7 3 THE JOHN CARTER BROWN LIBRARY Bequest of MAURY A. BROMSEN APRIL 25, IJIJ-OCTOBER II, 2005 zn 24 i 5 42 2. 44 45 a Ai CC —— 1 r IIe = S D D 0 S S 1 en MM, a uon ZZ, us lag 0 4 u > 2 2 Pä 5 | | 75 2. Fel, AMPAIS 9 5 5 B | KÖNICREICH CHILE F. bedeutet P uss, I. INSEL. S. SRE B,Bers, H. H ATEN VVU LCN d ERST ORTE STAD o Dorr, o Forr S S EN X; N = S Ss SQ — > E NE; 4 4 ma — © 5 % 5 Ba 1 F Ubi 5 I A m. Hast 8 55 A 5 5 5 2 A j — © — 8 i CH 2 2 4 RN vr Eh 0 8 Si N 2 - == < 4 No 5 aa ® z u 2 „ ! 27 Knee, lan. 5 16 | 2 2 des ai. 22. ali 2 — S 1 5 3: Halit des . öffentl Rath . De LE 2 — oder . Stille 22 Qubrlir ale, D} onen. Franeıscı. H Domkirche — e Juan de Dun, 47 (4 12 Palapı — Hürmeliternonnen- . 1 | 1 u L | De 7755 kirche ¶ fue 5 it i 8 Chmalıges fate Crlleg 28J.Tpnazın ehmals den Juan, geherg f, 3 . 44 * 1775 Übungahaus Z fee, ı | 2 FFF 30 Jaber dır Crlofung - H | ar FE „ , Pablo: ehma 4 ner [fusion 1 Nee de kr „ 12 Annen, ern el, Nova 32 Darm ge Brüder. H ar 13 ee. S. 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Diejenigen, welche nur nach den Amerikani⸗ ſchen Eroberungen der Spanier ihre allge meinen Erdbeſchreibungen ans Licht geftellt haben, handeln zwar von dieſem Lande; weil aber die Nachrichten, welche ſie damals davon erhielten, allgemein und verworren find, fo iſt dasjenige, was ſie davon ſagen, ſo mangelhaft, ſo voll Fehler und Widerſpruͤche, daß man ſich keinen hinreichenden Begrif daraus bilden kann. Die National⸗Einwohner konnten zwar durch wahrhafte Nachrichten dergleichen 8 Serhämen zerſtreuen, und neuern Erdbeſchrei⸗ (A) 2 e ee 4 2 4 >: N HOSE — . Ü! w,Üꝝ —— r ⏑‚ — ‚rw 4 BES bern ein beſſeres Licht mittheilen; fie hatten aber wegen ihrer Entfernung keine Gemein: ſchaft mit Europa, und nur ſelten kamen ſie ſelbſt dahin. Die Europaͤer, welche dieſes Land beſuchen, entfernen ſich nicht von den Seehaͤfen; oder wofern dieſes geſchiehet, ſo ſind ſie nur auf Dinge, die ihren Nutzen be— treffen, aufmerkſam. Daher kommt es, daß die meiſten Erdbeſchreiber, aus Mangel aͤchter Nachrichten, ſich an jene aͤltern halten, und ihre Fehler nachſchreiben. Hiervon ſind jedoch Sanſon von Abbeville, der Herr Abt Jo⸗ hann Dominicus Coletti, und der engliſche Verfaſſer des Amerikaniſchen Gazetteers aus⸗ genommen, welche zwar von Fehlern, die allen denen gemein ſind, welche die Dinge entweder nicht mit eigenen Augen, oder nur im Vorbeygehen geſehen haben, nicht frey ſind, dennoch beſſer davon unterrichtet waren, und genauere und wahrhaftere Nachrichten davon gegeben haben. Weil aber die Natur ihrer Werke ihnen enge Schranken ſetzte, ſo ſind ihre Beſchreibungen nicht hinreichend, die Wißbegierde derer zu befriedigen, welche die | Rz 2 . Eigen = RER 3 RT. .... Sei ER ö 5 Eigenfärften und probufte eines Landes ed und genau einzuſehen verlangen. Dieſes iſt die Urſache, die mich bewogen ger den geographiſchen, natürlichen und buͤr⸗ gerlichen Zuſtand des Koͤnigreichs Chile kurz, 5 und dennoch genauer, als es bisher geſchehen ib den Liebhabern ſolcher Kenntniſſe zum Beſten zu beſchreiben, und die falſchen Be⸗ 1 N die man davon hat, zu vertilgen. Die Schwierigkeit, dieſes Vorhaben in Italie⸗ niſcher Sprache auszuführen, war nicht ge⸗ ring; ich uͤberwand fie aber durch das Ver— langen, der menſchlichen Geſellſchaft nuͤtzlich zu ſeyn, und durch das Vertrauen, daß meine Leſer, in Betrachtung des reichen Stofs, ihre Wißbegierde zu befriedigen, die Sprachfehler, die einem Fremden unvermeidlich ſind, aus kluger Beſcheidenheit uͤberſehen werden. Ob nun gleich das Werk die Schranken einer kurz gefaßten Beſchreibung nicht uͤber⸗ ſchreiten wird; ſo werde ich es dennoch zu | größerer Bequemlichkeit der Leſer, und aus Liebe zur Ordnung, in zwey Theile, und dieſe zin ne zergliedern. Im erſten Theile werde ua; , , 3 — 4 \ > . 3 — ———— rn —— — 4 ‚Aal n ww u * ich, nach einen allgemeinem Entwurf des Lan⸗ Y des, erftlich die Pflanzen, Straͤuche, Baͤume, und die merkwuͤrdigſten Früchte, hernach die Konchylien, Fiſche, Inſekte, Voͤgel und vier⸗ fuͤßigen Thiere, und endlich die Metalle und Halb - Metalle, und die Mineralien beſchreiben. Im zweiten Theil handle ich erſtlich von den Eingebohrnen des Landes, von ihrer Geſichts⸗ bildung, von ihren Neigungen, Sprache, Re⸗ ligion, bürgerlichen und militaͤriſchen Regie: rung, Wohnung, Kleidertracht und Beſchaͤf⸗ tigungen. Hierauf erzähle ich kuͤrzlich, wie die Spanier in dieſem Lande feſten Fuß ge⸗ faßt haben, und beſchreibe ihrer Nachkommen Charakter, Kleidertracht, Bauart, Handel, kirchliche, militaͤriſche und buͤrgerliche Regie⸗ rung, die Provinzen, in welche ſie das ganze Land getheilt, und die Staͤdte und Flecken, die fie bisher errichtet haben. Die Verwirrung, welche aus der Verſchie | denheit der Orthographie der Benennung der Oerter und anderer Dinge entſtehen kann, zu vermeiden, ſchreibe ich die Namen, wie ſie von den Eingebohrnen des Landes geſchrieben wer⸗ 1 den. nur das zu bemerken, daß das Ch. durchaus vor einem jeden Selbſtlauter wie tſch aus⸗ geſprochen wird. Daher ſchreiben ſie Chile, Mapocho x. und ſprechen Cachapoal, Mi Aue Catſchapoal, Mapotſcho ꝛc. Weeil meine Abſicht iſt, zur Vollkommen⸗ b heir der Erdbeſchreibung und Naturgeſchichte | etwas beyzutragen, ſo habe ich alle Leiden⸗ ſchaften auf die Seite geſetzt, und alles ver⸗ mieden, was mich verleiten konnte, die Wahr⸗ heit entweder zu verhelen, oder zu übertreiben; und meine Leſer einigermaßen hiervon zu über: führen, dazu koͤnnen die mit mir uͤbereinſtim⸗ menden Zeugniſſe bewaͤhrter Schriftſteller, die ich hier und da angefuͤhrt habe, dienen. Das Meiſte habe ich mit eigenen Augen ge⸗ ſehen und unterſucht, und wo dieſes nicht ge⸗ ſchehen iſt, da folge ich den einſtimmigen Nach⸗ richten kluger und vernuͤnftiger Maͤnner, die es geſehen, und genau unterſucht haben. Die Land⸗Charte von Chile, welche dieſem Werk beygefuͤgt wird, iſt den Beobachtungen len welche der P. la Feuillée, der Herr Bi, 4 che, 45 N den. Bey der ite, der Namen iſt faſt 8 | Ulloa, und der geschickte Steuermann Va⸗ rillas, in den Oertern ſelbſt gemacht, und ich ſelber durch eigene Beobachtungen groͤßten⸗ theils berichtiget habe. Auch habe ich mich der neulich in Spanien herausgekommenen See⸗Charte des Suͤdlichen Weltmeers zu die⸗ ſem Endzweck bedient. Was die Provinz Cujo insbeſondere betrift, ſo gruͤnden ſich meine davon gegebene Nachrichten auf die Beobachtungen eines der Sache kundigen Mannes, welcher dieſes Land von einem WEN zum Omen We * | ie 5 58 5 x 1 > . | Kurzgefaßte geographiſche, „ makmliche und bürgerliche ehe | des „Königreich hit. ——— | Erſter Theil, 5 worin in drey Abſaͤtzen die Lage des Landes, das Klima, und die merkwuͤrdigſten Produkte aus den drey Reichen der Natur beiſchrieben werden. N N | Di Lage, das Klima, und die merkwuͤrdig⸗ baten Produkte aus dem Pflanzenreich. 5 1 GT liegt im ſuͤdlichen Amerika, am füds 1 lichen Weltmeer, zwiſchen den 24 und 45 Grad der ſuͤdlichen Breite, und dem 304 und 308 Grad der Laͤnge, vom Mittags⸗Cirkel der Inſel Porro zu rechnen. Alſo erſtreckt es ſich von Norden gegen Suͤden uͤber 400, und von Weſten gegen Oſten, das Gebuͤrge Andes mik eingeſchloſſen, auf 80 Seemeilen. * Gegen ER) Weſten Es Werden burchaut Seemeilen e deren 20 2 einen Grad u _— om 10 Weſten gränzt es ans ſuͤdliche Weltmeer, gegen Norden an Peru, gegen Oſten an die Provinzen Tucuman, Cujo und die Patagoniſchen Laͤnder, und gegen Suͤden an die Magellaniſchen Gegen⸗ den. durch das Andiſche Gebuͤrge ſelbſt, oder durch Von allen dieſen Landern wird es entweder deſſelben Zweige abgefondert.*) II. Der allgemeine Name Chile it alter, als die Eroberung der Spanier. we Die Schrift: ſteller, 8 ) Hier wird nur das Land verſtanden, welches die National-Einwohner mit dem Namen Chile belegen. Was aber die Spanier unter der Chiliſchen Regie⸗ rung verſtehen, das begreift auch die Provinz Cujo, nebſt den Patagoniſchen und Magellaniſchen Ländern. Dieſe Gegenden ſind im Temperament, in Sprachen, und Geſichtsbildung der urſpruͤnglichen Einwohner ganz von Chile unterſchieden, und durch das uners ſteigliche Gebuͤrge Andes davon abgeſondert. ae) Hundert Jahr vor der Spanier Ankunft eroberten die Peruaner dieſes Land unter dem Namen Chile, wie aus der Peruaniſchen Geſchichte erhellet; und einige Jahrhundert früher hatten die Bewohner des ſuͤdlichen Chile die benachbarten Inſeln bezogen, und von ihrem urſpruͤnglichen Lande mit dem Namen Chithue, das iſt, Chtliſche Provinz, belegt. Alſo iſt die Benennung Chile aͤlter, als die Ankunft der Spanier, und dieſe koͤnnen, wie einige wollen, die Urheber davon nicht ſeyn. 11 ſteller, welche von Amerika ſchreiben, leiten dieſen Namen aus verſchiedenen Quellen her; aber ihr Vorgeben iſt entweder ganz ohne Grund, oder auf geringſchaͤtzigen Muthmaßungen gegruͤn⸗ det. Das Wahrſcheinlichſte iſt, daß der Name Chile von gewiſſen Voͤgeln, namens Chiles, die ſich hier in großer Menge finden, herzuleiten ſey; denn die Indianer pflegten ihre Laͤnder von den Dingen zu benennen, woran fie groͤßern Ueberfluß ö N 0 N III. Das ganze Land hat die Natur ſelbſt, von Mitternacht zu Mittag, in drey große Theile zergliedert. Der erſte enthaͤlt die Inſeln des Chiliſchen Meers; der zweite, welcher das eigent⸗ liche Chili ausmacht, begreift jenen großen Strich, der zwiſchen dem Meer und dem Andiſchen Ge; buͤrge liegt; und der dritte beſtehet in der langen Kette des geſagten Gebuͤrges. IV. Die Inſeln des Chiliſchen Meers ſind die drey unbewohnten Coquimbiſchen Inſeln, unter 29°, 25“; die zwo von Spaniern bewohn⸗ ten Fernandes⸗Inſeln unter 33% 24“; Qui⸗ riquina am Eingang des Hafens Concepeion, welche einem Einwohner dieſer Stadt zugehoͤrt, unter 365, 42“; S. Maria der Arauker 37% 27/; La Mocha, itzt wuͤſt, und ehedem ſtark bevölkert, unter 38°, 56“; das Inſelmeer C hiloe, welches zwiſchen 41°, 15% und 45° ſieben und vierzig theils von Spaniern und theils 5 von 6% 12 von Indianern bewohnte Inſeln enthält, und außer Chiloe, welche ungefehr 60 Meilen lang iſt, und wenigen andern, insgeſammt klein ſind. V. Der Strich Landes zwiſchen dem Meer und dem Gebuͤrge, worauf, als auf den bekannte⸗ ſten und am meiſten bewohnten Theil, ſich eigent⸗ lich beziehet, was wir von Chile ſagen werden, iſt 40 Meilen breit, und theilt ſich in zwey faſt gleiche Theile in das Land am Meer und in das innere Land. Durch jenes laufen drey oder vier mit dem Andiſchen Gebuͤrge parallele Ketten» Berge, und bilden viele Thaler, die von fehönen Baͤchen bewaͤſſert werden. Das innere Land aber iſt eben, und hier und da mit Hügeln beſaͤet, welche die a Ausſicht über das ebene Gefilde verſchoͤnenn. VI. Das Gebuͤrge Andes, oder Cordillera, wird für das hoͤchſte der Welt gehalten.) Es HAN erſtreckt — LaCordeliere ... Chaine de montagnes, dont pluſieurs ſont beaucoup plus hautes, que le Pic-de- Tenerif, & dont la cime eſt couverte de cent pieds de neige, tandis qu’en bas ce font des Jardins fleuris, & feconds en fruits, qui demandent le plus de chaleur. Voyage au Perou par M. Bouguer pag. 378. ſelon les obfer- vations du P. Feuillée le Pic-de-Tenerif a 2213 toifes au deſſus du niveau de la mer. Le Pichincha dans le Quito en a 2427. Une autre montagne y 5 en a 2495 toifes de Hauteur, oü le Mercure fe fou- tient dans le Barometre à 15 pouces, 9 lignes, c eſt 95 a dire — a UN ne a > erſtreckt ſich ungefehr 13 go Meilen von der Ma⸗ gellaniſchen Meerenge bis zum Merxikaniſchen Meerbuſen, und hat ungefehr 40 Meilen in der Breite, wo es zu Chile gehört. Es beſtehet aus ſehr hohen Bergen, die in einer Kette fortgehen, und voll ſteiler Felſen und ſchrecklicher Abgruͤnde ſind, zwiſchen welchen ſich jedoch viele angenehme Thaͤler und ſehr viele Ebenen finden, die von vers ſchiedenen Stämmen der Wilden bewohnt find, VII. Eile iſt eins der beſten Länder in Ame⸗ rika. Sein heiterer Himmel, fein ſanftes Klima, die Fruchtbarkeit ſeines Erdreichs geben ihm be⸗ traͤchtliche Vortheile vor feinen benachbarten Pros vinzen.“) Die vier Jahrszeiten wechſeln ordent⸗ licher Weiſe ab, jedoch in umgekehrter Ordnung, dergeſtalt, daß der Fruͤhling im September, “) der Sommer im December, der Herbſt im Maͤrz, und der Winter im Junius anfaͤngt. Am Ende des Herbſts, im Winter, und im Anfang des f | | 1 Fruͤh⸗ 2 dire à 12 pouces, 3 lignes environ plus bas, qu' au bord de la mer. Mem. de I Academ. des Sciences. an 1744. pag. 269. | ) Dieſes Land iſt ohne Widerſpruch das ſchoͤnſte, reichſte, und fruchtbarſte unter allen Laͤndern der ‚© Spaniſchen Monarchie. Job. Dom. Coletti Dizionario geogr. dell America merid. V. Chile. 3) Eigentlich iſt hier der Frühling um einen Monat laͤnger, als der unſere; weil ſchon in der Mitte des Auguſts die Bäume blühen, ‘ u N 8 A —— 14 Fruͤhlings regnet es in Ueberfluß, — in andern Jahrszeiten aber ſelten oder nie. Im Sommer iſt der Luftkreis jederzeit heiter, ) und man weiß in dieſer Jahrszeit nichts von Hagelwetter und Donnerichlägen,***) die in andern Amerikani⸗ ſchen Gegenden ſo gemein ſind. Die Trocken⸗ heit des Sommers iſt hier von keiner ſchaͤdlichen | Folge, weil der häufige Thau der Naͤchte, und die vom Winter übergebfieene Meat den Früchten Ä der ak und Nordweſt: Wind belogen hier uns fehlbar Regen, und der Suͤdwind zerſtreuet die Wolken. Dieſer Wind veraͤndert ſich im Fruͤhling, | Sommer und Herbſt zur Mittagszeit in einen friſchen Weſtwind, welcher zwo Stunden, und auch laͤnger dauert, und der Mittagszeiger der Bauern genannt N wird. Am Ende des Herbſts bringt er oft Platzre: gen mit kleinen Schloßen. Der Oſtwind, welcher von den Eingebohrnen Puelche genannt wird, und von deer angenehmen Luft, die von dem Andiſchen Ae herwehet, iſt etwas ſeltenes. 0 Oft laſſen ſich iu den Sommer: Nächten eue Luft: erſcheinungen ſehen; aber der Suͤdſchein iſt, außer Chiloe, etwas ſeltenes. Ich habe in Zeit von 18 Jahren nicht Einen beobachtet, Anch hat man in CL hiloe keine regulaͤre Beobachtungen davon gemacht. | vn 50 Chile iſt ganz frey von einſchlagenden Donnerſtrahlen, ob man gleich manchesmal vom Gebuͤrge her donnern hört. ꝛc. Der engliſche Verſaſſer des Amerik, Ga⸗ zetteers, beym Wort Chile. — —.— N 2 3 4 2 — Er ˙ . w ¾ ˙dg1ñ - gun Sinseichende Bohrung geben. So iſt . 3 auch das ganze band reich an Fluͤſſen und Baͤchen, woraus man das Waſſer durch Kanäle binleiten kann, wo es noͤthig iſt. VIII. Die Sommerhitze würde wegen des immer heitern Himmels unerträglich feyn, wofern die goͤttliche Vorſehung nicht dafuͤr geſorgt haͤtte. Der Wind, der vom Suͤdpol über das Meer her» blaͤſt, die Fluthen des Meers, die ſich zur Mittags⸗ zeit erheben, der Thau, welcher gleich nach Sonnen⸗ Untergang zu fallen anfaͤngt, und eine gewiſſe ſanfte Luft, die von dem ſchneereichen Gebuͤrge herabwehet, erfriſchen den Luftkreis.“) Auch iſt die Kaͤlte des Winters ſehr maͤßig. In den Ge⸗ genden am Meer hat man nie Schnee geſehen, und in jenen, die ſich dem Gebuͤrge naͤhern, ſchneit es nur alle fuͤnf Jahr, und oft noch ſeltener, ein wenig. Be auf dem iche Gebuͤrge fälle 1 der 2 * Obgleich le den hitzigen Erdguͤrtel liegt, ſo ift doch daſelbſt die Luft im Sommer gemäßigt, und geſund. Der nemliche Englaͤnder, beym Wort Chile. Le Quartier de Chili (die nordliche Gegend) de- vroit ètre plus chaud, que ! Eſpagne, & celui de 1 Imperiale (im ſuͤdlichen Theil) eomme P Eſpagne. La proximitẽ des montagnes d'une eotẽ, & de la mer de l'autre, font, que le pays eſt un peu plus froid, qu'il ne devroit etre; mais affez chaud pour ètre un des meilleurs de l’ Amerique. Sanſon d' Abbeville dans da Geograph. V. Chili. 1% 2 RER, Be u 5 3 x 16 der Schnee fo häufig, daß er ſich daſelbſt ewig erhaͤlt, und faſt das ganze Jahr den Durchgang verſperrt.) | 8 er IX. Obgleich die Witterung der verſchiede⸗ nen Gegenden, je nachdem ſie mehr oder weniger vom Meer entfernt, und ihrer Lage gemäß trocke⸗ ner oder feuchter, kaͤlter oder waͤrmer ſind, ſo iſt doch das Sand überhaupt geſund. Manchesmal laſſen ſich im Sommer und Herbſt hitzige Fieber, die mit einer Art von Vaſerei begleitet ſind, verſpuͤren. Die Indianer nennen fie Chaba⸗lonco, das iſt, Krankheit des Haupts, und brauchen die Pflanzen Palcqui, Culli, und andere erfriſchende Pflanzen dawider. Uebrigens herrſchen hier weder Peſt, noch drey⸗ oder viertaͤgige Fieber, die anderswo fo gemein find; und die in den benachbarten fans dern damit behaftet ſind, kommen hierher, ſich davon zu befreyen. Nur der Genuß der Luft iſt * e | alsdenn 2) Es gehen in Chile nur 8 bis 9 Wege durch das Glebuͤrge, welche rauh, gefährlich und fo eng find, daß man kaum zu Pferde durchkommen kann; vom April bis in dem November find ſie ganz vom häufig fallenden Schnee zugedeckt. Wer ſich wichtiger Geſchaͤfte halben dennoch hinein begiebt, erfriert meiſtens; daher kommt es, daß einige Schriftſtellen geſchrieben haben, in Chile ſterben die Menſchen vor | Kälte. Auf der Straße nach Mendoza finden ſich heut zu Tage einige aus Stein gebaute Haͤusgen, 2 die den Kouriren zur Zuflucht dienen. 2 mn mn m In om nn 17 elsdenn pinteichend, fie zu heilen. Schlagfluͤſſe und Gicht ſind hier etwas ſehr ſeltnes, beſonders unter jungen Leuten. Auch ſiehet man ſelten lahme oder hinkende Menſchen; und niemand hat hier je einen tollen Hund geſehen. X. So geſund die Luſt iſt, fo frey iſt auch die Erde von ſchaͤdlichen Thieren. Von Ottern, vergifteten Schlangen, Tiegern, Bären, wilden Schweinen, Woͤlfen und andern gefährlichen und vergifteten Thieren weiß man hier nichts.) Die 8 gemeine Schlange, die man hier antrift, hat kein 5 Gift, wie die Mitglieder der Pariſer Aakademie, welche 1736, einen Grad des Mittagscirkels zu meſſen, nach Peru reiſeten, durch Verſuche be⸗ obachtet haben. Man kann daher uͤberall im Felde ſchlafen, ohne Gefahr, von einem giftigen ao beſchaͤdiget zu werden.) Dieſer Vorzug des ) In den dickſten Wäldern findet ſich eine Art Loͤwen, die kleiner ſind, als die Afrikaniſchen, und keine Maͤhnen haben. Dieſe greifen aber nur das Vieh an, und fliehen vor dem Menſchen. | | 0 7 Am Fuß des Andiſchen Gebürges findet ſich im December und Januar eine Art ſchwarzer Spinnen mit rothen Hintertheilen, die ſich in einem laͤnglicht viereckigen Gewebe im Graſe aufhalten. Der Stich dieſer Spinnen ſoll ein Fieber von einem oder zween Tagen, ohne weitere Folgen verurſachen. Ich zweifele aber hieran; weil gewiſſe Schnitter, welche (8) w 68. — 18 des Königreichs Chile iſt um ſo viel mehr zu bez wundern, als ſolche Thiere in den angrenzenden Provinzen häufiger find. Zwo Urſachen konnen ihnen den Uebergang verſchließen: erſtlich die mit Schnee bedeckte und ſteile Zwiſchenwand des Gebuͤrges, und zweitens der Mangel des höhern Grads der Sommerhitze, die der Natur ſolcher Thiere angemeſſen iſt. XI. Auf den hoͤchſten Bergen in Chile werfen vierzehn große Vulkane und einige kleinere be⸗ ſtaͤndig Feuer aus. Sie haben den benachbarten Gegenden bisher noch keinen Schaden zugefuͤgt, außer daß die in ihren Höhlen verſammelte ſul⸗ phuriſche Materie, die durch viele Schluͤnde her⸗ vorbricht, eine unerſchoͤpfliche Quelle von Erdbeben iſt. ) Jedoch geſchiehet dieſes weder ſehr oft, noch u mit ſolchen Neſtern angefüllt Korngarben auf den Schultern trugen, mich verſichert haben, nie davon beſchaͤdigt worden zu ſeyn. Sie finden ſich aber außer der geſagten Gegend und Zeit nirgends, und ſterben im Anfang des Februars vom haͤufigen Thau. 2) Seit der Spanier Ankunft zählt man ſechs große Erdbeben in Chile. Das erſte warf 1570 einige Berge um, und verwuͤſtete einige Flecken im jüds lichen Theil. Das zweyte zerſtoͤhrte den 13 May 1647 einen Theil der Hauptſtadt. Das dritte ereignete ſich den 15 Maͤrz 1674, dauerte eine viertel Stunde, und richtete viel Schaden an. Das vierte beſchaͤ⸗ digte 1 ’ en a - A * . U I RE NE, 8 19 fo unvermuthet. N Bals anderswo. Es faͤngt ſachte 5 an, und ehe es gewaltig wird, laͤßt es den Ein⸗ wohnern Zeit, ſich aus den Haͤuſern zu retten. Der ſtarke Ausbruch der Vulkanen mag wohl anfänglich die e hg e Minen ren VVV N ) digte 1722 den 24 März viele Gebäude. Das fuͤnſte trieb ‚1730 den 8 Julius das Meer gegen 0 die Stadt Concepeion, und warf ſie zu Boden. Das ſeechste ver wüſtere 1751 den 24 May nicht nur die 45 Stadt ganz und gar, und begrub fie unter dem Meere, ſondern richtete auch alle die uͤbrigen Feſtungen und Flecken, die zwiſchen dem 34 und 40 Grad der ſuͤdlichen Breite liegen, zu Grunde. Seine Richtung gieng von Mittag zu Mitternacht. Es wurde durch kleinere Stoͤße, und eine Viertelſtunde vorher durch eine feurige Kugel, die ſich aus dem Andiſchen Gebuͤrge mit einem großen Geraͤuſche ins Meer warf, verkuͤndiget. Der größten Stoͤße fingen um Mitternacht an, und dauerten 11 bis 12 Minuten. Darauf war die Erde bis zu Sonnen Aufgang in beſtaͤndiger Bewegung, und die kleinen Erſchuͤtterun— gen dauerten, mit Ausſetzung einer Viertelſtunde oder hoͤchſtens 20 Minuten, einen ganzen Monat fort. Ehe die groͤßten Erſchuͤtterungen aufiengen, war der ganze Himmel hell; aber auf einmal bedeckte ſich der ganze Geſichtskreis mit einem dicken Nebel, N n ene — # — 20 XII. Aber dieſes e Uebel wird durch verſchiedene andere Vortheile des Gebuͤrges reichlich erſetzt. Die mit Schnee bedeckten Gipfel fallen ſchoͤn und angenehm ins Auge.!) Die Ans hoͤhen ſind mit ſchöͤnen Enpreßen, Lorbeerbaͤumen, Cedern und anderem ſchaͤtz barem Holz bekleidet. Die Thaͤler beherbergen eine große Menge Bögel und Thiere, welche im Winter vor dem Schnee fliehen, und ſich durch das ganze Land ausbreiten. Das Eingeweide der Berge iſt reich an Gold, Silber, Kupfer, Jaſpis, Kriſtallen, und andern nüßlichen | Mineralien. Was aber nod) ſchaͤtzbarer ift, fo lee aus ben Wurzeln des Gebuͤrges mehr als * woraus poglech ſchreckliche Wolken entſtanden, die einen achttaͤgigen Regen verurſachten. Dem uns geachtet kamen im ganzen Koͤnigreiche nicht mehr als ſieben Perſonen, und zwar zu Concepcion, ums geben. Unter dieſen waren drey alte Männer , die fi vor dem Erdbeben nicht fürchteten, ein Narr, und 3 Kinder. Es iſt ſonderbar, daß alle dieſe Erd⸗ beben des Nachts ſich ereignet haben. | 0 Die hoͤchſten Berge unter den Andes in Chile ſnd der Manflas unter dem 280, 30“ der Breite, Tu⸗ | pungato 33°, 40“; Deſcabezado 359, Longavi 35°, 15%, Chillen 365, Guanauca 41°, 8. Außer der Kette find innerhalb des Landes die hoͤchſten, Campana 330, Upo 350 „15% Cajus mangue 15 und N bey Villaricca 39 230. 5 21 5 120 große Flͤße, FR Beta ſich durch! das ganze Land vertheilen, und es fruchtbar und an⸗ genehm machen. Dieſes Gewaͤſſer fließt meiſtens nicht tief, und kann leicht geleitet werden, wohin man will, weil das Land gegen das Meer abhaͤngig iſt. Es iſt auch nicht zu befürchten, daß dieſe Fluͤſſe durch Ableitungen erſchoͤpft werden; denn im Sommer, da man derſelben am meiſten bendthigt iſt, ſind fie wegen des auf dem Gebuͤrge ſchmel⸗ h zenden Schnees am reichlichſten mit Waſſer verſehen. Die Fluͤſſe, welche ſchwere Schiffe tragen, ſind Maule, Biobio, welcher zwo italieniſche Meilen breit iſt, Cauten, Tolten, Valdivia, Chaivia, und Rio⸗ bueno.“ *) XII. 5 Die Süße die aus dieſen Bergen entſtehen, fließen alle von Oſten gegen Weſten ins Meer, und ihre ufer ſind mit immer gruͤnen Baͤumen beſetzt, wodurch die Schoͤnheit des Landes ungemein vermehrt wird. | OR des Joh, Dominic. Coletti Dizion. Geograf. delb' Americ. merid. e Settentr. Chile. b at unter den Fluͤſſen, welche von Norden gegen Suͤden fließen, ſind die merkwuͤrdigſten, Salado, Copiapò, SGuaſco, Coquimbo, Tongoi, Limari, Chuapa, Congotoma „ Bigua, Aconcagua, Mapocho, Maipo, Cachapoal, Rioclarillo, Tinguiririca, Teno, Lontue, Rioclaro, Loncomille, Achigueno, A2ongavd, Nuble, Cato, Chillen, Diguillin, Dani- calquin, Itata, Lara, Duqueco, Vergara, Cura- 900 Li vava, Leuvu,Ralemu, Meullin, Queule, Maullin. 1 ar . 825 3 1 Au 22 2 555 . — 8 GR ae SAT 8 , : « XIII. Es fehlt in Chile auch nicht an Landſeen, die groͤßten ſind Pudaguel, Aculeu, Taguatagua, Bucalemu, Caguil, Bojeruca, Cudi, Lavquen, und Naguelguapi. Der See Lavquen, welchen die Spanier von Villaricca benennen, hat 24 Meilen im Umfang, und in ſeiner Mitte liegt eine Inſel mit einem Kegelfoͤrmigen Huͤgel. Der Naguelguapi iſt nicht viel kleiner, und umfließt ebenfals eine Inſel. Aus beiden gehen zween große Fluͤſſe aus; aus dem erſten der Tolten, der in die Suͤdſee fällt, und aus dem zweiten der Naguelguapi, der ins Meer del Nort gehet. Es giebt hier auch viele Geſundbrunnen und Baͤder. Die vornehmſten ſind jene zu Colina nicht weit von der Hauptſtadt, zu Peldehue zwiſchen Quil⸗ lotta und Aeoneagua, zu Cauquenes bey der Quelle des Fluſſes Cachapoal; drey andere, nur 3 Schuh von einander entfernte Geſundbrunnen, auf der Straße von der Hauptſtadt nach Mendoza, deren erſter ſehr kalt, der zweite laulicht, und der dritte ſiedheiß iſt, und auf deren Rande ſich eine Menge durchſichtigen Salzes findet; im Lande der Arauker die Baͤder zu Piſmanta. Auch wird das Waſſer der Fluͤſſe Maipo und Biobio vor ſehr geſund gehalten. | DE XIV. Berge und Ebene liefern hier vortrefliche Viehweide in Ueberfluß, welche ſich den größten Theil des Jahrs grün und friſch erhaͤt. Daher iſt das Fleiſch des zahmen Viehes, welches auch | im — ® Im Winter unter sehe Himmel bleibt, von gutem Geſchmack. Es ſinden ſich bier faft alle wilde Europaͤiſche Pflanzen und Kraͤuter,, und viele, die in Europa gebauet werden, wachſen hier wild. Dergleichen ſind Feigbohnen, Peterſilien, Ochſen⸗ zungen, roͤmiſche Garten⸗Muͤnz, Fenchel, Senf, Müüben, und andere. *) Unter den eigenthuͤm⸗ lichen Pflanzen des Landes, deren Anzahl ſehr groß iſt, ſind das Salzkraut, Madi, (Oelpflanze) Pangue, Culli, Dan Zapallo, Quinua, Erd- taback, Relvun, Quinchamali, Guadalaguen, Erba⸗ loca, Tembladerilla, die merkwuͤrdigſten. XV. Das Salbzkraut waͤchſt auf der Ebene bis zur Höhe eines Fußes.) Seine Blätter find aſchenfaͤrbig, und wie Baſilicum gebildet. Im Sommer bedeckt es ſich alle Tage mit runden Salzkruſten, welche Perlen aͤhnlich ſehen, und von den Blaͤttern abgeſchuͤttelt, anſtatt des gemeinen Salzes gebraucht werden. Die Pflanze Madi waͤchſt theils wild, theils wird ſie angebauet. Dieſe treibt aus ihren faſerichten Wurzeln mehrere Stengel, 3 bis 4 Fuß hoch welche rauh, ſtreiſig, und mit laͤnglichten, rauhen, kleberichten und ene Blättern bekleidet ſind. Die Stengel ERBEN. B theilen 70 In einigen Thalern des feſten Landes, und auf der Inſel Chiloe findet ſich 15 au gewiſſen Jahrszeiten Manna. Der Italieniſche Honig Schuh verhält a zum Pariſer, wie 1 zu 1440. 24 a 5 theilen ſich in vier oder fuͤnf Zweige, aus deren Spitzen gelbe, roſenaͤhnliche Blumen hervorkom⸗ men. Aus dieſen Blumen werden runde zolldicke Fruͤchte, die in mehrere Faͤcher getheilt ſind, und in denſelben einen theils weislichten und theils ſchwaͤrzlichen, mit einer feinen Schale bedeckten, und auf der einen Seite rund erhobenen Saamen enthalten. Wenn dieſer Saame geſtoßen und geſotten wird, ſo giebt er ein Oel, welches ſehr gut ſchmeckt, und dem Olivenol an Guͤte nicht weicht. Die wilde Pflanze Madi, welche gemeiniglich Meloſa genannt wird, waͤchſt uͤberall auf Bergen und Feldern, und wird hoͤher als die angebauete; ift aber bisher noch nicht benutzt worden. VVI. Die Pflanze Pangue liebt ſumpfiche und feuchte Gegenden, und wo man ſie ſiehet, zeigt fie an, daß eine Quelle verborgen ſey. Ihre Wurzeln, welche ſich bis zwey Fuß um ſie her unter der Erde ausbreiten, ſind ſchwaͤrzlich, ſchwer, rauh, und von einem herben Geſchmack. Sie treiben drey oder vier Stämme in der Höhe von ungefehr 5 Fuß, die 4 oder 5 Zoll dick, und mit einer rauhen und wolligten grauen Rinde bedeckt, ein weißes ſaͤuerliches, und mit einem angenehmen und erfriſchenden Saft erfuͤlltes Mark enthalten. Wenn ſie alt werden, ſo iſt das Mark mit feinen und ſehr zaͤhen Faden durchzogen. Die Blätter, welche nur aus der Spitze der Staͤmme hervor⸗ kommen, ſind dunkelgruͤn, hart, wollicht, zackigt, | | und \ 1 g 1 2 0 REN y 2 2 . 8 \ = * und 2 Fuß breit. Die Wurzel dieſer Pflanze iſt ſehr nutzbar, die Haͤute zu gerben, weswegen ſie ein betraͤchtlicher Gegenſtand des Handels iſt. Die ſie zerſtoßen, koͤnnen es wegen ihres ſtarken Geruchs nicht uͤber eine Stunde aushalten. Diſtillirt man fie mit Woſſer, fo giebt ſie eine vortrefliche Tinte, zu ſchreiben. Die Schuſter machen auch Leiſten daraus, welche ſehr dauerhaft find. In ſandigten und feuchten Gegenden wächſt eine andere Gattung dieſer Pflanze, welche Dinacho genannt wird, deren Stamm nicht aus der Erde hervordringt. Man ſiehet davon nur ein Buͤſchel Blaͤtter, welche jenen der erſten Gat⸗ tung an Geſtalt ganz gleichen, ob ſie gleich viel kleiner ſind. Der Stamm iſt armsdick, einen Fuß lang, zart, und ſehr ſchmackhaft. XVII. Die Pflanze Culli ift von zweierley Gattungen, deren eine ſchwaͤrzliche, und die andere gelbe Blumen hat. Die erſte Gattung waͤchſt unter Gebuͤſchen, in ſchattichten Oertern, zween Fuß hoch, und ihr Stamm iſt mit einem erfriſchen⸗ den Saft angefuͤllt. Die mit gelben Blumen findet ſich gemeiniglich in angebautem Erdreich, und gleicht der erſten Gattung nur am Geſchmack und Wirkſamkeit. Aus ihren faſerichten Wurzeln ſchießen einige gruͤne ſpitze Stengel mit kleinen Blattern hervor, die ſich auf der Erde ausbreiten. Beide Gattungen werden zerſtoßen, und zu einem Teig zubereitet, welcher, im Waſſer aufgeloͤſet, in ͤ„ß Begn 26 | hitzigen Fiebern heilſam find, und auch zu Sor⸗ betten, und zu einer violetblauen oder gelben Farbe gebraucht werden. Papa iſt der Erd apfel, welcher in Amerika zu Haus iſt, und nun in vielen Europaͤiſchen Provinzen angebauet wird. In Chile waͤchſt er wild, und iſt klein; wird aber auch in Menge gebauet. Alsdenn iſt er ſehr dic, und eins der vornehmſten Nahrungsmittel der Indianer. Unter mehr als dreißig Gattungen I ſind die blaͤulichten, langen, und ſuͤßen, welche ſie Cariche nennen, die beſten. Von ihren verſchie⸗ denen Arten und ihrem Gebrauch liefert der Herr von Bomare in ſeinem vortreflichen Woͤrterbuch der Naturgeſchichte einen ſehr guten Artikel. XVIII. Die Pflanze Zapallo gleicht jener des gelben Kuͤrbis völlig. Jedoch unterſcheidet ſich ihre Frucht in einer der Weiberbruſt ähnlichen Spitze, womit ſie ſich endiget, und in dem innern Fleiſch, welches derb, mehlartig und füß iſt, wenn es entweder geſotten oder geroͤſtet wird. Die Pflanze Quinua, wovon eine Gattung wild waͤchſt, erhebt ſich mannshoch; ihre Blätter gleichen jenen des Mangolts, ihre Blumen ſind N purpurfärbig, und ihr Saame ift in Aehren ein _ 1 gehuͤllt. Dieſer iſt laͤnglich und weiß, und man ißt ihn wie Reis. Der Erd⸗Taback (Tabacco de terra), gleicht an Geſtalt und Geſchmack dem Taback, der in Europa gebauet wird; aber feine Blaͤtter ſind ſo klein, daß ſie & dem Käufer i in MT 50 fein e 8 Er iſt viel Asa, 7 der gemeine, und wird zum Rauchen mit dieſem vermiſcht. Der gemeine Taback waͤchſt wild, und wenn er gebauet wird, iſt er ſo gut, als den Braſiliſche. Die Pflanze Revun waͤchſt gemei⸗ niglich in ſandigtem Boden unter Gebuͤſchen. Ihre Wurzel iſt roͤthlich, faferig, bis fieben Zoll lang, und ziemlich dick. Sie treibt einen oder zween runde Stengel fußhoch hervor, welche mit braͤunlichten und ſchmalen Blaͤttern bekleidet ſind. . Die Wurzel braucht man, die Wolle roth zu fürs ben; und dieſe lebhafte Farbe erhaͤlt ſich, ſo lang das Zeug dauert. Darum wird ſie von den Bauern ſorgfältig geſammler, und buͤſchelsweiſe verkauft. XIX. Die Pflanze Quinchamali waͤchſt ge⸗ meiniglich an den Anhoͤhen der Huͤgel, und unter Geſtraͤuchen. Ihre Wurzel iſt lang, gruͤnlich, voll feiner Faſern, und treibt drey oder vier Zweige hervor, welche ſich auf die Erde breiten, und mit | kleinen grünen Blaͤttern, die paarweiſe neben ein⸗ ander ſtehen, bekleidet ſind. Aus der Spitze der Zweige kommt eine Blume, die dem Safran gleicht, hervor. Wenn man dieſe Pflanze mit der Wurzel in ein Dekokt verwandelt, fo hat fie die Kraft, das Blut, welches wegen einer Kon⸗ tuſion aus den Gefaͤßen getreten iſt, ſogleich ab⸗ zufuͤhren. Die Erfahrung hat dieſes oft beſtaͤti⸗ get. Das e URRMOGUAN: „welches die i 7 1 "ae | — — — — — Santer das Kraut der heligen Inana nen⸗ nen, findet ſich uͤberall bey der vorigen Pflanze. Es iſt ſehr klein; feine Blaͤtter find mit weißlicher Wolle bedeckt, und ſeine Blume iſt groß und weiß. Wenn man es ganz mit etwas Salz in einem neuen Topf zu einen Saft abkocht, und es des Morgens einnimt, ſo heilt es innere Serhwlte und vertreibt geronnenes Blut, und Unverdaulichkeit. XX. Erba loca, oder Matta (das Narren⸗ kraut) wird ſo genannt, weil die Pferde, wenn ſie es ungeſehr freſſen, toll davon werden, und wie naͤrriſch hin und herlaufen, bis ſie dieſe Art von Gift ausgeduͤnſtet haben. Es waͤchſt auf Wieſen, und man iſt ſorgfaͤltig, es zu vertilgen, damit es dem Vieh nicht ſchade. Es treibt viele krumme 5 Stengel zwey Fuß hoch hervor, und ſeine Blaͤtter, welche paarweiſe nebeneinander ſtehen, ſind lang, ſchmal, und aſchenfaͤrbig. Tembladerilla iſt ein Kraut, welches, von den Pferden gefreſſen, ſie zittern macht. Es waͤchſt in feuchten Oertern, und ſeine Zweige, die ſich auf der Erde fortſchlaͤn ? geln, tragen an 1 2 7 Spitze dunkelblaue Blu⸗ men.. 8 XXI. Die Wuͤrkungen, welche dieſe zwey Kraͤuter in den Pferden hervorbringen, habe ich mit Augen ge: ſehen; ob ſie das nemliche auch in andern Thieren thun, welches man hier leugnet, an habe m feine Keen gehabt. u 5 DI ya Re „ * . er DIR 9 h 4 F rk nn rn 4 8 NU * * 4 2 1 XXI. An den Klippen des ehilichen Meers wächft unter Waſſer das Kraut Luche, deſſen Blaͤtter laͤnglich, glatt und braͤunlich find, und geroͤſtet oder geſotten gegeſſen werden. Es waͤchſt daſelbſt noch eine andere Pflanze, Cochajuju ge⸗ N nannt, welche aus einem gelblichen Stengel, der | mit feinen. Wurzeln zwiſchen die Steinklippen dringt, ſechs Fuß lange und ungefehe 5 Zoll breite Blaͤtter hervortreibt, welche dick und ſchwammig, und mit einem ſchwaͤrzlichen Haͤutgen überzogen ſind. Wenn dieſe lederaͤhnlichen Blaͤtter am Feuer gerötet, wo ſie wie ein Flintenſchuß krachen, und gewuͤrzt werden, fo find fie, wie das Kraut Suche, eßbar. Ueber den beſagten Kraͤutern und Pflan⸗ zen haben die Indianer eine Menge anderer, deren heilſame Kraft in verſchiedenen Krankheiten ihnen ſehr wohl bekannt iſt; wodurch ſie oft Wunder⸗ kuren thun. Sie wiſſen auch mit Kraͤutern und Pflanzen ihren Tuͤchern alle Farben zu geben. XXII. Die Spanier haben alle Europaͤiſche Gartenftuͤchte und Blumen in Amerika eingeführt. Sie kommen daſelbſt ſo gut fort, als in Europa. Auf dem Felde trift man beſonders im Fruͤhling eine ſo große Verſchiedenheit wohlriechender und ſchoͤner Blumen an, daß das Land vielmehr einem Garten, als einem ungebaueten Erdreich gleich⸗ ſiehet. Faſt alle Blumen, welche in Europa die Sorge des Gaͤrtners erfordern, wachſen in Chile wild auf den Wieſen „mit einigem Unterſchied an „ 0 30 den Blaͤttern oder am Geruch, welchen viele gar nicht haben. Unter andern finden ſich auch weiße, rothe, gelbe, blaue und bunte Lilien. Wenn die Kraͤuter aus der Erde hervordringen, waͤchſt überall unter ihnen ein goldgelbes Blümchen, welches von den Rebhuͤhnern benannt wird, weil dieſe demſelben begierig nachgehen, und die Wieſen überaus ſchoͤn kleidet. Darunter miſcht ſich auch ein violetblaues, womit man den Branntewein faͤrbet. So klein als dieſe Blume iſt, ſo iſt eine, - hinreichend, eine ganze Butelje zu färben. Sobald man ſie hineinwirft, ſo ſiehet man die Farben⸗ theilgen ſich durch das ganze Glas verbreiten. XXIII. Chile iſt nicht weniger an Geſtraͤuchen reich; fie find aber alle, außer Salvey und Myr⸗ then, von den Europäiſchen unterſchieden. Viele derſelben ſind theils wegen des lieblichen Geruchs und der Schoͤnheit ihrer Blumen, theils wegen anderer nutzbaren Eigenſchaften ſehr ſchaͤtzbar. Die merkwuͤrdigſten ſind, der Weyrauchſtrauch, Chilca, Jarilla, We Murtilla, Cardon, Romerillo, Guaicuru, Culen, Palqui. XXIV. Der Weyrauchſtrauch waͤchſt in den noͤrdlichen Provinzen drey bis vier Fuß hoch. Steine 4 Zoll lange und 2 bis 3 Zoll breite Blat ⸗ ter ſind gelblich, dick und ſteif, und ſeine Bluͤthen ſind klein und gelb. Im Sommer ſchwitzt er das koſtbare Gummi, welches wir Weyrauch nennen, in kleinen Kruͤſten oder Kuͤgelgen, die ſich mit i den W Dieſer Weyrauch weicht dem orientaliſchen nicht i een herkommen. . XXV. Der Strauch Chilca wächſt aut 5 ! dunkelgruͤnen Rinde, und mit gruͤnlichen, langen und ſchmalen Blättern bekleidet find. Auch dieſer Strauch ſchwitzt aus allen Zweigen ein aromati⸗ gelblich wird. Die Landeseinwohner ſieden, groͤßern Gewinns halben, die Zweige mit den Blättern, wodurch das herausgezogene Harz braͤunlich wird. Wo dieſer Strauch in ſalzigen Gegenden waͤchſt, iſt er kleiner, und giebt mehr Harz. Daher iſt der Strauch deſto fruchtbarer, je mehr er ſich dem Wendezirkel naͤhert. Noch aus einem andern Strauch, Namens Pajaro⸗ bobo, ſchwitzt aromatiſches Harz. Dieſer iſt in der Provinz Cujo ſehr fruchtbar, wo hingegen der Strauch Chilca, ſo gemein er auch da i, wenig Harz hervorbringt. | VXVXVI. Der Strauch Jarilla erhebt ſich ſechs | Fuß hoch. Sein Stamm iſt grau, und reich an AZ3weigen, welche ſich an der Spitze mit grünen, feinen, ſchmalen Blaͤttern kleiden. Er iſt ganz — 31 ö den Zweigen und dem Stamm Verelnen, und geſammelt werden, wenn die Blaͤtter abfallen. an Guͤte, und es kann ſeyn, daß beide von Ba Ufern der Stufe und Bäche bis fieben Fuß hoch. Er theilt ſich in viele gerade Zweige, die mit einer ſches Harz, wech zuerſt weiß iſt, hernach aber * aromatiſthem Harz angefüllt, und ſtreuet ö einen * 32 einen (ehe fiebfichen Geruch aus. Auen man feine ‚Blätter wie Thee braucht, fo befreien fie von in⸗ nerer Faͤulniß; diſtillirt man fie aber 20 Tage in Wein an der Sonne, fo geben fie einen vortref⸗ lichen Balſam, der fuͤr friſche Wunden ſehr heil⸗ ſam iſt. Geſtoßen und warm auf eine Kontuſion 5 gelegt, heilen ſie dieſelbe in kurzer Zeit. Auch ſind ſie fuͤr die innere Faͤulniß der Ohren, und fuͤr apoplektiſche Zufaͤlle ungemein heilſam. Sie werden alsdenn auf folgende Art zubereitet. Mit einer Portion Olivenöhl vermiſcht man noch ein⸗ mal ſo viel Blaͤtter, und ſetzt dieſes Gemiſch 10 Tage in die Sonne. Darauf laͤßt man es ſo lange ſieden, bis die Feuchtigkeit ausgeduͤnſtet iſt. Was uͤbrig bleibt, verwahrt man in einer wohlbedeckten Buͤchſe, und braucht es im Nochfall. VNXXVII. Colliguai iſt ein Strauch, welcher uͤberall in Chile ſowohl auf der Ebene als auf i Bergen waͤchſt. Seine Blaͤtter find blaßgruͤn und hart, und erhalten ſich auch im Winter friſch. Die Frucht iſt dreyeckig, feſt, von der Groͤße einer Haſelnuß, und enthaͤlt drey braͤunliche Saamen⸗ koͤrner, die in ihrer Bildung der Erbſe gleichen. Wenn dieſe Nuß al ſpringt fie auf, und wirft den Saamen mit Gewalt heraus. Die Wurzeln und der Stamm ſind dunkelroth, und wenn man fie aufs Feuer wirft, geben fie einen ſehr lieblichen Geruch, faſt wie Roſen; nur daß er lebhafter; und rn eee iſt. Der Strauch Murtilla waͤchſt am 2 — Ze 8 * en al N ä am Meer a eb vier 5 hoch. Seine Blätter 9 105 N 4 7 > 9 +7 5 1 : sa Na! der wa 5 Ki el a ne gleichen jenen des Buxbaums, und die Zweige ſind mit Beeren beladen, die groͤßer, als jene des f Mirtenbaums ſind, und an Geſtalt und Farbe Granalaͤpfel gleichen. Sie ſind wohlriechend, und man macht einen delikaten und dauerhaften a daraus, der den Magen ſtaͤrkt. XXVIII. Der Strauch Cardon wächſt in trockenen Gegenden, und hat theils krumm geſchlaͤn⸗ gelte Zweige von der Dicke eines Schenkels, die ſich nicht weit uͤber der Erde erheben, theils, grad 55 aufwachſende bis zur Hoͤhe von 6 Fuß, die nicht dicker als fuͤnf Zoll ſind. Die krummen ſind mit ungefehr zwey Linien dicker Schuppen bedeckt, welche | ſchwammig/ röthlich, und in einander geſteckt ſind, und im Sommer von den Sonnenſtrahlen kohl⸗ ſchwarz gebrannt werden. Die Blaͤtter, die ringsum aus den Zweigen hervorſchießen, ſind ungefehr „ drey Fuß lang, und zwey oder drey Zoll breit, hart, runderhoͤhet auf ihrer breiten Seite, zugeſpitzt, und ringsum mit Stacheln, die wie Angeln gekruͤmmt ſind, verſehen. Mitten aus dieſen krummen Zweigen erheben ſich die graden, welche zwar von außen hart, inwaͤrts aber mit einer ſchwammigen Subſtanz angefuͤllt, die man wie Korke braucht, dieſe Zweige endigen ſich in einen dicken Knopf, von derGeſtalt einer Artiſchocke, welcher im Fruͤhling eine große gelbe Blume von 8 oder 10 runden * Blattern hervortreibt, und mit einem weißlichen, er 1 mack⸗ 2 BEER ſchmackhaften Mark erfüllt it. woraus ein liebliches Honig troͤpfelt. ö XXIX. Romerillo iſt ein Strauch der dem Europaͤiſchen Rosmarin, der auch hier gebauet wird, ſehr gleicht, und deshalben von den Spaniern Romerillo genannt wird. Er waͤchſt gemeiniglich in ſandigtem Erdreich ſehr hoch. Aus den Spitzen ſeiner Zweige kommen Nuͤſſe von weißem balſa⸗ miſchen Schaum hervor, worin ein helles wohl⸗ riechendes bisher noch unbenutztes Oehl enthalten iſt. Das Holz dieſes Strauchs, welches harzreich iſt, wird in den Kupfer⸗Schmelzhuͤtten wegen feiner beſonders wirkſamen Flamme, allen andern Gattun⸗ gen von Holz vorgezogen. Der Strauch Guai⸗ curuͤ wählt in den nördlichen Provinzen, nicht über zwey Fuß hoch. Seine Blaͤtter find jenen des Mirtenbaums gleich. Wenn man ſeine rothe Wurzel zerſtoͤßt, und auf einer Wunde legt, ſo heilt ſie dieſelbe, wenn ſie nicht groß iſt, innerhalb 24 Stunden ſo zu, daß kaum ein Merkmal davon uͤberbleibt. Dieſe Heilkraft iſt oft von vernuͤnftigen Leuten bewehrt befunden worden, und die Indianer, welche Feine Wundaͤrzte haben, bedienen ſich ders ſelben mit gutemEErfolg in Kriegen, wo fie jederzeit damit verſehen ſind. Sie heilt auch den Krebs. XXX. Der Strauch Culen findet ſich in Chile uͤberall, wo fettes und feuchtes 9 iſt, und waͤchſt zu einer betraͤchtlichen Höhe. iſt von zwo Gattungen, deren eine gruͤn, und 2 andere 35 andere e gelb it Die grüne, die man auch ſchon in Italien angebauet hat, iſt die gemeineſte. Ihre Blätter, die ſich in jedem Fruͤjahr erneuern, und drey und dren aus kleinen Aeſtgen hervorkommen, ſind hellgruͤn, wohlriechend, und dem gemeinen | Bafificum an Bildung ähnlich, weshalben fie von den Spaniern Albaquilla genannt wird. Neben den Blaͤttern kommt eine Blume, in Geſtalt einer Aehre heraus, deren reifer Saame einer kleinen Welſchen Bohne gleicht. Der Strauch Culen von der gelben Art iſt von dem vorigen nur der 5 Farbe nach und durch die Feinheit feiner Blaͤtter Aunterſchieden, welche ſich am Ende der Zweige ſo in einander kraͤuſeln, daß ſie Fuß dicke Knaͤuel bilden, wodurch die Spitze der Aeſte niedergebogen wird. Dieſe Straͤuche haben alle Eigenſchaften des Chineſiſchen Thees, die Blaͤttern haben faſt den nemlichen Geſchmack und Geruch, und werden auch wie der Thee genoſſen. Sie ſind magen⸗ ſtaͤrkend, ‚befördern die Verdauung, reinigen den Magen, und befreien von Verſtopfungen. Auch brauchen ſie die Indianer mit gutem Erfolge, die Wunden zu heilen, und faſt wider alle innere Krankheiten. Zu Bologna hat man entdeckt, daß das Decoct der Blaͤtter die Wuͤrmer aus menſe ch⸗ lichem Leibe vertreibt. VXVXXI. Der Strauch Palqui gleicht dem Hollunder⸗Baum, nur daß ſeine Bluͤthen gelb, und eine 5 bis 6 ah lange Aehre bilden. Das I 2 Ho 36 Del Holz davon iſt ſehr zerbrechlich. Demungeachtet wiſſen die Indianer es durch das Reiben zweyer Stuͤckgen zum Brennen zu beingen. Dieſes nennen ſie Repu. Es iſt das beſte bekannte Mittel wider das hitzige Fieber, wenn man den Saft der Blaͤtter und der Rinde dem Kranken zu trinken giebt. Ein ſolcher Getrank iſt aͤuſerſt erfriſchend. Der Land⸗ mann haͤlt die Blätter für ein Gift, welches das Rindvieh in wenig Stunden toͤdte. Dieſes ſcheint aber wegen ihrer Heilkraft ihres Safts in den Mienſchen unglaublich zu ſeyn. In einer der Fernandes⸗Inſeln waͤchſt auch das Pfeffer⸗ Baͤumchen; der Strauch Guajacano, deſſen Holz die Italiener Lego Santo nennen, findet ſich in den noͤrdlichen Provinzen, und die orienta⸗ liſche Sena trift man auch bey den Quellen des Fluſſes Maipo an. | XXXII. Qu der Claſſe de Straͤuche wollen wir noch ſetzen das Chiliſche Rohr, und die Weide Boqui. DasChiliſche Rohr iſt von dreyerley Gattung. Die erſte wird Coleu, die zweite Kila, und die dritte Valdiviſches Rohr, weil es bey Valdivia waͤchſt, genannt. Alle drey Gattungen ſind feſt, und unterſcheiden ſich dadurch vom Euro⸗ N paͤiſchen Rohr (welches hier ebenfalls waͤchſt,) daß ſie inwendig mit einer holzigen Subſtanz angefuͤllt find. Das Rohr Coleu waͤchſt bis 16 Fuß hoch, und hat eine harte, glatte, und gelbliche Rinde. Die 19 — r Die Knoten daran ſind zwo Sphntten von einander entfernt, und die Blätter, welche buͤſchelweiſe am Ende des Stammes herauskommen, ſind lang und ſchmal. In der Dicke gleicht es dem Europaͤiſchen Rohr. Die zweyte Gattung Kila iſt wohl drey oder viermal ſo dick, und gleicht uͤbrigens der erſten in allen. Das Valdiviſche Rohr iſt Pommeran⸗ zengelb, und ſeine Knoten ſind naͤher an einander. Alle drey ee ſind den Landeseinwohnern | ſehr nutzbar. Die erſte dient ihnen zu Latten, die Haͤuſer zu bedecken, wo ſie ſehr dauerhaft find, wenn fie vor der Naͤſſe verwahrt werden; die zweite Gattung wird zu Lanzen und Spießen gebraucht, und das Valdiviſche Rohr zu Handſtoͤcken, welche hoch geſchaͤtzt werden. Auf dem Ufer des Meers waͤchſt ein Strauch, Namens Soſa, deſſen Wurzel ungefehr 2 Fuß lang und gelb iſt, mit vie⸗ len Stengeln, die 4 bis 5 Fuß lang, und ſo dick als eine Schreibfeder ſind, und auf der Erde liegen. Dieſe ſind mit einer gruͤnen Schale, und bey der Wurzel mit gelblichen, ſchmalen, und anderthalb Zoll langen Blaͤttern bedeckt. Der Ueberreſt der Stengel iſt mit zwey Zoll langen, und zwey bis drey Linien breiten Schotten bekleidet, welche hellgruͤn und mit einem klaren ſalzigten Saft angefuͤllt ſind, woraus ein gutes Kuͤchenſalz, deſſen ſich die Ein⸗ wohner bedienen, bereitet wird. Dieſes geſchiehet, indem der Strauch mit der Wurzel verbrannt, und 55 Aſche mit Waſſer vermiſcht der Sonne 1 35 aus 3a. 8 | ausgeſetzt ER Diefe Aſche 955 ſaſt alle Eigen⸗ ſchaften der Pottaſche. XXXIII. Die zaͤhe Weide Boa waͤchſt i in den ſchattigten und feuchten Waͤldern, wo ſie ſich um die Bäume hinanſchlaͤngelt, und wenn fie ans Ende gelanget iſt, ſenkrecht herab fallt; und fü ſteigt ſie einigemal wechſelsweiſe hinan, und faͤllt wieder herab. Sie iſt einer duͤnnen und biegſamen Weide gleich, und iſt ſo feſt, daß man ſie wohl zerſchneiden, aber nicht zerreißen kann. Ihre Blaͤt⸗ ter, welche uͤber drey Fuß weit von einander entfernt | hervorkommen, ſind e als jene des Epheus, dunkelgruͤn, glatt und dreimal eingeſchnitten. Ihre Frucht waͤchſt neben den Blaͤttern hervor, und beſtehet in ſechs Zoll langen und anderthalb Zoll breiten Beeren, welche unreif ſchwaͤrzlich, und reif gelb ſind, und ein weißes, butteraͤhnliches, und ſchmackhaftes Fleiſch, mit drey oder vier Saamen⸗ koͤrnern, die jenen des Baumwollenbaums gleichen, enthalten. Wenn dieſe Weide durch das Feuer abgeſchaͤlt wird, ſo wird ſie viel biegſamer, und laͤßt ſich zu dauerhaften Stricken flechten. Sie iſt auch noch zu ander haͤuslichen Dienſten nutzbar, z. B. zu Koͤrben und Paliſaden an einander zu flechten, wo ſie auch unter Waſſer ſich lange Zeit erhalten. So giebt es auch in Chile viele von dem unſern unterſchiedene Arten von Epheu, deren einige wegen der Form ihrer Blaͤtter, andere wegen der Bildung und des keln BE ihrer Bluͤchen ſehr ſchoͤn * { ſchön und cchösbar f ſind. welche Totora genannt wird, iſt die merkwuͤrdigſte. Sie iſt ſehr hoch und dreyeckig. Die Indianer bedienen ſich derſelben, ihre Huͤtten zu bedecken; weil ſie unter allen Gattungen die dauerhafteſte 15 iſt, und nicht nur ſchwerlich Feuer faͤngt, ſondern auch, wenn ſie brennt, in keine Flamme ausbricht. XXXIV. Chile iſt reich an Waldungen, | beſonders zwiſchen dem 33 und 45 Grad der Breite. Die Verſchiedenheit der Bäume, ift wunderbar groß, und der groͤßte Theil gruͤnt das ganze Jahr. Alle wildwachſende Baͤume ſind, wenn man dem Maulbeerbaum, die Cypreße, den Lorbeer⸗ und Weidenbaum, der jedoch nicht ganz gleich it, ausnimmt, von den Europaͤiſchen unterſchieden. Man heilt fie in zwo Klaſſen, in jene, die im Winter ihrer Blätter beraubt werden, und in die übrigen, die in allen Jahrszeiten ihr grünes Laub erhalten. Von den erſten habe ich 23 Gattungen beobachtet, und 74 von den übrigen. Die merkwuͤrdigſten von der erſten Klaſſe heißen Killai, Spino, (Dornbaum) Roble, und Maque. VVXXXV. Der Baum Killai waͤchſt in ber⸗ | gigten Gegenden. Seine Blaͤtter gleichen jenen der Eiche an Farbe und rauher Oberflaͤche, ſind aber weniger eingeſchnitten. Stern ahnlich gebildet, und enthaͤlt vier oder fünf eee, e 15 39 Auch ſind die Gattun⸗ gen von Binſen hier ſehr mannigfaltig. Jene, Seine Frucht it Sein Holz iſt roͤthlich, Hart 4 . 4 hart, und zerſpaltet ſich nie; daher es die Bauern zu Steigbuͤgeln brauchen. Aber der ſchaͤtzbarſte Theil dieſes Baums iſt die Rinde, welche zerſtoßen und durch Waſſer in einen Teig gemengt, die Dienſte der Seife thut, die Flecken vertilgt, und alle Arten von Wollen⸗ und Leinenzeug reiniget. - 0 5 - 1. a 7 RL \ Der Spino, welchen die Spanier wegen feiner vielen Dorner fo nennen, waͤchſt uͤberall. Er wird ſehr hoch, beſonders in fettem Erdreich. Sein braͤunlicher, marmorirter, ſchwerer und ſehr harter Stamm iſt mit einer Rinde bedeckt, die jener des Maulbeerbaums gleicht. Seine Blätter find ſehr klein, eingeſchnitten, von hellgruͤner Farbe, und buͤſchelweiſe geordnet. Seine Bluͤ⸗ then, womit die Zweige ganz bedeckt werden, gleichen einem gelbſeidnen Knopf, und ſtreuen einen aromatiſchen Geruch aus. Dieſe Bluͤthen verwandeln ſich in ſpannenlange und einen Zoll dicke Bohnen, welche zuerſt gruͤn ſind, hernach ſchwaͤrzlich werden, und ein weißes Mark enthal⸗ ten, das mit braunen Saamenkoͤrnern, einer Leb⸗ lingsſpeiſe der Papageyen, angefuͤllt if. Der Stamm des Dorubaums iſt das gewohnliche Brennholz des Landes, und giebt vortrefliche Koh⸗ len. Der Bluͤthen bedienen ſich die Weiber, ihre Kleider wohlriechend zu machen, die Bohnen geben eine koͤſtliche Dinte. a . XXXVI. Der Baum Noble wächft laͤngſt dem Meer, und auf dem Gebuͤrge Andes, wo er At einer bücher Höhe gelangt. Sein Stamm iſt dunkelroth, dicht und ſchwer, und erhaͤlt ſich unverſehrt unter Waſſer. Seine Blätter gleichen jenen des Ulmbaums. Auf den zaͤrtern Aeſten bilden ſich gewiſſe purpurfaͤrbige runde Auswuͤchſe von vier bis fuͤnf Zoll im Durchmeſſer, voll gelber Kuͤgelgen, von ſuͤßem Geſchmack, welche die Bauern gerne eſſen. Das Holz dieſes Baums wird gebraucht, Schiffe und Häufer zu bauen. Es ſcheint, die Spanier haben ihm den Namen Roble (Robur) wegen ſeiner Haͤrte gegeben, ob er gleich von der Gattung weit unterſchieden if, welcher der Br Names in Europa eigentlich zukommt. In der Sprache der Amerikaner heißt er Pellin. Maque it ein Baum von mittels mäßiger Größe. Seine Blaͤtter find groß, voll i Fiebern, zackicht, an Geſtalt einem Herzen gleich, und ſuͤß. Seine Fruͤchte gleichen Mirtenbeeren, ſind ſchmackhaft, erfriſchend, und von violetblauer Farbe, welche die Hände und Lippen derer faͤrbt, die ſie eſſen. Wenn man ſeine Blaͤtter kaͤuet, ſo ſind ſie ein ſehr wirkſames Mittel wider das Halsweh. | XVII. Die Baͤume der zweiten Klaſſe werden in zwo andere Unterklaſſen getheilet; in jene, die keine eßbare Fruͤchte tragen, und in an⸗ dere, deren Fruͤchte eßbar ſind. Unter den erſten ſind der Canelo, Alerze, Maiten, Patagua, Temo, Litre, e Perquilauquen, und 55 | (€ 2: 5 unter i unter den uͤbrigen der Chiliſche Fichtenbaum, der Palmbaum, der Lucuma, Avellano, Keule, Peumo, Boldo und Kiſco die merkwuͤrdigſten. XXXVIII. Der Canelo hat dieſen Namen von den Spaniern erhalten, weil er dem orienta⸗ liſchen Zimmetbaum ganz gleich ſiehet. Er waͤchſt ſieben bis acht Ruthen hoch; ſein Holz hat die Farbe einer Buche, und iſt in Gebaͤuden von guter Dauer. Seine dicke Rinde iſt aͤußer⸗ lich weißlich, und inwaͤrts an Farbe, Form, Geruch und Geſchmack dem Zimmet gleich, nur daß der | Geſchmack ſtaͤrker und durchdringender iſt. Seine Blaͤtter gleichen ſehr den Lorbeerblaͤttern, und ſeine Bluͤthe, welche an den Spitzen der Zweige buͤſchel⸗ weiſe hervorkommen, ſind klein, ſternfoͤrmig, weiß⸗ lich und von 6 Blaͤttern. Aus den Bluͤthen werden ovalföͤrmige, fünf bis ſechs Linien lange Beeren, von ſchwarzblauer Farbe. Wenn dieſer Baum nicht der wahre Zimmetbaum ſelbſt iſt, fü iſt er gewiß eine denſelben untergeordnete Gat⸗ tung, oder der Zimmetbaum, welchen Winter in der Magellaniſchen Meerenge antraf. Er iſt bey den Indianern ein heiliger Baum; denn bey allen ihren Feſten wird ein Zweig davon hoch aufgeſteckt. Auch tragen diejenigen, welche den Frieden verlangen, zum Zeichen der freundfchafe lichen Geſinnung einen Zweig von dieſem Baum in Haͤnden. e . ze 43 XXXIX. Alete iſt eine eig von rother erder, und waͤchſt auf dem Gebuͤrge Andes zwi⸗ ſchen dem 40 und 45 Grad, und auf der Inſel Chiloe. Seine Blaͤtter ſind jenen der Cypreſſe ähnlich, und fein Stamm iſt ſo dick und hoch, daß die Indianer in Chiloe ſieben bis achthundert, 18 Fuß lange und anderthalb Fuß breite Bretter von einem einzigen gewinnen, und noch mehrere herausbringen wuͤrden, wenn ſie anſtatt der Keile die Saͤge brauchten.) Dieſe Bretter werden ſowohl wegen ihrer dunkelrothen Farbe, als wegen . leichten Bearbeitung und Dauerhaftigkeit hoch geihägt In den nemlichen Gegenden waͤchſt auch der wohlriechende weiße Cederbaum. Maiten iſt einer der ſchönſten Baͤume in Chile. Er waͤchſt wohl 40 Fuß hoch, und ſein Holz iſt mi | hart, dicht, roth mit gelb vermiſcht, und zu vielen nn ſchoͤnen Ard eiten brauchbar. Seine Blaͤtter ſind 1 klein, zackigt, von einer ſchoͤnen hellgruͤnen Farbe, und ſo dicht, daß ſie Menſchen und Vieh vor dem Regen ſchuͤtzen. Auch ziehet das Rindvieh dieſe Blatter jedem andern Futter vor. e e Der Baum Patagua waͤchſt auf den Ullfern der Fluͤſſe und Bäche, und in allen feuchten. \ e 5 Er wird ſehr Br ‚und oft fo dick, „ o 9 Was der p. 8e di eon in ſeiner Beſchrei⸗ bung des Landes Chile ſagt, man koͤnne ihn mit eis | nem 24 Ellen langen Seil nicht umfaſſen, iſt uͤbeer: trieben. | u r 75 7 * 4 f 1 * x x * n r 0 4 - ö * n 4 we daß vier Menſchen ihn kaum umarmen koͤnnen. Sein Holz iſt weiß und von geringer Dauer, beſonders wenn es dem Waſſer ausgeſetzt iſt. aus allen Aeſten hervordringen, gleichen an Form, Farbe und Geruch den Llien; find aber um zwey Drittel kleiner, hangen herabwärts, und ihr Ge⸗ ruch if ſchwaͤcher. Vom Temo giebt es zwo Seine Blaͤtter ſind drey bis vier Zoll lang, etwas rauh und dunkelgruͤn. Seine Bluͤthen, welche Gattungen, der weiße und der gelbe, und beide wachſen uͤberall. Ihr Stamm iſt mit einer gelb⸗ lichen Rinde bekleidet, inwaͤrts aber aſchenfaͤrbig, — — hart, und ſehr dicht. Er wird daher von Wag⸗ nern und andern Handwerkern, welche hartes und dichtes Holz bearbeiten, gebraucht. Seine Blaͤtter gleichen an Farbe und Geſtalt Pomeran⸗ zenblaͤttern, an Geruch und Geſchmack der Mus⸗ katennuß. Die zwo Gattungen unterſcheiden ſich durch die weißen und gelben Bluͤthen, welche aus vielen vier bis fünf Zoll langen Faſern be⸗ ſtehen, und einen ſehr angenehmen Geruch aus⸗ ſtreuen, den man wohl 200 Schritt weit empfin⸗ det, wenn der Wind von ihnen her wehet. XLI. Der Litre iſt von mittelmaͤßiger Höhe, wird aber ſehr dick. Sein Holz iſt feſt, braun, gelb und gruͤn marmorirt, und die Blaͤtter ſind rund, rauh, dünn, zerſtreuet und blaßgruͤn. Der Schatten dieſes Baums iſt ſchaͤdlich. Wer ſich unter ihm aufhaͤlt, bekommt auf den Haͤnden und im 45 im abgeſche 605 10 beißende Blaͤsgen. Die Baͤume Bollen und Perquil auquen ſind dick belaubt und hoch, wenig von einander unterſchie⸗ den, und Liebhaber bergigter Gegenden. Ihr Holz iſt ein wahres Gift. Jedoch halten es die In dianer in gewiſſen Krankheiten für ein voreref liches Mittel zu reinigen. Man giebt alsdenn dem Kranken eine gar kleine Doſe, wodurch ſie allen zaͤhen und verſtopfenden Unrath ſo wohl durch das Brechen, als durch den Stuhl mit großer Heftigkeit auswerfen. Will man die Wirkſamkeit dieſes Mittels ſtillen, ſo darf man nur ein Glas Waſſer trinken. Beider Baͤume Blaͤtter gleichen jenen des Citronenbaums an Geſtalt; aber ihre Farbe iſt lebhafter und heller, befonders jene des Bollen. Auf den Fernandes, Inſeln finden ſich alle die drey bekannten Gattun⸗ gen des Sandelbaums, der weiße, rothe und Citronenfaͤrbige. Der legtere „welcher von den Aerzten ſehr geſucht wird, iſt nach dem Zeugniß eines beruͤhmten teutſchen Arztes beſſer, als der orientaliſche. Der innere Theil des Andiſchen Gebuͤrges, welcher noch meiſtens unzugaͤnglich iſt, iſt mit unermeſſenen Waͤldern bedeckt, wo man viele Gattungen von Baͤumen antrift, deren Na⸗ men ſo gar noch unbekannt ſind. Einige darun⸗ ter ſind uͤber alle Maßen hoch und dick. Ein Mißionaͤr erhielt von einem ſolchen Baum alles | Ben für eine RR „ die uͤber 60 Fuß lang 8 war, * war „ worunter nicht nur Balken, Saͤulen ung | Tafelwerk, ſondern auch die Thuͤren, Fenſter, und zwey Beichtſtuͤhle begriffen waren. XLII. Die Chiliſche Fichte (Pino-Chileno) iſt einer der ſonderbarſten und ſchoͤnſten Baͤume in Chile. Die Spanier haben ihm den Namen einer Fichte gegeben, ob er gleich mit der Euro⸗ paͤiſchen Fichte, die auch hierher verſetzt worden iſt, nicht das geringſte 1 hat. Die India⸗ ner nennen ihn Peguen. In der Provinz der Araucaner (Arauques) waͤchſt er wild; in den uͤbri⸗ gen Provinzen aber wird er gebadet; und es ge⸗ hören viele Jahre dazu, daß er feine vollkommene Hohe, von mehr als so Schuh, erreiche. So lange er klein iſt, bedeckt er ſich ganz mit Aeſten und Blättern, indem er aber aufwaͤchſt, legt er die untere Bedeckung ab; und wenn er ungefehr zwo Ruthen hoch gekommen iſt, treibt er dicke Zweige, vier und vier hervor, welche ſich horizon⸗ tal ausbreiten, und rechte Winkel gegen einander bilden. Die vier nächſtfolgenden, und die u bri⸗ | gen bis an die Spitze werden immer kuͤrzer . die untern, dergeſtalt, daß der Baum eine voll⸗ kommene Pyramide vorſtellt. Am Ende beugen ſich die Zweige hinaufwaͤrts, und auf allen ihren Seiten kleiden ſie ſich mit Aeſten, die ebenfalls rechtwinklicht auf einander ſtoßen. Sowohl die Hauptzweige, als ihre Aeſte, ſind ganz mit Blaͤt⸗ | tern, die in einander laufen, bedeckt. Die Blärter N 47 95 PR über einen n Zoll lang, fi, auf ren Flachen erhoben, glatt, von einer glaͤnzenden gruͤnen Farbe, und ſo hart, daß ſie Holz zu ſeyn ſcheinen. Ihre Frucht iſt in einer hoͤlzernen Kugel, von der Groͤße eines Kopfs, eingeſchloſſen. Sie iſt kegelfoͤrmig, ungeſehr zwey Zoll lang, und mit einer kaſtanien⸗ | ähnlichen Schale bedeckt, welcher fie auch an Ce⸗ ſchmack gleicht, und iſt in der Mitte vermittelſt einer feinen Haut getheilt. Dieſe Kern ſind ſehr nahrhaft, und ihr Mehl dient den Americanern zur Nahrung im Kriege. Die Spanier eſſen ſie en, oder geroͤſtet, wie die Kaſtanien. XLII. Der Palmbaum gleicht an Stamm und Blättern den Palmen, die man auch in Europa antrift; aber die Fruͤchte ſind ſehr unterſchieden. Der Landmann nennt ſie Coco. Sie ſind rund, dicker als eine Welſche Nuß, und mit zwey Scha⸗ len verſehen, wovon die erſte ſchwammig, und die 1 zweite holzartig, wie jene der Haſelnuͤſſe, jedoch * etwas haͤrter iſt. Die letzte Schale enthaͤlt einen runden weißen und wohlſchmeckenden Kern, wege, wenn er friſch iſt, in ſeinem Mittelpunkt einen milchäͤhnlichen und erfriſchenden Saft ent⸗ haͤlt. Dieſe Nuͤſſe wachſen an vier Trauben, die drey Fuß lang ſind, und an den vier Seiten vom Baum herabhangen. Wenn dieſe Trauben an⸗ . fangen, die Frucht zu bilden, ſo bedecken ſie ſich mit einer hoͤlzernen, grauen und ovalen Schale, * e ſic . dem Maaß, als die Frucht ſich 5 i e e rr rr 48 ihrer Reife naͤhert, immer mehr ofnet, und wenn ſie vollkommen reif iſt, ſich in zwey Theile ſpaltet, die auf beiden Seiten der Traube herabhangen. Jede Traube traͤgt mehr als tauſend Nuͤſſe. Neben dem, daß die Einwohner dieſe Frucht vor⸗ treflich einzumachen wiſſen, ziehen fie nicht nur ein woclſchmeckendes Oehl daraus, ſondern aus den zarten Spitzen der Palmzweige ein viel liebliche⸗ res Honig, als jenes iſt, welches aus dem Zucker⸗ rohr bereitet wird. Solche Palmbaͤume wachſen hier wild, und bilden ganze Waͤlder. In den noͤrd⸗ lichen Provinzen findet ſich auch der Palmbaum, welcher Datteln hervorbringt, und in den Waͤl⸗ dern, die ſich dem Meere naͤhern, noch ein anderer, der von weitem einem Palmbaum gleichſiehet. Seine Blaͤtter ſind 5 bis 6 Fuß lang, zwey Spannen breit, glatt, hellgruͤn und herabgezogen. Der Stamm iſt ſo dick als der Schenkel eines Mannes, und mit ſchuppichten Schalen bedeckt. Auch aus dieſem Stamm wachſen in der Gegend, wo die Blaͤtter hervorkommen, und auf vier Sei⸗ ten Trauben von vielen Körnern, welche gaͤnzlich den ſchwarzen Weinbeeren gleichen. Als ich die⸗ fen Baum zum erſtenmal entraf, unterſtand ich mich nicht, von feinen Früchten, die mir unbekannt waren, zu koſten. XLIV. Der Baum Lucuma waͤchſt wild in den nördlichen. Provinzen, beſonders im Gebiet Coquimbo; 2 wird er auch Lucuma von Coquimbo N. 40 = a Fark 1 49 end genannt. In den mittaͤglichen Laͤn⸗ dern wird er durch Kunſt fortgepflanzt. Er hat viele Aehnlichkeit mit dem Lorbeerbaum. Seine Frucht iſt von der Dicke einer Pfirſche, erſt mit einer gruͤnen, und wenn ſie reif iſt mit einer braͤunlichen und etwas gelblichen Schale bedeckt. Das Fleiſch der Frucht iſt weißlicht, muͤrbe wie Butter, von lieblichem Geſchmack, und enthalt zwey oder drey harte, glatte, braune und glänzende 0 — x Kern. Der Avellano hat etwas ähnliches mit der Haſelnußſtaude in Europa, und hat daher ſeinen Namen erhalten. Er waͤchſt auf dem Gebuͤrge und am Meer. Seine Blätter find zwar an der Form jenen der Haſelſtaude gleich, ſind aber dicker, glatter und gruͤner. Seine Nuͤſſe wachſen einzeln, nicht buͤſchelsweiſe wie die Euros paͤiſchen, und haben, ſo lange ſie gruͤn ſind, eine ſchwammige, hernach eine rothe, und endlich eine ſchwarze Schale, und ſind etwas groͤßer als die Europaͤiſchen Nuͤſſe; der Kern hat aber den nem⸗ lochen Geſchmack. XLV. Der Keule wöchſt uͤber 905 Fuß hoch | Seine Blätter, welche länger und breiter als eine Hand find, find glatt, zart, und von hellglaͤnzen⸗ der gruͤner Farbe. Seine Fruͤchte, womit er 1 5 ganz bedeckt wird, gleichen jenen des Lucuma, nur laß ſie runder und ganz gelb ſind; weswegen ſie zwiſchen den grünen Blättern ſehr angenehm in die Augen fallen. Das 880 der Fruͤchte iſt (BIN: lg weißlich, fe und ſuͤß. Der Peumo 10 wohl, riechende, dicke und dunkelgruͤne Blaͤtter, die in ihrer Bildung und Größe jenen des weißen Maul beerbaums gleich ſind. Seine Fruͤchte gleichen jenen des Bruſtbeerbaums (Ziziphus), aus⸗ genommen, daß ſeine Schale meiſtens roth, manchesmal weiß, und oft auch aſchenfaͤrbig iſt. Dieſe Beeren, welche ein ſehr muͤrbes und ſchmack⸗ N haftes Fleiſch haben, ißt man, nachdem ſie in laulichem Waſſer gelegen ſind. Ihr Kern iſt leicht zu zerbrechen, und wenn er gepreßt wird, giebt er ein gutes Oel; wovon man aber bisher noch keinen Gebrauch gemacht hat. Boldo iſt ein ganz aromatiſcher Baum, deſſen Holz, Rinde, Blatter und Früchte einen ſehr angenehmen Geruch geben. Die Blaͤtter ſind groß, braͤunlich, rauh und klebrich, und die Frucht iſt ſuß, gelb und dicker als die Beere des Mirtenbaums. Ihr Kern iſt ſehr hart, und man bedient ſich derſelben zu Roſenkraͤnzen, wo er durch den Gebrauch ſchön wird. Die Rinde des Baums theilt den Weir⸗ faͤſſern einen angenehmen Geruch mit. XLVI. Der Kiſco, welcher bey den Botaui kern unter dem Namen Cereus Peruanus bekannt iſt, waͤchſt auf den Bergen und auf trockenem Boden. Er hat nie Blaͤtter, und gehoͤrt nut deswegen zu dieſer Klaſſe, weil er in keiner Jahrs, zeit einiger Aenderung unterworfen iſt. Er waͤchſt nicht uͤber 20 Fuß hoch, und wird ſehr dick. Sein 51 Sein Stamm iſt von ser Wurzel bis auf den \ 7 — Gipfel geſtreift, und mit langen Doͤrnern ver — ſehen; worunter einige uͤber Spannen lang ſind. Dieſe Dörner ſcheinen von Knochen zu ſeyn, und einige vereinen ſich zur Geſtalt eines Sterns. Die Rinde des Stamms iſt zart, glatt, und von einer 1 gruͤnen 8 „Ste unpällee eine Mitte ein holzartiger harter Koͤrper durchgehet, der ſo brennbar iſt, als die Fackeln, die man aus Kienholz macht. Seine Bluͤthen, welche aus vielen zwey Zoll langen purpurfaͤrbigen Blaͤttern beſtehen, find ohne Geruch. Aus der Bluͤthe entſtehet eine runde Frucht von der Größe eines Apfels, von klebrigtem ſuͤßem Saft, mit unendlich vielen ſchwarzen Saamenkornern angefuͤllt, und mit einer rauhen e bedeckt. Die weiße Sub⸗ ſtanz, woraus das J Innere des Stamms beſtehet, heilt die Schmerzen der Schultern. Obgleich der Kiſco in dem trockneſten Erdreich waͤchſt, fü - iſt doch ſein Inneres ſo ſaftvoll, daß wenn man mit einem Stock hineindringt, eine Menge Saft drey bis vier Schuh weit hervorſpritzt. Es finden ſich in Chile auch einige Arten von Johannis⸗ brodtbaͤumen, welche durch die Form, daͤnge und Breite ihrer Schoten von under unterſchie⸗ den find. VXLVII. Die Europäischen Obſtsaume, B. der Apfel⸗Birn⸗Kirſch⸗ en und Feigen Bad 1 „ e / 2. se Baum, der Pfirſiſch⸗ Aprikoſen⸗ EN - Mandeln: Nuß- und Oliven: Baum, der Pommeranzen⸗ Citronen⸗ und Kaſtanien⸗Baum ꝛc. und ihre Fruͤchte gerathen in Chile ſo gut, als in Europa. Die Apfelbaͤume haben ſich daſelbſt fo ſehr vervielfältiget, daß fie in den ſuͤdlichen Pros vinzen freywillig hervorkommen, und große Waͤl⸗ der bilden. Die Pfirſiſche, deren man mehr als zwölf Gattungen zählt, werden fo dick, beſonders bey der Hauptſtadt, daß viele bis auf 16 Unzen wiegen. Die beruͤhmteſten wegen ihres Ge⸗ ſchmacks, Schönheit und Größe find die fo genann⸗ ten Alberchigos, deren Baum, nachdem er ſie im Februar hervorgebracht hat, am Ende des Aprils andere, von der Größe und Geſtalt einer Mandel, hervorbringt, welche deswegen Almendruche ge⸗ nannt werden, und ſehr ſchmackhaft ſind. Eine andere Gattung, rund von Geſtalt, und etwas größer als die Almendruche, die man de la Bir: + gen (von der Jungfrau) benennt, werden im Fruͤhling reif. Die Quitten⸗ Aepfel werden auch ſehr groß. Es giebt welche, die uͤber dren Pfund ſchwer ſind. Es ſind ihrer zwo Gattun⸗ gen, ſaure und ſuͤße. Jene ſind den Europaͤiſchen gleich, und dieſe ſind zwar gleich gebildet / aber ihr Fleiſch iſt ganz gelb und ſehr ſuͤß; ob man gleich an den Baͤumen ſelbſt keinen Unterſchied wahrnimt. Die ſuͤßen werden auch Lucume ge⸗ nannt, worunter die Lucume von Coquimbo bes ruͤhmt ſind. XLVIII. 53 XI VIII.: Die Birn, RR und Pflaumen r nd durch Nachlaͤßigkeit der Einwohner in Chile noch nicht zu der großen Verſchiedenheit gelangt, | welche die Kunſt zu pfropfen in Italien eingefuͤhrt hat. Man uͤberlaͤßt die Obſtbaͤume meiſtens der Natur allein, welche dem ungeachtet durch den Beyſtand des fanften Klima und des fruchtbaren Erdreichs ihre Fruͤchte zu einer großen Vollkom⸗ menheit bringt. Die Baͤume ſelbſt werden hier großer als in Europa, beſonders der Feigenbaum, 5 der Birn⸗Nuß⸗ und Olivenbaum. Der P. Ovalle ſchreibt zwar in ſeiner Geſchichte von Chile, zu Liner Zeit, nemlich 1640, ſeyn in Chile die Nuͤſſe hart, und von kleinerem Kern, als die Europaͤi⸗ ſchen geweſen; aber heut zu Tage iſt die geſagte Art faſt ganz eingegangen, und nun hat man Nuͤſſe von großem und vollem Kern, und von N einer fehr dünnen Schale. Die Pommeranzen⸗ und Citronen⸗Baͤume jeder Art ſtehen hier jederzeit unter freyem Himmel, wie andere Bäume, werden hoch und dick, und geben viele Fruͤchte. Der füßen Limonien und Pommeranzen giebt es hier zwo oder drey Gattungen. Unter den ſauern Limonien giebt es eine kleine Gattung, welche ganz rund, etwas größer als eine Nuß, und von ſehr kalter Natur ſind, und feine Limonien genannt werden. Ihr Baum iſt größer, als jener von der gemeinen Art, und hat kleine Blätter, wie der ON Dieſe kleinen Limonien we 28 ADBEBEN RE ar, werden wegen . ungemein * Erfriſchung | in hitzigen Fiebern allen übrigen Gattungen vor⸗ gezogen; auch werden ſie ſo ganz wie ſie ſind, mit Zucker eingemacht, ſehr geſchaͤtzt. XILVIIII. Der Weinſtock welchen die Spa⸗ nier in Chile eingeführt haben, geräch auch ſehr wohl. Ueberall, wo ſie wohnen, ſind Weinberge. Der Wein iſt meiſtens Hark, und widerſtehet der Schiffaß hrt. Er iſt meiſtens Din egen und wird ohne einiges Waſſer zubereitet. In den Landern, die der Stadt Concepcion am naͤchſten liegen, waͤchſt der beſte. Dieſer hat alle die guten Ei⸗ genf ſchaften „die man nur verlangen kann, und giebt keinen Europaͤiſchen an Guͤte etwas nach. Auch waͤchſt hier ein köͤſtlicher Muskateller⸗ Wein. So fehlt es auch nicht an Branntewein, den man aus Wein bereitet. Die Weinſtoͤcke wachſen in dem nördlichen Theil bis vier Fuß hoch, im mittaͤglichen aber ehr niedrig. Es iſt ſonder⸗ bar, daß man ſaſt in allen Waͤldern, beſonders laͤngſt den Fluͤſſen, Weinſtoͤcke antrift, welche ſich auf den Zweigen der Baͤume ausbreiten, und Weintrauben in Menge tragen. Man glaubt, daß die Vögel mit den Weinbeeren, die ſie mit ſich in die Waͤlder tragen, den Saamen davon dahin bringen. „ L.Was Getreide geräch bier ſo reichlich, daß es mehr als hundert und funfzig fuͤr eins giebt. Aus jedem. Saamenkorn kommen mehrere Aehren, Aehren, 15 ee Buͤſche von Aehren. D 5 Daher iſt der Weitzen ſehr wohlfeil, ob man gleich eine große Menge nach Peru ausführt. Eben fo flruchtbar iſt daſelbſt das Tuͤrkiſche Korn, wovon man einige Gattungen anbauet. Ein jeder Stengel traͤgt gemeiniglich vier oder fuͤnf dicke Kolben. An allen uͤbrigen Arten von Euro⸗ | paͤiſchem Getreide und Huͤlſenfruͤchten hat Chile in allen ſeinen Provinzen einen Ueberfluß. LI. Obgleich der Hanf und Lein in Chile uͤbcralf wo man fie bisher gefäet hat, wohl geras then, dennoch wird der Hanf der Provinz Quillota, und der lange und ſchoͤne Flachs der Inſel Chiloe mehr geſucht. In den Gegenden, die ſich dem Wendezirkel naͤhern „wachſen auch Baumwolle und Zuckerohr von ſehr guter Art. Die Gur⸗ ken, deren man hier ſieben bis acht Gattungen hat, find befonders in den Landern, die von Spas niern bewohnt werden, ſehr gemein. Sie ſind 3 ſehr groß, und von der groͤßten Vollkommenheit. Die Melonen, deren es viele Gattungen hier giebt, ſind groͤßtentheils von laͤnglichter Figur, wohlſchmeckend, und von ſehr feiner Schale. Man findet welche, die drey Fuß lang ſind. Unter der großen Verſchiedenheit der Kuͤrbiſſe, die hier 3 wachſen, iſt eine von Sidro genannte merkwuͤrdig. Die Indianer bereiten ſie mit gewiſſen wohl⸗ . riechenden Spezereyen, und laſſen ihren Apfel⸗ und 3 Be darin gaͤhren. Sie iſt rund, und haͤlt 50 F wohl wohl zo bis 35 Maaß. Die Erdbeeren wachen hier, wie in Europa, theils wild, und theils ange⸗ bauet. Die wilden, die in den mittaͤglichen Gegen⸗ | den wachſen, find in allem den Europaͤiſchen gleich; aber die gebaueten werden ſo dick, als die groͤßte N Wielſche Nuß, und im Gebiete der Stadt Conceps _ cion und am Fluß Biobio wie ein kleines Huͤner⸗ Ey. Unter den Erdbeeren finden ſich auch gelbe und weiße, und ſowohl dieſe, als die purpurfaͤrbigen riechen und ſchmecken ſehr angenehm. x 1 . III. Die Baumfruͤchte, die unter dem heißen Erdguͤrtel gedeihen, z. B. Chirimoia, Bananas, Guanabano, Granadilla, Guaiava, Camote ꝛc. gerathen auch ſehr wohl in den Chiliſchen Provinzen, die ſich Peru naͤhern. Der Indianiſche Feigen⸗ baum, den man in Chile Tuna nennt, waͤchſt hier ſaſt uͤberall, und die Frucht, die er traͤgt, iſt von der Größe der Europaͤiſchen Feigen, und von gutem Geſchmack. Ich weiß nicht, ob dieſes Baͤumchen inlaͤndiſch, oder von Peru dahin gekommen ſen. Sicher iſt es, daß man es in ganz wuͤſten Gegen⸗ den findet. Wenn man ſeine Blaͤtter, welche aͤußerſt klebericht find, mit Waſſer vermiſcht, erhaͤlt man eine weiße Farbe, womit man die Haͤuſer von außen her uͤbertuͤnchet. 7 1 k an ’ * 1 } * 2 ” a ji Fi 8 5 * > BER. 2 2 5 ; rn Pr) AR) 5 5 ER | RT, * ; ' . N 1 ö Fi ? ö 5 ö * II. f 17 Producte aus dem Reiche der Thiere. ILIIII. Die Chiliſchen Kuͤſten ſind reich au | N 5 von allen drey Gattungen, worin ſie von ihren Liebhabern getheilt werden. Je mehr man ſich dem ſuͤdlichen Pole naͤhert, deſto mehr nimmt ihr Ueberfluß zu. Unter ihnen findet ſich eine erſtaunliche Verſchiedenheit an Farben und an Bildung. Auch ſind ſowohl nahe als ferne vom Meer ganze Baͤnke von Seemuſcheln unter der Erde.) Der Landmann graͤbt fie aus, und brennt ſie zu Kalk. Unter den Meerſchnecken finden ſich viele Gattungen von ſehr gutem 5 Geſchmack. Auf der ganzen Kuͤſte fiſcht man Auſtern von verſchiedener Art. Die Tellinnen, in der Chiliſchen Sprache Choros, ſind ſehr gemein; und die beſten finden ſich bey der Inſel Qauiriquina. Dieſe find nicht nur ſehr fett, ſondern auch von der Laͤnge einer Spanne; und was ihre Farbe betrift, bo find fie entweder gelblich oder ſchwarz; und die erſten werden am meiſten geſucht. In beiden findet man ſchoͤne kleine Perlen. Die ſich in Fluͤßen aufhalten, ſind klein und ohne Geſchmack. LIV. Die uͤbrigen Conchylien „welche am 5 meien geſucht werden, nennen die Fan „ Loco, 9 Man findet fie in der nemlichen Menge auf Ber⸗ gen, die wohl 20 Ruthen hoͤher als das Meer find, 58 . Loco, Papageyen⸗ Schnabel, Comes, Stachel ſchnecken, und Piur. Die Tache werden Macha genannt, wenn ſie laͤnger als breit find. Gegen ihre Oefnungen ſind ſie wie halbe Cirkel gebildet, und inwendig haben ihre Schalen die Farbe der Perlemutter. In den Sängern haben die Hollaͤn⸗ der bey der Magellaniſchen Meerenge Perlen gefunden; aber in Chile wird dieſer Gegenſtand des Handels vernachlaͤßiget. Die Spanier geben der Conchylien Loco auch den Namen Eſelsfuß, « wegen ihrer Geſtalt. Sie iſt weißlich, volle kleiner Erhöhungen, uͤber 5 Zoll fang, und unge- fehr 4 Zoll dick. Des Muſchelthiers Fleiſch iſt ſchmackhaft, voll Subſtanz, und ſo hart, daß es weder zwiſchen zwey Steinen gequetſcht, noch durch Feuer weich wird. Jedoch haben die Landes⸗ | Einwohner ein Mittel gefunden, es zu erweichen. Sie hauen es erſt ſachte, hernach ſtaͤrker mit einer Ruthe, und ſo wird es weich. Daher ſollen ihm die Spanier den Namen Loco (naͤrriſch) gegeben haben. Es iſt mit einem trompetenaͤhnlichen a Ruͤßel verſehen, aus welchem ein purpurfaͤrbigen Saft fließt, der der Wolle eine een Farbe giebt | Lu. Der Papagayen-Schnabel⸗ wied ſo ge nannt, weil dieſe Conchylien dem Kopf dieſes Vogels an Geſtalt und Größe gleicht. Er waͤchſt in einem ſchwam:migen Behaͤltniß, das faſt einen Bienenkorb gleicht, welcher an den Klippen haͤngt; und mit dem N dem Muſchelthier, wenn man es eſſen will, ge⸗ 5 braten wird. Es iſt von köoͤſtlichem Geſchmack. Die Comes leben in Hoͤhlen! der Steinklippen ben der Inſel Chiloe, „woraus man ſie mit eiſernen Spießen heraus arbeiten muß. Sie ſind nicht ganz eine Spanne lang, und ungefehr zwey Zoll dick, und in eine doppelte Schale gekleidet. Man kann ſie unter die Meerdaktilen rechnen. Nach allgemeinem Geſtaͤndniß derer, die ſich auf den Inſeln Chiloe befunden haben, ſind dieſe See⸗ muſcheln die ſchmackhafteſten des Chiliſchen Meers. Die Stachelſchnecken find entweder weiß oder ſchwarz, worunter die erſten am meiſten geſucht werden. Beide ſind mit langen und ſpitzen Stacheln verſehen, womit ſie ſich feſt an die Stein⸗ klippen anklammern. Sie find 4 bis 5 Zoll dick. In den Schalen finden ſich zungenfoͤrmige Stuͤcke | Fleiſch „die man ißt. | IVI. Das Muſchelthier Piur wohnt i in einem cederartigen, dicken, harten, und von außen mit Moos bedeckten Behaͤltniß, das einem Bienenkorb gleicht. Dieſe Körbe find von ſeltſamen Formen. Einige ſind drey Fuß hohen Kegeln gleich; andere ſind oval, andere cylindriſch, und andere rund gebildet, und unter dem Waſſer an den Stein⸗ klippen befeſtiget, wo ſie aber durch den Waſſer⸗ fluthen losgeriſſen, und ans Land geworfen werden. Das Thier lebt in gewiſſen ovalformigen und RAR Zellen. Es iſt ah zwey Zoll lang, 5 * lang, und wie ein Beutel gebildet, mit zwey Bruͤſten, worinn ein ſalziger Saft von angenehmen Geſchmack enthalten iſt. Wenn man die bedek⸗ kende Haut der Zellen oͤfnet, fo ſprizt mit Gewalt ein Saft heraus. Ein jedes der Behaͤltniſſe, wenn es groß iſt, enthält 14 bis 1 5 Piuren. Die Landes⸗ Einwohner eſſen ſie entweder gebraten ſamt ihren Behaͤltniſſen, oder geſotten. I. VII. Das Meer und die Fluͤſſe find reich an Krebſen, und Hummern. Unter den Meer⸗ krebſen find der Raive, Apancore, und Santolle, wie fie in der Landessprache heißen, die beſten. Alle dieſe haben zehn Fuͤße, unter denen die zwey | erſten zwey große Scheeren bilden. Ihre Schalen find faſt ganz rund. Des Kaive Ruͤcken iſt uber 4 Zoll breit, und die Schale iſt ringsum zackigt. Der Apancore ift noch größer, und iſt entweder ganz glatt, oder unten rauh; und eine andere Gattung feines Geſchlechts iſt oben gekrönt; aber ſeine Schale iſt nicht ringsum mit ſpitzen Zacken verſehen. Zweymal ſo groß und ſchmack⸗ hafter als die Apancore ſind die Santollen. Ihre Schale iſt ringsum mit Zoll langen Stacheln be⸗ wafnet, welche beym Feuer leicht ausfallen. Ihr Fleiſch bleibt alsdenn mit einer rothen Haut bedeckt, welche ſich leicht abſchaͤlen laßt. Ihre Scheeren find größer als jene der andern Gattungen, und find anſtatt der harten e mit einer 08 5 1 8 bedeckt. LVIII. — * 61 | © EV. Die Sinftresfen 15 1 und dienen nur den Flußſfiſchen zur Nahrung. Hingegen werden dis Hummern der Fluͤſſe mehr geſucht, als jene des Meers. Sie ſind uͤber eine Spanne lang, und laſſen ſich leicht mit einem Fiſcherkorb und etwas Fleiſch darin, fangen. Auf den Kuͤſten der Fernandes⸗Inſeln finden ſich auch Meer⸗ Heuſchrecken (Locuſte marine) in großer Menge. Die Art ſie zu fangen iſt leicht. Zur Zeit der Fluth ſtreuen die Fiſcher Stuͤcke Fleiſch auf das f Ufer, und ziehen ſie hierdurch in ſolcher Menge von allen Seiten her dahin, daß jene kaum hin⸗ reichend ſind, ſie mit Stecken vom Meer abzu⸗ ſchneiden. Darauf ſchneiden ſie ihnen nur die Scchwaͤnze ab, welche getrocknet ungefehr einen Fuß lang und zwey oder drey Zoll dick find. Sie ſind eine ſehr nahrhafte Speiſe, die beſſer ſtchmeckt, als ein jeder anderer gedörrter Fiſch. IIX. Das Chiliſche Meer enthaͤlt einen uͤberaus reichen Vorrath an Fiſchen. Man zaͤhlt ihrer über 60 unterſchiedene Gattungen, welche, den Meer⸗Aal, die Scholle, den Thun⸗ fifch, den Lachs, den Blackſiſch, den Aal, die Sardelle, den Delphin, und wenige andere aus⸗ | genommen, alle von den Europaͤiſchen unterſchie⸗ den ſind. Unter der großen Menge giebt es viele vortrefliche Gattungen, und es iſt ſonderbar, daß weder unter den kleinen noch unter den großen | us eine finder, ne mit abkifdrmtgen Graͤten h 62 verſehen ſey. Die Vervielfältigung der Fiſche jeder Gattung iſt entweder wegen einer ſonder⸗ baren Eigenſchaft des Meers, oder wegen der ge⸗ ringen Anzahl Menſchen, die ſie verzehren, ohne Maaß. Es geſchiehet oft, daß man das Ufer des Mlers, beſonders zwiſchen dem 33 und 41 Grad ganz mit aufgehäuften Fiſchen bedeckt an⸗ | trift, welche theils vor den groͤßern zu fliehen ſich dahin ziehen, theils von den ſtuͤrmiſchen Wellen dahin getrieben werden. Viele der Landes⸗ N Einwohner ſtehen in den Wahn, dieſe Fiſche ſeyn mit einer Art von Peſt behaftet, und eſſen ſie nicht. Aber die meiſten bedienen ſich ihrer, und eſſen ſie theils friſch und theils getrocknet, ohne | den geringſten zen an ihrer Oeſundheit zu leiden. f VER Der Fluß Cauten, welcher 900 Zuß breit, und ſo tief iſt, daß er ſchrbere Schiffe traͤgt, iſt in gewiſſen Jahrzeiten über 7 Meilen die Muͤn⸗ duͤng hinan ſo ſehr mit großen Fiſchen angefüllt, Mi daß die Indianer von beiden Ufern mit ſpitzen Rohrſtöcken ihnen zu Leibe gehen, und ſie damit anſpießen. Das nemliche geſchiehet im groͤßten Theil der ſuͤdlichen Fluͤſſe. Im Archipelagus bey Chiloe, wo der Ueberfluß an Fiſchen vielleicht größer, als je anderwaͤrts in Chile iſt, fangen die Indianer die Fiſche auf eine ganz ſonderbare l. In den Muͤndungen der Fluͤſſe, oder am Ufer des Meers ſchließen ſie ein betraͤchtliches Revier von 63 Waſſer le Sdacketen ein, die fie mit t Weiden durchflechten, damit kein Fiſch durchkommen koͤnne⸗ An dieſem Stacketenwerk laſſen ſie eine geöfnete Thuͤre, die ſie bey Anfang der Ebbe mit Stricken zuziehen. Hier verſammlen ſich eine ſolche Menge, ‚und fo ſtarke Fiſche, daß ſie oft die Stacketen durchbrechen, und davon gehen. Aus dieſer Menge waͤhlen die Fiſcher von einer ſehr ſchmack⸗ 3 und dicken Art, welche ſie Rovali nennen, die größten, fie zu trocknen und zu verkaufen. Bey den Fernandes⸗Inſeln wird unter andern guten Fiſchen auch der Barcala gefangen. Er findet ſich hier in ſolchem Ueberfluß, daß man den Angel nie leer herausziehet. Wegen der vielen verbor⸗ genen Klippen kann man hier mit Netzen nichts ausrichten. 9 N. GB wuͤrde zu n weitläufig und wider die Abſicht dieſes Werks ſeyn, alle die beſondern Ar⸗ ten der Fiſche des Chiliſchen Meers zu beſchreiben. Ich kann jedoch nicht umhin, von den Fi⸗ ſchen Polpo, Diafano, und einigen andern et⸗ was weniges anzumerken. Der Polpo iſt von ER ſeltſamer Geſtalt, daß wenn man ihn anjichet, wenn er ſich nicht bewegt, man ihn für einen Aſt eines Kaſtanienbaums Bauen koͤnnte. Er iſt nicht dicker, als der kleine Finger, und nicht uͤber den vierten Theil eines Fußes lang. Sein Leib iſt in vier oder fuͤnf Gelenke getheilt, welche ge⸗ n den . zu kleiner werden. Kopf und | Schweif 64 — Schweif fallen nicht anders, als die abgebrochene \ Soitze eines Zweigs ins Auge. Wann er ſeine ſechs Füße, die er gegen den Kopf zufammenhäft, ausbreitet, ſo glaubt man Wurzeln zu ſehen, und 4 den Kopf haͤlt man fuͤr die Spitze des abgebroche⸗ nen Stamms. Greift man ihn mit der bloßen Hand an, ſo erſtarrt fie für einen Augenblick, ohne weitern Schaden. In der Blaſe dieſes Thiers findet ſich ein ſchwarzer Saft, welcher gut zum Schreiben iſt. Der Fiſch Diafano (durchſichtig) Höfe ſich bey der Mündung des Fluſſes Tolten auf. Er iſt klein, faſt von der Geſtalt eines Eyes, von koͤſtlichem Geſchmack und durchſichtig, wie durchſichtig, wenn man auch einige dicht neben⸗ einanderhaͤlt. Im daſigen Meer findet ſich auch der Krampffiſch (torpedine), der alle die Wir⸗ kungen aͤußert, welche die Naturaliſten ihm, wenn man ihn beruͤhrt, zuſchreiben. LXII. Der Hahnfiſch (Gallo) iſt zwey bis drey Fuß lang, und ohne Schuppen. Er heißt Hahn, weil er einen röchlichen Kamm auf dem Kopf träge. Bey den Fernandes⸗Inſeln fängt man einen Fiſch, der ſich Tollo nennt, ſchmack⸗ hafter, als ein anderer von der nemlichen Gat⸗ tung, die man in andern Meeren ſindet. Was ihn beſonders eharakteriſirt, iſt ein glaͤnzender Sporn, den er an einer jeden ſeiner Floßfedern auf dem Ruͤcken trägt. Dieſe Sporn ſind dreieckig, | ſpitz, wie Elfenbein, drittehalb Zoll fang, und auf einer jeden der drey Seiten 4 bis 5 Linien breit, mit einer ſchwammigen Wurzel. Sie ſtillen das, Zahnweh „ wie es der ſpaniſche Schiffskapitaͤn Don Ulloa mehrmalen verſucht hat. Man legt die Spitze des Sporns in die Gegend des Mun⸗ des, wo der Zahn weh thut. Hierdurch wird der Backen taub, und in Zeit einer halben Stunde verſchwindet der Schmerz. Manche ſchlafen da⸗ von ein, und wenn ſie aufwachen, empfinden ſie keinen Schmerz mehr. Wenn man den Sporn im Munde hat, ſo beobachtet man, daß der ſchwammige Theil der Wurzel nach und nach aufſchwillt und muͤrber wird. Weil die Spitze des Sporns, die man nur in den Mund ſteckt, ſehr hart iſt, ſo kann die Aufſchwellung keine Wirkung des Speichels ſeyn, der da eindringe. Er muß vielmehr eine anziehende Kraft haben, wodurch er die ſchaͤdliche Feuchtigkeit einſauge, und der ſchwammigen Wurzel mittheile. LXIII. Auch find die Landſeen und Fluͤſſe eich an Fiſchen, beſonders unter dem 34 Grad der ſuͤdlichen Breite. Dieſe ſind zwar in viel wenigere Gattungen getheilt, als jene des Meers, vermehren ſich aber uͤber alle Maaßen. Die gemeinſten find die Forelle, der Koͤnigsfiſch, ( pece Rey) £ifa und Vagre. Die Forelle, ö 1 weine von. n Folien Geſchmack iſt, waͤchſt bis 7 1 wen ſpiß, etwas umgebogen gegen die e Sytze 1 hart f — 66 ae zwey Fuß in der Laͤnge. Man fängt fie mit dem Netze und mit der Angel, an deren Spitze man anſtatt der Lockſpeiſe zwey rothe Huͤhnerfedern befeſtiget. Den Koͤnigsfiſch haben die Spanier fo genannt wegen feines koͤſtlichen Geſchmacks. Er gleicht dem Hecht an Geſtalt, außer daß er keinen ſo langen Kopf hat. Er pflegt einen Fuß lang und zwey bis drey Zoll dick zu ſeyn. Seine Schuppen ſind ſilberfaͤrbig, und er hat nur Ruͤck⸗ graͤten. Er findet ſich auch im Meer, und zu Coneepcion kauft man ihrer wohl hundert um zwey Groſchen. In den Fluͤſſen finder ſich eine groͤßere Art von Königsfifchen, Cauques genannt, welche urngefehr zwey Fuß lang ſind. Der Fiſch Liſa, welcher auch haͤuſig im Meer gefunden wird, gleicht an Geſchmack und Geſtalt dem Blackfiſch, iſt aber drey bis viermal größer als er, und wird in Fluͤſſen mehr geſucht, als im Meer. Der Vagre iſt ein haͤßlicher Fiſch, braun oben und unten weißlich oder auch gelblich, ohne Schuppen, und meiſtens befindlich, wo die Fluͤſſe und Baͤche am truͤbſten ſind. Sein Kopf iſt allzudick nach der Proportion ſeiner Groͤße, welche nicht über anderthalb Schuh iſt. Sein Fleiſch iſt zart, fett, gelb und ſchmackhaſt. LXIV. Es finden ſich hier fast alle Euros paͤiſche Inſekten. Die Bienen, derer man be⸗ ſonders im Chiliſchen Urchipefagus mehrere Gat⸗ tungen antrift, ale in die Hoͤhlen der Baͤume, * und | | 67 und die Landes⸗Einwohner haben fie noch nicht zahm gemacht. Sowohl die Feld⸗ als Bett⸗ Wanzen waren vor 40 Jahren noch nicht in Chile. Nachher aber ſind ſie mit Waaren auf Schiffen dahin gekommen, und haben ſich in dem nördlichen Theil des Landes und in Seeplaͤtzen ſehr vervielfaͤltiget. Die Heuſchrecken finden ſich hier in geringer Menge, und verſammlen ſich nie in dicke Wolken, wie auf der andern Seite des andiſchen Gebuͤrges, die Felder zu verwuͤſten. Die Schnaken trift man nur bey ſumpfigten Oertern an, und find von jenen, die in dem hitzi⸗ gen Erdguͤrtel die Menſchen quaͤlen, unterſchieden. Im Gebiet der Stadt Coquimbo finden ſich die Peruaniſchen Piques, (Wuͤrmer, die ins Fleiſch dringen, und wenn man ſie nicht wegſchaft, ſich daſelbſt ungemein vermehren); aber in andern Gegenden kennt man ſie nicht, vermuthlich, weil es in ſuͤdlichern Landern für fie zu kalt iſt. IXV. Neben dieſen und andern bekannten Inſekten finden ſich in Chile ganz ſonderbare Gat⸗ tungen. Auf den Blumen der Pflanze Bisnaga . (womit man ſich die Zaͤhne reiniget) ſiehet man oft ein Koleopteriſches Inſekt mit zwey Fluͤgeln, ſo vergoldet, daß man es für das fehönfte Gold halten füllte, und welches ſowohl im Schatten als in der Sonne glänzt. Die Bauren ſchnuͤren fie an ein ander, und bilden damit glänzende Kreuze. Unter den Johannes wuͤrmchen, deren es verſchiedene %%ͤòũ -mœ . | > Gattungen giebt, von welchen einige beflügelt, und andere es nicht ſind, giebt es eine Gattung von der Größe eines Schmetterlings, welche des Nachts einer fliegenden Kohle gleicht. Auf den Feldern haͤlt ſich in der Erde in Löchern eine zottige graue Spinne auf, deren Leib ſo dick, wie eine Fauſt, und die Beine bis vier Zoll lang find. Neben den kleinen Zahnen iſt fie noch mit zween hervorragenden Hundszahnen, welche von einigen fuͤr heilſam gehalten weden, verſehen. Sie it nicht giftig. LXVI. Nach meiner Beobachtung giebt es unter Land⸗ und Waſſervoͤgeln zwey und neun⸗ zig verſchiedene Gattungen, die ſich ins unendliche vermehrt haben. Die Berge und einſamen Waͤl⸗ der, die unbewohnten Seekuͤſten, die vielen Fluͤſſe und Landſeen befördern ihre Vermehrung. Unter ihnen finden ſich auch Europaͤiſche Voͤgel, z. B. Adler, Weyhen, Falken, Habichte, Eulen, Rebhuͤhner, Waldtauben, Turteltauben, Elſter, Krammtsvoͤgel, Schwalben, wilde Enten von 6 bis 7 Gattungen, Schnepfen, iR Reiher, Stoͤrche, Raben, Taucher, Kybitze von 8 oder 9 Gattungen. Andere kommen zwar ihrer Natur nach mit den Europaͤiſchen überein; ſind aber in gewiſſen zufaͤlligen Eigenſchaften von ihnen unterſchieden. Z. B. der Schwan hat einen ſchwarzen Kopf; die Nachtigall iſt kleiner, und ihr Geſang iſt - fo Benin und weniger harmo⸗ du Mt . 9 7 8 8 N 1 In „ 3 * Nun 69 ao Die Bergturtel hat ſchwarze Fluͤgel. Der Stieglitz iſt gelber und röͤther als der Europaͤiſche. Er hat unter dem Schnabel einen Bart von ſchwarzen Haaren, welcher mit den Jahren waͤchſt, dergeſtalt, daß die Jungen noch gar keinen haben. Sein Geſang iſt höher, anhaltender und angenehmer, als jener des Euros paͤiſchen Stieglitzes. Das Weibchen iſt aſchen⸗ faͤrbig, mit gelben Flecken auf den Fluͤgeln, ohne Bart und ohne Geſang. Sie wohnen im Ges birge, bis ſie der einfallende Schnee vertreibt; alsdenn verbreiten ſie fich durch das ganze Land. Unter den Vögeln, die in Europa unbekannt find, ‚finden ſich viele, die entweder wegen ihrer Bil; dung, oder wegen der Schoͤnheit ihrer Federn, oder wegen der Annehmlichkeit ihres Geſangs, oder wegen ihres wohlſchmeckenden Fleiſches merk⸗ . wuͤrdig find. Ich will aber nach meiner Ges wohnheit nur einige wenige davon beſchreiben. LXVII. Der Condoro iſt ein Raubvogel von wunderbarer Staͤrke, deſſen ausgebreitete Fluͤgel von einem Ende zum andern 14 Schuh lang ſind. Er iſt, außer dem Ruͤcken, welcher weiß iſt, und dem Hals, welcher mit einem weißen Ring umgeben iſt, ganz ſchwarz. Er hat eine Art von Haarſchopf auf dem Kopf. Die Federn ſeiner Fluͤgel ſind von der Dicke eines kleinen ee der Schnabel iſt ſtark, dick und krumm. 2 3 N er Er niſtet auf den ſteilſten Felſen der Berge. Das Weibgen iſt kleiner als das Maͤnnchen, und hat weder den weißen Ring um den Hals, noch den Ruͤcken weiß, noch den übrigen Leib ganz ſchwarz; denn ſeine Farbe faͤllt vielmehr ins Graue. Die⸗ ſer Raͤuber fuͤhrt einen ewigen Krieg mit den Schaaf⸗ und Ziegen⸗Heerden, und fälle fo gar oft das Rindvieh an. Wenn fie auf einen Ochſen ihr Augenmerk richten, ſo vereinigen ſich ihrer ſechs und mehrere, ſchließen mit ausgeſpannten Fluͤgeln einen Kreis um ihn, indeß der Kuͤhnſte unter ihnen ihm die Augen ausbeißt. Darauf erwuͤrgen fie ihn, und zehren ihn auf. Die Bauern fangen ihn auf zweyerley Art. Erſtlich errichten ſie ein enges Pfahlwerk, und werfen ein todtes Aas dazwiſchen. Die Raubvogel, welche einen uͤberaus ſtarken Geruch haben, ermangeln nicht, auf das Aas zu fallen, und ſich damit ſo ſehr an⸗ zufüllen, als fie können; alsdann laufen die Bauern mit Pruͤgeln herzu, und ſchlagen fie todt, weil fie wegen der Pfaͤhle den Schwung nicht nehmen koͤnnen, ſich zum Flug zu erheben. Will man ſie aber lebendig fangen, ſo legt ſich der Bauer auf die Erde und bedeckt ſich mit einer friſchen Kuhhaut, und wenn der Condoro ſich nähert, ergreift er ihn mit wohlverwahrten Haͤn⸗ den, und haͤlt ihn, bis andere in der Naͤhe ver⸗ ſteckte Bauern herzueilen, und ihn feſt binden. Dieſer fuͤrchterliche Vogel iſt nach der Matte N es 99 9 * des Herrn de Bomare von dem Laͤmmergeyer der Schweitzer nur der Farbe nach unterſchieden. Ä IXXVIII. Der Piuquen ift größer, als eine l Gans. Oben iſt er grau und weiß, und unten ganz weiß. Sein Fleiſch iſt weiß, zart, und von gutem Geſchmack. Er liebt die Ebene, wo er ſich theils von Kraͤutern, und theils von Wuͤrmern naͤhrt, und leicht zahm zu machen iſt. Der Straußvogel lebt in den Thaͤlern der Andes, ber ſonders am See Naguelguapi. Er iſt dadurch von dem Afrifanifchen unterſchieden, daß er vier Zehen an jeden Fuß hat, da jener nur zwey hat. Seine Fluͤgel, welche nach Proportion zum Fliegen zu klein find, befördern feinen ſchnellen auf. Er legt ſeine Eyer in den Sand; und es werden ihrer oft ſechzig auf einmal ausgebruͤthet; woher viele vermuthen, ſie ſeyn nicht alle von einer Mutter. Sie ſind bekanntermaaßen ſo groß und ſtark, daß man fie wie Porzelän zu Gefäßen brauchen kann. IXVIIII. Flamingo, ein von den Spaniern ſeogenannter Waſſervogel von ſchoͤner Bildung. Sein Korper, der nicht ſehr ſchwer iſt, erhebt ſich auf zwey hohen und duͤnnen Beinen; und auf einem ſehr langen Halſe traͤgt er einen kleinen | Kopf, der mit einem langen gebogenen und harten Schnabel, und mit Zaͤhnen verſehen iſt. Seine Augen find klein und roth, die Zehen feiner. Füße durch Häute vereint, die Federn feines Ruͤckens ar (E) 4 195 und 2 | 72ͤ; und ſeiner Flügel ſchoͤn feuerfaͤrbig, und die uͤbri⸗ gen weißlich. Die. Indianer zieren die Spitzen ihrer Lanzen und ihr Haar mit den Federn dieſes Vogels. Er giebt ſeinem Neſt, welches er andert⸗ halb Schuh hoch uͤber die Erde aus Koth bauet, die Figur eines abgekuͤrzten und oben eröfneren Kegels, worinn er nicht mehr als zwey Eyer legt. Wenn er fie ausbruͤthet, fo ſetzt er feine Füße außer dem Neſt auf die Erde, und den Leib aufs Neſt. ILXX. Der Alcatraz iſt eine Art von Peli⸗ kanen. Sein Seid iſt kleiner als jener eines Kale⸗ 5 kutiſchen Hahns; aber feine Beine find uͤber zwey Fuß lang, und ſein anderthalb Fuß langer Schna⸗ bel iſt ungefehr drey Zoll breit, und ſowohl oben als unten mit kleinen Zähnen verſehen, welche wie eine Saͤge ſchneiden. Unter dieſem Schnabel Hänge ein Sack über feinen Magen herab, welcher vermittelſt gewiſſer Faden an den Hals befeſtiget iſt. Dieſer Sack beſtehet aus einer dicken, fetten, ſehr fleiſchigten Haut, die wie Ceder biegſam, und wie ſeidener Atlaß mit einem feinen und ſanften Haar bedeckt iſt. Er fälle nicht ſehr ins Auge, wenn er leer iſt, wenn aber der Vogel einen reichen Fiſchfang gethan hat, fo iſt es zum Erſtaunen, wie viel große und kleine Fiſche er darin ſammelt, ſie entweder zu ſeiner eignen Nahrung, oder fuͤr ſeine Jungen aufzubehalten. Seine Farbe iſt braun, und ſeine Federn ſind zum Schreiben beſſer, als Gaͤnſefederu. Die Landes⸗Einwohner bedienen fi 73 Pr dieſes Sacke, kt daraus zu machen. Der Alcatraz muß die Kälte nicht vertragen konnen; denn im Winter findet man ihrer viele todt auf den Felſen, die dem Meer nahe ſind. | LXXI. Der Pararo:Niio wird von den Spaniern ſo genannt, weil er in der Ferne einem nacketen Kinde gleich ſiehet. Er lebt im Meer, und iſt von der Größe eines Kalekutiſchen Hahns. Seine Federn ſind auf den Ruͤcken ſchwarz, und am Bauch weiß. Er hat einen dicken ovalfoͤr⸗ migen Hals, welcher mit einem Ring weißer Federn umgeben iſt. Seine Haut iſt ſo dick wie jene eines Schweins, und laßt ſich leicht vom Fleiſch abſchaͤen. Anſtatt der Fluͤgel hangen ihm zwo haͤutige Falten an den Seiten herab, wie zwey Arme. Dieſe ſind oben mit weißen und kurzen Federn, die mit ſchwarzen untermifcht find, bedeckt, und dienen ihm zum Schimmen, nicht zum Fliegen. | Er niſtet am Ufer in tiefen Löchern im Sande, und legt drey oder vier weiße ſchwarzgefleckte Eyer. Sein Schnabel iſt ſchmal, und groͤßer als jener des Rabens, der Schwanz kurz, die platten Fuͤße ſchwarz, und wie jene der Gans gebildet. Er gehet gerade und hoch, und laͤßt die zwey Schwimmfluͤgel neben ſich herabhangen. Sein Fleiſch ſoll nicht, wie jenes anderer Seevoͤgel, uͤbel riechen, und von gutem Geſchmack ſeyn. LXXII. Der Threguel, oder Keltreu, iſt von der Größe eines Taͤubers, nur daß feine Beine 3 a i N * 2 — * > _ — — — — — — — — — — — — . ——— — ̃ — — — —— . = — = ZZ — — SZ >>® >= N — 7 re — * r = — T u = * ke — En a 7 a > BR 1 — — 1 3 . — — — DD ¶ů¶Y Y ———— —— . — — — I I | | | 0 IM | | 74 Ä noch wohl zweymal höher find. Oben ift er aſchen⸗ | färbig mit ſchwarzen Flecken, und unter dem Bauch zur Hälfte weiß, uͤbrigens ſchwarz. In den Ge⸗ lenken ſeiner Fluͤgel traͤgt er ein Zoll langes ungefehr fuͤnf Linien dickes hartes und ſpitzes Bein, womit er ſich wider andere Bögel und auch vier⸗ fuͤßige Thiere vertheidiget, wenn fie ſich feinem Neſte, welches er in ein jedes Loch bauet, das er von ungefehr auf der Erde antrift, naͤhern. Er legt nicht mehr als drey graue ſchwarzgefleckte Eyer, die gut zum eſſen ſind. Wenn er einen Menſchen kommen ſiehet, ſchleicht er ſich unver⸗ merkt vom Neſte, und beginnt nicht eher zu ſchreien, bis er ſich ziemlich weit vom Neſte entfernt hat; hiedurch leitet er die Menſchen von ſeinem Neſte ab. Er lebt auf der Ebene; und nie findet man von ſeiner Gattung auf Bäumen ſitzen, noch mehrere als ein Maͤnnchen und u beyſammen. LXXIII. Trenca iſt ein Vogel, der den Krammtsvogel an Groͤße, an der Bildung des Schnabels, des Kopfs und der Fuͤße gleicht, und uͤbrigens von grauer ſchwarzgefleckter Farbe iſt, und etwas laͤngere und breitere Fluͤgel und Schwanz hat. Dieſer Vogel ſingt vortreflich, wechſelt in den Toͤnen ab, wie die Nachtigal, und ahmt ſcherzend die Stimme aller andern Vöͤgel nach, ſobald er ſingen hoͤrt. Er iſt ſehr lebhaft, und ſitzt faſt keinen N ſtille auf einem Orte, auch | 75 ROH wenn er fi ingt. Der Kereu, ben die S Spanier unrichtig unter die Krammts vogel zaͤhlen, iſt etwas größer als der Trenca. Seine Federn, Fleiſch, Augen, Schnabel, und Beine ſind ſchwarz. Er lernet, wie der Papagay, ſprechen. Sein Schna⸗ bel iſt ſchmal, und etwas laͤnger als jener eines Krammtsvogels. Sein Geſang iſt anhaltend, und ſehr angenehm ‚ und der Vogel ſelbſt wird leicht zahm. Er verfolgt die kleinern Voͤgel, deren Hirn er gerne ſrißt. Er bauet ſein Neſt auf Baͤume, und traͤgt den Koth dazu im Schnabel, mit den Fuͤßen, und auf dem Schwanz, welcher ihm anſtatt der Mörtelfelle dient. Das Neſt ſi iehet einer Schuͤſſel vollkommen gleich. ö LXXIIII. Es giebt zwo Gattungen von Papagayen in Chile, deren einen den Namen | Papagay traͤgt, und der andere Catita genannt wird. Der Chiliſche Papagay iſt von den Ame⸗ 5 rikaniſchen Voͤgeln dieſes Namens nicht unter ſchieden. Er niſtet in krummen Höhlungen ſteiler Felſen; wohin jedoch die Bauern ſich mit Stricken hinablaſſen, ihre Jungen, welche ſehr gut ſchmecken, mit krummen Haken auszunehmen. Er bruͤthet auf einmal nicht mehr als zwey Eyer aus; wenn ihm aber ſeine Jungen geraubt werden, ſo legt er neue, bis er ſeine Jungen davon bringt. Daher kommt es, daß ungeachtet man uͤberall im Sommer junge Papagayen ißt, dennoch uͤberall ein Ueberfluß an dieſen Wigeln if, Sie Bringen dem Getraide | und / = und Obſt großen Schaden. Wenn ein ganzes Heer von ihnen auf ein beſaamtes Feld ſich nieder⸗ laßt, fo Hält einer von ihnen auf einem Baum die Wache, welcher von andern, die ſich geſaͤtiget haben, abgeloͤſet wird, damit er auch Theil am Raub habe. Sobald die Wache ſiehet, daß ſich der Jager naͤhert, giebt er den uͤbrigen durch ein Geſchrey das Zeichen, ſich davon zu machen. Der Catita iſt ganz gruͤn, von der Größe einer Turtel⸗ taube, die er aber an der Länge des Schweifs uͤbertriſt. Uebrigens gleicht er dem Papagay, und niſtet im Sommer auf dem Andiſchen Gebuͤrge. Wenn der Schnee ankommt, verbreitet er ſich in Millionen ſtarken Heeren auf die Ebene, beſonders unter den 34 Grad der Breite, und wo ein ſolcher Flug hinfaͤllt, wird alles verwuͤſtet. Es iſt nicht übertrieben, wenn ich fage, daßein jeder Flug uͤber eine Million ſtark iſt. Ihr Fleiſch iſt koͤſtlich. Die Bauren rennen zu Pferde unter ſie, und ſe hla⸗ gen ihrer eine Menge mit Stecken todt, weil ſie durch ihre Vielheit verhindert werden, ſich ſchnell von der Erde zu erheben. Sowohl der Catita als der Papagay laſſen ſich zahm machen, und lernen ſprechen. Der Thile oder Chile, welcher dem Lande den Namen gegeben haben ſoll, iſt faſt ſo groß als ein Staar; hat aber einen laͤngern Schwanz. Im Schreien ſpricht er das Wort Chile deutlich aus. Das Maͤnnchen iſt, außer unter den Fluͤgeln, wo es gelb i ganz ſchwarz, und ſingt ſchoͤn; man kann ihn aber wegen feines * uͤbeln Geruchs nicht im Käfig halten. | LXXV. Der Piccaflor iſt ein Meiſterſtuͤck der Natur, ſowohl wegen ſeiner niedlichen kleinen Bildung, als wegen der Schönheit der lebhaften goldnen Farben, womit feine Federn geſchwuͤckt ſind. Es giebt zwar auch eine große und mittlere Gattung dieſer Voͤgel; aber die kleinern ſind die ſchoͤnſten und glaͤnzen am meiſten. Dieſe ſind kaum etwas groͤßer als ein Schmetterling. Ihre Farbe gleicht dem reinſten Golde, und je nachdem das Licht hinauffaͤllt, auch dem Glanz verſchiede⸗ ner Juwelen. Der Schnabel der kleinſten iſt nicht groͤßer als eine Stecknadel. Sie fliegen fo ſchnell, daß man wegen ihres Geſummes fie eher hoͤrt, als ſiehet. Sie ſchweben lange Zeit wie unbeweglich in der Luft, und ernähren ſich von dem Saft der Blumen, woher ſie in ſpaniſcher Sprache Blumenpicker, Blumenſauger, Bienen: vogel, Honigſauger genannt werden. Nach der blumenreichen Jahrszeit werden ſie taub, und fallen in einen Schlaf, aus welchem ſie nicht erwachen, bis ins Fruͤhjahr. Ihre kleinen Neſter bauen fie aus dem ſeinſten Haar auf die Aeſte der Bäume, und legen nicht mehr als zwey weiße Eyer mit gelben Flecken. In einigen Amerikaniſchen Pro⸗ vinzen werden ſie Colibri genannt. Unter den 92 Gat⸗ 7 und das Weibgen dunkelgrau. Es legt 3 weiße Enyer auf Bäumen, die am Waſſer ſtehen. Er 78 9 92 Gattungen Vogel, die ich, wie ich oben ſagte, in Chile beobachtet habe, finden ſich viele von der nemlichen Gattung, die ſich durch die weiße Farbe ihres Kopfs, oder ihrer Fluͤgel, oder des ganzen Leibes von ihres Gleichen unterſcheiden, welches von ihrem Aufenthalt im Schueegebuͤrge herkom⸗ men kann. Unter den Krammtsvoͤgeln trifft man dieſes am meiſten an. Neben dieſen inlaͤndiſchen vieh ins fand gebracht. vVirierfuͤßige Thiere. LXXVI. Chile iſt nicht fo reich an inlaͤndi⸗ Voͤgeln, haben die Spanier auch zahmes Feder⸗ ſchen Saͤugethieren, als andere Amerikaniſhe Länder. Die betraͤchtlichſten unter denen, die im Waſſer leben, find der Wallfiſch, der See: loͤvde, der Seewolf, das Wallroß, die Meer⸗ katze, der Guillin und Coipu. Von den vierfüßks gen Thieren, die auf der Erde leben, will ich nur nennen, den Loͤwen, den Huanaco, Chilihueque, Guemul, Vicogna, den Fuchs, Guigna, Gems, Haſe, Viſcacha, Chinne, Kiki, Arda, Piguchen. Den Wallfiſch habe ich in dieſe Klaſſe der Thiere geſetzt, weil er in Anſehung ſeines innern Baues und gewiſſer weſentlicher Eigenſchaften den⸗ ſelben gleicht. Er vereint ſich mit dem Weibgen, wie ſie; er bringt, wie ſie, ſeine Jungen lebendig zur Welt; hat Milch, und ſeine Jungen ſaugen an ihm. Do | | LXXVII. . — 5 ... ⁵⅛V a Fr . ae 44 | 79 0 IXXVII. Die Wallfiſche des Chiliſchen Meers ſind von den Groͤnlaͤndiſchen wenig oder gar nicht unterſchieden. Man trift manchesmal ſolche ungeheur⸗große Thiere todt auf dem See⸗ Ufer an, weil ſie das Meer ausgeworfen hat. Ihr größter Feind iſt der Schwerdtfiſch, Pece· Spada) welcher wegen eines drey bis vier Fuß langen und ſchwerdtaͤhnlichen Beins, welches er auf dem Kopfe traͤgt, ſo genannt wird. Er iſt zehn bis zwölf Schuh lang, und aͤußerſt ſchnell. Seine Kinnladen ſind mit ſpitzigen kleinen Zaͤhnen bewafnet. Eine Art dieſer Fiſche traͤgt ein auf beiden Seiten mit Zähnen verſehenes Schwerdt auf den Kopf, und iſt uͤbrigens von dem vorigen nicht unterſchieden. Unter den Wallfiſchen, die todt ans Ufer geworfen werden, ſind einige uͤber alle Maaßen groß. Ich ſah eines Tages eine LRibbe, die 15 Schuh lang, anderthalb Schuh breit, und 5 Zoll dick war. Viele glauben, daß die Menge Ambra, den man auf den Ufern der Inſel Chiloe in großen Stuͤcken findet, von den Wallſiſchen herkommen, ich bin aber mit Herr Geofroi der Meinung, daß er nichts anders als ein Erdharz iſt, welches aus dem Schoos der Erde ins Meer fließt. | | | LXXVIII. Der Seeloͤwe kann auch auße dem Waſſer leben, und bringt ſeine Jungen leben⸗ dig zur Welt. Er gleicht etwas dem Seekalbe. Wenn er zu ſeiner vollſtaͤndigen Groͤße gelangt iſt, 5 ni „ ſo ) 90 sn vg | 0 PB hat er 14 bis 18 Fuß in der Lange, und zwi⸗ ſchen 10 und 15 Fuß im Umfange. Seine Haut iſt nicht ſchuppicht, ſondern mit einem hellgelben kurzen Haar bedeckt. Sein Kopf iſt nach Pro⸗ portion feines Leibes zu klein, zugeſpitzt, wie jener des Wolfs. Seine Zunge iſt dick und faſt ganz rund, und ſeine Kinnladen ſind mit großen ſtarken und ſpitzen Zähnen bewafnet, wovon ein Drittel hervorſtehet, und die uͤbrigen tief in ihre Faͤcher eingefaßt find. Aus feinen Lefzen gehet auf bey⸗ den Seiten ein Bart hervor, der jenem des Tigers gleicht. Die Augen find klein, und 1 3 3 kurz, daß ſie kaum hervorſtechen. iſt die Naſe ſehr klein, voll Druͤſen, und 9 Haar. Das Thier hat zwey Haͤnde oder zwey Fnorpelihtee Floßfedern, deren es ſich zum Schwimmen und zum Gehen bedient. Sein Schwanz iſt ebenfalls knorpelicht, und ſo gabelförmig getheilt, daß er | zugleich die Dienſte der Fuße verrichten kann. Dieſe Art von Haͤnden und Fuͤßen endiget ſich in fuͤnf Fingern, und beſtehet in harten Knorpeln, welche im Schulterblatt, und da wo die Finger anfangen, ihre Gelenke haben. Wenn dieſes a gleich nicht ſo ſchnell und behende gleich anderen vierfuͤßigen Thieren iſt, ſo klettert es doch ohne viele Mühe die hoͤchſten und ſteilſten Klippen hinan, und wieder herab. Die Zeugungsglieder ſind am unterſten Theil des Bauchs, und wenn ſich beide Geſchlechter vereinen wollen, ſo ſetzen ſie | | we ſich ; = Dr ' 5 i 81 ſich auf den getheilten Schweif, und umfaſſen ſich mit den vordern Floßfedern, oder Haͤnden. Das Weib gebieret und ſaͤuget die Jungen, deren nur zwey ſind, wie andere vierfuͤßige Thiere thun. Das Thier wird wegen der Haare, die es am Halſe ragt, Edive genannt. Wenn man feine zolldicke Haut durchſchneidet, ſo findet man einen ſchuh⸗ hohen Speck, ehe man aufs Fleiſch kommt; man — nennt ſie daher auch Oelwoͤlfe. Die fetteſten geben wohl 150 Maaß Oel. Dies Thier iſt ſehr blutreich. Wenn es verwundet iſt, wirft es ſich ſogleich ins Waſſer, und faͤrbt daſſelbe weit und breit mit Blut. Wenn dieſes die Seewölfe wahr⸗ nehmen, werfen ſie ſich haufenweiſe uͤber daſſelbe her, und zehren es in weniger als einer Viertel⸗ ſtunde auf. Das nemliche Schickſal haben aber die Seewoͤlſe nicht, wenn ſie verwundet ſind. Weder ein Seeloͤwe, noch ein anderer Seewolf ergreift ſich an ihm. Den ganzen Sommer halten ſich die Seeloͤwen faſt jederzeit im Meer, und im Winter auf dem Sande nah am Meer auf, und ‚ernähren ſich theils von Kräutern, und theils von Fiſchen. Sie ſchlafen ſchnarchend entweder im Koch, oder auf Felſen, fo tief, daß fie nicht leicht aufzuwecken find. Es halt daher einer von ihnen, und zwar ein Maͤnnchen, die Wache, und weckt durch einen graͤßlichen Laut nicht nur die andern auf, wenn eine Gefahr ſich nähert, ſondern ſchreckt auch die Menſchen ab, die ihnen näher kommen. . * 1 2 RR | a Mu Die Seevögel gehen auf ihnen hin und her, wenn ſie ſchlafend ausgeſtreckt liegen. Man kann ſie leicht toͤdten, weil fie zu ſchwer ſind, ſich zu ver⸗ theidigen. Bey jeder Bewegung ſiehet man ihr Fett unter der Haut fließen. Wer ſie angreift, muß ſich beſonders vor ihren Zähnen. hüten; denn was je damit anfaſſen, das laſſen ſie nicht mehr los. Der empfindlichſte Theil an ihnen iſt die Spitze ihrer Naſe. Wenn am uͤbriegen Leibe die tiefſte Wunde fie nicht toͤdtet, ſo thut dieſes ein leichter Schlag auf ihre Naſe. Die großen bruͤl⸗ len etwas duͤmpfer als die Rinder, und die kleinen i blecken, wie die Schaafe. Ihre Muͤtter tragen ſie auf dem Halſe, wenn ſie einer Gefahr entfliehen. Man findet fie am haͤufigſten bey den Fernandes⸗ Inſeln. Der Lord Anſon erzaͤhlt, ſeine Matroſen haben ihrer eine Menge getoͤdtet, um ihr Seife zu effen, und habe gefunden, daß ihr Herz un Zunge beſſer ſchmeckten, als dene der e un Ochſen. LXXIX. Die Seewolfe find von den See loͤwen dadurch unterſchieden, daß ſie kleiner und von anderer Farbe ſind, und keine Haare am Halſe haben. Die großen ſind grau und ungefehr acht Fuß lang, und die von kleinerer Art haben nur 4 Fuß in der Lange, und ihre Farbe iſt braun. Man findet ſie in Menge an den Seekuͤſten und bey den Fernandes⸗Inſeln. Die Landes⸗Ein⸗ AR toͤdten fie mit an und bedienen ſich ihrer MR e ihrer Felle zu Schwimmenpelſten, welche auf⸗ geblaſen 5 bis 6 Fuß lang und zwey Fuß dick ſind, und aneinander gebunden werden. Mit dieſen erfühnen ſich die Indianer ſogar auf den Fiſchfang ins Meer zu ſcwimmen. Das Wallroß iſt vom Hippopotamos, das in Afrika⸗ N niſchen Fluͤſſen lebt, nicht unterſchieden, als durch 1 eine Mähne, die es am Hals trägt. Die Meerkatze iſt an Groͤße und Bildung der zahmen Katze gleich. Ihr Fell iſt ſehr dicht, ſanft, und grau. Ihre vier Fuͤße beſtehen aus Knorpeln, und ihr Schwanz iſt dick, lang, und mit dichten Haaren bedeckt. Sie iſt ſehr wild, und vertheidiget ſich mit ihren ſpitzen Zähnen wider Menſchen und Hunde. LXXX. Der Guillin it ein ſehr gemeines Thier, welches i in Seen, Fluͤſſen und Baͤchen lebt, und ſich von Fiſchen und Gras, welches auf den Ufern waͤchſt, ernaͤhrt. Er iſt fo groß als ein gemeiner Hund; und iſt mit Haaren bedeckt, die theils lang, und theils kurz ſind. Die kurzen, die nicht uͤber einen Zoll lang, ſehr fein und dicht find, dienen, des Thiers natürliche Wärme zu er⸗ halten; aber die langen Haare find etwas rauh. Seine Farbe iſt auf dem Ruͤcken dunkelbraun, und unter dem Bauch weißlich. Der Kopf iſt faſt rund; rund und kurz ſind ſeine Ohren, und klein die Augen. Sein Maul iſt unten und oben mit sen, langen und ſpitzen Zähnen bewafnet. N 3 Seine Seine vordern und hintern Füße find haͤutig und platt, und der Schwanz breit. Sein Fell wird geſucht, Huͤte daraus zu bereiten. Er ſcheint eine Kaſtor⸗Art zu ſeyn. Der Coipu iſt kleiner als der Guillino, dem er uͤbrigens an Geſtalt und Lebensart gleicht. Sein Fell iſt ſchwarz, und er hat ebenfalls ein zweifaches Haar, von welchen das niedrigere ſanfter iſt. Dieſes Thier laͤßt ſich zahm machen, und lebt in Häufern, wie ein Hund. Es finden ſich auch in den Chiliſchen wer — | Gewaͤſſern, beſonders im Inſelmeer, Fiſchetten, die den Europaͤiſchen gleich ſind. LXXXI. Die Einwohner in Chile nennen ihren Löwen Pagi. Er unterſcheidet ſich dadurch von den Afrikaniſchen dowen, daß er keine Maͤhnen hat, und nicht groͤßer iſt, als die Afrikaniſchen töwen. ea Farbe iſt weißgrau. Er findet ſich in ganz Chile vom 24 bis 45 Grad der Breite, und man weiß nicht, ob man ihn weiter hin antrift. Er lebt in den dickſten Waͤldern, und auf den ſteilſten Bergen, und verlaͤßt dieſe nicht, außer wenn er auf Raub ausgehet. Den Pferden ſtellt er am meiſten nach; und die Art, wie er ſich ihrer bemeiſtert, iſt ſonderbar. Wenn er ſie ſeiner Sa e gemaͤß nicht unvermuthet uͤberfallen kann, ſo naͤhert er ſich ihnen ſcherzend, indem er ſich auf die Erde ausſtreckt, und den Schweif hin und her ſchlaͤgt. Wenn er auf dieſe Weiſe dem Pferde, er einem andern 1 nahe genug gekommen u iſt, BE —— x „ =, ſo o hrung er ihm auf ut auf den Ruͤcken, und erwuͤrgt es mit den Klauen. Gelingt ihm aber dieſes nicht, wegen der Spruͤnge, die das | . Thier thut, ſo ergreift ers beym Maul, und drehet den Kopf fo gewaltig gegen fich hin, daß es ihm den Hals zerbricht. Darauf ſchleppt er daſſelbe mit einer Klaue in einen Wald, frißt davon ſoviel als ihm beliebt, und bedeckt das uͤbrige mit Buͤſchen, die er von den Baͤumen abbricht. Man kann hieraus auf die erſchreckliche Staͤrke dieſes Thiers ſchließen. Einſt traf ein ſolcher dowe auf zwey Pferde, die zuſammengebunden waren. Eins tödtete er, und ſchleppte beide mit ſich fort. Indeß er dieſes that, ſchlug er mit ſeinen Klauen das noch lebende Pferd, damit es durch ſeine * Spruͤnge etwas beytruͤge, das todte fortzu⸗ * ſchleppen. Demungeachtet vermeidet er Ochſen und Kuͤhe, wenn fie verfammelt find, und wagt ſich nur an Kaͤlber und Rinder, die einſam gehen. Wenn das Rindvieh ſeiner gewahr wird, ſchließt es einen Kreis um die Kälber, und kehrt die Höͤr⸗ nner gegen ihn auswärts, und tödter ihn oft, wenn erer ſich unterſtehet, fie anzugreifen. Die Pferde thun das nehmliche mit den Hinterfüßen; werben I aber meiſtens uͤberwaͤltiget. | LXXXII. Der Eſel, welcher feine 195 Scchwaͤche im Kaufen erkennt, bleibt bey Annaͤhe⸗ rung des Löwen ſtehen, und ſcherzt in ſeinen reg eben fb argliſtig als er, bis er die Ba 7 Gele⸗ / 86 Gelegenheit erſiehet, ihn drey oder viermal mit den Hinterfuͤßen vor den Kopf zu ſchlagen, und nachdem er ihn hierdurch betaͤubt oder gerödter hat, | die Flucht zu nehmen. Koͤmmt ihn aber der zwe zuvor, und ſpringt ihm auf den Ruͤcken, fo wirft er ſich ruͤcklings auf die Erde, und zerquetſcht ihn. Gelingt ihm aber auch dieſes nicht, ſo laͤuft er ſo ſchnell er kann in einen dichten Wald, und ſucht ſeinen Feind mit Huͤlfe der tiefen Zweige der Baͤume, unter welchen er hinrennt, abzuwerfen. Auf dieſe Weiſe werden nur wenige Eſel dem Loͤwden zum Raube. So fuͤrchterlich er den vierfuͤßigen Thieren iſt, ſo hat er ſich doch bisher noch nicht unterſtanden, die Menſchen anzufallen, ob er gleich von denſelben oft verfolgt und getoͤdtet wird. Die Landes⸗Einwohner verfolgen ihn mit Hunden, die darauf abgerichtet ſind. Wenn er nicht entfliehen kann, ſo klettert er entweder die hoͤchſten Baͤume hinan, und ſpringt mit großer Leichtigkeit von einem zum andern, oder ſtellt ſeinen Hinteentheil an einen Felſen oder Stamm in Sicherheit, und vertheidiget ſich mit feinen Klauen und Zähnen tapfer wider die Hunde, deren viele das Leben dabey verlieren, bis ihm der Jaͤger von der Ferne einen Strick um den Hals wirft. Wenn er ſich alsdenn ö N gefangen ſieht, rollen ihm häufige und dicke Tropfen Thraͤnen aus den Augen uͤber die Backen herab. Aus feiner Haut wird ſehe gutes Leder zu Schuhen bereitet, und ſein Fett ſoll wider Seitenſchmerz ſehr heilſam ſeyn. | | . 1 87 IXI. Die Thie Guanaco, Chili⸗ bene, Guemul und Vicußna ſind verſchiedene Gattungen vom Geſchlecht der Kameele, und unterſcheden ſich von dem gemeinen Kameel da⸗ durch, daß fie keinen erhoͤheten Ruͤcken haben. Der Huanaco oder Guanaco iſt ſechs bis Beten Fuß lang, und vier bis fünf Fuß hoch, und gleicht faſt gaͤnzlich dem Kameel an Kopf und Hals, an der geſpaltenen Oberlippe „am Schweif, und an den Erzeugungsgliedern. Sein Ruͤcken iſt eben, feine Füße find geſpalten und mit zugeſſißzten dicken Klauen verſehen. Sein Haar, welches auf dem Ruͤcken grau und am Bauche weißlich iſt, 5 iſt ſehr ſanft, und wird zu Huͤthen gebraucht. Es hat keine andere Waffen, ſich zu vertheidigen, als die leichten Fuͤße, womit es auch die ſteil⸗ ſten Felſen hinan klettert. Es lebt meiſtens im Andiſchen Gebirge; und dem ungeachtet iſt es leicht zahm zu machen. Wer es aber zum Zorn reizt, dem ſpeyet es ins Angeſicht. Sein Fleiſch ſoll faſt fo gut als Hammelfleich ſeyn. In ſeinem Eingeweide findet ſich der feinſte Bezoar⸗ ſtein. Der Chilihueque ſcheint aus dem Guanaco und einem Europaͤiſchen Widder zuſammengeſetzt zu ſeyn; denn er hat von jenem den Kopf, Hals und Schweif, und von dieſem den Ueberreſt ſeines Leibes, welcher aber wohl noch einmal ſo groß iſt, und die Benennung, welche einen Chiliſchen Bock bedeutet vielleicht um ihn von dem Peruaniſchen 12 * Llamas 88 9 N Llamas zu unterſcheiden. Er iſt ein zahmes Thier, und wird von den Indianern fo hoch ge- ſchaͤtzt, daß fie ihn bey Friedenstractaten, oder bey Feyerlichkeiten ihrer Religion zum Opfer ſchlachten. Sein Fleiſch iſt ſo gut als Hammel⸗ fleiſch, und feine Wolle iſt vortreflih. Es giebt wieiße, ſchwarze, graue und aſchenfaͤrbige. Ihr Geſchlecht hat ſich nicht ſehr vermehrt, weil das Weibgen mit Beſchwerlichkeit empfaͤngt. Man muß es halten, wenn das Männchen es belegen ſoll. Das Thier Guemul iſt an Bildung und Große dem Chilihueque gleich, nur daß der Schweif jenem eines Hirſchen gleicht. Es iſt wilder als der Guanaco, und haͤlt ſich faſt immer in den ſteilſten Gegenden der Andes auf. Das Thier Vicußna iſt ſo groß als eine Ziege, und hat viele Aehnlichkeit mit dem Guanaco. Seine Farbe iſt Koffeebraun; die Wolle iſt fein und weich, und wird in Menge nach Europa gefuͤhrt, und das u Fleiſch iſt wohlſchmeckend. Dieſe Art Ziege lebt in dem maͤßigſten Theil von Chile, nemlich in den Provinzen Copiapo und Coquimbo. Sie muß ſehr fruchtbar ſeyn; denn obgleich ihrer eine große Menge das ganze Jahr hindurch verzehrt wird, ſo iſt doch das Land jederzeit in Ueberfluß damit verſehen. Sie iſt ein ſehr furchtſames Thier. Eine handvoll Wolle, die ſie an einem Seil hangen ſiehet, haͤlt ſie in ihrem Lauf ein. Sie laͤßt ſich wie ein Schaaf zahm machen. Man hat daher EIER 18 UArrſache, Urfache, die Landes⸗ eb eber einer € unwerzelh⸗ i 5 lichen Nachlaͤßigkeit zu beſchuldigen, weil ſie dieſe \ nuͤtzliche Thier, die fie heerdeweiſe erhalten koͤnnten, um ſie zu gewiſſen Jahrszeiten zu ſcheeren, aus ' Begierde nach der Wolle tauſendweiſe ums Leben bringen, 2 ſie mit bene Zeit ganz dale, werden muͤſſen. N LXXXIV. Neben dem Ae bhuhe uche giebt es in Ehile noch einen andern, den die In⸗ dianer Culpeu nennen, und der wohl zwey bis 1 dreymal größer iſt, als jener; ihm aber an Farbe, | Bildung und Eigenſchaften gleicht. Dieſer lebt, wie der gemeine Fuchs „vom Raub des zahmen Geflügels und der Laͤmmer, wenn er fie von der Heerde getrennt antrift. Auch widerſetzt er ſich den Hunden, und toͤdtet ihrer auch wohl einige, 1 ER hart zuſetzen. Er iſt aber feltener, 7 als der gemeine Fuchs. Guigna iſt ein kleines Tigerthier, „ welches eine große Katze an Größe nicht uͤbertrift. Seine Farbe iſt grau, mit ſchwar⸗ zen runden Flecken beſtreuet. Es ſtellt nur dem Geflügel nach, und lebt in Wäldern. Es giebt auch in Chile viele Gattungen wilder Katzen, 5 welche zwar kleiner oder groͤßer und an der Farbe unterſchieden ſind, aber insgeſammt die gemeine A Katze an Größe nicht viel übertreffen. Die Gemſen, Hieſche und Haſen ſind den Europä- | ſchen gleich. (8) / INN — pr LXV. Das Thier Viſcacha iſt von der Größe und auch faſt von der Geſtalt eines Ka⸗ ninchens, welches aber längere Füße hat. Sein ſanftes Haar iſt grau, mit ſchwarz vermiſcht. Sein Schweif iſt jenen des gemeinen Fuchſes gleich, und mit ſo harten Borſten bedeckt, daß ſie Doͤrner zu ſeyn ſcheinen, und hinreichend ſind, ſeine Feinde zu verſcheuchen. Sein Fleiſch iſt gut zu eſſen. Es lebt in Hoͤhlen, die es ſich in die Erde graͤbt. Die ganze Nacht trägt es alles, was es auf dem Felde antrift, vor feine Hohle; daher 5 fügt es fich oft, daß Reiſende ihre verlorne Sporn oder andere Sachen vor den Höhlen der Viſcachen finden. Auch das Thier Chine iſt von der SGroͤße eines Kaninchens, und hat viel aͤhnliches mit einem kleinen Hunde. Seine Farbe iſt dun⸗ kelblau, außer auf dem Ruͤcken, wo vom Kopf bis id Schwanz eine Streife von weißen Ringen laͤuft. Der Schwanz iſt ſehr reich an Haaren, beugt ſich aufwaͤrts, und öfnet und ſchließt ſich, wie der Pfauenſchweif. Dieſes Thierchen At von ſanfter Natur, liebt und ſucht dem Menſchen. Es gehet, beſonders auf dem Lande, in die Haus fer, frißt da, was es findet, und gehet wieder fort, ohne daß Menſchen oder Hunde ihm einige Ueber⸗ ſaſt verurſachen. Den freyen Zutritt verſchaft ihm ein lichter Saft, welchen es in einem Blaͤs⸗ chen unter dem Schwanze traͤgt. Dieſer Saft iſt von einem ſo ce und unertraͤglichen Geſtank, 91 -Geſtank, daß ſchwerlich ſeines Gleichen i in der Nas . . tur anzutreffen iſt. Dabey iſt dieſer Geſtank ſo anklebend und anhaltend, daß man ihn ſchwerlich und er u ſt nach langer Zeit vertreiben kann. Wenn das Thier beleidiget wird, ſo hebt es ſogleich die Hinterfuͤße auf, und gießt einen Strahl dieſes peſtilenzialiſchen Safts dem Beleidiger auf das Kleid oder auf den Leib. Das Kleid wird als⸗ denn entweder ganz unbrauchbar, oder muß mit der ſtaͤrkſten gauge und mehrmal gewaſchen wer⸗ den, und der Ort wird fuͤr eine geraume Zeit unbewohnbar; denn es giebt kein Gewuͤrz und kein Muſcus, wodurch dieſer Geſtank vertrieben werden koͤnne. Wenn ein Hund damit beſpritzt wird, fo kommt er ganz außer ſich, waͤlzt ſich bald im Sande und bald im Koch, taucht ſich oft ins Waſſer, laͤuft heulend auf dem Felde umher, und wird ſehr mager, weil er, ſo lange der Geſtank dauert, nichts frißt. Darum huͤten ſich die Hunde, dieſes Thier zu beleidigen, es ſey denn, daß ſie es noch nicht kennen. Es iſt aber ſonderbar, daß es ſeines Gleichen nie mit dieſem Saft beſpritzt, ob es gleich mit ihm oft in Streit geraͤth. So lange dieſe Peſt in der Blaſe iſt, riecht man nichts da⸗ von; auch ſind Fell und Fleiſch des Thiers ganz davon frey. Wenn die Indianer den Ausfluß dieſes Safts verhindern wollen, ſo ziehen ſie das | Thier beym Schweif, alsdenn wird die Mündung der Blaſe A Aus dem fanften Felle ven. 5 92 dieſes Thiers werden ſchoͤne Bettdecken vers fertige. :LXXXVE Der Kiki iſt von der Groͤße des Fuchſes, welchem er am Schwanze, uͤbrigens aber dem Krokodill an der Bildung gleicht. Seine Beine ſind kurz; ſein Haar iſt fein, und ſeine Aſchenfarbe iſt mit weißen Flecken gezeichnet. Er iſt ein ſehr wildes Thier, und man hat ihn bisher noch nicht zahm machen können. Arda iſt eine Art von Feldmaus von der Größe einer | Katze, und findet ſich nur in der Provinz Cepiapo. Sie iſt ſehr zahm, und mit einer aſchenfaͤrbigen dichten Wolle bekleidet, die ſo weich als Baum⸗ wolle iſt. Piguchen iſt das wunderbarſte Thier in Chile; denn es iſt ein vierfuͤßiger Vogel. Es iſt von der Größe eines Kaninchen, hinten breit und vorne ſchmal, mit einem feinen zimmetſaͤrbi⸗ gen Fell bedeckt. Seine Schnautze iſt ſpitz, und ſeine Augen ſind groß, rund und funkelnd. Kaum ſiehet man ſeine Ohren. Seine Fluͤgel ſind haus tig, wie jene der Fledermaus, die Beine kurz, wie die einer Eydechſe, der Schwanz anfangs rund, hernach breit, gleich den Fiſchen. Er ziſcht wie eine Schlange, und fliegt wie ein Rebhuhn. Er wohnt in den Hoͤhlen der Baͤume, und fliegt nur des Nachts aus. Er thut niemanden Schaden, und man weiß nicht einmal, wovon er lebt. Ich habe nie Gelegenheit gehabt, dieſes Thier zu ſehen; aber n lege Je, die es geſehen, be⸗ | ſchreiben * 8 1 ſchreiben es einſtimmig, wie ich es beſchrieben habe, und ſein Daſeyn wird ſowohl von Spaniern als Indianern allgemein befiäriger. In ganz Chile finden ſich auch die in Italien bekannten India⸗ niſchen Schweine; ſie ſind aber den Kaninchen etwas aͤhnlicher, als die man in Italien findet. Auf den Feldern giebt es viele Gattungen von Maͤuſen, die ſowohl an Bildung als an Farben unterſchieden ſind. LXXXVII. Pferde, Efel, Nindoieh, Schafe, Ziegen, Schweine, Hunde, Katzen und Haus⸗ Maͤuſe find von den Spaniern nach Chile gebracht worden, und haben ſich nicht nur ſehr ſtark ver⸗ mehrt, ſondern ſind auch von ihrer Natur nicht abgeartet.) Die Pferde ſind ſchoͤn und wohl⸗ gebildet, voll Geiſt, und ſehr dauerhaft. Ihr Huf iſt wegen der Haͤrte des Erdbodens ſehr hart; darum werden ſie, außer denen, welche in Staͤllen 15 erzogen worden ſind, nicht mit Hufeiſen beſchla⸗ gen. Man findet ihrer nicht nur viele unter den Spaniern, ſondern auch unter den Wilden, die ſie jenen abkaufen. Es giebt in Chile drey Arten W von Pferden: erſtlich die gemeinſten, welche den 9 ren und ad um zehn Species⸗ | thaler ER O die chülſchen Pferde ſtnd die beſten in ganz Ame rika, wegen ihrer Größe, Schoͤnheit und Lebhaftig⸗ keit. Man hat ſogar welche als eine „ nach Spanien geführt. * 94 thaler ) verkauft werden. Dieſe find bey den Bauern wegen ihrer Fertigkeit im Laufen am meis ſten beliebt; zweitens die Paßgaͤnger, denen dieſe Eigenſchaft angebohren iſt. Man ſindet hier, ſagt der Herr Ulloa in feiner Reiſebeſchreibung, Fuͤllen von vier bis acht Wochen, welche ihren Muͤttern, die den Gallopp gehen, im natuͤrlichen Paß ſo folgen, daß ſie keinen Schritt weit hinter ihnen bleiben. Der Gang dieſer Pferde iſt uͤber⸗ aus ſanft, und zugleich ſehr ſchnell. Jedoch wird die dritte Art von Pferden, welche die Einwohner Brazos nennen, weil ſie ihre Fuͤße wechſelweiſe ſehr artig aufheben, am meiſten geſchaͤtzt. Sie haben zwar dieſe Eigenſchaft von Natur; werden aber durch Kunſt und Fleiß noch mehr dazu abgerich⸗ tet, und alsdenn nicht unter 300 Speciesthaler verkauft, beſonders nach Peru, wo ſie ſehr geſucht werden. Die Indianer lehren ihren Pferden eine gewiße Art von Tanz unter dem Gehen, welcher ſchoͤn in die Augen faͤllt. Die Arauker und Chiliſchen Spanier benehmen den Pferden, die ſie bereiten, einen gewiſſen Nerven aus der Wurzel des Schweifs, damit ſie ihn im Gehen weder hin und her bewegen, noch aufheben konnen. Dies nennen ſie das Pferd zuͤchtigen. LXXXVIII. * Im Original ehen i 10 Paoli. Vermuthlich muß es zehn Scudi heißen, ſonſtl würde nur ein Sperl thaler herauskommen. „ und theils nach Peru geſchickt. Eben dahin wird 95 LXXXVIII. An Hindoieh iſt ein ſo reicher Vorrath in Chile, daß das Stuͤck gemeiniglich nur auf 3 Speciesthaler kommt. Die vielen fetten Weiden befördern ſeine Vermehrung. Es giebt Herrn, die auf ihren Guͤtern, welche ſich auf viele Meilen erſtrecken, zehn bis zwoͤlf tauſend Stuͤck Rindvieh halten. Von dieſen ſondern ſie jaͤhrlich oo bis 1000 Stuͤck ab, ſchicken fie auf fertere Weiden, und beſtimmen fie zur Schlachtbank. Wenn die hierzu beſtimmte Zeit ankommt, ſo wird auf der Ebene des Feldes ein großes Pfalwerk errichtet, worin jeden Tag fo viele Stuͤcke einge⸗ ſchloſſen werden, als zum ſchlachten beſtimmt find. e beluſtigen ſich die Bauern, indem ſie den aus dem Pfahlwerk herausgelaſſenen Ochſen zu Pferde und mit ſichelfoͤrmigen langen Spießen verfolgen, um ihm die Flechſen an den Beinen zu durchſcheiden. Sobald er faͤllt, ſtecken ihm die dazu beſtellten Mezger eine Meſſerſpitze ins Genick, und ſchleppen das todte Thier zur Schlacht⸗ bank, welche unter gruͤnen Lauben aufgerichtet wird. Darauf ſondern ſie das Fett und Unſchlitt vom Fleiſch ab, ſchneiden das Fleiſch in zwey bis Dre Fuß lange und einen Fuß breite und dünne Stuͤcke, ſalzen dieſe ein, und trocknen fie an der Sonne, oder an der Luft. Wenn es recht aus⸗ getrocknet iſt, wird es eingepackt, und theils i in die Bergwerke, theils in die Seehaͤfen fuͤr Schiffe, auch 96 u auch das Schmeer ausgeführt. Es giebt hier eine Gattung Rindvieh ohne Hoͤrner, und von haͤßlicher Geſtalt. Dieſe vertheidigen ſich mit den Zaͤhnen, vor welchen e ſich die Lan mehr fuͤrchten, als vor Hoͤrnen. LXXXIX. Eben ſo groß und duch viel ‚gebßer ann, | hun der Vorrath an Schaafen und Ziegen Die Schaafe laͤmmern unfehlbar zweymal des Jahrs, and bringen ſehr oft zwey Laͤmmer auf einmal. Das nemliche ehun die Ziegen, welche ſehr ſelten nur ein Junges, ſondern gemeiniglich drey, vier, und manchesmal auch mehrere zur Welt bringen. In den Thaͤlern des Andiſchen Gebirges werden 5 die Schaafe groͤßer als auf den Ebenen des eigent⸗ lichen Chile. Daher werden die Schaaffelle, welche von den Peguenches oder Berg ⸗Indianern kommen, am meiſten geſucht. Auch iſt die Wolle der Andiſchen Schaafe laͤnger und ſchoner, e Heß die e nicht zu verachten es F. III. Die Malie und Metalle. EXC. Wenn man die große Fruchtbarkeit des Erdreichs in Chile betrachtet, ſo ſollte man glau⸗ ben, daß es mit einem reichen Vorrath von Mi⸗ neralien verſehen wäre, welche vielmehr von einem duͤrren unfruchtbaren Boden zeugen. Dem unge⸗ achtet iſt Chile von innen reicher als von er, — * — 2 7 N . 7 5 * 5 1 N Sur! DE Al N - * . 782 ar; . f 8 ö 0 | Es iſt af u mit allen bekannten Metallen, Halb⸗ metallen und Mineralien verſehen. Das Gold iſt daſelbſt ſo gemein, daß ein gewiſſer Schrift⸗ ſteller, der ſich länger als 40 Jahr da aufgehalten hatte, die Sache nicht ſehr uͤbertrieb, wenn er fagte, ganz Chile wäre eine Goldſtange.“) Und in Wahrheit iſt hier faſt kein Berg, der nicht mehr oder weniger Gold enthalte. Auch findet man oft Goldſtaub auf der Ebene, und unter dem Sande der Fluͤſſe und Baͤche. Das Chiliſche Gold iſt nach dem Zeugniß des Herrn Pluͤche, des P. Buͤffier und anderer Franzöͤſiſchen und Engliſchen Schriftſteller, das reinſte der Welt. Es wird ordentlicher Weiſe nach 20 Karaten gerät, und enthalt an oft 232. GSroldgruben. XCI. In den mittaͤglichen Provinzen hatten 5 die Spanier viele vortrefliche Goldgruben entdeckt, aus welchen ſie unermeßne Summen gewannen. Aber die Arauker, welche dieſe Gegenden bewoh⸗ nen, vertrieben die Spanier, warfen die Gruben zu, und erlauben es ſeitdem keinem mehr, daſelbſt zu graben. Die vornehmſten Bergwerke der Spanier find jene zu Copiapô, Guaſco, Ep: quimbo, Andacollo, Petorca, Ligua, Penue⸗ las, Tilti, Caren, Algue, Talca und Huilli⸗ 0 (G) pataga. #): Der ind Gregotio di Leon in feinem $ n, betitelt: FR del e c — — 98 e e | pataga. Das Gold wird hier auf zweyerley - Art gewonnen, da man entweder mit eifernen Werkzeugen die reichhaltigen Steine zerſprengt, oder das Gold aus dem Sande der Fluͤſſe ſam⸗ melt. Die erſte Art iſt zwar koſtbarer, bringt aber mehr Gewinn. Sie bedienen ſich einer Muͤhle, die ſie Trapiche nennen, und mit zwey Muͤhlſteinen verſehen iſt, die fait eben fo wie eine Olivenkelter geordnet ſind, und zwiſchen welchen die Goldſtufen zermalmet werden. Darum be⸗ wegt ſich der obere Muͤhlſtein in einem zirkelfoͤr⸗ migen Kaſten, der damit angefuͤllt iſt, und ver⸗ mittelſt eines damit verbundenen kleinen Kanals beſtaͤndig bewaͤſſert wird. Dieſes Waſſer führe die zermalmten feinern Theile durch ein Loch in gewiſſe Gruben, die ſie Maritate nennen. Wenn auf dieſe Weiſe alles zermalmet iſt, ſo wird Queck⸗ ſilber darunter gethan, welches alle Goldtheilchen in einen weißlichen Ball vereint, dem hernach das Feuer die gelbe Farbe und die Haͤrte mittheilt. Der zweiten Art, das Gold aus dem Sande zu ſammeln, bedienen ſich diejenigen, die nicht Kapi⸗ talien genug beſitzen, an Bergwerken Theil zu haben. Sie thun den Sand in ein Schiffgen von Horn, welches fie Poruna nennen, und da ſie ihn darin mit Waſſer vermiſchen und waſchen, ſo fallen die Goldkoͤrner wegen ihrer groͤßern Schwere auf den Grund. Sie wuͤrden noch ein⸗ mal ſo viel Gold gewinnen, wenn ſie ſich des Queck⸗ N * Queckſilbers dabey bedienten. Dem ungeachtet iſt der Gewinn betrachtlich. Ein guter ehrlicher Mann, der ſich des Winters damit zu beſchaͤftigen pflegte, geſtand mir, er gewoͤnne wenigſtens fuͤnf * Specieschaler die Woche. Oft finden ſie große Stuͤcke Gold. Ich habe welche von 118 bis 15 Mn geſehen. XClI. Alles Gold, welches rc! in Chile fonost in Bergwerken als im Sande gewonnen wird, belaͤuft ſich ungefehr auf vier Millionen | Speciesthaler, wovon anderthalb Millionen zu Gold gemuͤnzt werden. Das übrige gehet ents weder in Koͤrnern oder größeren Maßen außer Landes, oder wird zu Geraͤthſchaften und Zierathen der Kirchen, Haͤuſer und Menſchen zerſchmolzen. So arm auch ein Frauenzimmer ſeyn mag, ſo 0 es 2 5 ebe same, Ohrenringe.) Silber⸗ 050 Anzahl Menschen, die in 1 leben, iſt ſehr gering; weil der Landmann, der die meiſten von ihnen in Armuth ſterben ſiehet, im Wahn ſtehet, es ſey. nicht viel dabey zu gewinnen. Aber die Armuth ſolcher Leute hat ein liederliches und laſterhaftes Leben zum Grunde. Da ſie beſtaͤndig mit dem Golde umgehen, ſo verachten ſie es, und verlieren es durchs 5 Spiel, durch andere Ueppigkeiten und unglaubliche Verſchwendung. Sie ſind hierin ſo weit gekommen, daß wenn ſie an einen Arbeiter bemerken, daß er ſich | (jez: N Geld 100 ai r Silbergruben. XCIII. So groß auch der natürliche Vorrath an Silber iſt, ſo wird es doch nur an wenigen Orten gegraben; weil es mehr Unkoſten erfordert, als Gold. Die beruͤhmteſte Silbergrube iſt im Thal Uſpallata im Andiſchen Gebirge zwiſchen dem 31 und 33 Grad ſuͤdlicher Breite. Man ent⸗ deckte fie im Jahr 163 8, und ob man gleich ihren Reichthum ſehr wohl einſah, ſo wurde ſie dennoch aus Mangel des Geldes oder der Arbeiter vernach⸗ laͤßiget, bis 1762, da fie der Vicekoͤnig von Peru von zween Kunſtverſtaͤndigen beſichtigen ließ. Sie erkannten die großen Schaͤtze, die hier verbor⸗ gen ſind, und ermunterten die Einwohner der benachbarten Stadt Mendoza, diefelben zu erbeuten; welches ſie noch bis zum heutigen Tag mit uner⸗ meßnem Gewinn thun. Dieſer Silbergang, welcher 9 bis 10 Fuß breit iſt, erſtreckt ſich in der | 1 Greſtalt Geld ſparen will; ſie ihn auf alle moͤgliche Weiſe darum zu bringen ſuchen. Die Eigenthuͤmer der Bergwerke erlangen faſt nicht die Haͤlfte deſſen, was fie erlangen ſollten. Die Arbeiter verſtecken die bes traͤchtlichſten Stuͤcke Goldes, arbeiten täglich eine Stunde, und an Poſttagen die ganze Nacht fuͤr ſich; und wo ſie eine reiche Ader entdecken, bearbeiten ſie dieſelbe in ihren Stunden. Dieſem eingerißenen Uebel iſt nicht abzuhelfen, weil es ſonſt an Arbeitern fehlen wuͤrde. * 101 Geſtalt eines Guͤrtels ungefehr 30 Meilen weit, und theilt ſich auf beiden Seiten in viele Neben⸗ zweige. Der Länge nach zergliedern fie ihn in fünf ungleiche Adern. Die mittlere, welche nur zwey Unzen breit iſt, und ſi ch durch die Farbe von den andern unterſcheidet, wird von den Arbeitern fuͤr den Kern der Grube angeſehen, und daher mit dem Namen Guida belegt. Die vier Streifen, die auf beiden Seiten neben dem Kern fortlaufen, kommen an Guͤte ihres Silbers dem geſagten Kern nicht bey; die zwo erſten nennen fie Pinterie, und die zwo aͤußerſten, rn fo reichhaltig find, Broſſa. Dieſe Adern find zugleich ſehr tief; denn 1766 war man in einigen Gruben ſchon 160 Ellen tief gekommen, und man hat. bemerkt, daß die Reichthuͤmer RM: dem Maaß der Tiefe zunehmen. XCIV. Die Art, wie hier die Bürger von Mendoza das Silber von feinen Unreinigkeiten fäubern” und ſcheiden, iſt folgende. Erſtlich wer⸗ den die Silberſtufen vermittelſt einer Muͤhle, die faſt wie jene der Goldſtufen beſchaffen iſt, in den feinſten Staub verwandelt, hernach durch ein von feinem Drath gemachtes Sieb getrieben, auf Rin⸗ derhaͤuten mit Salz, Queckſilber, mit wohl durch⸗ faulten Koth und Waſſer vermengt; woraus ein Teig entſtehet, den man acht bis zehn Tage, jeden Tag zweimal durchknaͤtet. Darauf wird der Teig in einen ſteinernen Trog gebracht, wo er durch . | A aufges 102 | e aufgegoſſenes Waſſe aufgelöſet wird, und durch eine Oefnung in Gruben, die unter dem großen Troge ſind, hinabfließt, wo das Silber ſich in Ge⸗ ſtalt einer weißen Kugel mit dem Queckſilber ver⸗ eint. Dieſe Kugel ſtecken ſie in einen leinenen Sack, und preſſen das Queckſilber aus, ſo viel ſie koͤnnen, oder gießen den Teig in löcherichte For⸗ men allerhand Art, damit das Queckſilber auch durch dieſe Löcher ſich abſondere, und was noch davon in der Maſſe uͤbrig bleibt, wird endlich durchs Feuer gaͤnzlich getrennt. XCV. Man hat zu Lima die Metalle dieſes Bergwerks durch die Kunſtverſtaͤndigſten von Potoſi unterſuchen laſſen, und gefunden, daß der Guida von einem Caſſone, das iſt, von 0 Cent— ner Stufen, mehr als 200, die Pinterie nicht mehr als 50, und die Broſſa nur 14 Mark Sil⸗ ber geben. Setzt man nun die Mark auf den ge⸗ meinen Preis der Bergwerke, ſo geben 50 Cent ner Silberſtufen in dem mittlern Kerngang (Guida) 1600, in den Pinterien 400, und in den zwo auſerſten Streifen 112 Speciesthaler Gewinn. Ver gleicht man dieſen Gewinn mit jenem der Silbergruben Potoſi, welche die beruͤhmteſten der Welt ſind, ſo ſind dieſe bey weitem nicht ſo reichhaltig; denn ſie haben von einem Caſſone nie 40 Mark Beute abgeworfen; und dennoch bereichern ſich die Eigenthuͤmer, welche nur 8 Mark davon erhalten, und mit 6 Mark ſtehen fie ae woh ** 103 wohl dabey. Man kann daher auf den Gewinn dieſes neuen Silberbergwerks ſchließen, welches auch dem zu Potoſi in der Dauer nichts nachgiebt, weil es nicht nur laͤnger iſt, ſondern auch in der Tiefe unerſchoͤpflich zu ſeyn ſcheint. Unter den uͤbrigen Chiliſchen Silbergruben ſind die von Gormaz, nicht weit von der Hauptſtadt, und die von Garro in dem Lande Copiapö, welche von 50 Centner Stufen 30 Mark Silber be die merkwürdigſten. a 1 Kupferbergwerfßte. XCVI. Es fehlt in Chile auch nicht an * Kupfasg eh werken, und das Kupfer, welches hier ausgegraben wird, vergleicht Ulloa mit dem Korinthiſchen Erzt. Neben andern ſchoͤnen Ei⸗ genſchaften iſt dieſes Kupfer gemeiniglich mit Gold vermiſcht. Daher ſuchten im Anfange dieſes Jahrhunderts die Franzoſen fo viel ſie von dieſe:n öſtlichen Metall haben konnten auszufuͤhren. In unzaͤhligen Oertern koͤnnte man Kupferbergwerke anlegen; aber man will nur ſolche Gruben bear⸗ beiten, wo man von 50 Centner Kupfererzt die Hälfte Kupfer gewinnt; ſonſt, ſagen fie, wird die Muͤhe nicht belohnt. Dem ungeachtet finden ſich zwiſchen den Städten Copiapd und Coquimbo wohl tauſend offene Kupfergruben, worin gearbei⸗ tet wird, und eben ſo viel in der Provinz Aconcagua. Neulich hat man in der Provinz Quillota eine er ii, * 104 Kupferader gefunden, welche alle die übrigen an Ueberfluß und an Gute des Kupfers uͤbertrift. Eine andere vortrefliche wird in der Provinz Maule bearbeitet. Die beruͤhmteſte war jene zu Pajen; man hat fie aber verlaffen, weil fie in dem Gebiete der Wilden liegt. Man fand das ſelbſt ehedem funfzig und auch hundert Centner ſchwere Stuͤcke gediehenen Kupfers, welches ſo ſchön war, daß es wie Gold glaͤnzte; fo reich, daß es mehr Gold als Kupfer enthielt, und ſehr leicht zu gewinnen war. Man reinigt in den 0 Chiliſchen Bergwerken das Kupfer auf folgende Weiſe: Man graͤbt ein tiefes Loch, welches mit einer Maſſe von Gyps und zu Staub gebrannten Knochen unten her bekeidet iſt, damit das Metall nicht in die Erde dringe. Auf den vier Seiten des Lochs werden Mauern aufgefuͤhrt, die ſich oben wie Brennofen zuſammen beugen. Neben den Rauchloͤchern wird oben noch eine Oefnung ge⸗ laſſen, theils das Erzt dahinein zu thun, theils auch den Zuſtand des ſchmelzenden Metalls zu beobachten. Die Gewalt des Feuers zu vermeh⸗ ren, werden große Blasbaͤlge durch das Waſſen in Bewegung geſetzt; und wenn das Metall wohl zer ſchmolzen iſt, oͤfnen ſie unten am Ofen eine Thuͤre, aus welcher das Kupfer wie ein feuriger Strom hervordringt, und die ame gelegten e und Formen anfüll. | KXcvll. ) | | | | 105 XCVH. Ich kann nicht beſtimmen, „ wie viel Kupfer in dieſen Bergwerken jaͤhrlich gewonnen wird; ich weiß aber, daß vier bis fuͤnf Schiffe jährlich aus Spanien kommen, deren jedes anflatt des Ballaſts 10 und oft auch 20 tauſend Centner Kupfer mit ſich zuruͤck fuͤhrt. Nach Peru gehen 30 tauſend Centner, die theils i in den Zuckerfabri⸗ ken, und theils zu haͤuslichen Geraͤthſchaften verbraucht werden. Das nemliche geſchiehet in eben fo großer Menge in Chile. Auch ſind alle Glocken und Artillerieſtuͤcke in Peru und Chile aus | dieſem Metall gegoſſen. Eiſen, Marmor, Salz, und andere Mineralien. XCVIII. Die Provinz Coquimbo, die Arau⸗ kaniſchen und andere Gegenden ſind reich an Eiſenerzt, welches ein ſehr gutes Eiſen giebt. Weil man aber das benoͤthigte Eiſen aus Spanien hierher bringt, fo iſt es verboten, die hieſigen Eiſen⸗ gruben zu bearbeiten. In dieſen letzten Jahren hat man angefangen, aus einigen Bergen der Provinz Coquimbo das Queckſilber, womit ſie gleichſam angefülle find, zu ziehen; aber Zinn, Bley, Arſenicum, Kobolt, Antimonium und andere | dergleichen nutzbare Mineralien laͤßt man noch unberuͤhrt. Unter vielen Jaſpis⸗ und Marmor⸗ bruͤchen wird kaum einer oder der andere bearbei⸗ 5 tet Ar der nn are e ſind die Berge reich (8) 5 . a an | 106 an weiſſen, gelben, dunkelblauen und rothen Salz; aber die Einwohner bedienen ſich des Sal— zes, welches hier und da auf den Seekuͤſten, und eines andern ſehr weiſſen, welches aus verſchiede⸗ nen Salzquellen des Andiſchen Gebirgs zubereitet wird. Die nemlichen Berge enthalten auch einen reichen Vorrath von Bergharz, Schwefel, Sal⸗ peter ꝛc. Ganz Chile beſitzt unter der Erde vers ſchiedene Schichten von Thon, und weiſſer, ro⸗ ther, 5 gelber, blauer, ſchwarzer und gruͤner Erde, die man aber wenig benutzt. Gewiſſe Nonnen in der Hauptſtadt verfertigen aus einer ſehr leichten Thonerde Becher, Schaalen, Flaͤſch⸗ chen, die ſie mit verſchiedenen Farben und auch wohl mit vergoldeten Malereyen von Blumen und Vogeln zieren. Dieſe Gefäße, worin das Waſſer einen angenehmen Geruch und Geſchmack an⸗ nimmt, werden in Menge nach Peru und Spa⸗ nien gebracht, wo ſie ſehr geſchaͤtzt werden. Die Peruaniſchen Weiber eſſen dieſe Gefaͤße mit großem 5 Vergnuͤgen, wie die Mogoliſchen Weiber die irde⸗ nen Gefaͤße von Patna. Die Faͤrber finden in den Waͤldern eine RR Erde, PEN ſchwarz faͤrben. — Edelgeſteine. XCIX. Die Andiſchen Berge | find: ſehr teich an a Kristallen und Lapis Lazuli. In der Provinz Maule findet ſich eine verlaſſene Grube feiner Ame⸗ „ Amethiſten. ö In den Flußbetten den ſich oft u Smaragden, Rubinen und andere koſtbare Steine; wodurch bewieſen wird, daß in den Ber⸗ gen, woher die Fluͤſſe kommen, Schaͤtze von Edel⸗ geſteinen verborgen ſind; aber die Nachlaͤßigkeit der Einwohner laͤßt nicht zu, daß ſie dem Urſprung derſelben nachſpuͤren. Auch iſt dieſes zum Theil eine Bo des Mangels an Kuͤnſtlern, die ſich gruͤndlich auf dieſe Geſchenke der Natur verſtehen. Ohne Zweifel wuͤrde man noch viele andere Schäge aus dem Andiſchen Gebirge gewinnen, wofern der Sachen verſtaͤndige deute darauf ausgiengen. Es giebt unter den Andes viele Berge, die noch von keinem menſchlichen Fuß betreten worden ſind. Gleich wie man in bewohnten Gegenden täglich) neue Mineralien entdeckt, fo iſt es auch hoͤchſt wahrſcheinlich, daß die Gebirge, wo ſie am wenig⸗ ſten erſteiglich find, unermeſſene Schätze von Metal MO eee ar 8 | 108 Zivegter Theil, von den verſchiedenen Völkern, von ihrer buͤrgerlichen und militaͤriſchen Ver⸗ faſſung, Religion, Sitten und Gebraͤuchen, er und von den Spaniſchen Provinzen und een in Chile. Von den wilden Völkern, besonders von den Araukern, von ihrer Sprache, Religion, kriegeriſchen Verfaſ⸗ ſung, Sitten u. ſ. w. | 10 V'. der Ankunft der Spanier war Chile fo ſehr bevölkert, daß alle Berge, Thaͤler | und Ebenen von deuten wimmelten, welche unter viele Fuͤrſten, oder kleine Koͤnige vertheilt waren, die fie in der Sprache des Landes Ulmenes nann⸗ ten. Ob ſie gleich in viele Staͤmme getrennt waren, ſo bildeten ſie dennoch nur eine Nation, und kamen in der Sprache, in der Geſichtsfarbe, in den Sitten, und faſt gaͤnzlich in der Regierungs⸗ form uͤberein. Seitdem aber die Spanier den ganzen Strich Landes, zwiſchen dem 24 und 36 Grad der Breite ihrer Herrſchaft unterworfen — . ſich die Copiapet, Coquimber, Quillo⸗ Br: 19 7 dener Nationen gebohren ſind, bewohnt. op Quilloter, Mapocher, Promocaer, Eurer, Cauquer und Penconen, die daſelbſt wohn⸗ ten, nach und nach verloren, weil ſie ſich entwe⸗ der mit ihren Ueberwindern vermengt oder nach dem Verluſt ihrer Beſitzungen ſich mit andern ihrer Landsleute, die ihre Freyheit tapfer verthei⸗ digten, vereint haben. Der kleine Ueberreſt die⸗ ſer Staͤmme lebt theils unter den Spaniern, theils in abgeſonderten Flecken unter verſchiedenen Spa⸗ niſchen Herren, denen ſie als Pflegbefohlene eine gewiſſe Abgabe erlegen. Das Nemliche geſchiehet auf dem Inſelmeer Chilos, wo ſich eine große Anzahl urſpruͤnglicher Einwohner erhalten hat. Unter jenen des feſten Landes findet ſich ihrer ein ganzes Volk auf den ſuͤdlichen Grenzen zwiſchen den Spaniern und Araukern, von welchen wir hernach ſprechen werden, das ſich von dieſen ger trennt, und mit jenen verbunden hat, unter deren Schutz es einer vollkommnen Freyheit genießt, außer daß es im Nothfall Huͤlfstruppen liefern muß. Aber die Nation alſtaͤmme, die auf den Gebuͤrgen und auf den Ebenen zwiſchen dem 37 und 45 Grade der Breite wohnen, genießen einer gaͤnzlichen Freyheit und leben nach der Weiſe ihrer Vorfahren. Alſo iſt Chile 1) von urſpruͤnglichen Indianern, 2) von Spaniern, 3) von Negern, welche von Afrika hierher verſetzt worden ſind, und 4) von Leuten, die aus der Vermiſchung verſchie⸗ II. Die 110 4. II. Die wilden Indianer (ſo wollen wir die⸗ jenigen nennen, die den Spaniern nicht unterwor⸗ fen ſind) leben alen in Gebirgen und theils auf ebenen Gegenden. Jene, welche die Chiquilla⸗ ner, Pehuencher und Puelcher ſind, wohnen in den Thaͤlern der Andes unter Gezelten von Gua⸗ naco⸗ leder, welche fie von einer Gegend zur andern mit ſich nehmen; und ernaͤhren ſich von Pferde⸗ fleiſch. Die Chiquillaner halten ſich in dem öſtlichern Theil des Gebirges zwiſchen dem 34 und 343 Grade auf. Sie find der geringſte und wil⸗ deſte unter den Staͤmmen. Sie gehen faſt ganz nackend, und ihre Sprache iſt eine verdorbene Chiliſche Mundart, welche ſtark durch die Gurgel ausgeſprochen wird. Die Pehuencher wohnen auf der Weſtſeite der Chiquillaner, und erſtrecken ſich bis zum 37 Grad der Breite. Dieſe find in viele Herrſchaften geteilt, die von einander unab- haͤngig find, und Hüllen ſich in ein wollenes Zeug, welches ſie um ihren Leib winden und vorn herab⸗ haͤngen laſſen. Sie ſind die Einzigen unter den Nationalſtaͤmmen, welche Schuhe tragen. Sie ſtreifen hierzu die Haut von den Hinterbeinen der Kühe ab, und wenn dieſe noch friſch iſt, ziehen ſie dieſelbe um den Fuß, damit ſie die Form dep ſelben annehme, und wenn ſie verdorrt iſt, machen fie dieſelbe mit Fett fo geſchmeidig, wie Leder. Ihre Waffen ſind Lanzen, Saͤbel und zwey runde Steine von en 6 Pfund, welche mit Leder bedeckt, an N 1 5 = a A r —— 5 — * 1 Rx 1 I II an den beiden Enden eines vier bis fünf Fuß lan⸗ gen Riemens befeſtiget ſind und Laques genannt werden. Dieſe zween Steine tragen ſie beſtaͤndig an ihrem Guͤrtel, und wenn ſie ſich ihrer wider die Feinde bedienen, ſo nehmen ſie einen der zwey Steine in die Hand, ſchwingen den andern einige⸗ mal herum, und werfen fie beyde mit großer Ges walt unter die Feinde, oder unter die Beine ihrer Pferde, und es gelingt ihnen faſt jederzeit, ſie darein zu verwickeln. Derſelben bedienen ſie ſich auch auf der Jagd, große Voͤgel und wilde Thiere damit zu fangen. Die Pehuencher treiben unter allen Wilden den groͤßten Handel mit den Spa— niern, aber alles durch Tauſch, weil ſie kein Geld kennen. Einige ihrer Kolonien, die ſich an dem oͤſtlichen Fuß der Andes niedergelaſſen hatten, und mit Einwohnern der Provinz Cuyo handelten, pluͤnderten oft die Landguͤter und Doͤrfer der Stadt Buenos ⸗ayres, nnd uͤberfielen die Spaniſchen Karavanen, die des Handels wegen dahin reiſe⸗ ten; ſie ſind aber nach einem zehnjaͤhrigen Kriege zu Grunde gerichtet, und von den Pampas, einem an der oͤſtlichen Seite herumſchweifenden Volke, ins Gebirge zuruͤckgetrieben worden. Die Puelcher, welche an die Pehuencher grenzen, erſtrecken ſich bis zum 43 Grad, und theilen ſich in die Oeſtlichen und Weſtlichen. Dieſe bewohnen die Andiſchen Thaͤler, und jene die an die Oſtſeite des Gebirges e Ebenen. Im vorigen Jahrhundert. waren 112 waren ſie beſtaͤndige Bundesgenoſſen der Arau⸗ ker; nun aber ſind ſie unter einer Herrſchaft mit ihnen vereint, und bilden den vierten Theil, worin dieſelbe zergliedert iſt. Die Wilden, welche die Ebenen bewohnen, ſind die Huilicher, die Cuncher und die Arauker. Die Huilicher wohnen zwi⸗ ſchen dem Fluß Bueno und dem Inſelmeer Chilos, und die Cuncher zwiſchen dem Fluß Valdivia, und dem nemlichen Inſelmeer laͤngſt der Kuͤſte. Dieſe zween Staͤmme ſind tapfre Bundesgenoſſen der Arauker, und wider die Spanier, denen ſie den Landweg zu dem Inſelmeer verſperren, ſehr ſeind⸗ lich geſinnt. III. Die Arauker grenzen gegen Norden an den Fluß Biobio, der ſie von den Spaniern abſondert, gegen Weſten an das Weltmeer, gegen Mittag an den Fluß Valdivia, der ſie von den Cunchern trennt, und gegen Morgen an das dand der Patagonen, dergeſtalt, daß ſie zwiſchen den 36°, 45 und 40° wohnen. Dies ift der br ruͤhmteſte Stamm der Amerikaner wegen ihrer Tapferkeit, wegen ihrer militaͤriſchen Regierungs⸗ art und wegen der Kriege, die ſie vom Anfang bis auf den heutigen Tag wider die Spanier ge⸗ fuͤhrt haben. Selbſt die Spanier Don Alonſo de Ercilla, welcher ſich in ſieben Treffen mit ihnen befunden hatte, und Hernando Alvarez von To⸗ ledo, haben in ihren Spaniſchen, Araucana beti⸗ telten, Gedichten ihre Aeg kunt und die Stand⸗ baftigkeit, N ar 7 a 113 haſtigkeit, womit fe ihre Freyheit vertheidigen, geprieſen. Sie haben ihren Namen von ihrer Provinz Arauco, welche zwar die kleinſte, aber, wie Holland unter den andern vereinten Provin⸗ zen, die vornehmſte iſt. Aber ihr gemeiner Name MW Auca, welches einen Kriegsmann bedeutet. IV. Die Arauker ſind meiſtens von regel⸗ mäßiger Bildung, ſtark und wohl proportionirt an Gliedern. Ihr Kopf und Geſicht ſind rund, die Stirn klein, die Naſe etwas niedergedruckt, die Augen vielmehr klein und ſehr lebhaft, die Bruſt und Schultern breit, die Hände und Finger kurz und dick, die Fuße klein und platt. Sie find ohne Bart, theils weil ihnen denſelben die Natur ver⸗ 3 hat, theils auch, weil ſie ein jedes Haͤrgen, das ſich blicken laͤßt, mit einer kleinen Zange, die ſie jederzeit am Halſe tragen, ausreiſſen. Ob ſie gleich weißer, als alle übrige National⸗Einwohner des mittaͤglichen Amerika ſind, ſo iſt doch ihre Farbe etwas olivenfaͤrbig, und ihre Haare find ſchwarz und rauh. Hingegen iſt die Geſichtsfarbe der Einwohner der Provinz Boroa, welche mitten unter den Beſitzungen der Arauker liegt, weiß und roth, mit himmelblauen Augen und blondem Had, wie jene der Europaͤer jenſeits des 44 Grads der Breite. 85 Weil die Arauker von . ſtar⸗ ker ‚N Die 9 1 0 Boroa liegt auf dem 1 ufer des BIN Cauten, unde iſt ungefehr 10 Meilen breit | e 5 und I ker Komplexion ſind, ſo ſtellen ſich die Merkmale des Alterthums ſpaͤt bey ihnen ein. Sie werden nie vor dem 60 oder 70 Jahre grau, nie kahl⸗ koͤpfig, ehe fie ſich dem 100 Jahre nähern. Sie leben laͤnger, als die Spanier, und man findet unter ihnen, beſonders unter den Weibern, viele, die uͤber hundert Jahr alt ſind, und bis ins hoͤchſte Alter ihre Zähne, Geſicht und Gedaͤchtniß erhalten. V. Was ihren ſittlichen Charakter berrift, fo find fie edelmuͤthig, gaſtfrey, getreu in ihren Vertraͤgen, ſinnreich, unerſchrocken, beherzt, ſtand⸗ haft in ihren Unternehmungen und in Strapazen, eiferfüchtig auf ihre Ehre, Veraͤchter ihres debens, wo es auf die Erhaltung ihres Vaterlands an⸗ koͤmmt, außerordentlich große Liebhaber der Freh⸗ heit und des Krieges, welchen ſie fuͤr die Quelle des wahren Ruhms der Menſchen halten. Hinge⸗ gen ſind fie der Trunkenheit, der Traͤgheit in Anſehung der haͤuslichen Wirthſchaſt und der Rach⸗ ſucht gegen ihre Feinde uͤber alle Maßen ergeben. | Die und lang. Daß die Weiße ihrer Geſichts farbe von der Vermiſchung mit den Spaniern, welche von Toqui Paillamachu als Gefangene dahin verſetzt wurden, herkommen ſoll, iſt ungegruͤndet; denn die Spanier, welche in den glücklichen Siegen dieſes braven Kries gers in die Hände der Amerikaner fielen, wurden groͤßtentheils in die ſuͤdlichern Provinzen der Arauker vertheilt, wo ſich keine Weiße finden, ob ſie gleich daſelbſt Kinder zeugten. N — u 115 Die Unzucht it unter ben nicht gemein, und i in ihrem Umgang hoͤrt man ſelten ein unehrbares . Wort. Die Vielweiberey iſt zwar durch ihre Geſetze und Sitten erlaubt; jedoch hat ſie mehr die Pracht und Eigennuͤtzigkeit, als die Wolluſt zum Endzweck. Die Tugenden, die unter ihnen am hoͤchſten geſchaͤtzt werden, find die Tapferkeit, Klugheit, Verſchwiegenheit, Schlauigkeit, Kriegs⸗ kunſt, Liebe des Vaterlands und der Freyheit, Standhaftigkeit, und alle die Eigenſchaften, welche zu einem ‚guten Kriegsmann erfordert werden. Um die n, Tugenden BE 0 ſich 2 nicht en | VI. Ihre Sprache, welche von der ene nen Chiliſchen nicht unterſchieden ift, iſt eine der ſchoͤnſten der Welt. Sie iſt anmuthig, voll Ausdruck, reich an Woͤrtern, und von ſo kuͤnſt⸗ lichem Mechaniſmus, daß ſie durch ein langes Studium gelehrter und in den geometriſchen Wiſſenſchaften geuͤbter Männer erfunden zu ſeyn ſcheint. Ihr Alphabet hat zwey Buchſtaben mehr als jenes der Europäer, nemlich ein G. das durch die Naſe ausgeſprochen wird, und ein Th, bey deffen Ausſprache die Zunge ſich an den Gaum hält. Sie hat zwey U, wie die Franzö⸗ ſiſche Sprache. Das F und das Z finden ſich in keinem ihrer Wörter, es fen denn, daß man ihr V zu einem F machen wollte. Alle ihre Nenn; wörter haben nur eine Declination „und die Zeit⸗ e 2 75 wörter 5 ie wörter nur eine Eonjugarion. Das wunder: barſte iß, daß fie bey ihrem überaus großen Neid» thum von Nenn⸗ und Zeitwörtern kein einziges Defectivum oder Anomalum haben. Man kann daher alle ihre Regeln auf ein Blatt ſchreiben, und in Zeit von 3 Tagen lernen. Sie hat, wie die Griechiſche Sprache, den Numerum dualem in den Nennwoͤrtern, und in den Zeitwoͤrtern in allen drey Perſonen der vielfachen Zahl, die Aoriſti, den öftern Gebrauch der Participien, und die Zuſammenſetzung mehrerer Woͤrter, worin ſie reicher als die Griechiſche iſt; wie auch die Tem⸗ pora, Modos, das Activ und Paſſtv. Die Caſus der Nennwoͤrter, und die Perſonen der Zeitwoͤrter werden durch am Ende angehaͤngte Partikeln ausgedruͤckt, die Tempora und Modi durch andere dazwiſchen geſetzte Partikeln, dergeſtalt daß die Partikeln eines Modi durch alle Tempora und Perſonen deſſelben bleiben, und mit den charakte⸗ riſtiſchen Partikeln der Zeiten verbunden werden. 3. B. in der gegenwartigen Zeit des 1 geben, ſagen ſie im Indicativ: | Sing. Elun, ich gebe; Eluimi, du giebeſt; Elui, er giebt. Dual. Elulu, wir zwey geben; 15 Eluimu, ihr zwey gebt; ECEluighu, fie zwey geben. “ Plur. EN NMlur. Eluign, wir geben, 1 Eluimn, ihr gebt; „ Eluighen, ſie geben. | Weil die charafteriftifchen Partikeln des Praͤteriti imperfecti vu, des Perfecti je, des Futuri a find, ſo werden dieſe vor die endigenden Partikeln der Pteerrſonen geſetzt; woher fie denn fagen Eluvun, ich gab; Elujen, ich hab gegeben; Eluan, ich werde geben; Eluvuimi, du gabſt; Elujeimi, du haſt gegeben; Eluaimi, und ſo fort. Was das Plusquamperfectum betrift, ſo wird dieſes daurch die Vereinigung der charakteriſtiſchen Zei⸗ chen des Imperfecti und Perfecti, woraus es auch wirklich beſtehet, ausgedruͤckt. Z. B. Elujeavun, ich hatte gegeben; und ſo wird auch das Per⸗ feetum futuri aus den Partikeln dieſer zwo Zeiten gemacht, z. B. Elujean, ich werde gegeben haben. Die Aoriſti bekommen die Partikeln der Zeiten, denen ſie ſich in ihrer Bedeutung am meiſten naͤhern, nemlich der Aoriſtus primus jene des Futuri und des Imperfecti; z. B. Eluavun, und der Aoriſtus ſecundus jene des Praͤteriti perfecti, futuri, und Praͤteriti imperfecti, als Elujeavun. Dieſe Ordnung wird auch im Paſſiv mit den Partikeln der Perſonen und dem eharakteriſtiſchen Zeichen des Paſſtvs, welches ghe iſt, und mit jenen verbunden wird, beobach⸗ tet. Sie ſagen daher Elughen, ich werde geg ben; Elugheimi, du wirft gegeben u. f w. we nr eee Er . N . . = u ee 2 „ ———— — 8 —ñ — 2 5 — — 118 i Eluvughen, ich wurde gegeben; Elujeghen, ich bin gegeben worden. VIII. Ein Zeitwort kann durch die Verbin⸗ dung mit verſchiedenen Partikeln und anderen Zeit⸗ und Nennwoͤrtern eine Wurzel tauſend anderer Zeitwörter werden. Z. B. Pran heißt vergeblich, La nicht, Pe vielleicht, Clo zuſammen, Pa kom⸗ men, Val koͤnnen. Dieſe bilden mit dem Zeit⸗ wort Elun folgende Zeitwoͤrter: Elupran, ich gebe vergeblich; Elulan, ich gebe nicht; Elupen, ich gebe vielleicht; Eluclon, ich gebe zugleich mit einem andern; Elupan, ich komme zu geben; Eluvaln, ich kann geben. So kann auch aus mehrere dergleichen Woͤrtchen ein Zeitwort werden, z. B. Elupelan, vielleicht gebe ich nicht. Die Compoſitionen ſind dieſer Sprache ſehr eigen; ſie bildet ſogar eigene Zeitwörter mit dem Aceuſativ, den ſie regieren. Z. B. aus dem Zeitwort Elun und dem Worte Ruca, Haus, macht ſie das Zeit⸗ wort Elurucan, ich gebe das Haus. Dabey veraͤndert ſie alle Nennwoͤrter in Zeitwoͤrter, und dieſe in jene. Z. B. aus Nuca, Haus, macht ſie Rucan, ein Haus bauen; aus Cuje, der Mond, Cujen, ſcheinen des Mondes; aus Cume gut, Cumen, gut ſeyn; Cudau, Muͤhe, Cu⸗ daun, ſich bemuͤhen; Antu, der Tag, Antun, Tag werden; Duam, Verſtand, Duamen, verſtehen. Mit der nemlichen Freiheit machen ſie aus mehrere Nennwoͤrtern eins, ohne einige Verbin⸗ | | 1 119 Verbindungspartikel; z. B. Loncomilla, ein Kopf von Gold, aus Lonco Kopf, und Milla Gold. Oft druͤcken ſie eine ganze Periode mit einem Zeitwort aus, z. B. Mulplicolelen, heißt helft mir, die Wahrheit ihm zu ſagen; und Rucatummaclopaen, heißt, thut mir den Gefal⸗ len, und helft mir ein Haus bauen. Ihre Zeitwöorter bedeuten auch nicht nur eine Handlung, ſondern auch die Modificationen derſelben, z. B von thanthun, werfen, wird huithan, gegen ſich hinwerfen; huithun, gegenuͤber werfen; huichunthun, zur Erde werfen, gemacht. VIII. Die Religion der Arauker beſteht in folgenden Glaubens; Artikeln: 1) daß es ein hoͤchſtes Weſen giebt, dem fie den Namen Gue⸗ nupillan (Seele des Himmels) geben; 2) daß von dieſem hoͤchſten Weſen alle ihre übrigen Gottheiten abhangen. Dieſe ſind, Meulen, (der wohlthaͤtige Gott;) Huecub, (der boͤſe Geiſt,) welchem ſie alle Uebel dieſer Welt zuſchreiben; Epunamun, welcher ihr Mars iſt, und von welchen fie alles das glauben, was wir von unſern Wan⸗ dergeiſtern erzaͤhlen; Antumalguen, das Weib der Sonne, welcher fie die Gottheit zuſchreiben, ob, ſie gleich dieſelbe ihrem Manne abſprechen, dem ſie ſo gar fuͤr todt halten. Dieſe Gottheiten ver⸗ ehren ſie weder in Tempeln, noch in Bildern, noch in andern geweiheten Oertern. Wenn ſie den Frieden ſchließen, ſchlachten ſie einige der e, en dazu 128; Br dazu beſonders beſtimmten Schaafe, die fie Chi⸗ lihueques nennen, und beſpritzen mit dem Blut derſelben den Zimmetzweig, der das eichen des Friedens iſt. Auch ſchneiden ihre Aerzte, welche zugleich ihre Prieſter ſind, den Schaafen das Herz aus, und beſprengen die Kranken mit dem Blut deſſelben. Darauf werfen ſie ſchreckliche Blicke auf ſie, und geberden ſich mit den Haͤnden, als ſchnitten fie ihnen die Bruſt auf. Indeſſen ſtim⸗ men die Weiber, welche gegenwaͤrtig ſind, einen ſehr traurigen Geſang an. Hierauf beraͤuchern die Machi die vier Winkel des Zimmers mit Ta⸗ back, und wenn dieſes geſchehen iſt, ſtellen fie ſich wie Beſeſſene, fallen zur Erde, machen ſchreck⸗ liche Sprünge, und legen den Urſprung, Fortgang und die Folgen der Krankheit nach einem Pfif aus, welcher aus einer dumpfen Hoͤhle zu kom⸗ men ſcheint; ihre Auslegung iſt aber fo zweydeutig, daß ſie nicht Luͤgen beſtraft werden kann, wenn ſich auch das Widerſpiel zutraͤgt. Indeß rufen die Kranken den Gott Meulen an; und dieſe ganze Ceremonie wird Machitun genannt. IX. Aber die ſeltſamſte ihrer Ceremonien iſt jene, welche fie anftellen, ihre Feldfruͤchte von dem Huecub, wie ſie vorgeben, zu befreyen. Wenn dieſe von Maͤuſen oder Wuͤrmern ſtark beſchaͤdigt werden, ſo ſtecken ſie, ſo viel ſie ihrer auftreiben können, in einen Sack, tragen dieſen auf eine Wieſe, und ſtellen ſich in zwo Reihen R einander — | | / — \ 121 einander gegenüber. Sie find alsdenn ganz wi⸗ der ihre Gewohnheit gekleidet; denn ihr Geſicht iſt mit einer hölzernen Maske, und ihr Ruͤcken mit einer trockenen Kuhhaut, die mit vielen klap⸗ pernden Rohrſtecken behaͤngt iſt, bedeckt, und ihre uͤbrige Kleidung iſt durchaus laͤcherlich. Zwiſchen ? den zwo Reihen ſtehen ihre Ulmenes oder Fuͤr⸗ ſten. Darauf gehet die eine Reihe gegen Oſten, und die andere gegen Weſten, jedoch ſo, daß wenn der Letzte der Reihe, die nach Oſten gehet, dem Letzten der andern Reihe nahe kommt, dieſe | oſtwaͤrts und jene weſtwaͤrts ſich kehrt, indeß ſie ſich einander auf das ſchmaͤhlichſte ausſchelten, worunter die Weiber am meiſten leiden. Wenn ſie hierdurch wider einander aufgebracht ſi nd, gehen die Fuͤrſten aus der Mitte weg, und die uͤbrigen fangen an, ſich ſo hart mit Faͤuſten und Stocken zu ſchlagen, daß viele mit blutigen Köpfen zuruͤckkommen, und mancher auch todt auf dem Platz liegen bleibt. Endlich machen die Ulmenes Frieden unter ihnen, und das Spiel endiget ſich damit, daß ſie die im Sack eingeſchloſſenen Maͤuſe los laſſen, und mit Stoͤcken todtſchlagen. X. Dieſe Wilden glauben die Unſterblichkeit der Seele, und fagen, daß fie nach ihrem Tode auf einem Wallſiſch übers Meer fahren, und an dem andern Ufer ein uraltes Weib antreffen, dem ſie einen gewiſſen Zoll bezahlen muͤſſen, und wofern * * 10 dieſes e koͤnnen, von demſelben eines Augs “ 0 5) 1 beraubt WE re N SSS ir = a re" 72 4 je 2 2 * pP 122 beraubt werden, hernach aber in dieſer neuen Welt aller moͤglichen Freuden genießen; worunter dieſe keine der geringſten ſeyn wird, daß ſie ſich ewig mit ſchwarzen Erdaͤpfeln (Papa) ſpeiſen werden. Die von dem Koͤrper abgeſchiedenen Seelen nennen ſie Pillan. Unter denſelben giebt es boͤſe und gute. Die guten ſind jene der Arauker, und die boͤſen find jene ihrer Feinde, beſonders der Spanier. Sie koͤnnen über das Meer zuruͤck⸗ kehren, ihren Freunden und Landsleuten beyzu⸗ ſtehen; und wenn es uͤber dem Gebirge donnert, ſo ſind die Seelen ihrer Nation mit jenen der Spa⸗ nier in einem Treffen begriffen. Das Rauſchen der Winde halten ſie alsdann für das Getoͤſe der Reutereyen, das Krachen des Ungewitters für das Gelaͤrm der Trommeln, und die Wetterſchlaͤge fuͤr Flinten und Kanonenſchuͤſſe; und wenn der Wind die Wolken gegen die Beſitzungen der Spa⸗ nier treibt, ſo freuen ſie ſich herzlich, weil ſie glau⸗ ben, die Seelen der Spanier werden von jenen ihrer Nation in die Flucht getrieben, und rufen ih⸗ nen zu: Inabimn, Inabimn, puen laghemtimn, urequivilmn, das iſt: verfolgt ſie, Freunde! habt kein Mitleid mit ihnen! Wenn aber das Ungewitter von Norden zu Mittag ihnen entgegen ziehet, ſo betruͤben ſie ſich, und glauben, die Ihrigen ziehen den Kuͤrzern „und rufen: Eia volumn, puen, namuntumn, das iſt: auf, auf, Freunde! * dale aan andes eure letzten Sräleam, * XI. 123 XI. Auf gem Glauben von der Unſterblich⸗ keit der Seele beziehen ſich einige ihrer Begraͤbniß⸗ Ceeemonien. Wenn unter ihnen jemand ſtirbt, umgeben ſeinem Leichnam ſogleich ſeine Weiber, Kinder und Anverwandte, und fingen Trauerlieder. Darauf ziehen ihm die Weiber ſeine beſten Klei⸗ der an, und legen ihn auf ein erhoͤhetes Bett, mit ſeinen Waffen, und mit einigen Speiſen neben ihm. So bleibt er acht bis zwanzig Tage liegen, bis ſich alle ſeine Anverwandten verſammelt haben. Ehe fie ihn zu Grabe tragen, entbloͤßt und waͤſcht ihn der Machi vor den Augen ſeiner Verwandten, und unterſucht fleißig, ob einiges Zeichen von Vergiftungen vorhanden ſey; denn dieſe unwiſſende Gattung von Aerzten ſchreiben faſt alle Krankhei⸗ ten der Bezauberung zu. Finden ſie etwa die Narbe einer alten Wunde, fo geben fie vor, durch dieſen Weg ſey dem Todten das Gift beygebracht worden. Sie ſchneiden ihm alsdenn das Herz aus, und wiſſen ihren Betrug mit allerhand Merk⸗ malen zu bekraͤftigen. Indeß ſie dieſe unumgaͤng⸗ liche Ceremonie verrichten, rennen zwey Juͤnglinge auf eine wilde Art vor der Hausthuͤre herum; und wenn die Ceremonien zu Ende ſind, wird der Todte aufs neue angekleidet, und in einem Hölzer 0 nen Sarg in Proceſſion zu Grabe getragen. Vor der seiche gehen alsdenn zwey Weiber, und ſtreuen Aſche auf die Straße, in der Meynung, dem Todten werde nn die Muakhe in ſein Haus abge⸗ 9 RZ 12a: - abgeſchnitten. Wenn fie zum Grabe kommen, gehen ſie zwey oder dreymal um daſſelbe, und die gegenwaͤrtig ſind, machen dem Todten ein Geſchenk, welches ſie entweder neben ihn in den Sarg, oder auf die Bahre legen. Endlich laſſen fie den Sarg in das Grab hinab, und ſetzen Speiſen, Aepfelwein, und was ein Reiſender nöthig hat, darneben. Oft begraben ſie neben ihm ein Pferd, damit er ſich deſſelben bediene, wenn es ihm nicht beliebt, auf dem Wallfifch die Reiſe zu machen. Wenn alles dieſes geſchehen iſt, fuͤllen ſie das Grab mit Erde, und richten auf demſelben mit Steinen und Erdſchollen eine Art von Pyramide auf. XII. Unter dieſen Voͤlkern hat fi das Andenken der allgemeinen Suͤndfluth erhalten. Wenn ungewoͤhnlich ſtarke Erdbeben ſich ereignen, fo laufen fie auf gewiſſe Berge, die fie Tenten nennen, das iſt ſolche, die drey Spitzen haben, mit hoͤlzernen Tellern auf ihren Koͤpfen, und mit Lebensmitteln fuͤr einige Tage: Denn ſie glauben, ehedem ſey die ganze Erde mit den hoͤchſten Bergen von einer Waſſerfluth bedeckt worden, die Berge Tenten ausgenommen, weil ſie die ſonderbare Eigenſchaft haben, uͤber dem Waſſer zu ſchwim⸗ men. Durch ein Erdbeben koͤnne das Meer aufs neue die Erde bedecken; und weil es geſchehen koͤnne, daß ſich das Waſſer bis an die Sonne aufthuͤrme, fo tragen fie Teller auf den Köpfen, 0 um ſie nicht zu verbrennen, wenn ſie etwa damit | Ba. I 3 125 an die Sonne ſtoßen ſollten. Wenn man ihnen fagt, daß irdene Teller hierzu beſſer ſeyn wuͤrden, ſo antworten ſie, ihre Vorfahren haben die ‚Holger nen für beſſer gehalten. XIII. Die Regierung der Arauker iſt ariſto⸗ kratiſch, mit einiger Vermiſchung von Demokratie. Ihr ganzes Land wird der Laͤnge nach in vier gleich große und parallel laufende Theile zergliedert, welche in der Landesſprache Utammapu genannt werden, und von der Lage ihre beſonderen Benen⸗ nungen erhalten. Der erſte heißt Lavquen⸗ mapu (Seeland), der zweyte Lelbun⸗ mapu (ebe⸗ nes Land), der dritte Piren mapu (Schneeland), der vierte, welcher der oͤſtlichere iſt, Peguen⸗ mapu (Fichtenland). Ein jeder dieſer vier großen Theile wird in Provinzen, und jede Provinz in mehrere Diſtrikte eingetheilt. Ein Utammapu wird von einem To qui (oberſten Befehlshaber), jede Provinz von einem dem Toqui untergeordneten Ulmen CFuͤrſt), und jeder Diſtrikt von einem andern Ulmen, der jenem untergeben iſt, regiert. Dieſe Aemter ſind erblich, und koͤnnen nur von den Erſtgebohrnen, die Weiber ausgeſchloſſen, verwaltet werden. Wenn der maͤnnliche regierende Stamm ausſtirbt, ſo erwaͤhlen die Unterthanen ein anderes Geſchlecht, und der von ihnen Erwaͤhlte kann ſein Amt nicht verwalten, ohne von feinem Toqui beſtaͤtiget zu ſeyn, welcher dieſe Nachricht den uͤbrigen Utammapu, und ſogar re den nl miccheilt, damit er allgemein dafuͤr et 120 ee ee dafuͤr erkannt werde. Das Zeichen der hoͤchſten Gewalt des Toqui iſtein ſchwarz marmornes Beil, und jenes eines Ulmen ein Stock mit einem ſilber⸗ nen Knopf. XIV. In REN, die 8 ganzen Staat betreffen, verſammelt ſich die ganze Nation, wo es auch einem jeden Unterthan erlaubt iſt, ſeine Meinung vorzutragen. Eine ſolche Verſammlung heißt Aucacojau, „Rath der Araukaner, Wer; Butha⸗cojau, großer Rath. XV. Der ganze Inbegrif ihrer Geſebe | welche ihnen durch mündliche Ueberlieferung bes kannt ſind, wird Almapu genannt. Einige der Geſetze find ſehr grauſam. Die Verbrechen, welche unter ihnen geſtraft werden, ſind Verraͤtherey, Mordthaten, Ehebruch, Diebſtahl, Zauberey. Verraͤtherey wird nach Willkuͤhr des Toqui mit dem Tode beſtraft. Der Mord wird ſelten mit dieſer Strafe belegt, wenn die Anverwandten mit der Summe Geldes, die ihnen der Todtſchlaͤ⸗ ger anbietet, zufrieden ſind. Der Vatermord, und wenn jemand fein Weib toͤdtet, wird nicht beſtraft; denn ſie ſagen, der Vater der ſeinen Sohn, oder der Sohn, der ſeinen Vater umbringt, habe ſein eigen Blut vergoſſen, und wer ſein Weib toͤdtet, habe fi ſich des Rechts bedient, welches er uͤber ſein Eigenthum mit Geld erkauft hat. Aber der Ehebruch wird a mit e Tode 2 Tode gebuͤßt, gleichwie auch der . Diebflaft, wos fern der Dieb keine große Verwandſchaft hat, die ihn vertheidige. Denn wenn zwey Theile ein⸗ ander beleidigen, und gleich ſtark find, fo fuͤhren fie Kriege wider einander, die ſie Maloche nennen, ohne daß die Ulmenes ſich darunter miſchen. Solche einheimiſche Kriege dauren oft viele Jahre, und vererben ſich von Vater auf Sohn. Die Strafen werden ohne alle gerichtliche Formalitaͤt und ohne Aufſchub vollſtreckt. Wenn das Urtheil geſprochen iſt, wird der Verbrecher entweder mit einem Dolch erſtochen, oder mit einem Strick um den Hals an einem Pferdeſchwelf zu Tode geſchleppt. XVI. Aber mit den Zauberern werden ſie nicht ſo geſchwind fertig. Die Zauberey iſt bey ihnen das gehaͤßigſte unter allen Laſtern, ob ſie gleich ihren Maihi, welche ſich verpflichtet haben, dieſelbe nur zum Beſten der Nation und zur Ent⸗ deckung der boͤſen Zauberer zu gebrauchen, erlaubt iſt. Hieraus entſtehet viel Unheil; denn wenn ſie jemand haſſen, fo beſchuldigen fie ihn, einen Ulmen oder Andere, die ohne ſichtbare Urſach des Todes geſtorben ſind, bezaubert zu haben. Der h Beſchuldigte wird ſogleich uͤber ein langſames Feuer gehaͤngt, bis er, ſich von der Quaal zu be⸗ * freyen, das Verbrechen und andere Mitſchuldige, fie mögen es ſeyn oder nicht, bekennt. Darauf wird er von den Umſtehenden mit einem Dolch N und die Mitſchuldigen, wenn ſie nicht entfliehen, 128 5 e entfliehen, werden auf die wen Art hinge⸗ richtet. XVII. Die Geſetze erlauben die Vielweibe⸗ rey. Daher nehmen ſie ſo viel Weiber, als ſie kaufen koͤnnen. Wer ein Maͤdgen heyrathen will, eroͤfnet entweder dem Vater fein Verlangen, oder unterlaͤßt es, und verbirgt ſich mit einigen ſeiner Freunde auf dem Wege, den das Maͤdgen zu ge⸗ hen gewohnt iſt, fest fie gebunden hinter fich auf fein Pferd, und führe fie nach Haus. Alsdenn Fomme der Vater mit den Anverwandten der Braut, und erhalten Geſchenke, welche ſich mei⸗ ſtens auf 50 Speciesthaler belaufen. Hierdurch erlangt die Ehe ihre Guͤltigkeit. Das erſte Weib wird den andern vorgezogen, und von dieſen als die wahre Hausfrau verehrt. XVIII. Die militaͤriſche Regierung unter den Araukern macht ihrer Vernunft Ehre. Die vier Toqui haben die Gewalt, den Feinden den Krieg anzukuͤndigen, welches Recht ſich auch oft die Ulmenes angemaßt haben. Wenn ein Toqub | Vorhabens iſt, den Krieg zu erklaͤren, ſo ſchickt er zu den übrigen Toqui und Ulmenes ſeine Bothen zu Pferde (Guerquenes) mit Briefen, (Quippu) die in 9 0 rothen Bindfaden mit Knoten beſtehen. Die Farbe zeigt an, worauf es an⸗ kommt, und die Knoten bedeuten die Zeit und den Ort der Zuſammenkunft. Sie rechnen ihre Zeit nicht ur en und Monaten ſondern nach g dem © 5 1 - IE N ER : ER | . 555 dem Lauf des Mondes, und verfehlen nie den durch die Knoten angezeigten Tag. Fuͤgt es ſich, daß die Feindſeligkeiten vor der Ankuͤndigung ihren Anfang genommen haben, ſo ſchickt der Toqui neben den Faden einen Finger eines der getödteten Feinde. Alles dieſes geſchiehet mit einer wunderbaren Verſchwiegenheit. | XIX. An dem angezeigten Tage und Orte kommen die vier Toqui und alle Ulmenes mit ihren Unterthanen zuſammen, unterſuchen und tragen der ganzen Verſammlung die Urſachen des Krieges vor, und wenn ſie gebilliget worden find, ſo erwaͤhlen fie einen oberſten Befehlshaber des Krieges, welcher meiſtens einer der vier Toqui iſt. Iſt aber keiner unter ihnen geſchickt, das Kom⸗ mando zu führen, fo wählen fie einen der Ulmenes, 129 oder wohl gar einen gemeinen Soldaten, der ſich durch die dazu erforderlichen Eigenſchaften beſon⸗ ders auszeichnet; wie es 1723 im Kriege wider . die Spanier geſchah, da ſie den tapfern und klugen Vilumilla, der ſeiner Nation Ehre machte, dazu waͤhlten. So bald dieſer Toqui das marmorne Beil empfangen hat, muͤſſen die übrigen vier Toqui dieſes Ehrenzeichen niederlegen, und mit den Ulme⸗ nes ihm den Gehorſam ſchwoͤren, bis der Krieg ein⸗Ende har | XX. Dieſer Dietator beſtimmt die Zahl der Truppen (Cone) welche die Toqui ſtellen muͤſſen, und dieſe fordern dieſelben von ihren untergeord⸗ A S neten 430 e neten Ulmenes der Groͤße des Landes gemaͤß, dem ſie vorſtehen. Auf dieſe Weiſe wird die Anzahl Volker, die der General verlangt, in kurzer Zeit zuſammengebracht, worunter auch die Toqui und Ulmenes ſelbſt dienen muͤſſen. Der General ‚wählt feinen Leutenant und alle die uͤbrigen Of⸗ ficiere, und ſetzt einen oder zwey Tage feſt, worin es einem jeden der Fuͤrſten und dem gemeinen Mann erlaubt iſt, ſeine Rathſchlaͤge, wie der Krieg am beſten gefuͤhrt werden koͤnne, vorzutragen, nach dieſer Zeit nimt er von niemand mehr Rath⸗ ſchlaͤge an, und handelt nach eigenem Gutduͤn ken. Jeder Soldat bringt ſeine Lebensmittel, welche meiſtens in einem Saͤckchen Mehl von ge⸗ roͤſtetem Weitzen oder tuͤrkiſch Korn oder Pimper⸗ nuͤſſe beſtehet, und feine Waffen von Haufe mit ſich. | | | e XXI. Das Kriegsheer beſtehet aus Fußvolk und Reuterey. Die Reuter ſind mit großen Lan⸗ zen und breiten Degen, und die Fußgaͤnger theils mit Piken, und theils mit ſchweren hoͤlzernen Kolben, die mit eiſernen Naͤgeln beſchlagen ſind, und zwar ſo, daß zwiſchen zwey Piken eine Streit⸗ kolbe geht, bewafnet. Im Anfang der ſpaniſchen Eroberungen bediente ſich die Infanterie des Bo⸗ gens und der Pfeile; aber heut zu Tage ſind dieſe Waffen ganz außer Gebrauch, denn dem Feind den Gebrauch des Schießgewehrs zu verhindern, gehen ſie ihm ſobald moͤglich mit dem kurzen 8 ER Gewehr 8 >, N Ar NL 7 1605 25 IN 131 Gewehr zu Leibe. Dieſem kriegeriſchen Volk iſt die Kunſt Schießpulver zu machen noch immer ein Geheimniß, obgleich das Land alle Materialien hervorbringt, die dazu noͤthig Ind. Dem unge⸗ achtet wiſſen fie ſich des großen und kleinen Schieß⸗ gewehrs mit vieler Geſchicklichkeit zu bedienen, wenn ſie ſolches im Treffen mil den Spaniern erobern. Sie kennen auch keine Maſchinen zum Angrif der feſten Plaͤtze, und wenn ſie ſich ſpani⸗ ſcher Feſtungen bemeiſtert haben, ſo iſt dieſes entweder durch Sturm, oder durch Kriegsliſt, worin ſie Meiſter ſind, oder durch langwierige Belagerung, wodurch die Oerter ausgehungert worden ſind, geſchehen. Im Treffen bedeckt die Reuterey die Fluͤgel des Kriegsheers, und das Fußvolk ſtreitet in der Mitte, in Linien und Com- panien, deren jede ihren Hauptmann, Leutenant, Faähnrich mit feiner Fahne, und Korporale hat, | getheilt. Geweiniglich kommandirt der To den rechten Flügel, und der Leutenant⸗Toqui den linken. 8 2 eh hei XXII. Ihre muſikaliſchen Inſtrumente im Kriege ſind Trommeln, Zinken, Pfeifen, und eine Art von halben Floͤten. Die Soldaten unter⸗ ſcheiden ſich von andern durch die Kleidung nicht, 1 außer daß ſie einen Kuͤraß, und einen Helm von EKRuhleder mit ſchoͤnen Federbuͤſchen tragen. Wenn ſie ſich nicht weit vom Feinde lagern, ſo befeſtigen ſie ihr Lager mit Paliſaden und Graben, und ſtellen 1 uͤberall 132 Er e uͤberall Wache aus. Des Nachts zündet ein jeder Soldat im Lager ſein eigenes Feuer an, dergeſtalt, daß fuͤnf tauſend Mann auch fuͤnf tauſend Feuer haben. | | XXIII. Wenn es zum Treffen kommen ſoll, und das Kriegsheer in Schlachtordnung geſtellt iſt, haͤlt der Toqui eine pathetiſche Rede, und ers innert die Soldaten an die Tapferkeit ihrer Vaͤter, welche ihre Feinde, ungeachtet ihrer Ueberlegenheit Ä an Waffen, fo oft überwunden, und für ihre Frei⸗ heit den Tod nicht gefuͤrchtet haben. Nach geen⸗ digter Rede greifen ſie unter Trommeln und Pfeifen den Feind mit einer ſolchen Wuth an, daß auch die tapferſten Soldaten davor erſchrecken. Das Fuͤrchterlichſte iſt das Fußvolk mit den Streits kolben, womit ſie, wie Herkules, alles vor ihnen her niederſchlagen, und uͤberall durchdringen. Den Tod in einem Treffen halten ſie fuͤr die größte Ehre, die ihnen wiederfahren kann. Daher ſuchen fie ihn, und indem fig dieſes thun, ſchicken ſie viele ihrer Feinde vor ſich her in die Ewigkeit. Die Beute, die ein jeder macht, gehoͤrt ihm allein zu; und die Gefangnen macht er zu ſeinen Leib⸗ / eigenen. Der Toqui kann einen der Gefangenen den Schatten feiner getoͤdteten Soldaten zum Opfer ſchlachten. Ihre Geſetze befehlen dieſes barbariſche Opfer, und ihr angebohrner Haß wi⸗ der die Spanier reitzet fie dazu; dem ungeachtet weiß man hoͤchſtens nur zwey Faͤlle, daß fie SE pgpgefangene 133 . ih geopfert haben. Dieſe kriege⸗ riſche Nation weiß ſo gut als andere Voͤlker, was Gnade iſt, trotz gewiſſen Geſchichtſchreibern, welche ſie im allgemeinen wie unerbittliche Wuͤteriche gegen ihre Feinde ſchildern, insbeſondere aber ſolche Handlungen von ihnen erzaͤhlen, die den ſchlechten allgemeinen Begrif von ihnen gaͤnzlich umſtoßen. XXIV. Das Opfer geſchiehet ar folgende ; Weiſe. Eine Kompanie Soldaten fuͤhrt unter Trommeln und Pfeifen den zum Opfer beſtimm⸗ ten Gefangenen auf einem Pferde, dem Ohren und Schweif abgeſchnitten ſind, (welches unter ihnen der größte Schimpf it, den man einen ans thun kann) auf eine Ebene, wo das ganze Kriegs⸗ heer im Gewehr ſtehet, und einen Kreis ſchließt. In der Mitte bilden die Ulmenes und andere Of⸗ ſiciere einen kleinern Kreis, in deſſen Mitte das Beil des oberſten Toqui liegt. Bey dieſes Beil muß ſich der ungluͤckliche Gefangene auf die Erde ſetzen, die Haͤnde auf den Ruͤcken gebunden, und das Geſicht gegen ſein Sand gekehrt. Darauf | binden fie ihm Die Hände los, und überreichen 50 1 ihm ein Buͤndel kleiner Spitzen von Reiſern, und ein ſpitziges Holz. Mit dieſem muß er ein doch in die Erde graben, und wenn dieſes geſchehen iſt, ſo viele Reiſer hineinwerfen, als er tapfere Soldaæ⸗ teen von dem General bis auf den gemeinen Mann . unter ſeinem Kriegsheer kennt, dergeſtalf, daß er 1 (39 3 | bey 5 5 er . uhr 4 I 1 AT PER ER; . 2 \ Zu 2 ar * 2 1 — 1 e 2 70 3 2 I “ 134 bey jedem Reis, wenn er es in die Grube wirft, einen derſelben bey Namen nennt, welcher von den Umſtehenden gräßlich verflucht wird. Hierauf muß er die Reiſer mit Erde bedecken, wobey ſie denken, den Ruhm ihrer Feinde zu begraben. f Endlich giebt ihm der Toqui, oder einer der Ulme⸗ / nes, der ſich im Kriege am ruͤhmlichſten betragen | hat, einen tödlichen Schlag mit der Kolbe auf den Kopf, ſchneidet ihm ſogleich das Herz aus der Bruſt, ſauget das Blut davon, und reicht es den übrigen Offieiren, das nemliche zu thun. Indeß ſchneiden ihm die Soldaten Kopf, Beine und Arme ab, aus deren Knochen fie militaͤriſche Floͤten 1 machen, und ſtecken den Kopf auf eine Lanze; die uͤbrigen aber machen ſeltſame Kriegestaͤnze, worin ſie mit den Fuͤßen hart auf die Erde ſtampfen, um die aufgerichtete Lanze, und fingen ſchimpfliche Lieder uͤber ihre Feinde, welche mit dem Ton der Floͤten, die aus geopferten Menſchenknochen ge⸗ macht find, begleitet werden. Zuletzt ff fangen ſie aan, Wein und Aepfelmoſt zu trinken, und ergöͤtzen ſich dabey damit, daß fie dem Rumpf des Geroͤd⸗ teten, wenn er ein Spanier iſt, einen weißen ; und wenn er ein Indianer iſt, einen ſchwarzen Widderkopf aufſetzen, welches ſie fuͤr die größte Beſchimpfung halten. Der Toqui beräuchert indeſſen die vier Weltgegenden mit Tobacksrauch, und murmelt 44 ‚age wies die u ee e iu 2 — 0 15 ) 1 i 0 XXV. XXV. Wenn Friede gefchloffen wird, oder ein neuer Spaniſcher Praͤſident nach Chile kommt, wird zwiſchen den Spaniern und Araukern eine Verſammlung gehalten, welche von dieſen Huinca⸗ cojau (Verſammlung der Weißen), und von jenen Parlament genannt wird. Dieſes geſchie⸗ het meiſtens im Monat November, und auf der Ebene der an die Arauker grenzenden ſpaniſchen Provinz Huilquilemu zwiſchen den Fluͤſſen Biobio und Sara, und den ſpaniſchen Feſtungen Naſci⸗ mento, Purem, Angeli, Tucapen und Jumbel. Die Arauker fordern jederzeit, daß dieſer Kongreß auf ihrem Grund und Boden geſchehe; aber außer dem koͤniglichen Praͤſidenten Thomas Ma: rin de Poveda hat noch kein anderer in ihre Forderung eingewilliget, weil ſie einigen unver⸗ mutheten Ueberfall befuͤrchten. Einige Monate vor dem Kongreß wird ein Spaniſcher Bothſchaf⸗ ter, den ſie den Kommiſſaͤr der Nationen nennen, in die vier Utammapu geſandt, die Toqui und vor⸗ nehmſten Ulmenes im Namen des neuen Praͤſi⸗ denten zum Kongreß einzuladen, und ihnen zu verſprechen, daß in demſelben von den Mitteln, einen ewigen Frieden mit ihnen zu halten, und die beiderſeitigen Beſchwerden abzuthun, gehan⸗ delt werden ſoll. Die Spanier dürfen bey der Gelegenheit eines neuen Präfidenten den Kongreß nicht unterlaſſen; die Arauker, welche keine Ver⸗ achtung erdulden koͤnnen, wuͤrden unfehlbar wieder e e du 136 e den Waffen zu greiſen. Darum iſt auch dem Prä- ſidenten aus dem koͤniglichen Schatze ein gewiſſes Einkommen angewieſen, die Unkoſten des Kon: greſſes zu beſtreiten, und den Toqui und Man: Geſchenke su machen. XXVI. Kurz vor dem 3 bil der er nigliche Praͤſident in der Stadt Concepeion eine Verſammlung, welcher der Biſchof, die Krieges off iciere und Miſſtonaͤren beywohnen, um ſich uͤber die Dinge, die des Friedens halber, und die Arau⸗ ker zur chriſtlichen Religion zu bekehren, im Kongreß vorzutragen ſind, zu berathſchlagen. Indeſſen werden die benachbarten Feſtungen und alle Uebergaͤnge des Fluſſes Biobio ſtark beſetzt, zu verhindern, daß die Arauker nicht in groͤßerer 5 Anzahl, oder mehr bewafnet, als es bedungen iſt, ins Land treten. Darauf reiſet der königliche Praͤſident, von allen Reichsofficieren, Miſſtonaͤren, und von vielen Kompanien zu Fuß und zu Pferde begleitet, an den beſtimmten Ort des Kongreſſes; und ein Gleiches thun die vier Toqui und die Ulmenes unter einer zahlreichen Bedek⸗ kung. Im Jahr 1723 erſchienen 130 Ulmenes, und ihre ganze Begleitung beſtand in 2044 Köpfen. Es finden ſich auch eine Menge Kauf leute aus allen Gegenden von Chile daſelbſt ein, und verkaufen mit reichem Gewinn ihre Waaren; und ß lange der Kongreß dauert, ſtehen die Spa⸗ niſchen rn niſchen und Araukaniſchen Truppen zwey Meilen weit von einander. | ne XXVII. Das Parlament fange mit vielen Zeichen der Freundſchaft von beiden Seiten an. Alle Staͤbe der Toqui und der Ulmenes werden zum Zeichen der Eintracht mit jenem des Praͤſi⸗ denten in einen Buͤndel gebunden, und in die Mitte der Verſammlung niedergelegt. Darauf tritt ein Ulmen, der den Zweig eines Zimmetbaums in der Hand traͤgt, hervor, gruͤßt mit einer Ver⸗ beugung die ganze Verſammlung, und nachdem er die andere Hand auf das Bündel der Stäbe gelegt hat, haͤlt er eine lange Rede in Chiliſcher Sprache uͤber die Folgen des Friedens und des Krieges, und ermahnet beide Theile zum Frieden. Ein Spaniſcher geſchworner Dollmetſcher wieder⸗ holt die Rede in Spaniſcher Sprache von Punkt zu Punkt; und es iſt ſonderbar, daß eine ſolche Rede alle die Theile und Figuren enthaͤlt, welche die Redekunſt vorſchreibt. Auch iſt dieſe die ein⸗ zige Wiſſenſchaft, die fie kennen, und worin ſie ſich von Jugend auf in ihre oͤftern Verſammlun⸗ gen uͤben. Weil ein guter Redner unter ihnen eben fo hoch gefchägt wird, als er es je unter den Römern war, ſo laͤßt ſichs ein jeder ſehr angele⸗ gen ſeyn, ihre Sprache rein und zierlich zu ſprechen. Sie bedienen ſich wie die aſiatiſchen Voͤlker oft der Parabolen und Gleichniſſe. Oft apoſtrophi⸗ ren ſie die umſtehenden beſonders Spaniſchen (3) 5 Offi⸗ De 3 Officiere, oder ihre Toqui oder Ulmenes, mit einer ſ großen Verſchiedenheit von ſchoͤnen Redens⸗ | arten und Figuren, daß man darüber erſtaunen muß. Wenn der Ulmen ſeine Rede vollendet hat, ſo beginnt der Spaniſche Praͤſident zu ſpre⸗ chen. Endlich kommt man auf die Friedensarti⸗ kel, welche von den vier Toqui und den Bevoll⸗ maͤchtigten der vier Utammapu einſtimmig beſtaͤ⸗ riget werden muͤſſen, wenn fie Kraft haben ſollen. Wenn alles zur Richtigkeit gebracht iſt, ſo ſpeiſet der Praͤſident mit den Toqui und mit den vor⸗ nehmſten Ulmenes an einer Tafel, und theilt un⸗ ter fie die Geſchenke aus, welche aus der koͤnig⸗ lichen Schatzkammer bezahlt werden. Darauf ſchlachten die Arauker die Chilihueques, oder die dazu beſtimmten Schaafe zum Zeichen des Jrie⸗ | dens, und kehren in ihr Land zuruͤck. XXVIII. Dieſes Volk hat keine Feſtungen, keine Städte noch Flecken. Es wohnt zerſtreuet auf dem Lande in hoͤlzernen mit Stroh bedeckten Haͤuſern, die ohne Kammern und ohne Fenſter ſind, und nur eine Thuͤre haben, die ſie des Nachts mit einer Kuhhaut zuſchließen. Dieſe Huͤtten ſind zugleich ihre Küchen. So viele Weiber ein Mann hat, ſo viele einzelne Feuer werden darin angezuͤndet, und fo viele verſchiedene Speiſen werden für ihn zubereitet. Man ſiehet in dieſen Haͤuſern kein Bett; weil fie alle auf Schaaffellen ſchlafen, 6 eee werden, wenn ſie darauf geſchlafen e : 28 gefchlafen haben. Das Hausgeraͤthe beſtehet in einigen kleinen Baͤnken, und in einen grob gear⸗ beiteten Tiſch, worauf ſie ohne Tiſchtuch und ohne Servietten eſſen. Anſtatt des Loffels bedienen fie ſſich einer Muſchel, und ihre Teller find entweder * von Holz oder von Erde, und die Becher von Kuh⸗ Horn. Die Ulmenes ſind mit ſilbernem Tafel⸗ geſchirr verſehen; ſie bedienen ſich aber derſelben nur, fremde Gaͤſte zu bewirthen, welchen ſie alle Arten von Hoͤflichkeit beweiſen „wenn fie auch gleich Spanier waͤren. „ u XIX. Wie die Tafel iſt, fo find auch ihre Speiſen. Dieſe beſtehen meiſtens in gekochten Huͤlſenfruͤchten, die mit nichts anders als mit etwas Salz zubereitet find, und anſtatt des Brodts eſſen fie Erdaͤpfel. Selten eſſen fie Fiſche oder Auſtern, obgleich ihre Fluͤſſe und das Meer einen uͤberaus großen Ueberfluß daran haben; und ſo reich auch ihr fand an Vögeln und Wildpret, und | ſo gar auch an zahmen Vieh iſt, welches ſie von den Spaniern erhalten haben; fo effen ſie doch nor ſelten Fleiſch, und alsdenn iſt es entweder gebraten, oder nur mit etwas Salz geſotten, und mit langen Pfeffer, den fie gerne eſſen, bereitet. Das Korn, welches fie einerdten, eſſen fie gerdſtet und gemahlen. e ee XXX. Jedoch gehen fie wenigſtens einmal im Jahr von dieſer maͤßigen Lebensart ab, und zwar aus angebohener Begierde, groß zu thun, un e und * 248. : \ g und meiſtens zur Zeit der Erndte. Sie laden wohl drey hundert ihrer Freunde ein, und bewir⸗ then ſie vierzehn Tage lang. Dieſen ſetzen ſie Fluͤgelwerk und Rindfleiſch, mit Wein, den ſie von den Spaniern erhalten, und mit Moſt, den ſie von Aepfeln und andere Fruͤchte machen, in großem Ueberfluß vor. Dieſe Gaſtmaͤler nennen ſie Mingacu, und Caguin. Maͤnner und Weiber find alsdenn faſt beſtaͤndig berauſcht, welches vielen Saͤuglingen, die in dieſer Zeit verwahrloſet werden, das Leben koſtet, und in dieſem Jahrhundert eine 19 augenſcheinliche Verminderung ihrer Nation ver⸗ urſachet hat. Bey dieſen Gaſtmaͤlern werden oft wichtige Staatsangelegenheiten geſchlichtet. Frem⸗ de Gaͤſte werden von ihnen unentgeldlich bewirthet, und koͤnnen ſich ſo lange bey ihnen aufhalten, als ſie wollen. Sie haben einen abgeſonderten Platz fuͤr ſie in ihren Wohnungen. XXXI. Ihre Kleidertracht iſt ſehr einfach, und ganz von Wolle, weil ſie den Gebrauch des Hanfs und Flachſes noch nicht kennen. Ihre Lieblingsfarbe iſt dunkelblau. Die Mannsleute tragen gemeiniglich ein Hemd, mit einem Leibſtuͤck 7 daruͤber, welches ſie Choni nennen, enge Bein⸗ kleider, und eine Art Mantel, den ſie Poncho nennen. Er iſt ein Sänglich-viereck, und einem Levitenrock oder einer Dalmatik der Katoliken aͤhn⸗ lich, die in der Mitte, wodurch der Kopf gehet, ein Loch hat, und i in der 8 bis unter die Waden, in 19% x | Zu „ in der Breite aber bis an die Haͤnde reicht. Sie tragen ſie entweder ganz blau, oder geſtreift, ſo daß der Grund von einer Farbe, und die Streifen von verſchiedenen Farben, welche oft Blumen oder andere Figuren vorſtellen, eingewuͤrkt ſind. Der Saum iſt ringsum mit Franzen umgeben. Dieſe Maͤntel find ein wichtiger Gegenſtand des Handels, weil ſie auch den ſpaniſchen Bauern nicht nur in Chile ſondern auch in Peru und Paraguai gemein geworden ſind. Anſtatt des Huts tragen ſie rothe Binden um den Kopf, die mit gläfernen Kuͤgelchen geziert ſind, und an den Fuͤßen haben ſie weder Schuh noch Struͤmpfe. Nur wenige bedecken ihre Fuͤße mit Stifeletten von buntem wollenen Zeug. Die Ulmenes gehen gemeiniglich wie der gemeine Mann gekeidet, nur daß die Kleider von beſſerm Stoff ſind. Manchesmal geſchiehet es, daß ſie ein von den Spaniern erkauftes franzoͤſi⸗ ſches Kleid tragen, beſonders von ſcharlachrother 5 Farbe. Sie tragen Huͤthe mit großen Feder 17 buͤſchen, und ſchwere ſilberne Sporn. Ihre Steig⸗ buͤgel find von Meſſing, und ihre Stäbe mit ſilbernen Knoͤpfen geziert. Uebrigens gehen ſie nach dem Gebrauch ihres Landes jederzeit barfuß. XXXII. Die Kleidung der Weiber iſt nicht weniger einfach, als jene des maͤnnlichenGGeſthlechts, und zugleich ſehr ehrbar. Anſtatt des Hemdes tragen ſie ein langes wollenes Unterkleid ohne on En bis auf die Füße rab gehet, und mit a 142 mit einer ſehr breiten Binde um den deib gebunden wird. Ueber dieſem Kleide tragen ſie ein wollenes Maͤntelchen nach Art der Pilgrimme in Europa, und 1 befeſtigen es vorn vermittelſt ſilberner Plaͤttchen, die ſie Tuppel nennen. Die Araukaniſchen Weiber ſind wie uͤberall iebhaberinnen des Putzes und der Pracht. Sie laſſen ihr Haar ſehr lang wachſen, und flechten es in ſechs Zoͤpfe, die ihnen den Ruͤcken hinab hangen. Das Haupt ſchmuͤcken fie ringsum mit Smaragd ähnlichen. Steinen, welches ſie Liancos nennen, und man weiß nicht wo, finden. Auch tragen ſie Ohrengehaͤnge, die in viereckigten ſilbernen Plaͤttgen beſtehen, und wohl ſechsmal verdoppelt werden, Arm⸗ und Hals⸗ Baͤnder von vielfaͤrbigen glaͤſernen Kuͤg elchen, und Ringe an allen Fingern. Sie ſprechen die Arau⸗ kaniſche Mundart mit wunderbarer Anmuth, beſonders jene, welche zwiſchen den Fluͤſſen Cauten 45 und Valdivia und in der Provinz Boroa geboh⸗ ren ſind. Dieſe find m oder PN 170 r ſchoͤn gebildet. XXXIII. Die Arauker Kate RR maͤnn⸗ liche Geſchlecht ſey nur zum Kriege gebohren. Daher kommt es, daß die Männer alle Arbeit vverabſcheuen, die ſich nicht auf den Krieg beziehet, und alle die Hefchäfte, die unter andere Nationen den Maͤnnern gebuͤhren, den Weibern uͤberlaſſen. Die Weiber bearbeiten das Feld, und erndten einn, weiden groß und klein Vieh, tragen das Holz zum zum Brennen herbey, kochen und died fuͤr ihre Maͤnner. Wenn 1 des Morgens ihr Fruͤhſtuͤck genommen haben, ö ſo ſetzen ſie ſich zu Pferde, reiten auf das Feld, und uͤben ſich ſelbſt und das Roß in den Waffen. Der Gebrauch fich zu baden iſt unter ihnen ſehr gemein. Im Winter baden ſie ſich des Tags nur einmal; aber im Sommer halten ſie ſich viele Stunden in den Fluͤſſen auf, und uͤben ſich auf alle Weiſe im Schwimmen. Die Weiber baden ſich zwar auch taͤglich, aber nie unter Mannsleuten. Wenn ſie ein Kind zur Welt gebracht haben, tauchen ſie ſich ſogleich mit demſelben ſowohl im Winter als im Sommer unter Waſſer, damit der Leib des Kindes zu Auceniſchen Strapazen gehaͤrtet werde. | XXXIV. Die Zeit, welche ſie nicht auf krige⸗ riſche Uebungen verwenden, und durch Trunken⸗ heit verlieren, bringen ſie mit Spielen hin, welche | meiftens etwas kriegeriſches haben. Von unend⸗ lich vielen will ich nur zwey erwaͤhnen, eins auf dem Felde, und ein anderes zu Hauſe. Auf dem Felde waͤhlen ſie eine Ebene von ungefehr einer welſchen Meile, auf deren zwey aͤußerſten Enden Baumzzweige zum Zeichen geſteckt werden. Die Spieler, deren 30 find, theilen ſich in zwey gleiche Theile, und bewaffnen ſich mit Staͤben, die am Ende krumm gebogen ſind. Im Mittelpunkt des Spiels iſt eine Grube mit einer hoͤlzernen Kugel. Hier faͤngt das Spiel an. Auf beiden Seiten | | | der 144 der Grube ſtellen ſich die Spieler in Ordnung, und die zween, welche der Grube am naͤchſten ſtehen, heben die Kugel mit ihren Staͤben heraus. Darauf beſtreben ſie ſich von beiden Seiten, die Kugel auf das einer jeden Parthey angewieſene Ende zu treiben, und welche zuerſt dieſes Ziel er⸗ reicht, die trägt den Sieg davon. Es entſtehet jedesmal ein ſehr lebhafter Streit, und es gehen viele Stunden hin, ehe er entſchieden wird. Dieſes Spiel, welches Chueca heißt, hat feine Geſetze, auf deren Beobachtung die dabey angenommenen Schiedsrichter genau acht geben; und doch gehet es nie ohne Ungluͤck ab. Die ſpaniſchen Bauern in Chile haben dieſes Spiel unter ſich eingeführt, | und find fo ſehr darauf erpicht, daß es zwo Par⸗ theyen unter ihnen giebt, die ſich von Vater auf Scohn vererben. Das andere Spiel, welches zu Hauſe geſchiehet, heißt Cututumpeucu. N Sechszehn oder zwanzig Perſonen faſſen ſich bey den Haͤnden, und bilden einen Kreis, in deſſen Mittte ein Knabe geſtellt wird. Dieſen ſuchen andere entweder mit Argliſt oder mit Gewalt aus dem Kreis zu rauben; und wem es gelingt, der pat das Spiel gewonnen. XXXV. Neben dieſen kriegeriſchen Beluſti⸗ gungen finden ſie auch Vergnuͤgen an Geſaͤngen und Taͤnzen. Es fehlt auch ihrer Muſik nicht ganz an Harmonie. Ihre Geſaͤnge ſind ruͤhrend, und druͤcken Leiden und Freuden ſchicklich E ER ie 1 BETEN ee | uw cee wurde . von den Peruanern (K) | 145 Die muſtkalichen Inſtrumente ſind von den krie⸗ geriſchen nicht unterſchieden, und ſie bedienen ſich ihrer nicht, traurige Geſaͤnge damit zu begleiten; weil ſie der Meinung ſind, das menſchliche Gemuͤth werde von dem frohen Klang der Inſtrumente zu ſehr eingenommen, als daß es der Traurigkeit faͤhig ſey, die ſie Du ch melancholiſche Geſaͤnge erwecken wollen. Meiſtens begleiten ſie den Ge⸗ ſang mit Tänzen, / die gemeiniglich ſchoͤn ſind. 90 Der Tanzer ſind ungefehr zehn oder zwölf; und dieſe tanzen nicht immer zugleich, ſondern wech⸗ ſeln in einer gewiſſen Harmonie ab, daß ihrer bald ſechs, und bald vier tanzen. Aber gemeinig⸗ lich tanzen ihrer viele in einem Kreiſe um eine Kriegsfahne, und vergeſſen darunter des Aepfel- moſts oder Weins nicht, wovon einige Flaſchen bey der Fahne ſtehen. Die Weiber tanzen unter ſich allein; und wenn ſie ſich berauſcht haben, ſo \ geschehe es oft, daß ſie ſich um den Kreis der Maͤnner, denen ſie ſich jedoch nicht ſehr naͤhern, $ 1. 44 15 Die Geſchichte der Entdeckung und der Kriege; Charakter und Sitten der Chi⸗ lischen Spanier; ihre Regierungsart und Handel: Beſchreibung der einzelnen Provinzen und Städte. - 1 T. Ungefehr hundert Jahr vor der Ankunft unter 4 * > 1 8 | unter der Regierung ihres Inca Jupanqui ent: deckt. Dieſer ahne eine Armee von 50000 Mann unter der Anfuͤhrung des Sinchiruca dahin, und bemeiſterte ſich der noͤrdlichen Pro⸗ vinzen. Da aber Sinchiruca in ſeinen Erobe⸗ rungen weiter fortſchreiten wollte, wurde er von den Promaucaern, einer Nation, welche in der Nachbarſchaft des Fluſſes Maule wohnte, gänzs 1 lich aufs aun, geſchlagen. II. Im Jahr 1535 verſuchte es Don Diego Almagro, mit 500 Spaniern und 15000 Pe. ruanern, begleitet von den Inca Paullu, Bruder des Peruaniſchen Kaiſers, das Land zu erobern; es ſtarben aber auf den Grenzen beym Uebergang des Gebirges 150 Spanier mit 30 Pferden, und 10000 Peruaner vor Kälte; und da er ſich er⸗ kuͤhnte, mit dem kleinen Ueberreſt die Promaucaer anzugreifen, wurde er tapfer zuruͤckgeſchlagen, und gezwungen, nach Peru zuruͤckzukehren. Aber fuͤnf Jahr hernach wiederholte Pedro von Val⸗ | divia mit 200 Spaniern und vielen Peruanern den Verſuch mit beſſerm Gluͤck; denn es gelang ihm, den Widerſtand der Einwohner zu uͤberwin⸗ den, und 1541 auf der ſchoͤnen Ebene der Pro⸗ vinz Mapochö die Hauptſtadt S. Jago zu ſtif⸗ ten. 15 50 zog er, mit neuen Truppen aus Peeru verſtaͤrket, nicht nur ungehindert durch das Land der Promaucaer, ſondern gewann dieſelben auch unter den Spaniſchen Fahnen als Huͤlfs⸗ | truppen 147 trupben zu bie jenen, und gen unter dem 36% 42“ am Meer den erſten Grund zu der Stadt Con⸗ ekepcion. Hier erſuhr er zum erſtenmal die Tapfer⸗ keit der Arauker in einem Treffen mit dem Toqui Aillavilu, in welchem er ſein Pferd verlor, und in große Lebensgefahr gerieth. Dem ungeachtet paſſirte er den Fluß Biobio, wo der Arauker Land anfängt, und ſtiftete daſelbſt unter dem 37° unweit dem ſuͤdlichen Ufer des beſagten Fluſſes die Grenzſtadt Angol, unter dem 38°, 235 die Stadt Imperial, unter 39% 21’ Villarica, und unter 39°, 58“ Valdivia. Dieſen neuen Staͤd⸗ ten zum Schutz, und den Araukern Zuͤgel anzule⸗ gen, bauete er noch in den drey ſtaͤrkſten Provinzen derſelben die Feſtungen Arauco, Tucapel und Purer, und verſah ſie mit ſtarken Beſatzungen. III. Die Arauker, denen die Eroberungen ber Spanier vielen Kummer verurſachten, erwaͤhl⸗ ten den großen Caupolicano zu ihrem Toqui; welcher durch die Rathſchlaͤge des ſchlauen Colo— colo, eines alten Rathgebers des Staats, vermittelſt einer wohl ausgeführten Kriegsliſt, die Feſtung Arauco, und durch Belagerungen die uͤbrigen zwey feſten Platze Puren und Tucapel einnahm. Valdivia zog ihm mit einer anſehnlichen Armee entgegen; wurde aber auf der Ebene bey Tucapel tapfer empfangen, und nach einem langen Gefecht \ nicht nur gänzlich geſchlagen, ſondern auch gefan⸗ gen genen und wider den Willen des Cau⸗ (K) 2 poltans ; 9 148 ITT. — EEE * 2 n es 2 * * * * EI | N * tr EL ccc / (( N 2 AN ei >} 23 * y policano von einem der Ulmenes mit einer Kolbe getoͤdtet. Nach dieſem Sieg machte Caupolicano den jungen Lautharu, welcher des Valdivia Page, und, da er ihn mitten im Treffen verließ, die Haupturſache des Sieges ſeiner Nation war, zu feinem General; Leutenant, zertheilte die Armee, und belagerte die Staͤdte Imperial und Valdivia vergeblich. Aber Lautharu ſchlug mit ſeinem Heer zum zweitenmal die Spanier auf dem Berge An⸗ dalicano, richtete die Stadt Concepcion zweymal zu Grunde, und war im Begrif, die Hauptſtadt S. Jago ſelbſt zu belagern. Er hatte auch ſchon die Spanier, die ſich ihm auf dem Wege wider⸗ festen, dreymal geſchlagen, als er auf einem Berge, wo er ſich befeſtiget hatte, unvermuthet im Schlaf uͤberfallen, und von einem der feindlichen Huͤlfs⸗ truppen mit einem Pfeil erſchoſſen wurde. Selbſt die Spanier nannten ihn den Chiliſchen Han⸗ nibal. e e e IV. Um dieſe Zeit kam Don Garzia Hurtado di Mendoza, Sohn des Vizekoͤnigs in Peru, mit einer guten Anzahl Truppen nach Concepeion, und erſchoͤpfte durch ſieben Schlachten die Kraͤfte des Caupolicano. Da dieſer tapfere Araukaner ſah, daß ihn das Unglück verfolgte, zog er ſich in einen Wald, eine guͤnſtige Gelegenheit zu erwar⸗ Aten; er wurde aber von den Spaniern, denen ein Spion ſeinen Aufenthalt entdeckt hatte, gefangen genommen, und nachdem er die Taufe empfangen E f hatte, 149 1 auf Beehl des Hauptmanns Reinoſo ge⸗ ſpießt und mit Pfeilen todtgeſchoſſen. Die Arau⸗ ker erwaͤhlten ſogleich feinen Sohn zum Toqui, welcher die Spanier zweymal beſiegte, und da er die dritte Schlacht verlor, und in Gefahr war, den Feinden in die BER zu fallen, ſich ſelbſt das Leben nahm. V. Ihm folgte in ee oberſten Befehlsha⸗ bung Autuguemu, welcher die Spanier auf dem ungluͤcklichen Berge Andalicano zweymal ſchlug, ihren General Pedro Villagra tödtete, die Fer ſtungen Puren und Arauco ſchleifte, und waͤhren⸗ der Belagerung der letztern den Spaniſchen Kom⸗ mendanten zu einem Zweykampf herausforderte, und uͤber zwo Stunden mit ihm kaͤmpfte, bis ſie mit gleicher Einwilligung ſich trennten. Indeſſen belagerte fein General-Leutenant Antunecul die Stadt Eoncepeion vergebens, und er ſelbſt hatte kurz darauf das Ungluͤck, bey der Stayt Angol, die er einnehmen wollte, in die Flucht geſchlagen zu werden. Auf ihn folgten die Toqui Paina⸗ nancu, Cajamcura, Nanconiel, Cadeguala, und Guanoalea „welche mit verſchiedenem Gluͤcks⸗ Wee den Krieg mit den Spaniern fortſetzten. VI. Im Jahr 1597 wurde der tapfere Pail⸗ lamachu zum Toqui erwählt, welcher im folgen⸗ den Jahr den ſpaniſchen Praͤſidenten Don Mar⸗ tino Lojola mit 60 Officieren toͤdtete, und die 5 0 Städte Imperial, Valdivia, Villarica, Oſorno, (8) 3 05 . Angol, Santa Cruz de Coja, Cannete, Con: cepcion, Chillan und alle die feſten Plaͤtze, welche die Spanier zwiſchen den Fluͤſſen Biobio und Val⸗ divia, oder in dem ganzen Staat der Arauker befüßen, eroberte, und gänzlich zerflörte, Seine Machfolger behaupteten die von ihm erlangten Vortheile. Lientur verheerte ſogar 1625 und 1623 die Spaniſchen Beſitzungen auf der noͤrd⸗ lichen Seite des Fluſſes Biobio, ſchlug daſelbſt die Spaniſche Armee, und ſetzte die Feinde durch feine Thaͤtigkeit in große Verlegenheit. Nach ihm behauptete von 1629 bis 1632 Putapichun in verſchiedenen Schlachten, die er den Spaniern, theils unter ihren Generalen und theils unter dem Praͤſidenten Don Franciſco Laſſo, lieferte, den Ruhm feiner Nation mine VI. Endlich ſchloß 1640 der Marquis von Vaides den Frieden mit den Araukern und ihrem Toqui Antugueno II; aber dieſer Friede dauerte nur 15 Jahr: denn 1655 kuͤndigte der Toqui den Spaniern den Krieg an, richtete ihre Armee zwei⸗ mal zu Grunde, ſchleifte die Feſtungen Colcura, S. Pietro, Arauco, S. Roſendo und Boroa, welche nach dem Frieden des Jahrs 1640 aufs. gerichtet worden waren, und diſſeits des Biobio die feſten Plaͤtze Stanzia del Rey, S. Criſto⸗ foro, Talcamavida und die Stadt Chillan. Die koͤniglichen Praͤſidenten, die nach Antonio Acunna folgten, befriedigten zwar die Arauker bis wir N Cc 151 bis 1723; aber in dieſem Jahr erklaͤrte der Toqui Vrilumilla den Spaniern aufs neue den Krieg, und zwang ſie, die Feſtungswerke zu Puren und Arauceo zu zerſtöhren, und erneuerte den Frieden mit dem Praͤſidenten Don Gabriel Cano. Endlich zog 1766 der Toqui Curinancu aufs neue wider die Spanier zu Felde, trieb ſie uͤber den Fluß Biobio, auf deſſen ſuͤdlicher Seite ſie Staͤdtgen bauen wollten, zurück, verband ſich mit den Pehuenches, und bekriegte fie bis ins Jahr 1769 oder 1770. Alles dieſes beweiſet, daß Chile ſeit der erſten Ankunft der Spanier bis auf unſere Tage ein Schauplatz des Kriegs geweſen iſt, und daß beide Nationen ſich durch ſolche Tha⸗ ten der Tapferkeit ausgezeichnet haben, die viel Höher geprieſen ſeyn würden, wenn fie nicht am aäußerſten Ende der Welt geſchehen waͤren. Es erhellet aber auch zugleich hieraus, daß den Spa⸗ niern dieſes Stuͤck fand mehr Geld und Blut ges koſtet hat, als alle die übrigen Amerikaniſchen Eroberungen. SR, a 8 VIII. Seit dem letzten Kriege mit den Arau⸗ kern begnügen ſich die Spanier mit dem, was ſie von Peru an bis an den Fluß Biobio beſitzen, ſuchen hier ihre Beſitzungen immer mehr zu befe⸗ ſtigen, und jenſeits des Fluſſes auf dem ſuͤdlichen Ulrker deſſelben nur einige Feſtungen, welche den Streeifereien der Arauker Einhalt thun koͤnnen, Stadt und Hafen Valdivia, und die Inſeln des 1 VV x * 1 2572 Al,rchipelagus Chiloe zu erhalten. Das Sand; e welches ſie bewohnen, nimt von Tag zu Tag an | Bevölkerung zu, und der Einwohner find ſo viele, daß fie ohne Huͤlfsvoͤlker aus Europa einem jeden Feind, der ſie von Seiten des Meers angreifen wollte, widerſtehen können. Diejenigen, welche von Europaͤiſchem Geſchlecht in Chile gebohren find, werden zum Unterſchied von den gebohrnen Spaniern, die ſich daſelbſt niedergelaſſen haben, Creolen genannt. Dieſe Chiliſche Spanier find 1 Farbe und Bildung den noͤrdlichen Spaniern g in Europa faſt ganz ahnlich. Sie find freundlich, gaſtfrey, edelmuͤthig, beherzt, und von munterm Geiſt. Es finden ſich wenige Geldgeitzige unter ihnen, und ihre herrſchende Neigung iſt Pracht und luſtiges Leben; eine Wirkung des Leberfluß ſes an allen Lebensbeduͤrfniſſen. IX. Sie haben Kopf zu allen Wiſſenſchaften und Kuͤnſten. Die peripatetiſche Philoſophie, die ſcholaſtiſche und Moraltheologie, die kanon⸗ ſchen und buͤrgerlichen Rechte, ſind die Wiſſen⸗ ſchaften, welche noch vor kurzem unter ihnen öffentlich gelehrt wurden, und wodurch ſich ihre Gelehrten auszeichneten. Auch hat es ihnen nicht an Spaniſchen Dichtern gefehlt. Dieſes kann zwar, aus Mangel der Buchdruckereyen, und wegen der uͤberaus großen Unkoſten, wenn man etwas in Europa drucken laſſen will, nicht durch gedruckte Werke bewieſen werden; aber die l | 2. von 153 von ihnen binterlaſſenen Manuſeripte dienen zum Beweis ihrer Faͤhigkeit. Den franzoͤſiſchen Buͤchern haben ſie es zu verdanken, daß ſie nun anfangen, einen Geſchmack an den neuern Wiſ⸗ ſenſchaften, beſonders an der Philoſophie, zu fin⸗ den, und daß dieſe Aufklaͤrung ſich ſchon hier und da auf den Kanzeln der Prediger verſpuͤren laͤßt. Der gemeine Mann. macht auch in den mechani⸗ ſchen Kuͤnſten einen beträchtlichen Fortgang, welcher noch viel größer ſeyn würde, wenn meh⸗ rere geſchickte Kuͤnſtler aus Europa dahinkaͤmen, wie in dieſen letzten Jahren gewiſſe deutſche Gold⸗ ſchmiede, Schloͤſſer und Tiſchler dahingekommen ſind, welche ſehr geſchickte Schuͤler gebildet haben. KX. Nicht nur die Einwohner, w welche von Spaniern gebohren find, ſondern auch die Negern und Indianer, die unter ihnen leben, ſprechen Spaniſch, ſowohl auf dem Lande als in den Staͤdten; und man findet unter den Bauern keine ſo verderbte Sprache, wie ſie anderswo zu ſeyn pflegt. In den Städten kleidet ſich das maͤnn⸗ liche Geſchlecht auf franzöſiſch; aber der C Chiliſchen Damen Tracht findet, außer Peru, in dem uͤbri⸗ gen Amerika und in Europa ihres Gleichen nicht. Wodurch ſie ſich beſonders auszeichnet, das ſind ſehr weite runde Ermel, welche entweder ganz aus Spitzen oder aus Kammertuch beſtehen, und mit einem ſchoͤnen Bande auf den Schultern zu⸗ | südgefgnbent find, unten aber hinabhaͤngen und ı © (K) 5 zien 154 zween Fluͤgeln gleichen. Die Arme, welche frey bhervorgehen, find bis über den Ellenbogen mit den Ermeln des Hemdes bedeckt, das ſich mit kur⸗ zen Manſchetten zuſchließt. Der Rock, welcher | jederzeit aus einem koſtbaren Stof befteher, iſt von dem Bruſtſtuͤck abgeſondert, und am Saum 2 ringsum mit Franzen beſetzt. Ueber dieſem Kleide tragen ſie einen mit goldenen Spitzen be⸗ ſetzten Schleyer von Kammertuch von der Figur eines laͤnglichten Vierecks, uͤber welchem ſie im Winter noch einen andern von ſchon gefärbsem Boy ziehen. | XI Der Damen größe Schoͤnheit beſtehet Be in einem kleinen Fuße. Daher tragen ſie von der | zarteſten Kindheit an ſehr enge Schuhe, welche von einem Stück Korduan⸗ Leder, ohne Abſaͤtze und faſt ganz ohne Sohlen ſind, vollkommen die Figur des runden Fußes annehmen, und mit goldenen . Schnallen, die oft mit Diamanten beſetzt find, an dem Fuß befeſtiget werden. Neben dem ſtecken ſie die Fuͤße mit den Schuhen in eine Art Pantoffeln ohne Hinterleder und Sohlen, die vorne offen und oben aus einem halb zirkelfoͤrmig zugeſchnittenen Stuͤck Sammt beſtehen, das mit Gold oder Silber ausgeſtickt iſt. Der Kopfputz der Damen hat auch viel ſonderbares. Ihr Haar, welches ent⸗ weder ſchwarz oder blond iſt, laſſen ſie ſehr lang wachſen, und flechten es in ſechs Zoͤpfe, deren Spitzen an einen goldenen wennn vermit⸗ . NR - TEEN TREE TRETEN. en RR ET > I” Sul A 155 telſte einer mit Brillanten beſetzten Spalte befeſti⸗ get ſind, damit die Zoͤpfe nur bis auf die Schultern herabhangen. Ueber der Stirne, und auf der oberſten Spitze des Kopfs ſind ſie mit Buͤſchen von Diamanten geſchmuͤckt. Den Ohrengehaͤn⸗ gen, die aus Brillanten beſtehen, fügen fie noch ein mit den feinften Perlen beſeztes Buͤſchel von ſchwarzer Seide bey. Auch ſind der Hals und die Finger mit Juwelen geſchmuͤckt. Wenn ſie in die Kirche gehen, tragen ſie einen ſeidenen Rock mit einem ſechs oder ſieben Ellen langen Schlepp, dan ſie ſich von einer Magd nachtragen laſſen, und ein nach der herrſchenden Mode gefaͤrbtes Maͤn⸗ telchen. Gehen ſie aber aus, einen Beſuch abzuſtatten, ſo iſt ihr Rock ohne Schleppe, und wie oben geſagt worden iſt, unten mit Franzen beſetzt. Sie werden alsdenn von zwo oder meh⸗ rere Mulattinnen, die ihre Sklaven ſind, begleitet, welche reich und eine wie die andere gekleidet ſind. Das Frauenzimmer von niederer Klaſſe ſucht zwar den Damen im Putz nachzuahmen; man kann dieſe aber wegen des ee an Juwelen leicht unterſcheiden. XII. Die Bauern tragen eine kurze Jacke von rothem oder blauem Zeug, mit ſeidenen Baͤn⸗ dern eingefaßt, und Beinkleider von blauem Tuch, die um das Knie, wo ſie aufgebunden werden, ſehr weit ſind, und an den zwo aͤußernen Naͤthen mit breiten goldenen oder 1 Borden beſetzt find. i Ihr . der Ihr Mantel, den fü Poncho (Ponſcho) nennen, ift ſchon anderswo beſchrieben worden. Wenn ſie veiten, ſo tragen ſie tuchne oder lederne Kamaſchen, die bis an den halben Leib herauf gehen, und ſehr große Sporn, und ihre Steigbuͤgel ſind ſo enge, daß kaum der große Zaͤhe hineingehet. Hinter ſich auf dem Pferde fuͤhren ſie jederzeit ein langes Seil mit ſich, deſſen ſie ſich, wie ſchon geſagt wor⸗ den iſt, bedienen, die fluͤchtigen Ochſen und die wilden Pferde zu fangen. Sie ſind von Kindheit im Reiten geübt, und haben eine ſonderbare Ge⸗ ſchicklichkeit darin erlangt. Auch machen ſie keinen Weg einer welſchen Meile, ohne zu reiten, und man kann faſt ſagen, daß ſie vergeſſen haben, ihre Fuͤße zu gebrauchen. Sobald ſie aufſtehen, ſatteln ſie ihr Pferd, und ſo bleibt es geſattelt, bis ſie ſchlafen gehen. Sie thun Wunderdinge zu Pferde; wodurch ſie aber ihre Geſchicklichkeit am meiſten an den Tag legen, iſt ihre Kunſt, die wilden Pferde, die ſie in Waͤldern gefangen haben, zu baͤndigen. Sie ſetzen ihre ganze Ehre darein, daß, ſo gefährliche Spruͤnge auch das Pferd thut, ſie doch nie aus dem Sattel gehoben werden konnen. Es giebt ſogar auch Weiber auf dem Lande, die ſick ichs zum groͤßten Ruhm rechnen, den Maͤnnern alles zu Pferde nachzuthun. Knaben von 9 Jahren ſitzen i im Wettrennen, welches auf dem Lande ſehr gebraͤuchlich iſt, auf den Pferden, und es iſt etwas ſehr ſeltenes, daß ſie herabfallen. Die 1 2 5 1 AR ie > = 92 u 8 A u 3 en N a“ a n — ee 2 a AN 7 591 I * a x Er BON 1 Ri 9 5 “ 157 fi nd in chile von ER ibu beherzt, und ſehr gut zu Soldaten, beſonders die Meſtizen, das iſt, ſolche, die von einem ſpaniſchen Vater und einer indianiſchen Mutter gezeugt find. XIII. Die Staͤdte und Flecken, welche die f 5 Spanier in Chile gebauet haben, beſtehen aus geraden und rechtwinkelicht ſich durchkreutzenden Straßen, dermaßen, daß ſie alle zum Theil nach Oſten und Weſten, und zum Theil nach Mit⸗ tag und Norden gehen, und 36 Schuh breit ſind. Die Häufer find von Backſteinen, und mit Ziegeln gedeckt, wie in Europa; aber meiſtens nur ein Stockwerk hoch, wegen der oͤftern Erdbeben. f Der vordere Theil auf den Straßen iſt meiſtens zu Kramlaͤden zugerichtet; und ehe man zu der Wohnung des Hausherrn kommt, muß man daurch einen Vorhof gehen. Die Wohnung be⸗ ſtehet meiſtens in einem großen Saal, in einem Vorzimmer, in einem andern Zimmer, und in einer Kammer fuͤr die Maͤgde. Das Vorzimmer hat zwey große Fenſter mit eiſernen und vergol⸗ deten Gittern, die auf den Hof gehen. Bey Tage wohnen die Weiber darin, und man empfaͤngt daſelbſt die Beſuche. Unter den Fenſtern erhebt ſich 6 bis 7 Zoll hoch ein Geruͤſt von Brettern, welches die Halfte des Zimmers einnimt, mit Fußdecken belegt; worauf das Frauenzimmer entweder auf Kuͤſſen, oder Baͤnckchen, die mit Sammer überzogen find, ſitzt. Auf daſſelbe darf keine * 05 a N * 5 ö 1 ur . KEK 158 . | keine Mannsperſon fleigen, es ſey denn daß fie einen vertraulichen Umgang mit dem Frauen⸗ zimmer habe. Nach der Wohnung des Haus⸗ herrn folgt der Garten, welcher durch Kanaͤle, die durch alle Haͤuſer geleitet find, bewaͤſſert werden. Ringsum den Garten find Küche, Staͤlle, Wagen⸗ ſchupfen, und was das Beduͤrfniß des Hauſes erfordert. Die Haͤuſer der Reichen ſind wie in allen tändern mit koſtbaren Mobilien ausgeſchmuͤckt. Ihre Kutſchen werden von Maulthieren gezogen, und Negern mit ſilbernen Halsbaͤndern tragen ihre Livreen. l eee XIV. In den Hauptkirchen findet ſich ein großer Reichthum an koſtbarem Schmuck und Gefaͤßen. In der Hauptſtadt find einige Kirchen von fihöner Architektur. Der Dom iſt ganz aus weißen Quaderſtein, und 450 Schuh lang gebauet. Die Dominikanerkirche iſt zwar kleiner, beſtehet aber ganz aus dem nemlichen Stein. Die ehe⸗ malige Jeſuiterkirche iſt von guter Architektur, ob fie gleich aus Backſteinen gebauet if Sie hat einen ſehr hohen Thurm von angeſtrichenem Holz, mit 12 ſchoͤnen Glocken, an deſſen vier Seiten der Zeiger einer ſchlagenden Uhr iſt. Er iſt wegen der oͤftern Erdbeben von Holz. Weil es überhaupt an guten Baumeiſtern fehlt, fo find die uͤbrigen Kirchen in Chile von gemeinem Bau. XV. Die Chiliſchen Spanier handeln: 1) mit den Europaͤiſchen Spaniern, denen fie Seins | wand, > \ * * 8 F . ER TE RN be e Fee eee ede fe e ee e 7 8 ) 0 — 1 x 3 - 2. 8 Di 3 \ \ N Porn Nas } 10 4 * j f "ah wollene Tücher, ſeddene, goldene und ſilberne Zeuge, Eiſen, Glas ꝛc. abkaufen, und Gold, Silber, Kupfer, Wicogne⸗ „Wolle, und Leder dagegen vertauſchen: 2) mit den Peruanern, welche mit 20 oder 21 Schiffen jahrlich meiſtens dreymal dahin kommen, und 224 tauſend Fanegen *) Getreide, 3000 Arroben Wein, ) Fo oc Faͤſſer Schmeer, 1000 Centner duͤrres Fleiſch, 48 000 Centner Talch, 12000 Schuhſohlen, 50000 Korduan Häute „I5oo Centner Taue und Stricke, 30000 Centner Kupfer, 3000 Saͤcke Cocos, 17500 Pfund Mandeln, 4000 Saͤcke Nuͤſſe, eine große Menge Huͤlſenfruͤchte, jeder Gattung ungefehr 9 500 Speciesthaler an Werth, viele Kiſten trockne Obſtfruͤchte, dattwerge, Safran, Alaun, Harz, Schwefel, Schinken, Talchlichter, mediciniſche Kräuter, eine große Menge Indiani⸗ ſche Maͤntel (Ponchos), eine betraͤchtliche Menge Holz, beſonders aus den Inſeln des Archipelagus Chiloe, woher auch jaͤhrlich 100000 Breiter Alerzeholz, und 600 andere zu Kutſchen nach Peru ausgefuͤhrt werden, und viele Pferde und Maulthiere. Hingegen bringen die Peruaner nach Chile gemuͤnztes und verarbeitetes Silber, Zucker, Honig, Reis, Baumwolle, allerley Gattun⸗ gen von Boy; 3) mit Buenos⸗Ayres und Para⸗ e in Anſehung der Provinz Cujo, wohin ſie 1 a) 1 50 Eine RR wiegt Ren Pfund. 16 kx) Eine Arrobe ca ungefehr 32 kleine Maas. * x 2 Nr 3 1 cc ae ö hr Bw; 7 r 2 8 * ws 2 n 8 e 160 jahrlich 33000 Arroben Aquavit, 247000 Wein, gedoͤrrte Obſtfruͤchte se. ſchicken, und baares Geld, das Kraut Paraguai und Wachs dagegen erhalten. VXVI. Neben dem auswörtigen if auch der inlaͤndiſche Handel zwiſchen den Provinzen ſehr betraͤchtlich.) Das feſte Land verſiehet die Inſeln des Archipelagus Chiloe mit Wein, Aquavit, Honig, Zucker, Toback, Paraguaikraut „Salz, langen Pfeffer; und erhaͤlt dagegen allerhand ſchoͤnes Holz, leinen Tiſchtuͤcher, geſtickte Maͤntel Ponchos) Sardellen, Schinken, welche wegen ihres beſonders guten Geſchmacks auch von den Peruanern ſehr geſucht werden. Aus den Häfen Eontepeion und Valparadiſo wird Valdivia mit Mehl, gedörrtem Fleiſch, Wein, und andern nothwendigen Lebens⸗ mitteln, die ungefehr dem Weth von 36000 Speciesthaler betragen, verſehen. Die Provinz Maule treibt mit den Araukern und andern Wilden einen Tauſchhandel, und liefert ihnen Eiſenwerk, Gebiſſe, Werkzeuge zum Schneiden, Getreide und Wein; und erhaͤlt dagegen ungefehr 40000 Judianiſche Maͤntel (Ponchos), Hornvieh, Pferde, | —n ſchoͤn gearbeitere Koͤrbe, und andere . der⸗ Yin bie ſichs der Adel zur Ehre, Handel zu treiben. Unter der Sammlung der Indianiſchen Geſetze findet ſich eins, worin der König erklaͤrt, daß der Handel weder dem Adel noch von nir ſchen Avanzement nachtheilig ſeyn ſoll. dergleichen Kleinigkeiten, nie aber Gold; obgleich das Land der Wilden einen Uleberfluß daran hat, welches fie weder ausgraben, noch den Spaniern bekannt machen. Obgleich der Tauſchhandel mit ihnen verboten iſt, ſo ſchleichen ſich doch die Spaniſchen Bauern durch heimliche Wege in iht tan, gehen von Hütte zu Huͤtte, und ſetzen ud auf Kredit ihre Warren bey ihnen ab; denn ſie | halten ihr Wort heilig. Die Pehuenches kom⸗ men jedes Jahr aus ihren Gebirgen in verſchie⸗ denen Oertern der Provinz Maule einen Jahr⸗ markt, welcher uͤber einen Monat dauert, zu ba ten, und ſehr weißes Salz, Theer, Gips, Wollen, Pferde, Haͤute, und verſchiedene Kleinigkeiten aAbzuſetze. 0 ER di VII. Man hat in Chile kein Kupfergeld. Alles Geld iſt entweder von Gold oder Silber: | Aneer den filbernen Münzen iſt der ſpaniſche Medio real Cungefehr 2 Groſchen) die geringſte. Die übrigen find der Real, Stuͤcke zu 2 und zu 4 Reales, und Peſo (ein halber Dukaten). Die goldenen Münzen find Eſcudo (ein halber Du katen), und Stuͤcke die dieſen Werth 2, 4 und achtmal enthalten; und der Doblon, welcher . b ſchwere Dukaten gilt. Maaß und Gewicht ſind jenem zu Madrit faſt ganz gleich. 1 VXVIII. Ehile iſt in Anſehung der kirchlichen Regierung in zwey ſehr weitlaͤuftige Kirchſprengel e . 2 162 oder Bisthuͤmer getheilt, nemlich in jene zu S. Jago und Concepeion, wo die Biſchöſe, welche des Erzbiſchofs zu uma Suffraganten find, reſidiren Der Kirchſprengel des Biſchofs zu S. Jago, welcher um zehn Jahr aͤlter als jener iſt, erſtreckt ſich von den Peruaniſchen Grenzen bis zum Fluß Maule unter dem 35 Grad der ſuͤdlichen Breite, und begreift noch die Provinz Eujo, welche diß ſeits der Andes liegt. Das Bisthum von Con⸗ cepcion, welches ſonſt zu Imperial ſeinen Sitz hatte, fängt bey dem geſagten Fluß Maule an, und er⸗ ſtreckt ſich nicht nur auf den Ueberreſt des feſten Landes, ſondern auch auf das Inſelmeer Chiloe, und die zwo Fernandes⸗Inſeln. Die Einkuͤnfte der Bisthuͤmer und Domkapitel beſtehen im Zehn ten. Daher kommt es, daß das Einkommen des Bisthums S. Jago, welches ſich auf 23000 Spes ciesthaler beläuft, viel reicher, als jenes zu Con⸗ eepeion iſt; weil unter dieſem viele Wilde woh⸗ nen, die keinen Zehnten abtragen. Die Dom kapitel beider Bisthuͤmer wurden anfänglich für eine hinreichende Anzahl Domherrn geſtiftet; dennoch ſind ihrer wenige wegen der Ungewißheit der Einkuͤnfte. Die Kathedralkirche zu S. Jago hat jetzt fünf Dignitäten und ſechs Kanonikate, deren vier vom Könige benannt, und die zwen übrigen mit den zween beſten Theologen, oder Kanoniſten, durch die Wahl des Kapitels beſetzt werden. Die Kirche zu Concepeion hat 1 705 i igni⸗ Dignickten, und eben fo viele Ranönifate, „ von welchem eins vom Könige beſetzt wird. Die Pfarreyen dieſer Bisthümer ſind ſo weitlauftig, 5 daß viele derſelben ſich wohl über 30 italiaͤniſche Meilen erſtrecken, welches theils dem Mangel an Prieſtern, und theils der geringen Anzahl Ein⸗ wohner in einer ſo weiten Strecke zuzuſchreiben iſt. Die Mönche, die ſich hier feſtgeſetzt haben, ſind die Franciſcaner, Dominikaner, Auguſti⸗ ner, die Vaͤter von der Erloͤſung der gefan⸗ genen Ehriſten, und die barmherzigen Brüder. Die letztern machen noch keine vollkommene Pro⸗ vinz aus, und ſind noch zur Zeit einem Commiſ⸗ ſario, dem fie in Peru haben, untergeordnet. Die Jeſuiten hatten hier eine Provinz. Das Inqui⸗ ſitionsgericht unterhält in Chile einen Commiſſar mit den dazu gehörigen Bedienten, welcher dem General⸗ Jaguiſtor, der in Peru reſidirt, | Ken eg iſt. XIX. Der Keiegatans beſtehet hier in eis | nem General: Kapitän, welcher zugleich könig ⸗ licher Statthalter und Praͤſident iſt, und in drey andern Stabs- Offieiren/ welche ſind, ein Maitre de Camp, ein Sergant major, und ein Comiſſar. Der erſte reſidirt in der Hauptſtadt, der ibweite zu Coneepeion, der dritte in der Feſtung der Feſtung Arauco. Nach dieſen kommen = b unweit dem Fluß Biobio, und der vierte 10 | 80 3 | no ch ee Ba noch vier Guverneure in den Häfen Valpara⸗ diſo und Valdivia, in den Inſeln Chiloe und in den Fernandes⸗Inſeln, welche in allen militaͤn und buͤrgerlichen Dingen vom General Kapitän abhängen. Der König unterhält in Chile ein anfehnliches Kriegsheer; theils feine Beſitzungen wider die Arauker zu beſchuͤtzen, theils auch die 1 Seeplaͤtze und Inſeln vor einem jeden Angrif zu . WMWaſeſe in Sicherheit zu ſtellen. Neben den bes ſoldeten Truppen find auch die Bauern der Pros vinzen in verſchiedenen Kompagnien getheilt, welche ihren Kommiſſaren, Hauptleuten und an⸗ | dern Officiren untergeordnet find, und im Fall ee der Noth Kriegsdienſte thun. 2 XX. Die bürgerliche Regierung wird vers waltet, 1) von einem Praͤſidenten und Statt: halter, welcher, wie geſagt worden iſt, General⸗ ‚Kapitän der koͤniglichen Truppen iſt; 2) von dem hoͤchſten Rath, welcher Audienzia reale betitelt wird, und die letzte Inſtanz iſt, wovon nur im Fall, daß der Gerichtshandel eine Summe von 10000 Speciesthaler betrift, an den hoͤchſten Indianiſchen Rath appellirt werden kann. Die Autdienzia reale beſtehet aus dem Praͤſidenten, aus vier Oidores genannten Raͤthen, aus einem Fiſcal, einem Kanzler (Alguazile), und einem Protektor der Indianer. Alle Todesurtheile muͤſ⸗ ſen von dieſem Rath unterſchrieben ſeyn; 3) von | 1 einem FTF ee m 165 ; einem Finanzrath (Hazienda), det bis 1768 dem Vizekönig in Peru untergeordnet war, und einen Intendanten, den aͤlteſten der koͤniglichen Raͤthe, den Fiſcal, und zween Schagmeifter zu Mitgliedern hat; 4) von dem Gericht der Cru⸗ zada, welches von einem Commiſſar, von de aͤlteſten des koͤniglichen Raths, vom Fifeal und einem Schatzmeiſter verwaltet wird; 5) von ei⸗ nem Rath, welcher über die Austheilung unge baueter Ländereyen geſetzt iſt; 6) von einem Commerzienrath (Conſulado), welcher uͤber al⸗ les, was zu dieſem Fach gehoͤrt, die oberſte Auf⸗ ſſicht hat. Alle uͤbrige Bedienungen des ganzen Landes hangen von den geſagten 5 70 hoͤchſten Aemtern ab. XXI. Was aber die unmittelbare Verwal⸗ ö tung der Gerechtigkeit in den Städten angehet, ſo iſt in einer jeden Stadt ein Cabildo genannter Magiſtrat von vier und mehrern Beiſitzern | (Regidores) von zween Alealdes, oder Rich⸗ tern, einem Fahnentraͤger, einem Anwald, einem Alguazil, einem Provinzialrichter und zween Se⸗ kretaͤren. Das Land ſelbſt iſt in vierzehn, und wenn man den Archipelagus Chiloe, die zwo Fernandes, Inſeln und die Provinz Cujo darzu rechnet, in ſiebenzehn Provinzen eingetheilt, wovon einer jeden, Valdivia und die Fernandes⸗ 1 Snfeln ON ein Corregidor vorfteher, PR En 3 welcher * ) | a We hat. Wir wollen dieſe Provinzen von Norden gegen Süden kurz durchgehen, und die Stärke ; ihrer Bevölkerung und ihre vornehmſten Pro⸗ 40 dukte anzeigen 8 Spaniſchen Provinzen in Chile. JJ XXII. Dieſe Provinz grenzt gegen Norden an die Peruaniſchen Wuͤſten, gegen Oſten an die Andes, gegen Süden an die Provinz Coquimbo, und gegen Weſten ans Weltmeer. Ihre Länge von Mitternacht gegen Mittag belaͤuft ſich unge⸗ fehr auf 100 Seemeilen, und ihre Breite von Sonnenaufgang bis zu Sonnenniedergang auf 44. Sie wird von den Fluͤſſen Salado, Copiapo, wovon fie den Namen hat, Caſtagno, Totoral, Quebradahonda, Guaſco und Chollai beräß ſert, und iſt reich an Gold, Lapislazuli, Schwefel } und Kryſtallſalz, welches man faft in allen Ber gen, die gegen Oſten an fie grenzen, n Ihre Hauptſtadt iſt Copiapo unter dem 26°, 50. der ſuͤdlichen Breite, und dem 30 5 50 der Lange. Sie enthält eine Pfarrkirche, ein Kloſter der Bi; 2 ter von der Erlöſung und ehemaliges Kollegium * 167 nicht weit vom Gebirge Andes liegt, beide unter häfen an den Muͤndungen des Eopiapo und des Guaſeo, welche Fluͤſſe denſelben die Benennung II. Coquimbo. XXIII. Die Provinz Coquimbo grenzt auf ihrer nördlichen Seite an Copiapd, auf der oſtlichen an die Andes, gegen Suͤdoſten an Acon⸗ gagua, gegen Suͤdweſten an Quillota, und gegen Weſten ans Meer. Sie iſt 45 Seemeilen lang und 480 breit, und wird von den Fluͤſſen Coquimbo, Tongoi, Limari und Chuapa durchſtroͤmt. Sie iſt reich an Gold, Kupfer, Eiſen, Wein, Oliven und andern ſowohl inlaͤndiſchen als europaͤiſchen Fruͤchten. Ihre Hauptſtadt iſt Coquimbo, die auch Serena genannt wird, und 1544 von Pedro Valdivia am Fluß Coquimbo unter 29°, 49° der Breite und 304°, 32“ der Lnge geſtiftet wor⸗ den iſt. Sie wird von vielen alten und adelichen Geſc lechtern bewohnt. Ihre Felder grünen zu allen Zeiten, ob es gleich ſelten hier regnet; und das Klima iſt uͤberaus mild. Die Englaͤnder haben fie oft verwuͤſtet. Sie enthaͤlt neben der Pfarrkirche die Kloͤſter und Kirchen der Domini⸗ kaner, Franziskaner, Auguſtiner, der Vaͤter von der Erloͤſung, der barmherzigen Brüder und der ehemaligen Jeſuiten. Dieſe Provinz hat zwen „ „ Hafen, „ 168 Re Hafen, Coquimbo und Tongoi, deren erfler an der Mündung des gleichnamigen Fluſſes andert halb Meilen von dieſer Stadt entfernt iſt, und jahrlich von einigen Peruaniſchen Schiffen beſucht wird; der andern aber an den Grenzen der Pro⸗ vinz Quillota liegt. Ar III. Quillotka. XXIV. Dieſe Landschaft grenzt nordwaͤrts an Eoquimbo, oſtwaͤrts an Aconeagua, gegen Suͤden an Melipilla, und gegen Weſten ans Meer. Sie erſtreckt ſich nicht über 2 5 Meilen in der Länge, und nicht über 16 in der Breite, Die Fluͤſſe Longotoma, Ligua, Aconcagua und Limache bewaͤſſern fie. Sie iſt eine der reichſten an Gold und Einwohnern. Auch werden ihr Hanf und ihre Aepfel ſehr werth geſchaͤtzt. Die „Hauptſtadt heißt Quillota, oder S. Martino, und liegt unter 32°, 56 der Breite und 304°, 20 der Länge, in einem ſehr angenehmen Thal, U welches der Fluß Acongagua bildet. Neben der 5 Pfarrey finden ſich zu Qulillota noch die Kröfter der Dominikaner, Franziskaner, Auguſtiner, und ein ehemaliges Kollegium der Jeſuiten. Auch enthält die Provinz die bewohnten Oerter Plazza, Plazilla, Ingenio, Caſablanca und Petorca. Der letztere iſt wegen der vielen Bergknappen, welche in den daſigen reichen Goldgruben arbei⸗ cen, ſehr bevölkert, und liegt am Fluß Longotoma | N 2 unter unter 310» ; 300 der Breite und 205° der an ö Dieſe Provinz hat viele Seehafen, unter welchen Papudo, Quintero, l Erradara, Concon und Valparaiſo die vornehmſten ſind. Die v vier er⸗ 5 nd werden wich viel ehe Es iſt kein Hafen in ganz Chile, wo ſ0 vel Handel getrieben wird, als Valparaiſo oder Valparadiſo. Er iſt der Sitz des Handels mit Peru und Spanien, und liegt unter 33°, 236“ der Breite und 304°, 11745“ der Lange. Der Hafen iſt ſehr weit, und ſo tief, daß auch die ſchwer⸗ ſten Schiffe bis ans Land kommen koͤnnen. Die Bevölkerung iſt daſelbſt ſehr betraͤchtlich, nicht nur wegen des Handels, ſondern auch wegen des ſanften Klima. Der daſige Guverneur haͤngt unmittelbar vom königlichen Praͤſidenten ab, und beſtehlt ſowohl in buͤrgerlichen als Militaͤrſachen. Es finden ſich hier ein ehemaliges Kollegium der 800 105 Kloͤſter der Dominikaner, een Auguſtiner, Vaͤter von der Erloͤſung, und eine Pfarrkirche. Ungefehr eine Stunde von Val⸗ paraiſo am Strande des Meers liegt der ll Almendral, welcher wohl bevölkert iſt. IV. Aconcagua XXV. liegt zwiſchen den Provinzen Eos er, Quillota, Santiago und dem Gebuͤrge, und iſt weder breiter noch laͤnger als die Provinz e ae 009 5 „„ ui : ͤKßduͥͤc— ß — 169 | — e ce eee eee ee eee TEE eee eee da, * 3 — Ä———— —— —— er — 3 — — . ͤ P . — = 9 — Zu — — Lan —— — ——— . — — — —ê—ñ > en — — es — = == Er = 5 Kae — es eu r =. — 5 e 8 5 Se —— — 8 * — — - —— re 5 x u 2 ar ng a Ze — a — en = * * 2 5 Baer 8 — EEE a 5 — =; — — — 5 a er — rie en ee: ie 8 88 Bey Ban u 3 = = Ne — * I * * 1 . ——— 2 —— * — DR 5 * ERS 8 8 170 = Quillota; hat auch die nemlichen Fluͤſſe. Sie iſt fruchtbar an Getreide und Obſt, und aus ihren Bergen wird viel Kupfer gegraben. Die beruͤhm⸗ ten Silbergruben Uſpallata liegen neben ihr in dem Gebuͤrge. Ihre Hauptſtadt Aconcagua, oder S. Filippo el Reale liegt unter 32°, 43“ der Breite und 305°, 50“ der Laͤnge. Neben der daſigen Pfarrkirche haben auch die Domini⸗ kaner, Auguſtiner und die Vaͤter von der Erloͤ⸗ ſung ihre Kirchen und Kloͤſter. Auch hatten die Jeſuiten hier ein Kollegium mit einer Kirche. Unweit von den Andes liegt das Dorf Curimon, wo die Franziskaner der ſtrengern Obſervanz ein dahheeces Mlofter haben | V. Melipilla. XVI. Dieſe Provinz grenzt gegen Nor⸗ ben an Quillota, gegen Oſten an Santiago, ges gen Süden an den Fluß Maipo, welcher fie von der Landſchaft Rancagua trennt, und gegen Weſten an das Meer. Ihre größte Breite von Oſten gegen Welten erſtreckt ſich auf ungefehr 2 5 Mei⸗ len. Sie wird von den Fluͤſſen Mapochoͤ und Poangue durchſtrömt, und hat Ueberfluß an Wein und Getreide. Melipilla, oder S. Jo⸗ ſeph de Logronno, welche nicht weit vom Fluß Maipo unter 33°, 32! der Breite und 304% 45“ der Lange liegt, iſt die Hauptſtadt dieſer Provinz. Sie iſt nicht ſtark bevölkert, fo ſchon und fruchtbar auch * nr 171 Pi ie lage iſt, weil der größte Thel hre Feld⸗ flur den Einwohnen zu Santiago gehört, und die Reichern in der nahen Hauptſtadt des Reichs ihr Geld lieber verzehren wollen. Dem ungeachtet finden ſich hier neben der Pfarren, Kloͤſter der Auguſtiner, der Vaͤter der Erloͤſung, und der ehemaligen Jeſuiten. Nicht weit vom Fluß Mas pocho liegt der Flecken S. Franzisko del Monte, ſo genannt von einem alten Franziskaner⸗Kloſter, 2 bey welchem ſich viele arme Familien niedergelaſſen i haben, die dieſen Ort bewohnen; jedoch finden ſich in dieſem Diſtrikt verſchiedene Landhaͤuſer reicher Herrn von Santiago; und nicht weit da⸗ von, wo die Maipo ſich ins Meer ergießt, iſt der Hafen S. Antonio, welcher zur Zeit der Erobe⸗ rung ſehr beſucht wurde; ſeitdem aber ſich der Handel nach en gezogen im ganz verlaſſen iſt, VI. 8 5 ober S. Jacob. XXVII. Dieſe Provinz grenzt nordwaͤrts an Aeonengua, gegen Oſten an die Andes, gegen Suͤden an den Fluß Maipo, und an Milipilla gegen Weſten, und erſtreckt ſich 15 Meilen von Weſten gegen Oſten, und 12 von Norden zu Suͤden. Neben den Fluͤſſen Mapocho, Colina, Lampa und einigen ſchoͤnen Baͤchen hat ſie auch einen zwey Meilen langen See, Namens Pudaguel. Sie PR ber fruchtbarfte Theil i in ganz Chile. Sie \ bringe PFF FCC a — — Zu L . — * r N N 2 aeg BE ET 23 3 en 21% 1 9 2 Ar“ nn EV, ” * f A £ . 172 bringt Weisen, Wein und Obſt, worunter ſich die Pfirſche an Groͤße und Geſchmack beſonders auszeichnen, in Ueberfluß hervor. Die Berge Caren ſind uͤberaus reich an Gold, und die Andes an Silber. Aber ihren groͤßten Vortheil ziehet ſie von der Hauptſtadt des Reichs, welche 151 von Pedro Valdivia gebauet wurde. | * Dieſe ſchoͤne Stadt, welche Santiago, oder S. Jacob genannt wird, liegt unter dem 33°, 31“ der ſuͤdlichen Breite, und dem 305°, 40“ der Länge, in einer weiten und angenehmen Ebene, auf dem ſuͤdlichen Ufer des Mapocho, welcher ſie von den Vorſtaͤdten Chimba, Canadilla, und Renca trennt, und ſie durch unendlich viele Kanaͤle, welche durch alle Haͤuſer gehen, bewaͤſſert. Auf beiden Ufern dieſes Fluſſes ſind ſteinerne Daͤmme gebauet, die Ueberſchwemmung zu verhindern, und eine fihone Brücke, welche die Vorſtaͤdte mit der Stadt vereiniget. Die Stadt iſt 30 Meilen vom Meer, und 7 Meilen von dem eigenthuͤm⸗ lichen Gebirge Andes entfernt, welches durch die Höhe feiner weißen Gipfel die Schönheit der Sage dieſer Stadt um ein großes vermehrt. Ihre Straßen ſind wie in allen andern Staͤdten und Flecken 36 geomctriſche Fuß breit, grade und rechtwinkelicht durchſchnitten. Sie hat einen viereckigten Marktplatz, von welchem eine jede Seite 450 Schuh lang iſt, und in deſſen Mitte a | ein ein öfter. ee von u Kühe ſtehet. Die noͤrdliche Seite deſſelben iſt von den Pallaͤſten des Praͤſidenten, der Audienzia, und von dem Rath⸗ hauſe der Buͤrgerſchaft, unter welchem die öffent» liche Gefaͤngniſſe find, eingenommen. Gegen⸗ uͤber ſtehet der Pallaſt des Grafen von Sierra⸗ bella, auf der weſtlichen Seite der Dom und die biſchoͤfliche Wohnung; und auf der oͤſtlichen find drey Haͤuſer, welche Privat⸗Einwohner zugehören. Die Anſehnlichſten unter den Gebaͤuden ſind der Dom, die Kirche der Dominikaner, und jene des ehemaligen groͤßten Kollegiums der Jeſuiten. Die privat Haͤuſer ſind ziemlich ſchön, und wegen der oftern Erdbeben nur ein Stockwerk hoch. Neben den Vorſtaͤdten, w welche jenſeits des Fluſſes ſind, iſt hier noch eine auf der Mittagsſeite der Stadt, von welcher ſie vermittelſt einer Straße, welche Canada heißt, und viermal breiter als die uͤbrigen R Straßen iſt, abgeſondert wird. Im öſtlichen Theil der Stadt erhebt ſich ein Huͤgel, Santa Lucia genannt, welcher den erſten Spaniern zu einer Feſtung wider die Indianer diente. Der Einwohner find ungefehr 46000, welche Anzahl wegen des großen Handels, der hier getrieben wird, von Tag zu Tag merklich zunimmt. Demunge⸗ achtet ſind hier nur vier Pfarreyen, nemlich der Dom, S. Anna, S. Iſidoro, und Renca. Dar gegen ſind der Kloͤſter deſto mehr; denn die Dominikaner baten bees wen, die Franziskaner vier, AB. 5 174 A“ = vier, die Auguſtiner zwey, die Väter der Erföfung zwey, die barmherzigen Bruͤder eins mit einem Hoſpital. Die Jeſuiten hatten hier drey Collegien mit oͤffentlichen Schulen, wo auch die hoͤhern Wiſſenſchaften gelehrt wurden, und ein Haus, welches zu den geiſtlichen Erereitien beſtimmt war. Es find hier auch 7 Nonnenkloͤſter, ein Zuchthaus fuͤr Weiber, ein Waiſenhaus, ein adeliches Kolle⸗ gium, welches ehedem unter der Aufſicht der Jeſuiten war, ein bifchöfliches Seminarlum, eine koͤnigliche Univerficät, eine Münze, ein Quartier fuͤr die Soldaten und Dragoner, welche zur Sicher, heit der Stadt, und zur Leibwache des Praͤſidenten dienen. Neben den hoͤchſten Aemtern, wovon ſchon Erwehnung geſchehen iſt, iſt hier noch wie in allen Staͤdten ein beſonderer Magiſtrat, welcher aus 12 Regidores beſtehet, nebſt andern Aemtern, = die allen Städten gemein find. In diefer Haupt ſtadt bluͤhet ein zahlreicher Adel, der hier mit allen den Titeln und Ordenzeichen prangt, die in Kaſt⸗ lien uͤblich ſind. Es war dieß der Geburtsort Sr. Exellenz Don Ferdinando Andia Irarra⸗ zabal, Marquis zu Valparaiſo und Grand d' Eſpagne,) deſſen Geſchlecht nicht nur hier, we e ſondern ) Er war unter Philipp IV. Stadthalter der Kana riſchen Inſeln, Vizekönig des Koͤnigreichs Navarra, und General Kapitain der ſpaniſchen Armee in dem Kriege zwiſchen Frankreich und Spanien. 175 RES ar in Spanten stüßet. Weil hier von allen Provinzen, als zu ihrem Mittelpunkt, die Beduͤrfniſſe eines bequemen Lebens zuſammen⸗ fließen, ſo macht fie der eberfuß wohlfeil. 5 II. Rancagua. 5 vin. Die Provinz Rancagua if zwischen 4 den Fluͤſſen Maipo und Cachapoal eingeſchloſ⸗ ſen, und gehet von den Andes bis zum Meer. . iſt ihre Ausdehnung von einem Fluß zu dem andern ungleich; ; da fie ſich in einigen Gegen: den auf 17 und in andern nicht über 3 Meilen erſtreckt. Sie wird von den Fluͤſſen Codegua, Cho⸗ ealan, und andern kleinern Strömen bewaͤſſert, und hat uͤber das noch die Seen Aculeu und Bucalemu. Der erſte liegt faſt im Mittelpunkte der Provinz, und hat ungefehr 5 Meilen im Umfang. Der zweite iſt nahe am Meer, und hat 6 bis 7 Meilen in der Lange. In einer geringen Entfernung iſt noch ein anderer Salzſee, welcher eine betraͤchtliche Menge Salz liefert. Wodurch ſich ſonſt dieſe Landſchaft auszeichnet, das iſt ihr Ueberfluß an Getreide. Ihre Hauptſtadt heißt S. Cruz de | Trianna oder Rancagua 5 welche unter dem 34° der Breite und dem 305°, 32“ der Laͤnge liegt. Sie enthält eine Pfarrkirche, ein Kloſter der Fran⸗ ziskaner, und ein anderes der Vaͤter der Erloͤſung. bez ein e welcher : Meilen von der Haupt⸗ as se nr „ ve 3 3 S N N 1 N * 7 Hauptſtadt gegen das Meer liegt, iſt wegen ſeiner reichen Goldgrube merkwuͤrdig. VIII. Colchagua XXIX. liegt zwiſchen den $ luͤſſen Cachapoal und Teno, und zwiſchen den Andes und dem Meer. Von Norden gegen Mittag iſt fie unge fehr 25 Meilen lang, und von den Andes bis zum Meer gegen 14 Meilen breit, und wird von den Fluͤſſen Riocl arillo, Tinguiririca, und Chim⸗ barongo durchſtroͤmt. Auch hat fie die zwey großen Seen Taguatagua und Caguil, wovon der erſte voll ſchwimmendee Inſeln und der zweite % > — «7 * J dr a * * reich an ſchmackhaften Tellinen if. Das Erde reich dieſer Provinz iſt fruchtbar an Getreide, Wein, Obſt, und Gold. Sie war ehedem ein Theil des Landes der Promaucaer „das iſt, des Volks der Freuden, welches wegen der Schoͤnheit des Landes ſo genannt wurde. Ihre Hauptſtade iſt San Ferdinandez, geſtiftet im Jahr 1742 nicht weit von dem ſchoͤnen Fluß Tinquiririca unter dem 34°, 18° der Breite, und dem 305°, 20’ der Länge. Neben der Pfarre, ſind hier ein | Sranziefanev» Klofer, und ein ehemaliges Jeſuiter⸗ Kollegium. Die Provinz enthaͤlt noch die Flecken ee ne und che IX. e „% p rt VXXXII. Diefe Landſchaft grenzt gegen Now den an Colchagua, gegen Oſten an die Andes, gegen Suͤd⸗Oſten an Chillan, gegen Suͤd⸗Weſten an Itata, und gegen Weſten aus Meer, und hat 44 Meilen in der Lange, und 40 in der Breite. Die Fluͤſſe, welche fie bewaͤſſern, ſind Lontue, Rio⸗ elaro, Pangue, Lircai, Huenchullami, Maule, welcher ihr den Namen giebt, Putagan, Achi⸗ guenu, Longavi, Loncomilla, Purapel und andere geringere Fluͤſſe. Sie iſt nicht weniger, als die vorige, reich an Getreide, Wein, Obſt, Gold, Salz, Vieh, und ſowohl an Meer als Flußfiſchen. Hier werden die beſten Kaͤſe in Chile gemacht, welche weder dem holländifchen noch dem Parmeſan⸗Kaͤſe an Güte etwas nachgeben. Die Einwohner, welche zum Theil von den tapfern Promaucaern abſtammen, find beherzt, ſtark, und gute Soldaten. Die Hauptſtadt iſt Talca, oder S. Auguſtin, welche 1742 am Fluß a Rioclaro unter dem 34°, 47' der Breite, und dem 304°, 45“ der Lnge geſtiftet worden iſt. Sie hat bisher an Bevoͤlkerung ſehr zugenom⸗ men, theils wegen der reichen Goldgruben in den Bergen ihres Diſtrikts, theils auch wegen des wohlfeilen Preiſes der Lebensbeduͤrfniſſe; weswegen viele Adeliche, die in der Hauptſtadt Santiago und zuConcepeion dem herrſchendendurus nicht mehr folgen konnen, ſich hier niedergelaſſen 8 (M) haben. 1 ! a DES haben. Daher wird dieſe Stadt aus Spotterey die Kolonie der Verarmten genannt. Die Stadt enthaͤlt eine Pfarrey, und Kloͤſter der Franziskaner, Dominikaner, Auguſtiner, der Väter der Erloͤ⸗ fung, und ein Kollegium der ehemaligen Jeſuiten. Die Provinz enthält noch die Flecken Eurico, Cauquenes, S. Saverio de Bella Iſta, S. Antonio della Florida, Lora, und drey oder vier Dorfer, die von Indianern bewohnt find. Curicò, welches in einer angenehmen Ebene am Fuß eines Huͤgels unter dem 34°, 24° der Breite und dem 305° der tänge liegt, wurde 1742 erbauet. Es enthält eine Pfarrey, ein großes Franziskaner⸗ Kloſter von ſtrengerer Obſervanz, und ein ande⸗ res der Väter der Erlöͤſung der gefangenen Chris ſten. Cauquenes wurde im nemlichen Jahr ge⸗ ſtiftet, und liegt zwiſchen den zwey kleinen Fluͤſſen Tutuben und Cauquenes unter 35°, 40/ der Breite und 304°, 30° der Laͤnge. Es findet ſich daſelbſt nebſt der Pfarrey ein Franziskanerkloſter. S. Saverio de Bella Iſta und S. Antonio della Florida wurde 1755 erbauet, das erſte un⸗ ter 35°, 4° der Breite und 304°, 59“ der Laͤnge, und das zweite unter 35°, 20° der Breite und 304 41“ der Lange. Lora liegt nah an der Mündung des Fluſſes Mataquito, und iſt von einer anſehnlichen Zahl Abkoͤmmlingen der Pro⸗ mocaer bewohnet, und von einem Caſique oder Ulmen regiert. | u X. Ita⸗ ’ DENT ag 1 179 ö XXX. Die 1 Itata ltr langst! dem We zwiſchen den Provinzen Maule und Pucha⸗ cat, und grenzt gegen Oſten an Chillan. Von HOſten zu Weiten hat ſie 13, und von Norden zu Sauͤden 3 Meilen. Sie hat ihre Benennung vom Fiuluß Itata, welcher fie durchſtrömt. Ihr Erd⸗ reich bringt den beſten Wein in Chile hervor, Es: welcher von Concepcion benannt wird, weil die 0 Weinberge meiſtens den Einwohnern dieſer Stadt Fbdiugehören. Auch wird daſelbſt viel Gold aus den Bergen und dem Sande gezogen. Ihre Hauptſtadt heißt Jeſus de Coulemu, nahe bey der Muͤndung des Fluſſes Itata, welche 1743 unter 36°, 2“ der Breite und 3039, 42“ der | Länge er worden iſt. 1 8 XI. Cillan. | XXXI. Gegen Norden ſtößt dieſe Provinz an Maule, gegen Oſten an die Andes, gegen Suͤden an Huilquilemu, und gegen Weſten an | Itata, und an Größe iſt fie von der vorigen we⸗ nig unterſchieden. Ihre Fluͤſſe ſind Nuble, Gato, Chillan, Diguillin und Dannicalquin. Weil ihr Diſtrikt durchaus ebenes Land iſt, ſo werden viele Schaaf heerden unterhalten, deren Wolee fuͤr die beſte des Landes gehalten wird. e WER Hämmel werden jahrlich von Ba. au 5 e \ ) SU Sr ne RE ne ET nen ’ a FERN; 7 Pi ER, 3 5 180 | Bar aus in andere Provinzen, ſogar bis nach Copiapo, getrieben. Auch bringt das Land Getreide und Wein in Ueberfluß hervor. Die Hauptſtadt iſt S. Bartolomeo de Chillan unter 36 der Breite und 305°, 2“ der Laͤnge, welche 1580 geſtiftet worden iſt. Die Arauker haben fie oft, und ein Erdbeben hat fie 175 1 verwuͤſtet. Der | letzte Ungluͤcksfall bewog die Einwohner, fie an eis nen andern nahen Ort, welcher den Ueberſchwem⸗ mungen des Fluſſes weniger ausgeſetzt iſt, zu ver⸗ ſetzen. Sie iſt ziemlich wohl bevoͤlkert, und hat dem ungeachtet nur eine Pfarrey. Nebſt derſel⸗ ben finden ſich bier auch Kloͤſter der Franziskaner, Dominikaner, Vaͤter der Erlöſung, und ein ge, | weſenes Kollegium der Jeſuiten. XII. Puchacal. | XXXVI. Dieſe Provinz iſt nordwaͤrts von Itata, oſtwaͤrts von Huilquilemu, gegen Suͤden vom Fluß Biobio, und gegen Weſten vom Meer umgeben. Von Mitternacht gegen Mittag be⸗ ‚trägt ihre Strecke 12, und von neee bis zum Niedergang der Sonne 20 Meilen. Ihr Erd⸗ „ — reich, welches vom Andalien und andern kleinern Fluͤſſen bewaͤſſert wird, iſt reich an Goldſtaub, und an Erdbeeren, welche die größten in Chile find. Ihre Hauptſtadt, welche 1754 geſtiftet wurde, liegt auf dem noͤrdlichen Ufer des Biobio, unter 3605 447 der Breite und 303°, 48° der Lange * 2 N u Mare ER Las FREE eu I 181 Länge. In dieſer Provinz liegt die Praͤfectur | Concepcion, welche ſich nicht weit 5 der Stadt | gg Namens erſtreckt. Die Stadt Concepcion, weiche Hera ikinue 8 1 die zweite i iſt, wurde 15 50 von e Benene unter 36°, 42'135 der Breite und 303°,23'30 der Länge in einem angenehmen Thal am Meer erbauet. Sie bluͤhete gleich von Anfang wegen des vielen Goldes, welches in ihrer Nachbarſchaft ausgegra⸗ ben wurde; aber 1554 wurde ſie nach dem un⸗ gluͤcklichen Treffen auf dem Berge Andalicano, oder Marigueno, von ihrem Guvernör Villagran, Nachfolger des Valdivia, und von den Einwoh⸗ nern bey der Herannaͤherung des Lautaru ver⸗ laſſen, und von dieſem in Aſche verwandelt. Das nemliche that er im folgenden Jahr, nachdem ſie wieder aufgebauet worden war. Don Garzia de Mendoza richtete ſie 1558 wieder auf, u befeſtigte fie, nachdem er den Caupolicano einiges mal beſiegt hatte, auch hielt fie 52 Tage lang eeine fuͤrchterliche Belagerung von Antunecul, General des Toqui Antuguenu, aus, und erhielt ſich in großem Glanz bis 1603, in welchem Jahr ſie mit andern ſuͤdlichen Städten der Spanier vom Toqui Paillamachu eingenommen und ver ⸗ brannt wurde. Dem ungeachtet richtete ſie ſich wiegen des großen Handels, den ſie damals trieb, . kurzer eit wieder auf, und war ne wieder er 3 | wi 1 182 n ee zur vorigen Bluͤthe gelangt, als ſie 1730 durch ein Erdbeben faſt ganz umgeſtuͤrzt, und zum Theil von dem Meer bedeckt wurde. Die Einwohner ſtellten fie zwar aufs neue wieder her; fie wurde aber 1751 zwiſchen dem 24 und 25 May durch ein Erdbeben verwuͤſtet, und gaͤnzlich vom Meer uͤberſchwemmt. Endlich entſchloſſen ſich die un⸗ glücklichen Einwohner, welche ſich auf den nahen Huͤgeln gerettet hatten, ihrer dreyzehnjaͤhrigen Zwietracht, von welcher ſo wohl, als von der Ab⸗ neigung eines gewiſſen Praͤſidenten ihr ganzes Ungluͤck entſtanden war, ein Ende zu machen, und die Stadt auf eine 2 Meilen weit entfernte ſchoͤne Ebene, welche Mocha genannt wird, auf das nördliche Ufer des Fluſſes Biobio zu verſetzen; wo ſie von Tag zu Tag zunimt. Die politiſche Regierung dieſer Stadt iſt jener der uͤbrigen Staͤdte gleich. Ihr Corregidor iſt zugleich das Oberhaupt im Kriegsweſen; weil ſich hier der vornehmſte Theil der Truppen des Landes auf- haͤlt. Auch iſt hier die koͤnigliche Kriegskaſſe, woraus nicht nur die hieſigen Truppen, ſondern auch jene, die auf den Grenzen einquartiert ſind, beſoldet werden. Weil 1567 hier die erſte Au⸗ dienzia geſtiftet worden iſt, ſo iſt der Praͤſident, der hier ſeinen Pallaſt hat, verbunden, ſechs Mo⸗ nat im Jahr hier zu reſidiren. Seit 1603, da Imperial verwuͤſtet wurde, iſt Concepcion der Sitz eines Bisthums. Alle Moͤnchs⸗ Orden, und 970 | fogar * 8 0 8 sn ra pe‘ 4 er , R 8 Jen ene — ee Fe fogar die Nonnen des Zrinitarier „Ordens, haben hier Klöſter. Die Jeſuiten lehrten ehedem in ihrem Kollegium die Humanioca, die Philoſophie Rund Theologie, und hatten über das noch ein adeliches Conſiſtorium unter ihrer Aufſi cht, neben welchem noch ein bifehöfliches Seminarium hier iſt. Der Einwohner ſind nach ſo vielen erlittenen Verwuͤſtungen nicht mehr als 13000. Die Wit⸗ terung iſt hier in allen Jahrszeiten ſehr ſanft und mild, das Erdreich fruchtbar, und das Meer reich. an allen Gattungen von wohlſchmeckenden Fiſchen und Muſcheln. Der Meerbuſen oder Hafen iſt | geräumig; denn er erſtreckt fich von Norden zu Suͤden auf 35 Meilen, und eben ſo weit von Oſten zu Weſten. Die ſchoͤne und fruchtbare Juſel Quiriquina liegt in der Muͤndung des Hafens, und laͤßt nur zwey Zugänge in denſelben offen, von welchen der oͤſtliche,r Bocca grande ger nannt, be nahe eine ganze, und der weſtliche eine halbe Stundeweges breit iſt. Der Hafen iſt für jede Art Schiffe tief genug und ſicher, beſonders in der Gegend Talcaguano, die nicht weit von der neuen Stadt iſt, und wo die Schiffe vor Anker liegen. Concepcion iſt der Gebursort des Herrn Fir⸗ mino Carvajal, Grafen von Caſtillejo, welcher vor kurzem die Wuͤrde eines Grande in Spanien erhalten hat. Sein altes Geſchlecht reſidirt in dieſer Stadt. 5 | (N) RI. Huil — 9 0 XIII. Huilquilemu. | XXXIII. Dieſe Provinz wird gemeiniglich Eſtanzia del Rei (Beſetzung des Königs) ge⸗ nannt, und liegt zwiſchen Chillan, dem Andes⸗ gebirge, dem Fluß Biobio und der Provinz Puchacai, welcher fie an Lange und Breite gleich iſt. Sie wird von den Fluͤſſen Itata, Claro, Lara und Duqueco bewaͤſſert, und iſt reich an Gold⸗ ſtaub und an köstlichem Muskatwein. Ihre Land- leute ſind tapfer und geuͤbt in den Waffen, wegen der Kriege mit den benachbarten Araukern. Ihre Hauptſtadt heißt Eſtanzia⸗del⸗Rei, oder S. Aloyſius Gonzaga, und iſt unlaͤngſt nicht weit vom Fluß Biobio unter dem 36°, 45° der Breite und dem 303°, 487 der Länge gebauet worden. Neben der Pfarrey hat ſie ein ehemaliges Kolle⸗ gium der Jeſuiten. Die Streifereyen der be⸗ nachbarten Arauker zu verhüten, haben die Spas nier auf der nördlichen Seite des Grenzfluſſes Biobio die Feſtungen Jumbel, Tucapen, S. Barbara und Puren, und auf dem ſuͤdlichen Ufer die feſten Plate Arauco, Colcura, S. Pedro, S. Juana, Naſcimiento und Angeles. XIV. Valdivia XXXIV. iſt von den übrigen ſpaniſchen Pros vinzen ganz abgeſondert, und liegt mitten unter den Araukaniſchen Landern, (die ſich auf 70 Mei⸗ | ee | 185 len in die Lange erſtrecken) auf beyden Seiten des Fluſſes Valdiva bis ans Meer, dergeftalt, daß fie gegen Mittag an die Cuncher grenzt, welchem Volk ihr ſuͤdlicher Theil ehedem zugehoͤrte, und 12 Meilen lang und 6 Meilen breit iſt. Sie iſt ſehr reich an vortreflichem Holze, und an Goldſtaub, welcher der reinſte in ganz Chile ſeyn ſoll. Der Hauptort iſt die berühmte Stadt, Feſtung und Hafen Valdivia, welche auf der ſuͤdlichen Seite des gleichnamigen Fluſſes, unter 39°, 587 der Breite und 303°, 2’ der Laͤnge, drey Meilen vom Meer liegt. Pedro Valdivia ſtiftete fie 15 5 1, legte ihr ſeinen Namen bey, und trug große Schaͤtze Gold davon; wedurch viele Menſchen gereitzt wurden, ſich daſelbſt niederzulaſſen, und die Stadt gleich vom Anfang ſehr volkreich wurde. Der Araukiſche Toqui Caupolicano I. belagerte fie d weymal vergebens; aber der thaͤtige und tapfere Paillamachu uͤberraſchte ſie 1599 mit 4000 Mann in einer Nacht, tödtete den größten Theil der Beſatzung, die in 800 Mann beſtand, verbrannte ſie, und zog mit vielen Gefangenen, mit einer Million in Gold, welche dem König zugehoͤrte, und mit großer Beute von Guͤtern der Einwohner, ſiegreich davon. Die Spanier, welchen ſehr viel an dieſer Beſitzung gelegen iſt, richteten fie wieder auf, und befeſtigten ſie ſo ſehr, daß der Arauker wiederholte Verſuche nichts wider ſie vermochten. Es gelang jedoch 1640 den Hollaͤndern, ſich ihrer (M) 5 ee 186 zu bemeiſtern; mußten fie aber: aug Mangel der Lebensmitteln, welche ihnen von den Araukern, womit ſie ein Buͤndniß aufzurichten ſuchten, nicht geliefert wurden, verlaſſen. Als die Spanier mit einer Flotte dahin kamen, die Europaͤiſchen Feinde zu vertreiben, und den Ort verlaſſen fanden, nah⸗ men ſie ihn aufs neue in Beſitz, und befeſtigten 1 ihn beſſer als zuvor, mit vier Kaſtele auf beyden Seiten des Fluſſes, zwiſchen ihr und dem Meer, und mit einem andern auf der noͤrdlichen Seite wider die Arauker. Seitdem iſt ſie von Seiten des Landes und des Meers vor allen Anfaͤllen ge⸗ ſichert geweſen; ob ſie gleich von Feuersbruͤnſten | ein paarmal faſt ganz eingeäfchere worden iſt. Der Hafen dieſer Stadt wird von einem ſchoͤnen Buſen des Fluſſes gebildet, und iſt in der Suͤdſee 5 der ſicherſte, geraͤumigſte, und von der Natur am meiſten befeſtigte. Die Inſel Manzera, welche in der Mündung des Fluſſes liegt, bildet zwey Eingaͤnge in den Hafen, welche auf den Seiten des Landes mit einer Krone unbeſteiglicher und ſehr befeſtigter Berge umgeben ſind. Weil dieſes die wichtigſte der Spaniſchen Beſitzungen i im Suͤd⸗ merere iſt, ſo wird jederzeit ein guter Soldat als Guvernoͤr, der jedoch von dem koͤniglichen Praͤ⸗ ſidenten abhängt, von den Spaniern dahin ge ſchickt, welcher eine gute Anzahl Truppen, die Kommandanten der fuͤnf Kaſtele, und andere Officiere unter ſeinem Kommando hat. Dieſe u \ 187 zu beſolden und zu unterhalten werden jaͤhrlich aus Peru 36000 Speciesthaler, und aus andern Chiliſchen Haͤfen die nothwendigen Lebensbeduͤrf⸗ niſſe geſchickt. Neben dem Kollegium, welches hier die ehemaligen Jeſuiten beſaßen, und neben einer Pfarrey, haben die Franziskaner bier ein Klofter, und die ME Brüder ein konig⸗ . he Hospital. 00 b e J XV. Das Inſelmeer Cbiloe 3 V. Das Inſelmeer Ehiloe iſt ein großer mit Inſeln beſaͤeter Buſen, welchen das Suͤdmeer bildet, indem es faſt zirkelfoͤrmig bis an den Fuß der Andes weit ins Land bringe. Dieſer Meer⸗ buſen erſtreckt ſich von 41 1 bis 44°, e ſuͤdlichen Breite, und von 303° bis 304°, 50’ der Lange. Der Inſeln, die hier erügefihtöffeh werden „ find 47, deren 32 von Indianern und Spaniern bewohnt, die uͤbrigen aber ohne Ein⸗ wohner ſind. Unter den bewohnten iſt eine von betraͤchtlicher Größe; einige find 12 bis 15 Mei len lang, und andere ſind kleiner. Die größte dieſer Inſeln iſt Chiloe, welche dem ganzen Inſelmeer, das ehedem Ancud hieß, ihren Namen mittheilt. Ihre weſtliche Seite liegt mit dem weſtlichen Ufer des feſten Landes in f einer Linie, und in der Muͤndung des großen Meer⸗ 14 eee dergeſtalt, daß ſie 18 nur zwey Shen 4 laßt, 15 * RN! 6 „ 99 Di Di 10 . 1 I. N. 1605 as 7 A ER. * 605 „ 11 1888 me laͤßt, von welchen der nördliche etwas mehr als | eine Meile, und der ſuͤdliche über 12 Meilen breit iſt. Sie liegt zwiſchen 41, 50% und 44° der ſuͤdlichen Breite, und hat ungefehr 60 Meilen in der Lange, und 20 Meilen in ihrer größten Breite. Sie iſt, wie alle die uͤbrigen Inſeln, mit Bergen und undurchdringlichen Waͤldern bedeckt. Außer der Herbſtzeit, da es 15 oder 20 Tage helles Wetter iſt, regnet es hier faſt jederzeit, und wird fuͤr ein Wunder angeſehen, wenn 8 Tage ohne Regen vorbeygehen. Die Loft iſt daher immer feucht, und die Erde reich an Fluͤßen und Baͤchen. Dem ungeachtet iſt die Luft wegen ihrer gemaͤßig⸗ ten Waͤrme geſund. Aber die uͤbermaͤßige Feuch⸗ + tigkeit laßt das Getralde nicht gedeihen. Kaum erndten ſie ſo viel Waitzen ein, als zum Unterhalt der Einwohner nothig iſt. Tuͤrkiſch Korn kommt ſehr ſchlecht fort. Gerſten, Bohnen, Quinoa, Erdaͤpfel, und der bein gerathen ziemlich wohl, und unter den Hotteng vächſen nur Kohl und Lauch. Die Weintrauben, und alles übrige Obſt, (die Aepfel, und einige wilde Obſtfruͤchte ausge⸗ nommen) kommen nie zur Reife. An Rindfleiſch, obgleich das feſte Land reichlicher damit verſehen iſt, iſt kein Mangel. Man trift hier zwar keine ganze Heerden von Pferden an, wie auf dem feſten Lande; es iſt aber faſt niemand, der nicht mit ein oder zwey Pferden verſehen ſey. Die Ext ſter⸗ ben in kurzer Zeit, wenn ſie vom feifep: Lande hier⸗ her d g N i N ra . N n ar . N Ar „ het bite ne daher findet ſich uicht e ein Maulthier auf dem ganzen Archipelagus. Die Thiere, woran dieſe Inſel ein Ueberfluß hat, ſind die Schaafe und Schweine, womit ſie einen großen 8 Handel treiben. Ihre inlaͤndiſchen Thiere ſind Gemſen, Fiſchottern, und eine Gattung ſchwarzer Fuͤchſe. Sie ſind reich an wildem und zahmen Fluͤgelwerk. Unter den wilden ſind der Cague und Quethu merkwuͤrdig. Der erſte iſt unge⸗ fehr ſo groß als eine Gans; hat aber einen kuͤrzern Hals, und einen etwas laͤngern Schwanz. Das Männchen iſt mit einem rothen Schnabel, und mit gelben Fuͤßen ganz weiß; aber das Weibgen hat ſchwarze Federn, die mit einem weißen Streif umgeben ſind, gelbe Fuͤße und ee Seine Eyer ſind groß und weiß. Der Quethu iſt ſo groß als eine zahme Endte, welcher er auch an Geſtalt gleicht. Seine Federn ſind aſchenfaͤrbig, wollicht, und ſehr ſanft. Seine Fluͤgel ſind ſehr klein, und ganz ohne Federn und Haare, ſeine Augen braun, und fein Fleiſch roth. Er legt ſechs weiße Eyer in den Sand am Meerufer. Neben dem hat der Schöpfer alle dieſe Inſeln mit einem erftaunfichen Reichthum von Fiſchen und koͤſtlichen Muſcheln, mit grauem Ambra, und mit vielem Honig, welches die Bienen in den Waͤldern bauen, verſehen. Das Holz iſt hier unendlich mannigfaltig, und zum Wen der Haͤuſer und Ben ſehr Pr XXXVI. 190 Se % XXXVI. Dieſes Inſelmeer wurde 1558 vom Guvernoͤr Don Garzia Mendoza entdeckt; man befümmerte ſich aber damals noch nicht um derſelben Eroberung. Dieſes geſchah 156 5 durch Don Martino Rui⸗Gamboa, welcher von 30 Mann Spanier begleitet, 70000 Einwohner auf dieſe Inſeln antraf, dieſelben ohne einigen Wider⸗ ſtand einnahm, und auf der größern die Stadt Caſtro und den Hafen Chacao bauete. Dieſe Inſulaner blieben den Spaniern unterthan bis ins gegenwaͤrtige Jahrhundert, da ſie ſich in Frey⸗ heit ſetzten. Sie wurden aber durch das weiſe Betragen des Don Pedro Molina, welcher von Concepcion dahin geſchickt wurde, ohne viele Muͤhe zum vorigen Gehorſam gebracht. Ob ſie gleich von den Einwohnern des feſten Landes ab⸗ ſtammen, und an Bildung, Sitten und Sprache von jenen nicht unterſchieden ſind, ſo ſind ſie doch uͤberaus furchtſam und gelehrig. Sie ſind ſcharf⸗ ſinnige Köpfe, und alles was fie unternehmen, gehet ihnen gut von der Hand. Es giebt hier geſchickte Tiſchler, Kuͤnſtler in eingelegten Arbeiten, Drechsler, Lein⸗ und Wollenweber, die letzten beſitzen auch die Kunſt, die feinſten Federn der Vogel unter die Wolle zu weben, und ſchoͤne Bett⸗ decken daraus zu verfertigen, auch allerley Figuren von verſchiedenen Farben in die Leinwand zu weben. Sie ſind ſehr zur Schiffahrt geneigt, und werden vortrefliche Matroſen. Ihre Boote, welche ſie Pirague . 0 = ne 191 Pirague nennen, und womit efe bis nach Concep⸗ cion fahren, beſtehen aus drey oder fuͤnf dicken Brettern, welche zuſammengebunden, und mit einem gewiſſen Baumharz verpicht ſind. Sie werden ſowohl mit Ruderſtangen, als vermittelſt der Segel in Bewegung geſetzt. Die Chilotes | geben ihren Kindern eine gute Erziehung, und gewöhnen ſie von Kindheit auf zur Arbeit. Wenn man ſie in ihrer Kindheit zum Studiren anhält, fo machen fie einen gfansichen Fortgang in Kuͤnſten und Wi ſſenſchaften. In vergangenen Jahren wurde in einem Dorf, Namens Conchi, eine Schule geſtiftet, welche von 150 Kindern beſucht wurde, die in einem Jahre nicht nur leſen, ſchreiben, und rechnen, ſondern auch die ehriſtliche Lehre, und die ſpaniſche Sprache lernten. Dieſe ganze Nation wurde in den erſten Jahren ohne viele Muͤhe zum Chriſtenthum bekehrt. Sie fuͤhren ein ſo frommes geben, daß der Geiſt der erſten Kirche unter ihnen aufgelebt zu ſeyn ſcheint. Es haben ſich auch durch Ueberredung der Miffionare einige Stämme der Wilden aus den Magellaniſchen Laͤndern auf dieſen Inſeln niedergelaſſen. | XVXXVII. Die Spanier haben hier einen Statthalter, welcher vom koͤniglichen Praͤſidenten in Chile abhaͤngt, und im Hafen Chacao reſidirt; einen Cabildo, oder Magiſtrat mit einem Corre⸗ gidor in der Stadt and 1 zugleich Rich⸗ ter 192 Mass | ter der Indianer iſt; und einem Kommandanten der Inſeln Calbuco, welche in dem noͤrdlichern Theil des Inſelmeers liegen. Alle Inſeln ſind unter drey Pfarreyen getheilt, welche in dem Kirch⸗ ſprengel Concepeion begriffen ſind. Aber dieſe Biſchoͤfe haben, außer einen, dieſe Inſeln nie beſucht. Es finden ſich auf denſelben 75 Flecken, die von Indianer, welche unter ihren Ulmenes ſtehen, bewohnt ſind, wo in einem jeden die Jeſui⸗ ten eine Kirche zu den Verrichtungen ihrer Miffion hatten. Die zwey Hauptoͤrter ſind Ne und e, XXXVIIL Caſtro, der 5 des ganzen Inſelmeers, liegt auf der öftfichen Seite der Inſel Chiloe, auf einem Buſen, den hier das Meer bildet, unter 42°, 58° der Breite, und 303°, 15“ der Länge. Alle Haͤuſer find daſelbſt, wie in allen uͤbrigen Inſeln, von Holz, und die wenigen Ein⸗ wohner leben meiſtens auf ihren Guͤtern. Die hieſige Geiſtlichkeit beſtehet in einer Pfarren ‚in einem Franziskaner⸗Kloſter, und in einem andern, welches von drey Vaͤtern der Erloͤſung bewohnet it. Der Hafen Chacao liegt faſt in der Mitte der nördlichen Kuͤſte der Inſel Chiloe auf dem großen Kanal, welcher auf dieſer Seite die Inſel, von dem feſtem Lande trennt, unter 42° der Breite, und 303°, 37“ der Laͤnge. Dieſer Hafen iſt von hinreichender Tiefe, und ſehr wohl vor den Winden * U 8 h Er. ‚IR: Winden verwahrt, obglei“) der Eingang wegen der Ströme und Strudel, und wagen verborge⸗ ner Steinklippen in der engſten Gegend deſſelben, 1 ſehr ſchwer iſt. In dieſem Hafen iſt der einzige Sitz des Handels auf dem Inſelmeer, welcher vers mittelſt vier oder fuͤnf Schiffe geſchiehet, die von Peru und Chile jährlich hier ankommen. Es iſt aber ein purer Tauſchhandel; weil das Gold auf dieſen Inſeln ſehr rar iſt. Der Cabildo, oder Magiſtrat zu Caſtro, hat das Recht, bey der An— kunft der Schiffe zwey Deputirten zu ſchicken, welche alle Waaren tariren, und die Preiſe feſt⸗ ſetzen, nach welchen ſich die Kaufleute richten koͤnnen. Der Hafen hat vor allen übrigen die Freiheit, ._ lang, ſehr hoch, und ringsum ſo tief, daß die Schiffe nirgends ankern koͤnnen. Sie iſt ein daß die daſelbſt ankommenden und abgehenden Waaren keinen Zoll bezahlen. N Die Fernandes ⸗Inſeln. XXXIX. Dieſe zwo Inſeln find ungefehr 130 Seemeilen von dem feſten Lande Chile ent⸗ fernt, und die eine, welche ſich von Chile weniger entfert, wird de Tierra, und die andere de Fuera (weil fie mehr auswärts liegt) genannt. Beyde liegen faſt unter dem nemlichen 335, 42“ der Breite und dem 297°, 32“ der Lange. Die In⸗ ſel de Fuera iſt etwas uͤber eine Stunde Weges 1 feier 194 | ee ſteiler Berg, reich an ſchoͤnen Bäumen und koͤſt⸗ lichen Quellen, wie die Fiſcher, von denen ſie be⸗ ſucht wird, verſichern. Die Inſel de Tierra iſt ungefehr 2 2 geographiſche Meilen lang, und eine gute Stunde Weges breit. Ihr Erdreich iſt mei⸗ ſtens bergicht, und von den Waſſerſtroͤmen, die von den Bergen herabfallen, in vielen Gegenden zerriſſen; uͤbrigens aber iſt es ſehr reich an ſchoͤ⸗ nem Holz, z. B. an Sandelholz, an gelbem Holz, und an einer Gattung von Palmbaͤumen, welche Chonta genannt wird, und eine wohl⸗ ſchmeckende Frucht hervorbringt. Ihr Stamm, welcher ſich in eine ſchoͤne ſchwarze Farbe verwan⸗ delt, iſt hohl, wie Rohr, und ſo dicht, daß es dem Eiſen an Härte nahe kommt. Der engliſche Ad» miral Anſon, oder der Verfaſſer ſeiner Reiſe, beſchreibt dieſe Inſeln wie ein Paradies; er wußte aber nicht, daß ihr Erdreich ſo mit Wuͤrmern an⸗ gefuͤllt iſt, daß fie alles verderben. Das Meer dieſer Inſeln iſt reich an Stockfiſchen, Meer⸗ Heuſchrecken, Seelöwen, Meerkaͤlbern, und ans dern Seethieren, welche den Stof zu einem be⸗ traͤchtlichen Handel geben. Juan Fernandez, welcher ſie entdeckte, theilte ihnen ſeinen Namen mit. Er brachte einige Ziegen auf die größere, i welche ſich ſo ſehr vermehrten, daß ſie dieſelbe an⸗ füllten. Da aber die Spanier nach dem Tode des Fernandez, welcher ſich auf dieſer Inſel nie⸗ dergelaſſen hatte, dieſelbe verließen, brachten ſie | Hunde e 1 EN A Bi 195 Hunde dahin, die Ziegen aufzuzehren, damit ſte ihren Feinden nicht zu Lebensmitteln dienten; aber die Hunde haben ſie bisher nicht vertilgen koͤnnen. Sie ſelbſt haben ihre natuͤrliche Wild⸗ heit und ſogar ihre Stimme verlohren, daß fie 8 nicht mehr bellen, und ſich vor andern Hunden fuͤrchten. Die Spanier fingen endlich an, die Wichtigkeit des Beſitzes dieſer Inſel zu erkennen, | und beſetzten 1750 die Inſel de Tierra mit einem neuen Pflanzvolk A und zwar am ſuͤdweſtlichen Hafen, der von Juan Fernandez den Namen hat. Der Praͤſident von Chile beſetzt die Stelle des hieſigen Guvernoͤrs mit einem der Haupt⸗ leute, die an den Araukaniſchen Grenzen in Be⸗ ſatzung liegen. Mehr gegen Suͤden ift hier noch ein anderer Seehafen, welcher von dem Englaͤn⸗ der Anſon, der hier mit ſeiner Flotte vor Anker lag, benannt wird, und vor den Winden nicht rar genug 8 XVI. Cujo. XI. Obgleich die Provinz Cujo außer den Chiliſchen Grenzen liegt, ſo gebuͤhrt es doch, eine kurze Beſchreibung davon zu geben. Sie grenzt gegen Norden an Tueuman, gegen Weſten an die Pampas, oder Wuͤſten von Buenos⸗Ayres, gegen Süden an die Patagoniſchen Länder, und gegen Weſten an das Gebirge Andes, welches ſie N von 1 wu ET Kir: te 7 1 — ar 22 . 7 A ne 1 von Chile ſcheidet. Sie iſt von Oſten zu Weſten 111 Meilen lang, und von Norden zu Süden. ungefehr 110 breit, und liegt zwiſchen dem 29 und 35 Grad der ſuͤdlichen Breite. Sie iſt ſo⸗ wohl in der Witterung als an natuͤrlichen Pro⸗ dukten von Chile ganz unterſchieden. Der Win⸗ ter iſt zwar ohne Regen, aber doch ſehr ſtrenge. Im Sommer iſt die Hitze ſowohl des Nachts als bey Tage groß, und Donner⸗ und Hagelwetter ſehr gemein. In den weſtlichen Gegenden ent⸗ ſtehen und verſchwinden dieſe Ungewitter in Zeit einer halben Stunde, und die Sonne trocknet alsdenn die Feuchtigkeit in einem Augenblick. Daher koͤnnen weder Kräuter noch Bäume ges deihen; es ſey denn, daß fie durch Kanaͤle ber waͤſſert werden; alsdenn iſt das Erdreich über alle Maßen fruchtbar. Alles europaͤiſche Obſt und Getreide geräch hier ſehr gut, und wird um einen Monat früher als in Chile reif. Die Weine, die hier gebauet werden, ſind ſtark und voll Subſtan. „ XII. Dieſes Land wird nur von drey Fluͤß ſen bewaͤſſert, welche in den Andes entſpringen, und ſind, S. Juan, Mendoza und Tumujan. Weil die zwey erſten, welche ihren Namen von den Staͤdten haben, die ſie bewaͤſſern, auf einem ebenen Boden ohne merklichen Abhang fließen, fo bilden fie nach einem Lauf von 25 oder 30 Meis „„ hr | len, \ ERTL T1 — Fee ae len, faft mitten in ber Provinz, die berühmten Seen Guanacache, die ſich über 50 Meilen von Norden gegen Suͤden erſtrecken, und durch einen Kanal des Fluſſes Tunujan ſich in den Pampas verlieren. Dieſe Seen ſind reich an Forellen, und geben der Provinz alle das Salz, das ſie ver⸗ zehrt. Der öfifiche Theil der Provinz, Punta genannt, welcher von den Fluͤſſen Conlara und Quinto und verſchiedenen kleinern Strömen be⸗ waͤſſert wird, iſt von dem Ueberreſt der Provinz ganz unterſchieden. Hier iſt das Feld mit den ſchönſten Baͤumen bedeckt, und das Gras waͤchſt hier ſo Hoch, daß es hie und da die Pferde bedeckt; die Ungewitter ſind aber hier heftiger, dauern einige Stunden, und ſind mit 1 7 Hufigen Re gengüſſen begleitet. 5 4 gr „ XIII. Unter den Baͤumen dieſes Landes fin det ſich eine ganz ſonderbare Art von Palm⸗ 1. baͤumen, welche den Chiliſchen an den Zweigen und an der Frucht gleichen; von ihnen aber da⸗ durch unterſchieden ſind, daß ſie nicht uͤber 18 Schuh hoch werden, und daß ihr Stamm von der Erde an mit gruͤnen Aeſten bedeckt iſt. Die Blaͤtter ſind hart, und endigen ſich ſo ſpitz, daß ſie wie ein Degen ſtechen. Die Frucht gleicht an Geſtalt einer Cocosnuß, enthält aber nichts, als gewiſſe runde und dichte Samenkörner, und 1 98 eßbares. Der Stamm dieſes Baums e e 198 iſt ſchwaͤrzlicht, und geht leicht ab. Darauf folgen fünf oder ſechs Häute, welche am Gewebe dem Leinwand, wie es aus den Haͤnden des Leinwebers kommt, vollkommen gleichen. Die erſte dieſer Haͤute iſt gelblicht, und ſo dick als Segeltuch; die folgenden werden immer feiner und weißer, dergeſtalt, daß die letzte dem Kammertuch gleicht, dem es aber an Dichtheit nicht beykommt. Die Faden dieſes natuͤrlichen Seinwands find ſtark und geſchmeidig, aber nicht fo weich anzufuͤhlen, als leinene Faden. In dieſer Gegend findet ſich auch in Menge der indianiſche Feigenbaum Opunzio, welcher die Cochenille ernährt. Die Landleute fangen dieſes Inſekt, indem ſie es auf Nadeln ſpießen; woher es kommt „daß ihre rothe Farbe ſehr ins Schwarze faͤllt. Das Baͤumchen bringt auch eine wollichte Frucht von der Groͤße einer Pſirſche hervor, deren Fleiſch eine unendliche Menge Koͤrnchen, die denen der Feige gleich find, und durch eine Art von Leim zuſammenhaͤngen, enthält. Dieſe Frucht iſt ſuͤß und wohlſchmek⸗ \ kend, und laͤßt ſich erhalten, wenn fie in kleine Scheibchen geſchnitten an der Sonne getrocknet wird. Der Baum, welcher die griechiſche oder tuͤrkiſche Bohne hervorbringt, waͤchſt in der gan⸗ zen Provinz. Sie haben vier Gattungen deſ⸗ ſelben, von denen zwo eßbar find; von den uͤbri⸗ gen aber die eine den Pferden zum Futter dient, und die andere eine ſchwarze Dinte giebt. Es | | waͤchſt — Be me 1099 waͤchſt hier auch eine ganz beſondere Blume, welche die Luftblume genannt wird, weil ihr Stengel keine Wurzel hat, und nie in der Erde ſteckt, ſondern an die duͤrreſten Felſen und Bäume ſich herumwindet. Der Stengel iſt einem Nel⸗ kenſtengel gleich; aber die Blaͤtter find größer und dicker, und ſo hart, daß ſie Holz zu ſeyn ſcheinen. Jeder Stengel bringt zwey oder drey weiße durchſichtige Blumen hervor, die an Form und Größe einer Lilie gleichen. Sie find auch ſo geruchreich, als die Lilie, und bleiben zwey Mo⸗ nat am Stengel unverwelkt, und auch mehrere Tage, wenn man ſie abſchneidet. Was aber das wunderbarſte dieſer Pflanze iſt, ſo bringt ſie jährlich ihre Blumen hervor, wenn fie auch durch einen Zufall hundert Stunden weit verfuͤhrt wird, und an einem Nagel haͤngt. XLIII. Die Provinz Cujo hat einen Ueber⸗ fluß an Voͤgeln, unter welchen es viele ganz ſonderbare Gattungen giebt; z. B. zwo Gattun⸗ gen von Papagayen, die von den Chiliſchen unter⸗ ſchieden ſind. Der eine heißt Catita, und gleicht an Geſtalt einer Turteltaube, ob er gleich an Größe ihr nicht beykommt. Auf dem Ruͤcken iſt er gruͤnlicht, und am Bauch weißl icht.) Der andere, nis REN) 4 welcher *) Hier ſcheint fih der Verfaſſer zu widerſprechen; denn im erſten Theil Nr. 74 beſchreibt er dieſe Gat⸗ tung Papagayen auch in Chile, obgleich mit einem geringen Unterſchied. | | er 209: | welcher Periquito heißt, iſt etwas größer, Seine Federn ſind, außer dem Kopf welcher ſchwarz iſt, und dem Ruͤcken, wo einige Federn roth ſind, von dunkelgruͤner Farbe. Beide lernen ſprechen, Unter andern ſeltnen Vögeln giebt es auch zwo Gattungen von Rebhuͤnern, deren eine Martinetta genannt wird, und von der gemeinen Art dadurch unterſchieden iſt, daß fie fo groß als eine Henne iſt, daß fie mit ſchoͤnen vielfaͤrbigen Federn ge⸗ ſchmuͤckt iſt, und auf dem Kopf einen ſchoͤnen Schupf Federn hat. Ihr Fleiſch iſt ſehr ſchmack⸗ haft, und ihre Eyer ſind gruͤn. Der gemeinen Rebhuͤner ift eine ſo große Menge, daß ein Mann mit einem Stecken, an welchem eine Schlinge be⸗ feſtiget fen, in drey oder vier Stunden zwanzig bis dreyzig fangen kann; denn ſie fliehen vor den Menſchen nicht. Der Abannil oder Maͤuerer, iſt ein Vogel von der größe eines Krammtsvogels und von der Farbe des Tobacks. Er wird ſo genannt, wegen der Art wie er aus Koth ſein Neſt an die Staͤmme der Baͤume bauet. Ehe er den Bau anfängt, knetet er Haarwerk und Stroh⸗ ſpitzen unter den Koth; darauf theilt er ihn in Kuͤgelchen, und bringt dieſe theils im Schnabel, und theils in den Klauen ſeinem Paͤrchen. Die⸗ ſer bauet erſtlich das Pflaſter in Form eines Zirkels, deſſen Diameter acht oder neun Unzen groß iſt, und belegt es mit kleinen Kiſeln. Wenn er damit fertig iſt, fo richtet er ringsum eine Mauer | | une „ e von | von 1 ber Höhe einer guten Spanne auf, und laͤßt eine kleine Thuͤre. Auf dieſe Mauer bauet er ein zweites Stockwerk fuͤr ſein Neſt, mit einer andern Oefnung. Endlich ſetzt er ſeine Mauer fort bis zu einer gewiſſen Höhe, wo er das Gebäude | mit einem ſchoͤnen Gewölbe zuſchließt. Es iſt ſo ſtark, daß es den Negengüſſen und heftigen Win⸗ den widerſtehet. In der nördlichen Gegend dieſer Provinz findet ſich eine Gattung Faſanen, 5 welche Chunna genannt wird, von der Groͤße einer Henne, und aſchenfaͤrbig. Ihr Fleiſch iſt fo koͤſtlich als jenes der gemeinen Faſanen. Er wird gar leicht zahm gemacht, und thut in den Haͤuſern die Dienfte einer Katze, weil er die Mäufe gerne frißt. Aber wenige Menſchen koͤnnen ihn lei⸗ den, theils wegen ſeines haͤßlichen Lauts, den er von ſich giebt, theils auch weil er alles verſteckt, was er mit dem Schnabel wegtragen kann. Neben den gemeinen Turteltauben giebt es hier eine Gattung, die etwas größer als ein Sperling iſt. Der Straußvogel iſt in dieſen Gegenden etwas gemeines. Bienen finden ſich uͤberall, beſon⸗ ders in den bſtlichen Gegenden „ wo man nue ihr Honig benutzt, welches in Wahrheit koͤſtlich | iſt. Die Heuſchrecken laſſen ſich hier auch manchesmal ſehen, und zwar in ſo großer Menge, daß ſie viele Meilen weit und breit das Land be⸗ decken, und alle Kraͤuter aufzehren. Sie ſind emen * Unzen lang; ao; hat man „%%% \ „r 9 7 ah g auch unter ihnen welche bemerkt, die ſo dicke als eine Sardelle, und ſieben bis acht Zoll lang waren. | | XIV. In der Provinz Cujo finden fich viele vierfüßige Thiere, die man in Chile nicht antrift, z. B. Tyger, wilde Schweine, Hirſche, Erd⸗Schildkrotten, Kirkinchi, Ottern, das Thier Iguana und andere. Die Tyger ſind ſo grau⸗ ſam, als die Afrikaniſchen, und ſo groß wie ein Eſel, welcher jedoch etwas höhere Beine hat. Das Fell iſt weiß, gelb und ſchwarz gefleckt. Die Landes Einwohner tödten fie mit einem fünf oder ſechs Schuh langen Spieß. Aber dieſes zu thun, dazu werden drey Maͤnner erfodert, deren zween auf der Wache ſtehen, indeß der drite das Tyger anhetzt. Das Thier rennt wuͤthend auf den Jager los, und ſtuͤrzt ſich in den Spieß, den ders ſelbe ihm vorhaͤlt. Alsdenn eilen die übrigen zween Jaͤger herzu, und vollenden das Werk. Die wilden Schweine und Hirſche ſind von den Europaͤiſchen nicht unterſchieden. Die Kirkinchi ſind eine Art Schweine, die den unſern in allem gleichen, außer daß ihr Ruͤcken und ſpitzer Schwanz mit harten in einander lauſenden Schuppen be⸗ deckt iſt. Die uͤbrigen Theile find mit braͤunlichen Borſten bekleidet. Es giebt ihrer vier Gattun⸗ gen, welche nur der Größe nach, oder durch mehr oder weniger dichte Borſten ſich von einander unter⸗ 5 ſcheiden, 2 8578 203 ſcheiden, und Muli, Pelofi, Pichi und Bole Zenannt werden. Die drey erſten fliehen in geras der Linie, weil fie ſich wegen der harten Rinde nicht beugen koͤnnen, vor dem Jaͤger, und wenn ſie ſich nicht anders helfen koͤnnen, graben ſie ein Loch in der Erde, und ſtecken ſich ſo feſt in daſſelbe, daß man ſie mit keiner Gewalt herausziehen kann. Aber dieſes bewuͤrket der Jaͤger dadurch, daß er dem Thiere einen dünnen Stecken in den Hintern ſteckt. Die Bole wickelt ſich wie ein Knauel in dicke Rinde zuſammen, aus welcher Lage ſie der Jaͤger mit gluͤenden Kohlen, die er auf ſie legt, ohne viele Muͤhe zu bringen weiß. Das Fleiſch von dieſer Art Schweinen iſt viel ſchmackhafter als das gemeine Schweinffeiſch⸗ und iſt mit finger⸗ hohem Speck beſetzt. Iguana iſt ein Thier, welches viele Aehnlichkeit mit dem Krokodill hat; aber nicht uͤber 3 Fuß lang iſt. Es iſt von außen ſchwaͤrzlich, hat runde Augen, und ein weißes zartes Fleiſch. Es faͤllt weder Menſchen noch Vieh an, und ernaͤhrt ſich von Kraͤutern, und gewiſſen wilden Früchten. Die Landleute finden das Fleiſch dieſes Thiers ese als das Gefluͤgel. XLV. In den noͤrdlichen Gegenden iſt dieſe Provinz mit Gold⸗ und Kupfergruben verſehen, welche aber wegen Traͤgheit der Einwohner nicht bearbeitet werden. Auch iſt hier ein * | an E et = 2 rt En ie 204 an Bley, Vitriol, Schwefel, Salz, Steinkoh⸗ len, Gips, Theer und Talchſtein in den Bergen verborgen. Vom Talchſtein findet man zwey Schuh lange Stuͤcke, die ſo hell und durchſichtig ſind, daß man ſie ſehr wohl zu Fenſterſcheiben brauchen kann. Die Berge bey der Stadt S. Jo⸗ hann beſtehen ganz aus weißen Marmorplatten, welche 5 bis 6 Fuß lang, und s bis 7 Unzen dick ſind, und von der Natur zugehauen zu ſeyn ſcheinen. Die Einwohner brennen dieſen Mar⸗ mor zu einem ſchoͤnen Kalch, oder belegen die Bruͤcken ihrer Kanaͤle damit. Zbwiſchen der Stadt Mendoza und der ſogenännten Punta ſtehet eine 150 Schuh hohe und 12 Schuh dicke ſteinerne Saͤule, welche von den Einwohnern des Landes Rieſe genannt wird. Auf derſelben finden ſich gewiſſe eingehauene Zeichen, welche Chineſi⸗ ſchen Buchſtaben gleichen. Ein anderer Stein mit Buchſtaben aͤhnlichen Zeichen, und mit Fuß ⸗ ſtapfen eines Menſchen und verſchiedener Thiere, findet ſich am Fluß Diamante. Die Spanier dieſer Provinz nennen ihn den Stein des h. Tho⸗ mas, weil die Indianer ihren Voraͤltern erzaͤhlt haben ſollen, auf dieſem Stein habe vor alters ein alter Greis ein neues Geſetz geprediget, und zum Zeichen feiner. Heiligkeit feine und der ihm zuhörenden Thiere Fußſtapfen hier eingedruckt. Diefer Prediger ſey der Apoſtel Thomas geweſen, a ERDE PR ee 3 BERN: 5 Ha 9 von von welchem eine Sage il, ö ae er dmg ac | ie Aüskgegangen fen. XIVI. Die National- Ei e wovon — wenige vorhanden ſind, heiſſen Guarpes, und ſind groß von Statur, mager, und von braͤunlicher Farbe, und reden eine von der Chili⸗ ſchen ganz unterſchiedene Sprache. Die Perua⸗ | ner bemeiſterten ſich dieſer Provinz faſt zur nem⸗ lichen Zeit, als ſie das noͤrdliche Chile eroberten. Auf dem Wege, welcher von Chile uͤber die An⸗ des i in dieſe Provinz fuͤhrt, ſiehet man noch einige ohne Kalch gemauerte Haͤuschen, welche ehedem den Peruaniſchen Couriern und reiſenden Officiren zur Herberge gedient haben ſollen. Der erſte Spanier, der in Cujo eindrang, war Franz Aguirre, welchen Peter Valdivia aus Chile da⸗ hin ſchickte; er zog ſich aber zuruͤck, ſo bald er von dem Tode des beſagten Eroberers Nachricht erhielt. Darauf zog 1 560 Peter Caſtillo auf Befehl des Guvernoͤrs Don Garzia Hurtado von Mendoza dahin, unterwarf die Guarpes der Spaniſchen Krone, und bauete die Staͤdte n und a Johann. IR . XI VII. Mendoza, die ee der hrs, Wa liegt auf einer Ebene am Fuße der Andes unter dem 1330 „ zu der Fühficpen Breit und dem 308 \ 308°, 31° der änge, und enthält 6000 Ein⸗ wohner. Neben der Pfarrey und dem ehemali⸗ gen Collegium der Jeſuiten ſind hier noch Kloͤſter der Franziskaner, Dominikaner, Auguſtiner und der Vaͤter der Erloſung. Die Stadt treibt einen großen Handel mit Wein und Obſtfruͤchten nach Buenos⸗Ayres, und nimt in ihrer Bluͤthe zu, wegen der beruͤhmten Silbergruben zu Uſpallata, woraus die Einwohner großen Vortheil ziehen. ui XLVIII. S. Juan, welches 45 Meilen von Mendoza, und nicht weit von den Andes unter 31°, 4“ der Breite und 308°, 317 der Laͤnge liegt, hat faſt eine gleiche Anzahl von Eins wohnern, gleiche Kirchen und gleiche Kloſter, als Mendoza hat. Dieſe Stadt fuͤhrt auch nach Buenos, Ayres einen beträchtlichen Handel mit Aquavit, Obſtfruͤchten und Vicogne⸗Haͤuten. Ihre Granataͤpfel werden wegen des ſuͤßen Geſchmackes, und wegen ihrer Groͤße auch nach Chile verſchickt. Sie wird von einem Cabildo, und von einem Statthalter des Corregidors von Mendoza regiert. XLIX. Die Stadt Punta, welche 1596 in dem dſtlichen Theil der Provinz Cujo geſtiſtet wurde, wird auch von dem Namen des damalis gen Chiliſchen Guvernoͤrs, Martin Lojola , S. Ludwig von Lojola genannt. Sie iſt uns Ma. | gefehr 207 | gefehr 4 1 Meilen von Mendoza unter dem 2% 47‘ der Breite, und 3119, 32’ der Laͤnge. Ob ſie gleich auf dem Wege des Handels zwiſchen Chile, Cujo und Buenos⸗Ayres liegt, ſo befin⸗ det ſie ſich doch i in elenden Umſtaͤnden, und ent⸗ haͤlt nicht uͤber 200 Seelen. Es iſt hier eine Pfarrey, eine Kirche der ehemaligen Jeſuiten, und ein Dominikaner⸗Kloſter. Die buͤrgerliche und militaͤriſche Regierung der Stadt und ihres weitläuftigen und wohl bevölkerten Gebieis wird von einem Statthalter des Corregidors von Men⸗ doza verwaltet. Neben den drey beſchriebenen Städten enthaͤlt die Provinz Cujo noch die Flecken Jachal, Valle⸗ fertil, Mogna, Corocorto, Leonſito, Ca⸗ lingaſta und Piſmanta, welche keine beſondere Beſchreibung verdienen. Die Patagonen, welche an Chile graͤnzen, und von deren Rieſengroͤße man fo viel Weſen in Europa gemacht hat, ſind, ſo viel ich weiß, wie alle uͤbrige Menſchen. Ich habe ihrer zwey von mittelmaͤßiger Größe geſehen, die nichts von Rie⸗ ſen ihrer Nation wußten. Sie ſcheinen mir von ſanfter Gemuͤthsverfaſſung zu ſeyn. Sie waren etwas mehr ofivenfärbig „ als die Arauker. Ihre Sprache war außerſt röchelnd, unregelmäßig, und 48 3, e 8 bo, mars“ 208 und von I Chiliſchen ganz ann Sie | waren auf Araukiſch gekleidet, ob fie gleich ſich in ihrem Lande nur mit Haͤuten kleiden. Die Poyas find einer ihrer Stämme; ſie leben unter kleinen unabhaͤngigen Fuͤrſten, und glauben ein phoͤchſtes Weſen und die Unſterblichkeit der Seele. Ihren Weibern iſt es erlaubt, viele Männer zu haben. Die Ceſaren, die in der Nachbarſchaft von Chile wohnen ſollen, und von welchen ſo viele Wunderdinge erzaͤhlt werden, exiſtiren nur in dem Gehirn derer, die ER en 55 ren und erzaͤhlen.