VÄVL'-i.'ii.:iüt),'. D- D m D m LT) D §: D s 1-^ CD m a D DEUTSCHE SÜDPOLAE-EXPEDITION 1901-1903 IM AUFTRAGE DES REICHSAMTES DES INNERN HERAUSGEGEBEN VON ERICH VON DRYGALSKI LEITER DER EXPEDITION XL BAND ZOOLOGIE IIL BAND HEFT I Dr. TH. MORTENSEN, DIE ECHINOIDEN. MIT TAFEL I— XIX. BERLIN DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER 1909. (AUSGEGEBEN IM MAI 1909.) DEUTSCHE SÜDPOLAR EXPEDITION 1901-1903 IM AUFTRAGE DES REICHSAMTES DES INNERN HERAUSGEGEBEN VON ERICH VON DRYGALSKI LEITER DER EXI'EDITION XL BAND ZOOLOGIE m. BAND BERLIN DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER 1910 V Inhalt des XL Bandes. Zoologie m. Band. -* vy Seite Vorwort von E. Vanhöffen V — VIII Heft 1. (Ausgegeben im Mai 190'J.) 1. Dr. Th. MoRTENSEN, Die Echinoiden. Mit Tafel I— XIX 1—114 Heft 2. (Ausgegeben im Juli 1909.) 2. F. Moser, Die Ctenophoren. Mit Tafel XX— XXII, 1 Beilage und 1 Abbildung im Text 115—192 3. A. Gruvel, Die Cirripedien. Mit Tafel XXIII— XXVI 193—230 4. R. Goldschmidt, Die Amphioxides -Formen. Mit Tafel XXVII und 1 Abbildung im Text 231—242 Heft 3. (Ausgegeben im September 1909.) 5. IvAR Broman, Untersuchungen über die Embryonal-Entwicklung der Pinnipedia. Mit Tafel XXVIII— XXXII und 1 Abbildung im Text 243—268 Heft 4. (Ausgegeben im Januar 1910.) 6. E. Vanhöffen, Die Hydroiden. Mit 49 Abbildungen im Text 269 — 340 7. Dr. Hans Laackmann, Die Tintinnodeen. Mit Tafel XXXIII— LI 341—496 Heft 5. (Ausgegeben im März 1910.) 8. Dr. G. Stkwardson Brady, Die marinen Copepoden : I. Über die Copepoden der Stämme Harpacticoida, Cyclopoida, Notodelphyoida und Caligoida. Mit Tafel LH— LXIII und 69 Abbildungen im Text 497—594 28855 Vorwort. Der dritte Band der zoologischen Ergebnisse der Deutschen Südpolar-Expedition, Bd. XI des Gresamtwerkes, enthält acht Arbeiten, die ausschließlich Meerestiere betreffen. Sie bringen eine wesentliche Bereicherung unserer faunistischen und zoogeographischen Kenntnisse, da in ihnen 290 von der Expedition gesammelte Arten behandelt werden, von denen 129 neu sind und 119 der Antarktis im engeren Sinne angehören. Mit den in den beiden ersten Bänden er- wähnten Arten zusammen ergibt sich jetzt also eine Ausbeute von 1008 Arten, unter denen sich 402 bisher nicht bekannte und 311 für die Antarktis charakteristische Formen befinden. Im einzelnen ergab die Untersuchung der Seeigel durch Dr. Th. Mortensen, dessen Forschungen über Pedicellarien und Spicula von einem so hervorragenden Fachmanne wie Döder- LEiN geradezu als bahnbrechend für die Systematik der Echiniden bezeichnet werden, interessante Aufschlüsse über die Abgrenzung der Arten und Gattungen wie über ihre geographische Ver- breitung, über Brutpflege und eigenartige Veränderung der Tiere mit Verlagerung wichtiger Organe durch Einfluß eines pflanzlichen Parasiten. Die Antarktis und Subantarktis wie die beide trennende Tiefsee sind als drei eigene Regionen zu betrachten, und als Verbreitungszentrum für die ant- arktischen Litoralformen müssen die südamerikanisch -antarktischen Küstengebiete angesehen werden. Die Verbreitung der Arten ist um so interessanter und führt zur Erkennung einstiger Landverbindungen, da die Verschleppung der Arten wegen weit ausgedehnter Brutpflege nur wenig in Betracht kommt. Während bei zehn antarktischen Arten Brutpflege, also Entwicklung ohne freischwimmende Larven konstatiert und bei sechs anderen wahrscheinlich gemacht ist, finden wir im Norden nur eine Art mit Brutpflege, die der Tiefsee des nördlichen Atlantischen Ozeans angehört. Bipolare Arten sind nicht vorhanden. Daß unsere Bemühungen, den Zusammenhang der Tierwelt der warmen Meere durch die temperierte Zone hindurch mit dem antarktischen Gebiet zu untersuchen, nicht nutzlos waren, beweisen die drei folgenden Arbeiten. Frau Dr. F. Hoppe -Moser beschreibt unter den C t e n o - p h o r e n nicht nur die erste Tiefseeform, sondern auch die ersten antarktischen Arten und gibt mit Ausnahme von zwei Fällen — Callianira antarctica Chun, von Chierchia auf dem ,,Vettor Pisani" in der Magellan-Straße, und Beröe Forskali Milne-Edwards, bei den Süd Shetland -Inseln von der französischen Südpolar-Expedition unter Charcot gefunden — auf Grund der Samm- lungen und Aufzeichnungen des ,, Gauss" auch die erste Auskunft über Vorkommen und Ver- breitung der Ctenophoren auf der ganzen südlichen Hemisphäre im Süden vom 20" südl. Breite. VI Vorwort. Ein Blick auf die beigegebene Karte zeigt, daß Warmwasserformen im Norden, abgesehen vom Mittelmeer, kaum über den 40. Breitengrad hinaufsteigen, obwohl im Atlantischen Ozean der Golfstrom ihnen anscheinend gute Gelegenheit dafür bietet, daß dagegen solche im Süden noch auf 65» südl. Breite in viel kälterem Wasser beobachtet wurden. Allerdings gab es nur Kaltwasser- ctenophoren bei der Gauss -Station, doch bot diese auch ungünstigere, extrem antarktische, Verhält- nisse als die Westantarktis; bei Warmwasserformen aus anderen Tiergruppen aber wurde auch dort weiteres Vordringen nach Süden wie nach Norden gefunden. Das Entwicklungszentrum der Cteno- phoren Hegt im warmen Gebiet, und die in nordischen und südlichen kalten Meeren wie in der Tiefsee vorkommenden Arten sind als Ausstrahlungen von dort zu betrachten. Die Arbeit über die Cirripedien von Professor A. Gruvel zeigt, daß auf dem Sockel des antarktischen Festlandes nur die mit sehr zahlreichen Arten über alle Meere verbreitete Gattung Scalpellum durch sechs Arten vertreten ist, von denen vier bei der Deutschen, zwei andere bei der Englischen Südpolar-Expedition entdeckt wurden. Ferner werden, abgesehen von Küstenformen des Kaps der guten Hoffnung und der Azoren, noch bei Hin- und Rückfahrt an pelagischer Schnecke (Janthina,) an Tang {Fucus, Sargassum und Macrocystis), an Bimstein, am Schiffe, an Hai und Wal festsitzende Arten erwähnt. Jene Arten, die sich am Schiff festsetzen, sind von besonderem Interesse, weil sie von einem Stromkreis in den andern übergeführt werden können und erkennen lassen, wie die weltweite Ausbreitung einiger Arten zustande kam. Immerhin sind auch solchen Arten Schranken gesetzt. So zeigte es sich, daß Baianus improvisus, den wir von Kiel bereits mitgebracht hatten, bei den Kapverden durch B. tintinnabulum var. zebra plötzlich ersetzt wurde, der sich auf der ersteren Art niederließ und wohl zum Absterben derselben beitrug, daß dann B. tintinnabulum wie Lepas Hilli, L. anatifera, Conchoderma auritum und C. virgatum, die Langhälse, im kalten Wasser der Antarktis zugrunde gingen und bei der Heimkehr erst im Indischen Ozean und am Kap neue Besiedlung des Schiffes mit Cirripedien eintrat. In Ponta Delgada gelang es noch, eine fünfte neue Art, Elminius crystallinus, zu finden. Unter den Larven verdienen große, mit reich verziertem Rückenschild und langen bedornten Stacheln ausgestattete Metanauplien besonders hervorgehoben zu werden, von denen drei neue Formen, je eine aus dem nördlichen und südhchen Atlantischen Ozean imd eine aus dem Indischen Ozean, entdeckt wurden. Dr. R. Goldschmidt berichtet über die A m p h i o x i d e s f o r m e n , neotänische pelagi- sche Larvenformen von Amphioxusarten, die oft weit vom Lande entfernt angetroffen werden und deren Beziehungen zu den erwachsenen, wahrscheinlich im Sande der Küsten lebenden Arten noch unklar bleiben. Eine Karte zeigt die Verbreitung dieser noch wenig bekannten Formen, welche, abgesehen von den Larven des bekannten Amphioxus lanceolatus, dem Warmwassergebiet aller drei Ozeane angehören. Vielleicht gelingt es, durch weitere Beachtung der Larven auch die noch unbe- kannten erwachsenen Formen zu entdecken. Obwohl das tiefe Meer bei der Gauss -Station und die starke Vereisung am Gauss -Berge für die Entwicklung der Hydroiden ungünstig war, ergaben dieselben doch zahlreiche interessante und neue Formen und gestatteten eine kritische Beurteilung der durch die übrigen Südpolar - Expeditionen bekannten Arten. Auch einige Beziehungen zwischen Polypen und Medusen konnten aufgedeckt und die Beschreibungen einzelner Arten durch Auffindung der dazu gehörigen Gono- Vorwort. VII theken ergänzt werden. Manche der am Kap und bei Kerguelen beobachteten Arten wiesen auf einen durch die Westwinddrift bewirkten Zusammenhang dieser Gebiete mit den Küsten an der Südspitze Amerikas hin. Erst nach dem Druck meiner Arbeit fand ich, daß eine ähnliche Form wie die aus der ant- ^ arktischen Tiefsee erwähnte Tuhularia striata von Lo Bianco ^) als Spongicola sp. aus den Tiefen /nJ^ os t,*" ^ zwei Exemplare seiner Spongicola zum Vergleich zuzuschicken. Dabei stellte es sich heraus, daÖ^jjl L I B R A R Y die antarktische Form und die des Mittelmeeres tatsächlich derselben Gattung angehören. DieV^ Hülsen der letzteren sind zarter, regelmäßiger gebaut und weniger dunkel gefärbt, so daß bei Auf- \/'^}^~~^f^^^ hellung in Nelkenöl auch etwas vom Tiere zu erkennen war. Die Untersuchung ergab, daß das Tier sicher nicht zu Tuhularia gehört. Wie Herr Dr. Lo Bianco mir mitteilte, hat er die Zugehörig- keit zu Spongicola aus der Übereinstimmung mit einer kleineren, unter Corallinen frei lebenden Form erschlossen, welche StrobiUsation zeigte. Ich konnte nach der Aufhellung tatsächlich gute Übereinstimmung der Gewebe mit denen echter Spongicola fistularis erkennen. Kräftige Längs- muskelstreifen, fast kugeUge Nesselkapseln, undeuthche Tentakel und schollenartiges Epithel waren sichtbar. Als Nahrung der Tiere wurden Copepoden erkannt. Die vermeintliche antarktische Tubularide muß also einstweilen den Namen Scyphistoma striatum tragen. Die Auffindung von Scyphistomen der Tiefsee ist von hohem Interesse, da wir nun, worauf auch Lo Bianco bereits hinwies, ähnliche Formen als Ammen der Tiefseemedusen Periphylla und Atolla erwarten können. Spongicola fistularis gab wegen ihrer Symbiose mit Schwämmen keinen rechten Anhalt dafür. Ob die größere und verzweigte Tuhularia rugosa d'Orb., die sich von einer Hydrorhiza, nicht von einer Fußscheibe erhebt, hierher gehört, bleibt zweifelhaft. Die Arbeit über die T i n t i n n e n von Dr. H. Laackmann gibt Auskunft über eine große Zahl antarktischer Arten, von denen vorher noch nichts bekannt war, und liefert neue Beiträge zur Kenntnis der auf der Eeise erbeuteten Warmwasserformen. Sie zeigt recht deutlich, welche hervorragende Rolle diese kleinen, durch zierUche Gehäuse geschützten Infusorien im Meeres- plankton spielen. Gut fixierte Präparate geben wertvolle Aufschlüsse über den anatomischen Bau und die Knospung der Tiere. Endlich wurden interessante Beziehungen zwischen arktischen und antarktischen, nördhchen und südlichen Arten gefunden. Die vertikale Verbreitung betreffend schickte mir Dr. Laackmann folgende Berichtigung zu: ,,Auf S. 416 und 417 habe ich in Form einer Tabelle eine Zusammenstellung über das Auftreten der antarktischen Tintinnen nach den Zählungen der quantitativen Vertikalfänge gegeben. Die Tiefenangaben von 50, 100, 100—275 m (statt 100—27) usw. geben die Höhe der durchfischten Wassersäule an. Die Betrachtung der nicht direkt vergleichbaren Gesarat- werte der in den Vertikalfängen vorhandenen Tintinnen hatte mich zu der Annahme geführt, daß die Zahl der Individuen mit steigender Tiefe zunehme (S. 418). Als ich aber auf den Rat meines verehrten Lehrers, Herrn Professor Lohmann nachträglich die Zahl der Tintinnen für eine gleiche Wassersäule von 1 m Länge berechnete, ergab sich eine wesentlich andere Ver- teilung. Es zeigte sich, daß die Tintinnen in einiger Tiefe unter der Oberfläche am dichtesten 1) Mitteilungen der Zoologisthen Station in Neapel Bd. XVI. Lo Biaxco, Le peche abissali eseguite de F. A. Krupp cül Yacht „Puritan" nelle adiacenze di Capri ed in altro localitä del Mediterraneo. S. 269 VIII Vorwort. auftraten, weiter aber nach der Tiefe zu schnell abnahmen, ferner daß die Lage der maximalen Dichte sich mit der Jahreszeit änderte. Im Sommer, Dezember bis Februar, lag sie am höchsten, zwischen 0 und 50 m, im März bis Mai sank sie dann zwischen 50 bis 100 m und im Winter und Frühling, Juni bis November, zwischen 100—200 m Tiefe herab." Nicht minder mühsam, aber noch lohnender war die Untersuchung der Harpactiden, Cyclo- piden, Notodelfhiden und Caligiden, welche Dr. ü. S. Brady als ersten Teil der marinen Copepoden bearbeitet hat. Ein ungeahnter Reichtum antarktischer und subantarktischer Formen wurde entdeckt, da durch frühere und gleichzeitige Expeditionen nur wenige Arten dieser meist sehr kleinen und daher vernachlässigten Copepoden bekannt geworden waren. Auch auf nördliche und südliche Parallelformen konnte hingewiesen werden. Die geographische Verbreitung dieser Arten wird voraussichtlich von Dr. R. Norris Wolfenden im zweiten Teile der marinen Copepoden bei Bearbeitung der übrigen Stämme behandelt werden. So ergab auch dieser Band wieder eine reichere Ausbeute und verlangte mühevollere Arbeit, als nach der ersten Übersicht zu erwarten war. Es möge mir daher gestattet sein, den Herren Mitarbeitern auch hier für die auf die Darstellung verwandte Sorgfalt und Ausdauer meinen ver- bindlichsten Dank auszusprechen. Berhn, im Januar 1910. E. Vanliöffen. DIE ECHINOIDEN DER DEUTSCHEN SÜDPOLAR-EXPEDITION 1901-1903 VON Dr. TH. MOßTENSEN (KOPENHAGEN) MIT TAFEL I— XIX. Deutsche SUdpolar-Expedilioii. XI. Zoologie III. UJ L I e R A f Das von der Deutschen Südpolar-Expedition erbeutete Material von Ecliiniden ist nicht besonders groß, hat sich aber in erfreuUcher Weise als besonders interessant gezeigt, und zwar sowohl in systematischer, als biologischer und zoogeographischer Hinsicht. Es sind im ganzen 17 Arten repräsentiert, die sich folgendermaßen verteilen: Vom antarktischen Küstengebiete 5 Arten: Von Kerguelen 1 Art: Rhynchocidaris triplopora n. g., n. sp. Äbdtus cordatus (Verrill). Notocidaris gaussensis n. g., n. sp. Sterechinus antarcticus Koehler. Sterechinus Neumayeri (Meissner). Plexechinus Nordenskjöldi Mrtsn. Von der antarktischen Tiefsee 6 Arten: Aporocidaris antarctica n. sp. Notocidaris hastata n. sp. Urechinus naresianus A. Ag. Urechinus WyvillU (A. Ag.) Urechinus Drygcdskii Mrtsn. EcMnosigra finale (Wyv. Thomson). Von diesen 17 Arten sind nicht weniger als 7 und eine Varietät neu.^) Die interessanteste der neuen Arten ist unbedingt die Rhynchocidaris triplopora, die auch eine neue Gattung repräsentiert. In morphologischer Hinsicht ist sie besonders dadurch ausgezeichnet, daß die Poren zum Teil deutlich dreifach sind, ein bisher unbekanntes Verhältnis. Ferner hat sie eine eigentümUche Brutpflege, indem die Jungen am Mundfelde, von den Stacheln des Mundrandes geschützt, getragen werden. Dazu kommt aber noch, daß sie in den Radiolen einen sehr sonderbaren pflanzlichen Parasiten, wahrscheinlich den Phycomyceten am nächsten verwandt, beherbergt, der bei dem Wirtstiere eigen- tümhche Veränderungen bis zur Bildung neuer Ausfuhrgänge der Geschlechtsdrüsen und zur Ver- legung der GenitalöfEnungen zum Mundrande (beim Weibchen) hervorruft. Eine neue Gattung, Notocidaris, mußte für die andere Cidariden-Art aus dem antarktischen Küstengebiete, N. gaussensis, aufgestellt werden, wozu auch die eine Tiefsee-Cidaride, N. hastata, sowie die von Prof. Koehler beschriebene „Goniocidaris'' Mortenseni hinzuzurechnen sind; bei Von der südafrikanischen Küste 2 Arten: Protocentrotus angulosus (Leske). Protocentrotus annulatus n. sp. Von Ascension 1 Art: Diadema ascensionis n. sp. Von den Kap Verden 2 Arten: Eucidaris trihuloides, var. africana n. var. Sphaerechinus granularis (Lmk.). 1) Urechinus Dnjgalskü vnnde bereits in einer vorläufigen Notiz beschrieben: Th. Mortensen, Sonie new Species of Echinoidea. Viel. Medd. Naturh. Foren. Kjöbenhavn 1905 p. 241. 1* 4 Deutsche Südpolar-Expeditiön. N. gaussensis wurde ähnliclie Brutpflege gefunden wie bei Rhynchocidaris. Die andere neue Tiefsee- Cidaride, AjMrocidaris antarctica, zeigt auch eine ähnliche Brutpflege wie RhyncJiocidaris ; dieselbe Art von Brutpflege wurde ja auch schon längst von Wyv. Thomson für die bei Kerguelen vorkom- mende Cidaride Eurocidaris nutrix beschrieben. Auch füi diese Art mußte eine neue Gattung auf- gestellt werden. Die neue Protocentrotus-Ait, Pr. annvlatus, ist insofern nicht neu entdeckt, als sie früher mit Pr. angulosus identifiziert gewesen ist und anzweifelhaft in verschiedenen Sammlungen unter diesem Namen vorUegt. Morphologische Eigentümhchkeiten von besonderem Interesse bietet weder diese Art noch die Diadema ascensionis dar. Letztere Art, sowie auch die Eucidaris trihuloides, var. africana, haben dagegen bedeutendes tiergeographisches Interesse. — Interessant ist es, daß in den wenigen Tiefsee-Zügen nicht weniger als 3 U rech inus- Alten erbeutet wurden. Leider ist das Material nur leidlich konserviert, trotzdem daß man sich offenbar ganz besondere Mühe mit der Konservierung gegeben hat. Um die Konservierungs-Flüssigkeit auch auf die inneren Organe einwirken zu lassen, hat man sorgfältig an allen Exemplaren, die nur irgendwie groß genug waren, die Schale mit 2 großen Löchern versehen, d. h. meistens zerschmettert, da die antark- tischen Echiniden meist sehr dünnschalig sind. Es ist nur dadurch außerordentlich schwierig geworden, gute Schalenpräparate zu machen, und es ist mir ein beständiges Ärgernis gewesen, das wertvolle Material so zerstört zu sehen. Es kann natürlich richtig sein, wo es sich um große Exem- plare von dickschaligen Arten handelt, ein Paar kleine Löcher in die Schale zu bohren, um der Konservierungs-Flüssigkeit Eintritt zum Inneren zu verschaffen; aber wenn kleinere und zumal dünnschalige Exemplare vorliegen, dringt die Flüssigkeit (wohl besonders durch die vielen Poren der Saugfüßchen) vollständig genügend ins Innere hinein, um die Organe für die allgemeine anato- mische Untersuchung zu erhalten. Gut wird es dann immerhin sein, wenn man ein Paar Exemplare sehr sorgfältig behufs histologischer Untersuchung konserviert (was hier gar nicht der Fall war). Die große Masse des Materials sollte man aber immerhin unverletzt für die morphologisch-anato- mische Untersuchung bewahren, und dazu ist es ein Hauptbedürfnis, daß man die Schalen freilegen kann ohne sie zu zerbrechen. — Mögen diese Bemerkungen dazu beitragen, daß bei künftiger Ge- legenheit solches Material nicht aus lauter Sorgfalt zerstört werde. In zoogeographischer Hinsicht ist es besonders bemerkenswert, daß die vom antarktischen Küsten- gebiete herrührenden Arten sämthch von den von Kerguelen bekannten Echiniden verschieden sind. Es wäre doch sehr wohl denkbar, daß Stereehinus Neumayer i auch bei Kerguelen vorkäme; die Art ist recht weit verbreitet im antarktischen Gebiete — in Übereinstimmung damit, daß sie pelagische Larven hat, wie es aus den Plankton-Untersuchungen der Expedition hervorgeht. Die Verbreitung der meisten antarktischen Küstenformen unter den Echiniden ist dagegen sehr be- schränkt, was dadurch erklärbar wird, daß diese Arten, weil sie zum größten Teil Brutpflege haben, nicht die Tiefsee-Regionen, welche die verschiedenen Küstengebiete trennen, haben überschreiten können. Es läßt sich aus der Existenz solcher einander nahestehender aber distinkter Arten in den verschiedenen antarktischen Küstengebieten mit ziemlich großer Sicherheit schheßen, daß eine Landverbindung hier nicht in jüngerer Zeit bestanden haben kann. Es ist sehr zu bedauern, daß an dem von der Expedition untersuchten antarktischen Küsten- gebiete keine Äbatus-¥oTmQn vorkamen. Es wäre von sehr großem Interesse gewesen, solche mit der MoRTExsEN, Echinoideii. k Ahatus cordatus von Kerguelen zu vergleichen und ihre spezifische Identität zu prüfen. Daß Ahatus auch im antarktischen Küstengebiete vorkommt, ist von der Southern Cross-Expedition und von der Englischen National Antarctic Expedition gezeigt. Ich muß hier meinen besten Dank aussprechen, daß es mir erlaubt wurde, die von der Expedition nicht erbeuteten Arten: Eurocidaris nutrix, Cidaris nuda und Slerechimis diadema auch bei dieser Gelegenheit genauer zu besprechen, welche ich aus dem Berliner Museum erhielt. Ich bitte, den Herren Professor Brauer und Professor Vanhöffen meinen besten Dank für freundliches Ent- gegenkommen hier abstatten zu dürfen. — Zu ganz besonderem Dank bin ich Herrn Professor E. van Beneden verpflichtet, der mir die Original-Exemplare von den Belgica-Echiniden [Gonio- cidaris Mortenseni, Porocidaris incerta und Sterechinus antarcticus) geschickt und mir dadurch die Feststellung der vorliegenden Cidariden- und Sterechinus-Arten ermöglichte. Farn. Ciclaridae. Rliyndiocidaris n. g. Das Abactinalfeld nicht besonders groß, 50 — 60 % des horizontalen Durchmessers der Schale. Zahl der Interambulacralplatten 8 (7 — 9), der Ambulacralplatten 27 — 30. Ambulacralfeld schmal, etwa Vs so breit wie die Interambulacralfelder. Sowohl Ambulacral- als Interambulacral- felder dicht mit kleinen Tuberkeln besetzt, die keine nackte Räume übrig lassen. Die primären ambulacralen Tuberkeln, sowie die die Areolen umgebenden sind nicht größer als die übrigen. Die Porenpaare sind schräg gestellt, nicht gejocht, die Scheidewände schmal, nicht erhöht; die innere Pore ist mehr oder weniger vollständig zweigeteilt. Die Radiolcn sind ziemlich kurz, kaum 1'^/2'Dial so lang als der Durchmesser der Schale, dicht bedornt und von einem dichten haarigen Filz überkleidet. Die sekundären Stacheln sind zylindrisch, keulenförmig verdickt gegen die Spitze. Die großen, globiferen Pedicellarien enden in einer ganz kleinen Pore, ohne Endzahn; die kleinen globiferen Pedicellarien von gewöhnlicher Gestalt, ohne Endzahu. Tridentate Pedicellarien offenbar fehlend. Brutpflege kommt vor. — Bisher nur vom antarktischen Meere bekannt. Diese Gattung, die in mehreren Beziehungen von großem Interesse ist, besonders durch die Gestaltimg der Poren und der großen globiferen Pedicellarien, scheint den Gattungen Aporocidaris und Notocidaris (siehe unten) am nächsten zu stehen, mit der sie in Charakteren wie Form der sekundären Stacheln, der schmalen Scheidewand zwischen den schräg stehenden Poren über- einstimmt. Der Unterschied in der Form und im Bau der Radiolen ist auch nicht groß, besonders A. incerta (Koehler) nähert sich in dieser Beziehung der Rhynchocidaris. Die sonderbare Form der großen globiferen Pedicellarien läßt sich wohl von solchen wie die der Notocidaris ableiten, indem die lange, schmale subterminale Öffnung geschlossen wurde und nur eben die Spitze offen blieb. (Homolog mit dieser Öffnung ist unzweifelhaft die kleine Öffnung an der Spitze von jenen Pedicellarien, die einen großen Endzahn haben, z. B. bei Cidaris papillata.) Vielleicht werden noch andere Charaktere von generischem Wert sein, und andererseits werden vielleicht einige der oben in der Diagnose angeführten nur spezifischen Wert haben — solange nur eine Art bekannt ist, läßt sich das kaum sicher entscheiden. iC 6 Deutsche Siidpolar-Expedition. 1. Rhj'iichocidaris triplopora n. sp. Taf. III, Fig. 4, 6; Taf. IV, Fig. 1—4; Taf. V, Fig. 1, a^8; Taf. X, Fig. 2—3, 10: Tai XI, Fig. 1-2, 4—7, 9, 11; Taf. XII; Taf. XIII, Fig. 4—5, 9—10, 12—16, 18—20; Tai XIV, Fig. 5, 8, 14, 20; Taf. XV, Fig. 3, 5—6, 9, 11; Taf. XVI, Fig. 11—1.3. Die Schale ist ziemlicli niedrig, die Seiten schön gerundet, Ober- und Unterseite fast flach. Der Mundrand ist wenig oder gar nicht eingebogen. (Taf. V, Fig. 1, 3 — 8.) Breite des Breite des Zahl der Zahl der Diameter Höhe Apical- Mundfeld Ambulacral- Interambu- Ambulacral- Interambu- Längste sj-stem feldes lacralfeldcs platten lacralplatten Radiolen 22 mm 12 mm 12 mm 9,5 mm 2,5 mm 11 mm 30—33 8-9 27 mm 20 „ 10 „ 10 „ 8,5 „ 2 „ 9,5 „ 29—30 8—9 28 „ 17 „ 9,5 „ 9,5 „ 7,5 ,. 1,8 „ 8,2 „ 26—27 7—8 29 „ 10 „ 5 „ 6 „ 5.8 „ 1,4 „ 4,5 „ 16—17 5-6 15 „ Die Ambulacralf eider sind schmal, etwa 21 — 22 % der Interambulacralf eider (bei jüngeren Exemplaren etwas mehr bis 31 % beim oben angeführten Exemplar, indem die Interambulacral- felder hier verhältnismäßig schmäler sind). Die Zahl der Ambulacralplatten ist gering, bei erwach- senen Exemplaren kaum mehr als 30. Auf die Höhe der mittleren Interambulacralplatten kommen, bei erwachsenen Exemplaren, nur 5- — 6 Ambulacralplatten. Die Felder sind fast ganz gerade. Die Porenpaare sind klein, sehr schräg gestellt, und zeigen ein sehr eigentümliches Verhältnis. Die innere Pore, die etwas größer ist als die äußere, hat — auf der Abactinalseite — jederseits eine vom Rande hervorspringende kleine Protuberanz, die ins Lumen hineinragt und so eine Teilung der Pore andeutet. Nach unten werden die Protuberanzen allmählich größer, und zuletzt — auf der Actinalseite — stoßen sie in der Mitte zusammen, so daß die Pore gänzlich in zwei geteilt wird (Taf. X, Fig. 2- — 3, 10). Auf der Actinalseite finden wir somit hier je 3 Poren anstatt 2 in jeder Ambulacralplatte, für jedes Saugfüßchen. Auch auf der Abactinalseite kann das übrigens schon der Fall sein; meistens verwachsen die Vorsprünge aber erst auf der Actinalseite, und zwar ist das schon an ganz jungen Exemplaren deutlich. — Es sei ausdrücklich bemerkt, daß ich diese dreifachen Poren bei allen bloßgelegten oder nur daraufhin untersuchten Exemplaren gefunden, so daß es absolut nicht als individuelle Abnormität angesehen werden kann. — Der Bau der Saugfüßchen scheint von diesem Verhältnisse nicht beeinflußt zu werden, wenigstens habe ich an Querschnitten nichts Außergewöhnliches beobachtet. Von der Innenseite der Schale aus gesehen erscheint die innere Pore ungeteilt, so daß die Scheidewand nur äußerlich ist. (Über die morphologische Bedeutung der dritten Pore sei nur kurz bemerkt, daß sie unzweifelhaft dem kleinen Ausschnitt in der inneren Pore bei anderen Cidariden, worin der Tentakelnerv hegt [Prouho. Rech, sur leDorocid. papillata PL XIV 2], entspricht. ) Die Brücke zwischen der oberen und unteren (paarigen) Pore ist sehr schmal und nicht erhöht, ohne Tuberkel oder Furche. Bei ganz jungen Exemplaren sind die Poren auf der Abactinalseite zum Teil noch nicht getrennt, so daß hier nur eine längliche Pore vorhanden ist. ■ — Nicht selten kommen Unregelmäßigkeiten in den Ambulacren vor, indem einzelne Platten keine Poren tragen. — Das Porenfeld ist sehr schmal ; der äußere porentragende Teil der Platten ist in der oberen Hälfte etwas erhöht, in der unteren, mit den Poren, deutlich versenkt. Die Tuberkeln der Ambulacralplatten sind zahlreich (Taf. X, Fig. 3, 10). Innerhalb des wenig hervortretenden primären Tuberkels, der dicht oberhalb der inneren Pore steht, finden sich an jeder Platte 2 — 4, meistens 3 kleinere Tuberkeln, so daß die ganze interporifere Zone dicht mit MoRTENSEN, Echinoiden. 7 Tuberkeln besetzt ist, und dort keine nackte Mittellinie erscheint; auch sind die Grenzen zwischen den Platten recht undeutlich (könnenaber durch Alkohol-Glyzerin- Behandlung deutlicher gemacht werden). Bei jüngeren Exemplaren sind natürlich diese Tuberkeln weniger zahlreich; so kommt bei dem oben angeführten Exemplar von 10 mm nur ein ganz vereinzelter Tuberkel innerhalb der primären Reihe hier und da zum Vorschein. Die Interambulacralplatten, die verhältnismäßig zahlreich sind — 8 bis 9 bei erwachsenen Indi- viduen — , sind dicht mit kleinen, gleich großen Tuberkeln besetzt. Die Mittellinie ist deutlich, etwas vertieft, ebenso der innere Teil der horizontalen Suturen; es bleibt aber kein nacktes Mittel- feld bestehen, indem die Tuberkeln dicht bis zur Mittellinie hinein gehen. Die die Areolen um- gebenden Tuberkeln sind nicht größer als die übrigen, und der Rand der Areolen ist nicht erhöht. Eine lineare Ordnung der Tuberkeln ist nicht, oder sehr undeutlich zu spüren. Die Areolen sind ziemlich klein, wenig tief; die 3 — 4 oberen sind deutlich von einer Tuberkeln tragenden Brücke getrennt, die der actinalen Seite fließen zusammen. Bei den jüngsten Exemplaren sind die Areolen alle getrennt. Es lassen sich keine Spuren von Crenulierung an den Primärtuberkeln wahrnehmen (Taf. V, Fig. 1, 3-8). Das Apicalsystem ist nicht sehr groß, erreicht wenig mehr als die Hälfte des Schalendurch- messers; bei jungen Exemplaren ist es verhältnismäßig größer, etwa 60% des Durchmessers. Es zeigt je nach dem Geschlecht einen recht verschiedenen Charakter. Beim Weibchen (Taf. V, Fig. 1,3) sind die Genitalöffnungen sehr groß und meistens nur deren innere Hälfte von der Genitalplatte umgrenzt, während die äußere Hälfte von den oberen Interambulacralplatten umgrenzt wird; selten liegen sie ganz innerhalb der Genitalplatten. Beim Männchen (Taf. V, Fig. 6) sind die Poren ganz klein und liegen vom Rande der Genitalplatten ziemlich entfernt. Die Genitalplatten sind mit zahl- reichen kleinen Tuberkeln besetzt, von derselben einförmigen Größe wie die secundären Tuberkeln der Interambulacralplatten. Sie stehen in der Mitte der Platten am dichtesten, gegen den Rand mehr zerstreut, und es kann ein ziemlich breiter Rand innen sowie die äußere Spitze ganz nackt sein. Die Genitalplatten stoßen nach innen breit zusammen, so daß die Ocularplatten vom Anal- felde weit getrennt bleiben. Die Form der Platten ist recht variabel, wie aus den Figuren ersichtlich. Ob sich in der Form der Genitalplatten ein Geschlechtsunterschied finden läßt, kann ich nicht be- stimmt sagen; es scheint mir jedoch nicht der Fall zu sein. —Die Ocularplatten sind wie die Genital- platten dicht mit Tuberkeln besetzt. Die Ocularpore liegt an der Spitze einer, bei den größeren Exemplaren, ziemlich großen höckerartigen Erhöhung. Der Terminalfühler kann bisweilen ganz deutlich sein, obwohl immer klein, und es findet sich daran etwas dunkelrotes Pigment, so daß sich hier wahrscheinlich ein rudimentäres Sehorgan vorfindet, und die Ocularplatten somit in diesem Falle ihren Namen mit Recht tragen. — Die Analplättchen sind von gewöhnlicher Form und Größe, flach und dünn, mit kleinen Tuberkeln besetzt. Es ist ein Kreis von größeren Platten, die sich an die Genitalplatten anschließen, und einige ganz kleine, die die Analöffnung umgeben; es können aber auch zwei äußere Kreise von etwas größeren Analplättchen vorhanden sein, und dann ist der Übergang zu den kleinen circumanalen Plättchen ganz allmählich. Das Mundfeld ist etwas kleiner als das Apicalfeld, etwa 42—45% des Schalendurchmessers; bei jüngeren Exemplaren ist es etwas größer als der Schalendurchmesser, bis 60%. Auch das Mundfeld zeigt je nach dem Geschlecht einen sehr verschiedenen Charakter. Beim Männchen 8 Deutsche Südpolar-Expedition. (Taf. V, Fig. 4) ist es flach wie gewöhnlich bei den Cidariden. Die Ambulacralplatten liegen gegen den Mund zu dicht zusammen, gegen außen mehr offen; die Poren stehen dementsprechend nach innen sehr dicht, nach außen weit voneinander. Nur die inneren Platten tragen je eine Reihe von Tuberkeln am inneren Rande. Die interambulacralen Plättchen sind wenig zahlreich und unregel- mäßig, ohne Tuberkeln, oder höchstens die inneren mit einigen wenigen Tuberkeln versehen. Die inneren drei bis vier Ambulacralplatten stoßen mit denen des angrenzenden Ambulacrums zu- sammen, so daß die interambulacralen Mundplatten zum Munde nicht hineinreichen. Beim Weibchen (Taf. V, Fig. 5) ist das Mundfeld gegen den Rand stark eingesenkt, der eigen- tümlichen Brutpflege entsprechend, indem die Jungen hier erzogen werden. Die eingesenkte Partie ist fast nackt, und die wenigen Platten weit voneinander entfernt; die innere Partie unmittelbar um den Mund ist wie beim Männchen dicht mit tuberkeltragenden Platten bedeckt. Die Radiolen (Taf. IV Fig. 1 — 4, Taf. XIII Fig. 14) sind mäßig lang, meistens nur wenig länger als der Schalendurchmesser. Sie sind ziemlich dünn, etwas zugespitzt, bis zur Spitze dicht mit kleinen Dornen besetzt, die in mehreren (etwa 6 — 7), meistens fast regelmäßigen Längsreihen stehen; nur der kurze, etwa 1 mm lange Hals ist glatt, ohne Dornen. Zwischen den Dornen sind sie von einem dichten Filz von feinen ,, Härchen" bedeckt, deren Spitzen schräg nach oben gerichtet sind (Taf. XII Fig. 8). Auch diese ,, Härchen" sind in dichten Längsreihen geordnet, was doch durch die zahl- reichen Anastomosen in deren unterem Teil mehr oder weniger undeutlich wird ; die ziemlich langen, feinen Spitzen bleiben immer frei und unverzweigt. Nur an ganz frischen Radiolen sieht man diese ,, Härchen" deutlich; die älteren Radiolen sind fast immer so von allerlei fremden Organismen überwachsen, daß man nur an Querschnitten die ,, Härchen" auffinden kann. Die innere Structur der Radiolen ist wie gewöhnlich; die äußere Lage (Ostracum) ist dünn, wird aber durch die anasto- mosierenden Härchen scheinbar viel dicker und grob durchlöchert (Taf. XII Fig. 9, Taf. XIII Fig. 10). Die Radiolen sind ziemlich zerbrechlich. An der Actinalseite sind die Radiolen bedeutend kürzer. Es bilden sich zwei seitliche Reihen von Dornen stärker aus, während die übrigen allmählich verschwinden, nur gegen die Spitze noch von einigen zerstreuten Dornen repräsentiert. Der Haarfilz ist hier nicht vorhanden. Die Spitze ist ein wenig oralwärts gekrümmt. Gegen den Mund zu werden die Radiolen allmählich kürzer imd etwas mehr verbreitert; die Zacken im Rande verschwinden größtenteils, die anderen Dornen gänzlich (Taf. XIII Fig. 4—5, 9, 12—13, 15—16, 19). Die sekundären Stacheln sind keulenförmig, an der Spitze deutlich verdickt, rund (Taf. XIII Fig. 18); sie sind kurz, kaum 2 mm erreichend, fast alle gleich lang, nur in der Medianlinie der Felder kommen einige wenig kürzere Stacheln vor, auch am Apical- und Analfelde sind sie ein wenig kürzer. Die die Radiolen umgebenden Stacheln sind nicht länger als die übrigen; die am Mundrande stehenden sind dagegen ein wenig länger, etwa 2,5 — 3 mm, und weniger keulenförmig ; die am Peristom sind wiederum kürzer und etwas flachgedrückt an der Spitze. — Die secundären Stacheln stehen im ganzen sehr dicht, aufgerichtet, und bilden somit ein dichtes, ebenes Kleid, das dieser Art ein recht charakteristisches Aussehen verleiht. (Vergl. Taf. IV Fig. 1 — 4.) Sie sind dicht und fein bedornt; die bekleidende Haut ist nicht besonders dick; ,, Ampullen" kommen nicht vor. Die Saugfüßchen enthalten zahlreiche Spikein von der bei den Cidariden gewöhnlichen Form, dornige Bogen (Taf. XVI Fig. 11 a. b), und so gelagert, daß eine Linie ganz frei bleibt, wie ich es MoRTENSEN, Echinoiden. von Cidaris papiUata beschrieb (Ingolf-Ech. I S. 33 PI. VIII 1). An der Spitze der Füßchen werden die Spikein stärker bedornt und vereinigen sich hier oft zu einem mehr oder weniger breiten Ring (Taf. XVI Fig. 12). — In den inneren Organen kommen Spikein nur wenig zahlreich vor; Darmwand und Axialorgan entbehren sie gänzlich, nur in den Mesenterien und in den Ausführ- gängen der Genitalorgane kommen vereinzelte Spikein von der gewöhnlichen unregelmäßigen Form vor. Die Pedicellarien sind meistens recht zahlreich. Nur globifere Pedicellarien scheinen vorzu- kommen, wenigstens habe ich bei keinem der vorliegenden Exemplare tridentate Pedicellarien auffinden können. Die großen globiferen Pedicellarien sind sehr eigentümlich (Taf. XIV Fig. 14, 20, Taf. XV Fig. 5); eine innere, subterminale Öffnung fehlt gänzlich, nur an der Spitze der Klappen bleibt eine kleine Öffnung, die wahrscheinlich mit der Öffnung an der Außenseite des großen End- zahns bei Cidaris papiUata z. B. homolog ist. Bisweilen kann noch eine kleinere Öffnung gerade unter der Spitze vorhanden .sein(Taf.XVFig.6). Die terminale Öffnung ist nicht von kleinen Zähnen umgeben, die Ränder sind glatt, und es hat das Aussehen, als ob die Spitze abgebrochen wäre, was entschieden nicht der Fall ist. Die Ränder der Klappen sind fein, mehr oder weniger unregelmäßig, gezähnelt; sie können sich fast bis zur terminalen Öffnung fortsetzen oder ziemlich weit unterhalb enden; im letzteren Falle wird der äußere Teil ganz schnabelförmig. Die Figur 14, Taf. XIV zeigt einen mittleren Fall. Wo die Ränder ganz bis zur Öffnung reichen, ist das schnabelförmige Aussehen natürlich weniger augenfällig. Der Drüsenraum ist groß und gewölbt; die Seitenflügel der Klappen ziemlich schrnal. Der Stiel ist ohne Kragen von frei hervorragenden Kalkleisten. — Die kleinen globiferen Pedicellarien haben eine subterminale Öffnung von gewöhnlicher Form und von Zähnen umgeben, ohne Endzahn. Die Klappen sind länglich, ziemlich schmal (Taf. XIV Fig. 5, 8). Von der inneren Anatomie ist zu beachten, daß die SxEWART'schen Organe sehr klein sind (was doch vielleicht zum Teil von der Konservierung herrühren kann). Die Genitaldrüsen sind beim Weibchen sehr klein, nur wenige Eier enthaltend, die aber sehr groß sind, etwa 1 mm im Durchmesser. Die männlichen Genitaldrüsen sind etwas größer, von dergewöhnlichenForm. — DieAurikeln(Taf. XI Fig. 1) divergieren vom Grunde an; kleine ambulacrale aurikelartige Vorsprünge sind vorhanden. Die Farbe der in Allcohol konservierten Tiere ist weiß. Die Art scheint, nach dem vorliegenden, nicht unbedeutenden Material zu beurteilen, überhaupt nur eine geringe Größe zu erreichen, bis etwa 25 mm. Geschlechtsreif wird sie bei einer Größe von etwa 13 — 15 mm Durchmesser. Die jungen Exemplare haben ein etwas abweichendes Aussehen, was besonders auf dem Ent- wicklungszustand der Radiolen beruht. Bei ganz jungen Exemplaren sind sowohl die actinalen als die abactinalen Radiolennur unvollständig ausgebildet, d. h. sie haben ihre definitive Länge erreicht, aber die Außenlage ist noch nicht gebildet. Die ersten Radiolen, die fertig gebildet werden, sind die am Ambitus. Der ,, Haarfilz" kommt bei den jungen Exemplaren gar nicht zur Ausbildung, und auch bei den älteren Exemplaren bleiben die 4—5 actinalen Radiolen immer glatt; erst an der 5 — 6ten Radiole kommt der „Filz" zum Vorschein. — Bei einer Größe von etwa 10 mm Schalendurch- messer sind die Radiolen meistens fertig gebildet, obwohl die actinalen Radiolen noch etwas schlanker und an den Rändern stärker gezackt sind; mit der Ausbildung der breiteren Ränder verschwinden dann allmählich die Zacken. An der Abactinalseite findet man noch bei viel größeren Exemplaren Radiolen, die in Entwicklung begriffen sind; durch ihr glattes Aussehen sind sie leicht kenntlich. Deutache Sudpolar-Expedition. XI. Zoolog-ie III. 2 10 Deutsche Südpolar-Expedition. Die Art warde nur an der Winterstation an der Küste des antarktischen Festlandes erbeutet, in 350—385 m Tiefe. Durch eine eigentümliche Art von Brutpflege bietet diese Art noch ein weiteres Interesse dar. Die Jungen werden an der Mundhaut getragen, wo sie in der ringförmigen Vertiefung des Peristoms liegen, von den überdeckenden actinalen Radiolen und sekundären Stacheln geschützt. Sie liegen ganz dicht beisammen, so dicht, daß sie in jüngeren Stadien ganz unregelmäßig, polygonal werden. Ich habe an einem Exemplar deren 35 gezählt, alle ziemlich genau auf demselben Entwicklungs- stadium. Es müssen die Eier wohl mittelst der Stacheln darunter gebracht werden, denn es ist sicher, daß sie schon als Eier, sofort nach der Ablegung, dahin gebracht werden. Das jüngste beobachtete Stadium ist so jung, mit den Primärtentakeln eben angelegt, daß es ganz ausgeschlossen ist, daß es selbst dahin hätte wandern können, — und anzunehmen, daß die Embryonen in den allerersten Stadien etwa am Apicalfelde aufbewahrt werden sollten, liegt nicht der geringste Grund vor (dies sei mit Rücksicht auf Agassiz' Behauptung (Panamic Deep Sea Echini S. 4) bemerkt, daß bei „Goniocidaris^^ canaliculata die Jungen bald am Apicalfelde, bald am Peristom getragen werden können, wobei übrigens auf die unter Eurocidaris nutrix gegebenen Bemerkungen hin- gewiesen werden muß). Da im vorliegenden Material nur wenige Exemplare mit Jungen vorhanden sind, hat die Ent- wicklung nicht vollständig studiert werden können; es hat sich jedoch etwas von Interesse ergeben. Im jüngsten Stadium (Taf. XI Fig. 2) sind an der actinalen Seite fünf kleine Platten eben angelegt, die entweder die 5 primären Interambulacralplatten oder die fünf ersten Buccalplatten repräsen- tieren müssen; daß letztere somit unpaarig (d. h. die eine Platte früher als die andere) entstehen würden, wäre nicht sehr unwahrscheinlich, da es sich ja ganz allgemein zeigt, daß die Poren und Saugfüßchen der zwei Buccalplatten jedes Paares nicht gleichzeitig zur Entwicklung kommen. Ich würde jedoch eher glauben, daß sie die primären Interambulacralplatten repräsentieren, be- sonders da im folgenden Stadium keine Spur von einer ungleichzeitigen Entwicklung der Buccal- platten zu sehen ist. Außerhalb dieser Plättchen liegt eine größere Platte oberhalb jedes Primär- saugfüßchens; sie werden unbedingt die Ocularplatten repräsentieren müssen. Andere Platten habe ich nicht ganz sicher unterscheiden können, doch scheint es, daß auch die Genitalplatten angelegt sind, zwischen und etwas oberhalb der Ocularplatten. Die unregelmäßige Form des Embryos in diesem Stadium, sowie die ziemlich starke Pigmentierung maclit die Sicherstellung dieser Fragen sehr schwierig. Die Primärfüßchen sind noch sehr klein und nach unten gerichtet. Stacheln sind noch nicht angelegt, nur sieht man hier und da eine kleine runde, durchlöcherte Scheibe, gewiß Basalplatten von Stacheln. Im nächsten vorgefundenen Stadium (Taf. XI, Fig. 4, 6) ist die Entwicklung bedeutend weiter vorgeschritten, obgleich die Größe fast dieselbe ist. An der Actinalseite sieht man die großen, paarigen Buccalplatten, jede mit einem Loch für das Saugfüßchen. An vier der Plattenpaaren sieht man außerdem einen kleinen Höcker; am fünften Paare ist dieser Höcker oder Tuberkel noch nicht zum Vorschein gekommen. Innerhalb jedes Paares der Buccalplatten sieht man ein kleines Körperchen, die Zahnanlage, und an dessen Seiten noch ein Paar kleiner Plättchen, Anlage der Zahnpyramiden. (An zwei der Zähne sind diese noch nicht angelegt). An einem anderen Exemplare sind noch ein Paar ganz kleiner Kalkkörper außerhalb der Pyramidenanlagen erschienen, die wohl kaum etwas MoRTENSEN, EcMnoideti. j j anderes als die Anlagen der Epiphysen sein können (vergl. Loven, Echinologica PI. III. Fio-. 22); die Rotula ist noch nicht angelegt. Die Primärfüßchen sind ziemlich groß, mit einem fast ringförmigen Spikel in der Endscheibe. Dicht am Peristomrande ist außerdem ein Paar sehr kleiner Saugfüßchen in jedem Radius erschienen und weiter außen noch ein Paar, so daß im ganzen drei Paar Füßchen vorhanden sind. In den Interambulacren sind einige Radiolen schon angelegt. An der Mitte der Actinalseite sieht man einen deutlichen Pentagon, von dessen Ecken ein Fortsatz nach den Füßchen hinausgeht; dies ist unzweifelhaft das Wassergefäßsystem. Das Apicalfeld ist von 5 großen, ungefähr dreieckigen Platten bedeckt, die die Genitalplatten repräsentieren (Taf. XI, Fig. 4). In der Mitte liegt eine einzelne, kleine Platte, die Analplatte; an einem anderen Exemplar sind noch zwei Platten eben angelegt. Weder Mund noch Analöffnung ist noch ausgebildet. Die Jungen liegen in diesem Stadium noch im Marsupium des Muttertieres geschützt. Durchmesser des Körpers 1,5 mm, die längsten Stacheln kaum noch 0,5 mm. Das folgende Stadium ist von einem freilebenden Exemplar von 2,2 mm Schalendurchmesser repräsentiert (Taf. XI Fig. 7, 9). Das Mundfeld ist hier noch immer von den Buccalplatten allein bedeckt, die je mit 2 — 3 Tuberkeln versehen sind; die Buccalplatten schließen sich dicht an die Ambulacral- und Interambulacralplatten an, nur am Innenrand der einen primären Interambulacral- platte ist ein kleiner nackter Raum; es ist beachtenswert, daß diese Platte zum Interradius 5 gehört, wie es aus den Größenverhältnissen der inneren Ambulacralplatten hervorgeht. Es scheint somit, daß die Auflösung der an das Peristom grenzenden Coronalplatten von diesem Interradius ausgeht. Das Apicalsystem hat jetzt schon im wesentlichen seinen definitiven Charakter erreicht, doch ist das Analfeld nur noch mit einem einzelnen Kreis kleiner Platten bedeckt. Es ist- nur eine Pore im Madreporiten gebildet. Die Radiolen (Taf. XIII, Fig. 20, Taf. XVI Fig. 13) dieses jungen Exemplars haben ein recht eigentümliches Aussehen, von denen der erwachsenen Exemplare bedeutend abweichend; sie sind stark dornig, ohne ,, Haarfilz", dünn und etwa 4 mm lang (diegrößten). Querschliffe zeigen, daß sie noch nicht fertig ausgebildet sind, indem die Außenlage noch nicht vorhanden ist. Die Dornen an diesen Stacheln sind somit nicht mit denen der ausgebildeten Radiolen identisch; sie sind nur Auswüchse von den Radien des Stachels, die später im Innern Kalkgewebe aufgehen und von der Außenlage überdeckt werden. Vom regulären Maschenwerk, das bei den erwachsenen Stacheln die mittlere unregelmäßige Partie umgibt, ist hier nur eben der Anfang erschienen (Taf. XVI, Fig. 13). (Bei größeren Exemplaren zeigen die jungen Radiolen nicht einen solchen Dornenbesatz, solange die Außenlage noch nicht gebildet ist.) Die Pedicellarien sind nur wenig von denen der erwachsenen Exemplare verschieden (Taf. XV Fig. 9); die Öffnung ist ver- hältnismäßig größer, der Drüsenraum etwas kleiner. Nur die kleinen globiferen Pedicellarien sind schon zur Entwicklung gekommen. Die nächstfolgenden Stadien sind im vorliegenden Material nicht repräsentiert, bis etwa 10 mm Diameter. Die Entwicklung vom oben beschriebenen Stadium an wird ja aber gewiß nichts Besonderes darbieten. Es sei bemerkt, daß man aus dem Vorhandensein von einer einzelnen Analplatte im zweiten beschriebenen Stadium keine wichtigeren Schlüsse ziehen darf, zum Teil wegen der Kleinheit dieser Platte, zum Teil weil im entsprechenden Stadium von Austrocidaris canaliculata mehrere kleine Analplatten gleiclizeitig erscheinen (Agassiz, Panamic Deep Sea Echini. S. 4 Fig. 15). 22 Deutsche Südpolar-Expedition. Die Art bietet noch in einer anderen Beziehung ein ganz besonderes Interesse dar. — Es war mir lange auffallend, daß mehrere der Exemplare von verschiedener Größe, ganz klein bis etwa 15 mm, sich durch ein stellenweise recht kräftiges braunes Pigment an der Schale, den Saugfüßchen und besonders an den Pedicellarien auszeichneten; ferner, daß die Pedicellarien dieser Exemplare von einer dicken Haut umgeben (Taf. XV, Fig. 3) und deren Klappen meistens auch ein wenig anders gestaltet waren, mit breiteren Seitenflügeln und kleinerem Drüsenraum (Taf. XV Fig. 11). (Große globifere Pedicellarien wurden an solchen Exemplaren nicht gefunden.) Es war deutlich, daß sie, trotz dieser Eigentümlichkeiten, mit den übrigen Exemplaren spezifisch identisch seien, ganz davon abgesehen, daß sie unter einander in demselben Fange vorkommen, was ja auch mit ver- schiedenen Arten der Fall sein könnte. Bei genauerer Untersuchung zeigte es sich nun, daß alle diese aberranten Exemplare einen sonderbaren Parasiten in ihren Radiolen beherbergen, dessen Ein- wirkung auf das Wirtstier die genannten Eigentümlichkeiten, sowie andere, noch sonderbarere, die unten besprochen werden, hervorzurufen scheint, vielleicht als eine Reaktion gegen den Parasiten, obgleich es nicht einzusehen ist, daß das Tier sich dadurch gegen den Parasiten wehren oder sich von ihm befreien könnte. Die Radiolen dieser Exemplare bieten ein merkwürdiges Aussehen dar. An der Stelle der Dornen stehen — oder richtiger durch die auf irgendeine Weise abgebrochenen Dornen ragen hervor — Gruppen von meistens 3 — 6, doch auch mehr oder weniger, meist gelbliche, zugespitzte Röhren von etwa 0,1 — 0,2 mm Länge (Taf. XII, Fig. 11). Die Röhren zeigen im Innern ein deutliches Lumen, das nach außen allmählich sich zu einem ganz feinen Kanälchen einengt. Eine Pore ist an der Spitze der unverletzten Röhren vorhanden. Die W^and der Röhren ist im äußeren Teil sehr dick, nach innen allmählich ganz dünn (Taf. XII, Fig. 10). An Quer- und Längsschliffen der Radiolen sieht man, daß diese eigentümlichen Gebilde die Außenlage durchsetzen und somit vom Innern der Radiolen entspringen. Löst man die Kalk- substanz der Radiolen mit Salzsäure, so sieht man, daß die Röhren an ihrem inneren Ende durch ein mehr oder weniger stark entwickeltes Maschenwerk, von derselben Substanz wie die Röhren selbst, verbunden sind (Taf. XII, Fig. 10). Besonders gegen die Spitze der Radiolen sind die Röhren durch ein stark entwickeltes Maschenwerk verbunden, während weiter unten die Gruppen von einander mehr unabhängig sind. Einige Exemplare der Rhynchocidaris, etwas größer als die oben besprochenen, etwa 18 — 20 mm, zeigen an den Radiolen nur noch ganz schwache Spuren der Röhren; nur hier und dort sieht man ein kleines Rohr durch einen Dorn hervorragen. Die Pigmentbildung an solchen Exemplaren ist fast verschwunden und ebenso die dicke Haut um die Pedicellarien. Löst man die Kalksubstanz solcher Stacheln, so sieht man, daß die Röhren zwar fast gänzlich verschwunden sind, aber das Maschen- werk an ihrer Basis hat sich stark entwickelt (Taf. XII, Fig. 14). Dieses Maschenwerk erfüllt die Hohlräume in der Kalksubstanz des Stachels, so daß nach Auflösung der Kalksubstanz ein zusammen- hängendes, fast regelmäßiges Maschenwerk zurückbleibt (Taf. XII, Fig. 5). Meistens dringt das Maschenwerk nicht tief ins Innere des Stachels hinein; an einem solchen entkalkten Stachel kann man dann leicht das ganze Maschenwerk wie ein äußeres Häutchen abtragen, während das übrige Gewebe, das im Innern des Stachels die Zwischenräume in der Kalksubstanz ausgefüllt hat, als ein weicher, gallertartiger Stab zurückbleibt. Stellenweise kann das Maschenwerk den Stachel MoRTENSEN, Echiiioiden. ]3 ganz durchdringen, so daß nach Auflösung des Kalkes eine flache, runde Scheibe zum Vorschein kommt, einem Querschnitt des Stachels ganz entsprechend (Taf. XII, Fig. 2). Im Innern des beschriebenen Maschenwerkes und auch in den Röliren, findet man fast immer eine protoplasmatische Masse mit recht zahkeichen, ziemUch großen Zellen, die nicht selten den Anschein haben, als wären sie im Begriffe, durch die Öffnung an der Spitze der Röhren nach außen zu dringen. Im älteren Stadium, wo die nach außen vorspringenden Röhren wesentlich ver- schwunden sind, findet man am Maschenwerke meistens zahlreiche, kleine Anschwellungen, die aus einer feinkörnigen Masse bestehen; sie sind nicht von einer Membran überkleidet und sitzen, teilweise außerhalb, an den Röhren des Maschenwerkes. Sie können einzeln oder zu 2 — 3 oder noch mehr zusammensitzen, so daß kleine traubenförmige Haufen entstehen (Taf. XII, Fig. 1, 3, 12, 13). Es ist einleuchtend, daß es sich hier um einen Schmarotzer handelt; viel schwieriger ist es aber zu entscheiden, um was für einen Organismus. Eine genauere Analyse der Befunde wird notwendig sein, um die Frage beantworten zu können. Es fallen zuerst die sonderbaren Röhren auf. Ahnliches ist in der normalen Structur der Cidariden- oder überhaupt der Echiniden- Stacheln nicht bekannt. Es liegt daher nahe zu vermuten, daß sie einen integrierenden Teil des Parasiten ausmachen, und die Vermutung liegt dann auf der Hand, daß der Parasit irgendeine Pflanze sei, von der das besprochene Maschenwerk und die damit in Zusammenhang stehenden Röhren einen wesentlichen Teil repräsentieren. Es wird dann von Wichtigkeit sein zu entscheiden, von welchem Stoffe die Röhrenwände, sowie die Wände des Maschen- werkes im Innern der Radiolen bestehen. Am nächsten liegt es zu versuchen, ob sie aus Cellulose bestehen. Sie lassen sich nicht durch Chlorzinkjod färben; da dieser negative Befund jedoch nicht entscheidend ist, indem andere Stoffe die Cellulosereaktion mehr oder weniger verhindern können, habe ich einen Stachel, in dem die Röhren stark ausgebildet waren, in Glycerin bis auf 300" in der von V. WissELiNGH ^) angegebenen Weise erhitzen lassen; es bleibt in dieser Weise die Cellulose ganz rein zurück und läßt sich dann leicht mit Chlorzinkjod blau färben. Als Resultat dieses Ver- suches ergab sich, daß die Röhren vollständig verschwanden, und es muß somit als bewiesen gelten, daß die Rohrwände nicht aus Cellulose bestehen. — Durch Behandlung mit kochendem Kalihydrat werden die Röhren ebenso vollständig aufgelöst — Beweis, daß sie nicht aus Chitin bestehen. (Chitin ist in den Wänden der Pilze recht häufig vorhanden, wie aus dem citierten Werke von v. AVissELiNGH hervorgeht.) Man konnte dann annehmen, daß sie aus Pektin-Stoffen bestehen, und tatsächlich zeigen sie Reaktionen, wie sie für Pektinstoffe angegeben werden: färben sich durch schwach angesäuertes Methylenblau und besonders durch Fuchsin und Eosin. Aber sie färben sich nicht durch Rutheniumrot, das ja als besonders charakteristische Reaktion für Pektin angegeben wird. Es scheint somit auch nicht Pektinstoff zu sein, und die Frage erhebt sich dann, ob die Röhren denn überhaupt pflanzlicher Natur sind, und besonders ob sie nicht dem Stachel selbst angehören. Um dies zu entscheiden müssen die normalen Radiolen daraufhin genauer untersucht werden. Es wäre ja möglich, daß eine solche Membran normal die Maschenräume der Cidariden- Stacheln auskleide. Daß bisher nichts solches bei den histologischen Untersuchungen gefunden wurde, ist ja an sich kein Beweis für dessen Nichtexistenz. Eine darauf gerichtete Untersuchung hat nun das 1) C. van Wisselingh: Mikrochemische Untersuchungen über die Zellwände derFungi. Pringsheims Jahrbücher f. wiss. Botanik. 31, 1898. 14 Deutsche Südpolar-Expedition. Resultat ergeben, daß solche Röhren sich tatsächlich bei einer Reihe von Cidariden normal vor- finden, z. B. ziemlich stark entwickelt bei Cidaris papillata, Notocidaris gaussensis, weniger stark bei Aporocidaris, Eucidaris tribidoides, sowie auch bei solchen Exemplaren von Rhynchocidaris, die keine Spuren des Parasiten zeigen. Bei Calocidaris micans scheinen sie nicht vorzukommen. Be- sonders in den flügelartigen Verbreitungen der actinalen Primärstacheln von Notocidaris gaussensis war es sehr schön und deuthch zu sehen, wie diese Röhren eine Wandauskleidung bilden in den Verlängerungen durch die Außenlage, die von dem das Innere des Stachels erfüllenden Weich- körper hervorgehen. Diese Verlängerungen (die zuerst als solche von Bell erkannt wurden' ) sind an der Spitze geschlossen, d. h. an den fertig gebildeten Stacheln; beim noch nicht fertig gebildeten Stachel ist die Außenlage von zahlreichen kleinen Poren durchsetzt, wodurch offenbar der innere Weichkörper innerhalb der Maschen in der Kalksubstanz mit dem äußeren Häutchen in Verbindung steht. Wenn die Außenlage fertig gebildet ist, sind die Poren geschlossen, und die Verbindung zwischen innerem Weichkörper und äußerem Häutchen wird somit abgebrochen, und letzteres stirbt ab, wonach allerlei fremde Organismen sich am Stachel ansiedeln. (Vergl. z. B. Prouho, Dorocidaris papillata S. 50.) Es ergibt sich somit das Resultat, daß die Röhren und das Maschenwerk im Innern des Stachels eine normale, den Stacheln angehörige Struktur sind, welche bei mehreren Cidariden, obwohl gewiß nicht allen, vorkommt. Bei den Exemplaren von Rhynchocidaris mit dem Parasiten ist diese Struktur aber stark hypertrophiert und somit besonders auffallend geworden; abnorm ist es auch, daß sie zeitlebens an der Spitze offen bleiben. Zum Organismus des Parasiten gehören sie aber sicher nicht. Wie oben beschrieben, sind die vom Parasiten angegriffenen Stacheln sehr reichlich mit größeren runden Zellen versehen. Sie hegen sowohl im inneren Gewebe als im äußeren von der Membran umgebenen Teil, und auch innerhalb der Röhren, fast bis zu deren Spitze, sieht man sie oft; es hat hier, wie gesagt, nicht selten den Anschein, als wollen sie sich durch die Öffnung an der Spitze der Röhren nach außen hindurchdrängen. Es wäre wohl denkbar, daß diese Zellen zum Parasiten gehören — dafür würde sprechen, daß sie immer in so großer Menge in den angegriffenen Stacheln auftreten. Schon in den ganz jungen Stacheln der infizierten Exemplare, wo die Außenlage noch nicht gebildet ist, kommen sie in sehr großer Menge vor; es ist höchst auffallend, ein Präparat eines solchen entkalkten jungen Stachels mit dem eines entsprechenden Stachels von einem nicht infizierten Exemplar zu vergleichen, in dem nur sehr wenige solche Zellen zu beobachten sind. Es kommen aber immerhin einzelne solche Zellen in den nicht angegriffenen Stacheln vor; da ferner diese Zellen mit den Wanderzellen (Prouho' s „globules müriformes") wohl übereinstimmen, wird es kaum einem Zweifel unterliegen können, daß es wirklich Wanderzellen sind. Ihr massenhaftes Auftreten in den angegriffenen Stacheln ist dann auch wohl verständHch; sie treten eben als Reaktion gegen den Parasiten auf. Auch ihr Austreten durch die Röhren wird dann gar nicht unwahrscheinlich sein. Zum Organismus des Parasiten gehören sie sicher nicht. Von den oben geschilderten Strukturen bleibt dann eine übrig, die mit dem Organismus des Parasiten wirklich etwas zu tun hat, nämlich die am Maschenwerk vorkommenden traubenförmigen ') F. Jeffr. Bell: Notes oii the structural characters of the spines of Echiiioidea (Cidarida). Joiirn. R. luicrosc. Soc. 2 Ser. IV 1884, S. 849. MoRTENSEN, Echinoideii. J5 Anscliwellungen. Daß diese wirklich einen integrierenden Teil des Parasiten bilden, kann nicht bezweifelt werden. Sie kommen nur in den Stacheln der inficierten Exemplare vor, und in den Stacheln anderer Cidariden habe ich sie nicht gefunden. (Daß eine solche Structur in den Stacheln der Cidariden bisher unbekannt war, wäre an sich kein ganz sicherer Beweis, daß sie nicht eine normale Structur der Stacheln repräsentieren könnten; sie könnten ja auch, wie die Röhrenmembranen, übersehen sein.) — Es finden sich aber auch andere Structuren, die entschieden zum Organismus des Parasiten gehören müssen. An einem Längsschlift'e eines angegriffenen Stachels (durch die langen hervorragenden Röhren kenntlich) habe ich im Innern, unter der Außenlage, eine große plasmodiale Masse gefunden, die die Kalksubstanz offenbar aufgelöst hat — jedenfalls ist das Kalkgerüst da, wo das Plasmodium liegt, aufgelöst. Nach Behandlung mit Methylenblau hat sich diese plasmodiale Masse recht intensiv gefärbt, und man sieht deutlich, wie sie am Rande Läppchen aussendet, die offenbar im Begriffe sind, weiter ins Innere des Stachels zu dringen (Taf. XII, Fig. 15). Im Plasmodium liegen unregel- mäßig zerstreut recht zahlreiche, dunkler gefärbte Körner, die Zellkerne zu sein scheinen. Ein solches Stadium wurde nur einmal gefunden. Dagegen habe ich in mehreren Schliff- Präparaten (und auch in dem mit dem Plasmodium) eine andere Structur gefunden, die entsclüeden auch zum Organism.us des Parasiten gehört. Es sind dies unregelmäßige Fäden oder besser Stränge, von ähnlicher Substanz wie das Plasmodium (auch stark gefärbt durch Methylenblau) (Taf. XII, Fig. 4). Diese Stränge verlaufen unregelmäßig im Inneren des Stachels, offenbar die Kalksubstanz auflösend ; es ist nämHch an mehreren Stellen deutHch, daß sie nicht den natürlichen Hohlräumen im Kalkgewebe folgen. Stellenweise ist es ferner deutlich, daß die Stränge von einer Membran umgeben sind, die allen Anschein hat, vom Parasiten selbst gebildet zu sein (Taf. XII, Fig. 7). Der Inhalt dieser Stränge ist mehr körnig, stellenweise an den oben beschriebenen traubenförmigen Haufen am Maschenwerke erinnernd. Der Parasit scheint nur in den Radiolen vorzukommen; in der Schale, den sekundären Stacheln oder den inneren Organen habe ich keine Spuren davon gefunden. Nach den beschriebenen Befunden kann es kaum zweifelhaft sein, daß der Parasit ein pflanz- licher Organismus ist. Die traubenförmigen Haufen werden wohl als Zoosporen- Bildner gedeutet werden müssen. Es ist auffallend, daß die einzelnen Teile dieser Haufen von verschiedener Größe sind und sich recht ungleich färben, die größeren bedeutend stärker als die kleineren; in letzteren sieht man oft kleine Hchtbrechende Körner, dagegen habe ich Kerne darin nicht mit Sicherheit beobachten können. Es läßt sich wohl vermuten, daß diese Haufen sich zu Zoosporen um- bilden werden. Weitere Stadien, die mit Sicherheit hierzu gerechnet werden können, habe ich jedoch nicht gefunden. Zwar finde ich in den angegriffenen Stacheln oft kleine, längHche Haufen von kleinen runden oder unregelmäßigen, sich stark färbenden Körnern, die wohl an Zoosporen er- innern könnten; auch in den Röhren, weit hinaus gegen die Spitze, können sie vorkommen. Da sie jedoch auch in Stacheln von Exemplaren, die sonst keine Spuren des Parasiten aufweisen, vor- kommen, und zwar dort bisweilen in großer Menge, können sie gewiß nichts mit dem Parasiten zu tun haben. Was sie eigentlich sind, muß ich dahingestellt sein lassen; vielleicht könnte man an Pigment- körner denken — die Stacheln sind aber sonst ganz weiß, so daß eine solche Vermutung wenig Wahrscheinhchkeit hat. In den Stacheln anderer Cidariden habe ich sie nicht mit Sicherheit beobachtet. IQ Deutsche Südpolar-Expedition. Meines Wissens, ist kein ähnlicher Fall von Parasitismus bisher unter den Echinodermen bekannt geworden. Die von Duncan beschriebene Achlya penetrans ^), die in Madreporen-Korallen, sowohl litoralen als abyssalen, von mehr als 1000 Faden Tiefe, parasitisch lebt, die Kalksubstanz auf- lösend, kann kaum als ein naher Verwandter gelten, da sie kein plasmodiales Stadium zu haben scheint. Dasselbe wird wohl von der in fossilen Korallen aufgefundenen Palaeachlya pcrforans ^) gelten, obgleich z. B. die Fig. 5, PI. XVI in Duncans Abhandlung stark an das in Tai XII, Fig. 4 abgebildete Stadium der Parasiten der Rhynchocidaris erinnert. Noch ferner stehen wohl die von Lacaze-Duthiers ^) in der Niere von Molgula gefundenen parasitischen Organismen (Nephromyces molgulorum Giard). Am nächsten verwandt scheint ein Pilz, der in der Florideen-Gattung Cysto- clonium von H. 0. Juel gefunden und unter dem Namen Pyrrhosorus beschrieben wurde *). Auch hier stellt der Organismus in einem Stadium ein Plasmodium dar, während sich in einem folgenden Stadium eine Membran bildet. Bezüglich der systematischen Stellung des hier beschriebenen Parasiten von Rhynchocidaris ist es kaum möglich nach den vorliegenden Befunden zu einem sicheren Resultat zu kommen. Besonders würde es von Wichtigkeit sein, die Sporenbildung eingehend zu verfolgen — dafür wäre aber lebendiges Material notwendig, wozu ja überhaupt wenig Aussicht ist. Es wäre ja aber mög- lich, daß man bei irgendeiner anderen, an einer leichter zugänglichen Lokalität lebenden Cidaride einen verwandten Organismus auffinden und so die Lebensgeschichte dieser merkwürdigen Pflanze eingehend studieren könnte. Vorläufig muß man sich damit begnügen zu konstatieren, daß wir es hier mit irgendeinem Pilze zu tun haben, der sowohl zu den Myxomyceten als zu den Phycomy- ceten Beziehungen zeigt, und sich vielleicht als eine Zwischenform zwischen diesen erweisen wird. (Auch die Stellung von Pyrrhosorus ist unsicher, obgleich dessen Lebensgeschichte viel besser bekannt ist.) Ich möchte für den Parasiten den ^ameTi Echinophyces mirahilis^) vorschlagen. — Es sei mir gestattet, an dieser Stelle den Herren Dr. L. Kolderup-Rosenvinge und Mag. sc. Henning Eiler Petersen für freundliche Hilfe und Ratschläge in diesem mir recht unbekannten Gebiete meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Als Einwirkungen des Schmarotzers auf das Wirtstier wurde schon oben hervorgehoben: die stärkere Pigmentierung und dickere Haut, besonders um die Pedicellarien, sowie auch die etwas umgebildete Gestalt der Klappen. Ferner ist zu bemerken, daß in den vom Schmarotzer inficierten Tieren die actinalen Saugfüßchen etwas größer sind und daß diese eine stärker ausgebildete Saug- scheibe als normal besitzen. Da bekanntlich Parasiten oft auf die Genitalorgane einwirken, war es natürlich, die angegriffenen Exemplare in dieser Beziehung genauer zu untersuchen, soweit es sich, ohne zu viel Material zu zerstören, tun ließ. Bei normalen Exemplaren ohne den Parasiten sind die Genitalöffnungen bei ') P. M. Duncan: On some Thallophytes parasitic within recent Madreporaria. Proc. R. Soc. London, XXV 1877, S. 238, 257, PI. V— VII. ^) P.M. Duncan: On some unicellular algae parasitic within Silurian and Tertiary Corals, with a notice of their presence in Calceola sandalina and other Fossils. Quart. Joum. Geol. Soc. XXXII 1876, S. 20&— 210, PI. XVI. ^) Lacaze-Duthiers. Les Ascidies simples des cötes de France. Arch. Zool. exp6r. 1874, III, S. 309, PI. XI. *) H 0. Juel. Pyrrhosorus, eine neue marine Pilzgattung. Bih. K. Sv. Vet Akad. Handl. 26, 1901, Afd. III, Nr. 14. ') Die vorläufig unvollständige Diagnose muß so lauten: Thallus plasmodioides; propagatio verisimiliter per zoosporas. Myxomycetibus affinis. MoRTEXSEN, Echinoiden. 17 einer Größe von etwa 14 mm vorhanden; vom Parasiten angegriffene Exemplare von dieser Größe und etwas mehr haben die Genitalplatten noch undurchbohrt. Beim Eröffnen eines solchen Exem- plares zeigte sich nun ein überaus merkwürdiges Verhältnis. Die Genitaldrüsen waren wohl ent- wickelt und von gewöhnlicher Größe, große Eier enthaltend. Der gewöhnliche Ausfuhrgang war vorhanden, aber ohne Ausmündung; dagegen hatte sich vom adoralenEnde der Genitaldrüsen ein neuer, starker Ausführgang gebildet, der nach dem Munde zu gerichtet und dicht außerhalb der Aurikeln nach außen mündete (Taf. XI, Fig. 5, 11). Die Aurikeln waren bedeutend kleiner als an normalen Exemplaren. Bei genauerem Nachsehen fand sich dann auch hier dicht am Mund- rande in jedem Interambulacrum eine deutliche Pore (Taf. III, Fig. 4). Eswerdensomit ganz neue Ausfuhrgänge von den Genitaldrüsen gebildet und die Genitalöffnungen zum Mundrande verlegt — ein unter den Echiniden bisher gänzlich unbekanntes Verhältnis. Es scheint geradezu abenteuerlich, daß der Schmarotzer eine solche Einwirkung haben solle, um so mehr als er nur in den Stacheln vorzukommen scheint. Es kann natürlich nicht als bewiesen gelten, daß der Schmarotzer die sonderbare Veränderung bewirkt, es läßt sich nur konstatieren, daß es sich so mit den wenigen vorliegenden geschlechtsreifen, weib- lichen, den Schmarotzer beherbergenden Exemplaren verhält. Es liegt aber die Deutung, daß es die Wirkung des Parasiten sei, auf der Hand; einen anderen Grund für die merkwürdige Ver- änderung kann ich mir gar nicht denken. Übrigens ist diese Reaktion des Wirttieres kaum so unverständHch wie die anderen, oben geschilderten. Die Jungen werden ja am Mundfelde getragen, und die Eier werden somit durch die Verlegung der Geschlechtsöffnungen direkt an der Stelle ent- leert, wo sie gepflegt werden sollen — es scheint also hierin geradezu ein vernünftiger Plan zu sein. Bemerkenswert ist es, daß beim Männchen die Geschlechtsöffnungcn auch bei den vom Para- siten angegriffenen Tieren normal hegen; es Hegt ja kein zweckmäßiger Grund vor, sie umzulegen. Bei einem weiblichen Exemplar von 19 mm Durchmesser, das in den Stacheln den Parasiten im älteren, Zoosporen bildenden Stadium beherbergt, hegen die Genitalöffnungen jedoch normal, und es sind keine Spuren von Öffnungen am Mundrande zu sehen — sei es nun, daß sie bei diesem Exemplar niemals da lagen, oder daß sie wieder zurückgebildet sind. Notocidaris n. g. Schale niedrig, Höhe wenig über den halben horizontalen Durchmesser. Interambulacralplatten 6—8 ; Areolen mitteltief. Die interambulacrale Mittellinie ist nackt, etwas vertieft. Die Ambulacren sind etwa V4 so breit wie die Interambulacren ; es kommen am Ambitus 5—6 Ambulacralplatten auf jede Interambulacralplatte. Kein nacktes ambulacrales Mittelfeld; innerhalb der primären am- bulacralen Tuberkelreihe eine zweite Reihe von fast derselben Größe wie die primäre. Die Poren stehen schräg, meistens zusammenfließend. Das Apicalfeld nicht besonders groß, etwa 54—60 % des horizontalen Durchmessers, das Mundfeld ein wenig kleiner, etwa 45—50 %. Die interambu- lacralen Mundplatten reichen nicht bis zum Munde hinein. Die Radiolen sind lang, etwa zweimal so lang wie der Schalendurchmesser, ohne verzweigte Haare an der Oberfläche; die actinalen Radiolen sind stark verbreitert, speerförmig. Die secundären Stacheln sind cyhndrisch, nicht oder wenig an der Spitze verdickt. Die Pedicellarien, große und kleine globifere, ohne Endzahn, mit großer subterminaler Öffnung. Tridentate Pedicellarien offenbar fehlend. — Brutpflege kommt bei der Deutsche Sudpolar-Expedition. XI. Zoologie. III. ^ 18 Deutsche Südpolar-Expedition. einen Art, N. gaussensis, vor, und es wird wohl kaum zweifelhaft sein, daß auch die anderen Arten sich ähnlich verhalten. — Bisher nur vom antarktischen Meere bekannt. Diese Gattung umfaßt die ,,Goniocidaris'' Mortenseni Koehler und die zwei hier beschriebenen, nahe verwandten, neuen Arten N. gaussensis und hastata. Clark hat erstere Art in seiner Gattung Austrocidaris, deren Typenspecies A. canaliculata (A. Ag.) ist, eingereiht, obgleich nicht ohne Zweifel. (,,The Cidaridae". Bull. Mus. Comp. Zool. LI. 1907.) Hätte er diese Art selbst gesehen, würde er das gewiß nicht getan haben. Diese Art unterscheidet sich so wesentlich von A. canali- culata, daß es gewiß nicht mögUch ist, beide in einer Gattung zu vereinigen. (Daß ich sie früher selbst beide in die Gattung Stereocidaris eingereiht habe, ist etwas anderes, wie unten auseinander- gesetzt wird.) Nur in der vertieften nackten Medianlinie der Interambulacra ist eine Überein- stimmung von einiger Bedeutung; diese Linie ist jedoch lange nicht so scharf abgegrenzt wie bei Austrocidaris. Ferner bieten das ganze habituelle Aussehen, die Radiolen und secundären Stacheln bieten so wesentliche Differenzen, daß es ganz geboten erscheint, diese Gruppe von Arten als eine selbständige Gattung aufzufassen. 2. Notocidaris gaussensis n. sp. Tai. I; Taf. II, Fig. 1-2; Taf. V, Fig. 13—16, 19—21; Taf. VII, Fig. 2; Tal X, Fig. 5, 8; Taf. XI, Fig. 3; Taf. XIII, Fig. 1; Taf. XIV, Fig. 2, 4, 10, 15; Taf. XV, Fig. 10; Taf. XVI, Fig. 14; Tai XVIII, Fig. 9—11, 14, 17—18. Die Schale ist ziemlich niedrig, meistens nur etwa so hoch wie der halbe horizontale Durch- messer. Die Abactinalseite ist bei jüngeren Exemplaren ganz flach, bei größeren bisweilen ein wenig gewölbt. Der Mundrand ist bei den größeren Exemplaren deutlich eingebogen. Breite des Breite des Zahl der Zahl der Ambiilacral- Ii iterambulacral- Ambulacral- Interambulacral- Längste Diameter Höhe Apicalfeld Mundfeld feldes feldes platten platten Stacheln 32 mm 19 mm 18 mm 14,5 mm 3,8 mm 15 mm 34 8 69 mm 29 „ 15 „ 16 „ 13,5 „ 3,5 „ 13,5 „ 32 7 25,5 „ 13,5 „ 14 „ 13 „ 3 „ 12 „ 2&-30 6—7 65 „ 21 „ 11 „ 11,5 „ 10,5 „ 2,6 „ 10 „ 25-26 6-7 53 „ 17,5 „ 8 „ 9,5 „ 10 „ 2 „ 8 „ 21—22 6—7 47 „ 15,5 „ 8 „ 8,5 „ 8 „ 2 7,5 „ 19—20 6 33 „ 12 „ 6,5 „ 7 „ 6,5 „ 1,5 l 5 „ 17 5 32 „ 30 „ 16,5 „ 54 „ 28 „ 14 „ 67 „ Die Ambulacra (Taf. V, Fig. 13—16, 19—21; Taf. X, Fig. 8) sind schmal, nur etwa V4 so breit wie die Interambulacra; sie sind fast ganz gerade, nur ganz oben deutlich gebogen. Die primäre Tuberkelreihe ist wenig hervortretend ; jede Ambulacralplatte trägt innerhalb und etwas unterhalb des primären Tuberkels einen zweiten Tuberkel von fast derselben Größe, so daß das Ambulacral- feld 4 deutliche, regelmäßige Tuberkelreihen trägt, und kein mittlerer nackter Raum übrig bleibt. Ganz oben sind die inneren Tuberkeln doch noch nicht zum Vorschein gekommen, und an der Actinalseite sind sie nicht ganz regelmäßig — und zwar um so mehr unregelmäßig, je jünger das Exemplar — indem einfach der Raum bei den jüngeren nicht groß genug ist. Bei ganz jungen Exemplaren sind überhaupt nur noch die primären Reihen zur Entwicklung gekommen. Vom primären Tuberkel an streckt sich an jeder Platte eine deutliche Erhöhung oder Wulst bis zum Rande des Feldes, oberhalb der Poren. Die Porenpaare stehen schräg; die Poren sind nur durch eine sehr schmale Brücke getrennt, oft zusammenfließend (Taf. X, Fig. 5). Das Porenfeld nimmt MoRTENSEN, Echinoidcn. jg die Hälfte der Platten ein. — Es kommen bei größeren Exemplaren am Ambitus 6 — 7 Ambulacral- platten auf jede Interambulacralplatte, bei jungen Exemplaren nur 4 — 5. Die Interambulacra liaben eine ziemlich breite und tiefe, nackte Mittellinie; auch der mediane Teil der horizontalen Suturen ist etwas vertieft, wie bsKoehler für N. Mortenseni beschrieben hat. Die Areolen sind groß, mäßig vertieft und größtenteils zusammenfließend; nur 2 — 3, selten mehr, der oberen Areolen sind durch eine schmale, tuberkeltragende Brücke getrennt. Die Primärtuberkel sind glatt, ohne Crenulierung. Die die Areolen umgebenden Tuberkeln sind kaum größer als die übrigen secundären Tuberkeln, die den schmalen Raum zwischen den Areolen und der nackten Mittellinie, sowie den Teil der Platten außerhalb der Areolen dicht bedecken. Die Zahl der Inter- ambulacralplatten ist bei den größten vorliegenden Exemplaren 8, mit einer neunten, die eben an- gelegt ist. Bei einer Größe von 12 mm Schalendurchmesser sind deren nur 5 vorhanden. Das Apicalfeld (Taf. V, Fig. 14, 19, 20) ist nicht besonders groß, wenig über die Hälfte des Durchmessers der Schale. Die Ocularplatten können sämtlich mit dem Analfelde in Berührung sein, oder nur ein Paar von ihnen. Bei jüngeren Exemplaren sind alle vom Analfelde ausgeschlossen. Die Form der Genital- und Ocularplatten ist etwas variabel, bisweilen ganz unregelmäßig; beide sind im allgemeinen etwas breiter als lang. Die Tuberkeln sind in der Mitte der Platten angehäuft und lassen einen ziemlich breiten Saum nackt. Das Analfeld ist von gewöhnlichem Charakter, trägt einen äußeren Kreis von etwas größeren Platten und einige kleinere innere Platten, alle, je nach der Größe, mit einer verschiedenen Anzahl von Tuberkeln. — Die Genitalporen, die erst bei einer Größe von 18 — 20 mm Schalendurchmesser erscheinen, liegen beim Weibchen etwas dichter am Rande als beim Männchen, können bisweilen den Außenrand durchbrechen. Die weiblichen Genitalporen sind viel größer als die männlichen, in Übereinstimmung damit, daß die Art Brut- pflege hat. Das Mundfeld (Taf. V, Fig. 21) ist etwas kleiner als das Apicalfeld, wie aus d-^n oben gegebenen Maßen ersichtlich; bei jüngeren Exemplaren ist es verhältnismäßig etwas größer. Die ambulacralen Mundplatten (8 — 9 in jeder Reihe bei Exemplaren von 20 — 30 mm) tragen alle an ihrem Innen- rand eine Reihe Tuberkeln (3 innerhalb, 2 — 3 außerhalb der Pore). Die inneren Platten, meistens vom 2ten bis 4ten, schließen sich eng an die der Nachbarreihe an, so daß die interambulacralen Mundplatten nicht bis zum Munde hinein reichen. — An einem Exemplar wurde der sehr sonderbare Fall beobachtet, daß 6 Zähne vorhanden sind, obgleich es sonst normal özählig ist (Taf. V, Fig. 16). Die Radiolen (Taf. I, Fig. 1—2; Taf. XVIII, Fig. 9) sind von etwas verschiedener Länge, doch meistens die längsten etwa zweimal so lang wie der Schalendurchmesser. Die abactinalen Radiolen sind an der Basis mit einigen ziemlich groben Dornen besetzt, die in mehreren, etwas un- regelmäßigen Reihen stehen. Nach außen verlieren sie sich bald, so daß der Stachel an den äußeren zwei Dritteln der Länge ganz glatt erscheint. Bei mikroskopischer l^ntersuchung zeigt sich indessen der ganze Stachel fein längsgestreift, mit spärlichen feinen, unverzweigten, nach oben gerichteten Spitzen an den Längsleisten. Gegen die Spitze wird der Stachel mehr oder weniger abgeflacht, oft etwas verbreitert, jedenfalls nicht verjüngt. Nach der Actinalseite zu verlieren die Radiolen bedeutend an Länge; der dritte vom Mundrande ist schon weniger als halb so lang als die abactinalen. Die 3 oralen in jeder Reihe, selten 4, bisweilen nur 2, sind ziemlich stark seitHch erweitert, indem sich 3* 20 Deutsche Südpolar-Expedition. zwei mehr oder weniger gezackte Seitenflügel bilden, die sich gegen die Spitze allmählich verlieren. Gleichzeitig kommen ein Paar Leisten an Ober- und Unterseite zum Vorschein, die gegen die Spitze an Größe zunehmen, so daß die Spitze etwas kronenförmig erweitert wird. An den inneren, kleinsten Radiolen sind die Seitenflügel verhältnismäßig breiter, so daß diese mehr speerförmig erscheinen. Die inneren Radiolen sind deutlich oralwärts gekrümmt (Taf. XVIII, Fig. 10 — 11, 14, 17 — 18). — Bei jüngeren Exemplaren sind die actinalen Radiolen verhältnismäßig schmaler, mit den Seiten- flügeln stärker gezackt. — In Querschliffen der Radiolen (Taf. XIII, Fig. 1) zeigt sich die Außen- lage ziemlich dick, in einfachen Spitzen auslaufend. Die secundären Stacheln sind cylindrisch, gegen die Spitze nur wenig verdickt, fein dornig. Sie sind etwa 3 — 5 mm lang, die die Radiolen umgebenden sowie die am Mundrande stehenden etwas länger und dicker als die übrigen. Sie stehen mehr oder weniger aufrecht, obwohl nicht so auffallend wie bei Rhynchocidoris triplopora. Die Stacheln am Peristom sind ein wenig kürzer und etwas gebogen. ,, Ampullen" kommen an den Stacheln nicht vor. Die Saugfüßchen sowie deren Spikein zeigen nichts Bemerkenswertes. Die Spikein sind ver- hältnismäßig stark bedornt; sie liegen dicht beisammen, lassen aber eine Längslinie frei (für den Tentakelnerv), wie es von verschiedenen Cidariden bekannt ist. — Spikein komm.en in den inneren Organen nur in geringer Zahl vor, und sie sind sehr klein. Im Genitalgang kommen sehr lang- gestreckte Spikein vor (Taf. XVI, Fig. 14). Die Pcdicellarien sind denen von N. Morte.nseni sehr ähnlich, doch sind die großen globiferen Pedicellarien meistens etwas mehr gewölbt (Taf. XIV, Fig. 4, 10); der Drüsenraum ist unten sehr groß und bauchig, oft breiter als die Seitenränder der Klappe. In Seitenansicht erscheint die Rücken- seite der Klappe meistens im unteren Teil ganz buckelig aufgetrieben. Diese Eigentümlichkeiten sind jedoch nicht ganz konstant, und die Pedicellarien können denen von N. Mortenseni ganz ähn- lich sein. Die kleinen globiferen Pedicellarien (Taf. XIV, Fig. 2, 15) variieren sehr stark in Größe, bieten aber sonst keine specifische Eigentümlichkeiten; die Üft'nung ist oft etwas nach unten ver- längert. Tridentate Pedicellarien kommen nicht vor, wenigstens bei den vorhandenen Exemplaren. Die Farbe der konservierten Exemplare variiert von dunkel purpur oder fast schwarz bis hellbraun oder fast weiß, d. h. die Schale und die secundären Stacheln. Die Radiolen sind weiß, die abactinalen mehr oder weniger stark violett an der Basis; selten geht die violette Farbe etwa bis zur Mitte des Stachels hinaus. — An mehreren Exemplaren sind die abactinalen Radiolen dicht von kleinen weißen Muscheln besetzt (Taf. II, Fig. 2). Nach der Bestimmung von Herrn Dr. Thiele, Berlin, handelt es sich um Adacnarca nitens Pelseneer, eine von der ,,Belgica" entdeckte antarktische Art. Von der inneren Anatomie ist nichts Auft'allendes zu bemerken. Die SxEWART'schen Organe sind klein. Die Aurikeln (Taf. XI, Fig. 3) sind ziemlich niedrig; kleine, spitze, innere Vorsprünge von den Ambulacralplatten sind wie gewöhnlich vorhanden. Die Größe der Eier ist recht bedeutend, etwa 1 mm, was entschieden darauf hindeutet, daß die Art Brutpflege haben muß. Durch einen glücklichen Zufall hat die Expedition nun auch ein Exemplar erbeutet, das noch Junge an sich trägt und so das Vorhandensein von Brutpflege beweist (Taf. A^II, Fig. 2) ^). ') Leider ist es nicht sehr deutlich in der Figur zu sehen; die dunkelpigmentierten Jungen gegen den dunlilen Grund des Tieres deutlich zu zeigen, war eine zu schmerige photographische Aufgabe — zumal da die Jungen von den breiten Actinal- stacheln halb bedeckt waren. Unter dem mittleren Stachel links kann ein Junges jedoch ziemlich deutlich gesehen werden. MoRTENSEN, Echinoiden. 21 Die Jungen werden am Mund felde. getragen, durch die einwärts gebogenen breiten Actinal- stacheln geschützt. Dagegen ist das Peristom nicht vertieft, wie es bei Rhynchocidaris triplojjora der Fall ist. Die Jungen sind somit nicht so stark geschützt, wie bei dieser Art, und die Erklärung dafür, daß nur ein einziges der ziemlich zahlreichen erbeuteten Exemplare Junge trägt, hegt wahr- scheinlich darin, daß die Jungen beim Fange abgefallen sein werden. Die MögUchkeit, daß die Art sich nur während einer kürzeren Zeit des Jahres fortpflanze, scheint ausgeschlossen zu sein; das Exemplar mit den Jungen wurde am 9. XI. 02 erbeutet; in einem anderen Exemplar, am 7. II. erbeutet, das ich geöffnet, sind große, reife Eier vorhanden. Dieser Befund deutet entschieden darauf, daß die Fortpflanzungstätigkeit dieser Art von den Jalireszeiten unabhängig sei, wie es a priori zu erwarten war. Die Jungen, die am genannten Exemplare vorgefunden werden (auch einige lose Exemplare vom Fange desselben Tages, also gewiß von demselben Individuum herrührend, fanden sich im Material), im ganzen 16, sind alle auf demselben Stadium, 2 mm im Durchmesser der Schale, von einer dicken, stark pigmentierten Haut überkleidet. Die Terminalfühler sind ziemlich groß, mit einem Paare winziger Spikein in der Endscheibe. Die Eadiolen sind etwa 1 mm lang; an den Ambulacralplatten sind die Primärstacheln eben angelegt, auch die Genital- und Ocularplatten tragen je ein Stachelchen; die Interambulacralplatten zeigen noch keine secundären Stacheln. Dagegen sind die Pedicellarien schon zum Vorschein gekommen, jedoch noch keins fertig gebildet (Taf. XV, Fig. 10). In Bezug auf den Schalenbau herrscht eine so genaue Übereinstimmung mit dem von LovEN in seinen „Echinologica" PI. I — II abgebildeten jungen Stadium von „Goniocidaris'^ canaliculata, daß es ganz unnötig sein wird, hier wieder eine eingehende Besprechung davon zu geben. Es sei nur bemerkt, daß ich am Analfeld nur eine Platte unterscheiden kann. Die Madre- porenplatte hat schon 2 Poren, in einem Exemplar, während ein anderes überhaupt keine Poren erkennen läßt. Die Analöffnung ist noch nicht gebildet; dagegen ist die Mundöffnung eben in Bildung begriffen. Der Zahnapparat ist auf fast genau demselben Stadium, wie in der LovEN'schen Figur 22 PI. III seiner „Echinologica" dargestellt und entspricht der dort gegebenen Darstellung genau. Das jüngste der freilebenden Exemplare mißt 5,5 mm im Schalendurchmesser. Die Schale zeigt hier schon im wesentUchen Übereinstimmung mit den größeren Exemplaren. Am Mundfelde finden sich schon 3 Paar Ambulacralplatten in jedem Kadius. Die primäre Interambulacralplatte ist verschwunden, doch kommen interambulacrale Platten noch nicht am Mundfelde vor. Das Anal- feld ist von einem Kreise kleiner Plättchen bedeckt, welche die centrale Analöftnung umgeben. Die Eadiolen sind schon etwa 10 mm lang, dornig, aber noch ohne Außenlage. Die Art wurde nur an der Gauss-Station erbeutet, in einer Tiefe von 350—385 ra, und zwar in nicht wenigen Exemplaren. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß N. gaussensis mit N. Mortenseni (Koehler) nahe ver- wandt ist. Durch das freundhche Entgegenkomm.en des Herrn Professor E. van Beneden bin ich imstande gewesen, einen direkten Vergleich der zwei Arten anstellen zu können, indem mir zwei Exemplare der letztgenannten Art übersandt wurden. Ohne einen solchen direkten Vergleich würde es kaum mögUch gewesen sein, ein bestimmtes Urteil über die specifische Selbständigkeit der N. gaussensis fällen zu können. Es sollen nun hier einige Punkte hervorgehoben werden, die für den 22 Deutsche Südpolar-Expedition. Vergleich mit der neuen Art von Bedeutung sind, indem übrigens auf die sehr sorgfältige Be- schreibung Koehler's im,,Echinides et Ophiures" du „B^lgica" (1901 ) hingewiesen wird. Direkte Messungen gibt Koehler leider nicht; ich benutze die Gelegenheit, solche von den zwei mir vor- liegenden Exemplaren von N. Mortenseni zu geben. Breite des Breite des Zahl der Zahl dei Längste Ambulacral- Interambulacrai- Ambulacral- Interambulacral- Stacheln feldes feldes platten platten mm 3,5 mm 11,8 mm 30 7 64 1,8 „ 5,5 „ 17 5-6 24 Diameter Höhe Apicalfeld Mundfeld 25 mm 15 mm 13 mm 13 mm 12,5 „ 6 „ 7 „ 6,5 „ Nach dem größeren Exemplar zu urteilen, ist die Schale somit etwas höher als bei gaussensis von entsprechender Größe (das kleinere Exemplar unterscheidet sich darin nicht von entsprechenden Exemplaren von gaussensis); ferner zeigt sich die Schale mehr vertikal am Ambitus als es bei gaus- sensis der Fall ist. Jedoch kann man natürlich nicht nach so geringem Material die Konstanz solcher Charaktere behaupten, und möglicherweise wird man in der Schalenform keinen sicheren speci- fischen Unterschied auffinden können. In der Tuberkulation usw. der Schale herrscht im wesent- lichen vollständige Übereinstimmung. Zwar sagt Koehler (S. 5) *), daß die Areolen ,,profondement deprimee(s)" sind, während oben von gaussensis gesagt wird, daß sie ,, mäßig vertieft" sind; dieser scheinbare Unterschied rührt aber nur von verschiedener individueller Auffassung her, direkter Vergleich zeigt, daß die zwei Arten nicht hierin verschieden sind. Koehler gibt an, daß die Ocularplatten sämtlich vom Analfelde ausgeschlossen sind. Wenn dies wirklich auch für die größeren Exemplare gilt, ist darin ein bedeutender Unterschied von gaussensis, bei der in größeren Exemplaren wenigstens ein Paar der Ocularplatten mit dem. Anal- felde Berühnmg hat. Beim größeren der zwei vorliegenden Exemplare von Mortenseni sind jedoch die Ocularplatten I und II dem Analfelde sehr nahe, obwohl noch davon ausgeschlossen. Es ist dann gewiß wahrscheinlich, daß noch größere Exemplare die Ocularplatten in Berührung mit dem Analfelde haben werden, obwohl kaum in so großer Ausdehnung, wie es bei gaussensis der Fall ist. Ein nicht unbedeutender Unterschied findet sich in den großen globiferen Pedicellarien, wie ein Vergleich der Figuren 3, 6 und 4, 10 auf Taf. XIV zeigt. Die Pedicellarien variieren aber etwas, so daß man sich nicht sicher auf den hierin gezeigten Unterschied verlassen kann; es bleiben somit nur die Radiolen übrig — die zeigen aber auch eine so bedeutende Differenz, daß dieser Charakter allein die Aufstellung der Form von der Gauss- Station als selbständige Art entschieden als berechtigt erscheinen läßt. In letzterer sind nur die 3 — 4 unteren Radiolen in jeder Reihe an der Basis erweitert, während die größeren abactinalen Radiolen am unteren Teil nur einige zerstreute Dornen tragen (Taf. I — II). Bei N. Mortenseni sind sämtliche Radiolen, auch die abactinalen, an der Basis mit zwei breiten Seitenflügeln versehen und nicht bedornt am unteren Teil. Koehler sagt dies zwar nicht ausdrücklich in der Beschreibung, es ist aber aus den Figuren 30, e, f, PI V ersichtlich, und das hier gegebene photographische Bild (Taf. III, Fig. 8, 10) eines der KoEHLER'schen Exemplare zeigt ebenso diesen Charakter sehr deutlich. Die recht zahlreichen vorliegenden Exemplare von N. gaussenssis stimmen in diesem Verhältnisse untereinander genau überein, nur ein einziges Exemplar zeigt eine 1) Daß Koehler an dieser Stelle „ambulacraires" statt „interambulacraires" gesehrieben und ebenso „au-dessous" und „au-dessus" umgestellt hat, sollte von keiner Bedeutung sein. MoRTENSES, Echinoiden. 23 ganz schwache Andeutung einer basalen Erweiterung eines abactinalen Stachels. Auch die actinalen Radiolen sind bei Mortenseni deutlich mehr erweitert und schöner speerförmig als bei gaussensis. Dieser Unterschied in den Radiolen^) bewirkt ein ganz verschiedenes habituelles Aussehen der zwei Arten, so daß man vom ersten Anblick an sie als scharf unterschiedene Arten auffassen muß. Die genauere Untersuchung lehrt nun, wie gezeigt, daß sie sich eigentlich nur wenig voneinander unterscheiden. Es ist ja auch gar wohl möghch, daß es sich, wenn Material von anderen Lokalitäten vorliegt, zeigen wird, daß Zwischenformen vorkommen. Nach dem vorliegenden Material kann es aber gewiß nicht erlaubt sein, sie nur als Formen einer und derselben Art aufzufassen. Clark (,,The Cidaridae" S. 213) spricht die Vermutung aus, daß N. Mortenseni vielleicht auch Brutpflege haben werde, obgleich Koehler keine Andeutung davon gefunden hat. Nachdem N . gaussensis sich als ,,vivipar" gezeigt hat, ist es gewiß sehr wahrscheinlich, daß Aüch N. Mortenseni sich so verhalten werde; in dem Falle wird das von Koehler Op. cit. PI. IV, Fig. 29 abgebildete Exemplar mit den kleinen Genitalöffnungen gewiß ein Männchen sein. 3. Notocidaris hastata n. sp. Taf II, Fig 3, 4; Taf. V, Fig. 12, 17-18; Tal XIII, Fig. 8; Tat. XIV, Fig. 7, 18; Taf. XVIII, Fig. 7, 13, 15, 19, 23. Aus dem Eisgebiet, 1. III. 1903, 2450 m und 24. II. 1903, 2725 m, liegen drei kleine Cidariden vor, die ich, obgleich sie alle unreif sind, entschieden als eine distinkte neue Art der Gattung Noto- cidaris ansehen muß. Sie ist zwar der A^ Mortenseni habituell recht ähnlich; ein eingehender Ver- gleich mit dem mir vorliegenden jungen Exemplar von letzterer Art (Taf. III, Fig. 1) zeigt jedoch in mehrerer Hinsicht einen bedeutenden Unterschied, so daß es außer Zweifel scheint, daß wir es hier mit einer selbständigen Art zu tun haben. Der A^ gaussensis steht sie offenbar ferner. — Es ist gewiß möglich, daß es sich, wenn einmal reicheres Material vorhegt, zeigen wird, daß N. Mortenseni und hastata nur als Formen oder Varietäten derselben Art angesehen werden können. Zur Zeit deutet jedoch alles darauf hin, daß sie (mit N. gaussensis) sehr wohl charakterisierte Arten sind. Breite des Breite des Zahl der Zahl der Ambulacral- Interambulacral- Ambulacral- Interambulacral- Längste Diameter Höhe Apicalfeld Mundfeld feldes feldes platten platten Stacheln 15 mm 9 mm 9 mm 8 mm 2 mm 7.2 mm 20-21 6 14 „ 9 „ 9 „ 7,5 „ 2 6,5 „ 15—16 5-6 70 mm 13 „ 8 „ 8 „ 6,8 „ 2 „ 6,5 „ 15-16 5-6 69 „ Zum Vergleich: Notocidaris Mortenseni: 12,5 mm 6 mm 7 mm 6,5 mm 1,8 mm 5,5 nmi 17 5—6 24 mm Die Schale (Taf. V, Fig. 12, 17—18) ist etwas höher als bei den anderen Arten der Gattung, und die Abactinalseite ist ziemhch stark gewölbt, während die anderen Arten an der Abactinal- seite meistens ganz flach sind, besonders in den jüngeren Stadien. Dieser Unterschied ist somit recht auffallend. Die Actinalseite zeigt keinen deutUchen Unterschied von den anderen Arten. Die Ambulacren sind fast ganz gerade, nur ganz oben schwach gebogen. Am Ambitus hat die innere Tuberkelreihe eben zu erscheinen angefangen; es werden sich wohl kaum in der Tuberkulation ') An Querschliffen findet man keine wesentliche Differenzen von N. gaussensis. 24 Deutsche Südpolar-Expedition. der Ambulacren zwischen erwachsenen N. Mortenseni und hastata größereDifferenzen vorfinden. Die Poren sind denen von N. gmissensis ganz ähnlich. — Die Interambulacren haben eine ziemlich breite nackte Medianlinie, wie N. Mortenseni und bieten übrigens keine specifischen Eigentümlich- keiten dar, bei den jungen Exemplaren wenigstens. Auch die relative Breite der beiden Felder ist wesentlich dieselbe wie bei den anderen Arten. Das Apicalfeld ist ein wenig größer als bei den beiden anderen Arten, nämlich etwa 60 % des horizontalen Durchmessers der Schale (bei gaussensis etwa 55%, hei Mortenseni 52 — 55%); übrigens ist es von gaussensis und Mortenseni in entsprechender Größe nur dadurch verschieden, daß es deutlich gewölbt ist, während es bei diesen flach ist. — Das Mundfeld ist auch nicht wesentlich verschieden von dem der anderen Arten in entsprechender Größe, weder in Größe noch in Zahl der Mundplatten. Die Radiolen (Taf. II, Fig. 3 — 4; Taf. XVIII, Fig. 15) sind ziemlich dünn und sehr lang, etwa 5 mal so lang als der horizontale Schalendurchmesser, während sie bei den anderen Arten nur 2 — 3 mal so lang als der Durchmesser sind. Die abactinalen Radiolen sind mit erweiterten Seitenflügeln versehen, die sich wie ein heller Saum bis zur Spitze fortsetzen. Dies gilt nun zwar auch für Morten- seni, aber bei letzterer Art sind die Seitenflügel unten bedeutend breiter als weiter außen, während sie bei hastata unten nur wenig breiter sind. Auf der einen oder beiden Seiten stehen ferner eine oder zwei bis drei Reihen von größeren Dornen, die sich weiter nach außen zu etwas erhabenen Längs- leisten vereinigen und so den Stachel mehr oder weniger grob längsgefurcht erscheinen lassen. (Bei Mortenseni stehen solche kleinere Dornen in mehreren Längsreihen beiderseits; sie sind aber nicht zu Längsleisten vereinigt, und der Stachel erscheint nicht grob längsgefurcht.) Die ganze Ober- fläche der Stacheln ist übrigens, wie bei den anderen Arten, fein längsgestreift, mit einfachen, nach vorn gerichteten Dörnchen besetzt. Gegen die Actinalseite nehmen die Radiolen, wie gewöhnlich, bedeutend an Länge ab. Die actinalen Radiolen sind nicht so breit als bei Mortenseni, besonders springen die Seitenflügel nicht so stark hervor wie bei dieser Art, indem die Erweiterung mehr allmählich hervortritt. Der erste Radiol ist stark gebogen, fast löffeiförmig (Taf. XVIII, Fig. 7, 13, 19, 23). — Querschnitte der Radiolen (Taf. XIII, Fig. 8) zeigen keinen wesentlichen Unter- schied von denen der anderen Arten; höchstens ist die Außenlage etwas dünner, was vielleicht nicht von den größeren Exemplaren gelten wird. Die secundären Stacheln sind wie bei den anderen Arten rund, nicht gegen die Spitze verdickt, etwa 2 mm lang. ,, Ampullen" sind nicht vorhanden. Die dem Munde am nächsten stehenden sind etwas gebogen, an der Spitze etwas abgeflacht und verbreitert. Die Spikein der Saugfüßchen sind wie bei den anderen Arten. Die Pedicellarien bieten in der Form der subterminalen Öffnung an den Klappen der großen globiferen einen augenfälligen Unterschied von den anderen Arten. Während bei diesen die Ränder der Öffnung, obgleich nach der Spitze stark genähert, immer deutlich getrennt bleiben, so legen sich hier die Ränder ganz dicht beisammen, ohne jedoch gänzlich zu verwachsen, und die Öffnung wird somit dreieckig (Taf. XIV Fig. 7, 18); es kann so aussehen, als wäre ein kleiner Endzahn vorhanden, was doch in der Wirklichkeit nicht der Fall ist — es sind nur die zwei äußeren Randzähne, die dicht beisammen liegen, wie es auch bei Stereocidnris der Fall sein kann (Ingolf-Echinoidea I S. 40 PI. VIII, Fig. 23). Der Drüsenraum ist verhältnismäßig klein, nicht buckelig aufgetrieben. — Die kleinen Pedicellarien sind wesentlich wie bei den anderen Arten der Gattung. MoRTENSEN, Echinoiclen. 95 Die Farbe ist offenbar wie bei Mortenseni. Die vorliegenden Exemplare zeigen an den Radiolen Andeutung violetter Farbe; die secundären Stacheln sind braun. Daß diese Art der N. Mortenseni am nächsten steht, kann nicht zweifelhaft sein. Sie ist aber durch die Form der Schale, Größe des Apicalfeldes, Länge und Form der Radiolen sowie die Structur der großen globiferen Pedicellarien so hinreichend charakterisiert, daß es trotz dem ungenügenden Material außer Zweifel scheint, daß sie wirklich eine distinkte Art ist. Aber erst wenn erwachsene Exemplare vorliegen, kann man ein definitives Urteil über ihre Stellung zu den anderen Arten der Gattung abgeben. Bemerkenswert ist es, daß diese Art nur aus großen Tiefen des antarktischen Meeres vorliegt, 2450 — 2916 m (aus letzterer Tiefe nur eine Radiole vom 4. III. 1903; eine andere Radiole aus einer Tiefe von 3397 m (30. III. 03) darf ich nicht mit Sicherheit zu dieser Art hinführen). N. hastata scheint somit mehr abyssal zu sein als die anderen Arten (N. Mortenseni ist von 100 — 1410^) m bekannt) — doch ist die Untersuchung des antarktischen Meeres gewiß noch lange nicht weit genug geführt um die bathymetrische Verbreitung der dort vorkommenden Arten feststellen zu können. 4. A porocidaris antarctica n. sp. Taf III, Fig 5, 7; Taf. V, Fig. 2, 9—11; Taf. VII, Fig. 4—5; Taf. X, Fig. 6, 9; Taf XI, Fig. 10; Taf. XIII, Fig. 3, ü, Tal XIV,' Fig. 16; Taf. XV, Fig. 8, 12—13, 16, 24—28; Taf. XVI, Fig. 15. Breite des Breite des Zalil der Zahl der Ambulacral- Interambulacral- Ambulacral- Interambulacral- Lcängste Diameter Höhe Apicalfeld Mm dfeld feldes feld es platten platten Stacheln ? 23 mm 13 mm 16,8 mm 11 mm 2,5 mm 11,5 mm 23—24 6 \ Vol. XIII, 1876 (1878), p. 62—64. Cidaris nutrix. Wyv. Thomso.\. „The Atlantic." Voyage of the Challenger, 1877, II, p. 226 — 228. Goniocidaris membranipora. Th. Studer. Über Echinodermen aus dem antarktischen Meere und zwei neue Seeigel von den Papua-Inseln, gesammelt auf der Reise S. M. S. Gazelle um die Erde. Monatsber. d. Berl. Akad., 1876, p. 454. Cidaris membranipora. Th. Studer. Übersicht über die während der Reise S. M. S. Gazelle um die Erde 1874 — 1876 gesammelten Eehinoiden. Ibid. 1880, p. 862. Cidaris membranipora. Th. Studer. Über Geschlechtsdimorphismus bei Echinodermen. Zool. Anz. 1880, Nr. 67. Goniocidaris canaliculata (pro parte). A. Agassiz. Echinoidea. Scientific Results of the Voyage of H. M. S. ,, Challenger". ZoologA'. Vol. III, 1881, p. 4.3. Stereocidaris nutrix. Th. Mortensen. The Danish Ingolf-Expedition. Vol. IV. Echinoidea I, 1903, p. 25 — 27, 29, 173, PI. X, Fig. 3—4, 12, 14, 24. Goniocidaris canaliculata. A. Agassiz. Panamic Deep Sea Echini. Mem. Mus. Comp. Zool. XXXI. 1904, p. 4. Stereocidaris nutrix. L. Döderlein. Die Eehinoiden der deutschen Tiefsee-Expedition. Wissensch. Ergebn. d. deut- schen Tiefsee-Exp., Bd. V, 1906, p. 102. Austrocidaris nutrix. H. Lym. Clark. The Cidaridae. Bull. Mus. Comp. Zool. Vol. LI, 1907, p. 213. ^) 6 £Lipo;= der Südostwind. MoRTENSEN, Echinoiden. 31 Da eine vollständige Beschreibung dieser Art bisher nicht vorhegt, habe ich die Gelegenheit benutzt, eine solche hier zu geben, indem das im Berliner Museum befindhche Material mir mit großer Liebenswürdigkeit zur A^erfügung gestellt wurde, wofür ich den Herren Direktor, Professor Brauer, und dem inzwischen verstorbenen Dr. M. Meissner meinen besten. Dank ausspreche. Leider wurde die Art von der Expedition nicht erbeutet, was wohl darin Hegt, daß die Fänge, die bei Kerguelen angestellt wurden, zufällig auf Bodenverhältnisse trafen, die für diese Art (sowie für Sterechinus diadema) ungünstig waren; es wurden dagegen mehrere Exemplare von Ahatus cordatus erbeutet, der gewiß schlammigen Boden liebt, während sowohl Eurocidaris nutrix als Sterechinus diadema harten Boden bevorzugen werden. Höhe Apicalfeld Mundfeld 16 mm 15 mm 13 mm „ 13 , 12 , 11,5 „ „ 10,5 , 10 10,2 „ „ 9,5 , 9 9,5 „ „ 9,5 9,5 9 „ „ 7,5 7,5 8,5 „ „ 6 6 6 „ „ 4,5 , 4,8 5 „ Zahl der Zahl der Breite der Breite der Ambulacral- Interambulacral- Längste Ambulacra Interambulacra platten platten Diameter Stacheln 3,5 mm 14 mm 36—38 8 30 mm 26 mm 3 „ 12,5 „ 30—31 7—8 22 ,, 24 „ 2,5 „ 10 „ 27—28 7—8 21 ,, 21 „ 2,5 „ 9,5 „ 29-30 6-7 20 ,, 28 „ 2 9 „ 24^-26 7 20 ,, 26 „ 2 7,5 „ 20—21 6—7 20 ,, 15 „ 1,5 „ 5,5 „ 17—18 5—6 19 28 „ 1 „ 4,5 „ 16—17 6 18 14 12 17 „ 16 „ 14 „ Diameter 31 mm 26 21,5 19,5 18 15,5 11,5 9 Die Schale ist niedrig, die Höhe ziemlich genau halb so groß wie der horizontale Durchmesser. Die Abactinalseite ist meistens ganz flach, bisweilen ein wenig eingesunken, seltener etwas erhöht in der Mitte. Die Actinalseite ist gleichfalls flach, kaum gegen den Mundrand ein wenig eingesunken. Die Seiten sind mehr oder weniger stark gerundet (Taf. VI, Fig. 2, 4 — 9, 11 — 12). Die Ambulacra sind etwa V4 so breit als die Interambulacra, oben deutlich gebogen. Die Tuber- keln innerhalb der Reihe der primären Tuberkeln sind unregelmäßig geordnet, so daß nur eine unregelmäßige mediane Längsreihe von Tuberkeln vorhanden ist; diese Tuberkeln sind etwas kleiner als die primären. Eine nackte Medianlinie bleibt nicht bestehen. Bisweilen können jedoch zwei deutliche innere Tuberkelreihen vorhanden sein. Bei ganz jungen Exemplaren sind nur die pri- mären Tuberkeln vorhanden. Die Poren stehen schräg, nur durch eine sehr schmale Scheidewand getrennt oder sogar zusammenfließend (Taf. X, Fig. 7, 11); ein deutlicher Wulst oberhalb jedes Porenpaares; das Porenfeld schmal. Die Interambulacra zeigen bedeutende Variation, indem bald eine ziemlich breite, etwas einge- sunkene, nackte Medianlinie vorhanden ist, bald keine Spuren einer solchen Medianlinie zu sehen sind. Die Areolen sind ziemlich tief, die unteren zusammenlaufend, die oberen durch eine schmale, kleine Tuberkeln tragende Brücke getrennt. Die die Areolen umgebenden secundären Tuberkeln sind ein wenig größer als die anderen, die Platten dicht bedeckenden Tuberkeln. Die Primär- Tuberkeln ohne Crenulierung. Das Apicalsystem (Taf. VI, Fig. 4, 7 — 8, 11) nimmt kaum die Hälfte des Schalendurchmessers ein, bei den jungen Exemplaren doch ein klein wenig mehr. Die Ocularplatten sind sämtlich vom Analsystem ausgeschlossen, nur bei den größten Exemplaren kann bisweilen eins in Berülirung 32 Deutsche Söpolar-Expedition. mit einer Analplatte kommen. 2 Ocularplatten in Berührung mit dem Analfelde, wie Studer angibt, habe ich nicht gefimdcn. Die Form der Ocularplatten ist meistens recht charakteristisch, indem der Innenrand ganz bogenförmig ist, ohne die gewöhnliche Spitze in der Mitte. Konstant ist diese Form jedoch nicht, und die Spitze kann bisweilen deutlich sein. Bei den größeren Exem- •plaren ist die Ocularpore von einem deutlichen ringförmigen Wulst umgeben; bei den kleineren ist das nicht der Fall. Mehrere kleine Tuberkeln kommen an den Ocularplatten vor, nur ein ziem- lich breiter Randsaum bleibt nackt. — Die Genitalplatten sind etwas breiter als lang, bis ungefähr zweimal so breit. Eine konstante Differenz in der Form der Genitalplatten beider Geschlechter läßt sich nicht auffinden. Die Tuberkeln sind zu einer Gruppe in der Mitte der Platten vereinigt, einen mehr oder weniger breiten, nackten Saum freilassend. Die Genitalporen sind beim Weib- chen (Taf. VI, Fig. 7, 11) sehr groß, nur zur Hälfte von der Genitalplatte umschlossen; die männ- lichen Genitalporen (Taf. VI, Fig. 4. 8) sind ganz klein und vom Außenrande der Platten etwas entfernt. — Die Geschlechtsöffnungen erscheinen bei etwas verschiedener Größe; sie sind bei einem Exemplar von 9 mm Schalendurchmesser schon vorhanden, aber noch nicht bei einem anderen von 11,5 mm Durchmesser. (Vielleicht kommen sie beim Weibchen etwas später zum Vorschein als beim Männchen.) — Die Analplatten bilden zwei Kreise, der äußere aus meistens 9 — 12 größeren Platten, der innere aus einer entsprechenden Anzahl kleinerer Platten bestehend; ferner ist die Analöffnung von ganz winzigen, unregelmäßigen Plättchen umgeben. Je nach ihrer Größe tragen die Analplatten einen oder mehrere Tuberkeln. — In der citierten Abhandlung von Studer in ,, Zoolog. Anz." wird von dem ,,excentrisch gelegenen After" gesprochen; der After liegt aber central, wie gewöhnlich bei den Cidariden. Das Mundfeld ist beinahe von derselben Größe wie das Apicalsystem, bald ein wenig größer, bald ein wenig kleiner. Die ambulacralen Mundplatten sind bei erwachsenen Exemplaren meistens 7 in jeder Reihe, selten habe ich deren 9 gefunden. Die inneren Platten der benachbarten Radien stoßen zusammen, so daß die interambulacralen Platten vom Mundrande ausgeschlossen bleiben. Jede Platte hat am Innenrand 2 — 3 kleine Tuberkeln jederseits der Pore. Bei den größeren Exem- plaren ist der äußere Teil des Mundfeldes eingesunken (Taf. III, Fig. 9; Taf. VI, Fig. 9) und fast nackt; es werden bekanntlich die Eier und Jungen hier ausgebrütet. Es können aber auch die Männchen ein ähnlich eingesunkenes Mundfeld haben. Die Radiolen (Taf. III, Fig. 9; Taf. IV, Fig, 5—6; Taf. XV, Fig. 20) sind kurz, etwa so lang wie der Schalendurchmesser, bald etwas länger, bald etwas kürzer, wie aus den oben gegebenen Messungen hervorgeht. Sie sind ziemlich robust und gegen die Spitze etwas verjüngt; sie sind mit kleinen Dornen besetzt, die in mehreren regelmäßigen Längsreihen stehen. Gegen die Spitze des Stachels werden die Dornen ein wenig größer und etwas kammförmig vereinigt; bisweilen können sie eine schwache blumenförmige Erweiterung an der Spitze bilden. Die Oberfläche des Stachels ist übrigens fein und etwas undeutlich längsgefurcht und dicht mit feinen ,, Haaren" besetzt, deren Spitzen nach oben gerichtet sind. An Querschliffen der Radiolen sieht man, daß die Haare ver- zweigt sind und anastomosieren, so daß ein starkes Netzwerk gebildet wird (Taf. XIII, Fig. 7). Die actinalen Radiolen sind sehr wenig specialisiert, meistens gar nicht abgeflacht, nur etwas stärker gefurcht als die abactinalen, und natürlich bedeutend kürzer, wie gewöhnlich. Gebogen sind sie kaum, oft gar nicht (Taf. XV, Fig. 17, 21—23). MoKTENSEN, Echinoidcn. 33 Die die Radiolen umgebenden secundären Stacheln sind flach und verhältnismäßig breit, angedrückt, bis 3 mm lang; die übrigen sind kürzer und dünner. Die ambulacralen Stacheln sind weniger abgeflacht, fast keulenförmig, oft etwas gebogen; sie sind auch angedrückt. — Die die Analöffnung umgebenden Stacheln sind meistens ziemlich breit und flach, und bedecken die Öffnung gänzlich. — ,, Ampullen" sind nicht an den Stacheln vorhanden (können ja aber ver- loren gegangen sein, indem das Material alt und nicht sehr wohl konserviert ist). Die Spikein sind die gewöhnlichen dornigen Bogen, ohne specifische Eigentümlichkeiten. In den inneren Organen kommen Spikein im Steinkanal und Axialorgan vor, und besonders in den Geschlechtsorganen; in der Darmwand habe ich sie nicht gefunden; Wyv. Thomson bemerkt jedoch in seiner Beschreibung (Op.cit.p. 64) vereinzelte kleine Spikein in der Darmwand gefunden zu haben. Die Pedicellarien kommen nicht besonders zahlreich vor, am zahlreichsten am Apicalfelde. In Part I der Ingolf-Echinoidea PI. X, Fig. 3—4, 12 und 14 habe ich Figuren der großen globiferen Pedicellarien gegeben, worauf hingewiesen werden muß. Sie variieren bedeutend in Form, wie an diesen Figuren ersichthch; besonders auffallend ist es, wie die Seitenränder verschieden entwickelt sein können. Vielleicht erklärt es sich dadurch, daß die mit den wohl entwickelten Seiten- rändern eigentlich nur größere Exemplare der kleinen globiferen Pedicellarien repräsentieren. Wie gewöhnlich, wo sowohl große als kleine globiferen Pedicellarien keinen Endzahn haben, kann man nämlich die zwei Formen nicht scharf unterscheiden. Am oberen Ende der Öffnung können die Ränder sich dicht aneinander legen, wie oben für Notocidaris hastata beschrieben wurde, und selbst eine teilweise Verwachsung der Zähne kann hier eintreten. Der Stiel ist ohne Kragen von hervor- ragenden Dörnchen. Eine kleine globifere Pedicellarie ist in der genannten Arbeit Taf. X, Fig. 24 abgebildet. Tridentate Pedicellarien kommen nicht vor. Von der inneren Anatomie ist zu bemerken, daß das Axialorgan groß und stark aufgeschwollen ist. Die Eier sind natürlich groß, wie sich aus den großen Genitalöffnungen und der Brutpflege schließen läßt; nach Studer (Op. cit. 1876 p. 455) werden sie bis 2 mm groß. Er gibt dort auch an, daß die Eier die ersten Entwicklungsstadien noch in dem erweiterten Eibehälter durchmachen, was gewiß ein sehr interessantes Verhältnis ist, das an frischem Material genauer zu studieren wohl der Mühe wert wäre. — Die SrEWART'schen Organe sind ziemlich klein. Die Aurikeln sind gerade, nicht divergierend, oben etwas verbreitert (Taf. XI, Fig. 12). Kleine innere Vorsprünge sind an den unteren ambulacralen Platten vorhanden. Die Farbe wird von Studer als ,,purpureus" angegeben; an dem alten Spiritus-Material ist diese Farbe nicht mehr deutlich; die Radiolen sind aber noch schwach rötlich, gegen die Spitze mehr grünlich, was wohl mit dem lebenden Tiere übereinstimmen wird. Studer (,,Uber Geschlechtsdimorphismus bei Echinodermen", Zool. Anz. 1880) findet bei dieser Art einen Geschlechtsunterschied der (außer den Genitalporen) darin bestehen soll, daß das Weibchen platter ist. ,,Das Abactinalfeld erscheint bis zur Mitte vertieft und ist ausgedehnter als beim Männchen. Beim Männchen ist die Schale höher, das Abactinalfeld weniger ausgedehnt und in der Mitte erhaben." Dies wird durch zwei Umrißfiguren erläutert. Diese Behauptung Studer' s ist unrichtig. Wie oben gesagt ist das Abactinalfeld meistens ganz flach, und zwar bei beiden Geschlechtern; es kann aber auch ein wenig vertieft oder erhöht sein, und das auch bei beiden Geschlechtern. Auch in der Größe des Abactinalfeldes läßt sich kein konstanter Unterschied Deutsche Südpolar-Expeditiou. XI. Zoologie III. 5 r--^ -«.o ^ly .^ LIBR AR' kA -^ l-iOr 34 Deutsche Südpolar-Expeditiou. zwischen den Geschlechtern auffinden. Studer hat gewiß nur ganz wenige Exemplare genauer untersucht, sonst würde er diese Behauptung nicht haben aufstellen können. Ein äußerer Ge- schlechtsunterschied findet sich nur in den Genitalporen. Über die Verbreitung dieser Art läßt sich wenig Sicheres sagen, weil sie früher irrtümhch mit A. canaliculata zusammengeworfen wurde. Mit Sicherheit ist sie nur von Kerguelen bekannt. In dem großen Werke Agassi z' über die Challenger-Echinoidea wird „Goniocidaris canaliculata" aus mehreren südamerikanischen Lokalitäten, sowie von Kerguelen, Heard Eiland und einigen tieferen Stationen in der Nähe dieser Inseln (St. 150, 153, 156 und 147) angegeben. Die Exemplare aus den südamerikanischen Lokalitäten werden wohl alle richtig Austrocidaris canalicvlata sein, die von Kerguelen und Heard Eiland werden dagegen wohl alle E.nutrix sein, wie ich es zum Teil früher nach Untersuchung des Materials im Britischen Museum konstatieren konnte (Ingolf-Echinoidea I, p. 27). Zweifelhaft sind die Exemplare aus Stat. 150, nahe Kerguelen (52° 4' S. 71" 22' 0. 150 Faden) wegen der ungemein langen Stacheln (Ingolf-Echinoidea I, p. 27); sie bedürfen jedenfalls genauerer Untersuchung, ehe man sie als sichere E. nutrix anführen darf. Die Exemplare aus den drei tiefen Stationen, 147, 153 und 156 (1600 — 1975 Faden) werden wahrscheinlich weder A. canaliculata noch E. nutrix sein, wie ich es (loc. cit.) vermutet habe. Clark (The Cidaridae, p. 213) wendet sich gegen diese Vermutung. ,,Mortensen asserts, without offering any evidence to Support his view, that the specimens coUected by the ,,Challenger" at stations 147, 153 and 156 are not this species because the water was too deep at those stations for a shallow water species like nutrix. In view of the fact that a number of echinoderms are known with a very great bathymetric ränge, we can hardly consider the argument conclusive." Ich muß dazu bemerken, daß ich diese Ver- mutung gar nicht ,, without any evidence to support miy view" aussprach. Ich gab an der genannten Stelle eine kurze Beschreibung der zwei von mir gesehenen Exemplare von St. 156, die zur Genüge beweist, daß sie nicht E. nutrix sein können. (,,The ground-colour is very dark, almost black; the primary spines are white, the actinal ones highly indented in the edge.") Außerdem habe ich eine Figur der großen globiferen Pedicellarien gegeben (PL VIII, Fig. 35), die auch beweist, daß diese Exemplare nicht E. nutrix sein können. Ich habe dort die Vermutung ausgesprochen, daß sie viel- .leicht mit „Porocidaris"' incerta Koehi.er identisch sein können. Daß sie zur Gattung Aporocidaris gehören, scheint kaum zweifelhaft zu sein, vielleicht sind sie doch eher mit der oben beschriebenen Aporocidaris antarctica, als mit A. incerta identisch. — Es ist gewiß richtig, daß mehrere Echiniden sehr große bathymetrische Verbreitung haben; nichtsdestoweniger wird man es zugeben müssen, daß es a priori zum Zweifel an der richtigen Bestimmung Veranlassung gibt, wenn von einer Art gesagt wird, daß sie von der Küste bis 2000 Faden Tiefe lebt, und dies um so mehr, wenn es in einem Werke wie die Challenger-Echinoidea geschieht, das sich in Bezug auf die Bestimmung der Arten ziemlich unzuverlässig gezeigt hat. Auch Agassiz (Panamic Deep Sea Echini, p. 4 Anm.) wendet gegen mich ein, daß: „The great bathymetrical ränge of the species is not, as Dr. M. imagines, prima facie evidence that the very variable specimens found at the extremes of the ränge must belong to different species. Surely the bathymetrical hsts I have given in the Challenger and ,, Blake" reports show a number of cases in which the ränge is fully as great as the objectional ränge of this species. I have on several occasions called attention to the great bathymetrical ränge of many species of Echini, and it is MoRTENSE) Nach A. Agassiz & Clark (Prehminary Eeport on the Echini, collected in 1906 among the Aleutian Islands etc. Buh. Mus. Comp. Zool. LI, 1907, p. 112.) soll diese Art ähnliche Pedicellarien haben, wie ich sie bei Schizoadans assimihs Mrtsn. gefunden ; nach Döderlein (Japanische Seeigeln I, PI. VIII, Fig. 3, a _ e. ) hat die Art typische Stereocidmis-Pedioeüanen. Ob die Gattung Schizoddaris sich aufrechthalten lassen wird, bedarf jedenfaUs genauerer Untersuchung; das gut auch von der Art assimilis. 2) Das KoEHLER'sche Exemplar. 56 Deutsche Siidpolar-Expedition. Die Ambulacra sind etwa Vs so breit als die Interambulacra. Die Porenzone ist sehr schmal, die Poren in einer nur wenig gebogenen Linie geordnet; gegen den Mundrand hin erweitert sich die Porenzone allmählich und wird zuletzt so breit als der interporifere Teil des Ambulacralfeldes. Die Poren sind hier unten deutlich in Bogen geordnet, drei in jedem, und sie sind ein wenig kleiner als die weiter nach oben. Jede zusammengesetzte Ambulacralplatte trägt einen Primärtuberkel, doch kommt dieser erst an der dritten Platte von oben zum Vorschein; die zwei oberen Platten erscheinen noch nicht als zusammengesetzt, die mittlere der primären Platten ist noch kaum größer als die anderen. Aiißer den Primärtuberkeln, die hinter denen der Interambulacra bedeutend an Größe zurückstehen, kommen noch einige kleinere sekundäre Tuberkeln in den Ambulacren vor: in der inneren Ecke jeder Platte steht einer, am oberen Rande zwischen Primärtuberkel und oberem Porenpaar ein anderer. Letzterer kommt schon an der 4. — 5. Platte von oben zum Vorschein, der mediane erst an der 7. — 8. Die Interambulacra tragen, außer den zwei hervortretenden Reihen von großen Primärtuberkeln, zwei Reihen von ziemlich großen sekundären Tuberkeln (von derselben Größe wie die ambulacralen Primärtuberkeln), die von der 5. Platte von oben bis zum Mundrande gehen. Die oberen Platten sind an der inneren Ecke nackt, so daß hier eine ziemlich breite, etwas eingesenkte, nackte Linie längs der Mittellinie des Feldes läuft, unten, d. h. an der 4. — 5. Platte, etwas erweitert. (Wahrscheinlich wird hier am lebenden Tiere ein weißer (?) Fleck auftreten.) Außerhalb der Primärtuberkeln, am Rande der Platten, steht eine Reihe kleiner Tuberkeln, etwas abwechselnd in Größe; innerhalb der Primärtuberkeln stehen die kleinen Tuberkel mehr unregelmäßig, nur an den oberen Platten, eben oberhalb wo die großen Sekundär-Tuberkeln anfangen, sind sie mehr in einer Reihe geordnet. Die Areolen der Primärtuberkeln stoßen von der 4. — 5. Platte an bis zum Mundrande zusammen; (dies gilt auch von den Areolen der ambulacralen Primärtuberkeln). Das Apicalfeld ist ziemlich klein, 22 — 25% des Schalendurchmessers. Die Ocularplatten sind bei den zwei kleineren Exemplaren alle vom Analfelde ausgeschlossen, beim größten Exemplar sind nur die zwei an die Madreporenplatte anstoßenden ausgeschlossen. Die Genitalplatten zeigen eine bogenförmige, nach außen konvexe, eingedrückte Querlinie, die die Platte in eine innere, etwas gewölbte, und eine äußere flache Hälfte teilt (Taf. VII Fig. 10). Die Genitalplatten tragen keine Tuberkeln, dagegen hat jede Ocularplatte einen kleinen Tuberkel in der Mitte. Das Analfeld hat einen Kreis kleiner Platten am Rande, sonst scheint es nackt zu sein. Ein Analtubus scheint nicht vorhanden zu sein, wenigstens ist bei den vorliegenden Exemplaren keine Spur davon zu sehen. Das Mundfeld ist, wie gewöhnlich bei Diadema, dicht mit kleinen, mit dem Innenrande sich überdeckenden Plättchen bedeckt. Einzelne davon tragen Pedicellarien (tridentate und triphylle). Die Buccalplatten scheinen nicht Stacheln zu tragen. Die Kiemen haben an der der Schale zuge- kehrten Seite eine lange, schmale Platte, wie ich es für Diadema saxatile (Siam-Echinoiden I p. 13) beschrieben. Die Kiemenausschnitte sind von gewöhnlicher Größe. Die Primärstacheln der Abactinalseite, besonders die dem Apicalfelde am nächsten stehenden, sind an der Basis deutlich gebogen (die konvexe Seite nach außen). Diesen auffallenden Charakter finde ich auch bei Diadema Savignyi und antillarum, weniger deutUch bei D. saxatile. Die ambu- lacralen Stacheln sind gegen die Spitze stark verjüngt und endigen ganz spitz. Die Dornen gehen im äußeren Teil allmählich in rundliche Höcker über. Diese verschwinden zuletzt gänzlich außer MoRTEN.SEN, Ecliinoideii. 5y in zwei Keihen, welche an der Spitze als zwei laterale Zackenreihen ersclieinen (Taf. XVI Fig. 1); es entsprechen diese Zacken natürlich den großen Widerhaken an der Spitze der ambulacralen Stacheln bei Echinothrix. Ahnlich wie bei D. ascensionis sind die ambulacralen Stacheln auch bei D. antillarum; bei D. saxatile sind sie etwas verschieden, indem die Zacken ein wenig stärker ent- wickelt sind; auch die Spitze des Stachels ist ein wenig verbreitert (Taf. XVI Fig. 7). Konstant ist dieser Unterschied jedoch keineswegs. Die actinalen Stacheln sind, wie gewöhnlich, gegen die Spitze etwas keulenförmig verdickt. Die Saugfüßchen sind bei den zwei kleineren Exemplaren außerordentlich reichlich mit Spikein versehen, die hauptsächlich in zwei Längsreihen geordnet liegen; es sind zum Teil ziemlich große, unregelmäßige Gitterplättchen, zum Teil solche, die den ursprünglichen Typus der Diadematiden- Spikeln noch erkennen lassen, mehr oder weniger deutlich (Taf. XVI Fig. 8). Auch die abactinalen Saugfüßchen sind mit zahlreichen, zweireihig geordneten Spikein versehen, die doch etwas ein- facher, besonders gegen die Spitze einfach dreistrahlig sind. In der Scheidewand sind keine Spikein vorhanden. Beim größten Exemplar sind die Spikein überhaupt viel weniger entwickelt; es scheint somit überhaupt nicht viel Gewicht auf die Spikein für die specifische Trennung der Diademen gelegt werden zu können. — Wie es sich mit den Spikein der inneren Organe verhält, läßt sich nach dem vorhandenen Material nicht sagen. — Bemerkenswert ist, daß die SpikeLn der Saugfüßchen einen sehr deutlichen Achsenkanal zeigen (Taf. XVI Fig. 8). Von den Pedicellarien läßt sich nicht vollständige Auskunft geben. Nur das Vorkommen von tridentaten, triphyllen und claviformen Pedicellarien konnte sichergestellt werden, dagegen bleibt es unsicher, ob ophicephale Pedicellarien vorhanden sind. — Die tridentaten Pedicellarien (Taf. XVI Fig. 16—17, 22) sind sehr charakteristisch; die Klappen sind schmal, ziemüch flach, stark gebogen, nur an der Spitze etwas erweitert, und sie stoßen nur mit der Spitze zusammen. Die Seitenränder sind mehr oder weniger grob gezackt, bei den kleineren ganz glatt, gegen die Spitze sehr fein, unregel- mäßig gezähnelt. Das obere Ende der Apophyse breitet sich etwas aus und bildet eine unregel- mäßige, mehr oder weniger durchlöcherte Platte über dem unteren Teil des Blattes. Der Stiel ist von gewöhnlichem Bau, oben und unten etwas diirchlöchert in der Mitte ein einfacher, dünner, mit kleinen Höckern versehener Stab (Taf. XVI Fig. 23). Die tridentaten Pedicellarien erreichen bei den vorliegenden Exemplaren kaum 1 mm Kopflänge. Die triphyllen Pedicellarien (Taf. XVII Fig. 21) sind von der bei Diadema gewöhnlichen Form. Die claviformen Pedicellarien (Taf. XVI Fig. 4) scheinen nicht specifische Eigentümlichkeiten darzubieten; solche mit einem Kopf wurden nicht gefunden. SämtUche Pedicellarien sind stark pigmentiert (in den Figuren nicht widergegeben). Die Sphäridien sind oval, ganz glatt. Über die Farbe der Schale läßt sich nichts Näheres sagen; doch kann es gewiß nicht zweifelhaft sein, daß blaue und weiße Flecken auf schwarzem Grund vorhanden sein werden. Die Verteilung der Flecken, die für die Arten charakteristisch zu sein scheint, kann nur nach Beobachtung lebender Exemplare erkannt werden. Die Stachebi sind an den zwei kleinen Exemplaren weiß gebändert, am größeren Exemplar fast ganz weiß. Diese Art ist der Diad. antillarum und besonders D. Savignyi nahe verwandt, von beiden aber hinreichend besonders durch seine tridentaten Pedicellarien getrennt, so daß es mir außer Zweifel scheint, daß sie als selbständige Art aufgefaßt werden muß. Auch die bogenförmige Linie an den Deutsche SUdpolar-Expedition. XI. Zoolog-ie. IIL " 58 Deutsche Siidpolar-Expedition. Genitalplatten scheint ein guter Charakter zu sein. Wenn wirklich kein Analtubus vorhanden ist, wird darin auch ein wichtiger Unterschied von den verwandten Arten liegen. Es war bisher von Bell (Eeport on a collection made by Mr. T. Conry in Ascension Island. Echinodermata. Ann. Nat. Hist. 5, Ser. VIII, 1881, p. 436) „Diadema setosum'' von Ascension aufgeführt; es liegt ja sehr nahe zu vermuten, daß seine Exemplare zu der hier beschriebenen Art gehören. Nachdem somit eine neue Diadema-Ait vom Atlantischen Meere bekannt geworden ist, wird es von bedeutendem Interesse sein, genauer zu untersuchen, ob die von Madeira, den Kanaren, Kap Verden und Guinea angeführten „Diadema setosum" zu dieser Art gehören oder mit D. antil- larum identisch sind. (Der Name Diadema setosum ist ja, wie ich in meinen Siam-Echinoiden I, p. 9 — 17 gezeigt habe, ein kollektiver Name, der in Wirklichkeit nichts über die Art der darunter besprochenen Exemplare angibt.)^) Namentlich in zoogeographischer Hinsicht wird das von nicht geringer Bedeutung sein. — Durch Herrn Professor Korschelt in Marburg habe ich drei von Greeff gesammelte Exemplare zur Untersuchung zugeschickt bekommen; eins davon ist mit ,,Lanzarote" bezeichnet, die anderen ohne genauen Fundort. Sie sind alle leider schlecht konserviert. An dem Exemplar von Lanzarote gelang es mir ein Paar tridentater Pedicellarien aufzufinden, und die gehören entschieden zu der Form der D. antillarum. Andrerseits sind aber die Spikein viel stärker entwickelt, als ich es je bei den westindischen Exemplaren vonZ). antillarum gefunden habe. Da die Exemplare übrigens mit D. antillarum stimmen, scheint es mir sehr wahrscheinhch, daß sie — trotz der starken Entwicklung der Spikein — wirklich zu D. antillarum gehören. Genaue Untersuchung an wohlkonserviertem Material ist jedoch notwendig. Farn. Echinidae. 9. Protoceutrotus angalosus (Leske). Taf. VIII, Fig. 7—8; Taf. IX, Fig.' 8, 10; Taf. XVI, Fig. 3, 9. Cidaris anguhsa. Leske. 1778. Additamenta. Taf. III, A. B. Echinus submußdosus. Lamarck. 1816. Aiiimaux sans vertebres, III, p. 48. Eckinus minimus. Blainville. 1825. Dictionnaire d. sciences natureUes. Tome XXXVII, p. 80. Echinus minutus. Blainville. 1834. Manuel d'Actinoiogie, p. 227. Psammechinus sulmujulosus. L. Agassiz und Desor. 1846. Catalogue raisonne, p. 64. Echinus anyiilosus. A. Agassiz. 1872. Eevision of Echini, p. 122, 489, PI. VII, a, 3. Echinus angulosus. A. Agassiz. 1881. Challenger-Ecliinoidea, p. 115. ^) Neuerdings hat Professor H. Lyman Clark in der Abhandlung ,,Sonie Japanese and East Indian Echinoderms" (Bull. Mus. Comp. Zool. Vol. LI. 1908, p. .302) den Beweis zu liefern gesucht, daß Rumphius' „Echinometra sefosa" die Art ist, die ich in meinen Siam-Echinoiden I als Diadema saxatile (L.) besprochen habe; die Art solle dann künftig Diad. setosa (Leske) heißen, es scheint mir nicht ganz sicher, daß Clark hierin Recht hat. Die Sache ist jedoch von sehr geringer Bedeutung. Die Hauptsache ist, daß Agassiz & Clark mir jetzt gänzlich Recht geben in meiner Behauptung (Siam-Echinoidea I p. 9 — 17), daß die früher angeblich kosmopolitisch verbreitete „Diadema setosum'- ein Gemisch war von folgenden Alten : saxatile (L.) (oder setosum s. str.), Savignyi Mich., globulosum A. Ag., paudspinum A. Ag. und antillarum Phil, (wozu jetzt noch ascensionis kommt). Daß es nach dem hierüber in ,,Hawaiian and other Pacific Echini. The Salenidae .... and Diadematidae', p. 112 gesagten: „Do these (Diademas) all represent a Single species, or are there characteristic forms in each of these widely separated areas (Indo-Pacific region, West Indies etc.)? After careful study of large series of specimens, it has seemed better to us to try and distinguish five species than to niass all this material together under one name", den Anschein haben könnte, als wäre dieses Resultat zuerst von Agassiz & Clark erreicht, beruht selbstverständlich nur auf einer weniger glücklich gewählten Ausdrucksweise. MoRTENSEN, EchiDoiden. 50 Echinus angulosus. M. Meissner. 1892. Über die von Herrn Marine-Stabsarzt Dr. Sa.xder heimgebrachten Seeigel. (Sitz.-Ber. Ges. Naturf. Fr. Berlin, p. 184) Echinus angulosus. C. Ph. Sluiter. 1895. Die Eclüniden - Sammlung des Museums zu Amsterdam. (Bijdr. totdeDierk. 17, p. 71.) Parechinus angulosus. Th. Mortensex. 190.3. Ingolf-Echinoidea, I, p. 108, PI. XVII, 3, G. Echinus angulosus. F. Jeffr. Bell. 1904. Echinoidea. Marine Investigations of South Africa, p. 169. Protocentrotus angulosus. L. Döderlein. 1906. Echinoiden d. deutsclien Tiefsee-Expedition, p. 204, Tai XXVII, 6—8, XXXV, 16, XLVII, 6. Paracentrotus angulosus. K. Koehler. 1908. Asteries, Ophiures et l^chinides de 1' Expedition Antarctique nationale Ecossaise. Trans. E. Soc. Edinburgh. Vol. XLVI. p. 641. Non: Echinus angulosus. Savigny. 1809. Descriptiondel'lSgj'pte. Iilchinodermes. PI. VII, 2. (Histoire naturelle, I,p. 210.) ?? Echinus angulosus. Whitelegge. 1897. The Echinodermata of Funafuti. (Mem. Austral. Museum, III, p. 156.) Diese wohlbekannte Art ist von Agassiz und besonders von Döderlein so genau beschrieben worden, daß in dieser Hinsicht nur sehr wenig hinzugefügt werden kann. In bezug auf die Tuber- kulation bleibt jedoch ein wichtiges Verhältnis zu notieren, nämlich daß die sekundären Tuberkeln in der Mitte des Ambulacralfeldes niemals, selbst bei den größten Exemplaren, eine regelmäßige Doppelreihe innerhalb der Reihen der Primärtuberkeln bilden. Die größeren sekundären Tuberkeln in der inneren Ecke der Ambulacralplatten sind in ihrer Entwicklung sehr variabel: bald sind sie auf einer längeren Strecke auf jeder Platte der einen Seite, aber nicht auf der anderen Seite, entwickelt, bald wechseln sie ganz unregelmäßig auf den Platten beider Seiten, so daß eine ganz unregelmäßige Längsreihe gebildet wird (Taf. IX, Fig. 10). — Dieser Charakter ist für die Unterscheidung zwischen dieser und der folgenden Art von Wichtigkeit. Die größeren sekundären Tuberkeln der Interambulacren sind wohl im ganzen undeutlich in Reihen geordnet, wie von Agassiz und Döderlein bemerkt. Jedoch sind bei größeren Exemplaren nicht selten 4 mittlere sekundäre Reihen recht deutlich, und zwar sind daim oft die mittleren Reihen die größeren. Gewöhnlich sind diese größeren Sekundär -Tuberkeln bedeutend kleiner als die Primär - tuberkeln. Bisweilen kann auch eine horizontale Reihenanordnung recht deutlich sein. Das Apicalfeld zeigt in einem Exemplar das sonderbare Verhältnis, daß die Ocularplatte II in eine äußere und eine innere Platte geteilt ist, wovon die äußere mit mehreren Madreporen -Poren versehen ist (Taf. IX, Fig. 8). Von den Poren sagt Döderlein: ,,die drei Paare jedes Bogens sind sehr weit auseinander- gezogen." Dies ist wohl ein etwas starker Ausdruck. Die zwei äußeren Porenpaare jedes Bogens stehen meistens etwas näher zusammen. Zwischen den zwei inneren Porenpaaren steht meistens ein größerer Sekundär -Tuberkel. Die Pedicellarien sind zuerst in meinen Ingolf -Echinoiden (loc. cit.), später von Döderlein eingehend beschrieben und abgebildet worden. Döderleins Behauptung, daß die Ränder der globiferen Pedicellarien meistens verdickt sind, muß ich als richtig anerkennen. — Die Spikehi sind wenig zahlreich, meistens nur im oberen Ende der Saugfüßchen, dicht unter der Saugscheibe, vorhanden; sie sind flach bogenförmig, an den Enden ziemlich scharf umbogen; nicht selten kommt ein Auswuchs an einem oder an beiden Enden vor (Taf. XVI, Fig. 9). — In der Darmwand, sowie in den Geschlechtsorganen kommen ziemUch zahlreiche Spikein vor, die etwas schlanker sind als die der Saugfüßchen. Die Sphäridien sind nicht zahlreich; ich zähle deren nur 10—12 in einer Reihe bei den größeren Exemplaren, und sie reichen nur bis zur 5. Ambulacralplatte. Ein Paar der inneren können an der on Deutsche SQdpolar-Expedition. Mimdhaut stehen. Sie sind glatt, oval, mehr oder weniger langgestreckt. Die überziehende Haut ist ziemhch dick. Die Farbe der Schale ist, bei den größeren Exemplaren, immer grün, nach meinen Erfahrungen wenigstens. Bei den jüngeren Exemplaren können die Interambulacra imd der mittlere Teil der Ambulacra schön braun gefärbt sein (die Porenfelder grün). Dies gilt für die in Alkohol präser- vierten jungen Exemplare; einige kleine nackte Schalen, die aus älterer Zeit im hiesigen Museum vorUegen, sind dagegen einfarbig grün wie die älteren Exemplare. Die Farbe der Stacheln ist sehr variabel; bald sind sie grün, gegen die Spitze fast weiß oder violett, bald dunkelviolett, bald ganz rotbraun. — Ich kann Dr. Meissner nicht darin beistimmen, daß die Farbe in Alkohol sich leicht verändert. Soweit meine Erfahrungen reichen, gilt es eben, daß in den Fällen, wo (wie bei dieser Art) die Farbe von der Kalksubstanz selbst aufgenommen ist, diese Farbe sich nicht in Alkohol — ja selbst nicht in Eau de Javelle — ändert. Anders liegt die Sache natürUch, wo die Farbsubstanz in den Chromatophoren der Haut liegt. Bell (Op. cit.) spricht die Vermutung aus, es könne die verschiedene Färbung ein Geschlechts- Unterschied sein. Dies ist nun gewiß nicht der Fall. Im vorliegenden Material finde ich sowohl unter den Exemplaren mit violetten als unter denen mit grünen Stacheln beide Geschlechter re- präsentiert. — Von solchen mit rotbraunen Stacheln hegen mir nur zwei kleine Exemplare vor. Ob diese Form sich vielleicht als eine Farben -Varietät unterscheiden läßt, wie Meissner es andeutet, kann ich nicht sagen. Daß sie nicht eine eigene Art ist, scheint mir sicher; jedenfalls bin ich nicht imstande, an den zwei vorüegenden kleinen Exemplaren andere unterscheidende Merkmale aufzu- finden, so daß ich Bell beistimmen muß, daß dieser Unterschied nicht als specifisch angesehen werden kann. Die Art wurde bei Simonstown (mehrere Exemplare, große und kleine) und bei Capetown (ein kleines Exemplar) von der Expedition erbeutet. Die Angaben Agassiz' (Revision of Echini. p. 490, Challenger-Echinoidea p. 213) über das Vorkommen dieser Art an verschiedenen LokaUtäten im Indo-Pacifischen Gebiete (Rotes Meer, Philippinen, Neu-Seeland) sind gewiß, wie Döderlein auch behauptet (Op. cit. p. 204) zum mindesten zweifelhaft, auf Verwechslung mit anderen Arten (z. B. Psammechinus verrucosus Ltk.) begründet. Zu letzterer Art gehört somit unzweifelhaft die in Savigny's Description de l'Egypte, Echinodermes PI. VII Fig. 2 abgebildete Art, wie deLoRiOL (Catal. raisonne des Echinod. ile Maurice, 1883, p. 21) und Fourtau (Contribution a l'etude des Echinides vivants dans le Golfe de Suez 1904, p. 417) behaupten, welche Abbildung von Agassiz (Rev. of Ech.) zu „EcJiinus'' angulosus hingeführt wurde. Ferner kann man gewiß ohne Risiko behaupten, daß die von Whitelegge (Op. cit. ) zu Ech. angulosus hingeführten zwei kleinen Exemplare von Funafuti nicht zu dieser Art gehören (es liegt nahe zu vermuten, daß sie zu einer kleinen Gymnechinus-Ait [ inconsficuust ] gehören). Übrigens würde es aus zoogeographischen Gründen gar nicht befremdend sein, wenn wirkhch die Art sich als weit verbreitet über die Indo-Pacifische Region herausstellen sollte. Im hiesigen Museum sind vorhanden zwei Exemplare von Protocentrotus angulosus mit der Lokalität : Nicobaren (aus dem Museum zu Wien stammend, 1877), und ein Exemplar mit dem Fundort: Java (Corne- LIUSSEN 1880). Sluiter (Echiniden-Sammlung des Museums zu Amsterdam p. 71) gibt 14 Exem- plare von den Molukken an. Es ist jedoch ganz auffallend, daß die Art bei den neueren Unter- MoRTENSEN, EcliinoideD. /; i suchungen in diesen Gewässern nicht gefunden ist — und sie ist doch zu augenfällig, um übersehen zu werden. So lange bis die Art hier wiedergefunden und unzweifelhaft konstatiert wird, muß ich diese älteren Angaben als zweifelhaft ansehen. Sicher ist die Art bisher nur von Südafrika bekannt. Bemerkenswert ist es, daß zwei kleine Exemplare im hiesigen Museum an schwimmenden Algen im Atlantischen Meere (ca. 20" S.) gefunden wurden (Corneliussen 1881); genauerer Fundort ist leider nicht angegeben. Diese Beobachtung ist jedenfalls von nicht geringem zoogeographischen Interesse. Die Begründung Döderlein's für die Gattung Protocentrotus (Echinoiden d. deutschen Tiefsee - Exped. p. 202 — 204) muß ich als ganz richtig anerkennen ; ebenso kann ich Professor Döderlein nur beistimmen, wenn er P. angidosus als mit der Gattung Paracentrotus nahe verwandt hinstellt — ,,ein Paracentrotus mit nur 3 Porenpaaren auf einer Großplatte". Koehler (Op. cit.) führt die Art eben als Paracentrotus auf ; da er aber keinen Grund gibt für diese Hinführung einer ohgoporen Art zu einer polyporen Gattung, wird es wohl nur auf einem lapsus calami beruhen. 10. Protocentrotus annulatns n. sp. Taf. III, Fig. 2—3. Taf. VIII, Fig. 9—13. Taf. XVI, Fig. 2, 5—6, 10, 18, 20. Breite des Breite des Zahl der Zahl der imeter Höhe Muiidfeld Apicalfeld Aiialfeld Ambulacral- feldes Interambulaeral- feldes Ambulacral- platteii Interambulacra! platten mm mm mm mm mm mm mm 18 9.5 8 4.2 2.2 4.7 0.5 21 14—15 15 8 7 4 2 3.5 5.8 19 13 15 8 7 3.5 1.8 3.8 5 19 13-14 10.5 5.5 5.4 3 1.3 3 3.G 15 11-12 10 5 5 2.7 1.2 2.8 3.4 15 11 8 4 4 2.5 1.1 2.2 2.5 13 9—10 6.4 3.2 3.4 2 1 1.8 2.1 11 9 Protocentr. angulosus, zum Vergleich. 18 9.5 7.5 4 y 5 6.5 26 16 16 9 7.2 3.2 1.5 4 5.5 23 15 15 7.8 7 3.2 ? 3.6 5.3 21—22 13-14 14.2 7.5 7 3.3 1.5 3.8 5 20 13 11 5.5 5.5 2.5 p 2.8 4.8 18—19 12 10 5.5 5 2.8 ? 3 3.5 17 12 Die Form der Schale (Taf. III, Fig. 2—3; Taf. VIII, Fig. 12—13) regelmäßig rund, schön gewölbt, doch oben ein wenig abgeflacht. Die Unterseite gegen den Mund etwas eingesenkt. Die Höhe der Schale ist etwa halb so groß wie der horizontale Durchmesser, bei größeren Exemplaren ein wenig mehr. Die Ambulacralf eider sind bedeutend schmaler und haben etwa Vs mehr Platten als die Inter- ambulacralfelder (bei angulosus ist die Zahl der Ambulacralplatten etwas größer, Exemplare entsprechender Größe verglichen). Die Platten tragen je einen Primärtuberkel, die zusammen eine regelmäßige Verticalreihe dicht an der Porenzone bilden. Die Tuberkeln nehmen sehr all- mählich an Größe ab von Ambitus gegen Mund und Apicalfeld; sie sind doch auf der Actinalseite (52 Deutsche Südpolar-Expedition. etwas größer als auf der Abactinalseite. Innerhalb der Primärtuberkeln bilden größere Sekundär - tuberkeln jederseits eine deutliche, regelmäßige Verticalreihe (nur bei den kleineren Exemplaren ist das noch nicht der Fall). Dies ist ein wichtiger Unterschied von P. angulosus, bei dem die sekun- dären Ambulacral- Tuberkeln nur eine ganz unregelmäßige Verticalreihe bilden (vgl. Taf. VIII, Fig. 7 — 8 (angulosus) mit Fig. 12 — 13 derselben Taf el (annulatus)). Dieser Charakter wird unzweifel- haft von den Raumverhältnissen bedingt, indem das Mittelfeld bei annulatus verhältnismäßig etwas breiter ist als bei ang^dosus; bei letzterer Art ist eben nicht Raum genug für eine Doppel- reihe von größeren Sekundärtuberkeln innerhalb der primären Reihen. Die Primärtuberkeln sind auch bei annulatus verhältnismäßig etwas kleiner als bei angulosus, was auch zur größeren Breite des Mittelfeldes bei ersterer beiträgt. — Die Porenreihen sind wie bei angulosus; auch hier stehen die zwei äußeren Porenpaare einander ein bischen näher. Ein Paar kleiner Sekundärtuberkeln kommen auf jeder Platte zwischen den Poren vor. In den Interambulacren bilden die Primärtuberkeln auch, wie gewöhnlich, eine hervortretende Verticalreihe jederseits; sie sind etwas größer als die ambulacralen und stehen ungefähr auf der Mitte der Platten. Diese sind übrigens mit sekundären Tuberkeln wohl besetzt; die größeren darunter bilden eine etwas unregelmäßige Verticalreihe außerhalb, und eine regelmäßige Reihe innerhalb der primären Reihe. Bei den größeren Exemplaren ist noch eine dritte Reihe angedeutet, von etwas kleineren Tuberkeln in der inneren Ecke der Platten gebildet. Übrigens bleibt die Mittelünie des Interambulacralf ekles ziemlich nackt. (Bei angulosus sind die sekundären Tuberkeln in der inneren Ecke der Platten öfters größer, als die den primären Tuberkeln näher stehenden.) An der Actinalseite stoßen die Areolen der Primärtuberkeln zusammen, an der Abactinalseite sind sie weit getrennt. Auch die Primärtuberkeln der Interambulacra sind verhältnismäßig etwas kleiner als bei angulosus, wodurch der mediane Zwischenraum ein wenig größer erscheint als bei dieser Art. Das Mundfeld (Taf. III, Fig. 3), das von derselben Größe ist als bei angtdosus (Exemplare entsprechender Größe verglichen), ist auch in ganz entsprechender Weise mit Kalkplatten ver- sehen: innerhalb und außerhalb der Buccalplatten ziemlich zahlreiche feine, kleine Gitterplatten, von denen einige außerhalb der Buccalplatten etwas verdickt sind und Pedicellarien tragen können. Die Buccalplatten sind rundlich, klein, nicht zusammenstoßend; es finden sich darauf einige Pedi- cellarien, ophicephale und tridentate, aber keine Stacheln. C-förmige (bihamate) Spikein habe ich in der Mundhaut nicht gesehen. — Die Kiemen sind klein, mit zahlreichen kleinen Gitterplättchen und einzelnen C-förmigen Spikein versehen. Die Schalenausschnitte sind verhältnismäßig groß, wie bei angtdosus. — Die Aurikeln sind breit, mit einer kleinen ovalen Öffnung, ganz wie bei angulosus. Das Apicalsystem erreicht etwa V4 des Schalendurchmessers. Meistens sind alle Ocularplatten vom Analfelde ausgeschlossen; nur in einem Exemplar von 6,4 mm Durchmesser finde ich dieOcular- platte I mit dem Analfelde in Berührung, während in einem anderen, größeren Exemplar dieselbe Ocularplatte das Analfeld fast berührt. Die Genitalplatten tragen am Innenrande 2 — 3 größere und einige wenige kleinere Tuberkeln; der äußere Teil bleibt nackt. Das Stück zwischen den Tuberkeln und der Genitalöffnung zeigt meistens eine eigentümUche warzige Struktur, was auch von der inneren Hälfte der Ocularplatten gilt. (Auch bei jungen angulosus kann eine ähnliche MoRTENSEN, Echinoiden. 63 Struktur mehr oder weniger deutlicli sein.) Die Genitalporen sind schon bei einer Größe von 6,4 mm Schalendurchmesser vorhanden, obgleich noch sehr klein. Die Madreporenplatte ist nur wenig größer als die anderen Geni talplatten. — Das kleine Analfeld ist bei den jüngeren Exemplaren von drei größeren Platten bedeckt, von denen die mittlere, größere, die Analplatte repräsentiert (Taf. III, Fig. 2). Bei größeren Exemplaren sind mehrere, größere und kleinere Platten vorhanden; doch bleibt die Analplatte immer deutüch erkennbar. Sie tragen keine Tuberkeln. Die Stacheln sind kurz, etwa Vs so lang als der Durchmesser der Schale; sie sind ziemHch robust, glatt, gegen die Spitze allmählich verjüngt, in einer kleinen, durchsichtigen Krone endigend. (Dies gilt auch für angvlosus.) Die sekundären Stacheln sind meistens an der Spitze ganz fein be- dornt, kaum verjüngt, bisweilen ein wenig geschwollen an der Spitze, etwa 1 — 3 mm lang und ver- hältnismäßig kräftig. Die Saugfüßchen sind reichUch mit bihamaten Spikein versehen, die wohl im allgemeinen nicht so flach bogenförmig sind wie die von angvlosus. Der Unterschied ist doch sehr gering und nicht ganz konstant (Taf. XVI, Fig. 10, mit Fig. 9 zu vergleichen, welche die von angvlosus dar- stellen). Sie lassen eine Strecke am Saugfüßchen frei (wohl unzweifelhaft über dem Verlauf des Tentakelnerven). Die inneren Organe, Darm, Geschlechtsorgane enthalten sehr wenige Spikein. (Bei angvlosus umgekehrt.) Die vier gewöhnüchen Sorten von Pedicellarien sind vorhanden. Die globiferen (Taf. XVI, Fig. 5, 18) unterscheiden sich ein wenig von denen von angvlosus darin, daß die Klappen am Über- gang vom Basalteil zum Endteil kaum eine Andeutung einer Einengung zeigen, während sie bei angvlosus meistens an dieser Stelle deutlich eingeengt sind (Taf. XVI, Fig. 5, zu vergleichen mit Fig. 3, die eine Klappe einer globiferen Pedicellarie von angvlosus darstellt); auch ist der Endteil im allgemeinen etwas kürzer bei annvlatus. Ganz zuverlässig ist dieser Unterschied jedoch nicht, indem bei angvlosus globifere Pedicellarien vorkommen können, die denen von annvlatus ganz ähnlich sind. (Vgl. Döderlein, loc. cit.) Meistens ist nur ein Seitenzahn jederseits deutlich. — Die tridentaten Pedicellarien kommen überaus sparsam vor; nur bei einigen wenigen Exemplaren habe ich je eine gefunden. Sie sind kaum von denen von angvlosus verschieden (Taf. XVI, Fig. 2), was auch nicht bei diesen kleinen Exemplaren zu erwarten war. Größere Exemplare, solchen von angvlosus entsprechend, wie sie von mir (Ingolf-Echinoidea I, Taf. XVII, Fig. 6) und von Döder- lein (Echinoiden d. deutsch. Tiefsee -Exped. Taf. XLVII, Fig. 6 b) abgebildet wurden, werden wohl eher einen specifischen Unterschied darbieten, falls sie überhaupt bei dieser Art vorkommen. Die ophicephalen Pedicellarien (Taf. XVI, Fig. 6) zeigen den mittleren Kiel des Endteils der Klappen weniger scharf abgegrenzt als bei angulosus, indem hier meistens einige Verdickungen nach den Seiten abgehen. Die triphyllen Pedicellarien (Taf. XVI, Fig. 20) haben ziemlich stark gerundetes Blatt mit ganz glattem Rande. Die Sphäridien sind wenig zahlreich; bei den größten Exemplaren zähle ich deren nur 8—10 in jeder Reihe; sie reichen nur bis zur 2.-3. Ambulacralplatte ; ein Paar der inneren können auf der Mundhaut stehen. Sie sind glatt, von gewöhnlicher Form. Die Farbe der Schale (an der Abactinalseite ) ist ein helleres oder dunkleres Braun, auf dem die weißen Tuberkeln schön hervortreten. Gegen das Apicalfeld nimmt die Farbe einen mehr oder weniger starken grünen Ton an. Die Porenzonen sind weiß. Meistens sind die Genitalplatten weiß, 64 Deutsche Südpolar-Expedition. und die weiße Farbe dehnt sich dann oft in der Mitte der Ambulacralfelder mehr oder weniger aus, so daß ein weißer Stern hervortritt. Die Unterseite ist weiß oder schwach bräunUch. — Die Stachebi sind weißlich, mit 2 — 3 braunen Ringen; am Grunde sind sie meistens grünüch. Diese Art scheint keine bedeutendere Größe zu erreichen; unter den recht zahlreichen vor- legenden Exemplaren ist keins mehr als 20 mm im Durchmesser. Sie ist dem Protocentrotus angu- losus sehr nahe verwandt, unterscheidet sich davon wesentlich nur durch die geringere Zahl der Ambulacralplatten, durch die Tuberkulation des Ambulacralfeldes und die Farbe der Stacheln, die konstant deutlich gebändert sind, was bei angidosus nicht der Fall ist. Der Unterschied in den globiferen Pedicellarien ist nicht ganz zuverlässig, was auch von den ophicephalen Pedicellarien und den Spikein gilt. Die Ocularplatten sind zwar bei angvlosus zum Teil, meistens 2 — 3, mit dem Analfelde in Berührung, während sie bei annidatus davon ausgeschlossen sind. Bei jungen angu- losus, den vorliegenden Exemplaren von annulatus entsprechend in Größe, sind sie aber auch vom Analfelde ausgeschlossen. Es ist deshalb zu erwarten, daß, falls größere Exemplare von annulatus überhaupt vorkommen, die Ocularplatten auch dort das Analfeld berühren werden. Es bleiben somit nur die Charaktere der Ambulacren und der Farbe der Stacheln als wesentliche unter- scheidende Merkmale; die scheinen mir aber auch ganz genügend zu sein (besonders die ersteren), um diese Form als selbständige Art zu behaupten. — Die gebänderten Stacheln machen die Art sehr leicht erkennbar; bei angvlosus sind sie, auch bei den ganz kleinen Exemplaren, ungebändert. Die Art wurde von der Expedition bei Simonstown und Kapstadt erbeutet, in geringer Tiefe (genaue Tiefenangaben Hegen nicht vor). Von früher liegen einige Exemplare vor im hiesigen Museum; sie stammen ebenfalls vom Kap. Es wäre wohl möglich, daß der Echinus minimus von Blainville (Dictionnaire d. sciences naturelles. Vol. 37, p. 80, 1825) eigentlich diese Art gewesen sei. Aus der Beschreibung läßt sich nicht ersehen, ob es angvlosus oder diese Art sei; die Farbe der Stacheln ist nicht angegeben. Da die Originalexemplare (nach brieflicher Mitteilung des Herrn Professor Joubin) sich nicht mehr im Pariser Museum vorfinden, müssen wir jedoch die Deutung A. Agassiz' ohne weiteres annehmen und Echinus minimus Blv. für ein Synonym von Protocentrotus angvlosus (Leske) erklären. 11. Sterechinus Nenmajeri (Meissner). Taf. VII, Fig. 7; Tai. VIII, Fig. 6; Taf. IX, Fig. 2, 6—7, 9, 11—13, 15; Taf. XVII, Fig. 2—6, 8, 12—14, 17-18, 22—23, 27, 29. Echinus Neummjeri. Meissner. 1900. Ecliinoiden d. Hamburger MageUiaensiscIien Sammelreise, p. 12. Sterechinus Neumayeri. Th. Mortensen. 1903. Ingolf-Ecliinoidea I, p. 103, 105—7, 135, 178. PI. XIX, 14, XX, 7, 11. Sterechinus Neumayeri. L. Döderlein. 1906. Echinoiden d. deutscli. Tiefsee-Expedition, p. 219. Echinus margaritaceus. Koehler. 1906. Stellendes, Ophiures et ^chinides. Exp(5d. antarctique Fran^aise, (1903—5), coram. par Jean Charcot, p. 30, PI. I, Fig. 9, PI. III, Fig. 29—30, PI. IV, Fig. 40, 43. Sterechinus Neumayeri. Koehler. 1908. Astöries, Ophiures et lilchinides de l'Expedition antarctique nationale ^cossaise. (Trans. R. Soc. Edinburgh. Vol. XLVI. p. 616, PI. XVI, Fig. 143, 144.) Von dieser Art liegt ein sehr großes Material vor, von ganz jungen, eben verwandelten an, bis zu erwachsenen Exemplaren (größtes Exemplar 74 mm Schalendurchmesser). Auch die Larven wurden von der Expedition erbautet. — Unter dem mir von der schwedischen antarktischen Expe- MoRTENSEN, Ecbiiioideii. 65 dition übertragenen Material von Echinoiden ist diese Art auch reichlich vertreten. Um unnötige Zersplitterung zu vermeiden, wird das Material beider Expeditionen hier berücksichtigt; die Figuren, die es wünschenswert schien nach dem schwedischen Material auszuführen, werden jedoch dem Werke über die Echinoiden der schwedischen Expedition vorbehalten, worauf hingewiesen werden muß. Eine sehr sorgfältige Beschreibung dieser Art wurde neuerdings von Koehler gegeben (Op. cit.), obwohl unter dem falschen Namen Echinus margaritaceus. Ich habe durch meinen Freund, Professor Koehler, authentische Exemplare erhalten, und kann somit ganz sicher behaupten, daß es sich wirklich um St. Neumayeri handelt, i) Auch das Originalexemplar Meissner's wurde mir vom Hamburger Museum freundlichst zur erneuten Untersuchung überlassen, so daß es über- haupt kaum bessere Gelegenheit zum Studium dieser Art geben konnte. Ich bin denn auch im- stande der Beschreibung Koehler's noch einiges von Bedeutung beifügen zu können. Die Form der Schale (Taf. IX, Fig. 2, 6—7, 9, 11—13, 15) variiert nicht viel; die Höhe ist meistens verhältnismäßig ein wenig größer bei den jüngeren als bei den älteren Exemplaren, wie von Koehler bemerkt. Es sollen hier einige Messungen von Exemplaren verschiedener Größe gegeben werden. Durchmesser Höhe Mundfeld Apicalfeld Analfeld Ambulacral- 1 feldes [nterambulacral- feldes Ambulacral- J platten Lnterambula platten mm nmi mm mm mm mm mm 74 (Schwedisch, St. 20) 34 20 20 9 13.5 30 46—47 23 50 (Deutsch. Gaussbg.) 24 17.5 13 8 10.5 21 31—33 17 46 (Exped. Charcot) 24 15 12 8 10 18 29-30 17 40 (Schwedisch, St. 5) 20 14 10.5 6 9 15 28-29 15—16 34 ( „ „25) 16 11.5 9 6 7.5 13 29—30 16 34 (Deutsch) 17 .12 8 5 7 12 25 14-15 28 „ 15 10.5 7.5 4.5 6 11 24 14 27 (Original Expl.) 14 10 6 3.5 6 9 30—31 15 26 (Deutsch) 13.5 10 7 4.5 5.2 10 24 14 26 (Schwedisch, St. 5) 15.5 11 7.5 4.5 6 10 24—25 14—15 25 14.5 10.5 7 3.5 5.5 9.5 22—23 12—13 18.5 (Deutsch) 9 8.5 5 3 4 7.2 18 11—12 18 9.5 8 5.2 3 4 7 19 12 17 (Schwedisch, St. 5) 10 7 5 2.8 4 6 19—20 12 13 (Deutsch) 7 6 3.8 2.2 3 5 16 10 7.8 4 4 3 1.2 2 2.8 11 7—8 Ein bemerkenswerter Charakter ist es, daß in den größeren Exemplaren die Interambulacra an der Abactinalseite in der Medianlinie etwas eingesenkt sind, so daß jedes Ambulacrum mit der anstoßenden Hälfte der zwei benachbarten Interambulacren zusammen mehr oder weniger gewölbt erscheint. Diese Senkung verliert sich doch vor dem Ambitus. Beim größten Exemplar ist dies besonders deuthch. Die Breite der Felder ändert sich mit dem Wachstum; während bei jüngeren Exemplaren die Interambulacralfelder nur etwa 1 V2 mal so breit als die Ambulacra sind, so sind sie bei den größeren Exemplaren mehr als zweimal so breit am Ambitus; am Mundrande bleiben die beiden Felder gleich breit, selbst bei den größten Exemplaren. 1) In seinem neulich erschienenen Werke über die Ästenden, Ophiuren und Echiniden der schottischen Südpolar- Expedition erkennt Professor Koehler selbst (loc. cit.), daß sein früherer (Exped. Charcot) Echinus margarüaceus nicht diese Art, sondern Slerechinus Neumayeri ist. g Deutsche SUdpolar-Expedition. XI. Zoologie. III. 66 Deutsche Südpolar- Expedition. Die Ambulacra haben fast regelmäßig nur auf jeder zweiten Ambulacralplatte einen Primär- tuberkel, wie icli schon früher (Op. cit. p. 103) konstatiert habe; bisweilen kommen zwei Platten nacheinander ohne Primärtuberkel vor, während andererseits, im oralen und apicalen Teil, bis- weilen mehrere Platten mit Primärtuberkel nacheinander kommen. Koehler (Op. cit. p. 31) schreibt zwar, daß jede Ambulacralplatte einen Primärtuberkel trage; dies ist aber unrichtig, wie er mir briefhch mitgeteilt hat — auch bei seinen Exemplaren zeigt sich das gewöhnliche Ver- hältnis: nur jede zweite oder gar jede dritte Ambulacralplatte trägt einen Primärtuberkel. i) — Die Warzenhöfe der Primärtuberkeln stoßen nur beim größten Exemplar auf der Actinalseite gegen den Ambitus zusammen, sonst sind sie immer von den kleinen Tuberkeln derjenigen Platten, die ohne Primärtuberkel sind, getrennt. Die sekundären und miharen Tuberkeln sind meistens recht zahl- reich; sie sind ohne regelmäßige Ordnung, nur beim größten Exemplar findet sich in der inneren Ecke der Primärtuberkel tragenden Platten vom Ambitus etwa halbwegs nach innen gegen den Mund ein etwas größerer Sekundärtuberkel; diese bilden zusammen eine wenig hervortretende Längsreihe innerhalb der Reihe der Primärtuberkeln. Auf den Platten ohne Primärtuberkel findet sich auf der Abactinalseite meistens ein größerer Sekundärtuberkel, der fast die Größe der Primär- tuberkeln erreicht, aber immer mehr nach außen auf der Platte liegt. Die Reihe der Primärtuberkeln erscheint somit auf der Abactinalseite oft mehr oder weniger unregelmäßig, an das Verhältnis bei z. B. Echinus acutus, var. norvegicus erinnernd. Nur eine ganz schmale Medianünie bleibt nackt. — Die Poren reichen ganz bis zum Rande des Ambulacralf eldes ; nur das größte Exemplar hat auf der Abactinalseite die Poren etwas vom Rande entfernt; gegen das Apicalfeld zeigen sich übrigens an diesem Exemplar recht große Unregelmäßigkeiten in der Anordnung der Poren. Die Interambulacra zeigen beim größten Exemplar auf der Abactinalseite und besonders am Ambitus die sekundären Tuberkeln in recht deutlichen horizontalen Reihen geordnet, 3 — 4 Reihen außerhalb des Primärtuberkels, eine innerhalb ; letztere ist in der Mitte der Platte und biegt gegen die Mittellinie des Feldes ein wenig nach oben. Während auf der Abactinalseite alle sekundären Tuberkeln bedeutend kleiner als die Primärtuberkel sind, erreichen auf der Actinalseite einige der sekundären Tuberkeln fast dieselbe Größe als die Primärtuberkeln, und diese bilden eine Längsreihe innerhalb der primären Reihe, welche jedoch lange nicht bis zum Mundrande reicht. Außerhalb der Primärtuberkeln erreichen nur ganz wenige der sekundären Tuberkeln ähnhche Größe wie die Primärtuberkeln, ohne eine deutliche Längsreihe zu bilden. Bei jüngeren Exemplaren werden die Querreihen allmählich weniger deutlich, und bei den ganz jungen sind sie gar nicht erkennbar. Auch werden die Längsreihen der Sekundärtuberkeln auf der Actinalseite allmählich undeutlicher. Die Primärtuberkeln werden nur unbedeutend größer als die der Ambulacra. — Die Warzenhöfe stoßen vom Ambitus an auf der Actinalseite zusammen, sind nicht von Miliarwarzen getrennt; das gilt schon von den ganz jungen Exemplaren. Die Medianlinie ist nackt. Die nackte Schale ist auffallend rauh zu befühlen, was wohl daher kommt, daß die Tuberkel- köpfe mit scharfem Rande gegen den Hals abgesetzt sind. Das Apicalfeld ist von Koehler (Op. cit.) eingehend beschrieben und abgebildet worden; ich habe dazu nur zu bemerken, daß nicht selten, auch bei größeren Exemplaren (z. B. auch beim größten vorliegenden Exemplar), nur eine Oculaiplatte das Periproct erreicht, und zwar ist diese ') Im citierten Werke hat Professor Koehler jetzt selbst dies korrigiert (p. 617). MoKTENsEx, Echinoiden. ny Platte dann immer die von Ambulacrum I, der Analöffnung gegenüber. Alle 5 Ocularplatten habe icb nie in Berührung mit dem Analfelde gefunden. Die Form des Analfeldes variiert bedeutend; meistens ist es in der Richtung einer Linie von Ocularplatte I zur Genitalplatte 3 etwas verlängert (Taf. IX, Fig. 15). Die Centralplatte ist bei größeren Exemplaren nicht mehr zu unterscheiden. Die Tuberkeln der Apicalplatten werden bei den größeren Exemplaren sehr zahlreich; bei größeren Exemplaren tragen einzelne Analplatten einen kleinen Tuberkel. (Daß das Apicalsystem des Originalexemplars abnorm ist, habe ich früher dargetan (Op. cit. p. 103.) Das Mundfeld zeigt in bezug auf die Entwicklung der Platten außerhalb der Buccalplatten eine bedeutende Variation; sie können zuweilen ziemlich stark entwickelt sein. Ganz nackt habe ich die Mundhaut außerhalb der Buccalplatten nicht gefunden (außer bei ganz jungen Exemplaren), wie KoEHLER es bei einigen seiner Exemplare findet. Die Buccalplatten tragen einige kleine Stacheln; auch einige der Platten außerhalb der Buccalplatten können Stacheln tragen. Die Kiemen sind ziemlich klein, meistens mit spärlichen Gitterplättchen und sehr wenigen bihamaten Spikein. Die Primärstacheln erreichen am Ambitus, wo die längsten sich finden, etwa die Hälfte des Durchmessers der Schale. An der Actinalseite sind sie viel kürzer, nicht sehr über das dichte Kleid von Sekundärstacheln, Pedicellarien und Saugfüßchen hervorragend (Tai. VII, Fig. 7; Taf. VIII, Fig. 6). Sie sind bei größeren Exemplaren glatt, die größeren an der Spitze etwas abgeplattet; bei jüngeren Exemplaren sind sie etwas bedornt. Die am Mundrande stehenden Primärstacheln sind gegen die Spitze gebogen. Sie sind außerordentUch zerbrechlich, und nicht selten findet man, daß mehr oder weniger der Spitze reproduciert ist. — Die sekundären Stacheln sind kurz, 4 — 6 mm, nicht oder sehr wenig gegen die Spitze verjüngt und meistens ziemlich grob; sie sind gegen die Spitze dicht bedornt, etwas mehr als bei den Rinderen Arten gewöhnlich der Fall ist. An der Spitze tragen sie meistens, besonders bei jungen Exemplaren, einen bisweilen recht langen Centraldorn (Taf. XVII, Fig. 29). Wie schon mehrmals hervorgehoben, sind sie sehr zahlreich und bilden mit den Pedicellarien und Saugfüßchen ein dichtes Grundkleid, aus dem die Primärstacheln hervor- ragen — ein allen Sterechinus- Arten gemeinsamer Charakter, obwohl in verschiedenem Grade ent- wickelt. Die Saugfüßchen sind ganz ohne Spikein, ein sehr wichtiger Charakter, wodurch diese Art leicht von den benachbarten Arten, St. diadema und antarcticus unterscheidbar ist; nur äußerst selten habe ich ganz wenige kleine bihamate Spikein gefunden. — In den inneren Organen kommen keine Spikein vor. Die Pedicellarien sind, wie von Koehler hervorgehoben, sehr zahlreich, besonders die globi- feren, und durch ihre weißen Köpfchen besonders bei dunkel gefärbten Exemplaren augenfällig. Die Klappen der globiferen Pedicellarien sind im ganzen von der Taf. XVII, Fig. 6, 13 gezeigten Form (vgl. Ingolf-Echinoidea I, Taf. XIX, Fig. 14), oft doch mit mehr Querbalken im Endteil, als dort gezeigt. Die Drüsen sind einfach. Die tridentaten Pedicellarien (Taf. XVII, Fig. 14) sind im allgemeinen spärlich vorhanden und wenig auffallend, kaum eine Größe von 1 mm Kopflänge erreichend. Der Rand der Klappen ist wenig eingebuchtet, fein gezähnelt und scharf, wie bei Sterechinus überhaupt (ohne Querreihen von Zähnen, wie sie bei Echinus vorhanden sind). Das Blatt ist breit, mit sehr wenig oder keinem Maschenwerk; die Ränder schließen zusammen in fast der ganzen Länge. — Die ophicephalen Pedicellarien (Taf. XVII, Fig. 5) sind von gewöhnhcher, gg Deutsche Südpolar-Expedition. einfacher Form; die Einbuchtungen des Randes sind sehr seicht; die Apophyse ist einfach über die Mitte des Blattes verlängert, nicht darüber verbreitert. — Die Sphäridien (Taf. XVII, Fig. 2) sind glatt, mit ziemlich vielen Gruben ; am größten Exemplar zähle ich bis 40 Sphäridien in einer Reihe. Die Farbe dieser Art ist sehr verschieden, von olivengrün bis dunkel purpurfarbig, oder stroh- gelb oder weiß; dies gilt sowohl von der nackten Schale als auch von den intakten Exemplaren (in Alkohol). Zahlreiche Exemplare liegen vor, aus dem antarktischen Küstengebiete, in Tiefen von 46 (am Gaussberg) bis 385 m erbeutet; einzelne wurden in Reuse oder Brutnetz mit Köder, die aller- meisten an der Quastendretsche gefangen. — Die Art ist sonst von Süd-Georgien (Meissner), Insel Booth-Wandel (Expedition Charcot) und den Süd Orkney-Inseln (,,Scotia") bekannt. Von der schwedischen Südpolar-Expedition wurde die Art an mehreren Stationen erbeutet, wie es im bald erscheinenden Werke über die Echiniden dieser Expedition genauer angegeben werden soll. Wahrscheinlich wird sie in den antarktischen Küstenregionen cirkumpolar vorkommen. Die Exemplare der deutschen Expedition weichen von denen der schwedischen Expedition ein wenig ab, besonders dadurch, daß die sekundären Stacheln im allgemeinen ein wenig länger und dünner sind; auch ist die Schale der schwedischen Exemplare (besonders deren von Stat. 5) mehr grünlich, während die der deutschen Expedition meistens violett oder strohgelb sind — doch kommen auch mehr violette Exemplare unter den schwedischen Exemplaren von Station 5 vor. Die Exemplare von dieser Station sind im allgemeinen etwas höher als die deutschen — andere Exemplare, von Station 25, sind aber entschieden nicht höher als die deutschen. In der Zahl der Ambulacral- und Interambulacralplatten ist auch kein konstanter Unterschied, und ebensowenig zeigen die Pedicellarien einen solchen Unterschied. Nach sorgfältigem Vergleiche kann ich nur zu dem Resultat kommen, daß die schwedischen und deutschen Exemplare alle zu derselben Art gehören, und sich nicht einmal als einigermaßen distinkte Varietäten unterscheiden lassen. Über die Wachstumsveränderungen habe ich folgendes zu bemerken. Bei den ganz kleinen Exemplaren kommen eigentümlich gestaltete Embryonal- Stacheln vor (Taf. XVII, Fig.l7, 27). Sie werden von nur drei miteinander verbundenen Längsleisten gebildet, die oben in drei lange, stark divergierende, dornige Spitzen auslaufen. Diese Stacheln stehen nur an den Genital- und Ocularplatten, und zwar 1 — 2, meistens 1 an jeder Genitalplatte, und 2, dicht beisammen stehende, an jeder Ocularplatte. Sie sind schon voll ausgebildet an Exemplaren von 0,5 mm Durchmesser, wo der Zahnapparat noch in der ersten Entwicklung begriffen und der Mund noch verschlossen ist. Auch die anderen Stacheln, ambulacrale und interambulacrale, sind hier schon entwickelt (Taf. XVII Fig. 27). Zwei sehr junge Exemplare (vom 26. III. 1902), die eben erst die Metamorphose vollendet haben (das Embryonalskelett ist verschwunden) und erst noch die 5 Primär-Saugfüßchen, aber keine Pedicellarien oder Sphäridien oder Spuren von Zahnanlagen zeigen, haben die Embryonal- und Primärstacheln eben angelegt (durch die Zahl der Längsleisten sind die Embryonalstacheln schon in der Anlage von den Primärstacheln der Coronalplatten zu imterscheiden). Die Schalenplatten bestehen hier noch aus ganz offenem Maschenwerk. Die Embryonalstacheln sind noch bei einer Größe von etwa 1,5 mm Schalendurchmesser vor- handen. Dann erscheinen die bleibenden Stacheln der Genitalplatten, und die Embryonalstacheln \ MoRTENSEN, Echinoideü. nn verschwinden, indem sie entweder einfach abfallen oder resorbiert werden. Bestimmt läßt sich kaum sagen, wie es geschieht; doch scheint es, daß sie resorbiert werden, indem man bei Exemplaren von ca. 2 mm Durchmesser meistens noch Spuren der Embryonalstacheln findet. Sie zeigen die Spitzen der drei Längsleisten abgerundet, nicht scharf eckig, wie es zu erwarten wäre, wenn sie ein- fach abgebrochen wären — und zwar findet man sie so auch bei Exemplaren, bei denen die andern Stacheln unbeschädigt sind. Auch bei der Gattung Echinus kommen solche Embryonalstacheln am Apicalsystem vor; sie sind aber lange nicht so elegant gestaltet wie hier ( — an Jungen von Echinus acutus, var. norvegicus untersucht — ). Sie sind übrigens schon von Bury beobachtet. In seinen „Studies in the Embryology of the Echinoderms"i) werden solche drei- oder vierstrahlige Stacheln bei ganz jungen Embryonen von Parechinus microtuhercvlatxis abgebildet; besonders Fig. 11 zeigt die Embryonalstacheln gleichzeitig mit den ersten 5 Primärstacheln, die durch die mehrzackige Spitze gekennzeichnet sind. In seiner späteren Arbeit ,,The metamorphosis of Echinoderms" ^) gibt er mehr detaillierte Figuren dieser Stacheln, die er als vierstrahlig (,,quadrilateral") angibt. Er hebt hervor (Op. cit. p. 79 — 80), daß sie nur an den Genital- und Ocularplatten vorkommen, zwei an jeder Ocularplatte, und daß sie sich scharf von den übrigen Stacheln ,,with six longitudinal rods instead of four" unterscheiden. Es Hegt somit in diesen eigentümlichen Stacheln ein vor- zügliches Mittel, um die Platten des Apicalfeldes bei den jungen Echinoiden sicher zu identificieren. Über das spätere Schicksal dieser Stacheln hat Bury keine Angaben; er scheint nicht gesehen zu haben, daß sie nur Embryonalstacheln sind, die später für andere Stacheln Platz geben. Bei der verhältnismäßig geringen Specialisierung dieser Stacheln bei Parech. microtuberculatus ist es leicht erklärlich, wenn Bury sie somit nicht in ihrer ganzen Eigentümlichkeit erfaßt hat. Bei Sterechinus, wo sie so auffallend ausgebildet sind, war es leicht, ihren wahren Charakter zu erkennen. Solche Embryonalstacheln kommen auch bei Strongylocentrotus dröbachiensis vor, wie es aus den Fig. 24 — 26 in A. Agassiz': ,,0n the Embryology of Echinoderms"^) (in „Rev. of Echini", PI. X wiedergegeben) unzweifelhaft hervorgeht. Auch hier scheinen sie vierstrahlig zu sein und recht stark ausgebildet. A. Agassiz scheint auch nicht den eigentümlichen Charakter dieser Stacheln erkannt zu haben, sowie auch nicht, daß sie sich nur an den Genital- und Ocularplatten finden — was gewiß auch dieser Form gelten wird, obgleich es aus den Figuren nicht sicher hervorgeht. Bei anderen Echinoiden, von denen entsprechend junge Stadien bekannt sind, scheinen solche eigentümlich gestalteten Embryonalstacheln nicht am Apicalfelde vorzukommen. Dies gilt z. B. für Rhynchocidaris (vgl. oben), Arhacia (Agassiz. Panamic Deep-sea Echini, PI. 53 — 54), Ecliino- cyamus (Theel. Development of Echinocyamus pusillus), Ahatus cavernosus (Loven. On Pourtalesia, PI. XIV. Agassiz. Panamic Deep-sea Echini, PI. 99), Echinocardium flavescens (Loven. Op. cit. PI. XV), Brisaster fragilis (Ingolf-Echinoidea II, PI. XIII). Die Embryonalstacheln scheinen somit nicht bei den irregulären Echinoiden und auch nicht bei denCidariden und Arbaciiden vor- zukommen. Wie es sich mit den Saleniden, Echinothuriden, Diadematiden und Temnopleuriden in dieser Beziehung verhält, ist noch unbekannt. 1) Quart. Journ. Micr. Sc. XXIX 1889, PI. XXXVIII, Fig. 10—12. 2) Ibid. Vol. XXXVIII, 1896. 3) Mem. Amer. Aead. IX, 1864. 70 I>piitsclie Siidpuliir-Rxpeflitidii. Die Buccalplatten bedecken an ganz jungen Exemplaren das ganze Mundfeld; erst bei einer Größe von ca. 2 mm Durchmesser wird die nackte Haut außerhalb der Buccalplatten deutlich. Die Buccalfüßchen entstehen nicht gleichzeitig; das eine Füßchen jedes Paares entsteht gleichzeitig mit dem ersten Paare der Ambulacralfüßchen, das andere erst viel später, bei einer Größe von ca. 3,5 mm Durchmesser, wenn schon etwa 12 Paare von Ambulacralfüßchen verbanden sind. Die Buccalfüßchen enthalten in der Spitze einen ungeteilten Kalkring, während sowohl das unpaare Terminalfüßchen als auch die ersten echten Ambulacralfüßchen typische Rosettenplatten mit unterhegendem zusammengesetzten Ring besitzen (Taf. XVII, Fig. 4). — Die Kiemen kommen gleichzeitig mit dem zweiten Buccalfüßchen als kleine, einfache Ausstülpungen der Mundhaut zum Vorschein. Sämtliche Ocularplatten sind bei ganz jungen Exemplaren vom Analfelde ausgeschlossen; erst bei ca. 9 mm Schalendurchmesser habe ich eine Ocularplatte (I) mit dem Analfelde in Berührung gefunden. Die Genitalplatten zeigen öfters die Eigentümlichkeit, daß einige unter ihnen viel heller als die anderen erscheinen (nur im durchfallenden Licht zu beobachten); dies ist noch bei den er- wachsenen zu beobachten. Da es aber nicht immer dieselben Platten sind, die lichter oder dunkler sind, wird kaum ein wichtigeres morphologisches Verhältnis dadurch angezeigt. — Bemerkenswert ist auch die deutliche radiäre Streifung der Genitalplatten (vgl. Loven. Etudes p. 71). Die Genital- poren erscheinen bei einer Größe von ca. 8 mm Schalendurchmesser; nicht selten kommen zwei Poren in einer Platte vor^). — Die Analplatte bedeckt bei ganz jungen Exemplaren das ganze Anal- feld; bald treten aber an der Seite des Anus kleine Platten auf, und die Analplatte, die immer dem dem Anus entgegengesetzten Rande des Analfeldes anliegt, bleibt in dem Wachstum sehr viel gegen das Analfeld zurück, so daß sie bald wenig augenfällig wird. Bei einer Größe von etwa 14 mm Schalendurchmesser finde ich sie durch eine Reihe kleiner Platten vom Rande des Analfeldes getrennt. (Dasselbe habe ich doch auch schon an einem Exemplar von 9 mm Durchmesser [von Stat. 5 der schwedischen Expedition] gefunden; auch bei Sterechinus diadema finde ich die Analplatte schon bei einer Größe von etwa 10 mm Schalendurchmesser vom Rande ausgeschlossen.) Allmählich kommen dann mehrere kleine Platten außerhalb der Analplatte zum Vorschein, und zuletzt ist die Analplatte kaum unter den zahlreichen kleinen Platten des Analfeldes zu unterscheiden. Die Pedicellarien erscheinen schon bei einer Größe von etwa 0,7 mm Schalendurchmesser, und zwar zuerst die ophicephalen und globiferen, während die ersten fünf Sphäridien schon früher, bei ca. 0,6 mm Schalendurchmesser erscheinen. Die Sphäridien (Taf. XVII, Fig. 23) sind ziemüch dornig, während die der erwachsenen Exemplare glatt sind. Bei einer Größe von ca. 2 mm Schalen- durchmesser erscheint das zweite Sphäridium in jedem Ambulacrum. Die ophicephalen Pedicellarien (Taf. XVII, Fig. 18) sind von denen der erwachsenen Exemplare dadurch verschieden, daß die Apophyse sich nicht über das Blatt hinaus verlängert. Die globiferen Pedicellarien (Taf. XVII, Fig. 8, 22) haben noch den Endteil der Klappen, der verhältnismäßig kurz und breit ist, ganz offen mit scharfen Rändern, ungefähr wie bei Parechinus — wie es auch zu erwarten war, da diese Form als die mehr primitive angesehen werden muß. Die eine Seite des Endteils ist größer als die andere, und der Zahn dieser Seite oft bedeutend größer als der der anderen, geraden Seite — ja oft ist letzterer 0 Die doppelten Genitalporeii, die nicht selten vurkommen bei den regulären Echinoidcn, sind nicht mit einer Verdoppe- lung der Genitaldrüsen verbunden; nur der Endteil des Ausfuhrganges ist verdoppelt. MoRTENSEN, Echinoiden. 7 1 Überhaupt niclit zum Vorschein gekommen. Mehr als ein Zahn jederseits kommt bei den jungen Exemplaren nicht vor, höchstens eine Andeutung eines zweiten Zahns. Die Pedicellarien der ganz jungen Exemplare sind überhaupt bedeutend kleiner als die der erwachsenen Exemplare. Bei den jüngsten Exemplaren finde ich die Länge der Klappen der globiferen Pedicellarien 0,11 mm, bei Exemplaren von 4 mm sind sie 0,15 mm lang, bei erwachsenen 0,5 mm. Bei Exemplaren von 4 mm fangen die Querbalken im Endteil der Klappen der globiferen Pedicellarien schon aufzutreten an (Taf. XVII, Fig. 3), jedoch sind noch die meisten Klappen ganz ofien. Bei Exemplaren dieser Größe erscheinen auch die triphyllen Pedicellarien, während ich tridentate Pedicellarien erst an Exemplaren von etwa 18 mm Durchmesser gefunden habe. Die triphyllen Pedicellarien haben die Klappen etwas mehr abgerundet als bei den erwachsenen (Taf. XVII, Fig. 12, mit Ingolf-Echinoidea I Taf. XX, Fig. 7 zu vergleichen). In den Fängen vom 14. Juni bis zum 17. April kommen junge Exemplare mit Embryonalstacheln konstant vor, so daß diese Art sich jedenfalls während dieser ganzen Zeit fortpflanzt. Ob sie in der Zeit von Ende April bis Anfang Juni eine Ruhezeit hat, läßt sich nach den vorgenommenen Fängen nicht entscheiden, da von dieser Zeit nur ein Fang (20. V.) vorliegt. Wahrscheinlich wird es sich herausstellen, daß die Art sich das ganze Jahr hindurch ohne Ruhezeit fortpflanzt. (Daß die einzelnen Exemplare gewiß eine kürzere oder längere Ruhezeit haben müssen, ist eine andere Sache.) Es wird wohl durch die einförmige Temperatur des Wassers diese ununterbrochene Fortpflanzung bedingt. Daß unter den zahlreichen jungen Exemplaren auch einzelne Sterech. antarcticus vorhanden sein mögen, darf ich nicht verneinen. Ich habe jedoch nicht zwei Arten unterscheiden können, und nach der relativen Zahl der erwachsenen Exemplare beider Arten zu beurteilen, müssen jedenfalls die allermeisten der jungen Exemplare zu Sterech. Neumayeri gehören. 13. Stereclilnus diadema (Studer). Taf. VIII, Fig. 1, 3, 5; Taf. XVII, Fig. 9, 11, 15, 24-25, 28. EcMnus diadema. Studer. 1876. Über Eehinodermen a. d. antarktischen Meere und zwei neue Seeigel von den Papua- Insebi, gesammelt auf der Reise S. M. S. Gazelle um die Erde. Monatsber d. Berüner Akad. 1876, p. 456. EcUnus diadema. Studer. 1880. Über die wälirend d. Reise S. M. S. Corvettc Gazelle um die Erde 1874-76 gesam- melten Echinoiden. Ibid. 1880, p. 875, Taf. I, Fig. '^- ^ ^ SterecUnus margantaceus. Th. Moktensen. 1903. Ingolf-Echinoidea, I, p. 101-2, 105-6, 177—78, PI. XIX, Fig. 3, 20, 33. Sterediinus diadema. L. Döderlein. 1906. Echinoiden d. deutschen Tiefsee-Expedition, p. 219, 225, Taf. XXVII, 5 Taf. XXXV, 1, XLVII, 8, 10 c. Diese Art wurde von der Expedition nicht erbeutet; da aber die SxuDEB'schen Originalexemplare durch das WohlwoUen des Herrn Direktor Professor Brauer mir vom Berhner Museum zur Dispo- sition gestellt wurden, und ferner ein großes Exemplar aus Kerguelen im Museum zu Kopenhagen vorUegt, schien es mir sehr wünschenswert, einmal eine vollständige Beschreibung dieser etwas umstrittenen Art zu geben. Die von Döderlein gegebene sehr sorgfältige Beschreibung ist auf einem jungen Exemplar von 11 mm Schalendurchmesser basiert und kann somit nicht für die Art genügend maßgebend sein. - Die Messungen sämtUcher mir vorHegender Exemplare werden unten mit denen von Sterechinus antarcticus zusammen gegeben (S. 75). - Das Material ist gewiß mcht 72 Deutsche Südpolar-Expedition. SO groß als wünschenswert, aber doch immerhin genügend, um die Art sicher zu charak- terisieren. Die Schale (Taf. VIII, Fig. 1, 3, 5) ist niedrig, die Höhe etwa halb so groß als der horizontale Durchmesser, oder ein wenig größer. Der Umkreis ist etwas fünfeckig, die Ecken durch die Ambulacra gebildet. Die Abactinalseite hebt sich schwach gewölbt oder etwas kegelförmig von dem Ambitus zum Apicalfeld, ist nicht so flach als bei St. antarcticus ; die Actinalseite ist sehr wenig gegen das Peristom eingesunken. — Die Schale ist dünn und zerbrechlich, wie bei allen Sterechinus- Alten. Die Ambulacra sind am Ambitus ca. -/s so breit als die Interambulacra. Es kommt regelmäßig ein Primärtuberkel auf jede zweite Platte; sie sind ungefähr gleich groß mit denen der Interambu- lacralfelder, an der Abactinalseite deutHch kleiner als am Ambitus; sie bilden eine recht stark hervor- tretende Längsreihe. Die Warzenhöfe stoßen nicht zusammen; selbst auf der Actinalseite, wo sie am dichtesten stehen, sind sie immer von einer Reihe Miliartuberkeln getrennt, die auf der nicht Tuberkel tragenden Platte stehen. Die sekundären und miliaren Tuberkeln bedecken die Platten dicht, nur die oberen Platten bleiben mehr nackt. Keine der sekundären Tuberkeln erreichen eine mehr hervortretende Größe, und sie bilden keine deutlichen Längsreihen. Auch auf den Platten ohne Primärtuberkel bleiben sie klein, so daß sie die Regelmäßigkeit der Reihe der Primärtuberkeln nicht beeinträchtigen; jedoch sind die äußeren Tuberkeln auf diesen Platten wie gewöhnlich etwas größer. Eine nackte Medianhnie ist kaum angedeutet. Die Poren stehen in ziemhch schrägen Bogen, die bis zum Rande des Feldes reichen. Einige kleine Tuberkeln finden sich zwischen den Poren außerhalb der großen Primärtuberkeln. Die Zahl der Ambulacralplatten ist beim größten Exemplar (57 mm) doppelt so groß als die der Interambulacralplatten ; bei den jüngeren Exemplaren sind sie weniger zahlreich, bei den jüngsten nur wenig zahlreicher als die Interambulacralplatten. (Vgl. die unten, S. 75 gegebenen Zahlen.) Die Interambulacra sind mit kleinen Tuberkeln dicht und ohne Ordnung besetzt, die die Reihen der PrimärtuberkeLn stark hervortreten lassen. Die Primärtuberkeln sind auf der Abactinalseite deuthch kleiner als am Ambitus, bleiben aber am Ambitus bis zum Apicalfeld fast von der gleichen Größe. Die Warzenhöfe stoßen vom Ambitus an bis zum Peristom zusammen. Auf der Actinal- seite sind einzelne der medianen sekundären Tuberkeln etwas größer als die übrigen, ohne jedoch deuthche sekundäre Längsreihen zu bilden; eine etwas deutlichere Längsreihe bilden die sekundären Tuberkeln außerhalb der primären Reihe auf den 4 — 5 proximalen Platten. Die Medianlinie ist nackt von oben ungefähr bis zum Ambitus, jedoch nur ziemlich schmal, so daß sie nicht stark hervortritt. Das Apicalfeld bietet bedeutende Variation. Bald ist nur eine Ocularplatte mit dem Analfelde in Berührung, bald nur eine davon ausgeschlossen; bei einem Exemplar von 13,5 mm Schalen- durchmesser sind sie alle ausgeschlossen. In keinem der vorliegenden Exemplare berühren alle Ocularplatten das Analfeld; daß auch dieser Fall vorkommen kann, geht aus der Beschreibung in den Ingolf-Echinoiden I, p. 101 hervor (sub. Ech. margaritaceus). Die Genitalplatten haben eine Reihe von Tuberkeln am inneren Rande, nach außen sind sie ganz nackt. — Das Analfeld ist groß, dicht von kleinen, nackten Platten bedeckt, unter denen die kleine runde Analplatte in der Mitte deutHch hervortritt. Beim jüngsten vorüegenden Exemplar (8 mm) ist die Analplatte noch nicht vom Rande des Analfeldes getrennt; bei einem Exemplar von 10 mm Schalendurchmesser MoRTENSEN, Echinoiden. 73 ist sie durch eine Reihe kleiner Platten vom Rande getrennt. Die Genitalporen sind beim jüngsten Exemplar noch nicht erschienen, beim Exemplar von 10 mm sind sie vorhanden. Bei den größeren Exemplaren sind deutliche Genitalpapillen vorhanden. Das Mundfeld variiert bedeutend in Größe; während es bei den jüngeren Exemplaren etwa die Hälfte des Schalendurchmessers einnimmt, ist es beim größten Exemplar wenig mehr als ein. Viertel so groß als der Schalendurchmesser. Die Buccalplatten tragen viele triphylle und kleine ophicephale Pedicellarien, beim größten Exemplar auch einzelne keulenförmige Stacheln. Die Mundhaut ist, selbst beim größten Exemplar, fast ganz ohne Platten außerhalb der Buccalplatten, nur mit zahlreichen bihamaten Spikein versehen. Die primären Stacheln sind bei sämtlichen vorliegenden Exemplaren zerbrochen, so daß deren Länge nicht gemessen werden kann. Nach Studer sind sie halb so groß als der Schalendurchmesser. DöEDRLEiN gibt an, daß sie im unteren Teil schwach bedornt sind; das gilt aber nur von den jüngeren Exemplaren, bei den älteren sind sie ganz glatt. Die actinalen Primärstacheln sind an der Spitze etwas abgeplattet und gebogen; verbreitert finde ich sie nicht (wie von Döderlein angegeben). Die sekundären Stacheln sind ziemlich fein und dünn, in etwa der äußeren Hälfte bedornt, jedoch nicht sehr dicht, etwas weniger als bei St. Nemnayeri. Sie endigen in einem kleinen centralen Dorn, mit einem Kreis von kleineren Dornen am Grunde (Taf. XVII, Fig. 25), oder sie sind einfach zugespitzt — letztere sind wahrscheinHch solche, deren Spitze ergänzt ist. Sie sind sehr zerbrechlich, nur ganz wenige sind an den vorhegenden Exemplaren heil. Sie sind ca. 3 mm lang, stehen recht dicht und bilden (mit den Pedicellarien und Saugfüßchen zusammen) ein dichtes Grund- kleid, aus dem die Primärstacheln stark hervortreten. Die Saugfüßchen sind mit bihamaten Spikein (Taf. XVII, Fig. 11) meistens sehr reichlich versehen. In der Regel bleibt eine schmale Längslinie am Füßchen ganz frei von Spikein, gewiß die Linie wo der Füßchennerv verläuft. (Vgl. Prouho. Dorocidaris papillata, PL XV, Fig. 10.) Die Pedicellarien habe ich schon früher im wesentlichen beschrieben. (Ingolf-Echinoidea, p. 101—102, sub. „Echinus" margantaceus) ; ein paar Bemerkungen müssen noch zugefügt werden. Die Klappen der globiferen Pedicellarien haben im allgemeinen die in Taf. XVII, Fig. 15, 28 gezeigte Form; wie von Döderlein hervorgehoben, sind die Seitenränder des Basalteils oft em wemg konkav; konstant ist das jedoch nicht (vgl. Ingolf-Echinoidea I, PI. XIX, Fig. 20). Nicht selten kommen 2—3 Seitenzähne vor, bisweilen sogar 4, letztere Zahl doch nicht beiderseits gleichzeitig. Die tridentaten Pedicellarien habe ich nicht größer als von ca. 0,8 mm Kopflänge gesehen. Wegen ihrer Form muß auf das genannte Werk hingewiesen werden. Die ophicephalen Pedicellarien (Taf. XVII, Fig. 9) haben bedeutend stärker gezackte Ränder als bei Neumayeri (vgl. Taf. XVII, Fig. 5). Die Apophyse setzt sich einfach über das Blatt bis zur Spitze fort, nur ganz oben mit einigen Verbreiterungen. Die der Buccalplatten sind etwas kleiner als die der Schale, sonst aber nicht von diesen wesentlich verschieden. Die triphyllen Pedicellarien sind etwas breiter als die von Neu- mayeri, denen von St. antarcticus ganz ähnlich (vgl. Taf. XVII, Fig. 21). Es ist kein konstantes Verhältnis, daß die Enden der Apophyse nicht zum Rande des Blattes hinaus reichen, wie es in den Ingolf -Echinoiden (loc. cit.) dargestellt wurde; vielmehr reichen sie wohl meistens bis zum Rande. Die Apophyse kann sich in etwas Maschenwerk über das Blatt hinaus erweitern, wie bei St. antarcticus. Deutsche Sluliiolar-ExpecUtion. XI. Zoologie. HI. 74 Deutsche Siid|)olar-Expedition. Von Sphäridien zähle ich am größten Exemplar bis 45 in einer Reihe ; sie stehen nahe dem Munde sehr dicht, nach außen mehr entfernt; sie reichen etwa bis zur 15. — 16. Ambulacralplatte. Sie sind glatt und etwas verlängert (Taf. XVII, Fig. 24). Die Genitaldrüsen enthalten ziemlich zahlreiche Spikein von der gewöhnlichen bihamaten Form; Axialorgan, Steinkanal und Darm sind ganz ohne Spikein. Die Farbe wird von Studer als ,,roseus" angegeben, während die Stacheln und Tuberkeln weiß sind. In Alkohol sind sie ganz weiß oder weißgrau. Die Art ist bisher mit Sicherheit nur von Kerguelen bekannt, aus Tiefen von 90 — 220 m. Wahr- scheinlich gehören zu dieser Art alle die in den Challenger-Echinoiden als „Echinus margaritaceus''^ angeführten Exemplare, die alle von dieser Region herrühren (bis 245 Faden). Die in den Ingolf-Echinoiden (loc. cit.) gegebene Beschreibung von „Echinus margaritaceus'^ war auf Exemplaren von der Challenger -Expedition gegründet. Auf die von Prof. Agassiz gegebene Bestimmung hin nahm ich an, daß sie wirklich Echinus margaritaceus seien (die Art, von der jetzt Döderlein in den Echinoiden der deutschen Tief see -Expedition behauptet, daß sie die wahre ,, margaritaceus" sei, war mir damals unbekannt); mein Resultat, daß diadema und margaritaceus nicht zu unterscheiden seien, war dann ganz natürlich, indem die mir damals vorliegenden „margaritaceus" in der Wirklichkeit diadema waren. Daß die von Döderlein als „margaritaceus" aufgefaßte Art distinkt ist, muß ich zugeben; es liegt mir davon Material vor von der schwedischen Expedition. Für die genauere Besprechung dieser Art und der Frage „Echinus margaritaceus" muß auf meine Arbeit über die Echinoiden letzterer Expedition hingewiesen werden. In meiner Ingolf -Arbeit bin ich ferner zu dem Resultat gekommen, daß Sterechinus antarcticus Koehler mit diadema {„margaritaceus") identisch sei. Sowohl Koehler als Döderlein behaupten dagegen die Selbständigkeit des Äi.fmtorc^i'cMs. In ,,Stellerides, Ophiures etEchindes de l'Expedition antarctique fran9aise" (Exp. Charcot) behauptet Professor Koehler, daß antarcticus nicht mit margaritaceus identisch sei; da sein „margaritaceus" sich indessen als St. Neumayeri erwiesen hat, bedeutet diese Behauptung insofern nichts, da keiner die Identität von antarcticus und Neumayeri behauptet hat. St. diadema kennt Koehler nicht von eigener Anschauung, so daß er sich gegen die vermutete Identität mit dieser Art sehr vorsichtig ausdrückt. Döderlein, der ein Original - Exemplar von diadema zur Untersuchung gehabt hat, behauptet dagegen ganz bestimmt, daß sowohl diadema als antarcticus als distinkte Arten aufzufassen sind, obwohl nahe verwandt. Als unterscheidende Merkmale führt er an, daß antarcticus eine geringere Anzahl von Interambulacral- platten hat als diadema, ferner daß bei antarcticus alle Ocularplatten mit dem Analfelde in Berührung sind, während bei diadema nur eine Ocularplatte das Analfeld berührt; ferner ist der Endteil der globiferen Pedicellarien bei antarcticus ,,nach innen durch viele Querbalken zum Teil geschlossen", bei diadema ,,nach innen größtenteils offen". Endlich ist bei diadema ,,die Schale halb so hoch als breit", bei antarcticus ,,sehr nieder". Von der deutschen Südpol -Expedition liegen mehrere Exemplare vor, die mit Koehler' s antarcticus genau übereinstimmen. Ich habe dann die Frage von der Identität von diadema und antarcticus einer sehr genauen Prüfung unterworfen und bin zu dem Resultat gekommen, daß, obwohl die von Döderlein angegebenen unterscheidenden Merkmale nicht stichhalten, antarcticus MoRTENsEN, Echinoiden. 75 doch in mehreren Beziehungen von diadema abweicht. Es geht dann nicht, beide einfach als eine und dieselbe Art anzusehen; antarcticus muß wenigstens als eine distinkte Varietät aufgefaßt werden, und da sie einmal als eigene Art aufgestellt ist, sehe ich keinen genügenden Grund, davon abzu- weichen. 13. Sterechinus antarcticns Koehleb. Taf. VIII, Fig. 2, 4, 14—15; Taf. IX, Fig. 1, 3-5, 14; Taf. XVII, Fig. 1, 7, 10, 16, 19-21, 26, 30. Sterechinus antardims. Koehler. 1902. Resultats du Voyage du S. Y. Belgica en 1897—99. ^chinides et Oj)hiures, p. 8—11, PI. II, 9—10, III, 18, VIII, 55—56. Sterechinus antarcticus (margariiaceus). Th. Mortexsen. 1903. Ingolf-Eehinoidea. I, p. 102. Sterechinus antarcticus. Döderlein. 1906. Echinoiden d. deutschen Tiefsee-Expedition, p. 219. Für die Beurteilung der Relation von diadema und antarcticus zueinander wird es praktisch sein, die Messungen und Zählungen beider Arten hier zusammen zu stellen. Sie beziehen sich auf sämtliche mir vorHegende Exemplare. Sterechinns antarcticus. Ocularplatten Diameter Höhe Mundfeld Apicalfeld Analfeld Plattenzahl der vom Analfeldc Ambulacra Interambulacra ausgeschlossen mm mm mm mm mm 371) p 12 11 7.5 ca. 23 13 II 281) 12.5 10 9 6.5 18 11 Keine 271) 12.5 9.5 7.2 5 19 12 I und II 51 23 15 13 9 25—26 16 III 47 22 13.5 10.5 7.5 28 15 Keijie 46 24 14 11 8 27—28 16 IV (etwas abnorm) 37 19 13 9 6.5 27 14 III 31.5 15 10.5 9 6 22 13 Keine 30 16 11 8.5 6 22—23 13 II-III 28 16 10.5 8 5.5 21 13 Keine 26 11.5 9 7 5 21 12 — 26 12 10 7.5 5 • 19 12 — 23 12 8.5 7.5 5 18 11 — 18 9 7 6 3.5 18 11 III-IV 17 8 7 5 3.5 18 11 III 12.5 6 6 4.5 3 14—15 9 Alle Sterechinus diadei tna.-) Ocularplatten, Plattenzahl der vom Analfelde Diameter Höhe Muiulfckl Apicalfeld Analfeld Ambulacra Interambulacra ausgeschlossen mm mm mm mm mm 57 30 15 12 7.5 38 19 IV— V 42 (?) ? 12 9 6 ? v III 37 19 11 8 5 28—30 13-15 III-IV 32.5 16.5 11 9.5 4.5 25 14—15 I-IV 14 7 5.5 3.5 2 16—17 10—11 II-IV 13.5 7.5 6 3.5 2 16—17 10—11 Alle 10 5 4.5 3 2 13 8—9 II-V 8 4.5 4 2.8 1.2 10—11 8—9 Alle 1) Die drei ersten Exemplare sind Originalexemplare von der „Belgica"; die übrigen riilireii von der deutschen Südpolar- Expedition her. '-) Alle, das größte Exemplar ausgenommen, sind STUDER'sche Originalexemplare. 10* yp Deutsche Südpolar-Expedition. Aus diesen Messungen geht hervor, daß in der Höhe der Schale kein konstanter Unterschied vorhanden ist; bei beiden Arten ist die Höhe ungefähr so groß wie die Hälfte des horizontalen Durch- messers, bald etwas mehr, bald etwas weniger. Dagegen ist bei antarcticus die Schale an der Ober- seite meistens ganz flach, während sie sich bei diadema etwas kegelförmig erhebt. Ferner ist bei antarcticus der Umkreis ganz rund, bei diadema etwas fünfeckig — Charaktere, die sich natürlich nicht aus den Messungen ersehen lassen (Taf. IX, Fig. 1, 3—5, 14). — Das Mundfeld ist vielleicht ein wenig größer bei antarcticus; dagegen ist es deuthch, daß das Apical- und Analfeld bei antarcticus bedeutend größer sind als bei diadema. In bezug auf die Ocularplatten läßt sich kein sicherer Unter- schied finden: bei beiden Arten können alle Ocularplatten mit dem Analfelde in Berührung sein (vgl. oben S. 75), obgleich dies gewiß häufiger bei antarcticus als bei diadema der Fall ist. Meistens sind jedoch bei diadema 1 — 3 Ocularplatten ausgeschlossen, bei antarcticus selten mehr als 1 — 2, und zwar ist die Ocularplatte III am häufigsten vom Analfelde ausgeschlossen. Der „Genitalring" ist wohl auch im ganzen etwas schmaler bei antarcticus als bei diadema; die Genitalplatten tragen im alltremeinen weniger Tuberkeln bei antarcticus als bei diadema. Beide haben wohl entwickelte Genitalpapillen. Die Zahl der Ambulacral- und Interambulacralplatten ist im ganzen dieselbe; vielleicht wird es sich zeigen, daß bei größeren Exemplaren die Ambulacralplatten etwas zahlreicher sind bei diadema als bei antarcticus — nach dem vorhandenen Material läßt es sich nicht sicher sagen. — Die Primärtuberkeln sind bei antarcticus deutlich größer als bei diadema, und sie behalten die gleiche Größe wie am Ambitus etwas gegen das Apicalsystem, während sie bei diadema gleich über den Ambitus kleiner werden. Jedoch machen die zwei kleineren der KoEHLER'schen Originalexemplare hierin eine Ausnahme und stimmen mehr mit diadema. Die sekundären Tuberkel sind kaum so zahlreich wie bei diadema; auf der Actinalseite ist eine Reihe von größeren sekundären Tuberkeln innerhalb und eine dichtere Reihe außerhalb der Primärtuberkeln ziemUch deutlich. Die Primärstacheln sind im allgemeinen etwas kräftiger bei antarcticus als bei diadema (Taf. VIII, Fig. 2, 4, 14 — 15, mit Fig. 1, 3, 5 zu vergleichen); leider sind sie an den vorliegenden Exemplaren von diadema alle gebrochen. Nach Studer's Angabe, daß sie bei diadema nur so lang wie der halbe Durchmesser sind, zu schließen, sind sie bei antarcticus nicht unbedeutend länger, bis ungefähr so lang wie der horizontale Durchmesser. Die sekundären Stacheln sind bei antarcticus wenig bedornt und endigen meistens einfach zugespitzt (Taf. XVII, Fig. 30); doch bleibt dieser Unterschied von diadema unsicher, da sie auch bei dieser Art einfach zugespitzt endigen können; zumal wird der Vergleich dadurch erschwert, daß nur sehr wenige dieser Stacheln an den vorliegenden Exemplaren von diadema ganz sind. Die Pedicellarien bieten keine konstante unterscheidende Merkmale. Die globiferen Pedi- cellarien können ebenso viele Querbalken am Endteil der Klappen aufweisen bei diadema als bei antarcticus (Taf. XVII, Fig. 19, 26, mit Fig. 15, 28 zu vergleichen). Die Klappen der ophicephalen Pedicellarien sind im allgemeinen weniger gezackt als bei diadema, und auch die Form ist ein wenig verschieden (Taf. XVII, Fig. 16, mit Fig. 9 zu vergleichen). Die tridentaten Pedicellarien (Taf. XVII, Fig. 1, 20) sind wesentlich denen von diadema ähnlich; sie scheinen etwas größer zu werden, bis 1,5 mm Kopflänge (wie auch von Koehler angegeben). Die triphyllen Pedicellarien haben ziem- lich breite und gerundete Klappen; oft breitet sich die Apophyse über das Blatt aus, etwas Maschen- MoRTENSEN, Ecliiiioiden. -ir werk bildend (Tai XVII, Fig. 21); bei diadema sind sie ganz ähnlich. — Die Sphäridien (Taf. XVII, Fig. 7) sind rundlich, glatt oder schwach bedornt, oft etwas unregelmäßig; ich zähle deren etwa 25 in einer Reihe bei einem mittelgroßen Exemplar. Die Spikein der Saugfüßchen sind sehr zahlreich, vielleicht noch zahlreicher als bei diadema; sie sind wohl im allgemeinen ein wenig gröber als bei dieser Art (Taf. XVII, Fig. 10, mit Fig. 11 zu vergleichen). Auch hier bleibt eine schmale Längslinie von Spikein ganz frei. C-förmige Spikein kommen in den Geschlechtsorganen ganz vereinzelt vor, in den übrigen Organen gar nicht. — Die Genitalorgane sind bei größeren Exemplaren zu einem Ring verwachsen, der nur dort offen bleibt, wo der Darm auf seinem Wege zur Analöffnung passiert. Ob dieses Verhältnis konstant ist, läßt sich natürlich nicht sagen; bei einem jungen Exemplar sind sie zu 2 und 3 verwachsen, und bei ganz jungen Exemplaren werden sie natürHch ganz getrennt sein. — Bei diadema habe ich sie, auch beim größten Exemplar, nicht verwachsen gefunden. Es scheint somit in der Form der Schale, der Größe des Apical- und Analfeldes, sowie der Primärtuberkeln, und vielleicht auch in der Zahl der Ambulacralplatten und in der Länge der Primärstacheln ein ziemhch konstanter Unterschied zwischen diadema und antarcticus zu sein, von den weniger zuverlässigen Unterschieden in Stacheln und Pedicellarien usw. abgesehen, so daß sie jedenfalls als distinkte Formen aufrecht gehalten werden müssen. Ob Varietäten oder Arten — darum kann man sich ja streiten; indessen muß ich gestehen, daß eigentliche Übergangs - formen im vorliegenden Material nicht vorhanden sind. — Zwar ist ein Exemplar von antarcticus höher als gewöhnlich (16 mm hoch bei einem Durchmesser von 28 mm), aber die Schale ist doch auch bei diesem Exemplar an der Abactinalseite abgeplattet, oder besser flach gewölbt, nicht schwach kegelförmig wie bei diadema. — Ich finde es dann — nach dem vorliegenden Material zu beurteilen — notwendig, meine frühere Behauptung, daß antarcticus und diadema identisch seien, aufzugeben, und schließe mich an Koehler und Döderlein in der Meinung an, daß sie als selbständige Arten anzusehen sind, obwohl sehr nahe verwandt. Jedoch würde es mich nicht sehr überraschen, wenn es sich nach Untersuchung eines größeren Materials zeigen sollte, daß die zwei Arten durch Zwischenformen verbunden sind, so daß sie sich doch nicht scharf trennen lassen. Die von der Expedition erbeuteten Exemplare von St. antarcticus rühren alle vom antarkti- schen Küstengebiete her, von Tiefen von 350 — 385 m. Die Exemplare von der ,,Belgica" wurden auf ca. 70" Süd, 80 — 92» West, in 100—600 m Tiefe erbeutet. Die Art wird somit wahrscheinlich cirkumpolar im antarktischen Küstengebiete vorkommen. Von einem Exemplar vom 16. VI. 1902 wird angegeben, daß es rosig-fleischfarben war, was ja mit den Angaben Koehler's über die Farbe der Art wohl übereinstimmt. In Alkohol sind die Exemplare alle fast ganz weiß. U. Sphaerechinus granularis (Lamk.). Taf. X, Fig. 12. • Literatur: Vergl. Revision of Echini, p. 159; Bell, Catalogue of British Echinoderms, p. 158. Es ist gar kein Grund vorhanden, auf diese wohlbekannte und oft beschriebene Art hier näher einzugehen. Nur möchte ich auf ein eigentümUches Verhältnis bei der Schalenstruktur aufmerk- sam machen. Die Schale ist überall zwischen den Tuberkeln mit kleinen runden glasklaren Körnern yg Deutsche Südpolar-Expedition. besetzt; sie stehen ziemlich dicht, unregelmäßig, nur zwischen den Poren teilweise in horizontalen Reihen geordnet (Tai X, Fig. 12). — Es erinnern diese Körner etwas an die „Krystallkörper" der Seesterne, wie sie vonDöDERLEiN beschrieben und abgebildet sind (Über ,, Krystallkörper" bei Seesternen usw. ; Semon's Forschungsreisen, Bd. V, Tai XXXVIII); doch sind sie viel weniger entwickelt und reichen nicht so tief ins Gewebe der Platten hinein, wie Querschliffe lehren; sie lassen sich überhaupt nicht als selbständige Gebilde nach innen im Gewebe der Platten verfolgen, nur ist das Maschengewebe im allgemeinen unter diesen Körnern mehr kompakt. Mehrere Exemplare dieser Art wurden an Kap Verde von der Expedition erbeutet. Meridosternata. Farn. Urechinidae. 15. Urechinns naresianus A. A Urechinus naresianus. A. Agassiz. 1881. ChaUenger-Echinoidea, p. 146. PL XXIX, 1 — 4, XXX, XXX a, 1 — 4, XXXIX, 29—30, XL, 56—58. Urechinus naresianus. A. Agassiz. 1883. Blake-Echinoidea, p. 52. PL XXVI, 1 — 3. Urechinus naresianus. Loven. 1883. Oii Pourtalesia, p. 90. PL VIII, 56, XXI. Urechinus Naresi. Duncan. 1889. Eevision of the genera and great groups of Echinoidea, p. 211. Urechinus naresianus. A. Agassiz. 1904. Panamic Deep-Sea Eehini, p. 156. PL 58, 5, 60, 4 — 5, 74, 6—8. Urechinus naresianus. Bell. 1904. Echinoderma foiind off tlie coast of South Africa. I, Echinoidea. (Marine Investi- gations in South Africa, III, p. 173.) Urechinus naresianus. Th. Mortensen. 1907. Ingolf-Echinoidea, II, p. 39, PL VI, 10—11, VII, 6, 8, 13, 15, IX, 4, 8—9, 15—16, 18, 21, 26, 29—39. Ein Exemplar wurde von der Expedition erbeutet, aus einer Tiefe von 2450 m (1. III. 1903). Es ist von ungewöhnlich niedriger Gestalt, 22 mm hoch, bei einer Länge von 52 mm (Breite 43 mm). Das Periproct liegt gänzlich unter dem Ambitus, wie bei Urech. Wyvillii, und das Plastron bildet nur einen sehr undeutlichen Kiel. Die Abactinalseite ist einfach abgerundet, ohne Kiel im hinteren Interambulacrum. Die keulenförmigen Stacheln um das Peristom bilden ein deuthches ,,Bourrelet". Übrigens stimmt das Exemplar genau mit den typischen JJ. naresianus; die Pedicellarien sind im ganzen denen von der atlantischen Form ähnhch. Die globiferen Pedicellarien haben zwar den Basalteil mehr nach unten abgerundet, als es in der Figur 9 PI. IX der Ingolf-Echinoidea II dargestellt ist; sie können aber auch bei der atlantischen Form ganz ähnhch sein. Auf geringe Abweichungen in der Form der Pedicellarien wird man übrigens, bei dem großen Formenreich- tum und der Variabihtät der Pedicellarien bei dieser Art, nicht viel Gewicht legen dürfen. — Be- merkenswert ist die große Länge der Stiele der globiferen Pedicellarien, bis 5 mm. Ich habe dieses Exemplar zu Urechinus naresianus gestellt, ohne jedoch die Möglichkeit ver- neinen zu dürfen, daß es sich späterhin, wenn mehr Material vorliegen wird, als einer anderen Art zugehörig erweisen wird. Ich habe in den Ingolf-Echiniden, p. 45, die Möglichkeit angedeutet, daß einige der vom ,,Challenger" gesammelten Exemplare von V. naresianus sich als eine andere Alt erweisen werden. Neuhch hat Koehler in einem vorläufigen Bericht über ,, Asteries, Ophiures et Echinides recueillis dans les mers australes par la ,,Scotia" (1902 — 1904) (Zool. Anz. XXXII, 1907, p. 147) eine neue Urechinus -Kit aufgestellt, Urech. fragilis, von der nur gesagt wird, daß ,,cette espece se distingue, entre autres caracteres, par la position du periprocte c|ui est entierement MouTENSEN, Echinoiden. 79 situe sur la face ventrale". Da es nach dieser Charakterisierung nicht mögHch war, zu entscheiden, ob das vorhegende Exemplar vielleicht zu dieser Art gehöre, habe ich darüber an Professor Koehler geschrieben, und er hat inir dann freundlichst einen Korrekturabzug der definitiven Beschreibung und der Figuren geschickt, so daß ich somit eine noch unpubhcierte Arbeit habe benutzen können^), wofür ich ihm meinen herzhchen Dank sagen muß. Leider ist das einzige Exemplar der Art, nicht wohl konserviert, und die Beschreibung infolgedessen unvollständig, so daß es mir immerhin un- möglich scheint definitiv zu sagen, ob das von der deutschen Expedition erbeutete Exemplar zu dieser Art gehören kann. Wenn die unsymmetrische Lage des vorderen Ambulacrums bei Urech. fragilis ein konstanter Charakter ist, wird das vorhegende Exemplar nicht zu dieser Art gehören können, denn es hegt hier ganz symmetrisch; es ist aber wahrscheinlicher, daß es sich hier um eine individuelle Abnormität handelt. Besonders wäre es von Wichtigkeit, die globiferen Pedicellarien von ü. frcujüis kennen zu lernen, aber leider sind keine solche am Typen -Exemplar vorhanden. Die Form derselben ist wichtig, ganz abgesehen von der Bestimmung des vorhegenden Exemplars. Falls es sich zeigen sollte, daß diese Art dieselbe Form von globiferen Pedicellarien hat wie TJ. nare- sianus, wird es zu erwägen sein, ob nicht die Gattung in zwei oder drei geteilt werden muß. Zu Urechinus s. str. würden dann nur die Arten '-) mit der Form von globiferen Pedicellarien wie bei U. naresianus zu rechnen sein. Einer anderen Gattung würden die Arten mit globiferen Pedicellarien wie bei Wyvillii zuzurechnen sein (solche kommen bei giganteus und Loveni vor); eine dritte Gattung würde endhch U. DnjgalsUi und eventuelle Arten mit dergleichen Pedicellarien umfassen (vgl. Ingolf-Echinoidea II, p. 46). —Es sind gewiß nicht bedeutendere Charaktere, die solche Gattungen unterscheiden würden, weshalb ich auch in meinen Ingolf-Echiniden die Teilung der Gattung nicht vornahm. Wenn aber mehrere Arten in jede Gruppe kommen, scheint es mir doch recht natürhch, die Teilung vorzunehmen. (Vielleicht ist das Vorkommen der groben Form von ophi- cephalen Pedicellarien bei naresianus und ihr Fehlen bei den übrigen Arten auch ein konstanter Charakter, der gewiß nicht ohne Bedeutung sein würde.) 16. Urechinus Wjvillii (A. Ag.). Tai XVIII, Fig. 12, 22; Taf. XIX, Fig. 3, 11, 18. Cystechinus Wyvillii. A. Agassiz. 1879. PreUminary Keport on the Challenger-Echini. (Proc. Americ. Acad. of Arts and Sciences, XIV, p. 208.) Cystechinus Wyvillii. A. Ag.-issiz. 1881. Challenger-Echinoidea, p. 152. PI. XXIX, 5—8, XXLX, a, XXIX, b, XXXIX, 28, XL, 59, 60, XLI, 23-27, XLII, 13-14, XLV, 2^28. Cystechinus WißiHii. A. Agassiz. 1904. Panamic Deep-Sea Eeliini, p. 162, PI. 80. Urechinus Wymllii. Th. Mortensen. 1907. Ingolf-Echinoidea, II, p. 49, PI. IX, 3, 5, 17, 24. Von dieser Art liegt nur ein kleines Exemplar vor, aus 3397 m Tiefe (30. III. 1903). Die Maße sind: Länge 6,5 mm. Breite 5,6 mm, Höhe 3,4 mm. Die Form ist im ganzen wie von Agassiz für die jungen Exemplare dieser Art angegeben (vgl. Challenger-Echin. PI. XXIX a 1—4, welche ^) Inzwischen ist die Arbeit pubUciert worden, unter dem Titel: „Ast^ries, Ophiures et ifechinides de l'Exp^dition antaretique nationale lilcossaise". (Trans. K. Soc. Edinburgh. Vol. XLVI. 1908.) ») Unbekannt in bezug auf die Form der globiferen PediceUarien ist auch Cystechinus purpureus A. Ag. und Clark, welche Art, als „nearlv alüed to WyvMii-, gewiß auch zur Urechinus (s. lat.) gehören muß. (A. Agassiz und H. Lym. Clark Preliminary Report on the Echini coUected in 1906 among the Aleutian Islands, in Bering Sea etc. by the U. b. Fish Lomm. Steamer „Albatros". Bull. Mus.. Comp. Zool. LI, 1907. p. 131.) 80 Deutsche Siidpolar-Expeditioii. Figuren das jüngste bisher bekannte Exemplar, 16 mm, darstellen): die Abactinalseite sehr flach, die Actinalseite ebenso, etwas eingesunken gegen das Mundfeld, das Plastron etwas hervorstehend wie ein breiter Kiel (Taf. XVIII, Fig. 12, 22). Das Analfeld ist schon nahe an die untere Seite ge- rückt, nicht mehr von oben her zu sehen (bei ganz jungen Exemplaren wird es unzweifelhaft, wie bei U. naresianus, oben, dicht am Apicalfelde liegen). Von einer Fasciole läßt sich keine Spur ent- decken. Genitalporen sind noch nicht vorhanden. Bemerkenswert ist die ziemhch regelmäßige Tuberkulation; die meisten Interambulacralplatten der Abactinalseite haben einen verhältnis- mäßig großen Primärtuberkel, so daß fast regelmäßige Längsreihen der Primärtuberkeln gebildet werden. Auch einzelne Ambulacralplatten können übrigens ebenso große PrimärtuberkeLn haben. Das Arrangement der Platten auf der Abactinalseite geht aus Taf. XVIII, Fig. 12 hervor. Die Deutung der Apicalplatten bietet bedeutende Schwierigkeit; beim Vergleich mit den Figuren des Apicalsystems größerer Exemplare, die Agassiz gibt (Panamic Deep-Sea Echini, p. 162), bleibt es sehr zweifelhaft, wie die Platten des hier abgebildeten Exemplars zu identificieren sind. Möglicherweise ist die hier gegebene Figur auch nicht in allen Details ganz korrekt, indem einige der Grenzlinien der oberen Platten sehr undeuthch waren. Jedenfalls sind doch die Grenzhnien der in der MitteUinie zusammenstoßenden Platten korrekt. — Auf der Actinalseite waren die Grenzen der Platten nur teilweise sicher zu sehen, so daß es nicht möglich war, eine detaillierte Figur davon zu geben. Die Pedicellarien sind im ganzen, wie ich sie in meinen Ingolf-Echiniden dargestellt habe; nur muß bemerkt werden, daß die große Form von tridentaten Pedicellarien (Op. cit. PI. IX, Fig. 17) nicht vorhanden war. Die ophicephalen Pedicellarien sind etwas verschieden von denen der er- wachsenen Exemplare (Taf. XIX, Fig. 18 mit Fig. 3 zu vergleichen), was gewiß nur als ein Alters- unterschied zu deuten ist. — Die Sphäridien (Taf. XIX, Fig. 1 1 ) sind etwas eigentümhch, an der Spitze ziemlich stark bedornt. Die Art verdient gewiß ein etwas mehr eingehendes Studium; bei dem geringen vorliegenden Material kann jedoch hier nicht genauer darauf eingegangen werden. Es ist übrigens das erstemal seit der Challenger- Expedition, daß die Art gefunden wurde. 17. Urecliinus Drjgalskli Mortensen. Taf. XVIII, Fig. 3, 21, 24—25; Taf. XIX, Fig. 4—5, 10, 13, 21, 24, 30. UrecMnus Dnjgalskii Tu. Mortensen. 1905. Some new sj)ecies of Echinoidea. Vidensk. Meddelelser fra" Naturhist. Foreniiig, Köbenhavn, p. 241. Nur ein Exemplar von dieser neuen Art wurde von der Expedition erbeutet, aus einer Tiefe von 3423 m (3. IV. 1902). Die Maße sind: 31 mm Länge, 24 mm Breite, 15 mm Höhe. Die Form der Schale (Taf. XVIII, Fig. 3, 21, 24—25) ist im ganzen wie bei Urech. naresianus. Die Actinalseite ist flach, ein wenig gegen den Mund eingesenkt; das unpaare Interambulacrum bildet einen ziemhch hervortretenden Kiel. Die Abactinalseite ist schön und regelmäßig gewölbt; das hintere Interambulacrum bildet einen wenig deuthchen Kiel. DasPeriproct liegt am Hinterende, ziemlich stark eingesunken, und das unpaare Interambulacrum bildet, sowohl an der Ober- als an der Unterseite, einen deutlichen Vorsprung darüber hinaus, letzterer von einer subanalen Fasciole umgeben. MoKTENsEN, Eclünoiden. gl Das Peristom liegt ungefähr in der Mitte der Actinalseite ; es ist rund, kaum 4 mm in Durch- messer, von einem äußeren Kreis von größeren Platten und einem Paar innerer Kjeise kleinerer Platten bedeckt, alle mit kleinen, etwas keulenförmigen Stacheln ziemlich dicht besetzt. Die Mund- öffnung liegt central im Peristom. Die an das Peristom grenzenden Coronal-Platten scheinen (so- weit man es von außen sehen kann) eine Verdickung an der Innenseite zu haben, wie sonst bei den Urechiniden. Das Sternum ist ganz wie bei naresianus gebaut. Die Fasciole geht über die Platten S.a., und b.3 und über die vierte Platte der anstoßenden Ambulacralreihen (I.a.4 und V.b.4). Diese Platten zeigen somit eine deutliche episternale Erweiterung, ganz wie bei Urech. naresianus. Die Fasciole dehnt sich oben gegen das Periproct hinauf. Die epiproctalen Platten des hinteren Inter- ambulacrums sind Nr. 6—9 der b-Serie und Nr. 5—8 der a-Serie, wie bei naresianus. Das Peri- proct länglich oval, von kleinen Platten bedeckt. Das Apicalsystem ganz wie bei naresianus, die Ambulacra und Interambulacra ebenso ganz wie bei dieser Art; das gilt auch der Tuberkulation. Die Stacheln sind fast alle zerbrochen; wie bei naresianus enden sie in einem etwas schiefen Dorn; sie sind unten glatt, im äußeren Teil dornig; die Miliarstacheln etwas erweitert an der Spitze. Die Saugfüßchen wie bei naresianus. Spikebi in den Tastfüßchen fast gänzUch fehlend; in den einfachen Füßchen kommt eine einzelne Reihe von kleinen nadeiförmigen, fast glatten Spikein vor. Die Kalkstäbe der Filamente sind unregelmäßig wie bei naresianus, oder wohl noch ein wenig mehr unregelmäßig. Die Pedicellarien sind in vier Formen vertreten, globifere, tridentate, ophicephale und triphylle. Die globiferen sind sehr eigentümlich; die Klappen enden mit einem langen spitzen Zahn, selten mit zwei Zähnen. Der Endteil der Klappe (das Blatt) ist ein ganz geschlossenes Rohr. Der Basal- teil ist ziemlich ausgebreitet (Taf. XIX, Fig. 10, 13,30). Der Stiel ist nicht sehr lang und besteht aus recht kompakt verbundenen Kalkfäden. Eine dicke Haut umgibt die Klappen, so daß sie recht hervortretend sind (Taf. XIX, Fig, 4).; sie sind ziemlich zahkeich, kommen aber fast nur an der Abactinalseite vor. — Die tridentaten Pedicellarien (Taf. XIX, Fig. 24) haben einfach blattförmige Klappen, nur mit dem unteren Teil des Blattes etwas eingeengt, so daß sie dort etwas auseinander weichen. Der Rand ist fein gezähnelt; kein großer Endzahn vorhanden, nur ist der Zahn an der Spitze meistens ein wenig größer als die anderen. Den Hals habe ich immer ganz kurz gefunden; der Stiel ist nur wenig mehr kompakt als der der globiferen Pedicellarien. Länge des Kopfes bis ca. 0,5 mm. — Die ophicephalen Pedicellarien (Taf. XIX, Fig. 5) unterscheiden sich kaum von denen des U. Wyvülii. Nur die kleinere Form wurde gefunden, von der großen, groben Form kein einziges Exemplar. Daß letztere Form doch mögUcherweise bei dieser Art vorkommen werde, läßt sich natürlich nicht nach diesem einzigen Exemplar verneinen. Doch möchte ich daran erinnern, daß sie auch nicht bei Urech. Wyvillii, Loveni und giganteus gefunden wurde. — Die triphyllen Pedicellarien haben die gewöhnUche abgerundete Form des Blattes, mit fein gezähneltem Rande (Taf. XIX, Fig. 21). Die Sphäridien sitzen einzeln auf den 2—3 inneren Ambulacralplatten. Sie sind glatt, von gewöhnhcher Gestalt. Die Farbe des im Alkohol konservierten Exemplars ist braun-violett, im Leben wurde sie als olivengrün bis gelblichbraun bezeichnet, Deutsche SUdpolar-Expeditiou. XI. Zoologie. III. 82 Deutsche Südpolar-Expedition. Diese neue Art unterscheidet sich durch die Form des Hinterendes von den übrigen bisher bekannten Urechinus- Arten. Auch die globiferen Pedicellarien sind von denen der anderen Arten gänzlich verschieden; nur bei der Gattung PilematecJiinus kommt eine ähnhche Form von globi- feren Pedicellarien vor. Es ist nicht unwahrscheinhch, daß diese Art sich als Repräsentant einer eigenen Gattung erweisen wird (vergl. oben S. 79); vorläufig finde ich es doch am richtigsten, sie zur Gattung Urechinus zu rechnen, mit der sie jedenfalls nahe verwandt ist. 18. Plexechinus Nordenskjöldi Moktensen. Plexechinus Nordenskjöldi. Th. Mortensen. 1905. Some new species of Echinoidea. Vidensk. Medd. fra Naturhist. Foreniii^, Köbenha^n, p. 242. Vom antarktischen Küstengebiete (380 m, 28. I. 03) hegt ein kleines Exemplar vor, das ich zu dieser Art hinführen muß. Es ist eine nackte Schale von 6,5 mm Länge; in der Form und der Tuberkulation stimmt sie genau mit Plexech. Nordenskjöldi. Leider ist es unmögUch, die Platten - grenzen deuthch zu machen, so daß das Verhältnis des Plastrons und des Apicalsystems nicht hat festgestellt werden können (zum Teil weil die Schale von Röhren von Hydroidpolypen überzogen ist). Mundhaut und Analhaut sind herausgefallen. Genitalporen nicht entwickelt. — Die Bestimmung des Exemplars muß somit mit aller Reservation gegeben werden, da mehrere der wichtigsten Merk- male nicht zu beobachten sind. Mit PL cincUis oder hirsutus kann das Exemplar jedenfalls nicht identisch sein; alles, was sich beobachten läßt, stimmt mit PI. Nordenskjöldi. Die Möglichkeit läßt sich aber nicht verneinen, daß es sich als eine andere, mit letzterer verwandte Art erweisen könne. Bis besseres Material vorliegt, müssen wir es als zu PI. Nordenskjöldi gehörig betrachten. Auf die Art genauer einzugehen, ist hier nicht die Stelle; sie wird im Bericht über die Echiniden der Schwedischen Südpol-Expedition beschrieben und abgebildet werden. Farn. Poiirtalesiidae. 19. Echiiiosigra pliiale (VVyv. Thomson.) Taf. XVIII, Fig. 1, 5-ß, 8; Taf. XIX, Fig. 6—9, 14-17, 19, 22, 26—29, 31—32. Pourtalcsia phiak. Wyville Thomson. 1870. Deptlis of the Sea, p. 90. Pourtalesia yliiale. Wyville Thomson. 1873. On tiie Ecliinoidea ot the Poicupiiie Deep-sea Dredging Expeditions. Ann. Nat. Hist. 4 ser. X, p. 305. Pourtalesia phyale. Wyville Thomson. 1874. Porcupine Echinoidp;i. Philos. Transact. Vol. 164, p. 749, ]']. LXX, Fig. 11. Pourtalesia finale. A. Agassiz. 1881. Challengci-Echinoidea, p. 138, PI. XXII, 1—5, XXII, a, 1-2. Pourtalesia phiale. D'Arcy Thompson. 1899. On a siipposed resemblance betwcen the marine faunas of the arctic and antaictic regions. Proc. K. Soc. Edinburgh, XXII, p. 431. Pourtalesia phiale. St. W. Kemp. 1905. Tlie Marine Fauna of the West Coast of Ireland. III. Echinodernis. Ann. Rep. Fisli. Ireland. 1902—3. Pt. II, App. VI, p. 206. EcUmsigra (Pourtalesia) phiale. Tn. Mortensen. 1907. Ingolf-Echinoidea, II, p. 68, PI. VI, 1—2, VII, 1, 7. Ein sehr schön konserviertes Exemplar (18 mm Länge) von dieser Art wurde am 4. IIL 1903 aus 2916 m Tiefe erbeutet, das im ganzen wohl mit dem in Challenger -Echinoidea PI. XXII, 1—5 MoRTENSEN. Echinoiileii. 83 abgebildeten Exemplar übereinstimmt (Taf. XVIII, Fig. 1, 5—6, 8). Über die Strukturverbält- nisse der Schale habe ich nichts den in Ingolf-Echinoidea II gegebenen Erörterungen beizufügen. Nur über die äußeren Anhänge: Stacheln, Pedicellarien usw., soll hier genauere Auskunft gegeben werden. Die Stacheln sind im ganzen kurz, die des vorderen Endes nur wenig länger als die übrigen. Die am Hinterrande der vorderen Interambulacra sind die längsten, bis 4 mm; sie sind meistens aufgerichtet und sitzen recht dicht beisammen, ohne eine seriale Anordnung erkennen zu lassen; sie sind an der Spitze gebogen, aber nicht erweitert, die vorderen nur ein wenig zerklüftet (Taf. XIX, Fig. 26). Die übrigen primären Stacheln sind an der Spitze flach und erweitert (Taf. XIX, Fig. 32); das gilt besonders von denen des actinalen und abactinalen Kiels, doch auch von denen an den Seiten der Schale; letztere sind nur etwas kleiner. An der Spitze des analen Rostrums sitzen einige längere primäre Stacheln, die nicht verbreitert und abgeflacht zu enden scheinen; sie sind, zum Teil wenigstens, nach oben gerichtet und neigen sich schützend über das Periproct. Die Stacheln sind meistens etwas gekrümmt, mehr oder weniger dornig oder ganz glatt. Die Stacheln in der Mundeinsenkung sind ein wenig kürzer und dicker als die übrigen (Taf. XIX, Fig. 14); sie sind nicht besonders zahlreich, wie es z. B. bei Pourtalesia Jcffreysi u. a. der Fall ist. — Die sekundären Stacheln sind auch an der Spitze erweitert, etwas gekrümmt (Taf. XIX, Fig. 8, 16) und nicht sehr zahlreich. Die Clavulae (Taf. XIX, Fig. 19) erweitern sich recht stark an der Spitze. Von Pedicellarien kommen vier verschiedene Formen vor, nämlich: tridentate, rostrate, ophi- cephale und triphylle. Die tridentaten Pedicellarien (Taf. XIX, Fig. 6 — 7, 9) sind sehr charakteri- stisch; die Klappen haben an der Spitze einen langen, geraden Zahn, der einen stumpfen Winkel mit dem Endteil der Klappe bildet. Der Endteil (das ,, Blatt") ist schmal, der Rand fein gezähnelt in der oberen Hälfte, wo die Klappen zusamrtienschließen, glatt im un eren Teil, wo sie auseinander- weichen. Es ist kein deutlicher Hals an diesen Pedicellarien vorhanden. — Die Klappen der rostraten Pedicellarien (Döderlein's ,,laternenförmige Pedicellarien") (Taf. XIX, Fig. 28, 31) sind ziemlich breit gerundet an der Spitze; der Rand ist hier ziemlich stark gezähnelt, nach unten werden die Zähne bald ganz klein, und der Rand bleibt dann im größeren unteren Teil ganz glatt. Auch diese Pedicellarien haben keinen Hals. — Die ophicephalen Pedicellarien (Taf. XIX, Fig. 17, 22, 29) die besonders am Hinterende, nahe dem Periproct, vorhanden sind, haben einen kurzen, kräftigen Stiel, der oben etwas schalenförmig ist. Die Klappen sind von der bei den Pourtalesien gewöhn- lichen, eleganten Form. — Die triphyllen Pedicellarien (Taf. XIX, Fig. 15) mit einfach gerundeten Klappen, ohne besondere Eigentümlichkeiten. Es sind nur vier Sphäridien vorhanden, die am hinteren Rande der Mundeinsenkung, an den Ambulacren I und V stehen. Die Saugfüßchen sind sehr klein, mit einem kleinen Kalkkäppchen in der Spitze (Taf. XIX, Fig. 27), sonst ohne Spikein, oder höchstens mit einem Paare winziger, unregelmäßiger Kalk- körperchen nahe der Spitze. Geschlechtsöffnungen sind an diesem Exemplar noch nicht zum Vorschein gekommen. Es läßt sich daher mit Sicherheit sagen, daß die Art bedeutend größer werden muß. Daß die antarktische und nordatlantische Form nicht specifisch unterschieden werden können, habe ich früher (Ingolf-Echinoidea II, p. 70) erörtert. 11* g^ Deutsche Siidpolar-Expedition. Amphisternata. 20. Abatus cordatus (Veerill.) Taf. XVIII, Fig. 2, 4, 16, 20; Tai. XLX, Fig. 1, 2, 12, 20, 2.3, 2,5. (?) Faorina anlaräica. Gray. 1851. Descriptioiis of some new genera and species of Spatangidae in the British Museum. Ann. Nat. Hist. 2 ser. VII, p. 132. (?) Ahalus antarciicus. Lütken. 1863. Bidrag til Kundskaben oni Echiniderne, p. 130. Bemiasler cavernosus. A. Agassiz. 1872. Revision of Echini p. 132, 587. (Pro parte.) Hemiaster cordatus. Verrill. 1876. Bulletin U. S. Nat. Museum. No. 3, p. 69. AMus cordatus. Studer. 1876. Echinodermen a. d. antarktischen Meere. Monatsber. d. Berliner Akad. 1876, p. 457. Hemiaster cavernosus. A. Aga.ssiz. 1876. Viviparous Echini from the Kerguelen Islands. Proc. Americ. Acad. of Arts and Sciences. N. Ser. III, p. 231-236. Hemiaster sp. Wyv. Thomson. 1876 (1878). Notice of some pecuUarities in the mode of propagation of certain Ecliino- derms of the Southern Sea. Journ. Linn. Soc. XIII, p. 67—71, Fig. 6—9. Hemiaster Philippü (Gray). Wyv. Thomson. 1877. „Tlie Atlantic", II, p. 229. Hemiaster cavernosus. Edg. Smith. 1879. Account of the . . . Zoological Collections made iiiKerguelen'sLand and Rodri- guez during the Transit of Venus Expeditions. 1874—75. Echinodermata. Philos. Transactions. Vol. 168. 1879, p. 271. Hemiaster cavernosus. Studer. 1880. Über Geschlechtsdimorphismus bei Echinodermen. Zool. Anzeiger. Nr. 67—68. Fig. 10. Hemiaster cavernosus. Studer. 1880. Übersicht der Echinoidea . . . d. „Gazelle". Monatsber. d. Berliner Akad. 1880. p. 881. Hemiaster cavernosus. A. Agassiz. 1881. Challenger-Echinoidea. p. 177—184. (Pro parte). Abatus cavei-nosus. Loven. 1883. On Pourtalesia, p. 20, 25, 46, 72—74, PI. XIV, XVIII, 20. Hemiaster cavernosus. Murray. 1896. Transact. Royal Soc. Edinburgh XXXVIII, p. 416. (?) Hemiaster cavernosus. Bell. 1902. Echinoidea of the „Southern Cross", p. 219. Hemiaster cavernosus. Döderlein. 1906. Echinoiden d. Deutschen Tiefsee-Expedition, p. 248. Taf. L. Fig. 6. N 0 n : Hemiaster cavernosus Philippi. N 0 n : Hemiaster australis Philippi. N 0 n : Tripylus excavatus Philippi. N 0 n : Abatus PMlippii Loven. In seiner Bearbeitung der Challenger-Echiniden (p. 183—184) sagt Agassiz von Hemiaster cavernosus: „The Challenger series is so extensive and shows such a ränge of Variation both in form and in the structure of the petals according to age and sex, that I am quite convinced it is impossible to define the Kerguelen specimens as a different species There seems but Httle doubt that the species which have thus far been distinguished as Hemiaster australis, Hemiaster Philippü and Hemiaster cavernosus are all different stages of growth of one and the same species, but owing to the great difference in structure between the ambulacral petals of the males and the females, and the extraordinary changes this species passes through from its youngest stage until it has reached its adult sexual form, it was very natural that these several stages of growthi) should on scanty material have been regarded as so many distinct species." Bei der genauen Untersuchung eines sehr großen Materials von den ^tows -Formen der sub- antarktischen Meere bin ich in entschiedenem Gegensatz zu Professor Agassiz (dem sich auch Professor Döderlein anschließt), zu der tTberzeugung gekommen, daß die bei Kerguelen vorkommende Art nicht mit der südamerikanischen Abatus cavernosus (Phil.) identisch ist, wie 1) Es sei schon hier bemerkt, daß die verschiedenen Arten von antarktischen „Hemiaster'' (AbatusyPoximw, die auf- gestellt sind — seien sie nun hallbar oder nicht — , jedenfalls nicht auf verschiedene Altersstadien von „Hemiaster" cavernosus basiert sind, wie Agassiz hier andeutet. Dagegen ist die von Professor Agassiz in seiner „Panamic Deep-Sea Echini" be- schriebene neue Gattung Spatagodesma, mit der Art 8. diomedae. nach aller Wahrscheinlichkeit nur ein Entwicklungsstadium von Abatus cavernosus. (Vergl. Ingolf -Echinoidea II, p. 114). MoRTENSEN, Ecliiiioiden. g5 es sonst allgemein angenommen wird. Und zwar sind es nicht ganz unbedeutende Differenzen, die ich zwischen den Arten finde. Schon die geographischen Verhältnisse machen es von vornherein wenig wahrscheinlich, daß Arten von Süd-Amerika und Kerguelen, die litoral leben und nicht pelagische Larven haben, identisch seien — wie ich es schon früher (Ingolf-Echinoidea I) für die beiden Cidariden, ^«s/,. Stück des membraiiösen Maschenwerkes \'on einem Stachel von Rhynchocidaris triplopora. '"/i. Äußeres Ende eines entkalkten Stachels von Rhynchocidaris triplopora, von Echinophyces mirahilis angegriffen. ^°/i- Echinophyces mirabilis, von Membran umgeben. '-%. Rhynchocidaris triflopora, Stück eines normalen Primärstachels. ^Y,. Rhynchocidaris triplopora, Stück eines Läiigsschliffes durch einen normalen Primärstachel, '"/j. Gruppe von Röhren eines entkalkten Primärstachels \-on Rhynchocidaris triplopora, von Echinophyces angegriffen. Die körnigen Zellen sind Wanderzellen. "Yi- Äußeres Ende eines Primärstachels von Rhynchocidaris triplopora, von Echinophyces angegriffen. ^Y^. Fig. 12 — 1.3. Stückchen des Maschenwerkes in Stacheln von Rhynchocidaris triplopora, mit Anschwellungen (Gruppen von Zoosporen-Bildnern [?]) von Echinophyces. ^"/j. Fig. 14. Stück des Maschenwerkes, mit fast verschwundenen Röhren, von einem entkalkten Stachel von Rhynchocidaris, mit Echinophyces im älteren Stadium. *"/i. Fig. 15. Echinophyces mirabilis, im nackten, plasmodialen Zustande, lappenförmig nach innen in das Kalkmaschenwerk des Stachels dringend, a) Plasmodium des Echinophyces; b) Löcher im Kalkmaschenwerke des Stachels; c) Kalk- maschenwerk, -"/i. Tafel XIII. Fig. 1. Stück eines Querschliffes eines Priniärstachels von Notocidaris gaussensis. ""/i. Fig. 2. Stück eines Querscliliffes eines Primärstachels von Aporocidaris incerta. '"J-^. Fig. 3. Stück eines Querschlift'es eines Primärstachels von Aporocidaris antarctica, Var. ""/,. Fig. 4 — 5. Actinale Primärstacheln von Rhynchocidaris triplopora. ''°/i. Fig. 6. Stück eines Querschliffes eines Primärstachels von Aporocidaris antarctica. '%. Fig. 7. Stück eines Querschliffes eines Primärstachels von Eurocidaris nutrix. '°/i- Fig. 8. Stück eines Querschliffes eines Primärstachels von Notocidaris hastata. '"/i. Fig. 9. Actinaler Primärstachel von Rhynchocidaris triplopora. ''»/j. Fig. 10. Stück eines Querschliffes eines Priniärstachels \-on Rhynchocidaris triplopora. '%. Fig. 11. Stück eines Querschhffes eines Primärstachels von Cidaris nuda. ''/i. Fig. 12. Actinaler Primärstachel von Rhynchocidaris triplopora. '•%. Fig. 13. Actinaler Primärstachel von Rhynchocidaris triplopora, Seitenansicht. "'Vi. Fig. 14. Primärstachel ^'on Rhynchocidaris triplopora. ^'-/i. Fig. 15 — 16. Actinale Primärstacheln von Rhynchocidaris triplopora. ^'Yi. Fig. 17. Stück eines Querschliffes eines Primärstachels von Eucidaris tribuloides, vi^r. africana. 'V,. Fig. 18. Sekundärstachel von Rhynchocidaris triplopora. -y^. Fig. 19. Actinaler Primärstachel von Rhynchocidaris triplopora. *'Yi. Fig. 20. Äußeres Ende eines Priniärstachels eines jungen Exenijilars von Rhynchocidaris triplopora (2,2 mm im Durchmesser). ^7,. Tafel XIV. Klajipe einer großen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Aporocidaris antarctica, Var. (Vgl. Fig. 17.) '">/^. Klappe einer kleinen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Notocidaris gaussensis. (Vgl. Fig. 15.) ^Yj. Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, Seitenansicht, von Notocidaris Morlenseni. (Vgl. Fig. 6.) *Yi. Klappe einer großen globiferen Pedicellaiic, Seitenansiclit, von Notocidaris gaussensis. (Vgl. Fig. 10.) «Yj. Klappe einer kleinen globiferen Pedicellarie, Seitenansicht, von Rhynchocidaris triplopora. (Vgl. Fig. 8.) "Yi- Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Notocidaris Mortenseni. (Vgl. Fig. 3.) "/i- Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Notocidaris hastata. (Vgl. Fi«;. 18.) "Yi- Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. MoRTENSEN, Ecbinoiden. i ] i Fig. 8. Klappe einer Icleiiien globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Rhynchocidaris iriplopora. (Vgl. Fig. 5.) "y,. Fig. 9. Ivlappe einer großen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Aporocidaris Mulm. «V,. Fig. 10. Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Noiociäaris qausscnsis. (Vgl. Fig. 4.) »y,. Fig. 11. Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Eucidaris trihuloides (Westindien) (Vo-1 Fig. 19.) ■■-'!,. Fig. 12. Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, Seitenansicht, von Eucidaris trihuloides, viu: africana. (Vgl. Fig. 1.3.) 'y^. Fig. 13. Klappe einer gi-oßen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Eucidaris tribuloides. (Vgl. Fig. 12.) "/,. Fig. 14. Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, Seitenansicht, von Rhynchocidaris iriplopora. (Vgl. Fig. 20.) "Y . Fig. 1.5. Klappe einer kleinen globiferen Pedicellarie, Seitenansicht, von Noiocidaris gaussensis. (Vijl. Fig. 2.) «y,. Fig. 16. Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, Seitenansicht, von Aporocidaris antarctiea. (Vgl. Taf. XV Fig. 24.) '»/,. Fig. 17. Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, Seitenansicht, von Aporocidaris antaräica, Var. (Vgl. Fig. 1.) «»/,. Fig. 18. Klappe einer großen globiferen Pedicellaile, Seitenansicht, von Noiocidaris hastuta. (Vgl. Fig. 7.) »y,. Fig. 19. Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, Seitenansicht, von Eucidaris trihuloides, Westindien. (Vgl. Fig. 11.) «/j. Fig. 20. K]a])pe einer großen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Rhynchocidaris Iriplopora. (Vgl. Fig. 14.) "y^. Tafel XV. Fig. 1. Secundäxstachel mit ,, Ampulle", von Eucidaris trihuloides. '"/i. Fig. 2. Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, Seitenansicht, von Cidaris nuda. (Vgl. Fig. 4.) '"j^. Fig. 3. Kleine globifere Pedicellarie, \-on dicker Haut iiberkleidet, von Rhynchocidaris iriplopora mit Echinophyees. "A. Fig. 4. Klappe einer großen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Cidaris nuda. Vgl. (Fig. 2.) '»/,. Fig. 5. Große globifere Pedicellarie \-on Rhynchocidaris iriplopora. ~'/\. Fig. 6. Spitze einer Klappe einer großen Pedicellarie von Rhynchocidaris iriplopora. "y,. Fig. 7. Tridentate Pedicellarie von Cidaris nuda. ^"j^. Fig. 8. Actinaler Primärstachel von Aporocidaris antarctiea. y,. Fig. 9. Klappe einer globiferen Pedicellarie von einem jungen Rhynchocidaris iriplopora. (2,2 mm Durchmesser.) '"/,. Fig. 10. Entwicklungsstadium einer globiferen Pedicellarie von einem jungen Exemplar von Noiocidaris gaussensis. >-y,. Fig. 11. Klappe einer kleinen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von einem Rhynchocidaris iriplopora mit Echino- phyees. "yi. Fig. 12. Actinaler Primärstachel von Aporocidaris antarctiea. y,. Fig. 13. Klappe einer kleinen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Aporocidaris antarctiea. '">/^. Fig. 14. Klappe einer tridentaten Pedicellarie, Seitenansicht, von Cidaris nuda. *y,. Fig. 15. Klappe einer tridentaten Pedicellarie, Seitenansicht, von Eucidaris trihuloides, var. africana. 'y,. Fig. 16. Actinaler Primärstachel von Aporocidaris antarctiea. yj. Fig. 17. Actinaler Primärstachel von Euroddaris nutrix. y,. Fig. 18. Klappe einer tridentaten Pedicellarie, Seitenansicht, von Eucidaris tribuloides, Westindien. *yi. Fig. 19. Klappe einer tridentaten Pedicellarie, Seitenansicht, von Eucidaris tribuloides, var. africana. «Yj. Fig. 20. Primärstachel von Euroddaris nutrix. ^'y,. Fig. 21 — 23. Actinale Primärstacheln von Euroeidaris nutrix. y,. Fig. 24. Klajjpe einer großen globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Aporocidaris antareiica. (Vgl. Taf. XIV, F^g. 16.) '7,. Fig. 25 — 28. Actinale Primärstacheln von Aporocidaris antarctiea; Fig. 25 und 28 in Seitenansicht, yi. Tafel XVI. Fig. 1. Spitze eines ambulacralen Stachels von Diadema ascensionis. -'/i. Fig. 2. Klappe einer tridentaten Pedicellarie, halb von der Seite gesehen, von Protoeentrotus annidatus. '-"/i. Fig. 3. Klappe einer globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Protoeentrotus amjulosus. "Yi. Fig. 4. Claviforme Pedicellarie von Diadema ascensionis. Die Öffnungen der Drüsen waren nicht zu sehen. ■'7,. Fig. 5. Klappe einer globiferen Pedicellarie, von innen gesehen, von Protoeentrotus annulaius. (Vgl. Fig. 18.) "yj. Fig. 6. Klappe einer opliicei)halen Pedicellarie, von innen gesehen, von Prolocentrotus annulaius. ^'-"/j. Fig. 7. Spitze eines ambulacralen Stachels von Diadema saxatile. "/,. Fig. 8 a, b, c. Spikein aus den Ambulacralfüßchen von Diadema ascetisiofiis. ""j^. Fig. 9. Spikein aus den Ambulacralfüßchen von Protoeentrotus angulosus. '"Yi. Fig. 10. Spikein aus den Ambulacralfüßchen von Protoeentrotus annulatus. ^"y^_ Fig. 11 a, b. Spikein aus den Ambulacralfüßchen von Rhynchocidaris iriplopora. "y,. Fig. 12. Kingförmige Kalkgebilde aus der Spitze eines Saugfüßchens von Rhynchocidaris iriplopora. '"/i. Fig. 13. Querschliff eines Primärstachels von einem jungen Rhynchocidaris iriplopora von 2,2 nmi Durchmesser, '-yi. Fig. 14. FiR. 15. Fig. 16. Fig. 17. Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20. Fig. 21. Fig. 22. Fig. 23. 112 Deutsche Südpolar- Expedition. Spikein aus dem Oviducte von Notoddaris gaussensis. «7i- Spikein von Aporocidnris anlardica; a. aus dem Darmwand ; b. aus dem Steinkanal; c. aus einem Saugtüßchen. '»/i- Tridentate Pedieellarie von Diadema ascensionis. ^"/i- Klappe einer tridentaten Pedieellarie, Seitenansicht, von Diadema ascensionis. (Vgl. Fig. 22.) "/i. Ivlappe einer globiferen Pedieellarie, Seitenansicht, von Protocentroius annidatus. (Vgl. Fig. 5.) "Vi. Primärstachel von Eiicidaris tribuloides, Var. africana, mit einer gallenartigen Anschwellung, in der ein Paar parasi- tische Schnecken mit ihren Eierhaufen sitzen. Die Spitze des Stachels ist von einer Kalkalge überkleidet. Yi. Ivlappe einer triphyllen Pedieellarie von Prolocentroius ammlatus. '^^"1^. Klappe einer triphyllen Pedieellarie von Diadema ascemionis. "'1^. Klappe einer tridentaten Pedieellarie von Diadema ascensionis. (Vgl. Fig. 17.) 'Yi. Kalkstiel einer tridentaten Pedieellarie ^-on Diadema ascensionis. ^"/i- Tafel XVII. Fig. 1. Tridentate Pedieellarie von StereeMnus antareticus. ^'I^. Fig. 2. Sphäridie von Sterechi uns Neumayeri. ^'7^. Fig. 3. Ivlappe einer globiferen Pedieellarie von einem jungen Exemplar von Sterechinus Neumayeri, 4 mm im Durchmesser. '-*7i- Fig. 4. Rosette eines Terminal -Saugfüßchens von einem jungen Exemplar von Sterechinus Neumayeri, 1 mm im Durch- messer. ^-7i- Fig. 5. Klappe einer ophicephalen Pedieellarie von einem jungen Sterechinus Neumayeri, 4 mm im Durehmesser, '"/i- Fig. G. Klappe einer globiferen Pedieellarie von Sterechinus Neumayeri. (Vgl. Fig. 13.) '"/j. Fig. 7. Sphäridie von Sterechinus antareticus. ^^"/i- Fig. 8. Globifere Pedieellarie von einem ganz jungen Sterechinus Neumayeri. 1 mm im Durehmesser, ^"/j. Fig. 9. Klappe einer ophicephalen Pedieellarie von Sterechinus diadema. '"/i- Fig. 10. Spikein eines Saugfüßchens von Sterechinus antareticus. i™/i- Fig. 11. Spikein eines Saugfüßchens von Sterechinus diadema. '^'"/j^. Fig. 12. Ivlappe einer triphyllen Pedieellarie eines jungen Sterechinus Neumayeri, 4 nmi im Durchmesser. ^-■'/^. Fig. 13. Ivlappe einer globiferen Pedieellarie, Seitenansicht, von Sterechinus Neumayeri. (Vgl. Fig. 6. ) *Y,. Fig. 14. Ivlappe einer tridentaten Pedieellarie von Stei-echinus Neumayeri. ^"/i- Fig. 15. Klappe einer globiferen Pedieellarie, von innen gesehen, von Sterechinus diadema. (Vgl. Fig. 28.) ''/^. Fig. 16. Klappe einer ophicephalen Pedieellarie von Sterechinus antareticus. ™/i- Fig. 17. Embryonalstachel von Sterechinus Neumayeri. ^''/^. Fig. 18. Klappe einer ophicephalen Pedieellarie von einem ganz jungen Sterechinus Neumayeri. ^"/j. Fig. 19. Klappe einer globiferen Pedieellarie, von innen gesehen, von Sterechinus antareticus. (Vgl. Fig. 26.) '7i. Fig. 20. Klappe einer tridentaten Pedieellarie ven Sterechinus antareticus. ^^/^. Fig. 21. Ivlappe einer triphyllen Pedicellaiue von Sterechinus antareticus. ^'"/i. Fig. 22. Klappe einer globiferen Pedieellarie von einem ganz jungen Sterechinus Neumayeri. ^"/j. Fig. 23. Sphäridie von einem ganz jungen Sterechinus Neumayeri, 1 mm im Durchmesser, ^-y^. Fig. 24. Sphäridie von Sterechinus diadema. ""/r Fig. 25. Spitze eines secundären Stachels von Sterechinus diadema. ^"/r Fig. 26. Klappe einer globiferen Pedieellarie, Seitenansicht, von Sterechinus antareticus. (Vgl. Fig. 19.) 'Vi- Fig. 27. Junges Exemplar- von Sterechinus Neumayeri, mit Embryonalstacheln. ^7r Fig. 28. Ivlappe einer globiferen Pedieellarie, Seitenansicht, von Sterechinus diadema. (Vgl. Fig. 15.) 'Vj. Fig. 29. Spitze eines secundären Stachels von StereeMnus Neumayeri. ="/i- Fig. 30. Spitze eines secundären Stachels von Sterechinus antareticus. ™/j. Tafel XVIII. Echinosigra phicde; Abactinalseite. -'7^. Alatus cordatus, ?. Abactinalseite. Yj. Urechinus DrygalsMi, vom Hinterende gesehen. ''7^. Aiaius cordatus, $. Abactinalseite. Vj. Echinosigra phiale; Actinalseite. '-y^. Echinosigra phiale; Seitenansicht. ^•7i. Actinaler Primärstachel von Notoddaris hastata. ^''/^. Echinosigra fhiale; Seitenansicht. Der durch die Körperwand sichtbare Darm ist eingezeichnet. ^'7,. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. MouTEXsEN, Echinoiden. jig Fig. 9. PriiTiärstachel von Notocidaris gaussemis. y . Fig. 10 — 11. Actinale Priniärstachelii von Noiocidaris gaussemis. 7 . Fig. 12. UrecUnus Wyvillü; junges Exemplar. Abactinalseite. ''Yi. Fig. 13. Aetinaler Priinärstacliel von Notocidaria hastaia. ^-'f . Fig. 14. Aetinaler Primäistachel von Xoloädaris gaussmais. '"j . Fig. 15. Priniärstachel von Noiocidaris hastata. -'j^. Fig. 16. Abains cordahis, J. Abactinalseite. Vi. Fig. 17—18. Actinale Primärstacheln von Noiocidaris gaussensis. Y . Fig. 19. Aetinaler Primäi-stachel von Noiocidaris hasiaia. ''''/^. Fig. 20. Ahaius corduius, q. Abactinalseite. '/j. Fig. 21. Urechinus Drygalskii; Actinalseite. ''Y . Fig. 22. Urechirms Wyvillü: Seitenansicht. ''Yi. Fig. 23. Aetinaler Priniärstachel, Seitenansicht, von Noiocidaris hasiaia. ^'Y . Fig. 24. Urechinus Drygalskii, Seitenansicht. '-Yi. Fig. 25. Urechinus Drygalskii, Abactinalseite. '-V,. Tafel XIX. Fig. 1. Ti'identate Pedicellarie von Ahaius cordaius. 'Yj. Fig. 2. Klappe einer zweiK-lap])igen Pedicellarie von Ahaius cordaius. '^Y • Fig. 3. Klappe einer ophicephalen Pedicellarie von Urechinus WyLillii („Challenger." St. 147). ^'Yi- Fig. 4. Globifere Pedicellarie von Urechinus Drygalskii. ^Yr Fig. 5. Klappe einer ophicephalen Pedicellarie von Urechinus Drygalskii. "Yi. Fig. 6. Klappe einer tridentaten Pedicellarie, von innen gesehen, von Echinosigra phiale. (Vgl. Fig. 9.) '*"/ . Fig. 7. Tridentate Pedicellarie \-on Echinosigra -phiale. ^""f^. Fig. 8. Miliare Stachel von Echinosigra phiale. (Vgl. Fig. 16.) 'Yi- Fig. 9. Klappe einer tridentaten Pedicellarie, Seitenansicht, von Echinosigra phiale. (Vgl. Fig. 6.) ^^Yi- Fig. 10. Klappe einer globiferen Pedicellaiie, von innen gesehen, von Urechinus Drygalskii. (Vgl. Fig. 30.) '"/i- Fig. 11. Sphäridie \'on Urechinus Wyvillii. ^"Yi. Fig. 12. Sphäridie von Abalus cordaius. '^Yi- Fig. 13. Klappe einer globiferen Pedicellarie von Urechinus Drygalskii; ai)norni mit zwei Endzähnen, i"/,. Fig. 14. Stachel aus der Mundeinsenkung von Echinosigra phiale. ^Yr Fig. 15. Klappe einer triphyllen Pedicellarie von Echinosigra phiale. '"/i- Fig. 16. Miliare Stachel von Echinosigra phiale; Seitenansicht. (Vgl. Fig. 8.) '"/y Fig. 17. Klappe einer ophicephalen Pedicellarie, Seitenansicht, von Echinosigra phiale. (Vgl. Fig. 22. ) '"/i. Fig. 18. Klappe einer ophicephalen Pedicellarie von Urechinus Wyvillii, junges Exemplar. (Vgl. Fig. 3.) "Yi- Fig. 19. Clavula von Echinosigra phiale. ^'Yi. Fig. 20. Klappe einer tridentaten Pedicellarie von Abatus cordaius. 'Yi- Fig. 21. Klappe einer triphyllen Pedicellarie von Urechinus Drygalskii. ''Yi- Fig. 22. Klappe einer ophicephalen Pedicellai'ie, von innen gesehen, von Echinosigra phiale. (Vgl. Fig. 17.) "Yi- Fig. 23. Klappe einer kleinen tridentaten Pedicellarie von Abalus cordaius. 'Yi. Fig. 24. Klappe einer tridentaten Pedicellarie von Urechinus Drygalskii. '-Yj. Fig. 25. Zweiklappige Pedicellarie von Abaius cordaius. '"/^ Fig. 26. Primärstachel vom Vorderende von Echinosigra phiale; Seitenansicht. "Vi. Fig. 27. Saugfüßchen, mit Kalkring, von Echinosigra phiale. •"/!• Fig. 28. Kla])pe einer rostraten Pedicellarie von Echinosigra phiale. ^'Y,. Fig. 29. 0])hicephale Pedicellarie von Echinosigra phiale. '-Y^. Fig. 30. Klappe einer globiferen Pedicellarie von Urechinus Drygalskii. Seitenansicht. (Vgl. Fig. 10.) "Yi- Fig. 31. Eostrate Pedicellarie \'on Echinosigra phiale. i"/,. Fig. 32. Primärstachel vom Plastron von Echinosigra phiale. ^'',\. Deutsche Sildpolar-Expetlition. XI. Zoologie. II[. 15 Deutsche Sudpolar-Expedition. 1901-3. Band XI Tafel Verlag Georg Reimer in BerTn. 1'1'Ototypi'; ^. F'aclU A Crr.ne, ',f>penn jQeri 1—2. Notocidaris gaussensis Mrtsn. DeUTSCME SUDPOLAR-EXPEDITION. 19 0 1-3, Band XI Tafel II Phototypii '. Pacht t Crone. Kopennagc Verlag Georg Reimer in Serlin. 1—2. Notoci daris qaussensis Mrtsn. 3-4. Notocidans hastata Mrtsn. Deutsche Südpolar-Expeoition. i9o*--. Band X! Tafel Vtfflay Georg Rßi ototypie V. Pacht i Crone, Kopenhagc 1, 8, 10. Notocidaris Mortenseni (Koehler). 4, 6. Rhynchocidaris triplopora Mrtsn. 5, 7. Aporocidaris antarctica Mrtsn. 9. Eurocidaris nutrix (Wyv. Thomson). 2, 3. Protocentrotus annulatus Mrtsn. Deutsche Südpolar-Expedition. 1901-3. Band XI Tafel IV. Verlag Georg Rcimcf in Berlin, hololypiC V. i^aciit i Cfjne, KojJSnndcjäü 1—4. Rhynchocidans triplopora Mrtsn, 5—6. Eurocidaris nutrix (Wyv. Thomson), Deutsche Suopolar-Expedition. 1901-3. Band XI Tapel V. Verlag Georg Reimer in 3c i'hototypie V. Pacht 4 Crone, Kopenhagen. 1, 3-8. Rhynchocidaris triplopora Mrtsn. 2, 9-11. Aporocidaris antarctica Mrtsn. 12, 17-18. Notocidaris hastata Mrtsn, 13—15, 19—21. Notocidaris gaussensis Mrtsn. Deutsche Südpolar- Expedition. 1901-3. Band XI Tafel VI. Verlag üeorg Reimer in öerim. Photolypis V. rachl Ä Gtune. Kopenhagen 1, 10. Eucidaris tribuloides iLamk.). 3,13, Eucidaris tribuloides, Var. afncana Mrtsn. 2, 4—9, 11—12. Eurocidaris nutrix (Wyv. Thomson). Deutsche Südpolar-Expedition. i9oi-j. Band XI Tafel VII. Vorlag Georg Reimer 1, 6, 8. Photolypie v. Pacht & Crone, Kopenriagen Cidaris nucla (Mrtsn.). 2. Notocidaris gaussensis Mrtsn. 4, 5. Aporocidaris antarctica Mrtsn. 3, 9, 11. Aporocidaris antarctica Mrtsn. Var. 7. Sterechinus Neumayeri (Meissner). 10. Diadema ascensionis Mrtsn. Deutsche Süopolar-Expeoition. i90i-a Band XI Tafel VIII, Vorlag teo 'notut/pie V. f ä&ttt & O'uDc. Ko))0i)t>d9en. 1, 3, 5. Sterechinus diadema (Studer). 2, 4, 14—15. Sterechinus antarcticus Koehler. 6. Sterechinus Neumayeri (Meissner). 7—8. Protocentrotus angulosus (Leske). 9—13. Protoeentrotus annulatus Mrtsn. Deutsche Süopolar-Expedition. 1901-3, Band XI Tafel iX. srlag Georg Reimer in 8erlin, Phototypr« V. Pacht l Crone, Kopennagen 1, 3~5, 14. Sterechinus antarcticus Koehler. 2, 6-7, 9, 11-13, 15, Sterechinus Neumayeri (Meissner). 8, 10. Protocentrotus angulosus (Leske). Deutsche Südpolar Expedition 1901-3. 1 BandxiTafelx. Verlag Oeorg Rciin Fig.! Eucidaris Mbuloides (Lamk.l Flg. 2.3,10 Rhynchocidaris friplopora Mrrsn. Fig. 4 Eucidaris tribuloides.var.africana Mrfsn. Fig. 5.8 Nol-ocidaris gaussensis Mrrsn. Fig.ö.9 Aporocidaris anl-arcHca Mrhsn. Fig. 7.11 Eurocidaris nuirix IWyv.Tlioms.) Fig. 12 Spliaerecininus granularis iLamk.l Fig. 13 Cidaris nuda IMrJ-sn.) Deutsche Südpolar- Expedition i<3oi-3. Band xi.Tafelxi. -^■^ '■^'^-, -'5o-;oOOOoOOO o O c"o°0^o O^oOO^'o OoO °o°o-c-ro°>o°|o°c°||0°0°- 00 o °o -:c. ^m^ D '^o" Th. MorUnsen del- Lii.hAnsl.vA.Cillsch Jend Verlag Ceory Rciii* Fig.1. Notocidaris gaussensis Mrtsn, rig.2.Aporocidaris incerta (Koehler) Fig. 3. Apoiocidaris antarctica Mrtsn. var. Fig. 6. Ap.antarctica Mrtsn . Fig. 4-5,9-10,12 16,18-20. Rhynchocidaris tripiopora Mrtsn. Fig.7. Eurocidaris nutrix (Wyv.Thoms.) Fig. 8. Notocidaris hastata Mrtsn. Fig.n. Cidaris nuda (Mrtsn.) Fig.lT.Eucidaris tribuloides. var africana MiHsn. Deutsche Südpolar-Zxpedition 1901-3 i Bandxi Tafel XIV. -n dei. Vfvl.j'i (iporq Hf iiTKT, bn '-w . Fig.1,17 Aporocidaris antarcticaMrtsn,Var. Fig.'ie .p. antarcHca Mrtsn. Fig,2, 4,10,15 Notocidaris gaussensis Mrtsn. Fig,3,6 N. Mortenseni (Koehler) Fig 7,18 N. hastata Mrtsn. Fig. 5,8,11,20. Rhynchocidaris triplopora Mrtsn. Fig, 9 Aporocidaris Milleri (A.Ag.) Fig.11,i9 Eucidaris tribuloides (Laml^.) Fig. 12-15 Euc. tribuloides var. africana l^rtsn. Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3 Band XL Tafel XV. Th, Mortensen del. Lith.AnstvA.OilFsch.Jena Verlag Oeorg Reimet; Berlin Fig. 1,18 Eucidaris tribuloides (Lamk.) Fig. 2,^1,7,14 Cidaris auda (Mrtsn.l Fig.3,5-6, 9,11 Rhynchocidaris triplopora Mrtsn. Fig. 8,12-13,16, 2't-28 Aporocidaris antarctica Mrtsn. Fig. 10 Notocidaris gaussensis I^rcsn. Fig. 15,19 Eucidaris tribuloides Var. afncana Mrtsn. Fig. 17,20-23 Eurocidaris nutrix ( Wyv.Thoms.) Deutsche Südpolar- Expedition 1901-3. Band XI. Tafel XVI. Th V'- Verlag Ceiii-tjRcinic-r Berlin ■ ücli.Jer.a. Fig. 1.4,8,16-17, 21 -23 Diadema ascensionis Mrtsn , Tig.? D, saxatile. Fig. 2 , b-6 , 10, 18, 20 Protocenlrotus annulatus Mrtsn. Fig. 3,9 Pr. angulosus (Leske) Flg. 11-13 Rhynchocidaris tnplopora Mrtsn Fig.14 Notocidaris gaussensis Mrtsn. Fig. 15 Aporocidaris antarctica Mrtsn. Fig. 19 Eucidaris tnbuloides var. africana Mrtsn. Deutsche Südpolar -Expedition 1901-3. Band XI. Tafel xvn. Th. Morlensen del l.illi Ansl vAGillsch Jen Verlag (icurijRfinier,B6''li'>. Fig.l./.IO.ie.ie-Zl.ze.SO Sterechinus antarcticus Koehler. Fig. 2-6,8.12-14.17- 18,22. 23, 27,29 St,Neumayeri (Meissner!. Fig. 9,11,15,24-25, 28 St.diadema (Studer). Delutsche Südpolar - Expedition i90i-3. Band xi. Tafel xviik E bang u, rh.,M-jrl6nsFT, ac Lith.Ansl.v.A.GillscK.Jena. Verlög Oei)r() Reimer Berhi Fig.1.5.6,8 Echinosigra (Pourtalesia) phiale (Wyv, Thoms). Fig. 2,4, 16, 20 Abatus cordatus (Verrill). Fig.3,21,24 25. Orechinus Drygalskii Mrtsn. rig.12, 22. Urech . Wyvillii (A.Ag). Fig. 7.13.15.19,23, Notocidaris hastata Mrtsn. Fig. 9-11, 14, 1 7-18, N. gaussensis Mrtsn Deutsche Südpolar - Expedition 1901-3 Band XI. Tafelxix. :h Mort.ensen '1 ;; l.iih Ansi.vA.Gill'ich.Jir.d Fig. 1-2,12,20.23,25 Abalus cordaLus (Verrill.) Fig. 3,11,18 Urechmus Wyviilii Urech. Drygaiskii Mrtsn . Fig. 6-9.14-17,19, 22 26-29, 31-32 Echinosigra (Pou (A.Ag.) Fig. 4-5,1 rtalesia) phiale 0,13,21,24,30, (Wyv.Ihoms.) DIE CTENOPHOREN DEK DEUTSCHEN SÜDPOLAR-EXPEDITION 1901-1903 VON F. MOSER (BERLIN) MIT TAFEL XX— XXH UND 1 ABBILDUNG IM TEXT Deutsclie Südpolar-Expedition. XI. Zoologie. III. Ib Einleitung. Seit den grundlegenden Arbeiten von Louis Agassiz über die Ctenophoren Nordamerikas (1860) und Carl Chuns über die Ctenophoren des Golfs von Neapel (1880), die den bescheidenen Rahmen spezieller Abhandlungen überschritten und von allgemeinen Gesichtspunkten aus eine, dem damaligen Stand der Kenntnisse entsprechende, mehr oder weniger vollständige Darstellung der Klasse, ihrer geographischen Verbreitung und verwandtschaftUchen Beziehungen zu geben versuchten, ist keine einzige erschienen, die ihnen an die Seite zu stellen oder auch nur als deren Fortsetzung zu betrachten wäre. Die Arbeiten der letzten 30 Jahre haben alle nicht mehr als ganz spezielle, systematische Bedeutung; die meisten sind nur flüchtige Mitteilungen, vielfach nicht einmal selbständig, sondern als Anhang zu den Medusen in den verschiedensten, oft schwer zugäng- lichen Zeitschriften erschienen. Eine allgemeine Darstellung wurde nicht einmal versucht, in erster Linie wohl deshalb, weil die Fortschritte hierfür seit Chun zu gering waren, obwohl in diesem Zeit- raum, der eine so fieberhafte Forschertätigkeit wachgerufen und zahlreiche größere und kleinere Expeditionen gezeitigt hat, Ctenophorenmaterial reichlicher gesammelt wurde, wie in dem früheren. Nichtsdestoweniger war aber damals die Entwicklung, die unsere 1800 noch ganz primitiven Kennt- nisse der Ctenophoren bis 1860 resp. 1880 genommen hatten, eine bessere, denn trotz der UnvoU- kommenheit der Hilfsmittel, die bei so empfindlichen Tieren vielfach nahezu unüberwindliche Schwierigkeiten verursachte, trotz der geringen Zahl und primitiven Ausrüstung von Expeditionen, der Dürftigkeit der allgemeinen und speziellen zoologischen Kenntnisse, wurde zu jener Zeit eine gute Grundlage geschaffen für die Arbeiten Chuns und Agassiz' durch meist ausgezeichnete Untersuchungen, Beschreibungen und Abbildungen des immerhin, in Anbetracht der Schwierig- keiten, reichlich gesammelten Materials. In neuerer Zeit macht sich dagegen fast ein Stillstand bemerkbar, der bei den großen Fort- schritten fast aller anderen Zweige der Zoologie und Biologie um so auffallender ist. Die Ursache für diese Erscheinung muß einerseits in der Sprödigkeit des Objekts gesucht werden, andererseits in der Art und Weise der Verwertung des Materials, welch letzteres sich deutlich beim Vergleich der großen Mehrzahl der Arbeiten neueren Datums mit solchen älterer Autoren zeigt. Während an diesen auch jetzt noch, im allgemeinen, die Sorgfalt, Gründlichkeit und liebevolle Beobachtung bewundert werden müssen, mit welchen aus jedem Objekt das Mögliche herauszuholen versucht wurde, macht sich an jenen vielfach eine bed^auerliche Oberflächlichkeit und Nachlässigkeit geltend, nicht allein da, wo es sich um die nachträgliche Untersuchung von konserviertem Expeditionsmaterial handelt, sondern auch da, wo unter den günstigsten Verhältnissen, unterstützt durch den ganzen Apparat der 16* j 1 1^ Deutsclie Siidiiolar-Expeditioii. modernen Hilfsmittel, die direkte Bearbeitung an einer Station vorgenommen wird. So ist denn das wissenschaftliche Ergebnis trotz der viel besseren Bedingimgen ein relativ recht mageres, und nur ganz ausnahmsweise reicht eine der neueren Untersuchungen heran, z. B. an jene von Milne Edwards bei Lesueuria vitrea, von Hertens bei Callianira (Beroe) compressa, von Fol bei Vexillum paral- lelum. Teilweise jedenfalls ist auch das Übergewicht, welches die Laboratoriumstätigkeit in den letzten Jahrzehnten gewonnen hat, und die Hast, mit der gearbeitet und immer wieder Neues zu produzieren gesucht wird, für die Ctenophoren besonders ungünstig. Hierzu kommt, als weiterer nachteiliger Faktor, die Tatsache hinzu, daß früher bei Expeditionen das Material gewöhnlich gleich an Ort und Stelle untersucht, beschrieben und abgebildet wurde, was allein schon durch die Mangelhaftigkeit der Konservierungsm'ttel geboten war. Heutzutage gestattet ihre Vorzüglichkeit in vielen Fällen davon abzusehen, während der Mangel an Zeit dazu zwingt, da mit Hilfe der modernen Apparate die Ausbeute meist so außerordentlich reichhaltig ist, daß sich leider nur mehr ausnahmsweise eine sofortige Untersuchung ermöglichen läßt. So wird die Verwertung des Materials vielfach zu einer Laboratoriumsarbeit herabgedrückt, die, ohne Zu- sammenhang mit der lebenden Natur, nur Stückwerk liefern kann. Bei der kleinen, in manchen Beziehungen ziemlich undankbaren Klasse der Ctenophoren, die im allgemeinen ohnehin nur nebensächliche Beachtung findet, macht sich dieses noch besonders nachteilig bemerkbar, weil deren Konservierung teilweise noch immer erheblichen Schwierigkeiten begegnet. Bei manchen Arten, besonders unter den Mertensien und Lobaten, die schon bei leisester Berührung zerfließen, versagt sie einstweilen noch vollständig, so hei Bolinainfundihulum Fabricius, hei Mertensia ovum Fabricius, bei Eucharis grcmdiformis Ag. und Mayer. Andere gehen in der Gefangen- schaft rasch zugrunde, lassen sich daher kaum in erkennbarem Zustand konservieren. Bei weniger empfindlichen Arten gelingt dies teilweise recht gut, aber auch im besten Fall büßen sie immer die Farbe und meist noch Wichtigeres ein. Die Tentakel erhalten sich nur ausnahmsweise und dann meist b"s zur Unkenntlichkeit zusammengeknäuelt, während von dem systematisch wichtigen Kanalsystem vielfach nur Spuren erhalten bleiben, so bei den Lobaten. Einzig die Beroiden, speziell Beroe cucumis, besitzen eine außerordentliche Widerstandskraft, so daß sie auch bei stiefmütterlichster Behandlung immer noch in einigermaßen kenntlichem Zustand zur Untersuchung gelangen. Ist die Konservierung der Ctenophoren schwieriger wie bei den meisten marinen Lebewesen, auch wie bei den Medusen, so ist die Materialbeschaffung kaum minder schwierig und darf hier der weitere Grund für die langsamen Fortschritte unserer Kenntnisse, verglichen mit jenen von anderen Klassen, gesucht werden. Einerseits bietet die hochgradige Empfindlichkeit dieser ebenso reizenden wie ephemeren Geschöpfe einen bedeutenden Schutz gegen nahende Gefahr, die sie schon von weitem wahrzunehmen vermögen; dadurch wird das Einfangen sehr erschwert, und bedarf es oft großer Mühe und Geschicklichkeit, um die in Scharen umherschwimmenden Tiere zu erbeuten. Anderer- seits erhöht sie ihre Abhängigkeit vom Wetter, dem die Ctenophoren meist fast widerstandslos preisgegeben sind, wie wir aus zahlreichen Mitteilungen wissen. Viele Arten, speziell unter den Lobaten, so z. B. Ocyroe crystallina Eang (Mayer, 1900, S. 81) und Eucharis grandiformis Ag. und Mayer tauchen an der Oberfläche des Meeres nur dann auf, wenn sie spiegelglatt ist, verschwinden dagegen bei der leisesten Kräuselung des Wassers sofort in den Tiefen des Ozeans. Rauhes und stürmisches Wetter, dem sie bald genug zum Opfer fallen müßten, vertreibt sie vollends, und zwar Moser, Ctenophoren. 119 nicht nur vorübergehend, sondern oft genug für Wochen. Auch gegen Änderungen der Temperatur, des Salzgehaltes und der Belichtung des Ozeans sind zahlreiche Arten sehr empfindlich — Bolina Chuni Lendenfeld z. B. kam nur am frühen Morgen und in der Abenddämmerung zur Beob- achtung. Alle aber hängen stark von den Meeresströmungen ab, wodurch vielfach an nahe- gelegenen Gebieten, z. B. in der Bay of Fundy und in Narragansettbay (Ostküste Nordamerikas), an einzelnen Punkten der Ostküste Japans usw., in der Ctenophorenfauna ein bemerkbarer Unter- schied herrscht. Dieser ist natürlich auch Schwankungen unterworfen, so daß, oft in Verbindung mit Stürmen, an einem Ort plötzlich vereinzelt oder in Scharen neue Arten auftauchen oder heimische auf Wochen und Monate verschwinden, wie vielfache Beobachtungen, z. B. in Neapel, an der Nordsee und in den obengenannten amerikanischen Buchten gezeigt haben. Neben diesen bekannten Faktoren sind auch andere von Einfluß auf Vorkommen resp. Fehlen von Ctenophoren, die sich einstweilen noch unserer Kenntnis entziehen und zur Folge haben, daß in einer Gegend heimische Arten plötzlich vollständig und dauernd verschwinden ohne bemerk- bare Ursache, wie dies bei der früher in Nizza in großen Scharen lebenden Lesueuria vitrea Milne Edwards der Fall ist, die jetzt nicht nur dort, sondern überhaupt im Mittelmeer ganz verschwunden zu sein scheint (Näheres Moser, 1908, S. 46). Ferner sehen wir in nahe gelegenen Lokalitäten, die nicht verschiedenen Strömungsgebieten angehören, bei denen scheinbar die Lebensbedingungen ganz die gleichen sind, eine auffallende Verschiedenheit ihrer Ctenophorenfauna herrschen. Ein Beispiel hierfür ist jene des Golfs von Neapel und jene des Golfs von Triest. So reich erstere sowohl bezüglich der Zahl der Arten, wie auch bezüglich der Masse ihres Auftretens ist, so arm scheint da- gegen in beiden Beziehungen der Golf von Triest zu sein; nur Eucharis muüicornis Quoy u. Gaimard, Beroe ovata Bosc, Beroe Forskali Milne Edwards und eine PleurobracJiia (Spec?) kommen, nach den kurzen Angaben von Ed. Graeffe, häufiger dort vor, während Cestus Veneris Lesueur und eine kleine Cydippe nur als seltene Gäste zu erwähnen sind ; andere der bei Neapel so häufigen Arten fehlen entweder ganz oder sind so selten, daß sie noch nicht zur Beobachtung kamen. Allerdings steht diese Erfahrung nicht vereinzelt da. Für Pteropoden haben z. B. auch Oberwimmer und Mei senke IMER die Armut der Adria im Gegensatz zum westlichen Mittelmeerbecken hervorgehoben, ohne eine Erklärung für diese Eigentümlichkeit geben zu können. Alle diese Faktoren, die mehr oder weniger eng mit der Organisation der Ctenophoren zusammen- hängen, erschweren natürlich die Materialbeschaffung selbst im günstigsten Falle sehr und lassen dem Zufall einen großen Spielraum. Daher sind sichere Schlüsse auf das Vorkommen resp. Fehlen der einzelnen Arten und Gattungen an bestimmten Lokalitäten nur möglich auf Grund systematischer öfter wiederholter Untersuchungen, die unter Berücksichtigung der Temperatur-, Wetter- und Strömungsverhältnisse zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten vorgenommen wurden. Derartige zuverlässige Untersuchungen sind einstweilen noch sehr spärlich, speziell fehlen meist Angaben über die Temperatur des Wassers beim Einfangen, die oft wertvolle Rückschlüsse ermöglichen würden, ob es sich um heimische Arten oder um durch kalte resp. warme Strömungen nur vorüber- gehend mitgeschleppte handelt. Selbst von den Ctenophoren der Küsten Europas haben wir nur mangelhaft Kenntnis; nicht einmal über jene des Mittelmeeres sind wir vollkommen unterrichtet. Von weiten Gebieten des Großen Ozeans, von den Küsten Südamerikas und Australiens wissen wir so gut wie gar nichts, und unsere Vorstellung der geographischen Verbreitung der Cteno- 120 Deutsche Südpolar-Expedition. phoren ist also uoch eine sehr unvollständige. Fast bei jedem neuen Fund und durch jede neue Expedition erfährt sie mehr oder weniger tiefgreifende Korrekturen und Ergänzungen — ich brauche nur z. B. an den Fund von Beroe cucumis bei Amboina durch Bedot und Pictet zu erinnern. Erfreulicherweise haben nun in den letzten Jahren trotz der besprochenen Schwierigkeiten eine Reihe Expeditionen schönes und relativ reichhaltiges Material aus verschiedenen Weltteilen mitgebracht, über deren Ctenophorenfauna bisher so gut wie gar nichts bekannt war. Die hübsche Ausbeute der Holländischen Siboga -Expedition nach dem Malayischen Archipel aus dem Jahr 1899^1900 ergänzte, in Verbindung mit der kleinen Kollektion von Bedot und Pictet aus Amboina vom Jahre 1892, die aber erst 1907 zur Bearbeitung kam, in dankens- werter Weise unsere auf wenige ganz problematische Arten beschränkten Kenntnisse der Cteno- phoren der Tropen und speziell dieses Gebietes. Das wichtigste Ergebnis war die Feststellung, daß die bisher für eine ausschließlich nordische Art gehaltene Beroe cucumis hier vorkommt. Im vorigen Jahre kam das 1904 von Doflein an der Ostküste Japans gesammelte, sehr schön konservierte Material zur Bearbeitung und gab den willkommenen Anlaß, eine Revision und zu- sammenhängende Darstellung der Beroiden, Lobaten und Cestiden vorzunehmen, wofür die kritische Sichtung und Ordnung der alten, und eine Zusammenstellung der seit 1880 neu hinzugekommenen, vielfach zerstreuten Literatur eine unerläßliche Bedingung war. Leider harrt noch das schöne Material, welches die Deutsche Tief see- Expedition mit- brachte, der Bearbeitung, und wissen wir bisher nur aus einer kurzen Mitteilung im Reisebericht vonCnuN („Aus den Tiefen des Weltmeeres" 1900), daß auch der Fang einiger Tief see -Ctenophoren glückte, an deren Existenz bis dahin, außer von Chun selbst, immer gezweifelt worden war. Trotzdem die Tief Seefischerei der Hauptzweck der Arbeit Doflein s in der Sagamibucht war, wo die Bedingungen besonders günstig lagen, so daß bei anderen Klassen der Erfolg auch nicht ausblieb — eine Tief see - Ctenophore erbeutete er nicht. Dieser interessanteste Fund Chuns läßt doppelt bedauern, daß dieses Material noch keine wissenschaftliche Verwertung gefunden hat, um so mehr, da es eine schöne Ergänzung und Vervollständigung der vorliegenden Arbeit über die Ctenophoren der Deut- schen Südpolar-Expedition gegeben hätte. Das schönste und umfangreichste Ctenophorenmaterial, das bis jetzt von einer Expedition mitgebracht und systematisch auf einem so ausgedehnten Gebiete gesammelt wurde — denn was in früheren Zeiten z. B. Lesson und Quoy et Gaimard von ihren Weltreisen mitbrachten, kann nicht gezählt werden — , ist das Material, das Vanhöffen während der Fahrt der Deutschen Südpolar-Expeditiondurchdrei Meere erbeutetund teilweise mit Notizen versehen hat. Dessen Hauptwert besteht in der Tatsache, daß es das erste Material von der südlichen Hemisphäre ist, abgesehen von einigen ganz vereinzelten Funden, z. B. von der Spitze Südamerikas und Südafrikas und vom Hafen von Sidney (Australien), vor allem aber in der Tatsache, daß es das erste aus der Antarktis ist, denn die Callianira antarctica Chun, die Chierchia 1882 in der Magellanstraße erbeutete, gehört schon dem subantarktischen Gebiet an. Es ist daher natürlich, daß ich die Be- arbeitung dieses Materials, welches noch eine Vervollständigung erfuhr durch solches aus dem Berliner Naturhistorischen Museum, mit ziemlich hochgespannter Erwartung unternahm, die nicht enttäuscht und in manchen Beziehungen noch übertroffen wurde. Die Frage nach der Bipolarität der Ctenophoren, zu deren Lösung bis jetzt noch jeder Anhaltspunkt fehlte, erhielt eine Antwort, Moser, Ctenophoren. J^gj zugleich fielen auch interessante Streiflichter auf die geographische Verbreitung jener Gattungen und Arten, wie z. B. der Gattung Hormiphora, deren Begrenzung nach Norden bis jetzt allein bekannt war. Während der Arbeit ergab sich die Notwendigkeit, die Familien der Mertensidae und Callia- niridae einer Revision zu unterwerfen und zusammenhängend darzustellen, gewissermaßen als Fortsetzung meiner Arbeit über die Ctenophoren Japans, was eine kritische Sichtung der alten und eine Verwertung der seit 1880 neu hinzugekommenen, zerstreuten Literatur wie auch die Scheidung der gut beschriebenen und der ganz zweifelhaften Arten notwendig machte. Noch nach einer anderen Richtung bilden die folgenden Blätter ein ergänzendes Gegenstück zu den früheren Arbeiten. Auf Grund des gesamten alten und des neu hinzugekommenen Materials, insbesondere auch desjenigen der Holländischen Expedition und der Expedition Dr. Dofleins, habe ich die Zeit für gekommen erachtet, eine neue zusammenhängende Darstellung der horizontalen Verbreitung der Ctenophoren zu geben und durch eine Karte zu erläutern. Selbstverständlich kann diese Arbeit nur einen temporären Wert haben, der wahrscheinlich schon durch das Material der nächsten Expedition, vielleicht auch durch dasjenige der ,,Valdivia", stark herabgesetzt wird. Der ausschlaggebende Gedanke bei deren Vornahme war aber einerseits, die Aufmerksamkeit auf Lücken in unserem Wissen über das Vorkommen der Ctenophoren zu lenken, damit sie bald aus- gefüllt werden — andererseits Anhaltspunkte und einen Leitfaden für die Weiterarbeit zu geben. Aus diesen hauptsächlich praktischen Gründen habe ich auch bei jeder der nicht ausführlicher behandelten Gattungen kurz alle bisher bekannten Arten angeführt. Es enthält somit diese Arbeit einen systematischen Teil (die nicht unter dem Material der Deutschen Südpolar-Expedition vorhandenen Arten sind mit einem * versehen), dem ein auf das Vorkommen von Ctenophoren während der Fahrt bezüglicher Auszug aus Vanhöffens Journal und eine chronologisch angeordnete Liste aller von der Expedition gemachten Funde beigegeben ist, aus welch letzterer sowohl die Zahl der gefundenen Exemplare, wie die Tiefe der Züge, mit denen sie erbeutet wurden, zu ersehen ist, um Rückschlüsse auf die Häufigkeit, die wahrscheinliche Tiefe usw. ihres Vorkommens zu gestatten. Diese Liste zeigt ferner, welche Arten zusammen gefangen wurden. Es folgt dann ein allgemeiner Teil über die geographische Verbreitung der Ctenophoren, mit einer Karte, einem Schema und einer Liste aller bisher bekannten Arten, auch der unsicheren. Diesem Teil ist noch ein kurzer Abschnitt über die Beziehungen der arktischen und antarktischenCteno- phoren zu den tropischen beigegeben. Ursprünglich sollte hier noch ein Kapitel über die Verwandtschaft der Ctenophoren unter- einander Aufnahme finden, da infolge mancher Funde neue Gesichtspunkte gewonnen werden konnten. Speziell zwei neue Formen, nämlich Ganesha elegans Moser und Cnjptolobata primitiva n. sp., ließen es jedoch ratsam erscheinen, einstweilen damit zu warten, bis näheres über ihre Ent- wicklung und Histologie bekannt ist, da wahrscheinlich hierdurch neues Licht auf die Be- ziehungen der Lobaten zu anderen Gruppen fallen dürfte, und alle diesbezüglichen Deutungen jetzt noch einen ganz hypothetischen Charakter tragen würden. Was das spezielle Ergebnis der Untersuchung des Materials der Deutschen Südpolar-Ex- pedition anbelangt, so fanden sich 14 Arten, zu 7 Gattungen und 2 Ordnungen gehörend, nämlich : 122 Deutsche Südpolar-Expedition. Mertensia : Mertensia Chuni n. sp. T i n e r f e : Tinerfe cyanea Chun. Callianira : Callianira cristata n. sp. Callianira antarctica Chun. Pleurobracliia : Pleurobrachia pileus Fabricius. Pleurobrachia pigmentata Moser. H o r m i p h o r a : Hormiphora spatulata Chun. Honniphora palmata Chun. Hormiphora japonica Moser Hormiphora punctata n. sp. B e r o e : Beroe cucumis Fabricius. Beroe hyalina Moser. Beroe compacta n. sp. P a n d o r a : Pandora mitrata Moser. Von diesen 14 Arten sind 4 neu: Mertensia Chuni, Callianira cristata, Hormiphora punctata, Beroe compacta und 4 sind bisher nur ein einziges Mal gefunden worden, nämlich: Pleuro- brachia pigmentata (Malayischer Archipel), Callianira antarctica (Magellanstraße), Beroe hyalina, Pandora mitrata, Hormiphora japonica (Ostküste Japans). Außerdem ergab die Untersuchung von Material verschiedener Herkunft folgende Arten: von den Seychellen: Pleurobrachia pileus Fabricius. ,, ,, ,, Gryptolobata primitiva n. g. n. sp. von Grönland: Pleurobrachia crinita n. sp. von den Tortugas: Beroe ClarJci L. Agassiz. von Tauranga Neuseeland: Pleurobrachia pileus Fabricius. von der Westküste Südafrikas (Südbucht): Pleurobrachia pileus Fabricius. Von diesen sind Cryptolobata primitiva und Pleurobrachia crinita neu und besonders erstere eine sehr interessante Form. Die Klasse der Ctenophoren ist somit im ganzen um 6 neue Arten bereichert worden, von welchen außer ersterer noch Mertensia Chuni besondere Beachtung verdient. Eine Anzahl Exemplare, die ihrer geringen Größe oder ihres schlechten Erhaltungszustandes wegen nicht näher bestimmt werden konnten, sind am Schluß des ersten Teiles in einer Liste der Vollständigkeit halber zusammengestellt. Systematischer Teil. I. Ordnung Cydippldae Lesson. Gruppe a: Körper komprimiert, die Magenachse kürzer als die Trichterachse. Die subtenta- cularen Rippen sind länger als die subventralen und entspringen höher und weiter vom Sinnespol entfernt als letztere. Moser, Ctenoplioren. 123 1. Familie Mei'teiisidae Agassiz. Meriensidae L. Agassiz p. 196, 293, 1860. Mertensidae A. Agassiz p. 26, 1865. Meriensidae C. CnuN p. 275, 1880. Keine flügeiförmigen Anhänge am Sinnespol, sondern höchstens Gallertwülste, auf welche sich nur die subtentaciilaren Meridionalgefäße, nicht die subventralen fortsetzen. 1. Genus Mertensia Lesson. Meriensia Lesson p. 100, 1843. Mertensia L. Agassiz p. 195, 293, 1860. Mertensia A. Agassiz p. 26, 1865. Mertensia Chun p. 10, 1898. Sinnespol freiliegend, keine Wülste daneben. * Mertensia ovum Fabricius. Mvtzner-Eotzfisch Marxens p. 131, Tnf. P Fig. g, h, 1675; „Musehelhaven", Westküste Spitzbergens. Beroe ovum Fabricius p. 362, 1780, Baffinsbai. Beroe cucullus Modeer p. 38, 1792. Beroe ovum Modeer p. 42, 1792. Medusa püeus Scoresby p. 548, Taf. 16 Fig. 4, 7, 8, 1820; Eismeer nördlich von Spitzbergen 75° 30' n. Br. 5-6° w. L. Cydippe ovum j ^^^^^^^^^^^ 35 ^ggc,, Baffinsbai. Oydippe cucullus f Meriensia Scoresby Lesson p. 100, Taf. II Fig. 1, 1843. Meriensia ovum Mörch p. 97, 1857, Westküste Grönlands. Mertensia cucullus L. Agassiz p. 293, 1860. . Mertensia ovum A. Agassiz (Entwicklung) p. 26, Textfig. 29-37, 1865, Massachusettsbay und Eastport, Maine. Mertensia ovum Lütken p. 187, 1875, Westküste Grönlands. Meriensia ovum Chun p. 285, 1880. Mertensia ovum E. v. Marenzeller p. 17, 1886, Jan Mayen. Meriensia ovum Fewkes p. 212, 1888, Grand Manan. Meriensia ovum Walter p. 93, 1890, Olgastraße bei Spitzbergen. Meriensia ovum Levinsen p. 149, 1892, Westküste Grönlands 78° 62' n. Br. Mertensia ovum Vanhöffen p. 17, 21, 1895, Westküste Grönlands. Mertensia ovum Chun p. 21, 22, 29, 1897. Mertensia ovum Chun p. 10, 1898. Mertensia ovum Vanhöffen p. 274, 303, 1898. MeHmxsia ovum Hartlaub p. 1, 1900, Bäreninseln, Westspitzbergen bis Amsterdanünseb. Mertensia ovum Vanhöffen p. 2, 1903, Grönland. Mertensia ovum Römer, p. 70, 72, 1904, ganz Spitzbergen und König Karls-Inseln^bis 81» 22 n. Br. Eiförmig bis schwach herzförmig mit stumpf abgeschnittenem aboraleh'und sehr verjüngtem oralen Pol, stark abgeplattet in der Trichterebene, die Tentakelachse mehr als doppelt so lang wie die Magenachse. Die subventrale Körperwand mit den subtentacularen Rippen steigt etwas über den Sinnespol und die subtentaculare Körperwand empor, wodurch die schwach -herzförmige Gestalt, von der Tentakelebene gesehen, entsteht. Die Körperoberfläche ist nicht ganz eben, sondern weist flugei- förmige meridional verlaufende Kanten auf, zwischen welchen die Körperwandung etwas emge- buchtet' ist; dieses Merkmal ist jedoch offenbar wenig auffallend, da Agassiz es weder erwähnt Deutsche SUdpoIar-Exiiedilion. SI. Zoologie III. 1 24 Deutsche Südpolar-Expedition. noch abbildet; auf diesen Kanten verlaufen die Rippen, die ungleiche Länge haben; sie reichen alle bis zum Mund, aber die subventralen entspringen dicht beim Sinnespol, der frei liegt und nur mit sehr kleinen Polplatten versehen ist; die subtentacularen hingegen entspringen auf der Höhe der subventralen Wand, also in einiger Entfernung vom Sinnespol. Schwimmplättchen zahlreich. Magen -/a der Vertikalachse. Über Form und Länge der Magenwülste fehlen bisher noch Angaben. Trichtergefäß kurz; Tentakelbasis ziemlich lang, oralwärts zugespitzt, aber nicht gespalten, nach der Abbildung und Beschreibung von Agassiz zu urteilen. Sie liegt senkrecht auf der Höhe des Trichters in der Mitte zwischen diesem und der Körperwand. Scheidenöffnung ungefähr in der Höhe des Sinneskörpers; der Tentakelaustritt liegt also in einiger Entfernung vom aboralen Pol. Die Magengefäße verlaufen in so großer Entfernung vom Magen, und stehen in so enger Verbindung mit den Tentakelbasen, daß es, von der Tentakelebene aus gesehen, den Anschein hat, als ob diese schlanken Rohre aus letzteren entspringen. Sie bilden zwei weite Bogen, die den Magen einschließen. Tentakel sehr lang mit einfachen Nebenfäden. Außerordenthch empfindlich, leicht zerfließend; bisher ist es noch nicht gelungen, sie zu konservieren. Lebt nur wenige Stunden in der Gefangenschaft. Blaßrosa bis blaßbläulich, mit rötlich violettem Magen und rötlieh violetten Meridionalgef äßen , nach den Angaben Vanhöffens; die Spermarien leuchtend rot, ebenso die Tentakel mit ihren Nebenfäden. Die Ovarien blasser in der Farbe, die Rippen stark irisierend. Eigentümlich spiralige Bewegungen beim Schwimmen. Wird bis zu 55 cm hoch, bei 45 cm Breite und 15 cm Dicke, die Tentakel mehr wie 1 m lang. Die Entwicklung trennt schon früh Mertensia ovum von den Pleurobrachien. Die jüngsten Exemplare haben allerdings die gleiche Birnenform wie junge Pleurobrachien, aber die Rippen sind schon viel entwickelter im Vergleich zum Tentakelapparat und bedecken fast die ganze Ober- fläche. Auch ist der Unterschied zwischen der Länge der subtentacularen und der subventralen Rippen viel größer wie bei erwachsenen Exemplaren. Ferner befinden sich sehr auffällige, orange Pigmentzellen längs der Rippen, welche den jungen Pleurobrachien fehlen. Die Tentakel bleiben viel länger unverzweigt und bedecken sich erst in einem späteren Stadium ebenfalls mit diesen Orangeflecken, die im Alter weniger bemerkbar werden. Bisher fehlt es noch an einer erschöpfenden zusammenhängenden Beschreibung, und an wirklich guten Abbildungen von Mertensia ovum, denn auch jene von A. Agassiz, welche die einzig ausführliche und die einzige ist, die Angaben über die Entwicklung von Mertensia ovum gibt, läßt manche Punkte vollständig im Dunkeln. Über die Magenwülste und die Form der Tentakelbasen z. B. sagt er gar nichts, und auch seine Abbildungen geben hierüber keinen Aufschluß. Hier möchte ich nun, indem ich für das Geschichtliche auf Römer (Fauna arctica) verweise, noch einige Bemerkungen machen bezüglich der von Mertens aus dem Beringmeer beschriebenen Arten: Beroe compressa und Beroe octoptera. Römer hat beide 1904 (S. 74) mit Mertensia ovum identifiziert in Übereinstimmung mit Chun, der 1898 (S. 10) beide Äxten als synonym mit Mertensia ovum anführt und im speziellen noch be- merkt, daß die gute Darstellung, die A. Agassiz von letzterer gibt, durchaus mit Mertens' Ab- bildung der Beroe octoptera aus dem Beringmeer übereinstimmt — während er 1880 (S. 285) nur Mo.sEii, Ctcnoplioren. i9rj letztere, nicht aber Beroe compressa Mertens, mit Mertensia ovum identifizierte. Auch Vanhöffen vereinigte (1895 S. 21) Beroe compressa rait Mertensia ovum. Dem kann ich nicht ohne weiteres beipflichten. Beroe compressa hat eine ganz ausgesprochene Herzform, infolge von zwei wohlaus- gebildeten, flügeiförmigen Fortsätzen am Sinnespol, die in der Größe ungefähr denen von Callianira antarctica Chun entsprechen, während Mertensia ovum allerdings schwach herzförmig ist, aber der Fortsätze durchaus entbehrt. Jeder Fortsatz von Beroe compressa weist ferner eine ziemlich tiefe, trichterförmige Einbuchtung auf, die an dessen Spitze beginnt und bis zu dessen Ursprungsstelle, in der Höhe des Sinnespols, verläuft, wo sie sich in die Scheidenöffnung fortsetzt, ähnlich etwa wie bei Callianira cristata n. sp. Dieses Verhalten hat Chun früher offenbar mißverstanden, denn er spricht 1880 (S. 279) von vier flügeiförmigen Fortsätzen am Sinnespol von Beroe compressa, welche er deshalb zu den Callianiren rechnete (auch S. 286), und als Typus einer Gruppe mit vier flügeiförmigen Fortsätzen anführte, im Gegensatz zu einer solchen mit zwei flügeiförmigen Fort- sätzen, zu welcher Callianira hialata gehören würde. Ferner sind auch die flügeiförmigen Kanten, auf denen die Rippen verlaufen, bei Beroe compressa, nach der Abbildung und auch nach der Beschreibung von Hertens zu urteilen, viel auffallender und stärker ausgebildet als bei Mer- tensia ovum. Alles in Betracht gezogen und bei Vergleich mit der neuen Callianira cristata halte ich es für unwahrscheinlich, daß Beroe compressa mit Mertensia ovum identisch ist, jedenfalls so lange letztere nicht im Beringmeer unzweifelhaft nachgewiesen ist — trotzdem Hertens selbst dieser Ansicht war und schreibt, daß sie ,,wie er kaum bezweifle, dieselbe Art ist, die Score sby an der Küste Spitzbergens antraf imd in seinem Account of the arctic regions vol. II. Tab. XVI Fig. 4 abbildet". Was nun die erbsengroße Beroe octoptera anbelangt, die Hertens ebenfalls im August und September 1828 im Beringmeer fing, so ist kaum zu bezweifeln, daß es sich um ein ziemlich weit vorgeschrittenes Jugendstadium von Beroe compressa handelt, da sie nahezu die gleiche Form hat und ihr, in Berücksichtigung dieser Annahme, auch im übrigen sehr ähnlich ist. (Näheres S. 138.) Diese Annahme wird noch durch die Tatsache gestützt, daß Beroe compressa, als Hertens sie be- obachtete, geschlechtsreif war und er die Entwicklung aus dem Ei, die offenbar ziemlich rasch vor sich ging, während 3 Tagen verfolgen konnte. Naturgemäß aber muß ein Jugendstadium von Beroe compressa, bei dem die flügeiförmigen Fortsätze am Sinnespol und die vorspringenden Kanten noch gar nicht oder nur wenig entwickelt sind, Mertensia ovum sehr ähnlich sein, welch letzteres ja auch Chun auffiel. Aber das gerade spricht gegen die Zusammengehörigkeit dieser beiden. Eine junge Mertensia ovum von der Größe der Beroe octoptera gleicht nur wenig dem ausgewachsenen Tier, nach den Angaben von Agassiz über deren Entwicklung. Auch die Farbe von Beroe octoptera spricht nicht für die Identität beider, denn es fehlen ihr die auffallenden, orange Pigmentflecken der jungen Mertensia ovum, die Agassiz beschreibt, und es ist ausgeschlossen, daß Hertens sie übersehen hätte. Somit ist die Zusammengehörigkeit von Beroe octoptera mit Mertensia ovum ganz unwahrscheinlich, während die Behauptung, daß es sich um ein Jugendstadium von Beroe com- pressa handelt, sehr viel für sich hat. Die Identifikation von Beroe compressa mit Mertensia ovum ist aber erst recht unmöglich, und füge ich beide den Callianiren, unter dem Namen Callianira com- pressa, als eine einstweilen noch zweifelhafte Art bei. 17* 126 Deutsche Südpolar-Expedition. Die von Wagner aus dem Weißen Meer, Solowetzki-Meerbusen, erwähnte „Menge schöner Eschscholtzien, die bei schönem Wetter ihre langen, verzweigten Senkfäden in die Tiefe ausbreiten" (1885, S. 54) sind möglicherweise, wie Römer (1904 S. 74) annimmt, mit Mertensia ovum identisch, doch fehlen hierüber noch zuverlässige Angaben. Jedenfalls nicht Mertensia ovum ist die von Torrey 1904 unter diesem Namen aus dem Golf von San Diego abgebildete Ctenophore, nach der Zeichnung zu urteilen, aber auch die Fundstelle spricht dagegen; denn wenn auch Pleurobrachia pileus und Medusen aus dem Beringmeer dort vorkommen, so fehlt bisher jeder Anhaltspunkt dafür, daß diese ausgesprochen arktische Art, die im Atlantischen Ozean noch niemals weiter südlich als bis zum 41" n. Br. angetroffen wurde und die, nach den An- gaben Römers, gegen Temperaturerhöhung so sehr empfindlich ist, plötzlich an der kalifornischen Küste vorkommen sollte. Allerdings um welche Art es sich handelt, läßt sich, bei dem Mangel einer Beschreibung und bei der Flüchtigkeit der Zeichnung, nicht sagen; sie scheint zur Gattung Hormiphora zu gehören. Soweit bis jetzt bekannt, ist das Verbreitungsgebiet von Mertensia ovum nach diesen Aus- führungen ein sehr kleines und ihre Circumpolarität ganz fraglich — da die einzigen Funde aus dem Beringmeer (Mertens) als durchaus zweifelhaft ausgeschieden werden müssen. Im europä- ischen Eismeer kommt sie um ganz Spitzbergen vor, bei den König Karls -Inseln und hinab bis nach Jan Mayen, ihrem südlichsten Fundort hier. Ferner ist sie heimisch an der Westküste Grön- lands und steigt mit Ausläufern des kalten Labradorstromes hinab an der Ostküste Amerikas bis nach Eastport, also bis fast zum 40° n. Br., wo sie nachFEWKES sehr häufig ist. Ihr Verbrei- tungsgebiet liegt somit, nach unseren jetzigen Kenntnissen, zwischen dem 75" w. und dem 30" ö. L., während Funde aus dem Gebiete des Sibirischen Eismeeres und des Meeres längs der Nord- küste Amerikas vollständig fehlen. Auch an der Küste Japans scheint sie nicht vorzukommen; ob im Weißen Meer, ist noch zweifelhaft. Sie muß als eine hoch arktische Form angesehen werden, die auf die kältesten Stromgebiete der nördlichen Hemisphäre und auch hier wahrscheinlich nur auf ein kleines Gebiet beschränkt ist. Auf der südlichen Hemisphäre scheint sie vollständig zu fehlen, da auch die deutsche Südpolar-Expedition sie nirgends erwähnt, was bei dieser schönen, auffallenden Form und bei der Genauigkeit der Aufzeichnungen während der Expedition sicher der Fall gewesen wäre, wenn sie Vanhöffen zu Gesicht bekommen hätte. Der Vermerk unter Vanhöffens Notizen vom 2. Dezember 1902, also von der Winterstation ,,Große Mertensia" bezieht sich, nach mündlicher Mitteilung, keinesfalls auf Mertensia ovum. Mertensia ovum ist, neben Beroe cucumis, die am häufigsten vorkommende Ai't in der Arctis, die dort sowohl in den kalten wie in temperierten Strömungen gefunden wurde, und zwar, nach den Angaben Römers, bei einer Temperatur, die zwischen —1,2" und +5,4" lag. Sie ist von allen Ctenophoren am empfindlichsten gegen Temperaturerhöhung, und dementsprechend liegt auch ihre südlichste Grenze viel nördlicher, nämlich beim 40" n. Br., wie die der übrigen Ctenophoren. Mertensia Chuni nov. sp. TaM XX lig. 1—4. Mertensia Chun p. 509 Textfigiir, 1900. Fundorte: 10. Februar: 1902: Südwestlich von Kerguelen (58" 26' s. Br. 90" 22' ö. L.). Vertikal 2700 m; 1 Exemplar 30 mm. MosEH, Ctenoplioren. 127 9. Oktober 1903: Westlich von den Kap Verden (17» n. Br. 30» w. L.). Vertikal 3000 m: 1 Exemplar 11 mm. Das wertvollste Stück unter dem schönen Ctenophorenmaterial der Südpolar -Expedition war zweifelsohne ein großes, tadellos erhaltenes und konserviertes Exemplar einer Tiefsee-Ctenophore, welches der ,. Gauss" das seltene Glück hatte, auf der Hinreise am 10. Februar 1902 unter dem 58" 26' s. Br. und dem 90" 22' ö. L., also südwestlich von Kerguelen, bei einem Vertikalzug von 2700 m zu erbeuten. Auf der Rückreise, viel weiter nördlich, schon auf der anderen Halbkugel verfing sich ein zweites, jüngeres Exemplar am 9. Oktober 1903 im Vertikalnetz, westlich von den Kap Verden, unter dem 30" w. L. und dem 10" n. Br., ebenfalls bei einem Tiefzug, und zwar von 3000 m; leider war es ziemlich lädiert, stark geschrumpft und bespickt mit allem möglichen Getier; sehr wahrscheinlich war es schon tot, als es gefangen wurde, wofür das ganze Aussehen sprach. Immerhin ließen sich noch fast alle makroskopischen Einzelheiten erkennen. Die Farbe dieses Exemplares war ausgesprochen milchig weiß, ziemUch durchsichtig, Magen und Lippen kräftig dunkelviolett -braun, die des schön erhaltenen Exemplares dagegen trüb durchsichtig, grünlich- grau, wie die der meisten konservierten Ctenophoren, Magen und Lippen jedoch ebenfalls dunkel, violett -braun. Diese beiden Exemplare von Mertensia Chuni sind nicht die ersten Tief see -Ctenophoren. die zu unserer Kenntnis gelangt sind, denn Chun hatte während der Deutschen Tief see -Expedition die große Freude als Erster Tief see -Ctenophoren zu erbeuten, nachdem er schon im Jahre 1898, der allgemeinen Auffassung entgegen, die Ansicht ausgesprochen hatte, daß Tief see -Ctenophoren existieren. Wie er in seiner fesselnden Reisebeschreibung: „Aus den Tiefen des Weltmeeres" mit- teilte, erbeutete er, teilweise noch lebend, in den Tiefen des Atlantischen Ozeans und des Indischen Ozeans vier Exemplare einer Tief see -Mertensie und ein Exemplar einer blutroten Cydippe mit samtschwarzem Magen. Der Körper der ersteren hatte eine Breite von 4 — 5 cm, war von milchig gefärbtem Kolorit, schwärzlich -violett gefärbtem Magen und Lippenrändern und breiter Mundöffnung. Er suchte die Tiere einige Zeit in abgekühltem Wasser lebend zu erhalten, doch kamen sie stets stark geschwächt an die Oberfläche und bewegten nur noch ihre Schwimmplättchen, doch entfalteten sie nie ihre Fangfäden. Nach der dieser Mitteilung beigegebenen Textfigur war ein Zweifel an der Identität von Chuns Tief see - Mertensien mit den beiden Exemplaren der Deutschen Südpolar -Expedition kaum möglich. Ein späterer Vergleich mit seinen vier sehr schön erhaltenen und -konservierten Exemplaren, den Chun die Liebenswürdigkeit hatte mir zu gestatten, bestätigte diese Vermutung. Die beiden Exemplare der Deutschen Südpolar-Expedition(Taf. XX Fig. 1 u.4) hatten ungefähr die Form eines unregelmäßigen Quadrates mit stumpf abgerundetem Sinnes- und halbkreisförmig abgerundetem oralen Pol; sie waren ziemlich stark in der Trichterebene abgeplattet, so daß die Länge der Magenachse nur ungefähr zwei Drittel der Trichterachse betrug: bei dem größeren Exem- plar 20 mm zu 27 mm. Der Mund wurde von zwei halbkreisförmig geschwungenen, sehr dicken, in der Magenebene gelegenen Lippen gebildet, die bei dem größeren Exemplar (Fig. 1) etwas nach innen eingewölbt und von außen nicht sichtbar waren, während sie das kleinere Exemplar flach aneinander gepreßt hatte (Fig. 4). Sinneskörper freiliegend. Polplatten nicht zu unterscheiden. Rippen lang und schmal: die sub ventralen beginnen dicht am Sinnespol, die subtentacularen. 128 Deutsche Siidpolar- Expedition. auf den Schmalseiten des Körpers gelegenen, in einiger Entfernung davon. Bei dem größeren Exem- plar, das sie ganz eingezogen hatte, reichten erstere bis zum oralen Körperende, hörten also in einiger Entfernung (5 mm) von den eingeschlagenen Lippenrändern auf, die subtentacularen Rippen, obwohl ebenso lang, endeten dagegen dicht an deren Rande, infolge der halbkreisförmigen Schwin- gung der letzteren. Schwimmplättchen klein und dicht übereinander liegend. Die Meridional- gefäße, etwas länger als die Rippen bei dem größeren Exemplar, endeten blind, dicht am Mund; bei dem kleineren konnten die Meridionalgefäße nicht ganz verft)lgt werden wegen des schlechten Erhaltungszustandes. Die Rippen reichten bis etwa zur Körpermitte. Von Verzweigungen der Meridionalgefäße ließ sich bei beiden Exemplaren oberflächlich nichts sehen. Die Körperwandungen waren ungewöhnlich dick, zäh und wenig durchsichtig, so daß von den inneren Organen nur der dunkle Magen deutlich durchschimmerte. Um einen Einblick in die innere Organisation zu gewinnen, war es notwendig, erst einen Teil der Gallerte (F'g. 2) abzutragen und schließlich das Tier der Länge nach in der Tentakelebene zu halbieren (Fig. 3) — wobei die Resistenz sowohl der Körperwandung resp. der Gallerte, wie der Magen wandung auffiel. Es zeigte sich, daß der Magen ganz in die Gallerte eingebettet und sehr umfangreich und lang war (Fig. 2), denn seine Höhe betrug mehr wie Vs der Körperachse. Seine Form war eine merkwürdige: der aborale Teil war fast kugelig; oralwärts war er mehr abgeplattet und ganz leicht eingeschnürt, wonach er sich in zwei flügeiförmige Zipfel auszog, die in den Lippen verliefen. Nach Abtragung der Gallerte auch der oberflächlichen Magenschicht kam ein Netz von dicken, weißlichen Gefäßen zum Vorschein, welche axis der Schnittfläche dieser farblosen Außenwandung des Magens hervortraten und sich auf dessen braunviolett gefärbter Innenschicht verteilten. Wie sich bei der Halbierung (Fig. 3 d. M.) ergab, hatten die Magenwandungen eine beträchtliche Dicke und Festigkeit und waren nach innen zu stark gefaltet und diese Falten oberflächlich braun violett gefärbt. Für das eigentliche Magen - luraen blieb nur ein sehr kleiner Raum übrig, von der Form einer engen Röhre, die sich gegen den Mund weitete und dort flügeiförmig in die Lippen verlängerte. Li der Nähe des oralen Randes befand sich, in jeder tentacularen Wand, eine kleine taschenartige Vertiefung (Fig. 3 Ta). Die Magengefäße lagen, wie sich bei dem halbierten Magen erkennen ließ, in der Dicke seiner äußeren Wandung; sie geben zahlreiche Äste ab, die zwischen der gefärbten und ungefärbten Magenwand verlaufen, sich wenig verzweigen und untereinander nicht anastomosieren. Das Trichtergefäß ist ein kurzes schlankes Röhrchen. Der Eintritt der adradialen Gefäße in die Meridionalgefäße findet ziemlich oralwärts vom Trichter statt (Fig. 2). Die Tentakelbasen (Fig. 3 Tb) liegen schräg auf der Höhe des Trichters, diesem und der Magenkuppe dicht angeschmiegt; sie sind ziemlich dick und mit einem schlanken oralen Stiel (Fig. 3 o. St.) versehen. Von ihrer Mitte geht der Tentakel ab, der bei beiden Exemplaren fehlte. Die von Chun erbeuteten Exemplare besaßen dagegen noch Tentakel, entfalteten sie aber niemals, so daß die Frage offen bleibt, ob sie Nebenfäden besitzen oder nicht. Die Scheide zieht als ganz enges Rohr schräg oralwärts und öffnet sich nach außen mit einer kleinen runden Öffnung dicht über dem Winkel, den die beiden Lippen bilden (Fig. 4 0). Bei dem größeren Exemplar war der Mund so stark eingezogen, daß dessen Öffnung nach innen zu liegen kam und von außen nicht zu sehen war (Fig. 3). Die milcroskopische Untersuchung von Schnitten des älteren Exemplares ergab, daß dieses nahezu geschlechtsreif war, denn die Geschlechtsprodukte im aboralen Teil der Meridionalgefäße Moser, Ctenophoren. ]29 hatten schon eine ziemHch hohe Entwicldungsstufe erreicht, während sie sich im Gegensatz hierzu in deren oralem Teil noch auf einer ziemlich niedrigen Entwicklungsstufe befanden. Die ganze Innenfläche des Magens war von hohen und teilweise verästelten Zotten dicht be- deckt, deren Epithel allein dunkel rotbraun gefärbt war. Unter diesen Zotten verliefen die zahl- reichen Ästohen der Magengefäße, ohne daß Ästchen in die Zotten selbst eindrangen. Das G-ewebe unter dieser Zottenschicht unterschied sich von dem übrigen Körpergewebe, in das es ohne Grenze kontinuierlich überging, nur durch seine größere Dichte, so daß nicht eigentlich von zwei Magenschichten gesprochen werden kann. Gallerte war fast keine vorhanden. Wie aus den Schnitten hervorging, geben die Meridionalgefäße, im Gegensatz zu den Magen- gefäßen, nur unregelmäßig wenige und dünne Äste ab, die oberflächlich verlaufen. Daß es sich bei Mertensia Chuni tatsächlich um einen Tiefseeorganismus handelt, wissen wir allerdings nicht direkt, denn die betreffenden Fänge, sowohl jene von Chun wie die des ,, Gauss", sind nicht mit Schließnetzen gemacht worden. Es sprechen jedoch eine ganze Reihe Momente in diesem Sinn, in erster Linie die Farbe: solche violettschwärzlichen Töne, wie sie Magen- imd Mundränder aufweisen, kommen eigentlich nur bei Bewohnern der Tiefsee vor, wo sie sehr ver- breitet sind, während sie bisher bei keiner der in geringeren Tiefen erbeuteten Ctenophoren beob- achtet wurden. Die Ctenophoren gehören offenbar hauptsächlich der Oberflächenfauna an und wurden bisher nur ausnahmsweise, wie z. B. Beroe cucumis, in größeren Tiefen gefangen. Hierzu kommt ferner die Tatsache, daß Oberflächenfänge und solche aus mittleren Tiefen diese Art noch nie zutage gefördert haben, nur Fänge aus den großen Tiefen: beide Exemplare der Südpolar-Expe- dition stammen von Vertikalzügen aus mehr wie 2500 m Tiefe, und die betreffenden Fänge Chuns wurden ebenfalls bei Tiefenzügen gemacht. Aber auch die Organisation von Mertensia Chuni spricht dafür, daß wir es mit einem Bewohner der großen Tiefe, der sie auf das zweckmäßigste angepaßt erscheint, zu tun haben. Im Gegensatz zu allen bisher bekannten Arten ist sie außer- ordentlich fest, gedrungen und widerstandsfähig gebaut. Die inneren Hohlräume sind auf ein Mini- mum reduziert; der bei allen anderen Ctenophoren so geräumige Magen ist allerdings auch groß, aber zugunsten der Dicke seiner Wandungen, während sein eigentliches Lumen klein ist, was durch die Zottenbildung seiner Innenfläche in gewisser Beziehung wieder kompensiert wird. Der Mund ist nur eine schmale Spalte, mit starken Lippen, die, nach einwärts gewölbt, fest zusammen- zuschließen vermögen. Die Tentakelscheiden sind enge Röhren mit nur minimalen Öffnungen nach außen, welche wahrscheinlich von den Tentakeln ganz ausgefüllt werden; diese Öffnungen liegen ferner nicht am Sinnespol, sondern in der Nähe des Mundes, und zwar so, daß bei dessen Ein- ziehung auch sie mit eingezogen und nach außen zu abgeschlossen werden können; möglicherweise kann hierdurch in Verbindung mit ihrem schrägoralen Verlauf, dem Eindringen von Wasser besser Widerstand entgegengesetzt werden, wie wenn diese Öffnungen am entgegengesetzten Ende wie der Mund gelegen wären. Diese Einrichtungen befähigen Mertensia Chuni offenbar, dem kolos- salen Druck des Wassers und dessen Eindringen in ihre Körperhöhlen einen gewissen Widerstand entgegenzusetzen, während die meisten anderen bis jetzt bekannten Ctenophoren diesen Faktoren wenig gewachsen erscheinen, mit Ausnahme vielleicht von Beroe cucumis, die ja auch schon bei Tiefenzügen, und zwar das eine Mal mit Mertensia Chuni gefangen wurde und deren ganzer Bau kräftiger ist, wie jener der meisten anderen Ctenophoren. ] 30 Deutsche SQdpolar-Expedition. Ein Zweifel, daß Mertensia Chuni eine Tiefsee-Ctenophore ist, kann demnach kaum auftauchen. Es wird von größtem Interesse sein, zu erfahren, ob bei der von Chun erwähnten bhitroten Cydippe der Tiefsee ähnliche Argumente in gleichem Sinne sprechen und in welcher Weise deren Organi- sation der Tiefe angepaßt ist. Zu Ehren Chuns, des Entdeckers der Tiefsee-Ctenophoren, erhielt diese neue Art den Namen. 2. Genus Charistepliane Chun. Charistepliane Chun p. 278, 1880. Charistephane Chun p. 6, 1898. Zentralnervensystem freiliegend, keine Wülste daneben. Geschlechtsprodukte nur in den kolbig erweiterten Enden der subtentacularen Meridionalgefäße entwickelt. Nur ganz wenige, enorm verbreiterte Schwimmplättchen. * Charistephane fugiens Chun. CharistejAane fugiens Chun p. 278, Taf. II Fig. 7, 8, 1880, Neapel. CharisiepMne fugiens Chun p. 6, 1898, Orotava. Ctenoi)horenlarve von Messina, Claus p. 386, Taf. XXXVII Fig. 6, 1864. Körper oval, aboral abgestutzt, oral zugespitzt; Zentralnervensystem freiliegend ohne Wülste daneben. Jede Rippe besteht aus nur zwei Schwimmplättchen, von denen die oralen sich dermaßen verbreitern können, daß anscheinend ein kontinuierlicher Cilienkranz entsteht. Die aboralen Schwimm- platten der subventralen Rippen liegen näher am Sinnespol, als diejenigen der subtentacularen. Magen und Trichtergefäß von gleicher Länge. Die oralen Enden der subtentacularen Meridional- gefäße schwellen unter den Schwimmplättchen mehr oder weniger kolbig an; es werden die Ge- schlechtsprocUikte nur in diesen vier weißlichen, beuteiförmig aufgetriebenen oralen Enden erzeugt. Die oralen Hälften der subventralen Meridionalgefäße hingegen fehlen. Tentakelbasis, nach der Abbildung Chuns zu urteilen, in der Körpermitte auf Trichterhöhe, zwischen diesem und der Körper- oberfläche gelegen; sie ist klein und kugelig; Scheide klein. Chun erhielt nur zwei völlig unversehrte Exemplare, an denen er nie den Fangfaden aus- gestreckt sah, so daß er über dessen Beschaffenheit nichts aussagen konnte. Länge bis 5 mm. Vollständig farblos. 3. Genus Euclllora Chun. Owenia Kölliker p. 315, 1853. Mertensia Gegenbaur p. 198, 1856. Owenia L. Agassiz p. 293, 1860. Haeckelia Carus p. 542, 1863. Euclllora Chun p. 276, 1880. Zentralnervensystem von zwei kleinen Wülsten in der Trichterebene überragt. Tentakel - apparat umgekehrt, die Tentakelbasen aboral, die Scheidenöffnungen oval gelegen. * Enchlora rubra Köllikee. Owenia rubra Kölliker p. 315, 1853, Messina. Owenia filigera Kölliker p. 319, 1853, Messina. Mertensia {Owenia) rubra Gegenbaur p. 177, 198, 1856, Messina. Moser, Ctenophoren. J3J Owenia rubra M. Sars p. 70, 1856. Owenia rubra L. Agassiz p. 293, 1860. Haeckelia rubra Carus p. 542, 1863. Euchlora rubra Chun p. 276, Taf. I Fig. 9, 10, Tai. II Fig. 1, 1880, Älittelmeer. Körper am Sinnespol abgestutzt, gegen den oralen Pol nur wenig verbreitert. Querschnitt einem Rechteck mit abgerundeten Ecken gleichend. Neben dem freiliegenden Sinneskörper in der Trichter- ebene zwei kleine Wülste. Die subtentacularen Rippen beträchtlich länger als die subventralen. Magen lang, breit und voluminös, Magenwülste und Magengefäße fehlen. Trichtergefäß weit und ganz kurz. Subtentaculare Gefäße länger und voluminöser als die subventralen. Geschlechts - Produkte werden lediglich in den subtentacularen Gefäßen erzeugt. Tentakelbasis ein sehr kleiner Nucleus, liegt in gleicher Höhe mit dem Trichter. Die Ampullen der Tentakelgefäße kurz und weit. Scheide eng, sehr lang und, wie die Tentakelbasis umgekehrt, oralwärts in der Nähe des Mundes ausmündend. Fangfäden einfach, ohne Nebenfäden, mit in zwei Längsreihen angeordneten Nessel- kapseln besetzt. Greifzellen fehlen. Durchsichtig. Meridionalgefäße an ihrem oralen Ende zart smaragdgrün schillernd; einen zart grünen Schein besitzt auch das Ektoderm. Scheide an ihrem Anfangsteil imd in der Nähe ihrer Ausmündung intensiv orange pigmentiert. Bis zu 7 mm groß. Die Jugendformen ähneln den erwachsenen Tieren. Euchlora rubra steht unter allen bisher untersuchten Formen am niedrigsten. Außerhalb des Mittelmeeres wurde sie noch nicht beobachtet. Haupterkennungsmerkmale: Fehlen der Magenwülste und Magengefäße, Entwicklung der Geschlechtsprodukte lediglich in den subtentacularen Gefäßen, die bedeutend länger und voluminöser sind als die subventralen, Fehlen der Nebenfäden an den Tentakeln. * Euchlora flligera Chun. Euchlora filigera Chun p. 277, Taf. I Fig. 11, 1880, Mittelmeer. Gleicht Euchlora rubra im Habitus und im Bau des Tentakelapparates. Unterscheidet sich aber von ihr wesentlich dadurch, daß Magengefäße vorhanden sind und daß die Geschlechtsprodukte in allen acht Meridionalgefäßen erzeugt werden. Wird bis zu 10 mm groß. Farbe noch unbekannt. Da Chun diese Art nirr konserviert, nicht lebend beobachtete, konnte er sich, trotz ihrer eigen- artigen Verhältnisse, nicht entschließen, sie zu einer besonderen Gattung zu machen, bevor sie genauer, und zwar lebend, beobachtet wurde. 4. Genus Tinerfe Chun. Ute Chun p. 525, 1889. Tinerfe Chun p. 6, 1898. Sinnespol von zwei nierenförmigen Gallertwülsten in der Trichterebene und von zwei kleinen Wülsten in der Magenebene überdacht. Geschlechtsprodukte nur in den vier subtentacularen Meridionalgefäßen entwickelt. Tinerfe cyanea Chun. Ute cyanea Chun p. 525, 1889, Kanarische Inseln. Tinei-je cyanea Chun p. 7, Taf. I, 1898, Guinea- und Südäquatorialstrom. Deutsche Sudpolar-Espedition. XI. Zoologie HI. 1° 132 Deutsche Siidpolar-Expeditioii. Zylindrisch, gegen den Sinnespol kegelförmig verjüngt, in der Magenebene sehr schwach kom- primiert, Magenachse zur Trichterachse wie 1 : 3. Neben dem »Sinnespol zwei nierenförmige Gallert- wülste in der Trichterebene, die eine Verbreiterung des Körpers an dieser Stelle hervorrufen. Im rechten Winkel zu diesen umsäumen den Sinnespol noch zwei kleinere, in der Magenebene gelegene Wülste, mit einer tiefen Furche in der Medianlinie, durch welche die lang gezogenen Polplatten austreten. Der Sinneskörper liegt in einer tiefen Grube, von den zwei Paar Gallertwülsten über- ragt. Mund Öffnung breit und stark erweiterungsfähig. Kippen lang und breit, vom Sinnespol zum unteren Körperviertel reichend. Von den zu einem Quadranten gehörigen Rippen berühren sich die nebeneinanderliegenden Schwimmplättchen, deren Wimpern sehr lang sind, während besonders in der Höhe der Tentakelbasen ein breiter Zwischenraum die Rippen zweier benachbarter Quadranten trennt. Magen kurz, nicht bis zur Körperhälfte reichend, aber sehr breit und weit mit zahlreichen Wülsten. Magengefäße weit; Trichtergefäß lang und unter dem Sinneskörper verbreitert. Die lang gezogenen Exkretionsröhren münden auf der Innenfläche der nierenförmigen Gallertwülste. Tentakelbasis weit und ungewöhnlich lang, vom Sinneskörper bis in d'e Nähe des Mundes reichend. Die Tentakelscheide öffnet sich an der Grenze des aboralen Drittels. Tentakel lang mit einfachen Nebenfäden. Nur die subtentacularen Meridionalgefäße entwickeln Geschlechtsprodukte und sind dementsprechend viel weiter wie die subventralen. Ziemlich undurchsichtig, intensiv stahlblau gefärbt. Längenachse durchschnittUch 2—2,5 mm, jedoch auch bis zu 4 mm, also die kleinste der bis jetzt beobachteten Cydippen. Da Tinerfe cyanea in den kalten Strömungen und in den Mischwassern der gemäßigten Gebiete bisher nicht angetroffen wurde, dagegen sehr häufig im Guinea- und Südäquatorial- strom, hält sie Chun für eine charakteristische Leitform des Warmwassers im Atlantischen Ozean. Durch die zwei nierenförmigen Gallertwülste in der Trichterebene leitet sie, nach Chun, zu den Callianiren über und nimmt eine bemerkenswerte Zwischenstellung zwischen den Mertensien mit freiem Sinnespol und den Callianiren mit zipfelförmigen Erhebungen an demselben ein. Von der Gattung Euchlora unterscheidet sie sich außer durch den eben erwähnten Umstand noch durch die ansehnliche Länge und fast übermächtige Ausbildung der Tentakelbasen, durch die wohl ent- wickelten Magengefäße und durch das Auftreten von Seitenfäden an den Tentakeln. Von den CaUianiren trennt sie, außer der kaum angedeuteten Kompression des Körpers, die Entwicklung der Geschlechtsprodukte nur in vier Meridionalgefäßen. Das von Vanhöffen während der Südpolar-Expedition geführte Journal verzeichnet unter dem 4. und 5. September 1901, also in der Nähe der Kanarischen Inseln, ferner unter dem 3. Oktober 1901, dicht unter dem Äquator, südlich von den Kap Verden „Tinerfe", und später, unter dem 28. Oktober 1901, d. h. unter dem 28" 16' s. Br. und dem 17" 20' n. L., „blaue Ctenophore, Tinerfe". Es ist nicht zu bezweifeln, daß es sich in diesen vier Fällen um die bis jetzt einzig bekannte, intensiv blaue Ctenophore Tinerfe cyanea Chun handelt, um so mehr, da unter den mikroskopischen Präpa- raten Vanhöffen s von der Expedition sich eines von Tinerfe cyanea fand. Ihr Entdecker hatte sie seinerzeit nicht nur bei den Kanarischen Inseln, sondern auch im Guinea- und Südäquatorial - Strom sehr häufig gefunden, so daß ihr Auftreten während der Fahrt des „Gauss" durch diese Gebiete nicht erstaunUch ist. Jedenfalls sprechen die Beobachtungen Vanhöffens über das Auftreten MosEit, Ctenophoren. 100 von Tinerfe während der Expedition ganz im Sinne Chuns dafür, daß sie nur im warmen Wasser des Atlantischen Ozeans vorkommt. Zu den vier Gattungen: Mertensia, Charistephane, Euchlora und Tinerfe kommt noch eine ziemlich unsichere Gattung hinzu, die von L. Agassiz aufgestellt und auch später von Chtjn bei- behalten wurde, auf Grund einer einzigen, von Hertens beschriebenen Art: Beroe glandiformis Hertens : 5. Genus Dryodora L. Agassiz. Dryodora L. Agassiz p. 196, 294, 1860. Dryodora Chun p. 23, 1887. * Dryodora glandiforniis Hertens. Beroe glandiformis Mertens p. 530, Taf. XI Fig. 1—5, 1833, Beringstraße, Bucht von St. Laurentii, Seniavinstr. Eucharis glaruliformis Lesson p. 102, 1843. Mertensia (Owenia) rubra Gegenbaur p. 198, 1856. Dryodora cßandijormis L. Agassiz p. 196, 294, 1860. Dryodora glandiformis A. Agassiz p. 35, 1865. Dryodora glandiformis Chun p. 23, 24, 1887. Pleurobrachia pileus Römer p. 186, 1904. Körper rund oder oval, im Querschnitt fast rund, nur leicht achtmal eingekerbt. Sinneskörper wenig eingesenkt, von zwei Polplatten ohne Zotten begrenzt. Oraler Pol etwas verjüngt. Der Hund läuft deutlich in vier Zipfeln aus. Rippen nahe am Sinnespol beginnend, reichen nur bis zur Körper- mitte, die Heridionalgefäße hingegen bis nahe zum Hund. Hagen sehr lang und weit, mehr als 7? der Körperlänge. In seinem aboralen Teil ist er eingeschnürt und weist oral wieder eine kleine Er- weiterung auf. Trichtergefäß kurz und weit. Die adradialen Gefäßstämme münden in die Rippen- gefäße auf gleicher Höhe wie der Trichter, also in der Nähe der aboralen Rippengrenze. Die Hagen- gefäße sind stark entwickelt und dem Hagen nicht angelagert, sondern umfassen ihn im weiten Bogen, ähnlich wie bei Mertensia ovum. Tentakelapparat umgekehrt: die Scheide beginnt ganz in der Nähe des Sinneskörpers und zieht als enges Rohr oralwärts nach außen, wo sie auf halber Höhe ausmündet. Irgend eine Spur von Tentakelbasen konnte Hertens nicht beobachten. Ich vermute, daß sie sehr klein waren und der Hagenkuppe dicht angelagert, ähnlich wie bei Mertensia Chuni. Tentakel waren vorhanden, doch entbehrten sie bei allen beobachteten sechs Exemplaren der Nebenfäden. Allerdings hatten die Tentakel keine bedeutende Länge und fehlten einigen Exem- plaren ganz, deshalb wagte Hertens nicht, die Frage nach dem Vorhandensein von Nebenfäden entschieden zu verneinen. Ebenso konnte er keine Hagenwülste nachweisen und scheinen letztere tatsächlich zu fehlen, was ja z. B. auch bei Euchlora rubra der Fall ist. Dryodora glandiformis ist sehr zart und verlangt sorgfältigste Behandjung. Farbe sehr hellblau, die Rippenkanäle bräunlich. Die Bewegungen des Tieres sind schwach; nur in bedeutenden Zwischenräumen sieht man es den Hund öffnen und wieder schließen, wobei dessen Spitze einwärts gezogen wird, so daß dadurch äußerlich eine fast trichterförmige Vertiefung entsteht. Zu gleicher Zeit wird die aborale Körper - hälfte so gegen die orale eingezogen, daß letztere dadurch wie abgeschnitten erscheint und indem. 18* 134 Deutsche Siidpolar-Expedition. sie sich gegen die Mundöffnung zuspitzt, erhält das ganze Tier einige ÄhnUchkeit mit einer Eichel, die in ihrer Cupula liegt; daher der Name. Hertens beobachtete sechs Exemplare dieser Art in der Beringstraße und gibt eine ausführ- liche Beschreibimg und so gute Abbildungen, daß sie jedenfalls danach wiedererkannt werden muß. Lesson gab ihr später den Namen Eschscholtzia glandiformis, während Gegenbaur sie für identisch hielt mit seiner Mertensia (Owenia) rubra = Euchlora rubra Kölliker. L. Agassiz dagegen, der sie ebenfalls für eine Mertensie hielt, schuf für sie eine eigene Gattung, der er den Namen Dryodora gab, allerdings mit dem Bemerken, daß diese Gattung auf theoretischen Grundlagen ruhe und daher der Revision bedürfe. Chun behielt diese Gattung bei. Römer dagegen stellte sich auf einen ganz anderen Stand- punkt, indem er die Ansicht vertrat, daß in Beroe glandiformis Hertens die vierte Ctenophore der Nordsee, nämlich Pleurobracliia fileus, zu suchen sei — an welche die Abbildung teilweise er- innere — ■, da Bolina infundibulum der Beroe septentrionalis von Hertens entspreche, Mertensia Ovum Fabricius der Beroe compressa und octoptera Hertens und schließlich Idyia Mertensi Brandt leicht mit Beroe cucumis identifiziert werden könne. Wenn auch, wie ich früher gezeigt (1908, p. 49), gegen die Identifikation von Bolina infundi- bulum mit Beroe septentrionalis nichts Ernstliches einzuwenden ist, glaube ich jedoch wahrscheinlich gemacht zu haben (p. 125), daß Beroe compressa und Beroe octoptera Hertens mit Mertensia ovum Fabricius nicht identifiziert werden können. Ganz unmöglich ist es aber, in Beroe glandiformis eine Pleurobrachia und insbesondere Pleurobracliia pileus zu sehen — wenn es auch kaum zweifel- haft sein kann, daß letztere im Beringmeer vorkommt, und es sehr merkwürdig erscheint, daß ihr Hertens nicht begegnet sein soll. Gegen die Identifikation von Beroe glandiformis mit Pleurobrachia pileus sprechen, außer der Farbe, noch eine ganze Reihe von Momenten, z. B. das Vorhandensein von Polplatten, von Hertens ausdrücklich erwähnt, das Verhalten des Tentakelapparates und der Hagengefäße, die Länge der Heridionalgefäße und die Art der von Hertens so hübsch beobachteten Bewegungen. Jedenfalls hat L. Agassiz das Richtige getroffen, indem er Beroe glandiformis in die Nähe der Hertensien stellt, und zwar unter eine besondere Gattung, denn sie unterscheidet sich von den eigentlichen Hertensien wesentlich durch den Hangel eines Hauptmerkmals: des charakteristischen Unterschiedes in der Rippenlänge. Hingegen sind eine Reihe von Herkmalen vorhanden, die sie den einzelnen Arten der Hertensien verwandt erscheinen läßt. Das Verhalten der Hagengefäße erinnert an Mertensia ovum Fabricius, dasjenige des Tentakelapparats an Mertensia Chuni n. sp., der Hangel von Hagenwülsten an Euchlora rubra Kölliker. Hertens selbst hielt seine Beroe glandiformis für sehr wahrscheinlich identisch mit Cydippe dimidiata Eschscholtz aus der Südsee, was jedoch Brandt, der Herausgeber, entschieden bestritt, da, abgesehen davon, daß die eine aus dem Norden, die andere aus den Tropen stamme, bedeutende Differenzen zwischen beiden vorhanden seien, wenn auch allerdings einige Punkte übereinstimmen. 2. FamiUe Calliauiridiie Gegenbaur. Callianiridae Gegenbaur p. 192, 1856. Callianiridae Eschscholtz p. 21, 1829. Callianiridae Chun p. 278, 1880. Moser, Ctenophoren. 235 Zwei flügeiförmige Anhänge am Sinnespol in der Tricliterebene, auf die sicli die subtentakularen Meridionalgefäße fortsetzen. Genus Callianira Peron et Lesueuk. Callimiira Pp;ron et Lesueur p. G5, 1808. Callianira Chamisso et Eysenhard p. 362, 1827. Callianira Eschscholtz p. 28, 1829. Callianira Delle Chiaje p. 110, 1841. Eschscholkia Gegenbaur p. 199, 1856. Callianira Chun p. 10, 1898. * Callianira bialata Delle Chiaje. Callianira lialata (diploptera) Delle Chiaje Bd. IV, p. 110, 133, Taf. LXVI Fig. 15, 1848 Neapel. EschschoUzia cordata Kölliker p. 316, 1853 Messina. Eschscholtzia cordaia Gegenbaur p. 199, Taf. VIII Fig. 8, 9, 1856 Messina. Esolisclioltzia cordata Sars p. 70, 1859 Neapel. Gegenhanria cordata L. Agassiz p. 198, 293, 1860. Eschsdioltzia cordata Spagnolini p. 61, 1870 Neapel. Callianira hialata Chun p. 118, 279, Taf. I Fig. 7, 8, Taf. II Fig. 4. Taf. III Fig. 1—3, 1880 Neapel. Callianira lialata Chun p. 10, Taf. II Fig. 1 — 4, 1898 Orotava. Gesdilechtsverhältnisse : R. Hertwig p. 390, 1880. Chun p. 94, 1892. Samassa p. 80, 189.3. Chun p. 11, 1898. Körper in der Tricliterebene abgeplattet, ziemlich breit, länglich viereckig, der orale Pol stumpf abgerundet, der aborale in zwei sehr lange, flügeiförmige Fortsätze ausgezogen. Von der Magen- ebene erscheint er dagegen schmal und lang. Außer den zwei flügeiförmigen Fortsätzen überragen den Sinneskörper noch zwei lippenförmige Erhebungen in der Magenebene, an denen die lang- gestreckten Polplatten auf- und absteigen. Die subventralen Rippen beginnen in der Nähe des Sinneskörpers, während die subtentakularen etwas höher ansetzen, ohne jedoch auf die Flügel überzugreifen; alle enden in einiger Entfernung vom Mund, der meist vorgewulstet ist. Magen weit, sehr lang, mit ansehnlichen Magenwülsten; Trichter ein ganz kurzes Röhrchen. Eintritt der adradialen Gefäße in die Meridionalgefäße auf gleichen Höhe wie der Trichter. Die Meridional- gefäße sind bedeutend länger wie die Rippen, da sie alle bis zu den Spitzen der Flügel und fast bis zum Munde reichen. Tentakelbasen kurz und dick auf Trichterhöhe, senkrecht zwischen Trichter und Körperoberfläche gelegen. Von ihrer Mitte entspringen die langen, mit einfachen Nebenfäden versehenen Tentakel. Scheide kurz und weit, öffnet sich auf der Höhe des Sinnes- körpers. Körper durchsichtig, mit rosa Pigmentflecken besät, welche sich längs der Rippen regelmäßig in Reihen ordnen. Magenwülste und Fangfäden rosa pigmentiert. Mittlere Größe 2 — 3 cm mit den flügeiförmigen Anhängen. Die Entwicklung von Callianira hialata hat Chun (1880 p. 118, 1898 p. 11) beschrieben und abgebildet. Bei einer Larve von 1,5 mm Länge ist die Gestalt kegelförmig, der breiteste Quer- 136 Deutsche Südpolar-Expedition. durchmesser nur lialb so lang wie die Hauptachse, die Mundregion schlank vorgezogen, der Quer- schnitt rund. Zwei flache Gallertwülste neben dem Sinneskörper stellen die erste Anlage der Flügel dar. Die Polplatten sind noch kurz und oval, die Rippen bestehen erst aus je zehn Schwimmplättchen. Der Magen ist voluminös, reicht aber erst bis zur Körpermitte. Magenwülste ungewöhnlich kräfti» entwickelt. Tentakelbasen kurz, stämmig und dem Trichter dicht angelagert, oral divergierend. Tentakel schon mit Seitenfäden. Scheiden lairz und weit, die Öffnungen zwischen Trichter und Sinnespol gelegen. Körper von zart rosa Schimmer, die Magenwülste intensiv schwärzlich rosa pigmentiert; auch Tentakelbasen und Fangfäden intensiv rosa pigmentiert. tTber die Geschlechtsverhältnisse bei CaUianim hialata herrschte längere Zeit Unklarheit, nach- dem R. Hertwig 1880 eine Anzahl ektodermale Säckchen längs der weiblichen Gefäßhälfte, an der Basis der flügeiförmigen Fortsätze entdeckt hatte und die Vermutung aussprach, daß sie sich mit der Zeit abschnüren und die Anlage für die Geschlechtsprodukte abgeben. Chun wies dann später nach, daß diese Genitalsäckchen, deren Zahl 6 — 7 an jedem Gefäß beträgt, sowohl bei jugendlichen wie bei geschlechtsreif en Exemplaren in gleicher Zahl und Anordnung auftreten, sich niemals ab- schnüren und eine andere histologische Struktur aufweisen wie die jüngsten Ovarialgruppen, so daß sie nicht in Beziehung gebracht werden können mit der Bildung der Genitalzellen. Dagegen spricht ferner auch ihre lokale Begrenzung um den Sinnespol, vor allem aber die Tatsache, daß sie bisher bei keiner anderen Ctenophore auch nicht bei der neuen Callianira cristata nacho;ewiesen werden konnten und offenbar auf Callianira hialata beschränkt sind. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Sinnesorgan, dessen Bedeutung und Entstehung allerdings einstweilen noch ganz rätsel- haft ist. Callianira hialata ist leicht kenntlich an ihren langen flügeiförmigen Fortsätzen am oralen Pol, an den kurzen, dicken Tentakelbasen und an den roten Pigmenttupfen auf der Körperoberfläche. Bisher kam sie nur im Mittelländischen Meer und bei Orotava zur Beobachtung. Callianira antarctica Chun. Callianira antarclica Chun p. 44, 1897. Callianira anlardim Chun p. 14, Tal. II Fig. 5, 1898 Magellan-Straße und Churruca-Bay. Fundorte: 8. Januar 1902: Kerguelen, Observatory Bay. 6 Exemplare 12-27 mm (Farbenskizze). 12. Januar 1902: Kerguelen, Observatory Bay. 2 Exemplare 24— 27 mm. 2. Dezember 1902: Posadowsky-Bai, Brutnetz 385 m. Bruchstücke 1 Exemplars, das ungefähr 20 mm haben mochte, 26. Februar 1903: Posadowsky-Bai. Vertikal 150 m. 1 sehr großes Exemplar in Fetzen. Die längste erhaltene Rippe 60 mm lang. Tentakelbasen 19 mm, die ganze Länge vielleicht 80 — 90 mm. 8. August 1903: Nördlich von Kapstadt (30" 49' s. Br., 12" 7' ö. L.). Oberfläche, Tem- peratur -f- 14,6" C. 2 Exemplare 10 und 15 mm. Körper lang und schlank. Ziemlich stark in der Magenebene komprimiert. Flügeiförmige Fortsätze in der Trichterebene kurz und stumpf, kaum Ve der Körperlänge (höchstens 4 mm). Keine lippenförmigen Erhebungen am Sinnespol in der Magenebene. Rippen ungleich lang, die MosEK, Ctenophoren. J37 subventralen etwas länger wie die siibtentacularen, reichen vom Sinnespol bis in die Nabe des Mundes; die subtentacularen hingegen beginnen erst in einiger Entfernung vom Munde und hören an der Basis der flügeiförmigen Fortsätze auf, ohne auf diese überzugreifen. Magen voluminös, ziemUch lang, etwa 74 der Vertikalachse, mit ' ansehnlichen Magenwülsten. Trichtergefäß kurz. Eintritt der adradialen Gefäße in die Meridionalgefäße auf gleicher Höhe mit dem Trichter. Die Meridional- gefäße beginnen beim Mund und enden alle auf der Spitze der flügeiförmigen Fortsätze. Tentakel- basen ziemlich lang und schlank, auf Trichterhöhe, senkrecht zwischen Trichter und Körperober- fläche gelegen. Die Tentakel entspringen von ihrer Mitte. Scheiden voluminös, von gleicher Länge wie die Basis; öffnen sich am Ursprung der Fortsätze, in gleicher Höhe wie der Sinnespol. Geschlechts - Produkte entwickeln sich in der ganzen Länge der Rippengefäße, also auch auf den flügeiförmigen Fortsätzen. Bei den größten Exemplaren gehen, ähnlich wie bei Beroe Forskali, kurze, mit Ge- schlechtsprodukten gefüllte Divertikel von den in die Flügel eintretenden Gefäßabschnitten ab. Callianira antarctica unterscheidet sich von Callianira hialata hauptsächlich durch die Kürze der flügeiförmigen Fortsätze, durch die schlanke Körpergestalt, den Mangel von Lippen am Sinnes - pol, in der Magenebene, und durch die schlanken Tentakelbasen. Die von Chun 1898 untersuchten Exemplare waren konserviert und stammten aus der Magel- lan-Straße, wo sie 1882 von Chierchia erbeutet worden waren. Natürlich mußte die Beschreibung lückenhaft bleiben, insofern Chun nichts über die Farbe aussagen konnte. Ferner fehlten bei den untersuchten Exemplaren Seitenfäden an den Tentakeln, und blieb die Frage offen, ob dieses auch der Fall beim lebenden Tiere sei, oder nur eine Folge der Konservierung. Das mitgebrachte Material resp. die glücklicherweise von Vanhöffen nach dem lebenden Tiere angefertigten Zeichnungen ergänzen nun gerade in diesen zwei Punkten die Beschreibung Chuns in erfreulicher Weise. Obwohl die zwölf teilweise geschlechtsreifen Exemplare alle in Spiritus konserviert und nicht gut erhalten waren, so blieb kein Zweifel, daß es sich um Callianira antarctica handle. In allen Punkten stimmten sie mit der Beschreibung Chuns überein, bis auf die auffallende Breite der Rippen, die aber jedenfalls nur auf Quellung infolge der Konser- vierung zurückzuführen ist, da in der Zeichnung Vanhöffens ihre Breite derjenigen bei Chun entspricht. Nur das eine Exemplar hatte noch einen Tentakelstummel erhalten, dem, wie bei den CnuNschen Exemplaren, die Seitenfäden fehlten. Hingegen sind nach den Zeichnungen Vanhöffens ziemUch lange, aber einfache Nebenfäden tatsächüch vorhanden^). Ferner ist nach diesen die Gallerte farblos, Tentakel, Seitenfäden und Magen sind hingegen schön rot gefärbt. Was die Größe anbelangt, so waren mehrere Exemplare größer wie das von Chun untersuchte von 27 mm, und das eine am 26. Februar 1903 in der Posadowsky-Bai vom „Gauss" erbeutete, leider nur noch in Fetzen erhaltene Exemplar, muß sehr groß gewesen sein, nach der Länge der Tentakelbasen (19 mm) und der einen, vollständig erhaltenen Rippe (60 mm) zu urteilen und schätze ich die Gesamtgröße auf etwa 90 mm. Bei zwei Exemplaren, darunter auch bei dem von Vanhöffen abgebildeten, zeigte die Magen - kuppe und das Trichtergefäß eine intensiv goldgelbe Färbung, die auch auf der Farbenskizze wieder- gegeben war. Die nähere Untersuchung ergab, daß sie hervorgerufen wurde durch eine Menge 1) Siehe auch Veröfieiitl. des Instituts für Meereskunde, Heft 2 S. 45, Berlin 1902. 138 Deutsche Südpolar-Expedition. gelben Öls, das sich dort befand und beim Offnen des Magens als großer gelber Tropfen auf dem Wasser schwamm. Nach den Fundstellen zu urteilen, ist Callianira antardica eine antarktische Form mit eury- thermen Neigungen. Ihr eigentliches Gebiet liegt im Eismeer, südlich von 60" s. Br. ; sie dringt aber nicht nur in das subantarktische Gebiet vor, sondern auch viel weiter nördlich, und zwar offenbar mit den kalten Strömungen bis an die Südspitze Amerikas, in die Magellanstraße, wo sie von Chierchia erbeutet wurde, und an die Spitze Südafrikas, wo sie, nördlich von Kapstadt, vom ,, Gauss" zum letztenmal auf der Heimreise am 8. August 1903 angetroffen wurde bei einer Wassertemperatur von + 14,6" C. Nördlich von 31° s. Br. scheint sie nicht mehr vor- zukommen. Sie ist wahrscheinlich eine seltenere Form, denn selbst bei der Winterstation und ihrer weiteren Umgebung wurde sie nur ausnahmsweise gefangen und immer allein, niemals mit Callianira cristala oder mit Beroe cucumis oder Pleurobrachia pileus zusammen, was auf mehr wie einen Zufall hinzu- weisen scheint. * Callianira conipressa Hertens. Beroe compressa Hertens p. 525, Tai. IX Fig. 1—4, 1833, Mündung des Aiiadyr, Ostkap, nordöstlichste Spitze Asiens. Beroe odoplcra Hertens p. 528, Tal X Fig. 3, 4, 1833, Mündung des AnadjT (nicht Chile). Beroe compressa Lesson p. 101, 1843. Beroe compressa L. Agassiz p. 293, 1860. Merlensia octoptera L. Agassiz p. 293, 1860. Mertensia mum Chun p. 10, 1898 Merlensia ovum. Eömer p. 72, 1904. Mertensia ovum Vanhöffen p. 17, 21, 1898. Körper von der Trichterebene aus deutlich herzförmig, gegen den oralen Pol stark verjüngt. Der Sinneskörper von zwei kurzen stumpfen Fortsätzen, die in der Trichterebene liegen, überragt. Lippenförmige Erhebungen fehlen neben dem Sinnespol in der Magenebene. Körper stark ab- geplattet, die Trichterachse zur Magenachse wie 3:1. Die Oberfläche nicht glatt, sondern es ver- laufen von Pol zu Pol acht große, flügeiförmige Vorsprünge oder Kanten, auf denen die Rippen liegen. Sie sind von ungleicher Länge : die auf der Tentakelebene gelegenen vier Kanten verlaufen in sanftem Bogen vom Sinneskörper zum Mund. Die vier auf der Magenebene gelegenen hingegen erstrecken sich vom Munde bis zur Spitze der zwei flügeiförmigen Fortsätze. Die Rippen, am Munde ansetzend, verlaufen auf diesen Kanten, ähnlich wie bei Callianira cristata, wobei die subventralen die kürzeren sind, die subtentakularen hingegen die längeren, da sie erst an der äußersten Spitze der Flügel aufhören. Die Schwimmplatten ,,sind größer und vollkommener ausgebildet als in irgend- einer der übrigen Arten", die Mertens zu untersuchen Gelegenheit hatte, ,,mit der einzigen Aus- nahme vielleicht von Leucothea, wo sie sehr entwickelt sind". Magenlänge etwa 7^ der Körperlänge. Trichtergefäß kurz und weit. Nach der Beschreibung, der auch die Abbildung entspricht, sind lange Magenwülste vorhanden, die bis zum Munde reichen, dort mit ihren Enden umbiegen und wieder etwas emporsteigen. Tentakelbasen sehr lang, von Trichterhöhe bis in die Nähe des Mundes reichend, in der Mitte zwischen Magen und Körperwand gelegen und von der Ursprungsstelle der Tentakel oralwärts in zwei Hörner von ungleicher Länge gespalten. Scheide so lang wie die Basis, öffnet sich auf Trichterhöhe in eine tiefe, trichterförmige Rinne oder „keilförmige Spalte", welche Moser, Ctenophoren. i oq auf den Flügeln bis zu deren Spitze, wo die Tentakel austreten, verläuft. Die Tentakel sind in ihrer ganzen beträchtlichen Länge mit einfachen Seitenfäden besetzt. Hertens beobachtete wiederholt vom Strande, wie sich die Tiere mit ihren langen, mit Seitenfäden versehenen Tentakeln bei stürmischem Wetter an den Steinen des Meeresbodens anklammerten, um nicht an die Ober- fläche getrieben zu werden. Durchsichtig, schön rosarot gefärbt, auch die Tentakel mit ihren Nebenfäden rot. ,, Diese äußerst schöne Art, vielleicht die eleganteste ihrer Gattung", erbeutete Hertens August und September 1828 in der Bucht des heiligen Kreuzes, in der Nähe der Hündung des Anadyr, an der äußersten Spitze Asiens, und bewahrte mehrere Tage einige Exemplare in einem Gefäß mit Wasser, wo er sie genauer beobachtete, ebenso wie die Entwicklung der jungen Tiere aus dem Ei. Callianira compressa Hertens unterscheidet sich von den übrigen Callianiren hauptsächlich dadurch, daß die subtentacularen Rippen sieh bis zur Spitze der flügeiförmigen Fortsätze erstrecken, und durch die außerordentliche Länge der Hagenwülste, die sich noch am Hunde umschlagen. Auch die acht flügeiförmigen Kanten, auf denen die Rippen verlaufen, sind ein Unter- scheidungsmerkmal, das sie allerdings mit der neuen Callianira cristata gemein hat. Von dieser unterscheidet sie sich aber, außer durch die Form und durch die Länge der Rippen, noch durch die große Länge der Tentakelbasen. Chun rechnete Beroe compressa Hertens (1880, S. 219) zu den Callianiren und zwar zu einer Form mit vier flügeiförmigen Anhängen am Sinnespol — im Gegensatz zu Callianira hialata mit zwei flügeiförmigen Fortsätzen. Diese Auffassung Chun's ist durch ein Hißverstehen der Zeichnung von Hertens zu erklären, denn bei Berücksichtigung auch des Textes sind tatsächlich nur zwei Fortsätze vorhanden, allerdings jeder mit einer tiefen Rinne versehen, in welcher die Tentakel- scheiden sich öffnen und die auf einer der Zeichnungen den Anschein von vier Fortsätzen erwecken. Später, 1898, führt sie Chun als Synonym von Mertensia ovum an. Bezüglich der Identität dieser beiden verweise ich auf die Ausführungen bei Beschreibung dieser Art (siehe S. 124). Jedenfalls ein Jugendstadium von Beroe compressa ist die von Hertens zu gleicher Zeit in der Nähe der Bucht St. Laurentii in der Beringstraße gefangene und beobachtete, nur erbsengroße Beroe octoptera, denn ihr allgemeiner Habitus und das Verhalten ihrer einzelnen Teile entspricht, sowohl nach der Beschreibung wie nach der Abbildung, sehr demjenigen einer jungen Beroe compressa. Der Körper ist birnförmig, noch nicht herzförmig, weil die flügelartigen Fort- sätze am Sinnespol noch klein sind. Die Rippen verlaufen ebenfalls auf Kämmen, sind aber noch kurz: sie hören schon in einiger Entfernung vom Munde auf. Desgleichen sind die Tentakelbasen, die denen von Beroe compressa gleichen, noch klein, aber die Tentakel mit ihren Seitenfäden sind schon sehr lang und ihr Ursprung ist der gleiche wie bei Beroe compressa. Die Farbe ist ebenfalls rosarot, so daß ein Zweifel an der Zusammengehörigkeit beider Arten kaum am Platz ist. Callianira cristata n. sp. Tafel XX Kg. 5 u. 6. Fundorte: 10. Harz 1902: Gaussstation: Brutnetz, 18 Exemplare, 2— 7 mm. 20. Harz 1902: Gaussstation: Quant. 200 m, 3 Exemplare, 4— 10,5 mm. 20. Harz 1902: Gaussstation: Brutnetz 300 m, 11 Exemplare, 2,5— 13 mm. Deutsche Sildpolar-Expeilitiun. XI. Züulog^ie III. 19 14U Deutsche Siidpolar-Expedition. 20. März 1902: Gaussstation : Bruchstücke, 1 Exemplar (aboraler Pol). 4. April 1902: Gaussstation: Brutnetz, 1 Exemplar, 11 mm. 17. April 1902: Gaussstation: 300 m, ,3 Exemplare, 0,6 bis etwa 3 mm. 19. April 1902: Gaussstation: Quant. 275 m, 4 Exemplare etwa 5 mm, und 2 wahrscbeinlicli größere Exemplare. 26. Juli 1902: Gaussstation: Brutnetz 385 m, 3 Exemplare, etwa 2,5 — 5 mm. 18. Oktober 1902: Gaussstation: Brutnetz 385 m, 1 Exemplar, etwa 4 mm. 23. März 1903: Posadowsky- Bai 400 m, 1 Exemplar, 2,5 mm. Bei allen Exemplaren war der Körper schlank, in der Magenebene etwas abgeplattet, mit zwei flügeiförmigen Fortsätzen am Sinnespol (Fig. 5), die den Körper in der Trichterebene vom Mimde an allmählich verbreitern, während er von der Magenebene gesehen (Fig. 6) zylindrisch und gegen die beiden Pole verjüngt erscheint. Lippenförmige Erhebungen neben dem Sinneskörper fehlen. Die flügeiförmigen Fortsätze sind breit und kurz, viel kürzer wie z. B. bei CalUanira hialata Chun, mehr denen von CaUianira antarctica Chun ähnlich. Direkt unter ihrer stumpfen Spitze befindet sich seitlich die länglich runde Öffnung der Tentakelscheide, welche somit höher liegt wie bei CalUanira antarctica. Die Rippen mit ihren sehr langen, schmalen Schwimmplättchen sitzen wie Kämme auf stark vorspringenden, meridional verlaufenden Kanten, zwischen welchen die Körper- wand eingebuchtet ist. Sie sind sehr lang: die längeren subventralen beginnen auf gleicher Höhe wie der Sinneskörper, neben diesem und enden im oralen Fünftel, während die kürzeren subtenta- kularen etwas tiefer, an der Basis der Flügel anfangen, ohne auf diese überzugreifen, und schon am oralen Viertel aufhören. Die Schwimmplättchen sitzen auf stark vorspringenden Basalwülsten; sie sind schmal und von außerordentlicher Länge, am längsten im aboralen Drittel, von wo sie dann gegen den Sinnespol ziemhch rasch, gegen den Mund allmählich an Größe abnehmen. Der Raum zwischen den subventralen Rippen ist größer wie zwischen den subtentacularen und läßt die innere Organisation gut sehen. Zwei lange Polplatten schieben sich zwischen die aboralen Enden der sub- ventralen Rippen. Der Mund ist nicht weit und von zwei in der Magenebene gelegenen Lippen begrenzt. Magen sehr schm.al und lang, mehr wie *U fler Körperlänge. Magenwülste kurz. Trichter- gefäß kurzes, ziemlich dickes Rohr; Sinneskörper freiliegend. Eintritt der adradialen Gefäße in die Meridionalgefäße auf gleicher Höhe wie der Trichter. Tentakelbasen kurz und breit, sehr hoch, auf der Höhe des Trichters zwischen diesem und der Körperwand gelegen. Sie sind oral zugespitzt, aboral in zwei kurze Spitzen gespalten und haben in der Mitte sowohl proximal wie distal je einen kurzen Zapfen, von welch letzterem die Tentakel entspringen. Scheide kurz, sehr weit, mit kleiner länglich runder Öffnung nahe der Spitze der Flügel ausmündend. Tentakelstummel waren bei manchen Exemplaren noch erhalten, aber ohne Nebenfäden, und da solche auch in dem Anfangs- teil, der in der Scheide steckte, nicht vorhanden waren, ist anzunehmen, daß sie den lebenden Tieren fehlen. Farbe nicht angegeben, wahrscheinlich farblos. CalUanira cristata unterscheidet sich von den anderen Arten der gleichen Gattung durch die kammartigen Rippen mit den sehr schmalen, außerordenthch langen Schwimmplättchen, und durch die Lage der Scheidenöffnung dicht unter der Spitze der flügeiförmigen Fortsätze. Letztere sind viel kürzer wie bei CaUianira hialata Delle Chiaje, mehr denen von CalUanira antarctica Chun gleich, aber ihre Tentakelbasen sind länger als bei letzterer; dieses Merkmal, wie auch die Tatsache, daß Moser, Ctenophoren. | ^ i die Rippen nicht mehr auf die flügeiförmigen Fortsätze übergreifen, unterscheidet sie von CaUiunira compressa Hertens, der sie andererseits durch die acht flügeiförmigen Kanten, auf denen die Rippen sitzen, gleicht, doch ist es nicht unmöglich, daß bei geschlechtsreifen Exemplaren einige dieser Merkmale wegfallen und die flügeiförmigen Fortsätze wie die Rippen länger sind. Das Material, welches die Deutsche Südpolar-Expedition von dieser neuen, in der Form sehr hübschen und auffallenden Art mitbrachte, war schön erhalten und konserviert. Die jüngsten Exem- plare von etwa 0,6 — 2 — 2,5—3 mm usw. unterschieden sich von den älteren nur durch die Größe; von letzteren war keines geschlechtsreif, wenn auch die Geschlechtsprodukte schon ziemlich entwickelt waren. Natürlich war bei der Untersuchung die Frage nach dem Vorhandensein von ektodermalen Säckchen, wie sie zuerst von Hertwig bei Callianira hialata Delle Chiaje im Bereich der Meri- dionalgefäße, an der Basis der Gallertflügel nachgewiesen wurden, von höchstem Interesse. Aber auch eine wiederholte Untersuchung an Exemplaren der verschiedensten Entwicklungsstufen er- gaben nichts Derartiges, weder an den flügeiförmigen Fortsätzen, noch sonst irgendwo im Bereich der Meridionalgefäße. Es scheint, als ob diese Säckchen einzig auf obige Art beschränkt sind, was ihr Vorkommen und ihre phylogenetische Entstehung um so interessanter macht. Callianira cristata wurde in der Umgebung der Winterstation gefunden, fehlte jedoch weiter nördlich und dürfte eine ausschließlich polare auf die Antarktis beschränkte Form sein, denn keine der aus anderen Regionen bekannten Ctenophoren lassen sich eventuell mit ihr identifi- zieren. Sie würde darnach gewissermaßen ein Gegenstück sein z. B. zu Mertensia ovum, die ganz auf das arktische Polargebiet beschränkt erscheint. In der Winterstation und deren weiterer Umgebung ist sie offenbar ziemlich verbreitet, denn sie wurde dort häufig gefangen, jedoch niemals zusammen mit der ihr nahe verwandten, allerdings, nach der Zahl der Funde zu urteilen, viel selteneren Callianira antarctica, hingegen des öfteren, wie aus der Liste am Schluß der Arbeit ersichtlich, mit Pleurobrachia fileus und Beroe cucumis. Gruppe b: Körper im Querschnitt rundlich. Rippen von gleicher Länge. 3. Familie Pleui'obracliiadae Chun Für die Synonyma siehe Moser 1903 p. 5. Flügeiförmige Fortsätze am Sinnespol fehlen. Rippen von gleicher Länge. Tentakel entweder mit einfachen oder heteromorphen Seitenfäden oder ohne diese. Gruppe A: Meridionalgefäße nicht bis zum Munde reichend. 1. Genus Pleurobraclüa Fleming. Für die Synonyma siehe wie oben. Tentakelbasis bei geschlechtsreifen Tieren zwischen Magen und Körperoberfläche gelegen. Tentakelaustritt auf gleicher Höhe mit dem Trichter oder zwischen diesem und dem Sinnespol. Pleurobrachia pileus Fabricius. Beroe Gronovius p. 36, Taf. IV Fig. 1—5, 1760, Holländische Küste. Beroe pile^is Fabricius p. 361, 1780, Grönland. Beroe pileus Modeer p. 38, 1792. Beroe pileus Fleming p. 504, 1828, Englische Küste. 19* 142 Deutsche Südpolai-Expedition. Cydippp pilms Eschscholtz p. 24, 1829, Nordsee. Cyäiype bicolar Sars p. 35, Tal VII Fig. 17a, b, 1835, Floroe, norwegische Küste. Cydippe pomiformis Patterson p. 91, Fig. 1—8, 1838. Cydijype pileus Lesson p. 105, 1843. Cydippe pileus Moerch p. 97, 1857, Grönland. Cyäippe. hicolor L. Agassiz p. 294, 1860. Cydippe pileus Claus p. 384, Taf. XXXVII Fig. 1—3, 1864, Helgoland. Cydippe pileus G. R. Wagener p. 116, Taf. III Fig. 1—3, Helgoland 1866. Pleurohrachia pileus Chun p. 286, 1880. PleurobracMa arciica? N. Wagner p. 54, 1885. Weißes Meer, Solowetzky-Meerbusen. Pleurohrachia pileus Hartlaub p. 204, 1894, Helgoland. Pleurohrachia pileus Vanhöffen p. 16, 18, 21, 1895, Kieler Hafen. Cydijype pileus Chun p, 21, 24, 38, 1897, Nord- und Ostsee bis Danzig. Pleurohrachia pileus Chun p. 15, 1898, Ausläufer des Labrador-Stromes, Bereich der Neufundlandbai. Pleurohrachia pileus E. T. Browne p. 681, 1898, Valenzia Harbour (Irland). Pleurohrachia pileus Römer p. 70, 75, 1904, ganze Westküste von Spitzbergen, Biü'eninsel, Hiulopenstraße bis 80°8' n. Er. Pleurohrachia pileus Hartlaub p. 168, 1900, Adventbai und Amsterdaniinseln. Pleurohrachia pileus Levander p. 104, 1900, Finnischer Meerbusen, Alandsee, Neu-England. Pleurohrachia rhododactyla L. Agassiz p. 314, Taf. I — V, 1849, Nova Scotia. Pleurohrachia rhododactyla L. Agassiz p. 203, 294, Taf. IIa, 1860, Neu-England, Massachusetts, Maine bis nach Grönland. Pleurohrachia rhododactyla A. Agassiz p. 30 (auch d. Entw.) Textfig. 38, 51, 1865, Neu-England, Nova Scotia. Pleurohrachia rhododactyla Lütken p. 187, 1875, Grönland Westküste. Pleurohrachia rhododactyla Moss p. 122, 1879, Robeson Kanal unter dem 82° 25' n. Br. b. — 2,11° C. Pleurohrachia rhododactyla Fewkes p. 79, 1883, Beiraudas. Pleurohrachia rhododactyla? Graeffe 1884, Golf von Triest? Pleurohrachia rhododactyla Levinsen p. 149, 1893, Westküste Grönlands, dänische Küste. Pleurohrachia rhododactyla? Sovinsky 1902, Schwarzes Meer? Pleurohrachia Bachei L. Agassiz p. 208 (Aninerkg.), 294, 1860, Golf von Georgia. Pleurohrachia Bachei A. Agassiz p. 34, 1865, Golf von Georgia. . Pleurohrachia Bachei Chun p. 16, 1898. Pleurohrachia Bachei Torrey H. B. p. 46, Taf. I Fig. 3, 1904, San Diego, Kalifornien. Der ,, Gauss" brachte aus der Winterstation und ihrer Umgebung eine große Anzahl Exemplare, die ganz unzweifelhaft PleurobracMa pileus sind, nämlich: Fundorte: 3. März 1902: Brutnetz, 10 Exemplare, 2— 4 mm. S.März 1902: Quant. 100 m, 1 Exemplar in Fetzen, etwa 3 mm. 3. März 1902: Quant. 50 m, Bruchstücke von 2 Exemplaren von etwa 3 und 4 mm. 10. März 1902: Brutnetz 220 m, 2 Exemplare, etwa 3 und 4 mm. 4. April 1902: Brutnetz, 1 Exemplar, etwa 4 mm. 19. April 1902: Quant. 92 m, Bruchstück, etwa 7 mm. 20. Juni 1902: Brutnetz 180 m, 3 Exemplare, etwa 2 und 3 mm, und Fetzen eines größeren. 14. November 1902: Vertikalnetz 350 m, 1 Exemplar, Bruchstücke, etwa 6 mm. 19. Januar 1903: 150 m, 1 Exemplar 2 mm. 19. Februar 1903: Quant. 400 m, 1 Exemplar 1,5 mm. 19. Februar 1903: Quant. 50 m, 2 Exemplare 0,5 und etwa 2 mm. 15. März 1903: Quant. 300 m, 1 Exemplar, 0,5 mm. 15. März 1903: Quant. 100 m, 2 Exemplare, das 1 Exemplar 1 mm, das zweite stark geschrumpft. Moser, Ctenophoren. 140 Noch fünf Funde sind zu verzeichnen und zwar drei aus der Nähe von Kapstadt, nämlich: 14. November 1901 (35" 32' s. Br., 5" 48' ö. L.): Morgens, Oberfläche (Temperatur + 14,8" C.) 8 Exemplare, 2— 5 mm. 16. November 1901 (35" 39' s. Br.. 8" 16' ö. L.): Abends, Oberfläche (Temperatur + 15,8" C), viele Exemplare, bis zu 6 mm. 11. August 1903 (28" 50' s. Br., 10» 28' ö. L.): Quant. 200 m, Oberfläche (Temperatur + 13" C), 1 Exemplar, 0,5 mm. Einer von Port Natal: 31. Mai 1903: Oberfläche, 5 Exemplare, 4— 7 mm und einer nördlich von Ascension am Äquator unter dem 17" 47' w. L. bei einer Oberflächen- temperatur von +23,3" C: 21. September 1903: Quant. 400 m, 1 Exemplar, 2 mm. Außer diesem umfangreichen Material von der deutschen Südpolar-Expedition fanden sich noch im Berliner Naturhistorischen Museum mehrere Fläschchen mit teils sehr schön konservierten Ctenophoren anderer Herkunft, die ich als Pleurobrachia pileus identifizieren konnte, nämlich von Stabsarzt Dr. Sander auf S. M. S. ,, Prinz Adalbert" gesammelt, aus: Kapstadt: 12. Oktober 1885: Viele Exemplare, 2— 10 mm. Kapstadt: 17. Oktober 1885: Viele Exemplare, 1 — 5 mm. Ferner aiis: Tauranga in Neu -Seeland, 0 — 1 Faden, Tagesfang, 5 Exemplare, 3 — 4 mm, die von Thilenius geschenkt worden waren, und schließlich von den Seychellen, Oberfläche (Temperatur +27 bis+28"C), viele Exemplare, 0,5 — 12 mm, 1898 von A. Brauer dort gesammelt. Des weiteren erhielt ich zahlreiche Exemplare aus Südafrika: Südbucht zwischen Possession und Pomona (Südostküste), 29. April bis 7. Mai 1903, Oberfläche, etwa 200 Exemplare von 1 — 12 mm, und von der schwedischen Südpolar- Expedition^) 16 Exemplare, nämlich: Fortuna 10. November 1904, 44"45's. Br. und 48" 12' w. L. bei +11" C, 3 Exemplare, 6—7 mm; Fortuna 10. November 1904, 45" 20' s. Br. und 47" 23' w. L. bei +11" C, 11 Exemplare, 5— 11 mm. Bei Durchmusterung dieses umfangreichen, teilweise sehr schön erhaltenen Materials zeigte es sich, daß viele der Exemplare untereinander so verschieden waren, sowohl bezüglich ihrer Form, wie bezüglich der Größenverhältnisse und der Lage ihrer verschiedenen Teile, daß ich mich anfangs mehrmals, so z. B. bei dem Material aus der Südbucht und bei einem Teil des Materials von Kap- stadt, verleiten ließ, sie als eine eigene Art anzusehen; jedoch bei sorgfältiger Vergleichung dieses Materials mit dem im Berliner Museum befindlichen Material von Pleurobrachia pileus, das von Spitzbergen, Grönland, Helgoland und Kiel stammte, ergab sich die Tatsache, daß diese ver- schiedenen Formen sowohl bei Spitzbergen und bei Grönland, wie auf der anderen Halbkugel, bei Kapstadt und im südlichen Polarmeer gemischt vorkommen und daß Übergänge ganz allmählich 1) Anmerkung: Mit freundlicher Erlaubnis der Herausgeber wurde ein Teil der Funde der Schwedischen Südpolar- Expedition hier in der Verbreitungskarte der Ctenophoren aufgenonunen und findet deshalb oben kurz Ei-wähnung, während der ausführliche Bericht in den „Wiss. Ergebn. d. Schwed. Südpolarexped. 1901—03" erscheint. 144 Deutsche Siidpolar-Expedition. von der einen zur anderen Form überleiten. Daß diese Verschiedenheiten zurückgeführt werden müssen auf individuelle Schwankungen und Kontraktionszustände, auf Altersunterschiede und auf die verschiedenen Konservierungsmethoden, ging deutlich aus der Untersuchung hervor. Zwischen dem betreffenden Material der südlichen Hemisphäre und demjenigen der nördlichen Hemisphäre, auch der beiden Polargebiete, waren hingegen keinerlei Unterschiede zu konstatieren, so daß hier ein Fall von Bipolarität vorliegt, wie er bis jetzt nur bei ganz wenig Arten nachgewiesen ist. Was mm diese Verschiedenheit bei Pleurobrachia pileus anbelangt, so sind diejenigen Exemplare in der Mehrzahl, die ganz den Zeichnungen von Claus und Agassiz entsprechen: fast rund, Magen und Trichter mittelgroß, die kleinen Tentakelbasen zwischen Trichter und Körperwand auf der Höhe des ersteren gelegen. Die andere Form hingegen ist zylindrisch, der Magen bedeutend länger als der Trichter, selbst das aborale Drittel überschreitend. Die Tentakelbasen ziemlich lang, dem Magen genähert und mit der aboralen Spitze den Trichter erreichend. Zu dieser Form gehörte z. B. das Material von der Südbucht, aber auch unter dem Material von Helgoland war sie häufig. Die Untersuchung deutet darauf hin, daß mit dem Alter die Form vielfach mehr zylindrisch wird, der Magen sich im Verhältnis zum Trichter sehr verlängert und die Tcntakelbasen größer werden und sich ersterem nähern. Berücksichtigt muß auch noch werden, daß sich das Tier so kontrahieren kann, daß aus der kugeligen Form eine zylindrische wird, wobei die inneren Organe sich in die Länge strecken und teilweise zusammenrücken, z. B. die Tentakelbasen sich dem Magen nähern. Auf Grund dieser Beobachtungen an einem so umfangreichen Material bin ich zu der Über- zeugung gekommen, daß Pleurobrachia Bachei Agassiz identisch ist mit Pleurobrachia rhododactyla Agassiz = Pleurobrachia f Heus Fabricius. Chun vermutete dies schon 1898 und wäre es zweifellos besser, wenn der direkte Beweis dafür erbracht würde, durch den zuverlässigen Nachweis, daß Pleurobrachia fileus auch im Golf von Georgia vorkommt und außerdem keine ihr sehr ähnliche Art, so daß die dort von A. Agassiz gefundene und Pleurobrachia Bachei benannte Art tatsächlich mit Pleurobrachia fileus identisch ist. Leider sind wir bei dieser wie bei den meisten amerikanischen Arten auf den indirekten Nachweis beschränkt, der in diesem Fall noch relativ leicht ist. Die Be- schreibung von L. Agassiz p. 294 lautet: „Pleiirobrachia Bachei A. Agassiz resembles Pleuro- brachia rhododactyla in its general appearance, having about the same size; the color of the spherosome and of the tentacles being nearly the same. The opening of the tentacular sac however is at a greater distance from the pole, and the tentacles come out more from the side of the spherosome than in Pleurobrachia rhododactyla. The coeliac cavity is also shorter, the funnel is longer, and the actinal portion of the sac shorter. The branches leading from the digestive cavity to the chymiferous tubes are much longer and more slender, the junction being above the opening of the tentacular sac, while in Pleurobrachia rhododactyla it is below nearer the actinal pole. The greatest swelling of the spherosome is nearer the actinal pole, not in the middle of the actinal axis." Diese minimalen Unterschiede zwischen Pleurobrachia Bachei und Pleurobrachia rhododactyla lassen sich sehr gut auf Unterschiede in der Kontraktion zurückführen, ähnlich wie bei den zahl- reichen, von mir untersuchten Exemplaren. Schon die verschiedene Lage der ,, greatest swelling" läßt darauf schließen und erklärt auch die verschiedene Lage der Scheidenöffnung, die größere Streckung der Gefäße usw. Die einzige Schwierigkeit bei der Identifizierung beider Arten bildet die verschiedene Lage der Eintrittstelle der adradialen in die Meridionalgefäße, im Verhältnis zur Moser, Ctenopboren. ]^a^ Sclieidenöffnung. Doch darf auf diesen Umstand, der vielleicht auch auf die Kontraktion oder aber auf einem zufälligen Unterschied beruht, nicht viel Gewicht gelegt werden, im Vergleich zu den anderen schwerwiegenden Gründen für die Identifizierung dieser zwei Arten. Zu letzteren möchte ich vor allem die Tatsache rechnen, daß Pleurobrachia pileus in ziemlicher Nähe vom Golf von Georgia auf dem gleichen Breitengrad, bei den Bermudas vorkommt — ihr Fehlen an ersterem Ort resp. ihre Substitution durch eine andere ihr so nahestehende Form ist deshalb schon a priori unwahr- scheinlich. Sie ist es um so mehr, als ihre treuen Begleiter: Beroe cucumis und Bolina infundi- hulum ebenfalls so weit südlich angetroffen werden und Pleurobrachia pileus eine so außerordentliche Verbreitung besitzt, daß sie auch auf der anderen Hemisphäre heimisch ist. Hierzu kommt noch die verdächtige Tatsache, daß Pleurobrachia Bachei seit 1865 nie mehr aufgefunden wurde und daß die Amerikaner selbst sie nicht voneinander zu unterscheiden vermögen; denn die Pleurobrachia, die Torrey vom Golf von San Diego als Pleurobrachia Bachei (1904 Taf . I Fig. 3) abbildet, ist, auch nach seiner Beschreibung, durchaus eine Pleurobrachia pileus und entspricht genau den Beschreibungen und Abbildungen, die Claus und Agassiz von letzterer geben. Gerade jenes Hauptmerkmal läßt sie vermissen, das Pleurobrachia Bachei von Pleurobrachia pileus unterscheiden soll, nämlich die Lage der Eintrittsstelle der adradialen in die Meridionalgefäße oral von der Scheidenöffnung. Der Magen ist allerdings bei der Pleurobrachia von San Diego nach der Beschreibung kürzer, die Gefäße sind länger, aber das hat, wie meine Untersuchungen lehrten, nur einen ganz relativen Wert. Künftig ist Pleurobrachia Bachei als selbständige Art zu streichen resp. als synonym mit Pleurobrachia pileus zu setzen. Steht es fest, daß Pleurobrachia pileus an der Ostküste Nordamerikas mit dem kalten Labrador - Strom weit südlich bis zu den Bermudas und zum Washington-Territory, also bis etwa zum 30° n. Br., vordringt, so ist es durchaus nicht erstaunlich, sie an der Westküste Nordamerikas mit dem kalten Polarstrom etwa bis zum 30" n. Br., nämlich an die Küste Kaliforniens, herabsteigen zu sehen. An den europäischen Küsten liegt, nach unsern bisherigen Erfahrungen, der südlichste Punkt ihres Vorkommens etwa beim 50" n. Br., also viel nördlicher wie bei Nordamerika, denn die Richtigkeit einer kurzen Angabe von Sovinsky, wonach Pleurobrachia pileus {rhododactyla) im Schwarzen Meer vorkommen soll, erscheint wenig wahrscheinlich. Jedenfalls wäre es wertvoll, zu erfahren, um welche Art es sich hier handelt, desgleichen, welche Art unter dem Namen „Pleuro- brachia rhododactyla''' gemeint ist, die nach Graeffes kurzer Mitteilung (1884) im Golf von Triest häufiger ist; daß es sich hier um unsere nordische Pleurobrachia pileus handeln sollte, läßt sich kaum annehmen bei dem Fehlen anderer nordischer Arten wie z. B. von Beroe cucumis. Ob Pleurobrachia pileus auf unserer Hemisphäre eine circumpolare Verbreitung besitzt, das ist bis jetzt noch ungewiß, jedoch anzunehmen — trotz ihres Fehlens im Material von Japan, da ihr treuer Begleiter, Beroe cucumis, dort gefunden wurde und ihr Vorkommen an der Kalifornischen Küste darauf schließen läßt, daß sie auch im Beringsmeer heimisch ist. Daß sie es im Weißen Meer ist, läßt sich mit ziemlicher Sicherheit auch aus den Angaben N. Wagners (S. 54, 1885) schließen, trotz deren Dürftigkeit, und wird sie wahrscheinlich identisch sein mit seiner Pleurobrachia arctica. Die Vermutung, daß sie eine circumpolare Form ist und überall in den kalten Regionen unserer Hemisphäre vorkommt, wird ferner durch die außerordentlich interessante Tatsache ge- stützt, daß sie in den kalten Regionen der südlichen Hemisphäre, ebenfalls vergesellschaftet mit 14 G Deutsche Südpolar-Expedition. Beroe cucumis, sehr verbreitet ist — eine Tatsache, die aus dem Material der Deutschen Südpolar- Expedition ganz deutlich hervorgeht und von höchstem Interesse ist. Pleurobrachia pileus wurde von ihr wie auch von der Schwedischen Südpolar-Expedition in einem riesigen Gebiet angetroffen, dessen äußerste Grenzen ungefähr zwischen dem 90" ö. L. und dem 50» w. L. liegen, während die nördlichste Fundstelle auf der südlichen Hemisphäre der 2" n. Br. ist, also direkt beim Äquator (Fund vom 21. September 1903), wo sie zusammen mit Beroe cucumis angetroffen wurde, und wohin sie mit dem kalten westafrikanischen Strom vom Süden her gelangt sein wird. Im Polareis bei der Winterstation fand sie sich ebenfalls, wie Beroe cucumis, in großen Mengen während der Monate November bis Juli vor, und zwar bis zu einer Größe von 7 mm, hingegen sind keine Funde aus den Monaten Juli bis November zu verzeichnen. Im Atlantischen Meer bleibt jetzt niir noch eine relativ sehr kleine Strecke übrig, wo diese weitverbreitete Form fehlt, nämlich die Strecke zwischen dem 32" und dem 2" n. Br.. und es läßt sich vermuten, daß sie ausnahmsweise auch hier noch angetroffen werden dürfte. Der Fund Brauers von den Seychellen zeigt die interessante Tatsache, daß Pleurobrachia pileus wie Beroe cucumis auch im warmen Wasser des Indischen Ozean vorkommt, ob nur ausnahms- weise oder ob sie tatsächlich dort heimisch ist, das zu entscheiden bleibt der Zukunft vorbehalten, doch scheint das letztere der Fall zu sein, nach der Zahl und der verschiedenen Größe der noch jugend- lichen Exemplare zu urteilen. Für das weitere verweise ich auf den allgemeinen Teil. Pleurobrachia pignientata MosEit. Pleuruhrackia pignmitata Moser p. 8, Taf. I Fig-. 5, 6, Tai. IV Fig. 1, 3, 1903 Malayischor Archipel. Fundort: 31. Mai 1903: Port Natal, Oberfläche 1 Exemplar 2,5 mm. Körper zylindrisch, schwach in der Magenebene abgeplattet, gegen den Sinnespol etwas ver- jüngt. Orales Drittel etwas eingeschnürt und der Mundteil dann wie eine Krause vorspringend. Mund weit mit zwei krausenartigen, in der Trichterebene liegenden Lippen. Dunkle Streifen von braunem Pigment auf jeder Eippe, und zwar ein Streifen in jedem Schwimmplättchen, direkt über dem Abgang der Wimpern, am peripheren Ende der Basalpolsterzellen. Rippen von gleicher Länge wie die Meridionalgefäße, dicht am Siimespol beginnend und bis zur Einschnürung reichend, einander paarweise genähert, sehr dick und breit, so daß die inneren Organe kaum sichtbar sind. Die Schwimmplatten stehen dicht übereinander; die Cilien bilden ein dickes Paketchen, nicht eine eigentliche Platte. Magen von mittlerer Größe; Trichter schlankes Rohr. Tentakelbasen ziemlich lang, oral verschmälert, in der Nähe des Mundes bei der Einschnürungsstelle gelegen, schräg zwischen Magen- und Körperoberfläche. Scheidenöffnung in der Mitte zwischen dem Trichter und dem ziem- lich eingesenkten Sinnespol. Zwei Magenwülste. Unbekannt sind noch: die Eintrittstelle der adradialen in die Meridionalgefäße, die Beschaffen- heit der Tentakel und die Farbe. Diese Art unterscheidet sich von allen Pleurobrachien bis auf Pleurobrachia striata Moser, durch die Streifung der Rippen, und von letzterer hauptsächlich dadurch, daß die Rippenpaare gleichmäßig auf der Körperoberfläche verteilt sind und die Cilien der Schwimmplättchen ein dickes Paket und nicht eine Platte bilden. MosEK, Ctenophoren. ]^47 Das einzige, von der Südpolar-Expedition mitgebrachte Exemplar, obwohl ziemlich zerrissen und fast aller Schwimmplättchen beraubt, • verriet auf den ersten Blick seine Zusammengehörigkeit mit jenen aus dem Malayischen Archipel durch die charakteristischen Pigmentstreifen und die Büschelform der wenigen noch erhaltenen Schwimmplättchen. Es entspricht sowohl äußerlich wie auch bezüglich der inneren Organisation und der histologischen Struktur der Rippen, die an Schnitten untersucht wurden, durchaus der bei früherer Gelegenheit gegebenen Beschreibung und Abbildung, so daß diesen nichts beizufügen ist. Das Exemplar war geschlechtsreif. Pleurobrachiapigmentata Moser ist bis jetzt nur in wenigen Exemplaren von der Siboga an zwei Punkten des Malayischen Archipels gefunden worden, und zwar an der Ostküste vonMisool und ferner zwischen den Inseln Gisser und Ceram-Laut, also auf einem Gebiete, das zwischen dem 130" und 131" ö. L. und dem 2" und 4" n. Br. liegt. Ihr Vorkommen bei Port Natal, wo sie zusammen mit PleurobracJda pileus erbeutet wurde, ist daher ziemlich erstaunlich und spricht dafür, daß sie zwar eine ziemlich weite Verbreitung besitzt, aber auch zugleich eine seltenere Form ist, deren Fang wir nur einem glücklichen Zufall verdanken. Sie ist offenbar eine ausgesprochene Warm- wasserform. * Pleurobrachia crinita n. sp. Tafel XX Fig. 7—10. Fundorte: Grönland: 19. Oktober 1892: Oberfläche Karajak-St. 3 Exemplare, weniger wie 1 mm. 15. Oktober 1892: Karajak-St. 250— 0 m, 8 Exemplare, 0,5— 1 mm. 31. Mai 1893: 1 Exemplar, 4 mm. Das größte Exemplar von 4 mm Höhe (Fig. 7) hatte eine konische Gestalt, war vom Munde, der sich in vier deutlich sichtbare, mehr oder weniger lange, nach innen eingeschlagene Zipfel auszog, gegen den Sinnespoi allmählich stark verjüngt. Die Rippen, breit und lang, reichten vom Sinnespol bis zum Munde, dessen Zipfel sie allein frei ließen. Die Schwimmplättchen, außer- ordentlich lang, gaben dem ganzen Körper, den sie fast bedeckten, ein borstiges Aussehen und ließen nichts von der inneren Organisation erblicken. Auf Schnitten zeigte es sich, daß der Magen nicht ganz bis zur Mitte reichte, das Trichtergefäß ein langes, schlankes Rohr war. Tentakelbasen sehr klein, in der Nähe des Mundes gelegen, zwischen Körperwand und Magen. Der Tentakelursprung lag in der Mitte der kleinen Basis. Das größte Exemplar hatte nur noch einen Tentakelstummel ohne Nebenfäden, während das zweitgrößte Exemplar (Fig. 8) noch im Besitz eines ziemlich langen, sehr dünnen Tentakels mit zwei Nebenfäden war, von welchen der eine einfach, der andere kork- zieherartig aufgerollt zu sein schien oder eine kleine, gerippte Platte darstellte, was nicht mit Sicher- heit festgestellt werden konnte, doch ist ersteres das Wahrscheinlichere. Die jüngeren Exemplare waren weniger konisch zugespitzt am Sinnespol (Fig. 8 u. 9), der Magen mittelgroß, und die Tentakelbasen lagen höher, nämlich bei einem Exemplar von etwa 0,6 mm (Fig. 8) im oralen Drittel, bei einem solchen von 0,4 mm(Fig. 9) genau in der Mitte, auf der Höhe des Trichters, diesem dicht angeschmiegt. Es findet somit offenbar während der Entwicklung eine Verschiebung der Tentakelbasen oralwärts statt und zugleich ein Wegrücken vom Magen. Kein Exemplar war geschlechtsreif, woraus zu schließen ist, daß diese Axt größer wird wie die vorliegen- den Exemplare, von welchen das größte nur 4 mm hatte. Deutsche SiUlpolar-Expedition. SI. Zoologie III. 20 148 Deutsche Siidpular-Expedition. Pleurobrachia crinita unterscheidet sich von allen Pleurobrachien durch die konische Gestalt, die große Länge der Rippen und Schwimmplättchen und durch die Form des Mundes, der in vier Zipfeln von hornartig gekrümmter Gestalt ausgezogen ist. Zu diesen drei Pleurobrachien: der weit verbreiteten Pleurobrachia pileus Fabricius, der seltenen Pleurobrachia pigmentata Moser und der neuen Pleurobrachia crinita, kommen jetzt noch drei Arten hinzu, nämlich: die eiförmige, rosenrotgefärbte Pleurobrachia rhodopis Chun (1880) aus dem Mittelmeer, die glashelle, kugelige Pleurobrachia globosa Moser vom Malayischen Archipel (1903, 1908 '), durch ihre, in ziemlicher Entfernung vom Sinnespol beginnenden, sehr kurzen Rippen und kleinen, hochgelegenen Tentakelbasen kenntlich, deren Farbe noch unbekannt ist, und die, der Pleurobrachia pigmentata Moser so ähnliche Pleurobrachia striaia Moser (1908 i) von Amboina, so daß nun im ganzen sechs Arten bekannt sind, deren weite Verbreitung die Gattung Pleurobrachia als eine durchaus kosmopolitische erscheinen läßt. Hierzu kommt noch, als eine zweifelhafte Art, Pleurobrachia arctica N. Wagner p. 45, 1885, Weißes Meer, die sehr wahrscheinHch mit Pleurobrachia pileus identisch ist. Wagner sagt nur von ihr, daß diese kleine, nördliche Pleurobrachia seltener vorkomme als die Eschscholtzia, eine Beschreibung gibt er nicht. 2. Genus Hormipliora L. Agassiz. Synonyma siehe bei Moser p. 9, 1903. Tentakelbasis vertikal gestellt und dem Magen dicht angelagert. Tentakelaustritt auf gleicher Höhe wie der Trichter oder zwischen diesem und dem Sinnespol gelegen. Uorniiphora spatnlata Chun. Hormiphora spatulata Chun p. 18, Taf. III Fig. 3, 4, Taf. II Fig. 0, 7, 1898, Orotava, Meerenge von Gibraltar. Hormipliora spatulata Moser p. 10, 1903. Fundorte: 24. August 1901: Spanische Küste (43o n. Br. 13« w. L.), Oberfläche, 1 Exemplar etwa 15 mm. Ohne Datum und Fundort, 1 Exemplar etwa 14 mm. Unter dem Südpolar-Material fanden sich zwei Exemplare, von denen das eine westlich von der Spanischen Küste gefangen wurde, das andere, von unbekannter Herkunft, war zu stark ge- schrumpft, um mit Sicherheit sagen zu können, ob es sich tatsächlich um diese Art handle, während dies bei dem ersteren unzweifelhaft der Fall war: die ausgesprochen cylindrische Gestalt, die langen, dicht beim Sinnespol entspringenden, fast bis zum Munde reichenden Rippen, die um ein weniges längeren Meridionalgefäße, die dem Magen nicht dicht angeschmiegten, oral von ihm etwas diver- gierenden kleinen Tentakelbasen ließen keinen Zweifel hierüber. Tentakel waren allerdings nicht mehr vorhanden, und leider fehlt eine Notiz, aus welcher deren Form und die Farbe des Tieres hätte entnommen werden können, und so bleiben diese noch unbestimmt, da Chun hierüber nichts sagt. Ich möchte vermuten, daß das Tier ganz farblos ist. Mo.sEK, Ctenophoren. i jn Hormiphor.a palinata (hun. Hormiphora -palmaia Chun p. 525, 1889, Canareii. Hormiphora palmala Chun p. 17, Tal III Fisf. 1, 2, 1898, Orotava. Honniphora pnlmata Moser p. 11, 1903. Fundstelle: 13. September 1901: bei Porto grande (Capverden), Oberfläche, Brutnetz, 1 Exem- plar 10 mm. Dieses einzige, vom Gauss bei den Capverden im September gefangene Exemplar, obwohl sehr geschrumpft und der Schwimmplättchen beraubt, ließ mit ziemlicher Sicherheit seine Zu- gehörigkeit zu Hormiphora palmata erkennen durch die lange, zylindrische Gestalt, die Länge der Rippen und Meridionalgefäße, vor allem aber durch die doppelte Krümmung der schlanken und sehr langen, dem Magen dicht anliegenden Tentakelbasen, die sich vom Trichter bis in die Nähe des Mundes hinziehen und von deren Mitte der Tentakel abgeht. Auch die Fundstelle sprach für die Richtigkeit der Diagnose. Hormiphora japouica Moser. Hormiphora japomca Moser p. 10 Taf. I Fig. 6, 7, 8, 1908, Ostküste Japans. Fundorte: Von der Deutschen Südpolar-Expedition lagen zwei Funde von der gleichen Station vor: 14. Mai 1903: Südöstlich von Reunion (15» s. Br. 56° ö. L.), großes Netz, 1 Exem- plar 40 mm, 14. Mai 1903: Südöstlich von Reunion, 20 m Horizontalnetz, 1 Exemplar etwa 20 mm und 3 Exemplare 15 — 12 mm. Daß diese durch die Forschungsreise Dofleins nach der Ostküste Japans bekannt gewordene Art hier im westlichen Teil des Indischen Ozeans, in der Nähe der Ostküste Afrikas plötzlich wieder auftaucht, ist außerordentlich merkwürdig, um so merkwürdiger, als sie in dem dazwischenliegenden Gebiete, also im Malayischen Archipel und bei Australien, von wo manche neuere Funde von Ctenophoren vorliegen, bisher nicht aufgefunden wurde, auch bei den Maladiven und bei den Seychellen nicht, und doch ist kein Zweifel möglich an der Identität dieser Exemplare mit jenen von der japanischen Küste, die ich auf das genauste prüfte und miteinander verglich. Bei den Exemplaren der Südpolar-Expedition war, ganz wie bei denjenigen von Japan, die Ähnlichkeit mit Hormiphora palmata Chun von den Capverden und von den Canaren gleich groß: die gleiche, langgezogene cylindrische Gestalt, der lange Magen, der Eintritt der adradialen Gefäße in die Meri- dionalgefäße auf Trichterhöhe, und etwas darüber gelegen die Scheidenöffnung. Die kleinen Unter- schiede waren ebenfalls die gleichen: die langen, dicht beim Sinnespol ansetzenden Rippen etwas kürzer als die von Hormiphora palmata, und etwas von den Meridionalgefäßen überragt, während beide bei letzterer von gleicher Länge sind. Die Tentakelbasen ebenso lang und schlank, aber statt einen doppelten Bogen zu beschreiben, bilden sie einen einzigen zum Magen konkaven Bogen, von dessen Mitte, also dem Magen am entferntesten, der Tentakel entspringt. Auch die Scheide ist schlanker und graziöser in der Schwingung als bei Hormiphora palmata Chun. Über die Farbe fehlt leider bisher noch jede Angabe (also wohl farblos) ebenso über die Beschaffenheit der Tentakel, d. h. ob Nebenfäden vorhanden sind oder nicht. 20* 250 Deutsclie Südpolar-Expedition. Horiniphora punctata n. sp. Taf. XXI Fig. 11 u. 12. Fundstelle: 1. September 1901: Etwas südlich von Madeira (32» n. Br. 18" w. L.), Oberfläche, 1 Exemplar 4 mm. Körper stark abgeplattet, wenig gegen den gerade abgestutzten Sinnespol, stärker gegen das orale Viertel verjüngt, welch letzteres sich wie ein Hals fortsetzt. Mund klein, rundlich ohne eigent- liche Lippen. Sinneskörper ziemlich tief eingesenkt. Der Körper ist ganz undurchsichtig, auch nach Aufhellung, da die Rippen fast 1 mm, also sehr breit sind, und sich nahezu berühren. Sie beginnen dicht am Sinneskörper und reichen bis zur Einschnürung am oralen Viertel (Fig. 11); die Meridionalgefäße hingegen verlaufen noch auf dem Halsteil bis fast zum Munde. Die Schwimm- plättchen stehen so dicht übereinander, daß die Basalpolsterzellen zweier benachbarter Schwimm- plättchen einer Rippe nur durch einen ganz schmalen Zwischenraum getrennt sind. Sie waren ziemlich lang und ganz ungleich gerichtet, so daß das Tier ein sehr zerzaustes Aussehen hatte. Magen sehr lang, mehr wie V^ der Körperlänge (Fig. 12). Magenwülste mächtig, reichen bis zum Hals. Trichtergefäß ein kurzes, kleines Rohr. Tentakelbasen von außerordentlicher Länge, dem Magen dicht angelagert, mit ihrem spitz zulaufenden oralen Ende bis zum Halse, also so weit wie die Rippen reichend, während die nach außen divergierenden, aboralen Spitzen über den Trichter bis zur Höhe des Sinneskörpers emporsteigen. Unterhalb dieser divergierenden Spitzen, auf Trichterhöhe, ent- springen die dicken Tentakel, von welchen nur noch kleine Stummel ohne Seitenfäden erhalten waren. Die Scheide war nicht zu erkennen, ist also wahrscheinlich ganz eng. Der Austritt der Tentakel nach außen fand statt auf der Höhe des Sinneskörpers. Ein Hauptcharakteristikum von Hormiphora punctata, dem sie auch ihren Namen verdankt, sind braune, etwas vorstehende, mit bloßem Auge sichtbare Pigmenttupfen auf den Rippen; diese Tupfen sind in Reihen von meist vier, manchmal auch mehr Tupfen angeordnet, und zwar so, daß je eine solche Reihe zwischen zwei Schwimmplättchen resp. zwei Basalpolstern einer Rippe liegt. Dadurch erhält letztere ein streifig getupftes Aussehen, aber nur, wenn die Schwimmplättchen entfernt sind, da diese Streifen sonst, bei dem konservierten Exemplar wenigstens, gar nicht und bei lebenden wohl schwerlich zu sehen sind, höchstens bei lebhaftem Schlagen der Schwimm- plättchen. Hormifhora punctata unterscheidet sich von allen bisher bekannten Hormiphoren durch die Tupfen auf den Rippen, durch die relativ große Breite dieser letzteren, die fast die Körperober- fläche decken, durch die größere Länge der Meridionalgefäße im Verhältnis zu den Rippen und durch Form und Länge der Tentakelbasen. Ein einziges Exemplar dieser neuen Art fand sich unter dem Material der Südpolar-Expedition. Leider war es so schlecht erhalten, daß über die histologische Struktur nichts zu ermitteln war, speziell auch nichts über die Pigmenttupfen, die einen körnigen Zerfall zeigten, ebenso wie das Körperepithel überall entweder ganz zerstört oder der ZelUnhalt zerfallen war. Soviel ließ sich jedoch feststellen, daß die Epithelzellen zwischen den Basalpolsterzellen bedeutende Größe hatten und sich mit Hämatoxylin sehr stark färbten und scheinbar eines Kernes ganz entbehrten. Hir ganzes Aussehen entsprach jenem der Zellen in den Rippen von Bolina mikado Moser mxdGanescha Moser, Ctenophoren. J^5J^ elegans Moser. Am Halsteil war die radiäre Muskulatur sehr stark entwickelt, ebenso fand sich hier auch eine starke Ringmuskulatur. Der Körper war so undurchsichtig infolge der großen Breite der Rippen, daß erst die eine Körperwand abgehoben werden mußte, um über Form und Lage der inneren Organe Klarheit zu gewinnen. Das Exemplar war nicht geschlechtsreif. Die Zahl der bis jetzt bekannten Arten der Gattung Hormiphora ist, nach den Ergebnissen der Südpolar-Expedition,um eine gestiegen und beträgt somit im ganzen neun, da sich zu den vier oben genannten Arten, nämlich: Hormiphora s'patulata und HormipJiora palmata Chun von den Canaren und Capverden, Hormipliora japonica Moser von der Ostküste Japans und südöstlich von Reunion, und der neuen Hormiphora punctata n. sp. aus der Umgebung Madeiras, noch 5 Arten hinzugesellen: *Hormiphora plumosa L. Agassiz aus dem Mittelmeer: eiförmig mit sehr kurzen Rippen und Meridionalgefäßen, langem Magen und geraden, diesem dicht anliegenden Tentakelbasen. Tentakel mit kurzen, einfachen und mit eolidenförmigen Nebenfäden von gelber Farbe. Magenwülste braunrot. Sonst farblos. *Hormiphora ftisiformis Mayer vom tropischen Pazifischen Ozean, Hawai -Inseln: lang gestreckt cylindrisch, mit langgezogenem oralem Pol; Magen mittelgroß; lange, schmale Rippen mit ebenso langen Meridionalgefäßen; Tentakelbasen lang, dem Magen dicht angelagert; lange, zierüch ge- schwungene Tentakelscheiden, die sich nahe beim Sinnespol öffnen; einfache Nebenfäden an den Tentakeln. Durchsichtig, farblos. Tentakel milchweiß. Magen ganz blaßblau. * Hormiphora ochracea Mayer vom Pazifischen Ozean und aus dem Malayischen Archipel (?): zylindrisch, an beiden Polen verjüngt, Rippen in einiger Entfernung vom Sinnespol beginnend und kurz, Meridionalgefäße viel länger; Magen Vs der Körperlänge, Tentakelbasis und Scheide sehr lang; erstere dem Magen dicht angeschmiegt, letztere sehr voluminös. Tentakel dick, wahrschein- lich mit Nebenfäden. * Hormiphora Sibogae Moser aus dem Malayischen Archipel: cylindrisch, kenntlich an den kleinen, auf Trichterhöhe gelegenen, konkav zum langen, voluminösen Magen gekrümmten Tentakel- basen, den breiten, nahe am Sinnespol beginnenden und bis zum oralen Körperdrittel reichenden Rippen, mit den gleichlangen Meridionalgefäßen und den- sehr dicken, oral stumpf abgeschnittenen Scheiden. Tentakel mit einfachen Nebenfäden. Farbe unbekannt. ^Hormiphora Amhoinae Moser von Amboina: zyhndrisch, mit sehr langen, außerordentlich schlanken Tentakelbasen, die etwas über den Trichter emporragen; weite Scheiden, ziemlich lange, schmale Rippen und über diese hinausreichende Meridionalgefäße, die ganz in der Nähe des Mundes aufhören. Magen V^ der Körperlänge. Trichtergefäß kurz und weit. Tentakel mit einfachen Neben- fäden. Farbe unbekannt. Diese 9 bisher bekannten Arten der Gattung Hormiphora stammen alle aus den gemäßigten und warmen Zonen, keine einzige aus den kälteren Gebieten, und ist einstweilen die Gattung Hor- miphora als eine ausschließliche Warmwasserform zu bezeichnen, im Gegensatz zu der kosmo- politischen Gattung Pleurobrachia. 152 Deutsche Siidpolar-Expedition. Hierzu kommt noch eine unsichere Art, die jedenfalls der Gattung Hormiphora angehört: *Hormiphora {Cydippe) ellyptica Eschscholtz p. 26, Taf. II Fig. la, b, c, d. Südsee, Nähe des Äquators {Janira ellyptica L. Agassiz p. 208 Anm., 294, 1860. Janira ellyptica Lesson p. 102, 1843.) Körper lang gestreckt, cylindrisch, etwas in der Magenebene abgeplattet, gleichmäßig verjüngt gegen die beiden Pole, die abgerundet sind. Mund etwas vorstehend und gelappt. Rippen sehr lang: sie beginnen in der Nähe des Sinnespoles und reichen bis fast zum Munde. Schwimmplättchen klein und weit auseinander sitzend, so daß der Zwischenraum zwischen zwei benachbarten Plättchen einer Rippe zwei bis dreimal größer ist als das Plättchen lang. Magen lang, mehr als ^4 der Körper- länge; Magenwülste dick, bis zu den Tentakelbasen, also in die Nähe des Mundes reichend. Trichter- gefäß schlankes Rohr. Tentakelbasen ganz klein (nach der Abbildung zu urteilen), in der Nähe des Mundes gelegen und dem Magen dicht angelagert. Scheiden sehr lang, schlank und graziös geschwungen. Sie öffnen sich nach außen in der Nähe des Sinnespols, an der Grenze des aboralen Sechstels. Die Tentakel haben einfache Nebenfäden, die alle von einer Seite abgehen. Ganz farblos und durchsichtig, bis auf die Rippen, Gefäße und Tentakel, die weißlich sind. Länge 17* Zoll, Breite ^4 Zoll. Die Zeichnungen von Eschscholtz dürften in Verbindung mit seiner Beschreibung genügen, um diese Ctenophore wiederzuerkennen, die sich von den übrigen Hormiphoren, denen sie jedenfalls zuzurechnen ist, durch die Kleinheit und orale Lage der Tentakelbasen, durch die große Länge der schlanken Scheiden, die Länge der Rippen, des Magens und der Magenwülste unterscheidet. Zur Familie der Pleurobrachiaden gehört noch eine unter dem Namen Beroe cucumis von Mertens recht gut beschriebene und abgebildete Art, bei der aber einstweilen noch nicht festge- stellt werden kann, ob sie eine Pleurobrachie oder vielleicht eine Hormiphora ist, weshalb ich, um Konfusion möglichst zu vermeiden, den nach unserer jetzigen Nomenklatur jedenfalls un- richtigen Namen ,, Beroe" durch ,, Cydippe'' ersetzt habe. * Cydippe cucumis Hertens. Beroe cucumis Hertens p. 522, Taf. VIII Fig. 1—5, 1833, Beringsmeer und Niihe \m\ Kalifornien. Janira cucumis Lesson p. 104, 1843. Janira cucumis L. Agassiz p. 294, 1860. Janira cucumis A. Agassiz p. 35, 1865. Körper sehr lang gestreckt, cylindrisch oder gurkenförmig, an beiden Polen etwas verjüngt. Der Sinneskörper wenig eingesenkt, die Rippen außerordentlich lang; sie beginnen dicht beim Sinnespol und reichen bis fast zum Munde. Offenbar springen sie ziemlich scharf vor, denn Mertens schreibt: ,,Das ganze Tier stellt äußerlich einen achteckigen Cylinder dar — eine ebene Fläche oder lange Facette wechselt mit einer gewölbten ab." Die Schwimmplättchen sind klein und stehen dichter als bei allen anderen, von Mertens untersuchten Formen. Die Meridionalgefäße sind von gleicher Länge wie die Rippen. Mund sehr verschieden: bald zugespitzt, bald in die Breite gezogen und manchmal sogar nach außen umgestülpt; fast immer erkennt man gleich hinter demselben eine leichte Zusammenschnürung. Zwei kleine Lippen in der Tentakelebene. Magen sehr lang, fast Vs der Körperachse. Magenwülste dünn und ebenfalls sehr lang, bis zum Munde reichend. Moser, Ctenophoren. lb'6 Trichtergefäß eine weite bauchige Röhre. Eintritt der adradialen in die Meridionalgefäße gegenüber dem Trichter. „Der Bulbus an der Basis der Gefäße sehr bedeutend." Tentakelbasen lang, vom Trichter bis zum oralen Drittel reichend, dem Magen dicht angelagert und leicht konkav gegen diesen gekrümmt. Scheiden viel länger als die Basen, bis fast zum Munde reichend und sehr weit, in ihrem aboralen Teil graziös geschwungen. Die Scheidenöffnung liegt etwas aboral von der Ein- trittsstelle der adradialen und Meridionalgefäße, an der Grenze des aboralen Viertels. Die Tentakel sind lang, mit einfachen Nebenfäden, die, nach Mertens, am Anfang und Ende der Tentakel zu fehlen scheinen. Letztere entspringen von der Mitte der Tentakelbasen, welche an ihrem oralen Teil einfach, im aboralen Teil, von dieser Ursprungsstelle an, hingegen gespalten sind. ,, Vollkommen durchsichtig, sehr wenig hellblau gefärbt." Mertens beobachtete diese Ctenophore bei der Überfahrt von Sitcha nach Unalaschka am 25. und 26. Juli 1827, unter .54» 09' bis 65» n. Br. und 144« 35' bis 145" 57' w. L. v. Greenwich. Sie zeigte sich nicht sehr selten, aber immer nur vereinzelt zwischen zahbeichen Exemplaren der Aequorea camtschatica, vorzüglich des Morgens früh und des Abends in der Dämmerung. Später sah er sie wieder am 12. Mai 1828 unter dem 36» 13' n. Br. und dem 211» 3' w. L. Mertens hat diese Art genau studiert, auch Injektionen bei ihr gemacht, und sie war es, die ihm zuerst klare Aufschlüsse über den inneren Bau dieser interessanten Abteilung der Acalephen gab. Seine Beschreibung ist sehr gut, ebenso die Zeichnungen. Zwei von diesen stellen sie von der Tentakelebene dar, eine zeigt sie in stark kontrahiertem Zustand, und in zwei weiteren Zeichnungen bildet er die inneren Organe in ihren gegenseitigen Lage- und Größenver- hältnissen ab. Die außerordentliche Länge der Rippen, der Magenwülste und der Tentakelscheiden unterscheidet sie von allen anderen Cydippen. Die Lage der Tentakelbasen und die übrigen Verhältnisse würden sie ganz natürlich unter die Hormiphoren einreihen, wenn nicht die Fundstellen dagegen sprächen. Alle bisherigen Erfahrungen zeugen dafür, daß die Gattung Hormiphora ausschließlich ein Bewohner der warmen und ge- mäßigten Zonen ist — Beroe cucumis Mertens wäre die erste und einzige Hormiphora aus dem kalten Wasser des Nordens — es ist daher anzunehmen, daß sie entweder nicht zu dieser Gattung gehört oder aber aus dem Süden dorthin verschleppt wurde — eine sehr gewagte Annahme. Einst- weilen muß deshalb die Frage nach ihrer Zugehörigkeit noch offen bleiben. Beroe cucumis Mertens wurde seinerzeit von L. Agassiz mit Cydippe ellyptica Eschscholtz und Beroe dongata Quoy und Gaimard zur Gattung Janira Oken vereinigt, die aber zu streichen ist, denn Cydippe ellyptica Eschscholtz gehört entschieden zur Gattung Hormiphora, Beroe elon- gata QvoY und Gaimard dagegen, nach Chün, zu den Lampetien (1898 p. 19), und es besteht durch- aus kein Grund, für Beroe cucumis Mertens eine besondere Gattung aufzustellen. IL Ordnung Beroidae Eschscholtz. Siehe für die Synonyma und Gattungen: F. Moser p. 16, 1908 -. 1. Genus Beroe Browne. Für die Synonyma wie oben. Gefäßsystem der beiden Körperhälften getrennt. Rippen von gleicher Länge. Keine Lappen am Sinnespol. 154 Deutsche Siidpolar-Expedition. Beroe cucumis Fabricius. Für die Syiioiij'nia wie oben. Beroe cucumis untersclieidet sich von der ihr sehr ähnlichen Beroe ovata aus dem Mittehneer durch das Fehlen von Seitenästen am Magengefäß und durch den Mangel eines anastomosierenden Netzwerks auf der Magenwand. Die Äste der Meridionalgefäße enden blind (Näheres siehe Moser 1908 S p. 18). Die Deutsche Siidpolar-Expedition brachte eine große Anzahl Beroen mit, von welchen aber nur ein kleiner Teil absolut sicher als Beroe cucumis festgestellt werden konnte, nämlich von der W i n t e r s t a t i o n : Fundorte: .S.März 1902: 300m, 2 Exemplare 2 und 5mm. 3. März 1902: Brutnetz, viele Exemplare 1 — 7 mm. 10. März 1902: Brutnetz, 12 Exemplare 1— 9 mm. 10. März 1902: Brutnetz 300 m, viele Exemplare 1 — 7 mm. 4. April 1902: Brutnetz, 1 Exemplar 7 mm. 26. Juli 1902: Brutnetz 385 m, 2 Exemplare 3 und 8 mm. 10. März 1903: Vertikal 3000 m, 2 Exemplare 3 imd 7 mm. Ferner noch zwei Funde: I.Mai 1903: Nordwestlich von Neu-Amsterdam (35« 17' s. Br., 74" 10' ö. L.), Ober- fläche (Temperatur +17,50 0.) 2 Exemplare 45— 60 mm. 30. September 1903: 6" n. Br., 23''w. L., Vertikal 1500 m, 1 Exemplar 25 mm. Nach dem ganzen Habitus ist es sehr wahrscheinlich, daß zu Beroe cucumis ferner eine große Anzahl von Exemplaren dieser Gattung gehören, die entweder zu klein, zu zerfetzt oder sonstwie zu ungenügend erhalten waren, um dies ganz sicher feststellen zu können. Ein Zweifel an ihrer Zu- gehörigkeit ist aber kaum möglich, weil aus den Gegenden der betreffenden Funde Beroe cucumis der einzige Repräsentant dieser Gattung ist, ausgenommen Beroe compacta, die aber keinesfalls mit ihr verwechselt werden kann. Als solche nicht ganz sicher diagnostizierten Funde von Beroe cucumis sind zu verzeichnen: a) aus der Winterstation und ihrer nächsten Umgebung: 20. März 1902: Brutnetz 300 m, 1 Exemplar 1mm. 11. April 1902: Brutnetz 180 m, 4 Exemplare 4— 8 mm. 11. April 1902: Brutnetz, 1 Exemplar 2 mm. 14. April 1902: Plankton 350 m, 1 ganz kleines Exemplar. 14. April 1902: Brutnetz, 1 Exemplar 7 mm. 17. April 1902: 300 m, 2 Exemplare 0,5 und 2 mm. 20. Juni 1902: Brutnetz, Trümmer eines Exemplars von etwa 6 mm. 20. Juni 1902: Brutnetz, 180 m, Trümmer eines ganz großen Exemplars und eines von etwa 6 mm. 21. September 1902: Quantitativ 400 m, 1 Exemplar ganz klein. 18. Oktober 1902: Brutnetz 385 m, 4 Exemplare 1—3 mm. 29. Oktober 1902: .300 m, 1 Exemplar 1,5 mm. Moser, Ctenophoren. I5\ 22. November 1902: Brutnetz und Twist 385 m, 3 Exemplare 1 — 2 mm und Trümmer eines viel größeren. 5. Dezember 1902: Kleines Netz 350 m, 2 Exemplare 1 und 3 mm. 11. Dezember 1902: Kleines Netz 350 m, 2 Exemplare unter 1mm. 20. Dezember 1902: Vertikal 350 m, 2 Exemplare unter 1mm. 21. Dezember 1902: Vertikal 200 m, 1 Exemplar 2,5 mm. 22. Dezember 1902: Vertikal 350 m, 3 Exemplare unter 1 mm. 5. Januar 1903: Vertikal 350 m, 3 Exemplare 2— 3 mm. 12. Januar 1903: Vertikal 50 m, 2 Exemplare 1 und 2,5 mm. 15. Januar 1903: 50 m, 2 Exemplare 3 und 1,5 mm. 23. Februar 1903: Vertikal 400 m, 3 Exemplare 0,5, 1,5, 3 mm. 24. Februar 1903: Vertikal 400 m, 1 Exemplar 1,5 mm. 25. Februar 1903: Vertikal 400 m, 5 Exemplare, 2 von 3 mm, 1 in Fetzen und 2 große etwa 5 mm. 27. Februar 1903: Vertikal 400 m, 1 Exemplar 6 mm. 28. Februar 1903: Vertikal 150 m, 2 zerrissene Exemplare etwa 6 und 8 mm. 3. März 1903: Vertikal 400 m, 1 Exemplar 4,5 mm. 15. März 1903: Quantitativ 100 m, 2 Exemplare 2 und 3 mm. 16. März 1903: 1200 m, Vertikal und Abtrift, 1 Exemplar 3 mm. 17. März 1903: Vertikal 400 m, 2 Exemplare unter 1mm. 27. März 1903: Vertikal 2000 m, 2 Exemplare 2 mm. 2. April 1903: Vertikal 400 m, 1 Exemplar 1mm. b) Nördlicher gelegen: 22. Mai 1903: Nähe der Südspitze Madagaskars (27» s. Br., 46» 7' ö. L.). Oberfläche (Temperatur +23» C.) 1 Exemplar 15 mm. 24. Mai 1903: Nähe der Südspitze Madagaskars, Vertikal 150 m, 1 Exemplar 4 mm. 9. Oktober 1903: Westlich von den Kap Verden, Vertikal 3000 m, 1 Exemplar 25 mm. Die Funde vom 30. September 1903 bei einem Zug von 1500 m und vom 9. Oktober 1903 bei einem Zug von 3000 m sind die nördlichsten und letzten in welchen vom ,, Gauss" auf der Heim- reise noch Beroe cucumis erbeutet wurde. Der letztere Fundort liegt unter dem 17.» n. Br. und dem 29.» 5' w. L. ; leider war das Exemplar nicht mit absoluter Sicherheit als Beroe cucumis zu bestim- men. Obwohl es im ganzen gut erhalten war und dem Habitus von Beroe cucumis durchaus entsprach, waren die Rippen anscheinendvon ungleicher Länge, die subtentacularen nur 15 mm lang; die subven- tralen hingegen reichten bis fast zum Munde, ebenso die Geschlechtsprodukte. Die Annahme, ein Teil der Rippen sei abgefallen, ist daher sehr naheliegend. Ferner war die Verästelung der Meridional- gefäße eine geringere wie sonst im allgemeinen bei dieser Art. Jedoch kommt das öfter vor und liegt teils an der Kontraktion oder Konservierung, teils beruht dies auf individuellen Unterschieden, wie ich frühereingehend erörtert habe (siehe 1908 2, S. 21). Da sich andererseits feststellen ließ, daß die Magengefäße keine Äste hatten und ein anastomosierendes Netzwerk auf der Magenwand fehlte, ist ein Zweifel an der Identität dieses Exemplars mit Beroe cucumis kaum am Platz. Mit Duulsthc Slldpular-Exijeailion. XI. Zuulugic. III. 21 156 Deutsche Siidpolar-Expedition. dem gleichen Zug wurde auch Mertensia Chuni erbeutet, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß nicht nur letztere, sondern auch diese Beroe aus dem kalten Wasser der Tiefe kommt. Die Deutsche Siidpolar-Expedition ermöglichte es, auf Grund dieses umfangreichen Materials die wichtige Tatsache festzustellen, daß Beroe cucumis auch auf der südlichen Hemisphäre und in der Antarktis heimisch und wie ihr Begleiter Pleurobrachia pileus, eine bipolare Form ist, deren Vertreter vom nördlichen Eismeer und aus den gemäßigten Breiten sich in keiner Weise von jenen des südlichen Eismeeres unterscheiden. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich, nach den vorgehenden Untersuchungen, von Pol zu Pol mit nur einer kurzen Unterbrechung, die zwischen dem 37" und dem 17" n. Br. liegt, bis wohin sie von den beiden Eismeeren äquatorialwärts vor- dringt. Tatsächlich ist diese Strecke wahrscheinlich noch kleiner, da anzunehmen ist, daß Beroe cucumis auf der nördlichen Hemisphäre mindestens ebensoweit südlich vordringt wie Pleurobrachia pileus, d. h. bis zu den Bermudas, also bis zum 32." n. Br. (hierauf komme ich im II. Teil zurück). Ist die circumpolare Verbreitung von Pleurobrachia pileus auf unserer Hemisphäre jedenfalls sehr wahrscheinlich, so ist sie für Beroe cucumis kaum noch zweifelhaft nach dem von Römer unter- suchten Fund Nansens aus dem sibirischen Eismeer. Auch die Funde Dofleins von der Ostküste Japans sprechen deutlich in dem Sinne, daß Beroe cucumis im Beringsmeer heimisch ist und von dort mit den kalten Strömungen an die Küsten Japans gelangt. Sehr erstaunlich ist ihr Vorkommen in den warmen Zonen, im Malayischen Archipel, und darnach erscheint Beroe cucumis wie Pleuro- brachia pileus eine kosmopolitische Art im weitesten Sinne des Wortes zu sein. Wir dürfen jedenfalls erwarten, ihr noch in den Meeren zu begegnen, in welchen sie bis jetzt nicht nachgewiesen worden ist, z. B. in dem ganzen weiten Gebiet zwischen Australien und Südamerika. Beroe lijalina Moser. Taf. XXI Fig. 2. Bnoe hyalina Moser ji. 27, 1908-, Japan. Fundort: 6. August 1903 bei Kapstadt (33» s. Br., 14" ö. L.), Oberfläche, vormittags, 1 Exemplar etwa 15 mm. Körper ein langer, weiter, runder Sack, außerordentlich zart und durchsichtig, mit kugel- förmig abgerundetem Sinnespol; der Sinneskörper, ganz wie bei Cydippen, etwas eingesenkt und Polplatten nicht zu sehen. Mund weite, kreisrunde Öffnung ohne eigentliche Lippen. Rippen sehr kurz und von gleicher Länge. Sie beginnen bei der Einsenkung des Sinneskörpers und reichen kaum bis zur Körpermitte. Sie sind einander nicht paarweise genähert, sondern gleichmäßig auf der Körperoberfläche verteilt. Meridionalgefäße zart, mit wenigen Seitenzweigen, welche meist senk- recht zur Längsachse verlaufen, sich wenig verästeln und blind enden. Magengefäße unverzweigt. Das Ringgefäß gibt ebenfalls keine Äste ab. Geschlechtsprodukte in der ganzen Länge der Meridionalgefäße entwickelt. Sehr zart, empfindlich, durchsichtig, die Farbe noch unbekannt. Das einzige Exemplar dieser Art, das sich unter dem Material der Südpolar-Expedition fand und aus der Nähe von Kapstadt stammte, brachte eine willkommene Ergänzung der früheren Unter- suchungen, da es sehr gut konserviert, und wenn auch an der einen Seite zerrissen, im allgemeinen tadellos erhalten war und einen ganz unverletzten Sinnespol hatte, im Gegensatz zu den drei Exem- Moser, Ctenophoren. J57 plaren von Japan, deren Sinnespul teils sehr beschädigt, teils ganz zerstört war. Dieses Exemplar war von gleicher Größe wie das größte Exemplar von Japan und entsprach diesem im übrigen voll- ständig. Speziell fiel auch wieder, im Gegensatz zu Beroe cucumis, Beroe ovata und Beroe Forskali, die große Zartheit und Durchsichtigkeit auf und die geringe Zahl von Seitenästen der Meridional- gefäße. Ferner zeigte es sich, daß tatsächlich der Sinneskörper eingesenkt ist, die Meridionalgefäße in diese Einsenkung einbiegen und von Polzotten oder Polplatten nichts zu sehen ist, auch nicht unter dem Mikroskop, so daß der Sinnespol ganz das Aussehen hat wie bei Pleurobrachia und Hormi- phora. Das Exemplar war geschlechtsreif. Nachdem wir schon zwei Formen von der Ostküste Japans in der Nähe Südafrikas begegnet sind, nämlich Hormiphora japonica und Pandora mitrata, letzterer speziell auch in der Nähe von Kapstadt, ist es nicht erstaunlich, daß auch Beroe hyalina dort vorkommt, und läßt sich erwarten, daß wir ihr künftig auch in dem weiten, dazwischenliegendem Gebiete begegnen werden. Beroe conipacta n. sp. Taf. XXI Fig. 13, 14, 15. Fundort: 18. Oktober 1902, Winterstation: Brutnetz 385 m, 4 Exemplare 2,5 mm. Diese vier kleinen cylindrischen Ctenophoren waren ganz undurchsichtig, auch bei Aufhellung mit Xylol, schimmerten gelblich zwischen den weißen Rippen und hatten die Form einer Pleuro- brachia (Fig. 13); ähnlich wie diese besaßen sie einen etwas eingesenkten Sinneskörper und einen krausenartig vorspringenden Mundrand; erst auf Schnitten ließ sich feststellen, daß es keine Pleu- robrachia, sondern eine Beroe war, denn ein Tentakelapparat und Magen wülste fehlten vollstän- dig; hingegen waren ein Ringkanal und die typischen, säbelförmigen Magenwimpern vorhanden. Rippen schmal, mit kleinen, dichtstehenden Schwimmplättchen versehen; sie verlaufen vom Sinnespol bis zum oralen Viertel. Auf Schnitten zeigte es sich, daß die Magenwand eine außerordentliche Dicke hatte und den Körper so sehr ausfüllte, wie ich es noch bei keiner Ctenophore gesehen, so daß fast gar keine Gallerte vorhanden war und nur ein ganz kleines Lumen im Magen, was die Undurchsichtigkeit des Körpers erklärt (Fig. 14 u. 15). Die Magenwandung war stark gefaltet und bestand aus sehr schmalen hohen Cylinderzellen, die besonders hoch um den Mund waren, wo alle zehn Gefäße, Meridional- und Magen- gefäße (Mg.), auf gleicher Höhe lagen (Fig. 15), da die Magengefäße durch den mächtigen Magen zwischen die Meridionalgefäße direkt an die dünne Körperwand angedrückt wurden. Kein Exemplar war geschlechtsreif, und ist es nicht unwahrscheinlich, daß es sich um sehr junge Stadien handelt, Beroe conipacta unterscheidet sich von allen bisher bekannten Beroen durch die einer Pleuro- brachia ähnüche Form, durch die starke Reduktion der Gallerte und durch die ungewöhnliche Entwicklung des Magens. * Beroe Clarki L. Agassiz. Taf. XXI Fig. 16 u. 17. hhjiopsis Clarki L. Agassiz p. 287, 296, Textfig. 101, 102, 1860, Süd -Carolina und Florida, Lli/iopsis Clarki A. Agassiz p. 39, Textfig. 63, 64, 1865, Süd-Carolina. Beroe Clarki A. G. Mayer p. 26, 1900, Bahama, Tortugas und Florida Reefs bis nach Charieston Harbonr, Süd-Carolina. Beroe ovata Chun p. 303, 1880. Beroe ovata Chun p. 27, 1898. Beroe cucumis? Moser p. 29, 1908*. 21* 158 Deutsche Siidpolar-Expedition. Fundorte: Tortugas, westlich von Loggerhead, Juni und Juli 1907: 2 Exemplare 10 und etwa 16 mm. Tortugas, S.Juni 1907: 4 Exemplare 2 — 3mm. Körper ein kugeliger, kurzer, weiter Sack, dessen Querachse ebenso lang ist wie die kurze Vertikalachse; in der Trichterebene etwas abgeplattet und nach den beiden Polen nicht verjüngt (Fig. 16). Der Sinnespol ist flach abgerundet, der Mund gerade abgeschnitten, sehr weit, ganz rund und ohne eigentliche Lippen. Über dem Mundsaum befindet sich eine leichte Einschnürung, bis zu welcher die Rippen reichen, die von gleicher Länge und sehr schmal sind, mit kurzen Schwimm - plättchen. Die subventralen Rippenpaare verlaufen auf der Kuppe des Sackes ganz parallel und gerade, dicht nebeneinander (Fig. 17); erst im aboralen Drittel weichen sie etwas auseinander, doch bleibt der sie trennende Zwischenraum immer viel geringer als der zwischen den subtentacularen Rippen, welche in hübsch geschwungenem Bogen von Pol zu Pol verlaufen. Die Geschlechtsprodukte werden in der ganzen Länge der Meridionalgefäße entwickelt; letztere geben sehr zahlreiche, fein ver- ästelte Seitenzweige ab, die teilweise untereinander, teilweise mit den Ästen der Magengefäße anastomisieren, was jedoch, wenigstens bei konservierten Exemplaren, nur an ganz geschlechts- reif en Exemplaren, bei denen die sämtlichen Gefäße mit Geschlechtsprodukten prall angefüllt sind, zu erkennen ist, da sonst die Äste zu fein und schwer verfolgbar sind in der farblosen Gallerte. Vom Ringgefäß gehen ebenfalls einzelne kurze Äste ab und verlaufen in der Richtung zum Sinnespol. Die Jugendstadien unterscheiden sich kaum von solchen von Beroe cucurnis; sie haben eine verhältnismäßig längere Vertikalachse wie das erwachsene Tier, so daß der Sack mehr länglich erscheint. Mit dem Alter nimmt dieser hauptsächlich an Weite zu. Der Mund ist auch be' den Jüngsten weit und rund, die Rippen hingegen sind viel kürzer wie bei erwachsenen Exemplaren, ihre Verteilung auf der Körperwand aber die gleiche, wenn auch nicht ganz so ausgesprochen: die subventralen Rippen verlaufen parallel dicht nebeneinander, während die subtentacularen Rippen durch einen viel weiteren Zwischenraum getrennt sind und einen mehr gekrümmten Verlauf haben. Beroe Clarki ist kenntlich an der Form und an der charakteristischen Verteilung der Rippen auf der Körperoberfläche. Mit Beroe cucumis oder Beroe ovata ist sie absolut nicht zu ver- wechseln, denn, wenn auch deren junge Exemplare manchmal eine Form haben, die jener der er- wachsenen Beroe Clarki sehr ähnlich ist, so lassen sich erstere sofort durch die Kürze der Rippen unterscheiden, deren Verlauf niemals dem bei Beroe Clarki entspricht. Am meisten gleicht letztere noch Beroe hyalina Moser, von der sie sich aber ebenfalls durch dieses charakteristische Merkmal unterscheidet. Beroe Clarki gehörte bis jetzt noch immer zu den ganz zweifelhaften Arten, da L. Agassiz, der sie zuerst und zwar bei Süd-Carolina und Florida fand, außer zwei Skizzen nur eine ganz kurze Beschreibung nach, wie er selbst sagte, spärlichen, von ihm vor vielen Jahren gemachten Notizen gab, der A. Agassiz 1865 nichts beifügen konnte. So ist es erklärlich, wenn Chun Beroe Clarki ganz kassierte resp. mit Beroe ovata identiflzierte, während ich selbst, da Größenangaben fehlten, in ihr eine junge Beroe cucumis vermutete. Mayer glaubte allerdings diese Art in den von ihm 1900 bei den Tortugas, Bahamas usw. gefundenen Beroen wiederzuerkennen, ergänzte jedoch die alte Beschreibung von Agassiz in keiner Weise, so daß durch seinen Fund die Unsicherheit nicht beseitigt wurde. Um so erfreulicher war die Entdeckung von zwei erwachsenen, tadellos erhaltenen und konservierten Exemplaren von Beroe Clarki imter dem von Hartmeyer bei den Tortugas Moser, Ctenophoren. ^59 gesammelten, im Naturhistorischen Museum in Berlin befindlichen Material; sie stimmten so ganz mit den zwei Skizzen von Agassiz überein, daß über ihre Identität kein Zweifel möglich war. Das eine Exemplar hatte eine Größe von 10 cm, das andere war etwas größer und hatte den Sinnespol ziemlich tief eingestülpt. Seine Länge betrug etwa 16 mm, die Einstülpung mitein- begriffen. Das erstere war nicht ganz geschlechtsreif, während das letztere alle Gefäße und Seitenzweige dicht mit Geschlechtsprodukten angefüllt hatte. Außerdem fanden sich noch einige junge Exemplare von 2 vmd 3 mm unter dem Material, die den gleich großen von Beroe cucumis bis auf die Verteilung der Rippen auf der aboralen Kuppe zum Verwechseln ähnlich waren. Die Form zeigte jedoch ebensolche Verschiedenheiten wie sie bei jungen Exemplaren von Beroe cucumis auftreten: das eine Exemplar war langgestreckt und schmal, ein zweites ganz kugelig, das dritte hatte den oralen Pol eingestülpt, während ein anderes hutförrnig aussah, ähnlich wie eine junge Pandora pandorina Moser. L. Agassiz hatte demnach durchaus recht mit der Aufstellung einer neuen Art für diese Beroe von der südlichen Westküste Nordamerikas. Sie ist hier gewissermaßen ein Ersatz für die nörd- liche Beroe cucumis, deren südlichste Grenze auf dem 37" n. Br. liegt. 2. Genus Pandora Eschscholtz. Für die Synonyma wie oben. Körper meist in der Trichterebene abgeplattet. Das Gefäßsystem der beiden Körperhälften wahrscheinlich getrennt. Rippen kurz und von ungleicher Länge, die subventralen die längeren. Pandora iiiitrata Moser. Pandora miirula Moser p. 34, 1908, Oslküste Japans. Fundorte: 5. November 1901: Im rechten Winkel zwischen Kapstadt und St. Helena (32" 5' s. Br. 8" 30' w. L.), 500 m nachts (Oberflächentemperatur + 18" C.), 2 Exemplare etwa 7 und 11 mm. Umgestülpt. 14. November 1901: Gegenüber von Kapstadt (35" 32' s. Br. 5" 48' ö. L.), morgens, Oberfläche (Temperatur -1-14,8" C.), 1 Exemplar etwa 8 mm. Nicht umgestülpt. 4. August 1903: Bei Kapstadt, Oberfläche, vormittags, 2 Exemplare etwa 2 und 3,5 mm. Wahrscheinlich umgestülpt. 5. September 1903: Zwischen St. Helena und Ascension (10" 28' s. Br. 6" 22' w. L.). Vertikal 400 m (Oberflächentemperatur -|-21,4" C), 1 Exemplar etwa 10 mm. Nicht umgestülpt. Körper außerordentlich zart, cylindrisch, in der Trichterebene abgeplattet. Sinnespol wenig verjüngt. Polplatten stark vortretend, aber Zotten nicht zu sehen. Mund sehr weit, mit zwei in der Trichterebene gelegenen, dünnen, breiten Lippen, die krausenartig herabhängen oder auf- geklappt sind. Rippen kurz, die längeren, subventralen einander stark genähert, fast parallel verlaufend, kaum die Körperhälfte überschreitend; die subtentacularen bedeutend kürzer. Die Rippengefäße geben zahlreiche wenig verzweigte Äste ab, die nicht miteinander anastomosieren und einen ganz regelmäßigen charakteristischen Verlauf haben: von oben nach unten, d. h. ihre bHnden Enden liegen mehr oral wie die Abgangsstelle vom Rippengefäß und erstrecken sie sich meist I(j0 Deutsche Südjjolar-Expeditioii. niclit weiter wie bis zur Mitte des Raumes, der zwei benachbarte Rippengefäße trennt. Das Ring- gefäß gibt ebenfalls zahlreiche, kurze Äste ab, die aboralwärts gehen und teilweise unter sich, teilweise mit den Seitenästen der Magengefäße .auf der Magenwand anastomosieren, wo sie ein gut sichtbares Netzwerk bilden. Der Cilienbesatz im Magen hat die gleiche, eigenartige Struktur wie bei Pandora pandorina Moser. Geschlechtsprodukte in den Gefäßwandungen nicht weiter ent- wickelt wie sich die Rippen erstrecken. Die Larven haben eine mehr hutförmige Gestalt mit kurzer Vertikalachse, sehr weitem Mund, breiter Mundkrempe, aufgeklappt oder herabhängend, und sehr kurzen Rippen: die subventralen haben kaum Vs der Körperlänge. Auch hier der charakteristische Verlauf der Meridionalgefäße und dazu noch häufig eine vollständige Umstülpung wie bei Pandora pandorina Moser. Über die Farbe ist bisher nichts bekannt. Pandora mitrata unterscheidet sich von den übrigen Pandoren durch die hutförmige Gestalt in der Jugend, die cylindrische im Alter, durch den Mangel emer Wimperschnur um den Mund, ähnlich wie bei Pandora pandorina Moser, und durch den charakteristischen, schrägen Verlauf der Seitenäste der Rippengefäße. Das jüngste Exemplar, das Doflein von dieser neuen Art bei Japan entdeckte, hatte eine Länge von 5 mm, das älteste eine solche von 20 mm. Der Übergang von Larve zu Imago scheint sich hauptsächlich auf einem Stadium zu vollziehen, das zwischen 13 und 16 mm liegt, denn ein Exemplar von 13 mm hatte noch ein ähnliches Aussehen wie die kleineren Exemplare, während ein solches von 16 mm schon ganz jenen von 20 mm entsprach, aber im Kleinen. Von den 6 Exemplaren, welche der ,, Gauss" an der Westküste Südafrikas erbeutete, war das jüngste Exemplar von 2 mm bedeutend jünger als das jüngste von der Ostküste Japans; das älteste hingegen hatte nicht mehr wie 11 mm. Alle entsprachen durchaus den japanischen Larven von Pandora mitrata und gaben auf den ersten Blick ihre Zusammengehörigkeit mit diesen durch die ungleiche Länge der Rippen, den charakteristischen Verlauf der Rippenzweige und durch die Tendenz der vollständigen Umstülpung zu erkennen. Da bei den jüngsten noch die Anlage der Geschlechts- produkte fehlte, war es im Totalpräparat nicht möglich zu sehen, ob sie umgestülpt waren oder nicht. Es ist sehr merkwürdig, dieser Art plötzlich im Material der Südpolar -Expedition zu begegnen, und zwar an der Westküste Südafrikas, um so mehr da sie in dem genannten Gebiet zwischen Japan und Afrika einstweilen noch unbekannt ist, denn im Malayischen Archipel z. B. wurde nur die ihr nahe verwandte Pandora pandorinaMosER geinnden. Die Daten der einzelnen Fänge, die teilweise um ein ganzes Jahr auseinanderliegen, sprechen dafür, daß sie an der Westküste Südafrikas heimisch ist. Daß sie nur ausnahmsweise dorthin verschleppt wurde, ist unwahrscheinlich. Viel eher wie Pandora mitrata wäre im Material der Südpolar-Expedition Pandora punctata Cham, et Eys. zu erwarten gewesen, die seinerzeit von EsCHSCHOLTzbei den Bermudas und Azoren gefunden wurde und seither nie mehr aufgetaucht ist. Sie sollte leicht wieder erkannt werden an den kurzen, ungleich langen Rippen, von welchen die subtentacularen die kürzeren sind und kaum die Körperhälfte erreichen, und an der dichten, gelbbraunen Punktierung der ganzen Körperober- fiäche, durch welche sie sich von den drei andern bisher bekannten Pandoren: Pandora mitrata Moser, Pandora pandorina Moser und Pandora Flemingii Eschscholtz, aus dem Stillen Ozean östlich von Japan und aus dem Malayischen Archipel, unterscheidet. MosEH, Ctenophoren. 161 III. Ordnung LobataC Bsch,, L. Ag. Für die Familien und Synonyma siehe Moser p. 37, 1908 ^ Unter dem Material, das von A. Brauer bei den Seychellen gesammelt wurde, fand sich ein Exemplar einer kleinen Ctenophore, die sich durch ihr Aussehen schwer in die bekannten Ord- nungen einreihen ließ. Die Verhältnisse des Kanalsystems, die Kompression des Körpers in der Trichterebene, das Fehlen von perradialen Clefäßstäramen und von Tentakelscheiden verweisen sie jedoch am ehesten unter dieLobaten, während sie sich andererseits scharf von ihnen unterscheidet durch den vollständigen Mangel an Lappen und Aurikel und durch die aborale Lage der Tentakel- basen, die bei den Lobaten nur in der Jugend so nahe am Sinnespol liegen, um dann mit dem Alter bis zum Munde herabzurücken, wie z. B. bei Bolina alata und Eucharis multicornis. Daß es sich aber bei dieser .Art kaum um ein Jugendstadium handelt, muß aus dem Grad der Entwicklung des Kanal - Systems geschlossen werden. Bis die Entdeckung weiterer Exemplare über die Entwicklung und Zugehörigkeit dieser jedenfalls neuen Art Aufkläriing bringt, habe ich ihr vorläufig den Namen Cryptolobata primitiva beigelegt und damit angedeutet, daß sie in nächste Nähe der Lobaten gehört und vielleicht einen primitiven Zweig derselben darstellt, bei dem Lappen und Aurikel noch nicht zur Entwicklung gekommen sind, während das Kanalsystem die Entwicklungshöhe mancher Lobaten, wie z. B. unter den Boliniden, erreicht hat. Durch ersteres Verhalten steht sie tiefer, durch letzteres höher als die Lesueurien. Natürlich ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß sie im Gegenteil eine höhere Form, nicht nur der Lesueurien, sondern auch z. B. der Bolinen darstellt, bei der Lappen und Aurikeln reduziert sind, oder aber, daß es sich um ein Jugendstadium handelt, bei welchem sich die Entwicklungsfolge verschoben hat und die Ausgestaltung des Kanalsystems der Entwicklung der Lappen und Aurikeln vorausgeeilt ist, wofür z. B. die Lage der Tentakelbasen sprechen würde. Daß solche Änderungen in der Entwicklungsfolge tatsächlich bei Ctenophoren vorkommen, sehen wir bei Bolina alata und Bolina hijdatina, bei welch letzterer, nach Chun (1892. p. 87), die subventralen Meridionalgefäße rascher gegen den Mund vorwachsen als die subtentacularen, also umgekehrt wie bei ersterer. * Cryptolobata primitiva uov. gen. et sp. Tal XXI Fig. 18, 19, 20, 21. Fundort: Seychellen, Oberfläche (Temperatur +27 bis +28" C) 1 Exemplar, 1 mm. Körper in der Trichterebene ganz wenig abgeplattet und verbreitert, besonders gegen den oralen Pol zu (Fig. 18), der flach abgeschnitten, wähi-end der Sinnespol (Fig. 20) abgerundet ist. Von der Trichterebene aus gesehen (Fig. 19), erscheint der Körper mehr kugelig, der Sinnespol etwas zugespitzt, der orale Pol abgerundet. Die orale Fläche fFig. 21) ist gerade abgeschnitten und kreis- rund. Lappen und Aurikeln fehlen vollständig; selbst kleine Einsenkungen, die als deren erste Andeutungen aufgefaßt werden könnten, fehlen an den oralen Teilen der Körperwandung. Mund em ganz schmaler Spalt in der Tentakelebene, mit je einer km-zen Querfalte an beiden Enden. Trichter- gefäß kurz und dünn; interradiale Gefäßstämme konnten, bei der Kleinheit des Objektes, nicht unter- schieden werden, und es hatte den Anschein, als ob die adradialen Gefäße direkt aus dem Trichter, dicht unter dem wenig eingesenkten Sinneskörper, entsprängen und sich dann sofort in die Meri- dionalgefäße fortsetzten. Das Verhalten der oralen Abschnitte der letzteren war interessant; ob- 162 Deutsche Südpolar-Expedition. wohl Lappen vollständig fehlten, waren innere (Fig. 20 i. L. r. G.) und äußere (Fig. 20 a. L. r. G.) Lappenrandgefäße vorhanden, und bildeten durch Verschmelzung der oralen Enden der entsprechen- den Meridionalgefäße vollständige Bogen. Die subventralen Meridionalgefäße jeder Seite bilden in der Nähe des Mundes das innere Lappen - randgefäß, die subtentacularen das äußere Lappenrandgefäß; letzterer Bogen besitzt auch noch eine, gegen den Sinnespol gerichtete, seichte Einbuchtung, welche den Bogen und die beiden Schenkel des inneren Randgefäßes kreuzt (Fig. 21 bei K.). Von jedem Magengefäß gehen am Mundrand, im rechten Winkel zu ihm, zwei kurze Schenkel ab, die blind enden. Die Rippen bestehen nur aus je einem einzigen, mit mäßig langen Wimpern versehenen Schwimmplättchen, das in der Nähe des Sinnespols gelegen ist. Die Tentakelbasen sind kleine, kugelige, oralwärts etwas zugespitzte Nuklei im aboralen Viertel, also nahe beim Sinnespol, zwischen Körper- und Magenwand, gelegen. Tentakel waren keine erhalten. Das Vorhandensein einer Tentakelscheide ließ sich nicht feststellen und wenn sie nicht ganz fehlt, ist sie jedenfalls sehr klein. Das einzige Exemplar dieser neuen Ctenophore, das sich im Material von den Seychellen vor- fand, war tadellos erhalten und schön in Osmiumsäure konserviert, so daß der Verlauf der schwarzen Gefäße in der blaßgrauen Gallerte leicht beobachtet werden konnte. Daß es nicht ein frühes Bnt- wicklungsstadium einer der bekannten Lobaten ist, kann nicht zweifelhaft sein, wenn wir deren Entwicklungsverlauf mit diesem vergleichen. Bei Bolina (data fehlen der jungen, eben dem Ei entschlüpften Larve, nach A. Agassiz (1865, p. 30), allerdings Aurikel und Lappen ebenfalls vollständig, und sitzen die Tentakelbasen noch weit vom Munde entfernt, auf halber Höhe zwischen diesem und dem Sinnespol, aber die Rippen haben schon eine gewisse Länge und mindestens sechs Schwimmplättchen; dagegen sind die Meridional- und Magengefäße noch im Anfang ihrer Entwicklung, also sehr kurz. Erstere sind nicht länger als die Rippen und enden blind. Ihr Wachstum ist dann in der Folge ein ungleiches: die subtentacularen Meridionalgefäße eilen rasch voraus; am Munde angelangt biegen sie um, wachsen einander entgegen und verschmelzen paarweise, so die künftigen äußeren Lappenrandbogen bildend, noch ehe eine Spur von Lappen vorhanden ist und ehe die Magengefäße den Mund erreicht haben. Die subventralen Gefäße sind währenddes noch ganz klein und bleiben es auch noch, während die Körperwand am Munde schon anfängt sich an den Stellen, wo die subtentakularen Gefäße zur Verschmelzung kamen, auszuwachsen (Fig. 10, A. Agassiz). Das ist die erste Anlage der Lappen, die dann rasch zur Entwicklung gelangen. So kommt eine winzige Lobate zustande (Fig. 11, A. Agassiz) mit zwei gut ausgebildeten Lappen und je einem äußeren Lappenrandgefäß, während die subventralen Rippengefäße, die später die inneren Lappenrandgefäße bilden, noch sehr kurz sind, nicht länger als die jetzt mit 16 Schwimmplättchen ausgestatteten Rippen. Erst wenn die Aurikelbildung be- gonnen hat, durch Schleifenbildung der subtentacularen Gefäße, verlängern sich ihrerseits die subventralen Gefäße bis zum oralen Rande der Lappen und biegen dann um, während sich zu- gleich der Tentakelapparat oralwärts verlagert unter gleichzeitiger Verkürzung der langen Tentakel. Es ist also bei Bolina alata kein einziges Stadium vorhanden, das sich irgendwie mit Cryptolobata frimitiva auf eine Stufe stellen ließe. Ebensowenig läßt sich in der Entwicklung von Eucharis muhicornis, nach den schönen Untersuchungen von Chun (1880, p. 296), noch in der Entwicklung von Bolina Chuni Lendenfeld, nach den Untersuchungen von Lendenfeld (1884, p.929), irgend- Moser, Ctenophoren. 163 ein Analogen mit ihr finden. Es ist jedenfalls in der ontogenetisclien Entwicklung der einzelnen Lobaten, soweit sie uns bekannt ist, kein Anhaltspunkt dafür zu gewinnen, daß das vorliegende Exemplar ein Entwicklungsstadium einer der bekannten Arten sei. Im Gegenteil, aus dem Ver- gleich geht deutlich hervor, daß sie entweder eine besondere, neue Art ist oder das Entwicklungs- stadiura einer solchen. * Ganz zweifelhafte Arten, deren Zugehörigkeit zu den einzelnen Ordnungen und FamiUen nicht mit Sicherheit festzustellen ist, und die künftig zu streichen sind. Wahrscheinlich zu den Mertensien gehörend — vielleicht aber auch zu Bolina: * Eschsclioltzia borealis N. Waünee. Eschscholtzia borealis N. Wagner p. 43, 45, 1885, Weißes Meer. Mertensia ovum Römer p. 74, 1904. Wagner erwähnt nur, daß man in „seltenen Fällen" neben dem, aus dem Solowetzki -Meer- busen führenden Gange einige kleine Eschscholtzien-Exemplare finde, die ganz diesem Meerbusen angehören. An einer anderen Stelle spricht er davon, daß man während des ganzen Sommers im Solowetzki-Meerbusen, besonders bei stillem Wetter, unzählige Mengen schöner Eschscholtzien in den verschiedensten Graden ihrer Entwicklung finde, die ihre langen Senkfäden in der Tiefe ausbreiten. Welche von diesen beiden Arten er mit obigem Namen bezeichnet, den er nur in einer beigegebenen Liste anführt, ist nicht klar — auch fehlt jede Beschreibung. Römer möchte diese „Menge schöner Eschscholtzien" mit Mertensia ovum Fabricius identi- fizieren, was richtig sein dürfte, wenn es sich nicht um Bolina infundibulum Marxens handelt, was auch möglich ist. Wahrscheinlich zu den Pleurobrachiaden gehörend: * Cydippe quadricostata Sars. Cydippe quadricostata Sars p. 30, 1835, Norwegische Küste. Änais quadricostata Le.sson p. 102, 1843. Cijdippe quadricostata N. Wagner p. 34, 1885, Weißes Meer. Beschreibung unverständlich. Wagner zitiert sie nur als im Solowetzki-Meerbusen „zuweilen" vorkommend. * Cydippe dimidiata Eschscholtz. Cydippe dimidiata Eschscholtz j). 27, Taf. 2 Fig. 2 1829. Beroe biloba Banks u. Solander, Südsee zwischen Neuseeland und Neusüdwales. Eschscholtzia dimidiata Lesson, 1843. Eschscholtzia dimidiata L. Agassiz p. 208 Anm., 294, 18G0. Beroe glandiformis Hertens p. 530, 1833. Körper eiförmig, der aborale Pol abgerundet, der orale etwas zugespitzt. Die Rippen beginnen nahe beim Sinnespol, reichen aber nur bis zur Körpermitte, wo auch der Trichter liegt, und die mit einfachen Nebenfäden ausgestatteten Fangfäden nach außen treten. 1 Zoll lang, ganz weiß. Diese Ctenophore wurde von Banks und Solander auf Cooks erster Reise um die Welt, zwischen Neuseeland und Neusüdwales, am 13. April 1870 entdeckt, gezeichnet und Beroe biloba 22 Deutsche Stldpolar-Expedition. XL Zoologie. IIL ]^()4 Doutsclie Siidpolar-Expedition. genannt. Die Beschreibung gab später Eschscholtz nach dieser Zeichnung. Die Art ruht daher auf einer sehr schwachen Basis, wie L. Agassiz mit Recht bemerkte. Hertens hielt sie für wahr- scheinlich identisch mit Beroe glandiformis, da beide viel Verwandtes haben. Der Herausgeber Brandt stimmte dem nicht bei, sondern hob hervor, daß doch bedeutende Unterschiede vorhanden seien und auch die Fundstellen: Südsee und Beringsmeer, gegen diese Identifikation sprechen, Sie ist künftig ganz zu streichen. * Cydippe densa Eschscholtz. Cydippe densa Eschscholtz p. 25, 1830, Mittelnieer. Beroe densa Forskal p. 111, 1775, Mittelmeer. Pleurobmchia densa L. Agassiz p. 294, 1860. Eschscholtz beschreibt diese Art, die vielleicht mit Pleurobrachia rhodopis Chun identifiziert werden könnte, folgendermaßen: ,, Größe einer Haselnuß, von eiförmig kugeliger Gestalt mit roten Rippen, roten Fangfäden." Synonym mit ihr wäre, nach Eschscholtz, die Beroe densa Forskal (p. 111 ,,costis rufescen- tibus, centro tentaculo duo, rubra, corpore aUquoties longiora, exibante") aus dem Mittelmeer, die L. Agassiz dann Pleurobrachia densa nannte (p. 294, 1860). Möglicherweise ist sie aber auch identisch mit Callianira hialata Delle Chiaje, was nicht zu entscheiden ist, und schließlich auch geringen Wert hat. Wahrscheinlich zu den L o b a t e n gehörend : * „Die 6 kantige Beroe" M. Slabber. Die 6 kantige Beroe M. Slabber p. 28, Taf. 7 Fig. 3, 4, 1778, Holländische Küste. Beroe hexagona Modeer, p. 42, 1792. Beroe hexagona Eschscholtz p. 29, 1828. Janira hexagona Lesson p. 103, 1843. Größe einer Erbse: Gestalt halbkugelig, Farbe himmelblau, 8 Rippen, sehr erhaben. Die beiden Enden des Körpers stehen röhrenförmig vor und sind von dunkelblauen Lappen umgeben. Fang- fäden rot, mit drei großen Zweigen. Im ganzen Callianira triploptera Lamarck sehr ähnlich, allein es mangeln ihr die seitlichen flügeiförmigen Fortsätze. * Axiotiiiia Oaedi Eschscholtz. Axiotima Gaedi Eschscholtz p. 34, Taf. 2 Fig. Ca, b, 1829, Südsee, Nähe des Äquators. Beschreibung und Abbildungen so ungenügend, daß Hertens (S. 519, 1833) der Ansicht war, daß kein vollständiges Exemplar dem Verfasser zu Gebote stand, und wenn es auch unzweifel- haft sei, daß das Tier zu den ,,Ca]lianiren" (Lobaten) gehöre, sei es durchaus zweifelhaft wohin. * Callianira triploptera Lamarck. Callianira triflofkra Lamarck p. 4G7, 184?, Indisches Meer, Nähe von Madagaskar. Callianira diploplera Eschscholtz p. 28, 1833. Körper länger als die Anhängsel, ragt an beiden Enden vor. Hinterer und mittlerer Teil des Hinterendes scheint mit vielen Papillen besät zu sein. Die kurzen Fangfäden haben nur wenige große Zweige — ,,3 — 4 appendices utroque latere alaeformibus tribus". Moser, Ctenoplioreii. ißc * Calliaiiira diploptera Lamarck. Callianira diploptera Lamarck p. 467, 1843, Indisches Meer, Nähe von Neuholland. CaUianira diploptera Eschscholtz p. 28, 183". CidlimUra diploptera Peron et Lesueur p. 65, T. 3 Fig. 16, 18. Beschreibung unverständlich. Unter dem Ctenophorenmaterial der Deutschen Südpolar-Expedition fanden sich noch eine Anzahl Exemplare, die nicht näher zu bestimmen waren und von denen ich der Vollständigkeit halber hier eine Liste folgen lasse: 13. September 1901: Portogrande, Oberfläche Brutnetz, 1 Exemplar, 10 mm 10. März 1902: Winterstation, Quantitativ, 100 m, 1 Exemplar, sehr klein 20. März 1902: Winterstation, Quantitativ 335 m, 1 Exemplar, sehr klein 19. April 1902: Winterstation, Quantitativ 92 m, Bruchstücke eines Exemplars von etwa 7 mm, \ielleicht Callianira cridala n. sp. 30. September 1902: Winterstation, Brutnetz 350 m, 1 Exemplar, sehr klein 15. November 1902: Winterstation, kleines Netz 60 m, 1 Exemplar, 1mm 13. Januar 1903: Winterstation, Qantitativ 200 m, 1 Exemplar, sehr klein 18. Januar 1903: Winterstation, 150 m, 1 Exemplar, 16 mm, sehr zerrissen, fast ganz umgestülpt, vielleicht eine Bcroe? 24. Februar 1903: Wintei-station, Vertikalzug 400 m, 6 Exemplare, zerrissen 15. März 1903: Winterstation, Quantitativ 300 m, 1 Exemplar, sehr klein 18. März 1903: Winterstation, Vertikalzug 400 m, 1 Exemplar, etwa 3 mm 20. Mäi-z 1903: Winterstation, Quantitativ 335 m, 1 Exemplar, sehr klein 7. September 1903: Winterstation, Quantitativ 200 m, 3 Exemplare, sehr klein 5. September 1903: Winterstation, Vertikalzug 400 m, große Abtrift, 2 Cydippen, 1mm 1. Oktober 1903: Winterstation, Quantitativ 200 m, 1 Exemplar, sehr klein, Beroe (?). Auszug siu.s dem Journal Vanhöfleiis, das Auftreten von Ctenoplioren betreffend. In Klammern habe ich die Bestimmungen, soweit diese ausgeführt werden konnten, beigefügt. 1901 24. August: Hormiphoraartige Ctenophore (Hormiphora spaiulata) 1. September: Ctenophore {Eormipjlwra punctata n. sp.) 4. September: Tinerfe cyanea 5. September: Tinerfe cyanea 19. September: 2 lobate Ctenophoren (?) 20. September: 2 junge Ctenophoren, weißlich violettrosa (?) 30. September: Gelappte Ctenophore (?) 3. Oktober: Kleine blaue Ctenophore, Tinerfe {cyanea?) 28. Oktober: Blaue Ctenophore, Tinerfe? [cyanea?) 6. November: Hübsche Cydippe (?) 14. November: Pleurobrachie (Pleurolrachia pileus) — Beroe (Pandora mitrata n. sp.) 1902 8. Januar: Ctenophore: Callianira antarciica 10. Februar: Mertensie {Mertensia Chuni n. sp.) 3. März: Beroe {Beroe cucumis) — Cydippe {Pleurolrachia pileus) 7. März: Beroe {Beroe cucumis) 10. März: Beroe {Beroe cucumis) — CaUianira {Callianira crislata n. sp.) 20. März: Beroe {Beroe cucumis) — Callianira {Callianira crislata n. sp.) 22. März: Beroe {Beroe cucumis) 4. April: Beroe {Beroe cucumis) — Calhanira {Callianira crislata n. sp.) 23. Mai: Ctenophore (?) 22. JuH: Beroe {Beroe cucumis) 26. Juli: Beroe {Beroe cucumis) — Cydippe {Callianira crisiata?) 29. August: Beroe {Beroe cucumis) 30. September: Beroe {Beroe cucumis) 18. Oktober: Beroe {Beroe cucumis) — Cydippe {Callianira crislata n. sp.) 22* jßß Deiitsclio Siidpolar-Expedition. 1902 27. Oktober: Beroe (Beroe cucumis) 29. Oktober: Beroe [Beroe cucumis) — C3'clippe(?) 4. November: Beroe {Beroe cucumis) — Cycli])pe (?) 14. November: Cydippe {Pleurobracliia vikus) 20. November: Kleine Beroe (Beroe cucumis) 21. November: Beroe (Beroe cucumis) 30. November: Beroe (Bwoe cucumis) 2. Dezember: Große Mertensia (C«B*flwira .?) G. Dezember: Gelbes ctenophoreiiartiges Wesen (?) 8. Dezember: Kleine Beroe (Beroe cucumis) 11. Dezember: Kleine Ctenophore (Beroe cucumis) 20. Dezember: Ctenophore (Beroe cucumis) 21. Dezember: Beroe (Beroe cucumis) 2.S. Dezember: Beroe (Beroe cucumis) 1903 5. Januar: Kleine Beroe (Beroe cucumis) 18. Februar: Kleine Beroe (?) — Cydippe (?) 26. Februar: Große Beroe (Beroe cucumis) — Callianira (Co.lliniara anfarcHca) 28. Februar: Beroe (Beroe cucumis) 2. März: Beroe (Beroe cucumis) 10. März: Beroe (Beroe cucumis) 2.'l März: Beroe (Beroe cucumis) — Cydippe (Callianira crisiala) 1. Mai: Beroe (Beroe cucumis) — Eucharis (?) 14. Mai: Callianira (?) 18. Mai: Cestum (?) 19. Mai: Cestum (?) 22. Mai: Ctenophore (Beroe cucumis) 26. Mai: Csstum (?) 31. Mai: Bolina (?) — Cestum (?) 4. Auo;ust: Ctenophoi'c (Paiulora miiraia) 8. August: BoUna (?) 11. August: Cydippe (Pleurohrachia pileus) 20. August: Cestum (?) 4. September: Cydippe (?) 30. September: Beroe (Beroe cucumis) 9. Oktober: Beroe (Beroe cucumis). Clironologiscli angeordnete Liste aller, von der Deutschen Siidpolar-Expedition gefangenen Ctenophoren. Diese Liste enthält sämtliche, während der Expedition gesehenen und gefangenen Ctenophoren, somit auch die betreffenden Aufzeichnungen Vanhöffen's, durch ein (Jr) bezeichnet. In 6 verti- kalen Reihen sind die verschiedenen Arten, 'die während der Fahrt angetroffen wurden, getrennt zusammengestellt, während in der 7. Reihe die Arten untergebracht sind, die nur einmal resp. zweimal gefangen oder gesehen wurden — und in der letzten Reihe alle nicht näher zu bestimmenden Funde. In den Horizontallinien finden sich die am gleichen Orte gemachten Fänge, während durch Ziffern die Zahl der gefangenen Exemplare angegeben ist. Wo die Spezies nicht absolut sicher fest- gestellt werden konnte, ist diese Zahl mit einem Kreis, versehen. Bei jeder Spezies ist die Herkunft resp. die Art des Fangens angegeben, und zwar bedeutet: Abt. = Abtrift, Brt. = Brutnetz, Ob. = Oberfläche, PI. = Plancton, Vert. = Vertikalzug, Qt = Quantitativ, und die Zahlen daneben die Tiefe. So läßt sich auf den ersten Blick aus dieser Liste ersehen, welche Arten häufig erbeutet wurden, in welchen Mengen und Tiefen, imd welche Arten zusammen vorkommen. MosEH, Ctenopliorcii. 167 1!»01 Beroc cucumis Fabricils Pleurobrachia pileus Fahriciis Callianira er ist ata n. sp. Callianira atitarctira Ciiln Panänra mitrata Mosici! Tinerfe ct/anea Cm N 1 — 2 malige Funde Unbestimmt 24. VIII. 1. IX. 4. IX. 5. IX. 1.3. IX. li). IX. 20. IX. 30. IX. 3. X. 28. X. 5. XI. (;. XI. 14. XI. IG. XI. 1902 8. I. 12. 1. 10. II. 3. III. 7. III. 10. III. 20. IIT. 22. III. 4. IV. 11. IV. 14, IV. 17. IV. 19. IV. 23. V. 20. VI. 22. VII. 26. VII. 29. VIII. 21. IX. 30. IX. 18. X. 27. X. 29. X. 4. XI. 14. XI. 15. XI. 20. xr. 21. XI. 22. XL 8 Obeifi. viele, Obertl. •■' Oberfl. 2 Obei-fl. viele [300 m 2 _ Brutn. viele] Jr. viele [300 m viele — Brutn. 12 - Vert. 3000 m2] (M Brutn. 300 m Jr. 1 Brutn. (5) [Brutn. 180 m* — Brutn. 1] (2)[l»lankt.3oOm(i) — Brutn. (')] (2| 300 m (3)[Brutn.l80m(2) — Brutn. (1)] Jr. ■- Brutn. 38.') m Jr. (1) Quant. 400 m Jr. (^j Brutn. 385 m Jr. (1) 300 m Jr. Jr. Jr. C) [Brutn.u.Twist 385 ml 13 [Brutn. 1" — Quant. 100 m i ^Quant. 50 m'-] 2 Brutn. 220 m 1 Brutn. 1 Quant. 92 ni 3 Brutn. 180 m 1« Brutn. »[Brutn. 300inli - Quant. 200m 3] 1 Brutn. 3 300 m ^ (Juant. 275 m 3 Bnitn. 38.') m 1 Brutn. 385 m 1 Flankt. 350 ra 2 500 ni 1 Ober«. Jr. Jr. Horiniph. spat, i Oberfl. Hormiph. punct. l Oberfl. Hormiph. palm. ' Oberfl. Mertensia Chuni * Vert. 2700 m Bcroe compacta * Brutn. 385 m Cten. ■ Oberfl. 2 Lobate Cten. Jr. 2 2 jff. weißl.-viol. Cten. ~ Jr. Lob. Cten. i Jr. Cyäippe ' Jr. Cten. ' Quant. 100 m Cten. ' Quant. 335 m Call. ' (?) Quant. 92 ra Cten. Jr. Cten. ' Brutn. 350 m Ci/dippe Jr. Ci/dippc Jr. Cten. 1 kl. Netz 60 ni 168 Deutsche Sütlpolar-Expedition. Pleurohrachia Pandora Tinerfe 1902 Beroe cucumis Fabricils püeus FAiiRicirs Callianira cristata n. sp. Callianira antarctica Chcn mitrata Mo,SKR ci/anea Chin 1—2 malige Funde Unbestimmt 30. XI. Jr. 2. XII. 1 Brutn. .385 m ,,Gr. Mcrtensie'' Jr. ö. XII. (2} Kl. Netz 350 in 6. XII. gelbe Cten.? Jr. 8. XII. Jr. 11. XII. (2) Kl. Netz 350 m 20. XII. (2) Vert. 350 m 21. XII. (1) Vert. 200 m 22. XII. (3) Vert. 350 ra 23. XII. Jr. 1903 6. I. (3) Vert. 3.50 m 12. I. (2) Vert. 60 m 13. I. Cten. ' Quant. 200 m 16. I. (2) 50 m 18. I. Beroe? 160 m 19. I. 1 150 m 18. II. Jr. Cydippe Jr. 10. 11. 3 [Quant. 400 m i — Quant. 60 m -'] 23. II. (3) Vert. 400 m 24. II. (1) Vert. 400 m Cten. 6 Vert. 400 m 25. II. (5) Vert. 400 m 26. II. Jr. 1 Vert. 150 m 27. II. (1) Vert. 400 m 28. II. (2) Vert. 150 in 2. III. Jr. 3. III. (1) Vert. 400 m 10. III. Jr. 15. III. (2) Quant. 100 m 3 [Quant. 100 m ~ — Quant. 300ml] Cten. 1 Quant. 300 m 16. III. (1) Vert. u. Abtr. 1200 m 17. III. (2) Vert. 400 m 18. III. Cten. 1 Vert. 400 m 20. III. Cten. 1 Quant. 335 m 23. III. Jr. 1 400 m 27. III. (2) Vert. 2000 m 2. IV. (1) Vert. 400 m 4. IV. 1. V. 2 Obei-ti. Eucharin Jr. 14. V. Hnrmiph.japonfi gr. Netz Callianira Jr. 18. V. Cestiwi Jr. 19. V. Cestum Jr. 22. V. (1^ Oberfl. 24. V. (ij Vert. 150 m 26. V. Cestum Jr. 31. V. 5 Oberfl. Pleiir. pigm. l Oberfl. CestiDii Jr. — Bolina Jr. 4. VIII. 2 Obei-fl. 6. VIII. Beroe lii/al. l Oberfl. 8. VIII. - Oberfl. Bolina Jr. 11. VIII. 1 Quant. 200 m 20. VIII. Cestum Jr. 4. IX. Cydippe Jr. Moser, Ctenophoren. 169 1903 Beroe cucumis Fauriciis Pleurohrachia pileus Fauricils Callianira cristafa n. sp. Callianira antarctica Chin Pandora mitrata Moser Tinerfe cyanea ClUN 1— 2raalige Funde Unbestimmt 5. IX. 7. IX. 21. IX. 30. IX. 1. X. 9. X. 1 Vert. 1500 m (1) Vert. 3000 ra 1 Quant. 400 m 1 Vert. 400 in Mertensia Omni ' Vert. 3000 m Cydi'pfe 2 Vert. 400 m Cten. » Quant. 200 m Cten. » Quant. 300 m Allgemeiner Teil. Die geographische Verbreitung der Cteuophoreu. Die erste allgemeine Darstellung der horizontalen Verbreitung der Ctenophoren versuchte L. Agassiz im Jahre 1860 auf Grund einer, durch seine eigenen Untersuchungen ergänzten Zu- sammenstellung aller bis dahin bekannten Ctenophoren und ihrer Fundorte. Wie er durch seine Auffassung der beiden Begriffe „Gattung" und „Art" (Näheres siehe Moser: 1908 '^ S. 7) gezwungen war, a priori zahllose verschiedene Arten, allein auf Grund ihrer verschiedenen Herkunft zu unter- scheiden, auch da wo die Objekte selbst kaum einen Anhaltspunkt dafür boten, so war er logischer- weise auch gezwungen, eine große Anzahl scharf getrennter, geographischer Bezirke anzunehmen jeder durch eine ihm eigentümliche Ctenophorenfauna charakterisiert, die weder durch einzelne Arten noch durch tlbergangsstufen mit jener der anderen Bezirke in Beziehung stand. Dem- entsprechend unterschied Agassiz eine boreale Zone mit drei verschiedenen Faunen: einer skandinavischen, durch Bolina norwegica Sars, Pleurohrachia hicolor Sars, Idyia cucumis Fabricius charakterisiert, einer akadischen mit Bolina alata Agassiz, Pleuro- hrachia rhododactyla Agassiz und Idyia roseola Agassiz, und einer c o 1 u mb i s c h e n mit Bolina septentrionalis = microptera Agassiz, Pleurohrachia Bachei Agassiz, Idyia cyathina Agassiz und Janira cucumis Sars. Weiter unterschied er eine keltische Fauna mit Pleurohrachia pileus Fabricius, eine lusitanische mit ihrem großen Reichtum an Chiajas, Eurhamphaeiden, Lesueuriden usw., eine C a r o 1 i n a f a u-n a mit Mnemiopsis und I d y i o p s i s , eine k a r i - bische mit Bolina vitrea Agassiz, Ocyroe maculata Rang, Idyia ovata Agassiz und Idyiopsis affinis Agassiz. Hierzu kamen ferner: eine brasilianische, eine südafrikanische Fauna, eine Fauna der Azoren, eine Fauna von Madagaskar, von Peru, Chile usw. Dieses System von Agassiz trägt den Stempel des Unnatürlichen und ist der deutliche Aus- druck einer vorgefaßten Meinung. Es beruht auf einer vollkommenen Verkennung der tatsäch- lichen Verhältnisse, denn eine vorurteilslose Würdigung der Unterschiede, der gegenseitigen Be- ziehungen und der Verbreitung z. B. der drei Repräsentanten der kolumbischen, akadischen und skandinavischen Fauna, die, wie Agassiz selbst mit Verwunderung feststellte, in den betreffenden geographischen Bezirken immer zusammen vorkommen, hätte ihn überzeugen müssen, daß es solch lyQ Deutsche Siidpolar-Expedition. scharfe Sonderungen speziell in so nahegelegenen Bezirken gar nicht gibt, daß Idyia roseola, Idyia cyathina und Idyia cucumis einerseits identisch sind, andererseits Pleurobrachia rhododactyla, Pleuro- hrachia Bacliei und Pleurobrachia hicolor, wie ferner auch Bolina alata, Bolina sepentrionalis und Bolina norwegica. Sie zeigen alle eine so auffallende, respektive Ähnlichkeit miteinander, daß es Agassi z teilweise selbst unmöglich war, irgend einen Unterschied anzugeben, der sich nicht auf zufällige, individuelle Verschiedenheiten, wie sie gerade bei Ctenophoren sehr häufig sind, zurückführen ließ. Der nächste Versuch einer Darstellung der geographischen Verbreitung der Ctenophoren wurde 20 Jahre später von Chun unternommen und bedeutete zu diesem ersten in jeder Beziehung einen großen Fortschritt. Er gibt die eigentliche Grundlage und Richtlinie für die Weiterarbeit. Zunächst vereinigte Chun einen Teil der vielen, von Agassiz und anderen unterschiedenen Arten — wie aus seinen langen Listen der Synonyma zu ersehen — so z. B. Beroe cucumis Fabricius mit Idyia CMCMwisLEViNSEN und Idyia roseola Agassiz, Pleurobrachia pileus Fabricius mit Pleuro- brachia bicolor Sars und Pleurobrachia rhododactyla Agassiz, und bemerkte dazu, daß Pleurobrachia Bachei Agassiz mit letzterer mindestens nahe verwandt sei. Weiter stellte er eine ganz nahe Ver- wandtschaft der unter so verschiedenen Namen beschriebenen nordischen Bolinen fest, fand inter- essante Belege für einen stufen weisen Übergang unserer europäischen Bolinen in die nordameri- kanischen durch geringfügige habituelle Modifikationen, und vereinigte Bolina alata Agassiz mit Beroe infundibulum Fabricius, Mnemia norwegica Sars und Bolina infundibulum Lesson. So suchte und fand Chun überall Zusammenhänge und Übergänge, in direktem Gegensatz zu L. Agassiz, dessen geographische Einteilung dadurch ganz von selbst in sich zusammenfiel, und skizzierte in großen Zügen die Verteilung der Gattungen und Arten auf große Regionen, auf die arktische und subarktische, die gemäßigte, subtropische und tropische Region, wobei er jeweils ihre Häufigkeit und die Grenzen ihrer Verbreitung zu ermitteln bestrebt war. Das seither, besonders in den letzten Jahren gesammelte Material und die neuesten Unter- suchungen haben das künstliche System von Agassiz vollends zerstört und gezeigt, daß in vielen Beziehungen der Zusammenhang der einzelnen Regionen bezüglich ihrer Ctenophorenfauna ein noch engerer, und das Verbreitungsgebiet einzelner Arten ein noch viel größeres ist, als selbst Chun damals annehmen konnte. Speziell die neuesten Funde von Beroe cucumis und Pleurobrachia pileus haben ein ganz un- erwartetes Licht auf die Verbreitung dieser beiden Arten geworfen, die bisher als typische Reprä- sentanten des kalten Nordens galten. Das schöne Material des „Gauss" erbrachte den Beweis nicht nur, daß beide Arten auf der südlichen Hemisphäre nahezu ebenso verbreitet sind wie auf der nörd- lichen und dort ebenfalls meist gemeinsam als unzertrennliche Gefährten vorkommen, sondern daß sie zu den ganz seltenen Formen gehören, die in identischen Arten an beiden Polen heimisch sind. Beide wurden von der Südpolar-Expedition häufig und in größeren Mengen in der Winter- station und ihrer weiteren Umgebung erbeutet, ferner weiter nördlich bei Neu -Amsterdam, bei Madagaskar und Port Natal, beim Kap der Guten Hoffnung, bei Kapstadt und ihrer weiteren Um- gebung. Nördlich vom 20" s. Br. wurde dagegen nur noch einmal resp. zweimal je ein einziges Exemplar gefangen: Pleurobrachia pileus westlich von St. Thome beim Äquator, Beroe cucumis mehr nordwestlich etwa beim 5" n. Br., erstere bei einem Zug von 200, letztere bei einem solchen von 1500 m; und zum letztenmal wurde Beroe cucumis und zwar in der Nähe der Kapverden beim MosEU, Ctenophoren. 171 18" n. Br. angetroffen, bezeichnenderweise zusammen mit der Tiefsee - Ctenophore Mertensia Chunin. sp., bei einem Vertikalzug von 3000 m. Aus diesen Daten dürfen wir schließen, daß beide Arten in diesen tropischen und subtropischen Regionen mindestens sehr selten sind und an der Ober- fläche ganz fehlen, da sie niemals weder bei den Kapverden noch bei den Kanaren beobachtet wurden. Auf der nördlichen Hemisphäre, wo beide bei Spitzbergen, den König Karls-Inseln, der Bären- insel, an der Westküste Grönlands, in der Baffinsbai und Davisstraße heimisch sind und so weit nördlich angetroffen wurden, wie die zoologische Forschung bisher vorgedrungen ist, nämlich bei Spitzbergen bis zum 80" 8', bei Grönland bis zum 82" 25' n. Br., steigen sie einerseits der euro- päischen Küste entlang bis in die Nord- und Ostsee hinab, wo Pleurohrachia pileus noch bei Danzig und im Finnischen Meerbusen beobachtet wurde — andererseits längs der amerikanischen Küste nach Neufundland, Neuschottland und Neuengland, wo sie in Maine, Massachusettsbai und im Golf von Georgia W. T. sehr verbreitet sind. Pleurohrachia pileus wurde sogar noch bei den Ber- mudas, also unter dem 32' n. Br. erbeutet. Somit erstreckt sich das Verbreitungsgebiet von Beroe cucumis und Pleurohrachia pileus im Atlantischen Ozean, nach den neuesten Ergebnissen, von Pol zu Pol mit einer nur kurzen Unterbrechung, die für Beroe cucumis zwischen dem 38" und dem 18" n. Br., für Pleurohrachia pileus zwischen dem 32" n. Br und dem Äquator liegt. Daß sie auch hier noch in der kalten Tiefe angetroffen werden dürften, das ist nach den bisherigen Erfahrungen durch- aus nicht unmöglich, um so mehr da die beiden nördlichsten Funde des ,, Gauss" von Beroe cucumis, der eine vom 30. September 1903, der andere vom 9. Oktober 1903, vielleicht schon Tiefenfunde waren — jedenfalls wurden sie bei Zügen von größerer Tiefe, allerdings nicht mit Schließnetzen, erbeutet. Ob beide circumpolar sind, das ist allerdings noch fraglich, doch sprechen folgende in allerletzter Zeit bekannt gewordene Tatsachen mindestens für die Circumpolarität von Beroe cucumis in der Arktis, von Pleurohrachia pileus in der Antarktis. Beroe cucumis wurde von N. Wagner im Weißen Meer, von Nansen unter dem 77" 50' n. Br. im Sibirischen Eismeer, von Doflein an der Ostküste Japans gefunden; dadurch bleibt kaum ein Zweifel, daß sie auch im Beringsmeer heimisch ist, was dadurch eo ipso auch für Pleurohrachia pileus, ihren ständigen Begleiter in der Atlantis, wahrscheinlich ist, obwohl hierfür noch positive Beweise fehlen, denn im Material von Japan fehlt letztere vollständig und selbst im Weißen Meer ist sie nicht einwandfrei nachgewiesen, obwohl die Pleurohrachia arctica N. Wagners sehr wahr- scheinlich mit ihr identisch ist. Hingegen kann die Tatsache, daß Pleurohrachia pileus von Torrey im Hafen von San Diego, Kalifornien, beobachtet wurde, kaum anders gedeutet werden, als daß sie mit einem kalten Strom aus dem Beringsmeer der Küste entlang hinabsteigt, wie das bei- spielsweise bei Medusen der Fall ist. In der Antarktis sind die Untersuchungen bisher noch zu beschränkt, um bestimmte Schlüsse nach der einen oder anderen Richtung zuzulassen. Von Beroe cucumis fehlen hier überhaupt noch Funde außer jenen der deutschen Südpolar-Expedition, hingegen fällt die Tatsache ins Gewicht, daß Pleurohrachia' pileus bei Neuseeland von Thilenius, nach Exemplaren aus dem Berliner Museum, und nördlich von den Falklandsinseln von der schwedischen Südpolar-Expedition er- beutet wurde, wie ich hier gleich erwähnen möchte. Deutsche SiUlpular-Exijfdition. XI. Zoologie. III. 23 ^^,> 172 Deutsche Südpolar-Expedition. Das Vorkommen von Beroe cucumis und Pleurobrachia püeus in den Binnenmeeren ist eben- falls einstweilen ganz zweifelhaft und eine interessante Frage, deren Lösung nicht vorauszusehen ist. Aus dem Kaspischen Meer und dem Asowschen Meer fehlen bisher jegliche Angaben über Cteno- phoren. Im Schwarzen Meer hat Sovinski, wie Graeffe im Golf von Triest, Ctenophoren als Pleurobrachia päeus bestimmt, doch können diese Angaben kaum richtig sein, während über Beroe cucumis solche vorläufig vollständig fehlen, und nach der vorhandenen Literatur ist anzunehmen, daß beide Becken diese Arten entbehren und ähnliche Ctenophorenfaunen haben. Zuverlässige Angaben hierüber wären in mehr wie einer Hinsicht von Interesse. Die Feststellung, daß Beroe cucumis im Tropenwasser des Malayischen Archipels vorkommt, wofür die schön erhaltenen Exemplare von Amboina den Beleg bilden, war ebenso überraschend wie die Funde von Pleurobrachia pileus bei den Seychellen. Brauer erbeutete hier allerdings nur junge Exemplare in größerer Zahl an der Oberfläche, zusammen mit treibendem Sargassum, bei einer Temperatur von +27" bis +28" C; ihr tadelloser Erhaltungszustand läßt ebenso wie bei Beroe cucumis keinen Zweifel darüber, daß beide Arten auch bei hoher Temperatur zu gedeihen vermögen und Kosmopoliten im weitesten Sinne des Wortes sind. Jedenfalls dürfen wir erwarten, ihnen auch da noch zu begegnen, wo Angaben über ihr Vorkommen bisher fehlen, so in der Südsee, an den Küsten Australiens, Südamerikas usw. Wie steht es nun mit den übrigen Ctenophoren der beiden Polarmeere? Merkwürdigerweise ist auch bei diesen eine gewisse gegenseitige Übereinstimmung zu verzeichnen, sowohl bezüglich der Zahl der Arten, wie bezüglich ihrer Neigungen, so daß die Ctenophorenfauna der Antarktis gewissermaßen ein Gegenstück zu jener der Arktis bildet — wenn auch weitere Untersuchungen vermutlich ergeben werden, daß jene der Antarktis, entsprechend den Erfahrungen bei anderen Klassen, einen größeren Artreichtum besitzt wie die der Arktis. In beiden Polarmeeren haben wir, außer je einer kleinen offenbar lokalen Art — der Pleuro- brachia crinita im Karajakfjord, der Beroe compacta in der Posadowskybai — , je eine, ausschließ- lich auf die kälteren Stromgebiete beschränkte, ziemlich verbreitete, hocharktische resp. ant- arktische Art ohne eurytherme Neigungen zu verzeichnen, die mit den bipolaren Arten ver- gesellschaftet ist: Mertensia ovum Fabricius in der Arktis, CalUanira cristata n. sp. in der Antarktis, und je eine Art mit schwach eurythermen Neigungen: Bolina infundibulum Fabicius in der Arktis, CalUanira antarctica Chun in der Antarktis. Diese vier Arten sind jedenfalls mono- polare Formen, denn es erscheint ganz ausgeschlossen, daß die beiden antarktischen Callianiren noch auf der nördlichen Hemisphäre gefunden werden sollten, wie andererseits jeder Anhaltspunkt dafür fehlt, daß Mertensia ovum und Bolina infundibulum in der Antarktis vorkommen. Zu erwähnen sind außerdem noch in der Arktis drei von Mertens im Beringsmeer beobach- tete mehr oder weniger zweifelhafte Arten: Dryodora glandiformis , CalUanira compressa und Cydippe cucumis, letztere von ihm auch in der Nähe von San Franzisko erbeutet. Die von Wagner aus dem Weißen Meer noch erwähnten Arten : Pleurobrachia arctica, Eschscholtzia und Cydippe quadri- costuta sind jedenfalls auf die bekannten nordischen Arten zurückzuführen. Von den vier charakteristischen Ctenophoren der Arctis sind Beroe cucumis und Mertensia ovum nach Römer die häufigsten und werden in allen kalten Strömungen des Atlantischen Eis- meeres, auch mitten im Treibeis angetroffen. Im Gegensatz zu ersterer ist aber Mertensia ovum Moser, Ctenophoren. i «ro eine typisch hocharktische Form, von allen am empfindlichsten gegen Temperaturerhöhuncf. Dem- entsprechend liegt ihre südlichste Grenze nördlicher wie bei den drei anderen Arten, nämlich im europäischen Eismeer bei Jan Mayen, so daß sie an den Küsten Europas vollständig fehlt. An der amerikanischen Küste dringt sie allerdings mit dem kalten Labradorstrom weiter südlich vor, bis zum Hafen von Newport, also etwa bis zum 40" n. Br., darüber hinaus wurde sie jedoch, im Gegen- satz zu Pleurobrachia pileus und Beroe cucumis niemals beobachtet. Circumpolare Verbreituncf scheint sie nicht zu besitzen, denn kein einziger Fund deutet darauf hin, daß sie außerhalb des 30" ö. L. und des 100" w. L. vorkommt, da, wie früher zu zeigen versucht wurde, Beroe compressa und Beroe octoptera Mertens aus dem Beringsmeer nicht mit ihr identisch sein werden. Das antarktische Gegenstück zu Mertensia ovum: Callianira cristata n. spec. ist ihrerseits im südlichen Polarmeer häufig und wird meist mit den beiden bipolaren Arten angetroffen, wie aus der Liste auf Seite 167 hervorgeht. Sie ist vermutlich eine typisch antarktische Art ohne eurytherme Neigungen, denn sie wurde nur in der Posadowskybai und ihrer weiteren Um- gebung erbeutet, fehlt dagegen weiter nördlich vollständig im Expeditionsmaterial und scheint auch sonst nicht erbeutet worden zu sein. Demnach dürfte sie, wie anscheinend Mertensia ovum, nicht circumpolar verbreitet, sondern auf einen relativ kleinen Teil des Polarmeeres beschränkt sein. Die vierte Ctenophore des Nordens, die zarte Bolina infundihulum Fabricius, auch ein ständiger Begleiter der bipolaren Arten, wurde in der Arktis nahezu ebenso weit nördlich wie diese an- getroffen, allerdings bei Grönland nur bis zum 72" n. Br. ; sie ist heimisch um ganz Spitzbergen, an der Westküste Grönlands, in der Baffinsbai und Davisstraße, jedoch scheint sie im allgemeinen seltener zu sein, denn Römer z. B. traf sie immer nur vereinzelt an. Sie ist ebenfalls eine für das kalte, arktische Wasser typische Ctenophore, hat aber im Gegensatz zu Mertensia ovum eurytherme Neigungen, wenn auch nicht so ausgesprochene, wie die bipolaren Arten ; andererseits steht sie ersterer näher als Pleurobrachia pileus, insofern sie offenbar weniger empfindlich gegen Temperatur- erniedrigung und Eis ist wie letztere, denn von Römer wurde sie bei Spitzbergen in kälterem Wasser angetroffen als Pleurobrachia pileus; ebenso hat sie Vanhöffen an der Westküste Grönlands im Winter gefunden, während Pleurobrachia pileus um diese Jahreszeit nach seinen Angaben dort fehlte. Mit den bipolaren Arten dringt 5oZma infundibulum, ihren eurythermen Neigungen entsprechend, viel weiter nach Süden vor wie Mertensia ovum, und zwar den Küsten Norwegens, Irlands und Englands entlang bis in die Nord- und Ostsee, wo sie allerdings nur ein seltener Gast ist. An der Westküste Amerikas ist sie dagegen sehr häufig bis zum Golf von Georgia W. T., also bis zu dem 38" n. Br. ; noch weiter südlich scheint sie verschwunden zu sein, da sie bisher auch bei den Ber- mudas noch niemals zur Beobachtung kam. Da sie mit größter Wahrscheinlichkeit identisch ist mit Bolina septentrionalis Mertens aus dem Beringsmeer (Näheres Moser 1908-, S. 49), darf sie als eine circumpolare Form angesehen werden, obwohl sie bisher weder an der Küste Japans von Doflein noch an der Kalifornischen Küste nachgewiesen worden ist, wenn auch Torrey eine junge, in San Diego gefundene Bolina mit der Bolina microptera Ag. = Bolina septentrionalis Mertens aus dem Golf von Georgia identifi- zieren zu können glaubte, doch ist das einstweilen nur eine Vermutung, die einer zuverlässigen Basis entbehrt. 23* 174 Deutsche Siidpolar-Expedition. Als das Gegenstück zu Bolina infundihulum kann die Callianira antarctica Delle Chiaje gelten, insofern sie, nach den Fundorten zu urteilen, eine echte antarktische Art mit nur schwach eurythermen Neigungen und circumpolarer Verbreitung zu sein scheint. Vom ,, Gauss" wurde sie in der Winterstation und ihrer weiteren Umgebung, ferner bei Kerguelen und zum letztenmal nördlich von Kapstadt, unter dem 31" s. Br. erbeutet, von Chierchia im Oktober 1882 in der Magellanstraße und im November 1882 in der bereits dem Pazifischen Gebiet angehörenden Churrucabai, am Ausgang der Magellanstraße. Im Gegensatz zu Bolina infundihulum scheint sie eine solitäre, ziemlich seltene Art zu sein, da sie immer nur allein, niemals zusammen mit den Bipolaren oder einer anderen Art gefunden wurde (siehe die Liste auf Seite 267). Vergleichen wir die charakteristischen Ctenophoren der beiden Polarmeere untereinander, so finden wir bei ihnen einen allmählichen Übergang vom kalten zum lauen und warmen Wasser. Mertensia ovum und Callianira cristata sind typische, hocharktische resp. antarktische Formen, die ganz auf die kalten Stromgebiete beschränkt sind und deren südlichste resp. nördlichste Grenzen daher den Polen am nächsten liegen. Bolina infundihulum resp. Callianira antarctica vertragen dagegen leicht höhere Temperaturen ohne dabei die Unempfindlichkeit gegen Temperaturerniedrigung und Eis einzubüßen; sie dringen daher jederseits viel weiter in die gemäßigten Regionen vor und müssen als hocharktische Arten mit schwach eurythermen Neigungen bezeichnet werden. Pleurobrachia pileus dagegen ist einerseits empfindlicher gegen Temperaturerniedrigung und Eis, andererseits verträgt sie viel höhere Temperaturen. Sie dehnt, nach verschiedenen Angaben, ihr Verbreitungsgebiet lieber nach dem warmen wie nach dem kalten Wasser aus und wird je weiter nördlich um so seltener, hat also ausgesprochen eurytherme Neigungen und ist nicht als eine eigent- lich hocharktische Art zu bezeichnen. Bei Beroe cucumis sind die eurythermen Neigungen noch viel ausge- sprochener wie bei Pleurorachia pileus, zugleich ist aber auch ihre Unempfind- lichkeit gegen Eis und Temperaturerniedrigung so groß wie bei Mertensia. ovum, so daß ihr infolge dieser hochgradigen und wirklich erstaunlichen Unempfind- lichkeit und Anpassungsfähigkeit eine ganz besondere Stellung eingeräumt "M I I i werden muß. I I I I In beifolgendem Schema habe ich dieses gegenseitige Verhältnis der sechs ■ I ■ polaren Ctenophoren graphisch dargestellt. ■ • Der Liste der Ctenophoren aus den polaren und subpolaren Gebieten mit ihren 11 Arten und 6 Gattimgen: Mertensia, Callianira, Dryodora, Pleuro- brachia, Beroe und Bolina steht eine unvergleichlich viel längere aus den ge- mäßigten und warmen Breiten gegenüber und liegt hier der eigentliche Schwer- punkt der Ctenophoren, wie aus dem Schema am Schluß zu ersehen ist, in welchem das Zahlenverhältnis der einzelnen Arten und Gattungen in den verschiedenen Breiten und deren meridionales Verbreitungsgebiet graphisch dargestellt ist. Wenn auch Liste und Schema keinesfalls ihren Abschluß erreicht haben und mit der Zeit noch eine größere Anzahl neuer Arten hinzu - kom^men dürften, so wird dadurch, nach den bisherigen Erfahrungen, der Nördliches Eismeer •-5 E ■= § S 2 'S - O es -^ « tc - _ a^ t = Südliches Eismeer. Moser, Ctenophoren. jyt Schwerpunkt nicht verrückt werden, sondern wesentlich werden die Arten der gemäßigten und heißen Zonen eine Vermehrung erhalten. Von diesen haben einzelne eine sehr große, fast äqua- toriale Verbreitung, wie z. B. Beroe Forskali M. Edw., Pandora mitrata Mo s'eb. und Ocyroe maculata Eang. Andere dagegen sind fraglos lokale Formen, deren Entstehung und Beschränkung auf kleine Bezirke vielfach unverständlich sind und sich durchaus nicht immer durch Mangel an Beobachtung erklären lassen. Jedoch ist deren Zahl, nach Ausscheidung aller einmaligen und unsicheren Funde, eine relativ kleine. Sie finden sich besonders zahlreich im Mittelmeer, im Malayischen Archipel und an der Westküste Nordamerikas, und wenn auch nicht übersehen werden darf, daß dies be- sonders eingehend durchforschte Gebiete sind, so ist jedenfalls für das Mittelmeer das Vorhanden- sein von lokalen Formen so gut wie erwiesen. Während die Gattung Cullianira in den warmen und gemäßigten Breiten nur einen einzigen Repräsentanten besitzt: die Callianira hialata Chun aus dem Mittelmeer und von den Kanaren, ist die Ordnung der Cestiden ganz auf diese beschränkt und noch jetzt hat Geltung, was Mertens 1833 p. 495 schrieb: ,,Die Cesta leben in den Meeren der heißen und gemäßigten Zonen, im hohen Meer sowohl wie in der Nähe der Küsten. Sie mangeln gänzlich denen der kalten. In der nördlichen Hemisphäre scheint ihre äußerste Grenze nicht den 45. Breitegrad zu überschreiten." Tatsächlich ist auch der im Atlantischen Ozean so sehr verbreitete Cestus Veneris Lesxjexjr niemals weiter nördlich wie der 40. Breitegrad beobachtet worden. Chun begegnete ihm im Floridastrom, im Guineastrom, im Südäquatorialstrom, bei den Azoren und Kanaren. Im Mittelmeer ist er speziell bei Nizza und Neapel häufig, bei Triest dagegen nur ein seltener Gast. An der Ostküste Amerikas scheint er mindestens selten zu sein, denn ich fand ihn nur ein einziges Mal, und zwar von Mayer erwähnt, der ein Bruchstück eines Cestus bei den Tortugas fand. Ob Cestus Veneris auch auf der südlichen Hemisphäre heimisch ist, läßt sich, trotzdem positive Angaben hierüber noch fehlen, mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen, denn das Journal Vanhöffens verzeichnet fünfmal ,,Cestus'\ einmal unter dem 52° s. Br. und dem 30" ö. L., einmal bei Port Natal, dreimal aus der Nähe von Madagaskar, und handelt es sich sehr wahrscheinlich um Cestus Veneris, da alles dafür spricht, daß er so weit wie die warmen Strömungen nach Süden vordringt. Die übrigen bisher bekannten Cestus: Cestus pectenalis Bigelow von den Malediven, Cestus marginatus QuoY et Gajmard von Neu-Guinea und Cestus amphitrites Mertens aus der Südsee, nörd- lich von den Marquesas -Inseln, sind ausschließlich Bewohner der Tropen, die beiden letzteren aber ziemlich unsicherer Natur, ebenso wie die beiden Cestiden Dofleins von der Ostküste Japans. Der einzige Repräsentant der noch zu den Cestiden gehörigen Gattung Vexillum: Vexillum parallehim Fol wurde bisher nur bei den Kanaren und bei Neapel beobachtet und ist auch dort recht selten. Zahlreiche Vertreter in allen warmen Meeren haben die Gattungen Bolina, Pleurobrachia und Beroe. Von letzterer ist hier Beroe Forskali M. Edw. am weitesten verbreitet, denn wir finden sie im Hafen von San Diego, Kalifornien, wo sie mit der von Norden kommenden Pleurobrachia f Ileus zusammen vorkommt, bei den Fidji-, Ellice- und Gesellschafts -Inseln und bei Hawai, ferner im Mittel- meer, bei den Malediven und im Malayischen Archipel; ob sie auch an der Ostküste Japans heimisch ist, konnte noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden. In den kalten Strömungen und im Misch- wasser ist sie dagegen jedenfalls sehr selten, denn sie wurde hier bisher aUein von der Fran- 176 Deutsche Südpolar-Expedition. zösischen Südpolar-Expedition 1903—1905, und zwar in der Antarktis bei den Inseln Wienke und Bootli Wandel (Palmer Archipel) erbeutet (Maas 1906 p. 15). Nach unseren jetzigen Kenntnissen ist ihr eigentliches Verbreitungsgebiet auf den Gürtel zwischen dem 45" n. Br. (Golf von Triest) und dem 20» s. Br. beschränkt. An der Ostküste Amerikas, an der Westküste Spaniens und Frank- reichs, bei den Kanaren, Kapverden und Azoren ist sie noch nicht zur Beobachtung gekommen, auch im Golf von Mexiko nicht. Eine ziemliche Verbreitung hat auch Beroe hyalinaMosER, dennDoFLEiN erbeutete sie in mehreren Exemplaren in der Sagamibucht und der ,, Gauss" in der Nähe Kapstadts, so daß sie vermutlich im Indischen Ozean heimisch ist. Zweifelhaft bleibt es noch, ob sie eine Warmwasser- oder eine Kaltwasserform mit eurythermen Neigungen ist, da sich in der Sagamibucht das warme Wasser des Kuroschio mit dem kalten des Kurilenstromes mischt und auch die Spitze Südafrikas ein Misch - gebiet kalter und warmer Strömungen ist. Mehr lokale Formen sind offenbar: Beroe Clarhi Ag., heimisch in Süd-Carolina, bei Florida, bei den Tortugas und Bahamas, und Beroe ovata Bosc, im Mittelmeer sehr häufig, kam außerhalb der Meerenge von Gibraltar, selbst bei den nahen Kanaren, noch niemals zur Beobachtung (näheres Moser 1908 ^ S. 20). Sie stellt jedenfalls eine mittelländische Abart von Beroe cucumis dar, von der sie sich fast nur durch eine etwas höhere Entwicklung ihres Gefäßsystems unterscheidet. Die übrigen Beroen sind mehr oder weniger unsichere Arten, so Beroe Mertensi Brandt, von Mertens aus dem südlichen Atlantischen Ozean (35» 50' s. Br., 22» 5' ö. L.) beschrieben, Beroe macrostoma Peron et Lesueur von der Küste Neu -Guineas, Beroe constricta Cham, et Eys. aus der Sundasee, Beroe rose QuoY und Gaim. von den Molukken, Beroe de Basier von der Küste Perus usw., die nur insofern Wert haben, als sie für das Vorkommen von Ctenophoren in diesen Gegenden Zeugnis ablegen. Von den noch zur Ordnung der Beroiden gehörigen Gattungen Pandora Eschscholtz und Neis Lesson mit zusammen fünf Arten sind Pandora mitrata Moser und Pandora Flemingi Eschscholtz sehr verbreitet. Erstere wurde von Doflein an der Ostküste Japans und dreimal vom ,, Gauss" im Atlantischen Ozean, in der Nähe der afrikanischen Küste erbeutet, das letztemal unter dem 11» n. Br. und dem 6» w. L., letztere östlich von Japan, und ferner verschiedentlich im Malayischen Archipel. Dagegen sind wahrscheinlich Panrfora punctata Cham, et Eys., Azoren — ■ vielleicht kommt sie auch bei den Bermudas vor — , Pandora 7jrm(lo;-maMosER,Malayischer Archipel, und Neis cordigera Lesson, Hafen von Sidney (Australien), lokale Formen. Unter den Pleurobrachien besitzt keine außer Pleurobrachia pileus größere Verbreitung; Pleuro- hrachia- rhodofis Chun ist eine lokale Mittelmeerform, Pleurobrachia striata Moser wurde bis jetzt nur bei Amhoina, Pleurobrachia globosa Moser und Pleurobrachia pigmentata Moser im Malayischen Archipel, wo sie jedoch ziemlich verbreitet erscheinen, gefunden, letztere allerdings auch noch vom ,, Gauss" bei Port Natal und dürfte sie somit im Indischen Ozean heimisch sein. Die zur gleichen Familie der Pleurobrachiadae gehörenden Gattungen: Hormiphora mit zehn Arten, Euplokamis und Lampetia mit zusammen vier Arten, haben, wie die Pleurobrachien, eine ausgesprochene Neigung zur Varietätenbildung, denn von diesen 14 Arten besitzt nur eine einzige, Hormiphora japonicaMos^n, größere Verbreitung: wir begegnen ihr an der Ostküste Japans, sowohl bei Hokkaido wie in der Sagamibucht, und dann wieder in der Nähe Madagaskars (,, Gauss"), so daß Moser, Ctenophoren. J77 sie jedenfalls, wie PleurobracJiia pigmentata, im Indischen Ozean heimiscli ist. Alle anderen sind dagegen auf ein mehr oder weniger kleines Gebiet beschränkt: auf das Mittelmeer, vielleicht sogar nur auf den Golf von Neapel: Hormiphora plumosa Ac, Lampetia Pancerina Chun und Euplokamis stationis Chun, denn nicht einmal bei Villefranche, Nizza, Messina und Triest scheinen sie vorzu- kommen. Hormiphora spatulata Chun wurde bisher nur an der Westküste Frankreichs („Gauss") und bei den Kanaren erbeutet, Hormiphora palmata Chun bei den Kapverden und Kanaren, und hier auch einmal (,, Gauss") Hormiphora pwnctoto Moser; diese drei fehlen jedenfalls im Mittelmeer. In der Südsee und im Indischen Ozean finden sich noch folgende, wahrscheinlich ebenfalls mehr lokale Formen: Hormiphora jusiformis Mayer, Ha wai -Inseln, Marquesas- und Paumotu- Inseln, Euplocamis californensis Torrey nur einmal bei San Diego, Kalifornien, gefunden, Hormi- phora Amhoinae Moser und Hormiphora Sibogae Moser, Malayischer Archipel. Dagegen ist Hormi- phora ochracea Mayer vielleicht ein Kosmopolit, denn sie wurde seinerzeit von Mayer bei den Hawai -Inseln gefunden und später von mir mit einer Ctenophore aus dem Malayischen Archipel identifiziert. Die Richtigkeit dieser Identifikation ist jedoch fraglich, weil Beschreibung und Zeich- nung Mayers sehr ungenügend sind. Zweifelhafte Arten sind Lampetia elongata Q. u. G. aus der Nähe der Kapverden und Hormi- phora ellyptica EscHSCHOLTZ aus der Südsee, Nähe des Äquators. Zur Familie der Mertensidae gehören, außer den auf das kalte Wasser des nördlichen Eismeeres resp. der kalten Tiefe {Mertensia Chuni n. s]^.) beschränkten Gattungen: Mertensia und Dryodora, noch die Gattungen Charistephane, Tinerfe und Euchlora mit vier Arten, von welchen zwei selten und auf das Mittelmeer beschränkt sind: Euchlora rubra Chun und Euchlora ßigera Chun; die dritte, Charistephane fugiens Chun, ist auch noch bei den Kanaren heimisch, während Tinerfe cyanea Chun nach den Angaben Chuns eine typische Leitform der warmen Gebiete des atlantischen Ozeans ist. Vom „Gauss" wurde sie dementsprechend verschiedentlich bis zum 30» s. Br. beobachtet. Von den L o b a t e n sind alle außer Bolma infundibulum Fabricius, Lesueuria hyboptera Ag. von Newport und Massachusetts -Bai und die zweifelhaften Arten: Alcinoe rosea Mertens von den Falklandsinseln und Eurhamphaea heteroptera Cham, et Eys. vom Kap der Guten Hoffnung auf die warmen Zonen beschränkt, wo sie teilweise einen hohen Grad der Entwicklung erreicht und ganz aberrante Formen angenommen haben. Vier von ihnen haben große Verbreitung, am größten die tropische Ocijroe maculata Rang heimisch sowohl im Golf von Mexiko (St. Vincent, Florida) wie bei den kleinen Antillen, an der Ostküste Japans (Sagamibucht) und im Malayischen Archipel, während Ocyroe cristallina Rang, bisher nur bei St. Paul und den Tortugas, Eurhamphaea vexilligera Gegenbaur im Mittelmeer bei den Azoren und Kanaren zur Beobachtung kamen. Eucharis multi- cornis Q. u. G. ist dagegen im warmen Wasser des Atlantischen Ozean sehr verbreitet: Azoren, Kanaren, Tortugas, Bermudas und auch im Mittelmeer. Im Südäquatorialstrom begegnete die Plankton-Expedition großen Exemplaren in einem dichten, wenige Seemeilen langen Schwärm. Die übrigen Lobaten sind entweder zweifelhafte, lokale oder sehr seltene Formen. Zu den ersteren gehören die der Fundorte wegen zu beachtenden Arten: Lesueuria Tiedemanni Eschscholtz östlich von Japan, ^^cmoe vermicularis Rang in der Nähe von Rio de Janeiro, Calymma Trevirani Mertens in der Nähe der westafrikanischen Küste am Äquator und Eurhamphaea Kuhli Eschscholtz in der Südsee beim Äquator. Den lokalen Formen dagegen zuzuzählen sind offenbar die von der Ostküste 178 Deutsche Südpolar-Expedition. Nordamerikas beschriebenen Arten : Mnemiofsis Leidyi A.Q. (Naushon, Buzzard-Bay,Newport, Narra- gansett-Bay, Bermudas), Mnemiopsis Gardeni Ag. midL Mnemiofsis Mc. CradyiMAYER (Cbarleston, Süd-Carolina), ferner die früher im Mittelmeer bei Nizza und Neapel sehr häufige Lesueuria vitrea M. Edward, die allerdings wahrscheinlich jetzt ganz ausgestorben ist, falls sie nicht, wieVANHÖFFEN vermutet, identisch mit der bei den Tortugas und Florida Eeefs häufigen Bolina vitrea kG.'i^t, wofür jedoch Anhaltspunkte fehlen. Lokale Formen sind auch Deiopea halehtonata Chun und Bolina hydatina Chun, Neapel, sowie Ocyroe fusca Rang, Kapverden. Ob dies auch der Fall ist für die bei den Fidji-Inseln häufige Eucharis grandiformis Ag. und Mayer und die im Hafen von Sidney ebenfalls häufige Bolina Chuni Lendenfeld, läßt sich bei der Lückenhaftigkeit unserer Kenntnisse gerade dieser Gegenden nicht sagen. Ganz unentschieden bleibt dies einstweilen auch für Bolina mikado Moser von der Ostküste Japans (Sagamibucht) und für die Lobaten Bigelows von den Malediven: Bolina ovalis und Ocyroe pteroessa. Das gleiche gilt für die aberranten Formen: Ganesha elegans Moser aus dem Malayischen Archipel und Cryptolobata primitiva n. sp. von den Seychellen, deren Stellung im System noch unklar ist. Die große Armut der Ctenophorenfauna beider Polarmeere, ihre Mannigfaltigkeit und ihr Formenreichtum in den warmen und gemäßigten Breiten, ist nach den vorstehenden Untersuchungen eine unbestreitbare Tatsache, an der spätere Forschungen jedenfalls kaum etwas ändern werden. Sie steht im Einklang mit den bei anderen Tiergruppen, z. B. bei den Medusen (Maas 1906), ge- sammelten Erfahrungen und bestätigt für Ctenophoren die von Chun 1897 in seiner Schrift über die Beziehungen des arktischen und antarktischen Plankton ausgesprochene Ansicht, daß das kalte Wasser der Varietätenbildung wenig förderlich sei. Keine einzige Familie, nicht einmal eine Gattung, findet sich, die dem einen oder anderen polaren Gebiete eigen wäre, abgesehen von der unsicheren Dryodora glandiformis Mertens, während das Wasser der gemäßigten und warmen Breiten eine große Anzahl exklusiver Gruppen besitzt. Am auffallendsten zeigen sich die verschiedenen Neigungen des warmen und kalten Wassers, Varietäten zu bilden, wenn man die Ctenophorenfaunen zweier mehr oder weniger abgeschlossener Becken, z. B. des kalten Norden und des warmen Süden, vergleicht, so diejenige des Mittelländischen Meeres mit jener der Nord- und Ostsee. Beide sind recht gut durchforschte Faunengebiete, beide stehen mit dem Atlantischen Ozean in Verbindung und lassen sich daher gut untereinander ver- gleichen. Während nun die Nord- und Ostsee keine einzige lokale Form besitzt — es scheint ziemlich ausgeschlossen zu sein, daß dort noch eine entdeckt werden sollte — und hier nur die drei nordischen Arten: Beroe cucumis, Pleurobrachia pileus und Bolina infundibulum vorkommen, denen wir überall im kalten Wasser des Nordens begegnen, hat das Mittelländische Meer nicht weniger wie 18 Arten, von welchen jedenfalls 10 der Mehrzahl nach lokale Mittelmeerformen sind und ihre westliche Verbreitungsgrenze etwa in der Meerenge von Gibraltar finden: EucMora rubra Chun, Euchlora filigera Chun, Lesueuria vitrea M. Edwards, Pleurobrachia rhodopis Chun, MosEK, Ctenophoren. 179 Hormifhora plumosa Agassiz, Lampetia Pancerina Chun, Euplokamis stationis Chun, Beroe ovata Bosc, Bolina hydatina Chun, Deiopea kaloktenota Chun. Dazu kommen dann noch 5 Arten, deren Verbreitungsgebiet allerdings nicht nur auf das Mittel - meer beschränkt ist, aber wahrscheinlich nicht weiter als bis zu den Kanaren und den Kapverden reicht: Hormiphora spatulata Chun, Charistephane fugiens Chun, Callianira hialata Delle Chiaje, Vexillum parallelum Fol, Eurhamphaea vexilligera Gegenbaur und 3 Arten von außerordentlicher Verbreitung: Cestus Veneris Lesueur, Beroe Forskali M. -Edwards, Eucharis multicornis QuoY und Gaimard, ein Formenreichtum, wie er z. B. auch von Meisenheimer bei den mittelländischen Pteropoden festgestellt wurde. Ein ganz ähnliches Ergebnis erhalten wir durch Vergleich einzelner Küstenstriche warmer und kalter Breiten. An der warmen Küste Ostamerikas, von Massachusettsbai bis hinunter nach Florida, welche Zahl verschiedener Ctenophoren, selbst wenn die eine oder andere Art später als Synonym einer gut bekannten gestrichen werden müßte! — ich brauche nur an Beroe Clarki Ag., an Mnemiopsis Mc. Cradyi Mayer, an Mnemiopsis Leidyi und Mnemiopsis Gardeni Ag. zu erinnern. Wie arm dagegen die Küste Grönlands, wo, trotz wiederholt vorgenommener, auf einen längeren Zeitraum ausgedehnter Untersuchungen bisher, außer den vier nordischen Arten, nur eine einzige vermutlich lokale Form: Pleurobrachia crinita Moser von Vanhöffen gefunden wurde, während aus Spitzbergen keine einzige bekannt geworden ist. Und wiederum, wie reich der Malayische Archipel, wie arm Kerguelen und die Posadowskybai ! Es genügt, einen Blick auf das Schema am Schluß zu werfen, um diese Tatsache bestätigt zu finden. Der Unterschied der Ctenophorenfauna der Poiarmeere und der Tropen ist um so bedeut- samer, als die Ctenophoren teilweise eine ganz erstaunliche Verbreitungs- und Anpassungsfähigkeit besitzen, die in wenigen Fällen, z. B. bei Beroe cucumis, eine fast schrankenlose genannt werden muß, und mehr oder weniger jede Grenze zwischen den einzelnen Meeren, den verschiedenen Klimaten, dem kalten und warmen Wasser verwischt. Doch finden sich auch alle Zwischenstufen von typisch arktischen resp. antarktischen Formen, wie sie nach Aurivillius zu unterscheiden sind von solchen, die auch in geringere Breiten vordringen und dort prosperieren, zu eigentlich tropischen Formen. Beroe Forskali, Pleurobrachia pileus, Bolina infundibulum, Mertensia ovum bilden ein Beispiel für diesen allmählichen Übergang vom warmen zum kalten Wasser. Unter diesen Formen gibt es Arten die eine vollständig äquatoriale Verbreitung besitzen und hier Deutsche Südpülar-Expeditiou. XI. Zoologie. III. 24 180 Deutsche Südpolar-Expedition. unter anderen biologischen Bedingungen leben, so im ganzen tropischen und subtropischen Gürtel z. B. Beroe Forshali, die dann bei der kalifornischen Küste mit der nordischen Pleurobrachia pileus zusammentrifft. Ähnlich auch das Verhalten von Pandora mitrata Moser, die im kalten Wasser von Hokkaido in Nord- Japan und dann weiter südlich im Mischwasser der Sagamibucht zusammen mit Beroe cucumis gefangen wurde, der wir auch wieder in der Nähe der kalten Westküste Süd- afrikas, diesmal zusammen mit Pleurobrachia pileus begegnen und schließlich noch einmal zwischen Ascension und St. Helena. Ocyroe maculata ist heimisch sowohl in den Tropen, im Golf von Mexiko und (sehr wahrscheinlich) im Malayischen Archipel, wie im Mischwasser der Sagami- bucht. Die Wanderlust und Anpassungsfähigkeit der Ctenophoren ist viel größer, als z. B. bei Medusen, und findet daher die von Maas 1906 für diese aufgestellte Eegel: daß rein arktische Arten auch circumpolar sind und umgekehrt, daß nicht circumpolare, nordische Arten auch nicht rein arktisch sind, meiner Ansicht nach keine Anwendung auf sie, denn wenn auch Pleurobrachia pileus und Beroe cucumis im kalten Wasser des Nordens resp. des Südens eine ganz andere Rolle spielen wie in den gemäßigten und warmen Zonen, so sind sie durchaus keine rein arktischen Formen und doch offenbar circumpolar, während Mertensia ovum wahrscheinlich nicht circumpolar und doch rein arktisch ist. Aus demselben Grund sind bei Ctenophoren die Grenzen zwischen den einzelnen Strömungs- gebieten der verschiedenen Meere weniger scharf wie bei anderen Klassen, wenn auch der Einfluß der Strömungen natürlich unverkennbar ist. So hängt die Verbreitung der nordischen Ctenophoren besonders von Mertensia ovum längs der Ostküste Nord -Amerikas deutlich mit dem Labradorstrom zusammen, wie sich auch der Einfluß des kalten Kurilenstromes auf die Ctenophorenfauna der Ostküste Japans, der kalten antarktischen Ströme auf jene der Westküste Süd -Afrikas bemerkbar macht. An manchen Punkten, so z. B. an der Spitze Süd-Afrikas, wo sich drei Strömungen treffen und mischen, in der Sagamibucht, an der Ostküste Nord-Amerikas, findet teilweise eine vollständige Durchmischung von Formen kalter imd warmer Gebiete statt, eine Durchmischung die dagegen im Nördlichen Eismeer fehlt. Der Golfstrom verschleppt offenbar keine einzige Warmwasser-Ctenophore dorthin oder auch nur an die nordeuropäischen Küsten, was ja auch Maas bei den Medusen konstatiert hat; wenigstens ist bisher kein einziger Fund bekannt, der im Sinn einer solchen Verschleppung ge- deutet werden könnte. Die Bolina, die M' Intosh von der Irischen Küste erwähnt, ist nicht als Beleg hierfür zu gebrauchen, da sie sicher, wie Römer annimmt, mit Bolina infundibulum identisch ist (Näheres Moser 1908-, S. 52). Andererseits spricht das Fehlen der einzig bisher bekannten, rein arktischen Ctenophore Mertensia ovum in der Ost- und Nordsee und bei den Shetlands -Inseln, im Gegensatz zu den anderen nordischen Ctenophoren, eher gegen die von Aurivillius 1896 ver- tretene Hypothese, daß das arktische Wasser zeitweise bis dorthin vordringt und dadurch, wie Chun annahm, im Winter eine einheitliche arktische Fauna die Oberfläche bevölkere von der Küste Westgrönlands bis in die Nord- und Ostsee. Der Befund bei Ctenophoren läßt sich meines Er- achtens wie jener bei Medusen im Sinn des Bestehens einer ständigen, durch den Golfstrom ge- bildeten Barriere im Norden deuten, denn andernfalls wäre nicht einzusehen, warum Mertensia ovum nicht zeitweise auch hier, wie an der amerikanischen Küste, weiter südlich vordringen sollte. Moser, Ctenophorcn. loi Hiermit sind wohl die wichtigsten Fragen über die geographische Verbreitung der Ctenophoren, soweit dies auf Grund des teilweise noch recht dürftigen Materials einstweilen möglich ist, erörtert worden. Andere Fragen dagegen mußten ganz beiseite gelassen werden, so jene über das periodische Auftreten, über das Auf- und Absteigen zu verschiedenen Tageszeiten und über die vertikale Ver- breitung, weil hierüber keine oder nur ganz geringe Beobachtungen vorliegen. Das Material des ,, Gauss" ist beispielsweise fast das einzige, das nähere Angaben über die Tiefe der Fänge enthält, und das genügt, trotz seiner Reichhaltigkeit, nicht um Schlüsse von allgemeiner Bedeutung zu ziehen. Es wäre sehr zu wünschen, daß künftig jedem Material genaue Angaben beigegeben würden, sowohl über die Tageszeit und Temperatur des Wassers wie über die Art resp. die Tiefe des be- treffenden Fanges. Die Bezielunigeii der arkti.sclien und antarktisclien Ctenophoren zu jenen der warmen und gemäßigten Breiten. Eine der interessantesten Fragen, die nach dem Entwicklungszentrum unserer heutigen marinen Tierwelt und nach der Bedeutung der bipolaren Art und Gattungen möchte ich hier noch mit Bezug auf die Ctenophoren in Kürze erörtern. Für die Pteropoden hat Meisenheimer (1905,1906) die Ansicht vertreten und gut begründet, daß ihr Entwicklungszentrum im Gürtel der warmen Meere zu suchen sei, von wo ein allmähliches Ausstrahlen nach den beiden Polen zu stattgefunden habe und teilweise noch stattfindet, wobei, je nachdem ob spezifische Abänderungen erfolgen oder nicht, unipolare oder bipolare Formen entstehen. Diese seien somit durchaus keine Relikten einer ehemals über die ganze Erde verbreiteten Warmwasserfauna, im Sinne der Theorie Pfeffers (1890 und 1891). Für die Medusen ist Maas (1906) zum gleichen Schluß gekommen, obwohl bei diesen keine einzige Art beiden Polen gemeinsam ist, dagegen eine Anzahl Gattungen, jedoch nur solche, die auch in der Tiefsee vorkommen. Zur Beurteilung der Frage bei den Ctenophoren ist die Tatsache von Wichtigkeit, daß die arktische und antarktische Ctenophorenfauna trotz ihrer Formenarmut durchaus keinen primi- tiven Charakter trägt, was ja schon Chun 1898 ganz im allgemeinen für das arktische Plankton feststellte. Es finden sich hier in den polaren Gebieten ebensosehr hochstehende Arten, so Beroe cucumis und Bolina infundihulum, wie ganz primitive, zu denen Mertensia ovum und die Callianiren gehören, so daß diese Fauna gewissermaßen ein Gemisch von hochentwickelten und niederen Formen darstellt, ohne auch nur eine einzige ihr eigentümliche Gruppe zu besitzen. Dagegen fehlen ihr eine große Zahl Gattungen und selbst Familien, die in den warmen und gemäßigten Breiten zu hoher Blüte gelangten und, wie bei den Lobaten, die aberrantesten Formen hervorgebracht haben. Vor allem fehlen ihr, und das ist vielleicht das wichtigste, eine Anzahl primitiver Gattungen, wie z. B. die Gattung Hormiphora, von deren neun Arten sich nicht eine einzige in einem der polaren oder subpolaren Gebiete findet. Es ist daher nicht zu bezweifeln, daß auch für die Ctenophoren das Entwicklungszentrum in den warmen und gemäßigten Breiten liegt und hier die Mutter der Ctenophorenfauna zu suchen ist. Von hier aus hat dann offenbar, wie bei Pteropoden, nach allen Seiten ein allmähliches Ausstrahlen in das kalte Wasser stattgefunden, wobei es sowohl zur Bildung von Tiefseeformen 24* 1^2 Deutsche Siidpolar-Expedition. kam wie zur Bildung der wenigen bisher bekannten unipolaren Formen: Callianira antnrctica, Gallianira cristata und Beroe compacta nach der einen Seite, Mertensia otmm, Bolina infundihulum, Pleurobrachia crinita nach der anderen Seite. Die Übereinstimmung der Pole ruht nur auf den beiden gemeinsamen Arten PZewroferac/wa pileus und Beroe cucumis und ist somit für Ctenophoren eine recht geringe, eine viel geringere, wie sie nach der PFEFFERschen Reliktentheorie sein müßte, um so mehr, da diese beiden keine eigentlich bipolaren Formen in dem Sinne sind, daß sie, wie z. B. Limacina reirowersa Meisenheimer, nur den beiden Polen eignen und in dem Zwischenwasser fehlen. Diese tJbereinstimmung ist sehr wahrscheinlich, dafür lassen sich auch die Funde des ,, Gauss" deuten, eine genetische, entstanden durch Vermittlung des kühleren Wassers im Sinn der Ortmann- CHUNschen Theorie, für deren Richtigkeit sie, wie Sagitta hamata Möbius, einen weiteren Beweis liefern dürfte. Diese drei Arten sind allerdings bis jetzt die einzigen, welche sich im Sinn einer direkten Verbindung beider Pole durch die Tiefe deuten lassen und stehen in Gegensatz zu den bipolaren Arten: Fritillaria horealis Lohmann und Limacina retroversa Meisenheimer, die in dem verbindenden Wasser fehlen und dort auch keine Zwischenformen zu besitzen scheinen. Die Verbreitung von Beroe cucumis und Pleurobrachia pileus bis nach den Polen hin wird vielleicht so vor sich gegangen sein, daß diese beiden, ohne allen Zweifel sehr anpassungs- und Widerstands- , fähigen Arten allmählich überall in das kühle und kalte Wasser, also sowohl in die Tiefe wie, teils durch deren Vermittlung, nach den Polen zu vorgedrungen sind. Pleurobrachia pileus läßt jetzt noch, deutlicher wie Beroe cucumis, ihren Ursprung aus dem warmen Wasser erkennen, insofern ihre Neigungen sie mehr dem warmen wie dem kalten Wasser zuführen und sie empfindlicher ist gegen Temperaturerniedrigungen und Eis. Daß die Oberflächenfauna der Polarmeere durchaus nicht identisch ist mit der Fauna der Tief- see, dafür bilden auch die Ctenophoren einen deutlichen Beleg, denn einmal fehlen letzterer sehr wahrscheinlich, so viel läßt sich jetzt schon sagen, die unipolaren Arten wie z. B. die zarte Bolina infundibulum, andererseits besitzt sie in Mertensia Chuni eine Form die jedenfalls der arktischen Oberflächenfauna fehlt. Eine solche Identität ist auch a priori ganz unwahrscheinlich, weil die biologischen Verhältnisse der Tiefsee vielfach ganz andere sind — es braucht nur auf den kolossalen Wasserdruck und das Minimum an Licht und Sauerstoff hingewiesen zu werden — , so daß eine be- sondere Organisation für diese notwendig erscheint, wofür Mertensia Chuni mit ihrer unbestreit- baren Anpassung an die Tiefe ein sprechender Beweis ist. Das schließt aber nicht aus, daß gewisse Arten von besonderer Organisation diesen verschiedenen Gebieten gemeinsam sein können und meiner Ansicht nach besitzen wir in Beroe cucumis, wahrscheinlich auch in Pleurobrachia pileus, eine derartige Form. Darnach sehe ich für Ctenophoren, wie Maas für Medusen (1906, S. 25), in der Arktis, Antarktis und T i e f s e e drei verschiedene Besiedelungsgebiete, jedes mit einer ihm eigen- tümlichen Fauna, wobei jedoch allen drei Gebieten auch gleiche Arten gemeinsam sein können dadurch, daß eine besonders anpassungsfähige Art aus dem warmen Wasser entweder gleichzeitig in diese drei Gebiete auswanderte, oder aber nur in das eine derselben, z. B. an den einen Pol, um dann allmählich durch Vermittlung der verbindenden Tiefsee im Sinne Chuns schließlich auch in die übrigen Gebiete, so an den anderen Pol, zu gelangen. Die Ausbreitungsmöglichkeiten sind eben vielfache und bei dem kontinuierlichen Zusammenhang aller Meere, dem überall vor- Moser, Ctenophoren. j gg liandenen allmählichen Übergang vom kalten zum warmen Wasser, der Oberfläche zur Tiefe ist jedenfalls kein Weg zur Ausbreitung und Anpassung unbenutzt geblieben, so daß nacheinander und nebeneinander die verschiedenen Möglichkeiten ausgenutzt wurden. Von einem einheitlichen Prinzip kann daher, wie Maas auch für die Medusen betonte, schwerlich die Rede sein, selbst inner- halb der einzelnen Gattungen. Beispielsweise scheint es mir gar nicht ausgeschlossen, daß Mertensia Chuni, die vom ,, Gauss" das eine Mal in der Antarktis gefunden wurde, und zweifelsohne eine ausgesprochene Tiefseeform ist, allmählich in den seichteren Wasserschichten des Südpols heimisch wird, eventuell aber nicht notwendig unter Anpassungsveränderungen, die zur Bildung einer neuen Varietät führen, während bei ganz zart organisierten Formen, wie Bolina infundibulum, Callianira cristata und Mertensia ovum. nicht anzunehmen ist, daß sie via Tiefsee in die Polarmeere gelangten, sondern sie stellen vermutlich direkte Abspaltungen von Oberflächenformen der warmen Meere dar, wie beispielsweise auch die lokale Warmwasserform Callianira hialata und Beroe ovata. Ver/eichnis aller bis jetzt bekannten Ctenophoren mit ihren hauptsächlichsten Synonymen und kurzer Angabe, wo sie vorkommen resp. wo sie bisher beobachtet wurden. I. Ordnung: Cydippidae Lesson. (Callianiridae Eschsch., Saccatae Ag.) Gruppe A, I. Familie: Mertensidae L. Agassiz Genus: Mertensia Lesson 1. Mertensia ovum Fabricius (Nördl. Atl. Ocean) 2. Mertensia Chuni Moser (Tiefsee) Genus: Charistephane Chun 3. Charistephane fufßrns Chun (Mittclineer, Kanaien) Genus: Euchlora Chun {Owenia Kölliker und L. Agassiz, Mertensia Gegenbaur) 4. Euchlora rubra Kölliker (Mittelmeer) 5. Euchlora pligera Chun (Mittelmeer) Genus: Tinerfe Chun 6. Tiyierfe cyanea Chun (Mittl. Atl. Ocean) Genus: Dryodora L. Agassiz (?) 7. Dryodora glandijormis Mertens {Beroe gl. Mertens, Mertensia rubra CtEoenbaur) (Beringsmeer) II. Familie: Callianiridae Gegenbaur Genus: Callianira Peron et Lesueur {Eschscholtzia Gegenbaur) 8. Callianira hialata Delle Chia.je (Eschscholtzia cordata Kölliker u. Gegenbaur) (Mittelmeer, Kanarcn) 9. Callianira aniarctica Chun (Antarctis und Subantarctis) 10. Callianira compressa Mertens {Beroe compressa+ Beroe octoptera Mertens, nicht Mertensia ovum Chun, Römer, Vanhöffen) (Beringsmeer) 11. Callianira cristata Moser (Südl. Atl. Ocean) Gruppe B. III. Familie: Pleurobrachiadae Chun {Cydippidae Ag.) Gruppe a. Genus: Pleurobrachia Fleming {Cydippe Esch.) 12. Pleurobrachia pileus Fabricius {PI. rhodoäactyla Ag., Fewkes etc. -1- PI. Bachei Ag., Torrey etc. vielleicht auch Pleurobrachia arctica N. Wagner) (Kosmopolit) 184 Deutsche Siidpolar-Expeditiou. 13. PlewobracMa rhoäopis Chun (Neapel) 14. Pleurohrachia globosa Moser (Malayischer Ai'diipel) 15. Pleurobrachia pigmentata Moser (Malayisclier Aix-hipel, P. Natal) 16. Pleurohrachia striata Moser (Amboina) 17. Pleurohrachia crinita Moser (Kai-ajak Fjord, West-Gröiüand.) Genus: Hormiphora L. Agassiz {Gyäipfc Gegenbaur) 18. Hormiphora plumosa L. Agassiz (Mittelmeer, Tortugas?) 19. Hormiphora spatulata Chun (Mlttelnieer und angrenzender Atl. Ocean) 20. Hormiphora palmata Chun (Kanaren, Kapverden) 21. Hormiphora fusiformis Mayer (Lampeiia jusiformis Mayer) (Ti-opisch Pncifisch) 22. Hormiphora ochracea Mayer {Pleurobrachia ocliracea Mayer) (Östliche Südsee, Malayischer Ai-chipel?) 2.3. Hormiphora Sibogae Moser (Malayischer Aj'chipel) 24. Hormiphora Amboinae Moser (Amboina) 25. Hormiphora japonica Moser (Ostküste Japans, Madagaskar) 26. Hormiphora punctata Moser (Kanaren) 27. Hormiphora ellyptica Eschscholtz (Ci/dippe cJlijptica Eschscholtz ?) (Südsee, Äquator) Genus ? Pleurobrachia? Hormiphora?? 28. Cydi'ppe cucumis Mertens {Beroc cucumis Mertens?) (Beringsmcer, San Franzisco) Gruppe b. Genus: Lampetia Chun 29. Lampetia Pancerina Chun (vielleicht mit Thoe paradoxa Chun) (Neapel) 30. Lampetia elongata {Beroe elongahis Quoy u. Gaimard?) (Nordwestatiika) Genus: Euplokamis Chun 31. Euplokamis stationis Chun (Neapel) 32. Euplokamis californensis Torrey (San Bicgo, Kalifornien) II. Ordnung: Beroidae Eschscholtz. Genus: Beroe Browne (Idyia + Medea + Idyiopsis Ag.) 33. Beroe ovafa Bosc {Idyia ovata L. Agassiz) (Mittelnieer) 34. Beroe cucumis Fabricius (+ Beroe capensis Cham, et Eys. u. Eschsch., Idyia cyathina + Idyia roseola Ag.) (Kosmopolit) 35. Beroe Forskali Milne-Edwards (in den warmen und gemäßigten Zonen aller Meere, u. Süd-Shctlaiul J.) 36. Beroe hyalina Moser (Saganübucht (Japan), Nähe Kapstadts) 37. Beroe Clarki L. Agassiz (Südostküste Nordamerikas) 38. Beroe comjiacta Moser (Posadowsky-Bai) Genus: Pandora Eschscholtz 39. Pandora penicillaia Mertens {Idyia pcniciWila Mertens ?) (Südsee) 40. Pandora Flemingi Eschscholtz (Östhch \on Japan, Malayischer Ai-chipel) 41. Pandora pandorina Moser (Malayischer Archipel) 42. Pandora mitrata Moser (Todohokke (Jajian) und mitt!. Atl. Ocean) 43. Pandora punctata Cham, et Eys. {Brroe punctata Cham, et Eys. ?) (Azoren, Bermudas?; Genus: Neisidae Lesson 44. Neis cordigera Lesson (Hafen von Sidney, Australien) III. Ordnung: Lobatae Eschsch. L. Ag. {Callianiridae Mertens, Calymnidae Gegenbaüe) Gruppe A. I. Familie: Bolinidae A. Agassiz Genus: Lesueuria M. -Edwards 45. Lesueuria vitrea M. -Edwards (Mittelmeer) 46. Lesueuria hyhoptera A. Agassiz (Neuengland, Nordamerika) 47. Lesueuria {Eucharis) Tiedemanni Eschscholtz (östlich von Jaj)aiij Moser, Ctenophoren. lor, Genus: Bolina Hertens 48. Bolina infundibulum Marxens {Mnemia norwegica Sars + Bolina septeiürionalis Hertens + Bolina alata L. Agassiz4- Bolina micropia-a A. Agassiz) (Ai^ktisch, subarktisch) 49. Bolina vilrea L. Agassiz (Südostküste Nordamerikas) 50. Bolina ovalis Bigelow (?) (Haiediven) 51. Bolina hjäatina Chun (Neapel) 52. Bolina eletjans Hertens {Bolinof,sis elerjans L. Agassiz) (Südsee) 53. Bolina Omni Lendenfeld (Hafen von Sidney, Australien) 54. Bolina mikado Hoser (Saganiihiifht, .la])aii) Genus: Mnemiopsis L. Agassiz 55. Mnemiopsis Leidyi A. Agassiz (Ostküste Nordamerikas, Bermudas) 56. Mnemiopsis Gardeni L. Agassiz (?) (Süd-Carolina) 57. Mnemiopsis Mc. Craäyi Mayer (?) (Süd-Carolina) II. Familie: Ocyroidae Lesson Genus: Aleynoe Rang 58. Aleynoe vei'micularis Rang {Mnemia Schweiggeri Eschsch.) (bei Rio de Janeü'o) 59. Aleynoe rosea Hertens (Falklands-Insebi) Genus: Calymma Eschscholtz CO. Calymma Trevirani Eschscholtz (Ocyroe maeulaia Chun 1898) (Nordwestküste Afrikas und Südsee, Nähe des Äquators) Genus: Ocyroe Rang 61. Ocyroe jusca Rang (Kapverden) 62. Ocyroe crystallina Rang (Golf von Mexiko, St. Paul) 63. Ocyroe maeulata Rang (Golf von Mexiko, Kleine Antillen, Japan, Malayiseher Archipel?) 64. Ocyroe pteroessa Bigelow (Malediven) Gruppe B. III. Familie: Deiopeidae Chun Genus: Deiopea Chun 65. Deiopea kalolienota Chun (Neapel, Triest) IV. Familie: Eurhamphaeidae L. Agassiz Genus: Eurhamphaea Gegenbaur 66. Eurhamphaea vexilligera Gegenbaur (Mittelmeer, Kanaren) 67. Eurhamphaea heleroptera Cham, et Eys. {Callianira heteroptera Cham, et Eys. und Chun 1880, Mnemia Chamissonis Eschsch.) (bei Kapstadt) 68. Eurhamphaea Kuhli Eschscholtz (Mnemia Kuhli Eschsch. u. Hertens) (Südsee, b. Äquator) V. Familie: Eucharidae Chxjn Genus: Eucharis Eschscholtz (Leucothea Hertens, Alcinoe Delle Chiaje, Chiaja H. -Edwards) 69. Eucharis multicornis Quoy et Gaim. {Alcinoe papulosa Delle Chiaje, Leucothea formosa Hertens, Chiaja multicornis M. -Edwards) (Mittl. Atl. Oeean, Mittelmeer) 70. Eucharis grandiformis Agassiz und Mayer (Fidjünseln) • Mit den Lobaten nahe verwandt: 71. Cryptolobaia primitiva Moser (?) (Seychellen) IV. Ordnung: Gaueshidae Moser Genus: Ganeslia Moser 72. Oanesha elegans Hoser {Lampetia elegans Hoser) (Malayiseher Arcliipel) V. Ordnung: Cestidae Gegenbaur {Callianiridae Eschsch., Taeniatae Ag.) Genus: Cestus Lesueur 73. Cestus Veneris Lesueur (Mittl. Atl. Ocean, bei Madagaskar ?) 74. Cestus pectenalis Bigelow (Malediven) j^gg Deutsche Südpolar-Expedition. 75. Cesius Najadis Eschscholtz (?) (Stidsee, Äquator) 76. Cesius Ämphürites Mertens (?) (Südsee, Äquator) 77. Cestus marginatus {Lemniscus marginatus) Quoy et Gaimard ? (b. Neu-Guinea) 78. Cestus spec. ? N. Wagner (Weißes Meer?) Genus: VexUlum Fol 79. Vexillum parallelum Fol (Kanaren, Neapel) 80. Cesius spec. Moser (?) (Japan) Beroiden? Ganz zweifelhafte Arten: Beroe ovale Bosc (Jamaika) Beroe (Idyia) Mertensi Brandi Hertens (Spitze Südafrikas) Beroe (Idyia) affinis L. Agassiz (Turtugas, Florida) Beroe ovata Fewkes (Tortugas) Beroe (Cydalisia) miiraeformis Lesson (Peruanische Küste) Beroe (Idyia) macrosioma Peron et Lesueur (bei Neu-Guinea) Beroe gilva Eschscholtz (bei Rio de Janeiro) Beroe constricia Chamisso et Eys. (Sundasee) Beroe (Medea) rufescens Eschscholtz (Südsee, Äquator) Beroe spec? Slabber (Holl. Küste) Beroe rose Quoy et Gaim. (bei Neu-Guinea) Beroe de Basier Lesson (Nordwestküste Südamerikas) Beroe (Cydippe) cucullus Martens-Eschscholtz (Nördl. Eismeer) „Die 6 eckige Beroe" von Slabber (Holland. Küste) Axiotima G(ulei Eschscholtz (Südsee, Äquator) Callianira irifloptera Lamarck (bei Madagaskar) Callinnira diploptera Lamarck (bei Australien) Pleurobrachiadae? Cydippe quadricostaia Sars (Norweg. Küste, Weißes Meer?) Cydippe dimidiata Eschscholtz (Südsee) Cydippe densa Forskal (Mittelnieer) MertensidaeJ Eschscholtzia horealis N. Wagner (Weißes Meer) LobataeJ Liste der Fundorte und der an diesen gemeinsam vorkommenden CtenopllOren (als Ergänzung der Karte). (1 = lokale resp. bisher nur 1 mal gefundene Arten. ? = zweifelhaft, entweder als Art oder als Fundstelle. Durch eine Klammer ist der Name des Entdeckers [Bearbeiters] einer bisher nur von anderen Gegenden her bekannten Art gekennzeichnet.) Nördliches Eismeer: Westküste Grönlands, Baffinsbai, Jan Beroe cucumis Fabricius Mayen, Spitzbergen und weitere Um- Pleurobrachia pileus Fabricius gebung: Bolina infundibulum Martens Mertensia ovum Fabricius (1 Karajak-Fjord) PleurobracMa crinita Moser Weißes Meer: Beroe cucumis Fabricius (Wagner) (?) Pleurobrachia arctica Wagner Moser, Cteuophoren. 187 Weißes Meer : Berings-Meer : Sibirisches Eismeer (?) Cydippe quadricostata Sars (Wagner) (?) Eschscholtzia spec. (?) Wagner (??) Cestus Veneris Lesueur (Wagner) (?) Cydippe cucumis Hertens Bolina infundihidum Marxens (?1) CaUicmira com,pressa Mertens (?1) Dryodora glandiformis Mertens Beroe cucumis Fabricius (Nansen) Südliches Eismeer: Posadowskybai und weitere Um- gebung: Kap Adare: („Southern Gross Collections") Beroe cucumis Fabricius Pleurobrachia pileus Fabricius Gallianira antarctica Chun Callianira cristata Moser (1) Beroe compacta Moser , , Pleurobrachiadae ' ' , „Beroidae" Atlantisclier Ozean: Küsten von Norwegen, Schottland, Beroe cucumis Fabricius England, Irland, Nord-Frankreich, Pleurobrachia pileus Fabricius Nord- und Ostsee: Bolina infundibidum Märten s Davisstr. Labrador, Nova Scotia, Neu- Beroe cucumis Fabricius England bis Süd-Carolina: Pleurobrachia pileus Fabricius Bolina infundibulum Marxens Mertensia ovum Fabricius Beroe Clarki Agassiz (? Charleston) Pandora punctata Cham, et Eys. (Ag. 1865) (1 Massach. Bai und Newport) Lesueuria hyboptera Ag. Mnemiopsis Leidyi Ag. (?l Charleston) Mnemiopsis Gardeni Ag. (1 Charleston) Mnemiopsis Mc. Cradyi Mayer Bermudas Deutsche Südpolar-Expedifion, XI. Zoologie. lU. Pleurobrachia pileus Fabricius (?) Pandora punctata Chamisso et Eysenh. (Fewkes) Mnemiopsis Leidyi Ag. Eucharis multicornis QuoY et Gaim. 26 Igg Deutsche Südpolar-Expedition. Golf von Mexiko, Florida, Tortugas, Beroe Clarki Ag. Bahama, Jamaika, kl. Antillen: (?1) Beroe affinis Ag. (?) Beroe ovata Bosc (Fewkes) (? Tortugas) Hormiphora plumosa Ag. (Mayer) (?1) Bolina vitrea Ag. (Mayer) Ocyroe crystallina Rang (Mayer) Ocyroe maculata Rang Eucharis mvlticornis QuoY et Gaim. (Mayer) (?) Cestus Veneris Lesueur Azoren: (?) Pandora punctata Chamisso et Eys. Eucharis multicornis QuoY et Gaim. Cestus Veneris Lesueur Mittelmeer: (1) Beroe ovata Bosc Beroe Forshali M. -Edwards (1) Pleurobrachia rhodopis Chun (1) Hormiphora plumosa Agassiz Hormiphora spatulata Chun (1) Lampetia Pancerina Chun (1) Euplokamis stationis Chun (1) Euchlora rubra Kölliker (1) Euchlora filigera Chun Charistephane fugiens Chun CaUianira hialata Delle Chiaje (1) Lesueuria vitrea M. Edwards (1) Bolina hydatina Chun Eucharis multicornis QuoY et Gaim. (1) Deiopea kaloktenota Chun Eurhamphaea vexilligera Gegenbaur Cestus Veneris Lesueur VexiUum parallelum Fol Schwarzes Meer: (?) Pleurobrachia pileus Fabricius (Sovinsky) Hormiphora spec? Sovinsky K a n a r e n : Hormiphora spatidata Chun Hormiphora palmata Chun (1) Hormiphora punctata Moser Charistephane fugiens Chun Callianira bialata Delle Chiaje Eurham,phaea vexilligera Gegenbaur Eucharis multicornis QuoY et Gaim. Moser, Ctenophoren. jgg Kanaren: Cestus Veneris Lesueur Vexillum parcdlelum Fol Kapverden: Beroe cucumis Fabricius Hormiphora pcdmata Chun (1) Ocyroe fuscn Rang Bei St. Paul (Atl. Ozean): Ocyroe crystallina Rang We stküste Afrikas südlich der Kap- (?1) Lampetia elongata Quo y et Ga im. Verden: (?1) Callianira triploptera Lamarck Spitze Südafrikas von Swakopmund Beroe cucumis Fabricius an: Beroe hyalina Moser (?1) Beroe Mertensii Brandt Hertens Pandora mitrata Moser Pleurobrachia pileus Fabricius Pleurohrachia pigmentata Moser (?1) Eurhamphaea heteroptera Cham, et Eysenh. Ccdlianira antarctica Chun Ostküste Süd - Amerikas, Küste von {'i\) Mnemia Schweiggeri 'Esob.sc'S.. Brasilien: (?1) Beroe gilva Eschscholtz ('?1) Alcynoe vermicularis Rang Magella nstraße: Callianira antarctica Chun Nähe der Falklands-Inseln : Pleurobrachia pileus YAmucivs (?1) Alcynoe rosea Mertens Süd-Shetland Inseln: Beroe Forskali M. -Edwards (Maas) In den warmen Strömungen desAtlan- Tinerfe cyanea Chun tischen Ozeans: Cestus Veneris Lesueur Indischer Ozean: Kerguelen: Callianira antarctica Chun Neu-Amsterdam: Beroe cucumis Fabricius Eucharis (Moser) Umgebung von Madagaskar: Beroe cucumis Fabricius Hormiphora japonica. Moser Cestus (Moser) (?1) Callianira triploptera Lamarck Seychellen: Pleurobrachia pileus Fabricius (1) Cryptolohnta primitiva Moser 190 Deutsche Südpolar-Expedition. Malediven : Mala yis eher Archipel Neu-Guinea Timor und Ombai Australien: Hafen von Sidney: Bei Neuseeland: Südsee und Südsee-Inseln Westküste Süd- Amerikas Peru : Beroe Forskali M. -Edwards (?) Beroe (Bigelow) (?1) Bolina ovalis Bigelow (1) Ocyroe fteroessa Bigelow (1) Cestus pectenalis Bigelow Beroe cucumis Fabricius (Moser) Beroe Forskali M. -Edwards (Moser) (?1) Beroe constricta Cham, et Eys. (1) Pandora pandorina Moser Pandora Flemingi Eschsch. Pleurobrachia pigmentata Moser (1) Pleurobrachia glohosa Moser (1 Amboina) PleuTobrachia striata Moser (?) Hormiphora ochracea Mayer (Moser?) (1) Hormiphora Sibogae Moser (1) Hormiphora Amboinae Moser (?) Ocyroe (maculata?) Moser (1) Ganesha degans Moser (?1) Beroe macrostoma Peron et Lesueur (?1) Cestus marginatus QuoY et Gaim. (?1) Beroe rosea QuoY et Gaim. Großer Ozean: (1) Neis cordiger a Lesson (1) Bolina Chuni Lenpenfeld (?1) Pleurobrachia. (Eschscholtzia) dimidiata Eschsch. Pleurobrachia pileus Fabricius (Moser) Beroe Forskali M. -Edwards Pleurobrachia pileus Fabricius Hormiphora fusiformis Mayer (?1) Eurhamphea (Mnemia) Kuhli Eschsch. Eucharis grandiformis Ag. und Mayer (?1) Cestus Amphitrites Mertens (?1) Cestus Najadis Eschsch. (?1) Calymma Trevirani Eschsch. (?1) Axiotima Gadei Eschsch. (?1) Bolina elegans Mertens Küste von Beroe Baster i Lesson Beroe mitraeformis Lesson Beroe octoptera Mertens Moser, Ctetiophoren. 1 <) { Westküste Nord- Amerikas : Küste von Beroe Forskali M.-Edwards Kalifornien: Pleurobrachia pileus Fabriciüs Hormiphora ochracea Mayer (1) Hormiphora fusiformis Mayer (?) Mertensia ovum Fabriciüs (Torrey) (?) Bolina infundibulum Märten s (Torrey^ (?) Cydippe cucumis Hertens (?1) Euplocamis californensis Torrey Ostküste Japans: Beroe cucumis Fabriciüs Beroe hyalina Moser (?) Beroe Forskali M.-Edw. (Moser) Pandora mitrata Moser Pandora Flemingi Eschsch. Hormiphora japonica Moser (?1) Lesueuria Tiedemanni Eschsch. (1) Bolina mikado Moser Ocyroe maculata Rang (Moser) Eucharis (Moser) Lobate (Moser) Cestus (Moser) Verzeichnis der hier zitierten wichtigeren Literatur. (Ein vollständiges Literaturverzeichnis ist der Monographie über die Ctenophoren Japans beigegeben.) Agassiz, L., Contributions to the Natural History of the United States. Vol. 3 P. IL Ctenophorae p. 153—301 mit 3 Tafebi. Boston 1860. Agassiz, A., North American Acalephae. Li: lllustr. Catal. Mus. Comp. Zool. Harvard. Coli. No. IL Cambridge 1865. AuRiviLLius, C. W., Das Plankton der Baffinsbai und der Da\asstraße — eine tiergeographische Studie. Upsala. p. 181—212. Taf. X. 1896. Chun, C, Die Ctenophoren des Golfes von Neapel. Li: Fauna und Flora des Golfes von Neapel. Herausgegeben von der Zool. Station in Neapel. L Monogr. XVIII, 313 S. mit 18 Tafeln und 22 Holzschnitten. Leipzig 1880. Chun, C, Die Ctenophoren der Plankton-Expedition. In : Ergebnisse der in dem Atlantischen Ozean 1889 ausgeführten Plankton- Expedition, mit 30 S. und 3 Tafeln. lüel und Leipzig 1898. Chun, C, Die Beziehungen zwischen dem arktischen und antarktischen Plankton. Stuttgart 1897. EscHSCHOLTZ, Fr., System der Acalephen. 190 S. und 16 Tafeln. Berlin 1829. Lohmann, H., Die Appendicularien des arktischen und antarktischen Gebietes, ihre Beziehungen zueinander und zu den Arten des Gebietes der warmen Strömungen. Zool. Jahrbücher Suppl. VIII, p. 353—385. Taf. II u. XII. 1905. Maas, 0., Die arktischen Medusen (ausschließlich dcrPolypomedusen). In: Fauna .\ictica herausgegeben von Schaudinn und RÖMER. Bd. IV. Lief. 3. p. 479—526. 1906. Maas, 0., Medusen. In: Resultats du Voyage du S. Y. Belgicaen 1897— 1899. Zoologie. S. 1— 32. Taf. I— IIL Antwerpen 1906. Mertens, H., Beobachtungen und Untersuchungen über die beroeartigen Acalephen. Herausgegeben von Brandt. In: Mem. Acad. Imp. St. Petersbourg. Ser. 6. Vol. 2. p. 479—544 mit 13 Tafeln. 1833. Meisenheimer, J., Pteropoda. In: Wissensch. Ergebnisse der Deutschen Tiefsee-Exp. Bd. IX. 1905. Meisenheimer, J., Die Pteropoden der deutschen Südpolar-Expedition. In: Deutsche Südpolar-Expedition 1901—1903. Bd. IX. Zoologie. Bd. I. 1906. Moser, F., Die Ctenophoren der Siboga-Expedition. Leyden. G. J. Brill. p. 1—32. Taf. I— IV. 190.3. Moser, F., Die Ctenophoren Japans. In: Beiträge zur Naturgeschichte Ostasiens. Herausgegeben von Dr. F. Doflein. Abh. d. II. Kl. d. k. Bayer. Ak. d. Wiss. L Suppl.-Bd. 4. Abh. 292 Deutsche Südpolar-Expedition. Ortmann, A. E., Gniiidzügc der marinen Tiergeographie. Jena. 96 S., eine Karte. 1896. Ortmann, A. K, Über Bipolarität in der Verbreitung mariner Tiere. Zool. Jahrb. Abt. Syst. Bd. IX. S. 570—595. 1897. Pfeffer, G., Die niedere Tierwelt des antarlitischen Ufergebietes. Berlin 1890. Pfeffer, G., Versuche über die erdgeschichtliche Entwicklung der jetztigen Verbreitungsweise unserer Tierwelt, p. 1 — 62. Hamburg 1891. Römer, F., Die Ctenophoren. In: Fauna arctica. Bd. III Lief. I. Jena. p. 67 — 90. 1903. Vanhöffen, E., Die grönländischen Ctenophoren. In: Bibl. Zool. Heft 20 Lief. I. p. 15— 22. Stuttgart 1895. Vanhöffen, E., Ctenophoren. In: Nordisches Plancton. Liefg. 2. Kiel u. Leipzig S. 1 — 7 1903. Erklärung der Tafeln. Tafel XX. Fig. 1. Mertensia Chuni nov. spec. Das größere, schön erhaltene Exemplar von 30 mm von der Oberfläche gesehen, Trichter- ebene, 1,6 X vergrößert. Die inneren Organe schimmeni nur schwach durch. Mundrand um! Rippen eingezogen. Fig. 2. Mertensia Chuni nov. spec. Nach Abtragung der Körpei-wand bis zur inTieren Magenwand, so daß sämtliche Organe freiliegen. Aus der Schnittfläche der äußeren Magenwand {a. M.) sieht man zahlreiche Gefäße hervor- treten und sich auf der rotbraun gefärbten Innenschicht des Magens verzweigen. {Tb = Tentakel- basis; E = Eintritt der adrialen Gefäße in die Meridionalgefäße.) Fig. 3. Mertensia Chuni nov. spec. Nach Abtragung der inneren Magenwand, so daß das sehr kleine Magenlumen, der einzige größere Hohlraum im ganzen Körper, freiliegt. {Mg = Magengefäß; d. M. = Dicke der inneren Magenwand; T& = Tentakelbasis, o. St. = Oraler Stiel der Tentakelbasis; Ta = Eingang in die Magentasche.) Fig. 4. Mertensia Chuni nov. spec. Das jüngere, weniger gut erhaltene Exemplar von 11mm von der Oberfläche gesehen. Trichterebene, 4 x vergrößert. Die inneren Organe schimmern durch. Die Rippen sind nicht ein- gezogen und reichen nur bis zur Hälfte des Körpers. Der Mund ist nicht eingestülpt, so daß sowohl die halbkreisförmig geschwungenen Lippen, wie die kleinen Öffnungen der ganz engen Tentakel- scheiden zu sehen sind. {0 = Öffnung der Tentakelscheide.) Callianira cristn.ta nov. spec. von der Trichterebene; 5 X vergrößert. Callianira eristaia nov. spec. von der Magenebene; 5 x vergrößert. Pleurobrachia crinita nov. spec. von der Magenebene, größtes Exemplar von 4 mm ; li x vergrößert. Pleurobrachia crinita nov. spec. Jüngeres Exemplar von etwa 0,6 mm ; 60 x vergrößert. Pleurobrachia crinita nov. spec. Jüngstes Exemplar von etwa 0,4 mm; 80 x vergrößert. Die Tentakelbasen be- finden sich noch in der Mitte des Körpers. Fig. 10. Pleurobrachia crinita nov. spec. Mund mit den vier flügeiförmigen Zipfeln. Tafel XXI. Fig. 11. Hormiphora punctata nov. spec. von der Trichterebene, 7 x vergrößert. Fig. 12. Hormiphora punctata nov. spec. nach Abtragung der halben Körperwand. 12,1 x vergrößert. Fig. 13. Beroe compacta nov. spec. von der Trichterebene. 4 x vergrößert. Fig. 14. Berue compacta nov. spec. Querschnitt ungefälir auf halber Höhe {Mg = Magengefäße). 27 x vergrößert. Fig. 15. Beroe compacta nov. spec. Queischnitt in der Nähe des Mundes. 27 x vergrößert. Fig. 1''. Beroe Clarki Ag. von der Magenebene, etwa 4 x vergrößert. Fig. 17. Beroe Clarki Ag. Aboraler Pol, etwa 4 x vergrößeit. Fig. 18. Cryplolobata primiliva nov. spec. von der Magenebene. Etwa 30 x vergrößert. Fig. 19. Cryplolobata primiliva nov. spec. von der Trichterebene. Fig. 20. Cryplolobata primiliva nov. spec. Aboraler Pol {i.L.r.g. = inneres Lappenrandgefäß; «. L. r. /,/ hl \ ^ t ^2 Spy^ <£= , -^y Jim & 10 Verlag Geory Reiiupr. Berliii Deutsche Südpolar-Expedition. 1901-3. Band xi Tafel xxi. / rrt, In >h u ^'\I ' 13 y \ \ 19 4 "'^ 20 i.Li-.y 21 '■\iLxg i'ürx) Reimeni- . 'O o ^ <. /Q3/-* DmtsdipSuapolaiExpiAüoaigm BanaXI.TfllHXXn. igr-titfi Anji u. GTaBdr» r I. ShUkt, B-rtm S Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band XI Tafel XX in K.-Ü /\ ^ 10 II -m-J C /-.)' Scdliiilhnii Viiiiliiiflhn /i..s/i. 'i-'> Sc. Wcltiiiri ii .ij!. ß'7 .Sc.IlrriKlIi //. s/i. S!) Sc. (iiiiissi 11. .yi. loll Kliiiniiii.s cnsldlliint.-i ii.sii. ^K^*" .!u (icon) Kciiiier. h DIE CIRRIPEDIEN DER DEUTSCHEN SÜDPOLAß-EXPEDITION 1901-1903 VON A. GRUVEL'^ PROFESSEUR A LA FACULTE DES SCIENCES DE BORDEAUX. MIT TAFEL XXIH— XXVI. 1) Übersetzt aus dem Französischen von E. Vanhöffen. Professor Vanhöffen, Zoologe der Deutschen Südpolar-Expedition, übergab mix vor einem Jahre die von ihm während seiner langen Reise gesammelten Cirripedien zur Bearbeitung. Die wertvolle Sammlung enthält sowohl eine beträchtliche Anzahl von Vertretern der Pedunculaten oder Entenmuscheln als auch der Operculaten oder Seepocken und Larvenformen von beiden. Trotz der großen Individuenzahl und der zahlreichen Proben aus verschiedenen Gebieten fand sich nur eine beschränkte Anzahl neuer Formen darunter. Ich habe von meiner letzten Reise nach Westafrika bereits eine vorläufige Mitteilung darüber erscheinen lassen ^), muß aber jetzt eine vollständigere Beschreibung derselben geben, um so mehr, als seit meiner letzten großen Publikation über die Cirripedien (Monographie des Cirrhipedes ou Thecostraces 1905) mehrere Arbeiten über diese Gruppe erschienen sind, von denen ich besonders drei, die von D'Alessandri, von Pilsbry und von Hoek hervorheben möchte. Ihretwegen glaube ich einige allgemeine und spezielle Punkte, welche ich früher schon mehr oder weniger ausführlich behandelt habe, noch einmal aufklären zu müssen. In der sehr wichtigen Arbeit, welche d'Alessandri über die fossilen Cirripedien Italiens -) veröffentlicht hat, benutzt er meine monographischen Studien an den lebenden Cirripedien für seine Untersuchungen an den fossilen Formen. Er übernimmt nicht nur meine allgemeine Klassifikation der Cirripedien, sondern auch meine Einteilung der Ordnung TJioracica und selbst die Gruppen dieser Unterordnungen. In betreff der Phylogenie dieser Familie, welche ich mich besonders auf- zuklären bemühte, habe ich die Genugtuung, daß ein Paläontologe sich vöUig meine Art zu sehen und alle meine Beweismittel angeeignet hat. Endlich verwendet er auch beim Genus Scalpellum die von mir angenommenen Prinzipien für den Bestimmungsschlüssel. Nach langem Studium der Phylogenie der Gruppe, und mich speziell auf die entwicklungs- geschichtlich wichtigen Charaktere dieser Crustaceen stützend, habe ich nach der Zahl und der Entwicklung der Schalenstücke in meiner ersten Arbeit über die Cirripedien des „Travailleur" und des „Talisman" ») und in einer monographischen Studie, welche ihr folgte *), die Unterordnung der Pedunculaten in vier Familien aufteilen zu können geglaubt: 1) A. Gruvel, Note pr^liminaire sur les Cirrliipcdes operculfe recueillis par l'Expi^dition sudpolaire allemaiide du „Gauss" (Bull. Soc. Zool. France 12 Nov. 1907) et A. Gruvel, Note preliniiiiau-e sur les Cirrhipedes peduncules recueillis par l'Expedition antarctique AUemande du „Gauss" (Bull. Soc. Zool. France 24 D^ceni. 1907). ^) DE Aless.\ndri, G., Studi monografici sui Cirripedi fossili d'Italia (Palaeontographica italica vol. XII 1906. ') A. Gruvel, Expeditions du „Travailleur" et du „Talisman". Paxis 1902. *) A. Gruvel, Monographie des Cirripedes ou Th^costracc^s. Paris 1905. Deutsche Südpolar-Expedition. XI. Zoologie III. 2d 196 Deutsche Südpolar-Expedition. 1. Polyaspidae, die Genera Scalpellum, PoUicipes und Lithotrya umfassend; 2. Pentaspidae mit den Gattungen Oxynaspis, Lepas, Megalasma, Poecilasma, Dichelaspis und ConcJioderma; 3. Tetraspidae mit der einzigen Gattung Ibla 4. Anaspidae mit den Gattungen Alepas, Chaetolepas, Gymnolepas und Anelasma. Nicht leichtfertig, sondern nach eingehender Untersuchung jeder einzigen dieser Gattungen bin ich auf Grund meiner Ansicht über ihre phylogenetische Entwicklung zu der obigen Gruppierung gekommen, welche mir möglichst den Verhältnissen zu entsprechen scheint. HoEK gibt in seiner wichtigen Bearbeitung der Cirripedien der S i b o g a - Expedition ^ ) nichts weiter darüber an, während Pilsbry ^) die Familiennamen von den Gattungsnamen ableiten will, indem er z. B. statt Polyaspidae den Namen Scalpellinae vorschlägt. Durch Annahme des Familiennamens Polyaspidae wollte ich andeuten, daß die betreffende Cirripediengruppe durch eine relativ hohe Zahl von Schalenstücken ausgezeichnet sei, wie es ja bei PoUicipes, Scalpellum und Lithotrya tatsächlich zutrifft, während jede dieser Gattungen sich deut- lich von den beiden anderen imterscheiden läßt. Indem Pilsbry für alle drei zusammen den^ATaen Scalpellinae annimmt, scheint er der Gattung Scalpellum, besonders großen Wert beizulegen. Aber wenn dieses Genus auch wegen der großen Zahl seiner Arten wichtiger als die beiden anderen erscheinen könnte, so muß man doch der Gattung PoUicipes größere Bedeutung vom entwicklungsgeschichtlichen Standpunkt aus zugestehen, auf welchen er sich ja auch bei der Aufteilung der Gattung Scalpellum in mehrere Untergattungen beruft. Das Genus PoUicipes hat in der Tat in dieser Hinsicht besondere Bedeutung durch seine An- näherung an die Vorfahren von Turrilepas und Loricula, von denen es sich leicht ableiten läßt, und weil es eine natürliche Brücke von diesen primitiven Formen zu den höchst entwickelten wie Scal- pellum bildet. Würde die Gattung PoUicipes nicht existieren, so wäre der Zusammenhang zwischen den ältesten Typen und den Scalpellumarten schwer zu verstehen. Wenn man demnach den Namen Polyaspidae, welcher klar seine Bedeutung anzeigt, durch einen von einer Gattung entlehnten Namen ersetzen will, der nichts oder wenig aussagt, so müßte man dem Namen PoUicipinae den Vorzug vor Scalpellinae geben. Für die Familie der Tetraspidae schlägt Pilsbry den Namen Tblinae vor, was an der Sache selbst nichts ändert, aber die Zahl der Schalenstücke, die ich bei der Klassifikation in den Vorder- grund stellte, nicht andeuten würde. Um seine Familie der Lepadinae aufrechtzuerhalten, muß Pilsbry daraus die Gattungen Conchoderma und Oxynaspis entfernen. Dadurch kommt in seiner Klassifikation nicht die nahe Verwandtschaft zwischen Lepas und Oxynaspis zum Ausdruck, welche Gattungen man ohne große Schwierigkeit vereinigen könnte. Die Gattung Conchoderma rechnet er zu den Alepadinen, was mir ein schwerer Verstoß gegen die Phylogenie zu sein scheint. Die Conchodermaarten, wie sie von 1) HoEK, P. P. C: The Cirripedia of the Siboga-Expedition, Moiiog. XXXI. Leiden 1907. 2) Pilsbry, H. : The Bamacles contained in the Colleetion of the U. S. National Museum (Smithsonian Inst. U. S. Nat. Museum), Bull. 60, 1907. Gküvel, Cirripedien. ioy Darwin definiert worden sind, besitzen alle, ohne Ausnahme, fünf Schalenstücke, die immer deut- lich erkennbar, wenn auch in Rückbildung begriffen sind. Der Gattung Alepas dagegen fehlen dieselben zum größten Teil; ausgenommen sind nur zwei gute Arten, nämlich A. minuta Philippi und A, parasita Sander Rang, welche ich auf kleinen Medusen von den Seychellen (Saya de Malha) angeheftet wiedergefunden habe. Dieselben wurden mir durch Prof. Gardiner vom Museum zu Cambridge zur Untersuchung übergeben ^). Im ganzen kann ich demnach keinen Vorzug der von Pilsbry vorgeschlagenen Klassifikation gegen die meinige erkennen, im Gegenteil glaube ich die seit 1902 von mir aufgestellte Gruppierung unverändert beibehalten zu müssen, bei welcher ich mich allein, um es zu wiederholen, durch phylo- genetische Rücksichten leiten ließ. Wenn wir nach diesen allgemeinen Bemerkungen zu dem Studium der in der Sammlung des ,, Gauss" enthaltenen Gattungen übergehen und mit den Pedunculaten beginnen, werden wir noch bei jeder von ihnen uns mit gewissen besonderen Punkten aus den Arbeiten von Pilsbry und Hoek auseinanderzusetzen haben. Die Reihenfolge richtet sich nach der in unserer Monographie an- genommenen Klassifikation. Familie: Polyaspidae. 1. Gattung: Pollicipes. Obwohl die Gattung Pollicipes in dem mir vorliegenden Material nicht vertreten ist, muß ich doch kurz auf dieselbe eingehen. Pilsbry hat nämlich in der erwähnten Arbeit den Namen Polli- cipes durch Mitella zu ersetzen gesucht, weil letztere Gattung von Oken bereits 1815 aufgestellt sei, also die Priorität vor der ersteren habe, die Leach erst 1817 begründete. Genau genommen, hätte Pilsbry recht, aber der Name Pollicipes, den Darwin sicherlich aus guten Gründen an- genommen hat, ist seitdem von allen Zoologen der ganzen Welt anerkannt worden, welche über Cirripedien gearbeitet haben ^). Die Nomenklatur ist schon kompliziert genug, und ich hoffe, daß trotz der Beobachtung, die scheinbar für Pilsbry spricht, der Name Pollicipes beibehalten werden kann. Ich selbst werde ihn wenigstens nicht aufgeben. Bei der geographischen Verbreitung von P. elegans Lesson habe ich Java als Fundort an- gegeben. Dagegen sagt Hoek (p. 121), indem er von P. mitella spricht, daß diese letztere die einzige Art des Malayischen Archipels sei und daß er den von mir angegebenen Fundort Java an- zweifle. Andererseits habe ich im Museum von Paris mehrere Gläschen mit zahlreichen Exemplaren von P. elegans gefunden, für welche alle ,,Java" als Fundort notiert war. Ich sage wörtlich (Revision des Cirrhipedes pedoncules du Museum) p. 224: ,,Tous les echantillons de cette espece proviennent de Java." Wenn nur ein einziges Gläschen vorge- legen hätte, wäre ein Irrtum in der Etikettierung vielleicht zuzugeben, daß derselbe aber bei allen vorgekommen sein sollte, ist nicht anzunehmen. ') A. Gruvel, Etüde des Cinliipedes du Musee de Cambridge. Bull. Soe. Zool. de France 24 Dee. 1907. ") Der Name Pollicipes war von John Hill bereits seit 1752 für diese Gruppe verwandt, vor der Annahme der modernen Nomenklatur (1767), und Darwin hat sicherlich Grund gehabt, dem Eechnung zu tragen. 26* J98 Deutsche Südpolar-Expedition. 2. Gattung: Scalpellum. Diese Gattung ist nur durch vier Arten in der Sammlung des „Gauss" vertreten, aber alle sind neu für die Wissenschaft. Wir werden im folgenden die vollständige Beschreibung derselben geben, indem wir ihre verwandtschaftlichen Beziehungen diskutieren. Alle diejenigen, welche Gelegenheit hatten, eine große Anzahl von Arten dieser Gattung zu untersuchen, wurden ohne Zweifel, wie auch wir, von der vollkommenen Homogenität derselben betroffen; auch glauben wir, daß es aus demselben Grunde absolut unmöglich ist, Untergattungen aufzustellen, wie es Pilsbry versucht hat. Anstatt Klarheit in die Systematik dieser schon durch mehr als 150 Arten, Unterarten oder Varietäten repräsentierten Formen zu bringen, kommt er durch seine Einteilung dazu, die schon beträchtlichen Schwierigkeiten, welche sich der Be- stimmung bei einer so großen Artenzahl entgegenstellen, nur noch zu vermehren. Als ich etwas Klarheit in die Unterscheidung der zahlreichen Arten von Scalpellum zu bringen versuchte, glaubte ich, um die Schwierigkeiten nicht zu vermehren, die von Hoek vor mir angewandte Methode an- nehmen zu müssen, welche ich dann auf alle lebenden Gattungen der Cirripedien ausgedehnt habe. Die große Mühe, welche diese Revision mir gemacht hat, war für die folgenden Studien keines- wegs verloren, wie ja Pilsbry deutlich anerkennt, doch hatte diese Klassifikation zweifellos den Fehler, daß sie der phylogenetischen Verwandtschaft der Arten nicht Rechnung trug. Indessen scheint es mir nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnis der verschiedenen Arten,- besonders mit Rücksicht auf die Zwerg- oder Komplementärmännchen nicht möglich zu sein, die Arten der Gattung Scalpellum, entsprechend ihrer phylogenetischen Verwandtschaft zu gruppieren. Wenn man nur die äußere Form dieser Arten berücksichtigt, welche allein nennenswerte Unterschiede darbietet, während der eigentliche Körper dieser Tiere höchst einförmig ist, kommt man zu großen Irrtümern und unwahrscheinlichen Zusammenstellungen. Obwohl aUe diese Crustaceen dem tiefen Wasser angehören, sind dieselben, wie alle wissen, welche sie eingehend und in größerer Anzahl untersuchen konnten, in hohem Grade von den Verhältnissen, in denen sie leben, beeinflußt. Nehmen wir z. B. eine der bekanntesten Arten wie Scalpellum vulgare Leach. Ich habe sowohl in den verschiedenen Sammlungen, die ich zu untersuchen hatte, als auch bei eigenen Dretschzügen mehrere Tausend unbestreitbar zu dieser Art gehörige Exemplare beobachten können, unter denen ein weniger auf diesem Gebiet erfahrener Zoologe sicherlich drei bis vier Arten unterschieden hätte, weil das Aussehen von Capitulum und Stiel variabel ist, indem die Schalenplatten bald stark ver- kalkt und dicht gedrängt, bald membranös und weit getrennt erscheinen, dann die Schuppen des Stiels bald deutlich dachziegelartig ausgebildet sind, bald als einfache leicht oder nicht verkalkte Knoten auftreten und endlich das Rostrum bald trapezoide, bald rechteckige, ja selbst dreieckige Form annehmen kann. Kurz, ich behaupte, daß erst die Untersuchung einer sehr großen Zahl von Individuen ein sicheres Urteil über eine gegebene Art gestattet. Dann erst wird man Ubergangsformen in genügender Zahl antreffen, um die Variationen verbinden und auf eine einzige Art zurückführen zu können. So allein war es mir möglich, die vier unter den Namen Sc. velutinum Hoek, Sc. eximium Hoek, Sc. sordidum Aurivillius und Sc. alatum Gruvel beschriebenen Formen als einer einzigen Art, Sc. velutinum Hoek, angehörig zu erkennen. Die Unterscheidung der Formen ist einfach und leicht, und man mißbraucht diese Leichtigkeit vielleicht zu sehr; der Nachweis der Identität solcher Gruvel, Cirripedien. I99 einmal unterschiedener Formen mit anderen und die Vereinigung derselben zu einer guten Art ist dagegen sehr schwer, wenn man nicht das ganze Vergleichsmaterial bei der Hand hat, was nahezu unerreichbar ist. Ich habe z. B. nach reiflicher Überlegung unter dem Namen Sc. longirostrum eine Form be- schrieben, welche augenscheinlich dem Sc. acutum Hoek sehr nahe steht, denn die unterscheidenden Merkmale, die ich anfangs fand, schienen mir mehr als genügend diese Unterscheidung zu recht- fertigen, und das Zwergmännchen von Sc. acutum war noch unbekannt. Heute, nachdem Hoek soeben dieses Männchen abgebildet hat, ist mir der Wert meiner Art bereits etwas zweifelhaft, und wenn man mir Übergänge von einer Form zur anderen zeigen kann, bin ich gern bereit sie aufzugeben. Ein anderes Beispiel! Hoek beschrieb vor kurzem (p. 114) ein Scalpellum unter dem Namen Sc. praeceps, welches mir nur durch etwas mehr behaarte Haut und durch die Gestalt von dem von mir beschriebenen Sc. striatum abweichend zu sein scheint. Nach der von Hoek gegebenen Abbildung und Beschreibung bin ich absolut sicher, daß es sich bei beiden um dieselbe Art handelt, und wenn Hoek die von mir beschriebene Type vorgelegen hätte, würde er ohne Zweifel sofort die Identität erkannt haben. Um die verschiedenen guten Arten der Gattung Scalpellum nach ihrer phylogenetischen Ver- wandtschaft gruppieren zu können, wäre es unumgänglich nötig, die entsprechenden Zwergmännchen zu kennen, denn sie haben zweifellos die ursprünglichen Charaktere am besten bewahrt. Aus ver- schiedenen Gründen jedoch sind wir weit entfernt davon, sie alle zu kennen, weil sie nämlich einmal wegen ihrer Kleinheit leicht der Beobachtung entgehen und es sich ereignen kann, daß bei einer beschränkten Zahl von Weibchen und Hermaphroditen diese aller Wahrscheinlichkeit nach zufällig keine Männchen tragen, und endlich weil gewisse Arten überhaupt keine Männchen zu besitzen scheinen. Wie kann es unter diesen Umständen gelingen, sie zu gruppieren? Bei dem augenbUcklichen Stand unserer Kenntnis der Zwergmännchen würde man, wie ich es in meiner Monographie (p. 151) angedeutet habe, sie in drei Gruppen ordnen können, denen ich zwar keinen besonderen Namen beigelegt hatte, die jetzt aber einen erhalten können. Diese drei phylogenetischen Gruppen könnten die entsprechenden hermaphroditen Formen aufnehmen. Die erste, welche Archiscalpellum genannt werden mag, würde die ursprünglichsten Formen enthalten, deren Zwergmännchen durch Capitulum und Stiel in deutlicher Ausbildung und durch wohlentwickelte Schalenstücke (terga, scuta, rostrum und carina) charakterisiert sind. Im all- gemeinen existiert auch bei diesen kleinen Wesen ein Kauapparat und ein gut ausgebildeter Darm- tractus. Das Männchen von Scalpellum Peroni kann z. B. als Typus dieser ersten Gruppe betrachtet werden. Die zweite Gruppe könnte Euscalpellum heißen. Ihre Zwergmännchen sind durch rudimentäre Schalenstücke (nur terga und scuta) ausgezeichnet und durch nicht überall deutliche Trennung von Stiel und Capitulum. Die Kiefer sind völlig verschwunden und das Verdauungssystem ist zu einem Bhndsack ohne Funktion reduziert. Den Typus dieser Gruppe kann das Zwergmännchen von Sc. vulgare repräsentieren. Die dritte Gruppe endlich, welche den Namen Neoscalpdlum erhalten könnte, würde alle jene Formen von Männchen umfassen, bei denen Stiel und Capitulum nicht mehr geschieden sind, so 200 Deutsche Südpolar-Expeditioii. daß ihr Körper einem kleinen Schlauch gleicht, der nicht einmal mehr von rudimentären Schalen- stücken bekleidet ist. Als Typus wäre z. B. das Zwergmännchen von Sc. velutinum zu nennen. Aber es versteht sich, daß die drei Namen Archiscalpellutn, Euscalpellum und Neoscalpdlum die Einteilung nur andeuten und daß die phylogenetische Verwandtschaft der Arten innerhalb der Gruppen wahrscheinlich nicht völlig gesichert ist. Sie haben keinen anderen Zweck, als das Er- kennen der Arten zu erleichtern, und es dürfte nützlich sein, für jede dieser Gruppen einen dicho- tomischen Schlüssel aufzustellen, wie wir ihn vorläufig für die gesamten Gattungen angenommen haben, um etwas Klarheit in die Unterscheidung der Arten zu bringen. Diese Gruppen können natürlich nicht den Untergattungen entsprechen, welche Pilsbry schaffen wollte, denn, um es zu wiederholen, die Gattung Scalpellum ist im ganzen zu homogen, als daß solche Untergattungen bleibenden wissenschaftlichen Wert haben könnten, und die ihnen von verschiedenen Autoren beigelegten Namen würden bei in der speziellen Nomenklatur weniger bewanderten Zoologen nur zu einer äußerst bedauerlichen Verwirrung führen. So z. B. übernimmt Pilsbry für die erste Untergattung den von T. E. Gray eingeführten Namen Calantica, um das Scalpellum villosum Leach als Calantica Homii zu bezeichnen. Logischer - weise müßte Pilsbry dann den Namen Scalpellum für alle zu dieser Untergattung gehörenden Arten aufgeben und ilm durch Calantica ersetzen, also von Calantica villosa Leach, C. pollicipedoides HoEK usw. reden. Man sieht hieraus, zu welcher fehlerhaften Komplikation bald sein Vorgehen führen würde. Wenn dann jeder der Zoologen, die sich mit Cirripedien beschäftigen, ihm folgen wollte, könnte schließlich niemand mehr, selbst ein Spezialist nicht, sich zurechtfinden. Durch zu viel des Guten leistet man der Wissenschaft einen schlechten Dienst, indem man durch Verwirrung der Nomenklatur jüngere Zoologen abschreckt, sich für Gruppen zu interessieren, die in Wahrheit ganz homogen und einfach sind, deren Studium man aber rein zum Vergnügen zu erschweren sucht. Alle diejenigen, welche das Studium der Cirripedien interessiert, haben demnach die Pflicht, sich gegen solche Tendenz aufzulehnen; und ich meinerseits werde stets dagegen ankämpfen, wenn es mir auch schwer wird, derartige Dinge einem so verdienten Zoologen wie Pilsbry zu sagen. Ich lehne es daher rund ab, die Einteilung der Gattung Scalpellum in die drei von ihm vor- geschlagenen Untergattungen: Calantica, Smilium und Scalpellum anzuerkennen. Ferner treibt Pilsbry im wahren Sinne des Worts Mißbrauch mit seinen Unterarten; denn z. B. neben Scalpellum Strömi Sars stellt er noch zwei Unterarten auf: Sc. Strömi suhströmi, die anscheinend mit dem von mir abgebildeten Sc. Strömi identisch sein, und Sc. Strömi latirostrum, welche eine sehr breite Rostralplatte besitzen soll. Nun wurde aber die von mir abgebildete Form dem Naturhistorischen Museum in Paris von Sars selbst zugeschickt und ist von seiner Hand etikettiert. Es ist ja sicher, daß es drei Formen von dieser Art gibt, doch dürften diese höchstens als einfache Varietäten betrachtet werden. Ich habe bereits mehrfach gezeigt, wie sehr die Schalenstücke zu Abänderungen neigen, aber die Summe der Charaktere läßt immer die Zusammengehörigkeit der Variationen erkennen. Wenn ich dem Beispiel von Pilsbry hätte folgen wollen, hätte ich für Scalpellum vulgare drei wenigstens ebenso annehmbare Unterarten, wie diejenigen von Sc. Strömi, schaffen können und, Gruvel, Cirripedien. 201 wenn ich die Jugendformen mitrechne, gar vier für die eine Art Sc. velutinum Hoek. Das gäbe eine so erhebliche Vermehrung der Namen, daß es nötig ist, dagegen Stellung zu nehmen. Es erscheint klar, wie Hoek in seiner Arbeit über die Siboga-Cirripedien andeutet (p. 97), daß man die Arten einfach nach der Beschreibung und besser noch nach den Abbildungen erkennen kann, und daß ein dichotomischer Schlüssel nicht unbedingt notwendig ist. Wenn ich einen solchen, der übrigens von Hoek auch für einige Gattungen angegeben wurde, für alle Gattungen gebracht habe, so geschah es, um auch weniger in der Klassifikation der Cirripedien erfahrene Personen mög- lichst schnell zu der gesuchten Art zu führen, damit diese nur noch bei einer kleinen Anzahl von Formen die Detailbeschreibung zu vergleichen hätten. Diese Methode des dichotomischen Schlüssels ist von verschiedenen Gelehrten und selbst Spezialisten anerkannt worden, und ich halte sie, so- lange die Zahl der Arten nicht zu groß ist, für sehr brauchbar. Aber da ich in meiner Monographie 93 lebende Arten von Scalfellum beschrieben habe, zu denen noch 10 Äxten von Annandale, 45 Arten und Unterarten von Pilsbry, 32 von Hoek und 6 von mir persönlich kommen, so erreicht die Gesamtzahl die enorme Höhe von 186 Arten und Unter- arten. Natürlich müssen wir zunächst untersuchen, ob eine neue Gruppierung der zahlreichen Formen ihrer phylogenetischen Verwandtschaft entspricht, welche allein ihr wissenschaftlichen Wert verleihen kann. Auch Hoek empfiehlt nicht die Annahme von Untergattungen wie Pilsbry, welche die Frage nicht vereinfachen, sondern schwieriger machen, sondern die von vier Sektionen, welche sowohl auf gewissen Charakteren der großen Form, wie auch auf solchen der bekannten Zwergmännchen beruhen. Diese Sektionen tragen die folgenden Namen: Protoscalpellum, Euscalpellum, Mesoscalpellum und Ärcoscalpellum. Die letzte Sektion wird dann, da sie die zahlreichsten Arten enthält, nach der Form der carino- lateralen Schalenstücke in fünf Untersektionen aufgeteilt. In jeder Hinsicht scheint mir die Zerlegung der Gattung Scalpellum gerechtfertigt, doch halte ich die Sektionen von Hoek nicht für besonders geeignet, Klarheit zu schaffen, keinesfalls mehr als die von mir bereits angenommenen, weil sie nur dann die Arten zu unterscheiden gestatten, wenn die Zwergmännchen alle oder zum größten Teil wenigstens bekannt sind. Unglücklicherweise sind wir davon noch weit entfernt. Ferner, wie will man in vielen Fällen mit Sicherheit erkennen, ob die vorhandenen Schalen- stücke der Zwergmännchen vollständig entwickelt oder rudimentär sind? Es scheint mir, daß die von mir vorgeschlagene Unterscheidung der Zwergmännchen schärfer ist. Es ist danach einfach auf Grund der Gestalt der Carina, der carino -lateralen Stücke usw. dicho- tomisch Unterabteilungen zu bilden, welche die Unterscheidung der Arten erleichtern. Die an Individuen der Gattung Scalpellum so reiche Sammlung des „Gauss" hat nur vier ver- schiedene Arten geliefert, welche allerdings alle neu für die Wissenschaft sind. Das wird diejenigen nicht in Erstaunen setzen, welche wissen, wie wenig noch von antarktischen Formen bekannt ist. Bevor wir mit der Beschreibung der neuen Arten beginnen, ist es nötig, darauf hinzuweisen, daß Hoek im Oktober 1907 in den Cirripedien der ,,Siboga" unter dem Namen Sc. gracile ein neues Scalpellum beschrieb. Einen Monat später gab Pilsbry einer anderen Art denselben Namen. Da 202 Deutsche Südpolar-Expeditiou. HoEK die Priorität hat, schlage ich vor, der zweiten gleichzeitig benannten Art den Namen Sc. neo- gracile Pilsbry zu geben. Dann mögen die Diagnosen und Beschreibungen der neuen vom „Gauss" gesammelten Arten folgen. 1. Scalpelluin Vanliöffeui n. sp. Taf. XXIII, Fis. 1-3 u. Taf. XXV Fig. 3-9. Diagnose: Capitulum leicht aufgeblasen, mit 14 stark und völlig verkalkten Platten, die entfernte, deutliche Anwachsstreifen zeigen. Carina gekrümmt mit deutlichem Winkel am Umbo, der am oberen Sechstel des Schalenstückes erscheint. Dorsalrand der Carina konkav und von zwei breiten und abgerundeten, seitlichen Rippen begrenzt. Terga dreieckig, mit leicht nach hinten zurückgekrümmter Spitze. Scuta viereckig mit fast geradem vorderem Rand und zugeschärfter, etwas zurücktretender Spitze. Der Umbo der Carino-lateralia bildet eine starke Hervorragung hinter der Carina. Die Infra-medio-lateralia sind rechteckig, aber in der Mitte verengt, wo der Umbo eine sehr deutliche Hervorragung an der Seite hervorruft und von wo ziemlich tiefe Furchen nach der Peripherie verlaufen. Rostrum dreieckig, vollkommen frei. Stiel abgestutzt kegelförmig, kräftig, mit sechs Reihen alternierender, halbkreisförmige}- und deutlich dachziegelartig sich deckender Schuppen. Dimensionen: Länge des Capitulum 5 mm; Breite 3 mm. Länge des Stiels 3 mm; Breite 2 mm. Fundort: Sehr gemein in den verschiedenen Dretschzügen, die bei der Winterstation des „Gauss" nördlich vom Kaiser- Wilhelm-IL - Land bei 350 — 385 m Tiefe ausgeführt wurden. Beschreibung. Die Ausbildung der Seiten im unteren Teile des Capitalums und die so merkwürdige Gestalt der Infra-medio-lateralia gibt dieser Art ein sehr eigenartiges Aussehen, wenigstens bei erwachsenen Exemplaren, denn bei den jugendlichen Tieren erscheint der untere Teil des Capitulums ziemhch flach, die Infra-medio-lateral-Platten haben ein ganz verschiedenes Aussehen und rufen nur eine einfache, leichte Hervorragung an den Seiten hervor. Hätten wir nicht alle Übergangsstadien zwischen erwachsenen und jungen Formen untersuchen können, wäre es uns sicherlich sehr schwer, vielleicht unmöglich geworden, sie zu identifizieren, was wiederum beweist, wie vorsichtig man sein muß, wenn man nicht die Liste der Arten mehr als nötig ver- größern will. Scuta und Terga, mit fast geradem Rand und scharfer leicht zurückgebogener Spitze der letzteren, bieten nichts Besonderes dar außer vielleicht den Anwachsstreifen, die hier breiter als gewöhnHch erscheinen. Carina. Die Carina ist merkwürdig wegen der Breite ihrer seitlichen Teile, welche außen breit und regelmäßig abgerundet, innen dagegen gerade und abgestutzt sind. Die mittlere Partie des Dorsalrandes ist regelmäßig abgeplattet. Die Supra-lateral-Platten sind unregelmäßig viereckig und ihr gerundeter Tergal- rand überragt ziemlich deutlich den Scutalrand der Terga an der Seite des Carino -basal -Winkels. Die unregelmäßig trapezförmigen Carino-lateral-Platten zeigen deutlich ab- gerundete Winkel, von denen der Carinalwinkel stark, etwa mit einem Drittel der Platte, nach GiuivEL, Cirripedien. 203 hinten über die Basis der Carina hervorragt. Dieser Winkel selbst ist stumpf und nicht gegen die Spitze des Capitulums zurückgekrümmt. Die Rostro-lateral-Platten haben unregelmäßig vierseitige Form und sind durch eine hervorragende Leiste, die sich vom supra-rostralen zum infra -lateralen Winkel hinzieht, in zwei verschiedene Flächen geteilt. Der Scutal-Rand ist leicht konvex und ungefähr doppelt so lang als die dem Stiel zugekehrte Seite. Der Rostral-Rand der kleinen, dreieckigen vorderen Fläche ist leicht konkav und läßt das Rostrum vollkommen frei. Die Infra- medio-lateral-Platten sind am meisten charakteristisch und machen die Art auf den ersten Blick kenntlich. Ihre Form ist die eines unregelmäßigen Rechtecks, das in der Mitte seiner Höhe etwas verschmälert ist. In der Mitte dieser schmalen Stelle findet sich der Wirbel der Platte. Derselbe ragt seitlich stark hervor und von ihm gehen zwei deutliche Kanten aus, von denen die eine ihn mit dem Supra-carinal- Winkel, die andere mit dem Infra-rostral-Winkel verbindet. Endlich verlaufen ähnliche Kanten vom Wirbel nach den rostralen, carinalen und peduncularen Rändern der Platte, welche dadurch stark gezähnt erscheinen. Die Kanten selbst sind durch deutliche und hervorragende Querstreifung verziert. Allein der varino -laterale Rand ist regelmäßig konkav und ungezähnt. Bei den Jugendformen, welche sich unzweifelhaft an diese Art anschließen, verschwinden die bei den Erwachsenen so deutlich auftretenden Charaktere der Infra -medio-lateral-Platten mehr oder weniger vollständig, entsprechend dem Alter der Individuen. Der Wirbel hat die Tendenz sich dem oberen Teil der Platte zu nähern, und die Seiten, die bei den Erwachsenen stark hervor- treten, sind bei sehr jungen Formen wenig deutlich. Indessen ließen sich alle tJbergangsformen finden zwischen den Jugendformen mit undeutlichen Charakteren und den Erwachsenen mit den oben angegebenen ausgeprägten Merkmalen. Das R o s t r u m ist dick, von gleichseitig dreieckiger Form und zwischen den Rostro-lateral- Platten völlig sichtbar. Bei sehr jungen Exemplaren ist das Rostrum rechteckig, zuweilen selbst pentagonal, indem der obere Teil breiter als der untere, dem Stiel aufsitzende, wird. Man sieht, wie Mißtrauen berechtigt ist, wenn bei Individuen, die noch nicht ihre definitive Ausbildung erlangt haben, nach der Form des Rostrums neue Arten aufgestellt werden. Der Stiel endlich hat im allgemeinen ziemlich regelmäßig die Form eines umgekehrten, abgestutzten Kegels und ist von sechs alternierenden Reihen regelmäßiger Schuppen bekleidet, die sich mit freiem halbkreisförmigen Rand dachziegelig decken. Die beiden ersten Cirrenpaare haben kurze, dünne, vielgliederige Äste; diejenigen des dritten bis sechsten Paares sind lang, schlank und vielgiiederig. Penis fehlt. Caudalanhänge kurz, abgeplattet und eingliederig. Mundhöcker ziemlich hervorragend; Mandibel mit drei Zähnen und im unteren Winkel doppelt gekämmt; Kiefer mit ziemlich tiefer Einkerbung. Verwandtschaft. Durch die Gesamtheit der Merkmale nähert sich die Art dem Scal- pellmn obesum Aur., doch unterscheidet sie sich klar durch das Rostrum und besonders durch die Infra-medio-lateral-Platten. Geographische Verbreitung. Zahlreiche erwachsene und junge Exemplare dieser Art wurden in 53 Dretschzügen bei der Winterstation des „Gauss", wenig nördlich vom Kaiser- Wilhelm-II. - Land, Ende 1902 und Anfang 1903 in 350—385 m Tiefe erbeutet. Alle, bei denen Deutsche SUdpolar-Expetlitiou. Sl. Zoologie III. 27 204 Deutsche SQdpolar-Expedition. die Natur des Trägers festgestellt werden konnte, saßen entweder auf Bryozoen oder Hydroiden auf; doch fanden sie sich auf den letzteren seltener. Ich habe diese Art Herrn Professor Vanhöffen, dem Zoologen der Deutschen Südpolar - Expedition, gewidmet. 2. Scalpellum Ganssi n. sp. Taf. XXIII, Fig. 8-9. Diagnose: Capitulum in den beiden oberen Dritteln komprimiert, dagegen an der Basis sehr erweitert; mit 14 kräftigen, völlig verkalkten Platten, die keine Streifung erkennen lassen. Carina kurz, regelmäßig gekrümmt, mit dem Wirbel an der Spitze, sehr leicht konkavem Dorsal- rand, gerundeten Seitenrändern, ohne Kanten. Terga dreieckig, mit gerader Spitze, Scuta un- regelmäßig viereckig, vorn an ihrer Basis ziemlich stark hervortretend, oben zugespitzt in der Ver- längerung des Schließrandes; Nabel der Carino-lateral- Stücke vorragend. Infra-medio -lateral- Platten verlängert, von Form eines ein wenig unregelmäßigen gleichschenkhgen Dreiecks mit einen nach außen stark vortretenden Wirbel an ihrer Spitze. Eostrum rechteckig und völlig frei. Stiel fast zylindrisch, kurz, mit nur vier alternierenden Reihen kräftiger, breiter, vollkommen verkalkter und dachziegelig angeordneter Schuppen. Dimensionen: Länge des Capitulum 7 mm; Breite 3 mm. Länge des Stiels 2 mm; Breite 1,5 mm. Fundort: Winterstation des ,, Gauss" im Norden von Kaiser Wilhelm II. - Land bei 385 m Tiefe. Ein Exemplar. Beschreibung. Ebenso wie die vorige Art ist diese im unteren Teil des Capitulums seit- lich stark verbreitert, was hier um so mehr auffällt, da der obere Teil noch mehr als bei jener seitlich zusammengedrückt erscheint. Dieser Umstand gibt der Art ein ganz charakteristisches Aussehen, so daß sie sich dadurch leicht von verwandten Arten unterscheiden läßt. Die Terga bieten nichts Besonderes, aber die Scuta bilden einen fast geraden Verschluß - rand, abgesehen von i'hrer Basis, die ziemlich beträchtlich nach vorn vorspringt und so eine ent- sprechende Hervorragung bildet, wie sie sich am oberen Rostralrand der Rostro -lateral -Platten findet. Die Carina ist kurz und übertrifft kaum die halbe Länge des ganzen Capitulums. Ihr Dorsal- rand ist leicht konkav mit gerundeten, wenig vortretenden Seitenteilen. Sie ist übrigens regelmäßig gekrümmt. Die S u p r a - 1 a t e r a 1 - P 1 a 1 1 e n sind unregelmäßig, fünfeckig. Die Carino-lateral-Platten haben ganz charakteristische Form, sind konkav im mittleren Teil des oberen Randes, haben ziemlich breiten, abgerundeten Wirbel, engere, aber gleichfalls abgerundete Spitze und sind schließlich am oberen Rande ungefähr doppelt so breit als am unteren, mit dem sie dem Stiel aufsitzen. Die Infra-medio-lateral-Platten sind charakterisiert durch ihre verlängerte Form, ihre Dicke und die äußere Hervorragung ihrer Spitze. Das R o s t r u m ist leicht zu unterscheiden, denn es wird nicht vom Rostralrand der Rostro - lateral- Stücke überdeckt und hat die Form eines verlängerten, ungefähr regelmäßigen Rechtecks. Gruvel, Cirripedien. 205 Der Stiel endlich ist kurz und schmal, ungefähr zylindrisch und mit vier Reihen alter- nierender, breiter Schuppen bekleidet, die, am freien Rande halbkreisförmig, sich im oberen Teile dachziegelartig decken, während sie sich im unteren Teile allmählich voneinander entfernen, so daß Zwischenräume auftreten. Die Schuppen der rostralen und carinalen Reihen sind etwas schmäler als die seitlichen. Die Cuticula, welche alle Platten bedeckt, ist sehr dünn und glatt. Verwandtschaft. Diese Art kann nach ihren gesamten Merkmalen mit keiner anderen verwechselt werden. Durch die Kürze der Carina nähert sie sich vielleicht dem Scalpellum hrevi- carinatum Hoek, doch unterscheidet sie sich von dieser Art sofort durch die Erweiterung des unteren Teiles, die Form der Carino -lateral -Platten und anderes. Obwohl diese Form nur durch ein einziges Exemplar in der Sammlung vertreten war, kann man sie ohne Zögern als distinkte Art anerkennen, welcher ich den Namen des deutschen Südpolar- schiffes ,, Gauss" beigelegt habe. 3. Scalpellum Weltneri n. sp. Tcaf. XXIII Fig. 4—5 u. Tai. XXVI Fig. 8-11. Diagnose: Capitulum im oberen Teil seitlich leicht zusammengedrückt, dagegen unten verbreitert, mit 14 stark verkalkten Platten, die durch häutige Zwischenräume deutlich getrennt sind. Die Schalenstücke sind von glatter, hyaliner Cuticula überzogen, die auf der Carina und am Schließrande ziemlich dick ist. Carina regelmäßig gekrümmt, mit stumpfer Spitze am Grunde endigend. Dorsalrand derselben flach, sehr schwach konkav in der Mitte und ohne deutliche Seitenkanten. Terga dreieckig mit gerader scharfer Spitze. Scuta viereckig, mit an der Spitze gelegenem Wirbel, zugespitzt und sehr leicht zurückgebogen; der vordere Basalwinkel ist ebenfalls zugespitzt, ragt aber nicht hervor. Der Wirbel der Carino -lateral -Platten ist aufgerichtet und springt nach hinten vor. Er hegt, von der Basis gerechnet, etwas über einem Drittel der Plattenhöhe. Der Vorder- rand der Rostro-lateral-Platten ist schmal. Die Infra-medio-lateral-Stücke sind verlängert, recht- eckig, leicht in der Mitte eingeschnürt mit hervorragendem, nahe der Spitze gelegenem Wirbel. Rostrum gleichschenklig dreieckig, gänzlich frei. Stiel umgekehrt kegelförmig kurz, von sechs Reihen abwechselnder Schuppen bekleidet, die quer verbreitert erscheinen, ziemlich unregelmäßig angeordnet sind und sich schlecht decken. Dimensionen: Länge des Capitulum 6,5 mm; Breite 3,25 mm. Länge des Stiels 2,5 mm; Breite 1,50 mm. Fundort: An der Winterstation des ,, Gauss" etwas nördlich von der Küste des Kaiser- Wilhelm -IL -Landes bei 385 m Tiefe, auf Bryozoen und Hydroiden in ziemlich reichlicher Anzahl gefunden. Beschreibung. Das Capitulum erinnert durch seine aufgeblasene Form im ganzen ein wenig an das von Sc. Gaussi, doch ist die Erweiterung des unteren Teiles weniger deutlich abgesetzt. Die Schalenstücke sind von glatter, durchscheinender Cuticula überzogen, welche vorn am Schließ - rand und hinten in der unteren Hälfte der Carina über die Platten herausragt. Alle Platten sind deuthch durch Zwischenräume voneinander getrennt. 27* 206 Deutsche Südpolar-Expedition. Die C a r i n a ist regelmäßig gekrümmt und endigt mit stumpfem Winkel an der Basis ein wenig unter dem Wirbel der Carino-lateral-Platten. Ihr Dorsalrand ist flach mit sehr leichter mitt- lerer Vertiefung, aber ohne merkliche seitliche Kiele. Die T e r g a sind dreieckig mit gerader scharfer Spitze, zeigen aber keine Spur von Anwachs- streifung. Die S c u t a sind viereckig und tragen den Wirbel an der Spitze. Der Schließrand ist sehr wenig konvex und der untere Winkel am Schließrand zugespitzt. Der Basalrand ist regelmäßig nach oben ausgeschweift. Die Supra -lateral-Platten sind unregelmäßig viereckig und mit scharfer ge- krümmter Spitze nach dem Scutum gewendet, während der Latero -basal -Winkel gerundet erscheint. Der Wirbel der Carino-lateral-Platten liegt ein wenig über dem unteren Drittel und ragt ein wenig nach hinten und oben hervor. Der Basalrand ist nur ungefähr halb so lang als die der Carina zugekehrte Seite. Die I n f r a - m e d i o - 1 a t e r a 1 - S t ü c k e haben die Form eines unregelmäßigen Recht- ecks, das in der Mitte der Höhe etwas verschmälert ist. Von dem nahe dem oberen Ende gelegenen Wirbel ziehen zwei Kanten nach den Basalwinkeln der Platte, welche eine dreieckige Fläche mit ziemlich stark nach außen vorspringendem Gipfel begrenzen, was ein wenig an die Spitze derselben Stücke bei Sc. Gaussi erinnert. Die Rostro-lateral-Platten sind am Schließrand sehr niedrig, erreichen dort nur ein Viertel ihres seitlichen Randes; das Rostrum ist kurz dreieckig, vollständig frei und an dem oberen Ende und auch seitlich etwas eingekniifen. Der Stiel, abgestutzt kegelförmig, ist ziemlich kurz und wird von sechs Längsreihen alter- nierender Schuppen bedeckt, die niedrig, quer verbreitert sind, ziemlich unregelmäßige Form und Lage haben und sich nur schlecht oder gar nicht decken. Das erste Cirrenpaar ist völlig von den anderen getrennt und hat kurze Äste mit wenig vor- tretenden Gliedern; sechs Glieder bilden den vorderen, sieben den hinteren Ast; Dornen fein, nur am äußersten Ende sehr fein gezähnt. Bei den anderen Cirrenpaaren werden die Äste allmählich länger bis zum sechsten. Alle Äste sind lang, dünn und vielgliederig und tragen an ihrem äußersten Ende sehr feingezähnte Borsten. Penis fehlt. Caudalanhänge kurz, abgeplattet und eingliederig; Mundhöcker ziemlich hervorragend. Mandibeln mit drei Zähnen und einem einzelnen Zahn im unteren Winkel. Kiefer mit einer wenig tiefen Kerbe. Verwandtschaft. Durch den Habitus und gewisse Charaktere nähert sich diese Ai't dem Sc. Bouvieri A. Gruvel, aber sie unterscheidet sich von diesem wie auch von Sc. angustum 0. Saks gut durch die äußere Hervorragung und die Form der Infra-medio-lateral-Platten, durch die Gestalt des Rostrums usw. Sie nähert sich in gewisser Hinsicht auch dem Scalpellum crinitumlioEK. Geographische Verbreitung. Es wurde eine ziemlich große Zahl von sehr jungen, jüngeren und erwachsenen Exemplaren in etwa 20 Dretschzügen während der Überwinterung des ,, Gauss" beim Kaiser- Wilhelm -II. - Land aus 350 — 385 m Tiefe erbeutet. Alle waren auf Bryozoen oder Hydroidenstöckchen angesiedelt und einige von ihnen in Gesellschaft mit Sc. Vanhöffeni. Ich habe diese Art Prof. Weltner in Berlin gewidmet, der durch seine systematischen Ai-beiten über die Cirripedien bekannt ist. Gkuvkl, Cirripedien. 207 4. Scalpelliiiu Berndti u. sp. Taf. XXIII Fig b— 7. Diagnose: Capitulum seitlich komprimiert, aus 14 vollkommen verkalkten, einander berührenden Schalenstücken gebildet, die von einer äußerst dünnen und glatten Cuticula über- zogen sind. Carina regelmäßig gekrümmt, von kaum halber Länge des ganzen Capitulums. Dorsalrand konvex, ohne Seitenkanten, aber mit einem sehr schwachen mittleren Dorsalgrat, der unten mit spitzem Winkel endigt. Terga dreieckig, verlängert, mit zugeschärfter, leicht nach vorn gekrümmter Spitze. Scuta viereckig, verlängert; der Wirbel liegt an der Spitze, welche scharf und kaum zurück- gebogen ist. Die Supra -lateral -Platten sind verlängert, dreieckig und tragen ihren Wirbel sehr nahe an der Spitze. Der Wirbel der Carino-lateral-Platten liegt an der Spitze derselben und ist etwas zurückgekrümmt. Der Vorderrand des Rostro -laterale ist gerade und springt mit dem oberen Winkel ein klein wenig vor. Infra-medio-lateralia verlängert, rechteckig mit leichter mittlerer Verschmälerung ; Wirbel an der Spitze gelegen. Rostrum verlängert, fünfeckig, völlig frei. Stiel schmal, ziemlich lang, fast zylindrisch, mit acht Reihen kleiner unregelmäßiger Schuppen, welche einander schlecht decken. Dimensionen: Länge des Capitulum 4 mm; Breite 2 mm. Länge des Stiels 2,5 mm; Breite 0,75 mm. Fundort: Winterstation des ,, Gauss" im Norden des Kaiser -Wilhelm-IL - Landes bei 350 m Tiefe. Nur ein Exemplar wm-de gefunden. Beschreibung. Während die drei bereits vorher erwähnten Arten, besonders die beiden ersten, eine etwas aufgeblasene Form hatten, erscheint diese letztere im Gegenteil dünnleibig, da das Capitulum schmal und seitlich zusammengedrückt, der Stiel verlängert und ebenfalls schmal ist. Die Platten sind nahe aneinander gedrängt, greifen selbst ein wenig übereinander über. Die dreieckigen Terga bilden einen geraden Schließrand, doch ist die Spitze leicht nach vorn gekrümmt. Der Schließrand der Scuta ist leicht konvex; die scharfe Spitze liegt ungefähr in der Verlängerung des Schließrandes. Alle Platten zeigen eine sehr schwache, mittlere Kante, die von der Spitze zum Basi-carinal-Winkel verläuft, lassen jedoch keine Querstreifung erkennen. Die Carina ist sehr kurz, seitlich zusammengedrückt, ohne Seitenkanten des dorsalen Teils. Dieser ist durch einen einfachen mittleren Grat ausgezeichnet, welcher besonders im unteren Teil hervortritt und mit spitzem Winkel zwischen den beiden Carino-lateral-Platten endigt. Die Supra-lateral-Platten tragen nahe der Spitze einen stumpfen Wirbel. Der der Carina zugekehrte Rand ist gekrümmt und endigt vorn mit gerundetem Basi-scutal-Winkel. Der dem Scutum und der dem Stiel zugewandte Rand der Rostro-lateral-Platten verlaufen ungefähr parallel, und der erstere ist fast doppelt so lang als der letztere. Der Carinalrand der Carino-lateralia ist regelmäßig gerundet. Die Spitze ist nach der Carina zurückgebogen und erreicht beinahe das Niveau der Mitte der Supra-lateral- Stücke. Die Infra-medio-lateralia haben die Form eines Rechtecks, dessen schmale obere Seite 208 Deutsche Siidjjolar-Expeditioii. gebrochen erscheint. Der Wirbel liegt sehr nahe an der Spitze und bildet einen leichten Vorsprung am oberen Ende der Platte. Verwandtschaft. Durch die Form und die Kürze der Carina nähert sich diese Art dem Scalpellum brevecarinatum Hoek, dem Sc. sessile Hoek und dem Sc. pentacrinarum Pilsbry, aber sie kann mit keiner von diesen vereinigt werden wegen der Form ihrer Carino-lateral-Platten und besonders der Infra-medio-lateraHa, deren Wirbel wohl an der Spitze liegt, die aber eine mehr oder weniger deutliche dreiecldge Form haben. Ich habe diese Art Herrn Dr. Berndt vom Zoologischen Institut der Universität Berlin ge- widmet, der sich durch seine interessanten Arbeiten über die Cirripedia acrothoracica bekannt gemacht hat, Familie: Peiitaspidae. 3. Gattung: Lepas. Über die Gattung Lepas habe ich nach den Arbeiten von Hoek und Pilsbry nichts besonderes mitzuteilen, außer jedoch, daß der letztere, wohl infolge eines Druckfehlers, der allerdings zweimal vorkommt, der Lepas fascicvlaris den Namen Lepas fasciculatus Ellis & Solander gibt. Eine neue Art wurde von den genannten Autoren nicht beschrieben. Die Arten, welche wir in der Sammlung des ,, Gauss" gefunden haben, sind folgende: Lepas fascicnlaris Ems et Solander. Einige Exemplare wurden festgeheftet an einer pelagischen Schnecke {Janthina), westlich vom Kap Finisterre (Spanien) am 23. August 1901 gefunden, die anderen am 22. Mai 1903 im Osten der afrikanischen Küste, südlich von Madagaskar, mit treibendem Sargassum erbeutet. Lepas pectinata Spengler. Diese Art, welche bekanntlich alle treibenden Objekte befällt und sich vorzugsweise auf pelagischen Molluskenschalen {Spirula, Janthina) ansiedelt, wurde, wie die vorige, mit Janthina, westlich von Kap Finisterre am 23. August 1901, mit Sargassum am 22. Mai 1903 südlich von Mada- gaskar aufgefischt und dann auch im Westen der Guineaküste am 24. September 1901 auf Bimsstein - brocken angetroffen. Lepas anatifera Leach. Diese augenscheinlich sehr häufige und weit verbreitete Art, die im Larvenstadium sich an allen möglichen treibenden Objekten festheftet und so über die ganze Welt verschleppt wird, hatte sich in großer Anzahl am Schiffsboden angesiedelt und wurde von dort am 1. Oktober 1901, dann am 8., 11., 17. und 30. Oktober 1901, also im südlichen Tropengebiet des Atlantischen Ozeans, auf hoher See gesammelt. Die zuerst am 1. Oktober 1901 gefundenen Exemplare waren noch nicht völlig erwachsen. Lepas anstralls Darwin. Obwohl seltener als die vorige, ist diese Art doch auch als kosmopolitisch zu bezeichnen. Die Deutsche Südpolar-Expedition fand sie bei der Ausreise an treibendem Macrocystis (14. November 1901) zwischen Tristan d'Acunha und dem Kap der guten Hoffnung, ferner bei der Heimfahrt am Schiffsboden festgewachsen bei St. Helena am 2. September 1903. GuüVEL, Cirripedien. 209 Lepas Hilli Leach endlich wurde in Gesellschaft von Lepas anatifera vom Schiff abgekratzt im tropischen Atlantischen Ozean am 1. und 17. Oktober 1901, dann auch zusammen mit L. australis bei St. Helena am 2. September 1903 vom Schiffsboden gesammelt. 4. Gattung: Poecilasma. PiLSBRY richtet in betreff der Gattung Poecilasma eine noch größere Verwirrung an als bei Scalpellum, was viel sagen will. Er vereinigt zunächst die Gattungen Poecilasma Darwin und Megalasma Hoek, was sich noch durch einige Gründe stützen ließe. Man muß in der Tat anerkennen, daß gewisse Arten derselben nahe Verwandtschaft zeigen, wie z. B. Poecilasma carinatum Hoek und Megalasma lineatum Hoek. Ich würde die letztere Art auch zu Poecilasma gerechnet haben. Wenn tatsächlich die Aufstellung der Gattung Megalasma, welche Hoek 1883 für M. striatum schuf, genügend gerechtfertigt erschien bei einer Art, die in ihren meisten Merkmalen von den damals bekannten Poecilasmaarten wesentlich verschieden war, so scheint es mir doch, daß manche Formen von Megalasma besser unter Poecilasma untergebracht worden wären. Das ist besonders der Fall bei M. lineatum Hoek, deren Merkmale sie nach unserer Ansicht mehr den Poecilasmaarten als denen von Megalasma nähern, als deren Typus M. striatum Hoek angesehen werden muß mit der sehr nahestehenden Art M. carino-dentatum Weltner. Und ich gestehe, daß ich unter den von Pilsbry und Hoek beschriebenen Megalasmaarten keine anderen Arten finde, welche ohne Zögern in die Gattung Megalasma aufgenommen werden könnten, wofern man ihr nicht auch Poecilasma carinatum Hoek und Poecilasma gracile Hoek zuteilen will, welche beide mit gleichem Recht wie M. lineatum Hoek, M. suhcarinatum Pilsbry und M. gracile gracilius, M. rectum und M. Annandalei desselben Autors zum Genus Megalasma gehören. Aber Pilsbry vereinigt nicht nur die beiden Gattungen Poecilasma und Megalasma, was ich billigen kann, sondern er teilt die neue Gruppe sogar in fünf Untergattungen ein: Trilasmis, Poeci- lasnui, Temnaspis, Glyptelasma und Megalasma, so daß er, anstatt Klarheit innerhalb der Gruppe zu schaffen, nur neue Zweifel und Verwirrung verursacht. Wenn ich bei meiner Arbeit über die Cirripedien des ,,Travailleur" und des ,, Talisman" dazu kam, Poecilasma aurantium Darwin als einfache Varietät von P. Kaempferi Darwin zu betrachten, so geschah dieses sicherlich nach reiflicher Überlegung und unter voller Würdigung des großen Abstandes, welcher die beiden von Darwin beschriebenen Arten zu trennen schien. Aber bei den Dretschzügen, welche vom ,, Talisman" in der Nähe von Kap Bojador ausgeführt wurden, ent- sprachen die beiden auf den Radiolen von Dorocidaris papillata gesammelten Individuen genau der Beschreibung, welche Darwin von P. aurantium gegeben hatte, und da ich zwischen diesen und den anderen Formen, welche der Diagnose von P. Kaempferi entsprechen, nur äußerst schwache Unterschiede fand, so glaubte ich, sie zu einer Art zusammenwerfen zu müssen, indem ich jedoch P. aurantium als orangefarbene Varietät von P. Kaempferi beibehielt. Wenn man mir durch Hinweis auf deutlich unterscheidende Merkmale zeigt, daß ich Unrecht habe, will ich gern meinen Irrtum zugeben. Pilsbry und Hoek hielten es nicht für nötig, die beiden Arten zusammenzufassen, obwohl sie die._.nahe Verwandtschaft derselben erkannten. \ 210 Deutsche Südpolar-Expedition. Ich muß noch hinzufügen, daß ich bei Dretschzügen und zoologischen Untersuchungen, welche ich seit mehr als 3 Jahren an der Westküste Afrikas ausgeführt habe, allerdings selten, Formen angetroffen habe, welche sowohl dem Atlantischen als auch dem Indischen Ozean angehören. Unter den Cirripedien könnte man mehrere solche Arten nennen. Eine der bekanntesten, die sowohl bei Madeira, im Indischen Ozean, in Polynesien und bei Japan vorkommt, ist Baianus trigonus Darwin z. B., welche jedoch eine Form des tiefen Wassers ist. Weder die Gattung Poecüasma noch Megalasma ist in der Sammlung der Deutschen Südpolar- Expedition repräsentiert. 5. Gattung: Diclielaspis. In meiner Monographie der Cirripedien habe ich die von Stebbing geschaffene Gattung Trichel- asfis nicht aufgenommen, weil T. Forresti, die Form, für welche die neue Gattung aufgestellt wurde, in Wahrheit nur eine neue Art der Gattung Dichdaspis ist. Ich freue mich, daß Pilsbry und Hoek hierin ganz meiner Ansicht sind. In der Tat betrachtet der erstere beide Gattungsnamen als Syn- onyme (p. 93) und Hoek sagt (p. 18, Note 2): ,,I think Gruvel is right in considering Trichelaspis Forresti to be a Diclielaspis. Pilsbry, welcher entschieden die ganze Nomenklatur der Gruppe über den Haufen werfen will, schlägt in der Tat vor, dieser Gattung, die heute von allen Zoologen anerkannt ist, den Namen Octolasmis Gray (1825) zu geben, weil derselbe älter sei als Dichelaspis, der von Darwin 1851 auf- gestellt wurde. Warum nimmt er nicht den Namen Heptalasmis an, wenn er sich durchaus auf die Priorität berufen will, der von Leach in derselben Arbeit ebenfalls 1825 eingeführt wurde? Der Name Heptalasmis würde wenigstens der Idee entsprechen, daß sieben Schalenstücke vorhanden sind, unter der Voraussetzung nämlich, daß jedes der beiden Nebenstücke der Scuta als besondere Platte gerechnet wird, obwohl das morphologisch falsch ist, wie wir jetzt wissen. Die Zahl 8 aber kann unter allen Umständen nur eine falsche Vorstellung geben. Der Name Dichelaspis wurde von Darwin speziell wegen des morphologischen Wertes der beiden Nebenstücke der Scuta angenommen, die von seinen Vorgängern als besondere Platten betrachtet wurden, welche aber, wie jetzt nachgewiesen ist, nur abgetrennte Stücke darstellen. Schon bei gewissen Formen der Gattung Poecilasma nämlich (P. minutum, A. Gruvel z. B.) zeigt sich eine deutliche Spaltung, wenn auch ohne Rückbildung. Wenn die Rückbildung der durch die primitive Spaltung begrenzten Teile eingetreten ist, so haben wir eine neue Form, welche Darwin, der Begründer der Entwicklungslehre, durch den Namen Dichelaspis charakterisieren wollte, um anzudeuten, daß eine der Platten {a.G-Kk) in zwei Teile geteilt ist. Wir werden demnach die Gattung Dichelaspis beibehalten, welche Pilsbry nur noch als Unter- gattung anerkennen will. In der vorliegenden Sammlung ist dieselbe nicht vertreten. 6. Gattung: Conclioderma. Ausnahmsweise hat Pilsbry nicht versucht, auch die Gattung Conchoderma umzugestalten. Zwei Arten derselben sind in der Sammlung der Deutschen Südpolar-Expedition vorhanden, welche beide bei verschiedenen Gelegenheiten am Schiff festsitzend gefunden wurden. Gruvel, Cirripedien. 211 Couchodernia aurituni Leach wurde zwischen dem Äquator und dem 30° s. Br. am 1., 17. und 30. Oktober 1901 bei der Ausreise und am 29. Oktober 1903 in Ponta Delgada, Azoren, bei der Heimfahrt vom Scliift'sboden abgekratzt, war jedoch stets spärHcher als die folgende Art vorhanden. Conchoderma virgatuni Spengler wurde in jungen Exemplaren bereits am 13. September 1901 im Hafen von St. Vincent, Kapverden, dann am 1. ,8., 17. und 30. Oktober in größerer Menge am Schiff festsitzend gefunden. Dieser reich- liche Besatz von Langhälsen, wie die Seeleute die Conchodermaarten nennen, trug nicht wenig dazu bei, die Fahrtgeschwindigkeit zu vermindern. Am 9. Oktober wurden fast, am 17. Oktober bereits völlig erwachsene Exemplare angetroffen. Einige Exemplare vom 8. Oktober 1901, die aus dem Schraubenbrunnen herausgeholt wurden, waren wahrscheinlich infolge des Lichtmangels nicht genügend ausgefärbt. Die sonst tiefdunkle Streifung war zwar erkennbar, aber blaßbraun, und die helleren Partien, selbst die Schalenrudimente, waren etwas bräunlich gefärbt, nicht so charakte- ristisch wie bei den übrigen Stücken abgesetzt. Bei der Heimreise wurde C. virgatum am 9. Oktober 1903 westlich von den Kapverdeschen Inseln vom Schiff abgekratzt, dann am 17. Oktober 1903, an Sargassum festsitzend, in kleinen Exemplaren und schließlich zahlreich in Ponta Delgada am 29. Oktober 1903 vom Schiffsboden gesammelt. Familie : Aiiaspidae. Die Gattung Alepas findet ebenfalls nicht die Anerkennung von Pilsbry. Er stellt eine neue Gattung Heterolepas auf, die alle bekannten Arten der Gattung Alepas nach Darwin, Hoek, AuRiviLLius, Gruvel, Annandale und anderen umfaßt, mit Ausnahme von A. parasita S. Rang. Als Typus der Gattung ^^ejsas betrachtet er A. univalvis QuoY et Gaimard. Man darf wohl skeptisch gegen eine Gattung sein, deren typische Art sehr mangelhaft bekannt ist, so schlecht sogar, daß ich sie in meiner Monographie unterdrücken zu müssen glaubte. Die Gattung Alepas würde mit A. univalvis (?) noch A.pellucida Aurivillius und eine neue Art von Pilsbry, A. pacifica, einschließen. Sie würde außerdem die Gattung Gymnolepas von Aurivillius (1894) und die Gattung Eremolepas von Weltner (1897), welche wir bereits mit der vorhergehenden identifiziert hatten, in sich aufnehmen. Alepas würde sich also von der Gattung Heterolepas durch die Dünne und Transparenz der Haut, das Fehlen segmentierter Caudalanhänge und durch kurze Girren, mit reduzierten und kaum chitinisierten Segmenten unterscheiden, alles Charaktere, welche Anpassungen an die pelagische und besonders halbparasitische Lebensweise sind. Die Gattung Alepas ist nach den Beschreibungen von Darwin und mir durch mehr oder weniger lange Caudalanhänge charakterisiert und die Arten, welche von Darwin, Hoek und mir selbst vollständig untersucht werden konnten, tragen allerdings ziemlich lange und vielgliederige Anhänge, während das Fehlen solcher Anhänge für die Gattung Gymnolepas charakteristisch ist. Aber kann es sich nicht ereignen, daß durch zufällige Atrophie, wie so oft im allgemeinen bei Appendices, die Caudalanhänge einer echten Form von Alepas durch Halbparasitismus derartig rückgebildet werden, daß sie wenig sichtbar sind oder selbst ganz fehlen? Deutsche Stldpolar-Expedition. XI. Zoologie III. 28 212 Deutsche Siidpolar-Expedition. Wir haben in zahlreichen Fällen gezeigt, daß unzweifelhafte Formen von Alepas auch mehr oder weniger deutliche Rückbildung von Girren oder Cirrenästen erkennen lassen. Muß man sie darum streng von Alepas trennen? Wir halten das nicht für zweckmäßig. Man muß unserer Ansicht nach der Gesamtheit der Charaktere Rechnung tragen, wenn man die G-enera richtig definieren will. Was Alepas parasita Pilsbry anbetrifft, so stellt die allgemeine Körijerform und die Form des Stiels, das Auftreten eines mehr oder weniger unter der Cuticula verborgenen Gerüstes von chitinösen Schalenstücken, ferner die Gestalt der Mandibeln, allerdings mit 65 Zähnen, und des Basalwinkels, welcher nicht merklich von dem bei A. japonica AuRiv. verschieden ist (bei der man vier Zähne und einen gekämmten Basalwinkel antrifft), dann die Kiefer, welche stark an die von A. belli A. Gruv. z. B. erinnern, endlich die Form des Penis usw. diese Art klar den anderen Alepas-^oxmen an die Seite, die von Darwin, Hoek und von mir beschrieben sind, und zwar steht sie der A. minuta nahe. Allein die Abwesenheit der Caudalanhänge und die Kürze der Cirrenäste unterscheiden sie wesentlich von diesen Arten, jedoch erklärt sich dieser Unterschied leicht durch den Halbparasitismus der von Pilsbry beschriebenen Form. Die Beschreibung wurde nach einem einzigen großen Exemplar gegeben, dem man, wie mir scheint, nicht absolute Merkmale entnehmen kann, da diese durch das abweichende Vorkommen, die Anheftung an eine Meduse, verändert und zufällige sein können. Hoek endlich hat unter dem Namen Microlepas diademae ein kleines, äußerlich einer kleinen Alepas ähnliches Wesen beschrieben, das auf einer Radiole von Diadema saxatile L. angeheftet war. Da es sich nur um ein einziges Exemplar handelt, so könnte man sich fragen, ob hier nicht auch ein atrophischer Zustand vorliegt, wie ich ihn eben für gewisse Alepas -'Forxn&n angenommen habe. Es ist sehr schwer, etwas Bestimmtes darüber zu sagen, und Hoek tat wohl daran, diese merkwürdige Form ausführlich zu beschreiben, in der Erwartung, daß spätere Beobachtungen schon ergeben werden, ob die Aufstellung einer neuen Gattung gerechtfertigt war oder nicht. Die Zwergmännclien. Hoek hat eine neue Art von Ihla, I. Sibogae beschrieben, die der /. Cumingi Darwin sehr nahe steht. Ich will mich hier aber nicht mit den Weibchen beschäftigen, sondern möchte nur kurz auf die Zwergmännchen eingehen, die er anatomisch untersucht hat, um auf gewisse Bemerkungen zu antworten, welche sich auf meine Untersuchungen über die Zwergmännchen von Ibla quadrivalvis CuviER aus der Ausbeute des „Talisman" beziehen. In betreff des Darmkanals habe ich folgendes geschrieben (p. 156): ,, Dieser Apparat ist, wie man sieht, absolut vollständig und könnte folglich vollkommen für die Ernährung des Tieres sorgen. Die Ernährung muß jedoch erheblich eingeschränkt sein, wenn sie nicht überhaupt gleich Null ist. Tatsächlich habe ich im Darm keine Spur von Nährstoffen angetroffen, und der Mageninhalt bestand aus mehr oder weniger körnigem, gelblichem Schleim." Andererseits zeigte mir die histologische Untersuchung der Magenwand, daß kelchförmige Schleimzellen, wie sie bei den Weibchen vorhanden sind, darin vollständig fehlen. Ferner habe ich weder offene noch geschlossene Drüsen im Darm gefunden. Daraus nahe ich geschlossen, daß, wenn das Tier wirklich Nahrung zu sich nähme, diese aus äußerst feinen Partikelchen bestehen müßte, die von den Girren des das Männchen tragenden Weibchens ins Innere des Mantels gestrudelt werden. Gkuvel, Cirripedien. 213 HoEK findet es sonderbar, daß ein Wesen, welches wohlentwickelte Kauwerkzeuge und einen vollständigen Darmtraktus besitzt, sich dieser Organe nicht bedienen sollte. Ich habe nicht gesagt, daß diese Organe völlig funktionslos wären, sondern daß ihre Funktion, wenn sie überhaupt existiert, stark reduziert sein müßte. Die Verdauungsorgane sind augenschein- lich durch den Parasitismus der Männchen im Zustand deutlicher, anatomischer wie histologischer, also auch physiologischer Rückbildung. Im Magen des Zwergmännchens von Scalpellmn Peroni Gray, dessen Mund und Darm ebenso wie beim Männchen von Ibla quadnvalvis entwickelt sind, habe ich einige Trümmer von Diatomeen angetroffen, welche mich vermuten ließen, daß diese Organe nicht funktionslos wären, aber das ist der einzige derartige Fall, den ich kenne und bei allen übrigen haben diese Organe keine Funktion. Warum sollte es nicht mit dem Verdauungskanal des Männchens von Ibla quadnvalvis ebenso sein? HoEK beschrieb ein Ganglion (Ganglion opticum?) zwischen dem Auge und der vorderen Magen- wand. Ich habe dieses Ganglion nicht gesehen, welches, wenn es bei Ibla quadnvalvis existiert, stark reduziert sein muß. Ich habe einfach eine kleine Nervenerweiterung kurz vor dem Auge gefunden. In der Sammlung der Deutschen Südpolar-Expedition haben wir nur Zwergmännchen von den beiden in zahlreichen Exemplaren vertretenen Arten Sc. Vanhöffeni und Sc. Weltneri gefunden, doch war die Zahl der Männchen gering, da von der ersteren Art drei, von der letzteren nur zwei zur Beobachtung kamen. Diese Männchen waren, wie bei Scalpelhim üblich, an der inneren Partie der Öffnung des Capi- tulums, dort, wo der Mantel in die Cuticula übergeht, angeheftet. Die meisten Exemplare von Scalpellum hatten keine Männchen und, wunderbar genug, waren es gerade die am besten entwickelten Individuen, welchen sie fehlten. Die drei Männchen, welche gefunden wurden, traten bei Exemplaren auf, die noch nicht völlig entwickelt waren. Diese Selten- heit der Männchen ist um so auffallender, als, wie wir oben gesehen haben, die große Form rein weiblich ist. Die Befruchtung muß indessen bei Individuen, die auf benachbarten oder auf dem- selben Hydroiden- oder Bryozoenstöckchen sitzen, ohne Schwierigkeit vor sich gehen können. Die Zwergmännchen von Sc. Vanhöffeni und Sc. Weltneri haben so identischen Bau, daß die Beschreibung des einen auch für das andere gelten kann und es genügt eine kurze Beschreibung, da sie dem Männchen von Sc. velutinum Hoek sehr nahe stehen, welches wir in der Arbeit über die Cirripedien des ,, Talisman" beschrieben haben. Es gibt indessen einige Unterschiede, auf welche hingewiesen werden muß (PI. XXVI, Fig. 3 — 5). Zunächst ist die chitinöse Cuticula, welche den Sack umgibt, statt mit Borsten besetzt zu sein, völlig glatt. Die äußere Öffnung des Sackes ist am inneren Rande mit Franzen gesäumt und das Infundi- bulum, das von ihr ausgeht, verengert sich allmählich. Kalkige oder chitinöse Platten sind nicht einmal in Rudimenten vorhanden. Die Muskulatur im Innern der CuticularhüUe ist in ziemlich sonderbarer Weise verteilt. Auf der linken Seite des Körpers zeigt sich eine Art von Grat, von dem schief ausstrahlend verlängerte Muskelbündel nach der Ventral- und Dorsalseite verlaufen, sie treffen auf diesem Grat zusammen 28* 214 Deutsche Südpolar-Expeditiuii. oder kreuzen sich dort und fügen sich, auf den seitlichen Partien, in dünnere Fasern zerteilt, zwischen den abgeplatteten Epithelzellen der äußeren Mantelbekleidung ein. Vom eigentlichen Körper des Tieres existiert nur noch eine Warze, welche in den Vorhof vor- springt und einige glatte Borsten trägt, und ein Haufen von Nervenzellen, die den zylindrischen Vorhof umgeben und augenscheinlich das rudimentäre Zentralnervensystem darstellen. Weder Mund noch Darm sind vorhanden, sondern einfach ein Paar Kittdrüsen in der Tiefe des Sackes gelegen. Alle anderen Organe gehören zum männlichen Geschlechtsapparat. Dieser besteht, wie bei dem Zwergmännchen von Sc. velutinum, aus einem enormen doppelten Hoden mit kleiner Vesicula seminalis, welche durch ein mehr oder weniger gewundenes Ejakulationsrohr fast an dem äußersten Ende der borstentragenden Warze ausmündet. Die große Ähnlichkeit zwischen den Zwergmännchen von Sc. Vanhöffeni und Sc. Weltneri macht eine Beschreibung der zweiten Form unnötig und zeigt die Schwierigkeit, welche sich ergeben würde, wenn man die Arten allein nach den Männchen unterscheiden wollte. Ferner zeigen diese Männchen deutlich, daß die beiden neuen hier beschriebenen Scalpellumarten zu unserer dritten Gruppe, Neoscalpellum, gehören. Operciil.ita. Die Sammlung von gedeckelten Cirripedien, welche die Deutsche Südpolar-Expedition mit- brachte, ist, obwohl auch reich an Individuen, doch arm an Arten, von denen nur eine einzige, zum Genus Elminius gehörig, sich als neu für die Wissenschaft erwies. Familie: Octoineridae. Pachylasma giganteuni Philippi. Die Familie der Octomeridae ist allein durch die Gattung Pachylasma mit der einzigen Art P. giganteum Philippi repräsentiert, welche auf einer Mytilusschale festsitzend an den Uferfelsen der False-Bai bei Simonstown am 26. Juli 1903 im Kapland gesammelt wurde. Die Anheftung dieser Art auf einer Muschelschale und ihr Vorkommen in südlicher Breite sind von besonderem Interesse, Familie: Hexameridae. Es sind, wie gewöhnlich, die Hexameridae, welche die größte Zahl der gesammelten Arten ausmachen. Die vorliegenden Arten gehören nur zwei Gattungen an: Baianus und Tubicinella. Gattung: Baianus. Trotz der großen Individuenzahl sind in der Sammlung des ,, Gauss" nur neun verschiedene Arten vorhanden. Baianus tintinnabulum Darw. var. Zebra Darw. Der größte Teil der Exemplare dieser Art wurde im Atlantischen Ozean zwischen 0" und 17" s. Br. vom Boden des Schiffes gesammelt. Am 18. Februar 1903, also nach der Überwinterung und der Fahrt im Eise, wurden noch abgestorbene Exemplare mit dem Vertikalnetz beim Aufholen desselben von der Bordwand abgekratzt. Zuerst wurde B. tintinnabulum am 3. Oktober 1901 in kleinen Exemplaren von 6 mm Breite und 5 mm Höhe gesammelt, die sich wohl erst im Hafen von St. Vincent festgesetzt hatten. Am 17. Oktober 1901 wurden bereits erwachsene Exemplare gefunden. Die Art GitcvnL, Cirripedien. 215 hat eine weite geographische Verbreitung, da sie durch treibende Körper und SchifEskiele verschleppt wird und ist in den warmen und temperierten Meeren der ganzen Welt anzutreffen. BaLiniis tiiitiiinabuluni Darw. var. coniimiuis Darw. wurde am Kap der Guten Hoffnung gesammelt. Balaiuis capensis Ellis. Einige große Exemplare wurden in Simonstown gedretscht. Ein kleineres Exemplar saß am Stachel einer Flosse von einem Acanthias vulgaris fest, der im Hafen von Simonstown gefangen wurde. Baianus trigonus Darwin. Diese Axt ist sehr zahlreich in der Sammlung vertreten. Ein großer Teil der Exemplare stammt von Südafrika. Eine Gruppe kleiner Exemplare wurde am 9. Oktober 1903 im Westen der Kapverdeschen Inseln vom Schiff abgekratzt und es ist anzunehmen, daß dieselben sich erst bei dem kurzen Aufenthalt in Ascension angesiedelt hatten. Sie ist sehr gemein an der Westküste Afrikas, von Kap Barbas bis zur Küste von Französisch - Guinea. Man findet sie auf Felsen, Schalenfragmenten, Gorgoniden und allen möglichen anderen Unterlagen festsitzend. Balanns spongicola Brown. Diese Art findet sich oft in Gesellschaft der vorigen, mehr oder weniger von Spongien um- wachsen, welche auch häufig Exemplare von Acasta spongites PoLi umhüllen. Die Sammlung ent- hielt einige Exemplare von B. spongicola aus der False-Bay bei Simonstown, die mit treibendem Tang aufgefischt wurden. Balauus perforatus Brüg. Einige Exemplare dieser Art wurden ebenfalls bei Simonstown gefunden. Balauus iuiprovisus Darwin. ist in der Sammlung durch eine sehr große Zahl von Individuen vertreten. Wahrscheinlich hatte sich die Art bereits in Kiel am Schiffsboden festgesetzt, da schon in der Nähe der portugiesischen Küste am 27. August 1901 größere Exemplare zusammen mit Achnanthes und Enteromorphen als Schiffsbesatz festgestellt werden konnten. In St. Vincent siedelten sich auf diesen Tieren junge Exemplare von Baianus tintinnabulum an und wahrscheinlich ist es dem massenhaften Auftreten dieser Form, die den ersten Ansiedlern die Nahrung wegfing, zuzuschreiben, daß am 11. Oktober 1901 bei 10° s. Br. nur noch tote Tiere, leere Gehäuse, von B. improvisus gefunden wurden. Alle diese vom Norden mitgebrachten Tiere gehörten der Varietät B. imp. communis an. Bei der Rück- fahrt wurde bei Simonstown B. improvisus assimilis gesammelt, welche sich auch während des zweimonatigen Aufenthalts des ,, Gauss" im dortigen Hafen am Schiffsrumpf festsetzte, so daß diese Varietät an vielen Stationen bis Ascension hin am Schiff lebend festgestellt werden konnte. Balauus auipliitrite Darwin var. communis Darwin. ist nur durch wenige Exemplare in der Sammlung vertreten, die am 13. September 1901 im Porto grande, dem Hafen von St. Vincent, Kapverden vom Schiff abgekratzt wurden. Balauus balanoides Leach. endlich wurde in wenigen Exemplaren am 17. August 1901 im Kanal mit vurübertreibendem Blasentang aufgefischt. 2 IG Deutsche Südpolar-Expedition. Gattung-: Tubicinella. Diese Gattung enthält bisher nur eine einzige Art: Tubicinella tracliealis Shaw. Am 30. Juli 1903 konnten wenige Exemplare vom Kopf einer bei Simonstown in seichtes Wasser geschleppten 5afoena australis gesammelt werden, die am flachen Strande abgespeckt wurde. Die parasitischen Cirripedien saßen in größeren Gruppen vorn auf dem Oberkiefer und auf der Stirn, dazwischen in kleineren Partien, dann besonders auf der höchsten Erhebung des hoch anfragenden Unterkiefers und in einer kleineren Gruppe über dem Auge. Die Haut ragte in kleinen Splittern oder Fetzen zwischen den kalkigen Gehäusen der Tuhicinellen hervor und in den Vertiefungen zwischen diesen Splittern saßen dicht gedrängte Massen der Walfischläuse, Cyamus, in allen Größen auf- und nebeneinander. Familie : Tetraiiieridae . Diese Familie ist in der Sammlung des ,, Gauss" nur durch zwei Gattungen und zwei Arten vertreten. Gattung: Tetraclita. Tetraclita porosa Gm. Einige Exemplare dieser Art wurden bei Muizenberg am Strande zwischen Simonstown und Kapstadt gesammelt. Gattung-: Elminius. Die Gattung Elminius ist besonders in den südlichen Meeren heimisch. In der vorliegenden Sammlung wurde ein einziges kleines Exemplar angetroffen, welches sich in der äußeren Form ziemlich dem Elminius simplex Darwin nähert, das sich jedoch deutlich durch die Beschaffenheit der Deckelstücke von ihm unterscheidet. Obwohl es immer etwas mißlich imd selbst gefährlich ist, eine neue Art nach einem einzigen Exemplar zu beschreiben, glaube ich es doch in diesem Fall tun zu müssen, da sie sich augenscheinlich auf keine bekannte Art zurückführen läßt. Wir geben ihr demnach provisorisch den Namen Elminius crystallinus wegen der Zerbrechlichkeit und Trans- parenz der Wände und Deckelstücke. Elminius cristallinus n. sp. (Taf. XXIII Fig. 10—11.) Diagnose: Schale subkonisch, ungefähr regelmäßig gerundet, rein weiß und hyalin; Wände dünn und zerbrechlich, fast glatt, nur einige leichte Längsrippen zeigend, so daß Anwachsstreifen kaum sichtbar sind. Alae und Radien deutlich. Äußere Öffnung der Schale viereckig und ziemlich breit. Deckelstücke über die Gipfel der Seitenstücke hervorragend und in der Form an einen Papagei - Schnabel erinnernd. Scuta ohne Kanten für den Adduktor; Gelenkfurche deutlich aber flach. Basalrand gekrümmt, ebenso lang wie der Tergalrand. Anwachsstreifung sehr deutlich. Terga dreieckig mit zugeschärfter und nach vorn zurückgebogener Spitze. Dorsalrand stark gekrümmt und etwas kürzer als der Basalrand. Gelenkkante leicht konkav. Ohne Sporn, Dimensionen : Durchmesser von vorn nach hinten 5 mm, Querdurchmesser 4 mm, Höhe 2 mm. GuuvEL, CiiTJpedien. 217 Fundort: Am Wellenbrecher im Hafen von Ponta Delgada, San Miguel, Azoren. Beschreibung: Das Gehäuse, welches bei den meisten Arten von Elminius ziemlich hohe, konische Form hat, erscheint hier im Gegenteil etwas niedergedrückt, indem die unteren Teile der Wandung sicli nach der Peripherie verbreitern. Die Stücke, welche die Wandung bilden, erscheinen leicht gewölbt, besonders an der Basis und zeigen äußerlich mehr oder weniger tiefe Furchen. DieAlae und Radien sind wohl entwickelt, aber die Radien des Rostrum sind nicht deutlich von der Wand abgesetzt. Die Anwachsstreifen sind ziemlich deutlich und von einander etwas entfernt. Die Deckelöffnung der Schale hat ziemlich regelmäßig hexagonale Form. Sie ist von den Deckel - stücken, die einem Papageischnabel ähnlich sehen, vollständig geschlossen. Die beiden Terga würden dabei den Oberkiefer repräsentieren. Diese Stücke sind, wie übrigens die ganze Schale, dünn und transparent, was der Name cristallinus, den wir der neuen Art beilegen, andeuten soll. Die Terga sind mit feinen und ziemlich dicht stehenden Anwachsstreifen verziert, während die Scuta zwar auch noch deutliche, aber doch etwas weniger kräftige Anwachsstreifen besitzen. Die Spitze der Terga, stark nach vorn gekrümmt und zugeschärft, gibt eben den beiden sym- metrisch vereinigten Stücken den charakteristischen, schnabelähnlichen Ausdruck. Die Basis ist häutig. Verwandtschaft. Durch das Fehlen der Kante für den Adduktor auf den Scutalstücken reiht sich diese neue Art in die erste Gruppe der Gattung Elminius ein. Das glatte Aussehen der Wandstücke und die Abwesenheit eines Spornes am Tergum nähern sie dem Elminius Kingi Gray, von dem sie sich jedoch deutlich durch die Form der Opercularstücke und die geringe Größe unter- scheidet. Sie dürfte zwischen jener Art und Elminius modestus Darwin einzufügen sein. Damit sind sowohl die peduncalaten wie die operculaten Cirripedien beschrieben, die während der Deutschen Südpolar-Expedition gesammelt wurden. Am Schluß dieser Arbeit werden wir in einer Tabelle eine Übersicht nach Daten und Fundorten über die gesammelten erwachsenen Arten, sowie über die Larvenformen geben, welche nun zunächst noch behandelt werden sollen. Die Larveiiformeii der Cirripedien. Zahlreiche Cirripedienlarven wurden sowohl mit den erwachsenen zusammen als auch in den vielen Planktonfängen bei der Winterstation und auf der Reise während der Deutschen Südpolar- Expedition erbeutet. Die eingehende Untersuchung derselben hat, unseren Erwartungen ent- sprechend, interessante Resultate ergeben. Es konnten dadurch nicht nur frühere Entdeckungen, wie sie besonders Chun in seiner schönen Arbeit über die Nauplien gemacht hatte, bestätigt werden, sondern es haben sich auch einige neue Beobachtungen ergeben. Die Nauplien. Bekanntlich lassen sich die Larvenformen der Cirripedien in drei Gruppen teilen, welche Darwin als Larven des ersten, zweiten und dritten Stadiums bezeichnete, denen jetzt die Namen Nawplius, Metanauplius und Cypris entsprechen. Obwohl es keine Mühe macht, die Larvenformen voneinander im Plankton zu unterscheiden, so ist doch es äußerst schwierig, oft sogar absolut unmöglich, festzustellen, zu welcher erwachsenen Art sie gehören, und kaum gelingt es, besonders im ersten Naupliusstadium, selbst die Larven der Pedunculaten von denen der Operculaten zu sondern. 218 Deutsche Südpolar-Expedition. Die Zahl der uns aus Planktonfängen übergebenen Nauplien war zwar sehr beträchtlich, aber zum Verzweifeln einförmig. Die Merkmale, welche in gewissem Grade zur Unterscheidung der Larvenformen dienen können, liegen zunächst in der Form, des Labrum, dessen freies Ende merk- lich variiert, dann in der Größe der seitlichen Stirnhörner, endlich in der Form und den Abmessungen der Caudalanhänge und des Endspornes. Besonders auf die Charaktere dieser Anhänge stützte sich Hansen bei der Unterscheidung der Larvenformen, welche er in seiner Arbeit für die Plankton- Expedition beschrieb. Ich glaube indessen, daß diese Merkmale allein doch nicht völlig genügen, diese Formen mit Sicherheit erkennen zu lassen, was in den folgenden Ausführungen gezeigt werden soll. Die Form, die wir am häufigsten im Plankton gefunden haben, wurde in Taf. XXIV Fig. 15 abgebildet. Sie kann bei Berücksichtigung der Caudalanhänge und des Endsporns noch auf gänzlich verschiedene Arten bezogen werden. Ziemlich genau übereinstimmend, fanden wir nämlich diese Anhänge z. B. bei dem ersten Stadium der Nauplien von Baianus perforatus und Pollicipes cornucopia. Ferner haben wir dieselbe Beschaffenheit der Schwanzanhänge bei der Untersuchung einer großen Zahl von Nauplien gefunden, deren Antennen und locomotorische Organe ähnlich gebaut waren, die sich aber wesentlich durch die Form des Lippenkegels unterschieden. Von diesem können wir drei verschiedene Typen erwähnen, die auf Taf. XXIV in Fig. 11, 12, 13 dargestellt sind. Der einfachste Typus (Fig. 13) wird von einer ungefähr zylindrischen Verlängerung gebildet, die vor dem Ende etwas verdünnt ist und vorn in der Mitte am äußersten Ende einen stumpfen hervorragenden Knopf trägt. Sonst stellt ein Kranz von langen feinen Wimpern, der die Peripherie umsäumt, den einzigen Schmuck des Labrums dar. Die Zentraldrüse oder Oberlippendrüse ist, durchscheinend, deutlich erkennbar. Bei dem zweiten Typus (Fig. 12) ist der vorn und median gelegene Knopf etwas verlängert, aber an beiden Seiten findet sich eine Art Seitenzahn, der nach oben und innen gekrümmt ist. Zwischen diesem Zahn und dem Zentralknopf zeigt sich jederseits eine mit langen Wimpern besetzte Membran und hinter den Seitenzähnen umgibt ein breiter Kranz von kürzeren Wimpern den Lippen- zylinder. Endlich beim dritten und kompliziertesten Typus, den wir im ersten Naupliusstadium ange- troffen haben, erscheint der vordere Medianknopf geteilt, so daß zwei kleine Tentakel entstehen; die Seitenzähne, von derselben Form wie vorher, nur größer, sind auf zwei Seitenlappen befestigt, deren halbkreisförmig vorspringender Rand zwischen Zahn und kleinem Tentakel mit langen Wimpern besetzt ist. Der Wimperkranz hinter den Zähnen tritt mehr hervor und ist mehr lokalisiert. Da die Anhänge (Antennulae, Antennen und Mandibeln) identisch zu sein scheinen, sind die Abweichungen im Bau der Lippe die einzigen Charaktere, welche diese Naupliusformen unter- scheiden lassen. Aber zuweilen ist der Caudalanhang nur zweiteilig (Fig. 9), im anderen Fall vier- teilig (Fig. 8); ebenso kann der Endsporn ganz fehlen, aber andererseits auch in sehr verschiedenen Abmessungen den Caudalanhang überragen. Dieses sind verschiedene Merkmale, welche zusammen die Identifizierung gewisser Nauplius- formen möglich machen können. Bei einem gut konservierten Nauplius konnten wir nach der Färbung drei Muskelpaare er- kennen, die nirgends bei einem Nauplius im ersten Stadium erwähnt worden sind. Das letzte Paar Gruvel, Cirripedien. 219 nur könnte auf den bei Nawplius hastatus von Chun unter dem Namen Schwanzbeuger beschriebenen Muskel bezogen werden. Diese drei Muskelpaare (Taf. XXIV, Fig. 10) entspringen von einer einegzogenen Partie des Rückens, breiten sich allmählich fächerartig aus und heften sich auf der Ventralseite mit zahlreichen in ganzer Länge deutlich gestreiften Muskelbündeln an. Diese gestreiften Muskeln scheinen mir nach ihrem histologischen Bau und ihren Ansatzstellen deutlich bestimmt den ganzen hinteren Teil des Körpers nach vorn zu beugen und mögen daher nach ihrer Lage vorderer, mittlerer und hinterer Beugemuskel genannt werden. Die von uns untersuchten Naupliusformen wurden auf der ganzen Route des ,, Gauss" ge- sammelt, sowohl bei Planktonfängen an der Oberfläche als auch bei solchen bis zu 400 m Tiefe. Die Metanauplien. Seltenere, aber auch bei weitem interessantere Larvenformen sind die Metanauplien, besonders die großen Exemplare, welche schon gleich nach dem Fang entdeckt und isoliert werden konnten. Die kleineren Metanauplien, obwohl zahlreich vertreten, erwiesen sich als bekannte Formen von Pedunculaten und Operculaten, deren Art jedoch nicht bestimmt werden konnte. Wir glauben jedoch, gewisse Formen als den Metanauplien von Baianus und Lcfas sehr nahestehend oder identisch erkannt zu haben. Aber vier Metanaupliusformen, welche den vorigen gegenüber als Riesen be- zeichnet werden können, haben unsere besondere Aufmerksamkeit in Anspruch genommen. Die eine derselben gehört sicherlich zu der von Chun unter dem Namen Nawplius loricatus beschriebenen und abgebildeten Form. Metanauplius loricatus Chun. (Tcaf. XXIV). Ein Exemplar dieser Form wurde am 19. Oktober 1901 bei einem Vertikalfang aus 500 m Tiefe, ungefähr in der Mitte zwischen den Inseln St. Helena und Trinidad erbeutet. Es war uns nicht möglich, dasselbe zugunsten der Untersuchung zu opfern. Immerhin gelang es uns nach be- sonderer Präparation und Färbung, einige interessante Charaktere zu entschleiern. Der Dorsalschild von ungefähr 900 ft. Länge und 720^ Breite erinnert, im Profil gesehen, etwas an die Schale einer Patella, deren Rand gefranzt ist. Im mittleren etwas nach vorn gerückten Teile erhebt sich eine chitinöse Spitze, die etwa 180,« an Länge erreicht, scharf zugespitzt und nach hinten zurückgebogen ist. Vor diesem Dorsalsporn findet sich eine Region, die völlig von kleinen, sehr kurzen und zuweilen abgerundeten Stacheln bedeckt ist und ein wenig vor dem Auge nicht ein einfacher Buckel, wie Chun angibt, sondern ein richtiger halbkreisförmiger Wulst, der von kleinen Stacheln besetzt ist und den konvexen Rand der Stirn zuwendet. Die vorderen, seitlichen und hinteren Hörner entsprechen der von Chun für Nawplius loricatus gegebenen Beschreibung. Die Fronto-lateral-Hörner {c.f.l) sind von einem langen Protopodit, Fortsatz des Rückenschildes, gebildet, welcher am freien Ende einen glatten, biegsamen und an der Spitze mit fünf langen Borsten verzierten Exopodit und Endopodit, trägt. Was den Epipodit an- betrifft, so besteht er aus einer einzigen Borste, die ebensolang wie die anderen Anhänge des Proto- podits mit ihren Borsten sind (Taf. XXIV, Fig. 6, ep. p.). Dieses Hörn wird in seiner ganzen Länge Deulschu SUiliiular-Expedition. XL Zuuloijie. 111. -" 220 Deutsche Südpolar-Expedition. von einem Nervengeflecht durchzogen, dessen Zellkerne man sehr deutlich an der inneren Wand liegend bemerkt und welches diese Fronte -lateral -Hörner zu Hauptsinnesorganen, wahrscheinlich Tastorganen, macht. Wie es Chun einwandfrei gezeigt hat, ist jeder der vorderen, seitlichen und hinteren Stacheln am freien Ende mit einer Öffnung versehen, in die eine deutliche Drüse ausmündet (Taf. XXIV, Fig. 5, gl. ). Sie scheint nicht von einer Gruppe einzelliger Drüsen gebildet zu werden, sondern stellt einen Sack dar, der hinten von hohen, nach der Mündung zu allmählich sich abplattenden Zellen ausgekleidet ist. Es sind demnach vielzellige Drüsen, die besonders deutlich im optischen Schnitt bei einer verwandten Form Nawplius denticulatus beobachtet werden konnten. Aber außerdem erscheinen noch bei der hier beschriebenen Art im nicht verzierten Teil, zwischen den beiden innerhalb der Vorderhörner gelegenen Spitzen, drei kleine Drüsen, die ähnlich den vorher- erwähnten aber kürzer und runder sind. Der Exkretionskanal derselben durchbricht die Cuticula und mündet ohne jede Erhöhung an der Oberfläche [gl'.). Die anderen Merkmale scheinen mir mit den von Chun beschriebenen identisch zu sein, mit Ausnahme vielleicht des peripherischen Nervensystems, das sich besser bei N. denticulatus beobachten ließ und dort behandelt werden soll. Metanauplius denticulatus A. Gruvel. (Taf. XXV, Fig. 1). Wir geben dieser neuen Form, die äußerlich an die von Chun beschriebenen Art6n N. eques und N. hastatus erinnert den provisorischen Namen Metanawplius denticulatus. Sie wurde am 13. August 1903 in einem Planktonfang aus 400 m Tiefe im Nordwesten des Kap der guten Hoffnung gefunden. Der Rückenschild ist weiter als bei der vorhergehenden Art entwickelt und mißt ungefähr 1200 fi an Länge, 930 /ii an Breite. Der Schwanzsporn ist sehr lang und erreicht ungefähr sechs- bis siebenmal die Länge des Rückenschildes. Der Abdominalanhang ist ein wenig kürzer und ebenso wie der Schwanzsporn mit dichtstehenden Dornen besetzt, aber er trägt, wie auch bei der vorher erwähnten Art, sechs Paar starker Abdominalhaken und, etwas weiter vom Körper entfernt, ein Paar noch größere Haken. Endlich übertrifft der Dorsalsporn, der etwas vor der Mitte des Rücken- schildes entspringt, den Abdominalanhang an Länge. Zwischen den beiden Vorderhörnern und von zwei kleinen Kerben begrenzt, findet sich eine fein gezähnte Region, nach der die vorliegende Form benannt ist. Die seitlichen Stirnhörner sind kürzer, aber ungefähr ebenso gebaut wie bei der vorigen Art, doch scheinen sie mit dem Rücken - Schild durch ein Gelenk verbunden zu sein. Das am weitesten vorspringende Seitenhorn steht ungefähr in der Mitte der Seite und ist mit feinen Dornen besetzt; in der Mitte zwischen den beiden nach hinten gerichteten Hörnern ragt ein Chitinzahn hervor. Fig. 1, Taf. XXV gibt übrigens die Verzierungen des Rückenschildes sehr genau, mit dem Prisma gezeichnet, wieder. Die peripherischen Hörner und besonders das breite Seitenhorn zeigen deutlich die Drüsenmündung an ihrem Ende. Die Höhlung dieses letzteren Horns (Taf. II, Fig. 14) ist an der Basis distal verengt, in der Mitte erweitert. Die Mündung selbst bietet im kleinen ungefähr dasselbe Bild dar und gleicht ungefähr einem Tönnchen. Die vielzellige Drüse von Gestalt Gruvel, Cirripedien. 991 eines langen Sackes entsendet den Exkretionskanal mitten durch die Höhlung des Stachels bis zum Grunde der äußeren Öffnung. Das feine, körnige Sekret der Drüse ist gelegentlich, aus der äußeren Öffnung herausgequollen, erkennbar. Ferner umgibt ein lockeres Nervengeflecht, ausschließlich aus multipolaren Zellen gebildet, die ganze Drüse, das sich bis zu den benachbarten Drüsen, diese einhüllend, ausbreitet. Dieses Netzwerk ist anscheinend direkt an das Zentralnervensystem angeschlossen. Aus Mangel an Material habe ich nicht alle Details sehen können, doch scheint dasselbe aus einer größeren, vor dem Öso- phagus gelegenen Ganglienmasse und einer viel kleineren, hinten über dem Abdomen liegenden zu bestehen. Die verbindenden Nervenstränge scheinen viel länger und dünner als bei N. loricatus zu sein. Von diesen Ganglienmassen ausgehende Nervenstämme entsenden Zweige nach der Peri- pherie des Körpers, wo von ihnen jenes Nervengeflecht gebildet wird, von dem wir vorher gesprochen haben. Im übrigen scheint dieser Nauplius der vorher beschriebenen Form sehr nahe zu stehen. Metananplius candatus A. Gruvel. (Taf. XXV, Fig. 2.) Einer dritten Form, die wir von der Ausbeute der Deutschen Südpolar-Expedition zu be- schreiben haben, wurde, ebenfalls provisorisch, der Name Metanauplius caudatus beigelegt. Sie wurde am 8. Mai 1903 in beträchtlichem Abstand südlich von der Insel Rodriguez leider auch nur in einem einzigen Exemplar erbeutet. Der Dorsalschild mißt ungefähr 1200 /li an Länge und 875 /u, an Breite. Die seitlichen Stirnhörner sind lang und ziemlich massiv und entsprechen nur dem Proto- podit der früheren Formen. Sollten sie zufällig die Endanhänge verloren haben? Ich glaube es nicht, denn die Abtrennung könnte kaum so vollständig gelungen sein, daß nicht noch auf der einen oder der anderen Seite eine Spur dieser Organe erkennbar geblieben wäre. Nur die beiden Hinterhörner sind mit Dornen bedeckt und zwischen ihnen, in der mittleren Region, treten ebenfalls gleichmäßige kleine Dornen auf (Taf. XXV, Fig. 2). Der Abdominalanhang ist sehr lang, ungefähr fünf- bis sechsmal so lang als der Rückenschild. Er trägt außer den üblichen sechs Paaren von Haken an seiner Basis noch zwei Paar von jenen und voneinander entfernter stehende Haken. Der ganze übrige Teil des Anhangs ist mit ziemlich regelmäßig verteilten kleineren Haken ringvsherum ausgestattet, welche allmählich am freien Ende in sehr kleine Dornen übergehen. Der Caudalsporn ist noch länger als der Abdominalanhang, und die Dornen beginnen bei ihm erst in einem Abstand, der ungefähr der Länge des Rückenschildes gleichkommt. Der Dorsalsporn endlich ist kürzer als der Abdominalanhang und entspringt ungefähr aus der Mitte des Rückenschildes. Er ist in seiner ganzen Länge mit Dornen besetzt, welche sich auch im mittleren Teil des Rückenschildes ausbreiten, dort aber kleiner und stumpfer sind. Die eigentlichen Körperanhänge sind ungefähr ebenso wie bei den anderen Formen gebaut, so daß es nicht nötig ist, weiter darauf einzugehen. Metanauplius echlnatus A. Gruvel. (Taf. XXVI, Fig. 1—7.) Eine der vorigen ziemlich ähnliche Form, für welche wir den provisorischen Namen M. echinatus vorschlagen, wurde in einem einzigen Exemplar am 9. Oktober 1903, westlich von denKapverden bei einem Planktonfang aus 400 m Tiefe gefunden. 29* 222 Deutsche Südpolar-Expedition. Der Dorsalschild ist ungefähr 1100,« lang und 800,« breit. Ebenso wie bei der vorigen Art sind die seitlichen Stirnhörner auf den basalen Teil reduziert, der dem Propodit von M. loricatus z. B. entspricht. Zwischen ihnen sind zwei etwas kürzere Vorderhörner und zwei kleine breite Spitzen, der Medianlinie genähert, vorhanden. An der Basis der Vorderhörner findet sich normal jederseits ein kleiner Dorn. Größere seitliche Hörner sind in drei Paaren vorhanden und zwischen diesen verteilt treten zahlreiche kürzere auf. Die beiden Hinterhörner endlich tragen auf der inneren Seite einen ziemlich entwickelten Nebenstachel. Alle diese Hörner sind am äußeren Ende von der Mündung einer Exkretionsdrüse durchbrochen, deren Entwicklung der Größe des betreffenden Hornes entspricht (Taf. XXVI, Fig. 6). Der Abdominalanhang ist drei- bis viermal so lang als der Dorsalschild und zeigt außer den sechs charakteristischen Hakenpaaren ein Paar sehr starker Haken, welche ein wenig hinter dem Beginn der bedornten Partie des Anhangs auftreten. DerCaudalsporn ist etwas länger als der Abdominalanhang und äußerlich mit kurzen Dornen be- deckt, welche bald hinter der Basis des Spornes erscheinen. Der kürzeste der drei Anhänge, der Dorsal- sporn endlich, ist ebenso wie der mittlere Teil des Rückenschildes dicht von kurzen Dornen besetzt. Wenn man diesen Metanauplius im Profil betrachtet, zeigen sich auch noch gewisse andere Organe deutlich. Zunächst fällt das Labrum auf, von zylindrischer Form, leicht dorso -ventral abgeplattet. Es läßt einige kurze Zähnchen am Dorsalrand erkennen und einen oberen dorsal und median gelegenen Zahn. Jederseits findet sich ein Seitenzahn in Gestalt eines Hakens und vor diesem eine Zone langer Wimpern. Endlich erscheint ein Wimperkranz unmittelbar hinter den Seitenzähnen, nach der Basalseite zu (Taf. XXVI, Fig. 4). Auf jeder Seite der Lippe entspringt ein Stirnfilament, das sich aus einem größeren basalen Teil und langem biegsamen Endfäden zusammensetzt und ein Sinnesorgan erster Ordnung darstellt. An der Basis des Abdominalanhangs, ein wenig hinter den Haken, bemerkt man sehr deutlich verlängerte und mehr oder weniger gegliederte Partien, die meist mit einem Pinsel starrer Borsten endigen. Sie entsprechen von vorn nach hinten den Mandibeln und Kiefern des künftigen Cypris- stadiums, dann den sechs Paar Thoracalanhängen (I — VI) und endlich dem Abdomen (abd.). Diese Larvenanhänge treten in einer offenen Höhlung auf, welche von niedrigem Epithel aus- gekleidet ist. Dasselbe läßt sich bis in die äußerste Spitze des Abdominalanhangs verfolgen. Durch das Gewebe durchscheinend, bemerkt man deutlich die Lippendrüse, welche am freien Ende der Lippe ausmündet und den Verdauimgsapparat aus knieförmig gebogenem Ösophagus, birnförmigem Magen, etwas verengertem Darm und endlich dem Rektum mit dem After bestehend, welcher zwischen dem Abdominalanhang und dem Caudalsporn gelegen ist. Bei dem jetzigen Stande unserer Kenntnis ist es nicht möglich, anzugeben, zu welchen Cyprisstadien und besonders zu welchen erwachsenen Cirripedien diese Metanauplien gehören, die wir leider, da nur von jeder Form ein einziges Exemplar vorlag, nicht in allen Einzelheiten beschreiben konnten. Cyprisstadien. Die Sammlung enthielt auch eine ziemlich große Zahl von Larven im Cyprisstadium, die uns jedoch keine besondere Aufklärung gegeben haben, da diese Larven jetzt bereits anatomisch gut bekannt sind. Bald sind sie schön durchsichtig, so daß man ziemlich leicht alle Organe durch den Gruvel, Cirripedien. 223 Mantel, der sie einhüllt, und die äußere Chitinhaut erkennen kann, in anderen Fällen erscheinen sie mehr oder weniger bräunlichgelb von der Farbe der Chitinhaut, düster grau oder weinrot usw. Das liegt daran, ob der definitive Mantel sich erst teilweise oder vollständig unter der Cuticula gebildet hat und ob bereits Pigmentstreifen aufgetreten sind. Die jungen Cyprisstadien sind mehr oder weniger transparent und hell, die älteren dagegen, besonders wenn sie vor der Häutung zur jungen Form des definitiven Cirripeds stehen, sind undurch- sichtig und verschieden gefärbt. Diese Larvenformen können an der Oberfläche auftreten, aber auch in beträchtlicher Tiefe ; im vorliegenden Falle wurden sie gelegentlich in Fängen aus 385 m bis 3000 m gefunden. Die einzige Form, welche wir mit gewisser Sicherheit identifizieren konnten, und welche wir in Fig. 1, Taf. XXIV abgebildet haben, bezieht sich auf Conchoderma virgatum. Wir haben sie tatsächlich in der Sammlung der Cyprisstadien in jedem Alter, von der jüngsten Form bis zum Puppenstadium (Fig. 2), angetroffen, welches ohne Zweifel der vorher genannten Art angehört. Dieses Cyprisstadium hat längliche Gestalt (ungefähr 2,5 mm lang und 0,5 mm breit); der Schließrand des Mantels und die dem vorderen Teil benachbarte Partie zeigt violette bis weinrote Färbung; der seitliche Augenfleck hat dreieckige Form. Die verschiedenen Fundorte dieser Larven sind auch in der Übersicht über die gesamte Aus- beute enthalten, die wir am Schluß zusammengestellt haben. Dieselbe wird eine Vorstellung von der geographischen Verbreitung der erbeuteten Arten geben, welche besonders für die Gattung Scalpellum interessant erscheint, die nur in Tiefen von 350 — 385 m nicht aber am Gaussberg in geringerer Tiefe gefunden wurde. Bis zu der Rückkehr der modernen Südpolar-Expeditionen war nur durch den ,,Challenger" nahe beim Polarkreis eine einzige Art bekannt geworden, der Hoek den Namen P. antarcticum gab. Jetzt ist die Zahl der antarktischen Arten bereits durch die englische Südpolar-Expedition um zwei, durch die deutsche um vier neue vermehrt worden. Verzeichnis der gesaiunielten Arten. Namen Jer Alten Datum Tiefe Fundort Träger Pedunciilata Smlpcllum Viirüwfjnii 22. März 1902 385 m 1) Winterstation des ,Gauss' ßryozoen , erwcachsen 24. März 1902 nördlich vom Kaiser M , sehr jung- 11. April 1902 Wilhelm 11. - Land )) ) 15 14. Ajiril 1902 H )J ) )) 17. April 1902 J) ? 1 JT 14. Juni 1902 )> ? 16. Juni 1902 *) Bryozoen , erwachsen 20. Juni 1902 25. Juni 1902 1) , ,, 31. Juli 1902 )) , j'tng 1. September J902 )? , erwachsen 27. September 1902 )) , erw. u. jung 9. November 1902 )1 ) »j 22. November 1902 )1 , erwachsen 2. Dezember 1902 )) , erw. u.jung 3. Dezember 1902 )» ' " 17. Dezember 1902 )i ') Die verschiedenen an demselben Tage ausgeführten Dretschzüge sind hier nur einmal erwähnt. A. G. 224 Deutsche Siidpolar-Expeditioii. Namen der Arten Datum Tiefe Fundort Träger Pedunculata Scalpellum Vanhöffeni 19. Dezember 1902 38n m Winterstation des ,Gaus' Bryozoen „ erw. u. jung 23. Dezember 1902 1» nördlich vom Kaiser 11 )» 1» 31. Dezember 1902 ,, AVilheliii TL - Land 11 >) )) 8. Januar 1903 380 m ,, 11 H )) 12. Januar 1903 IJ 1) Hydroiden IT »5 22. Januar 1903 »J n ? »' 1» 24. Januar 1903 J) 11 ? Jl ?) 2fi. Januar 1903 '1 11 Bryozoen 5) 5) 28. Januar 1903 350 m 11 ? 51 5) 8. Februar 1903 5» 1) Bryozoen Scalpellum. Gaussi 12. Januar 1903 380 m 11 V Scalpellum Wellneri 14. Juni 1902 385 m 11 Bryozoen „ erwachsen 12. August 1902 )) 1) Bryozoen u. Hydroiden ,, sehr jung 20. Oktober 1902 )l 1» 11 „ erwachsen 3. Dezember 1902 ,, 11 Hydroiden „ mit Se.Van- 31. Dezember 1902 )? 11 Bryozoen höfferd Scalpellum Wellneri 12. Januar 1903 380 m 11 ? ») 28. Januar 1903 »» 11 ? .1 jung 30. Januar 1903 H ^, ? „ erwachsen 31. Januar 1903 ,, 11 Bryozoen »1 51 8. Februar 1903 350 m 1) Hydroiden Scalpellum Berndti 7. Februar 1903 ^^ 11 ■ ? Lepas fascicularis 23. August 1901 Oberfläche Westhch von Kap Finis- terre Janthina 11 22. Mai 1903 i) Südlich von Madagaskar Sargassum Le/jrts pectmala 23. August 1901 )) Westlicli von Kap Knis- terte Janthina )) 12. September 1901 )» Porto grande, St.Vincent ? Sl 24. September 1901 IJ Westlich von der Guinea- küste Binistein 1» 22. Mai 1903 )) Südlich von Madagaskar Janthina Lp?)as anatifera 13. September 1901 11 Porto grande, St.Vincent Schiffsboden 1) 1. Oktober 1901 11 Unter dem Äquator 1» 1) 8. Oktober 1901 11 Westlich von Asceiision Schrauben- brunnen des Schiffes )) 17. Oktober 190] 11 Zwischen St. Helena und Ttinidad Schiffsboden 51 1. September 1903 1! St. Helena 11 11 29. Oktober 1903 ?) Ponta Delgada, Azoren ,, Lf;)«s ausiralis 14. November 1901 »1 Westlich vom Kap der Guten Hoffnung Macrocystis ,, 1. September 1903 11 St. Helena Schiffsboden Lc/xfs ÄHt 1. Oktober 1901 ,, Unter dem Äquator 11 11 17. Oktober 1901 11 Zwischen St. Helena und Trinidad 1» )? 22. Mai 1903 11 Südlich von Madagaskar Sargassum )i 13. Auglist 1903 ,^ Nordwestl. von Kapstadt Schiffsscliraube n 1. September 1903 ^^ St. Helena Schiffsboden Conchoderma auritum 1. Oktober 1901 »1 Unter dem Äquator 11 )) 17. Oktober 1901 1) Zwischen St. Helena und Trinidad 11 Gruvel, Cirripedien. 225 Peduncillata Operciilata Namen der Arten Datum Conchuderma auriium Covchoderma virgaium „ jung Bcdanus iintinnabuhmi var. communis var. zehra Bcdanus eapensis Baianus trigonus Baianus spongieola Baianus improvisus var. communis var. assimilis Baianus amiMlriie var. communis Baianus iperjoratus Baianus halanoides var. a. Pachylasma cjiganieum Tuhicinella trachealis Tetraclita porosa Elminius cnjstallinus Tiefe Fundort Trager ?.(). Oktober 1901 29. Oktober 1903 13. September 1901 1. Oktober 1901 8. Oktober 1901 11. Oktober 1901 17. Oktober 1901 22. August 1903 ].bis4. Juli 1903 1. Oktober 1901 8. Oktober 1901 11. Oktober 1901 17. Oktober 1901 18. Februar- 1903 IB. Juli 1903 1. Juli 1903 3. Juli 1903 16. Juli 1903 22. JuU 1903 23. Juli 1903 9. Oktober 1903 22. Juli 1903 1 1. Oktober 1901 Juni— Juli 1903 3. August 1903 5. August 1903 13. August 1903 18. August 1903 1. September 1903 5. September 1903 13. September 1901 1. Juli 1903 17. August 1901 26. Juli 1903 28. Juli 1903 Juli 1903 1. November 1903 Oberfläche 0—10 m Oberfläche 0—10 m Oberfläche Nördlich von Tristan d'Acunha Ponta Delgada, Azoren Porto grande, St. Vincent Unter dem Äquator Westlich von Ascension Südwestlich v.Ascension Zwischen St. Helena und Trinidad Zwischen Kap und St. Helena Simonstown Unter dem Äquator Westlich von Ascension Südwestlich v.Ascension Zwischen St. Helena und Trinidad Im Ti'eibeis vor Kaiser Wilhelm H.-Land (tote Schalen) Simonstown Westlich von Kapverden Simonstown Südwestlich v.Ascension Simonstown Westlich von Kapstadt )i Westlich v. Orangefluß Nördlich von St. Helena Südöstlich V. Ascension Porto grande, Kapverden Simonstown Felsen Im Canal La Manche Fucus Simonstown Felsen )» Balaena australis Am Strande bei Muizen- Felsen berg bei Simonstown Im Hafen von Pouta Wellenbrecher Delgada Scliiffsboden Schrauben- brunnen des Schiffes Scliiffsboden Schrauben - brunnen des Schiffes Schiffsboden Haiflosse Felsen u. Muscheln Schiffsboden Tang Schiffsboden Kohlenstücke Schiff'sboden Schiffsschraube Schiff'sboden 226 Deutsche Siidpolar-Expeditiou. Verzeichnis der Naupliusstadien. Namen der Arten Datum Tiefe Fimdort Metanauplhis 13. September IWl Obertiaehe Porto grande, St. Vincent, Kapverden Nauplius, I. Stadium 17. Oldüber 1901 " Zwischen St. Helena und Trinidad Mctanauplius loricatus 19. Oktober 1901 500 m 11 Nauplius 22. Juli 1902 300 ni Wiiiterstation, Kaiser Wilhelm II. - Land ij 27. Oktober 1902 150 m ,, j, 10. November 1902 300 ni n Metauauplius 5. Dezember 1902 350 m n ?) 15. Dezember 1902 50 m 1» »1 19. Dezember 1902 50 ni >J Nauplius 20. Dezember 1902 100 ni )) Nauplius u. Metauauplius 8. Januar 1903 30 m )) Nauplius 10. Januar 1903 300 m )1 )) 12. Januar 1903 50 m n 1» 15. März 1903 300 m ») Metanauplius caudatus 8. Mai 1903 400 in Südlich von der Insel Kodriguez Nauplius 8. August 1903 50 m Nordwestlich v.Kapstadt Nauplius denliculatus 13. August 1903 400 m Westlich vom Orangefluß Nauplius 18. August 1903 200 m Zwischen Kapstadt und St. Helena Metanauplius u. Nauplius 1. September 1903 45 m St. Helena Metanauplius 5. September 1903 400 m Nördlich von St. Helena Nauplius 11. September 1903 40&m Vor Asceusion Nauplius u.Metanauplius 12. September 1903 Oberfläche Ascension Nauplius 21. September 1903 400 m Unter dem Äquator Metanauplius 30. September 1903 500 m Südlich von Kapverden Melanauplius ecliinatm 5. Oktober 1903 400 m Südwestlich v.Kapverden Nauplius 13. Oktober 1903 Oberfläche Nordwesthch von Kapverden Yerzeiclmis der Cyprisformen. Cypris juv. 13. September 1901 Oberfläche St. Vincent, Kapverden Cypris von G. virgatum 24. September 1901 51 Zwischen St. Paul und Guineaküste Cypris juv. 14. April 1902 385 m Winterstation )i 1. September 1902 V 17 )j 15. Mai 1903 400 m Südlich von Keunion n 22. August 1903 1500 m Südwestüeh v.St.Helena Cypris von G. vinjatum 4. September 1903 2000 m Nördlich von St. Helena »» 5. September 1903 400 m 11 )! 10. September 1903 3000 m Östlich von Ascension )t 12. September 1903 ? Auf der Khede von Ascension Cypris juv. 30. September 1903 800 m Südlich von Kapverden ^^ 9. Oktober 1903 3000 m Westhch von Kapverden )> 13. Oktober 1903 3000 ni Nordwestlich von Kapverden Cypris von Lepas sp. 20. Oktober 1903 3000 m Südwestlich von den Azoren Deutsche Südpolar-Expedition i9oi-3. Band xi Tafel xxiv 10 (h^^tyyfj) n i:i /--/. /// /,;/, ''li.nni lii'nl-(} UcillUM*. 1-2 Cyiiri.s <'/ jiir. Cittrliiulrriua vi'iya/iim S/ifi. .V-rt .Vriii///i//x /urtm/iis. Chiiii. 7 12/il^ ]<'r\i-lnc Xiiiiiiliiis iiiiiiliiliix II .yi ■'>'■ '1. ,'i Xwi'iyiiiiniiirhiii von Sr. Viiii//ii//i'iii n .s/i. 6 7. ,'i..') Miiiiillii7i' vim .*'(• l'iiiilii>//i'iii 11 .■.>^g dem längsten Durchmesser in der Sagittalebene. Die Schwanzspitze ist ventral- und ein wenig kaudal- wärts gerichtet. Der Clenitalhöcker (Penis) ist etwa 1,5 mm lang. Seine Spitze ist sehr bedeutend dicker als beim Lobodon -Embryo I und ventralwärts gerichtet. Seine Basis liegt ein wenig von der Schwanz - basis entfernt, Leptonycliotes-EmlDryo II. ? 32 mm Sch.-St.-Länge'). Dieser Embryo (Fig. 11—13, Taf. XXVIII u. Fig. 30—32, Taf. XXXI) erscheint ein wenig weiter entwickelt als der Lobodon -Embryo II (29 mm). Die dorsale Halskontur ist nicht mehr konkav, sondern konvex, und zwar etwa von derselben Biegung wie die Rückenkontur. Die Halspartie erscheint daher kürzer als beim Leptonychotes- Embryo I. Die Schnauze ist ein wenig länger und relativ schmäler geworden. Lateralwärts von den Nasen- löchern sind an der Oberlippe Tasthaaranlagen erkennbar, und zwar als hindurchschimmernde, weißliche Pünktchen, welche jederseits in 5 Reihen geordnet sind. Oberhalb des medialen Augenlidwinkels sind jederseits 4 ähnlich aussehende Tasthaar- anlagen zu erkennen. Die äußere Ohröffnung ist absolut kleiner geworden. Sie ist jetzt so klein, daß sie malcro- skopisch unmerklich gewesen wäre, wenn sie nicht an einem weißlichen Hügelchen gesessen hätte. Die mittlere Bauchgegend ist relativ weniger prominent als früher. Die proximale, auf- getriebene Nabelstrangpartie enthält noch den physiologischen Nabelbruch. Etwa 1 mm kaudal vom Nabel sind die beiden Milchdrüsenanlagcn als kleine Hügelchen zu erkennen, die etwa 1,75 mm lateral von der Mittellinie sitzen. Die Extremitäten befinden sich etwa auf demselben Entwicklungsstadium wie beim Lobodon- Embryo II (29 mm). Die Schwanzanlage (Fig. 31) ist 3,5 mm lang und ventralwärts gerichtet. Fast unmittelbar kranialwärts von dieser sitzt die mächtig entwickelte Clitorisanlage, die eine Länge von 2,35 mm besitzt. Leptonychotes-Embryo III. ? 104 mm Sch-St.-Länge. Dieser Embryo (Fig. 20 — 22, Taf. XXIX) befindet sich in einem Entwicklungsstadium zwischen denjenigen der Lobodon-Embryonen IV und V. Der allgemeine Habitus dieses Embryos ist demjenigen eines erwachsenen Tieres recht ähnlich. Die Nackenbeuge ist aufgehoben und die Schnauze ventralwärts und ein wenig nach vorn ge- richtet. Die Stirngegend geht fast unmerklich in die Schnauze über. Die Augenlidränder sind epithelial verklebt. Etwa 2 mm oberhalb des medialen Lidwinkels ist jederseits eine Gruppe von 4 kurzen Tasthaaren sichtbar. An der Oberlippe sind jederseits 7 Reihen von Tasthaaranlagen zu sehen. Die vier kaudalsten Reihen bestehen je aus 7 — 8 Tasthaaranlagen, die kranialste nur aus 2. Aus den kaudalsten Reihen, die am weitesten entwickelt sind, ragen schon millimeterlange Tasthaare hervor. ') Das weibliche Geschlecht wurde durch mikrosiiopische Untersuchung der Geschleclitsdi'üsen festgestellt. 33* 254 l'eiitsche Siidpolar-Expedition. An der Unterlippe sind keine Tasthaaranlagen zu erkennen. Die äußere Ohröffnung ist makroskopisch noch als solche unmerklich klein. Ihre Lage wird indessen durch eine kleine Prominenz markiert. Der physiologische Nabelbruch ist reponiert. Etwa 6 mm kaudal vom Nabel sind die beiden Milchdrüsenanlagen zu sehen. Äußerlich mar- kieren sie sich aber jetzt nicht als Hügelchen, sondern als seichte, ovale Grübchen, welche etwa 2,5 mm von der Mittelhnie entfernt liegen (Fig. 22). Die Extremitäten haben etwa dasselbe Aussehen wie beim Lobodon -Embryo V. An den vorderen Extremitäten sind die Krallenanlagen zur Hälfte auf die Dorsalfläche hinauf- gerückt. Dasselbe ist von den Krallenanlagen der 3 mittleren Zehen des Hinterfußes zu sagen. Die Krallen- anlagen der beiden äußeren Zehen des Hinterfußes liegen ganz und gar auf der Dorsalseite. Der Schwanz ist etwa 4 mm lang, 2,25 mm breit und 1 mm dick. Etwa 3 mm kranial von der Schwanzbasis konstatiert man die Existenz einer Kloakenöffnung, in deren vorderer Partie die etwa 1 ^Z, mm lange Clitoris zu sehen ist. Leptonycliotes-EmlDryo IV. «^ 520 mm Sch.-St.-Länge. (Die Schnauze und linke Gesichtshälfte dieses Embryos waren schon vor deren Konservierung in gefrorenem Zustande von einem Hunde abgefressen.) Die Augenlidränder sind noch epithelial verklebt. Die äußeren Ohröffnungen sind noch epithelial verklebt und makroskopisch nur mit Schwierig- keit zu erkennen. Die allgemeine Behaarung des Körpers hat in der Kopfgegend and in der vorderen Hälfte des Rückens angefangen. An diesen Stellen sind dichtsitzende, i/, — 1 mm lange, steife Härchen zu sehen. Die Krallen der vorderen Extremitäten haben eine Länge von 5 mm und eine Breite von 1,5 mm. Von der Volarseite her sind nur die volarwärts umgebogenen Krallenspitzen sichtbar. Die Krallen der hinteren Extremitäten sind fast doppelt kleiner (2,5 — 3 mm lang und 1 mm breit) und nur an der Dorsalfläche sichtbar. Die Spitzen der mittleren Krallen sitzen 1 — 1,5 mm, diejenigen der lateralen Krallen 4 — 5 mm von den Zehenspitzen entfernt. Dorsal gemessen ist der Schwanz etwa 25 mm lang. Die kranialen 10 mm sind aber ventral nicht frei, sondern durch laterale Hautfalten mit den hinteren Extremitäten verbunden (vgl. Anthony, 1907). Die freie Schwanzpartie ist also nur 15 mm lang; ihre größte Breite beträgt 13 mm; ihre größte Dicke 3 mm (in der Mittellinie). Ihre lateralen Partien sind nur 1 mm dick. 15 mm nach vorn von der Wurzel der freien Schwanzpartie befindet sich die Analöffnung. Von dieser zu der Penisspitze ist eine Entfernung von 6 cm, von der Penisspitze bis zum Nabel 4 cm. Die Penisspitze ist jetzt von der Vorhaut größtenteils frei und zeigt in der Mitte eine offene Uro- genitalöffnung. 33 mm kaudal vom Nabel und 10 mm von der Mittellinie entfernt sind die beiden Mammaranlagen durch zwei ovale, quergestellte Grübchen markiert. Dieselben haben etwa dieselbe Größe wie beim vorigen Embryo, sind aber bedeutend tiefer. Auf die oben beschriebenen Stadien gestützt, werde ich es jetzt versuchen, die Entwicklung des allgemeinen Habitus und der einzelnen Körperteile der Robben zu schildern. BuoMAN, Robbeiiembryonen. I. 255 Entwicklung des Robben-Habitus. Obwohl es natürlich zu erwarten war, daß die Kobben-Embryonen in frühzeitigen Entwicklungs- stadien den Embryonen anderer Säugetiere recht ähnlich sein würden, ist es doch überraschend, feststellen zu können, daß dies noch bei 13 mm langen Embryonen der Fall ist, und daß in diesem Stadium ein Kobben-Embryo z. B. einem menschlichen Embryo desselben Stadiums fast zur Ver- wechslung ähnlich ist (Fig. 1—4, 25, 26u. 29). Daß dieses nicht nur bei Lobodon der Fall ist, zeigen mir zwei P h o c a - Embryonen desselben Stadiums. Von diesem Stadium des — wie ich ihn nennen möchte —„embryonalen Landsäugetier - habitus" aus entwickelt sich nun der typische Kobbenhabitus, und zwar ehe der Lobodon-Embryo eine Länge von 10 cm erreicht hat. Die betrefiende Umwandlung besteht zum Teil in einer Streckung des ganzen Embryos und in dem Verschwinden des äußerlich abgrenzbaren Halses. Größtenteils besteht sie aber in charakte- ristischen Formveränderungen und Verschiebungen der Extremitäten und in einem Stillstehen des Längen -Wachstums derselben. Über die Einzelheiten der betreffenden Umwandlung geben die Figuren auf Tafel XXVIII bis XXXII und die folgende Beschreibung der einzelnen Körperteile Auskunft. Formentwicklung: des Kopfes. In unserem Anfangsstadium ist das Gesicht schon gebildet (Fig. 37, Taf. XXXII). Die Schnauze ist kurz und breit. Der Unterkiefer ist beträchtUch kürzer als der Über- kiefer. Die Stirngegend ist vorgewölbt und gegen die Schnauze durch winkeUge Knickung abgegrenzt Die Schnauze ist kaudalwärts gerichtet und gegen die Herzgegend gedrückt (Fig. 29). In den folgenden Stadien richtet sich die Schnauze allmählich vcntralwärts (vgl. Fig. 2, 6, 9, 12u. 14 ! ) und wird zuletzt ventro -kranial gerichtet (Fig. 20). Gleichzeitig verlängert sich die Schnauze nicht nur absolut, sondern auch relativ; besonders stark ist dieses mit dem Unterkiefer der Fall, weshalb er in den letzterwähnten Stadien etwa gleich soweit vcntralwärts reicht wie der Oberkiefer. Die scharfe Abgrenzung der Schnauze von der Stirn besteht bis zum Stadium Fig. 14, verstreicht aber in der Folge, indem die Vorwölbung der Stirngegend weniger markant wird (vgl. Fig. 17 u. 20). Die Nasenlöcher stellen in unserem Anfangsstadium (Fig. 37) lange, vertikale, etwas gebogene Furchen i) dar, welche die ganze Schnauzenspitze in drei, etwa gleichgroße Teile sondert. Jede Furche zeigt in der Mitte eine medialwärts gerichtete, grubenförmige Erweiterung, welche mit der Nasenhöhle weit kommuniziert und das eigentliche Nasenloch darstellt. Die mediale Kontur jeder Nasenspalte ist also gebogen, während die laterale Kontur fast gerade verläuft. In dem folgenden Entwicklungsstadium sind die lateralen Schnauzenteile relativ stark in die Breite gewachsen. Kranial und kaudal sind sie hierbei mit dem mittleren Schnauzenteil vollständig verwachsen; und in der Mitte liegen sie dem mittleren Schnauzenteil eng an. Durch diese Veränderung sind also die Nasenlöcher sowohl kürzer wie schmäler geworden und in medialwärts konvexe Spalten umgewandelt. Durch starkes Epithelwachstum werden die Nasenlöcher schon in den Stadien Fig. 7 u. 10 verengert. Bemerkenswert ist aber, daß sie durch das Epithel nie ganz verstopft werden. 1) Diese Furchen stellen augenscheinlieh die noch oberflächlich persistierenden Spaltenreste dar, welche in jüngeren Stadien den medialen Stirn-Nasenfortsatz von den lateralen Nasenfortsätzen bzw. von den Oberkieferfortsätzen trennten. 25G Deutsche Südpolar-Expedition. Ober- und Unterlippe sind, wie die Schnittserien lehren, ursprünglich voneinander bis zum Lippenwinkel vollständig frei. Von dem Stadium Fig. 9 ab verkleben sie aber epithelial in der Nähe des Lippenwinkels ^). Bei dem 29 mm langen Lobodon-Embryo ist diese Verklebung jedcr- seits etwa 0,1 mm lang. Im Stadium Fig. 14 ist sie etwa 2,25 und im Stadium Fig. 17 und Fig. 23 etwa 3,18 mm lang. Beim 520 mm langen Weddellrobben -Embryo ist diese epitheliale Lippenverklebung aber wieder vollständig verschwunden. Schon beim 13 mm langen Lobodon - Em- bryo sind an der Ober- lippe jederseits von den Nasenlöchern T a s t - haaranlagen mi- kroskopisch zu er- kennen-). Sie sitzen 3 übereinander ge- Oberlippen- gruppe m _ - Vordere legenen Reihen und wölben sich papillen- artig hervor (Fig. 37). Ich finde es darum glaubhaft, daß sie zu dieser Zeit auch makro- skopischerkennbar sind, wenn man diese Ge- sichtspartie aufgehoben hat. An der Unterlippe sind in diesem Stadium noch keine Haare an- gelegt. Dagegen sind oberhalb des medialen Augenlidwinkels 2 über- einander gelegene Tast- haaranlagen mikroskopisch zu erkennen. Sie befinden sich auf einer gemeinsamen Er- hebung, die makroskopisch sichtbar ist (Fig. 25, 26 u. 37). ^) Eine ähnliche epitheliale Lippenverklebung findet z. B. bei Keh-Embrj'onen statt. (Säkurai, 1906.) '') Es muß dies als ein sehr frühzeitiges Auftreten der Tasthaarankgen bezeichnet werden. Allerdings treten Tast- haaranlagen bei noch kleineren M a u 1 w n r f - E m b r y o n e n auf; Maurer (1S92, cit. nacli Krause, 1902) hat sie bei 9,5 nun langen Maulwurf -Embryonen und ich sell)st bei einem 8 mm langen Maulwurf-Embryo beobachtet ; 8 mm lange Maulwurf- Embryonen sind aber auch in vielen anderen Beziehungen im Verhältnis zu ihrer Größe relativ weit entwickelt. Beim Menschen treten die entsprechenden Haaranlagen erst bei .31—50 mm langen Embryonen auf. Bei einem etwa 30 mm langen Embryo fand ich sie noch nicht und bei einem 31 mm langen Embryo nur in der Augenbrauengegend ange- Textfig. 1. Kopf eines 58 mm langen Lobodon-Embryos, von rechts. Vergrößerung: G mal. Die raakro- skopiscli sichtbaren Tasthaaranlagen sind durch Kreise markiert. Die Lage der noch nur mikroskopisch erkennbaren Tasthaaranlagen ist durch Pünktchen bezeichnet. Hkoman, Robbenembryonen I. 257 In den nächstfolgenden Stadien werden die erwähnten Tasthaaranlagen der Oberlippe weniger prominent. Sie markieren sich dann makroskopisch zunächst nur als weißere Pünktchen (Fig. 30) und später als k 1 e i n e G r ü b c h e n (Stadium Fig. 14). Oberhalb der zuerst gebildeten 3 Reihen der Oberlippengruppe entstehen allmählich noch 4 Reihen von Tasthaaranlagen. Alle diese 7 Tasthaarreihen sind schon im Stadium Fig. 14 angelegt und als sehr regelmäßige Reihen von Grübchen makroskopisch zu erkennen. Tiber die Zahl und Anordnung der Grübchen gibt Textfig. 1 Aufschluß. Aus dieser Figur ist ersichtlich, daß die oberste Reihe dieser Gruppe nur 2 Grübchen enthält und in der Höhe der unteren Nasenlochpartie liegt. Etwas oberhalb und lateral von jedem Nasenloch ist noch eine Tasthaaranlage zu sehen. Diese Anlage gehört aber augenscheinlich nicht zu der eigentlichen Oberlippengruppe, denn sie ist von dieser recht weit entfernt und, wie die Mikrotom- Schnitte lehren, ganz anders gerichtet. Sie ist nämlich gerade aufwärts gerichtet, während die Haaranlagen der Oberlippengruppe schief nach unten und hinten gerichtet sind. Oberhalb des medialen Augenlidwinkels sind jetzt die zwei obenerwähnten Tasthaaranlagen makroskopisch sichtbar; und an der Unterlippe sind noch zwei (obwohl weniger deutlich) zu er- kennen. Am weitesten entwickelt sind die hinteren, unteren Tasthaaranlagen der Oberlippengruppe und diejenigen der Supraorbitalgruppe; am wenigsten die oberen und vorderen Haaranlagen der Ober- lippengruppe und diejenigen der Unterlippengruppe. — Die am weitesten entwickelten Tasthaar - anlagen zeigen in diesem Stadium wieder je eine knospenähnliche Hervorwölbung, die mit der Lupe in der Tiefe des Grübchens zu erkennen sind. Erst im Stadium Fig. 17 erscheinen die Tasthaaranlagen alle wieder als deutliche kugelähnliche Ausbuchtungen; und erst im Stadium Fig. 20 oder 24 sind an den Stellen der zuerst aufgetretenen Haaranlagen eigentliche Härchen makroslfopisch zu erkennen. Die Zahl der makroskopisch erkennbaren Tasthaaranlagen vermehrt sich in der Folge ein wenig. So sind im Stadium Fig. 23 u. 24 hinzugekommen: an der Oberlippengruppe 1—2 Haar- anlagen in jeder der 6 unteren Reihen (und zwar an ihren Vorderenden); an der Vorderspitze des Unterkiefers jederseits eine Haaranlage und an der Supraorbitalgruppe zwei Haaranlagen unmittel- bar nach vorn von den früher existierenden (vgl. Textfig. 1). Dagegen sind die aufwärts gerichteten Tasthaare der beiden Nasenseiten jederseits nur in Ein- zahl vorhanden. Bei dem etwas weniger entwickelten Weddellrobben-Embryo Fig. 20 sind jederseits 2 Nasentasthaare zu sehen. Bei diesem Embryo fehlen dagegen die Unterlippentasthaare voll- ständig. Die 4 Tasthaare der Supraorbitalgruppe sind etwa gleichgroß und offenbar mehr gleich- zeitig angelegt als bei L o b o d o n. Betreffs der Zahl und Entstehungszeit der Tasthaare dieser beiden Robbenarten herrschen also gewisse Unterschiede. Bei anderen Robbenarten findet man noch andere solche Unterschiede, die, da sie konstant zu sein scheinen, wohl als Artmerkmale verwendet werden können. legt. Erst bei einem etwa 50 mm langen menschlichen Embryo waren sie auch an der Oberlippe, Unterlippe und an den Nasen- flügeln zu erkennen. Malcroskopisch werden sie, wie Frederic (1905) hervorhebt, erst später sichtbar. 25g Deutsche Südpolar-Expeditioii. In unserem Anfangsstadium (Lobodon 13 mm) sind die A u g e n 1 i d e r als kurze, dicke Haut- falten angelegt, welche den Bulbus nur sehr wenig bedecken. Beim Lobodon- Embryo von 29 mm Länge haben sich die Augenlider (wie die Schnitt- serien lehren) zwar beträchtlich verlängert; da aber gleichzeitig der Bulbus stark an Größe zu- genommen hat, so ist die Augenlidspalte trotzdem nicht schmäler geworden (vgl. Fig. 2 u. 9). Nach dieser Zeit wachsen aber die Augenlider schneller als die zu bedeckende Bulbuspartie, und im Stadium Fig. 14 (L o b o d o n - E m b r y o 58 mm) finden wir die ursprünglich freien Lid- ränder miteinander epithelial verklebt. Bei den Weddellrobben -Embryonen wächst offenbar eine Zeitlang der betreffende Bulbusteil stärker als die Augenhder, denn, wie ein Vergleich zwischen Fig. 5 und 11 ze^gt, wird hier die Lid- spalte während der betreffenden Entwicklungsperiode bedeutend breiter. Der nächstfolgende Weddellrobben -Embryo (Fig. 20) zeigt epithehale Verklebung der Lidränder. Diese Verklebung ist noch bei dem 520 mm langen Embryo vorhanden. Bei geburtsreifen Embryonen i) scheint sie dagegen immer gelöst zu sein. Bei der Verlängerung der Schnauze, bei der Abplattung und dem Breiterwerden der Stirngegend und bei dem Höherwerden des Oberkiefers erfahren die Lidspalten relative Verschiebungen, welche aus den Abbildungen deuthch ersichtlich sind (vergl. z. B. Fig. 11 und 21). Äußeres Ohr. Von großem Interesse ist die Tatsache, daß in unserem Anfangsstadium jederseits eine 0 h r - spitze existiert. Sie ist zwar nicht groß, aber sehr deutlich und unzweideutig (Fig. 25 u. 26). Ihre Lage ist die bei den Landsäugetierembryonen im allgemeinen gewöhnliche: dorsal von der Ohröffnung (Fig. 37). Diese Ohrspitze verschwindet aber bald vollständig; bei den etwas älteren Embryonen ist sie gar nicht mehr zu erkennen. Die äußeren Ohröfinungen sind anfänglich relativ groß. In der Folge werden sie aber nicht nur relativ, sondern sogar absolut kleiner. Bei dem 29 mm langen Lobodon -Embryo sind sie makro- skopisch nur mit Schwierigkeit (als kreisrunde Löcher) zu erkennen. In diesem Stadium sind sie indessen, wie die Schnitte lehren, noch offen. Später werden sie von Epithelmassen vollständig gefüllt. Dies ist der Fall bei den Lobodon -Embryonen von 58, 82 und 125 mm, ebenso wie bei den Weddell- robben-Embryonen von 32, 104 und 520 mm Länge. Bei dem 32 mm langen Weddellrobben-Embryo ist diese epitheliale Verklebung der äußeren Ohröffnung nur in der Tiefe vollständig. Bei mäßiger Vergrößenmg ist sie daher an der Oberfläche noch als minimale Öffnung zu erkennen. Makroskopisch ist aber diese Öffnung nicht als solche zu sehen. Ihre Lage markiert sich bei diesem Embryo durch ein weißliches Pünktchen in etwa derselben Weise wie die Tasthaaranlagen. Bei dem 58 mm langen Lobodon-Embryo markiert noch die Mitte einer seichten Vertiefung * die Lage der epithehal verklebten Ohröffnung. Bei den älteren Lobodon-Embryonen ebenso wie bei dem 104 mm langen Weddelbobben-Embryo bildet die betreffende Gegend keine Vertiefung mehr, sondern umgekehrt eine niedrige, konische Erhebung, an deren Spitze man bei mikroskopischer Untersuchung der Schnitte die epithelial verklebte Ohröffnung findet. 2) >) Die geburtsreifen Weddellrobbenembryonen haben die ansehnliche Länge von 1300 mm (Vanhöffen, 1904). -) Dasselbe ist bei einem 500 mm langen Sceleopardembryo der Fall. BuoMAN, Robbenembryoneii I. 259 Ein solches Ohrhügelchen ist aber bei dem 520 mm langen Weddellrobben-Embryo nicht mehr vorhanden. Bei diesem Embryo war die Lage der äußeren OhröfEnungen auch nur mit Schwierigkeit makroskopisch festzustellen. Beim geburtsreifen Weddellrobben-Embryo ist d'e Ohröffnung unter dem d'cken Haarkleid verborgen und wohl nur von dem Kundigen aufzufinden. Sie ist jetzt offen und läßt eine steck- nadelkopfdicke Sonde hindurch^). Sie liegt jetzt 4 cm hinter dem lateralen Augenlidwinkel und 1,5 cm oberhalb der gedachten Fortsetzung der Augenspaltenlinie. Ursprünglich etwa in der gedachten dorsalen Verlängerung der Mundspalte liegend (Fig. 37), erfahren die Ohröffnungen allmählich eine beträchtliche Verschiebung in kranialer Richtung (vgl. Fig. 2, 6, 9, 12). Fornientwicklung des Halses. Hierüber ist nicht viel zu sagen. — In unseren Anfangsstadien finden wir sowohl bei L o b o d o n wie bei Leptonychotes zwischen Kopf und Rumpf eine schmäler«^ Halspartie. Dieselbe ist ventralwärts nur kurz; dorsalwärts ist sie länger und durch eine Einbuchtung („Nackengrube") markiert (Fig. 25 bis 27). In den folgenden Stadien geht aber dieser äußerlich abgrenzbare Hals wieder verloren, indem 1. die erwähnte dorsale Einbuchtung verschwindet, 2. der Kopf aufgerichtet wird und 3. die Hals- partie so stark an Dicke zunimmt, daß sie sich äußerlich weder gegen den Kopf, noch gegen den Rumpf gut abgrenzen läßt (vgl. die Fig. auf Taf. XXVIII und XXIX). Fornientwicklung des Rumpfes. Der Rumpf ist ursprünglich relativ kurz und dick, und zwar am dicksten in der Nabelhöhe (Fig. 1 — 7). In den folgenden Stadien wird der Rumpf relativ stark verlängert. Gleichzeitig wird er mehr gestreckt. Vergleichen wir z. B. die Stadien Fig. 6, 12 und 20, so finden wir, daß die in Fig. 6 gebogene Rückenkontur später fast gerade wird. Die dickste Rumpfpartie verschiebt sich gleichzeitig kranialwärts von der Nabelhöhe. Bei allen unseren jüngeren Embryonen existiert ein p h y s i o 1 o g i s c h e r N a b e 1 b r u c h. Derselbe ist noch beim Stadium Fig. 14 — 16 (L o b o d o n 58 mm) zu konstatieren. Nach diesem Stadium war er konstant reponiert. Der physiologische Nabelbruch ist also nicht, wie Minot (1894) glaubte"), ein Spezificum des menschlichen Embryos. Meiner Erfahrung nach scheint der physiologische Nabelbruch eine bei den Säugetier- Embryonen allgemein auftretende Erscheinung zu sein. Dasselbe wurde neulich von Grosser (1909) hervorgehoben.-') Bei dem 13 mm langen I-obodon-Embryo sieht man jederseits in der Höhe der kaudalen Nabel- grenze eine prominente, kugelförmige Milchdrüsen anläge (Fig. 25, 26, 29 und 33). Von einer langgestreckten Milchleiste ist keine Spur zu sehen. — Die beiden Milchdrüsenanlagen ') Bei den mir zugänglichen älteren Phoca-Embryonen war die äußere Ohroftnung bedeutend größer und sehr leiclit auf- zufinden. -) „Ein vorübergehendes Austieten des Dajmrohres in den Nabelstrang", sagt Minot, „kommt, so viel ich weiß, nornuiler- weise nur beim Menschen vor" (1. c. S. 785). ') Kermauner (1909) konstatierte die Existenz des physiologischen Nabelbruches bei Mäuse-, Meerschweinchen- und Kanin chenembryonen. Deutsche Siidpolar-Expeilition. XI. Zoologie. III. 34 2C0 Deutsclio Siidpolar-Expedition. sitzen relativ weit lateral, etwa an der Grenze zwischen der lateralen und der ventralen Bauch- wandpartie, und zwar 1,75 mm von der Mittellinie entfernt. In den folgenden Stadien werden sie relativ kaudal- und medial wärts verschoben. So finden wir sie im Stadium Fig. 13 etwa 1 mm und im Stadium Fig. 22 etwa 6 mm kaudalwärts vom Nabel. Im Stadium Fig. 13 sitzen sie noch 1,75 mm, im Stadium Fig. 22 etwa 2,5 mm von der Mittellinie entfernt. Sie sitzen jetzt auf der medialen Partie der ventralen Bauchwand. Beim 32 mm langen Weddellrobben-Embryo sind die Milchdrüsenanlagen äußerlich noch durch Prominenzen markiert (Fig. 30). In späteren Stadien wandeln sich aber diese Prominenzen in Vertiefungen um. Bei den 104 und 520 mm langen Weddelrobben- Embryonen sind die Milchdrüsen - anlagen äußerlich durch millimeterlange c[uerliegende, ovale Grübchen markiert (Fig. 22). Beim 58 mm langen Lobodon -Embryo (Fig. 36) sind die beiden Milchdrüsenanlagen durch zwei sehr kleine, kreisrunde Grübchen markiert. Bei dem 125 mm langen Lobodon- Embryo haben sich diese Grübchen vergrößert; ihre Form ist aber noch kreisrund. Die S c h w a n z a n 1 a g e ist beim 13 mm langen Lobodon- Embryo relativ lang (2 mm) und dünn (Fig. 33). Ihre Spitze ist kranialwärts gerichtet und erreicht die kaudale Nabelstrang- wand. Im Querschnitt ist sie überall fast kreisrund. In den folgenden Stadien wächst die Schwanzanlage relativ sehr wenig in die Länge. So finden wir sie beim Lobodon-Embryo von 29 mm nur 2,5 mm, beim Lobodon -Embryo von 58 mm und Lobodon -Embryo von82 mm nur 3 mm lang. Relativ viel stärker nimmt die Schwanzanlage an Dicke und Breite zu. Zuerst ist die Dicken- zunahme beträchtlicher als die Breitenzunahme. In späteren Stadien überwiegt aber das Breiten- wachstum. Der ursprünglich kreisrunde Querschnitt des Schwanzes wird also zuerst oval mit dem längsten Diameter dorso- ventral und dann oval mit dem längsten Diameter querliegend (vgl. Fig. 34 und 35). Aus dem Obenstehenden geht hervor, daß der Schwanz während dieser Zeit eine beträchtliche relative Verkürzung erfährt. Diese relative Verkürzung setzt sich noch in den nächstfolgenden Entwicklungsstadien, obwohl weniger schnell, fort. So finden wir beim Weddellrobben-Embryo von 104 mm eine Schwanzlänge von 5 mm und beim Weddellrobben-Embryo von 520 mm nur eine Schwanzlänge von 15 mm. Zu bemerken ist aber, daß in beiden Fällen nur die überall freie Schwanzpartie gemessen wurde und daß in dieser Entwicklungsperiode eine immer längere Partie der Schwanzwurzel durch seitliche Hautfalten mit den hinteren Extremitäten verbunden wird. Die betreffende relative Verkürzung betrifft also während dieser Entwicklungsperiode nur die freie Schwanzpartie. Gleichzeitig mit den erwähnten Formveränderungen erfährt die Schwanzanlage auch beträcht- liche Lageveränderungen. Schon früh wird die Schwanzspitze ventralwärts gerichtet (vgl. Fig. 33 bis 35). In dieser Lage bleibt der Schwanz dann eine Zeitlang stehen (bis zum Stadium Fig. 31), um in den folgenden Stadien immer mehr mit seiner Spitze rein kaudal gerichtet zu werden (Fig. 36). Der G e n i t a 1 h ö c k e r ist in unserem Anfangsstadium (Fig. 33) eine sehr mächtige Bildung!) von etwa derselben Dicke wie diejenige der mittleren Schwanzpartie und von einer Länge, 1) Die bedeutende Grüße des Genitalliückers der Robben -Embryonen erinnert an ähnliehe Verhältnisse bei anderen Meeres- säugetieren. (Vgl. Keibel, 19ü'2.) BuoiiAN, Uobbeiiembryonen I. 9g i die an der Kaudalseite des Höckers nicht weniger als 1 ,3 mm beträgt. Zu dieser Zeit ist noch keine Glansanlage markiert, sondern der Genitalhöcker wird gegen sein freies Ende hin allmählich dünner. Die stumpfe Spitze des Genitalhöckers ist kranialwärts gerichtet und erreicht die Höhe der kaudalen Nabelgrenze. Die Wurzel des Genitalhöckers liegt fast unmittelbar kranialwärts von der Schwanzwurzel. Die untere Fläche des Genitalhöckers, an deren Mitte eine Urethralrinne bemerkbar ist, liegt dem Schwänze fast unmittelbar an. In den folgenden Entwicklungsstadien verdickt sich die Spitze des Genitalhöckers relativ stark, und wird bei den Weddellrobben -Embryonen sogar dicker als die mittlere Höckerpartie (s. Fig. 34 und 31), d. h. glansähnlich aufgetrieben. Die Lage des Genitalhöckers wird schon frühzeitig dadurch verändert, daß seine Spitze ventral - und zuletzt ventro-kaudalwärts gerichtet wird (vgl. Fig. 33 und 34). Bis zu einem Stadium, wenn die Embryonen etwa 3 cm lang sind, vergrößert sich der Genital- höcker etwa gleich viel bei weiblichen wie bei männlichen^) Individuen (vgl. Fig. 31 und 35). In späteren Entwicklungsstadien bleibt aber die Clitorisanlage nicht nur im Wachstum stehen, sondern sie scheint sogar absolut kleiner zu werden. Bei dem 32 mm langen Weddellrobben -Embryo war die Clitorisanlage 2,35 mm lang (Fig. 31), während sie beim 104 mm langen Weddellrobben - Embryo eine Länge von nur 1,5 mm zeigte. Bei dieser sowohl relativen wie absoluten Verkleinerung der Clitoris wird dieselbe allmählich in die vordere Partie der Kloakenöft'nung aufgenommen und bleibt später zwischen den beiden Kloakenlippen verborgen. Bei männlichen Individuen setzt sich dagegen das Wachstum des Genitalhöckers fort. Hierbei wird aber die freie Penispartie nicht größer, sondern umgekehrt relativ kleiner. Hand in Hand mit der Verlängerung des Penis findet nämlich eine Vereinigung des Penis- rückens mit der Bauchwand statt. Auf diese Weise wandert also die Ausgangsstelle des freien Penis kranialwärts, gleichzeitig damit, daß die freie Penispartie immer kürzer wird und zuletzt als solche verschwindet. Diese ,,Peniswanderung" hat schon beim 29 mm langen L o b o d o n - Embryo (Fig. 35) angefangen; und beim 58 mm langen Lobodon- Embryo (Fig. 36) ist sie beendigt. Bei dem letzt- genannten Embryo liegt die fixierte Penisspitze etwa 7,5 mm kranial von der Analöffnung und 5 mm kaudal vom Nabel. Die subkutane Penisanlage (in Fig. 36 punktiert angegeben) ist in diesem Stadium etwa 6 mm lang. Das Geschlecht eines Robben-Embryos ist, wie oben erwähnt, durch äußere Untersuchung schon bei 3 cm langen Embryonen mit Sicherheit zu diagnostizieren. Für eine solche Diagnose gibt nämlich die ,,Kranialwärtswanderung" und Fixierung des Geschlechtshöckers bei männ- lichen Embryonen eine genügende Stütze (vgl. Fig. 35 und Fig. 31). Der von Anthony (1907) beschriebene, 7 — 8 cm lange Robben - Embryo, von welchem dieser Autor sagt: ,,Sexe: Impossible ä determiner d'une fa9on certaine en raison du trop jeune ') Das Geschlecht der betreffenden Embryonen wurde an den Schnitten der Geschlechtsdrüsen mikroskopisch festgestellt. Von den 3 cm-Stadium ab ist das Geschlecht äußerlich zu erkennen, indem bei männlichen Individuen die „Peniswandcrung" schon deutlich angefangen hat (vgl. Fig. 35 und 31). 34* 9(52 Deutsche Südpolar-Expedition. äge, probablement o^", ist nach der Abbildung (1. c. Taf. II, Fig. 1 ) mit Sicherheit als männlich zu bezeichnen. Bei dem 29 mm langen L o b o d o n - Embryo ist sowohl die Analöffnung wie die Urogenital - Öffnung noch epithelial verschlossen. Bald nachher öffnet sich aber der Enddarm nach außen. Sowohl beim 32 mm langen Weddell - robben-Embryo wie bei allen älteren Embryonen ist der Anus offen. Dasselbe ist bei 32 mm langen oder längeren weiblichen Embryonen mit der Urogenitalöffnung der Fall. Dagegen scheint bei männlichen Embryonen, soweit sich dies makroskopisch oder mit der Lupe beobachten läßt, die Urogenitalöffnung noch lange verschlossen zu bleiben. Beim 520 mm langen Weddellrobben -Embryo ist sie jedoch offen. Forinentwicklung der Extremitäten. Beim 13 mm langen Lobodon -Embryo sind die Extremitäten, sowohl was Form wie Lage anbetrifft, denjenigen eines fünfzehigen Landsäugetieres desselben Stadiums sehr ähnlich. Sie sind alle relativ lang und mit großen Fußplatten versehen, an deren Außenseiten je 5 Strahlen sehr deutlich als Erhabenheiten markiert sind. Auch am freien Rande jeder Fußplatte sind die 5 Strahlen sichtbar, indem sie auch hier hervortreten (Fig. 29). Vordere und hintere Extremitäten sind in diesem Stadium etwa gleich groß. In ihrer Form- entwicklung haben aber die vorderen Extremitäten ein wenig Vorsprung, indem ihre Strahlen sowohl an der Dorsalseite wie am freien Rande der Fußplatte voneinander deutlicher abgegrenzt sind. In den folgenden Entwicklungsstadien nehmen die Extremitäten recht viel an Breite und Dicke, aber nur unbedeutend an Länge zu. Sie beginnen deshalb relativ kürzer zu erscheinen. Die freien Zehenspitzen verlängern sich nicht viel. Die Zehen bleiben also größtenteils mit- einander in Verbindung. Die sie verbindenden Fußplattenpartien stellen die Anlage der Schwimmhaut dar. In einem folgenden Stadium (Lobodon, 29 mm) werden die freien Zehenspitzen durch je eine ringsum verlaufende Furche von den proximalen Zehenpartien abgesetzt (Fig. 28). Die auf diese Weise partiell abgeschnürten Zehenspitzen, welche dünner als die durch die Schwimmhautanlage miteinander verbundenen Zehenpartien sind und daher sehr deutlich hervortreten, stellen die ersten Anlagen der Krallen dar. Am Vorderfuße sind diese von Anfang an etwas größer als am Hinterfuße. Diese Krallenanlagen sind ursprünglich (im Stadium Fig. 30) sowohl an der Dorsal- wie an der Plantarfläche jedes Fußes in ihrer ganzen Länge sichtbar. In späteren Entwicklungsstadien werden aber die Krallenanlagen alle mehr oder weniger weit auf die Dorsalseiten der Zehen hinauf verschoben. Zuerst findet diese Dislokation der Krallenanlagen der beiden äußeren Zehen (I und V) des Hinterfußes statt. Diese Veränderung hat schon beim 58 mm langen Lobodon- Embryo stattgefunden, und zwar so vollständig, daß die betreffenden Krallenanlagen gar nicht mehr von der Innenseite des Fußes aus sichtbar sind (Fig. 36). Broman, Robbenembryonen I. 263 Bei dem 82 mm langen Lobodon -Embryo hat eine ähnliche Verschiebung, obwohl weniger stark, mit den Krallenanlagen der übrigen Zehen stattgefunden. Alle die Krallenanlagen des Vorder- fußes, ebenso wie diejenigen der drei mittleren Zehen {II, III und IV) des Hinterfußes sind in diesem Stadium nur zur Hälfte von der Innenseite des Fußes her sichtbar. Ein ähnliches Verhalten zeigt der 104 mm lange Weddellrobben -Embryo. Bei dem 125 mm langen Lobodon-Embryo ist die Krallenverschiebung etwas weiter gegangen. Nur die Spitzen der Krallenanlagen des Vorderfußes und der drei mittleren Zehen des Hinterfußes sind in diesem Stadium von der Plantarseite aus sichtbar. Die Krallen des Vorderfußes haben jetzt ihre definitive Lage erreicht. Dagegen setzen die- jenigen des Hinterfußes in späteren Stadien ihre relative Verschiebung fort. So finden wir beim 520 mm langen Weddellrobben -Embryo die Krallenanlagen des Hinter- fußes alle ganz und gar auf die Dorsalfläche des Fußes hin verlagert; und zwar sitzen die Krallen- spitzen der drei mittleren Zehen (II, III vmd IV) 1 — 1,5 mm und diejenigen der beiden äußeren Zehen (I und V) 4 — 5 mm von den Zehenspitzen entfernt. Bei der neugeborenen Weddellrobbe findet man die Krallenspitzen der drei mittleren Zehen 2 — 6 mm und diejenigen der beiden äußeren Zehen 12 mm von den Zehenspitzen entfernt. Betreffs der nächsten Ursache dieser Krallenverschiebung, so ist sie, wie schon Leboucq (1904) aus dem fertigen Zustand erschlossen hat, darin zu suchen, daß diejenige Zehenpartie, die der ringerbeere entspricht, sich sekundär mehr oder weniger stark verlängert und eine neue Zehen- spitze bildet. Wenn die Dislokation der Krallen so weit geht, daß die Krallen nicht mehr die Zehenspitzen erreichen, verlieren sie offenbar ihre ursprüngliche Bedeutung. Da man nun bei älteren Embryonen (z. B. beim 520 mm langen und beim geburtsreifen Weddell- robben-Embryo) findet, daß die Krallen der Hinterfüße nur halb so groß wie diejenigen der Vorder- füße sind, so liegt es nahe anzun-^hmen, daß in der Phylogenese der Robben die Hinterfußkrallen wegen ihrer vollständigen Verlagerung auf die Dorsalfläche einer regressiven Metamorphose anheim- gefallen sind. Eine solche Annahme wird indessen nicht durch die ontogenetischen Befunde gestützt. Denn die Hinterfußkrallen sind von Anfang an etwas kleiner als die Vorderfußkrallen, und sie werden bei etwas älteren Embryonen relativ noch kleiner, schon ehe die betreffende Verlagerung ange- fangen hat. Ich nehme daher liel/er an, daß in der Phylogenese das Unnützwerden das Primäre war, und daß sowohl die Verkleinbrung wie die Dislokation sekundäre Erscheinungen darstellen. Betreffs der Formentwicklung der Extremitäten ist noch folgendes hinzuzufügen. Die Anlagen der V o r d e r f ü ß e sind beim 13 mm langen Lobodon- Embryo fast halbkreisförmig; d. h. sie sehen wie fünf strahlige, vollständig ausgebreitete Fächer aus. Der erste und der fünfte Strahl liegen in einer fast geraden Linie, der den Durchmesser des Kreises bzw. die gerade Seite des Halbkreises bildet. Mit regelmäßigen Zwischenräumen gehen die drei mittleren Strahlen als Radien aus (Fig. 29). Der erste Strahl ist nur unbedeutend länger als der fünfte. Gegen den Unterarm bildet er einen stumpfen Winkel, während der fünfte Strahl unter spitzem Winkel vom Unterarm ausgeht. In den folgenden Entwicklungsstadien wird der Fächer immer mehr zusammengeschlagen. 254 Deutsche Siidpolar-Expoditioii. Mit anderen Worten: die Strahlen werden immer weniger divergent, bis sie zuletzt fast parallel verlaufen. Gleichzeitig verlängern sich die Strahlen, und zwar nicht alle in gleichem Maße. Der erste (= vorderste) Strahl verlängert sich stärker als der zweite, der zweite stärker als der dritte usw. Auf diese Weise wird der ursprünglich regelmäßig halbkreisförmige Zehenrand des Vorderfußes zuerst in eine schiefe Bogenlinie (Fig. 16) und dann in eine schief verlaufende gerade Linie umgewandelt. Eine Zeitlang ist nicht nur die ganze Unterarmanlage, sondern, wie es scheint, auch die distale Partie der Oberarmanlage von dem Eumpfe frei (Fig. 25 und 26). In den folgenden Stadien wird aber allmählich nicht nur der ganze Oberarm, sondern auch der größte Teil des Unter- armes in die Rumpfmasse einverleibt. In ähnlicher Weise werden Ober- und Unterbein unter der Rumpf haut eingezogen. In der Hinterfuß platte divergieren bei unserem Anfangsstadium die 5 Strahlen nicht ganz so stark, wie diejenigen der Vorderfußplatte (Fig. 26 imd 29). In diesem Stadium sind die Hinterfußstrahlen alle etwa gleich lang, und der Zehenrand des Fußes ist stark gebogen. In den folgenden Stadien nehmen die äußeren Strahlen (I und V) jedes Fußes stärker als die mittleren an Länge zu. Der Zehenrand des Fußes wird hierbei immer weniger stark konvex. Beim 58 mm langen Lobodon- Embryo ist dieser Fußrand fast gerade (Fig. 36); und in den folgenden Stadien wird er allmählich konkav. Die ursprüngliche starke Divergenz der Fußstrahlen bleibt länger als diejenige der Hand- strahlen unvermindert bestehen; ja sie vermehrt sich sogar hier ein wenig (vgl. Fig. 25 und 28). Beim 58 mm langen Lobodon-Embryo scheint diese Divergenz ihren Höhepunkt erreicht zu haben (Fig. 36). Daß in den folgenden Stadien die Strahlendivergenz immer kleiner gefunden wird, hängt indessen zum großen Teil nur davon ab, daß sich die Fußschwimmhaut jetzt in Längsfalten legt. Während die vorderen Extremitäten ihre beim Lobodon-Embryo I (13 mm) eingenommene Lage und Hauptrichtung nur wenig verändern, erleiden die hinteren Extremitäten in beiden Be- ziehungen beträchtliche Veränderungen. Zuerst wird die Ausgangsstelle der hinteren Extremität dorsalwärts verschoben (vgl. Fig. 33 bis 35), so daß sie beim 29 mm langen Lobodon-Embryo schon lateral von der Schwanzwurzel zu liegen kommt. Sodann führen die hinteren Extremitäten mit ihrer von außen her sichtbaren Hauptachse eine Rotation aus. und zwar derart, daß die Längsrichtung der freien Extremitätpartie zuletzt mit derjenigen des Rumpfes fast übereinstimmt (vgl. Fig. 25. 27, 28, 36). Ergebnisse. Da die Ausgestaltung der äußeren Körperform der Pinnipedia, wie Keibel (1902) hervor- hebt, bisher ganz unbekannt war, kann ich meine sämtlichen Befunde an den jüngeren Robben- Embryonen als Ergebnisse betrachten. Aus denselben möchte ich aber folgende speziell hervorheben. 1. Die äußere Körperform eines etwa 13 mm langen Robben-Embryos (Fig. 25 u. 26) ist derjenigen eines fünfzehigen Landsäugetier - Embryos (z. B. eines menschlichen Embryos) des- selben Stadiums fast zur Verwechselung ähnlich. BiujMAN, Robbeiiembryonen I. 2G5 2. Von diesem Stadium ab entwickelt sich der typische Robbenhabitus, ehe der Robben- Embryo eine Länge von 10 cm erreicht hat. 3. Die betreffende Umwandlung besteht zum Teil in einer Streckung und Verlängerung des ursprünglich stark gebogenen und relativ kurzen Embryos; zum Teil auch in dem Verschwinden eines äußerlich abgrenzbaren Halses durch Verdickung desselben. Größtenteils besteht aber diese Umwandlung in charakteristischen Form- und Lage Veränderungen der Extremitäten. (Vgl. Fig. 1—24!.) 4. Sowohl vordere wie hintere Extremitäten sind eine Zeitlang relativ lang und vom Rumpfe größtenteils frei. Während der erwähnten Entwicklungsperiode erfahren sie aber eine bedeutende relative Verkürzung, und zwar sowohl dadurch, daß sie relativ wenig in die Länge wachsen, wie auch dadurch, daß ihre proximalen Partien allmählich unter die Rumpfhaut eingezogen werden. 5. Die 5 Strahlen jeder Fußplatte sind ursprünglich etwa gleich lang. Indem sie sich später in gesetzmäßiger Weise ungleich stark verlängern, entstehen die für Robben charakteristischen, verschiedenen Formen der Vorder- und Hinterfüße. 6. Die Krallen werden alle als partiell abgeschnürte Zehenspitzen angelegt und sind -ursprüng- lich in ihrer vollen Ausdehnung auch von der Innenseite jedes Fußes aus sichtbar. Später werden sie durch mehr oder weniger starke Verlängerung der unserer Fingerblume entsprechenden Zehen- partie, die die definitive Zehenspitze bildet, mehr oder weniger vollständig auf die Außenseite des Fußes disloziert (Leboucq). — Diese Krallendislokation fängt bei etwa 5 — 6 cm langen Lobodon- Embryonen an, und zwar an den beiden äußeren Zehen (I und V) der Hinterfüße. 7. Die Ausgangsstelle der hinteren Extremität verschiebt sich zuerst deutlich dorsalwärts (vgl. Fig. 33—35). Sodann wird die hintere Extremität, welche ursprünglich ventralwärts gerichtet war, mit ihrem freien Ende immer mehr kaudalwärts verschoben, bis zuletzt ihre Längsachse mit derjenigen des Rumpfes fast zusammenfällt. 8. Die Schwanzanlage ist ursprünglich relativ lang und schmal, im Querschnitt kreisrund und mit der Spitze kranialwärts gerichtet. In den folgenden Entwicklungsstadien wird der Schwanz aber bald dicker und relativ kürzer und mit der Spitze ventralwärts gerichtet (Fig. 33—35). Gleichzeitig wird er im Querschnitt oval, und zwar mit dem längsten Diameter zuerst in dorso-ven- traler und dann in querer Richtung. 9. Der G e n i t a 1 h ö c k e r ist bei jungen Robben-Embryonen kolossal stark entwickelt (Fig. 33). Bei etwa 3 cm langen Embryonen ist er noch gleich so groß beim weiblichen wie beim männlichen Geschlecht (vgl. Fig. 31 u. 35). Von diesem Stadium ab verkürzt er sich aber bei weiblichen Embryonen, und zwar nicht nur relativ, sondern sogar absolut und wandelt sich so in die kleine, in der vorderen Partie der Kloake verborgene Clitoris um. — Beim männlichen Ge- schlecht findet nur eine scheinbare Verkürzung des Genitalhöckers statt. Die Rückenseito der ursprünglich vollständig freien Penisanlage wird nämlich sekundär mit der Bauchwand ver- einigt. Auf diese Weise verkürzt sich die freie Penispartie, bis sie als solche nicht mehr existiert, gleichzeitig damit, daß der ganze Penis sich stetig verlängert und seine Spitze kranial- wärts verschoben wird (vgl. Fig. 34—36). Das Geschlecht ist durch äußere Untersuchung schon bei 3 cm langen Robben-Embryonen zu diagnostizieren. 266 Deutsche Siidpolar-Expedition. 10. Die beiden Milchdrüsenanlagen markieren sich zuerst (beim 13 mm langen Lobodon- Embryo und noch beim 32 mm langen Weddellrobben-Embryo) als makroskopisch sichtbare Promi- nenzen. Dieselben verflachen aber bald, und ihre frühere Lage wird in späteren Stadien (vom 58 mm langen Lobodon-Embrvo ab) durch zwei Grübchen markiert. 11. Ein physiologischer Nabelbruch existiert bei allen hier untersuchten jüngeren Robben- Embryonen (von 13 — 58 mm Länge). 12. Der Durchbruch der Analöffnung nach außen findet bei etwa 32 mm langen Weddellrobben - Embryonen statt. Gleichzeitig bricht auch die Urogenitalöffnung durch bei weiblichen Embryonen. Beim männlichen Geschlecht bleibt dagegen die Urogenitalöffnung noch längere Zeit epithelial verschlossen. 13. Die Nasenlöcher werden bei Lobodon- und Leptonychotes- Embryonen nie vollständig epithelial verklebt. 14. Dagegen sind bei diesen Embryonen eine Zeitlang Ober- und Unterlippe partiell (in der Nähe des Lippenwinkels) miteinander epithelial verklebt. 15. Die äußeren Ohröffnungen sind ursprünglich relativ groß und weit offen (Fig. 26). In späteren Entwicklungsstadien werden sie absolut kleiner und erfahren zuletzt eine vollständige epitheliale Verklebung, so daß sie eine Zeitlang bei Lobodon- und Leptonychotes - Embryonen makroskopisch gar nicht oder nur mit Schwierigkeit zu erkennen sind. Während dieser Ent- wicklungsperiode erfahren die Ohröffnungen eine beträchtliche Dislokation in kranialer Richtung. 16. Beim 13 mm langen Lobodon -Embryo existiert ein deutliches, äußeres Ohr in Form einer kleinen Ohrspitze an der dorsalen Peripherie der Ohröffnung (Fig. 25, 26 u.37). Diese Anlage des äußeren Ohres verschwindet aber wieder sehr bald und ist bei den älteren hier be- schriebenen Embryonen nicht mehr zu erkennen. 17. Von den Tast haaren werden einige sehr frühzeitig angelegt. So sind beim 13 mm langen Embryo die Anlagen der drei unteren Reihen der Oberlippengruppe und zwei Haaranlagen der Supraorbitalgruppe schon als Prominenzen makroskopisch sichtbar (Fig. 37). In den nächst- folgenden Stadien werden die übrigen Tasthaare, deren Zahl und Anordnung bei verschiedenen Robbenarten etwas verschieden ist, in gesetzmäßiger Ordnung angelegt. Hervorzuheben ist, daß oberhalb der Oberlippengruppe jederseits eine Nasengruppe von 1 — 2 aufwärts gerichteten Tasthaaranlagen entsteht, die der Oberlippengruppe nicht zuzurechnen sind, obwohl sie dieser bei älteren Embryonen recht nahe zu sitzen kommen (Textfig. 1 Seite 256). 18. Bei etwa 50 cm langen Weddellrobben -Embryonen beginnt das allgemeine Haarkleid in der Kopf- und vorderen Rückengegend aufzutreten. Dieser zuerst auftretende Pelz ist indessen nicht, wie man im allgemeinen anzunehmen pflegt (vgl. Weber, 1904), wollig, sondern von dicht- anliegenden, steifen Haaren gebildet Bkoman, Robbenembryonen I. 26? Tafelerklärung. Tafel XXVIII. Sämtliche Figui-en dieser Tafel sind etwa 2 mal vergrößert. Fig. 1—4. Lobodon-Embryo, 13 mm Sch.-St.-L.: Fig. 1 von der linken, Fig. 2 von der rechten Seite, Fig. 3 von der Dorsal- uiid Fig. 4 von der Ventralseite gesehen. Fig. 5—7. Leptonychotes-Embryo, 23mm Sch.-St.-L.: Fig. 5 von der rechten, Fig. 6 von der linken Seite und Fig. 7 schief von unten und i'echts gesehen. Fig. 8—10. Ivobodon -Embryo, 29mm Sch.-St.-L.: Fig. 8 von der rechten Seite, Fig. 9 von der linken Seite und Fig. 10 von der Ventralseite gesehen. Fig. 11 — 13. Leptonychotes-Embryo, 32 mm Sch.-St.-L.: Fig. 11 von der rechten, Fig. 12 von der linken und Fig. 13 von der ventralen Seite gesehen. Tafel XXIX. Sämtliche Figuren dieser Tafel sind in etwa natürlicher Größe dargestellt. Fig. 14 — IC). Lobodon-Embryo, 58 mm Sch.-St.-L.: Fig. 14 von der linken, Fig. 15 von der rechten und Fig. 16 von der ventralen Seite. Die hintere Bauchpartie wird duich Nabelstrang und Eihäute größtenteils verdeckt. Fig. 17—19. Lobodon-Embryo, 82 mm Sch.-St.-L.: Fig. 17 von links (in der Bauchgegend beschädigt), Fig. 18 von rechts, Fig. 19 von der ventralen Seite. Fig. 20—22. Leptonychotes-Embryo, 104 mm Sch.-St.-L.: Fig. 20 von der linken, Fig. 21 von der rechten und Fig. 22 von der ventralen Seite gesehen. Fig. 23 u. 24. Lobodon-Embryo, 125 mm Sch.-St.-L.: Fig. 23 der ganze Embryo von unten gesehen. Fig. 24 der Kopf von oben gesehen. Tafel XXX. Die Figuren dieser Tafel sind G — 7 mal vergrößert dargestellt. Fig. 25 u. 26. Lobodon-Embryo, 13 mm, von links bzw. rechts gesehen. Fig. 27. Leptonychotes-Embryo, 23 mm, von links gesehen. Fig. 28. Lobodon-Embryo, 29 mm, von links gesehen. Tafel XXXI. Fig. 29. Lobodon-Embryo, 13 mm Sch.-St.-L. Schief von der ventralen und hnken Seite. Vergrößerung: 10 mal. Fig. 30 u. 31. Leptonychotes-Embryo, 32 mm Sch.-St.-L., Vergrößerung: 6 mal. — Fig. 30 schief von der ventralen und hnken Seite. Fig. 31 von der linken Seite. Die linke hintere Extremität ist abgeschnitten, um den Schwanz und den Genitalhöcker (Clitoris) zu zeigen. Fig. 32 zeigt die kaudale Kürperpai'tie desselben Embiyos (von hnks), ehe die hnke hintere Extremität abgeschnitten worden war. — Vergrößerang: 6 mal. Tafel XXXII. Fig. 33. Rekonstruktionsmodell der kaudalen Körperpartie des 13 mm langen Lobodon - Embryos. Von links gesehen. Das linke Hinterbein ist abgeschnitten, um den Schwanz und den Genitalhocker sichtbar zu machen. Vergrößerung: etwa 7 mal. Fig. 34. Ähnliches Rekonstruktionsmodell von dem 23 mm langen Leptonychotes-Embryo. — Vergrößerang: etwa 6 mal. Fig. 35. Ähnliches Rekonstruktionsmodell von dem 29 mm langen Lobodon-Embryo. Vergrößerang: etwa 6,5 mal. Fig. 36. Kaudale Körperpartie des 58 mm langen Lobodon-Embryos, von rechts gesehen. Vergrößerung: etwa 6 mal. Die Lage des Schwanzes, der Analöttnung und des Penis sind durch punktierte Linien markiert. Fig. 37. Rekonstruktionsmodell des Kopfes des 13 mm langen Lobodon-Embryos, schief von rechts und vom (= unten) gesehen. Vergrößerung : etwa 10 mal. Deutsche Sildpolar-Espedition. XI. Zoologie III. 35 268 Deutsche Südpolar-Expedition. Literatur. Andersson, K. A. (1905): Das liöhere Tiorlobeii im antarktischen Gebiete. — Wissenschaftliche Ergebnisse der schwedischen Südpolar-Expedition 1901—1903 unter Leitung von Dr. Otto Nordexskjöld. Bd. V, Lief. 2. Anthony, R. (1907): Oiseaux et mammiferes (Embrj-ons et foetns). — Expedition antarctique fran^aise (1903—1905). Sciences naturelles: Documents scientifiques. Documents emlDryogcniques (Oiseaux et Phoques). Paris 1907. Brown, Mossman und Pirie (1906): The Voyage of the „Scotia". Edinburgh u. London 1906. Bruce, W. S. (1904): First antarctic voyage of the Scotia. — Scottish Geogr. Mag. Vol. XX, Nr. 3. Zit. nach Andersson. Frederic, J. (1905): Untersuchungen über die Sinushaare der Affen nebst Bemerkungen über die Augenbrauen und dci. 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(1907): Mammalia (Whales and Seals). — National Antarctic Exjiedition 1901—1904. Natural History. Vol. .IL Zoology. — London 1907. Deutsche Sudpolar-Expedition, 1901-3. Band XI Tafel XXVIII. Skala I Fig. 1 "^ Fig. 2 Fig. 3 \ii^ Fig. 5 Fig. 6 Fig. 7 Fig. A Fig. 3 Fig. 9 Fig. 10 Fig. 11 Verlag Georg Reimer in Berlin. Fig. 12 Fig. 13 00 ( 0. Maltson phot. Fig. 1—4 Lobodon-Embryo 13 mm. Fig. 5—7 Leptonychotes-Embryo 23 mm. Fig. 8 —10 Lobodon-Embryo 29 mm. Fig. 11 -13 Leptonychotes-Embryo 32 mm. Deutsche Südpolar-Expedition. 1901-3. Band XI Tafel XXIX. Skala } Fig. 14 Fig. 20 Fig. 15 Fig. 16 Fig. 19 ^iT- mr Fig. 17 Fig. 18 Fig. 22 QQ LlBfi'^f Fig. 24 Verlag Georg Reimer in Berlin. O. Mattson phot. Fig. 14— 16 Lobodon- Embryo 58 mm. Fig. 17 — 19 Lobodon-Embryo 82 mm. Fig. 20—22 Leptonychotes- Embryo 104 mm. Fig. 23, 24 Lobodon-Embryo 125 mm. Deutsche Südpolar-Expedition. 1901-3. Band XI Tafel XXX. Fig. 26 1 Fig. 25 \- Fig. 27 f 4 Vertag Georg Reimer in Berlin 0. Mattson phot. Fig. 25, 25 Lobodon- Embryo 13 mm. Fig. 27 Leptonychotes-Embryo 23 mm. Fig. 28 Lobodon -Embryo 29 mm. Deutsche Südpolar-Expedition. 1901-3. Band XI Tafel XXXI. Fig. 32 & Fig. 29 V u \y w_> '"*''''" .Ä"^!^^' .4«i^; Verlag Georg Reimer in Berlin 0. Matlson phot. Fig. 29 Lobodon -Embryo 13 mm. Fig. 30— 32 Leptonychotes-Embryo 32 mm. Deutsche Süopolar-Expeoition. 1901-3. Band XI Tafel XXXII. Nsbelbruchsack Schnittfläche des Nabelstranges Rechter Hinterfuß Schwanz"" Fig. 33 \ Milchdrüse Geschlechtshöcker Schnittfläche des linken Hinterbeines "««t. ■# Rechte MllchdrUse Penisspitie Proximale Nabeistrangpartie (den physiologischen Nabelbruch enthaltend) Schnittfläche des linken Hinterbeines Rechter Hinterfuß f=ig. 34 ^ Nabelbruchsack . Krallenanlege SupraOfbitale Tasthaargruppe Auge ~ Tasthaar- anlagen (Ober- lippengruppc) Schniltftache des linken Hinterbeines Ohrspitze Fig. 35 'Y Verlag Georg Reimer In Berlin — — Lage der Analoffnung ^ Fig. 36 l "Linkes Nasenloch MundOffnung Fig. 37 V Manda Broman gez. Fig. 33 Lobodon- Embryo 13 mm. Fig. 34 Leptonychotes- Embryo 23 mm. Fig. 35 Lobodon- Embryo 29 mm. Fig. 36 Lobodon-Embryo 58 mm. Fig. 37 Lobodon-Embryo 13 mm. DIE HYDROIDEN DER DEUTSCHEN SÜDPOLAR-EXPEDITION 1901-1903 VON E. VANHOFFEN (BERLIN). MIT 49 ABBILDUNGEN IM TEXT. ■//!/ ♦ Deutsche Sudpolar-Exiieilitioii. XI. Zuolo^ie III. 30 Während der Deutschen Südpolar-Expedition wurden 65 Arten von Hydroiden in den folgenden Gebieten gesammelt: 1. Im Gebiet des Atlantischen Ozeans. a) Im Kanal, an Tang {Fucus vesiculosus und Halidrys süiquosa): Coryne pusilla Gaertner Clytia Johnstoni Alder Ohelia geniculata L. Aglaophenia pluma L. b) Im Nordatlantischen Ozean, an Sargassum bacciferum: Gemmaria implexa Alder Clytia Johnstoni Alder Clytia Simplex Congdon Ohelia hyalina Clarke Halecium nanum Alder Sertularia inflata Versluys Sertidaria Mayeri Nutting Plumularia Margaretta Nutting Plumularia sargassi n. sp. Aglaophenia late-carinata Allman c) In Porto grande, St. Vincent, Kapverden: Ohelia hyalina Clarke. d) Im Südatlantischen Ozean, an Schiff, Tang und Pteropoden: Campaniclava Clionis n. sp. Tuhularia crocea A. Ag. Clytia noliformis Mc Crady Clytia striata Clarke Ohelia geniculata L. Silicularia rosea Meyen Hehella corrugata Thornely 36* 272 Deutsche Südpolar-Expedition. 2. Im Kapi;ebiet, False Bay bei Siiuoiistowii. Perigonimus vestitus Allman, forma radicans, auf Halicarcinus. Hydractinia pawispina Hartlaub, auf Nassa Clytia raridentata Alder, auf Tang Chjtia compressa Clarke, auf Tang Ohelia dubia Nutting Campanulina turrita Hincks, auf Tang. 3. Im Gebiet des Iiulisclieii Ozeans, bei den subantarktischen Inseln. a) Crozet-Inseln: Lafoea gracillima Alder. b ) K e r g u e 1 e n : Coryne conferta Allman, auf Mytilus magellanicus Cladonema Vallentini n. sp., auf Riesentang, Macrocystis Myriotliela Austro-georgiae Jäderholm Perigonimus madovianus n. sp., auf Tang und Mollusken Ttibularia indivisa L., auf Mytilus magellanicus Hydractinia pacifica Hartlaub, auf Mytilus magellanicus Campanularia tincta Hartlaub Clytia serrulata Bale Ohelia geniculata L., auf Macrocystis Silicularia rosea Meyen, auf Macrocystis Lafoea gracillima Alder Hehella striata Allman Sertularella polyzonias L. Auf Tang und Muscheln. c) St. Paul: Campanularia paulensis n. sp. Lafoea gracillima Alder Sertularella polyzonias L. Aglaophenia parvula Bale 4. Im Antarktischen Gebiet. a) Antarktische Tiefsee (2000— 4000 in): Perigonimus Belgicae n. sp. Tubularia striata n. sp. Vanhöpfen, Hydroiden. 273 1j) Gauss -Station (350— 400 m): Perigonimus madovianus n. sp. Atractijlis antarctica Hickson und Gravely Bimeria corynopsis n. sp. Eudendrium ramosum L. Clathrozoon Drygalskü n. sp. Campanularia tincta Hincks Cmnpanularia laevis Hartlaub Campanularia lobata n. sp. Campanularia subrufa Jäderholm Campanulina Belgicae Hartlaub Stegopoma operculata Hartlaub Halecium robustum Allman Halecium antarcticum n. sp. Halecium tenellum Hincks Hebella striata Allman Lafoea serpens Hassall Lafoea antarctica Hartlaub Lafoea gracillima Alder Lafoea gaussica n. sp. Zygophylax grandis n. sp. Sertularella glacialis Jäderholm Sertularella suhdichotoma Kirchenpauer Sertularella articulata Allman Staurotheca antarctica Hartlaub Dictyocladium affine Jäderholm Selaginopsis juncea n. sp. Schizotricha antarctica Jäderholm Schizotricha Turqueti Billard c) Gauss-Berg: Atractylis antarctica Hickson und Gravely Tubularia cingulata n. sp. Campanularia subrufa Jäderholm Halecium tenellum Hincks Da unser Weg, bis wir uns von Kerguelen südlicli wandten, über gut untersuchtes Gebiet fülirte und da ferner einige Arten bereits kurz zuvor aus dem Material der andern modernen Süd- polar-Expeditionen beschrieben wurden, so sind trotz der ziemlich großen Sammlung nur noch 14 neue Hydroidenarten zu verzeichnen. Zwei von diesen, Cladonema Vallentini und Peri- gonimus madovianus, gehören zum Entwicklungszyklus bereits bekannter Medusen und erhalten 974 Deutsche Südpolar-Expedition. daher die entsprechenden Namen. Vier bisher nur steril bekannte Polypen, Sertularia inflata, Lafoea antarctica. Dicttjodadium affine und Schizotricha Turqueti wurden durch Auffindung ihrer Gonophoren erst richtig gekennzeichnet und als gute Arten sichergestellt. Daß die Ausbeute an antarktischen Hydroiden nicht größer ist, liegt wahrscheinlich an den ungünstigen Eisverhältnissen am Fuße des Gauss- Berges und an der bedeutenden Tiefe des Meeres bei der Gauss- Station. Ferner sind in der Sammlung nur kleine Stämmchen vertreten, was nicht überraschend ist, da auch im hohen Norden solche schönen Stücke fehlen, wie wir sie aus der gemäßigten Zone und dem Tropen - gebiet kennen, und da die an Schiffen oder treibendem Tang sich anheftenden Arten nur kurze Wachstumsgelegenheit haben. Die oben nach ihrem Vorkommen geordneten Arten sollen nun in systematischer Eeihenfolge behandelt und zum großen Teil abgebildet werden, um auch manche der schon bekannten Äxten noch genauer zu charakterisieren und Zweifel an der Identität möglichst auszuschließen. Atliecata. Polypen und Gonophoren nackt (ohne Hydrothek und Gonothek). Corynidae. Kolonien mit zerstreuten oder in mehreren Kreisen angeordneten gek-nöpften Tentakeln, sessile Gonophoren oder Medusen knospend. Coryne. Corynide mit sessilen Gonophoren. Coryne conferta Allman. Fig. 1. Unter diesem Namen beschrieb Allman i) eine Corynide, welche die englische Expedition zur Beobachtung des Venusdurchgangs auf Kerguelen aus der Observatory- Bai mitgebracht hatte. Da unsere Kerguelenstation genau an derselben Stelle wie die englische lag, so ist anzunehmen, daß eine dort von Dr. Werth auf Mytüus magellanicus am 15. III. 1903 gesammelte Corynide mit jener Art identisch ist. Leider war der einzige Busch, der gefunden wurde, ebenso wie das Originalexemplar und auch die von Studer zwischen Betsy Cove und Elisabethinsel gefundene Kolonie steril, so daß nicht mit Sicherheit anzugeben ist, ob es sich um die Gattung Coryne oder Syncoryne handelt. Ich lasse daher der Art ihren alten Namen, was mir um so mehr be- rechtigt erscheint, als bisher bei Kerguelen keine Sarsia beobachtet wurde. In der Größe stimmt die vorliegende Form gut mit der von Hartlaub als Syncoryne Sarsi Loven von Feuerland (mit ? ) beschriebenen und abgebildeten Art ^) überein, obwohl Hartlaub, allerdings ohne Unterschiede anzugeben, bemerkt, daß diese mit C. conferta Allman nach der Beschreibung nicht zu verwechseln 1) Hydroida from Kergueleirs Island. Aiinals and Magazine of Natural History 4 Ser. vol. XVII 1876, p. 115. *) Die Hydroiden der Magelhaensisehen Region und chilenischen Küste. Zoologische Jahrbücher Suppl. VI. Plate, Fauna Chilensis, Bd. III Heft X 1905. Vanhöfpen, Hydroiden. 275 sei. Ich finde auch Übereinstimmung in der Anordnung der Tentakeln und in der Eingelung des Hydrocaulus. Allman gibt an, daß Coryne conferta dichte, bis 38 mm hohe Rasen bildet, stark und unregelmäßig verästelt sei, deutlich regelmäßig geringelten Stamm und Äste und etwa 20 Tentakeln habe. Hartlaub kennzeichnet seine feuerländische Syncoryne als schwach verzweigt, niedrig, mit unscharf, nur an der Basis deutlicher geringeltem Hydrocaulus und etwa 16 einigermaßen in Wirtein stehenden Tentakeln. Der mir vorliegende Polyp ist aufgerichtet 20 mm hoch und steht etwa in der Mitte zwischen den Exemplaren Allmans und Hartlaubs in betreff der Tentakelzahl und der Ringelung des Perisarks (Fig. 1). Die Höhe kann bei solchen kriechenden Formen verschieden sein. Auf Kergue- len wie auf Feuerland wurden die Polypen in der Ebbezone ge- funden. Ich halte es daher für sehr wahrscheinlich, daß Coryne conferta und Syncoryne Sarsi von Feuerland identische Formen sind. Coryne pusilla Gärtner wurde bei der Ausfahrt im Kanal am 19. August 1901 mit Ohelia geniculata L. auf treibendem Fucus gesammelt. Gonophoren waren vorhanden und deutlich erkennbar. Gemmaria. Corynide, mit frei werdenden Medusen, deren Ten- takeln gestielte Nesselknöpfe tragen. Gemmaria implexa Alder. In der Zeit vom 17.— 23. Oktober 1903, dem Tage vor unserer Ankunft in Ponta Delgada, von 26" — 37° n. Br., südlich von den Azoren wurden treibende, verfilzte Massen von Sargassum in größeren und kleineren Partien angetroffen. Auf und zwischen denselben zeigte sich reicheres Tier- leben, als bei der weiten Entfernung vom Ur- sprungsort dieser Tangmassen zu erwarten war. Das veranlaßte mich, so viel als möglich von diesen Tangen im Vorbeifahren mit dem Handnetz aufzufischen und freilebende Tiere sowie gut besiedelte Zweige zu konservieren. Beim Durchmustern der letzteren entdeckte ich an den am dichtesten verfilzten alten Ästen unter andern Hydroiden eine kleine Gemmaria, die bisher an treibendem Sargassum noch nicht beobachtet zu sein scheint, die aber an der atlantischen Küste Nordamerikas nicht selten ist. Sie wurde zwischen dem dichten Besatz von andern Hydroiden, Membranipora -Kolonien und den kalkigen Röhren von Spirorbis wohl wegen ihrer geringen Fig. 1. Coryne conferta Allman. 25 : 1. 276 Deutsche Südpolar-Expedition. Größe übersehen. Darin stimmt sie gut mit der kleinen Form überein, welche Chr. Bonnevie von der norwegischen Küste beschrieb und mit Gemmaria implexa Alder identifizierte^). Auch bei meinen Exemplaren, von 1 — 2 mm Länge, waren nicht so große Medusenknospen vorhanden, daß die Art mit Sicherheit hätte festgestellt werden können, doch zeigten die einzeln auf- tretenden Knospen, daß die Tiere nicht mit der an treibendem Holz bei Juan Fernandez von Plate erbeuteten Gemmaria nitida Hartlaub (1. c.) identisch sein können, deren Knospen an besonderen Gonophorenträgern in Gruppen sitzen. Ich rechne daher diese kleine Sargassoform vorläufig auch zu Gemmaria implexa Alder, die ja weit verbreitet ist, bis es gelingt, die Medusen derselben zu erziehen und sie dann endgültig zu bestimmen. CLadoneniidae. Mit einem Kreis geknöpfter Tentakeln am distalen und mit oder ohne vier einfache kurze, sogenannte falsche Tentakeln am basalen Ende des Polypenköpfchens. Cladoneina. Mit vier geloiöpften Mundtentakeln und vier einfachen Basaltentakeln. Medusen einzeln knospend, mit verästelten Tentakeln. Cladonema Valleiitini n. sp. Fig. 2, a, b, c. Als Eleutheria Vallentini beschrieb Browne 1902 ^) eine Meduse, welche ihm auf Macrocystis sitzend in einem Exem- plar von den Falklandinseln zugeschickt war und die Chun bereits 1900, als bei Kerguelen auf den Blättern des Blasen - tangs mit ihren verzweigten Tentakeln kriechend, erwähnt hatte ^). Chun wies schon auf die nahe Verwandtschaft mit der europäischen Eleutheria hin. Am 24. Januar 1902 gelang es mir, in der Observatory-Bai beim Durchmustern von Tangmassen eine kleine, doch bereits kenntliche Medusen knospende Polypen - kolonie zu finden, welche die oben er- wähnte Meduse aufammt. Außerdem wurden noch zwei einzelne Polypen derselben Art erbeutet (Fig. 2 b, c), deren Knospen jedoch noch nicht so weit entwickelt waren. Durch diesen interessanten Fund wurde mit Sicherheit Fig. 2. Cladonema Vallentini n. sp. a U:l, b u. c 34:1. ') Die Meeresfauna von Bergen; Bonnevie, Hydroiden S. 4, Taf. I, Fig. 1, 1 a. 2) Annais and Magazine of Natural History 7 Ser., Bd. IX, p. 279. =) Aus den Tiefen des Weltmeeres, 1. Aufl., S. 253. Vanhöfpen, Hydroiden. 277 festgestellt, daß die Meduse nicht zu Eleutheria, sondern zu Cladonema gehört, was aus der speziellen Beschreibung und Abbildung des Polypen hervorgehen wird. Bei der jungen Kolonie, die sich dem Tang dicht anschmiegt, so daß sich nur die Köpfchen erheben, ist keine Hydrorhi/a entwickelt, sondern die 3,5, 4 und 4,5 mm langen Polypen sprossen von gemeinsamem Ausgangspunkt hervor (Fig. 2 a). Wie für Cladonema charakteristisch, umhüllt ein chitinöses Perisarkrohr den größten Teil jedes Polypen von V3 bis zu '/g der Gesamtlänge, während bei Clavatella, der Amme von Eleutheria, nur ein kurzer Hydrocaulus vorhanden ist. Das aus dem Perisarkrohr herausragende Polypenköpfchen besteht dann aus kurzem Halsteil, der an seinem Ende vier einfache kurze Tentakeln trägt, einer Zwischenzone mit etwa sechs Me- dusenknospen und dem distalen Ende mit der Mundöffnung und vier geknöpften Tentakeln. Bei Clavatella sind sechs bis acht geknöpfte Mundtentakeln vorhanden, während die unteren falschen Tentakeln fehlen, also kann der vorliegende Polyp nicht zu dieser Gattung gehören. Die größte Medusenknospe läßt schon deutlich die geteilten Tentakeln der Kriechqualle erkennen, und da diese von der Tiefsee-Expedition und auch von der Südpolar -Expedition sehr häufig bei Kerguelen im Gazellehafen sowohl wie in der Observatory-Bai auf Macrocystis gefunden wurde, so bilden unser Polyp und die Kriechqualle zweifellos die ungeschlechtliche und geschlechtliche Generation derselben Art, welche daher zur Gattung Cladonema gerechnet werden muß. Myriotlielidae. Einzeltiere mit zerstreuten geknöpften Tentakeln und mit besonderen Gonophorenträgern. Myriotliela. Einzige Gattung, charakterisiert durch die Merkmale der Familie. Myriothela Anstro-georgiae Jäderholm. Das obere Ende einer Myriothela, ein Stückchen von 10 mm Länge und 4 mm Dicke mit etwa 40 Reihen dichtgedrängter, geknöpfter Tentakeln besetzt, habe ich am 5. Januar 1902 in der Observatory-Bai gefunden. Die Bruchstelle schien etwas faul zu sein, und daher ist das obere Ende wohl abgerissen. Es entspricht völlig dem oberen Teile der auf Tai II, Fig. 1 von Jäder- holm bei Beschreibung der Hydroiden der schwedischen Südpolar -Expedition gegebenen Ab- bildung von M. Austro-georgiae. so daß es sich jedenfalls um diese Art handelt. Die schwedische Südpolar -Expedition entdeckte dieselbe bei Südgeorgien und in der Brans- fieldstraße, Hodgson fand sie bei der englischen Winterstation und Charcot in der Bai von Flandern und bei der Insel Booth-Wandel wieder. Da sie nun auch bei Kerguelen nachgewiesen ist, dürfte die Art wohl zirkumpolare Verbreitung in der Antarktis haben. Sonst ist die Gattung nur aus den nordischen Meeren bekannt, sie muß also als bipolar angesehen werden. Tubularidae. Hydroiden mit zwei scharf getrennten Tentakelkreisen, den distalen Mundtentakeln und proximalen Randtentakeln. Deutsche Slldiiolar-EiiJeJiüoii. XI. Zoülugie 111. 37 278 DeutscliP Südpolar-Expedition. HlH: 1 i ■>. '■> ;i i ■ m ii t :i -i ■'■ : f :' ; .: ■ i :■ .■■ :' ; : i '■■■ ^^ l i ^ •1 " '■ r- ' 1: : 1' ;i ;: ' m TubiiLaria. Tubulariden mit chitinisiertem, festem Perisarkrohr und festsitzenden Gonophoren. Tubularia indivisa L. Fig 3. Zusammen mit Coryne conferta wurde auf Mytüus magellanicus am 15. Februar 1903 von Dr. Werth eine Kolonie von Tubularia ge- sammelt, in der ich die von Studer in den zoo- logischen Ergebnissen der Gazelle -Expedition 1) kurz beschriebene und abgebildete Tubularia kerguelensis wiederzufinden hoffte, um die Be- schreibung vervollständigen zu können. Leider sah ich mich darin getäuscht. Denn die Unter- suchung ergab, daß Studers und meine Exem- plare unmöglich derselben Art angehören können, weil bei jenen eine geringere Anzahl von kleinen Mundtentakeln als große Eandtentakeln, 8:16. vorhanden war und T. kerguelensis auch als besonders zierliche Form mit dünnem Hydro - caulus erscheint. Die Tubularia der Obser- vatory-Bai konnte, obwohl Gonophoren nicht entwickelt waren, doch mit Sicherheit als T. indivisa erkannt werden. Dichtstehende Köhren, unten sich schlängelnd und von einem Schwamm eingehüllt, in dem sich Amphipoden eingenistet hatten, erhoben sich von der Schale einer großen Mylilus etwa 30 — 40 mm hoch. Die Polypenköpfe fehlten meistens, wie es auch bei der von Hartlaub beschriebenen Varietät derselben Art von Südgeorgien der Fall war, welche von den Steinen im August 1893 gesammelt hatte. Der Stiel ist glatt, ohne jede Ringelung und läßt durchscheinend Längs- streifung erkennen. Etwa 20 äußere und 30 bis 40 innere Tentakel sind vorhanden. Als einziger Unterschied zwischen der Kerguelenf orm und Exemplaren aus der Nordsee kann nur die geringere Größe der ersteren angeführt werden, womit wohl zusammenhängt, daß die Mundtentakeln etwas kürzer und weniger zahlreich, besonders bei den kleinen Köpfen, erschienen. Doch waren auch die Mund- tentakeln in mehreren Reihen angeordnet. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die vorliegende Tubu- Fis. 3. Tubularia indivisa L. 10:1. Fig. 4. Tubularia crocea Agassiz. 10:1. 1) Forschungsreise S. M. S. „Gazelle" 1874—1876, III, Zoologie und Geologie S. 141. VanhöI'Ken, Hydroiden. 279 laria mit der Varietät von Südgeorgien identisch ist, die durch dichtgedrängte, kleinere und kurz- gestielte Gonophoren ausgezeichnet sein soll ^). Tubularia crocea Agassiz. Fig. 4. Eine zweite Tuhvlaria wurde am 13. August 1903 im Südatlantischen Ozean zwischen Balanen am Schraubenrahmen des Schiffes festsitzend gefunden. Von gelblicher verzweigter Hydrorhiza erheben sich in Büscheln wachsende, unverästelte Hydrocauli von 10 — 20 mm Höhe, welche in Abständen Ringelung zeigen. Die Köpfchen haben 20 — 22 Rand- und 16 Mundtentakeln, da- zwischen eine geringe Anzahl von Gonophorenträgern, die vom Grunde an mit Gonophoren besetzt sind. Letztere haben elliptische Form mit deutlicher kleiner Warze am oberen Ende. Alle diese Merkmale sind für Tuhularia crocea charakteristisch, welche auch von Browne in Plymouth an einem von Chile eingetroffenen Schiffe als Besatz konstatiert wurde. Die Besiedelung des ,, Gauss" dürfte im Indischen Ozean erfolgt sein, da nicht anzunehmen ist, daß die Kolonie schon im Eise überwinterte, andererseits die liegezeit von zw^ei Monaten in Simonstown mir zum Heranwachsen des Polypen bis zur Geschlechtsreife zu kurz erscheint. T. crocea wurde zuerst von der atlantischen Küste Nordamerikas von Agassiz beschrieben, dann von Torrey an der pazifischen Küste von Nordamerika entdeckt, endlich in Valparaiso nach Hartlaub von Michaelsen gesammelt. Die Art hat wohl der Verschleppung durch Schiffe ihre weite Verbreitung durch alle Ozeane zu verdanken. Tubularia (J) cingulata n. sp. Fig. 5 a und b. Von einer dritten Tubularide wurde nur ein 3 mm hohes und 2 mm breites Köpfchen gefunden. Dennoch darf ich dasselbe nicht vernachlässigen, weil es sehr charakteristisch ist, also leicht wiedererkannt werden kann, und weil es einer echten antarktischen Form angehört, bei meinem zweiten Besuch am Gauss- Berge im Oktober 1902 in 70 m Tiefe an der ersten Spalte ge- dretscht wurde. Ob ein chitinöser Hydrocaulus vorhanden war und wie die Gonophoren beschaffen sind, läßt sich nicht angeben, daher bleibt auch die Gattungszuge- hörigkeit unsicher. Der Bau des Köpfchens ist eigentümlich, von den sonstigen Tubulariden durch die Verkürzung des Mundrohres, die Birnform und die hoch heraufgerückten Randtentakeln verschieden. Im Um- kreise der Mundöffnung sind acht kleine Tentakeln zu erkennen, die etwas einseitig hegen, so daß es den Eindruck macht, als ob ein Teil derselben mit dem Mundrohre eingestülpt wäre. Das rund- 1) Hartlaub, Hydroiden der magelhaensischen Region und chilenischen Küste. Zoologische Jahrbücher Suppl. VI. Platk, Fauna chilensis, III, Jena 1905. 37* Fig. 5. Tubularia (?) cingulata n. sp. 13:1. 280 Deutsche Südpolar-Expedition. liehe, gewölbte Mundfeld umgibt ein Kranz von 20 großen Tentakeln, die nicht ganz regelmäßig, in gleicher Höhe, eingefügt sind. Ungefähr in der Mitte zwischen Tentakeln und Stiel ist das birn- förmige Köpfchen deutlich eingeschnürt, was der Artname andeuten soll. Tiber der Einschnürung zeigen sich durchscheinend Längsstreifen, Verdickungen oder innere Falten der Körperwand, die wohl der Zahl der Tentakeln entsprechen, und unter derselben fällt bei genauem Zusehen eine Zone sehr kleiner Wärzchen auf. Tubnlaria striata n. sp. Fig. G. Eine zweite unsichere Tubularia muß ich erwähnen, die am 1. März 1903 in 2450 m Tiefe gefunden wurde. Leider ist nur die Röhre er- halten, welche mit der larvalen Fiißscheibe auf einem Stachel von Notocidaris hastata sitzt. Sie erinnert an Tubularia rugosa d'ÜRB., die eben- falls von der Basis tütenartig an Dicke zunimmt, aber mehi als zehnmal so groß ist. Während die Röhre von T. rugosa quergefaltet, aber glatt erscheint, endigt hier jeder Anwachs- ring mit freiem, dünnhäutigem Rande und läßt Längsstreifung infolge ungleichmäßigen Wachs- tums der Ränder erkennen. Die Röhre ist 7,5 mm hoch, fest chitinisiert und von gelb- brauner Farbe. Es wäre denkbar, daß sich die Fig. 6. Tubularia striata n. sp. 16:1. „ ■, ■ -, ■,- o, -r ^ ■ Schuppenringe und die Streirung bei weiterem Wachstum verlieren und zu Falten ausbilden, doch haben wir keinen Anhalt dafür, müssen also diese Tiefseeform als neue Art betrachten. Clavidae. Hydroidpolypen mit zerstreuten, einfachen, fadenförmigen Tentakeln. Caiiipaiiiclava. Einfache, unverästelte Polypen mit zerstreut stehenden, fadenförmigen Tentakeln und von kriechender Hydrorhiza sprossenden Medusen. Canipaniclava Clionis n. sp. Fig. 7, a, b, c. Im Tropengebiet des Atlantischen Ozeans zwischen 10" s. Br. und 20" n. Br. wurden sowohl bei der Ausreise im September 1901 wie bei der Heimfahrt vom 23. September bis 7. Oktober 1903 mit dem großen Oberflächennetz einige Exemplare von Clio halantium an fünf verschiedenen Vanhöffen, Hydroiden. 281 Stationen erbeutet. In allen diesen Fällen war der Pteropod mit Polypen besetzt, die bisher nicht beachtet zu sein scheinen. Da auch früher vom Naturalienhändler Putze in Hamburg gekaufte alte Stücke des Berliner Museums, die nach dem Etikett aus dem Südatlantischen Ozean, der Chinasee und von Polynesien stammen sollen, denselben Polypen tragen, so handelt es sich nicht um ein zufälliges, sondern um regelmäßiges Zusammenleben der beiden Tiere. Entsprechend dem Verhältnis zwischen Clio {Cleodora) cuspidata Bosc und Campanidava Cleodorae Gegenbaur hat also auch Clio halantium ihren Ansiedler, den ich Campanidava Clionis nenne. Fig. 7. Campanidava Clionis n. sp. a u. bl27:l, c 100:1. Die Polypen von Campanidava Cleodorae der einzigen bisher bekannten Art sind nach Gegen - BAURi) keulenförmig gestaltet, 1,06 mm lang und tragen fünf bis acht verschieden lange, aber doch annähernd gleiche Tentakeln, und die Medusen werden mit zwei Tentakeln frei. Gegenbaur beobachtete die Art im Mittelmeer ; ich habe sie in wenig gut erhaltenen Exemplaren auf C. cuspi- data von Aden und aus dem Benguelastrom in der Sammlung des Berliner Museums gefunden. Die neue Art C. Clionis unterscheidet sich von dieser nun auffallend dadurch, daß ein Tentakel unter den übrigen acht oder neun Tentakeln durch ungewöhnliche Ausbildung besonders hervor- 1) Zur Lelire vom Generationswechsel und der Fortpflanzung bei Medusen und Polypen. Verhandlungen der physikalisch- medizinischen Gesellschaft in Würzburg, Bd. 4, 1854. 282 Deutsche Südpolar-Expedition. tritt, sie etwa viermal an Länge und Dicke übertrifft (Fig. 7 b) und dadurch, daß die Medusen mit vier ausgebildeten Tentakeln frei werden. Dazu kommt noch, daß die Polypen etwas größer als die von C. Cleodorae sind, 1,25 mm erreichen. Der Stiel der Polypen wird von abstehender, gallertartiger Hülle umgeben (Fig. 7 a), die mehr oder weniger deutlich erkennbar wird, je nach der Kontraktion der Tiere, und welche mir auch bei C. Cleodorae vorhanden zu sein schien. Die Hydrorhiza pflegt den Furchen der Pteropodenschale zu folgen und, wie die Fig. 7 a andeutet, unter rechtem Winkel Äste zu entsenden. Leider waren keine reifen Medusen vorhanden, doch traten aus einer Knospe bereits drei Ten- takel heraus (Fig. 7 c), während der vierte im Innern aufgerollt lag. Auch vier Tentakel- bulben ließen sich, wenn auch undeutlich, erkennen. Im oberen Teil des voluminösen Magens zeigen sich zwei spaltenförmige, hellere Partien in der Mitte, die mir die Trennung der Gonadenanlagen anzudeuten scheinen. Allman nimmt an, daß die Meduse von C. Cleodorae sich durch Sprossen neuer Tentakeln, von denen der dritte und vierte als leichte Anschwellung am Ringkanal schon angelegt waren, zu einer Tiaride entwickelt, und dem möchte ich mich auch für C. Clionis an- schließen, obwohl Hartlaub angibt, daß Perigonimus (?) vestüus der Ammenpolyp von Tiara püeata sei i). Metschnikoff erzog aus Eiern von Tiara einen Polypen, der die Tentakelform und -Stellung der Claviden hatte, und ferner bestimmt mich noch folgende Erwägung, die letzteren als Ammen von Tiariden zu betrachten. Die auffällige Ausbildung des einen Tentakels von C. Clionis läßt die übrigen Tentakel als rudimentär erscheinen. Eine weitere Rückbildung derselben würde zu einer Form führen, die als Monohrachium parasiticum aus den arktischen Meeren bekannt ist und die ebenfalls Medusen knospt. Ich vermute nun, daß Catablema die Meduse von Monohrachium ist, wozu gut stimmen würde, daß Chr. Bonnevie auf Schnitten junger Medusenknospen die Ge- schlechtsprodukte an den Radiärkanälen angelegt fand ^). Denn tatsächlich erinnert auch die erwachsene Catablema, besonders bei alten, schon etwas lädierten Exemplaren stark an Lepto- medusen. Demnach halte ich es nicht für berechtigt, der Gattung Monohrachium eine Sonderstellung zwischen Thecaten und Athecaten einzuräumen. Sie gehört zweifellos der letzteren Gruppe an, und ihre Geschlechtstiere sind Anthomedusen. Die Auffindung der Campaniclava Clionis aber mit dem einen extrem entwickelten Tentakel stellt die Verbindung zwischen Monohrachium und den übrigen Claviden her. Bougainvillidae. Hydroiden mit kegelförmiger oder domförmiger Proboscis und einfachem Kranz fadenförmiger Tentakel, einfache Gonophoren oder Medusen knospend. Atractylis Wright. Unverästelte Bougainvilliden mit sessilen Gonophoren. 1) Beiträge zur Meeresfauna von Helgoland, X, Die Hydromedusen. Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen 1897. = ) Norske Nordhavs -Expedition, XXVI, Zoologi. Hydroiden, Christiania 1899, S. 52. Vanhöfpen, Hydroiden. 283 Atractylis antarctica (Hickson und Gravely). Fig. 8 a— e. Dieser kleine Hydroid, dessen verzweigte Hydrorhiza auf anderen Polypenstöckchen klettert, wurde bereits von der „Belgica" gefunden und von Hartlaub als Perigonimus sp. erwähnt. Er fülirt als charakteristisch an für diese Form, daß die Hydrocauli gleichmäßig dünn, unverzweigt, hoch und ungeringelt sind. Das Perisark ist dünnhäutig, und acht verhältnismäßig dicke Tentakeln sind vorhanden. Die Stöckchen wurden auf Eudendrium und Cmnpanulina kletternd gefunden, die aus 100 m Tiefe stammten. Bei der englischen Südpolar -Expedition wurde die Art ebenfalls gefunden und von Hickson und Gravely als Perigonimus antarcticus beschrieben, die auch auf Hartlaubs Beschreibung und die mögliche Identität der Formen hinweisen. Hodgson hatte diese kleine Form in zahlreichen Exem- plaren aus 0 — 130 Faden Tiefe in der McMurdo-Bai gesammelt, wo sie auf Halecium arboreum wuchs, und auch fertile Stöckchen ge- funden. Männliche und weibliche Gonophoren treten auf verschiedenen Kolonien auf, so daß diese diöcisch zu sein scheinen. Auch wurden ausnahmsweise einzelne schwach geteilte Exemplare bemerkt. Bis zu zehn Tentakeln wurden am Köpfchen gezählt. Die eiförmigen Gonophoren erhoben sich von der Hydrorhiza auf kurzen Stielen und sind als degenerierte pig. s. Atractylis antarctica (Hickson et Gravely) 27: L Medusen aufzufassen. Hickson und Gravely deuten schon an, daß die Art daher zu Rhizoragium Sars gestellt werden müßte, doch scheint mir eine Trennung der sessile Gonophoren tragenden Formen, je nachdem, ob die Gonophoren am Hydrocaulus oder an der Hydrorliiza sprossen, noch nicht nötig zu sein, und daher gebe fch dem älteren Namen Atractylis den Vorzug. Mir gelang es nicht, Gonophoren zu finden. Dennoch handelt es sich bei den am Gaussberge in 46 m Tiefe und bei der Gauss- Station in 385 m auf Sertularella und Campanularia subrufa gefundenen Stöckchen zweifellos um dieselbe von der ,, Belgica" und von der ,, Discovery" erbeutete Axt. Immer waren es nur kleine Kolonien mit spärlichen Polypenköpfchen, so daß das Fehlen der Gonophoren nicht auffallend ist. PerigOlÜlUUS Sars 1846. Nicht oder wenig verästelte Bougainvilliden, die Medusen knospen. Perigonimus Belgicae n. sp. Fig. 9. Hartlaub erwähnt in der Bearbeitung der Hydroiden der ,, Belgica" noch einen zweiten Polypen, den er nur als Perigonimus sp. anführt. Er erinnert ihn an Perigonimus cidaritis Weismann und 284 Deutsche Südpolar-Expedition. Perigonimus vestitus Allma^^ , wegen der filzigen Perisarkhülle. Die Kolonie wurde von der „Belgien" in 569 m Tiefe auf dem Bein eines Pantopoden gefunden. Dieselbe Art erhielt ich am 1. März 1903 noch im Eise vor der Posadowsky- Bucht aus 2450 m Tiefe. Obwohl ich der Beschreibung von Hartlaub nichts hinzufügen kann, halte ich es doch für zweckmäßig, der Art, die sich von Perigonimus cidaritis und Perigo- nimus vestitus gut unterscheidet, durch ihre Filzhülle leicht kenntlich ist und für die Tiefsee charakteristisch zu sein scheint, einen Namen zu geben. Ich nenne dieselbe Perigonimus Belgicae nach dem Schiff der belgischen Expedition, da ich mich davon überzeugen konnte, daß in den allerdings noch kleinen Knospen Medusen angelegt waren. Von Perigonimus cidaritis unterscheidet sich die neue Art durch die geringe Ten- takelzahl. Auch ich habe nicht mehr als acht Tentakeln bei Perigonimus Belgicae ge- funden, während ich bei Perigonimus cidaritis 10 — 16 beobachtete. Die Stiele von Perigonimus cidaritis von 5 — 7 mm Höhe erscheinen schlanker, und die ganze Kolonie ist zarter wie Perigonimus Belgicae von gleicher Größe. Außerdem umgibt die filzige Perisarkhülle bei Perigonimus cida- ritis nur das Köpfchen und ist selbst dort nicht immer deutlich vorhanden, während sie bei Perigonimus Belgicae viel kräftiger ist und weit am Hydrocaulus herab- steigt. Meine Exemplare von Perigonimus Belgicae saßen auf Radiolen von Notocidaris hastata. Perigonimus vestitus unterscheidet sich von Perigonimus Belgicae durch die keulenförmige, gedrungene, niedrige Gestalt und hat rauhes, faltiges Perisark. Fig. 9. Perigonünus Belgicae n. sp. 37:1. Perigonirans maclovianns n. sp. Fig. 10 a— d. Vom 2. bis 31. Januar 1902 lag das Südpolarschiff ,, Gauss" in der Observatory-Bai vor der Kerguelenstation. Bereits am 5. Januar wurden große Mengen einer kleinen Meduse, Hippocrene Vanhöpfen, Uydroiden. 285 macloviana vom Schiff aus bemerkt und in reicher Zahl erbeutet i). Sie waren völlig ausgewachsen und geschlechtsreif, so daß die junge Brut günstige Gelegenheit hatte, sich an dem durch Balanen rauhen Schiffsboden festzusetzen. Ohne weiteres Zutun gelang ein interessantes Experiment. Die jungen Polypen entwickelten sich in der Antarktis weiter, und nach der tlberwinterung an der Gauss-Station wurden am 18. Februar und 19. März 1903 die noch unbekannten Polypen dieser Meduse, herangewachsen mit deutlich als Hippocrene macloviana erkennbaren Knospen, auf abgestorbenen Gehäusen von Baianus tintinnabulum am Schiff sitzend gefunden. Auf diese Weise wurde der Polyp dieser von Lesson bereits 1829 beschriebenen Meduse ent- deckt und so der Entwicklungszyklus der Art festgestellt. In lockerem Geflecht überdecken die langen und dünnen, niederliegenden und vielfach verästelten Stämmchen wie gelbliche Fadenalgen die leeren Balanengehäuse (Fig. 10 a). Das Peri- sark ist reichlich gefaltet, nicht deutlich geringelt und geht als dünne Membran auf die Polypenköpfchen über. Diese tragen bis zu 16, meist aber weniger Tentakeln (Fig. 10 b) und fallen wenig auf, weil sie im Verhältnis zu dem langen Rhizocaulom sehr klein sind und nur spärlich am äußersten Ende desselben erscheinen. Die Medusen -sprossen reichlich auf kurzen, ge- ringelten Stielen am Stamme (Fig. 10 c). Am 18. Februar waren nur noch un- reife Knospen vorhanden, aber am 19. März fand ich die Medusen schon meist ausgeschlüpft, leere Hüllen und wenige große Knospen. Die Zugehörigkeit der jungen Meduse, die aus der Knospe herauspräpariert wurde, zu Hippocrene macloviana, ergab sich unzweideutig aus der Übereinstimmung der Tentakeln und der Form des Magens. Dieser und die Tentakelbulben hatten bereits die charakteristische rotbraune Farbe, und an den Bulben waren bei den Knospen schon drei Pigmentflecke und 5 Ten- takeln erkennbar (Fig. 10 d), während die Medusen von Bougainvillea sich mit nur zwei Tentakeln am Bulbus ablösen. Am Magen waren vier Mundgriffel, jeder mit Andeutung eines Seitensprosses, Fig. 10. Perigonimus maclovianus n. sp. a — c 18:1, d 50:1. ^) Veröffentlichungen des Instituts für Meereskunde, Berlin, Heft 2, August 1902, S. 45. Deutscht- Südpolar-Expedition. XI. Zoologie III. 38 286 Deutsche Südpolar-Expedition. vorhanden. Ein vierstrahliger, heller Stern deutete bei durchfallendem Lichte die Verbreiterung der Radialkanäle an der Einmündung derselben in den Magen an. Radiärkanäle und Ringkanal waren breit und deutlich entwickelt. Durch die einfachen, im Kreis gestellten Tentakel, den Mundkegel, das auf die Polypen über- greifende Perisark und die am Rhizocaulom einzeln knospenden Medusen erweist sich der vor- liegende Polyp als zu Perigonimus gehörig. Die Meduse gehört aber wegen der Mundgriffel und der Tentakelbündel tragenden Bulben zu den Margeliden. Hartlaub ist im Unrecht, wenn er von seinen als Perigonimus repens von den Falklandinseln und von der Magellanstraße erwähnten Polypen^) eine Tiaride ableiten will. Auch dort ist Hipfo- crene macloviana beobachtet, und der von ihm abgebildete und beschriebene Polyp stimmt gut mit unserer Art überein. Auf Kerguelen fand ich denselben Polypen, allerdings ohne Knospen, auf Macrocystis, auf Halicarcinus, Mytilus und Patella festsitzend. Diese in flachem Wasser am Ufer lebenden Exemplare unterschieden sich durch etwas kürzeren Wuchs und dichteres, mit Schlamm besetztes Perisark. Sie gleichen mehr den Exemplaren, welche Hartlaub von Feuerland abbildet (1. c. S. 531), während die am Schiff in reinem Wasser gewachsenen denen von Falkland und der Magellanstraße (1. c. S. 529 und 533) gleichen. Auf Kerguelen war der Polyp ziemlich häufig, dagegen traf ich ihn weder bei den zahlreichen Dretschfängen bei der Gauss -Station noch in flacherem Wasser am Gauss- Berge an, und auch die Meduse wurde nicht im Plankton beobachtet. Doch ist es denkbar, daß Brut von den noch im Eise frei gewordenen Medusen mit Hilfe von Strömungen an Stellen gelangt ist, wo sie sich festsetzen kann, wenn auch die Posadowsky-Bai wegen der großen Tiefe und die Küste wegen der starken Vereisung recht ungünstig für die Erhaltung dieser subantarktischen Art ist. Perigonimus vestitus Allman forma radicans u. f. Fig. 11 a— c. Bei Simonstown fand ich auf einem Krebs {Halicarcinus) eine Perigonimus- Art, welche durch die keulenförmige Gestalt Perigonimus vestitus Allman gleicht, aber durch Stolonenbildung auffällt. Die Stolonen entspringen aus der Mitte des Hydrocaulus und hängen, gelegentlich sich verästelnd, den Polypen wie Zotten an (Fig. 11 a). Billard glaubt, daß solche Stolonen der Fortpflanzung dienen -), was gelegentlich ja, besonders bei den Thecaten, zutreffen mag. Hier streben die Wurzelsprossen nicht der Unterlage, dem Krebspanzer, zu, sondern sie treten frei hervor und werden in ihrer ganzen Länge vom Wasser umspült, so daß ich sie als be- sondere Organe zur Unterstützung der Atmung in schlammigem Wasser betrachten möchte. Bei der Gattung Perigonimus sind solche Stolonen bisher nicht beobachtet worden. Da sie jedoch in ganz ähnlicher Weise bei Bougainvillea ramosa van Beneden auftreten, glaube ich, daß der vorliegende Polyp nicht eine eigene Art, sondern nur eine eigentümliche Entwicklungsform von Perigonimus vestitus in schlechtem Wasser darstellt. Dafür spricht auch die häufige Stolonenbildung in Aquarien. Die größten Exemplare von 2 — 3 mm Höhe sind verästelt und tragen außer den Stolonen ^) Die Hydroidcn der magelhaensisclieii Region und chilenischen Küste, S. 528. ') Annales des Sciences nafiu-elles Ser. 8, Tome XX, j). 27. Vanhöffen, Hydroiflen. 287 einen bis drei Seitenpolypen (Fig. IIb), von denen wiederum Wurzelsprosse ausgehen. Die Köpfchen sind nur wenig abgesetzt und mit acht bis zwölf Tentakeln ausgestattet. Das Perisark ist runzelig gefaltet, besonders dort, wo die Stolonen sprossen, und von anhaftenden Detrituspartikeln rauh. Die Hydrorhiza bildet ein dichtes Netzwerk auf dem Rücken und an der einen Seite des Krebses, das ziemlich geradlinige Dreiecke und Vierecke, oft mit rechten Winkeln zeigt und erscheint fester, mehr gelblich gefärbt, als die Wurzelsprossen (Fig. 11c). Gonophoren oder Medusenknospen waren nicht angelegt. Fig. 11. Perigonimus vestitus Allman f. radicans. 50:1. Bimeria. Regelmäßig verästelte Bougainvilliden mit sitzenden Gonophoren. Bimeria corynopsis n. sp. Fig. 12 a und b. Auf alten, dunkel gefärbten Stämmchen von Staurotheca fand ich am 7. Februar 1903 bei der Gauss -Station in 385 m Tiefe zahlreiche jugendliche Kolonien eines Hydroiden, der zunächst an Perigonimus erinnerte, da sich von der glatten und selten etwas welhgen, kriechenden Hydro - rhiza meist ein einzelnes Polypenköpfchen auf geringeltem Hydrocaulus erhob. Doch fanden sich einige größere Individuen, die 4 mm erreichten und nur am Grunde geringelt waren. Von ihnen 38* 288 Deutsche Südpolar-Expedition. sproßten bis zu vier seitliche Köpfchen auf kurzen, geringelten Stielen in der Weise, daß die Neben- sprosse von unten nach oben an Größe und Alter abnehmen, während der Endpolyp der größte und älteste ist. Es zeigte sich also ein gewisses System in der Verästehing, das zur Bäumchenbildung führt, zum Unter- schiede von Perigonimus, wo selbst bei verästelten Formen jedes Köpfchen selbständig zusein scheint, einem Endsproß ent- spricht. Aus diesem Grunde rechne ich die Hydroiden zu Bimeria, wofür auch spricht, daß das Perisark sich bis auf die Tentakeln verfolgen ließ. Gonophoren sind nicht vorhanden. Zehn bis zwölf Tentakeln wurden an den birnf örmigen Köpfchen im Umkreise des domförmigen Mundfeldes gezählt, die dieser neuen Art ein charakteristisches Aussehen geben. Während nämlich bei allen übrigen Bimerien die Tentakel als gleichmäßig dick, wenn auch etwas plumper als bei Perigonimus angegeben werden, findet sich hier am Ende der Tentakeln eine schwache Verdickung bzw. Verbreiterung, da einigemal seitliche Abplattung erkennbar war. Dadurch erhalten die Tentakeln ein geknöpftes Aussehen, so daß sie äußerlich an Corynidententakel erinnern, was der Name ausdrücken soll. Das Material war reichlich genug, um er- kennen zu lassen, daß es sich um eine regelmäßige, nicht zufällige Erscheinung handelt. Die einzige von der südlichen Erdhälfte bekannte Art, welche Hartlaub von Calbuco (Chile) nach der Sammlung Plates als Bimeria vestita Wright beschrieb und die mir im Original vor- liegt, zeigt dieses Merkmal nicht, während sie sonst im Bau und Habitus gut mit unserer Art übereinstimmt. Eudendriidae. Hydroiden mit einfachem Tentakelkranz, trichterförmiger Proboscis und sessilen Gonophoren an besonderen Hydranthen. Fig. 12. Bimeria corynopsis n. sp. 25:1. Eiideiulriuiii. Einzige Gattung mit den Merkmalen der Familie. Endendrium ramosnni L. Fig. 13 a und b. Auf SertulareMa und Flustra kletternd wurden bei der Gauss -Station in 385 m Tiefe mehrere kleine Stöckchen von Eudendrium gefunden, welche regelmäßig an der Basis der Äste und Zweige, aber auch sonst gelegentlich Ringelung erkennen lassen und weibliche Gonophoren an besonderen, mit kurzen Tentakeln versehenen Hydranthen tragen. Das größte Stämmchen dieses Polypen ist 35 mm hoch und sendet Stolonen aus, die zum Teil im Geäst der Sertularella herumklettern, in einigen Fällen aber sieh dem Hauptstämmchen an- Vanhöfpen, Hydroiden. 289 schmiegen, so daß die Anlage von Bündelbildung gegeben ist. Allein bei diesem Exemplar vom 6, Dezember 1902 sind Gonophoren, und zwar weibliche, entwickelt (Fig. 13 a). Diese finden sich in Gruppen von vier bis acht am Grunde der kurzen Hydranthen und stehen so dicht gedrängt, daß sich nicht mit Sicherheit entscheiden läßt, ob sie radiär oder zerstreut angeordnet sind. Doch scheint mir das letztere der Fall zu sein, da sie ungleiche Größe haben. Während die Gonophoren tragenden Polypenköpfchen sich auf sehr kurzen und unregelmäßig gefalteten oder geringelten Stielen erheben, die wie kleine Seitensprosse der Hydranthen tragenden Zweige erscheinen und von den Gonophoren fast völlig verdeckt werden, sitzen die Hydranthen auf langen, am Grunde deutlich geringelten Zweigen. Am Grunde der Köpfchen ist zuweilen ein Eingwulst sichtbar (Fig. 13 b), so daß eine Furche entsteht, wie sie für Eudendrium insigne charakteristisch sein soll. Etwa 15 — 20 Tentakeln sind vor- handen, und in der Mitte erhebt sich die breite Proboscis, deren oberer Rand dicht mit großen Nesselkapseln ge- pflastert ist. Wie sich nun mit ziemlicher Sicherheit feststellen läßt, ist dieselbe Art, die ich bei der Gauss -Station fand, auch von den anderen Südpolar -Expeditionen beobachtet worden, wenn dort dieselbe auch unter anderem Namen erwähnt wird. Wegen der Stolonen, die sich mit dem kriechenden Stämmchen zu Bündeln vereinigen, ferner wegen der Ringelung, die nur auf kurzen Strecken, besonders an der Basis der Äste und Zweige auftritt, wegen der lockeren Verästelung und der nicht völligen Rückbildung der Ten- takeln an den weiblichen Gonophoren muß ich die vor- liegenden Exemplare als Eudendrium ramosum L. be- stimmen. Zu demselben Resultat kommt auch Hartlaub für die von der ,,Belgica" gesammelten Eiidendrium- Stöckchen. Augenscheinlich hat Jäderholm, der das Ma- terial der ,,Antarctic" bearbeitete, auch diese Art vor sich gehabt, die er aber mit Eudendrium rameum Pallas identi- fiziert, indem er u. a. auf das von Hartlaub beschriebene chilenische Eudendrium rameum verweist. Bei diesem aber entbehren die weiblichen Gonophorenträger der Tentakeln, so daß demnach bessere Übereinstimmung mit Hartlaubs Eudendrium ramosum von der Ausbeute der ,,Belgica" besteht. Hickson und Gravely beschreiben das von der ,, Discovery" erbeutete Eudendrium unter dem Namen Eudendrium insigne Hincks, weil gelegentlich am Grunde der Hydranthen ein wulst- artiger Ring auftritt, der für diese Art charakteristisch sein soll. Auch ich habe bei meinen Exem- plaren, wenn sie gut erhalten waren, einen solchen Wulst gefunden. Bei Eudendrium insigne sollen aber die Zweige in ganzer Länge geringelt sein, was bei der Abbildung und nach dem Text der engli- Fig. 13. Eudendrium ramosum L. 50:1. 290 Deutsche Südpolar-Expedition. sehen Autoren nicht der Fall ist. Die von ihnen gegebene Beschreibung paßt recht gut für die mir vorliegenden Exemplare. Endlich wird von der französischen Südpolar-Expedition unter Charcot Eudendrium capillare (?) Alder erwähnt, obwohl nur das Stämmchen ohne Hydranthen und Gonophoren vorlag. Daraus ergibt sich nur, daß die Stämmchen einfach und mit Ringelung am Grunde der Zweige versehen waren. Trotz der verschiedenen Namen halte ich es für höchst wahrscheinlich, daß es sich nur um eine gemeinsame antarktische Art handelt. Alle antarktischen Eudendrien haben einen kleinen, locker . verästelten Stamm mit regelmäßiger Ringelung am Grunde der Äste und Zweige und gelegentlich in unregelmäßigen Zwischenräumen am Stamme und auf den Ästen auftretenden Ringeln. Bei ganz kleinen Exemplaren (bis 25 mm Höhe) bleibt das Stämmchen einfach, bei weiterer Entwick- lung jedoch beginnt Bündelbildung, indem sich Stolonen an den Stamm anlegen (,,Belgica" und ,, Gauss"). Die weiblichen Gonophoren — männliche wurden in der Antarktis nicht beobachtet — umgeben tentakeltragende Köpfchen mit meist kurzen, unordentlich geringelten Stielen (,,Belgica", ,,Antarktic", ,, Gauss") und die 15 — 20 Tentakel tragenden Hydranthen zeigen gelegentlich am Grunde einen Ringwulst mit entsprechender Furche (,, Discovery", ,, Gauss"). Ein solcher Ring- wulst wird auch von Warren für Eudendrium parvum von Natal angegeben ''■), das nur in männ- lichen Exemplaren gefunden wurde, deren Gonophoren auf kurzen, geringelten Stielen direkt von der Hydro rhiza entspringen, dreikammerig sind und an völlig rückgebildeten Polypen ohne Ten- takeln in dichten Klumpen erscheinen. Vielleicht gehört diese Art als Männchen zu der antarkti- schen Form, da nach Jäderholm auch Eudendrium ramosum dreikammerige, männliche Gono- phoren— allerdings an Tentakel tragenden Hydranthen — hat -). Der Ringwulst weist ferner auf Eudendrium insigne hin, bei dem jedoch keine Tentakeln an den weiblichen Gonophoren auftreten. Da aber der Ringwulst auch häufig nicht erkennbar ist, wo er vorhanden sein soll, also leicht über- sehen sein kann, so möchte ich größeres Gewicht auf die übrigen Merkmale legen und die ant- arktische Art einstweilen mit Hartlaub als Eudendrium ramosum bezeichnen. Hydractinidae. Hydroiden mit krustenförmiger oder dicht verflochtener Hydrorhiza, von der sich unverästelte Nährpolypen mit einfachem Tentakelkranz und kegelförmiger Proboscis und besonderen Geschlechts - polypen, oft auch keulen- oder fadenförmige Wehrtiere und chitinisierte Stacheln erheben. Hydractiiiia. Hydractiniden mit sessilen Gonophoren. Hjdractinia pacifica Hartlaub. Auf Mytilus magellanicus wurde sowohl von Dr. Werth (15. Februar 1903) wie auch von mir (5. Januar 1902) in der Observatory-Bai, nahe bei der Kerguelenstation, eine Hydractinia gefunden, in der ich die von Kerguelen bekannte Hydractinia antarctica Studer wiedergefunden ^) Annais of the Natal Government Museum vol. I, pai't 3, London 1908. -) Die Hydroiden des sibirischen Eismeeres, gesammelt von der Kussischen Polar-Expedition unter Baron E. Toll 1900 bis 1903. Memoires de l'Academie des Sciences de St. Pftersbourg, Phys.-Math. Ci. vol. XVIII, Xo. 12. Vanhöpfen, Hydroiden. 291 ZU haben lioffte. Doch zeigte sich bei genauer Untersuchung, daß Hydractinia pacifiea vorliegt, eine Art, welche Hartlaub von Calbuco an der chilenischen Küste beschrieb. Während nämlich Hydractinia antarctica deutliche Stacheln hat und bei ihr die Gonophoren an der Basis niedriger Geschlechtspolypen ohne Tentakeln sitzen, Wehrpolypen aber fehlen, finden sich bei den Kolonien aus der Observatory-Bai schlanke, zierliche Wehrpolypen, die ebenso lang wie die Nährpolypen werden können, und fünf bis zehn Gonophoren unterhalb der etwas reduzierten, aber deutlich ent- wickelten Tentakeln der Geschlechtspolypen in mehreren Kreisen übereinander; Stacheln dagegen fehlen; alles, wie es Hartlaub für die chilenische Art angibt. Obwohl die Knospen noch jung waren, konnte ich doch an Schnitten erkennen, daß sie sich nicht zu Medusen entwickeln. Die Hydrorhiza bildet ein dichtes Geflecht, das nur selten noch enge und kurze Maschen freiläßt. Die Kolonien sind gut entwickelt, da ihre größten Individuen 7,5 mm Höhe erreichen. Es ist doch sehr merkwürdig, daß in zwei so nahe beieinander gelegenen Buchten der Ostküste Kerguelens, die im Norden und Süden derselben großen Halbinsel liegen, beide Male in der Ebbe- zone, ganz verschiedene Arten gleicher Gattungen gefunden wurden: Tuhularia kerguelensis und Hydractinia antarctica in Betsy Cove, Tuhularia indivisa und Hydractinia pacifiea in der Observa- tory-Bai. Die ersteren Arten scheinen endemisch zu sein, während die nächsten Fundorte der letzteren auf Südgeorgien und an der chilenischen Küste liegen. Hydractinia parvispina Hartlaub. Eine andere Hydractinie, die Hartlaub von Feuerland beschrieb, wurde von mir bei Simons- town auf einer Nassa wiedergefunden. Der Polyp erscheint als dünner, gelblicher Überzug der Schnecke, von dem sich niedrige, (konserviert) weißliche Polypen und zerstreute dunkelbraune, kurze und glatte Dornen mit breiter Basis erheben. Nur wenige kurzgestielte Gonophorenknospen, bis zu vier, sind an einigen Tentakeln tragenden Polypen in der Nähe des Siphorohres der Schale entwickelt, von denen die größte Knospe im Querschnitt acht Eier, in Gruppen zu je zwei, und im Längsschnitt vier Eier jederseits übereinander zeigte, so daß sich im ganzen 32 Eier in einem Gonophor entwickeln können. Auf der Oberseite der Schnecke waren die Polypen erheblich kleiner und sämtlich ohne Gonophoren. Tentakularfilamente und Spiralfilamente fehlen auch dem vor- liegenden Exemplar, so daß kein Zweifel über die Identität der südafrikanischen und der feuer- ländischen Hydractinie trotz der weiten Entfernung der Fundorte besteht. Die Abbildungen, die Hartlaub gibt, können auch für meinen Polypen gelten. Mit diesem scheint auch die von S. Motz- KossowsKA^) 1905 als Hydractinia aculeata Wagner erwähnte Hydractinie aus dem Mittelmeer übereinzustimmen. Hydroceratinidae. Hydroiden mit verästelten, aus dem Geflecht der Hydrorhizaröhrchen aufgebauten Stämmen, an denen mit einfachem Tentakelkranz ausgestattete, hydraähnliche Polypen am Grunde in den Stamm eingesenkter oder den Stamm zusammensetzender Röhren auftreten und, die Röhren um- säumend oder frei nach außen hervortretend, kleine zylindrische Nematophoren erscheinen. Gonophoren unbekannt. ') Archives de Zoologie experimentale et generale 4 Serie, Tome III, p. 86. 292 Deutsche Südpolar-Expedition. Clathrozoon. Einzige Gattung mit den Merkmalen der Familie. Clathrozoon Drygalskii n. sp. Fig. 14 a— g. Im Jahre 1890 beschrieb W. B. Spencer einen neuen Hydroidpolypen, Clathrozoon Wilsoni von Port Phillip, Australien, den er als Ver- treter einer neuen Hydroidenfamilie, Hydro- ceratinidae, aufstellte. Seitdem wurde die merkwürdige Form nicht wiedergefunden, bis es gelang, bei der Gauss -Station in 385 m Tiefe einen neuen Vertreter dieser Familie nachzuweisen. Ich nenne denselben zu Ehren des Leiters der Südpolar-Expedition CTaoO°^ ' V-V. 326 Deutsche Südpolar-Espedition. Monaten wurden Exemplare dieser Art gesammelt, und im Februar, März, Juni, Juli, Oktober, November und Dezember waren auch Gonotheken vorhanden. Diese sind 0,80 — 1,0 mm lang und 0,44 — 0,62 mm breit und erscheinen fast glatt, wenn sie entleert sind, lassen aber sonst etwas wellige Konturen erkennen. Gewöhnlich sind sie festsitzend, mit breiter Basis und ellipti- schem Querschnitt, gelegentlich aber verschmälern sie sich in einen kurzen Stiel, so daß sie birn- förmig werden (Fig. 40 b). Am oberen Ende öffnet sich die Gonothek mit ziemlich niedrigem, zylindrischem Mündungsrohr. Sertularella glacinlis wurde von Jäderholm nach Exemplaren der Schwedischen Südpolar-Expedition von der Seymour-Insel beschrieben, und mit seiner Darstellung nach Abbildung und Text stimmen unsere Exemplare gut überein. Ebenso glaube ich, daß die von HiCKSON und Gravely als Sertularella plectilis von der MacMurdo-Bai beschriebenen Hydroiden hierher gehören, weil die Stämmchen ebenso wie unsere einen unentwirrbaren Knäuel bildeten, die Kelchgröße über- einstimmt, die Kelche dreizähnig sind und zahlreiche Randsäume zeigen und die Gonotheken erkennen lassen, daß sie glatt sind. Ihre Form ist nicht sicher anzugeben, weil sie noch nicht völlig entwickelt waren. Von der Schottischen und Französischen Expedition wurde diese Art nicht gefunden. Jäderholm weist auf die Ähnlichkeit der Gonotheken unserer Art mit denen von Sertularella modesta Hartlaub hin, doch kann ich ihm darin zustimmen, daß beide als verschieden aufgefaßt werden müssen, weil Sertularella modesta doppelt so große Gonotheken trägt, aufrechten Wuchs hat und unverästelt ist, während Sertularella glaci- alis sich gerade durch reiche Verästelung und Bildung unentwirrbarer Büschel auszeichnet. Fig. 40. Sertularella glacialis Jädeuholm. a 2:1, b c 50:1. Sertularella subdichotoma Kiechenpauek. Fiff. 41 ;i — e. Sehr ähnlich der vorigen in Wuchs und mit ihr zusammen vorkommend, aber etwas größer und besonders durch die auffallenden, schön geringelten Gonotheken von ihr verschieden ist eine zweite Sertularella -Art von der Gauss -Station, die ich mit Sertularella dichotoma Kirchenpauer identifiziere. Die Verzweigung kann man dichotomisch oder auch alternierend gefiedert nennen. Die Kelche sind 0,18 mm breit und 0,36 mm hoch, wobei die sekundären Randsäume nicht mit- gerechnet wurden, die die Kelche bis zu doppelter Größe verlängern können (Fig. 41 b). Diese Vanhöffen, Hydroiden. 327 verteilen sich an den Ästen in der Weise, daß im Durchschnitt eine Hydrothek auf 0,7 mm kommt. Die Kolonien haben also etwas längere Internodien wie Sertularella glacialis. Auch die schrägen Böden, die Sertularella subdicJwtoma zukommen, sind in den Kelchen vorhanden (Fig. 41c). Besonders charakteristisch sind aber die mit breiten Ringleisten verzierten Gonotheken, welche gewöhnlich ein hohes Mündungsrohr tragen (Fig. 41 d). Doch fehlt dieses gelegentlich auch bei den antarktischen Exemplaren, was für andere Fälle bereits von Kirchenpauer angegeben wurde. Die Gonotheken sind 1,30 — 1,60 mm hoch und 0,80 — 0,90 mm breit. In Fig. 41 e wurde eine besonders lange und schmale Form abgebildet. Fig. 41. Sertularella subdichotoma Kirchenpaüer. a 3:1, b — e 50:1. Sertularella subdichotoma, war auch in fast allen Fängen, aber spärlicher wie Sertularella glacialis, vertreten, und nur in den Monaten September und Oktober wurden, walirscheinlich zufällig, keine Gonotheken gefunden. Zweifellos dieselbe Art ist von Jäderholm als neu unter dem Namen »S'er^w^are^^a curnberlandica von Südgeorgien beschrieben. Dafür spricht die gleiche Größe der Kelche und Gonotheken, die Form der Gonotheken sowie das Auftreten der sekundären Randsäume, welches wohl besonders Jäderholm veranlaßte, seine neue Art von Sertularella subdicJwtoma zu trennen. Ich halte die Ausbildung neuer Randsäume für eine charakteristische Erscheinung der in größerer Tiefe lebenden Hydroiden, da wir sie bei der Gauss-Station auch von Sertularella glacialis, Campanularia lobata, Lafoea antarctica, Zygophylax grandis und Staurotheca antarctica kennen gelernt haben. Auffallend ist, daß Jäderholm nicht einen Vergleich mit Sertularella subdichotoma anstellt, die ihm doch von anderen Fundorten vorlag. Von den übrigen Südpolar -Expeditionen ist Sertularella subdichotoma nicht gefunden. 43* 328 Deutsche Südpolar-Expeditioii. Sertiilarella articulata Allman. Fig. 42 a— d. Endlich ist noch eine dritte Sertularella-Art von der Gauss -Station vorhanden, die ich wegen ihres Wuchses, der Gliederung des Stammes, Anordnung und Verzweigung der Äste zu Sertularella articulata rechne, obwohl kleine Unterschiede zwischen unseren Kolonien und den früher beschriebe- nen vorhanden sind. Nur zwei Stämmchen wurden gefunden, von denen das größere (Fig. 42 a), obwohl unten und oben unvollständig, noch 57 mm lang ist, sich aus 17 deutlich getrennten Internodien von 3 — 5 mm Länge zusammensetzt und an dem 15. und 16. Gliede je zwei Hydrocladien auf gemeinsamem kurzem Stiel trägt. Diese sind weiter dichotom verästelt, so daß jedes der beiden Hydrocladien vier lange Zweige zu bilden scheint. Man kann sich danach vorstellen, daß, wenn mehr Äste erhalten wären, ein gleicher Wuchs vorhanden sein müßte, wie ihn Jäderholm für das Exemplar der Schwedischen Südpolar -Expedition abbildet. Etwas abweichend sind meine Exemplare nur darin, daß die beiden Seitenäste nicht schon getrennt entspringen und daß die Hydrotheken freier stehen, nicht bis zur Hälfte, wie bei den typischen Formen, den Zweigen angeheftet sind. Ich halte diese Unterschiede jedoch nicht für wesentlich, da die getrennten Fiederäste wohl auch aus einem gemeinsamen hervorgegangen sein dürften, dessen Stiel immer mehr verkürzt wurde, und die Anheftung der Kelche ja bei andern Arten auch mehr oder weniger weit durchgeführt sein kann. Die kleinere Kolonie von 30 mm Höhe besteht aus einem Stämmchen- von zehn Gliedern und drei dicht am Stamm schon geteilten, einem erst später verzweigten und zwei einfachen, jüngsten, Ästen (Fig. 42b). Die Kelche unserer Kolonien sind 0,6 — 0,7 mm lang und 0,32 mm breit. Gonotheken waren nicht vorhanden. Zu dieser Art gehört außer den Exemplaren vomErebus- und Terror-Golf und von Südgeorgien, welche Jäderholm vorlagen, wohl auch die von Hickson und Geavely als Sertularella sfiralis erwähnte Form, deren charakteristischen, an Hydrallmania erinnernden Wuchs die Autoren hervorhoben und bei welcher dreizähnige Kelche und glatte, birnförmige Gonophoren von 0,8 — 1 mm Länge angetroffen wurden. Staiirotlieca. Sertularide mit jjaarigen Kelchen, die abwechselnd kreuzweise gestellt sind. Fig. 42. Sertularella articulata Allm. a 25:1, h 2:1, c 10:1, d 35:1. Vanhökfen, Hydroiden. 329 Staurotheca antarctica Hartlaub. Fig. 43 a— c. Die Gattung Staurotheca ist in den Sammlungen der „Belgica" aus 70" 23' s. B. und 82" 47' w. L.,in denen der „Antarctic" von Snowhillund Südgeorgien, der „Scotia" von den Süd -Orkney - Inseln und vom „Gauss" aus der Posadowsky-Bai vertreten. Hartlaub fand bei der Bearbeitung der Belgica -Ausbeute nur wenige Bruchstücke ohne Gonotheken, die sich von den einzigen bis dahin bekannten Arten, von Staurotheca dichotoma Allman von der Marion - Insel, durch längere röhrenförmige, distal enger werdende, zur Hälfte freie und stark nach außen gekrümmte Hydrotheken und von Stauro- theca flabellum Nutting vom nördlichen Pazifischen Ozean durch die runde, nicht vierseitige Mündung der Hydrotheken unter- schieden, was ihn zur Aufstellung der neuen Art Staurotheca ant- arctica veranlaßte. Die von der ,,Antarctic" gesammelten Exem- plare, welche ebenfalls sämtlich steril waren, wurden von Jäder- HOLM zu Staurotheca dichotoma gerechnet, weil höchstens ein Drittel der Hydrotheken frei war und diese überall ziemlich gleiche Breite haben. Ritchie gibt ferner die Kolonie von den Süd-Orkney- Inseln als neu aus unter dem Namen Staurotheca reticulata, indem er hervorhebt, daß die Zweige durch Stolonen netzartig verbunden sind und daß gelegentlich drei statt zwei gegenüberliegende Hydrotheken auftreten, ohne auch nur einen Vergleich mit den früher bekanYiten Arten zu versuchen. Die Abbildung des Gonotheken tragenden Zweiges zeigt völlige Übereinstimmung mit Allmans Staurotheca dichotoma. Die vom ,, Gauss" mitgebrachten Exemplare schließen sich dagegen an Hartlaubs Staurotheca antarctica an, da die Hydrotheken stark nach außen gebogen, verengert sind und oft mehr als um die Hälfte ihrer Länge frei hervortreten. Auch die Gonotheken sind weniger verbogen, haben etwas gleichmäßigere birnförmige Gestalt und besser abgesetzte, fast zylindrische Mündung als Fig. 43. Staurotheca antarctica Hartlaub, a 4:1, b c 25:1. 330 Deutsche Südpolar-Expedition. die von Staurotheca dichotoma Allman. Vergleichen wir zunächst die angegebenen Maße mit denen der Exemplare aus der Posadowsky-Bai. „Gauss" „Belgica" „Antarctic" „Scotia" HL iJidwIoma Allm. Länge des Kelches in mm 0,7—0,9 0,48 0,37 0,5 0,9 (korrigiert) >) Breite des Kelches in mm 0,24—0,26 0,14 0,15 0,125 0,22 Länge der Gonothek in mm 1,10—1,26 — — 0,7—0,8 1,6 Breite der Gonothek in mm 0,48—0,50 — — 0,45 0,47 Freier Teil der Hydrothek m mm . . 0,5 0,25 0,1 0,1 0,12 Daraus ergibt sich, daß, abgesehen von den nur unsicheren Maßen der Staurotheca dicltotmna Allmans, sowohl Kelche wie auch die Gonotheken der Staurotheca von der Gauss- Station größer als die der übrigen Exemplare sind. Die Kelche werden bei St. antarctica aber durch Ansatzringe, die ineinander stecken, verlängert, und die Mündung ist rund. Genau solche Hydrotheken bildet nun Hartlaub von Sertularella stolonifera ab, von der nur spärliche Fragmente vorlagen. Auch die „Antarctic" hat von Snowhill kleine Bruchstücke mitgebracht, welche Jäderholm mit Sertularella stolonifera Hartlaub identifiziert. Ein Vergleich der Größen Verhältnisse zeigt: Staurotheca antarctica (Gauss-Station) Serlularia stolonifera („Belgica") Sertularia stolonifera („Antarctic") Kelchlänge .... 0,7— 0,9 mm 0,77— 0,9 mm 0,64— 0,89 mm Kelchbreite .... 0,24— 0,26 mm 0,24 mm 0,20— 0,22 mm daß die Kelche bei den drei Formen übereinstimmen, und Jäderholm bildet auch zwei gegen- überstehende Hydrotheken eines kleinen Zweigstückchens ohne Stolonen ab. Andererseits finden sich bei meinen Exemplaren Zweige, die auseinandergezogene Kelche in abwechselnder Stellung erkennen lassen. Allerdings habe ich bei diesen nicht solche Stolonenbildung, wie sie Hartlaub und Jäderholm fanden, beobachtet, doch kommen ja Stolonen bei Staurotheca nicht selten vor, und daher zweifle ich trotzdem nicht daran, daß die als Sertularia stolonifera beschriebenen Bruch- stücke zu Staurotheca antarctica gehören. Ebenfalls zu dieser Art rechne ich Sertularella fallax, die in einem Bruchstück gefunden wurde, mit abwechselnden sowohl wie einander gegenüberstehenden Kelchen. Auch hier sind die Hydro- theken mit runden Anwachsringen ausgestattet, und ihre Größe entspricht der von Staurotheca antarctica. Die beiden neuen Artender ,, Belgica", Sertularia stolonifera und Sertularella fallax, sind daher, wenn ihre Berechtigung nicht besser begründet werden kann, zu streichen. Durch das Zusammenvorkommen der kleinen, zu Staurotheca dichotoma Allman gerechneten Form mit kurzen, wenig freien Hydrotheken mit der größeren Staurotheca antarctica wird bei der immerhin sehr ähnlichen Form der Gonotheken und der erheblichen Größe von Allmans Original - exemplar die Berechtigung dieser Art zweifelhaft, da es wohl möglich ist, daß die größere Tiefe von 385 — 569 m, in der Staurotheca antarctica gefunden wurde (statt 125 — 300 m für Staurotheca dichotoma) Veranlassung zur Verlängerung der Hydrotheken geben kann. Doch will ich den Namen '■) Die Zahlen für SL dichotoma Allman mußten aus den Abbildungen in Cliallenger Report VII, Taf. XXXVI, ent- nommen werden. Die Angabe, daß Fig. 1 a zelmmal vergrößert sein soll, ist sicher falsch; ein Vergleich mit Fig. 1 zeigt, daß es in der Tafelerklärung 16 statt 10 heißen muß. Ein ähnlicher Fall lag bei Clytia noUformis = C. ptychocyathus Allman bereits vor. Vanhöfpen, Hydroiden. 331 Staurotheca antarctica beibehalten, da er einmal besteht und die von Hartlaub angegebenen Merk- male deutlich vorhanden sind. Die bei der Gauss -Station in 350 — 385 m Tiefe erbeuteten Exemplare wurden am 17. De- zember 1902 und 7. und 8. Februar 1903 unter Sertularellen gefunden, zwischen denen sie durch kräftigen Wuchs und durch bräunliche Färbung auffielen. Gonotheken sind nur bei den Exem- plaren vom Februar vorhanden. Dictyocladiuiii. Sertularide mit mehr als zwei Längsreihen von Hydrotheken und durch Stolonen netzartig verbundenen Ästen. Dictyocladium affine Jäderholm. Fis;. 44 a— e. Wahrscheinlich mit den von Südgeorgien 1905 als Selaginopsis affinis Jäderholm und von der Coulman -Insel als Dictyocladium fuscum HiCKSON und Gravely 1907 beschriebenen Arten ist ein bei der Gauss -Station in 385 m Tiefe ge- sammelter Hydroid identisch, da die Verästelung, Größe und Form der Hydranthen bei den drei Formen über- einstimmt. Ganz sicher ist die Sache nicht zu entscheiden, da die Schwedische imd Englische Südpolar - Expedition nur sterile Kolonien gefunden haben. Da die Art zur Gattung Dictyocladium gehört, wie Hickson und Gravely richtig erkannt haben, Jäderholms Name aber die Priorität hat, so muß der Polyp Dictyocladium affine Jäder- holm heißen. Von den mir vorliegenden Stücken ist die größte Kolonie stark verästelt, in einer Ebene ausgebreitet und mit Stolonen versehen, welche die Zweige miteinander verbinden. Sie ist 68 mm hoch und in einer Fläche bis zu 25 mm Breite mit 24 Enden entwickelt, dunkel- braun gefärbt und reichlich mit Gonotheken besetzt. Die beiden andern Kolonien, von denen die eine 67 mm hoch und 16 mm breit ist, mit 19 Enden, während die andere 61 mm mißt, aber nur zwei Enden hat, sind steril imd hellgelblich gefärbt. Sie scheinen mir beim Fange schon im Absterben oder abgestorben gewesen zu sein, obgleich in den Kelchen noch Polypen vor- Fig. 44. Dictyocladium affine Jäderholm. a 2:1, b u. c 17: L 332 Deutsche Südpolai-Exjjcdition. handen sind. Die beiden größeren Kolonien sind über der Wurzel abgerissen, die dritte zeigt ein 3 mm hohes Basalstück ohne Hydrotheken, das mit vier Wurzeln auf einem von einer krusten- förmigen Bryozoe überzogenen Steinchen angeheftet. war. In 17 mm Höhe geht der einzige Ast ab, während das Stämmchen 6 mm über dem Ursprung desselben abgebrochen ist. Zu jedem Ringe gehören drei Kelche, die in benachbarten Ringen abwechselnd gestellt sind, 0,80 mm an Länge messen und 0,30 mm breite Mündung haben. Charakteristisch sind die Gonotheken gestaltet, die mit einem breiten, von zwei hohen Lippen begrenzten Schlitz auf flach gedecktem, schüsseiförmigem unterem Teil einer kleinen Sparbüchse mit großer Öffnung gleichen. DieGonothek von Dictyodadium affine ist 1,32 mm breit und 1,20 mm hoch im unteren Teile, die Mündimg ist von der schmalen Seite gesehen 0,54 mm, von der breiten Seite oben 0,80 mm, unten 0,90 mm breit. Durch diese Gonotheken unterscheidet sich Dictyo- dadium affine gut von den bekannten Arten, da Dictyodadium dichotomum Allman und Dictyo- dadium reticulata Kirchenpauer geringelte Gonotheken, ähnlich wie manche Sertularellen, haben und die Gonotheken von Dictyodadium flabellum Nutting einfach glatt ellipsoidisch mit kurzer, röhrenartiger Öffnimg gestaltet sind. Zu Dictyodadium müssen wahrscheinüch auch Sdaginopsis dichotoma Jäderholm ^) und Selaginopsis urceolifera Kirchenpauer gerechnet werden. Selaginopsis. Sertulariden mit vielreihig gestellten Hydrotheken, deren Zweige nicht durch Stolonen netzartig verbunden werden. Selaginopsis juncea n. sp. Fig. 45 a, b. Bei der Gauss-Station wurde in 385 m Tiefe eine neue Sdaginopsis -Art gefunden, welche an den jungen Sproß eines Schachtelhalms erinnert und die ich wegen ihrer unverästelten Form Selaginopsis juncea nenne. Ich glaubte zunächst, ein unverästeltes Exemplar von Sdaginopsis pachydada Jäderholm vor mir zu haben, die etwa dieselbe Dicke und ungefähr gleiche Zahl von Hydrotheken im Ringe besitzt, doch unterscheidet sich unsere Art von dieser durch schmälere Hydrotheken und besonders dadurch, daß die Mündung derselben zwei deutliche Zähne trägt, einen an jeder Seite, während Jäderholm hervorhebt, daß Sdaginopsis pachydada runden, zahn- losen Hydrothekenrand hat. Die Kolonie ist ungefähr 2 mm dick und mit dem reich zerfaserten Wurzelteil 190 mm lang. Über der Wurzel erhebt sich ein kurz abgebrochener Stamm, von dem 2 mm unter der Bruch- stelle erst die deutliche Hydrotheken tragende Kolonie sproßt. Sie baut sich aus zwölf Längs- reihen von Hydrotheken auf. Der Stamm ist in vier Teile gegliedert, die wohl Wachstumsperioden entsprechen. Die Hydrotheken, in Ringen zu sechs abwechselnd gestellt, so daß zwölf Längs - reihen gebildet werden, sind eingesenkt, so daß nur der umgebogene obere Teil etwas hervortritt, indem sich die Mündung parallel zur Hauptachse stellt. Sie sind 0,96 mm hoch, unten 0,34 bis 0,36 mm und an der Mündung 0,26 mm breit. 1) Arkiv för Zoologi 2, 1905. Vanhöffen, Hydroiden. Die übrigen Arten von Selaginopsis, deren Kelche zwei Zähne haben sollen, sind gefiedert wie Selaginopsis obsoleta Lepech., Selaginopsis mim&«7*s Verrill und Sela- ginopsis ornata Nutting, oder tragen vier- bis sechsteilige Äste auf allen Seiten, wie Selaginopsis hidentata Allman und Selaginopsis ochotensis Mereschkowsky, ferner aber scheinen mir nach den Abbildungen die beiden Zähne sonst stets nach außen gewendet zu sein oder den Kelchrand zu überragen während sie bei Selaginopsis juncea nach innen auf gleicher Höhe mit dem Kelchrand vorspringen. Pluiniilaridae. Hydroiden mit sitzenden, in einer Reihe an Stamm und Ästen gestellten, offenen Kelchen und meist gefiederten Kolonien. Pliiimilaria. Plumulariden mit einfachen, ungeteilten Fiederästen, ganzrandigen Kelchen und einzelnen Gonotheken. Plnniularia Margaretta Nutting. Diese Art, die in den Berichten über die Fauna der Sargassosee wohl mit Plumu- laria dbliqua Saunders verwechselt wurde, gehört zu den häufigen Bewohnern des treibenden Krautes, wurde aber nur auf einem einzigen beblätterten Zweige aufge- funden, welcher allerdings reichlich mit etwa 5 mm hohen Fiedern besetzt war. Sie unterscheidet sich von Plumularia obliqua, die ebenfalls ab- wechselnd gestellte Fiederäste mit nur je einer Hydrothek hat, schon durch die geringe Größe der Einzeltiere. Während bei jener die Kelche 0,22 mm breit und 0,18 mm hoch sind, messen sie bei dieser nur 0,12 mm an Breite und 0,14 mm an Höhe. Ferner hat Plumularia obliqua im Winkel zwischen Stamm und Fiederast nur eine Nematothek, Plumularia Margaretta aber zwei derselben. Danach sind die beiden Arten schon leicht zu trennen. Die noch unbekannten Gonotheken von Plumularia Margaretta sind auch hier nicht vorhanden. Plumularia sargassi n. sp. Fig. 46. In wenigen Exemplaren wurde auf alten Sargassum- Stengeln eine zweite interessante Plumularide gefunden, welche als Ansiedler auf dem treibenden Kraute zwar gefunden, aber noch nicht richtig erkannt war. Ich nenne dieselbe, da nun auch die bisher unbekannten Gonotheken beschrieben werden können, Plumularia sargassi, nach ihrem charak- teristischen Vorkommen. Deutsche SUdpoIar-Expeditiou. XI. Zoologie III. 333 Fig. 45. Selaginopsis juncea n. sp. a 1 ■_' : 1 , b 23 : 1 . 4-4 334 Deutsche Südpolar-Expedition. Fig. 46. Plumularia sargassi n. sp. 50:1. Die Stämmchen erheben sich von gekammerter Hydrorhiza, sind fast 5 mm hoch und haben bei dieser Größe 13 abwechselnde Fiederäste, von denen die untersten zuweilen nur eine Hydrothek tragen. Die Internodien des Stammes und der Fiederäste sind geringelt, und athekate Inter- nodien sind zwischen den einen Kelch tragenden eingeschaltet. Die Kelche sind 0,10 mm hoch und 0,12 mm breit, legen sich den Internodien dicht an und werden von den beiden oberen Nemato- theken überragt. Sonst tritt je eine Nematothek noch unter dem Kelche, an den athekaten Inter- nodien, im Winkel zwischen Stamm und Fiederast und an den Internodien des Stammes auf. Die Gronotheken sind 0,9 mm hoch und 0,45 mm dick und 0,6 mm breit, entspringen am basalen Internodium dicht unter der Ursprungsstelle des ersten Fiederastes mit etwas gekrümmtem kurzem Stiel und legen sich dem Sargassum- Stengel dicht an. Auf der Oberseite sind sie ziemhch regelmäßig geringelt, weniger deutlich auf derUnterseite, die proximal etwas eingedrückt, distal bauchig erscheint, so daß die Gonothek sich aus acht bis neun Ringen zusammensetzt und oben mit gerader, ovaler Fläche endigt. Die Gonotheken dieser Art erinnern an die von Plumularia setaceoides Bäle und an Plumularia halecioides Alder, und in der Gestalt der Fieder gleicht sie Plumularia floridana Nutting am meisten, deren Gonotheken noch unbekannt sind. Von Plumularia setaceoides und von Plumularia floridana unter- scheidet sich unsere Art in gleicher Weise, nämlich dadurch, daß die Kelche bei ihr dem Inter- nodium ganz anliegen und von den beiden oberen Nematotheken überragt werden, während bei jenen die Nematotheken den Rand des fast zur Hälfte freien Kelches nicht erreichen. Plumu- laria halecioides andererseits hat dichter geringelte Gonothek mit mehr als zwölf Ringen kräftigere, verästelte Form und den Stammgliedern derselben sowohl wie den athekaten Inter- nodien sollen die Nematotheken fehlen. Plumularia sargassi ist wahrscheinhch bereits vom ,, Albatros" an Sargassum gefunden und wurde von Nutting als Varietät zu Plumularia setacea gestellt, obgleich er schon die Vermutung äußerte, daß die Form sich wohl als eine neue Art erweisen würde. Ebenfalls zu Plumularia setacea wurden Plumularia -Kolomen von treibendem Sargassum gerechnet, die Pictet und Bedot als von der ,,Hirondelle" bei den Azoren gefunden, Billard von der Ausbeute des ,,Travailleur" von Kap Spartel und südlich von Madeira, endlich Ritch iE von der ,,Scotia" aus dem Gebiet südhch von den Azoren erbeutet erwähnen. Alle diese Exemplare sind jedenfalls mit meiner Art identisch, da sie unter denselben Verhältnissen gefunden sind und keine widersprechenden Merkmale ange- geben werden. Daß aber Plumularia sargassi als Varietät von Plumularia setacea betrachtet werden kann, ist wegen der abweichenden Form der Gonotheken ausgeschlossen. Aglaopheiiia. Plumularide mit einfachen Fiederästen und gezähnten Kelchen und zu Körbchen (corbulae) vereinigten Gonotheken. Vanhöffen, Hydroiden. got Aglaopheiiia pluma L. Wurde am 18. August 1903 im Kanal in sterilem Zustande mit treibendem Tang, Halidrys siliquosa, aufgefischt, welcher von Johnston und Hincks bereits als das übliche Substrat für diesen Hydroiden an der britischen Küste erwähnt wird. Aglaopheuia parvula Bale. Fig. 47. Im Kraterbecken von St. Paul fand sich am 26. April 1903 am Fühler einer Languste eine aus vierzehn Fiederblättchen bestehende kleine, sterile Kolonie von Aglaophenia parvula Bale. Die längste Fieder ist 17 mm lang, eine andere mißt 14 mm, dann folgen vier von 12 mm, drei von 9 mm und fünf von weniger als 4 mm Länge. Sie er- heben sich von gemeinsamer Hydrorhiza, welche in groben Maschen die An- tenne netzartig umspannt. Jedes Stämmchen ist gedreht und zeigt unter den untersten Seitenzweigen zwei schräg verlaufende Furchen. Aglaofhenia parvula steht der an den europäischen Küsten häufigen Aglaophenia pluma sehr nahe, unterscheidet sich jedoch von ihr dadurch, daß der zweite und dritte Kelchzahn zusammenfallen, sich teilweise verdecken, und daß der '°" ,' „ ^^„ , ' parvula Bale. (0:1. Vorderzahn eingekrümmt ist. Der vierte Zahn ist stumpf und etwas uneben. Der Kelch ist 0,30 mm hoch und an der Mündung 0,18 mm breit; die Breite des Kelches bis zur Spitze der schnabelförmig vorspringenden mittleren Nematothek beträgt 0,24 mm. Die Inter- nodien des Stämmchens sowohl wie der Pinnulae sind gleich lang, 0,25 mm, und die Breite des Stämmchens beträgt etwa 0,17 mm, die der Pinnulae 0,10 mm. Aglaophenia parvula wurde ursprünglich von Bale i) aus Queensclift", Portland Australien, beschrieben, dann von der Novara- Expedition bei Kiama, Nicobaren, gefunden'-). Auch ist ohne Zweifel Aglaophenia heterodonta Jäderholm von Port Natal damit identisch *). Aglaophenia late-carinata Allman. In reichlicher Menge wurde dieser für das treibende Sargassum lange bekannte und charakte- ristische Hydroid südlich von den Azoren am 17. Oktober 1903 gesammelt, und bei genauer Durch- sicht des Materials fand sich auch eine Kolonie, welche die selten beobachteten Corbulae trug. Die Fiedern sind 8 — 10 mm hoch und 4,5 mm breit, die Corbulae 2 mm lang. Nach Jäderholm sollen die Kolonien bis 2 cm lang werden. Billard erwähnt von dieser Art, die auf die Küsten Zentralamerikas und auf das Gebiet der Sargassosee beschränkt schien, eine Varietät aus dem Indischen Ozean, von Port Dauphin*). Scliizotricha. Plumularide mit gegabelten Fiederästen, welche die Gonotheken tragen. ') Journ. Micr. Soc. Victoria II, Australiaii Hydroid Zoophytes. ^) Annalen des k. k. Naturhist. Hofmuseums Wien, V, 1890. 3) Arkiv för Zoologi I. Außereuropäische Hydroiden im schwedischen Rcichsnniscum. 1904. ') Archives de Zoologie experimentale et generale, 4. Serie, Bd. 7. 44* 336 Deutsche Südpolar-Expedition. Schizotricha antarctica Jäderholm. Fig. 48a-c. Zwei Exemplare wurden bei der Gauss -Station in 380 m Tiefe gefunden. Beide sind ein- fache Stämmchen, von denen das eine, vom 31. Januar 1903, ein Seitensproß eines älteren Stammes ohne Fiederäste ist, der erst abgebrochen und dann neu bewurzelt zu sein scheint, während der andere vom 24. Januar 1903 direkt bewurzelt ist. Die Kolonie stellt eine einfache Fieder mit feinen, gespaltenen Fiederästen dar. Das Stämmchen vom 31. Januar 1903 ist, ob- wohl die Spitze fehlt, noch 38 mm hoch und hatte jederseits abwechselnd 26 Fiederäste, von denen die unteren elf dicht am Stamme abgebrochen sind, die längsten 9,5 mm messen und zehn Kelche tragen. Der erste Fiederast ist in 13 mm Ent- fernung von der Basis erhalten. Das bewurzelte Stammstück, dem die Fieder entsprang, ist 18 mm lang und mit einigen kleinen Bryozoen [Loxo- soma usw.) besetzt. Der Abstand zwischen zwei Fiederästen einer Seite beträgt ungefähr 1,5 mm. Bei 20 Fieder - ästen von oben, zusammen auf beiden Seiten, fehlt die Nematothek unter dem Kelche des ersten GHedes des noch ungeteilten Fiederastes, sechs jederseits tragen diese Nematothek, und nur einmal tritt eine noch über diesen sechs Fiedern auf, und zwar nur auf einer Seite, dort nämhch, wo sich ein Zwischenstück zwischen der Astbasis des Stämmchens und dem ersten Ghede des Fiederastes einschiebt. Nur dieses eine Mal war ein solches Zwischenstück vorhanden. Die Höhe des Kelches beträgt 0,25 mm, die Breite 0,2 mm und die Dicke 0,15 mm. Der Abstand von Kelch zu Kelch, von der Mündung des einen bis zu der Basis des nächsten, mißt 0,45 mm. Der Stamm ist am Grunde 0,3 mm, der Fiederast 0,15 mm breit und das Internodium des letzteren 0,85 mm lang. Das zweite Exemplar vom 24. Januar 1903, ebenfalls nicht vollständig, da die Spitze fehlt, ist über der ersten Wurzel 31 mm hoch und die Hauptwurzel in der Verlängerung des Stammes 8 mm lang. Jederseits sind 14 lange Fiedern erhalten, von denen die längsten 11 mm messen und 14 Kelche tragen. Der einfache Stamm von der Wurzel bis zu den erhaltenen Fiederästen ist etwa 15 mm hoch und zeigt jederseits die Basen von neun abgefallenen Fiederästen (Fig. 48a). Fig. 48. Schizotricha antarctica Jäderholm. a 3:1, b u. c 50:1. Vanhöffen, Hydroideii. 337 Obwohl die vorliegenden Exemplare nicht völhg mit der Beschreibung von Jäderholm über- einstimmen, glaube ich doch, daß es sich um dieselbe Art handelt. Jäderholm erwähnt nämhch nur eine Nematothek auf einem Vorsprunge unterhalb des Kelches, Aber schon Billard bemerkte dazu noch zwei Nematotheken im Winkel zwischen Stamm und Fiederästen. Ich habe dieselben auch gefunden (Fig. 48 c), mich aber nicht mit Sicherheit überzeugen können, ob wirklich zwei oder nur eine vorhanden sind, da mir die Frage nicht wichtig genug erschien, um ihretwegen eine der beiden Kolonien zu zerschneiden. Ich habe nun noch zwei wenig entwickelte Nematotheken, je eine jederseits vom Kelch, gefunden, die ebenso wie ' die Axillarnematotheken als einfache Durch- brechungen der Chitinwand erscheinen, während bei der unpaaren Nematothek unterhalb des Kelches ein kurzer, nach innen gekrümmter Träger vorhanden ist (Fig. 48b). Schizotriclia Turqueti Billaed. Fig. 49 a, b. Einige kleine Bruchstücke, welche sich beim Durchmustern von Schlammrückständen aus 385 m Tiefe bei der Gauss- Station am 6. August 1902, 20. November 1902 und 21. Januar 1903 gefunden haben und die untereinander in der Form ihrer Kelche und in der Verteilung der Nematotheken über- einstimmen, lassen sich nur auf Schizotricha Turqueti Billard beziehen, da an den einzelnen Zweigstücken zwei Nematotheken seitlich vom Kelch und eine Nematothek unter dem Kelche vorhanden sind, und intermediäre Internodien fehlen (Fig. 49 a). Ein doppelt gegabeltes Aststück mit einer im ersten Gabel winkel sitzenden birnförmigen Gonothek mit ovaler Öffnung (Fig. 49 b) zeigt dieselbe Verteilung der Nematotheken. Auch bei dieser Art müssen wir also weitere Teilung der Fiederäste beim Auftreten der Gonotheken annehmen, was nach Nutting wahrscheinlich allge- mein der Fall ist. Die GUeder der Fiederzweige messen 0,735 — 0,882 mm, die Kelche sind bei den einfachen Aststücken 0,187 mm hoch und 0,160—0,175 mm breit, bei dem gegabelten Aststück aber 0,08 bis Fig. 49. Schizotricha Turqueti Billard, a 20:1, b 50:1. ogg Deutsche Südpolar-Expedition. 0,132 mm hoch und 0,132—0,176 mm breit. Die Gonothek ist 1,25 mm lang und 0,59 mm breit. Die Unterschiede zwischen Schizotricha Turqueti und den übrigen Schizotricha- Arten sowie die Beziehungen der Arten untereinander ergeben sich aus folgender Tabelle, in der zur besseren Übersicht die Buchstaben St. = Stamm, K. = Kelch, N. = Nematothek, G. = Gonothek, I. = Internodium, a. I. = athekates, intermediäres Internodium gebraucht sind: Schizotricha. I. K. doppelt so hoch als breit, becherförmige N. vorhanden, zwei davon seitlich vom K. 1. ScM.zotricha imifumüa Allman (Kerguelen), St. gebündelt, eine N. im I. unter K., G. gekrümmt, birnförmig, 2. Schizotricha dichotoma Nutting (Bahamas), St. einfach, eine N. im T. unter K., G. halb eiförmig, 3. Schizotricha Änderssoni Jäderholm (Südgeorgien), St. gebündelt, zwei N. im I. unter K., IL K. s 0 hoch a 1 s b r e i t , becherförmige N. v o r h a n d e n , zwei davon seitlich v o m K. 4. Schizotricha muliifurcata Allman (Heard -Insel), St. gebündelt, zwei N. nebeneinander im I. unter K.. G. gekrümmt, birnförmig, 5. Schizotricha tenella Vekrill (Atl. Küste von Nordamerika), St. einfach, ein a. L, eine N. unter K. im L, G. füllhornartig, 6. Schizotricha pa.rvula Nutting (Atl. Küste von Nordamerika), St. einfach, zwei a. L, eine N. unter K. im I., G. lang eiförmig, 7. Schizotricha Turqueti BiLLAüD { Gluittatiol } ^*- g*'^™'^^^*' °'"^*' ^- ^^ '"'' ^- ''''^"' ^^- "" ^•' *-'' '^™^örmig. III. K. so hoch als breit, N. nicht becherförmig. 8. Schizotricha Ufurca Hartlaub (BelUngshausen-See), St. einfach, eine N. über und eine N. unter K. im I, G. lang eiförmig, ISeymour-Lisel 1 Bai von Flandern ist. einfach, zwei N. seitlich vom K., eine N. unter K. im I. Gauss-Station I Unter den oben erwähnten Hydroidpolypen sind die 28 Arten, welche der Fauna der Antarktis angehören und an der Gauss-Station und am Gaussberge ' gefunden wurden, von besonderem Interesse. Zur Fauna der Antarktis kann, wie ich bereits 1903i) ausführte, nur die Oberflächen - fauna des Treibeisgebietes und die Bodenfauna vom Sockel des antarktischen Kontinents gerechnet werden, da die Küsten der subantarktischen Inseln durch mehr als 1000 m tiefes Meer mit eigener Tiefseefauna von diesem getrennt sind. Von den älteren Expeditionen liegen keine Berichte über antarktische Hydroidpolypen vor, die Challenger-Expedition erreichte den Sockel des Festlandes nicht und vom „Southern Gross" wurden keine Hydroiden erbeutet. Die ersten Nachrichten über die Hydroidenfauna der Ant- arktis brachte 1904 Hartlaubs Arbeit über die Hydroiden der „Belgica". Dann wurde in dem- selben Jahre von Jäderholm ein vorläufiger Bericht über die von der ,,Antarctic" erbeuteten Hydroidpolypen veröff enthebt, dem 1905 die ausführUche Bearbeitung derselben erfolgte. Weiter erschien 1906 die Bearbeitung der Hydroiden der Französischen Südpolar-Expedition von BillarD' und 1907 berichteten Hickson und Gravely über die Hydroidenausbeute der „Discovery" und RiTCHiE über die der „Scotia". Mit der hier vorhegenden Arbeit über die vom „Gauss" gesammelten Hydroiden ist ein vorläufiger Abschluß gewonnen, und daher ist es angebracht, diese Ergebnisse der letzten Jahre kurz zusammenzufassen. >) Veröffentlichungen des Instituts für Meereskunde, Berlin, Heft 5. Vanhöffen, Hydioiden. 339 Übersicht über die Hydroiden der Antarktis Bel2:ica Antarctic Franpais Discovery Scotia Gauss 1. Ilydraciinia parvispina Hartlaub + 2. Hydractinia angusta Hartlaub + + 3 Hydydcti'Yiid clavuta JXderholai + 4. Glathrozoon Drygalskii Vanhöffen + 5. Perigonimus Belgicae Vanhöffen + 6. Airaclylis antardica Hickson und Gravely .... + + + 7. Binieria cortmopsis Vanhöffen + 8. Eudendrium ramosum L + + + + 9. Siyladis halecii Hickson und Gravely + 10. Myriothela Ausiro-Georgiae Jäderholm _.1_ + ? 11. Tubularia Ralphi Bale + 12. Tubularia Hodgsoni Hickson und Gravely + 13. Tubularia Longstaffi Hickson und Gravely .... + 14. Tubularia cingulata Vanhöffen + 15. Lampra parvula Hickson und Gravely + 16. Lampra microrhiza Hickson und Gravely + 17. Halecium secundum Jäderholm -1- 18. Halecium gracile Bale + 19. Halecium robusium Allman + + + + + + + 20. Halecium antarciicum Vanhöffen + 21. Halecium tenellum Hincks + 22. Campanularia subrufa Jäderholm + 23. Campanularia lohaia Vanhöffen + + 24. Campanularia tincta Hincks + + 25. Campanularia laevis Hartlaub + + 26. Campanulina iutriia Hincks + 27. Campanulina Belgicae H,\rtl vub + + 28. Stegopoma operculata Hartlaub + + 29. Obelia longissima Pallas + 30. Lufoea antardica Hartlaub + + 31. Lajoea plicata Hartlaub + 32. Lajoea gracülima Alder + 33. Lafoea gaussica Vanhöffen + 34. Lafoea serpens Hassall + .35. Hebella striata Allman + + + 36. Lafoeina longiiheca Jäderholm 37. Zyqophylnx grandis Vanhöffen + 38. Sertularella glacialis Jäderholm + + + 39. Sertularella subdicliotoma Kirchenpauer + 40. Sertularella articulata Allman + + + + 41. Sertularella gigantea Mereschkowsky 42. Sertularella biformis Jäderholm + 43. Staurotheca antardica Hartlaub + + + 44. Cryptolaria eonferta Allm.\n + + 45. Didyocladium affine Jäderholm + 46. Selaginopsis pachyclada Jäderholm -(. 47. Selaginopsis mncea Vanhöffen + 48. Plumularia glacialis Hickson und Gravely + 49. Schizotricha bifurca Hartlaub + 50. Scldzotricha antardica Jäderholm -i- + + 51. Schizotricha Turqueti Billard + Summa der Arten 12 10 9 20 2 28 g^Q Deutsche Südpolar-Expedition. Aus dieser Tabelle ist zii entnehmen, daß im ganzen 51 Arten der kritischen Beurteilung stand- zuhalten scheinen. Davon wurden zwölf von der „Belgica" entdeckt, neun weitere Arten brachte die „Antarctic" hinzu; der „Frangais" bereicherte die Antarktis um sechs, die ,, Discovery" um dreizehn Arten; der ,,Scotia" blieb eine Art vorbehalten, da sie nur ganz kurz den antarktischen Kontinent bei Coats Land berührte, und durch die Ausbeute des „Gauss" kamen noch zehn Arten für die Antarktis hinzu. Neu für die Wissenschaft sind 32 der antarktischen Arten, von denen je acht aus den Samm- lungen der Belgischen, Schwedischen und Deutschen Südpolar-Expedition stammen, während wir sieben der Englischen und eine Art der Französischen Expedition verdanken. Von den 19 schon früher bekannten Arten sind acht: Eudendrium ramosum, Halecium tenellum,, Cam/panulina turrita, Ohelia longissima, Lafoea gracülima, Lafoea serpens, Cryptolaria conferta und Sertularella gigantea auch im Norden verbreitet, während die übrigen elf der Subantarktis angehören. Auffallend ist endlich, daß die an der Westküste von Grahamland vom ,,Fran9ais" gefundenen Arten nicht so l-echt typisches, antarktisches Gepräge zeigen, da sieben unter neun Arten auch aus der Subantarktis bekannt sind, gegen drei von zwölf bei der ,, Belgica", drei von zehn bei der ,, Antarctic", acht von zwanzig bei der ,, Discovery" und elf von 28 beim ,, Gauss". Es ist vielleicht der Einfluß der nach Süden umbiegenden Westwinddrift, der sich hierin zu erkennen gibt und der wohl auch den Zugang zu den Inseln des Palmer-Archipels erleichtert. Als einzige für die südlichen kalten Meere eigentümliche Gattung muß noch Clathrozoon hervor- gehoben werden, und als bipolare Gattungen können Lampra und Myriothela betrachtet werden. Für die Bipolaritätsfrage können noch einige Arten in Betracht kommen, doch müssen wir ver- zichten, darauf weiter einzugehen, weil die Abgrenzung der Arten in manchen Fällen noch nicht sicher genug ist und die Untersuchung der warmen und südlichen gemäßigten Meere noch viel zu wünschen übrig läßt. Abgesehen von den antarktischen Arten bot dann die Deutsche Südpolar-Expedition noch Gelegenheit, eine Revision der Hydroiden der Sargassosee vorzunehmen. Obwohl die Sargassum- Fauna schon als gut bekannt galt, gelang es doch durch Auffinden der charakteristischen Gono- theken, zwei bisher unsichere Arten endgültig festzulegen. Weiterhin war es möglich, durch Beobachtung der Arten, die sich am Schiffe festgesetzt hatten, sowie der an der Oberfläche mit Pteropoden und Tang treibenden eine Erklärung für die merk- würdige Verteilung mancher Arten zxi finden, die passiv von Ozean zu Ozean verschleppt werden können. Endlich ließen nur gelegentlich, nicht systematisch gesammelte Hydroiden vom Kap, von den Crozet -Inseln, von Kerguelen und St. Paul auffallende Beziehungen dieser Gebiete zu denen der Inseln von Kap Hörn und der chilenischen Küste erkennen, welche wohl nur durch den Einfluß der Westwinddrift und treibenden Tang zu erklären sind, worauf bereits bei den antarktischen Hydroiden des westlichen Grahamlandes hingewiesen wurde. DIE TINTINNODEEN DER DEUTSCHEN SÜDPOLAE- EXPEDITION 1901-1903 VON Dr. HANS LAACKMANN KIEL MIT TAFEL XXXÜI— LI (INHALTSVERZEICHNIS AM SCHLUSS) 45 Deutsche SUdpolar-Expedition. XI. Zoologie III. Einleitung. Ein außergewöhnlich reiches Material an Tintinnodeen ist von der Deutschen Südpolar- Expedition gesammelt worden. Bei der Untersuchung standen mir zahlreiche Glyzermpräparate zur Verfügung, die insgesamt etwa 75 quantitativen Planktonfängen entnommen waren. Von diesen Fängen entfällt weitaus der größte Teil (59) auf das antarktische Gebiet, die anderen 16 Fänge sind während der Rückfahrt der „Gauss" im Indischen und Atlantischen Ozean ge- fischt worden. Außerdem stand mir noch eine Reihe Oberflächenfänge zur Verfügung, von denen 3 von Kerguelen stammen. Ich gebe im folgenden eine Aufzählung der Fänge mit Tiefenangabe, denen Tmtmnen ent- nommen worden sind. Die mit * bezeichneten Fänge sind nicht quantitativ verwertet. Die Posi- tionen sind aus der beigefügten Karte zu ersehen. Kerguelen Antarktisches Gebiet 30. März 1902 Oberfl. 29. April 1902 10 m 4. Juli 1902 10 m (Observatory-Bai) 1902 *18. Februar Oberfl. l *21. Februar Oberfl. Packeis *? März Oberfl. > 3. März 50, 100, 200, 300 m 10. März 100 m *18. März 385 m 20. März 50, 100, 200, 335 m *26. März Oberfl. 4. April 50, 100, 200, 300 m *9. April Oberfl. 17. u. 19. April 0—92, 92—275, 270, 366 m 23. Mai 45, ^183, 366 m 4. Juni 50, 100 m 21. Juni *46, 100, 200 m 5. Juli n37, n50, 200 m 22. Juli 200 m i Gauss -Station 45* \ 344 Deutsche Südpolar-Expedition. Gauss- Station 6. August 100, 200, 350 m 25. August 150, 300 m 8. September 150, 300 m 23. September 150, 300 m 8. Oktober 150, 300 m 27. Oktober 150, 300 m 10. November 150, 300 m 1. Dezember 10, 20, 30, 50, 100, 200 m 15. Dezember 50, 350 m *31. Dezember 100 m 1903 31. Jamiar 150, 250 m *9. Februar Oberfl. 18. Februar 50, 100, 200, 385 m *9. März 400 m 15. März 50, 100, 200, 300 m ( Packeis m. März 400 m 23. März 200, *400 m Indisches und Atlantisches Gebiet 1903 27. April 50 m Neu-Amsterdam 15. Mai 400 m Maskarenenstrom 8. August 50, 200 m 11. August 200 m 19. August 400 m Brasilstrom 20. August 400 m 22. August 400 m 26. August 200 m 1. September 45 m (St. Helena) 7. September 400 m 11. September 400 m (Ascension) 18. September 400 m 21. September 400 m Südäquatorialstrom 1. Oktober 200 m Grenze des Guineastromes 13. Oktober 200 m Nordäquatorialstrom, Konservierung und Färbung. Die Planktonfänge waren mit Pikrinsäure und Formol fixiert. Namentlich die erste Fixierungs- flüssigkeit hat bisweilen sehr gute Resultate ergeben. In einigen wenigen Fängen waren die Tiere in besonders gutem, ausgestrecktem Zustande erhalten; von diesen waren jedoch nur wenige Exemplare vorhanden; die schönsten Tiere, die ich auf Tai XXXIII und XXXIV gezeichnet habe, sind dem Fange vom 17. April 1903, 270 m entnommen. Die Pikrinsäure muß recht lange einge- Laackmann, Tintinnodeen. 345 wirkt haben, da die Plasmaleiber dunkelbraun gefärbt und die Hauptkerne, ja häufig die Neben- kerne, ungefärbt mit großer Deutlichkeit zu erkennen waren. Besonders gut waren die Cilien und der Wimperapparat erhalten. Um über die Zahl der Kerne in anderen Fällen Aufschluß zu erlangen, wurden die Tiere aus dem Glyzerinpräparat herausgenommen und mit Alaunkarmin gefärbt in Canadabalsam über- geführt. Auf diese Weise konnte ich auch bei den Warmwasserformen einige Ergänzungen über die Kernverhältnisse liefern. Die Fänge zerfallen naturgemäß in zwei Gruppen, in die des antarktischen und die des warmen Gebietes. Wie aus der folgenden Darstellung ersichtlich, sind die Tintinnenfaunen der beiden Ge- biete völlig verschieden. Die antarktische Fauna stellt eine in sich abgeschlossene dar, die fast keine Beziehungen zu der des angrenzenden Warmwassergebietes zeigt. Ich werde daher die Tin- tinnen der Antarktis, über die vor der vorläufigen Mitteilung von mir i) noch völlige Dunkelheit herrschte, getrennt von denen des Warmwassergebietes behandeln. Bei Kerguelen habe ich zwei Arten gefunden, die ich im Anschluß an die antarktischen Tintinnen bringen werde. I. Antarktische Tintinnen. Eiuleitung. Das massenhafte Auftreten von Tintinnodeen ist für die Fauna des antarktischen Meeres charakteristisch. Nächst den Diatomeen macht diese Familie der heterotrichen Infusorien der Zahl der Individuen nach den größten Bestandteil des Mikroplanktons aus, soweit es sich durch quantitative Netzfänge nachweisen läßt. Ähnlich wie im arktischen Gebiet ist die Zahl der Arten, verglichen mit der Mannigfaltigkeit des warmen Gebietes, recht gering. Insgesamt sind von der Deutschen Südpolar -Expedition 20 neue Arten, fünf Gattungen angehörend, gefunden worden, von denen 13 von mir 1907 kurz beschrieben sind. Damals erwähnte ich Tintinnus acuminatus Gl. u. L. var. secata Brdt. (?) als einzige be- kannte Art. Es hat sich jedoch herausgestellt, daß es sich in der Antarktis nicht um die ark- tische Art handelt. Als einzige bekannte Art kommt aus dem subantarktischen Gebiet Codonella (Tintinnopsis) morchella Cleve hinzu, die bei der Kerguelenstation gefischt wurde. Die antarktischen Arten sind: I. Gattung Cymatocylis n. gen. 1. Cymatocylis vanhößeni Laackmann. 2. Cymatocylis flava n. sp. 3. Cymatocylis cristallina n. sp. 4. Cymatocylis drygalskii Laackm. 5. Cymatocylis nobilis Laackm. 1) Zool. Anz. Bd. 31, 1907, p. 235—239, Fig. 1—13. 346 Deutsche Südpolar-Expedition. 6. Cymatocylis mlyciformis Laackm. 7. Cymatocylis convallaria n. sp. 8. Cymatocylis affinis n. sp. 9. Cymatocylis parva Laackm. 10. Cymatocylis kerguelensis n. sp. II. Gattung- CoxLiella. Brandt. 11. Coxliella frigida Laackm. 12. Coxliella intermedia Laackm. 13. Coxliella minor Laackm. in. Gattung Leprotintinnus. (Jörg.) 14. Leprotintinnus naviculaeferus Laackm. 15. Leprotintinnus prolongatus Laackm. 16. Leprotintinnus gaussi Laackm. 17. Leprotintinnus glacialis Laackm. IV. Gattung- Tintinnis. Schrank. 18. Tintinnus acuminatoides n. sp. var. secata n. var. 19. Tintinnus costatus n. sp. 20. Tintinnus quinquealatus Laackm. V. Gattung Codonella H. 21. Codonella morchella Cleve. Von ihnen hatte ich Cymatocylis drygalskii, nohilis und calijciformis in die Gattung Cyttarocylis gestellt. Für diese Gattung ist bei großer Verschiedenheit der Hülsen in Größe und Form nach Brandt (1907) nur die Struktur charakteristisch. „Das ganze Gehäuse ist mit einem Netzwerk von sehr dünnen oder sehr dicken (und dann oft stark glänzenden )BalkenzwischenAußen- undlnnenlamelle versehen. Diese schon bei schwacher Vergrößerung erkennbaren sekun- dären Netzbalken springen nicht über die Oberfläche hervor. Die von den Balken umschlossenen Felder sind selten rundlich, fast immer eckig, von gleicher Gestalt und Größe oder mehr oder weniger verschieden. In 'den Feldern sind zartwandige Primärwaben vorhanden; dagegen konnten sie in den Balken nur selten nachgewiesen werden" (Brandt 1907). War auch bei den drei obengenannten antarktischen Hülsen eine große, mit schwacher Ver- größerung wahrnehmbare, netzartige Felderung nicht vorhanden, so hatte ich doch an vielen Exemplaren das Auftreten von einer Reihe recht großer quadratischer Felder dicht unter dem Mündungsrand der Hülsen wahrgenommen. In diesen Waben glaubte ich eine Sekundärfelderung zu erkennen und erwartete bei genauerer Untersuchung im Innern dieser Felder eine feinere Primär- struktur, wie bei der Gattung Cyttarocylis, vorzufinden. Diese Vermutung hat sich inzwischen Laackmann, Tintinnodeen. 347 nicht bestätigt. Meine späteren Untersucliiingen über die Struktur der Hülsenwand ergaben, daß kleine Waben innerhalb der quadratischen Felder nicht vorhanden sind. Die ganze Wand der Hülse besitzt daher nur Primärstruktur. Die großen Felder, die in einer Reihe dicht unter dem Mündungsrande liegen, sind stark vergrößerte, primäre Waben, die nach Brandt als ,, falsche Fenster" aufzufassen sind. (Brandt 1907, p. 32.) Solche ,, falsche Fenster", d. h. vergrößerte Primärwaben mit deutlicherer Wand, sind z. B. bei Petalotricha ampulla, bei vielen Rhabdonellen, einigen Undellen und zuweilen bei Tintinnus acuminatus vorhanden, wenn auch die Anordnung und Ausbildung derselben von der bei den ant- arktischen Arten verschieden ist. Da also den drei von mir als Cyttarocylis drygalshii, nobilis und calyciformis beschriebenen Arten eine Sekundärfelderung fehlt, so ist es falsch, sie in die Gattung Cyttarocylis zu stellen. Die Struktur erwies sich bei den drei großen antarktischen Arten als recht verschieden von der aller bisher bekannten Gattungen, zeigte jedoch mit derjenigen der Hülsen jener Form Überein- stimmung, die ich in der vorläufigen Mitteilung als Ptychocylis vanhöffeni, als Faltenkelch kurz beschrieben habe. Allen Gehäusen dieser letztgenannten Gattung Ptychocylis kommt nach Brandt als gemeinsames Merkmal die Ausbildung netzförmiger Hochfalten zu. (Brandt 1907, p. 273.) Die große antarktische Art Cymatocylis vanhöffeni besitzt am oralen Ende eine starke Faltung, die, wie die von mir 1907 gegebene Figur 9 (p. 238) schon erkennen läßt, kein Netzwerk bildet, sondern in Form wellenartig verlaufender Linien auftritt. Brandt (1907) glaubt diese Art in die von ihm geschaffene Untergattung Rhabdonella stellen zu müssen, und zwar in die Nähe von Rhah- donella henseni Brandt (= Rh. spiralis var. henseni Brandt?). Die gründliche Untersuchung der Hülsen von Cymatocylis vanhöffeni hat ergeben, daß eine enge Verwandtschaft mit der großen Art des antarktischen Meeres Cymatocylis drygalshii vorhanden, und daß eine Trennung der fraglichen Arten in verschiedene Gattungen auf Grund vieler Über- einstimmung, sowohl in Struktur der Hülse als im Bau des Weichkörpers, unnatürlich ist. Schon bei den Zählungen der quantitativen Planktonfänge, bei der ich Herrn Professer Van- nÖFFEN half, machten sich Schwierigkeiten geltend, eine Trennung der an sich sehr verschiedenen Arten Cymatocylis drygalshii und vanhöffenii streng durchzuführen. Ich habe daraufhin viele Hunderte von Hülsen dieser Arten untersucht und gefunden, daß in der Tat eine Übereinstimmung in der Struktur der Hülse vorhanden ist, die keiner der bisher beschriebenen Arten oder Gattungen zukommt. Als ich seinerzeit die Art Cymatocylis vanhöffeni zur Gattung Ptychocylis stellte, war ich der Meinung, daß die Faltung der Wandung des vorderen Hülsenteiles ähnlich wie bei Ptychocylis urnula durch die Außenlamelle hervorgerufen wurde. Bei der großen stattlichen antarktischen Art ist die Faltung recht grob, die Struktur stark und deutlich, so daß ein optischer Querschnitt der Wandung schwer erkennbar ist. Die dicht auftretenden Falten der Außenlamelle sind im mikroskopischen Bild dicht übereinandergelagert, so daß die Innenlamelle nur undeutlich oder gar nicht erkannt werden kann. Inzwischen untersuchte ich die Art, die ich 1907 als Cyttarocylis nobilis beschrieben habe, genauer und fand, daß die Beschaffenheit der Wand bei dieser Art völlig abweicht von der der bekannten Arten, insbesondere der Gattung Ptychocylis. 348 Deutsche Südpolar-Espedition. Von dieser Gattung, die 1896 von ihm aufgestellt wurde, sagt Brandt: „Das allen Gehäusen dieser Gattung gemeinsame Merkmal ist die Ausbildung netzartiger Hoch falten der Außenlamellen" (1907, p. 273). Bei der antarktischen Art trifft dies Merkmal, das die nordische Gattung charakterisiert, nicht zu. Betrachten wir den optischen Querschnitt von Cymatocylis nobilis, so erkennen wir eine glatte Außenlamelle, die keinerlei Faltung zeigt. Dagegen ist die Innenlamelle, die im mittleren Teil der Hülse weit von der Außenlamelle entfernt ist (s. Taf. XLII, Fig. 1) stark und unregelmäßig gefaltet. Diese Tatsache brachte mich auf die Vermutung, ob nicht etwa auch bei der von mir als Ptycho- cylis vanhöffeni gedeuteten Art eine Faltung der Innenlamelle vorhanden sei. An besonders günstigen Hülsen mit weniger starker Faltung sowie an Schnittpräparaten konnte ich die Ver- mutung bestätigen. Damit hatte ich bewiesen, daß den antarktischen Arten eine ganz andere Struktur zukommt als den nordischen. In schwächerer Ausbildung traf ich eine Faltung auch bei den anderen Arten an, die ich früher als Cyttarocylis beschrieben hatte. Im Gegensatz zu allen bekannten Tintinnen kommt den großen antarktischen Tintinnen eine Faltung zu, die sowohl von der Außen- als auch von der Innenlamelle oder allein von der Innenlamelle hervorgerufen wird. {Cymatocylis nohilis und calyciformis.) Allen Hülsen dieser Gruppe, abgesehen von einigen Ausnahmen, ist diese Faltung eigen, die sich bei der längsten Art {Cymatocylis vanhöffeni) durch wellenartig verlaufende Linien kenntlich macht. Aus diesem Grunde trenne ich diese antarktische Gruppe, die auch in anderer Hinsicht, z. B. in der Gestaltung des Mündungsrandes eigentümlich ist, als besondere Gattung ab, für die ich den Namen Cymatocylis vorschlagen möchte. Die Gattung zerfällt in 3 Formenkreise: 1. Formenlvreis von Cymatocylis vanhöffeni mit Cymutocylis vanhöffeni und flava; 2. Formenkreis von Cymatocylis dnjgalskii mit Cymatocylis drygalskii, cristallina, convallaria, affinis, parva und kerguelensis. 3. Formenkreis von Cymatocylis nobilis mit Cymatoctßis nohilis und calyciformis. Die Unterschiede der einzelnen Formenkreise werden bei der Beschreibung der Gattung erörtert. Neben dieser Gattung, die meist mit großen, breiten Hülsen ausgestattet ist, kommen am häufigsten kleine enge Hülsen vor, die durch den Besitz eines vom Wohnfach abgesetzen Aufsatz - rohres mit einer Spiralleiste ausgezeichnet sind. Vier Arten sind es, die zu dieser Gruppe zu rechnen sind. Ich habe sie früher als Codonellen beschrieben, fand aber nach eingehender Untersuchung der Hülse und des Weichkörpers, daß sie wohl besser zur Gattung Leprotintinnus zu stellen sind. Von den vier Arten erinnern zwei, Leprotintinnus naviculaeferus und prolongatiis (namentlich letztere) durch den Besitz von vier Hauptkernen und zwei Nebenkernen sowie dadurch, daß sie am aboralen Ende eine weite Öffnung besitzen, stark an die Arten des Formenkreises von Tin- tinnus fraknoi. An die Hülsen der Gattung Codonella erinnern diese Arten und mehr noch die beiden anderen Spezies Leprotintinnus gaussi und glacialis, deren Hülsen am aboralen Ende geschlossen sind, dadurch, daß die Hülsen im Wohnfach und Aufsatz zerfallen, die in Struktur voneinander unter- schieden sind. Das Charakteristische dieser Gruppe von Tintinnen ist, daß zum Aufbau des Wohn- faches wesentlich Diatomeen verwandt werden. Namentlich bei Leprotintinnus naviculaeferus Laackmann, Tintinnodeen. 349 gibt es Hülsen, auf deren Wohnfach dicht an dicht zahlreiche Diatomeen wie Mauersteine ange- klebt sind. Handelt es sich in diesem Falle um abgestorbene Diatomeenschalen, so habe ich bei den antarktischen Leprotintinnen noch ein interessantes Zusammenleben von Tintinnus und Diatomeen beobachtet. Von Leprotintinnus prolongatus und L. gaussi fand ich Hülsen, die vollständig, sowohl im Wohnfachteil als im vorderen Aufsatzteil mit lebenden Diatomeen bedeckt waren. (Taf. XLV, Fig. 14; Taf. XLVI, Fig. 12 und Taf. XL VII, Fig. 13.) In Gestalt und Größe erinnert an Leprotintinnus prolongatus eine andere Art, die uns zur Gattung Coxliella, zu den Schraubentintinnen führt. Coxliella minor ist von den Diatomeentintinnen da- durch unterschieden, daß das Gehäuse nicht in Wohnfach- und Aufsatzteil zerfällt und hinten geschlossen ist. Die Spiralleiste erstreckt sich von dem aboralen Ende bis zur vorderen Mündung. Auch das Tier erinnert durch den Besitz von vier Hauptkernen an die Diatomeentintinnen, während die beiden andern Arten der Gattung Coxliella zwei Kerne besitzen. Coxliella minor nimmt somit eine etwas zweifelhafte Stellung ein. Doch da die Hülse die Merkmale der Schraubentintinnen trägt, stelle ich sie einstweilen in diese Gattung, die von Brandt als Untergattung von Cyttarocylis aufgestellt ist. Die beiden andern Schraubentintinnen Coxliella frigida und intermedia besitzen zwei Haupt - und zwei Nebenkerne. Wie ich später näher begründen werde, sind diese drei Arten dem bekannten Formenkreise von Coxliella ampla-laciniosa zuzurechnen. Zur Gattung Tintinnus gehören drei Arten aus dem antarktischen Gebiet. Als Tintinnus quin- quealatus habe ich die eine Art schon 1907 kurz beschrieben, die, wie Brandt später erwähnt, zu dem Formenkreise von Tintinnus ampJiora gehört. Neu ist Tintinnus costatus, ein Vertreter des Formenkreises von Tintinnus acuminatus. Zu demselben Formenkreise gehört auch die Art, die ich in der früheren Mitteihmg als Tintinnus acuminatus var. secata erwähnt habe. Wie die genaueren Untersuchungen ergaben, sind in Größe und Beschaffenheit des Mündungsrandes zwischen den nordischen und antarktischen Hülsen recht erhebliche Unterschiede. In BreHe und Gestaltung des Mündungsrandes stimmen mit der antarktischen Form viel mehr Hülsen überein, die ich in einem Fange bei St. Helena aus dem Material der Deutschen Südpolar-Expedition antraf. Aus diesem Funde schließe ich auf eine selbständige Art in der südlichen Hemisphäre, Tintinnus acu- minatoides n. sp., welche von der nordischen durch Breite und Gestaltung der vorderen Öffnung verschieden ist. Die Hülsen der antarktischen Region, die ähnlich denen der arktischen am Hinter- ende durch ein kleines abgesetztes Rohr ausgezeichnet sind, bezeichne ich als var. secata. Systematischer Teil. Gattung Cymatocylis n. gen.. Taf. XXXIII— XLIII. Diagnose : Gestalt der Hülsen sehr verschieden, klein urnenförmig bis sehr groß kelch- förmig, hinten abgerundet oder mit sehr langer Spitze. Mündungsrand stets erweitert, bei den meisten Arten schirmartig nach hinten umgebogen, mit einem schmalen feingezähnten Kragen versehen. Wandung mit mehr oder weniger deutlicher Primärstruktur versehen. Charakteristisch Deutsche Südpolar-Expedition. XI. Zoologe III. 350 Deutsche Südpolar-Expedition. für die Gattung sind wellenartig verlaufende Falten, die entweder im vorderen Hülsenteil, in der Mitte oder am aboralen Ende in verschiedener Stärke auftreten. Tiere zweikernig (zwei Haupt- und zwei Nebenkerne) mit 19 adoralen Wimperplättchen und 2 — 3 starken Myonemen in der hinteren Körperhälfte. Zu dieser Gattung rechne ich folgende 10 Arten, die alle erst durch die Deutsche Südpolar- Expedition entdeckt worden sind: 1. Cymatocylis vanhöffeni, 6. Cymatocylis calyciformis, 2. Cymatocylis flava, 7. Cymatocylis convallaria, 3. Cymatocylis cristallina, 8. Cymatocylis affinis, 4. Cymatocylis drygalskii, ■ 9. Cymatocylis parva, 5. Cymatocylis nobilis, 10. Cymatocylis kerguelensis. Die Arten sind recht variabel und zeigen zueinander vielfach Übergänge. Immerhin lassen sich nach folgenden Gesichtspunkten 3 Formenkreise unterscheiden: I. Formellkreis von Cymatocylis vaiiliöffeiii. Die Hülsen besitzen im vorderen Teile eine starke wellenartig verlaufende Faltung, die durch beide Lamellen hervorgerufen wird. 1. Cymatocylis vanhöffeni. Mündungsrand der Hülse schwach nach außen gebogen; Faltung im vorderen Hülsenteil stark. Färbung stark bräunlich. (Taf. XXXVI, Fig. 1.) 2. Cymatocylis flava. Mündungsrand stärker nach außen gebogen (jedoch nicht schirmartig), Faltung schwächer bisweilen über das ganze Gehäuse ausgedehnt; Färbung blaßgelblich. (Taf. XXXIX, Fig. 1—4.) II. Formellkreis von Cymatocylis drygalskii. Die Hülsen sind farblos, mit dünner gleichmäßiger Wandung, die im mittleren verengten Teil schwache Faltimg zeigt. Stärkere Faltung am aboralen Ende besitzen vielfach die kleineren Arten. 1. Cymatocylis drygalskii. Hülse groß (0,16 — 0,275 mm) Mündung schirmartig nach außen gebogen. (Taf. XXXVI, Fig. 3; Taf. XLI, Fig. 1.) 2. Cymatocylis cristallina. Hülsen groß (0,11 — 0,26 mm), Mündung stark (aber nicht schirm- artig) nach außen gebogen. (Taf. XL, Fig. 3.) 3. Cymatocylis convallaria. Hülsen mittelgroß (0,11 — 0,14 mm) mit schirmartig umgebogenem Mündungsrand. Aborales Ende leicht gefaltet ohne scharfe Spitze. (Taf. XLIII, Fig. 1—4.) 4. Cymatocylis affinis. Hülsen mittelgroß (0,12 — 0,17 mm), Mündungsrand verdickt, weniger stark nach außen gebogen. Aborales Ende mit starker Faltung und scharfer deutlich abgesetzter Spitze. (Taf. XLIII, Fig. 5.) Anhangsweise: 5. Cymatocylis parva. Hülsen klein (0,06 — 0,068 mm), Mündungsrand schirm- artig umgebogen. Wandung nicht gefaltet. Aborales Ende mit kleiner Spitze versehen. (Taf. XXXV, Fig. 6.) 6. Cymatocylis kerguelensis. Hülsen klein (0,055 — 0,067 mm). Mündungsrand mit gezähnten Innenkragen nicht schirmartig umgebogen. Wand mit deutlicher wellenartig verlaufender Faltung. (Taf. XXXV, Fig. 5.) Laackmann, Tintinnodeen. "xi III. Foniieiikreis von Cymatocylis iiobilis. Hülsen im mittleren Teile mit stärkerer Wandung. 1. Cymatocylis nohilis. Hülsen sehr lang (0,27—0,45 mm) von zylindrischer Gestalt mit sehr starker Wandverdickung im mittleren Teil. (Taf. XXXVI, Fig. 2.) 2. Cymatocylis calyciformis. Hülsen sehr lang (0,4 — 0,52 mm) von kelchförmiger Gestalt. Wandverdickung im mittleren Hülsenteil weniger stark. (Taf. XXXVI, Fig. 4.) Sowohl in Größe als in Gestalt sind die Hülsen der Arten, die ich zu dieser Gattung rechne, recht verschieden, und doch ist die Abtrennung der Art mit nicht geringen Schwierigkeiten ver- bunden. Auf Taf. XXXVI habe ich die am häufigsten auftretenden typischen Arten in gleicher 600 facher Vergrößerung zusammengestellt. Bei der Aufstellung der Arten habe ich als typische Formen stets solche hingestellt, die sich nach jeder Richtung hin als die vollkommensten erwiesen. Z. B. besitzen die Arten Cymatocylis vanhöffeni, drygalskii, flava, cristallina und nohilis im mittleren Teil des Gehäuses alle eine leichte Verengung, vorn und hinten davon leichte Ausbauchungen (vgl. Taf. XXXVI). Hülsen mit diesen Eigenschaften bildeten weitaus die Überzahl. Doch fand ich bei allen Arten stets in wenigen Exemplaren Hülsen, bei denen die mittlere Verengung fehlte, die also eine mehr ausgeprägt zylindrische Form angenommen haben. Weiter sind die von mir als typisch hingestellten Arten mit einer deutlichen, bisweilen sehr langen Spitze versehen. Bei allen Arten kann die Spitze in recht unvollkommener Ausbildung vorkommen, ja sogar völlig schwinden, so daß das aborale Ende abgerundet ist. Es zeigt sich aber bei allen genannten Arten ein Variationsbestreben, das in der gleichen Rich- tung stattfindet. Ich habe diese Erscheinung in der Nomenklatur dadurch zum Ausdrucli gebracht, daß ich die in gleicher Richtung abgeänderten Hülsen in der gleichen Weise benannte, z. B. fand ich bei Cymatocyclis vanhöffeni und nohilis beide Formtypen sowohl forma cylindrica als suhrotundata (vgl. S. 365 Taf. XXXVII, Fig. 10— 13; Taf.XLII, Fig. 6; Taf. XXXVII, Fig. 19— 24; Taf.XLII, Fig. 3). Ich hatte anfangs die Absicht, solche vom Typus abweichenden Hülsen als Varietäten ab- zutrennen. Jedoch machte ich die Erfahrung, daß die Mannigfaltigkeit der Hülsen sehr groß ist und daß Ubergangsformen, nach jeder Richtung hin vorhanden, eine Abtrennung unmöglich machen. Weiter fand ich vom Typus abweichend gestaltete Hülsen meist nur in geringer Zahl, ja einige recht selten, in der Antarktis. Manche der Variationen waren nur in einem oder zwei Exemplaren vorhanden. Zum Schluß möchte ich noch erwähnen, daß ebenso ausgesprochene Miß- bildungen gefunden wurden, die in gewisser Beziehung an regelmäßig gestaltete Variationen er- innerten. Ich habe es aus diesen Gründen unterlassen Varietäten abzutrennen und habe die mannig- fachen Hülsen bei den einzelnen Arten in zwangloser Folge als Formentypen beschrieben. Viel- leicht liefern spätere Forschungen den Nachweis, daß der eine oder andere Formtypus in einem anderen Stromgebiet häufiger vertreten ist, was eine Abtrennung als Varietät oder gar als selb- ständige Art erfordern würde. In der Gestaltung des M ü n d u n g s r a n d e s zeigen alle Arten der Gattung Cymatocylis mehr Übereinstimmung als in Gestalt und Größe. Alle Arten sind durch einen gezähnten Kragen 46* 352 Deutsche Südpolar-Expedition. ausgezeichnet. Erinnert die Gestalt des vorderen Randes aucli in vieler Hinsicht an die Rhab- donellen, so liegt in dem Vorhandensein eines gezähnten Kragens ein charakteristisches Unter- scheidungsmerkmal dieser Warmwassergattung gegenüber. Im Gegensatz zu den Arten des Formenkreises von Cyttarocylis denticidata ist der Mündungs- rand bei den Arten der antarktischen Gattung stets verdickt und mehr oder weniger stark nach außen gebogen. Bei Cymatocylis drygalskii und convallaria ist der Rand am stärksten um 180" nach hinten gebogen, so daß eine Art Schirm zustande kommt. Auf der Umbiegungsstelle sitzt ein kleiner schmaler Kragen, der bei dem weitaus größten Teile der Hülsen kleine Zähne trägt. Auf dem gezähnten Kragen habe ich Struktur nicht erkennen können. Auf die verschiedene Gestaltung des Mündungsrandes gehe ich hier nicht näher ein und verweise auf die Beschreibung bei den einzelnen Arten. Die Struktur der Wand ist bei den Arten recht verschieden. Gemeinsam ist allen, daß nur primäre Waben vorhanden sind, die selbst innerhalb derselben Spezies an Größe und Deut- lichkeit verschiedenen Schwankungen unterworfen sind. Die Wand ist im allgemeinen gleich- mäßig dick, nimmt aber nach vorn stets etwas an Dicke zu. Dicht unter dem Mündungsrand ist bei allen Arten die Struktur stets deutlicher. Etwas abweichend verhalten sich Cymatocylis nohilis und calyciformis. Bei den Hülsen dieser beiden Arten kommt es in der Mitte, wo die Hülsen eine leichte Verengung erfahren, zu einer starken Verdickung der Wand. Gleichzeitig werden die Waben größer; sie sind wie im übrigen Hülsenteile an der dicksten Stelle der Wand gleichfalls nur in einer Schicht angeordnet. Nach vorn und hinten nimmt die Dicke der Wand und mithin auch die Größe der Waben allmählich ab. Charakteristisch für die Gattung ist die Faltung der Hülsenwand. Jedoch muß ich gleich zu Anfang betonen, daß nicht bei allen Hülsen eine Faltung wahrgenommen werden konnte. In Stärke und Ausbildung sind die Falten bei den einzelnen Arten recht verschieden. Durch starke Faltung des vorderen Hülsenteiles, die durch beide Lamellen, sowohl der Außen- als der Innenlamelle hervorgerufen wird, sind die Hülsen von Cymatocylis vanhöffeni ausgezeichnet. Eben- falls recht starke Fältung zeigen die Hülsen von Cymatocylis nohilis. Doch ist hier die Außenlamelle an der Faltung gar nicht beteihgt, sondern nur die Innenlamelle ist, namentlich im mittleren Hülsen- teil, wo die starke Verdickung der Wand auftritt, kraus gefaltet. Bei den andern Arten ist die Faltung schwächer ausgebildet und, wie gesagt, bei vielen Hülsen nicht zu erkennen. Immerhin ist in der besonderen Faltung der Hülsenwand ein Merkmal zu sehen, das die Gattung von allen bisher bekannten unterscheidet. D e r W e i c h k ö r p e r , der bei einigen Exemplaren in besonders gut konserviertem Zustande vorhanden war, zeigt in einigen Punkten doch Abweichungen vom gewöhnUchen Bau, so daß ich kurz eine Zusammenfassung gebe. Nicht bei allen Arten konnten die Tiere genauer untersucht werden. Die Beschreibung be- zieht sich namentlich auf die großen Arten Cymatocylis vanhöffeni und drygalskii, von denen im Fange vom 17. April 1902, 270 m, prachtvoll fixierte Tiere vorhanden waren. Einige von ihnen habe ich genau nach den Glyzerinpräparaten gezeichnet auf Taf. XXXIII— XXXV wiedergegeben. Über die Morphologie des Tieres der Tintinnen sind neuerdings zwei Arbeiten erschienen: 1. G. Entz jun., Studien über Organisation und Biologie der Tintinniden (Arch. f. Protistenkunde, Laackmann, Tintinnodeen. 353 Bd. 15, 1909, p. 93 — 226, 21 tab.) und 2. E. Faure-Fremiet, Le Tintinnidium inquilinum (Arch, f. Protistenkunde, Bd. 11, 1908, p. 225—251, tab. 12, 11 Textfig.). Entz jun. gibt eine sehr eingehende Darstellung über den Stand unserer Kenntnis vom Bau des Weichkörpers der Tintinnen, so daß ich im allgemeinen auf diese durch eigene Untersuchungen ergänzte Zusammenfassung verweisen kann und nur die Abweichungen hervorhebe, die ich an den antarktischen Tintinnen konstatiert habe. Ein Blick auf die Fig. 1 — 3, Tai XXXIII zeigt, daß der Körper im ausgestreckten Zustand streng kegelförmige Gestalt besitzt. Die Tiere sind im hintersten Teile der Hülse mit dem Stiel befestigt und ragen im nicht kontrahierten Zustand mit dem Körper nur wenig über den Rand der Hülse hinaus. Die durchschnittliche Länge des Plasmaleibes ist bei Cymatocylis dri/galsMi etwa 0,22 mm, bei Cymatocylis vanhöffeni etwas größer^ 0,3 mm. Der Körper geht ohne Absatz allmählich in den Stiel über. Letzterer kann bei Cymatocylis vanhöffeni eine recht beträchtliche Länge erreichen, da die Festheftungsstelle weit hinten in dem sehr engen Spitzenteile der Hülse liegt. Die Spitze der Hülse ist bis zum hintersten Ende hohl; den Körperstiel habe ich stets in der ganzen Länge der Spitze als sehr dünnen Plasmafaden bis dicht vor dem hinteren Ende der Hülsenspitze verfolgen können. Bei vielen Exemplaren war der Stiel von der Festheftungsstelle losgerissen (Taf. XXXIII, Fig. 1). Häufig war er ganz hinten in der Spitze haften geblieben, jedoch in der Mitte zerrissen, so daß das Tier sich entweder im vorderen Teile befand oder gar die Hülse verlassen hatte. Wie die Abbildungen zeigen ist der Stiel bei Cymatocylis vanhöffeni bei größerer Länge erheb- lich dünner als bei Cymatocylis drygalskii. Jedoch avich bei derselben Art ist die Dicke nicht immer gleich. Man vergleiche einmal die beiden Taf. XXXIII, Fig. 1 und Taf. XXXIV, Fig. 4 und Fig. 2 und 3 auf Taf. XXXIII mit Fig. 2, Taf. XXXIV. Die beiden letzten Bilder zeigen Tiere mit einem außerordentlich dünnen, fadenförmigen Stiel. Jedoch muß ich gleich bemerken, daß ich diese Stadien bei den beiden Arten nur einmal gesehen habe. Ob es mit dem Alter der Tiere im Zu- sammenhang steht, läßt sich nach dem heutigen Stand unserer Kenntnisse über den Bau der Tin- tinnen nicht sagen. Jedoch möchte ich es annehmen, da für diese Annahme noch andere Ab- weichungen sprechen, auf die ich später zurückkommen werde. An den Festheftungsstellen des Stieles ist entweder eine kuglige Verdickung (Taf. XXXIV, Fig. 2) wahrzunehmen, oder der Stiel ist in zwei oder drei kleine Zipfel gespalten (Taf. XXXIII, Fig. 2, 3; Taf. XXXIV, Fig. 3). Im gewöhnlichen Zustand ist nur ein Hauptstiel vorhanden. Ausnahmsweise können Neben - stiele vorhanden sein. Bei Cymatocylis vanhöffeni habe ich bei einem Tiere einen Nebenstiel, etwa von der Körpermitte ausgehend an der Seitenwand der Hülse befestigt, angetroffen (Taf. XXXIV, Fig. 4). Bei Cymatocylis drygalskii fand ich vom Hauptstiel abgehend bei einem Exemplar drei Nebenstiele in verschiedener Größe (Taf. XXXIV, Fig. 3). In den langen Stielen von Cymatocylis vanhöffeni und drygalsJcii konnten bei den gut mit Pikrin- säure fixierten Tieren stets zwei starke Fasern wahrgenommen werden. Diese Erscheinung stellt etwas ganz Abweichendes dar und ist bisher an keiner Gattung festgestellt worden. In der kürzUch erschienenen Arbeit gibt Entz jun. einen zusammenfassenden Abschnitt über die Myoneme der Tintinnen (1909, p. 153). Myoneme sind bisher von v. Daday, Schweyer und namentlich von Entz Jun. beobachtet worden, und zwar an den verschiedensten Tintinnen, 354 Deutsche Südpolar-Expedition. Letztgenannter Forscher beobachtete diese Gebilde bei Cyttarocylis ehrenbergii (tab. 12, fig. 5), Tintinnidium fluvüdile, Tintinnus lusus undae, Ptychocylis urnula und Cyttarocylis denticulata. Er fand, daß die Fibrillen nicht nur im hinteren Körperteile vorhanden sind, wie v. Daday be- richtet, sondern auch den ganzen Stiel durchziehen. Nach vorn sind die Fibrillen gabelförmig verzweigt. ,,In ihrem Verlauf beschreiben sie keine gerade Linie, wie sie Daday (1887, tab. 21, fig. 4) abgebildet hat, sie bilden vielmehr in ihrem Verlauf kleine Undulationen. Ihre Dicke ist ungefähr gleich, bloß in der Mitte des Rumpfes sind sie verjüngt und scheinen hier zugespitzt zu enden. Ihre Zahl ist nicht mit jenen der Cihenreihen sondern ungefähr mit jenen der Pektinellen gleich; im ganzen können es etwa 16 — 18 sein" (Entz jun. 1909, p. 153.) Diese Beobachtungen treffen für die antarktischen Cymatocylis- Avten nicht zu. Statt der vielen schwachen Fibrillen sind nur zwei oder drei sehr starke kontraktile Fasern vorhanden, die mit großer DeutUchkeit im Stiel der konservierten Tintinnen verfolgt werden konnten. Sie haben etwas spiraligen Verlauf und sind an der Übergangsstelle vom Körper und Stiel am deutlichsten; im Stiel sind sie bis zum hintersten Teile zu verfolgen, jedoch werden sie hier allmählich dünner. Ebenso ist ein Schwächerwerden nach vorn zu konstatieren. Meist habe ich die Faser bis zur Körper - mitte verfolgen können, in einem Fall bis dicht unter den Peristomrand (Taf. XXXIV, Fig. 3). Eine Gabelung habe ich nie beobachtet. Interessant ist die Deutung der Funktion, die Entz jun. diesen Fasern zuschreibt. Auf Grund seiner Beobachtungen an lebenden Tintinnen zieht er die Folgerung, daß die im Rumpf und im Stiel der Tintinnen vorkommenden fibrillenartigen Gebilde nicht als kontraktile Elemente zu be- zeichnen sind, wie die Myophane bei Stentor, sondern daß der Sitz der Kontraktilität in dem Plasma zu suchen ist. ,,Es dürfte viel wahrscheinlicher sein, daß diese Fibrillen steifmachende Elemente sind, deren Tätigkeit sich darauf beschränkt, einer dauernden Deformation des kontraktilen Körpers Widerstand zu leisten." (Entz jun. 1909, p. 156.) Als Begründung dieser Ansicht führt Entz jun. folgende Beobachtung an. Wenn die Tiere in vielem Wasser sich frei bewegen können und sich wohl fühlen und auch die Fibrillen sichtbar sind, ziehen sie sich niemals in das Gehäuse zurück, sondern sitzen sozusagen starr und steif auf dem Stiele. Das Zurückziehen in das Gehäuse beginnt erst dann, wenn man dem Tier schon ansieht, daß es sich unwohl fühlt. In diesem Zustande verschwinden aber zuerst die Fibrillen, der Stiel wird ganz hyalin und das Tier zieht sich erst dann zusammen, wenn die Fibrillen verschwunden sind (p. 155). Für die antarktischen Arten treffen diese Beobachtungen nicht zu. Ich fand Tiere, die zur Hälfte ins Gehäuse zurückgezogen waren, die aber in gleicher Stärke die Fasern im Stiel und hinteren Körperteil erkennen ließen. Für Cymatocylis vanhöffeni habe ich ein solches Stadium auf Taf. XXXIII, Fig. 4 abgebildet. Das Tier ist etwa bis zur Hälfte in das Gehäuse zurückgezogen, dennoch sind die beiden Fasern in gleicher Stärke vorhanden. (Auf der Zeichnung verläuft die schwächer gezeichnete Faser an der hinteren dem Beschauer abgewandten Seite.) Im Stiel haben sich zwei starke Verdickungen gebildet. Diese fibrillenartigen Gebilde in so starker Ausbildung sind jedoch nicht auf die antarktische Gattung Cymatocylis beschränkt; auch bei Coxliella frigida habe ich die Myonemen angetroffen. Das Tier auf Taf.XLIV, Fig. 3 ist auch in diesem Falle etwas kontrahiert, jedoch sind die Fasern deutlich wahrnehmbar. Laackmann, Tintinnodeen. 355 Die starken Fasern sind stets an gut konservierten Tieren mit großer Deutliclikeit wahrzu- nehmen. Namentlich ein Fang (17. April 1902, 270 m), der mit Pikrinschwefelsäure fixiert war, enthielt viele gut erhaltene Tiere, die diese kontraktilen Fasern erkennen ließen. Bei tropischen Tintinnen, unter denen sich auch zahlreiche gi;t konservierte Tiere befanden, habe ich niemals solche Gebilde bemerkt. Welche Funktion diesen Fasern zukommt, läßt sich an konserviertem Material nicht ent- scheiden. Aber es sprechen nach meinen Beobachtungen keine Gründe dagegen, in ihnen kon- traktile Fasern zu sehen. Da sie im kontrahierten Zustand noch ebenso deutlich vorhanden sind, können sie nicht als Versteifungsfasern gedeutet werden, wie es Entz jun. für die schwächeren in größerer Zahl auftretenden Fasern von Tintinnidium fluviatüe, Cyttarocylis ehrenbergü und denticulata , Ptychocylis urnula und Tintinnus lusus undae tut. Ob an großen antarktischen Arten außer den zwei großen starken kontraktilen Fasern noch zartere in größerer Zahl vorhanden sind, läßt sich an konserviertem Material nicht ent- scheiden. Das P e r i s t o m f e 1 d ist im normalen Zustand bei den Cymatocylis-Aiten senkrecht zur Körperachse gestellt (Taf. XXXIII). Im kontrahierten Zustand ist es etwas schräg gerichtet (Taf. XXXV, Fig. 2). Bei der Zweiteilung ist das Peristom nahezu parallel zur Körperachse gerichtet (Taf. XXXV, Fig. 3). Fig. 3, Taf. XXXV stellt ein Teilungsstadium von Cymatocißis vanhöffeni kurz vor der Durchschnürung dar. Beide Felder sind parallel zur Körperachse gerichtet. Durch eine sehr schräge Stellung des Peristomfeldes verrät sich das Stadium, das ich auf Taf. XXXV, Fig. 4 wiedergegeben habe, als ein Stadium der eben vollendeten Teilung. (Hierfür würde nach meiner Ansicht außerdem noch die kuglige Gestalt der Kerne sprechen.) Der Kragen ist verschieden deutlich abgesetzt. Bei einigen Tieren war eine starke Einschnürung hinter der vorderen Körperzone vorhanden (Taf. XXXV, Fig. 2 u. 4). Bei anderen Tieren konnte ein abgesetzter Kragenteil nicht erkannt werden. An der Oberfläche des Kragens erheben sich die Wimperplatten. Die Zahl der Pektinellen ist sehr schwer festzustellen und sichere Angaben sind nach Entz jun. nur an Schnitten zu machen. Die ausgezeichnet gut fixierten Tiere aus dem Material der Südpolar -Expedition gestattete eine sichere Angabe über die Zahl der Pektinellen auch ohne Schneiden. Auf Taf. XXXIV, Fig. 1 habe ich das Peristomfeld von oben gesehen mit dem Wimperapparat naturgetreu nach dem Glyzerinpräparat gezeichnet. Von diesen Tieren standen mir zwei Exemplare zur Verfügung. Beide Tiere, die aus verschiedenen Fängen (20. März 1902, 200 m und 10. November 1902, 150 m) stammen, hatten 19 adorale Pektinellen. Auf der Tabelle p. 19 — 22 gibt ^Brandt 1907 eine Zusammenstellung der Arten mit Angabe der Zahl der Wimperplatten, soweit sie bisher bekannt ist. Die Zahl der Platten beträgt nach den bisherigen Untersuchungen 16, 18, 20, 22 und 24. Entz jun. stellt die Zahl auf Quer- schnitten bei einigen weiteren Arten fest. Abweichungen von den bisherigen Zählungen sind im großen und ganzen nicht vorhanden. Die Zahl der von ihm untersuchten Arten schwankt zwischen 16 und 20. Stets sind jedoch die Pektinellen in gerader Zahl vorhanden. Die diesbezüglichen Untersuchungen an den antarktischen Tintinnen der Gattung Cymatocylis ergaben stets die Zahl 19. Bei den beiden oben genannten Totopräparaten (20. März 1902 und 356 Deutsche Südpolar-Expedition. 10. November 1902) unterliegt es keinem Zweifel, daß 19 Pektinellen vorhanden sind. Häufig ließ sich diese Zahl mit großer Sicherheit an anderen Exemplaren feststellen. Bisher ist die ungerade Zahl für die adoralen Pektinellen in der Tintinnenliteratur nicht an- gegeben. Jedoch ist von allen neueren Forschern übersehen, daß Vanhöffen für Ptycliocylis dry- galshii (= Ptycliocylis obtusa var. drygalskii) ein Tier ohne Hülse von oben gesehen zeichnet, daß deutlich 19 Wimperplatten erkennen läßt. Eine Photographie dieses Exemplares, die Herr Professor Vanhöffen mir freundlichst zusandte, nimmt dieser Beobachtung jeden Zweifel. Fraglich ist allerdings die Spezies, die sich ohne Hülse nicht mit Sicherheit angeben läßt. Jedoch ist die Tatsache, daß unter den nordischen Tintinnen solche mit 19 Wimperplatten vor- kommen, von größter Wichtigkeit. Es besteht somit zwischen den arktischen und antarktischen Tintinnodeen in der Zahl der Pektinellen eine auffallende Übereinstimmung, die sich vielleicht als Bipolaritätserscheinung deuten läßt. Allerdings bedarf es zu dieser Annahme einer Prüfung, ob die Zahl der Pektinellen als konstant anzusehen ist. Nach den Angaben von Jörgensen hat Ptycliocylis urnula bei Bergen nur 16 Wimperplatten. Die Gestalt der Pektinellen ist von den einzelnen Beobachtern recht verschieden beschrieben worden. Die verschiedenen Ansichten darüber finden wir bei Entz jun. (1909, p. 139) zusammengestellt. Derselbe kommt zu dem Kesultat, daß die Pektinellen, sowohl der Süßwasser- als der marinen Äxten, nach demselben Schema gebaut sind. ,,Die Form erinnert an eine spitze lauge Messerklinge, an deren einem Bande sich kleine Zähne befinden, während der andere ganz- randig ist und wie dunkel schattiert erscheint." Auf tab. 10, fig. 2 bildet er ein konserviertes Exem- plar von Tintinnofsis heroidea Stein mit offenen Peristompektinellen ab, auf tab. 11, fig. 2 und 4 gibt er nach dem Leben gezeichnete Habitusbilder für Petalotricha ampidla und Dictyocysta templum. Ganz ähnlich zeichnet auch Vanhöffen die adoralen Wimperplatten für Ptycliocylis drygalshii Brandt (= Ptycliocylis obtusa var. drygalskii Brandt (tab. 5, fig. 33) übereinstimmend mit der Mikrophotographie, die mir vorlag. Die Pektinellen sind etwas gebogen, an der einen Seite glatt, an der andern gezähnt. Diese Form habe ich bei den antarktischen Arten Cymatocylis vanliöffeni und drygalskii nicht angetroffen. Die Pektinellen dieser Arten sind blattartige Gebilde, von dreieckiger Gestalt. Die Basis des Dreiecks, die Anheftungsstelle der Wimper, ist ziemlich schmal; sie beträgt etwa 0,007 bis 0,008 mm. Die Länge der Wimperplatte mißt etwa 0,05 — 0,07 mm. Zu beiden Seiten des Plättchens gehen zarte Fiederchen ab. An der Spitze läuft die Pektinelle in eine lange unpaare Fieder aus. An den ausgezeichnet gut fixierten Tieren habe ich die Gestalt genau studieren können. Fig. 1, Taf. XXXV zeigt ein solches Stadium, das nach einem Glyzerinpräparat gezeichnet ist. Auf den Wimperplättchen ist eine zarte Streifung wahrzunehmen. Von einer messerklingen- ähnlichen Gestalt kann man bei den antarktischen Cymatocylis-Axten nicht reden. Die Gestalt ihrer adoralen Plättchen ist also, soweit sich nach unseren heutigen Kenntnissen sagen läßt, von der bei allen anderen Tintinnodeen verschieden. Und in dieser Abweichung ist vielleicht ein weiterer Grund für die Abtrennung der antarktischen Arten als besondere Gattung zu sehen. Ein recht interessantes Stadium stellt Fig. 2, Taf. XXXIV dar. Ich habe schon erwähnt, daß das Tier einen äußerst dünnen, vom normalen Zustand abweichenden Stiel besitzt. Ebenso ist der \ Laackmann, Tintinnodeen. 357 Wimperapparat bei diesem Tier von Cymatocylis drygalskii abweichend von den vielen anderen, die ich daraufhin untersucht habe, von äußerster Zartheit. Auch in der Gestalt finden wir, wenn wir Fig. 1 auf Taf. XXXIV zum Vergleich heranziehen, Abweichungen. Die Pektinellen stellen rechteckige an der Spitze etwas abgerundete Plättchen dar, die eine fiederartige Zerfaserung nicht besitzen. Nur an der Spitze laufen sie in feine, kurze Pasern aus, die etwa von der gleichen Länge sind. In der ganzen Länge sind parallel verlaufende Streifen erkennbar. Auf dem Präparat war die leicht zerfaserte Spitze meist umgeschlagen, wie die Figur es gut wiedergibt. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, daß es sich bei diesem Tier um ein jugend- liches Stadium handelt, bei dem der Wimperapparat erst sehr wenig in Funktion getreten ist. Bei weiterem Gebrauch der Pektinellen wird eine stärkere Zerfaserung eintreten; die mehr an der Spitze gelegenen Fiederchen werden durch den stärkeren Gebrauch eine stärkere Abnutzung erfahren, so daß bei älteren Tieren eine Zuspitzung der Wimperplättchen eintritt. Eine ähnliche Beob- achtung ist an Tintinnidium fluviatile von Entz sen. gemacht worden (1885, tab. 13, fig. 1). Außer den adoralen Wimperplatten sind am äußeren Rand des Kragens noch eine zweite Reihe von Pektinellen, die mesoralen Pektinellen, vorhanden. Sie sind nicht alternierend zwischen den adoralen Plättchen angeordnet, sondern liegen auf diesen. An der Basis besitzen sie die gleiche Breite, doch ist ihre Länge erheblich geringer. Sie bedecken etwa den vierten Teil von den adoralen. Distal spitzen sie sich nicht zu. Der breite Rand ist schräg gerichtet und gleich einer Säge gezähnt. Auch bei diesen Pektinellen ist eine Längsstreifung erkennbar. Auf dem Stadium, das ich oben als Jugendstadium gedeutet habe, sind die mesoralen Pektinellen an der Spitze nicht gezähnt, sondern abgerundet (Taf. XXXIV, Fig. 2). Jedoch ist hier eine deutliche Längsstreifung ebenfalls vorhanden. Während die adoralen und mesoralen Pektinellen am Außenrande des Kragens festsitzen, nimmt die dritte Reihe Pektinellen, die ich bei den antarktischen Cymatocylis -Alten wahrnehmen konnte, ihren Ursprung an der Innenseite des Kragens. Diese Reihe Pektinellen, die ich alsparorale deute, sind von ganz anderer Gestalt, als die beiden äußeren Reihen. Von einer abgeflachten blatt- artigen Gestalt kann hier nicht gesprochen werden. Sie stellen starke gerade Stäbe dar, die an der einen Seite mit kräftigen, parallelen jedoch etwas schräg gerichteten Borsten versehen sind, und erinnern nicht wenig in ihrem Aussehen an eine Zahnbürste. Meist sind sie gerade (Taf. XXXIV, Fig. 1). Bei dem jungen Tier von Cymatocylis drygalskii Taf. XXXIV, Fig. 2 sind sie etwas gebogen. Sie sind gleichfalls nicht alternierend angeordnet. In der Zahl stimmen sie mit den beiden anderen Reihen überein. Fig. 1, Taf. XXXIV zeigt diesen paroralen Wimperkranz nicht vollständig. Ich konnte an dem Präparat diese Pektinellen nur an einer Seite deutlich wahrnehmen und vermute, daß die übrigen nicht erkennbaren, eingeschlagen sind. Bei dem Tier Taf. XXXIV, Fig. 2 habe ich den ganzen Kranz deutlich verfolgen können. Wir sehen, daß der Wimperapparat der Tintinnen äußerst kompliziert gestaltet ist. Inter- essant wäre es zu wissen, welche verschiedenen Funktionen diesen eigenartig gestalteten Pekti- nellen zukommen. Betreffs des Wimper k leides der antarktischen Cymatocylis -Arten kann ich mitteilen, daß bei diesen Arten in Reihen geordnete, starke Cilien vorkommen, die in sehr steilen Spiralen Deutsche SudpoUr-ExpeJition. X[. Zoologie Iir. 47 358 Deutsche Südpolar-Expedition. verlaufen. Ich habe diese Cilien stets nur an der einen Seite des Körpers wahrgenommen (Taf. XXXIII, Fig. 1 und 3). Die Kerne sind im gewöhnlichen Zustand stets in der Zweizahl vorhanden. Die beiden HauptVerne liegen im mittleren Teile des Körpers und besitzen längliche Gestalt, die bei Cyma- tocylis drygalshii bohnenförmig werden kann. Im ausgestreckten Zustand sind die Kerne sehr lang, fast fünfmal so lang wie breit (Taf. XXXIII, Fig. 3). Die Gestalt der Kerne hängt sehr von dem Kontraktionszustand der Tiere ab. Bei stark kontrahierten Tieren ist die Form der Hauptkerne eine ganz andere (vgl. Taf. XXXIII, Fig. 1, 2, 3 und Taf. XXXIV, Fig. 2 und Taf. XL VIII, Fig. 1, 2). Ebenso habe ich Verschiedenheiten in der Struktur wahrgenommen (Taf. XXXIII, Fig. 1 und Taf. XLVIII, Fig. 1). Einen Kernspalt habe ich nicht beobachtet. Die Nebenkerne besitzen kuglige Gestalt und nehmen die bekannte Lage dicht neben den Hauptkernen ein (Taf. XLVIII, Fig. 1 und 2). Teilungsstadien habe ich vornehmlich im Frühjahr angetroffen bei Gymatocylis van- höffeni und drygalshii; doch stets nur in wenigen Exemplaren. Die Beschreibimg der Stadien habe ich bei den einzelneu Arten gegeben. Ich möchte hier noch kurz auf die Nahrung der Tiere eingehen. Meist wurden im Plasma- leibe kleine runde Kügelchen wahrgenommen, die durch die bei der Fixierung angewandte Pikrin- säure tief dunkelbraun bis schwarz gefärbt waren. Die kleinen wohl als Sporen oder Gymnodinien zu deutenden Kügelchen kamen bisweilen in sehr großer Zahl in einem Individuum vor, entweder zerstreut (Taf. XXXIII, Fig. 1; Taf. XXXV, Fig. 1) oder in Klümpchen im vorderen Körperteil zu- sammengeballt (Taf. XXXV, Fig. 2). Doch auch größere Ballen unförmiger Nahrungskörper wurden angetroffen (Taf. XXXIII, Fig. 2 und 3; Tal XXXV, Fig. 4). Sehr häufig wurden Diatomeen- schalen, ganze Ketten von Fragillaria- und Chaetoceras-ATten im Leibe gefunden. Ja selbst große Coscinodiscen vermögen die Tiere zu verschlingen. Ich fand bei Cymatocylis vanhöffeni ein Exemplar, das durch die Aufnahme eines sehr großen Coscinodisus -Ynnzevs ganz deformiert war. Zu den Seltenheiten gehört es, daß die sperrigen Chaetoceras peruvianum verschlungen werden. Doch habe ich auch diese Diatomee in Ketten bis zu fünf Zellen im Tintinnenleib gefunden. I. Foriiieiikreis von Cymatocylis vaiiliöffeni. 1. Cymatocylis vanliöfFeni. (Laackm.) Taf. XXXIII, Fig. 1; Taf. XXXVI, Fig. 1. Ptychoeylis vanhöffeni. Laackmann 1907, pag. 239, fig. 9. Diese am häufigsten auftretende, schöne Art wurde von mir in der vorläufigen Mitteilung als Faltenkelch zu der von Brandt aufgestellten Gattung Ptychoeylis gehörig, beschrieben. In den ,,Tintinnodeen der Plankton-Expedition" erwähnt Brandt diese Art und glaubt sie zur Unter- gattung Rhabdonella in den Formenkreis von Rhabdonella spiralis stellen zu müssen. Am nächsten scheint diese antarktische Art nach Brandt Rhabdonella spiralis var. henseni zu stehen. Im vorhergehenden habe ich die Gründe dargelegt, weshalb ich die Absonderung in eine neue Gattung für notwendig hielt. Laackmann, Tintinnodeen. 359 Diagnose : Gehäuse kelchartig, langgestreckt, mit sehr langer, gefalteter Spitze. Vorn die größte Weite besitzend, wird die Hülse nach hinten zu allmählich enger. Der Mündungsrand trägt einen deutlich gezähnten Innenkragen, der von einem wenig vorragenden Ringwulst umgeben ist. Dicht hinter dem Mündungsrand, sowie vor dem Übergang in die Spitze ist eine schwache Aus- bauchung vorhanden; die Mitte der Hülse zeigt eine leichte Verengung. Spitze lang und mit starken Längsfalten. Struktur : Die vordere Hülsenwand ist ausgezeichnet durch zahlreiche, wellig in der Längsrichtung verlaufende Falten, die etwa bis zur Mitte der Hülse, allmählich schwächer werdend, deutlich zu verfolgen sind. Durch die Faltung, an der sowohl Außen- als Innenlamelle beteiligt sind, erhält der vordere Hülsenteil ein bräunliches Aussehen. Die Wand trägt nur Primärwaben, die vorn bis zu vier Waben stark, hinten in einer Schicht angeordnet, dicht hinter dem Mündungs- rand am größten sind und nach der Spitze zu allmählich kleiner und schwächer werden. Länge der Hülsen: 0,35 — 0,6mm. Fundort: Antarktis (Gauss -Station). Auftreten : Die Art ist während des ganzen Jahres im antarktischen Plankton vorhanden. Das Maximum des Auftretens fällt in die Monate März und April. In den Monaten November und Dezember wurde die Art nur selten gefunden. D i e H ü 1 s e. Die Gestalt der Hülse ist bei dieser Art recht erheblichen Schwankungen unter- worfen. Die Trennung ist daher recht schwierig, da Übergangsformen zu den verwandten Arten Cymatocylis flava, dnjgalskii und affinis und zu den Varietäten dieser Arten stets vor- handen sind. Auf Taf. XXXVII, Fig. 1 — 8 habe ich eine Reihe Hülsen abgebildet, die ich zu der Avt Cymato- cylis vanhöffeni zusammenfassen möchte. Von diesen mannigfach gestalteten Hülsenformen treten die kleinen Hülsen (Taf. XXXVII, Fig. 7, 8) und die großen (Taf. XXXVII, Fig. 2, 3) am häufigsten auf. Die dazwischenstehenden, Übergänge darstellenden Formen wurden im Verhältnis zu den eben bezeichneten weniger häufig oder sehr selten gefunden. Als Typus der Art sehe ich solche große Hülsen an, wie ich sie auf Taf. XXXVI, Fig. 1 und Taf. XXXVII, Fig. 2 wiedergegeben habe. Die Abgrenzung der Art, sowie die Wahl des Typus ist der Willkür des einzelnen Beobachters unterworfen. Ich habe gerade solche großen Hülsen als Typus hingestellt, weil ich sie für die voll- kommensten halte. Die Form der typischen Hülse ist langgestreckt. Sie zerfällt in zwei Teile, in ein geräumiges Wohnfach, das den Körper des Tieres aufnimmt, und in einen langen hohlen engen Spitzenteil, der den Stiel des Körpers beherbergt. Das Wohnfach ist etwas kegelförmig und mit zwei leichten Aus- bauchungen versehen, die erste dicht hinter dem Mündungsrand, die zweite kurz vor dem XJhei- gang in die Spitze. Die Mitte des Wohnfaches zeigt dagegen eine leichte Verengung. Am aboralen Ende geht das Wohnfach allmählich in die lange, am hinteren Ende bisweilen etwas gebogene Spitze über. Die Länge solcher typischen Hülsen (Taf. XXXVII, Fig. 2) beträgt meist 0,525—0,55 mm bei einer größten Weite von 0,095—0,105 mm. Von diesem Typus gibt es mannigfache Abänderungen, die sich sowohl auf das Wohnfach als auf den Spitzenteil beziehen. 47* 360 Deutsche Südpolar-Expedition. Wie aus der Zusammenstellung der Hülsen auf Taf. XXXVII, Fig. 1 — 8 ersichtlich, nimmt die Länge des Wohnfachs allmählich ab; dagegen ist die öffnungsweite größer (Taf. XXXVII, Fig. 8). Doch nicht nur die Größe, sondern auch die Gestalt des Wohnfaches ist Schwankungen unterworfen. Ist bei den meisten Hülsen auch eine Verengung in der Mitte des Wohnfaches zu konstatieren, so kann sie in seltenen Fällen jedoch fehlen. Fig. 3 auf Taf. XXXVII stellt eine Hülse dar, welche die beiden Ausbuchtungen im vorderen und hinteren Hülsenteil, sowie die Verengung in der Mitte nicht mehr zeigt ; höchstens ist eine Andeutung zu erkennen. Die Hülse besitzt ausgeprägt konische Gestalt. Der Übergang in den Spitzenteil geht ganz allmählich vor sich. In anderen Fällen kann die Spitze recht deutlich vom Wohnfach abgesetzt sein z. B. Fig. 6 und 10, Taf. XXXVII, wo die Hülse mehr zylindrische Gestalt besitzt. Zu einer unregelmäßigen starken Ausbauchung im aboralen Hülsenteile kommt es bei dem auf Taf. XXXVII, Fig. 1 gezeichneten Exemplar. Doch glaube ich, daß diese Hülse ein etwas abnorriies Stadium darstellt; ich habe sie nur in einem Exemplar gefunden. Aus der Zusammenstellung der Hülsen auf Taf. XXXVII Fig. 1—30 geht weiter hervor, daß auch der Spitzenteil recht verschieden ausgebildet sein kann. Einmal nimmt die Länge beträcht- lich ab. Die Gesamtlänge der kleinsten typischen Hülse beträgt nur etwas mehr als die Hälfte der längsten. Insgesamt schwankt die Länge zwischen 0,32 — 0,6 mm. Andererseits kann der Spitzen- teil auch kräftiger entwickelt sein wie es Fig. 6 der Serie zeigt. Ist bei den acht Hülsen (Taf. XXXVII, Fig. 1 — 8) stets eine wohl entwickelte Spitze vorhanden, die mindestens ein Drittel der Hülsenlänge ausmacht, so kann in anderen Fällen die Spitze recht kurz, ja nur eben angedeutet und schließlich gänzlich verschwunden sein. Auf Taf. XXXVII, Fig. 25 — 28 habe ich vier Hülsen gezeichnet, die das Schwinden des Spitzenteiles in verschiedenen Stadien darstellen. Das Wohnfach hat etwa die typische Gestalt. Die Verengung in der Mitte ist ebenso wie die orale und aborale Ausbauchung vorhanden. Die Hülse Taf. XXXVII, Fig. 27 zeigt diese Merkmale freilich nur eben angedeutet oder fast verschwunden, aber wir haben ja bei den typischen Hülsen schon gesehen, daß solche Schwankungen in der Gestalt auftreten können. Vergleichen wir z. B. Fig. 28 mit der typischen Hülse Taf. XXXVII, Fig. 2 so ergibt sich auf den ersten Blick eine unverkennbare Übereinstimmung in der Gestalt des Wohnfaches. Nur ist bei der ersten Hülse die Spitze scheinbar nicht zur vollkommenen Ausbildung gelangt. Ich hatte stets den Eindruck, als wenn es sich in diesem Fall um etwas Abnormes in der Gestalt der Hülse handelte. Kurz vor dem Übergang in die kleine Spitze ist die Hülse unregelmäßig gestaltet. Eine starke Faltung ist im aboralen Teile vorhanden. Noch schwächere Ausbildung des Spitzenteiles zeigen Fig. 25 und 26. und endlich kann die Spitze völlig geschwunden sein, wie es die Fig. 23 und 24 zeigen. Das aborale Ende ist in diesem Falle abgerundet. Es ist eine nicht ungewöhnliche Erscheinung bei Tintinnodeen, daß der Spitzenteil verschwinden kann. Es kommt sehr häufig vor z. B. bei Tintinnopsis campanvIa, Cyttarocylis helix u.a. Von Daüay trennte die Hülsen von Tintinnopsis campanula, denen ein Spitzenteil fehlt, als besondere Art Tin- tinnopsis bütscJilii ab. Jörgensen und Brandt bezeichnen diese Hülsen als Varietät von Tin- tinnopsis campanula; ich habe mich 1906 dieser Ansicht angeschlossen. Ähnlich liegen die Verhält- nisse bei Cyttarocylis denticulata. Brandt und Jörgensen trennen die Hülsen mit abgerundetem aboralen Ende als var. subrotundata ab. Laackmann, Tintinnodeen. 36 ^ Nach dem Vorgehen von Brandt und Jörgensen müßten die Hülsen von Cymatocylis van- höffeni, die am oboralen Ende abgerandet sind, als Varietät abgetrennt werden. Ich habe anfäng- lich auch die Absicht gehabt, die Trennung durchzuführen, mußte aber davon Abstand nehmen, da stets Übergangsformen in allen Stadien vorhanden waren. Aus diesem Grunde halte ich eine Abtrennung der spitzenlosen Hülsen als Varietät nicht für zweckmäßig und möchte solche Hülsen als Formvariationen ansehen, die vielleicht mit forma svhrotundata zu be- zeichnen sind. Der Mündungsrand : Wie das aborale Ende, so zeigt auch der orale Mündungsteil einige Verschiedenheiten in seiner Ausbildung. Selbst bei den großen typischen Hülsen ist eine gleiche Beschaffenheit der vorderen Hülsenteile nicht vorhanden. In den meisten Fällen ist der Rand schwach nach außen gebogen und ohne starke Wandverdickung, wenn auch die beiden Lamellen etwas weiter auseinandergehen. Es kommt aber nicht zur Ausbildung eines Ringwulstes. Weiter nach vorn laufen die beiden Lamellen dann in einen nach außen gebogenen, schmalen, gezahnten Saum aus (Taf. XXXVI, Fig. 1 und Taf. XXXVIII, Fig. 13, 15). Andererseits kann es zu einer starken Verdickung des Mündungsrandes dadurch kommen, daß die Außenlamelle etwas nach außen ausbiegt, die Innenlamelle sich in gerader Linie fortsetzt und sich am Rand scharf mit der Außenlamelle vereinigt (Taf. XXXVIII, Fig. 10 — 12). Es kommt in diesem Falle zu einer Axt von Innenkragen, der manchmal recht deutlich gezähnelt sein kami, im allgemeinen aber sich als unregelmäßig verlaufende Linie darstellt. Neben diesem Innenkragen ist nach außen gebogen der gezähnte Aufsatzrand vorhanden. Die Ausbildung der Zähne des Außenrandes ist verschieden. Weitaus die meisten Hülsen haben einen deutlich gezähnten Rand. Bei anderen ist die Zähnelung nur schwach, wieder andere haben einen Mündungsrand mit wellig verlaufender Randlinie. Auch die Breite des Außenrandes ist nicht konstant, ja er kann sogar völlig ver- schwinden (Taf. XXXIV, Fig. 4). Ich habe bei der Beschreibung des Weichkörpers die Vermutung ausgesprochen, daß es sich hier vielleicht um eine unfertige jugendliche Hülse handeln könnte. Fassen wir die Variationen des Mündungsrandes kurz zusammen, so sind bei den typischen Hülsen als auch bei den Formtypen und Varietäten folgende Fälle beobachtet: I. Wand ohne Verdickung, schwach nach außen gebogen. Die beiden Lamellen laufen 1. in einen deutlich gezähnten Außenkragen aus (Taf. XXXVIII, Fig. 13, 15). 2. Außenkragen nicht gezähnt, der Rand ist glatt oder hat schwach welligen Verlauf (Taf. XXXVIII, Fig. 9). IL Wand verdickt, mit etwas vortretendem Ringwulst. 1. Außenkragen gezähnt, Innenkragen deutlich vorhanden mit schwach wellig verlaufendem Rande (Taf. XXXVIII, Fig. 10—12). 2. Innen- und Außenkragen gezähnt (Taf. XXXVIII, Fig. 14). Ich glaubte anfänglich die verschiedene Beschaffenheit des Mündungsrandes als Unterschei- dungsmerkmal zur Abtrennung von Varietäten benutzen zu können, doch war ein regelmäßiges Auftreten ein und desselben Mündungsrandes bei den einzelnen Formtypen nicht vorhanden. Eins ist jedoch sicher, daß die großen typischen Hülsen fast stets einen deutlich gezähnten Rand be- sitzen, daß das Fehlen der Zähnchen mehr bei den kleinen, sowie bei den vom Typus abweichenden Hülsen vorkommt (Taf. XXXVIII, Fig. 1—6). 362 ' Deutsche Südpolar-Expedition. Die Struktur : Charakteristiscli für die typischen Hülsen ist die Struktur. Die Hülsen - wand bestellt aus der Innen- und Außenlamelle, die wenig voneinander getrennt sind. Sie besitzt ein schwach gelbliches bis bräunliches Aussehen. Es sind nur Primärwaben vorhanden. Im hin- teren Teile des Wohnfaches sind die primären Waben recht klein und schwer wahrzunehmen. Nach der Mündung zu, etwa von der Mitte an, beginnen sie deutlicher zu werden, und dicht unterhalb des Mündungsrandes sind sie schon bei schwächerer Vergrößerung deiitlich erkennbar. Die Gestalt der Waben ist polygonal, meist sechseckig. Sie sind ungleich groß. Namentlich in dem Ringwulst werden sie bei manchen Hülsen etwas größer. Dann sind sie nur in einer Schicht in der Wand angeordnet, während bei Hülsen, die nur kleine Waben besitzen, 3 bis 4 Reihen auftreten. In dem gezähnten Innenkragen wurden keine Waben wahrgenommen. Ebensowenig im äußersten Spitzen- teil. Bisweilen sind die Primärwaben kurz vor dem Übergang in die Spitze etwas deutlicher, um sowohl nach vorn als nach hinten an Deutlichkeit abzunehmen. Als sekundäre Struktur ist die Faltung der Wand aufzufassen. Wie schon im vorhergehenden erörtert, handelt es sich bei dieser Art nicht um Hochfalten der AußenlameUe, sondern um eine Faltung, die durch beide Lamellen, sowohl von der Außen- als auch von der Innenlamelle hervor- gerufen wird. Die Falten haben einen wellenartigen Verlauf , meist einander parallel in der Richtung der Längsachse der Hülse. Bei Cymutocylis vanhöffeni ist die Faltung nur im vordersten Hülsenteil stark ausgeprägt. In der mittleren Verengung der Hülse hören die Falten allmählich auf und sind in der aboralen Ausbauchung nicht mehr vorhanden. Kurz vor dem Übergang in die Spitze treten dieselben wieder auf, um sich in den ganzen Spitzenteil fortzusetzen. Die starke, wellenartig in der Richtung der Längsachse verlaufende Faltung des vorderen und hinteren Hülsenteiles ist das charakteristischste Merkmal für die typischen Hülsen von Cymato- cylis vanhöffeni. Bei allen Hülsen, die auf Taf. XXXVII, Fig. 1—30 abgebildet sind, ist eine solche Struktur wahrzunehmen. Einige Abweichungen kommen vielleicht in dem Verlauf der Falten vor, doch weniger bei den typischen Exemplaren als bei den Formentypen. Dicht unter dem Ringwulst des Mündungsrandes, der keine Faltung besitzt, sind die Falten meist etwas schräg gerichtet, während sie weiter unten in der Richtung der Längsachse verlaufen. Die Hülse auf Taf. XXXVII, Fig. 1 läßt dies deutlich erkennen. Der schräge Verlauf der Falten kann sich auch noch weiter nach hinten fortsetzen, wie z. B. bei der Hülse Taf. XXXVII, Fig. 26, die einen Übergang zur forma subrotundata darstellt. Doch habe ich solchen schrägen Verlauf, wie oben erwähnt, bei typischen Hülsen nicht angetroffen. Nicht selten ist die Faltung über das ganze Gehäuse verbreitet. Doch kommt dies nicht bei wirklich typischen Hülsen vor. Bei letzteren ist sie stets auf den vorderen Teil beschränkt. Bei dem auf Taf. XXXVII, Fig. 10 gezeichneten Exemplar läßt sich die Faltung auch im aboralen Teil des Wohnfaches erkennen. Deutlicher tritt es noch auf bei der auf Taf. XXXVII, Fig. 22 gezeichneten Hülse der forma subrotundata, wo eine starke Faltung über das ganze Wohnfach ausgedehnt ist. In diesem Falle zeigt auch das abgerundete aborale Ende starke Faltung, während es in anderen Fällen ganz glatt ist (Taf. XXXVII, Fig. 23 und 24). Fassen wir die Ergebnisse der vorhergehenden Betrachtungen zusammen, so finden wir, daß die Hülsen von Cymatocylis vanhöffeni sehr großen Variationen unterworfen sind. Sowohl in der Laackmann, Tintinnodeen. 363 Gestalt der Hülsen, der Ausbildung des Mündungsrandes, des Spitzenteils sowie der Struktur sind stets Unterschiede vorhanden. Ein Blick auf die Serie der Hülsen (Taf. XXXVII) zeigt, daß tlber- gangsformen stets vorhanden sind. Eine Trennung der mannigfach gestalteten Hülsen läßt sich aus diesem Grunde nicht streng durchführen. Ich habe daher von der Aufstellung bestimmter Varietäten abgesehen und unterscheide in folgendem eine Reihe von Formtypen. Gemeinsam ist allen Hülsen, die zu dieser Art vereinigt sind, nur die starke wellenartig ver- laufende Faltung, die entweder auf den vorderen und hinteren Teil beschränkt, oder über das ganze Gehäuse verbreitet ist. Nehmen wir diese Struktur als konstant an und die Gestalt der Hülse variierend, so gelangen wir schließlich, wenn wir stufenweise die Übergänge verfolgen, zu einer Form, die mit der von mir neuaufgestellten Art Cymatocylis affinis übereinstimmt. Ob es nun richtiger ist, diese Hülsen als Formvariation von Cymatocylis vanhöffeni anzusehen oder als Strukturvariation von Cymatocylis affinis, läßt sich nach meiner Ansicht nicht entscheiden. Ich stelle diese Reihe Hülsen mit stets derselben charakteristischen Faltung, die bei keiner anderen Tintinnengattung auftritt, vergleichs- weise zusammen, um die Konvergenzerscheinungen, die zwischen den verschiedenen Arten bestehen, hervorzuheben, und um zu zeigen, daß bei genügend vorhandenem Material eine Trennung der Hülsen in abgegrenzte Varietäten, ja selbst eine scharfe Trennung der Art auf Grund der Hülsen unmöglich ist. Cymatocylis vanhöffeni forma typica. Taf. XXXVI, Fig. 1; Taf. XXXVII, Fig. 2-4. Hülsen langgestreckt mit langer, stark gefalteter, gerader Spitze, die im hintersten Ende etwas gebogen sein kann. Wohnfach mit deutlicher Ausbauchung im vorderen Hülsenteil dicht unter- halb des Mündungsrandes sowie einer leichten aboralen Ausbauchung kurz vor dem Übergang in den Spitzenteil. Faltung der Hülsenwand nur im vorderen Teil und in der Spitze vorhanden. Die wellenartigen Falten verlaufen in der Richtung der Längsachse. Mündungsrand mehr oder weniger stark verdickt, schwach nach außen gebogen mit gezähntem oder ungezähntem Außenkragen. Bei verdicktem Mündungsrand kommt es zur Bildung eines Innenkragens, der in seltenen Fällen gezähnt sein kann, gewöhnlich nur eine unregelmäßig verlaufende Randlinie besitzt. Länge : 0,45—0,6 mm; größte Weite (Mündung): 0,088—0,105 mm. Auffallend ist, daß die kleineren Hülsen meist eine größere Weite besitzen. (Vgl. Fig. 2 und 4). Auftreten : Während des ganzen Jahres im antarktischen Plankton vorhanden. Maxi- mum im März und April. Cyiniitocylis vanhöffeni forma rohusta. Taf. XXXVII, Fig. 1. In Gestalt und Größe der typischen Form nahezu gleich, ist die Form durch besonders stark ausgeprägte Faltung der Hülsenwand gekennzeichnet, die sich über das ganze Gehäuse verfolgen läßt. Dicht hinter dem stark nach außen gebogenen Mündungsrand sind die Falten etwas schräg gerichtet, um weiter hinten senkrecht zur Längsachse zu verlaufen. Die Verengung des mittleren 364 Deutsche Südpolar-Expedition. Hülsenteiles ist weiter ausgedehnt, dafür die Ausbauchung am aboralen Ende nicht so gleichmäßig entwickelt. Der Mündungsrand trägt einen deutlich gezähnten Kragen. Länge : 0,59 mm ; Breite: 0,1 mm. Auftreten: Selten (17. April 1902, S.März 1902). Cyniatocylis vanliöffeni forma conica. Taf. XXXVII, Fig. 5 und 30. Als Ubergangsform von den typischen Hülsen ist die auf Taf. XXXVII, Fig. 4 gezeichnete anzu- sehen. Sie ist abweichend von den typischen nach der Mündung zu stärker erweitert. Dadurch gewinnt die Hülse mehr und mehr kegelförmige Gestalt, die recht deutlich an dem auf Taf. XXXVII, Fig. 5 gezeichneten Exemplar zum Ausdruck kommt. Die orale und aborale Ausbauchung sind bei dieser Hülse fast verschwunden. Nur eine Andeutung der Merkmale ist wahrnehmbar. Der Über- gang in die Spitze geschieht ganz allmählich. Der Mündungsrand trägt einen schmalen Kragen mit wellig verlaufender Randlinie. Struktur und Faltung wie bei den typischen Hülsen. Länge der Hülse: (Taf. XXXVII, Fig. 5) 0,58 mm; Breite: 0,11 mm. Zu diesem Formtypus sind ferner noch kleinere Hülsen zu rechnen, die auf Taf. XXXVII, Fig. 15, 16 wiedergegeben sind. Sie stimmen mit den oben beschriebenen darin überein, daß das Wohnfach konische Gestalt besitzt. Das Exemplar, das ich auf Taf. XXXVII, Fig. 30 gezeichnet habe, besitzt eine stark gekrümmte, nach meiner Ansicht abnorme Spitze. Der Mündungsrand trägt einen deutlich gezähnten Kragen. Länge: 0,38mm; größte Weite 0,13mm. Auftreten: Selten (31. Januar 1903). Durch geringe Größe ist die Hülse Fig. 16 ausgezeichnet, doch ist die Gestalt kegelförmig. Der Mündungsrand ist ein wenig stärker nach außen gebogen und trägt etwas nach innen ver- schoben einen gezähnten Kragen. Die Faltung beginnt nicht direkt hinter dem Mündungsrand, sondern etwas weiter hinten. Dicht hinter dem Rand folgt eine schmale, faltenlose Zone. Dann erst setzt die charakteristische Faltung ein, die sich bis zur Mitte deutlich verfolgen läßt, im hin- teren Teile des W^ohnfaches sehr schwach ist und erst im kurzen Spitzenteil wieder stärker wird. Länge: 0,21mm; größte Weite 0,12mm. Auftreten: Selten (22. Juli 1902). Die zuletzt beschriebene Hülse ist von den andern beiden recht abweichend. Vielleicht ist es ratsamer, sie mit den Formtypus affinis zu vereinigen. Ich führe sie hier nur an, um zu zeigen, daß eine gleiche konische Gestalt auch bei den kleinen Hülsen auftreten kann. Cyniatocylis vanliöffeni forma ventricosa. Taf. XXXVII; Fig. G. Ist der Übergang des Wohnfaches bei dem vorigen Formtypus conica ein ganz allmählicher, so ist bei dieser Formvariation die Spitze recht scharf abgesetzt, was durch eine etwas stärkere Aus- bauchung im aboralen Hülsenteile bewirkt wird. Spitze kräftig, länger als das Wohnfach, das vorn einen schwach gezähnelten Kragen trägt. Länge : 0,46 mm. Auftreten: Selten (23. Mai 1902). LAACKMAN^f, Tintinnodeen. ZGb Cymatocj'lis vanhöifeni forma subrotundata. Taf. XXXVII, Fig. 19-28; Tal XXXVIII, Fig. 1-3. Hülsen am aboralen Ende abgerundet oder bei Ubergangsformen mit kurzer angedeuteter Spitze. Mündungsrand recht verschieden gestaltet, ebenso die Struktur. Länge : 0,24— 0,385 mm, größte Weite 0,09—0,11 mm. Auftreten: Zeitweise häufig (März, April). Alle Hülsen, die durch ein abgerundetes aborales Ende ausgezeichnet sind, vereinigeich in diesem Formentypus. Schwer davon zu trennen sind solche Hülsen, die eme Spitzenandeutung besitzen. Ich bezeichne sie als Ubergangsformen. Gerade bei diesen Hülsen kommen mannigfache Verschiedenheiten in der Form, in der Aus- bildung des Mündungsrandes und auch in der Struktur der Faltung vor. Vergleichen wir die Reihe Hülsen, die auf Taf. XXXVII, Fig. 19 — 28 wiedergegeben sind, so steht die Hülse Fig. 28 den typischen Hülsen wohl am nächsten. Man hat bei dem Vergleich den Eindruck, als wenn bei der Bildung der Hülse die Spitze durch irgendwelche Ursache nicht zur Entwicklung gelangt ist. Kurz vor dem Übergang, da, wo die typischen Hülsen die leichte, elegante Ausbauchung besitzen, ist die Wand bei diesen Hülsen plump und stark gefaltet. Auch der kurze, dicke Spitzenteil besitzt eine grob gefaltete Wand. Ich hatte bei dem Vergleich der Hülsen stets den Eindruck, als wenn es sich um etwas Unfertiges, wenn nicht gar um eine Mißbildung handelte. Daß es zur Mißbildung bei Hülsen kommen kann, zeigt die Hülse Fig. 29, Taf. XXXVII, die zwar die Verengung im mittleren Teil besitzt, aber recht unregelmäßig gestaltet ist. Ich fand diese Hülse in einem Exemplar, dagegen kommt eine ähnliche Bildung bei Cymatocylis drygalskii öfter vor (Taf. XL, Fig. 8). Eine dünne, dolchartige, kurze Spitze besitzt die Hülse Fig. 27. Diese Hülse ist regelmäßig gebaut und besitzt am aboralen Ende nur leichte Faltung. Der Mündungsrand ist bei allen diesen Formen recht verschiedenartig ausgebildet. Wir finden bei ihm die gleichen Variationen wie an den typischen Hülsen. Bisweilen kann er sogar recht unregelmäßig gestaltet sein, wie Fig. 26 zeigt. Die eine Seite des Mündungsrandes ist nur schwach verdickt und wenig nach außen gebogen, die andere Hälfte zeigt eine wulstartige, stark nach außen gebogene Verdickung. Ein gezähnter Kragen ist in diesem Falle vorhanden. Ich fand diese Unregelmäßigkeit nur einmal und kann nicht umhin, darin eine Mißbildung zu sehen. Bei dem heutigen Stand unserer Kenntnis über den Bau der Tin- tinnodeengehäuse läßt sich darüber nichts Bestimmtes aussagen. Verfolgen wir die Variationen dieses Formtypus weiter, so sehen wir, daß die Spitze viel kleiner werden kann. Die Hülsen (Fig. 25 und 26) zeigen uns noch ein Rudiment einer Spitze. Endlich kann die Spitze gänzlich geschwunden sein (Fig. 19 — 24). Bei diesen Hülsen mit abgerundetem Hinterende ist die Faltung der Hülsenwand verschieden ausgebildet. Es gibt jedoch zahlreiche Hülsen, die in der Fältung der Wand das gleiche Verhalten zeigen wie die typischen Hülsen. Nur der orale Teil in der ersten Ausbauchung ist mit wellen- artigen Falten versehen, die in der bekannten Weise in der Richtung der Längsachse verlaufen (Taf. XXXVII, Fig. 27, 28). Der hintere Teil der Hülsenwand ist ohne Falten. Andererseits kann sich die Faltung über das ganze Gehäuse erstrecken. Dann sind die Falten meist etwas schräg zur Deutsche Südpolar-Expedition. XL Zoolog-ie III. 48 3ßß Deutsche Südpolar-Expedition. Längsachse gerichtet, bis zu 45". Am aboralen Ende verlaufen die Wellenlinien sogar senkrecht zur Achse. Auch die Stärke der Faltung ist verschieden. Sind die Falten bei vielen Hülsen recht flach, so kann bei anderen die Wand recht stark gefaltet sein, so daß die Oberfläche ein krauses Aus- sehen erhält. Die Vertiefungen der Wand sind fast halbkugelförmig (Taf. XXXVII, Fig. 22, 24). Der Unterschied geht deutlich hervor aus Fig. 1 und 2, Taf. XXXVIII. Im ersteren Falle verlaufen die Falten in schwachen, kurzen, flachen Wellen, während sie im anderen Falle in starken Schlangenlinien verlaufen (Fig. 2). Doch sind solche Hülsen recht selten, ich habe sie beide nur in einem Exemplar vor mir gehabt. Ebenfalls nur in einem Exemplar fand ich die Hülse Taf. XXXVII, Fig. 21, die recht abweichende Gestalt besitzt. » Was die Größe dieser Hülsen anlangt, so sind sie bei größerer Weite erheblich kürzer. Die Länge beträgt 0,175—0,180 mm, die Weite des Mündungsrandes 0,110— 0,120mm. Die La nge der übrigen Hülsen, die ich zu dem Formtypus suhrotundata stelle, schwankt zwischen 0,240—0,385 mm bei einer größten Weite von 0,09 — 0,11 mm. Insgesamt liegt die Länge also zwischen 0,075 und 0,385 mm, die größte Weite zwischen 0,09 und 0,12 mm. Der größte Wert der Weite 0,12 mm ist nur bei der Hülse auf Fig. 1, Taf. XXXVIII angetroffen und wird erzielt durch die ungewöhnlich starke Umbiegung des Mündungsrandes. Auftreten: Das Auftreten der Hülsen dieses Formentypus (Fig. 23) ist stets nur ver- einzelt. Bei der Durchsicht der Fänge habe ich sorgfältig darauf geachtet, gerade solche Hülsen herauszusuchen. Etwas häufiger ist das Vorkommen der Hülseii Fig. 25—28. Sie wurden namentlich im Herbst zur Zeit der reichsten Entwicklung des Planktons im März und April öfter angetroffen, traten jedoch vereinzelt auch während des ganzen Jahres auf. Cymatocj'lls vauhöffeni forma cjlindrica. Taf. XXXVII, Fig. 10-15; Taf. XXXVIII, Fig. 7. Während einerseits die typischen Hülsen konische Gestalt annehmen können (vgl. forma conica), kann die Variation auch in der Richtung geschehen, daß die Hülse cylindrische Gestalt annimmt. Die Verengung in der Mitte der Hülse ist unterblieben, wodurch auch die beiden Aus- bauchungen unkenntlich werden. Der Mündungsrand ist in der gleichen Weise wie bei den typi- schen Hülsen ausgebildet, doch fehlt häufig der gezähnte Kragen (Fig. 13). Die Spitze ist ziem- lich lang und deutlich vom Wohnfach abgesetzt. Die Faltung, oft nur auf den vorderen Teil be- schränkt, ist jedoch häufiger auf das ganze Gehäuse ausgedehnt (Taf. XXXVII, Fig. 10, 11). Die Länge der zylindrischen Hülsen ist im Vergleich zu den typischen recht gering. Die auf Taf. XXXVII, Fig. 10 abgebildete Hülse ist 0,32 mm lang, kommt etwa der Länge der forma minor gleich. Die größte Weite beträgt 0,1mm. Erinnert diese Hülse noch sehr an die typischen Hülsen, so stehen die auf Taf. XXXVII, Fig. 11, 12 abgebildeten dem Typus erheblich ferner. Immerhin schließen sie sich der zylindrischen Form in gewisser Beziehung an. Abweichend ist die Weite, die bei den kleinen Hülsen etwas größer ist. Die Weite des auf Taf. XXXVII, Fig. 12 gezeichneten Exemplars beträgt 0,115 mm. Die gleiche Weite besitzt die Hülse Fig. 13, die in Gestalt etwas eiförmig ist. Vielleicht wäre es zweckmäßig, die drei Hülsen Taf. XXXVII, Fig. 12, 13 und Taf. XXXVIII, Fig. 7 zu einem besonderen Formentypus ovalis Laackmann, Tintiiinodeen. 367 zu zählen ; doch ist das Vorkommen dieser Hülsen recht selten. Sie wurden nur in einem Exemplar angetroffen. Ich habe aus diesem Grunde eine weitere Trennung unterlassen. Möglicherweise ergeben spätere Forschungen das häufigere Auftreten an einer anderen Stelle der Antarktis. Auftreten : Gaussstation 20. März 1902, 4. April 1902 und 21. Juni 1902 zusammen mit typischen Hülsen und anderen Formtypon. Cjmatocylis vaiihöffeni forma calycina. Taf. XXXVII, Fig. 14: Taf. XXXVIII, Fig. Ü. Durch kelchartige Gestalt sind die beiden Hülsen Taf. XXXVII, Fig. 14 und Taf. XXXVIII, Fig. 6 ausgezeichnet. Sie schließen sich vielleicht an die forma ovalis an (Fig. 13). Doch besitzen sie im mittleren Teile der Hülse eine Verengung, vorn und hinten eine Ausbuchtung. Die Struktur der beiden Hülsen ist sehr verschieden. Die Hülse Fig. 14 ist nur in der vorderen Ausbuchtung stark gefaltet. Der hintere Teil ist glatt. Dagegen ist die Faltung bei der Hülse Fig. 6 über das ganze Gehäuse ausgedehnt. Die Faltung der Wand ist so kraus, wie ich es selten beobachtet habe. Dicht unter dem Mündungsrand verlaufen die Falten etwas schräg nach rechts unten, dann etwas weiter hinten in der Richtung der Längsachse, um im aboralen Teile von rechts oben nach links unten bis in die Spitze hinein zu verlaufen. In der Mitte ist die Richtung fast senkrecht zur Längsachse. Ein gezähnter Mündungskragen fehlt, ebenso bei der Hülse Fig. 14. Es drängt sich jetzt die Frage auf: Repräsentiert diese Hülse eine selbständige Art oder Varietät? Sicher würde man zu einer bejahenden Antwort gelangen, läge zum Vergleich nur ein einziges Exemplar einer typischen Hülse vor. Aber aus meinen Untersuchungen an dem reichen Material geht hervor, daß die Hülsen von Cymatocylis vanhöffeni nach allen Richtungen hin große Ab- änderungen erfahren können. Ich fand diese Hülsen nur in einem Exemplar unter den vielen Tausenden von typischen Exem- plaren und kann mich aus diesem Grunde nicht entschließen, die auf Taf. XXXVII, Fig. 14 und Taf. XXXVIII, Fig. 6 abgebildeten Hülsen als Art oder als Varietät zu bezeichnen. Verglichen mit den übrigen mannigfachen Formen stellen sie nach meiner Ansicht nur einen Formentypus dar. Spätere Forschungen werden vielleicht das Vorkommen solcher Hülsen in anderen Strom- gebieten der Antarktis erbringen. Möglich ist andererseits auch die Annahme, daß es sich um eine abnorme Hülsenbildung handelt. Größe der Hülse: Fig. 14: 0,285 x 0,12 mm; Fig. 6: 0,31.5 x 0,117 mm. Auftreten: Sehr selten, Gaussstation (23. Mai 1902). Cjmatocylis yauhöffeni forma afBnis. Taf. XXXVII. Fig. 15-18. Ich habe früher schon betont, daß es vielleicht zweckmäßiger ist, diese Hülsen zur Art Cyma- tocylis affinis zu stellen, die durch eine besondere Strukturvariation ausgezeichnet ist. Ich führe sie im Zusammenhang mit Cymatocijlis vanhöffeni nur deshalb an, um die Konvergenzerscheinung hervorzuheben, und weil die Hülsen das Endglied einer Reihe bilden, die alle durch die gleiche Struktur, die wellenartige, starke Faltung ausgezeichnet sind (siehe Cymatocylis affinis forma cylindrica S. 385). 48* ^Q>^ 368 Deutsche Südpolar-Expedition. Der Weichkörper. Taf. XXXIII, Fig. 1; Tai. XXXIV, Fig. 4; Taf. XXXV, Fig. .3; Taf. XLVIII, Fig. 1, 3. Nicht bei allen Formtypen, die im Vorhergehenden von mir beschrieben sind, konnten die Tiere selbst untersucht werden. Die nachfolgende Beschreibung bezieht sich auf wenige, sehr gut konservierte Tiere der großen typischen Hülsen. Die Gestalt des Tieres ist wie die Hülse kegelförmig. Der sehr lange Stiel ist vom Körper nicht scharf abgesetzt, sondern geht ganz allmählich in den letzteren über. Er ist weit hinten in dem hohlen Spitzenteile der Hülse befestigt. In dem Stiel sind zwei oder drei starke Fasern regelmäßig wahrgenommen worden. Wenn auch die Zahl und Stärke dieser Fasern im Vergleich mit denen von anderen Tintinnodeen recht abweichend sind, so geht man wohl nicht fehl, sie als kontraktile Fasern, Myoneme, anzusehen. Ein Tier mit sehr dünnem Stiel habe ich auf Taf. XXXIV, Fig. 4 wieder- gegeben. Außerdem ist bei dem Exemplar noch ein zweiter Fortsatz, ein Nebenstiel, vorhanden, der etwa in der Körpermitte abgeht und an der Seitenwand der Hülse festhaftet. In dem Nebenstiel waren keine Myoneme vorhanden, wohl aber mit großer Deutlichkeit im Hauptstiel zu verfolgen. Mehrere Nebenstiele, die vom Hauptstiel abzweigten, habe ich ebenfalls bei Cymatocylis drygalskii gefunden (Taf. XXXIV, Fig. 3). Dies letzte Tier besitzt nur einen länglichen Hauptkern, während das erstbeschriebene von Cymatocylis vanhöffsni zwei Kerne besitzt. Auffallend ist aber bei diesem Exemplar, daß die Hülse einen unvollkommenen Mündungsrand besitzt. Es fehlt der gezähnte Außenkragen. Vielleicht handelt es sich bei den Tieren mit mehreren Stielen um Jugendformen. Doch läßt sich bei dem heutigen Stande unserer Kenntnis über den Weichkörper und die Fort- pflanzung nichts Näheres darüber aussagen. Das Plasma des durch außerordentlich dünnen Stiel ausgezeichneten Tieres ist blaßgelb, sehr viel durchsichtiger und zarter als bei den anderen Tieren von gewöhnlichem Bau. Nahrungs- körperchen waren nicht vorhanden, dagegen erschienen in der vorderen Partie zwei rundliche Vakuolen. Am Körper von Cymatocylis vanhöffeni sind mehrere Reihen starker Cilien vorhanden, die an allen gut konservierten Exemplaren des Fanges vom 17. April 1902 vom Körperrande bis zum Übergang in den Stiel sichtbar waren. Der Bau des oralen Peristomteiles zeigt vom gewöhnlichen Bau keine Abweichungen. Die Zahl der Pektinellen beträgt 19. Es sind zwei Haupt- und zwei Nebenkerne vorhanden. Die Makro- nulilei sind etwa dreimal so lang wie breit. Doch ist die Gestalt wie die Struktur gewissen Schwan- kungen unterworfen. Wie im Vorhergehenden (s. Gattung Cymatocylis S. 358) ausgeführt ist, hängt die Gestalt und Größe der Hauptkerne von dem Kontraktionszustand ab, in dem sich das Exemplar befindet. Auf Taf. XXXIII, Fig. 1 ist ein gut konserviertes Tier abgebildet, dessen Hauptkerne mehr als dreimal so lang als breit sind. Auf Taf. XLVIII, Fig. 1 habe ich in derselben (600 fachen) Vergrößerung ein mehr kontrahiertes Stadium wiedergegeben, das nach einem gefärbten Kanada- balsampräparat gezeichnet ist. Die Hauptkerne sind etwas kleiner. Dicht neben den Makronuklei sind die kleinen Mikronuklei gelegen. Vergleicht man die Kernstruktur der beiden genannten Stadien, so läßt sich ein deutlicher Unterschied wahrnehmen. In dem einem Falle (Taf. XLVIII, Laackiiann, Tintinnodeen. ogn Fig. 1) ist die Chromatinsubstanz regellos verteilt, was den gewöhnlichen Zustand darstellt. Ich habe diese unregelmäßig granulierte Struktur am häufigsten beobachtet. Dagegen solche Struktur, wie ich sie auf Taf. XXXIII, Fig. 1 wiedergegeben habe, nur in seltenen Fällen. Ganz ähnliche Unterschiede habe ich bei anderen Tintinnen wahrgenommen, z. B. Tintinnopsis campcmula. Teilungsstadien wurden im Monat März und April angetroffen. Auf Taf. XXXV, Fig. 3 habe ich ein Stadium gezeichnet, das die Teilung kurz vor der Abschnürung darstellt. Ich fand solche Stadien etwa fünf- bis sechsmal. Das untere Tier besitzt zwei Hauptkerne, dagegen ließ sich im oberen nur ein Kern nachweisen. Als ein J u g e n d s t a d i u m möchte ich das auf Taf. XXXIV, Fig. 4 gezeichnete Exemplar ansehen. Der Stiel ist außerordentlich dünn. Außerdem ist der Körper noch durch einen Neben - stiel in der Mitte der Hülse befestigt. Auch solche Stadien wurden mehrfach angetroffen. Aus ihnen geht hervor, daß die Gestalt des Plasmaleibes recht verschieden sein kann. Zu bemerken ist noch, daß der Hülse dieses Jugendstadiums der gezähnte Rand fehlt. Als Entwicklungsstadium ist wahrscheinlich die in Taf. XLVIII, Fig. 3 dargestellte Form aufzu- fassen, die ich nur einmal gefunden habe. Im hinteren Teile des Wohnfaches befindet sich ein kugliges Gebilde, das mit mehreren Fortsätzen an der Hülsenwand festhaftet. An der vorderen Oberfläche sind im Glyzerinpräparat zahlreiche starke Wimpern zu erkennen. Undeutlich schimmerte ein großer runder Kern durch. Ich nahm das Objekt aus dem Glyzerin und führte es, mit Alaun- karmin gefärbt, in Kanadabalsam über. Es ergab ungefähr das Bild, das ich auf Taf. XLVIII, Fig. 3 gezeichnet habe. Die Cilien sind bei dem Überführen in Kanadabalsam unsichtbar geworden. Auf der Zeichnung sind sie nach einer vorher angefertigten Skizze nachgetragen. Im Innern dieses Entwicklungsstadiums sind ein großer, etwas länglicher Makronukleus und zwei kleine runde Mikronuklei vorhanden. Das Plasma ist von feiner Struktur, doch sind zahl- reiche runde Bläschen sichtbar. Die Hülse dieses Stadiums gehört zum Formtypus minor. ' Ganz ähnliche Stadien habe ich früher (1906) bei verschiedenen Tintinnopsis-Avten, nament- lich Tintinnopsis campcmula beobachtet und als junge Tiere beschrieben (1906, p. 28, tab. 1, fig. 15 und tab. 3, fig. 40— 42). 2. Cymatocylis flava n. sp. Taf. XXXIX, Fig. 1-14. Von Cymatocylis vanhöfjcni ist diese Art vor allem durch die Struktur unterschieden. Bei allen Hülsen der verschiedenen Formentypen der vorigen Art war eine sehr starke Faltung der Wand vorhanden, mit starken und deutlich sichtbaren Primärwaben. Durch sehr viel schwächere Struktur ausgezeichnet sind die Hülsen, die ich als besondere Art Cymatocylis flava abtrenne. Als weiterer Unterschied ist das stärkere Umbiegen des Mündungsrandes und der stets kürzere Spitzenteil anzuführen. Diagnose : Hülse zylindrisch oder konisch mit leichter Verengung in der Mitte, Mündungs- rand stets verdickt, stark nach außen gebogen mit schmalem, gezähntem Kragen. Bisweilen mit Fenstern versehen. Die dünne, blaßgelb gefärbte Wand zeigt schwache, wellenartig verlaufende Faltung, die entweder auf den vorderen Teil beschränkt oder über das ganze Gehäuse verbreitet ist. 370 Deutsche Südpolar-Expedition. Länge : 0,26—0,4 mm; größte Weite : 0,1—0,12 mm. Beschreibung der Hülse: In der Gestalt erinnert diese Art einerseits an Cymato- cylis vanhöffeni, andererseits an Cymatocylis dnjgalshii. Meist ist die Hülse zylindrisch, aber in vielen Fällen findet eine allmähliche Erweiterung nach vorn zu statt. In der Mitte ist wie bei Cymatocylis vanhöffeni und drygalskii eine Verengung zu konstatieren, so daß es im vorderen Teile dicht unter der Mündung, sowie im hinteren vor dem Übergang in die SjDitze zu Erweiterungen kommt. Namentlich am aboralen Ende ist die Ausbauchung bisweilen recht stark (Taf. XXXIX, Fig. 6). Der M ü n d u n g s r a n d ist stets etwas verdickt und nach außen umgebogen. Dadurch entfernt sich die Art von Cymatocylis vanhöffeni und nähert sich Cymatocylis drygalskii. Meist ist der nach außen gebogene Rand senkrecht zur Seitenwand gerichtet, doch neigt er nicht selten zum Umbiegen nach unten (Taf. XXXIX, Fig. 2). In manchen Fällen sind die Waben im Mündungsrand recht groß, so daß man von ,, falschen Fenstern" sprechen kann (Taf. XXXIX, Fig. 4). Stets ist ein gezähnter Kragen auf dem umgebogenen Rand anzutreffen, häufig sind auch ein Außen- und ein Innenkragen vorhanden. Der Innenkragen kann ebensolche Zähne wie der Außenkragen tragen, doch ist die Randlinie des ersteren nicht selten glatt. In der Gestaltung des Mündungsrandes treffen wir auch bei dieser Art verschiedene Variationen an. Ich stelle der Übersicht halber einige Fälle zusammen, die ich beobachtet habe: 1. Mündungsrand senkrecht zur Seitenwand gestellt: a) nur mit einem gezähnten Außenkragen (Taf. XXXIXj Fig. 1, 4); b) mit einem gezähnten Außenkragen und einem glattrandigen Innenkragen (Taf. XXXIX, Fig. 6); 2. Mündungsrand stärker umgebogen, der innere Rand verläuft fast parallel mit der Seitenwand : a) nur mit einem gezähnten Außenkragen; b) mit gezähntem Außen- und Innenkragen (Taf. XXXIX, Fig. 2). Die Spitze ist im allgemeinen nicht so kräftig entwickelt wie bei Cymatocylis vanhöffeni, sondern nur kurz und dünn. Im extremsten Falle erreicht sie kaum ein Drittel der Körperlänge. Vom Wohnfach ist sie je nach der Stärke der aboralen Ausbauchung mehr oder weniger scharf abgesetzt. In den meisten Fällen ist sie recht dünn und scharf, doch kann sie gelegentlich kurz und dick er- scheinen (Taf. XXXIX, Fig. 7) und in seltenen Fällen sogar völlig verschwinden (Taf. XXXIX, Fig. 11). D i e S t r u k t u r : Zur Abgrenzung der Art Cymatocylis flava bestimmte mich die abweichende Struktur. Wir haben bei dieser Art etwa dieselben Strukturverhältnisse wie bei Cymatocylis van- höffeni, nur sind die Primärwaben und die Falten viel zarter ausgebildet. Dagegen sind dieselben wieder kräftiger entwickelt als bei Cymatocijlis drygalskii. Auch aus der Beschreibung des Mün- dungsrandes geht hervor, daß Cymatocylis flava eine Zwischenstellung zwischen Cymatocylis van- höffeni und der später zu beschreibenden Cymatocylis drygalskii einnimmt. Die Wand der Hülse ist dünn, dünner als bei allen Formentypen von Cijmatocylis vanhöffeni, abgesehen von der forma afflnis, die ich auch nur vergleichsweise dazustellte. Laackmann, Tintlnnodeen. 371 Die beiden Lamellen sind deutlich getrennt und durch eine Färbung ausgezeichnet, die nicht so bräunlich wie bei Cymatocylis vanhöffeni ist, sondern mehr ins Blaßgelbliche hinüberspielt. Bei Cymatocylis drygalskn dagegen ist die Wand stets farblos. Die Wand besitzt nur Primärwaben, die in einer Schicht im hinteren und mittleren Teile an- geordnet sind. Vorn im Mündungsrand, der stets verdickt ist, habe ich drei bis vier Reihen Waben gezählt (Tai XXXIX, Fig. 1). Ebensohäufig war nur eine Wabenreihe vorhanden. An dieser Stelle sind sie am deutlichsten, aber durch schwächere Zwischenwände voneinander getrennt, als bei Cymatocylis vanhöffeni. Bei einigen Hülsen waren sie im Mündungsrande stark vergrößert und zeigten quadratische Gestalt, während die Waben der Wand des Wohnfaches polygonal gestaltet sind. Diese vergrößerten Waben sind nach Brandt als ,, falsche Fenster" anzusehen. Trotz genauester Untersuchung habe ich innerhalb der Fenster keine Waben mehr entdecken können. Sie sind also nicht, wie ich irrtümlich vermutete, als Sekundärwaben anzusehen. Schon bei Cymatocylis vanhöffeni konnte die erste Wabenreihe etwas vergrößert sein, aber so ausgeprägt deutliche Fenster habe ich bei allen Formentypen dieser Art nicht gefunden. Noch größeren ,, falschen Fenstern" begegnen wir bei Cymatocylis drygalskii, nobilis, calyciformis und affinis, so daß auch in dieser Hinsicht Cymatocylis flava eine Übergangsstellung einnimmt. Deutlicher noch ist diese Stellung durch die Faltung gekennzeichnet. Ganz grobe, krause Faltung hatten wir bei Cymatocylis vanhöffeni. Bei Cymatocylis flava ist die Faltung, wenn auch in der gleichen Weise, so doch in viel geringerer Stärke ausgebildet. Die Falten, die von beiden Lamellen hervorgerufen werden, verlaufen stets in der Richtung der Längsachse, und sind nur schwach gewellt oder sogar fast gerade. Meist sind sie wie bei Cymatocylis vanhöffeni auf den vorderen Teil der Hülse, der Ausbuchtung, beschränkt, doch vielfach über das ganze Gehäuse ausgedehnt (Taf. XXXIX, Fig. 6, 7, 12). Die L ä n g e schwankt insgesamt zwischen 0,26 — 0,4 mm; die größte Weite zwischen 0,1 bis 0,12 mm. Auftreten : Zusammen mit Cymatocylis vanhöffeni und drygalskii in ziemlicher Menge in den Monaten März, April und Mai. Vereinzelt angetroffen im Juli, August, September und Oktober. Bei den Zählungen ist diese Art teils als Cymatocylis vanhöffeni, teils als drygalskii gezählt. Die Trennung ließ sich bei der schwachen Vergrößerung nicht streng durchführen, da auch Uber- gangsformen stets vorhanden sind. In folgendem beschreibe ich wieder wie hei Cymatocylis vanhöffeni eine Reihe von Formentypen, die alle durch die gleiche Beschaffenheit der Struktur und Faltung der Wandung ausgezeichnet sind. Cymatocylis flava forma typica. Taf. XXXIX, Fig. 1-4. Hülse nach vorn wenig erweitert, mit schwacher oraler und etwas stärkerer aboraler Aus- bauchung. In der Mitte der Hülse stets eine leichte Einschnürung vorhanden. Mündungsrand stark nach außen gebogen, etwas verdickt und mit einem schmalen gezähnten Außenkragen ver- sehen, in seltenen Fällen kommt es zur Bildung eines Innenkragens (Taf. XXXIX, Fig. 2), der ebenfalls Zähnchen trägt. Spitze stets dünn und verhältnismäßig kurz, vom Wohnfach deutlich 372 Deutsche Südpolar-Espedition. abgesetzt. Die primäre Struktur ist deutlich, besonders im vorderen Hülsenteil. Die Faltung ist schwach und meist nur in der Ausbuchtung und dem Mündungsrand, sowie im Spitzenteil vorhanden. Doch kommen auch Hülsen vor, deren Wandung ganz gefaltet ist (Taf. XXXIX, Fig. 1). Länge : 0,27—0,34 mm: größte Weite: 0,105—0,12 mm. Auftreten : Häufig im März und April (3. März, 15. März, 4. April, 17. April). Vereinzelt im Mai, Juli, August, September (23. Mai, 5. Juli, 25. August, 8. September, 23. September). Die typischen Hülsen von Cymatocylis flava erinnern am meisten an den Formtypus minor von Cymatocylis vanhöfeni. Ist der Mündungsrand vielfach übereinstimmend, so ist der Spitzen- teil meist kürzer, die Faltung der Hülsenwand stets schwächer. Cymatocylis flava forma ventricosa. Taf. XXXIX, Fig. 5-8. Hülse von zylindrischer Gestalt in der Mitte wenig enger. Die aborale Ausbuchtung ist recht stark und kugelförmig; die vordere dagegen nur leicht angedeutet. Faltung entweder über das ganze Gehäuse verbreitet (Taf. XXXIX, Fig. 6, 7) oder auf den vorderen Teil beschränkt (Taf. XXXIX, Fig. 5, 8). Mündungsrand umgebogen mit einem gezähnten Außenkragen und bisweilen einem glattrandigen Innenkragen. Fensterbildung ist nicht beobachtet. Spitze dünn, mit vielen Längsfalten, vom Wohnfach scharf abgesetzt. Länge : 0,3 — 0,33 mm; größte Weite: 0,1 mm. Auftreten : Im Plankton der Gaussstation vereinzelt im März und April (3. März, 15. März, 4. April, 17. April). Zu diesem Formtypus möchte ich auch die auf Taf. XXXIX, Fig. 7 gezeichnete Hülse rechnen. Die Gestalt des Wohnfaches bietet nichts Abweichendes. Dagegen ist die Spitze anders gestaltet. Während sie gewöhnlich lang und dünn ist, besitzt die Hülse, die nur in einem Exemplar gefunden ist, eine kurze breite abgerundete Spitze. Cymatocylis flava forma conica. Taf. XXXIX, Fig. 12 u. 1.3. Wie bei Cymatocylis vanhöffeni finden wir auch bei Cymatocylis flava eine Neigung der Hülsen, kegelförmige Gestalt anzunehmen. Die Struktur der Hülse ist mit der der typischen Hülsen über- einstimmend. Die Faltung kann auch hier nur im vorderen Hülsenteil deutlich entwickelt sein (Fig. 13), andererseits finden wir sie auch über die ganze Hülse verbreitet. Stets ist der stvimpfe, fast unmerklich in das Wohnfach übergehende Spitzenteil mit stärkerer Faltimg versehen. Die Hülsen dieses Formtypus sind konisch, nach vorn zu allmählich erweitert und haben nur bisweilen in der Mitte eine leichte Verengung (Fig. 12). Der Mündungsrand ist deutlich nach außen vor- springend, bei der auf Taf. XXXIX, Fig. 13 abgebildeten Hülse sogar nach hinten umgebogen. Ein gezähnter Kragen ist nicht immer vorhanden. Bei der zuletzt erwähnten Hülse (Fig. 13) fehlt ein solcher. Doppelte Kragenbildung ist unter den wenigen Hülsen, die mir von diesem Formtypus zur Untersuchung vorlagen, nicht beobachtet. Wohl aber kommt es zur Ausbildung einer Reihe abgerundeter quadratischer Fenster im verdickten Mündungsrande. Laackmann, Tintinnodeen. 373 Länge: 0,26—0,27 mm. Auftreten : Selten im April (4. April und 19. April 1902). Cyraatocylis flava forma subrotuudata. Taf. XXXIX, Fig. 11. In Gestalt gleichen diese Hülsen denen von Cymatoojlis vanhöffeni forma subrotimdata. Auch in der Größe herrscht Übereinstimmung vor. Jedoch sind die Hülsen, die sich von Cymatocylis vanhöffeni durch die schwächer entwickelte Faltung stets unterscheiden, bei größerer Länge meist breiter. (Vgl. die beiden Hülsen in 400 facher Vergrößerung Taf. XXXVIII, Fig. 3 und Taf. XXXIX, Fig. 11.) Länge : 0,23 — 0,24 mm; größte Weite: 0,11 mm. Auftreten : Selten im April (4. April und 17. April 1902) zusammen mit Hülsen von Cymatocylis vanhöffeni forma subrotundata. Cyraatocylis flava forma cylindrica. Taf. XXXIX, Fig. 14; Taf. XXXVIII, Fig. 8. Zu diesem Formentypus zähle ich solche Hülsen, deren Wohnfach eine ausgeprägt zylindrische Gestalt besitzt, denen die Einschnürung im mittleren Hülsenteil völlig fehlt. Fig. 14 stellt ein solches Stadium dar. Meist sind jedoch nicht streng zylindrische Hülsen gefunden worden. Eine Andeutung der mittleren Verengung konnte vielfach nachgewiesen werden, wie überhaupt eine scharfe Trennung nicht durchführbar ist. Mündungsrand und Struktur bieten nichts Ab- weichendes. Der Spitzenteil ist bei den Hülsen, die zu diesem Formentypus zu zählen sind, etwas verschieden und stark entwickelt. Fig. 14 stellt eine Hülse mit sehr kurzer Spitze dar. Bei anderen vielfach angetroffenen Hülsen ist sie bedeutend länger (Taf. XXXVIII, Fig. 8). Länge : 0,25 — 0,4 mm; größte Weite: 0,1 — 0,12 mm. Auftreten: April und Mai (4. April, 17. April und 11. Mai 1902). II. Foriiieiikreis von CyiiLitocylis drygalskii. Zu diesem Formenkreise rechne ich vier Arten, die in der Ausbildung der Struktur Über- einstimmung zeigen und sich darin von den beiden Arten des vorigen Formenkreises unterscheiden. Die vier Arten Cymatocylis drygalskii, cristallina, convallaria und affinis lassen sich nach der Größe der Hülsen in zwei Gruppen teilen: Cymatocylis drygalskii und cristallina sind im Durchschnitt 0,18 bis 0,275 mm, Cymatocylis convallaria und affinis 0,11 — 0,17 mm lang. In der Gestaltung des Mündungsrandes stehen sich einerseits Cymatocylis drygalshii und con- vallaria, andererseits Cymatocylis cristallina und affinis nahe. Bei den letzten beiden Arten ist der Mündungsrand stark verdickt, wenig nach außen gebogen und meist mit großen Fenstern ausgestattet, während bei den beiden erstgenannten bei schwacher Verdickung des Randes eine starke schirm- artige Umbiegung vorhanden ist. Von den Arten des vorigen Formenkreises sind diese durch die Struktur der Hülse verschieden. Die Primärwaben sind kleiner und schwächer, abgesehen von den falschen Fenstern im verdickten Mündungsrand. Die Wand der Hülsen ist farblos, die Faltung erheblich schwächer und nur im Deutsche SUdpolar-Expediöon. XI. Zoologie III. ■*" 374 Deutsche Südpolar- Expedition. mittleren verengten Hülsenteile wahrnehmbar. Bei der Faltung ist es namentlich die Innenlamelle beteiligt. Die Struktur ist jedoch keineswegs bei allen Hülsen gleich; es gibt Hülsen, die in Gestalt und Größe diesem Formenkreise zuzuzählen sind, die aber in der starken Ausbildung der Struktur und Faltung, an die Hülsen von Cymatocylis vanhöffeni erinnern (vgl. Gijmatocijlis affinis S. 384). Anhangsweise rechne sich zu dem Formenkreise zwei sehr kleine Arten, Cymatocylis parva und Jcerguelensis, von denen nur die erste Art in der eigentlichen Antarktis gefunden wurde. Die zweite stammt von Kerguelen. In der Größe und Gestalt erinnern die beiden Arten an den nordischen Tintinnus norvegicus. 1. Cymatocylis cristallina n. sp. Taf. XL, Fig. 1—5; Fig. 8 und 12. In Gestalt kommt diese neue Art den Hülsen von Cymatocylis flava nahe. Sie unterscheidet sich jedoch von ihnen durch die sehr dünne, farblose Hülsenwand und durch eine zartere Struktur. Die Wand der Hülsen von Cymatocylis flava hat ein gelbliches Aussehen, während die Hülsen von Cymatocylis cristallina stets farblos sind. Ich hatte anfangs die Absicht, diese Hülsen mit Cymato- cylis drygalskii zu vereinigen, fand aber, daß alle Hülsen mit der außerordentlichen zarten Wandung durch eine andere Gestaltung des Mündungsrandes ausgezeichnet sind. Bei Cymatocylis drygalskii ist der Mündungsrand nur wenig verdickt; beide Lamellen biegen schirmartig nach außen um (Taf. XXXVI, Fig. ,3). Bei CymMocylis cristallina dagegen, ist die Außenlamelle viel stärker nach außen gebogen als die Innenlamelle. Dadurch kommt es zu einer stärkeren Wandverdickung im Mündungsrande. Ob diese scharfe Trennung der beiden Formen berechtigt ist, werden spätere Untersuchungen ergeben. Ich habe Cymatocylis cristallina nur selten gefunden. Vielleicht werden noch Übergangsformen gefunden werden, die eine nähere Verwandtschaft zu Cymatocylis drygalskii ergeben. Durch außerordentlich geringe Dicke ist die Wandung ausgezeichnet. Die primäre Struktur ist sehr zart und konnte daher häufig nicht erkannt werden. Die Faltung ist, wenn überhaupt vor- handen, ebenfalls recht schwach. Sie fehlt sehr vielen Hülsen, so daß man diese zur Gattung Tintinnus rechnen könnte. Der Unterschied in der Struktur bei Cymatocylis cristallina und Cymatocylis vanhöffeni ist ein recht großer. Immerhin halte ich es für notwendig, die antarktischen Arten in einer Gattung unterzubringen, da, wie Beobachtungen an vielen Hülsen ergaben, die Struktur recht verschieden stark ausgebildet sein kann. Auch sonst besitzt diese Art viele Merk- male, die nur der neuen Gattung Cymatocylis eigen sind, z. B. den schmalen gezähnten Kragen. Gewisse Hülsen dieser antarktischen Spezies erinnern in Gestalt und Beschaffenheit des Mündungs- randes an Tintinnis norvegicus var. gracilis Brandt (tab. 62, fig. 2). Jedoch ist der Größen- unterschied ein so beträchtlicher, daß eine Identifizierung unmöglich ist. Diagnose : Hülse zylindrisch oder mehr kegelförmig am hinteren Ende wenig zugespitzt. Wandung außerordentlich dünn mit sehr zarten Primärwaben. Im verdickten Mündungsrand, der wenig nach außen gebogen ist, eine Reihe großer, quadratischer Fenster. Ein gezähnter Kragen ist stets vorhanden. Faltung nur in seltenen Fällen vorhanden. Länge : 0,18—0,26 mm, größte Weite: 0,10—0,12 mm. Laackmann, Tintinnodeen. 375 Je nach der Gestalt und nach der Beschaffenheit des Mündungsrandes lassen sich Formen - typen unterscheiden, die ich in folgendem einzeln beschreibe. Cyraatocjlis cristallina forma typica. Taf. XL, Fig. 3. Hülse nach dem oralen Ende zu wenig erweitert; im mittleren Teil mit einer leichten Ein- schnürung versehen, so daß, wie bei anderen typischen Arten der Gattung Cymatocylis, im vorderen und hinteren Teile leichte Ausbauchungen entstehen. Das aborale Ende entbehrt einer deutlichen Spitze; es ist allmählich mehr oder weniger scharf zugespitzt. Der Mündungsrand ist wenig nach außen gebogen und zwar die Außenlamelle stärker als die Innenlamelle, so daß ein deutlicher Ring- wulst entsteht, der einen schmalen gezähnten Kragen umgibt. Wandung außerordentlich dünn mit sehr schwacher Faltung im mittleren verengten Hülsenteile. Im Ringwulst befindet sich eine Reihe stark vergrößerter Waben. Länge : 0,24 mm ; größte Weite: 0,112 mm. Auftreten : Selten im Februar und März (19. Februar, 3. März 1902). Cymatocj'lis cristallina forma ventricosa. Taf. XL, Fig. 12. Die Form stimmt mit der vorigen in vielen Punkten überein. Abweichend ist nur das hintere Ende gestaltet. Während das aborale Ende bei typischen Hülsen nur schwach ausgebaucht war und sich allmählich zuspitzte, ist bei forma ventricosa die Ausbauchung recht stark. Der sehr kurze Spitzenteil ist vom Wohnfach scharf abgesetzt. Länge : 0,235 mm; größte Breite: 0,1 mm. Auftreten: Selten im Februar (19. Februar 1902). Cyniatocylis cristallina forma conica. Taf. XL, Fig. 1, 2. Die Hülsen stimmen in Struktur und Gestaltung des Mündungsrandes mit den vorherbeschrie- benen Formentypen überein, unterscheiden sich jedoch von ihnen durch die mehr kegelförmige Gestalt. Die Spitze kann deutlich entwickelt sein (Fig. 2); andererseits kommen Hülsen mit abgerundetem aboralen Ende vor. Länge : 0,18—0,24 mm; größte Weite: 0,11—0,12 mm. Auftreten : Selten, Februar bis April (19. Februar, 15. März und 17. April 1902). Cyniatocylis cristallina forma cylindrica. TaL XL, Fig. 4, 9. Die Gestalt der Hülsen ist zylindrisch; es fehlt die Verengung im mittleren Teile. Mündungs- rand und Struktur wie bei den typischen Hülsen. Am aboralen Ende läuft die Hülse in eine stumpfe, selten scharfe Spitze aus. Länge : 0,24 mm; größte Breite: 0,12 mm. Auftreten: Selten, März und Juli (15. März und 22. Juli 1902). Eine Hülse, die in Ge- stalt, Beschaffenheit des Mündungsrandes sowie des aboralen Endes diesem Formentypus nahe kommt, 49* v:e. (^ (^1 376 Deutsche Südpolar- Expedition. in der Größe jedoch, erheblich abweicht, fand ich in einem Fange vom 19. Februar. Ich habe sie der geringen Größe wegen (0,19 mm) als Cymatocylis affinis forma cylindrica beschrieben (s. S. 385). Sie ist als Übergangsform zu Cymatocylis affinis anzusehen. Cymatocylis cristalliiia forma Simplex. T:if. XL, Flg. 5, 6. Während bei allen vorher beschriebenen Formentypen der Mündungsrand in gleicher Weise ausgebildet war, zeigen die Hülsen von forma simplex einige Abweichung. Zwar ist auch bei diesen Hülsen eine Verdickung des Mündungsrandes vorhanden, doch wird die Verdickung nicht durch Vorspringen der Außenlamellen, sondern durch Einspringen der Innenlamelle bewirkt. Die Außen - lamelle ist fast unmerklich nach außen gebogen und setzt sich in den schmalen gezähnten Kragen fort. Die Innenlamelle springt wenig nach innen vor und biegt dann scharf zum Kragen um, so daß der Ringwulst innerhalb des gezähnten Kragens zu liegen kommt, während bei den anderen Formen- typen der Kragen von dem äußeren Ringwulst umgeben ist. Die Gestalt der Hülse ist zylindrisch. Eine sehr flache Verengung ist in der Mitte wahrzunehmen. Faltung ist nicht vorhanden. Die Spitze ist scharf und deutlich und stets gefaltet. Länge : 0,24 — 0,26 mm; größte Weite : 0,12 mm. Auftreten: Selten im Februar (19. Februar 1903). 2, Cymatocylis drygalskii (Laackm.). Cyüarocylis drygalskü, Laackmann 1907, p. 236, flg. 2. Taf. XXXVI, Fig. 3; Tal XLI, Flg. 1-8. In der vorläufigen Mitteilung über antarktische Tintinnen habe ich auch diese Art nach flüchtiger Untersuchung zur Gattung Cyttarocylis gestellt. Genauere Untersuchungen und vor allem der Vergleich mit den verwandten Arten Cymatocylis vanhöffeni und flava einerseits und Cymatocylis affinis andererseits, haben ergeben, daß die Art auf Grund besonderer Strukturver- hältnisse zur neuen Gattung Cymatocylis zu stellen ist. Ich ließ mich damals vor allem dadurch bestimmen, diese häufig auftretende Art in die Gattung Cyttarocylis einzureihen durch die großen quadratischen Felder, die ich häufig im umgebogenen Mündungsrand beobachtete. Ich vermutete in dieser großen Felderung Sekundärstruktur und erwartete bei genauerer Untersuchung, die ich damals nicht ausführen konnte, Primärwaben anzu- treffen. Diese Annahme hat sich inzwischen nicht bestätigt. Es konnte keine feinere Waben- struktur in diesen Feldern nachgewiesen werden. Danach sind sie nach Brandt als ,, falsche Fenster", als vergrößerte Primärwaben anzusehen. Die Abgrenzung der Art ist wegen der großen Variabilität der Hülsen recht schwierig; nament- lich zii Cymatocylis flava und cristallina zeigen sich viele Übergänge. Diagnose : Gehäuse lang, von zylindrischer Gestalt mit flacher Einschnürung in der Mitte. Wand gleichmäßig dick. Das hintere Ende läuft in mehr oder minder deutliche Spitze aus. Mündungs- rand schirmartig nach außen gebogen. Er trägt einen gezähnten Kragen. Primärstruktur der farb- losen Wandung zart, nur auf dem Schirmrande etwas deutlicher. Die wellenartige Faltung der Wand ist schwach und nur in der Mitte der Hülse wahrnehmbar. Laackmann, Tintinnodeen. 377 Länge: 0,16—275 mm; Weite: 0,08—0,1 mm; Weite des M ü n d u n g s r a n d e s : 0,1—0,11 mm. Die Gestalt der Hülse zeigt mit Cymatocylis flava forma ventricosa einige XTbereinstimmung. Die typischen Hülsen von Cymatocylis drygalskU haben zylindrische Form. Im mittleren Teile zeigen sie eine deutliche Verengung, während im vorderen wie im hinteren Teile eine Ausbauchung vorhanden ist. Diese Merkmale in der Gestalt der Hülse treten bei allen Arten der antarktischen Gattung Cymatocylis auf. Stets ist bei den typischen Formen eine Verengung vorhanden. Nur in seltenen Fällen fehlt die mittlere Einschnürung, bei den Formentypen, die ich jedesmal mit conica und cylindrica bezeichnet habe. Bei der Aufstellung der Art bin ich stets von Hülsen mit deut- licher Verengung ausgegangen, welche ich als Arttypus festlegte und von denen ich verschiedene Formvariationen unterschied. Bei den verschiedenen Arten fand ich die gleichen Variationsrich- tungen, z. B. ließen die Hülsen der verschiedenen Arten stets die Variation erkennen, wonach der Spitzenteil schwand und das aborale Ende abgerundete Gestalt annahm. Die Spitze erreicht nie eine so große Länge wie z. B. bei Cymatocylis vanhöffeni oder nobilis (s. u.), auch ist sie meist kürzer als bei Cymatocylis flava. Wenn vorhanden, ist sie dünn und scharf. Häufig kann man einen eigentlichen Spitzenteil vom Wohnfach nicht unterscheiden, sondern nur von einer scharfen Zuspitzung des Wohnfachs am aboralen Ende reden (Taf. XLI, Fig. 7). Solche Hülsen bilden den Übergang zu dem Formentypus suhrotundata (Taf. XLI, Fig. 6). Der M ü n d u n g s r a n d ist stets etwas verdickt und mehr oder weniger stark nach außen umgebogen. Als wirklich typische Hülsen sehe ich solche an, deren Mündungsrand schirm- artig um 180*^ nach außen umgebogen ist, so daß derEand mit der Seitenwand der Hülse fast parallel läuft. Die Breite des Schirmes beträgt etwa 0,008 mm. In einem Falle wurde sie erheblich breiter angetroffen (Taf. XL, Fig. 10). Vielfach kommen jedoch Hülsen vor, bei denen der Mündungsrand senkrecht zur Seitenwand gerichtet ist. Hierin zeigt Cymatocylis drygalshii eine Übereinstimmung mit Cymatocylis flava (vgl Taf. XLI, Fig. 4 mit Fig. 1, Taf. XXXIX). Jedoch ist der Mündungsrand nie so schwach nach außen umgebogen angetroffen, wie es z. B. bei Cymatocylis cristallina der Fall ist. Daß Übergangsformen zu dieser letzteren Art nicht im unter - suchungsmaterial gefunden wurden, war für mich entscheidend, Cymatocylis cristallina und Cymato- cylis drycjalskii zu trennen. Als weiteres LTnterscheidungsmaterial ist noch anzuführen, daß die Wandstärke bei beiden Arten verschieden ist. Die H ü 1 s e n w a n d und ihre Struktur: Im Gegensatz zu Cymatocylis flava ist die Wandung von Cymatocylis drygalshii (wie auch von Cymutocylis cristallina) farblos oder weiß. Nur in sehr seltenen Fällen habe ich Hülsen mit schirmartig umgebogenem Mündungsrand gesehen, deren Wand eine schwach gelbe Färbung wie bei Cymatocylis flava besaß. Es ist also wiederum ein Beweis, daß auf Grund der Hülsen eine scharfe Trennung der Ai'ten nicht durchgeführt werden kann. Ich habe solche Hülsen später als Cymatocylis drygalshii forma flava bezeichnet. An ein konstantes Auftreten solcher Hülsen glaube ich nicht und habe es aus diesem Grunde unterlassen, sie als Varietät abzutrennen. Als forma ^aw« habe ich sie bezeichnet, um dadurch die Ähnlichkeit mit C?/mato - cj/fe^awa zum Ausdruck zu bringen. Ebensogut könnte eine umgekehrte Bezeichnung gewählt werden. Die Wand ist, abgesehen von dem Mündungsrand, überall gleich dick. Dadurch unterscheidet sich Cymatocylis drygalshii von Cymatocylis nobilis, deren Hülsen im mittleren verengten Teile 378 Deutsche Südpolar-Expedition. durch eine starke Wandverdickung gekennzeichnet sind. Doch läßt sich auch in dieser Beziehung eine Andeutung eines Überganges nachweisen (z. B. bei der Hülse Taf. XLII, Fig. 2). Was die Stärke der Wandung anlangt, so nehmen die Hülsen von Cymatocylis dryqalskii eine Mittelstellung ein zwischen Cymatocylis nobilis und cristallina. Während die letztgenannte Spezies durch eine außerordentlich dünne Wand mit sehr zarter Struktur gekennzeichnet ist, besitzt Cymatocylis nobilis recht dicke Wandungen mit grober Primärstruktur. Die S t r u k 1 11 r besteht bei Cymatocylis drygalsJcii aus zarten polygonal gestalteten Primär- waben, die im schirmartig umgebogenen Mündungsrand eine größere Stärke erlangen. Hier sind sie in 2 — 3 Schichten vorhanden, während im übrigen Hülsenteil die Wandung nur eine Schicht aufweist. Im Schirm des Mündungsrandes sind die Waben bei vielen Hülsen nur wenig größer. Doch kommt es nicht selten vor, daß eine Reihe der Waben dicht unter dem gezähnten Kragen recht erhebliche Größe erlangt, und sich über die Hälfte des Schirmes, ja, sogar über die ganze Schirmbreite erstreckt, wie es häufiger bei Cymatocylis nobilis und affinis vorkommt. Die Faltung der Wandung ist außerordentlich schwach und im Gegensatz zu den beiden vorher beschriebenen Arten nur mit stärkerer Vergrößerung wahrnehmbar. Bei schwächerer Vergrößerung betrachtet, besitzt die Hülse vollständig den Charakter der Gattung Tintinnus, ja bei einigen Hülsen ließ sich die Faltung selbst nicht bei stärkerer Vergrößerung nachweisen. Sonderbarerweise ist bei den typischen Hülsen von Cymatocylis drygalshii die Faltung in dem mittleren, verengten Teile am stärksten, um nach vorn und hinten schwächer zu werden. Sie kennzeichnet sich wiederum durch wellenartig verlaufende Linien, die namentlich an den Rändern deutlich wahrnehmbar sind. Wie schon erwähnt, habe ich bei einigen Hülsen eine Faltung nicht erkennen können. Diesen Hülsen fehlt somit das charakteristische Merkmal der neuen Gattung Cymatocylis. Trotzdem müssen diese Hülsen zur selben Gattung gestellt werden, wegen der ähnlichen Ausbildung des Mündungsrandes, der stets einen schmalen gezähnten Kragen trägt. Der W e i c h k ö r p e r. Gut konserviertes Material gestattete eine genauere Untersuchung des Weichkörpers. Auf Taf. XXXIII, Fig. 2, 3, Taf. XXXIV, Fig. 2, 3 habe ich eine Reihe von Exemplaren abgebildet, die annähernd wohl die natürliche Haltung des schwimmenden Tieres wiedergeben. Der Plasmaleib besitzt kegelförmige Gestalt und geht ohne merklichen Absatz in den Stiel über. Letzterer ist im zugespitzten Teil der Hülse befestigt. Bei den meisten von mir abge- bildeten Tieren sind die Stiele von der Festheftungsstelle infolge der Konservierung losgelöst. Am hinteren Stielende ist eine schwache Verdickung wahrzunehmen (Taf. XXXIV, Fig. 2) oder es ist in mehrere kleine Zipfelchen gespalten (Taf. XXXIII, Fig. 2, 3). Stets sind im Stiel zwei oder drei starke Fasern vorhanden, die ich als kontraktil ansehen möchte. Der Stiel besitzt nicht stets die gleiche Dicke. Wie bei Cymatocylis vanhöffeni fand ich auch bei dieser Art eine Reihe von Tieren, die einen sehr dünnen, fadenförmigen Stiel besaßen (Taf. XXXIV, Fig. 2). Ebenso wurden Nebenstiele, vom hinteren Teil des Hauptstiels abgehend, beobachtet (Taf. XXXIV, Fig. 3). Auch dieses Stadium spricht dafür, daß wir es mit einem jungen Tier, welches noch nicht seine volle Ausbildung erlangt hat, zu tun haben. Es ist bei dem Tier mit den drei Nebenstielen nur ein Makronukleus vorhanden, während normalerweise Cymatocylis vanhöffeni zwei Hauptkerne und zwei Nebenkernc besitzt. Laackmann, Tintinnodeen. 379 Die Hauptkerne sind bei ausgestreckten Tieren recht groß und haben länglich abgerundete Form oder sind bisweilen bohnenförmig gestaltet. Die Nebenkerne sind dicht neben den Haupt- kernen gelegen (Taf. XLVIII, Fig. 2). Der K r a g e n ist vom Körper nicht deutlich abgesetzt. Er trägt 19 adorale Pektinellen, die an der Basis breit sind, nach der Spitze zu schmäler werden und stark zerfranst erscheinen (Taf. XXXIV, Fig. 1). Nach innen folgt eine Reihe kürzerer, mesoraler Pektinellen, die blatt- förmig und vorn scharf gezähnt sind. An dem innersten Rand des Kragens befindet sich die Reihe der paroralen Pektinellen, die stabförmige Gestalt besitzen imd an der einen Seite kleine, schräg gerichtete starke Wimpern tragen (Taf. XXXIV, Fig. 1). Einen recht zarten wenig zerfransten Pektinellenkranz besitzt das Tier auf Taf. XXXIV, Fig. 2, das ich, wie schon früher betont, als ein sehr junges Stadium ansehen möchte. T e i 1 u n g s s t a d i e n wurden im März und April angetroffen. Die Teilung scheint sieh in der bekannten Weise zu vollziehen. Seitlich, in der Mitte oder etwas mehr im vorderen Körperteil bildet sich ein neuer Pektinellenkranz. Wie die beiden Stadien Fig. 1 und 2 auf Taf. XXXV zeigen, verhalten sich die Kerne anfangs passiv. Eine Kernverschmelzung habe ich bei Cymatocylis nicht gefunden, wohl aber bei Cymatocylis afjinis (Taf. XLIII, Fig. 6). Fig. 4, Taf. XXXV gibt ein Stadium der vollendeten Teilung wieder. Das eine Tochtertier hat sich vermutlich abgeschnürt und das Gehäuse verlassen. Der Wimperkranz der zurückgebliebenen Tochtertieres ist auffallend schräg gerichtet. Statt der länglichen Hauptkerne sind zwei kugelige vorhanden. Formentypen: In folgendem werde ich ähnlich wie bei den vorher beschriebenen Arten eine Reihe von Formentypen beschreiben, die alle durch die gleiche Beschaffenheit der Wand- struktur ausgezeichnet sind, sich aber in der Gestalt der Hülse unterscheiden. Cymatocylis drygalskii forma typica. Tiif. XXXVI, Fig. 3; Taf. XLI, Fig. 1, 4, 5, 7, 8. Als typische Hülsen bezeichne ich solche, die im großen und ganzen zylindrische Form be- sitzen. In der Mitte des Gehäuses ist eine Verengung vorhanden. Zu einer zweiten Verengung kommt es bisweilen dicht unterhalb der Umbiegestelle des Mündungsrandes (Fig. 5). Im vorderen und hinteren Teile ist die Hülse leicht ausgebaucht. Das aborale Ende läuft allmählich in eine kurze Spitze aus, oder ist nur leicht zugespitzt. In verschieden starkem Grade ist der Mündungsrand nach außen umgebogen; im extremsten Falle um beinahe 180°. Wandung dünn mit zarter Primärstruktur. Im Mündungsrand sind häufig „falsche Fenster" von quadratischer Gestalt vor- handen. Die Faltung ist schwach und wird namentlich im mittleren Teile der Hülse durch die Innenlamelle hervorgerufen. Länge : 0,22 — 0,275 mm ; Weite im hinteren Hülsenteile: 0,80 — 0,90 mm ; Weite des Mündungsrandes: 0,1 — 0,11 mm. Auftreten : Fast während des ganzen Jahres im antarktischen Plankton vertreten. Das Maximum des Auftretens fällt in die Monate März und April. Cymatocylis drygalshii fehlte in den Fängen vom 8. Oktober und 10. November 1902. 380 Deutsche Südpolar-Expedition. Cyraatocylis drygalskii forma ventricosa. Taf.XL, Fig. 12; Taf. XLIII, Fig. 16. Der aborale Teil der Hülse ist stark bauchig erweitert. In Gestalt und Größe kommen die Hülsen dieses Formentypus denen von Cymatocylis affinis forma ventricosa nahe. Es fehlt ihnen jedoch die kuglige Erweiterung des verjüngten Teiles und die starke Faltung. Länge : 0,21 mm, größte Weite 0,115 mm. Auftreten : Selten, zusammen mit Cymatocylis affinis forma ventricosa (10. Nov. 1902). Cymatocylis drygalskii forma cyliiidrica. Taf. XLI, Fig. 2. Den Hülsen dieses Formentypus fehlt die charakteristische Verengung in der mittleren Partie. Die Gestalt ist streng zylindrisch, ohne Ausbauchung im vorderen und hinteren Teile, während die Spitze mehr oder weniger stark ausgeprägt ist. Mündungsrand stark schirmartig nach außen gebogen. Falsche Fenster im verdickten Teile des Mündungsrandes vorhanden oder fehlend. Die Wand ist recht dünn. Struktur recht zart, zuweilen kaum wahrnehmbar. Ebenso ist die Faltung der Wand recht schwach, wenn über- haupt vorhanden. Länge : 0,22—0,24 mm, Weite 0,12 mm. Die Länge dieser Hülsen stimmt mit der der typischen überein, doch unterscheiden sie sich durch etwas größere Weite. Eine eigenartige Erscheinung, die ich an mehreren Hülsen beobachtete, ist das Auftreten eines Ringes am aboralen Teile kurz vor dem Übergang in die Spitze. Möglicher- weise ist diese Struktur durch Druck der Hülsen hervorgerufen. Auftreten : Im Vergleich zu den typischen Hülsen ist das Vorkommen von zylindrischen Formvariationen recht spärlich. Ich fand sie in der Blütezeit des Planktons in den Monaten März und April. Sehr ähnlich sind die Hülsen denen von Cymatocylis flava forma cylindrica. Eine scharfe Tren- nung läßt sich auf Grund der Struktur nicht durchführen. Cymatocylis drygalskii forma flava. Taf. XL, Fig. 11. Zu diesem Formtypus zähle ich solche Hülsen, die durch den Besitz einer stärkeren Wandung vor den typischen ausgezeichnet sind, im übrigen aber vollkommen die Merkmale von Cymatocylis besitzen. So ist z. B. der Mündungsrand deutlich schirmartig umgebogen. In der Beschaffenheit der Wandung erinnern diese Hülsen an Cymatocylis flava. Die Primärstruktur ist bei dieser Cymato- cylis flava und Cymatocylis drygalskii forma flava gleich. Doch ist bei den letztgenannten Arten die Wand nicht im vorderen Hülsenteil gefaltet, sondern im mittleren, verengten Teile, wie dies den Hülsen von Cymatocylis drygalskii eigen ist. Ich habe solche Strukturvariationen nur äußerst selten getroffen und glaube nicht, daß sie konstant im antarktischen Plankton auftreten. Ich habe sie daher nicht als Varietät abgetrennt. Laackmann, Tintinnodeen. 381 Cyniatocylis drygalskii forma subrotundata. Taf. XL, Fig. 7. Wie bei Cymatocylis vanhöffeni und flava wurden in verschiedenen Fängen auch bei- dieser Art Hülsen angetroffen, bei denen ein Spitzenteil oder eine Zuspitzung völlig fehlte. Immerhin handelt es sich nur um vereinzelte Hülsen. Zahlreich habe ich diese Formen nie gefunden. In der Struktur und der Ausbildung des Mündungsrandes zeigen die Hülsen nichts Abweichendes. Ich erwähnte schon, daß bei manchen Hülsen eine leichte Wandverdickung im mittleren Teile wahr- zunehmen ist, ein Merkmal, das zu Cymatocylis nobilis überleitet. Ebenfalls habe ich schon darauf aufmerksam gemacht, daß gerade bei diesem Formtypus Hülsen von unregelmäßiger Gestalt vorkommen, die auf den ersten Blick als Mißbildung erkannt werden (Taf. XL, Fig. 7). Länge: 0,2— 22 mm, g r ö ß t e W e i t e : 0,1— 0,115 mm. Auftreten : Vereinzelt im März und April. Cymatocylis drygalskii forma ovata. Taf. XLI, Fig. 3. Ziemlich isoliert steht die Hülse, die ich als forma ovata bezeichnen möchte. Durch ihre geringere Größe ist sie von Cymatocylis drygalskn recht verschieden. Während die Durchschnitts - länge bei den typischen Hülsen 0,25 mm beträgt, ist diese Hülse, die mir nur in einem Exemplar vorlag, nur 0,155 mm lang. Der Durchmesser des schirmartig umgebogenen Mündungsrandes beträgt 0,1 mm. Durch die geringe Größe nähert sich diese Hülse der kleinen Cymatocylis affinis, ist aber durch die Form der Hülse verschieden. Die Hülse ist eiförmig, hinten breit zugespitzt. Der Mündungsrand ist deutlich nach außen umgebogen und trägt einen unregelmäßig gezähnten Kragen. Auftreten: Selten (20. März 1902). Cymatocylis drygalskii forma conica. Taf. XL, Fig. 10. Die Hülse, die ich auf Taf. XL, Fig. 10 gezeichnet habe, lag mir nur in einem Exemplar zur Beobachtung vor. Sie hat mit Ctjmatocylis drygalsJcii wenig Ähnlichkeit. Die Gestalt der Hülse ist die eines nach vorn erweiterten Zylinders oder Trichters. Eine hintere Zuspitzung fehlt völlig, das Gehäuse ist hier abgeplattet. Der Mündungsrand ist außerordentlich breit nach außen um- gebogen. Während bei typischen Hülsen vom Cymatocylis drygalskii die Breite des Schirmes etwa 0,008 mm beträgt, ist sie bei dieser Hülse etwa dreimal so groß: 0,025 mm. Die beiden Lamellen biegen ohne Auseinandergehen scharf nach außen um. Eine leichte Verdickung ist am äußeren Rande des Schirmes vorhanden. An der Umbiegungsstelle der Wand trägt die Hülse den für die Gattung Cymatocylis charakteristischen gezähnten Kragen. Ob es sich bei dieser Hülse um eine abnorme Hülsenbildung oder um eine besondere Art handelt, möchte ich nach dem einen mir vorliegenden Exemplar nicht entscheiden. LängederHülse 0,17 mm, größte Breite 0,125 mm. Auftreten: 20. März 1902. Deutsche SUdpolar-Espedition. XI. Zoologie III. "ü gg2 Deutsche Siidpolar-Expedition. 3. und 4. Cymatocylis convallaria und affinis n. sp. Taf. XXXIII, Fig. 5; Taf. XLIII. Fig. 1—16. Neben den großen stattlichen Hülsen von Cymatocylis vanhöffeni und drygalskii treten häufig kleinere Hülsen im Plankton der Antarktis auf, die in bezug auf die äußere Gestalt an die nordische Art PtycJiocylis urnula erinnern. Auch in der Größe kommen diese Hülsen den arktischen nahe. Diese Konvergenz tritt aber nur in der äußeren Form zutage. Die Struktur zeigt mit Ptychocylis urnula keine Übereinstimmung. Ebenso ist die Gestaltung des Mündungsrandes in hohem Grade verschieden. Wenn auch bei beiden ein gezähnter Rand vorhanden ist, so kommt es bei der nordischen Art doch nie zu der für die antarktischen Arten charakteristischen schirm- artigen Umbiegung des Mündungsrandes, die wir bei der neuen Spezies Cymatocylis convallaria antreffen. Neben dieser Art finden sich andere Hülsen, die ich als Cymatocylis affinis abgetrennt habe. Diese beiden Arten unterscheiden sich dadurch, daß bei der letzteren nur die Außenlamelle am Mündungsrande stark nach außen vorspringt und so einen Ringwulst hervorruft. Die Wandung besitzt ähnliche Struktur wie bei den großen antarktischen Cymatocylis -Arten. Auch hier treffen wir wieder eine Faltung der Wandung an, die durch beide Lamellen hervor- gerufen wird und in verschiedener Stärke auftreten kann. Sie ist bei einigen Hülsen fast so stark und deutlich wie bei Cymatocylis vanhöffeni. Ich habe die Übereinstimmung der kleinen Hülsen in der Struktur schon bei der Beschreibung von Cymatocylis vanhöffeni erwähnt. Zuweilen jedoch ist die Faltung nur recht schwach ausgeprägt. Wie die Struktur, so zeigt auch die Gestalt erhebliche Variationen. So finden wir Hülsen, die zu Cymatocylis drygalskii {Cymatocylis affinis forma ventricosa) oder zu Cymatocylis cristalUna über- leiten. {Cymatocylis affinis forma cylindrica.) In anderer Richtung zeigt sich eine Abänderung nach Cymatocylis nohilis insofern als die Wand des mittleren Hülsenteiles eine Andeutung einer Ver- dickung zeigt. Diese kleinen Hülsen, unter denen ich zwei Arten unterscheide, treten das ganze Jahr hin- durch im antarktischen Plankton auf. Bei den Zählungen sind sie nicht getrennt berücksichtigt worden. Doch geht aus denselben hervor, daß drei Maxima auftreten: 3. März 1902, 5. Juli 1902 und 23. September 1902 (s. Tabelle). Das erste bezieht sich, wie meine Untersuchungen ergeben haben, auf Cymatocylis convallaria, das Maximum von 23. September 1902 wird durch Cymatocylis affinis bewirkt. In diesen beiden Fängen kommen die Arten getrennt vor, während sie in dem Fang vom 5. Juli 1902 zusammen angetroffen wurden. Der Weichkörper. Im Bau des Plasmaleibes konnten zwischen den beiden Arten Cymatocylis convallaria und affinis keine Unterschiede gefunden werden. Die Zahl der Pektinellen ließ sich nicht nachweisen. Das normale Tier besitzt zwei ovale Kerne und zwei rundliche Nebenkerne (Taf. XLIII, Fig. 7). Der Stiel ist am aboralen Ende im Spitzenteile befestigt. Teilungsstadien wurden bei Cymatocylis affinis im November beobachtet (10. No- vember 1902). Fig. 6 stellt ein Stadium dar, bei dem die Verschmelzung der beiden Hauptkerne in analoger Weise stattgefunden hat, wie ich dies früher bei Tintinnopsis aus der Kieler Föhrde beschrieben habe. Ein Stadium, das einen eben vollendeten Teilungsprozeß erkennen läßt, habe ich auf Fig. 13 wiedergegeben. Die Durchschnürung der beiden Tochtertiere hat sich soeben Laackmann, Tintinnodeen. ggg vollzogen, was aus der quergestellten Richtung des Peristoms zu erkennen ist. Im Innern ist nur ein Makronukleus vorhanden. Die Nebenkerne konnten nicht näher untersucht werden. (Vgl. Cymatocylis drygalskU (Taf. XXXV, Fig. 4). 3. Cymatocylis convallaria n. sp. Taf. XXXVI, Fig. 5; Taf. XLIII, Fig. 1^. Diagnose : Hülse klein, glockenförmig mit einem kurzen, abgerundeten Spitzenteile, der durch schwache Faltung der Wand ausgezeichnet ist. Wandung sehr dünn mit zarter Primär- struktur. Mündungsrand schirmartig nach außen gebogen, mit großen quadratischen Fenstern und von einem schmalen, gezähnelten Kragen gekrönt. Länge: 0,11— 0,14 mm, g r ö ß t e W e i t e : 0,095— 0,12 mm. Als typische Hülsen dieser neuen Art sehe ich solche Hülsen an, die fast halbkugelförmige Gestalt besitzen. Der hintere Teil ist in einen kurzen abgerundeten Spitzenteil ausgezogen. Die Gestalt des Wohnfaches ist etwas verschieden. Es gibt Hülsen, die nach vorn allmählich weiter werden (Taf. XLIII, Fig. 1), andererseits fand ich solche, die im hintern Hülsenteile eine deutliche Erweiterung besaßen, dagegen in der vorderen Partie dicht unter dem Mündungsrand etwas ver- engt waren (Taf. XLIII, Fig. 3).. Nicht selten kommen Hülsen mit leichten Auftreibungen der Wand des Wohnfaches vor. Von dem plumpen Spitzenteil beginnt die Hülse sich rasch zu erweitern. Dann folgt eine Zone, wo die Erweiterung weniger stark ist und sogar statt ihrer eine leichte Ein- buchtung erscheinen kann. Etwas oberhalb der Mitte verengert sich die Hülse ein zweites Mal nach innen und biegt dann an der Mündung stark nach hinten um. In dem umgebogenen Rand gehen die beiden Lamellen nur wenig auseinander, so daß nur eine geringe Verdickung entsteht. Der gezähnelte Kragen wurde stets angetroffen, doch ist die Zähnelung etwas unregelmäßiger und weniger scharf als bei Cymatocylis drygalskU. Bisweilen hat die Randlinie nur einen welligen Verlauf. Die Struktur besteht nur aus zarten Primärwaben, die bisweilen recht schwer erkennbar sind. Auch ist die Stärke der Waben bei derselben Hülse nicht immer gleich. Es hängt dies mit der Dicke der Wandung zusammen. Bei sehr vielen Hülsen war die Wand im hinteren Teile dicker als im vorderen und dort waren die beiden Lamellen deutlich voneinander getrennt erkennbar. Nach vorn zu wurde die Wand erheblich dünner, so daß unter dem Mündungsrande nur eine sehr dünne Lamelle erschien. Ob es tatsächlich zur Verschmelzung der beiden Lamellen kommt, konnte ich nicht nachweisen. Wellenartig verlaufende Falten sind bei sehr vielen Hülsen nicht wahrnehm- bar. Stets ist der hintere Spitzenteil etwas gefaltet, aber im Gegensatz zu Cymatocylis affinis nur sehr schwach. Die Primärstruktur ist wenig deutlich. Die Länge ist nur geringen Schwankungen unterworfen (0,11 — 0,14mm). Auftreten : Die Art kommt ziemlich häufig im antarktischen Plankton vor. Nament- lich im Januar, Februar, März, April, spärlicher habeich sie im Oktober und Dezember angetroffen (3. März, 1.5. März, 20. März, 4. April, 17. April, 8. Oktober, 31. Dezember 1902, 31. Januar und 19. Februar 1903). In den Zähltabellen ist diese Art mit Cymatocylis affinis vereinigt. 50* 384 Deutsche Südpolar-Expedition. 4. Cymatocylis affinis n. sp. Taf. XLIII, Fig. 5—15. Diagnose : Hülse klein, glockenförmig, mit stark verdicktem, nicht schirmartig umge- bogenem Mündungsrand. Der verjüngte aborale Hülsenteil ist kugelig erweitert, stark gefaltet und im Gegensatz zu Cymatocylis convallaria mit einer scharf abgesetzten dolchartigen Spitze versehen. Wandstruktur und Faltung im allgemeinen stärker als bei der vorigen Art. Länge: 0,12— 0,17 mm, g r ö ß t e W e i t e : 0,09— 0,11 mm. In der Gestalt kommt Cymatocylis affinis der vorigen Art sehr nahe, und ich war auch anfangs der Ansicht, daß beide identisch wären. Doch sind zwei wichtige Merkmale vorhanden, durch die sich die Hülsen von Cymatocylis affinis von denen von Cymatocylis convallaria unterscheiden. 1. Der Mündungsrand ist nicht schirmartig nach außen umgebogen, sondern stark verdickt, was durch das Vorspringen der Außenlamelle bewirkt wird. 2. Das aborale verjüngte Ende ist mit starken Falten versehen, etwas kuglig erweitert und durch einen dolchartigen Fortsatz ausgezeichnet, der den Hülsen von Cymatocylis convallaria stets fehlt. Hinzu kommt noch als weiteres Unterscheidungs- merkmal, daß die Hülsenwand dicker und mit gröberer Primärstruktur und Faltung, wenigstens in den meisten Fällen, versehen ist. Wie ich schon vorher erwähnt habe, kann die Faltung der Wand so kräftig entwickelt sein, daß sie. der von Cymatocylis vanhöffeni fast gleichkommt (vgl. Cymato- cylis vanhöffeni forma affinis, S. 367, Taf. XXXVII, Fig. 15—18). Andererseits habe ich Hülsen gefunden, die bei typischer Gestalt nur eine ganz schwache Faltung der Seitenwand besaßen. Nur das verjüngte aborale Ende ist stets durch stärkere Faltung gekennzeichnet. Entweder verlaufen die Falten in der Richtung der Längsachse oder sie haben schrägen, spiraligen Verlauf (Taf. XLIII, Fig. 5 und 8). Nach der Gestalt unterscheide ich im folgenden einige Formentypen. Cymatocylis afHnis forma typica. Taf. XLIII, Fig. 5, 6, 8, 9. Hülse becherförmig, nach vorn zu allmählich erweitert. Das aborale Ende ist stark verjüngt und vor dem Übergang in die dolchartige Spitze kuglig erweitert, so daß letztere stets scharf ab- gesetzt ist. Die Faltung der Seitenwand ist verschieden ausgeprägt. Die Hülse Taf. XLIII, Fig. 5 besitzt kaum eine Andeutung einer Faltung, während das Exemplar Fig. 7 deutliche, wellenartig verlaufende Falten erkennen ließ. Der Mündungsrand ist nie schirmartig umgebogen. Beide Lamellen biegen am Rande nach außen um, jedoch die Außenlamelle in sehr viel stärkerem Grade, und beide vereinigen sich dann in scharfem Winkel zu einem schmalen gezähnten Kragen. In dem verdickten Ringwulst sind die Waben stark vergrößert und besitzen quadratische Gestalt. Inner- halb dieser großen Waben habe ich kleinere nicht entdecken können. Bisweilen sind diese falschen Fenster nicht über den ganzen Ringwulst ausgebreitet (Taf. XLIII, Fig. 7). Der aborale verjüngte Hülsenteil ist stets kuglig erweitert und trägt starke Längsfalten, die entweder in der Richtung der Längsachse oder schräg verlaufen. Hierdurch unterscheiden sich die Hülsen von Cymatocylis affinis von denen von Cymatocylis convallaria, die nur schwache Faltung aufweisen und denen eine abgesetzte Spitze fehlt. Übergänge kommen jedoch auch in dieser Richtung Laackmann, Tintinnodeen. oot vor. Ich fand Hülsen mit nur schwacher Andeutung einer dolchartigen Spitze. Da der Mündungs- rand schirmartig umgebogen war, zählte ich sie zu Cymatocylis convallaria. Glockenförmige Hülsen mit verdicktem Mündungsrande ohne scharfe Zuspitzung habe ich nicht gefunden. Ähnlich wie bei Cymatocylis convallaria habe ich auch bei dieser Art Hülsen gefunden, deren Wand im vorderen Teil viel dünner war als im hinteren. Länge: 0,12 — 0,15mm. Auftreten : Häufig, Mai bis Dezember (23. Mai, 4. Juni, 21. Juni, 5. Juli, 6. August, S.September, 23. September, S.Oktober, 27. Oktober, 10. November, I.Dezember). Sie fehlt meist in den Fängen, in denen Cymatocylis convallaria auftritt. Cymatocylis afflnis forma ventrlcosa. Taf. XLIII, 10, 11, 13, 14. Die Hülsen dieses Formentypus sind von den typischen durch etwas größere Länge ausge- zeichnet und vor allem dadurch, daß der aborale Hülsenteil eine starke kuglige Erweiterung erfährt (Fig. 11). Der vordere Teil mit dem Mündungsrande ist dagegen etwas verengt. Eine scharfe Trennung zwischen den Hülsen dieses Formentypus und dem typischen ist nicht durch- zuführen. Durch die beträchtlichere Länge leiten sie allmählich über zu Cymatocylis drygalshii forma ventricosa; jedoch fehlt dieser letzteren Form der verjüngte, stark gefaltete Hülsenteil. Das hinten stark erweiterte Wohnfach geht sofort in eine scharfe Spitze über. Zu diesem Formtypus möchte ich auch noch die Hülse Taf. XLIII, Fig. 14 zählen. Abweichend ist bei dieser, daß die Verengung mehr in der Mitte der Hülse liegt, und daß es unterhalb des Mün- dungsrandes noch zu einer Erweiterung kommt. Länge : 0,165' — 0,2 mm. Die Länge von Cymatocylis drygalshii forma ventricosa Taf. XLIII, Fig. 16 beträgt 0,21 mm. Auftreten: Ziemlich häufig im November (10. November 1902). Cymatocylis aflinis forma cyliudrica. Tat. XLI, Fig. 10; Taf. XLIII, Fig. 7, 12, 15. In der Größe stimmen diese Hülsen mit denen des vorigen Formentypus überein, abweichend ist dagegen die Gestalt. Es fehlt vor allem die kugelförmige starke Erweiterung des hinteren Hülsen- teiles. Die Gestalt der Hülse ist meist zylindrisch, wenn auch stets nach dem oralen Ende hin erweitert. Spitzenteil und Mündungsrand wie vorher. Die Faltung der Seitenwand ist auch bei diesen Hülsen Variationen unterworfen. Sie fehlt einigen Hülsen gänzlich, ist bei anderen recht stark entwickelt, so daß sie der Struktur von Cymatocylis vanhöffeni gleichkommen. Interessant ist, daß die Hülsen in der Struktur Merkmale von Cymatocylis vanhöffetii annehmen, andererseits in der Gestalt nach Cymatocylis drygalshii abändern (siehe forma ventricosa). Länge : 0,19 — 0,2 mm. Auftreten : Ziemlich häufig, Juli bis Dezember (5. Juli, 22. Juli, 8. September, 23. Sep- tember, 10. November, 15. Dezember). Durch etwas andere Beschaffenheit des aboralen Teiles unterscheidet sich die Hülse Taf. XLI, Fig. 10, die man wohl zu diesem Formtypus zählen kann. Der verjüngte Teil erinnert in vieler 386 Deutsche Südpolar -Expedition. Beziehung an Cymatocylis convallaria. Er trägt nur schwache Faltung, vor allem fehlt die kuglige Erweiterung und die scharf abgesetzte Spitze, die wir bei allen Formen von Cymatocylis affinis antreffen. Andererseits kommt die Größe dieser Hülse (Fig. 10) der von Cymatocylis cristallina forma cylindrica nahe. Die Länge der letzten Form beträgt: 0,24 mm bei einer größten Weite von 0,12 mm. Dagegen ist die auf Taf. XLI, Fig. 10 abgebildete Hülse von Cymatocylis affinis forma cylindrica nur 0,19 mm lang. Ich möchte in der Hülse, die ich nur einmal gefunden habe, eine Zwischenform zwischen Cymatocylis cristallina (forma cylitidrica) und Cymatocylis affinis (forma cylindrica) sehen. Auftreten: 19. Februar 1903. Cymatocylis affinis forma nrnala. Taf. XLI, Fig. 9. Eine ziemlich isolierte Stellung nehmen die Hülsen ein, die ich zu diesem Formentypus rechne. Sie unterscheiden sich von den Hülsen von Cymatocylis affinis forma typica und den anderen Formen - typen durch die abweichende Gestalt sowie durch größere Weite. Der Mündungsrand ist nicht so stark verdickt; die beiden Lamellen biegen ohne starkes Auseinanderweichen nach außen um. Am aboralen Ende fehlt die kugelige Erweiterung des verjüngten Teiles. Eine scharfe Spitze ist jedoch vorhanden. Die Gestalt des mittleren Hülsenteiles ist durch zwei ziemlich deutliche Auftreibungen gekennzeichnet. Dazwischen kommt es zu einer leichten Einbuchtung. Auffallend ist die Beschaffenheit der Wandung. Sie ist im vorderen Hülsenteil glashell, während sie hinten dunkler erscheint. Im mittleren Teil findet eine Verdickung der Wandung statt, die in gewisser Beziehung an Cymatocylis nohilis erinnert. Die Waben sind an dieser Stelle größer und bedingen stärkere Faltung der Innenlamelle. Solche Hülsen lagen mir nur in wenigen Exemplaren zur Untersuchung vor. Ich unterlasse aus diesem Grunde sie als besondere Art aufzustellen und führe sie anhangsweise als Cymatocylis affinis forma urnula an, weil sie in der Größe dieser Art am nächsten kommt. Eine Andeutung dieser Hülsenform finden wir zwar auch bei Cymatocylis convallaria (Taf. XLIII, Fig. 3). Bei den Hülsen dieser Art waren bisweilen zwei ähnliche Auftreibungen der Hülsenwand wahrzunehmen. Länge : 0,206 mm, größte Weite: 0,13 mm. Auftreten: (15. März 1902) Selten. Interessant ist die Ähnlichkeit dieser Hülse mit der nordischen Ptychocylis urnula in bezug auf die äußere Form. Wenn auch die Struktur bei beiden wesentlich verschieden ist, so läßt sich doch eine gewisse Konvergenz feststellen. 5. Cymatocylis parva (Laackm.). Taf. XXXV, Fig. 6. Cytiarocylis fcirva, Laackmann 1907, p. 237, fig. 5. Diagnose : Hülse sehr klein, hinten abgerundet, in ein kleines Spitzchen endigend. Mün- dungsrand schirmartig nach außen umgebogen mit schmalen gezähnten Kragen. Länge : 0,06 — 0,068 mm, Durchmesser des Schirmrandes 0,046 — 0,047 (nicht 0,046 bis 0,067 mm, wie irrtümlich in der vorläufigen Mitteilung steht). Laackmann, Tintinnodeen. 387 Von dieser durch geringe Größe auffallenden Art, die ziemlicli isoliert den andern antarktischen Arten gegenübersteht, fand ich im Untersuchungsmaterial drei Hülsen vor, von denen die kleinste etwas mehr abgerundete Gestalt besitzt. Die Wand ist gleichmäßig dick und besitzt eine ziemlich deutlich erkennbare Primärstruktur; dagegen konnten keine Sekundärwaben erkannt werden. Am Rande sind die Waben wie gewöhnlich etwas deutlicher. Obwohl wellenartig verlaufende Faltung fehlt, möchte ich diese Art wegen der gleichen Ausbildung des Mündungsrandes doch anhangsweise zu der antarktischen Gattung Cymatocylis stellen. In Größe und Gestalt gleicht Cymatocylis parva sehr dem Tintinnus norvegicus Mereschk., ist aber von ihm in der Gestaltung des Mündungsrandes verschieden, weshalb ich eine Vereinigung der beiden Arten nicht für zweckmäßig halte. Ebenso ist Cymatocylis parva von Cyttarocylis antarctica Cleve ( = Tintinnus antarcticus Brandt) in der Gestaltung des Mündungsrandes verschieden. Auftreten: 4. April, 5. Juli und 6. August 1902. Vermutlich ist die kleine Art viel häufiger im Plankton der Antarktis vorhanden, als nach den Ergebnissen der Netzfänge zu schließen ist. Wegen der geringen Größe werden die kleinen Hülsen wahrscheinlich in großer Zahl durch die Maschen des Netzes hindurchgehen. Die vorgefundenen Hülsen waren sämtlich leer. 6. Cymatocylis kerguelensis n. sp. Taf. XXXV, Fig. 5. ?Ämphorella norvegica, Cleve 1901, p. 921, Textfig. Diagnose : Hülse topfförmig, mit abgerundetem Hinterende, ohne Spitze. Mündungs- rand wenig verdickt, nach außen umgebogen, eine scharfe, ungezähnte Krempe bildend, die einen schmalen, mit feinen Zähnchen versehenen Innenkragen umgibt. . Wand mit deutlicher Primär- struktur, außerdem deutlich wellenartig gefaltet. Länge: 0,055—0,067 mm, größte Weite: 0,06—0,065 mm. Fundort : Kerguelen (29. April 1902, Observatory Bai). In Größe und Gestalt erinnert diese Art an Cymatocylis parva und noch viel mehr an Tintinnus norvegicus v. Daday. Sie unterscheidet sich jedoch von beiden in der Ausbildung des Mündungs- randes, sowie durch das Fehlen jeglicher Spitze. Zwar ist der Mündungsrand ähnlich wie bei Tin- tinnus norvegicus nach außen umgebogen, doch trägt der Außenrand keine Zähne, wie dies bei der nordischen Art der Fall ist. Jörgensen und Brandt betonen bei dieser Art, daß die Zähne bis- weilen recht schwer erkennbar sind, weil sie stark nach außen stehen. Ich habe die Hülsen von Cymatocylis kerguelensis daraufhin genau untersucht und hatte Gelegenheit, mehrere Hülsen schräg von oben zu sehen. Bei allen war der Außenrand glatt. Dagegen war der Innenkragen mit sehr feinen aber deutlich wahrnehmbaren Zähnchen versehen, die sehr viel kleiner sind und in viel größerer Zahl auftreten als bei Tintinnus norvegicus. Bei letzterer Art werden 16 — 20 Zähne ange- geben. Von der antarktischen Art Cymatocylis parva unterscheidet sich diese Art, die ich nur in den Fängen von Kerguelen angetroffen habe, dadurch, daß der Mündungsrand statt nach hinten ggg Deutsche Siidpolar-Expedition. schirmartig umzubiegen , nach vorn rinnenartig aufwärts gebogen ist, ferner dadurch, daß das Spitzchen fehlt. Die Struktur der gleichmäßig dicken Wand besteht aus deutlichen Primärwaben, die in einer Schicht angeordnet sind. Ferner ist die Wand mit starken wellenartigen Falten versehen, die im vorderen Teil der Hülse etwas schwächer entwickelt sind, in der Längsrichtung verlaufen und im hinteren Teil mehr wagerecht angeordnet sind. Diese Faltung, die ich bei allen mir vorliegenden Exemplaren deutlich wahrnehmen konnte, erinnert sogleich an die Struktur der antarktischen Cymatocylis- Äxten. Die Wand ist durch eine blaßgelbliche Färbung ausgezeichnet und viel zarter als bei Cymatocylis parva. Ich habe große Bedenken gehabt, diese beiden kleinen Arten, die in vielem an Tintinnus nor- vegicus erinnern, nicht in dieselbe Gattung zu stellen. Von den nordischen und atlantischen Arten wird jedoch nie eine Faltung der Wandung durch beide Lamellen erwähnt. Wie vorher gezeigt, ist den meisten antarktischen Arten eine solche Faltung eigen, so daß ich mich veranlaßt sah, alle diese Hülsen mit wellartiger Faltung in eine besondere Gattung zusammenzustellen. Vielleicht sind die Hülsen, die Cleve aus dem Südatlantischen Ozean (1901,11, p. 921) als Amphorella norvegica erwähnt, mit Cymatocylis kerguelensis identisch. Im Material der Deutschen Südpolar-Expedition habe ich typische Hülsen von Tintinnus norvegicus nicht gefunden. Die Länge der antarktischen Hülsen ist von der der nordischen nur wenig verschieden. Als Werte gibt Brandt für Tintinnus norvegicus 0,04 — 0,05 mm an, für Tintinnus norvegicus var. gracilis 0,045 — 0,06 mm. Die Länge von Cymatocylis kerguelensis schwankt zwischen 0,055 — 0,067 mm. Erwähnen möchte ich noch, daß es sich bei den beiden antarktischen Arten Cymatocylis parva und kerguelensis, ähnlich wie bei den nordischen, um Varietäten ein und derselben Art handeln könnte. Die Beschreibung der großen antarktischen Cymatocylis -Arten hat ergeben, daß sowohl der Mündungsrand und der Spitzenteil als auch die Struktur (Faltung) großen Variationen aus- gesetzt sind. Aber bei diesen Arten konnte ich stets Übergänge nachweisen. Bei den beiden kleinen zuletzt beschriebenen Arten standen mir zur Untersuchung nur wenige Hülsen zur Verfügung. Sollten später Zwischenformen gefunden werden, so wäre Cymatocylis kerguelensis als Varietät anzusehen. Vielleicht gehört auch. Tintinnus antarcticus Cleve in diese Gruppe. Doch ist die Be- schreibung dieser Art so unvollkommen, daß sich vorläufig nichts Näheres aussagen läßt. Interessant ist die Verbreitung von Tintinnus norvegicus einerseits und Cymatocylis parva und kerguelensis andererseits. Nach den bisherigen Untersuchungen ist Tintinnus norvegicus, abgesehen von den Angaben Cleves, die von Brandt in Zweifel gezogen werden und die selbst mit Cleves eigenen Angaben in Widerspruch stehen (vgl. Brandt 1907, p. 404), eine ausgesprochene nordische Form, während Cymatocylis parva und kerguelensis auf das antarktische Gebiet beschränkt sind. Aus dem warmen Gebiet sind bisher keine Hülsen von Tintinnus norvegicus bekannt. III. Formellkreis von Cymatocylis iiobilis. Die beiden Arten, die ich zu diesem Formenkreis zusammenfasse, sind durch die gleiche Wand- struktur, die von der des vorigen Formenkreises verschieden ist, ausgezeichnet. Während die Hülsen der verschiedenen Arten des Formenkreises Cymatocylis drygalskii bei gleicher Wanddicke eine Laackmann, Tintinnodeen. 389 gleichmäßige Primärstruktur besitzen, erfährt bei Cymatocylis nohilis und drygalshü die Wand im mittleren Teile eine deutliche Verdickung, die eine Vergrößerung der nur in einer Schicht an- geordneten Waben zur Folge hat. Bei Cymatocylis nohilis ist der Unterschied in der Wanddicke am deutlichsten ausgeprägt. Weiter unterscheiden sich die beiden Arten in der Gestalt der Hülse, die bei Cymatocylis nohilis mehr zylindrisch, bei Cymatocylis calyciformis mehr kelchförmig ist. Zeigen die Hülsen der letzten Art auch Übergänge zur zylindrischen Form, so besitzen sie doch stets geringere Weite als die Hülsen von Cymatocylis nohilis. 1. Cymatocylis nobilis Laackm. Taf. XXXVI, Fig. 2; Tai XLII, Fig. 1-^6. Cyttarocylis nobilis, Laackmann 1907, p. 237, fig. 4. Diagnose : Hülse groß, von zylindrischer Gestalt mit scharf abgesetzter, langer hohler, geschlossener Spitze. Das Wohnfach ist im mittleren Teile verengt, vorn und hinten mit einer Ausbuchtung versehen. Mündungsrand verdickt, mehr oder weniger stark nach außen gebogen, mit großen quadratischen Fenstern versehen. Ein gezähnter Kragen ist vorhanden. Wand mit großen blassen, hexagonalen Primärwaben versehen. Im mittleren, verengten Teil findet eine starke Ver- dickung statt. Innenlamelle stark gefaltet, Außenlamelle glatt. Länge : 0,27 — 0,45 mm; größte Weite: 0,12 — 0,155 mm. In der Gestalt erinnert diese Art in gewissem Grade an Cymatocylis drygalskii. Die Form des Wohnfaches ist im allgemeinen als zylindrisch zu bezeichnen. In der Mitte tritt eine leichte Verengung auf. Dicht unter dem Mündungsrand, sowie kurz vor dem Übergang in den Fortsatz ist die Hülse deutlich ausgebuchtet. Wenigstens ist dies stets bei typischen Hülsen der Fall. Bei den von mir als Formtypen unterschiedenen Hülsen sind diese Merkmale nicht so stark ausgeprägt, oder sie können sogar fehlen. Die Spitze kann eine recht beträchtliche Länge erreichen, welche die des Wohnfaches sogar übertrifft (Taf. XXXVI, Fig. 2). Bei anderen Hülsen ist sie nur kurz (Taf. XLII, Fig. 2) oder sie kann auch zum völligen Schwunde kommen (forma subrotundata Taf. XLII, Fig. 3). Ebenso ist der Mündungsrand nicht immer in gleicher Weise ausgebildet. Bei den meisten Hülsen ist derselbe schirmartig nach außen umgebogen und etwas verdickt. Ein schmaler ge- zähnter Kragen sitzt auf der Umbiegungsstelle. Selten fand ich Hülsen, deren Rand nicht um- gebogen ist (forma simplex Taf. XLII, Fig. 4). Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal von den anderen Arten der Gattung liegt in der Struktur. Für die Bestimmung der Art war dieses Merkmal für mich stets ausschlaggebend. Die Wand der Hülse ist mit großen hexagonalen Primärwaben versehen, die im mittleren Hülsenteile am größten, nach vorn und hinten allmählich kleiner werden. Die Zwischenbalken der Waben sind zart und blaß im Gegensatz zu denen von Cymatocylis vanhöffeni. Im Spitzenteile konnten nur oben sehr kleine Waben erkannt werden. Weiter hinten werden sie undeutlich und sind zuletzt nicht mehr wahrnehmbar. Im Schirm des Mündungsrandes treiben wir stark vergrößerte Waben von quadratischer Gestalt an. Ähnlich wie bei den vorher beschriebenen Arten können sich die Deutsche SUdpolar-Expeditioii. XI. Zoologie III. 51 390 Deutsche Südpolar-Expedition. „falschen Fenster" über die ganze Breite des Schirmes erstrecken oder nur die halbe Breite ein- nehmen (Tai XLII, Fig. 2, 6 und Taf. XXXVI, Fig. 2). Charakteristisch für die Art ist ferner die Faltung der Wand. Bei Cymatocylis vanhöffeni waren beide Lamellen an der Faltung beteiligt; bei Cymatocylis nohilis ist nur die Innenlamelle der Seiten - wand des Wohnfaches durch Faltung ausgezeichnet. Wir haben hier also gerade den entgegen- gesetzten Fall wie bei der nordischen Gattung Pfychocylis, wo die netzartige Faltung durch Her- vortreten der Außenlamelle hervorgerufen wird. Anfangs hatte ich die Absicht, diese Art auf Grund dieser Faltung der Innenlamelle als besondere Gattung (Endoptycha) abzutrennen. Ich habe es unterlassen, weil in der äußeren Gestalt sowie in der Gestaltung des Mündungsrandes sehr viel Übereinstimmung mit den anderen Arten vorhanden ist. Auftreten : Im Vergleich zu den andern Arten der Gattung Cymatocylis sind Hülsen von Cymatocylis nohilis im antarktischen Plankton nur spärlich vertreten. Die Art wurde in folgenden Fängen gefunden: 3. März, 15. März, 4. April, 17. April, 19. April, 25. August 1902. Außer den typischen Hülsen, die ich im vorhergehenden beschrieben, unterscheide ich noch folgende Form typen: Cymatocylis nobllis forma cylindrica. Taf. XLII, Fig. 6. In Gestalt den typischen Hülsen ähnlich; es fehlt jedoch die Verengung im mittleren Teile. Länge : 0,36 — 0,38 mm; größte Weite: 0,15 mm. Auftreten: 19. April 1902. Cymatocylis nobilis forma Simplex. Taf. XLII, Fig. 4. Unterscheidet sich von den typischen Exeinplaren dadurch, daß der Mündungsrand nur sehr schwach nach außen gebogen ist. In der Mitte ist die Hülse ganz flach verengt. Der Übergang des Wohnfaches in die Spitze findet nicht so plötzlich statt, als bei den typischen Hülsen und forma cylindrica. Länge : 0,34—0,41 mm; Weite: 0,15—0,16 mm. Auftreten: 19. April und 25. August 1902. Cymatocylis nobilis forma snbrotundata. Taf. XLII, Fig. 3. Die Form ist gekennzeichnet durch das völlige Fehlen eines Spitzenteiles. Das Hinterende ist abgerundet. Ich fand die Form, die ich auf Taf. XLII, Fig. 3 abgebildet habe, in einem einzigen Exemplar im Untersuchungsmaterial vor. In der Breite ist sie von den typischen Hülsen etwas verschieden und nähert sich in dieser Beziehung Cymatocylis drygalskii. Die Breite von dieser Art mißt 0,08—0,1 mm, des Mündungsrandes 0,1—0,11 mm. Für die auf Taf. XLII, Fig. 3 ab- gebildete beträgt die Breite 0,1 mm, der Durchmesser des Schirmrandes 0,115 mm. Bei typischen Exemplaren beträgt die größte Weite dagegen 0,12 — 0,155 mm. Wenn ich die Hülse trotz der gleichen Größenverhältnisse und der Ähnlichkeit in der Form mit Cymatocylis drygalskii forma snbrotundata nicht dieser Art einverleibe, so bin ich dazu durch Laackmann, Tintinnodeen. ggj die Struktur veranlaßt worden, die mit der der typischen Hülsen von Cymatocylis nobilis überein- stimmt. Die primäre Struktur ist groß und deutlich. In dem mittleren verengten Teile treffen wir die für Cymatocylis nobilis charakteristische Wandverdickung mit größeren Primärwaben an. Länge : 0,2 mm. Auftreten: 15. März 1902 (1 Exemplar). 2. Cymatocylis calyciformis Laackm. Taf. XXXVI. Fig. 4; Taf. XLII, Fig. 12. Cyttarocylis calyciformis, Laackmann 1907, p. 236, flg. 3. Diagnose : Hülse kelchförmig, hinten in eine sehr lange Spitze auslaufend. Mündungs- rand schirmartig umgebogen mit einer Reihe quadratischer ,, falscher Fenster". Ein gezähnter Kragen ist vorhanden. Wandung im mittleren Teil des Wohnfaches wenig verdickt, mit etwas größeren Primärwaben als vorn und hinten. Länge : 0,4 — 0,52 mm; Weite : 0,15 mm. Als typische Hülsen dieser Art sind solche anzusehen, deren Wohnfach etwa so lang wie breit ist und durch eine sehr lange Spitze ausgezeichnet sind, die mehr als die doppelte Länge des Wohn - faches betragen kann. Das Wohnfach ist am aboralen Ende abgerundet; der Spitzenteil deutlich abgesetzt. Der Mündungsrand ist bei schwachem Auseinanderweichen der beiden Lamellen scharf nach hinten, schirmartig umgebogen und trägt einen deutlich gezähnten Kragen. Die Wand besitzt nur Primärstruktur, die stets recht deutlich wahrnehmbar ist. Im vorderen und hinteren Teile sind die Waben nur klein, dagegen im mittleren Teil etwas größer (Taf. XXXVI, Fig. 4). Hier findet eine Verdickung der Wand statt, jedoch in viel geringerem Maße als bei Cymatocylis nobilis. Übereinstimmend mit dieser Spezies ist die stärkere Faltung der Innen - lamelle. Auf dem Schirmrande ist eine Reihe größerer Primärwaben erkennbar, die abgerundet quadratische Gestalt besitzen. Unter dieser Reihe ,, falscher Fenster" folgen mehrere Reihen kleiner Waben. Auftreten : Die Hülsen dieser Art sind im antarktischen Plankton nur spärlich vertreten. Typische Hülsen fanden sich in den Fängen vom 21. Juni und 5. Juli in vereinzelten Exemplaren. Cymatocylis caljciforniis forma brevlcaudata. Taf. XLII, Fig. 7—10. Neben den typischen Hülsen, die durch den Besitz der langen Spitze leicht auffallen, fand ich in ziemlicher Zahl Hülsen, die in Gestalt des Wohnfaches auch die typische Übereinstimmung zeigten, aber eine viel kürzere Spitze besaßen. Etwas flacher gestaltet ist die Hülse Taf. XLII, Fig. 7. Vor allem stimmten diese Hülsen in der Struktur miteinander überein. Der Mündungsrand ist bei einer Hülse etwas abweichend gestaltet. Statt der starken schirmartigen ümbiegung ist hier eine Verdickung vorhanden. Die Spitze ist in ziemlicher Länge angetroffen. Sie ist entweder ganz klein, kann aber auch die Länge des Wohnfaches erreichen. Die Länge der Hülsen dieses Formentypus schwankt insgesamt zwischen 0,175 — 0,3 mm. Auftreten: 5. Juli 1902 zusammen mit typischen Hülsen. 51* 392 Deutsche Südpolar-Expedition. Cymatocylis calyciformis forma cyliiulrlca. Taf. XLII, Fig. 11, 13, 14. Während bei den Hülsen des vorigen Formtypus die Länge der Hülse geringer sein konnte, als die Breite der Mündung, so daß die Gestalt selbst abgeflaclit erschien, kommt es bei diesem Form- typus zu einer Verlängerung des Wohnfaches, so daß letzteres mehr die Gestalt eines Zylinders annimmt. Ich habe auf Taf. XLII verschiedene Stadien gezeichnet. Im extremsten Falle (Fig. 14) ist das Wohnfach etwa doppelt so lang wie breit. Die Figuren 11, 13 und 14 stellen Zwischenstadien dar. Die Wand erfährt im mittleren Teil keine Verdickung, oder es ist eine schwache Andeutung einer solchen zu erkennen. Länge : 0,37—0,505 mm; größte Weite: 0,125 — 0,14 mm. Auftreten: Selten, 5. Juli 1902. Gattung Coxliella (Brandt). Die Schraubentintinnen sind in der Antarktis durch drei Arten vertreten, Coxliella frigida, intermedia und minor. Die erste und die letzte Art sind durch die verschiedene Größe, besonders durch die verschiedene Weite der Hülse gekennzeichnet, in der Beschaffenheit der Struktur zeigen sie ein gleiches Verhalten. Von ihnen ist deutlich zu unterscheiden Coxliella intermedia, die mit gröberer Primärstruktur versehen ist, wodurch die Hülse im Gegensatz zu den erstgenannten, weiß erscheinenden Arten ein gelblich bräunliches Aussehen erhält. Sekundärstruktur konnte bei keiner Art erkannt werden. Brandt unterscheidet bei der Untergattung Coxliella (von Cyttarocylis) drei Formenkreise: 1. Formenkreis vonCoxliella scalaria, 2. Coxliella annulata und 3. Formenkreis von Coxliella am.pla- laciniosa. Die beiden ersten Formenkreise haben CyttarocylisStTuktin. Bei dem Formenkreis von Coxliella ampla-laciniosa sind nur Primärwaben vorhanden. Mithin sind die antarktischen Schraubentintinnen in diesen Formenkreis einzureihen. Häufigkeit des Auftretens : Die Coxliellen treten nie in großer Menge im antark- tischen Plankton auf. Coxliella frigida und minor sind nur vorübergehend in einigen Monaten vor- handen. Coxliella intermedia tritt ziemlich regelmäßig das ganze Jahr hindurch auf, aber stets nur vereinzelt. 1. Coxliella frigida Laackm. Taf. XLIV, Fig. 1—8; Taf. XLV, Fig. 1-4. Cyttaroajlis frigida, Laackmann, Zoolog. Aiiz. Bd. 31, 1907, p. 237. fig. 6. Diagnose : Hülse groß und dünnwandig von zylindrischer Gestalt. Aborales Ende ab- gerundet; Mündungsrand unregelmäßig ausgezackt, etwas nach außen gebogen. Vom aboralen Ende bis zur Mündung zieht sich zwischen den beiden Lamellen ein Spiralband in mehr oder minder weiter Spirale hin. Nur zarte Primärstruktur vorhanden; Waben klein und unregelmäßig polygonal. Länge : 0,115 — 0,345 mm. Beschreibung : Hülsen von recht verschiedener Größe vereinige ich in dieser Art. Sie alle besitzen zylindrische Gestalt, sind am aboralen Ende abgerundet und haben gleiche Struktur. Die dünne Wand ist mit sehr kleinen, bisweilen recht schwer erkennbaren Primärwaben versehen. Laackmann, Tintinnodeen. 393 Eine Sekundärstruktur ist nicht vorhanden, auch Fensterbildung habe ich nicht beobachtet. Gemein- sam ist allen Hülsen das Vorhandensein des Spiralbandes. Die Zahl der Windungen desselben ist recht verschieden; sie schwankt zwischen 2 und 20. Es ist wohl anzunehmen, daß die Zahl der Windungen beim Wachsen zunimmt, und daß die kleinen Hülsen (Taf. XLIV, Fig. 4—6 und Taf. XLV, Fig. 2, 4) als unvollkommene anzusehen sind. Doch auch bei großen Hülsen, wie sie Fig. 1—3 auf Taf. XLIV darstellen, besitzen bald weitere Windungen (Taf. XLIV, Fig. 2), bald sehr eng verlaufende (Taf. XLIV, Fig. 1, 3). Als kleine Hülsen sind solche von 0,11—0,125 mm (Taf. XLIV, Fig. 4; Taf. XLV, Fig. 2, 4), als mittlere Hülsen solche von 0,15—0,2 mm (Taf. XLIV, Fig. 5, 6) und endlich als große Hülsen die von 0,25— 0,345 mm (Taf. XLIV, Fig. 1—3) zu be- zeichnen. Das hintere Ende der Hülse ist bei einigen Hülsen leicht ausgebaucht (Taf. XlilV, Fig. 2). Ebenso sind bei fast allen Hülsen Faltungen vorhanden, die ganz unregelmäßig verlaufen und den Eindruck von Schrumpfung hervorrufen. In einem Falle war die ganze Hülse leicht gebogen (Taf. XLV, Fig. 3). Zwischen je zwei Windungen des Spiralbandes ist die Wand etwas eingebogen, so daß die Spiral Windungen deutlich vorspringen. In der hinteren Hülsenpartie läßt sich jedoch nicht selten gerade das Gegenteil beobachten, indem die Wand zwischen zwei Windungen hier nach außen ausgebaucht ist (Taf. XLIV, Fig. 1 ). Bei Hülsen, deren Spiralwindungen sehr eng sind, ist diese Verengung oder Ausbuchtung weniger deutlich. Vorn erweitert sich die Hülse. Beide Lamellen biegen gleich stark nach außen um. Die Wanddicke bleibt unverändert. Nie kommt es zur Ausbildung eines Wiüst- ringes. Bei den meisten Hülsen ist die Erweiterung des Mündungsrandes recht deutlich (Taf. XLIV, Fig. 1,2). Nur die beiden vordersten Windungen des Spiralbandes sind scharf umgebogen, während der übrige Hülsenteil zylindrische Gestalt behält. In andern Fällen geht die Erweiterung nur ganz allmählich vor sich. Die Hülse hat ihre streng zylindrische Gestalt verloren; sie ist, wie Fig. 1, Taf. XLV zeigt, vorn am weitesten und verjüngt sich nach dem aboralen Ende zu ganz allmählich. Solche Formen wurden, wenn auch nicht gerade häufig, dennoch in mehreren Fängen angetroffen. Ich hielt diese Hülsen anfangs für eine Saisonform, fand sie aber dann stets mit typischen Hülsen zusammen. Ein anderer Grund, Hülsen, wie ich sie auf Taf. XLV, Fig. 1, 2 wiedergegeben habe, als Varietät abzutrennen, könnte noch darin gesehen werden, daß bei dem gezeichneten Exemplar der Mün- dungsrand glatt oder fast glatt ist, während er bei allen typischen Formen mit deutlicher Krempe unregelmäßig ausgezackt ist. Doch auch der gezackte Rand ist nicht immer vorhanden. Ich fand Hülsen, die ich der Gestalt nach als typisch ansehen würde, deren Rand aber glatt war. Vielfach ist in den vorderen Windungen der Spirallinie ein welliger Verlauf konstatiert worden (Taf. XLIV, Fig.l). In allen Punkten, Größe, Gestaltung des hinteren Hülsenteiles (ausgebaucht oder nicht), Krempenbildung, Zähnelung des Mündungsrandes, Weite der Spiralbänder, zeigen die Hülsen von Coxliella frigida Variationen, in denen ich nach dem vorliegenden Material keine Gesetzmäßigkeit erkennen konnte, die eine Trennung in Varietäten gestattete. 394 Deutsche Siidpolar-Expedition. Beziehungen zwischen Coxliella frigida, Coxliella minor und Coxliella intermedia. Von den beiden anderen antarktischen Schraubentintinnen, Coxliella intermedia und Coxliella minor ist Coxliella frigida durch die größere Breite unterschieden. Vor der ersteren zeichnet sie sich ferner durch die zartere Wandstruktur aus. Coxliella intermedia zeigt stets eine gelbliche bis bräunliche Färbung der Hülsen, während Coxliella frigida und minor durchsichtiger sind und weiße Färbung haben. Die Weite der Hülsen von Coxliella frigida beträgt in der Mitte etwa 0,075 — 0,09 mm. Von Coxliella intermedia fand ich zwei Hülsen in einem Fange vom 19. Februar 1902, 200 m, deren Breite zwischen diesen Zahlen liegt. Nach der Strukturbeschaffenheit gehörten die Hülsen, von denen ich eine auf Taf. XLV, Fig. 2 gezeichnet habe, unverkennbar zu Coxliella intermedia. Ebenso schwierig ist die Bestimmung der Hülse vonCoxliella intermedia auf Taf. XLV, Fig. 8, die neben großer Weite eine recht blasse Färbung besitzt; die Struktur ist erheblich deutlicher als bei den meisten Hülsen von Coxliella frigida, aber für Coxliella intermedia recht schwach. Ein ganz minimaler gelblicher Schimmer war vorhanden, der mich bewog, sie zu Coxliella intermedia zu stellen. Wir sehen also, sowohl in Gestalt als Struktur zeigen die beiden Arten Coxliella frigida und intermedia tJbergänge zueinander. Jedoch ist zu bemerken, daß nur bei den beiden beschriebenen Hülsen Taf. XLV, Fig. 2 und 8 die Trennung der Arten einige Schwierigkeit machte. Im allgemeinen sind dieselben sogar recht leicht zu unterscheiden. Beziehungen zu Coxliella (Cyttarocylis) annulata v. Dad. und ampla (Jörg.)- In der vorläufigen Mitteilung über antarktische Tintinnen der Gauss -Station bemerkte ich, daß diese Art an Coxliella (Am/phorella) ampla (Jörg.) erinnert, daß sie aber durch beträchtlichere Größe und durch den erweiterten gezackten (nicht gezähnten) Mündungsrand von ihr abweicht. Brandt glaubt Coxliella frigida dem Formenkreis von Coxliella annidata zurechnen zu müssen. Was die Größe der Hülsen anlangt, so wäre seine Annahme gerechtfertigt. Nachv. Dadays Angaben beträgt die Länge von Coxliella annulata 0,315—0,330 mm, die größte Weite 0,099—0,103 mm, der Durchmesser der Öffnung 0,09—0,095 mm. Die Hülse, die Zacharias in der Adria fand, ist noch etwas größer, 0,4 mm. {Tintinnus zonatus Zacharias p. 525, fig.ll). Abgesehen von dem erweiterten Mündungsrand ist die Weite von Coxliella frigida und annu- lata etwa gleich und es wäre berechtigt, die antarktische Art in die Nähe der Mittelmeerform zu stellen. Anders verhält es sich mit der Struktur. Wenn auch über die Struktur von Coxliella annulata bisher keine sicheren Angaben vorliegen, so läßt doch die Zeichnung v. Dadays auf tab. 21 fig. 6 zweifellos erkennen, daß eine Cyttarocylis -Stiuktur vorhanden ist. Auch Brandt ist dieser Meinung, wenn er sagt: ,,Die Ausbildung der Spirale und die nur von v. Daday beschriebene und abgebildete gröbere Struktur scheint ähnlich wie bei den beiden folgenden Arten {Coxliella fasciata Kofoid und Coxliella pseudannulata Jörgensen) zu sein." (1907, p. 268.) Die beiden erwähnten Arten haben innerhalb der gröberen Sekundärstruktur feine Primärwaben. Wenn Zacharias Cyttarocylis annulata v. Daday als zur Gattung Tintinnus gehörig beschreibt, so könnte man schließen, daß bei den ihm zur Untersuchung vorliegenden Hülsen eine Sekundärstruktur fehlt. Ich lege auf diese Angabe jedoch nur wenig Wert, da Zacharias, Läackmann, Tintinnodeen. S9b wie Brandt schon betont, die Struktur der Tintinnodeen äußerst unvollkommen erkannt hat (s. Gattung Tintinnus Brandt, 1907, p. 375). Eine Sekundärstruktur habe ich bei Coxliella frigida nie beobachtet. In dieser Hinsicht weichen die antarktischen Schraubentintinnen von denen der Formenkreise Coxliella annulata erheblich ab und nähern sich dem Formenkreise Coxliella ampla-laciniosa, bei denen ebenfalls eine Cyttarocylis- Struktur fehlt. Von Coxliella ampla ist die Struktur bisher nicht bekannt; doch die Zeichnimg JöRGENSENS, flg. 4 a lind b, sowie die Bestimmung als AmpJiorella sprechen dafür, daß eine Sekun- därfelderung fehlt. Nach der Struktur sind die antarktischen Schraubentintinnen also zum Formenkreise Cox- liella ampla-laciniosa Brandt zu stellen. Die Struktur von Coxliella frigida besteht aus dünn- wandigen polygonalen Feldern von ungleicher Größe, ganz ähnlich wie bei Coxliella laciniosa, die mir häufig zum Vergleich vorlag. Brandt macht auf die verschiedene Größe der Primärwaben von Coxliella laciniosa aufmerksam, die bisweilen so groß wie bei kleinfeldrigen Cyttarocylis-Äxten werden können. Fensterbildung, wie sie bei der Warmwasserform vorkommt, wurde bei der antarktischen Art nicht beobachtet. Vergleicht man zum Beispiel eine kleine Hülse von Coxliella frigida wie auf Taf. XLIV, Fig. 4 in 600 facher, auf Taf. XLV, Fig. 4 in 200 facher Vergrößerung gezeichnet ist, mit der Zeichnung Jörgensens von Coxliella ampla (1899, fig. 4 a und b), so ist der Formunterschied nicht allzu groß. Gemein ist ihnen das Fehlen jeglicher Spitze. Nur die Weite der Hülsen ist verschieden. (0,07 — 0,083 mm bei Coxliella ampla, 0,09 — 0,110 mm bei kleinen Hülsen von Coxliella frigida.) Ein weiterer Unterschied zwischen diesen Formen liegt in der Krempenbildung. Meiner Ansicht, Coxliella frigida dem Formenkreise Coxliella ampla-laciniosa einzuverleiben, würde auch Brandt zugestimmt haben, wie ich allgemein der ganzen Einteilung zu entnehmen glaube, wenn ihm die feineren Strukturverhältnisse der antarktischen Art bekannt gewesen wären. Ich gebe zu, daß meine Angabe: ,,Die Struktur ist grob und unregelmäßig" (p. 237, 1907) Anlaß zu Irrtümern geben konnte. Ich hatte mich damals noch nicht so eingehend mit der Struktur be- schäftigt und wollte damit sagen, daß die Struktur (Primärwaben) recht deutlich und schon mit schwächerer Vergrößerung wahrnehmbar sei, was allerdings nicht immer zutrifft. Der Weichkörper. Eine genaue Beschreibung des Tieres vermag ich nicht zu geben, da ich nur wenig gut konservierte Tiere im Untersuchungsmaterial vorfand. Der Körper ist von kegel- förmiger Gestalt und geht hinten ziemlich scharf abgesetzt in einen kurzen dicken Stiel über, der genau auf der Mitte des abgerundeten Hülsenteiles befestigt ist. (Taf. XLIV, Fig. 3.) Das Ende des Stieles ist in mehrere Zipfel gespalten. Über die Zahl der adoralen Pektinellen kann ich nichts Näheres aussagen. Normalerweise hat das Tier zwei ovale Hauptkerne mit zwei dichtanliegenden Nebenkernen. Die Struktur der Kerne ist wie bei anderen Arten verschieden. Das Tier, das ich auf Taf. XLIV, Fig. 3 wiedergegeben habe, besitzt eine sehr grobe Kernstruktur. Häufiger sind die Kerne fein grannuliert. Auftreten : Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, erreicht diese Art im Monat März ihr Maximum. Im April, Mai und Juni wurden nur vereinzelte Hülsen angetroffen. Sie fehlt in den Monaten von Juli bis Dezember und tritt erst im Januar wieder auf. Im Fange (15. März 1903), 396 Deutsche Siidpolar-Expedition. eben außerhalb des Packeises sind nur wenige Hülsen gefunden worden. Coxliella frigida scheint somit auf die Eisregion beschränkt zu sein. Teilungsstadien wurden im März gefunden (20. März 1902). Anmerkung zur Struktur: In einigen Fängen fand ich Exemplare von Coxliella frigida, die mit kleinen, stark lichtbrechenden Kügelchen, namentlich auf der Spiralleiste besetzt waren. Ich glaube nicht, daß es sich hier um eine natürliche Erscheinung handelt, vielmehr möchte ich hierin ein Kunstprodukt sehen, wie ich es häufig in anderen Fängen bei Leprotintinnus prolongatus und auch bei tropischen Arten, z. B. Coxliella laciniosa gefunden habe. Ich erwähne hier diese Er- scheinung, weil auch bei Warmwasserformen etwas derartiges früher von Brandt beobachtet ist. 2. Coxliella intermedia Laackm. Tai. XLV, Fig. 5-^11. Cyitarocylis intermedia, Laackmann, Zoolog. Aiiz., Bd. .31, p. 238, fig. 8. Diagnose : Hülse zylindrisch, hinten abgerundet geschlossen, mit glattem, nicht nach außen gebogenem Mündungsrand. Wand überall gleich dick mit regelmäßiger, sechseckiger Primär- struktur. Als sekundäre Struktur ist eine in etwa 8 — lOWindungen verlaufende Spirallinie anzu- sehen. Länge: 0,119— 0,205 mm, B r e i t e : 0,05— 0,084 mm. Beschreibung : Die Variation in Größe und Gestalt ist bei dieser Art sehr gering. Stets wurden die gleichen regelmäßigen Waben angetroffen, die der Hülse ein bräunliches Aussehen ver- leihen. Ich war geneigt, diese Struktur als Sekundärstruktur wegen der Dicke der Waben anzu- sehen. Doch konnte ich innerhalb dieser Waben niemals Primärwaben sehen. Die Spiralleiste ist bisweilen stärker wahrnehmbar als in anderen Fällen. Meist ist die Gestalt der Hülse streng zylindrisch. Seltener habe ich Hülsen gefunden, die zwischen je zwei Windungen des Spiralbandes etwas nach außen ausgebaucht waren. Die Zahl der Windungen beträgt 5 — 10. Noch seltener waren Hülsen, die hinten etwas ausgebaucht sind und sich nach der Mündung zu etwas verengen (Taf. XLV, Fig. 9 und 10). Die Länge schwankt zwischen 0,119 und 0,205 mm. Weitaus die meisten Hülsen waren 0,15 mm lang bei einer größten Weite von 0,06 mm. Größere Hülsen traten nur selten auf. Eine Hülse von recht beträchtlicher Weite 0,084 mm bei einer verhältnismäßig geringen Länge (0,135 mm) ist auf Taf. XLV, Fig. 8 wiedergegeben. Die meisten der mir vorliegenden Exemplare von Coxliella intermedia waren nur als leere Hülsen erhalten; nur in einigen wenigen Fällen konnte ich im Weichkörper zwei ovale Hauptkerne mit zwei runden Nebenkernen feststellen. Fundort : Antarktis (Gauss-Station). Auftreten : Die Art ist ziemlich regelmäßig während des ganzen Jahres im Plankton vorhanden. Doch tritt sie nie in großen Mengen auf. Wegen der Konstanz in Form und Größe und der bräunlichen Färbung war sie in den Zählungen mit Sicherheit zu erkennen. Teilungsstadien sind nicht gefunden. Laackmann, Tintinuodeen. 397 3. Coxliella minor Laackm. Taf. XLV, Fig. 12-15. Cyiiaroeylis minor, Laackmann, 1907, p. 237—238, fig. 7. Diagnose : Hülse zylindrisch, hinten abgerundet geschlossen, bisweilen kuglig erweitert. Mündungsrand glatt, wenig nach außen gebogen. Wohnfach in der ganzen Länge mit einer Spiral - leiste versehen, die vorn am deutlichsten ist und die engsten Windungen zeigt. Zahl der Win- dungen über 20. Die Wand besitzt nur schwache und kleine Primärwaben. Das 4 (?) kernige Tier ist mit dem Stiel etwas seitlich im hintersten Teile der Hülse befestigt. Länge der Hülsen 0,16—0,29 mm, Weite: 0,03—0,04 mm. Fundort: Gauss- Station (20. März, 4. April und 3L Dezember 1902). Durch die gleiche zarte Beschaffenheit der Wandung sowie durch das Vorhandensein eines Spiralbandes ist die Hülse bei flüchtiger Beobachtung leicht mit der von Leprotintinniis prolongatus zu verwechseln. Hinzu kommt noch, daß die Größenverhältnisse etwa die gleichen sind. Während aber bei Leprotintinnus prolongatus die Hülse hinten offen ist und in ein unge- ringeltes Wohnfach und einen geringelten Aufsatz zerfällt, ist die Hülse von Coxliella minor vom aboralen Teil bis zur Mündung mit einem Spiralband versehen. Hinten ist sie abgerundet ge- schlossen, in manchen Fällen etwas bauchig erweitert (Taf. XLV, Fig. 12). Im vorderen Ab- schnitt liegen die einzelnen Wandabschnitte zwischen zwei Spiralwindungen im optischen Quer- schnitt betrachtet dachziegelartig übereinander. Sie sind schräg nach außen gerichtet. Weiter hinten ist die Wand zwischen zwei Windungen schwach nach innen gebogen, so daß auch hier die Leiste stark hervortritt. Ganz am aboralen Ende sind die Windungen nur noch schwach zu er- kennen, in einigen Fällen konnten in der hinteren Half te nur mit großer Schwierigkeit die Windungen verfolgt werden (Taf. XLV, Fig. 13). Vorn, wo die Windungen der 'Spiralleiste am engsten verlaufen, ist die Wand, ohne daß es zur Bildung eines Wulstringes kommt, leicht nach außen gebogen. Im übrigen Teil besitzt die Hülse zylindrische Gestalt. Die Struktur der überall gleichmäßig dicken Wand besteht aus sehr feinen Primärwaben, die sich mit ölimmersion jedoch jedesmal feststellen ließen. Als sekundäre Struktur ist nur das Spiral - band zwischen der Innen- und Außenlamelle anzusehen. Fensterbildung wurde nicht beobachtet. Beziehung zu anderen Arten. Coxliella minor steht ziemlich getrennt von allen bekannten Arten da. Sie zeigt zu keiner andern irgendwelche Übergänge. In der früheren vorläufigen Mitteilung habe ich diese Form mit Cyttarocylis annulifera Ostenfeld (= Tintinnus annuliferus Brandt) verglichen, die im Roten Meere gefischt wurde. Doch ist die antarktische Form erheblich größer. (0,16—0,29 mm x 0,03—0,04 mm). Cyttarocylis annulifera besitzt nach Ostenfeld nur eine Länge von 0,052—0,073 mm bei einer Weite von 0,018 mm. Andererseits ist bei der Warm- wasserform die Spiralfalte nur auf die vordere Hälfte beschränkt. Auftreten : Mitte März bis Anfang April in vereinzelten Exemplaren. Interessant ist das Zusammenleben von Coxliella minor mit kleinen Diatomeen. In einem Fange vom 31. Dezember 1902 ist eine Hülse gefunden worden, die ganz mit lebenden Diatomeen besetzt war. (Taf. XLV, Fig. 14.) Die Diatomeen waren alle mit Phaeophy 11 versehen. Es handelt 52 Deutsche SUdpolar-Expeditiou. XI. Zoologie 111. 398 Deutsche Siidpolar-Expedition. sich auch nicht um eine vom Tier verlassene Hülse; am hinteren Ende war ein Rest des schlecht erhaltenen Weichkörpers vorhanden, der zwei runde Hauptkerne erkennen ließ. Ganz dieselbe Erscheinung wurde bei Leprotintinnus prolongatus und gaussi beobachtet. DerWeichkörper. Gut konservierte Tiere dieser Art lagen mir nur in zwei Exemplaren vor, die auf Taf. XLV, Fig. 12 und 13 abgebildet sind. Das Tier ist mit dem dünnen Stiel, der recht deutlich vom Plasmaleibe abgesetzt ist, am hinteren Teile der Hülse befestigt. Über die Zahl der Kerne kann ich keine sicheren Angaben machen. Nach meinen Beobachtungen an dem eben erwähnten, mit lebenden Diatomeen besetzten Exemplar besitzt das Tier zwei runde Kerne. Die gleiche Zahl war an den beiden gut erhaltenen Tieren auf dem Glyzerinpräparat zu erkennen. Um völlige Sicherheit zu erlangen, nahm ich die beiden Exemplare heraus und färbte sie mit Alaun- karmin, um sie weiter in Kanadabalsam überzuführen. Nach kurzer Färbung glaubte ich bei den in Alkohol befindlichen Exemplaren an beiden vier Kerne zu erkennen, etwa wie ich auf den Fig. 12 und 13 gezeichnet habe. Mit Sicherheit kann ich diese Beobachtung nicht hinstellen, da bei der weitern Behandlung die kleinen Tiere verloren gingen. Auch über die Zahl der Nebenkerne vermag ich nichts auszusagen. Gattung Leprotintinnus Jörg. em. Laackm. Als zur Gattung Codonella gehörig habe ich in der vorläufigen Mitteilung über antarktische Tintinnen vier Arten beschrieben, die in der Antarktis recht häufig vorkommen. Die vier Arten Codonella naviculaefera, prolongata, gaussi und glacialis kennzeichnen sich auf den ersten Blick als Codonellen durch das Vorhandensein eines vom erweiterten Wohnfach abgesetzten, geringelten Auf- satzes, dessen Struktur von der des Wohnfaches verschieden ist. Nach Brandt ist das ausgebauchte vasenförmige Wohnfach der Codonellen-Gehäuse stets von dem Mündungsteile gesondert. Der letztere weicht oft in der Struktur vom Wohnfach ab und ist bei einer größeren Gruppe {Codonella orthoceras u. a.) als zylindrischer, mit Spiralleiste versehener Aufsatz ausgebildet (Brandt 1907, p. 73—74). Allein nach der Gestalt der Hülse betrachtet, wäre es vielleicht berechtigt, Codonella gaussi z. B. in den Formenkreis von Codonella orthoceras, wie Brandt 1907 im Kapitel „Ergän- zungen und Berichtigungen" p. 444 meint, zu stellen. Abweichend und für Codonellen neu ist die Ausbildung des Hinterendes von den beiden antarktischen Arten Codonella naviculaefera und pro- longata. Bei ihnen ist das Wohnfach nicht geschlossen wie bei allen bisher bekannten Codonellen, sondern läuft in einen kurzen Zylinder mit weiter aboraler Öffnung aus. Durch diese eigenartige Beschaffenheit des aboralen Endes, die in ähnlicher Form nur bei der Gattung Tintinnus beobachtet ist, sind die beiden Arten Codonella naviculaefera und prolongata einem besonderen Formenkreis einzuordnen. Ist auch die Gestaltung des aboralen Endes bei den beiden anderen Arten Codonella gaussi und glacialis recht abweichend, so stehen sie den beiden erstgenannten Arten doch erheblich näher, als es auf den ersten Blick nach der Hülsenform zu sein scheint. Die nähere Untersuchung ergab, daß alle vier Arten durch die gleiche Struktur ausgezeichnet sind und daß alle vier Arten vier Hauptkerne und zwei Nebenkerne besitzen. Durch diese letzte Tatsache entfernen sie sich von sämtlichen Arten der Gattung Codonella, so daß es fraglich erscheint, ob die Zugehörigkeit zur Gattung Codonella berechtigt ist. Nach den Laackmann, Tintiimodeen. 399 Untersuchungen v. Dadays beträgt die Zahl der Kerne bei Codonellen 8 — 22. Brandts Er- gänzungen ergeben das gleiche Resultat. Zu den Tintinnodeen mit 8 oder mehr Hauptkernen stellt er die Grattungen Dictyocysta und Codonella. Die neuen Untersuchungen von Entz jun. über die Kernverhältnisse der Codonella -Asten brachten recht interessante Resultate. Danach schwankt die Zahl der Kerne bei der Gattung zwischen 2 und 50. Von Codonella galea berichtet er: „Neben Exemplaren mit 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 Macronuclei habe ich auch solche mit 9 und 10 Macronuclei beobachtet." An Schnitten sowie an Totopräparaten von Codonella orthoceras fand er ungefähr 25 — 30, 30 — 40, 40 — 50 Macronuclei. Ihre Größe ist ungleich, sie sind elliptisch und paarweise angeordnet, vielleicht mit Spalt versehen, jedoch konnte ich dies wegen ihrer Feinheit nicht ent- scheiden." Die Exemplare, die Entz jun. zur Untersuchung vorgelegen haben, hatten gewiß mehr Kerne als 22, welche Zahl v. Daday für Codonella orthoceras angibt. Doch konnte die Zahl von Entz jun. nicht genau angegeben werden, da sie zu variieren scheint. Bei den antarktischen Codonellen ist die Zahl 4 für die Kerne als konstant anzusehen. Ich habe viele Exemplare untersuchen können und mit einer Ausnahme vier Hauptkerne und zwei Nebenkerne konstatieren können. In dem einen Ausnahmefall, in dem ich keinen normalen Zustand sehen möchte, waren nur drei Hauptkerne vorhanden. Wahrscheinlich ist es zwischen zwei Kernen zur Verschmelzung gekommen, wofür die bedeutendere Größe des dritten Kerns spricht (Taf. XLVIII, Fig. 7). Wenn auch die Zahl der Kerne bei den Codonellen recht beträchtlichen Schwankungen unter- worfen ist, so ist aus den bisherigen Untersuchungen, soviel ersichtlich, daß die Zahl 4 nur selten, niemals konstant bei den bisher bekannten Hochsee -Codonellen auftritt. In der Kernzahl stimmen die antarktischen Codonellen vielmehr mit den Arten des Formen- kreises von Tintinnus fraknoi überein. Nach den Untersuchungen von v. Daday, die neuerdings von Entz jun. bestätigt sind, haben Tintinnus fraknoi, lusus undae und inquilinus vier Macro- nuclei. Bei den beiden erstgenannten Arten sind ferner zwei Nebenkerne bekannt. Bei Tintinnus datura Brandt, der ebenfalls diesem Formenkreise angehört, habe ich einmal vier Hauptkerne, bei einer zweiten Hülse nur drei Kerne gefunden. Die Arten des Formenkreises von Tintinnus fraknoi sind durch eine weitere aborale Öffnung am hinteren Teile der Gehäuse von den meisten anderen Tintinnodeen unterschieden. Auffallend ist, daß zwei von den vierkernigen Arten der Antarktis, durch die gleiche weite aborale Öffnung ausgezeichnet sind. Dadurch stehen die Arten Codonella naviculaefera und prolongata dem Formen - kreis Tintinmis fraknoi recht nahe. Hinzu kommt noch, daß letztere Art, was Beschaffenheit der Wandstruktur anlangt, große Ähnlichkeit mit den echten Tintinnen besitzt, wenn, wie nicht selten, die Hülse frei von jeglichen Diatomeen und Fremdkörpern war. Aus den Ausführungen ist ersichtlich, daß die antarktischen Arten, die ich als Codonellen be- schrieben habe, streng genommen weder zur Gattung Codonella noch zur Gattung Tintinnus zu zählen sind, wenn sie auch mit beiden Gattungen gemeinsame Merkmale haben. An die Codonellen erinnern in Gestalt namentlich die beiden Arten Leprotintinnus gaussi und glacialis, in dem Besitz eines vom Wohnfach getrennten Aufsatzes. Die Gestaltung des aboralen Endes stimmt mit den Ver- tretern des Formenkreises Tintinnus fraknoi überein. Der Besitz von vier Kernen und zwei Neben- kernen bedingt ebenfalls die Zugehörigkeit zu diesem Formenkreis. In der Struktur nehmen die 52* 400 Deutsche Südpolar-Expedition. antarktischen Hülsen eine besondere Stelle ein, die jedoch mehr an die der Tintinnus- Arten als die Codonellen erinnert. Letztere zeigt jedoch auffallende tJbereinstimmung mit der nordischen Art, Tintinnopsis pellucida (Cleve) Brandt, die in der Gestalt der Hülse der antarktischen Codonella prolongata nicht unähnlich ist. Auch bei dieser Art machen sich die gleichen Schwierigkeiten bei der Unterbringung in eine der bekannten Gattungen geltend, was deutlich aus der ausführlichen Darstellung Brandts hervorgeht. 1896 beschrieb Brandt in der Arbeit über grönländische Tintinnen diese Art als Tintinnus hottnicus Nordqu. Nach späteren genaueren Untersuchungen kommt er zu dem Schluß, daß Tintinnus hottnicus nicht mit der 1890 von Nordquist beschriebenen Art identisch ist, sondern vielmehr mit der von Cleve als Tintinnus (?) pellucidus (1899) beschriebenen Art übereinstimmt. Doch auf die Synonymik der Arten möchte ich nicht näher eingehen und verweise auf die Darstellung von Brandt. Bemerken möchte ich nur, daß in der zusammenfassenden Dar- stellung Brandts zwei Arten angeführt werden, Tintinnopsis bottnica (Nordqu.) und Tintinnop- sisl pellucida (Cleve). Bei unseren weiteren Betrachtungen handelt es sich um die letzte Art, die von Cleve zuerst unter dem Namen Tintinnus pellucidus beschrieben wird (1899, p. 24, tab. 1, fig. 4). Bei der ersten Beschreibung dieser Art macht Brandt schon auf die Schwierigkeiten auf- merksam, die sich bei der Unterbringung der Art in eine der bekannten Gattungen ergeben. ,,Wenn ich diese Spezies trotzdem zur Gattung Tintinnus rechne, so geschieht das zunächst wegen der großen Ähnlichkeit, die die Gehäuse mit den beiderseits offenen Tintinnengehäusen zeigen, z. B. mit Tin- tinnus lusus undae Entz, Tintinnus fraknoi und Tintinnus angustatus v. Daday (alle drei Arten aus Neapel), ferner mit Tintinnus inquilinus und Tintinnus secatus. Keine Tintinnopsis- oder Codonella -Alt zeigt eine solche Öffnung am aboralen Ende. Zweitens weicht die Struktur von der- jenigen der Tintinnopsis- und Codonella -Aiten ab und stimmt mit derjenigen der vorher ange- führten Tintinnus -Arten überein, d. h. es sind außerordentlich zarte und kleine hexagonale Waben vorhanden (fig. 10). Der einzige allerdings ziemlich augenfällige Unterschied besteht in dem Vor- handensein von sehr kleinen Fremdkörpern auf der Außenseite des Gehäuses (Brandt 1896, p. 53). Dieser Unterschied war für Jörgensen zur Errichtung einer neuen Gattung Leprotintinnus maßgebend. Zu dieser Gattung zählte er die beiden Spezies Tintinnus hottnicus ( = Tintinnopsist pellucida [Cleve], Brandt 1907) und Tintinnus hrandti Nordquist. , .Diese Gattung soll die- jenigen Arten aufnehmen, deren Gehäuse wie bei der Gattung Tintinnus (im Sinne v. Dadays) hinten offen, an der Oberfläche aber mit angeklebten Fremdkörpern, wie Tintinnopsis -Arten ver- sehen ist." (Brandt 1907, p. 173.) Nach den genauen Untersuchungen Brandts ist Tintinnopsis hrandti hinten geschlossen mit deutlicher Sekundärfelderung versehen und erweist sich dadurch als echte Tintinnopsis. Über die Struktur von Tintinnopsis? pellucida (Cleve) macht Brandt folgende Angaben: ,,Wie die Abbildung tab. 23, fig. 8 zeigt, fehlen bei dem grönländischen Exemplar von Tintinnopsis pellucida die gewöhnlichen sekundären Felder, die für Tintinnopsis so charakteristisch sind, vollkommen. Es sind nur feine und sehr zarte Primärwaben in der zarten Gehäusewand vorhanden. Die Menge der glänzenden Körperchen auf der Wand ist bei den ver- schiedenen Exemplaren etwas verschieden. Da Cleve sie bei seinen Exemplaren vermißte, so scheint es, als ob sie in manchen Gebieten fehlen könnten." (Brandt 1907, p. 173.) Lääckmänn, Tintinnodeen. 401 Genau dieselben Strukturverhältnisse finden wir bei den antarktischen Arten Leprotintinnus naviculaeferus, prolongatus, gaussi und glacialis. Die dünne Wandung besitzt nie sekundäre Struktur. Ein Unterschied der nordischen Art gegenüber liegt darin, daß die Hülse in ein Wohnfach und Aufsatz zerfällt. Nur ersteres ist mit Fremdkörpern besetzt. Statt der kleinen formlosen Körperchen finden in der Antarktis fast ausschließlich Diatomeen zur Verstärkung des Wohnfaches Verwendung. Eine Andeutung eines Auf Satzteiles finden wir jedoch auch bei der nordischen Art, in der Ringelung des vorderen Hülsenteiles. Zwar ist die Trennung hier nicht so scharf ausgeprägt. Die Fremdkörperchen breiten sich über das ganze Gehäuse aus und lassen den vorderen Teil nicht frei. Mit der Trennung in Wohnfach und Aufsatz ist bei den antarktischen Arten ein Unterschied in der Stärke der Struktur verbunden, der am deutlichsten bei Leprotintinnus naviculaeferus zum Aus- druck kommt. Im Bau des Weichkörpers zeigen die vier antarktischen Arten, die unter sich übereinstimmen, einen erheblichen Unterschied von der nordischen Form: Während Leprotintinnus naviculaeferus, prolongatus, gaussi und glacialis vier Hauptkerne und zwei Nebenkerne besitzen, hat Tintinnopsis pellucida nach den Untersuchungen von Brandt nur zwei Macronuclei. Wir finden somit, daß auch in diesem Punkte keine völlige Übereinstimmung herrscht. Das einzige gemeinsame Merkmal, das sowohl den nordischen Tintinnopsis- als den antarktischen Arten zukommt, liegt in der gleichen Ausbildung der Struktur. Stets fehlt eine netzartige Sekundärfelde - rung. Die Wand besitzt nur Primärstruktur, die allerdings in etwas verschiedener Ausbildung vorhanden sein kann. Von der Struktur der echten Tintinnen weichen die fraglichen Hülsen darin ab, daß die Wandung mit Fremdkörperchen versehen ist. Ich halte es daher für das zweckmäßigste, diese Formen in eine besondere Gattung abzutrennen, für die ich den JöRGENSENschen Namen Leprotintinnus mit folgender Diagnose wieder aufnehmen möchte. Leprotintinnus : Hülse von verschiedener Gestalt, in Wohnfach und Aufsatz ge- trennt (letzterer kann nur angedeutet sein oder gar fehlen). Die dünne Wand besitzt Tintinnus- Struktur und ist entweder ganz oder nur am Wohnfach mit Fremdkörpern beklebt. Tiere zwei- oder vierkernig. Zu dieser Gattung rechne ich von den bekannten Arten: 1. Leprotintinnus pellucidus (= Tintinnopsis Brandt) (Cleve) im Sinne Brandts. Außerdem die vier antarktischen Arten, die ich 1907 als zur Gattung Codonella gehörig beschrieben habe. 2. Leprotintinnus naviculaeferus. 3. Leprotintinnus prolongatus. 4c. Leprotintinnus gaussi. 5. Leprotintinnus glacialis. Der arktischen zweikernigen Art stehen die vier antarktischen vierkernigen Arten gegenüber, die sich nach der Gestalt in zwei Formenkreise gliedern. 1. Formenkreis von Leprotintinnus naviculaeferus mit Leprotintinnus naviculaeferus und prolongatus. 2. Formenkreis von Leprotintinnus gaussi mit Leprotintinnus gaussi und glacialis. 402 Deutsche Südpolar-Expedition. Die Hülsen des ersten Formenkreises sind am aboralen Ende mit einer weiten Öffnung ver- sehen und stimmen hierin mit der nordischen Art Leprotintinnus pellucidus überein. Dagegen sind die Hülsen des zweiten Formenkreises am aboralen Ende geschlossen. I. Foriiienkreis von Leprotintinnus naviculaeferus. 1. Leprotintinnus naviculaeferus Laackm. Taf. XLVI, Fig. 1-9. Codonella naviculaefera, Laackmann 1907, p. 239, fig. 10. Diagnose : Wohnfach dickwandig, bauchig erweitert, hinten mit einem deutlich abgesetzten offenen Zylinder endigend, stets mit Diatomeen besetzt. Aufsatz röhrenförmig nach vorn allmäh- lich erweitert. Mündungsrand glatt, zwischen zwei Windungen der Spiralleiste erfährt die Wand vorn durch jedesmaliges Einspringen der Innenlamelle eine Verdickung. Die Struktur des Aufsatzes und des Wohnfaches ist sehr verschieden. Es ist nur Primärstruktur vorhanden, die im Aufsatz aus kleinen hexagonalen Waben besteht. Die Struktur des Wohnfaches ist erheblich kräftiger. Eingelagerte Fremdkörper (Diatomeen) fehlen nie. Länge: 0,1 — 0,19 mm. Weite der vorderen Öffnung: 0,035 — 0,045 mm. Weite der hinteren Öffnung: 0,012 mm. Die kleine zierliche Art ist von allen bisher bekannten Tintinniden durch die Form der Hülse unterschieden. Brandt vergleicht die Hülse von Leprotintinnus naviculaeferus mit Codonella mor- chella Cleve. Doch besitzt diese Art, die ich in den Fängen von Kerguelen antraf, ein ganz anderes Aussehen. Abgesehen davon, daß das Wohnfach bei Leprotintinnus naviculaeferus stets am aboralen Ende offen ist, besteht ein großer Unterschied in der Form des Wohnfaches. Letzteres ist bei Codonella morchella mehr kugelförmig, bei Leprotintinnus naviculaeferus mehr länglich. Wie aus den Abbildungen auf Taf. XLVI, Fig. 1 — Sersichtlich, ist die Breite der Hülsen etwas verschieden, Fig. 1 stellt ein recht breites Exemplar dar. Die Hülse Fig. 8 ist durch geringe Weite ausgezeichnet. Ebenso ist die Länge Schwankungen unterworfen. Bei den kurzen Hülsen ist der offene Zylinder des bauchig erweiterten Wohnfaches stets deutlich abgesetzt. Bei den längeren Hülsen findet der Übergang in den Zylinder allmählich statt. In dieser Hinsicht leiten die Hülsen von Leprotintinnus naviculaeferus zu der andern Art der Diatomeentintinnen über. Der zylindrische, stets mit einer Spiralleiste versehene Aufsatz ist vom Wohnfach deutlich abgesetzt. In der Mitte etwas verengt, erweitert er sich nach dem oralen Ende. Die Spiralleiste, die vorn im allgemeinen deutlicher wahrnehmbar ist, verläuft in etwa 10 — 20 Windungen, meist 10 — 12. Die Weite der Windungen ist bei den einzelnen Hülsen etwas verschieden. Doch auch bei derselben Hülse sind die Windungen am hinteren Aufsatz weiter voneinander entfernt als dicht vor dem Mündungsrand, wo die Spirale in sehr flachen Windungen verläuft. Der Mündungsrand ist stets glatt. Zähnelung oder ein welliger Verlauf der Handlinie wurde nie beobachtet. Die Wandung ist zwischen zwei Windungen der Spiralleiste nach dem oralen Ende hin deut- lich verdickt, was durch Einspringen der Innenlamelle hervorgerufen wird. Die Struktur des Laackmann, Tintinnodeen. 403 Aufsatzes besteht aus einer feinen polygonalen Felderung, die ziemlicli leicht zu erkennen ist. Die Primärwaben sind in einer Schiebt angeordnet, nur im Mündungsrande habe ich selten zwei oder drei Schichten beobachtet. Die Struktur des Wohnfaches ist von der des Aufsatzes sehr verschieden. Auch hier habe ich nur primäre Waben erkennen können, die wie bei Coxliella intermedia mit starken Zwischenwänden versehen waren. Durch besonders kräftige Struktur sind die kurzen, breiten Hülsen, Fig. 1, aus- gezeichnet. Ähnlich wie bei Coxliella intermedia besitzt auch bei diesen Hülsen die Wand eine bräunlich -gelbe Färbung. Blasser und zugleich dünnwandiger sind im allgemeinen die längeren Hülsen, die dadurch zu Leprotintinnus prolongatus überführen. Die Waben der Wand des Wohnfaches sind häufig nur in einer Schicht angeordnet. Mehr- schichtig wird die Wand nur da, wo Diatomeen aufgelagert sind. Meist sind es iVaw'cM^a- Arten, die wie Mauersteine an die Hülsenwand angeklebt sind. Einzeln oder in Ketten zu zwei, drei oder gar vier finden wir sie auf der Wand des Wohnfaches, un- regelmäßig über die Fläche verteilt. Durch große Ketten von Navicula ist das Wohnfach der Hülse Taf. XL VI, Fig. 3 gestützt. Nur wenig große, dagegen zahllose kleine, dicht nebeneinandergelegene 'Naviculaskelette bekleiden die Hülse Fig. 7. In seltenen Fällen finden andere Diatomeen beim Bau des Wohnfaches Verwendung. Fig. 9 stellt eine Hülse dar, deren Wohnfach fast ausschließ- lich mit Coscinodiscen bedeckt ist. Auftreten : Die Art ist das ganze Jahr hindurch im antarktischen Plankton vertreten. Sie kommt zusammen mit Leprotintinnus prolongatus in großen Mengen vor. In der Zähltabelle sind diese beiden Arten zusammen aufgeführt, nur manchmal getrennt. Das Maximum des Auftretens fällt in das Frühjahr. Im Januar, Februar und März waren die beiden Arten am zahlreichsten vorhanden. 2. Leprotintinnus prolongatus Laackm. Taf. XLVI, Fig. 10—12, Taf. XL VIII, Rg. 5-7. Codonella prolongata, Laackmann 1907, p. 238, fig. 11. Diagnose : Hülse zylindrisch, langgestreckt. Wohnfach wenig erweitert, vom Aufsatz undeutlich abgesetzt. Letzterer nach vorn nicht erweitert. Zwischen zwei Windungen der Spiral - leiste findet keine Wandverdickung statt. Primärstruktur blaß und zart, im Aufsatz und Wohnfach nicht deutlich verschieden. Wohnfach spärlich mit Diatomeen besetzt; ausnahmsweise können Fremdkörper fehlen. Länge : 0,175 — 0,31 mm; Weite der vorderen Öffnung: 0,03 — 0,05 mm. Weite der hinteren Öffnung: 0,01— 0,02 mm. Von der vorigen Art unterscheidet sich Leprotintinnus prolongatus sowohl in Größe, Form und Struktur. Abgesehen von wenigen Ausnahmen ist die Hülse von Leprotintinnus prolongatus stets länger und röhrenartig. Das Wohnfach ist nur schwach ausgebaut und am aboralen Ende allmählich verjüngt. Zur Ausbildung eines deutlich abgesetzten Zylinders kommt es nie. Streng zylindrische Gestalt besitzt das Aufsatzrohr, das bei Leprotintinnus naviculaeferus stets vorn erweitert war. Die 404 Deutsche Südpolar-Expedition. Spiralleiste verläuft in etwa 10 — 20 Windungen, die dicht unter dem Mündungsrande nebenein- anderliegen, nach hinten allmählich weiter und zugleich recht undeutlich werden. Wie die Struktur so ist auch die Spiralleiste bei dieser Art viel schwächer entwickelt, als bei der vorigen. Häufig ist es mir nicht gelungen, die Windung bis zum Wohnfach zu verfolgen. Zwischen zwei Windungen der Spiralleiste findet keine Wandverdickung statt wie bei Lepro- tintinnus naviculaeferus. Die Wandung ist hier gleich dick, doch sind die einzelnen Wandabschnitte schräg nach außen gerichtet und schuppenartig übereinandergelagert. Die Hülsenwand ist blaß und fast stets farblos. Eine gelbliche Färbung wie bei Leprotintinnus naviculaeferus habe ich nicht bemerkt. Die Wandung ist dünn und mit einer sehr zarten, manchmal kaum wahrnehmbaren Struktur versehen. Die Wand des Wohnfaches unterscheidet sich von der des Aufsatzes nur wenig, in manchen Fällen gar nicht. Sie ist wenig dicker und besitzt ein stärkeres Lichtbrechungsvermögen. Diatomeen sind nur spärlich an der Wandung des Wohnfaches vor- handen. Die dünne Wand, die nur eine Wabenreihe enthält, ist bei einigen Hülsen unregelmäßig gefaltet (Fig. 11), was vielleicht auf Schrumpfung zurückzuführen ist. Leprotintinnus prolongatus forma ventricosa. Taf. XLVI, Fig. 13—15. Als besondere Formvariationen möchte ich die drei Hülsen ansehen, die ich auf Taf. XLVI, Fig. 13, 14, 15 gezeichnet habe. ''• In der Ausbildung der Struktur wie des Aufsatzes gleichen diese Hülsen denen von Lepro- tintinnus prolongatus, sind aber durch größere Weite und stärkere Ausbauchung von ihnen ver- schieden. Die Hülse Fig. 13 erinnert in Gestalt an Leprotintinnus naviculaeferus. Das Wohnfach ist reichlich mit Diatomeen besetzt und besitzt am aboralen Ende einen deutlich abgesetzten Zylinder. Doch ist im Spiralband des kurzen Aufsatzes keine Wandverdickung vorhanden. Die einzelnen Bänder sind wie bei den beiden andern Hülsen, die ich zu dieser Formvarietät zähle, schuppenartig übereinander gelagert. Länge: 0,14 — 0,25 mm; Durchmesser der vorderen Öffnung: 0,043 — 0,052 mm, größter Durchmesser des Wohnfaches : 0,05 — 0,055 mm, Durchmesser der hinteren Öffnung: 0,015 — 0,022 mm. Im Vergleich zu den typischen Hülsen sind diese Formen nur sehr selten angetroffen. Typische Hülsen waren in allen Fängen vorhanden, die breite Form fand ich nur in vereinzelten Exemplaren in den Fängen vom 19. Februar 1903 und 4. April 1902. Der W e i c h k ö r p e r : Im Bau des Weichkörpers konnte ich bei Leprotintinnus naviculae- ferus und prolongatus keine Unterschiede nachweisen. Die nachfolgende Beschreibung bezieht sich auf beide Arten. Von Leprotintinnus naviculaeferus habe ich keine Abbildung gegeben, da ein dafür genügend konserviertes Tier nicht im Untersuchungsmaterial vorhanden war. Der Plasmaleib hat im ausgestreckten Zustand zylindrische Gestalt und ist vom Stiel deutlich abgesetzt. Letzterer ist lang und dünn, bisweilen sind leichte Verdickungen vorhanden. Er ist am hinteren Teile der Hülse nahe an der aboralen Öffnung befestigt. Nebenstiele sind nicht beob- achtet. Der Kragen ist vom Körper nicht deutlich abgesetzt. Er trägt 18 — 20 Wimperplatten. Die Zahl, sowie die Gestalt der Wimperplatten konnten nicht genauer untersucht werden. Es sind stets vier längliche Hauptkerne vorhanden, die manchmal sehr feine Struktur besitzen, manchmal Laackmann, Tiiitinnodeen. 405 recht grob gekörnelt sind. Ein Kernspalt kann vorhanden sein, und zwar habe ich diese Erscheinung bei allen vier Kernen zugleich beobachtet. Die vier Hauptkerne sind in einer Längsreihe angeordnet, die etwas spiralig verläuft. Die Gestalt der Kerne ist etwas verschieden; bei ausgestreckten Tieren sind dieselben mehr länglich, bei kontrahierten nehmen sie mehr Kugelform an. Stets sind zwei kuglige Nebenkerne vorhanden, die meist dicht neben dem ersten und letzten Makronucleus liegen (Taf. XLVIII, Fig. 6). Doch kann der hintere Nebenkern auch näher an dem dritten Haupt- kern gelagert sein (Taf. XLVIII, Fig. 7). Daß eine Verschmelzung des zweiten und drittenHaupt- kernes stattfinden kann, habe ich schon erwähnt (Taf. XLVIII, Fig. 7). Dieses Stadium besaß jedoch keinen Tochterwimperkranz. Teilungsstadien habe ich häufig bei Leprotintinnus prolongatus angetroffen; jedoch stellten sie stets nur Anfangsstadien des Teilungsvorganges dar. Es hatte sich in der Mitte des Körpers ein zweites Peristom gebildet; zu einer Kernverschmelzung war es noch nicht gekommen. Die Teilung der antarktischen Diatomeentintinnen fällt der Zeit nach mit der der großen Arten der Gattung Cymatocylis zusammen. Ich habe sie namentlich im März beobachtet. (20. März 1902.) Fig. 11, Taf. XLVI stellt ein ausgezeichnet gut konserviertes Teilungsstadium dar. Es ist nach einem Glyzerinpräparat gezeichnet, die Kerne, die ungefärbt nicht deutlich erkannt werden konnten, sind später, nachdem das seltene Präparat gefärbt in Kanadabalsam über- geführt worden war, nachgetragen. Im hinteren Teile des Plasmaleibes liegt ziemlich isoliert der vierte Hauptkern, der ausgeprägt kuglige Gestalt hat. Die drei anderen Makronuclei liegen im vorderen Teile des Tieres ziemlich dicht nebeneinander. Der erste ist wie der letzte kuglig; die beiden mittleren, sehr dicht nebeneinandergelegen, haben längliche Gestalt. Dicht neben dem ersten Hauptkern liegt der eine runde Nebenkern, während der zweite ziemlich weit ent- fernt vom vierten Hauptkern liegt. Zysten : Ganz ähnliche Zystenbildungen wie ich sie von Cyttarocylis helix und Tintinnopsis campanula beschrieben habe, fand ich bei den antarktischen Diatomeentintinnen. Ich habe auf Taf. XLVII, Fig. 9 — 11 die drei mir vorliegenden Stadien abgebildet. Die Zyste (Fig. 9) besitzt längliche Gestalt und ist von einer derben, stark lichtbrechenden Membran umgeben. Ihre Länge beträgt 0,06 mm, die Breite 0,015 mm. Das Plasma, von gleichmäßig feiner Struktur, ist nur durch eine Nahrungsvakuole im hinteren Teile unterbrochen. Auf dem mit Alaunkarmin gefärbten, in Kanadabalsam übergeführten Präparat ließen sich vier runde Kerne feststellen, die freilich nur sehr schwache Färbung besaßen, obwohl die Zyste über 12 Stunden in dem Färbstoff gelegen hatte. Die zweite auf Fig. 10 dargestellte Zyste ist erheblich kleiner. Der größte Durchmesser beträgt 0,038 mm, der kleinste 0,021 mm. Sie ist von einer Membran umgeben, die sich vom gleichmäßig gekörnten Plasma etwas abgehoben hat. Im hinteren Teil der Zyste liegt ein großer runder Kern, den feine konzentrische Streifen im Plasma umgeben. Wahrscheinlich handelt es sich bei dieser Zyste um eine Teilungszyste, was aus dem dritten auf Taf. XLVI, Fig. 11 abgebildeten Stadium hervorzugehen scheint. In dieser Hülse fand ich vier längliche Zysten, die der Zyste Fig. 10, abgesehen von der Größe, gleich sind. Der größere Durch- messer jeder Teilzyste beträgt 0,027 mm, der kleinere 0,017 mm. Jede Zyste enthält an einem Pol einen hügligen Kern, der durch feinere Struktur im Plasma auffällt. Deutsche SUdpolar-Expedition. XI. Zoologie III. 63 406 Deutsche Siidpolar-Expedition. Ob diese drei von mir bezeichneten Stadien genetisch miteinander in Zusammenhang stehen, läßt sich mit Sicherheit nicht sagen. Nach den neueren Untersuchungen von Lohmann und Entz erscheint es recht zweifelhaft, ob sie überhaupt als Entwicklungsstadien von Tintinnen ange- sehen werden können. Neuerdings hat Lohmann meine Untersuchungen über die Fortpflanzung der Tintinnen stark in Zweifel gezogen. Er hält die aus den Sporozysten ausschlüpfenden Schwärmer, auf deren gymno- dinienähnliche Gestalt ich schon aufmerksam machte, für echte Gymnodinien, die durch den Besitz zweier Geißeln in einer Ring- und einer Längsfurche ausgezeichnet sind. Er beschreibt sie als Gymnodinium tintinnicola, als Parasiten der Tintinnen. ,,Es würde dann also das Auftreten der Sporozysten eine Krankheitserscheinung sein, die auf eine Infektion zurückzuführen wäre und dafür spricht vor allem, daß die Sporozysten nur in der Zeit vom Juli bis November gefunden sind und auch bei Tintinnopsis heroidea, die die häufigste Art der Kieler Bucht ist, aber in der warmen Jahreszeit relativ spärlich vorkommt, nur im August beobachtet wurden" (p. 297). Ferner bemerkt Lohmann: ,,Ist die Deutung richtig, so würden bei den Tintinnen, da auch erwachsene Tiere, wie schon durch Fol bekannt geworden ist, konjugieren, zweierlei Konjugationen vor- kommen: L Konjugation von Schwärmsporen und 2. Konjugation von ausgebildeten Tintinnen" (p. 296). Entz jun. (1909) bestätigt diese Auffassung nach Beobachtungen an Cyttarocylis ehrenbergn, bei welcher Art der hintere Körperteil ganz mit gymnodinienähnlichen Sporen erfüllt war, die er ebenso wie auch Jörgen sen für parasitische Gymnodinien hält. In einer kürzlich erschienenen Arbeit ,, Untersuchungen an Tintinnodeen der Ost- und Nord- see" kommt H. Merkle auf diese Frage zurück. Er findet bei Cyttarocylis denficulata (Ehrenberg) (var. typica Jörg, und media (Brandt) dieselben oder wenig abweichende Stadien von Sporo- zysten und Sporen, wie ich sie früher (1906) bei Cyttarocylis helix (Cl. u. L.) beschrieben habe. Auf Grund seiner Untersuchung schließt er sich der von mir aufgestellten Ansicht an, daß es sich bei den fraglichen Zystenstadien um Fortpflanzungsstadien handelt: ,,Es ist mir leider nicht ge- lungen, diese Frage endgültig zu lösen, ich neige jedoch zu der Ansicht, daß wir es bei Laackmanns und meinen Befunden mit Sporenbildung der Tintinnen zu tun haben, weshalb ich auf die Sporo- zysten- und Sporenbildungen in meiner Arbeit nochmals ausführlich eingehe." (Merkle 1909 p. 169.) Ich gehe an dieser Stelle nicht näher auf die zweifelhafte Frage ein und gedenke, sie in kurzer Zeit einer gründlichen Nachprüfung zu unterziehen. Immerhin möchte ich es doch nicht unterlassen, die zystenartigen Gebilde, die ich in den Hülsen von Leprotintinnus prolongatus fand, abzubilden. Vielleicht bieten die Zeichnungen für spätere Untersuchungen einige Anhaltspunkte. II. Formellkreis von Leprotiiitiniius gaussi. Die Arten, die ich zu diesem Formenkreise rechne, unterscheiden sich von denen des vorigen durch geringere Größe und durch das hinten geschlossene Wohnfach mit deutlich abgesetzter Spitze. In der Zahl der Haupt- und Nebenkerne stimmen die Tiere mit denen des Formenkreises Leprotintinnus naviculaeferus überein. Laackmann, Tiiitinnodeen. 407 1. Leprotintinnus gaussi (Laackm.). Taf. XLVir, Fig. 1-4. Codonella gaussi, Laackmann 1907, p. 239, fig. 12. Diagnose : Wohnfach bauchig erweitert, vom Aufsatz deutlich abgesetzt. Letzterer ist rohrartig, vorn etwas erweitert und besitzt eine in engen Windungen verlaufende Spiralleiste. Das Wohnfach endigt mit scharfer, deutlich abgesetzter Spitze, ist mit Fremdkörperchen (Diatomeen) inkrustiert und zeigt in der Wandung deutliche Primärstruktur. Länge : 0,14—0,18 mm; Weite der Mündung: 0,03—0,04 mm; größter Durchmesser des Wohnfaches: 0,04—0,06 mm. In der Gestalt erinnert diese antarktische Art an Codonella orthoceras und auch in Größe kommt sie einigen Varietäten dieser Hochseeform gleich, z. B. der var. minor Brandt, deren Länge zwischen 0,125 und 0,207 mm schwankt. Doch zeigen sich im einzelnen, sowohl in Beschaffenheit der Hülse als auch des Weichkörpers tiefgreifende Unterschiede. Der Aufsatz ist bei den meisten Hülsen von zylindrischer Gestalt, in der Mitte bisweilen sehr wenig verengt und vorn etwas erweitert. Die Wand ist sehr dünn und läßt eine zarte Primärstruktur erkennen. Von schwacher Ausbildung ist auch die Spiralleiste, die vom Wohnfach bis zur Mündung in etwa 8 — 20 Windungen verläuft. Wie bei den beiden Arten des Formenkreises Leprotintinnus naviculaeferus sind die Windungen dicht hinter der oralen Öffnung am dichtesten und am deutlichsten. Nach hinten zu werden sie allmählich weiter und schwächer. Vorn sind die Spiralbänder schuppen- artig übereinandergelagert, im hinteren Teile des Aufsatzes ist die Wand zwischen zwei Windungen der Spiralleiste etwas eingebuchtet. Der vordere Teil des Wohnfaches ist meist zylindrisch und geht ohne äußerlichen Absatz in den Aufsatz über. Bisweilen kommt es aber an der Übergangsstelle zwischen Wohnfach und Aufsatz zu einer ringartigen Ausbauchung (Taf. XL VII, Fig. 2). Dadurch daß der vordere Teil des Wohnfaches zylindrisch ist und keinerlei Erweiterung zeigt, unterscheidet sich die antarktische Art von Codo- nella orthoceras. Bei letzterer ist das ganze Wohnfach kugelförmig erweitert. Die Ausbauchung des hinteren Wohnfaches kann bei Leprotintinnus gaussi verschieden stark ausgeprägt sein. Fig. 1 zeigt eine Hülse, wo eine starke plötzliche Erweiterung vorhanden ist. Bei den beiden Hülsen auf Taf. XL VII, Fig. 2 und 3 ist sie weniger deutlich. Diese Hülsen leiten zu Leprotintinnus glacialis über, bei der eine deutliche Erweiterung des Wohnfaches nicht vorhanden ist. Etwas vom gewöhnlichen Typus abweichende Gestalt besitzt die Hülse Taf. XL VII, Fig. 4. Die Hülse besitzt vorn an der Mündung die geringste Weite und wird nach hinten zu allmählich breiter, so daß sie die Gestalt eines nach vorn verengten Zylinders erhält. An der stärksten Erweiterung biegt die Wand des Wohnfaches scharf um, bei typischen Hülsen fast in einem Winkel von 90" und geht in den Spitzenteil über. Der Spitzenteil ist nicht wie bei Codonella ortlioceras durch eine Wand vom Wohnfach getrennt. Der hintere Teil der Spitze ist kompakt und zeigt im Querschnitt etwa 3 — 4 Reihen Waben, während die Wand im übrigen nur eine Wabenschicht enthält. Die Wand des Wohnfaches ist außerordentlich dünn und unterscheidet sich hierin nicht von der des Aufsatzes. Kleine Diatomeen, sowie häufig auch andere Fremdkörper sind ihr aufgelagert. Eine Sekundärstruktur habe ich nicht wahrnehmen können. 53* 408 Deutsche Südpolar-Expedition. In der Länge zeigt die Art nur sehr geringe Schwankungen. Auch die Gestalt ist nur geringen Variationen unterworfen. Von den anderen antarktischen Arten steht sie Leprolintinnus glucialis am nächsten, ist aber von der kleineren Art stets durch Erweiterung des Wohnfaches unterschieden. Auftreten : Diese Art tritt nur zeitweise im antarktischen Plankton auf. Sie wurde von Januar bis April gefunden. Das Maximum des Auftretens fällt in den Monat März (20. März 1902; 15. März 1903). Eine auffallende Erscheinung, die ich ebenfalls an Coxliella minor bei einer Hülse und recht zahlreich bei Leprolintinnus prolongatus beobachtet habe, sei an dieser Stelle erwähnt. Zur Zeit der Blüte des antarktischen Planktons fand ich Hülsen dieser Arten, die ganz und gar mit kleinen lebenden Diatomeen besetzt waren, bisweilen so dicht, daß die Hülsenform kaum erkannt werden konnte. Auf Taf. XL VII, Fig. 3 habe ich eine Hülse gezeichnet, die nur wenige solcher Diatomeen aufweist. Die Hülse ist vom Tier bewohnt, es handelt sich also nicht um leere, verlassene Hülsen. Die Diatomeen besitzen alle deutliche Chromatophoren und unterscheiden sich dadurch von denen, die zum Aufbau des Wohnfaches benutzt werden. Auch sind die lebenden Diatomeen keineswegs auf das Wohnfach beschränkt, in dichten Klumpen hüllen sie das ganze Gehäuse ein und lassen nur den äußersten Eand frei. Sie sind nur lose an der Hülsenwand befestigt und sind leicht mit der Nadel zu entfernen. Daher kommt es auch, daß ich Hülsen fand, die nur an einzelnen Stellen solche Klumpen von Diatomeen tragen, wie es Fig. 12, Taf. XL VI für Leprolintinnus prolongatus zeigt. Ich vermute, daß die Diatomeen an den anderen Stellen abgefallen sind. 2. Leprotintinnus glacialis (Laackm.). T;if. XLVir, Fig. 5-8. Codonella (jlacialis, Laackmann 1907, p. 239, fig. 13. Diagnose : Hülse klein, von zylindrischer Gestalt, ohne Erweiterung des Wohnfaches, das sich allmählich zu stumpfer Spitze verengt. Länge : 0,06—0,125 mm; Weite: 0,033 mm. Die zylindrische kleine Hülse besteht aus dem Wohnfach und dem Aufsatz, die durch ver- schiedene Struktur gekennzeichnet sind. Der Aufsatz ist vorn nicht nach außen gebogen. Der Mündungsrand ist glatt und nicht verdickt. Der Aufsatz ist bei weitaus den meisten Hülsen immer kurz und besitzt eine Spiralleiste, die in etwa 5 — 8 Windungen verläuft. Selten fand ich Hülsen mit erheblich längerem Aufsatz (Taf. XliVI, Fig. 8). Die Zahl der Windungen beträgt hier etwa 25. Diese Hülsen kommen in Größe denen der vorigen Art nahe, sind aber von ihnen durch den gänzlichen Mangel einer Ausbuchtung des Wohnfaches unterschieden. Die Struktur der Wand ist im Aufsatz und Wohnfach wenig verschieden. Überall finden wir die gleiche polygonale Felderung, die ich als einzig vorhandene Primärstruktur ansehe. Im Wohn- fach sind die Waben nur etwas stärker. Die Wand ist mit zahlreichen kleinen Naviculaceen be- setzt, die dichter als bei der vorigen Art aufgelagert sind; doch fehlte es auch nicht an anderen kleinen Fremdkörpern. Das Wohnfach geht allmählich in eine kurze Spitze über. Bei der als forma conica zu unter- scheidenden Formvariation, die ich nur in einem Exemplar gefunden habe, kommt es nicht zur Aus- Laackmann, Tintinnodeen. 409 bildung einer eigentlichen Spitze. In dem Spitzenteil wird die Wand ein wenig dünner; dagegen ist der hinterste abgerundete Teil wieder verdickt (Tai XLVI, Fig. 7). Auftreten : Wie bei der vorigen Art fällt auch bei Leprotintinnus glacialis nach den Ergebnissen der Netzfänge das Maximum des Auftretens in den Monat März (20. März 1902 und 15. März 1903). Im April war die Art noch in allen Fängen vorhanden, und vereinzelte Hülsen mit Tieren wurden auch im Mai (23. Mai 1902), Juli (5. Juli, 22. Juli 1902), August (6. August 1902) und Dezember (1. Dezember 1902) angetroffen. Ich möchte aus diesem sporadisch fest- gestellten Vorkommen schließen, daß die Art das ganze Jahr über im Plankton der Antarktis vorhanden ist, daß aber die kleinen Hülsen, namentlich wenn wenig Diatomeen vorhanden sind, durch die Maschen des Netzes hindurchgehen. Im März werden die Maschen des Netzes durch die massenhaft auftretende Chaetoceras-ATten rasch verstopft, und dadurch werden einige Hülsen der sehr kleinen Art zurückgehalten, die zur Zeit des Minimums einfach durchgehen. Gattung Tintinnus Schrank. Die Gattung Tintinnus ist nur sehr spärlich im Plankton der Antarktis vertreten. Im Unter- suchungsmaterial waren nur wenige Hülsen dieser Gattung vorhanden. Am häufigsten ist noch Tintinnus quinquealatus vorhanden, der zum Formenkreise von Tintinnus ampJwra zu zählen ist. Während diese Art im Frühjahr auftritt, sind die andern Vertreter der Gattung, Tintinnus acuminatoides var. secuta im Juli und Dezember und Tintinnus costatus im August und Sep- tember vorhanden (s. Tabelle). Beide Arten gehören zu dem bekannten Formenkreise von Tin- tinnus acunmiatus. 1. Foriiieiikreis von Tiiitiiiniis aciimiiiJitus. 1. Tintinnus acuminatoides n. sp. var. secata n. var. Tat. L, Fig. 7, 8. Tintinnus acuwinntus var. secaUi't Laackman.x 1907, p. 235. Diagnose : Hülsen schmal, mit schwach erweiterter, bisweilen nach innen umgebogener glattrandiger Krempe. Das mit vier spiralig verlaufenden Hochfalten versehene Hinterende endigt in ein unscharf abgesetztes, faltenloses, offenes Rohr. Länge : 0,23—0,25 mm; Weite in der Mitte: 0,01—0,012. Weite der Krempe: 0,017 bis 0,021 mm. In der vorläufigen Mitteilung über antarktische Tintinnen habe ich die Hülsen, die sich auf den ersten Blick als Angehörige des Formenkreises Tintinnus acuminatus kennzeichnen, als Tin- tinnus acuminatus var. sexata Brandt angeführt. Mit dieser Varietät, die von Brandt 1896 als selbständige Art von Tintinnus secatus beschrieben wurde, stimmen die antarktischen Hülsen auch darin überein, daß sie am Hinterende in ein ziemlich deutliches Rohr endigen, das frei von Falten ist. Auch in der Zahl der Hochfalten des aboralen Endes herrscht Übereinstimmung. An den wenigen mir zur Untersuchung vorliegenden Hülsen dieser Art zählte ich ebenfalls vier Hochfalten. Bedeutende Abweichungen finden wir dagegen in der Weite der Hülsen und vor allem in der Beschaffenheit des vorderen Hülsenteiles, was mich veranlaßt hat, die Hülsen als besondere Art von Tintinnus acuminatus zu trennen. 410 Deutsche Siidpolar-Expedition. Die Länge stimmt nicht mit den Angaben überein, die Brandt für Tintinnus acuminatus var. secuta gibt. Danach beträgt die Länge der nordischen Hülsen 0,26 — 0,3 mm, während die antarktischen nur 0,23—0,25 mm lang sind. Für die Breite der Hülsen gibt Brandt in einer Zusammenfassung im Texte keine Maße an. Doch hat er bei var. secata, abgesehen von dem Vor- handensein eines Rohres am Ende, keine Abweichungen von den gewöhnlichen Acuminatus -Ttlühen konstatieren können (1907, p.390). Die in 940 facher Vergrößerung gezeichnete Hülse auf tab. 66, fig. 5 ist etwa 0,02 mm breit und besitzt einen Mündungsdurchmesser von 0,04 mm. Bei den ant- arktischen Hülsen betragen diese Werte etwa die Hälfte. Die auf Taf. L, Fig. 8 gezeichnete Hülse ist 0,01 mm breit; die vordere Öffnung ist nur schwach erweitert und zeigt am äußersten Rande ein leichtes Einbiegen nach innen; der Durchmesser der vorderen Öffnung beträgt 0,017 mm. Bei der kleineren Hülse Taf. L, Fig. 7 sind die Werte 0,012 und 0,018 mm. Durch diese geringe Weite kommen die antarktischen Acuminatus -Hühen der von Brandt aufgestellten var. glockentögeri nahe. Sowohl in der Weite als in der Ausbildung des oralen erweiterten Hülsenteiles zeigen sie Übereinstimmung mit der von mir neu aufgestellten Art Tintinnus acuminatoides von St. Helena (s. S. 480). Der Übersicht halber stelle ich die Maße der verschiedenen Varietäten in Form einer Tabelle zusammen: Durchmesser der vorderen Öffnung Durchmesser in der Mitte Länge Tintinnus acuminatus tvp. (Braxdt tab. 6(3, fitj. 2). 0,047 0,04 0,034 0,043 0,035 0,021 0,017—0,021 0,021 0,02 0,01 0,02 0,02 0,012 0,01—0,012 0,2 —0,37 Tintinnus acuminatus var. scrata (Brandt tab. 06,fiff. 5). 0,26—0,3 Tintinnus acuminatus var. glockentögeri (Brandt tab. 68, fig. 2) \ Tintinnus acuminatus var. glockentögeri (Brandt tab. 68, fig. 3) ( Tintinnus acuminatus var. glockentögeri (meine Beobacht.) . . 0,3 —0,4 0,29—0,3 0,35—0,375 0,23-0,25 Tintinnus acuminatoides n. sp Tintinnus acuminatoides n. sp. var. secuta ii. var Die Unterschiede in der Gestalt der Hülse seien in der nächsten Tabelle zusammengestellt: I. Hülsen 0,1 — 0,2 mm breit, mit stark erweiterter Krempe (0,034—0,047): 1. Mündungsrand nicht umgebogen, am aboralen Ende ohne Rohr Tintinnus acuminatus typ., am aboralen Ende mit Rohr versehen var. secata ; 2. Mündungsrand umgebogen Tintinnus glockentögeri. IL Hülsen schmal (0,1 mm) mit schwach erweiterter Krempe (0,017 — 0,021 mm), die bisweilen nach innen gebogen: 1. aborales Ende ohne Rohr Tintinnus acuminatoides; 2. aborales Ende mit Rohr Tintinnus acuminatoides var. secata. Auf Grund der verschiedenen Gestaltung der vorderen Mündung möchte ich die var. glocken- tögeri Brandt als besondere Art ansehen, Auch Brandt spricht die Möglichkeit aus, daß die von ihm vorläufig als var. glockentögeri bezeichneten Hülsen eine selbständige Art bilden könnten, die in zwei oder drei Varietäten zerfällt. In der Breite nehmen die Hülsen von Tintinnus glockentögeri zwischen Tintinnus acuminatus und acuminatoides eine mittlere Stellung ein. Laackmann, Tintinnodeen. 411 Eine auffallende Erscheinung ist, daß nur die antarktischen und die arktischen Hülsen der Acuminatus-Gimp^^e am aboralen Ende durch den Besitz eines kurzen Rohres ausgezeichnet sind, auf das sich die Hochfalten nicht erstrecken. Wie Brandt ausdrücklich hervorhebt, sind solche Hülsen im warmen Gebiet nie gefunden, wohl aber typische Hülsen vcn Tintinnus acuminatus und glockentögeri. Die letzte, die durch geringe Breite und durch den umgebogenen Mündungs- rand von den anderen Hülsen unterschieden ist, habe ich ebenfalls an der Grenze des Guineastromes im Material der Deutschen Südpolar-Expedition gefunden. Ich gebe kurz eine Zusammenstellung der bisherigen Hauptfundorte der Acuminatus -Giu-pi^e. Die Zusammenfassung ist von Brandt bis 1907 ausführlich (p. 375) dargestellt. Hinzu kommen nur die Angaben Okamuras und die Ergebnisse der Südpolar-Expedition. (Siehe Karte Tafel LI.) Tintinnus acuminatus typ.: Norwegische Küste, Ost- und Nordsee, Nordatlantischer Ozean: (Golfstrom, Irmingersee), Sargassosee, Nord -Äquatorialstrom. Tintinnus acuminatus var. secuta: Karajak -Fjord, Davisstraße (nahe der grönländischen Küste, Grenze von Labrador und Floridastrom). Tintinnus glockentögeri: Neapel, Messina, Sargassosee, westafrikanische Küste (Mossamedes), Neupommern und Grenze des Guineastromes. Tintinnus acuminatoides: Brasilstrom (St. Helena). Tintinnus acuminatoides var. secuta: Antarktis (Gauss -Station). Es erhebt sich jetzt die Frage: Handelt es sich bei den Hülsen, die am Hinterende ein kurzes Rohr besitzen, um eine bipolar auftretende Art, die in der Weite wie in der Ausbildung der Mün- dungskrempe variiert? Oder sind diese Hülsen als Varietäten zweier verschiedener Arten anzu- sehen, von denen die eine {Tintinnus acuminatus) in der nördlichen Hemisphäre, die andere {Tin- tinnus acuminatoides) in der südlichen auftritt? Ich halte die letzte Möglichkeit für die wahrscheinlichere und habe mich damit den früheren Forschern, vor allem Brandt, angeschlossen, der in dem Auftreten des aboralen Rohres keinen hinreichenden Grund sieht, solche Hülsen als selbständige Art von den typischen zu trennen. Wohl aber benutzt er die Ausbildung der Mündungskrempe als Artunterscheidungsmerkmal. Als Tin- tinnus undatus trennt er solche Hülse von Tintinnus acuminatus, die, abgesehen von dem Mün- dungsende, nicht wesentlich von Tintinnus acuminatus verschieden sind, nur relativ enger bei be- trächtlicherer Länge (p. 391). ,,Die mäßig erweiterte Mündung, die bei Tintinnus acuminatus weit trichterförmig und glattrandig ist, besitzt bei Tintinnus undatus einen ausgezackten Rand mit 2 — 6 spitzen Haken oder Zacken, die durch Umlegen des Mündungsrandes nach innen gebildet sind. Ähnlich wie bei der genannten Art liegen die Verhältnisse bei den Hülsen der südlichen Hemisphäre. Der äußere Mündungsrand ist schwach nach innen umgelegt, jedoch fehlen die Haken oder Zacken; der Mündungsrand ist glatt. Wir hätten es somit mit drei verschiedenen Arten zu tun: Tintinnus acuminatus mit var. secuta, Tintinnus glockentögeri (mit 2 — 3 Varietäten?) und Tintinnus acuminatoides mit var. secutu. Auftreten: Im Plankton der Antarktis sind Hülsen von Tintinnus acuminatoides var. secuta nur sehr selten vorhanden. Es wurden bei der Durchsicht der ganzen Fänge nur 5 oder 6 Exem- plare in den Fängen vom 22. Juli, 1. Dezember und 31. Dezember 1902 gefunden. Die arktische Art Tintinnus acuminatus var. secuta Brandt wurde von Vanhöffen im Karajak-Fjord in Ml*»''-' 412 Deutsche Südpolar-Expedition. geringer Menge im Oktober und November, vereinzelt auch im Januar gefischt. Ferner im Sep- tember in der Davisstraße nahe der grönländischen Küste. Ähnlich wie bei Tintinnus acuminatus typ., fällt das Auftreten von Tintinnus acuminatoides var. secata hauptsächlich in die Winter- monate. Dagegen fehlt die Art im Frühjahrsmaximum. Nach meinen früheren Untersuchungen kommt Tintinnus acuminatus in der Kieler Bucht vom August bis Februar vor. Das Haupt- auf treten erfolgt jedoch im November und Dezember; in den anderen Monaten finden sich Hülsen von Tintinnus acuminatus nur ganz vereinzelt. 2. Tintinnus costatus n. sp. Tiif. L, Fi^. 9, II). Diagnose : Hülse in der ganzen Länge mit Hochfalten versehen, schlank, mit schwacher Erweiterung im mittleren Teile; Mündung schwach trichterförmig erweitert. Am aboralen Ende läuft die Hülse in ein kurzes, deutlich abgesetztes Rohr aus, das (manchmal?) frei von Falten ist. Länge : 0,150—0,215 mm; größte Weite: 0,012—0,02 mm. Von der vorigen Art unterscheiden sich die beiden Hülsen, die ich auf Taf. L, Fig. 9, 10 ab- gebildet habe, vor allem dadurch, daß sich die Hochfalten bis zur vorderen Öffnung erstrecken. Der Mündungsrand ist nur ganz schwach erweitert. Dahinter ist dann die Hülse leicht und weiter- hin im mittleren Teile flach ausgebaucht. Am hinteren Ende ist ein deutlich abgesetzes kurzes Rohr vorhanden, das genau in der gleichen Weise gestaltet ist, wie Beandt für Tintinnus acuminatus var. secata beschreibt. Es ist ebenfalls in der Mitte ein wenig enger. Der Besitz dieses kurzen Rohres scheint somit allen acuminatus -ähnVichen Hülsen im antarktischen wie im arktischen Gebiet zu- zukommen. Die Hochfalten, die recht steil verlaufen, erstrecken sich entweder bis auf dieses Rohr, oder das letztere ist faltenfrei. Ich habe nur zwei Hülsen dieser Art im Material vorgefunden und beide Fälle angetroffen. Die Falten 5 (oder 6?) sind nur schwach entwickelt und die Art erinnert in gewisser Beziehung an Tintinnus regulatus Brandt. Beide Arten sind dadurch ausgezeichnet, daß die Falten sich über das ganze Gehäuse erstrecken. Doch gehört Tintinnus regulatus, der im Guineastrom ge- fischt wurde, zu den längsten Arten, während die antarktische Art Tintinnus costatus nur geringe Länge besitzt. Nach Brandt ist Tintinnus regulatus 0,55 mm lang, die antarktischen Hülsen messen nur 0,15 bis 0,215 mm. Durch schlankere Gestalt und schwächer erweiterte vordere Öffnung unterscheidet sich Tintinnus costatus von Tintinnus datura Brandt. (Vgl. Taf. L, Fig. 9, 10 und Fig. 4.) Auftreten : Gauss-Station August und September (25. August und 23. September 1902). II. Forineiikreis von Tiiitiiiiius aiiipliora Brandt. Tintinnus quinquealatus Laackm. Taf. XLVII, Fig. 13, 14 und Taf. XLVril, Fig. 8. Tintinnus quinqumlatws, Laackman.n' 1907, p. 236, fig. 1. Diagnose : Hülse von trichterförmiger Gestalt mit fünf starken Hochfalten, die vom Mündungsrand bis zum aboralen Ende in steiler Spirale oder gerade verlaufen. Mündungsrand glatt, nicht nach außen gebogen. Das aborale Ende ist geschlossen, abgeplattet. Laackmann, 'Tintiniiodeen. 413 Länge : 0,18 — 0,215 mm. Weite der Öffnung: 0,04 — 0,045 mm. Die Art, welche, wie Brandt schon erwähnt, dem Formenkreise von Tintinnus amphora einzu- reihen ist, unterscheidet sich von allen bisher bekannten Arten dieses Formenkreises durch die kräftige Ausbildung der Hochfalten, die stets in der Zahl 5 auftreten. Ferner dadurch, daß der Mündungsrand nicht verdickt und nicht nach außen umgebogen ist. Das Tier besitzt stets zwei runde Hauptkerne und zwei kleine Nebenkerne. Ich habe diese Tatsache an mehreren (etwa zehn) Exemplaren feststellen können. Für Tintinnus amphora var. hrasüiensis habe ich dieselben Kernverhältnisse angetroffen (s. S. 485). Über die Zahl der Kerne bei Tintinnus amphora liegt bisher nur eine Angabe von v. Daday vor. Danach haben die Tiere der Neapler Bucht, die Brandt als var. dadayi ( = Tintinnus dadayi Jörgensen) bezeichnet, vier rundliche Kerne. Nebenkerne hat v. Daday nicht beobachtet. Die Angabe bedarf der Bestätigung. Die Art wurde von der Deutschen Südpolar-Expedition bei der Gauss-Station in geringer Menge gefunden. Auftreten: Das Auftreten ist auf die Monate März und April beschränkt (3., 10., 20. März, 4., 17., 19. April 1902). Gattung Codonella. Codonella (?) morcliella Cleve. Codonella morcliella, Cleve 1900, p. 909, Textfig. (Tintinnopsis ?) morchella Brandt 1906/07, p. 124, tab. 13, fig. 1 — 3, tab. 14, fig. 3, tab. 15, fig. 1. Codonella morcliella, Okamura 1907, p. 139, tab. 6, fig. 54 a u. b. Die systematische Stellung dieser Art ist recht zweifelhaft. In dem Besitz eines mit einer Spiralleiste versehenen Aufsatzes stimmt sie mit den Hülsen des Formenkreises von Codonella orthoceras überein. Besonders in der Struktur des Wohnfaches, die der Tintinnopsis StivktuT entspricht, reiht sie sich der Codonella brevicaudata Brandt eng an. Abweichend von der Gattung Tintinnopsis ist die Kernzahl. Während die Tintinnopsis -Aiten durch zwei Kerne ausgezeichnet sind, besitzt Codonella morchella nach Brandts Untersuchungen acht Kerne. Zusammen mit Codonella ostenfeldi stellt Brandt die Art anhangsweise zur Gattung Codonella. Wie die Tintinnopsis -Alten ist Codonella morchella eine Seichtwasserform im Gegensatz zu den echten Codonellen, die Hochseebewohner sind. Bisher sind die beiden Arten von folgenden Punkten bekannt. Codonella ostenfeldi Schmidt: Indischer Ozean bei Borneo, Sansibar, Golf von Siam, Malayi- scher Archipel, Rotes Meer, Arabisches Meer, Pazifischer Ozean, Japanische Küste. Codonella morchella: Indischer Ozean bei Sansibar und Borneo, Pazifischer Ozean: Küste von Neu -Pommern, Atlantischer Ozean: Barbados, Rio de Janeiro, Pazifischer Ozean, Japanische Küste. Codonella morchella var. schabi: Westafrikanische Küste (Monrovia und Cribi), Magellan- straße. Codonella morchella var. erythraeensis : Rotes Meer. Nach den bisherigen Ergebnissen sind die Arten hauptsächlich auf die litorale Warmwasser- zone beschränkt. Im kalten Gebiet ist bisher nur Codonella morchella var. schabi in der Magellan- Deutsche Südpolar-Expedition. XL Zoologie IIL 54 414 Deutsche Südpolar- Expedition. Straße gefunden. Durch die Deutsche Südpolar-Expedition ist das Vordringen nach Süden bis nach Kerguelen nachgewiesen. Die andere litorale Gattung Tintinnofsis ist häufig im Htoralen Warmwassergebiet zusammen mit Codonella morcheUa und ostenfeldi vertreten. Doch liegt das Hauptverbreitungsgebiet der Gattung mehr im Norden. Mehrere Arten Tintinnofsis beroidea, sinuata und nitida sind von Grön- land bekannt. In der Antarktis sowie bei Kerguelen sind echte Tintinnopsis -Aiten von der Deut- schen Südpolar-Expedition nicht gefunden worden. Auf Grund der geographischen Verbreitung halte ich es für sehr wahrscheinlich, daß es sich um zwei getrennte litorale Tintinnengattungen handelt, von denen die eine mit Codonella (?) morchella und ostenfeldi ihr Entstehungszentrum im Süden hat, die eigentliche Gattung Tintinnopsis dagegen mehr auf die nördliche Hemisphäre beschränkt ist. Zeitliches und quaiititjitives Auftreten der Arten. Ein Blick auf die beigefügte Zähltabelle der quantitativen Fänge von der Gauss -Station, die etwa alle 14 Tage während eines ganzen Jahres gemacht worden sind, zeigt, daß das Auftreten der Arten ein recht ungleiches ist. Zu den am häufigsten auftretenden Arten gehören Cymatocylis vanhöffeni {flava), drygalshii {cristallina) , Leprotintinnus naviculaeferus und prolongatus. Nicht ganz so zahlreich, aber doch das ganze Jahr hindurch kommen die beiden Arten Cymatocylis convallaria und affi.nis vor, von denen die erstere, wie spezielle diesbezügliche spätere Untersuchungen ergaben, nur im Frühjahr, die letztere mehr im Herbst und Winter auftritt. Recht vereinzelt ist das Auftreten der anderen Arten, wie aus der folgenden zeitlichen Zu- sammensetzung über das Vorkommen der antarktischen Tintinnodeen, sowie aus der Tabelle S. 416—417 ersichtlich ist. März: Mit dem Schluß der wärmeren Jahreszeit erfolgt ein gewaltiges Aufblühen des Plank- tons. Die Tintinnen sind in diesem Monat am zahlreichsten vertreten. Zu Anfang des Monats sind es die großen Arten der Gattung Cymatocylis: Cymatocylis vanhöffeni, flava, cristallina und dry- galshii, die ihr Maximum erreichen. Sie sind insgesamt dreimal so häufig vertreten als die kleinen Diatomeentintinnen, Leprotintinnus naviculaeferus und prolongatus. Gegen Ende des Monats haben diese beiden letzten Arten ihr Maximum erlangt, und zwar ist es namentlich die kleinere Art, Lepro- tintinnus naviculaeferus, die das Maximum verursacht, wie aus den Werten des Fanges 20. März 1902, 200 m ersichtlich ist, wo die beiden Arten getrennt gezählt sind. In der Mitte des Monats (10. März 1902) kommt die Zahl der großen Cymatocylis -ATten derjenigen der kleinen Leprotintinnen etwa gleich. Von den kleinen Cymatocylis-Aiten ist, wie meine speziellen Untersuchungen ergaben, Cymato- cylis convallaria noch recht häufig vorhanden. Diese Art hat zu Beginn des Monats ihr Maximum und nimmt ähnlich wie die großen Arten der Gattung Cymatocylis gegen Ende des Monats an Zahl ab. Von den Schraubentintinnen ist nur Coxliella frigida zu Anfang in größerer Zahl vorhanden. Sie hat am 3. März 1902 ihr Maximum und tritt gegen Ende des Monats nur noch spärlich auf. Laackmann, Tintinnodeen. 415 Recht vereinzelt erscheinen von Mitte März ab : Coxliella intermedia und minor, ebenso Leprotintinnus glacialis. Leprotintinnus gaussi ist am Anfang nur in geringer Zahl vorhanden und erreicht etwa von Mitte bis Ende März ein Maximum. Tintinnus quinquealatus ist vereinzelt während des ganzen Monats März vorhanden. Die Fänge vom 15. März und 23. März 1903 sind an der Grenze des Packeises gemacht und mit denen von der Station nicht direkt zu vergleichen. Wir erhalten jedoch auch nach diesen Fängen etwa das gleiche Bild über das Auftreten der Tintinnen. Das Maximum der großen Cymatocylis- Arten ist eben vorüber, dagegen finden wir die Diatomeentintinnen in überwiegender Zahl. Eben- falls ist das Maximum von Coxliella frigida verstrichen; am 15. März 1903 sind die Hülsen dieser Art nur in einzelnen Exemplaren gefunden. Relativ recht zahlreich tritt gegen Ende des Monats hier an der Grenze des Eises Coxliella intermedia auf, die bei der Gauss- Station nur stets vereinzelt gefischt wurde, so daß ein ausgeprägtes Maximum nicht zu konstatieren war. Gar nicht gefunden sind an der Packeisgrenze Coxliella minor und Tintinnus quinquealatus, die im vorigen Jahre 1902 bei der Gauss- Station, wenn auch nur in wenigen Exemplaren, so doch ziemlich regelmäßig in den Märzfängen vorhanden waren. In einem Exemplar wurde Cymatocylis nobilis forma suhrotundata gefunden. April: In überwiegender Zahl sind die großen Cymatocylis -Alten und die Diatomeen- tintinnen Leprotintinnus navicvlaeferus und prolongatus vorhanden. Wie aus der Tabelle ersichtlich, finden wir bei Cymatocylis vanhöffeni und flava ein zweites Maximum (17. April 1902, 366 m). Wie schon erwähnt, konnten diese Arten bei der Zählung nicht unterschieden werden; meine diesbezüg- lichen Untersuchungen ergaben, daß dieses Maximum hauptsächlich durch Cymatocylis vanhößeni forma typica gebildet wird, während das Maximum, das die Tabelle im März zeigt, durch Formen hervorgerufen wird, die mehr zu Cymatocylis flava neigen. Die beiden großen Arten des Formenkreises Cymatocylis drygalshii zeigen insgesamt in der Menge ihres Vorkommens nur geringe Abweichungen in Vergleich mit dem vorigen Monat. Wie ich später nach der Durchsicht der Präparate xmd verschiedener Planktonfänge gefunden habe, sind in diesem Monat die typischen Hülsen von Cymatocylis drygalshii in der Überzahl. Cymatocylis nobilis ist vereinzelt in fast allen Fängen dieses Monats vorhanden. Cymatocylis calyciformis wurde nur in wenigen Exemplaren zu Anfang des Monats gefischt (4. April 1902, 100 m). Von den Schraubentintinnen, die alle drei in diesem Monat vorkommen, sind Coxliella frigida, inter- media regelmäßig, Coxliella minor nur im Anfang vorhanden. Leprotintinnus naviculaeferus und prolongatus sind beide ziemlich zahlreich. Leprotintinnus gaussi ist nur noch im Anfang des Monats vorhanden, um dann völlig zu verschwinden. In wenigen Exemplaren treten Leprotintinnus glacialis und Tintinnus quinquealatus auf. Mai : Die Hochzeit des Planktons ist vorüber. Mit ihr nimmt auch die Zahl der vorhandenen Tintinnen erheblich ab. Wir treffen etwa den zehnten Teil der großen Cymatocylis- Arten wieder. Am 17. April 1902 wurden aus einer Tiefe von 366 m 15 570 Cymatocylis vanhöffeni (flava) und 12 375 Cymatocylis drygalskii (cristallina) gefischt. In dem Fange vom 23. Mai 1902 sind aus der- selben Tiefe nur 1700 Exemplare der ersten Art und 1200 der zweiten Art gezählt. Noch größer ist der Unterschied bei den Diatomeentintinnen (siehe Tabelle). 54* 416 Deutsche Siidpolar-Expedition. Übersicht über das zeitliche Auftreten Fangtag Tiefe 3. III. 1902 60 100 200 i 300 10.111. 1902 100 20. III. 1902 .00 100 I 200 35.5 4. IV. 1902 50 100 200 Cymalocylis vanluifjmi und flava Cymatocylis drygalskii und cristaUina . . . Cymaiocylis convallaria und affinis Cymatocylis parva Cymatocylis nobilis Cymatocylis calyciformis Coxliella frigida Coxliella intermedia Coxliella minor Lepi'otintinnus naviculaejerus Leprotintinnus prolongatus Leprotiniinnus gaussi Leprotintinnus glacialis Tintinnus acuminatoides var. secata . . . Tintinnus cosiatus Tintinnus quinquealalus 450 8500 40 150 8000 vh vh 3500 20000 250 000 18000 vh 10000 38000 400 800 22000 vli vli 8000 40000 800 2000 16000 vh vh 4500 15000 400 300 vh 22000 300 vh vh 1000 4600 200 vh vh vh 20500 vh vh vh 800 17000 vh vh vh vh 20000 400 vh 4500 29000 vh vh vh vh vh 36000 4000 300 vh 75 vh vh vh ? ? vh 500 1300 2500 vh vh vli vh vh vh 2000 3000 vh vh 3000 6400 vh vh vh vh 5000 5000 vh vh 5000 9250 vh vh vh vh 8250 8250 vh vh Ühersicht über das zeitliche Auftreten Fangtag Tiefe 25. VIII. 02 160 300 8. IX. 02 150 300 23. IX. 02 160 300 8. X. 1902 150 23. X. 02 1.50 350 10. XI. 02 150 300 l.XII. 1902 10 Cymatocylis vanhöffeni und flava Cymatocylis drygalshii und cristaUina Cymatocylis convallaria und affinis Cymatocylis parva Cymatocylis nobilis Cymatocylis calyciformis Coxliella frigida Coxliella intermedia Coxliella minor Leprotintinnus naviculaeferus | Leprotintinnus jnolongatus I Leprotintinnus gaussi Leprotintinnus glacialis Tintinnus acuminatoides var. secaia IHntinnus cosiatus Tintinnus quinquealalus 320 140 60 vh ^'h 350 200 200 vh vh vh vh 300 125 125 vh 100 600 60 260 vh vh vh 200 100 150 \'h 150 750 500 750 vh 358 vh 30 100 200 vh 100 300 25 200 vh 100 300 200 200 200 85 12 125 vh 150 125 65 250 vh vh 12 170 vh vh Das Ansteigen der Zahlen bei Cymatocylis convallaria und affinis wird, wie die nachträgliclie Untersuchung ergab, durch das Auftreten der letzteren Art hervorgerufen, während erstere mehr und mehr verschwindet. Die anderen Arten, die noch vorhanden sind, treten nur spärlich auf. Cymatocylis nobilis fehlt ganz, Cymatocylis calyciformis ist nur in einem Fang gefunden worden. Leprotintinnus glacialis tritt ebenfalls nur in einem Fange vereinzelt auf. Es fehlt gänzlich die Gattung Tintinnus. Laackmann, Tiiitinnodeeu. 417 der Tintinnodeen der Antarktis. 19. IV. 17. IV. 19. IV. 17. IV. 17. IV. 23. V . 02 4. VI . 02 21. VI. 02 5. VII. 22. VII. 02 6. VIII. 02 92 100 100-27 275 366 50 .366 100 200 100 200 200 100 200 100 200 350 8000 7125 9750 8000 15570 1000 1700 1250 1750 560 1500 1750 500 1800 750 950 2250 13000 6750 10125 12000 12375 350 1200 250 375 250 1000 1000 200 600 200 180 375 vli vh 75 vh vh vli vh vli 110 vh 1.50 250 250 100 vh 375 1000 vh vh 175 450 vh 60 vh 125 250 vh vh 00 vh vh vh vh vh vh vh vh vli vh vli vh vh vh vh vh vh 2 13000 750 2250 5000 7500 125 50 200 500 400 vh vh vh 250 38 200 vh vh 125 75 vh vh vh vh vh vh vh vh vh vh vh vh vh vh der Tintinnodeen der Antarktis. 1. XII. 02 15. XII. 02 31. I. 03 19. II. 03 15. III. 03 23.III. 1903 20 30 60 100 200 50 ■360 160 250 50 100 400 60 100 200 300 200 5 10 20 50 200 25 250 400 890 vh 250 2500 3000 2400 2000 3000 5000 10 12 25 50 25 85 13000 14000 3400 7000 16000 7000 7500 5000 10500 5000 3 5 12 12 100 p 250 600 1000 1100 vh 950 250 1500 vh ? vh 2000 vh 3000 vh 3000 vh 6000 vh 4000 vh vh 5 vh vh 100 3 20 25 90 125 25 170 62000 50000 5600 11000 17000 2000 12000 7000 20000 1500 100 200 250 750 5000 3600 4000 7500 7000 vh 1000 1500 In den folgenden Monaten bleibt das Bild ziemlich das gleiche. Am häufigsten, jedoch in relativ geringer Zahl, treten noch die beiden Formenkreise Cymatocylis vanhöffeni und drygalskn auf. Spärlicher sind die Diatomeentintinnen vertreten. Für Cymatocylis affinis ist ein allmähliches Zunehmen und Anfang Juli ein Maximum zu konstatieren. Geringe Bedeutung haben nach den Netzfängen Cymatocylis parva (4. April, 5. Juli, 6. Au- gust 1902), Tintinnus acuminatoides var. secata (22. Juli 1902), und Tintinnus costatus (25. August 1902). Wie aus der Tabelle ersichtlich, sind sie nur in wenigen Fängen und dann stets äußerst selten gefischt worden. ^10 Deutsche Südpolar-Expedition. Im allgemeinen kann man sagen, daß die T i n t i n n e n in ihrem Auftreten in den Monaten November und Dezember das Minimum haben. Ende Januar, m i t E i n t r i 1 1 der warmen Witterung, beginnt eine rasche Zunahme der T i n t i n n e n bis z u m M a x i m u m in der zweiten Hälfte des März. Vertikale Verteilung der arktischen Tintinuen. Aus den zahlreichen Stufenfängen, die von der Deutschen Südpolar-Expedition gemacht worden sind, ergibt sich, daß die Tintinnen im allgemeinen bis zum Grunde (385 m) vorkommen, Namentlich aus den Fängen vom 1. Dezember 1902 (5, 10, 20, 30, 50, 100— 200 m) ist ersichtlich, daß die Zahl der Individuen mit steigender Tiefe zunimmt. Beziehuiigeii der antarktischen Tintiiiiieiifaiiiia znr arktischen nntl Warm wasserfaiina. Mit Ausnahme von CodoneUa morchella und Cymatocijlis kerguelensis sind alle Arten, die ich auf S. 345 und 346 aufgezählt habe, von der Deutschen Südpolar-Expedition nur in der eigentlichen Antarktis, im Gebiete des Packeises gefischt worden. Ob sie nur auf dieses Gebiet beschränkt sind, oder ob sie sich vielmehr auf das subantarktische Gebiet ausdehnen, ließ sich nach dem mir vorliegenden Material nicht entscheiden, da Fänge aus dem an das Treibeis angrenzenden Gebiet nicht gemacht worden sind. An der Grenze des Packeises (21. Februar 1902 und 23. März 1903) wurden sämtliche häufig auftretenden Arten gefunden. Von den 19 Arten der Ausbeute der Deutschen Südpolar-Expedition sind nach den Angaben Brandts nur drei Arten, Cymatocijlis drygaMii, nobilis und ccdyciformis, von der Belgischen Südpolar-Expedition im offenen Meere gefunden (Brandt 1907, p. 444). Danach scheinen diese großen Cymatocylis-ATten im Süden dieselbe Rolle zu spielen, wie Cyt- tarocylis denticulata im Norden. Diese Art hat ihr Hauptverbreitungsgebiet allerdings mehr im Nordatlantischen Ozean (Irminger See und Golf stromtrif t ) , doch ist sie auch nach den Unter- suchungen Brandts in der Davisstraße (71" nördl.) gefunden worden. Setzen wir den Vergleich der beiden Polfaunen fort, so könnte man die Vertreter des Formen- kreises Ptychocylis urnula im Norden den kleinen Arten der Gattung Cymatocylis gegenüberstellen. Es läßt sich nicht verkennen, daß in der Größe sowie in der Gestalt der Hülsen Cymatocylis con- vallaria und af^inis mit Ptychocylis urnula, rein äußerlich betrachtet, gewisse Ähnlichkeit zeigen. Im einzelnen sind in der Gestalt wie in der Struktur und in der Beschaffenheit des Weichkörpers so tiefgreifende Unterschiede vorhanden, daß man von einer Verwandtschaft nicht reden kann. Ist der Vergleich des Formenkreises von Ptychocylis urnula mit Cymatocylis convallaria und affinis ein ziemlich künstlicher, so finden sich engere Beziehungen zwischen Tintinnus acuminatus Gl. u. L. var. secata Brandt des Nordens und Tintinnus acuminatoides var. secata n. sp. n. var. des antarktischen Gebietes. Die Unterschiede, die zwischen diesen beiden Formen bestehen und die mich veranlaßten, die antarktischen Hülsen als neue Art abzutrennen, habe ich in Vorher- gehendem (S. 410—411) dargelegt. Dort bin ich auch auf die Verbreitung der Acuminatus -Giu-pipe näher eingegangen. Laackmann, Tintinnodeen. 419 In der Ausbildung des aboralen Endes zwischen den antarktischen und arktischen Hülsen, die in beiden Gebieten am hinteren Ende mit einem kurzen faltenlosen Rohr versehen sind, zeigt sich eine auffallende Übereinstimmung, die wohl als Bipolaritätserscheinung anzusehen ist. Der Formenkreis von Tintinnus acuminatus ist im ganzen Atlantischen Ozean verbreitet. Die Ausbildung eines abgesetzten kurzen Rohres kommt jedoch nach den bisherigen Untersuchungen nur den Hülsen des kalten Gebiets zu, dagegen ist diese Erscheinung nie im Warmwassergebiet beobachtet. Außer bei Tintinnus acuminatoides var. secuta habe ich in der Antarktis ein deutlich abgesetztes Rohr bei Tintinnus costatus gefunden (s. Tai 50, Fig. 9,10). Eine weitere Übereinstimmung zwischen arktischen und antarktischen Tintinnodeen finden wir bei Leprotintinnus pellucidus (Gl.) und den vier antarktischen Arten Leprotintinnus naviculae- ferus, prolongatMS, (jaussi und glacicdis. Die Übereinstimmung zeigt sich in der Struktur der Hülsenwand, was mich veranlaßt hat, die nordische Art mit den vier antarktischen in eine besondere Gattung zu stellen. Eine ähnliche Struktur ist im Warmwassergebiet bisher nicht beobachtet. Die Gattung Leprotintinnus in dem Sinne, wie ich sie jetzt auffasse, kann somit als bipolare Gattung angesehen werden. Der einzige nordische Vertreter der Gattung Leprotintinnus pellucidus (Gl.) (im Sinne Brandts 1907) ist aus dem Karajak-Fjord (Grönland) imd von Spitzbergen bekannt, und neuerdings hat Merkle die Art in einem Fange aus dem Stavanger -Fjord gefunden (Mai 1908). Die vier anderen Arten, Leprotintinnus naviculaeferus, prolongatus, gaussi und glacüdis, die ich zu dieser Gattung gestellt habe, sind von der Deutschen Südpolar-Expedition bei der Gauss- Station (66» 2' 9" s. Br. und 89» 38' ö. L.) und während der Fahrt im Packeise gefischt worden. Über die Beziehungen der antarktischen Schraubentintinnen zudenim Norden vorkommen - den, lassen sich bisher keine genaueren Angaben machen. Im Norden ist von dieser Gruppe nur die eine Art Coxliella ampla Jörg, von Jörgensen bei Bergen in wenigen Exemplaren gefunden worden. Jedoch liegt nur eine unvollkommene Beschreibung der Art vor. Brandt vereinigt Coxliella ampla mit der im Warm wassergebiet häufig vorkommenden Art Coxliella laciniosa zu einem Formen - kreise, der durch besondere Struktur den anderen Formenkreisen der Gattung gegenübersteht. Coxliella ampla und laciniosa besitzen abweichend von den anderen Schraubentintinnen nur Primär- struktur, niemals ist eine sekundäre Felderung vorhanden. Hierin stimmen die beiden Arten mit den antarktischen Hülsen überein; am meisten jedoch Coxliella ampla, bei der es wie bei Coxliella laciniosa weder zur Ausbildung einer hinteren Spitze noch zur Fensterbildung kommt. Bei den antarktischen Schraubentintinnen ist ebenfalls keine Fensterbildung beobachtet worden. Nach den bisherigen Untersuchungen läßt sich mit Sicherheit angeben, daß in der Antarktis die Schraubentintinnen eine viel größere Rolle spielen als im Norden. Kommen sie auch nicht gerade sehr häufig vor, so sind sie doch in fast jedem Planktonfange während des ganzen Jahres vorhanden. Im Norden ist Coxliella ampla nur bei Bergen im Monat November und Dezember gefischt. Als Vertreter des Formenkreises von Tintinnus amphora und steentrupi Brandt ist in der Antarktis Tintinnus quinquealatus vorhanden. In der Arktis ist dieser Formenkreis nach den bis- herigen Ergebnissen nicht vertreten. Tintinnus amphora mit var. quadrilineata sind nördlich des 420 Deutsche Südpolar-Expedition. Polarkreises nicht gefunden worden. Die nordischen Fundorte sind : Norwegische Küste bei Bergen, südlich von Island, im Golfstrom und in der Irmingersee. Vanhöffen und Cleve haben die Art bei Grönland und Spitzbergen nicht gefunden. Das Verbreitungsgebiet der beiden Formen erstreckt sich weit nach Süden bis südlich von den Kapverdischen Inseln. Tintinnus quinquealatus muß als antarktische Art bezeichnet werden. Die Verbreitung in der Subantarktis ist noch festzustellen. Bei Kerguelen ist sie nicht mehr vorhanden. Mit den beiden kleinen Arten Cymatocylis parva und Jcerguelensis ist rein faimistisch Tintinnus norvegicus (v. Daday) mit yaT.gracilis Brandt zu vergleichen. In Größe und Gestalt stehen diese Hülsen einander nicht fern; im Warmwassergebiet sind Hülsen von ähnlicher Form nicht gefunden worden, so daß auch hier eine Art Bipolaritätserscheinung vorliegt. Tintinnus norvegicus mit der var. gracilis sind hauptsächlich in der Arktis vertreten. Südlich dringt die Art bis Bergen und im Labradorstromeis bis Neufundland vor. Als Fundorte gibt Brandt (1907) für die typische Art an: Fjord von Bergen, Karajak-Fjord (Grönland), Davis- straße, Labradorstrom und Spitzbergen; die var. gracilis ist nach Brandts Untersuchung nur in der Davisstraße und im Karajak-Fjord beobachtet. Als antarktische Art steht dieser noidisciLen Cymatocylis parva gegenüber. In der subantarkti- schen Region bei Kerguelen ist von der Deutschen Südpolar -Expedition Cymatocylis Jcerguelensis gefunden worden. Auffallend für die antarktische Tintinnenfauna ist das Fehlen der Gattung Tintinnopsis. Im nordischen Littoralplankton ist die Gattung häufig nachgewiesen. Von Grönland sind bisher fünf Arten bekannt: Tintinnopsis karajacensis, sacculus, nitida, heroidea und sinuata. In den littoralen Planktonfängen von den Kerguelen -Inseln war nur Codonella morchella Ch^VE vertreten, deren Stellung im System bisher noch recht zweifelhaft ist. Ich habe im Vorhergehenden dargelegt, daß es sich auf Grund der geographischen Verbreitung wahrscheinlich um zwei Littoralgattungen handelt, von denen die Gattung Tintinnopsis ihr Haupt- verbreitungsgebiet mehr im Norden, die zweite mit den Arten Codonella (?) ostenjeldi und Codonella morchella mit var. schabi und erythraeensis im Süden ihr Hauptverbreitungsgebiet hat. Zum Schluß gebe ich eine Aufzählung der arktischen und antarktischen Arten und stelle die- jenigen, die einander entsprechen, nebeneinander. Antarktis L Cymatocylis vanJiöffeni Laackm."j 2. Cymatocylis flava n. sp. J Arktis 1. Cyttarocylis edentata Brandt 2. Cyttarocylis denticulata (Ehrbg.) Cyttarocylis denticulata var. media Brandt Cyttarocylis denticulata var. gigantea Brandt Cyttarocylis denticulata var. rohusta Jörg. Cyttarocylis denticulata var. cylindrica Jörg. Cyttarocylis denticulata var. subrotundata 3. Cyttarocylis pseudannulata Jörg. var. calyptra Cleve Laackmann, Tintinnodeen. 421 Antarktis 3. Cymatocylis drygalskii Laackm. 4. Cymatocylis cristallina n. sp. 5. Cytnatocylis convaUaria n. sp. \ 6. Cymatocylis affinis n. sp. J Arktis 4. Ptychocylis urnula var. acuata Brandt 5. Ptychocylis obtusa Brandt Ptychocylis obtusa var. drygalsJiii Brandt 6. Ptychocylis arctica Brandt 7. Cymatocylis parva (Laackm.) 8. Cymatocylis Jcerguelensis n. sp. 7. Tintinnus norvegicus (Daday) Tintinnus norvegicus var. gracilis Brandt 9. Cymatocylis nobilis (Laackm.) 10. Cymatocylis calyciformis (Laackm.) 11. Coxliella frigida Laackm. 12. Coxliella intermedia Laackm. 13. Coxliella minor Laackm. 8. Coxliella ampla (Jörg.) 14. Leprotinnus naviculaeferus Laackm. 15. Leprotinnus prolongatus Laackm. 16. Leprotinnus guussi (Laackm.) 17. Leprotinnus glacialis (Laackm.) 9. Leprotintinmis pellucidus Jörg. 18. Tintinnus quinquealatus -Laackm. 19. Tintinnus acuminatoides var. secuta n. sp. n. var. 20. Tintinnus costatus n. sp. 10. {Tintinnus amphora var. quadrilineata subarkt.) Cl. u. L. 11. Tintinnus acuminatus Cl. u. L. var. secata Brandt 21. Codonella (Tiniimiopsis) morcliella Cleve 12. Tintinnopsis heroidea Stein 13. Tintinnopsis karajacensis Brandt 14. Tintinnopsis sacculus Brandt 15. Tintinnopsis nitida Brandt 16. Tintinnopsis sinuata Brandt Dt'ulsche SiUlpolar-Expedition. XI- Züulogie UI. 55 A.22 Deutsche Südpolar-Espedition. II. Tintinnodeen aus dem Indischen und Atlantischen Ozean. Getrennt von den antarktischen Tintinnodeen werden hier die Warmwasserformen behandelt, die von der Deutschen Südpolar-Expedition während der Rückfahrt gefischt worden sind. Das Gebiet, das vom ,, Gauss" auf der Rückfahrt durchquert wurde, war vorher in bezug auf Tintinnen wenig erforscht. Zwar liegen bereits mehrere Arbeiten vor, die uns Aufschlüsse geben über die Tintinnenfauna des Indischen sowie des südlichen Atlantischen Ozeans. In den beiden Arbeiten: ,, Plankton from the Southern Atlantic and the Indian Ozean" und ,,Some Atlantic Tintinnodea" beschreibt Cleve eine Reihe von neuen Formen. Ebenso haben Ostenfeld und Schmidt über Tintinnen des Indischen Ozeans berichtet. Vor allem jedoch ist es die Plankton -Expedition, die den Artenreichtum der Tintinnodeen im Atlantischen Ozean aufgedeckt hat. Das kürzlich erschienene Tintinnenwerk von Brandt enthält die Beschreibung einer Fülle von neuen Arten und Varietäten; jedoch liegt das von der Plankton-Expedition erforschte Gebiet mehr im Norden des Atlantischen Ozeans. Der süd- lichste Fang ist bei der Insel Ascension gemacht worden. Die von der Deutschen Südpolar-Expedition gemachten Fänge entstammen dagegen zum größten Teil dem südlichen Teile des Atlantischen und Indischen Ozeans, vor allem dem Brasilstrom und dem Benguelastrom. So bilden diese Untersuchungen eine Fortsetzung und Ergänzung der Ergebnisse der Plankton -Expedition. In der Ausführung habe ich mich dem für die Systematik grundlegenden Werke von Brandt in jeder Hinsicht angeschlossen und in vielen Punkten auf die ausgezeichnete Darstellung ver- wiesen. Ich gebe zunächst eine Aufzählung der Fänge mit den von mir bestimmten Arten und Varie- täten, möchte jedoch bemerken, daß die Zählprotokolle in manchen Fällen noch andere Arten enthielten. Soweit ich die Angaben nicht nachprüfen konnte, habe ich sie fortgelassen. Sie würden nicht dazu beitragen unsere Kenntnisse über die Verbreitung der Arten zu fördern, vielmehr zu falschen Gesichtspunkten führen. Ebenso bin ich nur in den wenigsten Fällen auf das quantitative Auftreten der Tintinnen eingegangen, da meist eine strenge Trennung der Arten bei den Zählungen nicht innegehalten werden konnte. 27. April 1903 (Neu-Amsterdam). Dictyocysta mitra Haeckel typ. Dictyocysta templum H. var. indica n. var. Xystonella lanceolata Brandt. Xystonella acus var. lolimanni Brandt. Coxliella laciniosa Brandt. Ptychocylis acuminata var. semireticulaia Brandt. Rhabdonella spiralis (Fol) var. chavesi Brandt. Rhabdonella amor (Cleve) var. indica n. var. Laackmann, Tintinnodeen. 423 Petalotricha ampulla Fol var.? Tintinnus steenstrupü Clap. und Lachmann. 15. Mai 1903 (Maskarenenstrom). Dictyocysta mitra Haeckel typ. Codonella galea Haeckel var. c und d Brandt. Codonella galea var. e. n. var. Codonella ortJioceras Haeckel var. k (?) Brandt. Cyttarocylis cassis Haeckel var. d Brandt. Cyttarocylis plagiostoma v. Daday var. b Brandt. Xystonella cymatica Brandt. , Xystonella dicymatica Brandt. Xystonella longicauda (Brandt). Xystonella treforti v. Daday. Coxliella scalaria Brandt. Ptychocylis nervosa (Cleve). Ptychocylis undella (Ostenfeld und Schmidt) var. e und 1 Brandt. Rhahdonella spiralis (Fol) var. hebe (Cleve) var. chavesi Brandt und indopacifa Brandt. Rhabdonella amor (Cleve). Rhahdonella apophysata var. b Brandt. Petalotricha ampulla Fol var. b Brandt. Undella claparedei (Entz). Undella hyalina v. Daday var. a Brandt. Undella heros Cleve. Undella tenuirostris Brandt var. brandti n. var. Undella monocollaria n. sp. Tintinnus frahnoi (v. Daday). var. c Brandt. 8. August 1903, 50 m (Benguelastrom). Dictyocysta templum Haeckel Übergangsform zu elegans. Dictyocysta templum Haeckel var. indica n. var. Codonella galea Haeckel typ. Codonella galea Haeckel var. f. n. var. Codonella amphorella Biedermann. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. a Brandt. Xystonella longicauda (Brandt). Ptychocylis acuminata var. semireticulata (Biedermann). Ptychocylis undella (Ostenfeld und Schmidt) var. b Brandt. Undella claparedei (Entz). Undella lachmanni v. Daday var. a Brandt. 55* 424 Deutsche Südpolar-Expedition. 11. August 1903, 200 m (Benguelastrom). Dicti/ocysta tnitra Haeckel typ. Dictyocysta templum Haeckel var. indica n. var. Codonella galea Haeckel typ. Codonella galea var. c und d Brandt. Codonella galea var. f n. var. Codonella amphorella Biedermann. Cyttarocylis cassis (Haeckel) var. a Brandt. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. b Brandt. XystoneUa treforti (v. Daday). Xystonella acus var. lohmanni Brandt. XystoneUa longicauda (Brandt). Ptychocylis acuminata var. semireticulata Biedermann. PtycJiocylis nervosa (Cleve). Ehahdonella amor var. simplex (Cleve). Petalotricha ampulla Fol var. c Brandt. Undella hyalina v. Daday var. a Brandt. Undella claparedei (Entz). Undella lachmanni v. Daday var. a Brandt. Undella lachmanni var. caudata (Ostenfeld). Tintinnus fraknoi v. Daday. Tintinnus inquilinus (0. Fr. Müller) v. Daday. 18. August 1903, 200 m (Brasilstrom). Dictyocysta mitra Haeckel typ. Dictyocysta elegans Ehrenberg var. mülleri Brandt. Dictyocysta templum Haeckel typ. Codonella galea Haeckel var. f n. var. Codonella nationalis var. b Brandt. Codonella cistellula Fol var. oceanica Brandt. Codonella amphorella Biedermann. Cyttarocylis cassis (Haeckel) var. a Brandt. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. a Brandt. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. b Brandt. Xystonella treforti (v. Daday). Xystonella longicauda (Brandt). Coxliella laciniosa Brandt. Ptychocylis acuminata (v. Daday) var. semireticulata (Biedermann) Ptychocylis undella (Ostenfeld und Schmidt) var. b Brandt. Ptychocylis nervosa (Cleve). Petalotricha ampulla var. c und d Brandt. Laackmann, Tintinnodeen. 425 Undella hyalina v. Daday var. a Brandt. Undella marswpialis Brandt. Undella tricollaria n. sp. Undella claparedei (Entz). Undella claparedei (Entz) var. a siihacuta (Cleve). Undella claparedei (Entz) var. globosa Brandt. Undella laclimanni v. Daday var. a Brandt. Undella armata var. a Brandt. Tintinnus fraknoi v. Daday. 19. August 1903, 400 m (Brasilstrom). Dictyocysta mitra Haeckel typ. Dictyocysta templum Haeckel typ. Codonella cistellula Fol var. oceanica Brandt. Codonella amphorella Biedermann. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. b Brandt. Xystonella treforti (v. Daday). Xystonella acus var. lohmanni Brandt. Xystonella longicauda (Brandt). CoxUella laciniosa Brandt. Coxliella scalaria Brandt. Ptychocylis acuminata (v. Daday) var. semireticulata (Biedermann). Ptychocylis undella (Ostenfeld und Schmidt) var. b Brandt. Ptychocylis nervosa (Cleve). Petalotricha ampidla Fol var. b und c Brandt. Undella claparedei (Entz). Undella claparedei (Entz) var. a subacuta (Cleve). Undella claparedei (Entz) var. globosa Brandt. Undella lacJimanni v. Daday var. a. Undella hyalina v. Daday var. a Brandt. Undella tricollaria n. spec. Undella armata var. a Brandt. Tintinnus fraknoi v. Daday. Tintinnus lusus undae Entz. 20. August 1903. Codonella galea Haeckel typ. Codonella cistellula Fol var. oceanica Brandt. Cyttarocylis cassis (Haeckel) var. a Brandt. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. b Brandt. Xystonella treforti (v. Daday). 426 Deutsche Siidpolar-Expedition. Xystonella Unujicauda (Brandt). Ptychocylis acuminßta var. semireticulata (Biedermann). Ptychocylis undella v. Daday var. b Brandt. Petalotricha rnnpulla Fol var. b und c Brandt. Undella tricollaria n. spec. Undella claparedei (Entz). Undella hyalina v. Daday var. a Brandt. Undella armata var. a Brandt. Tintinnus fraknoi v. Daday. 22. August 1903, 400 m (Brasilstrom). Dictyocysta mitra Haeckel typ. Codonella galea Haeckel typ. Codonella cistellula Fol var. oceanica Brandt. Cyttarocylis cassis (Haeckel) var. a Brandt. Cyüarocylis plagiostoma (v. Daday) var. b Brandt. Xystonella treforti (v. Daday). Xystonella longicauda (Brandt). Coxliella laciniosa Brandt. Ptychocylis undella var. 1 Brandt. Ptychocylis acuminata (v. Daday) var. semireticulata (Biedermann). Petalotricha amfulla var. b und c Brandt. Undella hyalina v. Daday var, a Brandt. Undella marsupialis Brandt. Undella tricollaria n. sp. Undella monocollaria n. sp. Undella claparedei Entz. Undella armata var. a Brandt. 23. August 1903. Codonella galea Haeckel typ. Coxliella laciniosa^ Brandt. Coxliella sadaria Brandt. Ptychocylis acuminata var. semireticulata (Biedermann). Undella armata var. a Brandt. Tintinnus fraknoi v. Daday. 26. August 1903, 200 m (Brasilstrom). Dictyocysta elegans Ehrenberg var. mülleri Brandt. Dictyocysta templum Haeckel typ. Codonella cistellula Fol var. oceanica Brandt. Laackmann, Tintinnodeen. 427 Codonella perforata Entz sen. Codonella nationalis typ. Brandt. Codonella nationalis var. b Brandt. Codonella orthoceras Haeckel var. f minor Brandt. Cyttarocylis cassis (Haeckel) var. d und magna Brandt. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. b Brandt. Xystonella longicauda (Brandt). Xystonella treforti (v. Daday). Coxliella laciniosa Brandt. Coxliella fasciata (Kofoid). PtycJiocylis acuminata (v. Daday) var. semireticulata (Biedermann). Ptychocylis undella (Ostenfeld und Schmidt) var. b Brandt. Petalotricha ampulla Fol var.? Undella hyalina v. Daday var. a. Undella claparedei (Entz). Undella claparedei (Entz) var. grandis n. var. Undella monocollaria n. sp. Tintinnus amphora Claparede und Lachmann var. hrasiliensis n. var. Tintinnus fraknoi v. Daday. 1. September 1903, 45 m (St. Helena). Dictyocysta elegans Ehrenberg var. mülleri Brandt. Dictyocysta templum Haeckel typ. Codonella cistellula Fol var. oceanica Brandt. Codonella nationalis Brandt var. b Brandt. Codonella orthoceras Haeckel var.? Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. Brandt. Xystonella treforti (v. Daday). Xystonella longicauda (Brandt), Ptychocylis reticulata (Ostenfeld und Schmidt). Ptychocylis acuminata var. b (Übergang zu c) Brandt. Ptychocylis undella (Ostenfeld und Schmidt) var. b Brandt. Petalotricha ampulla Fol. Undella claparedei (Entz). Undella hyalina v. Daday var. a. Undella lachmanni v. Daday var. a Brandt. Undella heros Cleve. Tintinnus fraknoi v. Daday. Tintinnus acuminatoides n. spec. Tintinnus amphora Claparede und Lachmann var. hrasiliensis n. var. Tintinnus amphora Cleve und Lachmann var. dadayi Jörg. ^28 Deutsehe Südpolar-Expedition. 7. September 1903, 200 m (Brasilstrom). Codonella galea Haeckel var. e n. var. Codonella perforata Entz. XystonelU treforti (v. Daday). Ptychocylis reticulata (Ostenfeld und Schmidt). Ptychocylis undella (Ostenfeld und Schmidt) var. b Brandt. Petalotricha amfidla Fol var.? Undella claparedei (Entz). 11. September 1903, 400 m (Aseension). Dictyocysta templum Haeckel var. li n. var. Codonella galea Haeckel var. c und d Brandt. Codonella cistellula Fol var. b Brandt. Codonella orthoceras Haeckel var. minor Brandt mit Tüpfelporen. Cyttarocijlis cassis (Haeckel) var. a Brandt. Cyttarocylis plagiostoma (v. DaDAY) var. a und b Brandt. Ptychocylis undella var. b Brandt. Petalotricha ampulla Fol var. ? Undella messinensis Brandt var. a. Undella claparedei (Entz). 18. September 1903, 400 m (Südäquatorialstrom). Dictyocysta templum Haeckel typ. Codonella galea Haeckel typ. Codonella orthoceras Haeckel var. minor Brandt. Cyttarocijlis cassis (Haekel) var. a und conica Brandt. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. b Brandt. Xystonella hastata Brandt. Ptychocylis undella (Ostenfeld und Schmidt) var. b Brandt. Rhabdonella amor (Cleve). Rhabdonella amm (Cleve) var. cuspidata Brandt. Petalotricha ampulla Fol. var. c Brandt. Undella claparedei (Entz). Tintinnus datura Brandt. Tintinnus undatus Jörgensen. 21. September 1903, 400 m (Südäquatorialstrom). Dictyocysta mitra Haeckel var. c Brandt. Dictyocysta templum Haeckel var. h n. var. Codonella galea Haeckel var. e n. var. Codonella cistellula Fol. var. b Brandt. LaaukmaiNN, Tintinnodeen. 499 Codonella amphorella Biedermann. Codonella orthoceras Haeckel var. minor Brandt. Cyttarocylis cassis (Haeckel) var. d Brandt. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. a Brandt. Xystonella paradoxa (Cleve). Ptychocylis undella (Ostenfeld u. Schmidt) var. b Brandt. Rhabdonella amor (Cleve). Petalotricha ampulla Fol var. b und c Brandt. Undella Jieros Cleve var. gaussi n. var. Undella lachmanni v. Daday var. caudata (Ostenfeld). Undella ßigera n. sp. Undella monocollaria n. sp. Undella claparedei (Entz). Tintinnus datura Brandt. Tintinnus bulbosus Brandt. Tintinnus fraknoi v. Daday. Tintinnus lusus undae Entz. 1. Oktober 1903, 200 m (nördl. Grenze des Guineastromes), Dictyocysta tem,plum Haeckel typ. Codonella perforata Entz. Codonella cistellula Fol var. oceanica Brandt. Codonella orthoceras Haeckel var. minor Brandt. Cyttarocylis cassis (Haeckel) var. a Brandt. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. b Brandt. Xystonella treforti (v. Daday). Xystonella paradoxa var. ? (Cleve). Ptychocylis calyx Brandt var. a und b Brandt. Ptychocylis undella (Ostenfeld u. Schmidt) var. b Brandt. Rhabdonella amor (Cleve). Rhabdonella amor var. simplex Cleve. Rhabdonella apophysata var. b Brandt. Undella claparedei (Entz). Undella lachmanni v. Daday var. a Brandt. Undella heros Cleve var. gaussi n. var. Undella hemispheria n. sp. Tintinnus datura Brandt. Tintinnus glockentögeri (Brandt). Tintinnus steenstrupii Claparede u. Lachmann. Tintinnus palliatus Brandt. Deulsche SUd|iolai-Expe(litiun. XI. Zoologie [II. r/- 430 Deutsche Siidpolar-Expeditiou. Tintinnus lusus undae Entz. Tintinnus fraknoi v. Daday. 13. Oktober 1903, 200 m (Nordäqiiatorialstrom). Dictyocysta templum Haeckel typ. Codonella galea Haeckel var. e. n. var. Codonella orthoceras Haeckel var. minor Brandt. Cyttarocylis cassis (Haeckel) var. a und b Brandt. Cyttarocylis plagiostoma v. Daday (?) Xystonella treforti (v. Daday). Xystonella cymatica Brandt. Coxliella scalaria Brandt. Ptychocylis nervosa (Cleve). Ptychocylis undella (Ostenfeld u. Schmidt) var. b Brandt. Rhabdonella spiralis (Fol) var. hebe (Cleve). Rhahdonella apophysata var. b Brandt. Rhahdoyiella amor (Cleve) var. cuspidata Brandt. Petalotricha ampulla var. b Brandt. Undella claparedei (Entz). Tintinnus steenstrupi Claparede u. Lachmann. Tintinnus fraknoi v. Daday. Gattung Dictyocysta Ehrbg. In seiner Revision der Tintinnodeen unterscheidet Brandt die drei Arten Dyctiocysta mitra, elegans und templum nach folgenden Gesichtspunkten: (1907, p. 52). 1. Dictyocysta mitra — keine Trennung in Wohnfach und Aufsatz, gleichmäßig mit großen fensterartigen Feldern versehen (Typ:, tab. 1, fig. 1, 2, tab. 2, fig. 11). 2. Dictyocysta templum — Eine Reihe von großen Fenstern im Aufsatz (TyjD. : tab. 3, fig. 13, tab. 3, fig. 1—3). 3. Dictyocysta elegans, — Zwei Reihen von Aufsatzfenstern (Typ.: tab. 1, fig. 7, 8, tab. 2, fig. 12). In folgendem habe ich mich dieser Einteilung angeschlossen. Ebenso war ich bestrebt, die wenigen Hülsen, die mir von dieser durch sehr geringe Größe ausgezeichnete Gattung zur Ver- fügung standen, mit den von Brandt aufgestellten Varietäten zu identifizieren. Hülsen, die nicht mit der Diagnose der Varietäten übereinstimmten, habe ich als neue Varietäten beschrieben. Ob die eine Varietät von Dictyocysta templum var. h, die durch besondere Struktur (mit Tüpfelform) ausgezeichnet ist, sich wird aufrechterhalten lassen, ist meiner Ansicht recht zweifelhaft. In- teressant ist die Tatsache, daß Dyctyocysta templum in dem Mischgebiet des warmen und kälteren Wassers im Süden genau in der gleichen Richtung variiert, wie in der nördlichen kühlereTi Region (vgl. Dictyocysta templum var. indica S. 433). Laackmann, Tintinnodeen. 431 Der Übersicht halber gebe ich eine Zusammenstellung über die Fundorte der Dictyocysten nach den Ergebnissen der Deutschen Südpolar-Expedition. IV. 15. V. Benguela- strom 8. j 11. VIII. VIII, Brasil- strom 18. I 19. I 22. j 26. VIII.'VIII. VIII. VIII, yii o < Südl. Äquator- strom Nördl. Äquator Strom 1. 7. 11. 18. 21. 1. 1 10. IX. IX. IX. IX. IX. X. i X. + -f + t -t- + + 13. X. Diclyocijsta mitra Haeckel Diciyocysta mitra var. c Dichjocysia elegans var. müllm Didyocysia templum typ Diciyocysta templum Übergangsform z. elegans . Didyocysta templum var. indica Diciyocysta templum var. h + + + + + + + 1. Dictyocysta mitra Haeckel. Synonymik bis 1907 s. Brandt 1907, p. 6.8. Dictyocysta mitra, Brandt 1907, p. 63, tab. 1, fig. 1, 2, tab. 2; fig. 11. Dictyocysta mitra, Entz jun. 1909, tab. 9, fig. 9, 10. Die Art wurde häufig und nur in typischen Exemplaren angetroffen, bei denen das aborale Ende wenig zugespitzt, der Aufsatz nicht erweitert ist und die Zahl der Fensterreihen sieben beträgt. Einmal wurden nur sechs Keihen gezählt. Die Länge stimmt mit den bekannten Angaben überein. Die meisten Hülsen waren 0,06 — 0,065 mm lang bei einer Breite (Mündungs- durchmesser) von 0,04 mm. Nur in einem Falle könnte es sich um die var. b Brandt handeln. Hier betrug der Durch- messer der Öffnung 0,052 mm, die Länge 0,065 mm (Fang 15. Mai 1903). Doch kann die Hülse etwas gedrückt sein. Fundort: Neu-Amsterdam (27. April 1903), Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Benguela- strom (11. August 1903), Brasilstrom (18., 19., 22. August 1903). Die Planktonexpedition fand Dictyocysta mitra an der Grenze von Labrador- und Florida- strom und in der Sargassosee, dagegen nicht im Nord- und Südäquatorialstrom und im Guinea - ström. Auch von der Deutschen Südpolar-Expedition wurden typische Hülsen in diesen Gegenden nicht gefunden, jedoch im Südäquatorialstrom die var. c Brandt konstatiert. Die Art scheint somit im mittleren Atlantischen Ozean zu fehlen und auf den nördlichen und südlichen Teil be- schränkt zu sein. Aus dem Benguelastrom sind Hülsen durch Brandt und Cleve bekannt. Ich habe diese Angabe bestätigen können und die Art ferner im östlichen Brasilstrom nachweisen können, wo sie früher (1901) etwas westlicher und südlicher ebenfalls von Cleve gefunden ist (38° S 20" W bis 41« S 6" W). Ferner ist die Art durch Cleve aus dem südlichen Ozean bekannt (1901 von 43" S 57» 0 bis 41" S 80" 0). Bei Neu-Amsterdam habe ich sie im Material der Südpolar-Expedition gefunden. Fassen wir die Resultate über die Verbreitung von Dictyocysta. mitra zusammen, so ergibt sich, daß sie, abgesehen von der var, c auf den nördlichen und südlichen Teil des Atlantischen Ozeans 56* Ao:) Deutscbe Südpolar-Expeditioii. sowie auf den südlichen Teil des Indischen Ozeans beschränkt ist, dagegen in der Äquatorial- gegend fehlt. Dictyocj'sta mitra var. c. Diduocijsta müra var. c, Brandt 1900/07, p. 64, tab. 1, fig. 5, 6. Diese Varietät, die den Übergang zu Dictyocysta elegans bildet, habe ich in wenigen Exemplaren nur in einem Fange aus dem Südäquatorialstrom (21. September 1903) angetroffen. Größe und Struktur stimmt mit Brandts Angaben überein. Brandt beschreibt die Varietät von der Grenze des Florida- und Labradorstroms. Auf die eigenartige Verbreitung dieser Varietät, die von der Südpolar -Expedition im Südäquatorialstrom gefischt wurde, ist schon hingewiesen (s. c). 2. Dictyocysta elegans Ehrbg. var. mülleri Brandt. Didyonjsla elegans var. mülleri, Brandt 1906/07, p. 67, tab. 2; fig. 2, 5, 6; tab. 4, fig. 3. In typischen Exemplaren wurde Dictyocysta elegans nicht gefunden. Alle Hülsen, die ich bei der Durchsicht der Präparate fand, würden zu var. mülleri Brandt zu rechnen sein. Die Angaben Brandts über Zahl und Anordnung der Fenster im Aufsatz wie im Wohnfach sowie über Länge stimmen mit meinen Beobachtungen völlig überein. Fundort : Deutsche Südpolar-Expedition: Brasilstrom (18., 26. August, und 1. September 1903). Mit Sicherheit war diese Varietät bisher bekannt aus der Sargassosee, dem Nord- und Südäquatorialstrom, Benguelastrom, sowie aus dem Indischen Ozean südlich von Madagaskar. 3. Dictyocysta templum Haeckel. Synonymik bis 1907 siehe Brandt 1907, p. 168. Didijocyda Imflum, Brandt 1907, p. 68, tab. 2, fig. 13; tab. 3, fig. 1—3. Didyocysia templum, Okamura 1907, fig. 55a u. b. Didyoeysta templum, Entz jim. 1909, tab. 9, fig. 14; tab. 11, fig. 4. Die Variation, der die Hülsen dieser Art unterworfen sind, ist recht groß. Brandt stellt nach dem umfangreichenMaterial, dasihm bei der Untersuchung zur Verfügung stand, sieben Varietäten auf, abgesehen von der var. tiara Haeckel, die, von Haeckel als besondere Art beschrieben, bisher nicht wiedergefunden ist. Von der Deutschen Südpolar-Expedition sind außer typischen noch anders gestaltete Hülsen aufgefunden worden. Dictyocysta templum Hakckel typ. Hülsen, die der typischen Form am nächsten stehen, fand ich in sechs Fängen. Sie besaßen alle in der Mitte des Wohnfaches große runde Fenster, die an Zahl mit den Aufsatzfenstern über- einstimmten. Über dieser Fensterreihe und bisweilen auch darunter wurden kleinere Fenster von unregelmäßiger Gestalt und Lage angetroffen. Länge der Hülsen: 0,055—0,063 mm bei einer größten Weite von 0,04 — 0,056 mm. Die Angaben stimmten mit den von Brandt angegebenen überein. Fundort : Brasilstrom (18., 19., 26. August 1903), St. Helena (1. September 1903), Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903), Nordäquatorialstrom (13. Oktober 1903). Laackmann, Tintinnodeen. 433 Übergangsformen von der typischen Dictyocysta templum zu Dictyocysta elegans, bei denen die Aufsatzfenster zum Teil durch wagerechte oder schrägverlaufende Querbalken geteilt sind, fand ich im Benguelastrom (8. August 1903). Brandt hat solche Übergangsformen an den nördlichen Grenzen des Verbreitungsgebietes, für die var. c grandis im Golfstrom, für var. f an der Grenze von Labrador- und Floridastrom gefunden. Unter den Hülsen aus dem mittleren Atlantischen Ozean habe ich die Übergangsformen nicht gefunden. Sie kommen also nur an der nördlichen und südlichen Grenze des Verbreitungsgebietes im Atlantischen Ozean vor. Eine andere Strukturvariation, die ich jedoch den typischen Formen zuzählen möchte, traf ich in Fängen aus dem Südäquatorialstrom (18. September 1903) an. Dem halbkugligen Wohn- fache fehlten die großen runden, in einer Eeihe gelegenen Fenster. Statt dessen sind zahlreiche kleinere, unregelmäßig gestaltete Fenster vorhanden, die in zwei oder drei Reihen auftreten. Da- runter und darüber finden sich zerstreut noch weitere kleinere Fenster, die wenig größer als die Sekundärwaben und nur schwer von letzteren zu unterscheiden sind. Die Zahl der Aufsatzfenster beträgt sechs. Länge : 0,048 — 0,062 mm, bei einer größten Weite von 0,04 — 0,042 mm. Die Hülsen sind also etwas kleiner als die typischen. Von Beandt sind im Südäquatorial - ström in mehreren Fängen der Planktonexpedition typische Hülsen von Dictyocysta templum nachgewiesen. Ich habe in den Fängen der Deutschen Südpolar-Expedition aus dieser Gegend keine Hülsen gefunden, die mit den typischen vollkommen übereinstimmten. Dictyocysta templum H. var. iudica n. var. Taf. IL, Fig. 1, 2. Im Gegensatz zu den letztbeschriebenen, durch geringe Größe ausgezeichneten Hülsen fand ich verhältnismäßig große in den Fängen von Neu-Amsterdam (27. April 1903) und aus dem Brasil- strom (11. August 1903). In der Struktur des Wohnfaches stimmen diese Hülsen etwa mit der von Brandt als var. b beschriebenen überein (1907 tab. 3, fig. 8,9). Doch ist die Gestalt der großen Fenster nicht so regelmäßig. Das Wohnfach (Taf. IL, Fig. 1) besitzt in der Mitte sechs große ovale Fenster, die in der Zahl mit den Fenstern des Aufsatzes übereinstimmen. Unterhalb dieser Fensterreihe sind zahlreiche kleinere Fenster von verschiedener Form und Größe vorhanden. Ganz anders ist die Struktur der auf Taf. IL, Fig. 2 abgebildeten Hülse. Die großen regelmäßig gestalteten Fenster in der Mitte des Wohnfaches fehlen gänzlich, statt ihrer sind etwas unterhalb der Mitte zahlreiche, bald größere, bald kleinere Fenster von verschiedener Gestalt vorhanden. Dicht unter dem Aufsatz treten weitere zwei Reihen kleiner Fenster auf, die unter sich gleichgroß, von der übrigen Sekundärstruktur in Größe nur wenig verschieden sind. Das Wohnfach besitzt längliche Ge- stalt, mit einer leichten Verjüngung am aboralen Ende. In der Mitte findet eine leichte Ein- schnürung statt. Die größte Weite besitzt es dicht unter dem Aufsatz, dessen dünne Säulen recht lang sind und zuweilen gebogen sein können (Taf. IL, Fig. 2). Länge : 0,075 — 0,08 mm, größte Weite: 0,04 mm (in einem Falle 0,048 mm). Fundort: Neu-Amsterdam (27. April 1903); Benguelastrom (11. August 1903). 434 Deutsche Südpolar-Expeditioii. Was die Länge anbetrifft, so nähern sich die Hülsen dieser neuen Varietät der von Brandt be- schriebenen var. c grandis, erreichen sie jedoch nicht ganz. Die Länge dieser ans dem Golfstrom bekannten Varietät beträgt nach Brandt 0,09 — 0,095 mm. Nach den Untersuchungen von Brandt wird die Form, Größe und Struktur der Hülsen von Dictyocysta tem/plum durch den Einfluß des kühleren Wassers verändert, und zwar in der Weise, daß zum Teil wahrhaft riesige Formen in dem kühleren Mischwasser auftreten (Brandt 1907 p. 53). Diese Beobachtung kann ich nach dem Material der Deutschen Südpolar-Expedition bestätigen. Erreichen die Exemplare von der Grenze der kalten Westwind trift (Neu- Amsterdam) sowie die aus dem kalten Benguelastrom auch nicht ganz die Größe der var. grandis, der von Brandt aus dem Golfstrom (40° nördl. Br.) beschriebenen Hülsen, so besteht doch in der Größe den echten Warm- wasserformen gegenüber ein großer Unterschied. Dictyocysta templum var. h n. var. Tat. IL, Fig. 3. Indem ich mich der Nomenklatur Brandts anschließe, bezeichne ich als var. h solche Hülsen von Dictyocysta templum, deren Wohnfach sich von den typischen Hülsen und den anderen Varie- täten durch den Besitz von „Tüpfelporen" auszeichnet. Die Struktur des Wohnfaches entspricht etwa der Abbildung Okamuras (1907 fig. 55). Abweichend ist jedoch von dieser Hülse die Gestalt sowie die Verteilung der Fenster. Das Wohnfach ist von halbkugelförmiger Gestalt, ohne Einschnürung im mittleren Teil wie bei den japanischem Exemplar. In der Mitte des Wohnfaches befinden sich sechs runde Fenster. Die Struktur des übrigen Wohnfaches besteht aus ,, Tüpfelporen". Eine zweite Eeihe Fenster von geringerer Größe, wie sie Okamura für die japanische Hülse abbildet, fehlt. Tüpfelporen hei Dictyocysta templum hat Entz sex. zuerst abgebildet (tab. 14, fig. 23). Jedoch ist bei der von Neapel beschriebenen Hülse nur eine Reihe solcher ,, Tüpfelporen" über der Reihe der großen Fenster vorhanden. Die gleiche Anordnung habe ich ebenfalls bemerkt. Wir treffen also hei Dictyocysta templum var. h eine ganz gleiche Struktur an, wie ich sie in dem- selben Fange bei Codonella galea beobachtet habe; der einzige Unterschied besteht darin, daß die ,, Tüpfelporen" von geringerer Größe sind (s. S. 436). Der Aufsatz der Hülse ist bei dieser Varietät von geringer Höhe, die Fenster sind fast qua- dratisch. Länge : 0,064 mm; Breite : 0,06 mm. Fundort: Ascension (11. September 1903), Südäquatorialstrom (21. September 1903). Gattung Codonella Haeckel. Die Gattungsdiagnose lautet nach Brandt folgendermaßen (1907 p. 44): Gattung Codonella Haeckel s. str. 18 Wimperplatten: erste Vakuole im vorderen Drittel des Körpers. Peristom gelappt. Hochseebewohner. Hülse klein bis groß. Hinterende abgerundet oder mit besonderem Spitzenteil versehen. Mündungsteil entweder ein echter Aufsatz von rohrartiger Form, mit Spiralleiste, seltener mit rundlichen Fenstern versehen, oder mehr krempenartig, zuweilen mit Wulstring. Mündungsrand Laackmann, Tintinnodeen. 435 in manchen Fällen undeutlich oder deutlich gezähnt, meist aber glatt. Struktur des bauchigen Wohnfaches sehr verschieden. Stets ist bei den echten Codonellen vor allem ein Netzwerk von sekundären Balken, oft in mehreren Lagen übereinander zwischen den Grenzlamellen vorhanden. Häufig kommen auch Fenster und sekundäre Verstärkungszüge vor. Balken derb, oft sehr deutlich, gradlinig, nicht zackig, Durchschnitt der Wand außen und innen glatt." Zur Gattung Codonella im engeren Sinne rechnet Brandt zwei Formenkreise: 1. Formenkreis von Codonella galea mit Codonella galea Haeckel Codonella nationalis Brandt Codonella perforata Entz Codonella cistellula Fol Codonella amphorella Biedermann 2. Formenkreis von Codonella orthoceras mit Codonella orthoceras Haeckel Codonella hiedermanni Brandt Codonella brevicaudata Brandt. Mit Ausnahme der beiden letzten Arten habe ich alle im Material der Deutschen Südpolar- Expedition angetroffen und zwar in folgenden Fängen: 13. X. Ind. Ozean Siidl. Atl. Ozean Trop. Atl. Ozean 27. 15. 8. 11. 18. 19. 20. 92 2G. 1. 7. 11. 18. 21. 1. 10. IV. V. VIII. VIII. VIII. VIII. VIII. VIII. VIII. IX. IX. IX. IX. IX. X. X. r + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + .1- + + + + + p + + + + Codonella galea Haeckel typ Codonella galea var. c u. d Brandt Codonella galea var e ii. var Codonella galea var. f n. var Codonella nationalis Brandt Codonella nationalis vai-. b Brandt , Codonella perforata Entz Codonella cistellula var. oeeanica Brandt Codonella cistellula var. b Brandt . Codonella amphorella Biedermann.. Codonella orthoceras Haeckel var. k (? ) Brandt Codonella orthoceras var. tninor Brandt. + I. Foriiienkreis von Codonella galea Brdt. 1. Codonella galea Haeckel. Synonymik bis 1907, siehe Brandt 1907, p. 88. Codonella galea, Brandt 1906/07, p. 88, tab. 4, fig. 20, 21, 1ab. 10, flg. 9. Codonella galea, Entz jun. 1909, p. 108, tab. 9, fig. 8, 11, 17, 18, tab. 20, fig. 44, tab. 17, fig. 15. Mit Brandt zähle ich solche Hülsen zu dieser Spezies, bei denen das Gehäuse nicht so weit ist wie bei den anderen Arten des Formenkreises, und bei denen das Wohnfach nach dem aboralen Ende hin allmählich verjüngt ist, ein besonderer Spitzenteil jedoch fehlt. Als typische Exemplare 436 Deutsche Südpolar-Expedition. sind jene Hülsen anzusehen, die einen deutlich abgesetzten trichterförmig erweiterten Aufsatz tragen. Was die feinere Struktur anlangt, so kann ich auf die ausgezeichnete Darstellung und vor allem auf die Abbildungen Brandts verweisen. Hülsen, die eine gleiche Struktur aufweisen, wie sie Brandt auf tab. 4 fig. 21 abbildet, habe ich nur im Südäquatorialstrom (18. September 1903) gefunden. Das ganze Gehäuse besitzt zahlreiche eckige Fenster. Die Länge solcher Hülsen betrug 0,095 mm. Sehr viel häufiger wurdenHülsen angetroffen, bei denen die Fenster in geringerer Zahl auftraten und meist auf die Mitte des Wohnfaches beschränkt waren. Alle diese Hülsen waren von geringerer Länge (0,080— 0,085 mm). Im Maskarenenstrom (15. Mai 1903) fand ich Hülsen, die in der Gestalt ganz dem Typus dieser Art entsprechen. Das Wohnfach ist eiförmig und scharf von dem trichterförmig erweiterten Aufsatz abgesetzt. Der größte Teil der Hülsenwand besitzt Cyttarocylis -StTiiktur, etwa wie sie Brandt für Codonella galea var. d (tab. 5 fig. 8) wiedergibt. In der Mitte befindet sich eine Reihe kleiner ovaler Fenster, und dieser Reihe folgen darüber zwei weitere, nicht ganz so regelmäßig angeordnet. Ähnliche Hülsen mit drei Reihen Fenstern wurden im Nordäquatorialstrom angetroffen. Mehr rundliche, größere Fenster, in geringerer Zahl und mehr auf die Mitte beschränkt, traf ich bei Hülsen aus dem Südäquatorialstrom (7. September und 21. September 1903). Eine andere Struktur- variation wurde in einigen Fängen aus dem Benguelastrom angetroffen. Die runden Fenster waren auch hier auf die Mitte beschränkt. Der übrige Teil der Hülse war mit Tüpfelporen bedeckt, zwischen denen bisweilen kleinere oder größere, glänzende Körperchen gelagert waren. Der Aufsatz war meist frei von Tüpfeln. Die Länge dieser Hülsen kann bis zu 0,1 mm betragen, ist also etwas größer als die BRANDTschen Varietäten; die nur 0,09 mm lang sind. Ob es berechtigt ist, diese Unter- schiede in der Struktur zur Unterscheidung besonderer Varietäten zu benutzen, wie Brandt es bei anderen Arten getan hat, lasse ich dahingestellt, da mir zu wenig Hülsen für die Untersuchung zur Verfügung standen. Codonella galea li. var. e n. var. Hülsen von typischer Gestalt; Fenster von runder oder ovaler Gestalt in zwei bis drei Reihen auf den oberen Teil der Hülse beschränkt. Länge: 0,08—0,085 mm. Fundort : Maskarenenstrom (15. Mai 1903); Süd- und Nordäquatorialstrom (7. September, 21. September und 13. Oktober 1903). Codonella galea II. var. f n. var. Hülse von typischer Gestalt. Die runden Fenster sind auf den mittleren Teil des Wohnfaches beschränkt. Struktur: Tüpfelporen, die sich jedoch nicht auf den Aufsatz erstrecken. Bisweilen sind zwischen den Tüpfeln kleinere oder größere glänzende Körperchen vorhanden. Länge der Hülsen 0,085 — 0,1 mm. Diese Strukturvarietät übertrifft an Länge etwas die von Brandt beobachteten Exemplare. Der größte Wert, den Brandt für die Hülsen von Codonella galea angibt, ist 0,9 mm. Ähnlich wie bei Dictyocysta temflum haben wir auch bei dieser Art im kälteren Wasser größere Hülsen. Fundort : Benguelastrom (8. August und 11. August 1903), Brasilstrom (18. August 1903). Laackmann, Tiutinnodeen. 43 7 Zu bemerken ist noch, daß die von Haeckel auf tab. 28 fig. 9 gezeichnete Hülse ebenfalls Tüpfelporen besitzt, die sich auch auf den Aufsatzteil erstrecken, dagegen hinten fehlen. Entz jun. bildet 1909 tab. 9 fig. 11 eine Hülse von Neapel ab, die im hinteren Teile etwa bis zur Hälfte ..mit kleinen Scheiben (Coccolithen?) bedeckt ist. Codonella galea var. c und d Brdt. Als Varietäten c und d faßt Brandt solche Hülsen zusammen, bei denen der Aufsatz nicht trichterförmig erweitert und weniger scharf vom Wohnfach abgesetzt ist. Solche Hülsen fand ich in ziemlicher Menge. Doch war es schwer, diese beiden Varietäten zu trennen. Der Aufsatz war entweder streng zylindrisch oder nach der Mündung zu wenig verengt. Ein Vorspringen der Innen- lamelle an der Übergangsstelle von Aufsatz und Wohnfach wurde nie beobachtet. Danach würden diese Hülsen mehr zur var. d Brandt neigen. Die Striiktur derselben war recht verschieden. Im Maskarenenstrom (15. Mai 1903) fand ich Strukturverhältnisse vor, die der Abbildung Brandts (tab. 5 fig. 7) am nächsten kamen. Doch wurden auch glänzende Körperchen auf dem Wohnfach angetroffen. In den Fängen aus dem Benguelastrom (11. August 1903) und aus dem Süd- äquatorialstrom (11. September 1903) wurden solche Hülsen mit „Tüpfelporen" gefunden. Länge: 0,081—0,092 mm. Fundort : Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Benguelastrom (11. August 1903) und Süd- äquatorialstrom (11. September 1903). 2. Codonella nationalis I>rdt. Codonella nationalis Brandt 1906/07, p. 91, tab. 5 fig. 9, 10; tab. 6 fig. 1, 2; tab. 10 fig. 10. Codonella nationalis Entz jun. 1909, p. 199 tab. 17 fig. 12. Hülsen mit bauchig erweitertem Wohnfach und gut abgesetztem, trichterförmig erweitertem Aufsatze, mit Merkmalen, die Brandt als typisch für die Spezies bezeichnet, habe ich nur in einem Fange aus dem Südäquatorialstrom (26. August 1903) in wenigen Exemplaren gesehen. Die Struktur stimmt mit derjenigen überein, die Brandt auf tab. 5 fig. 9 für ein Exemplar aus der Sargassosee wiedergibt. Die Länge beträgt etwas über 0,1 mm. In Größe gleichen meine Hülsen daher mehr denen aus dem Mittelmeer, deren Länge 0,1 — 0,117 beträgt, während nach Brandt die Fänge aus dem Floridastrom, der Sargassosee, dem Golfstrom und Nordäquatorialstrom Hülsen von geringeren Dimensionen enthielten (0,077 — 0,095 mm). Codonella nationalis var. b Brdt. Codonella nationalis var. b Brandt 1900/07, p. 93 tab. 5 fig. 11, 11 a. Bei allen anderen Hülsen, deren Wohnfach in der Mitte bauchig erweitert und nach dem aboralen Ende zu nicht verjüngt war, besaß der Aufsatz keine trichterförmige Erweiterung nach der Mündung; vielmehr war er mehr oder minder stark nach innen gebogen. Danach würden alle diese Hülsen zu var. b Brandt (1907 p. 93 tab. 5 fig. 11) zu rechnen sein, wenn auch die Größe nicht ganz mit den Angaben Brandts übereinstimmt. Länge meiner Exemplare: 0,075—0,095 mm; Breite : 0,055—0,07 mm. Nach Brandt beträgt die Länge bei dieser Varietät nur 0,06 — 0,075 mm. Deutsche SUtlpolar-Expeditiun. XI. Zoologie III. 57 438 Deutsche Südpolar-Expedition. Die Struktur ist wie bei den von Brandt beobachteten Exemplaren Cyttarocylis- ähnlich. Fundort : Brasilstrom (18. August, 26. August und 1. September 1903 St. Helena). 3. Codonella perforata Entz sen. em. Brdt. Synonymik bis 1907 siehe Braxdt 1907 p. 95. Codonella perforata Brandt 1906/07, p. 95 tab. 6 fig. 3, 4; tal). 10 fig. 11. Codonella perjorata Entz jun. 1909, p. 199 tab. 15 fig. 5. „Der wichtigste Charakter von Codonella perforata besteht darin, daß der stets durch eine tiefe Einschnürung vom Wohnfach abgesetzte Aufsatz aus einem unteren kegelförmig erweiterten und einem oberen verengten Teil besteht." (Brandt 1907 p. 95.) Nur in wenigen Exemplaren war diese kleine Art im Untersuchungsmaterial vertreten. Diese Struktur der Hülsen stimmt mit der Zeichnung Brandts (tab. 6 fig. 8) am meisten überein. Zahl- reiche Fenster waren im Wohnfach und Aufsatz vorhanden, wenn auch manchmal nicht so dicht nebeneinander gelagert als die BRANDTsche Figur (tab. 6 fig. 8) es darstellt. Länge : 0,06—0,067 mm (Brandt: 0,06—0,07 mm). Fundort : Nord- und Südäquatorialstrom (26. August, 7. September und 1. Oktober 1903). Das Tier besitzt acht sehr kleine, runde Kerne, die zerstreut im Weichkörper verteilt waren. 4, Codonella cistellula Fol. Synonymilf bis 1907 siehe Brandt 1907, p. 96. Codonella cistellula Brandt 1906/07, p. 96 tab. 8 fig. 4. Codonella cistellula Entz jun. 1909, p. 108 tab. 13 fig. 2, 3; tab. 17 fig. 10. Diagnose : Wohnfach wie bei Codonella nationalis. Aufsatz ähnlich wie bei Codonella perforata, aber an der Stelle, wo der untere erweiterte und der obere verengte Teil zusammenstoßen, mit einem oft weit vorspringenden, scharfkantigen, krempen- oder leistenartigen Ringsaum ver- sehen (Brandt 1907 jj. 78). Von den typischen Hülsen des Mittelmeeres, die durch beträchtlichere Größe ausgezeichnet sind (0,9 — 0,12 mm), trennt Brandt zwei Varietäten var. a, oceanica und var. b ab. Nur die beiden Varietäten waren im Material der Deutschen Südpolar-Expedition vorhanden, am häufigsten die var. oceanica. Codonella cistellula Fol var. oceanica Brdt. Codonella cistellula var. oceanica Brandt 1906/07, p. 98 tab. 8 fig. 1, 2; tab. 10 fig. 2. Diese Varietät besitzt, wie schon erwähnt, geringere Größe als die typischen Hülsen aus dem Mittelmeer. Die Länge der Hülsen schwankt zwischen 0,07 — 0,09 mm (die der Mittelmeerexemplare zwischen 0,09 — 0,12 mm). Brandt gibt weiter an, daß die Hülsen aus dem Golfstrom denen des Mittelmeeres am nächsten stehen. Auch im Material der Deutschen Südpolar-Expedition habe ich Hülsen von den größeren Dimensionen gefunden, wie sie Brandt aus dem Golfstrom beschreibt. Die Länge der von mir untersuchten Hülsen beträgt 0,08 — 0,095 mm. Fundort: Brasilstrom (18., 19., 20., 22., 26. August 1903 und 1. September 1903 St. Helena). Hülsen von 0,095 mm Länge fand ich in dem Fange vom 26. August 1903. Es tritt somit auch bei dieser Art ähnlich wie bei Dictyocysta templum die interessante Er- scheinung auf, daß die Hülsen an der Grenze des Verbreitungsgebietes größer sind als in der Mitte. Laackmann, Tintinnodeen. 4^Q Durch die Plankton -Expedition ist die Varietät bekannt aus dem Floridastrom, der Sargassosee, dem Nord- und Südäquatorialstrom und dem Golfstrom. Ferner wird sie von Brandt aus dem Benguelastrom erwähnt. Cortonella cistellula Fol var. h Brdt. Codonella cistellula var. b Brandt 1906/07, p. 98 tab. 7 fig. 8. Als Strukturvarietät beschreibt Brandt Hülsen, die zugleich bei etwas anderer Gestalt mit mehr oder weniger zahlreichen Tüpfelporen versehen sind. Hülsen, die in Gestalt und Struktur mit der Beschreibung Brandts übereinstimmten, fand ich in zwei Fängen (11. September und 21. September 1903) bei Ascension und im Südäquatorial - ström. In der Gestalt waren sie von den Exemplaren von var. oceanica aus dem Brasilstrom ver- schieden. Das Wohnfach hat nicht ebenso kuglige Form, sondern ist in der hinteren Region stärker ausgebaucht und abgeflacht zugespitzt, genau wie es Brandt auf tab. 7 fig. 3 darstellt. Zwischen dem unregelmäßigen Netzwerk treten zahlreiche ,, Tüpfel" auf. Fenster fehlen. Die ,, Tüpfel" sind im hinteren Teile am stärksten und hier stark glänzend. In der halsartigen Verengung, der Über- gangsstelle von Wohnfach und Aufsatz fehlen sie oder sie sind nur vereinzelt vorhanden. Dagegen treten sie stets im Aufsatz auf, sind jedoch von den ,, Tupf ein" der hinteren Region dadurch ver- schieden, daß sie weniger stark glänzen. Nach den Angaben von Brandt sind die Tüpfel seiner Hülse nicht glänzend. Länge : 0,09—0,094 mm; Weite : 0,068 mm. Die Dimensionen der von mir untersuchten Hülsen sind etwas größer als die von Brandt von Neupommern beschriebenen. Für diese finden wir folgende Angaben: Länge: 0,075—0,085 mm; Weite : 0,065 mm. Fundort : Ascension (11. September 1903) und Südäquatorialstrom (21. September 1903). Brandt hat diese Varietät nur bei Neupommern gefunden. 5. Codonella amphorella Biedermann. Taf. IL, Fig. 4. Codonella amphorella Biedermann 1892, ji. IG tab. 2 fig. 1. Codonella am-phorella Brandt 1906/07, p. 100 tab. 9 fig. 2, 3; tab. 10 fig. 8. Codonella amphorella Entz jun. 1909, p. 199 tab. 9 fig. 1. Diese Art, die leicht an dem besonderen Spitzenteil kenntlich ist, wurde in mehreren Fängen aus dem Benguelastrom, dem Brasilstrom und dem Südäquatorialstrom (8., 11., 18., 19. August und 21. September 1903) angetroffen. Sie bietet in Struktur und Gestalt nichts abweichendes. Am häufigsten wurde solche Struktur beobachtet, wie sie Brandt auf tab. 9 fig. 2 wiedergibt. Scherbenstruktur fand ich bei einem Exemplar aus dem Brasilstrom (18. August 1903). Etwa an derselben Stelle (19. August 1903) wurde ein in Gestalt nicht abweichendes Gehäuse mit ,, Tüpfelporen" gefunden. Die ,, Tüpfel" beginnen erst in der Mitte des Wohnfaches und erstrecken sich bis in den Spitzenteil. Der obere Teil des Wohnfaches sowie der Aufsatz besitzen keine Tüpfel- poren, sondern netzartige Felderung. Zwischen den großen sechseckigen Sekundärfeldern, in denen die ,, Tüpfel" liegen, befinden sich häufig stabförmige Felder, die an die ,,Scherben- 57* 440 Deutsche Südpolar-Expedition. struktur" erinnern. Von Neupommern beschreibt Brandt Hülsen, die ähnliche Strukturverhält- nisse darbieten. Jedoch weichen diese Hülsen durch ihre Gestalt von den typischen ab. Die Spitze ist kurz und abgerundet, der Mündungsrand schwach und unregelmäßig ausgezackt, was ich bei den von mir untersuchten Hülsen nie bemerkt habe. (Brandt 1907, Codonella ampJioreUa var. b p. 100 tab. 7 fig. 4.) Bei einer anderen Hülse aus demselben Fange (19. August 1903) konnte ich zwei Arten von Tüpfel unterscheiden: 1. kleinere unregelmäßig verteilte, die nicht glänzten, und 2. größere, stark glänzende, die in zwei Reihen geordnet in der Mitte des Wohnfaches liegen (Taf. XLIX, Fig. 4). Unterhalb der großen scheibenartigen ,, Tüpfel" befinden sich zwei Reihen großer Fenster. Eine ähnliche Struktur finden wir bei Entz sen. (1885) im Dictyocysta polymorpha { = Codonella per forata Entz sen. Brandt tab. 14 Fig. 15.) Die Länge der mir vorliegenden Hülsen von Codonella amphorella beträgt 0,09 — 0,1 mm. Brandt gibt für die Länge 0,082 — 0,1 mm an. Fundort : Benguelastrom (8. August 1903), Brasilstrom (IL, 18., 19. August 1903) und Südäquatorialstrom (21. September 1903). Bekannt ist die Art bisher durch die Plankton- Expediton aus dem Südäquatorialstrom, Guineastrom und der Sargassosee. Neuerdings hat Entz jun. sie im Golfe von Neapel konstatiert. II. Formeiikreis von Codoiiell.a orthoceras Brdt. Beandt 1907 p. 101. In diesem Formenkreise unterscheidet Brandt drei Species: Codonella orthoceras Haeckel, Codonella hiedermanni Brandt, Codonella hrevicaudata Brandt. Nur die erstgenannte Art habe ich im Material der Südpolar-Expedition angetroffen und zwar stets nur in wenigen Exemplaren, die ich in die von Brandt aufgestellten Varietäten einzureihen versucht habe. 6. Codonella orthoceras Haeckel. Synonymik l)is 1907 siehe Brandt 1907 p. 109. Codonella orthoceras Brandt 1906/07, p. 109 lab. 9 fig. 5, 5a; tab. 11 fii;-. 6. Codonella orthocei-as Entz jun. 1909, p. 199 tab 8 fig 6. Nach den ausführlichen Darstellungen variieren die Hülsen dieser Art stark sowohl in der Gestalt als auch in ihrer Struktur. Als typische Exemplare bezeichnet Brandt solche, deren Aufsatzteil nach vorn zu trichterförmig erweitert ist, wie es Haeckel bei Hülsen von Messina und Daday bei solchen von Neapel abbilden. Brandt fand ferner Exemplare mit erweitertem Aufsatz im Material der Plankton -Expedition aus dem Floridastrora. Typische Hülsen im Sinne Brandts habe ich im Material der Deutschen Südpolar-Expedition nicht gefunden. Die wenigen Hülsen, die mir zur Verfügung standen, können allenfalls zu der var. f minor, k, und 1 pacifica gerechnet werden, doch stimmen sie in ihren Merkmalen mit der Be- schreibung Brandts meist nicht überein. Laackmann, Tintinnodeen. 441 Codouella orthoceras II. var. ? ? Codonella orllioceras \ar. k Brandt 1906/07, p. 115 ii. 116 tab. 4 fig. 18, tab. 9 fig. 7, 7a— c. In dem Fange aus dem Maskarenenstrom (15. Mai 1903) fand ich eine Hülse, deren Bestimmung mir einige Schwierigkeiten bereitete. In der Größe und Gestalt stimmt sie am meisten mit den von Brandt als var. a tessellata und var. k überein. Das Wohnfach ist von kugelförmiger Gestalt, vorn halsartig eingeschnürt; vor dem Übergang des hohen Auf satzr obres, dessen Spiralleiste in etwa 30 Windungen verläuft, tritt eine wulstartige Erweiterung auf. Der Spitzenteil ist vom Wohnfach scharf abgesetzt; eine Verjüngung des Wohnfaches nach dem aboralen Ende ist nicht vorhanden. Die Spitze ist verhältnismäßig dick; die Länge konnte nicht genau bestimmt werden, da der Endteil beschädigt war. Immerhin beträgt die Länge des Spitzenteils noch 0,04 mm. Von den verschiedenen Strukturen ist die sekundäre am deutlichsten. Sie bildet ein regel- mäßiges Maschenwerk mit dicken Querbalken. Die Primärstruktur ist sehr klein und zart; 'ebenso die Tertiärstruktur. Die letztere bildete große unregelmäßige Felder, die nur an der vorderen Partie des Wohnfachs, in dem Ringwulst deutlich wahrgenommen werden konnten. Länge der Hülse 0,282 mm; des Aufsatzes 0,13 mm. Fundort: Maskarenenstrom (15. Mai 1903). Nach dem einen, außerdem noch verletzten Exemplar vermag ich nicht anzugeben, um welche Varietät es sich bei der Hülse aus dem Maskarenenstrom handelt. Von den von Brandt beschrie- benen Varietäten kommen, wenn man die Form der Hülse berücksichtigen will, nur die beiden var. a tessellata und k in Betracht. „In der etwas variablen, aber immer verhältnismäßig großen Länge des Aufsatzes und des Fortsatzes stimmen beide Varietäten (a und k) überein, ebenso in der Form des Aufsatzes. — Daß die halsartige Einschnürung und darauffolgende wulstartige Er- weiterung am oberen Teil des Gehäuses vorhanden ist, zuweilen aber ganz oder fast ganz fehlt, gilt für beide Varietätengruppen. Die wichtigsten Unterschiede bestehen in der Struktur und in der Ai't des Vorkommens." (Brandt 1907 p. 116.) Bei Codonella orthoceras var. a tessellata, die im Sargossogebiet recht häufig auftritt, ist die gröbere tertiäre Struktur am deuthchsten. Sie erscheint nach Brandts Angaben wie aus aufge- klebten scherbenartigen Stücken, die nach Form und Größe sehr verschieden sind, bestehend. Sie ist recht unregelmäßig und tritt schon bei schwacher Vergrößerung hervor. Manche der Stücke sind von fast stabförmiger Gestalt besonders in der Gegend der Halseinschnürung und des Wulstes. Die sekundäre Struktur ist meist nicht so deutlich wie die tertiäre, es kommt aber vor, daß sie an manchen Gehäusepartien fast ebenso klar zu erkennen ist, wie die tertiäre Struktur (Brandt 1907 p. 111). Für die var. k, die Brandt von Neupommern und den Tongainseln beschreibt, sind drei ver- schiedene Strukturen vorhanden. 1. Die tertiären Felder sind recht regelmäßig imd sehr deutlich. Auch die sekundäre Felderung ist gleichmäßig (Brandt 1907, tab. 9 fig. 7 c). 2. In anderen Fällen sind schon bei schwacher Vergrößerung die tertiären und die sekundären Felder zu erkennen; die letzteren aber viel deutlicher. Außerdem sind die tertiären Felder hier sehr groß und ziemlich unregelmäßig (tab. 9 fig. 7, 7 a). 442 Deutsche Südpolar-Expedition. 3. Endlich gibt es noch Exemplare, die in der Struktur den eben geschilderten ähnlich sind, doch ist die tertiäre Struktur etwas deutlicher und aus kleineren Feldern zusammengesetzt (Brandt 1907 p. 116). Bei der Hülse, die von der Deutschen Südpolar-Expedition im Maskarenenstrom gefischt wurde, treffen wir etwa die gleichen Strukturverhältnisse an, wie Brandt sie im zweiten Falle für var. k beschreibt und für ein Exemplar von den Tongainseln (tab. 9 fig. 7, 7 a) abbildet. Jedoch ist die tertiäre Struktur noch schwächer und im hinteren Teil des Wohnfaches nicht erkennbar. Ob es sich bei der Hülse um die var. k handelt, oder ob wir es mit einer anderen Struktur- varietät zu tun haben, vermag ich nach dem einen mir vorliegenden Exemplar nicht zu entscheiden. Immerhin zeigt die Hülse größere Übereinstimmung mit der pazifischen Varietät als mit der atlan- tischen var. a tessellata. Codonella orthoceras var. f. minor Brandt. Codonella orthoceras var. f minor Brandt 19üB/()7, p. 113 tab. 5 fig. 4, 12; tab. 11 fig. 3, 3a. Von den mir vorliegenden Hülsen der Orthoceras -GTUj>-pe gehörten die meisten dieser Varietät an. Die Struktur, Größe und Form zeigen von den Angaben Brandts keinerlei bemerkenswerte Abweichungen. Die Länge der von mir untersuchten Hülsen beträgt 0,135 — 0,175 mm. Fundort: Brasilstrom (26. August 1903), Ascension (11. September 1903), Südäquatorial - Strom (18. und 21. September 1903), Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903). Durch die Plankton-Expedition ist die Varietät aus dem Süd- und Nordäquatorialstrom bekannt. Bei einer Hülse dieser Varietät konnte auch der Weichkörper auf die Zahl der Kerne hin unter- sucht werden. Ich kann die Beobachtung v. Dadays bestätigen, wonach Codonella orthoceras 22 Kerne besitzt. Über die Zahl der Kerne bei dieser Art gelangt Entz jun. auf Grund eingehender Untersuchungen an Neapler Exemplaren zu recht abweichenden und interessanten Resultaten. Danach ist die Zahl der Kerne sehr großen Schwankungen unterworfen. In Toto- wie in Schnittpräparaten fand Entz jun. ungefähr 25—30, 30—40, 40—50 Makronuklei. ,,Ihre Größe ist ungleich, sie sind ellip- tisch und paarweise angeordnet" (Entz jun. 1909 p. 163). In der Form und Größe mit dieser Varietät übereinstimmend, jedoch mit einer ganz anderen Struktur versehen, waren Hülsen von Ascension (11. September 1903). Das Wohnfach besitzt kugelige Gestalt und kann vorn halsartig eingeschnürt und mit einem Ringwulst versehen sein, wie es Brandt für die var. a tessellata und k beschreibt. Fenster fehlen; nur in einem Falle wurde ein großes rundes, linsenartiges Fenster im Wohnfach abgebildet, wie von Brandt deutlich dargestellt ist für die var. d (tab. 11 fig. 1). Im übrigen besitzt das Wohn- fach ,, Tüpfel", die sich auch auf den Spitzenteil erstrecken. Länge der Hülsen; 0,15 — 0,17 mm: des Aufsatzes 0,05mm, des Fortsatzes 0,03mm. Die gleiche Struktur, wie ich sie für die kleinen atlantischen Hülsen von Ascension beobachtet habe, beschreibt Brandt bei der var. 1 pacifica. Der Form nach stimmt Codonella orthoceras var. pacifica mit der ebenfalls bei Neupommern gefundenen Hülse der var. k überein, doch ist sie da- Laackmann, Tintinnodeen. 443 diirch ausgezeichnet, daß die meisten Felder mit sogenannten „Tüpfeln" versehen sind und zwar nicht bloß am Wohnfach, sondern auch an dem langen Fortsatz (Brandt 1907 p. 116). Die mit ,, Tüpfeln" versehenen Hülsen, die Brandt als var. pacifica beschreibt, sind bisher nur im pazifischen Gebiet bei Neupommern gefunden worden. Vereinzelte ,, Tüpfel" in der Nähe des Aufsatzes findet Brandt bei var. a tessellata aus der Sargassosee. Die verschiedene Größe, das Auftreten von Fenstern im Wohnfach, die nach Brandt der var. pacifica nicht zukommen, lassen es vielleicht nicht zu, die neupommerschen Hülsen mit denen bei Ascension gefundenen zu ver- einigen, wenn auch die Struktur übereinstimmt. Die ,, Tüpfelporen" sind nach den Untersiichungen Brandts keine Öffnungen, sondern linsen- förmige isolierte Fenster, die meist scharf umgrenzt, also ziemlich dickwandig sind, und deren Rand in manchen Fällen einen handgriffartigen, über die Gehäuseoberfläche vorspringenden Fortsatz trägt. Der sogenannte Hof der ,, Poren" wird an den Balken des sekundären Netzwerkes oder der Umrahmung eines kleineren Fensters gebildet (Brandt 1907 p. 37). Auffallend ist, daß diese ,, Tüpfelstruktur" in ein und demselben Fange bei verschiedenen Codonellen wie bei Dictyocysta zugleich auftritt. Brandt beschreibt die gleiche Struktur bei Codonella nationalis var. a, cistellula var. b, ampho- rella var. b und orthoceras var. 1 pacifica. Alle Hülsen sind in Fängen von Neupommern (Ralum) gefunden worden. Die beiden erstgenannten Arten entstammen einem Fange vom 18. Februar 1897, die beiden letzteren aus einem Fange vom 6. November 1896. Die gleiche Beobachtung, daß in demselben Fange bei den Codonellen Tüpfelstruktur bei mehreren Arten der Gattung zu- gleich auftritt, habe ich ebenfalls an dem Material der Südpolar-Expedition gemacht. In dem Fange von Ascension (11. September 1903) wurden ,, Tüpfel" angetroffen bei: Dictyocysta templum, Codonella cistellula und Codonella orthoceras. Dieselbe Struktur war vorhanden bei Codonella galea in den Fängen vom 8., 11. und 18. August 1903, bei Codonella amphorella vom 19. August 1903 und bei Dictyocysta templum noch am 21. September 1903. Auch von früheren Autoren ist diese Struktur beobachtet worden. Haeckel zeichnet sie für Codonella galea von Messina und Lanzerote (1873 tab. 28 fig. 9): Entz sen. für Codonella lagenula (= galea) und für Codonella cistellula (1884 tab. 24 fig. 11, 12) von Neapel. Okamura hat solche bei Dictyocysta templum von Japan beob- achtet. Das Auftreten von ,, Tüpfelstruktur" ist somit keineswegs in einem bestimmten Meeresgebiet vorherrschend, sondern in den verschiedensten Gebieten verbreitet. Fast alle Hülsen, die durch Tüpfelstruktur ausgezeichnet sind, sind in der Nähe der Küste gefischt worden. Es handelt sich also bei der ,, Tüpfelstruktur" um ein Variieren der Struktm-, das bei allen Codonellen vornehmlich in der Küstennähe auftritt. Aus diesem Grunde habe ich es unterlassen, die mit ,, Tüpfelporen" verseheneu Hülsen, die in Größe und Gestalt mit var. minor übereinstimmen, als besondere Varietäten abzutrennen. Gattung Cyttarocylis Fol. Ich unterlasse es, an dieser Stelle auf die Geschichte der Gattung, die zuerst von Fol für Cyttarocylis cassis (Haeckel) aufgestellt wurde, einzugehen, und verweise in dieser Hinsicht auf die erschöpfende Darstellung Brandts (1907 p. 181 — 184). Zu dieser Gattung zählt Brandt solche 444 Deutsche Südpolar-Expedition. Hülsen, deren Struktur ein Netzwerk von sekundären Balken zwischen den Grenzlamellen bildet. Die Felder sind entweder sehr regelmäßig oder recht unregelmäßig, meist in einfacher Lage, zu- weilen oder zum Teil fensterähnlich, dünnwandig und dui-chsichtig. Gehäuse verschieden gestaltet, bei manchen Arten mit sehr enger, bei anderen mit weiter aboraler Öffnung. Hinterende nie mit Knaufbildungen, selten mit Hochfalten. Mündung nicht selten gezähnt, nur ausnahmsweise mit Innenkragen, zuweilen getriebene Wulstspiralen oder ein getriebener oder echter Wulstring vorhanden. Spiralleisten in der Wand bei wenigen Arten vorhanden, am ganzen Gehäuse oder auf das Mündungs- ende beschränkt. Charakteristisch für die Gattung ist wesentlich die S t r u k t u r. Das ganze Gehäuse ist mit einem Netzwerk von sehr dünnen oder sehr dicken (und dann oft stark glänzenden) Balken zwischen Außen- und Innenlamelle versehen. Die schon bei schwacher Vergrößerung erkennbaren sekun- dären Netzbalken springen nicht über die Oberfläche hervor. Die von den Balken umschlossenen Felder sind selten rundlich, fast immer eckig, von gleicher Gestalt und Größe oder mehr oder weniger verschieden. In den Feldern sind zartwandige Primärwaben vorhanden: dagegen konnten sie in den Balken nur selten nachgewiesen werden (Brandt 1907 p. 181). Die Arten, die zu dieser Gattung gerechnet werden, sind teils Hochsee-, teils Küsten- bewohner. Der Weichkörper ist bei nur wenigen Arten dieser Gattung untersucht. Die Zahl der Kerne ist bisher nachgewiesen bei Cyttarocylis sipho Brandt, Cyttarocylis serrata, Cyttarocylis eJiren- bergi var. claparedei und Cyttarocylis denticulata. In allen Fällen sind zwei Makronuklei vorhanden. Für Cyttarocylis ehrenbergi Claparede und Lachmann weist Entz jun. ebenfalls zwei Makro- nuklei mit Sicherheit nach. Bei der typischen Art der Gattung, Cyttarocylis cassis, liegen keine positiven Angaben über die Zahl der Kerne vor. Entz jun. gibt in seiner Tabelle, in der er bei den verschiedensten Arten die Kernzahl zusammenstellt, für Cyttarocylis cassis einen Makronukleus an. Doch stellt er selbst durch Hinzufügen eines Fragezeichens diese Beobachtung als sehr zweifelhaft hin. Ich habe daraufhin ein ziemlich gut konserviertes Tier von Cyttarocylis cassis genau unter- suchen können und habe gefunden, daß der Weichkörper 12 Kerne enthält. Die Kerne sind klein (0,004 — 0,005 mm), von kugliger Gestalt und liegen regellos im Plasma verteilt. Ich habe, wie ich ausdrücklich bemerken möchte, diese Beobachtung an einem mit Alaun - karmin gefärbten Kanadabalsampräparat gemacht und nach eingehendem Studium 12 Kerne gezählt. Bei einem in gleicher Weise behandelten Präparat von Codonella orthoceras var. minor konnte ich 22 Kerne nachweisen. Ist dieser einmaligen Beobachtung auch nicht allzu großer Wert beizumessen — es wäre ja denkbar, daß die Zahl der Kerne bei den einzelnen Individuen variiert — , so folgt doch daraus die Tatsache, daß Cyttarocylis cassis mit den CWone^^a- Arten in der Zahl der Kerne Überein- stimmung zeigt. Bei der Gattung Codonella sind nach den Untersuchungen von v. Daday und Brandt 8 — 22 Kerne vorhanden. Nach den neueren Untersuchungen von Entz jun. ist die Zahl der Kerne noch größeren Schwankungen unterworfen. Für Codonella galea konstatierte er 2 — 10, für Codonella nationalis 6 — 8, für Codonella cistellula 4 — 5, für Codonella orthoceras 25 — 50. Laackmann, Tintinnodeen. 445 Durch die Vielkernigkeit schließt sich Cyttarocylis cassis engder Gat- tung Codonella an, was ebenfalls in der Struktur der Hülse zum Aus- druck kommt. Andererseits entfernt sich durch diese Beobachtung die Art von sämtlichen anderen Arten der Gatt un g Cyttarocylis , bei denen zwei Kerne vorhanden sind; ebenso von den beiden von Brandt aufgestellten Untergattungen Xystonella und Coxliella, bei denen ebenfalls nur zwei Kerne vorhanden sind. Es ist daher notwendig, die Gattung Cyttarocylis in dem Sinne wie sie jetzt besteht, aufzulösen und nur die beiden Arten Cyttarocylis cassis und plagiostoma, die in der Hülsenstruktur große Übereinstimmung zeigen, zu dieser Gattung zu rechnen. Die beiden BRANDTschen Untergattungen Coxliella und Xystonella würden als besondere Gattungen hinzu- stellen sein. Für Kaltwasserformen der Formenkreise Cyttarocylis denticulata, serrata, ehren- bergi usw. wäre eine neue Gattung zu schaffen. In den Tintinnen der Plankton-Expedition hebt Brandt schon zur Genüge hervor, daß die Gattung Cyttarocylis, in dem Sinne, wie sie von den verschiedenen Autoren aufgefaßt wird, auf durchaus künstlicher Grundlage beruht. Auf Grund seiner eingehenden Untersuchungen über die Struktur der Hülsen hält er es für selir wahrscheinlich, daß die Gattung in dem Umfange nicht bestehen kann. ,,Eine nähere Untersuchung des Weichkörpers von einem Vertreter aus dem Formenkreise von Cyttarocylis cassis (Haeckel) wird ergeben, ob dieser Formenkreis überhaupt mit demjenigen von Cyttarocylis denticulata vereinigt werden darf oder sich an Cyttarocylis serrata und ehrenbergi usw. anschließt. Wenn das, wie ich annehme, nicht der Fall ist, so ist die vorläufig durchaus künst- liche Gattung Cyttarocylis derart aufzulösen, daß Cyttarocylis cassis als Vertreter der Gattung erhalten bleibt, die übrigen aber nach dem Bau und der Entwicklung ihres Weichkörpers in einer oder mehreren neuen Gattungen untergebracht oder bereits bestehenden Gattungen (eventuell trotz abweichender Gehäusestruktur) zugerechnet werden". (Brandt 1907 p. 184.) Diesen Sonderungs- prozeß hat Brandt bereits eingeleitet durch Aufstellung zweier Untergattungen Xystonella und Coxliella, die ich in folgendem als besondere Gattungen hinstelle. Formellkreis von Cyttarocylis cassis Brandt. Die beiden Arten, die zu diesem Formenkreise gehören, und die nach meinen obigen Aus- führungen bis jetzt als die einzigen Vertreter der Gattung Cyttarocylis anzusehen sind, weichen, abgesehen von der Beschaffenheit des Weichkörpers, sowohl in Gestalt als auch in der Struktur von allen anderen Arten ab, die von Brandt noch zur Gattung Cyttarocylis gerechnet werden. Brandt faßt die typischen Merkmale der Struktur präzis zusammen: ,,Sehr dicke glänzende Balken umgeben verhältnismäßig große Felder, die nicht immer eckige, sondern nicht selten rundliche Form besitzen und entweder ziemlich gleich oder vorn groß, hinten kleiner sind, oder endlich in verschiedener Größe imd Gestalt durcheinander vorkommen. Die Mündung ist stets mit Krempe versehen; am Anfang derselben ist die Innenlamelle mehr oder weniger nach innen gebogen. Das Hinterende ist spitz oder abgestumpft oder gar abgerundet, im letzteren Fall aber auch zuweilen mit einem Spitzchen versehen." (Brandt 1907 p. 185.) Deutsche Südpular-Expedition. XI. Zoolog-ie III. 58 446 Deutsche Südpolar-Expedition. Die folgende Tabelle gibt die Fänge an, in denen ich die einzelnen Varietäten der beiden Arten bestimmt habe. Anhangsweise füge ich die Resultate der Zählungen hinzu, bei denen nur die beiden Arten, nicht die Varietäten unterschieden sind. Danach kommt der Formenkreis bei Neu-Amsterdam (27. April 1903) nicht mehr vor. In 0Z£ 27. IV. 50 ra d. an 15. V. 400 m 8. Vlll. 50 m 5üdl. 11. VIII. 200 m Atl. 18. VIII. 200 m Ozeai 19. VIII. 400 m 1 22. VIII. 400 m 2G. VIII. 200 m 1. IX. 45 m Trop. 7. 11. IX. IX. 200 400 m m Atl. 18. IX. 400 m Ozean 21. 1. IX. X. 400 200 m m 10. X. 200 m 13. X. 200 m CytiarocijUs cassis Haeckel yar. a Brandt . Cyttarocylis cassis var. conica Brandt Cyttarocylis cassis var. magna Brandt CiMaToctilis cassis var. d Brandt + + + + + + + + + + + + + + + ? + + + + + + + + + + + + Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) var. a Br. Cyttarocylis plagiosloma (v. Daday) var. b Br. Cyttarocylis cassis Haeckel 65 250 vh vh 200 vh vh 1000 0 400 vh 1000 50 1700 10 50 vh 150 100 300 vh 50 vh 400 100 200 0 vh vh Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday) 1000 1. Cyttarocylis cassis (Haeckel). Diese Art wurde in allen Fängen, die während der Rückreise gemacht wurden, vom 15. Mai bis 13. Oktober 1903 gefunden. In dem Fange von Neu-Amsterdam (27. April 1903) fehlt sie wie auch die verwandte Art Cyttarocylis plagiostoma. Die typische Form (Zwergform), die nach den Untersuchungen Brandts auf das Mittelmeer beschränkt ist, wurde nicht gefunden. Die Trennung in die Varietäten, die Brandt aufgestellt hat, ließ sich stets durchführen. Es wurden alle Varietäten bis auf var. e beobachtet, deren Fundort und Größe ich angebe. Cyttarocylis cassis var. a Brandt. Cyttarocylis cassis var. a Brandt 1906/07, p. 195 tab. 34 fig. 1, 2, 2a und b, 4 und 5. ist die am häufigsten auftretende Varietät. Die Diagnose lautet: ,, Gewölbt konisch, ziemlich gleichmäßige rundUche Felder, 0,18 — 0,195 mm lang". In Gestalt und Struktur stimmten meine Angaben mit den Angaben von Brandt überein: nicht ganz so in der Größe. Meine Hülsen waren in einigen Fällen von geringerer Länge. In den Fängen vom 18. und 19. August betrug die Länge nur 0,15 mm. Die Länge der von mir gemessenen Hülsen schwankt zwischen 0,15 — 0,195 mm. Fundort: Benguelastrom (11. August), Brasilstrom (18., 20., 22. August), Ascension (11. September), Südäquatorialstrom (18. September), Grenze des Guineastroms (1. Oktober 1903), Nordäquatorialstrom (13. Oktober 1903). Cyttarocylis cassis var. conica Brandt. Cyttarocylis cassis vai-. conica Brandt 1906/07, p 196 tab. 34 fig. 6, Oa; tab. 35 fig. 8. Das charakteristische dieser Varietät besteht darin, daß das Hinterende abgeflacht ist. In manchen Fällen kann ein Spitzchen vorhanden sein, das in anderen fehlt. Laäckmann, Tiutinnodeen. 447 Eine einzige Hülse, die zu der var. conica Brandt gerechnet werden könnte, war in dem Fange aus dem Südäquatorialstrom (18. September 1903) vertreten. Das Hinterende war abgeflacht und besaß ein kleines Spitzchen. Im übrigen zeigte die Hülse völlige Übereinstimmung mit der var. a, so daß ich es dahingestellt sein lassen möchte, ob eine Trennung von der gut abgegrenzten var. a statthaft war. Länge : 0,178 mm (Länge nach Brandt 0,17 — 0,21mm). Fundort: Südäquatorialstrom (11. September 1903). Brandt beschreibt diese Varietät ebenfalls aus dem Südäquatorialstrom, ferner aus der Sar- gassosee und dem Nordäquatorialstrom. Cyttarocylis cassis var. magna Brandt. Diese große Form wurde nur in einem Fang südlich von St. Helena im Brasilstrom (26. August 1903) gefunden. Länge : 0,31 mm. Brandt macht auf die eigentümliche Verbreitung dieser Varietät aufmerksam. Sie ist bisher gefunden worden : im Sargassogebiet (Florida-, Golfstrom), Benguelastrom und im südöstlichen Teil des Pazifischen Ozeans (Neuseeland, Tongo). Sie fehlt dagegen in den drei Strömen der Äquatorial- gegend, was durch die Fänge der Gauss -Expedition bestätigt ist. Cyttai'ocjiis cassis var. d Bkandt. Weniger häufig als var. a wurde die von Brandt aufgestellte var. d gefunden, deren Hülsen konisch gewölbt sind und eine ausgezogene Spitze besitzen. Struktur unregelmäßig mit eckigen Feldern, die sich nach dem aboralen Ende hin verkleinern. 0,2 — 0,23 mm lang. Die Länge meiner Hülsen schwankte zwischen 0,19 — 0,22 mm. Fundort: Maskarenenstrom (15. Mai), Brasilstrom (26. August), Südäquatorialstrom (21. September), Nordäquatorialstrom (13. Oktober). Aus den letzten Stromgebieten ist die Varietät auch durch die Plankton-Expedition bekannt. Ferner beschreibt sie Brandt aus dem Floridastrom, der Sargassosee und außerdem im Pazifischen Ozean von Neupommern. 2. Cyttarocylis plagiostoma (v. Daday). Hülsen, die der typischen Form entsprechen, sind nicht gefunden. Weitaus die meisten Hülsen gehörten zur var. b Brandt; weniger häufig wurde var. a konstatiert, in einem Falle var. c. Cyttarocylis plagiostoma var. a. Brandt. Cyttarocylis plagiostoma var. a Brandt 1906/07, p. 199 tab. 36 fig. 1, la, 4, 4a, 8. Diagnose; Mit Spitzchen. Felder eckig und ungleichmäßig, 0,1 — 0,12 mm lang. (Brandt 1907 p. 191). In den meisten Fällen stimmten die Hülsen aus der Ausbeute der Südpolar-Expedition mit diesen Angaben überein. Kleinere Hülsen (0,094 mm lang) wurden in einem Fange aus dem Ben- guelastrom (8. August 1903) gefunden. Länge meiner Hülsen 0,094 — 0,105 mm. 58* 448 Deutsche Südpolar-Expedition. Fundorte: Benguelastrom (8. August), Brasilstrom (18. und 26. August), Ascension (11. September). Cjttarocjiis plagiostoma var. 1) Brandt. Cyiiarocylis ■plagiosloma var. b Brandt 1906/07, p. 199 tab. 3(3 fig. 7, 7a. Diagnose: Ohne Spitzchen. Felder eckig und ungleichmäßig: 0,1 — 0,12mm lang. tJbergangsformen von der vorigen Varietät zu Cyttarocylis plagiostoma var. b fand ich häufig in einem Fange aus dem Südäquatorialstrom (21. September 1903). Das aborale Ende zeigte eine äußerst schwache Zuspitzung. Auch Brandt betont, daß diese Varietät nicht selten in Form mit der vorigen übereinstimmt. Hülsen, wie sie Brandt als var. b beschreibt, fand ich von allen Formen am häufigsten in dem Untersuchungsmaterial. Struktur und Gestalt stimmt mit Brandts Angaben überein. Meist auch die Größe (nach Brandt; 0,1 — 0,115). Doch fand ich, wie bei der vorigen Varietät a mit Spitzchen auch hier Hülsen von geringeren Dimensionen in zwei Fängen, die aus recht verschiedenen Gegenden st3.mmen. Die kleinste Länge beträgt bei den Hülsen dieser Varietät aus dem Maskarenenstrome, südlich von Mauritius und Reunion (15. Mai 1903) 0,094 mm. In dem Planktonfange von Ascension (11. September 1903), an der Grenze von Südäquatorialstrom und Brasilstrom, waren noch kleinere Hülsen vorhanden. Die Länge schwankt zwischen 0,081 — 0,095 mm. Die Länge der Hülsen aus den übrigen Fängen beträgt 0,103 — 0,12mm. Fundorte: Maskarenenstrom (15. Mai), Benguelastrom (11. August), Brasilstrom (18., 19., 20. und 22. August), St. Helena (1. September), Ascension (11. September), Süd- äquatorialstrom (18. September), Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903). Bekannt ist die Varietät aus dem Floridastrom, der Sargassosee, Nord- und Südäquatorial- strom, Guineastrom und dem Benguelastrom. Ferner im Indischen Ozean von Ceylon und aus dem Bengalischen Meerbusen. Gattung Xystonella (Brandt). Untergattung Xystonella Brandt 1906, p. 6; 1907, p. 235. Von den echten Cyttarocylis -Aiten trennt Brandt die Lanzentintinnen als Untergattung Xystonella ab. Ich habe in der vorhergehenden Ausführung dargelegt, weshalb ich die Lanzen- tintinnen als besondere Gattung hinstelle. Die Xystonellen besitzen zarte, blasse und meist weiche Gehäuse von schlanker kelchähnlicher Form, die im aboralen Ende mit einer echten Lanze oder einer Modifikation einer solchen versehen sind. Die Struktur ist in der Regel eine Modifikation der Cyttarocylis- St luk tur. Dünne Netzbalken umschließen eckige Felder, die recht gleichartig und regelmäßig ausgebildet sind, aber in den verschiedenen Teilen des Gehäuses mehr oder weniger, oft recht erheblich, verschieden groß sind. Die sekundären Waben sind mit sehr schwer erkennbaren, recht kleinen Primärwaben erfüllt. In einigen Fällen fehlen die sekundären Felder. (Brandt 1907 p. 235.) Vergleichen wir die Lanzentintinnen mit dem Typus der Gattung Cyttarocylis C. cassis, so ergeben sich schon bei flüchtiger Beobachtung bedeutende Unterschiede sowohl in Form als auch in Struktur. So kräftige stark glänzende Zwischenbalken wie sie bei Cyttarocylis cassis und der sehr nahe verwandten Cyttarocylis plagiostoma vorhanden sind, treffen wir bei keinem Vertreter Laackmann, Tintinnodeen. 449 der Lanzentintinnen. Eine ähnliche Krempenbildung wie sie bei jenen Arten auftritt, finden, wir weder im Formenkreise der Cyttarocylis denticulata noch bei den Lanzentintinnen und Schraubentintinnen. Berücksichtigen wir ferner die Zahl der Kerne, die bei allen bisher unter- suchten Lanzentintinnen zwei beträgt, so ist es erklärlich, wenn die Lanzentintinnen der Gattung Cyttarocylis {C. cassis und flagiostoma) als besondere Gattung gegenübergestellt werden. Die Fundorte der verschiedenen Lanzentintinnen im Indischen und Atlantischen Ozean nach den Fängen der Deutschen Südpolar -Expedition habe ich in folgender Tabelle zusammengestellt; Südl. Atl. Ozean 11. i 18. VIII. 600 m VIII. 200 m I VIII. 200 m 19. 22. 26. 1. 1. VIII. VIII. VIII. IX. IX. 400 400 200 45 200 m m m ni rn Trop. Atl. Ozean 11. 18. 21. 1. 10. IX. IX. IX. X. X. 200 400 400 200 200 m m m m m + + + + 13. X. 200 Xyslonella hastata (Biedermann) Xystonella treforti (v. Daday) Xyslonella acus Brandt var. lohmanni Brandt Xyslonella loiujicauila (Brandt) Xystonella cymatica Brandt Xystonella dieymatica Brandt Xystonella paradoxa (Cleve) Xystonella lanceolata Brandt + 1. Xystonella hastata (Biedermann). Tintinnus hastatus Biedermann 1892, p. 28 tab. 2 fig. 3. Cyttarocylis (Xystonella) hastatus Brandt 1907, p. 239 tab. 49 fig. 1, 2. In einem einzigen Exemplar war diese Art in dem ausgesuchten Material der Südpolar-Expe- dition vorhanden. Form und Struktur stimmt mit Biedermanns und Brandts Angaben überein. Was die Zahl der Zähne anlangt, so habe ich etwa 24 gezählt. Am Knauf waren schräge Längsfalten vorhanden (vgl. Brandt). In dem Wulst am vorderen Hülsenteil fand ich im Querschnitt nur eine Waben- reihe. Brandt glaubt, daß in seiner fig. 1 tab. 49 im Wulst nur irrtümlich eine Reihe Waben gezeichnet ist: Biedermann fand drei Wabenreihen im oralen Wulst. Danach scheint die Zahl der Waben nicht immer konstant zu sein oder ein Beobachtungsfehler vorzuliegen. Länge meiner Hülse 0,255 mm : Brandt gibt als Weite 0,23 — 0,28 mm an. Fundort: Südäquatorialstrom (18. September 1903). Die Art ist aus diesem Stromgebiet schon durch die Plankton -Expedition bekannt. Ferner aus dem Nordäquatorialstrom und dem Guineastrom. In größerer Menge ist die Spezies nur im Nordäquatorialstrom gefunden worden. Nach den Fängen der Deutschen Südpolar-Expedition ist wohl anzunehmen, daß sie im südlichen Atlantischen Ozean fehlt und auf die Äquatorialregion beschränkt ist. 2. Xystonella treforti (v. Dad.). Cyttarocylis treforti v. Daday 1887, p. 579 tab. 21 fig. 1. Cyttarocylis qtiadridens Kofoid 1905, p. 290 tab. 27 fig. 8—11; tab. 28 fig. 18. Cyttarocylis (Xystonella) treforti Brandt 1906/07 p. 240 tab. 47 fig. 2, 3, 6, 7, 9; tab. 48 fig. 1; tab. 68 fig. 9. Cyttarocylis (Xystonella) treforti Entz jun. 1909, p. 199, tab. 9 fig. 3. Mit dieser weit verbreiteten Art vereinigt Brandt mit Recht die von Kofoid aufgestellte Art Cyttarocylis (Xystonella) quadridens. Ich habe Xystonella treforti in allen Fängen der Südpolar- 450 Deutsche Südpolar-Expedition. Expedition aus dem Warmwassergebiet, aber nicht mehr im Fang vom 27. April 1903 bei Neu- Amsterdam angetroffen, und bei nicht wenigen Hülsen vier scharfe Spitzchen am Knauf ange- troffen. Nach der Zahl der Zähnchen läßt sich eine Trennung der Hülsen meiner Ansicht nach nicht durchführen. Was die Gestalt und Struktur anlangt, so kann ich auf die Ausführungen Brandts verweisen. Zu bemerken ist nur, daß ich bei Xystonella treforti in einem Fange vom 18. August unter vielen gewöhnlichen Hülsen, eine vorfand, die die gleiche Struktur besitzt, wie sie Brandt für Xystonella scandens tab. 48 fig. 2 b wiedergibt. Im allgemeinen ist die Struktur dieser Hülse sehr zart, die Primär- struktur sehr klein und schwer zu erkennen. Einzelne der regelmäßig sechseckigen Sekundär - waben besitzen verstärkte Wände, an den sechs Ecken befindet sich ein stark lichtbrechendes Kügelchen. Innerhalb dieser Waben sind auch die Primärwaben mit stärkeren Wänden versehen. Bei allen von mir untersuchten Hülsen habe ich nie so starke Zähnelung an dem Mündungs- rande beobachtet, wie es Brandt z. B. auf tab. 47 fig. 3 für ein Exemplar aus dem Nordäquatorial- strom abbildet. Wenn eine Zähnelung des Mündungsrandes vorhanden war, so war sie nur äußerst schwach, in vielen Fällen habe ich keine Spur von Zähnen erkennen können. Ein gezähnter Mün- dungsrand scheint daher nicht immer vorhanden zu sein. v. Dadays und Kofoids Exem- plare besitzen einen glatten Mündungsrand. Brandt hat bei allen von ihm untersuchten Hülsen einen gezähnten Rand konstatiert, der allerdings in verschiedenem Grade ausgebildet, sein kann. Die Größe der Hülsen ist recht verschieden. Nach den Untersuchungen von Brandt schwankt die Länge im Atlantischen Ozean zwischen 0,28 und 0,46 mm, im Indischen zwischen 0,3 und 0,35 mm. Im Pazifischen Ozean zwischen 0,36 und 0,5. Recht zahlreiche Hülsen lagen mir zur Untersuchung nur aus dem Atlantischen Ozean vor. Hier konnte ich eine noch größere Länge feststellen. Die längste maß 0,54 mm, die kleinste 0,28 mm. Die Länge der wenigen Hülsen, die mir aus dem Indischen Ozean (Maskarenenstrom, 15. Mai 1903) zur Verfügung standen, betrug 0,385 — 0,403 mm. Insgesamt habe ich die Länge mit 0,28 — 0,54 mm gemessen. Einige Beobachtungen konnten noch an dem Weichkörper gemacht werden. Nach v. Daday ist das Tier mit dem Stiel an der Seitenwand der Hülse festgeheftet. Wie noch an anderen Lanzen- tintinnen, sowie an allen den langgestielten Arten der Antarktis habe ich häufig feststellen können, daß das Tier im hintersten Teile der Spitze, etwa beim Knauf, angeheftet ist. Die Beobachtungen von Daday und von Brandt, wonach das Tier zwei ovale Makronuklei und zwei Mikronuklei besitzt, kann ich bestätigen. Doch kann ich die Mikronuklei nicht als klein bezeichnen. Bei einem gut gefärbten Präparat betrug der Durchmesser etwa 0,005 mm. Die Zahl der adoralen Pektinellen betrug 24; nach den Angaben v. Dadays sind nur 16 vorhanden. Da v. Dadays Beobachtungen am lebenden Material gemacht sind, möchte ich meiner einmal ge- machten Beobachtung nicht allzu großen Wert beilegen. Fundorte; Deutsche Südpolar-Expedition: Maskarenenstrom (15. Mai), Benguelastrom (11. August), Brasilstrom (18., 19., 20., 22. und 26. August und 7. September), St. Helena (1. Sep- tember), Grenze des Guineastromes (1. Oktober), Nordäquatorialstrom (13. Oktober). Die Art gehört zu den am häufigsten auftretenden Warmwasserformen. Aus den drei erstgenannten Strom- gebieten war die Art bisher noch nicht bekannt. Laackmann, Tintinnodeen. 451 3. Xystonella acus Brandt. Von dieser Art wurden keine typischen Hülsen gefunden, um so häufiger aber die Varietäten longicauda Brandt und seltener var. lohmanni Beandt. Diese beiden Varietäten Brandts sind an sich der Gestalt nach so voneinander verschieden, daß es höchst unwahrscheinlich ist, daß sie derselben Art angehören. Ich habe daher var. longicauda als besondere Art abgetrennt. Xystonella acus var. lohmanni Brandt. Tiif. IL, Fig. IG und 17. Xystonella acus var. lohmanni Brandt 1907, p. 246 tab. 50 fig. 5, 6. Diese Varietät zeichnet sich durch besondere Größe und durch regelmäßige Sekundärfelderung aus. In der Gestalt weichen einige meiner Hülsen insofern ab, als der Ringwulst nach unten stärker ausgebildet ist, als die Zeichnung von Brandt tab. 50 fig. 5 es zeigt. Das aborale Ende läuft all- mählich in eine verhältnismäßig kurze Spitze aus. Doch kann der Übergang auch rascher erfolgen (Taf. IL, Fig. 16), die Spitze dabei nur kurz sein. Die Länge der Hülse beträgt in diesem Fall etwa 0,033 mm. Im allgemeinen schwankt die Länge zwischen 0,4 — 0,58 mm, bei einer Ölfnungs- weite von 0,090—0,095 mm. Fundort ; Neu-Amsterdam (27. April 1903) und Benguelastrom (11. August 1903), Brasil- strom (19. August 1903). Das Tier ist am hintersten Hülsenteil im Spitzenteil befestigt. Es hat zwei Makronuklei. Neben - kerne konnten an dem wenig gut konservierten Tier nicht wahrgenommen werden. Die Verbreitung dieser Varietät ist eine recht eigenartige. Von Brandt werden solch große Hülsen nur von Messina beschrieben. 4. Xystonella longicauda (Brandt). Xystonella acus var. longicauda Brandt 1906/07, p. 246 tab. 50 fig. 1 — 4. Hülse kelchförmig mit wenig vorspringendem Mündungswulst und glattem Innenkragen. In der Mitte leicht eingeschnürt, erfährt sie am aboralen Ende eine schwache Erweiterung und läuft dann in eine lange glänzende Spitze aus. Die Gestalt derselben ähnelt nicht wenig der antarktischen Form Cymatocylis vanhöffeni, doch ist bei der letzteren Art die Struktur von ganz anderer Be- schaffenheit. Die Struktur ist von Brandt genau gezeichnet worden, so daß ich nicht näher darauf eingehen brauche. Nächst Xystonella heros habe ich diese Art am häufigsten angetroffen. In fast allen Fängen, die im Indischen und Atlantischen Ozean von der Deutschen Südpolar-Expedition gemacht wurden, waren Exemplare dieser charakteristischen Form vorhanden. Brandt hat nur wenige Hülsen im Material der Plankton-Expedition angetroffen und hat sie als Varietät von Xystonella acus be- schrieben. Jedoch spricht er schon Zweifel aus, ob ,, diese wohl charakteristische Form wirklich nur die Warmwasservarietät der sehr variabeln Xystonella acus repräsentiert, oder ob sie nicht vielmehr einer besonderen Art angehört" (p. 247). Nach seinen Beobachtungen glaubte er einen Unterschied in der Ausbildung des Weichkörpers darin gefunden zu haben, daß Nebenkerne bei den Exemplaren von var. longicauda nicht vorhanden waren, wohl aber bei den typischen Exem- plaren von Xystonella acus. Dieser Unterschied ist nach meinen Beobachtungen nicht stichhaltig. Ich habe häufig an gut konservierten Tieren zwei kuglige Nebenkerne in dem weit hinten in der 452 Deutsche Südpolar-Expedition. engen Spitze festhaltenden Weichkörper konstatieren können. Der Grund, die Art als selbständig hinzustellen, liegt meiner Ansicht nach allein in der charakteristischen Gestalt, die im südUchen Atlantischen Ozean recht konstant ist. Übergänge zu Xystondla acus habe ich nicht angetroffen. Auch die Länge ist nur sehr geringen Schwankungen unterworfen. Die Weite der zahlreichen von mir gemessenen Hülsen liegt zwischen 0,23 und 0,28 mm. Brandt gibt als Länge 0,25 bis 0,26 mm an. Fundort: Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Benguelastrom (8. August uud 11. August 1903), Brasilstrom (18., 19., 20., 22. und 26. August) und St. Helena (1. September 1903). Brandt hat diese Art in nur wenigen Exemplaren im Material der Plankton -Expedition in einem einzigen Fange aus der Sargassosee gefunden. Das Hauptverbreitungsgebiet scheint somit für diese Art mehr im südlichen Teile des Atlantischen und Indischen Ozeans zu liegen. Foriiieii kreis von Xystoiiella cyniatica. Siehe Brandt 1907, p. 247. Nur in zwei Fängen waren Arten dieses Formenkreises in wenigen Exemplaren vorhanden und zwar in einem Fange aus dem Maskarenenstrom (14. Mai 1903) und aus dem Nordäquatorial - Strom (Grenze 13. Oktober 1903). 5. Xystonella cymatica Brandt. Taf. IL, Fig. 5. Cyttarocylis (Xystonella) cymatica Brandt 1906/07, p. 251 tab. 44 fig. 3, 4. Die mir vorliegenden Hülsen, die ich zu dieser Art rechne, stimmen mit der Beschreibung, die Brandt für die typische Form gibt, in Gestalt und Struktur überein. Bei der Hülse aus dem Maskarenenstrom war in der Mitte eine leichte Einschnürung, vor dem Übergang in die Spitze eine schwache Erweiterung vorhanden. (Taf. IL, Fig. 5.) Länge : 0,22 mm. (Nach Brandt 0,21—0,24.) Fundort : Maskarenenstrom (15. Mai 1903) und Grenze des Nordäquatorialstroms (13. Ok- tober 1903). Durch die Plankton-Expedition ist die Art aus der Sargassosee bekannt. Ferner von Messina (Lohmann). 6. Xystonella dicymatica Brandt. Taf. IL, Fig. G. Cyttarocylis (Xystonella) dicymatica Brandt 1906, p. 6 tab. 46 fig. 1, 2; tab. 68 fig. 10; 1907, p. 252. Von der vorigen Art unterscheidet sich Xystonella dicymatica durch den Besitz von zwei Wulst- ringen nahe der Mündung und durch stärkere Verengung des aboralen Teiles des Wohnfaches. (Brandt 1906 p. 6.) In einem Fange aus dem Maskarenenstrom (15. Mai 1903) fand ich diese Art in typischer Form in einem Exemplar vertreten. In Struktur und Gestalt stimmt sie vollkommen mit Brandts Angaben überein. Länge : 0,275 mm. In demselben Fange fand ich eine Hülse, die ich zu dieser Art rechne, obwohl sie das eine charakteristische Merkmal, zwei Wulstringe nahe der Mündung nicht besitzt. Von Xystonella cymatica Laackmann, Tintinnodeen. 453 weicht diese Hülse, die ich auf Taf. IL, Fig. 6 wiedergegeben habe, durch stärkere Verengung des aboralen Teiles ab, sowie in der Größe ab. Der Wulstring nahe der Mündung ist stärker aus- gebildet. Eine Einschnürung hinter dem Wulstringe wie bei Xystonella cymatica var. a Brandt ist nicht vorhanden. In der Mitte ist die Hülse am stärksten erweitert, während bei Xystonella cymatica eine Verengung vorhanden war (Taf. IL, Fig. 5). Das aborale Ende läuft in eine lange, gleichmäßig enge Lanze aus, die in einem starken, mit vier dornartig vorspringenden Spitzchen versehenen Knauf übergeht. Die Spitze selbst ist kurz. Die Form erinnert vielmehr an Xystonella dicymatica, bei der der zweite Wulstring nicht zur Ausbildung gelangt ist. Die Zahl der Wulstringe dürfte auch hier nicht konstant sein (vgl. Undella collaria). Länge der Hülse mit einem Wulstring 0,255 mm (der mit zwei Ringen 0,274 mm). Die erste Hülse ist also gerade um soviel kürzer als der zweite Wulstring lang ist. Möghch wäre ja, daß der vordere Wulstring abgebrochen ist. Doch habe ich eine Verletzung der Hülse nicht bemerken können. Fundort: Maskarenenstrom (15. Mai 1903). Die Art ist bisher gefunden im Atlantischen Ozean, Floridastrom, Sargassosee und Nord- äquatorialstrom. Außerdem bei Neupommern (Ealum). 7. Xystonella paradoxa (Cleve). Taf. IL, Fig. 8. Undella paradoxa Cleve 1900, p. 974 Textfig. Cyttarocylis (Xystonella) paradoxa Brandt 1906/07, p. 256 tab. 48 fig. 3—6. Cyttarocylis (Xystonella) paradoxa Entz jun. 1909, p. 216 tab. 12 fig. 1. Hülsen dieser charakteristischen Art lagen mir nur in wenigen Exemplaren zur Untersuchung vor. Die meisten stimmten mit den ausführlichen Angaben Cleves und Brandts überein, so daß ich, was Struktur und Form anlangt auf die ausgezeichnete Darstellung Brandts verweisen kann. Länge: 0,2 mm. Fundort : Südäquatorialstrom (21. September 1903). Die Art ist aus diesem Stromgebiet noch nicht bekannt. Von Brandt und Cleve ist sie aus dem Floridastrom, der Sargassosee, dem Nordäquatorialstrom, Guineastrom und ferner von Madagaskar beschrieben. Unter den wenigen Hülsen fand ich eine, die von der typischen Form, wie sie Cleve und Brandt beschreiben, in einigen Punkten abweicht. Die orale Öffnung ist bei den typischen Exem- plaren nur sehr wenig erweitert. Jedoch nur die Innenlamelle ruft diese Erweiterung hervor, die Außenlamelle springt vor dem Wulstring sogar scharf nach innen ein, wodurch eine scheinbare Verengung entsteht. Bei der Hülse, die ich auf Taf. IL, Fig. 8 gezeichnet habe, biegen sowohl Innen- ais Außenlamelle allmählich nach außen. Ein starker Wulstring, wie er bei typischen Hülsen vor- handen ist, fehlt. Im mittleren Teil ist die Hülse etwas ausgebaucht; hier ist die Wand dünn. Nach vorn zu erfährt sie eine leichte Einschnürung, um sich dann wieder zu erweitern. Beide Lamellen, sowohl Innen- als Außenlamelle, nehmen an der Einschnürung teil, jedoch die Innenlamelle in viel stärkerem Maße. Dadurch findet eine Verdickung der Wand statt, die aber ganz allmählich beginnt und dann allmählich wieder abnimmt. Die Bildung des Doppelknrufs findet in derselben Weise statt wie bei den typischen Hülsen. Länge : 0,185 mm. Deutsche SUdpolar-Expedition. XI. Zoulogie ÜI. 59 454 Deutsche Südpolar-Expedition. Fundort : Grenze des Guineastroms (1. Oktober 1903). Das Tier besitzt zwei Makronuklei und zwei kuglige Mikronuklei. 8. Xystonella lanceolata Brandt. Tal IL, Fig. 7. (Cyliarocylis?) Xystonella lanceolata Brandt 1900, p. 7 tab. 42 fig. 4—8. In der Gestalt ähnelt diese Art nicht wenig Xystonella longicauda (Brandt), doch unter- scheidet sie sich durch die Struktur. Die großen, regelmäßig sechseckigen Sekundärwaben fehlen dieser Art gänzlich. Die kleinen, schwer erkennbaren Primärwaben wurden mit Sicherheit nach- gewiesen. Abweichend ist der Mündungsrand. Nach Brandt ist die lange, kelchförmige Hülse mit einem scharfkantigen Wulstring in der Umgebung der Mündung versehen. ,, Diese ringförmige Verdickung entsteht wie in fig. 4 tab. 42 durch Ausbiegen der Außenlamelle. Auch die sich noch weiter fortsetzende Innenlamelle ist bei dieser Spezies etwas auswärts gebogen und stößt dann mit der Außenlamelle zu einem scharfkantigen Mündungsrand zusammen" (Brandt 1907 p. 258). In dieser Beziehung weichen meine Hülsen von den von Brandt untersuchten ab. Nur die Außen - lamelle springt nach außen vor: die Innenlamelle ist leicht nach innen gebogen, so daß es, wie bei Xystonella longicauda xind anderen Lanzentintinnen, zur Bildung eines Innenkragens kommt, der von einem Ringwulst der Außenlamelle umgeben ist (Taf. IL, Fig. 7). Länge: 0,2 mm. Fundort: Neu-Amsterdam (27. April 1903). Im Material der Südpolar-Expedition nur ganz spärlich vertreten. Durch die Plankton- Expedition ist die Art aus der Sargassosee, dem Floridastrom und der Golfstromdrift bekannt. Außerdem wurde sie bei Messina gefunden. Brandt betont gleichfalls das seltene Auftreten. Gattung Coxliella (Brandt). Untergattung Coxliella Brandt 1907, p. 259. Zur Untergattung Coxliella zählt Brandt diejenigen Arten von Tintinnodeen, ,,bei denen das ganze Gehäuse oder doch das eigentliche Wohnfach mit einer scharfen, spiralig verlaufenden Leiste, die Außen- xmd Innenlamelle verbindet, versehen ist" (1907 p. 259). Der Weichkörper ist bisher nur bei Coxliella annulata von v. Daday beobachtet. Er hat zwei Hauptkerne nachgewiesen. Die Angabe Jörgensens, wonach Coxliella ampla (Jörgensen) drei (oder vier?) Makronuklei besitzen soll, bleibt zweifelhaft. Leider habe ich im Material der Gauss-Expedition keine Hülsen mit gut konserviertem Weichkörper unter den Schraubentintinnen des Warmwassergebiets gefunden. Wohl aber enthielten die Fänge aus dem antarktischen Gebiet mehrere Arten von Schraubentintinnen, die mit Ausnahme von Coxliella minor zwei Haupt- und zwei Nebenkerne besaßen (vgl. Teil I, Antarktische Tintinnen, S. 395). Das Ergebnis meiner Untersuchung ist, wie ich schon vorher dargelegt habe (s. S.445), daß ein natürlicher Zusammenhang mit den vielkernigen Arten der Gattung Cyttarocylis cassis und plagio- stoma nicht besteht. Aus diesem Grunde trenne ich die Untergattung Coxliella als besondere Gattung von der Cyttarocylis -GTUTp-pe ab. Im Material der Südpolar-Expedition aus dem Warmwassergebiet waren alle drei Formen- kreise, die von Brandt aufgestellt sind, vertreten. Laackmann, Tintinnodeen. 455 I. Foruieiikreis Coxliella scalaria. 1. Coxliella scalaria Brandt. Cyttarocylis {Coxliella) scalarius Brandt 1906, p. 7 tab. 21 fig. 15; tab. 26 fig. 4—6; tab. 27 fig. 2, 3; 1907, p. 264. Nur wenige dieser äußerst blassen Hülsen lagen mir zur Untersuchung vor. Sie stimmten am meisten mit der von Brandt als typisch bezeichneten überein, wenn auch jede Hülse anders gestaltet war. „Kein Exemplar ist dem andern in der Form wirklich vollkommen gleich" (Brandt 1907 p. 264). Länge : 0,255 — 0,31 mm. Fundort : Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Brasilstrom (19. und 22. August 1903). Als Fundorte für typische Hülsen dieser Spezies gibt Brandt folgende Stromgebiete an: Floridastrom, Sargassosee, Nordäquatorialstrom, Guineastrom, Südäquatorialstrom, Golfstrom. Ferner tritt sie bei Madagaskar, Neupommern und in der Cookstraße auf. II. Foriiieiikreis von Coxliella fasciata. 2. Coxliella fasciata (Kofoid). Cyttarocylis fasciata Kofoid 1905, \t. 297 — 299 tab. 26 fig. 6, 7. Cyttarocylis {Coxliella) fasciata Brandt 1906/07, p. 268. Cyttarocylis {Coxliella) fasciata var. procera Brandt 1906/07, p. 268 tab. 20 fig. 12; tab. 28 fig. 7, 9. Von den typischen Hülsen dieser Art, die von Kofoid in einem Exemplar an der Pazifischen Küste der Vereinigten Staaten gefischt wurde, trennt Brandt die var. procera ab, die in Form und Struktur mit der Beschreibung vollkommen übereinstimmt, sich aber durch geringere Länge und Weite von der typischen Form unterscheidet. Ein einziges Exemplar dieses seltenen Schrauben - tintinnus wurde von der Deutschen Südpolar-Expedition im Brasilstrom südlich von St. Helena gefischt. In Form und Struktur war völlige Übereinstimmung zwischen den typischen Hülsen und der var. procera vorhanden. Was Länge und Weite der Öffnung anlangt, so hegen die Werte zwischen den Angaben Kofoids und Brandts. Nach Kofoid mißt die Länge der pazifischen Hülse 0,52 mm, der Durchmesser der Mündung 0,10 mm. Meine Hülse war 0,377 mm lang, vorn 0,085 mm breit. Die Größenangaben für Coxliella fasciata var. procera sind nach Brandt: Länge 0,21 — 0,28 mm, größte Weite (an der Mündung) 0,05 — 0,065mm. Die Länge der Hülse schwankt danach insgesamt zwischen 0,21 — 0,52 mm, die Weite 0,5 — 0,1 mm. Ähnliche Größenunterschiede finden wir auch bei anderen Tintinnen, z. B. bei Xystonella treforti (0,28 — 0,54 mm). Es liegt somit kein Grund vor, die nur durch geringere Di- mensionen ausgezeichneten Hülsen als Varietät abzutrennen, zumal Zwischenformen vorhanden sind. Bemerken möchte ich noch, daß die Größenangaben Kofoids im Text nicht mit der in 490facher Vergrößerung gezeichneten Hülse in Einklang stehen. Die Länge der auf tab. 26 fig. 6 abgebildeten Figur beträgt 135 mm. Eechnet man danach die wahre Größe aus, so erhält man einen Wert, der innerhalb der Werte liegt, die Brandt für die neue Varietät procera angibt, nämlich 0,278 mm (dem größten Wert für var. procera). Genau so steht es mit der größten Weite, die nach der Zeich- nung nur 0,053 mm beträgt. Danach erscheint es mir zweifelhaft, ob überhaupt so große Exem- plare von Coxliella fasciata vorkommen, wie sie Kofoid im Text beschreibt. Seine Angaben be- dürfen der Bestätigung. Fundort: Brasilstrom (26. August 1903). 59* 456 Deutsche Siidpolar-Expedition. KoFOiD beschreibt diese Art zuerst von der pazifischen Küste der Vereinigten Staaten, 8 See- meilen von Pt. Loma (Vertikalfang 35 m; Juni). Für Coxliella fasciata var. frocera gibt Brandt folgende Fundorte an: Grenze von Labrador und Floridastrom; Sargassosee und Neupommern. III. Foriueiikieis von Coxliella ainpla und laciniosa Brandt. 3. Coxliella laciniosa Brandt. Cijüaronßis (?) amiiU Jörg. (?) ii. v;ir. a ladnma Brandt 1906, Tafelerklärung, p. 20 tab. 28 fig. 1, 2, 4; tab. 29 fig. 3. Diese Art, die Brandt mit Recht von Coxliella ampla Jörg, abtrennt, war häufig im Unter- suchungsmaterial vorhanden. In den meisten Fällen hatte die Hülse becherförmige Gestalt, war aber häufig mehr zylindrisch, so daß sie der var. longa Brandt nahe kam. Die Wanddicke nimmt nach der Mündung mehr oder minder stark zu, um „kurz vor der glattrandigen oder schwach zackigen Mündung" wieder etwas abzunehmen. Daher rechne ich auch alle Exemplare zur typi- schen Art, wenn auch die Länge meiner Hülsen die BRANDTschen Angaben etwas übersteigt und sich der von Coxliella laciniosa var. longa nähert. Länge meiner Hülsen: 0,08—0,127 mm; größte Weite: 0,055—0,067 mm. Fundort: Neu-Amsterdam (27. April 1903), Brasilstrom (18., 19., 26. August 1903). Anmerkung : Die Spiralleiste ist bis zur äußersten Spitze, selbst auf dem kompakten Spitzen - teil in einigen Fällen deutlich zu verfolgen. Eine Öffnung am aboralen Ende habe ich nie bemerkt. Gattung' Ptychocylis Brandt. Die Gattung der ,, Faltenkelche" umfaßt nach Brandt zwei Formenkreise: 1. Formenkreis von Ptychocylis urnula und 2. Formenkreis von Ptychocylis reticulata. Beide sind durch den Besitz von netzförmig angeordneten Hohlfalten ausgezeichnet, die jedoch bei dem letzteren viel kräftiger entwickelt sind. ,, Beide Formenkreise schheßen sich der Verbreitung nach gegenseitig aus" (Brandt 1907 p. 273). Die zu Ptychocylis urnula gehörigen Arten sind nur aus dem kalten Gebiet des Nordens bekannt, während die des Formenkreises Ptychocylis reticulata Warmwasserformen sind. Innerhalb des letzten Formenkreises unterscheidet Brandt vier Arten: Ptychocylis reticulata (Ostenfeld u. Schmidt), Ptychocylis actiminata (v. Daday), Ptychocylis calyx Brandt und Pty- chocylis undella (Ostenfeld u. Schmidt). Die charakteristischen Unterscheidungsmerkmale hat Brandt in Form einer Tabelle zusammengestellt (1907 p. 276). Indischer Ozean Südl. Atl. Ozean Trop. Atl. Ozean. 27. 1.5. 8. 11. 18. 19. 22. 26. 1. 7. 11. 18. 21. 1. 10. IV. V. VIII. VIII. VIII. VIII. VIII. VIII. IX. IX. IX. IX. IX. X. X. + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + Ptychocylis reticulata (Ostenfeld u. Schmidt) Ptychocylis acuminata (v. Daday) var. semi reticulata (Biedermann) Ptychocylis calyx var. a u. b Brandt Ptychocylis undella var. b Brandt Ptychocylis undella var. e Brandt Ptychocylis undella var. 1 Brandt Ptychocylis nervosa (Cleve) + Laackmann, Tintinnodeen. 457 Im Material der Deutschen Südpolar-Expedition waren diese vier Arten recht häufig ver- treten, und zwar in den vorstehend verzeichneten Fängen. Forineiikreis von Ptycliocylis reticulata Brandt. 1. Ptycliocylis reticulata (Ostenfeld u. Schmidt). Cyttarocylis relimlata Ostenfeld u. Schmidt 1901, p. 180 fig. 28. Ptycliocylis reticidala Brandt 1906/07, p. 287 tab. 58 fig. 1, 4. Die von mir untersuchten Hülsen entsprechen der typischen Form. Die Länge übertrifft etwas die bisher angegebenen Maße. Länge meiner Hülsen: 0,065 bis 0,07 mm; Weite: 0,05— 0,055 mm. Nach Brandt beträgt die ganze Länge der atlantischen Hülsen 0,06 mm, die größte Weite 0,053 mm. Die Exemplare des Roten Meeres von Ostenfbld u. Schmidt waren 0,063 bis 0,087 mm lang bei einem Durchmesser der Öffnung von 0,055 — 0,062 mm. An Größe stimmen die von der Südpolar-Expedition im Brasilstrom (1. und 7. September 1903) gefischten Exem- plare mit den von Ostenfeld und Schmidt beschriebenen überein. Die Hülsen wurden nur in zwei Fängen in geringer Zahl angetroffen. Fundorte: St. Helena (1. September 1903), Brasilstrom (7. September 1903). 2. Ptycliocylis acuminata (v. Daday) var. semireticulata (Biedermann). Taf. IL, Fig. 10. Cyttarocylis semireticulata Biedermann 1892, p. 23 tab. 1 fig. 3. Ptychocylis acuminata var. semireticulata Brandt 1906/07, p. 290 tab. 58 fig. 9. Auf die Beschreibung der Hülsen brauche ich nicht einzugehen. Gestalt, Struktur und Größe zeigten Übereinstimmung mit den Angaben Brandts. Nur bei einer Hülse aus dem Benguela- strom waren die Längsrippen von den Querrippen zu unterscheiden. Fundort: Maskarenenstrom (17. April 1903), Benguelastrom (8. und 11. August 1903), Brasilstrom (18., 19., 20. und 23. August 1903). In dem Fange aus dem Maskarenenstrom war ein leidlich guter Weichkörper vorhanden, der zwei verhältnismäßig große (0,014 x 0,006 mm), ovale Hauptkerne erkennen ließ. Anmerkung: In einigen Fällen war ich zweifelhaft, ob die Hülsen nicht zu var. b oder zu var. c Brandt (p. 291) zu rechnen seien. Jedoch waren die Merkmale, die Brandt diesen Varietäten zuschreibt, nie so stark ausgeprägt. Ich habe daher alle Hülsen als var. semireticulata angeführt. Auf eine interessante Strukturvariation möchte ich dagegen hinweisen, die vielleicht eine Art Übergang zur Faltenbildung bei Ptychocylis nervosa darstellt. In zwei Fängen aus dem Benguela- strom (8. und 11. August 1903) fand ich je eine Hülse, die eine Differenzierung in Längs- und Quer- rippen erkennen ließen. Fig. 10 auf Taf. IL stellt ein solches Exemplar dar. Der Mündungswulst ist hier schwach ausgebildet; die Form würde sich der var. b Brandt nähern. In dem andern Fall war der Mündungswulst deutlich vorhanden, wie es bei den typischen Exemplaren von Ptycho- cylis acuminata var. semireticulata der Fall war. Das Auffallendste bei der Felderung dieser Hülsen ist, daß sich von der Spitze etwas stärkere Längsfalten in gewundenem Verlauf bis zum falten- 458 Deutsche Südpolar-Exiiedition. losen Mündungsraum hinziehen. Die Zahl beträgt dicht über der Spitze 4 — 6. Hier tritt eine Gabe- lung ein, die sich im weiteren Verlauf wiederholt. Dieser Verlauf von Längsfalten, die durch ein Netz von Querfalten verbunden sind, erinnert in gewissem Grade an Ptychocylis nervosa (vgl. Pty- chocylis nervosa S. 460). Länge der Hülsen: 0,08— 0,086 mm; größte Weite: 0,06— 0,065 mm. Fundort: Benguelastrom (8. und 11. August 1903). 3. Ptychocylis calyx Brandt. Ptychocylis calyx Brandt 1906/07, p. 292 p. 292 t.ab. 58 fig. 14, 14 a und 13, 13 a. Von dieser Art fand ich nur zwei Exemplare, die in Gestalt den var. a und b am nächsten stehen. Sie stimmen mit der Beschreibung und den Abbildungen Brandts überein, var. a weicht aber in der Größe etwas ab. Länge der var. a: 0,087 mm; Weite : 0,075 mm; Länge der var. b: 0,093 mm; Weite: 0,056 mm. Nach Brandt ist die Größe von typischen Hülsen 0,075 x 0,065 mm, von var. a 0,075 x 0,61 mm, von var, b 0,085 x 0,055 mm. Fundort: Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903). 4. Ptychocylis undella (Ostenfeld u. Schmidt). Cyltarocylis undella Ostenfeld u. Schmidt 1901, p. 181 fig. 30. Tintinmis mucronatus Zacharias 1906, p. 555 fig. 17. Ptychocylis undella Brandt 1906/07, p. 292 tab. 59—61. Diese Art ist in allen Fängen, die von der Deutschen Südpolar-Expedition im Warmwasser- gebiet gemacht sind, vorhanden. Sie fehlt dagegen in dem Fange von Neu-Amsterdam (27. April 1903). Von den andern Arten des Formenkreises unterscheidet sie sich dadurch, daß die netz- förmigen Hochfalten nur im unteren Teil der Hülse auftreten. Gestalt und Struktur sind sehr variabel. In den Tintinnen der Plankton-Expedition unter- scheidet Brandt (1907) 14 Varietäten. Im folgenden habe ich versucht, mich der Einteilung Brandts möglichst anzuschließen. Ptychocylis undella var. b Brandt. Ptychocylis undella var. b Brandt 1906/07, p. 294 tab. 61 fig. 3. Die Hülsen dieser Varietät wurden am häufigsten im Material der Gauss -Expedition gefunden. Sie besitzen eiförmige Gestalt und laufen in eine mehr oder weniger scharf abgesetzte Spitze aus. In der Form stimmen die mir vorliegenden Exemplare am meisten mit der var. b Brandt (tab. 61 fig. 3) überein, deren Hülsen im oberen Teile etwas stärker ausgebaucht und dann nach der Mündung hin wieder etwas eingezogen sind. Die Größe der von mir untersuchten Hülsen, die unter sich keine Trennung zuließen, schwankt zwischen 0,1 und 0,14 mm; die Weite liegt zwischen 0,055 — 0,07 mm. In diesem Punkte weichen sie von der var. b etwas ab. Brandt gibt für diese Varietät folgende Dimensionen an: Länge: 0,11 — 0,12 mm; größte Weite: 0,06 — 0,07 mm. Die südatlantischen Hülsen sind somit etwas größer. Laackmann, Tintinnodeen. 459 Fundorte: Benguelastrom (8. und 11. August 1903), Brasilstrom (18., 19., 20., 22., 26. August und 7. September 1903), Südäquatorialstrom (21. September 1903), Grenze des Guinea- stromes (1. Oktober 1903) und Nordäquatorialstrom (13. Oktober 1903). Brandt hat diese Varietät nur vereinzelt in folgenden Gebieten gefunden: Sargassosee, Nord- äquatorialstrom, bei Messina und im Pazifischen Ozean bei Neupommern und Neuseeland. Ptychocylis undella var. 1 Brandt. Ptychocylis undella var. 1 Brandt 1906/07, p. 294 tab. 60 fig. 1. Mit dieser Varietät stimmen einige Hülsen überein, die im Maskarenenstrom gefischt wurden. Die Länge beträgt 0,145 mm, die Weite 0,075 mm. Die von Brandt untersuchten Hülsen, die aus dem Meerbusen von Bengalen stammen, sind im oberen Hülsenteil weiter ausgebaucht. Die Spitze war bei meinen Exemplaren lang und gut abgesetzt. Fundorte : Maskarenenstrom (15. Mai 1903). Brandt beschreibt die Varietät aus dem Meerbusen von Bengalen und von Ceylon. Ptychocylis undella var. e Brandt. Ptychocylis undella var. e Brandt 1906/07, p. 295 tab. 61 fig. 1, 1 a. Sehr kleine Hülsen fand ich in dem Fange aus dem Maskarenenstrom. In Gestalt gleicht sie etwa der von Brandt gegebenen Abbildung tab. 61 fig. 1. Gleiche Beschaffenheit zeigt auch die Struktur. Länge der Hülsen: 0,085 — 0,09 mm; Weite : 0,055 mm. Nach Brandt ist die Länge der var. e 0,11 mm, die Weite 0,086 mm. Die Werte sind also erhebHch größer. Es ist daher zweifel- haft, ob meine Hülsen zur var. e gezählt werden dürfen. Aber bei allen Hülsen von Ptychocylis undella war ein Einordnen in die 14 Varietäten Brandts schwierig. Ich möchte annehmen, daß die Mannigfaltigkeit in Form und Struktur noch weit größer ist, und daß spätere Untersuchungen eine andere Einteilung dieser variabeln Art ergeben werden. Ich habe daher die Aufstellung von neuen Varietäten unterlassen. Fundort : Maskarenenstrom (15. Mai 1903). Auffallend ist, daß in diesem Stromgebiet die kleinsten und die größten Hülsen vorhanden waren. In dem Fange vom 15. Mai 1903 war die kleinste Hülse 0,085 mm lang (var. e), die größte 0,145 mm. So kleine Hülsen sind bisher aus keinem anderen Stromgebiet bekannt. 5. Ptychocylis nervosa (Cleve). Cyiiarocylis nervosa Cleve 1900. Ptychocylis {Rhabdonella) nervosa Brandt 1906/07, p. 336 tab. 55 fig. 4 — 7. In Gestalt und Struktur ist diese schöne Art keinerlei Variation unterworfen. Durch die stark hervortretenden Längs- und Querfalten ist sie auf den ersten Blick kenntlich. Die untersuchten Hülsen zeigten völlige Übereinstimmung mit der ausführlichen Beschreibung Brandts, auf die ich verweise. In keiner Hülse wurde ein Weichkörper gefunden. Fundorte: Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Benguelastrom (11. August 1903), Brasil- strom (18., 19. August und 7. September 1903), Südäquatorialstrom (18. September 1903), Nord- 4G0 Deutsehe Südpolar-Expedition. äquatorialstrom (10. Oktober 1903). Die Plankton -Expedition hat diese Art im Floridastrom und an zahlreichen Stationen in der Sargassosee gefischt. Einige Bemerkungen zur systematischen Stellung dieser Art möchte ich noch hinzufügen. Unter den Faltenkelchen nimmt Ptychocylis nervosa nach Brandt eine ziemlich isolierte Stellung ein. Brandt stellt die Art anhangsweise zu den Rhabdonellen. Ich möchte hier nur kurz erwähnen, daß meine Untersuchungen über den Verlauf der Hochfalten es nur ratsam erscheinen lassen, sie in die Nähe von Ptychocylis acuminata zu stellen. Das Charakterische der Struktur von Ptychocylis nervosa ist das Vorhandensein von zwei verschieden stark ausgebildeten Rippen, starken Längsrippen und schwächeren Querrippen, die nahezu senkrecht von ersteren abgehen. ,,An der Spitze des Gehäuses bemerkt man vier Rippen, die dann, etwas schräg am Gehäuse entlang laufend, sich mehrfach derart gabeln, daß im weiteren Teil des Gehäuses 12 — 16 oder 17 Längsrippen vorhanden sind" (Brandt, 1907, p. 336-337). Eine ähnliche Sonderung in stärker hervortretende, sich gabelnde Längsrippen und schwächere Querrippen habe ich bei zwei Exemplaren von Ptychocylis acuminata v. Daday var. semireticulata Biedermann beobachten können. Die Hülsen stammen beide aus dem Benguelastrom (8. und 11. August 1903). An der Spitze ließen sich vier bis fünf, ein wenig stärker ausgebildete Längs- rippen erkennen, die sich im weiteren Verlauf mehrfach gabeln (Taf. IL, Fig. 10) und nach der Öffnung zu dünner werden. Ich bemerke jedoch, daß der Unterschied zwischen Längs- und Querfalten nicht so deutlich ausgeprägt ist wie bei Ptychocylis nervosa. Die Querrippen gehen auch mehr im spitzen Winkel ab, so daß eine quadratische Felderung, wie sie bei Ptychocylis nervosa auftritt, rieht vorhanden ist. Die Felder zwischen den Hochfalten sind meist fünfeckig und un- regelmäßiger. Auch ist die Gabelung der Längsfalten häufiger als bei Ptychocylis nervosa. Immer- hin lassen sich die Längsfalten von der Spitze bis zu dem faltenlosen Saum verfolgen, und ich möchte diese Erscheinung nicht unberücksichtigt lassen, da hierin vielleicht eine Art Übergang von Ptychocylis acuminata zu nervosa gesehen werden kann. Bevor endgültige Untersuchungen über den Weichkörper vorliegen, möchte ich Ptychocylis nervosa in die Nähe des Formenkreises Ptychocylis reticulata stellen und nicht zu den Rhabdonellen, von denen sie sich, wie Brandt (p. 313) schon erwähnt, auch in der Primärstruktur durch das Fehlen kleiner Fenster unterscheidet. Gattung- Rliabdonella (Brandt). Untergattunii; (von Plijrhocißis) oder Gattung RhaMonella Brandt 1906/07, p. 313 tab. 51—55 zum Teil oder ganz. Gemeinsam mit der Gattung Ptychocylis sind die Rhabdonellen oder Streifentintinnen durch den Besitz von Hochfalten ausgezeichnet. Wälirend letztere bei der Gattung Ptychocylis ein netz- förmiges Maschenwerk bilden, sind bei Rhabdonella wenige in der Längsrichtung etwa spiralig ver- laufende Hochfalten vorhanden, die sich von der Mündung bis zur Spitze erstrecken und nur bis- weilen gegabelt sein können. Auch in Struktur weichen die Streifentintinnen von den Faltenkelchen insofern ab, als in den meisten Fällen nicht bloß feine Primärwaben, sondern auch zahlreiche kleine rundliche Fenster vorhanden sind. Allerdings fehlen bei einigen Arten die Fenster, und es tritt CyttarocylisStTuktm auf. Die Streifentintinnen sind somit von den Ptychocylis -Äxten, namentlich von dem Formen- kreis Ptychocylis urnula recht verschieden, so daß es notwendig ist, sie als besondere Gattung ab- Laackmann, Tintinnodeen. 461 zutrennen. Auch Brandt betont die besondere Stellung der Faltenkelche, wenn er sagt: „Wenn man von der schwer unterzubringenden Rhahdonella nervosa absieht, stehen sich die Arten der Streifentintinnen so nahe und sind so erheblich verschieden von den Faltenkelchen, daß man die vorläufig als Untergattung aufgestellte Gruppe Rhahdonella wohl besser als besondere Gattung abtrennt (Brandt 1907 p. 313). Innerhalb der Gattung sind zwei Formenkreise zu unterscheiden, die beide im Material der Deutschen Südpolar-Expedition vorhanden waren. Verbreitung der Rhabdonellen nach den Ergebnissen der Deutschen Südpolar-Expedition: Süd]. Atlant. Ozean 8. I 11. I 18. [ 19. I 22. VIIl.VIlI.lvilI. viii.'viii. Trop. Atlant. Ozean 26. [ 1. 7. 11. 18. 21. VIII. IX. IX. IX. IX. IX. 10. X. 13. X. Rhabdonella Rhahdonella Rhabdonella RhaMonella Rhabdonella Rhabdonella Rhahdonella Rhahdonella spiralis var. hebe (Cleve) spiralis var. chavesi Brandt spiralis \ax.indopadfica Brandt amor (Cleve) typ amor var. simplex (Cleve) amor var. indica n. var amor var. cuspidata Brandt apophysata var. b Brandt + + + + + + I. Foriiienkreis von Rhabdonella spiralis Brandt. Zu diesem Formenkreis gehören die beiden Arten Rhabdonella spiralis (Fol) und Rhahdo- nella amor (Cleve), die beide sowohl im Atlantischen wie im Indischen Ozean vorkommen und in der Gestalt der Hülse große Variabilität zeigen. Die Unterschiede der beiden Arten mit den verschiedenen Varietäten hat Brandt (1907 p. 322) eingehend dargestellt. Auf einzelne Ab- weichungen in Gestalt und Struktur habe ich bei der Beschreibung der Arten und Varietäten auf- merksam gemacht. 1. Rhabdonella spiralis Fol. var. hebe (Cleve). Cyttarocylis hebe Cleve 1900, p. 971 Textfig. Cyitaroeylis hebe Ostenfeld und Schmidt 1901, p. 179 fig. 26. Rhahdonella spiralis var. hebe Brandt 1906/07, p. 3-25 tab. 53 fig. 4, 6, 11; tab. 54 fig. 7; tab. 68 fig. 8; tab. 53 fig. 1, 2. Rhabdonella spiralis var. hebe Entz jun., p. 199 tab. 20 fig. 36. Hülsen, die dem Typus entsprechen, waren im Material nicht vorhanden. Die mir vorliegenden Gehäuse waren stets kleiner als die von Fol, Daday und Brandt beschriebenen Exemplare. Für die typische Rhabdonella spiralis (Fol) gibt Brandt eine Länge von 0,3 — 0,44 mm an. Die Zahl der Streifen beträgt 28 — 52. Hülsen, die sich durch geringere Länge und durch geringere Anzahl von Streifen auszeichnen (11 — 28) und deren Form nicht so gleichmäßig schlank, sondern mehr kelchartig erweitert ist, trennt Brandt von den typischen als var. hebe ab. Ich fand diese Varietät in zwei Fängen. Maskarenen - Strom (15. Mai 1903), Nordäquatorialstrom (13. Oktober 1903). Dagegen fehlte sie in allen andern Fängen. Brandt beschreibt die Varietät aus dem Floridastrom, der Sargassosee, ferner von Messina, Madagaskar und Neu- Seeland. Entz fand sie im Golfe von Neapel. Deutsche Südpolar-Expedition. XI. Zuolügie III. 60 462 Deutsche Siidpolar-Expedition. Bhabdonella spiralis var. chavesi Brandt. Cyüarocylis liebe Schmidt 1901, p. 189. Rhabdonella spiralis var. chavesi Brandt 1906/07, p. 32G tab. 53 fig. 3, 5. „In Form und Größe ganz ähnlich der vorigen (var. hebe), ist diese Varietät ausgezeichnet durch den gänzlichen Mangel der Fenster und dadurch, daß die Primärwaben erheblich kleiner sind." (Brandt p. 326.) Diese Varietät war auch im Untersuchungsmaterial der Deutschen Siidpolar-Expedition vor- handen. In Gestalt und Struktur stimmen sie mit den Angaben Brandts überein. Die Primär- waben sind sehr klein, aber verhältnismäßig deutlich wahrnehmbar, namentlich unter dem Mün- dungsrand und in der hintersten Spitze. Die Zahl der Längsrippen ist etwas größer als Brandt angibt (36 — 46; nach Brandt: 30 — 42). Ebenso sind meine Hülsen länger. Brandt gibt für die Länge 0;19— 0,255 mm an. Die längste der mir vorliegenden Hülsen maß 0,337 mm. Fundort: Neu- Amsterdam (27. April 1903). Ich hatte Gelegenheit bei einigen Hülsen das Tier zu untersuchen. Die Zahl der Kerne beträgt 2, wie schon v. Daday und Brandt nachgewiesen haben. Über die Festheftung hat bisher nur Fol Angaben gemacht, die dahingehen, daß der Stiel des Plasmaleibes an der Seitenwand der Hülse festsitzt. Die Tiere dieser Varietät besaßen stets einen recht langen Stiel, der weit in die hohle, wenn auch sehr enge Hülsenspitze hineinragte. Im hintersten Teile, etwa da wo die letzte spindelförmige Anschwellung, die übrigens nicht immer deutlich vorhanden ist, in der Spitze beginnt, ist der Stiel des Tierleibes befestigt. Anmerkung : Zur Struktur möchte ich noch erwähnen, daß ich auf einer Hülse, die ich zu dieser Varietät rechne, zahllose kleine stark lichtbrechende Körnchen bemerkte. Ich hielt sie anfänglich für -Fenster, kam aber später zu der Überzeugung, daß es sieh um Kunstprodukte handelte. Die kleinen Körperchen lagen nämlich nicht nur zwischen den Längsrippen, sondern viel häufiger auf oder dicht neben diesen. Da ich eine ähnliche Erscheinung häufig bei Schrauben- tintinnen antraf, wo derartige lichtbrechende Körnchen auf der Spiralleiste lagen, beobachtete, möchte ich auch in diesem Falle annehmen, daß es sich nicht um ,, Fenster" handelte. Interessant ist die Verbreitung dieser Varietät, die bisher von Brandt nur von den Azoren bekannt war. Rhabdonella spiralis var. indopacifica Brandt. Rhabdonella spiralis var. indopacifica Brandt 1906/07, p. 326 tab. 53 fig. 8, 9 tab. 52 fig. 1. Diagnose : Hülse kegelförmig, allmählich in eine kurze dicke Spitze ohne Anschwellung übergehend. Ohne aborale Öffnung. Hülsen, durch diese Merkmale ausgezeichnet, sind im Maskarenenstrom gefischt. Es ist mir zweifelhaft, ob die mir vorliegenden Exemplare zur var. indopacifica gezählt werden dürfen. Wenn ich sie trotz einiger Abweichungen von der Beschreibung Brandts dazu rechne, so sind die oben angeführten Punkte für mich maßgebend gewesen. Brandt stellt zwei Varietäten auf, die sich durch das Fehlen der Anschwellung in der hinteren Spitze von den anderen Varietäten hebe und chavesi sowie von der typischen Form unterscheiden. Bei var. chavesi scheint das Vorkommen der Anschwellung nicht konstant zu sein. Bei den Exemplaren von Neu -Amsterdam konnte ich in mehreren Fällen das Fehlen dieser Anschwellung konstatieren. Laackmann, Tintinnodeen. 463 Die Hülsen, die ich im Maskarenenstrom fand, zeigten keine Anschwellung mehr, es fehlte die aborale Öffnung, die nach Brandt bei var. indopacifica ebenfalls fehlt. Doch konnte Brandt bei Hülsen von Neupommern eine feine Öffnung nachweisen. Rhahdonella spiralis var. striata Biedermann hat nach Brandt stets die aborale Öffnung. In der Form stimmen die Hülsen aus dem Maskarenenstrom mit der var. indopacifica wenig überein. Wie die Abbildung Brandts tab. 52 fig. 1 zeigt, ist die Hülse zylindrisch und besitzt vor dem Übergang in die dünne lange Spitze eine leichte Anschwellung. Die Spitze ist deutlich abgesetzt. Die Hülsen aus dem Maskarenenstrom sind mehr kegelförmig nach vorn erweitert, nach hinten allmählich in eine kurze dicke Spitze übergehend, mehr der var. hebe entsprechend. Zahl der Längsstreifen etwa 30. Länge meiner Hülsen: 0,190—0,205 mm. Nach Brandt beträgt die Länge der indischen Varietät 0,25—0,33 mm. Fundort: Maskarenenstrom (15. Mai 1903). Die Varietät kommt nach den Angaben Brandts vor: Sansibarkanal, Westküste von Borneo und Neupommern. 2. Rhabdonella amor (Cleve). Cyttarocylis amor Cleve 1900, p. 970 Textfig. Ptijclwcylis {Rhahdonella) amor Brandt 1906/07, p. 329 tab. 54 fig. 4—6, 12—15. Ptijchocylis {Rhahdonella) amor Entz jun. 1909, p. 199 tab. 9 fig. 15. Diagnose : Hülse kegelförmig, schwach zugespitzt, ohne besonderen Spitzenteil ; stets mit Innenkragen und einem dicken, nicht nach außen vortretenden Ringwulst. Mündung nicht wie bei Rhahdonella spiralis ausgeschweift. Die unter sich parallelen Längsrippen verlaufen schräg spiralig und verzweigen sich dichotom nach dem Mündungsende. Anastomosen zwischen den Streifen vorhanden. Zahl der Rippen verschieden (18 — 34). Länge 0,08 — 0,098 mm ( — 0,1 Cleve); Breite 0,042—0,06 mm. (Nach Brandt 1907 S. 330.) Solche von Brandt als typisch bezeichneten Hülsen (tab. 54 fig. 4) traf ich in verschiedenen Fängen an. Auf eine Beschreibung brauche ich nicht einzugehen und verweise auf die zusammen- fassende Darstellung Brandts. Zu bemerken ist nur, daß die Zahl der Streifen bei einer Hülse geringer war (14, im Fange 15. Mai 1903 Maskarenenstrom), bei einer anderen Hülse, die im Süd- äquatorialstrom (18. September 1903) gefischt wurde, größer (42). Doch ist die Zahl der Streifen recht variabel, schwankt insgesamt zwischen 14 und 42. Fundorte: Deutsche Südpolar-Expeditiou: Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Süd- äquatorialstrom (18. und 21. September 1903), Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903). Als Fundorte der typischen Art sind bisher bekannt: Sargassosee, Nordäquatorialstrom, Süd- äquatorialstrom, Karajakfjord, Indischer Ozean, Meerbusen von Bengalen. Entz jun. hat die Art auch im Golfe von Neapel nachgewiesen. Rhabdonella amor var. Simplex (Cleve). Taf. XLVIII, Fig. 13; Taf. IL, Fig. 15. Cyttarocylis simplex Cleve 1900, p. 972 Textfig. RhaMonella amor var. simplex Brandt 1907, p. 331. Als Cyttarocylis simplex beschreibt Cleve aus dem Nordäquatorialstrom, der Sargassosee und westlich von Südafrika eine kleine Art, deren Gehäuse kegelförmig, zweimal so lang wie breit 60* 464 Deutsche Siidpolar-Expedition. ist, mit weit entfernten (etwa neun) Längsrippen. Hinterende stumpf. Mündung einfach und zahnlos. Länge 0,07 mm, Durchmesser der Öffnung 0,035 mm. Brandt stellt diese Art als Varietät zu Rhabdonella amor und zählt zu der var. simflex solche Hülsen, die von der typischen Form durch Abstumpfung des Hinterendes, etwas schlankere Form und meist auch durch geringere Zahl der Längsrippen verschieden sind. Die Zahl der Längs - rippen beträgt 15 — 24. Hülsen, die mit der Beschreibung Cleves übereinstimmen, fand ich in zwei Fängen aus dem Benguelastrom (11. August 1903) und an der Grenze des Guineastroms (1. Oktober 1903). Vor allem waren sie ausgezeichnet durch die geringe Zahl der Längsstreifen, die bei den unter- suchten Hülsen nur 6 — 8 beträgt. Das auf Taf. Hj, Fig. 15 wiedergegebene Exemplar stimmt in Gestalt völlig mit der ÜLEVEschen Abbildung überein. Die Länge beträgt 0,05 mm, die Weite 0,03 mm. Der Mündungsrand ist einfach und zeigt keine Spur von Wulstring oder Innenkragen. Das zweite auf Taf. XLVIII, Fig. 13 gezeichnete Exemplar ist etwas größer und breiter und am aboralen Ende etwas zugespitzt. Das Tier war gut erhalten und besitzt zwei verhältnismäßig große Hauptkerne von fast kugliger Gestalt und zwei kleine, kuglige Nebenkerne, die in der Lage nichts Abweichendes von der allgemeinen Eegel zeigen. Die Zahl der aboralen Wimpern konnte nicht festgestellt werden. Eine große Vakuole war im vorderen Teil des Plasmaleibes erkennbar (Taf. XLVIII, Fig. 13). Zweifellos kommen meine Hülsen der von Cleve beschriebenen Art Cyttarocylis simplex näher als die von Brandt untersuchten Hülsen, von denen ein deformiertes Exemplar auf tab. 54 fig. 6 gezeichnet ist. (In der Tafelerklärung und bei dem Abschnitt Rhabdonella amor var. simplex ist diese Hülse nicht als var. simplex aufgeführt, wohl aber wird auf p. 330 Bezug darauf genommen.) Länge meiner Hülsen: 0,05 — 0,06 mm; Weite : 0,03 — 0,04 mm. Brandt gibt erheb- lich größere Werte an. Länge: 0,075 — 0,1 mm (Cleve 0,7 mm); größte Breite: 0,042 — 0,047 mm (Cleve 0,035 mm). Ob die von mir untersuchten Hülsen daher mit Rhabdonella amor var, simplex im Sinne Brandts vereinigt werden dürfen, ob nicht vielmehr die CLEVEsche Art ihre Berechtigung hat, bleibt fraghch. Einige Merkmale sprechen für die Selbständigkeit der CLEVEschen Art Rhabdo- nella (Cyttarocylis) simplex, z. B. das Fehlen eines Innenkragens und des Wulstringes dicht hinter der Mündung. Die Stärke des Wulstringes ist jedoch bei Hülsen aus verschiedenen Gebieten recht verschieden. Aus diesem Grunde halte ich es mit Brandt für wahrscheinlicher, daß es sich bei dieser Form um eine kleine Varietät von Rhabdonella amor handelt. Fundorte : Benguelastrom (11. August 1903), Grenze des Guineastroms (1. Oktober 1903). Bhabdonella amor var. indica n. var. Taf. IL, Fig. 12-14. Diagnose : Hülsen kleiner als die typischen (0,065 — 0,077 X 0,03 — 0,05 mm) mit deut- licher Mündungskrempe und zahlreichen Längsrijjpen (30 — 40). Im Gegensatz zu der vorhergehenden Varietät, die durch einen einfachen Mündungsrand ohne lunenkragen und Ringwulst ausgezeichnet sind, besitzen die Hülsen aus dem Indischen Ozean einen deutlich ausgeprägten Ringwulst, der krempenartig nach außen vortritt. Diese Eigen- schaft haben die indischen Exemplare von R. amor mit R. spiralis gemein. Brandt betont Laackmann, Tintinnodeen. 465 schon die Schwierigkeit, eine Trennung der mannigfachen Hülsen von R. anior und R. spiralis streng durchzuführen. Im Atlantischen Ozean sind die beiden Arten nach Form und Größe leicht auseinanderzuhalten. In denselben Fängen kommen die Arten nebeneinander vor, ohne Über- gänge zu zeigen. Schwierigkeiten ergeben die Hülsen aus dem indischen Gebiet. Hier zeigen die Hülsen sowohl in der Spitzenbildung als auch in der Ausbildung des Mündungsrandes Übereinstim- mungen. Von Rhabdonella amor aus dem indischen Gebiet sagt Brandt: ,, Mündung mit äußerem Ringwulst, der aber in manchen Fällen etwas nach außen vortritt" (p. 321). Die Hülse (tab. 54 fig. 14) aus dem Meerbusen von Bengalen zeigt ein solches Vortreten des Ringwulstes fast gar nicht. Dagegen war bei den Hülsen, die von der Südpolar-Ejpedition bei Neu-Amsterdam ge- fischt sind, diese Eigenschaft viel deutlicher ausgeprägt. Doch wäre es wohl unangebracht, aus- diesem Grunde die Form als Varietät den typischen Hülsen gegenüberzustellen, wenn nicht auch in der Gestalt und Struktur Abweichungen vorhanden wären. Die Hülsen sind schmäler und kürzer als die typischen. Länge : 0,065 — 0,77 mm; Weite : 0,30 — 0,50 mm. Die Weite stimmt etwa mit var. simplex überein. Die Zahl der Längsstreifen kann recht beträchtlich sein (etwa 40, Tai IL, Fig. 14). Auffallend ist das Fehlen der Fenster bei den Exemplaren aus dem Indischen Ozean. Fundort: Neu-Amsterdam (17. April 1903). In Gestalt erinnert diese Varietät nicht wenig an Amphorella antarctica Cleve (1900 p. 921 fig. 1), namentlich zeigt Taf. IL, Fig. 13 große Ähnlichkeit mit der CLEVEschen Art. Rhabdonella ainor var. cnspidata Brandt. RJwhrhnella amor var. cuspidata Brandt 1906/07, p. 331 tab. 54 fig. 3, 10, 11. Rhabdonella amor var. cuspidata Eutz jun. 1909, p. 199. ,,Die zu der Varietät gerechneten Hülsen sind größer als die typischen, außerdem sind sie mit deutlich abgesetzter Spitze versehen" (Brandt p. 331). Hülsen von dieser Beschaffenheit fand ich in wenigen Exemplaren im Südäquatorialstrom. In Gestalt kommen sie den von Brandt auf tab. 54 fig. 3 abgebildeten Hülsen aus dem Nordäquatorialstrom nahe, doch sind die Hülsen aus dem südlicheren Gebiet in der Mitte stärker ausgebaucht, der Spitzenteil weniger scharf abgesetzt und kürzer. Zahl der Streifen 40 — 44. Länge: 0,095— 0,1 mm; größte Weite: 0,045— 0,05 mm. Fundorte: Südäquatorialstrom (18. September 1903), Nordäquatorialstrom (13. Ok- tober 1903). Die Hülsen aus dem Nordäquatorialstrom stimmen mit den von Brandt beobachteten überein. Sie sind etwas länger als die des Südäquatorialstroms 0,105 — 0,115 mm. Die größte Weite meiner Hülsen betrug 0,048 — 0,053 mm. Die Spitze ist länger und schärfer abgesetzt. Die Zahl der Längs- rippen ist geringer (etwa 20). II. Forineiikreis von Rhabdonella apophysata Brandt. Von dem Formenkreis von Rhabdonella spiralis ist R. apophysata durch den Besitz eines Lanzen- knaufes am Hinterende ausgezeichnet. Die Ausbildung ist ganz dieselbe wie bei den Lanzentin- tinnen (Xystonella) und einigen ündellen {Undella heros). Zur Gattung Rhabdonella stellt Brandt 466 Deutsche Südpolar-Expedition. diese Art, weil außer den Längsfalten in vielen Fällen wenigstens typische Rhabdonella-StTuktm (d. h. zwischen den Primärwaben sind kleine runde Fenster vorhanden) vorkommt. 3. Rhabdonella apopliysata var. b Bkandt. Rhdbdonella apophysala Brandt 1906/07, p. 336 t;ib. 51 fig. 1, 2. Die Varietät besitzt Cyttarocylis -^tiuktuT. Fenster wurden nicht beobachtet. Zahl der Streifen 12—16. Es wurde nur diese Varietät im Untersuchungsmaterial angetroffen. Auch Brandt be- tont das häufige Auftreten der var. b. Die Länge ist recht verschieden. Kleine Hülsen fand ich in einem Fange aus dem Guineastrom (Grenze). Sie waren 0,257—0,3 mm lang, in einigen Fällen kleiner als die von Brandt beobachteten. Recht große Hülsen wurden im Maskarenenstrom gefischt, 0,36—0,428 mm. Nach Brandt schwankt die Länge der von der Plankton -Expedition erbeuteten Hülsen zwischen 0,27—0,4 mm. Fundorte: Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Grenze des Guineastroms (1. Oktober 1903), Nordäquatorialstrom (13. Oktober 1903). Auffallend ist das Fehlen der Art an sämtlichen zwischen- liegenden Stationen der Gauss-Expedition. Durch die Plankton-Expedition ist diese Varietät aus folgenden Stromgebieten bekannt: Floridastrom, Sargassosee, Nordäquatorialstrom, Guinea - Strom, Südäquatorialstrom und Golfstrom. Über das Tier selbst macht Brandt einige Angaben, die mit meinen Beobachtungen nicht über- einstimmen. Nach Brandt ist es im Verhältnis zu seiner Hülse recht klein und seitlich in der Mitte der Hülse durch einen fadenförmigen Stiel befestigt. Ich hatte Gelegenheit zahlreiche gut kon- servierte Tiere zu untersuchen und fand jedesmal, daß das Tier am hintersten Teile des Stieles festsitzt. Ich habe dieses bei allen Xystonellen und Rhabdonellen beobachtet. Ebenso verhalten sich die Tiere der langgestielten antarktischen Hülsen. Außer zwei länglichen Hauptkernen konnte ich zwei Nebenkerne feststellen. Gattung" Petalotriclia Kent em. v. Daday. Petalotriclia ampulla (Fol). Synonymik siehe Brandt 1907, p. 341. Petalotricha ampulla Brandt 1906/07, p. 344 t;\b. 62 fig. 8, 8ii, 13—15, 17—19. Petalotricha ampulla Entz jun. 1909, p. 163 tab. 11 fig. 1—3. Ich schließe mich der Einteilung Brandt bei dieser Art an und gebe in folgendem kurz die Angabe der Fundorte für die einzelnen Varietäten. Petalotricha anipulla var. b Brandt. Fundorte: Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Brasilstrom (19. und 22. August 1903), Südäquatorialstrom (21. September 1903), Nordäquatorialstrom (13. Oktober 1903). Zu bemerken ist, daß ich eine Hülse mit stark umbogenem oberen Krempenteil fand, deren Hinterende nicht völlig abgerundet war. Vielmehr zeigte die Hülse eine Einstülpung beider Lamellen nach innen. Die Innenlamelle springt etwas kräftiger ein. Es sind bei dieser Hülse zwei, wenn auch sehr stumpfe und abgerundete Spitzchen vorhanden; sie erinnnert dadurch an die Daday - sehe Zeichnung (1887, tab. 21 fig. 7), nach Brandt var. a. In einem anderen Fall war das aborale Ende ganz leicht nach außen getrieben. Laackmann, Tintinnodeen. 467 Petalotricha anipnlla var. c Brandt. Petalotricha ampulla var. e Brandt 1906/07, p. 341 tab. 62 fig. 17. Fundorte: Benguelastrom (11. August 1903), Brasilstrom (18., 19., 20. August 1903), Südäquatorialstrom (18., 21. September 1903). Die Gestalt der Krempe stimmt mit den Angaben Brandts überein, beide Krempenteile waren nur wenig nach, außen gebogen. Doch, war das aborale Ende nicht immer abgerundet. Häufig wurde Zuspitzung angetroffen, die bald recht deutlich, bald nur sehr schwach war. Eine scharfe Trennung der Hülsen ist nicht möglich. Petalotricha aiupulla var. d Brandt. Petalotricha am]mUa xm: A Brandt 1906/07, p. 341 tab. 62 fig. 19. Hülsen mit kleiner Spitze und stark nach außen gebogenem oberen Krempenteil waren nur in einem Fange aus dem Brasilstrom (18. August 1903) vorhanden. Im Benguelastrom, von wo Brandt die Varietät beschreibt, habe ich solche Hülsen nicht angetroffen. Verbreitung der Varietäten von P et alotr i cha ampulla. Ind. Ozean Si dl. Atlant Oze 27. 1 16. 8. ! 11. 1 18. 19. IV. V. VIII.'VIII. YIII. VIII. + + + + + + vh 200 vli 150 vh 1600 22. VIII Tr op. Atlant Ozean 26. 1. 7. 11. 18. 21. 1. 10. VIII. IX. IX. IX. IX. IX. X. X. + + + + 250 20 vh 134 vh 1500 vh X. Petalotricha ampulla (Fol) Petalotricha ampulla Fol var b Brandt . . . Petalotricha ampulla Fol var. c Brandt . . Petalotricha ampulla Fol var. d Brandt... Petalotricha amptdla + + vh 250 Die letzte Reihe enthält die quantitativen Ergebnisse der Zählungen. Über die Kernverhältnisse bei Petalotricha macht neuerdings Entz jun. interessante Angaben. Bisher wurde allgemein angenommen, daß nur ein Makronukleus vorhanden sei (Fol, v.Daday), Allerdings erwähnt schon v. Daday, daß er neben dem großen Kern noch zahlreiche kleine kern- artige Gebilde antraf. Entz jun. glaubt an lebenden Tieren einen großen Kern beobachtet zu haben, wie er es auf tab. 11 fig. 2 auch darstellt, jedoch auf Schnitten sowie an Totopräparaten hat er niemals einen großen, sondern immer nur viele 50 — 70, ja 200 — 300 kernähnliche Gebilde angetroffen. — An einem gut konservierten Tier habe ich im Glyzerinpräparat einen großen Makro- nukleus erkannt. Gattung Undella v. Daday em. Brandt. Diagnose : Innen- und Außenlamelle der Hülsenwand besonders stark lichtbrechend, weit voneinander getrennt durch einen äußerst zartwandigen, mit sehr kleinen Primärwaben erfüllten Zwischenraum. Hinterende stets geschlossen, entweder abgerundet oder zugespitzt. Im letzteren Fall meist längs verlaufende Hochfalten und bei manchen ein Lanzenknauf vorhanden. Wulstringe zuweilen vertreten, selten Mündungskragen, nie Krempenbildungen; Mündungsrand glatt, ungezähnt (Brandt 1907 p. 343). 468 Deutsche Südpolar-Espedition. In den Tintinnen der Plankton -Expedition sind von Brandt zehn verschiedene Undella- Arten aufgezählt, von denen einige zu Formenkreisen vereinigt werden. Im Material der Südpolar- Expedition waren sieben bekannte und vier neue Arten vorhanden. Verbreitung der Undellen nach den Resultaten der Deutschen Südpolar-Expedition. Südl. Atlant. Ozean 8. I 11. ^ 18. VIII. VIII.'VIII. 19. VIII. 22. VIII Trop. Atlant. Ozean 26. VIll. 11. !IX. 18. IX. 21. IX. 10. X. 13. X. Undella hyalina v. Daday var. a Brandt . . Undella marsupialis Brandt Undella monocollaria n. sp Undella tricollaria n. sp Undella claparedei (Entz) Undella claparedei var. a suhacuta (Cleve) . Undella claparedei var. grandis n. var Undella claparedei var. globosa Brandt Undella hemisphaerica n. sp Undella lachmanni v. Daday Undella lachmanni var. a Brandt Undella lachmanni var. b caudaia (Ostenf.) Undella messinensis var. a Brandt Undella filigera n. sp Undella hei-os Cleve Undella heros var. gaussi u. var Utidella armata Brandt var. a Undella tenuirostris Brandt var. Irandii n. var + + + + + + + + + + I. Forineiikreis von Undella liyalina. 1. Undella hyalina v. Daday. Diagnose : Hülse fast genau oder doch annähernd zylindrisch am Hinterende abgerundet. Als typische Exemplare bezeichnet Brandt solche, deren Hülse genau oder fast genau zyün- drisch ist. Von ihnen unterscheiden sich die var. a und b, bei denen das Gehäuse nach dem aboralen Ende verjüngt ist. Ebenso liegt ein Unterschied in der Länge der Hülsen. Die typischen, von Messina und Neapel bekannten Hülsen sind länger als die Varietäten. Im Material der Deutschen Südpolar-Expedition sind ebenfalls nur die kleineren Hülsen ge- funden worden, die ich zur var. a Brandt rechne. Undella liyalina v. Daday var. a Brandt. Undella hyalina var. a Brandt 1906/07, p. 359 tab. 63 fig. 1—3; tab. 64 fig. 17. In der Gestalt sind die Hülsen dieser Varietät durch eine leichte Verjüngung des aboralen Endes verschieden. Laackmann, Tintinnodeen. 469 Die Länge der von mir untersuchten Hülsen schwankt zwischen 0,144 und 0,2 mm, liegt also genau zwischen den Werten, die Brandt für die Varietät angibt. Bei einigen Hülsen war im hinteren Teile eine deutliche Ausbauchung wahrzunehmen. Erst hinter dieser Erweiterung begann die Ver- jüngung, Ob in diesen Hülsen tJbergangsformen zur var. b Brandt zu sehen sind, vermochte ich nicht zu entscheiden. Fundorte: Maskarenenstrom(15.Mai 1903), Brasilstrom (18., 19., 20., 22., 26. August 1903), St. Helena (1. September 1903). Als Fundorte gibt Brandt folgende Stromgebiete an: Floridastrom, Sargassosee (11 Fänge), Golfstromtrift, Benguelastrom und im Pazifischen Ozean: Tonga-Inseln. Danach scheinen die Hauptverbreitungsgebiete in der Atlantis mehr im nördlichen und südlichen Teile des Ozeans zu liegen, in den Äquatorialströmen dagegen zu fehlen. 2. Undella marsupialis Brandt. ündella marsupialis Brandt 1906, p. 8 Tafelerklaruiig, tab. ti.S fig. 7, 8; tab. 64 fig. 20; 1907, p. 360. Undella marsupialis Entz jun. 1909, p. 200 tab. 9 fig. 5. Die Art scheint sehr konstant zu sein. Die von mir untersuchten Hülsen zeigten völlige Über- einstimmung mit den von Brandt beschriebenen. Länge meiner Hülsen: 0,1 — 0,12 mm. Fundort: Brasilstrom (18., 22. Augast 1903). Bekannt ist die Art bisher durch Untersuchungen Brandts aus dem Atlantischen Nord- äquatorialstrom, Guineastrom, der Sargassosee, ferner von Messina. Neuerdings hat Entz jun. die Art im Golfe von Neapel gefunden. IT. Forineiikreis von Undella collam Brandt. Zu diesem Formenkreis stellt Brandt zwei Arten, deren Hülsen durch zwei ringförmige Er- hebungen der Außenlamelle gekennzeichnet sind. Die Innenlamelle ist an diesen Stellen nur wenig nach außen gebogen. Je nach der Lage der beiden Ringe unterscheidet Brandt von Undella collaria drei Varietäten. Bei Undella tridivisa ist das Gehäuse durch die beiden Wulstringe in drei gleiche Abschnitte geteilt. Bei dieser Art ist das hintere Ende stark verjüngt, während Undella collaria hier eine mehr oder weniger starke Erweiterung aufweist. Die meisten Hülsen der Hals- bandtintinnen sind durch die Plankton - Expedition aus der Sargassosee bekannt, Undella collaria var. c ferner aus dem Floridastrom und aus dem Nordäquatorialstrom. Undella tridivisa ist nur aus dem Südäquatorialstrom bekannt. In dem Material der Deutschen Südpolar-Expedition habe ich Hülsen aus recht verschiedenen Gegenden gefunden, die unverkennbar dem Formenkreis der Halsbandtintinnen angehören, aber nicht zwei Ringe besitzen. Hülsen von der Beschaffenheit, wie sie Brandt abbildet und beschreibt, habe ich nicht vorgefunden. Die Hülsen besitzen entweder nur einen Ring in der Mitte der Hülse oder drei. Es erhebt sich nun die Frage, sind diese Hülsen mit einem und mit drei Ringen als selbständige Arten anzusehen oder als Varietäten von Undella collaria aufzufassen. Da ich keinerlei Übergänge gefunden habe, entscheide ich mich für das erstere und benenne die Arten je nach der Zahl der Ringe: monocollaria und tricollaria. Deutsche Südpolar-Expedition. XI. Zoologie III. 61 470 Deutsche Siidpolar-Expeditioii. Die Diagnose des Formenkreises muß erweitert werden. Zu dem Formenkreise wären vor- läufig alle Undellen zu zählen, die durch ein bis drei kräftige Erhebungen der Außenlamelle ge- ziert sind. 3. Undella monocollaria n. sp. Taf. IL, Fig. 20. Diagnose : Hülse hinten stark ausgebaucht und zugleich abgeplattet; der vordere Teil ist zylindrisch. In der Mitte der Hülse oder etwas oberhalb e i n Ringwulst der Außenlamelle. Länge : 0,115 — 0,130 mm; Durchmesser der Öffnung: 0,05 mm; größte Weite: 0,075—0,085 mm. Weite des Ringwulstes: 0,06 mm. Fundorte: Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Brasilstrom (26. August 1903), Südäqua- torialstrom (21. September 1903). In der Form kommt diese neue Art Undella collaria typ. sehr nahe, ist aber von ihr unter- schieden durch das Fehlen eines zweiten Ringwulstes. Der aborale Hülsenteil ist bei beiden Arten ausgebaucht und hinten etwas abgeplattet. Die Ausbauchung ist bei Undella monocollaria geringen Schwankungen unterworfen. Sehr konstant ist die Weite der Öffnung und des Ringwulstes. Für Undella collaria gibt Brandt keine Werte für die Weite an. Doch stimmen die Maße der auf tab. 63 fig. 12 gezeichneten Hülse genau mit meinen Angaben überein. Die Mündung ist auch hier 0,05 mm weit, der Ringwulst hat eine Weite von 0,06 mm, die aborale Ausbauchung hat einen Durchmesser von 0,075 mm. Mithin würde Undella collaria typ. der neuen Unddla mono- collaria näher stehen als den von Brandt aufgestellten Varietäten a — c. 4. Undella tricoUaria n. sp. Tat. IL, Fig. 18 und 19. Diagnose : Hinterende abgerundet, weniger stark ausgebaucht, der vordere Teil mit drei Ringwülsten, die oberhalb der Mitte der Hülse liegen. Länge: 0,1— 0,132 mm; größte Weite: 0,075— 0,085 mm. Die drei Wulstringe liegen dicht nebeneinander in der vorderen Hälfte der Hülse. Der hinterste Ring lag nur in einem Fall genau in der Mitte; bei allen anderen Hülsen waren die Ringe über der Mitte gelegen. Der erste Ring liegt dicht unter dem Mündungsrande und ist ebenso stark ausge- bildet wie der zweite, während der hinterste Ring stets eine etwas größere Weite besitzt. Die ab- orale Ausbauchung hat entweder die gleiche Weite wie der letzte Ringwulst oder eine größere. Ich gebe einige Zahlen: Länge der Hülse Weite der Mündung Weite des 1. Einges Weite des 2. Einges Weite des 3. Einges Weite der aboralen Ausbuchtung 0,1 0,055 0,065 0,067 0,07 0.075 0,112 0,055 0,065 0,065 0,07 0,075 0,120 0,057 0,070 0,070 0,075 0,075 0,132 0,05 0,070 0,070 0,075 0,085 Die Art ist mit Undella collaria var. insignis Brandt zu vergleichen. Var. insignis ist nach Brandt am aboralen Teile gar nicht ausgebaucht, sondern stets von halbkugliger Gestalt. Nahe der Mündung kann es zur Andeutung eines dritten Wulstringes kommen. Auf Taf. IL, Fig. 19 habe Laackmann, Tintinnodeen. 47 j ich eine Hülse gezeichnet, die im hinteren Teile halbkuglig gestaltet ist. Doch zeigt Fig. 18, daß der aborale Teil sogar recht stark ausgebaucht sein kann. Der Lage nach würde diese Ausbauchung dem unteren Wulstringe der var. insignis entsprechen. Darüber finden sich bei Undella tricollaria noch drei Ringe, während Undella collaria nur noch einen eventuell eine Andeutung eines zweiten besitzt. Nach den wenigen (acht) Hülsen schien mir eine Trennung von Undella collaria am zweck- mäßigsten und eine Vereiniung mit var. insignis nicht ratsam, selbst wenn diese Varietät als selb- ständige Art von Undella collaria abgetrennt werden sollte. Brandt hatte schon Zweifel, diese Varietät wegen der Formverschiedenheit mit Undella collaria zu vereinigen. Fundort: Brasilstrom (18., 19., 20., 22. August 1903). III. Foriiieiikreis von Undella claparertei. Zu diesem Formenkreis wird von Brandt nur die eine Art Undella daparedei mit sieben Varie - täten gerechnet. Von der Deutschen Südpolar -Expedition ist eine neue Art, Undella hemisphaerica n. sp., gefunden worden, die in die Nähe der kleinen eiförmigen Hülsen von Undella daparedei zu stellen ist. 5. Undella daparedei (Entz). Tintinnus spec. Claparede und Lachmax.x 1858, p. 210 tab. 9 fig. 5a. Tintinnus daparedei, Eutz 1885 p. 202 tab. 14 fig. 10 und 11. Undella daparedei v. Daday 1887, p. 566 tab. 19 fig. 1. Undella daparedei Brandt 1906/07, p. 362 tab. 64 fig. 1, 2, 31. Undella daparedei Entz jun. 1909, p. 106, 138, 161, 200 tab. 13 fig. 1. Als typische Exemplare bezeichne ich mit Brandt solche eiförmigen, die am hinteren Ende keine Zuspitzung aufweisen, sondern einfach abgerundet sind. Die Länge dieser Hülsen beträgt 0,057 — 0,075 mm (nur im pazifischen Gebiet nach Brandt bis 0,08 mm). Solche Hülsen fand ich im südlichen Atlantischen Ozean recht häufig, doch waren nicht selten Exemplare darunter, die 0,08 mm lang waren. Fundorte: Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Benguelastrom (8. und 11. August 1903), Brasilstrom (18., 19., 20., 22., 26. August und 7. September 1903), St. Helena (1. September 1903), Südäquatorialstrom (18. und 21. September 1903), Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903), Nordäquatorialstrom (13. Oktober 1903). Undella daparedei var. subacuta Brandt. Undella subacuta Cleve 1901, p. 923 fig. 4a und b. Undella daparedei var. a {subacuta) Brandt 1907, p. 263 tab. 6 fig. 4. Die Hülsen dieser Varietät sind schmäler und nach hinten allmählich verjüngt. Das Hinter - ende ist nicht abgerundet, sondern stumpf zugespitzt. Länge meiner Hülsen: 0,057 — 0,075 mm. Nach Brandt beträgt die Länge 0,065 mm. Ich habe die Varietät ziemlich häufig im Untersuchungsmaterial gefunden. Die Verjüngung des aboralen Hülsenteiles resp. die Zuspitzung war im allgemeinen stärker, als es die BRANDTsche Zeichnung tab. 64 fig. 3 zum Ausdruck bringt. 61* 472 Deutsche Südpolar-Expedition. So kleine Hülsen, wie sie Cleve als Undella subacuta (0,04 mm lang) aus dem südlichen Atlanti- schen Ozean beschreibt, habe ich nicht gefunden. Wie schon Brandt erwähnt, stimmt die Größen - angäbe Cleves nicht mit der Zeichnung überein. Das Vorkommen von so kleinen Hülsen ist somit recht zweifelhaft. Fundort: Brasilstrom (18., 19. August 19U3). Brandt beschreibt die Art aus dem Nord- äquatorialstrom. Undella claparedei var. graudis n. var. Tat. IL, Fig. 21. Während die Hülsen der vorigen Varietät verhältnismäßig geringe Größe besaßen, fand ich in einem Fange aus dem Brasilstrom eine Hülse, die eine recht beträchtliche Länge aufwies. Ich habe diese Hülse, die ich als besondere Varietät var. grandis bezeichne, auf Taf. IL, Fig. 21 darge- stellt. Die Gestalt ist von der typischen Form recht abweichend. Vorn besitzt die Hülse die größte Weite und ist nach hinten allmählich zugespitzt. Durch die aborale Zuspitzung steht sie der vorigen Varietät am nächsten. Im Weichkörper konnten zwei längliche Kerne mit Sicherheit nachgewiesen werden. In dieser Hinsicht stimmt die Art mit Undella collaria Brandt überein. Die Länge beträgt 0,11 mm; die größte Weite 0,051 mm. Die größte der von Brandt untersuchten Hülsen beträgt 0,082 mm (var. f). Fundort : Brasilstrom (26. August 1903), ein Exemplar. Undella claparedei var. e globosa Brandt. Undella claparedei var. e glohosa Brandt 190t)/07, p. 365 tab. 64 fig. 4, 10, 32, 34. Die Gehäuse sind fast kugelförmig mit glatt abgeschnittenem Mündungsende. Eine Zuspitzung am Hinterende fehlt. Die beiden Lamellen kommen am Hinterende zwar nahe zusammen, ver- schmelzen aber nicht. Die von Brandt angegebenen Werte für die Dimensionen (Länge 0,062 — 0,07 mm) stimmen mit meinen Beobachtungen überein. Fundort: Brasilstrom (18. und 19. August 1903). Brandt beschreibt die Varietät von der Grenze des Florida- imd Labradorstromes, aus dem Floridastrom, der Sargassosee, dem Nordäquatorialstrom und dem Benguelastrom. 6. Undella liemispliaerica n. sp. Taf. IL, Fig. 22. Diagnose: Hülse halbkugelförmig mit gleichmäßig dicker Wand, die nur am aboralen Ende wenig dünner wird. Am oralen Ende laufen Innen- und Außenlamelle allmählich in einen scharfen, glatten Mündungsrand aus. Primärstruktur sehr klein aber ziemlich deutlich ; zwischen den beiden Lamellen liegen acht Reihen Primärwaben. Länge : 0,06 mm. Fundort: Grenze des Guineastroms (I.Oktober 1903). In einem einzigen Exemplar fand ich diese neue Art, die in Größe und Gestalt der vorigen, Undella claparedei, nahesteht, aber so unverkennbare Unterschiede aufweist, daß ich sie als selb- Laackmann, Tintinnodeen. 473 ständige Art hinstelle. Es fehlt dieser Art die für Undella clapuredei so charakteristische Wand- verdickung dicht unterhalb der Mündung. Innen- und Außenlamelle sind weniger stark licht - brechend, var allem dünner, im allgemeinen weiter voneinander entfernt als bei Undella claparedei. Die Wandstruktur ist recht deutlich, wenn auch die Primärwaben recht geringe Größe besitzen. Zwischen den beiden Lamellen, die sich im aboralen Teile durch Ausbiegen der Innenlamelle etwas nähern, konnte ich acht Wabenreihen konstatieren. Der verhältnismäßig gut erhaltene Weichkörper ließ im Glyzerinpräparat zwei runde Haupt- kerne und zwei dicht anhegende Nebenkerne erkennen. Drei weitere im Tierleibe befindliche kughge Gebilde von dunklerem Aussehen möchte ich als Nahrungskörper ansehen. IV. Formellkreis von Undella Liclimanni. In diesen Formenkreis vereinigt Brandt zwei Arten, Undella lachmanni v. Daday mit drei Varietäten und Undella messinensis Brandt mit einer Varietät. Beide Arten wurden im Unter- suchungsmaterial gefunden. Außerdem konnte der Formenkreis noch durch eine neue Art, Un- della filigera, ausgezeichnet durch eine lange fadenförmige Spitze, bereichert werden. 7. Undella laclimaniii v. Daday. Tintinnus sp. Claparede und Lachmann 1858, p. 210 tah. 9 fig. ob. Undella lachmanni v. Dadai" 1887, p. 568. Undella lachmanni Brandt 1906/07 p. 367 tab. 64 fig. 26. Undella lachmanni Entz jun. 1909, p. 200. Diagnose : Gehäuse meist ziemHch klein, im Hauptteile ungefähr zylindrisch, in einiger Entfernung von der Mündung etwas verengt, hinten zugespitzt. Bei typischen Exemplaren ist nach den Angaben Brandts der hintere Hülsenteil etwas ausgebaucht, nach vorn sind die Hülsen etwas verjüngt. Solche Hülsen habe ich im Material der Südpolar -Expedition nur in einem Fange in wenigen Exemplaren gefunden. Die Länge beträgt 0,11 mm; die größte Weite 0,03 mm. Brandt gibt für die Länge 0,07 — 0,11 mm, für die größte Weite 0,027 — 0,04 mm an. Fundort : Benguelastrom (8. August 1903). Durch die Plankton -Expedition ist die Art aus der Grenze von Florida- und Labradorstrom bekannt. Entz jun. erwähnt sie von Neapel. Undella lachmanni var. a Brandt. Undella lachmanni var. a Brandt 1906/07, p. 368 tab. 64 fig. 25, 27. Häufiger als die typische Art wurde die var. a Brandt angetroffen. Die Hülsen haben zylindri- sche Gestalt und laufen hinten in eine kurze Spitze aus. Die Länge der Hülsen übertrifft in einigen Fällen die Angaben Brandts, in anderen Fällen ist sie geringer. Länge meiner Hülsen: 0,07 — 0,125 mm; Weite: 0,27 — 0,035 mm. Nach Brandt: Länge: 0,09 mm; größte Weite: 0,04 mm. Fundorte: Benguelastrom (11. August 1903), Brasilstrom (18. und 19. August 1903), St. Helena (1. September 1903), Grenze von Guineastrom (1. Oktober 1903). Im südHchen Atlantischen Ozean ist die Varietät ziemlich häufig vertreten. Brandt beschreibt die Varietät von der Grenze des Labrador- und Floridastromes. 474 Deutsche Südpolar-Expedition. Undella lachiiiiinni var. b caudata (Ostenf.). Tiniinnus cawhilus Ostexfeld 1899, p. 438 Textfig. e. Undella pellucida Jörgensex 1899, p. 41 tab. 1 fig. 7, 8. Undella lachmanni var. b caudala Brandt 1906/07 p. 368 tab. 64 fig. 24, 24a, 14. Die wenigen Hülsen aus dem Untersuchungsmaterial, die zu dieser Varietät gerechnet werden müssen, hatten zylindrische Gestalt und liefen am aboralen Ende in eine lange, kräftige Spitze aus. Hochfalten am Spitzenende wurden nicht bemerkt. Länge : 0,127 — 0,162 mm; Weite : 0,03 — 0,034 mm. Die Länge ist also etwas größer als bei den Hülsen der Plankton-Expedition (Länge: 0,11 — 0,135 mm; größte Weite: 0,03 bis 0,04 mm). Fundorte: Benguelastrom (11. August 1903) und Südäquatorialstrom (21. September 1903). 8. Undella messinensis Brandt var. a Brandt. Undella messinensis var. a. Brandt 1906/07, p. 369 tab. 64 fig. 15, 28. Diese Varietät, die sich von den typischen Hülsen von Undella messinensis vor allem durch die beträchtlichere Größe unterscheidet, ist durch die Plankton -Expedition aus dem Nordäquatorial - Strom, dem Guineastrom und dem Südäquatorialstrom bekannt. In einem Fange von Ascension habe ich sie im Untersuchungsmaterial der Südpolar-Expedition gefunden. Die typische Art ist nur von Messina bekannt. Die Größe und Gestalt stimmt mit Brandts Angaben überein. Ebenfalls konnten die regel- mäßig angeordneten Falten im oberen Spitzenteil wahrgenommen werden. Dagegen war die Wand des Wohnfaches mit gleichmäßig feiner Primärstruktur versehen. Es fehlten die kleinen fenster- artigen Bläschen, die Brandt bei dieser Varietät beobachtete und die wegen ihrer deutlichen Um- randung schon bei schwacher Vergrößerung erkennbar sein sollen. Länge: 0,19 mm; größte Weite: 0,054 mm. Fundort: Ascension (11. September 1903). 9. Undella filigera n. sp. Taf. IL, Fig. 9; Tai XLVIII, Fig. 12. Während die vorige Art durch einen kräftigen Spitzenteil ausgezeichnet ist, der, wie Brandt schon betont, zu dem Formenkreis von Undella heros überleitet, besitzt die an sich viel kleinere neue Art eine lang ausgezogene fadenförmige Spitze. Diagnose: Wohnfach sehr kurz, nahezu zylindrisch, von geringer Weite. Der glatte Mündungsrand ist trichterförmig erweitert. Das aborale Ende läuft in eine scharf abgesetzte, lange, fadenförmige Spitze aus. Gesamtlänge der Hülse: 0,127mm; Länge der Spitze 0,075mm; Weite des Wohnfaches 0,012 mm, der Öffnung 0,02 mm. Fundort: Südäquatorialstrom (21. September 1903). Die neue Art wurde nur in zwei Exemplaren gefunden. Ich habe sie beide auf Taf. IL, Fig. 9 und Taf. XLVIII, Fig. 12 abgebildet. Für die Beschreibung der Hülse ist für mich die auf Taf. IL, Fig. 9 abgebildete maßgebend gewesen. Fig. 12 Taf. XLVIII zeigt das Exemplar, Laackmann, Tintinnodeen. 475 nach einem Kanadabalsampräparat gezeichnet. Ob die Form, wie sie die Figur zeigt, eine natürUche ist, oder ob nicht vielmehr bei der Zartheit der Hülse Deformationen aufgetreten sind, vermag ich nicht anzugeben. In bezug auf die feinere Struktur kann eine vollständige Beschreibung nicht gegeben werden. Die ganze Hülse war mit zahllosen kleinen dunklen Körnchen, wahrscheinlich Fetttröpfchen, ver- sehen, die die Organismen des ganzen Fanges verunreinigt hatten, z. B. Undella lachmanni var. caudata, Rhabdonella amor, viele Diatomeen u. a. Aus diesem Grunde halte ich die kleinen Körnchen, die der Hülse von Undella filigera ein bräunliches und rauhes Aussehen verleihen, für Kunst - Produkte. Die Tröpfchen sind so dicht gelagert, daß die feine Struktur der Hülse nicht studiert werden konnte. Mit Sicherheit ließ sich nur die Gestalt wiedergeben, und diese ist so abweichend von allen bisher beschriebenen Arten, daß es keinem Zweifel unterliegt, daß es sich um eine neue Art handelt. Die Zugehörigkeit zur Gattung Undella ist bedingt durch die stark lichtbrechenden Lamellen, die deutlich in geringem Abstand voneinander getrennt sind. In der Gestalt und nament- lich durch die Ausbildung der Innen- und Außenlamelle schließt sich diese neue Art an Undella lachmanni, insbesondere an var. caudata an. Wie letztere besitzt auch Undella filigera eine zylindrische Gestalt, wenn auch bei sehr viel geringerer Weite. Das aborale Ende ist kurz vor dem Übergang in die lange fadenförmige Spitze ein wenig ausgebaucht (siehe Fig. 9). Die Spitze, die fast -^ der Gesamtlänge ausmacht, ist vom Wohnfach schärfer abgesetzt als bei Undella lachmanni var. caudata. Sie ist leicht gebogen. In der Weite des Wohnfaches weicht die neue Art von allen Arten des Formenkreises erheblich ab. Während Undella lachmanni 0,03 — <),()4 mm weit ist, beträgt der mittlere Durchmesser von U. filigera etwa die Hälfte des kleinsten Wertes (0,012 — 0,015 mm). Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist der trichterförmig erweiterte Mündungsrand. Die zweite Hülse, die ich zu dieser neuen Art rechne (Tai XLVIII,Fig. 12), wurdeineinemKanada- balsampräparat zwischen Diatomeen entdeckt. Die Hülse selbst war so blaß, daß sie äußerst schwierig zu erkennen war, was sich besonders beim Zeichnen mit dem AsBEschen Zeichenapparat geltend machte. Nur die zwei länglichen Makronuklei mit den beiden runden Mikronuklei verrieten einen Vertreter der Tintinnodeen. Die Gestalt der Hülse ist von der auf Taf. XLVIII, Fig. 9 abgebildeten etwas verschieden. Das Wohnfach hat mehr kegelförmige Gestalt; der Übergang in die Spitze geht ganz allmählich vor sich. Der Mündungsrand ließ keine scharf abgesetzte Erweiterung erkennen. Nach vorn findet die Er- weiterung allmählich statt. Doch ist die Hülse durch den Besitz der langen Spitze so auffallend gekennzeichnet, daß wohl mit Sicherheit anzunehmen ist, daß es sich um dieselbe Art handelt, zumal sie im gleichen Fang gefunden wurde (21. September 1903). Die Hülse ist länger als das andere Exemplar (Taf. IL, Fig. 9), sie mißt 0,216 mm. Der Mün- dungsdurchmesser beträgt 0,015 mm. Was die Gestalt der Hülse (Taf. XLVIII, Fig. 12) anlangt, so ist wohl wenig Gewicht darauf zu legen, da sie bei der Überführung durch die verschiedenen Alkohole deformiert sein kann. Bei starker Ölimmersion ließ die Hülsenwand eine sehr feine Primärstruktur erkennen. Der Weichkörper besitzt zwei längliche Hauptkerne (0,012 x 0,005 mm) und zwei runde Nebenkerne von 0,003 mm Durchmesser. /J.7g Deutsche Siidpolar-Expedition. V. Forineiikreis von Uiulella lieros. Durch den Besitz einer Lanze erinnern manche Hülsen dieses Formenkreises an die Xystonellen. Doch während die echten Lanzentintinnen zarte Wände besitzen, sind die Hülsen dieses Formen- kreises mit derben glänzenden Wänden versehen, wie bei den anderen Arten der Gattung Undella. Brandt unterscheidet in dem Formenkreise drei Arten: 1. Undella Jieros Cleve mit var. a Jcrämeri, mit var. b dnhli und var. c ; 2. Undella armata Brandt mit var. a; 3. Undella tenuirostris Brandt. Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der Arten resp. Varietäten sind von Brandt aus- führHch dargestellt, so daß ieli auf diese Zusammenfassung verweisen kann. Eine Bestimmungs- tabelle ist auf p. 371 gegeben. In dem Material der Deutschen Südpolar-Expedition habe ich außer Undella heros nebst der var. c und Undella armata eine neue Varietät gefunden, die ich als Undella lieros var. gaussi be- schrieben und abgebildet habe (Tai IL, Fig. 23, 24). 10. Undella lieros Cleve. Undella lieros Cleve 1900, p. 974 Textfig. Undella heros Brandt 1906/07, p. 372 tab. 42 fig. 1, la, Ib, 2. Nach Cleve, der die Art zuerst beschreibt, ist die Hülse 9 — 10 mal länger als breit, verlängert, kegelförmig. Die Textfigur läßt keinen abgesetzt verjüngten aboralen Teil erkennen. Vom Lanzen - knauf erweitert sich die Hülse ganz allmählich. In der Bestimmungstabelle für die Arten des Formen - kreises von Undella heros gibt Brandt für die typischen Hülsen an: ,,Sehr schlank, etwa von der Mitte an ganz allmählich verjüngt" (1907, p. 371). Die Zeichnung auf tab. 42 fig. 1 bringt dies deutlich zur Anschauung. Der Knauf ist bei typischen Hülsen kräftig ausgebildet und scharf von der Spitze abgesetzt. Hülsen, die dieser Beschreibung entsprechen, fand ich merkwürdigerweise nur in dem Fange aus dem Maskarenenstrom (15. Mai 1903). Das Gehäuse besaß kegelförmige Gestalt, das von der Mitte an sich aboralwärts verjüngte. Die Spitze war vom Knauf deutlich ab- gesetzt und lang und schmal. Die Länge betrug mehr als die doppelte Breite des Knaufendes. Eine Hülse aus dem Brasilstrom (7. September 1903) konnte der Gestalt nach als typisches Exemplar angesehen werden, doch ist die Spitze hier plumper, die Länge beträgt nicht das Doppelte der Breite am Knauf. Diese plumpere Spitze erinnert mehr an Undella armata, die im Brasilstrom viel häufiger vorhanden war. Die Länge der Hülsen beträgt 0,53 — 0,57 mm; die Weite der öffmmg 0,070 — 0,093 mm. Fundorte: Maskarenenstrom (15. Mai 1903), Brasilstrom (7. September 1903). Interessant ist die Verbreitung dieser Art. Von Cleve wird sie als sehr selten aus der Sargassosee und dem Antillenstrom aufgeführt, später aus dem Florida-, Golfstrom und aus der Sargassosee er- wähnt. Durch die Plankton -Expedition ist sie im Floridastrom und in der Sargassosee wiedergefunden. Als neue Fundorte führt Brandt an: Nordäquatorialstrom, Guineastrom und Südäquatorialstrom. Laackmann, Tintinnodeen. 4.77 Aus dem Material der Deutschen Südpolar -Expedition konnte ich typische Hülsen nur aus einem Fange aus der Grenze von Brasil- und Südäquatorialstrom sowie in dem Indischen Ozean aus dem Maskarenenstrom konstatieren. In sämtlichen Fängen aus dem Südäquatorial-, Guinea- und Nord- äquatorialstrom waren keine typischen Hülsen vorhanden, wohl aber eine andere Varietät, die unten näher beschrieben wird. Typische Exemplare von Undella heros sind Brandt nur aus dem Atlantischen Ozean bekannt. „Undella heros (typisch) habe ich im ganzen warmen Gebiet des Atlantischen Ozeans, dagegen nicht im gemäßigten und kalten Teile desselben und ebensowenig im Mittelmeer gefunden. — Aus dem In- dischen Ozean habe ich keinen einzigen Vertreter dieser Gruppe kennengelernt" (Brandt 1907, p. 371 ). Die fünf Varietäten, die Brandt von den typischen Exemplaren abtrennt und die sich durch stärkere oder schwächere Keduktion des Knaufs unterscheiden, treten nur im Pazifischen Ozean (Tonga-Inseln, Neupommern und Neuseeland) auf. Ausgenommen ist die var. c, die im Golf- strom vorkommt. Undella heros var. ganssi n. var. Taf. IL, Fig. 2.3, 24. Das Charakteristische dieser Varietät liegt darin, daß die Hülse erst vom hinteren Drittel an plötzlich nach dem aboralen Ende zu verjüngt ist. Nach vorn findet eine ganz schwache Erweiterung der Hülse statt. Die Spitze ist vom Knauf scharf abgesetzt; sie ist zierlich, dreimal oder fast dreimal so lang als die Breite der Basis. Die Zahl der Hochfalten ist recht verschieden. Bei den meisten von mir untersuchten Hülsen betrug sie 6 — 7. Bei einer Hülse, die ich auf Taf. IL, Fig. 23 wiedergegeben habe, waren zahbeiche Hochfalten (18) vorhanden, die in sehr schrägen Spiralen verliefen. Doch ist der Verlauf der Hochfalten meist steiler, wie es Figur 24 zeigt. Länge: 0,376—0,470 mm ; Weite: 0,064—0, 1 mm. Fundorte: Südäquatorialstrom (21. September 1903) und Grenze des Guineastromes (l. Oktober 1903). Die Länge ist geringer als die von Undella heros und entspricht etwa der von Undella armata. Die Ausbildung der Lanzenspitze ist bei Undella heros und der var. gaussi die gleiche; in beiden Fällen ist die Spitze zierlich, während sie bei Undella armata recht plump erscheint. Ob es berechtigt ist, die Varietät als selbständige Art den beiden anderen Vertretern des Formenkreises Undella heros und armata gegenüberzustellen, lasse ich dahingestellt. Man könnte zu diesem Schritte gelangen, wenn man die BRANDTsche Einteilung fortsetzte. Ich bin jedoch mehr der Ansicht, die Undella armxita Brandt als Varietät von Undella heros anzusehen. Als Ubergangsstadium betrachte ich die eine Hülse, die ich in einem Fange an der Grenze von Brasil- und Südäquatorialstrom fand. Wenn auch die Verjüngung nach dem aboralen Ende für die Zugehörigkeit zu Undella heros spricht, so zeigte doch die plumpere Gestalt der Spitze Überleitung zu Undella armata. 11. Undella armata var. a Brandt. Taf. XL VIII, Fig. 9. Undella armata var. a Brandt 1906/07, p. 373 tab. 43 fig. ü, 7. Hülsen, die in Gestalt und Größe mit der von Brandt auf tab. 43 fig. 6 und 7 abgebildeten, über- einstimmt, fand ich in ziemlicher Menge im Untersuchungsmaterial vor. Im vorderen Hülsenteil waren Deutsche Südijolar-Expedition. XI. Zoolosrie Ili. 52 478 Deutsche Südpolar-Expedition. Außen- und Innenlamelle etwas auseinanderge wichen. Von der Mitte an verengt sich die Hülse recht plötzlich und setzt sich als dickes gleichmäßiges Rohr bis zum Knauf fort, wo eine leichte Ver- dickung stattfindet. Die Wandverdickung im Knauf vollzieht sich in der gleichen Weise, wie es Brandt beschreibt und deutlich abbildet. Die Spitze ist scharf vom Knauf abgesetzt. Sie macht einen plumperen Eindruck wie die von Undella heros typ. und der var. gaussi. Während hier die Spitze über doppelt so lang ist als breit an der Basis, ist bei Undella armata die Spitze meist weniger als doppelt so lang, selten doppelt so lang. Länge meiner Hülsen: 0,356— 0,48 mm; Weite: 0,056— 0,068 mm. Die Maße stimmen mit Brandts Angaben überein, doch wurden sowohl längere als kürzere Exemplare beobachtet. Nach Brandt mißt die Länge dieser Varietät 0,37—0,40 mm; die größte Weite 0,06 — 0,062 mm. Durch die Weite unterscheidet sich var. a von den typischen Hülsen von Undella armata, die hier 0,09 mm beträgt. So weite Hülsen wurden im Material der Südpolar- Expedition nicht angetroffen. Fundort: Brasilstrom (18., 19., 20., 22., 23. August 1903). Aus dem Atlantischen Ozean ist Undella armata erst durch die Südpolar-Expedition bekannt. Brandt beschreibt die Art nur aus dem Pazifischen Ozean, die typischen Exemplare von den Tonga - Inseln, var. a von Neuseeland. Vielleicht ist dies ein Grund für ihn gewesen, diese Hülsen von Undella heros zu trennen. Nach meinen Beobachtungen, die ich an dem Weichkörper dieser Arten machen konnte, liegt hierzu kein zwingender Grund vor. Alle Tiere, sowohl von Undella heros, var. gaussi und Undella armata besaßen auffallend große Nebenkerne, die meist rund waren. Bei Undella armata traf ich bei einem Tier zwei längliche Nebenkerne an, im gleichen Fange mehrere Tiere mit kugligen Nebenkernen. Das Stadium mit den länglichen Mikronuklei, das ich auf Taf. XL VII, Fig. 9 in 600f acher Ver- größerung wiedergegeben habe, deutet wohl auf ein Fortpflanzungsstadium hin. Bei diesem Tier waren die Makronuklei 0,022 mm lang und 0,007 mm breit. Größe der Nebenkerne : 0,009 x 0,004 mm. Im normalen Stadium Makronuklei 0,011 x 0,007 mm; Mikronuklei 0,005 mm. Die Größenver- hältnisse bei Undella heros var. gaussi (Taf. IL, Fig. 23) sind: Makronuklei 0,01 x 0,016 mm; Mikronuklei 0,007 (—0,008) mm. 12. Undella tenuirOStris (Brandt) n. var. brandti. Taf. L, Fig. 1, 2. Undella Iwos var. c Brandt 1907, p. 373. Undella heros Entz jun. 1909, p. 200 tab. 13 fig. 7. Das eine Exemplar, das mir zur Untersuchung vorlag, bestimmte ich bei der ersten Durchsicht als Varietät von Undella tenuirostris Brandt, und ich neige auch jetzt noch zu der Ansicht, daß es sich um eine Varietät dieser Art handelt. Gemeinsam mit den anderen Varietäten von Undella heros ist diese Varietät durch Fehlen eines Knaufs ausgezeichnet. Abweichend ist, wie Brandt selbst betont, die Gestalt des oralen Hülsenteiles sowie die erheblich geringere Größe. ,,Wie bei der pazifischen Spezies {Undella tenuirostris) weichen auch bei der Golfstrom -Varietät von Undella. heros (c) Innen- und Außenlamelle stark voneinander ab, so daß der obere Gehäuseteil wulstartig verdickt ist" (Brandt p. 373). In Ausbildung des Hinterendes stimmt Undella tenuirostris var. Laackmann, Tintinnodeen. 47g hrandti mit Undella heros var. b daUi überein, d. h. der Lanzenknauf ist von der Spitze gar nicht abgesetzt. Wenn wir nun bei den durch besonders große Länge ausgezeichneten Hülsen von Undella heros ein Schwächerwerden sowie ein völliges Schwinden des Knaufs annehmen, so liegt es nahe, diesen gleichen Vorgang bei der kleinen Undella tenuirostris anzunehmen. Ich trenne aus diesem Grunde die kleinen Hülsen von der großen Undella heros und führe sie als var. hrandti von Undella tenuirostris. Brandt weist schon darauf hin, daß die Hülsen durch starkes Lichtbrechungsvermögen sowie in Größe an die eigentlichen Lanzentintinnen erinnern, z. B. an Xystonella cymatica var. spicaia. Es fehlt jedoch die Sekundärfelderung. Etwas oberhalb der Hülsenmitte beginnen die beiden Lamellen allmählich auseinanderzugehen, bis dicht unter den Mündungsrand, wo die Wand die größte Dicke besitzt; von da laufen sie rascher zu dem scharfen Mündungsrand zusammen. In der dicksten Wandpartie liegen vier Reihen Primärwaben übereinander. Weiter hinten konnten zwei bis eine Wabenreihe gesehen werden. Am aboralen Ende sind sechs schwache Hochfalten vorhanden. Hier springt die Innenlamelle stark nach innen; es findet eine Verdickung der Wand statt, so daß die Waben in sechs Reihen übereinander liegen. Zwischen den dicken Wänden zieht sich ein feiner, nicht spindelförmig erweiterter Kanal, der hinten offen ist. Länge der Hülse: 0,19 mm; größte Weite: 0,03.5 mm. Die von Brandt gefundenen Hülsen dieser Varietät maßen 0,21 mm. Die Länge von Undella tenuirostris typ. ist nach Brandt: 0,24 — 0,27 mm; die Weite 0,052 — 0,057 mm. Die Hülse aus dem Material der Südpolar -Expedition ist also etwas kleiner. Fundort: Maskarenenstrom (15. Mai 1903). Durch die Plankton-Expedition ist die Varietät aus dem Golfstrom und aus der Sargassosee bekannt, während die typische Undella tenuirostris bei Neupommern gefunden wurde. Auffallend ist, daß die typischen Hülsen von Undella heros mit wohlausgebildetem Lanzen- knauf nur im Atlantischen Ozean konstatiert sind, während die kleine Art Undella tenuirostris mit deutlichem Knauf aus dem Pazifischen Ozean (Neupommern) bekannt ist. Umgekehrt kommen die Varietäten von Undella heros, bei denen der Lanzenknauf rückgebildet, nur im Pazifischen Gebiete vor, dagegen ist die var. hrandti bisher nur in dem Atlantischen und Indischen Ozean ge- funden worden. Gattung- Tintinnus Schrank. Wie Brandt in den Tintinnen der Plankton-Expedition ausdrücklich betont, ist die Gattung Tintinnus in dem Sinne, wie sie von Fol, Entz und v. Daday geschaffen wurde, auf durchaus künstlicher Grundlage aufgebaut. Sie ist allein begründet auf die Struktur der Hülse. Die Hülsenwand ist meist sehr dünn und mit sehr zarten, schwer erkennbaren Primärwaben versehen. Nur bei der Gruppe Tintinnus suhulatus sind die Waben verhältnismäßig deutlich. Eine Sekundär - struktur fehlt stets. Brandt zählt zu dieser Gattung 24 Arten, unter denen er einige zu Formenkreisen vereinigt. Im Material der Deutschen Südpolar-Expedition habe ich die nachstehend verzeichneten Arten in den bezeichneten Fängen angetroffen, 62* 480 Deutsche Südpolar-Expedition. Verbreitung der Gattung Tintinnus nach den Resultaten der Deutschen Südpolar-Expedition. Südl. Atlant. Ozean 3. I 11. j 18. ! 19. [ 22. VIII. Vlll. VIII.'VIlI.iVlIl Tropischer Atlant. Ozean 26. I 1. VIII.I IX. 7. I 11. IX. I IX. 18. IX. 21. IX. 1. I 10. I 13 X. X. X. Tintinnus glockentögeri Brandt Tiniinmis ammünatoiäes n. sp Tintinnus unäalus (Jörg.) Tintinnus hulbosus Brandt Tintimius jrdknoi v. Daday Tintinnus jraknoi var. c Brandt Tintinnus lusus-undae Entz Tintinnus lusus-undae Entz var. b Brandt Tintinnus inquilinus 0. Fr. Müller Tintinnus datura Brandt Tintinnus amphora var. hrasiliensis n. var. , Tintinnus amphora var. dadayi Jörg Tintinnus palliatus Brandt Tintinnus steenstrupi Claparede u. Lachmann + + + + + + + + + + + + + I. Foriiienkreis Tiiitinmis acuiniiiatus. 1. Tintinnus glockentögeri (Brandt). Tintinnus acuminatus var. c glockentögeri Brandt 1906/07, p. 390 tab. 67 fig. 7, 8; tab. 68 fig. 1—5, 5a. Als Tintinnus acuminatus var. glockentögeri beschreibt Brandt eine Hülse, die durch größere Schlankheit, weniger ausgesprochen spiraligen Verlauf der Hochfalten, sowie durch den umgebogenen Mündungsrand der trichterförmigen Erweiterung am Vorderende von den typischen Acuminatus- Hülsen verschieden sind. Im I. Teil, bei Beschreibung der antarktischen Hülsen der Acuminatus- Gruppe habe ich die Gründe hervorgehoben, die mich veranlaßten, diese langen Hülsen als besondere Art anzusehen. (S. 410) Auch Brandt spricht die Möglichkeit aus, daß es sich um eine selbständige Art mit zwei oder drei Varietäten handeln könnte. Im Material der Deutschen Südpolar-Expedition wurde die Art nur in einem Fange angetroffen. Die Größe stimmt nicht ganz mit den Angaben Brandts überein. Ich fand noch etwas kleinere Hülsen. Länge: 0,29 — 0,3mm (nach Brandt 0,3 — 0,4mm); Weite in der Mitte 0,02mm, des Mündungsrandes 0,35 mm. Fundort: Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903). (Über Verbreitung siehe I. Teil, S. 411.) Wie bei Tintinnus acuminatus konnten bei dieser Art zwei kuglige Hauptkerne und zwei kleine runde Nebenkerne nachgewiesen werden. 2. Tintinnus acuminatoid.es n. sp. Taf. L, Fig. 6. Diagnose: Hülsen schmal mit schwach erweiterter, glattrandiger Krempe, die am Mündungs- rand nach innen umgebogen ist. Laackmann, Tintinnodeen. 481 Länge: 0,35—0,375 mm; Weite in der Mitte: 0,012 mm, der vorderen Öffnung 0,021 mm. Bei der Beschreibung der antarktischen Hülsen (S. 410) habe ich die Gründe dargelegt, die mich veranlaßten, die Hülsen mit mäßig erweiterter, nach innen umgebogener Mündungskrempe von der Art Tintinnus acuminatus zu trennen. Bei beträchtlicher Länge sind die Hülsen dieser neuen Art recht schmal. Die Weite der Hülsen beträgt etwa die Hälfte von der der typischen ^cmm- natus -Ruhen. Sie nähern sich hierin der vorigen Art Tintinnus glockentögeri, auch insofern, als am hinteren Ende eine schwache Anschwellung der Hülse vorhanden ist. Die Hochfalten sind nur schwach entwickelt und verlaufen (4 — 6) recht steil. Fundort: Brasilstrom (1. September 1903) St. Helena. 3. Tintinnus undatus (Jörgensen) Brandt. Taf. L, Fig. 5. Tintinnus acuminatus var. uiidata Jörgensen 1900, p. 95. Tintinnus acuminatus var. undata Jörgensen 1905, p. 142. Tintinnus undatus Brandt 1906/07, p. 391 tab. 67 fig. 3, 4, 10. In Gestalt übereinstimmend, ist diese Art durch die Zähnelung des Mündungsrandes von Tintinnus acuminatus verschieden. ,,Die mäßig erweiterte Mündung, die sonst bei Tintinnus acumi- natus weit trichterförmig und glattrandig ist, besitzt einen aiisgezackten Band mit zwei bis sechs spitzen Haken oder Zacken, die durch Umlegen des Mündungsrandes nach innen gebildet sind" ■ {Brandt p. 391). Hülsen, die dieser Diagnose genau entsprechen, habe ich nicht gefunden. Wohl aber solche, die einen Übergang zu Tintinnus acuminatus, insbesondere zu der neuen Art Tintinnus acumi- natoides darstellen. Hier war der Mündungsrand glatt, aber deutlich nach innen geschlagen. Einen ganz schwach wellig verlaufenden Mündungsrand besaßen Hülsen aus dem Südäquatorialstrom. Ich konnte drei Erhöhungen am Rande wahrnehmen, die durch flache Wellentäler verbunden waren. Eine deutliche Ausbildung von Zähnen, wie sie Brandt auf tab. 67 fig. 3, 4 und 10 darstellt, habe ich nicht bemerkt. Die stärkste ,, Zähnelung" ist auf Taf. L, Fig. 5 gezeichnet. Häufiger war die Wellenlinie noch schwächer. Zahl der Hochfalten 6 — 7. Länge der Hülsen: 0,190— 0,205 mm. Für die typischen Hülsen gibt Brandt im Text keine Werte an. Nach den in 940- und 225f acher Vergrößerung gezeichpeten Exemplaren (tab. 67 fig. 3, 3 a und 10) schwankt die Länge zwischen 0,31—0,34 mm. Die Länge der var. unguiculata beträgt nach Brandt 0,230—0,29 mm. Meine Hülsen zeichnen sich demnach durch geringere Länge aus. Fundort: Südäquatorialstrom (18. September 1903). II. Foniieiikreis von Tiiitiiimis gaiiyiiiedes. 4. Tintinnus bulbosus Brandt. Tintinnus hulbosus Brandt 1906, Tafelerklärung p. 9 tab. 70 fig. 4, 5; 1907, p. 412. Tintinnus lulbosus Entz jun. 1909, p. 200 tab. 13 fig. 10. Diese Art war nur in typischen Exemplaren im Untersuchungsmaterial vorhanden, am aboralen Ende ,, unweit der kurzen, scharfen Spitze mit einer kugeligen Anschwellung versehen" (Brandt 1907, p. 412). 482 Deutsche Südpolar-Expedition. Die Länge stimmt mit den Angaben Brandts überein (meist 0,125 mm). Nacb Entz jun. besitzt das Tier vier Makronuklei. Fundorte: Südäquatorialstrom (21. September 1903), Brasilstrom (26. August 1903). In dem ersten Fange war die Art recht häufig vorbanden. Typische Hülsen waren bisher nur aus dem Südäquatorialstrom durch die Plankton -Expedition bekannt. Anmerkung: Die von Entz jun. auf taf. 6 fig. 10 abgebildete Hülse ist nicht als Tintinnus hulhosus anzusehen. Es fehlt die kugelige Anschwellung des Hinterendes. Nach der Zeichnung würde sie mit Tintinnus ganymedes Entz sen. (1884, tab. 24 fig. 17) identisch sein. III. Foriiieiikreis von Tintiiiims frakiioi. 5. Tintinnus fraknoi v. Daday. Synonymik siehe Brandt 19U7, p. 423. Tintinnus fralcnoi Brandt 1906/07, p. 423 tab. 65 fig. 9, 13. Tinlimnis frahioi Okamura 1907, p. 136—140 t;il). 6 fig. 67a, b. Tintinnus frahioi Entz jun. 1909, p. 162. Typische Hülsen wurden gefunden: (Brasilstrom 11., 18., 19., 23. August, 1. September 1903), Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903); Nordäquatorialstrom (13. Oktober 1903). In einem Falle wurden vier längliche Kerne beobachtet, die alle mit einem Kernspalt versehen waren. Tintinnus fraknoi var. c Brandt. Tintinhus frahioi var. c. Brandt 1906/07 p. 424. tab. 65 fig. 20 nnd 16. Zu dieser Varietät, die sich durch schmälere Hülsen auszeichnet, muß ich ein Gehäuse aus dem Maskarenenstrom rechnen. Es ist etwas größer als Brandts Hülsen aus dem indo- pazifischen Gebiet und stimmt mit der Länge der atlantischen Exemplare überein. Nach Brandt beträgt die Länge dieser Varietät aus dem Atlantischen Ozean 0,28 — 0,38 mm. diejenige der indo- pazifischen Hülsen 0,26 — 0,34 mm. Die mir vorliegende Hülse war 0,386 mm lang. Die Weite der vorderen Öflinung beträgt 0,054 mm, die der hinteren 0,016 mm, Werte, die den von Brandt angegebenen entsprechen. Nach Brandt mißt die orale Öfl^nungsweite 0,050 — 0,065 mm, die aborale 0,018—0,037 mm. Fundort: Maskarenenstrom (15. Mai 1903). 6. Tintinnus lusus-undae Entz. Taf. L, Fig. 3. Synonymik siehe Brandt 1907, p. 420. Tintinnus lusus-undae Brandt 1906/07, p. 420 tab. 65 fig. 11. Hülsen, die dem Typus dieser Art entsprechen, fand ich in zwei Fängen aus dem Südäquatorial- strom (21. September 1903) und an der Grenze des Guineastromes (I.Oktober 1903). Die Hülsen waren .streng zylindrisch und am vorderen Mündungsrand erweitert. In der Mitte war keine Aus- bauchung vorhanden. Die Größe stimmt mit den BRANDTschen Angaben überein. Tintinnus lusns-nndae var. b Brandt. Hülsen von den typischen durch Ausbauchung des mittleren Teiles verschieden. Laackmann, Tintinnodeen. 483 Länge: 0,162— 0,173 mm; Weite der vorderen Öffnung 0,035mm, der hinteren 0,018 bis 0,022 mm. F 11 n d o r t: Brasilstrom (19. August 1903). Die Varietät ist zuerst von Brandt von Neupommern beschrieben. Die Größenangaben sind etwas abweichend. Die Länge dieser Hülsen beträgt 0,11— 0,175 mm, sie sind also in vielen Fällen kleiner als die südatlantischen. Die Weite am Vorderende mißt nach Brandt 0,035 bis 0,045 mm, an der hinteren Öffnung 0,022—0,030 mm. Die Hülsen im Brasilstrom sind somit durch etwas geringe Breite aiisgezeichnet. Eine Zyste, ähnlich den Dauerzysten, wie sie von Hensen und mir 1906 bei Tintinnus subulatus beobachtet wurden, fand ich in einer Hülse von Tintinnus lusus-undae in einem Fange aus der Äquatorgegend (21. September 1903). Die Zyste liegt mehr im hinteren Teile der Hülse, während sie bei Tintinnus subulatus stets im vorderen Hülsenteil vorkamen. Sie besitzt ovale Gestalt und ist doppelt so lang wie breit. Die Länge betrug 0,055 mm, die Breite 0,028 mm. Die äußere Hülle ist sehr dünn und zart. Eine doppelte Kontur, wie ich sie stets bei Tintinnus subulatus wahrgenommen habe (1906, 2, tab. 3 fig. 47), ist bei dieser Art nicht vorhanden. Auch fehlt die schirmartig aus- gespannte Membran, die die Zyste mit der Hülsenwand verbindet. Statt dessen ist sie mit einem kleinen Stiel an der Hülswand befestigt. Die Zystenmembran von Tintinnus lusus-undae scheint sehr gelatinös zu sein. Zahlreiche kleine Fremdkörperchen waren vorn und hinten auf der Membran festgeklebt. Das Plasma der Zyste, von dem die äußere Membran weit abgehoben ist, hat ein sehr fein strukturiertes Aussehen. Ferner waren auf dem Glyzerinpräparat im Innern unregelmäßig zerstreut viele kleine Körnchen von etwas dunklerem Aussehen zu erkennen, die aber in dem hinteren, etwa kughg abgegrenzten Teile fehlten. Weiter waren leicht gebogene Streifen, die quer zur Längs- achse verliefen, sichtbar. Kerne konnten auf dem Glyzerinpräparat nicht erkannt werden. Ich versuchte über die Kern- verhältnisse dieser Zyste genaueren Aufschluß zu erlangen, indem ich sie aus dem Glyzerinpräparat herausnahm und, mit Alaunkarmin gefärbt, in Kanadabalsam einbettete. Bei diesem Verfahren wurden die Hülsen sowie die äußere Zystenmembran völlig unsichtbar. Dagegen war, dicht das Plasma umgebend, eine derbe, doppelt konturierte Membran erkennbar, die hinten mit kurzern, stark lichtbrechendem Stiel an der Wand des Gehäuses befestigt war. Was die Kernverhältnisse anlangt, habe ich feststellen können, daß eine Kernverschmelzung stattgefunden hat, wie ich dies früher an Cyttarocylis {Coxliella) helix beobachtet habe. War der untere kuglig abgegrenzte Teil der Zyste auch nicht stärker gefärbt, so war doch die Struktur feinkörniger, es fehlten die runden Körnchen, die im übrigen Teil zerstreut verteilt waren. Eine ähnliche Zystenbildung hat neuerdings Entz jun. bei einem Exemplar derselben Art an- getroffen, ferner in mehreren Gehäusen von Rhabdonella spiralis. 7. Tintinnus inquilinus (0. Fr. Müller) v. Daday. Tintinnus inquilinus v. Daday 1887, p. 528 tab. 18 fig. 2, 10 — 13. Tintinnus inquilinus Entz jun. 1909, tab. 13 fig. 11. Eine Hülse, die mit der von v. Daday auf tab. 18 fig. 10 und mit der von Entz jun. 1909 tab. 13 fig. 11 abgebildeten übereinstimmte, habe ich in einem einzigen Fange gefunden. Die Größe ^g^ Deutsche Südpolar-Expedition. entspriclit den Angaben v. Dadays. Länge 0,108 mm; Weite der vorderen Öffnung 0,032 mm, der hinteren 0,016 mm. Ein Weichkörper war nicht vorhanden. Am vorderen Teil der Hülse war eine Chaetoceraszelle festgeheftet, ganz ähnlich, wie es die ÜADAYsche Figur (tab. 18 fig. 10) darstellt. Fundort: Brasilstrcmi (11. August 190.3). Eine eingehende Beschreibung der Hülse sowie des Weichkörpers finden wir nur bei v. Daday (1887). Der Stiel haftet in der Nähe der trichterförmigen Verengung. Die Zahl der ovalen Haupt- kerne beträgt 4, was neuerdings durch die Untersuchung von Entz jun. bestätigt wird (1909, tab. 13 fig. 11). Die Zahl der rundlichen Nebenkerne ist nach den Angaben von Daday verschieden. Er fand bald nur einen einzigen Nebenkern zwischen dem dritten und vierten Hauptkern, bald zwei zwischen dem ersten und zweiten resp. dritten und vierten. Nach den neueren Untersuchungen von Faure - Fremiet sind bei Tintinnus inquüinus zwei Formen zu unterscheiden: 1. die von Ehrenberg in Kopenhagen beobachtete, deren Hülse am aboralen Ende abgerundet ist; 2. die von Claparede und Lachmann sowie von Daday gefundenen Formen, deren Hülsen an beiden Seiten offen sind. Die erste Form ist festsitzend, die letztere dagegen freischwimmend, bisweilen an kleinen Algen (Diatomeen) festsitzend. Von Tintinnus inquilinus ist Tintinnidium inquilinum Faure -Fremiet zu unterscheiden. Diese Art ist hinten kegelförmig abgestumpft und mit den hinteren Teilen an Algen festsitzend. Das an der Seitenwand festgeheftete Tier besitzt nur einen Makronukleus. 8. Tintinnus datura Brandt. Taf. XLVIir, Fig. 10 und 11; Taf. L, Fig. 4. Tintinnus äatum Brandt 1900, Tatelerkliiniiig p. 10 tab. 05 fig. 22, 23; tab. 00 fig. 1. In Form erinnert diese Art an Tintinnus jraknoi, besitzt jedoch auf der Wand spiralig ver- laufende Hochfalten. Die Zahl der Falten scheint etwas verschieden zu sein. Die mir vorliegenden Hülsen hatten im allgemeinen weniger Hochfalten (8 — 10) als die Zeichnungen Brandts erkennen lassen. Die vordere Öffnung ist trichterförmig erweitert, bisweilen recht stark, die hintere stets nur schwach. Die Hülse ist sehr zart und scheint klebrige Eigenschaft zu besitzen. In vielen Fällen war die Hülse mit anhaftenden Partikelchen bedeckt. Länge: 0,4 mm; Weite der oralen Öffnung: 0,08— 0,12 mm, der aboralen 0,025 mm. Länge nach Brandt 0,2 — 0,45 mm. Fundorte: Südäquatorialstrom (18., 21. September 1903); Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903). Aus demselben Gebiet ist die Art von der Plankton -Expedition bekannt. In zwei Fällen konnte der Weichkörper von Tintinnus datura näher untersucht werden. Die Kernverhältnisse waren bei den beiden Tieren verschieden. Bei dem einen auf Taf. XL VIII, Fig. 10 abgebildeten Stadium fand ich vier Kerne, die nicht in einer Längsreihe gelegen waren. Der eine, kleiner als die drei anderen, lag etwa neben dem hintersten Kern. Der Kern zwischen dem ersten und dritten hatte mehr rundliche Gestalt, während die anderen länglich oval waren. Er war nicht so intensiv mit Alaunkarmin gefärbt als die drei anderen. Nebenkerne wurden nicht bemerkt, trotz der ziemlich guten Färbung mit Alaunkarmin, wodurch nur die Kerne intensiv rot gefärbt wurden, das Plasma dagegen ungefärbt blieb. Laackmann, Tintinnodeen. 485 Das zweite Stadium (Tai XL VIII, Fig. 11) zeigte drei Kerne. Der in der Mitte gelegene besaß kuglige Gestalt und zeigt im Innern schwarz bis schwarzbraun gefärbte Chromatinsubstanz, während die beiden anderen blaßrot gefärbt waren. Auch hier waren keine Nebenkerne sichtbar. IV. Foi'iiieiikreis von Tiiitinims nniphora iiiul steeiistriipi. 9. TintinnuS amphora Cl. u. L. var. brasiliensis D. var. Tat. L, Fig. 11. Taf. XLVIll, Fig.' 14. Die neue Varietät von Tintinnus amphora stehtdervar. quadrilineuta (Claparede und Lachmann) Brandt am nächsten. Von den typischen Hülsen unterscheiden sich nach Brandt die Hülsen von Tintinnus amphora var. quadrilineata dadurch, daß sie weniger schlank und im allgemeinen auch kürzer sind (Brandt 1907, p. 434). Ferner erstrecken sich die blattartigen Hochfalten noch weiter am Gehäuse hinauf. Solche Hülsen fand ich im Material der Deutschen Südpolar-Expedition in zwei Fängen. Auf Taf. L, Fig. 11 habe ich einige dieser Hülsen wiedergegeben. Der Mündungsrand ist schwach nach außen gebogen. Unterhalb desselben findet bei verdickter Wand eine leichte Einschnürung statt. Dann erweitert sich die Hülse wieder und besitzt dicht hinter der Verengung die größte Weite. Nach hinten wird sie allmählich enger. Diese Form würde am meisten der Hülse gleichen, die v. Daday auf tab. 18 fig. 5 als Tintinnus quadrilineata abbildet, die wegen der abweichenden Gestalt und geringen Größe später von Jörgen sen als besondere Art (1899) Tintinnus dadayi, von Brandt 1907 als var. dadayi von Tintinnus amphora abgetrennt worden ist. Jedoch ist die Verengung im vorderen Hülsenteil bei weitem nicht so stark ausgeprägt bei den Hülsen, die ich als neue var. brasiliensis beschreibe. Die blattartigen Hochfalten erstrecken sich bis über die Mitte der Hülse hinauf. Es sind drei solcher Falten vorhanden. Von allen bekannten Formen ist der aborale Teil abweichend gestaltet. Die Hülse ist hinten etwas abgeplattet und etwas stumpf zugespitzt. Die Innenlamelle ist blasig nach innen empor- getrieben, so daß man im optischen Querschnitt eine bi- oder plankonvexe Linse erkennt. Ich habe diese Verdickitng, die bei den bisher beschriebenen Formen fehlt, bei allen Hülsen, die mir zur Untersuchung vorlagen, bemerkt. In der Größe stimmt Tintinnus amphora var. brasiliensis mit den Hülsen von Tintinnus amphora typ. überein. Nach Brandt beträgt die Länge der typischen Art 0,145 — 0,19 mm. Die Länge meiner Hülsen beträgt 0,135 — 0,197 mm. Die größte Weite beträgt 0,05 — 0,08 mm. Über die Zahl der Kerne bei Tintinnus amphora liegen bisher nur Angaben von v. Daday vor. Er findet vier Hauptkerne. Nebenkerne sind von ihm nicht bemerkt. Die Tiere dieser neuen Varietät besitzen, wie ich auf gefärbten Kanadabalsam-Präparaten fest- stellen konnte, nur zwei etwas längliche Hauptkerne mit zwei runden Nebenkernen. (Taf. XL VIII, Fig. 14.) Wenn es wirklich der Fall sein sollte, daß die Neapeler Exemplare in der Kernzahl von denen der var. brasiliensis abweichen sollten, was ich bezweifle, würde diese Varietät als Art ab- zutrennen sein. Entz jun. gibt 1909 keine Angaben über die Zahl der Kerne von Tintinnus amphora. Die Beobachtung v. Dadays, wonach Tintinnus amphora vier Kerne besitzt, bedarf der Be- stätigung. Deutsche Sildpolar-Expedilion. XL Zoologie IIT. 63 4.8(5 Deutsche Südpolar-Expedition. Fundorte: Bei St. Helena (26. August 1903, I.September 1903). Die Art scheint hauptsächlich in der Nähe der Küste vorzukommen. In keinem der übrigen Fänge habe ich sie nachweisen können. Brandt hat 1896 für Tintinnus mnphora var. quadrilineata eine ähnliche Verbreitung angenommen und diese Varietät als hemipelagisch bezeichnet. Spätere Untersuchungen Brandts haben jedoch ergeben, daß die Art auch auf hoher See vorkommt. Die Plankton-Expedition fischte solche Hülsen im Nordäquatorialstrom, in der Sargassosee und im Floridastrom. Tintinnus aniphora var. dadayi Jüegensen. Tat. L, Fig. 12. Amphorella quadrilineata v. Daday 1887, p. 535 tab. 18 fig. 5. Amphorella dadayi Jörgensen 1899, p. 15. Tintinnus amphora var. dadayi Brandt 1907, p. 434. Tintinnus ampliora var. dadayi Entz jun. 1909, p. 200. Diese Art, die von v. Daday zuerst als Amphorella quadrilineata Claparede und Lachmann be- schrieben wurde, zeichnet sich von den typischen Hülsen von Tintinnus ampliora sowie von den anderen Varietäten quadrilineata und brasiliensis durch sehr geringe Größe der Hülsen aus. Auch in der Gestalt sind erhebliche Unterschiede vorhanden, die es höchst wahrscheinlich machen, daß es sich bei diesen kleinen Hülsen, von denen ich das eine mir vorliegende Exemplar auf Taf, L, Fig. 12 in 600 facher Vergrößerung wiedergegeben habe, um eine besondere Art handelt. Das von mir abgebildete Exemplar stammt aus dem Fange von St. Helena und wurde zu- sammen mit Tintinnus amphora var. brasiliensis gefunden. Wenn auch die äußere Gestalt der Hülse nicht vollkommen mit der von v. Daday abgebildeten übereinstimmt, so möchte ich sie dennoch einstweilen mit dieser Form vereinigen, um soviel mehr, als die DADAYsche Beschreibung recht unvollkommen ist. Nach V. Daday ist die Hülse seiner Amphorella quadrilineata strukturlos, überall gleich dick- wandig, „eprouvettenähnlich", von vorn nach hinten aber bedeutend verengt. Am vorderen Drittel befindet sich eine halsartige Einschnürung, wodurch die Öffnung eine bedeutende Krempe bildet. Das Hinterende ist abgerundet. Eine Verdickung der Wand an der halsartigen Einschnürung, ebenso Falten hat v. Daday nicht wahrnehmen können. Auf Grund dieser Abweichungen schlägt Jörgensen 1899 vor, die Neapeler Hülsen als besondere Art von Tintinnus quadrilineata Claparede und Lachmann abzutrennen. Brandt hält es für ziemlich sicher, daß die beiden Unterschiede (das Fehlen der Wandver- dickung sowie der Hochfalten) auf unzureichender Untersuchung beruhen. Wegen der Form- verschiedenheit trennt er die Neapeler Hülsen als Varietät von Tintinnus amphora ab. Nach der Abbildung v. Dadays nimmt er an, daß die Hochfalten des Neapeler Exemplares, die v. Daday übersehen haben soll, eine andere Gestalt haben als die Hülsen von Tintinnus amphora var. quadri- lineata von den Bermudas -Inseln (tab. 69 fig. 3). Die Hochfalten des Neapeler Exemplares werden an der Halseinschnürung sich am stärksten aus der Fläche heben und sich nach hinte^i zu allmählich verlieren, während bei dem Bermudas -Exemplar {Tintinnus amphora var. quadrilineata tab. 69 Fig. 3) die Blätter etwa in der Mitte am stärksten hervortreten. Laackmann', Tiutinnodeen. 487 Nach V. Daday sind diese kleinen Hülsen, deren Länge nur 0,072 mm beträgt, nicht wieder untersucht worden. Entz jun. führt zwar neuerdings 1909 in einer Tabelle die beobachteten Tintinniden des Golfes vonNeapel (p. 201) Tintinnus ampÄora Claparede undLACHMANN var. daday i Brandt an, jedoch eine nähere Beschreibung habe ich nicht gefunden. Um so überraschender war für mich das Auftreten einer kleinen Hülse in einem Planktonfange von St. Helena, die wohl mit dem ÜADAYschen Exemplar identifiziert werden könnte. Von den ziemlich häufig auftretenden Hülsen der vorigen var. brasiliensis war diese Hülse, abgesehen von der sehr viel geringeren Größe, dadurch verschieden, daß eine Verdickung der Wand im vorderen Hülsenteile fehlte. Auch besitzt die Hülse vorn nicht die starke halsartige Einschnürung, die V. Daday für das Neapeler Exemplar beschreibt und zeichnet. Dicht unter der Öffnung ist die Hülse nur wenig verengt, um im mittleren Teile allmähhch weiter zu werden. An dieser Stelle und nicht an der halsartigen Einschnürung, wie Brandt für das Neapeler Exemplar annimmt, treten die acht Falten am stärksten hervor. Die Falten sind von der vorderen Öffnung bis hinten deutlich zu verfolgen und verlaufen nicht ganz gerade. Das Hinterende der Hülse ist nicht so regelmäßig abgerundet, wie es v. Daday fig. 5 auf tab. 18 zeigt, sondern etwas stumpf zuge- spitzt. Die Länge der Hülse ist noch geringer, als v. Daday angibt. Sie beträgt nur 0.054 mm, während das Neapeler Exemplar 0,072 mm lang ist. In der Hülse war ein gut konservierter Weichkörper vorhanden, der im Glyzerinpräparat zwei verhältnismäßig große, runde Hauptkerne erkennen ließ. Zwei Nebenkerne glaubte ich auf dem ungefärbten Präparat ebenfalls zu erkennen. v. Daday macht über den Weichkörper folgende Angaben: Der Körper ist farblos, grob granu- liert. Der Stiel hat nur die halbe Länge des Körpers und ist in der Mitte des abgerundeten Endes der Hülse befestigt. Das Peristom zerfällt in 18 abgerundete Läppchen, die in Zahl den adoralen Wimperplättchen entsprechen. Die vier Kerne sind rundlich. Nebenkerne fand ich keine. Die große kontraktile Vakuole liegt im Grunde des Stieles. Bemerken möchte ich noch, daß die Hülse von gallertartiger Konsistenz sein muß. Zahlreiche kleine Schmutzpartikelchen waren auf der Hülsenwand angeklebt. Auftreten: Nach den Untersuchungen mittels Planktonnetzen scheinen diese kleinen Hülsen sehr selten vorzukommen, v. Daday gibt an, daß dieselben in Neapel zu den selteneren Arten gehören. Er fischte sie von Ende März bis Mitte April. Entz jun. erwähnt Tintinnus amphora Claparede und Lachmann var. dadayiBRANBT bei der Aufzählung der im Golf von Neapel beobachteten Tintinnen. Ob er selbst die Hülsen gefischt hat, habe ich seinen Ausführungen nicht entnehmen können. Im Quarnero und Quarnerolo ist diese Art nach seiner Aufzählung (p. 198) nicht vor- handen, wohl aber Tintinnus amfhora, die im Golf von Neapel nach der Aufzählung nicht vor- kommt. In der Tabelle über das monatliche Erscheinen der gemeinsamen Tintinnidenarten des Golfes von Neapel und des Quarnero (p. 194) wird nur Tintinnus amphora erwähnt. In der folgenden Tabelle über das monatliche Erscheinen der Tintinnidenarten des Golfes von Neapel ist diese Art überhaupt nicht angeführt. Die Deutsche Südpolar-Expedition fand die Art bei St. Helena (1. September 1903). 63* 488 Deutsche Siidpolar-Expedition. 10. Tintinnus palliatus Brandt. Tiniinnus palliatus Brandt 1906/07, p. 436 tab. 70 fig. 1. Die mir in wenigen Exemplaren vorliegenden Hülsen dieser Art stimmen mit der Beschreibung Brandts vollkommen überein, so daß ich auf die Beschreibung der Hülse nicht näher einzugehen brauche, sondern auf die Ausführung Brandts verweise. Brandt stellt die Art in den Formenkreis von Tintinnus amphora und steenstrupi und erwähnt, daß sie durch den Besitz von drei aboralen Hochfalten an Tintinnus amphora var. quadrilineata erinnert. Ich konnte bei einem Exemplar von Tintinnus palliatus mit Sicherheit feststellen, daß nur zwei kugelige Hauptkerne vorhanden waren. Nebenkerne habe ich mit Sicherheit nicht nachweisen können. Fundort: Grenze des Guineastromes (I.Oktober 1903). Die Art ist bisher nur aus dem Atlantischen Ozean durch die Plankton -Expedition bekannt und zwar aus dem Floridastrom, der Sargassosee und dem Südäquatorialstrom. 11. Tintinnus steenstrupi Clap. u. Lachm. Synonymik siehe Bra.xdt 1907, p. 437. Tintinnus steenstrupi Brandt 1906/07, p. 437 tab. 69 fig. 1, 2, 9. Typische Hülsen dieser Art wurden nur selten im Untersuchungsmaterial gefunden und zwar nur in zwei Fängen aus der Grenze des Guineastromes und aus dem Nordäquatorialstrom. Die Hülsen besaßen am aboralen Ende sechs Hochfalten. Länge: 0,100— 0,133 mm; Weite in der Mitte: 0,03— 0,04 mm. Fundorte: Grenze des Guineastromes (I.Oktober 1903) und Nordäquatorialstrom (13. Oktober 1903). Eine Hülse, die ganz der Gestalt von Tintinnus steenstrupi entsprach, sich aber durch geringe Breite und durch das Fehlen der Hochfalten von den typischen Hülsen unterscheidet, fand ich in einem Fange bei Neu -Amsterdam. Die Länge beträgt 0,135 mm, die Weite in der Mitte 0,17 mm, die öffnungsweite 0,038 mm. Ob diese Hülse eine besondere Art oder Varietät darstellt, läßt sich nach der einen mir vorliegenden Hülse nicht entscheiden. Litern turvei'zeicliiiis. (Eine Zusammenstellung der gesamten Tintinnen -Literatur haben neuerdings Brandt und Entz jun. 1909 gegeben Im folgenden sind nur die Arbeiten aufgezählt, auf die im Text Bezug genommen ist.) 1892 Biedermann, R, Über die Struktur der Tintinnen-Gehäuse. Kiel 1892. S. 1—38. 3 Taf. 1896 Brandt, K., Die Tintinnen (der Grönland-Expedition unter Leitung von Dr. v. Drygalski. 1892 — 1893). Bibliotheca zoologica. Heft 20, Lfg. 2, 28 S., 1 Taf. 1906 Brandt, K., Die Tintinnodeen der Plankton-Expedition. Ergebnisse der Plankton-Expedition. Tafelerklärung nebst kurzer Diagnose der neuen Arten. S. 1—33; Atlas 70 Taf. 1907 Brandt, K., Die Tintinnodeen der Plankton-Expedition. Systematischer Teil. S. 1—488. 1888—1889 BÜTSCHLi, 0., Protozoa. 3. Abt. Infusoria. Bronn, Klassen und Ordnungen des Tierreiches. 1 Bd. 1858—1860 Claparede, Ed., und Lachmann, Joh., Etudes sur les Infusoires et es Rhizopodes. Geneve et Bäle. Tome 1. Laackmann, Tintinnodeen. 489 1899 Cleve, P. T., Plankton collecli'd by the Swedish Expedition to Spitzbergen in 1898. Kgl. Svensk. Vetensk. Akad. Handl. Vol. 22. Nr. 3. 51 p. 4 Taf. 1900 (1) Cleve, P. T., The Plankton of the North Sea, the English Channel and the Skagerak in 1898. Kgl. Svensk Vetensk. Akad. Handl. Vol. 32. Nr. 8. 53 p. 4 Fig. 1900 (2) Cleve, P. T., Some Atlantic Tintmnodea. Öfvers. Kgl. Vetensk. Akad. Förhandl. Vol. 56 (1899, Nr. 10, p. 969— 975. 12 Fig.). 1900 (3) Cleve, P. T., Report on the Plankton coUected by the Swedish Expedition to Greenland 1899. Kgl. Svensk. Vetensk. Akad. Handl. Vol. 34. Nr. 3, 22 p. 1901 Cleve, P. T., Plankton from the southern Atlantic and the soutlieni Indiau Ocean. Öfvers. Kgl. Vetensk. Akad. Förhandl. Vol. 57 (1900), p. 919—938. 4 Fig. 1887 Daday, J. V., Monographie der Familie der Tintinnodeen. Mitt. zool. Stat. Neapel. Bd. 7, p. 473—591, tab. 18—21. 1884 Entz, G.,sen., Über Infusorien des Golfes von Neapel. Mitt zool. Stat, Neapel Bd. 5, p. 289—444, tab. 24. 1885 Entz, G.,sen., Zur näheren Kenntnis der Tintinnodeen. Mitt. zool. Stat. Neapel Bd. 6, p. 185—210, tab. 13—14. 1909 Entz, G.,jun., Studien über Organisation und Biologie der Tintinniden. Arch. f. Protistenkunde Bd. 15, p. 93—226, tab. 8—21. 1908 Faure-Fremiet, E., Le Tintinnidium inquilinum. Arch. f. Protistenkunde Bd. 11, p. 225—251, tab. 12, 11 Textfig. 1883 Fol, H., Sur la famille des Tintinnodea. Recueil zoologique Suisse Tome 1, p. 27—64, tab. 4 und 5. 1873 Haeckel, E., Über einige neue pelagische Infusorien. Jen. Zeitsehr. f. Med. u. Naturw. Bd. 7, p. 561—567, tab. 27 bis 28. 1899 JöRGENSEN, E., Über die Tintinnodeen der norwegischen Westküste. Bcrgens Mus. Aarb. 1899. Nr. 2. 48 p. 3 Taf. 1900 JöRGENSEN, E., Protophyten und Protozoen im Plankton von der nonvegischen Westküste. Bergens Mus. Aarb. 1899. Nr. "e. 112 p. 5 Taf. 1900 JöRGENSEN, E., Protistenplankton aus dem Nordmeere in den Jahren 1897—1900. Bergens Mus. Aarb. 1900. Nr. 6. 37 p. 3 Taf. 1905 KoFoiD, Ch. A., Some new Tintinnidae from the Plankton of the San Diego Region. Univ. California publications zoology. Vol. 1. p. 287—306. Taf. 26—28. 1906 Laackmann, H., Ungeschlechtliche und geschlechtliche Fortpflanzung der Tintinnen. Wissensch. Meeresuntersuchungen Bd. 10. Abt. Kiel. p. 15—38. 3 Taf. 1907. Laackmann, H, Antarktische Tintinnen. Zoolog. Anzeiger Bd. 31, p. 235—239, Fig. 1—13. 1908 Lohmann, H., Untersuchungen zur Feststellung des vollständigen Gehaltes des Meeres an Plankton. Wissensch. Meeres- unters. Kiel N. F. Bd. 10. P. 296—297. Taf. XVIL 1890 NoRDQUiST, 0., Bidrag tili kännedomen om Bottniska vikens och norra Österjöns evertebratfauna. Meddel. Societ. Fauna, Flora Fennica. p. 83—128. Tai 1. 1907 Okamura, K., An annotated list of plankton microorganisms of the Japanese coast. Annot. zool. Japan. 1907, vol. 6, part. II, p. 136—140, tab. 6 fig. 49—68. 1901 Ostenfeld, C. H., und Schmidt, J., Plankton from the Red Sea and the Gulf of Aden. Vidensk. Meddel. fra den naturh. Forening i. Kbhvn. p. 141 — 182. 5 Textfig. 1901 Schmidt, J., Some Tintinnodea from the Gulf of Siam. Vidensk. Meddel. Nat. Forening Kbhvn. j). 183—190. 6 Fig. 1897 Vanhöffen, E., Die Flora und Fauna Grönlands. Grönland-Expedition d. Ges. f. Erdkunde. Berlin 1891—1893. Bd. IL 1905 Zacharias, 0., Über Periodizität, Vaiiation und Verbreitung verschiedener Planlctonwescn in südlichen Meeren. Arch. f. Hydrobiol. u. Planktonkunde Bd. 1, p. 498—575. Tafelerklärung. Tafel XXXIII. 1. CymatocyUs vanhöfjeni Laackm. forma lypica. 600 : 1. Gaussstation (17. April 1902). 2. CymatocyUs drygalskii Laackm. forma iypica. 600 : 1. Gaussstation (17. April 1902). 3. GymalocyUs drygalskii Laackm. forma iypica. 600 : 1. Gaussstation (17. April 1902). 4. CymatocyUs vanhöffeni Laackm. Zur Hälfte kontrahiertes Tier. 200 : 1. (17. April 1902.) Tafel XXXIV. 1. CymatocyUs drygalskii Laackm. Weichkörper von vorn gesehen. 600 : 1. Gaussstation (20. März 1902). 2. CymatocyUs drygalskii Laackm. Tier mit sehr zartem Pektinellenki'anze und dünnem Stiel (junges Tier ?). 600 : 1. (1 7. April 1902.) ^gn Deutsche Südpolar-Expedition. 3. Cymatocylis drygalskn Laackm. Einkerniges Tier mit 3 Nebenstielen. 600 : 1. (17. April 1902.) 4. Cijmatoeylis vanUfjeni Laackm. Tier mit fadenförmigem Stiel imd einem Ncbenstiel. 600 : 1. (17. April 1902.) Tafel XXXV. 1. Cymatocylis ärygalskii Laackm. forma typ. Ausgestrecktes Tier im Knospungsstadium. 600 : 1. (20. März 1902.) 2. Cymatocylis drygalskU Laackm. Kontrahiertes Tier, Beginn der Teilung. 600 : 1. (20. März 1902.) 3. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma typ. Teilungsstadium kurz vor der Durchschnürung der beiden Tochtertiere. 600 : (17. April 1902.) 4. Cymatocylis dryyalsUi Laackm. Tochtertier nach eben vollzogener Teilung (?). 600 : 1. (17. AprU 1902.) 5. Cymatocylis kerguelensis n. sp. 600 ; 1. Kerguelen (29. April 1902). 6. Cymatocylis parva Laackm. 600 : 1. Gaussstation (4. April 1902). Tafel XXXVL 1. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma typica. 600 : 1. 2. Cymatocylis nobilis Laackm. forma iypica. 600 : 1. 3. Cymatocylis ärygalskii Laackm. forma typica. 600 : 1. 4. Cymatocylis calyciformis Laackm. forma typica. 600 : 1. 5. Cymatocylis convallaria n. spec. forma typica. 600 : 1. Tafel XXXVIL I. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma robusta. 200 : 1. (17. April 1902.) 2—4. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma typica. 200 : 1. (4., 17. April 1902.) 5. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma conica. 200 : 1. (23. April 1902.) 6. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma veniricosa. 200 : 1. (23. Mai 1902.) 7—9 Cymatocylis vanhöffeni Laackm forma minor. 200 : 1. (17. April, 23. Mai 1902.) 10—13. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma cylinärica. 200 : 1. (4. April, 23. Mai 1902.) 14. Ctjmatocylis vanhöffeni L.vackm. forma calycina. 200:1. (23. Mai 1902.) 15—18 Cymatocylis vanhöffeni Laackm forma affinis. 200 : 1. (19. April, 22. Juli, 6. August und 5. Juli 1902.) 19_24. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma suhrotundala. 200 : 1. (3. März, 19. April, 5. Juli und 4. April 1902.) 25—28. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma suhrolmuhta.. Ubergangsformen. 200 : 1. (3. März 1902.) 29. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. Mißbüdung. 200 : 1. (3. März 1902.) 30. Cymatoqilis vanhöffeni Laackm. forma conica mit unregelmäßig gestalteter Spitze. 200 : 1. (31. Januar 1902.) Tafel XXXVin. 1_3. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma suhrotundata. 400 : 1. (20. März, 19. Ajjril und 23. Mai 1903.^ 4. 5. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma conica. 400 : 1. (17. April 1902.) 6. Cijmatocylis vanhöffeni Laackm. forma calycina. 400 : 1. (23. Mai 1902.) 7. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. forma cylindrica. 400 : 1. (4. April 1902.) 8. Cymatocylis flava n. sp. forma cylindrica. 200 : 1. (4. April 1902.) 9—15. Cymatocylis vcmhöffeni Laackm. Verschiedene Mündungsränder. 600 : 1. Tafel XXXIX. 1—4. Cymatocylis flava n. sp. forma typica. 400 : 1. (4. April, 15. März 1902.) 5 — 7. Cymatocylis flava n. sp. forma ventricosa. 400 : 1. (15. März und 4. April 1902.) 8. Cymatocylis flava n. sp. forma ventricosa. 200 : 1. (4. April 1902.) 9. 10. Cymatocylis flava n. sp. forma typica. 200 : 1. (25. Juli und 23. Mai 1902.) II. Cymatocylis flava n. sp. forma suhrotundata. 400 : 1. (4. April 1902.) 12. Cymatocylis flava n. sp. forma conica. 400 : L (4. April 1902.) 13. Cymalocylis flava n. sp. forma conica. 200 : 1. (19. Februar 1902.) 14. Cymatocylis flava n. sp. forma cylindrica. 200 : 1. (2. Mai 1902.) Tafel XL. 1. 2. Cymalocylis crisiallina u. sp. forma conica. Fig. 1: 600 : 1, Fig. 2: 400 : 1. (17. April 1902 und 19. Februar 1903). 2 a. dgl. Struktur des Mündungsrandes, etwa 900 : 1. Laackmann, Tintinnodeen. 491 3. Cymalocylis eristallina ii. sp. forma lypica. 400 : 1. (19. Februar 1902.) 4. Cymalocylis eristallina n. sp. forma cylindrica. 400 : 1. (15. März 1902.) 5. 6. Cymalocylis eristallina n sp forma simplex 400 : 1 (19 Februar 1903.) 5a. dgl. Struktur des Mündungsrandes etwa 900 : 1. 7. Cymalocylis drygalskii forma subrohmdata. Abnorm gestaltete Hülse. 400 : ]. (17. April 1902.) 8. Cymalocylis drygalskii Laackm. Abnorm gestaltete Hülse. 200 : 1. (4. April 1902.) 9. Cymalocylis eristallina n. sp. forma cylindrica. 200 : 1. (22. Juli 1902.) 10. Cymalocylis drygalskii forma conica. 200 : 1. (20. März 1903. ) 11. Cymalocylis drygalskii forma fxiva. 200 : 1. (23. Mai 1902.) 12. Cymatocylis erislallina forma venlricosa. 400 : 1. (19. Februar 1903.) 13. Ctjmatocylis drygalskii forma iypica. 200 : 1. (20. Mäa'z 1902.) Tafel XLI. 1. Cymalocylis drygalskii Laackm. forma typica. 600 : 1. (17. April 1902.) 2. Cymatocylis drygalskii Laackm. forma cylindrica. 600 : 1. (20. März 1902.) 3. Cymatocylis drygalskii Laackm. forma ovata. 600 : 1. (20. März 1902.) 4 Cymalocylis drygalskii Laackm. forma typica. 400 : 1. (19 Februar 1903.) 5. Cymatocylis drygalskii Laackm. forma Iypica. 400 :!. (17. AprU 1902.) 6. Cymalocylis drygalskii Laackm. Ubergangsform zu forma suhrolundala. 400 : 1. (17. April 1902.) 7. Cymatoctjlis drygalskii Laackm. forma typica. 400 : 1. (15. März 1902.) 8. Cymalocylis drygalskii Laackm. forma typica. 200 : 1. (5. Juli 1902.) 9. Cymatocylis affinis n. sp. forma urnula. 200:1. (15. März 1902.) 10. Cymatocylis affinis n. sj). forma cylindrica. 200:1. (19. Februar 1903.) Tafel XLH. 1. Cymatocylis nohilis Laackm. forma typica. 600 : 1. (17. April 1902.) la. dgl. Wandquerschnitt der mittleren Hülse, ca. 1000 : 1. 2. Cymatocylis ndbilis Laackm. forma typica. 400 : 1. (15. März 1902.) 3. Cymalocylis nobilis Laackm. forma subrotundatct. 400 : 1. (15. März 1902.) 4. Cymalocylis nobilis Laackm. forma simplex. 200 : 1. (17. April 1902.) 5. Cymatocylis nobilis Laackm. forma typica. 200 : 1. (25. August 1902.) 6. Cymalocylis nobilis forma cylindrica. 200 : 1. (19. April 1902.) 7. Cymatocylis calyciformis Laackm. forma brevicaudala. 200 : 1. (25. August 1902.) 8. Cymatocylis calyciformis forma brevicaudaia. 400 : 1. (4. AprU 1902.) 9. 10. Cymatocylis calyciformis forma brevicaudala. 200 : 1. (5. September 1902.) 11. Cymalocylis calyciformis forma cylindrica. 200 : 1. (5. Juli 1902.) 12. Cymatocylis calyciformis forma typica. 200 : 1. (21. Juni 1902.) 13. 14. Cymatocylis calyciformis forma cylindrica. 200 : 1. (5. Juli 1902.) Tafel XLIIL 1—4. Cymatoeylis convallaria n. sp. 600 : 1. (20. März 1902, 19. Februar und 31. Januar 1903.) 5. Cymatocylis affinis n. sp. forma typica. 600 : 1. (23. Mai 1902.) 6. Cymalocylis affinis forma typica. 600 : 1. Teilungsstadium. (10. November 1902.) 7. Cymalocylis affinis forma cylindrica. 600 : 1. 8. Cymatocylis affinis forma typica. 600 : 1. (23. Mai 1902.) 9. Cymalocylis affinis forma Iypica. tibergang zu forma venlricosa. 200 : 1. (5. Juli 1902.) 10. 11. Cymalocylis affinis forma venlricosa. 200 : 1. (10. November 1902.) 12. Cymatocylis affinis forma cylindrica. Übergang zu venlricosa. 200:1. (10. November 1902.) 13. 14. Cymalocylis affinis forma venlricosa. 200 : 1. (10. November 1902.) 15. Cymatocylis affinis forma cylindrica. 200 : 1. (22. Juli 1902.) 16. Cymatocylis drygalskii forma venlricosa. 200 : 1. (10. November 1902.) Tafel XLIV. 1 — 3. Coxliella frigida forma iypica Laackm. 600 : 1. (17. AprU und 15. März 1902.) 4—6. Coxliella frigida Laackm. 600 : 1. (17. April, 19. Februar 1902.) 492 Deutsche Siiclpolar-Expedition. 7. Coxliella früjida Laackm. Wandquerschnitt. ca. 900 : 1. 8. dgl. 'WaiKlflächenstück, Struktur ca. 900 : 1. Tafel XLV. 1. Coxliella früjida Laackm. Hülse ohne Erweiterunj;- der Mündung. 000 : 1. (17. April 1902.) 2. dgl. kleine Form. GOO ; 1. (4. April 1902.) 3. Coxliella friyida typica. 200 : 1. (17. April 1902.) 4. dgl. kleine Form. 200:1. (23. Mai 1902.) 5—7. Coxliella intermedia Laackm. 000 : 1. (4. April, 17. April und 23. Mai 1902.) 8. Coxliella intermedia Laackm. Breite Form. 600 : 1. (19. April 1903.) 9—11. Coxliella intermedia. 200 : 1. (25. August und 8. Oktober 1902.) 12—13. Coxliella minor. 600 : 1. (20. Mäi'z 1902.) 14. dgl. Hülse mit lebenden Diatommeen. 600 : 1. (31. Dezemlier.) 15. dgl. Wandstruktur im Querschnitt, ca. 900 : 1. Tafel XLVL 1 — 9. Leproiintinnus naviculaeferus Laackm. 600 : 1. 10 — 12. Leproiintinnus prolongatus Laackm. 600 : 1. 13 — 15. Leproüntinnus prolmujalus Laackm. forma ventricosa. 600 : 1. Tafel XLVn. 1 — 4. Le-protintinnus gaussi Laackm. 600 : 1. 5. Lepi-olintintms Laackm. 600 : 1. (17. April 1902.) 6. „ „ Teilungsstadium. (19. April 1902.) 7. „ „ forma conica. 600 : 1. (15. März 1902.) 8. „ „ mit langem Aufsatz. 600 : 1. (4. April 1902.) 9 — 11. Leproiintinnus naviculaeferus Laackm. Cysten. 600 : 1. 12. Leproiintinnus prolongatus Laackm. 600 : 1. (15. März 1902.) 13 — 14. Tintinnus quinquealatus Laackm. 600 : 1. (17. April 1902.) T a f e 1 XLVin. 1. Cymaioajlis vanhöfjeni Laackm. 600 : 1. (20. März 1902.) 2. Cymatocylis drygalskii Laackm. 600 : 1. (20. März 1902.) 3. Cymatocylis vanhöffeni Laackm. Junges Tier (?). 600 : 1. (19. April 1902.) 4. Leiwotintinnus glacialis Laackm. ca. 900 : 1. 5. (). Leproiintinnus prolongatus Laackm. 600 : 1. 7. Leproiintinnus prolongatus Laackm. Stadium mit zwei verschiedenen Kernen, ca. 900 : 1. 8. Tintinnus quitiquealahis Laackm. 600 : 1. (4. April 1902.) 9. IJndella arma'a Brandt. 600 : 1. Brasilstrom (20. August 1903). 10. 11. Tinlinnus dahira Brandt. Verschiedene Kernstadien. 600 : 1. Guineastrom (1. Oktober 1903). 12. Undella filigera n. sp. 600 : 1. (21. September 1903.) 13. Rhabdonella amor var. simplex Cleve. 600 : 1. 14. Tinlinnus amphora v. Daday var. hrasiliensis n. var. 600 : 1. Tafel IL. 1. 2. Dictyocysia templum Haeckel. 600 : 1. Neu-Amsterdam (27. April 1903). 3. Dictyocysta temphmi Haeckel var. h. (mit Tüpfel])oren). 600 : 1. Ascension (11. November 1903). 4. Codonella ampliorella Biederm. Mit einer Reihe glänzender Tüpfel. 600 : 1. Brasilstrom (19. August 1903). 5. Xystonella cymatica Brandt. 400 : 1. Maskarenenstrom (15. Mai 1903). 6. Xyslonella dicymatica Brandt var. 400 : 1. Maskarenenstrom (15. Mai 1903). 7. Xystonella lanceolaia Brandt. 400 : 1. Neu-Amsterdam (27. April 1903). 8. Xystonella paradoxa Cleve var. 600 : 1. Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903). 9. Undella filigera n. sp. 600 : 1. Südäquatorialstrom (21. September 1903). Laackmannn, Tintinnodeen. 493 10. PlycJiocylis acuminala v. Daday var. Die Struktur erinnert an PfycJiocylis nervosa Gleve. 600 : 1. Brasilstrom (11. August 1903). 11. Rhahdmella amor (Cleve). 600 : 1. Südäquatorialstrom (18. September 1903). 12 — 14. Rhahdonella amor (Cleve) var. indica n. var. 600 : 1. Neu-Amsterdam (27. April 1903). 15. Rhahdonella amor (Cleve) var. simplex (Cleve). 600 : 1. Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903). 16. 17. Xystonella acus var. lohmanni Brandt. 200 : 1. Neu-Amsterdam (27. April 1903). 18. 19. Undella iricollaria n. sp. 400 : 1. Brasilstrom (18. August 1903). 20. Undella monocollaria n. sp. 400 : 1. Maskarenenstrom (15. Mai 1903). 21. Undella claparedei (E.ntz) var. grandis n. var. 600 : 1. Brasilstrom (26. August 1903). 22. Undella hemisphaerica n. sp. 600 : 1. Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903). 23. 24. Undella heros (Cleve) var. gaussi n. var. 200 : 1. (21. September 1903.) T a f e 1 L. 1. Undella tenuirostris Brandt var. hrandii. 600 : 1. Maskarenenstrom (15. Mai 1903). 2. dgl. Hinterende. ca. 900 : 1. 3. Tintinnus lusus-undae (Entz) (mit Cyste). 600 : 1. Südäquatorialstrom (21. September 1903). 4. Tintinnus daiura Brandt. 200 ; 1. Grenze des Guineastromes (1. Oktober 1903). 5. Tintinnus undaius (Jörgensen). 600 : 1. Südäquatorialstrom (18. September 1903). 6. Tintinnus acuminaloides n. sp. 400 : 1. St. Helena (1. September 1903). 7. 8. Tintinnus acuminaloides var. secata n. var. 600 : 1. Gaussstation (1. Dezemljer und 22. Juli 1902). 9. 10. Tintinnus costatus n. spec. 600 : 1. Gaussstation (23. September und 23. August 1902). 11. Tintinnus amphora Cl. u. L. var. hrasiliensis n. var. 600 : 1. St. Helena (1. September 1903). 12. Tintinnus amphora Cl. 11. L. var. dadayi (Jörgensen). 600 : 1. St. Helena (1. September 1903). Deutsche Südpolar-Eipedition. XL Zoologie IIL CA Inhaltsübersicht. Einleitung 343 I. Antarktische Tintinnen 345 Allgemeine tTbersicht der Gattungen und Arten 345 Systematischer Teil. Gattung Cymatocylis 349 Formenkreis von Cymatocylis vanhöffeni 358 1. Cymatocylis vanhöffeni 358 2. Cyynatocylis flava 369 Formenkreis von Cymatocylis drygalskii 373 3. Cymatocylis cristallina 374 4. Cymatocylis drygalskii 376 5. Cymatocylis convallaria 383 6. Cymatocylis affinis 384 7. Cymatocylis parva 386 8. Cymatocylis kerguelensis 387 Formenkreis von Cymatocylis nobilis 388 9. Cymatocylis nobilis 389 10. Cymatocylis calyciformis 391 Gattung Coxliella , 392 11. Coxliella frigida 392 12. Coxliella intermedia 396 13. Coxliella minor 397 Gattung Leprotintinnus 398 14. Leprotintinnus naviculaeferus 402 15. Leprotintinnus prolongatus 403 16. Leprotintinnus gaussi 407 17. Leprotintinnus glacialis 408 Gattung Tintinnus 409 18. Tintinnus acuminatoides var. secata 409 Laackmann, Tintinnodeen. 495 19. Tintinnus costatus 412 20. Tintinnus quinquealatus 412 Gattung Codonella (?): 21. Codonella (?) morchella 413 Zeitliclies und quantitatives Auftreten der Ai'ten 414 Vertikalverteilung der antarktischen Tintinnen 418 Beziehungen der antarktischen Tintinnenfauna zur arktischen und Warmwasserfauna . . 418 II. Tintinnodeen aus dem Indischen und Atlantischen Ozean 422 Übersicht der Arten 422 Systematischer Teil. Gattung Dictyocysta Ehrenberg 430 22. Dictyocysta mitra Haeckel 431 23. Dictyocysta elegans Ehrenberg 432 24. Dictyocysta templum Haeckel 432 Gattung Codonella Haeckel 434 25. Codonella galea Haeckel 435 26. Codonella nationalis Brandt 437 27. Codonella perforata Entz 438 28. Codonella cistellula Fol 438 29. Codonella amphorella Biedermann 439 30. Codonella orthoceras Haeckel 440 Gattung Cyttarocylis Fol 443 31. Cyttarocylis cassis Haeckel 445 32. Cyttarocylis plagiostoma v. Daday 447 Gattung Xystonella (Brandt) 448 33. Xystonella hastata Brandt 449 34. Xystonella treforti (v. Daday) 449 35. Xystonella acus var. lohmanni Brandt 451 36. Xystonella longicauda (Brandt) 451 37. Xystonella cymatica Brandt 452 38. Xystonella dicymatica Brandt 452 39. Xystonella paradoxa (Cleve) 453 40. Xystonella lanceolata Brandt 454 Gattung Coxliella (Brandt) 454 41. Coxliella scalaria Brandt 455 42. Coxliella fasciata (Kofoid) 455 43. Coxliella laciniosa Brandt 456 Gattung PtycJiocylis (Brandt) : 456 44. PtycJiocylis reticulata (Ostenfeld und Schmidt) 457 ^9g Deutsche Südpolar-Expedition. 45. Ptycliocylis acuminata v. Daday var. semireticulata Biedermann 457 46. Ptychocylis calyx Brandt 458 47. Ptycliocylis undella (Ostenfeld und Schmidt) 458 48. Ptychocylis nervosa (Cleve) 459 Gattung Rhabdonella (Brandt) 460 49. Rhabdonella spiralis (Fol) 461 50. Rhabdonella amor (Cleve) 463 51. Rhabdonella apophysata (Cleve) 465 Gattung Petalotricha Fol 466 52. Petalotricha ampulla Fol 466 Gattung Undella v. Daday 467 53. Undella hyalina v. Daday 468 54. Undella marsupialis Brandt 469 55. Undella monocollaria n. sp 470 56. Undella tricollaria n. sp 470 57. Undella claparedei (Entz) 471 58. Undella hemisphaerica n. sp 472 59. Undella lachmanni v. Daday 473 60. Undella messinensis Brandt 474 61. Undella filigera n. sp 474 62. Undella heros Cleve 476 63. Undella armata Brandt 477 64. Undella tenuirostris Brandt 478 Gattung Tintinnus 479 65. Tintinnus glockentögeri (Brandt) 480 18. Tintinnus acuminatoides n. sp 480 66. Tintinnus undatus ( Jörgensen) 481 67. Tintinnus bulbosus Brandt 481 68. Tintinnus fraknoi v. Daday 482 69. Tintinnus lusus-undae Entz 482 70. Tintinnus inquilinus (0. Fr. Müller) v. Daday 483 71. Tintinnus datura Brandt 484 72. Tintinnus amphora var. brasiliensis n. var 485 72 a. Tintinnus amphora var. dadayi Jörgensen 486 73. Tintinnus palliatus Brandt 488 74. Tintinnus steenstrupi Claparede und Lachmann 488 Literaturverzeichnis 488 Tafelerklärung 489 Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band xi Tafel xxxiii. fi ¥' !" ^-, ;" ';-■-'■'<;■ j ;••■•v^:.^.■.;^-.::■ ...■•. *k ; ^ ^*v '"•'"•"I ''''''"''^^^ti^v.,AlAs5- Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band xi Tafel xxxiv. ^ Wi v^ \ i- II V »i\] Reiiiiei. ::-- Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band xi Tafel xxxv kMih \e' -'■■"( '■:{■ ^-^-'-M m^ \ )^^t$^§f If.LaoeJsnuum gex Werner VtVirtt^ Fra rötfurt *.K Verl'io (iconj licmir Deutsche Südpolar-Expedition i90i-3 / Band XI Tafel xxxvi. n il' V, y=^ "Vi] lü'im'T. Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. =7 w Band xi Tafel xxxvii. W IS w 15 /4 /2 /ö 11 wm '1 '1 1 i /.y // WMwmM ■m 19 imWA / 21 ¥ 1'« '^J5> ■Ol:! 23 feg» ^ .. «f lif ^^»li iJlH^V '.tn;- j Geori) Reimer, J Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band XI Tafel xxxviii. Verlag Georg Reimer, Berlin, Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3 Band XI Tafel xxxix. ('nM)ni Kcimcr. Deutsche Südpolar- Expedition 1901-3. Band XI Taeei xl. \ I \ / II 10 \ y lipon] Ri'iniorr.er'ir Deutsche Sudpolar-Expedition 1901-3 Band X! Tafel xli. ;:il:i ,; Georj) Hoiinei; l ■ Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3 VeMij (jpory Reimer. D-i.i' Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band XI Tafel XLIII. r j/ mr-^ H Laa^kmjvtn. gez. WemeriWinler.Frankrim'.M /4 •fP t /j /.? ,-ßn ffi^^XXj \T^ y /ö ■ t.'ls;' GeoryKeimei-. Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band XI Tafel xliv. ..^K 0 i \-' .Ve.T!fr-V/i'irit:*r,F[ariln' /r : (n'üRi Reimer, Berlin- Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band xi Tafel xlv. 'A jlij (icorij Kfimi'r, Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band xi Tafel XLVi. -i 9 \^^/^^ 10 ■\ 1 1 1 - — — -_ -^ I / ?.: /' y ^^^ j /'^* f W ^/\5 f ^ / --1 Wr..; rf-fAV/ir-tei. Frankfurl^'M : Georti Rcinn Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3 Band xi Tafel xlvii. fO-' ^ ! ^zznzi ^ ~~ 1 i 1 1 i :j L,- 1 v U) '.-:.. jj Geonj ]{oiiner, ?■/ Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3 Band XI Tafel XLViii. •00 Verlag Georg Reimer, K ; j | i 1 B R Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band xi Tafel xux. Verla:; Georg Reimei; B 'rhn Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band xi Tafel l. •^Siiifi I n H.Laackmann gez. r _j 10 11 12 '.enag üeorg Keimer, Bt: Deutsche Süd})olar-Expeditioiil901-3 BandXI.Tafd LI. "V^?rlag von Georg Roinifir ui Berlin Geo;^ liüi Allst u- Stemdr.vr C 1 Ksllpr, Berlin S ^^ ^\CAi 1^ > oos '^o, -s' c L I B R A R > f^y ^*' DIE MARINEN COPEPODEN DER DEUTSCHEN SÜDPOLAR -EXPEDITION 1901-1903 I. ÜBER DIE COPEPODEN DER STÄMME HARPACTICOIDA, CYCLOPOIDA, NOTODELPHYOIDA UND CALIGOIDA VON Dr. G. STEWARDSON BRADY, SHEFFIELD*) MIT TAFEL LH— LXm • UND 69 ABBILDUNGEN IM TEXT *) Aus dem Englischen übersetzt von E. Vanhöppen. Deutsche Sildpolar-Expedition. XI. Zoologie IH. 65 Im Frühjahr 1908 bat mich Dr. Wolfenden, dem die Untersuchung der Copepoden der Deut- schen Südpolar -Expedition anvertraut war, die Beschreibung eines Teiles der Sammlung zu über- nehmen. Nachdem ich mich dazu bereit erklärt hatte, erhielt ich außer einem größeren unsortierten Dretschfang von der Observatory Bai, Kerguelen, etwa 160 Tubengläschen, vornehmlich mit Har- pactiden und Cyclopiden gefüllt, zur Untersuchung, über deren Ergebnis auf den folgenden Seiten berichtet werden soll. Zur besseren Übersicht kann die Sammlung in drei Gruppen geteilt werden. 1. Copepoden des flachen Wassers, bis zu 10 m etwa, und der Gezeitenzone von den Küsten der Simonsbai, von Kerguelen St. Paul und Neu -Amsterdam. 2. Pelagische Copepoden, hauptsächlich mit dem quantitativen Netz in Tiefen von 150 — 400 m, einmal mit dem Vertikalnetz auch aus 3000 m erbeutet. 3. Copepoden der Eisregion, meist Bodenbewohner, die in den von der Quastendretsche und Reusen abgefallenen Rückständen gefunden wurden. Sie stammen aus einer Tiefe von un- gefähr 385 m und waren, infolge der wenig schonenden Fangmethode oft verletzt und unvoll- ständig, auch nicht selten durch anhaftende organische Trümmer, Schlamm oder Infusorien- wucherungen mehr oder weniger verdeckt. Ich bedaure sehr, daß aus diesen Gründen und auch, weil manche sehr interessante Formen nur in einem Exemplar vorlagen, einige der neuen Arten nur unvollständig beschrieben und abgebildet werden konnten. Doch scheint es mir unter diesen Umständen geraten, nicht auf einen selbst unvollständigen Bericht zu ver- zichten, da es lange Zeit dauern kann, bis sich eine zweite Gelegenheit zur Untersuchung dieser Arten bietet. Einige Arten aus diesem Gebiet sind wohlbekannte Fischparasiten und müssen beim Fang von der Haut ihres Wirtes abgefallen sein, was zweifellos auch für mehrere der saugenden Asterocheriden gelten dürfte. Im folgenden gebe ich ein vollständiges Verzeichnis aller Arten, die in dem mir übergebenen Material vorhanden waren, mit ihren Fundorten und Angabe der Tiefen, aus denen die Fänge aufgeholt wurden. Gauss- Station 385 m Grund. Gauss-Station 385 m, 100 — 150 m pelagisch. Gauss -Station 200 m pelagisch, Port Natal Oberfl. Gauss-Station 300 m pelagisch. Gauss-Station 385 m Grund. Gauss-Station. Observatory Bai, Kerguelen. Ectinosoma Scotti n. sp Ectinosoma gracüicorne n. sp. . . *Setella (jracilis Dana Tetanofsis typicus n. gen. et. sp. Pseudobradya proxima n. sp. . . . Pseudotachidius minimus n. sp. . Robertsonia Normani n. sp 65' 500 Deutsche Siidpolar-Expedition. Parastenhdia gracüis n. sp Observatory Bai, Kerguelen, Parastenhelia tenuis n. sp Gauss -Station 385 m Grund. Stenhdiopsis crispata n. sp Gauss- Station 350 — 385 m Grund. *Nitocra gracilimana Giesbrecht. . . . Gauss-Station 150 — 300 m pelagisch. Stenocopia antarctica n. sp Gauss-Station 350 — 385 m Gruud. Perissocope typicus n. gen. et sp. . . . Gauss-Station 350 — 385 m Grund. Eremopus dehilis n. gen. et sp Gauss-Station 200 — 300 m pelagisch. Metaphroso gracüis n. gen. et sp. . . . Gauss-Station 100 m pelagisch. Mesochra nana n. sp Observatory Bai, Kerguelen. *LaopJionte cornuta Philippi St. Paul, Ebbezone, Observatory Bai, Kerguelen. Laophonte varians n. sp St. Paul, Ebbezone, Observatory Bai, Kerguelen. Laophonte glacialis n. sp Gauss-Station 385 m Grund. Laophonte gracilipes n. sp Observatory Bai, Kerguelen. Laophontodes propinquus n. sp (Jbservatory Bai, Kerguelen. Thalestris sordida n. sp Gauss-Station 385 m Grund. *Thalestris harpactoides Claus Observatory Bai, Kerguelen. Pseudothalestris pusillus n. sp Gaussberg 46 m Grund. Pseudothulestris tumidus n. sp Observatory Bai, Kerguelen. Rhynchothalestris Vanhöffeni n. sp. . Simonsbai, Kapland. Amenophia ovalis n. sp Observatory Bai, Kerguelen. Amenophia tenuicornis n. sp Observatory Bai, Kerguelen, Gauss-Station 385 m Grund. Diosaccus sordidus n. sp Observatory Bai, Kerguelen. *Dactylopusia tisboides Claus Observatory Bai, Kerguelen, pelagisch. *Dactylopusia antarctica Giesbrecht. Gauss-Station 200 m pelagisch. Dactylopusia crassicornis n. sp Observatory Bai, Kerguelen. Dactylopusia simillima n. sp Observatory Bai, Kerguelen. Dactylopusia spinipes n. sp Observatory Bai, Kerguelen. Dactylopina villosa n. gen. et sp. ... Gauss-Station 385 m Grund. Idomene australis n. sp Observatory Bai, Kerguelen; Simonsbai, Kapland. Idomene pusilla n. sp Gauss-Station 385 m Grund. Megarthrmn simulans n. sp Simonsbai, Kapland. Ampliiascus glacialis n. sp Gauss-Station 350 — 350 m Grund; St. Paul, Ebbezone. *Amphiascus minutus Claus Observatory Bai, Kerguelen. Amphiascus mucronatus n. sp Gauss-Station 385 m Grund. Microcryobius nanus n. gen. et sp. . . Gaussberg 70 m Grund. *Harpacticus gracilis Claus Observatory Bai, Kerguelen. Harpacticus robustus n. sp Observatory Bai, Kergu'felen; Neu -Amsterdam, Ebbezone. Harpacticus pulvinatus n. sp Observatory Bai, Kerguelen. Harpacticus simplex n. sp Gauss-Station 380 m Grund. Alteutha signata n. sp Observatory Bai, Kerguelen, Grund. Alteutha villosa n. sp Gauss-Station 385 m Grund. BuAr)Y, Marine Copepoden 1. 501 Alteutha nana ii. sp St. Paul, Ebbezone. Tegastes coriaceus n. sp Gauss -Station 385 m Grund. Tegastes frigidus n. sp Gauss -Station 385 m Grund. Porcellidium rotundum n. sp St. Paul, Ebbezone. Porcellidium australe n. sp Observatory Bai, Kerguelen, Grund. Porcellidium Wolfendeni n. sp Observatory Bai, Kerguelen und Simonsbai, Kapland. Machairopus lenticularis n. sp Observatory Bai, Kerguelen. Machairopus Sarsi n. sp Neu-Amsterdam, Ebbezone. Machairopus digitatus n. sp Observatory Bai, Kerguelen, Grund. *Tisbe tenuimana Giesbrecht Observatory Bai, Kerguelen; Simonsbai, Kapland. Tisbe armata n. sp Observatory Bai, Kerguelen. Idyopsis tenella n. sp Gauss- Station 350 m Grund. Pseudoidya tenuis n. gen. et sp Gauss -Station 385 m Grund. Pseudoidija australis n. gen. et sp Gauss -Station 385 m Grund. Cyclops glacialis n. sp Gauss -Station 385 m Grund. Euryte propinqua n. sp Gauss -Station 385 m Grund. *Euryte longicauda Philippi Observatory Bai, Kerguelen. *Oithona Challengeri Brady Gauss -Station 150—350 m, pelagisch. Notodelphys antarctica n. sp Gauss-Station 385 m Grund. *Oncaea conifera Giesbrecht 150 — 400 m pelagisch. *Oncaea curvata Giesbrecht 350 m pelagisch. *Corycaeus varius Dana 400 m pelagisch, Port Natal. Lichomolgus tenuicornis n. sp Gauss-Station 385 m Grund. Lichomolgus fuUginosus n. sp Gauss-Station 385 m Grund. Asterocheres tenuicornis n. sp Gaussberg 177 m Grund. Dermatomyzon Giesbrechti n. sp Gauss-Station 350 — 385 m Grund. Dermatomyzon Herdmani n. sp Gauss-Station 350 — 385 m Grund. Dermatomyzon imbricatum n. sp Gauss-Station 380 m Grund. *Scottocheres elongatus ? T. u. A. Scott Simonsbai, Kapland. Collocheres dubia n. sp Gauss-Station 385 m Grund. Bradypontius ignotus n. sp Gauss-Station 385 m Grund. Bradypontius serrulatus n. sp Gauss-Station 380 m Grund. Urogonia typica n. gen. et sp Gauss-Station 385 m Grund. Dyspontius latus n. sp Gauss-Station 380 m Grund. Cryptopontius innominatus n. sp 30" s. Br. 10" ö. L. Oberfl. Südatl. Ozean. Dystrogus uncinatus n. sp Gauss-Station 385 m Grund. Pteropontius sp. (?), Gauss-Station 385 m Grund. Pteropontius scaber n. sp Gauss-Station 385 m Grund, Artotrogus gigas n. sp Gauss-Station 385 m Grund. Artotrogus sphaericus n. sp Gauss-Station 385 m Grund. Selenodiscus formosus n. gen. et sp. . . Gauss-Station 385 m Grund. 502 Deutsche Siidpolar-Expedition. *Caligus calistae Steenstrup u. Lütken an Orcynus thynrms Atl. Ozean. *CaUgus pelamydis Kröyer pelagisch Atl. Ozean. *Caligus thynni (?) Dana Ascension. *Nesippus curticaudis Dana 30" s. Br. 10» ö. L. Atl. Ozean. *Nogagus ambiguus T. Scott Observatory Bai, Kerguelen. Diese Liste umfaßt 94 Arten. Von ihnen waren nur 20, die mit einem * bezeichnet sind, bereits früher beschrieben. 1. Littoral- und Flach wasser- Arten. Von den folgenden 36 Arten sind 9 mehr oder weniger als Bewohner europäischer Meere be- kannt, und die übrigen sind nordischen Formen so ähnlich, daß einige jedenfalls, wie z. B. Har- pacticus robustus und Megarthrum siniulans ohne besonderen Zwang noch mit solchen hätten iden- tifiziert werden können. Wahrscheinlich können wir in diesen Fällen annehmen, daß eine längere Trennungsperiode genügend war, um unterscheidende Charaktere hervorzurufen. Es mag auch noch hervorgehoben werden, daß, wenn auch im allgemeinen die Copepodenfauna_ der südlichen Eisregion der in entsprechenden nördlichen Meeren anzutreffenden sehr ähnlich ist, beide doch sicherlich mehr verschieden sind als die südlichen und nördlichen Formen der Littoralzone, welche sowohl nach der geographischen Lage als auch nach ihren physikalischen Verhältnissen im Süden ähnliche Bedingungen wie an den europäischen Küsten bietet. Daher finden sich in dem Ver- zeichnis der Littoraltiere keine neuen Gattungen, während 9 neue Gattungen {Tetanopsis, Perissocope, Eremopus, Metaphroso, Dadylopina, Microcryobius, Pseudoidyu, Urogonia, Seleno- discus) unter den Bewohnern der Eisregion erscheinen. Robertsonia Normani Observatory Bai, Kerguelen. Mesochra nana (Jbservatory Bai, Kerguelen. LaopJionte gracüipes Observatory Bai, Kerguelen. Laophonte cornuta Observatory Bai, Kerguelen. Laophonte varians Observatory Bai, Kerguelen; St. Paul. Laophontodes propinquus < )bservatory Bai, Kerguelen. Parastenhelia gracilis Observatory Bai, Kerguelen. AmphiasGUs glacialis St. Paul. Amphidscus minutus Observatory Bai, Kerguelen. Thcdestris harpactoides Observatory Bai, Kerguelen. Amenophia ovalis .' Observatory Bai, Kerguelen. Amenopliia tenuicornis (Jbservatory Bai, Kerguelen. Rhynchothalestris Vanhöffeni Observatory Bai, Kerguelen. Pseudothalestris tumida Observatory Bai, Kerguelen. Diosaccus sordidus ( )bservatory Bai, Kerguelen. Dactylopusia tisboides Observatory Bai, Kerguelen. Dadylopusia crassicornis Observatory Bai, Kerguelen. Dactylopusia simillima Observatory Bai, Kerguelen. Dactylopusia spinipes Observatory Bai, Kerguelen. Brady, Marine Copepoden I. 503 Idomene australis Observatory Bai, Kerguelen; Simonsbai, Kapland. Megarthrum simulans Simonsbai; Kerguelen. Harpacticus rohustus Observatory Bai, Kerguelen; Neu -Amsterdam. Harpacticus puhnnatus Observatory Bai, Kerguelen. Harpacticus gracilis Observatory Bai, Kerguelen. Alteutlia nana St. Paul. Alteutha signata Observatory Bai, Kerguelen. PorcelUdium rotundum St. Paul. Porcellidium austräte Observatory Bai, Kerguelen. PorcelUdium Wolfendeni Observatory Bai, Kerguelen. Machairopus lenticularis Observatory Bai, Kerguelen. Machairopus Sarsi Neu -Amsterdam. Machairopus digitatus Observatory Bai, Kerguelen. Tisbe tenuimana Observatory Bai, Kerguelen; Simonsbai, Kapland. Euryte longicauda Observatory Bai, Kerguelen. Oncaea conifera Observatory Bai, Kerguelen. Scottocheres elongatus (?) Simonsbai, Kapland. 2. Pelagische Fänge. Von den 17 pelagischen Arten sind, wie zu erwarten war, mehrere z. B. Setella gracilis, Oithona Challengeri, Corycaeus varius und C. pellucidus fast über die ganze Welt verbreitet. Andererseits sind darunter 4 neue Arten, von denen 3 vielleicht ausschließlich für das antarktische Eismeer charakte- ristisch sein können: Tetanopsis typicus, Metaphroso gracilis und Eremopus debilis, die alle durch ihre Gattungsmerkmale sowohl wie durch ihre Artmerkmale auffallen. Anhangsweise werden 4 Fischpara- siten erwähnt, weil sie zum Teil frei an der Oberfläche, abgelöst von ihren Wirten, gefunden wurden. Ectinosoma gracilicorne 22. VII. 1902, 100 m quant.i) Gauss -Station. 31. I. 1903, 150 m quant. Gauss -Station. Setella gracilis 3. III. 1902, 200 m quant. Gauss -Station. 31. V. 1903, Port Natal, Oberfläche. Tetanopsis typicus 10. XI. 1902, 300 m quant. Gauss -Station. Dactylopusia tisboides 20. III. 1902, 200 m quant. Gauss -Station. Dactylopusia antarctica 5. VII. 1902, 200 m quant. Gauss -Station. Nitocra gracilimana 20. III. 1902, 200 m quant. Gauss- Station. 8. X. 1902, 150 m quant. Gauss -Station. 1) „quant." bedeutet : mit dem mittleren Plaiiktonnetz (Seidengaze 19) quantitiv gefischt. ^Q^ Deutsche Siidpolar-Expedition. Eremopus dehilis 5. VII. 1902, 200 m quant. Gauss -Station. 20. III. 1902. 200 m quant. Gauss -Station. 3. III. 1902, .3(10 in ([uant. Gauss -Station. Metaphroso grucüis 21. VI. 1902, 100 m quant. Gauss- Station. Oithona ChaUengeri 15. XII. 1902, 350 m ([uant. Gauss -Station. Oncaea curvata 15. XII. 1902, 350 m quant. Gauss -Station. Corycaeus varius 5. X. 1903, 400 m Vertikalnetz, Tropischer Atl. Ozean. 11. VIII. 1903, 400 m Vertikalnetz, Südl. Atl. Ozean. Corycaeus pellucidus 31. V. 1903, Port Natal, Oberfläche. Cryptopontius innominatus 15. VIII. 1903. Südl. Atl. Ozean. Galigus thynni 12. IX. 1903, Ascension Eiland (wahrscheinlich von Balistes) Oberfl. Caligus calistae 7. u. 8. IX. 1901, Oberfl., an Orcynus thynnus. Caligus pelamydis 4. VII. 1903, Simonsbai. Nesippus curticaudis 15. VIII. 1903, Südl. Atl. Ozean. 3. Arten von der antarktischen Eisregion. Ectinosoma Scotti Gauss-Station 385 m Grund. Ectinosoma gracilicorne Gauss-Station 100—150 m. Setella gracilis Gauss-Station 200 m. Pseudotachidius minimus Gauss-Station. Tetanopsis iypicus Gauss-Station 300 m. Pseudobradya proxima Gauss-Station 385 m Grund. Harpacticus simplex Gauss-Station 380 m Grund. Alteutha villosa Gauss-Station 350—385 m Grund. Tegastes coriaceus Gauss-Station 385 m Grund. Tegastes frigidus Gauss-Station 385 m Grund. Idyopsis tenella Gauss-Station 385 m Grund. Pseudoidya tenuis Gauss-Station 385 m Grund. Brady, Marine Copepoden I. 505 Pseudoidya australis Gauss -Station 385 m Grund. Thalestris sordida Gauss-Station 385 m Grund, Gaussberg Grund. Thalestris tenuicornis Gauss-Station 385 m Grund. Dactylopina villosa Gauss-Station 385 m Grund. Idomene pusüla Gauss-Station 385 m Grund. Amphiascus glacialis Gauss-Station 350 — 385 m Grund. Amphiascus mucronatus Gauss-Station 385 m Grund. Parastenhelia tenuis Gauss-Station 385 m Grund. Stenheliopsis crispata Gauss-Station 385 m Grund. Stenocopia antarctica Gauss-Station 350 — 385 m Grund. Microcryobius nanus Gaussberg 70 m Grund. Perissocope typicus Gauss-Station 350 — 385 m Grund. Eremopus debilis Gauss-Station 200 — 300 m pelagisch. Laophonte glacialis Gauss-Station 385 m Grund. Cyclops glacialis Gauss-Station 385 m Grund. Euryte propinqua Gauss-Station 385 m Grund. Oithona Challengeri Gauss-Station 350 m pelagisch. Notodelphys antarctica Gauss-Station 385 m Grund. Oncaea conifera Gauss-Station 150 u. 385 m pelagisch. Oncaea curvata Gauss-Station 350 m pelagisch. LicJiomolgus tenuicornis Gauss-Station 350 m Grund. Lichomolgus fuliginosus Gauss-Station 385 m Grund. Dermatomyzon Giesbrechti Gauss-Station 350 — 385 m Grund. Dermatomyzon imhricatum Gauss-Station 380 m Grund. Dermatomyzon Herdmani Gauss-Station 350 — 385 m Grund. Collocheres dubia Gauss-Station 385 m Grund. Bradypontius ignotus Gauss-Station 380 — 385 m Grund. Bradypontius serrulatus Gauss-Station 380 m Grund. Urogonia typica Gauss-Station 385 m Grund. Dystrogus uncinatus Gauss-Station 385 m Grund. Pteropontius sp Gauss-Station 385 m Grund. Pteropontius scaber Gauss-Station 385 m Grund. Dyspontius latus Gauss-Station 380 m Grund. Selenodiscus formosus Gauss-Station 385 m Grund. Artotrogus gigas Gauss-Station 385 m Grund. Artotrogus sphaericus Gauss-Station 385 m Grund. Im Packeis-Gebiet vom 9. Februar bis 8. April 1903. Oncaea conifera 24. II. 1903, Vertikalnetz 400 m pelagisch. 28. II. 1903, Vertikalnetz 150 m pelagisch, Deutsche Sililpüliir-Kxpfdition. XI. Zoolog-je III. 66 506 Deutsche Südpolar-Expedition. 10. III. 1903, Vertikalnetz 3000 m pelagisch. 9. III. 1903, Vertikalnetz 400 m pelagisch. Genus Ectinosoma Boegk. Ectinosoma Scott! n. sp. (Taf LH, Fig. 3, Textfig. I). Vertreter dieser Gattung wurden in allen Monaten bei der Gauss -Station erbeutet, waren jedoch nicht häufig, so daß nicht mehr als 6 Exemplare in einem Vertikalfang aus 300 m Tiefe mit dem mittleren Planktonnetz gefunden wurden. Länge 0,86 mm, Körper ziemlich kräftig, vom Rücken gesehen ungefähr viermal so lang als breit, das erste (Cephalothorax) Segment von mäßiger Größe. Größte Breite nahe der Stirn, nur Fig. 1. Vordere Antenne x 240 2. Hintere Antenne x 240 Textfig. I. Ectinosoma Scotti n. sp. Fig. 3. Mandibel und Palpus x 240 „ 4. Vorderer Maxilliped x 320 Fig. 7. Fünfter Fuß x 240. Fig. 5. Hinterer Maxilliped x 340 „ 6. Sehwimmfuß x 240 schwach an Breite nach dem hinteren Ende abnehmend. Furcaläste kurz, divergierend, ungefähr eben so lang als breit. Vordere Abdominalsegmente viel länger als die Thoracalsegmente. Vordere Antennen (fünfgliedrig ?) kurz, gedrungen und reich beborstet. Die ersten drei Glieder viel kräf- tiger als die beiden folgenden; hintere Antennen normal, mit dreigliedrigem Nebenast, dessen Mittel- glied sehr klein ist; Mandibeln und sonstige Mundorgane von gewöhnlichem Typus. Kauplatte und Mandibularzähne sind jedoch ungewöhnlich schwach. Die beiden Äste der Schwimmfüße sind dreigliedrig, fast von gleicher Länge und tragen meist fein gefiederte Borsten. Das fünfte Paar ist dreilappig und seine beiden inneren Lappen tragen je zwei kräftige dornenähnliche Borsten, von denen die eine ziemlich lang, die andere nur halb so lang ist. Der äußere Lobus trägt nur einen kurzen Dorn und zwei oder drei kurze Haare. Fundort: 385 m Gauss -Station, 17. XII. 1902, Grund. Brady, Marine Copepoden 1. 507 Der nächste Verwandte dieser Art scheint die gemeine, europäische Ectinosoma Sarsi Boeck^) zu sein, von der sie sich nur wenig in der Form der vorderen Antenne und besonders durch das fünfte Fußpaar unterscheidet. Auch die von Giesbrecht in den Copepoden der ,,Belgica" be- schriebene Ectinosoma antarcticum steht dieser Art nahe, doch sind hier wieder dieselben Unter- schiede vorhanden, die unsere Art von E. Sarsi trennen. Fig. 1. Vom Rücken gesehen x 84 „ 2. Seitlich gesehen x 84 „ 3. Vordere Antenne x 300 Textfig. II. Ectinosoma gracilicorne n. sp. Fig. 4. Hintere Antenne x 300 „ 5. Vorderer Maxilliped x 330 „ 6. Hinterer Maxilliped (und Maxille?) ■, 300 Fig. 7. Schwimmfuß >; 240 „ 8. Fünfter Fuß x 340 „ 9. Furca x 140. Ectinosoma gracilicorne n. sp. (Textfig. II). Länge 0,77 mm, Körper schlank, vom Rücken gesehen ungefähr viermal so lang als breit, deutlich breiter vorn als hinten; Kopfsegment etwas mehr als ein Viertel der ganzen Länge ein- nehmend, Furcaläste ungefähr so lang wie breit, von einander abstehend aber kaum divergierend. Vordere Antenne sehr klein und dünn, siebengliedrig, die basalen Glieder nicht plötzlich erweitert; hintere Antennen, Mundorgane und Schwimmfüße vom gewöhnlichen Typus. Der innere Lobus des Basalgliedes des fünften Fußpaares schmal, nur bis zur Mitte des zweiten Gliedes reichend und zwei schlanke Endborsten tragend. Das zweite Glied wie gewöhnlich in zwei fingerförmige Platten geteilt, von denen die innere zwei lange Endborsten, die äußere eine solche und eine vom Blatt der Platte entspringende ,, Anhangsborste" trägt. ^) Nye Slaegter og Arter of Saltvands-Copepoder 1872. 66* 508 Deutsche Südpolar-Expedition. Diese Art wurde an der Gauss-Station pelagisch bei Fängen aus 100 m (22. VII. 02), aus 150 m (31. I. 1903) und auch bei Bodenfängen (14. VI. 1902), wohl beim Aufholen der Quasten- dretsche, erbeutet. Die „Anhangsborste" (G. O. Sars) des fünften Fußpaares scheint diese Art den Gattungen Textfig. III. Setella gracilis Dana. Fig. 1. Hintere Antenne x 240 Fig. 3. Erster Fuß „ 2. Hinterer Maxilliped x 300 „ 4. Dritter Fuß Fig. 5. Fünfter Fuß / 140. X 140 xl40 Bradya und Pseudohradya, zu nähern, doch sind die hintere Antenne und der hintere Maxilliped genau wie bei Ectinosoma gebildet. Genus Setella Dana. Setella gracilis Dana. (Taf. LH, Fig. 5, Textfig. III). Diese Art, bereits 1852 von Dana in seinem großen Werke über die Crustaceen der U. S. Ex- ploring Expedition beschrieben und später von mir an vielen südlichen Fundorten in der Ausbeute des ,,Challenger" nachgewiesen, wurde von der Deutschen Südpolar-Expedition spärlich bei Port Natal an der Oberfläche (31. V. 1903) und bei der Gauss-Station im September, Dezember, Februar, März, auch bei Kerguelen im Februar und März 1902 erbeutet. Genus Tetanopsis n. g. Körper zylindrisch, ohne deutliche Trennung der verschiedenen Regionen; Kopf mit dem ersten Rumpf segment verschmolzen; GHederzahl der ersten Antenne reduziert; vordere Maxillipeden verlängert, zwei lange klauenähnliche Endborsten tragend; hintere Maxillipeden linear, sehr klein, Brady, Marine Copepoden I. 509 dünn, nicht als Greiforgan ausgebildet. Schwimmfußäste sämtlich dreigliedrig und annähernd von gleicher Länge. Fünftes Fußpaar klein, blattartig. Tetanopsis typicns n. sp. (Textfig IV.) ? Länge 0,52 mm, Körper von gleicher Breite in der ganzen Länge, nicht merklich vorn oder hinten verschmälert. Die Segmente des Mittelkörpers sind auf dem Rücken nach hinten in einen Textfig. IV. Fig. 1. Von der Seite gesehen x 140 ,, 2. Vordere Antenne x 300 ,, .3. Hintere Antenne x 300 „ 4. Maxille ■- 300 Tetanopsis typicus n. sp. Fig. b. Vorderer Maxilliped x 300 „ 6. Hinterer Maxilliped x 300 „ 7. Erster Fuß x 300 „ 8. Dritter Fuß x 300. das folgende Segment dachziegelig deckenden Dorn verlängert. Furcaläste klein jeder zwei End- borsten tragend, von denen die eine sehr lang, die andere kurz ist. Vcuxlere Antenne kurz und dünn, fünfgliedrig, die beiden proximalen Glieder sehr kurz, sehr wenige Haare tragend. Das Verhält- 1. 2. 3. 4. 5. nis der Glieder untereinander stellt sich folgendermaßen dar: -; das Endglied der 2. 2. 6. 4. 3. hinteren Antenne ist dünn verlängert, nicht an der Spitze verbreitert; Borsten lang, nicht gekniet; Maxillen von gewöhnlichem Typus (die in Fig. 4 dargestellte ist unvollständig), Hand des vorderen Maxillipeds verlängert, an Breite abnehmend nach dem distalen Ende, welches zwei sehr lange gebogene und dünne Klauen trägt; die Handfläche zeigt zwei kleine Borsten in der Nähe der Basis; 510 Deutsche Südpolar-Expedition. hinterer Maxilliped äußerst klein und dünn, dreigliedrig, das Endglied klein, mit einfacher langer Borste versehen; das Grundglied am inneren Rande dicht mit kurzen starren Wimpern bekleidet. Die basalen Glieder der Schwimmbeine sind plump; das innere Glied des ersten Paares trägt lange Endborsten und ist an den Seiten nackt, während die beiden ersten Glieder des äußeren Astes nur je eine einfache Borste, das letzte Glied zwei Endborsten und eine Seitenborste tragen. Die übrigen Schwimmbeine sind mit einfachen Endborsten versehen, aber sonst nahezu nackt. Das fünfte Fuß- paar zeigt den gewöhnlichen blattartigen Typus. Farbe dunkelbraun, fast schwarz. Fundort : Ein Exemplar wurde in einer Tiefe von 300m am 10. XL 1902 pelagisch bei der Gauss- Station gefangen. Da von dieser interessanten Form nur ein Exemplar vorliegt, war es bei der geringen Größe nicht möglich, es so zu zerlegen, daß die Mundteile deutlich dargestellt werden konnten. Aus diesen Gründen ist die von der Maxille gegebene Figur unvollkommen. Das ganze Tier war, wie die Figur zeigt, stark zurückgekrümmt, so daß es an den ,, Opisthotonus" eines Starrkrampfkranken erinnerte; daher der Gattungsname Tetanopsis. Dem inneren Bau nach scheint die neue Gattung mit Ectino- soma verwandt zu sein, doch im Habitus und in den Merkmalen der Schwimmbeine sind beide Gattungen sehr weit von einander verschieden. Textfig. V. Pseudobradya proxima n. sp. Fis. 1. Vordere Antenne ; 350 Fig. 4. Zweiter Maxilliped x 350 „ 2. Hintere Antenne x 350 „ 5. Erster Fuß x 240 „ 3. Erster Maxilliped x 350 „ 6. Fünfter Fuß x 240 Fig. 7. Furca x 140. Genus Pseudobradya G. 0. Sars. Pseudobradya proxima u. sp. (Taf. LH, Fig. 4, Textfig. V). Länge 0,77 mm, Körper ziemlich gedrungen, dem von Ectinosoma sehr ähnlich, am breitesten nahe der Stirn und ohne deutliche Einschnürung zwischen Thorax und Abdomen; Furcalsegmente Brady, Marine Copepoden I. 511 divergierend, breit an der Basis und distalwärts sich verschmälernd, ihre größte Breite etwa gleich ihrer Länge; vordere Antenne kurz und kräftig, fünfgliedrig (?), Grundglieder stark aufgeblasen, dicht mit Borsten besetzt; hintere Antenne verhältnismäßig groß, Nebenast klein, eingliedrig; erster Maxilliped kräftig, wohlentwickelt; Grundglied eine einzige sehr lange und Icräftige Borste tragend; zweites Glied mit drei Borsten tragenden fingerförmigen Anhängen; drittes Glied an der Spitze abgestutzt, welche aus drei (?) kleinen Gliedern zusammengesetzt ist und zahlreiche stark gekrümmte Borsten trägt; zweiter Maxilliped kleiner, dreigliedrig, am Grundglied mit einer sehr langen, dornartigen Borste versehen; das mittlere Glied ist schlanker, das letzte Glied sehr klein, Textfig. VI. Pseudotachidius (?) minimus n. sp. ^. Fig. 1. Weibchen von der rechten Seite x 84 Fig. 3. Hintere Antenne x 350 Fig. 5. Dritter Fuß x 300 „ 2. Vordere Antenne x 350 „ 4. Erster Fuß x 340 „ 6. Fünfter Fuß x 240 mit mehreren Endborsten. Alle Schwimmfüße bestehen aus zwei etwa gleichen, dreigliedrigen Ästen; die äußeren Aste sind dornig, mit langen dünnen Randdornen versehen, die inneren Aste zarter bewimpert; der fünfte Fuß zeigt ein schmales verlängertes Basalglied, dessen Seiten distal- wärts zu zwei fingerähnlichen Fortsätzen verlängert sind und die an der Spitze je eine lange Borste tragen; das Endglied ist etwa eiförmig, ziemlich groß und mit vier Randborsten versehen; eine ,, Anhangsborste" fehlt dem Basalglied. Vorkommen: Zwei Exemplare wurden am 19. XII. 1902 bei der Gauss-Station im Brutnetz, das bei 385 m auf dem Grunde gelegen hatte, erbeutet. Die Art ist Bradya similis T. Scotts) sehr ähnUch, unterscheidet sich jedoch von ihr in ver- schiedenen Punkten, besonders durch die hintere Antenne und das fünfte Fußpaar, welches letztere ') A Revision of the British Copepoda belonging to the Genera Bradya Boeck and Ectinosoma Boeck (Trans. Linnean Soc. London, Juni 1896.) ;$^cÄT 512 Deutsche Südpolar-Expedition. keine „Anhangsborsten" trägt. Professor G. 0. Sars trennt diese Gattung von Bradya haupt- sächlich wegen der schwächeren Ausbildung der hinteren Maxillipeden und des kleineren sekundären Astes der hinteren Antennen. Es scheint mir fraglich, ob diese Unterschiede von genügender Be- deutung sind, um die generische Trennung zu rechtfertigen. Bei der hier beschriebenen Art war es mir nicht möglich, einige der strittigen Charaktere, besonders diejenigen der Maxillipedien genau zu sehen. Genus Pseudotacliidus T. Scott. Pseiulotachidius (J) niininius n. sp. (Textlig. Vr.) $ Länge 0,65 mm, Eostrum kurz und kräftig. Vordere Antenne schlank, ziemlich dürftig be- borstet, achtgliedrie, mit folgenden Längenverhältnissen der Glieder: —-^ -— Hintere ' "^ ^ ^ '^ 9. 8. 6. 6. 7. 5. 5. 10. Antenne ziemlich groß, mit dreigliedrigem Nebenast und nicht geknieter Endborste. Beide Äste aller Schwimmfüße sind dreigliedrig; beim ersten Fußpaar sind sie ungefälir gleich lang, bei den übrigen drei Paaren aber ist der Innenast viel kürzer als der Außenast. Beide Glieder des fünften Fußpaares sind kurz und breit und tragen je eine lange Endborste, cj unbekannt. Nur ein Exemplar dieser Art wurde bei der Gauss -Station gefunden. Die Zugehörigkeit zu dieser Gattung scheint zweifelhaft, aber die Charaktere der hinteren Antenne und der Schwimmfüße sind denen von Pseudutachidius nicht unähnlich. Mandibel und andere Mundorgane konnten nicht deutlich erkannt werden. Genus Robertsonia Brady. Robertsonia Norniani n. sp. Textfig. VII.) ? Länge 1,05 mm, Körper schlank, ohne Einschnürung zwischen Rumpf und Abdomen. Rostrum groß und scharf, anscheinend nicht beweglich. Schwanzgriffel ziemlich dünn, schwach divergierend, ungefähr dreimal so lang als breit; Schwanzborsten mäßig lang, doch sind die längsten von ihnen beträchtlich länger als das Abdomen. Vordere Antenne sehr kurz und kräftig, dicht beborstet, sechs- (oder sieben-?) gliedrig; die Glieder sind viel breiter als lang und — mit Aus- nahme des ersten — etwa gleich lang. Da das ganze Organ dunkel pigmentiert ist, wird die Gliederung fast unsichtbar. Die hintere Antenne ist ebenso groß wie die vordere, ihr Nebenast ist dreigliedrig und überragt das Ende des Hauptastes. Die Borsten sind ziemlich stark dornig. Der Innenast des ersten Fußpaares ist dreigliedrig, nahezu doppelt so lang als der Außenast; sein letztes Glied ist ebenso lang wie das erste und zweite zusammen. Die Endborsten sind lang und ziemlich dick; alle Glieder des Außenasts tragen lange dünne Dornen, welche ebenso wie die Außenränder der Innenäste sehr stark gekämmt sind. Die beiden Äste der Schwimmfüße sind fast gleich lang und nur schwach bedornt. Das fünfte Fußpaar ist dem von Ectinosoma sehr ähnlicli; das erste Glied desselben ist distal stark ausgehöhlt, mit schmalem Innenlobus, der lang und mit zwei sehr kräftigen Endborsten ver- sehen ist; das zweite Glied ist vierseitig, am Ende abgesetzt und trägt drei Endborsten außer einer vierten Borste, die ungefähr in der Flächenmitte entspringt. Brady, Marine Copepoden 1. 513 Fundort : Nur ein Exemplar lag vor von der Observatory Bai, Kerguelen. Es gelang mir nicht, einige der kleineren Mundorgane wie die Maxillipeden deutlich zu erkennen, doch waren die Charaktere im allgemeinen sehr ähnlich denen von Robertsonia, und ich freue mich, daß sich mir hier eine Gelegenheit bietet, die Namen von zwei alten und geschätzten Freunden, Dr. Robertson und Dr. Norman, zu vereinigen. Genus Parastenhelia Thompson and A. Scott. {ParastenhHia T. u. S. Copepoda of Ceylon Pearl Oyster Fisherles.) Diese Gattung wurde durch Thompson und Scott wegen der neungliedrigen vorderen Antenne und des zweigliedrigen Innenasts des ersten Fußpaares von Stenhelia abgetrennt. Die antarktischen 1 ^ 2 Textfig. VII. Robertsonia Normani n. sp. $. Fig. 1. $, von links gesehen x 84 Fig. 3. Hintere Antenne x 240 Fig. 5. Fünfter Fuß „ 2. Vordere Antenne X 240 4. Erster Fuß X 200 X 200 G. Abdomen und Furca x 84. Exemplare können auf keine der beiden von den genannten Autoren beschriebenen Arten bezogen werden. Parasteuhelia gnicilis n. sp. (Textfig. VIII). ? Länge 0,88 mm. Im Habitus Dactylopusia sehr ähnlich; der Körper ziemlich robust, mit kleinem Rostrum, kurzen Caudalsegmenten und mäßig langen Schwanzborsten. Vordere An- tennen kürzer als das Kopfsegment, nicht besonders kräftig und mit zahlreichen langen Borsten . ^ , , , 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. besetzt. Die Längenverhältnisse der Antennenglieder smd folgende: — 54495 q 54 Der Außenast des ersten Fußpaares ist halb so lang als der Innenast, dreigliedrig und ziemlich Deutsche Sudpolar-Expedition. XI. Zoolu^ie III. G7 514 Deutsche Südpolar-Expedition. stark bedornt am Außenrand dieser Glieder; das letzte Glied ist kurz und mit zwei dünnen End- klauen versehen. Der Innenast setzt sich aus einem sehr langen dünnen Proximalglied und sehr kurzem Endglied zusammen, von denen das erstere eine einzelne Borste am Innenrand, das letztere zwei ziemlich kräftige Endklauen trägt. Bei den übrigen Schwimmfüßen sind die Innenäste viel kürzer als die Außenäste. Das erste und zweite Glied sind mit je einer Borste, das letzte mit drei Endborsten versehen. Der Außenast ist am äußeren Rande stark bedornt. Das Basalglied des fünften Fußes ist durch einen kurzen inneren Lobus verlängert, welcher vier lange Endborsten trägt; das distale Glied ist sehr groß, oval, hat bewimperte Ränder und vier oder fünf lange End- borsten. Die Abdominalsegmente sind sehr kurz, nicht annähernd so lang als breit. Textfig. VIII. Parastenhelia gracilis n. sp. 5. Fig. 1. Vordere Antenne ■- 240 Fig 3. Zweiter Fuß „ 2. Erster Fuß x 240 „ 4. Fünfter Fuß Fiff. 5. Furca x 200. x240 x240 Fundort : Observatory Bai, Kerguelen; von Dr. E. Werth gesammelt. Nur ein Exemplar dieser Art lag vor. Parastenhelia (?) tenuis n. sp. (Textfig. rX). Körper langgestreckt, ohne deutliche Trennung zwischen Rumpf und Abdomen; Länge 0,77 mm. Furcaläste sehr klein, abstehend voneinander, kaum länger als breit; das letzte Abdominalsegment tief gespalten; zwei Schwanzborsten, von denen die eine lang, die andere sehr kurz ist; die längere erscheint peitschenförmig gebogen; die Abdominalsegmente sind viel größer als die des Thorax. Vordere Antennen kürzer als das Kopf segment, neungliedrig, scharf nahe an der Basis zurück - 1. 2. 3. 4, 5. 6. 7. 8. 9. gebogen, mit folgenden Längenverhältnissen der Glieder: Ein großes 3. 10. 6. 5. 3. 3. 2. 2. 5. Sinnesfilament erscheint auf dem vierten Glied; die übrigen Glieder sind reich mit Borstenhaaren Bkauv, Marine Copepoden 1. 515 versehen; die vorderen Maxillipeden zeigen gewöhnlichen Typus mit wohlentwickelten Loben. Der Innenast des ersten Fußpaares ist zweigliedrig, nur ungefähr halb so lang als der Außenast. Die beiden ersten Glieder des Außenasts tragen je eine dornartige Borste, das letzte Glied einen Dorn und drei lange Endborsten. Die Äste der übrigen Schwimmfüße sind dreigliedrig. Das fünfte Fuß- paar besteht aus zwei nahezu gleichen, subquadratischen Loben, von denen der basale oder äußere Lobus ein wenig über den inneren herausragt. Letzterer trägt zwei starke, dolchförmige Borsten von ungleicher Länge. Der äußere Lobus hat außer zwei ähnlichen Borsten noch eine dritte, dünnere. Textfig. IX. Parastenhelia (?) tenuis n. sp. Fig. 1. Von der Seite gesellen x 84 Fig. 3. Vorderer Maxilliped x 440 Fig. 5. Zweiter Fuß x 320 „" 2. Vordere Antenne x 320 „ 4. Erster Fuß x 320 „ 6. Fünfter Fuß x 350 Fig. 7. Abdominalsegmente und Furca x 84. Fundort: Nur ein Exemplar lag vor von der Gauss -Station, in 385 m Tiefe am 17. XIL 1902 erbeutet. Die Einzelheiten des Baues waren nur zum Teil sichtbar, und daher ist die Zugehörigkeit der Art zur Gattung Parastenhelia nicht ganz sicher. Genus Stenlieliopsis G. 0. Sars. Steiiiieliopsis crispata n. sp. (T;if. LV, Fig. 15—25). ? Länge 0,575 mm; Körper vom Rücken gesehen länglich eiförmig, vorn am breitesten, dann allmähUch nach hinten verschmälert. Größte Breite gleich einem Drittel der Länge, Rostrum stark vortretend, breit gerundet und vorn ein wenig gespalten ; Kopf segment ungefähr gleich einem Drittel der Gesamtlänge, letztes Abdominalsegment gespalten; Schwanzgriffel voneinander abstehend, divergierend, nicht viel mehr als zweimal so lang als breit, an Länge dem beiden letzten Abdomiual- 67* 516 Deutsche Siidpolar-Expedition. Segmenten fast gleich; die beiden Hauptborsten sind distal stark zurückgebogen. Vordere An- tennen siebengliederig, reich beborstet, ungefähr halb so lang wie das erste Körpersegment, mit folgenden Längenverhältnissen der Glieder: -^' Hintere Antennen ziemlich dünn, distal nicht erweitert, Endborsten kaum gekniet, Nebenast ziemlich groß, zweigliederig; Mandibeln und Maxillen von gewöhnlichem Typus, außer daß einer der Äste des Mandibelpalpus über den anderen gebeugt sein kann, ganz ähnlich wie bei Stenhelia und wie es in Taf.LV, Fig. 19 angedeutet ist. Hintere Maxillipeden klein, mit breit ovaler Hand, am Rande bewimpert und mit dünner Endklaue. Die Äste des ersten Fußpaares sind von fast gleicher Größe; der Innenast setzt sich aus zwei nahezu gleichen Gliedern, der Außenast aus drei Gliedern zusammen, von denen die beiden ersten je einen dünnen Enddorn tragen, während das letzte mit vier Endborsten aus- gestattet ist. Die Äste der Schwimmfüße sind dreigliederig und fast von gleicher Länge. Das fünfte Fußpaar ist klein, zweilappig mit gleich langen Loben, von denen der innere Lobus vier, der äußere zwei lange Randborsten trägt. Fundort: Gauss -Station, 385 m Tiefe am 16. VI., 24. XL und 17. XII. 1902 und 350 m 28. I. 1903. Diese Art weicht in einigen wichtigen Eigentümlichkeiten von der einzigen beschriebenen Art der Gattung S. divaricata G. 0. Sars ab, obwohl sie sonst dieser dem äußeren Anschein nach ganz ähnlich ist. Professor Sars jedoch beschreibt und bildet seine Art ab mit zweigliederigen Innen - ästen aller Schwimmfüße, während diese bei S. crispata mit Ausnahme des ersten Fußes deutlich dreigliederig sind. Beim fünften Fußpaar von S. crispata sind die beiden Loben einander dicht genähert und die beiden Borsten viel länger als bei S. divaricata. Andererseits sind die Furcaläste bei letzterer länger und dünner als bei der antarktischen Art. Der Unterschied in der Gliederung der Schwimmfüße bei beiden Arten wüi-de fast generische Trennung erfordern, aber sonst sind die beiden so sehr ähnlich, daß es am besten erscheint, die Genusdiagnose für beide Formen passend zu erweitern. Genus Nitocra Boeck. Nitocra graciliniaiia Giesbeecht. (Tai LVI, Fig. 1; Textfig. X.) ? Länge 1,1 mm, Körper dünn, Kopfsegment ungefähr gleich einem Fünftel der Gesamtlänge, Schwanzgriffel und Abdomen ohne Dornbesatz, Furcallamellen kürzer als das letzte Abdominal - Segment. Vordere Antennen dünn, achtgliederig, bis zum Hinterrand des dritten Körpersegments reichend mit folgenden Längenverhältnissen der Glieder: ---'- — ^' Nebenast der hinteren Antennen eingliederig, das Distalglied der Antenne am Ende nicht erweitert; hinterer Maxilliped mit langer, dünner Hand und einer sehr langen, gebogenen, fein gewimperten Endklaue. Die Spitze des Proximalglieds ist mit ein oder zwei Borsten versehen. Alle Schwimmfüße haben zwei dreigliederige Äste. Der Außenast des ersten Paares ist kürzer als der Innenast, trägt am distalen Ende vier schlanke Borsten und an den beiden ersten Gliedern, die am Rande bewimpert sind, einen Enddorn. Das erste Glied des Innenastes ist lang und dünn und doppelt so lang als das zweite Brady, Marine Copepoden I. 517 und dritte Glied zusammen. Das Basalglied des fünften Fußes ist sehr breit und reicht mit seinem inneren Lobus ungefähr bis zur Spitze des Distalgliedes. Beide Glieder sind mit langen Randborsten versehen. : 240 ,. 4. Vorderer Maxilliped x 340 „ 6. Erster Fuß Fig. 7. Zweiter Fuß x 240. X 340 x240 Genus Mesochra Boeck. Mesochra nana n. sp. (Textfig. XIV. ) $ Länge 0,54 mm, vordere Antenne kurz und sehr dünn, siebengliederig, mit folgenden Längen - 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Verhältnissen der Glieder: Das zweite Glied trägt 5 oder 6 kurze Borsten, 6. 6. 8. 6. 5. 4. 4. während die anderen Glieder fast nackt sind mit Ausnahme des letzten, welches mehrere Borsten auf der Spitze hat. Das fünfte Glied (?) trägt eine mäßig große Sinnesborste. Der hintere Maxilliped ist mit schmal-ovaler Hand und mit dünner Endklaue versehen. Der Innen- ast des' ersten Fußpaares ist fast doppelt so lang wie der Außenast und dreigliederig; die letzten beiden Glieder sind kurz und annähernd gleich lang. Der Außenast ist dreigliederig; das letzte der drei Glieder ist dünner als die übrigen und übertrifft dieselben erheblich an Länge. Beide Aste sind am Außenrand bewimpert, der Innenast trägt drei Endborsten, der Außenast vier, welche ^) Transactions of the Zoological Society of London, vol. XV, part. IL August 1899. BuAüv, Marine Copepuden 523 aber gekrümmt sind. Das erste und zweite GMed sind mit ungewöhnlich langen und dünnen Rand- dornen ausgestattet. Die Innenäste des zweiten, dritten und vierten Fußpaares sind nur zweigliederig. Das Basal- glied des fünften Fußpaares ist distal breit und tief ausgehöhlt; der innere Lobus wird nach dem Ende zu schmäler und trägt fünf Randborsten, von denen eine sehr lang ist. Der Außenlobus ist klein, überragt nicht die Spitze des Innenlobus und trägt fünf Borsten. Textfig. XIV. Mesochra nana n. sp. ?. Fig. 1. ?, von der linken Seite x 84 „ 2. Vordere Antenne x 440 Fig. 3. Hinterer Maxilliped x 320 „ 4. Erster Fuß x 320 Fig. 5. Dritter Fuß x 300 „ 6. Fünfter Fuß x 320. Fundort : Die Art wurde unter Dretschmaterial von der Observatory-Bai, Kerguelen, gefunden. Mesochra nana ist viel kleiner als die bekannten nordischen Arten M. Lilljeborgi und M. Robert - soni, aber anscheinend etwas größer als M. pygmaea Claus, auch sonst durch viele andere Charaktere weit von diesen verschieden. Genus Laophonte Philippi. Laophonte coniuta Philippi. (T;if. LVII, Fig. 1, Textfig. XV.) Exemplare, welche in allen wesentlichen Merkmalen mit Laophonte cornuta Philippi über- einstimmen, wie sie von Professor G. 0. Sars in seinem bekannten Werk über die Crustaceen Nor- wegens beschrieben und abgebildet wurde, fanden sich bei St. Paul in der Ebbezone des Kratersees am 26. V. 1903, bei der Kerguelenstation am 13. II. 1903 und bei Simonstown VII. 1903. Als einzige nennenswerte Unterschiede zwischen diesen und den europäischen Exemplaren können angeführt werden, die anscheinend größere Gliederzahl und dichterer Borstenbesatz der 68* 524 Deutsche Südpolar-Expedition. vorderen Antenne, welche jedoch sehr undeutlich erkennbar war, und eine eigentümliche S-förmige Drehung in einigen Borsten des Außenrandes am fünften Fußpaare des Weibchens. Fig. 1. Vordere Antenne, ? x 240 „ 2. Vordere Antenne, . Zweiter Fuß, : 500 X 100 „ 7. Vorderer Maxilliped X 500 x440 „ 8. Erster Fuß x240 x240 „ 9. Vierter Fuß x240 X 440 „ 10. Fünfter Fuß x300. Fußpaares trägt keine wohl ausgebildete Endklaue, und auch noch andere weniger auffällige Unter- schiede sind vorhanden, wie z. B. im Bau der vorderen Antenne des Weibchens. Genus Thalestris Claus. Thalestris sordida n. sp. (Taf. LIII, Fig. 14—23.) $ 1,2 mm lang, Körper flach gedrückt, ohne deutliche Trennung zwischen Thorax und Ab- domen, im Habitus Th. peltata Boeck ähnlich. Vordere Antennen neungliederig, schlank, ziemlich Brady, Marine Copepoden I. 529 reich beborstet, mit den folgenden Verhältnissen der Glieder: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Neben- 12. 9. 6. 5. 3. 3. 2. 2. 5. ast der hinteren Antennen mäßig lang, dünn, zweigliederig; hintere Maxillipeden verlängert, die äußere Kante der Hand höckerig und fast eckig in der Mitte, der innere Rand mit einer langen mittleren Borste versehen; Endklaue lang und dünn. Das erste Fußpaar trägt zwei nahezu gleich lange Äste; die beiden Distalglieder des Innenastes sind sehr kurz, das erste Glied ist sehr lang und mit ungewöhnlich langer Fiederborste ausgestattet, die im proximalen Drittel auftritt. Beide Äste haben Endklauen von der bei Thalestris gewöhnlichen Form. Die Innenäste der Schwimmfüße sind kürzer als die Außenäste. Das Basalglied des fünften Fußes ist seitlich verbreitert, kurz, am s 7 Fig. 5. Dritter Fuß „ 6. Fünfter Fuß xl40 xl40 Textfig. XX. Thalestris harpactoides. ?. Claus. Fig. 1. Vordere Antenne x 240 Fig. 3. Hinterer Maxilliped x 180 „ 2. Hintere Antenne x 240 „ 4. Erster Fuß x 180 Fig. 7. Abdomen iind Furca x 84. Ende abgestutzt und trägt vier lange, dünne Borsten und drei oder vier kürzere; Furcallamellen ungefähr so lang wie breit; das letzte Abdominalsegment ist gespalten, die Hinterränder der vorher- gehenden Segmente sind dornig. $ Vordere Antennen kräftig, fünf gliederig, ohne blasenartige Anschwellung; das vorletzte Glied verdickt, Endklaue kräftig und stark hakenförmig gekrümmt. Der Innenast des zweiten Fußes ist auf zwei Glieder reduziert ; das zweite Glied desselben ist auf der Innenseite in einen kurzen dornartigen Fortsatz verlängert. Das Basalglied des fünften Fußpaares ist sehr breit und trägt am Innenwinkel drei kräftige Borsten, während das zweite Glied sehr ähnlich wie beim ? gebaut ist. Fundort : Diese Art wurde bei der Gauss-Station am 3. XII. 1902 und 7. II. 1903 in 385 resp. 350 m Tiefe und am Gaussberg (1. X. 1902) in geringerer Tiefe gefunden. Dem allge- meinen Charakter nach ist sie eine typische Thalestris und steht dem Tli. frigidus Scott^) wohl ^) Report on the Marine and Freshwater Crustacea froni Franz. Josef-Land by Thomas Scott F. L. S. (Linnean Society's Journal Zool. vol. XXVII.). Deutsche Südpolar-Expeditiou. XI. Zoologie HI. "»* 530 Deutsche Siidpolar-Expedition. am nächsten, doch unterscheidet sie sich durch viele kleinere Züge von demselben. Ein unwichtiges, jedoch gleichzeitig unterscheidendes Merkmal bietet die lange Fiederborste am Innenast des ersten Fußes. Ich kenne keine andere Thalestrisart sonst, bei welcher diese Borste so gut entwickelt ist. Thalestris liarpactoides Claus. (Taf. LIV, Fig. 5, Textfig. XX.) In allen Einzelheiten des Baues stimmen die antarktischen Exemplare mit dieser wohlbe- kannten europäischen Art überein, doch ist die äußere Erscheinung derselben im allgemeinen eine andere wegen der kräftigeren Gestalt und weil die Verschmälerung des Abdomens kaum angedeutet ist. Diese Art zusammen mit einigen anderen Arten hat Professor G. 0. Sars von der Gattung Thalestris, wie sie allgemein aufgefaßt wird, abgetrennt und sie unter neuem Namen als Genus Parathalestris zusammengefaßt. Ich kann nicht einsehen, daß die Merkmale, auf die jener Autor hinweist, von generischer Bedeutung sind. Drei Exemplare wurden in der Observatory Bai bei der Kerguelenstation gefunden. Genus Pseudothalestris Pirady. Pseudothalestris pusilla u. sp. (Textfig. XXI.) ? Vordere Antennen achtgliederig mit den folgenden Längenverhältnissen der Glieder: -^ — ' — ' '- — '- — " — '- — '-. Nebenast der hinteren Antennen ziemlich klein, zweigliederig. Die Hand 8. 7. 7. 4. 4. 4. 3. 3. > & & der hinteren Maxillipeden länglich, dünn mit langer und dünner Klaue tmd zwei von ihrer Basis entspringenden Borsten. Das erste Fußpaar ist kurz und kräftig, sein zweigliederiger Außenast nur ungefähr halb so lang als der innere und viel kürzer als das erste Glied von diesem. Jedes Glied trägt einen Randdorn und drei dünne klauenähnliche Borsten an der abge- stutzten Spitze. Das erste Glied des Innenastes ist lang und trägt eine lange gefiederte Randborste ; die beiden folgenden Glieder sind sehr klein, ungefähr so lang als breit und etwa gleich lang. Das letzte Glied trägt zwei dünne Klauen und eine kleine Borste. Das Basalglied Textfig. XXI. Fig. 1. Vordere Antenne „ 2. Hintere Antenne „ 3. Hinterer Maxilliped Pseudothalestris pusilla n. sp. $. ,-. m) Fig. 4. Erster Fuß X 360 „ 5. Fünfter Fuß X 360 „ 6. Abdomen und Furea x360 x360 X 200. Bkady, Marine Copepodcn I. 531 des fünften Fußes ist kurz und breit und mit vier Borsten versehen. Das Distalglied ist kurz, subquadratisch, reicht nicht über das distale Ende des Basalgliedes hinaus und trägt zwei lange und drei kurze Borsten. Das Abdomen ist verhältnismäßig dünn, die Furcallamellen sehr kurz, kaum so lang als breit; die längste der Endborsten ist nur so lang als das Abdomen. Fundort : Am Fuße des Gaussberges in 46 m Tiefe. Pseudothalestris tumida u. sp. (Textfig. XXII.) Toxtfig. XXII Fig. 1. 9, von der rechten Seite x 120 „ 2. ?, von unten x 120 Fig 7. Fünfter Fuß Pseudothalestris tumida n. sp. 3. Vordere Antenne x 440 4. Hintere Antenne x .340 X 340 Fiff. 8. Furca ? Fig. 5. Hinterer Maxiiliped x 340 „ 6. Erster Fuß x 440 x240. ? Länge 0,4 mm, Ceplialothorax stark aufgeblasen, fast kugelig, die Breite etwa gleich drei Viertel und die Dicke gleich fünf Sechstel der Länge. Abdomen kurz und schlank. Vordere Antenne achtgliederig mit den folgenden Gliederlängen — ' — '- '- — '- — '- — '- — '- — ^. Nebenast der hinteren ^ ^ ^ " 7. 11. 10. 4. 4. 4. 4. 3. Antenne eingliederig; Hand des hinteren Maxillipeds oval mit einer einzelnen Borste in der Mitte des oberen Randes ; Außenast des ersten Fußpaares zweigliederig, ebenso wie der Innenast ; das erste Glied des letzteren mehr als doppelt so lang als der ganze Außenast; mit einer einzelnen Borste un- gefähr in der Mitte des Innenrandes und einer kleineren in der Nähe der Spitze am Außenrande versehen; das zweite Glied ist sehr klein und trägt am Ende eine lange und zwei kurze Borsten. 532 Deutsche Südpolar-Expedition. Alle Äste der Schwimmfüße sind vmgefälir gleich an Größe vmd drcigliederig; fünftes Fußpaar blattartig mit ungefähr gleich langen Gliedern, die je fünf kräftige Endborsten tragen. Schwanz- grifEel äußerst kurz, breiter als lang. Fundort : Wenige Exemplare waren in Dretschmaterial von der Observatory Bai, Ker- guelen, vorhanden. Das Genus Pseudothalestris wurde von Professor G. 0. Sars nicht anerkannt, weil das eine der wichtigeren Merkmale — der zweigliederige Außenast des ersten Fußes — auch Arten der Gat- tung Westwoodia zukäme, aber die achtgliederige vordere Antenne dieser Art liefert einen anderen wichtigen Charakter, denn alle Arten der Westwoodia -Gruppe haben ,,mehr oder weniger redu- zierte" Zahl der Antennenglieder. Pseudothalestris tumida weicht von diesen auch darin ab, daß der Innenast des ersten Fußes zweigliederig ist, nicht dreigliederig wie bei Westwoodia. Genus Rliyncliothalestris G. O. Saks. Rhynchothalestris Vanhöffeui n. sp. (Textfig. XXIII.) Textfig. XXIII. Rhynchothalestris Vanhöffeni. Fig. 1. Vordere Antenne und Rostrnm : : 240 Fig. 4. Erster Fuß x 200 „ 2. Nebenast der zweiten Antenne x 240 „ 5. Fünfter Fuß x 240 „ 3. Hinterer Maxilliped x 240 „ 6. Abdomen und Furca x 200. ? Der allgemeine Umriß wie bei Thalestris; Rostrum ziemlich kurz und stumpf, nicht deutlich dem Kopf eingelenkt; Abdominalsegmente seitlich verbreitert, Hinterecken derselben in scharfe dornartige Spitzen auszgezogen. Das erste Abdominalsegment (Genitalsegment) BüADY, Marine Copepoden I. 533 ungewöhnlich groß und mit undeutlicher Naht in der Mitte. Furcallamellen sehr kurz; Analdeckel mit zwei oder drei kurzen Dornen. Vordere Antenne dünn, stark beborstet und neungliederig mit 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. folgendem Verhältnis der Glieder: Nebenast der hinteren Antenne 10. 8. 7. 3. 4. 2. 2. 4." undeutlich dreigliederig, mit sehr kleinem mittlerem Glied; hinterer Maxilliped dünn, mit drei Borsten auf dem Basalglied, länglicher Hand, die ungefähr dreimal so lang als breit ist und in der Mitte jedes Randes eine einzelne Borste trägt. Endklaue lang und mit zwei Hilfsborsten versehen. Erstes Fußpaar fast ohne Randdornen und mit einer einzelnen kleinen Medianborste am Außenast ; fünftes Fußpaar groß , blattartig, mit zwei Loben von annähernd gleicher Breite und Länge, deren Ränder mit kurzen Wimpern umsäumt sind und die distal je 5 oder 6 Borsten von ungleicher Länge tragen. Fundort : Ein nicht ganz vollständiges Exemplar liegt von der Simonsbai in Kapland vor. Die Schwimmfüße sind stark verstümmelt und fast unkenntlich, doch scheinen die Merkmale des Abdomens und anderer Teile darauf hinzuweisen, daß das Exemplar zur Gattung Rhyncho- thalestris von Professor Sars gehört. Genus Amenophia Boeck. Anicuophia ovalis n. sp. (Textfig. XXIV.) Textfig. XXIV. Amenophia ovalis n. sp. Fig. 1. (?, von der linken Seite ■: 84 Fig. 5. Hinterer Maxilliped x 300 „ 2. S, von oben x 84 „ 6. Erster Fuß x 240 „ .3. Vordere Antenne, $ x 300 „ 7. Fünfter Fuß, $ x 240 „ 4. Mandibel und Palpus x 340 „ 8. Fünfter Fuß, 3 x 240. 534 Deutsche Siidpolar-Expedition. ? Länge 0,75 mm, Körper flach, oval, vom Rücken gesehen vorn am breitesten; die Breite des Kopfes gleich der halben Gesamtlänge; Abdomen nur wenig schmäler als der Rumpf, Schwanz- griffel abstehend, kürzer als das letzte Körpersegment. Vordere Antenne achtgliederig mit den . 1 n X 11- , ^n- , 1- 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8 folgenden Längenverhaltnissen der iTlieder Mandibeln, Maxillen und 10. 15. 7. 10. 3. 2. 1,5. 3. Maxillipeden normal; erstes Fußpaar etwa wie bei der typischen Art, A. pdtata Boeck; Schwimm- füße normal; fünftes Fußpaar kurz und breit, der erste Lobus mit bewimpertem, stark konvexem Innenrand, welcher in Abständen vier Borsten trägt; äußerer Lobus ebenfalls kurz und breit, distal ausgerandet, bewimpert und mit vier ungleichen Borsten versehen. Beim 3 ist der äußere Lobus schmäler und viel länger als der innere, beide Loben tragen starke Randborsten, von denen nur drei auf den kleinen Innenlobus kommen. Fundort : Wenige Exemplare waren in einem Dretschfang von der Observatory Bai, Kerguelen, vorhanden. Diese Art nähert sich sehr der wohlbekannten nordischen Form A. peÜaia und weicht von dieser nur in wenigen geringfügigen Punkten ab, von denen besonders jener im Bau des fünften Fußpaares hervorzuheben ist. Aiiienophia tenuicornis n. sp. (Taf. LIV, Fig. (J, 7; Textfig. XXV.) ? Länge 0,6 mm. Eine kleine Art von flachem Bau ohne Einschnürung zwischen Rumpf und Abdomen; vom Rücken gesehen mit subovalem Umriß, mit kurzer Furca und ungewöhnlich langen Textfig. XXV. Amenophia tenuicornis n. sp. J. Fig. 1. Vordere Antenne y. 240 Fig. 3. Erster Fuß „ 2. Hintere Antenne x 240 „ 4. Fünfter Fuß Fig. 5. Abdomen. x240 X 240. Schwanzborsten. Vordere Antenne lang und sehr dünn, ziemlich dürftig beborstet, neungliederig, ■ c . , T , , • 1 ..V n 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. mit folgenden Längenverhältnissen der Grlieder: - — — - — - — ■ o. 10. y. 7. 4, o» ^,ü. ^,o. 4, Nebenast der hin- Brady, Marine Copepodeii I. 53^ teren Antenne klein; hinterer Maxilliped mit schmaler langer Hand, langer dünner Klaue und einer Hilfsborste, die fast so lang als die Klaue selbst ist; erstes Fußpaar von gewöhnlichem Bau, beide Äste gleich lang, dünn und jeder mit einer einzelnen starken medianen Randborste versehen. Die Endklauen sind sehr lang und dünn; das Basalglied des fünften Fußpaares ist distal ausgehöhlt, trägt zwei Loben von ungefähr gleicher Länge, von denen der äußere etwas sichelförmig erscheint; das distale Glied ist schmal und lang und von subovaler Form. Beide Glieder tragen mehrere kräftige End- und Randborsten. Die Furcalsegmente sind äußerst kurz, erscheinen fast rudimentär. Fundort : Ein Exemplar dieser Art wurde unter Dretschmaterial aus der Observatory Bai, Kerguelen, gefunden, ein anderes, stark verletzt und fast unkenntlich, aus 385 m Tiefe von der Gauss -Station (16. VI. 1902). Genus Diosaccus Boeck. Diosaccus sordidus n. sp. (Textfig. XXVr.) ? Länge 0,7 mm. Körper schlank, Cephalothorax nicht viel breiter als das Abdomen; Schwanz - lamellen kurz und breit, etwas kürzer als das letzte Abdominalsegment, Schwanzborsten mäßig Textfig. XXVI. Diosaccus sordidus n. sp. ?. Fig. 1. ?, von der rechten Seite x 100 „ 2. Vordere Antenne x 350 Fig. 3. Hinterer Maxilliped x 440 „ 4. Erster Fnß x 300 Fig. 5. Fünfter Fuß x 240 ,, 6. Abdomen und Furca x 100. lang; vordere Antenne kurz und dünn, achtgliederig, spärlich beborstet, mit einem Spitzenteil, 536 Deutsche Südpolar-Expedition. der ebenso lang wie der Antennenstiel ist, und folgenden Verhältnissen der Glieder: 1. 2. 3. 4. 6. 6. 5. 10. 5. 6. 7. . Das dritte, vierte, fünfte und achte Glied tragen einige wenige Borsten von mäßiger Länge, 3. 3. 4. 6. die übrigen Glieder sind fast nackt. Die Mundorgane haben normalen Bau; die Hand des hinteren Maxillipeden ist etwas länghch und trägt am Innenrand zwei Borsten, Dactylus sehr dünn; Innen- ast des ersten Fußpaares ungefähr doppelt so lang wie der Außenast, erstes Glied lang und dünn und an der Spitze mit einer einzelnen langen Borste versehen, zweites Glied sehr klein, drittes zwei- mal so lang und mit zwei Endborsten; Außenast dreigliederig ; die Ränder beider Äste sind fein gewimpert. Beide Äste der Schwimmfüße sind dreigliederig und etwa gleich lang; das fünfte Fuß- paar ist blattartig, das zweite Glied überragt kaum den Innenlobus des ersten Gliedes und beide Güeder sind mit Randborsten versehen, o unbekannt. Fundort: Observatory Bai, Kerguelen; drei mit Diatomeen und Infusorien stark besetzte Exemplare waren in Dretschmaterial vorhanden. Genus Dactylopusia Norman. Dactylopusia tisboides Claus. (Textfig. XXVII.) Diese Art wurde in mehreren Exemplaren bei der Kerguelenstation in der Observatory Bai Textfig. XXVII. Dactylopusia tisboides (Claus) 5. Fig. 1. Vordere Antenne x 200 „ 2. Hinterer Maxilliped x 240 Fig. 3. Erster Fuß x 200 „ 4. Zweiter Fuß x 140 Fig. 5. Fünfter Fuß x 140 „ 6. Abdominalsegmente und Furca x 84. am 5. I. 1902, 24. I. 1902 und 13. II. 1903 in geringer Tiefe und bei der Gauss-Station in einem Planktonfang aus 200 m Tiefe pelagisch am 20. III. 1902 gesammelt. Die beigegebenen Textfiguren lassen die Identität der antarktischen Exemplare mit der bekannten nordischen Art unzweifelhaft erkennen. BuADY, Marine Copepoden 1. 537 Dactylopusia antarctica Giesbrecht. (Taf. LH, Fig. 2, Textfig. XXVIII.) $ Körper schlank, länglich, ohne deutliche Trennung zwischen Thorax und Abdomen, Breite etwa gleich einem Fünftel der Länge; Abdomen etwas verengert, Kopf- und Thoraxregion nahezu gleich breit; Schwanzsegmente klein, von ungefähr gleicher Länge und Breite. Vordere Antennen schlank, siebengliederig, ziemlich dürftig beborstet, ungefähr so lang als das erste Segment. Beide Äste des ersten Fußpaares sind dreigliederig, der Innenast etwas länger als der äußere, beide sehr schwach bedornt. Das erste Glied des Innenastes etwas verbreitert, be- trächtlich länger als die übrigen Glieder zusammen und ungefähr gleich den beiden ersten Gliedern des Außenasts. Beide Äste des zweiten, dritten und vierten Fußpaares sind ebenfalls dreigliederig, Textfig. XXVIII. Dactylopusia antarctica n. sp. 5. Fig. 1. Vordere Antenne x 240 Fig. .3. Vierter Fuß „ 2. Erster Fuß x 240 „ 4. Fünfter Fuß Fig. 5. Furca x 240. x240 x240 aber der äußere ist erheblich länger als der innere. Das Basalglied des fünften Fußes ist groß und springt nach innen mit breitem, fingerförmigem Fortsatz vor, der drei lange Endborsten und eine kurze Randborste trägt. Das Endglied ist sehr klein, subquadratisch und trägt drei kleine Borsten. Länge 0,88 mm. Fundort : Ein ziemlich schlecht erhaltenes Exemplar, das sich auf Dr. Giesbrechts Dactylopus antarcticus beziehen läßt, wurde in einem quantitativen Planktonfang vom 5. VII. 1902 aus 200 m Tiefe erbeutet. Alle Teile, die deutlich sichtbar waren, wurden abgebildet. Dactyloimsia crassicoruis n. sp. (Textfig. XXIX.) Länge 0,85 mm, Abdomen schlank, vom Thorax durch deutliche Einschnürung getrennt. Vordere Antennen kräftig und kurz, ziemlich reich beborstet, sechsgliederig ; die ersten drei Glieder viel kräftiger als die übrigen und ungefähr gleich lang; die letzten drei viel kürzer und eben- Deutsche Siidpolar-Exiieditiou. XI. Zoulo^ne 111. 7Q 538 Deutsclie Südpolar-Expedition. falls annähernd gleich. Die hinteren Maxillipeden tragen eine kräftige, mit starker Klaue versehene Hand, welcher in der Mitte des Randes eine einzelne starke Borste aufsitzt. Der äußere Ast des ersten Fußpaares ist kürzer als der innere und dreigliederig; die ersten beiden Glieder tragen je einen starken Dorn; das letzte Glied ist klein und mit mehreren dünnen klauenartigen Borsten besetzt. Der Innenast ist zweigliederig; das letzte Glied klein und trägt zwei ziemlich starke Endklauen; das erste Glied ist länger als der ganze Außenast, etwas verbreitert und nahe an der Mitte der Innenkante mit langer einfacher Borste versehen. Bei allen übrigen Schwimmfüßen ist der Innenast kürzer als der Außenast; die äußeren Ränder sind bei allen bewimpert, und die inneren Ränder tragen sehr lange Borsten. Das fünfte Fußpaar ist zwei- lappig; die Loben sind an Länge nahezu gleich und tragen zahlreiche Borsten. Schwanzlamellen ungefähr so lang als breit und von gleicher Länge wie das letzte Abdominalsegment. Fundort : Bei der Kerguelenstation wurden wenige Exemplare am 13. IL 1903 gefunden. Das Exemplar, von welchem das erste Fußpaar in Fig. 3 abgebildet ist, kann vielleicht zu einer besonderen Art gehören, aber die anderen Teile stimmen, soweit sie untersucht werden konnten, mit D. crassicornis überein. Dactylopnsia similliina u. sp. (Textfig. XXX.) 9 Länge 0,8 mm. Im Habitus sehr ähnlich Dactylopus brevicornis Claus. Vordere Antenne kurz und kräftig, sechsgliederig und dicht mit mäßig langen Borsten besetzt; alle Glieder sind an Länge ziemlich gleich, die drei ersten sehr dick. Die Hand des hinteren Maxillipeden ziemlich kräftig, oblong-oval, mit kleinem Endzahn am hinteren Rande und einer starken Borste an der Kante der Palma; Endklaue ziemlich kurz und kräftig; erstes Fußpaar von normalem Bau, am Rande stark mit dornartigen Borsten besetzt; die letzten beiden Glieder des Innenastes sehr klein und undeut- lich; alle Schwimmfüße mit drei Gliedern bei beiden Ästen; fünftes Fußpaar mit breitem, fast drei- Textfig. XXIX. Dactylopusia crassicornis n. sp. 5. Fig. 1. Vordere Antenne x 240 Fig. 4. Erster FulJ var. „ 2. Hinterer Maxilliped x 320 „ 5. Dritter Fuß „ 3. Erster Fuß x 240 „ 6. Fünfter Fuß Fig. 7. Abdominalsegmente und Furca x 140. y. 340 ;•' 240 x240 BiiADY, Marine Copepoden I. 539 eckigem Basalglied, das fünf Endborsten trägt, ovalem zweiten Glied, welches nicht viel über das Ende des Basalsegments herausragt und mit sechs ungleich langen Borsten versehen ist. Die Caudalgriffel sind sehr breit, ungefähr ebenso lang als das letzte Abdominalsegment und distal etwas angeschwollen; das letzte Segment ist proximal eingeschnürt und trägt an jeder distalen Ecke einen langen Dorn; ähnliche Dornen treten auch an den übrigen Abdominalsegmenten auf. cJ Vordere Antenne dünner als beim ? und unvollkommen gekniet; der Innenast des zweiten Fußpaares ist zweigliederig, beide Glieder sind sehr breit; das erste ist am Innenrand reich bewimpert Textfig. XXX. Dactylopusia simillima n. sp Fig. 1. 9, von oben gesehen x 84 Fig. 5. Erster Fuß „ 2. Glieder der vorderen Antenne, ? x 300 „ 6. Innenast des zweiten Fußes, : 240 „ 6. Erster Fuß X 340 „ 7. Zweiter Fuß x340 8. Furca X 240 >: 140 X 140 xlOO. Fußpaares kräftig, dreigliederig und mit drei langen gekrümmten Endklauen; der äußere Rand aller Glieder dornig, das mittlere Glied weit größer als die übrigen Glieder; Innenast zweigliederig, dünn ; das erste Glied desselben, so lang wie der ganze Außenast, trägt im proximalen Drittel eine einzelne lange Fiederborste; das zweite Glied ist klein und mit zwei ungleichen Endklauen aus- gestattet; zweites, drittes und viertes Fußpaar mit dreigliederigen und annähernd gleich langen Ästen. Furcalsegmente kurz, abstehend, eben so lang als breit. Die Schwimmfüße, und in ge- ringerer Ausdehnung der übrige Körper, sind mit dicht angedrückten feinen Haaren bekleidet, 542 Deutsche Südpolar-Expedition. welche den Anschein einer zarten Streifung erwecken und denen die Art ihren Namen verdankt. Das fünfte Fußpaar habe ich nicht gesehen. Fundort : Ein Exemplar nur wurde in 385m Tiefe bei der Gauss-Station am 16. VI. 1902 erbeutet. Genus Idomene Philippi. Idoinene pusilla n. sp. (Taf. LIV, Fig. 8, Textfig. XXXIII.) ? Länge 0,77 mm, Körper etwas niedergedrückt, Abdomen nur wenig schmäler als der Rumpf; größte Breite nahe am vorderen Ende, etwas größer als ein Drittel der Länge. Schwanzlamellen Textfig. XXXIII. Idoinene pusilla 5. Fig. 1. Vordere Antenne x 240 Fig. 5. Hinterer Maxilliped X 240 „ 2. Hintere Antenne x 240 „ 6. Erster Fuß X 240 „ 3. Maiidibel und Palpus x 240 „ 7. Dritter Fuß x240 „ 4. Vorderer Maxilliped > 240 „ 8. Fünfter Fuß X 240. etwas kürzer als das letzte Abdominalsegment, abstehend und etwas divergierend. Die längste Schwanzborste ist kürzer als das Abdomen, das letzte Segment teilweise gespalten. Vordere Antennen sehr kurz, siebengliederig, reich beborstet und auf dem vierten Glied mit einer Sinnesborste ausgestattet ; alle Glieder ziemlich dick und nicht stark in der Länge verschieden ; Nebenast der hinteren Antennen dreigliederig, mit kleinem mittleren Glied; Mandibeln kräftig mit breiter vielzähniger Kauplatte. Palpus zweiästig, mit sehr breiter Basalplatte ; vordere Maxillipeden vom üblichen Typus, die hinteren dünn. Die Hand ist länglich und trägt etwa in der Mitte einen kleinen papillenförmigen, borstentragenden Fortsatz; an der Spitze des Basalgliedes erscheint eine lange Fiederborste; Endklaue lang und dünn. Beide Äste des ersten Fußpaares dreigUederig, der Bkady, Marine Copepoden I. 543 Außenast viel kürzer als der Innenast mit langen gefiederten Randdornen und am letzten Glied mit mehreren langen gekrümmten Endborsten. Das Proximalglied des Innenastes länger als der ganze Außenast und in der Mitte, wo eine lange Randborste entspringt, verbreitert; das mittlere Glied ist klein, das Endglied ungefähr zweimal so lang und mit langen, dünnen Klauen und einer einzelnen Borste ausgestattet. Die Äste des zweiten, dritten und vierten Fußpaares dreigliederig, die Innenäste kürzer als die Außenäste. Das fünfte Fußpaar hat ein breites Proximalglied, welches in einen breiten Innenlobus mit gewimperten Rändern und mehreren langen Borsten verlängert ist, ein viel kleineres Distalglied, das kaum länger als breit ist und mehrere Randborsten von ungleicher Länge trägt. Textfig. XXXIV. Idomene australis ^f. Fig. 1. ' 140. die drei folgenden Segmente seitlich in scharf zugespitzte, sichelförmige Zacken verlängert, von denen jede an ihrem äußeren Rand drei scharfe, nach hinten gerichtete Dörnchen trägt; Abdomen beträchtlich schmäler, die Segmente desselben in ähnlicher Weise wie die des Rumpfes seitlich in Spitzen ausgezogen, die jedoch weniger weit vortreten; Schwanzlamellen kurz, subquadratisch, Endborsten sehr kurz, dornartig. Von der Seite gesehen erscheint der Dorsalrand sehr stark höckerig, der Ventralrand in der Mitte ausgebuchtet; Rostrum nicht wahrnehmbar. Vordere Antennen sehr 1. 2. 3. 4 " " klein, sechsgliederig mit den folgenden Längenverhaltnissen : - Mundorgane 10. 4. 5. 2,5. 2,5. 4 normal, hintere Maxillipeden verlängert, Hand oblong, mit einer einzigen dornartigen Borste in der Mitte des inneren Randes. Der Außenast des ersten Fußpaares ist kurz, dreigliederig, ungefähr halb so lang als der Innenast, und trägt 4 oder 5 lange gekrümmte Endborsten; der Innenast ist zweighederig; das erste Glied desselben ist sehr lang, nach der Basis verbreitert und mit einer langen Brady, Marine Copepoden 1. 54.5 Randborste versehen; das Endglied klein, etwa gleich ein Sechstel der Länge des ersten Gliedes und mit zwei starken dornartigen Endborsten und wenigen kurzen Randborsten ausgestattet. Bei den übrigen Schwimmfüßen ist der Außenast kürzer als der Innenast; das fünfte Fußpaar ist ein- gliederig (?) oblong, an der Spitze abgestutzt und trägt fünf kräftige pfriemförmige Dornen und eine einzelne Randborste. Die Farbe des Tieres ist bleich gelb bis auf die vier Rumpf segmente unmittelbar hinter dem Kopf, welche mit Ausschluß der seitlich hervorragenden Spitzen der drei ersten Segmente rot gefärbt sind und so ein tief weinrotes Band bilden. Fundort : Simonsbai (1. — 3. VII. 1903); im Stellnetz mit Fischen gefangen, vielleicht als Schmarotzer von diesen abgefallen. Dieses ist sicherlich einer der interessantesten Copepoden, welche die Deutsche Südpolar- Expedition entdeckte. Das Genus Megarthruwi, wurde im Jahre 1906 von Norman & Scott für eine einzige Art aufgestellt, welche bereits viele Jahre früher an der Südküste Englands gefunden war. Diese Art, M . prirpurocinctum ist merkwürdig ähnlich im Bau sowohl wie in der Farbe dem hier beschriebenen M. simulans, der einzigen Art unter den vielen mir von der Deutschen Südpolar - Expedition übergebenen Copepoden, welche noch Farben erkennen ließ. Die gleiche Farbe beider Arten scheint ähnliche Lebensgewohnheiten und eigentümlichen Wohnsitz anzudeuten und den Tieren gewissen Vorteil zu bieten. Es wäre von Interesse, diese Verhältnisse genauer zu untersuchen. Die unterscheidenden Merkmale beider Arten mögen, da sie nicht besonders auffallend sind, hier noch hervorgehoben werden. Der hintere Maxilliped und seine Endklaue sind viel kräftiger bei M. purpurocinctuni ; der Innenast des ersten Fußpaares ist an seiner Basis weit mehr verbreitert und die Endklauen desselben sind viel stärker und anscheinend auch etwas abweichend gebildet; die hintere Antenne von M. purpurocinctum hat einen wohlentwickelten Nebenast, während ein solcher bei der afrikanischen Art nicht erkennbar war. Die Bedornung des fünften Fußpaares ist verschieden; sein Basalglied war nicht sichtbar. Es ist sehr wahrscheinlich jedoch, daß hier wie auch bei der hinteren Antenne die fehlenden Teile bei der Zergliederung verloren gegangen sein können. Endlich scheint die sehr auffallende Reihe von Dornen an den Epimeren von M. simulans bei M. purpurocinctum zu fehlen. Die beiden Arten Dactylopusia aemula und D. luticaudata von Ceylon, welche auch wohl zu dieser Gattung gehören, sind mehr als die britische Art von M. simulans ver- schieden. Genus Amphiascus G. O. Sars. Ainphiascus glacialis u. sp. (Taf. LV, Fig. 1-14.) ? Länge 1,1 mm, Körper dünn, länglich; Abdomen bei den konservierten Exemplaren scharf nach dem Rücken zurückgebogen und schwach nach hinten verschmälert; Rostrum groß und scharf zugespitzt. Vordere Antennen ungefähr so lang wie der Cephalothorax, achtgliederig, dünn, zahlreiche Borsten und auf dem vierten Gliede ein Sinnesfilament tragend: die Verhältnisse der Glieder zueinander geben folgende Zahlen an: — ' — '- — '- — '- — '- — '- — '- — '- Nebenast der hinteren " ^ 11. 8. 5. 7. 3. 4. 4. 6. Antennen wohlentwickelt, dreigliederig; Mandibeln ebenfalls gut ausgebildet, mit stark gezähnter Deiitst'Iie SlUlijülar-Expeditioii. XI. Zoologie III. 71 546 Deutsche Südpolar-Expedition. Schneide; Palpus einfach zweiästig; Maxillen und vordere Maxillipeden wie gewöhnlich, hintere Maxillipeden mit lang rechteckiger, fein bewimperter Hand, welche zwei lange Borsten am Innen - rande und eine lange Bndkralle trägt. Das erste Fußpaar hat dreigliederigen Außenast, der nur halb so lang als der Innenast ist, mit langen und sehr dünnen Randdornen. Das erste Glied des Innenasts ist beträchtlich länger als der ganze Außenast, das zweite und dritte Glied sind verhält- nismäßig klein; das dritte, längere, trägt zwei lange etwas klauenförmige Endborsten. Die Ränder aller Glieder sind bewimpert und jedes Glied trägt an der inneren distalen Ecke eine einzelne lange Borste. Die übrigen Schwimmfüße haben etwa gleich große Äste. Das Basalglied des fünften Fuß- paares ist verbreitert, nach innen hervortretend und mit fünf Randborsten versehen. Das Distalghed überragt be- trächtlich das Ende des Basalgliedes, hat ovale Form, ist am Außenrand bewimpert und trägt etwa sechs Borsten. Die Schwanzlamellen sind klein voneinander abstehend und tragen Schwanzborsten von ungewöhnlichem Typus. 3 Die Zahl der Glieder der vorderen Antennen nicht stark reduziert; die ersten vier Glieder sind kräftig, die Textfig. XXXVI. Amphiascus minutus Claus. letzten drei (?) plötzlich viel Fig. 1. Vordere Antenne und Rostrum x 240 Fig. 4. Fünfter Fuß x 240 dünner und gewöhnlich auf „^ 2. Erster Fuß x 240 „ 5. Abdomen und Furca x 84 ^^^ basalen Teil zurück - " 3. Dritter Fuß x 240 „ 6. Schwauzanhang x 240. ^^^^^^^^ ^^^ ^^^^^^^^ ^^^ zweiten Fußpaars erscheint auf zwei Glieder reduziert, da das dritte Glied in einen keulenförmigen Anhang umgebildet ist. Der fünfte Fuß ist viel kleiner als beim ? und trägt weniger Borsten. Fundort: Diese Art erschien häufiger als alle übrigen Arten in den mir übergebenen Dretschfängen. Sie liegt vor von St. Paul (26. IV. 1903) aus der Gezeitenzone, von der Gauss- Station aus 385 m Tiefe (16. VI. und 12.-23. XII. 1902) und aus 350 m (7. IL 1903). Es ist nicht möglich, sie mit einer der zahlreichen von G. 0. Sars und anderen Autoren beschriebenen Arten zu identifizieren. Amphiascus minutus (Claus). (Textfig. XXXVI. ,) Ich habe keinen Grund, die Identität der hier abgebildeten Form mit Dactylofus minutus Claus anzuzweifeln. Die Einzelheiten des Baues stimmen genau mit den von Professor G. 0. Sars in seinem Werk über die „Crustacea of Norway" und von mir selbst in der Ray Society in „Mono- BuADY, Marine Copepoden I. 547 graph of the British Copepoda" publizierten Angaben iiberein. Der einzige bemerkenswerte Cha- rakter, den ich bei den subantarktischen Exemplaren etwas abweichend fand, besteht in einer deutlichen Anschwellung an der Basis der stärksten Schwanzborste, wie es in der Figur dargestellt ist. Eine etwas ähnliche Anschwellung findet sich bei der Abbildung von A. attenuatus, die Sars gibt. Fundort : Observatory Bai, Kerguelen, 13. II. 1903, von Dr. E. Werth gesammelt. Aniphiascns niucronatus n. sp. (Textfig. XXXVII.) $ Vordere Antenne achtgliederig, ziemlich reich beborstet mit folgenden Längenverhältnissen der Glieder 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 10. 11. 10. 4. 6. 6. 4. 4. Hintere Antenne dreigliederig mit zweigliederigem Neben - 84 Textfig. XXX VII. Amphiascus mucronatus ?. Fig. 1. Vordere Antenne x 300 Fig. 4. Hinterer Mnxilliped •; 350 Fig. 7. Abdomen x „ 2. Hintere Antenne x 300 „ 5. Erster Fuß x 240 „ 8. Furca (a innere Endborste, stärker „ 3. Vorderer Maxilliped x 350 „ 6. Fünfter Fuß x 240 vergrößert) x 240. ast; Hand des hinteren Maxillipeden kürzer und kräftiger als bei A. glacialis; das erste Glied des Innenastes vom ersten Fußpaar ebenso lang als der ganze Außenast und ohne Bewimperung des Randes; die beiden ersten Glieder des Außenasts sind mit je einer dornartigen Borste am äußeren Rande versehen. Das Endglied des fünften Fußes ist schmal, suboval und trägt vier Borsten. Schwanzgriffel kurz, ungefähr so lang als breit, mit kurzen Endborsten, von denen die innerste nur als papillenförmiges Rudiment mit deutlicher Spitze am Ende entwickelt ist. Fundort : Gauss-Station 385 m, 17. XII. 1902. Nur ein Exemplar lag vor, dessen Glied- maßen anscheinend nicht ganz vollständig waren, was besonders vom vorderen Maxilliped und dem fünften Fußpaar gelten dürfte. Genus Microcryobius n. g. Körper flach, oval; Abdomen sehr kurz, nur aus einem oder zwei Segmenten bestehend; vordere Antenne kurz mit stark reduzierter Gliederzahl; hintere Antenne und Mundorgane wie sonst bei 71* 548 Deutsche Südpolar-Expedition. Harpactiden; die ersten vier Paare (?) der Thorakalbeine etwa gleich, mit zwei nahezu gleich großen, eingliederigen Ästen; fünftes Fußpaar klein, eingliederig. Microcryoblus uaiius n. sp. (Taf.LXII, Fig. 12-17.) ? Länge 0,46 mm. Der Cephalothorax nimmt den größten Teil der Körperlänge ein, da das Abdomen äußerst kurz eingliederig und nur sehr wenig schmäler als der Cephalothorax ist; Furcal- lamellen sehr kurz und breit und weit voneinander getrennt; Kostrum kurz und stumpf gerundet; vordere Antenne kurz und kräftig, fünfgliederig mit ungefähr den folgenden Längenverhältnissen: 12 3 4 5 - Nebenast der hinteren Antenne zweigliederig; hintere Maxillipeden kurz und kräftig. 10. 8. 4. 2. 5 die Hand fast quadratisch, nicht viel länger als breit und mit starker Endklaue. Schwimmfüße mit kräftigem Basalglied und zwei eingliederigen Ästen, welche ziemlich starke, kurze, klauenartige Randborsten tragen. Fünftes Fußpaar eingliederig mit zwei Endborsten; Furcallamellen kurz und breit, einige wenige kurze, dornähnliche Borsten und eine einzelne lange Endborste tragend, welche in der Nähe ihrer Basis deutlich gegabelt ist. Zwei Exemplare dieser merkwürdigen Form nur wurden in einem Fang vom Oktober 1902 am Gaussberg in 70 m Tiefe erbeutet. Genus Harpacticus M.-Edwards. Harpacticns robiistus n. sp. (Tal. Lir, Fig. 1, Textfig. XXXVIII.) ? Körper ziemlich breit und etwas flach, nicht viel hinten verengert, die größte Breite, etwa gleich einem Drittel der Länge, liegt etwas vor der Mitte ; Rostrum ziemlich breit und stumpf. Das letzte Abdominal Segment sehr kurz und ganz bis zum Grunde gespalten, Caudalsegmente kurz, ungefähr so lang als breit, dornig am inneren Rande ; Endborsten dünn, die längste etwa so lang wie Metasom und Urosom zusammen. Vordere Antennen dünn, neungliederig, ziemlich reich mit langen dünnen Borsten bekleidet, ungefähr halb so lang als das Kopfsegment; das zweite, dritte und vierte Glied viel länger als die übrigen, die letzten fünf Glieder kurz, dünn und nahezu von gleicher Länge; hintere Antennen normal, mit kleinem, zweigliederigem Nebenast. Die hinteren Kieferfüße nicht so kräftig wie bei H. chelifer, aber von demselben Bau. Der Außenast des ersten Fußpaares am äußeren Ende winklig verlängert, Endklauen schwach, ebenso die des Innenasts; zweites, drittes und viertes Fußpaar normal, Seitendornen dünn und gänzlich frei von Dornen; Basalglied des fünften Fußpaares kurz und breit, innen etwas verlängert, mit vier größeren und zwei oder drei kürzeren Randborsten. Endglied oval, etwas länger als das Grundglied, am äußeren Rande be- wimpert imd mit fünf langen Subapicalborsten besetzt. cJ Antennen, Mvmdorgane und Schwimmbeine kaum von denen des Harpacticus chelifer ab- weichend, fünftes Fußpaar klein, etwas keilförmig, aus einer einzelnen Lamelle bestehend, die am äußeren Rande bewimpert ist imd vier kräftige Endborsten trägt. Länge der erwachsenen Tiere, - 140 6. Dritter Fuß >■ 140 7. Vierter Fuß x 140 Fig. 8. Fünfter Fuß x400 ») 9. Furea Fig. 10—14 ?. X 240. Fig 10. Vordere Antenne x240 )» n. Hintere Antenne ■: 140 ,, 12. Hinterer Maxilliped X 140 ,, 13. Erster Fuß >; 120 5» 14. Fünfter Fuß X 300. 550 Deutsche Südpolar-Expedition raktere sind vielleicht die kurze und sehr dünne, neungliederige vordere Antenne und das ziemlich schwach entwickelte erste Fußpaar des Weibchens, sowie die Form des fünften Fußpaares bei beiden Geschlechtern. Auch die tiefere und deutlichere Spaltung des letzten Abdominalsegments wäre noch hervorzuheben. Fundort: An Algen der Ebbezone bei der Kerguelenstation, Observatory Bai (13. IL 1903) und Neu-Amsterdam (27. IV. 1903). Harpacticiis pulvinatus u. sp. (Tcxtfig. XXXIX. ) ? Vordere Antenne jener von H. robustus ähnlich, aber weniger dicht mit Borsten besetzt. Zwei von den Endborsten der hinteren Antennen sind am Ende verbreitert, so daß sie polsterähn- Textfig. XXXIX. Harpacticus pulvinatus n. sp. Fig 1. Vordere Antenne x 200 Fig. 3. Mandibelpalpus :■' 400 Fig. 5. Erster Fuß x 140 2. Hintere Antenne x 200 ., 4. Hinterer Maxilliped x 200 „ 6. Fünfter Fuß x 200 Fig.'T. Abdomen und Furca x 84 Fig. 8. Maxille x 320. liehe gekerbte Wülste bilden. Die hinteren Kieferfüße, sowie das erste, zweite, dritte und vierte Fußpaar nicht von H. robustus verschieden, während das fünfte Fußpaar sich aus einer breiten, proximalen Spreite und einer verlängert eiförmigen, distalen zusammensetzt. Der Distalrand des basalen Blattes trägt vier Borsten; die äußere ovale Spreite ist außen gewimpert und trägt am Ende fünf Borsten von ungleicher Länge. Schwanzsegmente sehr kurz und breit mit dornigen Rändern. 6 unbekannt. Fundort : Observatory Bai, Kerguelenstation, 5. I. 1902 in geringer Tiefe. Da nur ein Exemplar vorlag, konnte ich mir kein genügendes Bild von den Mundorganen verschaffen. Die polsterartigen Wülste an den hinteren Antennen scheinen Verwandtschaft mit Zaus anzudeuten, doch finden sich diese Bildungen nicht an anderen Gliedern, und die hinteren Kieferfüße sind weit ähnlicher denen von Harpacticus gebaut. Bkady, Marine Copepoden I. 551 Harpacticus gracilis Claus.') Ich habe eine Notiz von einem bei Kerguelen gefundenen Exemplar, das in jeder Hinsicht mit H. gracilis nach der Abbildung von Professor G. 0. Sars übereinstimmt. Da ich jedoch das Exem- plar nicht wiederfinden konnte, ist es mir nicht möglich, eine genauere Beschreibung zu geben. Harpacticus Simplex n. sp. (Textfig. XL.) ? Vordere Antenne sehr dünn, achtgliederig, mit zahlreichen mäßig langen Borsten und folgen- den Verhältnissen der Glieder: — — '- ^ — '; Hintere Maxillipeden sehr dünn, Hand länglich mit etwas höckerigem Außenrand; der Innenrand trägt mehrere feine Haare und nahe Textfig. XL. Harpacticus simplex $. Fig. 1. Vordere Antenne x 240 ,, 2. Hintere Antenne x 240 Fig. 5. Furicalanhänge Fig. 3. Erster Fuß x 260 „ 4. Fünfter Fuß x 240 x240. am distalen Ende eine einzelne kurze Borste; Basalglied des ersten Fußes groß, ungefähr ebenso lang als der ganze Innenast und an beiden Rändern bewimpert; beide Äste sehr dünn und kaum etwas bewimpert. Das fünfte Fußpaar ist lang und dünn; der innere Lobus des Basalgliedes springt fast bis zur halben Länge des distalen Gliedes vor und trägt fünf lange Randborsten; das distale Glied ist lang, verschmälert sich allmählich nach der Spitze zu, trägt mehrere lange Borsten und ist am Innenrande bewimpert; die Furcallamellen sind breiter als lang, tragen zwei ziemlich kurze Endborsten und jederseits drei Dornen. Fundort: Gauss-Station (7.— 8. II. 1903) in 380 m Tiefe. Von dieser kleinen zarten Art habe ich keine Notiz über die genauen Maße. Sie ist ähnlich der europäischen Art H. flexus Brady, aber die vordere Antenne, der fünfte Fuß und die Furca sind gänzlich verschieden. Zwei oder drei Exemplare waren vorhanden. ') Die freilebenden Copejiüden Leipzig 1803. 552 Deutsche Siidpolar- Expedition. Genus Alteutha Baird. Alteutha sigiiata n. sp. (Taf. LXI, Fig. 10—17.) ? Länge 0,6 mm, Körper flach, von fast gleicher Breite und Länge, Rostrum kräftig und hervor- ragend; Schwanzgriffel etwas länger als breit und weit getrennt; Schwanzborsten kurz; Epimeral- platten der Thoracal- und Abdominalsegmente vorspringend und voneinander durch tiefe Spalten getrennt. Vordere Antenne schlank und neungliederig mit folgenden Verhältnissen der Glieder: ' — '- — '- — '- — '- — '- — '- — '- Das ganze Glied ist ziemlich dicht mit Borsten besetzt; Nebenast der 7. 10. 6. 4. 2. 4. 2. 2. 4. " hinteren Antenne klein, zweigliederig; hinterer Maxilliped sehr kräftig, die Hand kurz und breit, der Dactylus sehr dick und kurz; Basalglied des ersten Fußpaares fast unter rechtem Winkel gebogen; der Außenast länger als der Innenast mit starker Endklaue; die Glieder sind durch chitinisierte Randplatten verstärkt; Innenast dreigliederig, einfach mit Borsten besetzt; beide Äste der Schwimm- füße sind dreigliederig und fast gleich lang; das fünfte Fußpaar ist zweigliederig, stark verlängert und reicht mit den Enddornen fast bis zum hinteren Ende des Abdomens. Das erste Glied ist kürzer als das folgende, welches mit drei pfriemförmigen gefiederten Enddornen bewaffnet am ganzen Außenrand bewimpert ist und eine einzelne lange Borste trägt. Beim Anblick vom Rücken zeigen sich am vorderen Rande des Kopfes vier kleine lichtbrechende chitinöse (oder linsenförmige) Felder und zwischen ihnen in der Mittellinie ein kleiner kreisrunder durchscheinender Fleck. Diese Merkmale sind jedoch nicht bei allen Exemplaren sichtbar, was wahrscheinlich auf verschiedener Konservierung beruht. Das Männchen hat die gewöhnliche geschwollene und gekniete Antenne, unterscheidet sich aber sonst nicht vom Weibchen. Fundort : Mehrere Exemplare wurden in der Observatory Bai, Kerguelen, gedretscht. Alteutlia villosa n. sp. (Taf. LH, Fig. ü u. 7, Taf. LIII, Fig. 1—13, Taf. LXII, Fig. 1 u. 2.) o Länge 1,4 mm, Körper flach, vom Rücken gesehen suboval, etwa in der Mitte am breitesten, etwa so breit wie die Hälfte der Länge, Cephalothorax breit, fast die halbe Körperlänge einnehmend; Abdomen sehr kurz, viel schmäler als der Thorax; Rostrum sebr breit, vorspringend und vom Rücken gesehen als breiter, abgestutzter, subcjuadratischer Fortsatz erscheinend; Rückenfläche dicht mit kurzen Haaren bekleidet. Mandibelpalpus mit großem Basalglied und zwei kleinen eingliederigen Ästen. Vordere Antennen fünfgliederig, mit eingeschnürten Internodien, eine kleine Endklaue tragend. Nebenast der hinteren Antennen klein, aus einem einzigen Gliede bestehend. End- glied der hinteren Maxillipeden länglich und gebogen, längs der proximalen Hälfte des inneren Randes dornig und mit starker, gekrümmter Klaue endend. Das erste Fußpaar hat einen nur zwei- gliederigen Innenast. Das fünfte Fußpaar ist sehr kräftig, zweigliederig; das letzte Glied ist dicht beborstet und endet mit drei starken dornähnlichen Borsten. Furcaläste breit, rundlich, etwa ebenso lang als breit und mit drei kräftigen, aber ziemlich kurzen Endborsten und wenigen Dörnchen am inneren Rande versehen. Schwanzsegmente sehr kurz und breit, übergreifend und seitlich in scharfe, nach hinten zugespitzte Ecken ausgezogen. Das letzte Rumpfsegment mit seitlich vorspringenden, Brady, Marine Copepoden I. 553 breit gerundeten Ecken, von denen jede zwei starke — eine längere und eine kürzere — Borsten trägt. ? Vordere Antennen dünn, achtgliederig ; die Längenverhältnisse der Glieder zeigt die folgende 1. 2. 3. 4. 5. 6 7 8 Formel an: -- -- — - — - — - — ' ^ ' Hintere Maxillipeden etwas schlanker und weniger borstig 14. 17. 8. 7. 4. 4. 2,5. 5. ^ & & als beim : 240 Textfig. XLVI. Machairopus Sarsi ?. Fig. 3. Vorderer Maxilliped x 320 „ 4. Hinterer Maxilliped x 240 Fig. 7. Dritter Fuß x 240. 1. Fig. 5. Erster Fuß ;< 240 „ 6. Zweiter Fuß x 240 3. 4. 5. 6. 7. Hintere gliederig mit folgenden Längenverhältnissen der GHeder: ^ ^^ ^^ ^ ^ 5. 2,5. 4. 6. Antennen kurz und kräftig, mit verhältnismäßig großem Nebenast; dreigliederig. Mandibeln von gewöhnlichem Bau, mit zweiästigem Palpus; hinterer Maxilliped kräftig; das Basalglied desselben trägt einen kurzen Fortsatz mit zwei Borsten, die Hand ist oblong, fast c^uadratisch, breit an der Brady, Marine Copepoden I. 559 Basis, distal abgestutzt und trägt eine einzelne Endklaue, deren innerer Rand teilweise gewimpert ist, mit zwei gekrümmten Hilfsborsten. Das erste Fußpaar sehr ähnlich dem von Psamathe, trägt am Innenast zwei Endklauen mit kissenartigen Erweiterungen. Das Basalglied ist stark verbreitert und mit einer einzelnen langen und kräftigen Randborste versehen. Das mittlere Glied des äußern und kürzeren Astes ist sehr breit und trägt auch eine große Randborste. Das letzte sehr kurze Glied trägt eine einzelne lange Borste und vier oder fünf schwach gekrümmte Endklauen ohne kissen- förmige Anhänge. Die beiden Äste des zweiten, dritten und vierten Fußpaares sind dreigliederig, der innere Ast des zweiten Paares ist stark verbreitert und sein zweites Glied trägt zwei äußerst kräftige Fiederborsten. Das erste Glied hat eine ebensolche Borste; das letzte Glied hat drei etwas dünnere Borsten; der äußere Ast des zweiten Paares ist stark dornig an seinem äußeren Rande und etwas kürzer als der innere Ast; das dritte und vierte Paar sind viel dünner, die Glieder des inneren Astes gar nicht verbreitert; das erste und zweite Glied sind mit je einer einzelnen Endborste ver- sehen, das letzte Glied mit mehreren dünneren Borsten; der äußere Ast ist ähnlich bewaffnet, doch weniger kräftig bedornt als der des zweiten Fußpaares, cj unbekannt. Fundort : Zwei Exemplare wurden bei Neu-Amsterdam am 27. IV. 1903 zwischen Algen in der Ebbezone gefunden. Macliairopiis digitatus n. sp. (T;if. LXI, Fig. 1—9.) ? Länge 1,075 mm. Cephalothorax viel breiter als das Abdomen, die Segmente seitlich vor- tretend und einander dachziegelartig deckend; Abdomen verhältnismäßig kurz und gedrungen, ungefähr halb so lang als der Cephalothorax; Schwanzlamellen kurz und kräftig, etwa ebenso lang als breit und dem letzten Abdominalsegment an Länge gleich. Vordere Antenne schlank, neun- gliederig, ungefähr ein Drittel so lang als der Cephalothorax und mit folgenden Verhältnissen der 1 2 3 456789 Glieder: — ^ '- * '- — '- — * — '- — ' — ' Sie ist sehr reich mit langen Borsten bekleidet. Die Man- 12. 16. 15. 6. 2. 2. 2. 2. 5. "^ dibel und Maxillij)eden sind nicht viel von denen der typischen Form verschieden; der Außenast des ersten Fußes besteht aus drei Gliedern, von denen das letzte etwas kürzer als die beiden anderen ist und fünf stumpfe, fingerförmige, klauenartige Fortsätze, mit bewimperten Borsten an der Spitze und zwei lange, dünne Borsten am Innenwinkel trägt. Der Innenast ist ebenfalls dreigliederig, das erste Glied desselben ist viel länger als die beiden anderen und nur schwach verbreitert, das letzte Glied ist sehr klein und trägt zwei kräftige und stumpfe, gebogene Klauen, welche, wie bei Asfidiscus und Psamathe, durchsichtige Randlappen tragen. Das erste Glied des fünften Fußpaares ist breit, distal ausgehöhlt und an den Ecken mit langen dünnen Borsten versehen; das zweite Glied ist lang, oval mit stark bewimperten Rändern und trägt am verschmälerten distalen Ende fünf lange Borsten. 3 Beim Männchen ist die vordere Antenne kurz vor dem Ende gekniet, und die Gliederzahl ist durch Verwachsung der Glieder reduziert; das fünfte Fußpaar ist eingliederig, fast hnealisch und mit einem starken Enddorn versehen, welcher zwei oder drei kleinere Dornen trägt. Das erste Abdominalsegment hat ähnliche Dornen an den Distalecken. Fundort: M. digitatus war reichlich in Dretschmaterial von der Observatory Bai, Ker- guelen, vorhanden. 560 Deutsche Südpolar-Expedition. Die Merkmale dieser Art scheinen etwas variabel zu sein, besonders diejenigen, welche auf der Bewaffnung des ersten Fußpaares beruhen, doch können dieselben vom Alter und von indi- vidueller Entwicklung abhängig sein, da die Exemplare recht verschiedene Größe hatten. Genus Tisbe Baird. Tisbe') teiuiiinaiia (Giesbrecht). (Taf. LTV, Fig. 2, Textfig. XLVII.) Idya tenuimana Giesbrecht, Voyage du S. Y. „Belgica" in 1897, 1898, 1899, Zoologie, Copepoden 1902, p. 38 (Taf. XI, Fig. 8-13). Fig. 1. Vordere Antenne x 180 „ 2. Hintere Antenne x 240 „ 3. Mandibel und Palpus x 240 Textfig. XLVII. Tisbe tenuimana ?. Fig. 4. Vorderer Maxilliped x 240 „ 5. Hinterer Maxilliped x 240 „ 6. Erster Fuß x 180 Fig. 7. Dritter Fuß x 140 „ 8. Fünfter Fuß x 240 „ 9. Furca x 140. ? Länge 0,85 mm. Dem äußeren Anschein nach nicht von der gewöhnlichen nordischen Art, Idya furcata, zu unterscheiden, doch in den Einzelheiten des Baues der Idya ensifera Fischer näher stehend. Die vordere Antenne ist dünn, spärlich beborstet und achtghederig. Die Verhält- 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. nisse der Glieder ergibt die Formel: Der Nebenast der hinteren An- 9. 17. 15. 10. 2. 2. 2. 6. tennen ist undeutHch dreigliederig; Mandibeln und MaxiUipeden sind normal gebaut. Das erste n NoRMAiT & Scott haben gezeigt (Crust. of Devon and Cornwall p. 183), daß der Name läya Philippi (1843), weil durch Freminville (1809) vergeben, fallen muß. Der Name Tlsle ist daher, wie von Norman & Scott vorge- schlagen, nach LiLLJEBORG (1853) hier angenommen. Brady, Marine Copepoden I. 561 Beinpaar ragt mit dem äußeren Ast ein wenig über das erste Grlied des inneren Astes heraus; die Endklauen sind an der Spitze einseitig bewimpert; das zweite Glied des inneren Astes ist dünn, verlängert und die größere ihrer beiden Endklauen bewimpert. Die Schwimmfüße sind ziemlich kräftig, die Ränder der Glieder nicht bedornt. Das fünfte Fußpaar trägt eine einzelne Borste an der inneren Erweiterung des ersten Gliedes und eine sehr kleine an der äußeren Seite. Das End- glied ist verlängert, schmal, mit glatten Rändern und trägt vier Borsten, von denen eine ziemlich entfernt von der abgestutzten Spitze eingefügt ist. Fundort : Kerguelenstation 1902; auch in der Simonsbai am Kap der guten Hoffnung am 1. — 4. VII. 1903 mit zum Fischfang ausgesetzten Stellnetzen gefangen. Tisbe arinata n. sp. (Textfig. XLVIII.) 9 Länge 0,9 mm. Vordere Antenne achtgliederig, schlank, ziemlich sparsam beborstet, mit 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. . Das fvmfte Glied tragt ein den folgenden Verhältnissen der Glieder 10. 11. 10. 6. 2. 2. 2. 7. 8 Fiff. 1. Vordere Antenne, ? x 160 2. Vordere Antenne, 3 ^ 160 3. Hintere Antenne x 200 Textfig. XLVIII. Tisbe armata. Fig. 4. Mandibel x 240 5. Vorderer Maxilliped x 160 „ 0. Hinterer Maxilliped x 160 Fig. 7. Erster Fuß, $ „ 8. Dritter Fuß, ^ 50 n 2. Abdomen, '- 240. ? Vordere Antennen neunzehngliederig, sehr spärlich beborstet, mit kräftigem Sinnesfilament auf dem siebenzehnten Ghed. Die Glieder sind kurz und ziemlich gleich an Länge, abgesehen davon, daß das erste und dritte Glied ungefähr doppelt so lang, das neunte etwa halb so lang und das siebzehnte und neunzehnte wenigstens zweimal so lang als die übrigen sind. Das neunzehnte Ghed trägt mehrere kleine Endborsten. Das fünfte Fußpaar ist annähernd oval, nicht ganz zweimal so lang als breit und trägt drei kurze und kräftige Borsten, außer einem kleinen spitzigen Fortsatz an der distalen inneren Ecke. Genitalsegment im Verhältnis größer als beim Männchen. Rrady, Marine Copepoden I. 577 Fundort: In 385 und 350 m Tiefe am 16. VI. 1902 und 7. IL 1903 bei der Gauss-Station erbeutet. Diese Art ist deutlich verschieden von D. Giesbrechti durch die Gliederung der Antennen durch die Beschaffenheit des Sipho, des fünften Fußpaares und andere weniger hervortretende Merkmale. Dermatoniyzon imbricatum n. sp. (Textfig. LXII.) ? Länge 2,3 mm. Cephalothorax mäßig kräftig, Rostrum ziemlich groß, kräftig und scharf zugespitzt; Abdomen schlank, das Genitalsegment nimmt die halbe Länge desselben ein und läuft hinten in zwei scharfe, seitliche, dornähnliche Fortsätze aus, welche das zweite Segment teilweise Textfig. LXII. Dermatomyzon imbricatum 5. Fig. 1. Weibchen, von der linken Seite x 40 Fig. 4. Maxille (Borsten unvollständig) x 240 „ 2. Vordere Antenne x 140 „ 5. Vorderer Maxilliped x 140 „ 3. Hintere Antenne x 140 „ 6. Hinterer Maxilüped x 140 Fig. 7. Abdomen und Furca x 40. Überdecken. Die Seiten des zweiten Segments bilden ähnliche Fortsätze, welche bis zur Basis der Schwanzlamellen reichen. Die vordere Antenne ist sehr schlank sechzehngliederig und sehr sparsam beborstet; ihre ersten beiden Glieder sind ziemlich lang, das dritte bis dreizehnte Glied kurz und fast gleich, das vierzehnte und sechzehnte Glied sind sehr viel länger, das fünfzehnte aber ist von allen am kürzesten. Die hintere Antenne ist dreigliederig und trägt einen kleinen Neben - ast und zwei oder drei dünne Endborsten. Die Maxillen haben normalen Typus mit geknietem Innenast. Maxillipeden normal. Fundort: Gauss-Station (7. IL 1903) 380 m Grund. Diese Art ist gut charakterisiert durch die sechzehngliederige vordere Antenne und das dach- ziegelig übergreifende erste und zweite Glied des Abdomens. Deutsche Slldpolar-Expedition. XI. Zoolug^ie III. 75 578 Deutsche Südpolar-Expedition. Genus Scottoclieres Giesbrecht. Scottocheres eloiigatus (J) T. iV; A. Scott. (Taf. LVIII, Fig. 12-17.) Durch nur geringfügige oder gar keine Unterschiede scheint die südhche Form vom Typus abzuweichen, mit Ausnahme vielleicht eines Unterschieds im Charakter des fünften Fußpaares, welches, wenn es nicht verstümmelt war, kleiner als in den Figuren von Scott und Giesbrecht angegeben erscheint. Fundort : Simonsbai (1.— 3. VII. 1903). Mit Fischen und Rückstand aus den Stellnetzen gefunden. Genus CoUoclieres Canu. Colloclieres dubia n. sp. (Textfig. LXIII.) Textfig. LXIII. CoUocheres dubia ?. Fig. 1. Von der Seite x 84 „ 2. Vordere Antenne >c 240 „ 3. Hintere Antenne >; 240 Fig. 4. Vorderer Maxilliped x 200 ,, ü. Hinterer Maxilliped x 200 ,, G. Sfliwimniluß x 200. ? Länge 1,3 mm. Körper länglich, dünn; das erste Thoracalsegment aufgeblasen mehr als ein Drittel der Länge des ganzen Körpers einnehmend; hintere Segmente allmählich kleiner, Abdomen sehr dünn; Genitalsegment nahezu so lang wie die drei folgenden Segmente zusammen. Das letzte BuADY, Marine Copepoden I. 579 Segment ist sehr kurz, die Schwanzgriffel länger als die beiden letzten Segmente des Abdomens, unge- fähr fünfmal so lang als breit. Vordere Antennen zwanziggliederig, viel kürzer als das erste Körper - Segment; die beiden ersten Glieder sind kräftig, mehr als doppelt so lang als die meisten folgenden Glieder; das zwanzigste Glied ist sehr dünn, fast den drei vorhergehenden Gliedern an Länge gleich, das fünfte und sechste sehr kurz, die übrigen ungefähr von gleicher Länge; jedes Glied vom dritten bis achten trägt eine einzelne starre dolchähnliche Borste und einige der übrigen haben kleinere Borsten. Fundort: In 385 m am Grunde bei der Gauss-Station am 12. XII. 1902 zusammen mit zwei schönen Schwämmen und einem großen Seeigel erbeutet. Abgesehen von den vorderen Antennen und dem kleinen fünften Fußpaar ist der Unterschied zwischen dieser Art und Collocheres Canui Giesbrecht nur gering. Nur ein Exemplar lag mir vor, das nicht gut erhalten und etwas mit Schlammpartikeln verunreinigt war. Genus Bradypontius Giesbrecht. Bradypontius ignotus n. sp. (Taf.LIX, Fig. 8-16.) ? Länge 1,55 mm. Cephalothorax sehr breit, das erste Segment fast die Hälfte der Gesamt- länge des Körpers ausmachend ; die beiden folgenden Segmente scharf nach hinten, fast sichelförmig, vorspringend; das letzte Segment sehr klein; das Genitalsegment des Abdomens ist in der Mitte eingeschnürt und ebenso lang wie die drei folgenden Segmente; sein vorderer Teil erscheint ge- schwollen, springt seitlich vor und trägt jederseits eine kurze, starre Borste. Furcallamellen an- nähernd oval, an Länge dem letzten Abdominalsegment gleich. Vordere Antennen neungiiederig, mit starkem Sinnesfilament auf dem vorletzten Segment. Die Längenverhältnisse der Glieder sind folgende: — — '- — '- — '- — '- — '- — '- — ^^ — '- Die Mandibel bildet ein kleines borstenartiges Stilet; die ^ 5. 14. 4. 3. 3. 3. 4. 3. 4. 6 ' Maxille besteht aus zwei länglichen Loben, von denen der innere in langer scharfer Spitze aus- läuft, die vorn ausgerundet und an den Rändern fein bewimpert ist; der äußere Lobus endigt mit zwei sehr langen einfachen Borsten; der Dactylus des hinteren Maxillipeden ist zweigliederig und trägt einen kleinen Dorn in der Mitte. Die Randdornen an den Außenästen der Schwimmfüße sind sehr kurz und kräftig. Der Innenast des vierten Fußpaares ist ebenso lang als der Außenast. Der Sipho ist lang und reicht nach hinten bis über die Basis der Maxillipeden zurück. Fundort: Am 31. XII. 1902 in 385 m, am 10. I. 1903 in 350 m Tiefe am Grunde bei der Gauss-Station gefunden. Bradypontius serrulatiis u. sp. (Taf. LIX, Fig. 1—7.) . 1. 2. 3. ? Vordere Antennen neungiiederig, mit folgenden Längenverhältnissen der Glieder: - — ' — * — ' — ^ — '- Das letzte Glied trägt ein Sinnesfilament. Innenlobus der Maxille einfach mit 8. 5. 8. 6. 8. 16. •= einer einzelnen Borste am Ende; der äußere Lobus außen bewimpert und am äußersten Ende in 75* 580 Deutsche Südpolar-Expedition. zwei lange Stilette geteilt, von denen das innere und längere eine kammförmige Reihe von zehn kurzen scharfen Dörnchen trägt, während das kürzere äußere lanzettlich, gekerbt und mit schwach angedeuteten Querstreifen verziert ist; Sipho lang, an der Basis nur mäßig angeschwollen; Maxilli- peden normal; Innenast des vierten Fußpaares sehr kurz, zweigliederig, ungefähr so lang wie das erste Glied des Außenasts. Fundort : In 380 m Tiefe am 24. I. 1903 bei der Gauss-Station gefunden. Die Gattung Bradypontius soll nach der Definition von Professor Giesbrecht dreigliederigen, nur schwach dornigen Innenast des vierten Fußpaares haben, aber bei B. serrulatus sind nur zwei Glieder erkennbar mit vielleicht einer sehr schwachen Andeutung einer Teilung des zweiten Gliedes. Außer diesem Charakter bietet die schöne kammartige Bewaffnung der Maxille ein gutes Merkmal zur Unterscheidung der Art. Genus Dyspontius Thorell. Dyspontius latus n. sp. (Textfig. LXrV.) Fig. 1. $, vom Rücken gesehen x 40 „ 2. Vordere Antenne x 180 ,, 3. Hintere Antenne x 180 Textfig. LXIV. Dyspontius latus. Fig. 4. Maxille x 180 „ 5. Sipho xl40 „ 6. Vorderer Maxilliped x 84 Fig. 7. Hinterer Maxilliped x 84 „ 8. Vierter Fuß x 140 „ 9. Abdomen x 84. 9 Länge 1,5 mm. Cephalothorax vom Rücken gesehen sehr breit und ungefähr doppelt so lang wie das sehr schlanke Abdomen; Epimeralplatten der hinteren Segmente stark nach hinten hervortretend und einander dachziegelartig deckend; die des ersten Segments ragen seitlich mit Brady, Marine Copepoden 1. 581 etwas stumpfen Ecken hervor; Genitalsegment verbreitert, in der Mitte eingeschnürt. Schwanz- lamellen oblong, ungefähr doppelt so lang als breit, ebenso lang wie das letzte Abdominalsegment. Vordere Antenne achtgliederig; die ersten beiden Glieder sehr lang, zusammen ebenso lang wie die übrigen sechs GUeder, das letzte Glied etwas länger als die beiden vorhergehenden. Die meisten Glieder sind mit einer oder mehr kurzen Borsten versehen; hintere Antenne viergliederig, einfach, mit zwei kurzen Endborsten; Sipho mäßig lang, ziemlich plötzlich an der Basis verbreitert; Maxillen normal, fadenförmig, Maxillipeden normal, Schwimmfüße ebenfalls; die beiden Aste der ersten drei Fußpaare haben drei Glieder, dem vierten fehlt der Innenast. : 240 „ 3. Hintere Antenne x 240 „ 6. Hinterer Maxilliped x 240 Fig. 7. Abdomen x, 140. und ziemlich kurze, starre Borsten tragen ; hintere Antenne einfach, viergliederig; vorderer Maxilliped lang und schlank; das letzte Glied derselben als lange, sichelförmige Endklaue entwickelt, welche am Innenrand gegen die Spitze hin schwach bewimpert ist; hinterer Maxilliped kräftig mit starker Klaue versehen; Maxille aus zwei fadenförmigen Ästen bestehend, welche an der Basis eine Anschwel- lung zeigen und von denen der äußere zweigliederig ist; der Sipho ist lang und fadenförmig, mehr als doppelt so lang als die vordere Antenne, an der Basis stark verbreitert und birnförmig. Das erste Abdominalglied ist an den Rändern eingekerbt und unvollkommen quergeteilt; SchwanzgrifEel annähernd oval, schief abgestutzt und ungefähr doppelt so lang wie breit. Brady, Marine Copepoden F. 583 Fundort: Südatlantischer Ozean 30" s. Br. 10" ö. L., 10. VIII. 1903, Oberfläche. Ein stark verletztes Exemplar wurde gefunden. Beine und Scliwanzborsten waren stark zerbrochen und einige fehlten ganz, aber die vorderen Teile waren meist unversehrt erhalten und ließen gute Übereinstimmung mit denen von Crypo- pontius GiESBRECHT erkennen. Genus Dystrogus Oiesbrecht. Uystrogus inicinatus n. sp. (Taf.LX, Fig. 1— 8.) ? Länge 2,55 mm, Körper fast kreisrund, Länge und Breite ziemlich gleich groß; das erste Cephalothoraxsegment nimmt etwa zwei Drittel der Gesamtlänge ein; die hinteren Segmente werden allmählich schmäler und sind in breite, nach hinten gerichtete Seitenstücke ausgezogen. Genital- segment aufgeblasen, tief in der Mitte gespalten, an Länge etwas die beiden folgenden Segmente übertreffend, welche zusammen ebenso lang wie das stark ausgebreitete letzte Segment sind. Furcal- lamellen sehr breit, ungefähr so lang als breit, mit kräftigen, stark gefiederten Endborsten, von denen die längste so lang wie das Abdomen ist; Eierballen klein, mit wenigen (3 bis 4) verhältnis- mäßig großen Eiern. Sipho ziemlich kräftig, hinten die Basis der Maxillipeden erreichend. Vordere ,• n ■ • <■ , n T^ IT r,-,- i 1- 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. -, -., , Antennen neungliederig mit folgender Formel der Glieder: — — - — — — - — - — - — - — ~ — r^ Mandibem lo. 5. 1(7. o. o. D. 4. O. 1^. einfach, linear, mit sehr langem Stilet an der Spitze, welches schief quergestreift ist und seitlich an der Spitze gekerbt erscheint. Loben der Maxillen je zwei gefiederte, sehr ungleiche Endborsten tragend; der innere Lobus ist am Rande bewimpert; vordere und hintere Maxillipeden von ge- wöhnlichem Typus mit sehr massiven und starken Haken; Dactylus des hinteren Paares zwei- gliederig, jedes Glied mit kräftigem Enddorn; Endklaue ausnehmend kräftig, viertes Fußpaar mit besser als gewöhnlich bei der Gattung entwickeltem Innenast. Fundort : Beim Aufholen der Quastendretsche aus 385 m Tiefe am 31. XII. 1902 bei der Gauss -Station gesammelt. Sogar, wenn keine anderen unterscheidenden Charaktere vorhanden waren, würden die wunder- baren starken Maxillipeden wohl genügen, die vorliegende Art zu kennzeichnen, aber die Eigentüm- lichkeiten von Mandibeln und Maxillen sind gleichfalls sehr interessant. Giesbrecht stellte die Gattung nur für ein männliches Exemplar auf. Ich habe nur Weibchen gesehen, und daher könnten sich die vorhandenen Differenzen als Geschlechtsunterschiede herausstellen. Genus Pteropontius Giesbrecht. Pteropoutins scaber u. sp. (Textfig. LXVI.) ? Länge 3,5 mm, Körper oblong, suboval, der Cephalothorax nimmt nahezu die ganze Länge ein, seine größte Breite übertrifft etwas die halbe Länge; Abdomen klein und schlank, nur ein Viertel so lang als der Cephalothorax. Furcallamellen sehr klein; Cuticula des Cephalothorax dicht mit kräftigen spitzen Dornen besetzt; Sipho sehr kurz und kräftig, birnförmig; vordere Antenne 584 Deutsche Siidpolar-Expedition. achtgliederig (?) mit folgenden Verhältnissen der Glieder: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8, Vier Paar(?) >S5' 15. 21. 9. 3. 8. 5. 7. 12 Schwimmfüße mit dreigliederigen Ästen. Fundort : Nur ein Exemplar dieser Art war vorhanden und da dieses bereits einge- bettet war, konnten manche Details des Baues nicht deutlich erkannt werden. Doch scheint dasselbe zur Gattung ^ ^ >^ 2 ^ ,„\, Pteropontius, nach der 3 Definition derselben von Professor Gies- BRECHT, zu gehören. Pteropoutins (?) sp. (Taf. LX, Fig. 10— 11.) Das einzige, ge- sammelte Exemplar, das hier abgebildet wurde, gehört wahr- scheinlich zur Gattung Pteropontius , da es einem der von GiES- BRECHT abgebildeten Copepodidstadien {Asterocheriden S. 198, Taf. X, Fig. 12—15) sehr ähnlich erscheint. Aber es war mir nicht möglich, andere Einzel- heiten des Baues fest- zustellen. Fundort : Es wurde am 31. XII. 1902 in 385 m Tiefe bei der Gauss-Station mit der Quastendretsche gefunden. Textfig. LXVI Fig. 1. Weibchen, von unten gesehen x 25 „ 2. Abdomen desselben x 55 Fig. 5. Vordere Antenne x 140. Pteropontius scaber. Fig. 3. Stück der Cuticula mit Dornen x 140 „ 4. Sipho X 140 Genus Artotrogus Boeck. Artotrogus gigas n. sp. (Taf.LX, Fig. tt.) Länge 5.75 mm. Erstes Thoracalsegment sehr groß, beiderseits nach hinten verlängert und mit sehr scharfen, nach auswärts gekrümmten Spitzen endigend. Die beiden folgenden Segmente stark gebogen und hinten sehr spitz auslaufend; Abdomen sehr kurz und. abgesehen von denFurcal- lamellen, kaum so weit als die Spitzen des Thoracalsegments nach hinten reichend. Furcallamellen rechteckig, fast quadratisch, nicht zweimal so lang als breit; Endborsten nicht gefiedert und von mäßiger Länge; Sipho kurz, die Basis der Maxillipeden nicht erreichend; vordere Antennen kurz Brady, Marine Copepoden I. 585 und dünn, neungliederig ; Mundorgane und Maxillipeden von der gewöhnlichen Form; der ganze Cephalothorax ist von breiter, scharf begrenzter Grewebezone umgeben, welche aus papillenförmigen Zellen besteht und von der Zentralarea durch ein mehr oder weniger deutliches chitinöses Band getrennt ist. Die bedeutende Größe dieser Art, zusammen mit dem eigentümlichen Zellenaufbau des Rücken- schildes, unterscheidet sie genügend von jeder bisher beschriebenen Form. Fundort : Nur ein Exemplar wurde am 30. VII. 1902 aus 385 m Tiefe bei der Gauss - Station mit der Quastendretsche erhalten. Artotrogiis spliaericus n. sp. (Textfig. LXVII.) Textfig. LXVII. Fig. 1. Ventral x 20 „ 2. Vordere Antenne x 84 „ 3. Hintere Antenne x 84 Artotrogus sphaericus $. Fig. 4. Mandibel . x 140 ,, 5. Vorderer Maxilliped x 110 „ 6. Hinterer Maxilliped x 110 Fig. 7. Abdomen x 140. ? Länge 4 mm, Körper fast kreisrund. Breite nur sehr wenig größer als die Länge; das erste Segment fast bis zum äußersten Körperende in scharf ausgezogene Spitzen seitlich verlängert; die Deutsehe Sudpolar-Espedition. Xr. Zoolog^ie III. 76 586 Deutsche Siidpolar-Expedition. beiden folgenden Segmente etwas abgestutzt; Abdomen klein und schmal, die Furcallamellen unge- fähr quadratisch, auf gleicher Höhe mit dem Thoracalsegment endigend, viel kürzer als das letzte Abdominalsegment. Sipho bis zur Basis der Maxillipeden reichend, Eierballen kugelig, dunkel gefärbt und zahlreiche Eier enthaltend. Vordere Antennen neungliederig, dünn, mit folgenden Verhältnissen der Grliederlängen : ~ — '- '- — ' — '- — ^ — '- — '- — '•. das Endglied trägt ein Sinnes- ^ 12. 5. 15. 5. 4. 6. 4. 5. 12. ' ^ ^ filament. Die hintere Antenne ist dreigliederig, am ersten Glied mit kleinem, papillenförmigem Nebenast und am Endglied mit drei Endborsten versehen. Mandibeln einfach, linear, mit zwei End- borsten, Maxillipeden von gewöhnlichem Bau. Männchen unbekannt. Fundort : In 385 m Tiefe bei der Gauss-Station am 24. XL 1902, 19. XII. 1902 und 30. I. 1903 in je einem Exemplar erbeutet. Genus Selenodiscus^) n. gen. Körper kreisrund und scheibenförmig. Vordere Antennen aus wenigen Gliedern bestehend, hintere sehr klein, ohne Nebenast, Mandibeln und Maxillen einfach unverzweigt. Maxillipeden ähnlich denen der Aster ocheridae, das hintere Paar stark verlängert. Drei Paar Schwimmfüße sind vorhanden, von denen die beiden ersten fast gleich groß sind und zwei eingliederige Äste tragen, während das dritte Paar einfach ist, der Äste entbehrt. Abdomen dreigliederig, etwas über den Rand des scheibenartigen Körpers hervorragend. Mund saugend, Sipho kurz, Mandibeln und Maxillen gänzlich außerhalb desselben. SelenodiscHS forniosus n. sp. (Textfig. LXVIII.) ? ? Länge 0,38 mm. Vordere Antennen klein, verhältnismäßig kräftig, viergliederig und mit zahlreichen langen Borsten besetzt. Die Längenverhältnisse der Glieder gibt folgende Formel an: 1. 2. 3. 4. „. ^ , . . . , - . - — — Hmtere Antennen klem, viergliederig, mit nur zwei kleinen Endborsten. Mandibeln annähernd S-förmig; mit scharfer pfriemförmiger Spitze, ohne Palpus; Maxillen pfriemförmig, schwach gekrümmt; vordere Maxillipeden robust, zweigliederig, mit kräftigem Basalglied und kleinem Endglied, das eine kurze und kräftige Endklaue trägt. Hintere Maxillipeden lang und dünn, zweigliederig; das ProximalgHed sehr lang, das Distalglied nur ein Sechstel so lang und mit einer langen dünnen Endklaue ausgestattet, die an Länge dem ersten Glied fast gleichkommt. Die ersten beiden Schwimmfußpaare sind gleich in Gestalt und Größe und bestehen aus kräftigem Basalglied und zwei kleinen eingliederigen Ästen, von denen der äußere etwas länger als der innere ist. Beide Äste tragen lange Randdornen. Das dritte Fußpaar ist einfach, linear, rechteckig, ungefähr vier- mal so lang als breit und trägt zwei kräftige Endborsten. Das Abdomen ist dreigliederig (?), mit sehr kurzem ersten, sehr großem zweiten und nur ungefähr ein viertel so langem dritten Glied. Furcallamellen ungefähr so breit als lang, mit einer sehr langen und zwei kürzeren Endborsten. Am Rande des großen zweiten Ghedes treten zwei sehr starke, nach rückwärts gerichtete, scharfe, pfriemförmige Fortsätze auf, welche bis zu der Basis der Schwanzanhänge reichen. ") Seime, Mond. Brady, Marine Copepoden I. 587 Fundort : Zahlreiche Exemplare dieser sehr merkwürdigen Art wurden in zahlreichen Fängen aus 385 m Tiefe bei der Gauss - Station und aus geringerer Tiefe am Gaussberg beobachtet (3. III., 13. III., 6. V., 28. VII., 2. XII., 6. XII., 8. XII., 12. XII., 17. XII. 1902, 12. I. 1903). In allen Fällen waren Spongien und Echinodermen vorhanden. Obwohl den Asterocheriden in bezug auf die saugenden Mundteile und die ihnen benachbarten Organe nahe verwandt, weicht diese Art in Einzelheiten ihres Baues so sehr ab, daß es zweckmäßig erscheinen möchte, sie zum C-" a' Fig. 1. ?, ventral x 140 ,, 2. Vordere Antenne x 440 ,, 3. Hintere Antenne x 550 „ 4. Mandibel x 550 Textfig. LXVIll. Selenodiscus formosus. Fig. 5. Mund x 440 Fig. 6. Vorderer Maxilliped x 440 a) Mandibel „ 7. Hinterer Maxilliped x 240 b) Maxille „ 8. Schwimmfuß x 440 c) Sipho „ 9. Abdomen und drittes Fiißpaar x 550. Typus einer neuen Familie zu erheben, welche durch den sehr einfachen Bau der Mandibeln und Maxillen, durch das Vorhandensein von nur zwei wohlentwickelten Fußpaaren mit eingliederigen Ästen und durch die Scheibenform des Körpers charakterisiert ist. Die Glieder der vorderen Antennen sind keineswegs leicht zu unterscheiden, da ihre Grenzen hauptsächlich durch sehr kräftige chitinöse Randplatten angedeutet sind. Schilder ähnlicher Art finden sich auch bei anderen Teilen des Körpers, wie an den Seiten des Mundes und des Abdomens. Einige der Larvenstadien der Choniostomatidae, welche Dr. H. J. Hansen abbildet, sind der hier als Selenodiscus beschriebenen Form so sehr ähnlich, daß dieselbe sich vielleicht bei weiterer Untersuchung als Larvenstadium irgendeiner zu dieser Gruppe gehörigen Art erweisen kann. 76* 588 Deutsche Siidpolar-Expedition. Genus Caligus O. F. Müller. Caligus Calistae Steenstrup & Lütken. Ein Exemplar wurde am 7. IX. 1901 in der Nähe der Kapverden abends an der Oberfläche, wahrscheinlich von seinem Wirt abgefallen, erbeutet. Ein zweites Exemplar (?) wurde am folgenden Tage an den Kiemen von Orcynus thynnus gefunden. Textfig. LXIX. Caligus. Abbildung 1. Caligus thynni x 65 Abbildung 2. Caligus pelamydis x 40. Caligus thjnni (?) Dana. (Textfig. LXIX, Abb. 1.) 1852 Caligus thynni Dana, Conspectus Crustaceoruni p. 56. 1853 Cdlicius thynni Dana, Crustacea of the United States Exploring Expedition p. XCIV, fig. 3a — c. 1894 Ccdirjus thynni ? Scott, Entoniostraca froni the Gulf of Guinea. Trans. Linnean Soc. London 2. Series, Zoology vol. VI pl. I p. 129, (Sep.-Abdruck) pl. XIV fig. 21. 1905 Caligus thynni C. Brancii. Wilson, North American parasitic Copepods belonging to the family Caligidae. Proeed. U. S. National-Museum vol. XXVIII p. 603 pl. XV fig. 178—179. Das hier vorliegende Exemplar wurde bei Ascension-Eiland am 12. IX. 1903 gefangen. Die Herren T. und Andrew Scott, welche so freundlich waren, das Tier zu untersuchen, halten es für Bkady, Marine Copepoden I. 589 Ccdigus thynni Dana, eine Art, welche von dem ersteren der beiden Autoren mit einigem Zweifel für den Golf von Guinea angegeben wurde. Vielleicht ist das Exemplar von Ascension ein unreifes Männchen von nur 1,5 mm Länge. Wilson gibt die Größe des Männchens nicht an, während das Weibchen nach ihm 9,7 mm an Länge erreichen soll. Caligus pelaniydis Kröyek. (Textfig. LXIX, Abb. 2 ) 1863 Caligus pelamydis Kröyer, Bidrag til Kundskat) om Snyltekrebsene. Naturhist. Tidsskrift III Raekke 2. Bd. p. 75. 1905 Calirjus felamydis C. Branch. Wilson, 1. c. p. 594 pl. XIII fig. 154—161, pl. XIV fig. 161a. Auch die Bestimmung dieser Art verdanke ich den Herren T. und A. Scott. Das zugespitzte Ende des vierten Fußes scheint ein charakteristisches Merkmal für C. felamydis zu sein, aber Wilson meint, daß die von Scott und Bassett-Smith C. Scomberi genannte Form wahrscheinlich identisch mit C. pelamydis ist. Die Maße, welche diese Autoren angeben, stimmen wenig überein. Wilson gibt 3,3 mm an; die Länge des vorliegenden Exemplares beträgt 3 mm. Fundort: Simonsbai (4. VII. 1903). Mit Fischen im Stellnetz. Das Exemplar war zerbrochen, doch ist kein Zweifel darüber, daß die Stücke zusammen- gehören. Genus Nesippus Heller. Nesippns curticaudis Dana. Ein Exemplar wurde in einem Fang mit dem Vertikalnetz aus 3000 m Tiefe am 15. VIII. 1903 unter 30" s. Br. 10" ö. L. freilebend, wahrscheinlich von seinem Wirt abgefallen, gefunden. Die Identifizierung der Art verdanke ich meinem Freunde Dr. Thomas Scott vom Fishery Board for Scotland und seinem Sohne Mr. Andrew Scott vom Marine Laboratory in Fiel. Genus Nogagus Leach. Nogagus ainbigiius T. Scott. (Taf. LXIII, Fig. 9—14.) No(jmjus amhiguus T. Scott, Some additional notes on Copepoda troiii the Scottish Seas, Seveiity-fifth Aiiiiual Report of the Fishery Board for Scotland p. 217 pl. XV fig. 10—17. Ein einzelnes Exemplar von der Observatory Bai, Kerguelen, stimmt fast genau mit der von Dr. Scott als N. ambiguus beschriebenen Form überein. Dr. Scotts Exemplar wurde an ,,a piked dogfish" {Squalus acanthius) 1902 in der Nordsee gefunden. Eine Angabe über den Wirt des Exem- plars von Kerguelen fehlt. Wahrscheinlich wurde es frei gefunden. Die Gattung, zu der es gehört, ist nicht sicher, da bisher nur die Männchen von Nogagus rekognosziert werden konnten und es wahrscheinlich ist, daß Nogagus als Männchen zu einer anderen Gattung gehört, die bisher nur durch Weibchen bekannt ist. Das vorliegende Exemplar weicht von dem von Dr. Scott beschriebenen Typus nur darin ab, daß der Innenast des vierten Fußpaares eingliederig ist. 590 Deutsche Siidpolar-Expedition. Benutzte Literatur. BoECK, A., Nye Slsegter og Arter ;if Saltvands Copcpoder (Vidensk.-Selsk. Forhandlingar fnr 1872). Brady, G. S., Copepoda collected by H. M. S. „Challenger" during the years 1873—1876 (1883). Brady, G. S., On the Marine Copepoda of New Zealand (Transact. Zool. Soc. London, vol. XV, part II, 1899). Brady, G. S., Notes on Entomostraca found at the roots of Laminariae (Transact. Nat. Hist. Soc. Northumbcrland, Durhani and Newcastle on-Tyne, New Series vol. 1, 1903). Claus, C, Die freilebenden Copepoden, Leipzig 1863. 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Seite ÄUeutha nana 553 „ signata 552 ,, vilhsa 552 ÄmenopJiia ovalis 534 „ tmuicomis . . 534 Amphiascus glacialis . . . 545 ,, minutus . . . 546 „ mucronahis. 547 Artoirogus gigas 554 „ sphaericus . . . 585 Ästerocheres tenuicornis . 573 Bradypontius ignotus . . . 579 „ serrulatus . . 579 Galigus calistae ■ . . . 588 ,, pelamydis 588 „ thjnni 588 Collocheres dubia 578 Corycaeus pellucidus. . . . 57]. „ rosiratus ? ... . 571 „ varius 571 Seite CrypiopoiiHus innominatus 582 Cyclops glacialis 565 Dadylopina 540 „ villosa 541 Daäylopusia anturdica . 537 „ crassicornis 537 „ sitnillima . . 538 „ spinipes . . . 540 ,, Ushoides. . . 536 Dermatomyzon OiesbrecUi 573 „ Herdmani 573 „ imbricatum bll Diosaccus sordidus 535 Dyspontius latus 580 Dystrogus uncinaius 583 Edinosoma gradlicorne . 507 Scotti 506 Eremopus 520 dehilis 520 Euryte longicauda 567 Seite Euryte propinqua 566 Harpadicus graeilis 551 „ pulvinatus . 550 ,, robustus . . . 548 ,, Simplex .... 551 Idomene australis 543 ,, jmsilla 542 Idijopsis tenella 563 Laophonte cornuta 523 „ gladalis 525 „ gradlipes 526 ,, varians 524 Laophontodes propinquus 527 Lichomolgus fuliginosus . 573 Lichomolgus tenuicornis . 571 Machairopus digitaius . . 559 ,, lenticularis 557 Sarsi 558 Megarthrum simulans... 544 Meiapliroso 521 Seite Metaphroso graeilis .... 521 Mesochra nana 522 Microcryobius 547 „ nanus 548 Nesippus curlicaudis . . . 588 Nitocra gracilimana 516 Nogagtis ambiguus 589 Notodelphys antardica . . 568 Oithona Challengeri 567 Oncaea conifera 569 „ curvata 570 Parastenhelia gradlis . . . 513 „ tenuis 514 Perissocopc 518 „ typica 518 PorcelUdium austräte . . . 555 „ rotundum . . 555 „ Wolfendeni. 556 Pseudobradya proxima . . 510 Pseudoidya 563 Brady, Marine Copepoden 1. 591 Seite Pseudoidya tenuis 563 „ australis .... 564 Psmdotachidius minimus 512 Pseudothalestris pusilla . 530 „ iumida . 531 Pteropontius sp. ? „ scaher 583 Seite Rhynchothalestris Vanhöffeni 532 Robertsonia Normani 512 Scottocheres elo7igatus 578 Selenodiscus 586 „ jormoma 587 Seiella gracilis 508 Stenheliopsis crispaia 515 Seite Stenocopia antardica 517 Tegastes coriaceus 554 „ frigidus 555 Teianopsis 508 „ iypicus 509 Thalestris harpacioides . . 530 „ aordida 528 Seite Tisbe armuia 561 „ ienuimana 560 Urogonia '. . . 581 „ typica 581 Tafelerkläruiig. Tafel LH. Fig. 1. Harpadicus robustus ? 2. Dadylopusia antardica ? 3. Edinosoma Scolti ? 4. Pseudohradya proxima $ 5. Setella gracilis $ 6 u. 7. Alieutha villosa 3 8. Purcellidium rotundum $ Tafel LIII. Alteutha villosa cj. Fig. 1. Vordere Antenne 2. Hintere Antenne 3. Mcaxille 4. Erster Maxilliped 5. Zweiter Maxilliped 0. Erster Fuß 7. Dritter Fuß 8. Fünfter Fuß 9. Abdomen Alteutha villosa 9- Fig. 10. Vordere Antenne ,, 11. Mandibel und Palpus ,, 12. Hinterer Maxilliped „ 13. Fünfter Fuß Thalestris sordida ?. Fig. 14. Vordere Antenne $ 15. Hintere Antenne $ 16. Hinterer Maxilliped ? 17. Erster Fuß $ 18. Dritter Fuß ? 19. Fünfter Fuß ? 20. Furca und Teil des Abdomens Thalestris sordida (J. Fig. 21. Vordere Antenne (J „ 22. Zweiter Fuß ^ „ 23. Fünfter Fuß X 84 X 140 X 84 X 120 X 84 X 50 X 140 X 140 X 140 X 240 X 240 V 140 X 140 X 140 X 140 X 140 X 140 X 240 X 140 X 100 X 275 X 175 X 175 X 275 X 140 X 200 X 84 X 240 X 140 X 200 Tafel LIV. Fig. 1. BlaeJiairopus lenticularis $ ,, 2. Tisie tenuimana $ „ 3. Pseudoidya tenuis ? „ 4. Pseudoidya australis $ „ 5. Thalestris harpadoides „ 6. Amenophia tenuicornis ? „ 7. Amenophia tenuicornis, Furca „ 8. Idomene pusilla $ „ 9 u. Kl. Megarthrum simulans $ Tafel LV. Amphiascus glacialis ?. Fig. 1. Ansicht von der linken Seite „ 2. Vordere Antenne „ 3. Hintere Antenne, Nebenast „ 4. Mandibel und Palpus 6. Erster Maxilliped „ 7. Zweiter Maxilliped „ 8. Erster Fuß „ 9. Dritter Fuß „ 10. Fünfter Fuß „ 11. Abdomen und Furca Amphiascus glacialis ^. Fig. 12. Vordere Antenne und Kostrum „ 13. Innenast des zweiten Fußes „ 14. Fünfter Fuß 3 StenlieUopsis crispata ?. Fig. 15. Kückenansicht „ 16. Ansicht von der linken Seite „ 17. Vordere Antenne ,, 18. Hintere Antenne „ 19. Mandibel und Palpus „ 20. Maxille „ 21. Hinterer Maxilliped „ 22. Erster Fuß ., 23. Zweiter Fuß „ 24. Dritter Fuß „ 25. Fünfter Fuß X 84 X 120 X 84 X 140 X 84 X 84 X 140 X 84 X 140 X 84 X 150 X 320 X 240 X 240 X 240 X 240 X 150 X 240 X 100 x240 X 240 x 240 X 140 X 140 X 240 X 240 X 340 X 240 x850 X 240 X 240 X 240 X 240 592 Deutsche Südpolar-Expedition. Tafel LVI. Fig. 1. Niiocra (jracilimana X 84 Sienocopia ardardica. Fig. Fig. Fig. 2. Mäiinclien, vom Kücken ge >ehen :■; 84 3. Männchen, von der i echten Seite gesehen :■; 84 4. Weibchen, von der linken Seite gesehen X 84 5. Vordere Antenne $ X 240 6. Vordere Antenne $ X 140 7. Hintere Antenne X 240 8. Vorderer Maxilliped X 150 9. Hinterer Maxilliped X 150 10. Erster Fuß X 140 11. Zweiter Fuß X 200 12. Vierter Fuß X 200 13. Fünfter Fuß xl40 14. Eremopus debilis ? X 140 15. Laoplionte varians (J Tafel LVII. X 84 1. 2. Laophonte cornuta $ Euride movinnua 2 X 84 X 84 Oncnea conifefra. 3. Weibclien, vom Kücken gesehen „ 4. Weibchen und Männchen bei der Be- gattung, seitlich gesehen „ 5. Vordere Antenne derselben „ 6. Hintere Antenne derselben „ 7. Mandibel derselben „ 8. Maxille derselben „ 9. Vorderer Maxillliped derseben „ 10. Hinterer Maxilliped derselben „ 11. Zweites Fußpaar derselben „ 12. Innenast des dritten Fußes derselben „ 13. Außenast des dritten Fußes derselben „ 14. Innenast des vierten Fußes derselben „ 15. Fünfter Fuß ,, 10. Abdomen o Tafel LVIII. Asteroclwrrs lenuicornis ?. Fig. 1. Weibchen, vom Kücken gesehen 2. Vordere Antenne 3. Hintere Antenne 4. Mandibel 5. Maxille 6. Erster Maxilliped 7. Zweiter Maxilliped 8. Sipho 9. Schwimmfuß 10. Fünfter Fuß Derymdomyzon Giesbrechti ?. Fig. 11. Weibchen, vom Rücken gesehen X 84 X 84 X 120 X 240 X 350 X 300 X 350 X 240 X 200 X 240 X 200 X 200 X 300 X 140 X 84 X 240 X 140 X 440 X 440 X 140 X 140 X 140 X 200 X 240 X 50 Scottocheres elongatus ?. Fig. 12. Weibchen, von unten gesehen x 84 „ 13. Vordere Antenne x 240 ,, 14. Hintere Antenne x 240 „ 15. Vorderer Maxilliped x 240 „ 16. Hinterer Maxilliped x 240 „ 17. Vierter Fuß x 240 Tafel LIX. BradyponUus senulatus ?. Fig. 1. Vordere Antenne - 2. Maxille 3. Vorderer Maxilli])ed 4. Hinterer Maxilliped 5. Vierter Fuß 6. Sipho 7. Abdomen und Furca Bradypontius ignotus ?. Fig. 8. Weibchen, vom Rücken gesehen „ 9. Vordere Antenne und Sipho „ 10. Hintere Antenne „ 11. Vorderer Maxilliped „ 12. Hinterer Maxilliped ,, 13. Mandibel und Maxille „ 14. Erster Fuß „ 15. Vierter Fuß „ 16. Abdomen und Furca Tafel LX. Dystrogus undnatus $. Fig. 1. Weibchen, von unten gesehen x 25 „ 2. Vordere Antenne x 140 3. Hintere Antenne x 140 4. Mandibel und Maxille x 140 5. Vorderer Maxilliped x 84 6. Hinterer Maxilliped x 84 „ 7. Vierter Fuß x 140 „ 8. Abdomen und Furca x 110 Artolrogus gigas. Fig. -9. Weibchen, von unten gesehen x 16 Pieroponüus ? sp. (Copepodit -Stadium) Fig. 10. Weibchen, vom Kücken gesehen x 65 „ 11. Abdomen x 200 Tafel LXI. Machairopus digitaiiis. Fig. 1. Weibchen x 84 „ 2. Glieder der vorderen Antenne ? x 200 3. Ende der vorderen Antenne ^ x 180 „ 4. Mandibel und Palpus x 240 X 140 X 84 X 84 X 140 X 84 X 50 X 50 X 140 X 240 X 150 X 200 X 240 X 240 X 140 X 140 Bkady, Marine Copepoden I. 593 Fig. 5. Vorderer Maxilliped x 240 6. Hinterer Maxilliped x 240 „ 7. Erster Fuß x 240 „ 8. Fünfter Fuß ? ■: 240 ,, 9. Abdomen und letztes Rumpfsegment mit fünftem Fuß ö >: 180 Alteutha signata ?. Fig. 10. Weibchen von unten x 140 „ 11. Weibchen von der linken Seite x 140 „ 12. Vordere Antenne x 240 „ 13. Hintere Antenne x 300 „ 14. Hinterer Maxilliped x 320 „ 15. Erster Fuß x 240 . „ 16. Fünfter Fuß x 250 „ 17. Abdomen und letztes Körpersegraent x 200 Tafel LXII. Alteutha villosa ?. Fig. 1. Weibchen, vom Rücken gesehen x 55 „ 2. Teil des Abdomens mit Furca x 84 Porcellidium austräte. Fig. 3. Männchen, vom Rücken gesehen x""84 ,, 4. Männchen, vordere Antenne x 200 ,, 5. Männchen, hintere Antenne x 240 „ 6. Männchen, fünfter Fuß und Furca x 200 „ 7. Weibchen, vom Rücken gesehen x 84 „ 8. Weibchen, vordere Antenne x 240 Fig. 9. Weibchen, Mandibel x 220 „ 10. Weibchen, erster Fuß x 240 ,, 11. Weibchen, fünfter Fuß und Furca x 150 Microcryobius minus $. Fig. 12. Weibchen vom Rücken gesehen x 140 13. Vordere Antenne x 300 14. Hintere Antenne x 300 15. Hinterer Maxilliped x 300 16. Erster Fuß x 300 17. Letztes Thoraxsegnient und Abdomen x 240 Tafel LXIII. Urogonia typica ?. FiK. Fig. 1. Weibchen, vom Rück m gesehen X 60 2. Vordere Antenne X 140 3. Hintere Antenne X 200 4. Vorderer Maxilliped X 100 5. Hinterer Maxilliped X 140 6. Erster Fuß xl50 7. Dritter Fuß xl50 8. Abdomen und vierter Fuß X 100 Nogagus amhiguus cJ. 9. Männchen X 20 10. Vordere Antenne X 84 11. Hintere Antenne X 84 12. Erster Fuß X 84 13. Vierter Fuß X 84 14. Abdomen und Caudalgriöel X 100 Deutsche Süpdolar-Expedition. XL Zooloj,ne III. 77 Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3 . Band Xl Tafel LH. Lith.Anstv.A. Glitsch, Jens. Verlag Georq Keimer Boilin. Fig.l Harpacticus robustus , Fig.2 Dactylopusia antarctica. Fig. 3 Ectinosoma Scottl. Fig. 4 Pseudobradya proxima . Fig. 5 Selella gracilis. Fig. 6,7 Aiteutha villosa d'. Fig. 8 Porcellidium rotundum^. Deutsche Südpolar -Expedition 1901-3. Band XI Tafel Lül. LiiV,A,: jvif:iifc4. Fig. 1-9 Alteutha villosacf. Fig. 10-13 Alteutha villosa $ Fig. 14-20 Thalestris sordida ?, Fig. 21-23 Thalestris sordidac?. Verlag Georg Reimer, Berlin . Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band XI Tafel LIV. ÜtKArat.vA.Gillsc>i, Jena , u i n = • n , Verli.-| deorqRemifr, fceiim. Fig.l. Machairopus kerguelensis 9 Fig. 2. Idya inermis 2 Fig.3. Pseudoidya tenuis ? Fig.A.Pseudoidya australis ? Fig.S.Thalestris harpactoides. Fig.6.AmenopFiia tenuicornis? Fig.ZAmenophia teauicorniscJ Fig.8. Idomene pusilla ? Fig, 9u.10. Megarthrum simulans? Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band XI Tafel LV. Lith ku. Fig.-l-4,6-ll Amphiascusglacialis 9 Fig. 12-14- Amphiascus glacialis(?. Fic|. 15-25 Stenheliopsis crispata ^ . Verlag Georg Krinicr Bcriii Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3 Band y\ Tafel lv Lith Ansi vA GiltscKJena . Verl-ig (icnn] Reinir-r Berlin. Fig. 1 Nitocra gracilimana. Fig 2-13 Stenocopia anl-arctica Fig. 14 Ereniopus debilis?. Fig. 15 Laophonte variansd'. Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. Band xi Tafel lvii. Lith.AnslvA GiltschJe: Verläcj (ipiirjj Hciiufr I'it'rbn Fi.q.l Laophonte cornuta d Fig. 2 Euryte propinqua ? Fig. 3-16 Oncaea conifera. Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3 Band XI Tafel Lvul. .:ih.Anst.v.A.Giltsch,v'"n Verlag Georg Reimer Berlm. Fig 1-10 Asterocheres tenuicornis ? Fig. 11 Dermatomyzon Giesbrechti ? Fig 12-17 Scottocheres elonqatus (^ C.I7 c Deutsche Südpolar- Expedition 1901-3 Band XI Tafel Li X. AnsivjVr.ili'.d'.l- urnrjj [J*'i!iiei-, Fig. 1-7 Bradypontius semulatus^. Fig. 8-16 Bradyponhus icjnotus$. Deutsche Södpolar- Expedition 1901-3. Bamdxi Tafel LX. or'aj Georg Roimer Seriin. Fig.1-8 Dystrogus uncinatus $ , Fig. 9 Artotrogus gigaso Fig 10, TT Pteropontius 1 sp. Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3. BandXI Tafel LXI. LithAniiv A.GiItscK.Jena Fig.1-9 Macliairopus digitatus. Fig. 10-17 Alteutha signata ?. Verlan O'eor.q Reimer Berlin. Deutsche Südpolar-Expedition 1901-3 Bandh Tafel lxii. lith.Anst.v. A.fiiltscKJena, Verlag IJeorgReinipr Berlin. Fig. 1^2 Alteutha viilosa l^ Fig. 3-11, Porcellidium austraie. Fig. 12-17 Microcryobius nanus $. \uJ jy * Deutsche Südpolar- Expedition 1901-5. Bandxi Tafel LXiii. Lith.Anst.v.A Giltsch.Jena . Fig 1-8 Urogonia typica $. Fig. 9-H Nogagus anibiguus cf. Verlag Ooorfj Rpfmer Beiitr •5 I s J! :^^i