelzähnen vom 17. —25. und auf den Eckzäh⸗ nen vom 20.—26. Jahre, worauf, wie ſchon bemerkt, die verkehrt ovale Periode ein— tritt. Es bedarf, wohl kaum der Erwähnung, daß der Uebergang von der einen Periode in die andere nicht plötzlich, ſondern ganz allmählig erfolgt und daß daher 5 nd die Beurtheilung des Alters in dieſer Lebenszeit viele Uebung erfordert. Hin Das Alter hat einen ſehr großen Einfluß auf den Werth der Pferde; deßhalb en laſſen ſich Nichtſachverſtändige beim Pferdekauf häufig dafür h leiſten, daß ein Pferd in einem beſtimmten Alter ſtehe; denn wer ein ſolches Thier kauft, ohne Pferdekenner zu ſein und ohne einen Sachverſtändigen zu Rathe zu ziehen, lauft Gefahr, in Betreff des Alters betrogen zu werden; ſo wurden ſchon— zweijährige 5 Fohlen für fünfjährig gekauft; viel häufiger aber iſt es, daß ältere Thiere für jün— ger als ſie ſind, gekauft und deßhalb zu theuer bezahlt werden. 5 Alten Pferden wird nicht ſelten von betrügeriſchen Pferdehändlern der Anſchein von jungen zu geben verſucht. Eine ſehr bekannte und häufig vorkommende Täu⸗ ſchung beſteht darin, daß in die Schneidezähne, namentlich in die Eckzähne des Un⸗ Y lertiefers alter Thiere, bei denen die Kunden (Marken) längſt verſchwunden ſind, künſtliche Kunden eingegraben und ſodann geſchwärzt werden, welches a b unter dem Namen Gitſchen. Mallauchen bekaunt iſt. Wer von Sache Nichts verſteht, hält dann ein ſolches Pferd für e — da man er * U. l | N e 110 0 ul: TEEN 13 W. % + — | 5 N außer ben Zähnen feine anderen ſicheren Anpaltspunfte zur Altersbeurtheilung Jae — während es vielleicht 15—18 Jahre alt ift. In den meiſten Fällen iſt ein mallauchtes Pferd leicht und 1 an folgenden a Merkmalen als ein ſolches zu erkennen: nicht felten find in allen Schneide— zähnen künſtliche Kunden eingegraben; der Betrug iſt dann dadurch nach— ber, weil ſich in der Regel die Kunden an ſämmtlichen Schneidezähnen nur bei — 5—6 Jahre alten Pferden finden uud das Vorhandenſein derſelben auf allen Schneidezähnen weder mit ihrer Länge und Richtung, noch mit der Form ihrer Rei- befläche übereinſtimmt: am früheſten verſchwinden ſie an den Zangen⸗, am ſpäteſten an den Eckzähnen. Jedoch iſt zu berückſichtigen, um nicht einen Irrthum zu begehen, eee e ee Gartner, Pferde- und Biehsefigen ul. en “ daß ſich ausnahmsweiſe bei Pferden, die man für 10-—-1liährig oder für noch älter taxiren muß, an allen Schneidezähnen noch kleine natürliche Kunden finden. Fer— X 1 1 ner haben die künſtlichen Kunden, welche meiſtens nicht der Natur getreu nachge⸗ 1 macht ſind, eine andere Form, als die natürlichen; ſie ſind faſt immer viel größer, ſehr breit, (länglich) und häufig nicht ſo dunkel gefärbt; — auch ſind an den verſchiedenen Zähnen i in der Regel alle Kunden gleich groß gemacht, während er N im natürlichen Zuſtand eine verſchiedene Größe zeigen, d. h. im Alter von 5 Jahren an den Eckzähnen größer ſind als an den Zangen- und Mittelzähnen. Weiter wird man auf den Betrug dadurch aufmerkſam, daß die Rei be⸗ b fläche der Schneidezähne eine Form beſitzt, mit welcher natürliche Kunden nicht mehr verbunden ſein können. Dieſe ſind durchſchnittlich mit vollendetem 8. Jahre an allen Schneidezähnen des Unterkiefers verſchwunden; bei mallauchten eee | aber ſieht man Kunden in Zähnen mit runden und dreieckigen Reibeflächen; endlich ſind die natürlichen Kunden von einem bläulich-weißen, glänzenden, etwas hervor— ſtehenden Ring, von dem Schmelz- oder Emailring eingefaßt; beim Ein- graben künſtlicher Kunden aber wird dieſer durch den Grabſtichel zerſtört, er fehlt BR 9 % . N 1 1 1 alſo, oder er iſt unvollkommen; oft iſt er jedoch auch nicht mehr vorhanden (bei ſehr alten Pferden), wenn die Operation des Mallauchens vorgenommen wird. Wurden aber dabei die noch vorhandenen kleinen Kundenſpuren benützt und innerhalb des Schmelzringes tiefer ausgegraben und ſchwarz gefärbt, To iſt der Betrug oft ſchwer Mi ® nachzuweiſen; die vorhin angegebenen Anhaltspunkte jedoch werden, wenn auch nicht immer zum Nachweis dieſes, ſo doch zur Ermittelung des ungefähren Alters des Pferdes leiten. Wer nun ein Pferd unter der ausdrücklichen ſchriftlichen Garantie verkauft, daß es in einem beſtimmten Alter ſtehe, daß es z, B. neunjährig oder fünfjährig ſei, iſt verpflichtet, dasſelbe auf Verlangen des Käufers zurückzunehmen, wenn es von Sach- verſtändigen nach den bei Beurtheilung des Alters aus den Zähnen in Anwendung kommenden Regeln für älter oder jünger, z. B. in dem angeführten Beiſpiel für zwölf⸗ a: für vierjährig erklärt wird. Iſt aber eine Garantie nicht geleiſtet worden und kauft Jemand ein altes Pferd für ein junges, oder ein Fohlen für ein erwachſenes Pferd, weil er es nicht verſteht, jo hat er es ſich ſelbſt zuzuſchreiben, wenn er betrogen iſt, da er ſich durch Zuziehung eines Sach verſtändigen leicht von dem wahren Sach ver⸗ 47 0 hätte unterrichten laſſen und vor Verluſt bewahren nnen. 1 * 0 * Mi Goldenes Hausbuch für Farmer, vr ET F 1 LAN rn een een n AHF ẽk—: HERR MORD PRO IRA 125 \ MER N N 0 Die Rechtsfrage. u. Ss weniger ſich hier in Amerika Käufer und Verkäufer von Vieh und N IM Pferden auf den Schutz des Geſetzes verlaſſen, und je ſchweigſamer beim Verkauf, je aufmerkſamer und mißtrauiſcher ſie beim Einkauf ſind, deſto beſſer werden ſie ſich beim Handel ſtehen. In Deutſchland giebt es noch beſtimmte und Jedem verſtändliche Geſetze über den Vieh handel, man kennt dort ſogenannte Gewährsfehler oder Wandelfeh— ler, welche von ſelbſt jeden Handel rückgängig machen: aber hier iſt von allem Dem nicht die Rede. Hier heißt es „Augen auf und Mund zu“. Der Farmer wird in den Geſetzbüchern feines Staates e vergeblich nach Geſetzen über Vieh- und Pferdehandel ſuchen, und wenn er ausnahmsweiſe ja etwas fände, ſo wird es ſo dunkel und ſo verklauſulirt ſein, daß es ihm doch nichts nützt. Es giebt in keinem amerikaniſchen Staate beſondere Geſetze über dieſen Punkt, vielmehr unterliegen alle hierher gehörigen Fälle den Beſtimmungen des ſogenannten Common law, von welchem der Nichtjuriſt feine Finger am Beſten fo weit als möglich hinweg läßt, weir es ſich dabei meiſt um den feſtgeſtellten Gerichtsgebrauch und um die früheren Ent- ſcheidungen hoher Gerichte über eine ähnliche Streitſache handelt. Eigentlich giebt es nur zwei geſetzliche Fragen, welche hier zu Lande beim Viehhandel beſonders in Betracht kommen, und dieſe ſind: 1. Die Betrugsfrage, 2. Die Garantiefrage. 5 Wirklicher Betrug macht auch hier von ſelbſt jeden Handel ungiltig, aber nicht Alles wird vom Standpunkte des Geſetzes für Betrug angeſehen, was man nach den gewöhnlichen bürgerlichen und landesüblichen Begriffen dafür halten ſollte. Daß Je— mand, z. B. einem Anderen ein ſchlechtes und unbrauchbares Thier für ein gutes ver— kauft, iſt nicht Betrug im Sinne des amerikaniſchen Strafgeſetzes. Wohl aber iſt es Betrug, wenn ein Mann ein Pferd als fein eigenes verkauft, wenn er kein Recht daran oder keinen Auftrag zum Verkaufen hat, ebenſo wenn an daran ein Pfandrecht (Chattel Mortgage) haftet, und nicht angegeben wird. In allen ſolchen Fällen iſt der Handel abſolut ungiltig, der Verüber des Betruges wird criminal ſtraffällig, aber das von dem Käufer gezahlte Geld haftet nicht an der Waare, und iſt verloren, wenn es dem betrügeriſchen Verkäufer nicht mehr abgenommen werden kann. Es iſt deßhalb gar nicht ſehr gerathen, Vieh oder Pferde von unbekannten oder umherzieh— enden Leuten zu kaufen, namentlich nicht wenn ſie werthvolle Thiere zu auffallend billigem Preiſe ausbieten. Sehr häufig geſchieht es ſogar, daß der vermeintliche Dieb und der Eigenthümer unter einer Decke ſpielen, und ſich in das Geld theilen, um welches der argloſe Käufer geprellt worden iſt. Leute, welches dieſes Gewerbe treiben ſind in der Regel ſo ausgewitzt, daß für einen Farmer oder Geſchäftstreibenden, der, keine Zeit oder kein Geld wegzuwerfen hat, es ſich ſehr ſchlecht lohnt, mit ihnen an— zubinden oder ſie gerichtlich zu verfolgen. Der Eigenthümer, meiſt ein ſehr ehrbar WR A 4 eee , BR Er ie * * 1 9 % e H 0 1 a" f re ih N Gärtner, Pferde⸗ und Vieh beſitzer. 151 ausſehender Mann macht obendrein nicht leicht eher fein Erſcheinen, als bis der Dieb vollkommen in Sicherheit iſt. g f In vielen Staaten ſind am Sonntage geſchloſſene Händel als ſtrafbare Hand— lungen betrachtet, und deswegen eigentlich ungiltig; aber nach einem anderen allge— meinen Geſetze darf Niemand ſein ſelbſt begangenes Unrecht geltend machen, um ſein Recht zu ſuchen, und ſo ziehen meiſtentheils Solche, die am Sonntage angeführt worden ſind, den Kürzeren. Uebrigens ſind die Gerichtsentſcheidungen in Betreff des letzteren Punktes nicht in allen Staaten dieſelben. RN Weil es eben in Amerika keine allgemein anerkannten Gewähr- oder Wandels fehler giebt, drehen ſich alle civilrechtlichen Streitigkeiten um Pferde- und Viehhän⸗ deln faſt ausſchließlich um 5 l die Garantie. Wo keine ſolche verlangt und gegeben wird, muß ſich der Käufer eben ganz auf | fein eigenes Urtheil und feine Vorſicht verlaffen ; aber auch nicht einmal jede Ga— rantie iſt unbedingt gut und haltbar. Namentlich iſt die Redensart: „So weit ich das Pferd kenne, kann ich es als gut und geſund garantiren,“ oft ſehr windig; denn um eine ſolche Garantie werthvoll und wirkſam zu machen, muß der betrogene Käu— fer nachweiſen können, daß der Verkäufer gewiſſe das Pferd ganz oder theilweiſe werthlos machende Eigenſchaften an demſelben ſelbſt erfahrungsmäßig gekannt habe, welcher Beweis in der Regel ſehr ſchwer zu liefern iſt, weil man dafür gewöhnlich die nächſten Angehörigen oder die Dienſtleute des Verkäufers als Zeugen braucht. Ei— nem abgefeimten Verkäufer gegenüber iſt ſelbſt die ſtrikteſte Garantie nicht ſehr viel werth und für einen ehrlichen Verkäufer iſt ſelbſt eine oberflächliche Garantie ge— fährlich. Es iſt deswegen nicht ſehr rathſam, ſehr viel auf die Garantie von Leuten zu geben, die man nicht als ganz zuverläſſig kennt, und empfehlenswerth, feine eiges nen Augen oder das Urtheil erprobter Freunde ſo gut als möglich zu verwerthen. Wir wollen Jedem, der ein fehlerhaftes Thier verkaufen will, empfehlen, deſſen Mängel anzugeben, und lieber den niedrigeren aber ehrlichen Preis dafür zu neh— men, als Koſten und Umſtände zu riskiren. Nur bei einem an und für ſich ungültigen Tauſche bleibt das Eigenthumsrecht und der Beſitzſtand beider Parteien unverändert. Wer in einem ungiltigen im geſetz— lichen Sinne betrügeriſchen Tauſche betrogen worden iſt, mag gegen Zurückbringen und Anbieten der eingetauſchten Thiere und des etwaigen Zugabegeldes die ſeinigen zurückfordern; und erſt nach ſolchem Anerbieten und Zurückfordern hat er ein Recht ſein Eigenthum gerichtlich für ſich in Beſchlag nehmen zu laſſen. Uebervortheilung im Verkauf hebt im allgemeinen den neuen Beſitzſtand nicht auf. Man kaun einen garantirten, aber für ſchlecht befundenen Ochſen nicht zurück— bringen und ſein Geld wiederfordern, denn der Beſitzſtand ift geändert; ſondern man kann auf jo viel Geldentſchädigung klagen als der Ochs weniger werth iſt, wie er fein müßte, wenn ſeine Eigenſchaften der Garantie entſprächen. Wenn ich für ein Pferd, welches mir der Verkäufer für geſund und für brauchbar im Zuge garantirt, 5100 bezahle, und daſſelbe erweiſt ſich als dämpfig und ſtetig, ſo wird der Schadenerſatz in folgender Weiſe berechnet: Der wahre Werth des Pferdes, wie es iſt, wird abge= ſchätzt, ſodann der Werth des Pferdes, den es haben würde, wenn es der Garantie entſpräche, und den Unterſchied hat der Verkäufer zu zahlen, wenn Urtheil gegen ihn gefällt wird. Der eigentliche Kaufpreis kommt dabei gar nicht in Betracht. Jede während des Handels und vor der Kaufgeldzahlung gegebene Autwort des Verkäufers in Betreff der den Werth eines Thieres beſtimmenden Eigenſchaften, gilt für Garantie; wenn auch das Wort „Garantie“ gar nicht gebraucht wird. Selbſt wenn ich beim Pferdehandel dem Käufer meines Pferdes, der mich frägt: „Iſt das Pferd auch nicht dämpfig?“ antworte: Ich garantire nie ein Pferd, und garantire — N 8 Sa € E Ne en Nenne A j 105 152 Goldenes Hausbuch für Farmer, REN dieſes hier nicht; aber dämpfig ift es nicht, fo habe ich nach der Meinung des Geſetzes doch das Pferd als nicht dämpfig garantirt. a 5. Wenn ich auf die Anfrage eines Käufers ob meine Kuh tragend iſt, antworte: 0 „Ich kann ſie nicht als tragend garantiren, aber ich habe ſie beim Bullen gehabt,“ PER und es kann mir nachgewieſen werden, daß dies nicht der Fall geweſen iſt, jo bin ich 1 zu 0 110 Schadenerſatz verpflichtet, als die Kuh wegen ihrer Geldigkeit weniger 5 werth iſt. ' 5 Schweine als von reiner Suffolkrace zu verkaufen, und deswegen einen höheren Preis zu nehmen, wenn fie von gewöhnlicher Landrace find, ſetzt den Verkäufer ei- 1290 ner Entſchädigungsklage aus. Nr Wenn ich einer alt milchenden Kuh ein fremdes Kalb beigebe und ſage, daß dies 15 das Kalb derſelben Kuh ſei, fo garantire ich die Kuh als friſchmilchend und muß ich 4303 für den Unterſchied im Werthe aufkommen. 0 1 „Was läuft dem Pferde aus der Naſe, iſt das etwa Temper?“ frägt der Käu⸗ * fer. „O, ich glanbe nicht, das iſt wohl nur die Folge einer augenblicklichen Erkäl— 1 08 tung,“ antwortet der Verkäufer. Das iſt Garantie gegen den Temper. f | „Brechen dieſe Zugochſen Fenze?“ wird gefragt. „Ich weiß nichts davon,“ * lautet die Antwort. Dies iſt auch Garantie, wenn ſich nachweiſen laßt, daß der Verkäufer wohl davon gewußt hat, daß die Ochſen die Fenz ſchon gebrochen haben. 71 Aus den oben angeführten Beiſpielen läßt ſich entnehmen, daß mit der Ga— 100 rantie und mit dem Anpreiſen der Thiere beim Viehhandel ſehr wenig Spaß zu ma— 1 chen iſt, und daß, wie ſchon bemerkt, nicht nur ehrliche, ſondern auch kluge Leute | nicht verſuchen ſollten, für ihre Waare, unter falſchen Vorwänden, höhere Preiſe zu 52 erzielen. Eine ſolche, auf keinen Fall ſehr ehrenwerthe Spekulation, mag wohl hin Ri und wieder einmal glücken; wenn ſie aber fehlſchlägt, kommt fie in der Regel dem Spekulanten ſehr kheuer zu ſtehen und thut fie ihm noch obendrein an feinem guten Rufe großen Schaden. Wer es nicht über ſich gewinnen kann, die Fehler ſeines Marktthieres einzugeſtehen, der ſollte wenigſtens ſo vernünftig ſein und dem Käufer ſagen: „Ich mag nicht garantiren und keine Umſtände haben, überzeuge du dich ſelbſt und probire das Thier ſo gut du kannſt.“ Noch kein von einer Tauſchwuth beſeſſener Farmer hat ſich auf die Dauer gut bei dem fortwährendem Vieh- und Pferdehandel geſtanden. Ein verſtändiger Mann gibt brauchbare Zug- und Nutzthiere nicht unnöthiger Weiſe her, noch weniger ver— ſchwendet er ſeine Zeit bei Händeln, die ihm am letzten Ende nichts als theure Pro— zeſſe eintragen. Was möglicher Weiſe an einem verſchmitzten Handel oder an einem glücklichen Prozeſſe gewonnen wird, geht zehnfach bei anderen wieder verloren. In Amerika ſind die Advokaten viel zu theuer und iſt das Recht viel zu unſicher, als daß es ſich hier lohnte um ſo kleine Beträge, wie ſie beim gewöhnlichen Viehhandel in Betracht und in Streit zu kommen pflegen, große Prozeſſe zu führen. „Behaltet gutes Vieh, und prozeſſirt nicht um ſchlechtes,“ daß iſt der beſte Rechtsrath, den wir unſeren Leſern zu geben im Stande ſind. + Sufbefälee 1 — * Der Hufbeſchlag, d. h. der gute, welcher auf entſchieden theoretiſchen und praktiſchen Kentniſſen des Hufes beruht, iſt für jeden Pferdebeſitzer ohne Unter— ſchied des Gebrauches des Pferdes von großer Wichtigkeit, da die Abnützung nicht mehr im Verhältniß zum Wachsthum ſteht, wie im Naturzuſtande, weßhalb das Huf- eiſen reſp. ein vernünftiger Beſchlag die Beſtimmung hat, nicht allein den Huf im guten Zuſtand zu erhalten, und gegen Verletzungen zu ſchützen, ſondern auch fehler— hafte Hufe, ja Stellungen und Gangarten zu verbeſſern. Es kann nicht in der Abſicht dieſes Artikels liegen, das Thema vollſtändig zu erörtern, weil der Hufbeſchlag ein beſonderes Fach bildet und in beſondern Büchern für Hufſchmiede mit großer Fähig— keit behandelt iſt, weßhalb wir uns hier nur auf das Nothwendigſte beſchränken müſſen. Der Hufſchmied iſt für den Farmer und jeden Pferdebeſitzer ein ſehr wich— tiger Mann und ein guter iſt ein wahrer Segen, da durch ihn viel Verluſt vermieden werden kann. Herr J. C. Groß, einer der hervorragendſten wiſſenſchaftlich und praktiſch gebildeten Hufſchmiede und Lehrer des Hufbeſchlags an der K. württembergi— ſchen Thierarzneiſchule zu Stuttgart, gab als Motto zu dem beſten mit vielen Holzſchnitten verſehenen Handbuche: Statt zum Schmiedle gang zum Schmied, Auf daß der Sach' Genüge g'ſchieht. N Der Pfuſcher und Quakſalber eines Hufſchmiedes wird nur zu bald erkannt, weßhalb wir Herrn Groß's wohlgemeinten Rath ernſtlich in Erinnerung bringen. Es wird nirgends mehr geſündigt, als im Hufbeſchlag und viele, ſehr viele Fälle von Lahmheit werden durch fehlerhaften und leichtſinnigen Beſchlag veranlaßt. Wir übergehen den Beſchlag in allen ſeinen beſonderen Verrichtungen zu beſchreiben und wünſchen nur, Hufſchmiede ſollten ſich zur Aufgabe machen, den Huf nicht unnöthi— ger Weiſe auszuſchneiden und verkleinern, wodurch dem Hufe den größten, oft blei— benden Schaden zugefügt wird. Beim Ausſchneiden werden nach allen Richtungen Fehler begangen, bald wird der Huf überhaupt zu klein gemacht, bald wird er uneben oder ungleich be— ſchnitten oder es werden der Strahl, die Sohle und die Eckſtreben zu ſehr beſchnitten. Wird der Huf im Allgemeinen zu klein gemacht, ſo wird hierdurch die Ver— bindung der einzelnen Theile geſchwächt, die Fleiſchtheile ihres Schutzes beraubt und ein blödes Auftreten oder förmliches Hinken ſind die nächſten Folgen; auch wird hiedurch gerne zu Vernaglungen Veranlaſſung gegeben. . 5 Wird der Tragrand un eben beſchnitten, jo liegt das Eiſen nur auf den her— vorragenden Stellen auf und drückt an dieſen Stellen Splitter der Hornwand los, wodurch dann nicht nur das Eiſen bald locker wird, ſondern auch Hornſpälte ent— Stehen können. | Wird aber der Huf ungleich beſchnitten, d. h. wird eine Wand niederer ge— macht als die andere, ſo tritt das Pferd ſchief auf, bekommt einen unſicheren Gang, ſtreift fi) oder es leiden ſelbſt die Gelenke. JVVC%%%%%%%% / PEN RR MU, 1 in e N 5 Ne 1 4 5 ee x \ > 5 2 2 3 Ya 1 N EL Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 153 ee EHE DER IE BET hai 5 PURE 1 N 25 Goldenes Hausbuch für Farmer, Ein ſehr häufig vorkommender Fehler iſt der, daß die Trachten und die Zehen⸗ wand nicht im richtigen Verhältniß zu einander beſchnitten werden, und namentlich werden die Trachten häufig zu ſehr niedergeſchnitten, während die Zehe zu lang gelaſſen wird; hiedurch wird das Pferd genöthigt, zu ſehr durchzutre— ten, die Beugeſehnen werden gezerrt und gedehnt und es entſtehen Sehnenleiden; außerdem wird Veraulaſſung zu Steingallen gegeben. Im umgekehrten Falle, wenn die Zehe zu ſehr beſchnitten wird und die Trachten zu hoch gelaſſen werden, gehen die Pferde unſicher, ſtolpern leicht, ſtehen zu aufrecht im Feſſel und werden bald „überſtützig.“ f Nicht weniger häufig kommt es vor, daß die Eckſtreben durchſchnitten werden, und der Strahl ſtark beſchnitten wird, um dem Hufe — wie Unverſtändige meinen — Luft zu machen; hiedurch wird aber die Verbindung der Trachten mit dem Strahle aufgehoben und der Huf feiner nätürlichen Stütze und Elaſticität beraubt. In Folge dieſes verwerflichen Verfahrens nähern ſich die Trachtenwände einander, der Strahl wird empfindlich beim Auftreten, die Pferde gehen blöde und im ſchlimm— ſten Falle kann ſelbſt der Zwanghuf entſtehen. Die Hufpflege iſt ein ſehr wichtiger Gegenſtand, da es Thatſache iſt, Krankheiten eher zu verhüten als zu heilen, und findet dies ganz beſonders auf den Huf Anwendung. Die Anſichten über fleißiges Abwaſchen, Einſchlagen oder Einſchmieren mit fetten Stoffen find ſehr verſchieden; der „goldene Mittel⸗ weg“ iſt der beſte, um die Hufe in möglichſt gutem Zuſtande zu halten. Zu lange anhaltende Trockenheit, als ein Uebermaß von Näſſe, ſind nachtheilig für den Huf, während andererſeits der mäßige Gebrauch des Waſſers nicht ſchädlich wirkt. Wie wenig denken manche Pferdebeſitzer und die Wärter an das tägliche Reini gen des Hufes und reiten die Pferde durch eine Creek, oft Abends, und denken nicht an Erkältungen, welche durch gehöriges Abreiben verhüten werden könnten. Sehr oft entſtehen durch dieſes unſinnige Verfahren andere Krankheiten, als: Kolik, Lun— gen- und Augenentzündungen 2c. Das Reinigen des Hufes iſt die erſte Bedingung einer guten Hufpflege; zu dieſem Behufe muß täglich der Strahl und die Sohle von dem ihnen anklebenden Schmutze befreit, die zwiſchen Eiſen und Sohle eingedrungenen fremden Körper mit— telſt eines Hufräumers entfernt und der ganze Huf mit einer in Waſſer getauchten Bürſte gereinigt werden. Das Einſchla gen beſteht darin, daß man von Zeit zu Zeit die Sohle des Hufes zwiſchen den beiden Eiſenarmen mit Lehm oder einem Gemiſch von Lehm und, Kuhmiſt ausfüllt. Wenn nun auch durch dieſes Verfahren nicht die Müdigkeit, Krankheitsſtoffe und dergl. aus dem Hufe herausgezogen werden können, wie Manche glauben, ſo iſt es doch von Nutzen bei trockenen Hufen, bei lang anhaltender trockener Witterung und bei Pferden, welche große Märſche auf harten Straßen gemacht ha— ben; es wird hiedurch das Hufhorn etwas weicher und geſchmeidiger gemacht und dem Hufe die übermäßige Hitze entzogen. Das Einſchlagen geſchieht in der Regel über Nacht und es darf daher nicht verſäumt werden, am folgenden Morgen vor dem Gebrauche des Pferdes die vertrocknete Maſſe aus dem Hufe herauszunehmen, weil fie ſonſt einen Druck auf die Sohle verurſachen würde. Beſſer noch als ſolches Ein— ſchlagen ſind Lehmumſchläge, welche auf die Weiſe um den ganzen Huf gemacht werden, daß man den Lehmbrei in Lappen bringt und dieſe um den Huf bindet. — Zweckmäßig iſt ferner das Einſchlagen, wenn die Pferde beſchlagen werden ſollen, weil, wie ſchon erwähnt, das Horn weicher wird und dadurch leichter ausgeſchnitten werden kann. Das Einſchmieren der Hufe mit fetten oder harzigen Salben hat weitaus nicht den Nutzen, den viele Pferdebeſitzer von demſelben erwarten; es iſt eine durch— aus falſche Meinung, daß durch die Anwendung ſolcher Hufſalben das Wachsthum "a Ce J des Horus befördert oder das Horn zähe und geſchmeidiger gemacht werden könne, denn das Wachsthum des Hornes erfolgt, wie ſchon mehrfach erwähnt, von den Fleiſchtheilen aus und die Hornwand ſaugt von den aufgetragenen Salben gar nichts auf; will man daher das Wachsthum befördern, jo müſſen reizende Einrei⸗ bungen, z. B. von Lorbeeröl, (Laurel Oil), 2—3 Mal die Woche, an der Krone ges macht werden. Das Einſchmieren mit fetten und harzigen Salben kann ſogar nachtheilig werden, wenn es im Uebermaße geſchieht und ſich in Folge deſſen dicke Kruſten auf der Hornwand bilden, wodurch dann das Horn mürbe und brüchig wird, weil die Luft und die Feuchtigkeit nicht mehr ihre günſtige Einwirkung geltend ma— en können. 0 5 Von Nutzen aber iſt das Einſchmieren bei anhaltenden Regen- und bei Schnee⸗ wetter, weil durch Letzteres das Horn gerne ſpröde wird; durch das Einſchmieren wird der nachtheilige Einfluß der Feuchtigkeit, beſonders des Schneewaſſers ahgehal— ten oder doch vermindert. f f Als gute Hufſalben empfehlen ſich: 1) Terpentin 1) Turpentine Unſchlitt von jedem gleichviel. Tallow of each same parts, Schweinefett Lard 2) Gelbwachs 1 Theil. h 2) Yellow Wax, 1 part. Unſchlitt 2 Theile. Tallow, 2 parts. Schweinefett 4 Theile. Lard, 4 parts. Dieſen Salben kann noch etwas Kienruß zugeſetzt werden und es müſſen mit denſelben nicht nur die Wände, ſondern auch die Sohle und der Saum eingerieben werden. Dieß hat dann noch den weitern Vortheil, daß der Pferdewärter den Huf aufheben muß und auf dieſe Weiſe einen etwaigen Mangel am Beſchläg und dergl. entdeckt, den er ſonſt nicht geſehen hätte. Ein wichtiger Punkt der Hufpflege iſt ferner ein richtiger und rechtzeitiger Be— ſchlag, aber gerade hierin wird am meiſten gefehlt. Viele Pferdebeſitzer laſſen aus falſch verſtandenem Intereſſe ihre Pferde erſt dann beſchlagen, wenn die Eiſen herz abfallen wollen oder auch ſchon herabgefallen ſind oder wenn dieſelben durchgefallen find; fie bedenken nicht, daß fie ſich in Folge einer hieraus entſtehenden Gebrauchs unfähigkeit dem Pferde einen größern Schaden zufügen können, denn ein Eifen, welches zu lange liegt, wird vom Hufe umwachſen, es wächst ſo zu ſagen in den Huf hinein, drückt die Wände nach außen und gibt zu Hornfpalten und Steingallen Ver— aulaſſung; ferner wird die Elaſticität des Hufes vermindert und die ganze Fußſtell— ung eine fehlerhafte. Ein guter Pferdewärter wird vor jedem Gebrauch des Pferdes nachſehen, ob kein Nagel verloren gegangen oder ob keine Niete abgebrochen iſt, um dieß nöthigen— falls ſofort verbeſſern zu laſſen, denn ſonſt kann leicht das Eiſen vollends herabge— riſſen werden und vielleicht an einem Orte, wo man weit nach Hauſe oder zur näch— ſten Schmiede hat, ſo daß der Huf dann oft auf lange Zeit ruinirt wird. Aber nicht blos die Hufe beſchlagener Pferde, ſondern auch die Hufe der noch unbeſchlagenen und barfuß laufenden Fohlen erfordern eine ſorgfältige Pflege, be— ſonders bei ſolchen Fohlen, welche die meiſte Zeit im Stalle zubringen und bei denen alſo die Abnützung der Hufe nicht im Verhältniß zum Wachsthum ſteht, weil die Ab= nützung eine viel geringere iſt. In dieſem Falle müſſen die Hufe ausgeſchnitten und ihnen die richtige Form gegeben werden unter Berückſichtigung der Verhältniſſe der einzelnen Huftheile zu einander; außerdem iſt auch hier die Reinhaltung des Hufes eine Hauptſache. x e Bleche und Wiehbefiken - i en ud np DEF 1 „ NN ee AN ES nen 4 1 4 166 N Goldenes Hausbuch für Farmer, Lahmheiten, Schufterläßme u. f. w. Durch unrichtigen Beſchlag u. ſ. w. entſtehen die meiſten Verſtau⸗ chungen, Verrenkungen der Vorder- und Hinterfüße u. ſ. w., welche die Pferdebe- ſitzer ohne Unterſchied des Sitzes des Leidens als „Lahmheiten“ bezeichnen, ob⸗ gleich ſie ſehr verſchiedener Art ſind. d Lahmheit, Lahmgehen iſt ein jedes Hinken und iſt durchaus nicht zu verwechſeln mit Lähmung, welche durch geſtörten Nervenfluß (Schlag), den theilweiſen oder gänzlichen Verluſt der Bewegungen eines Organes entſteht; es iſt alſo das Wort Lahmgehen nur ein beim Volke gewöhnlicher Ausdruck. Die Lahmheit iſt entweder eine Nebenerſcheinung, z. B. bei Wunden, Quet⸗ ſchungen, oder Haupterſcheinung bei Verſtauchungen des Hufes, Feſſelgelenkes oder der Schulter u. ſ. w. Urſachen: Neben ſchlechtem Beſchlag, Quetſchungen der Gelenke, Stöße, Auflaufen gegen die Krippe, Fehltritte, zu kurze Wendungen, Zu— ſammenſtürzen, Steckenbleiben in Löchern, beſonders in Städten mit gepflaſterten Straßen. Die Unterſuchung eines lahmen Pferdes geſchieht zuerſt in der Bewegung, dann im Stande der Ruhe und hier immer zuerſt durch das Auge und dann durch die Hand, um den Sitz der Lahmheit zu ermitteln. Man verſichere ſich zuerſt, ob das Pferd vorne oder hinten lahm geht, und dies geſchieht durch Bewegung im Schritt oder leichten Trab. N 1. Der kranke Schenkel wird in kürzerem Tempo bewegt weniger feſt aufgeſetzt und die Körperlaſt mehr auf den, geſunden Fuß geworfen, daher tritt dieſer ſchwerer auf. Beim Hufſchlag achte man darauf, da der kürzere, leichtere Schlag vom krän— ken Fuß ausgeht. Durch die Bewegung auf fich zu und ab ermittelt man, ob das Thier von vorn oder hinten und mit welchem Fuße es lahm geht. 2. Der kranke Fuß wird unregelmäßig bewegt, entweder beim Aufheben, Vor— greifen oder Niederſetzen. Bei ſchonendem Aufſetzen, beſouders beim Bergaufgehen, iſt das Leiden mehr im Hufe, bei unregelmäßigem Aufheben mehr oben im Bug oder in der Schulter. Den kranken Schenkel und jedes Gelenk unterſuche man genau, was durch Be— wegung im Kreiſe herum geſchieht. Iſt der Sitz der Lahmheit ermittelt, dann folgt die Unterſuchung im Stehen: 1. Mit dem Auge. Der kranke Schenkel und die Gelenke werden unterſucht, ob irgend eine Anſchwellung, Auftreibung oder Schwund zu entdecken iſt. 2. Mit der Hand: zur Ermittlung von Schmerz durch Druck, Bewegung der Gelenke ꝛc., und ob eine vermehrte Wärme vorhanden iſt. Man unter- ſuche beſonders diejeuigen Stellen, wo man bei der Bewegung oder im Stehen etwas entdeckt hat, welches mit der Lahmheit zuſammenhängt. Neben obigem Verfahren iſt eine genaue Unterſuchung des Hufes nie zu unterlaſſen! Bei Behandlung iſt bei irgend einer Verſtauchung ꝛc. oder, wie man ſich gewöhnlich ausdrückt, „Lahmgehen“ die obige Unterſuchung unbedingt nothwendig, und darnach die Behandlung einzurichten. Bei beſtimmter Bug oder Schulterlahmheit iſt der Schritt mit dem kranken Schenkel kürzer, der Vorarm und die untern Theile werden weniger gehoben und geſtreckt; die Bewegung der Schulter iſt gehemmt. Beim Rückwärks— treten wird der Schenkel nicht unter den Leib geſetzt oder, wie man gewöhnlich ſagt, nachgezogen. Wärme und Anſchwellung fehlen 00 aber das Pferd „ſchildert“, wel- ches in ſchonender Vorſetzung und Ausruhen des kranken Fußes beſteht. Dieſe Krankheit iſt nur dann vorhanden, wenn alle Theile vom Huf bis zur Schulter unterſucht ſind und das Pferd vollſtändig auftritt. Bei längerer Dauer tritt Schwinden ein. EN URN Behandlu ng: Bei friſch entſtandenen Lahmheiten iſt der Lehmanſtrich, wie Seite 54. 55. angegeben, zweckmäßig und von großem Nutzen (und je fleißiger “ir — Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 1 damit fortgefahren wird deſto beſſer), bis die Entzündung nachgelaſſen hat, was ge⸗ wöhnlich in ca. 4—6 Tagen der Fall iſt, dann kommen Einreibungen, um die Mus- keln (Fleiſchtheile) der Schulter zu ſtärken. ö g Nimm: | Take: Campherſpiritus, 2 Unzen. Spirit of camphor, 2 ounces. Seifenſpiritus, 2 Unzen. Spirit of soap, 2 ounces. Salmiakgeiſt, 1 Unze. Spirit of sal amoniac, 1 ounce. Vor dem Gebrauch gut aufzuſchütteln. Täglich 2—3 Mal einzureiben. Sit die Lahmheit ſchon von längerer Dauer und das Pferd zeigt bei Druck dern Schulter und des Buges keine Schmerzen, oder es iſt keine Wärme zugegen, dann wendet man ſogleich die obige Einreibung an und fügt noch 1 Unze Terpentinöl (oil of turpentine, 1 ounce) bei. — Bei veralteten, oft wiederkehrenden Lahmhei— ten dieſer Art iſt folgendes Recept nöthig: Dienſte. e WU 42 Campherſpiritus, 4 Unzen. Spirit of camphor, 4 ounces. Salmiakgeiſt, 1 Unze. Spirit of sal amoniac, 1 ounce. Terpentinöl, 1 Unze. N | Oil of turpentine, 1 ounce. Wie erſtes Mittel zu gebrauchen. In ſchweren Fällen leiſtet ein Haarſeil als Radikalkur die ausgezeichnetſten Unbedingt nöthig iſt es, dem Thiere volle Ruhe zu geben und für eine gute Streu zu ſorgen. Kräftigen Thieren kanu man einen Theil des Futters entziehen, um fie nicht jo ſtallmuthig werden zu laßen. — Nach 6—8 Tagen kann man das Thier aus dem Stalle nehmen und etwas auf- und abführen, um Wirkung und Fortgang der Kur zu prüfen. Niemals muß es hierbei nach der kranken Seite oder kurz herum gewendet werden, denn ein Sprung oder Fehltritt kann die ganze Kur wieder verderben. Nach bewirkter Heilung iſt in der erſten Zeit ein ſchonender Gebrauch des Thieres unbedingt erforderlich. Es darf nur im Schritte auf ebenem Wege und nicht anhaltend gebraucht werden. Erſt wenn die letzte Spur zurückge- 1 bliebener Schwäche beſeitigt iſt, kann man es dreiſt in früherer Art benutzen. Verſtauchung des Feſſelgelenkes. — Kennzeichen: Ueber- oder Ausköthen, Ueberkippen. Neben Lahmgehen findet man im geringen Grade ein unvollkommenes Durchtreten im Gehen und Stehen, im höheren Grade ein fortwähreudes Ueberknicken oder Vorbiegen des Gelenkes und das Auf— treten des Hufes geſchieht nur mit der Zehe oder Spitze desſelben. Daneben find Entzündungenserſcheinungen zugegen, Schmerz, vermehrte Wärme, auch Auſchwel— lung, welche letztere am längſten dauert. Urſachen; Im Allgemeinen wie bei Schulterlähme. Pferde mit zu kurzem ſteilen Feſſel find beſonders dazu geeignet. Holperige Straßen und Wege, Untere ballen von Schnee, Koth ze. unter die Hufe. Behandlung; Sie beſteht darin, die Entzündung und den Schmerz zu lin— dern. Lehmanſtrich, wie oben, iſt gut, indeſſen iſt ein guter Verband von Muslin, Me welcher mit Bleiwaſſer (Goulard water), Eſſig und Waller ſehr oft befeuchtet wer— den muß, nothwendig. Je kühler das Waſſer deſto beffer und nöthigenfalls fügt man Eis bei. Die weitere Behandlung leite man wie oben angegeben worden. Volle Ruhe dem Thiere zu gewähren iſt ein weſentliches Erforderniß bei der Behandlung, namentlich in der erſten Zeit; und ſpäterhin ein vorſichtiger, ſchonen— der Gebrauch nicht genug zu empfehlen. Rückfälle durch zu frühen Gebrauch ſind oftmals weit übeler, und der gründlichen Heilung weniger zugänglich, als das urſprüngliche Leiden. 1.—15. Febr. 16.—28. Febr. 20. Juli — 1. Aug. Trächtigkeits⸗Kal nder der Heldt, — Anfang der Trächtigkeit. g Pferd. 1.—15. Jan. 2.—16. Dez. 16.—31. Jan. 17. Dez.—1. Jan. 24. Okt. —7. Nov. 1.—15. Febr. 2.—16. Jan. 16.—28. Febr. 17.— 29. Jan. 1.—15. März. 30. Jan.—13. Febr. 6.— 18. Dez. 16.—31. Märzſ.14.— 28. Febr. 1.—15. April 11.—16. März 16.—30. April, 7.—31. März 1.—15. Mai 1.—15. April ** W. und . 8.—22. Okt. 8.—22. Nov. = Nov.—5. Dez. Zeitungen im Weſten ſind „ 21. Dez. — 5. Jan. 6.—20. Jan. 21. Jan.—4. Febr. 5.—19. Febr. 165 —31. Mai 16. April — 1. Maiſ20. Febr. —5. 00 N 1.—15. Juni 2.—14. Mai 16.—30. Juniſ15.—31. Mai 1.—15. Juli 1.—15. Juni. 16.—31. Juli 16. Juni 1. Juli 1.—15. Aug. 2.—16. Juli 16.—31. Aug. 17. Juli-1. Aug. 1.—15. Sept. 2.—16. Aug. 16.—30. Sept. 17.—31. Aug. 1.—15. Okt. 1.—15. Sept. 16.—31. Okt. 16. Sept.—1. Okt. 1.—15. Nov. 2.—16. Okt. 16.—30. Nov. 17.—31. Okt. 1.—15. Dez. 16.—31. Dez. 16. Nov.— 1. Dez. Sch 1.—15. Jan. 4.—18. Juni 16.—31. Jan. 19. Juni—4. Juli 5.—19. Juli 1.—15. März 2.—16. Aug. 16.—31. Märzſ17. Aug.— 1. Sept. 1.—15. April 2.—16. Sept. 16.—30. April 17. Sept.—1. Okt. 1.—15. Mai 2.—16. Okt. 16.—31. Mai 17. Okt.—1. Nov. 1.—15. Juni |2.—16. Nov. 16.—30. Juniſ17. Nov.—1. Dez. 1.—15. Juli 2.—16. Dez. 16.—31. Juli 17. Dez. —I. Jan. 1.—15. Aug. 2.—16. Jan. 15 —31. Aug. 17. Jan.—1. Febr. 1.—15. Sept. 2.—16. Febr. 15 30. Sept. 17. Febr. —3. Märzſ6.—20. Jan. 1.—15. Okt. 4.—18. März 13 —31. Okt. 19. März .—3, Aprilſß.—20. Febr. 21. Febr.—7. März 16.—30. Nov. 19. April—3. Mai 8.—22. März 1.—15. Nov. 4.—18. April 1.—15. Dez. 4.—18. Mai 16.—31. Dez. 19. Mai—3. Juni 7.—22. April, > (158) 6.— 20. März 21. März 6. April Here 7 7.—20. April 21. April 7. Mai 8.—22. Mai Das 23. Mai—7. Juni 8.—22. Juni: Sonntagsblatt, 23. Juni— 7. Juli 8.—22. Juli und die 23. Juli—7. Aug. 8.—22. Aug. eker · und 23. Aug.—6. Sept. 7.— 21. Sept. - 2. 89 6 Un Gartenbau: Zeitung, Schwein. b ; 23. Nee Mai welche zufammen mit dem 8.— 23. Mai A 24. Mai—7. Juni P rämien⸗ 8.—20. Juni 21. Juni —5. Juli Buch, 6.—21. Juli 29; 90 Aug. nur 83.00 per Jahr ko⸗ 6.—.20. Aug. ſten und portofrei 1 0 Sept. an alle im Voraus 21. Sept.— 5. Okt. zahlenden Abonnenten ver⸗ 6.—20. Okt. ſandt werden. 21. Okt.—4. Nov. . 7 2 5.— 20. Nov. Eine Prämie 21. Nov.—5. Dez. 3 6.—12. Dez. empfängt Jeder der dem Herold einen oder mehrere neue Abonnenten anmel⸗ 21. Jan.—4. Febr. det. Wegen Probenum⸗ mern, Beſtellzettel u. ſ. w., wende man ſich an W. W. Coleman. 22. Dez. —5. Jan. 23. März—6. April ER Rn RER RL | die bunten h N N Sn hzertig. Die Ziege. Die Ziege iſt ſeit den älteſten Zeiten als Hausthier, namentlich in Gebirgsgegen⸗ den gezüchtet und kommt in zahlreichen, verſchieden großen, gefärbten und behaarten Varietäten in allen Welttheilen vor. Erſt in neuerer Zeit verſpricht ihre Zucht auch in Amerika gewinnbringend zu werden durch die Einfuhr der feinen aſiatiſchen Ziegen⸗ ſorten, beſonders in Californien und den Ländern an den Felſengebirgen. Die wahr- ſcheinliche Stammart der Hausziege iſt die wilde oder Bezoar-Ziege, auch Paſeng⸗ Ziege genannt, die etwas größer als dieſe iſt und in Heerden auf den Gebirgen Aſien's und des Kaukaſus lebt, in ihrem Magen wird der ſogenannte orientaliſche Bezoar— Stein gefunden, ein rundliches, aus ſchaligen Lagen beſtehendes krankhaftes Conglome⸗ rat, das ſich in dem Pauſen verſchiedener Wiederkäuer, namentlich der Ziege und eini— ger Gazellen findet, und im Orient zu mediziniſchen und abergläubigen Zwecken viel⸗ fach verwendet wird. 5 Den hauptſächlichſten Nutzen gewährt die Hausziege durch ihre Milch, deren Ges nuß als der Geſundheit ſehr zuträglich von Aerzten empfohlen wird; auch bereitet man daraus einen beſonders wohlſchmeckenden Käſe; das Fleiſch namentlich der jungen Lammsziegen, iſt ſchmackhaft. Wichtiger iſt die Verwendung der Haare zur Verfertig⸗ ung grober Zeuge, wie Teppige, und zu Pinſeln, Bürſten, Hüten ꝛc. Aus den Ziegen⸗ fellen werden hauptſächlich Marockoleder und Handſchuhe angefertigt. Als wichtigſte Abarten find zu nennen: Die Kaſchmir oder Ti bet⸗Ziege, welche das Haar zu den theuren Kaſchmirſhawls liefert, Die Angora,-Kämel⸗- oder Kameel Ziege, von welcher die berühmte Angora-Wolle Kleinaſiens kommt und deren Zucht nament- lich in neuerer Zeit in Californien und andern Staaten Amerika's betrieben wird, — ferner die Braſilian'iſſcche Ziege mit feinem Flaum, der ebenfalls zu koſtbaren Shawls verarbeitet wird, — und die Jouda-Ziege im Reiche Wuda in Africa, mit ganz ausgezeichnet feinem Haar. Durch Züchtung hat man neuerdings Ziegen erhal= ten mit förmlich wolligem, gekräuſeltem Haare, welche auf den jüngſten Staats-Aus⸗ ſtellungen dieſes Landes allgemeines Aufſehen erregten. f Eine gute Ziege muß langgeſtreckt ſein, ein gutes und volles Euter haben, und aus beiden Zitzen Milch geben, ferner muß ſie ein munteres Anſehen, gute reine glänzende Augen haben und, worauf man vorzüglich zu ſehen hat, nicht ekel oder lecker- haft En denn iſt fie. letzteres, jo hungert fie lieber und ſchreit nach anderem Futter, als daß ſie das frißt, was ihr gereicht wird. Lammt ſie, wie das nicht ſelten iſt, all⸗ jährlich zwei Mal, ſo erhöht ſolches ihren Werth, zumal ſie dann weit mehr Milch gibt, als eine Ziege, die jährlich nur ein Mal lammt. Die Merkmale ihrer Geſundheit glei- chen im Ganzen denen der Schaafe. Der Bock, der zur Zucht gebraucht werden ſoll, muß einen langen Kopf, lange gut⸗ ſtehende Hörner, lange Ohren reine feurige Augen, einen kurzen Hals, einen langen Leib und ſtarke Beine haben, auch darf er nicht unter einem Jahre und nicht über ſechs Jahre alt ſein, jünger oder älter taugt er wenig zur Zeugung. Zieht man den Bock auf ſo darf er im erſten Jahre nicht zu den Ziegen gelaſſen werden, indem er ſich ſonſt 1 ſehr entkräftet, welches ihn nicht allein im Wachsthum hindert, ſondern auch vor er Zeit unbrauchbar macht; auch bleiben die Lämmer, die von ſolchen Böcken fallen klein und ſchwächlich. N A ˖—— 160 | Goldenes Haus buch für Farmer, Die Ziegen haben, wie jedes andere Thier, zu gewiſſen Zeiten den Begattungstrieb, der bei ihnen meiſt vom Oktober bis Dezember und, wenn ſie gelammt haben, 14 Tage nach demſelben eintritt. Dieſer Trieb dauert bei ihnen jedoch nur 24 Stunden, und giebt ſich in folgender Weiſe zu erkennen: Die Ziege wird unruhig, blöckt oft und mit ungewöhnlicher Stimme, ſelbſt wenn fie Futter und Saufen vollauf hat, we⸗ delt mit dem Schwanze; der Ausgang der Mutterſcheide iſt angeſchwollen, auch läßt ſie hin und wieder einige Blutstropfen aus derſelben fallen. Dieſe Zeit darf man bei den Ziegen, die gelammt haben, nicht verſäumen, wenn ſie in einem Jahre zweimal lammen ſollen. Nicht immer werden die Ziegen im erſten Sprunge trächtig; und man muß alſo in dieſem Falle einige Zeit darauf merken, ob ſich die oben beſchriebenen Kennzeichen des Verlangens nach dem Bocke etwa wieder einfinden; geſchieht dies, ſo muß man fie nochmals beſpringen laſſen. Die Ziegen tragen ihre Frucht 20—21 Wo⸗ chen, und werfen 1, 2 auch wohl 3 Lämmer; 3 Lämmer kann jedoch eine Ziege nicht er= nähren, weshalb das dritte Lamm, wenn man es bis zum Schlachten erhalten will, mit der Milch einer andern Ziege ernährt werden muß. Wenn die Ziegen gelammt haben, ſo muß man die Nachgeburt ſogleich entfernen, da ſie dieſelbe gern freſſen und ihnen ſolches ſchädlich, ja ſogar tödtlich ſein kann. Unter den Lämmern, welche man zur Zucht aufziehen will, ſind die beſten die, welche im Frühjahr geboren werden, weil man ſolche im Sommer leichter als im Win⸗ ter aufziehen kann. Ein zur Zucht beſtimmtes Lamm muß volle 6 Wochen ſaugen, während welcher Zeit es auf der Weide mit der Mutter das Gras, und im Stalle das rauhe trockene Futter freſſen lernt; iſt es indeß möglich zu machen, ſo muß man die Lämmer, auch wenn ſie im Stalle gefüttert werden, mit grünen Kräutern, Laub oder Gras ernähren, weil ſie dabei beſſer als beim trocknem Futter gedeihen. Grünfutter, welches man den Lämmern ohne große Koſten im Winterrreichen kann, find die Sproſ⸗ ſen vom Weißdorn, Buchen, Erlen und Rüſtern ꝛc., ferner Abfall vom Salat, Kohl, Kraut und Rüben und dergleichen. Diejenigen Lämmer, welche geſchlachtet werden ſollen, dürfen nur 3 Wochen lang ſaugen. Wenn ein Lamm entwöhnt wird, muß es im Stall angebunden werden, um es der Mutter fernzuhalten. Das Anbinden der Ziegen beſchiaht am beſten mit einer leichten Kette, die aber ei⸗ nen Wirbel oder Umläufer haben muß, damit ſie ſich drehen kann; bindet man die Ziege an Stricke, fo drehen ſich dieſe durch das häufige Hin- und Herſpringen der 1 ſo zuſammen, daß ihnen ſolche ſchließlich den Hals einſchnüren und ſie erſticken önnen. Ein Ziegenlamm muß ſehr vorſichtig aufgezogen werden, wenn es nicht leckerhaft im Freſſen werden ſoll. Man gebe ihm dreimal täglich Futter, doch nicht mehr, als es ungefähr verzehren kann, weil es ſich ſonſt das beſte herausſuchen und das andere lie⸗ gen laſſen wird, was ihm ſpäter ſchwer wieder abzugewöhnen iſt; desgleichen muß man ihm drei mal täglich Saufen geben. . Obbſchon die Ziegen jahrelang Milch geben, ohne zu lammen, fo ift es doch beſſer, wenn man ſie beſpringen und lammen läßt, da ſolches den doppelten Vortheil gewährt, daß man Lämmer zum Schlachten oder Aufziehen und auch weit mehr Milch erhält. Der Stall für Ziegen muß geräumig und luftig ſein; kleine dunkle, niedrige und dumpfe Ställe ſchaden ihrer Geſundheit ſehr. Da die Ziegen keine große Kälte er- tragen können, muß der Stall im Winter warm ſein, aber häufig ausgemiſtet werden, um den Dunſt darin zu vermeiden. Niemals darf der Ziegenſtall unter einem Hüh⸗ nerſtall angelegt werden, weil die Hühner leider nur zu häufig von Läuſen heimgeſucht werden, die dann auf die Ziegen fallen, das Ausfallen der Haare und ſogar eine Art Grind oder Räude bei ihnen verurſachen. 0 Im Stall muß eine 2 Fuß von der Erde erhöhte Raufe und unter dieſer eine flache Krippe angebracht werden, welche dazu dient, das aus der Raufe gefallene Futter aufzufangen, damit es nicht auf der Erde vertreten wird, auch kann man in der⸗ ſelben den Ziegen das kurze Futter reichen; das aus der Raufe in die Krippe gefallene Heu lege man nicht gleich von Neuem in die Raufe; die Ziegen werden es verſchmähen; man laſſe es zuvor einige Tage an der Luft trocknen; es wird ſo viel Futter erſpart. Ba PETE . Y V. Nene 2 n 1 N Er 1 a N Air IN Ah, ‘ nn. Diejenigen Ziegen, die im Sommer im Stall bleiben, können mit den obenge⸗ nannten Abfällen von Gemüſe, Erbſen- und Bohnenſchalen, wie mit den jungen Zwei: en von Weißdorn ꝛc. gefüttert werden. Wo man Hecken hat, die geſchoren werden, ammle man das Laub: daſſelbe giebt auch ein gutes Winterfutter; ferner find ge⸗ ſtampfte Kartoffeln, gelbe und alle Arten weißer Rüben, wie auch Runkeln ein gutes Stallfutter. In Städten, wo man bei den Brauern Träber bekommen kann, ver: miſche man dieſe mit Kartoffeln oder Rüben, wodurch man ein ſehr nahrhaftes Futter erhält, das auf Abſonderung einer reichlichen und fetten Milch wirkt. Die Träber können auch als ⸗Winterfutter dienen, desgleichen als Rauhfutter Linſen, Wicken, Erb⸗ ſen,⸗Gerſten,⸗Waizen⸗ und Haferſtroh, wie Maisſtengel; Heu iſt ſtets eines des nahr⸗ hafteſten Futter, doch eben theurer. Man gebe täglich 2 mal ein kurzes Futter und Abends. Rauhfutter. Hat man verſchiedene Arten von Futter, ſo muß man oft damit wechſeln, denn die Ziegen lieben die Veränderung; doch nie reiche man ihnen mehr, als ſie auffreſſen. Beim Aufziehen der Lämmer ſehe man darauf, daß dieſelben den Spülig ſaufen lernen, der manche nahrhafte Theile enthält; werden fie an ſolches nicht in der Jugend ges wöhnt, lernen ſie es auch ſpäter nicht. Nur Bergbewohner können große Ziegenheerden halten, wo die Thiere an den Ab- e hängen weiden und keinen Schaden anrichten können. In den Thälern, wo Felder find, iſt ſolches nicht thunlich, weil die Ziege wegen ihrer Naſchſucht und Leckerhaftig—⸗ ſeit leicht großen Schaden an den jungen Bäumen, Hecken und in den Feldern verur⸗ kacht, und Fenzen kein Hinderniß für ſolche Springer ſind. ö Werden die Ziegen ſorgfältig gefüttert und abgewartet, ſo iſt der Nutzen, den ſie bringen, ſehr groß, da Thiere von guter Art die Hälfte ihrer Milchzeit hindurch täglich 3 Quart Milch und während der übrigen Zeit 12 Quart geben. Ziegenmilch ift bekannt⸗ lich weit fetter, als Kuhmilch; ſie iſt deshalb nicht allein höher im Preiſe, ſondern giebt auch mehr Butter; und die aus der ſauren Milch bereiteten Käſe ſind beſſer und ſchmackhafter als Käſe aus Kuhmilch. In Gebirgsgegenden, wo die Kuh keine Nahrung mehr finden würde, klimmt die Ziege an den ſchroffſten Felſen und Abhängen umher und ſucht dort die nahrhafteſten Kräuter oder das Laub der Sträucher zu ihrer Nahr⸗ ung; grade von ſolchen Ziegen ſchmecken Milch, Butter und Käfe ganz trefflich. Krankheiten der Ziege. Fußkrankheiten. Den Ziegen, welche ſtets im Stalle gehalten werden, wachſen die Klauen ſo lang, daß die Thiere dadurch am Gehen verhindert werden. Man muß dieſelben deshalb ſtets ſo weit abſchneiden, daß ſie ihre natürliche Form behalten; ſonſt bricht der zu lang gewachſene Theil der Klaue ab und verurſacht Lähmung. . Haben fich die Ziegen einen ſpitzen oder ſcharfen Körper, z. B. einen Nagel, Dorn, Splitter, ein Stück Glas in den Fuß getreten und ſich dadurch eine Lähmung zugezo⸗ ch ſo muß vor Allem das Eingetretene entfernt und die Oeffnung mit einem ſpitzen charfen Meſſer erweitert werden, damit ſich nicht Eiter unter dem Horn anſammle.— In die Wunde gieße man wenige Tropfen Whiskey, bedecke ſie mit trocknem Werg und befeſtige dies durch einen Verband. Hat ſich aber ſchon Eiter angeſammelt, ſo muß das Horn, ſo weit der Eiter reicht, weggeſchnitten und dann der Fuß auf die angege⸗ bene Art verbunden werden. Wenn die Ziegen in einem jauchigen Stalle ſtehen, ſo kann dies die ſogenannte Klauenſeuche oder Ablöſung des Horns verurſachen. Dann gehen die Thiere ſehr lahm; das Horn löst ſich da, wo es an die Haare grenzt, ab und es erzeugt ſich hinter dem⸗ ſelben Eiter. Um dieſen Schaden zu heilen, muß man das Horn, ſo weit es los iſt, wegſchneiden, damit ſich der Eiter hinter demſelben nicht feſtſetzen kann. Die Wunde wird mit folgendem Mittel verbunden: 1 Nimm: Take: Gewöhnlichen Vitriol 1 Unze, Copperas 1 ounce. Waſſer ein halb Pfund. Distilled water g pound. (zuſammen gemiſcht.) Mixed. Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 161 Rothe Enzianwurzel 13 Unze. 162 Goldenes Hausbuch für Farmer, . 1 Mit dieſem Waſſer tränkt man Werg, legt dies über die Wunde und befeſtigt es mit einem Verbande. Zwar kann die Klauenſeuche auch durch innere Urſachen und von naſſer Weide entſtehen; mag ſie indeſſen erzeugt ſein, wodurch ſie will, die Heilung bleibt dieſelbe. Entſteht ſie durch innere Urſachen, ſo iſt der Fuß, ehe ſich der Eiter erzeugt, über dem Horne erhitzt und angeſchwollen; bemerkt man dies, ſo muß man den Fuß täglich 2—3 Mal in Waſſer ſtellen, es iſt nicht zur Milderung der Hitze und des Schmerzes allein, ſondern da zuweilen auch Heilung dadurch entſteht. Iſt die Klau⸗ enſeuche von äußeren Urſachen entſtanden, hat ſich ſchon das Horn von dem dahinter erzeugten Eiter etwas abgelöst und findet ſich Hitze und Geſchwulſt im Fuße, ſo muß ſolcher ebenfalls täglich 2 Mal eine halbe Stunde lang in Waſſer geſtellt werden, nach⸗ dem der Verband abgenommen iſt. Stets müſſen die Ziegenſtälle, wie ſchon oben ge⸗ ſagt, gehörig ausgemiſtet und trocken erhalten werden. Räude oder Grind. Urſachen der Entſtehung dieſer Krankheit ſind Unreinigkeit, ſchlechtes verdorbenes Futter und Hunger. Räude iſt eine anſteckende Krankheit und giebt ſich auf der Haut durch kleine Geſchwüre, die ſich in einen Schorf verwandeln, zu erkennen; zuweilen bedecken dieſelben die ganze Haut. Mitunter aber entſteht ein trockener Schinn, bei welchem die Haare ausfallen; letzteres nennt man dietrockene, erſteres die feuchte Räude. Sobald eine Ziege davon befallen wird, muß dieſelbe, wenn deren mehre zuſammen⸗ ſtehen, iſolirt und in einen eigenen Stall geſtellt werden. Sodann hat man genau den Urſachen nachzuſpüren und dieſe zu entfernen; anderfalls werden die gegen die Krankheit angewendeten Mittel wenig oder nichts nützen. Sodann gebe man der Ziege innerlich folgendes Mittel: Nimm: Schwefel 1 Unze. Wachholderbeeren 12 Unze. Take Sulphur 1 ounce. Juniper Berries 115 ounce. Root of red Gentian 1½ ounce Alles zu einem Pulver gemiſcht und mit Honig zu einer Latwerge gerührt. Von dieſer Latwerge ſtreiche man der Ziege täglich zwei Mal, etwa 1 Unze auf die Zunge, einem Lamm die Hälfte. Bei dem Gebrauch der Latwerge iſt es beſonders nothwendig, der Ziege nahrhaftes Futter zu reichen, ohne welches ſolche nicht wirken wird. Daſſelbe kann aus geſtampften Kartoffeln, mit Träber vermiſcht, oder aus gelben Rüben, mit Gerſtenſchrot oder grobem Roggenmehl vermiſcht, auch aus Wai⸗ zen- oder Roggenkleie —obſchon dieſe nicht ſo nahrhaft find—beftehen; auch kann man der Hehl zuweilen eine Handvoll Hafer geben. Bei dem Füttern des Gerſtenſchrots, des Mehls oder der Kleie muß genau darauf geſehen werden, daß beim Einmiſchen keine trockenen Klumpen darunter bleiben, da dieſe Verſtopfung verurſachen und letztere unter Umſtänden den Tod herbeiführen kann. Hat man der Ziege 5—6 Tage us die Latwerge gereicht, jo kannm an die räudi⸗ en: k gen Stellen mit folgender Salbe einrei Nimm: Take: Rindstalg, 3 Unzen. Tallow, 3 ounces. Terpentinöl, 12 Unzen. Oil of Turpentine, 115 ounces. Der Rindstalg wird geſchmolzen und während des Erkaltens des Terpentinöls dazu gerührt. Im Winter muß man, da dann dieſe Salbe zu hart wird, ſtatt des Nindstalgs Schweineſchmalz nehmen. Nach 3—4Tagen muß dieſe Salbe mit warmem Waſſer und grüner Seife wieder abgewaſchen werden. Sollten ſich hernach noch ein⸗ zelne räudige Stellen zeigen, ſo werden dieſe von Neuem mit der Salbe eingerieben und in kurzer Zeit heilen. Aber bis zur gänzlichen Herſtellung und bis die Ziege 5 gehörig zu Kräften gebracht iſt, muß ihr das nahrhafte Futter verabreicht erden. Ausfallen der Haare. Hierzu können verſchiedene Urſachen Veranlaſſung geben, z. B. Unreinigkeit der Haut, ſchlechtes verdorbenes Futter, kleine feuchte dunſtige Ställe. Zeigt ſich bei den * NN 4 Wernher . „„ * AT * * Nene * Mer, “r I PLANE Kl» N N. 5 * 57 1 7 Hr N W 5 TREE ON PR W { N j 15 e en 1 U * 7 Wr 1 Fa Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 163 Ziegen Jucken der Haut, was ſich dadurch zu erkennen giebt, daß ſie ſich an den Stall⸗ wänden reiben, wobei ſie die Haare abſcheuern, ſo gebe man ihnen Salz zu lecken, und waſche die Haut täglich ein Mal mit Waſſer rein, worauf ſich das Reiben und Ausfallen der Haare meiſtens bald verlieren wird. Fallen indeß die Haare auf ganzen Stellen aus, ohne daß ſich das Thier reibt, ſo nehme man folgendes Mittel: 8 Nimm: Take: Teufelsdreck, 3 Unze. Asafoetida, 1g ounce, Glauberſalz, 2 Unzen. Epsom Salts, 2 ounces. N Wachholderbeeren, 12 Unze. Juniper Berries, 115 ounces. Pulveriſire Alles und miſche es mit Honig zu einer Latwerge. Von dieſer Latwerge ſtreiche man der Ziege täglich 3 Mal, Morgens, Mittags und Abends, 4 Unze auf die Zunge und waſche die Haut täglich ein Mal mit Waſſer ab. Die kahlen Stellen beſtreiche man täglich ein Mal mit Leinöl, wornach das Haar bald wieder zu wachſen beginnt. Augen-⸗ Krankheiten. Dieſelben entſtehen aus äußern wie aus inneren Urſachen. Die äußeren ſind ge⸗ wöhnlich Verletzungen; die inneren Urſachen find meiſtens ſchlechtes Futter oder Ver- abreichung zu vielen Körnerfutters; auch kann durch dunſtige Ställe eine Entzündung der Augen herbeigeführt werden. Wenn das Auge angeſchwollen iſt, daſſelbe von der Ziege zugehalten wird, häufig Thränen daraus fließen und ſich keine äußere Verletzung erkennen läßt, ſo iſt das ein Zeichen, daß innere Urſachen da ſind. Vor Allem ſind nun dieſe zu entdecken und zu entfernen, worauf man dann der Ziege täglich 2 Mal Morgens und Abends je 12 Unzen Glauberſalz, in Waſſer gelöst, eingiebt, bis ſie laxirt; auf das Auge ſtreicht man Bleiweißſalbe mit Kampfer, oder man kühlt es öfters mit kaltem Waſſer; hält die Entzündung des Auges an, ſo muß man nach 8 Tagen den Gebrauch des Glauberſalzes wiederholen. Bei ſehr heftiger Entzündung ſei folgendes Augenwaſſer empfohlen: Nimm: Take: es 5 Gran. Vitriol of Zino 1 gr. eſtillirtes Waſſer, 3 Unzen. Distilled water 3 vunces. Opiumtinktur, 30 Tropfen. Tincture of opium 30 drops. Gemiſcht. Mixed. Iſt Erkältung die Urſache, und die Entzündung ſchon mehr geſchwunden, ſo ſtreiche man von a Salbe Morgens und Abends jo groß wie eine Erbſe ing- Auge, während man daſſelbe Tags über öfter mit lauem Waſſer reinigt: Nimm: Take: Nothen Präcipitat, 20 Gran. Red Precipitate of mercury, 20 gr. riſche Butter, 3 Unze. Fresh butter, 15 ounce, piumpulver, 6 Gran. Opium powdered, 6 gr. Zu einer Salbe gemiſcht. Mixed. . 5 Oder man bringe Morgens und Abends einen Tropfen folgenden Waſſers ins uge: Nimm: Take: Höllenſtein, 11 Gran. Argen tum nitric, 11% gr. Deſtillirtes Waſſer, 3 Unze. Distilled water, Ig ounce, Safranige Opiumtinktur, 6 Tropfen. Laudanum, 6 drops. Gemiſcht. Mixed. „SIE das Auge durch einen äußerlichen Zufall beſchädigt worden, ſo hat man nicht nöthig, innerliche Mittel anzuwenden, ſondern gebraucht nur die erwähnte Salbe oder das Augenwaſſer, und kühlt das Auge häufig mit kaltem Waſſer. Wunden. Bei allen Wunden hat man vorzüglich darauf zu ſehen, daß der Eiter freien Ab⸗ i uß hat, und muß man deshalb ſolche Wunden, die von oben nach unten gehen, bis in ie Tiefe aufſchlitzen, oder unten eine Gegenöffnung machen. Iſt hierdurch dem Eiter P) 6. 164 Goldenes Hausbuch für Farmer, 95 freier Abfluß verſchafft, ſo darf die Wunde nur öfters mit kaltem Waſſer gebadet und der Eiter gehörig ausgewaſchen werden, worauf meiſt bald Heilung erfolgt. Das Schmieren mit Salben, Oelen 2c., bringt meiſt mehr Schaden als Nutzen. Im Sommer, wenn die Ziegen auf der Weide gehen, muß die Wunde nach Abwaſchung des Eiters täglich ein Mal mit Terpentinöl beſtrichen werden, damit ſich keine Würmer darin bilden. 8 a Verſtopfung oder Kolik. ö Man erkennt dieſe Krankheit an der Unruhe und Aengſtlichkeit, mit welcher ſich das Thier bald hierher, bald dorthin bewegt, daß es ſich öfters mit dem Kopfe nach den Flanken umſieht, ſich bald niederlegt, bald wieder aufſpringt, ſtarken Schmerz be⸗ 1 0 8 und nirgends Raſt und Ruhe hat; dabei fehlt die Freßluſt und die Ohren ſind a * * | Dieſes Uebel entſteht bei den. Ziegen gewöhnlich durch den Genuß gährender oder blähender Nahrung, oder wenn man ihnen Mehl, Schrot oder Kleie zu freſſen giebt, wobei Klumpen ungerührt in der Tränke bleiben, ferner durch fremde Körper oder Würmer. N 5 Aeußern ſich die oben angegebenen Merkmale bei einer Ziege, ſo gebe man ihr alle 3 Stunden eine Unze Glauberſalz, in Waſſer gelöst, ein, und ſuche durch Klyſtiere aus warmem Seifenwaſſer mit etwas Salz und Leinöl die Verſtopfung zu heben, was man ſelbſtverſtändlich wiederholt, bis ſie gehörig gewirkt haben. { Iſt Kolik durch Erkältung oder andere Krampf erzeugende Urſachen entftanden, fo reibe man die Seiten mit Terpentinöl ein und gebe alle halbe Stunden 1 Quart vo nachfolgender Arznei: . Nimm: Take: Teufelsdreck, 1 Unze. Asafoetida, 1 ounce. Kamillenthee, 1 Quart. Tea of Chamomile, 1 quart. Gemiſcht. Mixed. Nebenbei gebe man Klyſtiere, denen man ebenfalls etwas Teufelsdreck beimiſcht. Durch zu ſtarke Kleefütterung wird nicht ſelten Kolik hervorgerufen, die aber Le rechtzeitige Anwendung von Glauberſalz und durch Klyſtiere meiſt bald gehoben wird. Darm⸗ Entzündung. Dieſelbe entſteht gewöhnlich aus Erkältung. Die Thiere haben Fieber, bald kalte, bald warme Ohren, freſſen nicht, legen ſich oft nieder, krümmen ſich, ſpringen wieder auf, athmen ſchnell mit fühlbarer Bewegung der Flanken, und zeigen großen Schmerz. Die fieberhaften Pulsſchläge kann man genau bemerken, wenn man dem Thiere die flache Hand auf der linken Seite gleich hinter dem Schulterblatt auf die Rippen legt. Manche Aerzte empfehlen einen Aderlaß, öffnen eine Halsader und laſſen 3 Quart oder ein 3b Blut ab. Jedenfalls aber ſtreiche man dem Thiere alle 2 Stunden von folgender Latwerge ſo viel auf die Zunge, als die Hälfte eines Taubeneies iſt. Nimm: Take: Salpeter, 1 Unze. f Salpetre, I ounce. Glauberſalz, 3 Uuzen. Epsomsalt, 3 ounces. Weinſteinrahm, 2 Unzen. Cream Tartar, 2 ounces Bilſenkraut, (Extrakt) 6 Gran. Extract of Henbane, 6 gr. Alles zu Pulver zerrieben und mit Honig zur Latwerge gerührt. Dabei gebe man der Ziege täglich 3 Klyſtiere aus Kamillenthee mit Salpeter und Leinöl. N Bei Entzündungen in der Lunge oder Bruſthöhle, legt ſich die Ziege niemals nie⸗ der, gewöhnlich aber, wenn das Uebel ſeinen Sitz im Unterleibe hat. Waſſer ſucht. 9 Die Waſſerſucht entſteht durch feuchte Ställe, naſſe ſumpfige Weiden oder von Schwäche der Eingeweide, durch vernachläſſigte oder falſch behandelte Krankheiten, wobei gewöhnlich Drüſen⸗Verhärtungen eintreten. ; i Man erkennt das Uebel daran, daß die Thiere mit aufgetriebenem Leibe abmagern, 0 der Leib ſenkt ſich nach unten und läßt die ſchwappende Bewegung des Waſſers dadurch ; 3 Gärtner, Pferdes und Viehbeſitzer. 165 1 erkennen, wenn man mit der Hand dagegen ſchlägt; auch zeigen ſich hin und wieder Geſchwülſte an anderen Theilen, dabei freſſen die Ziegen nicht, verdauen ſchlecht, haben ſtarken Durſt, miſten unregelmäßig, huſten, athmen kurz und find ſehr matt. Folgende Mittel ſind empfohlen: Nimm: Take: Roth⸗Enzian⸗Wurzel, 13 Unzen. Root of red gentian, 11% ounce. Wachholderbeeren, 12 Unzen. f Juniperberries, 11g ounces. Waſſerfenchel-Saamen, 12 Unzen. Seed of water-fennel, Ig ounces. Zu feinem Pulver zerrieben und mit Honig und 1 Unze Venetianiſchem Terpen⸗ tin u Latwerge gerührt. Von dieſer Latwerge ftreiche man täglich zweimal 1 Unze auf die Zunge. ö Oder: Take: Meerzwiebelpulver, 3 Quentchen. Powdered Squills 14 dram. Fingerhutkrautpulver, 15 Gran. Powdered Digitalis 15 gr. Weinſtein 1 Unze. Cream of tartar, 1 ounce. Du Pulver zerrieben und in 3 Theile getheilt, einen Morgens, Mittags und Abends, was mit Honig zur Latwerge gerührt, auf die Zunge geſtrichen wird. Oder: Take: Wachholderthee, 4 Quart.! Tea of Juniper, 34 quart. Terpentinöl, 2 Quentchen. Oil of Turpentine, 2 dram, Gemiſcht und alle 3 Stunden ein Weinglas voll eingegeben. Oder: 8 Take: Aloepulver, 1 Quentchen. Aloes, 1 dram. Kalomel, 4 Gran. Calomel, 4 gr. N Mit Honig zur Latwerge gemiſcht nnd täglich 2 Mal eingegeben. Blutharnen. Wenn die Ziegen ſaures mooriges Heu oder Grummet freßen oder auf niedrigen ſumpfigen Wieſen weiden, ſo entſteht leicht bei ihnen das ſogenannte „rothe Waſſer.“ Von Einigen wird gerathen ſobald ſich der Urin roth färbt, 3 Ib Blut aus einer Hals⸗ ader abzulaſſen, jedenfalls aber halte man die Thiere im Stalle, reibe ſie fleißig, reiche ihnen ein Leinkuchengeſöff, gutes Futter und einige Handvoll Aſche. Außerdem gebe man ihnen täglich zweimal 1 Quentchen Salpeter, in Waſſer gelöſt. Schwindel. Bei dieſem Uebel, das durch e Erhitzung, heftige Sonnenſtrahlen, Voll⸗ blütigkeit, erregten und unbefriedigten Geſchlechtstrieb namentlich bei Böcken entſteht, haben Ohren und Hörner eine erhöhte Wärme, die Augen glänzen und ſind voll Thrä⸗ nen, der Kopf hängt zur Erde, Gang und Stellung ſind wankend, die Thiere freſſen und ſaufen nicht. Unter dieſen Umſtänden bringe man das Thier in einen kühlen Stall, laſſe es ſofort zu Ader, ſchlage öfters in kaltes Waſſer getauchte Tücher vor den Kopf oder mache Eisumſchläge. Innerlich gebe man alle Stunden folgende Arznei ein: Nimm: Take: Salpeter 4 Unze. I Salpetre, 1% ounce. Glauberfalz 3 Unze. Epsom Salts, 1g ounce. a Leinſaamen⸗abkochung 3 Quart. Decoction of Linseed, 3% quart. | Gemiſcht. Mixed. | und Klyſtiere von lauem Seifenwaſſer mit Salz und Oel. Huſten. Diurch Erkältung bei naßkalter Luft, plötzlichen Witterungswechſel entſteht bei gie en nicht jelten ein Huſten, der ſich nach 8 — 14 Tagen von ſelbſt verliert und wo⸗ bei das Thier munter bleibt, gut frißt und nicht abmagert. Währt aber ein ſolcher Huſten längere Zeit, fließt dabei Schleim aus der Naſe, verliert das Tbier die Freß⸗ a Aha ad ENT LIND RP RER VE eren 9 a f Nie ee en N 5 } 1 e ee vi) . 166 Goldenes Hausbuch für Fan me, luſt, wird mager und matt, athmet es kurz ꝛc., ſo reiche man den Thieren vor Allem gutes nahrhaftes Futter, namentlich Grünfutter, Mohrrüben und ſtreiche ihnen 6—8 Tage lang täglich zweimal 1 Unze von folgender Latwerge auf die Zunge: i Take: Root of Valerian, 115 ounces, Arnica, flowers 115 ounces. Nimm: Baldrianwurzel 13 Unzen. Wolferleiblumen 12 Unze. Spießglanzleber 4k Unze. Sulphuret of Antimony, 1% ounce. Geriebenen Merrettig 2 Unzen. gratet horseradish, 2 ounces. Alles fein zerſtoßen und gemiſcht mit Honig oder Fliederſaft zu Latwerge. Oder: Take: Spießglanzleber 3 Unze. Sulphuret of Antimony 1% ounce. Süßholzwurzel 2 Unzen. Licorice-root 2 ounces. Schwefelblüthen 1 Unze. Powdered Sulphur 1 ounce. Mit Honig zu einer Latwerge gerührt. Haben ſich Verhärtungen oder Geſchwüre in der Lunge gebildet, ſo iſt jedes Mit⸗ tel fruchtlos. i Abzehrung. Die Dürrſucht iſt eine ſehr gewöhnliche Krankheit und entſteht aus mancherle Urſachen; und liegt der Grund in geſchwächter Verdauung oder in Stockungen und Verhärtungen der Abſonderungsdrüſen in den Eingeweiden, häufig auch in Folge von Lungenentzündung. Das Thier zeigt wenig Freßſucht, magert immer mehr ab, ſelbſt beim beſten Futter und wird ſchwach und hinfällig. Gute Dienſte ſollen Abkochungen von IJsländiſchen Moos oder Karagheenmoosleiſten, wie folgendes Mittel. Nimm: a Take: Rothe Enzianwurzel 2 Unzen. Rood of red Gentian 2 ounces. Angelikawurzel 2 Unzen. „ „Angelika 2 155 Baldrianwurzel 2 Unzen. „ „Paleriana 2 un Stoße Alles zu feinem Pulver und miſche es mit Honig zu Latwerge. Pocken. Die Pocken kommen bei der Ziege nur am Euter vor und zwar findet man, daß daran leidende Thiere etwas fiebern, die Milch abnimmt, das Euter empfindlich wird und anſchwillt; es bilden ſich am Euter kleine, etwa erbſengroße, über die Haut erhabene flache, an der Spitze abgerundete mäßig rothe Puſteln, die einen kleinen rothen Hof haben und eine Flüſſigkeit enthalten, die vom 10. Tage nach der Anſteckung an ver⸗ trocknet, wobei ſich ein dicker brauner Schorf bildet, der mit dem 18. Tage abfällt und eine kleine Narbe hinterläßt. Dieſe Krankheit iſt gänzlich ungefährlich und wird dieſelbe hier nur deshalb ange⸗ führt, weil, wenn auch ſonſt die Ziegenkrankheiten denen der Schafe ſehr ähnlich ſind, doch grade bei dem Verlauf dieſer Krankheit eine Verſchiedenheit beſteht, indem dieſelbe mehr den Kuhpocken ähnelt, da ſie ebenfalls nur am Euter vorkommt, während die Schafpocken ſich über den ganzen Körper verbreiten. Caſtriren der Böcke. Will oder kann man den Bock nicht mehr gebrauchen, ſo muß man ihn ſchneiden, weil ſonſt ſein Fleiſch nicht genießbar iſt. Wenn aber der Bock nach dem Caſt⸗ riren noch einige Zeit lang gut gefüttert wird, ſo verliert ſein Fleiſch nicht allein die zähe Eigenſchaft, ſondern auch den ekelhaften bockigen Geſchmack, und wird ſo ſchmack⸗ haft, wie das Fleiſch von einer Ziege. Auch ſetzt ein geſchnittener Bock, wenn er gut gefüttert wird, viel Fett und Talg an, oft bis zu 10 1b und darüber. Gewöhnlich bindet man den Hodenſack über den Teſtikeln ab und ſchneidet denſel⸗ ben, wenn er beinahe abgeſtorben iſt, weg. Dies verurſacht dem Thiere heftige Schmer⸗ zen, wodurch daſſelbe ſehr abgezehrt und mager wird; man muß daher folgende Methode anwenden, bei welcher der Bock nur einige Tage lang mit den Hinterbeinen ſteif geht, nach Ablauf derſelben aber wieder ganz ſeine frühere Munterkeit gewinnt. 7 @ärimer, Pferde⸗ und Viehbeſitzeer. 167 Fr 9 7 . Nee PR KANNE", nz N W. * 123 N ig 1 7 . nl N ien 5 0 . 2 : 2 1 { Das Haar an den Hoden wird rein abgeſchoren, dann der eine Hoden hervorgee drückt und auf der Spitze ein Einſchnitt darüber gemacht. Die Oeffnung muß gerade ſo groß ſein, daß man den Hoden herausdrücken kann; hierauf muß das ſehnige Band, 2 welches von der Spitze des Hodens bis an die Gefäße geht, durchſchnitten werden ſodann legt man einen ſtarken Faden unter dem Hoden um die Gefäße, bindet die letzteren damit zu und ſchneidet den Hoden unter der gebundenen Stelle ab. Ebenſo macht man es mit dem andern Hoden. Die Wunde wäſcht man mit kaltem Waſſer 150 aus und reinigt ſie ſpäter gehörig vom ausfließenden Eiter. Buch 1 I 1 Die Katze. 7 Zn den nützlichſten, ja unentbehrlichſten und am allgemeinſten verbreiteten Haus⸗ = 0 thieren gehört auch die Katze, weshalb wir ebenfalls ihrer hier kurz gedenken wollen. f 79 Der Katzenarten gjebt es bekanntlich eine faſt zahlloſe Menge, und es gehören die ſcheinbar verſchiedenſten Thiere zu dieſem Geſchlecht, das in allen Welttheilen wild 17 vorkommt. Unſere zahme oder Hauskatze ſtammt aus dem Orient und kam erſt ge— a. gen Ende der Kreuzzüge nach Europa, von wo fie durch die Spanier auch in Amerika eingeführt wurde. Die von einigen Forſchern aufgeſtellten underſcheidenden Charak- tere in Bezug auf die Wild- und Hauskatze hinſichtlich der Bildung verſchiedener Kopf— f knochen haben ſich als nicht haltbar erwieſen und der Schädel der Hauskatze weicht nicht ſtärker von dem der Wildkatze ab, als von dem der nubiſchen Katze, welche leicht — zähmbar tft, und von der gewöhnlich unſere Hauskatze abgeleitet wird. Auffallend iſt, daß beide Wildkatzen ſich mit der Hauskatze paaren. Im Allgemeinen iſt die Hauskatze kleiner als die Wildkatze; ihre Haare ſind kürzer 30 und von verſchiedenen Farben; dreifarbige Katzen und blaue ſind ſelten, kommen 9 aber vor; die Augen haben einen Sehſtrich und ſehen beſonders des Nachts ſcharf; die int Zunge iſt durch einwärts gekehrte Spitzen rauh. Der Hauptnutzen des Thiers befteht f in Fang der Mäuſe, wovon es ſich am liebſten nährt; doch frißt es auch anderes Fleiſch An gern, namentlich Vögel und Fiſche. Die Katze ſäuft oft, doch nicht viel auf einmal, a ſchreit zur Brunſtzeit fürchterlich (Katzenmuſik) — gewöhnlich mehre Katzen um einen Kater; fie bringt 3 — 12 Junge, die in einem Jahre ausgewachſen find, verwildert N leicht, lebt in natürlicher Feindſchaft mit den Hunden, klettert gut, kommt beim Fall durch Bewegung ihres Schwanzes gewöhnlich auf die Füße, geht gern der Wärme nach, — iſt oft ſehr anſchmiegſam und ſchmeichelt ſich gern ſchnurrend an, oft aber auch falſch, Se heimtückiſch und kratzt mit ihren ſcharfen Klauen nicht felten arg; fie putzt fich mit den . Vorderpfoten. 7 58 Die Katzen beſitzen viel Elektrizität; ihr Rücken zeigt, rückwärts geſtrichen, Kni⸗ 55 ftern und Funken, weshalb man das Fell bei Elektrophoren braucht. Ueber dem werden die Felle, namentlich die ſchwarzen, vielfach zu Pelzarbeiten als Futter oder Aufſchläge verwendet. An manchen Orten (in Spanien, Frankreich, Holland, Irland, Afrika, bei den Tunguſen, Kalmücken, in Hinter = Indien, China, Japan ꝛc.,) wird Rat das Katzenfleiſch auch gegeſſen; daſſelbe ſoll dem der Hafen ähnlich ſchmecken. Früher galt ihr Fett als zertheilend in der Arzneikunde. Ihre Därme braucht man zu Saiten. Manche Menſchen bekommen in der Nähe von Katzen, auch wenn ſie dieſelben nicht bemerken, Uebelkeiten und Ohnmachten; man ſchreibt dieſe Wirkung der ſtarken Elek⸗ trizität der Katzen zu. — Pferde ſollen von der Ausdünſtung der Katzen ſchnell müde werden. In Aegypten, beſonders in Bubaſtis, wurden in alten Zeiten die Katzen verehrt und waren dem Bubaſtus und dem Monde heilig. Todte Katzen begrub man mit heiligen Gebräuchen. Zu Rhadata in Aegypten wurde eine goldene Katze als Gott angebetet. Bei den Muhamedanern ſind noch heute die Katzen ſehr geachtet. — Uebrigens wußten auch die Alten ſchon, daß der Kater gern ſeine Jungen frißt und daß die Katzen ihren Unrath verſcharren, weil ſie ſich vor dem üblen Geruch ſcheuen, oder um ſich dadurch nicht den Mäuſen zu verrathen. Der Aberglaube der Chriſten ver⸗ band die Katzen, namentlich die ſchwarzen, mit Hexerei und wähnte, daß ſich Hexen in fie verwandeln könnten; wir erinnern nur an die Sage vom Blocksberge. is 1 IN 2 * 5 3 J l . N { 4 N in % ne | 168 Goldenes Hausbuch für Farmer, ‚| 5 —— ' — — e ' ä ä6‚ͤœ̃ẽ — — — — — Die Krankheiten der Katze. Tollheit. a Dieſe nicht eben ſeltene Krankheit ſtimmt in ihren Symptonen mit der Hunds⸗ wuth überein, tritt aber bei der Katze in ihren Aeußerungen noch viel furchtbarer auf. Das beim Hunde Geſagte iſt auch hier gültig. Bei dieſer, wie bei den meiſten Katzenkrankheiten (Krätze, Mundfäule ꝛc.) iſt ſtets ſchleunige Tödtung des erkrankten Thieres am rathſamſten. \ Katzenpeſt. Das Uebel beginnt mit Ekel, Erbrechen und Muthloſigkeit, dann erfolgt Vonſich⸗ | geben des Unraths und Anhäufung einer gelben Feuchtigkeit im Magen und in den Gedärmen. Die Katzen ſterben häufig daran. Als Heilmittel iſt empfohlen, einmal täglich dem Thiere etwas Baldrian in füßem Weine (Cyperwein) einzugeben. Das Kaninchen. . Die Kaninchenzucht, früher nur als Spielerei? oder Liebhaberei betrieben, had in Europa, namentlich in Frankreich, England und Deutſchland der fortwähren⸗ ſteigenden Preiſe aller Lebensmittel halber eine gewiſſe volkswirthſchaftliche Wichtigt keit erlangt. Augenſcheinlich hält dort die Produktion mit der Konſumtion nicht gleichen Schritt, was vorzüglich beim Rindvieh feine Anwendung findet; man berück⸗ ſichtige nur die Unzahl der Kälber, welche, kaum auf die Welt gekommen, dem Flei⸗ ſcher anheim fallen, und ferner, daß zur vollen Ausbildung eines Ochſen oder einer Kuh mehre Jahre erforderlich find, —wie, endlich die dem Anſcheine nach nicht zu beſeitigende, bald hier, bald dort immer wiederkehrende Rinderpeſt, welche oft Tauſende von Opfern fordert. Hieraus geht hervor, daß das ärmere Publikum der alten Welt ſich häufig den Fleiſchgenuß ganz verſagen muß, und, wenn in neuerer Zeit auch Pferdefleiſch zur Aushülfe genommen wird, ſo fängt bereits dieſes ebenfalls an, einen höheren Preis⸗ aufſchwung zu fei un abgeſehen davon, daß Pferdefleiſch nicht eben Jedermann's Lieblingsgericht iſt und Pferde jo lange als möglich zu andern Zwecken benutzt wer⸗ den. In Anbetracht aller dieſer Umſtände, —welche glücklicher Weiſe bei uns in Ame⸗ rika noch nicht vorhanden find, —hat man in Europa fein Augenmerk auf das Kanin⸗ chen gerichtet und in ihm ein kleines nützliches Hausthier entdeckt, welches mit wenig Aufwand erzogen werden kann, ſich ſtark vermehrt und in einigen Monaten ſchon ein gutes genießbares Gericht liefert. Betrachtet man die billige Ernährung der Kanin⸗ chen, ihre große Fruchtbarkeit und frühe Reife, ſo wird man ſich überzeugen, daß es, zumal in beſchränktem Raum, kaum einem lohnendere Zucht geben dürfte. Hierzu kommt noch, daß die Felle gut bezahlt werden und ſelbſt der Dünger, hitziger Natur und dem Taubenmiſt ungefähr gleich erachtet, gern gekauft wird. ir ſehen hier natürlich von der Zucht des Kaninchens ab, da in dieſem Werke hauptſächlich nur von den Krankheiten unſerer Hausthiere und deren Behandlung die Rede ſein ſoll. Und iſt auch das Kaninchen hier in Amerika bis jetzt kaum noch zu den eigentlichen Hausthieren zu zählen, ſo wollen wir es der Vollſtändigkeit halber doch mit aufführen, zumal in neuerer Zeit die Liebhaberei für dies Thier auch hier ſtark im Steigen iſt. Namentlich ſind es die von England importirten Madagaskar⸗ Kaninchen mit ihren langen Hängeohren, welche ſich alljährlich mehr Freunde hierſelbſt erwerben und deren Behandlung etwa vorkommender Krankheiten ſchon ihres hohen Preiſes halber zu einer gewiſſen Wichtigkeit für den Liebhaber wird. Um aber Krank⸗ heiten vorzubeugen, iſt eine richtige Behandlung der Thiere das Wichtigſte, weshalb über letztere hier einige Worte mögen eingeſchaltet werden. ' \ 1 4 2 N 45 A 1 8 RR Obſchon die Kaninchen faft ſtets bei gutem Appetit find, iſt es doch beſſer, fie an N drei regelmäßige Mahlzeiten, Morgens, Mittags und Abends zu gewöhnen. Man kann ihnen frühzeitig im Jahr Unkraut, Gras aus den Gräben und überflüſſige Pflan⸗ en aus den Gärten geben, Kartoffelkraut, Blätter von Rüben, Möhren, Kohl, Arti⸗ ſchoken ꝛc.; im Herbſt abgefallenes Obſt, Eicheln, ferner Blätter von Akazien, Ulmen, Pappeln, Nußbäumen zc. ; fie verzehren alle dieſe beinahe gar nichts koſtenden Artikel. Nur hüte man ſich, ihnen früh Gras oder Klee zu reichen, auf dem noch der Morgen- thau liegt; es würde ihnen geradezu tödtlich ſein. Im Winter giebt man Heu, ge⸗ trockneten Klee, Maisblätter, Fenchel, Majoran, Steckrüben, weiße Rüben, Kohlrüben, Runkeln, Möhren und Kartoffeln. An Letztere ſie zu gewöhnen, iſt deshalb ſehr zu empfehlen, weil man davon das ganze Jahr haben kann. Auch Stroh von Erbſen, Bohnen, Wicken, iſt ein billiges und nahrhaftes Futter. Alſo der Auswahl hat man genug. Etwas Salz ihrem Futter beizumiſchen, iſt ohne Schaden, weil es den Appetit reizt. Im Allgemeinen iſt es gut, mit der Nahrung möglichſt abzuwechſeln, was ja bei den mancherlei zu Gebote ſtehenden Futtermitteln leicht ausführbar iſt. Durch kleine e von Kleie, Hafer und Gerſte der ſäugenden Mutter, und den abgeſetzten ungen aufzuhelfen, wie auch den zur Maſt beſtimmten Thieren iſt rathſam. Daß man ſie vor giftigen Kräutern, wie Schierling, Fingerhut ꝛc., hüten müſſe, kann als ſelbſtverſtändlich betrachtet werden. Unkraut und Pflanzen, an denen Erde hängt, müſſen durch Waſchen von derſelben befreit werden, bevor man ſie verabreicht. Im Sommer bei Grünfütterung bedürfen die Kaninchen gar nicht des Waſſers, und auch im Winter bei trockener Fütterung wird ihnen die nöthige Feuchtigkeit durch allerhand Wurzelwerk erſetzt. Waſſer zum Saufen ihnen hinzuſetzen, iſt nicht rathſam, weil ſie leicht zu es davon zu ſich nehmen, was ihnen einen geſchwollenen Leib und fonftige Uebel zuzieht. Auch ſchließlich der Vermehrung ſeien einige Bemerkungen geſtattet. Um kräftige geſunde Nachzucht zu erlangen, muß man auf kräftige geſunde Eltern ſehen; dieſelben dürfen keine Fehler haben, müſſen lebhaft und munter ſein. Ein Männchen reicht vollſtändig für 10—15 Weibchen hin und iſt von 1—5 Jahre zur Zucht tauglich. Ein Weibchen ar nicht vor dem Alter von 8 Monaten zugelaſſen werden; es muß erſt vollkommen ausgebildet ſein, damit es ihm ſpäter nicht an Muth fehle. Das zu be— ſpringende Weibchen wird über Nacht in die Zelle des Männchens gelaſſen und am Morgen wieder in feine Abtheilung zurückverfügt. Es bringt ſeine Jungen nach 30— 31 Tagen zur Welt. Wollte man, während es tragend iſt, das Weibchen nochmals be= ſpringen laſſen, ſo würden unter allen Umſtänden Mißfälle die Folge ſein. Einige Tage vor der Geburt wird die Zelle der zukünftigen Mutter ſorgfältig gereinigt und ihr eine gute friſche Streu gegeben, womit ſie fie) eine Art Höhle conſtruirt; fie rauft ſich eine Menge Flaum aus und füttert mit dieſem ihr Lager aus, um ihren Kleinen ein weiches Bett zu bereiten. Die Anzahl der Jungen iſt ſehr verſchieden und variirt von 2—14; beſſer iſt es, wenn deren nur 8 — 10 find, weil dieſe dann mehr Nahrung haben und beſſer gedeihen. Am fünften Tage öffnen ſich die Augen der Jungen; am ſechsten beginnen die munterſten und ſtärkſten, ſich außerhalb des Neſtes zu wagen; mit 4 Wochen fangen ſie an, allein zu freſſen und mit 6 Wochen ſind ſie ſo zu ſagen majorenn. Nachdem die Jungen einen Monat alt geworden ſind, bringt man die Mutter über Nacht wieder zum Männchen und des Morgens zurück zu ihren Kindern, welche man ihr noch 8—14 Tage läßt, dieſe alsdann aber in bereit gehaltenen größeren Abtheilungen unterbringt. Sobald die Jungen das Alter von 3 Monaten erreicht haben, müſſen die Geſchlechter getrennt werden, um zu früher Begattung vorzubeugen, da beide Theile ſehr hitzig ſind, aus dem Beiſammenleben in engerem Raume aber nichts als Beißerei und unreife Frühgeburten entſtehen würden. Da die Männchen 1255 eee ee een eee 5 Ye N VDE WR N BEN RT re 17 0 N, % 1 hi ‘ N 7 AN SEAN } 4 Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 169 unter einander zuweilen auch nicht gerade wie Brüder leben, ſo iſt dieKaſtration daseine N fachſte Mittel, dieſem Uebel vorzubeugen. Dieſelbe ift auf ſehr einfache Weiſe, eben To wie bei den Schaafen, Katzen 2e., zu bewerkſtelligen, ohne große Gefahr für den Pa⸗ tienten und heilt auch ſchnell. Außerdem wachſen die Kaſtraten weit beſſer und errei- chen oft eine bedeutende Größe, da alle ſonſt zur Fortpflanzung verwendeten Säfte dann dem eigenen Körper zu Gute kommen. Im Alter von 5 — 6 Monaten find Kaſtraten und die entbehrlichen Weibchen zum Verkauf oder Schlachten ganz geeignet. Wenn nach ol vorſtehender Anleitung verfahren wird, kann man von einem einzigen Weibchen jähr⸗ 170 Goldenes Hausbuch für Farmer, lich ſechsmal Junge ziehen, im Ganzen alſo 40-50 Junge, was bei den ger ingen Futter⸗ koſten eine ganz hübſche Einnahme bilden dürfte. Zuweilen kommt es vor, daß Weibchen ihre Jungen erdrücken, an verſchiedene Stellen legen, verſchleppen oder gar freſſen; dergleichen Rabenmütter müſſen ſogleich entfernt werden. Krankheiten des Kaninchens. Es iſt ein alter Erfahrungsſatz, der ſich täglich neu beſtätigt, daß alle Krankheiten leichter zu verhüten als zu heilen find, beim Menſchen wie beim Thier. — Die Lebens- weiſe der Thiere iſt einfacher als die der Menſchen, namentlich was ihre Ernährung an⸗ langt; gleichwohl kann man bei ihnen nur nach den äußeren Symptomen auf die eigentliche Krankheit ſchließen, da ſie über ihre inneren Empfindungen uns keine Aus⸗ kunft zu geben vermögen. Wer daher für das Wohlbefinden ſeiner Thiere beſorgt iſt, der ſuche alles dasjenige zu vermeiden, was das normale Befinden ſtören kann. Im vorliegenden Falle, das Kaninchen betreffend, iſt Reinlichkeit und friſche Luft ſehr weſentlich, täglich die Abtheilungen zu reinigen, d. h. den Koth und das am Boden liegende zerſtreute Futter zu beſeitigen, die Streu öfter umzukehren und mindeſtens jede Woche zu erneuern, ausgenommen wenn ein Weibchen nahe daran iſt, ſeine Jun⸗ gen zur Welt zu bringen. Ferner iſt ſehr zu empfehlen, an der Decke des Stalles ein mit Chlorkalk gefülltes Gefäß zu hängen, wodurch die ſchädlichen Miasmen und aus den Abtheilungen aufſteigenden üblen Dünſte neutraliſirt werden. Der Fußboden ſei ſo eingerichtet, daß ſich der Urin in einem darunter ſtehenden Eimer ſammelt, der täg⸗ lich zweimal auszuleeren iſt, denn das Kaninchen urinirt ſtark und der Urin führt hauptſächlich den üblen Geruch herbei. Sollte trotz alledem letzterer dennoch über⸗ hand nehmen, ſo rühre man etwas im Clorkalk und ſchütte einige Löffel voll Eſſig hinein, wonach ſich die ſchädlichen Dünſte verziehen werden. Die Fenſter müſſen täg- lich geöffnet werden, um der friſchen Luft Eingang zu verſchaffen und zwar in der warmen Jahreszeit länger als in der kalten. Nur bei ſehr kaltem oder feuchtem Wet⸗ ter bleiben fie lieber geſchloſſen. Beobachtet man die vorſtehend angegebenen Maßre⸗ geln, ſo wird man geſunde Thiere erhalten und höchſt ſelten oder nie Krankheitsfälle zu beklagen haben. Reinlichkeit, friſche Luft und angemeſſene Ernährung ſind die drei Haupterforderniſſe zum Gedeihen. Bei dennoch auftretenden Krankheiten der Kaninchen iſt die diätetiſche Behandlung die Hauptſache, arzneiliche Behandlung aber gleich Null. Wir nennen einige der hauptſächlichſten. Bauchgeſchwulſt. Dieſelbe beſteht in einer großen Anſammlung von Waſſer in der Blaſe, welche da⸗ durch entſteht, daß die Thiere nichts als Grünes zu freſſen erhalten, weshalb es gut iſt, ihnen ab und zu etwas Heu, trockene Blätter oder Kleie zu geben. Gehoben wird dies Uebel durch Abſperren in ein anderes Lokal und trockenes Futter mit etwas Salz. Räude. Die Räude iſt eine ſehr unangenehme Krankheit, welche ſich gewöhnlich ſchnell über den ganzen Körper verbreitet, aus Unreinlichkeit entſteht, ſchwer oder gar nicht zu hei— len iſt, weßhalb es am beſten iſt, dergleichen Subjekte ſchnell zu beſeitigen, und den Stall, worin ſie waren, gut zu reinigen, bevor er wieder benutzt wird, zumal dieſe Krankheit höchſt anſteckend iſt. Abzehrung. Dieſelbe zeigt ſich durch eine auffallende Abmagerung und iſt häufig der Vorbote der Räude; ſie kommt beſonders bei jungen Thieren vor und läßt ſie nicht ſelten unter Convulſionen ſterben. Sie iſt eine von jenen Krankheiten, die leichter zu verhüten als zu heilen ſind, und entſpringt ebenfalls aus Unreinlichkeit, ſchlechter Luft und feuchtem Aufenthalt. Augenkrankheit. Die Augenkrankheit befällt hauptſächllch die Jungen in der Periode, wo ſie ent⸗ wöhnt werden, und hat ungefähr denſelben Urſprung, wie die vorgenannte. Man 1 een BE re a 2 KIN BR . HEN * 7 ke 1 „ 35 Sr Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 9 ſuche daher Alles zu vermeiden, was fie herbeiführen könnte. Abſperrung der Kranken 1 in friſcher Luft, trockenes nahrhaftes Futter und gute friſche Streu ſind die einzigen dagegen anzuwendenden Mittel. sa 5 Nein Geflügel⸗ Krankheiten. 5 Das Haushuhn. 173 Bevor wir zu den zahlreichen einzelnen Krankheiten übergehen, denen unſer a Haupt-Geflügel, das Haushuhn, unterworfen iſt, ſeien in dieſer Beziehung einige all⸗ 35 emeine Geſundheits⸗Regeln aufgeſtellt, deren Befolgung von größter Wichtigkeit fir die Verhütung von Krankheiten iſt. 9 Das Erſte, worauf man beim Halten der Hühner ſehen muß, iſt ein guter Stall, 3 welcher, da ſie die Kälte ſcheuen, jo angelegt ſein muß, daß fie allezeit trocken, im Win? ter warm und im Sommer nicht allzu heiß wohnen. Namentlich können dieſe Thiere 0 große Kälte und den tiefen Schnee nicht vertragen, denn fie werden ſteif davon, erfries 7 ren leicht die Füße und werden am Legen verhindert. Der Hühnerſtall muß mehr 79 lang als breit ſein und nicht zu hoch, muß ſtarke breite Schlaf- und Sitzſtangen tragen, N wie getünchte dicke Wände haben; damit beſtändig friſche Luft und Licht darinnen ſei, 4 f iſt er mit einem kleinen Fenſter zu verſehen, das durch ein Drathgitter vor etwaigen 1 Raubthieren zu ſichern iſt. Der Boden des Stalles und die Stangen müſſen des 8 Schmutzes und Ungeziefers halber wenigſtens jede Woche einmal gehörig gereinigt, er= 90 ſterer dicht mit friſchem Flußſand beſtreut und auch die Neſter öfters mit friſchem Stroh ER oder Heu verſehen werden. Manche räuchern zuweilen die Ställe mit Thymian, La, vendel und Majoran aus, Manche auch mit Schwefel; das iſt nicht gut, aber vortreff— 15 lichere Dienſte leiſten ſtrenge Reinlichkeit und das perſiſche Inſektenpulver. Vor Mäuſen muß man die Hühner möglichſt bewahren und auch, wenn irgend thunlich, ne— ben dem Stalle einen zweigreichen Baum ſtehen haben, auf welchem ſie bei Regen oder großer Hitze Schutz finden können. Wird es ihnen geſtattet, ſich außer auf dem über— gitterten oder freien Hofe auch noch in Wieſen, Baumgärten oder nahen Feldern und Wäldern zu tummeln, ſo werden ſie ſich in ſolcher Freiheit doppelt wohl befinden und belohnen die letztere dankbar durch das Legen ſchmackhafterer und ſchönerer Eier. Zur Nahrung dienen den Hühnern außer allen Arten von Getreidekörnern und Inſekten die verſchiedenſten Abfälle der Hauswirthſchaft, wie allerlei Gräſer ie. Von Gras und Kräutern bekommen ſie einen ſtarken Eierſtock und ſomit größere und woyl- ſchmeckendere Eier, die einen beſonders ſchönen gelben Dotter haben. Man thut ferner wohl, wenn man in der Küche alle Knochen ſammelt, dieſe möglichſt klein hackt, in Waſſer ſiedet und mit dieſem Waſſer die Kleie oder das grobe Mehl mit zerhackten grünen Kräutern, wie Salat, Neſſeln, Kohl, Sauerampfer ꝛc. zu einem Teige mengt und ſolchen abgekühlt den Hühnern vorwirft. Brodbröckel und gekochte Kartoffeln freſſen ſie gleichfalls gern. Wenn ſie legen, wirft man ihnen die zerriebenen Eierſcha-⸗ len hin, zerſtoßene Auſterſchalen oder ſonſtige kalkhaltige Stoffe, die ihnen wieder Stoff zu neuen Eierſchalen liefern. Schwarze Brombeeren lieben ſie überaus, und es iſt in dieſer Rückſicht gut, um den Hühnerhof herum Brombeerſträucher anzupflanzen. Vogel⸗ und Wachholderbeeren ſind ein treffliches Vorbeugungsmittel wider viele Zu⸗ J fälle, beſonders wider dicken Kopf, Beulen auf dem Leibe und den Durchfall; nament⸗ lich ſind ihnen dieſelben im Winter zuträglich; man gewöhne ſie im Herbſt daran, in- dem man ſie ihnen unter das andere Futter miſcht; auch, geben dieſe Beeren ihrem Fleiſche einen angenehmen Geſchmack. Die Vogelbeeren trocknet man für den Winter And quillt ſie beim Gebrauch in lauem Waſſer ein. Die Haushühner lieben friſches reines Waſſer zum Saufen; alle Miſt⸗ und andere Jauche, wie Waſſer, das über faulem Holze geſtanden hat, iſt ihnen nachtheilig. Wo alſo kein Brunnen oder Teich auf dem Hofe iſt, muß man für die Hühner und alles Federvieh überhaupt im Sommer einige Gefäße mit friſchem, im Winter des Froſtes wegen mit warmem Waſſer hinſtellen. In Städten, wo die Höfe meiſt klein und oft gepflaſtert ſind, müſſen fie in einem bretternen Verſchlage zuweilen trockenen Sand bekommen, um ſich darin zu baden; dies erhält die Haut und Federn reinlich, und be⸗ wahrt ſie vor Ungeziefer. : 5 ö 172 Goldenes Hausbuch für Farmer, Das beſte Vorbeugungsmittel für die meiſten Krankheiten iſt, daß man die Hüh⸗ ner frei umherlaufen und ſie Inſekten ſuchen läßt, oder ihnen zuweilen Schnecken, b Fliegen und beſonders ſchwarze Ameiſen vorwirft, ſowie feingeſchnittenenen Knoblauch mit Butter auf einem Brette in den Hühnerſtall legt, und in das Getränke Hammer⸗ ſchlag thut. Auch bei dem Mauſern, das zwar keine Krankheit, aber doch oft von ſolcher begleitet iſt, kann man vielen Uebeln dadurch vorbeugen, daß man die Hühner warm hält und A ihnen nahrhaftes gutes Futter giebt. Fein dedes Haushuhns. Die Hühner ſind den Linn des Fuchſes, der wilden und oft auch der zahmen Katze, des Marters, des Iltis, des Wieſels ꝛc., wie mancher Raubvögel ausge⸗ ſetzt. Die Jungen werden nicht nur von obigen Raubthieren, ſondern auch von Haus⸗ und Wanderratten ꝛc. verfolgt. Die Eier ſaufen nicht nur die obigen Nager, ſondern ſogar die Hausmäuſe aus. Gegen die meiſten dieſer Feinde ſchützt ein gut verwahr⸗ ter Hühnerſtall; den Marder, Iltis, Wieſel ꝛc. vertreibt das Geläute des Rind viehs mit den Schellen, wenn das Hühnerhaus über dem Viehſtalle iſt. Auch glaubt man — —— — den Fuchs dadurch vom Hühnerhauſe abzuhalten, daß man es mit Fuchsgalle beſtreiche, und von den Hühnern, wenn man ihnen unter ihr Futter Fuchsfleiſch gebe. Läuſe, von welchen die eine Art Hühnerlaus, die andere Kapaunenlaus heißt, be⸗ unruhigen und plagen ſie oft. Die erſtere iſt ſehr häufig; ihr Bruſtſtück, wie auch der Kopf find mit einer heraustretenden Spitze verſehen, und die Bruthennen werden be— ſonders davon geplagt. Auch trifft man ſie in Hühnerhäuſern, die nicht oft genug ge— reinigt wurden, in großer Menge an. Die Kapaunenlaus ſitzt vorzüglich auf jenen Thieren, von welchen fie den Namen hat, iſt kleiner als eine Menſchenlaus und ihr Hinterkörper ſchwarz gezähnt. Man kann die Läuſe dadurch wenigſtens unschädlich machen, daß man den Hühnern, die ſtark damit behaftet find, zuweilen Schwefelblüthe zwiſchen die Federn und unter die Flügel ſtreut oder den Kopf mit Oel oder Theer „ beſtreicht. Vorzüglich befallen fie kränkliche oder magere Hühner und werden dieſen. wie den Küchlein tödtlich. Echt perſiſches Inſektenyulver oder Waſſer, worin Kolo⸗ quinten oder Wermuth und geſtoßener Pfeffer gekocht ſind, womit man die Hühner be⸗ ſpritzt, bringt das Ungeziefer zum Weichen. Das ſicherſte Mittel aber iſt: Nimm: f Take: Weiße Nieswurz & Ib. White helleborns 4 Ib. BR | Waſſer 4 Quart. Distilled water 4 quarts. r Koche dies zu 12 Quart ein, ſeihe daſſelbe durch ein Tuch, miſche . Pfeffer, 1 Unze. Pepper 1 ounce. Geröſteten Taback 3 Unze. Roasted tobacco- leaves 3 ounce. hinzu und waſche damit etliche Male das Huhn. Um zugleich auch die Läuſe aus dem Hühnerſtalle zu vertreiben, nehme man Queckſilber, dämpfe daſſelbe in einem Geſchirre mit Schweineſchmalz und ſtreiche dies mehrere Tage hinter einander in die Winkel oder Ecken, doch ſo, daß die Hühner es mit ihren Federn nicht abwiſchen können. Hernach reinigt man den Stall von allem Schmutze und beſtreut ihn mit friſchem gro— ben Sande. Auch die Flöhe finden ſich nicht ſelten an den Hühnern und in ihren Ställen in Menge ein; das Ungeziefer weicht denſelben Mitteln, wie die Läuſe. Zu viel Käfer oder Heuſchrecken vorzuwerfen, iſt ihnen ebenfalls ſchädlich, und es kommt vor, daß dem Huhne bei dieſem Uebel der Kropf aufgeſchnitten werden muß. | Innerlich haben fie zuweilen an den Zwirn- und Springwürmern Feinde, welche durch Abführmittel wie bei andern Thieren und Menſchen zu vertreiben ſind. Krankheiten des Haushuhns. Die Mauſer oder der Federaus fall. Dieſe Krankheit iſt eine allgemeine des Federviehs, da bei jedem Individuum deſſelben, jung oder alt, alle Jahre ein Wechſel der Federn eintritt, die alten nämlich Wenne * 1 * 1 * Runen har N A y J * Wee eh W Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 178 ausfallen und durch neue erjeßt werden. Hierbei tritt nun eine Art Fieber, ein unbe⸗ hagliches Gefühl durch den ganzen Körper des Thieres ein, die Thiere ſitzen traurig da AN: und die Federn ſträuben ſich. 5 Dieſer Zuſtand kann nur durch gute Wartung und Pflege beſeitigt werden, wo⸗ durch der Ausfall der alten Federn erleichtert und der Zuwuchs der neuen befördert wird. Bei jungen Hühnern ſtellt ſich die Mauſer ſchon früh, zu Ende Juli, bei älteren ſpä⸗ ter, im September und October, ein. Da dieſe Krankheit, wie geſagt, eine allgemeine, jährlich wiederkehrende iſt, die alſo durch fremde Einflüſſe nicht herbeige⸗ führt wird, ſondern in der Natur der Thiere liegt, ſo kann dazu nichts gethan werden, als daß man die Hühner, jo lange dieſer Zuſtand dauert, rein im Stalle erhält und ihnen gutes, nahrhaftes Futter und friſches, jedoch etwas abgeſtandenes Waſſer giebt. Man laſſe es ihnen in dieſem Zuſtande nicht an Inſecten und Würmern fehlen, die fie. ſehr lieben. Ameiſeneier, Mehlwürmer, Regenwürmer miſche man öfter unter das tägliche, trockene Futter, wie gewärmte Gerſte, Hirſe, Hanf ꝛc. In Frankreich benetzt man ihre Federn mit etwas warmen Wein, den man aus dem Munde darüber ſpritzt, welches auch mit bloßem warmen Waſſer geſchehen kann, es ſoll den Ausfall der Federn erleichtern. Daß die mauſernden Hühner die alten Federn gern los ſein möchten, gewahrt man daran, daß ſie ſich oft ſchütteln und ſelbſt die Federn mit dem Schnabel auszuziehen ſuchen. Etwas Zucker in's Trinkwaſſer gethan, ſoll ihnen gleichfalls gut in dieſem Zuſtande bekommen. g Die Schwindſucht oder Abzehrung. Dieſe bei dem Geflügel allgemeine Krankheit kommt auch häufig bei den Hühnern vor. In ihrem Gefolge iſt gewöhnlich die Waſſerſucht. Man will die Urſache derſel⸗ 17 ben im Kropfe ſuchen und hier eine große Aehnlichkeit mit der Bruſtwaſſerſucht des Menſchen finden, die bei den Hühnern jedoch gewöhnlich heilbar iſt. Man darf ihnen nur ſtatt aller Nahrung gekochte Gerſte mit Mangold oder weißer Beete vermiſcht, geben und zum Getränke den Saft von derſelben, mit } Quart Brunnenwaſſer ver⸗ miſcht. Wird die Urſache der Krankheit in den Ein geweid en oder in den Hau t⸗ gefäßen gefunden, ſo kann man ſich im erſten Falle deſſelben Mittels bedienen, wie vorher angeführt worden; was aber den zweiten Fall betrifft, ſo kann dem Thiere nicht geholfen werden, weil alle zum Leben gehörenden Theile die wirkende Kraft verloren, haben. 10 Der Durchfall oder Durchlauf * ſoll nach den Beobachtungen aufmerkfamer Hühnerzüchter, auch einiger franzöſiſcher Aerzte, von dem häufigen Genuß feuchter Nahrungsmittel herrühren; ſo kann auch eine Erkältung bei langanhaltender feuchter Witterung und ein feuchter, nicht gehörig trocken erhaltener Stall ihn erzeugen, indem dadurch die innere Wärme des Huhns abnimmt und die Spannkraft der Gefäße geraubt wird, wodurch Schärfe in den Säf⸗ ten erzeugt und der Abgang der Excremente in flüſſiger Geſtalt befördert wird, welches, wenn dieſer an nicht bald gehoben wird, nachtheilige Folgen für das Huhn hat. Iſt der Durchfall durch einen Verdauungsfehler, Unverdaulichkeit, entſtanden, ſo hat man nicht gleich nöthig, ſtopfende Mittel anzuwenden, ſondern man wartet hier erſt ein Paar Tage ab; denn man gewinnt beim dritten oder vierten erſt die Ueberzeugung, daß es kein Unverdaulichkei er, ſondern eine wirkliche Krankheit iſt. Dieſe zeigt ſich auch ſchon daran, daß der Abgang der Excremente ſich ſehr klebrig zeigt, die Afterfedern ſo verklebt, daß der volle Abgang nicht gehörig geſchehen, kann. Man muß daher die Hühner aufnehmen und beſehen, ob kein Anſatz geſchehen iſt, und iſt er geſchehen jo müf- | ſen die Federn um den After herum abgeſchnitten und die ſtehengebliebenen mit warmen Waſſer abgewaſchen werden, damit der Abgang des flüſſigen Miſtes frei bleibt, welches die Kur ſehr erleichtert. Man gebe den Hühnern hier als Heilmittel die Schoten oder grünen Schalen der Erbſen, nachdem ſie vorher in ſiedendem Waſſer geweicht wurden. Mit dieſem Mittel fährt maa einige Tage fort, und ſollte die Stopfung des Durchfalls hierdurch nicht geſchehen, ſo thue man etwas zerſtoßene Tormentillwurzel hinzu. Fran⸗ zöſiſche Aerzte halten diefes Mittel für unfehlbar. Eine noch ſchnellere Wirkung ſoll das geraſpelteHirſchhorn thun. Man läßt ein paar Finger voll davon in gutem rothen Wein In we . 75 174 Goldenes Hausbuch für Farmer, weichen und giebt davon täglich des Morgens und des Abends ſieben bis acht Tropfen jedem Huhne; der Durchfall darf aber nicht durch eine Unverdaulichkeit entſtanden ſein, weil ſonſt dieſes Mittel als ſchädlich nicht angewendet werden kann. —Tormentillwur⸗ zel in Wein gekocht und täglich dem Huhne einen Theelöffel voll davon gegeben. Mar ü koche Reis mit Milch und füttere damit die kranken Hühner. — Man röſte Hafer gelb⸗ braun, mahle denſelben auf einer Küchen-Kaffeemühle, vermiſche das Gemahlene mit zerſtoßener Baldrianwurzel und darauf Braunbier, laſſe es ſtehen und ſich gehörig miſchen und gebe den kranken Hühnern des Morgens und Abends davon eine kleine Doſe, ungefähr von der Größe einer Bohne. — Zum Getränk reiche man den kranken Hühnern Quittenwaſſer, d. h. Waſſer, worin Quitten abgekocht wurden; oder Waſſer, worin verroſtete Nägel liegen, oder Waſſer, worin einige Gran Alaun aufgelöſt wurden. Die Verſtopfung, eine entgegengeſetzte Krankheit von der vorigen, welche von dem Genuſſe einer zu gro⸗ ßen Menge trockener und erhitzender Nahrungsmittel, zu lange fortgeſetzt und nicht gehöriges Saufen dazu, herührt; z. B. von dem Ausgeſiebten des Getreides, dem Ha⸗ fer, Hanf, dem Samen des Spergels oder Hühnerbiſſes ꝛc., heilt man, wenn man den Hühnern auf längere Zeit Weißbrod, in Kaldaunen-Boullion getaucht, giebt; weicht das Uebel dieſem Mittel nicht, dann nehme man den angeſetzten Schaum im Topfe mit dem Schaumlöffel heraus, ſetze ein wenig Roggenmehl und fein gehackten Lattich hinzu, laſſe Alles zuſammen kochen und gebe es den Hühnern, und ſollte das hartnäcki⸗ ge Uebel dieſem Mittel noch nicht weichen, dann nehme man 2 Unzen (4 Loth) Manna, die man ſogleich in der vorhergehenden Zuſammenſetzung, welcher man zu dieſem Zwecke mehr Flüſſigkeit giebt, auflöſet, darin Weißbrod feuchtet und dieſes ihnen vor⸗ wirft; fie werden davon freſſen, und die Erfahrung hat bewieſen, daß es keine Ver⸗ ſtopfung giebt, die nicht durch dieſes Mittel gehoben wird. g Die Darre oder Darrſucht, eine Fettdrüſenkrankheit, wenn nämlich die Fettdrüſen über dem Schwanze verſtopft und verhärtet ſind, wodurch leicht eine Entzündung und Eiterung derſelben entſteht. Die daran erkrankten Thiere laſſen die Flügel herabhängen, dabei ſträuben ſich die Fe⸗ dern, und das Huhn ſucht mit ſeinem Schnabel nach den kranken Theilen hinzureichen, um ſie vielleicht zu öffnen, dabei frißt es wenig und magert ab. Die Urſache der Krankheit iſt eine Verdickung des Blutes und der Lymphe; auch Erkältung, Mangel an Reinlichkeit und der zu häufige Genuß von erhitzendem Futter können zu ihrer Ent⸗ ſtehung Veranlaſſung geben. Das Aufſtechen der Bläschen oder der Geſchwüre mit einer Nadel will man nicht gut heißen, beſſer ſoll es ſein, das ausgebildete Geſchwür it einem ſcharfen Meſſer wegzuſchneiden und die dadurch entſtandene Wunde mit unge⸗ ſalzener Butter und Aſche zu beſtreuen. Um die verhärteten Drüſen zu erweichen, kann man ſich auch der Altheeſalbe bedienen, die Drüſen dann öffnen, den ſich ange: ſammelten Eiter ausdrücken und darauf die Wunde mit einem reinen Läppchen von Leinen, in warmen Branntwein getaucht, decken. Zur Nahrung reiche man ihnen gekochtes Gerſtenſchrot und Salat und zum Getränk reines, friſches Waſſer, worin. man etwas Zucker zergehen läßt. N Der Mangel an Freßluſt Tührt von einem verſchleimten Magen her oder auch von dem Genuſſe ſchlechter Nahr⸗ ungsmittel, die Unverdaulichkeit erzeugen. Man gewahrt dieſes Uebel leicht daran, daß die davon befallenen Hühner ſelbſt das beſſere Futter, welches ihnen gereicht wird, verſchmähen und ermattet und traurig auf ihrer Steige ſitzen. Das beſte Mittel iſt e weißer auch ſchwarzer Pfeffer, unter Butter gemiſcht, und dem kranken Huhne des Tages einige Male davon in bohnengroßen Quantitäten eingegeben. Das Freſſen ſei dabei ein Gemiſch von ganz klar zerſtoßenen Eierſchalen, gehacktem Salat und Kleie, mit einem Zuſatze von Zucker. f a Allen een deem 2 0 A 9 0 918 e e e a BASTI The N e 55 Gärtner, Pferde: und Viehbeſitzer. TEE | Die Gicht, das Podagra oder Zipperlein. 805 W Die Zeichen dieſer Krankheit find eine Steifigkeit und Anſchwellung der Beine der 8 Hühner, ſo daß ſie nicht, wie gewöhnlich, laufen und ſich auf die Stangen im Hühner⸗ Bi hauſe oder Stalle ſetzen können. Dieſe Krankheit rührt von feuchten, unreinen Stäl⸗ 905 len her; daher muß man, um ſie zu verhindern, das Hühnerhaus oder den Stall immer de rein halten und es verhüten, daß fie nicht in ihrem Miſte umherlaufen, weil dieſer ſich 5 an ihre Füße hängt und dieſes Uebel verurſacht. Auch ſuche man zu verhindern, daß Re fie nicht dem Froſte ausgeſetzt werden, der Stall eine hinlängliche Wärme durch feine Lage erhalte und von Zeit zu Zeit im Winter durchräuchert werde. Als Heilmittel wird Hühnerfett und in deſſen Ermangelung friſche, ungeſalzene Butter empfohlen, 11 womit man die Beine einreibt; dann Wärme und geſundes Futter und Getränk, weis 1 ter iſt hier nichts zu thun. vi; 2 Die Augenentzündung oder das Augenweh, vi auch ein Uebel, welches die Hühner befällt und feine Entſtehung in einer zu ſcharfen, N mit Salz beladenen Lymphe hat, welche an den Augen nagt und ſticht und oft fo leb⸗ W hafte Schmerzen verurſacht, daß die damit befallenen Hühner weder freſſen noch ſaufen Gy können. Es giebt gegen dieſes Uebel kein beſſeres und ſichereres Mittel, als die Au⸗ 1 gen mit Portulakwaſſer, mit warmer Milch, mit Eiweiß, welches man zu Schaum ge 1 ſchlagen und etwas Alaun hinzugethan hat, oder auch mit leichtem Weine zu waſchen. Um die krankhafte Urſache auch noch auf eine andere Seite zu wenden, während man das eine oder das andere der eben vorgeſchriebenen Mittel anwendet, iſt bei einer zweck— mäßigen Diät auch der Leib offen zu erhalten. Man miſche mit Waizenkleie fein zer= hackten Mangold und ein wenig Manna und gebe ihnen dieſes Futter; damit aber auch das Thier bei der Ausleerung beſtehen kann, wenn nämlich der Genuß des Fut— 7 ters etwas ſtark darauf wirken ſollte, ſo gebe man ihm von Zeit zu Zeit etwas Hirſe, ie welche ſeiner Freßluſt zu reizen dient. Dieſes Mittel dient auch gegen die Verſtopfung. . Zum Getränk reiche man Waſſer, worin etwas zerſtoßener Pfeffer gethan worden. Hierher gehören auch die Entzündungen der Augen, die von äußeren Einwirkungen geſchehen, wie z. B. das Hineinfliegen von Staub oder Sand, das Hineinhacken von f anderen Hühnern bei ihren Streiten, durch das Verletzen beim Durchſtreifen durch iM Dornhecken ꝛc. Bei einfachen Verwundungen des Auges dient das Waſchen deſſelben 2 mit lauwarmem Waſſer des Tages einige Male, wozu man einige Gran pulveriſirten N Alauns ſetzen kann oder auch aufgelöſten, weißen Vitriol in gleicher Quantität, z. B. zu Do 4 Quart Waſſer. Als ein wirkſames Mittel für Augenentzündungen wurde von Hall hi in Frankreich folgendes Mittel, welches er ſelbſt mit großem Erfolge bei feinen Hüh— 1 nern angewendet hat, empfohlen. Man nehme Ochſenzungen- und Gundermanns— 5 kraut, von jedem gleich viel und drücke den Saft davon heraus, fo viel, daß es ein Schoppen wird; hierzu ſetze man 4 Eßlöffel voll weißen Wein und benetze damit die * entzündeten Augen des Huhns des Morgens und des Abends mit einem kleinen Haar— N pinſel, wie ihn die Maler und Colorirer zu ihren Arbeiten gebrauchen; dabei gebe man V ihnen kühlende Nahrungsmittel, beſonders Waizenkleie, die in dem Abſpülwaſſer des IB: Tafel- oder Tiſch⸗Geſchirres gekocht worden, zerhackten Salat, Lattichblätter, Mangold x. Man kann auch die entzündeten Augen zu den beiden angegebenen Tageszeiten mit . 7 Kornbranntwein, dem zur Hälfte Waſſer hinzugeſetzt worden, waſchen. Der grüne 2 Staar wird am beiten durch eine Operation mit einer Nadel oder einem ſcharfen 8 Meſſer geheilt, wobei aber große Vorſicht nöthig iſt. — Beizmittel ſind nicht immer 8 geſchickt dazu. Die Hühnerſeuche. Gegen die Hühnerſeuche, wenn nämlich die Hühner häufig ſo wegſterben, ohne daß iv man die Urſache davon entdecken kann, hat man zwei probate Mittel: 1) Man ſiedet Kt. eine Handvoll Aſche der Eſchenrinde in einem Quart Waſſer und läßt ſie davon ſau— N fen. 2) In einer halben Kanne Wein und ebenſoviel Waſſer ſiedet man eine kleinge—⸗ ö hackte Knoblauchzehe und einem Löffel Salz eine halbe Viertelſtunde, thut alsdann eine halbe Kanne Baumöl hinzu, rührt Alles wohl durcheinander und giebt jedem ER 0 Huhn des Tags etliche Löffel voll davon ein. - U FM 7 R K. 9 . N i \ Aa VOR OR . 2 \ un 1 1 5 7 N 1 7 * renn * \ 7 f sl Arm e a 7 9 ausbuch fü M Goldenes 5 r Farmer, Der Pips. ; 3 Der Pips iſt eine Unreinigkeit der Lymphe, welche die Circulation der Säfte ver⸗ hindert, woraus mit der Zeit eine Verſtopfung der Naſen- oder Schnabellöcher und der zarten Drüſen in der Schleimhaut auf der Zunge, wie eine Verhärtung der Zun⸗ genſpitze entſteht, auf welcher ſich eine kleine harte weiße Haut oder Schuppe bildet, welche am Einnehmen der Nahrung hindert. Wenn das Uebel überhand nimmt, fließt eine zähe Feuchtigkeit aus der Naſe des Kranken und dem weit aufgeſperrten Schnabel. Dieſer Zufall entſteht gewöhnlich von unreinem und faulem Waſſer oder von ſolchem,wel⸗ ches in friſchen, eichenen oder fichtenen Gefäßen ſich ſammelt, oder von fehlerhaftem und zu heißem Futter, beſonders vom Genuſſe des friſchen warmen Brodes, der fri⸗ ſchen Körner zur Erntezeit c. Man heilt dieſe Krankheit am ſchnellſten dadurch, wenn man dem damit befallenen Huhne die feſte harte Haut mit einem ſcharfen Federmeſſer von der Zunge ablöst und demſelben darauf ein kleines Stückchen Butter oder beſſer einige klein geſchnittene Stückchen Speck, in geſchabtem rothen Spießglanzpulver um⸗ 1 gewälzt, eingiebt. Nachdem dies geſchehen iſt, nimmt man aus einem Flügel einen kleinen Federkiel, beſtreiche denſelben mit Oel oder Fett und ſtecke ihn quer durch die Naſenlöcher. Wer aber mit dieſer Operation nicht umgehen will oder kann, der mag auch folgendes Mittel anwenden: Man miſche Rübenkraut oder klein gehackte Rü⸗ ben, die wie Sauerkraut ſauer geworden ſind, einige Tage unter das Futter. Oder: man nehme Brodwürfel, tauche dieſe in Eſſig und reiche dem Thiere 3—4 Brocken täg⸗ lich. Oder: man weiche etwas Kümmel in warmes Waſſer ein, laſſe dieſen auf dem Ofen einige Stunden quellen, lege ſodann einige zerſchnittene Brodrinden und Gerſten⸗ körner hinein, rühre dieſe Maſſe unter einander, daß ſich der Kümmel anhängt, ſetze das Gefäß die Nacht hindurch wieder auf den Ofen, rühre es noch einmal des Morgens unter einander und ſetze es den Hühnern früh, wenn ſie aus dem Stalle kommen und noch hungrig ſind, in einem flachen Gefäße vor und gebe ihnen nicht eher Futter, als bis dies Alles aufgezehrt iſt. Dicker Kopf. Dieſe Krankheit iſt, wofern man nicht bei Zeiten vorbeugt, nicht nur tödtlich, ſon⸗ dern auch anſteckend. Die gewöhnlichſte Urſache iſt der Genuß feuchten dumpfigen Futters. Man reibe ſolchen Hühnern Zunge, Gaumen und Naſenlöcher gelinde mit Salz, gebe ihnen hernach 1—2 Theelöffel voll weißen Wein, ebenſoviel weißen Thran und etwas feingeſchabten Knoblauch mit Butter ein. Findet man, daß ein ſolches Huhn einen leeren Kropf hat, fo gebe man ihm 3 — 4 Stückchen länglich geſchnittenes, in Waſſer getauchtes Brod, ſondere es von den Geſunden während einiger Tage ab und füttere es mit Buchwaizengrütze und Brodkrumen. Wenn aber am folgenden Tage das Kranke noch nicht freſſen will, ſo wiederhole man die Kur noch 3 Tage lang, bevor man es wieder frei umherlaufen läßt. Hat ein Huhn, wie oft vorkommt, neben einem. dicken Kopfe auch den Pips, jo operire man zuerſt dieſen, nehme alsdann ein haſelnuß⸗ großes Stück klein gehackten Rauchtabacks, rolle dieſen ſo lange und in ſo viel Butter, N bis er zuſammenhält und gebe dies ein. Die Krätze. Die Krätze iſt ebenfalls eine gemeine Krankheit der Hühner, wobei ihnen — außer der Mauſerzeit -die Federn ausfallen. Man giebt dagegen klein gehackte Salatblätter zu freſſen, auch Beeten und Kohl mit Kleie vermengt und in etwas Waſſer gemiſcht, ferner bläst man mit dem Munde warmen Wein auf den leidenden Theil und läßt das. Thier in der Sonne oder beim warmen Ofen abtrocknen. Epilepſie. Das meiſte Federvieh iſt der Epilepſie oder fallenden Sucht unterworfen. Das beſte Mittel wider dieſes Uebel iſt, daß man ihnen die Nägel beſchneidet und mit Wein. benetzt, 8 Tage lang gekochte Gerſte und hernach zum Abführen Kohl- und Beeten blätter wie ſchließlich 2—3 Tage lang reinen Waizen giebt. J Eſſig ausgewaſchen. f . Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. FN Katarrh. Der von zu großer Hitze oder Kälte entſtehende Katarrh oder Fluß giebt ſich kund durch ein Röcheln, welches ihnen häufig Convulſionen verurſacht und wird entweder durch Reinigung der Naſe mit einer Feder, oder wenn an Augen oder Schnabel ein Geſchwür entſteht, durch Oeffnung deſſelben geheilt, und die Wunde mit warmem 6 Vergiftung. Da die Hühner, wie überhaupt alle Vögel, einen ſtumpfen Geſchmack haben und nicht kauen, ſondern nur ſchlucken, ſo vergiften ſie ſich leicht. Man hat ſie beſonders vor Peterſilie, bittern Mandeln, Körnern von Weintrauben, Kaffeebohnen, Kaffeeſatz, wie namentlich vor den Abgängen von denjenigen Hausthieren, die an Ruhrkrankhei⸗ ten, wie z. B. Milzbrand, geſtorben ſind, zu bewahren; denn ſie verſchlingen und freſſen dies, ob es ihnen gleich ſchädlich und oft tödtlich iſt. Kaſtriren. Das Kaſtriren behufs beſſerer Mäſtung iſt eine chirurgiſche Operation, über welche hier ebenfalls eine kurze Anleitung folgen mag. Kaſtriren des Hahns. Einen kaſtrirten Hahn nennt man Kapaun und die Kaſtration geſchieht auf fol— gende Weiſe. Man ſucht die erſten im Jahre gezogenen Hähne dazu aus; doch ſcha— det es auch nichts, wenn man ſie von einer ſpäteren Brut nimmt und dieſe Operation erſt im ſpäteren Herbſt geſchieht, im Fall nur noch 8—14 Tage lang warme Witterung zur Verheilung eintritt. Die Hähne, die dazu geſchickt fein ſollen, müſſen einen ein- fachen und keinen kronenartigen Kamm haben, wie blaue Backen, und frei auf dem Hofe unter den Hühnern umherlaufen, denn eingeſperrt und von den Hühnern abge— ſondert bleiben ihre Hoden auch bei dem beſten Futter immer klein. Wenn ſie um Johanni zu krähen anfangen oder 12 Wochen alt ſind, Luſt zur Begattung zeigen, und der Sporn allmählig ſtark herauszuwachſen beginnt, was ein Zeichen der zunehmenden Größe des Hoden iſt, jo iſt es Zeit fie zu kaſtriren. Es gehören zu dieſem unangeneh— men Geſchäfte, vor welchem ſie 24 Stunden lang faſten müſſen, 2 Perſonen. Eine nimmt den jungen Hahn und legt ihn umgewendet mit dem Rücken in die beiden fla= chen Hände, ſo daß der herabhängende Kopf auf ſie zu, den hintern Theil aber gegen die andere Perſon gerichtet iſt. Sie drückt alsdann dem Vogel die beiden Füße mit den beiden Daumen bis zur Seite des Leibes nieder und zwar, ohne ihn ſchädlich zu drük⸗ ken, ſo feſt, daß er ſich nicht regen kann, und giebt ihm dabei die Richtung, daß er mit dem Steiße etwas aufwärts gegen die Perſon liegt, welche die Operation verrichten ſoll. Dieſe rupft nun in guter Fingers-Breite unter dem Steiße die Federn ganz behut— ſam und einzeln aus, macht quer über dem Bauche mit einem ſcharfen Federmeſſer einen Einſchnitt von ungefähr einen Zoll oder ſo weit, daß man bequem mit dem Zei⸗ gefinger hineinfahren kann, und hier muß ſie ſich wohl vorſehen, daß die mit den Fette heraustretenden Gedärme nicht beſchädigt werden. Sobald man die Eingeweide durch die Oeffnung ſieht, befeuchtigt man den Finger mit Baumöl, greift auf der linken Seite des Einſchnittes neben den Eingeweiden bis an den Rücken hinein, in welcher Gegend auf jeder Seite ein Hoden gleich einem länglichen geſchälten Mandelkern an— gewachſen fühlbar iſt. Mit der größten Behutſamkeit theilt und löst man erſt den rechten, dann den linken ab; denn würde man hier nur einigermaßen Gewalt aus⸗ üben wollen, ſo zerreißt man leicht die zarten Blutgefäße; das arme Thier würde ſich verbluten und unter der Operation ſterben. Da die Hoden gern bis in die Bruſthöh— lung vorſchlüpfen, jo muß man den Finger immer ein wenig krümmen, um fo dieſe glücklicher herausziehen zu können. Sind ſie abgelöst, ſo ſteckt man zur baldigen Heilung der Wunde und Verhütung der Entzündung ein Stückchen friſcher Butter von der Größe einer Haſelnuß in die Oeffnung. Hierauf ſtreicht man ſorgfältig alle her: vorgetretenen Gedärme und Fäſerchen zurück, näht mit einer feinen Nadel und einem ſeidenen Faden die Ritze zu, verwahrt das Ende mit einem Knötchen, damit er beim * 1 2 „ I, N N 6 e . 1 178 Arten heilt werde. Die verſchnittenen Hähne werden etwa 8 Tage lang im Stalle mit Bier und Brod. gut gepflegt, auch reichlich mit Waſſer verſehen, weil die Hitze, die ſie ausſtehen müſ⸗ ſen, ihnen den heftigſten Durſt verurſacht. Sie wachſen alsdann geſchwind, mauſern ſich nicht wieder, bekommen hohe lange Hals- und Bürzelfedern; die gekrümmten Schwanzfedern werden größer, die Stimme wird heiſer und das ganze Thier zahm, geduldig und die Einſamkeit liebend. Kaſtriren des Huhns. Auch die jungen Hennen kann man verſchneiden; fie heißen dann Poularden. Man rupft in der Gegend hinter dem Steiße, wo ſich unter der Haut ein weißes run⸗ des Hügelchen, wie eine Haſelnuß groß, befindet, die Federn behutſam aus, macht fo- dann mit einem ſcharfen Federmeſſer durch die Häute einen Einſchnitt von der Größe einer welſchen Bohne, und hier wird man die Gebärmutter, in welcher beim Treten die Empfängniß geſchieht als ein rundes weißes Gewächs zu ſehen bekommen. Hierauf drückt man mit dem Finger unter dem Steiße etwas aufwärts; jo tritt die Mutter aus. dem gemachten Einſchnitte heraus. Dieſe wird mit einer Scheere, da wo ſie angewach⸗ ſen iſt, abgeſchnitten und, die Oeffnung entweder offen gelaſſen und mit Butter und Aſche beſtrichen oder beſſer, wenn etwas Butter ein dieſelben gekommen iſt, zugenäht, mit Oel beſtreichen und mit Aſche beſtreut. Uebrigens werden den Poularden, wie | den Kapaunen, Kamm und Bartlappen abgenomuten, und fie erhalten auch einige Tage Brod und Bier. Sie laufen alsdann unter den Hühnern herum, wachſen aber fo ſchnell und groß, wie ein männlicher Kapaun. | a | | Wer noch keine Erfahrung in dieſer Operation hat, kann an einer abgeſchlachteten Henne die Lage der „Mutter“ und die Art, ſie auszunehmen, leicht kennen lernen. Das Perlhuhn. | Dies Geflügel ſtammt aus dem weſtlichen Africa, deshalb der engliſche Namen „Guinea-hen“ und lebt in ſeiner Heimath wild in großen Völkern. In Europa meiſt nur als Ziervogel gehalten, iſt dies Huhn in Amerika ein allgemein verbreitetes Haus⸗Geflügel geworden. Seine Eier werden für die beſten und wohlſchmeckendſten gehalten und auch ſein Fleiſch, namentlich das der jungen, iſt äußerſt zart und ähnelt dem der wilden Wachtel, „qual.“ Eine Henne legt im Sommer 80—100 Eier, meiſt jeden Tag und zur beſtimmten Stunde. Man hat die Eier mit großer Vorſicht aus dem Neſt zu nehmen und darf dies nicht mit der Hand thun, denn der Vogel wittert den Geruch des Menſchen nach der leiſeſten Berührung feines Neſtes und legt dann nicht wieder in daſſelbe; die Far⸗ mer pflegen ſich deshalb zum Eier-Ausnehmen eines langſtieligen Kochlöffels zu bedie⸗ nen. Die Henne legt 16—24 Eier, bevor fie brüten will. Die Eier ſind rundlich verhältnißmäßig klein, haben aber einen ſehr großen dunkel orangefarbigen Dotter u ſind außen gelblich weiß und rothbraun gefleckt oder vielmehr geperlt. Die Brutzeit währt 27 Tage. e . Das Perlhuhn liebt hohe Sitzſtangen und ſchläft nicht gern auf ebenem Boden: im Freien übernachtet es gern in hohen Baumkronen. Urſprünglich gegen Näſſe und Kälte empfindlich, hat ſich dieſer Vogel hier ſoweit vollkommen akklimatiſirt, daß er unſere kälteſten Winter ſehr gut ohne beſondere Vorkehrungsmaßregeln aushält. Die Thiere laufen gern in Gärten und auf den Hofe umher und wollen ſtets Sand zum Scharren und Freſſen haben. Sie ſind etwas zänkiſcher Natur und beißen andere Hühner wie auch Menſchen zuweilen nicht ungefährlich mit ihren ſcharfen Schnäbeln, Ihr Geſchrei iſt unſchön. Die Jungen, welche vor der Mauſer roſtgelb und bräunlich bandirt, am Kopf 0 mit ſchwärzlichen Längsſtreifen verſehen ſind und orangegelbe Füße haben, verlangen eine ſorgfältige Behandlung. Man giebt ihnen gern anfangs eingequellte Maisgrütze 5 und gekochtes Hühnerei, wie friſchen ſüßen Käſequark. | Krankheiten des Perlhuhns. Außer den Krankheiten der Haushühner bekommen die Perlhühner zuweilen einen rindigen Kopf, den man ihnen meiſt durch wiederholtes Beſtreichen mit unge⸗ 1 Butter glücklich heilt. f Der Faſan. Man unterſcheidet bekanntlich den Goldfaſan und den Silberfaſan, die beide zu den ſchönſten und prächtigſten Geflügel = Sorten zählen, die es giebt, deren Zucht hien zu Lande aber noch nicht ſo ausgedehnt iſt, als ſie es verdient. Die Heimath des Faſans iſt Japan, China und die öſtliche Mongolei, wo er in Ri Hölzern und Heiden wild lebt und ſich von allerlei Geſäme und Gewürm nährt. Ge: fangene, die ſich dauerhafter zeigen, als man gewöhnlich annimmt, und ziemlich hohe Kältegrade — beſonders die Hähne, die Hennen ſind weit zärtlicher — ohne Schaden N ertragen, läßt man Sommers und Winters (ausgenommen bei jehr ſtrenger Witterung und hohem Schnee) auf dem Hof, im Garten und in dem übergitterten Hühnerraum herumlaufen und behandelt und füttert ſie wie Hühner, nur ſorge man für möglichſt viel Inſekten; auch Grünes und namentlich Obſt, Aepfel, lieben ſie ſehr. Die Hühner treten im April auf die Balze, laſſen dabei eine ziſchende Brutſtimme hören, und ſind dann ſo hitzig und eifrig, daß oft in einem Kampfe, wobei ſie gleiche Poſituren wie der Haushahn annehmen, eines das Leben laſſen muß. Man rechnet auf einem Hahn 4—6 Hennen, und dieſe legen gegen Ende April, wenn fie frei umher— laufen, unter Büſche in rund geſcharrte Löcher, wenn eingeſperrt auch in Neſtkörbe!0-15 Eier. Die Eier des Goldfaſans ſind länglich und hellroth, die des Silberfaſans blaß— röthlichgelb mit bleichen weißen Punkten. Erſtere werden in 23, letztere in 25 Tagen ausgebrütet. Allein die Hennen freſſen gern ihre eigenen Eier auf, weßhalb es beſſer 9 0 dieſelben fortzunehmen und ſie durch Hühner oder Puthennen ausbrüten zu laſſen. Die Jungen find in den erſten Wochen ſehr zärtlich und verlangen die ſorgſamſte Pflege. Man füttert ſie mit kleingehacktem Ei, Würmern, Ameiſeneiern und ſpäter mit eingeweichter Semmel, gequellter Welſchkorngrütze und dergleichen. Erſt im zwei- ten Jahre erlangen ſie die Größe und Farbenpracht der Eltern. Ihr Alter bringen ſie auf 12 Jahre. Der Silberfaſan iſt im Ganzen weniger zärtlich als der Goldfaſan und wäre ſicherlich auch im Freien in unſern Wäldern heimiſch zu machen, wenn nicht feine file berglänzende Oberſeite ihm jeden Raubthier verrieth und er ſich nicht durch ſeine große e wodurch er alles andere Geflügel aus dem Reviere treibt, unleidlich erwie— en hätte. Ä 0 — : wann SE a NEE RE N, Nene, Lu Re LERNEN, FIR, } 1 15 160 Goldenes Hausbuch für Farmer, Krankheiten des Faf ans. Die Krankheiten dieſer Vögel und deren Behandlung gleichen im Allgemeinen 9 der Hühner, doch mögen die hauptſächlichſten derſelben hier beſonders aufgeführt erden. ö f Der Pips. Dieſe Krankheit des Faſans iſt, wie bei dem Haushuhn, eine Art von Katarrhal⸗ fieber und wird dadurch geheilt, daß man dem kranken Vogel etwas zerſtoßenen Knob⸗ lauch mit Butter täglich zweimal einſtopft. Die Zungenhaut abzulöſen oder die Fett⸗ drüſe auf dem Steiße auszudrücken, iſt Quälerei und ſchadet oft mehr, als es nützt. Durchfall. Beim Durchfall der Faſanen gebe man zuerſt Butter oder Speck zur Stärkung der kranken Gedärme, ſodann 6— 8 weiße Pfefferkörner zur Erwärmung und Anregung, und hernach gutes nahrhaftes Futter. Gallenruhr. ; Dies Uebel ift eine der häufigſten Faſanen Krankheiten, gegen das man aber lei⸗ deer noch kein wirkſames Mittel kennt. Die Patienten geben flüſſige, grünlichbraune Exkremente von ſich, freſſen nichts und ſterben meiſt. Die Mauſer. Während der Mauſer füttert man kräftig, beſonders viel Ameiſeneier. Kurz nach deren Genuß dürfen die Faſanen kein Waſſer erhalten; ſie ſaufen ſonſt leicht zu viel und werden dadurch wirklich krank. 8 DDD IE | | Der Pfau. Ya ! Der allbekannte Pfauhahn ift wegen der wunderbaren Pracht feiner Bürzel⸗ und Schwanzfedern, wegen ſeines anſehnlichen Wuchſes, ſeiner prächtigen Stellungen und 4 ſeines ſtolzen Ganges und der zierlichen ungezwungenen Verhältniſſe feines Körpers N einer der ſchönſten Ziervögel der Parkgärten. Ein Nutzvieh ift er im Uebrigen nicht zu nennen, wenn man nicht etwa Werth auf die Wetterprophezeiungen des Pfaus durch N) fein Geſchrei bei nahendem Regenwetter It, die aber an Sicherheit jedenfalls durch N die ſich immer mehr vervollkommnenden Berichte unſeres meteorologiſchen Bureaus N weit übertroffen werden. Bei ihrer einzigen Farbenpracht, der fie ſich auch bewußt find und die nur beeinträchtigt wird durch ihre nicht ſchönen Füße, ſind die Pfauen auch auß⸗ 5 erordentlich reinlich und verſcharren ſogar ihren Unrath, wie die Katzen. Sie fliegen etwas ſchwerfällig, aber gern auf die höchſten Bäume und Dächer und von hier iſt es, wo der Hahn, wenn ihm etwas Unerwartetes aufſtößt oder bei Wechſel des Wetters 0 oder zur Zeit der Paarung, ſein durchdringendes, ſtundenweit hörbares, häßliches Geeſchrei - pao! pao! ertönen läßt. Außerdem geben beide Geſchlechter noch einige kreiſchende und knurrende Töne von ſich. So ſchön die Pfauen ſind, ſo herriſch und zänkiſch ſind ſie auch und behaupten ohne Widerſtand die Oberherrſchaft über einen j ganzen Geflügelhof. Sie werden an 25 Jahre alt. h Die Heimath des Pfaus find die Wälder und Ebenen Oſtindiens. Schon Salomo brachte ihn nach Syrien, und Alexander der Große nach Griechenland, von wo er ſich N über die andern Länder und Welttheile verbreitete. Wir laſſen ihn als Schmuckvogel hier auf den Höfen und Parkanlagen — nur ja | nicht in Blumen- oder Küchengärten umherlaufen. Im Sommer ſchläft er ſowohl x e, Seas I El a 55 * 4 * N 8 1 A ah m ER * \ N N I. N 8 N 9 . e, 0 74 EM 4 ei N 12 1 Nn 1 ** 1 5 . N I Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. ter Stange ruhen kann. (Man füttert ihn wie die andere Hühnerarten mit Mais, Waizen, Gerſte, Hafer, Erbſen ꝛc. Bei Waizen befindet er ſich am beſten. Die Pfauen ſind ziemlich gefräßig und, wenn ſie immer Inſekten, Gras und kleine Kieſelſteine ſuchen können, Krankheiten wenig ausgeſetzt. Hahn und Henne ſind Anfangs April außerordentlich hitzig. Die Henne ſcharrt ſich am liebſten an einem möglichſt verborgenen Orte ein Loch, ſchleppt etwas Heu und Stroh hinzu und legt dann einen Tag um den andern 5, und wenn man dieſe weg⸗ nimmt, bis 15 braungelbe, ſtrohgelbe oder weißliche Eier, welche am dickeren Ende meiſt dunkelſchmutzig gefleckt oder punktirt ſind. Sie brütet dieſe in 28 Tagen aus, iſt aber während dieſer Zeit gegen jede Störung ſo empfindlich, daß ein unbedeutendes Geräuſch oder ein Schreck ſie leicht zu längerem oder gar gänzlichem Meiden des Neſtes bewegt. Wer ihr alſo kein ganz ſicheres und ruhiges Plätzchen gewähren kann, thut beſſer, die Eier Truthühnern unterzulegen. Der Pfauhahn muß im erſteren Falle unbedingt ſtets von der Henne fern gehalten: werden. Die Pfauhenne führt ihre Sun: gen im Allgemeinen gut, liebt es jedoch zuweilen, des Nachts die zarten Kleinen zu ver laſſen und unbekümmert allein hoch zu ſchlafen. Dem muß dann durch Verſchneiden ihrer Flügel, Beſeitigen der betreffenden Sitzplätze und allabendliches Nachſehen abge holfen werden. Gegen Näſſe und Kälte ſind die Jungen ſehr zärtlich. Krankheiten des Pfaus. Die meiſten Krankheiten haben die Pfauen mit den Hühnern gemein und auch de⸗ ren Behandlung iſt eine gleiche. Zuweilen pflegen die Pfauenhennen, wenn ſie legen, ganz dumm oder blöde zu werden. Man ſetze ihnen dann in Waſſer gequellten Waizen, Hafer oder geröſtete Bohnen vor. Erkrankte Junge kurirt man gewöhnlich durch Mehlwürmer, Engerlinge, Spinnen, Ameiſeneier und dergleichen. — Der Puter. Die Heimath der Puter oder Truthühner, dieſes ſtattlichen Geflügels, welches wir k gezähmt heute durch die ganze Welt verbreitet ſehen, iſt Nord-Amerika. Die Nahrung und Lebensart dieſer Thiere iſt meiſtens dieſelbe, wie die der Haus⸗ ; hühner; nur find fie in der Jugend weit zärtlicher und ſchwerer zu erziehen. Da fie Reinlichkeit ſehr lieben und gerne hoch ſitzen, ſo weist man ihnen einen ſaubern mit Stangen und Neſtkörben, wie bei den Hühnern angegeben, verſehenen Stall zum Nacht— quartier an. Uebrigens läßt man ſie, wo man ihrer wenige hat, auf dem Hofe und in Parkgärten herumgehen; wo man aber ihre Zucht ins Große treibt, da werden ſie auf Triften und im Herbſt auf Stoppelfelder getrieben. Kälte und Näſſe werden ihnen nachtheilig. Wie die Haushühner, haben die Puter ebenfalls die Gewohnheit, ihre Eier weggu: tragen. Läßt man ihnen das zu, ſo brüten ſie dieſelben gern heimlich aus, verſtecken ihre Jungen und führen ſie an Orte, wo ſie keinen Menſchen bemerken und wo oft auch keine Nahrung für ſie iſt. Wohl gedeihen ſolche Jungen beſſer und können mehr ver— tragen, als die durch menſchliche Beihülfe erzogenen; nur muß man fie gegen den näch⸗ ſten Winter in Schutz nehmen. Man füttert die Alten, wie andere Hühner, mit Mais, Gerſte, Hafer, Abfällen ꝛc. ; 5 und ſetzt ihnen, im Winter namentlich, gern geſtampften Kohl, gelbe Rüben und Kar⸗— toffeln mit geſchrotetem Mais oder Getreide vor. Friſches Waſſer und Gras verlane gen ſie immer; vor den Saamen des rotben Fingerhuts, der Peterſilie und vor bittern mit verſtecktem als mit blos eingezogenem Kopfe und ausgeſtrecktem Schnabel gern im Freien auf Bäumen, verlangt aber im Winter einen geräumigen Stall, wo er auf erhö- 5 r e eee 0 e en 9 . WERTEN N Sr = — 8 — — he 1 ess Goldenes Hausbuch für Farmer, Mandeln und derartigen Kernen muß man fie ſorgſam in Acht nehmen. Die Jun⸗ gen bekommen in den erſten 24 Stunden gar nichts zu freſſen, dann hartgekochte und feeingeſchnittene Eier, die nach etlichen Tagen mit gebrühtem Maismehl und fein ge⸗ hackten Zwiebeln oder Schafgarbe vermiſcht werden. Nach 8 Tagen füttert man ſie außerdem mit klein geſchnittenem Salat, Neſſeln und in Milch abgekochtem Mais oder \ Getreideſchrot. Wenn fie 16 — 18 Tage alt find, giebt man ein Gemengſel dieſer Kräuter mit Käſequark und bröckelt ihnen Krumen von altem Brode vor. Alte wie BR. ae bringe man bei ſchönem Wetter jo oft als möglich auf einen Platz mit kurzem g aſen. f Zur Fortpflanzung iſt der Hahn am beſten im erſten, die Henne im 2 — 4 Jahre; nachher werden beide gemäſtet und durch andere erſetzt. Man ſucht hierzu ſtets die ſchönſten und beſten Puter aus; ein Hahn kann 10—15 Hennen befruchten. Die Eier werden im März oder April einen Tag um den andern bis zur Zahl von 16—18 Stück gelegt, ſind länglich, beſonders an der untern Seite ſtark zugeſpitzt und weiß mit gelb⸗ xöthlichen Punkten und Flecken. Wenn die Henne ausgelegt hat, jo bleibt ſie auf dem { Neſte ſitzen, und dies iſt die Zeit, da man ihr die weggenommenen Eier zum Brüten wiedergeben muß, wozu man nur ſolche wählt, die in lauem Waſſer unterſinken. Die zwei älteſten Eier ſind erfahrungsgemäß meiſt unfruchtbar und können daher verſpeiſt werden. Die Henne brütet 4 Wochen lang und zwar ſo beharrlich und leidenſchaftlich, daß man ihr nicht nur Eier anderer Hühnerarten und ſonſtiger Land- und Waſſervö⸗ gel unterlegen kann, ſondern, damit ſie nicht das Freſſen vergißt, ihr das Futter und Getränk neben das Neſt ſetzen, oder gar ſie täglich davonnehmen und freſſen und ſau⸗ fen laſſen muß. Fängt etwa eine Henne zu früh mit Brüten an, ſo opfert man ihrem Verlangen entweder ein Hühnerei oder jagt ſie öfters vom Neſte, nimmt ihr das Ei, und wenn das noch nicht helfen ſollte, taucht ihr täglich zur Abkühlung wieder⸗ holt Bruſt und Bauch in kaltes Waſſer. Andererſeits aber muß man ſolchen, die nicht brüten wollen, den Unterleib kahl rupfen, die entblößte Stelle mit Neſſeln peitſchen oder mit Branntwein waſchen, worin geſtoßener Pfeffer gemiſcht wird. Beides ver⸗ urſacht ihr ein Brennen und Jucken und ſie bleibtſdann gern auf den kühlenden Eiern ſitzen, beſonders wenn man ſie noch mit einem Korbe zudeckt. Das Betragen der Puter iſt ſo ſonderbar, wie ihre Geſtalt, und ihre Stellungen ſind im Zorn und bei der Begattung äußerſt auffallend und komiſch. Zur Zeit der Liebe werfen die Truthähne den Kopf zurück und krümmen ihn mit dem Halſe förm⸗ lliich zu einem 8, preſſen das Blut in die angeſchwollenen Fleiſchklunkern des Kopfes 1 und Halſes, verlängern den Naſenzapfen, erheben die Federn, beſonders die des Unter⸗ | leibes und Rückens, laſſen die Flügel bis auf die Erde niederfallen, ſpreizen die mei⸗ | ſtentheils ſchön bandirten Schwanzfedern zu einem Fächer aus, den fie bald auf die | rechte bald auf die linke Seite bedächtig drehen, ſchreiten gravitätiſch umher, gehen um | die Hennen in einem Kreiſe ruckweiſe herum, rauſchen mit den Flügeln auf der Erde hin, daher dieſelben auch immer abgeſchliſſen find, und laſſen bei dem jemaligen Aus⸗ Ni ſpreizen ihrer Federn und Fortſchreiten durch die Naſenlöcher einen Theil der zum Auf⸗ ſträuben nöthigen eingepumpten Luft wieder von ſich, welches einen ſonderbaren, dem Schnurren eines großen Spinnrades nicht unähnlichen Ton verurſacht. Wenn fie ge: ſtört werden, ſind ſie ſehr aufgebracht, legen ihre Federn einigermaßen wieder zuſam⸗ men, verändern ihr ſonſt dumpfes Kullern in ein lautes und volles, kehren aber bald wieder, wenn ſie nur einigermaßen Ruhe bemerken, zu ihren zärtlichen komiſchen Tän⸗ deleien zurück. J Hunger, Durſt, Verlangen nach ihrer Ruheſtätte drücken fie, Hähne wie Hennen, durch den Ruf put! put! aus, und girren in Verwunderung oder Furcht. Die Henne, welche überhaupt in ihrem ganzen Betragen viel ſanfter und demüthiger iſt, hat einige ö einfache, melancholiſch klagende Töne. Unbedenklich darf der Puter als einer unſerer ſchönſten, impoſanteſten, dabei auch ſchmackhafteſten, zugleich aber einfältigſten Haus- und Ziervögel betrachtet werden. — — | 5 0 Bi 9 ‚u N 42 „ e ce 1 0 N eee a pferde u e ud Biehbefit er. Krankheiten des Puters. 1 Faſt alle Krankheiten und deren Kur haben dieſe Thiere mit den Haushühnern . gemein, und es iſt dabei weiter nichts zu erinnern, als daß man die Doſis von den dort angegebenen Arzneien gegen namhafte Krankheiten in Rückſicht des größeren Körper? baues verhältnißmäßig vermehrt. 0 Die Beſchneidung oder Kaſtration geſchieht wie beim Haushuhn angegeben. Kr. Putkücken⸗ Krankheiten. W Die Jungen bekommen in den erſten Wochen zuweilen 2 — 3 Federn am Steiß,. 43 deren Kiele voll Blut ſind, dieſe muß man behutſam herausziehen; ſonſt werden die Thierchen leicht krank. f i 8 a: Wenn nach 6—8 Wochen die Knoſpen an dem drüſigen Fleiſche auf dem Kopfe trei⸗» & ben, jo müſſen die Jungen beſonders gepflegt werden, weil dieſe Zeit für fie fogefähh-e lich iſt, wie das Zahnen für die Kinder. Man gebe ihnen in dieſem Zuſtande öfters ein wenig Wein und ein Pfefferkorn. Be Ihrer Zärtlichkeit halber müffen die Küchlein ebenſo ſehr vor Kälte und Näſſe, wie ae Sonnenſchein und ihrer zarten Füße halber vor Brennneſſeln gehütet werden. Nach Erkältung bekommen ſie leicht die Gicht, von ſchlechten Getränken und Futter den Pips oder die Ruhr. Wärme, beſſere Nahrung, beſonders friſches Roſtwaſſer ſind hiergegen die einzigen Mittel. 4 Die Gans. Zur Gänſezucht halte man auf 4 — 5 Weibchen einen Gänſerich und forge dafür, daß in der Nähe Waſſer ſei. Selbſt die Paarung geht auf dem Waſſer leichter von Bi Statten und man ſieht fie zu dem Ende, wenn ſich irgend die Gelegenheit bietet, ftets dorthin eilen. Gänſe, die beſtändig auf dem Lande leben müſſen, ſind gewöhnlich N größer und Schöner als Waſſergänſe; dies rührt aber daher, weil ſich dieſe meiſt mit der ſelbſt geſuchten Nahrung behelfen müſſen, während jene beſſer gefüttert werden. Für die Nacht und den Winter gebe man ihnen einen trocknen, warmen, vor Wind und Wetter wohlverwahrten Stall, der öfters mit warmem Stroh zu beſtreuen iſt. Auf den Teichen freſſen ſie allerhand Waſſerpflanzen, auf der Weide Gras und 0 Kräuter, zu Hauſe Körner, Kohl, Rüben, Getreideabfälle, geſtampfte Kartoffel, Kleie 0 und Sand. Im Winter ſaufen ſie laues Waſſer; liegt Schnee, ſo löſchen ſie auch ihren * Durſt mit dieſem. Vor Himbeeren, Bilſenkraut, Peterſilie, und Schierling ſind ſie KA ſorgſam in Acht zu nehmen. Grober Sand und Waſſer befördert ihre Verdauung ſehr. Will man bei der Mäſtung beſonders große Lebern erzielen, ſo reicht man mit 4 2 Pfeffer, Ingwer und Salz vermengtes Gerſtenſchrot. Das Stopfen oder Nudeln iſt 15 eine widerwärtige Quälerei, die nicht einmal viel hilft. Man halte immer auf reich— 1775 liches Futter, Waſſer und Sand; dann wird man müheloſer und barmherziger daſſelbe 1 6 Reſultat erzielen. 9 Im erſten Jahre legt eine Gans ſelten und, wenn es geſchieht, doch nur höchſtens 175 5 und zwar meiſt unfruchtbare Eier. Vom 2.—4. Jahre ſind ſie zur Fortpflanzung 55 am geſchickteſten. Man giebt ihnen alsdann im Dezember 3 — 4 Wochen lang täglich Be etwas mehr Körnerfutter, was merklich zur Fruchtbarkeit beiträgt. Im März begin? uen ſie dann in der Regel zu legen, ſelten mehr als 12 Eier; nimmt man fie ihnen y aber weg, jo fahren ſie wie die Hühner, mit dem Legen fort. Das Neft, wo die Gans * brüten ſoll, muß in einem trockenen, erhabenen, ruhigen, bequemen und ſicheren Orte 0 10 N 5210 RER ae 184 Goldenes Hausbuch für Farmer, e ALOE EL NR Say a NR en } ARTEN 1 ſein. Das Zeichen einer guten Brutgans iſt, wenn ſie beim Eierlegen viel Federn im Neſte hat fallen laſſen. Obgleich eine große Gans wohl 18 Eier unter ſich nehmen kann, fo pflegt man ihr doch nur 11—13 zu geben und zwar, wenn möglich, ihre eige- nen. Während des Brütens giebt man ihr hinlängliches Futter und zwar Körner. Man weicht dieſe in Waſſer und ſetzt ſie der brütenden Gans dergeſtalt vor, daß ſie dazu kommen kann, ohne ihr Neſt zu verlaſſen; auch muß friſches Waſſer ſtets in hin⸗ reichender Menge vorhanden ſein. Steht die Gans dennoch zuweilen von den Eiern auf, um ſich zu reinigen oder auf kurze Zeit zu erholen, ſo benutze man die Gelegenheit, die Eier umzuwenden, im Fall es die Gans nicht ſelber gethan hat; man muß deshalb auch die Eier beim Unterlegen zeichnen. Wofern einige früher als die anderen ausgebrü⸗ tet werden, muß mandie Jungen, in Wolle und Federn gehüllt, an einen warmen Ort | legen, bis Alle zum Vorſchein gekommen find. Gewöhnlich kommen die Jungen nach 26 — 30 Tagen aus; dieſelben müſſen erſt von der Mutter abgetrocknet ſein, ehe man fie in den Federtopf ſetzt; auch ſperrt man fie mit Mutter gern 8 — 10 Tage lang an einem warmen engen Orte ein. In den erſten 24 Stunden bekommen die Jungen nichts zu freſſen; alsdann giebt man ihnen 2—3 Tage lang hart geſottene und klein gehackte Eier und Neſſeln mit et⸗ was Waizenkleie oder Brodkrumen gemengt, legt ihnen ein Stück ausgeſtochenen grü⸗ nen Raſens hin und ſetzt ein Tröglein mit Waſſer dabei. Hernach füttert men fie mit klein gehackten und mit Waizenkleie vermengten grünen Brennneſſeln, auch grüner Gerſtenſaat, nebſt etwas Welſchkornſchrot, oder Gerſten- und Haferkörner, mit Waſſer oder Milch angefeuchtet. Nach 8 — 10 Tagen werden die Jungen mit der Alten bei warmem Sonnenſchein vors Haus auf den grünen Raſen gebracht, wo ſie bereits an⸗ fangen Gras zu freſſen. Zugleich wird ihnen täglich etwa drei Mal im Tag ein Trog mit Schrot und geſtampften Neſſeln vorgeſetzt, und der Alten werden klein geſchnittene Rüben und Träber gegeben, bis die Jungen Federn und Flügel bekommen. Wann das Gehecke 2—3 Wochen alt iſt, kann man es von der Alten zum Waſſer führen laſſen. Beſonders müſſen die Jungen, wenn ſie zu kielen anfangen und ihre Flügel das Kreuz ſchließen wollen, Morgens und Abends gutes, mit Schrot gemengtes, ge⸗ ſtampftes grünes Futter bekommen, nur ja keine Peterſilie, die auch den Gänſen tödt⸗ lich iſt. Erſcheint die Zeit des allgemeinen Austreibens, jo läßt man die Gänſe erſt dann aus dem Stalle, wenn kein Thau mehr auf dem Graſe liegt, behält ſie auch bei Regenwetter zu Haufe und giebt ihnen beim Herauskommen etwas Grünfutter, damit ſie um ſo lieber nach ihrem Quartiere eilen. Zur Zucht wählt man vorzüglich große Gänſeriche, die heiter aus den Augen ſehen, und Gänſe, die zwiſchen den Beinen und Füßen breit ſind. Tauglich ſind beide Geſchlechter hierzu 8 — 10 Jahre. Uebrigens erreichen fie von allem Federvieh das höchſte Alter, 20 — 24 Jahre; ja man will Gänſe von 80 Jahren gekannt haben. Krankheiten der Gans. Die jungen Gänſe namentlich ſind nach der bekannten und allgemeinen Erfahrung in den Monaten Juni und Juli den meiſten und gefährlichſten Krankheiten ausgeſetzt. Nicht ſelten iſt bei ihnen nur die ſchlechte 177 ſchuld; denn dieſe Thierchen haben zu keiner Zeit eine ſorgfältige Pflege nöthiger als dann, wenn die Natur bei ihnen die größeren Kiele heraustreibt und ſie mit Flügeln verſieht, wodurch ein nicht geringer Theil ihrer Kräfte erſchöpft wird, welchen ſie auf den gewöhnlich magern Weiden nicht erſetzen können. In ſolchem Falle iſt oft durch ein kleine Zugabe von recht nahrhaftem Futter, welches man Morgens und Abends reichte, dem Sterben vorgebeugt worden. Die Gänſeſeuche. Außer den angegebenen Urſachen tragen hieran indeſſen oft auch andere die Schuld, ſo namentlich das ſtehende unreine Waſſer, welches die Gänſe in anhaltend heißen « | J Sommertagen häufig ſaufen und dadurch ungeſund werden; denn ſolch unreines Waſ⸗ 1 1 | 18 iſt gemeiniglich mit allerhand lebenden Inſekten und Würmern überhäuft, welche ſich durch das Trinken in die Naſenlöcher ziehen und darin hängen bleiben, abgeſehen da— von, daß ſolch fauliges Waſſer die ganze Säftemaſſe verdirbt und den Tod verurſacht. g Aber auch anhaltend naſſe Sommer können dieſelbe Krankheit mit ihren Folgen ver— anlaſſen, indem bei ſtarkem Regenwetter das Waſſer mancherlei Unreinigkeiten von den Anhöhen und Hügeln in den Furchen und Dellen zuſammenführt, wo es dann ſtehen bleibt und noch mehr verdirbt. Nur dadurch kann dieſer Seuche Widerſtand geſchehen, wenn man den Gänſen ſtets hinlängliche Nahrung und reines friſches Waſſer ver⸗ ſchafft. Wenn aber Manche glauben, daß das ausgefallene jungs Getreide Schuld ſei und den Gänſen die Kröpfe gewaltſam auftreibe, jo. mag dieſe Meinung wohl da= durch entſtanden ſein, daß dieſe Krankheit gewöhnlich eben in die Erntezeit fällt. Es dürfte aber weniger dieſer Umſtand, als die Wärme, welche meiſtens um dieſe Zeit zu herrſchen pflegt, wo es alſo an friſchem Waſſer fehlt, die wahre Urſache ſein. Gegen den bei dieſer Krankheit vorkommenden Durchfall leiſten eine ſchwache Alaun = Auflöjung, wie Baldrianwaſſer gute Dienſte. Auch iſt empfohlen, den Pa⸗ tienten an jedem Morgen einen halben Löffel voll Kochſalz einzugeben, damit ſie viel er bekommen und durch vieles Saufen den Giftſtoff verdünnen und unſchädlich machen. Nicht'ſelten verurſachen auch das Sterben der jungen Gänſe die kleinen Mücken, Schnaken, Fliegen ꝛc., die ſich in die Ohren und Naſenlöcher derſelben ſetzen und ſie dermaßen quälen, daß ſie von aller Kraft kommen und umfallen, wenn ſie ohne Hülfe gelaſſen werden oder die Natur nicht ſtark genug iſt. Man erkennt dieſen Umſtand, wenn ſie die Flügel nieder hängen, mit den Köpfen ſchütteln, den Hals lang ausſtrecken und wenig oder gar nichts freſſen. Man ſichert die Thiere vor den Anfällen der Inſekten, wenn man die Ohren im Juni und Juli ſtets mit Baum⸗oder Leinöl ein⸗ ſchmiert, oder dieſe Theile mit einer Lauge von Rauchtabacksaſche wäſcht. Außer die- ſem Präſervativmittel empfehlen neuere Erfahrungen folgende Methode, wenn das Uebel bereits überhand genommen hat: Man ſchüttet gegen Abend, wenn die jungen Gänſe von der Weide kommen, in ein mit friſchem Waſſer angefülltes, etwas tiefes Ge⸗ fäß einige Handvoll ſchwerer Gerſtenkörner, die auf den Boden ſinken. Wenn nun die Gänſe dieſe Körner herausholen wollen, müſſen ſie nothwendiger Weiſe die Köpfe bis über Naſe und Ohren in das Waſſer tauchen, wodurch ſie ſich von dem Ungeziefer reini⸗ gen. Manche gießen auch etwas Kienöl auf das Waſſer, in welchem die Gerſte liegt; wenn dann die Gänſe ihre Lieblingsſpeiſe herausholen wollen, hängt ſich das Oel an die Kopffedern an, welches dem Ungeziefer ſo unangenehm iſt, daß es ſeinen bisherigen Aufenthalt für immer verläßt und die Thiere flieht. Gänſeläuſe.! Es geſchieht bisweilen, daß hei anhaltendem Regenwetter und großer Feuchtig⸗ keit ſich an den Hälſen der Gänſe eine Menge kleiner Läuſe, welche von den eigentlichen oder wahren Gänſeläuſen verſchieden ſind, einfinden. Gegen dieſe beſchwerlichen Gäſte hilft die Queckſilberſalbe, mit der man die Hälſe der Gänſe gut einſchmiert. Die gewöhnlichen Gänſeläuſe, welche größer als die eben gedachten kleinen Läuſe ſind, nehmen nicht nur den Hals ſondern den ganzen Körper des Thieres ein. Die Ur— ſache iſt gewöhnlich ein kränklicher und dürftiger Zuſtand des Körpers oder Unreinlich- keit. Gute Nahrung und reinliche Stallung laſſen dies Ungeziefer ſelten ſonderlich aufkommen. Wo es ſich aber eingefunden hat, hilft das Farrenkraut, welches man öfters friſch in den Stall einſtreut, wie perſiſches Inſektenpulver. Durchfall. Der Durchfall entſteht bei Gänſen, wenn es in den Monaten Juni und Juli häu⸗ fig regnet und dieſe Thiere dann von dem naſſen, kalten ſchnell aufgewachſenen Graſe freſſen und von dem trüben Regenwaſſer viel trinken. Folgende Mittel ſollen gute Dienſte leiſten: Man ſtampft die Keime und grünen Zweige von Tannen und Fichten, UNTER: Goldenes Hausbuch en . ah für Farm., thut ſolchen Brei in friſches reines Waſſer und läßt die Gänſe einige Zeit lang davon Träber und Gerſtenſchrot, oder Epheu und Gerſtenſchrot, oder Buchwaizen und ge⸗ pulvertes weißes Moos, vermengt eins oder das andere mit dem Futter, ſtreut noch etwas geſiebte Tabacksaſche hinzu und giebt ſolches des Morgens vor dem Austreiben und des Abend nach dem Zurückkommen zu freſſen. Dicker Kopf. Wenn bei den Gänſen der leere Kropf anſchwillt, ſo füttere man ſie mit Brod und Kohlblättern und gieße einige Tropfen Whiskey auf das Brod. f Pips. ü Gegen den Pips gebraucht man große Pimpinelle, die man in Waſſer brüht, bis ſie weich wird und dann den Gänſen zu freſſen, wie die Brühe zu ſaufen giebt. Mangel an Freßluſt. Appetitloſigkeit wird durch Citronen-Meliſſe gehoben, die man zerquetſcht und in Form einer Nudel der Gans in den Hals ſteckt. Die Ente. Die Enten können noch weniger als die Gänſe ohne Waſſer leben und nur da, wo es Flüſſe, Teiche, Sümpfe oder wenigſtens Moräſte giebt, mit Nutzen gehalten werden. Sie ſind nicht ſo zärtlich, als die Gänſe und ernähren ſich eher ſelbſt. Am Tage läßt man ſie frei umherlaufen und treibt ſie Abends in einen mit Neſtkörben verſehenen und mit Stroh ausgeſtreuten Stall. Auf Teichen oder deren Dämmen ſetzt man ihnen 15 Ei Häuschen zum Aus- und Eingehen, die man ebenfalls des Nachts ver⸗ ießt. * Den Sommer hindurch ſind die Enten leicht zu ernähren, denn man läßt ſie eben laufen und giebt ihnen nur Morgens und Abends etwas Futter. Sie ſuchen und freſſen dann allerlei Inſekten und Gewürm, Fröſche, Kröten, Mäuſe, Feld⸗ und Gar⸗ tenſchnecken, Fiſch und Froſchlaich, Waſſerlinſen 2c,. Man kann ſie daher gut zur Vertilgung des Ungeziefers in Gärten und Feldern gebrauchen; ſie greifen nicht leicht eher die Gewächſe an, als bis ſie kein Gewürm mehr finden. Ihre Gefräßigkeit, ihr ſtumpfer Geſchmack, indem fie auch die ekelhafteſten Dinge verſchlucken, und ihre Be: gierde, im Schlamme und Moraſte nach Nahrung umher zu wühlen, macht ſie in die⸗ ſer Beziehung dem Schweine ähnlich. Man hüte ſich die Enten auf Fiſchteiche, in denen ſich junge Forellenbrut befindet, gehen zu laſſen, weil ſie dieſelben aufſuchen und verzehren. Im Winter giebt man ihnen allerlei Körner und anderes Futter aus dem Pflanzenreiche. Roggenkleie ſoll den Enten ſchädlich und Zucker gar ein tödtliches Gift ſein. Wenn man ſie dagegen mit Waizenſchrot, in Milch angerührt, 20—24 Tage füttert, ſo wird ihr Fleiſch ſehr weiß und fett. Es iſt zu rathen, die Enten abgeſon⸗ dert von den Gänſen zu ziehen, weil dieſe jene oft feindlich behandeln. Ein Enterich, den man an den gekrümmten Federn des Schwanzeszerkennt, kann 10—12 Enten beſtreiten, und beide Geſchlechter dienen 3—4 Jahre zur Zucht. Die Ente beginnt im März oder April zu legen undflegt, ehe ſie brüten will, bei gutem Fut⸗ ter 20—30 grünlichblauweiße Eier, hat aber meiſt die böſe Gewohnheit, dieſe zu verſchleppen. Die erſten 2 Eier, die gewöhnlich unbefruchtet find, legt man der Brut— ente, die 10 Eier gut bedecken kann, nicht unter. Da dieſe jedoch oft zu baden und ſich dann naß und kalt auf die Eier zu ſetzen pflegt, fo thut man beſſer, ſolche einer Haus⸗ oder Truthenne anzuvertrauen, welche dann ebenfalls 4 Wochen brüten muß. Frei⸗ ſaufen, oder: man nimmt Spreu und etwas geſchrotete Gerſte, oder geſtampfte Diſteln, 4 AR N 10 ene F er, Pferde- und Vieh immer reichlich und friſches Waſſer. Nach 4 Wochen können fie ſelber für i ren Unter⸗ halt ſorgen; mit 5 Wochen bekommen ſie Federn. Wer einen Teich neben dem Hauſe hat, kann ſie auch allein mit Gerſten- oder Maisſchrot aufziehen, und bei warmem Wet⸗ ter ſchadet es nicht, wenn man ſie ſchon am dritten Tage auf das Waſſer thut; doch ſtecke man ſie allabendlich in einen warmen Stall. Ohne Inſekten werden die Enten kränklich. Krankheiten der Ente. Die Krankheiten haben die Enten mit den Gänſen durchaus gemein, und dieſelben 5 ſind auf die gleiche Art zu behandeln. Die Taube. Wie bei vielen andern Vögeln, ſo iſt es auch bei den Tauben oft ſchwierig, ſofort ſicher Geſchlecht und Alter zu beſtimmen, da die Anzeichen bei der einen deutlich, bei der andern aber kaum bemerkbar ſind. So ſchwach gekennzeichnet hin und wieder der Taubert auch ſein mag, gegenüber der Täubin gehalten iſt er ſtets größer als dieſe, hat eine dickere Naſenhaut, größeren Schnabel und Kopf, breitere Bruſt, koloſſaleren Kropf und mehr Schiller am Halſe. Alte Vögel haben verwitterte, abgenutzte, harte Schnäbel, blaurothe und ſtarkſchuppige Füße und im Auge und Gefieder wenig Glanz, Junge Vögel dagegen den Schnabel und die Wachshaut weich, wie zarte und hellrothe, angbekrallte Füße. Die beſten Stallungen für Tauben ſind die ſogenannten Taubenſchläge, die für Marder, Katzen und andere Raubthiere möglichſt unerreichbar und perſchließbar find. In denſelben kann man die feinſten Race-Tauben, wie die abgehärketen Haus- und Farbetauben recht wohl und geſund beiſammen halten. Neue Tauben laſſe man nicht unter 2—3 Wochen ausfliegen. Manche Liebhaber empfehlen Anis, Häringslake und Honig mit Lehm zu Kugeln geknetet in den Schlag zu legen, wornach ſich die Tauben 0 leichter angewöhnen ſollen; doch helfen alle ſolche Künſteleien nichts. Während der Zeit En Eingeſperrtſeins füttere und tränke man die Tauben gut; dann werden fie gern bleiben. Die gewöhnlichen Feldflüchter ſuchen ſich den ganzen Sommer hindurch, ja oft auch im Winter ihren Unterhalt auf Flur und Wegen, brauchen alſo höchſtens in letz— terer Jahreszeit mit Körnern gefüttert zu werden; die gezähmten feineren Haus- und Racetauben dagegen thun dies weniger oder gar nicht, müſſen alſo das ganze Jahr über vom Beſitzer Nahrung erhalten. Dieſe beſteht in allerhand Geſäme, geringem Getreide, aus Gerſte, Hafer, getrockneten gekochten Kartoffeln und für die zarten Er Racetauben aus guten Erbſen und Wicken, welche ihnen täglich zweimal, Morgens und Nachmittags, wo möglich im Schlage gereicht werden. Salpeter, Salz und Sands lich können ſolche Pflegemütter mit den Jungen nicht ins Waſſer gehen. In den ers ſten 8 Tagen reicht man den jungen Enten Ei, Brod, Ameiſeneier, Mehl, Fleiſch, Alles klein gehackt, gerieben und wohl gemengt, ſpäter allerlei Grünes, beſonders Waſſer⸗ linſen, auch Gerſte und Hafer, dann Morgens und Abends Gerſtenſchrot, dabei aber * Se" In en en a En — Be körner genießen ſie gern, zur Zeit der Fortpflanzung und Eibildung auch Kalk. Ihr je Trank, welchen fie mit eingeſtecktem Schnabel gleichſam einpumpen, ſei immer klares friſches Waſſer in hölzernen Gefäßen. Während man Feldflüchter, auf deren Aeußeres nichts ankommt, ungeſtört ſich 0 von ſelber zuſammenfinden läßt, paart man bei den Racetauben Täubin und Taubert je nach Farbe und Geſtalt mit Sorgfalt, indem man das zur Züchtung für einander beſtimmte Paar im Februar 8 — 12 Tage lang in einen beſondern Käfig ſteckt, bis ſie durch Schnäbeln und zärtliche Geberden zu erkennen geben, daß die Vereinigung ges ſchehen iſt. Alsdann läßt man ſie wieder fliegen. A. LESER SE, Sr DL EL ON 1805 e 1 eine "MR FILE | i h 5 N Goldenes Hausbuch für Farmer, Sobald der Taubert die Täubin etliche Tage begattet hat, treibt er ſie vor ſich hin zu dem Platze, wo das Neſt angelegt werden ſoll, und trägt Stroh und Reiſer zum Bau herbei. Nach 9 Tagen etwa legt die Täubin das erſte Ei, meiſt Morgens, am dritten das zweite und beginnt dann zu brüten. Der Taubert löst ſie in dieſem Ge⸗ ſchäfte ab und ſitzt gewöhnlich von früh 10 Uhr bis Nachmittags 3 Uhr, erhebt dann, wenn die Täubin ihm zu lange ausbleibt, ein klägliches Geheul, und ſitzt Nachts be— ſchützend neben dem Neſt. Fruchtbare Eier beginnen ſchon nach 8 Tagen dunkel zu werden; in dieſer Zeit noch durchſchimmernde kann man als werthlos wegwerfen. Nach Verlauf von 16—19 Tagen kommt das erſte Junge zum Vorſchein, Tags darauf das zweite. Sie ſind beide anfangs blind, haben gelbe Milchfedern und helfen ſich, das Ei in zwei ungleiche Theile zerſprengend, mit eigener Kraft heraus. Die Alten füttern 5 Tage lang einen nahezu verdauten, milchartig gewordenen Futterbrei, ſpäter erſt Körner, Lehm und Steinchen. Am 9. Tage werden die Jungen ſehend, die Kiele bre= chen ihnen auf und nach weiteren 2 Wochen folgen die kleinen Federn. Die jungen Tauben kriechen nun ſchon an den Neſtrand; mit 4 Wochen fliegen ſie Rahrung ſu⸗ chend aus und find nach Verlauf von 4 Monaten fortpflanzungsfähig. * Krankheiten der Taube. Die Mauſer. Während der Mauſer, der die Tauben, wie alle Vögel, alljährlich Ende des Som⸗ mers unterworfen ſind, kränkeln ſie oft. Man füttere ſie dann reichlich und gut, laſſe aber ſonſt der Natur ihren Lauf. 1 Die Darre. Gefährlicher iſt die Dürrſucht oder Darre. Die damit befallenen Tauben magern zuſehends ab, ſitzen traurig da, wedeln zuweilen mit dem Schwanze und hacken mit dem Schnabel nach der oft verſtopften Fettdrüſe, um ſie zu öffnen. Dieſe Krankheit hat ihren eigentlichen Sitz in Magen und Eingeweiden, und die Verhärtung jener Drüſe iſt nur ein Symptom, nicht des Uebel ſelber. Das Ausdrücken letzterer hilft ſel⸗ ten; das Abſchneiden führt ſtets den Tod herbei. Kranke Tauben ſperre man in jedem Falle, mögen ſie leiden, an was ſie wollen, ſo zeitig als möglich ab, und reiche ihnen eingeweichte Erbſen und Wicken, vermiſcht mit kleingehacktem Kohl ꝛc. und reiche oft friſches Waſſer. Nicht immer gelingt die Heilung. Die Pocken. f a Bei den Pocken werden die Alten heiſer und bekommen Blattern an der Schnabel⸗ wurzel, die Jungen unter den Flügeln und an den Ohren. Es iſt die ſchlimmſte Krank⸗ heit, allezeit mit Eiterung verbunden, ſie verpeſtet die Luft, iſt anſteckend, macht das Fleiſch der Tauben ungenießbar und ekel, und rafft ihrer viele weg. Man ſperre ſofort die Patienten ab, ſetze ihnen gutes Futter und beſonders recht oft friſches Waſſer vor. Manche erholen ſich dann wieder. Die Krätze. N Die Krätze der Tauben erkennt man an den nackten, grindigen und ſchäbigen Au⸗ gen und ebenſo beſchaffnem Schnabel. Sie entſteht gewöhnlich im Sommer, wenn die Tauben viel unreines, wohl gar faules Waſſer, ſaufen. Nach reinem friſchen Waſſer, vermiſcht mit etwas Spießglanz, geneſen ſie bald wieder. Der Durchfall. Der Durchfall iſt eine der gewöhnlichſten Taubenkrankheiten, die aus ſchlechter unverdaulicher Nahrung und dadurch geſchwächten Magen und Eingeweiden entſteht; 7 ame lan ad N n Gaertner, Pferdes und Viehbeſitzer. Bi . . Pr — . .f :;k; —:!:U——————ĩ—v—rvUrvĩv5—vVL— 1.1.1.1 A C Nee e,, , 3 a . ö 0 g . i 4 N i Ä 2 7 1 des Uebel befällt beſonders lange Zeit eingeſperrte Alte und eben ausgeflogene Junge. 0 Sechs eingeſtopfte Pfefferkörner, gequellter Waizen und Backofenlehm, mit Härings⸗ lake angemacht, iſt hiergegen das beßte Mittel. N ' a: Die Bräune h Eine Epidemie, die alljährlich eine große Menge Tauben erbarmungslos dahin⸗ rafft, iſt die ſogenannte grieſige Bräune. Das Vorhandenſein dieſes Würgengels zeigt ſich in der Bildung eines gelben grieſigen Häutchens im inneren Schnabel, welches ſich raſch nach dem Rachen verbreitet, die Luftröhre ſchließt und fo die Thierchen tödtet. Der Verlauf iſt ein ſehr raſcher. 1 Früher wandte man dagegen Kampfer in Whiskey aufgelöst an, allein nicht im mer hilft das Mittel. Ein erfahrener Taubenzüchter machte uns vor Kurzem über feine Behandlung dieſer Krankheit folgende Mittheilung: „Im vorigen Frühjahr ſtellte ich 85 mit einem andern Mittel Proben an und die Erfolge waren wider Erwarten günftig, fo daß ich mich gedrungen fühle, Sie zu erſuchen, Medizin und Behandlungsweiſe zur öffentlichen Kenntniß gelangen zu laſſen. ; 103 Findet ſich bei einer Taube „die grieſige Bräune,“ fo nimmt man eine Taubenfeder in N. we aus den Schwingen, hantirt mit der Fahne die gelbe Haut los und weg und ätzet fo dann den ganzen inneren Schnabel und Rachen mit „Petroleum,“ in welches man die % Federfahne taucht. Die Aetzung geſchehe bei Jungen nur gegen Abend, wenn die Alten 1 nicht mehr füttern, damit der Petroleumgeruch bis zum Morgen abgeſchwächt iſt und die elterliche Pflege wieder fortgeſetzt wird. Sollte dieſe aber unterbleiben, fo verſorge man ſelbſt die kleinen Patienten. Drei bis vier Tage dieſe Behandlung und die Krankheit iſt gänzlich beſeitigt. Die Geneſung zeigt ſich in der wiederkehrenden Mun⸗ terkeit der Taubenkinderchen, welche auch die Taubeneltern ſichtlich neu beglückt. N Vor der Späherritze der Schlagthüre aber ſteht, vergnügt ſich die Hände reibend, der Taubenvater; er weidet ſich am Glücke der befiederten Liebesgruppe.“ * Die Feinde der Taube. Vor Feinden wie Milben, Läuſe und ähnliches Ungeziefer, das die junge Neſttaube oft zu Tode quält, ſchützt man dieſe durch Beſtreuen mit echtem perſiſchen Inſektenpul⸗ ver, Reinlichkeit in Futter und Schlag, Ausſieden der Neſter und Beſtreichen der Wände und Ritzen mit Kalkwaſſer. Vor Raubthieren ſind die Schläge aufs Sorgſamſte verwahrt zu halten. Der . gefährlichſte Feind iſt der Hausmarder, der bei einem Beſuche alles erwürgt, was er erhaſchen kann, und außerdem durch ſeine Exkremente den Schlag dermaßen verpeſtet, 100 daß keine etwa gerettete oder neuangekaufte Taube ferner darin bleibt. Es wird dann eine beſondere Räumung und Ausräucherung mit Anis und Anisöl nöthig. Iltis und Katze würgen je nur einen Vogel und tragen ihn fort. Gefährlich find Wieſel und Hermelin. Dieſe beißen erſt einigen Tauben die Köpfe ab und ſaugen dann noch fo vielen, als ſie können, das Blut aus, indem fie ihnen mit ihrem ſcharfen Gebiß vier kleine Löcher in den Nacken ſchlagen, die man kaum erkennen kann. Auch freſſen fie die Eier oder tragen ſie unter dem Kinn davon. Die Ratten nagen gern die Jungen im Neſte an und trinken die Eier aus. Unter den Vögeln ſtellen ihnen Falken, Sperber ꝛc. nach. Auch die Käutze fliegen des Nachts ins Taubenhaus, ſuchen zwar hauptſächlich nur nach Mäuſen, freſſen aber ie doch zuweilen, wenn ſie ſonſt nichts finden, Tauben an oder verſcheuchen diefe wenig- Bi ſtens jo ſehr, daß letztere in ſolchem Schlage nicht gern länger bleiben. N 55 Krankheiten der Lachtaube. ec Die Lachtaube wird meiſt nur als Stubenvogel gehalten und wird, abgeſehen von den andern Taubenkrankheiten, faſt von allen anſteckenden Krankheiten befallen, wor⸗ an diejenigen Perſonen leiden, die mit ihnen in derſelben Stube ſind. Sie bekommen daher die Blattern, wenn die Kinder die Blattern haben, geſchwollene Füße, wenn Perſonen mit dieſem Uebel im Zimmer ſind ꝛc. Sie theilen faſt jede Krankheit mit ihrem Hausherrn, nehmen ſie ihm aber nicht ab, wie vielfach ohne Grund gewähnt wird. x“ N RN BR SAL 00 Goldenes Hau 3 b Die Lebensdauer dieſer Vögel beträgt wegen den vielen Krankheiten, denen ſie ausgeſetzt find, felten mehr als 8 Jahre. Stubenvögel. Die Zahl der Stubenvögel ift eine ungemein große und mannigfache, dieſelben werden theils ihres hübſchen Gefieders halber, theils aber ihrer Gelehrigkeit halber, meiſt aber ihres Geſanges halber in Käfigen gehalten. Selbſtverſtändlich können wir uns hier nicht weitläufig auf eine Naturbeſchreibung aller einzelnen Mitglieder dieſer befiederten Schaar einlaſſen, ſondern wollen nur kurz einige Bemerkungen über einige der beliebteſten Stuben vögel machen und hauptſächlich deren Krankheiten und die mög= liche Behandlung derſelben berückſichtigen. ö b Die meiſten Vögel laſſen einen nur einförmigen, oft nicht einmal angenehmen Laut hören; deſto abwechſelnder und angenehmer ſind aber die Töne vieler kleiner Singvögel, wodurch dieſelben ſo viel zur Verſchönerung der angenehmſten Jahreszeit beitragen. Gewöhnlich ſind es die Männchen welche ſingen; wenigſtens ſingen dieſe ſtärker und voller als die Weibchen. Aber ihr Geſang erſtreckt ſich bei den meiſten im freien Zuſtande nur auf die Zeit der Paarung, der Bereitung des Neſtes und des KR Brütens, etwa 2—3 Monate lang. Die eingeſperrten Vögel hingegen fingen viel län⸗ ger und oft 9—10 Monate lang, ſei es nun aus Unruhe oder aus Mangel an Beſchäf— tigung, da ſie ihr Futter ungeſucht finden. Der Kanarienvogel. Dies Thierchen iſt jedenfalls der verbreitetſte aller Stubenvögel und wir wollen uns deshalb mit ſeiner Wartung und Pflege etwas eingehender beſchäftigen, wobei wir der trefflichen Anteitung des Dr. Ludwig Flentie folgen, welche dieſer in ſeiner „Haus⸗Recepte“ betitelten und im Selbſtverlage zu Philadelphia erſchienenen Samm⸗ fung zuverläſſiger und geprüfter Vorſchriften, Belehrungen, Rathſchläge ꝛc. für man⸗ 5 nigfaltige Vorkommniſſe des Lebens in der Stadt und auf dem Lande giebt. Derſelbe ſagt: f Ein gut gehaltener Canarienvogel kann 20 Jahre alt werden; aber wie ſelten er⸗ reicht ein ſolches Thierchen nur halb dieſes Alter! Die meiſten ſterben wohl lange vor dieſer Zeit, in der Regel durch die Schuld ihrer Beſitzer. Um geſunde Canarienvögel, und an ihnen zugleich gute Sänger zu haben, iſt durchaus nöthig, ſie in der einfachſten Weiſe zu halten. Man bringe den Käfig ſo an, daß keine Zugluft den Vogel treffen kann. Man gebe geſunden Vögeln nichts als Samen, Waſſer, Cuttlefish bone und Sand auf den Boden des Käfigs. Zuweilen ein wenig Waſſer zum Baden. Das Zimmer ſollte nicht überhitzt ſein. 5 In der Mauſer halte man ihn warm und vermeide Zugluft. Man gebe ihm hinlänglich Rübſamen; ein wenig hartgekochtes Ei, feinger ieben, iſt ausgezeichnet. Durch Beobachtung dieſer einfachen Vorſchriften, kann man Vögel Jahre lang in gutem Zuſtande erhalten. . r * * . N l U ’ Platze ſein. Das Vogelbauer ſei ſtets von hinlänglicher Größe. Das Thierchen verlangt zu ſeinem Wohlbefinden hinlänglich Raum zum Umherſpringen; deshalb ſollte das Bauer wenigſtens 1 Fuß hoch ſein und 8 Zoll im Durchmeſſer halten. Ein Anſtrich der Dräthe mit Farbe iſt empfehlenswerth, allein giftige Farben, namentlich die arſes nikhaltigen grünen ſollten vermieden werden, damit die Vögel ſich nicht durch Abknup⸗ pern derſelben ſchaden. * Die Sitz und Springſtangen dürfen nicht zu dünn fein: die Zehen der Vögel ſollen dieſelben nicht ganz umgreifen können, weil ſie ſonſt leicht wehe Zehen bekommen. Am beſten mache man die Stangen, deren ſich wenigſtens 3 über's Kreuz gelegt im Käfig befinden ſollen, von verſchiedenen Dimenſionen, ſo daß die Füße bei jedem Sprunge in eine andere Stellung kommen. Vor allem halte man den Käfig ſtets rein; durch Reinlichkeit, neben der entſpre⸗ 5 chenden Nahrung, kann man leicht die nicht ſeltenen Krankheiten vermeiden, welche oft den Thierchen das Leben koſten. Hat man auf dem Boden des Käfigs keinen Schieber, den man herausnehmen und reinigen kann, ſo lege man ein paſſend geſchnittenes Stück Zeitungspapier hinein, das man ſo oft als nöthig entfernt und durch ein friſches er⸗ ſetzt; ebenſo wechſele man von Zeit zu Zeit die Sitzſtangen durch reine, die man zu dem Zwecke vorräthig hält und putze oft das Freß- und Trinknäpfchen. Als tägliche Nahrung gebe man für gewöhnlich eine Miſchung aus Rüb⸗ 5 ſamen und Canarienſamen, die den Thieren beſonders zuſagt. Alle vermeintlichen Delikateſſen, wie Zucker, Kuchen, Bisquit ſind abſolut nachtheilig und ſtreng zu meiden, wenn man die Thierchen nicht krank werden ſehen will; am Zucker beſchädigen ſich die Thiere nicht blos den Schnabel, ſondern verderben ſich auch daran, ſowie an den Bad: werken die Verdauung. Hanfſamen zerquetſcht iſt meiſtens eine wahre Delikateſſe für die Thiere, die man aber nur gelegentlich unter das Futter miſchen ſollte. „Will man ſie beſtändig etwas beſſer tractiren,“ jagt Bechſtein, „ſo gibt man ihnen ein Gemiſch von So m= merrübſamen, ganzen Haferkörnern oder Hafergrütze, mit Hirſe oder . etwas Canarienſamen vermengt.“ Das gewöhnliche Weißbrod eſſen die Thiere meiſtens außerordentlich gern, und man kann ſie daher gelegentlich mit ein paar Krüm⸗ chen altbackenen Brodes tractiren, ohne ihnen zu ſchaden; ja in einer amerikaniſchen Farmerzeitung wird gerathen, ſobald ſich ein Vogel krank zeige, ihm jede andere Nah⸗ rung zu nehmen und ihm einen Tag lang nur eingeweichtes und wieder gut ausgedrüd- tes Brod als Futter zu geben. N Grünes Futter wird von Manchen beſonders empfohlen, allein man hat hiermit ſehr vorſichtig zu ſein, weil ſich manche Thierchen leicht krank eſſen, wenn man ihnen Grünes im Uebermaß gibt. Man darf nur aufmerkſam ſein und wird dann leicht fin⸗ den, daß viele Vögel nach einer guten Mahlzeit von Grün⸗Futter verdroſſen ſind, ſich aufblähen und nicht ſingen. Man gebe ihnen daher lieber im Sommer gelegentlich 5 die Dbei 0 nur ein bischen Salat, Kreſſe, Mauſedarm u. dergl., und beobachte dabei, wie gel das grüne Futter vertragen, im Winter dann und wann ein wenig Weißkraut, Süßapfel u. ſ. w. Man kann die Thierchen freilich gewöhnen, Alles und zwar gern zu genießen, was in der Küche bereitet wird, aber man verkürzt durch ſolche naturwi⸗ drige Speiſe auch ſtets ihr Leben. RN C... ß 2 be ne Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 1911 Hiermit iſt allerdings das Hauptſächlichſte gegeben, was zum Wohlſein des Vogels zu beobachten nöthig iſt; indeſſen dürften noch einige weitere Bemerkungen am u Ze Dur u Manche Canarienvögel find oder werden beſonders gefräßiger Natur und halten Bart ſich dann jo anhaltend beim Freßnäpfchen auf, daß fie darüber das Singen mehr oder weniger ganz vergeſſen. In ſolchen Fällen thut man wohl, täglich nur die beſtimmte Portion Futter zu geben, und als ſolche rechnet man 1, höchſtens 2 Theelöffel voll trock⸗ nen Samens. Daſſelbe Mittel iſt u empfehlen, wenn die Vögel den Samen umher⸗ 4 6 6 werfen, um die beſten Körner auszuſuchen. 4192 |) Goldenes Hausbuch für Far me N N e SANT NER I TET® Volaı D N RER REIN N AR NT N ‘ „ * h AN 1 x EA * e Das ge k o chte Eigelb als Futter iſt für gewöhnlich gewiß zu entbehren, oft gegeben würde daſſelbe ſogar ſchädlich ſein; nur in der Mauſerzeit, wenn die Thiere durch das Abwerfen ꝛc. der Federn, bedeutend ſchwach und förmlich krank ſind, paßt dies Futter zuweilen gegeben ſchon eher. Sonnenblumenſamen, ſowie W egerichſamen freſſen die Thiere ebenfalls ſehr gern, und man kann ihnen dieſe Futterarten zuweilen, der Abwechſelung halber, auf den Boden ſtreuen. Beſtreut man Qauarzkörnchen heraus und dieſe ſind den Boden des Käfigs zuweilen mit helfen f en 30 1 Dun die Thierchen die kleinen eilſam für die Verdauung. Irgend welches Lieblingsfutter aber im Uebermaß zu geben, iſt noch aus dem Grunde nachtheilig, weil die Thierchen durch zu vieles Freſſen leicht fett werden, und dann iſt es mit dem Singen mehr oder weniger vorbei. Aus demſelben Grunde iſt auch ein recht geräumiger Käfig empfehlenswerther, als ein kleiner, in dem ſie ſich durch ungezwungenes Umherhüpfen die nöthige Bewegung nicht ſo gut machen können. Außer dieſer einfachen Nahrung verlangt aber der Canarienvogel zu feinem Wohl- befinden ſo viel als möglich helles Tageslicht und Sonnenwärme; dagegen ſchütze man ihn gegen ſtrahlende Sonnenhitze, große Ofenwärme und Zugluft. Neben dem täglich erneuerten Trinkwaſſer, iſt das häufige, faſt tägliche Baden in friſchem Waſſer, ein Bedürfniß zum Wohlbefinden. Die meiſten Canarienvögel baden leidenſchaftlich gern, und überſchwemmen ſo zu ſagen bei dieſer für ſie ſo angenehmen Operation die ganze Nachbarſchaft mit Wafer. Um dieſes Waſſerpludern nun nicht täglich im Käfig zu haben, kann man, wenn man dazu eingerichtet iſt, die Thierchen leicht gewöhnen, aus ihrem Käfig zu kommen und ihr kleines Wannenbad auf dem Fußboden oder an einem ſonſt paſſenden Platze zu nehmen. Während der Mau ſerzeit verlangen die eben beſprochenenen Regeln noch beſonders ſorgfältige Beobachtung; ein ſonſt gut gehaltener Vogel wird auch ohne be⸗ ſondere Schwierigkeiten durch die Mauſer kommen. Zeigt ſich indeſſen das Thierchen 5 beſonders matt und ſchwach, ſo gebe man ihm jetzt mehr und kräftigere Nahrung und namentlich etwas feingeriebenen, hartgekochten Eidotter neben dem gewöhnlichen Futter. Süßholz und Safran und dergleichen ins Trinkwaſſer zu thun, iſt mehr ſchäd⸗ ert. Manche Vogelbeſitzer halten dieſen eiſernen Nagel mehr oder weniger lich als nützlich. Eher zu empfehlen iſt, einen kleinen eiſernen Nagel in das Trinkgefäß zu thun und denſelben darin zu laſſen, während man das Trinkwaſſer alle er Betas eſtändig das ganze Jahr im Trinknäpfchen, und behaupten, daß die Vögel in Folge davon mehr und beſſer ſingen. Ich kenne mehrerer ſolcher Eiſenwaſſertrinker, die ausgezeichnete Sänger ſind. 75 Krankheiten der Canarien vögel. e 1 „Ich kenne verſchiedene arme Leute, jagt Dr. Bechſtein, „die eine große Menge Fanarienvögel erziehen, und viele der mißbrauchten Nahrungsmittel, wie z. B. Zwie⸗ zack, Bisquit ꝛc. kaum den Namen nach kennen und ſchöne, geſunde, muntere un kecke Bögel erhalten.“ Dies iſt ſehr richtig; es geht dieſen Thierchen, wie den Kindern, beide ind und bleiben um ſo geſünder, je einfacher und vernünftiger ſie gehalten werden, ind je weniger fie mit dem Genuß geſundheitsverderbender Leckereien bekannt werden. | Bei einiger Beobachtung nun kann man leicht ſchon die erſten Anfänge des Erkrankens kennen. Krank iſt ein Vogel nämlich: wenn er aufhört zu den gewohnten Zeiten zu ſingen, nicht frißt oder heißhungrig frißt, nicht wie gewöhnlich munter umher⸗ ſpringt, vielmehr traurig und verdroſſen ſtillſitzt, dabei ſich gleichſam wie eine Kugel zuſammenzieht und die ſonſt glatt anliegenden Federn aufpuſtert, den Kopf wohl gar unter die Flügel ſteckt e. Sieht man derartige Symptome, jo forſche man nach, wo⸗ von ſie herrühren, und ſorge dafür, daß ſie ſich nicht wiederholen; in den aller meiſten Fällen wird man wohl verkehrte Nahrung als die Urſache anzuklagen haben und wird dann klug genug ſein, dieſelbe in verſtändiger Weiſe abzuändern. Die weſentlichſten Krankheiten der Canarienvögel ſind folgende: VVV an l 3 ! Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 193 Wurf der nein nach ungewohnter Nahrung eintritt. Die Thierchen geben alle Augen- gen und vereinfachte Nahrung; bei längerem Beſtehen ſchneide man vorſichtig die be- ſchmutzten Federn fort und beſtreiche den After gut mit Oliven-Oel; zugleich lege man in das Trinknäpfchen einen eiſernen Nagel und gebe nur das naturgemäßeſte Futter und dieſes nur in kleinen Portionen, wenn das Thier aus Heißhunger zu viel auf ein⸗ mal frißt. | Verſtopfung. 5 Man ſieht den Vogel wiederholt den Hinterleib beugen, aber die Excremente ge⸗ hen nur ſelten und mit Schwierigkeit ab. Auch dies Leiden entſteht meiſt nur nach verkehrtem Futter, weßhalb man dies naturgemäß verändere. Hier verſuche man ets was grünes Futter, gelegentlich ein wenig Apfelſalat, Brunnenkreſſe u. ſ. w. Bei ſehr hartnäckiger Verſtopfung kann man einen glatten Stecknadelkopf in Oliven-Oel tau= chen und mit Vorſicht ſanft in den After führen. e ü Auszehrung. Fährt man längere Zeit fort, dem Vogel naturwigrige Nahrungsmittel zu geben, beachtet man die erſten Symptome der hiernach zeitweilig eintretenden geringeren Erkrankung, wie abwechſelnd Durchfall und Verſtopfung ꝛc. gar nicht, fo zeigt fich all⸗ mählig eine tiefere Erkrankung; das Thierchen wird mehr und mehr träge und trau— rig 2c., die geſtörte Verdauung zeigt ſich durch Unluſt zum Freſſen oder heißhungriges Verſchlingen, die oft abwechſeln, ebenſo Diarrhöe und Verſtopfung und dabei ſtets zu⸗ nehmende Abmagerung des Vogels. In dieſem Falle verlangt die Pflege des Vogels die größte Aufmerkſamkkit; alles ungeſunde Futter iſt auf das ſtrengſte auszuſchließen, und dagegen nur die angemeſſenſte Nahrung zu geben. [Ein eiſerner Nagel ins Trinkwaſſer, namentlich wenn Durchfall vorherrſcht. Bechſtein erklärt das Füttern mit Brunnenkreſſe als ſehr hülfreich. 79 Darre. Außer den gewöhnlichen Zeichen des Erkranktſeins ſieht man den Vogel oft ſtillſitzen und den Schwanz abwärtsbeugen; die Federn auf dem Steiße (oberhalb des Schwanzes) ſträuben ſich und die Vögel beißen oft auf den Rücken des Schwanzes u. ſ. w. Hier iſt die Drüſe erkrankt, mit deren Fett ſich die Vögel die Federn einſalben, wie man dies z. B. oft nach dem Baden bei ihnen ſehen kann. 1 man die Drüſe angeſchwollen und verhärtet ꝛc., beſtreiche man ſie daher wiederholt mit ungeſalze⸗ ner Butter und dergleichen. Eine, Bleiſalbe anzuwenden, wie Bechſtein empfiehlt, iſt wohl nicht zu rathen, da die Vögel Alles mit dem Schnabel zu entfernen pflegen, was man an ſie ſtreicht und ſie erreichen können. Noch weniger aber ſteche oder ſchneide man an der Drüſe, weil man dadurch, nach den beſten Autoritäten, ſtets das Leben des Vogels riskirt. Da jedenfalls neben verkehrter Nahrung noch beſonders Mangel an Reinlichkeit und dergleichen die Urſachen dieſer Krankheit find, jo gebe mantden Bögen nur die einfachſte und beſte Nahrung und laſſe fie, fo oft ſie mögen baden. 5 Epilepſie. Ein zu gutes Futter, neben Mangel an Bewegung, vielleicht an Erkältung, Furcht, Zorn ꝛc. kann dieſe Krankheit veranlaſſen. Bechſtein jagt; „Ich habe kein beſſeres Mittel gefunden, als daß ich die Vögel, indem fie davon befallen wurden, einige Mal in eiskaltes Waſſer tauchte, und ihnen die Nägel ſoweit beſchnitt, bis einige Tropfen Blut herausfloſſen. Auch waren einige dem Vogel eingegebene Tropfen Baum⸗ öl von gutem Erfolg.“ ., lick eine dünne, weiße und grünliche kalkartige Materie von ſich, die meiſt die Fe⸗ dern um den After zuſammenklebt und durch ihre Schärfe den After entzündet ꝛc. Bei erſtem Erſcheinen wird der Durchfall meiſt leicht gehoben durch zweckmäßig veränderte 194 Goldenes Hausbuch für Farmer, Zehen- und Schnabelbeſchneiden. Die langen Auswüchſe an den Zehen und dem Schnabel wer⸗ den mit einer ſcharfen Scheere weggenommen, doch ſchneide man die Krallen nicht zu 1 5 weit ab, ſonſt verlieren die Vögel zu viel Blut und werden leicht lahm. Feinde des Kanarien vogels. Läu ſe oder vielmehr Milben ſtellen ſich gewöhnlich ein bei Vögeln, die krank find, oder nicht reinlich genug gehalten werden, und man ſieht dann die Thierchen be- ſtändig an ſich picken. Man ſorge für größte Reinlichkeit, laſſe oft baden, beſtreue das Gefieder des Vogels, ebenſo den Boden des Käfigs mit echtem perſiſchen Inſekten-Pul⸗ ver, halte beſtändig trockenen Sand, den man mit geſtoßenem Anis vermengen kann, im Käfig, erneuere oft die Sitzſtangen u. ſ. w. Zähmung der Kanarien vögel. Die Beobachtung dieſer Thierchen kann dem Liebhaber derſelben vielfaches Vergnü⸗ gen gewähren; man findet bei ihnen eine eben ſo große Verſchiedenheit des Tempera⸗ ments und der geiſtigen Anlage wie in der Menſchenwelt: kluge und dumme, traurige und luſtige, friedfertige und zankſüchtige ꝛc. Sie werden meiſt ſehr bald zahm und zutraulich, wenn man ſie frei im Zimmer fliegen läßt; man kann ſie ſo ſehr leicht ge⸗ wöhnen ſich an beſtimmten Plätzen zu baden, ihr Pie zu finden ꝛc., und daß ſie auf's Wort wieder in ihren Käfig gehen. Bei allen dieſen Dingen muß man ſich in⸗ deſſen nicht übereilen, ſondern den Thierchen Zeit laſſen, ſich nach und nach zurecht zu finden; ein Dummkopf von Vogel kann Einem freilich die Sache verleiden, aber deſto mehr Vergnügen wird man bei einem klugen Thierchen haben. Der Papagei. Die Papageien werden hauptſächlich wegen der Pracht ihres Gefieders und ihrer vorzüglichen Sprachgabe gehalten, obgleich man auch manche unter ihnen findet, wie z. B. den aſchgrauen Papagei, welche die Geſänge der Vögel nachahmen und ganz ans genehm pfeifen können. Alle Vögel, die ſprechen ſollen, müſſen eine dicke zugerundete Zunge haben, deren Band man, um ſie beweglicher zu machen, zuweilen noch etwas weiter löst. Daher lernen die Papageien, und nach ihnen Raben, Krähen, Dohlen und Heher am deutlichſten, wie vermittelſt ihres eigenthümlichen Kehlenbaues die Staa⸗ re und Amſeln am beſten ſprechen. 8 Die Pagageien, wozu die auch verſchiedenen Arten Arras, Sittich, Kakadu ꝛc. gehören, läßt man entweder frei in der Stube umhergehen und ſetzt ihnen, zum Aus⸗ ruhen eine glatt abgehobelte Stange mit kreuzweiſe geſtellten Querhölzern hin, oder giebt ihnen, da fie meiſt ſehr ſchmutzende Vögel find, ein geräumiges Vogelbauer von Draht, in welches man eine ſolche Stange ſtellt; dies Bauer muß aber ſo groß ſein, daß ſie ihre ſchönen Schwanzfedern nicht abſtoßen und überhaupt die gehörige Bewe— gung, welche ihnen zu ihrer Geſundheit unentbehrlich iſt, haben können. Man füttert die Papageien mit allerhand Obſt, am beſten aber mit Semmel, die in Milch geweicht iſt. Zwieback iſt ihnen nicht ſchädlich, allein Fleiſch wie Zucker⸗ werke und ſonſtige Näſchereien ſchaden, und wenn auch der Papagei einige Jahre da⸗ bei ausdauert, ſo wird er in der Regel doch dabei ſüchtig, bekommt ſtruppige Federn und beißt ſich, beſonders an den Flügeln, die Federn aus, ja oft ſogar Löcher in die verſchiedenen Theile des Körpers. Die Papageien trinken ſehr wenig, da ſie immer ſaftige Nahrung erhalten. Krankheiten des Papagei. Derſelbe iſt mancherlei Krankheiten, namentlich der Darrſucht unterworfen, die man mit Brunnenkreſſe und Roſtwaſſer heilt. In der Mauſerzeit muß man ſie ſorgfältig warten, um ſie nicht nur geſund, fon= dern auch mit vollkommen ſchönem Gefieder zu erhalten, Die Spottdroſſel. Stube gewährt man ihr einen geräumigen Käfig, der ſehr reinlich zu halten iſt und ſtets mit Flußſand wohl verſehen oder jo eingerichtet ſein muß, daß der Koth durch ein Beodengitter herausfällt. Die Droſſel frißt während des Sommers Gewürme und im Winter und Herbſt allerlei Beeren. Im Käfig giebt man ihr geriebenes Ei und Kar⸗ toffeln, täglich friſch gekocht und zu gleichen Theilen klar zuſammengemiſcht und des tes mageres Rindfleiſch höchſt förderlich, ſowie zuweilen eine Spinne. Krankheiten der Droſſel. Die meiſten Krankheiten hat fie mit denen anderer Vögel gemein, über welche ſo— fort im Allgemeinen die Rede ſein wird; hat ſie einen verdorbenen Magen, wobei ſie ſich dick macht, die Augen verſchließt und den Kopf ſtundenlang zwiſchen die Flügel ſteckt, ſo giebt man ihr Ameiſeneier, einige Spinnen und Safran ins Trinkgeſchirr, aber nur ſo viel, daß letzteres dem Waſſer eine gelbröthliche Farbe giebt, und läßt ſie 2 — 3 Mal davon trinken. i Andere Stubenvsgel. a Wir können hier nicht wohl alle die verſchiedenen Vögel, welche man im Zimmer hält, einzeln aufführen und deren Pflege angeben, da wir es in dieſem Werke mehr mit den Krankheiten der Thiere zu thun haben, und ſich deren Behandlung in den meiſten Fällen bei Allen gleich bleibt. Wir beſchränken uns deshalb auf einige allgemeine und für Alle geltende Bemerkungen. Wie alle zahmen Thiere, jo find auch die Stubenvögel häufiger Krankheiten aus- geſetzt, als diejenigen Vögel, welche im Freien leben, und die um ſo mehr, da ſie oft in einem Käfig ſo eng eingeſperrt ſind, daß ſie wenig Bewegung haben. Häufig aber ver— mehrt man die Krankheiten bei den Stubenvögeln noch dadurch, daß man ihnen aller- hand Leckereien von Backwerk, Zucker ꝛc. reicht, welche ihnen den Magen verderben und gewöhnlich ein langſames Auszehrenzverurſachen. Wer wollen deshalb, ehe wir zu den einzelnen Krankheiten übergehen, einige Regeln geben bei Bereitung des zweckmäßig⸗ ſten Vogelfutters. J Allgemeines Vogelfutter. Man weicht eine alte gut ausgebackene Semmel in friſches Waſſer ein, bis ſie ganz durchdrungen iſt, drückt dann das Waſſer aus, begießt die Semmel mit Milch und mengt noch etwas Gries wie Gerſte oder Waizen darunter. i Oder man reibt eine Möhre auf einem Reibeiſen, miſcht etwas eingeweichte Sem⸗ mel, por Gerſten- oder Waizengries darunter und reibt Alles mit einer Keule durch— einander. 8 Man muß ſolches alle Tage neu bereiten, da es leicht ſäuert; auch kann man zu⸗ weilen etwas Hanf⸗, Mohn⸗, Rübſamen, Brod, Ameiſeneier ꝛc. darauf ſtreuen. { Von ſogenannten Mehlwürmern pflegen die meiſten Vögel große Freunde zu fein. Um ſich von dieſen eine gehörige Menge zu ziehen, legt man ein paar derſelben in ei— nen Topf, bringt etwas Sauerteig hinzu, ſchüttet Mehl darüber und bedeckt den übri- gen Raum im Topfe leicht mit angefeuchtetem Fließpapier. An einem mäßig warmen Otte entſtehen dann aus den Würmern ſchwärzliche Käfer und aus den Eiern dieſer eine Menge von Mehlwürmern. a b ; 654 5 N 50 * 2 N \ 1 N vi Hi: 85 e . r { , * TR ER ae Rd un) 155 Kr AR NR e 8 un : u . 2970 ö g 1 5 ; 1 A W IM, ! 8 N 1 U 4 * 991 } Gärtner, Pferdes und Viehbeſitzer. 15 Der berühmteſte Sänger der neuen Welt, die amerikaniſche Nachtigal. In der 70 Sommers mit friſchen, des Winters mit getrockneten Hollunder- und Vogelbeeren vers mengt. Süßes Obſt jeder Art iſt ihr immer und während der Mauſerzeit feingehack⸗ 10 196 Goldenes Hausbuch für Farmer, * 1 Ne err nenne . rin, e . a * Fe eee a RN , 775 ee N 13 e r 8 1 x * 996 0 Vogelkrankheiten. Die vorzüglichſten Krankheiten, welche bei den Stuben vögeln im Allgemeinen vor⸗ 5 kommen, ſind die folgenden: 5 Abmagerung. Abmagerung entſteht häufig, wenn die Vögel zu anhaltend fingen. Man giebt ihnen Hanf und Mohnſaamen zu freffen, der fie einſchläfert, oder entfernt fie aus der Geſellſchaft, die fie zum vielen Singen veranlaßt. Manche empfehlen, ihnen rohes oder gekochtes Lämmerherz zu geben. 4 Iſt Abmagerung die Folge von Krankheit der Verdauungswerkzeuge, ſo reicht man kleinen Vögeln eine Hausſpinne, die abführend wirkt, oder legt in ihr Trinkwaſ⸗ ſer einen verroſteten Nagel; auch giebt man ihnen gern gehackte Brunnenkreſſe. i Auswüchſe am Schnabel. Dieſelben kommen bei einzelnen Vögeln häufig vor, indem ſie dieſelben an den Kä⸗ figſtangen abſtoßen, heilen indeſſen gewöhnlich von ſelber. | % Brand oder Bruch. Dies Uebel entſteht in einer Entzündung der Eingeweide, wobei der Vogel viel frißt und trotzdem immer mehr abmagert, während der Unterleib aufſchwillt, hart und roth wird. Die Urſache iſt Uebermaß an nahrhaftem Futter. Mäßigeres Futter und 7 ein Zuſatz von etwas Salz oder Alaun zu dem Getränk hilft oft dagegen. Andere verordnen Salatſaamen, Melonenkerne und ſonſtige kühlende und abführende Mittel. Blindheit. Die Blindheit kann man, ehe ſie ganz eintritt, dadurch heilen, daß man Feigen⸗ } blätter in den Käfig bringt, oder die Augen mit einem verdünnten Abſude von weißer Nieswurzel, oder mit dem Safte unreifer Weintrauben berührt. | Darre. Die Darre haben die Stubenvögel mit dem übrigen Federvieh gemein. Sie be⸗ ſteht in einer Verſtopfung der Fettdrüſe am Steiße. Man erkennt die Krankheit daran, wenn ſich die Steißfedern ſträuben, und die Vögel oft nach letzteren beißen. Man bee ſtreicht die Drüſe entweder mit ungeſalzener Butter oder mit meißem Baumöl oder mit einer Bleiſalbe, oder nur mit Leinöl, das mit Blei gekocht iſt, oder wäſcht ſie mehrmals mit Seifenwaſſer. Manche ſtechen die Drüſe mit einer Nadel auf oder ſchneiden ſie garweg. Allein das Wegſchneiden verurſacht, daß die Vögel meiſt ſpäter ſterben, wenn ſie ſich mauſern und weil es ihnen dann an Fett zum Einſchmieren fehlt. Einige Vögel werden oft ſchon dadurch geheilt, daß man ihnen kein Körnerfütter, fon dern nur Grünes und etwas Rübſaamen reicht. Durchfall. Der Durchfall zeigt ſich bei Vögeln oft, wenn fie gezähmt werden und nicht mehr ihr natürliches Futter erhalten. Man erkennt dieſe Krantheit an dem flüſſigen oder kalkartigen Abgange und in dem beſtändigen Bewegen des Schwanzes. Oft wird der After angegriffen und entzündet. Man beſtreicht ihn mit Butter und giebt den Kör⸗ ner freſſenden Vögeln einige Tage lang Melonenkerne, den Fleiſch freſſenden das Gelbe von hartgekochten Eiern. Auch kann man in ihr Trinken einen eiſernen Nagel oder etwas Eichenrinde oder einige Stückchen Galläpfel legen. 4 Engbrüſtigkeit. Auch dies Uebel kommt nicht ſelten vor. Man giebt ihnen etwas Zucker ins Trinkwaſſer oder auch Honigeſſig. “| Aa TA RR 74 We 1 END 8 n 5 N BU IRRE RN Yon NE ee 7 * N 1 Lien iD. INT Wa) IHN, 7 0 N * 1 j Wie, e. Nene 1 Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. Epilepſie. | | AN, Die fallende Sucht ift mehren Stubenvögel eigen. Im ſtärkſten Anfalle legen fie Bi ſich nach einigen ſchnellen Bewegungen nieder, ſtrecken die Füße in die Höhe und vers? drehen die Augen. Kommt man ihnen dann nicht ſchnell zu Hülfe, fo find fie verlo⸗ ah) ren. Hier ift das beſte Mittel, daß man fie in die Hand nimmt, mit einer Scheere die 79 hinterſte Klaue ſo nahe am Fleiſch abſchneidet, daß ein paar Tropfen Blut heraus⸗ ur laufen, und die Füße mit weißem Weine wäſcht. ilft dies nicht, ſo gebe man dem 3 Vogel einen Tropfen Wein ein oder tauche ihn einige Male in kaltes Waſſer. i 1 | 2% 15 9 ’ Geſchwüre. N * Dieſelben heilen gewöhnlich von ſelbſt. Man kann aber doch etwas geſtoßenen ö x Melonenſaamen oder ganz wenig Schwefel unter das Getränk thun. Spottdroſſeln 1 und Nachtigallen leiden oft, beſonders wenn man ihnen im März keine Spinnen gege- 1465 ben hat, an Geſchwüren am Schwanze. Man ſticht dieſe auf, drückt den Eiter aus und Ks iebt dem Vogel Mehlwürmer, Spinnen, Motten und gehacktes Lämmerherz unter das 1 Futter. Zuweilen bekommen die Kanarien- und andere kleine Singvögel um die Au- fi gen herum eine gelbe Krätze. Iſt die Schärfe gelind, jo vergeht das Uebel von ſelbſt, sr wenn man ihnen nur erfriſchendes Futter giebt; nimmt fie aber überhand und ift die IR Blatter noch nicht größer als ein Hanfkorn, jo kann man durch einen Schnitt mit einer bi ſpitzen Scheere Luft machen und hernach die Stelle ſofort mit Schweineſchmalz oder 1 ſüßem Mandelöl oder friſcher Butter oder Kapaunenfett ꝛc. beſtreichen. RR 0 Gicht oder Podagra. 1 Dieſe Krankheit erkennt man an den geſchwollenen Füßen und an den aefträmb- \ b ten Federn. Entſtehungsurſachen ſind Uebermaß an Futter, Kälte, Au ee 4 1 Man bringe daher die Vögel an einen warmen Ort, waſche ihnen die Füße mit Wein f oder einem Abſude von weißer Nieswurz, dann mit Butter und bringe reichlich Sand 0 in das Bauer. EN Hei ſer ken! 6 ale Di.eſelbe entſteht N nach dem Mauſern. Man gebraucht den Dotter von 4 einem harten Ei, mit Brodkrume vermiſcht, oder legt ein Stückchen geſchabtes friſches dr) Süßholz ins Trinkwaſſer. 9 Hypochondrie. 1 Hypochondrie, Melancholie, Schwermuth befällt die Vögel, wenn fie entweder an Mt einem dunklen, ſtillen Orte ſitzen oder ſchlechtes Futter erhalten. Man verändere im 2 erſten Falle den Aufenthaltsort und im zweiten das Futter. Ku Mauſern. 9 Das Mauſern iſt, wie häufig geſagt, keine Krankheit, ſondern ein natürlicher Zu⸗ 10 ſtand. Man ſorge dafür, daß die Vögel zu dieſer Zeit warm gehalten e 105 tes Futter, aber keine Leckerbiſſen erhalten. Manche werfen ihnen nun Gänſerichſaa⸗ 9 men, mit ein wenig Nelkenſaamen vermiſcht vor. Andere geben trockenen Zwieback, mit ir einigen Tropfen Wein benetzt. In das Trinkgeſchirr lege man etwas friſches und klein ‚a gehacktes Süßholz. Den Käfig dedecke man leicht mit einem Tuche. Aa 9 Verſtopfun g. Gel ſtopfung erkennt man daran, wenn die Vögel öfters den Hinterleib beugen ie i den Koth von ſich zu geben, dies aber nicht können. Oft helfen ein paar Spinnen ober ein ausgedrückter Mehlwurm, in Leinöl und Safran getaucht und eingegeben. Aue kann man einem in Leinöl getauchten Stecknadelkopf ſanft in den Ken isiehen und wieder herausziehen. Auf gleiche Art wird die Wind ſucht geheilt. KR a eee 1 Amerika's Wandervögel. Der Spätherbſt iſt da, entlaubt ſtehen die Bäume, von Büſchen und Sträuchern fegt der rauhe Wind die letzten bunten Blätter hinweg, und die gefiederten Segler der Luͤfte, die munteren Sänger der Wälder und Felder, die nicht in unſeren Breiten über: wintern, haben uns nun ſammt und ſonders verlaſſen, um für die nächſten 5 — 6 Mo⸗ nate in milderen Regionen, wo es ihnen leicht wird, ihren Lebensunterhalt zu erwer⸗ ben, ihr Quartier aufzuſchlagen. Es iſt etwas Wunderbares, Bi um dieſe großartige, mit ſolcher Regelmäßigkeit wiederkehrende Wanderung der Vogelwelt. Dem dunklen Drang, den die Natur in ihre Bruſt gelegt, zu widerſtehen, iſt ein Ding der Unmöglichkeit. Nichts iſt im Stande, den Wandervogel, wenn die Zeit des Auf- bruchs gekommen, zurückzuhalten, es ſei denn, daß ihm eine Verletzung der Flügel jede Ausſicht raube, ſeine Gefährten begleiten zu können. Solcher Vögel bemächtigt ſich dann eine tiefe Trauer, und ſelbſt wenn es ihnen an Nahrung nicht fehlen ſollte, über⸗ leben ſie doch nur ſelten den Winter —die Sehnſucht nach der Ferne verzehrt fie. In völlig gleicher Weiſe äußert ſich der Wandertrieb bei den gefiederten Bewohnern beider Hemiſphären. Man glaubt oft, die Zahl der Wandervögel ſei hier eine geringere als in der alten Welt, was jedoch keineswegs der Fall iſt. Wir haben hier genau dieſelben Geſchlechter, wie ſie dort vorhanden, wenn ſich in den Gattungen und Familien auch kleine Unterſchiede kundgeben. Die Vogelwelt Amerika's iſt eine eben ſo reiche, wenn nicht reichere, als die Europa's. Auch die Anſicht, daß es uns hier an Singvögeln ge⸗ bricht, iſt längſt widerlegt, wenn auch einzuräumen, daß wir an wirklichen Geſangs⸗ künſtlern und Vogelvirtuoſen nicht mit Europa konkurriren können. Nur in einer Hinſicht ſind wir ſpärlicher bedacht: wir haben nicht ſo viele inſektenfreſſende Vögel, weshalb man neuerdings fo eifrig bemüht geweſen, ſolche aus der alten Welt herüber⸗ zubringen. Die amerikaniſchen Zugvögel ſind beſſer daran als die europäiſchen, weil fie ihre Hin⸗ und Rückreiſe ganz zu Lande zurücklegen können und nicht nöthig haben, ein Meer zu überfliegen. Die Mehrzahl der europäiſchen Wandervögel hat das Mit- telländiſche Meer zu kreuzen, und da nicht alle Meiſter des Fliegens ſind, ſich vielmehr auch manche darunter befinden, deren Flug langſam und ſchwerfällig, pflegen auf die⸗ ſen Reiſen über das Meer Tauſende und aber Tauſende zu Grunde zu gehen. Unſere gefiederten amerikaniſchen Wanderer fliegen über Land vom höchſten Norden bis zu den Ufern des Golfs, den nur ſehr wenige überſchreiten, da ihnen die ſüdlichſten Staaten Alles bieten, deſſen ſie während der Wintermonate irgend bedürfen mögen. i Wie in der alten Welt, ſo eröffnet auch in der neuen die Schwalbe den Reigen der herbſtlichen Wanderer. Die amerikaniſchen Schwalben haben es dabei noch eiliger, als die europäiſchen, denn ſie brechen um einen ganzen Monat zeitiger auf. Während Letztere erſt Anfangs Oktober ihre Reiſe anzutreten pflegen, machen ſich Erſtere ſchon Anfangs September auf den Weg. Die amerikaniſche Schwalbe hält's mit unſerm Dichter Grillparzer, der als Beamter regelmäßig der Letzte war, der Morgens auf' Bureau kam und der Erſte, der es Nachmittags wieder verließ. In den Neuengland⸗ Staaten pflegt ſie nicht vor Mitte Mai einzutreffen, es ſei denn, daß der Frühling unge: wöhnlich zeitig gekommen. Die Zeit der Abreiſe halten ſie mit ſeltener Pünktlichkeit ein. Schon eine Woche vorher kann man ſie in kleinen Gruppen geſchäftig hin⸗ und hereilen ſehen. Es gilt, die Vorbereitungen zu der weiten Reiſe zu treffen, ſich über Dieſes und Jenes zu verabreden, vielleicht auch, noch erſt von ihren verſchiedenen Lieb⸗ lingsplätzen Abſchied zu nehmen. Die Gruppen halten feſt zuſammen und ſtoßen dann, wenn die Zeit des Ausflugs gekommen, pünktlich zur großen Armee, der ſie ſich einreihen. Die großen Schwalbenzüge ſind oft von ſolcher Ausdehnung, daß ſie eine dunkle Wolke am Himmel hinziehen. Ein ſolcher Zug muß aus Hunderttauſenden, vielleicht aus Millionen von Vögeln beſtehen. Verſchiedene Gattungen des Schwal⸗ bengeſchlechts fliegen einträchtig zuſammen. Die Sammlung des großen Zuges pflegt in der Nähe des Meeresufers, in ſumpfigen Wieſen und Marſchländern vor ſich zu gehen, wo ſie keine Störung zu fürchten haben. Es iſt, als ob die Führer der Armee nnn RAGT Li N 5 * * ZU ER J Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 190 i! e 72 4 0 a 1 N * al Werne, wirt a el * Goldenes Hausbuch für Farmer, ihr genaues Verzeichniß aller einzelnen Unterabtheilung hätten und nicht eher das Zei⸗ A chen zum Aufbruch ertheilten, als bis dieſelben ſammt und ſonders vereinigt. Sor bald ein Schwarm eintrifft, erfolgt die Meldung im Hauptquartier, es entſteht ein Ge⸗ flatter nach allen Richtungen, ein gewaltiges Zwitſchern und Schreien, die Neuange⸗ kommenen werden inſpizirt und man weiſt ihnen ihren Platz im Zuge an. Dieſer 9 folgt in ſeinem Fluge gen Süden ſtets der Küſtenlinie. Tritt ein Sturm oder dichter Nebel ein, ſo wird ſo lange Halt gemacht, bis ſich das Wetter wieder aufgeklärt hat. Aus dem Schilf und Graſe des Ufers, wo ſie Raſt gepflogen hatten, Asa ſich die Wanderer in ſpiralförmigen Linien bis zur gewöhnlichen Höhe, in welcher ſie zu flie⸗ gen pflegen, dehnen dann ihre Linien aus, ſo daß der Schwarm einen mächtigen Kegel bildet und ſetzen den Marſch gen Süden fort. Der Flug der Schwalbe iſt bekanntlich ein reißend ſchneller und wird in dieſer Beziehung unter den kleineren Vögeln nur von dem des Kolibri übertroffen, der jedoch nicht jo ausdauernd zu fliegen vermag. Ob: wohl die eifrigſten Inſektenvertilger, und daher ſchon im Alterthum mit göttlicher Ver⸗ ehrung bedacht, nähren ſich einzelne Schwalbenarten wohl auch von Körnern. In dem Magen einer zur Frühlingszeit unweit New York erlegten Schwalbe fand man noch unverdaute Reiskörner, die der Vogel nur auf den nächſten Reisfeldern Süd⸗Caroli⸗ na's gefunden haben konnte. Er hat mithin den Weg von dort in 10 — 12 Stunden zurückgelegt, was eine Fluggeſchwindigkeit von mehr als 100 Meilen in der Stunde ergeben und beweiſen würde, daß der Vogel eine Strecke von mehr als tauſend Meilen ohne weſentliche Raſt zurückzulegen vermag. Unſere hier am häufigſten vorkommende Schwalbe (Hirundo Americana) wurde früher für identiſch mit der europäiſchen Rauch⸗ ſchwalbe gehalten, mit der ſie allerdings einige Aehnlichkeiten beſitzt, iſt jedoch in ihrem Gefieder wie in ihren Gewohnheiten von jener weſentlich verſchieden. Sie vermeidet große Städte, iſt aber über das ganze Land verbreitet und baut ihr Neſt an Scheunen un ländlichen Gehöften. Sie pflegt zweimal zu brüten: Anfangs Juni und Ende Juli. Die amerikaniſchen Singvögel liefern zur Schaar der Wanderer ein noch ſtärkeres Kontingent als die europäiſchen; nur ſehr wenige derſelben halten im Winter bei uns aus. Die Meiſten machen ſich ſchon gegen Ende September und ſelbſt früher auf den Weg. Die andern folgen im Oktober; nur Einzelne zaudern bis zum November. Sie ziehen nicht in größeren Schwärmen, ſondern vereinzelt oder in Gruppen. Das ganze Amſel⸗ und Drofjel-Gefchlecht gehört zu den Wandervögeln. Der überrall im Nord⸗ amerikanſchen Norden und Weſten heimiſche Blue bird (Sylvia sialis) erſcheint Anfangs Mai und bleibt bis zum November. Die Wieſenlerche, die nicht fröhlich in den Lüften ſchmettert, wie die europäiſche Feldlerche, ſondern nur ein klagendes Lied ſingt, und die Wald⸗Droſſel, deren volle, orgelartige Töne in den grünen Walddomen einen faſt feierlichen Eindruck machen, kommen um dieſelbe Zeit, machen ſich aber ſchon um einen Monat früher auf den Weg. Die amerikaniſche Wieſenlerche unterſcheidet ſich auch in ihrer äußeren Erſcheinung weſentlich vom Reſt der Familie und iſt von manchen Na⸗ turforſchern ſogar zu den Staaren gerechnet worden. Sie kommt faſt durch das ganze Gebiet der Vereinigten Staaten vor; auch iſt ſie in Canada heimiſch. Wie alle Lerchen hat der Vogel ein etwas plumpes Aeußere. Er lebt in Wieſen und Feldern, wo er ſich von verſchiedenen Sämereien, hauptſächlich aber von verſchiedenen Inſekten W Um ihres eigenthümlich ſchwermüthigen, aber lieblichen Geſanges willen, den ſie übri⸗ gens in der Efangenſchaft nur eine kurze Zeit des Jahres ertönen laſſen, hält man ſie viel in Käfigen, in denen ſie ſich anfänglich ſehr ſcheu geberden, ſpäter aber, wenn es überhaupt gelingt, ſie einzugewöhnen, ganz zuthunlich werden. Bald nachdem ſie ihre weite Brut aufgezogen, thun ſie ſich in Gruppen zuſammen und treten die Wander: ſchaft an. Ihr Flug iſt eigenthümlich ſchwerfällig, wie der ihrer europäiſchen Ver⸗ 1 und wenn ſie ein größeres Waſſerbecken zu kreuzen hätten, würden viele um⸗ ommen. In's Geſchlecht der Ammern gehört der ſpezifiſch amerikaniſche „Bob⸗o⸗link“ ader Reisvogel, einer der anmuthigſten Sänger unſererFelder. Er ſtellt ſich ziemlich zeitig bei uns ein, wenn der Froſt nicht zu lange anhält, wohl ſchon im März oder ſpäteſtens April. Da er ſich ausſchließlich von Körnern nährt, thut er den frühen Saaten viel Schaden, wie er im Süden mit beſonderer Vorliebe die Reisplantagen plündert. Da⸗ 1 * * reren neee Menge n 0 A u NF Nene 5 h Mur h . ; RE AN a y N, 1 2 7 Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 201 für ſind Farmer und Jäger eifrig hinter ihm her, und da er einen guten Biſſ en abgiebt, | hat man trotz feines lieblichen Geſangs und feines ſchönen Gefieders nicht viel Mitleid mit ihm. In den Herbſtmonaten werden die Ebenen New-Jerſey's und Delaware's oft von ganzen Schwärmen dieſer Vögel heimgeſucht, die unter den Saaten tüchtig aufräumen, dafür aber auch zu Tauſenden ihr Leben laſſen müſſen. Die Uebrigblei= benden machen ſich dann im Oktober auf den Weg nach dem Golf von Mexiko, der übrigens ihrem Wandertriebe kein Ziel ſetzt. Sie gehen theilweiſe bis Mexiko, Cen⸗ tralamerika und Demerara. In's Geſchlecht der Pfriemenſchnäbler gehört der Baltimore Oriole, nahe ver⸗ wandt mit dem deutſchen Pirol. Im röthlichen Goldglanze ſeines hoch-gelben le ders, iſt er einer der ſchönſten amerikaniſchen Vögel. Im Sommer bewohnt er den ganzen nordamerikaniſchen Kontinent und dringt nördlich bis nachReu⸗Schottland vor. Der Winter führt ihn dann eben ſo weit gen Süden; er iſt um dieſe Zeit über einen großen Theil des ſüdamerikaniſchen Kontinents verbreitet, und wird ſelbſt in Braſilien häufig gefunden. Beſonders bekannt iſt dieſer Vogel wegen ſeines überaus künſtlichen Neſtbau's. Aus Stroh, Gras, verſchiedenen Pflanzenfaſern und thieriſchen Haaren baut oder webt er vielmehr ein beutelförmiges Neſt, welches er an die untere Fläche ei⸗ nes großen Baumblattes, an das äußerſte Ende eines hohen, ſchlanken Zweiges anhef- tet, ſo daß das Erreichen eines ſolchen Neſtes von keinerlei Seite möglich iſt. Der Oriole nährt ſich vorzugsweiſe von Inſekten, verſchmäht aber auch Körner- und ver⸗ ſchienene Saamenarten nicht, von denen er ſich in der Gefangenſchaft ſogar ausſchließ⸗ lich zu ernähren vermag. Sein Geſang iſt einförmig, beſitzt aber ſehr volle, faſt der menſchlichen Stimme ähnliche Töne. Ins Droſſelgeſchlecht gehört das amerikaniſche Rothbrüſtchen, der „Robin (Tardus migratorius), einer der fleißigſten und lieblichſten Sänger in Wald und Flur. In ver⸗ ſchiedenen Abarten iſt er über das ganze Gebiet der Ver. Staaten verbreitet. Er baut ſein Neſt am liebſten auf Obſtbäumen, äußerlich aus Lehm, nach Art der Schwalben, innerlich mit Heu und zarten Faſern ausgefüttert. Seine Nahrung beſteht theils aus Würmern, Raupen und Inſekten, theils aber auch aus Körnern und Beeren. Der „Robin“ hält ſich gern in der Nähe menſchlicher Wohnungen auf, ohne ſich jedoch in der Weiſe mit dem Menſchen vertraut zu machen, wie das engliſche und deutſche Roth⸗ brüſtchen, welches zu den zutraulichſten und am leichteſten zu zähmenden Vögeln ge: hört. Der Vogel hängt treu an ſeinem alten Neſt und kehrt in jedem Jahre zu dem⸗ ſelben zurück. Man will beobachtet haben, daß ein Pärchen daſſelbe Neſt für die Dauer von fünf Sommer inne hatte. In der Regel brütet jedes Pärchen zweimal, nicht ſel⸗ ten aber auch dreimal. Seinen liebſten Aufenhalt bilden hohe Kirſchbäume, in deren Kronen die ganze Familie, die bis zum Herbſt gewöhnlich auf 9 — 12 Köpfe angewach⸗ ſen, le en galt Nur ungern verläßt der Vogel den heimiſchen Norden; erſt wenn die kalten Novemberſtürme durch die entlaubten Bäume brauſen, macht er ſich auf den Weg gen Süden. Er reiſt auch nicht weiter, als es gerade nöthig iſt, ſondern bringt den Winter gern in Süd⸗Carolina und Georgia zu, um ſchon mit dem erſten F teen wieder nordwärts zu ziehen. Während ſeines Aufenthalts im Süden oll er niemals ſingen, ſondern nur einige zirpende Laute von ſich geben. Der Robin ſcheint zu wiſſen, daß er mit ſeinem Geſang den Menſchen erfreut, denn er nimmt ſich mit deſſen Eigenthum ziemlich viele Freiheiten. Dem Obft, vorzüglich den Kirſchen und Weintrauben, dann aber auch den Johannis-, Stachel- und Erdbeeren, jtellt er ſtark nach, denn er iſt nicht nur ein Gourmand, ſondern auch ein Vielfraß erſten Ran⸗ ges, der es ſich ſo lange ſchmecken läßt, als nur irgend etwas vorhanden iſt. Kann er kein Obſt bekommen, ſo nimmt er auch mit Waldbeeren und den Saamen wilder Blu⸗ men vorlieb. Die Beere der wilden Rebe, der Sumach, ganz beſonders aber der Hol⸗ lunder ſind ihm eine Delikateſſe, von der er ſich nicht zu trennen vermag. Süd⸗Caro⸗ lina iſt beſonders reich an Hollunder, über den die Vögel gleich bei ihrer Ankunft im Herbſt herfallen und ſich an den überreifen Beeren ſo gütlich thun, daß ſie nicht mehr von der Stelle können und von den nach ihrem Fleiſche lüſternen Schwarzen mit den Händen gegriffen werden. b 8 Zu den Wandervögeln gehören eine Anzahl der kleineren Sänger. Da iſt z. B. der jo verbreitete und beliebte Yellow Bird (Fringilla tristis), ins Finkengeſchlecht ge⸗ 7 eee 90 n 7 MR e e We e 202 Goldenes Hausbuch für Farmer, e bhörig, der einen mitunter dem Canarienvogel ähnlichen Geſang hat, dem er ja in ſei⸗ nem hochgelben Gewande äußerlich gleicht, während des Sommers in Feldern und Gärten allenthalben zu finden. Er ſtellt ſich zeitig im Mai bei uns ein und bleibt bis zum Oktober. Er vermag nur kürzere Strecken zu fliegen und zieht daher langſam ſüdwärts. Unſer grünlich⸗goldig ſchimmernder Kolibri (Trochilus colubris) erſcheint bereits Ende April oder Anfangs Mai in Pennſylvanien und etwa einen Monat ſpä⸗ ter in den Neu⸗Englandſtaaten und kehrt dann im Oktober nach ſeinem Winterquar⸗ tier in Florida zurück. Sein Neſtchen aus Moos und Gras gewebt, iſt ſo zart und duftig, wie das ganze Thierchen. Nur zwei Eierchen werden in demſelben niederge⸗ legt. Der Kolibri fliegt bekanntlich mit ſolcher Geſchwindigkeit, daß man ſeinen Be⸗ wegungen nicht zu Da im Stande iſt; doch vermag er immer nur kürzere Strecken zu fliegen und bedarf dann wieder einiger Raſt. Die Bewegungen ſeiner Flügel brin⸗ gen ein eigenthümlich ſchnurrendes Geräuſch hervor. Zu den Wandervögeln gehört auch der zweitkleinſte ſeines Geſchlechts: der Zaunkönig (Sylvia troglodytes), der jedoch aus kälteren Regionen meiſt nur im Winter zu uns kommt. Den Sommer verbringt er in den nördlichſten Winkeln der Ver. Staaten und in denen Kanada's, im Winter geht er ſüdlich bis Maryland und Virginien. Seinen Lieblingsaufenthalt bilden die Ufer der Flüſſe und Bäche, alte Bäume oder niedriges Geſträuch in der Nähe fließen⸗ den Waſſers. Menſchliche Wohnungen ſucht er mit beſonderer Vorliebe auf und macht ſich in der Nähe von Scheunen und Vorrathshäuſern zu ſchaffen, ſchlüpft wie eine Maus durch die aufgeſchichteten Holzvorräthe und erweiſt ſich wenig ſcheu, obwohl er doch nicht leicht zu fangen iſt. Er brütet nur in nördlichen Gegenden, ſingt aber auch während ſeines winterlichen Aufenthalts in unſeren Breiten. Zu den in ungeheuren Zügen wandernden Vögeln gehört auch die wilde Taube (Columbina livia). Im Spätjahr verlaſſen fie die dichten Wälder des Weſtens und Nordweſtens und wenden ſich ſüdlich. Audubon entwirft in ſeinem berühmten Werke über die „Vögel Amerika's“ eine ſehr anſchauliche Schilderung eines ſolchen Tauben⸗ zuges. In Ohio zählte er einſt 163 größere Schaaren wilder Tauben, die in der kur⸗ zen Zeit von 21 Minuten einen gegebenen Punkt paſſirten, die Schwärme folgten zu⸗ letzt ſo dicht auf einander, daß er das Zählen einſtellen mußte. Er ſchreibt; „Das helle Tageslicht wurde verdunkelt und das Rauſchen ihrer Flügelſchläge wirkte ein⸗ ſchläfernd. Wenn ſich ein Habicht einem Schwarm näherte, ſchienen fie ſich zu einer ein⸗ zigen dichten Maſſe zuſammenzudrängen und das dabei entſtehende Geräuſch glich dem fernen Donner.“ Das war freilich vor einer langen Reihe von Jahren. Mittler⸗ weile haben die Nachſtellungen der Jäger die Taubenſchwärme beträchtlich gelichtet, und ſie zu zählen wird kaum noch Mühe machen. Der Flug der Tauben ſteht an Schnelligkeit dem der Schwalben kaum nach. g Auch viele der Raubvögel gehören zu den Wanderern. Die Habichte, welche im Mai zu uns zurückkehren und ſich ſogleich durch ihr Geſchrei ankündigen, mit dem ſie an milden Frühlingsabenden die Luft hoch über den menſchlichen Wohnungen im en unge durchſtreichen, wandern ziemlich weit. Sie ziehen von Maine bis Mexiko, und im October ſieht man ſie in großen Schaaren über Texas dahinfliegen, und den Rio Grande kreuzen, um ſich für die Wintermonate in den ſonnigen Thä⸗ lern der Sierra Madre einzuquartieren. Die Habichte fliegen außerordentlich raſch und ſind überaus zierlich in ihren Bewegungen. Ihnen ſchließen ſich in ähnlicher Weiſe die Falken an. Die geſchwätzige Krähe wandert in Zügen von vielen Tauſen⸗ den längs der atlantiſchen Küſte ſüdwärts. Der Kukuk und Whip⸗poor⸗ will (Caprimulgus vociforus), zu dem Geſchlecht der Nachtſchwalben gehörend, wandern in einzelnen Gruppen. Ungeheuer zahlreich find die wandernden Sumpf- und Schwimmvögel. In der That, die ganze Gattung wendet ſich mit dem herannahenden Winter gen Süden, da der eiſige Froſt ihre Nahrungsquelle verſtopft. Die canadiſche Wildgans, welche im Frühling in unabſehbaren Schwärmen nordwärts zieht nach der Anticorti⸗Inſel, den Maydelaines, Bai Chaleure, Labrador und Neu-Schottland, wo fie dem Brut⸗ geſchäft obliegt, kehrt im Herbſt nach den wärmeren Gegenden zurück. Im October trifft man ſie an den oberen Seen, im November zieht ſie wieder in N Schaaren, meiſtens dem Lauf der Ströme folgend, gen Süden. Wer gedenkt nicht RE RAR DENE NENNE RE EN AR DANN TBE RAN ENTE RO TRER EN Gärtner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. i hr mit Vergnügen der wilden Enten, die im Sommer den weiten Nordweſten, die Seen 5 BR und Sümpfe Canada's bewohnen, ja bis Alaska und der Südſee⸗Küſte vordringen, im Winter aber die Ufer der Cheſapeake⸗Bai, den Santee-River ꝛc. bewohnen? Sie bilden die beliebteſte Jagdbeute, und Hunderttauſende werden auf den weiten Reifen Hi vom Blei des Jägers ereilt. Die ſchmackhafteſte Wildente iſt hinſichtlich ihres Ges fieders die unſcheinbarſte. Es giebt der Arten eine große Zahl, welche einträchtig zuſammen wandern, und manche derſelben zeichnen ſich durch ein buntſchillerndes . aus. Die Eidergans, deren koſtbare, feinem Pelzwerk ähnliche aunen kaiſerliche Gewänder zieren und die ſtolzeſten Nacken umhüllen, fliegt nur in kleinen Gruppen, meiſt nur von drei bis fünf. Ihre Heimath iſt der hohe Norden Amerika's, und nur im Winter kommt fie etwas ſüdlicher. Sie verläßt Labrador um den 1. Auguſt und kehrt ziemlich um den 1. Mai dahin zurück, ein oder zwei Wochen eher, bevor ſich das Eis von der Küſte loslöſ't. Verſchiedene Reiher Arten, Kiebitze und ganz beſonders der langhälſige Kranich gehören gleichfalls zu den Ai Wandervögeln und ſtehen in Gewandtheit des Fluges, trotz der theilweiſen Schwer= 55 fälligkeit ihres Körpers, den Wildenten nicht nach. Der Kranich läßt ſich ſogar in 7 0 ſeinen Wanderungen durch keine Einflüſſe der Witterung aufhalten; er fliegt Tag . und Nacht, bei Sonnenſchein wie im heftigſten Sturm, bis er das Ziel feiner Reife N erreicht hat. Um die Mitte des Octobers treffen die Kranichzüge aus Norden an N den oberen Seen ein und ſetzen ſich von da weiter ſüdlich bis nach Kentudy und Tenneſſee in Bewegung. Ein Bewohner der nördlichen Polar-Regionen, der im Al Winter ziemlich weit nach Süden wandert, iſt der amerikaniſche Schwan. Nach Sir John Franklin's Beobachtungen verläßt derſelbe die von ihm während des Sommers N bewohnte Polar⸗See gegen Mitte September und wendet ſich zunächſt nach den Hudſon-⸗Bai⸗Ländern, wo er bis Mitte October bleibt. Dort ſammeln ſich die vögel Be in Schaarkn von zwanzig bis dreißig und ſetzen dann ihren Weg fort. Unähnlich den wilden Gänſen, folgen Sie nicht dem Laufe von Flüſſen oder der Meeresküſte, Ba ſondern ſuchen ihren Weg gen Süden im Innern des Landes, nnd zwar folgen fee am liebſten hohen Gebirgszügen, indem ſie über die höchſten, ſchneebedeckten Gipfel Er hinwegfliegen. Der Schwan iſt einer der am ſchnellſten fliegenden Vögel, ja erhält faſt mit den Schwalben gleichen Schritt und fliegt mit günſtigem Winde ſeine hun⸗ As dert Meilen in der Stunde. Den Ländern längs der Südſee giebt er den Vorzug; | an der atlantiſchen Küſte ſieht man ihn aber ſeltener. Man trifft fie während des Winters in großen Schaaren längs des Columbiafluſſes; aber ſie gehen auch weiten ſüdlich bis nach Californien. Pe Und zu den geflügelten Wanderern, die über Land und Küſte dahinſchweben, u? den Emigranten der Lüfte, die in weiter Ferne eine temporäre zweite Heimath ſuchen, gehören endlich in gewiſſem Sinne auch noch die befiederten Schaaren, welche die Oceane beleben, ſich mit unglaublicher Schnelligkeit in einem Gebiet tummeln, welches oft eine Ausdehnung von Tauſenden von Meilen beſitzt. Auch die Möven und Seeſchwalben müſſen wohl der Vollſtändigkeit halber hier noch in Betracht gezo⸗ gen werden. Für den amerikaniſchen Theil des atlaniſchen Oceans bildet die große, ſchwarzrückige Möve, auch Mantelmöve genannt (Larus marinus) den tonan- gebenden Bürger. Im höchſten Norden wie im äußerſten Süden des Kontinents, überall iſt dieſe Möve heimiſch. An den einſamen Felſenriffen Labradors und Grönlands, an den Gletſchern des Eiscaps iſt ihre Heimath, und mit der Gewandt⸗ heit und dem kühnen Fluge des Adlers durchſchneidet ſie jetzt die höchſten Luftregionenn, um ſich dann wieder plötzlich auf dem ewigen Eiſe des Polarmeers niederzulaſſen. . Im Winter zieht der Vogel ſüdlich, und zwar nicht etwa dem Laufe der Küſte fol⸗ 7 gend, ſondern draußen auf offener See, oft 1000 Meilen entfernt von jedem Punkt des Landes. An den Bahamas und an der Küſte Floridas pflegen ſie ſich zu Millio⸗ nen anzuſammeln, aber man trifft fie auch faſt längs des ſüdamerikaniſchen Konti⸗ nents. Die Mantelmöve iſt der Schrecken aller kleineren Mövenarten, denn ſie ſtellt ſowohl ihren Eiern nach, wie ſie auch ihre Jungen verzehrt. Sie iſt ein ächter, wilder Pirat — ſogar die Fiſche fürchten fie und verſchwinden raſch von der Ober⸗ fläche, wo ſie ſich zeigt. Sie iſt der gefräßigſte aller Seevögel und verſchmäht nur vegetabiliſche Nahrung, Trotz der wilden Natur dieſes Vogels, erzählt man doch einzelne Beiſpiele von Seefahrern, denen es gelungen, ihn bis zu gewiſſem Grade zu. Un ENG 208 W x Goldenes Hausbuch für Farmer, zähmen. Er gewöhnt ſich ſehr an gewiſſe Plätze, die er dann nur ungern verläßt Ein an der ſüdlichen Küſte Schottlands lebender Seekapitän brachte einen jungen Vogel, den er gefangen, nach ſeiner Beſitzung, wo er ihn mit anderen Waſſervögeln zuſammen in einem Teich hielt, ohne daß die Möve während des Winters einen Ver⸗ ſuch zur Flucht gemacht Do: Erſt als der Frühling herannahte, war fie eines Tages plötzlich verſchwunden. Man hatte den Vogel längſt vergeſſen, als er ſich, zum nicht geringen Staunen aller Bewohner des Hauſes und der Gegend, im nächſten November wieder einſtellte und den Enten und Gänſen zugeſellte, wie er es früher gewohnt geweſen. Offenbar hatte die Möve während des Sommers ihre Brutſtätten im hohen Norden, vielleicht gar in der Polarregion, aufgeſucht, war dann mit ihren Genoſſen wieder füdlich gezogen, hatte ſich aber von dieſen getrennt und allein den. Weg nach dem weit entlegenen Schottland zurückgelegt. Natürlich wurde ſie wäh⸗ rend des Winters aufs Beſte bewirthet und gepflegt. Im nächſten Jahre wieder⸗ holte ſich daſſelbe Schauſpiel, die Möve verabſchiedete ſich im April und kehrte im November zurück. Dreißig Jahre lang ſetzte ſie dieſe Wanderungen fort, bis ſie endlich von der letzten arktiſchen Reiſe nicht wiederkehrte. Gewiß iſt dies eines der merkwürdigſten Beiſpiele von der Stärke des Wandertriebes bei den Vögeln, zugleich aber auch von einem Staunen erregenden Inſtinkt. g Die Bürgermeiſter⸗Möve hält ſich an der amerikaniſchen Nordweſtküſte auf, be⸗ wohnt die Baffinsbay, die Polarſee und die Küſten von Grönland, kommt aber ſelbſt im Winter ſehr ſelten bis zu denen der Ver. Staaten herab. Häufiger findet man hier die Silber-Möve. Mit dem Namen des arktiſchen Jägers belegt man. einen ins Geſchlecht der Pelikane gehörenden Vogel, der gleichfalls den hohen Norden bewohnt und nur in beſonders kalten Wintern bis zu den bevölkerten Regionen herniederſteigt. Die Hauptnahrung aller dieſer Seevögel bilden todte Wale und Seehunde. Sir John Franklin beobachtete während eines Winters, welchen er auf der Melville-Inſel zubrachte, ein Rabenpärchen, das ſich dort heimiſch gemacht. Die intenſive Kälte ließ ihren Hauch ſofort zu Eis erſtarren und hatte um den Hals der Vögel eine dichte Eiskruſte, gleich einem kryſtallenen Halsbande, gelegt. Im Uebrigen waren ſie wohl und munter und ſchienen ſich auch ganz gut zu ernähren. Es giebt mithin Vögel, die ſelbſt einem Polarwinter recht gut zu trotzen vermögen, obwohl ſie in der Regel ſammt und ſonders ſüdlichen Regionen zueilen. Was jenes Rabenpärchen veranlaßt, ganz gegen alles Herkommen ſich den Fährniſſen eines nordiſchen Winters zu unterziehen, war freilich nicht zu enträthſeln. Der Sperling. Bevor wir von der Vogelwelt Abſchied nehmen, können wir nicht unterlaſſen, noch eine Lanze für den Herrn Spatz, den Proletarier unter ſeinen gefiederten Ge⸗ noſſen einzulegen, zumal derſelbe ja in neuerer Zeit ſich auch bei uns zu akklimatiſi⸗ ren und e beginnt und gegen welchen faſt noch mehr als für ihn in früheren Zeiten wie gegenwärtig vorgebracht worden iſt. Doch Niemand hat bis jetzt nachgewieſen, daß der Sperling ausſchließlich von Getreidekörnern lebt, und nicht auch Käfer — namentlich die hartflügeligen — Kau⸗ zen, Unkrautſämereien ꝛc. verzehrt, im Gegentheil iſt der Beweis ſchon geführt worden, daß nach Vertilgung des Sperlings das Ungeziefer ſich ſo ſtark vermehrte, daß den Landwirthen Angſt und Bange wurde. So wie es den Sperlingen, ſo ergeht es allen möglichen anderen Thieren. Die Eulen, Krähen, Elſtern, Raben, Sfxörche, Wieſel, Iltiſſe, Marder, Füchſe, Maulwürfe, ja ſogar die frommen, ſanft⸗ müthigen Tauben wurden und werden nach einander bald ihres großen Nutzens ac bis in den Himmel erhoben, bald ihres enormen Schadens wegen zur gänzlichen Ausrottung verdammt, je nachdem man der Anſicht iſt, daß das eine oder das andere / 5 / Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. bin IE on 8 8 2 = 2 on 22 85 1 m a = wg (OR S 8 ur — E D m 8 8 D 7 S 2 28 — — Ka) Ko 2 D = So ERS: Sr 8 8 8 = 9 2 — = =! == > 2 ST 3” 15 — 2 — u Fre 2 = a2 2 — = “Ss 4 — © ra . a2 2 {=} = — 2 5 E . oo — 85 = = = o or (> 2. ig) a‘ S © = = © D © = or 2 = 2 Ss = 2 2 2 — S = oO‘ — o = Ss © = * VER SER TE 8 er EEE BE Ne en Re E ae u I an oo Ses — Er 3 ee 3 28 —1 28 Sa — ee — On 5 30 2 D Si- 8 8 8. S 5 — 8 1 S. == 2. = DD = 2 2 S — 8 8 ag so = 2 8 5 S = en S Ss Te — 3 8 > 2 RER. = 7 2 r K Es liegt oft eine große, nicht zu verzeihende Ungerechtigkeit in den Anſichten manches Landwirths. Dem dreſchenden Ochſen binde nicht das Maul zu, ſagten ſchon die alten Römer. Uebertragen wir den Satz auf die vorliegende Frage, ſo würde er heißen: Mißgönne nicht dem Thiere, das in deinem des Landwirths Dienſten ſteht, dir alſo durch Vertilgung von ſchädlichem Ungeziefer einen Nutzen ſtiftet, den du gar nicht im Stande biſt, auch nur annähernd zu berechnen, ein paar Getreide- körner, die du ja nur durch ſeine Hülfe gewonnen halt. Wollen wir alſo De nach allen Seiten hin gerecht ſein, und unſeren Vortheil in keiner Hinſicht verkennen, N jo wollen wir den niedlichen Vögelchen ein paar Getreidekörner und ein paar Kir= ſchen gönnen, aber alle unſere Aufmerkſamkeit darauf hinlenken, um zu erforſchen, bis zu welcher Anzahl wir die fraglichen Thiere ſich vermehren laſſen dürfen, damit der Schaden den Nutzen nicht überwiegt. Streben wir aber auch danach hin, daß dieſer Grundſatz auf alle Thiere ohne jede Ausnahme, die in Feld und Wald umherlaufen, ausgedehnt werde, auch auf die Ariſtokraten unter denfelben, . den Hirſch, das Reh, den Büffel ꝛc. Was dem Einen Recht iſt, iſt dem Andern billig, und vor dem Geſetze ſollten ſelbſt Thiere gleich ſein. Zu den drei Hausthieren, die den Menſchen ſo ziemlich über die Oberfläche den ganzen Erde begleiten und ſich, wenn auch unter mancherlei Modifikationen . en in allen Klimaten zurecht finden, zu Pferd, Rindvieh und Hund, geſellen ſich drei Schmarotzer, die ihm faſt ebenſo treu bleiben, im Winter und Sommer zu ihm halten in der heißen, kalten und gemäßigten Zone bei ihm wohnen und wo irgend ſie ſich einmal eingewöhnt haben, fo leicht nicht wieder zu vertreiben find: — Ratte, Maus und Sperling. Die Anhänglichkeit des Letzteren wird von dem Menſchen kaum in gebührender Weiſe anerkannt, denn er ſucht ſich ihrer oft auf alle erdenkliche Art zu entledigen, da ſie es eben mit dem Mein und Dein nicht allzu genau nehmen, ſondern vorwiegend auf menſchliche Koſten zehren. Freilich iſt Meiſter Sperling noch Weise e * IM 1 5 29 1 15 1 2 nicht ſo ſchlimm als die beiden anderen, denn er kann ſich recht gut auf ehrliche Wei ernähren, wenn er's auch nur ſelten thut. Auch beſitzt er nicht ſo ganz die Zudring⸗ lichkeit jener, die ungerufen allenthalben erſcheinen, und die, obwohl ſie keine Flügel haben, doch die Weltmeere überſchreiten, natürlich in denſelben Fahrzeugen, welche auch den Menſchen von Land zu Land tragen, und die mit ihm zugleich von jedem Winkel der Erde Beſitz nehmen. Der Sperling kommt nicht von ſelber, er will hübſch eingeladen ſein, aber wohin man ihn einmal gebracht, da fühlt er ſich auch bald zu Hauſe. So iſt er von Europa aus nach Auſtralien, dem Cap der guten Hoffnung und nach Amerika verpflanzt worden. Um Raupen und ſchädliche Inſekten zu vertilgen, hat man ihn in dieſe Länder eingeführt, und vorläufig thut er das auch ganz flei⸗ RW 3 . ne . 8 Goldenes Haus buch für Farmer, ßig. Wenn er aber erſt einmal überhand nimmt, genügt ihm dieſe Tafel nicht mehr und er beginnt lieber an der zu ſpeiſen, die der Menſch für ſich ſelber gedeckt. Dann wird aus dem nützlichen Hausfreund ein Schmarotzer und Dieb, den man ebenſo hart: näckig verfolgt, wie man ihn früher hegte. Für Amerika hat es damit vorläufig noch gute Wege. Hier iſt Herr Sperling noch immer ein gern geſehener Gaſt und ſeinem ganzen Naturell nach wirklich auch ſo recht für Land und Leute geſchaffen. Wie es Menſchen mit gewiſſen Eigenthümlichkeiten und Anlagen giebt, die ſich in Amerika vorzugsweiſe wohl fühlen, ſo giebt es gewiß kaum irgend einen zweiten Vogel, der hier ſo vortrefflich zu gedeihen vermöchte, wie gerade er. Der Sperling iſt der Demokrat unter den Vögeln — er hat keine ariſtokratiſche Feder an ſich. Geſtalt, Kleidung und Weſen deuten auf plebejiſche Abkunft. Der Schnabel ſteht ihm beſtändig offen, ſei es zum Freſſen, ſei es zum Schwadroniren und Schelten. Die Nobleſſe des Benehmens, die einnehmenden Manieren, die bunte Farbenpracht und der Gkanz des Gefieders, wodurch ſich andere Vögel auszeichnen — alles dies geht unſerem Vogeldemokraten ab — er iſt der richtige Repräſentant der Alltäglichkeit, des gemeinen Weſens. Sein im Winter ſchwarzer, im Sommer horn⸗ farbener Schnabel iſt kurz, dick und kolbig. Mißtrauiſch lugt er aus ſeinen braunen, klaren Augen in die Welt hinaus. Durch einen dunkeln Ring, der fie umgiebt, ſchei⸗ nen ſie doppelt ſo groß, als ſie wirklich ſind. Trotz des ſchwarzen Federſchnurrbarts, der ſich unter ihnen hinzieht, iſt ſein Anſehen doch kein martialiſches. Den Kopf bedeckt ein aſchgraues Käppchen, welches beim Männchen durch braune Seitenränder verbrämt iſt. Er ſieht etwas wie ein Mönch aus, weshalb ihn die Franzoſen auch moineau, Mönchlein, nennen. Sein gedrungener Körper ſteckt in einem grau-braunen Kittel. Etliche Streifen darin, ſowie eine ſchwarze Halsbinde find die einzigen Ver— zierungen des ſchmuckloſen Kleides. Er hält daſſelbe auch nicht gerade ſehr reinlich und ordentlich, obwohl er gern im Waſſer plätſchert. In den Städten ſieht er oft recht ſchmutzig aus, und in der Nähe von Fabriken erſcheint er mitunter ganz ges ſchwärzt. Von Kämmen und Putzen hält er nicht viel. Während andere Vögel nicht müde werden, ihr Gefieder glatt zu ſtreichen, ſitzt er meiſt mit unordentlich geſträub⸗ tem und gewirrtem Federgewand da, das leibhaftige Bild eines Struwelpeters unter dem Vogelgeſchlecht. a Dieſe Vernachläſſigung ſeines Aeußern liegt in ſeiner Erziehung, er iſt von Ju⸗ gend auf nicht an Ordnung und Reinlichkeit gewöhnt worden. Seine Wohnung war irgend ein ſtaubiger Winkel unter dem Dache, eine Höhlung im Schutte verfallenen Gemäuers oder in einem vermoderten Baumſtumpf; im grünen, luftigen Blätterhaus der Zweige ſtand ſeine Wiege nur ſelten. Dieſe Wiege war ein ſchmutziges, unordent= liches Bett aus Stroh, Heu, Werg, Haaren, Wolle, Federn, Papierſchnitzeln und Lappen, kurz, ein ächtes Lappen- und Lumpenbett, mühſam zuſammengeſtoppelt, wie es eben der Proletarier allein nur zu benutzen pflegt. Das Neſt der Sperlinge ift nie ein ſonderliches Kunſtwerk, wie es z. B. die liebe⸗ volle Fürſorge ihrer Vettern, der Finken, für ihre Jungen bereitet. Sieht ſich Mei⸗ ſter Sperling durch die Verhältniſſe gezwungen, frei auf Bäumen zu niſten, dann verſieht er ſeinen Bau auch mit einem ſoliden Dache. Sonſt pflegt er mit gedrängter Haft Alles zuſammen zu raffen, was ſich irgend zu einem Neſt benutzen läßt. Eine Vertiefung in der Mitte wird immer mit Haaren und Federn ausgefüttert. Es ver⸗ räth nicht viel Kenntniß von der Natur und den Gewohnheiten des Sperlings, wenn man, wie es hier oft geſchieht, Vogelhäuschen und Brutkäſten zu ſeinem Gebrauch mitten im grünen Gezweig der Bäume aufhängt. Dahin geht er nur ſehr ungern; es müßten ſchlechterdings keine menſchlichen Wohnhäuſer in der Nähe ſein, wenn er ſich da niederlaſſen ſollte. Unter den Dächern der Häuſer bleibt immer ſein liebſter Platz. Auch muß es eine durchaus ſichere Stelle ſein, wohin keine menſchliche Hand zu reichen und namentlich auch keine Katze zu klettern vermag. i Bei dem Bau des Neſtes muß das Weibchen das Beſte thun; Herr Spatz beküm⸗ mert ſich wenig darum, ſein Herz ſchwelgt in Liebe, aber die Liebe geht nicht ſoweit, daß er für ſein geliebtes Weſen arbeitet. Nachdem er die Spätzin ſeiner Wahl gefun⸗ den und ſich ehelich mit ihr verbunden hat, läßt ihm ſein Liebesleben zu einer ſo een 0 0 N ET a at ar, un 5 1 0 hf IHN? TI 1 5 Al 50 N N 77 Gene 5 10 N Gärtner, Pferde: und Viehb ie ere ernſten Beſchäftigung weder Luſt noch Muße; ſein ganzes Dichten und Trachten iſt, 0 beſonders in der erſten Lenzesliebe, nur auf gewiſſenhafte Erfüllung ſeiner ehelichen Pflichten gerichtet. „Verliebt wie ein Spatz,“ iſt eine ſicher nicht ohne triftigen Grund ebrauchte Redensart. Seine ſonſt nicht eben zarte Stimme vermag in der Leiden⸗ chaft ſelbſt ſchmelzende Locktöne hervorzubringen, welche auf das Ohr ſeiner Angebe⸗ teten zauberiſch wirken. Sie thut durch ein zierliches „Ti ti“ kund, daß ſein girrendes „Dirr dirr“ erhört iſt. Sit aber nun die Dame feiner Neigung keine gute, emfige Hausfrau, dann ſieht es mit den Vorbereitungen für den erwarteten Kinderſegen ſchlecht aus, und wenn das erſte Unterpfand ehelicher Zärtlichkeit ankommt, iſt oft noch ſo gut wie kein Bett zu ſeinem Empfang bereit. Wie ſich jedoch das Liebespaar über die gewöhnlichen Sorgen des Lebens hinwegzuſetzen pflegt, ſo weiß es ſich auch hier zu helfen, freilich nur auf Koſten Anderer. „Noth kennt kein Gebot,“ heißt es bei ihnen. Der freche Spatz ſchleicht ſich in eine der von den emſigen Schwalben berei⸗ teten Wohnungen und nimmt ohne Weiteres deren weich ausgefüttertes Bett in Be⸗ ſchlag. Wollen die rechtmäßigen Eigenthümer dies nicht dulden, ſo nimmt der ſtreit⸗ ſüchtige Geſelle zum Fauſtrecht ſeine Zuflucht. Es entſpinnt ſich ein verzweifelter Kampf, und der Dieb wird nicht ſelten auch noch zum Mörder, indem er mit den Hieben ſeines harten, kolbigen Schnabels den weichen Schädel der Schwalbe ſpaltet. Und nicht nur mit Erwachſenen kämpft er, nein, dies gemeine Räubergeſindel fällt ſelbſt über die hülfloſen, nackten Jungen der Schwalben her, zerrt fie aus den elter- lichen Wohnungen und ſchleudert die Aermſten, ungerührt von dem kläglichen Geſchrei der Alten, herzlos auf die Straße. Aber der Proletarier vermag ſich einmal ſelbſt in dem elegant ausgeſtatteten Her⸗ renſitze der Schwalben nicht zu verläugnen. Es iſt ihm zu ariſtokratiſch in dieſem Quartier. Das von feiner Wolle ſorgfältig gearbeitete Neſt gefällt ihm nicht, ihm iſt auf ſeinem Stroh wohler. So ſchleppt er denn noch in der Eile an ordinärem Mate⸗ rial herbei, was ihm irgendwie in den Wurf kommt, und verunziert damit das kunſtvolle Werk ſeiner Vorgänger. Der ſchamloſe Räuber zwar kümmert ſich nicht darum, wenn die aus dem Flugloche unordentlich heraushängenden Halme der ganzen ar a verkünden, daß die friedliche Wohnung von frechen Faullenzern uſur— pirt iſt. a Hat der Frühling zeitig ſeinen Einzug gehalten, ſo beſchenkt Frau Sperling zuweilen Ende März ſchon den Gatten mit 5—6 Eiern. Die Vaterfreuden erfüllen das Herz des Beneidenswerthen mit ſtolzem Hochgefühl. Statt jeder beſonderen Meldung zeigt er Verwandten, Freunden und Bekannten die Entbindung ſeiner lieben Frau durch ein fröhlich in die Welt hinausgeſungenes Triumph-Lied an. Vom muſi⸗ kaliſchen Standpunkte aus wäre freilich ſo Manches dagegen einzuwenden; aber er fühlt ſich als „Papa,“ und doppelt fo laut als ſonſt läßt er, die Federn ſtolz aufge⸗ ſträubt, unermüdlich ſein „Tſchilp, tſchilp“ ertönen. Fehlt es feinem Sang auch gar ſehr an Klang, fo giebt es doch keinen Vogel — und ſei er ein noch ſo großer Meiſter der Geſangskunſt — der in ſeine Stimme ſo ver⸗ liebt wäre und ſich ſelber ſo gern hört, wie Meiſter Spatz. Er wird nicht müde, ſein ewiges Diebs⸗ und Zwilchgeſchrei zum Beſten zu geben. Wird er verfolgt, fo ſtößt er in der Angſt ein ſchnarrendes „Trrrr“ hervor, während er in geringerer Aufregung fein „Dirr dirr!“ ruft. Im Kampfgewühl hört man alle möglichen Klangfiguren: „Tell till, tſchilp tſchilp, dell, diep diep, ſchill, zwilch“ u. ſ. w. erſchallt aus allen Kehlen in buntem Durcheinander. b An Händeln und Zänkereien iſt unter dem Spatzenvolk nie Mangel: Herr Sper- ling iſt ſo recht das Urbild eines Raufbolds und zum Dreinſchlagen bereiten Rowdys. In der Spatzengeſellſchaft wird Nichts friedlich erledigt. Der Beſitz des Weibchens muß erkämpft werden; zwiſchen den Nachbarn herrſcht ewiger Streit und Hader, und in den Ehen, wenn erſt die Flitterwochen vorüber, regiert das iriſche Familiengeſetz, demzufolge Nichts über eine Tracht Prügel geht. Unaufhörlich kann man die RE Eng Ei * 8 IE: ae >> 4% u — ru = — r he ar ee ER . — — 75 N r Schimpfereien der ſauberen Sippſchaft hören, und nicht ſelten erwachſen daraus ‚a Thätlichkeiten. Oft kämpfen fie mit ſolcher Wuth, daß fie fich feſt ineinander ver: beißen und vom Dache oder Baume herunter zur Erde purzeln. Doch heißt es auch bei ihnen: „Pack schlägt ſich, Pack verträgt fi,” denn unmittelbar darauf mag man Goldenes Hausbuch für Farm er, N . — = sn — NE T rr 3 die erboſ'ten Gegner wieder friedlich zuſammen Futter ſuchen ſehen. Das th ſie fortwährend huͤpfend, den Schwanz herausfordernd gehoben, dann und wann ke mit ihm wippend. Auch hierbei balgen ſie ſich, lärmen laut und betragen ſich unge⸗ berdig und ungezogen wie die Straßenjungen. f 1 Mit dem Erſcheinen der kleinen, auf bläulich- oder röthlich-weißem Grunde braun N gefleckten oder geſprenkelten Eierchen beginnt auch für dieſe leichtfertigen Vögel der Ernſt des Lebens. Beide Gatten wechſeln im Brutgeſchäft ab; doch hält es Herr Sperling nicht lange im Neſte aus, und ſchimpft, wenn das Weibchen ihn warten läßt. Nach 14 Tagen ſchlüpfen die Jungen aus. Die hungrige Brut der ſechs Schreihälſe u ernähren, erheiſcht tüchtige Arbeit, die jedoch Elternliebe verſüßt. Unverdroſſen ſchlüpfen ſie durch die Zweige, von Blättern und Blüthen die Raupen und zarten Kerbthiere abſammelnd. Ein einziges Sperlingspaar braucht für ſeine Jungen m einer Woche mindeſtens 3000 Raupen, kleinere Inſekten ungerechnet. Da die Jungen ganz auf Inſektennahrung angewieſen ſind, ſtiften die Vögel gerade in dieſer Zeit den größten Nutzen. | Können die Kleinen erft ſubſtantiellere Nahrung vertragen, dann machen es ſich die Alten freilich bequemer; fie quellen für fie Sämereien und Getreidekörner in ihrem Kropf auf und ſpenden ihnen als Zukoſt ſaftige Früchte. Stirbt eines von den Eltern, dann ſorgt der überlebende Theil mit doppeltem Fleiß für die Ernährung der Kinder⸗ chen, was für ein Einzelnes ſicher harte Arbeit iſt. Sollten aber beide Eltern von einem böſen Geſchick ereilt werden, während die Jungen noch nicht flügge ſind, ſo hat man oft beobachtet, wie ſich die Nachbarn mit rührender Sorgfalt der armen Waiſen annehmen und Elternſtelle an ihnen vertreten. N Die Jungen üben ihr Stimmorgan ſchon frühzeitig, ſchreien beim Füttern über⸗ 4 laut und verfolgen, wenn fie erſt flügge find, Vater und Mutter, Ohm und Muhme Vettern und Baſen mit gellendem Geſchrei — Alle um Nahrung anbettelnd. Si | verſchmähen es auch nicht, ſich noch immer den Kropf ſtopfen zu laſſen, wenn fie jelber längſt im Stande find, für ihren Unterhalt zu ſorgen. Letzteres iſt bald genug der Fall, denn für den Sperling findet ſich ja allenthalben ein gedeckter Tiſch. Der friſch be⸗ ſtellte Garten, das wogende Aehrenfeld, die geſchnittenen Garben, der Rebſtock und der Obſtbaum mit ihren Früchten liefern ihm mühelos feinen Unterhalt. Er ſucht ſein Futter mit den Hühnern auf dem Hofe, lädt ſich beim Hund an der Kette zu Gaſt, folgt dem Säemann wie dem Schnitter auf dem Felde, ſpeiſ't aus der Krippe des er beſtiehlt die Kornböden und weiß fich ſelbſt in Küche und Keller einzu- eichen. 1 Weil der Nahrungserwerb für die Spatzen ein ſo leichter, bedarf es bei der Jugend gar keines beſonderen Unterrichts. Vierzehn Tage, nachdem die Jungen das Neſt verlaſſen, kommt Frau Spatz ſchon wieder in die Wochen. Im Ganzen ereignet ſich dies während des Sommers 3—4 Mal, fo daß alſo jedes Pärchen eine jährliche Nach⸗ kommenſchaft von 18—24 Köpfen aufzuweiſen hat. Da iſt es denn kein Wunder, Bub. im Herbſt die Gärten und Felder von dichten Sperlingsflügen umſchwärmt ind. Aber es iſt ſchon dafür geſorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachſen und die Welt nicht den Spatzen gehört. Raubvögel, Marder, Katzen, und vor Allen der Menſch, ſtellen den armen Schelmen ſehr nach. Die Gewandtheit ſeiner Flügel ver⸗ mag ihn vor ſeinen Verfolgern nicht zu retten, denn er fliegt nur ſehr Ungeſchickt, plump, ſtoßweiſe und ermüdet bald. Große Strecken zu durchfliegen, iſt er gar nicht im Stande, nur ſeine Verſchlagenheit ſchützt ihn vor Gefahren. Je mehr ihm nach⸗ geſtellt wird, um ſo mehr iſt er auf ſeiner Hut. Seine Schlauheit überragt ſeine Dreiſtigkeit. Sein ſcharfer Inſtinkt läßt ihn bald leere Drohungen von wirklicher Gefahr unterſcheiden. Er verachtet bunte Papierſtreifen oder Lappen, die über Beete geſpannt ſind, Klappermühlen und Strohmänner als eitle Popanze. Freundſchafts⸗ beweiſe nimmt er zwar entgegen, wird aber dadurch nie zum Vertrauensduſel verleitet. Die alten Vögel ſcheinen zu wiſſen, daß der Sperling der Paria der Vogelwelt iſt; ſie fürchten daher überall Verrath und Tücke. Fallen, Schlingen, Leimruthen und Netze vermeiden fie mit großem Geſchick und nur unerfahrene Junge werden dadurch über liſtet. Wo ſie ſich abſolut ſicher wiſſen, wie z. B. in unſern amerikaniſchen Parks, 7 . 0 En N 15 Zah W i Ya \ . . Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. I h f 0 ** RE NN RN REN ER * ur ek ei Ir 7 4 N ne Fr HN 135 N e eee een g ſterben darin raſch weg. | Rückſichtsloſe Vernichtung des Sperlings iſt eine große Thorheit, denn der Nutzen, den dieſer Vogel durch Vertilgung von Inſekten u. ſ. w. ſtiftet, gleicht ſeine Plünde⸗ reien reichlich wieder aus, wofür ſogar geſchichtliche Beweiſe ſprechen. Unter Friedrich dem Großen erhob ſich ein Geſchrei wider die Sperlinge, daß ſie der Landwirthſchaft, dem Gartenbau und der Obſtzucht gewaltigen Schaden thäten. Die Regierung ſetzte eine Prämie von ſechs Pfennigen auf jeden Sperlingskopf. In Folge dieſer Maß⸗ regel nahmen die Vögel merklich ab; aber alsbald wurden die Obſtbäume überall durch Raupenfraß verheert. Der König erließ ein eigenes Edikt, worin er die gegen die Sperlinge erklärte Acht aufhob und ſogar ihre Pflege empfahl. Hier in Amerika be⸗ trachtet man den Sperling als einen ſehr ſchätzbaren Einwanderer, der, auch ohne Kopfgeld zu bezahlen, willkommen iſt. Ebenſo hat ſich ſeine Einführung in Auſtralien ſehr vortheilhaft erwieſen. Wo er überhand nimmt, thut er dem Landbau einigen Schaden, aber im Vergleich zu ſeinem Nutzen bleibt derſelbe immer geringfügig. Mit dem Klima vermag er ſich ſo ziemlich allenthalben auszuſöhnen, aber recht heimiſch wird er doch nur da, wo ihm die Bodenkultur zu allen Jahreszeiten ein gutes Auskommen verheißt. In wenig behauten Gegenden iſt er nie heimiſch zu machen. Mit den Römern, die den Getreidebau in Deutſchland einführten, kam er aus Italien, Spanien und Südfrankreich herüber. Mit der Kultur der Cerealien wanderte er gen Norden weiter und erreichte ſogar Norwegen und Sibirien. Am Obſt iſt er ſeit der Mitte des vorigen Jahrhunderts heimiſch. Unter den Ländern der alten Welt iſt es faſt nur das unwirthliche Kamtſchatka, von dem er Nichts wiſſen wollte. In einſa⸗ men Walddörfern, mit wenig Bodenkultur in der Nähe, läßt er ſich nieder. Wo aber zahlreiche Obſtbäume ſind, wo Gartenkultur betrieben wird und üppige Kornfel-⸗ der wogen, da behagt es ihm, da baut er ſeine Wohnung am liebſten mit dem Menſchen unter einem Dache, aber möchlichſt hoch oben, denn er fürchtet doch deſſen Nachſtel— lungen. | Herr Sperling iſt ein Leber und Geſellſchaftsmann, ein richtiger deutſcher Ver⸗ einsbruder. Nur wo viele Seinesgleichen ſind, iſt ihm wohl. Im Frühling ſcheiden ſich die einzelnen Paare von der großen Gemeinde ab, doch niſtet eines neben dem an- deren, und im Grunde bilden Alle eine große, nach ſozialiſtiſchen, Grundſätzen geleitete Kolonie. Niemand verſteht den Kommunismus beſſer in's Praktiſche zu überſetzen, als die Sperlinge. Im Herbſte rotten ſie ſich zu großen Schaaren zuſammen, und trotz alles Streites unter den Einzelnen, hält doch der ganze Flug ziemlich feſt zufam= men. Im Winter bereiten ſich kleinere Geſellſchaften zuſammen an geſchützten Orten ein warmes Lager. 5 Einer gewiſſen Neigung zum Schwelgen und Praſſen und auf anderer Leute Un⸗ koſten zu leben, kann ſich übrigens der lockere Kumpan nie entſchlagen. Sein natür- licher Hang zum Faullenzen verleitet ihm gar oft, jeglicher Arbeit gegenüber zu ſtriken. Anſtatt fleißig zu ſein im Haushalt der Natur und ſich ſein Brod ehrlich zu verdienen, lungert er als arbeitsſcheuer Geſell umher und zehrt von Vorräthen, die nicht für ihn aufgeſpeichert ſind. Nur im Frühling zeigt er ſich in der Inſektenvertilgung thätig, im Herbſt naſcht er lieber Körner, Weintrauben und Obſt. In Schaaren ſucht er die Gärten heim, veranſtaltet Raubzüge in die Felder und brandſchatzt die Speicher. Wenn nun der durch ſolche Razzias zu Schaden kommende Landmann end- lich ärgerlich zur roſtigen Flinte greift und dem Räuber Eines auf den Pelz brennt, ſo iſt dies ſchon zu entſchuldigen. Andererſeits ſollte man es aber auch nicht gar zu genau mit dem Näſcher nehmen, ſondern ihm ſeinen kleinen Antheil an der Ernte gönnen, die ja ſeine Wachſamkeit im Frühling zeitigen half. a Im Winter geht es dem armen Schluder. ſchlimm genug — da iſt Schmalhans Küchenmeiſter. Er, der im Sommer ein arger Schlecker und Schlemmer, nimmt nun mit der kümmerlichſten Nahrung vorlieb. Er muß mühſam die Bröckchen zuſammen⸗ ſelbſt in Straßen und Gehöften, tummeln ſie ſich dicht vor den Füßen der Menſchen und legen nicht die geringſte Furcht an den Tag, obwohl ſie doch immer zum Sprung und Auffliegen bereit ſind. Im Käfig läßt ſich der Sperling kaum halten; die meiſten SE Er re Be. 2 ee ERBE ea 2a er ee 2 Er A * oz rau DET ET TI > . a, FE == ee nl — an leſen, die er im Sommer verachtete, und wenn nicht milde Gaben für ihn ausgeſtreut. 5 0 17 würden, müßte bei tiefem Schnee und hartem Froſt ſo mancher elendigli | ung aa sterben. Zu dieſer Zeit werden ſie zu Tauſenden in Fallen gefangen, mib Büchen Ind: 1 llaſſen. a ſchmiegen, macht viel Geſchrei von ſich ſelber und leidet nicht eben an übergroßer Be⸗ züchter mit den armen Bienen umgeht. Er ſchneidet ihnen gleichſam das Herz aus e | Goldenes Hausbuch für Farmer, \ Blasröhren weggeſchoſſen, denn ihr Fleiſch iſt ein leckerer Biſſen, obwohl es ſch)en eines Dutzends bedarf, um einen halbweg hungrigen Magen zu ſättigen. Die meiſten Gelüſte nach ſeinem Fleiſche tragen die Franzoſen, denen ja, wie den Spatzen ſelber, E Nichts heilig iſt. Auch in Frankreich hängt man überall an den Häuſern Brutfäften für die Vögel aus, aber nicht etwa, um fie zu hegen, ſondern um ſich der flügge gewor⸗ denen fetten Jungen zu bemächtigen und fie ſofort in die Bratpfanne wandern zu Der mediziniſche Aberglaube der guten alten Zeit wußte auch den armen Sperling zu verwerthen, er gehörte zu den offiziellen Vögeln und lieferte der Hexenküche dama⸗ liger Apotheken verſchiedene Präparate. Nach John Jakob Woyt's Chrysophylacium oder „Schatzkammer mediziniſcher und natürlicher Dinge,“ lieferte er einen Zuſatz zu den fo vielfach angefertigten Liebestränken. Man ſieht, die Idee des similia similibus. lebte ſchon lange vor Hahnemann. Der verliebte Spatz galt als ein probates Mittel, um auch im menſchlichen Organismus Liebesgluth zu entzünden. Nach Geßner ku⸗ rirte die gebrannte Aſche von Sperlingen die Gelbſucht. Mit Eſſig vermiſcht auf das Zahnfleiſch gerieben, ſtillt ſie, nach Plinius, unfehlbar den Zahnſchmerz. Wenn dem armen Spatz längſt kein Zahn mehr weh thut, ſoll er Anderen die Zahnſchmerzen kuriren! Spatzenmiſt nimmt die Flecken von den Augen und befördert, mit Schmalz verrieben, als Pomade den Haarwuchs! Ein originelles Mittel, welches die „Schatz⸗ kammer“ mittheilt, bezieht ſich auf die Heilung Fieberkranker. Dieſe ſollen Waizen⸗ körner in ihren flüſſigen Ausſcheidungen aufweichen und dann den Sperlingen zum Futter ausſtreuen. Mit letzteren fliegt dann auch das Fieber davon. Ob das Fieber nun die armen Spatzen ſchüttelt und wie ſie's wieder los werden, ſagt die „Schatz— kammer“ freilich nicht. Doch genug von unſerem Freund Sperling. Kein Repräſentant der Vogelwelt hat eine fo verſchiedenartige Beurtheilung erfahren, keiner iſt jo unnachſichtlich vers folgt, oder auch als nothwendiges Uebel geduldet und dann wieder als überaus nütz⸗ liches Geſchöpf geprieſen worden, als dieſer kleine gefiederte Hausfreund, der dem Menſchen ſo gern auf ſeinen Wanderungen über den Erdkreis folgt. Aber aus der Verleumdung wie aus dem Lobe hat er ſich nicht viel gemacht; vom Menſchen verlangt er nur ein Plätzchen unter ſeinem Dach und ein paar Brodkrümchen im Winter, im Uebrigen hält er's mit dem amerikaniſchen “help yourself,” iſt gegen Jeden freundlich, aber gegen Niemanden vertraulich, weiß ſich allen Verhältniſſen des Lebens anzu⸗ 1 0 8 und Zurückhaltung. Kein Wunder, daß er ſich in Amerika ſo wohl be⸗ ndet. Der Bienen Feinde und feindliche Zufälle. Nennen wir den unſern Feind, der uns abſichtlich zu ſchaden ſucht, ſo iſt unbe⸗ dingt der Menſch der Hauptfeind der Bienen, und zwar nur zu häufig durch ſeine Ungenügſamkeit und Habſucht. Man ſehe nur, wie ſchonungslos mancher Bienen⸗ dem Leibe, ohne das geringſte Erbarmen zu fühlen; wo ſich nur ein wenig Honig blicken läßt, da muß er mit ſeinem Meſſer hinzu, mögen immerhin Tauſende von Brutzellen und Bienen zerſchnitten und die armen Thiere ihrer ganzen Vorräthe, ja eines großen Theiles ihrer dem Bienenwirth ſelber bald ſo nützlich gewordenen Kinder beraubt werden. Mögen die alſo Gemißhandelten klagen und den Verluſt ihrer Lieben, ja vielleicht gar den gewaltſamen Tod der theuern Mutter befammern: das Herz des Harten wird nicht dadurch gerührt. „Sie können ſich wieder neue Brut er⸗ ziehen, ſich eine neue Mutter machen, und müſſen ſehen, woher ſie Honig nehmen,“ ſo ungefähr denkt der hartherzige Mann. Fällt nun eine nahrungsloſe Zeit ein, ſo \ 4 a NN Nie 5 15 ſind die armen Thiere dem Hungertodte preisgegeben und grade die ſchönſten, volk⸗ reichſten Stöcke gehen dann leicht am erſten ein. Man ſehe nur, wie Mancher ſeine Bienen behandelt, und man muß ſich wundern, daß er überhaupt noch einen Stock behält. Gewöhnlich freilich dauert auch eine ſolche Bienenhaltung nicht lange; denn von einer Fütterung im Herbſte oder von einer Vereinigung der volksſchwachen und honigarmen Stämme iſt nicht die Rede; es bleibt eben alles ſtehen wie es grade iſt, und da giebt es denn im Frühjahr ſtets eine große Anzahl von Leichen. Wer aber ſeine Bienen alſo behandelt, der fügt ſich ſelber damit den größten Schaden zu, denn er bringt ſich um Honig und Schwärme. Wir gehören nicht eben zu denen, die es für Unrecht halten, ein Thier zu tödten, es iſt ſolches ſogar oft nothwendig. Wir können z. B. nicht alle Kälber, Lämmer ꝛc. leben laſſen, und müſſen viele Thiere tödten, um den beabſichtigten Nutzen aus ihnen zu ziehen. Allein einen Baum umhauen, nur ſeiner Früchte und nicht ſeines Holzes halber, das muß man zum mindeſten thörigt nennen. Und ſo handeln nicht ſelten gewiſſenloſe Bienenwirthe. Um vielleicht einige Quart Honig zu erlangen, ſtellen ſie das ganze Beſtehen des Bienenvolkes in Frage und bringen ſich durch zu ſtarken Schnitt um Stöcke, die ihnen in kurzer Zeit den ihnen gelaſſenen Vorrath zehnfach würden wieder erſetzt haben. Zahlreichere Feinde beſitzen die Bienen in der Thierwelt. Unter den Vierfüßlern ſind es namentlich die Bären, wo es deren noch giebt, die Marder, Ratten und beſon⸗ ders die Mäuſe, welche in die Bienenſtöcke einzudringen ſuchen, um ſich entweder des Honigs oder auch wohl der Bienen ſelber zu bemächtigen. Gegen die letzteren bejon- ders müſſen die Stöcke gut verwahrt und die Fluglöcher ſo eingerichtet ſein, daß auch die kleine Spitzmaus nicht hindurch kann. Sind Mäuſe in das Innere der Stöcke eingedrungen, ſo richten ſie ſich bald häuslich alldort ein, zerfreſſen den Bau und ver⸗ zehren die Bienen, verunreingen auch den Stock durch ihren Unrath, ſo daß die Bienen, wenn ſie auch nicht gänzlich zu Grunde gegangen ſein ſollen, ſpäter doch des üblen Geruchs halber fortzuziehen pflegen. Im Sommer hat man von dieſen Gäſten weni⸗ ger zu fürchten. Im Winter aber halte man im Bienenhauſe einige Fallen und geſtatte der Katze den Zutritt. N 30 Auch unter den Vögeln giebt es manche, die den Bienen nachſtellen und ſie ver⸗ zehren, namentlich Fliegenſchnapper, Schwalben, Meiſen, Spechte und andere inſek⸗ tenfreſſende Vögel, und man muß dieſe Thiere von den Bienenſtänden zu verſcheuchen ſuchen. Von den Amphibien ſind es beſonders die Kröten, welche Bienen verzehren. Sie kriechen des Abends in die Nähe der Bienenſtöcke, leſen die todten oder ermatteten Bienen auf und fangen auch gern die lebenden weg. Eidechſen und Schlangen ſollen ebenfalls Bienenfeinde ſein. Wo man deren anſichtig wird, hat man dieſelben zu entfernen. Die meiſten und gefährlichſten Feinde aber haben die Bienen in der Inſektenwelt. Obenan ſteht hier die Wachsmotte oder Motten⸗Raupe, Miller. Dies Inſekt, ein weißgrauer größerer oder kleinerer Nachtfalter, umſchwärmt mit Einbruch der Nacht in großen Schaaren, oft zu Tauſenden die Bienenſtände und ſucht in das Innere der Stöcke einzudringen. Je mehr ein Stock nach Honig duftet, deſto mehr hat er zu leiden. Die Wachsmotte legt ihre Eier in die Spalten und Ritzen der Bienenwohnungen oder unter den Rand der Körbe, wo man deren noch hat, und wo dann bald eine Made entſteht, die ſich von Wachs und Wachsgemülle nährt und eine bedeutende Größe und Stärke erlangt. Dieſe Maden, um von den Nach⸗ ſtellungen der Bienen ſicher zu ſein, umgeben ſich und ihre Gänge mit einem Geſpinnſt, welches zu zernagen den Bienen nicht möglich iſt. Unter dem Schutze deſſelben rücken ſie den Bienen immer näher auf den Leib und bringen es endlich dahin, daß den Bienen zu ihrer Brut kaum noch ein freies Plätzchen bleibt und ſie endlich zum Aus⸗ zuge genöthigt werden. Starken Stöcken können ſie freilich nichts anhaben; wohl Gartner, Pferde⸗ und Viehbeſitzer. 211 er RR AR eee N ede , ER a a a a u ae Wee n N eee 105 1 ki) Kr Be 5 5 ws 5 Y 65 BEE . * n Men 17 845 RER 2 e 4 x eee EN 4 F 212 Goldenes Hausbuch für Farmer, FR aber niſten fie ſich in Schwachen leicht ein, und es muß der Bienenwärter deshalb öfter nachſehen, ob ſich dergleichen Maden vorfinden, was er leicht an dem ſchwarzen Kothe derſelben bemerkt, und muß ſie entfernen. Eine häufige Reinigung des Bodens der Stöcke von dem Gemülle iſt deshalb unerläßlich. Die Maden, welche aus den Eiern dieſes Schmetterlings entſtehen, erreichen — wie geſagt — eine bedeutende Größe und Stärke, und wenn ſie nicht entfernt werden, verpuppen ſie ſich im Innern des Stockes und fliegen als Schmetterlinge wieder heraus. ’ 2 Der weibliche Miller iſt viel größer als der männliche und gleicht an Farbe einem alten ſchadhaften Zaunpfahl, am Tage kann man ihn oft um den Deckel des Stockes herum verſteckt finden und gegen Abend flattert er öfters um den Eingang und ſind die Waben nicht mit Bienen überdeckt oder Spalten und Ritzen vorhanden und ebenſo wenn etwas Brut auf dem Bodenbrett ſich angeſammelt hat, ſo wird der Miller nicht in Verlegenheit kommen, um einen Platz für ſeine Eier innerhalb des Stockes aus⸗ findig zu machen. N Es läßt ſich kein gegen Motten bewährter Stock bauen — wenn aber der Eingang ſich nur auf einer Seite befindet und das Bodenbrett etwas Neigung hat, ſo werden die Bienen den möglichſten Schutz gegen dieſe Eindringlinge finden, den irgend ein Stock gewähren kann. Die Empfehlung ſogenannter mottenfreier oder gegen Motten 8 Stöcke iſt ein Humbug, denn ein ſolcher Stock würde auch die Bienen ſelber ausſchließen. 5 1 Was nun die Mittel gegen dies Ungeziefer betrifft, ſo iſt eins der älteſten, ein brennendes Licht oder eine geöffnete Laterne hinzuſtellen, damit ſich die Nachtfalter an der Flamme die Flügel verſengen. Beſſer würden Leimruthen helfen, an welchen die Motten kleben bleiben würden. Auch hat man verſchiedene Mottenfallen empfoh- len, die für ihren Zweck recht wohl genügen könnten, wenn ſie regelmäßig ausgeleert und die Würmer mindeſtens allwöchentlich zerſtört werden; da aber nur zu oft dieſe Arbeit verſäumt wird, jo bewirken dieſe Vorkehrungen meiſt grade das Gegentheil von dem, wozu ſie dienen ſollen, und werden ſtatt Mottenfallen zu Mottenbrutſtätten. Die beſte Falle iſt noch, während der Sommermonate in, weißen Tellern eine Miſchung von Eſſig, Zucker und Waſſer bei Nacht unter die Stöcke zu ſtellen, worin viele Miller ertrinken werden. Im Vorfrühling können die Würmer leicht dadurch gefangen werden, daß manStücke geſpaltenen Hollunders, die hohle Seite nach unten, auf das Bodenbrett legt; die Thiere kriechen gern darunter und ſpinnen dort ihre Cocons, die man dann 1—2mal wöchentlich zerſtören muß; vernachläſſigt man dies, ſo erhalten ſie mit der Zeit Flügel und fliegen davon. Das Beſte und Einfachſte iſt aber, auf große volkreiche Stöcke zu halten; in dieſen können die Miller oder Wachs⸗ motten nicht wohl aufkommen. Die Bienen werfen fie, wo fie ihnen nur immer bei⸗ kommen können, ſofort heraus, und man kann häufig beobachten, wie zwei oder mehr Bienen die Motten herausſchaffen, da für eine Biene dieſe Arbeit meiſt zu ſchwer iſt. Manche Bienenwärter ermuthigen auch den kleinen muntern Zaunkönig, ſein Neſt in die Nähe der Stöcke zu bauen; derſelbe pflegt dann Tauſende von Würmern und Inſekten zu zerſtören. Dieſer Vogel iſt leicht herbeizuziehen, wenn man Käſten von 3 Zoll im Quadrat und mit einem Loche von 12 Zoll Weite als Eingang aufſtellt. Noch ein paar Worte, wie die Honigwaben vor dem Mottenwurm zu ſchützen find. So lange die Honigwaben unter der ſchützenden Fürſorge der Bienen bleiben, ſind ſie vollkommen ſicher; werden ſie aber aus dem Stocke in die Sonnenhitze gebracht, ſo werden die ſich etwa bereits auf ihnen befindlichen Motteneier ausgebrütet werden, wenn man es nicht verhindert und endlich die Waben zerſtören. Wie man die Eier aus den letzteren entfernt, iſt eine Frage, die noch der Beantwortung harrt. Nach der Anſicht Vickers legt der Miller ſeine Eier auf das Bodenbrett und um den Ein⸗ gang nieder, wo dieſelben dann gelegentlich an den Füßen und Beinen der Bienen hängen bleiben und ſo auf die Waben gelangen. Treibt man im Sommer alte Bienen heraus und ſchließt den Stock, um den Miller auszunehmen, ſo werden ſich je nach der Temperatur in 1—2 Wochen hunderte von Würmern entwickelt haben. Das Gleiche trifft auch oft zu beim Honig in den Ueberſchußkäſten, obgleich in gerin⸗ gerem Umfange. Wird der Honig zu einer frühen Jahreszeit ausgenommen und in e , SEN SERESRIRN PERL OR NE TA NT TCARE a Gärtner, Pferde- und Vichbefisen | 28} EC ELLE TEE EEE ENTE . —vͤ—ü— . ——— Käſten gehalten, fo muß er bini nachgeſehen werden und ſind kleine Streifen von feinem weißen Pulver irgendwo auf den Waben zu ſehen, fo ſetze man fie dem Schwe⸗ feldunſt aus. Um dies zu bewerkſtelligen, richte man einen Schwefelfaden her, indem e man das Ende eines baumwollenen Lappens in geſchmolzenen Schwefel taucht; hat man keine Vorkehrung zum Räuchern im Honigzimmer getroffen, ſo nehme man einen Kaſten oder ein Mehlfaß, laſſe einen leeren Raum am untern Ende deſſelben frei, um den Schwefelfaden aufzunehmen, ſetze die Honigkäſten fo hinein, daß der Schwe- feldunſt ſie durchdringen kann und bedecke den oberen Theil, damit der Dunſt darin eingeſchloſſen bleibt. Wird der Honig von den Waben durch Filtriren oder Preſſen geſchieden, ſo iſt er mottenfrei, denn die Nahrung dieſer Thiere iſt nur das Wachs, 5 nicht aber der Honig. Leere Waben, wenn nicht die Motteneier durch Erfrieren be? reits zerſtört ſind, müſſen gelegentlich unterſucht werden, und finden ſich Spuren von 1 Würmern in denſelben, ſo müſſen ſie ebenfalls ausgeräuchert werden. Hernach aber 1 habe man Acht darauf, daß keine Miller von Neuem hineingelangen. ö 7 ar Ameiſen. ’ Nächſt dem Miller thun die Ameifen den Bienen den größten Schaden. Die große Roßameiſe, welche in Wäldern und fandigen Gärten gefunden wird, dringt nicht blos in die Stöcke und verzehrt den Honig, ſondern ſie frißt auch jede Biene, x deren fie habhaft werden kann. Jede, die vom Fluge ermattet zu Boden fällt, iſt dem 1 Tode geweiht. f f Bi, Di.eſe Ameiſen zu vertilgen, ift oft ſehr ſchwer, weil einige Arten derſelben nicht in großen Familien zuſammen, ſondern mehr vereinzelt leben, und man unmöglich 1 allen einzeln nachſpüren kann. Das Beſte iſt, ſiedendes Waſſer in ihre Löcher zu ießen, auch Häringslake iſt ihnen höchlich zuwider. Den Bienenftand muß mann 5 einrichten, daß die Ameiſen nicht wohl hinauf können. Man ſetzt deshalb da, wo dies Inſekt ſich häufig findet, die Säulen oder Stellen, worauf die Lagerhölzer der Bienenſtöcke ruhen, in blecherne oder eiſerne Gefäße, die man mit Waſſer anfüllt, um ſo den Ameiſen das Hinaufſteigen an den Säulen unmöglich zu machen. Die 5 Säulen mit Theer und Fett oder mit Kreide zu beſtreichen, hilft immer nur eine kurze hi Zeit. Das Beſte dürfte jein, rund um die Säulen kleine Blechrinuen anzubringen 35 und ſie mit Theer auszufüllen. Dieſer könnte ſo nicht herabrinnen und durch Nach⸗ 19 füllen immer im Gefäß erhalten bleiben. Auch ſchwarze Seife iſt den Ameiſen ihres N fiſchähnlichen Geruchs halber ſehr zuwider, wie fie auch den Fiſchthran nicht leiden 1 können. Daſſelbe gilt vom Terpentingeiſt. Und hat man dieſen nicht zur Hand, ſo iR thun auch die Blätter vom wilden Rainfarren oder vom ſchwarzen Nußbaum gute Dienſte; legt man dieſelben an die Ein- und Ausgänge, ſo zeigen ſich meiſt die NW Ameiſen nicht mehr dort, 2 Die kleinen Ameiſen, ſowohl die ſchwarzen als auch die rothen, dringen ebenfalls ſehr gern in die Stöcke, da ſie große Freunde von Honig ſind. Beſonders treiben ſie . ihr Geſchäft im Frühling, wenn die Volksmenge der Bienen noch nicht ſo bedeutend * iſt, daß ſie ihren ganzen Bau einnehmen, wo dann dieſe Ameiſen ſich an den Honig 1 machen und ihn verzehren, auch wohl über die verzuckerten Honigkörnchen herfallen, er, welche die Bienen herabwerfen. Man muß deshalb alle Ritzen gut verſchmieren, wo 12 dieſe leckern Gäſte eindringen und ihnen jeden Zugang abſchneiden, am allerwenigſten 2 aber ihnen ein völliges Einniſten in dem Stocke ſelber geſtatten, was dem leicht bee gegnen kann, der alte wurmige Holzbauten hält. 1 Spinnen. N 908 Die Spinnen werden den Bienen dadurch gefährlich, daß fie ihre Gewebe zwiſchen 99 und vor den Bienenſtöcken ausſpannen und gar manche Biene darin fangen. Man a. zerſtöre die Geſpinnſte und tödte die Spinnen. Auf der Haide namentlich haben die Bienen ſehr oft von den Spinnen viel zu leiden. Zuweilen iſt die Blüthe des Haide⸗ RR krauts oder des hier jo häufig vorkommenden wilden Salbey, ganz mit Spinnenge- webe überzogen, beſonders wenn zeitige Nebel einfallen. Häufig bleiben dann die Bienen in den Geſpinnſten hängen und finden ſo ihren Tod, weshalb die Bienenſtöcke auf Haiden in manchen Jahren ſehr volksarm werden. * BEL TERN , 5sĩ?ĩçêm³ĩ ESEL REN RIN TS Di) Any 2 251 * 24 Goldenes Hausbuch für Farmer, Wespen, Horniſſen ꝛe. Die Hummel, die Wespe, die Horniſſe und auch der Ohrwurm find ebenfall Leckermäuler und ſuchen, nach den Honig lüſtern, in den Bienenſtock einzudringen — Die großen Mutterwespenerſcheinen einzeln im Vorfrühling, lum ihre Neſter anzulegen, und jedes derſelben wird, wenn man dem nicht vorbeugt, die Pflanzſtätte eines klei⸗ nen Schwarms werden; ſie plagen oft die Bienen und ſollten darum keine Herberge erhalten. Im Sommer erwehren ſich die Bienen derſelben wohl, aber im Herbſt wie⸗ der, wenn das Flugloch der Kühle wegen von ihnen nicht mehr beſetzt iſt, gelingt es den dreiſten Wespen leicht, in das Innere der Stöcke zu gelangen und dem Honig zuzuſprechen. Die Horniſſen begnügen ſich ſchon weniger beſcheiden nicht mit dem Honig, ſondern verzehren lieber gleich auch die Bienen, wenn ſie honigbeladen heimkehren. Ihre Neſter, wie die der Wespen, muß deshalb der Bienenwirth aufſpüren und ſammt ihren Inſaſſen durch Schwefel oder ſiedendes Waſſer zu vernichten ſuchen. Dieſe Bienenfeinde niſten ſich auch gern in leeren Bienenwohnungen ein und muß man wohl vor ihnen auf der Hut ſein. Ungunſt der Witterung. | Unter den widrigen Zufällen, welchen die Bienen ausgeſetzt find, ſteht die Uns gunſt der Witterung und damit zuſammenhängende Nahrungsloſigkeit obenan. Die Biene gedeiht nicht in einem zu kalten Klima; ihr Beſtehen hängt vorzugsweiſe von der Wärme ab. Je wärmer daher bei uns die Sommer find, deſto mehr Schwärme erfolgen, und um fo größer wird dann auch die Honig- Ausbeute fein. Iſt dagegen die Witterung mehr naß und kalt, oder wehen viel kühle trocknende Winde, da findet ſich wenig oder kein Honigſtoff in den Blumen und der etwa vorhandene wird durch den dürren Wind ſchnell wieder ausgetrocknet. Es kann da kommen, daß die Wie⸗ ſen und Felder im ſchönſten Blummenſchmuck prangen, und dennoch ſitzen die Bienen müßig im Stocke, da ihr Ausflug nutzlos ſein würde, weil keine Honigſäfte einzu⸗ ſammeln ſind. Zuweilen haben wir ja auch noch im Mai oder Juni ſo rauhes Wetter, daß die abfliegenden Bienen förmlich erſtarren und ſo verloren gehen. Fallen dann gar noch öfters ſtarke Regengüſſe ein, auf welchen kein warmer Sonnenſchein folgt, ſo gehen viele Bienen zu Grunde, namentlich wenn zu ſolcher regneriſchen Zeit gerade eine ſehr reiche Tracht z. B. Raps, fällt. Der Nachtheil, den der Volksverluſt bringt, schr zurdt dann den Gewinn der Honigtracht, und es kommen zu ſolcher Zeit die Stöcke ehr zurück. h Ebenſo können aber auch große Hitze im Sommer und ſehr heftige Kälte im Win⸗ ter den Bienen nachtheilig werden. Bei erſterer bricht zuweilen ſämmtlicher Bau zuſammen, namentlich dann, wenn gerade die Mittagſonne auf die Stöcke ſcheint und der Bienenwirth nicht für hinreichenden Schutz vor den brennenden Sonnenſtrahlen durch weitvorſpringende Dächer, durch Oeffnung einiger Luftlöcher und durch An⸗ und Aufſätze leerer Räume ſorgt. Bei Ränderkörben, welche mit die Waben kreuzen⸗ den Stäbchen verſehen ſind, kommt ein Zuſammenbremſen des Wabenbaues weniger vor, als bei Walzen, wo die Tafeln von der Decke bis zum Boden reichen, ohne ſich auf irgend etwas zu ſtützen. Haben die Walzen Längsbau, ſo thun einige Querſtäb⸗ chen gut. Sollte in einem 2 oder 3 ſtöckigen Dzierzon-Stocke eine obere Honig⸗ oder Brutfläche abbrechen, ſo ſtützt ſie ſich auf das untere Wabenhölzchen und wird dann von den Bienen oben wieder angebaut. Gerade die volkreichſten Stöcke find der Ge— fahr des Zuſammenbrechens am meiſten ausgeſetzt. Bei Dzierzonſtöcken (und den ver⸗ g ſchiedenen hieſigen patentirten Einrichtungen) kann der Bau ohne Schaden Querbau A fein, weil die Bienen über zum Theil hohl aufliegenden Deckbrettchen ſich von einer | Wabenſeite zur andern begeben können. Die ſtrohernen Stöcke halten weit mehr als die hölzernen die Wärme zuſammen und wohnen deshalb die Bienen ſehr gut darin. 1 Eine Strohumhüllung der hölzernen Stöcke iſt aus demſelben Grunde ſehr empfehl⸗ ! ungswerth. In kalten Klimaten überwintert man die Bienen gern in Kellern, und in froſtfreien dunkeln Räumen wird man viel am Honige erſparen. Jedenfalls ſoll⸗ ten die honig= und volksärmeren jo durchwintert werden. 16 \ 5 e ee , REES BRENNT FEROTNTEHET TA . * 0 7 0 ji 7997 N * rl N f Gärtner, Pferde: und Viehbeſitzer. 2185 | In neuer Zeit und in neueren Bienenſchriften ift viel von der Durſtnoth der Bienen die Rede. Man hat nämlich die Beobachtung gemacht, daß die Bienen zuweilen, namentlich in kalten und langen Wintern die Honigzellen aufbeißen und den darin enthaltenen körnigen oder verzuckerten Honig herabſchroten. Der Boden der Bie⸗ 4 nenſtöcke iſt oft fingershoch damit bedeckt. Man nimmt an, und wohl nicht mit Unrecht, daß ihnen in dieſem Falle Feuchtigkeit fehlte und fie dieſelbe im Honig ver- gebens ſuchten. Erlaubt die- Witterung es nicht, den Bienen mit flüſſigem Futter zu A Hülfe zu kommen, jo leiden fie daher ſehr und es gehen Viele, ja oft das ganze Volk, 7 zu Grunde. Solche Erſcheinungen kommen aber nur dann vor, wenn die Vorräthe 181 im Stocke vorzugsweiſe aus verhärtetem Honige beſtehen. Hauptſächlich iſt aber die unzweckmäßige oder ſchlechte Beſchaffenheit der Bienenwohnung daran Schuld. Wer a feine Bienen nicht in ſchlecht konſtruirten Bohlenſtöcken, ſondern in Strohmohnun: en hält, wird in den ſeltenſten Fällen mit der Durſtnoth Bekanntſchaft zu machen Gr denn dieſe Stöcke ſind weder zu kalt noch zu warm, wie es eben ein mit Stroh gedecktes Haus iſt. 5 i Weiſelloſigkeit. 5 Unter den widrigen Zufällen, welche einem Bienenvolke begegnen können, iſt einer der unangenehmſten für den Bienenzüchter die Weiſelloſigkeit. Weiſellos nennt man einen Stock, der ſeine Königin verloren hat, es mag dies nun geſchehen, auf welche Weiſe es wolle. Natürlich kann die Königin ſo gut wie jede andere Biene ſterben 1 oder von fremden Bienen, die in den Stock dringen, oder durch Unvorſichtigkeit des 5 Bienenzüchters beim Beſchneiden oder ſonſtwie getödtet werden; auch kann ſte auf ihren Befruchtungsausflügen von einem Vogel weggefangen, vom Winde verſchlagen, ins Waſſer geworfen werden, oder ihr Leben dadurch verlieren, daß fie von ihren Aus⸗ flügen zurückkehrend, auf einen fremden Stock fällt. Auch ſtoßen die Bienen nicht ſelten ihre Mutter ſelber ab und erziehen ſich eine oder mehre junge Königinnen, | während welcher Zeit, bis dieſe ausſchlüpfen, der Stock eben weiſellos iſt. Dies fin⸗ | det gleichfalls ftatt, wenn ein Vorſchwarm mit der alten Mutter abgezogen iſt; denn RN nun befinden ſich blos Weiſelzellen im Stode, aus denen junge Mütter hervor ehen, 0 von denen entweder eine oder einige mit einem Theil der noch vorhandenen Bienen als Afterſchwarm abziehen, oder alle bis auf eine von den Bienen getödtet werden. Dieſe beiden letzten Fälle, wo nämlich die Bienen ſelber die Urſache des Abhandenſeins ihrer Königin ſind, rechnet man gewöhnlich nicht zur Weiſelloſigkeit, weil die Bienen \ nicht nur ſchon vor ihrer Entfernung Anstalt zur Einbrütung anderer Mutterbienen gemacht und alſo ſolche zu hoffen haben, ſondern auch die Abweſenheit der bisherigen “a als feinen Verluſt betrachten und deshalb auch kein beſonderes Verhalten, keine Unruhe oder Traurigkeit dabei zeigen. Dieſe beiden Zeichen der Weiſelloſigkeit, die Unruhe und Traurigkeit, wird man aber bei jedem Stocke, der feine Mutter wider Willen verloren 55 hat, ſehr bald beobachten. Die Arbeitsbienen hängen mit unbegrenzter Liebe an ihrer 1 Königin, und ein Schrecken ergreift das ganze Volk, wenn ſie unvermuthet verloren 8 ging. Die Bienen laufen ängſtlich hin und her, kommen haufenweiſe zum Flugloche 1 heraus, laufen am Stocke in die Höhe, wie wenn ſie etwas ſuchten, und ſtimmen, in u den Stock zurückgekehrt, ein wahres Klagelied an. Horcht man an denfelben und öffnet ihn, ſo findet man alle Ordnung in ihm aufgelöſt; jede Biene verläßt ihr bisheriges Geſchäft und Alles läuft planlos durcheinander; nirgends ſieht man Ein⸗ ſtimmigkeit und Zuſammenhang. Starke Stöcke zeigen den Zuſtand der Weiſelloſig⸗ keit auch wohl durch ein heftiges Vorſpiel an das aber gar kein Ende nehmen will, 0 wenn auch andereStöcke das ihre längſt ch haben. Das geübte Auge und Ohr eines ſchon erfahrnen Bienenzüchters wird den eben eingetretenen Zuſtand gi Weiſel⸗ Ma loſigkeit ſehr bald entdecken; ſind ſchon einige Tage ſeitdem vergangen, fo iſt dies viel ſchwieriger. Bei Stöcken, welche beim Verluſt der Mutter gute junge Bienen⸗ 7 brut hätten, woraus fie eine andere zu erziehen im Stande find, iſt es gar nicht mehr möglich, wenn man ſich nicht durchs Ange von dem Vorhandenſein der erbauten MN Weiſelzellen überzeugen kann; denn die Bienen verhalten ſich ganz wie bemweifelte N Stöcke, weil fie die Hoffnung haben, bald wieder eine Mutter zu beſitzen. Iſt jedoch der Abgang der Mutter zu einer Zeit erfolgt, da noch keine Brut vorhanden war, re 1 9% N 216 Goldenes Hausbuch für Farmer, 2 AND aus welcher die Bienen eine andere erziehen können, fo währt die Unruhe und die ' Klage der Bienen fort; und wenn nicht bald von Seiten des Bienenwärters hülfreich 1 eingeſchritten wird, ſo zerſtreut ſich das Volk nach und nach, und geht auf andere Stöcke, was noch das Beſte iſt, oder es macht endlich Anſtalt zur Erzeugung von 1 Drohnen, wird drohnenbrütig, welch letzterer Zuſtand viel ſchlimmer iſt, weil Stöcke dieſer Art ſich auch beinahe wie geſunde verhalten, es aber doch nicht ſind. N Außer der Unruhe und dem traurigen klagenden Tone, welchen weiſelloſe Bienen bören laſſen und der ſich bei ſtarken Völkern zu einem wahren Geheul ſteigert, erkennt man den Zuſtand der Weiſelloſigkeit auch bald an dem läſſigen Fluge der Bienen. Wenn weiſelrichtige Stöcke ſcharf aus- und einfliegen und mit Waſſer, Höschen und Honig beladen wiederkommen, ſo ſitzen die Bienen eines weiſelloſen Stockes im Flug⸗ loche dicht gedrängt und ſehen hinaus. Es fliegen wohl einzelne ab, kommen auch wohl mit Höschen beladen heim; allein der Abflug erfolgt nie ſo raſch und ſcharf wie bei geſunden Stöcken, ſondern faſt jede abfliegende Biene wendet ſich erſt mit dem Geſicht nach ihrem Stocke und fliegt verkehrt ab; auch ſind die etwa eingetragenen Höschen mager und ſelten ſo vollkommen als bei weiſelrichtigen Stöcken. Niemals ſieht man auch Bienen nach Waſſer ausfliegen, was beſonders im zeitigen Frühling recht gut beobachtet werden kann und von einem eigenthümlichen Summen ſeitens der Bienen begleitet iſt. Weiſelloſe Völker, welche bereits Drohnenbrut eingeſetzt haben, können zwar den unerfahrenen Bienenzüchter täuſchen, der erfahrene wird aber ihren eigentlichen Zuſtand bald gewahren, und der mit einem Drohnenweiſel verſehene Stock wird feinen ſcharfen beobachtenden Blick nicht täuſchen. f Die ſicherſte Ueberzeugung von der eigentlichen Beſchaffenheit eines verdächtigen Stockes gewinnt man, wenn man ſich mit eigenem Auge überzeugt, ob Brut vorhanden iſt oder nicht. Im ſehr zeitigen Frühjahr, namentlich wenn der Winter lang und ſtrenge war, findet man oft zu Ende März auch in mittelmäßig ſtarken Stöcken noch keine verdeckte Brut, fpäter aber, wenn es bereits etwas Tracht auf der Haſelſtaude, Erle, Weide, Kuhblume ꝛc. giebt, muß jeder Stock, auch der ſchwächſte, wenn er ſonſt vum ift, etwas verdeckte Brut haben. Wenn man die Bienen durch Rauch aus hrem Lager vertreibt und die Sonne zwiſchen die Tafeln ſcheinen läßt, ſo wird man ſich bald von dem Vorhandenſein derſelben überzeugen können. Findet man keine, ſo laſſe man den Stock noch 8 Tage ſtehen und ſehe dann wieder nach. Sollte man wieder keine verdeckten Brutzellen gewahr werden, ſo iſt das Volk der Weiſelloſigkeit verdächtig und man verkürzt den Bau der Bienen bis ans Brutlager. Findet man auch dort keine friſche Brut, ſo iſt die Weiſelloſigkeit erwieſen, und es muß dem Volke entweder eine Königin gegeben werden oder man vereinigt es mit einem andern ge⸗ ſunden. Die Bienen ſind zwar im Stande, aus gegebener junger Brut d. h. friſch gelegten Eiern, ſich eine Königin zu erziehen; bei einem ſchwachen Volke zeitig im Frühjahr dies zu verſuchen, iſt jedoch durchaus zu widerrathen, denn wenn auch eine Königin erbrütet werden ſollte, ſo geht dieſe doch meiſt wieder verloren, weil noch keine Drohnen zur Befruchtung da ſind und bei den öfters angeſtellten Ausflügen der jungen Mutter das Leben derſelben durch die rauhe Witterung, durch Vögel ꝛc. ſehr leicht gefährdet iſt. Das Schlimmſte iſt, wenn ſie endlich, der nutzloſen Ausflüge müde, dieſelben gänzlich unterläßt und unfruchtbar bleibt oder drohnenbrütig wird, wo dann die Bienen ſich ganz wie geſunde verhalten, deſſenungeachtet aber ohne die Hülfe des Bienenwärters ihrem gewiſſen Untergange entgegen gehen. In den zuerſt von Dzierzon eingeführten beweglichen Stöcken kann man ſich ſehr leicht von dem Vorhandenſein guter Brut und der Königin überzeugen; man darf nur den Bau auseinandernehmen, ſo wird man bald wiſſen, woran man iſt. Dieſe einzige Erfindung Dzierzon's, durch welche es möglich gemacht iſt, den Bau der Bienen nach Belieben auseinander zu nehmen und wieder ebenſo zuſammen zu ſetzen, reicht hin, um ſeinen Namen bei den Bienenzüchtern unſterblich zu machen. Tritt die Weiſelloſigkeit ſpäter zu einer Zeit ein, wo es ſchon viel Brut im Stock giebt, auch wohl ſchon Drohnen zur Befruchtung vorhanden ſind, ſo iſt ſie weniger nachtheilig; die Bienen erziehen ſich ſofort junge Mütter, und es kann, wenn der Stock ſchon ziemlich volkreich ſein ſollte, gar ein ſogenannter Siegerſchwarm erfolgen. N N TR URN ALS RT Wen Learn 7 0 1 N * Y N Nee, Gärtner, Pferde- und Viehbefitzer. ar — Beim Vorhandenſein mehrer Weiſelzellen erwacht oft ſchon in einem nur mittelmäßig ſtarken Volke die Schwärmluſt, wo hingegen, wenn ihm ſeine Mutter geblieben wäre, kaum ein Vorſchwarm zu erwarten geweſen fein würde. Wer alfo ein ziemlich ſtarkes Volk durch Abtreiben der Mutter weiſellos macht, kann mit ziemlicher Sicherheit auf einen Siegerſchwarm rechnen. Natürlich bleibt der ſeines Weiſels verluſtig gegangene Stock, er mag nun ſchwärmen oder nicht, in der Volksvermehrung zurück, weil 14 Tage vergehen, ehe die junge Mutter ausfliegt; einige Tage, vielleicht 6—8, verſtrei⸗ chen, ehe ſie Brut ſetzt und wieder 21 Tage, ehe die erſte Brut, deren Zahl doch nur immer anfänglich klein ſein kann, ausläuft. Die beſte Honigtracht iſt nun verſtrichen, und der Bienenwärter ſieht ſich obendrein genöthigt, einem friſchen Volke zur Aus⸗ ſteuer für den Winter aus ſeiner Privatchatulle ein Capitälchen zuzulegen, das ihm aber hoffentlich im folgenden Jahre mit reichen Zinſen zurückerſtattet wird. Jeden⸗ 15 wird ſich die junge Mutter für ihre Erhaltung durch reiches Eierlegen ihm dank⸗ ar erweiſen. Als Regel gilt: Zeitig im Frühjahr oder gar ſchon im Winter weiſellos geworde⸗ nen Völkern gebe man eine fruchtbare Königin, entweder aus einem Reſerveſtocke, oder man entnehme ſie einem in Volk, Bau und Vorrath ſchlechterem Stocke, als der weiſelloſe iſt, oder man vereinige das weiſelloſe Volk mit einem beweiſelten. Das Zugeben von Brut hat ſelten den erwünſchten Erfolg; in den meiſten Fällen muß man es 2—3mal wiederholen und man erhält, wenn es ſchließlich glückt, doch nur Quäkler. Liegt einem jedoch viel daran, daß man gerade einen gewiſſen Bienenſtamm nicht gern will eingehen laſſen, auch keinem andern Stocke die Königin nehmen mögte, ſo verſuche man die Kur, verſtärke aber nach deren Gelingen den Stock durch fremdes Volk, und man kann dann noch im ſelben Jahre Gewinn von dem Stock erwarten. Für diejenigen, welche durch Brutzugabe einem Stocke zu einem Weiſel zu helfen gedenken, ſei hier noch geſagt, daß hierzu keineswegs, wie man oft glaubt, dreierlei Brut, bedeckte, Maden und Eier, ſondern nur die letzteren nöthig ſeien; 2—3 friſch gelegte Eier oder noch junge Maden find hinreichend. Das Bruttäfelchen mit dieſen bringe man aber den Bienen möglichſt nahe ans Lager oder wo möglich hinein, und zwar ſo, daß die Zellen, worin ſich die Maden und Eier befinden, abwärts gekehrt find. Es wird jo den Bienen leichter, die immer eine ſenkrechte Richtung einneh⸗ menden Weiſelzellen zu erbauen. Nach Verlauf von 14 Tagen gebe man wohl Acht, ob die junge Mutter ausfliege, ſehe auch ſchon vorher nach, ob etwa unreife junge Mütter von den Bienen herausgeworfen worden ſind, woran man erkennen kann, daß bereits eine flugbare reife Mutter unter ihnen iſt. Halten die Bienen nun ein ſtarkes Vorſpiel, ſo trete man hin, doch aber den Bienen nicht in den Weg, alſo mög⸗ lichſt ſeitwärts, und gebe Acht, ob die junge Mutter ihren Ausflug hält. In den meiſten Fällen wird man ſie beobachten können. Sollte um dieſe Zeit das Volk neuerdings unruhig werden, ſo iſt dies ein untrügliches Zeichen, daß die junge Mutter verloren gegangen iſt. Man muß alſo wieder Brut geben oder eine Mutter oder auch den Stock kaſſiren, bevor er drohnenbrütig wird und den noch etwa vor— handenen Honig unnütz verſchwendet. Tritt die Weiſelloſigkeit zu einer Zeit ein, wann irgendwo Weiſelzellen ſtehen, ſo entnehme man eine derſelben und gebe ſie dem Kranken. Brüten die Bienen die Mutter aus, ſo war der Stock weiſellos; zerſtören ſie etwa die Mutterzelle, ſo iſt ein unfruchtbarer oder Drohnenweiſel unter ihnen, und dieſen muß man erjt abtreiben, ehe man die Bienen vermögen kann, eine Königinzelle oder gar eine fruchtbare gute Mutter anzunehmen. Weiſelloſen Völkern eine junge unbefruchtete Mutter geben, geht auch wohl an; nur thue man ſie in ein Weiſelgefängniß und bringe ſie ſo unter das Volk; unter 3—4 Tagen laſſe man ſie aber nicht frei, die Bienen möchten ſie ſonſt tödten. Drohnenbrütigen Stöcken, wo die Drohneneierlage von den Arbeits: bienen herrührt, durch Brut wieder zu einer Mutter verhelfen wollen, iſt meiſt ver- lorene Mühe; man vereinige ſie lieber mit beweiſelten Stöcken. Will man ſie aber doch kuriren, ſo thue man dies mittelſt einer verdeckten Weiſelzelle, denn dieſe nehmen auch drohnenbrütige Bienen an. Hat man keine verdeckten Weiſelzellen vorräthig, ſo laſſe man ſich ſolche von weiſelrichtigen Bienen erziehen, denn drohnenbrütige 75 Bienen thun dies nicht immer. Man füge zu dem Zwecke in kleine Körbchen oder ö EEE ( 7 en en 2 We N RS RN TER I a USB TAN f 1 een as Goldenes Hausbuch für Farmer, Käſtchen ein Bruttäfelchen mit einigen leeren Tafeln und einer Honigtafel ein, ſchütte beliebig viel Bienen zu und bringe das Völkchen luftig verſchloſſen an einen dunklen Sn. Ort oder noch beffer am folgenden Tage auf einen etwas entfernten Stand. Die Bienen werden nun eine oder mehr Weiſelwiegen anſetzen, die man dann etwa am 8.—10. Tage beliebig verwendet. Ueber den 10. Tag hinaus warte man aber nicht, ſinde ſchon am 11. Tage nach der Brutzuſetzung kann man eine Königin ausgeſchlüpft nden. Weiſelloſigkeit wird und kann zwar ohne die Schuld des Bienenwirths entſtehen, 1 | | doch ift in vielen Fällen derſelbe felber daran Schuld. Wer feine Stöcke zu nahe neben und über einander ſtellt, den Ausflug nicht frei hält, immer die einander ähn⸗ lichen Stöcke zuſammenbringt, beim Beſchneiden mit dem Meſſer zu unvorſichtig um⸗ geht, die Stöcke mit jungen Weiſeln zwiſchen andere legt, zur Zeit des Vorſpiels der Bienen und der Ausflüge der jungen Mütter ſich vor die Stöcke ſtellt, der wundere ſich nicht, wenn er öfters über Weiſelloſigkeit zu klagen hat. Man gehe deshalb be⸗ ſonders beim Beſchneiden hübſch vorſichtig um, ſtelle die Völker mit jungen Müttern möglichſt iſolirt, vielleicht an die Enden des Bienenhauſes auf, markire auch den Stock, wo Ausflüge einer jungen Mutter zu erwarten ſind, durch irgend Etwas (ein weißes oder buntes Papier, einen grünen Zweig, eine Feder ꝛc.) und man wird ſehen, daß die heimkehrende Mutter ihren Stock glücklich trifft. Dieſe Markzeichen muß man ſchon vor dem erſten Ausfluge der Mutter anbringen, damit die ſchon früher ausge⸗ flogene Mutter dadurch nicht etwa irre gemacht werde; überhaupt muß an einem Stocke, wo der Ausflug einer Mutter zu erwarten iſt, nichts geändert werden, es könnte ſonſt den Verluſt derſelben zur Folge haben. Vorſicht iſt hier beſonders am Ort. Wer den Verluſt einer jungen Mutter nicht am erſten Tage bemerkt, wird ihn ſpäter kaum bemerken und vielleicht erſt dann, wenn ſich die Drohnen mehren und gar nicht abgeſtoßen werden, oder wenn fremde Bienen oder Mütter den Stock ent⸗ weder theilweiſe oder ganz ruinirt haben; denn das weiſelloſe Volk fliegt ruhig fort, höſelt wohl auch der Drohnenbrut wegen fleißig und iſt zuweilen gegen fremde Bie⸗ nen ſehr wachſam. Solche Völker werden zuweilen außerordentlich böſe und ſtechen jede fremde Biene, die eindringen will, todt und drehen ſich oft mit ihr auf dem Bo⸗ den liegend im Kreiſe herum. Der unerfahrene Bienenwirth wird dadurch irre geleitet und hält das Volk für weiſelrichtig, bis er feinen Irrthum einſieht. Das beſte Kennzeichen, ob ein Stock richtig ſei, iſt — wie geſagt — das Vorſpiel der jungen Bienen. Findet dies nicht ſtatt, da es doch der Zeit nach ſtattfinden ſollte, ſo iſt der Stock verdächtig und muß vom Bienenvater unterſucht werden. Ein Mutterſtock, der geſchwärmt hat und die letztbehaltene Mutter verlor, iſt aber jedenfalls der Er⸗ haltung werth, wenn ſein Honigvorrath nicht allzu erſchöpft ſein ſollte; denn der Bau muß noch gut ſein, da er ja ſonſt nicht geſchwärmt haben würde; auch iſt gewiß ein großer Vorrath von Blumenmehl im Lager der Bienen vorhanden, und wird ſich alſo nächſtes Jahr wieder als einer der beiten Stöcke bewähren. Man kaſſire alſo lieber einen im Bau geringen und mache ſo durch Vereinigung aus zwei ſchlechten einen guten Stock. Man achtet meiſt viel zu wenig auf das Vorhandenſein eines guten Baus; ein kleines Volk mit guter Mutter in einen guten Bau gebracht, kann im Frühjahr ein zehnmal ſtärkeres, und ein in ſchlechtem Bau wohnendes Volk ſogar bei weitem übertreffen. Der achtſame Bienenwirth wird alſo nicht jeden weiſelloſen Stock ohne weiteres ausſchneiden, ſondern nach Umſtänden beſtmöglich anderweitig benutzen. Rauben der Bienen. Zu den feindlichen Zufällen, welche den Bienen begegnen können, iſt ganz beſonders das Rauben oder vielmehr das Beraubtwerden des Honigſtocks zu rechnen. Das Rauben der Bienen kann ſchädlich und nützlich ſein, — wie man's nehmen will! — je nachdem ein Volk auf Raub ausgeht oder beraubt wird. Im erſten Falle gewinnt es an Honig und häuft ſo oft große Vorräthe an; im andern Falle verliert es einen Theil oder ſeinen ganzen Honigvorrath und wird dadurch nicht nur arm, jondern zuweilen gänzlich zu Grunde gerichtet, weil nicht ſelten durch die fremden j 1 MON . N Nene. 8 Eu 1 1 ane nn eee onen eren. eee n e a RE Nee 4 5 28 14 y Ay due 1 Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 1 IT; N a in N 55 K N i . N en * . — — bnj — une a! Kr \ 841 0 Nie Bienen die Königin getödtet und das Volk zum Auszuge, gemeiniglich in den rau⸗ benden Stock, veranlaßt wird. Für den Beſitzer des Raubſtocks kann das Rauben jedoch auch ſchädlich werden, wenn nämlich der Beſitzer des beraubten Stockes die raubenden Bienen abfängt, entweder durch zeitweiſes Verſtopfen des Fluglochs, Vorhalten einer Flaſchenmündung oder durch Hinſtellen und Verſchließen eines Kor⸗ bes mit Honigwaben, oder gar, was noch ſchlimmer iſt, dadurch, daß der Beſitzer des beraubten Stockes den Räubern vergifteten Honig hinſetzt und ſo den ganzen Stock zu Grunde richtet. Es iſt daher doppelt ſchlimm, wenn man es bei Gelegenheit des Raubens mit einem unverſtändigen oder gar böswilligen Bienenwirthe zu thun hat. Iſt ſein Stock der raubende, ſo mag er, erfreut über den Vortheil, den ihm das Rau⸗ ben gewährt, nichts thun! um daſſelbe zu verhindern; iſt aber ſein Stock der beraubte, ſo greift er bald zu unerlaubten Mitteln und ſetzt Honig mit Hefe oder gar mit Gift vermiſcht auf und richtet ſo großes Unheil an. Der Bienenwirth muß deshalb bei der lutheriſchen Erklärung der vierten Bitte ganz beſonders an getreue Bienennachbarn denken. Die Urſache des Raubens liegt theils in den Bienen ſelber, theils in Umſtänden und Verhältniſſen, theils in der Nachläſſigkeit des Bienenwirths. Jede Biene iſt von Natur begierig Honig einzuſammeln, und nimmt ihn, wo ſie ihn findet, kann alfe leicht zum Räuber werden. Giebt es nun noch wenig oder nichts auf der Flur, ſo ſucht ſie in andere Stöcke einzudringen und kehrt, wenn es ihr gelang, reich mit Honig beladen, wieder in ihren Stock zurück. Solche einzelne Eindringlinge nennt man Näſcher, und ſie zeigen ſich wohl faſt zu allen Zeiten. Iſt nun das Naſchen auch nicht eben angenehm, ſo läßt es ſich doch wohl verſchmerzen, da nicht nur fremde Bienen zu den unſern naſchen kommen, ſondern auch die unſern zu den fremden naſchen gehen. Sind aber die Bienen des benaſchten Stockes nicht aufmerkſam auf dieſe Eindringlinge, die man bald an ihrem unſichern Anfluge und den dabei lan herabhängenden Füßen erkennen kann, ſo kommen ihrer immer mehr und mehr un das Naſchen artet in ein förmliches Rauben aus. Die Fremden dringen dann mit einer ſolchen Heftigkeit durchs Flugloch und jede andere Oeffnung ein, daß ihr Flug bald ſtärker wird, als der der Einheimiſchen. Mit großer Haſt ſaugen ſie ſich voll Honig und kommen mit wohlgefülltem Magen eiligſt wieder heraus, ohne ſich lange auf dem Flugbrettchen aufzuhalten. Bei ihrem Herauskommen kann man ſie leicht ergreifen und ſich überzeugen, welch eine Menge Honig eine einzige Bieneauf einmal fortträgt, vielleicht mehr, als 3 oder 4 der eigenen Bienen heimtragen. Gewöhnlich zeigt ſich Räuberei bei nahrungsloſer Zeit oder wenn nach nahrungsloſer Zeit plötz⸗ lich Tracht eintritt und die Bienen, begierig auf dieſelbe, das Flugloch nicht ſcharf bewachen. Da hat oft die Räuberei ſchon bedeutend zugenommen, ehe die beraubten Bienen merken, was bei ihnen vorgeht, und dieſelben ſind dann ſpäter, wenn das Rauben ſchon überhand genommen hat, vielleicht nicht mehr im Stande, dem Räu⸗ ber, der gewöhnlich ſehr ſtark und muthig iſt, die Spitze zu bieten. Es bemächtigt ſich gleichſam eine gewiſſe Rathloſigkeit der Bienen des beraubten Stockes, und ſie laſſen die kühnen Eindringlinge ohne verſuchten Widerſtand ein, ja ſcheinen faſt eine reude daran zu finden, von ihren angeſammelten Schätzen Andern mittheilen zu önnen, welche Freude natürlich der Bienenvater nicht mit ihnen theilt. Die Räuber kommen nun in immer größerer Menge und leeren in kurzer Zeit den Stock gänzlich aus, wenn ſich der Bienenwirth nicht ins Mittel legt. Nicht ſelten wird bei dem Tumult die Königin verletzt oder gar getödtet, und das beraubte Volk macht dann mit dem Räuber gemeinſchaftliche Sache und zieht zuletzt ganz mit ihm, die alte Wohnung mit dem leeren Bau im Stiche laſſend. Ein achtſamer Bienenwirth wird es natürlich nicht jo weit kommen laſſen, ſondern dieſem Unfuge bei Zeiten vorzu⸗ beugen ſuchen. Die Urſache zum Rauben iſt oft aber auch in der Lage der verſchiedenen Bienen⸗ ſtände eines Ortes zu ſuchen. Fliegen nämlich die Bienen eines Standes, wenn ſie N: auf Nahrung 1 pe über einen andern Stand, ſo lockt fie nicht ſelten der Honig: duft, welcher aus | tt, | Honig in den Blüthen ſuchen und ſammeln, nehmen fie ihn lieber gleich da, wo er- bereits eingeſammelt und in Menge vorhanden ift, Und ſo geſchieht es, daß auf * en Stöcken ſtrömt, herbei und anftatt, daß ſie nun mühſam den 1 Din NE mr A a i Wiss A a N Goldenes Hausbuch für Farmer, dem einen Stande trotz aller Vorſicht immer und immer Räuberei iſt, während einem andern dieſelbe höchſt ſelten vorkommt. Es können da manche Bienen zu wahren Raubbienen oder Heerbienen werden, die ſich ein förmliches Gewerbe daraus machen, in fremde Stöcke einzudringen und ſich fremdes Gut anzueignen. Gewöhn⸗ lich ſind ſolche Stöcke ſehr reich an Honig und gewähren dem Eigenthümer nicht felten großen Vortheil. Ein rechtlicher Bienenwirth wird aber eben jo wenig an 09 dem Raubengehen als an dem Beraubtwerden ſeiner Bienen Freude finden. Oft aber giebt der Bienenwirth ſelbſt zum Rauben Veranlaſſung, wenn er nämlich auf ſeinem Stande ſehr ſchwache oder gar weiſelloſe Völker duldet, welche leicht eine Beute der Räuber werden. Sind dieſe überwunden, ſo fallen ſie dann über andere Stöcke her und ſchwächen ſie oder richten ſie gar zu Grunde. Manche Bienenwirthe ſtellen die Gefäße, womit ſie gefüttert, auf das Bienenhaus und locken dadurch ſelber Gäſte herbei, die, nachdem ſie die Gefäße umſchwärmt, dann wohl in die Stöcke ſelber einzudringen ſuchen. Sehr oft läßt man auch die Wachstafeln, wo⸗ rin ſich noch etwas Honig befand, zur Zeit des Beſchneidens liegen, damit der Honig von den Bienen heraus getragen werde. Da geſellen ſich aber dann bald zu den eigenen Bienen die fremden, und man kann in kurzer Zeit ſich eine völlige Räuberei entſpinnen ſehen. Viele Bienenzüchter ſind auch ſo ſorglos beim Verſchließen ihrer Bienenſtöcke, daß überall Ritzen und Löcher offen ſtehen bleiben, durch welche fremde Bienen eindringen können. Iſt nun ein Stock nicht ſtark genug, um alle dieſe Oeffnungen bei einem verſuchten Raubanfalle zu beſetzen, jo gehen die Räuber une gehindert ein und bemächtigen ſich der Honigvorräthe. Was hat nun aber ein Bienenwirth zu thun, um der Räuberei möglichſt vorzu⸗ | beugen oder, wenn dieſelbe ſchon vorhanden fein ſollte, um fie wieder zu bejeitigen ? Vorerſt muß er alles vermeiden, was die Räuberei herbeiführen könnte. Er muß 3. B. wenn Fütterung nöthig iſt, dieſelbe nicht bei Tage während des Flugs vor⸗ nehmen, indem ſowohl durch das fröhliche Summen der Bienen, als auch durch den Duft des gereichten Futters fremde Bienen herbeigelockt werden können. Ebenſo muß er die Wachstafeln, welche er ausgeſchnitten, nicht im Bienenhauſe oder in deſſen unmittelbarer Nähe, ſondern in großer Entfernung von demſelben zum Aus⸗ lecken hinſtellen. Das Flugloch iſt die einzige Oeffnung, durch welche die Bienen aus⸗ und eingehen — iſolirt wohnende Züchter brauchen natürlich weniger vorſichtig zu ſein — und dieſes ſei mehr lang und niedrig, als kurz und hoch, weil im erſten Falle alle Bienen, welche in den Stock wollen, ſich erſt aufs Flugbrettchen ſetzen müſſen und ſo eher von den die Wache habenden Bienen angehalten werden können, als wenn es wegen Höhe des Flugbretts den raubenden Bienen möglich iſt, gleichſam im Fluge in denſelben zu gelangen. Wo alſo das Flugbrett zu hoch wäre, da mache man ein kleines Brettchen, eine Blende, darüber und nöthige dadurch alle Bienen, ie vor dem Einlaufen erſt auf das Flugbrett zu ſetzen. Sollte der beraubte Stock ehr dem Einfluß der Sonne ausgeſetzt ſein, ſo gebe man ihm Schatten, damit der ſtarke Honiggeruch ſich etwas vermindere und der Stock abgekühlt werde. Auch iſt es ſehr gut, den beraubten Stock mit einem Tuche dergeſtalt zu verhängen, daß die Bienen wegen des Tuches das Flugloch gar nicht ſehen, ſondern erſt unter demſelben hin in den Stock gelangen können. Die fremden Bienen werden anfangs freilich auch unter und hinter dem Tuche in den Stock gelangen, nach und nach jedoch wird der ſtarke Zudrang derſelben etwas nachlaſſen. Wird es gar zu arg, ſo zünde man zundriges faules Holz in der Räucherkanne an und ſtelle dieſe ſo, daß der Rauch vor dem Flugloch in die Höhe zieht. Die einheimiſchen Bienen ſuchen dennoch, obgleich ihnen der Rauch höchlich zuwider iſt, in ihren Stock zu gelangen, die fremden aber laſſen ſich dadurch ziemlich abſchrecken. Manchmal verſchließt man auch das Flugloch zeitweiſe mit Drahtgitter und läßt die auswärtigen Bienen, Freund und Feind, ſich erſt auf demſelben ſammeln; dann kehrt man ſie mehrmals mit dem Flederwiſch ab, wodurch ſich die meiſten der Räuber zurückziehen, die Einſaſſen aber ſofort wieder auffliegen. Dann öffnet man das Flugloch, läßt die darin befindlichen Räuber heraus, wo dann die eigenen Bienen, welche draußen waren, einſchlüpfen. Wenn man dies einige Male wiederholt, ſo wird das Rauben bald wenigſtens in etwas nachlaſſen. Wollte man den Stock ganz ſchließen, jo käme das Volk in die Gefahr 6 aa eee eee eee EN ee Ta eee ,, a BG Ba an Bu, N EAN ZN 75 aA En \ Nee Er J 19 MAN F eh Gärtner, Pferde- und Viehbeſitzer. 5 um zu entweichen, und verſtopfen es dergeſtalt, daß bald im Stocke bei der einmal vorhandenen Unruhe die Luft mangeln würde. Der dadurch entſtandene Brettchen und ſchlägt damit die Zudringlichen todt; freilich werden dabei leicht auch dem iſt nicht gut Kirſchen eſſen!“ die Raubbienen jo empfangen, daß ihnen die Luft wiederzukommen vergeht. Bei manchem Stock kommt deshalb niemals Räuberei vor, weil die Bienen deſſelben Werden nun einige tüchtig gezaust, jo bleiben die andern von ſelber weg. Man verſuche deshalb die Bienen der angefallenen Stöcke zum Zorn zu reizen, indem man mit einer Feder, einem Grashalm ꝛc. im Flugloch tüchtig umherfegt. Die darüber mals ab, wodurch ihr Zorn grenzenlos wird, ſo daß ſie nicht blos über den ſie reizen⸗ den Wirth, ſondern auch über den ſich nahenden Räuber herfallen und weithin ihr Gift von ſich hauchen; dadurch abgeſchreckt, laſſen dieſe endlich nach und das Rauben hat ſo ein Ende. Gut iſt es freilich, wenn man den Beſitzer des Raubſtocks auch veranlaſſen kann, ſeinerſeits etwas zur Beſeitigung der Räuberei beizutragen. Man verengere dem Räuber das Flugloch, daß nur eine Biene auf einmal heraus oder hinein kann, wodurch ſein ſtarker Flug ins Stocken geräth. Oder man verändert, wo es ſich thun läßt, die Stellung des Stockes ſo, daß die einfliegenden Bienen etwas beirrt ſind und ihre Aufmerkſamkeit darauf richten müſſen, ihren Stock zu treffen; oder man verſchließt ihn theilweiſe. Will alles das nicht helfen, ſo muß der Raubſtock entfernt werden, wo dann das Rauben mit einem Male aufhört. Dazu mag ſich jedoch nicht immer der Beſitzer deſſelben entſchließen, und geſetz liche Beſtimmungen dieſerhalb dürften ſchwer durchführbar ſein. Das Uebelſte aber iſt, wenn unſere eigenen Bienen rauben gehen, und der 1 Eigenthümer des beraubten Stockes ein unverſtändiger, vielleicht re Menſch iſt. Kaum daß er einige fremde Bienen mit Honig aus feinen Stöcken kommen ſieht, ſo denkt er: „wart', das will ich euch lehren!“ Nun verſchließt er des Morgens ſeine Stöcke und läßt ſie nicht fliegen, ſtellt aber mit Hefe vermiſchten oder gar vergifteten Honig hin. Natürlich wird dieſer von den fremden Bienen heimgetragen und ſo nicht blos ein Stock, nein, ganze Stände zu Grunde gerichtet. Glücklich daher der, welcher vernünftige, einſichtsvolle Bienenwirthe zu Nachbarn hat. Um zu wiſſen, welcher Stock der raubende ſei, pflegt man die raubenden Bienen mit Mehl, Kreide, Aſche der Ziegelmehl zu beſtreuen, und ſtellt Jemanden dort auf, wo man glaubt, daß die raubenden Bienen herkommen. Schon der ſcharfe Flug wird fie verrathen. Iſt der Räuber auf dem eigenen Stande, was jedoch höchſt ſelten und nur bei Weiſelloſigkeit oder großem Mangel vorzukommen pflegt, ſo helfen Manche dadurch ab, daß ſie den' raubenden Stock mit dem beraubten verſtellen. Ein fremder Bienenwirth wird ſich freilich einen ſolchen Tauſch höchſt ſelten gern gefallen laſſen. 8 x Zuweilen kommt es vor, daß ein Stock rauben geht und von dem, welchen er beraubte, gleichzeitig wieder beraubt wird. Dann ſuche man zu verabreden, immer einen Stock um den andern fliegen zu laſſen. Heute laſſe der Nachbar den ſeinen, und morgen der andere den ſeinen fliegen. Dies einige Male wiederholt, und es iſt mit der Räuberei zu Ende. Krankheiten der Bienen. Die Weiſelloſigkeit der Bienen, von der oben die Rede war, kann etwa als eine Krankheit des Stockes als Ganzes betrachtet werden, bei welcher die Glieder, die einzelnen Bienen, geſund ſind. Es giebt aber auch Krankheiten, an denen die ein⸗ zelnen Bienen leiden, und von dieſen ſoll in dem Nachfolgenden die Rede fein, — Schade würde alſo weit größer ſein, als der des Beraubtwerdens. Zuweilen, wenn der Andrang von Räubern gar zu arg wird, nimmt man ein leichtes Das Beſte iſt jedoch immer, wenn die Bienen ſich ſelber helfen, d. h. wenn fie wüthenden und ſich nun in Maſſe vorlegenden Bienen kehre man dann noch mehr⸗ 7 i 4 * des Erſtickens; denn die fremden Bienen drängen ſich ganz dicht ans Flugloch, 55 einige der eigenen Bienen getödtet; allein das Mittel bleibt doch probat. Die l Räuber ſcheinen bald zu merken, daß man keinen Spaß verſteht, und denken: „mit mit Wuth, über jede fremde, den Raub verſuchende Biene herfallen und ſie abſtechen. 15 Dienſte. n W nere. Br LT RUN 1 0% ieh RS N . Goldenes Hausbuch für Farmer, Die Faulbrut. | 10 Sie iſt eine Krankheit der Brut, die aber glücklicher Weiſe, da ſie höchſt verderb⸗ 94 lich iſt, nur ſehr ſelten ſich zeigt. Ihre Entſtehung hat man früher vergiftetem Honig, der den Bienen gereicht worden, oder den fie aus Giftblüthen geſammelt, zugefhriee 9 ben. Die wahrſcheinlichſte Urſache ſcheint jedoch Erkältung der Brut zu ſein. Dieſe 4 | aber kann nur vorkommen, wenn die Brut nicht gehörig von den Bienen beſetzt, ge⸗ wärmt und ausgebrütet wird. Dies aber kann wieder eine doppelte Urſache haben. Entweder fehlt es an hinreichendem Volke, wie z. B. nach dem Schwärmen und bei plötzlich eintretender Kälte, etwa nach einem ſchweren Gewitter, wo ſich das Volk zu ſeiner Selbſterhaltung tiefer in die Kuchen zurückzieht; oder ein krankhafter Zuſtand des Volkes, namentlich Schwäche, raubt demſelben das Vermögen und die Luſt zum Brüten; dieſe Schwäche kann aber recht wohl durch falſches Futter erzeugt werden. Auch iſt die Anſicht ausgeſprochen worden, daß die Faulbrut von Erkältung herrühre und deshalb empfohlen, den faulbrütigen Stock nicht zu beſchneiden, weil durch den Vollbau die nöthige Wärme am beſten erhalten wird. 8 Dzierzon ſagt in ſeinem berühmten Werke, daß er dieſe Krankheit einmal in ſeiner Jugend an den Bienen ſeines Vaters beobachtet habe. Dieſer habe die Krank⸗ heit durch fremden Futterhonig erzeugt und ſich dadurch um faſt alle Stöcke gebracht, da weder Ueberſiedeln noch Hungerkur etwas genützt habe. Nach einem Zuſatze Bruckiſch's, des Herausgebers von Dzierzon's Werk, hat aber im Jahre 1848 dem Pfarrer Dzierzon dennoch das Unglück betroffen, viele faulbrütige Stöcke zu haben, die er mit der Fütterung amerikaniſchen Honigs angeſteckt hatte, weshalb er alle Bienenzüchter vor der Verwendung amerikaniſchen und polniſchen Honigs dringend warnt. Da man, ſagt Bruckiſch, wenn die Geſundheit des Honigs zweifelhaft iſt, in jeder Art von Zucker ein Fütterungsmittel hat, ſo wäre die Gefährdung unſerer lieben Bienen mit jenen beiden Honigſorten auch höchſt unverantwortlich. Daß im n fai Waſſerbeimiſchung nur ſehr gering ſein darf, wird den Bienenwirthen ekannt ſein. Die einmal von der Faulbrut angeſteckten Stöcke gehen ein, wenn auch erſt nach 2—3 Jahren, weil nicht alle Brut fault und die Stöcke ihr Daſein einige Zeit hin⸗ ſchleppen. Viele der bedeckten Maden ſterben nämlich, anſtatt ſich zu vollkommenen Bienen auszubilden, ab, und gehen in eine der Raſenfeuchtigkeit ähnliche, aber übel⸗ riechende Materie über, welche die Bienen entweder nicht entfernen können oder nicht entfernen wollen. Sie laſſen ſie in der Zelle bedeckt, doch ſind die Deckel eingefallen, während ſie bei der geſunden Brut erhaben ſind. Der Honig ſolcher Bienen iſt an⸗ ſteckend und darf geſunden Bienen durchaus nicht gegeben werden. Das beſte Mit⸗ 0 tel, die Faulbrut zu beſeitigen, iſt, daß man die Bienen aus dem Stocke heraus⸗ nimmt, ihnen Kuchen von geſunden Bienen ſammt Honig in einem reinen Stock A 1 mit erwärmtem Honig füttert, in welchen man etwas Meliſſengeiſt gethan hat. Ruhr. Eine ebenfalls gefährliche Krankheit iſt die Ruhr, welche entiteht, wenn man volkſchwache Stöcke im Winter und Frühjahr zu kalt ſetzen läßt, oder die Stöcke lange ganz geſchloſſen hält, ſo daß die Bienen weder ausfliegen, noch von ihrem Flugbrett, ohne abzufliegen, ſich ihres Unraths entleeren können. Auch Mangel an Nahrung und Blumenmehl und der Genuß von ſchlechtem Honig oder ſchlechten Futterſurroga⸗ ten erzeugt dieſe Krankheit. Die Bienen laſſen dabei einen rothen, ſtinkenden Un⸗ rath fallen, der jedoch nicht mit dem zu verwechſeln iſt, welchen die Bienen im Früh⸗ jahr von ſich geben, wenn ſie zum erſten Male fliegen. Die Bienen geben dieſe Un⸗ reinigkeit ſchon im Stecke und dem Anſcheine nach ohne ihr Wiſſen von ſich, und verunreinigen dabei die Wachsroſen ſo ſehr, daß man alle unreinen Roſen mög⸗ lichſt ausſchneiden muß. Viele Bienen ſterben auch an dieſem ermattenden Uebel, welches jedoch nicht anſteckend iſt. Honig mit etwas Stärkendem, z. B. gutem reinen Weine, Kornbranntwein und Muskatnuß als Futter vorgeſetzt, thut hier die beſten ER 0 A 19 4 90 zu „ 2 2 * 3 4 re U) Pehutis En a An A A a 5 Alle hin, ala Aut all Ei, Ra PE a eee, nnen j' n 7 eherne. 1 5 ala TER R f eee eee, ka Sr RU IRRE DEREN SIR SE Lu a * x * n 5 Nee 15 0 K 1 . Gärtner, Pferde: und Viehbeſttzer. 81 ) 5 "so ) 4 4 4 — tn N * 9 Tollkrankheit. Eine Vergiftung, die meiſt nur den jungen Bienen ſchadet, bemerkt man faſt alljährlich im April oder Mai. Viele von den bereits zur Vollkommenheit gelangten Bienen ſtürzen nämlich, ſo wie ſie die Zelle verlaſſen, herab, ſchlagen ſich, als würden ſie von einem heftigen Schneiden in den Eingeweiden geplagt, auf dem Boden herum und kommen elend ſo um. Im Jahre 1836 geſchah dies in ganz Schleſien mit der ſämmtlichen Brut und dauerte mehrere Wochen lang, ſo daß manche Stöcke eingingen. Es muß damals ein 7 beſonderes Gift für die Bienen entſtanden ſein, vielleicht durch die zum Theil mit Schnee begleitete Kälte im April, die auf einen ungewöhnlich warmen März folgte. Die Zeit der Baumblüthe iſt eine für die Bienen in manchen Gegenden verhäng— nißvolle. Durch die Apfelbaumblüthe, welcher man die eben erwähnte Krankheit zuſchrieb, ſcheinen die Bienen in manchen Jahren förmlich vergiftet zu werden. Zur Zeit der Weißdornblüthe pflegen die Bienen ganz unthätig zu ſitzen, bis die Blüthe der Pechnelke auf den Wieſen, der Schießbeere in Gebüſchen und der blauen Korn— blume in den Getreidefeldern wieder neues Leben unter ſie bringt. Es ſoll dieſe ſogenannte Tollkrankheit auch durch Vergiftungen von Seiten der Menſchen entſtehen. Ein Mittel gegen ſie kennt man nicht. Hörnerkrankheit. Faſt alle Frühjahr zeigt ſich noch eine andere Krankheit der Bienen, die ſoge⸗ nannte Hörner- oder Büſchelkrankheit. Dieſelbe iſt indeſſen nur ein Anſatz von ee welchen die Bienen auf manchen Orchisarten erhalten, und die völlig unſchädlich iſt. Schließlich ſei noch erwähnt, daß die gegen Bienenkrankheiten aus alter Zeit ſtammenden Bienenarzneien ganz wirkungslos ſind. Die Plagen der Menfchen. Zu dieſen Plagen der Menſchen rechnen wir die ſchädlichen Inſekten und anderes Ungeziefer, für deren Vertilgung wir hier einige praktiſche Rathſchläge geben wollen. Fliegen. Dieſe läſtigſten aller Stubengenoſſen hält man aus den Zimmern dadurch, daß man die Fenſter an der Sonnenſeite nicht öffnet, oder um Luftzug unterhalten zu können, in die Fenſteröffnungen gutpaſſende Rahmen, mit Gaze oder feinem Draht⸗ gewebe bezogen, einſtellt. In verdunkelten Räumen halten ſich keine Fliegen. Als ein Hauptmittel, die Fliegen fern zu halten, gilt das Lorbeeröl, das man in den Lokalen umherſprengt; an manchen Orten hat man dies Oel unter die Farben zum Holzanſtrich gemiſcht, der dann die Fliegen abgehalten haben ſoll. Chlorkalk, in kleinen Tellern aufgeſtellt, vertreibt die Fliegen; ebenſo der Carbolſaure Kalk. Außer einer großen Mannigfaltigkeit von Fliegenfallen, wendet man zur Ver⸗ nichtung der Fliegen verſchiedene Fliegengifte an. Das bekannte Fliegenpapier enthält in der Regel Arſenik oder andere gefährliche Gifte, weßhalb man damit vor— ſichtig ſein muß. Die folgenden Mittel tödten die Fliegen zuverläſſig, ohne ſonſt gefährlich zu ſein: 1. Man kocht etwa 3 bis 1 Unze kleingeſchnittenes Quaſſiaholz in 1 Pint Waſſer, fügt etwas Molaſſes zu und ſtellt es auf kleinen Tellern umher; oder 2. Man miſcht 1 Theil gepulverten ſchwarzen Pfeffer, 2 Theile Zucker und 4 Theile warme Milch. 8 Fliegenleim bereitet man aus 6 Theile Kolophonium, 2 Theilen gekochtem Ter- pentin, 5 Theilen Leinöl, 1 Theil Rüböl, die auf gelindem Feuer zuſammengeſchmol⸗ zen werden. 8 Dreher RE N AN I N N EI eee * [iR e RR EN BER TREE NDR TEEN TER HL ARD vi warb 6 Nen Goldenes Hausbuch für Farmer, 1 Mos kit os. Die bekannten Moskito-Netze, genau ſchließende Bettvorhänge, find das ſicherſte Mittel ſich während des Schlafes vor dieſen Thieren zu ſchützen. Wo man ſolche nicht hat, wendet man verſchiedene Mittel dagegen an: ; 1. Man verſchließt die Fenſter des Schlafzimmers längere Zeit vor dem Zubettgehen und ſtellt eine Glaslaterne mit brennendem Lichte hinein, die auswen⸗ dig mit verdünntem Honig beſtrichen iſt. Dieſes und das Licht locken die Moskitos an, die ſich auf den Honigflächen dann fangen. 2. Rauch verſchiedener Art vertreibt die Moskitos. Am gewöhnlichſten wird der Tabakrauch benutzt. Sehr empfohlen wird, ein ziemliches Stück Kampher in einem Blechlöffel über einem Lichte ſo zu erwärmen, daß er ſich nicht enzündet; der Rauch vertreibt die Moskitos. Eſſigräucherungen ſollen dieſelben auch vertreiben; noch ſicherer der Rauch von Inſektenpulver, das man entweder in kleinen Papier⸗ Cylindern langſam verkohlen läßt (wie es Chineſen, Tartaren ꝛc. in ihren Zelten und Wohnungen anwenden), oder man zündet ein kleines Häufchen des Pulvers au einem Teller mit einem Schwefelholze an, bis es verkohlt und ſintert. Dieſer Rauch betäubt die Moskitos. f 3. Waſchmittel verſchiedener Art werden gebraucht, um ſich zu ſchützen. Nelken⸗ öl in der zehnfachen Menge Alkohol gelöſt und damit die Haut beſtrichen. Gewöhn⸗ licches Petroleum auf Baumwolle getröpfelt und wieder ausgedrückt, und dann mit dieſer feuchten Baumwolle Geſicht und Hände abgerieben. Dies Mittel iſt ſehr beliebt bei den Plantagen-Arbeitern und Bootleuten im Süden. Carbolſäure in verdünnter Löſung als Waſchwaſſer vor dem Schlafengehen angewendet, ſoll die Moskitos ſicher abhalten. 4. Ein Engländer vertrieb in Italien die Moskitos aus ſeinem Zimmer da⸗ durch, daß er einen Zweig wilden Rosmarins darin aufhing. Motten. Die Larven oder Würmer, welche in drei bis vier Wochen aus den Motteneiern kriechen, ſind es, welche die Stoffe zernagen. Am liebſten legen die Motten⸗ Schmetterlinge in locker gewebte Zeuge; je dichter die Fäden und je feſter das Zeug, um ſo weniger wird es von Motten beſucht. Werthvolles Pelzwerk, feine Wollenſtoffe, welche man vor Motten ſchützen will, klopfe man zeitig im Frühjahr tüchtig aus (um ſchon vorhandene Eier und Larven zu entfernen), schlage ſie in rohe (womöglich noch mit der Schlichte behaftete) Lein⸗ wand, nähe ſie gut ein und bewahre fie an einem kühlen, trockenen. Orte. Iſt man beſorgt, daß noch Eier in den Gegenſtänden haften, ſo kann man Inſektenpulver oder andere Mottenmittel einſtreuen, ehe man einpackt. Das ächte Inſektenpulver gilt in allen Fällen als eines der beiten Mottenmittel. Benzin iſt ein ſicheres Mittel gegen Motten in Möbeln. Chineſiſche Mottentinetur, Kampher, Spaniſcher Pfeffer und Coloquinten⸗Pulver, von jedem Loth, werden einige Tage mit 8 Loth Spiritus digerirt, und mit der Tinktur dann Pelzwerk, Kleider ꝛc. ine Mottenpulver.—Lupulin (Hopfenmehl) 1 Quentchen, Schottiſcher Schnupftabak 2 Unzen, Kampher 1 Unze, Schwarzer Pfeffer 1 Unze, Cedernholz⸗Sägeſpähne 4 Un⸗ zen werden gut gemiſcht und das Pulver auf und zwiſchen das Pelzwerk und die Wollenſtoffe geſtreut. a Haben ſich Motten in den Stoffen ſchon eingeniſtet, dann reibe man dieſelben mit möglichft heißem Sande gegen den Strich tüchtig ein; hierdurch werden Motten und Brut vernichtet. / 6 Tüchtige Behandlung mit Benzin thut den Mottenzerftörungen ebenfalls Eins alt. 8 . Räuchern mit Eſſig, den man auf heiße Steine oder Eiſen gießt, ſoll die Motten ebenfalls ſicher vertreiben. a 18 ma, wa a ae BE eee VC ( UNO OSHEN @PRR a Rn 14 M AI RAR: > l N, rn, Gärtner, Pferde: und Viehbeſitzer. 25 i Flöhe. a werden aus Betten, Wohnungen ꝛc. am beſten einzig durch öftere und gründliche Reinigung vertrieben, indem dadurch die Flohbrut aus den Eiern zerſtört 1 wird. Zeitweilige Abhülfe verſchafft das Inſektenpulver (oder die Tinctur davon). Aehnlich wie dieſes ſollen noch Wermuth, Coriander, Hollunderblüthen und andere 12 ſtarkriechende Pflanzenſtoffe wirken. 1 Inſektenpulvertinctur.— Man bereitet dieſelbe, daß man eine Quantität des ächten Inſektenpulvers mit etwa der achtfachen Menge verdünnten Alkohols digerirt und nach etwa acht Tagen filtrirt; will man dieſelbe ſtärker haben, ſo nimmt man u beliebig weniger Alkohol. DiefeTinctur läßt ſich an manchen Orten leichter anwenden, als das Pulver und dient außerdem dazu, daß man ſich durch Einreibungen mit u derſelben gegen Flöhe, Wanzen u. ſ. w. ſchützt. N 3 1 N Wanzen. ” Wo ſich dieſe läſtigſte aller Plagen einmal gründlich eingeniftet hat, da iſt fe ſchwer wieder zu vertreiben. Eine totale Ausrottung der Wanzen iſt nur möglich 8 durch ſorgfältige und wiederholte Reinigung. Eines der ſicherſten Mittel iſt die N wiederholte Anwendung einer kochenden (nicht blos warmen) Auflöſung von ſchwar⸗ 1 zer oder grüner Seife (2 Theile Seife in 100 Theile Waſſer gekocht). Hiermit wird alles Holzwerk, alle Spalten u. ſ. w. gründlich vermittelſt eines Schwammes ge⸗ waſchen, der an einen Stock gebunden iſt; die Spalten und Wände mit einem Kitt von Kreide und Leim ausgefüllt, man läßt das Zimmer friſch weißen oder tapezieren, lüftet die Betten in der Sonne und erneuert Alles, ſoweit es angeht; ſo werden Wanzen und Eier vertilgt. Das Holzwerk pinſele man mit einer Miſchung aus Petro⸗ leum, Benzin und etwas Bernſteinöl. Größere Ritze in Fußboden und Wand ber: ſtreiche man mit einem Kitt aus Schlemmkreide, Leinöl und Petroleum. Als ein \ ſehr zuverläſſiges Mittel gegen Wanzen wird in neueſter Zeit das Waſchen mit Salz: waſſer und das Ausfüllen der Riſſe u. ſ. w., wo ſie ſich beſonders aufhalten, mit N Kochſalz empfohlen; dies vernichtet die Thiere in ihrer Brut. Wanzen von den Bet: ten zu vertreiben und fern zu halten, werden verſchiedene Mittel angewendet. 1. Das kaukaſiſche Inſektenpulver iſt eines der bekannteſten und gebräuchlichſten Wanzen tödtenden und vertreibenden Mittel. Es eignet ſich beſonders, um ſich auf Reiſen vor den Wanzen zu ſchützen. 2. Riechende Stoffe, wie Petroleum, Benzin. Man ſprenge dieſe Flüſſigkeiten in die Matratzen und Fugen der Bettſtellen und wiederhole dies alle paar Wochen und wird ſo von Wanzen frei ſein. Da die Wanzen ihre Neſter meiſt in den Fugen und Riſſen der Bettſtellen haben, ſo ſtreiche man dieſe beſonders wiederholt mit einer Miſchung von ſtarker Seifenlöſung (grün oder ſchwarz) und Benzin aus. 3, Reinhaltung des Schlafzimmers, fleißiges Lüften, Sonnen der Betten, Ifteres Wechſeln der Bettwäſche, Streichen des Fußbodens mit Firniß, oder öfteres Scheuern deſſelben mit heißem Seifenwaſſer, Abreiben der Wände, ſorgfältiges und wiederholtes Abwaſchen und Lackiren der Bettſtellen ſind ganz unſchädliche aber unfehlbare Mittel zum Fernhalten der Wanzen. | Mäuſe. N Eine gute Katze iſt das beſte Vertilgungsmittel der Mäuſe. Man kann ſich aber aauch ohne eine ſolche ſicher frei von Mäuſen halten, wenn man unverdroſſen die neu kommenden Gäſte immer wegfängt durck das beſtändige Aufſtellen guter Fallen, und nebenher die Gänge und Löcher der Mäuſe, ſo weit als thunlich, verſchließt. Die zweckmäßigſte, dabei billigſte, Mauſefalle iſt eine bekannte Sorte; ſie beſteht aus einem, meiſt runden, Klotzſtücke, in dem ſich ringsnm Löcher befinden, in welche die Mäuſe ſehr gern neugierig hineinſchnüffeln; jo wie fie aber die dort ſich befin⸗ dende Lockſpeiſe berühren, geht ein Federwerk los und eine Drahtſchlinge hat alsbald TRITT. e 4 AN die Maus um den Leib gefaßt und hält ſie an der obern Holzwand feſt. Dieſe Fallen find ſehr praktiſch; man kann ſie ſehr leicht ſtellen, ein Stückchen Käſe oder Speck an dem Drahthaken lockt die Mäuſe unfehlbar an; und was die Hauptſache iſt, fie blei? ben ſtets rein und thun Jahre bang ihre Dienſte. — NB. Man muß ſich nur die ſehrt leichte Mühe geben, eine ſolche Falle da aufzuſtellen, wo die Mäuſe alles zernagen. 5 Gifte legt man, wenn man will, wie bei Ratten, doch iſt das Giftlegen aus mehr⸗ fachen Gründen nicht zu empfehlen. ö a Ratten. 1 Das unabläſſige Aufſtellen guter Fallen kann ſehr viel leiſten zu deren Aus⸗ rottung. Beſonders gut ſind die Klemmfallen, aus zwei mit Zacken verſehenen Bogen beſtehend, die beim Stellen auseinander gelegt werden, ſobald die Ratte aber anbeißt, durch eine ſtarke Feder zuſammengeſchnellt werden und ſo die Ratten feſthalten und tödten. Man kann beim Aufſtellen ſehr gut durch einen Bogen Papier oder dünnes Zeug die Falle verſtecken, ſo daß blos die darauf liegende Speiſe ſichtbar iſt. Es iſt gar nicht jo viel an der fo oft und jo ſehr gerühmten Schlauheit der Ratten. Schrei⸗ ber dieſes fing in einer ſolchen eiſernen Federfalle in kurzer Zeit 6 Ratten hinterein? ander; dann hörte er einmal Abends ſpät das Klappen der Falle und gleich darauf das erbärmliche Geſchrei einer Ratte. Beim Nachſehen zeigte ſich, daß nicht die Ratte gefangen war, ſondern blos ein gutes Theil des Maules derſelben zwiſchen den Zähnen der Falle feſtgehalten wurde; die Ratte ſelber lief rathlos winſelnd in der Kammer umher, bis' fie durch eine Oeffnung ihre Rettung in den Keller fand. Allein ſchon nach zwei Tagen war dieſelbe Ratte mit dem abgeriſſenem Maul gut und ſicher in derſelben Falle gefangen, nur war dieſe in einem Kohlenfeuer friſch ausgeglüht und dann an einem andern Platze aufgeſtellt worden. | | Ratten zu vertreiben und fern zu halten, gelingt durch verſchiedene Mittel. Man füllt leere Räume mit feinem, trockenen Sand und ſcharfen Tannennadeln, in die Löcher ſchüttet man Glasſcherben, Sand u. ſ. w. und vernagelt ſie mit langen Pflöcken aus Fichten- und Tannenholz. Wilde Pfeffermünze ſoll die Ratten forthalten. | Eiſenvitriol, als Desinficirungsmittel angewendet, fol die Ratten ſchon gänz⸗ lich vertrieben haben. | Kohlentheer mit Sand zu einem Mörtel gemacht, bildet ein erfolgreiches Ver⸗ ſtopfungsmittel für Rattenlöcher. a Carbolate of Lime in Löcher und Gänge geſtreut, verſcheucht die Ratten ſicher. Ratten zu vergiften iſt nicht ſehr räthlich, weil das ausgeſtellte Gift leicht auch anderen Hausthieren, ja ſelbſt den Menſchen, Schaden bringen kann. Jedenfalls muß man mit Rattengiften ſehr vorſichtig ſein. Die gebräuchlichſten Mittel derart ſind: g Phosphorteig. — Dieſen läßt man am beſten in einer Apotheke machen, da der reine Phosphor ein gefährliches Material iſt. Man kann aber auf ganz gefahrloſe Weiſe Phosphor anwenden, indem man entweder die Köpfchen von Streichhölzern abſchneidet und jedes in ein kleines Stückchen Käſe gut eindrückt und dieſe Pillen dann in die Rattenlöcher u. ſ. w. wirft; oder man nimmt gleich ein ganzes Bündel dieſer Zündhölzer und ſtellt ſie mit den Phosphorenden in ein Taſſenköpfchen voll Waſſer. Den nächſten Morgen nimmt man die abgeſpülten Hölzer heraus, macht aus dem Waſſer mit Maismehl einen dicken Teig, dem man einen Theelöffel voll Zucker und ein wenig Schmalz zufügt. Hiervon legt man Portionen an die Ratten⸗ Plätze, und ſorgt, daß andere Thiere es nicht freſſen. Desinſiciren. | 5 Desinficiren bedeutet eigentlich zunächſt, anſteckende Krankheitsſtoffe, Contaglen, durch künſtliche Mittel zu entfernen und zu zerſtören; dann aber verſteht man au 5 ebenſowohl darunter: die Beſeitigung, Vernichtung, ja Verhütung von widerlichen Ausdünſtungen, von Geſundheit irgendwie gefährdenden Stoffen, Effluvien, Mias⸗ 055 Häuser überhaupt. So desinficirt man Kleidungsſtücke, Betten, Krankenzimmer, 1 äuſer ꝛc. Bat, Das einfachſte und natürlichſte Desinficirungsmittel ift eine gute Lüftung. Viel angewendet in Krankenzimmern ꝛc. werden hie und da aromatiſche Räuche⸗ | rungen, Räucherpulver, Wachholderbeeren, Dämpfe des friſch gebrannten Kaffee, allein ſehr mit Unrecht, indem alle dieſe aromatiſchen Räuchermittel jene übelries chenden Stoffe, Miasmen ꝛc., nicht chemiſch zerſetzen und zerſtören, ſondern nur verdrängen 4 5 Die Eſſigräucherungen erfüllen ihren Zweck ſchon beſſer. 0 N) Chlorräucherungen waren lange das Desinficirungsmittel, zu welchem Zwecke iR man meift das friſche Chlorgas ſich entwickeln ließ. 8 Eiſenvitriol (ſchwefelſaures Eiſenoxydul) iſt ein vielgebrauchtes, empfehlens⸗ werthes Mittel, um z. B. Abtritte, Kloaken, Nachtgeſchirre und dgl. zu desinficiren. Verdünnte Schwefelſäure oder dergl., Salzſäure beſeitigt den ſtechenden Amoniak⸗ dunſt, der aus in Zerſetzung gehenden Harn z. B. in Viehſtällen ſich bildet. Carbolſäure gilt aber für das ſtärkſte und zuverläſſigſte von allen Desinficirungs⸗ mitteln, und dieſe wird auch in neueſter Zeit vorzugsweiſe empfohlen und angewendet, wo es ſich darum handelt, Anſteckungsſtoffe von den ſchlimmſten Krankheiten, wie A Blattern, Cholera, Typhus 2c. zu vernichten, um fo das Umfichgreifen dieſer Krank⸗ | heiten zu verhüten. } Ä k Die Carbolſäure iſt nämlich ſelbſt in ſehr kleinen Doſen ein Gift für alle minde⸗ ren Organismen. Aus dem Grunde leiſtet die Carbolſäure große Dienſte bei Ver⸗ | tilgung des Ungeziefers aller Art bei den Hausthieren u. ſ. w. Aber ebenſo zerſtört 1 das Carbol auc die lebendigen Keime und Pilze u. ſ. w., welche die Gährung und die Fäulniß und dgl. Zerſetzungsvorgänge bewirken. Was die Anwendung des Mittels ſelber betrifft, ſo iſt dieſe ſehr einfach; da die Carbolſäure in ihrer urſprünglichen Kryſtallform ſich weniger zur direkten Verwen⸗ dung 2 055 ſo findet man ſie im Handel in Auflöſung und in Pulver mit Kalk vereinigt. a . 3 h Um Krankenzimmer zu desinficiren genügt es, daß man ein paar Unzen Carbol⸗ Kalk in paſſenden Schalen umherſtellt oder auch die wäſſrige Löſung deſſelben. Mit der Löſung der Carbolſäure kann man auch gelegentlich die Stube beſprengen oder damit durchtränkte Tücher umherhängen. Die flüchtige Carbolſäure zerſtört fo überall die ebenfalls flüchtigen Contagien und die Luft bleibt rein. Ei Excremente, Water⸗Cloſets ꝛc. find fortwährend zu desinficiren, und zwar durch Einmiſchen und Einſtreuen einer hinlänglichen Menge des Carbolſäure⸗Kalks. | Leinene und baumwollene Bett: und Leibwäſche des Kranken, welche legt vor N dem Waſchen 24 Stunden in Waſſer, dem auf 5 Gallonen etwa 1 Unze reine Carbol⸗ \ ſäure und 2 Unzen Natronlauge zugeſetzt find. ; Wollene Wäſche aller Art behandle man ebenſo ohne Natron⸗Zuſatz. f Bettfedern, Pelze, Tuchſachen und dergl., welche nicht gewaſchen werden können, beſprenge man mit einer Löſung von 2 Unzen Carbolſäure in 1 Quart Spiritus und 5 klopfe und bürſte ſie ſpäter aus. ) | 9 Leichen beitreue man mit Pulver des Carbolſäure⸗Kalks, oder beſprenge fie wiederholt mit Carbolſäure⸗Löſung. 17 0 Viele Aerzte laſſen die Carbolſäure in den 1 der meiſten ihrer Kranken aanwenden, ſelbſt wenn die Krankheit nicht gefährlicher und anſteckender Natur iſt, was aus dem Grunde empfehlenswerth iſt, weil dadurch die eingeſchloſſene Stuben⸗ 9 luft friſcher und erträglicher für Kranke und Wärter wird. N Re. | RE: \ — 0 — * All up 2 il. Seite. Eit kei Rh emeiner ei x iterung . c uses 0 9 0 Eiterbeulen, Citerſtäche ee. 57 Allgemeine Ta über Krankheit e ans „ und Heilung... .... .. . 18 5 Entzündung der Füße ... ee Aufgüſſe 0 c 140 Euterentzündung . N U Abkochungen . „ ‚140 Entzündung der Sehnen I VIE inn, 8 141 Fallſucht e ee eee Anwendung der Arzneien... ...... .... „ i ee ee e,, 45 Aderlaſſen ...... eee. „14 Füflenlahme e 4 47 Breiumſchläge ...... . .. . 1 50% Fieber e — 652 Die Rechtsfrage bezüglich des 1 / N und Verkaufes von erden und Vieh... Galliger Zuſtand . e ee Einguß . . . . 14 Gtainders , 28 Eingeben der Arzneien beim Pferde .... 182 Clas Rres : neh 44 Eingeben der Arzneien beim Rindvieh. ..... 143 Grauer Stau (Gray Gar 3 AB, Eingeben der Arzneien beim Schweine.... 143 Geſchirrdruck e 81 Erkenutniß des Alters an den Zähnen ꝛc. 146 Geſchwulſt unter dem Leibe, der Sf und ... neadene neese nah 146 den Füßen... ge 65 Latwerge 0 e 139, 142 Geſehwulſt am Schlauche 1 69 JJ“) he Sehe en ehen 141 | Genickbeule AT „77 Pulver ...... ..... ...... 139, 141 | Gallen .u....... PR ER eee “08 Pflaſter ...... ...... e.. 141) Sarntühr e CCC 141 Farnen, 21 Trächtigkeitskalende——— . . 158 Fare C 22 neber Zubereitung und Anwendung der Harnſtreuge eee wi Arzneien und Anlegung einer Haus. e cent een on da 22 Apotheke. F 139, 144 Sarnblafenentzümdung „% 2 23 Hüten NE 24 Spetieller Theil. Halsentzündung und Bräune 34 Krankheiten des Pferdes. Har ee ee . 34 Aogenentzündung .. eee 46 Hartſchnaufigkeit . . . .. 34 BUIGEIMLERTRRE Son nase keahln eben enengan pas Mies 46 Hirnentzündung serer RA 38 Ausſchwitzung . 5 55 | Hufentzündung AR 64 Anſchwellungen der Füße 64:1 autacken e run 45 düfte inte see 69:1 Hodenſackfiſtel 4 nen AS 9809 Aberfſteenn . 79 Hahnentritt 65 %%% m;; 15 17 Hängenbleiben im Halfterſtrang ee BRITZ JJ ͤ das ae nenn ae denne 21 ufbeſchaag . weile 153 JJV eee Huf ee d e dee ee . 153 Blaſenentzündung . „ 1,20 ne einen ee i Bösartige Druſe . eee e 27 I e e l SV. Bruſtentzündung e i nen uch nennen . Nee N | Bruft- oder Pferdeſeuche—— RN Aena 87 RR UN LEN Ra 34 Broken Wind Bellows, Heaves.. ee 31 Kopfkrankheit „ 88 JJC oder suescemonbennsssunsegen 35 | Kreuzlähme NENNE REN Big Head, Big Jaw 51 Kopen RB RE 50 c 60 | Knochenauftreibung am Kaffe N eu 51 Bone-Spavin .. ebe se ahnen anne Krankheiten des Schere; era ae 1 8 Chest founder 20 ][ Kummetdruck ee de „ )))%%%;ö ou ausnnsenhünteeonnnnhrsen ee 15 Kronengeſchwüre 48 e 9 84 RL . 15. Kronentkitt Den. ns oe i 18 Busche ng ee N 17 Leberentzündung ee 19, 32 Durchfa . e 18 Leberreizung „is snse ches nkeeaenee 4 19 ge . . . . . . 25, 26 Lauterſtall . .. be ede ee, 2. ee e en 26 Lungenentzündung . — * 81 Dämpfigkeit (Dampf) . . .. 34 Fünen CC 82 / SERPFTT „ 35 Lock af d e ehren WARE Dickbeingeſchwulſt znnassreannesennnnnenee SAG 63 Leiſt ouo.e N „ 8 908 Entzündungskolik . . r nenn regen 70 Eintreten in Nägeln. eee 67 Lahmheiten e e e e BER / anna hradueane 57 Mangel an Freßluß . . eee — 14 Entzündung. . . . . . . . . · . 53] Mondblinoheit (Moun-Eyes) ı ven 48 : 83 enen dung Seide N N Nabelbruch der Fohten. N „ 69 Ohrdrüſeneutzündung . IR NEE Pfeifender Dampf N 31 V e 91 72 Quetſchungen e a LO T 3 20 ee eee ee eee 28 Roaring . e ee 34 Reibungen. e ee 76 „„ PET LEEREN“, 45 %% mH; PL 25 ooo anne een r 35 %% AAA 37 Sonnenſtich (Sun-Stroke) 9 —.— e — 37 r anıce dannnenabeabene 42 Schwarzer Starr oder Schönblindheit. ..... 44 Bump Bucking z..:ccnunensessuennasenunnenn 30 Stollbeule . . . 5 CET))! 81 J 79 Sameunſtrangfiſtel . cee. 80 CVVT 66 %)))C))C˙00VVVV RENNER 73 JJC ser ananearen gl ra tech e 19878 n e ESEL Nee 85 %%% 9985 Sehnenklapp und Verkürzung. 74 Schulterlähme . . IR CR 156 Unverdaulich keit Sana 14 Verſchlagen, Verfangen......... nah aha ee 20 FFC ̃ ͥA ᷣ 20 . eine Drusen eee 26 F . 55 eee N . 55 Verbällung .» VVV BELNDBEIN Zen een: . 67 Würmer, Wurmkolik --- 222 17 c 20 ( 29 JJC 50 %%% ĩ ĩ ͤ AT R — 2.84 Widerrüſtſchaden und Fiſtel. 81 VVV 75 ö Zahnfiſteln. een 78 Ir Krankheiten des Rindpiehes. Allgemeine Bemerkungen . — 86 CJ 102 Abbrechen der Hörner 109 JJV 96 r r Kan Druckſchäden vom Joche . 108 N ae ene eee 90 Epile pie PPEILEELRER —ͤ * eee bee 103 Entzündung im Ohr . 109 Feſtſtecken fremder Körper im Schlunde. 105 Heburts fieber c PER SR RUN 89 h 103 hoo um Obr. , 109 Harnruhr G —ͤ—ͤ1ũ—̃ñ 4 3 „ 1 ———.—ͥ—ç N 597 sum. 96 APe fieber e 4 . ee eee BI Knochenbrüchigkeit .. ... n e CC JJ 104. Kurzathmigkeit eee ien ſeude ee e eee Lungenſeuche .. . . eee. 96 Leckſucht en 18 Ne ae 0 Milzbrand este eee 98 Milchfehler z......... e deen ee Maulſeuchhke 107 Mderheſ t aan A 91 Rheumatismus e e e 104 Nücehhnr seen se sshen engen Re 106 Rüde e 109 Schwindel! 103 Daß ALIEN RR 101 Trömme luce res 102 Teigmant der Kälber ... 109 Umſtülpung der Gebärmutter. 106 Mnverdaulichkeiet: 88, 103 Verwundungen der Zunge oder des Maules 108 Vorfall der Gebärmutter und Scheide. 106, 107 Sigentrebs d, A a 105 Krankheiten der Schafe. Biicfi cht 110 Bösartige Klauſeuche 117 Blutſeuche au... 5 e 120 Dishkraukheit d e 112 Egelkrankheit i 111 Euterentzünd ung 118 H ——— 109 Gnubberkrankheit zerseonenee. 5 e 111 Guten sen se AAO ea ee 113 Ange ee en der ul 116 Lämmerlähme 4 . 118 Läufe ...... JJ BE 121 Rif. 8 116 JT 114 e nn ende tond ed 111 Perbänlung e nn ssenennehee „ 121 Krankheiten der S chweine. Appetitloſigkeit——— . . seen. 122 Borſtenfäule 8 « 125 Blutbeulen im Ohre. ee e 130 Coco 129 Durchfall eee „ 123 RUARENERDIHEEIE. , 124 Geſchwülſte und Geſchwüre 130 Hog- Cholera. . ee eee 129 e e RE Sn N PR 128 Aer De EL EN . 125 Trichinenkrankheit —4—4——ͤ—õ . en 126 Würmer in den Ohren * 130 Wunden . ein gnndenabe sanken 130 Krankheiten der Hunde. Hundeſcbtftt denen Staupe Wuthkrankheit e der Ziege. „ A 2 ai a Et a FR Imbalts- Berzeignih. ——ũ⸗ c ñ ũ ˖ œũ ũũ⸗ „3 Abzehrung IE RAN 166 Krankheiten! DER Pfau-s. Augenkrankheiten „ ES 10% Dir ute Ta Ausfallen der Haare. 162 Kranrheiten des Puter I TRETEN 2 RR NEST I N Gan 1 VVV . 166 Krankheiten der Gans 80 Darment zündung e e RE RL. AL 186 e e a 161 Krankheiten der Ente. J%%ͤMũũũ CCCÿũ1l ee 1 9 VV 162 Krankheiten der Taube wi N AU ER SE 164 | Tauben Finde na 189 ee 166 8 Rüude ER Rn 162 Stubenvögel, Scheer le 165 Der Kanarien vo 7 e Pr acht ö 3335356666 5 e der Kanarien⸗ CC56mV MER ĩðâ 1% ei agg Krankheiten der Katze. Krankheiten deſſelben „ IE RUN Kabenpeit...........- ERDE 168 Die Spottbromiel.... wu J 168 Krankheiten derſelbenn 1 Krankheiten des Kaninchens. Andere Stuben vögel. JJV 170 un VV 19 MTC RR 170 Br ankheiten AN ee in Auswüchſe am Schnabel BR BE TEE Bling Gefüge Krankheiten. Braununnxgss?z/; Das Haushuhn ARTE ,,, Feinde des Haus huhns e 172 Darre Krankheiten des Haus⸗ Die!! )))) Ace 172 Engbruſtig keit A/ ¶ tnneeen 178 Cpflepſetie Augen entzündung 1 Wer ae Augenwe rn /// ee Ne Gaftriren des Hahns Ct /nmenôeméê!êmé e Caſtriren des Huhns BORN 178 1 bo@mndrie. se % WW e ns a ee BR VVT I dag, VVV 176 \ochnüpfen 2 JFC 173 Verſtopfun gs Ae 198 Epfleſ e 176 Windſuc t 198 850 In V 172 Amerika's Wandervögel. ..199 reßluſt, Mangel ann. 1 Der Sperling 204 a REN 175 Der Bien en Feinde und Sahne. )) LE CHENN Seralg 175 feindliche Zufälle 210 , ,,,, NS NR 177 | Ungunft der Witterung 214 33.21: N RE Bla RER SLN 176 1Wetlellofigkeit .. u. - us „ 215 7 EN en ea een 172 | Rauben der Bienen. 218 ,, ee 176 Krankheiten der Bienen 221 FUT EL 175 Die Plagen der Menſchen 223 Schwind ſu cht. 173 Fliegeng z: 223 Dei. ne 177 Mo iss .224 Recktapfungi.n ia. er ,, ote nes 224 %%% ³M 8 175. he 225 DES DELL HUN, u. a 178 Mane 225 Sranfüeiten vs Werthunns 10 WERNE ann 325 c Ratten ß 226 anten des Faſa ns 180 Desinficiren e 227 75 dee. 1 007 I)